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German Pages 729 [732] Year 2014
Deutsches Literatur-Lexikon Das Mittelalter
Deutsches Literatur-Lexikon Das Mittelalter Herausgegeben von Wolfgang Achnitz Band Das wissensvermittelnde Schrifttum bis zum Ausgang des . Jahrhunderts Mit einem einführenden Essay von Frank Fürbeth
De Gruyter
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Bandes Dr. Alexander Brungs, Zürich; Dr. Dörthe Buchhester, Hildesheim; Dr. Lars-Arne Dannenberg, Königsbrück; Prof. Dr. Christoph Fasbender, Chemnitz; Prof. Dr. Frank Fürbeth, Frankfurt am Main; Bruno Jahn, München; Sylvia Jurchen, Chemnitz; Jun.-Prof. Dr. Christina Lechtermann, Bochum; Christian Lieberwirth, B.A., Chemnitz; Dr. Mike Malm, München; Dr. Irina Merten, Jena; PD Dr. Mario Müller, Hildesheim; Prof. Dr. Katharina Philipowski, Mannheim; Konrad Reinhold, M.A., Chemnitz; Dr. Uwe Tresp, Potsdam; Dr. Rainer Welle, Pfaffenweiler; Dr. Volker Zapf, München
Redaktionelle Leitung Bruno Jahn
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INHALTSVERZEICHNIS Frank Fürbeth: Das wissensvermittelnde Schrifttum des Mittelalters in deutscher Sprache . . .
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Abkürzungs- und Siglenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXIX Das wissensvermittelnde Schrifttum bis zum Ausgang des . Jahrhunderts . . . . . . . . . . . .
Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Das wissensvermittelnde Schrifttum des Mittelalters in deutscher Sprache von Frank Fürbeth Eine Einführung in das ‹wissensvermittelnde Schrifttum› des Mittelalters in deutscher Sprache verlangt vorab nach einer Klärung der Begrifflichkeit. Dies hat nicht allein methodische, sondern vor allem wissenschaftsgeschichtliche und wissenschaftstheoretische Gründe. Einerseits gibt es den Begriff ‹wissensvermittelndes Schrifttum› als Gattungsbezeichnung im Mittelalter nicht; wie so viele andere Gattungsnamen der Literaturgeschichte, angefangen vom ‹hö schen Roman› bis zum ‹Minnesang›, ist er ein Konstrukt der philologischen Forschung und bezeichnet je nach Perspektive durchaus unterschiedliche Textbestände. Andererseits ist der Begriff des Wissens, auch und gerade weil er ein Terminus der Alltagssprache ist, uneindeutig. Er kann zum einen die Gesamtmenge alles Wissbaren bezeichnen: In dieser Bedeutung ist er in neuerer Zeit zu einem zentralen Begriff der Kulturwissenschaft geworden, was zur Folge hat, dass jeder Text, der in irgendeiner Weise Wissbares verhandelt, im Grunde zum wissensvermittelnden Schrifttum gezählt werden müsste. Zum anderen steht der Begriff des Wissens aber auch in einer wissenschaftlichen Tradition, in der er als Gegenbegriff zu dem bloß Gemeinten gebraucht wird; mit ihm verbinden sich daher Vorstellungen von mehr oder minder strenger Beweisbarkeit, die auf wissenschaftstheoretische Modelle von logischer Argumentation und empirischer Falsi kation zurückgreifen. Zwischen diesen beiden Polen eines Alltags- und eines Wissenschaftbegriffs von Wissen bewegt sich die Literaturgeschichtsschreibung der ‹wissensvermittelnden Literatur› des deutschsprachigen Mittelalters. Dabei ist der Terminus selbst relativ neu, weil er versucht, engere Perspektivierungen älterer Forschungsansätze aufzuheben; dazu konkurriert er seit etwa zwanzig Jahren mit dem Begriff der ‹pragmatischen Schriftlichkeit›. Hebt letzterer vor allem auf die Anwendungsorientierung der bezeichneten Texte ab, so rekurrieren die noch älteren Begriffe ‹Fachprosa› bzw. ‹Fachliteratur›, die in den fünfziger Jahren des . Jahrhunderts etabliert wurden,
auf die Fachsystematiken der Artes liberales und der Artes mechanicae, die aus der römischen Antike (Cicero) und aus dem . Jahrhundert (Hugo von St. Victor) stammen. Es ist einsichtig, dass jeder dieser Begriffe gleichzeitig auch den Textbestand nach dem im Vordergrund stehenden Aspekt festlegt, den er untersucht, wobei der Terminus der Fachprosa außerdem auch noch jeden versi zierten Text ausschließt. Aus diesem Grund scheint es sinnvoll, von ‹wissensvermittelndem Schrifttum› zu sprechen, um apriorische Restriktionen zu vermeiden. Der weitere Vorteil ist, dass es selbstverständlich auch im Mittelalter einen Begriff von ‹Wissen› gegeben hat und dass die entsprechenden Wissensbestände in schriftlicher Form weitergegeben worden sind. Dieser Wissensbegriff und seine Systematisierungen sollen dem Folgenden zugrunde gelegt werden.
I. Der Wissensbegriff im deutschen Mittelalter Schon das mhd. Verb wizzen ist ein Alltagsbegriff: Sein Bedeutungsumfang reicht von ‹kennen› bis zu ‹verstehen›. Es geht zurück auf die indogermanische Wurzel *ueid (‹sehen›,‹erblicken›); wizzen meint also primär das durch eigene Anschauung Erfahrbare. Seine Substantivierung ist nicht wizzen, sondern witze (ahd. wizze), welche zuerst die Gesamtheit aller sinnlich erworbenen Kenntnisse bezeichnet, sich dann aber zunehmend auf die durch den re ektierenden Verstand erkannten Wissensbestände konzentriert; witze wird daher für den Intellektualbereich der Kenntnisse gebraucht, während sin den sinnlich erfahrbaren Bereich abdeckt. In Konkurrenz zu witze steht list, das auf germanisch *listi- zurückgeht, von dem wiederum auch ‹Lehren und Lernen› abhängt; list bezeichnet also die Kenntnisse, die auf eine methodische Übung und Aneignung zurückgehen, wie etwa diejenigen VII
der Jagd oder des Krieges («Kriegs-List»). Notker übersetzt mit list in seiner Psalmen-Übertragung die beiden lateinischen Termini ars und disciplina: Rhetorica ist ein dero septem liberalium artium, daz chit tero buohliste (I, , und ) und Vos sacrate disciplinas omnes als Pe diu geheilegont unsih unde alle liste (I, , ). Nach den im Mittelalter als Enzyklopädie gebrauchten ‹Libri XX etymologiarum› des Isidor von Sevilla (–) habe disciplina ihren Namen von discere erhalten, was ‹lernen› heiße; sie könne deshalb auch scientia genannt werden, weil dieses Wort wiederum von scire (‹wissen›) komme, niemand nämlich wisse etwas, wenn er nicht lerne. Ars aber werde genannt, was aus Regeln und Vorschriften bestehe. Der Unterschied zwischen ars und scientia bzw. disciplina bestehe also darin, dass Letztere sich nur damit befasse, was durch Lernen entstehe, wobei Isidor hierbei unter ‹lernen› eine ‹vernünftige Erörterung› versteht; ars dagegen umfasse das, was glaubhaft und plausibel abgehandelt werde, also auch durch andere Weise als durch Lernen erworben werden könne (I, ). Die von Isidor beschriebene Differenz von ars als einem Kenntnisbestand von Regeln und Vorschriften und scientia bzw. disciplina als dem mittels vernünftiger Erörterung Gelernten – eine grundlegende, während des ganzen Mittelalters wirkende Unterscheidung, die auf Aristoteles zurückgeht (Nikomachische Ethik, VI, b ff.; τεχνή, ‹techné› und ἐπιστήμη, ‹episteme›) – wird von Notker durch seine Übersetzung als list noch eingeebnet. In gelehrten geistlichen Kreisen wird daher nachfolgend der Terminus list durch kunst ersetzt, der als spezi sche Übersetzung des lateinischen ars (mit meisters kunst, ‹ars magistri›, Lohengrin, ; die sîben frîen künste, ‹septem artes liberales›, Hugo von Trimberg, Renner, .) wie auch in der mhd. Umgangssprache zur Bezeichnung von jedem Können gebraucht wird, das auf regelgeleitetem Handeln («know-how») basiert (mit ritters kunst rîten; Ulrich von Liechtenstein, Frauendienst, ,). In der Folge wird eine Differenzierung dergestalt vorgenommen, dass mit den beiden Termini kunst und list eine Hierarchisierung des Könnens ausgedrückt wird: kunst bezeichnet die höherwertigeren Kenntnisse des richtigen Handelns, die, wie etwa die Kriegs-Kunst oder die hö sche zuht, dem adligen Bereich angehören, während list auf die nichtadligen Gebiete des Fachwissens, wie etwa des Schmiedehandwerks oder der Kräuterkunde, bezogen wird. VIII
Ein deutscher Terminus für das lateinische scientia, das heute mit ‹Wissenschaft› übersetzt würde, stand in althochdeutscher Zeit allerdings noch nicht zur Verfügung; Notker übersetzte es mit list, und Williram in seinem ‹Hohelied-Kommentar› mit kunst (, ). Williram benutzt dort aber außerdem wîstuom (mhd. wîsheit, ‹Weisheit›) für sapientia, womit ein weiterer Begriff aus dem deutschsprachigen Wissensbereich genannt wäre. Wîstuom meint einerseits die Gesamtheit von listen und künsten, geht aber andererseits in der Tradition des antiken sapientia-Begriffs weit darüber hinaus. Dieser umfasste die drei Komponenten Sachkenntnis, Lebensklugheit und rationales Handeln sowie ethische Verantwortung. Der griechische Begriff der σοϕία (sophia) meint die Einheit von praktischem und ethischem Wissen, das von handwerklichem Können bis zur Einsicht in die übergeordneten Zusammenhänge reicht, wie es Aristoteles in der ‹Nikomachischen Ethik› de niert (VI, .a ff.). In der für die mittelalterlichen Universitäten und ihre scholastische Wissenschaft grundlegenden ‹Einteilung der Philosophie› (De divisione philosophiae) des spanischen Gelehrten Dominicus Gundissalinus (ca. –), die über eine arabische Vorlage letztendlich wieder auf die aristotelische Wissenseinteilung zurückgeht, wird die philosophia als ‹vollständige Erkenntnis des Menschen von sich selbst› de niert, wodurch der Mensch ‹in Wahrheit alles erkenne, was ist› (profecto cognoscit quidquid est). Die philosophia werde deshalb in zwei Teile geteilt, nämlich denjenigen, ‹durch den erkannt wird, was man tun soll, und dieser heißt philosophia practica›, und denjenigen, ‹durch den erkannt wird, was man verstehen soll, und dies ist die philosophia theorica›. Auf der Basis der lateinischen Wissenseinteilungen und -de nitionen des Mittelalters einerseits und der deutschen Begrifflichkeit der Wissenssemantik andererseits könnte also der Gesamtbereich mittelalterlichen Wissens in deutscher Sprache folgendermaßen geordnet werden: Aus den mittels der sinnlichen Anschauung und der Lebenserfahrung gewonnenen Kenntnisse (wizzen, sin) ergeben sich durch regelgeleitete Unterweisung praktische Fähigkeiten (ars, list, kunst) und durch ‹vernünftige› (rationale) Erörterung theoretische Einsichten (scientia). Der Gesamtbereich alles Wissens, insofern er dem höheren Ziel der Selbsterkenntnis des Menschen dient, wird als philosophia benannt (wîstuom), die wiederum in eine theoretische und eine praktische Philosophie geteilt wird. Es versteht sich
von selbst, dass die deutschsprachliche Begrifflichkeit nicht genau korreliert mit der lateinischen (wie an den althochdeutschen Übersetzungsbemühungen zu sehen ist), deutlich aber ist, dass es immer um eine Hierarchisierung geht, die von dem einfachen, bloß sinnlichen Wahrnehmen aufsteigt zu der höchsten intellektuellen Erkenntnis. Wie ebenfalls schon an den althochdeutschen Übersetzungen zu erkennen ist, ist und bleibt die Sprache der Gelehrten, die solche Fragestellungen diskutieren, das Lateinische. Es ist also zu erwarten, dass nicht alles, was in der lateinischen Literatur an Wissen vermittelt wird, auch in die Volkssprache übertragen wird, sondern dass es sich bei den deutschsprachigen Wissensbeständen, die durch entsprechende Texte vermittelt werden, eher um die ‹niederen› Bereiche der praktischen künste handelt. Gleichwohl sind diese im Rahmen des gesamten Wissensbereichs und seiner Systematisierung, und das heißt für das Mittelalter, im Kontext der lateinischen Wissenskultur zu sehen.
II. Wissenssystematisierungen des lateinischen Mittelalters . Die Vorgaben der Antike
In der Antike konkurrieren zwei Wissenseinteilungen: Die eine ist die schon genannte aristotelische Zweiteilung der philosophia in philosophia theorica und philosophia practica, die andere geht auf Platon zurück und teilt die Philosophie in Physik, Logik und Ethik. Diese Dreiteilung wird dem Mittelalter unter anderem durch Augustinus (–) vermittelt, der sie, wohl in indirekter Rezeption über Cicero (Lucullus, , ff.), in seinem Buch von dem Gottesstaat (De civitate Dei) mittels einer Analogie zum trinitarischen Gott als Beweis für die Güte der Schöpfung nutzt (XI, ). Die aristotelische Zweiteilung dagegen kam über Boethius (ca. –/) in seiner Schrift De trinitate in das Mittelalter, wobei er sich allerdings auf die philosophia theorica konzentrierte; dieser zweite Teil der philosophia, der selbst wiederum in Physik, Mathematik und spekulative Philosophie geteilt ist (Aristoteles, Metaphysik, VI, c. , a ), erhält mit seinem spekulativen Teil als Theologie nun die Aufgabe, das rationale Verständnis der göttlichen Dreieinheit zu untersuchen. Boethius hatte sich vorgenommen, die griechische Philosophie als
Ganzes der lateinischen Welt bekannt zu machen – obwohl er mit vor allem den logischen Werken des Aristoteles nur einen Bruchteil des Plans verwirklichen konnte, gilt er doch als ein ussreichster antiker Philosoph des . Jahrhunderts. Unter explizitem Bezug auf Boethius gliedert auch Hugo von St. Victor (–) in seinem Didascalicon, einer Lehrschrift, mit der den Studenten von St. Victor ein Überblick über den Wissensstoff gegeben werden sollte, nach dem aristotelischen Modell in theoretische und praktische Philosophie, fügt aber noch die Mechanik und die Logik hinzu: ‹Diese vier enthalten alles Wissen› (II, ). Die philosophia theorica bestehe aus der Physik, der Mathematik und der Theologie (‹eine Einteilung, welche Boethius in verschiedenen Begrifflichkeiten vorgenommen habe›, ebd.), wobei Hugo unter Mathematik das quadrivium versteht, nämlich Arithmetik, Musik, Geometrie und Astronomie (II, –). Damit gliedert Hugo in die philosophia theorica eine andere Wissenssystematik ein, die aus der römischen Antike stammt. Sie geht zurück auf Cicero, der nur bestimmte Studien eines freien römischen Bürgers würdig befand (quia homine libero digna sunt; Seneca, . Brief); diese Studien wurden infolgedessen artes liberales genannt. Ciceros Zeitgenosse Marcus Terentius Varro (– v. Chr.) hatte in seinen (heute verlorenen) Disciplinarum libri IX mit der Grammatik, Dialektik, Rhetorik, Geometrie, Arithmetik, Astronomie, Musik, Architektur und Medizin neun solcher artes liberales behandelt. Die auch für das Mittelalter kanonische Siebenzahl etablierte sich aber erst mit dem Werk des Martianus Capella (./. Jh.) über die Hochzeit Merkurs mit der Philologie (De nuptiis Philologiae et Mercurii), in dem die Philologie von den septem artes liberales als Brautjungfern begleitet wird, die dann im einzelnen mit ihren jeweiligen Wissensgegenständen vorgestellt werden. Dabei erscheinen zuerst die sprachlichen artes Grammatik, Dialektik und Rhetorik, die in der späteren Zeit als Trivium zusammengefasst werden, und dann die mathematischen artes Geometrie, Arithmetik, Astronomie und Musik, dem späteren Quadrivium. Ihre Bedeutung für das Mittelalter erlangten die sieben artes liberales, weil sie von Cassiodor (–) in seinen Institutiones divinarum et saecularium litterarum, bei denen es sich, ähnlich wie bei dem Didascalicon Hugos von St. Victor, um das Studienprogramm des von Cassiodor um gegründeten Kloster Vivarium handelt, als Propädeutikum IX
des Studiums der Heiligen Schrift vorgesehen waren. Cassiodor bezog sich wiederum auf Augustinus, der in seiner Schrift über die christliche Lehre (De doctrina christiana) die Grundvoraussetzungen für das Verständnis der Bibel dargelegt hatte: Neben der Beherrschung des Hebräischen und Griechischen waren dies Kenntnisse in der Arithmetik, der Musik, der Geschichte, der Naturwissenschaft und der Astronomie, aber auch in sonstigen Fertigkeiten wie Tanzen und Ringen – allerdings sollte man bei letzteren ‹nur leichthin und ober ächlich Kenntnis nehmen, nicht um sie auszuüben […], sondern nur um ein Urteil darüber zu haben›, denn sonst wüsste man nicht, was die Heilige Schrift meint, ‹wenn sie gürliche Ausdrücke gebraucht, die solchen Fertigkeiten entlehnt sind› (II, ). Die damit gegebene Begründung des Erwerbs auch solcher Wissensbestände, die an sich unnütz oder in christlicher Perpektive superstitiös oder heidnisch sind, nennt zwei weitere Kategorien der Systematisierung von Wissen. Dabei geht es nicht um die Art des Wissens im Sinne seines Erwerbs durch Anschauung, Einübung oder intellektuelle Re exion, sondern um seine Brauchbarkeit und seine Legitimität. Es ist in der Argumentation Augustins offensichtlich, dass diese beiden Kategorien quer zu der Kategorisierung des Wissens nach seiner Art stehen: Nicht alles, was gewusst werden kann, ist nützlich, und nicht alles, was nützlich ist, ist erlaubt. Thomas von Aquin wird Jahre später in seiner ‹Summa theologica› genau diese Kategorisierung benutzen, um die magischen artes aus dem Wissensbestand seiner Zeit auszugliedern. Auf der anderen Seite dient sie aber schon in der karolingischen Zeit dazu, die heidnischen Autoren in den zeitgenössischen Wissensbestand zu integrieren. Cassiodor kann daher, nachdem er im ersten Buch seiner ‹Institutiones› die Bücher des Alten und des Neuen Testaments und die Schriften verschiedener Kirchenväter behandelt hat, auch die griechischen Schriftsteller dem Studium der Mönche anempfehlen (neben den Kosmographen sind dies vor allem die medizinischen Schriften von Dioscorides, Galen und Hippokrates), ehe er im zweiten Buch die sieben artes liberales in der von nun an geltenden Siebener-Reihenfolge von Trivium und Quadrivium abhandelt. Anzumerken ist, dass Cassiodor die grammatica als die Fähigkeit des schönen Sprechens de niert, die aus den angesehensten Poeten und Autoren herausgezogen wird X
(grammatica uero est peritia pulchre loquendi ex poetis illustribus auctoribus collecta; II, , ), wobei er als Beispiele Homer und Vergil nennt. Damit gehören für die Zukunft auch die heidnischen Schriftsteller zum Lektürekanon, weil man aus ihnen die Regeln der Sprache lernen kann. . Die Rezeption durch Hugo von St. Victor
Hugo von St. Victor folgt dem von Cassiodor vorgebenenen Muster. Allerdings stellt er das Studium der Heiligen Schrift nicht an den Anfang, sondern in den Büchern IV bis VI an das Ende seines Werkes. Anders als Cassiodor, der in seinem Studienplan eine Hierarchisierung des Wissens nach seinem Wert vom Höchsten zum Niedersten vornimmt, folgt Hugo einem idealen Gang des Lernens vom Niedersten zum Höchsten. In beiden Fällen nimmt die Bibel den obersten Rang ein. Da sie als Wort Gottes und damit als ‹Buch der Bücher› allem anderen Wissen übergeordnet ist, ist eine andere Wertung im christlichen Mittelalter auch überhaupt nicht vorstellbar, wobei die Cassiodorsche Folge sich in allen klösterlichen Bibliotheksordnungen vom . bis ins . Jahrhundert wieder ndet, während die Ordnung Hugos in der universitären Fakultätenordnung abgebildet ist, in der die Theologie den letzten und damit höchsten Rang einnimmt. Hugo beginnt also sein Didascalicon mit dem, was ein Student idealiter zuerst wissen sollte, nämlich mit der Ordnung des Wissens. Bezeichnenderweise stellt er an den Anfang eine De nition der Weisheit (sapientia): Diese sei unter allen Gütern das höchste, weil in ihr die Form des perfekten Guten existiere. Daher erleuchte sie den Menschen, so dass er sich selbst erkennen könne, wobei die Suche danach philosophia genannt werde (I, ). Da der Mensch einerseits in seinem Streben nach Wahrheit (speculatio veritatis) und in seiner Übung der Tugend (virtutis exercitium) Gott ähnlich sei, und da er sich andererseits den Notwendigkeiten des Lebens (vitae necessitates) stellen müsse, und weil schließlich Weisheit sowohl das ‹Verstehen› (intelligentia) wie auch das ‹Wissen› (scientia) umfasse, bestehe die Weisheit aus insgesamt drei Teilen: Das ‹Verstehen› richte sich auf Wahrheit und Tugend, was in den beiden Teilen der philosophia theorica und der philosophia practica behandelt werde, das ‹Wissen› aber werde ‹mechanisch› (scientia mechanica) genannt (I, ).
Der aristotelisch-boethianischen Zweiteilung der philosophia ordnet Hugo damit erstmals einen dritten Wissensbereich zu, in dem es ausschließlich um die Bewältigung der Lebensbedürfnisse geht – allerdings gehört auch dieser Wissensbereich zu der sapientia. Um die mittelhochdeutsche Terminologie zu benutzen: wîstuom umfasst als Gesamtheit allen Wissens das spekulative (theorica), das ethische (practica) und das lebenspraktische (mechanica) Wissen – während die ersten beiden Wissensbestände als intelligentia zu fassen sind, wäre mechanica als scientia mit mhd. kunst zu übersetzen. Diese ‹mechanische Kunst› im Sinne Hugos (scientia oder ars mechanica) hat ihren Namen daher, dass sie wie die ‹künstlich gemachten Werke› (mechanica) das Werk des ‹Künstlers/Könnenden› (opus arti cis) betrifft, der die Form dazu aus der Natur leiht (II, ). Sie hat den Zweck, unsere Natur zu erhalten bzw. ihre Defekte zu beseitigen (I, ). In gleicher Weise wie die artes liberales bestehen die scientiae mechanicae aus sieben Disziplinen, deren Werke den Menschen schützen, ernähren und unterstützen sollen: Textilherstellung (lani cium), Rüstungs- und Waffenherstellung (armatura), Handel (navigatio), Landwirtschaft (agricultura), Jagd und Fischfang (venatio), Heilkunde (medicina) und die ‹Aufführungen und Spiele› (theatrica dicitur scientia ludorum) (II, –). Ähnlich wie bei dem zweiten Teil der artes liberales, den Hugo von St. Victor als mathematica der philosophia theorica zuordnet, und damit gegenüber Cassiodor nicht mehr als Propädeutikum und somit als nachgeordnete artes, sondern als Teil des ‹Verstehens› ansieht, nimmt er auch bei dem Trivium eine Umbewertung vor: Die Dialektik wird als logica herausgehoben und als vierter Teil der Philosophie zugeordnet. Sie besteht aus der Grammatik und der Theorie des Arguments (ratio disserendi). Die Rhetorik kommt nicht mehr vor. Außerdem, auch dies erscheint erstmals bei Hugo von St. Victor, erhalten die magischen Kenntnisse und Praktiken einen Platz in oder (besser) neben der Gesamtheit des Wissenssystems. In einem wohl auf Hugo selbst zurückgehenden, aber bezeichnenderweise nicht in das Didascalicon als ‹das zu Lehrende› aufgenommenen Anhang erscheint die magica aufgrund ihres ‹falschen Geschäfts› (falsa professio) außerhalb der Philosophie, denn sie sei die Herrin jeder Art von Bösartigkeit, lüge bezüglich der Wahrheit und führe den Menschen weg von dem göttlichen Glauben. Gleichwohl gibt Hugo eine
Übersicht. Die magica habe fünf Species: Vorhersage (mantica, quod sonat divinatio), falsche Vorausberechnung (mathematica vana), Loswerferei (sortilegia), Schadenzauber und Hexerei (male cia) sowie Illusionszauber (praestigia). Für die Frage nach dem Ort der magica in der Gesamtheit des Wissens ist wesentlich, dass Hugo ihr zwar den Status einer ars zugesteht, womit er wie selbstverständlich davon ausgeht, dass sie praktikable Kenntnisse vermittelt, dass er sie aber nicht der philosophia zurechnet, weil sie ein übles Ziel verfolge. Infolgedessen könne sie kein Teil der sapientia sein, weil diese ja auf das perfekte Gute gerichtet sei. Das Argumentationsmuster, das Hugo an dieser Stelle verwendet, ist dasselbe wie bei Augustinus. Wenn das Studienprogramm Cassiodors für die Mönche des Klosters Vivarium der Versuch war, das geistige Erbe der griechischen und lateinischen Antike nach dem Untergang des römischen Reiches zu retten und für das Christentum fruchtbar zu machen, so steht Hugo von St. Victor mit seinem Lehr- und Lernprogramm als Vertreter der so genannten ‹Renaissance des . Jahrhunderts› für den Übergang des Bildungswesens im frühen Hochmittelalter von den Klöstern auf die Dom- und Kathedralschulen, von denen sich die wichtigsten in Paris und Chartres befanden. Dieses Bildungswesen ist von der Rezeption platonischer Texte einerseits und von einem ausgeprägten Schulbetrieb andererseits bestimmt. Wird die Betonung der Logik bei Hugo als vierter Teil der philosophia verursacht durch die Logik-Studien an den Kathedralschulen, die nicht mehr als Propädeutikum, sondern als selbstständiges Fach gelehrt werden, so gilt als Ursache der Hinzunahme der artes mechanicae ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum seit dem . Jahrhundert, das zu einer Ausdifferenzierung der städtischen Berufswelt, zum Zusammenschluss der Handwerker und Händler in Gilden und Zünften und zu zahlreichen technischen Innovationen führte. Hugo spiegelt diese Entwicklung in dem Modell der artes mechanicae. . Die Rezeption des griechisch-arabischen Wissens im . Jahrhundert
Etwa zur gleichen Zeit vollzog sich in Spanien ein weiterer Umbruch in der Geschichte des Wissens, der für das weitere Mittelalter welthistorische Auswirkungen haben sollte. wurde die alte Königsstadt Toledo im Zuge der Reconquista, welche XI
die Iberische Halbinsel von den dort seit / herrschenden muslimischen Berbern und Arabern zurückgewinnen wollte, von Alfons VI. erobert. Toledo wurde in der folgenden Zeit zum Zentrum einer Übersetzungsbewegung, in dem arabische Wissenstexte in das Lateinische übertragen wurden. Zu diesem ‹Corpus Toletanum› gehörten vor allem anderem auch die philosophischen, naturwissenschaftlichen, mathematischen, astronomischen und medizinischen Werke der Griechen, die dem lateinischen Frühmittelalter bis auf die wenigen Übersetzungen des Boethius unbekannt geblieben, aber zur gleichen Zeit im arabischen Raum über verschiedene Zwischenstufen in das Arabische übersetzt worden waren und dort nicht nur kommentiert wurden, sondern zu einer breiten eigenständigen Wissensliteratur geführt hatten. Die Kenntnis dieser Texte über die Toletanischen Übersetzungen führte zu einem ungeheuren Wissenszuwachs im gesamten lateinischen Abendland, aus dem schließlich Ende des . Jahrhunderts die Geburt der Universität als einer neuen Form des Lehrens und Lernens resultierte. Der Ruf Toledos als ein Ort, an dem es einen noch zu hebenden griechisch-arabischen Wissensschatz gibt, zog deshalb nach zahlreiche Gelehrte und Studenten aus ganz Europa an. Insbesondere verließen viele von ihnen die Kathedralund Domschulen in Frankreich, denen die dortige Lehrtradition, wie sie Hugo von St. Victor zusammenfasst, keine neue Perspektive mehr zu bieten schien. Unter diesen Gelehrten war auch der in Spanien geborene Dominicus Gundissalinus (ca. –), der vielleicht in Chartres studiert hatte und seit in Toledo als Archidiakon nachweisbar ist. Unter den zwanzig Übersetzungen des Gundissalinus be ndet sich auch eine arabische Wissenssystematik des al-Fˉarˉabi (De scientiis), die ihn zu einer eigenen Klassi kationsschrift über die ‹Einteilung der Philosophie› (De divisione philosophiae) inspirierte, in der er die lateinische Tradition mit der arabisch-aristotelischen Wissensliteratur zusammenbrachte. Seine Wissenssystematik wurde grundlegend für die folgenden Jahrhunderte, und dies aus mehreren Gründen: Er trennte erstmals die Philosophie von der Theologie als ‹göttlicher Wissenschaft› (divina scientia), die Gott in Form des Alten und Neuen Testaments den Menschen überliefert habe; er beschreibt im Rahmen der Philosophie zahlreiche bislang unbekannte Wissensbereiche wie die Optik und Statik, und vor allem gibt XII
er dem Wissen eine neue Ordnung (ordo scientiarum). In der Übernahme der aristotelischen Zweiteilung trennt auch Gundissalinus in philosophia practica und philosophia theorica. Durch die erste erkenne man, was man tun soll (quid debeat agi), durch die zweite, was man verstehen soll (quid debeat intellegi). Gundissalinus begründet diese Zweiteilung mit der grundlegenden Aufgabe der philosophia, nämlich die Seele zu vollenden (ut anima per ciatur). Da die Seele sich in sinnliches Wahrnehmungsvermögen (sensus) und in Vernunft (ratio) aufteile, müsse notwendigerweise auch die philosophia in die Tätigkeit (operatio) und die Betrachtung (speculatio) aufgeteilt werden. Der Tätigkeit diene die practica, der Betrachtung die theorica – letztere bezeichnet Gundissalinus als Wissen (scientia) (Prolog). Die philosophia practica teilt Gundissalinus, wieder auf der Basis des aristotelischen Modells, in drei Teile: Der erste betrifft den eigenen Umgang mit den anderen Menschen; er umfasst Grammatik, Poetik, Rhetorik und die weltlichen Rechte und wird politica scientia genannt. Der zweite Teil umfasst die Einrichtung des Hauses und der Familie (scientia disponendi domum et familiae); durch ihn kann man erkennen, wie man mit seiner Ehefrau, den Kindern und Dienern zusammenleben soll; er wird ordinatio familiaris oder oeconomica genannt. Drittens schließlich wird in der philosophia practica gelehrt, wie man seine eigene Lebensweise zur Ehre seiner Seele ordnet; diese wird ethica oder moralis genannt. Zwei Dinge fallen auf: Zum einen, dass Gundissalinus hier zwei artes des Triviums der Politik zuordnet und dies außerdem um die Poetik ergänzt. Sie sind also seiner Auffassung nach Grundbedingung des sozialen Umgangs in einem Gemeinwesen. Zum anderen benutzt er, entgegen seiner grundsätzlichen Unterscheidung zwischen operatio und scientia, für alle drei Teile der philosophia practica den scientia-Begriff. Er unterscheidet also implizit zwischen den Regeln des richtigen Handelns (operatio) und einem geistigen Durchdringen dieser Regeln (scientia). Der Nutzen der drei praktischen scientiae ist es, ‹durch sie die Art der zu tuenden Handlungen zu erkennen› (Prolog). Die philosophia theorica wird ebenfalls dreigeteilt, auch dort folgt Gundissalinus dem aristotelischen Modell, das ja seit Boethius bekannt ist. Anders als bei diesem ist jetzt aber der dritte Teil, die philosophia speculativa, nicht mehr identisch mit der
Theologie, obwohl auch Gundissalinus sie als scientia divina benennt. Sie dient jetzt aber als höchste und erste scientia dazu, Gewissheit bezüglich der Prinzipien aller Wissenschaften herzustellen (certi care principia omnium scientiarum) (). Zweiter Teil ist die mathematica, zu der Arithmetik, Geometrie, Musik und Astrologie (womit im heutigen Sinne Astronomie gemeint ist), also das Quadrivium, gezählt werden, dazu kommen noch die Optik (scientia de aspectibus), Statik (scientia de ponderibus) und Ingenieurswissenschaften (scientia de ingeniis). Dritter (oder in der Wissenshierarchie niedrigster und erster) Teil der theorica ist die Naturphilosophie (scientia naturalis). Diese beschäftigt sich mit den Körpern, insofern sie Bewegung, Ruhe und Veränderung unterworfen sind. Hier und im weiteren folgt Gundissalinus jetzt al-Fˉarˉabis De scientiis. Die scientia naturalis hat acht Teile, nämlich Medizin, Astrologie (scientia de indiciis), Landwirtschaft (scientia de agricultura), Seefahrt und Handel (scientia de navigatio), Alchemie (scientia de alquimia), Nigromantie sowie eine scientia de imaginibus und eine scientia de speculis. Worum es sich bei den letztgenannten handelt, schreibt Gundissalinus nicht; da zusammen mit ihnen aber die Nigromantie genannt wird (die aus christlicher Perspektive seit Augustinus als ars magica verstanden wurde, welche auf einem verbotenen Pakt mit Dämonen basiert, im arabischen Wissenschaftsverständnis aber wie die Astrologie als eine Naturwissenschaft, die mittels Beschwörungen Hilfe und Wissen von Geistwesen erlangt), ist anzunehmen, dass es sich auch hierbei um artes magicae handelt, die mit Hilfe von Pentagrammen und ähnlichem oder von Spiegeln bestimmte Wirkungen oder Wissen erzielen wollten. Damit sind für die scientia naturalis als erster Teil der philosophia theorica drei Punkte festzuhalten, die im Vergleich zu den bisherigen Wissensordnungen neu sind und die die folgenden Wissensauffassungen grundlegend prägen sollten. Zum ersten gliedert hier Gundissalinus mit Medizin, Landwirtschaft und Seefahrt bzw. Handel einen Teil der artes mechanicae Hugos von St. Victor ein. Sie werden von ihm also nicht mehr unter dem Aspekt gesehen, inwieweit sie den lebensnotwendigen Bedürfnissen des Menschen dienen, sondern in Bezug auf die sich verändernde Körperlichkeit ihrer Gegenstände (was allerdings bei der navigatio nicht unmittelbar einsichtig ist). Zum anderen werden Wissensbestände, die bei Hugo als magicae artes kategorisiert werden und damit unter christlicher Perspektive dem Verdikt des ‹falschen Geschäfts› (falsa
professio) anheimfallen, nun in der Tradition der arabischen Wissenschaft als Teil der Naturwissenschaft angesehen. Bis in die Neuzeit führt dies zu einer je nach Standpunkt gegensätzlichen Perspektivierung des magisch-mantischen Wissens als superstitiösillicit oder als natürlich-wissenschaftlich. Drittens schließlich ist nach Gundissalinus das Wissen von der Natur, ähnlich wie das der philosophia practica, unter einem zweifachen Aspekt zu sehen: Es leitet einerseits den Menschen zu richtigem Handeln an (operatio), andererseits durchdringt es als theoretische Wissenschaft aber auch Wesen und Zusammenhänge der jeweiligen Gegenstände (scientia). In dem Gesamtaufbau seines ordo scientiarum ordnet Gundissalinus so jedem Wissensteilbestand einen Platz nach dessen Aufgabe, Wesen, Gegenstandsbereich und nicht zuletzt nach dessen Rang innerhalb der Wissenshierarchie zu. Er hat damit ein System geschaffen, das die alten lateinischen, aber auch die neuen griechisch-arabischen Wissensbestände integrieren konnte. In den folgenden Jahrhunderten wurde es, wenn auch immer wieder modi ziert und vermischt mit den vorhergehenden Wissensordnungen, zum Paradigma einer jeden Einteilung der Wissenschaften. Insgesamt sind mehr als solcher divisiones philosophiae überliefert; dies zeigt, wie wichtig bis zum Ende des Mittelalters derartige Wissensordnungen waren. Ihre Bedeutung liegt allerdings nicht nur in diesem grundsätzlichen wissenstheoretischen Aspekt der Klassi zierung, sondern besonders auch darin, dass sie zur Grundlage der Anordnung und Übernahme von Wissensbeständen in der Aufbewahrung, etwa in Bibliotheken, wie in der Vermittlung, etwa in schulischen und universitären Lehrplänen, aber auch in Handbüchern und Wissenssummen wurden. III. Orte des Wissens: Kloster, Universität, Hof und Stadt
Cassiodor, Hugo von St. Victor und Dominicus Gundissalinus stehen jeweils mit ihren Wissensordnungen für Umbrüche innerhalb ihres zeitgenössischen Wissenssystems, sie stehen aber auch für die Räume, in denen zu ihren Zeiten Wissen gesammelt, geordnet und tradiert wurde. Cassiodor war in mehreren hohen Ämtern im weströmischen Reich unter dem Ostgoten Theoderich und noch über dessen Tod () hinaus tätig; nach dem Untergang der gotischen Herrschaft und der Wiedereroberung durch Ostrom gründete Cassiodor XIII
in Kalabrien das Kloster Vivarium, nachdem er sich zuvor aus der Politik zurückgezogen hatte – vorangegangen war die conversio zum Christentum. In dem Kloster sollten die Mönche die von Cassiodor gesammelten Texte der Antike, die er vor der Zerstörung während des Gotenkriegs gerettet hatte, abschreiben und studieren. Damit hatte Cassiodor einen wesentlichen Bestandteil für das idealtypische Kloster eingeführt, nämlich Skriptorium und Bibliothek. Zusammen mit der Regel des wenig zuvor () von Benedikt in Monte Cassino gegründeten Klosters, nach der jeder Mönch während der Fastenzeit ein Buch aus der Bibliothek erhalten und dies von Anfang an vollständig lesen, und außerdem jeden Sonntag die Lesetätigkeit fortsetzen soll, wurde in der Zeit vom Untergang des römischen bis zur Etablierung des fränkischen Reiches das Kloster zum einzigen Ort der Wissensp ege. Allerdings musste schon Karl der Große mit Besorgnis sehen, dass der Bildungsstand in den Klöstern durchaus auch abnahm; er verbreitete deshalb in einem Rundschreiben an die Klöster seines Reichs die Aufforderung, ‹das Studium nicht zu vernachlässigen und in demütiger und Gott gefälliger Meinung wetteifernd zu lernen, damit ihr [die Mönche] in die Geheimnisse der Heiligen Schrift leicht und sicher eindringen könnt. Da sich nämlich in der Bibel rhetorische Figuren, Tropen und anderes dergleichen ndet, so kann niemand bezweifeln, dass sie jeder Leser um so schneller in ihrer geistigen Bedeutung erfasst, je mehr und je vollkommener er zuvor wissenschaftlich geschult ist›. Die Begründung stammt aus der Doctrina christiana Augustins; im Kloster des Frühmittelalters wird daher nicht nur die Heilige Schrift, sondern im Sinne Benedikts und nach dem Programm Cassiodors werden auch die artes liberales sowie weitere poetische und wissensvermittelnde Werke der Antike gelesen, wenn sie nur zum Verständnis der Bibel dienen können. In dem um niedergeschriebenen Bibliotheksverzeichnis des gegründeten Klosters St. Gallen, das reichsunmittelbar wurde und sich in der Folge zu einem der wichtigsten Klöster des Frankenreichs entwickelte, und bei dem auf einem Klosterplan aus dem frühen . Jahrhundert Gebäude und Räume für Schule, Bibliothek und Skriptorium eingezeichnet sind, nden sich neben den Büchern des Alten und des Neuen Testaments sowie der Kirchenväter auch Werke zur Orthographie, Metrik, Grammatik, Mathematik, Astronomie, aber auch Geschichtswerke, medizinische XIV
Schriften, eine Weltkarte sowie ein Kommentar zu Vergil. Dies ist detailgenau das Studienprogramm Cassiodors (dessen Schriften im Übrigen auch vorhanden sind). Neben den Klosterschulen gab es auch schon zu karolingischer Zeit Schulen an den Bischofssitzen. Diese Dom- oder Kathedralschulen erlebten ihren eigentlichen Aufschwung aber erst seit dem . Jahrhundert in Frankreich. Die Gründe dafür sind vielfältig: Träger des Unterrichts war nicht mehr ein monastischer Orden, sondern die Körperschaft der Domkleriker (Domkapitel, Kanoniker). Monastische Regeln wie insbesondere die stabilitas loci galten für diese nicht in gleichem Maße. Die Kanoniker, die durch feste Pfründen versorgt wurden, konnten sich in ihren P ichten vertreten lassen und an anderen Orten studieren, sie konnten aber auch als Ratgeber und Gelehrte in den Dienst des Herrschers treten. Da sich das französische Königtum als Zentralmacht im . Jahrhundert etabliert und auf der Île de France seinen Sitz genommen hatte, bestand dort der größte Bedarf an gelehrten Räten; nicht von ungefähr konzentrieren sich dort die großen Kathedralschulen wie Chartres, aber auch die nicht an einen Dom gebundenen Stiftschulen wie die von St. Victor, an der Hugo von St. Victor gelehrt hatte. Soziale und lokale Mobilität der Studenten und Lehrer führen zu einem Wettbewerb der Schulen untereinander. Berühmtestes Beispiel ist die Schule von Petrus Abaelard († ), der im quartier latin eine Gruppe von Schülern um sich scharte, die er seinem Lehrer Wilhelm von Champeaux an der Pariser Kathedralschule ‹abgeworben› hatte. Eine Form der Gemeinschaft von Lehrern und Schülern entstand, die scola oder universitas magistrorum et scolarum, die nicht mehr institutionell an das Stift gebunden war und aus der wenig später die Universität als neuer Ort des Wissens erwuchs. Ein zweiter Grund ist die schon genannte ökonomische Veränderung der gesamten westlichen Zivilisation ab dem . Jahrhundert. Waren die vorhergehenden Jahrhunderte bestimmt von der Landwirtschaft, so dass geradezu gesagt werden kann, dass die monastische Kultur geprägt war von ihrem agrarischen Umfeld, so wird jetzt nicht nur der landwirtschaftliche Ertrag verbessert durch Innovationen wie die Drei-Felder-Wirtschaft, sondern das Wirtschaftsleben insgesamt verlagerte sich immer mehr in die Städte, die jetzt nicht mehr
nur primär Bischofssitz und Verwaltungssitz waren, sondern zu Zentren von Handel und Gewerbe wurden, was wiederum zur Ablösung der Landwirtschaft durch die Geldwirtschaft führte. Das Gewerbe selbst wurde arbeitsteiliger und durch technische Innovationen produktiver. Insgesamt wurde so die Stadt als Bischofs-, Herrschafts- und Wirtschaftszentrum zum Mittelpunkt des geistigen Lebens: Hugo von St. Victor spiegelt diese Entwicklung in seinem Didascalicon. Drittens schließlich bewirken alle diese Veränderungen zusammengenommen – wobei eine genaue Kausalität nicht festzustellen ist – eine Veränderung in der Mentalität derjenigen, die sich mit Wissen beschäftigten. Ging es im Kloster in der Hauptsache um die rezeptive Aufnahme des tradierten Wissenbestandes durch die Lektüre (lectio) und Versenkung (meditatio), wie es Benedikt in seiner Regel vorschreibt, so wurde nun der Wissensbestand diskutiert. Eine Vielzahl von Meinungen über grundsätzliche Fragen des Wissensbestandes, seines Charakters und seiner Begründung entstand, die in besonderen Formen der wissenschaftlichen Diskussion wie der quaestio und der disputatio erörtert wurden. Die Übersetzerschule in Toledo war nichts anderes als solch eine universitas von Gelehrten, die dort, angezogen von den arabischen Texten, zusammenkamen, um neue Wissensbestände und damit neue Fragestellungen kennenzulernen; hierfür steht Dominicus Gundissalinus. Schon etwas früher passierte Ähnliches im süditalienischen Salerno; in der Stadt befand sich ein Hospital der Benediktiner aus dem nahe gelegenen Monte Cassino. kam Constantinus Africanus (ca. –) dorthin, der aus Karthago stammte und in Bagdad und Kairo Medizin studiert hatte. Um ihn und in seiner Nachfolge bildete sich die scola medica salernitana, wobei das dortige Wissen zu großen Teilen auf Übersetzungen Constantins basierte, der zahlreiche Werke der griechisch-arabischen Medizin ins Lateinische übertrug. Mit Salerno, dessen Medizinstudium durch Friedrich II. curricular geregelt wurde, ist eine der Vorformen der hochmittelalterlichen Universitäten zu greifen, die sich ab der Mitte des . Jahrhunderts als zentrale Orte des gelehrten Studiums etablierten. Eine andere nahm ihren Ursprung aus den französischen Kathedralschulen: Nachdem Abaelard mit seinen Schülern eine Lehr- und Lerngemeinschaft abseits der institutionellen Trägerschaft
der Kathedrale gebildet hatte, taten es ihm andere Lehrer nach. Diese universitates magistri et scolarum oder kurz ‹Universitäten› wurden erstmals durch Friedrich I. in dem so genannten Scholarenprivileg (authentica habita) im Fall der juristischen Universität Bologna privilegiert, die um aus dem Zusammenschluss kleinerer Rechtsschulen entstanden war und wo die dortigen Lehrer des Rechts (professores legum) den Kaiser um Schutz für die Studenten an ihrem Studienort und auf dem Weg dorthin gebeten hatten. Dieses Recht wurde gewährt und außerdem in die Sammlung des römischen Rechts aufgenommen. Für die Pariser universitas wurde ein solches Privileg durch Papst Coelestin III. (allerdings nur für die Kleriker) und von weltlicher Seite durch König Philipp II. Augustus verliehen. Nach den beiden medizinischen bzw. jurististischen italienischen Universitäten in Salerno und Bologna folgten weitere Privilegierungen in Oxford , Cambridge , Salamanca , Montpellier und Padua . Im deutschen Sprachraum dauerte es weitere hundert Jahre bis zur ersten Universität: Prag erhielt durch Kaiser Karl IV. und Wien durch Herzog Rudolf IV. eine Universität. Diese beiden Universitäten waren nun allerdings nicht mehr aus Zusammenschlüssen von Lehrenden und Lernenden entstanden, sondern waren Gründungen des weltlichen Herrschers. Mit Salerno und Bologna einerseits und Paris andererseits sind zwei Modelle der hochmittelalterlichen Universität zu fassen. Waren die ersten beiden Orte eines spezialisierten Wissens, der Medizin und des Rechts, die aus der je eigenen Geschichte zu erklären sind, so basiert das Studium in Paris auf einer Wissenshierarchie, die sich modellhaft schon bei Cassiodor ndet: Auf die Artes liberales folgt die Theologie. Dazu wird in Paris aber noch das Studium der Medizin und des Rechts genommen, wobei die vier Wissensbereiche in Fakultäten geordnet werden. Durch den gleichzeitig erfolgenden immensen Wissenszuwachs aus den Übersetzungen der griechisch-arabischen Schriften, bei dem es sich vornehmlich um philosophische, naturwissenschaftliche, mathematische, astronomische und medizinische Werke, vor allem anderem aber um eine vollständige Übersetzung des Aristoteles handelt, erfährt die Artes-Fakultät eine Erweiterung und Umwertung von den propädeutischen Studien (die nach wie vor jeder Student der XV
höheren Fakultät durchlaufen muss) hin zum Studium der Philosophie. Wie die Medizin, die allerdings in eine eigene Fakultät ausgegliedert wird, gehören alle diese Texte nach der Wissenseinteilung des Gundissalinus zur philosophia theorica; die Fakultät der Artes wird also zur Fakultät der spekulativen Philosophie, in der Logik, Naturwissenschaft, Mathematik und Metaphysik studiert werden. Die Kenntnis der Grammatik und Rhetorik wird vorausgesetzt; dies müssen die neu eintretenden Studenten im Kloster oder in sonstigen Schulen gelernt haben. Schon die Kathedral- und Stiftschulen standen im Gegensatz zu den Klosterschulen auch Laien offen, die keine klerikale Karriere anstrebten. Bürgerkinder, denen es um den Erwerb von Wissen ging, konnten also an den Stiftschulen in den Städten Unterricht erhalten; allerdings standen diese Schulen nach wie vor unter der kirchlichen Kontrolle der Diözese, die den Lehrplan bestimmte. Ab dem . Jahrhundert gründeten die Städte daher Schulen in eigener Trägerschaft, in denen neben elementaren Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeiten Latein, und das heißt lateinische Grammatik und Rhetorik, gelehrt wurden. In der Ulmer Lateinschule bestand beispielsweise der Lehrplan im . Jahrhundert aus sieben Unterrichtsreihen (lectiones), wobei die erste lectio den grundlegenden und die zweite den weiterführenden Grammatiklehrbüchern galten, die dritte bis siebte lectio aber der Lektüre antiker Poeten wie Vergil, Plautus und Terenz. Johannes Butzbach (–), Prior der Abtei Maria Laach, beschreibt in seinem autobiographischen ‹Wanderbüchlein› (Odeporicon) eine noch wesentlich anspruchslosere Schulbildung, in der auf das Erlernen der «Formen der Buchstaben» nur noch die Lektüre der einführenden Grammatik (Donat) und von Fabelsammlungen (Cato, Facetus), anhand derer Latein geübt wurde, folgten. Alle diese genannten Orte des Wissens, Klosterschule, Stifts- und Kathedralschulen, Universität und städtische Schulen, haben gemeinsam, dass sie, in welchen Wissensbeständen und mit welchem weiteren Ziel auch immer, den jeweiligen Stoff in lateinischer Sprache behandeln und dass sie, auch wenn der Unterricht mündlich erfolgt, doch auf der Basis von Schriftlichkeit agieren. Die lectio, das heißt die gemeinsame oder einzelne Lektüre, ist die Form der Wissensaneignung, und auch die quaestio ist als Grundform des scholastischen Textes zwar XVI
eine Verschriftlichung der mündlichen disputatio, aber auch diese selbst basiert weniger auf den rhetorischen Vorschriften des guten Redens (bene loquendi) als auf den logischen Regeln des schlussrichtigen Argumentierens (recte disserandi), die sich seit Aristoteles auf Schriftlichkeit beziehen. Kennzeichen dieser Wissenssorte ist also durchgängig die lateinische Schriftlichkeit, was wiederum das Gesamtbild der Wissensbestände und Wissensvermittlung im Mittelalter notwendigerweise verzerrt. Daneben gab es allerdings immer auch Wissen, das mündlich und in der Volkssprache vermittelt wurde, den großen Wissensbereich also, der in der lateinischen Terminologie als ars und in der mittelhochdeutschen als kunst oder list bezeichnet wird. Gerade weil es mündlich vermittelt wurde, ist unser Wissen davon nur ausschnitthaft. Wir erfahren nur dann davon, wenn es verschriftlicht oder wenn zumindest, wie im Fall des Didascalicon Hugos von St. Victor, darüber berichtet wurde, dass es existiert. Andere Formen der Tradierung nden sich im Kontext erzählender Literatur, so etwa, wenn wie im Parzival Wolframs von Eschenbach der junge Parzival in der ritterlich-hö schen Kunst des Kämpfens und richtigen Benehmens unterrichtet wird. Der Ort solcher Wissensvermittlungen ist im Früh- und Hochmittelalter der (hoch-)adlige Hof, im Hoch- und Spätmittelalter kommt die Stadt hinzu. Am Hof ist es wiederum zuerst der gelehrte Kleriker, der dem fürstlichen Adressaten entsprechendes Wissen vermittelt, wobei im Idealfall der Fürst die lateinischen Texte verstehen kann, wenn er auch das Schreiben selbst nicht beherrscht. So schreibt etwa über Karl den Großen dessen Biograph Einhard, dass dieser die sieben freien Künste mit großem Eifer gep egt habe und dass er von Alkuin in den Wissenschaften des Quadriviums unterrichtet worden sei; da Karl aber erst spät mit dem Schreiben begonnen hatte, habe er es auf diesem Gebiet nicht sehr weit gebracht (Vita Caroli Magni, Cap. ). Alkuin (ca. –) war von Karl an den Hof nach Aachen geholt worden, um dort Leiter der Hofschule (scola palatii) zu werden. Dabei handelte es sich um eine von Karl wiederbelebte Institution, deren gelehrte Mitglieder dem Herrscher Rat und Hilfe geben sollten. Von der Aachener Hofschule ging im folgenden die später so genannte karolingische Reform aus, bei der die Schrift vereinheitlicht, antike Texte gesammelt,
in die neue Schrift übertragen und statt auf Papyrus auf Pergament geschrieben wurden. Damit wurde nicht nur das allgemeine Bildungsniveau in den Klöstern durch entsprechende Erlasse gehoben, sondern es entwickelte sich auch im Umkreis Karls und der Hofschule ein gelehrtes Zentrum, das weit über die Erfordernisse der kirchlichen Bedürfnisse Wissen rezipierte und diskutierte. Alkuin selbst beschrieb diese Bestrebungen, als er Aachen mit Athen verglich: Wenn viele wären wie Karl selbst, so entstünde in Franzien ein neues Athen, ja ein viel erhabeneres als jenes, denn geadelt durch das Lehramt Christi, übertreffe es alle an Weisheit der akademischen philosophischen Übung; während jenes nur in den platonischen Disziplinen erglänzte und durch die siebenfachen Künste instruiert wurde, sei dieses darüber hinaus durch die siebenfache Fülle des heiligen Geistes bereichert und überrage so alle Würde weltlicher Weisheit. Die so entworfene Idealität des Herrschers, die insbesondere in seiner durch weltliches und geistliches Wissen erworbenen sapientia zum Ausdruck kommt, erforderte entsprechende Unterweisung. Aus dem Umkreis der Hofschule oder später der Hofkapelle, die aus gelehrten Geistlichen bestand, die für das Seelenheil des Herrschers zu sorgen hatten, aus denen aber auch die Bischöfe im Reich rekrutiert wurden, erwuchsen Unterweisungsschriften für den Herrscher oder den Prinzen. Die Gattung dieser Fürstenspiegel (regimen principum) bestand bis weit in die frühe Neuzeit; der wohl bekannteste ist der am Ende des Mittelalters geschriebene Il principe von Niccolò Machiavelli (–). Das grundlegende Paradigma der Fürstenspiegel war aber De regimine principum des Aegidius Romanus (–), der in Paris studiert und seine Unterweisungschrift für den französischen Dauphin verfasst hatte. Das Neue und Musterbildende ist dort die Strukturierung nach dem nun maßgeblichen aristotelischen Modell der philosophia practica; die drei Teile dieses und aller anderen folgenden Fürstenspiegel behandeln also mit Ethik, Ökonomie und Politik das Handeln des zukünftigen Herrschers in Bezug auf sich selbst, auf seine familia und auf den Staat, wobei Aegidius die Politik wiederum dreifach in allgemeine Staatstheorie, das Handeln zu Friedens- und das zu Kriegszeiten unterteilt. Eine andere Gattung, die im gelehrten Umkreis des Herrschers entstand, waren Wissenssummen,
die das bekannte theologische, kosmologische und naturkundliche Wissen zusammenfassten. Einen Vorläufer haben diese ‹Enzyklopädien› (wobei der Terminus selbst erst eine frühneuzeitliche Prägung ist) in den Libri etymologiarum, die Isidor von Sevilla wohl für den Klerus in und außerhalb der Klöster seiner Zeit geschrieben hatte. Isidor hatte die Absicht, das gesamte Wissen der Antike mit der neuen christlichen Lehre zusammenzufassen. Nach den artes liberales, der Medizin, dem Rechtswesen und der Zeiteinteilung kommt er zu Gott, den Engeln und den Heiligen, ehe er zu den Menschen und Tieren, der Welt sowie den kulturellen Hervorbringungen im weitesten Sinne übergeht. Quellen waren andere antike Wissenssummen, aber auch viele römische Schriftsteller von Cicero über Plinius und Sallust bis zu Vergil. Erscheint in den Isidorschen Etymologien ein (allerdings nicht vollständig durchgeführtes) Ordnungsverfahren, das weltliches und geistliches Wissen nach dem Modell von Augustinus und Cassiodor reiht, so ist die erste mittelalterliche Enzyklopädie De naturis rerum, die von Hrabanus Maurus (ca. –), einem Schüler Alkuins, Mitglied der Aachener Hofschule und ab Leiter der Schule des Klosters Fulda, das fertig gestellt wurde, nach der kosmologischen Ordnung aufgebaut. Hrabanus beginnt mit Gott und den Engeln, den ersten Menschen und der Heiligen Schrift, um dann mit den Menschen als solchen, den Tieren, der Erde, dem Weltall, den Zeiten, den Gesteinen und den menschlichen Tätigkeiten und Hervorbringungen anzuschließen. Auch wenn Hrabanus sein Werk dem Bischof von Halberstadt als Hilfsmittel bei der Seelsorge gewidmet hatte – er folgt damit dem Programm seiner eigenen Instruktionsschrift De Institutione clericorum, wonach die Kleriker als Gemeindeleiter grundlegende Kenntnisse in der Theologie, Medizin, Geschichte, Rhetorik und Logik besitzen müssen –, ist seine Enzyklopädie ohne die Gelehrtengemeinschaft nicht denkbar. Weitere Wissenssummen, geschrieben an und für den Hof, entstehen in den folgenden Jahrhunderten, wobei das Elucidarum des Honorius Augustodunensis und das Speculum maius des Vinzenz von Beauvais die wirkmächtigsten wurden. Vinzenz von Beauvais (ca. /–), der dem Dominikanerorden angehörte, wirkte als Prediger und Erzieher am Hof König Ludwigs IX. von Frankreich und schrieb dort eine Erziehungsschrift für dessen Söhne (De institutione puerorum regalium, XVII
/). Mit der nanziellen Unterstützung des Königs verfasste er etwa zur gleichen Zeit (), als Aegidius Romanus ebenfalls in Paris seinen Fürstenspiegel schrieb, die umfangreichste Enzyklopädie (Speculum maius) des Mittelalters, die er in drei Teile ordnete: Das Speculum historiale, das Speculum doctrinale und das Speculum naturale; ein vierter Teil, das Speculum morale, stammt nicht mehr von ihm und wurde später angefügt. Während das Speculum historiale die Geschichte der Welt bis und das Speculum naturale in ähnlicher Weise wie De naturis rerum von Hrabanus Maurus die sinnlich wahrnehmbare Welt beschreibt, wollte Vinzenz mit dem Speculum doctrinale dem Menschen aus dem erbärmlichen Zustand, in den er durch die Erbsünde geraten war, wieder hinaus helfen. Da die menschliche Gottesebenbildlichkeit durch Unwissenheit, Sinnenlust und Gebrechlichkeit des Körpers zerstört worden sei, müssten die Gegenmittel spekulatives und kontemplatives Streben nach sapientia, außerdem die artes mechanicae sein. Es ist dies deutlich das Dreier-Modell Hugos von St. Victor, das Vinzenz jetzt mit Elementen der zeitgenössischen divisiones philosophiae und der Universitätsgliederung kreuzt und mit entsprechenden Wissensbeständen auffüllt: Sein Speculum doctrinale geht von der Grammatik und Logik über zu den drei Teilen der philosophia practica, wobei er unter die Politik auch Rechtswissenschaft und die Verbrechen zählt, es folgen die sieben artes mechanicae, die um Architektur und Alchemie ergänzt werden, dann praktische und theoretische Medizin, eine Unterteilung, die auf die arabische Medizin zurückgeht, Physik, Mathematik und Theologie. Ein dritter Bereich, in dem Kleriker am Hof Wissen für die Herrscher niederschrieben, ist schließlich derjenige der artes bzw. künste. Gut zu fassen ist dies für den Hof Kaiser Friedrichs II. (–). Dieser gab seinem Arzt Theodor von Antiocha den Auftrag, einen Traktat über die Falknerei (der so genannte moamin) aus dem Arabischen zu übersetzen; er selbst soll diese Übersetzung und drei weitere Falknereitraktate bearbeitet und einen eigenen Traktat (De arte venandi cum avibus) verfasst haben. Ebenfalls für Friedrich II. wurde ein Werk über die heißen Quellen in Pozzuoli bei Neapel geschrieben (De balneis Puteolanis); Autor war Petrus de Ebulo († um ), der als Kleriker im Umkreis Friedrichs anzusiedeln ist und diesem schon eine Verschronik über die Taten von dessen Vater, Heinrich VI., gewidmet hatte XVIII
(Liber ad honorem Augusti sive de rebus Siculis), für die er von Friedrich mit einem Lehen belohnt wurde. Ein Buch über die Pferdeheilkunde (Hippiatria) wurde um / aus antiken und arabischen Quellen von Jordanus Ruffus am Hof Friedrichs II. zusammengestellt, und ein gewisser Elias, Ordensgeneral der Franziskaner, schrieb für Friedrich II. ein medizinisch-alchemistisches Buch (Lumen luminum). In einer Übersetzung von zwei Werken des Averroes in Neapel wurde Friedrichs Großzügigkeit und amor scientiae gelobt – weitere Übersetzungen aus dem Arabischen wurden für Manfred, den Sohn Friedrichs, angefertigt, der Kopien dieser Übersetzungen später der Universität Paris schenkte. Ähnlich wie bei Karl dem Großen ist am Hof Friedrichs II. so ein Kreis von weltlichen und geistlichen Gelehrten zu fassen, zu denen der kaiserliche Kanzler, Petrus de Vinea, aber auch hohe Beamte des Hofs gehörten, die für Friedrich II. Wissenstexte übersetzten, kompilierten und verfassten, sich darüber hinaus aber auch in der Poesie versuchten (die so genannte scuola poetica siciliana). Es bliebe nach der Stadt als Ort des Wissens zu fragen. Die städtischen Schulen wurden schon genannt, aber sind auch Verschriftlichungen der Wissensbereiche erfolgt, die von Hugo von St. Victor unter den artes mechanicae kategorisiert wurden? Es steht zu erwarten, dass diese direkt in der Volkssprache erfolgten, was dann tatsächlich auch, allerdings erst ab dem . Jahrhundert geschah. Lateinische Werke der artes mechanicae sind zwar auch schon aus früheren Jahren überliefert, entstammen aber in der Mehrzahl dem monastischen Bereich. Zu nennen wäre etwa die Schriftensammlung des Theophilus Presbyter (Schedula diversarum artium), die Anfang des . Jahrhunderts vielleicht in einem norddeutschen Kloster entstanden ist und verschiedenste Techniken des Kunsthandwerks beschreibt, und auch die Schrift über die richtige Haushaltsführung (De cura et modo rei familiaris), die im Mittelalter Bernhard von Clairvaux (–) zugeschrieben wurde, stammt von einem klerikalen Verfasser und richtet sich an einen adligen Adressaten. Die Schriften des Vitruvius (/– v. Chr.?) über die Architektur waren zwar schon in karolingischer Zeit, etwa im Kloster St. Gallen, bekannt, wurden als Handbuch aber erst in der Renaissance genutzt, ebenso wie die Bücher über die Landwirtschaft (De re rustica libri XII) des Columella († ) oder die Pferdeheilkunde (Digesta Artis Mulomedicinae) des Vegetius (. Jh.) überhaupt erst im . Jahrhundert
im Zuge der humanistischen Rezeption der Antike wiederentdeckt wurden. Wissen in der Stadt ist also lange Zeit eine Angelegenheit der oralen Vermittlung und vor dem . Jahrhundert quellenmäßig kaum dokumentiert. IV. Wissensbestände
Es ist kaum möglich, den Bestand mittelalterlichen Wissens detailliert zu erfassen. Man kann von der Gesamtproduktion der Handschriften im Mittelalter ausgehen, die hochgerechnet etwas mehr als , Millionen Handschriften vom . bis zum . Jahrhundert in Europa betragen haben dürfte. Mehr als die Hälfte davon sind im . Jahrhundert geschrieben worden. Die Gründe dafür sind die stark zunehmende Lesefähigkeit, die nun auch breitere Schichten außerhalb der alten Bildungsinstitutionen erreicht, sowie die Verfügbarkeit eines billigeren Beschreibstoffes, der seit dem . Jahrhundert in Italien und seit mit der Errichtung der ersten Papiermühle auch im deutschsprachigen Raum zur Verfügung steht. Einen nochmaligen Schub erfährt die Buchproduktion durch die Er ndung des Buchdrucks: Insgesamt werden in Europa von der Mitte des . Jahrhunderts bis zum Jahr rund . Werke in einer Gesamtauflage von etwa Millionen Exemplaren gedruckt. Den Großteil der geschriebenen und gedruckten Werke machen bis weit in das Spätmittelalter erwartungsgemäß die Bibel, Bibelkommentare sowie theologische, seelsorgerische und erbauliche Werke aus. Dazu kommen antike und christliche Geschichtsschreibung sowie das Rechtswesen. Die Schriften des Thomas von Aquin etwa sind in mehr als oder die Legenda Aurea des Jacobus de Voragine in mehr als Handschriften erhalten – die tatsächliche Produktion dürfte ein Vielfaches betragen haben. Da Theologie, Rechtswissenschaft und Geschichtsschreibung einerseits nach den oben dargestellten Wissensde nitionen und Wissensgliederungen als Heils- und Glaubenswissen bzw. als normatives Wissen einen besonderen Status haben und andererseits seit dem ausgehenden . Jahrhundert in den Universitäten in je eigenen Fakultäten behandelt werden, sollen unter wissensvermittelndem Schrifttum im engeren Sinne diejenigen Bestände gefasst werden, wie sie in den Wissensordnungen de niert und systematisiert werden, in der Hauptsache also die Artes liberales, die Artes mechanicae, die Philosophie practica mit Ethik, Oekonomie und Politik sowie die Philosophia speculativa
mit Naturkunde, Mathematik (im weiten, mittelalterlichen Sinne) und Metaphysik. Dazu kommen weitere Bestände, die in den einzelnen Wissenssystematiken nicht oder nur vereinzelt erscheinen, entweder, weil sie nach den jeweiligen Auffassungen zwar wissbares Wissen enthalten, dieses aber nicht erlaubt ist, oder weil sie zur Zeit der Formulierung der Systematiken noch nicht bekannt waren, etwa weil sie nur mündlich tradiert wurden, oder weil ihr Wissen den de nitorischen Ansprüchen nicht genügte. Dazu gehören etwa Magie und Mantik, spätmittelalterliches Ingenieurswissen oder auch die Kriegskunst des . und . Jahrhunderts, die anlässlich neuer militärischer Verfahren entwickelt wird. Die Zahl entsprechender Werke und ihrer Überlieferungsträger kann nur annäherungsweise erschlossen werden. Der Catalogue of Incipits of Mediaeval Scienti c Writings in Latin, der sich auf die Wissensbestände in einem modernen szienti schen Verständnis beschränkt, verzeichnet überschlägig rund . Werkanfänge. Das Repertorium der edierten Texte des Mittelalters aus dem Bereich der Philosophie und angrenzender Gebiete nennt noch einmal fast . Schriften. Auch wenn es zahlreiche Mehrfachnennungen und Überschneidungen gibt, so kann doch angenommen werden, dass damit die Dimensionen des lateinischen wissensvermittelnden Schrifttums im Mittelalter einigermaßen wiedergegeben sind. Beschränkt man sich nur auf die Druckproduktion von bis , so nennt das Verzeichnis der Incunabula Scienti ca et Medica etwas über Werke in insgesamt Au agen. Verglichen mit der Gesamtzahl von . Inkunabeln ergibt sich für das Wissensschrifttum im obigen Sinne ein Anteil von etwas weniger als % an der gedruckten Buchproduktion des . Jahrhunderts. Übertragen auf die Handschriftenproduktion käme man bei einem Zehntel des Gesamtbestandes auf . handschriftliche Kopien bei anzunehmenden . Werken des wissensvermittelnden Schrifttums im Mittelalter. Um die Dimensionen im Vergleich zur deutschen Literatur des Mittelalters deutlich zu machen: Von den beliebtesten Werken sind jeweils weniger als hundert Handschriften (Parzival und Willehalm Wolframs von Eschenbach) erhalten. Von den absoluten Zahlen kann weiterhin nur schwer auf die jeweilige Zugänglichkeit der wissensvermittelnden Literatur geschlossen werden. XIX
Anders als man es heute gewöhnt ist, stand Wissen nicht überall und zur gleichen Zeit zur Verfügung. Es konnte durchaus sein, dass die Handschrift eines Werks an einem Ort vorhanden war, ohne dass man im übrigen Europa davon gewusst hätte. Dies führte einerseits zu verschiedenen Formen des gegenseitigen Austauschs und der Information, die von der institutionalisierten Abschreibepraxis der karolingischen Reform bis zu der systematischen Handschriftensuche der Humanisten im . Jahrhundert reichen, wobei immer die begrenzten Kommunikationsmöglichkeiten des Mittelalters bedacht werden müssen, und andererseits dazu, dass sich Gelehrte und Studenten dorthin aufmachten, wo dieses Wissen zur Verfügung stand. Die Wanderungsbewegungen der Scholaren im . und . Jahrhundert an die aufstrebenden Universitäten oder zu den Übersetzungszentren in Spanien oder Süditalien sind ja nichts anderes. Gleichwohl, oder gerade deswegen, hat man im Mittelalter versucht, Wissensbestände in ihrem notwendigen Umfang festzulegen und dabei zu bestimmen, welche Werke dazu gelesen werden mussten. Eine dieser Festlegungen ergibt sich aus den genannten divisiones philosophiae, wobei hier aber keine konkreten Texte aufgeführt werden. Eine andere sind für die klerikalen Bildungsstätten die so genannten Accessus ad Auctores, in denen die wichtigsten Schriftsteller bio-bibliographisch behandelt werden, und drittens nennen auch die Curricula der Universitäten die in den einzelnen Fakultäten durchzunehmenden Werke und Autoren. Eine aufschlussreiche Quelle für die Frage, was an einem konkreten Ort an Wissen vorhanden war, bieten schließlich auch die mittelalterlichen Bibliotheksverzeichnisse, die sich hauptsächlich für die Kloster- und Universitätsbibliotheken, in wenigen Fällen auch für Privatpersonen erhalten haben. Die Accessus ad Auctores (‹Weg[e] zum Autor›) führen in die Bildungswelt der Klöster und Domschulen. Der älteste Vertreter der Gattung aus dem . Jahrhundert ist anonym und stammt vielleicht aus dem Kloster Tegernsee. Es geht um eine Einführung in die im Trivium gelesenen antiken Werke, wobei Autoren behandelt werden, darunter Homer, Ovid, dem der größte Raum eingeräumt wird, Cicero und Boethius. Die Zahl der in den Accessus ad Auctores und in vergleichbare Kompendien der Schullektüre aufgenommenen Schriftsteller nimmt im Weiteren immer mehr zu. Thierry XX
von Chartres (ca. –), Leiter der Domschule in Chartres, schreibt in seinem Heptateuchon, einem Studienbuch der Artes liberales, fast Werke aus, wobei die Dialektik mit Schriften von Aristoteles und Boethius den größten Teil ausmacht, während die Musik mit Boethius und die Astronomie mit drei Werken von Hygin (Poeticon Astronomicon) und Ptolemaeus (Canon, Tabulae astronomicae) nur marginal vertreten sind. Einen vergleichbaren Textbestand nennt auch Honorius Augustodunensis in seinem Buch über die Unwissenheit als Exil der Seele und ihrer Heimat, der Weisheit (De animae exilio et patria alias de artibus), wobei der Weg zu ihrer Heimat über die artes führe, die Geometrie lerne man durch die Weltkarte des Arat (wohl Aratos von Soloi, . Jh. v. Chr., Phainomena), die Musik durch Boethius und die Astronomie durch Hygin. Der in Bamberg als Rektor der Domschule tätige Hugo von Trimberg (ca. –) nennt in seinem Registrum multorum auctorum schon Autoren, die er in die drei Kategorien der ethici maiores (darunter Vergil, Ovid, Horaz, aber auch mit dem Macer ein Kräuterbuch), katholici maiores und ethici minores (Bücher für die Schulanfänger, darunter Fabelsammlungen von Aesop und Avianus sowie das allegorisierende Tierbuch Physiologus und ein Buch über die Edelsteine Lapidarius) aufteilt; jede Gruppe ist wieder geteilt in ältere und zeitgenössische Autoren. Einen exemplarischen Blick auf die Zunahme des Wissenbestandes im Zuge der Rezeption der arabisch-griechischen Wissenschaft erlaubt eine Übersetzungsliste des . Jahrhunderts. Sie stammt von den Schülern Gerhards von Cremona (ca. –) und verzeichnet Werke, die dieser in Toledo aus dem Arabischen übertragen hatte. Darunter sind in der Dialektik die Analytica posteriora des Aristoteles, in der Geometrie die ‹Fünfzehn Bücher über die Elemente› des Euklid, in der Astronomie der Almagest des Ptolemaeus, in der Naturkunde die Physica, De coeli et mundi, De causis proprietatum et elementorum, De generatione et corruptione sowie De meteorologica des Aristoteles. Allein im Bereich der Medizin hat Gerhard Werke übersetzt, wobei sich neben zentralen Werken Galens auch der Almansor des Rhazes und der Canon des Avicenna be nden. Beide werden im Folgenden zu den wichtigsten Lehrbüchern der Medizin im Mittelalter. Nicht unwichtig ist auch, dass Gerhard vier geomantische Werke übertragen hat, die sich mit der Zukunftsvorhersage aufgrund
von zufällig gesetzten Standpunkten beschäftigen. Da in der arabischen Wissenschaftsauffassung solche mantischen Prognosetechniken der Naturwissenschaft zugerechnet werden (wie es dann auch Dominicus Gundissalinus in seiner Divisio philosophiae übernimmt), gehören Magie und Mantik von nun an zum Studienprogramm der artistischen Fakultät, obwohl sie zur gleichen Zeit von der Kirche im Sinne der augustinisch-thomistischen Dämonenpakttheorie als superstitiös verboten werden. Das nun zur Verfügung stehende Textcorpus griechischen und arabischen Wissens bestimmt in den folgenden Jahrhunderten die Curricula der artistischen und medizinischen Universitäten. Das Artes-Studium beschäftigt sich hauptsächlich mit den logischen, naturkundlichen, ethischen und metaphysischen Schriften des Aristoteles, außerdem in der Astronomie mit der um in Paris entstandenen Einführung in die Astronomie (De sphaera oder sphaera materialis) des Johannes de Sacrobosco, in der Arithmetik mit dessen Algorismus, in der Geometrie mit den Elementen des Euklid, in der Musik mit der Musica des Johannes de Muris (frühes . Jahrhundert) sowie in der Grammatik mit dem Doctrinale des Alexander de Villa Dei. In der Medizin ist das Grundlagenwerk die articella, die wohl im . Jahrhundert in Salerno übersetzt und zusammengestellt wurde und aus sechs griechischarabischen Texten besteht: der Isagoge in artem parvam des Johannitius († ), dem Liber tegni Galens († ) mit dem Kommentar des arabischen Mediziners Haly Abbas († ), den Aphorismen und den Prognostiken des Hippokrates (./. Jh. v. Chr.), zwei zentralen Werken des griechischen ‹Corpus Hippocraticum›, und schließlich dem Liber de urinis des Theophilus und dem Pulstraktat des Philaretus, zwei byzantinischen Werken aus dem . Jahrhundert. Dazu kommen als umfassendes Lehrbuch der schon genannte Canon des Avicenna, das im . Jahrhundert in Salerno geschriebene Antidotarium Nicolai für die Arzneimittelkunde sowie die chirurgischen Schriften des salernitanischen Arztes Roger Frugardi aus dem . Jahrhundert und des Pariser Chirurgen Lanfranc aus dem Jahr . Die immense Zunahme des Wissens seit dem . Jahrhundert spiegelt sich auch in den Bibliotheksbeständen. Als typisches Beispiel sei das Benediktinerkloster St. Emmeram in Regensburg genannt: besitzt es Ende des . Jahrhunderts unter insgesamt Werken Schriften der Artes liberales, vier Rechtsbücher und ein medizinisches Buch,
so hat sich der Bestand Jahre später insgesamt zwar nur auf Werke etwas mehr als verdoppelt, der Anteil der Artes liberales hat sich aber überproportional mit Schriften vervierfacht, wobei nun die logischen und die naturkundlichen Schriften des Aristoteles überwiegen. Die nochmals Jahre später, im Jahr , der Universität Erfurt gestiftete Privatbibliothek des Mediziners Amplonius Rating de Berka (/–), dessen Sammlung in ihrem Umfang unter den zeitgenössischen Privatsammlungen allerdings die Ausnahme ist, wies unter insgesamt Codices Handschriften zur Grammatik, zur Poetrie, zur Logik, zur Rhetorik, zur Mathematik, zur Naturphilosophie, zur Metaphysik und zur Moralphilosophie auf; da jede Handschrift mehrere Schriften enthielt, beträgt die Anzahl der jeweiligen Werke ein Vielfaches. Neben diesen Buchbeständen in Klöstern und Universitäten erlaubt schließlich der private Buchbesitz adliger und bürgerlicher Laien einen Einblick in die dort vorhandenen Wissensbestände. Auch hier mögen einige repräsentative Beispiele genügen. Graf Wilhelm von Öttingen besaß unter Handschriften neben zahlreichen Gebetbüchern, Rechtstexten und literarischen Werken ein lateinisch-deutsches Vokabular, drei Arzneibücher, zwei Anleitungen zur Schießpulverherstellung und drei Schriften zur Falken- und Habichtjagd. Der Nürnberger Patrizier Hans Tetzel vermachte seinen Söhnen Handschriften, in der Mehrzahl ebenfalls Gebetbücher, daneben aber auch drei Arzneibücher, ein astronomisches Werk, zwei Rechenbüchlein und eine Rhetorik, wye man allerlei brieff machen und schreiben sol. V. Wissensvermittelndes Schrifttum in deutscher Sprache
Die letzten Beispiele haben schon auf das wissensvermittelnde Schrifttum in deutscher Sprache geführt: Medizin, Astronomie, Rechenbücher und Rhetorik entstammen zwar dem Wissensbereich von Kloster und Universität, sind aber hier für laikale Zwecke übersetzend adaptiert und eingerichtet; Jagd, Schießpulverherstellung und Kaufmannschaft dagegen gehören zu adligen oder bürgerlichen Wissensbeständen, die ursprünglich mündlich vermittelt wurden und nun in die Schriftlichkeit nden. Das gesamte deutschsprachige Wissensschrifttum lässt sich in diese beiden XXI
Gruppen einordnen, wobei allerdings insgesamt die Zahl der überlieferten Werke, verglichen mit dem lateinischen Schrifttum, gering ist. Überschlägig sind Werke der deutschen Wissensliteratur bis erhalten, wobei hierunter auch Kleinsttexte wie etwa Rezepte gezählt werden. Etwa % davon sind im . Jahrhundert entstanden, % im . Jahrhundert und die restlichen % in den Jahrhunderten von bis . Dies spiegelt sowohl die Entwicklung der Handschriftenproduktion im Mittelalter wider, die ja im Spätmittelalter einen ungeheuren Schub erlebt, verdankt sich aber auch einer generellen, geradezu explosionsartigen Zunahme der Textproduktion insgesamt. Diese beruht einerseits eben auf den Möglichkeiten von preiswerterem Beschreibstoff und handwerksmäßigen Vervielfältigungsverfahren, ist aber andererseits auch Folge von einem starken Bedürfnis nach schriftlicher Wissensvermittlung in zunehmend größeren Bereichen aller gesellschaftlicher Schichten. Genauere Zahlen lassen sich für die Druckproduktion gewinnen. Den rund wissensvermittelnden Drucken der Inkunabelzeit in lateinischer Sprache stehen deutschsprachige Werke gegenüber. Den größten Einzelanteil bei den lateinischen Werken hat die Medizin mit etwa %, die Fächer des universitären Curriculums der ArtesFakultät machen zusammen weitere % aus. Dies ist auch nicht anders zu erwarten, da in der Frühzeit des Buchdrucks solche Werke in den Druck gebracht wurden, die als Fachbücher der Schule und der Universität einen sicheren Absatz versprachen. Der Rest verteilt sich auf enzyklopädische Werke, Kriegslehre, Magie, Haushaltslehre, Ackerbau, Baukunst und sonstiges. Bei den deutschsprachigen wissensvermittelnden Texten ist das Verhältnis anders. Dort machen mit Drucken kleinere prognostische oder kalendarische Texte mehr als die Hälfte aus, gefolgt von Kleindrucken zu Pest und Syphilis. In gleicher Zahl sind weitere Werke zur Medizin erschienen; deutschsprachige Texte aus den Artes liberales haben dagegen nur einen Anteil von ungefähr %. Mehr als % der deutschsprachigen wissensvermittelnden Drucke stammen dagegen aus den Bereichen Kriegslehre, Magie, Haushalt, Ackerbau, Baukunst sowie Tier- und Jagdkunde. Aufschlussreich ist weiterhin, dass der Großteil der deutschsprachigen Drucke direkt oder indirekt auf lateinischen Vorlagen beruht; XXII
nur Drucke aus den Bereichen Haushalt, Baukunst, Tiere und Jagd sowie Reise haben gar keine Vorlage oder aber Vorlagen in anderen Volkssprachen. Begründet werden kann diese starke Abhängigkeit des deutschsprachigen wissensvermittelnden Schrifttums von lateinischen Wissensdiskursen, zumindest was die Drucke der Inkunabelzeit betrifft, zum einen wiederum mit der sicheren Kalkulierbarkeit der Absatzzahlen: Was sich auf Lateinisch gut verkauft, wird auch bei einem deutschsprachigen laikalen Publikum gute Marktchancen haben. Zum anderen reagiert der Großteil der Drucke, also die Prognostiken sowie die Pest- und Syphilisschriften, auf elementare Bedürfnisse der Zukunftserwartung und der großen zeitgenössischen Gesundheitsbedrohungen: Das Wissen dazu wird aber in den lateinischen Diskursen der Astronomie und der Medizin entwickelt. Drittens schließlich bilden die Drucke eine Auswahl aus der gesamten volkssprachlichen Wissensliteratur insofern, als sie eine breitere Rezipientenschicht voraussetzen. Bei Auflagen zwischen und Exemplaren muss ein größeres Interesse an den Texten vorhanden sein. Gerade dies schließt aber viele Werke der sonstigen deutschen Wissensliteratur für den Druck aus, weil es sich dabei häu g um Texte für einen eng umgrenzten Adressatenkreis gehandelt hat. Dieser Sachverhalt soll hier abschließend in chronologischer Folge dargestellt werden. Die ältesten wissensvermittelnden Texte in deutscher Sprache sind eigentlich keine Texte, sondern Wörterverzeichnisse und -erklärungen. Sie stammen aus dem klerikalen Bildungsbereich des Triviums und dienen dem Verständnis des Lateinischen. Es handelt sich dabei um Vokabularien wie den Abrogans (ca. , Bischofshof Freising), seine Bearbeitung Samanunga (. Jh., Regensburg), den Vocabularius Sancti Galli (. Jh., Kloster Murbach) oder um Glossensammlungen wie die Kasseler Glossen (. Jh., Regensburg?). Im Kontext des klösterlichen Schulunterrichts sind auch die Übersetzungen Notkers III. von St. Gallen (ca. –) aus dem Bereich der Rhetorik, Dialektik, Arithmetik und Musik entstanden; Notker übertrug die einschlägigen Werke des Boethius, fügte in lateinische Schriften althochdeutsche Beispielsätze ein und übersetzte die Schrift des Martianus Capella zu den Artes liberales. Aus der wenig ausgebildeten frühmittelalterlichen Klostermedizin sind zwei Rezepte erhalten, die vor in eine Handschrift
des Klosters Fulda eingetragen wurden (Basler Rezepte). Ab dem . Jahrhundert bilden sich kleinere Rezeptsammlungen (‹Rezeptare›) heraus, die aus verschiedensten antiken und frühmittelalterlichen Vorlagen Heilrezepte in deutscher Sprache zusammenstellen (Arzenîbuoch Ipocratis; Innsbrucker Arzneibuch; Bartholomäus). Wahrscheinlich ebenfalls im Umfeld des Klosters, vielleicht aber auch für einen Laienarzt, ist um die erste Übersetzung des Macer oridus entstanden, eines in Hexametern abgefassten Lehrbuchs über die Heilkräuter, in dem schon die salernitanische Übersetzung des antiken Dioscurides durch Constantinus Africanus verarbeitet ist. Aus der lateinischen Regimina-Literatur, die Vorschriften zur Gesundheitsvorsorge enthält, sind zwölf Hexameter mit Anweisungen für jeden Monat am Ende des . Jahrhunderts bei den Augustiner-Chorfrauen in Seckau übersetzt worden (Grazer Monatsregeln). Bei all diesen und anderen deutschsprachigen Wissenstexten der Artes liberales und der Medizin aus den Klöstern handelt es sich um Kleintexte, die neben der grundsätzlich in Latein abgefassten Literatur nur einen verschwindend kleinen Raum einnehmen und für den Unterricht oder den praktischen Gebrauch gedacht waren. In diesen Zusammenhang ordnet sich auch die älteste Beschreibung der Erde in deutscher Sprache ein (Merigarto, ‹der vom Meer umgürtete Erdkreis›, um ), die in einem Kloster (Utrecht?) oder an einem Bischofshof (Passau?) verfasst wurde und zur quadrivialen Geometrie gehört, die sich in der augustinisch-cassiodorischen Tradition vor der Rezeption Euklids vornehmlich mit der Geographie beschäftigte. Ebenfalls im Kloster verschriftlicht, aber wohl aus laikaler mündlicher Tradition stammend, wurden während des gesamten Frühmittelalters magische Beschwörungs- und Heilformeln zwischen lateinische Texte als ‹Füllsel› in Handschriften eingetragen (z. B. Abdinghofer Blutsegen, Lorscher Bienensegen, Merseburger Zaubersprüche). Aus dem . Jahrhundert nden sich nur wenige wissensvermittelnde Texte in deutscher Sprache. Einer der wichtigsten ist das Arzneibuch Ortolfs von Baierland, der um in den Diensten des Würzburger Domkapitels wirkte und (städtischer?) Chirurgus war. Aus seinen Quellen ist erkennbar, dass er in der Hauptsache die lateinischen Medizinschriften der Salernitaner Schule, aber auch schon Werke aus der Toledaner Übersetzerschule benutzte; damit stand er auf der Höhe des medizinischen
Fachwissens seiner Zeit, das er für den nicht studierten Wundarzt zugänglich machen wollte. Andere Übersetzungen von Texten aus Salerno entstehen zur gleichen Zeit (Liber iste, dt.; Deutsches salernitanisches Arzneibuch). Ihr Gebrauchsraum ist das Apothekenwesen oder die Tätigkeit des Laienarztes. Die volkssprachliche Medizin löst sich also aus dem Umkreis des Klosters. Eine Rezeption der neuen Wissensbestände der arabisch-griechischen Texte in der Volkssprache ndet außerhalb der Medizin im . Jahrhundert nur sehr vereinzelt statt. Die Wissenssystematiken werden nicht übersetzt, es nden sich nur ein Ordo scientiarum mit deutscher Übersetzung (Versus de materia, ne et ordine scientiarum omnium) und eine Bearbeitung der artes mechanicae-Reihung aus dem Didascalicon Hugos von St. Victor (Die sieben Eigenkünste); beide stammen allerdings erst aus dem . Jahrhundert. Das Secretum Secretorum, eine arabische Textkompilation aus medizinischen und fürstenspiegelartigen Teilen, wurde mit ihrem medizinischen Abschnitt, der Epistula Aristotelis ad Alexandrum de diaeta conservanda, um in Toledo in das Lateinische und dann, zuerst Anfang oder Mitte des . Jahrhunderts, mehrfach ins Deutsche übertragen; die naturkundlichen Schriften des Aristoteles und der Almagest des Ptolemaeus wurden in der Natuurkunde van het Geheedal (nach ?) verarbeitet. Andere naturkundliche und astronomische Werke insbesondere der Pariser Artes-Fakultät fanden erst im . Jahrhundert einen Übersetzer. Konrad von Megenberg (–), der in Paris den Grad eines magister artium erworben hatte und zuerst in Wien an der Stephansschule, seit an der Regensburger Domschule unterrichtete, übersetzte für seine Schüler das Einführungswerk der universitären Astronomie, die Sphaera mundi des Johannes de Sacrobosco, sowie den Liber de natura rerum des Thomas von Cantimpré; letzteren erweiterte er mit Übersetzungen unter anderem aus dem Canon des Avicenna und Schriften des Albertus Magnus. übertrug der Dominikaner Arnold von Freiburg das astronomische Standardwerk des Alkabitius in der Übersetzung des Johannes von Toledo ins Deutsche. An diesen wenigen Übersetzungen des arabisch-griechischen Wissensstoffs im . und frühen . Jahrhundert außerhalb der Medizin wird zweierlei deutlich: Das gesamte Wissen des Corpus Toletanum und der frühen Universitäten ist nach wie vor eine Angelegenheit der Gelehrten und braucht deshalb nicht in die Volkssprache übertragen zu werden, und wo dies innerhalb XXIII
des deutschen Raums dennoch geschieht, ist der Gebrauchsraum nach wie vor der Unterricht an der Domschule oder dem Kloster. Anders sieht es mit deutschen Wissenstexten außerhalb von Universität und Schule aus. Schon um / wurde für Herzog Heinrich den Löwen von dessen Kapellanen der Elucidarius des Honorius Augustodunensis übersetzt und erweitert (Lucidarius). Die von Honorius als Lehrbuch für den Klerus geschriebene Enzyklopädie wechselt so den Adressatenkreis. Ebenfalls aus dem Umkreis eines Hofs stammt die Rossarznei Meister Albrants, der Schmied und Marstaller Kaiser Friedrichs II. war. Der Text ist aus der Praxis entstanden und bietet so ein frühes Beispiel für die Verschriftlichung einer ursprünglich mündlich tradierten kunst. Gleiches gilt für das vor entstandene Pelzbuch Gottfrieds von Franken, der Wein- und Gartenbautechniken anhand von antiken und mittelalterlichen schriftlichen Quellen, aber auch aus eigener Anschauung beschrieb. Obwohl der Text ursprünglich in Latein abgefasst worden war (und in Klöstern rezipiert wurde), hatte er eine größere Wirkung erst in seinen verschiedenen deutschen Übersetzungen. Aufschlussreich für diese Verschriftlichung einer mündlichen kunst ist, dass die schriftlichen Quellen nur den Rahmen geben, in den die eigentlichen Informationen eingebettet sind. Teile dieser Informationen hat der Autor vielleicht auf persönlichem Wege von einem anderen Experten der Landwirtschaft, dem so genannten Meister Richard, erhalten. Im ausgehenden . und im . Jahrhundert differenzieren sich Texttraditionen und Gebrauchsräume immer mehr. Angesichts der immens wachsenden Zahl der wissensvermittelnden deutschsprachigen Texte kann darauf nicht im Einzelnen eingegangen werden; es soll aber versucht werden, zumindest einige Entwicklungslinien zu skizzieren. Den größten Anteil haben die Übersetzungen aus der medizinischen Fachliteratur: Übertragen werden zur Gänze oder in Auszügen aus dem Corpus Salernitanum das Regimen sanitatis Salernitanum (Everhard van Wampen, u. ö.), das Antidotarium Nicolai und die Roger-Glossen (Jan Bertrand), der Circa instans (Petroneller Kräuterbuch), De diaetis particularibus des Isaak Iudaeus (Valentin Swende), die Secreta mulierum der Trotula (Johannes Hartlieb), aus dem Corpus Toletanum der Canon Avicennas (Konrad von Eichstätt), der Thesaurus pauperum des Petrus Hispanus, das siebte Buch über die Chirurgie aus XXIV
dem Almansor des Rhazes (Marquard von Stadtkyll), aus der französischen Medizin der Liber de vinis des Arnald von Villanova (Wilhelm von Hirnkhofen), die Chirurgie des Bartholomäus von Montfort, das Lilium Medicinae des Bernhard von Gordon (Jodocus von Prag), die Chirurgia parva und die Chirurgia magna des Lanfrancus (Konrad Braem; Jonghe Lanfranc), die Chirurgia des Guy de Chauliac (Konrad Schreck; Hans Minner; Buch von alten Schäden) und aus der italienischen Medizin der Branntweintraktat des Taddeo Alderotti, das Antidotarium des Bartholomäus de Montagna, die Chirurgia des Bruno von Longoburgo, die Chirurgia des Wilhelm von Saliceto. Allen Übersetzungen ist gemeinsam, dass es sich bei den Regimina, Antidotarien und Chirurgien um Texte der angewandten Medizin handelt; die theoretischen Werke der Medizin werden dagegen nicht übersetzt. Zusammen mit den weiteren volkssprachlichen Kräuterbüchern und Wundarzneien, die aus der medizinischen Praxis stammen, entsteht so im Spätmittelalter ein breites Corpus von anwendungsorientierten Texten der Medizin, die auch von dem nicht universitär ausgebildeten Wundarzt, dem Bader oder dem Laien benutzt werden können. In diesem Gebrauchszusammenhang sind auch die zahlreichen medizinischen Klein- und Kleinsttexte wie Consilia und Rezepte zu sehen, die einen nicht geringen Anteil an der deutschsprachigen medizinischen Literatur des Spätmittelalters haben. Unter diesen sind es wiederum die Pestrezepte und -traktate, die nach den ersten Pestzügen seit bis in den Buchdruck immer wieder neu geschrieben und aufgelegt werden. Ein weiterer breiter Rezeptionsstrom aus dem Corpus Toletanum und aus dem universitären Wissensstoff wird von der Astronomie gespeist, wobei aufgrund der arabischen Wissenstradition auch die Zukunftsvorhersage aus den Sternen zur Astronomie gehört. Auf die Übersetzung des Tractatus de sphaera durch Konrad von Megenberg wurde schon hingewiesen, drei weitere Übersetzungen folgen nach. Der Liber introductorius des Michael Scotus, Astrologe am Hof Kaiser Friedrichs II., wurde mehrfach übersetzt, ebenso der Astronomiae tractatus Guido Bonattis sowie das Astrolabium planum, das auf dem grundlegenden astronomischen Werk Introductorium magnum des Albumasar basiert. Der Liber Alfadol, ein arabisches Losbuch mit astrologischem Hintergrund, fungierte direkt oder indirekt als Grundlage zahlreicher deutscher Losbücher (Konrad Bollstatter). Für alle astronomischen
Übersetzungen gilt das gleiche, was schon für die medizinischen Texte festgestellt wurde: Sie dienten der praktischen Anwendung der astrologischen Zukunftsvorhersage; infolgedessen haben auch hier prognostische Kleintexte wie Neujahrsprognosen, Almanache und Kalender den größten Anteil. Für die Schule war der dritte große Bereich der deutschen Wissensliteratur gedacht. Hier nden sich Grammatiken mit Interlinearglossierung (Grammatellus) und Übersetzung (Donat von Conrad Bücklin), Übersetzungen von Übungstexten wie den Disticha Catonis oder Zusammenstellungen für den Unterricht (Samuel Karoch, Peter von Zirn). Aus dem Rhetorikunterricht und für den Briefverkehr stammen Rhetoriken (Friedrich von Nürnberg, Heinrich Geßler, Christoph Huber, Friedrich Riedrer), Memorieranleitungen (Johannes Hartlieb, Meister Heinricus, Nicolaus Italicus) sowie Briefsteller und Formularbücher (Bernhard Hirschvelder, Ulrich Klenegker). Schließlich ist auch noch eine große Zahl von lateinischdeutschen Vokabularien anzuführen. Quadriviale Texte wurden, sieht man von den für andere Zwecke gedachten astronomischen Schriften ab, kaum übersetzt. Einige wenige Lehrschriften der Musik, die allerdings für die Praxis, etwa für den Choralgesang (Lehre vom Chorgesang), gedacht waren, und eine Reihe von Rechenbüchern wurden geschrieben. Nur wenige haben noch mit der Arithmetik und Geometrie des Quadriviums zu tun (Deutsche Algebra; J. Widmann von Eger), die meisten waren praxisorientiert. Die Bandbreite reicht dabei von geometrisch orientierten Baumeisterbüchern (M. Roritzer) über Anleitungen zur Berechnung der Harnischteile (Stechhelm) bis zu Handbüchern kaufmännischen Rechnens (Bamberger Rechenbuch, Trienter Algorismus, U. Wagner). Handelte es sich hierbei um die Vermittlung schulischen Wissens, das in der Praxis der jeweiligen Berufe angewendet und entsprechend modi ziert wurde, so bildeten mehrere Berufe bzw. Tätigkeiten eine eigene Fachliteratur heraus, die das bislang mündlich tradierte Wissen verschriftlichten. Dies sind zum einen Kochbücher, wo nach dem ältesten Exemplar im . Jahrhundert (Buoch von guoter spîse) eine Reihe von Rezeptsammlungen im . Jahrhundert geschrieben und auch gedruckt wurden, Maler- und Färberbücher, Jagd- und Fischbücher sowie Tier- und Rossarzneien. Zum anderen wurde ausgangs des . und im . Jahrhundert nun auch militärisches Wissen
kodi ziert, das in den Zeiten zuvor nur mündlich weitergegeben wurde. Das einzige im Mittelalter bekannte Lehrbuch des Krieges, die spätantike Epitoma rei militaris des Vegetius, wurde bis zum Ende des . Jahrhunderts allerdings im Kontext der Fürstenspiegelunterweisung gelesen, wo sie einen Bereich der politica abdeckte. Auch ihre ersten Übersetzungen im . Jahrhundert wurden in diesem Zusammenhang angefertigt. Die veränderte Kriegsführung des Spätmittelalters, insbesondere die zunehmende Wichtigkeit der Infanterie, die von den Hussiten übernommene Wagenburgtechnik und vor allem die Er ndung und Verbreitung des Schießpulvers, führten zu entsprechenden Verschriftlichungen von strategischem, taktischem und kriegstechnischem Wissen. Der neue Beruf des Büchsenmeisters entwickelte mit den Büchsenmeister- und Feuerwerksbüchern eine eigene Fachliteratur. Nur indirekt in diesem Zusammenhang zu sehen sind die Lehren des Fechten und Ringens, bei denen es sich zwar ursprünglich um einen Teil der ritterlichen Kampfkunst gehandelt hatte, die aber im . Jahrhundert als adlig-hö sche und als bürgerliche Körperübung unterrichtet und verschriftlicht wurden. Zwei weitere Wissensbereiche sind schließlich noch zu nennen, bei denen universitäre Wissenstradition und Verschriftlichung der kunst der damit befassten Personengruppe in besonderer Weise zusammenwirkten. Die Alchemie gehört bei Dominicus Gundissalinus zu der scientia naturalis als Teil der philosophia theorica. Er re ektiert damit die arabische Tradition, in der in der Rezeption griechischer Texte ein breites Schrifttum alchemistischen Wissens entstanden ist (Turba philosophorum, Corpus Gabirianum). Auch dieses Schrifttum ist, hauptsächlich in Toledo, ins Lateinische übersetzt worden (Geber latinus u. a.), welches dann im . Jahrhundert verdeutscht wurde. Gleichzeitig ist aber eine Reihe von Schriften angefertigt worden, in denen man experimentelles Wissen der alchemistischen Praxis niederschrieb (Buch der Heiligen Dreifaltigkeit, Alchemey). Ähnliches gilt für Magie und Mantik: Auch diese Wissensbereiche wurden im arabischen Wissenssystem der scientia naturalis zugeordnet, wobei noch hinzukommt, dass viele ihrer Verfahren auf astronomisch-astrologischen Grundlagen beruhen sollten. Zahlreiche Texte der Magie und Mantik wurden daher ebenfalls in Toledo (das deshalb im Mittelalter den Ruf einer Zauberschule erhielt) übersetzt. Anders als bei der XXV
Alchemie kommt aber hinzu, dass die einschlägigen Verfahren seit der Spätantike unter kirchlichem Superstitionenverdacht standen, was eine Übersetzung in das Deutsche fast unmöglich machte. Von den zahlreichen lateinischen Texten sind daher nur wenige übertragen worden, vor allem aber jene, die wie die Mondwahrsagebücher (Lunare) oder die Losbücher einen astrologischen Hintergrund für sich reklamieren konnten (Geomantie, Chiromantie). Den Bereich schriftlicher Tradition und mündlicher Zauber- und Wahrsagepraxis brachte nur Johannes Hartlieb in seinem Buch aller verbotenen Künste zusammen, das allerdings aus kirchlicher Verdachtsperspektive nur beschrieb, nicht anleitete. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das wissensvermittelnde Schrifttum des Mittelalters in deutscher Sprache vornehmlich ein Phänomen des . und . Jahrhunderts ist. Was vorher geschrieben wurde, lehnte sich als Übersetzung oder Übersetzungshilfe eng an den Unterricht der Artes liberales im Kloster an und diente im Wesentlichen dazu, an die Zielsprache Latein heranzuführen. Auch andere, meistens kurze und kürzeste Texte entstammen dem Bereich klösterlichen Wissens, so etwa die heilkundlichen Schriften. Da das Kloster neben der Domschule der einzige Ort früher Literalität war, nden sich dort auch die eher zufällig verschriftlichten Zeugnisse oral vermittelten Wissens wie Heilssegen oder Zaubersprüche. Noch im . und . Jahrhundert musste der gebildete Kleriker als Vermittler von Wissen in laikale Gebrauchsräume fungieren, wie es die Übersetzung des Elucidarius für den wel schen Hof zeigt. Gleichzeitig ist aber auch schon eine neue Tendenz feststellbar: Fachwissen von künsten, das bis dahin in mündlichen Lehr- und Lernsituationen erworben und weitergegeben wurde, wird für den Hof oder für andere interessierte Laien in Handbüchern niedergeschrieben. Das gelehrt-universitäre Wissen insbesondere der Medizin und der Astronomie macht die Hauptmenge des deutschsprachigen Wissensschrifttums im Spätmittelalter aus. Was die Rezipienten interessiert, sind aber nicht ihre theoretischen Teile im Sinne des scientia-Begriffs von Dominicus Gundissalinus, sondern ihre anwendungsorientierte Nutzbarmachung im Sinne seines operatio-Begriffs: Rezepte, Gesundheitsvorsorge und -wiederherstellung sowie prognostische Texte sind XXVI
in der Mehrzahl. Daneben nimmt die Kodi zierung oral tradierten Wissens einzelner künste und listen einen immer größeren Raum ein; der Grund dafür ist nicht nur die allgemeine Verschriftlichungstendenz der Zeit, sondern für die wissensvermittelnde Literatur offensichtlich auch das Bedürfnis und die Notwendigkeit, das bislang in mündlichen Lehr- und Lernsituationen weitergegebene Wissen schriftlich zu sichern. Vielleicht in diesem Zusammenhang ist auch das deutschsprachige Rechtsschrifttum zu sehen. Anders als das lateinische Recht, das auf römische und kirchliche Gesetzgebung zurückgeht und an der Universität gelehrt wurde, fand das volkssprachliche Rechtsleben im Medium der Mündlichkeit statt. Erst im . Jahrhundert wurden die Rechtsnormen in der deutschen Sprache aufgezeichnet, so im Sachsenspiegel (um /) und im Schwabenspiegel (um ); im Spätmittelalter kamen umfangreiche Kodi zierungen der städtischen Rechtspraxis in Form von Stadtrechtsbüchern hinzu. Schließlich soll noch auf einen Bereich der wissensvermittelnden Literatur in deutscher Sprache hingewiesen werden, der aufgrund seines hybriden Charakters hier nicht ausführlicher behandelt wurde, gleichwohl aber Wissensbestände im oben dargelegten Sinne vorstellt. Gemeint sind diejenigen Werke, die aufgrund ihrer literarischen Form, die von einer schlichten Versi zierung bis zu einer komplexen narrativen Einbettung reichen kann, in der Forschung zur deutschen wissensvermittelnden Literatur nicht berücksichtigt, sondern eher der Literatur im engeren Sinne zugerechnet werden. Das Wissen kann dabei den artes liberales entstammen, wie etwa in den Sprüchen Heinrichs von Mügeln zur Astrononomie oder Kosmologie, dem Fastnachtspiel Hans Rosenplüts (Die sieben freien Künste und die Liebe) oder den Kalendergedichten Oswalds von Wolkenstein (Cisioanus), oder auch aus dem Bereich der navigatio (Oswald von Wolkenstein, var heng und lass) oder der Medizin (Hans Folz, Bäderbüchlein). Ein anderer großer Wissensbereich ist derjenige der philosophia practica, deren Darstellung in den lateinischen Fürstenspiegeln auch zu deutschen Übersetzungen (z. B. Johannes von Vippach, Katharina divina) und zu eigenständigen Werken (Wernher von Elmendorf) geführt hat und der in Teilen (Lehre vom Haushaben) oder als Ganzes auch in literarischen Werken verarbeitet und dargeboten worden ist. Prominentestes Beispiel dafür ist der Ring Heinrich Wittenwilers. Mit diesen Werken
ist ein Bereich des Wissensschrifttums in deutscher Sprache zu fassen, der zwischen denjenigen Schriften, die dezidiert und ausschließlich Wissen vermitteln wollen, und jenen Werken anzusiedeln ist, die Wissbares im umfassenden kulturwissenschaftlichen Sinn enthalten. Die Frage, ob in diesem Bereich die Vermittlung von Wissens oder dessen literarische Präsentation im Vordergrund stehen, ist allerdings nicht immer eindeutig zu beantworten und für jeden Text neu zu stellen.
Auswahlbibliographie (in chronologischer Folge) Lynn Thorndike: A History of Magic and Experimental Science. Bd. –. The rst thirteen centuries. Bd. –. Fourteenth and fteenth centuries. New York –. Hastings Rashdall: The Universities of Europe in the Middle Ages. A new edition in three volumes. Hg. v. F. M. Powicke/A. B. Emden. Oxford (Erstdruck ). Arnold C. Klebs: Incunabula Scienti ca et Medica (Osiris IV, I). Bruges . Lynn Thorndike/Pearl Kibre: A Catalogue of Incipits of Mediaeval Scienti c Writings in Latin (The Mediaeval Academy of America Publications ). Revised and augmented edition. Cambridge . Edward Grant: A Source Book in Medieval Science. Cambridge .
David C. Lindberg: Von Babylon bis Bestiarium. Die Anfänge des abendländischen Wissens. Stuttgart/Weimar . William Crossgrove: Die deutsche Sachliteratur des Mittelalters (Germanistische Lehrbuchsammlung ). Bern u. a. . Ingrid Cramer-Ruegenberg/Andreas Speer (Hg.): ‹Scientia› und ‹Ars› im Hoch- und Spätmittelalter. Berlin/New York . Martin Kintzinger/Sönke Lorenz/Michael Walter (Hg.): Schule und Schüler im Mittelalter. Beiträge zur europäischen Bildungsgeschichte des . bis . Jahrhunderts (Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte ). Köln/Weimar/Wien . Martin Kintzinger: Wissen wird Macht. Bildung im Mittelalter. Darmstadt . Karen Gloy: Von der Weisheit zur Wissenschaft. Eine Genealogie und Typologie der Wissensformen. Freiburg/München . Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner (unter Mitarbeit von Gundolf Keil und Helga Haage-Naber): Deutsche Fachliteratur der Artes in Mittelalter und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin . Frank Fürbeth: Selektion und Transformation. Formen des Wissenstransfers von lateinischen zu deutschsprachigen Diskursen des Spätmittelalters. In: Translationes. Dekontextualisierung und Rekontextualisierung in vormoderner Literatur. Hg. v. Sabine Seelbach/Alexander Schwarz. (Daphnis , –). Amsterdam/New York , S. –.
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ABKÜRZUNGS- UND SIGLENVERZEICHNIS ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS a.a.O. Abb. Abh. Abt. ahd. Akad. allg. Anm. Anz. Arch. as. AT Au . Ausg.
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bairisch Band, Bände bearbeitet, Bearbeiter(in), Bearbeitung begründet Beiheft(e) Beitrag, Beiträge Bericht(e) besonders Bibliothek, Bibliothèque Bibliographie Biographie Blatt, Blätter Bayerische Staatsbibliothek, München
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Einf. eingel. erg. Erg.-Bd. Erl., erl. erw.
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f., ff. Faks. fol. Fragm., fragm. Frankfurt/M. Frankfurt/O. Freiburg i. Br. FS
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gedr. germ. Ges. Gesch., -gesch.
gedruckt germanisch Gesellschaft Geschichte, -geschichte
H. HAB
hist. Hs., Hss. hsl.
Heft(e) Herzog August-Bibliothek, Wolfenbüttel Handbuch herausgegeben, Herausgeber(in) historisch Handschrift, Handschriften handschriftlich
Inst.
Institut
Jb., Jbb. Jg. Jh.
Jahrbuch, Jahrbücher Jahrgang Jahrhundert
Hb. hg., Hg.
Chron. Clm Cod., Codd. Cpg
Codex germanicus monacensis Chronik(en) Codex latinus monacensis Codex, Codices Codex palatinus germanicus
d. Ä. d. J. ders. dies. Diss. dt. durchges.
der Ältere der Jüngere derselbe dieselbe(n) Dissertation deutsch durchgesehen
Kap. Kat. kgl. Kl. Komm., komm. krit. Kt.
Kapitel Katalog königlich Klasse Kommentar, kommentiert kritisch Kanton
ebd. ed. ehem.
ebenda edited ehemalig, ehemals
lat. LB Lex.
lateinisch Landesbibliothek Lexikon XXIX
Lfg. Lit. LMB
Lieferung Literatur Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel
MA, ma. masch. mhd. Mitt. mlat. mnd. mndl. Ms(s).
Mittelalter, mittelalterlich maschinenschriftlich mittelhochdeutsch Mitteilungen mittellateinisch mittelniederdeutsch mittelniederländisch Manuskript(e)
Nachdr. Nachw. nd. ndl. Neudr. NF nhd. Nr. NS
Nachdruck Nachwort niederdeutsch niederländisch Neudruck Neue Folge neuhochdeutsch Nummer Neue Serie, Nova Series, Nuova Serie. Neues Testament
NT o. J. o. O. o. O. u. J. o. S. obd. ÖNB österr.
ohne Jahr ohne Ort ohne Ort und Jahr ohne Signatur oberdeutsch Österreichische Nationalbibliothek, Wien österreichisch
Pap. Perg. phil. philol. Publ.
Papier Pergament philosophisch philologisch Publikation(en), publication(s)
Red. Reg. rev. RUB
Redaktion, Redakteur(in) Register revidiert, revised Reclams UniversalBibliothek
S.
Seite(n)
XXX
Sb. SBB Schr. Ser. Slg. sog. Sp. StB StLB Str. StUB
Suppl. SuStB
Sitzungsbericht(e) Staatsbibliothek zu Berlin Schrift(en) Serie, series Sammlung(en) sogenannt Spalte(n) Stadtbibliothek Stadt- und Landesbibliothek Strophe(n) Stadt- und Universitätsbibliothek Studien Staats- und Universitätsbibliothek Supplement Staats- und Stadtbibliothek
Tf. Tl., Tle.
Tafel(n) Teil, Teile
u. a. u. d. T. UB überarb. Überl., überl. übers. ULB Univ. Unters.
und andere, unter anderem unter dem Titel Universitätsbibliothek überarbeitet Überlieferung, überliefert übersetzt Universitäts- und Landesbibliothek Universität Untersuchung(en)
V. v. Ver. verb. verm. Veröff. Verz. vollst. Vorw.
Vers(e) von Verein verbessert vermehrt Veröffentlichung(en) Verzeichnis vollständig Vorwort
Wb. Wiss.
Wörterbuch Wissenschaft(en)
Z. ZB zit. Zs.
Zeile(n) Zentralbibliothek zitiert Zeitschrift
Stud. SUB
SIGLENVERZEICHNIS ABäG ADB
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AfK AH
ATB BB
BBKL
BdK BHL Bibl.dt.Nat.-Lit.
BMA
De Boor/Newald
Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik. Amsterdam ff. Allgemeine deutsche Biographie. Hg. durch die Historische Commission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bde., Leipzig – Anzeiger für deutsches Altertum und deutsche Literatur (beigeheftet der ZfdA). Leipzig u. a. – Archiv für Kulturgeschichte Analecta Hymnica Medii Aevi. Hg. v. C. Blume, G. M. Dreves (und H. M. Bannister). Bde., –. Nachdr. . Register hg. v. M. Lütolf. Bde., Altdeutsche Textbibliothek, ff, ff. Bayerische Bibl. Texte aus zwölf. Jh. Hg. v. Hans Pörnbacher und Benno Hubensteiner. Bde., München – Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon. Begr. und hg. v. Friedrich Wilhelm Bautz. Fortgeführt v. Traugott Bautz. Hamm (später Herzberg, Nordhausen) ff. Bibliothek deutscher Klassiker. Frankfurt/M. Bibliotheca hagiographica latina. Bde., Brüssel –. Suppl.-Bd. Bibliothek der gesamten deutschen National-Literatur von der ältesten bis auf die neueste Zeit Bibliothek des Mittelalters. Texte und Übersetzungen. Deutscher Klassiker-Verlag, ff. Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart. Begr. v.
Brunhölzl
CCCM CCSL Chron.dt.St.
Cramer
CSEL
DA DACL
DHGE
Dict. Spir.
DMA
DTM DU
Helmut de Boor und Richard Newald. ff. Franz Brunhölzl: Geschichte der lat. Lit. des MA. Bd. –, München und Corpus Christianorum, Continuatio Mediaevalis. Turnhout ff. Corpus Christianorum, Series Latina. Turnhout ff. Die Chroniken der deutschen Städte. Hg. v. der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. – Thomas Cramer (Hg.): Die kleineren Liederdichter des . und . Jahrhunderts. Bde., München – Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum. Wien u. a. ff. Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Dictionnaire d’archéologie chrétienne et de liturgie. Hg. v. Fernand Cabrol u. a. Paris ff. Dictionnaire d’histoire et de géographie ecclésiastiques. Hg. v. Alfred Baudrillart u. a. Paris ff. Dictionnaire de spiritualité ascétique et mystique. Doctrine et histoire. Fondé par M. Viller ... Bde., Paris – Dictionary of the Middle Ages. Hg. v. Joseph R. Strayer. Bd. –, New York –. Suppl. , . Deutsche Texte des Mittelalters, ff. Der Deutschunterricht. Beiträge zu seiner Praxis und wissenschaftlichen Grundlegung. Seelze / ff. XXXI
DVjs
Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. Stuttgart/ Weimar ff.
HMS
Ehrismann
Gustav Ehrismann: Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters. Bde. München – Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung. Begr. v. Kurt Ranke. Hg. v. Rolf Wilhelm Brednich und Hermann Bausinger. Berlin/New York ff. Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. In Verbindung mit Gereon Wolters hg. v. Jürgen Mittelstraß. Bde., Stuttgart/ Weimar /. ., neu bearb. und wesentlich erg. Au . In Verbindung mit Martin Carrier hg. v. Jürgen Mittelstraß. Stuttgart/ Weimar ff. Euphorion. Zeitschrift für Literaturgeschichte. Heidelberg ff.
HRG
EM
Enz Phil Wiss
Euph.
JOWG
Jahrbuch der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft. Marbach/N. u. a. ff.
Killy
Literatur-Lexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Hg. v. Walther Killy. Bd. –. Gütersloh/ München –. ., vollständig überarb. Au . u.d.T. Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. Hg. v. Wilhelm Kühlmann. Bd. –. Berlin/New York bzw. Boston –. Jacob Klingner/Ludger Lieb: Handbuch Minnereden. Mit Beiträgen von Iulia-Emilia Doroban˛tu, Stefan Matter, Martin Muschik, Melitta Rheinheimer und Clara Strijbosch. Bde., Berlin/ Boston . Kindlers Neues LiteraturLexikon. Hg. v. Walter Jens. Bde., München – Carl von Kraus: Dt. Liederdichter des . Jh. Bd. : Text. . Bd. : Komm. besorgt v. H. Kuhn. . ., v. Gisela Kornrumpf durchges. Au . Bde., Tübingen
Klingner/Lieb GAG GRM GW
HBLS HLS
XXXII
Göppinger Arbeiten zur Germanistik, ff. Germanisch-Romanische Monatsschrift. Heidelberg ff. Gesamtkatalog der Wiegendrucke. Bd.–, hg. v. der Kommission für den Gesamtkatalog der Wiegendrucke. Leipzig –. Bd., ff. hg. v. der Deutschen Staatsbibliothek zu Berlin. Stuttgart u. a. ff. Historisches Biographisches Lexikon der Schweiz. Bde., Neuenburg – Historisches Lexikon der Schweiz. Hg. v. der Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz. Basel ff.
Minnesinger. Ges. und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Tle. in Bdn. –. Neudr. Leipzig Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. Hg. v. Adalbert Erler und Ekkehard Kaufmann, Bd. zusätzlich v. Dieter Werkmüller. Bde., Berlin –. ., völlig überarb. und erw. Au . Hg. v. Albrecht Cordes, Heiner Lück und Dieter Werkmüller. Berlin ff.
KNLL Kraus LD
LACL
Lexikon der antiken christlichen Literatur. Hg. v. Siegmar Döpp u. a. ., vollstän-
LCI LexMA LexthW
LGB
Liliencron
Litterae LThK
Manitius
MarLex
MF
dig neu bearb. und erw. Au . Freiburg u. a. Lexikon der christlichen Ikonographie. Bde., Rom u. a. – Lexikon des Mittelalters. Bde., München/Zürich – Lexikon der theologischen Werke. Hg. v. Michael Eckert, Eilert Herms, Bernd Jochen Hilberath und Eberhard Jüngel. Stuttgart . Lexikon des gesamten Buchwesens. ., völlig neu bearb. Augl. Hg. v. Severin Corsten u. a. Stuttgart ff. Rochus von Liliencron: Die historischen Volkslieder der Deutschen. Bde., und Nachtrag. Leipzig –. Neudr. Hildesheim Litterae. Göppinger Beiträge zur Textgeschichte. Göppingen ff. Lexikon für Theologie und Kirche. Begr. v. Michael Buchberger. ., völlig neu bearb. Au . Hg. v. Josef Höfer und Karl Rahner. Bde., Freiburg i. Br. –. ., völlig neu bearb. Au . Hg. v. Walter Kasper mit Konrad Baumgartner, Horst Bürkle, Klaus Ganzer, Karl Kertelge, Wilhelm Korff und Peter Walter. Bde., Freiburg i. Br. u. a. –. Max Manitius: Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. Tle., München – Marienlexikon. Hg. v. Remigius Bäumer und Leo Scheffczyk. Bde., St. Ottilien –. Des Minnesangs Frühling. Unter Benutzung der Ausgaben von Karl Lachmann und Moriz Haupt, Friedrich Vogt und Carl von Kraus bearb. v. Hugo Moser und
Helmut Tervooren. Bde., Stuttgart (Bd. : Texte. ). MGG Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. Hg. v. Friedrich Blume. Bde., Kassel/ Basel –. ., neu bearb. Ausg. Hg. v. Ludwig Finscher. Bde., Registerbände, Supplement. Kassel u. a. –. MGH Monumenta Germaniae Historica. Hannover/Leipzig ff. Auct. ant. Auctores antiquissimi Briefe d. dt. Die Briefe der deutschen Kaiserzeit Kaiserzeit Capit. Capitularia regum Francorum Capit. episc. Capitula episcoporum Conc. Concilia Const. Constitutiones Dt. Chron. Deutsche Chroniken DD Diplomata Epp. saec. XIII Epistolae saeculi XIII Ep. (sel.) Epistolae selectae Fontes iuris Fontes iuris Germanici antiqui in usum scholarum separatim editi Fontes iuris NS Fontes iuris Germanici antiqui, Nova series Ldl Libelli de lite imperatorum et ponti cum Libri mem. Libri memoriales Libri mem. NS Libri memoriales et Necrologia, Nova series LL Leges LL nat. Germ. Leges nationum Germanicarum Necr. Necrologia Germaniae Poetae Poetae Latini medii aevi Quellen zur Quellen zur GeistesgeschichGeistesgesch. te des Mittelalters SS Scriptores SS rer. Germ. Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi SS rer. Germ. Scriptores rerum GermaniNS carum, Nova series SS rer. Lang. Scriptores rerum Langobardicarum XXXIII
SS rer. Merov. Staatsschriften MIÖG
MMS MTU
NDB
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PBB (Halle)
PBB (Tüb.)
PG
Phil.Stud.u.Qu. PL
RAC
XXXIV
Scriptores rerum Merovingicarum Staatsschriften des späteren Mittelalters Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung (–: MÖIG) Münstersche MittelalterSchriften. München ff. Münchner Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters. Hg. v. der Kommission für deutsche Literatur des Mittelalters der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, ff.
RDK
RGA
RGG
Neue Deutsche Biographie. Hg. v. der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin ff. Niederdeutsches Jahrbuch. Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung. Neumünster ff. Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur (Pauls und Braunes Beiträge), Halle ff. Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur (Pauls und Braunes Beiträge), Tübingen ff. Patrologia Graeca. Hg. J.-P. Migne. Bde., Paris – Philologische Studien und Quellen, Berlin ff. Patrologia Latina. Hg. J.-P. Migne. Bde., Registerbände, Paris –. Reallexikon für Antike und Christentum. Sachwörterbuch zur Auseinandersetzung des Christentums mit der antiken Welt. Hg. v. Theodor Klauser u. a. Stuttgart ff.
RheinVjbl. RL
RLW
Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte. Hg. vom Zentralinstitut für Kunstgeschichte München. München ff. Reallexikon der germanischen Altertumskunde. ., völlig neu bearb. u. stark erw. Au . Hg. v. H. Beck u. a. Berlin, New York ff. Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. ., völlig neu bearb. Au . Hg. v. Kurt Galling in Gemeinschaft mit Hans Frhr. von Campenhausen, Erich Dinkler, Gerhard Gloege und Knud E. Løgstrup. Bde., Registerband. Tübingen –. Religion in Geschichte und Gegenwart. ., völlig neu bearb. Au . Hg. v. Hans Dieter Betz, Don S. Browning, Bernd Janowski und Eberhard Jüngel. Bde., Registerband. Tübingen –. Rheinische Vierteljahrsblätter Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. Hg. v. Paul Merker und Wolfgang Stammler. Bde. Berlin –. Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. . Au . Bde. –, hg. v. Werner Kohlschmidt und Wolfgang Mohr. Berlin –. Bd. hg. v. Klaus Kanzog und Achim Masser. Berlin . Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. Hg. v. Klaus Weimar (Bd. I), Harald Fricke (Bd. II), Jan-Dirk Müller (Bd. III). Berlin/New York –.
RSM
Repertorium der Sangsprüche und Meisterlieder des . bis . Jahrhunderts. Hg. v. Horst Brunner und Burghart Wachinger. Bde, Registerbände, Tübingen –.
Ueberweg
Grundriß der Geschichte der Philosophie. Begr. v. Friedrich Ueberweg. Neubearb. Ausg. Basel ff.
VL
Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Begr. v. Wolfgang Stammler. Fortgeführt v. Karl Langosch. ., völlig neu bearb. Au . hg. v. Kurt Ruh zusammen mit Gundolf Keil, Werner Schröder, Burghart Wachinger und Franz Josef Worstbrock. Ab Bd. hg. v. Burghart Wachinger. Bde., Berlin/New York –. Franco Volpi (Hg.): Großes Werklexikon der Philosophie. Bde., Stuttgart .
Schulthess/Imbach Peter Schulthess/Ruedi Imbach: Die Philosophie im lateinischen Mittelalter. Ein Handbuch mit einem biobibliographischen Repertorium. Zürich u. a. . Tervooren
TRE
TspMA TTG Tusculum-Lex.
Helmut Tervooren: Bibliographie zum Minnesang und zu den Dichtern aus «Minnesangs Frühling». Berlin . Theologische Realenzyklopädie. Hg. v. Gerhard Krause (bis Bd. ) und Gerhard Müller in Gemeinschaft mit Horst Balz u. a. Bde., Berlin/New York –. Texte des späten Mittelalters. Berlin ff. Texte und Textgeschichte. Würzburger Forschungen. Tübingen ff. Wolfgang Buchwald/Armin Hohlweg/Otto Prinz: Tusculum-Lex. griechischer und lat. Autoren des Altertums und des MA. ., neu bearb. und erw. Au . Darmstadt .
Volpi
WdF Wimmer/Melzer
ZfdA
ZfdPh
Wege der Forschung. Darmstadt ff. Otto Wimmer/Hartmann Melzer: Lexikon der Namen und Heiligen. Bearb. und erg. v. Josef Gelmi. ., verb. und erg. Au . Innsbruck/ Wien . Zeitschrift für deutsches Altertum (und deutsche Literatur). Stuttgart ff. Zeitschrift für deutsche Philologie. Berlin ff.
XXXV
BÜCHER DES AT UND NT Abkürzungen der biblischen Bücher nach der Neuen Jerusalemer Bibel
ORDENSBEZEICHNUNGEN OCarm OCart OCist OEDSA OESA OFM
Ordo Carmelitarum Ordo Cartusiensis Ordo Cisterciensis Ordo Fratrum Eremitarum Discalceatorum S. Augustini Ordo Fratrum Eremitarum S. Augustini Ordo Fratrum Minorum
OFMCap OMin OP OPraem OSA OSB
Ordo Fratrum Minorum Capuccinorum Ordo Minorum Ordo Fratrum Praedicatorum Ordo Praemonstratensis Ordo Sancti Augustini Ordo Sancti Benedicti
VERFASSER-SIGLEN AB BJ CF CL ChL DB FF IM KP
XXXVI
Alexander Brungs Bruno Jahn Christoph Fasbender Christian Lieberwirth Christina Lechtermann Dörthe Buchhester Frank Fürbeth Irina Merten Katharina Philipowski
KR LAD MM MMü RW SJ UT VZ
Konrad Reinhold Lars-Arne Dannenberg Mike Malm Mario Müller Rainer Welle Sylvia Jurchen Uwe Tresp Volker Zapf
Abrogans deutsch Abrogans deutsch (früher: Keronisches Glossar). – Ahd. Übersetzung eines lat.-lat. Wörterbuchs, etwa Mitte . Jh. Das alphabetisch geordnete Glossar hat seinen Namen vom ersten lat. Lemma («abrogans / humilis – dheomodi / samfmoati» – [demütig / sanftmütig]). Der dt. A., der als ältestes Denkmal dt. Sprache in Buchform gilt, ist im Wesentlichen in drei Handschriften überliefert, wobei «K und Ra [...] auf eine gemeinsame Vorlage zurück[gehen], die wiederum zusammen mit Pa den Archetypus konstituiert» (Splett , S. ). Die lat. Vorlage war seinerseits eine Kompilation aus lat. Glossaren (vgl. besonders Abba-Glossar, Abavus minor, Affatim-Glossar, zweites Erfurter Glossar). Der dt. A. ist wohl im obd. Sprachgebiet abgefasst worden, vielleicht im Zusammenhang der irisch-angelsächsischen Mission (vgl. Kralik, Wissmann, Splett). Baeseckes These, nach der der lat. A. aus der Lombardei nach Bayern gekommen sei und in Freising unter Aufsicht bzw. Mitarbeit von → Arbeo übersetzt worden sei, ist überholt. Glossiert sind nicht nur die lat. Lemmata, sondern auch die lat. Interpretamente. Die Übersetzung ist häu g fehlerhaft. Wieviele Übersetzer beteiligt waren, ist unklar. Der Anordnung des lat.ahd. Glossar in Kolumnen in Pa (dreispaltig; bricht kurz vor dem Ende des Buchstabens I ab) und Ra (zweispaltig; eine verbessernde und stark kürzende Bearbeitung) steht eine fortlaufende Niederschrift in K (ohne Kolumnen) gegenüber. Während in Pa interlinear glossiert wird, stehen in K und Ra die ahd. Wörter neben den lateinischen (in Ra vereinzelt zusätzliche Interlinearglossen). Der dt. A. enthält Wörter in . Belegen; rund Wörter sind nur im A. nachweisbar (zur lexikographischen Aufarbeitung des Wortschatzes vgl. Splett ). Es lassen sich Glossierungstechniken unterscheiden (Splett , S. f.). Sowohl die Überschrift «Incipiunt closas ex nouvo et ueteris testamenti» als auch der hohe Anteil an Bibelglossen weisen darauf hin, dass der A. als texterklärendes Wörterbuch zum besseren Verständnis der Bibel einzustufen ist («sekundäres Bibelglossar», Splett u. ö.). Da die Mehrzahl der lat. und ahd. Lemmata nicht in der Normalform aufgeführt werden, sondern in der Regel die Wortform bewahrt, handelt es sich beim A. nicht um einen textproduzierenden Wörterbuchtyp. Eine verkürzende Bearbeitung des A. ist die vermutlich um entstandene → Samanunga worto.
Mitte . Jh. Ü: Pa: Paris, Bibl. Nationale, Ms. lat. , r–v (Perg., Anfang . Jh., bair. mit alemannischen Ein üssen, mehrere Schreiber, wahrscheinlich in Regensburg entstanden [vgl. Splett , S. ]). – K: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. , p. – (früher fälschlich als «Keronisches Glossar» bezeichnet; Perg., noch Ende . Jh., alemannisch bzw. «alemannisch mit fränkischen Besonderheiten» [Splett , S. ], etwa Schreiber, Schreibort: südwestdt. Schreibprovinz, nicht St. Gallen [Löffler, S. f.]). – Ra: Karlsruhe, LB, Cod. Aug. CXI, r–r (Perg., frühes . Jh., alemannisch mit bair. Einschlag, ein Schreiber, Korrekturen durch eine zweite Hand der ersten Hälfte des . Jh.). – Nicht zur Hauptüberlieferung gehört z. B. Prag, Nationalbibl., Cod. XXIII.E. [früher Fürstl. Lobkowitzsche Bibl., Cod. ], r–v (Perg., Provenienz: Prämonstratenserkloster Weißenau; Palimpsest: . Jh., reskribiert Anfang . Jh.). Vgl. Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bearb. v. Rolf Bergmann und Stefanie Stricker unter Mitarbeit von Yvonne Goldammer und Claudia Wich-Reif. Berlin/New York , Bd. , S. – (Nr. ); Bd. , S. – (Nr. ); Bd. , S. – (Nr. ). – http://www. handschriftencensus.de/werke/. A: Zwei zu Paris und Karlsruhe be ndliche Hss. einer großen Glossenslg. des ten Jh. In: Diutiska. Denkmäler dt. Sprache und Lit. [...]. Bd. . Hg. v. Eberhard Gottlieb Graff. Stuttgart/ Tübingen (Nachdr. Hildesheim/New York ) S. – (Pa und Ra). – Denkmahle des MA. St. Gallen’s altteutsche Sprachschaetze. Gesammelt und hg. v. Heinrich Hattemer. Bd. . St. Gallen –, S. – (K). – Die ahd. Glossen. Gesammelt und bearb. v. Elias Steinmeyer und Eduard Sievers. Bd. . Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. –, (Pa, K, Ra; mit ‹Samanunga›). – Georg Baesecke (Hg.): Der dt. A. Text *ab (ATB ). Halle (Saale) (Text und Rekonstruktion des Archetypus für den Anfangsteil). – Altdt. Texte. Ausgewählt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig , S. f. (Auszug). – Bayerische Bibl. Texte aus zwölf Jahrhunderten. Bd. . MA und Humanismus. Ausgewählt und eingel. von Hans Pörnbacher. München , S. (Auszug). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgeführt v. Karl Helm. . Au . bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. Tübingen , S. f. (nach Baesecke, Aus
Mitte . Jh. zug). – Ahd. Lit. Mit altnd. Textbeispielen. Auswahl mit Übertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. ., überarb. und erw. Au . Berlin , S. f. (K, Teilausg.). – Ahd. Lit. Eine kommentierte Anthologie. Ahd./Nhd., Altnd./Nhd. Übers., hg. und komm. v. Stephan Müller (RUB ). Stuttgart , S. – (K, erste Seite). Faksimiles: Pa: Lichtdrucke nach ahd. Hss. Codd. Par. Lat. , S. Gall. , CXI, Jun. , Lobcow. . Hg. v. G. Baesecke. Halle (Saale) , S. – (Bl. r–v). – K: Bischof/Duft/Sonderegger (s. o.) Bd. . – Die ältesten dt. SprachDenkmäler in Lichtdrucken hg. von M[agda] Ennecerus. Frankfurt/M. , Tf. . – G. Eis: Altdt. Hss. (s. o.) S. , Tf. – (= S. –). – Hanns Fischer: Schrifttafeln zum ahd. Lesebuch. Tübingen , Tf. (= S. –). – Die ‹A.›-Hs. der Stiftsbibl. St. Gallen. Das älteste dt. Buch. Im Facs. hg. und beschrieben von Bernhard Bischoff, Johannes Duft und Stefan Sondergger. Mit Transkription des Glossars und des ahd. Anh. von S. Sonderegger. Bde. St. Gallen . – Die Sprache Deutsch. Eine Ausstellung des Dt. Hist. Museums Berlin. Hg. v. Heidemarie Anderlik/Katja Kaiser. Dresden , S. (= S. f.). – http://www.e-codices.unifr.ch/de/ list/one/csg/. – Ra: urn:nbn:de:bsz:–. Ü: Schlosser (s. Ausg.) S. f. – Müller (s. Ausg.) S. , L: Jochen Splett, VL () Sp. –; () Sp. (überarbeitet wieder in: Ahd. und as. Lit. Hg. v. Rolf Bergmann. Berlin/Boston , S. –). – De Boor/Newald () S. –. – R. Bergmann: A. In: LexMA () Sp. . – Claudia Händl/Red., Killy () S. f. – Rudolf Kögel: Ueber das Keronische Glossar. Stud. zur ahd. Grammatik. Halle . – Ders.: Von den Murbacher denkmälern und zum Keronischen glossar. In: PBB () S. –. – Friedrich Kauffmann: Das Keronische glossar. Seine stellung in der gesch. der ahd. orthographie. In: ZfdPh () S. –. – J. Stalzer: Zu den hrabanisch-keronischen Glossen. In: Στρωματεῖς. Grazer Festgabe zur . Versammlung dt. Philologen und Schulmänner. Graz , S. –. – Otto Schenck: Zum Wortschatz des Keronischen Glossars. Diss. Heidelberg . – Karl Löffler: Die Sankt Galler Schreibschule in der . Haelfte des . Jh. In: Palaeographia Latina () S. –. – Georg Baesecke: Der dt. A. und die Herkunft des
Abrogans deutsch dt. Schrifttums. Halle (Saale) (Nachdr. Hildesheim/New York ) (mit älterer Lit.; vgl. dazu: Dietrich von Kralik, Dt. Literaturzeitung. Wochenschr. für Kritik der internationalen Wiss. [= Folge , Jg. ] [] Sp. –). – G. Baesecke: Die Sprache des Dt. A. In: PBB () S, – (revidierter Abdruck in: Ders.: Kleinere Schr. zur ahd. Sprache und Lit. Hg. und mit einem Nachw. versehen von Werner Schröder. Bern/ München , S. –). – Ders.: Über die verschollene Hälfte von Pa. In: Festgabe, Philipp Strauch zum . Geburtstage [...]. Hg. v. dems./ Ferdinand Joseph Schneider (Hermaea ). Halle (Saale) , S. –. – Werner Betz: Der Einuß des Lat. auf den ahd. Sprachschatz. I. Der A. (Germ. Bibl. Abt. , Unters. und Texte ). Heidelberg . – Elisabeth Karg-Gasterstädt: Zum Wortschatz des A. In: Altdt. Wort und Wortkunstwerk. Georg Baesecke zum . Geburtstage . Januar . Halle (Saale) , S. –. – Kurt Albers: Der lat. Wortschatz des A. Diss. Münster . – Wilhelm Wissmann: Zum A. In: Fragen und Forschungen im Bereich und Umkreis der germ. Philologie. Festgabe für Theodor Frings zum . Geburtstag, . Juli . Hg. v. E. KargGasterstädt/Johannes Erben (Veröff. des Inst. für dt. Sprache und Lit. ). Berlin , S. –. – Bernhard Bischoff: Die südostdt. Schreibschulen und Bibliotheken in der Karolingerzeit. Tl. . Die bayrischen Diözesen. ., durchgesehene Au . Wiesbaden . – Ursula Daab: Die Affatimglossen des Glossars Jc und der Dt. A. In: PBB (Tüb.) () S. –. – W. Wissmann: Die Bildungen auf -lih von Partizipien und der A. In: FS Ulrich Pretzel. Hg. v. Werner Simon/Wolfgang Bachofer/Wolfgang Dittmann. Berlin , S. –. – U. Daab: Zur ahd. Glossierung des A. (ab). In: PBB () S. –. – Mettke (s. Ausg.) S. . – B. Bischoff: Paläographische Fragen dt. Denkmäler der Karolingerzeit. In: Frühma. Stud. () S. – (revidiert wieder in: Ders.: Ma. Studien. Ausgewählte Aufsätze zur Schriftkunde und Literaturgesch. Bd. . Stuttgart , S. –). – Gerhard Köbler: Verz. der Übersetzungsgleichungen von A. und Samanunga (Göttinger Stud. zur Rechtsgesch. Sonderbd. ). Göttingen u. a. . – Franz Wälti: Die Wortsippen ‹Quedan›/‹Quiti› und ‹Sprehhan›/‹Sprâhha› in A. und Samanunga (Germanistica Friburgensia ). Freiburg . – J. Splett: Textkritisches zum A. In:
Aethicus (Ister) Leuvense Bijdragen () S. –. – Ders.: A.Studien. Komm. zum ältesten dt. Wb. Wiesbaden (Bibliogr. S. XIII–XXVII). – Eda Morlicchio: L’«A.». Analisi contrastiva lessicale latino – antico alto tedesco. In: Linguistica contrastiva () S. –. – J. Splett: Zur Frage der Zweckbestimmung des A. In: Collectanea Philologica. FS Helmut Gipper. Hg. v. Günther Heintz/Peter Schmitter. Bd. (Saecvla spiritalia ). BadenBaden , S. –. – Hans Schwarz: Prä xbildungen im dt. A. Analyse und Systematik (GAG ). Göppingen . – J. Splett: Arbeo von Freising, der dt. A. und die bair.-langobardischen Beziehungen im . Jh. In: Die transalpinen Verbindungen der Bayern, Alemannen und Franken bis zum . Jh. Hg. v. Helmut Beumann/ Werner Schröder (Nationes ). Sigmaringen , S. –. – J. Splett: Der A. und das Einsetzen ahd. Schriftlichkeit im . Jh. In: Typen der Ethnogenese unter besonderer Berücksichtigung der Bayern. Tl. . Hg. v. Herwig Wolfram/Walter Pohl (Österr. Akad. der Wiss., Phil.-Hist. Kl.: Denkschr. /Veröff. der Kommission für Frühmittelalterforschung ). Wien , S. –. – Rudolf Schützeichel: Addenda und Corrigenda zum ahd. Wortschatz. In: Ders.: Addenda und Corrigenda (III) zum ahd. Wortschatz. Mit Beitr. von Rolf Bergmann u. a. (Stud. zum Ahd. ). Göttingen , S. –, hier S. –. – Eduard Studer: A. .–. In: Verborum amor. Stud. zur Gesch. und Kunst der dt. Sprache. FS Stefan Sonderegger. Hg. v. Harald Burger u. a. Berlin/New York , S. –. – Michael Gebhardt: Ahd. «cotinc» «Der gottesfürchtige Mann»? Gedanken zu einer neuen Interpretation einer ‹A.›-Glosse. In: Annali dell’Istituto Universitario Orientale di Napoli. Sezione Germanica () S. –. – Albrecht Classen: A. In: German Writers and Works of the Early Middle Ages: –. Hg. v. Will Hasty/James Hardin (Dictionary of Literary Biography ). New York u. a. , S. –. – Willy Sanders: Zu ahd. ‹lenka› ‹die Linke› im ‹A.›. In: Lingua Germanica. Stud. zur dt. Philologie. Jochen Splett zum . Geburtstag. Hg. v. Eva Schmitsdorf u. a. Münster u. a. , S. –. – J. Splett: Fachsprachliche Phänomene im ‹A.›. In: Fachsprachen. Ein internationales Hb. zur Fachsprachenforschung und Terminologiewissenschaft. Languages for Special Purposes [...]. Hg. v. Lothar Hoffmann u. a. . Halbbd. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswiss. ,). Berlin/New York ,
. Hälfte . Jh. S. –. – Helmut Birkhan: Gesch. der altdt. Lit. im Licht ausgewählter Texte. Tl. I: Ahd. und as. Lit. (Edition Praesens Studienbücher ). Wien , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – J. Splett: Das ‹A.›-Glossar. In: Die ahd. und as. Glossographie. Ein Hb. Hg. v. Rolf Bergmann/Stefanie Stricker. Bd. . Berlin/ New York , S. –. – Burkhard Schaeder: Der A. und die Anfänge der deutschsprachigen Lexikographie. In: Germanica Wratislaviensia () S. –. – Lorenzo Lozzi Gallo: Über die Bedeutung des Wortes pulleohti im dt. ‹A.›. In: ZfdPh () S. –. BJ Aethicus (Ister). – Fiktiver Autor einer Kosmographie. A. erscheint in der Überlieferung als Autor einer lat. Cosmographia, die Kosmographie und Reisebeschreibung verbindet. Der Text ist in zahlreichen Handschriften und Fragmenten ab der zweiten Hälfte des . Jh. erhalten. Laut einer Angabe im Titel des Werks wurde es von A. zunächst in griechischer Sprache verfasst. Danach habe der heilige → Hieronymus es in die lat. Sprache übersetzt und den Text bearbeitet. A. selbst wird als vornehmer Heide und Philhellene dargestellt. Die neuere Forschung geht hierbei allerdings von einer Autorund Herausgeber ktion aus. Wahrscheinlich existierte A. nicht und Hieronymus war an der Redaktion der Cosmographia nicht beteiligt. Vielmehr nimmt man eine Entstehung des Werks im . Jh. an. Die Datierung beruht auf Indizien im Text sowie erschlossenen Quellen des Verfassers. In der Cosmographia werden Ereignisse bis erwähnt; spätere historische Bezüge sind unsicher. Nach einer These wurde das Werk von dem verstorbenen Virgil von Salzburg im Zuge des Antipoden-Kon ikts mit → Bonifatius geschrieben. Dies gilt jedoch als widerlegt. Mittlerweile geht die Forschung von einer Abfassung der Cosmographia bald nach aus. Dies ist aus der Benutzung fränkischer Geschichtsquellen zu erschließen, die dem Verfasser also in einer gutsortierten Bibliothek zur Verfügung gestanden haben müssen. Möglicherweise lebte der Autor zuerst im fränkischen Reich, später in Irland, England und Bobbio. Verschiedentlich hat die Forschung aufgrund
. Hälfte . Jh. von Angaben im Text eine Herkunft A.s aus Istrien angenommen. Deshalb wird A. oft mit einen entsprechenden Beinamen versehen. Den Anfang der Cosmographia bildet eine an der Genesis orientierte Kosmogonie. Darauf folgt ein kosmographischer Teil. Diesem zufolge propagierte A. die Vorstellung von der Erde als einer Scheibe, die von Himmel und Hölle eingefasst wird. Danach nimmt der Text den Charakter einer Reisebeschreibung an, die ausführlich A.s angebliche Fahrten schildert. Diese reichen von Europa (u. a. Irland, Spanien) bis zum Kaukasus und zu den Toren des Himmels. A. habe im hohen Norden den Acheron erreicht und im tiefsten Süden die Geburt der Winde gesehen. Er habe mit Philosophen diskutiert und ihnen Rätsel gestellt, die sie nicht zu lösen vermochten. Auch sei er Amazonen, Sirenen und anderen mythologischen Gestalten begegnet. Der geographische Teil der Cosmographia enthält außerdem harsche Urteile über die Iren und ein Kapitel über Schiffe. Am Ende steht ein FantasieAlphabet aus Zeichen. Die Cosmographia ist primär in lat. Sprache geschrieben, enthält aber auch griechische Wörter und griechisch-lat. Hybridformen. Griechische Zitate sind nicht im Text enthalten. Auch diese Tatsache lässt einen ursprünglich griechischen Originaltext als unwahrscheinlich erscheinen. Das galloromanisch gefärbte Latein des Werks wird von der Forschung als schwierig bis dunkel bewertet. Dies gilt besonders für jene Teile der Cosmographia, die als Direktübertragungen aus dem angeblichen Original präsentiert werden. Andere Stellen werden von «Hieronymus» nur paraphrasiert oder kommentiert. In diesen Passagen ahmt der Text den Stil des echten Hieronymus nach. Die HieronymusFigur der Cosmographia äußert sich differenziert über A.s Original. Bewunderung wird von ihr ebenso ausgedrückt wie Skepsis oder moralische Skrupel gegenüber A.s Schilderungen. Die letztliche Funktion dieses Spiels mit ktiven Autor- und Herausgeber guren sowie verschiedenen Textebenen ist umstritten. Die neuere Forschung hat parodistische und satirische Elemente herausgearbeitet und die Cosmographia manchmal sogar in die menippeische Tradition gestellt. Gleichzeitig zeigt der Text z. B. ein ernsthaftes Interesse seines Verfassers an Schiffs- und Bergbau sowie Waffenkunde. Didaktische oder enzyklopädische Interessen des Autors werden daher auch nicht ausgeschlossen.
Aethicus (Ister) Die Forschung hat zahlreiche Texte als Quellen der Cosmographia identi ziert, darunter die Bibel, Briefe und Bibelkommentare von Hieronymus, die Etymologiae und Sententiae des → Isidor, De spiritualis historiae gestis von Avitus, De mirabilibus s. scripturae von Augustinus Hibernicus, die Historiae contra paganos des Orosius, die Revelationes von → Pseudo-Methodius und die Res gestae Alexandri magni des Julius Valerius. Auch das Liber historiae Francorum gilt heute als Quelle des Werks. Der Anteil der fränkischen Historiographie an der Cosmographia ist jedoch nicht unumstritten. Die kosmologischen Vorstellungen im Text sind von der Forschung in die Nähe der Topographia Christiana des Cosmas Indicopleustes gerückt worden. In Deutschland wurde die Cosmographia von Hartmann → Schedel rezipiert: Er schrieb den lat. Text ab und erwähnte A. dann im dt. und lat. Liber chronicarum (jeweils r). Die Cosmographia ist in der Forschung seit dem späteren . Jh. auf verstärktes Interesse gestoßen. Sie ist nicht nur als Kosmographie im engeren Sinne erörtert worden, sondern auch als Reisebericht, literarische Fälschung oder unkonventioneller Roman. Sein Quellenreichtum und vielschichtiger Umgang mit der eigenen Fiktionalität machen das Werk bis heute interessant. Ü: Mehr als Textzeugen mit vollständigen, auszugsweisen und fragmentarischen Fassungen seit dem . Jh. – Zur Überl. vgl. Prinz (s. Ausg.) S. –. – Herren (s. Ausg.) S. –. A: Cosmographiam Aethici Istrici ab Hieronymo ex Graeco in Latinum Breviarium Redactam Secundum Codicem Lipsiensem. Hg. v. Heinrich Wuttke. Leipzig . Erw. NA . Nachdr. Hildesheim u. a. . – Aethici Istrici Cosmographia. Vergilio Salisburgensi Rectius Adscripta. Codex Leidensis Scaligeranus . Hg. v. Terence A. M. Bishop. Amsterdam (Faks.). – Die Kosmographie des Aethicus (MGH Quellen zur Geistesgesch. ). Hg. v. Otto Prinz. München . – The Cosmography of A. I. Edition, Translation, and Commentary. Hg. v. Michael W. Herren. Turnhout (lat.-engl.). Ü: Herren (s. Ausg.). L: (s. auch bei Prinz und Herren [beide s. Ausg.]). – Günter Bernt, LexMA () Sp. . – Dagmar Gottschall, VL () Sp. –. – Kurt Hillkowitz: Zur Kosmographie des A. Tle., Köln , Frankfurt/M. . –
Isidor von Sevilla Heinz Löwe: Ein literarischer Widersacher des Bonifatius. Virgil von Salzburg und die Kosmographie des A. I. Wiesbaden . – Franz Brunhölzl: Zur Kosmographie des A. In: FS Max Spindler. Hg. v. Dieter Albrecht u. a. München , S. –. – H. Löwe: Die ‹Vacetae insolae› und die Entstehungszeit der Kosmographie des A. I. In: DA () S. –. – O. Prinz: Unters. zur Überl. und zur Orthographie der Kosmographie des A. In: DA () S. –. – Hildegard L. C. Tristram: Othere, Wulfstan und der A. I. In: ZfdA () S. –. – Patrick G. Dalché: Du Nouveau sur A. I.? A Propos d’une Théorie Récente. In: Journal des Savants / () S. –. – Michael Richter: Sprachliche Unters. der Kosmographie des A. I. In: Virgil von Salzburg. Missionar und Gelehrter. Beitr. des Internationalen Symposiums vom .–. September in der Salzburger Residenz. Hg. v. Heinz Dopsch/Roswitha Juffinger. Salzburg , S. – (wieder in: Ders.: Studies in Medieval Language and Culture. Dublin , S. –). – Marina B. Smyth: Das Universum in der Kosmographie des A. I. In: Dopsch/Juffinger (s. o.), S. –. – Andrew S. Galloway: On the Medieval and Post-Medieval Collation of St. Dunstan’s A. (Leiden, Rijksuniv. Bibl. Scaliger ). In: Scriptorium () S. –. – M. W. Herren: Wozu diente die Fälschung der Kosmographie des A.? In: Lat. Kultur im VIII. Jh. Traube-Gedenkschr. Hg. v. Albert Lehner/Walter Berschin. St. Ottilien , S. –. – Michaela Zelzer: ‹Quicumque aut quilibet sapiens Aethicum aut Mantuanum legerit›. Muss der Name des Verfassers der Kosmographie wirklich in geheimnisvolles Dunkel gehüllt bleiben? In: Wiener Stud. () S. –. – Hans Schmeja: Zur Latinität des A. I. In: Latin Vulgaire, Latin Tardif . Actes du IIIe Colloque International sur le Latin Vulgaire et Tardif, Innsbruck, – Septembre . Hg. v. Maria Iliescu/Werner Marxgut. Tübingen , S. –. – Winfried Stelzer: Ein Alt-Salzburger Fragm. der Kosmographie des A. I. aus dem . Jh. In: MIÖG () S. –. – M. W. Herren: A. I. and Virgil the Grammarian. In: FS François Kerlouégan. Hg. v. Nicole Fick u. a. Paris , S. –. – Peter Dronke: Verse with Prose from Petronius to Dante. The Art and Scope of the Mixed Form. Cambridge/Mass. u. a. , S. –. – Kurt Smolak: Notizen zu A. I. In: Filologia Mediolatina () S. –. – Ian N.
. Hälfte . Jh. Wood: A. I. An Exercise in Difference. In: Grenze und Differenz im frühen MA. Hg. v. Walter Pohl/Helmut Reimitz. Wien , S. –. – M. W. Herren: The ‹Greek Element› in the ‹Cosmographia› of A. I. In: Journal of Medieval Latin () S. –. – Ders.: The ‹Cosmography› of A. I. Speculations About its Date, Provenance, and Audience. In: Nova de Veteribus. FS Gerhard Schmidt. Hg. v. Andreas Bihrer/Elisabeth Stein. München , S. –. – Hermann Walter: Mazedonien in der ‹Kosmographie› des A. Hister. In: Thetis / () S. –. – Richard M. Pollard: Lucan and A. I. In: Notes and Queries () S. –. – Danuta R. Shanzer: The ‹Cosmographia› Attributed to A. I. as ‹Philosophen-› or ‹Reiseroman›. In: Insignis Sophiae Arcator. FS M. W. Herren. Hg. v. Gernot R. Wieland u. a. Turnhout , S. –. – M. W. Herren: CruxBusting on the Danube. ‹uel Coniectanea› in ‹Cosmographiam Aethici, ut dicitur, Istri›. In: Source of Wisdom. FS Thomas D. Hill. Hg. v. Charles D. Wright. Toronto u. a. , S. –. – Ders.: Romance Elements in the Latinity of the Cosmography of A. I. In: Latin Vulgaire, Latin Tardif . Actes du VIIIe Colloque International sur le Latin Vulgaire et Tardif, Oxford, – Septembre . Hg. v. Roger Wright. Hildesheim u. a. , S. –. – Margaret Meserve: Empires of Islam in Renaissance Historical Thought. Cambridge (Mass.) u. a. , S. –, u. ö. – Ian N. Wood/George Indruszewski: An th-Century Written Source on Ships and Navigation. The ‹Cosmography of A. I.› In: Wulfstan’s Voyage. The Baltic Sea Region in the Early Viking Age as Seen from Shipboard. Hg. v. Anton Englert/Athena Trakadas. Roskilde , S. –. – Gregory Hays: Important if True. Lucan’s ‹Orpheus› and A. I. In: Notes and Queries () S. –. – M. W. Herren: The ‹Cosmography› of A. I. One More Latin Novel? In: Fictional Traces. Receptions of the Ancient Novel . Hg. v. Marília Pulquério Futre Pinheiro/Stephen J. Harrison. Groningen , S. –. MM Isidor von Sevilla (Isidorus Hispalensis), * um wahrscheinlich Cartagena oder Sevilla, † .. Sevilla. – Kirchenvater, Heiliger, Bischof, Verfasser theologischer, historischer u. a. Schriften. . Leben: I. gehörte einer ursprünglich in Cartagena ansässigen Patrizierfamilie an. Wahrscheinlich im Zuge der byzantinischen Besetzung der Stadt
. Hälfte . Jh. siedelte I.s Familie jedoch nach Sevilla um. Ob I. noch in Cartagena oder bereits am neuen Familiensitz geboren wurde, ist nicht mit Sicherheit geklärt. Aufgrund des frühen Tods seiner Eltern wurde I. von seinem älteren Bruder Leander († um /) betreut. Leander wurde Erzbischof von Sevilla, I.s jüngerer Bruder Fulgentius († ) um / Bischof von Écija und seine Schwester Florentina Nonne. I. besuchte in Sevilla die Schule und war möglicherweise Mönch. Nach Leanders Tod folgte I. ihm im Amt des Erzbischofs nach. Unter I. erfolgten u. a. Schulgründungen in Sevilla, Toledo und Saragossa. Auch stand I. den Konzilien von Sevilla () und Toledo () vor. Dort engagierte er sich etwa für eine Standardisierung der Liturgie und für einen kirchlichen Verhaltenskodex. Mit dem westgotischen König Sisebut († ) war I. als Berater verbunden. Nach seinem Tod wurde I. bald als Heiliger verehrt, aber erst kanonisiert. . Werk: I. schuf ein umfangreiches lat. Werk von großer inhaltlicher Bandbreite. Es erfasst Grammatik und Kosmologie ebenso wie Theologie und Geschichtsschreibung, streift in seinem oft enzyklopädischen Anspruch aber auch viele andere Fachgebiete, etwa Rechtswissenschaft und Medizin. I.s Schriften entstanden aus einem didaktischen Anspruch heraus, dessen Zielsetzung die Vermittlung umfassenden Wissens war. Entsprechend verarbeitete I. einen weiten Kreis antiker und christlicher Quellen. Als Grundkategorien seines Werks gelten Analogie, Etymologie, Glosse und Differenz. Die Form seiner Schriften wechselte: Neben Handbüchern schuf er u. a. Prosachroniken, Sentenzensammlungen, Traktate und Briefe. Umfang und Chronologie von I.s Werk sind jedoch nicht sicher zu bestimmen. I.s Nachlassverwalter Braulio († ), Bischof von Saragossa, verzeichnete in seiner Renotatio librorum Isidori Werke namentlich und deutete die Existenz weiterer Schriften an. Diese wurden bislang nicht vollständig identi ziert. In den Differentiae wird häu g I.s früheste Schrift vermutet. Der Text bietet ein Wörterbuch von Synonymen sowie Erläuterungen zu vor allem theologischen Begriffen. Mit Synonymen beschäftigt sich auch ein weiteres Hauptwerk I.s, die seit dem . Jh. in über Handschriften überlieferten Synonyma (auch Soliloquia, Lamentatio animae peccatricis). Im Gewand eines Dialogs zwischen Seele und Vernunft vermittelt der Text stilistische und christliche Lehren. Die Schrift zeigt Wege zu einem gottgefälligen Leben auf und präsentiert ihre
Isidor von Sevilla religiösen Inhalte zugleich in Variationen, die den Stil des Lesers erweitern sollen. Um entstand dann das Sisebut gewidmete Handbuch De natura rerum. Der als sehr kompilatorisch geltende Text behandelt chronologische, astronomische, meteorologische und geographische Themen und Phänomene – etwa Tag- und Nachtwechsel, Gewitter und Erdbeben. Das Werk ist in drei Redaktionen überliefert, deren jüngste und längste bereits fremde Einschübe enthält. Von großer Wirkung waren I.s Etymologiae (auch Origenes) von um . Das von Sisebut initiierte Werk bietet einen enzyklopädischen Überblick über die Hauptgebiete zeitgenössischen Wissens nach etymologischen Prinzipien. Erfasst werden u. a. Grammatik, Rhetorik, Medizin, Recht, Politik, Theologie und Religion, Geographie, Anthropologie, Kosmographie, Architektur, Mineralogie, Landwirtschaft, Architektur und weitere Aspekte der menschlichen Gesellschaft. Als Quellen dienten I. u. a. Maurus Servius, Gaius Julius Solinus, Cassiodorus und die Kirchenväter. Mit nahezu tausend Handschriften und Drucken blieben die Etymologiae bis über das MA hinaus ein verbreitetes Standardwerk. Mit mehr als Textzeugen ab dem . Jh. waren auch I.s Sententiae (auch De summo bono) sehr populär. Vor allem auf → Augustinus und → Gregor fußend, bietet die Schrift einen Überblick über christliche Dogmen, Ethik und Moral. I.s De ecclesiasticis officiis (auch De origine officiorum) erläutert die christliche Liturgie sowie kirchliche Ämter und Stände. De de catholica contra Iudaeos verteidigt christliche Lehren in spezieller Absetzung von der jüdischen Religion. De haeresibus bietet auf Augustinus und → Hieronymus beruhende De nitionen von Häresien. De ortu et obitu patrum porträtiert biblische Gestalten. Außerdem schuf I. mit der Regula monachorum eine Mönchsregel, die in Spanien bis ins . Jh. eine wichtige Rolle spielte. Um stellte I. seine Chronica fertig, die in nahezu hundert Handschriften tradiert ist. Die Weltchronik liegt neben der als Chronica maiora bekannten Hauptfassung auch in einer kürzeren Bearbeitung Chronica minora von vor. Hauptquelle von I.s Schrift war wahrscheinlich die Chronik des Johannes von Biclaro. Als innovativ gilt I.s Einteilung der Berichtszeitraums in sechs Weltzeitalter. Um / entstand De viris illustribus über afrikanische und spanische Autoren des . und . Jh. Das
Isidor von Sevilla Werk schließt an Verfasserkataloge von Hieronymus und Gennadius von Marseille an. Spätestens im . Jh. wurde der Text auf Kapitel erweitert. Um / schrieb I. den historischen Abriss De origine Gothorum (auch Historia de regibus Gothorum, Vandalorum et Suevorum), der auch ein einleitendes Lob Spaniens enthält. Weiterhin sind amtliche und private Briefe I.s erhalten, u. a. an Braulio, außerdem I. zugeschriebene Verse. Als unecht gelten heute mehrere, im MA durchaus verbreitete Werke wie De ordine creaturarum und Liber de numeris. . Wirkung: I.s Werke wurden zunächst in seiner spanischen Heimat intensiv tradiert. Schon im . Jh. erreichten sie auch Irland, England und das fränkische Reich, bevor sie im . Jh. weitere europäische Länder erfassten. Während des karolingischen Zeitalters vollzog sich der endgültige Aufstieg I.s in den Rang einer allgemein anerkannten Autorität. Ab dieser Zeit traten zu den echten Werken auch zunehmend pseudo-isidorische Schriften und eine unüberschaubare Zahl von Auszügen, u. a. bei → Petrus Lombardus und → Petrus Comestor. Die Wertschätzung I.s ist aber nicht nur an der steigenden Anzahl der Handschriften seiner Werke ablesbar, sondern auch an seinem Ein uss auf die Lehren anderer Verfasser. So wurde I.s Stil im . und . Jh. in den Poetiken von Berhard von Meung und weiteren Autoren zu den vier vorbildlichen Prosastilen gezählt. Auch I.s System von Literaturgattungen blieb im MA lange gültig. Hinzu kam die umfassende Rezeption von I.s Einzelwerken, zu der hier nur ausgewählte Ergebnisse der Forschung skizziert werden können: I.s Synonyma wirkten auf spätere Sündenklagen und Lebenslehren asketischer Prägung, darunter Werke von Warnerius von Basel, → Adalger, Albuinus Eremita und → Martin von Leibitz. Daneben entstanden besonders in Deutschland lat. Exzerptfassungen der Synonyma. Mit über Textzeugen ab dem . Jh. besonders populär war die kurze Schrift De novae vitae institutione. Zu den frühen Exzerptfassungen zählt der spätestens im . Jh. verfasste Dialogus de entis hominis et ammonentis racionis. Spätestens im . Jh. folgte das Speculum bene vivendi. Der Tractatus ad instaurationem bonae vitae erweitert I.s Schrift um einen asketischenkontemplativen Anhang. Oft tradiert wurde auch die Bearbeitung De norma vivendi, deren Ursprung im Böhmen des . Jh. vermutet wird. Die Etymologiae entfalteten aufgrund ihres enzyklopädischen Inhalts eine besonders breite Wir
. Hälfte . Jh. kung. Sie waren Hauptquelle des De rerum naturis von → Hrabanus Maurus, der I.s Werk u. a. um allegorische Auslegungen ergänzte. Auch das → Summarium Heinrici griff auf die Etymologiae zurück und trug stark zu deren Vermittlung nach Deutschland bei. Die grammatischen Abschnitte von I.s Schrift wirkten auf → Hugo von St. Victor, die Artes-Kapitel auf → Konrad von Hirsau und die juristischen Teile auf das Decretum Gratiani sowie das Lex Baiuvariorum. I.s Werk regte außerdem kartographische Darstellungen an – die älteste gedruckte Weltkarte wird z. B. in einer Augsburger Inkunabel der Etymologiae von vermutet. Etymologiae-Ein üsse sind auch bei → Konrad von Mure, Lambert von St. Omer, → Aethicus Ister und im Quid suum virtutis nachgewiesen. Außerdem wurde der Text im MA durch medizinische Einschübe erweitert. Die Rezeption von I.s Weltchronik reichte von → Beda im . Jh. bis mindestens zum → Rudimentum noviciorum im späten . Jh. Dazwischen erfasste sie u. a. Ado von Vienne, → Honorius, → Gottfried von Viterbo, das Chronicon Wirziburgense und die Annales Hildesheimenses. I.s De ecclesiasticis officiis wurde von Hrabanus Maurus, → Konrad von Megenberg und dem Aachener Konzil von rezipiert. De de catholica contra Iudaeos oss in den sog. → Ahd. Isidor ein und war dem → Passauer Anonymus bekannt. De ortu et obitu patrum wurde von Gottfried von Viterbo in dessen Pantheon übernommen, während Honorius und → Trithemius auf De viris illustribus zurückgriffen. Hrabanus Maurus, Honorius, der Passauer Anonymus und das Decretum Gratiani benutzten außerdem I.s De haeresibus. Eine I.-Rezeption erfolgte weiterhin durch Wenzeslaus → Brack, → Thomas von Cantimpré, → Bartholomaeus Anglicus, → Vinzenz von Beauvais und im → Vocabularius Brevilogus. Auch Kommentare von Johannes Scotus Eriugena, Remigius von Auxerre und Arnulf von Orléans zählen zur ma. I.-Rezeption. Daneben hat die Forschung I.s Ein uss in lat. Florilegien des dt. Raums nachgewiesen, so im sog. Freisinger Florileg (. Jh.), im Regensburger Notizenbuch (um ), in den Sententiae doctorum (um ) des → Christan von Lilienfeld und noch im . Jh. in den Auctoritates secundum quod dixerunt Sancti et Doctores. In dt. Sprache wurde I. in erster Linie während der ahd. Zeit rezipiert. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Übersetzung von De de ca
. Hälfte . Jh. tholica contra Iudaeos im Ahd. Isidor, da sie die einzige vollständige Übertragung einer Schrift I.s in dt. Sprache darstellt. Außerdem war I. eine wichtige Quelle für → Notker III. von St. Gallen, etwa in dessen → Boethius-Übersetzung. Auch die → Altdt. Genesis verarbeitete I.s Werk. Daneben entstanden ab dem . Jh. dt. I.-Glossen, die in rund Handschriften nachgewiesen sind. Eine Freisinger Handschrift bietet z. B. ein lat.-dt. Glossar zu I.s De ecclesiasticis officiis, das wiederum mit mehr als bair. Glossen aus der ersten Hälfte des . Jh. versehen ist (München, BSB, clm ). Nahezu dt. Glossen aus dem letzten Viertel des . Jh. nden sich in einer anderen bair. Handschrift (München, BSB, clm ). Sie ergänzen dort Notizen des → Walahfrid Stabo zu einer auf den Etymologiae beruhenden Vorlesung des → Hrabanus Maurus. Als Quelle erscheint I. dann im Buch der Natur des Konrad von Megenberg, im Spiegel der Sitten des → Albrecht von Eyb, im Äsop des Heinrich → Steinhöwel und in den → Idsteiner Sprüchen der Väter. Weiterhin wird er oft als Autorität genannt, was jedoch nicht immer eine unmittelbare Rezeption seiner Werke voraussetzt. Mehrmals fällt sein Name etwa in dt. Dichtungen von → Hugo von Langenstein, → Hugo von Trimberg und Michel → Beheim, vereinzelt außerdem bei Peter → Suchenwirt, Sebastian → Brant und Hans → Folz. Auf diese Weise blieb I. in der dt. Literatur bis zum Beginn der Frühen Neuzeit präsent. Vor allem sein didaktischer Ansatz, enzyklopädischer Anspruch und theologisches Fundament trugen zu seiner breiten, das gesamte MA erfassenden Wirkung bei. Ü: . Lat. Überl.: Weit über tausend Hss. ab dem . Jh. mit I.s Werken sowie Florilegien und Auszügen. – Verz. u. a. in: Beeson (s. Lit.). – Díaz y Díaz (s. Lit.). – Fontaine (s. Lit.). – Bultot (s. Lit., zu I.-Exzerpten). – Carcedo (s. Lit.). – Carcedo (s. Lit., zu Exzerptfassungen). – Worstbrock (s. Lit., auch zu den lat. Exzerptfassungen von I.s Werken). – Vgl. auch die Angaben in den Ausgaben. . Dt. Glossen: Rund Glossenhss. – Verz. in: Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bearb. v. Rolf Bergmann und Stefanie Stricker unter Mitarbeit von Yvonne Goldammer/Claudia Wich-Reif. Berlin/New York , Bd. , Nr. , f., ; Bd. , Nr. c, , , , , , ; Bd. , ebd. , Nr. , , f., , , , , (Strabo-Glossen), , , , , ,
Isidor von Sevilla (III), ; Bd. , ebd. , Nr. , , , , , . – Vgl. auch Seebold (s. Lit.). Vgl. außerdem die Überl. zum Ahd. Isidor. D: Weit über lat. Drucke, darunter mehr als Inkunabeln. – Neuere Verz. im GW (http://gesamtkatalogderwiegendrucke.de/docs/ ISIDHIS.htm) und VD. – Vgl. zudem Robert B. Brown: The Printed Works of Isidore of Seville. Lexington . – Worstbrock (s. Lit.). – Die wohl frühesten I.-Drucke erschienen bei Günther Zainer in Augsburg (Etymologiae, GW M; De natura rerum, GW M). A: . Gesamtausg.: PL – (alle Bde. Paris ). . Einzelausg. (Auswahl): Historia Gothorum Wandalorum Sueborum/Chronica. Hg. v. Theodor Mommsen. In: MGH Auct. ant. . Berlin , S. –. – Isidori Hispalensis episcopi etymologiarvm. Hg. v. Wallace M. Lindsay. Bde. Oxford . Nachdr. ebd. . – Beeson (s. Lit; Gedichte I.s). – Uhden (s. Lit.; Weltkarte). – De haeresibus liber. Hg. v. Angel C. Vega. Escorial (vgl. dazu Virgilio Bejarano: Algunas Notas Gramaticales y Criticas al ‹De haeresibus liber› Isidoriano. In: Emerita [] S. –). – Traité de la Nature. Hg. v. Jacques Fontaine. Bordeaux . Nachdr. Paris . – El ‹De viris illvstribvs› de Isidoro de Sevilla. Estudio y Edicion Critica. Hg. v. Carmen C. Merino. Salamanca . – La Historia de los Godos, Vándalos y Suevos de Isidoro de Sevilla. Hg. v. Cristóbal Rodriguez Alonso. León . – Reynolds (s. Lit.). – Etymologies. Hg. v. Jacques André u. a. Bde. Paris –. – De ortu et obitu patrum. Hg. v. César Chaparro Gómez. Paris . – De ecclesiasticis officiis. Hg. v. Christopher M. Lawson. Turnhout . – Diferencias. Hg. v. Carmen Codoñer. Paris . – Liber de ortu et obitu patriarcharum. Hg. v. José Carracedo Fraga. Bde. Turnhout / . – Sententiae. Hg. v. Pierre Cazier. Turnhout . – Versus. Hg. v. José María Sánchez. Turnhout . – Chronica. Hg. v. José C. Martín. Turnhout . – Etimologías. Hg. v. José Oroz Reta. Madrid . – Liber differentiarvm. Hg. v. María A. A. Sanz. Turnhout . – Le Livre des Nombres. Hg. v. Jean-Yves Guillaumin. Paris . – Synonyma. Hg. v. Jacques Elfassi. Turnhout . – Online-Faks. des Etymologiae-Drucks von (GW M): http://daten.digitalesammlungen.de/~db//bsb/images/
Isidor von Sevilla index.html. – Online-Faks. des De natura rerum-Drucks von (GW M): http:// pds.lib.harvard.edu/pds/view/. . Dt. Glossen: Nachweise von Ausg. der zahlreichen Glossen: Bergmann/Stricker (s. Überl.). – Seebold (s. Lit.). – Hauptausg. der dt. I.-Glossen: Die ahd. Glossen. Hg. v. Elias Steinmeyer/Eduard Sievers. Bde. Berlin –. Nachdr. Hildesheim u. a. . – Dt. Glossen des Hrabanus: Baesecke (s. Lit.). Vgl. außerdem die Ausg. zum Ahd. Isidor. Ü: Fontaine (s. Ausg.). – The Medical Writings. Hg. v. William D. Sharpe. Philadelphia . – The Letters of St. Isidore of Seville. Hg. v. Gordon B. Ford. Amsterdam . – Die Enzyklodädie des I. v. S. Hg. v. Lenelotte Möller. Wiesbaden . – The Etymologies of Isidore of Seville. Hg. v. Stephen A. Barney. Cambridge u. a. . L: Vgl. auch die Literaturhinweise in den Ausg. sowie die Lit. zum Ahd. Isidor. – Ehrismann () S. –. – J. Fontaine, Dict. Spir. () Sp. –. – Brunhölzl () S. –, f. u. ö. – Roger Collins, TRE () S. –. – J. Fontaine, LexMA () Sp. –. – Domingo Ramos-Lissón, LThK () Sp. –. – Roger Aubert, DGHE () Sp. –. – J. Fontaine, RAC () Sp. –. – Petra Dal Santo, Volpi () S. f. – Reinhold Rieger, RGG () Sp. f. – Georg Röwekamp, LACL () S. –. – Holger Strutwolf: ‹De differentiis rerum›. In: LexthW () S. f. – Daniel Schwenzer: ‹Etymologiae›. In: ebd., S. f. – Ders.: ‹Sententiarum libri tres›. In: ebd., S. f. – Franz J. Worstbrock, VL () Sp. –. – Dieter Schwab, HRG () Sp. –. Charles H. Beeson: I.-Stud. München . – Georg Baesecke: Hrabans I.glossierung, Walahfrid Strabus und das ahd. Schrifttum. In: ZfdA () S. – (wieder in: Ders.: Kleinere Schr. zur ahd. Sprache und Lit. Hg. v. Werner Schröder. Bern u. a. , S. –). – Richard Uhden: Die Weltkarte des Isidorus v. S. Leiden . – Miscellanea Isidoriana. Homenaje a San Isidoro de Sevilla en el XIII Centenario de Su Muerte [...]. Hg. andalusische Ordensprovinz der Jesuiten. Rom . – H. Köppler: ‹De viris illustribus› and Isidore of Seville. In: Journal of Theological Studies () S. –. – Erika Ulrich: Die ahd. Glossen zu I.s Büchern über die P ichten. Diss. Halle . – G.
. Hälfte . Jh. Baesecke: Unerledigte Vorfragen der ahd. Textkritik und Lit.gesch. In: PBB () S. –, hier S. –. – Ernst Robert Curtius: Europäische Lit. und lat. MA. Bern . Tübingen , s. Reg. – Anna-Dorothea von den Brincken: Stud. zur lat. Weltchronistik bis in das Zeitalter Ottos von Freising. Düsseldorf , S. – u. ö. – Manuel C. Díaz y Díaz: Index Scriptorum Latinorum Medii Aevi Hispanorum . Salamanca , S. –. – J. Fontaine: Théorie et Pratique du Style chez Isidore de Séville. In: Vigiliae Christianae () S. –. – Isidoriana. Colección de Estudios sobre Isidoro de Sevilla [...]. Hg. v. dems. Leon . – Justo Pérez de Urbel: I. v. S. Sein Leben, sein Werk und seine Zeit. Köln (Originalausg. Barcelona ). – J. Fontaine: La Diffusion de l’Oeuvre d’Isidore de Séville dans les Scriptoria Helvétiques du Haut Moyen-Âge. In: Schweizer Zs. für Gesch. () H. , S. –. – Karl Polheim: Die lat. Reimprosa. Berlin , S. –, –. – Arno Borst: Das Bild der Gesch. in der Enzyklopädie I.s v. S. In: DA () S. –. – J. Fontaine: La Diffusion Carolingienne du ‹De natura rerum› d’Isidore de Séville d’après les Manuscrits Conservés en Italie. In: Studi Medievali Ser. , () S. –. – Ders.: Isidore de Séville et les Mutations de l’Encyclopédie Antique. In: Cahiers d’Études Médiévales () S. –. – Las Etimologías en la Tradición Manuscrita Medieval. FS August E. Anspach. Hg. v. José M. F. Catón/M. C. Díaz y Díaz. León . – Robert Bultot: Les Synonyma d’Isidore de Séville, Source Principale de l’‹Exhortatio ad contemptum temporalium› du Pseudo-Anselme. In: Revue Bénédictine () S. –. – Alexander Patschovsky: Der Passauer Anonymus. Ein Sammelwerk über Ketzer, Juden, Antichristen aus der Mitte des . Jh. (MGH Schr. ). Stuttgart , S. f., f. – Herbert Kolb: I.s ‹Etymologien› in der dt. Lit. des MA. In: Herrigs Arch. () S. –. – Elisabeth Heyse: Hrabanus Maurus’ Enzyklopädie ‹De rerum naturis›. Unters. zu den Quellen und zur Methode der Kompilation. München , S. – u. ö. – H. Kolb: I.sche ‹Etymologien› in Wolframs ‹Parzival›. In: Wolfram-Stud. . Hg. v. Werner Schröder. Berlin , S. –. – Marc Reydellet: Les Intentions Idéologiques et Politiques dans la Chronique d’Isidore de Séville. In: Mélanges d’Archéologie et d’Histoire () S. –. – Roswitha Klinck: Die lat. Etymologie des MA (Medium Aevum ). München ,
. Hälfte . Jh. S. –, – u. ö. – Laureano Robles Carcedo: Isidoro de S. y la Cultura Eclesiástica de la Espana Visigoda. Notas Para un Estudio del Libro de las ‹Sentencias›. In: Archivos Leoneses / () S. –. – Ders.: Prolegómenos a un ‹Corpus Isidorianum›. Obras Apócrifas, Dudosas o Espúrias. Diss. Valencia . – Hans-Joachim Diesner: I. v. S. und seine Zeit. Berlin . – Christian Hünemörder: Isidorus versi catus. Ein anonymes Lehrgedicht über Monstra und Tiere aus dem . Jh. In: Vivarium () S. –. – Alonso (s. Ausg.). – M. C. Díaz y Díaz: De Isidoro al Siglo XI. Ocho Estudios Sobre la Vida Literaria Peninsular. Barcelona . – H.-J. Diesner: I. v. S. und das westgotische Spanien. Berlin . – Wolfgang D. Lebek: Critical Remarks on Isidorus versi catus (Heu, genus humanum). In: Mlat. Jb. () S. –. – Roger E. Reynolds: The ‹Isidorian› Epistula ad Leudefredum. An Early Medieval Epitome of the Clerical Duties. In: Mediaeval Studies () S. – (wieder in: Ders.: Clerical Orders in the Early Middle Ages. Ashgate , S. –). – R. E. Reynolds: The ‹Isidorian› Epistula ad Leudefredum. Its Origins, Early Manuscript Tradition, and Editions. In: Visigothic Spain. New approaches. Hg. v. Edward James. Oxford , S. –. – Cornelia Bertram: Unters. zur Einwirkung der ‹Etymologien› des I. v. S. auf die ahd. Übersetzung des Traktats ‹De de catholica ex veteri et novo testamento contra Iudaeos›. Diss. München . – Jocelyn N. Hillgarth: The Position of Isidorian Studies. A Critical Review of the Literature –. In: Studi Medievali, Ser. , () S. –. – Marc Reydellet: I. v. S. In: Gestalten der Kirchengesch. /. Hg. v. Martin Greschat. Stuttgart , S. –. – J. Fontaine, Isidore de Seville et la Culture Classique dans l’Espagne Wisigothique. Bde. Paris . – Heinz-Albert Schütz: Die Schr. ‹De medicina› des I. v. S. Ein Beitr. zur Medizin im spätantiken Spanien. Diss. Gießen . – Jörg-Geerd Arentzen: Imago mundi cartographica. Stud. zur Bildlichkeit ma. Welt- und Ökumenekarten unter besonderer Berücksichtigung des Zusammenwirkens von Text und Bild (MMS ). München , S. – u. ö. – C. Codoñer: Historia del Texto del Libro I de las ‹Differentiae› de Isidoro de Sevilla. In: Revue d’Histoire des Textes / (/) S. –. – Franz-Josef Schmale: Funktion und Formen ma. Geschichtsschreibung. Eine Einf. Darmstadt , S. f.,
Isidor von Sevilla –, – u. ö. – Wolfgang Schweickard: ‹Etymologia est origo vocabulorum›. Zum Verstaendnis der Etymologiede nition I.s v. S. In: Historiographia linguistica () S. –. – Francesco Delbono: L’Isidoro e la Questione delle Origini della Letteratura Tedesca. In: Nuovi Annali della Facoltà di Magistero dell’Università di Messina () S. –. – J. Fontaine: Tradition et Actualité chez Isidore de Séville. London . – J. N. Hillgarth: Isidorian Studies, –. In: Studi Medievali, Ser. , () S. –. – L’Europe Héritière de l’Espagne Wisigotique [...]. Hg. v. J. Fontaine. Madrid . – Gerd Dicke: Heinrich Steinhöwels ‹Esopus› und seine Fortsetzer. Unters. zu einem Bucherfolg der Frühdruckzeit (MTU ). Tübingen , S. –, – u. ö. – Theodor Mayer-Maly: I., Gratian, Thomas. Stationen einer allgemeinen Rechtslehre. In: Zs. für Rechtsgesch. Kanonistische Abt. () S. –. – Concordantia in Isidori Hispaliensis Etymologias. Red. Ana-Isabel Magallón García. Bde. Hildesheim . – Eligius Dekkers: Clavis patrvm latinorvm, qua in Corpus Christianorum edendum optimas quasque scriptorum recensiones a Tertulliano ad Bedam. Steenbrugge , S. –. – Hrabanus Maurus: De institutione clericorum libri tres. Hg. v. Detlev Zimpel. Frankfurt/M. u. a. , S. –, – u. ö. – Peter L. Schmidt/Frieder Zaminer: I. In: Der neue Pauly. Bd. . Hg. v. Manfred Landfester mit Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Stuttgart , Sp. –. – J. Fontaine: Isidore de Séville. Genèse et Originalité de la Culture Hispanique au Temps des Wisigoths. Turnhout . – Alexandru Cizek: Die Schulenzyklopädie ‹Novus Grecismus› Konrads von Mure. In: Frühma. Stud. () S. –. – Wolfram Drews: Juden und Judentum bei I. v. S. Stud. zum Traktat ‹De de catholica contra Iudaeos›. Berlin . – José C. Martín: La Traduction Indirecte del la ‹Chronique› d’Isidore de Séville. In: Revue d’Histoire des Textes () S. –. – Bruce S. Eastwood: The Diagram of the Four Elements in the Oldest Manuscripts of Isidore’s ‹De natura rerum›. In: Studi Medievali, Ser. , () S. –. – Michael M. Gorman: The Diagrams in the Oldest Manuscripts of Isidore’s ‹De natura rerum›, with a Note on the Manuscript Tradition of Isidore’s Works. In: ebd., S. –. – Heinrich Schipperges: I. v. S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York ,
Malbergische Glossen S. f. – Isidorus Medicus. Isidoro de Sevilla y los Textos de Medicina. Hg. v. Arsenio Ferraces Rodríguez. Coruña . – J. Elfassi: La Langue des ‹Synonyma› d’Isidore de Séville. In: Archivum Latinitatis Medii Aevi () S. –. – Ders.: Genèse et Originalité du Style Synonymique dans les ‹Synonyma› d’Isidore de Séville. In: Revue des Études Latines () S. –. – Ders.: Les ‹Synonyma› d’Isidore de Séville. Un Manuel de Grammaire ou de Morale? La Réception Médiévale de l’Oeuvre. In: Revue d’Études Augustiniennes et Patristiques () S. –. – Peter Kuhlmann: Theologie und hist. Semantik. Historisierung von Wissen in I. v. S.s ‹Etymologiae›. In: Millennium-Jb. () S. –. – John Henderson: The Medieval World of Isidore of Seville. Truth from Words. Cambridge u. a. . – Chronologisches Wb. des dt. Wortschatzes : Der Wortschatz des . Jh. Bearb. v. Elmar Seebold u. a. Berlin u. a. , passim. – La Réception d’Isidore de Séville durant le Moyen Âge Tardif (XIIe–XVe S.). Hg. v. J. Elfassi und Bernard Ribémont. Paris . – L’Édition Critique des Œuvres d’Isidore de Séville. Les Recensions Multiples [...]. Hg. v. M. A. A. Sanz. Paris . – Die ahd. und as. Glossographie. Bd. . Ein Hb. Hg. v. Rolf Bergmann/Stefanie Stricker. Berlin , passim. – Andreas Nievergelt: Irrgänger, Teufelskinder und unkeusche Spiele. Ahd. Griffelglossen zu I. v. S. ‹De ecclesiasticis officiis›. In: ZfdPh () S. –; () S. –. – Carmen Cardelle de Hartmann: Exzerpte als Rezeptionszeugnisse. I.s ‹Etymologiae› in Hss. aus dem Kloster St. Emmeram. In: Katalogisierung ma. Hss. Methoden und Ergebnisse. Hg. v. Bettina Wagner. Berlin , S. –. – J. Elfassi: Les ‹Synonyma› d’Isidore de Séville dans l’Œuvre de Raban Maur. In: Raban Maur et Son Temps. Hg. v. Philippe Depreux u. a. Turnhout , S. –. – Ulrike Nagengast: ‹Gothorum orentissima gens›. Gotengesch. als Heilsgesch. bei I. v. S. Frankfurt/M. u. a. . – Jamie P. Wood: The Politics of Identity in Visigothic Spain. Religion and Power in the Histories of I. of Seville. Leiden u. a. . – Das Thema Kleidung bei I. v. S. und im Summarium Heinrici . Hg. v. Mechthild Müller u. a. (RGA Erg.bd. ). Berlin/Boston (vgl. dazu: Stefanie Stricker, Beitr. zur Namenforschung [] S. –). – Eric Knibbs: The Interpolated Hispana and the Origins of Pseudo-Isidore. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Kanonistische Abt. () S. –. MM
. Hälfte . Jh. Alkuin → Band , Sp. –. Malbergische Glossen. – Gruppe volkssprachiger Glossen in fränkischen Rechtsaufzeichnungen, überliefert seit der zweiten Hälfte des . Jh. Die sog. M. G. sind in den frühen lat. Redaktionen A, C und D des fränkischen Rechts enthalten. Sie entstanden also ursprünglich als Ergänzungen zu der im frühen . Jh. kodi zierten → Lex Salica. Obwohl die Entstehung der M. G. ebenfalls im . Jh. anzunehmen ist, setzt die Überlieferung mit elf Handschriften erst in der zweiten Hälfte des . Jh. ein. Die M. G. sind in den Textzeugen oft entstellt oder den falschen Textstellen zugeordnet. Dies wird von der Forschung auf romanische Schreiber zurückgeführt, denen das sprachliche Verständnis für eine korrekte Einordnung der Glossen fehlte. Als beste Handschrift gilt C, da sie mehrere Vorlagen verarbeitet. Ihre Blüte erlebten die M. G. nachweislich der Überlieferung bis zum . Jh. In den E- und K-Redaktionen der Lex Salica sind sie schließlich nicht mehr vorhanden. Der Umfang der M. G. reicht von einzelnen Wörtern bis zu längeren Wendungen. Das zu Beginn jeder Glosse stehende «mallobergo» («vor Gericht») verweist auf den juristischen wie mündlichen Kontext der M. G. Sie werden von der Forschung deshalb als Elemente juristischer Rede aufgefasst, die zwischen volkssprachiger Gerichtspraxis und lat. Rechtstext vermitteln. Die zu den Bußweistümern gezählten Glossen erfüllten wohl auch eine Indexfunktion zur leichteren Erschließung des Textes. Das inhaltliche Spektrum der M. G. ist ebenso umfassend wie die Lex Salica selbst. Die Glossen bezeichnen naturgemäß oft Straftaten wie Mord oder Brandstiftung, erfassen zugleich aber auch Situationen, Objekte und Lebewesen aus der alltäglichen Lebenswelt – etwa landwirtschaftliche Geräte, Zuchttiere oder medizinische Vorgänge. Die sprachliche Einordnung und Lokalisierung der M. G. ist bis heute umstritten, was auch auf den verderbten Zustand der Textzeugen zurückzuführen ist. Der Ursprung der Glossen wurde u. a. in der Küstenregion zwischen Schelde und Somme vermutet, ihre Sprache auf westfränkische und später galloromanische Ein üsse zurückgeführt. Unbestritten ist die Zugehörigkeit der M. G. zur vorahd., noch germ. Rechtssprache, deren ältester Schicht sie zugerechnet werden. Entsprechend liegt die Bedeutung der Glossen in ihrer Überlieferung
. Hälfte . Jh. früher germanischer Begriffe aus Rechtsprechung und erweiterter Lebenswelt. Ü: Verz. der zahlreichen, in der zweiten Hälfte des . Jh. einsetzenden Hss. bei Eckhardt (s. Ausg.) S. XI–XXVII. – SchmidtWiegand (s. Lit.). – Danach sind die M. G. in folgenden Textzeugen nachweisbar: A: Paris, Bibl. Nationale, cod. Lat. ° (um –). – A: Wolfenbüttel, HAB, cod. Weißenburg ° (um –). – A: München, BSB, clm (um ). – A: Paris, Bibl. Nationale, cod. Lat. ° (zweites Viertel . Jh.). – B: Fulda, Abteibibl., cod. (verschollen). – C: Paris, Bibl. Nationale, cod. Lat. b ° (spätes . Jh.). – C: Ebd., cod. Lat. ° (zweites Viertel . Jh.). – C: Fulda, Abteibibl., cod. (verschollen). – D: Montpellier, Faculte de Médicine, cod. H (erste Hälfte . Jh.). – D: Paris, Bibl. Nationale, cod. Lat. ° (bald nach ). – D: St. Gallen, Stiftsbibl., cod. (). A: Als wichtigste Edition gilt die Ausg. von Karl August Eckhardt, MGH LL nat. Germ. / () und / (). – Verz. weiterer Ausg.: Eckhardt (s. o.) S. XXVII–XXXV. – SchmidtWiegand (s. Lit.). L: Ehrismann () S. f. – De Boor/Newald () S. , . – Ruth Schmidt-Wiegand, HRG () Sp. –. – Dies., VL () Sp. –. – Dies., LexMA () Sp. f. – Dies., RGA () S. – (mit weiterer Lit.). – Willem L. van Helten: Zu den M. G. und den salfränkischen Formeln und Lehnwörtern in der Lex Salica. In: PBB () S. –. – Simon Stein: Lex Salica. In: Speculum () S. –, –. – Wilhelm Kaspers: Wort- und Namensstud. zur Lex Salica. In: ZfdA (/) S. –. – K. A. Eckhardt: Pactus legis Salicae : Einf. und Titel-Text. Weimar , S. –. – Wolfgang Jungandreas: Vom Merowingischen zum Französischen. Die Sprache der Franken Chlodwigs. In: Leuvense Bijdragen () S. –; () S. –. – R. Schmidt-Wiegand: Zur Gesch. der M. G. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. – (wieder in: Stammesrecht und Volkssprache. FS R. Schmidt-Wiegand. Hg. v. Dagmar Hüpper u. a. Weinheim , S. –). – Stefan Sonderegger: Die ältesten Schichten einer germ. Rechtssprache. In: FS Karl S. Bader. Hg. v. Ferdinand Elsener/ Wilhelm Ruoff. Zürich u. a. , S. –. –
Malbergische Glossen Joseph Balon: Traité de Droit Salique. Bd. . Namur (vgl. dazu: Maurits Gysseling, Leuvense Bijdragen [] Beil. S. –). – R. SchmidtWiegand: Sali. Die M. G. der Lex Salica und die Ausbreitung der Franken. In: RheinVjbl. () S. –. – Dies.: Die M. G. der Lex Salica als Denkmal des Westfränkischen. In: ebd. () S. – (wieder in: Stammesrecht und Volkssprache. FS R. Schmidt-Wiegand. Hg. v. Dagmar Hüpper u. a. Weinheim , S. –). – Franz Beyerle: Die Malberg-Glossen der Lex Salica. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanist. Abt. () S. –. – Hans-Achim Roll: Zur Gesch. der Lex Salica-Forschung. Aalen , S. –. – Horst H. Munske: Der germ. Rechtswortschatz im Bereich der Missetaten. Bd. . Die Terminologie der älteren westgerm. Rechtsquellen. Berlin u. a. , S. –. – Rudolf Schützeichel: Die Grundlagen des westlichen Mitteldeutschen. Stud. zur hist. Sprachgeographie (Hermaea ). ., stark erw. Au . Tübingen , S. f. – M. Gysseling: De Germaanse Woorden in de Lex Salica. In: Verslagen en Mededelingen van de Koninklijke Academie voor Nederlandse Taal- en Letterkunde () S. –. – Annette Niederhellmann: Arzt und Heilkunde in den frühma. Leges. Eine wort- und sachkundliche Unters. Berlin u. a. . – Gabriele von Olberg: Freie, Nachbarn und Gefolgsleute. Volkssprachige Bezeichnungen aus dem sozialen Bereich in den frühma. Leges. Frankfurt/M. u. a. . – Heinrich Tiefenbach: Edulcus, (h)idulgus, iddulcos. Zur m. G. für die Doppelbestattung in der Lex Salica. In: Sprache und Recht. Beitr. zur Kulturgesch. des MA. FS R. Schmidt-Wiegand. Hg. v. Karl Hauck/Karl A. Kroeschell. Berlin/New York , S. –. – R. Schmidt-Wiegand: Die M. G., eine frühe Überl. germ. Rechtssprache. In: Germ. Rest- und Trümmersprachen. Hg. v. Heinrich Beck (RGA Erg.-Bd. ). Berlin u. a. , S. – (wieder in: Stammesrecht und Volkssprache. FS R. Schmidt-Wiegand. Hg. v. Dagmar Hüpper u. a. Weinheim , S. –). – Arend Quak: Zum -in-Suffix in den M. G. der Lex Salica. In: Beitr. zur Morphologie. Germ., Baltisch, Ostsee nnisch. Hg. v. Hans Fix. Amsterdam , S. –. – Elmar Seebold: Unters. zu den M. G. In: PBB () S. –, –; () S. –; () S. –, –; () S. –; () S. –; () S. –. – H. Tiefenbach: Volkssprachige
Hammelburger Markbeschreibung Wörter innerhalb lat. Texte. Rechtstexte: Leges, Kapitularien, Urkunden. In: Die ahd. und as. Glossographie. Bd. . Ein Hb. Hg. v. Rolf Bergmann/ Stefanie Stricker. Berlin , S. –. MM Hammelburger Markbeschreibung. – Protokoll einer Grenzbegehung, datiert auf den ... Am .. schenkte Karl der Große den « scus» Hammelburg mit den dazugehörenden Orten Eschenbach, Diebach und Erthal dem Kloster Fulda, das von Sturmius im Auftrag des → Bonifatius gegründet worden war. (Die im Original vorliegende Urkunde be ndet sich im Staatsarchiv in Würzburg, Nr. ). Über die am . Oktober desselben Jahres erfolgte Besitzeinweisung («vestitura») des Abtes Sturmius durch die Grafen «Nidhart» und «Heimo» in Anwesenheit der königlichen Vasallen «Finnold» und «Gunthramn» wurde eine Urkunde ausgestellt, in der neben den vier königlichen Bevollmächtigten auch das Datum («Anno tertio regni piissimi regis Caroli, mense octobri VIII idus octobris») und Zeugen aus der Gegend mit Namen genannt werden. Anschließend ist das Ergebnis des Grenzumgangs – beginnend an der Saale bei Gräfendorf, im Uhrzeigersinn um Hammelburg herum – festgehalten. Der genaue Grenzverlauf ist «bis heute über weite Strecken unklar» (Gerlach, S. ; Karte mit Angabe der Grenzpunkte, S. , Abb. ). Die Urkunde entspricht in Aufbau und Sprache dem Stil lat. Urkunden der Zeit. Volkssprachige Elemente sind die Personen- und Ortsnamen – die Namen der Aussteller und des Empfängers sind lat. ektiert, die der Zeugen un ektiert – sowie erweiterte Ortsangaben wie «in then burg uueg», «in thie theofun gruoba» oder «in Otitales houbit» (sonst lat. «caput»). Ü: Würzburg, Staatsarch., Bestand Würzburger Urkunden Nr. [früher München, Hauptstaatsarch., Urkunde Würzburg; davor ebd., Reichsarch., Kaiserselekt Nachträge Nr. X /] (Perg., erste Hälfte . Jh., Abschrift einer Urkunde vom .., ostfränkisch). A: Johann Friedrich Schannat: Corpus traditionum Fuldensium. Ordine chronologico digestum, complectens omnes et singulas imperatorum, regum [...] in ecclesiam Fuldensem collatas, ab anno fundationis suae DCCXLIV ad nem usque saeculi XIII. Leipzig , S. . – Die Urkunden Pippins, Karlmanns und Karls des Großen.
. Hälfte . Jh. Bearb. v. Engelbert Mühlbacher unter Mitwirkung von Alfons Dopsch, Johann Lechner und Michael Tangl (MGH Diplomata Karolinorum ). Hannover (Nachdr. Berlin ) S. , . – Urkundenbuch des Klosters Fulda. Bearb. v. Edmund E. Stengel. Bd. , Tl. (Die Zeit des Abtes Sturmi). Marburg (Neudr. Marburg ) S. – (Nr. ); Tl. (Die Zeit des Abtes Baugulf), S. – (Komm.). – K[arl] Müllenhoff/W[ilhelm] Scherer (Hg.): Denkmäler dt. Poesie und Prosa. aus dem VIII.–XII. Jh. . Ausg. v. E[lias] Steinmeyer. Berlin (Nachdr. Berlin/ Zürich ), Bd. , S. f. (Nr. LXIII); Bd. , S. –. – E. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkmäler. Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. f. (Nr. XII). – Altdt. Texte. Ausgewählt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig , S. f. – Gerhard Köbler (Hg.): Slg. kleinerer ahd. Sprachdenkmäler (Arbeiten zur Rechtsund Sprachwiss. ). Gießen , S. f. – Bauer (s. Lit.) S. (Auszug). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen von Wilhelm Braune, fortgeführt von Karl Helm. . Au . bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. Tübingen , S. , . Faksimiles: Anton Chroust (Hg.): Monumenta palaeographica. Lfg. . München , Tf. . – Michael Tangl, in: Schrifttafeln zur Erlernung der lat. Palaeographie. Hg. v. Wilhelm Arndt. H. . Berlin , Tf. (online: ULB Düsseldorf). – Gerlach (s. Lit.) S. . L: Ehrismann () S. f. – Ruth Schmidt-Wiegand, VL () Sp. f. – De Boor/Newald () S. . – Mühlbacher u. a. (vgl. Ausg.) S. . – Georg Baesecke: Hrabans Isidorglossierung, Walahfrid Strabus und das ahd. Schrifttum. In: ZfdA () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Kleinere Schr. zur ahd. Sprache und Lit. Hg. und mit einem Nachw. versehen von Werner Schröder. Bern/München , S. –, hier S. f.). – Karl Lübeck: Die Fuldaer Mark Hammelburg. In: Ders.: Fuldaer Stud. Geschichtliche Abh. Bd. . Fulda , S. –. – Anneliese Hoffmann: Stud. zur Entwicklung des Territoriums der Reichsabtei Fulda (Schr. des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde ). Marburg , S. f. – Karl Dinklage: Hammelburg im FrühMA. In: Mainfränkisches Jb. für Gesch. und Kunst () S. –. – Elfriede Ulbricht: ‹beraht› in den Personennamen der frühen Urkunden des Klosters Fulda. In: PBB
. Hälfte . Jh. (Halle) () S. –. – Mettke (s. Ausg.) S. . – Heinrich Ullrich: Hammelburg. Bilder aus der Gesch. einer uralten Frankensiedlung. Forchheim . – Dieter Geuenich: Die Personennamen der Klostergemeinschaft von Fulda im früheren MA (MMS ). München , S. f. – Ders.: Zur ahd. Lit. aus Fulda. In: Von der Klosterbibl. zur Landesbibl. Beitr. zum zweihundertjährigen Bestehen der Hessischen Landesbibl. Fulda. Hg. v. Artur Brall (Bibl. des Buchwesens ). Stuttgart , S. –, hier S. f. – Franz Warmuth: Urkunde und Einweisungsprotokoll des Jahres . In: Hammelburger Auslese zum Jubiläumsjahr . [Hg.: Stadt Hammelburg]. Hammelburg , S. –. – Reinhard Bauer: Die ältesten Grenzbeschreibungen in Bayern und ihre Aussage für Namenkunde und Gesch. (Die Flurnamen Bayerns ). München . – Ders.: Frühma. Grenzbeschreibungen als Quelle für die Namenforschung. In: Frühma. Grenzbeschreibungen und Namenforschung. Hg. v. Friedhelm Debus (Beitr. zur Namenforschung NF, Beih. ). Heidelberg , S. –, hier S. . – Erwin Sturm: Hammelburger Urkunde wieder in Würzburg. In: Buchenbll. Beilage zur Fuldaer Zeitung, Nr. , Jg. , ... – Klaus Gerlach: Der Grenzverlauf der H. M. des Jahres . In: Würzburger Diözesangeschichtsbl. () S. –. – Rudolf Ullrich: Urkunde König Karls des Großen über die Schenkung seines Besitzes zu Hammelburg mit den dazugehörigen Orten Eschenbach, Diebach und Erthal an das Kloster Fulda im Jahr . In: ebd. () S. –. – Jürgen Reinhardt: Die Mark Hammelburg – eine Schenkung an das Kloster Fulda. In: Morgenröte des Abendlandes. Karl der Große und seine Zeit. . Kulturtagung in Unterbernhards vom .–. März . [Hg. Hauptvorstand des Rhönklubs]. Fulda , S. –. – Helmut Birkhan: Gesch. der altdt. Lit. im Licht ausgewählter Texte. Tl. I: Ahd. und as. Lit. (Edition Praesens Studienbücher ). Wien , S. . – Norbert Wagner: ‹Scaranuirst› und ‹Staranbah›. Zu Toponymen in der H. M. In: Beitr. zur Namenforschung NF () S. –. BJ Würzburger Markbeschreibungen. – Protokolle zweier (?) Grenzbegehungen mit unterschiedlichem Verlauf bzw. Festschreibung bestimmter Besitzverhältnisse, , um bzw. um . Der Schreiber des hexametrischen, lat. Eintrags (Bl. v), aus dem hervorgeht, dass Bischof Heinrich I. (–) die Evangelienhandschrift mit
Würzburger Markbeschreibungen einem kostbaren Einband versehen ließ, hat wahrscheinlich um das Jahr auch die beiden W. M. nach einer Vorlage eingetragen. Die Erste W. M. (A) ist in lat. Sprache abgefasst – mit ahd. Orts-, Flur-, Gewässer- und Personennamen, Präpositionen, Artikeln und Adjektiven. Sie gliedert sich in Invocatio, Publicatio, Narratio, Dispositio, Datierung (..) und Namensunterzeichnung des Schreibers, eines Priesters namens Bernger. Die Grenzbegehung wurde mit einem Gesandten Karls des Großen namens Eburhardus auf linksmainischem Gebiet gegen den Uhrzeigersinn durchgeführt (vier Abschnitte mit jeweils unterschiedlichen Zeugen; ingesamt Zeugen). Die Zweite W. M. (B) ist ein – mit Ausnahme der Überschrift («Marchia ad Wuirciburg») – ahd. (ostfränkischer) Text, der einen auf rechtsmainischem Gebiet beginnenden Grenzverlauf im Uhrzeigersinn festhält; er wird von Zeugen ohne Datumsangabe bestätigt. Der Grenzverlauf in beiden Markbeschreibungen stimmt auf dem linksmainischen Gebiet nur im Süden vom Mainübergang bis zum «brezelunseo» (B) überein. Obgleich die Entstehungszeit des Originals von B ebenso wie das Verhältnis zu A unbekannt ist, ging man in der Forschung lange davon aus, dass beide Markbeschreibungen in unmittelbarer zeitlicher Nähe entstanden sind. Nach Beck sprechen gegen einen unmittelbaren Zusammenhang «neben den differierenden Grenzverläufen die unterschiedliche Faktur (Latein/Volkssprache), die nicht sichere Datierung der zweiten Markbeschreibung und vor allem – was bisher übersehen wurde – der unterschiedliche rechtliche Gehalt» (, S. ). Anders als in A scheint es in B weniger um die Festlegung und Bestätigung eines Grenzverlaufs zu gehen, als vielmehr um «die Festschreibung bestimmter Besitzverhältnisse innerhalb dieses Grenzverlaufs» (ebd.). Für eine Entstehung von B in zeitlicher Nähe zur Aufzeichnung um spricht auch der von A unterschiedliche Lautstand. Dass zehn der Zeugennamen aus B sich auch unter den Zeugen in A nden, sagt noch nichts über die Identität der Namensträger aus. Zur Unterstützung seiner Hyopthese bringt Beck als «textexterne Gründe» territoriale Umgestaltungen im Zusammenhang mit der Gründung des Bistums Bamberg ins Spiel. Ü: Würzburg, UB, M. p. th. f. , r, v, v (Perg., Trägerhs.: . Jh.; Nachträge auf dem ersten und letzten freien Blatt einer aus
Würzburger Markbeschreibungen Fulda stammenden, illustrierten Evangelienhs., um ). A: Lorenz Fries: Gesch., Namen, Geschlecht, Leben, Thaten und Absterben der Bischöfe von Würzburg und Herzoge zu Franken [...] (= Würzburger Chronik, geschrieben um ). Bd. . Würzburg (Neuau . Würzburg ) S. – (entstellte Wiedergabe des Textes). – Johann Georg von Eckhart: Commentarii de rectus Franciae orientalis et episcopatus Wirceburgensis. Bd. . Würzburg , S. f. – K[arl] Müllenhoff/W[ilhelm] Scherer (Hg.): Denkmäler dt. Poesie und Prosa. aus dem VIII.–XII. Jh. . Ausg. v. E[lias] Steinmeyer. Berlin (Nachdr. Berlin/Zürich ), Bd. , S. – (Nr. LXIV); Bd. , S. –. – E. von Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkmäler. Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. – (Nr. XXIV). – Altdt. Texte. Ausgewählt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig , S. f. – Bayerische Bibl. Texte aus zwölf Jahrhunderten. Bd. . MA und Humanismus. Ausgewählt und eingeleitet von Hans Pörnbacher. München , S. f. (Zweite W. M.). – Gerhard Köbler (Hg.): Slg. kleinerer ahd. Sprachdenkmäler (Arbeiten zur Rechtsund Sprachwiss. ). Gießen , S. –. – Bauer (s. Lit.) S. –. – Bauer (s. Lit.) S. f. – Ahd. Lit. Mit altnd. Textbeispielen. Auswahl mit Übertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. ., überarb. und erw. Au . Berlin , S. (Zweite W. M.). – Ahd. Lit. Eine kommentierte Anthologie. Ahd./Nhd., Altnd./Nhd. Übers., hg. und komm. v. Stephan Müller (RUB ). Stuttgart , S. und (Zweite W. M. und Auszug der Ersten W. M.). Faksimiles: Anton Chroust (Hg.): Monumenta palaeographica. Denkmäler der Schreibkunst des MA. . Abt.: Schrifttafeln in lat. und dt. Sprache, , Lfg. , Tf. (Zweite W. M., mit Erläuterung der Schrift). – Bauer (s. Lit.) Tf. , und (Erste und Zweite W. M.). – Beck (s. Lit.) S. (Zweite W. M.). – Die Gesch. der Stadt Heidingsfeld. (s. Lit.) [S. ] (Zweite W. M.). Ü: Schlosser (s. Ausg.) S. . – Müller (s. Ausg.) S. und . L: Ehrismann () S. –. – De Boor/Newald () S. . – Ruth SchmidtWiegand, VL () Sp. –. – Walter Scherzer: Würzburg. Forst, Tiergarten, Burgberg und Markung von . In: Archive und Geschichtsforschung. Stud. zur fränkischen und baye
. Hälfte . Jh. rischen Geschichte. Fridolin Solleder zum . Geburtstag dargebracht. Hg. v. Horst Heldmann. Neustadt an der Aisch , S. –. – Mettke (s. Ausg.) S. . – Stefan Sonderegger: Re exe gesprochener Sprache in der ahd. Lit. In: Frühma. Stud. () S. –, bes. S. f. (wieder in: Ders.: Germanica selecta. Ausgewählte Schr. zur germ. und dt. Philologie. Hg. v. Harald Burger/Elvira Glaser. Tübingen/Basel , S. –, hier S. ). – Josef Dünninger: Höchberg in der W. M. In: Höchberg –. Ältester Marienwallfahrtsort Frankens, einst ein Häcker- und Bauerndorf, heute eine bedeutende Vorort- und Stadtrandgemeinde der Großstadt Würzburg. [Auswahl, Zusammenstellung und Gesamtleitung: Franz Adam und Herbert Klein]. Höchberg , S. –. – Norbert Wagner: ‹Chistesbrunno› und ‹Huohhobura›. Zu den ahd. W. M. In: Beitr. zur Namenforschung NF () S. –. – Christian Will: Die W. M. aus dem Jahre . In: Ders.: Estenfeld. Das Dorf im Kürnachtal und sein Ortsteil Mühlhausen. Estenfeld , S. –. – Hans Thurn: Das Evangeliar M(anuscriptum) p(ergameneum) f(olio) der Universitätsbibl. Würzburg, die Hs., der wir die Überl. der W. M. verdanken. In: ebd., S. –. – Helmut Jäger/W. Scherzer: Territorienbildung. Forsthoheit und Wüstungsbewegung im Waldgebiet westlich von Würzburg (Mainfränkische Stud. ). Würzburg . – Reinhard Bauer: Die ältesten Grenzbeschreibungen in Bayern und ihre Aussagen für Namenkunde und Gesch. (Die Flurnamen Bayerns ). München , S. –. – Ders.: Frühma. Grenzbeschreibungen als Quelle für die Namenforschung. In: Frühma. Grenzbeschreibungen und Namenforschung. Hg. v. Friedhelm Debus (Beitr. zur Namenforschung NF, Beih. ). Heidelberg , S. –, hier S. –. – Ludwig Wamser: Die Würzburger Siedlungslandschaft im frühen MA. Spiegelbild der naturgegebenen engen Verknüpfung von Stadt- und Bistumsgeschichte. In: Jahre Bistum Würzburg. Archäologisch-hist. Zeugnisse der Frühzeit. Hg. v. Jürgen Lensen/L. Wamser. Würzburg , S. –. – Joachim Walther: Ein Grenzgang im Jahre . In: Dürrbacher Geschichte(n) () S. –. – Stephanie Nomayo: Markbeschreibung, Landwehr und Gemarkungsgrenze Höchberg. In: Höchberger Lesebuch. Alltägliches, Historisches und Amüsantes aus einer Gemeinde. Hg.: Markt Höchberg. Höchberg [], S. –. – Norbert Richard Wolf: Sprachgesch. als Textsortengesch.?
. Hälfte . Jh. Überlegungen am Beispiel von Latein und Ahd. in Würzburg um . In: Sprachgesch. als Textsortengesch. FS Gotthard Lerchner. Hg. v. Irmhild Barz. Frankfurt/M. , S. –. – Thomas Heiler: Die Würzburger Bischofschron. des Lorenz Fries (gest. ). Stud. zum historiographischen Werk eines fürstbischö ichen Sekretärs und Archivars (Veröff. des Stadtarch. Würzburg ). Würzburg . – Wolfgang Beck: W. M. In: Vom Großen Löwenhof zur Universität. Würzburg und die dt. Lit. im SpätMA. Hg. v. Horst Brunner/HansGünter Schmidt. Wiesbaden , S. (S. : Faks. Bl. v). – N. Wagner: Zu «frono» in der W. M. B. In: Sprachwiss. () S. –. – Mathias Herweg: Die W. M. von . Gesch., Recht und Sprache vor Jahren. In: Jahresber. /. Matthias-Grünewald-Gymnasium Würzburg () S. –. – Karl Borchardt: Heidingsfeld im MA von der W. M. bis um . In: Die Gesch. der Stadt Heidingsfeld. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hg. v. Rainer Leng. Regensburg , S. –. – Heinz Willner: Die beiden W. M. Valencia . – W. Beck: Die W. M. Aspekte einer Neubewertung. In: Sprachwiss. () S. –. BJ Samanunga worto (früher: Hrabanisches Glossar). – Stark kürzende, teilweise bessernde Bearbeitung des lat.-ahd. → Abrogans, um . Der Name des nur in Abschriften überlieferten, vermutlich in Regensburg entstandenen Glossars geht auf Georg Baesecke zurück, der ihn nach der in R überlieferten Überschrift «samanunga uuorto fona deru niuuiun anti deru altun» einführte. Schwerpunkt der Bearbeitung war die Ersetzung überkommener ahd. Glossierung; einzelne Glossengruppen sind zur Gänze entfallen. Rund ein Drittel des lat. Abrogans-Wortschatzes fehlt in der S. Rund % des lat. Wortschatzes sind nicht im Abrogans überliefert. Die S. enthält . ahd. Wörter (in . Belegen), von denen (in Belegen) nicht im Abrogans zu nden sind (vgl. Wortindex bei Splett , S. –). Nur noch zu einem Drittel weisen Abrogans und S. dieselben Glossierungen auf. Rund ein Drittel der in R überlieferten S. ist lat.-lat. gehalten. In Rγ und Rδ sind die lat. Interpretamente mit den Glossierungen in das Alphabet der Lemmata einsortiert. Wie der Abrogans hat wohl auch die S. als «sekundäres Bibelglossar» zu gelten (vgl. Splett u. ö.).
Samanunga worto Ü: R bzw. Rα: Wien, ÖNB, cod. , ra–rb (bair.); Faks. der ganzen Hs. in Unterkircher (s. Ausg.). – Fragmente: Rβ: Wien, ÖNB, cod. , r (bair.); enthält den Anfang der S. – Rγ: München, BSB, Cgm a, losgelöstes Doppelbl. aus dem Rückendeckel von clm (erstes Viertel . Jh., wohl kurz vor , bair.); Teile aus dem Buchstaben I. – Rδ: Ebd., cbm Cat /, S. f. (bair.; Abschrift Coloman Sanftls aus dem Jahr ); Teile aus dem Buchstaben S; verkleinerte Wiedergabe bei Splett (s. Lit.) S. –. Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bearb. v. Rolf Bergmann und Stefanie Stricker unter Mitarbeit von Yvonne Goldammer und Claudia Wich-Reif. Berlin/New York , Bd. , S. f. (Nr. ). – http://www.handschriftencensus.de/werke/. A: Johann Georg von Eckhart: Commentarii de rebus Franciae orientalis [...]. Bd. . Würzburg , S. – (Berichtigungen in: Diutiska. Denkmäler dt. Sprache und Lit. [...]. Bd. . Hg. v. E[berhard] G[ottlieb] Graff. Stuttgart/ Tübingen , S. –) (R). – Diutiska [...]. Bd. . Stuttgart/Tübingen , S. f. (Rβ). – Die ahd. Glossen. Gesammelt und bearb. v. Elias Steinmeyer und Eduard Sievers. Bd. . Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. – (parallel zum Abrogans; Berichtigungen in: ebd., Bd. , Berlin [Nachdr. Dublin/Zürich ] S. f.; Splett [s. Lit.] S. –). – Notitiae Regionum Urbis Romae et Urbis Constantinopolitanae, Glossarium Latino-Theotiscum. Cod. Vindobonensis . Einleitung von F. Unterkircher (Umbrae codicum occidentalium ). Amsterdam . L: Jochen Splett, VL () Sp. – (überarb. wieder in: Ahd. und as. Lit. Hg. v. Rolf Bergmann. Berlin/Boston , S. –). – Bernhard Bischoff: Paläographische Fragen dt. Denkmäler der Karolingerzeit. In: Frühma. Stud. () S. –, hier S. f. (wieder in: Ders.: Ma. Stud. Ausgewählte Aufsätze zur Schriftkunde und Literaturgesch. Bd. . Stuttgart , S. –). – Ders.: Die südostdt. Schreibschulen und Bibliotheken in der Karolingerzeit. Tl.: . Die bayerischen Diözesen (Slg. bibliothekswissenschaftlicher Arbeiten, Ser. , H. = H. ). Leipzig . – J. Splett: Zur Samanunga uuorto. In: «Sagen mit Sinne». FS Marie-Luise Dittrich. Hg. v. Helmut Rücker (GAG ). Göppingen , S. –. – J. Splett: S.-Stud. Erläuterung und lexikalische Erschließung eines ahd. Wb. (GAG ). Göppingen . – Franz Wälti:
Vocabularius Sancti Galli Die Wortsippen ‹Quedan›/‹Quiti› und ‹Sprehhan›/ ‹Sprâhha› in Abrogans und S. (Germanistica Friburgensia ). Freiburg . – J. Splett: Zur Frage der Zweckbestimmung des Abrogans. In: Collectanea Philologica. FS Helmut Gipper. Hg. v. Günther Heintz/Peter Schmitter. Bd. (Saecvla spiritalia ). Baden-Baden , S. –. – J. Splett: Der Abrogans und das Einsetzen ahd. Schriftlichkeit im . Jh. In: Typen der Ethnogenese unter besonderer Berücksichtigung der Bayern. Tl. . Hg. v. Herwig Wolfram/Walter Pohl (Österr. Akad. der Wiss., Phil.-Hist. Kl.: Denkschr. /Veröff. der Kommission für Frühmittelalterforschung ). Wien , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – J. Splett: Das ‹S.›-Glossar. In: Die ahd. und as. Glossographie. Ein Hb. Hg. v. Rolf Bergmann/Stefanie Stricker. Bd. . Berlin/New York , S. –. BJ Vocabularius Sancti Galli (früher auch: Dt. Hermeneumata). – Lat.-ahd. Glossar, zweite Hälfte . Jh. Der im Zusammenhang der irisch-angelsächsischen Mission entstandene V. S. G., neben dem → Abrogans eine Hauptquelle des ältesten Ahd., ist nach dem Aufbewahrungsort benannt und nicht nach seiner Herkunft oder gar der Person des hl. Gallus (um –). Es umfasst a) ein nach Sachgruppen geordnetes Glossar, b) Gesprächsreste, c) Reste eines alphabetischen Glossars (N–O ,–; C–G ––; L ,) und d) Glossen zum Carmen De laudibus virginum des englischen Bischofs Aldhelm (um –). Als Grundlage des Vocabularius gilt ein griechisch-lat. Sachglossar, das Teil der fälschlicherweise dem Grammatiker Dositheus zugeschriebenen Hermeneumata ist. Die Verwandtschaft des V. S. G. mit anderen die Hermeneumata überliefernden Handschriften (vgl. → Kasseler Glossen) stellte G. Baesecke () in einem Stemma dar, das Thomas Klein «in wesentlichen Punkten als revisionsbedürftig» (S. ) ansieht. Während sich der alphabetische Teil des V. S. G. in die Tradition der aus der Schule von Canterbury hervorgegangenen Glossare einordnen lässt, «kann nicht mehr mit Baesecke ohne weiteres ein lateinisch-altenglisches Glossar vorausgesetzt werden, dessen altenglische Interpretamente in *VocSach ins Ahd. umgesetzt wurden» (ebd., S. ). Für das Sachglossar emp ehlt sich
. Hälfte . Jh. die Annahme eines angelsächischen Übersetzers, dessen mangelnde Ahd.-Kenntnisse für die Fehler der Übersetzung verantwortlich sind. Mit dieser Annahme würde sich auch die Heterogenität des Ahd., das fränkische und obd. Züge aufweist, erklären lassen. Das Sachglossar (S. –) enthält ahd. Glossen, auf dem gestohlenen Blatt (mit der Sachgruppe Verwandtschaft) sind es allein . Die Reihenfolge der Sachgruppen (Bäume, P anzen, Gewässer; der Mensch, Stand, Körperteile, Eigenschaften, Verwandtschaft, Krankheiten; Tiere; die Erde, Ackerbau, Straßen, Häuser; der Himmel, Wettererscheinungen, Jahreszeiten) ist oft gestört. Ü: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. , S. – (Perg., zweite Hälfte . Jh., vermutlich in Deutschland entstanden, «persönlich zusammengestellter Taschencodex der Hand eines ags. beeinusten, kontinentalen Schreibers oder ags. Missionars» [Stricker , S. ]; Abschrift). Vgl. Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bearb. v. Rolf Bergmann und Stefanie Stricker unter Mitarbeit von Yvonne Goldammer und Claudia WichReif. Berlin/New York , Bd. , S. – (Nr. ). – http://www.handschriftencensus.de/ werke/. A: Ildefons von Arx: Geschichten des Kantons St. Gallen. Bd. . St. Gallen . – Ahd. Sprachschatz oder Wb. der ahd. Sprache, etymologisch und grammatisch bearb. v. E. G. Graff. Tl. . Berlin (Nachdr. Hildesheim ) S. LXV–LXVII. – Karl Greith: Spicilegium Vaticanum. Beitr. zur nähern Kenntniss der Vatikanischen Bibl. für dt. Poesie des MA. Frauenfeld , S. –. – Wb. des hl. Gallus. Hg. v. H. Hattemer. In: Denkmahle des MA. Bd. . St. Gallen (Nachdr. Graz ) S. –; Bd. . St. Gallen (Nachdr. Graz ) S. . – Rudolf Henning: Über die sanctgallischen Sprachdenkmäler bis zum Tode Karls des Großen (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. Völker ). Straßburg , S. –. – Die ahd. Glossen. Gesammelt und bearb. v. Elias Steinmeyer und Eduard Sievers. Bd. . Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. – (Nr. DCCCCXXXI); Bd. . Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. – (Leviticusglossen). – Georg Baesecke: Der V. S. G. in der angelsächsischen Mission. Tübingen ( Faks.). – Altdt. Texte. Ausgewählt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig , S. (Auszug). – Ahd.
. Hälfte . Jh. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgeführt v. Karl Helm. . Au . bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. Tübingen , S. f. (Auswahl). – Faks. des gestohlenen Bl. / in: Karl Schmuki/Cornel Dora: Ein Tempel der Musen. Die Klosterbibl. von St. Gallen in der Barockzeit. Führer durch die Ausstellung in der Stiftsbibl. St. Gallen. (. November – . November ). [St. Gallen] , S. . – Ahd. Lit. Eine kommentierte Anthologie. Ahd./Nhd., Altnd./Nhd. Übers., hg. und komm. v. Stephan Müller (RUB ). Stuttgart , S. . – OnlineFaks. der Hs.: http://www.e-codices.unifr.ch/de/ list/one/csg/. L: Ehrismann () S. f. – De Boor/Newald () S. . – Heinz Mettke, VL () Sp. –. – Ernst Hellgardt/Red., Killy () S. . – Rudolf Henning: Über die sanctgallischen Sprachdenkmäler bis zum Tode Karls des Großen (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgesch. der germ. Völker ). Straßburg/London . – Gustav Scherrer: Verzeichniss der Hss. der Stiftsbibl. von St. Gallen. Halle (Nachdr. Hildesheim/New York ) S. –. – Rudolf Kögel: Gesch. der dt. Litteratur bis zum Ausgange des MA. Bd. : Bis zur Mitte des elften Jh. Tl. : Die endreimende Dichtung und die Prosa der ahd. Zeit. Straßburg , S. –. – Georg Baesecke: Der V. S. G. in der as. Mission. Halle (Saale) . – Ders.: Vorund Frühgesch. des dt. Schrifttums. Bd. : Frühgesch. des dt. Schrifttums. Halle (Saale) /, S. –, –. – H. Mettke: Die ahd. Aldhelmglossen. Jena , S. –, . – Mettke (s. Ausg.) S. . – Stefan Sonderegger: Ahd. in St. Gallen. Ergebnisse und Probleme der ahd. Sprachüberl. in St. Gallen vom . bis ins . Jh. (Bibliotheca Sangallensis ). St Gallen [], S. , . – Bernhard Bischoff: Paläographische Fragen dt. Denkmäler der Karolingerzeit. In: Frühma. Stud. () S. –, bes. S. (wieder in: Ders.: Ma. Studien. Ausgewählte Aufsätze zur Schriftkunde und Literaturgesch. . Stuttgart , S. –). – Rolf Bergmann: Verz. der ahd. und as. Glossen-Hss. (Arbeiten zur Frühmittelalterforschung ). Berlin/New York , S. f. – Wolfgang Haubrichs: Die Angelsachsen und die germ. Stämme des Kontinents im frühen MA: Sprachliche und literarische Beziehungen. In: Irland und die Christenheit. Bibelstudien und Mission. [...]. Hg. v. Proinséas Ní Chatháin/Michel Richter.
Basler Rezepte Stuttgart , S. –, bes. S. –. – H. Mettke: Zum Kasseler Cod. theol. ° und zur Herleitung des V. S. G. aus Fulda. In: Ahd. Bd. . Hg. v. Rolf Bergmann u. a. (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. –. – J. D. Pheifer: Early Anglo-Saxon glossaries and the school of Canterbury. In: Anglo-Saxon England () S. –. – The Epinal, Erfurt, Werden, and Corpus glossaries. Epinal Bibliothèque Municipale (), Erfurt Wiss. Bibl. Amplonianus ° , Düsseldorf Univ.-Bibl. Fragm. K : Z /, Munich Bayer. Staatsbibl. Cgm. III (e.), Cambridge Corpus Christi College . Hg. v. B. Bischoff u. a. (Early English manuscripts in facsimile ). Copenhagen . – Wolfgang Haubrichs: Die Anfänge: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im frühen MA (ca. –/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit, ,). ., durchges. Au . Tübingen , S. . – Helmut Birkhan: Gesch. der altdt. Lit. im Licht ausgewählter Texte. Tl. I: Ahd. und as. Lit. (Edition Praesens Studienbücher ). Wien , S. . – S. Sonderegger: Ahd. Sprache und Literatur. Eine Einf. in das älteste Deutsch. Darstellung und Grammatik. ., durchges. und wesentlich erw. Au . Berlin/New York . – Frauen im Galluskloster. Kat. zur Ausstellung in der Stiftsbibl. St. Gallen (. März – . November ). St. Gallen , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – S. Stricker: Der V. Sti. G. In: Die ahd. und as. Glossographie. Ein Hb. Hg. v. R. Bergmann/Stefanie Stricker. Bd. . Berlin/New York , S. –. – Michael Embach/Reiner Nolden: Kostbare Hss. und Urkunden aus Echternach und Trier. Eine Ausstellung der Stadtbibl. und des Stadtarch. Trier. Mit Leihgaben aus der Nationalbibl. Luxemburg und dem Domschatz Trier (Ausstellungskataloge Trierer Bibliotheken ). Trier , S. . – Thomas Klein: Zu Herkunft, Sprache und Übersetzer des V. S. G. In: ZfdPh () S. –. – S. Stricker: V. S. G. In: Ahd. und as. Lit. Hg. v. R. Bergmann. Berlin/Boston , S. –. BJ Basler Rezepte. – Drei vor aufgeschriebene Rezepte. Bei den in Fulda von verschiedenen Händen in angelsächsischer Minuskel in eine → IsidorHandschrift eingetragenen Rezepten handelt es
Basler Rezepte sich wahrscheinlich um «die ältesten Denkmäler ahd. medizinischer Prosa und wohl die ältesten zusammenhängenden dt. Texte überhaupt» (Stricker , S. ). Das erste, lat. Rezept mit einem Fiebermittel (nach Steinmeyer, S. : Mittel gegen Epilepsie; nach Seebold mit mindestens einem dt. Wort: «pipaoz» [Beifuß]) wird im zweiten, ahd. Rezept (etwa Wörter, ostfränkisch mit bairischem Einschlag) – mit Abweichungen – auf mehr als den doppelten Umfang erweitert. Das dritte, auf der unteren Blattseite stehende Rezept (etwa Wörter) in angelsächsisch-bairischer Sprachmischung wurde vor dem zweiten Rezept aufgeschrieben. Es bietet ein Rezept gegen Hautgeschwüre («uuidar cancur»), die durch Einreiben mit einem Gemisch aus gebranntem Salz, Seife und Austernschalen («brenni salz endi saiffun endi rhoz aostorscalala») behandelt werden sollen (vgl. Austernschalentheorie des Gaius Plinius Secundus, Naturalis historia, XXII, ). Ü: Basel, UB, Cod. F III a (aus zwei Teilen bestehend: Bl. – und Bl. –), ra-rb (Perg., Fulda, .–. Jh., lat., ahd., altenglisch). Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bearb. v. Rolf Bergmann und Stefanie Stricker unter Mitarbeit von Yvonne Goldammer und Claudia WichReif. Berlin/New York , Bd. , S. – (Nr. ). – http://www.handschriftencensus.de/ werke/. A: K[arl] Müllenhoff/W[ilhelm] Scherer (Hg.): Denkmäler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. . Ausg. v. E[lias] Steinmeyer. Berlin (Nachdr. Berlin/Zürich ), Bd. , S. f. (Nr. LXII); Bd. , S. f. – Karl Sudhoff: Die gedruckten ma. medizinischen Texte in germ. Sprachen. Eine literarische Studie. In: Arch. für Gesch. der Medizin (/; Nachdr. Wiesbaden ) S. –, hier S. (Nr. ). – E. von Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkmäler. Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. – (Nr. VII). – Gerhard Eis: Altdt. Hss. Texte und Tafeln mit einer Einleitung und Erläuterungen. München , S. . – Altdt. Texte. Ausgewählt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig , S. . – Gerhard Köbler (Hg.): Slg. kleinerer ahd. Sprachdenkmäler (Arbeiten zur Rechts- und Sprachwiss. ). Gießen , S. –. – Ahd. Lit. Eine kommentierte Anthologie. Ahd./Nhd., Altnd./Nhd. Übers., hg. und komm. v. Stephan Müller (RUB ). Stuttgart , S. , .
. Hälfte . Jh. Faksimiles: Die ältesten dt. Sprach-Denkmäler in Lichtdrucken hg. von M[agda] Ennecerus. Frankfurt/M. , Tf. . – G. Eis: Altdt. Hss. (s. o.) S. , Tf. . – Broszinski (s. Lit.) S. . Ü: Müller (s. Ausg.) S. , . L: Ehrismann () S. f. – HansHugo Steinhoff, VL () Sp. f. – Gundolf Keil, LexMA () Sp. . – Steinmeyer (s. Ausg.) S. –. – R.-M. S. Heffner: The Third Basel Recipe (Ba. III). In: The Journal of English and Germanic Philology () S. –. – Mettke (s. Ausg.) S. . – Dieter Geuenich: Die Personennamen der Klostergemeinschaft von Fulda im früheren MA (MMS ). München , S. f. – Ders.: Zur ahd. Lit. aus Fulda. In: Von der Klosterbibl. zur Landesbibl. Beitr. zum jährigen Bestehen der Hessischen Landesbibl. Fulda. Hg. v. Artur Brall (Bibl. des Buchwesens ). Stuttgart , S. –, hier S. f. – Irmengard Rauch: ‹Basler Rezept I›: Method, medical code, and the polysemous symptom. In: FS Herbert Kolb. Hg. v. Klaus Matzel/Hans-Gert Roloff, unter Mitarbeit von Barbara Haupt und Hilkert Weddige. Bern u. a. , S. –. – Hartmut Broszinski: B. R. In: Fuldische Hss. aus Hessen. Mit weiteren Leihgaben aus Basel, Oslo, dem Vatikan und Wolfenbüttel. Kat. zur Ausstellung anläßlich des Jubiläums « Jahre Fulda». Hessische Landesbibl. Fulda, . April bis . Mai . Hg. v. dems./Sirka Heyne. (Veröff. der Hessischen Landesbibl. Fulda ). Fulda , S. (Nr. ). – Ute Schwab: Glossen zu einem neuen mediaevistischen Hb. In: Studi Medievali () S. –, hier S. , f. – Robert Nedoma: ‹enti danne geoze zisamane›. Die ahd. Fassung des Ersten Basler Rezepts (BR Ib). In: Die Sprache () S. –. – Elmar Seebold: Chronologisches Wb. des dt. Wortschatzes. Der Wortschatz des . Jh. (und früherer Quellen). Berlin/New York , S. , f., . – Jörg Riecke: Die Frühgesch. der ma. medizinischen Fachsprache im Deutschen. Berlin/New York . – G. Keil: B. R. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , , . – Müller (s. Ausg.) S. f. – S. Stricker: B. R. In: Ahd. und as. Lit. Hg. v. R. Bergmann. Berlin/Boston , S. –. BJ
um Lorscher Arzneibuch. – Lat. medizinisches Kompendium mit volkssprachiger Glossierung, um . Das L. A. ist das älteste erhaltene Medizinbuch des abendländischen MA. Als herausragendes Dokument der Medizingeschichte ist es Zeugnis für die Neubewertung der antiken Medizin im Zuge der karolingischen Renaissance. Vereinzelte volkssprachige Glossen des .und . Jh. machen eine rheinfränkische Entstehung des L. A.s wahrscheinlich. Das mehrfache Zitieren der → Benediktinerregel und Rekurse auf → Gregor den Großen lassen an einer Zugehörigkeit des Urhebers zum Benediktinerorden keinen Zweifel aufkommen. Der Schreibstil entspricht dem des Skriptoriums des benediktinischen Reichsklosters Lorsch. Zudem scheint der Kompilator mit dem zeitgenössischen Lorscher Bibliotheksbestand vertraut gewesen zu sein. Kompiliert und auch teilweise verfasst wurde das L. A. womöglich um von Ric(h)bod, Skriptor in Lorsch, dann vierter Lorscher Abt und später Trierer Bischof (so Keil , S. f.; Keil/Ohlmeyer ; Keil [s. Lit.]; Widerspruch: Bischoff [s. Überl.] und Fischer [s. Lit.]: frühes . Jh.; zu diesem Zeitpunkt war Ricbod bereits Bischof von Trier). Das L. A. ist Lehrbuch und Nachschlagewerk gleichermaßen. Der Kompilator leitet sein für die Zeit um äußerst umfassendes Kompendium, das am Rande sogar die Chirurgie berührt, mit zwei programmatischen Schriften ein. Die anderweitig nicht bezeugte Defensio artis medicinae (r–r), eine Rechtfertigung der Heilkunde, könnte von ihm selbst verfasst sein. Die folgenden Kosmas-und-Damian-Verse (nach → Isidor von Sevilla) sind medizinalpolitisch ausgerichtet. Sie fordern Kostenbegrenzung für Arzneimittel und propagieren durchaus sozialreformerisch eine gleich gute medizinische Versorgung für jedermann im Reich. Vor den eigentlichen Hauptteil des L. A.s hat der Kompilator nun noch unterschiedliche Kurztexte gestellt. Zunächst heilkundlich grundlegende Kurztraktate (r–v): die Initia medicinae mit einer Kurzfassung des hippokratischen Eids und einem Überblick über Geschichte und Fächer der Medizin sowie die Problemata Aristotelis als Einführung in die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Heilkunde. Daran schließen sich biorhythmische/iatromathematische Schriften an (r–rc): Monatsregeln, → Verworfene
Lorscher Arzneibuch Tage, Krankheitsspezial-→ Lunar. Als humoralpathologische Ergänzung zu den ps.-aristotelischen Problemata ist nach diesem Block noch die Epistula ad Pentadium des → Vindicianus ergänzt worden. Hiernach kommt der Bearbeiter zum Kern des Werkes: ein umfangreiches Rezeptar in fünf «capitulationes» mit insgesamt Heilmittelrezepten (v–v). Diese Kurz- und Langrezepte werden durch medizinische Kleinschriften ergänzt (darunter z. B. eine Gewichts- und Maßtabelle, ein meteorologischer Traktat oder ein halbalphabetisches Kräuterglossar). Die einzelnen «capitulationes» werden von detaillierten Inhaltsverzeichnissen erschlossen und sind pharmazeutisch ausgerichtet. Ein einheitliches Ordnungsprinzip des Textgutes liegt nicht vor; eine Anordnung nach Arzneiformen konkurriert mit einem indikationsbezogegen «a capite ad calcem»-System. Den Abschluss des L. A.s stellt die Nahrungsmittel-Diätetik des → Anthimus dar (r–r). Das Hauptverdienst des Urhebers des L. A.s ist darin zu sehen, dass er für die naturwissenschaftlich gestützte Heilkunde den Spielraum zurückgewonnen hat, der ihr von der christlichen Krankheitslehre am Ausgang der Antike genommen wurde. Die Heilkunde war verpönt, weil sie dem göttlichen Heilsplan zuwider läuft, in dem Krankheiten die Funktion von Strafe oder Prüfung erfüllen (vgl. Hiob). Der Nachweis von Erkrankungen, die nicht von Gott intendiert und damit heilkundlich zu behandeln sind, gelingt dem Verfasser nur dank seiner herausragenden Kenntnisse in den relevanten Bereichen Bibel, Patristik und Hagiographie. Die ärztliche Behandlung solcher Krankheiten gebiete demnach schon die christliche Caritas. Es gelingt dem Verfasser zudem, den Arzt, der die Folgen auch gottgewollter Krankheiten abmildert, als Instrument der göttlichen Gnade zu interpretieren. Als Fundament der heilkundlichen Betätigung wird sogar die Lektüre heidnisch-antiker Fachtexte empfohlen. Die theologisch-medizinalgeschichtliche Argumentation ist Grundlage der heilkundlichen Erneuerung, die das L. A. dokumentiert. Darüber hinaus beinhaltet das L. A. mitunter hochinnovative Verfahren im Bereich der therapeutischen Versorgung des Erkrankten: die antibiotische Behandlung von Wundinfektionen mit Schimmelpilzen (Penicillin), der kreislaufstabilisierende Einsatz von Herzglykosiden (gewonnen aus der Meerzwiebel) bei Ulcus cruris und die psychiatrische Verwendung von
Lorscher Arzneibuch Johanniskraut bei geistigen Verwirrungszuständen. Hierfür könnte das L. A. der Erstbeleg sein. Ob und in welcher Form Ricbod in die Entstehung des L. A.s involviert gewesen ist, lässt sich nicht mehr erhellen. Gewiss aber hatte er nach seiner Berufung zum Trierer Bischof (um / ) einen nachhaltigen Ein uss auf die Hofakademie Karls des Großen ausgeübt, um eine Umsetzung der medizinalpolitischen Konzepte des L. A.s zu befördern. Ricbods Freundschaft mit → Alkuin dürfte ihren Teil dazu beigetragen haben, und so könnte man bereits die Reichsdomänenordnung (Capitulare de villis) von / als Ausweis dieses Ein usses deuten, da sie auf pharmazeutische Autarkie zielt und das Anlegen von Kräutergärten propagiert. Nach Ricbods Tod () schlägt sich das Lorscher medizinalreformerische Konzept im idealtypischen Klosterplan von der Reichenau (St. Galler Klosterplan, ) nieder und auch in der Dichtung De cultura hortorum (auch: Hortulus) des → Walahfrid Strabo (nach ). Im Juni wurde das L. A. in das UNESCO-Register des Dokumentenerbes aufgenommen. Ü: Bamberg, SB, Msc. Med. (olim L.III.) Bll. (Perg., spätes . oder frühes . Jh., lat. mit griechischen Fachtermini und vereinzelten ahd. [rheinfränkischen] und ostgotischen Glossen aus dem . und . Jh.); geschrieben in Lorsch. Kaiser Heinrich II. veranlasste im frühen . Jh. die Überführung des Cod. nach Bamberg. – Vgl. zur Hs.: Bernhard Bischoff: Kat. der festländischen Hss. des neunten Jh. (mit Ausnahme der wisigotischen). Bd. . Wiesbaden , Nr. ; Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bearb. v. Rolf Bergmann und Stefanie Stricker unter Mitarbeit von Yvonne Goldammer und Claudia Wich-Reif. Berlin/New York , Bd. , S. – (Nr. b); zuletzt erschien die wissenschaftliche Beschreibung von Michael Kautz unter: http://bibliotheca-laureshamensis-digital.de/ view/sbbam mscmed; dort auch Digitalfaks. sowie unter: http://bsbsbb.bsb.lrz-muenchen.de/ ~db/ausgaben/ (s. unter «Anthimus»). A Ü: Das L. A. Hg. und mit einer Einl. versehen v. Gundolf Keil. Bd. : Faks. der Hs. Msc. Med. der SB Bamberg. Bd. : Übersetzung der Hs. Msc. Med. der SB Bamberg v. Ulrich Stoll/G. Keil unter Mitwirkung von Albert Ohlmeyer. Stuttgart . – U. Stoll: Das ‹L. A.›. Ein medizinisches Kompendium des . Jh.
um (Cod. Bambergensis medicinalis ). Text, Übersetzung und Fachglossar (Sudhoffs Arch. Beih. ). Stuttgart , S. –. – Ältere Teilausg.: Karl Sudhoff: Eine Verteidigung der Heilkunde aus den Zeiten der Mönchsmedizin. In: Sudhoffs Arch. () S. –, . – Ders.: Die Verse Isidors von Sevilla auf dem Schrank der medizinischen Werke seiner Bibl. In: Mitt. zur Gesch. der Medizin und Naturwiss. () S. – (wieder in: Ausgewählte Abh. von K. Sudhoff mit einer autobiogr. Skizze zum . Geburtstage. Hg. v. Henry E. Sigerist [= Sudhoffs Arch. ]. Stuttgart , S. –). L: Gerhard Baader: Bamberger Cod., LexMA () Sp. . – G. Keil, LexMA () Sp. f. – Stephanie Haarländer: Ric(h)bod (Macarius), NDB () S. . – G. Keil/A. Ohlmeyer, VL () Sp. –. – H. E. Sigerist: Stud. und Texte zur frühma. Rezeptlit. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig (Nachdr. Vaduz ) S. –. – Ernst Hirschfeld: Deontologische Texte des frühen MA. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f. – Egbert Farber: Ma. Kritik am Arzt. Diss. (masch.) Bonn , S. , –. – Gerhard Eis: Meister Alexanders Monatsregeln. In: Lychnos. Jb. der schwedischen Ges. für Gesch. der Wiss. / (Uppsala ) S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –). – Loren Carey MacKinney: Medical ethics and etiquette in the early Middle Ages. The persistance of Hippocratic ideals. In: Bulletin of the history of medicine () S. –, hier S. f. (wieder in: Legacies in Ethics and Medicine. Hg. v. Chester R. Burns. New York , S. –). – Heinrich Schipperges: Die Benediktiner in der Medizin des frühen MA (Erfurter theologische Schr. ). Leipzig , S. –. – Friedrich Knöpp: Richbod, (Erz-)Bischof von Trier (?)–. In: Die Reichsabtei Lorsch. FS zum Gedenken an ihre Stiftung . Hg. v. dems. Bd. . Darmstadt , S. –. – B. Bischoff: Lorsch im Spiegel seiner Hss. (Münchener Beitr. zur Mediävistik und Renaissance-Forschung. Beih.). München , S. f. (wieder in: Knöpp, Reichsabtei Lorsch [s. o]. Bd. . Darmstadt , S. –; Neuau . u. d. T.: Die Abtei Lorsch im Spiegel ihrer Hss. [Geschichtsbll. Kreis Bergstraße Sonderbd. ]. Lorsch ). – Walter Wiedemann: Unters. zu dem frühma. medizinischen Briefbuch des Cod. Bruxellensis –. Diss. Berlin , S. f., , ,
. Hälfte . Jh. f., , f. – Willy Lizalek: Heilkundliche Rezepte aus der Lorscher Klosterbibl. (betr. die Hs. Bamberg, Staatl. Bibl., Msc. Med. ). In: Beitr. zur Gesch. des Klosters Lorsch. FS Karl Josef Minst. Hg. vom Heimat- und Kultur-Ver. Lorsch (Geschichtsbll. Kreis Bergstraße, Sonderbd. ). Lorsch , . verb. Au . , S. –. – U. Stoll/ G. Keil: Ahd. «uuizebluomen». Eine zweite Bestätigung von Sudhoffs Lokalisierung des ‹Bamberger Cod.›. In: ZfdA () S. –. – Martina C. Conrad: Das L. A. Ein Neubeginn der Heilkunde im frühen MA. Ingelheim . – Adelheid und Karlheinz Platte (Hg.): Das L. A. Klostermedizin in der Karolingerzeit. Ausgewählte Texte und Beitr. Lorsch , , . – U. Stoll/Bernhard Müller: Alte Rezepte modern betrachtet. Ein Versuch zur Beurteilung frühma. Pharmakotherapie aus heutiger Sicht. In: Gesch. der Pharmazie () S. a–c. – G. Keil/Paul Schnitzer (Hg.): Das L. A. und die frühma. Medizin (Geschichtsbll. Kreis Bergstraße, Sonderbd. ). Lorsch (vgl. dazu: Werner E. Gerabek, Würzburger FachprosaStud.: Beitr. zur ma. Medizin-, Pharmazie- und Standesgesch. aus dem Würzburger medizinhist. Inst. FS Michael Holler. Hg. v. G. Keil [Würzburger medizinhist. Forschungen ]. Würzburg , S. –). – U. Stoll: L. A. Das älteste erhaltene Arzneibuch dt. Provenienz. In: Dt. ApothekerZeitung () S. –. – Ders.: Christlicher Glaube kontra heidnische Wiss. In: Pharmazeutische Zeitung () S. –. – Klaus Bergdolt: Die Kritik am Arzt im MA – Beispiele und Tendenzen vom . bis zum . Jh. In: Gesnerus () S. –, hier S. –, . – G. Keil: Das ‹L. A.›. Anm. zur Frühgesch. der Kostendämpfung auf dem Arzneimittelsektor. In: Arch. für hessische Gesch. und Altertumskunde NF () S. –. – U. Stoll: Theorie und Praxis im ‹L. A›. Die Ratio, die Medizin und der Glaube. In: Die Waage () S. –. – Ders.: Neues Licht auf die Klostermedizin. In: Hessische Heimat () S. –. – Silke Körlings-König: Das L. A. Vergleichende Unters. eines Arzneibuches aus dem . Jh. Diss. Hannover . – Alf Önnerfors: Sprachliche Bemerkungen zum sog. L. A. In: Latin vulgaire – latin tardif . Hg. v. Maria Iliescu/Werner Marxgut (Actes du IIIème Colloque international sur le latin vulgaire et tardif). Tübingen , S. –. – Stoll (s. Ausg.) S. –, –. – G. Keil: Klostermedizin im frühen MA dokumentiert am L. A. von etwa . In: Geistliche
Kasseler Glossen Aspekte ma. Naturlehre. Hg. v. Benedikt Konrad Vollmann (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – U. Stoll: Traditional Latin Medicine in the Carolingian Era. In: Forum. Trends in Experience and Clinical Medicine () S. –. – Rudolf Schmitz/Franz-Josef Kuhlen: Gesch. der Pharmazie. Bd. : Von den Anfängen bis zum Ausgang des MA. Eschborn , S. –. – W. E. Gerabek/G. Keil: L. A., Wolfegger Hausbuch und Kodex Schürstab – drei der bedeutendsten Hss. zur ma. Medizin. In: Schr., Sprache, Bild und Klang. Entwicklungsstufen der Schr. von der Antike bis in die Neuzeit. Hg. v. Irma Wehgartner. Würzburg , S. –. – G. Keil: L. A. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. W. E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Jörg Riecke: Die Frühgesch. der ma. medizinischen Fachsprache im Deutschen. Bde. (Unters./Wb.). Berlin/ New York , passim. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Klaus-Dietrich Fischer: Das L. A. im Widerstreit der Meinungen. In: Medizinhist. Journal () S. –. VZ Kasseler Glossen (auch: Kasseler Gespräche, Glossae Cassellanae). – Sammlung lat.-ahd. Sachglossen und Gesprächsbüchlein, im ersten Viertel des . Jh. aufgezeichnet. Die K. G. bestehen aus einem Sachglossar (vgl. → Vocabularius Sancti Galli, s. dazu bereits Grimm) und einem Gesprächsbüchlein (vgl. die jüngeren → Pariser Gespräche). Die in sechs Abschnitte unterteilten Glossen (Bl. ra–r) bieten Übersetzungen einzelner vulgärlat., zum Teil romanischer Wörter aus folgenden Bereichen: a) menschlicher Körper, b) Haustiere, c) Teile des Hauses, d) Kleidung, e) Gerätschaften und f) Verschiedenes, z. B. «Homo . man / Caput . haupit / Uerticem . skeitila», ,–,). Baesecke postulierte für den Vocabularius Sancti Galli und die K. G. eine gemeinsame Vorstufe (vgl. Der Vocabularius Sancti Galli, S. f., –, –, f.). Der zweite Teil (v) der K. G. besteht aus Syntagmata bzw. Redewendungen (z. B. «Indica mih sagemir / Quomodo uueo / Nomen habet namunhab», , –), mehrmals in einem Frage-Antwort-Schema. Wie die Vermutung, dass es sich bei den K. G. um einen Sprachführer für lat.- bzw. romanischsprechende Reisende zur Verständigung in Bayern handelt, mit den lokalpatriotischen, ja abfälligen Wendungen
Kasseler Glossen «Stulti sunt / Romani . tole sint / uualha» und «Sapienti sunt / Paioari . spahe sint / peigira» (,–) zusammenpassen soll, muss offen bleiben. Ü: Kassel, UB/LMB, ° Ms. theol. (Sammelhs. mit den Canones conciliorum der Dionysio-Hadriana [r–r, r–r, Exzerpt], Ordo ad paenitentiam dandam [v–v], Paenitentiale [v–r]), r–v (Perg., wahrscheinlich erstes Viertel des . Jh., bair., Bayern, vielleicht Regensburg). Vgl. Bernhard Bischoff: Paläographische Fragen dt. Denkmäler der Karolingerzeit. In: Frühma. Stud. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Ma. Stud. Ausgewählte Aufsätze zur Schriftkunde und Literaturgesch. Bd. . Stuttgart , S. –, hier S. ). – Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bearb. v. Rolf Bergmann und Stefanie Stricker unter Mitarbeit von Yvonne Goldammer und Claudia Wich-Reif. Berlin/New York , Bd. , S. – (Nr. ; Lit.). – http://www. handschriftencensus.de/werke/. A: Johann Georg von Eckhart: Commentarii de rebus Franciae orientalis [...]. Bd. . Würzburg , S. –. – Wilhelm Grimm: Exhortatio ad plebem christianam. Glossae Casselanae. In: Abh. der Kgl. Akad. der Wiss. zu Berlin. Aus dem Jahre . Berlin , S. –, hier S. – (wieder in: Ders.: Kleinere Schr. Hg. v. Gustav Hinrichs. Bd. . Berlin , S. –). – Elias Steinmeyer/Eduard Sievers. Die ahd. Glossen. Bd. . Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. – (Nr. DCCCCXXXII), Nachtrag S. (zit.). – Paul Piper (Hg.): Nachträge zur älteren dt. Litteratur von Kürschners dt. NationalLitteratur (Dt. National-Litteratur ). Stuttgart [], S. –. – Altdt. Texte. Ausgewählt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig , S. (Auszug). – Gerhard Köbler (Hg.): Slg. kleinerer ahd. Sprachdenkmäler (Arbeiten zur Rechts- und Sprachwiss. ). Gießen , S. –. – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen von Wilhelm Braune, fortgeführt von Karl Helm. . Au . bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. Tübingen , S. , (Auszüge). – Ahd. Lit. Eine kommentierte Anthologie. Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Übers., hg. und komm. v. Stephan Müller (RUB ). Stuttgart , S. (Auszug). Faksimilies: Grimm (s. o.) Tf. A–I (= Bl. r–v). – Broszinski (s. Lit.) S. (= Bl. v). – Broszinski/Heyne (s. Lit.) S. (= Bl. v). – Bergmann/Stricker (s. Überl.) Bd. ,
. Hälfte . Jh. S. – (Abb. von Bl. r–v). – Farbdigitalisat des Codex: http://orka.bibliothek.unikassel.de/viewer/image///. Ü: Müller (s. Ausg.) S. (Auszug). L: Ehrismann () S. f. – Werner Schröder, VL () Sp. –. – Grimm (s. Ausg.) S. –. – Georg Baesecke: Der Vocabularius St. Galli und die angelsächsische Mission. Halle , S. –. – Ders.: Vor- und Frühgesch. des dt. Schrifttums. Bd. . Halle /, S. f. – Mettke (s. Ausg.) S. . – Stefan Sonderegger: Re exe gesprochener Sprache in der ahd. Lit. In: Frühma. Stud. () S. –, hier S. f. – Hartmut Broszinski: Kasseler Handschriftenschätze (Kasseler Semesterbücher; Pretiosa Cassellana). Kassel , S. –. – Heinz Mettke: Zum Kasseler Cod. theol. ° und zur Herleitung des V. S. G. aus Fulda. In: Ahd. Bd. . Hg. v. Rolf Bergmann u. a. (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. –. – Heinrich Goetz: Zur Bedeutung der ahd. Glossen innerhalb des ahd. Gesamtwortschatzes. In: Sprache in der sozialen und kulturellen Entwicklung. Beitr. eines Kolloquiums zu Ehren von Theodor Frings (–). Hg. v. Rudolf Grosse (Abh. der Sächsischen Akad. der Wiss. zu Leipzig, Philol.-hist. Kl. ,). Berlin , S. –. – H. Broszinski: K. G. In: Ders./Sirka Heyne: Fuldische Hss. aus Hessen mit weiteren Leihgaben aus Basel, Oslo, dem Vatikan und Wolfenbüttel. Kat. zur Ausstellung anläßlich des Jubiläums « Jahre Fulda». Hessische Landesbibl. Fulda, . April bis . Mai (Veröff. der Hessischen Landesbibl. Fulda ). Fulda , S. f. – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. , Abt. , Reihe B). Bern u. a. , S. f., . – Martin J. Schubert: Jahre Dt. als Fremdsprache. Dumme Witze im Fremdsprachenunterricht seit den Kasseler Glossen. In: Poetica. Zs. für Sprach- und Literaturwiss. () S. –, hier S. –. – Helmut Birkhan: Gesch. der altdt. Lit. im Licht ausgewählter Texte. Tl. I: Ahd. und as. Lit. (Edition Praesens Studienbücher ). Wien , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Müller (s. Ausg.) S. –. – S. Stricker: K. G. In: Ahd. und as. Lit. Hg. v. R. Bergmann. Berlin/Boston , S. –. BJ
. Hälfte . Jh. Abecedarium Nordmannicum. – Runengedicht, spätestens erste Hälfte . Jh. Das A. N. ist nur in einer Handschrift des . Jh. überliefert, die allgemein → Walahfrid Strabo zugeschrieben wird. Der verstorbene Benediktiner war u. a. Abt von Kloster Reichenau. Die Abfassung der Handschrift wird aufgrund des Schriftbilds in den Jahren von etwa bis vermutet. In dieser Phase seines Lebens hielt sich Strabo vor allem am Aachener Hof von Kaiser Ludwig I. (–) und in Reichenau auf. Der Kodex gilt als Vademecum Strabos, in das er über einen längeren Zeitraum immer wieder Notizen eintrug. Die Handschrift versammelt Werke und Exzerpte zu verschiedenen Fachgebieten (u. a. Grammatik, Medizin und Geschichte) und von unterschiedlichen Autoren, u. a. von → Alkuin, → Isidor von Sevilla und Donatus (→ Donat). Der Kodex enthält außerdem ahd. Glossen sowie griechische, hebräische und altengl. Alphabete, an deren Ende das A. N. steht. Der Text des A. N. ist heute nicht mehr vollständig lesbar, da er im . Jh. einer unsachgemäßen chemischen Behandlung unterzogen wurde. So ist etwa der Titel nur noch als Abecedarium Nord zu entziffern. Trotzdem ist das A. N. insgesamt eindeutig als Runengedicht erkennbar. Es enthält die Runenzeichen des jüngeren Futhark, in karolingischer Minuskel außerdem die Bezeichnungen der Runen und dazugehörige Merkverse. Die teils nur zwei Wörter umfassenden Verse geben in mehreren Fällen die Position der jeweiligen Rune im Alphabet an, etwa die abschließende Stellung der Eibe. Die Verse zeigen eine Tendenz zu Stabreimen, die im Text jedoch nicht durchgängig vorhanden sind. Die Gesamtanordnung des A. N. ist dreizeilig. Die Forschung hat dabei Abweichungen von traditionellen Runenschemata festgestellt. So umschließen im A. N. zwei Zeilen mit je fünf Runen die mittlere Zeile mit ihren sechs Runen. In anderen Texten hingegen folgen auf eine Zeile mit sechs Runen üblicherweise zwei Zeilen mit je fünf Runen. Zwischen den drei Zeilen des A. N. sind außerdem vier altenglische Runen notiert. Sechs vertikale Markierungen separieren einzelne Merkverse voneinander. Die Sprache des A. N. vermischt altnordische, as. und ahd. Elemente. Die Forschung hat in den Bezeichnungen der Runen die stärksten altnordischen Substrate des Textes nachgewiesen, obwohl
Abecedarium Nordmannicum in manchen Runennamen auch as. Ein üsse greifbar werden. Die Merkverse gelten als überwiegend ahd. geprägt. Die Runenzeichen des A. N. entsprechen den Futhark-Linien auf den Runensteinen von Gørlev und Malt. Als Vorlage des A. N. wird ein dänischer Text vermutet. Über Strabos unbekannte Quelle existieren mehrere Thesen, die nicht sicher zu belegen sind. Möglicherweise stieß Strabo an Ludwigs Hof auf seine Vorlage oder erhielt sie von → Hrabanus Maurus. Ebenso unsicher sind Strabos Gründe für die Aufzeichnung des A. N. Die Anlage der Handschrift mit ihren verschiedenen Alphabeten könnte auf ein rein wissenschaftliches Interesse an den Runen deuten. Auch eine Abfassung im Kontext der Missionierung Skandinaviens ist von der Forschung erwogen worden. Das A. N. wäre dann als sprachdidaktische Handreichung für Missionare intendiert gewesen. Unbestritten ist indes die historische Bedeutung des A. N. als frühestes erhaltenes Runengedicht. Ü: St. Gallen, Stiftsbibl., cod. , S. (Perg., um –, as.-ahd.-altnordisch, wahrscheinlich Autograph des Walahfrid Strabo). – Vgl. u. a. Bischoff (s. Lit.). – Sonderegger (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. A: Karl Müllenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkmaler dt. Poesie und Prosa. aus dem VIII.–VXII. Jh. . Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin (Nachdr. Berlin/Zürich ), Bd. , S. f. (Nr. V); Bd. , S. –. – As. Sprachdenkmäler. Hg. v. Johan H. Gallée. Leiden , S. –; dazu die Faks.slg., ebd. , Tf. XIIa–XIIb. – Kleinere as. Sprachdenkmäler, mit Anm. und Glossar. Hg. v. Elis Wadstein. Norden/Leipzig , S. , –. – Baesecke (s. Lit.). – Gerhard Eis: Altdt. Hss. München , Nr. (mit Faks.). – Bauer a (s. Lit.) S. (Faks.). – Bauer b (s. Lit.; mit Faks.). – Birkmann (s. Lit.) S. (mit Faks.). – Düwel (s. Lit.) Abb. . – Online-Faks. der Hs.: www.e-codices.unifr.ch/de/ list/one/csg/. L: Stefan Sonderegger, VL () Sp. f. – Richard M. Meyer: Runenstud. . Die altgerm. Runengedichte. In: PBB () S. –. – Friedrich von der Leyen: Über die germ. Runenreihe und ihre Namen. In: Zs. für Volkskunde NF () S. –. – Heinz Koch: Zu Form und Deutung des A. N. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen (/) S. –. – Georg Baesecke: Das A. N. In: Runenberichte () H. , S. –
Althochdeutsche Lex Salica (wieder in: Ders.: Kleinere Schr. zur ahd. Sprache und Lit. Hg. v. Werner Schröder. Bern u. a. , S. –). – Helmut Arntz: Hdb. der Runenkunde. Halle/Saale , S. u. ö. – Bernhard Bischoff: Eine Sammelhs. Walahfrid Strabos (Cod. Sangall. ). In: Aus der Welt des Buches. FS Georg Leyh. Hg. v. Freunden und Fachgenossen. Leipzig , S. – (wieder in: B. Bischoff: Ma. Stud. . Ausgewählte Aufsätze zur Schriftkunde und Literaturgesch. Stuttgart , S. –). – René Derolez: Runica Manuscripta. The English Tradition. Brügge , S. –. – Ders.: Die ‹hrabanischen› Runen. In: ZfdPh () S. –. – F. von der Leyen: A. N. In: FS Louis L. Hammerich. Hg. Naturmetodens Sproginstitut Kopenhagen. Kopenhagen , S. –. – R. Derolez: Scandinavian Runes in Continental Manuscripts. In: Franciplegius. FS Francis Peabody Magoun, Jr. Hg. v. Jess B. Bessinger, Jr./Robert P. Creed. London/New York , S. –. – B. Bischoff: Paläographische Fragen dt. Denkmäler der Karolingerzeit. In: Frühma. Stud. () S. – (wieder in: Ders.: Ma. Stud. . Ausgew. Aufsätze zur Schriftkunde und Literaturgesch. Stuttgart , S. –). – Wolfgang Jungandreas: Die Namen der Runen. In: Onoma () S. –. – Alessia Bauer: Runengedichte. In: RGA () S. –. – A. Bauer: Runengedichte. Texte, Unters. und Komm. zur gesamten Überl. Wien , S. – u. ö. – S. Sonderegger: Ahd. Sprache und Lit. Eine Einf. in das älteste Dt. Darstellung und Grammatik. Berlin/New York , S. , , u. ö. – Thomas Birkmann: Der Codex Sangallensis und die Entwicklung der Runenreihen im Jüngeren Futhark. In: Alemannien und der Norden. Internationales Symposium vom .–. Oktober in Zürich. Hg. v. Hans-Peter Naumann. Berlin/New York , S. –. – Klaus Düwel: Runenkunde. Stuttgart u. a. , S. –. – Heinrich Tiefenbach: A. N. In: Ahd. und as. Lit. Hg. v. Rolf Bergmann. Berlin/Boston , S. – (mit weiterer Lit.). MM Lorscher Glossen. – Gruppe von Bibelglossen, zweites Viertel . Jh. Die sog. L. G. nden sich in einer aus dem . Jh. stammenden Bibelhandschrift, die auch ein Fragment der → Mainzer Beichte enthält. Der Kodex entstand zumindest teilweise im Kloster Lorsch.
. Hälfte . Jh. Der lat. AT-Bibeltext enthält zwanzig knappe, altrheinfränkische Glossen. Diese L. G. wurden von mindestens zwei Händen meist interlinear, vereinzelt auch marginal in die Handschrift eingetragen. Glossen zu Leviticus stehen dabei nur jeweils eine Glosse zu Genesis und eine zu Numeri gegenüber. Die Entstehungsumstände der L. G. sind unbekannt. Da ihnen für Lorsch typische Einschaltungszeichen zugeordnet sind, ist eine Abfassung im dortigen Kloster zumindest zu erwägen. Ü: Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, cod. Pal. lat. , r, r–v, r (Perg., Lorsch, zweites Viertel . Jh., altrheinfränkisch). Vgl. Köbler (s. Lit.). – Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bearb. v. Rolf Bergmann und Stefanie Stricker unter Mitarbeit von Yvonne Goldammer und Claudia Wich-Reif. Berlin/New York , Bd. , S. f. (Nr. ). – www. handschriftencensus.de/. A: Köbler (s. Lit.). – OnlineFaks. der Hs.: http://bibliotheca-laureshamensisdigital.de/bav/bav pal lat . L: Herbert Thoma: Ahd. Bibelglossen aus Lorsch im Cod. Vaticanus Pal. Lat. . In: FS Elisabeth Karg-Gasterstädt (PBB [Halle] Sonderh. ). Hg. v. Gertraud Müller. Halle (Saale) , S. f. – Gerhard Köbler: Erg., Richtigstellungen, Nachträge, Teileditionen, Editionen, Nachweise zu Steinmeyers Edition: Die ahd. Glossen. Gießen , S. (mit älterer Lit.). – Bergmann/Stricker (s. Überl.). – Elmar Seebold u. a.: Chronologisches Wb. des dt. Wortschatzes. Bd. : . Jh. Berlin/New York , S. (Nr. Tgl). MM Althochdeutsche Lex Salica. – Stammesrecht, zweites Viertel . Jh. Bei der A. L. S. handelt es sich um eine Übertragung des wohl Anfang des . Jh. entstandenen Rechtes der Salfranken. Sie und die → Trierer Capitulare aus dem . Jh. gehören zu den ältesten bekannten Zeugnissen der dt. Rechtssprache. Erst in der ersten Hälfte des . Jh. verbreitet sich mit → Eikes von Repgow Sachsenspiegel, dem → Mühlhäuser Rechtsbuch, dem → Braunschweiger Stadtrecht, dem → Mainzer Landfrieden u. a. m. die Gewohnheit, Rechtstexte auch in dt. Sprache abzufassen. Mit Handschriften liegt die Lex Salica in acht Fassungen vor, meist aus dem . bis . Jh. Die A.
. Hälfte . Jh. L. S. basiert auf der lat., / verfassten Fassung der Textklasse K (mit Titeln) und dürfte Ergebnis der Bemühungen unter Kaiser Karl dem Großen sein, geistliche und rechtliche Texte in angemessenen Fassungen zu verbreiten und gegebenenfalls auch ins Volkssprachliche zu übertragen. Vermutlich ist die A. L. S. der Mainzer Schreibschule zuzuordnen; Übersetzungstechnik und Stilelemente weisen auf einen geübten Schreiber hin. Ein Eintrag im Bücherkatalog des Trierer Benediktinerklosters St. Maximin aus dem . Jh. nennt einen «liber Theutonicus», von dem angenommen wird, dass es sich um die vollständige Handschrift der A. L. S. gehandelt habe. Zwischen und wurde die Handschrift der A. L. S. zertrennt und Teile davon als Einbandmakulatur für einen Wiegendruck verwendet. Diese Fragmente wurden von Franz Josef Mone entdeckt; die übrigen Teile der Handschrift sind verschollen. Die A. L. S. enthält ein Titelverzeichnis sowie Bestimmungen zum Erscheinen vor Gericht und zum Schweinediebstahl. Ü: Trier, StB, Ahd. und mhd. Fragmente, Mappe X Nr. (Perg., zwei Doppelseiten; online: StB Trier). A: Karl Müllenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkmäler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. . Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin (Nachdr. Berlin/Zürich. ) Nr. LXV. – E. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkmäler. Berlin , Nr. X. – Karl August Eckhardt (Hg.): Pactus legis Salicae. Bd. (Germanenrechte. NF. Westgerm. Recht ). Göttingen , S. –. – Stefan Sonderegger: Die ahd. Lex Salica-Übersetzung. In: Festgabe für Wolfgang Jungandreas zum . Geburtstag (Schriftenreihe zur trierischen Landesgesch. und Volkskunde ). Trier , S. – (mit Hinweisen zu älteren Editionen). L: Stefan Sonderegger, VL () Sp. –; () Sp. . – Ruth SchmidtWiegand: L. S. In: HRG () Sp. –. – Dies.: L. S. In: LexMA () Sp. f. – F. J. Mone: Rechtsalthertümer. Alte Übersetzung der L. S. Verfahren beim Gottesurtheil, Judeneid. In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins () S. –. – Heinrich Leo: Einiges zur L. S. In: ZfdA () S. –. – Theodor von Grienberger: Ahd. Texterklärungen IV. . L. S. . Der Rheinfränkische Psalter. . Zum Annolied. In: PBB () S. –. – Werner Betz: Karl der
Hrabanus Maurus Große und die lingua theodisca. In: Der Volksname Deutsch. Hg. v. Hans Eggers (WdF ). Darmstadt , S. –. – Hermann Nehlsen: Zur Aktualität und Effektivität germ. Rechtsaufzeichnungen. In: Recht und Schrift im MA. Hg. v. Peter Claasen (Vorträge und Forschungen ). Sigmaringen , S. –. – Dieter Geuenich: Zur ahd. Lit. aus Fulda. In: Von der Klosterbibl. zur Landesbibl. Beitr. zum zweihundertjährigen Bestehen der Hessischen Landesbibl. Fulda. Hg. v. Arthur Brall (Bibl. des Buchwesens ). Stuttgart , S. –. – Bernhard Bischoff: Paläographische Fragen dt. Denkmäler der Karolingerzeit. In: Ma. Stud. Ausgewählte Aufsätze zur Schriftkunde und Literaturgesch. Hg. v. dems. Bd. . Stuttgart , S. –. – Rosemarie Lühr: Stud. zur Sprache des Hildebrandliedes. Tl. : Herkunft und Sprache (Regensburger Beitr. zur dt. Sprach- und Literaturwiss. ). Frankfurt/M., Bern . – Richard Laufner: Vom Bereich der Trierer Klosterbibl. St. Maximin im HochMA. In: Armaria Trevirensia. Beitr. zur Trierer Bibliotheksgesch. Hg. v. Gunther Franz. Wiesbaden . – Giulio Simone: L. S. K (De chrenechruda) e la sua traduzione antico alto tedesca. In: Testi giuridici germanici. Hg. v. Loredana Lazzari. Potenza , S. –. – Wolfgang Sellert: Aufzeichnung des Rechts und Gesetz. In: Das Gesetz in Spätantike und frühem MA. Hg. v. dems. Göttingen , S. f. – Rainer Schröder: Rechtsgesch. Münster , S. –. – Rudolf Gmür/Andreas Roth: Grundriss der dt. Rechtsgesch. Köln , S. –. – Elmar Seebold: Zur Entstehung der L. S. In: PBB () S. –. – Ders.: Der germ. Rechterminus «texaca» und die Entführung von Sklaven in der «L. S.». In: PBB () S. –. DB/MM Hrabanus Maurus → Band , Sp. –. Walahfrid Strabo → Band , Sp. –. Straßburger Eide. – Zwei ahd. und zwei altfranzösische Eidestexte, . Nach dem Tod Kaiser Ludwigs des Frommen beanspruchte dessen ältester Sohn Lothar (–) alle Rechte aus der Ordinatio imperii; sein Versuch, das ganze Reich unter seine Oberherrschaft zu bringen, scheiterte jedoch, als er in der Schlacht von Fontenoy (südwestlich von Auxerre) am .. seinen (Halb-)Brüdern Ludwig (um –) und Karl (–) unterlag. Am
Straßburger Eide .. kamen Ludwig (der Deutsche) und Karl (der Kahle) mit ihren Heeren in Straßburg wieder zusammen, erneuerten ihr Bündnis und bekräftigten es durch Eid. kam es im Vertrag von Verdun zur Reichsteilung. Die Begegnung in Straßburg – mit den Eiden als Zitate – ist durch den karolingischen Geschichtsschreiber → Nithard (um –), einem Enkel Karls des Großen, in einer lat., im Auftrag Karls (des Kahlen) verfassten Chronik (Historiarum libri IV) überliefert, die in einer Abschrift aus dem . Jh. vorliegt. Die S. E. wurden in den Volkssprachen der Heere der beiden Halbbrüder geleistet. Nach Ansprachen Ludwigs und Karls an ihre Heere, die von Nidhart in lat. Sprache wiedergegeben werden, legte Ludwig seinen Eid in altfranzösischer Sprache ab, damit er vom Heer seines Halbbruders verstanden wurde. Aus dem gleichen Grund schwor Karl in ahd. (rheinfränkischer) Sprache. Der Eid, in dem sich anschließend die Heere der beiden bzw. ihre Vertreter – jeweils in ihrer jeweiligen Muttersprache – zur Gefolgschaft gegenüber ihren Königen verp ichteten, enthielt einen Passus, nach dem sie diese ihrem eidbrüchig gewordenen Herrn verweigern dürfen. Ü: Paris, Bibl. Nationale, Ms. lat. , rb–va (Perg., .– Lage: Ende . Jh., . Lage: Anfang . Jh. [Steinmeyer , S. , und Müller , S. XI], . Jh. [Rau , S. ], Bl. –: Ende . oder Anfang ., der Rest Anfang . Jh. [de Poerck , S. ]), rheinfränkisch, StRiquier oder St-Médard/Soissons [?]). Guy de Poerck: Le ms. B. N. lat. et les Serments de Strasbourg. In: Vox Romanica () S. –. – Abraham Tabachovitz: Les Serments de Strasbourg et le ms. B. N. lat. . In: ebd. () S. –. – http://www. handschriftencensus.de/werke/. A: H. F. Maßmann: Die dt. Abschwörungs-, Glaubens-, Beicht- und Betformeln vom . bis zum . Jh. Quedlinburg/Leipzig (Nachdr. Hildesheim ) S. –, – (Nr. ). – K[arl] Müllenhoff/W[ilhelm] Scherer (Hg.): Denkmäler dt. Poesie und Prosa. aus dem VIII.–XII. Jh. . Ausg. v. E[lias] Steinmeyer. Berlin (Nachdr. Berlin/Zürich ), Bd. , S. f. (Nr. LXVII); Bd. , S. f. – Nithardi Historiarum Libri IV. Hg. v. Ernst Müller (MGH SS rer. Germ.). Hannover (Nachdr. ebd. ) S. – (vgl. dazu: E. Schröder, AfdA [] S. –). – E. von Steinmeyer
. Hälfte . Jh. (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkmäler. Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. – (Nr. XV). – Quellen zur karolingischen Reichsgesch. Tl. : Die Reichsannalen. Einhard, Leben Karls des Großen. Zwei «Leben» Ludwigs. Nithard, Geschichten. Unter Benützung der Übersetzungen von O. Abel und J. v. Jasmund neubearb. v. Reinhold Rau (Ausgewählte Quellen zur dt. Gesch. des MA. Frhr. vom Stein-Gedächtnisausg. ). Darmstadt , S. S. – (mit Übersetzung). – Hans Naumann/Werner Betz: Ahd. Elementarbuch. Grammatik und Texte. ., verb. und verm. Au . (Slg. Göschen /a). Berlin , Nr. . – Altdt. Texte. Ausgewählt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig , S. f. – Gerhard Köbler (Hg.): Slg. kleinerer ahd. Sprachdenkmäler (Arbeiten zur Rechts- und Sprachwiss. ). Gießen , S. –. – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgeführt v. Karl Helm. . Au . bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. Tübingen , S. f. – Ahd. Lit. Mit altnd. Textbeispielen. Auswahl mit Übertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. ., überarb. und erw. Au . Berlin , S. , . – Ahd. Lit. Eine kommentierte Anthologie. Ahd./ Nhd., Altnd./Nhd. Übers., hg. und komm. v. Stephan Müller (RUB ). Stuttgart , S. , . – Karl der Große. Der mächtigste Kaiser des MA. Hg. v. Dietmar Pieper/Johannes Saltzwedel. München/Hamburg , S. – (mit Übersetzung). Faksimiles: Die ältesten dt. Sprach-Denkmäler in Lichtdrucken hg. von M[agda] Ennecerus. Frankfurt/M. , Tf. – [= Bl. v–v]. – Gerhard Eis: Altdt. Hss. München , S. f. (Nr. ). – Nithard. Histoire des ls de Louis le Pieux. Éditée et traduite par Philippe Lauer. . Au . Paris , nach S. XX [Bl. rb und va, Ausschnitte]. – Gärtner/Holtus (s. Lit.) Abb. und [Bl. r und v]. – Farbdigitalisat des Codes: http://gallica.bnf.fr/ark://btvb/f.item. Ü: Müller (s. Ausg.) S. , . – Schlosser (s. Ausg.) S. , . L: Ehrismann () S. f. – De Boor/Newald () S. . – Marie Luise BulstThiele: Nithard. In: VL () Sp. –. – Werner Hupka, KNLL () S. f. – Ruth Schmidt-Wiegand, VL () Sp. –. – Stefan Sonderegger, LexMA () Sp. f. – R. Hoke, HRG () Sp. –. – Jules Brakelmann: Die Nithardhs. und die Eide von Straß
. Hälfte . Jh. burg. In: ZfdPh () S. –. – Armand Gasté: Les Serments de Strasbourg. Etude historique, critique et philologique. Tours . . éd., rev. et corr. Paris . – Adolphe Krafft: Les Serments carolingiens de à Strasbourg en roman et tudesque. Avec nouvelles interprétations linguistiques et considérations ethnographiques. Paris /. – Hermann Suchier: Die Mundart der S. E. In: Beitr. zur romanischen und englischen Philologie. Festgabe für Wendelin Foerster zum . Oktober . Halle a. d. Saale , S. –. – John M. Burnam: The Scribe of the Oaths of Strassburg: What was his Nationality? In: Romanic Review () S. –. – Carl Wahlund: Bibliogr. der französischen S. E. vom Jahre . In: Mélanges de philologie romane et d’histoire littéraire offerts à M. Maurice Wilmotte à l’occasion de son e anniversaire d’enseignement. Paris , S. –. – James Westfall Thompson: The Romance Text of the «Strasbourg Oaths». Was it Written in the Ninth Century? In: Speculum. A Journal of Medieval Studies () S. –. – Lawrence F. H. Lowe/Bateman Edwards: The Language of the «Strassburg Oaths». In: ebd. () S. –. – A[xel] Wallensköld: Les Serments de Strasbourg. Le plus ancien texte conservé. In: Philol. Stud. aus dem romanisch-germ. Kulturkreise. Karl Voretzsch zum . Geburtstage [...]. Halle (Saale) , S. –. – François-Louis Ganshof: Une nouvelle théorie sur les Serments de Strasbourg. In: Studi medievali, NS (Torino ) S. –. – Mario Roques: Les Serments de Strasbourg. In: Medium Aevum () S. –. – Helmut Lüdtge: Zum Problem der S. E. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen (/) S. –. – Konrad Ewald: Formelhafte Wendungen in den S. E. In: Vox Romanica () S. –. – D’Arco Silvio Avalle: Protostoria delle lingue romanze. Dal sec. VII ai Giuramenti di Strasburgo e con particolare riguardo al territorio gallo-romanzo (Fonti e caratteri della tradizione letteraria Francese delle origini ). Turin . – Peter Wunderli: Die ältesten romanischen Texte unter dem Gesichtswinkel von Protokoll und Vorlesen. In: Vox Romanica () S. –. – H. Lüdtke: Nochmals zum Problem der S. E. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen (/ ) S. –. – H. L. W. Nelson: Die Latinisierungen in den S. E. In: Vox Romanica () S. –. – Gerold Hilty: Die Romanisierungen
Straßburger Eide in den S. E. In: ebd., S. –. – Siegfried Becker: Über die Redaktion der S. E. In: Vox Romanica () S. –. – Hans-Erich Keller: «lostanit», vers une solution de l’énigme. In: Zs. für Romanische Philologie () S. –. – Mettke (s. Ausg.) S. . – Raffaella Del Pezzo: I Giuramenti di Strasburgo. In: Annali, Sezione Germanica, (Neapel ) S. – (mit Übersetzung der Eide ins Italienische). – Siegfried Becker: Unters. zur Redaktion der S. E. (Europäische Hochschulschr. XIII, ). Bern u. a. . – Gerold Hilty: Les Serments de Strasbourg. In: Mélanges de linguistique française et de philologie et littérature mediévales. FS Paul Imbs. Hg. v. Robert Martin/Georges Straka (Travaux de linguistique et de littérature ,). Strasbourg , S. –. – Pierre-Nicolas Bonamy: Vier Abh. zum Vulgärlatein und zur Frühgesch. des Französischen. Ausgewählt, eingel. u. komm. v. Jörn Albrecht. Mit einem Vorw. v. Eugenio Coseriu (Lingua et traditio ). Tübingen , S. –. – S. Becker: Zur Frage ‹los› oder ‹lof tanit› in den S. E.n. In: Zs. für romanische Philologie () S. –. – Rudolf Schützeichel: Die Grundlagen des westlichen Mitteldeutschen. Stud. zur hist. Sprachgeographie. ., stark erw. Au . (Hermaea ), Tübingen , S. –. – R. Schmidt-Wiegand: Eid und Gelöbnis, Formel und Formular im ma. Recht. In: Recht und Schrift im MA. Hg. v. Peter Classen (Vorträge und Forschungen ). Sigmaringen , S. –, bes. S. –. – Florus van der Rhee: Die S. E., altfranzösisch und ahd. In: ABäG () S. –. – Janet Loughland Nelson: Public «Histories» and Private History in the Work of Nithard. In: Speculum () S. –. – Erwin Koller: Zur Volkssprachlichkeit der S. E. und ihrer Überl. In: Ahd. Bd. . Hg. v. Rolf Bergmann u. a. (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. –. – R. Schmidt-Wiegand: «Reht» und «ewa». Die Epoche des Ahd. in ihrer Bedeutung für die Gesch. der dt. Rechtssprache. In: Ahd. Bd. . Hg. v. R. Bergmann u. a. (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. –. – Richard K. Seymour: «The Oaths of Straßburg» and Re exes of Contrastive Indo-European Verb Development, Yearbook (Society of Germanic Philology ). Honolulu /. – Kurt Gärtner/Günter Holtus: Die erste dt.-französische ‹Parallelurkunde›. Zu Überl. und Sprache der S. E. In: Beitr. zum Sprachkontakt und zu den Urkundensprachen zwischen Maas und Rhein. Hg. v. dens. (Trierer hist. Forschungen ).
Kölner Inschrift Trier , S. –. – Michèle Perret: Introduction à l’histoire de la langue française, [Paris] (. éd. revue et mise à jour. Paris ). – Helmut Birkhan: Gesch. der altdt. Lit. im Licht ausgewählter Texte. Tl. I: Ahd. und as. Lit. (Edition Praesens Studienbücher ). Wien , S. f. – Rudolf Schieffer: Die Karolinger. ., überarb. und erw. Au . Stuttgart , S. –. – Müller (s. Ausg.) S. f. – R. Bergmann: S. E. In: Ahd. und as. Lit. Hg. v. dems. Berlin/Boston , S. –. – Dana M. Polanichka/Alex Cilley: The very personal history of Nithard: family and honour in the Carolingian world. In: Early Medieval Europe () S. –. BJ St. Galler Schreibervers. – Ahd. Langvers, Mitte . Jh. Der S. G. S. lautet in seiner vollständigsten Fassung «Chumo kiscreib lo chumor kipeit». Der Schreiber gibt also an, er habe mühsam seine Schreibarbeit beendet, mit noch größerer Mühe aber das Ende dieser Arbeit erwartet. Inhaltlich ähnliche Schreiberverse sind in mlat. und spätmhd. Handschriften nachgewiesen. Die bekannte Überlieferung des S. G. S. besteht aus nur zwei Textzeugen: Die im . Jh. im Kloster St. Gallen entstandene Handschrift S überliefert eine auf zwei Wörter reduzierte Kurzfassung des Verses als Marginalie zu den Enarrationes in psalmos des → Augustinus. Der Schreiber des Verses war jedoch nicht mit jenem des Haupttextes identisch. Bei der S-Fassung des S. G. S. könnte es sich auch um eine reine Federprobe handeln. Kodex S enthält in alemannischer Mundart den kompletten Vers, dessen Datierung und paläographische Einordnung jedoch umstritten sind. Auch S entstand im . Jh. in St. Gallen, weshalb die Forschung die Abfassung des Verses ebenfalls um diese Zeit und durch den Hauptschreiber der Handschrift vermutet hat. Nach einer anderen These könnte der Vers jedoch auch von einem Schreiber stammen, der im . Jh. einen Nachtrag zur Handschrift hinzufügte. Von Bedeutung ist der S. G. S. als frühes Beispiel eines volkssprachigen Schreiberverses. Ü: S: St. Gallen, Stiftsbibl., cod. , S. (Perg., St. Gallen, . Jh.). – S: Ebd., cod. , S. (Perg., St. Gallen, zweite Hälfte . Jh. oder später, alemannisch). Vgl. Sonderegger (s. Lit.). – Beat Matthias von Scarpatetti: Die Hss. der Stiftsbibl. St. Gallen. Bd. /IV: Codices –. Wiesbaden
. Hälfte . Jh. , S. f. – Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bearb. v. Rolf Bergmann und Stefanie Stricker unter Mitarbeit von Yvonne Goldammer und Claudia Wich-Reif. Berlin/New York , Bd. , S. f. (Nr. ). – Seebold (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. A: Karl Müllenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkmaler dt. Poesie und Prosa. aus dem VIII.–VXII. Jh. . Ausg. v. Elias Steinmeyer. Bd. . Berlin (Nachdr. Berlin/Zürich ) Nr. b. – Die kleineren ahd. Sprachdenkmäler. Hg. v. Elias von Steinmeyer. Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. (Nr. ). – Online-Faks. von Hs. S: www.e-codices.unifr.ch/de/csg// /medium. – Online-Faks. von Hs. S: www.ecodices.unifr.ch/de/csg///small. L: Ehrismann () S. . – De Boor/Newald () S. , . – Stefan Sonderegger, VL () Sp. f. – Scriptoria medii aevi Helvetica /. Bearb. v. Albert Bruckner. Genf , S. , . – Johannes Duft: Ma. Schreiber. Bilder, Anekdoten und Sprüche aus der Stiftsbibl. St. Gallen. St. Gallen , S. , . – S. Sonderegger: Ahd. in St. Gallen. Ergebnisse und Probleme der ahd. Sprachüberl. in St. Gallen vom . bis ins . Jh. St. Gallen , S. . – John S. Groseclose/Brian O. Murdoch: Die ahd. poetischen Denkmäler. Stuttgart , S. f. – Gerhard Köbler: Slg. kleinerer ahd. Sprachdenkmäler. Gießen , S. f. – Chronologisches Wb. des dt. Wortschatzes. Bd. : Der Wortschatz des . Jh. Bearb. v. Elmar Seebold u. a. Berlin/New York , S. , (Nr. T). – Andreas Nievergelt: ‹Chumo kiscreib›. In: Lieblingsstücke. Germanistik in Zürich. Jahre Dt. Seminar. Hg. v. Christian Kiening/Barbara Naumann. Zürich , S. f. MM Kölner Inschrift. – Ahd. Reimstrophe, um drittes Viertel . Jh. Die sog. K. I. umfasst vier mittelfränkische Verse und wird auf das dritte Viertel des . Jh. datiert. Die Strophe preist einen nicht explizit benannten Ort, weil man dort erlernen könne, Gold, Reichtum, Weisheit und Siege zu gewinnen. Ursprünglich schmückten die Verse wahrscheinlich die Domschule oder -bibliothek in Köln. Im . und . Jh. war die K. I. auf einer Tafel am Haus des Domprobsts von Köln angebracht. Von dort kopierte sie Arnold Mercator. Heute ist der Text nur
. Hälfte . Jh. noch als verstümmelte Abschrift auf einem Stadtplan Mercators von überliefert. Der Text enthält neben einem stabenden Halbvers auch einen Endreim und wird in der Forschung meist um einen zweiten Endreim emendiert. Daher gilt die frühe Verwendung von Endreimen als wichtigstes literaturhistorisches Charakteristikum der K. I. Der unvollständige Zustand der K. I. erschwert jedoch eine abschließende Einordnung. Ü: Köln, Hist. Stadtarch., Plankammer / / –, Kölner Stadtplan des Arnold Mercator (). A: Frenken (s. Lit.). – Bergmann (s. Lit.). – Hans Naumann/Werner Betz: Ahd. Elementarbuch. Berlin , S. . – Kruse (s. Lit.) S. , (Faks.). – Seebold (s. Lit.). – Schützeichel (s. Lit.). Ü: Bergmann (s. Lit.). – Kruse (s. Lit.). L: John M. Jeep, VL () Sp. f. – Goswin Frenken: Kölnische Funde und Verluste. In: ZfdA () S. –; () S. . – Rolf Bergmann: Zu der ahd. Inschr. aus Köln. In: Rheinische Bll. () S. –. – Rudolf Schützeichel: Zur Erforschung des Kölnischen. In: Die Stadt in der europäischen Gesch. FS Edith Ennen. Hg.v. Werner Besch u. a. Bonn , S. –. – Norbert Kruse: Die Kölner volkssprachige Überl. des . Jh. Bonn , S. –. – J. M. Jeep: Alliterating Word-Pairs in Old High German. Bochum , S. –. – R. Schützeichel: Ahd. Wb. Tübingen , S. f.; Berlin u. a. , S. , . – Wolfgang Haubrichs: Die Anfänge. Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im frühen MA (–/). Berlin , S. f. – Chronologisches Wb. des dt. Wortschatzes. Bd. : Der Wortschatz des . Jh. Bearb. v. Elmar Seebold u. a. Berlin u. a. , S. (Nr. T). MM Werdener Urbar (früher: Werdener Heberegister). – Verzeichnis der Besitzungen des Liudgerklosters in Werden, um /. In diesem Rechtstext sind die Besitzrechte und -ansprüche des Stifts Werden (heute zu Essen) hinsichtlich dessen friesischen und sächsischen Grundeigentums verzeichnet. Das älteste erhaltene W. U. (Urbar A) entstand um /. In as.-lat. Mischsprache werden im Stil älterer Markbeschreibungen die Besitzungen im westlichen Friesland aufgeführt.
Werdener Urbar Ü: Düsseldorf, Hauptstaatsarch., Werden, Abtei, Akten IX a a (früher Staatsarch., A ), Bll. (Perg., sechs Lagen von verschiedenen Händen, Ende . oder Anfang . Jh. bis spätere Jahrzehnte des . Jh., der lat.-as. Mischtext in Lage [Bl. –] aus der ältesten Phase, lat.-as. Mischtext). – Vgl. http://www. handschriftencensus.de/werke/. A: Wilh[elm] Crecelius (Hg.): Collectae ad augendam nominum propriorum Saxonicorum et Frisiorum scientiam spectantes. Bd. . Elberfeld , S. . – K[arl] Müllenhoff/W[ilhelm] Scherer (Hg.): Denkmäler dt. Poesie und Prosa. aus dem VIII.–XII. Jh. . Ausg. v. E[lias] Steinmeyer. Berlin (Nachdr. Berlin/Zürich ), Bd. , S. . – Elis Wadstein (Hg.): Kleinere as. Sprachdenkmäler. Mit Anm. und Glossar (Nd. Denkmäler ). Norden/Leipzig , S. (Nr. VIII), S. f. – Rudolf Kötzschke (Hg.): Rheinische Urbare. Slg. von Urbaren und anderen Quellen zur rheinischen Wirtschaftsgesch. Bd. : Die Urbare der Abtei Werden a. d. Ruhr. A. Die Urbare vom .–. Jh. (Publ. der Ges. für rheinische Geschichtskunde XX,). Bonn (Nachdr. Düsseldorf ) S. –. – Gerhard Köbler: Slg. aller as. Texte (Arbeiten zur Rechts- und Sprachwiss. ). Gießen , S. f. L: Ehrismann () S. . – Ruth Schmidt-Wiegand, VL () –. – Kötzschke (s. Ausg.) Einleitung. – Robert Jahn: Die ältesten Sprach- und Literaturdenkmäler aus Werden und Essen. In: Beitr. zur Gesch. von Stadt und Stift Essen () S. –, hier S. f. – Richard Drögereit: Werden und der Heliand. Stud. zur Kulturgesch. der Abtei Werden und zur Herkunft des Heliand. Essen . – Thomas Klein: Stud. zur Wechselbeziehung zwischen as. und ahd. Schreibweisen und ihrer sprachgeschichtlichen und kulturellen Bedeutung (GAG ). Göppingen , S. f. – Heinrich Tiefenbach: Schreibsprachliche und gentile Prägung von Personennamen im W. U. A. In: Nomen et gens. Zur hist. Aussagekraft frühma. Personennamen. Hg. v. Dieter Geuenich u. a. (Erg.-Bde. zum RGA ). Berlin/New York , S. – (wieder in: Ders.: Von Mimigernaford nach Reganespurg. Gesammelte Schr. zu as. und ahd. Namen. Hg. v. Albrecht Greule/Jörg Riecke [Regensburger Stud. zur Namenforschung ]. Regensburg , S. –). – H. Tiefenbach: Zur
Mon(d)seer Glossen frühen Werdener Sprachgesch. Die Namengraphien der Vita Liudgeri. In: Grammatica ianua artium. FS Rolf Bergmann. Hg. v. Elvira Glaser/ Michael Schlaefer. Heidelberg , S. –, hier S. f. (wieder in: Ders.: Von Mimigernaford nach Reganespurg [s. o.], S. –, hier S. f.). – Roswitha Wisniewski: Dt. Lit. vom achten bis elften Jh. Berlin , S. . VZ Mon(d)seer Glossen (auch: Mondseer Bibelglossar, Bibelglossar der Handschriftenfamilie M). – Gruppe von Glossen zum lat. Bibeltext. Die M. G. erläutern Wörter und Wendungen des lat. Bibeltexts auf Grundlage der Vulgata. In der Überlieferung ausdrücklich genannte Funktion der Glossen ist die Erklärung schwieriger lat. Lemmata. Die M. G. enthalten lat.-ahd. und nur lat. Wortartikel. Eine Häufung volkssprachiger Glossen wurde dabei in bestimmten Büchern der Bibel nachgewiesen, u. a. in Ps, Jer, Jes, Dan und Makk. Am Gesamtbestand der ahd. Glossen haben die M. G. einen substanziellen Anteil. So hat die Forschung in der Gesamtüberlieferung der M. G. etwa . Belege zu rund . ahd. Wörtern gezählt. Die Ursprünge der M. G. sind weitgehend unbekannt. Aufgrund sprachlicher, kodikologischer und anderer Untersuchungen hat die Forschung jedoch Hypothesen über ihre Entstehung formuliert. Danach werden Vorstufen der Glossen bereits im ersten Viertel des . Jh. vermutet. Ein erster Archetypus der M. G. wird für frühestens angesetzt, entstand also vielleicht während der Amtszeit von Ludwig dem Deutschen († ). Als wahrscheinlichstes Ursprungsgebiet der Glossen gilt Südwestdeutschland, genauer der alemannische Dialektbereich. Gleichzeitig weist die Überlieferung der M. G. bair. Sprachspuren auf. Möglicherweise entstanden die Glossen im Kloster Reichenau und gelangten später über Regensburg zu den Benediktinern in Mondsee. Die Überlieferung der M. G. setzt im . Jh. ein. Unter den Textzeugen wird Handschrift M eine besondere Bedeutung zugesprochen, da ihr Textbestand den älteren, nicht erhaltenen Fassungen der Glossen vermutlich am nächsten steht. Eine zweite Gruppe von neun Handschriften ab dem . Jh. repräsentiert bereits einen weniger originalgetreuen Textbestand. So weisen die Glossen in den jüngeren Handschriften etwa deutliche Kürzungen oder Lü
. Hälfte . Jh. cken auf. Auch wurden die Glossen später mit lat. Bibelkommentaren von → Walahfrid Strabo, Remigius von Auxerre und anderen Autoren kompiliert. So trat der ahd. Glossenbestand zunehmend in den Hintergrund. Insgesamt blieben die M. G. aber bis ins . Jh. lebendig. Ü: Zahlreiche Hss. und Fragm. ab der zweiten Hälfte des . Jh., darunter rund zehn Haupthss. – Verz. bei Steinmeyer/Sievers (s. Lit.). – Meineke (s. Lit.) S. –. – Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bearb. v. Rolf Bergmann und Stefanie Stricker unter Mitarbeit von Yvonne Goldammer und Claudia Wich-Reif. Berlin/New York , Bd. , Nr. g; Bd. , Nr. , ; Bd. , Nr. , , (II), , , (II), , , , ; Bd. , Nr. , , , . Als textlich besonders wichtige Hs. gilt M: München, BSB, clm , S. –, – (Perg., um ). – Vgl. Davids (s. Lit.). A: Die ahd. Glossen. Bd. . Hg. v. Elias Steinmeyer/Eduard Sievers. Berlin (Nachdr. Hildesheim u. a. ); Nachträge in Bd. , ebd. . – Schröder (s. Lit.). – Meineke (s. Lit.) S. –. – Davids (s. Lit.). – Online-Faks. von Hs. M: http://daten.digitalesammlungen.de. L: Weitere Lit. bei Bergmann/Stricker (s. Überl.) und Meineke (s. u.). – Ehrismann () S. . – Herbert Thoma: Glossen, ahd. In: RL () S. –, hier S. . – Max H. Jellinek: Die M. G. In: PBB () S. –. – Steinmeyer/Sievers (s. Ausg.) Bd. , , S. –. – Georg Baesecke: Die dt. Genesisglossen der Familie *Rz. In: ZfdA () S. – (wieder in: Ders.: Kleinere Schr. zur ahd. Sprache und Lit. Hg. v. Werner Schröder. München, S. –). – G. Baesecke: Das ahd. Schrifttum von Reichenau. In: PBB () S. –. – Edward Schröder: Spätahd. Bibelglossen. In: ZfdA () S. –. – Klaus Matzel: Die Bibelglossen des Clm . Diss. Berlin , S. f. u. ö. – Uwe Förster: Der Verfallsprozeß der ahd. Verbalendungen, dargestellt an den Bibelglossaren der Familie M. Tübingen . – Birgit Meineke: Basler Fragm. Ein früher Textzeuge der Bibelglossatur M. Göttingen , S. – u. ö. – Hendrik Davids: Stud. zu den substantivischen Bibelglossen des Clm aus Tegernsee. Ein Beitr. zur Erforschung der Bibelglossatur M. Göttingen . – B. Meineke: Das Mond
um seer Bibelglossar. In: Die ahd. und as. Glossographie. Bd. . Ein Hb. Hg. v. Rolf Bergmann/Stefanie Stricker. Berlin/New York , S. –. MM St. Galler Spottverse. – Ahd. Kleindichtungen, Ende ././. Jh. Als St. G. S. werden mehrere Kleindichtungen bezeichnet, die in zwei St. Galler Handschriften erhalten sind. Kodex S entstand in der zweiten Hälfte des . Jh. und enthält u. a. die → Proverbia Salomonis und die Cantica canticorum. Die zusammen mit allerlei Federproben und Zeichnungen auf der ersten Seite eingetragenen St. G. S. werden von der Forschung aufgrund sprachlicher Merkmale auf das späte . Jh. datiert. Es handelt sich um zwei rein endreimende Verspaare, die in drei Zeilen fortlaufend notiert wurden. Die erste Zeile ist neumiert. Die Verse erzählen von einem Mann namens Liubene, der seine Tochter verlobt und aus diesem Anlass ein Bier braut. Später bringt der Bräutigam Starz dere ihm die Tochter jedoch zurück. Seine Motive für die Rückgabe werden in den knappen Versen nicht benannt. Die Forschung hat u. a. eine Unfruchtbarkeit des Mädchens als Hintergrund erwogen, aus der eine Ungültigkeit der Ehe resultieren würde. Den S-Versen wird trotz ihrer Kürze von der Forschung große Bedeutung beigemessen: Sie gelten als sehr frühes Beispiel für die Verwendung von Endreimen in weltlicher Dichtung und erlauben Einblicke in Rechtsgewohnheiten ihrer Zeit. Der St. Galler Kodex S überliefert zwischen Texten von Sulpicius Severus, Cassius Felix und Gregor von Tours weitere St. G. S. Auf der ersten Seite ndet sich eine Marginalie, deren Entstehung im . oder . Jh. vermutet wird. Die Verse werden meist als Liebesgedicht mit obszönen Anspielungen interpretiert. Auch in der Nähe dieser Verse nden sich Neumen, deren Zuordnung zu dem Gedicht aber nicht eindeutig ist. Eine weitere, auf das . Jh. datierte Kleindichtung ist in S als Lang- (S. ) und Kurzfassung (S. ) erhalten. Die Deutung des Reimverses ist umstritten. Möglicherweise verspottet er einen welschen Mann. Die St. G. S. in S werden insgesamt als Gelegenheitsverse kategorisiert. Alle drei S. G. S. wurden vereinzelt auch als gelehrte Rätseltexte für ein klösterliches Publikum aufgefasst. Ü: S: St. Gallen, Stiftsbibl., cod. , S. (Perg., spätes . Jh.). – S: St. Gallen, Stifts
St. Galler Spottverse bibl., cod. , S. , , (Perg., St. Gallen, ./ ./. Jh.). Vgl. u. a. Sonderegger (s. Lit.). – Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bearb. v. Rolf Bergmann und Stefanie Stricker unter Mitarbeit von Yvonne Goldammer und Claudia WichReif. Berlin/New York , Bd. , S. – (Nr. ). – Seebold (s. Lit.). – Hellgardt (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. A: Karl Müllenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkmaler dt. Poesie und Prosa. aus dem VIII.–VXII. Jh. . Ausg. v. Elias Steinmeyer. Bd. . Berlin (Nachdr. Berlin/Zürich ) Nr. b. – Die kleineren ahd. Sprachdenkmäler. Hg. v. Elias von Steinmeyer. Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. (Nr. ). – Lundgren (s. Lit.) S. . – Ahd. Lit. Eine kommentierte Anthologie. Ahd./Nhd., Altnd./Nhd. Übers., hg. und komm. v. Stephan Müller (RUB ). Stuttgart , S. . – Online-Faks. von Hs. S: www.e-codices.unifr.ch/de/csg// /medium. – Online-Faks. von Hs. S: www.ecodices.unifr.ch/en/list/one/csg/. Ü: Lundgren (s. Lit.) S. . – Müller (s. Ausg.). L: Ehrismann () S. f. – De Boor/Newald () S. , . – Stefan Sonderegger, VL () Sp. –. – M. Lundgren: Kleindichtung. In: RGA () S. –. – Theodor von Grienberger: Ahd. Texterklärungen III. In: PBB () S. –. – Scriptoria medii aevi Helvetica /. Bearb. v. Albert Bruckner. Genf , S. f. – S. Sonderegger: Ahd. in St. Gallen. Ergebnisse und Probleme der ahd. Sprachüberl. in St. Gallen vom . bis ins . Jh. St. Gallen , S. f., –. – John S. Groseclose/Brian O. Murdoch: Die ahd. poetischen Denkmäler. Stuttgart , S. f. – Ingrid Strasser: Zum St. Galler Spruch im Cod. , S. . In: ZfdA () S. –. – Gerhard Köbler: Slg. kleinerer ahd. Sprachdenkmäler. Gießen , S. . – Tomas Tomasek: Das dt. Rätsel im MA (Hermaea NF ). Tübingen , S. –. – Cyril Edwards: ‹Winileodos›? Zu Nonnen, Zensur und den Spuren der ahd. Liebeslyrik. In: Theodisca. Beitr. zur ahd. und altnd. Sprache und Lit. in der Kultur des frühen MA [...]. Hg. v. Wolfgang Haubrichs u. a. Berlin/New York , S. –. – Chronologisches Wb. des dt.
Pariser Gespräche Wortschatzes. Bd. : Der Wortschatz des . Jh. Bearb. v. Elmar Seebold u. a. Berlin/New York , S. f., (Nr. T). – Ludwig Rübekeil: S. G. S. In: SchriftRäume. Dimensionen von Schr. zwischen MA und Moderne. Hg. v. Christian Kiening/Martina Stercken. Zürich , S. f. – Ernst Hellgardt: Neumen in Hss. mit dt. Texten. Ein Kat. In: ‹Ieglicher sang sein eigen ticht›. Germanistische und musikwissenschaftliche Beitr. zum dt. Lied im SpätMA. Hg. v. Christoph März u. a. Wiesbaden , S. –, hier S. f. (Nr. ). MM Pariser Gespräche (auch: Altdeutsche Gespräche, Ahd. Gesprächsbüchlein). – Sammlung von ahd.lat. Glossen, bilinguen Mustersätzen und Redewendungen sowie von Lesefrüchten, spätes . bzw. frühes . Jh. aufgezeichnet. Die auf den Rändern und Leerstellen der ersten vier Blätter einer später auseinandergerissenen Glossarien- und Sentenzenhandschrift in französischem Schriftstil eingetragenen P. G. ( Glossen) stammen aus dem Raum von Sens (vgl. Haubrichs/P ster, S. –; Haubrichs , S. f.). Ihrer Funktion nach müssen sie in einen «lernerorientierten Zusammenhang» (Haubrichs) gestellt werden; sie waren vermutlich für den Gebrauch auf Reisen gedacht (vgl. → Kasseler Glossen). Die P. G. bieten ein ahd.-lat. Vokabular, das vorwiegend Körperteile enthält (z. B. «follo guanbe . plen[us] uent[er]» [Nr. ]), bilingue Mustersätze und Redewendungen (z. B. «E guas / mer [i]n gene francia . i[d est] in francia fui» [Nr. ]) sowie → Tatian-Exzerpte (Fulda, zweites Viertel . Jh.) mit drei weiteren Mustersätzen (Tatian-Wortschatz, zum Teil mit lat. Übersetzung). Über die volkssprachigen Wörter und Wendungen, die den Grundtext bilden, sind vulgärlat.romanische Übersetzungen bzw. Erklärungen geschrieben. In den eigentlichen ‹Gesprächen›, in denen es jedoch keine durchgehende Gesprächsführung gibt, werden «Alltagsfragen einer Reise und spezielle Interessen von Kriegern, adligen Herren und Dienern angesprochen» (Haubrichs , S. ); auch Schimpfworte, Grobheiten und Obszönitäten kommen vor, z. B. «Vndes ars intine naso . i[d est] canis culu[m] intuonaso» (Nr. ). Die Herkunft des Althochdeutschen der P. G. muss «entweder im bilingualen Kontaktgebiet am Westrand des Mittfränkischen gesucht werden oder
um in bisher nicht weiter bekannten westfränkischen Sprachinseln» (Haubrichs , S. ). Ü: [a] Paris, Bibl. Nationale, Ms. lat. , r, v, r; [b] Rom (Vatikanstadt), Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Regin. lat. , b (zusammen Bll., Bl. von [b] bildete ursprünglich den Anfang von [a]; Perg., [a] Bl. v–r [Tatian-Zitate]: andere Hand des . Jh. [Sonderegger, Sp. ], spätes . oder frühes . Jh. [Masser, Sp. ], [b] Bl. v, hier das Abavus-Glossar: frühes . Jh. [Haubrichs]; [a] Bl. r, v, r und [b] Bl. b: frühes . Jh. [Sonderegger, Sp. ], nach Schrift und ungefährer Bibliotheksheimat im nördlichen Frankreich geschrieben, Abschrift einer verlorenen Vorlage [Sonderegger, Sp. ]). Vgl. Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bearb. v. Rolf Bergmann und Stefanie Stricker unter Mitarbeit von Yvonne Goldammer und Claudia WichReif. Berlin/New York , Bd. , S. f. (Nr. h). – http://www.handschriftencensus. de/werke/. A: Paul Piper (Hg.): Nachträge zur älteren dt. Litteratur von Kürschners dt. NationalLitteratur (Dt. National-Litteratur ). Stuttgart [], S. –. – Die ahd. Glossen. Gesammelt und bearb. v. Elias Steinmeyer/Eduard Sievers. Bd. . Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. –. – Weinhold (s. Lit.) S. –. – Gerhard Köbler (Hg.): Slg. kleinerer ahd. Sprachdenkmäler (Arbeiten zur Rechts- und Sprachwiss. ). Gießen , S. –. – Haubrichs/P ster (s. Lit.) S. – (kommentierter diplomatischer Abdruck). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen von Wilhelm Braune, fortgeführt von Karl Helm. . Au . bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. Tübingen , S. –. – Roberto Gusmani: Altdt. G.: Testo e glossario. In: Incontri Linguistici () S. –. – Ahd. Lit. Mit altnd. Textbeispielen. Auswahl mit Übertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. ., überarb. und erw. Au . Berlin , S. (Auszug). – Ahd. Lit. Eine kommentierte Anthologie. Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Übers., hg. und komm. v. Stephan Müller (RUB ). Stuttgart , S. , . Online-Faks. der Hs.: http://gallica.bnf.fr/ark:/ /btvbp. Ü: Müller (s. Ausg.) S. , . – Schlosser (s. Ausg.) S. . L: Ehrismann () S. , . – Stefan Sonderegger: Altdt. G. In: VL ()
um Sp. f. – Achim Masser: Tatian. In: VL () Sp. –. – Jacob Grimm: Zu den altdt. Gesprächen. In: Germania () S. – (wieder in: Ders.: Kleinere Schr. Bd. . Berlin [Nachdr. Hildesheim u. a. ] S. –). – Karl Weinhold: Über die Bruchstücke eines fränkischen Gesprächsbüchleins (Sb. der Kaiserl. Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-hist. Kl., ). Wien . – Wilhelm Grimm: Altdt. Gespräche. In: Ders.: Kleinere Schr. Bd. . Hg. v. Gustav Hinrichs. Berlin (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. –. – Ernst Martin: Die Heimat der Altdt. Gespräche. In: ZfdA () S. –. – Rudolf Schützeichel: Das westfränkische Problem. X. Die P. G. In: Dt. Wortforschung in europäischen Bezügen. Hg. v. Ludwig Erich Schmitt. Bd. . Gießen , S. –. – Frank Jolles: The Hazards of Travel in Mediaeval Germany: An Attempt at an Interpretation of the ‹Altdt. G.›. In: German Life and Letters (/ ) S. –. – Johannes A. Huisman: Die P. G. In: RheinVjbl. () S. –. – Wolfgang Haubrichs: Zur Herkunft der ‹Altdt. (P.) G.› In: ZfdA () S. –. – Ruth Jean Sault: Die altdt. Gespräche. A Linguistic Analysis. Diss., Univ. of Illinois, Urbana . – R. Schützeichel: Die Grundlagen des westlichen Mitteldeutschen. Stud. zur hist. Sprachgeographie (Hermaea ). ., stark erw. Au . Tübingen , S. –. – Herbert Penzl: «Gimer min ros»: How German Was Taught in the Ninth and Eleventh Centuries. In: The German Quarterly () S. –. – W. Haubrichs/Max P ster: «In Francia fui». Stud. zu den romanisch-germ. Interferenzen und zur Grundsprache der ahd. ‹P. (Altdt.) G.› nebst einer Edition des Textes (Akad. der Wiss. und der Lit. [Mainz]. Abh. der geistes- und sozialwissenschaftlichen Kl., Jg. , Nr. ). Stuttgart . – R. Schützeichel: Addenda und Corrigenda zum ahd. Wortschatz. In: Ders.: Addenda und Corrigenda (III) zum ahd. Wortschatz. Mit Beitr. von Rolf Bergmann u. a. (Stud. zum Ahd. ). Göttingen , S. –, hier S. , , . – Eckard Meineke: Ahd. Prosasyntax und die ‹P. G.›. In: Ahd., Syntax und Semantik. Akten des Lyonner Kolloquiums zur Syntax und Semantik des Ahd. (– März ). Hg. v. Yvon Desportes (Série germanique ancien / Centre d’Études Linguistiques Jacques Goudet ). Lyon , S. –. – W. Haubrichs: Die Anfänge: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im frühen MA (ca. –/). ., durchges. Au . (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der
Turba philosophorum Neuzeit ,). Tübingen , S. –. – Roberto Gusmani: Die hochdt. Lautverschiebung in den ‹Altdt. (P.) G.› In: Hist. Sprachforschung () S. –. – Martin J. Schubert: Jahre Dt. als Fremdsprache. Dumme Witze im Fremdsprachenunterricht seit den Kasseler Glossen. In: Poetica. Zs. für Sprach- und Literaturwiss. () S. –, hier S. –. – Thomas Klein: Zur Sprache der P. G. In: Theodisca. Beitr. zur ahd. und altnd. Sprache und Lit. in der Kultur des frühen MA. Eine internationale Fachtagung in Schönmühl bei Penzberg, vom . bis . März . Hg. v. W. Haubrichs u. a. (Erg.-Bde. zum RGA ). Berlin/New York , S. –. – Helmut Birkhan: Gesch. der altdt. Lit. im Licht ausgewählter Texte. Tl. I: Ahd. und as. Lit. (Edition Praesens Studienbücher ). Wien , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Müller (s. Ausg.) S. –. – W. Haubrichs: P. G. In: Die ahd. und as. Glossographie. Ein Hb. Hg. v. R. Bergmann/S. Stricker. Berlin/New York , S. –. – Ders.: P. G. In: Ahd. und as. Lit. Hg. v. Rolf Bergmann. Berlin/Boston , S. –. BJ Turba philosophorum (Codex veritatis). – Fiktiver Bericht über eine Philosophenversammlung, um . Die Abfassung des anonym tradierten Textes wird um vermutet. Als Autor wird verschiedentlich ein Uthmann ibn Suwaid aus Panapolis angenommen, was aber nicht sicher zu belegen ist. Das Werk wurde ursprünglich als Buch der Versammlung in arabischer Sprache geschrieben, doch sind nur noch Fragmente des Originals überliefert. Spätestens im . Jh. entstand eine lat. Fassung, die als T. p. große Verbreitung erlangte. Zu den zahlreichen Handschriften traten ab auch Drucke, die bis ins . Jh. reichen. Die Forschung unterscheidet traditionell drei Rezensionen der lat. T. p., die in Textgestalt und Inhalt voneinander abweichen. So werden etwa manche der im Text erwähnten Philosophen je nach Rezension unterschiedlich benannt; auch sind Auslassungen und Kürzungen feststellbar. Die T. p. berichtet über eine angebliche Versammlung von Philosophen, deren Wortbeiträge der Text wiedergibt. Die Synode sei von Pythagoras einberufen worden und habe u. a. Sokrates,
Turba philosophorum Anaxagoras, Empedokles, Xenophanes und Archelaos zu ihren Teilnehmern gezählt. Entsprechend ist der Text als gelehrte Disputation gestaltet. Die Versammlung beginnt mit kosmologischen Erörterungen über das Wesen der Natur, die Gestalt des Universums, die Funktion der Elemente und Gott als Schöpfer der Welt. Darauf folgt ein ausführliches Gespräch über die Alchemie, ihre Grundlagen und Prozesse. Im Verlauf dieses Teils werden den anwesenden Philosophen umfangreiche Anweisungen für alchemistische Praktiken in den Mund gelegt. Die Rezepte sind mit Decknamen durchsetzt, die Uneingeweihten den Zugang zu alchemistischen Geheimkenntnissen erschweren sollen. Zugleich warnt der Text vor falschem Wissen, das von Neidern verbreitet werde. Daher kommt es während der Versammlung auch zu Disputen um alchemistische Bezeichnungen und Vorschriften. Als Quellen diente dem Autor der T. p. u. a. die Refutatio omnium haeresium des Hippolytus von Rom. Er kannte außerdem die Lehren der Vorsokratiker. Die T. p. wurde auch im dt. Sprachraum vielfältig rezipiert. Dt. Bearbeitungen sind in Handschriften ab dem . Jh. und in Drucken ab dem . Jh. nachweisbar. Die Forschung unterscheidet mehrere Gruppen dt. T. p.-Texte: Prosabearbeitungen liegen in fünf Handschriften vor, deren genaue Zusammenhänge aber bislang nicht erforscht worden sind. Drucke deutschsprachiger Prosafassungen setzen erst mit der erschienenen Übersetzung des Johannes Laurentius ein. Dicta aus der T. p. gelangten in dt. Sprache auch in Florilegien wie das → Rosarium philosophorum. Einzelne T. p.-Zitate sind zudem bei Johannes → Münich von Ochsenfurt und im Stein der Weisen von Hans → Folz nachgewiesen. Größere Eigenständigkeit gewann die T. p. als dt. Bildgedicht. Dessen Entstehung wird spätestens im . Jh. vermutet, um dessen drittes Viertel die Überlieferung einsetzt. Der anonyme Text versammelt Dicta von Autoritäten, die in Fällen auf die T. p.-Überlieferung zurückzuführen sind, ansonsten aber aus anderen Traditionen stammen. So werden z. B. auch → Albertus Magnus, → Thomas von Aquin und → Senior Zadith als Autoritäten genannt. Die Sprüche sind meist als sentenzenhafte Merkverse gestaltet, manchmal aber auch in Prosa gefasst. Sie enthalten alchemistische Lehren damals üblichen Inhalts, etwa zur Umwandlung der Elemente und zur Tinkturgewinnung. In seinen vollständigsten Fassungen ist das Bildgedicht mit einer charakteristischen Illustration
um versehen, die allegorisch den alchemistischen Prozess veranschaulicht. Das begehrte Elixier wird hier durch einen König dargestellt, der innerhalb dreier Ringmauern auf einem Baum sitzt. Der Alchemist bewegt sich sinnbildlich gesprochen durch die Ringbezirke und dringt zum König vor. Das T. p.Bildgedicht wird von der Forschung in eine Reihe mit → Sol und Luna, → Vera scientia alchimiae und Das → nackte Weib gestellt. Auch gilt es als eines der frühesten Beispiele für alchemistische Autoritätendichtung. Eine weitere dt. Ausprägung der T. p. wird als Sprüche vom alchemistischen Stein bezeichnet. Es handelt sich um ein alchemistisches Spruchgedicht in Strophen mit Kreuzreimen. Seine Entstehung wird im . Jh. oder früher im westmitteldt. Sprachgebiet vermutet. Der Text ist ab dem . Jh. in Handschriften und Drucken mit Vom → Stein der Weisen überliefert. Sein Inhalt besteht aus Lehrsätzen zur Herstellung der alchemischen Tinktur in stark verschlüsselter, dunkler Sprache. Wie im Bildgedicht sind auch hier Sprüche von T. p.Autoritäten mit anderen Traditionen vermischt, für die im Text Namen wie Hermes Trismegistos und Rhazes stehen. Insgesamt zählte die T. p. zu den Standardwerken ma. Alchemisten und diente als Steinbruch für Zitate. So vermittelt bestand die T. p.-Tradition bis in die Frühe Neuzeit fort. Ü: Verzeichnis der lat. Überlieferung bei Ruska (s. Lit.). – Plessner (s. Lit.). – Zur dt. Überlieferung vgl. u. a. Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München . – Telle (s. Lit.). – Horchler (s. Lit.). – Die systematische Aufarbeitung der dt. Textzeugen ist noch ein Desiderat. – Dt. Überlieferungsstränge der T. p. nach Telle: . Dt. Prosafassungen: Halle, ULB, cod. /C a/, r–r (. Jh.). – Bamberg, SB, Ms. nat. , v–r (). – Glasgow, UB, MS Ferguson , – (Pap., ./. Jh.). – Heidelberg, UB, cpg , r–r (. Jh.). – Kassel, LMB, ° Ms. chem. , T. , r–v (. Jh.). – Vgl. UB Glasgow: MS Ferguson , http://special.lib.gla.ac.uk/manuscripts/search/detail c.cfm?ID=. . Dt. Florilegien: München, BSB, cgm (. Jh.). . Dt. T. p.-Bildgedicht: Vollst. Hss. mit Illustr.: Oxford, Bodleian Library, MS. Rawlinson D. , r (Perg., drittes Viertel . Jh., bair.-österr.). –
. Hälfte . Jh. Glasgow, UB, MS Ferguson , v–r (Pap., ./ . Jh.). – Vgl. Ott (s. o.) S. f. (Nr. ..). . Sprüche vom alchemistischen Stein: Verzeichnis der vom . bis ins . Jh. reichenden Hss. bei Telle (s. Lit.) S. –. – Telle (s. Lit.). – Horchler (s. Lit.). – www. handschriftencensus.de/werke/. – Als ältester Textzeuge gilt: Wien, ÖNB, cod. , r–v (Pap., um , nordbair.). – Vgl. Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. . Berlin , S. f. D: Zahlreiche Drucke in lat. und dt. Sprache von bis ins . Jh. – In Auszügen auch in Drucken des Rosarium philosophorum. – Vgl. u. a. Telle (s. Lit.). – Volker Fritz Brüning: Bibliogr. der alchemistischen Lit. Bd. : Die alchemistischen Druckwerke von der Er ndung der Buchdruckerkunst bis zum Jahr . München , Nr. , , u. ö. – Repertorium edierter Texte des MA aus dem Bereich der Philosophie und angrenzender Gebiete. Bd. . Hg. v. Rolf Schönberger u. a. Berlin , S. , , . Frühester bekannter Druck: Auriferae Artis, quam Chemiam vocant Antiquissimi Authores sive Turba Philosophorum [...]. Basel: Peter Perna, , S. – (VD A ). A: . Grundlegende Ausg. in lat. und dt. Sprache: Ruska (s. Lit.). – Faks. des frühesten lat. Drucks (VD A ): http://daten.digitalesammlungen.de/~db//bsb/image . . Dt. T. p.-Bildgedicht: Otto Pächt/John J. G. Alexander: Illuminated Manuscripts in the Bodleian Library Oxford. Bd. . Oxford , Nr. (Faks.-Teilausg.). – Telle (s. Lit.) S. f., (Nr. ) (Teilausg.). – Jacques van Lennep: Alchimie. Contribution à l’Histoire de l’Art Alchimique. Brüssel , S. (Nr. ), (Nr. ) (Faks.-Teilausg.). – Ott (s. Überl.) Abb. Nr. (Faks.-Teilausg.). . Sprüche vom alchemistischen Stein: Telle (s. Lit.). – Horchler (s. Lit.; nach Telle ). Ü: Ruska (s. Lit.). L: Joachim Telle, VL () Sp. –. – Ders., LexMA () Sp. . – Julius Ruska: ‹T. P.› Berlin . Nachdr. New York u. a. . – Martin Plessner: The Place of the ‹T. P.› in the Development of Alchemy. In: Isis () S. –. – Ders.: The ‹T. P.› A Preliminary Report on Three Cambridge MSS. In: Ambix () S. –. – F. Sezgin: Gesch. des arabischen Schrifttums. Bd. . Leiden ,
Essener Heberegister S. –. – Manfred Ullmann: Die Natur- und Geheimwiss. im Islam (Hdb. der Orientalistik / /). Leiden , S. –. – M. Plessner: Vorsokratische Philosophie und griechische Alchemie in arabisch-lat. Überl. Hg. v. Felix KleinFranke. Wiesbaden , passim. – J. Telle: Ein altdt. Spruchgedicht nach der ‹T. P.› In: ZfdPh () S. –. – Ders.: ‹Sol und Luna› Literarund alchemiegeschichtliche Stud. zu einem altdt. Bildgedicht. Hürtgenwald , passim. – Ulrich Rudolph: Christliche Theologie und vorsokratische Lehren in der ‹T. P.› In: Oriens () S. –. – ‹Rosarium philosophorum›. Ein alchemisches Florilegium des SpätMA. Hg. v. J. Telle. Bde. Weinheim , passim. – Ders.: Zur Spruchdichtung ‹Der Stein der Weisen› von Hans Folz. In: ‹Der Buchstab tödt – der geist macht lebendig›. FS Hans-Gert Roloff. Bd. . Hg. v. James Hardin/Jörg Jungmayr. Bern , S. –, hier S. . – Peter Kingsley: From Pythagoras to the ‹T. P.› Egypt and Pythagorean Tradition. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes () S. –. – Sven Limbeck: Die ‹Visio Arislei›. Überl., Inhalt und Nachleben einer alchemischen Allegorie. Mit Edition einer Versfassung. In: Iliaster. Lit. und Naturkunde in der frühen Neuzeit. FS Joachim Telle. Hg. v. Wilhelm Kühlmann/Wolf-Dieter Müller-Jahncke. Heidelberg , S. –. – Hans-Werner Schütt: Auf der Suche nach dem Stein der Weisen. Die Gesch. der Alchemie. München , S. –. – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA. Baden-Baden , S. –, –, , f. – Bink C. Hallum: The Tome of Images. An Arabic Compilation of Texts by Zosimos of Panopolis and a Source of the ‹T. P.› In: Islamic Medical and Scienti c Tradition. Critical Concepts in Islamic Studies. Bd. . Hg. v. Peter E. Pormann. London , S. –. MM Essener Heberegister. – As. Verzeichnis zu erhebender Abgaben des Essener Damenstiftes, . Jh. Das Essener Damenstift wurde um / von einer Gruppe Adliger um Altfrid († ), seit Bischof von Hildesheim, in der Nähe des Königshofes Astnidhi gegründet und bestand bis zur Säkularisierung . Auf der ursprünglich leeren letzten Seite (Bl. v) des Gregor-Codex B be ndet sich ein Verzeichnis von Abgaben (Malz, Gerste, Holz, Brot,
Essener Heberegister Erbsen) von neun Stiftshöfen. Es handelt sich vermutlich um eine Au istung der Abgaben für das Brauamt des Stiftes, nicht um ein vollständiges Verzeichnis der Abgaben dieser Höfe. Nach Seidel ist die Entstehung des as. Heberegisters zwischen und anzusetzen, das «nach der Mitte des . Jahrhunderts erneut in die Gregor-Handschrift eingetragen wurde» (S. ). Unmittelbar auf die teilweise glossierten Homilien → Gregors des Großen folgt auf Bl. v ein lat. Heberegister; nur die Präposition «an» mit den Ortsnamen ist volkssprachig. Es werden nur Geld-, keine Naturalabgaben aufgeführt. Den Einkünften des Besitzes einer Pröpstin namens «Eila» («De predio eile prepositure») folgen jene eines neuen, zum Teil stiftsnahen Guts («De nouo predio»). Ü: Düsseldorf, ULB, Ms. B , Bll. (Perg., ./. Jh. [Schmidt-Wiegand, Sp. ], erste Hälfte . Jh. [Bischoff, S. ], zweites Viertel . Jh. [Bodarwé, S. ], Ende ./Anfang . Jh. [Kurzinventar der Hss. der Universitäts- und Landesbibl. Düsseldorf]). Vgl. Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bearb. v. Rolf Bergmann und Stefanie Stricker unter Mitarbeit von Yvonne Goldammer und Claudia WichReif. Berlin/New York , Bd. , S. – (Nr. ). – http://www.handschriftencensus.de/ werke/. A: Venant. Nicol. Kindlinger: Zwei alte BruchStücke Teutscher Schrift. In: Allgemeiner litterarischer Anz., Nr. , .., Sp. –. – Diutiska. Denkmäler dt. Sprache und Lit., aus alten Hss. zum ersten Male theils hg., theils nachgewiesen und beschrieben [...] v. E[berhard] G[ottlieb] Graff. Bd. . Stuttgart/Tübingen , S. f. – Legende von dem h. Bonifacius und Heberolle des Stiftes Essen [hg. v. Theodor Joseph Lacomblet]. In: Arch. für die Gesch. des Niederrheins () S. –. – Moritz Heyne (Hg.): Kleinere altnd. Denkmäler. Mit ausführlichem Glossar (Altnd. Denkmäler /Bibl. der ältesten dt. Litteratur-Denkmäler ). Paderborn () S. . – K[arl] Müllenhoff/W[ilhelm] Scherer (Hg.): Denkmäler dt. Poesie und Prosa. aus dem VIII.–XII. Jh. . Ausg. v. E[lias] Steinmeyer. Berlin (Nachdr. Berlin/Zürich ), Bd. , S. f. (Nr. LXIX); Bd. , S. –. – J[ohan] H[endrik] Gallée (Hg.): As. Sprachdenkmaeler. Leiden (), S. f. – Elis Wadstein (Hg.): Kleinere as. Sprachdenkmäler. Mit Anm. und Glossar (Nd.
. Hälfte . Jh. Denkmäler ). Norden/Leipzig , S. f. (Nr. VII), S. f. Faksimiles: J. H. Gallée (Hg.): As. Sprachdenkmaeler. Facsimile Slg. Leiden , Tf. IIIb (Bl. v, Z. –). – Vergessene Zeiten. MA im Ruhrgebiet. Kat. zur Ausstellung im Ruhrlandmuseum Essen, . September bis . Januar . Bde. Hg. v. Ferdinand Seibt u. a. Essen , Bd. , S. (Bl. v vollst.). – Seidel (s. Lit.) S. (Bl. v). L: Ehrismann () S. . – Ruth Schmidt-Wiegand, VL () Sp. f. – Helmut Weigel: Aufbau und Wandlungen der Grundherrschaft des Frauenstiftes Essen (–). In: Das erste Jahrtausend. Kultur und Kunst im werdenden Abendland an Rhein und Ruhr. Textbd. . Redaktion: Victor H. Elbern. Düsseldorf , S. –. – Thomas Klein: Stud. zur Wechselbeziehung zwischen as. und ahd. Schreibwesen und ihrer sprach- und kulturgeschichtlichen Bedeutung (GAG ). Göppingen , S. –. – Winfried Bettecken: Stift und Stadt Essen. «Coenobium Astnide» und Siedlungsentwicklung bis (Quellen und Studien. Veröff. des Inst. für kirchengeschichtliche Forschung des Bistums Essen ). Münster . – Steffen Krogh: Die Stellung des As. im Rahmen der germ. Sprachen (Stud. zum Ahd. ). Göttingen , S. . – Willy Sanders: Die Textsorten des Altnd. (Altsächsischen). in: Sprachgeschichte. Ein Hb. zur Gesch. der dt. Sprache und ihrer Erforschung. ., vollst. neu bearb. und erw. Au . Hg. v. Werner Besch u. a. . Teilbd. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswiss. ,). Berlin/New York , S. –, hier S. . – Thomas Schilp: Altfrid oder Gerswid? Zur Gründung und den Anfängen des Frauenstiftes Essen. In: Herrschaft, Bildung und Gebet. Gründung und Anfänge des Frauenstifts Essen. Hg. v. Günter Berghaus u. a. Essen , S. –. – Katrinette Bodarwé: Sanctimoniales litteratae. Schriftlichkeit und Bildung in den ottonischen Frauenkommunitäten Gandersheim, Essen und Quedlinburg (Quellen und Studien. Veröff. des Inst. für kirchengeschichtliche Forschung des Bistums Essen ). Münster , bes. S. –, –, f. – Eef Overgaauw/Joachim Ott/ Gerhard Karpp: Die ma. Hss. der Signaturengruppe B in der Universitäts- und Landesbibl. Düsseldorf. Tl. : Ms. B bis B (Universitäts- und Landesbibl. Düsseldorf. Kataloge der Handschriftenabt. ). Wiesbaden , S. –. – Kurt Ot
Mitte . Jh. to Seidel: ‹Vui lesed ...›. Geistiges Leben im Essener Damenstift im Spiegel einer Hs. des . Jh. In: Essener Unikate () S. –. – Essener Urkundenbuch. Regesten der Urkunden des Frauenstifts Essen im MA. Bd. : Von der Gründung um bis . Bearb. v. T. Schilp (Publ. der Ges. für Rheinische Geschichtskunde ,). Düsseldorf . – Heinrich Tiefenbach: E. H. In: Ahd. und as. Lit. Hg. v. R. Bergmann. Berlin/Boston , S. –. BJ Essener Evangeliarglossen. – Gruppe dt. und lat. Bibelglossen, . Jh. Die E. E. sind im sog. Essener Evangeliar überliefert. Der mit repräsentativen Illustrationen und Initialen versehene Kodex wurde um geschrieben. Seine Entstehung wird meist im Nordosten von Frankreich vermutet. Später kam die Handschrift – möglicherweise als Gründungsgeschenk – in den Essener Damenstift. Dort trugen wahrscheinlich im . Jh. mehrere Hände die E. E. in das Evangeliar ein. Es handelt sich um insgesamt Glossen mit über einzelnen Begriffen, die ungleich auf die Evangelien verteilt sind: Glossen zu Mt und zu Lk stehen Glossen zu Joh und nur zu Mk gegenüber. Die E. E. sind teilweise lat., überwiegend aber in dt. Sprache abgefasst. Unter den dt. Glossen dominieren as. gegenüber hochdt. Glossen. Die Forschung vermutet eine westfälische Herkunft der Einträge. Der Kodex enthält ebenso interlineare wie marginale Glossen, die insgesamt unterschiedliche Funktionen erfüllen. Mal bieten sie dt. Übersetzungen des lat. Textes, mal dt. Paraphrasen oder volkssprachige Erläuterungen lat. Glossen. Die hochdt. Anteile der E. E. werden auf eine unbekannte ahd. Vorlage zurückgeführt. Außerdem wurden textliche Parallelen zu Glossen in anderen Evangeliaren des . bis . Jh. nachgewiesen, vor allem zu as. Glossen aus dem Kloster Elten (sog. Eltener Glossen). Die Forschung geht daher von einem gemeinsamen Archetypus aus, der im späten . oder frühen . Jh. in Reichenau oder Murbach entstand. Ü: Essen, Münsterarch. und Münsterschatzkammer, Hs. , r–v (Perg., um mit Glossen aus dem . Jh., as.). – Vgl. Sanders (s. Lit.). – Bergmann/Stricker (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. A: Wilhelm Crecelius: Essener Glossen. In: NdJb () S. – (Teilausg.). – As.
Essener Evangeliarglossen Sprachdenkmäler. Textbd. Hg. v. Johan Hendrik Gallée. Leiden , S. –; Faks.bd., ebd. , Nr. II a–e. – Die ahd. Glossen . Hg. v. Elias Steinmeyer/Eduard Sievers. Berlin (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. –. – Kleinere as. Sprachdenkmäler. Hg. v. Elis Wadstein. Norden , S. – (Nr. XI). – Hellgardt (s. Lit.; Teilausgabe.). L: Willy Sanders, VL () Sp. f. – William Foerste: As. Lit. In: RL () S. –, hier S. . – Franz Jostes: Saxonica. In: ZfdA () S. –. – Steinmeyer/Sievers (s. Ausg.). – Wadstein (s. Ausg.) S. f. – Robert Jahn: Die ältesten Sprach- und Literaturdenkmäler aus Werden und Essen. In: Beitr. zur Gesch. von Stadt und Stift Essen () S. –, hier S. f. – Richard Drögereit: Werden und der Heliand. Stud. zur Kulturgesch. der Abtei Werden und zur Herkunft des Heliand. Essen , S. –. – Inger Rosengren: Sprache und Verwandtschaft einiger ahd. und as. Evangelienglossen. Lund . – Gerhard Cordes: Altnd. Elementarbuch. Wort- und Lautlehre. Heidelberg , S. , . – Heinrich Tiefenbach: Nachtr. zu as. Glossen aus dem Damenstift Essen. In: Rudolf Schützeichel: Addenda und Corrigenda . Zur ahd. Glossenslg. Göttingen , S. –. – Ernst Hellgardt: Philol. Fingerübungen. Bemerkungen zum Erscheinungsbild und zur Funktion der lat. und as. Glossen des Essener Evangeliars (Matthäus-Evangelium). In: Lingua Germanica. Stud. zur dt. Philologie. Jochen Splett zum . Geburtstag. Hg. v. Eva Schmitsdorf u. a. Münster u. a. , S. –. – Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bearb. v. Rolf Bergmann und Stefanie Stricker unter Mitarbeit von Yvonne Goldammer und Claudia Wich-Reif. Berlin/New York , Bd. , S. – (Nr. ). – Heinrich Tiefenbach: As. Überl. In: Die ahd. und as. Glossographie. Ein Hdb. Bd. . Hg. v. R. Bergmann/S. Stricker. Berlin , S. –, hier S. f. MM Josephsspiel (Ludus Josephi). – Arithmetisches Rätsel, spätestens . Jh. Das J. beschreibt in erzählender Form eine mathematische Problemstellung. In einer ma. Variante des J.s fahren auf einem Schiff Christen und Heiden. Die Hälfte dieser Passagiere soll durch Abzählen jeder zehnten Person ausgesondert und über
Josephsspiel Bord geworfen werden. Mit einem beliebigen Passagier beginnend, wird also die zehnte Person abgezählt und entfernt. Dann beginnt mit dem Nachbarn des abgezählten Passagiers eine neue Zählrunde. Um das Rätsel zu lösen, müssen die Passagiere so aufgestellt werden, dass mit jeder Runde nur die heidnischen Passagiere abgezählt werden, die Christen also alle auf dem Schiff bleiben können. Die Entstehung des J.s ist unbekannt, wird aber verschiedentlich im Orient vermutet. Seine Bezeichnung verweist auf Flavius Josephus, der durch Anwendung des J.s einmal dem Tod entgangen sein soll. Diese Ursprungslegende könnte aber erst im MA entstanden sein, da der Name J. erst ab nachweisbar ist. Zu dieser Zeit hatte das J. bereits Verbreitung erlangt, wie u. a. arabische und hebräische Textzeugen belegen. In Deutschland ist das J. ab dem . Jh. überliefert, oft mit Christen, Juden oder Türken als Protagonisten. Die Forschung unterscheidet drei Typen von in Deutschland tradierten J.: Lat. J. sind bereits ab dem . Jh. überliefert und schildern das Problem entweder in einem erzählerischen Rahmen (Handschrift E) oder in knappen Merkversen (M). Ein zweiter, nur im . Jh. nachgewiesener Typ verbindet eine dt. Überschrift und Einleitung mit lat. Merkversen (M). Ein dritter, ebenfalls dem . Jh. angehörender Typ beschreibt das J. in dt. Sprache und ohne erzählerischen Rahmen, stattdessen mit Zahlenschema. Eine solche Variante ndet sich in einem Nürnberger Zinsbuch von . Eine dt. Versbearbeitung des J.s ist in der → Kolmarer Liederhandschrift enthalten (ReiZw/ /). Der Text ist im Frau-Ehren-Ton des → Reinmar von Zweter abgefasst und erzählerisch eingekleidet. Er benutzt ein beliebtes Muster mit Christen und Juden auf einem Schiff. Charakteristisch ist hier die allegorische Auslegung des J.s im Sinne der christlichen Ideologie bei gleichzeitiger Verdammung der als ungläubig denunzierten Juden. Ü: Zahlreiche Textzeugen ab dem . Jh. – Verz. und Einteilung in Typen bei MüllerUkena (s. Lit.). – Vgl. außerdem Boockmann (s. Lit.). – Jeweils älteste Hss. der einzelnen Typen: E: Einsiedeln, Stiftsbibl., cod. , v–r (Perg., frühes . Jh.). – M: München, BSB, clm , v (Perg., . Jh.). – M: München, BSB, cgm , v (Pap., erstes Viertel . Jh.). – Vgl. auch die Überl. zur Kolmarer Liederhandschrift. Vgl. Maximilian Curtze: Die Hs. Nr. der Kgl. Hof- und Staatsbibl. in München. In: Zs. für
. Hälfte . Jh. Mathematik und Physik () S. –. – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. – www.e-codices.unifr.ch/de/ description/sbe/. A: Franz J. Mone: Räthselslg. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit () Sp. –, –, –, hier Sp. ; () Sp. –, –, hier Sp. . – Mommsen (s. Lit.) S. . – Müller (s. Lit.). – Carmina medii aevi maximam partem inedita. Ex Bibliothecis Helveticis collecta. Hg. v. Hermann Hagen. Bern (Nachdr. Hildesheim [o. J.]) S. . – Wilhelm Loose: Zählspiel. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () Sp. . – Curtze (s. Lit.). – Curtze (s. Lit.). – Curtze (s. Überl.). – Ahrens (s. Lit.). – Die Practica des ‹Algorismus Ratisbonensis›. Ein Rechenbuch des Benediktinerklosters St. Emmeram aus der Mitte des . Jh. nach den Hss. der Münchner SB und der Stiftsbibl. St. Florian. Hg. v. Kurt Vogel. München , S. . – Wolfgang Kaunzner: Über die Hs. C GM der BSB München. Ein Beitr. zur Gesch. der Rechenkunst im ausgehenden MA. München , S. , . – Online-Faks. von Hs. E: www.ecodices.unifr.ch/de/description/sbe/. L: Elke Müller-Ukena, VL () Sp. –. – RSM () S. f. – Theodor Mommsen: Handschriftliches: Zur lat. Anthologie. In: Rheinisches Museum für Philologie NF () S. –. – Lucian Müller: Über ein heutiges Kinderspiel. In: Jbb. für classische Philologie () S. –. – Maximilian Curtze: Zur Gesch. des J. In: Bibliotheca Mathematica (. Folge) () S. . – Ders.: Weiteres über das J. In: ebd. () S. –. – Moritz Cantor: Vorlesungen über Gesch. der Mathematik . Leipzig (Nachdr. New York ) S. , , –. – Emil Rath: Über ein dt. Rechenbuch aus dem . Jh. In: Bibliotheca Mathematica (. Folge) (/) S. –. – Wilhelm Ahrens: Das J., ein arithmetisches Kunststück. In: AfK () S. –. – Ders.: Mathematische Unterhaltungen und Spiele. Bd. . Leipzig , S. –. – David E. Smith: History of Mathematics. Bd. . Boston (Nachdr. New York ) S. –. – Frederike Boockmann: Das J. Einkleidungsformen und neue Textfunde aus Hss. In: Cosmographica et Geographica. FS Heribert M. Nobis. Hg. v. Bernhard Fritscher/Gerhard Brey. Bd. . München , S. –. –
um Michael Baldzuhn: Vom Sangspruch zum Meisterlied. Unters. zu einem literarischen Traditionszusammenhang auf der Grundlage der Kolmarer Liederhs. (MTU ). Tübingen , S. – (zum Frau-Ehren-Ton). MM Aristoteles, * v. Chr. Stageira (ionische Kolonie auf Chalkidike, Thrakien), † v. Chr. Chalkis (auf Euböa). – Herausragender Philosoph der griechischen Antike, ma. gesamteuropäische Rezeption, dt. Übersetzungen um und ab dem . Jh. A.’ Vater Nikomachos war Leibarzt des Amyntas III. von Makedonien, dem Vater Philipps II. und Großvater Alexanders des Großen. Dadurch stand A. schon zu frühester Zeit zum makedonischen Königshof in Pella in enger Beziehung. Zum Studium verließ A. Makedonien und wurde v. Chr. Mitglied der Akademie Platons in Athen. Insgesamt verbrachte A. bis zu Platons Tod (/) fast Jahre an der Akademie, zunächst als Schüler, dann als Assistent. Da A. von Platon nicht für die Nachfolge in der Akademieleitung vorgesehen war, verließ er Athen und folgte dem Ruf an den Hof des Hermias, Herrscher über die kleinasiatischen Städte Atarneus und Assos und ehemaliger Student an der platonischen Akademie. Nach dem gewaltsamen Tod des Hermias um , lebte A. im Exil in Mytilene auf Lesbos, bevor er um an den makedonischen Hof rückbeordert wurde. Dort übertrug ihm Philipp die Erziehung des jungen Alexander. Nach Alexanders Regierungsübernahme kehrte A. / nach Athen zurück und gründete mit dem Lykeion seine eigene Schule, die bald zur ernsthaften Konkurrenz für Platons Akademie avancierte. In die rund zwölfjährige Phase des Lehrens und Forschens in Athen fallen die meisten Werke des A. Diese fruchtbare Zeit endete abrupt durch eine nach dem Tod Alexanders () in Athen vorherrschende antimazedonische Stimmung, in Folge derer A. der Gotteslästerung bezichtigt wurde. Er verließ Athen, um nur ein Jahr später in seinem zweiten Exil auf Euböa zu versterben. Das erhaltene aristotelische Œuvre schließt neben der Philosophie im heutigen Sinne alle zeitgenössisch wissenschaftlichen Disziplinen ein mit Ausnahme der Mathematik. Differenziert wird zwischen Schriften, die A. selbst publiziert hat (exoterische Schriften), und denjenigen, die aus
Aristoteles dem mündlichen Unterricht im Lykeion erwachsen sind (esoterische Schriften). Die Exoterica sind verloren und nur über Zitate und Imitationen bekannt oder rekonstruierbar. Das Interesse an der zweiten Gruppe erwachte wieder im . Jh. v. Chr. Die Texte wurden im Lykeion unter der Leitung des Andronikos von Rhodos neu tituliert, redigiert, thematisch gegliedert und publiziert. Aus dieser Redaktionsarbeit resultierte das Corpus aristotelicum, das der A.-Rezeption bis heute zugrunde liegt. A.’ Wirkung auf die ma. Geistesgeschichte, sowohl die islamische als auch die christliche in Orient und Okzident, ist von solcher Breite, dass sie kaum zu überschätzen sein dürfte. Da die Philosophie des europäischen MA nicht auf Innovation abzielt, sondern sich um autoritär fundierte Wahrheit bemüht, ist sie untrennbar an die antike Philosophie gekoppelt. Innerhalb der ma.philosophischen Antikerezeption kommt dem Corpus aristotelicum die größte Bedeutung zu. In der abendländischen Patristik wurden von A., wie zunächst auch im Orient, nur die logischen Schriften aus dem Organon De interpretatione (Peri hermeneias) und die Kategorien rezipiert (in der Übersetzung des Marius Victorinus). Durch die Neuübersetzung und Kommentierung der beiden Schriften durch → Boethius wurde die Auseinandersetzung mit A. ab dem . Jh. zwar intensiver, der schmale Corpus-Ausschnitt blieb jedoch ohne wesentliche Erweiterungen bis ins . Jh. maßgeblich. Boethius übertrug und kommentierte zudem die Isagoge, die Einführung in die Kategorien des Porphyrios. Auf diesen A.-Komplex nach Boethius rekurrierte man schon im MA mit dem Begriff Ars/Logica vetus. Im . Jh. wurden die restlichen Bücher des Organon ins Lat. übertragen, die zur Differenzierung von Boethius als Ars/Logica novus bezeichnet wurden. Nach der Eroberung Konstantinopels im . Kreuzzug () wird das griechische Gesamtschrifttum des A. für das westlich-lat. MA zugänglich. Ein weiterer Tradierungszweig war die die Vermittlung über die arabisch-jüdische Philosophie mit der zentralen Figur des Averroes. Bis zum Ende des . Jh. konnten so die restlichen A.-Schriften übertragen werden, entweder direkt aus dem Griechischen oder aus dem Arabischen. Zu den wenigen philosophisch-logischen Schriften stellten sich nun die naturwissenschaftlichen, technischen und astronomischen Werke. Aus den zwei Traditionssträngen resultiert ein spezi sch ma. Aristotelismus, der
Aristoteles zwischen der originären antik-griechischen Philosophie und der orientalischen Vermittlung kaum differenziert. Folgerichtig schloss das ma.-lat. A.Gesamtcorpus auch ps.-aristotelisches Schrifttum mit ein (wie im Übrigen schon das Corpus aristotelicum des Andronikos). Das Gesamtaufkommen an A.-Texten einschließlich der ps.-Aristotelica wird als A. Latinus bezeichnet. Auch die griechischen, arabischen und jüdischen Kommentare zum Corpus aristotelicum wurden ins Lat. übersetzt. Hinzu treten originär ma. A.-Kommentare. Die aristotelische Logik prägte seit der «Karolingischen Renaissance» und bis ins SpätMA die ma. Philosophie und die scholastische Methodik. An den artistischen Fakultäten der Universitäten wurde Logik nach der Ars vetus gelehrt. Im . Jh. erlangte auf Grundlage des übersetzten Gesamt- und Kommentarwerks der Aristotelismus in allen fachlichen Ausrichtungen seine volle Tragweite. Dieser Siegeszug war nur möglich durch die Einbindung aristotelischer Lehren in die christliche Weltvorstellung. Dass dies trotz erheblicher Wiedersprüche gelang, ist auch den Bemühungen von → Albertus Magnus und → Thomas von Aquin um die aristotelische Philosophie geschuldet. Zuvor hatten die heterodoxen Aussagen in aristotelischen Schriften und Kommentaren, die im Kon ikt mit Glaubenswahrheiten standen, zu einem ersten Pariser A.-Verbot geführt, das mehrfach bestätigt wurde. Albertus und Thomas veranstalteten in der Folge zwar eine grundlegende christliche Interpretation der aristotelischen Naturphilosophie, doch führten heterodoxe/averroistische A.-Auslegungen (u. a. eines Siger von Brabant) zu einem erneuten Verbot, das auch den thomasischen Aristotelismus betraf und erst teilweise widerrufen wurde. Ab dem . Jh. etabliert sich die Philosophie des A. in einer orthodoxen, den christlichen Glaubenslehren konformen Ausprägung an den europäischen Artistenfakultäten und der griechische Philosoph wurde zur autoritären Gestalt erhoben. Dies führte einerseits zu zahlreichen spätma. Florilegien und Wörterbüchern, erhöhte aber auch die Zahl der Fehlzuschreibungen. Aus den ps.aristotelischen Schriften ragt das → Secretum secretorum heraus, das frühma.-orientalischen Ursprungs ist und als angeblicher Brief des A. an Alexander mit medizinisch-diätetischen Regeln tradiert wurde. Im deutschsprachigen Raum wird die Auseinandersetzung mit A. dominiert von der überragenden
um und wirkmächtigen Gestalt des Albertus Magnus. Ansonsten ist der dt. Aristotelismus eher rezeptiv denn kreativ. Vor Albertus hat → Arnoldus Saxo im . Jh. das naturwissenschaftliche Schrifttum des A. auf Grundlage der neuen Übersetzungen ausgewertet. Im . Jh. hat → Thomas von Erfurt die Kategorien und De interpretatione kommentiert und → Theoderich von Erfurt in seinen Quaestiones in libros De anima einen averroistischen Aristotelismus vertreten. Weitere lat. Kommentatoren waren Marsilius von Inghen, → Albert von Sachsen oder Johannes → Wenck. Eine gegenüber dem Aristotelismus kritische Position bezieht → Dietrich von Freiberg. Bei der deutschsprachigen Fachliteratur und Dichtung ist der Ein uss des A. im Hinblick auf seine gesamteuropäische Bedeutung erstaunlich begrenzt. Die Zahl der volkssprachigen Übertragungen aristotelischer Schriften ist gering, der Rekurs auf A. in Form von Zitaten oder Erwähnungen ist eher ober ächlich. Neben den lat. Kommentatoren schienen nur herausragende Gelehrte wie Meister → Eckhart über tiefere Einsicht in das Corpus aristotelicum zu verfügen (s. u., C). A) Übersetzungen. Die frühen Übertragungen der Kategorien und von De interpretatione nach Boethius durch → Notker von St. Gallen sind ohne Resonanz geblieben und ein vollständiges authentisches Werk von A. ist nach Notker im MA nicht mehr ins Dt. übertragen worden. Erst im . Jh. ist wieder ein marginaler dt. Re ex bezeugt: Sehr kurze Auszüge aus De anima begegnen in einer astrologischen Sammelhandschrift kontaminiert mit dem ps.-ptolemäischen Centiloqium. Daneben zeugen volkssprachige Titelverzeichnisse der aristotelischen Werke aus dem . Jh. von einer Auseinandersetzung mit seinen Schriften. Das Interesse am ps.-aristotelischen Schrifttum hat sich indes breiter niedergeschlagen: Von der Oeconomica sind auf dt. eine anonyme freie Bearbeitung und eine Teilübersetzung des Johannes → Gottfried bekannt. Die anonyme Bearbeitung ist in Kapitel gegliedert und nennt neben A. u. a. → Isidor, → Cato und Homer als Autoritäten. Die ps.-aristotelischen Problemata liegen auf dt. in zahlreichen Handschriften und Drucken vor, wobei mindestens zwischen zwei unterschiedlichen Übersetzungen zu differenzieren ist. Auch die unauthetischen Physiognomica sind verdeutscht worden (→ Physiognomik). Bei einem unikal überlieferten Dialog zwischen Platon und A. dürfte es sich um eine genuin volkssprachige Er ndung handeln. Überstrahlt werden
um die dt. (ps.-)A.-Bearbeitungen vom Secretum secretorum, von dem über fünf Übersetzungen ab dem späten . bekannt sind und Derivattexte wie die → Versepistel des Aristoteles an Alexander über den philosophischen Stein. B) Bei weitem häu ger als die sporadischen Auszugsübersetzungen sind Erwähnungen des A. Auch sie nden sich im auslaufenden MA öfter und sind Indiz der Wertschätzung des «summus philosophorum», der in nahezu allen Disziplinen als maßgebliche Autorität erachtet wurde. Die meisten Beiträge beziehen sich nur auf die Person des A. und nicht auf sein Schrifttum. Von einer tieferen Kenntnis seines Werkes zeugen die Erwähnungen daher nicht. Er erscheint als der vollendete Meister in allen sieben freien Künste bei → Heinrich von Mügeln (RSM: HeiMü/). Hans → Folz nennt ihn in einem Meisterlied als Autoritäts gur gemeinsam mit Albertus Magnus (RSM: Folz/, Str. ) und ein anonymes Bar der → Kolmarer Liederhandschrift stellt ihn neben Salomon als denjenigen, der «kunst alle kunt» (RSM: Frau//, Str. ). In der Regel dient A. bei derartigen Nennungen als Idealtypus des Gelehrten und Weisen (weitere Nennungen u. a. bei → Thomasin von Zerklære, → Boppe, → Hugo von Langenstein, → Heinrich dem Teichner, → Ulrich von Pottenstein, Konrad → Harder, → Thüring von Ringoltingen oder in der → Minneburg; vgl. zum Vorkommen des A. in der Sangspruchdichtung und im Meisterlied den RSM-Reg.-Bd. [] S. ). Im → Wartburgkrieg rufen ihn Wolfram und Klingsor als Zeuge ihrer eigenen Gelehrsamkeit an, zudem werden ihm magische Fähigkeiten zugesprochen (Str. , –.). Die Einstufung des A. als Zauberer ndet sich auch in Johannes → Hartliebs Buch aller verbotenen Kunst und in Wahrsagebüchlein tritt A. als Wahrsager auf. Dass anerkannte Autoritäten mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet werden, ist in der ma. Literatur keine Seltenheit und kann oft als hyperbolische Zuspitzung ihrer Bewunderung bewertet werden. Aber der reale ma. Glaube an das Übernatürliche scheint stets durch: Von der Anerkennung des hohen Gelehrten bis zur Annahme einer übernatürlichen Aneignung dieses Wissens ist es nur ein kleiner Gedankenschritt. Den Stellenwert des A. als Naturwissenschaftler hebt Michel → Beheim in mehreren Liedern hervor (RSM Beh/; Beh/, Str. ; Beh/, Str. ; Beh/, Str. ). Beheim hat zudem eine Totenklage auf A. verfasst,
Aristoteles in der er eindringlich die Größe des A. hervorhebt und gleichzeitig relativiert, indem er betont, dass selbst A., seine «kunst» in den Tod nicht nachgefolgt ist (Beh/, Str. ). Totenklagen auf A. nden sich außerdem bei → Hugo von Montfort (Lied XV, V. –) oder bei → Johannes von Tepl (Der Ackermann aus Böhmen, Kap. ). Im Zuge der Alexander-Dichtung tritt A. oftmals in der Rolle des Lehrers auf, so z. B. Im Alexander des → Rudolf von Ems (V. –), wo er den jungen Fürsten in die Septem artes einweist, und natürlich bezieht sich auch das Secretum secretorum auf A. als Pädagogen. Völlig losgelöst vom historischen A. ist die A.-Figur in der schwankhaften Reimpaardichtung → Aristoteles und Phyllis. Diese verwendet den griechischen Philosophen für ihre Variation des beliebten Schwankmotivs, wonach auch der Weiseste durch Liebe zum Narren werden kann. Literarische Beiträge zur Diskussion, ob A. als «vorchristlicher Christ» betrachtet und ihm das Seelenheil zugesprochen werden kann, zeugen davon, wie nachhaltig es Thomas von Aquin gelungen ist, A. für das christliche Weltbild zu vereinnahmen. Schon → Ulrich von Etzenbach streift in seinem Alexander-Roman die Problematik und lässt den Erzähler verlautbaren, dass A. «der geprîste» seinem Schüler Alexander «von gote [...] gnuoc bewîste» (V. f.). Johannes → Tauler stellt A. zusammen mit Platon und Proculus neben die «grossen heiligen und lerern der heiligen kilchen» (Ferdinand Vetter: Die Predigten Taulers. Aus der Engelberger und der Freiburger Hs. sowie aus Schmidts Abschrift der ehemaligen Straßburger Hss. [DTM ]. Berlin [Nachdr. Dublin/Zürich ] S. ). Zu einer ambivalenten Formulierung gelangt Heinrich → Seuse, der A. als einen «tugendhaft heidenschen meister» tituliert (Karl Bihlmeyer: Heinrich Seuse. Dt. Schr. Stuttgart [Nachdr. Frankfurt/M. ] S. ). Seuse ließ zudem die Abschrift seiner Werke «letzter Hand», das sog. Exemplar, mit einem Bildnis des A. austatten. Einen bemerkenswerten Grad der Einspannung des Philosophen in theologische Diskurse zeigt die → Pilgerfahrt des träumenden Mönchs, die A. mit der göttlichen Gnade über die Eucharistie diskutieren lässt (Aloys Bömer: Die Pilgerfahrt des träumenden Mönchs. Aus der Berleburger Hs. [DTM ]. Berlin , V. –/ Adriaan Meijboom: D. P. d. T. M. Nach der Kölner Hs. [Rheinische Beitr. und Hülfsbücher zur
Aristoteles germ. Philologie und Volkskunde ]. Bonn/Leipzig , V. –). Ein weiterer Beleg für die Akzeptanz des aristotelischen Denkens in klerikalen Kreisen ist der Umstand, dass ein Prediger des . Jh. sich Bruder → Aristotiles nennt. Gegenüber diesen überwiegend positiven Bewertungen des A. als vorzeitigen christlichen Gelehrten sind die wenigen Stimmen, die ihn als Heiden einstufen, dem die letzte Einsicht notwendigerweise fehlen muss, nur Marginalien. Der bekannteste Kritiker ist → Hugo von Trimberg, der A. zu den «wîsen heiden» zählt, die «an manige stat [...] blint» seien. Andererseits aber lässt auch Hugo seine Wertschätzung des A. erkennen. Er benutzt den «wîsen man» als Sprachrohr für seine eigene pessimistische Weltsicht, die er ihm als letzte Worte auf dem Sterbebett in den Mund legt. Auch preist Hugo die naturwissenschaftlichen Kenntnisse des A. und weist auf dessen Vermächtnis als Ethiker hin (Der Renner, V. –, –, –, –, –, –). C) Auch hinsichtlich der konkreten Auseinandersetzung mit dem Schrifttum des A. ist die dt. Rezeption in der Regel sehr ober ächlich. A.Zitate sind oft unecht und auch wenn Zitierungen im SpätMA zunehmen, so sind es doch oft dieselben Sprüche oder Lehren, die zudem in der Regel Florilegien entnommen worden sind. Im geistlichen Schrifttum sind viele A.-Bezüge sekundär und über Albertus oder Thomas vermittelt. In der Rezeption nehmen die pädagogischen Aspekte mit den Secreta secretorum oder den ebenfalls mehrfach eingedeutschten → Documenta Aristotilis ad Alexandrum magnum den breitetsten Raum ein, wobei diese Aufarbeitung aristotelischer Lehren am authentischen Corpus freilich vorbeizielt. Was die authentische Philosophie des A. betrifft, so war dessen Ethik von zentralem Interesse. Zur Konsolidierung christlicher Sittenlehre wurde sie vor allem im dominikanischen Schrifttum in der Nachfolge des Thomas herangezogen. An erster Stelle ist hier Meister Eckhart zu nennen, dessen zahlreiche A.-Zitate eine vertiefte Kenntnis aristotelischer Schriften offenbaren. In geringerem Maße haben auch Tauler und Seuse A. zitiert. Weitere geistliche dt. Autoren, bei denen A.-Zitate nachgewiesen wurden, sind Eckhart → Rube (nach Thomas), → Johann von Vippach und → Gottschalk von Hollen. Auch die Die Pilgerfahrt des träumenden Mönchs bringt ein A.-Zitat aus dem Bereich der Ethik (V. – resp. – [Ausg.
um s. o.]). Ein bairischer Traktat des . Jh. («Ein churcze ler wie man dye tungt würcken und volpringen schull») zitiert A. zwar nicht, ist aber im Kontext der Rezeption aristotelischer Ethik erwähnenswert, da er A. explizit als «sitlich maister» herausstellt (Schaffhausen, StB, Cod. Gen. , r–r, hier r). Neben der Ethik stand die Seelenlehre des A. im Zentrum des Interesses. De anima wurde besonders häu g kommentiert und mit → Konrads von Megenberg Von der sel und Johannes Wencks Büchlein von der Seele nehmen auch volkssprachige Traktate Bezug auf die aristotelische Seelenlehre. Außerdem ist De anima dasjenige Werk des A., das im geistlichen Schrifttum am häu gsten zitiert wird (u. a. Meister Eckhart, → Brun von Schönebeck, Johannes Gottfried). Johannes → Rothe bemüht im Ritterspiegel (V. –) A. zur Autorisierung der These, dass die Seele edler sei als der Leib, während Johannes Tepl im Ackermann den Tod aus De anima zitieren lässt (Kap. ). Der «tabula rasa»-Vergleich aus De anima (III,) wird nach der Weiterverarbeitung von Thomas in der Summa theologiae (III, , ) in der dt. Dichtung u. a. von Heinrich von Mügeln (RSM: HeiMü/), im Ritterspiegel Johannes Rothes (V. –) und in einem Streitgespräch zwischen Juden und Christen von Hans Folz aufgegriffen (August Liebmann Mayer [Hg.]: Hans Folz. Die Meisterlieder. Aus der Münchener Originalhs. und der Weimarer Hs. Q. . Mit Erg. aus anderen Quellen [DTM ]. Berlin [Nachdr. Zürich ] S. ). Ü: Griechisch: s. André Wallerte: Inventaire des manuscrits grecs d’Aristote et de ses commentateurs. Contribution a l’histoire du texte d’Aristote (Collection d’études anciennes ). Paris . – Paul Moraux: A. Graecus. Die griechischen Mss. des A. Bd. : Alexandrien–London. Berlin/New York (mehr nicht erschienen). – Supplementbd. von Rˉoxanˉe D. Argyropoulos/Iannis Caras (Collection d’études anciennes ). Paris . – A. Latinus: s.: A. Latinus. Codices. Pars prior. Hg. Georges Lacombe u. a. Rom . – Pars posterior. Hg. v. Lorenzo Minio-Paluello. Cambridge . – Supplementa altera. Hg. v. dems. Brügge/Paris . – Supplementa tertia in Vorbereitung. – Dt.: De anima-Auszüge: München, BSB, Cgm , va–vb (Perg., zweite Hälfte . Jh., mittelbair.). – Titelverzeichnisse: Berlin, SBB, Mgo , v–v (Pap., . Jh.). – Vorau, Stiftsbibl., Cod. , r-v (Perg., ). – Oeconomica: Göttingen, SUB,
um ° Cod. Ms. philos. , ra–vb (Pap., , mitteldt.); Überschrift: «Vonn der hussorge». – Berlin, SBB, Mgq , v–v (Pap., , mitteldt.). – Brünn, LB, Cod. Mk (vormals Nikolsburg, Fürstl. Dietrichsteinsche Bibl., Cod. II ) r–v (Pap., , ostmitteldt.). – Augsburg, UB, Cod. III..° , v–v (Pap., zweite Hälfte . Jh. ostfränkisch); Textverlust am Schluss. – Johann Gottfried: Berlin, SBB, Mgq , r–r (Pap., /, rheinfränkisch). – Heidelberg, UB, Cpg , r–v (Pap., kurz nach , südrheinfränkisch). – Problemata: Freiburg i. Br., UB, Hs. , va–vb (Pap., , bair.-österr.). – Berlin, SBB, Mgq , va–vb (Pap., / , bair,-österr.). – Herzogenburg, Stiftsbibl., Cod. , r–v (Pap., , bair.-österr.). – Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. , r–v (Pap., ., bair.-ostmitteldt.); geschrieben von Konrad → Schreck von Aschaffenburg. – Paris, Nationalbibl., Ms. allem. , v–v (Pap., um , bair.). – Erlangen, UB, Ms. B , r–v (Pap., Anfang . Jh., nordbair.-ostfränkisch). – München, BSB, Cgm , r–v (Pap., , nordbair.-ostfränkisch). – Ebd., Cgm , r–r (Pap., um , nordbair.-ostfränkisch); vom selben Schreiber wie Cgm . – . Übersetzungen: Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., , obd.). – Heidelberg, UB, Cpg , v–v (Pap., , hochdt. mit bair. Einschlag). – Ebd., Cpg , v–r, r–r (Pap., nach , hochdt. mit bair. Einschlag). – Drucke von – (GW –), Erstdruck: [Augsburg: Johann Bämler]. – Physiognomica: Wien, Schottenkloster, Cod. (Hübl ) v–r (Pap., /, bair.-österr.). – PlatonA.-Dialog: Den Haag, Kgl. Bibl., Cod. H , va-vb (Pap., um ). A (Auswahl): Aristotelis Opera. Editio Academia Regia Borussica. Hg. v. Immanuel Bekker. Bde. Berlin – (rev. Nachdr. hg. v. Olof Gigon. Ebd. –) (griechisch); Bd. : Index Aristotelicus von Hermann Bonitz. Berlin (Nachdr. u. ö.). – Aristotelis Opera omnia. Graece et latine cum indice nominum et rerum absolutissimo. Hg. v. Ambroise Firmin-Didot u. a. Bde. Paris – (Nachdr. Hildesheim/ New York ). – Einzelausg. der meisten Werke auch in den Reihen «Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana», TeubnerVerlag Leipzig (ab Stuttgart) ff. und «Scriptorum Classicorum Bibliotheca Oxoniensis»,
Aristoteles Oxford University Press ff. – A. Latinus: A. Latinus. Corpus philosophorum medii aevi academiarum consociatarum auspiciis et consilio editum. Hg. v. der Union Académique Internationale unter der Leitung von L. Minio-Paluello, seit Gerard Verbeke. Rom , Brügge/Paris –, Leiden/Brüssel –, Leiden ff. (bisher Bde., s. http://hiw.kuleuven.be/dwmc/al). – Kommentare: Commentaria in Aristotelem Graeca. Bde., Suppl.-Bde. mit unterschiedl. Hg. im Auftrag der Preußischen Akad. der Wiss. Berlin –. – Corpus Latinum Commentariorum in Aristotelem Graecorum. Hg. v. G. Verbeke u. a. Löwen/Paris –, Leiden –, Löwen ff. (Bisher Bde., Suppl.-Bde.). – Dt. Rezeption: Oeconomica: C. D. M. Cossar: The German translations of the Pseudo-Bernhardine ‹Epistola de cura rei familiaris› (GAG ). Göppingen , S. –. N. Ü (Auswahl): A. Werke in dt. Übers. Hg. v. Ernst Grumach, ab fortgeführt v. Hellmut Flashar. Berlin ff. (bisher Bde., zum Teil in revidierten Neuau agen). B: Moise Schwab: Bibliogr. d’Aristote. Paris . – Lane Cooper/Alfred Gudeman: A bibliography of the Poetics of Aristotle. New Haven . – Lyman W. Riley: Aristotle. Texts and Commentaries to in the University of Pennsylvania Library. A Catalogue. Philadelphia . – Gisela Rhode: Bibliogr. der dt. A.-Übers. vom Beginn des Buchdrucks bis (Bibliogr. Beitr. ). Frankfurt/M. . – A Bibliography of Aristotle Editions. –. With an introduction and indexes by Ferdinand Edward Cranz (Bibliotheca bibliographica Aureliana ). nd edition with addenda and revision by Charles B. Schmitt. Baden-Baden . – Verz. ungedruckter Komm. zur Metaphysik und Physik des A. Bd. : Aus der Zeit von etwa –. Gesammelt und bearb. v. Albert Zimmermann (Stud. und Texte zur Geistesgesch. des MA ). Leiden . – Jonathan Barnes u. a.: Aristotle. A selective bibliography (Study aids ). Oxford . New edition prepared with the assistance of Titos Christodoulou. Oxford . – Charles H. Lohr: Commentateurs d’Aristote au Moyen-Âge latin. Bibliogr. de la littérature secondaire récente. Fribourg . – Paul D. Brabdes: A history of Aristotle’s Rhetoric, with a bibliography of early printings. Metuche (NJ) u. a. . – Roberto Radice: Aristotle’s ‹Metaphysics›. Annotated bibliography of the
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um Worstbrock: Zur Einbürgerung der Übersetzungen antiker Autoren im dt. Humanismus. In: ZfdA () S. –. – Ders.: Dt. Antikerezeption –. Tl. . Verz. der dt. Übersetzungen antiker Autoren (Veröff. zur Humanismusforschung ). Boppard , S. , f. – Bernhard Sowinsky: A. als Liebhaber in den dt. Dichtungen des SpätMA. In: AfK () S. –. – Jürgen Sarnowsky: Die aristotelisch-scholastische Theorie der Bewegung. Stud. zum Komm. Alberts von Sachsen zur Physik des A. (Beitr. zur Gesch. der Philosophie und Theologie des MA NF ). Münster . – Sibylle Jefferis: Die Szene des «gerittenen A.» in der Alexandreis Ulrichs von Etzenbach. In: Canon and Canon Transgression in Medieval German Literature. Hg. v. Albrecht Classen (GAG ). Göppingen , S. –. – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. //B). Bern u. a. , Reg. – Cora Dietl: A. und die «sehs dinc». Zum VIII. Buch des ‹Wälschen Gasts›. In: Thomasin von Zirklaere und die didaktische Lit. des MA. Hg. v. Paola Schulze-Belli. Triest , S. –. – Burkhard Moijsisch: A.’ Kritik an Platons Theorie der Ideen und die Dietrich von Freiberg berücksichtigende Kritik dieser Kritik seitens Bertholds von Moosburg. In: Dietrich von Freiberg. Neue Perspektiven seiner Philosophie (Bochumer Stud. zur Philosophie ). Hg. v. Karl-Hermann Kandler u. a. Amsterdam , S. –. – Pavel Blaˇzek: Konrad von Megenberg als A.-Rezipient. Zur Rezeption der aristotelischen Ehelehre in der Yconomica. In: Konrad von Megenberg (–) und sein Werk. Das Wissen der Zeit. Hg. v. Claudia Märtl (Zs. für bayerische Landesgesch. Beih. B ). München , S. –. – Karl-Heinz Burmeister: Nachschrift einer A.-Vorlesung an der Univ. Freiburg durch Bartholomäus Metzler von Feldkirch / . In: Montfort () S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , Reg. – Alessandra Beccarisi: «A. ... der hoehste under den meistern»: Eckhart e il De anima di Aristotele. In: Studi sulle fonti di Meister Eckhart. Bd. : A.: De anima, Augustinus: De trinitate, Avicenna: Opera, Dionysius: Opera, Liber de causis, Proclus: Opera, Seneca: Opera. Hg. v. Loris Sturlese (Dokimion ). Freiburg i. Br. , S. –. – B. Mojsisch: Die Theorie des Bewußtseins («Ens conceptionale») bei Dietrich von Freiberg. A.-Rezeption und
Boethius A.-Transformation im . Jh. In: «Per perscrutationem philosophicam». Neue Perspektiven der ma. Forsch. FS L. Sturlese. Hg. v. Alessandra Beccarisi u. a. (Corpus philosophorum Teutonicorum medii aevi. Beih. ). Hamburg , S. –. VZ Boethius → Band , Sp. –. Martianus Capella. – Verfasser der allegorischen Enzyklopädie De nuptiis Philologiae et Mercurii (. Jh. n. Chr.); früheste deutschsprachige Rezeption um das Jahr : → Notkers III. von St. Gallen dt. Übersetzung und Kommentar der Bücher I–II. M. C. ist ein spätantiker paganer Autor, von dem lediglich die lat. Schrift De nuptiis Philologiae et Mercurii (‹Die Hochzeit der Philologie mit Merkur›) überliefert ist. Vermutlich war M. in Karthago als Anwalt tätig. Vielleicht hielt er sich eine Zeit lang in Rom auf, wo er mit römischem Kulturgut in Berührung gekommen war. Nicht unwahrscheinlich ist, dass er Griechisch konnte und so direkten Zugang auch zu griechisch-antiken Quellen hatte. De nuptiis stellt den Fächerkanon der sieben freien Künste (Artes liberales) im allegorischen Szenario einer Eheschließung des Gottes Merkur mit der gelehrten Jungfrau «Philologia» dar. Ihre Gattung wird traditionell als menippeische Satire (nach Menippos von Gadara, . Jh. v. Chr.) mit romanhaften Zügen beschrieben. Charakteristisch dafür sind der allegorisch-mythologische Handlungsrahmen, das Prosimetrum, das reiche, Götterversammlungen, Reisen im Himmel und auf Erden, Prophezeiungen, Erlangung von Unsterblichkeit u. a. m. einschließende Motivrepertoire sowie gelegentliche Inanspruchnahme der niederen Stilebene, die u. a. Berichten von Trunkenheit oder erotischen Anspielungen Lizenz verleiht. Lange Zeit war M.’ Werk wegen seiner sprachlichen und stilistischen Exzentrik in der Forschung berüchtigt. In der jüngeren Forschung wird es dagegen gerade wegen seiner Komplexität geschätzt, übersetzt, neu ediert und kommentiert. . Inhalt. Die Schrift ist in neun Bücher gegliedert. Die Bücher I–II entwerfen einen mythischepischen Rahmen für die Hochzeitsfeier: Merkur fasst den Entschluss, zu heiraten; durch einen Rat und eine Prophezeiung Apollos fällt seine Wahl auf die gelehrte Jungfrau Philologia. Die Götter stimmen dem anvisierten Bund zu; eine Gästeliste wird erstellt; die Braut erfährt vom Beschluss Jupiters und seines Kollegiums. Das Mädchen hat seinen
Martianus Capella Bräutigam bislang nur einmal erblickt – im Anschluss an seine Körperp ege nach einem Ringkampf –, und hat sich ihn «mit heißem Herzen» (II, ) zum Mann gewünscht. Nach anfänglichem Zögern bereitet sich Philologia, freudig aufgeregt, auf die Hochzeit vor. Sie wird geschmückt und sie entledigt sich ihres gesamten irdischen Wissens, indem sie ihre materiell gewordene Weisheit erbricht. Das Erbrochene verwandelt sich in unzählige Bücher in verschiedenen Sprachen, die von einer Schar von jungen Mädchen, genannt «Artes» oder «Disciplinae», und sogar von Musen eilig vom Boden aufgesammelt werden. Die Braut nimmt Zaubertränke zu sich, die sie vor dem himmlischen Feuer schützen sollen und ihr die Unsterblichkeit verleihen. Nun fährt sie, begleitet von ihrer Mutter, in den Himmel auf und über die Milchstraße zum Hause Jupiters. Hier sollen vor der Götterversammlung die Hochzeitsgaben für die Braut präsentiert werden. Man ruft prächtig geschmückte Dienerinnen (personi zierte Artes) herbei, die, eine nach der anderen, sich, ihre Geschichte und ihren Gegenstand vorstellen. Es sind die Grammatik, die Dialektik, die Rhetorik, die Zwillingsschwestern Geometria und Arithmetik, die Astronomia und die Harmonia (Bücher III–IX). Nach dem anmutigen Vortrag der Harmonia (Musik), der allgemeinen Beifall ndet, wird nun der Weg zum Hochzeitsgemach beschritten. Mit einem Versepilog beschließt M., sich wiederholt Felix Capella nennend, das Werk: es sei das Produkt seiner Altersmüdigkeit, bemerkt er stilisiert-selbstironisch und bittet seinen Sohn, an den die Schrift adressiert ist, um eine wohlwollende Aufnahme. . Stil und narrative Besonderheiten. Auch wenn die sprachliche Gestalt von De nuptiis in der jüngeren Forschung nicht mehr als schwülstig und gekünstelt gebrandmarkt wird, so werden ihr dennoch manierierte Arti zialität, komplexe Syntax und eine Präferenz für «hapax legomena» bescheinigt. Die Bücher I–II sowie die erzählenden Übergangspassagen der Bücher III–IX zeichnen sich durch eine bilderreiche, dynamische, teils elegant-, teils derb-ironische Diktion aus. Die Vorträge der gelehrten Jungfrauen, der einzelnen ArtesDisziplinen, sind dagegen sachlich gehalten, was der Erzähler am Ende des zweiten Buches in einer Überleitung zum wissenschaftlichen Teil auch ankündigt: dem Märchen folge nun eine nüchterne Darstellung der Wissensfächer, die auf «falsch
um Gespinst» verzichtet. Die Unterhaltung solle dabei jedoch nicht gänzlich verhindert werden. So streut der Erzähler denn auch ironische Bemerkungen zu Philologias Blässe als Folge des vielen nächtlichen Arbeitens bei künstlichem Licht, durchbricht die Fiktion durch poetologische Streitgespräche zwischen dem Autor und der kritischen ‹Satura›, der personi zierten literarischen Gattung; lässt nach einem langatmigen Vortrag der Astronomia die ermüdete Venus zu Wort kommen, die den Mangel an Sinnlichkeit, die ja eine Hochzeitsfeier begleiten sollte, beklagt. M.’ stilistischer Extravaganz gesellt sich seine dichterische Versiertheit: Für die Verspartien benutzt er verschiedene Metren, am häu gsten Hexameter, elegische Distichen und jambische Senare. . Vorbilder und Quellen. De nuptiis ist eine gelehrte Kompilation, die auf die spätantiken Mysterienkulte mit ihren Initiationsriten wie auf das neuplatonische Gedankengut gleichermaßen rekurriert. Die sieben freien Künste ermöglichen den Aufstieg der vom irdischen Ballast befreiten Seele von der sinnlichen zur intelligiblen Welt; «Philologie verkörpert das Wissen, das die vernünftige menschliche Seele erworben haben muß, um die Rückkehr in ihre Heimat sicherzustellen, d.h. ihre Apotheose und ihre Vereinigung mit Merkur, der göttlichen Vernunft» (Hadot , S. ). Die Forschung hat bisher direkte Rezeption bzw. den Ein uss zahlreicher antiker Vorbilder bei M. nachgewiesen. Genannt werden → Aristoteles (– v. Chr.), Euklid (./. Jh. v. Chr.), Varro (– v. Chr.), Plinius d. Ä. (–), Apuleius (. Jh. n. Chr.), Solinus (. Jh. n. Chr.), Porphyrios (–ca. ) u. a. m. . Rezeption. M.’ allegorische Enzyklopädie bleibt für die Artes-Literatur des gesamten MA konstitutiv. Spätestens seit der karolingischen Zeit wird De nuptiis intensiv gelesen, interpretiert und kommentiert. Die ältesten Kommentare verfassten die Iren Johannes Scotus Eriugena und Dunchad oder Martin von Laon (Verfasserfrage bis heute ungeklärt). Besondere Resonanz fand der M.Kommentar des Remigius von Auxerre († um ), auf den sich auch der St. Galler Benediktiner Notker (III.) Labeo (um –), beruft. Notker, der als Magister an der St. Galler Klosterschule mit dem Theologie- und Artes-Unterricht betraut war, übersetzte die Bücher I. und II. ins Deutsche. M.’ Werk war aber wohl schon vor seiner Zeit
um in St. Gallen bekannt. Als besonders eindrucksvolles Beispiel der neuzeitlichen Kommentarliteratur wird gern Hugo Grotius’ M.-Ausgabe von genannt, mit der der sechzehnjährige Humanist in der Gelehrtenwelt debütierte. Ü: Über Hss., s. Willis (). A: M. C. Hg. v. James Willis. Leipzig (Nachdr. Berlin ). – M. C. Die Hochzeit der Philologia mit Merkur (De nuptiis Philologiae et Mercurii). Übersetzung, mit einer Einleitung, Inhaltsübersicht und Anm. versehen v. Hans Günter Zekl. Würzburg . – M. C.: Les noces de Philologie et de Mercure. Livre VII: L’arithmétique. Hg. und ins Französische übers. v. Jean-Yves Giullaumin. Paris ; Livre VI: La Géométrie. Hg. und ins Französische übers. v. Barbara Ferré. Paris ; Livre IV: La dialectique. Hg. und ins Französische übers. v. Michel Ferré. Paris ; Livre IX: L’harmonie. Hg. und ins Französische übers. v. Jean-Baptiste Guillaumin. Paris . – M. C. De nuptiis Philologiae et Mercurii. Vol. I: Libri I–II. A cura di Lucio Cristante. Con un saggio inedito di Pietro Ferrarino (Bibliotheca Weidmanniana). Hildesheim . L: M. C. and the Seven Liberal Arts. Bde. Hg. v. William Harris Stahl. New York . – Herbert Backes: Die Hochzeit Merkurs und der Philologie. Stud. zu Notkers MartianÜbersetzung. Sigmaringen . – Peter Ganz: Der Sonnenhymnus des M. C. bei Notker von St. Gallen. In: Geistliche Denkformen in der Lit. des MA. Hg. v. Klaus Grubmüller u. a. (MMS ). München , S. –. – Ilsetraut Hadot: Arts libéraux et philosophie dans la pensée antique (Études augustiniennes). Paris . – Brigitte Englisch: Die Artes liberales im frühen MA (.–. Jh.). Das Quadrivium und der Komputus als Indikatoren für Kontinuität und Erneuerung der exakten Wiss. zwischen Antike und MA. Stuttgart . – The Berlin commentary on M. C.’s ‹De nuptiis Philologiae et Mercurii›, Buch . Hg. v. Haijo Jan Westra (Mlat. Stud. und Texte ). Buch . Hg. v. dems./Tanja Kupke (Mlat. Stud. und Texte ). Leiden u. a. , . – I. Hadot: Gesch. der Bildung; artes liberales. In: Einleitung in die lat. Philologie. Hg. v. Fritz Graf. Stuttgart/Leipzig , S. –. – Horst Wenzel: Die ‹ ießende› Rede und der ‹gefrorene› Text. Metaphern der Medialität. In: Poststrukturalismus. Herausforderung an
Martianus Capella die Literaturwiss. Hg. v. Gerhard Neumann. Stuttgart/Weimar , S. –, passim. – Sabine Grebe: M. C., ‹De nuptiis Philologiae et Mercurii›: Darstellung der Sieben Freien Künste und ihrer Beziehungen zueinander (Beitr. zur Altertumskunde ). Stuttgart/Leipzig . – Sonja Glauch: Die M.-C.-Bearb. Notkers des Deutschen. Bd. : Unters. Bd. : Übersetzung von Buch I und Komm. (MTU , ). Tübingen . – S. Grebe: M. Min(n)e(i)us Felix C. In: Lat. Lehrer Europas. Fünfzehn Portraits von Varro bis Erasmus von Rotterdam. Hg. v. Wolfram Ax. Köln , S. –. – I. Hadot: M. C., Mittler zwischen griechisch-römischer Antike und lat. MA. In: Philosophie im Umbruch. Der Bruch mit dem Aristotelismus im Hellenismus und im späten MA – seine Bedeutung für die Entstehung eines epochalen Gegensatzbewusstseins von Antike und Moderne. Hg. v. Arbogast Schmitt/Gyburg RadkeUhlmann (Philosophie der Antike ). Stuttgart , S. –. – S. Glauch: Septem artes liberales; M. C., De nuptiis Philologiae et Mercurii. In: Für Königtum und Himmelreich. Jahre Bischof Meinwerk von Paderborn. Kat. zur Jubiläumsausstellung im Museum in der Kaiserpfalz und im Erzbischö ichen Diözesanmuseum Paderborn /. Hg. v. Christoph Stegemann/Martin Kroker. , S. –. – Katarina Petrovicová: ‹Nescioquid inopinum intactumque moliens cano…›. Compositional Aims of ‹De nuptiis Philologiae et Mercurii› by M. C. In: Graeco-Latina Brunensia () S. –. – Dies.: Apuleius’ imitations and novelistic features in ‹De nuptiis Philologiae et Mercurii› by M. C. In: Au dus. Rivista quadrimestrale di scienza e didattica della cultura classica () S. –. – Dies.: M. C. als subversiver Parodist der Fähigkeiten menschlicher Erkenntnis? Frage der Zugehörigkeit von ‹De nuptiis Philologiae et Mercurii› zur Gattung der menippeischen Satire. In: Acta antiqua Academiae scientiarum Hungaricae () S. –. – Dies.: Seven arts – seven maidens. The liberal arts in ‹De nuptiis› by M. C. In: Invigilata Lucernis () S. –. – Marcus Heckenkamp: Die Rhetorik in ‹De nuptiis Philologiae et Mercurii› des M. C.: Übersetzung und Komm. Diss. Jena . – S. Glauch: Apologie der Neugier – Wissensdurst und Grenzüberschreitung in der ‹Hochzeit Merkurs und der Philologie› und ihrer frühma. Rezeption. In: Neugier und Tabu. Regeln und Mythen des Wissens. Hg. v. Martin Baisch/Elke Koch.
Notker III. von St. Gallen Freiburg i. Br. , S. –. – Matthias Gerth: Bildungsvorstellungen im . Jh. n. Chr. Macrobius, M. C. und Sidonius Apollinaris (Unters. zur antiken Lit. und Gesch. ). Berlin , S. –. IM Notker III. von St. Gallen (N. der Deutsche, N. Teutonicus, N. Labeo) OSB, * um (?), † . oder .. St. Gallen. – Lehrer, Bearbeiter und Verfasser lat. und ahd. Schriften aus den Artes und der Theologie. N. ist in mehreren, teilweise noch zeitgenössischen Quellen nachweisbar, die aus seinem Heimatkloster St. Gallen oder dessen Umfeld stammen. Die Annales Sangallenses erwähnen N. ebenso wie Memorial- und Epitaphverse von N.s Schüler → Ekkehard IV. Zur Unterscheidung von anderen St. Galler Mönchen gleichen Namens erhält N. in den Quellen verschiedene Beinamen. So erscheint er bei Ekkehard IV. als N. III. und N. magister. Letztere Bezeichnung ndet sich auch im Totenbuch des Klosters. In einem oft Ekkehard zugeschriebenen, spätestens im . Jh. entstandenen Distichon wird er außerdem N. Teutonicus genannt. Ein manchmal ebenfalls Ekkehard IV. zugesprochenes Gedicht zu N.s verlorener HiobBearbeitung gibt N. den Beinamen Labeo. Diese Anspielung auf N.s angeblich sehr breite Lippen könnte sich auf ein reales körperliches Merkmal bezogen haben, das Ekkehard an seinem Lehrer aufel. Obwohl Autor und Entstehungszeit der Verse letztlich ungeklärt sind, wurden sie bis ins . Jh. tradiert und trugen so zur Verbreitung des Beinamens bei. N.s Lebensumstände sind auf Basis der Quellen in ihren wichtigsten Grundzügen rekonstruierbar. Da er mit über siebzig Jahren starb, wird seine Geburt meist auf um datiert. Er stammte aus einer im Thurgau ansässigen Adelsfamilie und war ein Neffe von → Ekkehard I. von St. Gallen (Ekkehardus decanus, † ). Somit war N. auch mit → Ekkehard II. (Ekkehardus palatinus, † ) und Ekkehard III. (frühes . Jh.) verwandt. N. wirkte als Lehrer an der Schule seines Klosters und war nach zeitgenössischen Angaben von großer Frömmigkeit und Gelehrsamkeit. Im hohen Alter in zierte er sich mit einer Seuche, die nach dem Italienzug Kaiser Heinrichs II. mit dessen Soldaten über die Alpen gelangte. Der erkrankte N. veranlasste daraufhin eine Armenspeisung, bei der er öffentlich seine letzte Beichte ablegte. Er starb nach
um dem Totenbuch seines Klosters am St. Peterstag . Laut Ekkehard IV. verschied er bereits am Vorabend, der nach kirchlicher Rechnung freilich schon zum Peterstag gehörte. N.s Tod erfolgte also am . oder spätestens . Juni. Sicher oder wahrscheinlich von N. stammende Texte sind in nahezu Handschriften und Fragmenten erhalten. Der Schwerpunkt der Überlieferung liegt im St. Gallen des . Jh., wo nach heutiger Kenntnis Dutzende von Schreibern an N.Handschriften mitwirkten. Daneben unterscheidet die Forschung zwei weitere Überlieferungsstränge: Die bairisch-österreichische Tradition erfasste besonders N.s Psalter-Übersetzung, aus der sie häu g die lat. Abschnitte ausschied. Die westdt.lothringisch-französische Überlieferung konzentrierte sich hingegen auf N.s lat. Werke, aus denen in diesem Strang die ahd. Teile ausgegliedert wurden. Die St. Galler Textzeugen überliefern N.s Schriften meist anonym oder nennen bei Bearbeitungen nur die Namen der ursprünglichen Verfasser. Erst in den externen Überlieferungssträngen tritt hingegen auch N. namentlich hervor. Die ältere Forschung nahm daher manchmal die Existenz einer N.schen Schule von anonymen St. Galler Autoren an und stellte Zuschreibungen einzelner Werke an N. in Frage. Diese Schultheorie gilt mittlerweile als widerlegt. Es wird aber bis heute diskutiert, in welchem Umfang N.-Schüler wie Ekkehard IV. die Texte ihres Lehrers nachträglich bearbeiteten und z. B. dt. Glossen und Übersetzungen hinzufügten. Nicht abschließend zu beantworten ist auch die Frage nach eigenhändigen Aufzeichnungen N.s. Als wahrscheinlichster Autograph gelten zwei Zeilen in einer Handschrift der Historia adversus paganos des Orosius (./. Jh.). Eine offenbar als textlich unzureichend empfundene Stelle des Originaltextes wurde dort ausradiert und mit einer besseren Formulierung überschrieben. Der Eintrag wird in einer nachträglich eingefügten Notiz Ekkehards IV. als Werk N.s identiziert. N. schrieb sich sicher auch in das Professbuch seines Klosters ein. Der exakte Eintrag ist jedoch bislang nicht identi ziert worden, da mehrere gleichnamige Mönche im Professbuch unterzeichneten. N.s Werk umfasst ein breites Spektrum lat., ahd. und zweisprachiger Texte. Neben originären Lehrschriften N.s stehen Bearbeitungen von Schriften anderer Autoren. Inhaltlich decken N.s Texte die
um sieben Artes liberales ebenso ab wie die Theologie. Der Gesamtumfang von N.s Werk ist aufgrund von Textverlusten und unsicheren Zuschreibungen heute nicht mehr genau zu bestimmen. N. dürfte aber mindestens Schriften verfasst haben. Eine wichtige Quelle für die Identi kation seiner Texte ist ein Brief N.s, der in einer Abschrift des . Jh. erhalten ist. Das an den Bischof Hugo von Sitten († nach ) adressierte Schreiben wird von der Forschung auf die Zeit um / datiert. Neben programmatischen Äußerungen enthält der Brief eine Aufzählung von Schriften N.s. Darunter sind mehrere nicht erhaltene Werke; umgekehrt werden N. auch nicht im Brief erwähnte Texte zugesprochen. Das Schreiben stellt philosophischtheologische Werke an Anfang und Ende von N.s übersetzerischem Schaffen, erlaubt aber keine sicheren Rückschlüsse auf die Chronologie von N.s Werken. Sicher scheint nur die späte Entstehungszeit der verlorenen Hiob-Bearbeitung N.s. Laut Ekkehard IV. begann N. sie nach seiner PsalterÜbersetzung und stellte sie an seinem Todestag fertig. Ein bedeutender Teil von N.s Werk ist Philosophie und Logik gewidmet. De partibus logicae bietet eine kurze Einführung in die Dialektik. Die Inhalte des lat. Textes werden durch ahd. Sprichwörter veranschaulicht. Die dt. Beispiele könnten nach heutiger Forschungsmeinung jedoch erst von späteren Bearbeitern hinzugefügt worden sein. Auch die Zuschreibung des Werks an N. wurde verschiedentlich angezweifelt. Die lat.-ahd. Abhandlung De syllogismis erläutert Arten logischer Schlüsse. Als Hauptquelle gilt das vierte Buch der Enzyklopädie De nuptiis Philologiae et Mercurii von → Martianus Capella. N. schuf auch eine ahd. Bearbeitung der ersten beiden Bücher von Capellas Werk. Sie enthalten die Rahmenerzählung von De nuptiis über die Hochzeit der Philologie mit dem Gott Merkur. Ebenfalls N. zugeschrieben wird der lat. Traktat De dialectica, ein Abriss des sog. Organons des → Aristoteles. Die Abhandlung basiert u. a. auf Werken von Capella und → Isidor. Das lat.-ahd. Scholion De de nitione enthält Erläuterungen und Beispiele für richtiges und falsches De nieren. N. griff in diesem Text auf → Boethius zurück, der zu den Konstanten in N.s Werk gehört. So schuf N. mehrere Bearbeitungen von BoethiusSchriften. Von besonderer sprach- und literaturhistorischer Bedeutung ist N.s ahd. Übertragung von De consolatione philosophiae, einem ktiven Dialog
Notker III. von St. Gallen zwischen Boethius und der personi zierten Philosophie. Ein lat. Prolog zu der Bearbeitung wurde möglicherweise nicht von N. selbst verfasst. N. übertrug auch zwei von Boethius stammende Aristoteles-Bearbeitungen ins Ahd., nämlich De interpretatione und die Categoriae. Zu der KategorienSchrift ist außerdem eine allgemein N. zugesprochene Distributio omnium specierum nominum inter cathegorias Aristotelis überliefert. Die lat. Abhandlung verknüpft Wörter und Wortgruppen mit den zehn logischen Kategorien des Aristoteles. Eine in N.s Brief erwähnte Übersetzung von principa arithmeticae ist nicht erhalten. Möglicherweise handelte es sich um eine Bearbeitung von Boethius’ De institutione arithmetica. Als wahrscheinlich gilt außerdem N.s Verfasserschaft von Quomodo septem [VII] circumstantiae rerum in legendo ordinandae sint. Die lat. Abhandlung beschreibt ein grammatisches Verfahren zur Aufgliederung und Vereinfachung komplexer lat. Texte, das stark N.s eigenen Vorgehen in seinen übersetzenden Schriften gleicht. De arte rhetorica (auch De rhetorica) ist eine lat. Rhetorik-Lehrschrift, in die ahd. Beispiele und Übersetzungen einge ochten sind. Bei De musica handelt es sich trotz des lat. Titels um N.s einziges komplett ahd. Werk, das nur einzelne lat. Fachbegriffe enthält. Die Tonlehre ist in verstreuten Einzelstücken überliefert und umfasste nach heutiger Kenntnis fünf Kapitel. Mit astronomischen und kalendarischen Berechnungen beschäftigt sich N.s sog. Computus (De quatuor quaestionibus compoti). Der Text liegt in lat. Sprache und unikal-fragmentarisch auch in ahd. Übersetzung vor. Unsicher ist N.s Verfasserschaft von Bearbeitungen dreier literarischer Werke: N. nennt die Bucolica des → Vergil, die Andria des → Terenz und die Disticha Catonis (→ Cato) zwar in seinem Brief. Die Bedeutung dieser Erwähnung ist jedoch umstritten. Entsprechende Übersetzungen sind nicht erhalten. Als besonders wirkmächtig erwies sich N.s ahd. Bearbeitung des Psalters. Das Werk umfasst neben den Psalmen auch die Cantica, das Vaterunser (Oratio dominica) sowie apostolisches und athanasisches Glaubensbekenntnis (Symbolum apostolorum und Fides Sancti Athanasii episcopi) mit Kommentierung. Grundlage von N.s Arbeit waren neben dem Psalterium Romanum und dem Psalterium Gallicanum auch Kommentare von → Augustinus und Cassiodor. Nach der Psalter-Übersetzung wandte sich N. dem Buch Hiob zu. N.s Brief und Ekkehards
Notker III. von St. Gallen Memoriale erwähnen das Werk. Da die eigentliche Schrift nicht überliefert ist, existieren verschiedene Hypothesen über ihren Inhalt. Danach könnte es sich um eine kommentierte ahd. Bearbeitung des biblischen Buchs gehandelt haben, vielleicht aber auch um eine Übersetzung von → Gregors Moralia in Iob, das in Ekkehards Versen erwähnt wird. Mit Blick auf N.s sonst übliche Arbeitsweise ist eine Hiob-Bearbeitung unter kommentierender Hinzuziehung von Gregors Werk ebenfalls nicht unwahrscheinlich. In N.s erhaltenen Werken nehmen die Artes liberales gegenüber der Theologie großen Raum ein. Dies darf jedoch nicht über N.s eigentliche Prioritäten hinwegtäuschen. Nach eigenen Angaben gebrauchte er die Artes-Literatur, um ein besseres Verständnis kirchlicher Bücher zu ermöglichen. Damit teilte N. eine zuvor u. a. von Augustinus, Isidor und → Alkuin propagierte Auffassung, die in den Künsten ein Werkzeug zur Vermittlung christlicher Lehren sah. Eine Hilfsfunktion erfüllte für N. auch die dt. Sprache. Sie bot dem praktizierenden Lehrer N. die Möglichkeit, seinen Schülern einen Zugang zu komplexen lat. Texten zu eröffnen. Die ahd. Textabschnitte sind bei N. also nicht Ziel des pädagogischen Prozesses, sondern weisen den Weg zum Verständnis der lat. Originale. Was aus heutiger Sicht naheliegend erscheint, war zu N.s Zeit eine bedeutende Innovation, die kein anderer Autor so konsequent anwandte. N.s Neuerungen erstreckten sich aber auch auf den sprachlichen Bereich: In seinem dem Spätahd. der nordöstlichen Schweiz zugerechneten Werk kultivierte N. eine für seine Zeit einzigartige Wiedergabe der dt. Aussprache. So benutzte er methodisch Akut und Zirkum ex zur Charakterisierung von lautlichen Eigenschaften wie Ton, Länge und Betonung. Daneben systematisierte er den Gebrauch von Anund Auslauten (sog. N.s Anlautgesetz bzw. Auslautgesetz). N. gilt daher auch als Pionier der ahd. Graphematik. Zusätzlich erweiterte er durch Neubildungen den ahd. Wortschatz. N.s Bearbeitungen lat. Texte sind von einer charakteristischen Vorgehensweise geprägt: Zunächst wird das lat. Original in kleinere Einheiten aufgegliedert, die mit eigenen lat. Überschriften versehen werden. Dann erfolgen syntaktische Umstellungen, um komplexe Sätze zu vereinfachen und so besser verständlich zu machen. Darauf folgt jeweils unmittelbar die ahd. Übersetzung der von N. segmentierten Abschnitte – also nicht des lat.
um Originals. N.s Übertragungen gelten insgesamt als mehr sinn- denn wortgetreu, mit zahlreichen Freiheiten in Formulierung und Umfang. Sie enthalten weiterhin rhythmische Elemente (Stabreime), veranschaulichende Verse und Sprichwörter. Häu g sind in den ahd. Text auch lat. Wörter einge ochten. Dazu zählen etwa allgemein bekannte Begriffe, die keiner dt. Übersetzung bedürfen. Wegen ihrer engen Verknüpfung von lat. und ahd. Anteilen werden N.s Übertragungen oft als Mischprosa bezeichnet. Ein weiterer Grundbestandteil von N.s Arbeiten ist die Kommentierung. Sie erfolgt mal durch lat. Kommentarglossen in lat. Abschnitten, mal durch ahd. Erläuterungen in den dt. Textteilen. Kommentiert wird innerhalb des Zeilentextes, der so um traditionell interlineare oder marginale Elemente angereichert wird. N.s Kommentare schwanken in ihrem Umfang zwischen kurzen Anmerkungen und längeren Erläuterungen. Als Quellen dienen u. a. Werke von → Cicero, Augustinus, Cassiodor, Isidor, Boethius, Alkuin, → Donat und Priscian. Die Rezeption von N.s Werk erfolgte zum großen Teil in St. Gallen selbst, drang aber im Fall der Psalter-Übersetzung auch darüber hinaus. Schon Ekkehard IV. benutzte Texte N.s für eigene Glossen. Die lat.-ahd. St. → Galler Schularbeit aus der ersten Hälfte des . Jh. gilt in der Forschung aufgrund ihrer pädagogischen Herangehensweise ebenfalls als Zeugnis von N.s Ein uss. Die im späten . Jh. in St. Gallen verfasste Weingartner Buchunterschrift steht u. a. durch ihren Gebrauch von Akzenten und ihren sprachlichen Ansatz in der N.schen Tradition. Auch die Psalter-Rezeption setzte zunächst in N.s Heimatkloster ein. Der sog. St. Galler Glossator versah dort die lat. Abschnitte der N.schen Psalter-Bearbeitung mit einer übersetzenden ahd. Glossierung. Diese ist vollständig nur in der erst aus dem . Jh. stammenden Handschrift R erhalten. Die Glossen selbst werden noch auf das . Jh. datiert. Als ihr Verfasser wird manchmal → Ekkehard IV. erwogen. In R sind sie interlinear angeordnet, weisen einen alemannischen Sprachstand auf und sind mit Akzenten in der Tradition N.s versehen. Noch im . Jh. wurde der sog. Wiener N. geschrieben, dessen Ursprung in Wessobrunn vermutet wird (Handschrift W). Es handelt sich um eine bairische Fassung des Psalters ohne die Psalmen bis und mit gestrafften Kommentaren. Der Wiener N. rezipierte außerdem die Glossen
um des St. Galler Glossators. Diese ossen auch in eine weitere Bearbeitung von N.s Psalter ein, die im . Jh. in dem Schwarzwälder Kloster St. Blasien entstand und in Fragment X erhalten ist. Aus der zweiten Hälfte des . Jh. stammt der sog. Münchener N. oder Münchner Psalter, der unvollständig in Handschrift M überliefert ist. Diese bairische Bearbeitung gilt als weitgehend vorlagengetreu und weist nur kleinere Erweiterungen auf. In mehreren ma. Werken werden außerdem indirekte Ein üsse N.s vermutet. Der lat.-ahd. Hohelied-Kommentar des → Williram von Ebersberg von um steht als mischsprachiger Text mit N.-ähnlichen Akzenten äußerlich in der Tradition des älteren Autors. Konkrete Bezüge Willirams zu N. sind jedoch bislang nicht nachgewiesen. Daneben wird manchmal die Windberger Interlinearversion zum Psalter im Kontext einer möglichen N.-Rezeption genannt. Erwähnungen N.s nden sich schließlich bei Johannes → Trithemius und Joachim Vadian (von Watt). In N.s Werk vermischen sich insgesamt Tradition und Innovation. Gängig war etwa der von N. benutzte Bildungskanon mit seinen populären Schulschriftstellern. Traditionell war auch N.s Auffassung, den Künsten eine Hilfsfunktion und der «interpretatio christiana» eine zentrale Rolle zuzusprechen. Auch die Einbeziehung der Volkssprache in den Unterricht war in St. Gallen bereits vor N. erfolgt. Innovativ war jedoch N.s konsequenter, systematischer und organischer Einsatz des Ahd. in seiner zweisprachigen Mischprosa. Auch um die schriftliche Aufzeichnung und sprachliche Erweiterung des Ahd. erwarb sich N. besondere Verdienste. Trotz seiner in der Spätphase der ahd. Literatur einzigartigen Stellung blieb N.s Wirkung auf andere ma. Autoren allerdings begrenzt. Erst die germanistische Forschung der Neuzeit beschäftigte sich in angemessener Tiefe mit N.s Werk. Besonders die sprachlichen Aspekte des Werks nehmen in der N.-Forschung breiten Raum ein, also u. a. Wortschatz, Grammatik und Übersetzungtechnik. Entsprechend wird N. heute vor allem als Übersetzer und Meister der ahd. Sprache gewürdigt. Ü: I. Allgemein: Zur Überl. vgl. grundsätzlich die Ausgaben. – Weitere Handschriftenverzeichnisse in: Stefan Sonderegger: Schatzkammer dt. Sprachdenkmäler. Die Stiftsbibl. St. Gallen als Quelle germanistischer Handschriftenerschließung vom Humanismus bis zur Gegenwart. St. Gallen/Sigmaringen , S. (Reg.). – Sonderegger, VL, (s. Lit.). – Ernst Hellgardt:
Notker III. von St. Gallen Die deutschsprachigen Hss. im . und . Jh. Bestand und Charakteristik im chronologischen Aufriss. In: Dt. Hss. –. Oxforder Kolloquium . Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –. – Grotans, Scribes, (s. Lit.). – Hellgardt/Kössinger (s. Bibliogr.). – Glauch (s. Lit.). II. Einzelwerke: . Brief N.s: G: Brüssel, Kgl. Bibl., ms. –, ra (Perg., . Jh.). – Vgl. u. a. auch Schröbler / (s. Lit.). – Hellgardt (s. Lit.). . Categoriae: A: St. Gallen, Stiftsbibl., cod. , S. – (Perg., erste Hälfte . Jh./um , unvollst.). – B: Ebd., cod. , S. – (Perg., . Jh.). – Vgl. u. a. www.handschriftencensus.de/ werke/. . Computus: Z: Zürich, ZB, cod. Car. C , r–v (Perg., . Jh., lat.). – I: Isny, Fürstliches Quadt zu Wykradt und Isnysches Arch., Klosterarch. Isny, Bestand C in Büschel /, Doppelbl. (Perg., erste Hälfte . Jh., Fragm. des ahd. Textes). – Weitere Hss. des lat. Textes bei Glauch (s. Lit.). – Vgl. u. a. auch Kruse (s. Lit.). – www.paderborner-repertorium.de/. – www. handschriftencensus.de/werke/. . De arte rhetorica: D: Zürich, ZB, cod. C , r–r (Perg., erste Hälfte . Jh./um ; Auszug). – H: München, BSB, clm , r–r (Perg., spätes . Jh.). – G: Brüssel, Kgl. Bibl., ms. –, ra–rb (Perg., . Jh.). – Vgl. u. a. www.handschriftencensus.de/werke/. . De consolatione philosophiae: S: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. , S. (Perg., Kodex des . Jh. mit späteren Glossen). – S: St. Gallen, Stiftsbibl., cod. , S. – (Perg., ./ . Jh.; Auszug). – A: Ebd., cod. , S. – (Perg., erste Hälfte . Jh./um ). – D: Zürich, ZB, cod. C , v–v (Perg., erste Hälfte . Jh./um ; Auszug). – W: Wien, ÖNB, cod. , v–v (Perg., Mitte . Jh.). – Vgl. u. a. www.handschriftencensus.de/werke/. – www.e-codices.unifr.ch/en/list/one/csg/. . De de nitione: D: Zürich, ZB, cod. C , v (Perg., erste Hälfte . Jh./um ; lat. Auszug). – E: Wien, ÖNB, cod. , r–v (Perg., . Jh.). – www.handschriftencensus.de/werke/. . De dialectica: Z: Zürich, ZB, cod. C , r–v (Perg., . Jh.). – S: St. Gallen, Stiftsbibl., cod. , b–b (Perg., . Jh.). – G: Brüssel, Kgl. Bibl., ms. –, rb–va (Perg., . Jh.). –
Notker III. von St. Gallen Vgl. u. a. auch Glauch (s. Lit.). – www.ecodices.unifr.ch/en/list/one/csg/. – www.ecodices.unifr.ch/en/list/one/zbz/C. . Distributio: Z: Zürich, ZB, cod. C , r–r (Perg., . Jh.). – Weitere, meist unvollst. Hss. u. a. bei Glauch (s. Lit.). – Vgl. auch www.ecodices.unifr.ch/en/list/one/zbz/C. . De interpretatione: B: St. Gallen, Stiftsbibl., cod. , S. – (Perg., . Jh.). – Vgl. u. a. www. handschriftencensus.de/werke/. . Martianus Capella: J: St. Gallen, Stiftsbibl., cod. , S. – (Perg., . Jh.). – Vgl. u. a. www. handschriftencensus.de/werke/. . De materia artis rhetoricae: D: Zürich, ZB, cod. C , r–r (Perg., erste Hälfte . Jh./ um ). – Vgl. u. a. www.handschriftencensus. de/werke/. . De musica: K: München, BSB, clm , v–r (Perg., . Jh.; Auszug). – M: München, BSB, clm , r-v (Perg., . Jh.; Fragm.). – F: St. Gallen, Stiftsbibl., cod. , S. – (Perg., . Jh.; unvollst.). – N: Wolfenbüttel, HAB, cod. Gud. Lat. °, v (Perg., . Jh.; Auszug). – L: Leipzig, UB, Ms. , rb-vb, ra-vb (Perg., ./. Jh.; Auszug). – Vgl. u. a. www.handschriftencensus. de/werke/. . De partibus logicae: D: Zürich, ZB, cod. C , v–v (Perg., erste Hälfte . Jh./um ). – G: Brüssel, Kgl. Bibl., ms. –, va–ra (Perg., . Jh.). – Weitere, meist unvollst. Hss. u. a. bei Glauch (s. Lit.). – www. handschriftencensus.de/werke/. . Psalter: Hss. und Fragm. – Wichtige Textzeugen: W: Wien, ÖNB, cod. , ra–ra, ra–rb (Perg., um , sog. Wiener N.). – R: St. Gallen, Stiftsbibl., cod. , S. – (Perg., Einsiedeln, ca. erste Hälfte . Jh.). – X: St. Paul im Lavanttal, Stiftsbibl., cod. /, Bll. (Perg., erste Hälfte . Jh.; Fragm.). – M: München, BSB, cgm , Bll. (Perg., zweite Hälfte . Jh., unvollst., sog. Münchner N. oder Münchner Psalter). – Vgl. u. a. auch Lloyd (s. Lit.). – Hertenstein (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/werke/. . Quomodo septem circumstantiae rerum in legendo ordinandae sint: Z: Zürich, ZB, cod. C , v–v (Perg., . Jh.). – G: Brüssel, Kgl. Bibl., ms. –, rb–vb, va (Perg., . Jh.). – Vgl. auch www.e-codices.unifr.ch/en/ list/one/zbz/C. . De syllogismis: D: Zürich, ZB, cod. C , r–r (Perg., erste Hälfte . Jh./um ). – Vgl. u. a. www.handschriftencensus.de/werke/.
um . Möglicher N.-Autograph: S: St. Gallen, Stiftsbibl., cod. , S. (Perg., Kodex aus dem . Jh., Nachtr. aus dem . Jh.). – www.ecodices.unifr.ch/en/list/one/csg/. . Frühe Quellen zu N.s Biographie und Persönlichkeit: Verz. der Textzeugen u. a. bei Duft (s. Lit.). – Hellgardt, N. magister, (s. Lit.). A: Die Schriften N.s und seiner Schule. Hg. v. Paul Piper. Bde. Freiburg i. Br. u. a. /. – Werke. Hg. v. Edward H. Sehrt/Taylor Starck (ATB –, , , f.). Bde. in Teilbdn. Halle/Saale – (Teilnachdr. ebd. ). – Lloyd (s. Lit.; Psalmen nach München, BSB, cgm ). – Die Werke N.s des Deutschen. Hg. v. James C. King und Petrus W. Tax (ATB –, f., , , , f., , f., , , –). Bisher Bde. in Teilbdn. Tübingen –. – Hellgardt (s. Lit.). – De musica. Edition, Übersetzung und Komm. Hg. v. Martin van Schaik. Utrecht . – De interpretatione. Boethius’ Bearb. von Aristoteles’ Schrift ‹Peri Hermeneias›. Konkordanzen, Wortlisten und Abdruck des Textes nach dem Codex Sangallensis . Hg. v. Evelyn S. Firchow. Berlin/New York . – The St. Gall Tractate. A Medieval Guide to Rhetorical Syntax. Hg. v. Anna A. Grotans. Columbia, SC . – Categoriae. Boethius’ Bearb. von Aristoteles’ Schrift ‹Kategoriai›. Konkordanzen, Wortlisten und Abdruck der Texte nach den Codices Sangallensis und . Hg. v. E. Firchow mit Richard Hotchkiss. Bde. Berlin/New York . – Die Hochzeit der Philologie und des Merkur. De nuptiis Philologiae et Mercurii. Textabdruck, Konkordanzen und Wortlisten nach dem Codex Sangallensis . Hg. v. E. Firchow mit R. Hotchkiss und Rick Treece. Bde. Hildesheim . – Kruse (s. Lit.; Computus). – Lat. Text und ahd. Übersetzung der ‹Tröstung der Philosophie› (‹De consolatione Philosophiae›) von Anicius Manlius Severinus Boethius. Diplomatische Textausg., Konkordanzen und Wortlisten nach den Codices Sangallensis und , Codex Turicensis C und Codex Vindobonensis . Hg. v. E. Firchow mit R. Hotchkiss und Rick Treece. Bde. Hildesheim . – Rink (s. Lit.). – Der Codex Vindobonensis aus dem bayerischen Kloster Wessobrunn um . Diplomatische Textausg. der Wiener N. Psalmen, Cantica, Wessobrunner Predigten und katechetischen Denkmäler.
um Hg. v. E. Firchow mit R. Hotchkiss. Hildesheim u. a. (mit CD-ROM). Ausgaben früher Zeugnisse zu N.: Hellgardt, N. magister, (s. Lit.). – Ein Verz. älterer Ausgaben von Quellen zu N.s Leben ndet sich bei Glauch (s. Lit.) S. . Ü: Glauch (s. Lit.). B: E. Firchow: Bibliogr. zu N. In: FS Edward Henry Sehrt. Hg. Frithjof A. Raven u. a. Coral Gables , S. –. – E. Firchow: Bibliogr. zu N. III. von St. Gallen . In: Spectrum Medii Aevi. FS George Fenwick Jones. Hg. v. William C. McDonald (GAG ). Göppingen , S. –. – E. Firchow: N. der Deutsche von St. Gallen (–). Ausführliche Bibliogr. Göttingen (vgl. dazu das Register von E. Hellgardt und Norbert Kössinger. In: ZfdA [] S. –). – Vgl. auch die Literaturhinweise in den Ausgaben und im VL-Artikel von Sonderegger (s. Lit.). L: Gerold Meyer von Knonau, ADB () S. –. – Manitius () S. f., f.; Bd. () S. –. – Ehrismann () S. –. – Heinrich Hüschen, MGG () Sp. f. – BWG //A () Sp. f. – De Boor/Newald () S. –, f. u. ö. – Stefan Sonderegger, VL () Sp. –. – Brunhölzl () S. f., , , , . – Herbert Backes, LexMA () Sp. f. – E. Hellgardt, TRE () S. –. – Schulthess/Imbach () S. . – Thomas Zotz, LThK () Sp. . – Anna Grotans, NDB () S. –. – Peter Ochsenbein, RGG () Sp. f. – E. Hellgardt, Killy () S. –. Ernst Henrici: Über die Quellen und den Zweck von N.s Psalmenkomm. Berlin . – Johann Kelle: Unters. zur Überl., Übersetzung, Grammatik der Psalmen N.s. Berlin . – Karl Dahm: Der Gebrauch von ‹gi-› zur Unterscheidung perfektiver und imperfektiver Aktionsart im Tatian u. in N.s Boethius. Borna-Leipzig . – Paul Hoffmann: Die Mischprosa N.s des Deutschen Berlin . Nachdr. New York u. a. . – Hans Naumann: N.s Boethius. Unters. über Quellen und Stil. Straßburg . – Nils Lindahl: Vollständiges Glossar zu N.s Boethius, ‹De consolatione philosophiae›, Buch . Uppsala . – Wilhelm Bruckner: Neue Basler Bruchstücke von N.s Psalmenübersetzung. In: PBB (Halle) () S. –. – Emil Luginbühl: Stud. zu N.s Übersetzungskunst. Weida . Nachdr. Berlin . – E. H. Sehrt/T.
Notker III. von St. Gallen Starck: Zum Text von N.s Schr. In: ZfdA () S. –. – Friedrich Leimbach: Die Sprache N.s und Willirams. Dargelegt an N.s Psalter und Willirams Hohem Lied. Diss. Göttingen . – Werner Bach: Die ahd. Boethius-Glossen und N.s Übersetzung der ‹Consolatio›. Würzburg. – P. Hoffmann: Der ma. Mensch, gesehen aus Welt und Umwelt N.s. Leipzig . – Arthur Baur: Das Adjektiv in N.s Boethius unter Berücksichtigung seines Verhältnisses zur lat. Vorlage. Zürich . – Ingeborg Schröbler: Zum Brief N.s des Deutschen an den Bischof von Sitten. In: ZfdA (/ ) S. –. – Gerhard Eis: Ein neues Fragm. von N.s Psalter. In: Indogerm. Forschungen () S. f. – Alfred K. Dolch: N.-Stud. Bde. Borna-Leipzig –. – I. Schröbler: Interpretatio Christiana in N.s Bearb. von Boethius’ ‹Trost der Philosophie›. In: ZfdA (/) S. –. – Dies.: N. III von St. Gallen als Übersetzer und Kommentator von Boethius’ ‹De consolatione philosophiae›. Tübingen . – N.-Wortschatz. Das gesamte Material. Hg. v. Wolfram K. Legner. Halle/Saale . – Ernst Schwentner: Catull, Boethius, N. In: GRM () S. f. – Herbert Penzl: Zur Erklärung von N.s Anlautgesetz. In: ZfdA (/) S. –. – Albert L. Lloyd: The Manuscripts and Fragments of N.’s Psalter. Gießen . – Norbert Morciniec: Die nominalen Wortzusammensetzungen in den Schr. N.s. In: PBB (Halle) () S. –. – Kurt Ostberg: Interpretations and Translations of ‹Animal/Animans› in the Writings of N. Labeo. In: PBB (Tüb.) () S. –. – A. K. Dolch: Zu N.s Brief an den Bischof Hugo von Sitten. In: ZfdA (/ ) S. –. – Paul-Gerhard Völker: Ein neues Bruchstück der N.schen Psalmen-Paraphrase. In: PBB (Tüb.) () S. –. – A. L. Lloyd: Vowel Shortening and Stress in the Old High German of N. Labeo. In: Journal of English and Germanic Philology () S. –. – Alfred Wolf: Ekkehard IV. und N. Labeo. In: Studia Neophilologica () S. –. – Edward H. Sehrt: N.-Glossar. Ein ahd.-lat.-nhd. Wörterbuch zu N.s des Deutschen Schriften. Tübingen . – Pauline Kleiber: Lat.-ahd. Glossar zum Psalter N.s III. Freiburg i. Br. . – K. Ostberg: The ‹Prologi› of N.’s ‹Boethius› Reconsidered. In: German Life and Letters NS (/) S. –. – Dietlinde Klein: Der caritas-minna-Begriff im Psalmenkomm. N.s des Deutschen. Eine Wortunters. als Versuch einer Darstellung von N.s Sprache. Freiburg i. Br.
Notker III. von St. Gallen . – Lambertus M. de Rijk: On the Curriculum of the Arts of the Trivium at St. Gall from c. –c. . In: Vivarium () S. –. – Evelyn S. Coleman: Die Lehnbildungen in N.s Übersetzungen. In: FS Taylor Starck. Hg. Werner Betz. Den Haag u. a. , S. –. – P. W. Tax: N.s Psalmenerklärung und Hieronymus. In: FS Taylor Starck. Hg. v. Werner Betz. London , S. –. – Doris Handschuh: Konjunktionen in N.s Boethius-Übersetzung. Zürich . – K. Ostberg: Zum Schicksal der Hs. S von N. III. Psalterübersetzung. In: Rorschacher Neujahrsbl. () S. –. – Xenia von Ertzdorff: Die Wiedergabe der lat. Tempora Indicativi Activi durch N. den Deutschen von St. Gallen. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen (/) S. –. – J. H. Tisch: Martianus Capella and N. The Creative Challenge. In: Sydney University Medieval Group Newsletter () S. –. – Bernd-Michael Neese: Unters. zum Wortschatz des Glossators von N.s Psalmenkomm. Diss. Marburg . – Benedikt Vollmann: ‹Simplicitas divinae providentiae›. Zur Entwicklung des Begriffs in der antiken Philosophie und seiner Eindeutschung in N.s ‹Consolatio›Übersetzung. In: Literaturwiss. Jb. . Berlin , S. –. – Harold Kirshner: The Nature Vocabulary of N. Labeo. A Study in Early German Scienti c Terminology. Diss. New York . – Horst D. Schlosser: Formwille in N.s ‹Consolatio›Bearb. In: FS Gottfried Weber. Hg. v. Heinz Otto Burger/Klaus von See. Bad Homburg v. d. H. u. a. , S. –. – A. K. Dolch: Quellenprobleme zu N.s Boethius. In: FS Edward Henry Sehrt. Hg. Frithjof A. Raven u. a. Coral Gables , S. –. – A. L. Lloyd: Vowel plus h in N.’s Alemannic. In: ebd., S. –. – H. Penzel: Die Phoneme in N.s alemannischem Dialekt. In: ebd., S. –. – P. W. Tax: N.s Erklärung des Athanaischen Glaubensbekenntnisses und seine angebliche Schr. ‹De sancta trinitate›. In: ebd., S. –. – John C. Wells: The ‹-heit› Compounds and Derivatives in N.’s Works. In: ebd., S. –. – A. L. Lloyd: Der Münchner Psalter des . Jh. Eine Auswahl, zusammen mit den entsprechenden Teilen von N.s Psalter. Berlin . – Jürgen Jaehrling: Die phil. Terminologie N.s des Deutschen in seiner Übersetzung der aristotelischen ‹Kategorien›. Berlin . – Ute Schwab: Eber, aper und porcus in N.s des Deutschen Rhetorik. In: Annali Instituto Universitario Orientale
um Napoli, Sezione Linguistica () S. –. – Dieter Furrer: Modusprobleme bei N. Die modalen Werte in den Nebensätzen der ‹Consolatio›Übersetzung. Berlin/New York . – Gerhard Köbler: Verz. der normalisierten Übersetzungsgleichungen der Werke N.s von St. Gallen. Göttingen u. a. . – Joachim Wiesner: N.s Interpretation des ‹persona›-Begriffes. In: ZfdPh () S. –. – S. Sonderegger: Die Frage nach N.s des Deutschen Ausgangspunkt. In: Mediaevalia Litteraria. FS Helmut de Boor. Hg. v. Ursula Hennig/ Herbert Kolb. München , S. –. – Alfred H. Wagner: N.s kleinere logische Schr. Diss. München . – Robert T. Giuffrida: Das Adjektiv in den Werken N.s. Berlin . – Werner Schröder: Zur Behandlung der lat. Perfecta in N.s kommentierter Übertragung der ersten beiden Bücher von ‹De Consolatione Philosophiae› des Boethius. In: FS Hans Eggers. Hg. v. H. Backes (PBB [Tüb.] Sonderh. ). Tübingen , S. –. – Richard H. Lawson: Position of the Verb in N.’s Old High German Psalm Translations. In: ABäG () S. –. – G. Köbler: Stadtrecht und Bürgereinung bei N. Göttingen . – Ernst Bolli: Die verbale Klammer bei N. Unters. zur Wortstellung in der BoethiusÜbersetzung. Berlin/New York . – Bernhard Hertenstein: Joachim von Watt (Vadianus), Bartholomäus Schobinger, Melchior Goldast. Die Beschäftigung mit dem Ahd. von St. Gallen in Humanismus und Frühbarock. Berlin/New York , S. –. – Josef Zürcher: Graphetik, Graphemik, Graphematik. Unter besonderer Berücksichtigung von N.s Marcianus Capella. Diss. Zürich . – E. Hellgardt: N.s des Deutschen Brief an Bischof Hugo von Sitten. In: Befund und Deutung. FS Hans Fromm. Hg. v. Klaus Grubmüller u. a. Tübingen , S. –. – Anton Näf: Die Wortstellung in N.s Consolatio. Zur Syntax und Übersetzungstechnik. Berlin/New York . – S. Sonderegger: Gesprochene Sprache im Ahd. und ihre Vergleichbarkeit mit dem Nhd. Das Beispiel N.s des Deutschen von St. Gallen. In: Ansätze zu einer pragmatischen Sprachgesch. Zürcher Kolloquium . Hg. v. Horst Sitta. Tübingen , S. –. – Herbert Bolender: N.s ‹Consolatio›Rezeption als widerspruchsfreie Praktik. Eine Hypothese. In: PBB (Tüb.) () S. –. – S. Sonderegger: N. der Deutsche und Cicero. Aspekte einer ma. Rezeption. In: Florilegium Sangallense. FS Johannes Duft. Hg. v. Otto P. Clavadetscher.
um St. Gallen/Sigmaringen , S. – (wieder in: S. Sonderegger: Germanica Selecta. Tübingen , S. –). – H. Backes: Die Hochzeit Merkurs und der Philologie. Stud. zu N.s MartianÜbersetzung. Sigmaringen . – Jerold C. Frakes: ‹Fortuna› in the ‹Consolatio›: Boethius, Alfred and N. Diss. Minneapolis . – Alfred Borter: Syntaktische Klammerbildung in N.s Psalter. Berlin/New York . – Jerold C. Frakes: Die Rezeption der neuplatonischen Metaphysik des Boethius durch Alfred und N. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Dennis H. Green: The Primary Reception of the Works of N. the German. In: Parergon NS () S. –. – Rudolf Lauda: Kaufmännische Gewohnheit und Burgrecht bei N. dem Deutschen. Zum Verhältnis von literarischer Tradition und zeitgenössischer Realität in der frühma. Rhetorik. Frankfurt/M. u. a. . – E. Hellgardt: N. Teutonicus. Überlegungen zum Stand der Forschung. In: PBB (Tüb.) () S. –; () S. –. – S. Sonderegger: Rechtssprache in N.s des Deutschen Rhetorik. In: Sprache und Recht. FS Ruth Schmidt-Wiegand. Hg. v. Karl Hauck/Karl A. Kroeschell. Berlin/New York , S. – (wieder in: S. Sonderegger: Germanica Selecta. Tübingen , S. –). – Georg Braungart: N. der Deutsche als Bearbeiter eines lat. Schultextes. Boethius’ ‹De Consolatione Philosophiae›. In: ZfdPh () S. –. – S. Sonderegger: N.s des Deutschen Terminologie des Übersetzungsvorganges. In: ebd., S. – (wieder in: Ders.: Germanica Selecta. Tübingen , S. –). – Ders.: N. der Deutsche als Meister einer volkssprachlichen Stilistik. In: Ahd. . Hg. v. R. Bergmann u. a. Heidelberg , S. – (wieder in: S. Sonderegger: Germanica Selecta. Tübingen , S. –). – P. W. Tax: Wer hat die Einleitung zu den Stufenpsalmen in N.s Psalter verfasst? In: ebd., S. –. – Gerhart Lohse: Tituli Psalmorum. Die Überschriften in N.s Psalter und ihre Erläuterungen. In: ebd., S. –. – S. Sonderegger: N. III. von St. Gallen und die ahd. Volkssprache. In: Geistesleben um den Bodensee im frühen MA. Vorträge eines mediävistischen Symposions [...]. Hg. v. Achim Masser/Alois Wolf. Freiburg i. Br. , S. –. – S. Sonderegger: Name und Namen im Werk N.s des Deutschen von St. Gallen. In: Namen in dt. literarischen Texten des MA. Vorträge Symposion Kiel, .–... Hg. v. Friedhelm Debus/Horst Pütz. Neumünster , S. –. – E. Hellgardt: Die
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Notker III. von St. Gallen Deutschen von St. Gallen. In: ‹Durch aubenteuer muess man wagen vil›. FS Anton Schwob. Hg. v. Wernfried Hofmeister/Bernd Steinbauer. Innsbruck , S. – (wieder in: E. Firchow: Wege und Irrwege der ma. Textausg. Ausgewählte Aufsätze. Hg. v. R. L. Hotchkiss. Stuttgart , S. –). – S. Sonderegger: Orpheus und Eurydike bei N. dem Deutschen. Besonderheiten einer dichterischen Schulübersetzung. In: Grammatica ianua artium. FS R. Bergmann. Hg. v. Elvira Glaser/Michael Schlaefer. Heidelberg , S. – (wieder in: S. Sonderegger: Germanica Selecta. Tübingen , S. –). – P. W. Tax: Kritisches zu einigen Artes-Schr. N.s des Deutschen und zu deren Sitz im Leben. In: ebd., S. –. – S. Sonderegger: Syntaktisch-semantische Beziehungen bei N. dem Deutschen von St. Gallen. Das Problem der Markierung von Kommentareinschüben. In: Semantik der syntaktischen Beziehungen. Akten des Pariser Kolloquiums zur Erforschung des Ahd. . Hg. v. Yvon Desportes. Heidelberg , S. –. – S. Sonderegger: Fachsprachliche Phänomene in den zum Trivium gehörenden Werken N.s III. von St. Gallen. In: Fachsprachen . Hg. v. Lothar Hoffmann. Berlin/New York , S. –. – A. Grotans: ‹Utraque lingua›. Latein- und Deutschunterricht in N.s St. Gallen? In: Theodisca. Beitr. zur ahd. und altnd. Sprache und Lit. in der Kultur des frühen MA [...]. Hg. v. Wolfgang Haubrichs u. a. Berlin/New York , S. –. – S. Glauch: Die Martianus-CapellaBearbeitung N.s des Deutschen (MTU /). Bde. Tübingen . – Roger Gaberell: Der Psalter N.s III. von St. Gallen und seine Textualität. St. Gallen . – A. Grotans: The Scribes and N. Labeo. In: De consolatione philologiae . FS Evelyn S. Firchow. Hg. v. A. Grotans u. a. (GAG /). Göppingen , S. –. – E. Hellgardt: Lexikographisch-lexikologische Streifzüge zum Wortschatz N.s des Deutschen. Beobachtungen und Überlegungen zu Sherts N.-Glossar und zu dessen Ergänzung durch H. Götz. In: International Journal of the Classical Tradition (/ ) S. –. – P. W. Tax: Die lat. Schrift N.s des Deutschen. In: PBB () S. –. – James C. King: N. the German of S. Gall on Music, Tangentially and Head-on. In: Verba et litterae. FS A. L. Lloyd. Hg. v. Alfred R. Wedel. Newark , S. –. – Christine Hehle: Boethius in St. Gallen. Die Bearb. der ‹Consolatio philosophiae› durch N. Teutonicus zwischen Tradition und Innovation (MTU ). Tübingen . –
um H. Eilers: Die Syntax N.s des Deutschen in seinen Übers. Boethius, Martianus Capella und Psalmen. Berlin u. a. . – Harald Saller: Ein neues Editionskonzept für die Schriften N.s des Deutschen anhand von ‹De interpretatione›. Frankfurt/ M. u. a. . – S. Sonderegger: N.s Rhetorik im Spannungsfeld von Tradition und pragmatischer Erneuerung. In: Volkssprachig-lat. Mischtexte und Textensembles in der ahd., as. und altenglischen Überl. [...]. Hg. v. R. Bergmann. Heidelberg , S. –. – S. Glauch: Die Etymologien N.s des Deutschen. Musterfälle einer doppelt motivierten Übersetzungstechnik. In: ebd., S. –. – C. Hehle: ‹Expositio› und ‹interpretatio›. Zu Tradition und Methode von N.s kommentierender Übersetzung. In: ebd., S. –. – P. W. Tax: Ahd., lat. gemischt. Die drei Behandlungen der Syllogismen durch N. Labeo. In: ebd., S. –. – Norbert Kruse: Eine neue Schrift N.s des Deutschen. Der ahd. ‹Computus›. In: Sprachwiss. () S. –. – Christopher Schlembach: Wort Raum Heil. Architektur, Übersetzung und Unterricht im frühen MA. N. Labeos ‹Consolatio› (. Buch). Wien . – P. W. Tax: Die ‹Glosa Psalmorum ex traditione seniorum›. Eine weitere exegetische Quelle für N.s Psalter? Eine wahrscheinliche neue Nebenquelle und ihre Problematik. In: Entstehung des Deutschen. FS Heinrich Tiefenbach. Hg. v. Albrecht Greule u. a. Heidelberg , S. –. – Aditi Lahiri/ Astrid Kraehenmann: On Maintaining and Extending Contrasts. N.’s ‹Anlautgesetz›. In: Transactions of the Philological Society () S. –. – S. Sonderegger: Ma. Rhetorik als verbale Streitkultur. Das Beispiel N.s des Deutschen von St. Gallen. In: ‹Krieg und Frieden›. Auseinandersetzung und Versöhnung in Diskursen. Hg. v. Ulla Kleinberger Günther u. a. Tübingen , S. –. – P. W. Tax: Sprachgesch. als Textrezeption. N.s Psalter in der Überl. vom Original (um ) bis zur Münchener Fassung (. Jh.) am Beispiel von Psalm . In: Neue Perspektiven der Sprachgesch. Internationales Kolloquium des Zentrums für Mittelalterstud. der Otto-Friedrich-Univ. Bamberg . und . Februar . Hg. v. Ursula Götz/S. Stricker. Heidelberg , S. –. – Alexandra Rink: Aristoteles in St. Gallen. N.s des Deutschen. KategorienBearb. (Kap. –) auf Grundlage der Übersetzung und des Komm. des Boethius. Frankfurt/M. . – S. Sonderegger: ‹Grece, latine, teutonice›.
. Hälfte . Jh. N.s des Deutschen Bezugspunkte zum Griechischen. In: Stud. zu Lit., Sprache und Gesch. in Europa. FS Wolfgang Haubrichs. Hg. v. Albrecht Greule u. a. St. Ingbert , S. –. – E. Firchow: N. der Deutsche von St. Gallen. Ahd. und lat. Wortindex zu den Übersetzungen von Aristoteles’ ‹De interpretatione› und ‹Categoriae›, Martianus Capellas ‹De nuptiis Philologiae et Mercurii› und Boethius’ ‹De consolatione philosophiae›. Bde. Hildesheim u. a. . – Die ahd. und as. Glossographie. Ein Hb. Hg. v. R. Bergmann/S. Stricker. Bde. Berlin/New York , passim. – E. Hellgardt: Bemerkungen zu den weniger bekannten Lebenszeugnissen über N. den Deutschen. In: Texte zum Sprechen bringen. FS Paul Sappler. Hg. v. Christiane Ackermann/Ulrich Barton. Tübingen , S. –. – Rosemarie Lühr: Translating Information Structure. A Study of N.’s Translation of Boethius’s Latin ‹De Consolatione Philosophiae› into Old High German. In: Information Structure and Language Change. New Approaches to Word Order Variation in Germanic. Hg. v. Roland Hinterhölzl/Svetlana Petrova. Berlin/New York , S. –. – Natalia Filatkina u. a.: Formelhafte Sprache im schulischen Unterricht im frühen MA am Beispiel der sog. ‹Sprichwörter› in den Schr. N.s des Deutschen von St. Gallen. In: Sprachwiss. () S. –. – E. Hellgardt: ‹Notker magister nostre memorie hominum doctissimus et benignissimus›. Bemerkungen zu den ältesten Lebenszeugnissen über N. den Deutschen. In: Dt. Texte der Salierzeit. Neuanfänge und Kontinuitäten im . Jh. Hg. v. Stephan Müller/Jens Schneider. Paderborn u. a. , S. –. – S. Müller: Boethius im Klassenzimmer. Die Bearb. der ‹Consolatio Philosophiae› durch N. den Deutschen. In: Boethius Christianus? Transformationen der ‹Consolatio philosophiae› in MA und Früher Neuzeit. Hg. v. Reinhold F. Glei u. a. Berlin/New York , S. –. – John M. Jeep: Die stabreimenden Wortpaare im Wiener N. In: ZfdA () S. –. – M. v. Schaik: Der musikalische Wortschatz von N. Labeo. Wortkonkordanz und musikbezogener Komm. Bern u. a. . – S. Glauch: N. III. von St. Gallen. In: Ahd. und as. Lit. Hg. v. R. Bergmann. Berlin/Boston , S. –. – S. Sonderegger: N.s des Deutschen Sentenzen als textliche Strukturelemente. In: Sprachwiss. () S. –. – P. W. Tax: Die ältesten Glossen in den Hss. von Martianus Capellas ‹De nuptiis philologiae et mercurii›. Ein neuer
St. Galler Schularbeit Frühling auch für die N.-Forschung? In: ZfdA () S. –. – Richard Page: N.’s Anlautgesetz and the Neutralization of Contrasts. In: PBB () S. –. MM St. Galler Schularbeit (früher auch: Brief Ruodperts). – Lat.-ahd. Schulübersetzung, erste Hälfte . Jh. Die unter dem Ein uss → Notkers III. (um –) stehende, im Verbund mit Musterbriefen überlieferte St. G. Sch. enthält lat. Ausdrücke und Einzelsätze sowie deren Übersetzung ins Althochdeutsche. Der früher hergestellte Zusammenhang zwischen einem Ruodpert (vgl. Brief ), der Briefe an einen Schüler ‹P.› richtet (zuerst Goldast), ist spätestens seit Bächtolds Untersuchung () als Fiktion erkannt. Die beiden überlieferten Fragmente sind wahrscheinlich Auszüge aus einer (gemeinsamen) Vorlage. Die sich in drei Teile gliedernde St. G. Sch. bietet zunächst u. a. lat.-ahd. Exzerpte aus Schriften Notkers (→ Martianus Capella, → Boethius) und der Bibel (Hebr ,; Apg ,), dann lat.-ahd. grammatische Termini sowie die Bezeichnungen der acht «partes orationis» nach → Donats Ars minor und zuletzt einige Sätze grammatischen Inhalts (vgl. Nievergelt , S. f.). Bei den grammatischen Termini des zweiten Teils handelt es sich um das «älteste Denkmal einer Verdeutschung grammatischer Fachwörter» (ebd., S. ): «omen . námo . Pronomen . fúre dáz nomen . Verbum . uuórt . Aduerbium . zûoze démo uerbo . Participium téilnémunga . Coniunctio geuûgeda . Preposicio . fúresézeda . Interiectio . úndéruuerf» (St. Gallen, StB , S. , Z. –). Ü: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. , S. f. ( Seiten, zwei ursprünglich selbstständige Teile des ./. Jh. [I: S. –, II: S. –], zwischen denen [S. –] vier Lagen des ./ . Jh. eingebunden sind, am Schluss [S. –] vor weiteren Nachträgen die «Formulae epistolarum» einschließlich der St. G. S.; Perg., S. –: frühes . Jh. [von Scarpatetti], . oder . Jh. [Bruckner, S. , ]). – Zürich, ZB, Cod. C (frühere Signatur der Bibl. in der Wasserkirche C ; seit als Dauerleihgabe in der Stiftsbibl. St. Gallen), v, Z. – (Codex aus zwei Teilen, Bll., Perg., letztes Drittel . Jh.; Zl. – auf Bl. v stammen von einer Hand des . Jh.). Vgl. Albert Bruckner (Hg.): Scriptoria Medii Aevi Helvetica. Denkmäler schweizerischer
St. Galler Schularbeit Schreibkunst des MA. Bd. : Schreibschulen der Diözese Konstanz (St. Gallen II). Genf . – Ernst Hellgardt: Die deutschsprachigen Hss. im . und . Jh. Bestand und Charakteristik im chronologischen Aufriß. In: Dt. Hss. –. Oxforder Kolloquium . Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –, hier S. (Nr. ). – Beat Matthias von Scarpatetti: Die Hss. der Stiftsbibl. St. Gallen. Bd. : Abt. IV, Codices –. Hagiographica, Historica, Geographica, .–. Jh. Wiesbaden , S. –. – Nievergelt (s. Lit.) S. f. – http:// www.handschriftencensus.de/werke/. A: Melchior Goldast: Alamannicarum rerum scriptores aliquot vetusti [...]. Bd. . Frankfurt/M. [VD :V, online: BSB München], S. f. («Ruodperti magistri S. Galli epistulae»; zusammen mit den lat. Stücken der Formularsammlung, der ahd. Text S. ; Hs. St. Gall). – Orelli (s. Lit.) S. (Nr. ; Hs. Zürich). – Wilhelm Wackernagel: Altdt. Lesebuch. Basel , Sp. f. (Hs. St. Gallen), Sp. (Hs. Zürich). – Johannes Müller: Quellenschr. und Gesch. des deutschsprachigen Unterrichts bis zur Mitte des . Jh. Gotha (Nachdr. Darmstadt ) S. . (Nr. I). – J. Baechtold: Beitr. zur S. Gallischen Litteraturgesch. In: ZfdA () S. –, hier S. . – K[arl] Müllenhoff/W[ilhelm] Scherer (Hg.): Denkmäler dt. Poesie und Prosa. aus dem VIII.–XII. Jh. . Ausg. v. E[lias] Steinmeyer. Berlin (Nachdr. Berlin/Zürich ), Bd. , S. f. (Nr. LXXX); Bd. , S. – (mit Angaben über weitere ältere Editionen). – E. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkmäler. Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. – (Nr. XXVI). – Gerhard Köbler (Hg.): Slg. kleinerer ahd. Sprachdenkmäler (Arbeiten zur Rechts- und Sprachwiss. ). Gießen , S. f. – Ahd. poetische Texte. Ahd./Nhd. Ausgewählt, übers. und komm. v. Karl A. Wipf (RUB ). Stuttgart , S. (Nr. VII,). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen von Wilhelm Braune, fortgeführt von Karl Helm. . Au . bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. Tübingen , S. . Faksimiles: St. Gallen: Grotans (s. Lit.) S. (von S. ). – http://www.e-codices.unifr.ch/de/ list/one/csg/. – Zürich: J. K. von Orelli (s. Lit.), Abbildungsteil S. , Abb. . – http://www.ecodices.unifr.ch/de/list/one/zbz/C. Mit Ausnahme von Wackernagel vermengen die Ausgaben, die beide Überlieferungen berücksichti
. Hälfte . Jh. gen, die beiden Texte, in der Regel durch Vervollständigung des St. Galler Textes anhand desjenigen aus Zürich (vgl. Nievergelt, S. ). Ü: F. D. Gräter (Hg.): Braga und Hermode oder Neues Magazin für die vaterländischen Alterthümer der Sprache, Kunst und Sitten. Bd. ., Abt. . Leipzig , S. –; vgl. Bächtold, Beitr., S. ). – Wipf (s. Ausg.) S. . – Müller (s. Ausg.) S. , . L: Ehrismann () S. f. – Stefan Sonderegger, VL () Sp. –. – Johann Kaspar Orelli: Specimen codicum manuscriptorum Turicensium. In: Index lectionum in Universitate Turicensi. Zürich /, S. . – Johannes Müller: Quellenschr. zur Gesch. des deutschsprachlichen Unterrichtes bis zur Mitte des . Jh. Gotha (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. , –. – Jakob Bächtold: Beitr. zur S. Gallischen Litteraturgesch. In: ZfdA () S. –. – Erika Ising: Die Herausbildung der Grammatik der Volkssprachen in Mittel- und Osteuropa. Stud. über den Ein uß der lat. Elementargrammatik des Aelius Donatus ‹De octo partibus orationis ars minor› (Veröff. des Inst. für Dt. Sprache und Lit. ; Reihe A. Beitr. zur Sprachwiss.). Berlin . – S. Sonderegger: Ahd. in St. Gallen. Ergebnisse und Probleme der ahd. Sprachüberl. in St. Gallen vom . bis ins . Jh. (Bibliotheca Sangallensis ). St. Gallen u. a. , S. f. – Harald Burger: Zeit und Ewigkeit. Stud. zum Wortschatz der geistlichen Texte des Alt- und Frühmhd. (Studia linguistica Germanica ). Berlin/New York , S. , , . – Kurt Braunmüller: Ma Sprachanalysen. Einige Anmerkungen aus heutiger Sicht. In: Germanic Dialects. Linguistic and Philological Investigations. Hg. v. Bela Brogyanyi/Thomas Krömmelbein (Amsterdam studies in the theory and history of linguistic science, Series , Current issues in linguistic theory ). Amsterdam/Philadelphia , S. – , hier S. f. (wieder in: Ders.: Beitr. zur skandinavischen Linguistik. Oslo , S. –). – Ernst Hellgardt: Notker Teutonicus. In: PBB () S. –; () S. –. – Wipf (s. Ausg.) S. –. – Rijcklof H. F. Hofman: The Linguistic Preoccupations of the Glossators of the St Gall Priscian. In: History of linguistic thought in the early Middle Ages. Hg. v. Vivien Law (Amsterdam studies in the theory and history of linguistic science ). Amsterdam u. a. , S. –, hier S. f. – Roswitha
. Hälfte . Jh. Wisniewski: Dt. Lit. vom achten bis elften Jh. (Germanistische Lehrbuchslg. ). Berlin , S. . – Anna A. Grotans: Reading in Medieval St. Gall (Cambridge Studies in Palaeography and Codicology ). Cambridge u. a. , S. , –. – Angela Beuerle: Sprachdenken im MA. Ein Vergleich mit der Moderne (Studia Linguistica Germanica ). Berlin/New York, , S. . – Andreas Nievergelt: St. G. S. In: Ahd. und as. Lit. Hg. v. R. Bergmann. Berlin/Boston , S. – (weitere Lit.). BJ Merseburger Glossen (auch: M. Quellen). – Gruppe as. Glossen, frühes . Jh. Die M. G. wurden im frühen . Jh. von mindestens drei Händen in einen Kodex des . Jh. eingetragen. Die als Isidorus de vita clericorum betitelte Handschrift versammelt in Kapiteln Konzilsbeschlüsse und Exzerpte aus Werken von → Augustinus, → Hieronymus, → Isidor, → Gregor und anderen Kirchenvätern. Die Glossen erläutern einzelne Wörter oder Satzteile des lat. Textes. Entsprechend schwankt auch der Umfang der Glossen zwischen einzelnen und mehreren Wörtern. Als Schreibort der M. G. wurde verschiedentlich Merseburg vermutet. Der Dialekt der M. G. hat unterschiedliche Deutungen erfahren, die in seiner komplexen Zusammensetzung begründet sind. So hat die Forschung in den M. G. einen as. Sprachstand mit ingwäonischen und ostfälischen Elementen sowie altenglischen Ein üssen erkannt. Ü: Merseburg, Domstiftsbibl., cod. , v–r, r–v (Perg., . Jh./M. G. frühes . Jh., as.). – Vgl. Axel Erdmann: Über die Heimat und den Namen der Angeln. Upsala , S. . – Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bearb. v. Rolf Bergmann und Stefanie Stricker unter Mitarbeit von Yvonne Goldammer und Claudia Wich-Reif. Berlin/New York , Bd. , S. f. (Nr. ). – www.handschriftencensus.de/. A: Hermann Leyser: As. Glossen. In: ZfdA () S. f. – Kleinere altnd. Denkmäler. Bd. . Hg. v. Moritz Heyne. Paderborn (Nachdr. Amsterdam ) S. –. – Bezzenberger (s. Lit.). – As. Sprachdenkmäler. Hg. v. Johan Hendrik Gallée. Leiden , S. –; Faks.-Bd., ebd. , Nr. Xa–b. – Kleinere as. Sprachdenkmäler. Hg. v. Elis Wadstein. Norden u. a. , S. –. – Gerhard Cordes: Altnd.
Merseburger Glossen Elementarbuch. Wort- und Lautlehre. Heidelberg , S. , . – Köbler (s. Lit.). L: Ehrismann () S. . – Willy Sanders, VL () Sp. . – Heinrich Ernst Bezzenberger: Die M. G. In: ZfdPh () S. –. – Otto Bremer: Über die Sprache der M. G. In: PBB () S. –. – Wadstein (s. Ausg.) S. f. – Erik Rooth: Die Sprachform der M. Quellen. In: Nd. Stud. FS Conrad Borchling. Hg. v. Freunden und Mitarb. Neumünster , S. –. – Gerhard Köbler: Slg. aller Glossen des As. Gießen , S. –. – Steffen Krogh: Die Stellung des As. im Rahmen der germ. Sprachen. Göttingen , S. , f. u. ö. – Heinrich Tiefenbach: As. Überl. In: Die ahd. und as. Glossographie. Bd. . Ein Hb. Hg. v. Rolf Bergmann/Stefanie Stricker. Berlin/New York , S. –. MM Rithmimachia (auch: Rithmomachia/-machie, R[h]ythmomachia, R[h]ythmimachia, Rithmachia, Arithmachia u. a., Pugna numerorum). – Zahlenkampfspiel, ab ca. . Als R. wird ein ma. Brettspiel bezeichnet, das auf pythagoreischen Zahlenverhältnissen beruht. Das Spielfeld umfasst gewöhnlich mal Felder, auf denen sich Steine be nden. Darauf kämpfen zwei Spielheere gegeneinander. Jedes der beiden Spielheere besitzt Steine, denen jeweils nur gerade oder ungerade Zahlen zugewiesen werden. Diese werden durch verschiedene Multiplikationen errechnet. Die Steine können rund, drei- oder viereckig geformt sein. Die Form hängt von den jeweils angewandten Multiplikationen ab und bestimmt außerdem die Bewegungsmöglichkeiten der Steine. Auch dürfen Pyramiden aus jeweils mehreren Steinen gebildet werden. Die Heere können sich gegenseitig Steine abnehmen. Ein Sieg ist unter verschiedenen Bedingungen möglich, etwa durch eine Reihung von Steinen nach bestimmten mathematischen Verhältnissen. Die Regeln des Spiels sind in der Überlieferung jedoch nicht einheitlich. Während die frühen R.-Beschreibungen kaum Regeldetails enthalten, werden diese in späteren Schriften genauer erläutert. Auch wenn im MA u. a. Pythagoras und → Boethius als Er nder des Spiels galten, so wird seine Entstehung doch vielmehr um vermutet. Die zunächst süddt. Klöster erfassende Überlieferung von lat. R.-Texten setzt auch erst im . Jh.
Rithmimachia ein. Die frühesten Aufzeichnungen zur R. gehen auf einen Würzburger Kleriker zurück, dessen Name Asilo oder Aselo war (→ Asilo von Würzburg). Er wurde verschiedentlich mit dem späteren Würzburger Bischof Adalbero († ) oder anderen Geistlichen identi ziert. Die neuere Forschung vermutet in ihm einen Würzburger Domdekan namens Aselo, der vor starb. Seine in vier Handschriften erhaltenen R.-Regeln gelten als rudimentär und erlauben noch keine genauen Rückschlüsse auf das Spiel. Asilo schuf das Zahlenkampfspiel möglicherweise im Zuge des Schulstreits zwischen den Domkapiteln von Würzburg und Worms, der sich von etwa bis entspann. Der anonyme arithmetische Traktat De aggregatione naturalium numerorum stammt ebenfalls aus jener Zeit und gilt in der Forschung als mögliche Theorie-Grundlage der R.-Entwicklung. Um entstand ein → Hermann von Reichenau zugeschriebener Text, der Asilos Regelskizze kommentiert und um zusätzliche Spieldetails erweitert. Eine noch detailiertere Ausarbeitung erfuhr die R. in einem anonymen Regelwerk, das auf die Zeit um datiert wird. Als Autor wird ein Lütticher Mönch vermutet, der seine Schrift für den schulischen Gebrauch verfasste. Innovativ war das Werk durch Angaben zur Gestalt des Spielfelds und der Steine. Gegen Ende des . Jh. wurde die R. in einem anonymen Traktat dann nochmals behandelt. Der in Handschriften überlieferte Text wird dem Abt von Tournai und späteren Bischof Odo von Cambrai († ) zugeschrieben, erhielt im Lauf der Zeit aber auch Anhänge von anderen Verfassern. Ebenfalls im späten . Jh. entstand im Regensburger Benediktinerkloster St. Emmeram eine R.Abhandlung, die noch bis ins . Jh. überliefert wurde. Die Forschung hat in dem Text eine Rezeption der Traktate von Asilo, Hermann und Lüttich nachgewiesen. Er selbst war wiederum Grundlage für einen Spielplan, den der Mönch Thiemo um im Kloster Michelsberg anfertigte. Um die gleiche Zeit verarbeitete ein unbekannter Kompilator die Abhandlungen von Odo und aus Regensburg zu einem neuen Text, dessen Herkunft in Moselfranken vermutet wird und der nur in einer Handschrift erhalten ist. Eine weitere Kompilation entstand um in Bayern, möglicherweise im Umfeld des Klosters Tegernsee. Zu den umfangreichsten R.-Texten zählt das um entstandene Werk eines Fortolf(us) aus
. Hälfte . Jh. Mainfranken. Auf Grundlage der moselfränkischen Kompilation behandelt der Traktat nicht nur die Regeln des Spiels, sondern auch dessen Hintergründe – etwa die Etymologie der Bezeichnung R. und den didaktischen Nutzen des Spiels als Arithmetik-Übung. Fortolf erörterte auch das Verhältnis von Zahlen und Tönen. In der zweiten Hälfte des . Jh. wurde Fortolfs Schrift von einem französischen Autor kommentiert. Der früher fälschlich Petrus Abaelardus zugesprochene Kommentar vertieft u. a. die Zusammenhänge zwischen arithmetischen und musikalischen Verhältnissen. Um verfasste wahrscheinlich der Tegernseer Mönch Werinher auf Bitte von Propst Otto von Rottenbuch eine weitere Zusammenfassung der R.-Regeln. Er stützte sich inhaltlich auf die bayerische Kompilation von um , zog aber auch die Texte aus Regensburg, Mosel- und Mainfranken hinzu. Volkssprachige R.-Texte sind ab dem . Jh. in England und Frankreich, ab dem . Jh. auch in Italien belegt. In Deutschland existierte zwar wie geschildert eine reiche lat. R.-Tradition, jedoch erst in der Frühen Neuzeit eine Überlieferung in dt. Sprache. Sie setzte mit der dt. Arithmomachia des Abraham Ries ein, setzte sich mit einer dt. Bearbeitung von Herzog August II. von Braunschweig-Lüneburg (–) fort und reichte bis zu Christian Gabriel Funcke (–), der noch ein Buch über die R. veröffentlichte. Zu dieser Zeit war das Zahlenkampfspiel jedoch längst zum Relikt einer vergangenen Epoche geworden. Von historischem Interesse ist die R. nicht nur als Zeugnis klösterlicher Spielkultur, sondern auch als Beispiel für die spielerische Vermittlung von Lehrinhalten des Quadriviums. Ü: Mehr als R.-Hss. ab dem . Jh. – Verz. bei Borst (s. Lit.). – Folkerts (s. Lit.). A: Martin Gerbert: Scriptores ecclesiastici de musica sacra potissimum . St. Blasien (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Peiper (s. Lit.) S. – (nur Fortolf-Text). – Wappler (s. Lit.; R. von Asilo und Hermann). – Richards (s. Lit.) S. – (nur Fränkischer Kompilator). – Borst (s. Lit.; mit den meisten R.). L: Menso Folkerts, VL () Sp. –. – Wolfgang Breidert: Rhythmomachie. In: LexMA () Sp. . – Rudolf Peiper:
. Hälfte . Jh. Fortol Rythmimachia. In: Abh. zur Gesch. der Mathematik () S. –. – Emil Wappler: Bemerkungen zur R. In: Zs. für Mathematik und Physik, hist.-literarische Abt. () S. –. – David E. Smith/Clara C. Eaton: Rithmomachia, the Great Medieval Number Game. In: American Mathematical Monthly () S. –. – John F. C. Richards: A New Manuscript of a Rithmomachia. In: Scripta Mathematica () S. –, –, –. – Wolfgang Breidert: R. und Globusspiel. Bemerkungen zu zwei ma. Lehrspielen. In: Mitt. und Forschungsbeitr. der Cusanus-Ges. () S. –. – Gillian R. Evans: The Rithmomachia. A Mediaeval Mathematical Teaching Aid? In: Janus () S. –. – Adriano Chicco: La Rithmomachia. In: Bonus Socius. FS Meindert Niemeijer. Hg. v. Cornelis Reedijk/Karel W. Kruijswijk. ’s-Gravenhage , S. –. – Arno Borst: Das ma. Zahlenkampfspiel. Heidelberg (vgl. dazu: Wiebke Thadden, Gesch. in Wiss. und Unterricht [] S. –). – Detlef Illmer u. a.: R. Ein uraltes Zahlenspiel neu entdeckt. München . – M. Folkerts: R. In: Maß, Zahl und Gewicht. Mathematik als Schlüssel zu Weltverständnis und Weltbeherrschung [...]. Hg. v. dems. u. a. Weinheim , S. –. – A. Borst: R. und Musiktheorie. In: Gesch. der Musiktheorie. Bd. . Rezeption des antiken Fachs im MA. Hg. v. Frieder Zaminer. Darmstadt , S. –. – M. Folkerts: Die Rithmachia des Werinher von Tegernsee. In: Vestigia Mathematica. Studies in Medieval and Early Modern Mathematics in Honour of H. L. L. Busard. Hg. v. M. Folkerts/Jan P. Hogendijk. Amsterdam , S. –. – Enno Bünz: Erfand der spätere Bischof Adalbero von Würzburg das Zahlenkampfspiel? Überlegungen zur Würzburger Domschule in der ersten Hälfte des . Jh. In: DA () S.–. – Jürgen Petersohn u. a.: Das geistige Leben. In: Hb. der bayerischen Geschichte /: Gesch. Frankens bis zum Ausgang des . Jh. Hg. v. Andreas Kraus. München , S. –, hier S. –. – M. Folkerts: La R. et le Manuscript Avranches . In: Science Antique, Science Médiévale (Autour d’Avranches ). Hg. v. Louis Callebat/Olivier Desbordes. Hildesheim , S. –. – Ann Elizabeth Moyer: The Philosophers’ Game. Rithmomachia in Medieval and Renaissance Europe. Ann Arbor . – M. Folkerts: R., a Mathematical Game from the Middle Ages. In: Ders.: Essays on Early Medieval Mathematics. The Latin
Asilo von Würzburg Tradition. Aldershot u. a. , S. –. – Alfred Holl: Spiel mit Zahlen, Kampf mit Zahlen? Das ma. Zahlenkampfspiel R. in seiner Regenburger Fassung um . Växjö . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. – Hans-Herbert Perlinger: Werinher von Tegernsee. Meister eines ma. Zahlenkampfspiels. In: Das Tegernseer Tal () H. , S. –. – Jörg Sonntag: Tennis, Trictrac und Zahlenkampf im Paradies, oder: vom vielgestaltigen Spiel der Klosterleute. In: ‹Heiter bis göttlich›. Die Kultur des Spiels im Kloster [...]. Bearb. v. Christiane Brehm u. a. Hg. Stiftung Kloster Dalheim. Lindenberg , S. –. MM Asilo von Würzburg. – Verfasser eines Traktats über das Zahlenkampfspiel, . Jh. A. gilt als Autor von Quinque genera inequalitatis, einem Zahlenkampfspiel für zwei Spieler mit Steinen. Dem Brettspiel liegen bestimmte Zahlenverhältnisse zugrunde, die den Wert der Steine bestimmen. Arithmetische Grundlage des Werks war De institutione arithmetica von → Boethius. A.s Text ist in Handschriften seit dem späten . Jh. überliefert. Die Entstehung von Quinque genera inequalitatis wird von der Forschung um vermutet. Das Werk wurde von dem verstorbenen → Hermann von Reichenau in De con ictu rithmimachie behandelt. A. dürfte also in der ersten Hälfte des . Jh. gelebt haben. In der zumeist anonymen Überlieferung nden sich vereinzelt A.s Name und die Angabe, er sei Kleriker in Würzburg gewesen. Die Forschung hat A.s Identität mit mehreren Geistlichen erwogen, so mit dem verstorbenen Bischof Adalbero von Würzburg sowie dem Stiftspropst und Domkanoniker Acelin. Heute gilt ein Domdekan namens Aselo, der vor starb, als wahrscheinlicher Autor von Quinque genera inequalitatis. A.s Schrift war Grundlage für jüngere Zahlenkampfspiele. Sie wurde u. a. von Odo und Frutolf von Bamberg aufgegriffen. Auch die erste dt. Arithmomachia des Abraham Ries wird indirekt auf A. zurückgeführt. Ü: Zahlr. lat. Hss. ab dem . Jh. – Zur Überl. vgl. Wappler (s. Ausg.) S. f. – Lynn Thorndike/Pearl Kibre: A Catalogue of Incipits of Mediaeval Scienti c Writings in Latin. London , Sp. f. – Borst (s. Lit.).
Hermann von Reichenau A: Emil Wappler: Bemerkungen zur Rhythmomachie. In: Zs. für Mathematik und Physik, hist.-literarische Abt. () S. –. – Borst (s. Lit.) S. –. L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. f.; () Sp. . – Brunhölzl () S. . – Wappler (s. Ausg.). – Arno Borst: Das ma. Zahlenkampfspiel. Heidelberg , S. – u. ö. – Enno Bünz: Erfand der spätere Bischof Adalbero von Würzburg das Zahlenkampfspiel? Überlegungen zur Würzburger Domschule in der ersten Hälfte des . Jh. In: DA () S. –. – William D. Kenney: Asilonian Rithmomachy. Louisville/Kentucky . MM Kaiser Karls Latwerge. – Medizinisches Rezept, ab . Jh. K. K. L. emp ehlt eine Mischung mehrerer Gewürze gegen Beschwerden der Stimme, der Bronchien und des Herzens. Das Mittel soll morgens und abends verabreicht werden. Der Titel suggeriert Karl den Großen als Autor des Rezepts oder als Patienten, für den die Arznei konzipiert wurde. Möglicherweise wurde die Überschrift aber auch nur gewählt, um dem Mittel eine größere Aufmerksamkeit zu verschaffen. In der späteren Überlieferung wurde der namengebende Kaiser mit Karl V. identi ziert. Das kurze Rezept wird von der Forschung auf eine karolingische Urform zurückgeführt, deren bekannte Überlieferung im . Jh. einsetzt. Diese Nota electuarium Karoli magni gelten als Vorstufe von vier Rezepten, die sich dann als K. K. L., Balsam Kaiser Karls, Kaiser Karls Wasser und Kaiser Karls Magenpulver verselbständigten. Während dieser Entwicklung wandelten sich die benutzten Zutaten und Anwendungen. Im Fall von K. K. L. wurde aus dem ursprünglichen Rezept gegen Magen-Beschwerden ein Mittel gegen Herz- und Atemwegs-Leiden. Aus den Zutaten der Nota electuarium Karoli magni wurden in K. K. L. nur drei übernommen. Stattdessen erfolgten in K. K. L. Ergänzungen aus dem → Bartholomäus. K. K. L. erfreute sich im MA großer Beliebtheit und wurde in zahlreiche Arzneibücher aufgenommen. Besondere Verbreitung erlangte es in der nd. Fachliteratur. In der volkssprachigen Überlieferung blieb der Text weitgehend stabil. Er erscheint häu g in Text- oder Überlieferungsgemeinschaft mit einem Rezept für eine reine Stim
. Hälfte . Jh. me, das K. K. L. oft auch unmittelbar folgt. Häug stehen beide Texte in Handschriften zwischen dem → Nd. Gewürztraktat und dem → Kleinen mnd. Arzneibuch. Die Forschung spricht K. K. L. daher eine Scharnierfunktion zwischen pharmakologischen und therapeutischen Texten zu. Das Rezept wurde bis ins . Jh. tradiert. Ü: Früheste bekannte Hss. der Urform des Rezepts: Vendôme, StB, cod. , r (. Jh.). – Rouen, StB, cod. (olim ), r (./. Jh.). – Spätere Hss. u. a. bei Temmen (s. Lit.). A: Wiswe (s. Lit.). – Broszinski (s. Lit.). – Temmen (s. Lit.). L: Hartmut Broszinski, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: König K.s L. In: Korrespondenzbl. des Ver. für nd. Sprachforschung () S. f. – Hans Wiswe: König K.s L. In: ebd. () S. f. – Gundolf Keil: Ein Rezept mit dem Namen Karls des Großen. In: ZfdPh () S. –; Erg. in: Sudhoffs Arch. () S. f. – H. Broszinski: Zwei Rezepte mit dem Namen König Karls. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – G. Keil: K. K. L. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Mareike Temmen: Das ‹Abdinghofer Arzneibuch›. Edition und Unters. einer Hs. mnd. Fachprosa. Köln u. a. , S. – u. ö. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f., . MM Hermann von Reichenau (H. der Lahme; H. von Altshausen, von Vehringen; Her[i]mannus Contractus, Augiensis, Augiae divitis, Veringensis) OSB, * .., † .. Reichenau. – Mathematisch, musiktheoretisch und historiographischer Schrifsteller, liturgischer Komponist und Dichter. H., der dem schwäbischen Grafengeschlecht von (Altshausen-)Vehringen entstammte, war von Geburt an gelähmt und dadurch nahezu bewegungsunfähig. Auch konnte er nur mit Mühe sprechen. Am .. wurde er von seinem Vater, dem Grafen Wolfrad von Altshausen († ), der Schule der benediktinischen Reichsabtei auf der Reichenau übergeben, wo schon H.s Oheim Rupert als Mönch lebte und in das später auch sein jüngerer Bruder Werner eintreten sollte. Auf der Reichenau lebte H. bis zu seinem Tod, wurde aber erst
. Hälfte . Jh. als etwa Dreißigjähriger Ordensmitglied. Der Abt auf der Reichenau war von – → Bern von Reichenau, unter dessen Führung das Reichskloster seine letzte große Blütezeit erlebte. Bern förderte in besonderm Maße die Literatur und Wissenschaften und schaffte so das Umfeld, in dem H. zu einem der bedeutendsten Gelehrten seiner Zeit avancieren konnte. Der Abt förderte seinen Schüler H. maßgeblich, ernannte ihn trotz seiner Behinderung zum Lehrer der Klosterschule und weihte ihn zum Priester. Die Gelehrsamkeit H.s und auch seine Liebenswürdigkeit werden zu Beginn der Vita von H.s eigenem Schüler → Berthold eindringlich gewürdigt (MGH SS [] S. –). Die fachliterarischen Œuvres Berns und H.s überschneiden sich in vielerlei Hinsicht, wobei der Eindruck entsteht, dass die eigenen Interessen Berns an den Disziplinen des Quadriviums erst im Schrifttum seines Schülers zur Entfaltung kommen. Von Bern sind diesbezüglich nur musiktheoretische Traktate überkommen, während H. bis auf die Geometrica das gesamte Quadrivium abdeckt. Neben den wissenschaftlichen Schriften hat sich seine Chronica, wenn auch über die Vermittlung Bertholds, als sehr wirkmächtig erwiesen. Ferner sind von H. theologische Traktate sowie liturgische Kompositionen und Dichtungen überkommen. Die erhaltenen Hauptwerke B.s im Einzelnen: A) Im musiktheoretischen Traktat Musica über Tonarten der liturgischen Gesänge und die Tonabstände ist H. darum bemüht, das herkömmliche Tetrachordsystem mit der moderneren Oktaveinteilung in Einklang zu bringen. Sein System der Quart- und Quintspecies dient ihm dabei auch als Grundlage für sein Modell der Kirchentonarten. Zudem entwickelt er eine Notenschrift, die auf der Intervallkennzeichnung beruht. Zwar ist seine Ableitung der Tonarten aus den Tetrachorden sehr systematisch, aber wohl vor allem wegen der Praxisferne ohne signi kanten Nachhall geblieben. Noch im . Jh. hat die Lehre und Notation des Guido d’Arezzo, die auf der Oktavgliederung des Tonsystems beruht, die Tetrachordlehre verdrängt. B) Arithmetische Traktate. . Die Regulae qualiter multiplicationes ant in abaco (auch: De divisione) führen in das Multiplizieren und Dividieren mittels des Abacus ein (ein antikes, im . Jh. wiederentdecktes und modi ziertes Rechenbrett als Hilfsmittel der operativen Arithmetik). – . De (conc ictu) rhitmimachia(e) (um ) bezieht sich auf das Zah
Hermann von Reichenau lenkampfspiel → Rithmimachia, das auf den Würzburger Mönch → Asilo zurückgeht. Es dürfte sich bei H.s Traktat um eine Stellungnahme zu einem Rundschreiben Asilos handeln, in welchem Asilo sein Spiel vorgestellt hat. H. prüfte und erläuterte Asilos Entwurf und schlug Verbesserungen vor. – ) Die Abbreviatio compoti cuiusdam idiotae ist ein komputistisches Lehrbuch. C) Astronomische Traktate. . Mit über erhaltenen Textzeugen ist De mensura astrolabii die am breitesten tradierte Schrift H.s überhaupt. Die Anleitung zum Bau eines Astrolabiums beruht auf spanischen und damit letztlich arabischen Vorlagen. – . Die Authentizität von De utilitatibus astroilabii libri II ist unsicher. Die beiden Bücher des Traktats werden zumeist gemeinsam tradiert, der liber I erscheint aber auch selbständig. Zumindest in Teilen dürfte er noch auf Gerbert von Reims (Sylvester II.) zurückgehen. Gegenüber Gerbert wird aber die Nutzbarkeit des Astrolabs ausgeweitet, das nun nicht nur für die Zeitrechnung herangezogen wird, sondern auch für die Bemessung des Erdumfangs. Beide Astrolab-Traktate bildeten gemeinsam die Basis der astronomischen Zeitberechnung bis ins . Jh. – . Die kurze Prognostica de defectu solis et lune behandelt die Sonnen- und Mondbewegung. – . Mit dem Computus zu den christlichen Festtagen befasst sich H. mit der Kirchenzeitrechnung, ein schon von seinem Lehrer Bern bevorzugt behandeltes Sujet. – . Themenverwandt ist De mense lunari in Briefform. H. berechnet hier die Länge des Mondmonats und gelangt dabei zu einem anderen Ergebnis als → Beda Venerabilis. D) Die Chronica H.s stellt als erste chronographische Darstellung des christlichen Zeitalters aus dem dt. Raum eine Pionierleistung dar. Für die Grundkonzeption des Werkes konnte B. seine astronomisch-komputistischen Studien nutzbar machen. In einer genauen Chronologie wird jedes angeführte Ereignis je einem der Jahre nach Christi Geburt zugeordnet. Die ältere ma. Geschichtsschreibung (Frechulf, → Regino von Prüm, Hersfelder/Hildesheimer Annalen) hatte demgegenüber nur nach groben Rastern wie etwa den Amtszeiten eines bestimmten Regenten datiert. Bis ins Jahr folgte H. zunächst → Hieronymus und seinen Fortsetzern. Besonders bemerkenswert sind die dann folgenden Angaben H.s zur de zitär dokumentierten Geschichte des fränkischen Reichs vom .–. Jh. vor dem Einsatz der fränkischen
Hermann von Reichenau Reichsannalen . Seine Berechnungen und Einordnungen sind hier erstaunlich genau. Das Quellenmaterial für die Chronica dürfte H. primär aus den umfangreichen Bibliotheken der Reichenau und St. Gallens bezogen haben, aber auch aus den Sammlungen der zahlreichen Konvente, zu denen die Reichenau in Beziehung stand. So wurde ihm eine umfassende historiographische Darstellung ermöglicht, wobei seine Vorlagen freilich auch Lücken und Eigenheiten aufwiesen, die H. zur Flexibilität nötigten. Für seine chronologische Ordnung musste er sich zunächst an den Kaisern, dann an den fränkischen Königen und später an der ottonischen Dynastie orientieren. Dadurch gerät das römische Imperium mit dem Ende der Karolingerzeit und der Konzentration auf das fränkischdt. Königreich aus dem Fokus. Universalhistorische Ansprüche kann die Chronica, die zudem ja auch erst mit Christi Geburt einsetzt, somit nicht erfüllen. Erwähnenswert ist im Kontext der Fokussierung auf das dt. «regnum» H.s Tendenz zur Konstatierung eines nationalen Bewusstseins, wenn er die Deutschen von Italienern, Griechen, Slawen, Ungarn oder Westfranken abgrenzt. Ein weiteres auffälliges Merkmal der Chronica sind die Inserate von Selbstmitteilungen und Familiennachrichten, wie etwa die Hochzeit der Eltern () oder ein pietätvolles Epitaph zum Tode seiner Mutter Hiltrud († ..). Hierin dokumentiert sich weniger ein rühriger Familiensinn als vielmehr frühma.aristokratisches Standesbewusstsein. Mit der Arbeit an der Chronica hat H. um / begonnen. Zunächst entwickelte er ein Konzept. Diese Vorstufe zur eigentlichen Chronik wird selbständig überliefert. Von der älteren Forschung wurde sie als unabhängiges chronikalisches Werk missinterpretiert und nach St. Gallen fehlverortet (Epitome Sangallensis, Chronicon Suevicum universale). Etwa um dürfte die Endfassung abgeschlossen worden sein, wobei H. die Chronica bis in sein Todesjahr fortführte. Für die Geschichte von Konrad II. und Heinrich III. stellt sie eine der wichtigsten Quellen dar. Außerdem ist H.s chronographisches Werk die Grundlage für die dt. Historiographie des ., . und bedingt noch des . Jh. Allerdings ging die Wirkung nicht von der ausgeschriebenen Chronica aus, sondern vom Konzept, das sein Schüler Berthold fortsetzte und das von → Bernold von St. Blasien benutzt wurde. In der Überarbeitung des Chronicon Wirziburgense war es
. Hälfte . Jh. einer der Leittexte für die Weltchronik → Frutolfs von Michelsberg. E) Theologische Traktate: . Das Martyrologium ist eine Bearbeitung des gleichnamigen Märtyrerverzeichnisses des → Notker Balbulus. Die Erweiterungen hat H. vor allem aus dem Martyrologium des Ado Viennensis bezogen. . Das polymetrische moralische Lehrgedicht über acht Sünden De octo vitiis principalibus (auch: Opusculum diverso metro compositum) hat H. in insgesamt verschiedenen Versmaßen für einen nicht bekannten Nonnenkonvent gedichtet ( V.). Der Text ist als Gespräch zwischen H., den Musen und den Nonnen gestaltet. Im Schlussegment wird eine Fortsetzung in Aussicht gestellt, die womöglich die Tugenden behandelt hätte. Diese ist entweder nicht umgesetzt worden oder aber verloren. F) Liturgische Dichtungen und Kompositionen: Offensichtlich hat H. mehrere Reimoffizien verfasst, von denen lange nur die Historiae de s. Afra bekannt war. Später sind auch das Officium s. Wolfgangi und jüngst () die Historia s. Magni identi ziert worden. Berthold nennt in seiner H.-Vita ferner Offizien zu → Georg, Gordian und Epimachus. Zudem sind Sequenzen erhalten (Grates, honos, hierarchiae; Rex regum Dei agne; Benedictio trinae unitati; Exsurgat totus almiphonus). Die Verfasserschaft H.s für die Sequenz → Ave praeclara maris stella ist umstritten. Die Hymnen und Antiphonen, die in der Tradition unter seinem Namen gehen, hat er sicher nicht verfasst, was wohl auch für die lange für ihn gebuchte Antiphon Alma redemptoris mater gilt. Ü: A) Rochester (NY), Eastman School of Music, Sibley Musical Library, Ms. , r–r (Perg., frühes . Jh.). – Wien, ÖNB, r–r (Perg., Ende . Jh.). – Auszüge: Kassel, UB/LB und Murhardsche Bibl., ° Ms. math. , v–r (Perg., letztes Viertel . Jh.). – B. /, C. –) vgl. Oesch (s. Lit.) S. f., –, f., f. – C. ) Paris, Nationalbibl., Nouvelles acquisitions latines , Bl. – (Perg. . Jh.). – D) Karlsruhe, LB, Cod. Aug. , Bll. (Perg., . Jh.). – München, BSB, Clm , Bl. – (Perg., . Jh.). – Konzept: s. Oesch (s. Lit.) S. – und Wattenbach/Holtzmann/Schmale (s. Lit.) Bd. , S. ; Bd. , S. *. – E. ) Stuttgart, LB, Cod. theol. et phil. ° , Bl. – (Perg., . Jh.). – ) München, BSB, Clm , Bl. – (Perg., . Jh.). – F) s. Hoesch (s. Lit.) S. –. – Officium s. Wolfgangi: München, BSB,
. Hälfte . Jh. Clm , Bl. – (Pap., . Jh.). – Historia s. Magni s. Ausg. Hiley . A: A) Martin Gerbert: Scriptores ecclesiastici de musica sacra potissimum. Bd. . St. Blasien ( Nachdr. Graz ) S. –. – PL , Sp. –. – Wilhelm Brambach: Hermanni Contracti Musica. Leipzig . – Leonard Ellinwood: Musica Hermanni Contracti. Presented from an unedited source and collated with the Vienna Ms. No. and the editions of Gerbert and Brambach, with parallel English translation (Eastman School of Music studies ). Rochester , . – Teilausg.: Wulf Arlt: Die Intervallnotation des Hermannus Contractus in Gradualien des . und . Jh. Das Basler Fragm. N I Nr. und der Engelberger Cod. . In: De musica et cantu. Stud. zur Gesch. der Kirchenmusik und der Oper. FS Helmut Hucke. Hg. v. Peter Cahn/Ann-Katrin Heimer (Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt/M. Musikwissenschaftl. Publ. ). Hildesheim u. a. , S. –. – B) . Peter Treutlein: Intorno ad alcuni scritti inediti relativi al calcolo dell’abaco. In: Bulletino di bibliogra a e di storia delle science matematiche e siche () S. –. – Berschin/Hellmann , S. –. – . E. Wappler: Berkungen zur Rhythmomachie. In: Zs. für Mathematik und Physik, hist.-litt. Abt. () S. –, hier S. –. – Borst , S. – (Anh.). – . Germann (s. Lit.) S. –. – C) . Bernhard Pez: Thesaurus anecdotorum novissimus /. Augsburg , S. –. – PL , Sp. –. – Julius Drecker: Hermannus Contractus. Über das Astrolab. In: Isis () S. –. – Robert T. Gunther: Astrolabes of the World. Based upon the series of instruments in the Lewis Evans collection in the Old Ashmolean Museum at Oxford [...]. Bd. : The Western Astrolabes. Oxford , S. –. – . Pez, Thesaurus / (s. o.) S. –. – PL , Sp. –. – Nivolaus Bubnov: Gerberti postea Silvestri papae Opera mathematica (–). Berlin (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – . Germann (s. Lit.) S. –. – D) Georg Heinrich Pertz: Herimanni Augiensis Chronicon. In: MGH SS () S. –. – Rudolf Buchner: H. v. R. Chronicon. In: Quellen des . und . Jh. zur Gesch. der hamburgischen Kirche und des Reiches. Neu übertragen v. Werner Trillmich (Freiherr vom Stein-Gedächtnisausg. Ausgewählte Quellen zur dt. Gesch. des MA ).
Hermann von Reichenau Darmstadt , S. – (Jahre – mit dt. Übersetzung). – Konzept: Johann Sichard: En damvs chronicon divinum plane opvs ervdi tissimorvm avtorum. Basel (VD E ) Bl. r–r. – Christian Wursteisen: Germaniae historicorum illustrium [...] tomus unus. Frankfurt/ M. , S. –. – Moderne Teilausg.: Harry Bresslau: Chronicon Suevicum universale. In: MGH SS () S. –. – E) . Ernst Dümmler: Das Martyrologium Notkers und seine Verwandten. In: Forschungen zur dt. Gesch. () S. –, , hier S. – (nur die Zusätze zu Notker). – . Ders.: Opusculum Herimanni diverso metro compositum. In: ZfdA () S. –. – Opusculum Herimanni (De octo vitiis principalibus). Eine Vers- und Lebensschule. Eingeleitet, hg. und übers. v. Bernhard Hollick (Reichenauer Texte und Bilder ). Heidelberg . – F) Historia de s. Afra: W. Brambach: Die verloren geglaubte Historia de sancta Afra martyre und das Salve regina des Hermannus Contractus. Karlsruhe , S. –. – Historia Sanctae Afrae martyris Augustensis. Einführung und Edition v. David Hiley (Institute of Mediæval Music. Musicological studies /). Ottawa . – Officium s. Wolfgangi: Franz A. Stein: Das ältere Offizium des hl. Wolfgang in der Hs. Clm aus St. Emmeram zu Regensburg in der BSB München. In: In: Sacerdos et cantus Gregoriani magister. FS Ferdinand Haberl. Hg. v. F. A. Stein. Regensburg , S. –. – Historia Sancti Wolfgangi episcopi ratisbonensis. Hermannus Contractus. Einführung und Edition v. D. Hiley (Institute of Mediæval Music. Musicological studies /). Ottawa . – Historia s. Magni: Hermannus Contractus. Historia Sancti Magni. Einführung und Edition v. D. Hiley (Institute of Mediæval Music. Musicological studies /). Lions Bay (Kanada) . – Sequenzen, Antiphonen, Hymnen (auch unauthentische): AH () Nr. , –, ; () Nr. . – Bettina Klein-Ilbeck: Antidotum vitae. Die Sequenzen H.s des Lahmen. Diss. Heidelberg (Mikro che-Ausg.). – Tonträger (Auswahl): Stefan Johannes Morent, Jörg Deutschewitz, Ensemble Ordo Virtutum: H. der Lahme v. der R. The miracle of the century – Das Wunder des Jh. CD. Goseck (enthält die Officien zu Afra, Magnus und Wolfgang). Ü: Die Chron. Herimanns v. R. Nach der Ausg. der Monumenta Germaniae übers. v. K[arl Friedrich August] Nobbe. Durchges. v.
Hermann von Reichenau Wilhelm Wattenbach (Die Geschichtsschreiber der dt. Vorzeit /). Leipzig , . – EleventhCentury Germany. The Swabian chronicles. Translated and annotated with an introduction by Ian Stuart Robinson (Manchester medieval souces series). Manchester , S. –. L: Wilhelm Wattenbach, ADB () S. f., . – Manitius () S. –. – Franz Brunhölzl, NDB () S. f. – Franz-Josef Schmale, VL () Sp. –; () Sp. . – Tilman Struve, LexMA () Sp. –. – [Friedrich Wilhelm Bautz], BBKL () Sp. –. – Günter Bernt, MarLex () S. . – Egon Boshof, LThK () Sp. . – Michael Bernhard, MGG Personenteil () Sp. f. – Alfons Zettler, HLS (online, Version ..) www.hlsdhs-dss.ch/textes/d/D.php. – Ernst Hellgardt, Killy () S. –. – Sandra Lehner, Encyclopedia of the Medieval Chronicle () S. . – Heinrich Hansjakob: Herimann, der Lahme v. der Reichenau. Sein Leben und seine Wiss. Mainz . – H. Bresslau: H. v. R. und die sog. Epitome Sangallensis. In: Neues Archiv () S. –. – E. Dümmler: Ein Schreiben Meinzos von Constant an H. den Lahmen. In Neues Arch. der Ges. für ältere deutsche Geschichtskunde () S. –. – Wilhelm Brambach: Theorie und Praxis der Reichenauer Sängerschule (Mitt. aus der großherzogl. badischen Hof- und Landesbibl. und Münzslg. ). Karlsruhe , S. –. – Christian Volkmar: Die Chron. H.s, Bernolds und die Epitome Sangallensis in den ersten fünf Jh. In: Forschungen zur dt. Gesch. () S. –. – Paul von Winterfeld: Die Dichterschule St. Gallens und der Reichenau. In: Neue Jbb. für das klassische Altertum, Gesch. und dt. Lit. () S. –. – Moritz Cantor: Vorlesungen über die Gesch. der Mathematik. Bd. : Von den ältesten Zeiten bis zum Jahre n. Chr. (Bibliotheca mathematica Teubneriana ). Leipzig (Nachdr. ) S. –, Reg. – Die Kultur der Abtei Reichenau. Erinnerungsschr. zum zwölfhundertsten Wiederkehr des Gründungsjahres des Inselklosters –. Bde. Hg. v. Konrad Beyerle. München (Nachdr. Aalen ) passim. – David E. Smith: History of Mathematics. Bd. : General survey of the history of elementary mathematics. Boston (Nachdr. New York ) S. –. – Lynn Thorndike: A History of Magic and Experimental Science during the rst thir
. Hälfte . Jh. teen centuries of our era. Bd. New York/London , S. –. – Jaques Handschin: Zur Biogr. des Hermannus Contractus. In: Acta Musicologica () S. f. – Ders.: Hermannus Contractus-Legenden – nur Legenden? In: Zs. für dt. Altertum () S. –. – Charles H. Haskins: Studies in the History of Mediaeval Science. Cambridge, Mass. (Nachdr. New York ) S. –, –. – Florence A. Yeldham: Fraction tables of Hermannus Contractus. In: Speculum () S. –. – André van de Vyver: Les premieres traductions latines (Xe–XIe s.) de traites Arabe sur l’astrolabe. In: Premier Congrès international de géographie historique. Bd. . Brüssel , S. –. – Ernst Zinner: Gesch. der Sternkunde. Von den Ersten Anfängen bis zur Gegenwart. Berlin , passim. – Ders.: Über die früheste Form des Astrolabs. In: Ber. der naturforschenden Ges. Bamberg () S. –. – José Maria Canal: Hermannus Contractus eiusque Mariana carmina. In: Sacris erudiri () S. –. – E. Zinner: Dt. und ndl. astronomische Instrumente des .–. Jh. ., erg. Au . München (Nachdr. ) S. –. – R. Buchner: Geschichtsbild und Reichsbegriff H.s v. R. In: AfK () S. –. – Ders.: Der Verfasser der schwäbischen Weltchron. In: DA () S. –. – Hans Oesch: Berno und H. v. R. als Musiktheoretiker. Mit einem Überblick über ihr Leben und die hsl. Überl. ihrer Werke. Beigabe: Das Geschichtswerk H.s des Lahmen in seiner Überl. v. Arno Duch (Publ. der Schweizerischen Musikforschenden Ges. /). Bern . – Joseph Szövérffy: Die Annalen der lat. Hymnendichtung. Ein Hb. . Berlin , S. –. – Paul Kunitzsch: Typen von Sternverzeichnissen in astronomischen Hss. des zehnten bis vierzehnten Jh. Wiesbaden , S. , –. – Deutschlands Geschichtsquellen im MA. Hg. v. WilhelmWattenbach/Robert Holtzmann. Neuausg. besorgt v. F.-J. Schmale. Bd. . Darmstadt , S. –; Bd. : ebd. , S. * f., * f. – Claudia Kren: H. (Hermannus) the Lame. In: Dictionary of scientic Biography () S. –. – Franz Brunhölzl: Zur Antiphon «Alma redemptoris mater». In: Stud. und Mitt. zur Gesch. des Benediktinerordens und seiner Zweige () S. –. – Richard L. Crocker: H.’s Major Sixth. In: Journal of the American Musicological Society () S. – (wieder in: Ders.: Studies in Medieval Music Theory and the Early Sequence [Variorum Collected
. Hälfte . Jh. Studies Series ]. Aldershot , S. –). – F.-J. Schmale: Die Reichenauer Weltchronistik. In: Die Abtei Reichenau. Neue Beitr. zur Gesch. und Kultur des Inselklosters. Hg. v. Helmut Maurer (Bodensee-Bibl. /Hegau-Bibl. ). Sigmaringen , S. –. – Michael Borgolte: Über die persönlichen und familiengeschichtlichen Aufzeichnungen H.s des Lahmen. In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins () S. –. – Quellen zur Gesch. der Alamannen. Tl. : Vom Geographen von Ravenna bis H. v. R. Übers. v. Camilla Dirlmeier. Durchges. und mit Anm. vers. v. Klaus Sprigade. Sigmaringen . – Werner Bergmann: Der Traktat ‹De mensura astrolabii› des H. v. R. In: Francia () S. –. – I. S. Robinson: Die Chron. H.s v. R. In: Dt. Arch. () S. –. – Repertorium fontium historiae medii aevi () S. –. – Karlheinz Schlager/Theodor Wohnhaas: Zeugnisse der AfraVerehrung im ma. Choral. In: Jb. des Ver. für Augsburger Bistumsgesch. () S. –. – W. Bergmann: Innovationen im Quadrivium des . und . Jh. Stud. zur Einf. von Astrolab und Abakus im lat. MA (Sudhoffs Arch. Beih. ). Stuttgart . – Arno Borst: Das ma. Zahlenkampfspiel (Sb. der Heidelberger Akad. der Wiss. Phil.-Hist. Kl. Suppl. ). Heidelberg , S. –. – W. Bergmann: Chronographie und Komputistik bei H. v. R. In: Historiographia mediaevalis. Stud. zur Geschichtsschreibung und Quellenkunde des MA. FS F.-J. Schmale. Hg. v. Dieter Berg/Hans-Werner Goetz. Darmstadt , S. –. – A. Borst: H. der Lahme und die Gesch. In: Barbaren, Ketzer und Artisten. Welten des MA. München/Zürich (wieder in: Beitr. zur Kulturgesch. von Altshausen und Umgebung [] S.–). – Ders.: Rithmimachie und Musiktheorie. In: Gesch. der Musiktheorie. Bd. : Rezeption des antiken Fachs im MA. Hg. v. Frieder Zaminer. Darmstadt , S. –. – Michael Walter: Kirchenmusik und Zeitrechnung im MA. In: Mediävistik () S. –. – A. Borst: Der Tod H.s des Lahmen. In: ders.: Ritte über den Bodensee. Rückblick auf ma. Bewegungen. Bottighofen , S. – (wieder in: Tod im MA. Hg. v. dems. [Konstanzer Bibl. ]. Konstanz , S. – [u. d. T.: Ein exemplarischer Tod] und in: Beitr. zur Kulturgesch. von Altshausen und Umgebung [] S. –). – T. Struve: H. v. R. (–). Chronica. In: Hauptwerke der Geschichtsschreibung.
Hermann von Reichenau Hg. v. Volker Reinhardt. Stuttgart (Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Ewald Gruber: H. der Lahme und das Salve Regina. In: Beitr. zur Kulturgesch. von Altshausen und Umgebung () S. –. – Christoph Brunhölzl: Gedanken zur Krankheit H.s v. R. (–). In: Sudhoffs Arch. () S. –. – D. Hiley: Das Wolfgang-Offizium des Hermannus Contractus. Zum Wechselspiel von Modustheorie und Gesangspraxis in der Mitte des . Jh. In: Die Offizien des MA. Dichtung und Musik. Hg. v. Walter Berschin/D. Hiley (Regensburger Stud. zur Musikgesch. ). Tutzing , S. –. – Ruth Steiner: Gruppen von Antiphonen zur Matutin des Afra-Offiziums. In: ebd., S. –. – Brigitte Englisch: Zum Spannungsfeld von Chronogr. und Autobiogr. in der Weltchronistik des H. v. R. In: Instrumentalisierung von Historiographie im MA. Hg. v. Gudrun Gleba. Berlin , S. –. – Loris Sturlese: Die Berechnung Gottes. H. «der Lahme» v. R. In: Das . Jh. Kaiser und Papst. Hg. v. Michael Jeismann. München , S. –. – M. Bernhard: Zur Rezeption der musiktheoretischen Werke des Hermannus Contractus. In: Beitr. zur Musik, Musiktheorie und Liturgie der Abtei Reichenau. Hg. v. Walter Pass/Alexander Rausch (Musica medievalis Europae occidentalis ). Tutzing , S. –. – D. Hiley: Euphonie am Bodensee und an der Donau. Die ‹Historia Sancti Wolfgangi› des Hermannus Contractus. In: Mälzels Magazin () H. , S. –. – Ulrich Gaier: H. der Lahme. «begann ich einsam sitzend zu forschen». In: Schwabenspiegel. Lit. vom Neckar bis zum Bodensee –. Hg. v. dems. Ulm , Teilbd. , S. –. – D. Hiley: Die AfraGesänge des Hermannus Contractus. Liturgische Melodien und die Harmonie des Universums. In: Jb. des Vereins für Augsburger Bistumsgesch. () S. –. – K. Schlager/Th. Wohnhaas: H. v. der R. und das Afra-Offizium. Tatsachen und Vermutungen. In: Jb. des Ver. für Augsburger Bistumsgesch. () S. –. – Erno Seifriz: Wer ist der Autor des ‹Salve Regina›? Anm. zu Hermannus Contractus und seinem Beitr. zur Musikgesch. In: Im Oberland (Biberach) () S. –. – Nadja Germann: De temporum ratione. Quadrivium und Gotteserkenntnis am Beispiel Abbos von Fleury und H.s v. R. (Stud. und Texte zur Geistesgesch. des MA ). Leiden u. a. . – Lorenzo Martínez Angel: ¿Fue H. de R. (S. XI) traductor del árabe? Su vida, por Bertholdus de
Wilhelm von Hirsau Reichenau. In: Estudios humanísticos. Filología () S. –. – Wolfram Benz: «H. der Lahme» – Graf v. Altshausen. Lindenberg . – D. Hiley: The ‹Historia Sancti Magni› by Hermannus Contractus (–). In: Music in medieval Europe. FS Bryan Gillingham. Hg. v. Terence Bailey/Alma Colk Santosuosso. Burlington , S. –. – Hannah Williams: Authority and pedagogy in H. of R.’s De octo vitiis principalibus. Diss. Manchester . – Dies.: Taming the muse. Monastic discipline and Christian poetry in H. of R.’s ‹On the Eight Principal Vices›. In: Discipline and Diversity. Hg. v. Kate Cooper/Averil Cameron (Studies in church history ). Woodbridge u. a. , S. –. – Helmut Minow: Hermannus Contractus. Astrolabium und Erdmessung. In: Geomatik Schweiz () H. , S. f. – Tina B. Orthmüller: Marginalien und Versanalysen zu der polymetrischen Dichtung ‹De octo vitiis principalibus› des Hermannus Contractus. In: Proceedings of the Fifth International Congress for Medieval Latin Studies (The journal of Medieval Latin studies ). Turnhout , S. –. – Rolf Schönberger u. a.: Repertorium edierter Texte des MA aus dem Bereich der Philosophie und angrenzender Gebiete. ., völlig überarb. und erw. Au . Bd. . E–L. Berlin , S. –. – D. Hiley: Die verloren geglaubte Historia de sancto Magno des Hermannus Contractus (–). An anniversary discovery. In: Musik und kulturelle Identität. Bd. : Freie Referate und Forschungsber. Hg. v. Detlef Altenburg. Kassel u. a. , S. –. – W. Berschin/Martin Hellmann: H. der Lahme: Gelehrter und Dichter (–) (Reichenauer Texte und Bilder ). ., erw. Au . Heidelberg . – Walther Ebner: Das Genie von der Reichenau. Zum . Geburtstag H.s des Lahmen. In: Schönes Schwaben / () S. –. – D. Hiley: Hermannus Contractus zum . Jubiläum. Zwei Beispiele für die Kompositionskunst von Hermannus Contractus. In: Musica sacra () S. –. – Adolf Kärcher: Jahre Graf H. v. Altshausen (–). Universalgenie und Menschenfreund auf der Reichenau. In: Altshauser Hefte () S. –. VZ Wilhelm von Hirsau (Guilelmus, Wilhelmus Hirsaugiensis, von Hirschau) OSB, * um in Bayern, † .. Kloster Hirsau. – Abt, Kirchen
Mitte . Jh. reformer, Verfasser musiktheoretischer und astronomischer Schriften. Quellen zu W.s Leben sind neben seinen eigenen Schriften vor allem das Chronicon Bernolds von St. Blasien (), die Vita Sancti Wilhelmi Haimos von Hirsau () und De scriptoribus ecclasiasticis des Anonymus Mellicensis (um ). Demnach wurde W. als Kind dem Kloster St. Emmeram in Regensburg übergeben, wo er Schüler des → Otloh wurde, der bald nach seinem Klostereintritt Leiter der Schule geworden war. Beider Verhältnis war innig, aber nicht kon iktfrei, was auch in W.s wissenschaftlichen Schriften zum Ausdruck kommt, die er als Zwiegespräche mit Otloh aufbaut. Sein Werk zum Quadrivium entstand um und ist in zwei Teilen überliefert, einem astronomischen und einem musiktheoretischen Teil, die W. bereits unter seinen Zeitgenossen hohes Renommee einbrachten. Laut Bernold von St. Blasien sei W. als Astronom allen Früheren überlegen gewesen; Magister Aribo nennt ihn den besten Musiksachverständigen seiner Zeit. Mit der Berufung zum Abt des Klosters St. Aurelius zu Hirsau im Nagoldtal begann eine neue Phase in W.s Leben; wissenschaftliche Schriften entstanden keine mehr, stattdessen waren die folgenden Jahre geprägt vom Kampf um die Unabhängigkeit des Klosters vom Grafen Adalbert II. von Calw, die König Heinrich IV. beurkundete. Der anschließende Aufenthalt in Rom, der auch die päpstliche Beurkundung erbringen sollte, brachte W. in Berührung mit den Kirchenreformideen Gregors VII., deren eifriger Verfechter er wurde. Hirsau entwickelte sich während des Investiturstreits (seit Januar ) zum Zentrum gregorianischer Kirchenpolitik in Deutschland; offen unterstützte W. die Gegenkönige Rudolf von Schwaben und Hermann von Salm gegen Heinrich IV. Zugleich begann er um mit einer Klosterreform nach cluniazensischem Vorbild, die bis in die erste Hälfte des . Jh. auf zahlreiche Klöster im ganzen Reich ausgriff und Hirsau zum bedeutendsten und auch größten dt. Kloster seiner Zeit machen sollte. Die Regeln, die seiner Hirsauer Reform zu Grunde lagen, schrieb W. in seinen Constitutiones Hirsaugienses nieder, die sich eng an die Consuetudines von Cluny anlehnen, mönchische Disziplin und Askese betonen und das Kloster für Laienbrüder öffneten; die Gründung zahlreicher Tochterklöster (u. a. Zwiefalten, St. Georgen,
Mitte . Jh. Reinhardsbrunn) folgte. begann der großzügige Neubau der Klosteranlage St. Peter und Paul in Hirsau, der W. bis zu seinem Tod in Anspruch nehmen sollte. Ü: a) Astronomica: Lediglich die Vorrede ist überl. in BSB, clm , r–v (. Jh.). – b) Musica: Vollständige Hs. in Wien, ÖNB, cpv , v–v (. Jh.). – Berlin, SBB, lat. qu. , r–r (. Jh.). – Rochester, Sibley Mus. Library of the Eastman School of Music, ML/, r–r (. Jh.). – Bologna, Bibl. del Liceo mus., A, – (. Jh., Kopie einer verbrannten St. Blasiener Hs. des . Jh., abgeschrieben von Padre Martini). – Fragm. Überl. in München, BSB, clm a (. Jh.), r (= cap. ) und Clm , (. Jh.) r–r (= cap. –). Vgl. auch Harbinson (s. Ausg.) S. , – (Abb.). – c) Abh. über ein neues Verfahren, die Mensur der Orgelpfeifen zu bestimmen. «Nova stulorum mensura»: München, BSB, clm , v (. Jh.). – Rochester, Sibley Mus. Library of the Eastman School of Music, MS. , r-v (. Jh.). – Salzburg, St. Peter, cod. A V , v–r (. Jh.). – Wien, ÖNB, cod. , r-v (. Jh.). – Wolfenbüttel, HAB, cod. Gud. Lat. ° , v–r (. Jh.). Der Text erscheint auch in Aribos Traktat «De musica». Hg. v. J. Smits van Waesberghe. Rom , S. –. – «Alia regula Domni Willehelmi de stulis»: München, BSB, clm b, v–r (. Jh.). – Ebd., clm , v–v (. Jh.). – d) J. Smits van Waesberghe (Cod. Oxoniensis Bibl. Bodl. Rawl. C , Pars B, Buren , ) spricht W. in Übereinstimmung mit einem Teil der Hss. «Ter terni» zu, einen kleinen Traktat über die Intervalle (Gerbert, SS de mus. , S. f.). – e) Die in Basel fälschlich unter W.s Namen erschienen drei Bücher Philosophicarum et astronomicarum institutionem sind Wilhelms von Conches Schriften De philosophia mundi (Migne PL , S. ff.). – f) Constitutiones Hirsaugienses: Nach Reimann (, S. f.) existieren Hss. und eine durch den Druck von vertretene, u. a. BSB, clm (./. Jh.); clm (./. Jh.); clm (./. Jh.); clm (./. Jh.). A: a) Astronomica: Bernhard Pez: Thesaurus anecdotorum novissimus /, , S. ff. – Migne PL , , S. –. – b) Musica: Gerbert, SS de mus. , – (nach der St. Blasiener Hs.). – Migne PL ,
Wilhelm von Hirsau S. –. – Müller (s. Lit.) (mit dt. Übersetzung). – D. Harbinson, Rom . – c) Nova stulorum mensura: H. Sowa: Zur Hs. clm . In: Acta musicologica () S. –. – J. Smits van Waesberghe (s. Überl.). – d) Alia regula Domni Willehelmi de stulis: Gerbert, SS de mus. , S. – (als Teil der Schr. Eberhards von Freising). – e) Constitutiones Hirsaugienses: M. Herrgott: Vetus disciplina monastica. Paris , ff.; Migne PL , S. –. – P. Engelbert (Hg.): Wilhelmi Abbatis Constitutiones Hirsaugienses. Bde. (Corpus consuetudinum monasticarum ). Siegburg . L: Friedrich Lauchert, ADB () S. –. – Manitius () S. –. – Christian Berhtold, LexMA () Sp. f. – J. Jürgen Seidel, BBKL () f. – Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –. – Karl Suso Frank, LThK () f. – Ulrich Köpf, RGG () f. – Karl-Werner Gümpel, MGG (Personenteil) () f. – Moritz Kerker: Wilhelm der Selige. Abt von Hirschau und Erneuerer des süddt. Klosterwesens zur Zeit Gregor’s VII. Tübingen . – Adolf Helmsdörfer: Forschungen zur Gesch. des Abtes W. v. H. Göttingen . – Hans Müller: Die Musik W.s v. H. Wiederherstellung, Uebersetzung und Erklärung seines musiktheoretischen Werkes. Frankfurt/ M. . – M. Witten: Der selige W., Abt von Hirsau. Ein Lebensbild aus dem Investiturstreit. Bonn . – Max Fischer: Stud. zur Entstehung der Hirsauer Konstitutionen. Stuttgart . – Ernst Zinner: Das ma. Lehrgerät für Sternkunde zu Regensburg und seine Beziehungen zu W. v. H. In: Zs. für Instrumentenkunde () S. –. – Bernhard Bischoff: Lit. und künstlerisches Leben in St. Emmeram (Regensburg) während des frühen und hohen MA. In: Stud. und Mitt. zur Gesch. des Benediktinerordens und seiner Zweige () S. – (wieder in: Ders.: Ma. Stud. Ausgewählte Aufsätze zur Schriftkunde und Literaturgesch. . Stuttgart , S. –, hier S. f., ). – Wilhelm Wattenbach: Deutschlands Geschichtsquellen im MA. Hg. v. Robert Holtzmann. Bd. , H. . Tübingen S. –, – u. ö. – Karl Otto Müller: Traditiones Hirsaugienses. In: Zs. für Württembergische Landesgesch. (/) S. –. – Karl Gustav Fellerer: Zum Musiktraktat des W. v. H. In: FS Wilhelm Fischer. Innsbruck , –. – Ders.: Unters. zur
Wilhelm von Hirsau Musica des W. v. H. In: Miscelánea en homenaje a monseñor Higinio Anglés . Barcelona , S. –. – Karl Schmid: Kloster Hirsau und seine Stifter. Freiburg i. Br. . – Hermann Jakobs: Die Hirsauer. Ihre Ausbreitung u. Rechtstellung im Zeitalter des Investiturstreits. Köln/Graz , passim (Reg.). – Gerd Zimmermann: W. v. H. († ). In: Lebensbilder aus Schwaben und Franken. Bd. . Hg. v. Max Miller/Robert Uhland. Stuttgart , S. –. – Helga Schaubwecker: Otloh von St. Emmeram. In: Stud. und Mitt. zur Gesch. des Benediktinerordens und seiner Zweige () S. –, hier S. –. – Wilhelm Kurze: Adalbert und Gottfried von Calw. In: Zs. für Württembergische Landesgesch. () S. –, –. – Heinrich Büttner: Abt W. v. H. und die Entwicklung der Rechtsstellung der Reformklöster im . Jh. In: ebd. () S. –. – Hans Josef Böker: W. v. H. In: Beitr. über Bauführung und Bau nanzierung im MA. Hg. v. Günther Binding. Köln , S. –. – Klaus Schreiner: Hirsau. In: Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg. Bearb. v. Franz Quarthal (Germania Benedictina ). Ottobeuren , S. –. – Arno Borst: Mönche am Bodensee –. Sigmaringen , S. –. – Robert Bultot: Quadrivium, natura et ingenium naturale chez Guillaume de Hirsau. In: Rivista di loso a neo-scolastica () S. –. – Eberhard Hause: Die Romfahrt des Abtes W. v. H. In: Schwäbische Heimat () S. –. – Walter Jarecki (Hg.): Signa loquendi. Die cluniazensischen Signa-Listen. Baden-Baden , bes. S. –, –, –. – Elisabeth Hintrager: Das sogenannte Astrolabium des Abtes W. v. H. In: Schr. des Hist.-Wissenschaftlichen Fachkreises ‹Freunde Alter Uhren› in der Dt. Ges. für Chronometrie () S. –. – Felix Berner: Badenwürttembergische Portraits. Gestalten aus tausend Jahren –. Stuttgart , S. –. – Horst Fuhrmann: Neues zur Biogr. des Ulrich von Zell († ). In: Person und Gemeinschaft im MA. FS Karl Schmid. Hg. v. Gerd Althoff u. a. Sigmaringen , S. –. – Monique-Cécile Garand: Les plus anciens témoins conservés des Consuetudines Cluniacenses d’Ulrich de Ratisbonne. In: Scire litteras. Forschungen zum ma. Geistesleben. FS Bernhard Bischoff. Hg. v. Sigrid Krämer/ Michael Bernhard (Abh. der Bayerischen Akad. der Wiss., Phil.-Hist. Kl., NF ). München ,
Mitte . Jh. S. –. – Joachim Köhler: Politik und Spiritualität. Das Kloster Hirsau im Zentrum hochma. Reformbewegungen. München . – K. Schreiner: Hirsau und die Hirsauer Reform. In: Hirsau, St. Peter und Paul –. Bd. : Gesch., Lebens- und Verfassungsformen eines Reformklosters. Hg. v. dems. Stuttgart , –. – Karl Schmid: Sankt Aurelius in Hirsau (?)–/. In: ebd., S. –, bes. S. –. – Norbert Reimann: Die Konstitutionen des Abtes W. v. H. In: ebd., S. –. – Joachim Wiesenbach: W. v. H., Astrolab und Astronomie im . Jh. In: ebd., S. –. – Joachim Wollasch: Spuren Hirsauer Verbrüderungen. In: ebd., S. –. – Felix Heinzer: Buchkultur und Bibliotheksgesch. Hirsaus. In: ebd., S. –, bes. S. –. – Wolfgang Urban: W. v. H. Reformer und Klostergründer. Ost ldern . – Hermann Jakobs: Eine Urkunde und ein Jh. In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins () S. –. – J. Wollasch: A propos des fratres barbati de Hirsau. In: Histoire et société. Mélanges offerts à Georges Duby. Bd. : Le moine, le clerc et le prince. Aix-enProvence , S. –. – Loris Sturlese. Die dt. Philosophie im MA. München , S. –. – Candida Elvert: Eine bisher unbekannte Vorstufe zu den ‹Consuetudines Hirsaugienses›. In: Revue Bénédictine () S. –. – J. Wiesenbach: W. v. H. und die Sphaera. Zum sogenannten Astrolabium von St. Emmeram. In: Romanik in Regensburg. Kunst, Gesch., Denkmalpfege. Beitr. des Regensburger Herbstsymposions zur Kunstgesch. und Denkmalp ege vom . bis . November . Regensburg . – Armin Gerl: W. v. H. – Mönch und Astronom (ca. –). In: Berühmte Regensburger. Hg. v. Karlheinz Dietz/Gerhard H. Waldherr. Regensburg , S. –. – Stephanie Haarländer: Was ist ein Reformabt? Beobachtungen an einer Prosavita W.s v. H. (–). In: Scripturus vitam. Lat. Biogr. von der Antike bis in die Gegenwart. FS Walter Berschin. Hg. v. Dorothea Walz. Heidelberg , S. –. – Pius Engelbert: W. v. H. und Gregor VII. In: Römische Quartalschr. für christliche Altertumskunde und für Kirchengesch. () S. –. – Ders.: Die Constitutiones Hirsaugienses des Abtes W. v. H. Arbeitsber. zur Edition. In: Stud. und Mitt. zur Gesch. des Benediktinerordens und seiner Zweige () S. –. – Michael Buhlmann: Abt W. v. H. und
. Hälfte . Jh. die St. Georgener Klostergründung. St. Georgen . – Robert Gary Babcock: Ein Buchgeschenk W.s v. H. an Kloster Reichenbach. In: DA () S. –. KR Physiologus. – Frühchristliche naturkundliche Textsammlung, griechische Urfassung um / ; breite lat.-gesamteuropäische Rezeption, dt. Bearbeitungen ab dem . Jh. Der Ph. beschreibt in einzelnen Geschichten Tiere (reale und phantastische), P anzen und Mineralien. In angeschlossenen Deutungen stellt der Text einen allegorischen Bezug zur Heilsgeschichte her. Die Naturlehre verdankt ihren schon zu Beginn der Traditionsgeschichte gängigen Werktitel dem Umstand, dass der unbekannte Verfasser sich auf einen Naturkundigen («physiológos») als Gewährsmann beruft. Der Ph. ist ursprünglich in Ägypten, womöglich in Alexandria, verfasst worden und vereint präzise Naturbeobachtungen mit Elementen aus dem Volksglauben und der Mythologie. Er schöpft aus zahlreichen nicht immer zurückführbaren Quellen (darunter vermutlich auch ägyptische und gewiss → Aristoteles und Plinius d. Ä.) und womöglich auch aus der mündlichen Tradition. Durchweg evident ist der Ein uss biblischer Sprache und Vorstellungen. In der ma. Tradition wurde bevorzugt Kirchenvätern wie Epiphanios oder Basileios die Autorschaft für den Ph. zugesprochen. In seiner ältesten Gestalt umfasst der Ph. Abschnitte ( Tiere, P anzen, Steine) ohne erkennbares Ordnungsprinzip. Die kurzen Naturgeschichten sind zwar durchaus heterogen, zum großen Teil haben sie aber eine gemeinsame formale Grundstruktur: Oftmals werden die Einzeldarstellungen durch Formulierungen wie «der Physiologus hat gesagt» oder «gesprochen hat also der Physiologus» eingerahmt. Auf ein einleitendes Bibelwort folgt dann eine kurze Beschreibung des jeweiligen Naturobjektes oder auch nur von signi kanten Einzelzügen. Die Naturbeschreibungen sind intentional schon im Hinblick auf ihre Allegorese ausgestaltet, so dass sich die Deutung letztlich nicht aus dem Naturphänomen ergibt, sondern die intendierte Auslegung das Phänomen de niert. Häu g sind auf Christus, den Menschen oder den Teufel bezogene Deutungen. Die Allegorien folgen Analogiemustern: Der Pelikan, der seine Kinder mit seinem Blut zum Leben
Physiologus erweckt, bezeichnet Christi Opfertod; der Phönix die Auferstehung; der Biber, der sich die Hoden abbeißt, den Menschen, der sich vom Unreinen befreit, usw. Damit repräsentiert die geistlichzeichenhafte Naturlehre des Ph. die frühchristlichma. Spiritualität, in der die von Gott geschaffene Natur als System von Zeichen interpretiert wird, anhand derer Gott zum Menschen spricht. Daher gerieren sich die Ph.-Geschichten, im Gegensatz zur Fabel, als Berichte über reale Naturphänomene und nicht als Fiktion mit tierischen Sprecherrollen oder Ähnlichem. Dass vielen Schilderungen keine Wahrhaftigkeit im naturwissenschaftlichen Sinne zukommt, dürfte zwar schon vielen spätantik-ma. Rezipienten bewusst gewesen sein – dieser Umstand schränkt aber die Verbindlichkeit der geistig-moralischen Exegese keinesfalls ein. Der Ph. lässt sich nicht als geschlossenes Werk de nieren, sondern nur als schon in seiner Grundanlage quantitativ modi zierbares Textkonglomerat. Die Möglichkeit zur Ergänzung, Ersetzung und Streichung ist ein genuiner Aspekt seines Bauprinzips, der eine Fülle unterschiedlicher Fassungen bedingt. Auch der Umfang der einzelnen Kapitel oder deren Reihenfolge ist variabel. Schon die griechische Tradition weist vier unterschiedliche Redaktionen auf. Die älteste lässt sich wiederum in fünf Überlieferungsklassen ausdifferenzieren. Die zweite, sog. «mittelbyzantinische Redaktion» hat den Episodenbestand auf gekürzt (ohne P anzen und Mineralien, teils neue Tiere). Die dritte, sog. «ps.-basilianische Redaktion» stammt aus dem . oder . Jh. und umfasst Kapitel. Sie benennt Basileios als Autor und weist Salomon als Gewährsmann aus. Die spätbyzantinische, sog. «vulgärgriechische Redaktion» bezieht ihre Kapitel aus der ersten und zweiten Redaktion. Die griechischen Fassungen waren der Ausgangspunkt für orientalische Übersetzungen ins Syrische, Armenische, Äthiopische, Arabische und Koptische. Die okzidentale Tradition hingegen geht ausschließlich auf die erste Redaktion zurück. Auf ihr beruhen sämtliche lat. Übertragungen und damit auch die europäisch-volkssprachigen Adaptionen (dt., französisch, englisch, altnordisch). Volkssprachige Teilrezeption und Streuüberlieferung ist für nahezu alle europäischen Landessprachen einschließlich der slawischen nachgewiesen. Vom Ph. abgeleitet ist der ma. Texttypus der Bestiarien, die sowohl lat. als auch volkssprachig verbreitet waren. Sie beziehen Material aus dem Ph. und ergänzen die
Physiologus ses aus Nebenquellen, bevorzugt aus dem enzyklopädischem Schrifttum. Der Übergang von eigentlichen Ph.-Texten zu den Bestiarien ist ießend, wobei die ma. Werkbezeichnungen hier zur Differenzierung völlig untauglich sind. Die französische Ph.-Tradition (älteste Übersetzung um ) ist untrennbar mit der Gattung der Bestiarien verbunden. Die gesamteuropäische Rezeptionsgeschichte des Ph. bzw. einzelner Geschichten aus dem Ph. in Literatur, Malerei, Plastik oder Heraldik ist bis in die Neuzeit nachverfolgbar. Trotz seiner unstrittigen Wirkmacht ist im jeweiligen Einzelfall der konkrete Nachweis für direkten Ph.-Ein uss oft nur schwer zu erbringen, da die Naturgeschichten losgelöst aus ihrem ursprünglichen Kontext als frei vagierendes Textgut in Enzyklopädien oder exegetischen und homiletischen Handbüchern begegnen. Die sekundäre Rezeption über solche Kompilationswerke ist immanenter Bestandteil der Wirkungsgeschichte des Ph. und von der Rezeption des «eigentlichen» Ph. nicht zu trennen. A) Die lat. Fassungen des Ph.: Die lat. Textgeschichte des Ph. setzt in der Spätantike ein. In der Forschung werden fünf eigenständige Redaktionen differenziert. Sie bauen auf der frühesten lat. Tradition auf, die selbst nicht mehr hinreichend rekonstruierbar ist: ) Die spätantike Prosafassung y weist Kapitel und insgesamt Bibelzitate auf, zum Teil aus der Vetus Latina. Unklar ist, ob y direkt auf eine griechische Vorlage zurückgeht oder eine lat. Zwischenstufe anzusetzen ist. – ) Noch Kapitel enthält die Prosafassung c. Neu im Tierbestand sind Hahn und Pferd. Übereinstimmungen mit einer äthiopischen Version aus dem . Jh. sprechen für eine frühe Entstehung auch dieser lat. Fassung. – ) Die Fassung b mit Kapiteln steht in der Tradition ihrer Vorgänger y und c, könnte aber gleichwohl noch selbst in die Spätantike datieren. Die insgesamt Bibelzitate scheinen zumindest teilweise spätere Ergänzungen zu sein. – ) Die im dt. Raum wirkmächtigste lat. Prosafassung stellen die Dicta Chrysostomi dar, die ihre Bezeichnung der ma. Zuschreibung an Johannes Chrysostomus verdanken (die sich allerdings auch schon in mindestens zwei Handschriften der Versio y ndet). Die Dicta bauen auf der Fassung b auf und bilden selbst die Grundlage für die dt. Ph.-Tradition der Frühzeit. Die Dicta-Kurzredaktion mit Kapiteln lässt die P anzen und Mineralien aus und unterteilt die Tiere nach naturkundlichen Kriterien in Landtiere (mit sechs Untergruppen) und Vögel. – ) Schon
. Hälfte . Jh. als Bestiarium einzustufen ist die hochma. Versbearbeitung des Ph. Theobaldi (auch: Ph. italicus, Ph. epsicopus; . Jh.), der Grundlage der spätma. dt. Ph.-Tradition ist. Als Verfasser wird ein nicht identi zierter Theobald benannt. In abwechselnden lat. Versmaßen werden nur noch dreizehn Tiere vorgestellt, wobei in den Werktiteln stets die apostolische Zwölfzahl angegeben wird (die Fabelwesen Sirene und Onozentaur werden mitunter in einem gemeinsamen Kapitel abgehandelt). Die Darstellungen des Ph. Theobaldi stützen sich auf die lat. Fassungen c und vor allem y. Das Spinnenkapitel als Zusatz zum Ph.-Bestand geht wohl auf → Isidor von Sevilla zurück. Bibelzitate sind im Ph. Theobaldi eher selten. Die Versform dürfte im Hinblick auf den Schuleinsatz gewählt worden sein und Memorierzwecken gedient haben. Eine Verwendung des Ph. Theobaldi im Unterricht ist bezeugt. Ein weiteres Beispiel eines lehrbuchgemäßen BestiariumVerstextes auf Ph.-Basis ist der unikal überlieferte Novus Phisiologus (s. Ausg.). B) Die dt. Fassungen des Ph.: Verglichen mit der reichhaltigen lat. Tradition ist die Verbreitung der dt. Ph.-Fassungen ein Randphänomen. Es handelt sich um vereinzelte Übertragungen ohne Traditionskontinuität aus dem ./. Jh. und . Jh. Die älteren Bearbeitungen gehen auf die Dicta Chrysostomi zurück, die spätma. sind keine Ph. im engeren Sinne, sondern fußen auf dem Bestiarium Ph. Theobaldi. Ein gattungsgeschichtliches Bindeglied zwischen den Dicta- und den Ph. TheobaldiBearbeitungen ist der sog. Melker Ph. Eine signi kante Nachwirkung der dt. Bearbeitungen ist nicht bekannt. ) Dicta Chrysostomi-Bearbeitungen: a) Der sog. Ahd. Ph. ist eine unvollständige Prosaübersetzung der Dicta aus dem . Jh., die im alemannischen Sprachraum entstanden ist. Der Text bricht in seiner unikal überlieferten Gestalt nach zwölf Tierbeschreibungen im Eidechsenkapitel ab. Von den wenigen Bibelzitaten sind zwei in der lat. Sprache belassen. – b) Der frühmhd. Wiener Ph. (auch: Jüngerer oder Prosa-Ph.) stammt aus der Mitte des . Jh. und bietet alle Dicta-Kapitel in dt. Prosa. Die Sprache des Textzeugen legt eine Entstehung der Bearbeitung im bairisch-österreichischen oder schwäbischen Sprachraum nahe. Drei der geistlichen Auslegungen (Einhorn, Panther, Elefant) sind gekürzt, lat. Rudimente nden sich nicht mehr, auch nicht bei den Bibelzitaten. – c) Der paargereimte Millstätter Ph. ist mit dem
. Hälfte . Jh. Wiener Ph. durch die jeweiligen Überlieferungskontexte eng verbunden: Beide werden in einer bedeutenden geistlichen Sammelhandschrift jeweils zwischen der → Altdeutschen Genesis und der → Altdeutschen Exodus überliefert. Dass beide Codices auf eine gemeinsame Vorlage zurückgehen, macht eine originäre Zusammengehörigkeit der zwei Ph.-Fassungen zusätzlich wahrscheinlich. Vermutlich waren die lat. Quellen des Wiener und des Millstätter Ph. identisch (möglicherweise handelt es sich um diejenige Dicta-Version, die vom Münchner Clm repräsentiert wird). Denkbar ist auch, dass die Millstätter Reimversion direkt vom Wiener Ph. abhängt und somit keine Übersetzung einer lat., sondern Bearbeitung einer dt. Vorlage darstellt. Die Reimversion wäre dann später im . Jh. anzusetzen. Als ihr Urheber kommt ein Kleriker aus dem bairisch-österreichischem Raum in Frage. Die Paarreime sind mitunter unbeholfen, ansonsten wird der lat. Text souverän und vollständig mit allen Kapiteln wiedergegeben. Wortgebrauch und Sprache des Bearbeiters sind moderner als bei der Wiener Fassung. – d) Das Schäftlarner Fragment (. Jh.) hat zuwenig Text (Onozentaur, Einhorn-Fragment), um es kategorisieren zu können. Eine von den anderen Fassungen unabhängige Vorlage scheint aber wahrscheinlich. ) Der Melker Ph. dürfte aus der Zeit um stammen. Er lässt sich keinem lat. Ph.Traditionsstrang zuordnen und stellt eine gattungsgeschichtliche Stufe zwischen Ph. und Bestiarium dar. Es werden insgesamt Tiere vorgestellt, wobei die Interpolation aus anderen Quellen massiv ist und nicht nur Namen und Beschreibungen betrifft, sondern auch die Form der Auslegung. Dabei herrscht eine klare Tendenz, die Naturbeobachtungen auf das rechte religiöse Verhalten von Laien und Klerikern zu beziehen. ) Ph. Theobaldi-Bearbeitungen: Die ohnehin schmale dt. Tradition der Ph. im eigentlichen Sinne versiegt schon im . Jh. Erst in der Überlieferung des . Jh. ist der Ph. indirekt über das TheobaldiBestiarium wieder im dt. Schrifttum präsent. a) Als Ph. Theobaldi dt. wird eine Bearbeitung bezeichnet, die in den frühen er Jahren des . Jh. in Augsburg in den Druck gelangte. Ob die direkte Vorlage lat. oder volkssprachig war, muss offen bleiben. Der Drucktext ist eine inhaltlich getreue Wiedergabe einer Normalfassung des Versbestiariums in dt. Prosa mit nur wenigen Zusätzen.
Physiologus Das Tauben-Kapitel fehlt. – b) Eine weiterer ProsaTheobaldi ist der Indersdorfer Ph. Er wird im Verbund mit einer kommentierten lat. Ph.-TheobaldiFassung tradiert, wodurch seine Funktion als Verständnishilfe für den Schulunterricht evident ist. – c) Gleichsam an einen lat. Ph. Theobaldi gekoppelt ist der dt. Ph. Theobaldi in Reimpaaren, der nd. Sprachelemente aufweist. Auch der Verfasser der Reimversion hat einen Unterrichtstext konzipiert und dabei dichterische Aspekte hintangestellt: Die Reime sind überwiegend unrein und die Verse von unterschiedlicher Länge. – d) Im Kontext der Bestiarien verdienen zwei Gattungsvertreter Erwähnung: der sog. → Moralische Physiologus, dessen neuzeitliche Betitelung einen engen Zusammenhang zum Ph. suggeriert, den das kleine Bestiarium indes nicht aufweist, und das französische Bestiaire d’amour des Richard de Fournival aus dem . Jh., das ins niederfränkische übertragen worden ist (→ Minnebestiarium). Ü: Griechisch: Es sind rund Hss. bekannt. Vgl. die Ausg. von Sbordone und zusätzliche Hinweise in VL () Sp. f. – Lat.: Während die Überl. der Fassungen y und c relativ schmal ist, sind von b über Textzeugen erhalten, was der breiteren Rezeption (z. B. durch die englischen und französischen Bestiarien) entspricht. – Dicta Chrysostomi: Über Hss. – Ph. Theobaldi: Rund Hss., und über Drucke (s. GW M–M). Vgl. zur Überl. aller lat. Fassungen die Angaben in den Ausg., Sbordone , Henkel passim. (auch zur dt. Überl.) und VL () Sp. –. – Dt.: Ahd. Ph.: Wien, ÖNB, Cod. , r–r (Perg., . Jh., alemannisch [aus dem Benediktinerkloster Hirsau?]); eingefügt zwischen zwei lat. Texte (Abb. v. r–r unter www.handschriftencensus.de/abbildungen#W). – Wiener Ph.: Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Perg., letztes Viertel . Jh., bair.österr. [schwäbischer Einschlag beim Ph.]); vorgesehene Illustrationen sind nicht ausgeführt. – Faks.: Edgar Papp: Cod. Vindobonensis . Frühmhd. Sammelhs. der ÖNB in Wien. ‹Genesis› – ‹Ph.› – ‹Exodus› (Litterae ). Göppingen . – Millstätter Ph.: Klagenfurt, Landesarch., Cod. GV / (→ Millstätter Hs.) v–r (Perg., bair.-österr., um oder frühes . Jh.); illustriert mit einfachen, zum Teil mehrfarbigen Strichzeichnungen. Eine Millstätter Provenienz des lange im Kloster Millstatt verwahrten Cod. ist strittig. – Faks.: Alfred Kracher: Millstätter Genesis und Ph. Hs.
Physiologus Vollst. Facsimileausg. der Sammelhs. / des Geschichtsvereines für Kärnten im Kärntner Landesarch., Klagenfurt (Codices Selecti ). Graz . – Schäftlarner Fragm.: München, BSB, Clm , r (Perg., um , bair.); achtzeiliger Nachtrag in einer lat. Hs. – Melker Ph.: Melk, Stiftsbibl., Cod. , S. – (Pap., vor , bair.-österr.); geschrieben von Lienhart → Peuger. – Zeilen des Textes auch auf drei Steintafeln der Abteikirche St. Daniel in Celje (Cilli, Slowenien) aus dem . Jh. – Ph. Theobaldi dt.: Druck: Augsburg: Anton → Sorg, o. J. [/] mit zahlreichen Holzschnitten (GW M). – Indersdorfer Ph.: München, BSB, Clm , Bl. – (Pap., /, aus dem Augustinerchorherrenstift Indersdorf). – Ph. Theobaldi in Reimpaaren: Ebd., Clm , r–v (Pap., . Jh.). A (Auswahl): Griechisch: Ph. Graeci singulas variarum aetatum recensiones in lucem protulit Francesco Sbordone. Mailand (Nachdr. Hildesheim/New York ). – Dieter Offermanns: Der Ph. nach den Hss. G und M (Beitr. zur klassischen Philologie ). Meisenheim am Glan . – Dimitris Kaimakis: Der Ph. nach der ersten Red. (Beitr. zur klassischen Philologie ). Meisenheim am Glan . – Ph. griechisch/dt. Übers. und hg. v. Otto Schönberger (RUB ). Stuttgart , . Lat.: Fassung y: Francis James Carmody: Ph. latinus versio y. In: University of California publications in classical philology / (Berkeley ) S. –. – Fassung c: Charles Cahier/Arthur Martin: Mélanges d’archéologie, d’histoire et de littérature. Collection de mémoires sur l’orfévrerie ecclésiastique du moyen age. Bde. Paris –, hier Bd. , S. – passim; Bd. , S. – passim; Bd. , S. – passim. – P. Bernensis. VollFaks.-Ausg. des Cod. Bongarsianus der Burgerbibl. Bern. Wissenschaftlicher Komm. von Christoph von Steiger/Otto Homburger. Basel (mit dt. Übersetzung). – Bent Gerbert: Der Satyr im Bad. Textsinn und Bildsinn in der Ph.-Hs. Cod. Bongarsianus der Burgerbibl. Bern. Mit einer Edition der Versio C des ‹Ph. latinus›. In: Mlat. Jb. () S. –. – Fassung b: F. J. Carmody: ‹Ph.› latinus. Éditions préliminaires versio b. Paris . – José Antonio Villar Vidal/Pilar Docampo ´ Alvarez: El ‹Fisiólogo› latino: versión B. Tl. : Introducción y texto latino. In: Revista de literatura medieval () S. –; Tl. : Traducción y comentarios. In: ebd., S. –. – Dicta Chrysostomi: Friedrich Wilhelm: Denkmäler dt. Prosa des .
. Hälfte . Jh. und . Jh. Abt.: A: Text, Abt. B: Komm. (Münchener Texte ). München / (Nachdr. in einem Bd. [Germanistische Bücherei ]) hier B, S. –. – Ph. Theobaldi: Theobaldi ‹Ph.›. Edited with introduction, critical apparatus, translation and commentary by P. T. Eden (Mlat. Stud. und Texte ). Leiden/Köln . – Novus Phisiologus:, Árpád Péter Orbán: Novus phisiologus. Nach Hs. Darmstadt (Mlat. Stud. und Texte ). Leiden . – Weitere lat. Versi kationen: Henkel , S. –. Dt.: Ausg. mehrerer Fassungen: Wilhelm: Denkmäler (s. o.) A, S. – (Synopse Ahd. Ph. und Wiener Ph.) B, S. f. (Schäftlarner Fragm.) f. (Komm.) – Friedrich Maurer: Die religiösen Dichtungen des . und . Jh. Bd. . Tübingen , S. – (Ahd. Ph., Wiener Ph., Millstätter Ph.). – Ders.: Der altdt. Ph. Die Millstätter Reimfassung und die Wiener Prosa (nebst dem lat. Text und dem ahd. Ph.) (ATB ). Tübingen . – Ahd. Ph.: Karl Müllenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkmaler dt. Poesie und Prosa. aus dem VIII.–VXII. Jh. . Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin (Nachdr. Berlin/Zürich ) Bd. , S. – (Nr. LXXXII). – E. v. Steinmeyer: Die kleineren ahd. Sprachdenkmäler. Berlin (Nachdr. Dublin/ Zürich ) S. – (mit. lat. Paralleltext). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgeführt v. Karl Helm. . Au . bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. Tübingen , S. – (Auszug). – Wiener Ph.: Lauchert (s. Lit.) S. –. – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann: Frühe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland – (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. – (nach F. Wilhelm, mit Übersetzung) – (Komm.). – Millstätter Ph.: Theodor von Karajan: Dt. Sprach-Denkmale des zwölften Jh. Wien , S. –. – Peter F. Ganz: Geistliche Dichtung des . Jh. Eine Textausw. (Philol. Stud. und Quellen ). Berlin , S. – (Teilausg.) – (Komm.). – Christian Schröder: Der Millstätter Ph. Text, Übersetzung, Komm. (Würzburger Beitr. zur Philologie ). Würzburg , S. –. – Schäftlarner Fragm.: Pretzel (s. Lit.) S. . – Melker Ph.: Wolfgang Stammler: Spätlese des MA. Bd. : Religiöses Schrifttum (TspMA ). Berlin , S. –, – (Komm.). – Tafelinschrift: Henkel , S. . – Ph. Theobaldi dt.: Dietrich Schmidtke: Ph. Theobaldi dt. In: PBB (Tüb.)
. Hälfte . Jh. () S. –. – Ph. Theobaldi in Reimpaaren: Henkel , S. –. Ü: Der Ph. Tiere und ihre Symbolik. Übertr. und erl. v. Otto Seel. Zürich , (Neuausg. Zürich/Düsseldorf ; Düsseldorf ). – Ph. Naturkunde in frühchristlicher Deutung. Aus dem Griechischen übers. und hg. v. Ursula Treu. Hanau , . – Physiologos. Le bestiaire des bestiaires. Texte traduit du grec, introduit et commenté par Arnaud Zucker (Collection Atopia). Grenoble . L: Manitius () S. u. ö. – Ehrismann / () S. –. – De Boor/Newald () S. –, – u. ö. – Ch. Schröder, VL () Sp. –; () Sp. . – O. Seel, KNLL () S. –. – Werner Seibt/Joachim Gruber/Nikolaus Henkel u. a., LexMA () Sp. –. – Klaus Alpers, TRE () S. –. – N. Henkel, Killy () S. f. – Max Friedrich Mann: Die ahd. Bearb. des Ph. In: PBB () S. –. – Friedrich Lauchert: Gesch. des Ph. Straßburg . – Max Goldstaub: Der Ph. und seine Weiterbildung. In: Philologus Suppl. (/) S. –. – Helmut de Boor: Frühmhd. Sprachstil. Tl. . In: ZfdPh () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Kleine Schr. . Berlin , S. –). – F. Sbordone: Ricerche sulle fonti e sulla composizione del P. Greco. Neapel . – Ulrich Pretzel: Frühgesch. des dt. Reims. Bd. / (Palaestra ). Leipzig (Nachdr. New York u. a. ) S. –. – Max Wellmann: Der Ph. Eine religionsgeschichtlich-naturwissenschaftliche Unters. In: Philologus Suppl. / () S. –. – Hermann Menhardt: Wanderungen des ältesten dt. Ph. In: ZfdA () S. f. – Ben Edwin Perry: Ph. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswiss. () Sp. –. – F. J. Carmody: Quotations in the Latin Ph. from Latin Bibles earlier than the Vulgate. In: University of California publ. in classical philology / (Berkeley ) S. –. – F. Sbordone: La traditione manoscritta del Ph. latino. In: Athenäum NS () S. –. – Erik Peterson: Die Spiritualität des griechischen Ph. In: Byzantinische Zs. () S. – (wieder in: Ders.: Frühkirche, Judentum, Gnosis. Stud. und Unters. Rom [Nachdr. Darmstadt ] S. –). – H. Menhardt: Der Millstätter Ph. und seine Verwandten (Kärntner Museumsschr. ). Klagenfurt . – Ders.: Die Zweiheit Genesis – Ph. und der Zeitansatz der
Physiologus Exodus. In: ZfdA (/) S. –. – Heinz G. Jantsch: Stud. zum Symbolischen in frühmhd. Lit. Tübingen . – Hans Robert Jauß: Unters. zur ma. Tierdichtung (Zs. für romanische Philologie, Beih. ). Tübingen . – Ruth Beßling: Die Denkmäler der Millstätter Hs. Vom Rechte, Die Hochzeit, Ph., Millstätter Sündenklage. Eine grammatische Unters. Diss. Hamburg . – Hella Frühmorgen-Voss: Stud. zur illustrierten Millstätter Genesis (MTU ). München , passim. – H. Menhardt: Die Mandragora im Millstätter Ph., bei Honorius Augustodunensis und im St. Trudperter Hohenliede. In: FS Ludwig Wolff. Hg. v. Werner Schröder. Neumünster , S. –. – U. Treu: Zur Datierung des Ph. In: Zs. für die neutestamentliche Wiss. () S. –. – D. Schmidtke: Geistliche Tierinterpretation in der deutschsprachigen Lit. des MA (–). Diss. Berlin . – Emma Brunner-Traut: Altägyptische Mythen im Ph. In: FS Siegfried Schott. Hg. v. Wolfgang Helck. Wiesbaden , S. – (auch in: Antaios [] S. –). – U. Treu: Amos VII , Schenute und der ‹Ph.›. In: Novum Testamentum () S. –. – Herbert Kolb: Der Hirsch, der Schlangen frißt. Bemerkungen zum Verhältnis von Naturkunde und Theologie in der ma. Lit. In: Mediævalia litteraria. FS Helmut de Boor. Hg. v. Ursula Hennig/H. Kolb. München , S. –. – Friedrich Ohly: Tau und Perle. Ein Vortrag. In: PBB (Tüb.) () Sonderbd. (FS Ingeborg Schröbler) S. –. – Rudolf Riedinger: Der ‹Ph.› und Klemens von Alexandreia. In: Byzantinische Zs. () S. –. – Ders.: Seid klug wie die Schlange und einfältig wie die Taube. Der Umkreis des Physiologos. In: Byzantina () S. –. – N. Henkel: Stud. zum Ph. im MA (Hermaea NF ). Tübingen . – F. Ohly: Diamant und Bocksblut. Zur Traditionsund Auslegungsgesch. eines Naturvorgangs von der Antike bis in die Moderne. Berlin . – Klaus Grubmüller: Überlegungen zum Wahrheitsanspruch des Ph. im MA. In: Frühma. Stud. () S. –. – Christoph Gerhardt: Die Metamorphosen des Pelikans. Exempel und Auslegung in ma. Lit. (Europäische Hochschulschr. /). Frankfurt/M. . – N. Henkel: Die Begleitverse als Tituli in der ‹Ph.›-Überl. In: Mlat. Jb. () S. –. – Michael J. Curley: ‹Ph.›, «Φυσιολογία» and the Rise of Christian Nature Symbolism. In: Viator () S. –. – Wolfgang Harms/Heimo Reimitzer (Hg.): Natura loquax. Naturkunde und allegorische Naturdeutung
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. Hälfte . Jh. Nona C. Flores. New York , S. –. – Martina Pippal: Der Millstätter Ph. und die romanische Plastik in Millstatt. In: Stud. zur Gesch. von Millstatt und Kärnten. Hg. v. Franz Nikolasch (Arch. für vaterländische Gesch. und Topographie ). Klagenfurt , S. –. – Ludmilla Evdokimova: Deux traductions du Ph.: le sens allégorique de la nature et le sens allégorique de la Bible. In: Reinardus () S. –. – Alan B. Scott: The Date of the ‹Ph.›. In: Vigiliae christianae () S. –. – P. Docampo Álvarez u. a.: La versión C del ‹Fisiólogo› latino: el Cod. Bongarsianus de Berna. In: Medievalismo () S. –. – Horst Schneider: Die Ibis-Kap. im Ph. In: Vigiliae christianae () S. –. – So Shitanda: Rezeption der Allegorese, Metaphorik und Symbolik der lat. ‹Ph.›-Version in volkssprachigen ‹Ph.›Versionen. In: Akten des X. Internationalen Germanistenkongresses. Bd. . Hg. v. Peter Wiesinger u. a. Bern u. a. , S. –. – Klaus Bitterling: Ph. und Bestiarien im englischen MA. In: Mlat. Jb. () S. –. – Schröder (s. Ausg.) S. –, –. – Maryvonne Hagby: ‹Ph.›-Eigenschaften in der mhd. Kurzepik. Über den Umgang mit Autorität und Faktizität beim Stricker. In: Die Kleinepik des Strickers. Texte, Gattungstraditionen und Interpretationsprobleme. Hg. v. Emilio González/ Victor Millet (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – Stavros Lazaris: Le ‹Ph.› grec et son illustration. Quelques considérations à propos d’un nouveau témoin illustré. In: Bestiaires médiévaux. Nouvelles perspectives sur les manuscrits et les traditions textuelles. Hg. v. Baudouin van den Abeele (Textes, études, congrès ). Turnhout , S. –. – Gohar Muradyan: ‹Ph.›. The Greek and Armenian versions with a study of translation technique (Hebrew University Armenian studies ). Löwen . – Martin Germann: Der illustrierte karolingische ‹Ph.›. Antike Naturkunde, christlich gedeutet. In: Actes et communications. Association Internationale de Bibliophilie, XXIVe Congrès en Suisse. Red.: Aglaja Huber-Toedtli. St. Gallen , S. –. – Wilhelm Köller: Narrative Formen der Sprachre exion. Interpretationen zu Geschichten über Sprache von der Antike bis zur Gegenwart (Studia lingustica germanica ). Berlin/New York , S. –. – Vittoria Dolcetti Corazza: Crossing paths in the Middle Ages: the ‹Ph.› in Iceland. In: The garden of crossing paths. The manipulation and rewriting of
. Hälfte . Jh. medieval texts. Hg. v. Marina Buzzoni (Atti ). Venedig , S. –. – Willem Pieter Gerritsen: De eenhoorn, de Bijbel en de ‹Ph.›. De metamorfose van een Oud-Indische mythe. In: Tijdschrift over middeleeuwse letterkunde in de Nederlanden () S. –. – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , Reg. – Valentine Pakos: Sirens and their victims in version B of the Latin ‹Ph.›. In: Mlat. Jb. () S. –. – S. Shitanda: Translation und Transgression in den mlat. und volkssprachigen ‹Ph.›-Versionen. In: Translation und Transgression. Interkulturelle Aspekte der Übersetzung(swiss.). Hg. v. Ernest W. B. HessLüttich (Cross cultural communication ). Franfurt/M. u. a. , S. –. – Marco Depietri: Der ‹Jüngere Ph.›. Eine sprachwissenschaftliche Unters. (Schriftenreihe Philologia ). Hamburg . – V. Pakos: Contextual duplicity and textual variation: the siren and onocentaur in the Ph. tradition. In: Mediaevistik () S. –. – Jacqueline Leclercq-Marx: L’illustration du ‹Ph.› grec et latin, entre littéralité et réinterprétation de l’allégorie textuelle. Le cas des manuscrits «Bruxellensis –» et «Smyrneus B.». In: L’ allégorie dans l’art du Moyen Âge. Formes et fonctions, héritages, créations, mutations. Hg. v. Christian Heck. Turnhout , S. –. – Tom Loo: Der ‹Novus Ph.› Konrads von Mure. In: Mlat. Jb. () S. –. – A. Zucker: Der ‹Ph.›. Ein christliches Modell der Tiernaturen. In: Animali. Tiere und Fabelwesen von der Antike bis zur Neuzeit. Ausstellung des Schweizerischen Nationalmuseums. Hg. v. Luca Tori/Aline Steinbrecher. Genf u. a. , S. –. – Tobias Nicklas: Staunen über Natur und christliche Lebenshaltung. Die Welten des ‹Ph.›. In: Credible, incredible. The miraculous in the ancient Mediterranean. Hg. v. dems./Janet E. Spittler (Wissenschaftliche Unters. zum NT ). Tübingen , S. –. VZ Salomonisches Glossar. – Lat.-lat. Wörterbuch, in mehreren Handschriften auch mit ahd. Worterklärungen, ab dem . Jh. Nach der Überlieferung wird das S. G. früh mit einem Konstanzer Bischof namens Salomo in Verbindung gebracht, so im Sangallensis (um , ohne ahd. Glossen). Gemeint ist wahrscheinlich Salomo III. (um –), seit Bischof von
Salomonisches Glossar Konstanz und Abt von St. Gallen. Er kommt jedoch keinesfalls als Autor oder Urheber des um in Corbie entstandenen Liber glossarum in Frage, kann aber durchaus Initiator bzw. Auftraggeber einer Abschrift dieses Werks gewesen sein. Aufgrund ihrer Untersuchung der Quellenschichten des Kompendiums sind nach Meineke (, noch nicht ) – anders als nach Steinmeyer/Sievers (s. Ausg.) – bei der im bayerischösterreichischen Kulturraum überlieferten «Glossarkompilation mit volkssprachigen Glossen [...] zwei Fassungen (A und B) zu unterscheiden» (S. ). Das zweimal das Alphabet durchlaufende Wörterbuch enthält volkssprachige, vor allem aus der Zeit um stammende Interpretamente, deren Anteil am Gesamtwerk jedoch gering ist. Die ältere Glossarkompilation (Fassung A) ist in zwei Textzeugen erhalten, «die selbst jünger sind als die Überlieferung der späteren Fassung B» (ebd.; fragmentierte und vollständige Handschriften sowie die Augsburger Inkunabel). «Neben dem epitomierten Liber Glossarum sind in das zweite alphabetische Glossar der Fassung B», dessen Umfang wesentlich geringer ist als der des ersten, «zu großen Teilen Artikel der Festus-Epitome des → Paulus Diaconus eingearbeitet» (S. ). Auch der sog. Abavus maior (seit dem . Jh. überliefert) hat Eingang in das S. G. gefunden. Ü (nach Meineke ): Liber glossarum: St. Gallen, Stiftsbibl., cod. , S. – (. Jh., wohl nicht in St. Gallen entstanden; am Anfang und am Ende defekt). – Einsiedeln, Stiftsbibl., cod. , S. – (letztes Viertel . Jh.); Incipit: «Incipiunt glosse˛ iussu Salomonis Constantiensis episcopi de diversis auctorabilibvs libris de orate et in vnvm uolvmen dilvcide studiosque digeste feliciter». – Prag, Nationalmuseum (Knihovna národního muzea), cod. . G. (früher Kynˇzvart, cod. ), r–v (. Jh., Ochsenhausen); Incipit: «Incipiˉut glose iussu salomonis constantiensis eˉpi de divssis libris in unˉu volumen sub breuitate collecte». – Solothurn, Staatsarch., Hs. (. Jh., Doppelbl.). S. G., Fassung A: Ljubljana (Laibach), Arhiv Republike Slovenije, AS Collectanea I., Fasc. . Abavus maior (Fragmente) (zweite Hälfte . Jh.). – London, British Library, Ms. Add. , r–v (. Jh., St. Georgenberg). S. G., Fassung B (zu näher zusammenstehenden Gruppen gebündelt, chronolgisch gereiht):
Salomonisches Glossar t: München, BSB, / (. Jh.; Teile einer Tegernseer Hs.; Fragmente aus dem Buchstaben D des . Glossars). – i: München, BSB, clm , r–v (zweite Hälfte . Jh., Schäftlarn). – q: Brüssel, Archives Générales du Royaume, BR. ms. IV , n° , ra–vd (. Jh.; Reste eines Doppelbl.; Textfragmente . Alphabet. Glossar, Buchstabe C). – m: München, BSB, clm ,, Einzelbl. (. Jh.; Textfragm. . Alphabet. Glossar, Buchstabe I). – f: Admont, Stiftsbibl., cod. , a–b (., eher . Jh., Admont). – d: München, BSB, clm , va–rd (zweite Hälfte . Jh., , Prüfening). – e: Ebd., clm , ra–vb (erste Hälfte . Jh., Scheyern). – c: Ebd., clm , –v (. Jh., vor März , Windberg). – z: Ebd., clm ,, rund fragmentierte Bll. (./. Jh.; Provenienz: Regensburg; Schriftheimat: Südwestdeutschland [?]). – a: Zwettl, Stiftsbibl., cod. , va–va (letztes Drittel . Jh., ca. /–). – j: Lawrence, University of Kansas, Kenneth Spencer Research Library, MSJ ::–; (./. Jh.; Fragmente aus dem Buchstaben A). – b: Wien, cod. , ra–vb (Ende . Jh.; vielleicht Österreich; nur . Glossar). – p: Heiligenkreuz, Stiftsbibl., cod. , ra–vc (. Jh., Heiligenkreuz). – r: Lilienfeld, Stiftsbibl., cod. , r–va (Mitte oder zweite Hälfte . Jh., Lilienfeld). – g: Prag, Nationalmuseum (Knihovna národního muzea), cod. X A , S. a–c (erste Hälfte . Jh.). – h: München, BSB, cgm , II, ra-vc (./. Jh.; Fragm.). – v: Hohenfurt (Vyˇsˇsi Brod), Kláˇsterní knihovna CCXVIII (. Jh., Hohenfurt oder Lilienfeld; zwei Fragmente; Textfragmente aus dem Buchstaben T). – u: München, BSB, clm , (./. Jh.; Rest eines Doppelbl.; Textfragm. aus dem Buchstaben V). – n: Ebd., clm ,, Bl. (. Jh.; Textfragm., . Alphabet. Glossar, Buchstabe V). – o: Ebd., clm ,, Bll. (. Jh.; Textfragmente, . Alphabet. Glossar, Buchstabenbereich P–R). Bearbeitungen: s: London, British Library, Ms. Harl. , r–v (./. Jh.; Textfragm., . Alphabet. Glossar, Buchstabe S). – München, BSB, clm , ra–vb (. Jh.; Auszüge oder Kopie einer kleinen grob alphabetisierten Glossenslg., partielle Übereinstimmungen mit Fassung A). – l: Innsbruck, ULB, cod. , v–v (. Jh.; Auszüge aus dem Buchstabenbereich C beider alphabetischer Glossare). – München, BSB, clm , ra–va (. Jh., Kaisheim; gekürzte Fassung/Exzerpt).
. Hälfte . Jh. I: Augsburg, um (HC *); vgl. Bühler (mit Liste erhaltener Exemplare in mehr als Bibliotheken); Schmidt, S. –. A: Die ahd. Glossen. Gesammelt und bearb. v. Elias Steinmeyer und Eduard Sievers. Bd. . Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. –; Bd. . Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. . – Ambros Kocher: Ma. Hss. aus dem Staatsarch. Solothurn (Veröff. des Solothurner Staatsarch. ). Solothurn , S. –. – Bohumil Ryba: Die Hohenfurter Fragmente der Glossae Salomonis. In: Studie o rukopisech (Prag ) S. – (auch Glossennachträge). – Hans Thoma: Altdeutsches aus Londoner Hss. In: PBB () S. –, hier S. –, (Korrekturen und Glossennachträge). – Ergänzungen zur Ausgabe von Steinmeyer/Sievers auch bei Firchow/Winter, Meineke und . Zu den älteren Ausgaben und zur Forschungsgeschichte vgl. Meineke . L: Manitius () S. –. – Hans-Ulrich Schmid, VL () Sp. – (überarb. wieder in: Ahd. und as. Lit. Hg. v. Rolf Bergmann. Berlin/Boston , S. –). – Wallace Martin Lindsay: Glossaria Latina. Bd. . Paris . – J. R. McGeachy: The Glossarium Salomonis and its Relationship to the Liber Glossarum. In: Speculum () S. –. – Curt F. Bühler: Remarks on the Printing of the Augsburg Edition (c. ) of Bishop Salomo’s Glossae. In: Hommage to a Bookman. Essays on Manuscripts, Books and Printing, written for H. P. Kraus. Hg. v. H. Lehmann-Haupt. Berlin , S. –. – Ryba (s. Ausg.). – Václav Bok: Zur Bestimmung der ahd. Glossen im Fragm. des S. G.s der Klosterbibl. von Hohenfurt. In: Germanistica Pragensia () S. –. – Rolf Schmidt: Reichenau und St. Gallen. Ihre literarische Überl. zur Zeit des Klosterhumanismus in St. Ulrich und Afra zu Augsburg um (Vorträge und Forschungen, Sonderbd. ) Sigmaringen , S. –. – Evelyn Scherabon Firchow/Werner Winter: The Kansas Old High German Glosses. In: ABÄG () S. –. – Birgit Meineke: Zu einem Münchener Fragm. der sog. Glossae Salomonis. In: Sprachwiss. () S. –. – Dies.: Althochdeutsches aus dem . Jh.: Glossae Salomonis im Cod. Lilienfeld Stiftsbibl. (Stud. zum Ahd. ). Göttingen . – Dies.: glose sub iussu salomonis ... sub breuitate collecte. In: Sprachwiss. () S. –. – Dies.: Zur Bedeutungsermittlung im
. Hälfte . Jh. Ahd. In: Rudolf Schützeichel: Addenda und Corrigenda (III) zum ahd. Wortschatz. Mit Beitr. von R. Bergmann u. a. (Stud. zum Ahd. ). Göttingen , S. –, hier S. f. – Dies.: Zu einer Edition der sogenannten Glossae Salomonis. In: Probleme der Edition ahd. Texte. Hg. v. R. Bergmann (Stud. zum Ahd. ). Göttingen , S. –. – Nikolaus Henkel: Althochdeutsches im . Jh.: Die «Glossae Salomonis» der Augsburger Inkunabel HC . In: Gutenberg-Jb. () S. –. – B. Meineke: Die Glossae Salomonis. In: Die ahd. und as. Glossographie. Ein Hb. Hg. v. R. Bergmann/Stefanie Stricker. Bd. . Berlin/ New York , S. –. – Edoardo Barbieri: A peculiarity of the «Glossae» by Salomon III. of Constance. [Augsburg, monastery of SS ; Ulrich and Afra, about ]. In: Sinn und Unsinn des Lesens. Gegenstände, Darstellungen und Argumente aus Gesch. und Gegenwart. Hrsg. v. Sandra Rühr/ Axel Kuhn. Göttingen , S. –. BJ Summarium Heinrici. – Enzyklopädisches lat. Kompendium mit dt. Glossen, zweite Hälfte . Jh. (?). Das meist als S. H. titulierte Kompendium wurde von seinem Verfasser selbst nur S. genannt. Diese in der sonstigen ma. Literatur sehr seltene Bezeichnung wird in den vollständigen Fassungen des Prosaprologs der Schrift vom Autor genauer erläutert. Danach handelt es sich um eine zusammenfassende Gesamtdarstellung von Wissen. Eine ähnliche Erklärung des Begriffs ndet sich in Senecas Briefen an Lucilius, aus denen das S. H. auch an anderer Stelle zitiert. Der im heutigen Werktitel genannte Name Heinricus erscheint nur in wenigen Textzeugen des Kompendiums. Dieser Heinrich muss also nicht mit dem Autor identisch sein. Es könnte sich auch um einen Redaktor oder Mäzen gehandelt haben. Die Forschung hat auch einen Bezug zu Henricus Francigena erwogen. Möglicherweise schrieb ein Redaktor des S. H. diesem das Kompendium zu. Letztlich ist die Verfasserfrage bis heute ungeklärt. Die Herkunft des ursprünglichen Autors wird aufgrund sprachlicher Indizien im Nagoldtal (Baden-Württemberg) vermutet. Über den Entstehungsort des S. H. existieren voneinander abweichende Meinungen. Früher wurde verschiedentlich eine Abfassung in Worms oder Umgebung erwogen. Eine weitere Hypothese sieht den anonymen Autor als Schulmeister
Summarium Heinrici im Reichskloster Lorsch. Teile der Forschung haben auch Würzburg in den Blick genommen: Eine gegen Worms gerichtete Glosse im S. H. könnte sich auf einen Streit zwischen den Domschulen von Worms und Würzburg beziehen, der von bis andauerte. Insgesamt ist die geographische Einordnung des S. H. bis heute ebenso umstritten wie seine Entstehungszeit. Die Erwähnung des gegründeten Bistums Bamberg im Text bietet einen möglichen Terminus post quem. Der spätahd. Lautstand der Glossen legt eine Abfassung noch im . Jh. nahe. Auf diese Zeit verweisen auch textliche Parallelen zwischen dem S. H. und einer Glosse des → Ekkehard IV. von St. Gallen († nach ). Das S. H. erwähnt weiterhin das Reitervolk der Kumanen, das ab der zweiten Hälfte des . Jh. in der europäischen Literatur präsent war (u. a. bei → Adam von Bremen). Um setzt die Überlieferung des Kompendiums ein. Eine Abfassung des Textes um die zweite Hälfte des . Jh. ist also nicht unwahrscheinlich. Das S. H. ist ganz oder teilweise in mehr als , oft süddt. Handschriften und Fragmenten überliefert. Die meisten Handschriften entstanden im . und . Jh., doch wurde das Kompendium noch bis ins späte . Jh. tradiert. Das Spektrum der Textzeugen reicht von vollständigen Textfassungen (u. a. in Handschriften B, A, V) bis zu Kodizes mit kleineren Auszügen des S. H. Als wahrscheinlich autornächste Textfassung gilt das S. H. in Handschrift V. Insgesamt unterscheidet die Forschung zwei Hauptredaktionen des Kompendiums: Die umfangreichere A-Redaktion enthält zehn, die kürzere und jüngere B-Redaktion nur sechs Bücher. Ausweislich der fragmentarischen Überlieferung dürfte Redaktion B spätestens im . Jh. entstanden sein. Ein elftes Buch der S. H. ist in zwei Fassungen erhalten: Die u. a. in Handschrift V vorliegende Kurzfassung ist stets im Anschluss an A-Texte tradiert. Die Langfassung des elften Buchs enthält gewöhnlich die vollständige Kurzfassung und ist häu ger als diese überliefert. Vereinzelt steht die Langfassung in den Handschriften auch neben der A-Redaktion, wird meist aber als eigenständiger Text wiedergegeben. Entsprechend ist sie in solchen Fällen nicht als S. H. tituliert, sondern u. a. als Glossarium latino-theotiscum oder Glossae super alphabetum. Der lat. Haupttext des S. H. ist mit mehr als dt. Glossen versehen. Damit zählt das Kompendium zu den umfangreichsten Glossenschriften des
Summarium Heinrici dt. MA. Die Glossen sind uneinheitlich über das Gesamtwerk und seine Fassungen verteilt. Rund die Hälfte der Glossen be ndet sich in den Redaktionen A und B. Etwa die Hälfte dieses Bestands – also ein Viertel der Gesamtglossen – wird im elften Buch des S. H. wiederholt. Nahezu Wörter des Gesamtbestands erscheinen nur in Redaktion A, rund Wörter allein in B. Immerhin fast Glossen sind nur im elften Buch nachgewiesen. Obwohl die Glossen je nach Textfassung u. a. im Lautstand variieren und vereinzelt auch erweitert wurden, blieben sie insgesamt weitgehend unverändert. Ein großer Teil von ihnen wird heute unmittelbar auf den Autor des S. H. zurückgeführt. Inhaltlich bietet das S. H. einen enzyklopädischen Überblick über Wissensgebiete seiner Zeit. Es liefert im Kontext dieser Themenfelder zahlreiche De nitionen, Synonyme und Interpretamente für den Schulgebrauch. Im Mittelpunkt steht die Vermittlung von Grammatik und Wortschatz der lat. Sprache. Das Werk ist überwiegend nach Sachthemen geordnet; nur das elfte Buch ist alphabetisch angelegt. Der Prosaprolog erläutert zunächst die Gesamtanlage des S. H. Die Handschriften A und B enthalten zusätzlich einen Prolog in leoninischen Hexametern. Der Hauptteil des Kompendiums beruht vor allem auf den Etymologiae (um ) des → Isidor von Sevilla. Das im MA sehr verbreitete Werk stellt nach etymologischen Prinzipien enzyklopädisch die Hauptgebiete zeitgenössischen Wissens dar. Im S. H. ist Isidors Schrift in einer kürzenden und regionalisierten Bearbeitung enthalten. Außerdem ossen u. a. Werke von Priscian, Cassiodor und → Beda in das S. H. ein. Die zehn Bücher umfassende A-Redaktion des S. H. behandelt in Buch I zunächst die lat. Grammatik. In Buch II folgen u. a. Etymologie, Rhetorik, Dialektik, Chronologie, Religion und Musik. Weitere Bücher beschäftigen sich mit Gott, Engeln, Menschen und Tieren (III), P anzen (IV), Erde und Weltall (V), Steinen, Metallen und deren Verarbeitung (VI), mit Städten und Architektur (VII), Völkern, Ämtern, Berufen, Ständen und bedeutenden Personen (VIII), Bekleidung, Nahrungsmitteln und Geschirr (IX) sowie Militär, Rechtsp ege, Handwerk und Medizin (X). In der um fast die Hälfte gekürzten B-Redaktion fehlen Textabschnitte ohne dt. Glossen, vor allem jene aus den A-Büchern I und II. Die dt. Glossen erfahren so gegenüber den lat. Anteilen eine Aufwertung. B verändert auch die inhaltliche Anordnung: Der
. Hälfte . Jh. Mensch wird nun in Buch I behandelt, P anzen in II und Tiere in III. Auf Chronologie, Kosmo- und Geographie (IV) folgen Völker, Architektur und Steine (V), zuletzt Ernährung, Landwirtschaft, Militär und Schiffahrt (VI). Buch XI schließlich versammelt hebräische, griechische und lat. Begriffe mit dazugehörigen Glossen. Hebräische und griechische Lemmata werden jeweils in lat. Umschrift angeführt. Eine Rezeption des S. H. dürfte primär im schulischen Bereich erfolgt sein, wurde aber auch bei zwei bedeutenden Autorinnen des . Jh. nachgewiesen: → Hildegard von Bingen griff für ihre Schriften Lingua ignota und Physica auf das S. H. zurück. → Herrad von Hohenburg (Landsberg) benutzte es für ihren Hortus deliciarum. Weiterhin vermutet die Forschung eine mittelbare Wirkung des S. H. auf das → Liber ordinis rerum, den → Vocabularius Ex quo und die Vokabulare von Johannes → Kotman, Fritsche → Closener und Jakob → Twinger von Königshofen. Insgesamt wird das S. H. zu den wichtigsten Schulbüchern und Realenzyklopädien des MA gezählt. In der IsidorRezeption markiert es eine neue Stufe, die von einer dualistischen Auffassung belebter und unbelebter Natur geprägt war. Die dt. Glossen des S. H. waren von nachhaltiger Wirkung auf die ahd. Tradition und sind heute noch sprachhistorisch bedeutsam. So enthalten sie zahlreiche Erstbelege dt. Wörter und erlauben damit wertvolle Rückschlüsse auf den volkssprachigen Wortschatz in der Übergangszeit vom Alt- zum Mittelhochdeutschen. Ü: Mehr als Hss. und Fragm. mit Voll- und Teilfassungen, Glossen und Auszügen des S. H. ab ca. . – Verz. der Überl. u. a. bei Hildebrandt (s. Lit.). – Rolf Bergmann/Stefanie Stricker: Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bde. Berlin/New York , vgl. das Reg. in Bd. , S. . – www.handschriftencensus.de/ werke/. – Vgl. auch die Ausgaben. Als wichtige Vollhss. des S. H. gelten: B: München, BSB, clm , r–r (Perg., Aldersbach, um frühes . Jh.). – A: Wien, ÖNB, cod. , r–r (Perg., Heiligenkreuz, frühes . Jh.). – V: Erlangen, UB, cod. , r–r, v–r (Perg., Heilsbronn, ). – Vgl. u. a. Wegstein (s. Lit.) S. –. – Bergmann/Stricker (s. o.) Nr. , , . A: Die ahd. Glossen. Hg. v. Elias Steinmeyer/Eduard Sievers. Bd. . Berlin (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. –; Bd. , ebd.
. Hälfte . Jh. , S. –. – S. H. Hg. v. Reiner Hildebrandt (Bd. . mit Klaus Ridder). Bde. Berlin/New York – (vgl. dazu: Werner Wegstein, AfdA [] S. –; Heinrich Tiefenbach, Beitr. zur Namenforschung NF [] S. –; Wolfgang Kleiber, Zs. für Dialektologie und Linguistik [] S. –). – Wegstein (s. Lit.). – Stricker (s. Lit.). – Thies (s. Lit.). – Stricker (s. Lit.). L: De Boor/Newald / () S. . – R. Hildebrandt, VL () Sp. –; () Sp. . – Gerhard Köbler, LexMA () Sp. . – Ernst Hellgardt, Killy () S. f. – Steinmeyer/Sievers (s. Ausg.) S. –. – Edward Schröder: S. H. In: ZfdA () S. f. – Peter Höpfel: Die Lehnprägungen im Glossar H. S. Diss. München . – R. Hildebrandt: Zu einer Textausg. des S. H. Der Erlanger Cod. In: ZfdA () S. –. – W. Wegstein: Anm. zum S. H. In: ebd., S. –. – H. Tiefenbach: Der Name der Wormser im S. H. Bemerkungen zur Neuedition des Glossars mit Beitr. zu Lokalisierung, Datierung und Werktitel. In: Beitr. zur Namenforschung NF () S. – (wieder in: Ders.: Von Mimigernaford nach Reganespurg. Gesammelte Schr. zu as. und ahd. Namen. Hg. v. Albrecht Greule/Jörg Riecke. Regensburg , S. –). – Norbert Wagner: Zur Datierung des S. H. In: ZfdA () S. –. – Marina Bortoletti: S. H. Glossario. Messina . – Lothar Voetz: S. H. Codex discissus P. Kodikologische und stemmatologische Vorarbeiten zur sprachlichen Auswertung einer ahd. Glossenhs. In: Sprachwiss. () S. –. – Gereon Becht: Die wiederentdeckten Fragm. des S. H. In: Heidelberger Jb. () S. –. – W. Wegstein: Stud. zum S. H. Die Darmstädter Hs. . Werkentstehung, Textüberl., Edition (TTG ). Tübingen (vgl. dazu: R. Hildebrandt, AfdA [] S. –). – R. Hildebrandt: S. H. Der Rachinburgius ist ein Landrechter. In: Sprache und Recht. FS Ruth Schmidt-Weigand. Hg. Karl Hauck/Karl A. Kroeschell. Berlin/New York , S. –. – R. Hildebrandt: Der Wort‹Schatz› des S. H. In: Brüder-Grimm-Symposion zur Hist. Wortforschung. Beitr. zu der Marburger Tagung vom Juni . Hg. v. R. Hildebrandt/Ulrich Knoop. Berlin/New York , S. –. – R. Hildebrandt: S. H. Eigilo, der engagierte Kopist. In: Ahd. . Hg. v. Rolf Bergmann u. a. Heidelberg , S. –. – W. Wegstein: Über
Summarium Heinrici ‹Abavus, ûrano, uuerano› im S. H. Anm. zur Lautgesch. von ‹ur-›. In: ebd., Bd. . Heidelberg , S. –. – R. Hildebrandt: Die Florentiner Hs. des S. H. (Buch XI). In: Medioevo e Rinascimento () S. –. – Ders.: Hun(n)ischer (heunischer) Wein. In: Soziokulturelle Kontexte der Sprach- und Literaturentwicklung. FS Rudolf Grosse. Hg. v. Sabine Heimann u. a. Stuttgart , S. –. – Ders.: Saure Trauben. Eine lexikographiekrit. Studie. In: Sprache, Lit., Kultur. FS Wolfgang Kleiber. Hg. v. Albrecht Greule/Uwe Ruberg. Stuttgart , S. –. – Ulrike Thies: Graphematisch-phonematische Unters. der Glossen einer Kölner S. H.-Hs. Mit Edition der Glossen. Göttingen . – Stefanie Stricker: Basel ÖBU. B IX . Stud. zur Überl. des S. H. Langfassung Buch XI. Göttingen (vgl. dazu: R. Hildebrandt, ZfdA [] S. –). – S. Stricker: Die S. H.-Glossen der Hs. Basel ÖBU. B X . Göttingen . – Dagmar Gottschall: Ein neuer Fund zur Datierung des S. H. In: ZfdA () S. –. – S. Stricker: Nochmals zum S. H. Basel ÖBU. B IX . In: Sprachwiss. () S. –. – Rudolf Schützeichel: Addenda und Corrigenda zum ahd. Wortschatz. In: Ders. u. a.: Addenda und Corrigenda (III) zum ahd. Wortschatz. Göttingen , S. –, hier S. f., f., –. – S. Stricker: Kommentierende und korrigierende Anm. zu Basel ÖBU. B IX . In: ebd., S. –. – Dies.: Florentinisches. Zur Überl. des S. H. In: ebd., S. –. – Dies.: Nachzutragende Glosen aus der Hs. Trier, StadtB. /. In: ebd., S. –. – Dies.: Nachtr. und Korrekturen zur Ausg. der S.-H.-Hs. Erlangen, UB. Erlangen-Nürnberg Ms. . In: ebd., S. –. – R. Hildebrandt: Uuillechomô! Ekkehards IV. beliebte Grußformel. In: Verborum Amor. FS Stefan Sonderegger. Hg. v. Harald Burger u. a. Berlin/New York , S. –. – S. Stricker: Editionsprobleme des S. H. In: Probleme der Edition ahd. Texte. Hg. v. R. Bergmann. Göttingen , S. –. – Birgit Meineke: ‹Liber glossarum› und S. H. Zu einem Münchner Neufund. Göttingen . – R. Hildebrandt: Nagolder Stecklinge. Zur Heimatfrage des S.-Verf. In: Svenska Landsmål och Svenskt Folkliv () S. – (wieder in: Ders.: Gesammelte Beitr. zur Germanistik. Gießen , S. –). – Ders.: S. H.: Das Lehrbuch der Hildegard von Bingen. In: Stand und Aufgaben der dt. Dialektlexikographie.
Arzenîbuoch Ipocratis II. Brüder-Grimm-Symposion zur Hist. Wortforschung. Beitr. zu der Marburger Tagung vom Oktober . Hg. v. dems./Ernst Bremer. Berlin/ New York , S. –. – W. Wegstein: Datierungsprobleme des S. H. und die zeitliche Abgrenzung des Ahd. In: Ma. volkssprachige Glossen. Internationale Fachkonferenz des Zentrums für Mittelalterstud. der Otto-Friedrich-Univ. Bamberg, . bis . August . Hg. v. R. Bergmann u. a. Heidelberg , S. –. – Ursula Winter: S. H., . Buch: Glossar (lat. und dt.). In: Aderlass und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/ Eef Overgaauw. Mainz , S. f. – R. Hildebrandt: Kulturgeschichtliche Aspekte des Wortschatzes im S. H. In: Dt. Wortforschung als Kulturgesch. [...]. Hg. v. Isolde Hausner/Peter Wiesinger (Österr. Akad. der Wiss., Phil.-Hist. Kl., Sb. ). Wien , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . – R. Hildebrandt: Das S. H. In: Die ahd. und as. Glossographie. Ein Hb. Hg. v. R. Bergmann und S. Stricker. Bd. . Berlin/New York , S. –. – S. Stricker: Zur Typisierung von Glossaren. In. ebd., S. –. – R. Bergmann/S. Stricker: Neuanfänge und Kontinuiäten in der deutschsprachigen Glossographie des . Jh. In: Dt. Texte der Salierzeit. Neuanfänge und Kontinuitäten im . Jh. Hg. v. Stephan Müller/Jens Schneider. München u. a. , S. –. – Das Thema Kleidung in den Etymologien Isidors von Sevilla und im S. H. Hg. v. Mechthild Müller u. a. Bd. (Erg.-Bde. zum RGA ). Berlin/Boston . – S. Stricker: S. H. In: Ahd. und as. Lit. Hg. v. R. Bergmann. Berlin u. a. , S. –. MM Arzenîbuoch Ipocratis (Bamberger Arzneibuch, Zürcher Arzneibuch). – Rezeptar, . oder frühes . Jh. Das A. I. ist im alemannischen Raum enstanden und umfasst über knapp und präzise formulierte Anweisungen. Die Kompilation ist nach Indikationen geordnet. Eine «a capite ad calcem»Anordnung ist prinzipiell erkennbar, wird aber nicht konsequent aufrecht erhalten. Bis auf die Indikationen selbst, die in der Regel mit griechischlat. Fachtermini bezeichnet werden, ist das Rezeptar einsprachig dt. gestaltet. Dadurch unterscheidet sich das A. I. signi kant von der Mischsprache des ungefähr zeitgleichen → Innsbrucker Arz
. Hälfte . Jh. neibuches. Das zur Autoritätsstiftung dem Hippokrates attribuierte Material ist der frühma. Fachliteratur entnommen. Es handelt sich um im . Jh. weit verbreitete Rezepte, darunter einige Heilsalben und die Zubereitungsanweisung für einen «lutertranc». Als Quellen sind (Ps.-)Plinius, → Ps.Apuleius, Sextus → Placitus Papyriensis, Marcellus Empiricus, Cassius Felix, Gargilius Martialis, Priscian, Dioscurides Pedanios, Ps.-Demokrit und Ps.Petroncellus gesichert. Das A. I. hat eine überregionale und rasche Verbreitung erfahren, was ein mitteldt. Textzeuge aus der Mitte des . Jh. belegt. Gegen die Konkurrenz des → Bartholomäus, der um bereits im ganzen dt. Sprachraum rezipiert wurde, hat sich sich das ältere Rezeptar aber nicht behaupten können. In der medizinisch-fachliterarischen Tradition ab dem . Jh. spielt es faktisch keine Rolle mehr. Ü: Bamberg, SB, Msc. Hist. (olim E.VII.), beschnittene Perg.-Bll. (vorderes und hinteres Schutzbl.) (um , nördl. rheinfränkisch mit obd. Rudimenten). – Zürich, ZB, Cod. C , va–ra (Perg., um , alemannisch). – Exzerpte: Heidelberg, UB, Cpg (Speyrer Arzneibuch) v–r, ra–ra, va–ra, va, vb–ra, rb-va, va (Perg., , alemannisch); zumeist kontaminiert mit Versatzstücken aus dem Bartholomäus. – Streuüberlieferung: Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen , r–r (Pap., . und . Jh., aus Villingen). A: Franz Pfeiffer: Zwei dt. Arzneibücher aus dem . und . Jh. In: Sb. der phil.hist. Cl. der ksl. Akad. der Wiss. . Wien , S. –, hier S. – (Teilabdruck Zürich). – Robert Priebsch: Dt. Prosafragm. des XII. Jh. Tl. . In: Modern Language Review () S. –, hier S. – (Bamberg). – Friedrich Wilhelm: Denkmäler dt. Prosa des . und . Jh. Abt. A: Text; Abt. B: Komm. (Münchener Texte ). München / (Nachdr. in einem Bd. [Germanistische Bücherei ]), A: S. – (Zürich) B: S. – (Bamberg). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – De Boor/Newald / () S. . – Wilhelm (s. Ausg.) Abt. B., S. –, –. – Joachim Telle: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinlit. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg , S. f., . – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im frühen MA (Gesch. der dt. Lit. im MA ).
. Hälfte . Jh. München , , S. . – Matthias Kreienkamp: Das St. Georgener Rezeptar. Ein alemannisches Arzneibuch des . Jh. aus dem Karlsruher Kodex St. Georgen . Tl. : Komm. (A) und textkrit. Vergleich. Diss. Würzburg , S. –, f., , f., . – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. / /B). Bern u. a. , S. , . – Bernhard Schnell: Die dt. Medizinlit. im . Jh. Ein erster Überblick. In: Eine Epoche im Umbruch. Volkssprachliche Literalität –. Cambridger Symposium . Hg. v. Christa Bertelsmeier-Kierst/ Christopher Young. Tübingen , S. –, hier S. . – Jörg Riecke: Die Frühgesch. der ma. medizinischen Fachsprache im Dt. Bd. . Unters. Berlin/New York , S. , . – G. Keil: A. I. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , f. – Valeria Di Clemente: Patologie e medicamenti nello Zürcher Arzneibuch. In: Linguistica e Filologia () S. –, –, f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. u. ö. – V. Di Clemente: Appunti sulla tradizione dello A. Ypocratis: Bamberger Arzneibuch e Zürcher Arzneibuch a confronto. In: Quaderni della Sezione di Glottologia e Linguistica. Dipartimento di Studi Medievali e Moderni, Università ‹G. d’Annunzio› di Chieti / (/) [] S. –. – Dies.: Testi medico-farmaeceutici tedeschi nell’XI e XII secolo (Alemannica ). Allessandria , S. –, f. – Dies.: Vicende della letteratura medico-prognostica pseudoippocratea nell’Europa medievale. La cosiddetta Capsula eburnea (Analogium Hippocratis, Liber veritatis Hippocratis, Secreta Hippocratis, Secreta Democriti) e la sua ricezione in area alto-tedesca (XI/XII–XV sec.). In: Itinerari NF () S. –. VZ Freckenhorster Heberegister und Heberolle. – As. Einkünfte- und Abgabenverzeichnis der Grundherrschaft des Frauenklosters und Stifts Freckenhorst, . Das südlich von Warendorf (Bistum Münster) gelegene Kloster Freckenhorst (seit freiweltliches Stift, / aufgehoben) wurde spätestens von dem Edelherrn Everword begründet; / ist es zum ersten Mal eindeutig genannt. Wohl im Zusammenhang mit der Neuordnung des Präbendenwesens (ab ) zugunsten des Freckenhorster Konvents durch Bischof Erpho von
Freckenhorster Heberegister und Heberolle Münster (–) wurde anlässlich seines Aufenthalts in Freckenhorst ein Heberegister angelegt. Die aus vier klar unterscheidbaren Teilen bestehende Handschrift M bietet auf Bl. v–v, Z. ein Verzeichnis der Naturalabgaben, die von den Einzelhöfen abzuführen waren, gefolgt von einem dt.-lat. Ausgaben- und Einkünfteverzeichnis (Bl. v, Z. –v). Die ursprünglich leeren Blätter r und r/v enthalten auf Bl. r einen kurzen lat. Nachtrag, einen Zehnten des Hofes Belo betreffend, und auf Bl. als eine Mischung aus Einkünfteverzeichnis und Traditionsbuch weitere lat. Zusätze. Eine umfassende Analyse der Urkunde fehlt. Die verschiedentlich erwogene Einschätzung, K sei eine Fälschung des früheren Minoriten Nikolaus Kindlinger (–), der dann als Archivar in Essen tätig war, ist bis dato unbestätigt (vgl. Baßler/Hellgardt). Zu den Besitzungen und Einkünften des Klosters bzw. Stifts s. Kohl , S. –. Ü: M: Münster, Staatsarch., Msc. VII Nr. a, Bll. ( Tle.) (Perg., Tl. I: Ende . Jh., Tl. II: zweite Hälfte . Jh., Tl. III: Ende . Jh., Tl. IV: Anfang . Jh., Tl. I und IV lat., Tl. II und III spätas. mit Merkmalen des späteren Nord-Westfälischen); FarbAbb.: http://www.paderborner-repertorium.de/ hss/Muenster. – K: Privatbesitz Nikolaus Kindlinger (verschollene Fragmente eines Rotulus, unsicher, vgl. Baßler/Hellgardt [], S. ) (Perg., um [Baßler/Hellgardt , S. ], as.). Ernst Hellgardt: Die deutschsprachigen Hss. im . und . Jh. Bestand und Charakteristik im chronologischen Aufriß. In: Dt. Hss. –. Oxforder Kolloquium . Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –, hier S. (Nr. ). – http://www. handschriftencensus.de/werke/. A: Gotthelf Fischer: Zinsbuch in niederteutscher Sprache in Herrn Kindlingers Slg. In: Beschreibung typographischer Seltenheiten und merkwürdiger Hss. nebst Beyträgen zur Er ndungsgesch. der Buchdruckerkunst. . Lfg. Nürnberg , S. – (Auszüge aus K. mit Faks. der ersten acht Zeilen). – Ernst Friedlaender (Hg.): Die Heberegister des Klosters Freckenhorst nebst Stiftungsurkunde, Pfründeordnung und Hofrecht (Cod. traditionum Westfalicarum ). Münster (Nachdr. [Codex traditionum Westfalicarum / Veröff. der Hist. Kommission des Provinzialinst.
Trierer Capitulare für Westfälische Landes- und Volkskunde ,] ebd. ) (Hs. M.). – J[ohan] H[endrik] Gallée: As. Sprachdenkmaeler. Leiden , S. – (F [nach Fischer] und M). – Elis Wadstein (Hg.): Kleinere as. Sprachdenkmäler mit Anm. und Glossar (Nd. Denkmäler ). Norden/Leipzig , S. – (Nr. IX), S. – (Verz. der älteren Abdrucke). – Ahd. Lit. Eine kommentierte Anthologie. Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Übers., hg. und komm. v. Stephan Müller (RUB ). Stuttgart , S. f. Faksimiles: M: Peters/Roolfs (s. Lit.) S. (Abb. ; Bl. r), Farbtafel S. (Bl. r). – http://www.marburger-repertorien.de. – K: Gotthelf Fischer: Zinsbuch in niederteutscher Sprache in Herrn Kindlingers Sammlung. In: Beschreibung typographischer Seltenheiten und merkwürdiger Hss. nebst Beyträgen zur Er ndungsgesch. der Buchdruckerkunst. Fünfte Lieferung. Nürnberg , Tf. (= erste acht Zeilen). L: Ehrismann () S. f. – Ruth Schmidt-Wiegand, VL () Sp. –. – Godehard Ruppert: Freckenhorst. In: LexMA () Sp. f. – Gallée (s. Ausg.) S. –. – Joachim Hartig: Die münsterländischen Rufnamen im späten MA (Nd. Stud. ). Köln . – Walter Gockeln: Johannes Nikolaus Kindlinger. Sammler, Archivar und Historiograph in der Nachfolge Justus Mösers. Ein Beitr. zur westfälischen Geschichtsschreibung des . Jh. I. Tl. In: Westfälische Zs. () S. –; II. Tl. In: ebd. () S. –. – J. Hartig: Fragen zum Verhältnis der beiden Hss. des Freckenhorster Heberegisters. In: Nd. Mitt. () S. –. – Das Bistum Münster. Bd. : Das (freiweltliche) Damenstift Freckenhorst. Bearb. v. Wilhelm Kohl (Germania Sacra NF ). Berlin , bes. S. –. – J. Hartig: Zum Sprachstand von Hs. K des Freckenhorster Heberegisters. In: Nd. Beitr. FS Felix Wortmann. Hg. v. Jan Goossens. Köln/Wien , S. –. – J. Hartig: Die Gliederung des Freckenhorster Heberegisters. In: FS Gerhard Cordes. Hg. v. Friedhelm Debus/J. Hartig. Neumünster , Bd. , S. –. – J. Hartig: Das Freckenhorster Heberegister. In: Kirche und Stift Freckenhorst. Jubiläumsschr. zur . Wiederkehr des Weihetages der Stiftskirche Freckenhorst am . Juni . Freckenhorst , S. –, hier S. f. (mit Abb. aus M). – Klaus Siewert: Ma. Deutsch in Münster. Hss., Handschriftenfragmente, Frühdrucke (Schr. der Universitätsbibl. Münster ). Münster/New York , S. – (Abb. von M). –
. Hälfte . Jh. Edeltraud Klueting: Das Bistum Osnabrück. Bd. : Das Kanonissenstift und Benediktinerinnenkloster Herzebrock (Germania Sacra NF ). Berlin , S. –. – Steffen Krogh: Die Stellung des As. im Rahmen der germ. Sprachen (Stud. zum Ahd. ). Göttingen , S. . – Ernst Hellgardt: Bemerkungen zum Text des Freckenhorster Heberegisters (Hs. M). In: Speculum Saxonum. Stud. zu den kleineren as. Sprachdenkmälern. Hg. v. Arend Quak (ABäG ). Amsterdam , S. –. – Maria Rita Digilio: La lingua sassone: letteratura e antroponimia. Il Registro di Freckenhorst. In: I nomi nel tempo e nello spazio. Atti del XXII Congresso Internazionale di Scienze Onomastiche Pisa, agosto – settembre (Nominatio. Collana di Studi Onomastici ). Pisa , S. –. – Ellen Baßler/E. Hellgardt: Die F. H. – eine Fälschung? In: ABäG () S. – (vollständige verb. Fassung: ABäG [] S. –, mit Abb. nach Fischer). – Müller (s. Ausg.) S. f. – Paul Leidinger: Ein Kaiserbesuch Heinrichs V. / in Freckenhorst? Zur Datierung der F. H. In: Münsterland. Jb. des Kreises Warendorf () S. – (u. d. T.: Ein Kaiserbesuch Heinrichs V. in Freckenhorst, wieder in: Ders.: Von der karolingischen Mission zur Stauferzeit. Beitr. zur früh- und hochma. Gesch. Westfalens vom .–. Jh. [Quellen und Forschungen zur Gesch. des Kreises Warendorf ]. Warendorf , S. –). – Robert Peters: Freckenhorster Heberegister. In: Plattdt. macht Geschichte. Nd. Schriftlichkeit in Münster und im Münsterland im Wandel der Jahrhunderte. Hg. v. dems./Friedel Helga Roolfs. Münster , S. – (Nr. ); S. f.: Übersichtskarte zum Freckenhorster Heberegister. – E. Hellgardt: F. Heberegister und H. In: Ahd. und as. Lit. Hg. v. R. Bergmann. Berlin/Boston , S. –. BJ Trierer Capitulare. – Dt. Übersetzung eines Kapitulars Ludwigs des Frommen, Ende ./Anfang . Jh. Das T. C. ist eine mittelfränkische Übersetzung von Kapitel eines / erlassenen Kapitulars Kaiser Ludwigs des Frommen (–) mit erbrechtlichen Neubestimmungen. Bei Kapitularien handelt es sich um herrscherliche Erlasse unterschiedlichen Inhalts aus dem frühma. Frankenreich, die mit wenigen Ausnahmen in lat. Sprache verfasst und in Kapiteln gegliedert sind
um (daher der Name). Durch Boten verbreitet, sollten sie helfen, das heterogene Großreich der Franken administrativ zu durchdringen. Bei dem Kapitular Kaiser Ludwigs, das dem T. C. zugrunde liegt, handelt es sich um einen Vertreter der sog. «Capitula legibus addenda», Kapitularien, die bestehende Stammesrechte ergänzten oder modi zierten. In diesem Sinn ist auch der Inhalt des T. C. zu verstehen. Auf Grundlage des kaiserlichen Kapitulars sollte es jedem freien Mann möglich sein, seinen Besitz zu verschenken bzw. zur Erlangung seines Seelenheils aus seiner Vermögensmasse Schenkungen zu tätigen. Wenn die Schenkungen rechtmäßig waren, sollte es den Erben unmöglich sein, diesen Rechtsakt infrage zu stellen. Ältere stammesrechtliche Bestimmungen zum Erbrecht waren damit außer Kraft gesetzt; hiervon pro tierte insbesondere die Kirche. Diese einschneidende Änderung könnte Anlass dafür gewesen sein, das betreffende Kapitel ins Deutsche zu übertragen. Das T. C. ist nur in jüngeren Drucken und einer Handschrift in den von Christoph Brower (auch: Brouwer, –) verfassten Annales Trevericorum überliefert; eine zeitgenössische Handschrift fehlt. Es lassen sich zwei Textgruppen bestimmen: . Die Annales Trevericorum in der erst postum erschienenen Erstau age von und in der zweiten, durch Jacob Masen überarbeiteten Au age von . . Eine handschriftliche Fassung der Annales Trevericorum, die von einer Hand geschrieben wurde. Bis fol. v wurden dort von einer zweiten Hand Korrekturen und Randglossen nachgetragen, und eine dritte Hand vermerkte Abweichungen zum Druck. Die handschriftliche Fassung des T. C. weicht vom Druck ab und gilt als jener Text mit den besseren Lesarten. Die Abweichungen zwischen Manuskript und Drucken sind bisher nicht vollständig aufgeklärt worden. Ü: Trier, StB, a/ a ° (Pap., . Jh.; online: StB Trier). – Antiquitates annalium Trevirensium et episcoporum Trevirensis ecclesiae [...]. Köln , S. f. – Antiquitatum et Annalium Trevirensium libri XXV […] Auctoribus […] Christophoro Browero […] et P. Jacobo Masenio […]. Lüttich , S. f. (online: dilibri Rheinland-Pfalz). A: Elias von Steinmeyer: Die kleineren ahd. Sprachdenkmäler. Berlin , Nr. XL. – Wilhelm Braune: Ahd. Lesebuch. Tübingen , Nr. XIX. – Hans Naumann/Werner Betz: Ahd.
Amarcius Elementarbuch. Grammatik und Texte. Berlin , Nr. . – Heinrich Tiefenbach: Ein übersehener Textzeuge des T. C. Mit vier Abb. In: RheinVjbl. () S. –. L: Franz-Xaver Kraus: Christoph Brouwer. In: ADB () S. f. – Hermann Ries: Christoph Brouwer. In: NDB () S. . – Ruth Schmidt-Wiegand, VL () Sp. f. – Gerhard Schmitz: Kapitularien. In: HRG () Sp. –. – Hermann Knaus: Über die Urhs. von Browers Annales Trevirenses. In: Zentralbl. für Bibliothekswesen () S. –. – François Louis Ganshof: Was waren die Kapitularien? Darmstadt . – Reinhard Schneider: Schriftlichkeit und Mündlichkeit im Bereich der Kapitularien. In: Recht und Schrift im MA. Hg. v. Peter Claasen (Vorträge und Forschungen ). Sigmaringen , S. –. – R. SchmidtWiegand: Stammesrecht und Volkssprache in karolingischer Zeit. In: Aspekte der Nationenbildung im MA. Hg. v. Helmut Beumann/Werner Schröder. Sigmaringen , S. –. – Dies.: Altdt. Scripta-Quellen. Volkssprachige Aufzeichnungen des Rechtslebens als Textsorten. In: Textsorten und literarische Gattungen. Dokumentation des Germanistentages in Hamburg vom . bis . April . Berlin , S. –. – Heinrich Mitteis: Dt. Rechtsgesch. Ein Studienbuch. München . – Norbert Ohler: Sterben und Tod im MA. München . – Franz H. Bäuml: Die karolingische Periode. Frühes MA. In: Gesch. der dt. Lit. Bd. : Vom MA bis zum Barock. Hg. v. Erhard Bahr. Tübingen/Basel , S. –. – Rudolf Gmür/Andreas Roth: Grundriß der dt. Rechtsgesch. Neuwied . DB/MM Amarcius (Sextus A. Gallus Piosistratus), * um Mitte . Jh. (?), † Anfang . Jh. (?). – Verfasser lat. Satiren. A.s sicher pseudonymer Name ist durch Eigennennung in seinen Sermones nachgewiesen. Darin verwendet er sowohl die verkürzte wie die vierteilige Namensform. A.s Identität ist unbekannt, weshalb aus seinem Werk abgeleitete Lebensumstände rein spekulativ sind. Aus der häu gen Nennung dt. Orte und Volksgruppen lässt sich möglicherweise eine dt. Herkunft A.s ableiten. Die Erwähnung eines in Speyer gelegenen Massengrabs für Opfer einer Hungersnot könnte auf Verbindungen zu dieser Stadt hinweisen. Die bei → Hugo von Trimberg erwähnte Geburt A.s in Zürich ist nicht
Amarcius belegbar. A.s Werk lässt medizinisches Wissen des Autors vermuten, zeigt aber ebenso große Kenntnisse antiker und theologischer Literatur. A. könnte also ein Weltgeistlicher, Lektor oder Arzt gewesen sein. Elemente von Weltverachtung im Werk lassen auch ein Leben als Mönch möglich erscheinen. A.s einzige überlieferte Schrift sind die um oder bald danach entstandenen Sermones. Dieser Titel wird im Text selbst nicht benutzt, ist aber in anderen Werken wie dem Marienfelder Bibliothekskatalog () oder Hugos von Trimberg Registrum multorum auctorum (um ) nachgewiesen. Die Sermones umfassen einen einleitenden Widmungsbrief in elf Distichen sowie vier Bücher mit insgesamt Hexametern. Darin behandelt A. belehrend und in satirisch-moralischer Zuspitzung Tugenden und Laster. Im Zentrum von A.s Kritik stehen vor allem weltliche und kirchliche Würdenträger, was vielleicht einen Re ex des Investiturstreits darstellt. A. unterstellt diesem Personenkreis u. a. Prunksucht, Gier, Geiz, Neid, Stolz, Lüsternheit, Völlerei und Simonie. Typisch für A. sind außerdem religiös motivierte Angriffe auf das Judentum, dem er die Ablehnung christlicher Dogmen vorwirft. A. selbst propagiert Liebe, Armut, Barmherzigkeit, Reinheit und Fasten. Die Sermones sind mal im Stil lehrhafter Abhandlungen gestaltet, mal als szenisch anmutende Monologe oder Dialoge. Das Werk enthält zudem Zeitklagen, Exempla, allegorische Auslegungen und Legenden. A.s Verse gelten als metrisch versiert, doch manchmal schwer verständlich. Beein usst wurde A. vor allem von Horaz, aber auch von → Prudentius, → Vergil, Statius, → Ovid, Lukan, Ennius, Gallus und Juvenal. Religiöse Bezüge verdanken sich neben der Bibel auch → Boethius und lat. Kirchenvätern wie → Augustinus, → Hieronymus und → Gregor. Eine Rezeption der Sermones erfolgte nur in geringem Maße, etwa bei Hugo von Trimberg und Dietrich → Engelhus, der das Werk wohl über Hugo kannte. Möglicherweise war A.s Text auch dem sog. Eupolemius bekannt, der als Zeitgenosse A.s ein Bibelepos verfasste. Verschiedentlich hat die Forschung eine Identität von A. und Eupolemius vorgeschlagen, was aber bis heute umstritten ist. Diese These ist unter Verweis auf stilistische Differenzen in den beiden Werken abgelehnt worden, fand aber u. a. wegen der Überlieferungsnähe beider Texte auch Unterstützung. Die Quellenlage erlaubt gegenwärtig keine endgültige Klärung.
um Ü: Haupthss.: Dresden, LB, Ms. A a, r–v (frühes . Jh.). – Kopenhagen, Kgl. Bibl., Ms. Fabr. in °, v–r (Ende ./frühes . Jh., Fragm.). A: Sexti Amarcii Galli Piosistrati Sermonum Libri IV. E Codice Dresdensi A. a. Hg. v. Max Manitius. Leipzig . Nachdr. München . – Sermones (MGH Quellen zur Geistesgesch. ). Hg. v. Karl Manitius. Weimar . Nachdr. München . – Satires. Hg. v. Ronald E. Pepin. Cambridge/Mass. u. a. (lat.-engl.). Ü: Pepin (s. Ausg.). L: Manitius () S. –; () S. . – Karl Manitius, VL () Sp. –. – Günter Bernt, LexMA () Sp. . – M. Manitius: Zu A. und Eupolemius. In: MIÖG () S. –. – Karl Strecker: Zu A. I ff. In: Neues Arch. der Ges. für ältere dt. Geschichtskunde () S. –. – Walter B. Sedgwick: Coniecturae in poetas aliquot medii aevi. In: Archivum Latinitatis Medii Aevi (/ ) S. –, hier S. f. – Giuseppe Rotondi: A. In: Convivium () S. –. – Carl Erdmann: Forschungen zur politischen Ideenwelt des FrühMA. Hg. v. Friedrich Baethgen. Berlin , S. –. – Frederic J. E. Raby: A History of Secular Latin Poetry in the Middle Ages . Oxford , S. –. – Frederic Amory: The Satires of Sextus A. In: Medium Aevum () S. –. – Dieter Schaller: Nachtr. zu A. In: Mlat. Jb. () S. –. – Carolinne White: ‹Quid facit cum psalterio Horatius?› The ‹Sermones› of Sextus A. Horatian or Christian? In: Mlat. Jb. () S. –. – Klaus Fetkenheuer: Die Rezeption der Persius-Satiren in der lat. Lit. Unters. zu ihrer Wirkungsgesch. von Lucan bis Boccaccio. Bern u. a. , S. – u. ö. – Giovanni Orlandi: The Hexameter in the ‹Aetas Horatiana›. In: Latin Culture in the Eleventh Century . Proceedings of the Third International Conference on Medieval Latin Studies, Cambridge, September –, . Hg. v. Michael W. Herren. Turnhout , S. – (wieder in: Ders.: Scritti di Filologia Mediolatina. Hg. v. Paolo Chiesa. Florenz , S. –). – Hans-Jochen Schiewer: Ludwig, Otto, Heinrich und das Schneekind. Ho it. und Klerikerkultur im literarischen FrühMA. In: Lit., Gesch., Literaturgesch. FS Volker Honemann. Hg. v. Nine R. Miedema/Rudolf Suntrup. Frankfurt/M. , S. –. – Anja Holtmeier: Die satirische Technik des Sextus A. Rahden . – Pepin (s. Ausg.). MM
um Herzebrocker Heberolle (Heberegister). – Zwei Besitz- und Einkünfteverzeichnisse des Frauenklosters Herzebrock (Westfalen), spätes . Jh. (vor ) und Mitte . Jh. Das zwischen und gegründete Kanonissenstift für adlige Töchter ist die älteste geistliche Stiftung im Bistum Osnabrück. erhielt es durch Kaiser Otto II. die Immunität; erfolgte die Umwandlung in ein Benediktinerinnenkloster, das bis zur Aufhebung bestand. Die ältere Heberolle, die dem Kloster einen umfangreichen Besitz an Zehnten bescheinigt, ist nach Eickhoff «zwischen und , wahrscheinlich vor » (s. Ausg., Bd. , S. ) entstanden. Als terminus ante quem gilt das Jahr , da ein in der Heberolle aufgeführtes Servitium an den Osnabrücker Bischof in diesem Jahr abgelöst wurde. Wie die jüngere ist die ältere H. H. in lat. Sprache abgefasst; Orts- und Personennamen sind as. wiedergegeben. Nach einer Einleitung («H¸ec est utilitas qu¸e pertinet ad locum qui dicitur Roosabroch») enthält die ältere H. H. die Namen der Zehntp ichtigen (geordnet nach Wohnplätzen), ein Verzeichnis der vom Fronhof der Grundherrschaft zu leistenden Abgaben («de curtibus») und ein Verzeichnis der von den namentlich genannten Bauern zu erbringenden Abgaben («de littonibus»). Die Naturalzinsen (Getreide, Schafe), die gegenüber Geldzahlungen (Zehntlose) überwiegen, werden in den Geldwert umgerechnet. Der Umfang der klösterlichen Eigenwirtschaft wird nicht genannt. Das Alter der jüngeren H. H. ist umstritten. Während Eickhoff den Zeitpunkt ihrer Abfassung in das Jahr der Umwandlung des Stifts in ein Benediktinerinnenkloster legt, ist sie nach Bauermann und Hartig bereits in der Mitte des . Jh. entstanden (Hartig , S. ). Aufgeführt werden die Einkünfte des Konvents, jedoch ohne auf die Einnahmen der Abtei einzugehen («Vtilitas in Rossabroca regulariter seruientium excepta porcione abbatiss¸e h¸ec est»). Im Unterschied zur älteren H. H. tritt hier an manchen Stellen, an denen allein der Wohnplatz genannt wird, die Person des Hofbesitzers zurück. Wie früher jedoch werden die Leistungen jeder Villikation genau bestimmt und die Einkünfte nach Umrechung in den Geldwert beziffert; die Einkünfte sind wesentlich geringer als in der älteren Heberolle. Neben diesen beiden Heberollen existieren a) ein undatiertes Güter- und Lehenverzeichnis (frü
Herzebrocker Heberolle her mit der zweiten Heberolle verbunden, von Eickhoff als «Trans x» bezeichnet) aus dem frühen . Jh. (Verzeichnis der abgabep ichtigen Personen, ihrer Stellungen und ihrer Zahlungen), b) ein nach (fünf) Kirchspielen geordnetes Registrum de decimis minutis monasterii, quod dicitur Rossabroka anno domini M°CCC°LXIX (Verzeichnis der Höfe mit den zu leistenden Abgaben, keine Nennung der Personen) und c) ein in Zeiten wirtschaftlichen Niedergangs verfasstes, nach Kirchspielen geordnetes Pachtregister des Prokurators Johann von Hamm aus dem Jahr (Münster NordrheinWestfälisches Staatsarch., Msc. VII k), das neben den Pachtsummen auch «rehnthe, schulde, teyntlose vnd teynden ouer korn vnd varenhoue, pennynckgulde, garuen, swyne, hondere vnd andere boryncge» des Klosters verzeichnet. – Zu den Besitzungen und Einkünften des Stifts bzw. Klosters s. Klueting , S. –. Ü: Rheda, Fürstliches Arch., Rha.H.Uk. A: Paul Eickhoff: Die älteste H. H. Tle. Wandsbek /. – J. Hartig: Die zweite H. H. In: NdJb () S. S. –. L: Paul Eickhoff: Kurze Gesch. des Klosters Herzebrock. Gütersloh . – Adalbert Wenzel: Die Grundherrschaft des ehemaligen Benediktinerinnen-Klosters Herzebrock in Westfalen. Osnabrück (aus: Mitt. des Ver. für Gesch. und Landeskunde von Osnabrück [] S. –). – Franz Flaskamp: Die Chron. des Klosters Herzebrock. In: Osnabrücker Mitt. () S. –. – Ders.: Die Kopiare des Klosters Herzebrock. In: ebd. () S. –. – J. Hartig: Fragen zum Verhältnis der beiden Hss. des Freckenhorster Heberegisters. In: Nd. Mitt. () S. –. – Das Bistum Osnabrück : Das Kanonissenstift und Benediktinerinnenkloster Herzebrock. Im Auftrage des Max-Planck-Inst. für Gesch. bearb. v. Edeltraud Klueting (Germania sacra NF , ). Berlin/New York . – Olaf Eimer: Die H. H. und die Bauerschaften des Kirchspiels Gütersloh. In: Heimat-Jb. Kreis Gütersloh () S. –. – Ders.: Die H. H. Ersterwähnung von Spexard. Gütersloh-Spexard , S. –. – Steffen Krogh: Die Stellung des As. im Rahmen der germ. Sprachen (Stud. zum Ahd. ). Göttingen , S. . – Hermann Schaub: Die Herrschaft Rheda und ihre Residenzstadt. Von den Anfängen bis zum Ende des Alten Reiches (Veröff.
Placitus Papyriensis aus dem Kreisarch. Gütersloh [Reihe ] ). Bielefeld , S. . – Herzebrock. Jahre Klosterund Ortsgeschichte. bis . Hg. v. Eckhard Möller. Bielefeld . BJ Contra paralisin id est vergiht / Contra paralysin theutonice. – Medizinische Rezepte, ./ frühes . Jh. Zwei um die Wende vom . zum . Jh. entstandene Handschriften überliefern zwei Rezepte gegen Gicht. Die kurzen Texte empfehlen jeweils eine Behandlung mit verschiedenen Heilp anzen und Tränken. Das wahrscheinlich ältere Rezept Contra paralisin id est vergiht be ndet sich in Kodex M, einer Sammelhandschrift mit medizinischen Texten in lat. Sprache. Entsprechend ist auch das Rezept in lat. Prosa verfasst, enthält aber Glossen und Bezeichnungen für P anzen in ahd. Sprache. Handschrift B überliefert Contra paralysin theutonice, eine in ahd. Prosa geschriebene dt. Fassung des M-Textes. Anders als dieser weist der B-Text am Anfang des Rezepts Markierungen über den Wörtern auf. Die Forschung hat diese Akzente mit Neumen verglichen und ihnen eine magische Bedeutung zugesprochen. Das genaue Verhältnis der beiden Texte ist unklar. Eine direkte Abhängigkeit voneinander ist von der Forschung in Frage gestellt worden. Ü: M: München, clm , v (Perg., ./frühes . Jh., lat.-ahd.). – B: Bern, Burgerbibl., cod. , Z. – (Perg., Wende ./ . Jh., obd., im sog. Rotulus von Mülinen). Zur Überl. vgl. Augusto Beccaria: I Codici di Medicina del Periodo Presalernitano (Secoli IX, X e XI). Rom , S. – (Nr. ), f. (Nr. ). – Riecke (s. Lit.). – Rolf Bergmann und Stefanie Stricker: Kat. der ahd. und as. Glossenhss. . Berlin/New York , S. f. (Nr. , Hs. B). – www.handschriftencensus.de/ . – www.paderborner-repertorium.de/. A: Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkmäler dt. Prosa des . und . Jh. Abt. A: Text; Abt. B: Komm. (Münchener Texte ). München / (Nachdr. in einem Bd. [Germanistische Bücherei ]), A: S. (Nr. , nur M), B: S. f. – Die kleineren ahd. Sprachdenkmäler. Hg. v. Elias von Steinmeyer. Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. –. – Miller (s. Lit.). – Steiger (s. Lit.). – Riecke (s. Lit.). – Online-Faks. von Text
um M: www.marburger-repertorien.de/abbildungen/ pr/Muenchen StB Clm Bl v.jpg. L: Hans-Hugo Steinhoff, VL () Sp. . – Steinmeyer (s. Ausg.). – Carol L. Miller: The Old High German and Old Saxon Charms. Text, Commentary and Critical Bibliography. Ann Arbor , S. –. – Walter Henzen: Der ‹Rotulus von Mülinen›. Cod. der Burgerbibl. Bern. In: Gesch., Deutung, Kritik. FS Werner Kohlschmidt. Hg. v. Maria Bindschedler/Paul Zinsli. Bern , S. –. – Christoph von Steiger: Bemerkungen zur Hs. des ‹Rotulus von Mülinen›. In: ebd., S. f. – Ernst Hellgardt: Die dt. Zaubersprüche und Segen im Kontext ihrer Überl. (. bis . Jh.). Eine überlieferungsgeschichtliche Skizze. In: Atti della Accademia Peloritana dei Pericolanti. Classe di Lettere Filoso a e Belle Arti () S. –, hier S. , . – Jörg Riecke: Die Frühgesch. der ma. medizinischen Fachsprache im Deutschen. Berlin/New York , S. f. – Valeria di Clemente: Testi Medico-Farmaceutici Tedeschi nell’XI e XII Secolo. Alessandria , S. –, –. MM Placitus Papyriensis, Sextus. – Möglicher Autor einer pharmakologischen Abhandlung, erste Hälfte . Jh. P.s historische Identität ist unbekannt, seine Existenz letztlich nicht gesichert. Ihm wird ein lat. Liber medicinae ex animalibus (auch De medicamentis ex animalibus) zugeschrieben, dessen Entstehung in der ersten Hälfte des . Jh. vermutet wird. Die Schrift enthält kurze und oft allgemein formulierte Anweisungen für Arzneimittel auf Tierbasis. Jedes Kapitel ist einer Tierart gewidmet und wird von entsprechenden Illustrationen eingeleitet. Die Anzahl der Kapitel schwankt je nach Fassung. Für den verlorenen Archetyp des Textes wird ein Umfang von über Kapiteln vermutet. Die erhaltenen Fassungen werden von der Forschung in zwei Rezensionen eingeteilt: Während die A-Rezension Kapitel über Vierbeiner bietet, deckt B in mehr als Kapiteln ein größeres Spektrum von Tieren ab. Innerhalb des Gesamttextes werden drei Unterabhandlungen oder Hauptteile unterschieden. Der erste Teil behandelt vierbeinige Wildtiere, der zweite Haustiere und der dritte Vögel. Großwild wie der Elefant wird im Liber ebenso erfasst wie kleinere Tiere, etwa Mäuse und Spinnen. Als Hauptquelle für P.s Werk gelten die Bücher bis der Naturgeschichte von Plinius d. Ä.
um Der Text weist außerdem Überschneidungen mit De medicamentis von Marcellus Empiricus auf. Für die Illustrationen werden von der Forschung hellenistische Vorbilder vermutet. Die reiche Überlieferung des Liber umfasst mehr als Handschriften. Schon seit dem frühen MA steht P.s Schrift dabei in Überlieferungsgemeinschaft mit dem Kräuterbuch des → Pseudo-Apuleius und Texten wie De → vettonica herba, De → taxone liber sowie De herbis femininis. Im . Jh. enstand eine angelsächsische Übersetzung des Werks. Im . Jh. erfuhr das Liber dann eine wirkmächtige Bearbeitung durch Constantinus Africanus. Zu den von P.s Schrift beeinussten Werken zählt u. a. der → Geiertraktat. Der Liber wurde bis ins . Jh. gedruckt. Im dt. Sprachraum ist P.s Werk zunächst in Streuüberlieferung nachgewiesen, der neben dem Geiertraktat auch das → Innsbrucker Arzneibuch und das → Benediktbeurer Rezeptar zugerechnet werden. Außerdem wurde der Text vereinzelt glossiert. Weiterhin sind zwei dt. Übersetzungen des Liber bekannt, die auf der A-Rezension basieren. Während Handschrift S eine gekürzte Fassung bietet, enthält Kodex D eine umfangreichere Übertragung mit Illustrationen. Beide Bearbeitungen entstanden spätestens um die Mitte des . Jh. Bereits der Frühen Neuzeit gehört die dt. Übersetzung von Georg Henisch (–) an, die sowie in Basel gedruckt wurde und die lange anhaltende Wirkung von P.s Werk bezeugt. Ü: . Lat. Überlieferung mit Pseudo-Apuleius. – Verzeichnis von Hss. bei Grape-Albers (s. Lit.). – . Dt. Überlieferung: S: Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, cod. a VI , r–v (Pap., erste Hälfte . Jh., ostmittelbair.). – D: Debrecen, Großbibl. des Reformierten Kirchendistrikts, cod. R. , – (Perg., Mitte . Jh., ostmittelbair.-schlesisch). – W: Wien, ÖNB, cod. , [wahrscheinlich nach va] (Pap., , bair.-österr.). – Aufgrund von Textverlust hat die Forschung den Text in W nur indirekt erschlossen. Vgl. Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. . Berlin , S. –. – Keil (s. Lit.). – www.hand schriftencensus.de/. – www.handschriften census.de/. – www.handschriftencensus.de/ . D (dt.): Basel: Peter Perna, (VD P ). – Ebd., (VD P ).
Jiddische Arzneibücher A: Antonii Musae ‹De herba uettonica liber›. Pseudoapulei ‹Herbarius›. Anonymi ‹De taxone liber›. Sexti Placiti ‹Liber medicinae ex animalibus›. Hg. v. Ernst Howald/Henry E. Sigerist. Leipzig , S. – (lat.). – Medicina antiqua. Codex Vindobonensis der ÖNB. Hg. v. Charles H. Talbot/Franz Unterkircher. Bde. Graz / (lat.; Faks. mit Komm.). – Online-Faks. von VD P : BSB München. L: Gundolf Keil, LexMA () Sp. . – Ders., VL () Sp. –. – Ders.: Pseudo-Apuleius. In: ebd., Sp. –. – Denkmäler dt. Prosa des . und . Jh. B. Hg. v. Friedrich Wilhelm. München , S. –. – Martin Schanz: Gesch. der römischen Lit. Bd. /. München (Nachdr. ebd. ) S. f. – Talbot/Unterkircher (s. Ausg.). – Heide GrapeAlbers: Spätantike Bilder aus der Welt des Arztes. Medizinische Bilderhss. der Spätantike und ihre ma. Überl. Wiesbaden , S. –. – The Old English ‹Herbarium› and ‹Medicina de Quadrupedibus›. Hg. v. Hubert Jan de Vriend. London u. a. . – Guy Sabbah u. a.: Bibliogr. des Textes Médicaux Latins. Antiquité et Haut Moyen Âge. Saint-Étienne , S. . – Gert Mellbourn: Eine zweite Fassung des Benediktbeurer Rezeptars (British Library, Cod. Arundel ). Stockholm , S. , , f. – Rainer Möhler: ‹Epistula de vulture›. Unters. zu einer organotherapeutischen Drogenmonographie des FrühMA. Pattensen , S. –. – Libri medicinae Sexti Placiti Papyriensis ex animalibus pecoribus et bestiis vel avibus concordantiae. Accedunt vox Graeca, indices frequentiae, index inversus. Hg. v. Maria Paola Segoloni. Hildesheim u. a. . – Alain Touwaide: P. P. In: Der Neue Pauly . Hg. v. Manfred Landfester mit Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Stuttgart , Sp. . – Minta Collins: Medieval Herbals. The Illustrative Traditions. London u. a. , S. u. ö. – Axel Hagen: ‹De vettonica herba› dt. Der ‹Batungentraktat› in südostdt. Überlieferungen des SpätMA. Bd. . Diss. Würzburg , S. f. – Rolf Bergmann/Stefanie Stricker: Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bd. . Berlin/New York , Nr. a u. ö. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Jiddische Arzneibücher. Die ältesten bekannten j. A. stammen aus dem HochMA. Von den erhaltenen j. A. auf deren tat
Jiddische Arzneibücher sächliches Aufkommen im MA rückzuschließen ist angesichts des als beträchtlich einzuschätzenden Textverlustes durch die Vernichtung jüdischen Kulturgutes nicht möglich. Allerdings lassen sich Tradierungsmuster bis in die Neuzeit nachverfolgen. Dabei war die Verbreitung der j. A. nicht auf den dt. Sprachraum beschränkt, sondern griff auf den europäischen Osten mit seiner hochentwickelten jüdischen Kultur über. Obwohl Juden der Zugang zu den Universitäten verwehrt war, genossen jüdische Ärzte, die bis zum einfachen Wundarzt sämtlich schriftkundig waren, ein hohes fachliches Ansehen. Daher sind Übernahmen jüdischer Heilverfahren durch christliche Fachautoren in dt. Kompendien häu ger als die j. A. selbst (vgl. → Jakob von Landshut, → Jude von Kreuznach oder den Juden [Sandarman] von Wimpfen im Buch der Medizin → Ludwigs V. von der Pfalz [Bde. , , = Heidelberg, UB, Cpg , , ]). Die Bein ussung in der entgegengesetzten Richtung bezeugen hebräische Übersetzungen des Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus) und des → Macer. Mit → Avicenna (ibn Sˉınˉa) wurde auch ein arabischer Autor übertragen. In diesem Kontext interreligiöser Wechselbeziehungen sind auch die j. A. zu verorten. Der erzwungenermaßen praktischen Ausbildung ma. jüdischer Ärzte entspricht die praxisorientierte Ausrichtung der j. A., die Titel tragen wie «Sefer refua», «Refuot u-Segullot« oder «Segullot u Refuot». Die dargebotenen Arzneimittel und Verfahren enstammen häu g der eigenen ärztlichen Praxis und sind selbst erprobt. Dieses empirische Material wird oftmals ergänzt durch magisch/mantische Praktiken. Das vermeintlich älteste j. A. soll aus dem . oder . Jh. stammen und Rezepte und Beschwörungsformeln versammeln. Noch ist es im Privabesitz nachgewiesen (Schipper [s. Lit.] Sp. ), muss aber heute als verloren gelten. Auf / ist ein fragmentarisches Arzneibuch über den Aderlass datiert, das vermutlich eine Übersetzung einer dt./christlichen Vorlage ist und einige inserierte hebräische Termini aufweist. Das Doppelblatt galt bis in die Mitte des . Jh. (bis zur Neubewertung der → Cambridger Handschrift von /) als ältestes erhaltenes jiddisches Textdokument. Es führt die einzelnen Lassstellen und ihren therapeutischen Wert an, listet → Verworfene Tage und berücksichtigt astrologische Aspekte. Besondere Bedeutung wird der Farbe des Blutes zuerkannt. Deutlich später wurden zwei j.
um A. in hebräischer Schrift angefertigt, das eine im venezianischen Mestre, das andere vermutlich in Deutschland (heute Stuttgart, LB, Cod. HB XI und ). Letzteres bietet rund Rezepte und weist Ein üsse des → Bartholomäus auf. Von einem durch den Arzt Immanuel aus Saloniki kompilierten Sefer Refuot gibt es Nachricht (Schipper [s. Lit.] Sp. ), erhalten ist auch dieser Text nicht. Streuüberlieferung von jiddischen medizinischen Rezepten ndet sich in mehreren hebräischen Sammelhandschriften, darunter in einer abgeschlossenen hebräisch-jiddischen Bearbeitung des populären Spiegels der Arznei des Lorenz Fries. Neuzeitlich-jiddische Drucke in hebräischen Lettern verdienen insofern Beachtung, als dass sich in ihnen noch älteres Material aus Handschriften wiederspiegeln dürfte. Ins . Jh. fallen: Moshe ben Bin’jomin Wolf: «ßefer j’ruschass mosche» (Frankfurt/M. [?] [Neuau . Amsterdam u. d. T. «ßefer jorum Mosche»]) und Issachar Baer Teller: «Beer Mayim Hayim» (Prag, Mitte . Jh.). Letzte Ausläufer reichen bis ins . Jh. Ü: Aderlass-Buch: Köln, Hist. Arch. der Stadt, Bestand (W*) (Hebraica Nr. ) Doppelbl. aus Einband gelöst (Perg., /). – Hebräisch-jiddischer Spiegel der Arznei: Oxford, Bodleian Library, MS Opp. (Pap., ). A: (Aderlass-Buch:) Salomo Birnbaum: Umschrift des ältesten datierten jiddischen Schriftstücks. In: Teuthonista () S. –, hier S. –. L: Peter Assion, VL () Sp. –. – Moritz Steinschneider: Jüdische Litt. und Jüdisch-Dt. In: Serapeum () S. –. – Moritz Güdemann: Gesch. des Erziehungswesens und der Cultur der abendländischen Juden während des MA und der neueren Zeit. Bd. : Gesch. des Erziehungswesens und der Cultur der Juden in Deutschland während des XIV. und XV. Jh. Wien (Nachdr. Amsterdam ) S. . – S. Birnbaum: Das älteste datierte Schriftstück in jiddischer Sprache. In: PBB () S. –. – Ignaz Schipper: Jiddische Lit. In: Encyclopaedia Judaica. Das Judentum in Gesch. und Gegenwart. Bd. : Jerusalem–Kimchi. Berlin , Sp. –. – Lavoslav Glesinger: Beitr. zur Gesch. der Pharmazie bei den Juden. In: Monatsschr. für Gesch. und Wiss. des Judentums () S. –. – Siegmund A. Wolf: Zwei jiddische Arzneibücher von und . In: Beitr. zur Gesch. der Pharmazie () S. –. – Ders.:
um Über ein dem Maimonides zugeschriebenes jiddisches Arzneibuch. In: ebd. () S. f. – Ders.: Ein hsl. jiddisches Arzneibuch von . In: ebd. () S. f. – P. Assion: Jakob von Landshut. Zur Gesch. der jüdischen Ärzte in Deutschland. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. (wieder in: Medizin im ma. Abendland [WdF ]. Hg. v. Gerhard Baader/Gundolf Keil. Darmstadt , S. –). – Joshua O. Leibowitz: Ein volksmedizinisches Buch in jüdisch-dt. In: Medizingesch. in unserer Zeit. FS Edith HeischkelArtelt und Walter Artelt. Hg. v. Hans-Heinz Euler. Stuttgart , S. –. – David L. Cowen: A Late Medieval Yiddish Manuscript on Bloodletting. In: Clio Medica () S. –. – Volker Zimmermann: J. A. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Prüller Kräuterbuch (Innsbrucker Kräuterbuch). – Ältestes dt. Herbarium, um (?). Das P. K. dürfte im bair. Sprachgebiet von einem Klerikerarzt erstellt worden sein. In den zwei älteren Textzeugen des . Jh. umfasst die Zusammenstellung p anzliche Drogen. Der Verfasser schöpft hierbei ausschließlich aus der vorsalernitanischen Drogenkunde und dürfte sich auf (nicht ermittelte) lat. Vorlagen gestützt haben. Seine Zusammenstellung lässt er mit elf Kurzkapiteln zu einheimischen (Garten-)Kräutern beginnen. Die Abschnitte sind jeweils dreiteilig: Nennung des P anzennamens, Applikationsanleitung, (in der Regel eine) Indikation. Auf die heimischen P anzen folgen sieben exotische botanische Wirkstoffe. In diesem zweiten Teil wird auf die rezeptgemäße Applikationsanleitung verzichtet, dafür werden mehrere Indikationen genannt. Bei drei P anzen (Galgan, Ingwer, Muskatnuss) wird die Primärqualität nach der → Temperamentenlehre angegeben: Diese seien von «warmer nature». Der Grund für das zweiteilige Schema des P. K. mit seiner inkohärenten Präsentation der Wirkstoffe könnte ein Vorlagenwechsel gewesen sein. Die erste P anze «Ysopo» fällt aus dem Schema insofern heraus, als dass nicht sicher ist, welche P anze hier konkret gemeint ist und ob diese in Mitteleuropa heimisch war. Als Adressatenkreis des überschaubaren Konvoluts sind Klosterapotheken oder In rmarien vorstellbar. Einige Anwendungen richten sich indes
Prüller Kräuterbuch eher an ein außerklösterliches Publikum. Hier wäre an die Versorgung klosterexterner Kranker zu denken, die im Kloster um Heilung bzw. therapeutische Anweisungen ersuchten. Das P. K. zeigt exemplarisch die Rezeption und volkssprachige Verarbeitung weltlichen Fachschriftums in einem süddt. Kloster des HochMA. Der kurze pharmakobotanische Leitfaden begründet eine Tradition innerhalb der dt. medizinischen Fachliteratur, an deren Ende spätma. großangelegte Drogenkompendien wie der Gart der Gesundheit (Johann → Wonnecke) oder der Thesaurus medicaminum (Hans → Minner) stehen. Der klostermedizinische Kurztext mit seinen stichwortartigen Kapiteln erzielte selbst aber keine nennenswerte Wirkung und wurde im . Jh. von anspruchsvolleren Genrevertretern wie dem dt. → Macer (Vulgatfassung) oder dem → Circa instans verdrängt. Ü: München, BSB, Clm , r–r (Perg., um , bair. [aus dem Kloster Prüll bei Regensburg]). – Innsbruck, ULB, Cod. , v–r (Perg., drittes Viertel . Jh., bair.österr./lat.). Das P. K. ist hier Tl. eines Fragm. von acht Bll., das in einen Sammelband aus Fragm. verschiedener Hss. eingebunden ist. Dem P. K. voran geht das → Innsbrucker Arzneibuch. Die Innsbrucker und Prüller Fassungen des Herbariums sind nahezu identisch, der Text des Cod. ist vermutlich vom Clm abhängig. – Fragment (abhängig vom Clm ): München, BSB, Cgm /, zwei Stücke eines Perg.-Streifens (drittes Viertel . Jh., bair.). Die Münchner Hss. sind als Digitalisate abrufbar unter http://www.digitale-sammlungen.de, der Cod. unter www.handschriftencensus.de/ abbildungen. – Bearbeitungen: Wien, ÖNB, Cod. , v–v, v–r (Perg., erste Hälfte . Jh., bair.-österr.); zwei differenzierbare Fassungen, von denen die zweite erweitert ist (Wiener Kräuterbuch). – München, BSB, Clm , r–r (Perg., Mitte . Jh., bair.); erweiterte Fassung (Emmeramer Kräuterbuch), die im Codex auf eine Bearbeitung des Innsbrucker Arzneibuchs folgt. Beide Bearbeitungen des . Jh. repräsentierten einen redigierten und kontaminierten Corpuszustand. – Breslau, UB, Cod. R (vormals Ebd., StB, Cod. R ) (→ Breslauer Arzneibuch) r–v (Perg., erstes Viertel . Jh., ostsächsisch/thüringisch/schlesisch); Auswahl von Drogen. – Streuüberlieferung: Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen , rv (Pap., und . Jh. [P. K.-Auszüge . Jh.]). – Solothurn, ZB, Cod. S , r (Pap.,
Prüller Steinbuch /, alemannisch). Digitalisat unter: http:// www.e-codices.unifr.ch. – Zur unsicheren Streuüberl. s. Schnell (s. Lit.) S. f. A: Franz Joseph Mone: Teutsche Recepte des . Jh. In: Anz. für Kunde der teutschen Vorzeit () Sp. –, hier Sp. f. (Innsbruck, Cod. ). – Ignaz V. Zingerle: Recepte aus dem XII. Jh. In: Germania () S. –, hier S. – (Innsbruck, Cod. ). – Joseph Haupt: Zwei Fündlinge. In: ZfdA () S. –, hier S. – (ÖNB, Cod ). – Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkmäler dt. Prosa des . und . Jh. Abt. A: Text; Abt. B: Komm. (Münchener Texte ). München / (Nachdr. in einem Bd. [Germanistische Bücherei ]), A: S. – (Paralleldruck Innsbruck/ Clm ), B: S. – (Clm ; ÖNB, Cod ). – Ulrike Ott-Voigtländer: Das St. Georgener Rezeptar. Ein alemannisches Arzneibuch des . Jh. aus dem Karlsruher Kodex St. Georgen (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. , . – di Clemente (s. Lit.) S. – (Clm mit italienischer Übers.). L: Gundolf Keil, Innsbrucker (Prüler) Kräuterbuch, VL () Sp. f. – Wilhelm (s. Ausg.) Abt. B., S. –. – G. Keil: Die dt. medizinische Lit. im MA. In: Verhandlungen des XX. Internationalen Kongresses zur Gesch. der Medizin .–. August . Hg. v. Heinz Goerke/ Heinz Müller-Dietz. Hildesheim , S. –, hier S. . – Walter Lawrence Wardale: Some Notes on the Stockholm MS X and the Göttingen MS hist. nat. . In: Fachlit. des MA. FS Gerhard Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Stuttgart , S. –. – Joachim Telle: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinlit. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg , S. , . – Bernhard Schnell: «Von den wurzen». Text und überlieferungsgeschichtliche Stud. zur pharmakographischen Lit. des MA. Habilschr. (masch.) Würzburg , S. –. – Ders.: Das ‹P. K.›. Zum ersten Herbar in dt. Sprache. In: ZfdA () S. –. – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. // B). Bern u. a. , S. f., . – Valeria di Clemente: Contributo allo studio del ‹P. K.›. L’erbario Cod. Vindob. ff. v–v. In: Itinerari [seconda serie] – () S. –. – Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Krit. hg. v. B.
. Hälfte . Jh. Schnell (TTG ). Tübingen , S. , f. – Ders.: Die dt. Medizinlit. im . Jh. Ein erster Überblick. In: Eine Epoche im Umbruch. Volkssprachliche Literalität –. Hg. v. Christa Bertelsmeier-Kierst/Christopher J. Young. Tübingen , S. –, hier S. , . – V. di Clemente: Il lessico dello ‹Innsbrucker Arzneibuch› e del ‹P. K.› (Diss. Siena). Arezzo . – G. Keil: Innsbrucker (P.) K. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. . – B. Schnell: «Als ich geschriben vant von eines wises meister hant». Die dt. Kräuterbücher des MA – Ein Überblick. In: Heilkunde im MA (Das MA /). Berlin , S. –, hier S. f. – V. di Clemente: Il ‹P. K.›. Aspetti paleogra ci e grafematici del testimone Clm. . In: I Germani e la scrittura. Atti del XXXIII Convegno dell’Associazione Italiana di Filologia Germanica. Hg. v. Elisabetta Fazzini/Eleonora Cianci. Allesandria , S. –. – Thomas Gloning: Dt. Kräuterbücher des .–. Jh. Textorganisation, Wortgebrauch, funktionale Syntax. In: Gesund und Krank im MA. Marburger Beitr. zur Kulturgesch. der Medizin. Hg. v. Andreas Meyer/Jürgen Schulz-Grobert. Leipzig , S. –, hier S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – V. di Clemente: Testi medico-farmaeceutici tedeschi nell’XI e XII secolo (Alemannica ). Allessandria , S. – u. ö. – Dies.: L’Emmeramer Rezeptar und Kräuterbuch (Clm ff. v–r). In: Il tedesco superiore. Tradizione scritta e varietà parlate. Hg. v. E. Fazzini. Alessandria , S. –. – B. Schnell: Das ‹P. K.›. Zu Überl. und Rezeption des ältesten dt. Kräuterbuchs. In: Mhd. Beitr. zur Überl., Sprache und Lit. FS Kurt Gärtner. Hg. v. Ralf Plate/ Martin Schubert. Berlin , S. –. VZ Prüller Steinbuch. – Kurz-Lapidar, erste Hälfte . Jh. Das P. S. steht als ältestes dt. naturwissenschaftlich-medizinisches Lapidar am Anfang einer fachliterarischen Tradition volkssprachiger Steinbücher, die sich mit Eigenschaften und therapeutischen Einsatzmöglichkeiten von Gesteinen und Mineralen befassen (vgl. z. B. das Steinbuch → Volmars). Beim unbekannten Verfasser des P. S. dürfte es sich um einen bairischen Mönch gehandelt haben. Die hohe Bildung des Autors und sein Fachwissen sind
. Hälfte . Jh. angesichts des Textes selbst und im Hinblick auf dessen Quellenspektrum evident. Das sehr knapp gehaltene P. S. präsentiert die zwölf Edelsteine der Johannes-Apokalypse (Apk ,) und beschreibt deren mögliche Verwendung als Heilmittel (Jaspis, Hyazinth, Smaragd, Saphir, Onyx, Topas, Chrysolith, Beryll, Sardonyx, Sarder, Chrysopras, Amethyst). Zunächst wird jeweils die Farbe der einzelnen Steine angegeben. Dann werden ihre positiven Eigenschaften, gegebenfalls mit Indikationen, genannt. Am meisten Raum nimmt mit zwölf Paragraphen das erste Kapitel mit dem Jaspis ein (die folgenden Kapitel weisen oftmals nur wenige Segmente auf). Der erste JaspisKapitelabschnitt ist ganz auf Lat. verfasst, bevor unvermittelt die Sprache im zweiten Abschnitt ins Dt. wechselt. Die volkssprachige Gestaltung wird bis zum Schluss aufrecht erhalten, wobei der Anonymus seine exzellente Kennerschaft dt. pharmazeutischer Fachterminologie aufscheinen lässt. Als Quellen hat er mehrere Texte herangezogen, darunter das ps.-aristotelische Steinbuch. Dem eigentlichen Steinbuch voran geht der Hymnus Cives coelestis patriae des → Beda Venerabilis. Dieser behandelt die Farben der zwölf biblischen Edelsteine (nach Ex , –) und wurde von der frühen Forschung als erster Teil des P. S.s missinterpretiert. Ü: München, BSB, Clm , r–r (Perg., um , bair. [aus dem Kloster Prüll bei Regensburg]). – Fragm. (abhängig vom Clm ): München, BSB, Cgm /, Stücke eines Perg.-Streifens (drittes Viertel . Jh., bair.). Die Münchner Hss. sind als Digitalisate abrufbar unter http://www.digitale-sammlungen.de. – Vaduz, Privatslg. Dr. Peter Goop, ohne Sign. (olim Basel, Antiquariat Erasmushaus) r–v (Pap., um , ripuarisch). A: Anton Birlinger: Kleinere dt. Sprachdenkmäler des XI., XII. Jh. In: Germania () S. –, hier S. – (Clm ). – Erich Petzet/Otto Glauning: Dt. Schriftf. des IX. bis XVI. Jh. aus Hss. der K. Hof- und Staatsbibl. in München. . Abt.: Mhd. Schriftdenkmäler des XI. bis XIV. Jh. Leipzig (Neudr. Hildesheim/ New York ) Tf. XVIII (Diplomatischer Abdruck und Faks. v. Clm , v). – Friedrich Wilhelm: Denkmäler dt. Prosa des . und . Jh. Abt. A: Text (Münchener Texte ). München (Nachdr. ebd. [Germanistische Bücherei ]) S. – (Clm ). – Karin Schneider: Neue
Innsbrucker Arzneibuch Funde frühmhd. Handschriftenfragm. In: Philologische Unters. FS Elfriede Stutz. Hg. v. Alfred Ebenbauer (Philologica Germanica ). Wien , S. –, hier S. . – Bernhard Schnell: Religiöse Dichtung und medizinisches Schrifttum im frühen MA. Das ‹P. S.› und der ‹Hymnus Cives coelestris patriae›. Text und Unters. In: Stud. zur dt. Sprache und Lit. FS Konrad Kunze. Hg. v. Václav Bok u. a. (Stud. zur Germanistik ). Hamburg , S. –, hier S. – (Synopse: krit. Edition nach Clm /diplomatischer Abdruck von Vaduz). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f.; () Sp. . – Wilhelm (s. Ausg.) Abt. B: Komm. München (Nachdr. ) S. –. – Ulrich Engelen: Die Edelsteine in der dt. Dichtung des . und . Jh. (MMS ). München , S. . – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. //B). Bern u. a. , S. . – B. Schnell: Vorüberlegungen zu einer «Gesch. der dt. Medizinit. des MA» am Beispiel des . Jh. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . – Jörg Riecke: Die Frühgesch. der ma. medizinischen Fachsprache im Deutschen. Bd. . Unters. Berlin/New York , S. f. – G. Keil: P. S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Elena Di Venosa: Die dt. Steinbücher des MA. Magische und medizinische Einblicke in die Welt der Steine (GAG ). Göppingen , S. –, f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . – Concetta Giliberto: La letteratura mineralogica nel mondo germanico medievale, con particolare riguardo per il lapidario antico inglese e il lapidario di Prüll. In: La letteratura tecnico-scienti ca nel Medioevo germanico: ‹Fachlit.› e ‹Gebrauchstexte›. Hg. v. Letizia Vezzosi. Alessandria , S. –. – B. Schnell: Varianz oder Stabilität? Zu den Abschriften ma. dt. Medizinlit. In: Der Schreiber als Dolmetscher. Sprachliche Umsetzungstechniken beim binnensprachlichen Texttransfer in MA und Früher Neuzeit. Hg. v. Werner Besch/Thomas Klein (ZfdPh Sonderh. ). Berlin , S. –, hier S. –. VZ Innsbrucker Arzneibuch. – Obd.-lat. Rezeptar, frühes . Jh. Das I. A. orientiert sich an den Bedürfnissen der Klostermedizin und dürfte von einem Klerikerarzt
Innsbrucker Arzneibuch verfasst worden sein. Dieser beherrschte die dt. wie die lat. Sprache gleichermaßen und vermengte beide zu einer chararakteristischen Mischsprache. Das I. A. ist damit ein bedeutender Zeuge für den Beginn der volkssprachig-medizinfachlichen Literaturtradition im dt. Sprachraum. Die Zweisprachigkeit des I. A. ndet sich indes nur im ältesten Innsbrucker Textzeugen. Der Münchner Clm aus der Mitte des . Jh. und die spätere Streuüberlieferung tradieren durchgehend volkssprachige Rezepte. Das I. A. fußt primär auf frühma. Quellen, was durch inhaltliche Überschneidungen mit vorsalernitanischen Rezeptsammlungen evident ist (Wien, ÖNB, Cod. ; München, BSB, Cgm ; St. Gallen, Stiftsbibl. Codd. und ; Linz, LB. Hs. [olim , CC II ]). Daneben nden sich Rezepte antiken Ursprungs (Sextus → Placitus Papyriensis, Marcellus Empiricus, Plinius d. Ä., Dioscorides langobardus). Die Stücke des Rezeptars sind anatomisch «a capite ad calcem» geordnet, wobei das Schema nicht konstant aufrecht erhalten wird. Dieser nur lockere Verbund der einzelnen Rezepte begünstigt Streu- gegenüber der Gesamtüberlieferung: Schon der Clm weicht deutlich in der Rezeptfolge ab und spätere ma. Rezeptare tradieren I. A.-Material sehr selektiv, so etwa im Nürnberger Arzneibuch (→ Petrus Hispanus) als Inserate zwischen den nach Indikationen geordneten Rezeptgruppen. Ü: Innsbruck, ULB, Cod. , v–r (Perg., drittes Viertel . Jh., bair.-österr./ lat.). Das I. A. ist Tl. eines Fragm. von Bll., das in einen Sammelband aus Fragm. verschiedener Hss. eingebunden ist. Digitalisat unter: www. handschriftencensus.de/abbildungen. – München, BSB, Clm , v–r (Perg., bald nach , bair.); Teilbearb. des I. A. (Emmeramer Rezeptar). – In beiden Hss. folgt auf das I. A. das → Prüller Kräuterbuch. – Streuüberlieferung einzelner Rezepte in spätma. obd. Rezeptaren, vor allem im Kontext der Petrus-Hispanus-Tradierung. A: Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkmäler dt. Prosa des . und . Jh. Abt. A: Text; Abt. B: Komm. (Münchener Texte ). München / (Nachdr. in einem Bd. [Germanistische Bücherei ]), A: S. f. (Abdruck Cod. ), B: S. – (Abdruck Clm ); auf S. – bietet Wilhelm einen Abdruck des Wiener Kräuterbuchs als «Anhang II» zum I. A. (Wien, ÖNB, Cod.
. Hälfte . Jh. ). – Ältere Abdrucke von Cod. : Franz Josef Mone: Teutsche Recepte des . Jh. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit () Sp. –. – Ignaz V. Zingerle: Recepte aus dem XII. Jh. In: Germania () S. –. – Paul Piper: Nachträge zur älteren dt. Litt. von Kürschners dt. NationalLitt. (Dt. National-Litt. ). Stuttgart o. J. [] (Nachdr. Tokyo/Tübingen ) S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f.; () Sp. . – Wilhelm (s. Ausg.) Abt. B, S. – (Komm. zu Cod. ). – Walter L. Wardale: The ‹Excerpta Ipocratis vnde Bartholomei› of Göttingen, Ms. hist. nat. . In: Nd. Mitt. () S. –. – Gerhard Eis: Mitt. aus spätma. Hss. in süddt. Bibl. In: Tierärztliche Umschau () S. –, hier S. . – G. Keil: Die mlat. Übers. vom Harntraktat des ‹Bartholomäus›. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f., f. – Ders.: Die dt. medizinische Lit. im MA. In: Verhandlungen des XX. Internationalen Kongresses zur Gesch. der Medizin .–. August . Hg. v. Heinz Goerke/Heinz Müller-Dietz. Hildesheim , S. –, hier S. . – Joachim Telle: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinlit. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg , S. Anm. , Anm. , , Anm. , Anm. . – Wolfgang Hirth: Popularisierungstendenzen in der ma. «Fachlit.». In: Medizinhist. Journal () S. –, hier S. , , . – Ders.: Corpusbildung in der deutschsprachigen medizinischen Fachlit. des MA. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. //B). Bern u. a. , S. – u. ö. – Bernhard Schnell: Vorüberlegungen zu einer «Gesch. der dt. Medizinlit. des MA» am Beispiel des . Jh. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ders.: Die dt. Medizinlit. im . Jh. Ein erster Überblick. In: Eine Epoche im Umbruch. Volkssprachliche Literalität –. Hg. v. Christa Bertelsmeier-Kierst/Christopher J. Young. Tübingen , S. –, hier S. . – Valeria di Clemente: Il lessico dello I. A. e del Prüller Kräuterbuch (Diss. Siena). Arezzo . – Jörg Riecke: Die Frühgesch. der ma. medizinischen Fachsprache im Deutschen. Bd. . Unters. Berlin/New York , S. , , , . – G. Keil: I. A. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Diet
. Hälfte . Jh. rich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Schlettstädter Glossar. – Lat.-ahd. Glossar, zwischen und entstanden. Die Vorlagen des S. G., das vermutlich in einem südschwäbischen Kloster (Fasbender, S. ) zum Zweck der Klerikerausbildung entstanden ist, reichen bis ins frühe . Jh. zurück. Die umfangreiche Sammlung enthält u. a. Glossen zu Arator (. Jh.; De actibus apostolorum), → Vergil (– v. Chr.; eine ungeordnete Wortliste mit ahd. Glossen und eine grob alphabetisierte mit etwas mehr als ) und Priscian (um ; Institutiones grammaticae), zu christlichen Autoren wie Eusebius von Caesarea (/–/; Historia ecclesiastica), → Hieronymus (um –/; Viten; Epistolae), → Johannes Cassianus (um – um ; Collationes patrum), Paulus Orosius (um – um ; Historiarum adversum paganos libri VII), → Gregor (vor –; Dialogi de vita et miraculis patrum Italicorum; Homiliae in Evangelia; Cura pastoralis) und → Beda (um /–: De temporum ratione), Glossen zu biblischen Texten (u. a. zum Lukas-Evangelium) und zu den Canones sowie mehrere alphabetisch und sachlich geordnete Glossare. Ü: Schlettstadt/Sélestat, Bibl. et archives municipales, Ms. [früher Ms. ] (Perg.). Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bearb. v. Rolf Bergmann und Stefanie Stricker unter Mitarbeit von Yvonne Goldammer und Claudia WichReif. Berlin/New York , Bd. , S. – (Nr. ). – http://www.handschriftencensus.de/ werke/. A: Wilhelm Wackernagel: Die Schlettstädter Glossen. In: ZfdA () S. –. – Die ahd. Glossen. Gesammelt und bearb. v. Elias Steinmeyer und Eduard Sievers. Bd. . Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. – (Verz. der Fundstellen der glossierten Werke). – Fasbender (s. Lit.) S. – (nur die lat. Glossen des alphabetischen Vergil-Vokabulars). – Otto B. Schlutter: Weitere Nachträge zu den ahd. Glossen. In: The Journal of English and Germanic Philology () S. –. – Ma. Schatzverzeichnisse. Hg. vom Zentralinst. für Kunstgesch. in Zusammenarbeit mit Bernhard Bischoff. Tl. . München
Schlettstädter Glossar , S. – (nach Steinmeyer/Sievers, Bd. , S. –). L: De Boor/Newald () S. , . – Hans Ulrich Schmid, VL (), Sp. f. (überarb. wieder in: Ahd. und as. Lit. Hg. v. Rolf Bergmann. Berlin/Boston , S. ). – J[osef] Fasbender: Die Schlettstadter Vergilglossen und ihre Verwandten (Unters. zur dt. Sprachgesch. ). Straßburg . – Carl Wesle: Die ahd. Glossen des Schlettstadter Cod. zu kirchlichen Schr. und ihre Verwandten (Unters. zur dt. Sprachgesch. ). Straßburg . – Georg Baesecke: Hrabans Isidorglossierung, Walahfrid Strabus und das ahd. Schrifttum. In: ZfdA () S. – (wieder in: Ders.: Kleinere Schr. zur ahd. Sprache und Lit. Hg. v. Werner Schröder. Bern/München , S. –). – Brigitta Schreyer: Die ahd. Glossen zu Orosius. Diss. Halle/Saale . – Paul Adam: L’humanisme à Sélestat. L’école. Les humanistes. La bibliothèque. Sélestat , S. (in dt. Übers. u. d. T.: Der Humanismus zu Schlettstadt. Die Schule, die Humanisten, die Bibliothek. Obernai ). – Rolf Bergmann: Verz. der ahd. und as. Glossenhss. Mit Bibliogr. der Glosseneditionen, der Handschriftenbeschreibungen und der Dialektbestimmungen (Arbeiten zur Frühmittelalterforschung ). Berlin/New York , S. f. (Nr. ). – Klaus Siewert: Die ahd. Horazglossierung (Stud. zum Ahd. ). Göttingen . – Heinrich Götz: Funktionale Aspekte des Verhältnisses von Lemma und Glosse: Kontextübersetzung – Vokabelübersetzung. In: Die ahd. und as. Glossegraphie. Ein Hb. Hg. v. Rolf Bergmann/Stefanie Stricker. Berlin/New York , S., –, hier S. f., f. – C. Wich-Reif: Textglossare zu antiken, patristischen und spätantiken Autoren. In: ebd., S. –, hier S. –. BJ Hugo von St. Victor → Band , Sp. –. Admonter Briefsammlung. – Sammlung lat. Briefe und Dokumente, um –. Die A. B. entstand im Kloster Admont ab etwa , mit Nachträgen bis . Die Sammlung liegt vollständig nur in einer Handschrift vor, an der mindestens Schreiber beteiligt waren. In diesem Codex umfasst die A. B. Texte in lat. Sprache: öffentliche und private Briefe, Mandate, eine Legatenurkunde, einen Bericht über das Konzil von Reims sowie das Bruchstück einer Konzilsrede. Die Briefe und Mandate werden von
Bedeutung der Buchstaben der Forschung in zwei Gruppen unterschiedlicher Provenienz eingeteilt. vor allem zwischen und entstandene Texte behandeln Themen aus dem Kloster und seinem Umfeld, etwa personelle Maßnahmen. Die übrigen Stücke beschäftigen sich mit Angelegenheiten der Reichspolitik. Sie stehen im Kontext des Schismas von zwischen Papst Alexander III. und dem Gegenpapst Victor IV. Die Texte sind Kopien von Dokumenten, die der Salzburger Erzbischof Eberhard I. (um –) an Abt → Gottfried von Admont (um –) übermittelt hatte. Entsprechend vermitteln sie die Perspektive der Unterstützer Alexanders, zu denen Eberhard zählte. Acht Texte aus dieser Gruppe werden auch in den Gesta Friderici I. von → Rahewin zitiert. Jedoch geht die Forschung bei Rahewin nicht von einer Benutzung der A. B. als Vorlage aus. Ü: Wien, ÖNB, cod. (auch cvp , früher Iur. can. ), Bll. (Perg., um –, lat.). – Hannover, LB, cod. XI , r–r (Pap., . Jh., Teilabschrift von Schreiben der A. B.). – Zur Überl. vgl. Hödl / und Worstbrock (beide s. Lit.). A: Die Admonter Briefsammlung. Nebst ergänzenden Briefen (MGH Epp. ). Hg. v. Günther Hödl/Peter Classen. München (mit Verz. älterer Abdrucke). L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. f. – Franz Martin: Zwei Salzburger Briefslg. des . Jh. (das sog. Briefbuch Erzbischof Eberhards I.). In: MIÖG () S. –. – Heinz Zatschek: Stud. zur ma. Urkundenlehre. Konzept, Reg. und Briefslg. Brünn u. a. (Nachdr. Aalen ) S. –, f. – Günther Hödl: Die A. B. – (cvp. ). In: DA () S. –; () S. –. – Johann W. Braun: Irimbert von Admont. In: Frühma. Stud. () S. –, hier S. –. – G. Hödl: Das Erzstift Salzburg und das Reich unter Kaiser Friedrich Barbarossa. In: Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde () S. –. – Hödl/Classen (s. Ausg.) S. –. – Christoph Egger: Päpstliche Wahldekrete und Wahlanzeigen. Formen ma. Propaganda? In: Propaganda, Kommunikation und Öffentlichkeit (.–. Jh.). Hg. v. Karel Hruza. Wien , S. –. – Jörg Schwarz: Herrscher- und Reichstitel bei Kaisertum und Papsttum im . und . Jh. Köln u. a. , S. – u. ö. MM
Mitte . Jh. Bedeutung der Buchstaben. – Mantischer Kurztraktat, . Jh. oder früher. Die Verbindung von Alphabet und Prognostik rührt ursprünglich aus der Antike her und kann sich textlich in sehr variabler Gestalt manifestieren. Im Falle der B. d. B. wird jeder einzelne Buchstabe mit einer bestimmten Zukunftsprognose assoziiert. Eine Einleitung liefert die Anweisung zum Losverfahren: Nach dem Erwachen aus einem Traum ist ein Buch aufzuschlagen und anhand des auf der entsprechenden Seite zuerst erscheinenden Buchstabens die Vorhersage aus dem mantischen Alphabet zu gewinnen. Der Text wird sowohl auf dt. als auch auf lat. tradiert. Auch eine altenglische Fassung ist bekannt. Ü: Dt.: Wien, ÖNB, Cod. , v (Perg., Ende . Jh., schwäbisch); ohne die Einleitung. – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , v (Pap., /, mittelbair.). – Graz, UB, Ms. (olim / °) v (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.). – Lat.: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. B , v (Pap., /, elsässisch/ lat.). – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. , S. (Pap., /). – Altenglisch: London, British Library, MS Cotton Titus D XXVII, r (./. Jh.). A: Elias Steinmeyer: B. d. B. In: ZfdA () S. (nach Wien). – Anton E. Schönbach: Zu Zs. , . In: ZfdA () S. f. (nach Graz). – Eduard Sievers: B. d. B. In: ebd. S. (nach Gotha [lat.]). – Ders.: B. d. B. In: ebd. () S. f. (altenglisch). – Friedrich Wilhelm: Denkmäler dt. Prosa des . und . Jh. Abt. A: Text; Abt. B: Komm. (Münchener Texte ). München / (Nachdr. in einem Bd. [Germanistische Bücherei ]), A: S. (nach Wien), B: S. – (alle weiteren dt./lat. Fassungen und die altenglischen). L: Peter Assion, VL () Sp. f.; () Sp. . – Anton E. Schönbach: B. d. B. In: ZfdA () S. –. – Franz Dornseiff: Das Alphabet in Mystik und Magie. Leipzig (Nachdr. Berlin u. ö., Wiesbaden u. ö., Holzminden ) S. –. – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. //B). Bern u. a. , S. . – Stephan Müller: Magie und «mise en page». Über die Schrift als Vollzugsform in ma. Zauberpraktiken und die Deutung eines Nachtrags in der Heidelberger Hs. des ‹König Rother›. In: Akten des X. Internationalen Germanistenkongresses Wien . Bd. : Mediävistik und Kulturwiss. Hg. v. Peter
Mitte . Jh.
Honorius Augustodunensis
Wiesinger u. a. Bern u. a. , S. –, hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Honorius Augustodunensis Sp. –.
→ Band
,
Hildegard von Bingen → Band , Sp. –. Bartholomaeus Salernitanus. – Mediziner, Verfasser eines medizinischen Lehrbuchs, . Jh. B.s Lebensumstände sind nur indirekt und unvollständig zu erschließen. Er war wahrscheinlich Arzt und lehrte vielleicht in Paris und Nordfrankreich. B. wird der Schule von Salerno und der Tradition des Constantinus Africanus zugerechnet. Wie aus seinen Texten ersichtlich ist, besaß B. gute Kenntnisse der antiken Literatur, vor allem der Schriften von → Aristoteles, → Cicero und → Boethius. Als Mediziner dürfte er ein großes Ansehen besessen haben, wie sein Briefwechsel mit dem französischen König Ludwig VII. zeigt. Als B.s Hauptwerk gilt das lat. Lehrbuch Practica Bartholomaei. Der auf die Mitte des . Jh. datierte Text umfasst drei Abhandlungen. Darin gibt B. einen Überblick über Krankheiten, Behandlungsmethoden und Medikamente. Die Schrift wird als praxisorientiertes, kenntnisreiches und übersichtliches Lehrwerk geschätzt. Bereits in der zweiten Hälfte des . Jh. fanden B.s zweite und dritte Abhandlung Eingang in die Sammlung De aegritudinum curatione, im späten . Jh. auch in den → Bartholomäus. Im dt. Sprachraum erfuhr die Practica Bartholomaei ab dem . Jh. dt. Teilübersetzungen vor allem der dritten Abhandlung. → Ortolf von Baierland nahm in sein Arzneibuch zahlreiche Auszüge aus B.s Werk auf. Eine weitere deutschsprachige Rezeption erfolgte im → Mnd. Bartholomäus des . Jh., der auf den hochdt. Bartholomäus und B.s Original zurückgriff. Teile der Practica Bartholomaei nden sich auch im → Bremer Arzneibuch, → Liber magistri Avicennae, Medisch Vademecum van Heverlee und bei → Albrecht van Borgunnien. B. verfasste ferner Articella-Kommentare, die ab dem . Jh. in über Handschriften überliefert sind. B. gilt als frühester namentlich bekannter Kommentator der Articella. Die Forschung unterscheidet zwei Rezensionen seiner Kommentare. Eine Rezension basierte auf Mitschriften des Petrus
Musandinus zu Vorlesungen B.s. Insgesamt sind B.s Kommentare stark von Aristoteles beein usst, dessen Analysemethoden sie adaptieren. B. verdankt sich auch die Verbindung der Articella mit Galens Ars medica (Tegni). Weiterhin schrieb B. Kommentare zum Isagogen des Johannitius (Hunayn ibn Ishaq) und nach eigenen Angaben zum Liber graduum des Constantinus Africanus. B.s erhaltener Briefwechsel mit Ludwig VII. gilt heute als authentisch. Die Korrespondenz eines B. mit → Petrus Venerabilis, Abt von Cluny, wird B. manchmal abgesprochen und auf einen anderen B. bezogen. Ü: Lat. Hss. bei Lynn Thorndike/ Pearl Kibre: A Catalogue of Incipits of Mediaeval Scienti c Writings in Latin. London , Sp. , , . – Zudem Kristeller (s. Lit.). – Vgl. auch die Überl. zu Ortolf von Baierland, Albrecht van Borgunnien, dem mnd. Bartholomäus, Bremer Arzneibuch, Liber magistri Avicennae und Medisch Vademecum; ferner http://www.handschriftencensus. de/werke/. A: Collectio Salernitana Ossia Documenti Inediti e Trattati di Medicina Appartenenti alla Scuola Medica Salernitana . Hg. v. Salvatore de Renzi. Neapel (Nachdr. ebd. ) S. –, vgl. auch Bd. , ebd. , S. –, – (lat.). – Henri Quentin: Une Correspondance Médicale de Pierre le Vénérable avec Magister Bartholomaeus. In: Miscellanea Francesco Ehrle . Per la Storia della Teologia e della Filoso a. Rom (Nachdr. ebd. ) S. –. – Charles H. Talbot: A Letter from Bartholomew of Salerno to King Louis of France. In: Bulletin of the History of Medicine () S. –. – Kristeller (s. Lit.) S. f. (Teilausg. der Articella-Komm.). Verz. weiterer Teilausg. von B.s Werken in: Repertorium edierter Texte des MA aus dem Bereich der Philosophie und angrenzender Gebiete. Bd. . Hg. v. Rolf Schönberger. Berlin , S. –. – Vgl. auch die Ausg. der zur Überl. genannten Autoren und Werke. Ü: Practica. Hg. v. Angelo Capparoni. Rom (italienisch mit Komm.). – Medieval Medicine. A Reader. Hg. v. Faith Wallis. Toronto u. a. , S. – (engl. Teilausg. der Articella-Komm.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Christian Graeter: Ein Leipziger dt. B. Diss. Leipzig , S. –. – Enrico Borlone: La Practica Dermatologica Salernitana in Maestro Petroncello e in Maestro Barttolomeo. In: Medica
Capsula eburnea nei Secoli () S. –. – Marcello Segrè: Malattie Polmonari nella ‹Practica› di Bartholomeo, maestro Salernitano. In: ebd., S. –. – Willy L. Braekman: Een Middelnederlands Medisch Vademecum uit het Handschrift van de Norbertijnerabdij te Heverlee. In: Verslagen en Mededelingen van de Koninklijke Academie voor Nederlandse Zaal- en Letterkunde () S. –. – Paul Oskar Kristeller: B., Musandinus and Maurus of Salerno and Other Early Commentators of the ‹Articella›, with a Tentative List of Texts and Manuscripts. In: Italia Medioevale e Umanistica () S. – (wieder in: Ders.: Studies in Renaissance Thought and Letters. Bd. . Rom , S. –). – Mark D. Jordan: Medicine as Science in the Early Commentaries on ‹Johannitius›. In: Traditio () S. –. – Danielle Jacquart: Aristotelian Thought in Salerno. In: A History of Twelfth-Century Western Philosophy. Hg. v. Peter Dronke. Cambridge u. a. , S. –. – D. Jacquart: ‹Theorica› et ‹Practica› dans l’Enseignement de la Médecine à Salerne au XIIe Siècle. In: Vocabulaire des Écoles et des Méthodes d’Enseignement au Moyen Âge. Actes du Colloque, Rome – Octobre . Hg. v. Olga Weijers. Turnhout , S. – (wieder in: D. Jacquart: La Science Médicale Occidentale entre Deux Renaissances. Aldershot u. a. , Nr. VII). – D. Jacquart: Minima in Twelfth-Century Medical Texts from Salerno. In: Late Medieval and Early Modern Corpuscular Matter Theories. Hg. v. Christoph Herbert Lüthy u. a. Leiden u. a. , S. –. – G. Keil: B. S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. f. – F. Wallis: B. of Salerno. In: Medieval Science, Technology and Medicine. An Encyclopedia. Hg. v. Thomas Glick u. a. New York/London , S. f. – Andrea RzihacekBedö: Medizinische Wissenschaftsp ege im Benediktinerkloster Admont bis . Wien u. a. , S. –, – u. ö. – Bernhard D. Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. u. ö. – F. Wallis: The Articella Commentaries of B. of Salerno. In: La Scuola Medica Salernitana. Gli Autori e i Testi. Convegno Internazionale Università degli Studi di Salerno, – Novembre . Hg. v. Danielle Jacquart/Agostino Paravicini Bagliani. Florenz , S. –. – F. Wallis: th Century Commentaries on the ‹Tegni›. Bartholomaeus of Salerno and Others. In: L’‹Ars medica› (Tegni) de
Mitte . Jh. Galien. Lectures Antiques et Médiévales. Actes de la Journée d’Étude Internationale, Saint-Étienne, Juin . Hg. v. Nicoletta Palmieri. SaintÉtienne , S. –. MM Capsula eburnea (auch: Secreta Hippocratis, Analogium Hippocratis, Liber veritatis Hippocratis, Prognostica Democriti, Secreta Democriti u. a.). – Medizinische Prognostik, ./. Jh.; dt. und nd. Übersetzungen ab etwa überliefert. Der kurze Text behandelt verschiedene Arten von Papeln (Hautknoten) und prognostiziert die zu erwartenden Todeszeitpunkte der daran erkrankten Patienten. In den umfangreicheren Fassungen besteht die C. e. aus zwei Teilen. Der erste Teil berichtet in Form einer Legende vom Fund der Schrift. Danach habe Hippokrates sich mit dem Text begraben lassen. Das Werk habe sich dabei in einer Kapsel aus Elfenbein befunden, auf der auch die Bezeichnung C. e. beruht. Ein Kaiser habe das Grab viele Jahre später öffnen lassen, weil er einen Schatz darin vermutete. Stattdessen habe er den Text gefunden und diesen dann seinen Hofärzten oder seinem Leibarzt gegeben. Der zweite Teil der C. e. bietet eine topographisch geordnete Liste von Todeszeichen, die je nach Textfassung zwischen und Paragraphen umfasst. Auf Grundlage von Lage, Farbe und Symptomatik der Hautveränderungen wird der Tod des Patienten tagesgenau prognostiziert. Erfasst werden Zeiträume von bis zu Tagen. Manche Handschriften überliefern nur die Todeszeichen, nicht aber die Legende. Die Entstehung der ursprünglich griechischen C. e. wird im . oder . Jh. vermutet. Der Verfasser ist unbekannt, doch erscheint der Text in der Überlieferung meist als Schrift des Hippokrates, manchmal auch des Demokrit. Im . Jh. erfuhr die Abhandlung eine arabische Übersetzung, danach außerdem hebräische, mittelenglische und altfranzösische Bearbeitungen. Besonders wirkmächtig waren zwei lat. Fassungen der C. e. Die ältere AFassung entstand im . oder . Jh., basiert auf einem griechischen Text und ist ab dem späten . Jh. überliefert. Die jüngere B-Fassung stammt aus dem Toledo der zweiten Hälfte des . Jh., wird Gerhard von Cremona zugeschrieben und beruht auf einer arabischen Bearbeitung. Eine lat. Rezeption der C. e. erfolgte u. a. bei → Nikolaus von Polen (./ . Jh.) und Cornelius Roelans van Mecheln (auch Cornelis Roelants van Mechelen, –).
Mitte . Jh. A- und B-Fassung erfuhren dt. und nd. Übersetzungen. So überliefert das sog. Bamberger Arzneibuch (um ) eine dt. Übertragung von A. Der Text geht dort dem → Arzenîebuoch Ipocratis voraus und umfasst die Legende sowie drei Todeszeichen. Der Anfang der Legende nach Fassung A ist fragmentarisch auch in einer Basler Handschrift enthalten. Deutlich mehr Übersetzungen der C. e. beruhen jedoch auf der B-Fassung: Das . Kapitel im Arzneibuch des → Ortolf von Baierland bietet z. B. Todeszeichen, doch fehlt hier die HippokratesLegende. Ortolfs Interesse galt primär dem Milzbrandkarbunkel. Auf Ortolfs Übersetzung beruhen zwei weitere Texte. So überliefert ein Münchner Kodex aus dem zweiten Viertel des . Jh. eine Abhandlung zur Lepraschau mit zehn Zeichen für eine Ansteckung. Eine Salzburger Handschrift von um enthält einen Pestraktat, der die Todeszeichen auf die Pest bezieht. Eine weitere B-Bearbeitung, deren Entstehung im nördlichen Niedersachsen des . Jh. vermutet wird, liegt in zwei Versionen vor. Das Arzneibuch des → Albrecht van Borgunnien nennt im . Kapitel prognostische Zeichen. Auch hier fehlt die Legende, während die Zeichen nur unsystematisch, also nicht in topographischer Anordnung wiedergegeben werden. Diese Fassung enthält auch nichttödliche Prognostiken. Eine weitere Fassung ndet sich im . Kapitel der → Düdeschen Arstedie. Die Legende wurde hier gerafft und modi ziert; der prognostische Teil bietet Zeichen. Auf dem lat. B-Text beruht außerdem eine südndl. Übertragung des . Jh. in einer Brüsseler Handschrift. Als eigenständige Übersetzung der C. e. gilt Kapitel des → Abdinghofer Arzneibuchs. Der Text beginnt nicht mit der Hippokrates-Legende, sondern mit der Basilisken-Passage aus der Naturgeschichte von Plinius d. Ä. Neu in dieser Fassung sind Überlegungen zu den Ursachen der Hautveränderungen, z. B. durch allzu liberales Sexualverhalten oder schlechte Hygiene. Hinzu kommen Vorschläge zur Therapie der Erkrankungen. Es wird also auch ein nichttödlicher Ausgang der jeweiligen Krankheit in die Betrachtung einbezogen. Die Prognosen wurden insgesamt erweitert; auch wurde dem Text eine Liste von Heilkräutern hinzugefügt. Als Übersetzer dieser Fassung hat die Forschung einen unbekannten Geistlichen erwogen. Ü: . Griech.-lat. Text: Über griech. und lat. Hss. – Verzeichnis bei Sudhoff
Capsula eburnea a (s. Lit.). – Sigerist (s. Lit.). – Scherer (s. Lit.). . Übersetzungen des älteren lat. Textes A: Bamberg, SB, Msc. hist. (früher E.VII.), r (Perg., um , nordrheinfränkisch; Vorspann zum Arzenîebuoch Ipocratis). – Basel, UB, cod. B XI , r–v (Perg., . Jh., alemannisch). – Vgl. Gustav Meyer/Max Burckhardt: Die ma. Hss. der UB Basel B/: Theologische Pergamenthss., Signaturen B VIII –B XI . Basel , S. –. – www.handschriftencensus.de/. . Übersetzungen des jüngeren lat. Textes B: München, BSB, cgm , r–v (Pap., nach im zweiten Viertel . Jh., mittelbair.). – Salzburg, UB, cod. M III , v–r (Perg. und Pap., Speyer?, um , rheinfränkisch). – Vgl. www.handschriftencensus.de/; www.handschriftencensus.de/. . Südndl. Bearbeitung: Brüssel, Kgl. Bibl., cod. –, ra–vb (Perg., , ostbrabantisch). Vgl. auch die Überlieferung zu Ortolf von Baierland, der Düdeschen Arstedie und dem Abdinghofer Arzneibuch. D: Lat. Fassungen der C. e. nden sich in Inkunabeln mit Werken von Moses Maimonides (GW M) und Mohammed Rhazes (GW M, M), außerdem in pseudoaristotelischen (GW N) und pseudohippokratischen (GW ) Drucken. A: . Griech.-lat. Text: Sudhoff a (s. Lit.). – Sudhoff b (s. Lit.). – Sigerist (s. Lit.). – Online-Faks. der lat. Inkunabeln im GW (s. Drucke). . Übersetzung des älteren lat. Textes: Robert Priebsch: Dt. Prosafragm. des . Jh. In: Modern Language Review () S. –, hier S. , . . Übersetzung des jüngeren lat. Textes: Sudhoff a (s. Lit.). . Südndl. Bearbeitung: Sudhoff a (s. Lit.). – A. G. Homblé: Bijdrage tot de Geschiedenis en de Volkskunde van de Geneeskunde III. Uit de aloude Natuurkunde van de Mens, XIIIe & XIVe Eeuw. In: Oostvlaamse Zanten () S. – (nach Sudhoff). Ü: The Ivory Casket. In: Medieval Medicine. A Reader. Hg. v. Faith Wallis. Toronto u. a. , S. – (engl.). L: Gundolf Keil, LexMA () Sp. . – Ders., VL () Sp. –. – Karl
Circa instans Sudhoff: Die pseudohippokratische Krankheitsprognostik nach dem Auftreten von Hautausschlägen, ‹Secreta Hippocratis› oder ‹Capsula eburnea› benannt. In: Arch. für Gesch. der Medizin ( a) S. –. – Ders.: Frühdruck und Hs. Ein besonderer Beleg für ihre enge Verwandtschaft in einer medizinischen Inkunabel, einem Sonderdruck der ‹Prognostica Hippocratis› mit einem Anh. lat.-dt. Rezepte. In: ebd. ( b) S. –. – Henry E. Sigerist: Die ‹Prognostica Democriti› im Cod. Hunterian. T. S. IX/X. In: ebd. () S. –. – Augusto Beccaria: I Codici di Medicina del Periodo Presalernitano (Secoli IX, X e XI). Rom , Nr. ., ., ., ., ., .. – Veit Scherer: Die ‹Epistula de ratione ventris vel viscerum›. Ein Beitr. zur Gesch. des Galenismus im frühen MA. Diss. FU Berlin , S. , , f. – Gerhard Baader/G. Keil: Ma. Diagnostik. In: Medizinische Diagnostik in Gesch. und Gegenwart. FS Heinz Goerke. Hg. v. Christa Habrich u. a. München , S. –, hier S. , , . – Guy Sabbah u. a.: Bibliographie des Textes Médicaux Latins. Antiquité et Haut Moyen Âge. Saint-Étienne , Nr. –. – G. Keil: ‹Virtus occulta›. Der Begriff des ‹empiricum› bei Nikolaus von Polen. In: Die okkulten Wiss. in der Renaissance. Hg. v. August Buck. Wiesbaden , S. –, hier S. f. – Ortrun Riha: Ortolf von Baierland und seine lat. Quellen. Hochschulmedizin in der Volkssprache. Wiesbaden , S. –. – Dies.: Funktionswandel durch den Kontext. Ortolfauszüge als Pesttraktat. In: ‹Ein teutsch puech machen›. Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. G. Keil u. a. Wiesbaden , S. –. – G. Keil: Ipokras. Personalautoritative Legitimation in der ma. Medizin. In: Herkunft und Ursprung. Hist. und mythische Formen der Legitimation [...]. Hg. v. Peter Wunderli. Sigmaringen , S. –, hier S. f. – Bernhard Schnell: Vorüberlegungen zu einer ‹Gesch. der dt. Medizinlit. des MA› am Beispiel des . Jh. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Mareike Temmen: Das ‹Abdinghofer Arzneibuch›. Edition und Unters. einer Hs. mnd. Fachprosa. Köln u. a. , S. – u. ö. – Valeria di Clemente: Vicende della Letteratura MedicoPrognostica Pseudoippocratea nell’Europa Medievale. La Cosiddetta ‹C. e.› (‹Analogium Hippocratis›, ‹Liber veritatis Hippocratis›, ‹Secreta Hippocratis›, ‹Secreta Democriti›) e la Sua Ricezione
Mitte . Jh. in Area Alto-Tedesca (XI/XII–XV Sec.). In: Itinerari NS () S. –. – Chiara Benati: The Ever-Lasting Rules of Death? The Reception and Adaptation of the Pseudo-Hyppocratic ‹C. E.› in German Medical Literature. In: Brathair () H. , S. –. MM Circa instans (auch: Liber de simplici medicina). – Drogenkunde, um . Die Bezeichnung der lat. Schrift als C. i. beruht auf ihrem Incipit «Circa instans negotium in simplicibus medicinis nostrum versatum propositum». Die Entstehung des Werks wird heute im Süditalien der ersten Hälfte des . Jh. vermutet. Wahrscheinlich wurde C. i. bald nach dem → Liber iste und gleichzeitig mit oder kurz vor dem Antidotarium Nicolai des → Nicolaus Salernitanus in Salerno verfasst. Die Autorschaft von C. i. wird oft einem Mitglied der Familie Platearius zugesprochen, besonders häu g dem verstorbenen Matthaeus Platearius, manchmal auch dessen Vater Johannes. Aufgrund von inhaltlichen und strukturellen Parallelen zum Antidotarium Nicolai wird in der neueren Forschung auch Nicolaus Salernitanus als Verfasser erwogen. Der Kenntnisreichtum des C. i. verweist auf einen erfahrenen Mediziner als Autor. C. i. enthält eine Drogenkunde pharmakologischer Prägung mit Schwerpunkt auf den sog. Simplicia. Das Werk behandelt die einzelnen P anzen in jeweils eigenen Kapiteln, deren Zahl in der Überlieferung zwischen und schwankt. Den Anfangsbuchstaben der P anzennamen entsprechend sind die Kapitel alphabetisch zu Gruppen geordnet, beginnend mit Aloe. Innerhalb der einzelnen Buchstaben sind die P anzen jedoch nicht streng alphabetisch gruppiert. Die Kapitel bieten neben Namen und Synonymen der jeweiligen P anze auch Angaben zu Aussehen, Fundorten, Lagerung, Haltbarkeit, Heilanzeigen sowie zur medizinischen Aufbereitung und Anwendung. Für weitergehende Informationen verweist der Verfasser meist auf einschlägige Werke wie das Antidotarium Nicolai oder das Compendium des Magister Salernus. Als Quellen des C. i. hat die Forschung das Liber de gradibus von Constantinus Africanus sowie den Macer Floridus (→ Macer) und den Dioscorides langobardus herausgearbeitet. Sprachlich gilt C. i. als einfach und verständlich formuliertes Werk. Die zugängliche Anlage der Schrift trug sicher zu ihrem großen Erfolg bei. Die Überlieferung ist ab
Mitte . Jh. etwa fassbar und umfasst mehr als Handschriften. Bis heute sind die Textzeugen jedoch nur teilweise erschlossen und systematisiert. Die Forschung vermutet als Archetypus einen verlorenen Text, der über Paris eine starke Verbreitung erfuhr und von dem sich vor zwei Überlieferungszweige abspalteten. Zweig A tradiert eine Langfassung mit mehr als Kapiteln, die u. a. im Breslauer Codex Salernitanus erhalten ist. Zweig B überliefert einen kürzeren Text mit etwas über Kapiteln (u. a. in Erlangen, UB, Ms. ). Möglicherweise folgte auf B eine unbekannte Zwischenstufe, aus der sich weitere Langfassungen entwickelten, darunter eine vor allem in Frankreich und Italien rezipierte Langfassung mit Kapiteln. Sehr populär war auch eine als Secreta salernitana bekannte Bearbeitung. Eine auf Zweig A beruhende Kurzfassung ndet sich im Herbarius communis des → Hermann von Heilighafen. Die verschiedenen C. i.-Fassungen unterscheiden sich u. a. durch zusätzliche Randkommentare sowie eingeschobene oder nachgetragene Textabschnitte. Teile des C. i. gingen auch in eine umfangreiche Streuüberlieferung ein. Die volkssprachige Rezeption des C. i. begann im . Jh. im Altfranzösischen, in dt. Sprache um im niederfränkischen Raum. Die Entstehung hochdt. Fassungen wird erst nach vermutet. Die Reihe dt. C. i.-Übertragungen setzte wahrscheinlich mit dem niederfränkischen Herbarijs ein. Der Text ist nur in einem Codex von enthalten und bietet eine erweiterte Fassung des C. i. Eine weitere niederfränkische Übersetzung aus der Mitte des . Jh. liegt in zwei Handschriften vor. Ebenfalls in zwei Textzeugen ist eine Fassung des → Boec van medicinen überliefert, die im dritten Teil eine gekürzten Bearbeitung des C. i. überliefert. Darin wurden trotz der Kürzungen zusätzliche Quellen eingearbeitet, u. a. aus dem Werk des → Jacob van Maerlant. Auf um wird eine ostmitteldt. C. i.Übersetzung datiert. Der in nur einer Handschrift erhaltene Text enthält Einschübe aus dem Älteren dt. Macer und dem pseudo-serapionischen Aggregator. Wahrscheinlich im frühen . Jh. entstand schließlich die C. i.-Übersetzung des → Juden von Salms (Circken Steyn). Fragmente dt. C. i.-Texte sind u. a. auch in zwei Londoner und Heidelberger Handschriften des . und . Jh. erhalten. Insgesamt war die deutschsprachige Rezeption des C. i. im Vergleich mit anderen Werken wie dem dt. Macer nur gering.
Circa instans Der Beginn dt. Streuüberlieferung wird im . Jh. angesetzt, mit → Thomas von Cantimpré als entscheidendem Vermittler. Das C. i. oss u. a. in das → Dt. salernitanische Arzneibuch, den Gart der Gesundheit (Johann → Wonnecke) und den jüngeren Teil des → Petroneller Kräuterbuchs ein. Seine Wirkung erfasste auch → Konrad von Megenburg und das → Abdinghofer Arzneibuch. Eine Rezeption des Textes erfolgte weiterhin durch Autoren wie → Vinzenz von Beauvais, Matthaeus Silvaticus, → Bartholomaeus Anglicus, Ru nus von Aquileia, Peter Königsschla(c)her, Michael → Baumann und Johann → Wonnecke. Die indirekte Wirkung des C. i. reichte noch bis in die Frühe Neuzeit. Eine weitere Dimension erhielt die C. i.Rezeption durch Illustrationen. Auf Initiative Philipps des Schönen wurde der Text um mit Zeichnungen versehen, die im → Pseudo-Apuleius ihre Vorbilder hatten. Im sog. Elsässischen C. i. erfuhren diese Illustrationen eine realistischere Gestaltung. Sie wurden dann u. a. im Gart der Gesundheit, → Herbarius Moguntinus und → Hortus sanitatis rezipiert. C. i. gilt als zentrale Drogenkunde des MA. Die Schrift vermittelte wichtige Grundlagen zu den Eigenschaften und der Aufbewahrung von Arzneimitteln. Sie leistete so einen Beitrag zur Entwicklung und Standardisierung der Pharmazie, besonders im Bereich der Simplicia. Dem Werk wird daher große Bedeutung für die Herausbildung eines eigenständigen Apothekerwesens zugesprochen. Ü: Die Überl. umfasst mehr als Hss. und setzt um mit dem sog. Codex Salernitanus ein (Breslau, UB, cod. ). – Bearb. und Übers. aus dem dt.sprachigen Raum (die Einteilung folgt Keil ; s. Lit.): . Niederfränkische Herbarijs-Bearb.: Brüssel, Kgl. Bibl., Hs. –, r–r (Perg., ). . Weitere niederfränkische Übertragung: London, British Library, MS Loan / (Portland), r–v (nach im . Jh., westlichnordniedersächsisch). – Gent, UB, Hs. , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh.). . Fassung des Boec van medicinen: Den Haag, Kgl. Bibl., Hs. H , ra–va, r–v (zweite Hälfte . Jh.). – Utrecht, UB, Ms. ( F ), r–v (Perg., um , mndl.). . Hochdt. Bearb.: Leipzig, UB, cod. , r–v (Pap., Mitte . Jh., ostmitteldt.). . Übers. des Juden von Solms: Erlangen, UB, Ms. B (früher Ms. ), vb–rb (Pap., frühes . Jh., westmitteldt.).
Circa instans . Dt. Fragm.: London, Wellcome Institute of the History of Medicine, MS , r–r (Perg., Mitte . Jh.). – Heidelberg, UB, cpg , va–vb (Pap., Schwaben/Heidelberg, , schwäbisch). – Vgl. Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –. Zur Überl. vgl. u. a. die Ausg. sowie Beck . – Ria Jansen-Sieben: Repertorium van de Middelnederlandse Artes-Literatuur. Utrecht , S. f., f. u. ö. – Temmen (s. Lit.). D: Bis ins späte . Jh. mehr als zehn Drucke, oft mit dem Breviarium medicinae des Johannes Serapion. Ältester erhaltener Druck: Venedig: Bonetus Locatellus für Octavianus Scotus, (GW M). – Vgl. Fischer (s. Lit.). A: Walter Damm: Die einzige bisher bekannte dt. Fassung des Buches ‹C. i. (de simplicibus)› nach einer Hs. des . Jh. Diss. Berlin (Teilausg. der Leipziger Hs. ). – Hans Wölfel: Das Arzneidrogenbuch ‹C. i.› in einer Fassung des XIII. Jh. aus der Universitätsbibl. Erlangen. Text und Komm. als Beitr. zur P anzen- und Drogenkunde des MA. Diss. Berlin . – Das Arzneidrogenbuch in der Salernitanischen Hs. der Breslauer StB (Nr. ). Hg. v. Fritz-Heinz Holler. Würzburg . – De ‹Liber magistri Avicenne› en de ‹Herbarijs› . Middelnederlandse Hss. uit de XIVe Eeuw (ms. – Kon. Biblioteek te Brussel). Hg. v. Leo J. Vandewiele. Brüssel (niederfränkische Bearb.). – Boec van Medicinen in Dietsche. Een Middelnederlandse Compilatie van Medisch-Farmaceutische Literatuur. Hg. v. Wilhelmus Franciscus Daems. Leiden , S. – (Kurzfassung des C. i.). – Een Middelnederlandse Versie van de ‹C. I.› van Platearius. Naar de Hss Portland, British Museum MS.Loan / (XIVe Eeuw) en Universiteitsbibliotheek te Gent Hs. (XVe Eeuw). Hg. v. L. J. Vandewiele. Oudenaarde (niederfränkische Bearb.). – C. i. Hg. v. C. B. Rea/J. Rea. Bryan/Texas []. – Jürg Blome: Transkription, Übersetzung und systematisch-botanische Bearb. der in der Basler Universitätsbibl. aufbewahrten Kräuterbuch-Hs. ‹C. i.› aus dem letzten Viertel des . Jh. Würzburg . – Palmer/Speckenbach (s. Lit.) S. – (Teilausg.). – Mayer (s. Lit.; Teilausg.). – Online-Faks. von Hs. cpg : http://digi.ub.uni-heidelberg.de/
Mitte . Jh. cpg. – Online-Faks. von GW M: http:// daten.digitale-sammlungen.de/. Ü: Martin Woidt: Das Salerner Buch des Bedarfs an einfachen Drogen (‹C. i.›) nach den Hss. in unsere heutige Muttersprache übertragen und erläutert. Diss. Berlin . L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Ders., LexMA () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. , f. – Max Ullmann: Ge ügel, Eier, Fische, Früchte und Gemüse im C. i. des Codex Salernitanus in Breslau. Diss. Leipzig . – Julius Schuster: ‹Secreta Salernitana› und ‹Gart der Gesundheit›. Eine Stud. zur Gesch. der Naturwiss. und Medizin des MA. In: Ma. Hss. Paläographische, kunsthist., literarische und bibliotheksgeschichtliche Unters. FS Hermann Degering. Leipzig , S. –. – Hermann Fischer: Ma. P anzenkunde. München (Nachdr. Hildesheim ) S. –, –. – Walter Starkenstein: Ein Beitr. zur C. i.-Frage (Auf Grund von zwei neu aufgefundenen ma. Hss. des ‹Liber de simplicibus medicinae›). In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Wölfel (s. Ausg.). – Claus H. Beck: Stud. über Gestalt und Ursprung des C. i., durchgeführt an den drei ältesten bisher bekannten Hss. Diss. Berlin . – The Herbal of Runus. Hg. v. Lynn Thorndike mit Francis S. Benjamin. Chicago [], S. XXVIII–XXXII u. ö. – Otto Bessler: Prinzipien der Drogenkunde im MA. Aussage und Inhalt des C. i. und Mainzer Gart. Habil. Halle/Saale . – G. Keil: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes. Ulm , S. f., (Anm. –), . – Willy L. Braekman: Een Gecomrnentarieerd Antidotarium en de C. i. van Platearius in sen Oostmiddelnederlandse Bewerking. In: Scientiarum Historia () S. –. – G. Keil/Hans Reinecke: Der kranewitber-Traktat des ‹Doktor Hubertus›. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f., –. – Ders.: Fragmenten van een Nieuw Hs. van de Middelnederlandse C. i. In: Verslagen en Mededelingen van de Koninklijke Academie voor Nederlandse Taal- en Letterkunde () S. –. – Frank J. Anderson: New Light on C. i. In: Pharmacy in History () S. –. – J. Blome: Fachnomenklatorische Unters. zu einem der ältesten bebilderten Kräuterbücher Mitteleuropas. In: ‹gelêrter der arzenîe, ouch apotêker›. FS Willem F. Daems. Hg.
Mitte . Jh. v. G. Keil. Pattensen , S. –. – Bernhard Schnell: Von den Wurzen. Text- und überlieferungsgeschichtliche Stud. zur pharmakographischen dt. Lit. des MA. Habil.-Schr. Würzburg , S. –. – Nigel F. Palmer/Klaus Speckenbach: Träume und Kräuter. Stud. zur Petroneller C. i.Hs. und zu den dt. Traumbüchern des MA. Köln u. a. . – Johannes G. Mayer: C. i. dt. Beobachtungen zum Leipziger Kodex , dem bislang umfangreichsten Kräuterbuch in dt. Sprache vor dem Buchdruck. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Ders.: Das ‹Leipziger Drogenkompendium› (Leipzig, UB, Cod. ) und seine Quellen C. i., ‹Aggregator› (Pseudo Serapion), ‹Macer oridus› (bzw. ‹Älterer dt. Macer›), ‹Liber graduum› (Constantin) und ‹Liber iste›. In: Editionen und Stud. zur lat. und dt. Fachprosa des MA. Hg. v. dems./Konrad Goehl. Würzburg , S. –. – Iolanda Ventura: Per una Storia del C. i. I Secreta Salernitana ed il Testo del Manoscritto London, British Library, Egerton . Note a Margine di un’Edizione. In: Schola Salernitana / () S. –. – Der dt. ‹Macer›, Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Hg. v. Bernhard Schnell mit William Crossgrove. Tübingen , S. – u. ö. – J. G. Mayer/K. Goehl: Das Verhältnis der ma. dt. Kräuterbücher zu ihren lat. Quellen, dargestellt am ‹Älteren dt. Macer›, dem ‹Leipziger Drogenkompendium› (Leipzig UB, ) sowie dem ‹Gart der Gesundheit› (Mainz ). In: Sprachwiss. () H. , S. –. – Luciano Mauro/ Alessandro Masturzo: Elementi di Originalità nel Corpus Botanico del C. i. In: Salerno nel XII Secolo. Istituzioni, Società, Cultura. Atti del Convegno Internazionale, Raito di Vietri sul Mare – Giugno . Hg. v. Paolo Delogu/Paolo Peduto. Salerno , S. –. – María E. Garrido Anes: Manuscript Relations through Form and Content in the Middle English C. i. In: Selim () S. –. – G. Keil: C. i. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Mareike Temmen: Das ‹Abdinghofer Arzneibuch›. Edition und Unters. einer Hs. mnd. Fachprosa. Köln u. a. , S. – u. ö. – I. Ventura: Una Manuale di Farmacologia Medievale ed i Suoi Lettori. Il C. i., la Sua Diffusione, la Sua Ricezione dal XIII al XV Secolo. In: La Scuola Medica Salernitana. Gli Autori e i Testi. Convegno Internazionale Università degli Studi di Salerno, – Novembre
Geiertraktat . Hg. v. Danielle Jacquart/Agostino Paravicini Bagliani. Florenz , S. –. – Bernhard D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. –, f., f. u. ö. – Health and Healing from the Medieval Garden. Hg. v. Peter Dendle/Alain Touwaide. Woodbridge , passim. – I. Ventura: Introduzione. In: Ps. Bartholomaeus Mini de Senis: Tractatus de Herbis (Ms London, British Library, Egerton ). Hg. v. ders. Tavarnuzze/Impruneta , S. –, hier S. –. – Dies.: Une Œuvre et Ses Lecteurs. La Diffusion du C. i. Salernitain. In: Florilegium Medievale. Études Offertes à Jacqueline Hamesse à l’Occasion de Son Éméritat. Hg. v. José F. P. Meirinhos/Olga Weijers. Turnhout , S. –. – I. Ventura: Il C. i. dello Pseudo-Matteo Plateario. Per una Storia della Diffusione, verso la Preparazione di un’Edizione. In: Minerva. Revista de Filología Clásica () S. –. – Dies.: Sulla Diffusione del C. i. nei Manoscritti e nelle Biblioteche del Tardo Medioevo. Ricezione e Lettura di un’Opera Medica. In: La Produzione Scritta Tecnica e Scienti ca nel Medioevo. Libro e Documento tra Scuole e Professioni. Atti del Convegno Internazionale di Studio dell’Associazione Italiana dei Paleogra e Diplomatisti, Fisciano, Salerno, – Settembre . Hg. v. Giuseppe de Gregorio/Maria Galante. Spoleto , S. –. MM Geiertraktat. – Wunderdrogentraktat, . Jh. Schon im Altertum wurden dem Geier medizinische und andere hilfreiche Eigenschaften zugesprochen. Sein Herz sollte gefährliche Tiere vertreiben helfen, während seine Federn zur Geburtshilfe dienen sollten. Seine Leber galt als Mittel gegen Epilepsie. Entsprechende Rezepte und Empfehlungen nden sich u. a. im Papyrus Ebers (. Jh. v. Chr.), in der Naturgeschichte von Plinius d. Ä., bei Marcellus Empiricus, Sextus → Placitus, Theodorus Priscianus, Quintus Serenus Sammonicus und Galen. Auch im MA war der Geier Bestandteil medizinischer Rezepte, etwa bei → Hildegard von Bingen, → Albertus Magnus, → Vinzenz von Beauvais und → Thomas von Cantimpré sowie in Schriften wie → Hortus sanitatis, Medicina Plinii und Physica Plinii Bambergensis. Jenseits verstreuter Einzelrezepte erfolgte in Abhandlungen eine Konsolidierung medizinischer Geiertexte. Als Vorstufe dieses Vorgangs gelten die lat. Kyraniden, die sich freilich noch mit dem Adler
Geiertraktat beschäftigen. Für den Geier ist unter den lat. Texten die ab dem . Jh. überlieferte Epistula de vulture von besonderer Bedeutung. Als Quellen des Textes hat die Forschung Plinius, Sextus Placitus und die frühma. Volksmedizin herausgearbeitet. Eine lat. Streuüberlieferung ist in Texten vom . bis ins . Jh. feststellbar. Eine dt. Rezeption der Epistula ist ab dem . Jh. belegt. Dt. Streugut ndet sich in Kompilationen wie dem → Bremer Arzneibuch. Weiterhin sind dt. Versatzstücke und ein Textauszug in Überlieferungsgemeinschaft mit dem G. nachgewiesen. Die Epistula diente in diesen Fällen als Anhang oder Einschub zum G. Der eigentliche G. wird auch als Altdt. G. bezeichnet und umfasst nur zwei Kapitel. Die enthaltenen Rezepte sind nach dem traditionellen Prinzip des «a capite ad calcem» angeordnet. Als Vorbilder für Form und Inhalt der Schrift gelten sowohl die Kyraniden wie die Epistula de vulture. Außerdem griff der unbekannte Autor auf die dt. Volksmedizin, → Hieronymus und die unter dem Titel Gifttraktat verbreitete sog. Orestes-Legende zurück, die sich bei Galen ndet. Auch Hippokrates wird als Autorität genannt. Die Sprache des G. gilt als einfach und prägnant. Der Text des G. geht ursprünglich auf den → Bartholomäus (spätes . Jh.) zurück. Der G. trat jedoch zunehmend aus dem Textzusammenhang mit diesem Arzneibuch heraus und entwickelte eine rege Eigenüberlieferung. Die Forschung hat die Entwicklung des Textes von Thüringen über das bairische Gebiet bis in rheinische und norddt. Regionen sowie die heutige Schweiz verfolgt. Insgesamt ist der G. vom ersten Viertel des . Jh. bis ins mittlere . Jh. in über Textzeugen belegt. Der G. ndet sich u. a. in Sammelhandschriften mit dem → Macer, dem Arzneibuch des → Ortolf von Baierland, dem Buch der Natur des → Konrad von Megenburg sowie in Werken von Johannes → Paulinus und → Nikolaus von Polen. Um entstand der nach dem Aufbewahrungsort seiner Handschrift benannte Salzburger G. Als Verfasser wird ein Laienarzt bairischösterreichischer Herkunft vermutet. Die in der Einleitung behauptete Autorschaft des Hippokrates ist ktiv. Der dt. Text umfasst neben der Einleitung fünf Abschnitte über medizinische Eigenschaften des Geiers. Er basiert auf der Epistula und dem Altdt. G. Die Forschung hat im Text jedoch auch zusätzliche Indikationen festgestellt, die den Salzbur
Mitte . Jh. ger G. von früheren Texten unterscheiden. Auch ist die Schrift nicht «a capite ad calcem» strukturiert. Ü: Die Epistula ist ab dem . Jh. in sieben Handschriften nachgewiesen, der altdt. G. in mehr als Hss. ab dem . Jh. – Verz. u. a. bei Stürmer (s. Lit.). – Stürmer/Keil (s. Lit.). – Möhler (s. Lit.). – www. handschriftencensus.de/werke/ – Zur Überlieferung im Macer-Kontext vgl. auch Schnell/Crossgrove (s. Lit.). – Vgl. außerdem die Überlieferung des Bartholomäus. Salzburger G.: Salzburg, Erzabtei St. Peter, cod. a VI , v–r (Pap., um , ostmittelbair.). A: Franz Cumont: Le Sage Bothros ou le Phylarque Aretas. In: Revue de Philologie, de Littérature et d’Histoire Anciennes () S. – (Epistula). – Loren C. Mckinney: An Unpublished Treatise on Medicine and Magic from the Age of Charlemagne. In: Speculum () S. – (Epistula). – Stürmer (s. Lit.; krit. Ausg. des G.). – Stürmer (s. Lit.; Streuüberl. und Salzburger G.). – Möhler (s. Lit.; Streuüberl.). – Weitere und ältere Ausg. bei Stürmer/ Keil (s. Lit.). – Vgl. auch die Ausg. des Bartholomäus. Ü: Thorndike (s. Lit.) S. (Epistula). L: Joachim Stürmer/Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – J. Stürmer: Salzburger G. In: VL () Sp. . – G. Keil: De vulture. In: VL () Sp. . – Max Hö er: Die volksmedizinische Organotherapie und ihr Verhältnis zum Kultopfer. Stuttgart u. a. , S. –, , f., f., . – Franz Willeke: Das Arzneibuch des Arnoldus Doneldey. Münster/Westf. , S. –. – Ernest A. Wallis Budge: Syrian Anatomy, Pathology and Therapeutics, or ‹The Book of Medicines›. Bd. . London , S. CLIX–CLXVIII. – Artur Elvert: Sprache und Quellen des Wolfenbüttler Heilkräuter- und Arzneibuches. Diss. Hamburg , S. . – Lynn Thorndike: A History of Magic and Experimental Science. Bd. . New York (Nachdr. ebd. ) S. , , u. ö. – Walter Arndt: Die Vögel in der Heilkunde der alten Kulturvölker. In: Journal für Ornithologie () S. –, –, –, hier S. , –, –, f., f., . – L. C. Mckinney: The Vulture in Medical Lore. In: CIBA Symposia () S. –. – Alphons A. Barb: The Vulture Epistle. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes
Mitte . Jh. () S. –. – Joachim Telle: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinlit. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg , S. – u. ö. – J. Stürmer: ‹Von deme Gîre.› Unters. zu einer altdt. Drogenmonographie des HochMA. Pattensen . – Christoph Gerhardt: Arznei und Symbol. Bemerkungen zum altdt. G. mit einem Ausblick auf das Pelikanexempel. In: ‹Natura loquax›. Naturkunde und allegorische Naturdeutung vom MA bis zur frühen Neuzeit. Hg. v. Wolfgang Harms/Heimo Reinitzer. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Oskar Pausch: Ein Zwettler ‹Geiertraktat› aus dem . Jh. In: ‹Gelêrter der arzenîe, ouch apotêker.› Beitr. zur Wissenschaftsgesch. FS Willem F. Daems. Hg. v. G. Keil. Pattensen , S. –. – J. Stürmer: Weitere Überl. des mhd. ‹G.s› sowie eine ahd. Übers. der ‹Epistula de vulture›. In: ebd., S. –. – Rainer Möhler: ‹Epistula de vulture›. Unters. zu einer organotherapeutischen Drogenmonographie des FrühMA. Pattensen . – Birgit Meineke: Zur Frage eines ahd. G. In: Rudolf Schützeichel: Addenda und Corrigenda (III) zum ahd. Wortschatz. Mit Beitr. von Rolf Bergmann u. a. (Stud. zum Ahd. ). Göttingen , S. –. – Christian Hünemörder: Geier. In: Der Neue Pauly. Bd. . Hg. v. Mandred Landfester mit Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Stuttgart , Sp. f. – Der dt. ‹Macer›, Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Hg. v. Bernhard Schnell mit William Crossgrove. Tübingen , S. f. u. ö. – G. Keil: G. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. f. – Bernhard D. Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f., –. MM Verbenatraktat. – Drogenmonographie, . Jh. Der primäre quellenmäßige Bezugspunkt des Traktats ist das Verbenen-Kapitel (Kap. ) des → Macer. Der ursprünglich mitteldt. V. dürfte im Umfeld des → Bartholomäus entstanden sein, eine Identität der Urheber beider Werke ist denkbar. Die vorgestellte Heilp anze, das Echte Eisenkraut (Verbena officinalis), hat in Europa vor der Durchsetzung als offizinelles Heilmittel eine vorchristlich-druidische Tradition als magische P anze («herba sacra»). In der späteren
Verbenatraktat drogenkundlichen Literatur scheint diese Tradition aber nur noch marginal durch (vgl. den Gart der Gesundheit, Kap. [Johann → Wonnecke]). Der Weg des Eisenkrauts in die schulmedizinische Pharmakognosie führte über den Herbarius des → Ps.-Apuleius zum hochma. Macer oridus und von hier aus in dessen dt. Bearbeitung. Mit seiner Verbenen-Monographie, die sich zusätzlich an Plinius orientiert, leitete der unbekannte Verfasser eine neue Phase der schulmedizinischen Rezeption der Verbene ein. Sein Traktat beweist sich dabei mit über Textzeugen als äußerst wirkmächtig. In der ursprünglichen Gestalt (Älterer [auch: Kleiner] V.) umfasst die Schrift Paragraphen. Eine Bearbeitung des . Jh. (Jüngerer [auch: Großer] V.) hat den ursprünglichen Textumfang um das dreifache erweitert, bewahrt aber die Übersichtlichkeit dank einer klaren, genretypischen Dreierstruktur: Der erste Teil bringt eine eindringliche Beschreibung der Merkmale der Verbene in Abschnitten, der zweite widmet sich den pharmazeutischtechnologischen Verfahren und der dritte den Indikationen und Anwendungsformen. Ü: Älterer V.: Mit über Hss. (im Verbund mit oder im Kontext des Bartholomäus aber auch selbstständig) ist die Tradierung außerordentlich breit und zudem sehr variantenreich, wobei abweichende Redaktionen schon im frühen . Jh. einsetzen. Ein Census der Überlieferung ist Forschungsdesiderat. – Jüngerer V.: Wien, ÖNB, Cod. , ra–vb (Pap. und Perg., /, ostmittelbair.); an den Traktat schließen sich in der Hs. drei Abschnitte an, die auch Versatzstücke des Älteren V. enthalten. A: Älterer V. (nach einzelnen Hss.): Franz Pfeiffer: Zwei dt. Arzneibücher aus dem . und . Jh. In: Sb. Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-Hist. Kl. () S. –, hier S. f. (nach München, BSB, Cgm ). – C[arl] Külz/ E. Külz-Trosse: Das Breslauer Arzneibuch R. der StB. Dresden , S. f. (nach Breslau, UB, Cod. R [→ Breslauer Arzneibuch]). – Älterer dt. ‹Macer› – Ortolf von Baierland ‹Arzneibuch› – ‹Herbar› des Bernhard von Breidenbach – Färber- und Maler-Rezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhs. des Kodex Berleburg [...]. Farbmikro che-Edition, Einf. zu den Texten, Beschreibung der P anzenabb. und der Hs. von Werner Dressendörfer u. a. (Codices illluminati medii aevi ). München , va–rb
Versus de volucribus, bestiis, arboribus (Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schlossbibl., Ms. RT / [Sammelhs. des → Bernhard von Breidenbach]). – Walter L. Wardale: Der Hd. Bartholomäus. Krit.-kommentierter Text eines ma. Arzneibuches auf Grund der Londoner Hss. Brit. Mus. Add. ,, Brit. Mus. Arundel , Brit. Mus. Add. ,, Brit. Mus. Add. ,. Dundee , S. I, f. (nach British Library, MS Add ). – Ruth Spranger/G. Keil: Ein Lambacher ‹Bartholomäus›-Fragm. des . Jh. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –, hier S. f. (nach Lambach, Stiftsbibl., Cod. Chart. ). – Jüngerer V.: Joseph Haupt: Über das mitteldt. Arzneibuch des Meisters Bartholomäus. In: Sb. Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-Hist. Kl. () S. –, hier S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Eleanour Sinclair Rohde: The Old English Herbals. London (Nachdr. ebd. ). – Heinrich Marzell: Das Eisenkraut (Verbena officinalis) als Zauberp anze. In: Der Naturforscher (/) S. –. – Art. Eisenkraut. In: Handwb. des dt. Aberglaubens (/) Sp. –. – Jerry Stannard: Magiferous Plants and Magic in Medieval Medical Botany. In: The Maryland Historian () S. –. – Dressendörfer u. a. (s. Ausg.) S. , f., . – Barbara Fehringer: Das Speyerer Kräuterbuch mit den Heilp anzen Hildegards von Bingen. Eine Stud. zur mhd. Physica-Rezeption mit krit. Ausg. des Textes (Würzburger medizinhist. Forschungen, Beih. ). Würzburg , S. f. – Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Krit. hg. v. Bernhard Schnell (TTG ). Tübingen , S. , , , u. ö. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , u. ö. VZ Versus de volucribus, bestiis, arboribus. – Dt. glossierte Merkverse zur lat. Terminologie, überliefert im .–. Jh. Über die Entstehung der Versus gibt es kein gesicherters Wissen. Ihr Zweck ist das Erlernen eines speziellen lat. Wortschatzes, unterstützt durch die metrische Struktur der Zeilen. Im wahrscheinlich von Anfang an zweisprachig realisierten Text sind die dt. Glossen den lat. Hexametern zunächst interlinear zugeordnet, werden später allerdings neben
Mitte . Jh. die lat. Bezugswörter geschrieben; die so entstandenen Glossare erfuhren eine weitere Entwicklung durch alphabetische Anordnung. Der Verfasser des → Summarium Heinrici (zweite Hälfte . Jh. ?), dessen Hauptteil vor allem auf den Etymologiae (um ) des → Isidor von Sevilla beruht, benutzte für das Kap. III, (De avibus) die Versus de volucris, die zwischen und auch in den Glossen → Hildegards von Bingen Verwendung fanden. Der schulische Kontext wird deutlich durch die Aufnahme der Versus de volucris und der Versus de bestiis als Lehrgedichte in die → Carmina Burana (Nr. und ). Die Verwendung der Versus de volucris lässt sich auch in den Vokabularen der beiden Elsässer Fritsche → Closener und Jakob → Twinger von Königshofen nachweisen. Ü: Der Überlieferungszeitraum der Versus erstreckt sich über mehrere Jahrhunderte. Die bislang bekannten Textzeugen (darunter elf Handschriften mit Glossen aus nachahd. Zeit) bieten einzelne oder mehrere Versus mit (ab dem . Jh.) oder ohne dt. Glossen (vgl. Stricker , S. –). – Richtigstellung zu Angaben von Gerhard Köbler in: Altdeutsch. Kat. aller allgemein bekannten Altdeutschhandschriften. Ahd., As., Altniederfränkisch (Arbeiten zur Rechts- und Sprachgesch. ; Gießen-Lahn ) bei Stricker , S. –. A: Julius Zacher: Die nomina volucrum und die termini juristarum. In: ZfdPh () S. –, hier S. –. – Die ahd. Glossen. Gesammelt und bearb. von Elias Steinmeyer und Eduard Sievers. Bd. . Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. –, –; Bd. (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. –. – Janez Stanonik: Ahd. Glossen aus Ljubljanaer Hss. In: Acta Neophilologica () S. –, hier S. . – Hartwig Mayer: Ahd. Glossen. Nachträge. Old High German Glosses. Toronto/Buffalo [], S. f. – Summarium Heinrici. Bd. . Textkrit. Ausg. der zweiten Fassung Buch I–VI sowie des Buches XI in Kurz- und Langfassung. Hg. v. Reiner Hildebrandt (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. Völker, NF []). Berlin/New York , S. . – Wegstein (s. Lit.). – Klaus Siewert: Zu neuentdeckten Glossenhss. und zu neuentdeckten Glossen. In: Rudolf Schützeichel: Addenda und Corrigenda (II) zur ahd. Glossenslg. (Stud. zum Ahd. ). Göttingen , S. –, hier S. –, –. – Müller
Mitte . Jh. (s. Lit.) S. f., –, . – Gerhard Köbler: Ergänzungen, Richtigstellungen, Nachträge, Teileditionen, Editionen, Nachweise zu Steinmeyers Edition: Die ahd. Glossen (Arbeiten zur Rechtsund Sprachwiss. ). Gießen . – Stefanie Stricker: Glossennachlese. In: Sprachwiss. () S. –, hier S. – (nach Hs. Salzburg, Bibl. der Erzabtei St. Peter, a V , v–v). – Versus de Bestiis. In: Ahd. Lit. Eine kommentierte Anthologie. Ahd./Nhd., Altnd./Nhd. Übers., hg. und komm. v. Stephan Müller (RUB ). Stuttgart , S. . Ü: Verse von den Tieren. In: Müller (s. Ausg.) S. . L: Werner Wegstein, VL () –. – Steinmeyer (vgl. Ausg.). – W. Wegstein: Anm. zum «Summarium Heinrici». In: ZfdA () S. –. – Ders.: Zur Überl. der V. d. v., b., a. In: Studia Linguistica et Philologica. FS Klaus Matzel. Hg. Hans-Werner Eroms u. a. (Germ. Bibl. . Reihe: Unters.) , S. –. – Gertraud Müller: Die ahd. Glossen der Hs. Augsburg, Arch. . In: Beitr. zur Erforschung der dt. Sprache () S. –. – W. Wegstein: Zur Edition der ‹V. de v.›. Vorschläge für ein EDVgestütztes Editions-Supplement. In: Probleme der Edition ahd. Texte. Hg. v. Rolf Bergmann (Stud. zum Ahd. ). Göttingen , S. –. – S. Stricker: Zu den Erträgen einer Werktypologisierung für eine Funktionsbestimmung am Beispiel der V. de v. In: Ma. volkssprachige Glossen. Internationale Fachkonferenz des Zentrums für Mittelalterstud. der Otto-Friedrich-Univ. Bamberg, . bis . August . Hg. v. Rolf Bergmann u. a. (Germanistische Bibl. ). Heidelberg , S. –. – Müller (s. Ausg.) S. . – S. Stricker: Die Versus-Sachglossare. In: Die ahd. und as. Glossographie. Ein Hb. Hg. v. R. Bergmann/S. Stricker. Bd. . Berlin/New York , S. –. – R. Bergmann/S. Stricker: Neuanfänge und Kontinuitäten in der deutschsprachigen Glossographie des . Jh. In: Dt. Texte der Salierzeit – Neuanfänge und Kontinuitäten im . Jh. Hg. v. Stephan Müller/Jens Schneider (MittelalterStud. ). München , S. –. – S. Stricker: V. d. v. b. a. In: Ahd. und as. Lit. Hg. v. R. Bergmann. Berlin/Boston , S. – (weitere Lit.). BJ Cisiojani. – Kalendermerkgedichte, überliefert seit dem . Jh. bis ins . Jh. Der Cisiojanus ist eine Dichtung zum Memorieren des unbeweglichen Heiligenkalenders, bei dem
Cisiojani ein Tag entweder durch eine Silbe, ein Wort oder einen ganzen Vers chiffriert wird. Man unterscheidet dementsprechend Silben-, Vokabel- und VersC. Jede Einheit zählt als ein Tag, nicht jede aber steht für einen Heiligen oder ein Kirchenfest. Es gibt «sprechende» und «stumme» Einheiten, wiewohl die «stummen» im Rahmen von Wortspielen durchaus bedeutungstragend werden (vgl. B.), sogar zur Entfaltung eines kleinen Sujets beitragen können (vgl. A.). Die Gattungsbezeichnung geht als Incipit auf die älteste Form, den aus zwölf Hexameterpaaren bestehenden und zwischen (Februar) und (Januar) Silben variierenden lat. Silben-C., zurück: Ci(= circumcisio, Beschneidung des Herren, . Januar) si- (.) o- (.) Ja- (.) nus (.) E- (= epiphania, . Januar) pi- (.) etc. Die regional verschiedenen Heiligenkalender erlauben umgekehrt eine Lokalisierung und Datierung der sie chiffrierenden C. Der deutschsprachige C. ist seit dem . Jh. vor allem in der Form des Vokabel-C. überliefert. C. aus anderen Volkssprachen sind vereinzelt belegt, harren aber noch einer systematischen Erschließung. Das breite Spektrum der C.-Überlieferung deutet auf die vielfältigen Lebenszusammenhänge, in denen es der Kenntnis des Heiligenkalenders bedurfte. C. nden sich im Eingangsbereich medizinisch-diätetischer, astronomischer und liturgischer Codices, in Hausbüchern, Gebetbüchern und Schulhandschriften. Explizit fordern die Crailsheimer () und die Nürnberger () Schulordnungen von den Schülern die Kenntnis des C. Im . Jh. treten Einblattdrucke hinzu. Mit der Reformation ging die Überlieferung zurück, verschwand aber keineswegs vollständig. Die dt. Überlieferung ist inzwischen befriedigend, die lat. kaum in Ansätzen aufgearbeitet. A. Silbencisiojani . C. des Steyrer: Inc. «Neu ist daz iar in perichten lant». Überschrift: «Daz ist dez Styrer Kalender» nur in D. Die Fassungen S und D stimmen weitgehend überein, K weicht stark ab. Alle Fassungen weisen überzählige Silben auf, was die Memorierbarkeit erhöht, eine kalendarische Benutzung aber erschwert haben dürfte. Eine mitgelernte melodische Kontrafaktur mit festem Betonungsschema, durch das unbetonte Silben als nichtzählende «ausgesiebt» würden, könnte eine Benutzung als Kalender wiederum ermöglicht haben. Andernfalls wären die
Cisiojani Texte dann aufgrund überlieferungsbedingter Verderbnisse als kaum funktional einzuschätzen (vgl. Schubert). Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , v–r (um /) (D). – Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Cod. , r (Schreiber: Jacob Steyr, [v] mit Nachträgen aus dem . Jh.) (K). – Kremsmünster, Stiftsbibl., Cod. , v (./ . Jh.). – Stockholm, Kgl. Bibl., Cod. A , v ( [r]) (S). – Zwei Verse aus der Juli-Str. in: Wien, ÖNB, Cod. , r (Ende . Jh./. Jh.) (W). A: Joseph Haupt: Über das md. Arzneibuch des Meisters Bartholomaeus. In: Sb. der kaiserlichen Akad. der Wiss. Phil.-hist. Classe . Wien , S. –, hier S. (W). – Karl Pickel: Das Heilige Namenbuch von Konrad von Dangkrotzheim. Straßburg , S. – (D). – Oloph Odenius: Cisiojani Latini. Neue Beitr. zur Bibliogr. der metrischen Kalendarien des MA. In: ARV. Tidskrift för Nordisk Folkminnesforskning () S. –, hier S. f. (S). – Heribert Hilgers: Versuche über dt. C. In: Poesie und Gebrauchslit. im dt. MA. Würzburger Colloquium . Hg. v. Volker Honemann u. a. Tübingen , S. –, einen aus (DSW) erstellten Text S. –. – Martin J. Schubert: Der C. des Steyrer in Krakau. In: ZfdPh () S. –, hier S. – (K), Synopse der vier Versionen S. –. (DSKW). . Anonymus (hochdt.): Inc. «New Jahrs Tag folgen König drey». A: Nach unbekannter Quelle (Hilbert führt noch einen Druck bei Feuerlein an; vgl. Anm. zum Ursprung bei Holtorf Nr. ) hg. von Georg Friedrich Grotefend. In: Johann Samuel Ersch/Johann Gottfried Gruber: Allg. Encyclopädie der Wiss. und Künste. . Abt. Bd. . Halle , S. f. . Konrad → Gesselen: Inc. «Nye iar unde twelfte dach». Ü: Rostock, UB, Mss. math. phys. , r–r (–) (R). – Leipzig, UB, Ms , rb (Textverlust durch beschnittenen Rand, . Jh. [r–r Tafeln für Köln für die Jahre bis ]) (L). D: Bedebock. Lübeck: Johann Snell (GW ). A: Karl Ernst Hermann Krause: Bruchstück eines Kalendarii des Johannis-Klosters und Nd. C. des Konrad Gesselen. In: Große Stadtschule
Mitte . Jh. zu Rostock [Programm]. Rostock , S. –, hier S. – (R). – Nach Krause wiederholt von Karl Pickel: Das Heilige Namenbuch von Konrad von Dangkrotzheim. Straßburg , S. f. – Hans Ostenfeldt Lange: Johann Snells bedebock. In: Nordisk tidskrift för bokoch biblioteksväsen () S. –. . Niederrheinischer Anonymus I: Inc. «Snijt aeff den reat och koenynck man». Ü: Brüssel, Kgl. Bibl., Ms. II , v–v (./. Jh. mit Nachträgen aus dem . Jh.). A: Robert Priebsch: Aus dt. Hss. der Kgl. Bibl. zu Brüssel IV. In: ZfdPh () S. –, –, hier S. f. – Helmut Tervooren: Drei niederrheinische Cisioiani. In: Sprache und Lit. des MA. in den «nideren landen». Gedenkschrift für Hartmut Beckers. Hg. v. V. Honemann u. a. (Nd. Stud. ). Köln u. a. , S. –, hier S. – (diplomatischer Abdruck mit Anm. und Heiligenaufschlüsselung). . Nd. C. des Ludwig Dietz: Inc. «Nyyars dach darna Dre konyng quemen». D: Der schapherders Kalender. Rostock: Ludwig Dietz . – Eyn schoene Nye Christlick Bedebock. Lübeck: Johann Balhorn d. Ä., . A: Carl Michael Wiechmann-Kadow: Der im . Jh. in Meklenburg gebräuchliche C. In: Jbb. des Ver. für meklenburgische Gesch. und Alterthumskunde () S. – (Fassung des Ludwig Dietz mit abweichenden Lesarten des Lübecker Bedebock). . Niederrheinischer Anonymus II: Inc. «Snit vant gebraden conynck want v Pauwels». Gegenüber der Parallelüberlieferung («deutlich ‹niederländischer› in der Sprache») führt die Brüsseler Version ihr Thema (Gelage heiliger Männer und Frauen, die in verwandtschaftlichem Verhältnis zueinander stehen) konzentrierter und pointierter aus (Tervooren, S. f.). Ü: Brüssel, Kgl. Bibl., Ms. II , v–r (./. Jh. mit Nachträgen aus dem . Jh.). – Parallelüberlieferung (erste Hälfte . Jh.). A: F. van Veerdeghem: Rijmkalender. In: Tijdschrift voor Nederlandse Taal- en Letterkunde () S. –. (Parallelüberlieferung o. A.). – Tervooren (s. o.) S. – (diplomatischer Abdruck mit Anm. und Heiligenaufschlüsselung).
Mitte . Jh. B. Vokabelcisiojani . C. des → Mönchs von Salzburg: Inc. «Besniten wirdigkleichen». Ü: Wien, ÖNB, Cod. , v–r (II mit C.: –) (D). – München, BSB, Cgm , r–v (um ) (K). – Ein weiterer Textzeuge ist ausweislich des Registers (r) im Cgm (A) heute nicht mehr vorhanden. A: Franz Viktor Spechtler: Die geistlichen Lieder des Mönchs von Salzburg (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. Völker []). Berlin/New York , S. – (G ). – Hilgers (s. o.) S. – (aus den Hss. erarbeiteter krit. Text). . Die C. → Oswalds von Wolkenstein Oswald verarbeitet in seinen beiden C. jeweils etwa Heilige und bietet damit einen der «materialreichsten Kalender dieser Art» (Kersken, S. ), was er durch Nutzung verschiedener Chiffrierungs- und Attribuierungsmöglichkeiten erreicht: Nennung der Heiligen in Voll- oder Koseformen, Referenz auf sie durch denominale Ableitungen (Blasius: Verbum ‹blasen›), Charakterisierung durch heiligenspezi sche Attribute etc. .. Gesungener C. Oswalds von Wolkenstein: Inc. «Menschlichen got, beschnitten schon». Ü: Wien, ÖNB, Cod. , r–v (–) (A). – Innsbruck, ULB, o. S., v (um ) (Wolkenstein-Hs. B.). – Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB , r-v (Pap., –) (c). A: Karl Kurt Klein: Die Lieder Oswalds von Wolkenstein. Tübingen , S. – (Nr. ). – Wolfgang Kersken: ‹Genner beschaid›. Die Kalendergedichte und der Neumondkalender des Oswald von Wolkenstein. Überl. – Text – Deutung (GAG ). Göppingen , S. – (A mit Notation), S. – (B mit Notation), S. f. (c); zu den älteren Ausg. von Weber, Schatz, Schatz/Koller, Klein vgl. S. –. – Zu den Oswald-Faks./Ausg. vgl. die Bibliogr. in: Oswald von Wolkenstein. Leben – Werk – Wirkung. Hg. v. Ulrich Müller/Margarete Springeth. Berlin , S. –, hier S. –. .. Gesprochener C. Oswalds von Wolkenstein: Inc. «Genner beschaid Crist wirdikleich». Ü: Innsbruck, ULB, o. S. (Wolkenstein-Hs. B.), r-v (Perg., um ). – Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB , r–r (–) (c). – München, BSB, Cgm , r–v (H). – Wien, ÖNB, Cod.
Cisiojani , r (–) (A, hier auch noch ein gelöschter C. [v–v]). A: Klein (s. o.) S. – (Nr. ). – Kersken (s. o.) S. – (A), S. f. (gelöschter C.), S. – (B), S. – (c), S. – (H), S. – (synoptischer Abdruck). . Solothurner Anonymus (C. des Günther Zainer von ): Inc. «Jhesus das kindlin ward beschnitten». Ü: Basel, UB, Cod. A IX , v–r (. Jh.). – Frankfurt/M., UB, Ms. germ. oct. , r–v (Ende . Jh.). – Karlsruhe, LB, Cod. Lichtenthal , r (Januar, bricht nach Korrektur eines Abschreibefehlers im Februar ab), v–v (vollst. Version); (um [r–r]). – London, British Library, Cod. Add. , r–v (spätes . Jh.). – Münster, Bischö . Priesterseminar, Cod. K ° (nd.; verloren). – Solothurn, ZB, Cod. S I ( [v], Kully hier: ). – Trier, StB, Cod. / °, r–v (zweite Hälfte . Jh.). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Novi, r-v (–). – Wien, ÖNB, Cod. , r (nur Januar–Mai) (–, C. Nachtrag aus dem . Jh.). – Ebd., Cod. , v–r (–, mit Nachträgen bis ). – Ebd., Cod. , v–r (Menhardt), r–v (Zinner) ( [r] bis . Jh., C. gehört zum Kernbestand). – Zürich, ZB, Cod. C , r–r (nur Januar–März) (um ). – Ebd., Cod. S , S. – [Mohlberg, Nr. ] ( [r], fortgeführt bis zweite Hälfte . Jh.). D: Cisianus zu dutsche. Mainz: Drucker der -zeiligen Bibel, um (VE C-). – Cisianus tzu tutsch. Augsburg: Günther Zainer, (VE C-). – Eyn Duytz Kallender. Köln: Ludwig von Renchen, um (VE C-). – Eyn duytz Kallender. Köln: Ludwig von Renchen, (VE C-). – Zu den Drucken des . Jh. vgl. Hilgers, S. . A: Ruth Franke: Peter van Zirns Hs. Ein dt. Schulbuch vom Ende des . Jh. (Germ. Stud. ). Berlin , S. – (Wolfenbütteler Hs.). – Rolf Max Kully: C. Stud. zur mnemonischen Lit. anhand des spätma. Kalendergedichts. In: Schweizerisches Arch. für Volkskunde () S. –, hier S. – (Hs. Solothurn). – Alexa Renggli: Das Familienbuch Hans Voglers des Älteren und des Jüngeren aus dem St. Galler Rheintal. Ein Zeugnis häuslichen Schriftgebrauchs am Ende des . Jh. (Selbst-Konstruktion ). Basel (Faks.). – Zu den Druck-Veröffentlichungen vgl. Kully: C.,
Cisiojani S. (Nr. b–k). – Vgl. auch Holtorf: C. In: VL () Sp. f. (Nr. ). . Pseudo-Teichner: Inc. «Besniten ist daz kind». Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. oct. , r–v (Juni–Dezember) (. Jh.). – Frankfurt/M., Stadtarch., Fam.-Arch. Fichard Nr. Ms. (Mitte . Jh.; verbrannt) (F). – Graz, UB, Ms. (früher /) (B), v–v (/ ). – Ebd., Ms. (früher /) (A), r–r ( []). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , v–v (um /). – Ebd., Cod. St. Georgen , r–r (). – Kassel, UB/LMB, ° Ms. astron. , v–v (jeweils Sp. auf der v-S.) (). – Ljubljana, Univers. Seminarbibl. der Theol. Fak., Ms. , r–r (um ) (= Ljubljana, Cod. bei Hilgers, S. ?). – München, BSB, Cgm , r–r (r Januar–Februar, v–r Januar–Dezember) ( [va]). – Ebd., Cgm , va-vb ( [va]). – Ebd., Cgm a, ra–vb (I: zweites Viertel . Jh.). – Ebd., Cgm , r–v (erstes Viertel . Jh.). – Ebd., Cgm , v–r (–, Schreiber: Ulrich Mostl). – Ebd., Clm , r (). – Ebd., Clm , v (–). – Ebd., Clm , r (. Jh.). – Ebd., Clm , v (// um ). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Merkel ° , r-v (–) (Valentin Holls Hs.). – Stuttgart, LB, Cod. HB XI , r-v ( [v]/[v]). – Uppsala, UB, Cod. C , v (nur Januar) (). – Wien, ÖNB, Cod. , v (Januar–Anfang Juli) (um –, mit Nachträgen aus dem . Jh.). – Ebd., Cod. , v–r (Mitte . Jh.) (W). – Wolfenbüttel, HAB, . Aug. °, r–v (/). – Zwettl, StB, Cod. , vb (zweite Hälfte . Jh., C. um ). A: Johann Carl von Fichard: Altdt. Lieder und Gedichte aus der ersten Hälfte des . Jh. In: Frankfurtisches Arch. für ältere dt. Litteratur und Gesch. () S. –, hier S. – (Nr. V: Deutscher Kalender) (F). – Adalbert Jeitteles: Mittheilungen aus Grazer Hss. In: Germania () S. –, hier S. – (nach Graz A mit Abweichungen zu B; W und F zum Vergleich). – Karl Pickel: Das Heilige Namenbuch von Konrad Dangkrotzheim. Mit einer Unters. über die C. (Elsässische Litteraturdenkmäler aus dem .–. Jh. ). Straßburg , S. –, hier S. – (nach Hss). – Ders.: Zwei dt. Cisio-Jani. In: ZfdA () S. –, hier S. – (Wolfenbüttler Hs.). – Janez Stanonik: Ostanki srednjeveˇskega nemˇskega slovstva na
Mitte . Jh. Kranjskem. Laibach , S. –. (Hs. Ljubljana) – Oloph Odenius: Cisiojani Latini. In: Arv () S. –, hier S. (Uppsaler Fragm.). – Markus Mueller: Beherrschte Zeit. Lebensorientierung und Zukunftsgestaltung durch Kalenderprognostik zwischen Antike und Neuzeit. Kassel , S. – (Kasseler Hs.). . Niederrheinischer Anonymus: Inc. «Jairsdach is nv gekomen». Ü: Brüssel, Cod. II , r–r (./. Jh. mit Nachträgen aus dem . Jh.) (B). – Trier, StB, Cod. /, r–v (vgl. Hilgers, S. : irrtümlich «Trier cod. /») (um ) (T). A: Alexander Reifferscheid: Ein niederrheinischer C. des . Jh. In: Arch. für die Gesch. dt. Sprache und Dichtung () S. – (T). – Robert Priebsch: Aus dt. Hss. der Kgl. Bibl. zu Brüssel IV. In: ZfdPh () S. –, –, hier S. (nur Januar und Dezember, S. Gegenüberstellung einiger Verse aus März, Juni und Juli der Baseler und Trierer Hs.) (B). . Anonymus: Inc.: «Beschnitten ist das kindelin Jesus künige dry gingen usz». Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Lichtenthal , v–r (Januar–September) (um ). C. Verscisiojani . Gallus → Kemli: Inc. «Wie Christus ist beschniden worden». Ü: Zürich, ZB, Cod. C , v–r (um). . Stuttgarter Anonymus: Inc. «Crist wart besnitten noch der E». Ü: Stuttgart, LB, Cod. bibl. ° , r–v (. Jh.). A: Franz Pfeiffer: Ein dt. C. aus dem XV. Jh. In: Serapeum () S. –, – (Abdruck des C.). . Jakob → Köbel: Inc. «Beschnitten ward auff diesen tag». D: New geordnet Kalender. Oppenheim: Jacob Köbel, . A: Karl Pickel: Zwei dt. Cisio-Jani. In: ZfdA () S. –, hier S. –. . Anonymus: Inc. «Jorstag do phlak judischeyt dy besneyt». Ü: Nürnberg, StB, Cent. VI. , r–v (Anfang . Jh.). . Anonymus: Inc. «Jhesus beschnitten ward der rain».
Mitte . Jh. Ü: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Merkel ° , r–v (–). D. Nicht zuzuordnen: Basel, UB, Inc. , v–v (um ). – Colmar, Bibl. du Consist., B. . – Kremsmünster, Stiftsbibl., Cod. , r–v (zusammen mit Kalend.) (./. Jh.). – Krakau, Muz. Narod. v Krak., , r–r (). – Stuttgart, LB, Cod. HB VIII , r (). – Stuttgart, LB, HB X , v–r (Konstanzer Kalender mit C. am Rand) (/). L: Arne Holtorf, VL () Sp. –. – Gustav Jungbauer, Handwb. des Dt. Aberglaubens. Bd. . Berlin/Leipzig (Nachdr. Berlin New York ) Sp. –. – Julius Prelog, LexMA () Sp. . – Irina Denissenko, Metzler Lex. Lit. Hg. v. Dieter Burdorf u. a. Stuttgart , S. , . Sp. – Hermann Grotefend: Laurea sanctorum. Ein lat. C. des Hugo von Trimberg. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () Sp. –, –. – Ders.: Zur Laurea sanctorum und dem C. In: ebd. NF () Sp. –. – Ders.: Zeitrechnung des dt. MA. und der Neuzeit. Bd. . Hannover . – Karl Ernst Hermann Krause: Kleine Mittheilungen. Zu den dt. Monatsnamen. In: Germania () S. –. – Karl Pickel: Das Heilige Namenbuch von Konrad Dangkrotzheim. Mit einer Unters. über die C. (Elsässische Litteraturdenkmäler aus dem .–. Jh. ). Straßburg , S. – (lat., dt. und C. anderer Sprachen). – Ders.: Zwei dt. Cisio-Jani. In: ZfdA () S. –. – Konrad Haebler: Le soi-disant cisianus de et les cisianus allemands (Le Bibliographe moderne ). Paris , S. –, –. – Robert Priebsch: Aus dt. Hss. der Kgl. Bibl. zu Brüssel IV. In: ZfdPh () S. –, –. – J. Pfaffrath: Vom lat. und dt. C. In: Arch. für Gesch. und Landeskunde Voralbergs () S. –. – Oloph Odenius: Cisiojani Latini. Neue Beitr. zur Bibliogr. der metrischen Kalendarien des MA. In: ARV. Tidskrift för Nordisk Folkminnesforskning () S. –. – Hans Kristof: Heinrich des Teichners Reimkalender in einer Zwettler Hs. und Wurmprechts Wiener Kalendarium . In: Jb. für Landeskunde von Niederösterreich NF () S. –. – Rolf Max Kully: C. Stud. zur mnemonischen Lit. anhand des spätma. Kalendergedichts. In: Schweizerisches Arch. für Volkskunde () S. –, passim. – Wolfgang Kersken: ‹Genner beschaid›. Die Kalendergedichte und der Neumondkalender des Oswald von Wolkenstein.
Lunare Überl. – Text – Deutung (GAG ). Göppingen . – Rez. von Heribert Hilgers in: AfdA () S. –. – Heribert A. Hilgers: Versuche über dt. Cisiojani. In: Poesie und Gebrauchslit. im dt. MA. Würzburger Colloquium . Hg. v. Volker Honemann u. a. Tübingen , S. –. – Ders.: Die drei Kometen-Strophen Heinrichs von Mügeln in einer Hs. des Matthias von Kemnat. In: ZfdA () S. –, bes. f. – Ludwig Schnurrer: Der Rothenburger Wollhändler Michael Otnat und sein Geschäftsbuch. In: Zs. für bayerische Landesgesch. () S. –, bes. S. –. – Martin J. Schubert: Der C. des Steyrer in Krakau. In: ZfdPh () S. –. – R. M. Kully: Denk- und Merkverse als Gebrauchspoesie. In: ‹Ze hove und an der strâzen›. Die dt. Lit. des MA und ihr «Sitz im Leben». FS Volker Schupp. Hg. v. Anne Keck/Theodor Nolte. Stuttgart/Leipzig , S. –, hier S. –. – Helmut Tervooren: Drei niederrheinische Cisioiani. In: Sprache und Lit. des MA. in den «nideren landen». Gedenkschrift für Hartmut Beckers. Hg. v. V. Honemann u. a. (Nd. Stud. ). Köln u. a. , S. –. SJ Lunare. – Laienastrologische Kurztexte, dt. ab dem . Jh. Die mantisch-divinatorischen Kurztraktate richten ihre prognostische Aussage an den Tagen bzw. Lunationen eines Mond-Monats aus. Sie haben daher stets Abschnitte und beginnen mit dem Neumond. Aufgrund dieser strikten und in der Überlieferung konstanten Gliederung unterscheiden sich die L. grundsätzlich von den anderen weniger spezi zierten → Mondwahrsagetexten. Die Prognostiken der L. beziehen sich zumeist auf alltäglich praktische Aspekte des menschlichen Lebens (Tagesvorhersagen, Bestimmung günstiger Tage für bestimmte Vorhaben [Gartenarbeit, Eheschließung, Reisen u. ä.], tagesspezi sche Handlungsanweisungen, Krankheits- und Nativitätsprognosen, Traumerfüllung [→ Traumbücher] usw.). Je nach Umfang der Prognosen lassen sich zwei Typen von L. differenzieren: Sammel-L., die mehrere Vorhersagethemen für jeweils einen Tag bündeln, und SpezialL. zu nur einem Thema (Tagwähl-, Geburts-, Krankheits-, Aderlass-L.). Zwar werden die L. erst im FrühMA dichter überliefert, doch haben sie ihren textgeschichtlichen Ausgangspunkt in mesopotamischen Mond
Lunare Omina-Texten; auch im alten Ägypten sind vergleichbare Prognostiken nachgewiesen. Diese beiden differenzierbaren Traditionslinien nden sich in den griechischen Mondprognostika vereint, die den eigentlichen Anknüpfungspunkt für die ma. L.-Tradition darstellen. Die Genese der okzidentalen L. teilt sich nach der griechischen Rezeptionstufe in einen römischen und einen byzantinischen Zweig auf. Über welchen Weg genau die Rezeption der ma. L. verlaufen ist, lässt sich nicht klären. Sicher ist lediglich, dass die Spezial-L. die ältere Spezi tät darstellen, wie auch die antiken L.-Texte durchgehend Spezialprognosen bieten. Antike Vorstufen von Sammel-L. sind demnach nicht nachgewiesen, aber in die Spätantike dürfte der Beginn der Kompilationen von verschiedenen Spezial-L. zu Sammel-L. höchstwahrscheinlich zu datieren sein. Die ma.-lat. Tradition ist ab dem . Jh. nachweisbar und dürfte an die vorma. Überlieferung ohne signi kante Modi kationen angeknüpft haben. Die Überlieferung von Spezial- und Sammel-L. läuft im MA getrennt ab. Eine gegenseitige Beein ussung der beiden ma. L.Traditionen ndet nicht statt – zumindest nicht in relevantem Umfang. Dabei ist die Gruppe der lat. Sammel-L. aufgrund ihrer Überlieferungsbreite schwer zu klassi zieren. Repräsentant eines gemeinsamen Ausgangspunktes scheint ein Text des . Jh. zu sein (älteste Überlieferung: Berlin, SBB, Ms. Phillipps [olim Cheltenham, Bibl. Phillippica, Ms. ] r–v). Es lassen sich für die Gesamtüberlieferung zwar unterschiedliche Überlieferungszweige nach Umfang und Art der Prognosekompilation festellen, doch bleibt deren Abhängigkeitsverhältnis im Dunkeln, zumal viele Zwischenstufen als verloren gelten müssen. Im Zuge der ma. Entwicklung der gesamten Gattung vom . bis zum . Jh. ist immerhin eine Verschiebung der ursprünglichen Gewichtung der L. zu konstatieren: Während in der antiken Tradition das Spezial-L. dominiert, stellt zum Ausgang des MA das Sammel-L. die bei weitem häu gere L.-Spezi tät dar. Auf inhaltlicher Ebene hingegen lässt sich mit der Aderlassprognostik nur eine einzige Erweiterung gegenüber den antiken L. festellen. In ma. griechischen Texten kommt der Aderlass noch überhaupt nicht vor und in den lat. Sammel-L. ist er stets eine spätere Ergänzung. Die volkssprachige Rezeption setzt in Deutschland im . Jh. ein und ist erstmals um handschriftlich belegt. Zudem sind altenglische, altfranzösische, provenzalische und altnordische Texte
Mitte . Jh. bekannt. Es ist davon auszugehen, dass alle volkssprachigen Traditionen direkt auf der lateinischen aufbauen. Gleichwohl lässt sich nur für einen der überlieferten dt. Texte eine direkte lat. Vorlage nachweisen. Das Gros der Überlieferung stammt aus dem . und . Jh. Zu diesem Zeitpunkt sind die Texte – mit Schwerpunkten im süddt. und mitteldt. Raum – über das gesamte dt. Sprachgebiet verbreitet. Ein etwaiges ursprüngliches Zentrum der L.-Übersetzungen lässt sich nicht mehr ermitteln. Grundsätzliche Neuerungen gegenüber der lat. Tradition bestehen nicht. Allerdings sind zwei L.-Versi kationen bekannt (mittelniederfränkisch und nd.), die sich von der lat. Prosatradition absetzen. Oft werden die dt. Lunare von medizinischen bzw. medizinisch-astrologischen Sammelbänden tradiert, daneben auch in Kalendern oder hausbuchartigen Kompendien. Als vornehmliche Benutzer von L. im SpätMa sind daher neben Ärzten und Wundärzten auch astrologisch interessierte Laien anzunehmen. Ü: Lat.: Mehr als Hss. Vgl. Weißer , S. –. – Dt. Sammel-L.: Mindestens Hss. (darunter Meister → Berchtolds B˚uch, → Düdesche Arstedie, Schüpfheimer Kodex). Die inhaltliche Zusammenstellung der jeweiligen Sammel-L. variiert. Der älteste Zeuge ist das Fragm. der Tegernseer Prognostiken (auch: Tegernseer Lunar): München, BSB, Cgm /, zwei Stücke eines Perg.-Bl. (um , bair.) (Digitalisat unter www.digitale-sammlungen.de). – Hss. sind nachgewiesen bei Weißer , S. –, vgl. auch VL () Sp. –. Weitere Hss.: Weißer ( Hss.); Palmer/Speckenbach, S. ( Hss.); Brévart ( Hs.; vgl. VL [] Sp. ); Götte (s. Ausg.) ( Hs.). – Dt. Spezial-L.: Überliefert sind insgesamt acht Texte: Utrecht, UB., Ms. (→ Utrechter Arzneibuch) r–v (Krankheits-L.) r–v (Tagwähl-L.) v–v (Aderlass-L.) (Perg., um , nordniedersächsisch). – Dresden, LB, Mscr. M , r–r (Tagwähl.-L.) (Pap., um [L.: Nachtrag letztes Viertel . Jh.]). – Vormals Petronell (Niederösterreich), Schlossbibl. der Grafen von TraunAbensberg, Cod. cart. (heutiger Verbleib unbekannt) v–r (Traum-L.) (Pap., Mitte . Jh., bair.-österr.). – Heidelberg, UB, Cpg , r–r (Krankheits-L.) (Pap., /, nordbair. [?]). – Ein Krankheits-L. wird vierfach überliefert: Zürich, ZB, Cod. C b, v–r (Pap., um , hochalemannisch). – Darmstadt, LB, Hs. , r–v
Mitte . Jh. (Pap., zweite Hälfte . Jh., elsässisch). – Budapest, UB, Cod. germ. , r–r (Pap., Anfang/ Mitte . Jh., alemannisch). – Frauenfeld, Kantonsbibl., Cod. Y , v–r (gemeinsam mit einem Sammel-L. [s. VL () Sp. ]). – Ein Traum-L. erscheint erstmals im Druck in Augsburg: Heinrich Steiner von Augsburg, : «Die außlegˉug der Treüme Danielis des Propheten» (VD ZV ). A: Weißer , S. – (Abdruck zahlreicher vor Weißer nicht edierter Sammelund Spezial-L.). – C. Weißer: Ein mnd. VersSammellunar aus der Pariser Hs. Lat. und seine Prosa-Bearb. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Palmer/Speckenbach (s. Lit.) S. f., f. ( Traum-L.). – C. Weißer: Ma. Krankheitsprognostik. Zwei bisher unveröffentlichte Darmstädter Lunartexte. Ein Zwischenber. zum Stand der Forschung. In: Würzburger Fachprosa-Stud.: Beitr. zur ma. Medizin-, Pharmazie- und Standesgesch. aus dem Würzburger medizinhist. Inst. FS Michael Holler. Hg. v. Gundolf Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Würzburg , S. –. – Bettina Götte: Das Sammelunar aus dem Schlettstädter Cod. . In: Würzburger medizinhist. Forsch. () S. –. – Ältere Einzelausgaben (deren Texte nicht bei Weißer repräsentiert sind): Johan H. Gallée: Mnd. Arzneibuch. In: Nd. Jb. () S. –, hier S. f. (Spezial-L. aus dem Utrechter Arzneibuch); auch in: Agi Lindgren: Das Utrechter Arzneibuch (Ms. ,°, Bibliotheek der Rijksuniversiteit Utrecht) (Stockholmer Germanistische Forschungen ). Stockholm , S. f. – Napoleon de Pauw: Middelnederlandsche Gedichten en Fragmenten. Bd. (Uitgaven der Koninklijke Vlaamsche Academie voor Taal- & Letterkunde //). Gent , S. –, – (zwei mittelniederfränkische Sammel-L. in gereimten Vierhebern); das erste Stück auch in: Ria Jansen-Sieben: De natuurkunde van het geheelal. En .-eeuws middelnederlands leerdicht. Bd. (Collection des anciens auteurs belges NS /). Brüssel , S. –. – Friedrich Wilhelm: Denkmäler dt. Prosa des . und . Jh. (Münchener Texte ). München / (Nachdr. in einem Bd. München [Germanistische Bücherei ]) S. f. (Tegernseer Prognostiken); auch in: Förster (s. Lit.) S. –. – Sven Norrbom: Das Gothaer mnd. Arzneibuch und seine Sippe (Mnd. Arzneibücher ). Hamburg , – (Sammel-L. aus der Düdeschen Arstedie). –
Lunare Telle (s. Lit.) S. – (Sammel-L. aus Meister Berchtolds B˚uch). – Müller (s. Lit.) S. – (ostalemannisches Sammel-L.); Teilausg. auch bei Telle (s. Lit.) S. f. – Braekman (s. Lit.) S. – (mittelniederfränkisches Sammel-L.). L: Christoph Weißer, VL () Sp. –; () Sp. . – Gundolf Keil, Lex MA () Sp. . – Klaus Speckenbach: Traumbücher, VL () Sp. –; (), Sp. , hier Bd. , Sp. . – Franz Boll/Carl Bezold/Wilhelm Gundel (Hg.): Sternglaube und Sterndeutung. Stuttgart , . Au . mit einem bibliogr. Anhang von Hans Georg Gundel. Darmstadt . – Erik Wistrand: Lunariastud. (Göteborgs Högskolas a˚ rsskrift /). Göteborg . – Max Förster: Vom Fortleben antiker Sammellunare im Englischen und in anderen Volkssprachen. In: Anglia / () S. –. – Emanuel Svenberg: Lunaria et Zodiologica Latina (Studia graeca et latina Gothoburgensia ). Göteborg . – Joachim Telle: Beitr. zur mantischen Fachlit. des MA. In: Studia Neophilologica () S. –. – Ute Müller: Dt. Mondwahrsagetexte aus dem SpätMA. Diss. Berlin . – Katharina Wäckerlin-Swiagenin: Der ‹Schüpfheimer Cod.›. Ein Medizinalbuch aus dem zweiten Viertel des . Jh. (Veröff. der Schweizerischen Ges. für Gesch. der Medizin und der Naturwiss. ). Aarau/Frankfurt/M. . – Ch. Weißer: Zur Quellenfrage des spätmhd. KrankheitsSpeziallunars. In: Studia Neophilologica () S. –. – Willy L. Braekman: Onbekende Middelnederlandse maanvoorzeggingen uit Brügge. In: Verslagen en Mededelingen van de Koninklijke Academie voor Nederlandse Taal- en Letterkunde , S. –. – Ch. Weißer: Das Krankheitslunar aus medizinhist. Sicht. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ders.: Stud. zum ma. Krankheitslunar. Ein Beitr. zur Gesch. laienastrologischer Fachprosa (Würzburger Medizinhist. Forsch. ). Pattensen . – Ortrun Riha: Frühma. Monatsdiätetik. Anmerkungen zu einem komplexen Thema. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Ch. Weißer: Ein mnd. Vers-Sammellunar aus der Pariser Hs. Lat. und seine Prosa-Bearb. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Nigel F. Palmer/K. Speckenbach: Träume und Kräuter. Stud. zur Petroneller ‹Circa instans›-Hs. und zu den dt. Traumbüchern des MA (Pictura et poesis ). Köln/Wien ,
Traumbücher S. –. – Francis B. Brévart: Rezension Palmer/Speckenbach. In: ZfdA () S. . – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. //B). Bern u. a. , S. , , f. – B. Götte: Laßlunare. Unters. zur ma. Lunarlit. unter besonderer Berücksichtigung des Aderlasses. Diss. Würzburg . – Ch. Weißer: Zur Kompilationstechnik spätma. L.-Autoren. Versuch einer Analyse am Beispiel des Sammellunars aus der Augsburger Hs. Cod. . In: Medizin in Gesch., Philologie und Ethnologie. FS G. Keil. Hg. v. Dominik Groß/Monika Reininger. Würzburg , S. –. – Ders.: Lunar. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Ders.: Krankheitslunar. In: ebd., S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. – Markus Mueller: Beherrschte Zeit. Lebensorientierung und Zukunftsgestaltung durch Kalenderprognostik zwischen Antike und Neuzeit (Schr. der UB Kassel – LB und Murhardsche Bibl. der Stadt Kassel ). Kassel , S. – u. ö. – Christa Agnes Tuczay: Kulturgesch. der ma. Wahrsagerei. Berlin/Boston , S. –. VZ Traumbücher. – Katalogartige Sammlungen von Traumdeutungen, lat. T. seit dem . Jh., dt. T. in der Breite seit dem . Jh. T. sind diagnostisch-prognostische Gebrauchstexte unterschiedlichen Umfangs, die Traumdeutungen in systematischer Form bieten. Sie sollen dem Anwender Auskunft über Gesundheit, Hausstand oder Besitz geben. Die volkssprachigen T. der Frühen Neuzeit stehen als Übersetzungen am Ende einer langen Translationskette. Ihre lat. Quellen gehen auf arabische oder griechische Vorlagen der spätantiken bzw. byzantinischen Epoche zurück. Die lat. T. werden zunehmend ab dem . Jh. greifbar, die dt. Traumbuchtradition ist erst richtig ab dem SpätMA fassbar. Ab entwickelt sich, angekurbelt durch den Buchmarkt, ein regelrechter T.-Boom trotz oder gerade wegen eines T.n skeptisch gegenüberstehenden klerikalen Diskurses. Diesem ging es wohl weniger um die Inhalte der im Zuge abendländischer Aneignung ohnehin christianisierten Auslegungen der T. als um die grundsätzliche Frage nach Deutungshoheit eines vormals Experten vorbehaltenen Arkanwissens. Die meisten Traumbuchtypen verzeichnen
Mitte . Jh. nur den inhaltlichen Auslegungskern, nicht jedoch das komplexe Faktorengefüge (vgl. als Ausnahme Typ E), das eine Expertenkultur zusätzlich in ihren Deutungen berücksichtigt haben mochte. Das im Schema trivialisierte Wissen erscheint jedem verfügbar und suggeriert Deutungshoheit. Sebastian → Brants Kritik an der rasanten Verbreitung der T. mag einerseits auf die sich an der Nachfrage abzeichnenden Empfänglichkeit der Leserschaft für simple Weltdeutungsmuster zielen, die wahre Erkenntnis eher verunmöglichen, mag sich anderseits an die rein absatzorientierten Verleger richten. Man unterscheidet fünf dt. Traumbuchtypen, von denen nur zwei (D, E) einen vergleichsweise festen Text bieten. Die anderen wurden gebrauchsorientiert verändert und vor allem angereichert. Sie sind entsprechend anonymisiert überliefert. Das nach dem biblischen Propheten und Traumdeuter Daniel benannte Somniale Danielis (auch irreführend Somnia Danielis) (A) ist das bekannteste T. Die byzantinischen Varianten sind mutmaßlich im . Jh. entstanden, die ältesten lat. Handschriften datieren ins . Jh., die älteste volksprachige (altenglische) ins . Jh. Das S. D. bietet alphabetisch geordnete Trauminhalte mitsamt Kurzauslegungen zur Zukunftsprognose. Der Typ B umfasst vor allem Traumlunare (auch Traumprognosen enthaltende Sammellunare), die in Abhängigkeit vom Zeitpunkt des Geträumten eine Prognose über die Art und Weise oder auch einfach den Zeitpunkt der Erfüllung eines Traumes geben sollen. Erfüllungstendenzen werden für jeden der Mondtage im Lunar festgehalten und sind auf den einzelnen Traum je und je anzuwenden. Losbücher (C) wie das auf ein Buchstabenorakel zurückgreifende Somniale Joseph ermöglichen Prognosen mittels Zufallsentscheid (Würfel-, Karten-, Stech- oder Punktierorakel). Die Träume gehen in Losbüchern wie auch in Sammellunaren freilich in einem größeren Komplex von Lebensfragen auf. Das Traumbuch (D) des persischen Gelehrten und Arztes Rhazes (Rasis; ca. –, lat. Übersetzung seines Hauptwerkes Liber ad Almansorem von Gerhard von Cremona im . Jh.) schließlich dient der Diagnose von Krankheiten anhand von Träumen auf der Basis humoralmedizinischer Anschauungen. Die Traumdeutung des Rhazes hat Eingang in das Buch der Natur → Konrads von Megenberg () gefunden. Der Typus E, der durchaus auch traumtheoretische Inhalte einschließt, steht mit bisher zwei bekannten T. (Oneirocriticon des Achmet ibn Sˉırˉın; Liber thesauri
Mitte . Jh. occulti des Paschalis von Rom) der Verbreitung der schematischen T. nach. Die Trauminhalte werden nach Sachgruppen geordnet. Durch Berücksichtigung persönlicher Faktoren (Alter, Beruf etc.) des Träumenden ermöglichen sie eine stärker individualisierte Auslegung. Die meistenteils in Prosa verfassten und in der Aufmachung eher schlichten dt. T. (eine Ausnahme bilden einige Schmuck-Losbücher und das gereimte Somniale Danielis) sind in der Regel zusammen mit artverwandten astrologischen/astronomischen oder medizinischen Texten überliefert. Allein der cgm () bietet neben Dichtung auch zwei später ausradierte T. Die Hälfte der Texte des Somniale Joseph (Psalterorakel) sind mit religiösem Schrifttum monastischer Provenienz vergesellschaftet. Bis heute ist der Ein uss von T.n auf die Lit. unklar. Speckenbach bestreitet gegenüber Fischer, der auf T. als dichterisches Topos-Reservoir verweist (vgl. Dreambooks, S. ), entschieden den Ein uss von T.n auf die dt. Literatur: «Aus gutem Grund kann man die angeführten Traumprognostika für die literarischen Träume als bedeutungslos ansehen» (Speckenbach , S. ). Die «starre Mechanik» der Traumdeutung lasse sich nicht recht mit der «lebendigen Bildlichkeit» ktionaler Träume vereinbaren; T. gehörten überlieferungsbedingt ohnehin nicht der «literarischen Bezugswelt» (S. ) an, dichterische Übernahmen und Anverwandlungen von T.n seien allenfalls die Ausnahme. Die genieästhetische und den Dichter auf sein literarisches Feld beschränkende Argumentation Speckenbachs greift indes zu kurz. Gerade die spätma. und frühneuzeitliche Literatur lebt von einer Durchdringung der Diskurse. Es wäre zudem erst einmal der Ort von T.n und deren Topik in der Literatur zu eruieren, der vielleicht am wenigsten in literarischen Traumdarstellungen selbst zu suchen ist. Das feste Bedeutungsgefüge der T.-Topik könnte gerade dort seinen Ort haben, wo satirische Diagnosen und Prognosen über Gesellschaft im sicheren Gewand der Topik angestellt werden, etwa in der Sangspruchdichtung, im Meistersang, in der Lügen- bzw. Unsinnspoesie oder der Narrenliteratur. Die Methode der Traumauslegung selbst fand natürlich Eingang in die Literatur. A. Somnialia Danielis . Gruppe Die zwei einleitungslosen Handschriften bieten die Trauminhalte nach der alphabetischen Lemmatafolge der jeweiligen lat. Vorlage (z. B. Avis: «Dem
Traumbücher in sinem sclaf ist, wie er die fogel von im sech iegen daz bizechet zorn» [Inc. nach Hs. ]). Ü: . Liverpool, Liverpool Museum, Ms. M , v (spätes . Jh.; Deutungen, fragm.). – . Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs , rv (zweite Hälfte . Jh.; Deutungen, fragm.). A: . Robert Priebsch: Bulletin of the Liverpool Museums () S. –, hier S. . – Klaus Speckenbach: Die dt. T. des MA. In: K. S./Nigel F. Palmer: Träume und Kräuter (Pictura et poesis ). Köln/Wien , S. f. (verbesserter Wiederabdruck). – . Steven R. Fischer: Ein dt. ‹Somnia Danielis›-Frgm. aus dem späten MA. In: ZfdA () S. –, hier S. f. . Gruppe In den kurzen Einleitungen dieser Gruppe ( Hss.) werden die Traumdeutungen (zwischen und ), die in lat. oder dt. Alphabetfolge stehen, als göttliche Eingaben des Propheten Daniel ausgewiesen und an dessen Leben rückgebunden. Ü: . Heidelberg, UB, cpg , r–r (Mitte . Jh.). – . Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs , r–v (zweite Hälfte . Jh.). – . Privatbesitz, Petroneller ‹Circa instans›Hs., v–r (zweite Hälfte . Jh.). – A) Kremsmünster, Stiftsbibl., CC , v–r (. Jh.). – . Berlin, SBB, mgf , r–r (zweite Hälfte . Jh.). A: . Steven R. Fischer: Eine ma. ‹Somnia Danielis›-Hs. in dt. Sprache. In: AKG () S. –, hier S. –. – . Nigel F. Palmer: Dt. Prognostiken aus dem dritten Teil der Petroneller ‹Circa instans›-Hs. In: K. Speckenbach/N. F. P.: Träume und Kräuter (Pictura et poesis ). Köln/Wien , S. –, hier S. –. . Gruppe Die vornehmlich einleitungslosen Texte ( Hss., verschiedene Texte, zwischen und Deutungen), die (un-)mittelbar auf eine gemeinsame, jedoch unbekannte Vorlage zurückgehen, sind stark christianisiert. Um diese Aneignung sichtbar zu machen, wird in der ersten Traumdeutung oft auch die heidnische entgegenstellt. Strukturell stehen Gott und Heilige meist als Traumbilder zu Beginn, den Schluss bilden Totenträume. Ü: . Berlin, SBB, mgo , v–r (). – . München, UB, ° cod. ms. , v–v (. Jh.). – . München, BSB, cgm , v–r (um ). – a. Heidelberg, UB,
Traumbücher cpg , vb–ra (nach ). – b. Coburg, LB, Ms. , ra–ra (Ende . Jh.). . Gruppe In den ausführlichen Einleitungen dieser Gruppe (drei verschiedene Texte, zwischen und Deutungen) werden Nebukadnezar als Auftraggeber und Daniel als Verfasser ausgewiesen. Die auf der scholastischen Lehre von Traum und Schlaf aufruhende und dem T. vorangestellte Theorie über die Traumentstehung dürfte erst später hinzugekommen sein. (Vgl. hier auch die Einleitungsübernahme in den Drucken der . und . Gruppe). Ü: . Berlin, SBB, mgo , v–v (einzige dt. Versversion, ). – . München, SBB, cgm , ra–ra (). – . London, Wellcome Institute, Ms. , v–v (spätes . Jh.). A: . Paul Graffunder: Daniels Traumdeutungen, ein ma. T. in dt. Versen. In: ZfdA () S. –, hier S. –. . Gruppe Die Wiegen- und Frühdrucke (zwei bzw. drei; bis Deutungen) dieser Gruppe versammeln alphabetisch gereihte Traumdeutungen (lat. und dt. Alphabetfolge wechselt in dieser Gruppe), deren Schluss jeweils ein Somniale Joseph bildet. Sie gehören der ersten der vier im GW verzeichneten Rezensionen der Somnialia Danielis an. Diese Merkmale treffen, Speckenbach zufolge, für die einschlägigen dt. Ausgaben und Drucke jedoch nur bedingt zu (vgl. S. ). e D: . Dy auslegunge // der Traume Dan= // ielis des propheten. Nürnberg: Marx Ayrer (GW ). – . Augsburg: Johann Schönsperger d. Ä. (GW ). – . Straßburg: [Matthias Hupfuff] (Nachdr. von Nr. ; GW ). – . Memmingen: Albrecht Kunne, vor (Nachdr. von Nr. ). – . Augsburg: Hanns Sittich (als Autor wird der «Chodi Nicolasch», der Arme Nikolaus, genannt, der allenfalls Bearbeiter oder Übersetzer des Druckes sein dürfte; erweiterte Version von Nr. ). A: . Maurice Hélin: La Clef des songes (Documents scienti que du XVe siècle ). (Nachdr. Genf ) S. – (Faks.-Druck Nr. IX). – . Josef Werlin: Das Traumbuch des Armen Nikolaus von Prag, Stifter-Jb. () S. –, hier ab S. . . Gruppe Die fünf Frühdrucke dieser Gruppe ( bis Deutungen) enthalten eine ausführliche Einleitung
Mitte . Jh. samt traumtheoretischem Abriss (vgl. . Gruppe). Sie stimmen inhaltlich und formal weitgehend überein. D: a. Außlegung // des prophetten Daniel // von den trömen. Augsburg: Johann Schönsperger d. J. . – b. Augsburg: Johann Schönsperger d. J. . – c. Nürnberg: Kunigunde Herrgott . – . Straßburg: Matthias Hupfuff . – . o. O. o. D. . . Gruppe Der Druck enthält eine Vorred von wannen die Treum kommen / vnd auff welche mann halten soll (Bl. rv), ein Register der Treum Valerij Maximj und anderer Traumexempel (Bl. rv), eine auch der Unterhaltung dienende Sammlung antiker und christlicher Träume Auß Heidnischer vnnd e Gotlicher geschrifft (Bl. Ir–XXIIIv), ein Somniale Danielis (Bl. XXIIIv–XXXIIr; Deutungen in dt. Alphabetfolge; textlich der . Gruppe zuzuordnen) und schließlich den Traum Scipionis auß dem e sechsten Buch Ciceronis vom Gemeynen Nutz (Bl. v XXXII –XXXVv). D: . Eyn newes // Traum Büchlein. Straßburg: Jacob Cammerlander [um ]. . Gruppe Der verschiedene Prognostika bietende Druck e enthält neben einer vorred vber die traume / nach der außlegung Danielis des Propheten ein Somniale Danielis (Bl. Aiijr; dt. Alphabetfolge) ein Traumlunar (Bl. Aiijrv), ein Somniale Danielis (Bl. Aiijv–Dijv; Deutungen) und ein Somniale Joseph (Bl. Diijrv). Das Ganze wird umrahmt von Prognosen nach dem Vogel ug bzw. Vogelgeschrei (Aijrv) und Überlegungen zum Ein uss äußerer Traumumstände auf die Traumerfüllung (Bl. Diijv–Diiijr), die wörtliche Übersetzungen aus dem Liber physiognomie des → Michael Scotus sind. D: Die außlegung der Treü- // me Danielis des Propheten. [Augsburg: Heinrich Steiner ?] . (Faksimiledruck bei Speckenbach, S. –). B. Laienastrologische Traumbücher a. Lunare Bisher sind Traumdeutungen enthaltende dt. Sammellunare und zwei deutschsprachige Spezialtraumlunare bekannt. Letztere sind gemeinsam mit Somnialia Danielis überliefert. Ü: Zu den bekannten Sammellunaren, die Christoph Weisser bietet (vgl. Stud. zum ma. Krankheitslunar [WmF ]. Pattensen/Han. ; VL [] Sp. –;
Mitte . Jh. zur Überlieferung vgl. → Lunare), kommen eine Pariser Hs. lat. und ihre Prosa-Bearbeitung noch hinzu (vgl. Christoph Weissers Beitrag in Sudhoffs Arch. [] S. –). Neun weitere Hss.: London, British Library, Ms. Add. , v–v (Mitte . Jh.). – Karlsruhe, LB, cod. K , r–r (Mitte . Jh.). – München, BSB, cgm , v–r (). – Oxford, Bodleian Library, Ms. Broxbourne ., r–r (). – Ebd., v–r (). – München, BSB, cgm , r–v (). – Ebd., cgm , ra–vb. – Frauenfeld, Kantonsbibl., Hs. Y , v–v. – Freiburg, UB, Hs. , r–v (). – Spezialtraumlunare: Petroneller ‹Circa instans›-Hs. (= A. Nr. ), v–r (zweite Hälfte . Jh.). – Druck v. J. (= A. Nr. ). A: Nigel F. Palmer: Dt. Prognostiken aus dem dritten Teil der Petroneller ‹Circa instans›-Hs. In: K. Speckenbach/N. F. P.: Träume und Kräuter (Pictura et poesis ). Köln/Wien , S. –, hier S. f. (A. Nr. ). – K. Speckenbach: Die dt. T. des MA. In: ebd. S. f. (Faksimiledruck von A. Nr. ). b. Finis sentenciarum Aller angezeigter fragen Endvrtel Das Endvrtel besteht aus Tabellen und ist Bestandteil einer dreiteiligen Prognostik (r–v), die eine astrologische Traumdeutung mit Hilfe des Zodiakus bietet. Die einfache Handhabung dürfte auch Laien die Benutzung gestattet haben. Jeder der Traktatteile enthält Fragen. Diese sind den Tierkreiszeichen und deren Dekanen (Monatsdrittel) zugeordnet. In immer einem der Monatsdrittel hat einer der sieben Planeten, die in fester Folge wiederholt werden, sein Prosopon. Traumdeutungen werden allein im ersten Teil des Traktats geboten, ansonsten variiert der Themenkatalog von Frage und Antwort in den drei Teilen. Die Prognosethemen (Aussicht auf Alter, Gewinn, Verlust, Heilung etc.) entsprechen weitgehend denen der Lunare und Losbücher. Ü: Freiburg, UB, Hs. , r–v (). C. Traumdeutung durch das Los. a) Somnialia Joseph Das Zufallsprinzip der Somnialia Joseph bildet ein Buchstabenorakel. In der Regel folgt der Erklärung des Losverfahrens in einem ersten Teil ein zweiter mit einem Alphabet, in dem jeder Buchstabe mit einer bestimmten Bedeutung versehen ist. Nach einem Gebet soll der Anwender den Psalter aufschlagen und sich den ersten Buchstaben der linken Seite merken. Dieser gibt ihm im Abgleich mit den
Traumbücher ABC-Bedeutungen Auskunft über seinen Traum. Das Somniale Joseph gehört wie das Somniale Danielis zu den bekannteren ma. T., die verschiedentlich auch Überlieferungsgemeinschaften ausbilden. . Gruppe In dieser Gruppe stimmen weitgehend die Buchstabenbedeutungen überein, nicht aber die Texte. Ü: . Wien, ÖNB, cod. , v (Ende . Jh.). – Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , v (zweite Hälfte . Jh.). D: Vgl. Nrr. A. , und . A: . Wilhelm Grimm: Über dt. Runen. Göttingen , S. f. – Elias Steinmeyer: Bedeutung der Buchstaben. In: ZfdA () S. . – Anton E. Schönbach: Bedeutung der Buchstaben. In: ZfdA () –, hier S. und Beilage. – Friedrich Wilhelm: Denkmäler dt. Prosa des . und . Jh. (Germanistische Bücherei ). Teil I. (Nachdr. München ) S. . – . A. E. Schönbach: Bedeutung d. Buchstaben. In: ZfdA () –, hier S. und Beilage. – F. Wilhelm: Denkmäler dt. Prosa des . und . Jh. (Germanistische Bücherei ). Teil II. (Nachdr. München ) S. f. D: . Die außlegung der Treü- // me Danielis des Propheten. Augsburg: Heinrich Steiner [?] . (Faks.: K. Speckenbach: Die dt. T. des MA. In: K. S./Nigel F. Palmer: Träume und Kräuter [Pictura et poesis ]. Köln/Wien , S. f.). . Gruppe Ü: . Graz, UB, Ms , v (zweite Hälfte . Jh.). A: A. E. Schönbach, ZfdA () S. . – Ders.: Bedeutung der Buchstaben. In: ZfdA () S. –, hier S. und Beilage. – F. Wilhelm: Denkmäler dt. Prosa des . und . Jh. (Germanistische Bücherei ). Tl. II. (Nachdr. München ) S. . . Gruppe Alle Somniale Joseph-Texte dieser Gruppe sind weitläu g verwandt mit einer lat. Hs. aus dem . Jh. (St. Gallen, Stiftsbibl., Hs. ). Ü: . Wien, ÖNB, cod. , v (./. Jh.). – A. Augsburg, SB u. StB, ° cod. , ra-b (. Jh.). – . Rom, Bibl. Vaticana, cod. Pal. lat. , ra-b (. Jh.). – . München, BSB, clm , v (Ende . Jh.). – . Berlin, SBB, mgo , rv (. Jh.). – *. München, BSB, cgm , rv (Anfang . Jh.). – . Ebd., cgm , rv (). – . Erlangen, UB, Ms. , c (zweite Hälfte . Jh.). – . München, BSB, cgm
Traumbücher , v (). – . Rom, Bibl. Vaticana, cod. Pal. lat. , v (). A: . Wolfram Schmitt: Ein dt. Traumbüchlein aus dem späten MA. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. f. . Gruppe Die Traumdeutungen dieser Gruppe sind gegenüber den anderen ausführlicher gehalten. Ü: . Heidelberg, UB, cpg , ra–vb (). – A. Kremsmünster, Stiftsbibl., CC , rv (. Jh.). – . Berlin, SBB, mgf , r–r (zweite Hälfte . Jh.). A (A): . K. Speckenbach: Die dt. T. des MA. In: K. S./N. F. Palmer: Träume und Kräuter (Pictura et poesis ). Köln/Wien , S. . b) Losbücher Die Traumdeutung ist in den Losbüchern (vgl. → Losbücher) mit den übrigen Losthemen gleichgeordnet und tritt insofern insgesamt etwas zurück. Die Einteilung in Untergruppen ergibt sich aus der variablen Themenanzahl. . → Alfadol Dieses T. bietet auf Fragen Antwort und ist wie alle Losbücher problemlos auch von Laien zu verwenden. Ü: Wien, ÖNB, cod. , r–r (Ende . Jh.). A: Bernd Friedrich Lutz: Das Buch Alfadol. Unters. und Ausg. nach der Wiener Hs. . Mit einem Nachtrag von Paul Kunitzsch. Heidelberg , S. –. . Mondbuch. Dieses nach den Mondstationen paargereimte Mondbuch ist zu den Losbüchern zu zählen, insofern neben die Astrologie noch ein kompliziertes Losverfahren hinzutritt. Ü: a. Heidelberg, UB, cpg , r–v (Perg., zweite Hälfte . Jh.). – b. London, British Library, Ms. Add. , r–r (Perg., ./. Jh.). – c. Berlin, SBB, mgf , r–v und S. – (zweite Hälfte . Jh.). – d. Ebd., Hdschr. , Bll. (→ Ortenburger Losbuch) (Anfang . Jh.). A: a/c. Robert Vian: Ein Mondwahrsagebuch, zwei altdt. Hss. des . und . Jh. Halle (Saale) , S. –. . Losbuch Die Textzeugen umfassen paargereimte Fragen mit zugeordneter Antwort. Ein astrologisches Element (sieben Planeten und Tierkreiszeichen)
Mitte . Jh. ist ebenfalls enthalten. Durch die Wahlmöglichkeit eines der Propheten ergeben sich mit Blick auf den Fragen- und Antwortkatalog . mögliche Zufallsdeutungen. Ü: a. Heidelberg, cpg , Bll. (. Jh.?). – b. Olomouc (Olmütz), Vlastivˇedné muzeum, K- , Bll. A: Leopold Zatoˇcil: Germ. Stud. und Texte I. Brno , S. –. . Losbuch (gereimt). Das gereimte Losbuch weist bezüglich Inhalt und Reihenfolge seiner Fragen große Übereinstimmungen mit Nr. auf. A: Werner Abraham: Losbuch in dt. Reimen (Faks.-Ausg. und Komm.). Bde. (Codices Selecti u. *) Graz /. . Losbuch Dieses Losbuch umfasst Fragen. Ü: Berlin, SBB, mgf , r–r (zweites Viertel . Jh.). . Scherzhaftes Losbuch Das Losbuch dient der Unterhaltung und wurde als eines von insgesamt zehn Losbüchern vom Augsburger Berufsschreiber Konrad → Bollstatter für den Privatgebrauch geschrieben. Ü: a. München, BSB, cgm , v–v (). – b. Frankfurt, StUB, Ms. Praed. , v–r (zweite Hälfte . Jh.). – c. Stockholm, KB, Vu : , r–v (Fragm., das b weitgehend entspricht; erste Hälfte . Jh.). D (I): d) [Losbuch. Speyer: Johann und Conrad Hist ?] (der erste der drei Teile entspricht dem Losbuch Bollstatters). A: Hjalmar Psilander: Mitteldt. Wechselstrophen und Scherzlieder. In: ZfdA () S. –. D. Physiologisch-medizinische Traumdeutungen nach Rhazes Träume sind nach humoralpathologischen Vorstellungen Ausdruck eines bestimmten Säftehaushaltes. Sie sind Indikator des Gesundheitszustandes und können damit Grundlage einer Diagnose bilden. Eine systematische Au istung der physiologisch bedingten oder in der Therapie verwendbaren Träume ndet sich indes allein in der Lehre des Rhazes (nah an der pseudo-galenischen Schrift De dignotione ex insomniis); für Galen ist die Traumdiagnose nur überliefert. Maßgeblich für die dt. Überlieferung wurde das Kapitel De somniorum signi cationibus des Liber ad Almansorum.
Mitte . Jh. . Konrads von Megenberg Traumkapitel Die Lehre des Rhazes hat Eingang in K.s von M. Buch von den natürlichen Dingen (/; überliefert in ca. Hss. und Drucken) gefunden; die direkte Kapitelvorlage für seine Übersetzung ist indes nicht bekannt. Die Eingliederung in Konrads Übersetzungswerk stellt einen Sonderfall in der Traumbuchliteratur dar. A: K. v. M.: Buch der Natur. Bd. . Krit. Text nach den Hss. (TTG ). Hg. v. Robert Luff/ Georg Steer. Tübingen , S. – (I.). – N. F. Palmer: Dt. Prognostiken aus dem dritten Teil der Petroneller ‹Circa instans›-Hs. In: K. Speckenbach/ N. F. P.: Träume und Kräuter (Pictura et poesis ). Köln/Wien , S. –, hier S. (nach A. Nr. ). . Konrads von Megenberg Traumkapitel in anderen Überlieferungsgemeinschaften K.s von M. Kapitel fand wiederum Eingang in andere medizinische oder auch astronomischastrologische Zusammenhänge, wobei es um medizinische Therapievorschriften ergänzt wurde. Ü: . Solothurn, ZB, cod. S , v–r (–). – . Freiburg, UB, Hs. , rv und v–r (um /). – A. Amberg, Staatl. Provinzialbibl., ° Ms. , v–r (). – . Stuttgart, LB, Hs. HB XI , rv (Ende . Jh.). – A. München, BSB, clm , rv (–). – . Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , r (zweite Hälfte . Jh.). A: . K. Speckenbach: Die dt. T. des MA. In: K. S./N. F. Palmer: Träume und Kräuter (Pictura et poesis ). Köln/Wien , S. f. – . Gerhart Hoffmeister: Rasis’ Traumlehre. Traumbücher des SpätMA. In: AfK () S. –, hier S. . – . Ders., S. . . Versübersetzung → Heinrichs von Mügeln H. v. M. hat eine Versbearbeitung von Rhazes’ (Roseus) Traumlehre verfasst, die mutmaßlich auf einer Version K. von M. beruht. A: Karl Stackmann: Die kleineren Dichtungen H.s von M. . Abt., . Teilbd. (DTM ). Berlin , S. –. . Übersetzung in der Kompilation → Konrads von Butzbach Das astronomisch-astrologisch und medizinisch ausgerichtete Hausbuch des Arztes K. v. B. bietet eine dt. Prosaübersetzung nach Rhazes. Jeder Traumdeutung ist jeweils ein Therapievorschlag zugeordnet.
Traumbücher Ü: Salzburg, UB, cod. M I , v–r (vor ). A (A): K. Speckenbach: Die dt. T. des MA. In: K. S./N. F. Palmer: Träume und Kräuter (Pictura et poesis ). Köln/Wien , S. . E. Das T. des Paschalis Bis auf eine stark einkürzende dt. Übersetzung des Thesaurus occultus durch Hans Lobenzweig (um ) ist von diesem T., in dem auch Faktoren wie Alter, Geschlecht etc. des Träumenden bei der Deutung berücksichtigt werden, keine weitere Rezeption belegt. Lobenzweig wollte das T. als «Manual für die medizinische Diagnostik verstanden wissen» (Tuczay, S. ). A: Wolfram Schmitt: Das Traumbuch des H. L. In: AfK () S. –, hier S. ff. ( Hss.). L: Klaus Speckenbach, VL () Sp. –. – Ders., ‹Losbuch›. In: RLW () S. –. – Ders., Enzyklopädie Medizingeschichte. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. –. – Ders., RLW () S. –. – Anton E. Schönbach: Bedeutung der Buchstaben. In: ZfdA () S. – (und Beilage). – Johannes Bolte: Zur gesch. der losbücher. In: Georg Wickram: Werke. Hg. v. J. B. Bd. . Tübingen , S. –. – Paul Graffunder: Daniels Traumdeutungen. Ein ma. Traumbuch in dt. Versen. In: ZfdA () S. –. – Max Förster: Beitr. zur ma. Volkskde. II, IV–V, VII–IX. In: Arch. für das Studium de neueren Sprachen und Literaturen () S. –; () S. –; () S. –; () S. –; () S. –; () S. –. – Ders.: Die altengl. Traumlunare. In: Englische Stud. () S. –. – Ders.: Vom Fortleben antiker Sammellunare im Englischen und anderen Volkssprachen. In: Anglia / () S. –. – Walther Suchier: Altfranzösische T. In: Zs. für französische Sprache und Lit. (/) S. –. – Alf Önnerfors: Über die alphabetischen T. (‹Somnialia Danielis›) des MA. In: Ders.: Medievalia. Frankfurt u. a. , S. –, –. – Steven R. Fischer: The dream in the Middle High German epic. Bern/Frankfurt . – Ludger Grenzmann: Traumbuch Artemidori. Zur Tradition der ersten Übersetzung ins Deutsche durch W. H. Ryff (Saecula Spiritalia ). BadenBaden . – Somniale Danielis. Hg. v. Lawrence T. Martin. Frankfurt u. a. . – St. R. Fischer:
Furia Dreambooks and the interpretation of medieval literary dreams. In: AfK () S. –. – Die Volks-T. des byzantinischen MA. Hg. v. Karl Brackertz. München . – Rez. K. Speckenbach zu Ludger Grenzmann, Traumbuch Artemidori. In: Arbitrium () , S. –. – Jutta Grub: Das lat. Traumbuch im Cod. Upsaliensis C (. Jh.). Frankfurt u. a. . – Fidel Rädle: Rez. zu Ludger Grenzmann, Traumbuch Artemidori. In: arcadia () , S. –. – K. Speckenbach: Rez. zu St. R. Fischer, The Complete Medieval Dreambook. In: Arbitrium () S. –. – Felicitas Fuchs: Von der Zukunftsschau zum Seelenspiegel. Eine Stud. zur Traumauffassung und Traumdeutung am Beispiel der deutschsprachigen T. (Acta culturologica ). Aachen . – Exposicions et signi cacions des songes et Les songes Daniel. Hg. v. François Berriot. Genf . – Träume und Kräuter. Stud. zur Petroneller ‹Circa instans›-Hs. und zu den dt. T. des MA. Hg. v. Nigel F. Palmer/ K. Speckenbach (Pictura et poesis ). Köln/ Wien. – N. F. Palmer: «Von den naturlichen troymen». In: FS Walter Haug und Burghart Wachinger. Hg. v. Johannes Janota u. a. Bd. . Tübingen , S. –. – Francis B. Brévart: Rez. zu N. F. Palmer/K. Speckenbach, Träume und Kräuter. In: ZfdA () S. –. – K. Speckenbach: Das Traumbuch des Pascalis Romanus in der Übersetzung Hans Lobenzweigs. In: Lingua Theodisca. FS Jan Goossens. Hg. v. José Cajot u. a. Bd. . Münster/Hamburg , S. –. – Thomas Ricklin: Der Traum der Philosophie im . Jh. Traumtheorien zwischen Constantinus Africanus und Aristoteles (Ma. Texte und Stud. ). Leiden . – Das Traumdeutungsbuch des fahrenden Volkes. Hg. v. Sergius Golowin. Freiburg i. Br. . – K. Speckenbach: Zwischen pragmatischer Wissensvermittlung und Traumbuch. Zur Überl. von Konrads von Megenberg ‹lere Rasis von den traymen›. In: ‹Als das wissend die meister wol›. Beitr. zur Darstellung und Vermittlung von Wissen in Fachlit. und Dichtung des MA und der frühen Neuzeit. Walter Blank zum . Geburtstag. Hg. v. Martin Ehrenfeuchter/Thomas Ehlen. Frankfurt/M. , S. –. – Bernhard Schnell: Die dt. Medizinlit. im . Jh. Ein erster Überblick. In: Eine Epoche im Umbruch. Volkssprachliche Literalität –. Cambridger Symposium . Hg. v. Christa Bertelsmeier-Kierst/ Christopher Young. Tübingen , S. –,
. Hälfte . Jh. hier S. (Traumlunar). – Aderlass und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. –. – Guntram Haag: Traum und Traumdeutung in der mhd. Lit. Theoretische Grundlagen und Fallstudien. Stuttgart . – Claire Gantet: Der Traum in der Frühen Neuzeit. Ansätze zu einer kulturellen Wissenschaftsgesch. (Frühe Neuzeit ). Berlin . SJ Furia, Johannes. – Angeblicher Verfasser einer Epilationsanweisung, . Jh. F. ist nur als angeblicher Autor eines wohl ktiven Briefs an Kleopatra nachweisbar. Der Text emp ehlt der ägyptischen Königin ein bestimmtes Verfahren zur Enthaarung: Kalk wird über Feuer getrocknet und dann mit Auripigmentum (ArsenIII-Sul t), Öl und Wasser zu einer Paste vermischt. Diese wird auf die zu enthaarenden Hautpartien gestrichen. Das Verfahren ist seit der Antike in lat. und arabischen Schriften belegt, so bei Rhazes, → Roger Frugardi und in den Practica secundum Trotam (→ Trotula). In dt. Sprache erscheint es ab dem . Jh. in Form des F. zugeschriebenen Briefs im → Bartholomäus. In der Einleitung des Briefs wird F. als Meister bezeichnet, der seiner Freundin Kleopatra geschrieben habe. Der Königin wurde seit dem . Jh. eine gynäkologische Abhandlung zugeschrieben. Die Forschung hat die Nennung Kleopatras als Empfängerin des Briefs vor diesem medizinischen Hintergrund vermutet. Der Brief erfuhr bereits ab dem späten . Jh. auch jenseits des Bartholomäus eine Überlieferung in verschiedenen Fassungen und im Kontext weiterer Sammlungen. So wurde er verschiedentlich auch einem Galigenus oder einem König Perstix zugeschrieben. Ü: Verz. der zahlr. Hss. ab dem . Jh. bei Keil (s. Lit.). – Beispiele früher Hss. (Überl. jeweils im Bartholomäus): München, BSB, cgm , vb–ra (Perg., bald nach im dritten Viertel . Jh., bair.). – Wien, ÖNB, cod. , v (Perg., letztes Viertel . Jh., mitteldt.). – Ebd., cod. , r (Perg., um , bair.). Vgl. auch Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. . Berlin , S. . – Karin Schneider: Gotische Schr. in dt. Sprache. Bd. . Vom späten . Jh. bis um . Wiesbaden , Textbd. S. –, f. A: Franz Pfeiffer: Zwei dt. Arzneibücher aus dem . und . Jh. Mit einem
. Hälfte . Jh. Wörterbuche. In: Sb. der Kaiserlichen Akad. der Wiss. Wien, phil.-hist. Kl. () S. –, hier S. (Nachdr. Paderborn ). – Middelnederlandsche Geneeskundige Recepten & Tractaten, Zegeningen en Tooverformules. Bd. . Hg. v. Willem L. de Vreese. Gent , S. (Nr. ). – Walter L. Wardale: Der Hochdt. Bartholomäus. Krit.-kommentierter Text eines ma. Arzneibuches auf Grund der Londoner Hss. Brit. Mus. Add. ,; Brit. Mus. Arundel ; Brit. Mus. Add. ,; Brit. Mus. Add. ,. Hg. v. James Follan. [Dundee] , S. –, hier S. (Nr. ) von Text I. – Leidig (s. Lit.) S. (nach Wardale). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Ders., LexMA () Sp. . – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Bd. . Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Leipzig , S. , . – Artur Elvert: Sprache und Quellen des Wolfenbüttler Heilkräuter- und Arzneibuches. Diss. Hamburg , S. , . – AlRazi’s Buch ‹Geheimnis der Geheimnisse›. Hg. v. Julius Ruska. Berlin (Nachdr. Würzburg ) S. . – Augusto Beccaria: I Codici di Medicina del Periodo Presalernitano (Secoli IX, X e XI). Rom , Nr. /, /, /, /, S. . – Joachim Telle: Erfabelte Rezeptautoren. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – Willy L. Braekman: Middelnederlandse Geneeskundige Recepten. Een Bijdrage tot de Geschiedenis van de Vakliteratuur in de Nederlanden. Gent , S. (Nr. ), S. . – John F. Benton: Trotula, Women’s Problems, and the Professionalization of Medicine in the Middle Ages. In: Bulletin of the History of Medicine () S. – (wieder in: Ders.: Culture, Power and Personality in Medieval France. Hg. v. Thomas N. Bisson. London u. a. , S. –). – Dorothée Leidig: Frauenheilkunde in volkssprachigen Arznei- und Kräuterbüchern des . bis . Jh. Eine empirische Unters. Diss. Würzburg , S. f. u. ö. – Wolfgang Wegner: F., J. In: Enzyklopädie Medizingesch. Bd. . Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin , S. . MM Codex Falkensteinensis. – Lat.-dt. Traditionsbuch der Grafen von Neuburg-Falkenstein, –. Der sog. C. F. geht auf Graf Siboto IV. von Neuburg-Falkenstein (um –um ) zurück. Siboto war ab Vogt von Stift Herrenchiemsee
Codex Falkensteinensis und nahm ab am vierten Italienzug von Kaiser Friedrich I. teil. Der C. F. wurde noch vor Beginn des Heerzugs von Siboto in Auftrag gegeben. Der Kodex sollte wahrscheinlich Sibotos Kindern und deren Vormündern als Traditionsbuch dienen, falls der Graf in Italien ele. Die Anfertigung des C. F. erfolgte nach heutiger Kenntnis in Herrenchiemsee. Nach Sibotos Rückkehr aus Italien befand sich der C. F. noch bis im Gebrauch der Familie. Die Pergamenthandschrift enthält lat. und dt. Eintragungen von einem Hauptschreiber und mehreren späteren Händen. Den Kern des C. F. bilden lat. Angaben zu Familien-, Besitz- und Einkommensverhältnissen. Im ersten Text des C. F. verfügt Siboto für den Fall seines Todes die Vormundschaft über seine Kinder. Es folgen Verzeichnisse über Lehen und andere Besitztümer sowie die damit zusammenhängenden Einkünfte. Daneben enthält der C. F. Kirchweih- und Hantgemalsnotizen, genealogische Aufzeichnungen und zahlreiche Traditionen, die überwiegend aus Sibotos Herrschaftszeit stammen. Unter den lat. Stücken ndet sich auch ein kurzer Text über den Zeitpunkt einer Sonnen nsternis. Von besonderem Interesse ist ein lat. Brief Sibotos (v), der von der Forschung auf die Zeit um bis datiert wird. Das Schriftstück beauftragt Sibotos Dienstmann Ortwin von Merkenstein, einen von Siboto als Feind bezeichneten Rudolf von Piesting zu beseitigen oder zumindest zu blenden. Im Gegenzug verspricht der Graf Ortwin ein Landgut. In einem weiteren Text des Kodex wird vermerkt, Siboto habe einen Mord begangen und diesen kirchlich gesühnt, für eine zusätzliche Körperverletzung mit Todesfolge aber keine Buße geleistet. Unter den dt. Texten des C. F. ist ein Weistum von um , das die Abgaben aus der Pfarre Obing (Kreis Traunstein) vermerkt (r). Ein medizinisches Rezept gegen Nierensteine von um – ist ebenfalls in dt. Sprache verfasst (v). Ein auf um /– datiertes lat. Verzeichnis von Hausrat, Waffen und anderen Gegenständen auf Sibotos vier Burgen nennt für die aufgelisteten Objekte auch dt. Bezeichnungen (v). Daneben weist der C. F. oft farbige Federzeichnungen auf, die meist als Randillustrationen gestaltet sind. Darunter sind ein Porträt von Siboto und seiner Familie sowie Darstellungen der vier Burgen des Grafen.
Codex Falkensteinensis Andere Zeichnungen zeigen u. a. Belehnungszeremonien oder Motive aus der ländlichen Welt, etwa Bauern und Tiere. Der C. F. wurde nach von einem neuen Falkensteinschen Traditionsbuch abgelöst, das in dt. Sprache verfasst war. Die Handschrift ist allerdings verschollen und aus späteren Exzerpten nur teilweise zu rekonstruieren. Der dt. Kodex enthielt nach heutigem Forschungsstand wahrscheinlich die Texte des älteren C. F. sowie neuere Einträge. Die Benutzung des jüngeren C. F. wird für den Zeitraum bis mindestens vermutet. Insgesamt ist der C. F. eine bedeutende Quelle – nicht nur als frühes Beispiel eines weltlichen Adelstraditionsbuches, sondern auch als vielschichtiges Zeugnis der Geschichte der Grafen von Neuburg-Falkenstein. Das im C. F. enthaltene Familienbildnis zählt zu den ältesten seiner Art. Sibotos sog. Mordbrief darf in diesem Zusammenhang als einzigartig gelten. Ü: München, Hauptstaatsarch., Klosterliteralien Weyarn , Bll. (Perg., –, lat.-dt.). – Vgl. u. a. Noichl (s. Lit.; dort auch Hinweise zur verschollenen dt. Fassung des C. F.). – www.paderborner-repertorium.de/. A: Drei Bayerische Traditionsbücher aus dem XII. Jh. FS zum jährigen Jubiläum der Wittelsbacher Thronbesteigung. Hg. v. Hans Petz u. a. München , S. –. – Denkmäler dt. Prosa des . und . Jh. Hg. v. Friedrich Wilhelm. Bd. A. München , S. (Nr. ), (Nr. ); Bd. B, ebd. , S. –, –. – Noichl (s. Lit.). – Online-Faks. der Hs.: www.bayerische-landesbibliothek-online.de/ hsta/codexfalkensteinensis/index.html. Ü: C. diplomaticus F. Dt. Übersetzung. Hg. v. Peter Bergmaier. In: Der Mangfallgau () S. –. L: Ruth Schmidt-Wiegand, VL () Sp. f. – Pankraz Fried, LexMA () Sp. . – Philipp Heck: Das Hantgemal des C. F. und anderer Fundstellen. In: MIÖG () S. –. – Karl Ramp: Stud. zur Grundherrschaft Neuburg-Falkenstein auf Grund des C. diplomaticus F. Diss. München . – Gertrud Umlauf: Grund und Boden im C. F. Besitz, Besitzrechte und Wirtschaftsführung. Diss. Wien . – Winfried O. Morhart: Zur Abfassungszeit des C. F. In: Zs. für bayerische Landesgesch. () S. –. – Wilhelm Störmer: Früher Adel. Stud. zur politischen Führungsschicht im fränkisch-dt. Reich vom . bis . Jh. . Stuttgart
. Hälfte . Jh. , S. –. – Elisabeth Noichl: C. F. Die Rechtsaufzeichnungen der Grafen von Falkenstein. München . – Dies.: Der Falkensteiner Kodex. Die ma. Geschichtsquelle eines Inntaler Grafengeschlechts. In: Der Inn. Vom Engadin ins Donautal, von der Urzeit bis heute. Hg. v. Hans Heyn. Rosenheim , S. –. – Kerstin Möller: Falkensteiner Codex. Rechtsaufzeichnungen der Grafen von Neuburg-Falkenstein. In: Herzöge und Heilige. Das Geschlecht der Andechs-Meranier im europäischen HochMA. Hg. v. Josef Kirmeier/Evamaria Brockhoff. München , S. (Nr. ). – Patrick J. Geary/John B. Freed: Literacy and Violence in Twelfth-Century Bavaria. The ‹Murder Letter› of Count Siboto IV. In: Viator () S. – (wieder in: Writing History. Identity, Con ict, and Memory in the Middle Ages. Hg. v. Florin Curta u. a. Bukarest , S. –). – Werner Rösener: Beobachtungen zur Grundherrschaft des Adels im HochMA. In: Grundherrschaft und bäuerliche Ges. im HochMA. Hg. v. dems. Göttingen , S. –. – Ders.: Fehdebrief und Fehdewesen. Formen der Kommunikation beim Adel im späten MA. In: Kommunikationspraxis und Korrespondenzwesen im MA und in der Renaissance. Hg. v. Heinz-Dieter Heimann/ Ivan Hlavácek. Paderborn u. a. , S. –. – W. Rösener: C. F. Zur Erinnerungskultur eines Adelsgeschlechts im HochMA. In: Adelige und bürgerliche Erinnerungskulturen des SpätMA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. dems. Göttingen , S. –. – J. B. Freed: Artistic and Literary Representations of Family Consciousness. In: Medieval Concepts of the Past. Ritual, Memory, Historiography. Hg. v. Gerd Althoff u. a. Cambridge u. a. , S. –. – Jürgen Dendorfer: Adelige Gruppenbildung und Königsherrschaft. Die Grafen von Sulzbach und ihr Beziehungsge echt im . Jh. Kallmünz , S. – u. ö. – J. B. Freed: The Creation of the C. F. (). SelfRepresentation and Reality. In: Representations of Power in Medieval Germany –. Hg. v. Björn K. U. Weiler/Simon MacLean. Turnhout , S. –. – Valeria di Clemente: Testi Medico-Farmaceutici Tedeschi nell’XI e XII Secolo. Alessandria , S. –, f. – Gertrud Thoma: Leiheformen zwischen Grundherrschaft und Lehnswesen. Bene cia, lehen und feoda in hochma. Urbaren. In: Das Lehnswesen im HochMA. Forschungskonstrukte, Quellenbefunde, Deutungsrelevanz. Hg. v. J. Dendorfer/Roman
. Hälfte . Jh. Deutinger. Ost ldern , S. –. – Roman Zehetmayer: Urkunde und Adel. Ein Beitr. zur Gesch. der Schriftlichkeit im Südosten des Reichs vom . bis zum frühen . Jh. Wien , S. –, f. MM Cicero, Marcus Tullius, * .. v. Chr. Arpino (Latium), † .. v. Chr. bei Formia (Latium). – Römischer Staatsmann, Jurist, Philosoph, Schriftsteller; dt. Übersetzungen ab dem späten . Jh. . Leben: C. stammte aus einer römischen Ritterfamilie. Er studierte unter nahmhaften Lehrern Recht und Philosophie in Rom. Daneben leistete er seinen Militärdienst und praktizierte ab spätestens v. Chr. als Anwalt. Zudem absolvierte er von bis Studienaufenthalte in Athen und Rhodos. wurde er Quaestor in Sizilien und dadurch Mitglied des Senats, Aedil, Praetor und Konsul. Während seiner Amtszeit deckte er die Verschwörung des Catilina auf. Entgegen geltenden Gesetzen initiierte er auch die Hinrichtung der Verschwörer. Als Folge dieses Vorgangs lebte C. / im Exil in Mazedonien, bevor er als Redner auf die politische Bühne zurückkehrte. / war er römischer Statthalter in Kilikien. Danach ging er mit seinem Verbündeten Pompeius nach Griechenland und kam nach Rom zurück. Nach der Ermordung seines Erzfeinds Caesar wandte sich C. offen gegen Marcus Antonius und verbündete sich mit Augustus. Dieser arrangierte sich jedoch mit Antonius und Lepidus und gründete mit ihnen ein neues Triumvirat. Als prominentes Opfer dieser politischen Konstellation wurde C. im Zuge der Proskriptionen des Jahres auf Wunsch von Antonius umgebracht. . Werk: C. schuf eines der umfangreichsten lat. Gesamtwerke der Antike. Das Spektrum seiner Werke reicht von philosophischen, politischen und rhetorischen Erörterungen – oft in Gesprächsform – über Reden bis zu Briefen und Gedichten. Zu C.s frühen Hauptwerken zählt das um entstandene rhetorische Lehrwerk De inventione. Der Dialog De oratore () beschäftigt sich mit den notwendigen Eigenschaften eines guten Redners. De re publica (–) diskutiert verschiedene Staatsformen und entwirft zuletzt einen von Gerechtigkeit bestimmten Idealstaat. De legibus (um –) erörtert C.s Gesetzesbegriff und interpretiert römische Gesetze. Die Academici libri quattuor (/) setzen sich mit der dogmatischen und skeptischen Philosophie auseinander, Lucullus () mit der Erkenntnis. De natura deorum () beschäftigt sich mit den
Cicero theologischen Vorstellungen der Stoiker und Epikureer. In De nibus bonorum et malorum () entfaltet C. eine Tugendlehre, während die Tusculanae disputationes (/) existentielle Themen wie Tod, Tugendhaftigkeit und Glück behandeln. Cato maior de senectute (um /) enthält ein Gespräch über die Vor- und Nachteile des Alters. Von der römischen Praxis der Weissagung handelt De divinatione (/), während De fato (um ) Vorsehung und freien Willen diskutiert. Laelius de amicitia () beschäftigt sich mit Wesen und Arten der Freundschaft, De officiis () mit dem menschlichen Handeln unter den Gesichtspunkten der Sittlichkeit und Nützlichkeit. Weiterhin sind aus den Jahren von bis fast Reden C.s erhalten. Mindestens weitere Reden sind verloren oder nur fragmentarisch erhalten. C. verfasste politische wie juristische Reden, darunter die berühmte Rede gegen Catilina von und die nach Caesars Tod gegen Antonius gehaltenen Philippicae. C.s von Demosthenes beein usste Reden gelten als stilistisch meisterhafte Beispiele antiker Rednerkunst. Aus den Jahren bis sind außerdem rund Briefe C.s bekannt, die offizielle wie persönliche Schreiben enthalten. Das Briefkorpus ist aufgrund seines Umfangs eine einzigartige Quelle für C.s Leben und seine Zeit. C. verfasste außerdem Gedichte, ein geographisches Werk sowie Platon- und Xenophon-Übersetzungen. Viele seiner Schriften sind jedoch verloren. . Wirkung: C. besaß bereits in der Antike den Rang einer Autorität, vor allem wegen seiner Schriften zur Redekunst und Rhetorik. Die Überführung von C.s Werk in das MA geschah einmal durch Autoren wie → Hieronymus, → Augustinus, → Isidor von Sevilla und → Boethius, die C. rezipierten und ihn so dem christlichen MA zugänglich machten. Von großer Bedeutung war außerdem der kontinuierliche Gebrauch vor allem von C.s rhetorischen Werken als Schullektüre. Hier spielte C.s Lehrbuch De inventione eine wichtige Rolle, das häu g in Verbindung mit der irrtümlich C. zugeschriebenen → Rhetorica ad Herennium gelesen wurde. Hinzu kamen Kompendien, Kommentare, Florilegien und vielfältig verstreute C.-Zitate, die ebenso große Wirkung entfalteten wie C.s eigentliches Werk. Wie kein anderer Autor verkörperte C. im MA die antike Kunst der Rhetorik und wirkte so auf → Alkuin, → Notker III. von St. Gallen, Thierry von Chartres, → Thomas von Aquin, → Hrabanus Maurus, Hugo von Bologna
Cicero und das Moralium philosophia de honesto et utili (auch → Moralium dogma philosophorum). Im frühen . Jh. machten Alexander Essebiensis und Thomas von Chobham C.s Werk auch für die lat. Predigt fruchtbar. Eine Rezeption von C.s De officiis ist im Moralium sowie bei Marsilius von Padua, → Otto von Freising, Wilhelm von Malmesbury, Hildebert von Lavardin, Radulfus Ardens und Alexander Neckam nachgewiesen. Auch C.s Theorie der Freundschaft in De amicitia wurde von mehreren ma. Autoren aufgegriffen, etwa von → Konrad von Hirsau, → Bernhard von Clairvaux, Aelred von Rievaulx, Marbod von Rennes und Andreas Capellanus. Mit C.s Reden befassten sich u. a. Kommentare von Antonio Loschi und Sicco Polenton. C.s Ein uss erfasste außerdem → Arnoldus Saxo, Konrad Celtis, Rudolf Agricola, → Vinzenz von Beauvais und Manegold von Lautenbach. Mit Francesco → Petrarca einsetzend, beschäftigten sich schließlich auch Humanisten wie Leonardo Bruni, Lorenzo Valla, Angelo Poliziano und Erasmus von Rotterdam mit C. Den Humanisten wird u. a. die Wiederentdeckung C.s als Briefautor zugeschrieben. Auch erwarben sie sich Verdienste um die Kommentierung von C.s Werken und die Aufarbeitung der lückenhaften C.-Überlieferung. C. wurde auch in Deutschland in den Schulen gelesen und in Handschriften überliefert. Die Wirkung seines Werks ist hier jedoch deutlich weniger tiefgreifend als in der lat. Tradition. Bereits ab dem . Jh. sind dt. C.-Glossen nachgewiesen, doch ist deren Anzahl im Vergleich mit Glossen zu → Vergil und anderen antiken Autoren verschwindend gering. Eine Wirkung C.s auf ma. Vorstellungen von Minne und Rittertum ist verschiedentlich vermutet worden, aber nicht eindeutig feststellbar. Ein Teil der Forschung hat etwa die Entstehung der Hohen Minne auf De amicitia zurückgeführt. Dies ist in der Forschung jedoch ebenso umstritten wie die Rückführung des sog. ritterlichen Tugendsystems auf De officiis. Immerhin gilt De amicitia mittlerweile als wichtige Grundlage der dt. Gottesfreundliteratur. In dt. Sprache liegt ab dem späten . Jh. die Moralium-Übertragung des → Wernher von Elmendorf vor, ein Beispiel indirekter C.-Rezeption. Erst in der ersten Hälfte des . Jh. entstand Von den ampten, eine anonyme dt. Übersetzung von De ofciis. Der Text ist in zehn Handschriften und einer Inkunabel erhalten und gilt als weitgehend ori
. Hälfte . Jh. ginalgetreu. Als Publikum der Übersetzung werden bairisch-österreichische Adelskreise vermutet. Mehrere dt. Abschnitte aus C.s Werken sind in der St. → Galler Weltchronik enthalten, die in einer Handschrift aus der zweiten Hälfte des . Jh. tradiert ist. Es handelt sich dabei um die Kurzfassung einer ursprünglich von Johannes → Platterberger und Dietrich → Truchseß stammenden Weltchronik. Das dt. Werk bietet u. a. eine Teilübertragung von De officiis. Als Vorlage vermutet die Forschung eine Ausgabe von C.s Werk, also nicht etwa ein lat. Florilegium. De officiis wäre dann speziell für die Weltchronik in die dt. Sprache übertragen worden. Weiterhin nden sich in der Weltchronik u. a. dt. Auszüge aus C.s De inventione, De amicitia, Cato maior de senectute, De legibus, De natura deorum, Orator, Tusculanae disputationes und Philippicae. Hinzu kommt ein Verzeichnis von Schriften C.s, deren Titel mal in dt., mal in lat. Sprache angegeben werden. Außerdem oss die C.-Rezeption des Augustinus in die Weltchronik ein. Weitere C.-Übersetzungen des späten . Jh. stammen von Johannes → Gottfried (um –). Er hatte in Heidelberg studiert, war Pfarrer und Kanoniker in Oppenheim (Kreis Mainz-Bingen) und unterrichtete Mitligeder der Familie Dalberg. Für Friedrich von Dalberg (–) schuf er zwischen und dt. Übertragungen von C.s De fato, Cato maior de senectute, Somnium Scipionis und Paradoxa. Er versah die Texte auch mit Widmungsbriefen, die C.s Werken moralphilosophische und christliche Akzente verleihen. Nach Gottfrieds Meinung konnten die antiken Autoren aus christlicher Sicht durchaus kritisiert werden, boten aber zugleich philosophisch fruchtbare Lehren. Das erste Buch der Tusculanae disputationes wurde von Johannes Reuchlin dt. übersetzt. Er widmete es dem Kurfürsten → Philipp von der Pfalz (–), dessen Ehefrau im selben Jahr gestorben war. Die als vorlagengetreu geltende Übertragung wurde von Reuchlin auch mit Anmerkungen versehen, die überwiegend auf einem C.Kommentar von Filippo Beroaldo beruhen. Eine wichtige Rolle für die dt. Aneignung von C.s Werk spielte → Johann von Schwarzenberg, der zwischen und mehrere Übertragungen veranlasste. Unter Beteiligung des lateinkundigen Kaplans Johann Neuber entstanden so dt. Fassungen von De officiis, Cato maior de senectute, Laelius
. Hälfte . Jh. de amicitia und des ersten Buchs der Tusculanae disputationes. Die Übersetzungen erschienen ab als Drucke und erlebten mehrere Au agen. Auch Schwarzenbergs andere Schriften gelten in der Forschung als von C. beein usst. entstand schließlich eine dt. Übersetzung von C.s erster Rede gegen Catilina. → Dietrich von Pleningen schuf sie auf dem Reichstag von Worms und widmete sie Kaiser → Maximilian I. Der Text ist als Autograph erhalten und wurde auch gedruckt. Ü: . Lat. Hss.: Vgl. die Ausg. und Zieli´nski (s. Lit.) . Von den Ampten: Hss. des . Jh. – Verz. bei Kesting (s. Lit.). – www.handschriftencensus. de/werke/. . St. Galler Weltchronik: St. Gallen, Stiftsbibl., cod. , S. – (Pap., zweite Hälfte . Jh., nordbair.-mitteldt.). – Vgl. www. handschriftencensus.de/. . Übersetzung des Johannes Gottfried: B: Berlin, SBB, mgq (früher Cheltenham, Bibl. Phillippica, Ms. ), r–v, r–v, r–v (Pap., um –, rheinfränkisch). – H: Heidelberg, UB, cpg , r–v, r–v (Pap., bald nach , südrheinfränkisch). – H: Heidelberg, UB, cpg , r–v (Pap., bald nach , südrheinfränkisch). – Vgl. Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –, f. – www.handschriftencensus. de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. – http:// mrfh.online.uni-marburg.de/. . Reuchlin-Übersetzung: Heidelberg, UB, cpg , r–v (Übers.), r–v (Anm. Reuchlins zu C.s Text) (Perg. und Pap., Stuttgart, , westschwäbisch). – Vgl. Miller/Zimmermann (s. o.) S. f. . Pleningen-Übersetzung: Gotha, Forschungsbibl., cod. Chart. A , r–v (Pap., um –, bair., Autograph). – Budapest, Nationalbibl., cod. Germ. (). – Vgl. www.handschriftencensus. de/ und die Überl. zu Dietrich von Pleningen. . Dt. C.-Glossen: Verz. von Hss. bei Rolf Bergmann/Stefanie Stricker: Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bd. . Berlin/New York , S. f. (Reg.). D: . C.s lat. Werke: Hunderte von Drucken ab dem . Jh. – Lat. Inkunabeln
Cicero im GW (http://gesamtkatalogderwiegendrucke. de/docs/CICETUL.htm), spätere Drucke im VD. . Von den Ampten: Augsburg: Hans Schobser, (GW ). . Übersetzung des Johann von Schwarzenberg: Zahlreiche Drucke ab . – Verz. im VD. – Früheste Drucke sind VD C bis , die alle in Augsburg bei Heinrich Steiner erschienen. . Pleningen-Übersetzung: Landshut: Johann Weißenburger, (VD S , C ). A: . Ausg. von Ciceros Werken (Auswahl): Scripta quae manserunt omnia. Hg. v. Karl F. W. Müller u. a. Bde., Leipzig u. a. –. – The Correspondence. Hg. v. Robert Yelverton Tyrrell/Louis Claude Purser. Bde. Dublin –. Nachdr. Hildesheim . – Cicero [Loeb Classical Library-Ausg.]. Hg. v. Walter Miller u. a. Bde. Cambridge (Mass.) –. – Opera omnia qvae exstant. Hg. v. Hans Drexler u. a. Bde. Mailand –. . Einzelausg. von De officiis: Vom rechten Handeln/De officiis. Hg. v. Karl Büchner. München u. a. . – De officiis/Vom p ichtgemäßen Handeln. Hg. v. Rainer Nickel. Düsseldorf . – De officiis. Hg. v. Michael Winterbottom. Oxford . – De officiis/Vom p ichtgemäßen Handeln. Hg. v. Heinz Gunermann. Stuttgart . . Von den Ampten: Online-Faks. von GW : http://daten.digitale-sammlungen.de/. . Übersetzung des Johann von Schwarzenberg: Online-Faks. von VD C : http://reader. digitale-sammlungen.de/. . Übersetzung des Johannes Gottfried: Drücke (s. Lit.) S. –. – Online-Faks. von Hs. H: http://diglit.ub.uni-heidelberg.de/. – Online-Faks. von Hs. H: http://digi.ub.uniheidelberg.de/diglit/cpg. . Reuchlin-Übersetzung: Karl Hartfelder: Dt. Übersetzungen klassischer Schriftsteller aus dem Heidelberger Humanistenkreis. Heidelberg (wieder in: Ders.: Stud. zum pfälzischen Humanismus. Hg. v. Wilhelm Kühlmann/Hermann Wiegand. Heidelberg , S. –; Teilausg.). – Online-Faks. der Hs.: http://digi.ub.uniheidelberg.de/diglit/cpg. . Pleningen-Übersetzung: Online-Faks. von VD S : http://daten.digitale-sammlungen. de/. Ü: Miller u. a. – (s. Ausg.; engl.). – Sämtliche Reden. Hg. v. Manfred
Cicero Fuhrmann. Bde. Zürich/Stuttgart. –. – Büchner (s. Ausg.). – Nickel (s. Ausg.). – Ausgewählte Werke. Hg. v. Rainer Nickel u. a. Bde. Düsseldorf . – Gunermann (s. Ausg.). L: Hier kann nur eine kleine Auswahl aus der reichen Lit. zu C. geboten werden. Weitere und ältere Lit. u. a. bei Gawlick/Görler (s. u.). – Charpa (s. u.). – Vgl. auch die Literaturhinweise in den Ausgaben. – Vgl. zudem die Lit. zu Johann von Schwarzenberg und Dietrich von Pleningen. Manitius () S. –. – Peter Kesting, VL () Sp. –; () Sp. . – Ders. u. a., LexMA () Sp. –. – Maximilian Forschner, LThK () Sp. f. – Andreas Bendlin, RGG () Sp. f. – Ulrich Charpa, Volpi () S. –. – Matthias Gatzemeier, Enz Phil Wiss () S. f. – Gerald Dörner: Reuchlin (Rochlin, Roechlin; Capnion), Johannes. In: VL Dt. Humanismus () Sp. –. – Tadeusz Zieli´nski: C. im Wandel der Jh. Leipzig . Nachdr. Darmstadt . – Gustav Ehrismann: Die Grundlagen des ritterlichen Tugendsystems. In: ZfdA () S. –. – Martin Schanz: Gesch. der römischen Lit. Bd. . München (Nachdr. ebd. ) S. –. – Richard Egenter: Gottesfreundschaft. Die Lehre von der Gottesfreundschaft in der Scholastik und Mystik des . und . Jh. Augsburg . – Norman E. Nelson: C.’s ‹De officiis› in Christian Thought, –. Ann Arbor . – Gerhard Traub: Stud. zum Ein uss C.s auf die hö sche Moral. Greifswald . – Hans Baron: C. and the Roman Civic Spirit in the Middle Ages and the Early Renaissance. Manchester . – Matthias Gelzer u. a.: M. Tullius C. In: Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswiss. VII/A/. Hg. v. Georg Wissowa u. a. Stuttgart , Sp. –; Suppl. , , Sp. –. – Gustav Radbruch: Verdeutschter C. Zu Johann von Schwarzenbergs OfficienÜbersetzung. In: Arch. für Rechts- und Sozialphilosophie () S. –. – Walter Rueegg: C. und der Humanismus. Formale Unters. über Petrarca und Erasmus. Zürich . – Hennig Brinkmann: Der dt. Minnesang. In: Der dt. Minnesang. Aufsätze zu seiner Erforschung. Bd. . Hg. v. Hans Fromm. Darmstadt , S. –. – Wilhelm Süß: C. Eine Einf. in seine philosophischen Schr. (mit Ausschluss der staatsphil. Wer
. Hälfte . Jh. ke). Mainz . – James J. Murphy: C.’s Rhetoric in the Middle Ages. In: The Quarterly Journal of Speech () S. –. – Franz Josef Worstbrock: Zur Einbürgerung der Übersetzung antiker Autoren im dt. Humanismus. In: ZfdA () S. –. – Hans Naumann: Hartmann von Aue und C. In: Ritterliches Tugendsystem. Hg. v. Günter Ei er. Darmstadt , S. –. – Fritz Graf: Der ‹Teutsch Cicero›. Zur Übersetzung von C.s ‹De officiis› durch Johann, Freiherr von Schwarzenberg. In: Sodalitas Florho ana. FS Heinz Haffter. Hg. v. Josef G. Bregenzer. Zürich , S. –. – Klaus Bringmann: Unters. zum späten C. Göttingen . – Peter L. Schmidt: Die Überl. von C.s Schr. ‹De legibus› in MA und Renaissance. München . – Woldemar Görler: Unters. zu C.s Philosophie. Heidelberg . – P. Kesting: Ein dt. Cato in Prosa. Cato und C. in der St. Galler Weltchron. In: Würzburger Prosastud. . FS Kurt Ruh. Hg. v. P. Kesting (Medium Aevum ). Würzburg , S. –. – Romuald Mattmann: Einige Hss. mit C.s ‹De inventione› aus dem .–. Jh. In: Giornale Italiano di Filologia () S. –. – Ders.: Stud. zur hsl. Überl. von C.s ‹De inventione›. Die Schweizer Hss. mit ‹De inventione› im Verhältnis zu den ältesten Codices. Fribourg . – F. J. Worstbrock: Dt. Antikerezeption –. Bd. . Verz. der dt. Übersetzungen antiker Autoren. Boppard am Rhein , S. (Nr. –), f. (Nr. ). – Werner Sauerbaum: Vom antiken zum frühma. Staatsbegriff. Über Verwendung und Bedeutung von ‹res publica›, ‹regnum›, ‹imperium› und ‹status› von C. bis Jordanis. Münster/Westf. . – John O. Ward: From Antiquity to the Renaissance. Glosses and Commentaries on C.’s ‹Rhetorica›. In: Medieval Eloquence. Studies in the Theory and Practice of Medieval Rhetoric. Hg. v. J. J. Murphy. Berkeley (Kalif.) u. a. , S. –. – Stefan Sonderegger: Notker der Dt. und C. Aspekte einer ma. Rezeption. In: Florilegium Sangallense. FS Johannes Duft. Hg. v. S. Sonderegger/Otto P. Clavadetscher. St. Gallen/Sigmaringen , S. – (wieder in: S. Sonderegger: Germanica selecta. Tübingen , S. –). – Tadeusz Maslowski/Richard H. Rouse: The Manuscript Tradition of C.’s Post-Exile Orations : The Medieval History. In: Philologus () S. –. – Margaret Jennings: ‹Rhetor redivivus?› C. in the ‹Artes praedicandi›. In: Archives d’Histoire Doctrinale et Littéraire du Moyen Âge
. Hälfte . Jh. () S. –. – Lutz Claren/Joachim Huber: Rudolf Agricolas Scholien zu C.s Rede ‹De lege Manilia›. Zu Typologie und Verfahren des humanistischen Autorenkomm. In: Rudolf Agricola, –. Protagonist des nordeuropäischen Humanismus zum . Geburtstag. Hg. v. Wilhelm Kühlmann. Bern u. a. , S. –. – Günter Gawlick/Woldemar Görler: C. In: Die Philosophie der Antike. Bd. : Die hellenistische Philosophie . Hg. v. Hellmut Flashar. Basel , S. –. – Jürgen Leonhardt u. a.: C. In: Der neue Pauly. Bd. . Hg. v. Mandred Landfester mit Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Stuttgart , Sp. –. – P. L. Schmidt: Zur Rezeption von C.s politischer Rhetorik im frühen Humanismus. In: Traditio Latinitatis. Hg. v. dems./ Joachim Fugmann. Stuttgart , S. –. – Simone Drücke: Humanistische Laienbildung um . Das Übersetzungswerk des rheinischen Humanisten Johann Gottfried (Palaestra ). Göttingen , S. – u. ö. – Jürgen Leonhardt: Eine Leipziger Vorlesung über C.s ‹De legibus› aus dem Jahre . In: Wolfenbütteler Renaissancemitt. () S. –. – Michael von Albrecht: C.’s Style. A Synopsis Followed by Selected Analytic Studies. Leiden u. a. . – The Rhetoric of C. in Its Medieval and Early Renaissance Commentary Tradition. Hg. v. Virginia Cox. Leiden u. a. . – Matthew Fox: C.’s Philosophy of History. Oxford u. a. . – Die ahd. und as. Glossographie. Bd. . Ein Hb. Hg. v. Rolf Bergmann/Stefanie Stricker. Berlin , S. – u. ö. – Peter White: C. in Letters. Epistolary Relations of the Late Republic. Oxford . – M. Fuhrmann: C. und die römische Republik. Eine Biographie. München u. a. . – Klaus Bringmann: C. Darmstadt . – C. Refused to Die. Ciceronian In uence through the Centuries. Hg. v. Nancy van Deusen. Leiden . – The Cambridge Companion to C. Hg. v. Catherine Steel. Cambridge u. a. . MM Wernher von Elmendorf (Werner, Wernhere, Wernerus, Elmindorf, Elmendorp), * zweites Drittel . Jh. Elmendorf/Oldenburg (?), † nach / . – Verfasser eines Lehrgedichts. Im Prolog seines Gedichts, das zwischen und entstanden sein dürfte, bezeichnet sich W. als «phaphe Wernere von Elmindorf der capelan». Auch der Auftraggeber wird genannt: «der probist von Heligenstat, von Elmindorf her Diterich». Dietrich von Elmendorf ist als Probst des
Wernher von Elmendorf Stiftes St. Martin in Heiligenstadt (bei Göttingen) bezeugt. Sowohl Dichter als auch Auftraggeber entstammen vermutlich dem gleichen Zweig eines oldenburgischen Grafengeschlechts, der in verwandtschaftlicher Bindung zur Magdeburger Adelsfamilie von Ampfurt stand (ein Dietrich von Elmendorf ist auch in Magdeburg als Kanoniker belegt). W.s Gedicht ist eine dezidiert weltliche Erziehungslehre für adlige Rezipienten, abgefasst in nordmitteldt. Sprache mit nd. Einschlägen und wird ohne Titel überliefert. Der handschriftliche Text bricht mitten im V. ab. Behandelt werden Themen wie Gerechtigkeit, Freigebigkeit, Frömmigkeit oder Maßhalten, gestützt auf Zitate klassisch-antiker Autoritäten. W.s Vorlage entstammt der Bibliothek seines Auftraggebers: die systematische Tugendlehre → Moralium dogma philosophorum aus dem . Jh., die er aber stark kürzte und abwandelte. Dabei gab W. die Systematik zugunsten einer praktischen Lehre mit Anweisungen zu konkretem Handeln auf. Die Dichtung weist metrische Unregelmäßigkeiten auf. Eine Rezeption ist nicht nachgewiesen. Ü: Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. , Tl. II, r–v (Perg., . Jh., mitteldt. mit obd. Elementen). – Berlin, SBB, Mgo , zwei Doppelbll. (Perg., ./. Jh., nordmitteldt.); Verse, autornah, mit lat. Zitaten als Randglossen. A: Wernhere v. E. [Hg. v. Heinrich Hoffmann von Fallersleben]. In: Altdt. Bll. () S. – (Abdruck Doppelbl. Berlin). – W. v. E. Hg. v. dems. In: ZfdA () S. –. – Joachim Bumke: W. v. E. Unters., Text, Komm. Diss. Heidelberg . – W. v. E. Hg. v. dems. (ATB ). Tübingen . L: Elias von Steinmeyer, ADB () S. . – J. Bumke, VL () Sp. –. – Christoph Huber/Sandra Linden, Killy () S. –. – Heinrich V. Sauerland: W. v. E. In: ZfdA () S. –. – Anton E. Schönbach: Die Quelle W.s. v. E. In: ebd. () S. –. – Edward Schröder: Zu W. v. E. In: AfdA () S. f. – Ders.: Zur Datierung W.s v. E. In: ebd. () S. . – Albert Leitzmann: Zu W. v. E. In: ZfdA (/) S. –. – Bumke (s. Ausg.). – Ders.: Die Au ösung des Tugendsystems bei W. v. E. In: ZfdA () S. –. – Ders.: Zur Überl. W.s v. E. Die alten Fragm. In: FS Ulrich Pretzel. Hg. v. Werner Simon u. a. Berlin , S. –. – Martin Last: Die Herkunft
Maurus (von Salerno) des W. v. E. In: ZfdPh () S. –. – Gert Kaiser: W. v. E. In: Dizionario critico della letteratura tedesca. Hg. v. Sergio Lupi. Bd. . Turin , S. f. – Hartmut Beckers: ‹Gelücke und heil› bei W. v. E. In: PBB (Halle) () S. –. – Thomas Klein: ‹Wederdege, undege›, zu E., V. –. In: Wortes anst-verbi gratia. FS Gilbert A. R. de Smet. Hg. v. Heinrich Leonhard Cox u. a. Leuven/Amersfoort , S. –. – Helmut Birkhan: Gesch. der altdt. Lit. im Licht ausgewählter Texte. Tl. VIII: Lehrhafte Dichtung zwischen und (Edition Praesens Studienbücher ). Wien , S. –. – Ch. Huber: Didaktischer Pluralismus und Poetik der Lehrdichtung. Zum ‹Ritterspiegel› des Johannes Rothe. In: Dichtung und Didaxe. Lehrhaftes Sprechen in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Henrike Lähnemann/Sandra Linden. Berlin/New York , S. –, hier S. f. VZ Herrad von Hohenburg → Band , Sp. –. Maurus (von Salerno) (Maurus Salernitanus), * um Süditalien (Kalabrien ?), † Salerno. – Salerner Arzt und Fachschriftsteller, dt. Rezeption ab dem späten . Jh. Der als «optimus physicus» und «secundus Galienus Salernitanus» gepriesen M. zählt zu den bedeutendsten Repräsentanten der «Schola Medica Salernitana». Er wurde von Matthaeus Platearius und Petrus Musandinus in Salerno ausgebildet, wirkte dort selbst als Lehrer gemeinsam mit → Nicolaus Salernitanus und war von bis um Leiter der Salerner Medizinschule. M. gilt als Begründer der Salernitaner Hämatoskopie und der Harnregionenlehre, mit der er die Uroskopie revolutioniert hat. Mit seinem Verfahren der aderlassbegleitenden Blutschau wirkte er bis weit in die Neuzeit hinein. Im Anschluss an seine Regulae urinarum (Liber de Urinis) konzipierte M. um / den Kurzen Harntraktat, der zum vermutlich meistgelesenen Text der ma. Medizinliteratur überhaupt avancierte. M.’ Aderlasslehre Phlebotomia ist eine Bearbeitung der → Phlebotomia Hippocratis, die um eine Indikationsliste und eine Hämatoskopie ergänzt wird. Es gehen noch weitere Fachschriften auf M. zurück, die aber weit weniger erfolgreich waren (darunter Anatomien, Kommentare, Fieberlehren). Die Harn- und Aderlasslehre des M. hat im volkssprachigen Schriftum zahlreiche Re exe gefunden. Im dt. Raum lässt sich die früheste bekannte Rezeption noch vor der Wende zum . Jh.
. Hälfte . Jh. für den → Bartholomäus nachweisen, in den eine vollständige ostmitteldt. Übersetzung der Regulae urinarum integriert ist. Wenig später wird dieser dt. Traktat auch in selbstständiger Form tradiert, ndet im gesamten dt. Sprachraum Verbreitung und wird mehrmals ins Lat. rückübersetzt. Die Lasslehre aus M.’ Phlebotomia ist in Form einer stark gerafften dt. Bearbeitung in das Arzneibuch → Ortolfs von Baierland aufgenommen worden (Kap. ). Über Ortolfs Arzneibuch wird sie weiter vermittelt in die Vademecumliteratur (→ Asanger, → Genter, → Oberrheinisches Aderlassbüchlein) und in die verschiedenen Regimina der → Konrad von Eichstätt-Tradition. Von der Eichstätt-Diätetik führt ein Überlieferungszweig zum → Iatromathematischen Hausbuch. Spuren der Phlebotomia nden sich zudem im Komplex des Fascilus medicinae (Johannes → Kirchheimer) und sind darüber noch in dessen dt. Übertragung durch → Johann von Gersdorff nachweisbar. Eine unabhängige Traditionslinie kommt dem HämatoskopieTraktat innerhalb der Lasslehre des M. zu. Eine verkürzte Bearbeitung dieses Traktats ndet sich ebenfalls im . Kapitel des ortolfschen Arzneibuches. Von dieser Kurzredaktion hängt die Fassung im Arsedige-bûk (Kap. ) des → Johann von Seghen ab. Enger an der M.-Vorlage bleibt hingegen das → Oberdeutsche Aderlassbüchel (s. auch → Hämatoskopie-Traktate), das vor allem die einleitenden Segmente des Traktats wortgetreu übernimmt. Ü: Dt.: s. die Verweisartikel; die Überl. des selbstständigen Kurzen Harntraktats ist nicht systematisch erfasst. A: Lat.: Regulae urinarum: Salvatore de Renzi: Collectio salernitana ossia Documenti inediti, e trattati di medicina appartenenti alla scuola medica Salernitana. Bd. . Neapel (Neudr. Bologna ) S. –. – Phlebotomia: Rudolf Buerschaper: Ein bisher unbekannter Aderlaßtraktat des Salernitaner Arztes M. ‹De Flebotomia›. Diss. Leipzig . – Kleinere Schriften: De Renzi (s. o.) Bd. () S. – (Komm. zu den Aphorismen des Hippokrates). – Karl Heinrich Benedict: Die Demonstratio anatomica corporis animalis (Henschel) auf Grund einer Nachprüfung des Breslauer hsl. Textes und eines Vergleiches mit einer Erfurter Hs. neu hg. Diss. Leipzig . – Werner Ludwig Heinrich Ploss: Anatomia Mauri, eine bisher unbekannte salernitaner Skizze vom Bau des Menschen auf Grundlage einer Zergliederung des
. Hälfte . Jh. Tierkörpers, hg. nach einer weiland Heidelberger Hs. des . Jh. im Vatikan zu Rom (Pal. lat. Bl. ). Diss. Leipzig . – Karl Sudhoff: Weitere Texte der Anatomia Mauri. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Morris Harold Saffron: M. of Salerno, th-century «Optimus physicus» with his commentary on the Prognostics of Hippocrates (Transactions of the American Philosophical Society NS /). Philadelphia . – Piero Morpurgo: Il commento al ‹De pulsibus Philareti› di Mauro Salernitano. Introduzione ed edizione critica da ms. Parisinus Latinus . In: Dynamis / (/) S. –. – Dt.: s. die Verweisartikel. L: Friedrich Lenhardt, VL () Sp. –. – Gundolf Keil, LexMA () Sp. . – Schulthess/Imbach (), S. . – Albert Kadner: Ein Liber de urinis des Breslauer Codex Salernitanus. Diss. Leipzig . – K. Sudhoff: Constantin, der erste Vermittler muslimischer Wiss. und die beiden Salernitaner Frühscholastiker Maurus und Urso als Exponenten dieser Vermittlung. In: Archeion () S. –. – G. Keil: Der ‹Kurze Harntraktat› des Breslauer ‹Cod. Salernitanus› und seine Sippe. Diss. Bonn . – Ders.: Die urognostische Praxis in vor- und frühsalernitanischer Zeit. Habil.schr. Freiburg i. Br. , S. –. – Paul Oskar Kristeller: Bartholomäus, Musandinus and M. of Salerno and other early commentators of the ‹Articella›, with a tentative list of texts and manuscripts. In: Italia medioevale e manistica () S. – (wieder in: Ders.: Studies in Renaissance Thought and Letters. Bd. [Storia e Letteratura ]. Rom [Nachdr. ] S. –). – F. Lenhardt: «wann ain mensch geswillet von lassen». Anweisungen zur Therapie von Komplikationen beim Aderlaß. In: «Gelêrter der arzenîe, ouch apotêker». Beitr. zur Wisssenschaftsgesch. FS Willem F. Daems. Hg. v. G. Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – P. O. Kristeller: Studi sulla scuola medica salernitana (Hippocratica civitas ). Neapel , S. –, f. – F. Lenhardt: Blutschau. Unters. zur ma. Hämatoskopie (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , Reg. – Robert Reisert: Der siebenkammerige Uterus. Stud. zur ma. Wirkungsgesch. und Entfaltung eines embryologischen Gebärmuttermodells (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattenesen , S. . – Danielle Jacquart: Aristotelian Thought in Salerno. In: A History of Twelfth-Century Western Philosophy. Hg. v. Peter
Phlebotomia Hippocratis Dronke. Cambridge (Mass.) , (Nachdr. ) S. –. – Mark D. Jordan: Medicine as science in the early commentaries on ‹Johannitius›. In: Traditio () S. –. – Jole Agrimi/ Chiara Crisciani: Edocere medicos. Medicina scolastica nei secoli XIII–XV (Hippocratica civitas ). Neapel , S. f., f. – P. Morpurgo: Il Capitulo sugli elementi di Mauro Salernitano: «Elementa» e «elementata». Un also aspetto della polemica tra Gerardo da Cremona e i «philosophi salernitani». In: Platonismo e Aristotelismo nel Mezzogiorno d’Italia. Hg. v. Guiseppe Roccaro. Palermo , S. –. – Ortrun Riha: Ortolf von Baierland und seine lat. Quellen. Hochschulmedizin in der Volkssprache (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – Repertorium Fontium Historiae Medii Aevi () S. . – Plinio Prioreschi: A history of medicine. Bd. : Medieval medicine. Omaha , S. – u. ö. – G. Keil: M. v. S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Faith Wallis: M. of Salerno. In: Medieval Science Technology and Medicine. An Encyclopedia. Hg. v. Thomas Glick u. a. New York , S. f. – Laurence Moulinier: La science de urines de M. de Salerne et les ‹Sinthomata Magistri Mauri› inédits. In: La scuola medica salernitana. Gli autori e i testi. Hg. v. D. Jacquart/Agostino Paravicini Bagliani (Edizione nazionale La Scuola Medica Salernitana ). Florenz , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. und Reg. – L. Moulinier-Brogi: L’uroscopie en vulgaire dans l’Occiden médiéval. Un tour d’horizon. In: Science translated: Latin and vernacular translations of scienti c treatises in medieval Europe. Hg. v. Michèle Goyens u. a. (Mediaevalia Lovaniensia /). Löwen , S. – passim. VZ Phlebotomia Hippocratis (Epistula de phlebotomia prior). – Frühma. lat. ps.-hippokratischer Aderlasstraktat, dt. Rezeption ab dem späten . Jh. Der wirkmächtigste Aderlasstext des europäischen MA ist originär in Quaestionenform angelegt. Da sich nur wenige Zitate im Traktat auf antike Quellen rückverfolgen lassen, ist ein (spät-) antiker Ursprung der P. H. eher zweifelhaft. Die Überlieferung jedenfalls setzt nicht vor dem . Jh. ein. Die Abhandlung ist inhaltlich wie folgt aufgebaut: Auf eine Einleitung mit Aderlass-De nition
Phlebotomia Hippocratis folgen als zentrales Segment praxisorientierte Ausführungen zu Indikationen, Lassstellen, Schnitttechnik und Lassdauer. In den letzten Abschnitten wird auf Komplikationen beim Lassen sowie deren Vermeidung und Therapie eingegangen, bevor der Text mit einem Hippokrates-Aphorismus beschlossen wird («Si vis perfectus medicus esse semper time»). Diese als ursprünglich anzusehende Ausgestaltung der P. H. ist in der Textradition zahlreichen Abwandlungen unterworfen gewesen, wobei die strikte formale Gliederung in Quaestionen schon im frühen Traditionsverlauf aufgegeben worden ist. Als inhaltliche Veränderungen lassen sich vor allem Erweiterungen feststellen, wie die Steigerung der Lassstellen von drei auf bis zu , die Zunahme der Therapievorschläge oder die Anstückung fremden Textguts, darunter die Laus phlebotomiae (→ Lob des Aderlasses). Zudem begegnet die P. H. neben der selbstständigen Überlieferung auch als Bestandteil größerer Textkonglomerate, so z. B. in den (ps.-)hippokratischen Briefcorpora I und II, weswegen die P. H. mitunter als Brieftraktat missgedeutet (und missbetitelt) wurde. Ferner nden sich Auszüge in De minutione sanguinis (Ps.-→ Beda Venerabilis). Die größte Wirkmacht verdankt der Traktat aber der Neugestaltung durch → Maurus von Salerno in dessen Phlebotomia. Die volksprachige Rezeption im dt. Raum ist zum einen durch Teilübernahmen geprägt und zum anderen von der Maurus-Redaktion abhängig. Über die Vermittlung des Maurus gelangte die P. H. in das Arzneibuch → Ortolfs von Baierland (Kap. ). Eine andere Fassung begegnet in der Regel der Gesundheit (→ Konrad von Eichstätt), dem → Iatromathematischen Hausbuch und im Komplex des Fascilus medicinae (Johannes → Kirchheimer). Im Bereich der Teilrezeption ist der Abschnitt zur Komplikationsvorbeugung und -therapie prominent vertreten. Dieser erscheint zur Mitte des . Jh. erstmals selbstständig in der Überlieferung, ist aber bereits im → Bartholomäus greifbar (Ende . Jh.), hier um wundärztlichen Anweisungen ergänzt. Zum Ende des . Jh. wird der Komplikationstraktat häu ger Bestandteil der Vademecumliteratur (→ Genter Aderlassbüchlein). Die Kombination mit wundärztlicher Materie ist neben dem Bartholomäus auch später noch kennzeichnend für die Rezeption in der Cirurgia → Peters von Ulm (Kap. ), dem → Buch von alten Schäden (Kap. ), dem → Oberdeutschen Aderlassbüchel sowie dem Iatromathematischen Hausbuch. Ein weiterer, unabhängi
. Hälfte . Jh. ger Traditionsstrang des heilkundlichen Abschnittes der P. H. manifestiert sich in den Aderlassregeln des Kräuterbuchs (Elixirs) des Nikolaus → Frauenlob von Hirschberg. Diese Traditionslinie umfasst auch die hippokratische Warnung an den «perfectus medicus» sowie frühe vorsalernitanische Ergänzungen der P. H. und reicht weiter in den Aderlasskomplex des → Iatromathematischen Corpus. Ü: Lat.: Die gewiss breite lat. Tradition ist nicht hinreichend erfasst. Textzeugen des .–. Jh. verzeichnen: Augusto Beccaria: I codici di medicina del periodo presalernitano. Secoli IX, X e XI (Storia e letteratura ). Rom , S. ; Pearl Kibre: Hippocrates Latinus. Repertorium of Hippocratic writings in the Latin Middle Ages. New York , , S. f. – Dt.: s. die Verweisartikel. – Selbstständige Überl. des Komplikations-Abschnittes: München, BSB, Clm , rv (Perg., Mitte . Jh., bair.). A: Lat. (nach einzelnen Hss.): Charles Singer: A Review of the Medical Literature of the Dark Ages with a new Text of about . In: Proceedings of the Royal Society of London () Section of the History of Medicine, S. –, hier S. –. – Arthur Morgenstern: Das Aderlaßgedicht des Johannes von Aquila und seine Stellung in der Aderlaßlehre des MA, samt dem Abdruck der lat. Übersetzung der Schr. Peri ebotomia Ypocratis nach den Hss. in Brüssel und Dresden. Diss. Leipzig , S. –. – Romuald Czarnecki: Ein Aderlaßtraktat angeblich des Roger von Salerno samt einem lat. und griechischen Texte zur ‹P. H.›. Diss. Leipzig , S. –. – Hans Erchenbrecher: Der Salernitaner Arzt Archimatthaeus und ein bis heute unbekannter Aderlasstraktat unter seinem Namen: Cod. Berol. lat. No. . Diss. Leipzig , S. –. – Peter Köpp: Vademecum eines frühma. Arztes. Die gefaltete lat. Hs. medizinischen Inhalts im Codex und die Fragmentenslg. der Stiftsbibl. in St. Gallen (Veröff. der Schweizerischen Ges. für Gesch. der Medizin und der Naturwiss. ). Aarau u. a. , S. –, . – Dt.: s. die Verweisartikel. L: Friedrich Lenhardt, VL () Sp. –. – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. f. – Lynn Thorndike/Pearl Kibre: A catalogue of incipits of mediaeval scienti c writings in Latin (The Mediaeval Academy of America. Publication ). Cambridge
. Hälfte . Jh. (Mass.) , Sp. f., , . – Henry E. Sigerist: Early mediaeval medical texts in the manuscripts of Montpellier. In: Bulletin of the History of Medicine () S. –, hier S. . – Gerhard Eis: Utilitas venarum pro minutione. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Daniël de Moulin: De Heelkunde in de vroege mideleeuven. Leiden , S. , –. – Jutta Kollesch: Unters. zu den pseudogalenischen De nitiones medicae (Schr. zur Gesch. und Kultur der Antike). Berlin , S. f. – Walter Wiedemann: Unters. zu dem frühma. medizinischen Briefbuch des Codex Bruxellensis –. Diss. Berlin , S. –, . – Veit Scherer: Die ‹Epistula de ratione ventris vel viscerum›. Ein Beitr. zur Gesch. des Galenismus im frühen MA. Diss. Berlin , S. f. (Nr. ), –. – Gerold Hayer: Elixir Nikolay Frawnlob von Hiersperg. In: Sprache – Text – Gesch. Beitr. zur Mediävistik und germanistischen Sprachwiss. Hg. v. Peter K. Stein u. a. (GAG ). Göppingen , S. –. – F. Lenhardt: «wann ain mensch geswillet von lassen». Anweisungen zur Therapie von Komplikationen beim Aderlaß. In: «Gelêrter der arzenîe, ouch apotêker». Beitr. zur Wisssenschaftsgesch. FS Willem F. Daems. Hg. v. G. Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – Ingrid Rohland/G. Keil: Randnotizen zum ‹Schüpfheimer Kodex›. Tl. : Allgemeines und Textbestimmung der Traktate. In: Gesnerus () S. –. – Linda E. Voigts/Michael R. McVaugh: A Latin Technical Phlebotomy and its Middle English Translation (Transactions of the American Philosophical Society /). Philadelphia , S. –, . – G. Keil: Zur Wirkungsgesch. von Ortolfs AderlaßKap. (‹Arzneibuch›, ). In: «Istorgia dalla Madaschegna». FS Nikolaus Mani. Hg. v. Friedrun R. Hau. Pattenesen , S. –. – F. Lenhardt: Blutschau. Unters. zur ma. Hämatoskopie (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. f., u. ö. – Lorenz Welker: Das ‹Iatromathematische Corpus›. Unters. zu einem alemannischen astrologisch-medizinischen Kompendium des SpätMA mit Textausg. (Zürcher medizingeschichtliche Abh. ). Zürich , S. , f. – G. Keil: Ipokras: Personalautoritative Legitimation in der ma. Medizin. In: Herkunft und Ursprung. Historische und mythische Formen der Legitimation. Hg. v. Peter Wunderli. Sigmaringen , S. –, hier S. f. – G. Keil: P. H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gera
Temperamentenlehre bek u. a. Berlin/New York , S. f. – Ortrun Riha: Die ma. Blutschau. In: Blood in History and Blood Histories. Hg. v. Mariacarla Gadebusch Bondio (Micrologus’ Library ). Florenz , S. –, hier S. , . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. VZ Temperamentenlehre (Komplexionenlehre, De complexionibus). – Ma. Naturlehre antiken Ursprungs, dt./ndl. Fachtexte ab dem späten . Jh. Die für die ma. Medizin und das ma. Menschenbild prägende Theorie basiert auf der antiken Humoralpathologie (Vier-Säfte-Lehre). Den nach Empedokles vier Grundelementen Feuer, Wasser, Luft und Erde werden im Verlauf der Theoriebildung jeweils zwei von den Primärqualitäten heiß, trocken, kalt und feucht zugeordnet. Die gleichsam auf vier begrenzten menschlichen Körpersäfte (humores) Blut (Sanguis), Schleim (Phlegma), gelbe Galle (Cholera) und schwarze Galle (Melancholia) korrespondieren zum einen mit jeweils zwei Primärqualitäten (Blut: feucht/heiß; Schleim: feucht/kalt; gelbe Galle: trocken/heiß; schwarze Galle: trocken/kalt). Zum anderen werden die humores über die gemeinsamen Qualitäten auch mit den Elementen assoziiert (Feuer – gelbe Galle, Wasser – Schleim, Luft – Blut, Erde – schwarze Galle). Die äußere Erscheinung des Menschen und seine mentale, emotionale und Krankheitsdiposition werden nach den Vorstellungen der T. vom Mischverhältnis der Körpersäfte bestimmt. Die Grundtypen, bei denen jeweils das Übermaß einer Flüssigkeit das Temperament bestimmt, sind Sanguiniker, Phlegmatiker, Choleriker und Melancholiker. Erweitert um eine astrologische Dimension werden die vier Temperamente auch zum Zodiak oder zu den Planeten in Beziehung gesetzt (→ Tierkreiszeichenlehre, → Planetentraktate). Ansätze zu einer T. nach ma. Verständnis nden sich bereits bei Hippokrates. Maßgeblich für die ma. Vorstellung war aber die auf → Aristoteles aufbauende Manifestation durch Galen. Auf ihn geht nicht nur die Vorstellung von den vier Temperamenten selbst zurück, sondern auch, dass Dyskrasien (Säftefehlmischungen) die Auslöser von Krankheiten seien. Die Temperamente sind somit nicht nur charakterlich relevant, sondern auch
Temperamentenlehre von eminenter Bedeutung für die ma. Medizin, indem therapeutische Ansätze darauf abzielen, Störungen des Mischverhältnisses wieder auszugleichen, z. B. durch Aderlass oder Purgieren. Ziel ma. Diätetik ist es, die richtige Säftemischung aufrecht zu erhalten. Die T. galenischer Prägung ist über byzantinische und arabische Vermittlung ins ma. europäische Fachschrifttum eingedrungen. Nach bloßen Erwähnungen bei → Isidor von Sevilla und → Beda Venerabilis führt → Honorius Augustodunensis die Temperamente an, die auch in der salernitanischen Literatur aufgegriffen werden. Eine ausführliche Behandlung erfährt die T. durch → Bartholomäus Anglicus (De proprietatibus rerum, Buch , Kap. –), aber vor allem waren die salernitanischen Kompendien für die Verbreitung der T. von ausschlaggebender Bedeutung (→ Bartholomaeus Salernitanus, → Maurus von Salerno, Urso von Salerno). Auch p anzenheilkundliche Sammlungen (→ Circa instans, → Liber iste) haben ihren Teil hierzu beigetragen und nicht zuletzt verdienen die diätetischen Schriften → Arnalds von Villanova und → Konrads von Eichstätt in diesem Kontext Erwähnung. In der volkssprachigen Literatur im dt./ ndl. Raum ist die T. Gegenstand sowohl der Fachprosa als auch der Versdichtung. A. Prosatexte: Eine kurze astrologisch fundierte T. ndet sich im späten . Jh. erstmals im auf Honorius aufbauenden → Lucidarius (Buch I, f.). Ohne astrologischen Bezug ist eine etwas spätere T., die dem → Bartholomäus vorangestellt ist. Gleiches gilt für diejenige im Arzneibuch (Kap. ) → Ortolfs von Baierland und im ersten Abschnitt des → Deutschen Salernitanischen Arzneibuchs. In der dt. astrologischen Fachliteratur sind Ein echtungen temperamentenspezi scher Aspekte häu g, wobei hier die Kontamination mit inhaltlich verwandten Texten das Gesamtbild prägt. Von besonderem Interesse ist das Vorkommen von T. in spätma. Kalendern (vgl. z. B. Jakob → P aum). Hierzu steht eine Untersuchung indes noch aus. Als mehr oder weniger selbständige und auch umfangreichere Texteinheiten begegnen T. in Kompendien und Kompilationen des . und . Jh.: ) Die Cyrurgie des ämischen Wundarztes Jan Yperman (–) enthält eine diätetische T. – ) Unter dem Namen Johannes Parisiensis wird eine lat. T. aus der ersten Hälfte des . Jh. tradiert, deren zweiter kommentarähnlicher Teil auch in einer alemannischen Teilübersetzung erscheint und
. Hälfte . Jh. alle geläu gen Aspekte der T. aufbietet. – ) Das ndl., vor entstandene Boec van den vier complexien bietet eine Kombination von T., Diätetik und einer Physiognomie mit Elementenlehre. – ) Die T. im → Bremer Arzneibuch von beschränkt sich nahezu gänzlich auf medizinische Aspekte. – ) Das . Kapitel der Regel der Gesundheit, einer dt. Redaktion des Regimen sanitatis Konrads von Eichstätt aus dem späten . Jh., bringt eine kurze zweiteilige T., deren erster Abschnitt den Primärqualitäten und der zweite den äußerlichen und charakterlichen Merkmalen des Individuums gewidmet ist. – ) Auch die zweite dt. Konrad-Bearbeitung, die Ordnung der Gesundheit (um ) enthält eine T. (Buch I, Kap. –), deren Abschnitte zu den einzelnen Temperamenten jeweils Element, Primärqualität, Jahreszeit, Charakter, Physiognomie, typologische Verhaltensmuster und eine spezi sche Diätetik aufbieten. Die T. der Ordnung zeigt Ein üsse Ortolfs von Baierland. – ) Die T. des → Kasseler Arzneibuchs (spätes . oder erstes Viertel . Jh.) zeigt ein hohes Maß an Eigenständigkeit. – ) In das Bok van arstedye (um ) des → Albrecht van Borgunnien ist eine kleine medizinische T. aufgenommen, die über Harnfarben, Charaktereigenschaften, Elemente und Jahreszeiten informiert. – ) Die Handschrift der jüngeren Redaktion des → Elsässischen Arzneibuchs von tradiert einen knappen Komplexionentext, der sich auf die Angabe typologischer Eigenschaften beschränkt. – ) «De complexionum» ist ein in einem Codex von unikal überlieferter rheinfränkischer Trakat überschrieben, der Aussehen (mit besonderem Schwerpunkt auf den Haaren), charakterliche Eigenschaften, Element und Primärqualitäten des jeweiligen Temperaments anführt. Ein zusätzlicher Abschnitt zur richtigen Lebensführung differenziert diese T. von ihren Vergleichstexten. – ) Unter den medizinischen Anteilen der katechetisch-aszetischen → Tafel der christlichen Weisheit ndet sich auch ein Komplexionentext. – ) Das → Iatromathematische Hausbuch (um ) enthält eine T., deren uneinheitliche Behandlungen der einzelnen Temperamente ein heterogenes Gesamtbild bedingt. Den größten Raum beansprucht die Melancholie. – ) Die in das → latromathematische Corpus aufgenommene Komplexionenlehre (erste Hälfte . Jh.) bietet eine auf bloße Farbangaben beschränkte Typologisierung der Temperamente. Ferner werden
. Hälfte . Jh. die Primärqualitäten, Elemente und humores behandelt und mit einem Bezug zum Tierkreis in einen astrologischen Kontext gestellt. – ) Abhängigkeit von oder zumindest Verwandschaft zur T. der Ordnung der Gesundheit (s. o., A. ) zeigt der Komplexionentext im letzten Abschnitt der → Ulmer Wundarznei (um /). – ) Gegenwärtig sind vier weitere Prosa-T. in Handschriften des . Jh. bekannt, die noch nicht eingehend untersucht worden sind (s. Überlieferung). B. Versdichtungen: ) Als erster Teil einer ps.aristotelischen «Physiognomica» (→ Physiognomik) wird eine Komplexionendichtung mit Versen (Von den vier Komplexionen) überliefert (frühes . Jh.). Charakter, Aussehen, Element und Primärqualität sind vorangestellt, wobei die beiden letzten Punkte beim sanguinischen Typus ausgespart bleiben. Der unbekannte Dichter beruft sich auf → Aristoteles, Platon, Hippokrates, Sokrates und Pythagoras. – ) → Everhard von Wampen hat ins erste Buch seiner paargereimten nd. Gesundheitslehre Spegel der naturen aus der ersten Hälfte des . Jh. eine umfangreiche Komplexionenlehre integriert. Im unikalen Textzeugen ist sein Gesamtwerk unter folgende Überschrift gestellt: «De conplexciones vnde is geheten de spegel de naturen». – ) Die Verse – des gereimten Regimens Heinrich → Laufenbergs von stellen eine eigenständige T. dar. Laufenberg rückt charakterliche und äußerliche Merkmale in den Vordergrung und gibt diätetische Ernährungsempfehlungen. – ) → Heinrich von Mügeln hat ein fünfstrophiges Spruchlied im Grünen Ton (RSM Mü/ –) den Temperamenten gewidmet und dabei Charakter, Aussehen, Element und Primärqualitäten berücksichtigt. In der fünften Strophe bezieht er die zuvor vorgeführten Komplexionen auf die Liebe. – ) Ein neunstrophiges Lied Michel → Beheims im Verkehrten Ton (RSM Beh/ ) lehnt sich inhaltlich so eng an die T. aus der Ordnung der Gesundheit an (s. o., A. ), dass davon ausgegangen werden kann, dass Beheim dieses Prosaregimen als direkte Vorlage benutzt hat. – ) In einen neuen Kontext wird die T. in einem Trinklied des → Mönchs von Salzburg gerückt. Das SängerIch beschreibt, wie es mit zunehmender Trunkenheit die einzelnen Temperamente durchlebt und vom «sangwineus» über die Zustände des « egmaticus» und «colericus» schließlich zum «melancolicus» wird. – ) Ein – wie alle nachfolgenden Texte – anonymes Gedicht des . Jh. ist mit «De
Temperamentenlehre quattuor complexionibus» überschrieben und umfasst vier Strophen mit je acht Paarreimversen. Aus der Ich-Perspektive («Glich dem wasser nass vnde kalt / Bin ich egmaticus gestalt») werden die Temperamente strophenweise behandelt mit Nennung von Element, Primärqualitäten, äußerer Erscheinung und Charakter. Gegen die Konvention, die den Sanguiniker an erster Position bevorzugt, beginnt das Gedicht mit dem Phlegmatiker. – ) Ein vierstrophiges Gedicht mit jeweils Reimpaarversen könnte in inhaltlicher Beziehung zum Mügeln-Lied (s. o., B. ) stehen. Thematisiert werden Charakter, äußere Erscheinung, Elemente und Primärqualitäten. Bei Sanguiniker und Melancholiker wird zusätzlich auf Harnfarbe und Pulsschlag eingegangen. Obwohl in der Überlieferung nur ein Holztafeldruck mit einem Bildprogramm ausgestattet ist, dürfte der Text originär als Bildgedicht konzipiert worden sein. – ) Ein Bildgedicht, das zu jedem Temperament acht Reimpaarverse aufbietet, ist in beiden Überlieferungseugen mit stehenden Einzel guren ausgestattet. Es werden Elemente und Charakter benannt und Zuordnungen zur Jahreszeit sowie zum Planetenregenten vorgenommen. – ) Mit nur einem Reimpaar je Temperament wartet ein Bildgedicht in einem Augsburger Kalender (um ) auf. – ) Bei einem unikal handschriftlich und ohne Illustration überlieferten Gedicht mit vier Reimpaaren je Temperament dürfte es sich auch um originäre Bildunterschriften handeln, deren Bilprogramm verloren ist. Ü: A. Prosatexte: ) s. Leersum (s. Ausg.). – ) Seyffert (s. Ausg.) S. nennt sieben lat. Hss. Bei der angeführten «Incunabel» handelt es sich um: «Tractatus de Complexionibus Magistri Joannis de Noua domo». [Leipzig: Jakob Thanner, ] (VD ZV ). – Dt. Kommentar: Heidelberg, UB, Cpg , r–v (Pap., , südalemannisch). – ) Fünf Hss. nennt Gustav Korlén: Stockholmer Arzneibuchstud. In: Fachlit. des MA. FS Gerhard Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Stuttgart , S. –, hier S. Anm. f. – ) Hannover, Staatsarch., Ms. AA (im Zweiten Weltkrieg verbrannt) Bll., (Perg., , mnd.). – /) s. Konrad von Eichstätt. – ) Kassel, UB/LB und Murhardsche Bibl., ° Ms. med. , r–r (Perg. und Pap., /, ostfälisch/lat.). – ) London, British Library, MS Sloane , r–v (Perg., um/ nach , nd.). – ) Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. , rb (Pap., , elsässisch). – ) Salzburg,
Temperamentenlehre UB, Cod. M I , r–r (Pap., , rheinfränkisch). – //) s. die entsprechenden Verweisartikel. – ) Schaffhausen, StB, Cod. Gen. , im Abschnitt r–r (Pap., schwäbisch, letztes Viertel . Jh.). – ) Marburg, UB, Mscr. (Pap., erste Hälfte . Jh., nordthüringisch); Incipit: «Hir nach volghen die Complexien des menschen die sal eyn yederman geren wissen». – Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Perg. und Pap., erstes Drittel . Jh., bair.-österr.); Incipit: «Es ist ze merkchˉn daz manigerlay complexion vnd natur sind der menschˉn». – Tübingen, UB, Cod. Md , r–v (Pap., Mitte . Jh., schwäbisch); Incipit: «Von den vier Complexion der Menschen». – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , ra–vb (Pap., um /, bair.); Incipit: «Nu soltu wissen das der complexion vier sint vnnd haben yer vntterscheid nach den vier element». B. Versdichtungen: ) München, UB, ° Cod. ms. (Würzburger Liederhs. [E], Hausbuch des → Michael de Leone) vb–rb (Perg., / , ostfränkisch, gelegentlich bair. oder mitteldt. Einschlag). – Heidelberg, UB, Cpg , r–v (Pap., um , ostfränkisch [moselfränkisch/hessischer Einschlag]) (unvollst.). – Trier, StB, Hs. / °, r–v (Pap., um , moselfränkisch). – Salzburg, UB, Cod. M III , rb–vb (Pap. und Perg., um , rheinfränkisch); vermutlich aus Speyer (Besitzvermerk aus dem frühen . Jh.: «Johannes Krannch [i. e. Kranich] de kirchheim Cannonicus Spirensis est possesor meus» [→ Kolmarer Liederhandschrift]). – ) Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A , r–r. – ///) s. Verweisartikel/RSM. – ) Zürich, ZB, Cod. C , r–v (Pap., drittes Viertel . Jh., alemannisch). – ) Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs , Bll. (Pap., letztes Drittel . Jh., nordbair.). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, rv (Pap., /, nordbair./ostfränkisch). – München, BSB, Cgm , r–r (Pap., , ostschwäbisch). – Druck: Holztafeldr. (um /) mit vier Medaillions der Temperamentstypen als Reiter und darunter stehendem Text. – ) Holzschnitt, Mitte . Jh. – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Novi (Hs. des → Peter van Zirn) v (Pap., /, westmitteldt./nd.). – ) Ebd., Cod. . Aug. °, v (s. o., A. ). A: A. Prosatexte: ) De ‹Cyrurgie› van Meester Jan Yperman. Naar de handschriften van Brussel, Cambridge, Gent en Londen. Hg. v. E. C.
. Hälfte . Jh. van Leersum (Bibliotheek van Middelnederlandsche Letterkunde []). Leiden , S. b–b. – ) Lat.: Werner Seyffert: Ein Komplexionentext einer Leipziger Inkunabel (angeblich eines Johann v. Neuhaus) und seine hsl. Herleitung aus der Zeit nach . In: Sudhoffs Arch. () S. –, –, hier S. –. – Dt.: Schönfeldt (s. Lit.) S. –. – ) Leo J. Vandewiele: Een Middelnederlands traktaat over fysiognomiek. In: Scientiarum Historia () S. –. – ) Ernst Windler: Das Bremer mnd. Arzneibuch des Arnoldus Doneldey. Mit Einleitung und Glossar (Nd. Denkmäler ). Neumünster , S. –. – ) Peter Strauß: Ernald von Villanova dt. unter besonderer Berücksichtigung der ‹Regel der Gesundheit›. Diss. Heidelberg , S. f. – ) Christa Hagenmeyer: Die ‹Ordnung der Gesundheit› für Rudolf von Hohenberg. Unters. zur diätetischen Fachprosa des SpätMA mit krit. Textausg. Diss. Heidelberg , S. f. – ) Walter L. Wardale: Albrecht van Borgunnien’s Treatise on Medicine (Sloane Ms. , British Museum) (St. Andrews University Publ. ). London/Edinburgh , S. f. – ) Vom Ein uss der Gestirne auf die Gesundheit und den Charakter des Menschen. Faks.-Ausg. des Ms. C der ZB Zürich (Nürnberger Kodex Schürstab). Bd. : Faks. Hg. v. Gundolf Keil unter Mitarbeit von Friedrich Lenhardt/Christoph Weißer. Luzern , S. –. – André Parent: Das ‹Iatromathematische Hausbuch› in seiner bisher ältesten Fassung: Die Buchauer Redaktion Heinrich Stegmüllers von . Diss. (masch.) Montréal , S. –. – ) Lorenz Welker: Das ‹Iatromathematische Corpus›. Unters. zu einem alemannischen astrologisch-medizinischen Kompendium des SpätMA mit Textausg. und einem Anhang: Michael Puffs von Schrick Traktat ‹Von den ausgebrannten Wässern› in der hsl. Fassung des Cod. Zürich, ZB, C b (Zürcher Medizingeschichtliche Abh. ). Zürich , S. . – ) Jürgen Martin: Die ‹Ulmer Wundarznei›. Einleitung – Text – Glossar zu einem Denkmal dt. Fachprosa des . Jh. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Würzburg , S. –. B. Versdichtungen: ) Friedrich von Adelung: Altdt. Gedichte in Rom, oder fortgesetzte Nachr. von Heidelbergischen Hss. in der Vatikanischen Bibl. Königsberg , S. – (Auszug aus dem Cpg ). – Horst Brunner: Das Hausbuch des Michael de Leone (Würzburger Liederhs.) der
. Hälfte . Jh. UB München (° Cod. ms. ) in Abb. (Litterae ). Göppingen . – Schnell (s. Lit.) S. –. – ) Erik Björkman: Everhards von Wampen Spiegel der Natur. Ein in Schweden verfasstes mnd. Lehrgedicht (Upsala Universitets Årsskrift). Uppsala , S. –. – ) Heinz H. Menge: Das ‹Regimen› Heinrich Laufenbergs. Textologische Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. –. – ) Karl Stackmann: Die kleineren Dichtungen Heinrichs von Mügeln. Erste Abt.: Die Spruchslg. des Göttinger Cod. Philos. . Bd. : Text der Bücher V–XVI (DTM ). Berlin , Nr. –. – ) Hans Gille/Ingeborg Spriewald: Die Gedichte des Michel Beheim. Nach der Heidelberger Hs. Cpg unter Heranziehung der Heidelberger Hs. Cpg und der Münchener Hs. Cgm sowie sämtlicher Teilhss. Bd. : Gedichte Nr. – (DTM ). Berlin , Nr. . – ) Friedrich Arnold Mayer/Heinrich Rietsch: Die Mondsee-Wiener Liederhs. und der Mönch von Salzburg. Eine Unters. zur Litteratur- und Musikgesch. Nebst den zugehörigen Texten aus der Hs. und mit Anm. Tl. (Acta Germanica ). Berlin , S. f., – (Nr. ). – ) Carl von Hardenberg: Die vier Temperamente. In: Germania () S. – (Nürnberg). – Karl Euling: Kleinere mhd. Erzählungen, Fabeln und Lehrgedichte. Bd. : Die Wolfenbüttler Hs. . . Aug. ° (DTM ). Berlin , S. – (Nr. –). – Wilhelm Ludwig Schreiber: Hb. der Holz- und Metallschnitte des . Jh. Bd. . Leipzig , Stuttgart , Nr. o. – Holzschnitte, Metallschnitte, Teigdrucke aus dem herzogl. Museum zu Gotha und Kunst- und Altertumsslg. Veste Coburg. Mit einleitendem Text von W. L. Schreiber (Einblattdrucke des . Jh. ). Straßburg , Tf. . – Sarton/Erhardt-Siebold (s. Lit.) S. f. (Abb. Holztafeldruck und Abdruck Nürnberg). – Gerhard Eis: Mhd. Lieder und Sprüche (Germanistische Bücherei ). München , S. –, (Nr. , Abdruck Cgm ). – Kiepe (s. Lit.) S. (Abb. Holztafeldr. und Nürnberg). – Klibansky u. a. (s. Lit.) S. Abb. (Holztafeldruck). – ) Max Lehrs: Über einige Holzschnitte des fünfzehnten Jh. in der StB zu Zürich (Einblattdruck des . Jh. []). Straßburg , S. –, Tf. . – Erwin Panofsky/Fritz Saxl: Dürers ‹Melencolia ›. Eine quellen- und typengeschichtliche Unters. (Stud. der Bibl. Warburg ). Leipzig , Tf. XII (Holzschnitt). – Klibansky u. a. (s. Lit.) S. , Abb. (Holzschnitt). – Ruth Franke: Peter van Zirns Hs. Ein dt. Schulbuch vom
Temperamentenlehre Ende des . Jh. (Germ. Stud. ). Berlin , S. –, Abb. zwischen S. und . – ) Klibansky u. a. (s. Lit.) Abb. –. – ) Kiepe (s. Lit.) S. . L: Klaus Bergdolt/G. Keil: Humoralpathologie, LexMA () Sp. –. – Johannes G. Mayer/Friedrich Lenhardt/G. Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – K. Bergdolt, Lex MA () Sp. f. – Jacobus von Wageningen: Die Namen der vier Temperamente. In: Janus () S. –. – George Sarton/Erika von Erhardt-Siebold: Remarks on the Theory of Temperaments. In: Isis () S. –. – Lynn Thorndike: De complexionibus. In: Isis () S. –. – Klaus Schönfeldt: Die Temperamentenlehre in deutschsprachigen Hss. des . Jh. Diss. Heidelberg . – L. Thorndike: Two other passages ‹De Complexionibus›. In: Isis () S. f. – Hansjürgen Kiepe: Die Nürnberger Priameldichtung. Unters. zu Hans Rosenplüt und zum Schreib- und Druckwesen im . Jh. (MTU ). München u. a. , S. –. – Wolf-Dieter Müller-Jahncke: Astrologisch-magische Theorie und Praxis in der Heilkunde der frühen Neuzeit (Sudhoffs Arch. Beih. ). Wiesbaden . – Raymond Klibansky/E. Panofsky/F. Saxl: Saturn und Melancholie. Stud. zur Gesch. der Naturphilosophie und Medizin, der Religion und der Kunst. Übers. v. Christa Buschendorf. Frankfurt/M., , S. – (engl. Originalausg. London u. d. T.: Saturn and Melancholy. Studies in the History of Natural Philosophy, Religion, and Art). – Norbert Haas: Trinklieder des dt. SpätMA. Philol. Stud. anhand ausgewählter Beispiele (GAG ). Göppingen , S. –. – J. G. Mayer: Beobachtungen zur volkssprachlichen Rezeption des medizinisch-naturwissenschaftlichen Weltbildes im MA von Ortolf von Baierland bis Paracelsus. In: Geistliche Aspekte ma. Naturlehre. Hg. v. Benedikt Konrad Vollmann (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – J. G. Mayer: Das ‹Arzneibuch›Ortolfs von Baierland in medizinischen Kompendien des . Jh. In: «Ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. G. Keil (Ortolf-Stud. /Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – R. Klibansky/E. Panofsky/F. Saxl: Die Lehre von den «quattuor humores». In: Melancholie. Hg. v. Lutz Walther (RUB ). Leipzig , S. –. – Bernhard Schnell:
Albert von Siegburg «Gedihte von der physonomie». Eine dt. gereimte Physiognomie des . Jh. In: Vom MA zur Neuzeit. FS Horst Brunner. Hg. v. Dorothea Klein u. a. Wiesbaden , S. –. – G. Keil: Humoralpathologie. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. –. – Harald Schmidt: T. In: ebd., S. f. – Markus Mueller: Beherrschte Zeit. Lebensorientierung und Zukunftsgestaltung durch Kalenderprognostik zwischen Antike und Neuzeit (Schr. der UB Kassel – LB und Murhardsche Bibl. der Stadt Kassel ). Kassel , S. –. – Harald Derschka: Die Viersäftelehre als Persönlichkeitstheorie. Zur Weiterentwicklung eines antiken Konzepts im . Jh. Ost ldern . VZ Marienfelder Glossen (auch: M. Glossar). – Gruppe mnd. Glossen, um –. Die M. G. sind in einer Handschrift aus der zweiten Hälfte des . Jh. überliefert, die im Kloster Marienfeld (Kreis Gütersloh) entstand. Dort wird in der Zeit zwischen und auch die Abfassung der M. G. vermutet. Der Kodex enthält u. a. Texte und Exzerpte nach → Augustinus, → Gregor, → Beda, → Bernhard von Clairvaux und Osbern von Gloucester, außerdem einen Bibliothekskatalog des Klosters von sowie lat. Glossare. Hinzu kommen die M. G. mit insgesamt dt. Glossen. Davon sind interlinear in einem nicht alphabetisch geordneten lat. Sachglossar enthalten (vb–va). Die übrigen dt. Glossen begleiten ein weiteres lat. Glossar. Dieses ist alphabetisch geordnet, besteht überwiegend aus Substantiven und ist in der Handschrift zweiteilig angelegt (vb, ra–rb). Sprachlich werden die M. G. als mnd. Glossen westfälischer Prägung klassi ziert. Die Forschung hat in ihnen aber auch einzelne hochdt. Merkmale nachgewiesen. Von besonderer Bedeutung sind die M. G. als frühe dt. Sprachzeugnisse aus dem westfälischen Raum. So werden sie von der Forschung etwa als seltene Quelle für alltägliche Wörter ihrer Zeit geschätzt. Ü: Berlin, SBB, Ms. lat. fol. (früher Cheltenham, Bibl. Phillippica, Ms. ), vb–va, vb, ra–rb (Perg., Marienfeld, zweite Hälfte . Jh./frühes . Jh., mnd.). – Vgl. Rolf Bergmann/Stefanie Stricker: Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bd. . Berlin/New York ,
. Hälfte . Jh. S. – (Nr. ). – www.handschriftencensus. de/. A: Die ahd. Glossen. Bd. . Hg. v. Elias Steinmeyer/Eduard Sievers. Berlin (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. –; Bd. , ebd. , S. –; Bd. , ebd. , S. f. – Pilkmann (s. Lit.). – Köbler (s. Lit.). L: Reinhard Pilkmann-Pohl: Das M. G. Eine kommentierte Neuausg. In: Nd. Wort () S. –. – Erik Rooth: Zur Sprache der M. G. In: Nd. Beitr. FS Felix Wortmann. Hg. v. Jan Goossens. Köln , S. –. – Gerhard Köbler: Erg., Richtigstellungen, Nachträge, Teileditionen, Editionen, Nachweise zu Steinmeyers Edition: Die ahd. Glossen. Gießen , S. –. – Steffen Krogh: Die Stellung des As. im Rahmen der germ. Sprachen. Göttingen , S. u. ö. – Stefan Kraft: Das M. G. Ein frühes Zeugnis aus dem Kloster Marienfeld. In: Gütersloher Beitr. / () S. –. – Bergmann/Stricker (s. Überl.; mit weiterer Lit.). – Robert Peters: M. G. In: Plattdt. macht Gesch. Nd. Schriftlichkeit in Münster und im Münsterland im Wandel der Jh. Hg. v. R. Peters/Friedel Helga Roolfs. Münster/Westf. , S. f. (Nr. ) u. ö. – S. Stricker: Spezielle Sachglossare im Überblick. In: Die ahd. und as. Glossographie. Bd. . Ein Hb. Hg. v. Rolf Bergmann/S. Stricker. Berlin/New York , S. –. – Heinrich Tiefenbach: As. Überl. In: Die ahd. und as. Glossographie. Bd. . Ein Hb. Hg. v. R. Bergmann/S. Stricker. Berlin/New York , S. –. MM Albert von Siegburg OSB. – Verfasser eines Bibelglossars, . Jh. A. nennt sich im Prolog seines Glossarium in vetus testamentum selbst als Verfasser und bezeichnet sich als Mönch aus Siegburg. A.s weitere Lebensumstände sind unbekannt. Er dürfte frühestens um die Wende vom . zum . Jh. gelebt haben: Das Benediktinerkloster Siegburg wurde gegründet und A.s Glossen enthalten einen Bezug zu De musica des → Johannes von Affligem von um . Sicher ist A. nicht mit dem gleichnamigen Verfasser einer Weltchronik aus dem . Jh. identisch. A.s Glossarium in vetus testamentum ist ein Textglossar zum AT nach der Vulgata. Der Mönch verfasste das Glossar nach eigenen Angaben im Auftrag. Die zahlreichen, seit dem . Jh. erhaltenen Handschriften weisen textliche Unterschiede auf.
. Hälfte . Jh. So liegt der Prolog auch in veränderten Fassungen vor oder fehlt in manchen Handschriften. Die Abfolge der Lemmata entspricht im Glossar ihrer Reihenfolge in der Bibel. Die meisten Glossen sind lat.-lat. abgefasst. Hinzu kommen rund Lemmata mit dt. Glossen. Rund Wörter weisen auch dt. Übersetzungen des jeweiligen Lemmas auf. Die Forschung ordnet A.s Glossar insgesamt in die Tradition des lat.-lat. Bibelglossars Rz ein. Als Quellen nennt A. → Hieronymus, → Isidor und → Beda, er benutzte aber neben Johannes von Affligem vermutlich auch den Liber hermeneumatum sowie ältere Bibelglossare. A. werden auch fünf kurze Texte zugeschrieben, die nur in der wohl ältesten A.-Handschrift überliefert sind: De diptongis et articulis graecorum, Mensurae agrestium, Mensurae in liquidis, Minutiae sive pondera und Voces mutorum animalium. Ü: Glossen: Leiden, UB, BPL E, r–v (zweite Hälfte . Jh.). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, cod. A VII , r–r (. Jh.). – Oxford, Bodleian Library, cod. Laud. lat. , r–v (frühes . Jh.). – Leipzig, UB, Ms. , va–ra (frühes . Jh.). – Berlin, SBB, Ms. Diez. C fol. , va–ra (). – Goslar, Stadtarch., Nr. B (früher Nr. ), ra–vb (um ). – Karlsruhe, LB, Hs. Oehningen , r–v (. Jh.). – Wolfenbüttel, HAB, cod. Guelf. Blank., rb–vb (. Jh.). – Leipzig, UB, Ms. , vb–rb (. Jh.). – Prag, Stift Strahov, cod. D E II , r–v (erste Hälfte . Jh.?). – Erfurt, Stadt- und Regionalbibl., ° , vb–vb (Mitte . Jh., Fragm.). – Leiden, UB, Periz. Q , – (. Jh.). – Weitere Texte A.s nur in: Leiden, UB, BPL E, v–v, r–v (zweite Hälfte . Jh.). Vgl. dazu: Repertorium Biblicum Medii Aevi . Hg. v. Friedrich Stegmüller. Madrid , Nr. –. – Wich-Reif (s. Lit.). – Rolf Bergmann/Stefanie Stricker: Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bde. Berlin/New York , Nr. a, , , , , , . – Wich-Reif (s. Lit.). A: Die ahd. Glossen . Hg. v. Elias Steinmeyer/Eduard Sievers. Berlin (Nachdr. Hildesheim u. a. ) s. Reg. – Morin/Lehmann (s. Lit.; Teilausg.). – Ursula Winter: Die europäischen Hss. der Bibl. Diez . Leipzig , S. (Teilausg.). – Weitere Teilausg. bei: WichReif (s. Lit.) S. f. – Bergmann/Stricker (s. Überl.).
Lucidarius L: Rhaban Haacke, VL () Sp. f. – Ders., LThK () Sp. . – Germian Morin/Paul Lehmann: Le Glossaire Biblique au Moine A. de S. In: Revue Bénédictine () S. –, Erg. auf S. f. – Die Benediktinerabtei Siegburg. Bearb. v. Erich Wisplinghoff. Berlin , S. . – Claudia Wich-Reif: Stud. zur Textglossarüberl. Mit Unters. zu den Hss. St. Gallen, Stiftsbibl. , und Karlsruhe, Badische LB, St. Peter perg. . Heidelberg , S. f. – Dies.: Das Bibelglossar von A. v. S. und seine Tradition. In: Entwicklungsetappen in der Gesch. der dt. Sprache. Symposion an der Freien Univ. Berlin vom . Juni bis . Juli . Hg. v. Franz Simmler. Berlin , S. –. – C. Wich-Reif: Das Bibelglossar A.s v. S. In: Die ahd. und altsächsische Glossographie. Bd. . Ein Hb. Hg. v. Rolf Bergmann/Stefanie Stricker. Berlin/New York , S. –. MM Lucidarius → Band , Sp. –. Speyrer Kräuterbuch. – Pharmakographische Kompilation, älteste Textbesandteile ./. Jh. Dem rheinfränkischen Herbarium in seiner überlieferten Gestalt aus der Mitte des . Jh. geht eine mehrstu ge Textgenese voraus. Den Kompilatkern stellt eine wahrscheinlich ursprünglich niederalemannische Übertragung der Heilkräuterkapitel aus der Physica (Tractatus de herbis) → Hildegards von Bingen dar, die womöglich noch im . Jh. und spätestens im . Jh. angefertigt wurde. Die Übersetzung zeigt sich überwiegend vorlagentreu und beweist den hohen Sachverstand ihres Urhebers. Mitunter werden Passagen, bei denen Hildegard nach Ansicht des Bearbeiters zu sehr von der schulmedizinischen Linie abweicht, im Sinne der anerkannten Lehrmeinung redigiert. Vermutlich im . Jh. hat ein oberrheinischer Bearbeiter die Kapitel des Herbariums dann nach den Anfangsbuchstaben der lat. Drogennamen halbalphabetisch geordnet und um Drogenmonographien aus der Vulgatfassung des dt. → Macer erweitert. Die Macer-Kapitel des S. K. entsprechen der vollständigen Zweitredaktion der Vulgatfassung. In der Regel hat der Redaktor die MacerTexte den entsprechenden Hildegard-Kapiteln nur vorangestellt, so dass Kontaminationen eher selten sind. Allerdings bevorzugt der Anonymus bei den einleitenden Passagen zum Wirkungsbild der Drogen in der Regel den Wortlaut des Macer. Entsprechende Abschnitte bei Hildegard hat er entweder
Bartholomäus gekürzt oder getilgt. Die alphabetische Einreihung des Macer-Bestandes ist nicht fehlerfrei geglückt und die auftretenden Missverständnisse legen nahe, dass der Kompilator kein ausgewiesener Fachmann auf dem Gebiet der Drogenkunde gewesen sein dürfte. Zu Beginn des . Jh. hat ein weiterer oberrheinischer Beabeiter das Kräuterbuch mit Material aus dem → Circa instans ergänzt. Die Auszüge aus dem ma. pharmakognostischen Standardwerk werden ohne Textverschränkung dem jeweiligen Hildegard- oder Hildegard/Macer-Kapitel angehängt. Einige Circa Instans-Kapitel ohne Entsprechung im S. K. der zweiten Redaktiosstufe sind als zusätzliche Drogenmonographien aufgenommen worden. Die Texte aus der Physica behält der Redaktor unverändert bei, greift dafür aber in den Macer-Bestand ein. Offensichtlich hat er die Stücke aus der dt. Vulgatfassung mit dem lat. Hexameter-Macer verglichen und die aus diesem Abgleich gewonnenen kurzen Ergänzungen in die jeweiligen Kapitel inseriert. Die Vorgehensweise bei der Kompilation lässt auf höheren fachlichen Sachverstand schließen, als es beim zweiten Redaktor der Fall war. Noch enthaltene Unstimmigkeiten in der dritten Redaktion dürften Übernahmen aus der vorhergehenden sein. An letzter Stelle zeichnet der Speyrer Schreiber Wilhelm Gralap für die Gestalt des S. K. verantwortlich. Er hat Korrekturen als Querverweise beigegeben und ein Register nach Heilanzeigen vorbereitet. Hierfür hat er die nunmehr Kapitel nummeriert und die Indikationen mit Majuskeln gekennzeichnet. Das entsprechende Register selbst fehlt im autographen Textzeugen. Ü: Berlin, SBB, Mgf , v–v (Pap., , rheinfränkisch); geschrieben von W. Gralap. A: Barbara Fehringer: Das Speyerer K. mit den Heilp anzen Hildegards von Bingen. Eine Stud. zur mhd. Physica-Rezeption mit krit. Ausg. des Textes (Würzburger medizinhist. Forschungen, Beih. ). Würzburg , S. –. L: Gundolf Keil VL () Sp. –. – Carl Jessen: Über Ausg. und Hss. der medizinisch-naturhist. Werke der hl. Hildegard von Bingen. In: Sb. der mathematischnaturwissenschaftlichen Cl. der ksl. Akad. der Wiss. . Wien , S. –, hier S. –. – Josef Hofmann: Ein fränkisches Arzneibuch von mit Ortolfs von Bayerland «Mark aller Erzneien». In: Mainfränkisches Jb. für Gesch. und Kunst
. Hälfte . Jh. () S. –, hier S. . – Gerhard Eis: Ma. Fachprosa der Artes. In: Dt. Philologie im Aufriß. Bd. . Hg. v. Wolfgang Stammler. ., überarb. Au . Berlin , Sp. –, hier Sp. f. – Fehringer (s. Ausg.) S. f., –. – Melitta Weiss-Amer: Die ‹Physica› Hildegards von Bingen als Quelle für das ‹Kochbuch Meister Eberharts›. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Anette Müller: Krankheitsbilder im ‹Liber de plantis› der Hildegard von Bingen (–) und im ‹Speyerer K.› (). Ein Beitr. zur medizinischpharmazeutischen Terminologie im MA. Bde. (Schr. zur Wissenschaftsgesch. f.). Hürtgenwald . – G. Keil: Hildegard von Bingen dt.: Das ‹S. K.›. In: Hildegard von Bingen in ihrem hist. Umfeld. Internationaler wissenschaftlicher Kongress zum -jährigen Jubiläum. Mainz , S. –. – Michael Embach: Die Schr. Hildegards von Bingen. Stud. zu ihrer Überl. und Rezeption im MA und in der Frühen Neuzeit (Erudiri Sapientia ). Berlin , S. –. – Britta-Juliane Kruse: Das ‹S. K.› mit der dt. Übers. der Heilp anzenkapitel aus der ‹Physica› Hildegards von Bingen. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. f. – Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Krit. hg. v. Bernhard Schnell (TTG ). Tübingen , S. –. – H.-P. Michael Freyer: S. K. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Reiner Hildebrandt/ Thomas Gloning (Hg.): Hildegard von Bingen. Physica. Liber subtilitatum diversarum naturarum creaturarum. Bd. : Text mit Berliner Fragm. im Anh. Bd. : Apparate. Berlin/New York (mit Konkordanz ‹Physica›/‹S. K.› in Bd. ). – M. Embach/Martina Wallner: Conspectus der Hss. Hildegards von Bingen. Münster , S. – (Nr. ). VZ Bartholomäus. – Mhd. Arzneibuch, . Jh. Der Titel des Werks bezieht sich wahrscheinlich nicht auf den Verfasser des B., sondern auf die Practica Bartholomaei des → Bartholomaeus Salernitanus. Dieses medizinische Lehrbuch war eine der Quellen des B. Der Verfasser des B. ist unbekannt. Wie
. Hälfte . Jh. aus dem Arzneibuch zu erschließen ist, besaß er aber große Kenntnisse der lat. medizinischen Literatur. Die Forschung hat in ihm einen auch als Arzt tätigen Kleriker vermutet. Die Abfassung des B. wird gewöhnlich auf das späte . Jh. datiert und im ostmitteldt.-schlesischen Raum lokalisiert. Von dort aus erlangte die Schrift eine umfassende Verbreitung im gesamten dt. Sprachbereich, wie mehr als Textzeugen belegen. Besonders stark entfaltete sich die Überlieferung im Osten, u. a. in Kärnten, Thüringen und Sachsen. Um spaltete sich die Überlieferung in einen nd. und einen hochdt. Zweig auf. Die Forschung hat als Merkmal des hochdt. Zweigs eine textliche Auslassung im sog. Kurzen Harntraktat des B. herausgearbeitet. Spätestens im . Jh. breitete sich die Schrift auch in alemannische und westmitteldt. Regionen aus. Eigene Überlieferungsstränge sind für die Traktate und den Antiochus-Brief nachweisbar. Es kam im Laufe der Textgeschichte auch zur Vermischung von verschiedenen Strängen, so im sog. Leipziger Bartholomäus, → Breslauer Arzneibuch und → Bremer Arzneibuch. Teilweise wurde die B.-Überlieferung auch um unechte Abschnitte angereichert. Der B. kann in fünf Hauptabschnitte unterteilt werden. Am Anfang steht der Kurze Harntraktat, dessen Entstehung auf zwischen und datiert wird. Er behandelt Uroskopie und Komplexionen. Als Kern des B. gilt das darauffolgende Rezeptar. Dieser Teil wird von den weniger umfangreichen Abschnitten gleichsam umschlossen. Die Gliederung des Rezeptars folgt dem menschlichen Körperbau vom Kopf bis zu den Füßen, benutzt aber auch die Heilanzeigen als Ordnungskriterium. Die Rezepte sind insgesamt nicht zu einem eng gefügten Text verbunden, sondern folgen in lockeren Gruppen aufeinander. An das Rezeptar schließt sich der sog. Antiochus-Brief an. Darin erklärt Hippokrates dem König Antiochus medizinische Zeichen für seinen Gesundheitszustand. Mit dem → Geiertraktat und dem → Verbenatraktat schließen zwei pharmazeutische Abschnitte den B. ab. Die Forschung hat im B. eine breite Verwendung von Quellen und Vorlagen nachgewiesen. U. a. ossen Texte von Plinius d. Ä., Marcellus Empiricus, → Pseudo-Apuleius und Pseudo-Petroncellus in das Werk ein. Neben Rezeptaren des . und . Jh. benutzte der Verfasser des B. auch Kompendien der Literatur von Salerno. Er griff auf De aegritudinum curatione ebenso zurück wie auf das Corpus
Bartholomäus Constantini und Schriften von Bartholomaeus Salernitanus und → Maurus von Salerno. Er kannte außerdem den → Macer und die Epistula de vulture, deren Rezeption dann wiederum durch den Geiertraktat des B. beein usst wurde. Umstritten ist bis heute die textliche Genese des mhd. B. im Bezug auf einen möglichen lat. Urtext. Der B. enthält Hinweise auf eine lat. Vorlage, doch galten diese Angaben lange als ktiv. Auch eine Zusammenstellung des B. aus ursprünglich eigenständigen Texten ist nicht auszuschließen. Die neuere Forschung neigt wieder der Möglichkeit einer lat. Vorlage zu. Unbestritten sind hingegen die sprachlichen Qualitäten des B. Sein Stil gilt als frei und straff, zugleich als einfach und verständlich. Die Quellen sind gekonnt in den Gesamttext eingebunden; gleichzeitig zeigen die drei Traktate Eigenständigkeit der Gestaltung. Die Wirkung des B. erfasste nicht nur den gesamten dt. Sprachraum. Dänische, böhmische und lat. Teilübersetzungen belegen seine Popularität auch darüber hinaus. Die Rezeption erfolgte dabei häu g über eine Streuüberlieferung von frei disponierten Textstücken, vor allem von einzelnen Rezepten. Teile des B. ossen u. a. in das Arzneibuch des Erhart → Hesel und die → Düdesche Arstedie ein. Besondere Eigenwirkung entfalteten der Harntraktat und der Geiertraktat. Im . Jh. entstand außerdem ein → Mnd. Bartholomäus. Insgesamt blieb der B. bis ins späte . Jh. ein Standardwerk unter den dt. Arzneibüchern. Danach wurde er zunehmend vom Arzneibuch des → Ortolf von Baierland verdrängt. Einzelne Bestandteile des B. wurden aber auch weiterhin tradiert, etwa in Hausbüchern. Ü: Mehr als Hss. und Fragm. seit um . – Frühe Hss.: Z: Zwettl, Stiftsbibl., cod. , vb–ra (Perg., erste Hälfte . Jh., bair.österr.). – W: Wien, ÖNB, cod. ser. nova , Bll. (Perg., erstes Viertel . Jh., bair.-österr.). – O: Oxford, Bodleian Library, MS Canon. Liturg. , Bll. I und f. (Perg., erstes Drittel . Jh., bair.-österr.). Diese u. a. Hss. im Teilverz. bei http://www. handschriftencensus.de/werke/. – Weitere Hss. bei Haupt , S. –. – Graeter , S. f. – Eis , Sp. . – Keil , S. f. – Telle , S. . – Schnell/Crossgrove (alle s. Lit.). A: Franz Pfeiffer: Zwei dt. Arzneibücher aus dem . und . Jh. In: Sb. der Akad. der
Bartholomäus Wiss. Wien, phil.-hist. Kl. () S. –, hier S. –. – Haupt (s. Lit.). – Carl M. Blaas: Bruchstücke aus einem mitteldt. Arzneibüchlein. In: Germania () S. – (nach Hs. W). – Angebliche Practica des Bartholomaeus von Salerno, Schüler des Constantinus Salernitanus. Introductiones et Experimenta Bartholomaei in Practicam Hippocratis, Galieni, Constantini, Graecorum Medicorum. Pap.-Hs. der herzogl. Sachs.-Coburg-Gothaischen Bibl. No , fol. a bis b. Hg. v. Felix Oefele. Bad Neuenahr (nd. B.). – Das Breslauer Arzneibuch. R. der Stadtbibl. Hg. v. Carl Külz/E. Külz-Trosse. Dresden , S. –. – Robert Priebsch: Dt. Prosafragmente des XII. Jh. . In: Modern Language Review () S. – (nach Hs. O). – Graeter (s. Lit.). – Hans Wiswe: Der ‹kurze Harntraktat› in einer nd. Fassung. In: Nd. Korrespondenzbl. () S. –. – Stürmer (s. Lit.; Teilausg.). – Pausch (s. Lit.; nach Hs. Z). – Der Hochdt. Bartholomäus. Krit.-komm. Text eines ma. Arzneibuches auf Grund der Londoner Hss. Brit. Mus. Add. ,, Brit. Mus. Arundel , Brit. Mus. Add. ,, Brit. Mus. Add. ,. Hg. v. Walter L. Wardale/James Follan. [Dundee] . – Spranger/Keil (s. Lit.). – Weitere Ausg., vor allem der Streuüberl., bei Keil (s. Lit.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. – (mit weiterer Lit.). – Ders./Joachim Stürmer: Geiertraktat. In: VL () Sp. –; () Sp. . – Ders., LexMA () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. f., f. u. ö. – G. Keil: Mnd. B. In: VL () Sp. –. – Joseph Haupt: Ueber das md. Arzneibuch des Meisters B. In: Sb. der Akad. der Wiss. Wien, phil.-hist. Kl. () S. –. – Christian Graeter: Ein Leipziger dt. B. Diss. Leipzig . – Gerhard Eis: Handschriftenstud. zur medizinischen Lit. des SpätMA. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –. – Ders.: Ma. Fachprosa der Artes. In: Dt. Philologie im Aufriß . Hg. v. Wolfgang Stammler. Berlin , Sp. –. – G. Keil: Die mlat. Übers. vom Harntraktat des B. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ders.: Der ‹kurze Harntraktat› des Breslauer ‹Cod. Salernitanus› und seine Sippe. Diss. Bonn , S. –, –. – Ders.: Die urognostische Praxis in vor- und frühsalernitanischer Zeit. Freiburg i. Br. , S. –. – Joachim Tel
. Hälfte . Jh. le: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinlit. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg , S. – u. ö. – Gert Mellbourn: Ein Hamburger Fragm. der Dudeschen Arstedie. In: Germanistische Streifzüge. FS Gustav Korlén. Hg. v. G. Mellbourn u. a. Stockholm , S. –. – J. Stürmer: ‹Von deme Gîre.› Unters. zu einer altdt. Drogenmonographie des HochMA. Pattensen , S. – u. ö. – Gerrit Bauer: Das ‹Haager Aderlaßbüchlein›. Stud. zum ärztlichen Vademecum des SpätMA. Pattensen , S. f., –, –. – Oskar Pausch: Ein Zwettler ‹Geiertraktat› aus dem . Jh. In: ‹gelêrter der arzenîe, ouch apotêker.› Beitr. zur Wissenschaftsgesch. FS Willem F. Daems (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Hg. v. G. Keil. Pattensen , S. –. – J. Stürmer: Weitere Überl. des mhd. ‹Geiertraktats› sowie eine ahd. Übersetzung der ‹Epistula de vulture›. In: ebd., S. –. – Rainer Möhler: ‹Epistula de vulture›. Unters. zu einer organotherapeutischen Drogenmonographie des FrühMA. Pattensen , S. – u. ö. – Ruth Spranger/G. Keil: Ein Lambacher B.-Fragm. des . Jh. Unters. zur schlesischen Rezeptlit. des HochMA. Bd. . In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – R. Spranger: Das lat. Rezeptgut im Breslauer Arzneibuch (Cod. Rhed. der UB Breslau). Beobachtungen zur Quellenfrage beim ostmitteldt. B. In: Würzburger Fachprosa-Studien. Beitr. zur ma. Medizin-, Pharmazie- und Standesgesch. aus dem Würzburger medizinhist. Inst. FS Michael Holler. Hg. v. G. Keil. Würzburg , S. –. – Bernhard Schnell: Die dt. Medizinlit. im . Jh. Ein erster Überblick. In: Eine Epoche im Umbruch. Volkssprachliche Literalität –. Cambridger Symposium . Hg. v. Christa Bertelsmeier-Kierst/Christopher Young. Tübingen , S. –. – Der dt. ‹Macer›, Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Hg. v. Bernhard Schnell mit William Crossgrove. Tübingen , passim. – Jörg Riecke: Die Frühgesch. der ma. medizinischen Fachsprache im Deutschen. Bd. . Berlin , S. –, u. ö. – G. Keil: B. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , –. – Dorothée Leidig: Frauenheilkunde in volkssprachigen Arznei- und Kräuterbüchern des . bis . Jh. Eine empirische Unters. Diss. Würzburg , S. –, –, – u. ö. – Marianne Honold: Stud.
. Hälfte . Jh. zur Funktionsgesch. der spätma. deutschsprachigen Kochrezepthss. Würzburg , passim. – Bernhard D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. , f. u. ö. MM Benediktbeurer Rezeptar. – Rezeptsammlung, spätes . Jh. Das B. R., das im ältesten Textzeugen Rezepte und Verfahren umfasst, dürfte noch vor im bairischen Sprachgebiet aus lat. Vorlagen übersetzt und kompiliert worden sein. Neben dem → Innsbrucker Arzneibuch und dem → Arzenîbuoch Ipocratis gilt es als das älteste obd. medizinische Rezeptar. Die Abfolge der einzelnen enthaltenen Stücke folgt weder dem «a capite ad calcem»Prinzip noch einem anderen stringent durchgeführten Ordnungskriterium. Allerdings sind einige thematische Themenblöcke und Indikationsgruppen erkennbar. Zwei Rezepte widmen sich der Rinderheilkunde. Die Kompilation schöpft aus der frühma. Fachliteratur. Als Endquellen sind Marcellus Empiricus, Sextus → Placitus Papyrensis und → Ps.-Apuleius ermittelt worden. Übereinstimmungen durch Quellengemeinschaft bestehen mit dem → Bartholomäus und der Rezeptsammlung des Meister → Berchtold. Die handschriftliche Überlieferung des B. R. beschränkt sich nahezu gänzlich auf den süddt. Raum. Bei der gesamten Streuüberlieferung in Handschriften des . Jh. beteht ein Überlieferungsverbund mit dem Thesaurus pauperum (→ Petrus Hispanus): Ausgewählte Rezepte des B. R. sind in dt. Übersetzungen des Thesaurus integriert worden. Hier folgen sie jeweils als Anhang an die einzelnen Rezeptblöcke des Thesaurus. Diese Bindung an die Petrus-Hispanus-Tradition ist ursächlich für das lange Nachleben einzelner Teile des hochma. B. R. im volkssprachig medizinischen Fachschrifttum des SpätMA. Durch die Aufnahme einzelner Stücke in frühneuzeitliche medizinische Hausbücher, das Arzneibüchlein Johannes Schöners (Erstdruck: Nürnberg [VD S ]) und das Arzneibuch Oswald Gäbelkovers (Erstdruck: Tübingen [VD G ]), erlangte das B. R. außerdem eine überregionale Rezeption, die noch ins späte . Jh. reicht. Ü: Haupthss.: München, Hauptstaatsarch., Klosterliteralien Benediktbeuern , v–v (Perg., um , südbair. [geschrieben in Benediktbeuren]); Rezepte. – London, British
Benediktbeurer Rezeptar Library, Ms. Arundel , rb–va, ra–rb (Pap., erste Hälfte . Jh., schlesisch mit bair. Einschlag); Rezepte (– fehlen). – Streuüberlieferung: Wien, ÖNB, Cod. , ra–vb (Pap., /, ostschwäbisch). – Memmingen, StB, Cod. ,.°, verteilt im Abschnitt r–v (Pap., zweites Drittel . Jh., ostschwäbisch). – Solothurn, ZB, Cod. S. , v (Pap., /, alemannisch). – Nürnberg, StB, Cod. Amb °, verteilt im Abschnitt r–r (Pap., , nürnbergisch). – München, BSB Cgm , rv und verteilt im Abschnitt r–v (Pap., letztes Viertel . Jh., ostmittelbair.). – Ebd., Cgm , verteilt im Abschnitt S. – (Pap., Ende . Jh., ostschwäbisch). – Wien, ÖNB, Cod , verteilt im Abschnitt r–v (Pap., ostmittelbair., Ende . Jh.). – Göttingen, SUB, ° Cod. Ms. hist. nat. , verteilt im Abschnitt r–r (Pap., um , nürnbergisch). – Die Streuüberlieferung im Thesaurus pauperum-Verbund ordnet die aus dem B. R. übernommenen Stücke nach Indikationen und integriert auch Rezepte, die im Benediktbeurer Codex fehlen. Dies könnte ein mögliches Indiz dafür sein, dass bereits der älteste Zeuge den Gesamtbestand des B. R. schon nicht mehr repräsentiert. A: [N. N.] Heinrich: Rezepte aus dem Anfang des . Jh. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit () Sp. –. – Hermann Fischer: Mhd. Receptare aus bayerischen Klöstern und ihre Heilp anzen. In: Mitt. der Bayerischen Botanischen Ges. zur Erforschung der heimischen Flora IV () S. –. – Gert Mellbourn: Eine zweite Fassung des Benediktbeurer Rezeptars (British Library, Cod. Arundel ) (Schr. des Dt. Inst. Univ. Stockholm ). Stockholm , S. –. – Bernhard Schnell: Das ‹B. R.›. Nach dem ältesten Textzeugen krit. hg. In: Magister et amicus. FS Kurt Gärtner. Hg. Václav Bok/Frank Shaw. Wien , S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Wolfgang-Hagen Hein: Ein süddt. Rezept des MA. In: Zur Gesch. der Pharmazie () S. –. – G. Keil: Die mlat. Übers. vom Harntraktat des ‹Bartholomäus›. Unters. zur Wirkung der frühen dt. Rezeptlit. In: Sudhoffs Arch. für Gesch. der Medizin und der Naturwiss. () S. –, hier S. f. – Ders.: Die dt. medizinische Lit. im MA. In: Verhandlungen des XX. Internationalen Kongresses zur Gesch. der Medizin .–. August . Hg. v. Heinz Goerke/Heinz
Limburger Monatsregeln Müller-Dietz. Hildesheim , S. –. – Joachim Telle: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinlit. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg , S. , –, , , u. ö. – Mellbourn (s. Ausg.). – Matthias Kreienkamp: Das St. Georgener Rezeptar. Ein alemannisches Arzneibuch des . Jh. aus dem Karlsruher Kodex St. Georgen . Tl. : Komm. (A) und textkrit. Vergleich. Diss. Würzburg , S. , , –, , f. – B. Schnell: Die dt. Medizinlit. im . Jh. Ein erster Überblick. In: Eine Epoche im Umbruch. Volkssprachliche Literalität –. Cambridger Symposium . Hg. v. Christa Bertelsmeier-Kierst/Christopher Young. Tübingen , S. –, hier S. f. – G. Keil: B. R. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , , . – B. Schnell: Varianz oder Stabilität? Zu den Abschr. ma. dt. Medizinlit. In: Der Schreiber als Dolmetsch. Sprachliche Umsetzungstechniken beim binnensprachlichen Texttransfer in MA und Früher Neuzeit. Hg. v. Werner Besch/ Thomas Klein (ZfdPh Sonderh. ). Berlin , S. –, bes. S. –. VZ Limburger Monatsregeln. – Ndl. Diätetisches Regimen, spätes . Jh. (?). Das volkssprachige Regimen duodecim mensium (Zwölfmonatsregel) zählt zu den ältesten Vertretern mndl. Literatur überhaupt. Schriftsprachliche Merkmale lassen die Entstehung der L. M. im niederrheinisch-niederfränkischen Sprachgebiet, womöglich im Großraum Venlo vermuten. Der Text, der bis in die Mitte des . Jh. als Prosa eingeschätzt wurde, ist eine originäre Versdichtung, wenngleich die Verse nicht durchgehend rhythmisiert sind und auch die (zumeist unreinen) Reimbindungen nicht den gesamten Text durchlaufen. Die Paareime dürften aus mnemotechnischen Gründen Verwendung gefunden haben. Die L. M. stehen an einem Scheitelpunkt der gattungsgeschichtlichen Entwicklung diätetischer Monatsregimina. Die Formulierungen sind nicht mehr so knapp gehalten wie etwa in den → Utrechter Monatsregeln. Letztere sind zwar jüngeren Datums, repräsentieren aber einen älteren und neben dem → Regimen sanitatis Salernitanum auch
. Hälfte . Jh. vorsalernitanischen Quellen verp ichteten Typus. Demgegenüber greifen die L. M. (hierin dem → Ipocras vergleichbar) inhaltlich und in den Formulierungen weiter aus, ohne schon den spätma. aus zahlreichen Quellen schöpfenden Monatsdiätetiken vergleichbar zu sein (→ Kasseler Monatsregeln). Ü: Oxford, Bodleian Library, MS Jun. , v–v (Perg., , niederrheinisch/limburgisch [aus der Utrechter Sint-Servaasabdij]). Die weitgehend auf Modernisierungen verzichtende Abschrift des Textes hat die Ausgangssprache der L. M. gut konserviert. A: Kalender en gezondheidsregels getrokken uit het handschrift der boekerij van de Hoogeschool te Leuven getiteld: «Liber orat. Fland. M.S.». Uitgegeven en vergeleken bij eenige andere deels ongedrukte kalenders en gezondheidsregelen der XIIIe, XIVe en XVe eeuw door P[etrus Paul Maria] Alberdingk Thijm (Koninklijke Vlaamse Academie voor Taal- en Letterkunde /). Gent , S. –. – Rober Priebsch: Dt. Hss. in England. Bd. . Erlangen , S. f. – Willem De Vreese: De ‹Bredaesche Almanac› van Jan van Vliet. In: Tijdschrift voor Nederlandse Taal- en Letterkunde () S. –, hier S. f. – Adolphe van Loey: Middelnederlands Leerboek. Antwerpen , S. – (nach de Vreese). – Willy Braekman/Maurits Gysseling: Het Utrechtse kalendarium van met de Noordlimburgse gezondheidsregels. In: Verslagen en Mededelingen van de Koninklijke Vlaamse Academie voor Taal- en Letterkunde () S. –, hier S. f., Abb. nach S. . L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Albert Brounts/Jan Deschamps u. a.: Kroniek der handschriftenkunde in de Nederlanden. In: Archief- en Bibliotheekwezen in België () S. –, hier S. f. – Ria Jansen-Sieben: Een Middelnederlands maandregimen uit de de eeuw. In: Verslagen en Mededelingen van de Koninklijke Vlaamse Academie voor Taal- en Letterkunde () S. –, hier S. . – Dies.: Middelnederlandse vakliteratuur. In: Fachprosaforschung. Acht Vorträge zur ma. Arteslit. Hg. v. Peter Assion/G. Keil. Berlin , S. –, hier S. , . – Karin Häfner: Stud. zu den mnd. Zwölfmonatsregeln (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – Ortrun Riha: Meister Alexanders Monatsregeln. Unters. zu einem spätma. Regimen duodecim mensium mit krit. Textausg. (Würzburger medizinhist. Forschungen ).
. Hälfte . Jh. Pattensen , Reg. – O. Riha: Die diätetischen Vorschriften der ma. Monatsregeln. In: Licht der Natur. Medizin in Fachlit. und Dichtung. FS G. Keil. Hg. v. Josef Domes (GAG ). Göppingen , S. –. – G. Keil: Monatsregeln. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Trienter Bergwerksurkunden. – Abschriftlich überlieferte Dokumente, –. Die Regelung bergrechtlicher Angelegenheiten – in erster Linie in Bezug auf die dem Bischof zustehenden Bergwerksabgaben – zwischen Bischof Albert III. von Trient und den dortigen «silbrarii» von Ende März , die das Silbererzrevier Monte Calisio nordöstlich von Trient betreffen, stellt die älteste Aufzeichnung bergbaulicher Gewohnheitsrechte in Form eines Vertrags dar. Dieser fand Aufnahme in ein Urkundenbuch, das Friedrich von Wangen, Bischof von Trient (–) und Reichsvikar für Italien unter Kaiser → Friedrichs II., ab anlegen ließ. Der Bergwerksteil («liber de postis montis arzentariae») des aus drei Teilen bestehenden «Codex Wangianus» (insgesamt mehr als Urkunden) wird durch die Bergordnung von , die älteste des MA, eröffnet. Ihr folgen drei Urkunden aus den Jahren und . Die Sprache dieser Dokumente ist durchwegs lat., dennoch ist der Ein uss dt. Bergwerksterminologie offensichtlich; der «Lehnwortschatz aus der deutschen Bergmannsprache [...] [wird] mehr oder weniger genau nach der Lautform ins Lateinische übertragen» (Hägermann/Ludwig, S. ). Ergänzt werden die T. B. durch ein Diplom Kaiser Friedrichs I. vom .., eine Urkunde zur Bergordnung des Notars Ercetus vom .. und eine weitere Urkunde vom ... Ü: Trient, Archivio di Stato, Hochstiftsarch. A (Codex Wangianus [minor]; zeitgenössische Abschrift). – Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB Nr. (Codex Wangianus maior; Abschrift des . Jh.). A: Codex Wangianus. Urkundenbuch des Hochstiftes Trient, begonnen unter Friedrich von Wangen [...]. Hg. und mit Anm. begleitet von Rudolf Kink (Fontes rerum Austriacarum , ). Wien (Nachdr. New York u. a.
Trienter Bergwerksurkunden ) S. –. – Europäisches Montanwesen im HochMA. Das Trienter Bergrecht –. Hg., übers. und mit einer Einleitung versehen v. Dieter Hägermann/Karl-Heinz Ludwig (Böhlau Stud.-Bücher: Quellen, Dokumente, Materialien). Köln/Wien (mit einem Glossar der bergmännischen Ausdrücke, insbesondere der deutschsprachigen). – Codex Wangianus. I cartulari della Chiesa trentina (secoli XIII–XIV). Hg. v. Emanuele Curzel/Gian Maria Varanini (Annali dell’Istituto storico italo-germanico in Trento, Fonti ). Bde., DVD. Bologna (vgl. dazu: Bernhard Lübbers, Zs. für bayerische Landesgesch. [] S. –). Zu den früheren Textausgaben siehe Hägermann/Ludwig, S. –. L: Karl-Heinz Ludwig, VL () Sp. –. – Ders.: Trienter Bergrecht. In: LexMA () Sp. . – Hermann Hämmerle: Cartae de posta et jure montis. In: Tiroler Wirtschaft in Vergangenheit und Gegenwart. Festgabe zur -Jahrfeier der Tiroler Handelskammer. Bd. : Beitr. zur Wirtschafts- und Sozialgesch. Tirols. Geleitet von Hermann Gerhardinger und Franz Huter. (Schlern-Schr. ). Innsbruck , S. –. – Franz Kirnbauer: Die Bergordnung von Trient aus dem Jahr und ihre Beziehung zur Bergbautechnik. In: Bll. für Technikgesch. () S. –. – Rudolf Palme: Die Entstehung des Tiroler Bergrechts –. In: MIÖG () S. –. – Ders.: Rechtliche und soziale Probleme im Tiroler Erzbergbau vom . bis zum . Jh. In: Montanwirtschaft Mitteleuropas vom . bis . Jh. Stand, Wege und Aufgaben der Forschung. Hg.: Vereinigung der Freunde von Kunst und Kultur im Bergbau e. V./Dt. BergbauMuseum Bochum. Bearb. v. Werner Kroker/Ekkehard Westermann (Der Anschnitt, Beih. /Veröff. aus dem Dt. Bergbau-Museum Bochum ). Bochum , S. –. – Dieter Hägermann: Elemente der Arbeitsverfassung in den «Ordinamenta» von Massa Marittima des . Jh. In: Bergbau und Arbeitsrecht. Die Arbeitsverfassung im europäischen Bergbau des MA und der frühen Neuzeit. Vorträge einer internationalen Tagung [...]. Hg. v. K. H. Ludwig/Peter Sika (Böcksteiner Montana ). Wien , S. –. – Il Monte Calisio. Ieri, oggi, domani. Cognola . – Monika LangeTetzlaff: Ein kurzer Abriß über den Bergbau in Pergine/Valsugana bis zur frühen Neuzeit. In: Der Schlern. Monatszs. für Südtiroler Landeskunde
Halberstädter ars dictaminis () S. –. – R. Palme: Überblick über den Stand der Forschungen zur Bergbaugesch. Tirols unter besonderer Berücksichtigung der Krisen und Konjunkturen. In: Konjunkturen im europäischen Bergbau in vorindustrieller Zeit. FS Ekkehard Westermann. Stuttgart , S. –. BJ Halberstädter ars dictaminis. – Mustersammlung von Urkundentexten, /. Der Libellus dictaminum et privilegiorum ist in den Jahren / am Halberstädter Domkapitel als Muster- und Formularbuch zur regelrechten Abfassung von Urkunden und Briefen angelegt worden. Als «ars dictaminis» wird eine Sammlung vorbildhafter Urkundentexte bezeichnet. Für die Mustersammlung wird eine weitgehende Anonymisierung vorgenommen. Die Urkunden sind im Protokoll und im Eschatokoll stark verkürzt, Datumsangaben fehlen in der Regel, oftmals werden auch Orts- und Personennamen durch austauschbare Angaben oder Beschränkung auf die Initialen ersetzt, was die Provenienzforschung sehr erschwert. Die H. a. d. ist eine der frühesten Werke ihrer Art im deutschsprachigen Raum. Entstanden möglicherweise aus dem Bedürfnis einer Reform der Halberstädter Kanzlei nach den Querelen im Vorfeld der Bischofswahl durch Einbindung in den stau sch-wel schen Thronfolgestreit. Gardolf von Harbke († ) gehörte zunächst nicht zu den Kandidaten eines Nachfolgers des staufertreuen Dietrich von Krosigk (–). Erst der drohende Privilegienverlust unter Ausnutzung der Sedisvakanz führte zur Einigung auf den Domdekan und früheren Viztum des Domkapitels, der zugleich Kaplan des Stauferkönigs Heinrichs VI. war. Aus seiner knapp achtjährigen Amtszeit sind immerhin Urkunden überliefert, was eine erhebliche Steigerung im Vergleich zu seinem Vorgänger darstellt und deutlicher Hinweis auf die leistungsfähige Kanzlei ist. Der Libellus dictaminum oder auch Libellus privilegiorum, wie das Werk in der Schlusssentenz bezeichnet wird, ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil wird in den Gebrauch des Briefabfassens eingeführt («libellus introductorius in usum dictandi»). Nach Ansicht des Verfassers ist ein Brief aus fünf Teilen aufgebaut, mit unterschiedlicher Gewichtung. Die Halberstädter «ars dictandi» p egt
. Hälfte . Jh. einen auffälligen Arengenstil mit bestimmten Wendungen, die freilich später als antiquiert und überfrachtet mit unnötigen Worten und Sätzen getadelt wurde. Dagegen bezeichnet sich die H. a. d. selbst als nicht alt und versucht dies durch die mangelnde Eliminierung der Datumsangaben in den Urkunden zu beweisen. Die anschließende ausführliche Behandlung der «Captatio benevolentiae» gleicht einem eigenständigen Traktat, der mit entsprechenden Urkunden- und Briefbeispielen inseriert ist. Bezugnahmen auf andere Autoren oder Werke mit Ausnahme der Bibel und einiger antiker Autoren wie → Cicero, → Vergil oder Horaz fehlen indes. Lediglich an einer Stelle ndet sich der pauschale Verweis auf die «Ansicht vieler», wonach die Privilegienverleihung nur dem Kaiser und dem Papst zustehe, der der Verfasser freilich widerspricht. Als Vorlagen kommen dennoch das Breviarium de dictamine des Alberich von Monte Cassino und die Aurea gemma des Henricus Francigena in Frage, von denen es wörtliche Zitate gibt. Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Urkundenlehre. Enthalten ist auch der Wahlbericht Bischof Gardolfs, der als Beispiel einer «actio» dient, in seiner Art aber einer Vorstufe späterer Wahlkapitulationen gleichkommt. An diesen Abschnitt sind drei Urkunden angehängt, die vermutlich spätere Zutat sind, da sie ohne nähere Erläuterung bleiben. Der Libellus dictaminum ist unikal in einer Sammelhandschrift des . Jh. überliefert. Zwei weitere Textzeugen bieten nur Fragmente, lassen aber erkennen, dass der Libellus zumindest im benachbarten Bistum Hildesheim Verbreitung fand, wo er um einige weitere Mustervorlagen und Erläuterungen ergänzt wurde. Auch haben spätere Briefsteller, wie die Summa dictaminis des Meißner Bischofs Heinrich von Plaue (/–), vermutlich auf die H. a. d. Bezug genommen, ohne sie ausdrücklich zu benennen. Ü: Wien, ÖNB, Ms (Florilegium mehrerer Texte; . Jh., Provenienz unbekannt), a–b: Libellus dictaminum et privilegiorum, b–a: Anfangsfragment des Libellus dictaminum et privilegiorum aus burgundischem Raum. – MGH, Slg. Pertz (Perg., . Jh., Bistum Hildesheim); Kriegs-, Auslagerungsverlust. A: Libellus dictaminum et privilegiorum, hg. v. Walter Zöllner. In: Wissenschaftliche Zs. der Martin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg,
. Hälfte . Jh. Gesellschafts- und Sprachwissenschaftliche Reihe () H. , S. –. L: Wilhelm Wattenbach: Iter austriacum . Anhang: Über Briefsteller des MA. In: Arch. für Kunde österr. Geschichtsquellen () S. –. – Ludwig Rockinger: Briefsteller und formelbücher des eilften bis vierzehnten jahrhunderts (Quellen und Erörterungen zur bayrischen und dt. Gesch. ). Erste Abtheilung. München . – Gesta episcoporum Halberstadensium I. Hg. v. Ludwig Weiland (MGH Scriptores ). Hannovcer , S. –. – Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt und seiner Bischöfe. Bde. –. Hg. v. Gustav Schmidt (Publicationen aus den königlich-preußischen Staatsarchiven , ). Leipzig /, S. –. – Gesta Archiepiscoporum Magdeburgensium. Hg. v. Wilhelm Schlum (MGH Scriptores ). Hannover . – Johannes Fritsch: Die Besetzung des halberstädter Bistums in den vier ersten Jahrhunderten seines Bestehens. Phil. Diss. Halle/Saale . – Urkundenbuch des Erzstifts Magdeburg. Tl. : –. Hg. v. Friedrich Israel/Walter Möllenberg (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und des Freistaats Anhalt, Neue Reihe ). Magdeburg . – Helmut Beumann: Beitr. zum Urkundenwesen der Bischöfe von Halberstadt (–). In: Arch. für Urkundenforschung () S. –. – Adalbertus Samaritanus. Praecepta dictaminum. Hg. v. Franz-Josef Schmale (MGH Quellen zur Geistesgesch. ). Weimar . – Walter Zöllner: Die Arenga in den Urkunden der Bischöfe von Halberstadt von den Anfängen bis zur Mitte des . Jh. In: Wissenschaftliche Zs. der Martin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg, Gesellschafts- und Sprachwissenschaftliche Reihe () S. –. – Ders.: Arengeninitien von Bischofsurkunden des . bis . Jh. aus den Kirchenprovinzen Mainz und Magdeburg. In: ebd., S. –. – Ders.: Die Halberstädter Ars dictandi aus den Jahren / nach der Hs. der Österr. Nationalbibl. In: ebd., S. –. – Rudolf Meier: Die Domkapitel zu Goslar und Halberstadt in ihrer persönlichen Zusammensetzung im MA. Göttingen . – Helmut de Boor: Actum et datum. Eine Unters. zur Formelsprache der dt. Urkunden im . Jh. (Bayerische Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl., Sb. , H. ). München . – Dietrich Claude: Gesch. des Erzbistums Magdeburg bis in das . Jh. (Mitteldt. Forschungen ). Bde. Köln/Wien –. – Olaf B. Rader: Pro remedio animae nostrae. Das
Baldwin von Viktring Urkundenwesen der Erzbischöfe von Magdeburg bis zum Tode Wichmanns von Seeburg . Phil. Diss. Humboldt-Univ. Berlin . – Ludwig Thomas: Bischof Heinrich von Meißen (/ –) und die «Summa prosarum dictaminis». In: Neues Arch. für sächsische Gesch. () S. –. – W. Zöllner: Gardolf von Harbke († ). In: Die Bischöfe des heiligen Römischen Reiches. –. Ein biogra sches Lex. Hg. v. Erwin Gatz unter Mitwirkung von Clemens Brodkorb. Berlin , S. . – Ders.: Die Halberstädter Bischöfe vom Ende des . bis zur Mitte des . Jh. Stuttgart/Leipzig . – Ders.: Das Verhältnis der Bischöfe von Halberstadt zum Papsttum vom Ende des . bis zur Mitte des . Jh. In: Gesch. und Kultur des Bistums Halberstadt. Hg. v. Adolf Siebrecht. Halberstadt , S. –. – L. Thomas: Die Urkunden der Bischöfe von Meißen. Diplomatische Unters. zum .–. Jh. Köln u. a. . – W. Zöllner: Das Bistum Halberstadt um . In: Stud. zur ma. und frühneuzeitlichen Kunstgesch. und Gesch. Hg. v. Hans-Joachim Krause/Andreas Ranft. Stuttgart , S. –. LAD Baldwin von Viktring (Balduinus Victoriensis) OCist, † . – Verfasser eines lat. Ars dictandiTraktats, zweite Hälfte . Jh. Incipit und Explicit des Liber dictaminum geben als dessen Autor einen «Baldvvin[us]» an. Im Salutationskapitel der systematischen Brie ehre werden Papst Eugen III. (–), König Konrad III. (–), → Bernhard von Clairvaux († ), die Bischöfe Eberhard von Salzburg (–) sowie Roman I. von Gurk (–) und der Gründungsabt des Klosters Viktring Eberhard (–) apostrophiert. Das macht eine Abfassung der Schrift um die Mitte des . Jh. in einem Kloster innerhalb der Erzdiösese Salzburg mehr als wahrscheinlich. Die Identi kation des Autors mit B. v. V., der von bis zu seinem Tod dem Zisterzienserkloster Viktring bei Klagenfurt als Abt vorstand, ist von D. Schaller plausibel gemacht worden (s. Lit.). Dann dürfte der Liber vermutlich erst nach der Jahrhundertmitte entstanden sein (zumal es auch nicht zwingend ist, dass alle angesprochenen Personen zum Zeitpunkt der Abfassung noch am Leben waren). Da B. aus dem als vorbildlich angeführten Kreuzzugsbrief Bernhards von Clairvaux in der Fassung der Gesta Frederici → Ottos von Freising zitiert, ist , das Einsetzen der handschriftlichen
Erfurter Judeneid Verbreitung der Gesta, ein naheliegender Terminus post quem für die Abfassung des Liber. Diese Datierung ist Opinio communis in der Forschung. Der Traktat dürfte für die Unterweisung der klösterlichen Mitbrüder verfasst worden sein. Ein bei den Ars dictamini-Schriften sonst üblicher Musterbriefanhang fehlt. Der Ein uss des Magister Bernardus Bononiensis (Bernhard von Bologna) und seiner Summa dictaminum (/, eine Bearbeitung der Rationes dictandi) auf B.s Schrift ist evident und zeigt sich besonders bei den De nitionen. Auch in der grundlegenden Gliederung (Salutatio, Exordium, Narratio, Petitio, Conclusio) folgt B. der Bologneser Schule. Als weitere Quelle ist unter anderem Buch (De rhetorica) aus De nuptiis Philologiae et Mercurii des → Martianus Capella (./. Jh.) nachgewiesen, das B. vor allem für das Exordium verwandt hat. Von den antiken Autoren wird in erster Linie Sallust als stilistisches Vorbild herangezogen. Der Liber dictaminum ist das früheste bekannte Zeugnis einer nordalpinen Rezeption der oberitalienischen Artes dictandi. Gleichwohl beweist B. Selbstständigkeit bei der Präsentation der Lehrinhalte und vor allem hinsichtlich der Gebrauchsfunktion seines Werkes als Lehrbuch für Mönche. Dadurch rücken die geistliche Aspekte im Exordium-Abschnitt in den Vordergrund; auf die rhetorische Ornatus-Lehre, wichtiger Bestandteil des bolognesischen Vorbilds, wird bei B. verzichtet. Auch «rithmus» und «metrum» werden im Prolog übergangen: Diese seien der «claustralis curiositas» unangemessen. Ü: Budapest, Nationalbibl., Cod. lat. medii aevi , r–r (Perg., Mitte/zweite Hälfte . Jh.). – Graz, UB, Ms , r–r (Perg., um ). Beide Textzeugen enthalten auch die Summa des Bernardus. A: Sándor Durzsa: Baldwini Liber dictaminum. Biblioteca di ‹quadrivium› (Magistri artium – Collana di studi e testi ). Bologna (Nachdr. in: Quadrivium , [] S. –). L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. f. – Hans Martin Schaller, LexMA () Sp. . – Johann Loserth: Formularbücher der Grazer UB. In: Neues Arch. der Ges. für ältere dt. Geschichtskunde () S. –, hier S. f. – Charles Homer Haskins: Studies in Medieval Culture. Oxford (Nachdr. New York , ) S. . – Franz Quadlbauer: Die antike Theorie der genera dictendi im lat. MA (Sb. Akad.
. Hälfte . Jh. der Wiss. in Wien, Phil.-Hist. Kl. /). Graz u. a. , S. . – Dursza (s. Ausg.) S. – (im Nachdr.: S. –). – Dieter Schaller: B. v. V. Zisterziensische ars dictaminis im . Jh. In: Dt. Arch. für Erforschung des MA () S. –. – F. J. Worstbrock: Die Anfänge der ma. Ars dictandi. In: Frühma. Stud. () S. –, hier S. Anm. (wieder in: Ders.: Ausgewählte Schr. Bd. : Schr. zur Lit. des MA. Hg. v. Susanne Köbele/ Andreas Kraß. Stuttgart , S. –). – F. J. Worstbrock/Monika Klaes/Jutta Lütten: Repertorium der Artes dictandi des MA. Tl. : Von den Anfängen bis um (MMS ). München , S. –. – Fritz Peter Knapp: Die Lit. des Frühund HochMA in den Bistümern Passau, Salzburg, Brixen und Trient von den Anfängen bis zum Jahre (Gesch. der Lit. in Österreich ). Graz , S. –. VZ Erfurter Judeneid. – Eidesformel, Ende . Jh. Die sich seit der Karolingerzeit entwickelnden Judeneide, die von den Juden in Rechtsstreitigkeiten mit Nichtjuden zu Beweiszwecken – bis ins . Jh. – abgelegt werden mussten, bestanden in der Regel aus drei Abschnitten: a) Unschuldsbeteuerung, b) Anrufung und Wesensbestimmung Gottes, c) Selbstver uchung für den Fall des Meineides unter Anspielungen auf das Alte Testament. Bis zum Ende des . Jh. wurden die Judeneide in der Regel in lat. Sprache abgefasst. Der -zeilige E. J., wohl nach vom Mainzer Erzbischof Konrad (– und –; – Ernannter Erzbischof von Mainz, – Erzbischof von Salzburg; seit Kardinal) der Stadt Erfurt gegebene Judeneid, ist der älteste Judeneid in ausschließlich dt. Sprache und zudem der einzige, der nicht als Inserat in andere Rechtstexte oder Rechtssammlungen überliefert ist. Zudem zeichnet er sich durch das Fehlen von einleitenden Paratexten aus. Die «intitulatio» von Auftraggeber und Empfänger geht beim E. J. der Eidesformel nicht voraus, sondern folgt ihr ohne sprachliche und kalligraphische Unterscheidung. Der E. J. enthält «die erste und einzige Auftraggeber-Nennung in der Geschichte der mittelalterlichen Judeneide» (Bruchhold, S. ). Das für das Nachsprechen der vom Eidstaber vorgesprochenen, in der zweiten Person Singular gehaltenen Formel notwendige Umsetzen in die erste Person Singular durch den Eidleistenden setzte voraus, dass dieser die Eidesformel verstand (vgl.
um → Straßburger Eide). An dem äußerlich einer Urkunde ähnlichen, prächtig ausgeführten Dokument hängt mit einer ge ochtenen grün-roten Seidenschnur verkehrt herum ein Siegel der Stadt Erfurt an, das den Stadtheiligen Martin im Bischofsornat ohne Mitra zeigt. Nach dem E. J. und dem ihm zeitlich nahen, ähnlich einfach gehaltenen Görlitzer Judeneid fanden dt. Judeneidformeln Aufnahme in mehrere Stadtrechte, Stadtbücher und Statuten. Vor allem im südlichen und nordöstlichen Deutschland nahmen im SpätMA diskriminierende Elemente zu. So musste der Eidleistende laut → Schwabenspiegel und Zusätzen zum Sachsenspiegel des → Eike von Repgow auf einer (blutigen) Sauhaut stehen. Ü: Erfurt, Stadtarch., –/A XLVII Nr. [früher Magdeburg, Staatsarch., Erfurt A XLVII Nr. ], Bl. (Perg., um /Anfang . Jh., thüringisch, Erfurt). A: K[arl] Müllenhoff/W[ilhelm] Scherer (Hg.): Denkmäler dt. Poesie und Prosa. aus dem VIII.–XII. Jh. . Ausg. v. E[lias] Steinmeyer. Berlin (Nachdr. Berlin/Zürich ), Bd. , S. f. (Nr. C); Bd. , S. –. – Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkmäler dt. Prosa des . und . Jh. Abt. A: Text. Abt. B: Komm. (Münchener Texte ). München / (Nachdr. in einem Bd. München [Germanistische Bücherei ]), [A] S. (Nr. XXXVI), [B] S. –. – Ders. (Hg.): Corpus der altdt. Originalurkunden bis zum Jahr . Bd. : –. Lahr , S. (Nr. ). – Mainzer Urkundenbuch. Bd. ,. Bearb. v. Peter Acht (Arbeiten der Hessischen Hist. Kommission Darmstadt). Darmstadt , S. f. (Nr. ). – Buchhold (s. Lit.) S. . Faksimiles: Georg Liebe: Das Judentum in der dt. Vergangenheit (Monographien zur dt. Kulturgesch. ). Leipzig , S. (Abb. ). – Friedrich Beck/Manfred Unger: ... mit Brief und Siegel. Dokumente aus Archiven der Dt. Demokratischen Republik. Hg. v. der Staatlichen Archivverwaltung der DDR. Leipzig , S. (Abb. ). – Wolf (s. Lit.) S. (Abb. ). – Curschmann (s. Lit.) S. (Abb. ). – Eike Küstner: Jüdische Kultur in Thüringen. Eine Spurensuche. Erfurt , S. . Ü: Lemmer/Birkelbach (s. Lit.). – Buchhold (s. Lit.) S. Anm. . L: Ehrismann () S. f. – Ruth Schmidt-Wiegand, VL () Sp. –. – Gerd Mentgen: Judeneid. In: HRG ()
Bern von Reichenau Sp. –. – Thea Bernstein: Gesch. der dt. Judeneide im MA. Diss. (masch.) Hamburg . – Guido Kisch: Stud. zur Gesch. des Judeneides im MA. In: Ders.: Forschungen zur Rechts- und Sozialgesch. der Juden in Deutschland während des MA. Stuttgart , S. –. – Ders.: Zur Rechtsstellung der Juden im MA. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Volker Zimmermann: Die Entwicklung des Judeneids. Unters. und Texte zur rechtlichen und sozialen Stellung der Juden im MA (Europäische Hochschulschr. I, ). Bern u. a. . – Manfred Lemmer/Rainer Birkelbach: Der E. J. [...]. In: Hessen und Thüringen. Von den Anfängen bis zur Reformation. Eine Ausstellung des Landes Hessen. Ausstellungskatalog. Marburg , S. (Nr. ). – R. Schmidt-Wiegand: Eid und Gelöbnis, Formel und Formular im ma. Recht. In: Recht und Schrift im MA. Hg. v. Peter Classen (Vorträge und Forschungen ). Sigmaringen , S. –, hier S. –. – Christine Magin: «Wie es umb der iuden recht stet». Der Status der Juden in spätma. dt. Rechtsbüchern. Göttingen , S. –. – Ulrich Bruchhold: Vom rituellen Vollzug zum Verständnis. Überlegungen zum «E. J.». In: Lit. und Macht im ma. Thüringen. Hg. v. Ernst Hellgardt u. a. Köln u. a. , S. –. – Annette Schmidt: Die Judeneide. In: Juden in der dt. Lit. des MA. Religiöse Konzepte, Feindbilder, Rechtfertigungen. Hg. v. Ursula Schulze. Tübingen , S. –. – Jürgen Wolf: Zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Die frühen dt. Judeneide im . Jh. In: Magister et amicus. FS Kurt Gärtner. Hg. v. Václav Bok/Frank Shaw, Wien , S. –, hier S. (Abb. ), S. f. (Nr. ). – Isaac Levitats: Oath more judaico. In: Encyclopaedia Judaica. . Au . Hg. v. Fred Skolnik/Michael Berenbaum. Bd. . Detroit u. a. , S. f. – Michael Curschmann: Das Buch am Anfang und am Ende des Lebens. Wernhers Maria und das Credo Jeans de Joinville. Trier , S. f. – Gerhard Herz: Der E. J. zu Ende des . Jh. In: Stadt und Gesch. Zs. für Erfurt () S. f. – Gottfried Kneib: Bildliche Darstellungen der Judeneidezeremonie. In: Mainzer Zs. () S. –. BJ Bern von Reichenau (Berno v. R.; Berno Augiensis [Augiae divitis]) OSB, * um Lothringen, † .. Reichenau; Grablege im Markuschor
Bern von Reichenau des Münsters in Reichenau-Mittelzell. – Theologischer, hagiographischer und musiktheoretischer Schriftsteller, liturgischer Komponist und Dichter; dt. Übertragung seiner Vita des hl. Ulrich durch → Albert von Augsburg (um ). B. dürfte dt. und adliger Abkunft gewesen sein. Zunächst ist er in der Abtei Prüm nachgewiesen, wo er sich bis aufhielt. Vermutlich hat er nach seiner eigenen Ausbildung an der dortigen Klosterschule als Lehrer gewirkt. Ein Aufenthalt im cluniazensichen Reformkloster Fleury ist in der Forschung umstritten. Heinrich II. berief B. zum Abt des Reichsklosters auf der Insel Reichenau, wo B. bis zu seinem Tod Jahre gewirkt hat. Zwar war B. kein erklärter Parteigänger Clunys, die Notwendigkeit der Reformierung des Status quo auf der Reichenau erkannte er aber gleichwohl, ohne dabei mit dem Eifer und der Härte seines abgesetzten Vorgängers Immo vorzugehen. In seiner Amtszeit gelang es B., das bedeutende Kloster Reichenau zu einer letzten und großen Blüte zu führen. Er bemühte sich um die Wiederherstellung der klösterlichen Ordnung und die Sicherung von Privilegien und Besitzungen. Architektur, Literatur, Buchmalerei und Wissenschaften förderte er nachhaltig. Das durch Brand zerstörte Münster in Mittelzell wurde wieder errichtet, in der Buchmalerei erlangte Reichenau überregionalen Ruhm und B.s Schüler → Hermann von Reichenau avancierte zum bedeutenden Universalgelehrten. Dessen Chronica stellt neben den Briefen B.s eine wichtige Quelle zur Biographie des Abtes dar. B.s durchweg gute Beziehungen zum Kaiserhof waren für die Umsetzung seiner Reformziele eine nicht unbedeutende Stütze. Er begleitete Heinrich zur Kaiserkrönung und nach Rom. Auch war er dort Gast der Krönung Konrads II., zu dem das Verhältnis wohl freundschaftlich aber weit weniger herzlich war. Mit Heinrich III. wiederum war B. schon zu dessen Amtszeit als Herzog von Schwaben bekannt. Auf ihn könnte B. einen seelsorgerischen Ein uss ausgeübt haben. Heinrich und B. begegneten sich auf der Synode in Konstanz. Außerdem war der Regent und , zur Weihe des neu errichteten Markus-Chors des Münsters, Gast auf der Reichenau. Neben seinen Amtsgeschäften entwickelte B. eine bemerkenswert vielschichtige und umfangreiche fachschriftstellerische Tätigkeit. Er selbst hat nach seine Schriften, Predigten und Briefe in
um einem Codex sammeln lassen, den er Heinrich III. überreicht hat. Der Widmungsband selbst ist nicht erhalten, der Cod. der St. Galler Stiftsbibliothek scheint aber eine Teilabschrift der Widmung an Heinrich zu enthalten (S. –). B. wurde eine besondere Gelehrsamkeit in den vier mathematischen Fächern des Quadriviums nachgesagt. Es sind diesbezüglich zwar nur musikalische Schriften von ihm überkommen, dafür aber hat sein Prologus in tonarium eine nachhaltige Wirkung erzielt. Das hinsichtlich des Quadriviums reichhaltigere Œuvre von B.s Schüler Hermann erweckt den Eindruck, dass sich die Interessen B.s an den Disziplinen des Quadriviums erst im Schrifttum seines Schülers schriftlich niedergeschlagen haben. Neben den fachliterarischen Schriften hat B. Hymnen, Sequenzen und Offizien für die Liturgie komponiert und gedichtet. Die überkommenen Werke B.s im Einzelnen: A) Musiktraktate: ) Die Epistola de tonis (auch: De consonane tonorum diversitate) ist um entstanden und den Reichenauer Mitbrüdern Purchard und Kerung gewidmet. Gegenstand sind die Tonarten der liturgischen Gesänge, deren Ordnungszahlen – als Ansatzpunkte zur Allegorese genutzt werden. – ) B.s herausragendes musiktheoretisches Werk ist sein Tonar, der aus dem eigentlichen Tonarius und dem Prologus in tonarium besteht. Die Schrift ist Erzbischof Pilgrim von Köln gewidmet, weshalb ihre Entstehung in den Zeitraum – fallen muss. Der Tonarius bietet eine große Zahl von Antiphonen, Responsorien und Messgesängen. Der Prolog zum Tonar verzeichnet wie schon die Epistola die Tonarten sowie Tonabstände und gibt Hinweise zur Vertonung geistlicher Texte und zur Vortragsweise. Er stützt sich u. a. auf → Augustinus, Macrobius, → Boethius, → Regino von Prüm und Hucbald von St. Amand. B. stellt sich dezidiert in die ältere ma. Tradition. Um die Begründung einer neuen Theorie geht es ihm weniger als vielmehr um die Minderung von Unsicherheiten bei der Aufführung. Gewirkt hat sein Tonar auf → Frutolf von Michelsberg, → Wilhelm von Hirsau, Johannes Afflighemensis (De arte musica), Amerus, Jakob von Lüttich (Leodinensis, Speculum musicae), → Engelbert von Admont und → Adam von Fulda. B) Liturgisch-theologische und komputistische Traktate: . De officio missae (auch: De quibusdam rebus ad missae officium pertinentibus, /) behandelt die Entstehung der einzelnen Bestandteile der
um Messe und stützt sich auf u. a. → Hieronymus, Augustinus, Hilarius von Poitiers und bes. → Gregor den Großen. – ) Die kurze Schrift Qualiter adventus Domini celebretur, quando nativitatis Domini feria secunda evenerit (um ) ist Erzbischof Aribo von Mainz gewidmet und grenzt die Festkreise des Advents und des Weihnachtsfestes voneinander ab. Neben u. a. Gregor und → Beda Venerabilis ist → Adalbold von Utrecht ein wichtiger Bezugspunkt. – ) Gleichsam Aribo gewidmet und zeitnah entstanden ist Qualiter quattuor temporum jejunia per sua sabbata sint observanda zu den QuatemberZeiten des Kirchenjahres. B. hat den Text als Dialog zwischen dem Reichenauer Mönch Kerung und sich selbst gestaltet. Beide Traktate B.s zur Kirchenzeitrechnung sind bis heute grundlegend für die römisch-katholische Praxis. – ) De varia psalmorum atque cantuum modulatione rekurriert auf die Textdifferenzen bei Psalmen und liturgischen Gesängen zwischen römischen liturgischen Büchern und solchen, die im französischen Raum in Gebrauch waren. B. beruft sich hier auf den Ordensgründer Benedikt, ferner auf Origenes, Eusebius von Caeserea und Gregor den Großen. – ) Ein Traktat über Almosen, Fasten und Gebet (/) mit einer Verswidmung an Heinrich III. ist nur fragmentarisch überkommen. C) Die Vita s. Uldarici ist B.s einzige hagiographische Schrift. Das um / verfasste Heiligenleben ist eine Auftragsarbeit für Fridebold, den Abt des Augsburger Klosters St. Ulrich und Afra und fußt auf den Ulrichsviten → Ulrichs und → Gebhards von Augsburg. Allerdings reduziert B. lokale Anspielungen und individuelle Bezüge und fügt stattdessen biblische Analogien, Visions- und Wundergeschichten ein, um ein idealtypisch-vorbildliches Heiligenbild zu entwickeln. Seine exemplarisch-erbauliche Vita s. Uldarici wurde Grundlage nahezu aller folgenden Ulrichsviten, darunter die recht getreue Eindeutschung Alberts von Augsburg. D) Liturgische Dichtungen und Kompositionen: Der hl. Ulrich hat B. auch zu einem Officium s. Uldarici und zu einer Sequenz inspiriert. Zwei weitere Sequenzen gehen auf den hl. Gereon und den hl. Willibrord. Ferner sind drei Hymnen und ein Tropus zu Epiphanias überkommen. Die Authentizität des Officium s. Meginardi ist ungeklärt. E) Briefe: Einschließlich der Widmungsbriefe sind insgesamt Briefe erhalten, die Zeugnisse von B.s weitreichenden Beziehungen sind.
Bern von Reichenau Adressaten sind u. a. die Erzbischöfe Pilgrim von Köln und Gero von Magdeburg, Abt Odilo von Cluny und Stephan I. von Ungarn. Aufschlussreich sind die sechs Briefe an Heinrich II. und III., die B.s Verbundenheit mit dem Reich widerspiegeln und den königlich/kaiserlichen Herrschaftsanspruch bekräftigen. F) Das Predigtwerk B.s ist nahezu gänzlich verloren. Lediglich zehn Festtagspredigten sind überkommen. Ü: A. ) St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. , S. – (Perg., . Jh.). – ) Tonarius und Prologus werden oft aber nicht immer im Verbund tradiert. Der Prologus weist insgesamt mehr Textzeugen auf (mindestens Hss. und Fragm. des .–. Jh.) als der eigentliche Tonarius (mindestens Hss. und Fragm. des .–. Jh.). Vgl. Oesch (s. Lit.) S. –, VL () Sp. und Rausch (Ausg.). – B. /) je Hss. des ./ . Jh. verzeichnen VL () Sp. und Manitius () S. . – ) München, BSB, Clm , r–v. – Clm , r–r. – Clm , r–r. – Fragm.: Clm , v–r (alle: Perg., ./. Jh.). – ) Heidelberg, UB, Cod. Sal. IX , r–r (Perg., . Jh.). – ) Montpellier, Bibl. Universitaire de Médecine, Cod. H , v–v (Perg., . Jh.). – C) Über Hss. und Fragm. des .–. Jh.; vgl. Blume, S. –. – D) Hymnen, Sequenzen Tropus: St. Gallen, Stiftsbibl. Cod. , r–v, r–v, r–v (s. o.). – Sequenzen: Ebd., Cod. , rv, v–r, r–r (Pap., ). – Gereon-Sequenz: Köln, Erzbischö . Diözesanmuseum, Cod. VI und Cod. VI (aus den Jahren und ). – E) B.s Brife werden von insgesamt Hss. des .–. Jh. tradiert. Ein Brief wird nur in dt. Übers. als Inserat in der Chronik des Gallus → Öhem überliefert. Vgl. Schmale (s. Ausg.) S. –. – F) Heidelberg, UB, Cod. Sal. IX , r–v (s. o.). – Karlsruhe, LB, Cod. Aug. perg. , r–r (. Jh.). – Stuttgart, LB, Cod. HB XIV , r–r (Perg., . Jh.). A: A) Alexander Rausch: Die Musiktraktate des Abtes B. v. R. Edition und Interpretation (Musica medievalis Europae occidentalis ). Tutzing, , S. –. – Ältere Ausg. s. dort. – B. ) PL , Sp. –. – ) Ebd., Sp. –. – Philipp Jaffé: Bibliotheca rerum Germanicarum. Bd. : Monumenta Moguntina. Berlin (Nachdr. Aalen ) S. –. – ) PL , Sp. –.– Jaffé (s. o.) S. (nur
Bern von Reichenau Widmungsadresse). – ) Martin Gerbert: Scriptores ecclesiastici de musica sacra potissimum. Bd. . St. Blasien (Nachdr. Graz ) S. –. – PL , Sp. –. – ) Bernard de Vregille: Fragment d’un traité de la prière dédié par Bernon de Reichenau à Henri III, roi de Germanie. In: Revue du moyen âge latin () S. –. – Schmale (s. Ausg. zu E) S. f. – C) Johann Andreas Schmeller: St. Ulrichs Leben. Lat. beschrieben durch Berno v. R., und um das Jahr in dt. Reime gebracht von Albertus. München . – PL , Sp. –. – Blume (s. Lit.) S. – (mit Übers.). – D) Officium s. Uodalrici, Hymnen, Sequenzen, Tropus: Gerbert: Sciptores Bd. (s. o.) S. –. – Hymnen: AH () Nr. , , . – Sequenzen: AH () Nr. , ; () Nr. . – Responsorium aus dem Officium s. Meginradi mit Melodie: Raphael Molitor: Die Musik in der Reichenau. In: Die Kultur der Abtei Reichenau. Erinnerungsschr. zum zwölfhundertsten Wiederkehr des Gründungsjahres des Inselklosters –. Bde. Hg. v. Konrad Beyerle. München (Nachdr. Aalen ) Bd. , S. –, hier S. f. – E) Franz Josef Schmale: Die Briefe des Abtes B. v. R. (Veröff. der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg ). Stuttgart . – F) Antoine Sanderus: Bibliotheca Belgica manuscripta, sive, elenchus universalis codicum mss. in celebrioribus Belgii. Bd. . Lille (Nachdr. Brüssel ) S. –. – Gerbert: Sciptores Bd. (s. o.) S. –. – Walter Berschin/Theodor Klüppel: Der Evangelist Markus auf der Reichenau (Reichenauer Texte und Bilder ). Sigmaringen (Predigt auf Markus mit dt. Übersetzung). L: Ludwig Fromm, ADB () S. . – Manitius () S. –. – F. J. Schmale, NDB () S. f. – Heinrich Hüschen, VL () Sp. –; () Sp. . – [Friedrich Wilhelm Bautz], BBKL () Sp. . – W. Berschin, LThK () Sp. . – A. Rausch, MGG Personenteil () Sp. –. – Alfons Zettler, HLS (online, Version ..) www.hls-dhsdss.ch/textes/d/D.php. – Anette Syndikus/ Red., Killy () S. f. – Abbé Chustain: Essay sur la tradition du chant ecclesiastique depuis S. Grégoire, suivi d’un tonal inédit de Bernon de R. Toulouse . – Wilhelm Brambach: Das Tonsystem und die Tonarten des christlichen Abendlandes im MA [...] mit einer Wiederherstellung der Musiktheorie Berno’s v. R. nach einer
um Karslruher Hs. Leipzig . – Ders.: Die Musiklitteratur des MA bis zur Blüte der Reichenauer Sängerschule (Mitt. aus der großherzogl. badischen Hof- und Landesbibl. und Münzslg. ). Karlsruhe . – Ders.: Theorie und Praxis der Reichenauer Sängerschule (Mitt. aus der großherzogl. badischen Hof- und Landesbibl. und Münzslg. ). ebd. . – Pierre Blanchard: Notes sur le œuvres attribués à Bernon de R. In: Révue Bénédictine () S. –. – K. Beyerle: Aus dem liturgischen Leben der Reichenau. In: Die Kultur der Abtei Reichenau (s.o., Ausg.) Bd. . S. –. – Gerhard Pietzsch: Die Musik im Erziehungs- und Bildungsideal des ausgehenden Altertums und frühen MA (Stud. zur Gesch. der Musiktheorie im MA ). Halle , S. f. – Arno Duch: Eine verlorene Hs. der Schr. Bernos v. R. in den Magdeburger Centurien. In: Zs. für Kirchengesch. () S. –. – Paulus Volk: Bernon v. R. In: Dictionnaire d’histoire et de géographie ecclésiastiques () S. f. – Otto Homburger: Die Widmungsseite von B.s ‹Tonarius›, ein unbekanntes Einzelbl. der «Liuthargruppe». In: Form und Inhalt. Kunstgeschichtliche Stud. FS Otto Schmitt. Hg. v. Hans Wentzel. Stuttgart , S. –. – Carl Erdmann: B. v. R. und Heinrich III. In: Ders.: Forschungen zur politischen Ideenwelt des FrühMA. Berlin , S. –. – Kassius Hallinger: Gorze-Kluny. Stud. zu den monastischen Lebensformen und Gegensätzen im HochMA. Bd. (Studia Anselmia ). Rom (Nachdr. Graz ) S. –. – F.-J. Schmale: Zu den Briefen B.s v. R. In: Zs für Kirchengesch. () S. –. – Hans Oesch: Berno und Hermann v. R. als Musiktheoretiker. Mit einem Überblick über ihr Leben und die hsl. Überl. ihrer Werke. Beigabe: Das Geschichtswerk Hermanns des Lahmen in seiner Überl. von Arno Duch (Publ. der Schweizerischen Musikforschenden Ges. /). Bern . – Joseph Smits van Waesberghe: The theory of music from the Carolingian era up to . Descriptive catalogue of manuscripts. Bd. : Italy. (Répertoire international des sources musicales B//). München u. a. , S. , , u. ö. – Henri de Lubac: Exégèse médiévale. Les quatre sens de l’Ecriture Bd. /. Paris , S. –. – Josef Andreas Jungmann: Missarum sollemnia. Eine genetische Erklärung der Römischen Messe. ., verb. Au . Bd. . Freiburg u. a., S. , . – Joseph Szövérffy: Die Annalen der lat. Hymnendichtung. Ein Hb. . Berlin , S. –. – Deutschlands
um Geschichtsquellen im MA. Hg. WilhelmWattenbach/Robert Holtzmann. Neuausg. besorgt v. F.-J. Schmale. Bd. . Darmstadt , S. – u. ö.; Bd. : ebd. , S. * f. – Werner Wolf: Von der Ulrichsvita zur Ulrichslegende. Unters. zur Überl. und Wandlung der Vita Udalrici als Beitr. zu einer Gattungsbestimmg der Legende. Diss. München , S. –. – Wolfgang Erdmann/Alfons Zettel: Zur karolingischen und ottonischen Baugesch. des Marienmünsters Reichenau-Mittelzell. In: Die Abtei Reichenau. Neue Beitr. zur Gesch. und Kultur des Inselklosters. Hg. v. Helmut Maurer (Bodensee-Bibl. /Hegau-Bibl. ). Sigmaringen , S. –, hier S. –. – F.-J. Schmale: Die Reichenauer Weltchronistik. In: ebd., S. –. – J. Smits van Waesberghe: Bernonis Augiensis abbatis de arte musica disputationes traditae. Bde. (Divitiae musicae artis A//–). Buren –. – Theodor Klüppel: Reichenauer Hagiographie zwischen Walahfrid und Berno (Reichenau-Bücherei). Sigmaringen . – Hartmut Möller: Zur Reichenauer Offiziumstradition der Jahrtausendwende. In: Studia musicologica Academiae Scientiarum Hungaricae () S. –. – Arno Borst: Rithmimachie und Musiktheorie. In: Gesch. der Musiktheorie. Bd. : Rezeption des antiken Fachs im MA. Hg. v. Frieder Zaminer. Darmstadt , S. –. – H. Möller: Der «Tonarius Bernonis». Rätsel um Gerberts Ausg. In: Cantus Planus. Papers Read at the Fourth Meeting, Pécs, Hungary. Hg. v. László Dobszay u. a. Budapest , S. –. – A. Rausch: Der Tonar des B. v. R. und die süddt. Tradition. In: Musicologica austriaca / () S. –. – Karl Ernst Geith: Eine dt. Übersetzung der ‹Vita Sancti Udalrici› des B. v. R. aus Unterlinden zu Colmar. In: ‹Durch aubenteuer muess man wagen vil›. FS Anton Schwob. Hg. v. Wernfried Hofmeister/Bernd Steinbauer (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss., Germanistische Reihe ). Innsbruck , S. –. – H. Möller: «Fernleihe» eines Fürstabtes? Membra disiecta eines Tonarius Bernonis (Vat. Pal.lat. + Sankt Paul/Kärnten, Stiftsarch. /). In: Miscellanea Bibliothecae Apostolicae Vaticanae. Bd. : Palatina-Stud. . Arbeiten zu Codices Vaticani Palatini Latini und anderen Hss. aus der alten Heidelberger Slg. Hg. v. W. Berschin u. a. (Studi e Testi ). Vatikanstadt , S. –. – A. Rausch: B. v. R. und sein Einuß auf die Musiktheorie. In: Ma. Musiktheorie in Zentraleuropa. Hg. v. Walter Pass/A. Rausch
Füssener Sprachproben (Musica medievalis Europae occidentalis ). Tutzing , S. –. – Ders. Beobachtungen zum Kurztonar des B. v. R. In: Cantus Planus. Papers read at the th meeting, Sopron, Hungary, . Hg. L. Dobszay. Budapest , S.–. – Rausch (s. Ausg.) S. –. – Jane Warburton: Questions of Attribution and Chronology in Three Medieval Texts on Species Theory. In: Music Theory Spectrum () S. –. – Michael Klaper: Die musikalische Überl. aus dem Kloster Reichenau im . Jh. und die kompositorische Tätigkeit des Abtes B. (–). In: Beitr. zur Musik, Musiktheorie und Liturgie der Abtei Reichenau. Hg. v. W. Pass/A. Rausch (Musica medievalis Europae occidentalis ). Tutzing , S. –. – Joachim Wallasch: Die Mönchsgemeinschaft der Reichenau unter Abt Bern (–). In: Erbe und Auftrag. Benediktinische Monatschr. () S. –. – Dieter Blume: B. v. R. (–): Abt, Gelehrter, Biograph. Ein Lebensbild mit Werkverz. sowie Edition und Übersetzung von B.s Vita S. Uodalrici (Vorträge und Forschungen. Sonderbd. ). Ost ldern . – Anja Bayer/Bertram Jenisch: Die Grabgewänder des Abtes B. v. R. († ). Unters. der AbeggStiftung Riggisberg. In: Denkmalp ege in BadenWürttemberg () S. –. VZ Füssener Sprachproben. – Gruppe lat.-dt. Eintragungen, um . Die sog. F. S. ist in einer ursprünglich aus dem Benediktinerkloster St. Mang (Füssen) stammenden Handschrift überliefert. Der Kodex enthält hauptsächlich religiöse Texte in lat. Sprache. Außerdem hat eine weitere Hand in Freiräumen und auf Seitenrändern zusätzliche lat. Eintragungen vorgenommen, in die alemannische Abschnitte eingestreut sind. Es handelt sich bei diesen lat.dt. F. S. um wirtschaftliche Vermerke zu Gütern und Einkünften des Klosters. Die Forschung vermutet daher ein Mitglied des Klosters als Schreiber der Notizen. Man geht weiterhin von einer älteren Vorlage der F. S. aus, die auf einen Sibot oder Siboto zurückgehen dürfte. Dieser wird im Text als Küster erwähnt («herri Sibot dir custir») und verwaltete möglicherweise die Finanzen des Klosters. Sibot war vielleicht mit einem zwischen und in St. Mang nachgewiesenen Diakon gleichen Namens identisch. Dem Schreiber der Handschrift
Deutsches salernitanisches Arzneibuch könnten z. B. von Sibot angefertigte Verzeichnisse vorgelegen haben. Ü: Innsbruck, ULB, cod. , vb, r, v, v, v, v (Perg., St. Mang [?], zweite Hälfte . Jh., alemannisch). – Vgl. Walter Neuhauser: Kat. der Hss. der UB Innsbruck : Cod. –. Wien , S. –. – Hellgardt (s. Lit.). – Kompatscher (s. Lit.). A: Seemüller (s. Lit.). – Denkmäler dt. Prosa des . und . Jh. A [Textbd.]. Hg. v. Friedrich Wilhelm. München (Nachdr. München ) S. – (Nr. XL); Bd. B (Komm.), ebd. , S. f. L: Joseph Seemüller: F. S. vom Jahr . In: Zs. des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg () S. –. – Wilhelm (s. Ausg.). – Ernst Hellgardt: Die deutschsprachigen Hss. im . und . Jh. Bestand und Charakteristik im chronologischen Aufriß. In: Dt. Hss. –. Oxforder Kolloquium . Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –, hier S. (Nr. ). – Gabriele Kompatscher: Bernardus Claraevallensis. Hss. Stamser Provenienz in der UB Innsbruck. Eine Bestandsaufnahme. In: Studia Stamsensia : Aus Kultur und Geistesleben der Oberinntaler Zisterze in MA und früher Neuzeit. Hg. v. Alfred A. Strnad/ Katherine J. Walsh. Wien , S. –, hier S. . MM Koeppelsches Psalmenfragment mit Interlinearglossen. – Lat. Psalterfragment mit dt. Übersetzung, um . Das sog. K. P. ist nur auf einem fragmentarischen Pergament-Doppelblatt überliefert. Dieses wird von der Forschung auf um datiert und wurde als ursprünglich mittleres Blatt einer Lage identi ziert. Der lat. Psalmentext stammt von einer anderen Schreiberhand als die dazugehörigen dt. Interlinearglossen. Der lat. Text des K. P. umfasst Ps , bis Ps , auf Grundlage der verbreiteten, sog. gallikanischen Rezension des Psalteriums. Weiterhin wurden darin Elemente aus dem Bibeltext der sog. Vetus latina und dem Psalterium Romanum nachgewiesen. Die sprachliche Einordnung der dt. Glossen ist umstritten. Ihre Entstehung wurde mal im süd(ost)mitteldt. Sprachraum – etwa Ostfranken oder Thüringen – vermutet, zuletzt auch in Westmitteldeutschland. Zugleich geht man von einer
. Hälfte . Jh. bair. Vorlage aus, die sich von dem lat. Text teilweise unterschied. Die Glossen bieten eine eng an den lat. Psalmentext angeschlossene Übersetzung, die zugleich nicht frei von Übersetzungsfehlern und falschen Lemma-Zuordnungen ist. Ü: Chapel Hill (North Carolina), Privatbesitz Familie Koeppel, Doppelbl. (Perg., um , bair.-österr.). – Vgl. www. handschriftencensus.de/. A: Koeppel/Tax (s. Lit.). L: Dorothea Klein, VL () Sp. f. – Anette Koeppel/Petrus W. Tax: Ein neues lat. Psalterfragm. (Ps ,–,) mit mhd. Interlinearglossen (um ). In: PBB () S. –. MM Meister Pyling. – Gewährsmann eines gynäkologischen Rezepts, um ./. Jh. M. P. ist nur im sog. → Frauenbüchlein der Salzburger Hs. M III (auch Speyrer Frauenbüchlein) nachgewiesen. Das gynäkologische Kompendium verweist im Abschnitt über die Empfängnis unter dem Titel Von der kinde enpfengnisse auf M. P. Da die Forschung für das Frauenbüchlein einen Archetyp von um annimmt und das Kompendium ansonsten auf Literatur des . und . Jh. zurückgreift, dürfte M. P. bereits lange vor gewirkt haben. Ü: Salzburg, UB, cod. M III , rb (Perg. und Pap., Speyer [?], um , rheinfränkisch). – Vgl. Anna Jungreithmayr u. a.: Die dt. Hss. des MA der UB Salzburg. Wien , S. –. – www.handschriftencensus.de/. A: Roland Siegmund: Das ‹Speyrer Frauenbüchlein›. Diss. Würzburg . L: Siegfried Sudhof, VL () Sp. . – Christine Boot/Gundolf Keil: Frauenbüchlein der Salzburger Hs. M III . In: VL () Sp. f. – Vgl. auch die Lit. zum Frauenbüchlein der Salzburger Hs. M III . MM Deutsches salernitanisches Arzneibuch. – Ältestes deutschsprachiges Kompendium medizinisch-salernitanischer Fachliteratur, frühes . Jh. Der ostmitteldt. Kompilator des D. s. A. hat die Stücke seiner Sammlung nicht nur zusammengestellt, sondern höchstwahrscheinlich auch für jeden der Texte die jeweils erste volksprachige Übersetzung angefertigt. Er muss an einer Stätte gewirkt haben, wo er leichten Zugriff auf die einschlägigen Fachbeiträge der salernitanischen Tradition
. Hälfte . Jh. hatte. Vorstellbar wäre hier z. B. die Domschule in Breslau. Gemeinsam mit dem → Korpus der Klostermedizin darf das D. s. A. als das herausragende medizinische Handbuch des . Jh. im dt. Sprachraum angesehen werden. Im Gegensatz zum Korpus, das zwar nicht mehr wie der → Bartholomäus ausschließlich auf der Klostermedizin aufbaut, aber noch in obd. Klöstern Verwendung fand, richtet sich das D. s. A. primär an akademische Ärzte. Wegen seiner Praxisbezogenheit dürften auch Wundund Laienärzte zu den Adressaten des D. s. A. zählen. Das → Breslauer Arzneibuch baut im Wesentlichen auf dem D. s. A. auf. Das Kompendium ist in fünf Bücher unterteilt, von denen das erste und das letzte auf jeweils jungen Quelltexten beruhen: . Humoralpathologie, offensichtlich nach einer Vorlage, die von der Schule von Toledo bein usst war; . Diätetik des Ali ibn al-Abbˉas (al Majusi) in der Übersetzung des Constantinus Africanus (identisch mit Abschnitt von dessen Liber pantegni); . Viaticus des Ibn alJazzar ergänzt mit den Ernährungsregeln des Isaak Israeli (gleichsam über Vermittlung des Constantinus); . Älteste dt. Fassung des → Liber iste (bzw. des Antidotarium Nicolai [→ Nicolaus Salernitanus]); . Erweiterte Fassung des Harntraktates Ursos von Salerno aus dem späten . Jh. Das D. s. A. war im . Jh. bis in den bairischen Sprachraum verbreitet und dürfte seinen Rezeptionshöhepunkt vor gehabt haben. Gegenüber der Konkurrenz des Arzneibuches → Ortolfs von Baierland und des Thesaurus pauperum vermochte es sich im SpätMA nicht zu behaupten. Ü: Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. (C) Bll. (Perg., letztes Drittel . Jh. [Nachträge . Jh.], bair.-österr. mit mitteldt. Einschlag); unvollst. Digitalisat unter: www. manuscripta.at/ scripts/php/manuscripts.php; Abschrift der Hs. von durch Josef Diemer: Wien, ÖNB, Cod. («Diemers Arzneibuch aus dem . Jh.»). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (D) r–r (Perg., letztes Viertel . Jh./um , bair.-österr. mit mitteldt. Einschlag). – Breslau, UB, Cod. R (B) (vormals ebd., StB, Cod. R [Breslauer Arzneibuch]) v–v (Perg., erstes Viertel . Jh., ostsächsisch/thüringisch). – Wien, ÖNB, Cod. (A) ra–ra, rb–va, va–vb (Perg. und Pap., /, bair.-österr. mit mitteldt. Einschlag); einige Umstellungen und Erweiterungen (u. a. aus dem Bartholomäus). – München, BSB, Cgm
Deutsches salernitanisches Arzneibuch , ra–vb (Pap., zweites Viertel und Mitte . Jh., nordbair./böhmisch). – Fragmente: Wien, ÖNB , noch Bll. (Perg., . Jh., mitteldt.). – München, BSB, Cgm , Papierstreifen (zweites Viertel . Jh., niederalemannischelsässisch). – Manchester, John Rylands University Library, German. MS , noch Bll. (Pap., Ende . Jh.). A: C[arl] Külz/E. Külz-Trosse: Das Breslauer Arzneibuch R. der StB. Dresden , S. – (B). – Friedrich Schellig: Ein dt. Traktat über die Wassersucht nach einer Hs. des XIV. Jh. veröffentlicht und im Zusammenhange mit verwandten ma. Texten betrachtet. Diss. Leipzig , S. (Auszug aus C). – Erna Lesky: Quecksilber. Von Schmier- und Räucherkuren zur modernen Syphilistherapie. In: CIBA-Zs. () S. –, hier S. – (Auszug aus C; fehlerhaft). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – Franz Pfeiffer: Zwei dt. Arzneibücher aus dem . und . Jh. In: Sb. Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-Hist. Kl. () S. –, hier S. f. – Joseph Haupt: Über das mitteldt. Arzneibuch des Meisters Bartholomäus. In: ebd. () S. –, hier S. –. – Christoph Ferckel: Zum Breslauer Arzneibuch. In: Mitt. zur Gesch. der Medizin und Naturwiss. () S. –. – Karl Sudhoff: Zum Breslauer und Diemerschen Arzneibuche. In: ZfdA () S. f. – G. Keil: Die dt. medizinische Lit. im MA. In: Verhandlungen des XX. Internationalen Kongresses zur Gesch. der Medizin .–. August . Hg. v. Heinz Goerke/Heinz Müller-Dietz. Hildesheim , S. –, hier S. f. – G. Keil: Der ‹Kurze Harntraktat› des Breslauer ‹Cod. Salernitanus› und seine Sippe. Diss. Bonn , S. f. – Joachim Telle: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinlit. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg , S. f. – G. Keil: Zwei altdt. Übers. der Diaetae particulares von Isaak Judäus. In: Medical Latin. From the late middle ages to the eighteenth century. Hg. v. Wouter Bracke/ Herwig Deumens (Dissertationes. Academie Regia Belgica Medicinae. Ser. hist. ). Brüssel , S. –. – Bernhard Schnell: Übersetzen in der Medizinlit. des MA. Ein interkultureller Diskurs. In: Gesch. der Übers. Beitr. zur Gesch. der neuzeitlichen, ma. und antiken Übers. Hg. v. Bogdan
Secretum secretorum Kovtyk (Angewandte Sprach- und Übersetzungswiss. ). Berlin , S. –, hier S. . – G. Keil: D. s. A. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – G. Keil: Das Breslauer Arzneibuch und sein fachliterarisches Umfeld. In: Jb. der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Univ. zu Breslau / (/ []) S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . – G. Keil: «Isâk künig Salomons sun machte in Arabia ein buoch, daz Got nie bezzers geschuof». Die Repräsentanz der Schule von Kairouan im Würzburg und Breslau des . Jh. In: Ex oriente lux? Wege zur neuzeitlichen Wiss. (Schriftenreihe des Landesmuseums für Natur und Mensch ). Hg. v. Mamoun Fansa. Mainz , S. –, hier S. . VZ Secretum secretorum (auch: Secreta secretorum, [Kitab] Sirr al-asrˉar). – Pseudo-aristotelisches Kompendium, drittes Viertel . Jh., ab dem frühen . Jh. dt. überliefert. Das S. s. vermittelt im Rahmen eines Sendbriefs von → Aristoteles an Alexander den Großen politisches, diätetisches, naturkundliches, astrologisches, alchemistisches und anderes Wissen. Aufgrund der Autor ktion wurde der Text bis ins MA fälschlich Aristoteles zugeschrieben. Tatsächlich handelt es sich um ein arabisches, stark kompilatorisches Kompendium des . Jh. Der ursprüngliche Verfasser ist bis heute unbekannt. Als Titel hat sich die lat. Bezeichnung S. s. eingebürgert, die auf dem arabischen Kurztitel Sirr al-asrˉar beruht. Inhalt und Umfang des S. s. schwanken in den zahlreichen erhaltenen Fassungen und Bearbeitungen stark. Grundsätzlich bietet der Text angebliche Ratschläge des alternden Aristoteles an seinen Schüler Alexander. In der Standardfassung beginnt das S. s. mit einleitenden Stücken, darunter eine Kalifen-Widmung, ein Lob auf Aristoteles, ein kurzer Briefwechsel zwischen dem Philosophen und Alexander sowie ein pseudoaristotelisches Vorwort. Der Hauptteil erörtert zunächst das einem Herrscher angemessene Verhalten. Die entsprechenden Abschnitte enthalten astrologische, medizinische und diätetische Empfehlungen sowie ein physiognomisches Kapitel. Ein weiterer Abschnitt belehrt den Monarchen über
. Hälfte . Jh. Gerechtigkeit. Mehrere Kapitel behandeln staatliche Angelegenheiten aus den Bereichen Regierung, Verwaltung, Diplomatie und Militär. So erteilt der Text etwa Ratschläge zur Besetzung von Beamtenposten und zur Organisation eines Heeres. Der letzte Abschnitt des S. s. vermittelt hermetische und naturkundliche Lehren über Alchemie, Sterne, Edelsteine, P anzen, Talismane und Amulette. Das S. s. verarbeitet eine große Zahl arabischer, oft pseudo-aristotelischer Quellen. Als wahrscheinliche Hauptvorlage gilt eine pseudoaristotelische Epistel, die sich u. a. mit Regierungsund Kriegskunst beschäftigt (Kitˉab as-siyˉasah). Auch das enzyklopädische Werk Sendschreiben der lauteren Brüder oss in das S. s. ein. Die medizinischen und physiognomischen Kapitel werden von der Forschung auf eine weitere pseudoaristotelische Schrift Kitˉab al-Qˉanˉun zurückgeführt, die der unbekannte Autor weitgehend übernahm. Er benutzte außerdem wohl eine pseudoaristotelische Diätetik aus dem . Jh., eine arabische Übersetzung des Physiognomie-Traktats des Polemon von Laodikeia (. Jh.) sowie hermetische und astrologische Schriften. Die Forschung hat im S. s. weiterhin Verbindungen zu → Geber, Johannes → Paulinus und der → Tabula smaragdina nachgewiesen, die jedoch auch auf einen späteren Bearbeiter zurückgehen könnten. Die Ursprünge des arabischen S. s. werden im Nahen Osten vermutet, etwa im Irak. Die Entstehung des Werks wird auf die Zeit um das dritte Viertel des . Jh. datiert. Die verschiedentlich erwogene Existenz eines heute verlorenen Archetyps ist umstritten. Als frühe Textstufen erhalten sind nur die zwei Redaktionen SS/A und SS/B. Die Kurzfassung SS/A entstand spätestens bis zur Wende vom . zum . Jh. und umfasst in der Überlieferung sieben oder acht Bücher. Ihr Schwerpunkt liegt auf den politischen Aspekten des S. s. Bis spätestens Ende des . Jh. entstand dann die zehn Bücher umfassende Redaktion SS/B. Das textgenetische Verhältnis von SS/A und SS/B ist bis heute nicht geklärt. Die Redaktionen unterscheiden sich in ihren Kapiteleinteilungen und mehreren inhaltlichen Punkten. So enthält SS/B mehr medizinische und hermetische Abschnitte sowie zwei zusätzliche Erzählungen. Bis ins . Jh. entstanden danach weitere arabische Redaktionen. Der Beginn der abendländischen Rezeption des S. s. erfolgte im . Jh. Zwei lat. Bearbeitungen
. Hälfte . Jh. trugen besonders zur Verbreitung des Werks bei. Die ältere Übersetzung SS/J entstand um und ist in rund Handschriften ab dem . Jh. überliefert. Als Übersetzer nennt sich im Text ein Johannes Hispalensis, dessen Identität unsicher ist. Er wurde verschiedentlich mit einem Johannes von Sevilla gleichgesetzt, der auch astrologische Texte übersetzte. SS/J bietet eine Teilübertragung des S. s. nach SS/A. Johannes konzentrierte sich auf die medizinischen Abschnitte des Werks, die er um eine Einleitung und erläuternde Glossen ergänzte. Entsprechend wurde SS/J häu g in medizinische Sammlungen aufgenommen, ndet sich aber auch in Handschriften mit (pseudo-)aristotelischen Werken. → Albertus Magnus und → Vinzenz von Beauvais kannten SS/J ebenso wie → Thomas von Cantimpré. Im . Jh. wurde SS/J mit einer eigenen Glosse (Regula Ypocratis) versehen, ab dem . Jh. auch kommentiert. Außerdem erfuhr SS/ J mndl., engl., provenzalische und katalanische Übersetzungen. Die zweite lat. Bearbeitung SS/T wird auf um datiert und liegt in mehr als Textzeugen ab dem . Jh. vor. Der Übersetzer nennt sich Philippus Tripolitanus, bezeichnet sich im Vorwort als Kleriker und erwähnt einen Bischof von Tripolis namens Guido. Möglich, aber nicht bewiesen ist Philippus’ Identität mit einem gleichnamigen päpstlichen Legaten, der von um / bis um lebte. Der Text von SS/T beruht auf SS/B und SS/J. Die Übertragung gilt als gewissenhaft, weist aber aufgrund lückenhafter Arabischkenntnisse des Philippus auch Fehler auf. Er versah seine Bearbeitung mit einer Einleitung und einem Inhaltsverzeichnis, nahm juristische Ergänzungen vor und kürzte im Gegenzug die hermetischen, onomantischen und medizinischen Abschnitte. In der weiteren SS/T-Überlieferung wurde das S. s. u. a. um astrologische Anweisungen erweitert. SS/ T wurde ab dem . Jh. auch von namentlich bekannten lat. Bearbeitern aufgegriffen: Roger Bacon schuf um – eine eigene S. s.-Ausgabe. → Engelbert von Admont verfasste um einen Fürstenspiegel, der SS/T und Bacons Text einbezog. Bearbeitungen des . Jh. stammen von Alessandro Achillini () und Francesco Taegio (). Daneben erfolgten Separatüberlieferungen einzelner Textteile, besonders der Physiognomik. Neben die arabischen und lat. Fassungen des S. s. traten ab dem . Jh. Bearbeitungen in weiteren
Secretum secretorum Sprachen. So sind u. a. kastilische, hebräische, altfranzösische, mittelenglische und altrussische Texte bekannt. Besonders reich war die Rezeption des S. s. in dt. und ndl. Sprache. Die Forschung unterscheidet zwei Hauptgruppen dt. Bearbeitungen: Die auf SS/J beruhenden Texte entstanden vor allem im . Jh., stammen meist aus dem bairischösterreichischen Raum und sind primär in medizinischen Sammelhandschriften überliefert. Die zweite Gruppe basiert auf SS/T und ist sehr vielfältig. Der Schwerpunkt liegt auf dem obd. Sprachgebiet des . Jh. Besonders häu g sind Prosabearbeitungen. SS/J-Bearbeitungen: Als älteste dt. Übersetzung der SS/J-Gruppe und vielleicht des S. s. überhaupt gilt die sog. G-Fassung. Der Prosatext entstand spätestens um . Sein Ursprung wird im mitteldt. oder ostfränkischen Gebiet vermutet. G ist in Handschriften ab der Wende vom . zum . Jh. überliefert. Der unbekannte Bearbeiter kürzte die Einleitung deutlich. Außerdem modizierte er zahlreiche medizinische und diätetische Ratschläge der Vorlage. G erfuhr im . und . Jh. wiederum Bearbeitungen, die auf → Konrad von Eichstätt, Jakob → P aum und die Rezeptsammlung des Pfalzgrafen → Ludwig V. (–) wirkten. Ebenfalls noch dem . Jh. wird die dt. Prosafassung G zugerechnet, deren Wurzeln im nordbairischen Bereich vermutet werden. G ist ab dem . Jh. in Handschriften tradiert. Der als vorlagentreu geltende Text ist häu g mit dem → Korpus der Klostermedizin überliefert, in das er um aufgenommen wurden. Obwohl G ursprünglich auf SS/J beruhte, wurde für spätere Redaktionen auch ein SS/T-Text hinzugezogen. G war in Verbindung mit einem unbekannten lat. S. s.-Text außerdem Grundlage für die Jahreszeitenlehre im Harburger Kompendium (zweite Hälfte . Jh.). Um eine Prosabearbeitung handelt es sich auch bei der Fassung G, deren Entstehung um die erste Hälfte des . Jh. im österreichischen Raum vermutet wird. Der Text ist in vier Handschriften des . und . Jh. jeweils mit dem → Bartholomäus und ohne Zuschreibung an Aristoteles überliefert. Gegenüber der lat. Vorlage ist G gestrafft; die Übersetzung gilt sprachlich als leicht zugänglich. Eine mnd. Prosafassung von SS/J ist in zwei Handschriften der → Düdeschen Arstedie ab etwa erhalten. Textgrundlage waren wohl eine lat. und eine hochdt. Vorlage, vielleicht G. In dieser Fassung ist die
Secretum secretorum Einleitung gekürzt und die Jahreszeitenlehre an den Schluss verschoben worden. Der Text weist außerdem humoralpathologische Ergänzungen auf. Insgesamt gilt die Übersetzung aber als gewissenhaft. Die SS/J-Versfassung C wird auch als Lehren des Aristoteles bezeichnet. Der ostmittelbair. Text in rund Versen könnte noch im . Jh. entstanden sein. Er ist in fünf Handschriften des . und . Jh. häu g mit G überliefert. Die recht freie Übertragung bietet zahlreiche Kürzungen und Ergänzungen, u. a. bei den medizinischen und diätetischen Inhalten. C enthält außerdem eine Komplexionenlehre, die nach heutiger Kenntnis nicht aus dem S. s. stammt. In C wurden weiterhin Bezüge zum Alexanderroman nachgewiesen, die vielleicht auf eine → Ulrich von Etzenbach-Lektüre des Bearbeiters zurückgehen. Bereits dem frühen . Jh. gehört die Prosafassung G an, deren Entstehung im bairisch-österreichischen Raum vermutet wird. Der Text ist nur in zwei Handschriften des . Jh. jeweils mit diätetischen Werken überliefert. G bietet eine Teilübersetzung von SS/J, die u. a. die Jahreszeitenlehre enthält sowie verschiedene Kürzungen und Ergänzungen aufweist. Zur SS/J-Gruppe zählt weiterhin Das regiment gab Arestotiles Allexandro. Die Bearbeitung in Reimpaarversen wird auf das . Jh. datiert und auf einen mitteldt. Übersetzer zurückgeführt. Der Text ist in einer Sammelhandschrift des Johannes Rudolphi erhalten. Der Schwerpunkt der Bearbeitung liegt auf Gesundheits- und Verhaltensregeln für den alltäglichen Gebrauch. Nur die Häfte des Regiments basiert allerdings auf dem S. s. SS/J war weiterhin Grundlage einer südndl. Bearbeitung von um , Alsoet Aristoteles Alexander oversonde. Die in Reimpaarversen geschriebene Fassung umfasst neben der Einleitung fünf Kapitel zur Diätetik und gilt als sehr vorlagentreu. SS/T-Bearbeitungen: Frühester bekannter Text dieser Gruppe ist das sog. Zimmernsche Secretum secretorum (ZSS), das wohl in Klosterzimmern entstand und in vier Handschriften des . Jh. überliefert ist. Die Autorschaft des ZSS wurde früher → Hildegard von Hürnheim zugesprochen, gilt heute jedoch als offen. Das ZSS enthält eine Prosafassung von SS/T mit einer dt. Reimvorrede. Die unmittelbare Vorlage des ZSS ist unbekannt. Der physiognomische Teil des Textes beruht auf dem Compendium theologicae veritatis des → Hugo Ripelin von Straßburg. Die Übersetzung gilt insgesamt als verständlich und sehr originalgetreu. Ei
. Hälfte . Jh. genständig sind das Vorwort und die Einarbeitung des Ripelin-Textes. Wahrscheinlich aus dem . Jh. stammt Aristotelis heimlichkeit, eine Bearbeitung in rund mitteldt. Reimpaarversen. Der Text ist in drei Handschriften des . und . Jh. überliefert. Der anonyme Bearbeiter nahm vor allem in den Themenfeldern Medizin, Astrologie, Physiognomik, Militär und Hermetik Kürzungen vor. Im Gegenzug verlieh er seiner Übersetzung eine religiöse Färbung, erweiterte die erzählenden Abschnitte und schaltete ein Kapitel über freien Willen in den Text ein. Ebenfalls in Reimpaarversen ist die Phisionomia verfasst. Der Text wird auf spätestens das frühe . Jh. datiert und ist in drei Handschriften des . und . Jh. erhalten, u. a. im Hausbuch des → Michael de Leone. Grundlage war SS/T in einer VulgataFassung oder in der Redaktion Bacons. Im Zentrum steht hier die Physiognomik der Frauen und deren angebliche Sündenhaftigkeit. Eine weitere, bairisch-österreichische SS/TBearbeitung wird → Gernpaß zugeschrieben. Der Text in rund Reimpaarversen wird auf die zweite Hälfte des . Jh. datiert und ist in vier Handschriften des . Jh. überliefert. Quelle war möglicherweise nur ein Auszug aus dem S. s., ergänzt durch weitere Vorlagen, die dem Alexanderroman zugerechnet werden. Der Bearbeiter erweiterte die Rahmenerzählung der Einleitung und konzentrierte sich im Hauptteil besonders auf Lebensregeln. schuf Peter → Suchenwirt eine neue Redaktion der Gernpaß-Fassung. Der in drei Handschriften des . Jh. überlieferte Text interpretiert das S. s. primär als Fürstenspiegel. Ebenfalls bairisch-österreichischer Herkunft ist die SS/T-Übersetzung von Christian → Feldkircher. Sie ist in zwei Handschriften von um – in zwei sehr unterschiedlichen Redaktionen erhalten. Feldkirchers Prosafassung bietet Auszüge aus dem lat. S. s. und dazu jeweils eine dt. Übertragung. Der Bearbeiter übernahm die Fürstenspiegel-Abschnitte der Vorlage, verlieh ihnen aber eine biblische Färbung. SS/T oss außerdem in das Regimen () des Heinrich → Laufenberg ein. Die rund Reimpaarverse der Schrift enthalten auch eine Jahreszeitenlehre, die überwiegend dem S. s. entnommen ist. Sie ndet sich in acht Handschriften und einem Druck des Regimens. Von Interesse ist diese Bearbeitung u. a. wegen ihrer Illustrationen, sind die meisten
. Hälfte . Jh. anderen dt. Fassungen des S. s. doch ohne Zeichnungen überliefert. Eine bairisch-österreichische Prosabearbeitung von SS/T schuf Andreas → Schweidnitz im Auftrag von Herzog Friedrich IV. († ). Der Text liegt nur als Abschrift von vor. Die Übersetzung gilt als sehr gewissenhaft und fasst das S. s. insgesamt als Fürstenspiegel auf. In Handschriften des . Jh. ist eine Aristoteleslehre des → Johannes von Indersdorf enthalten, die im Kontext von dessen Fürstenlehren (–) entstand. Den ersten Teil dieser Aristoteleslehre bildet eine dt. Übertragung der → Documenta Aristotelis ad Alexandrum Magnum, die inhaltlich dem S. s. nahestehen. Der zweite Teil bietet eine Prosateilübersetzung von SS/T. Johannes konzentrierte sich dabei auf die Tugend- und Lasterlehren der Fürstenspiegel-Abschnitte, die er mit erbaulichen Ergänzungen versah. Er veränderte außerdem die Reihenfolge der Anweisungen. Die Forschung hat Johannes’ Bearbeitung mit einem Florilegium verglichen, da sie gegenüber der Vorlage sehr selektiv gestaltet ist. Ebenfalls auf die erste Hälfte des . Jh. geht eine weitere Prosabearbeitung von SS/T zurück, das Buch von den setin und regirungk der konige und der fursten. Der ursprünglich vielleicht westmitteldt. Text ist nur in einer Handschrift des . Jh. überliefert. Er weist neben verschiedenen Kürzungen und Ergänzungen eine Einteilung in fünf Bücher auf. Dem unbekannten Bearbeiter wird ein militärisches Interesse attestiert, da er in den entsprechenden Abschnitten eine Reihe von Aktualisierungen vornahm. Mit Super lapidem philosophicum liegt eine weitere Versfassung von SS/T vor. Die Entstehung der Reimpaarverse wird um die Mitte des . Jh. im westmitteldt. Gebiet vermutet. Der Text ist nur in zwei Handschriften erhalten, wurde aber noch gedruckt. Der Bearbeiter war besonders an den Alchemie- und Edelstein-Kapiteln des S. s. interessiert. Diese Fassung gilt als eines der wenigen Beispiele für selbstständige Übersetzungen der alchemistischen Partien des S. s. Ebenfalls um die Mitte des . Jh. verfasste → Melchior von Königshofen für einen unbekannten Adligen das Püchlin von den hohen heimlichen kunsten Aristotilis. Die schwäbische SS/T-Fassung ist in drei Handschriften des . Jh. erhalten und wurde ab auch gedruckt. Melchior arbeitete die hermetischen und Fürstenspiegelaspekte des S. s. heraus und modi
Secretum secretorum zierte die Einteilung der Kapitel, hielt sich ansonsten aber an seine Vorlage. Um das dritte Viertel des . Jh. entstand die Prosa-Bearbeitung eines Geistlichen namens Hans → Schober, die in einer – wohl autographen – Handschrift überliefert ist. Hans wird verschiedentlich mit einem Johannes Schober gleichgesetzt, der ab Stadtschreiber und Notar im oberpfälzischen Amberg war. Schober kürzte vor allem die astrologischen Passagen der Vorlage, der er insgesamt aber eng folgte. Mit dem unikal überlieferten Buch der heimlikeit liegt auch eine niederalemannische Bearbeitung des S. s. vor. Als Vorlage wird die SS/T-Redaktion des → Engelbert von Admont vermutet. Das Buch ist überwiegend in Prosa verfasst, enthält aber auch einzelne Verse. Die Jahreszeitenlehre ist gegenüber der Vorlage gekürzt. Zugleich nahm der Bearbeiter Ergänzungen zu medizinischen und astronomischen Fachbegriffen vor. Das Buch zählt zu den wenigen illustrierten dt. Fassungen des S. s. Die Bilder zeigen meist den im Text angesprochenen Herrscher. Wie SS/J wurde auch SS/T in ndl. Sprache bearbeitet. Die Heimelijkheid der heimelijkheden (um ) des → Jacob van Maerlant fasst das S. s. in rund Reimpaarverse. Die Schrift wurde als Fürstenspiegel für den holländischen Grafen Floris V. (–) verfasst. Das anonyme Werk Vier manieren van coninghen (um ) zeigt ein vor allem medizinisches Interesse des Bearbeiters. Dem Prosatext wurde auch eine Fassung des → Sinns der höchsten Meister von Paris inseriert. Die direkten Bearbeitungen bilden insgesamt eine große Gruppe innerhalb der dt. Gesamtrezeption des S. s. Einen bedeutenden Teil seiner Wirkung verdankte das Kompendium jedoch auch unselbstständigen Auszügen und indirekten Ein üssen. SS/T wurde etwa in der Wiener Fürstenregel (→ Fürstenspiegel «Wiewol all menschen erstlich entsprungen aus ainer wurczel Adam») rezipiert, die wiederum auf Michel → Beheim wirkte. SS/T war auch Basis für die → Versepistel des Aristoteles an Alexander über den philosophischen Stein. Eine weitere Rezeption des S. s. erfolgte in der Alexanderdichtung, etwa bei Meister → Babiloth, Johannes → Hartlieb und → Rudolf von Ems. Versatzstücke und Entlehnungen nden sich auch im → Iatromathematischen Hausbuch, → Obd. Aderlassbüchel, → Genter Aderlassbüchlein, → Darmstädter Arzneibuch, → Regimen sanitatis Salernitanum sowie in den → Quaestiones de medico
Secretum secretorum rum statu, der → Mainauer Naturlehre und der Jahreszeitenlehre im → Bremer Arzneibuch. Als namentlich bekannte Autoren griffen u. a. → Konrad von Eichstätt, → Eberhart von Landshut, Heinrich → Wittenwiler, Johannes Hauser, Michael von Prag und Jakob Wimpfeling auf das S. s. zurück. Die weitreichende Wirkung des S. s. wird heute u. a. auf die Zuschreibung an Aristoteles zurückgeführt. Entsprechend ging das Interesse am S. s. besonders im akademischen Bereich desto stärker zurück, je mehr die Zweifel an der Autorschaft des Philosophen wuchsen. Dies galt jedoch nicht unbedingt für die dt. Rezeption: Obwohl die lat. Tradition im . und . Jh. bereits schwächer wurde, blühten während dieser Zeit die dt. Bearbeitungen. Die dt. Rezeption erlangte freilich nie die Geschlossenheit der lat. Tradition, die von zwei Redaktionen dominiert wurde. So existiert kein dt. Standardtext des S. s., sondern ein Nebeneinander konkurrierender Fassungen. Der zeitlichen Reichweite der Überlieferung schadete dies nicht – das S. s. wurde in Deutschland wie im Orient bis in die Neuzeit rezipiert. Die dt. Bearbeiter und Leser des Kompendiums waren zunächst an dessen medizinischen Aspekten interessiert. So wird dem S. s. eine wichtige Bedeutung für die Diätetik des MA zugesprochen. Physiognomik, Jahreszeitenlehre und Hermetik des S. s. wurden ebenfalls oft rezipiert. Daneben wurde das S. s. bereits in seinen arabischen Fassungen und bis ins späte MA hinein als Fürstenspiegel gelesen. In der Forschung blieb das Kompendium bis ins . Jh. Gegenstand von Untersuchungen zur verwickelten Textgeschichte mit ihrer Vielzahl von Handschriften und Fassungen, aber auch zu den medizinischen, alchemistischen und politischen Aspekten des Werks. Ü: Weit über arabische, lat. und volkssprachige Hss. ab dem . Jh., darunter mehr als dt. Hss. – Übersichten zur Überlieferung u. a. bei: Förster (s. Lit.; gilt als weitgehend überholt). – Rohde (s. Lit.) S. –. – Wurms (s. Lit.). – Manzalaoui (s. Lit.; arabische Hss.). – Charles B. Schmitt/Dilwyn Knox: Pseudo-Aristoteles Latinus. A Guide to Latin Works Falsely Attributed to Aristotle before . London , S. –. – Keil (s. Lit.). – Williams, ‹Secret›, (s. Lit.) S. –. – Forster (s. Lit.; vor allem zu den dt. Fassungen). – Vgl. außerdem die Angaben in den Ausgaben. D: . Insgesamt über zwanzig Drucke ab um , meist mit lat. Texten nach SS/T. –
. Hälfte . Jh. Verz. im GW (http://gesamtkatalogderwiegendrucke.de/docs/ARISTOT.htm#SecretaSecretorum). . Dt. Jahreszeitenlehre des Heinrich Laufenberg: Augsburg: [Erhard Ratdolt], (GW M). . Dt. S. s.-Übersetzung des Melchior von Königshofen: Augsburg: Heinrich Stayner, (außerdem und ; VD A –). A: Weitere und ältere Ausg. bei Keil (s. Lit.), Forster (s. Lit.) und in den einzelnen Ausgaben. I. Arabische Fassungen: Opera hactenus inedita Rogeri Baconi. Bd. . Hg. v. Robert Steele. Oxford , S. – (Übersetzung der arabischen B-Red.). – Forster (s. Lit.). II. Lat. Fassungen: Denkmäler provenzalischer Lit. und Sprache. Bd. . Hg. v. Hermann Suchier. Halle/Saale , S. – (SS/J). – Johannes Brinkmann: Die apokryphen Gesundheitsregeln des Aristoteles für Alexander den Großen in der Übersetzung des Johannes von Toledo. Leipzig , S. – (SS/J). – Steele (s. o.; Bacon-Bearb. von SS/T). – Möller (s. u.) S. – (SS/T). – Williams, ‹Secret›, (s. Lit.) S. – (Teilausg. von SS/J und SS/T). – Forster (s. Lit.; SS/J). III. Dt. Fassungen: A. SS/J-Tradition: . Fassung G: Brinkmann (s. o.) S. –. – Hirth (s. Lit.; Teilausg.). . Fassung G: Hirth (s. Lit.) S. –, –, –. – Vgl. auch die Ausg. der Düdeschen Arstedie. . Harburger Jahreszeitenlehre: Hirth (s. Lit.) S. –. . Fassung G: Hirth (s. Lit.) S. – (Teilausg.). – Forster (s. Lit.) S. –. . Lehren des Aristoteles: Toischer (s. Lit.) S. –. . Fassung G: Forster (s. Lit.) S. –. . Das Regiment gab Arestotiles Allexandro: Forster (s. Lit.) S. f. . Alsoet Aristoteles Alexander oversonde: Willy L. Braekman: Berijmde Middelnederlandse Gezondheidsleer ‹alsoet Aristoteles Alexander Oversande›. In: Verslagen en Mededelingen van de Koninklijke Academie voor Nederlandse Taal- en Letterkunde () S. –.
. Hälfte . Jh. B. SS/T-Tradition: . Hildegard von Hürnheim (Zimmernsches S. s.): Prosa der dt. Gotik. Eine Stilgesch. in Texten. Hg. v. Wolfgang Stammler. Berlin , S. –. – Mhd. Prosaübersetzung des ‹Secretum secretorum›. Hg. v. Reinhold Möller (DTM ). Berlin (vgl. dazu: Friedrich Neumann, ZfdPh [] S. –; Walter Röll, Dt. Literaturzeitung [] S. –; Hans Fromm, PBB [Tüb.] [] S. –; Gundolf Keil, AfdA [] S. –). – Vgl. auch die Ausg. zu Hildegard von Hürnheim. . Aristotelis heimlichkeit: Aristotilis Heimlichkeit. Hg. v. Wendelin Toischer. Wiener Neustadt . . Phisionomia: Kriesten (s. Lit.) S. f. (Teilausg.). . Gernpaß-Fassung: Toischer (s. Lit.) S. –. . Heinrich von Laufenberg: Das ‹Regimen› Heinrich Laufenbergs. Textologische Unters. und Edition. Hg. v. Heinz A. Menge (GAG ). Göppingen . – Regimen der Gesundheit. Hg. v. Marlis Stähli. München (Faks.). . Andreas Schweidnitz: Wurms (s. Lit.) S. – (Teilausg.). . Johannes von Indersdorf: Eugen Gehr: Die Fürstenlehren des Johannes von Indersdorf für Herzog Albrecht III. von Baiern München und seine Gemahlin Anna. Amberg , S. –. – Brinkhus (s. Lit.) S. –. . Super lapidum philosophicum: Telle (s. Lit.) S. –. . Hans Schober: Rohde (s. Lit.) S. – (Teilausg.). . Jacob van Maerlant: Jacob van Maerlant: Heimelijkheid der heimelijkheden. Hg. v. Johannes Clarisse. Doordrecht . – Eduard von Kausler: Denkmäler altndl. Sprache und Litteratur. Bd. . Tübingen (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. –. – Jacob van Maerlant’s Heimelijkheid de Heimelijkheden. Hg. v. Andries A. Verdenius. Amsterdam . . Vier manieren van coninghen: Braekman (s. Lit.). . Wiener Fürstenregel: Brinkhus (s. Lit.) S. –. IV. Englische Bearbeitung: Three Prose Versions of the Secreta secretorum. Hg. v. Robert Steele. London . Nachdr. Millwood . – S. s. Nine English Versions. Hg. v. Mahmoud Manzalaoui. Oxford u. a. .
Secretum secretorum V. Französische Bearbeitung: Lorée (s. Lit.). Ü: The Secret of Secrets. Hg. v. Lin Kerns. Lewiston (New York) . L: Weitere Lit. u. a. bei Keil , Williams , Forster und Lorée (s. u.); vgl. zudem die Ausgaben. De Boor/Newald / () S. f., ; / () S. , . – Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – Ders. u. a., LexMA () Sp. –. – W. Toischer: Die altdt. Bearbeitungen der pseudoaristotelischen ‹Secreta s.› In: Jb. der kaiserlichkgl. Staats-Ober-Gymnasiums Prag-Neustadt () S. –. – Richard Förster: Hss. und Ausg. des pseudo-aristotelischen S. s. In: Zentralbl. für Bibliothekswesen () S. –, –. – Georg Kriesten: Über eine dt. Übersetzung des pseudoaristotelischen S. s. aus dem . Jh. Diss. Berlin . – Otto Rohde: Über eine noch unbekannte spätmhd. Prosaübersetzung des pseudoaristotelischen S. s. Diss. Hamburg . – Allan H. Gilbert: Notes on the In uence of the S. s. In: Speculum () S. –. – Oliver Beckerlegge: An Abridged Anglo-Norman Version of the S. s. In: Medium Aevum () S. –. – Mario Grignaschi: Les Rasˉa’il ’Arist.aˉ t.aˉ lˉısa ’ilˉa-lIskandar de Sˉalim Abˉu-l ’Ala’ et l’Activité Culturelle à l’Époque Omayyade. In: Bulletin d’Études Orientales et de Damas (/) S. –. – Wolfgang Hirth: Zu den dt. Bearbeitungen der S. s. des MA. In: Leuvense Bijdragen () S. –. – M. Grignaschi: Le Roman Épistulaire Classique Conservé dans la Version de Sˉalim Abˉul-’Alˉa’. In: Muséon () S. –. – W. Hirth: Stud. zu den Gesundheitslehren des sog. S. s. unter besonderer Berücksichtigung der Prosaüberlieferungen. Diss. Heidelberg . – Friedrich Wurms: Stud. zu den dt. und lat. Prosafassungen des ps.-aristotelischen S. s. Diss. Hamburg . – M. Manzalaoui: The Pseudo-Aristotelian ‹Kitˉab Sirr al-asrˉar›. Facts and Problems. In: Oriens / () S. –. – W. Hirth: Die älteste dt. ‹Sirr-al-Asrˉar›-Überl. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – Ders.: Die Textschleppe der altdt. S.-s.-Fassung G/H. In: Acta Congressus Internationalis XXIV Historiae Artis Medicinae, – Aug. , Budapestini . Hg. v. József Antall u. a. Budapest , S. –. – M. Grignaschi: L’Origine et les Métamorphoses du ‹Sirral-Asrâr›. In: Archives d’Histoire Doctrinale et Littéraire du Moyen Âge () S. –. – Gerd
Secretum secretorum Brinkhus: Eine bayerische Fürstenspiegelkompilation des . Jh. Unters. und Textausg. (MTU ). München , S. –, f., f., – u. ö. – M. Grignaschi: La Diffusion du S. S. (‹Sirral-Asràr›) dans l’Europe Occidentale. In: Archives d’Histoire Doctrinale et Littéraire du Moyen Âge () S. –. – Bruno Singer: Die Fürstenspiegel in Deutschland im Zeitalter des Humanismus und der Reformation [...]. München , S. –, u. ö. – Pseudo-Aristotle, The Secret of Secrets. Sources and In uences. Hg. v. William F. Ryan. London . – W. L. Braekman: Een Hattems Hs. Belangrijke Aanwinst voor de Middelnederlandse Artes- Literatuur. In: Volkskunde () S. –, hier S. f. – Charles B. Schmitt: Francesco Storella and the Last Printed Edition of the Latin S. s. (). In: Ders.: The Aristotelian Tradition and Renaissance Universities. London , S. –. – Volker Zimmermann: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachigen hsl. Kompendien des SpätMA. Stuttgart , S. – u. ö. – Giulio Busi: La Tradizione Ebraica del S. s. In: Annali di Ca’ Foscari () S. –. – Charles Burnett: The Eadwine Psalter and the Western Tradition of the Onomancy in Pseudo-Aristotle’s ‹Secret of Secrets›. In: Archives d’Histoire Doctrinale et Littéraire du Moyen Âge () S. – (wieder in: Ders.: Magic and Divination in the Middle Ages. Texts and the Techniques in the Islamic and Christian Worlds. Aldershot , S. –). – Ria JansenSieben: Repertorium van de Middelnederlandse Artes-Literatuur. Utrecht , s. Reg. – G. Keil, Regimen sanitatis – râtes leben. Gesundheitsregeln des MA. In: Voeding en Geneeskunde. Acten van het Colloquium, Brussel, ... Red. R. Jansen-Sieben. Brüssel , S. –. – Steven J. Williams: The Early Circulation of the PseudoAristotelian ‹Secret of Secrets› in the West. The Papal and Imperial Courts. In: Micrologus () S. –. – Ders.: Roger Bacon and His Edition of the Pseudo-Aristotelian S. s. In: Speculum () S. –. – Joachim Telle: Aristoteles an Alexander über den philosophischen Stein. Die alchemischen Lehre des pseudo-aristotelischen ‹Secreta secretorum› in einer dt. Versübersetzung des . Jh. In: Licht der Natur. Medizin in Fachlit. und Dichtung. FS G. Keil. Hg. v. Josef Domes (GAG ). Göppingen , S. –. – George R. Keiser: Filling a Lacuna in a Middle English S. s. In: Neuphilol. Mitt. () S. –. – Judith
. Hälfte . Jh. Ferster: The S. s. and the Governance of Kings. In: Dies.: Fictions of Advice. The Literature and the Politics of Counsel in Late Medieval England. Philadelphia , S. –. – Dies.: The S. s. in Ireland. In: ebd., –. – S. J. Williams: Roger Bacon and the ‹Secret of Secrets›. In: Roger Bacon and the Sciences. Commemorative Essays. Hg. v. Jeremiah M. G. Hackett. Leiden u. a. , S. –. – Denis Lorée: Le Statut du ‹Secret des Secrets› dans la Diffusion Encyclopédique du Moyen Âge. In: Discours et Savoirs. Encyclopédies Médiévales. Hg. v. Bernard Baillaud. Rennes , S. –. – Jozef Brams: Jacob van Maerlants Bewerking van het S. s. In: Handelingen van de Koninklijke Zuidnederlandse Maatschappij voor Taal- en Letterkunde () S. –. – S. J. Williams: Philip of Tripoli’s Translation of the Pseudo-Aristotelian S. s. Viewed within the Context of Intellectual Activity in the Crusader Levant. In: Occident et ProcheOrient. Contacts Scienti ques au Temps des Croisades. Actes du Colloque de Louvain-la-Neuve, et Mars . Hg. v. Isabelle Draelants u. a. Turnhout , S. –. – Stefano Rapisarda: Appunti sulla Circolazione del S. s. in Italia. In: Le Parole della Scienza. Scritture Tecniche e Scientiche in Volgare (Secc. XIII–XV). Atti del Convegno, Lecce, – Aprile . Hg. v. Riccardo Gualdo. Galatina , S. –. – Giuseppina Perrone: Il Volgarizzamento del S. s. di Cola de Jennaro (). In: ebd., S. –. – Matteo Milani: La Tradizione Italiana del S. s. In: La Parola del Testo () S. –. – S. J. Williams: The Vernacular Tradition of the PseudoAristotelian ‹Secret of Secrets› in the Middle Ages. Translations, Manuscripts, Readers. In: Filoso a in Volgare nel Medioevo. Atti del Convegno della Società Italiana per lo Studio del Pensiero Medievale [...]. Hg. v. Nadia Bray. Louvain-la-Neuve , S. –. – Regula Forster: ‹Alexander, nimm den Stein, der kein Stein ist›. Hermetisches und Alchemisches in einer arabischen Fassung des pseudoaristotelischen S. s. (‹Sirr-al-asrˉar›). In: Nova Acta Paracelsica NF () S. –. – S. J. Williams: The ‹Secret of Secrets›. The Scholarly Career of a Pseudo-Aristotelian Text in the Latin Middle Ages. Ann Arbor . – Ders.: Giving Advice and Taking It.The Reception by Rulers of the PseudoAristotelian S. s. as a Speculum Principis. In: Consilium. Teorie e Pratiche del Consigliare nella Cultura Medievale. Hg. v. Carla Casagrande u. a. Florenz , S. –. – S. J. Williams: Re ections
. Hälfte . Jh. on the Pseudo-Aristotelian S. s. as an Astrological Text. In: Il Sole e la Luna. Red. Nathalie Blancardi. Florenz , S. –. – Ilaria Zamuner: La Tradizione Romanza del S. s. Pseudo-Aristotelico. In: Studi Medievali () S. –. – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA. Baden-Baden , S. –. – R. Forster: Das Geheimnis der Geheimnisse. Die arabischen und dt. Fassungen des pseudo-aristotelischen ‹Sirr al-asrr›, ‹S. s.›. Wiesbaden (mit weiterer Lit.). – Klaus Bitterling: Lexical Notes on the Text of the Lambeth Version of the S. s. In: Language and Text. Current Perspectives on English and Germanic Historical Linguistics. Hg. v. Andrew J. Johnston u. a. Heidelberg , S. –. – Pieter Borghart: The Reception of Artistotele’s ‹Ethica Nicomachea› in the ‹Heimelijkheid der Heimelijkheden› (‹Secret of secrets›) by Jacob van Maerlant. In: Medieval Manuscripts in Transition. Tradition and Creative Recycling. Hg. v. Geert H. M. Claassens/Werner Verbeke. Leuven , S. –. – Yela Schauwecker: Die Diätetik nach dem S. s. in der Version von Jofroi de Waterford. Teiledition und lexikalische Unters. Würzburg . – S. J. Williams: The PseudoAristotelian ‹Secret of Secrets› as a Didactic Text. In: What Nature Does not Teach. Didactic Literature in the Medieval and Early Modern Periods. Hg. v. Juanita F. Ruys. Turnhout , S. –. – Chiara Crisciani: Ruggero Bacone e l’Aristotele’ del S. s. In: Christian Readings of Aristotle from the Middle Ages to the Renaissance. Hg. v. Luca Bianchi. Turnhout , S. –. – Libby Karlinger Escobedo: The Milemete Treatise and Companion S. s. Iconography, Audience, and Patronage in Fourteenth-Century England. Lewiston u. a. . – Bee Yun: Does the History of Medieval Political Thought Need a Spatial Turn? The Murals of Longthorpe, the S. s. and the Intercultural Transfer of Political Ideas in the High Middle Ages. In: Cultural Transfers in Dispute. Representations in Asia, Europe and the Arab World since the Middle Ages. Hg. v. Jörg Feuchter u. a. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Barbara Lomagistro: Le Versioni Paleo-Ceche del S. s. Pseudo-Aristotelico. Osservazioni Preliminari. In: Orientalia Christiana Periodica () S. –. – D. Lorée: Édition Commentée du ‹Secret des Secrets› du PseudoAristote. Bde. Diss. Rennes . MM
Liber iste Liber iste ([Pseudo-]Platearius-Glossen). – Salernitanische Drogenkunde, um ; dt. Rezeption frühes . Jh. Der L. i., eine Hybridform aus Antidotar und Herbar, ist eine kommentierte Auszugsbearbeitung des frühsalernitanischen Antidotarius magnus. Gemeinsam mit dem → Circa instans stellt er die prominenteste salernitanische Drogenkunde dar und wurde in der späten Tradition Matthaeus oder Johannes Platearius untergeschoben. Beim tatsächlichen Urheber dürfte es sich um einen Arzt der «Schola Medica Salernitana» gehandelt haben, der auf das Übersetzungswerk des Constantinus Africanus († ) bereits Zugriff hatte, → Nicolaus Salernitanus und dessen Antidotarium Nicolai aber vorausging. Er könnte identisch sein mit dem Verfasser des ähnlich konzipierten Liber noster de simplici medicina (aus dem heute verschollenen Breslauer Codex Salernitanus [olim Breslau, StB, Cod. ]). Der L. i. reduziert die überbordene Stofffülle des Antidotarius magnus mit seinen über Verfahren anhalt pharmakologischer Gesichtspunkte auf ein handliches Maß von Heilmitteln («usuales medicinae»). Beim Kommentieren der einzelnen Ingredienzen der vorgestellten Rezepte konnte der unbekannte Verfasser vielleicht auf die Erfahrungen des Liber noster zurückgreifen. Die breite Überlieferung des L. i. setzt um ein. Dass sie nicht abreißt und noch im . Jh. zahlreiche Handschriften nachgewiesen sind, ist primär dem durchschlagenden Erfolg des Antidotarium Nicolai zu verdanken. Da Nicolaus im Antidotarium die Auswahl von Stücken aus dem L. i. zur Basis des eigenen Werkes macht, konnte der ältere L. i. als drogenkundlicher Begleittext des Antidotarium Nicolai fungieren. Der Liber de virtutibus herbarum des Ru nus aus dem späten . Jh. bietet erstmals beide Texte gemeinsam auf, wobei dieser Überlieferungsverbund sich im Tradierungsverlauf bis ins späte . Jh. zunehmend verdichtet und noch in den frühneuzeitlichen Drucken des Antidotarium Nicolai nachverfolgbar bleibt. Auch in das enzyklopädische Schriftum fand der L. i. Eingang (Speculum naturale des → Vinzenz von Beauvais, De proprietatibus rerum des → Bartholomaeus Anglicus). Volkssprachige Bearbeitungen des L. i. sind schon für das . Jh. belegt, allerdings nur für den dt./ndl. Sprachraum, wo sie zuerst in den pharmazeutischen Vorreiterregionen Meißen-Schlesien und Flandern-Brabant begegnen: ) Am Anfang steht das → Deutsche salernitanische Arzneibuch aus
Liber iste dem frühen . Jh., als dessen vierter Abschnitt eine ostmitteldt. Übersetzung des L. i. erscheint. Allerdings spart die ansonsten ausführliche Übersetzung die eigentlichen drogenkundlichen Abschnitte aus und beschränkt sich auf Hinweise zu Indikationen sowie zur Applikation der Heilmittel. – ) Von einer vermutlich etwas jüngeren mittelniederfränkischen Fassung hat sich nur ein Fragment mit elf Kapiteln erhalten. Offenbar hat sich der ndl. Bearbeiter eng an seine lat. Vorlage gehalten. – ) Unter dem irreführenden Titel «Gude drenke vnde crude» wurde eine nordniedersächsische Kurzredaktion in das → Bremer Arzneibuch von integriert (Kap. –). Diese bietet nur noch knapp die Hälfte der Kapitel und verzichtet wie der ostmitteldt. Bearbeiter des Deutschen salernitanischen Arzneibuches auf die eigentliche Drogenkunde. – ) Ein breites Quellenspektrum weist ein gelderländischer Antidotarius aus dem . Jh. auf. Vermutlich war schon die unmittelbare lat. Vorlage eine Kontamination von Auszügen aus dem L. i. und Versatzstücken aus dem Circa instans sowie dem Antidotarium Nicolai. Als weitere Quellen benennt der unbekannte Bearbeiter → Roger Frugardi, → Avicenna und Rhazes (ar-Razi). – Ferner ist mit Streuüberlieferung zu rechnen, die indes nicht systematisch erfasst ist. Diese begegnet z. B. im → Alemannischen Kräuterbuch (Solothurn, ZB, Cod. S , v–r), aber auch in den altfränzösischen Secreta salernitana. Ü: (dt./ndl.) ) s. → Deutsches salernitanische Arzneibuch. – ) Leiden, UB, BPL , Doppelbl. (Pap., um , mittelniederfränkisch). – ) Hannover, Staatsarch, Ms. AA (im Zweiten Weltkrieg verbrannt) Bll. (Perg., , mnd.). – ) Gent, UB, Hs. , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., gelderländisch). A: Lat.: Erwin Müller: Der Traktat Liber iste (die sog. «Glossae Platearii») aus dem Breslauer Cod. Salernitanus (Texte und Unters. zur Gesch. der Naturwiss. ). Würzburg . – Lynn Thorndike/Francis Seymour Benjamin: The Herbal of Ru nus (Corpus of mediaeval scienti c texts ). Chicago (Nachdr. /). – Dt./ ndl.: ) C[arl] Külz/E. Külz-Trosse: Das Breslauer Arzneibuch R. der StB. Dresden , S. – (nach dem → Breslauer Arzneibuch). – ) Ernst Windler: Das Bremer mnd. Arzneibuch des Arnoldus Doneldey. Mit Einleitung und Glossar (Nd. Denkmäler ). Neumünster . L: Gundolf Keil/Willem Frans Daems, VL () Sp. –. – G. Keil, LexMA
. Hälfte . Jh. () Sp. . – Piero Giacosa: Magistri Salernitani nondum editi. Catalogo ragionato della esposizione di storia della medicina aperta in Torino nel . Turin u. a. , S. f., –. – Ludwig Choulant: Hb. der Bücherkunde für die ältere Medicin. Zur Kenntnis der griechischen, lat. und arabischen Schr. im ärztlichen Fache und zur bibliogr. Unterscheidung ihrer verschiedenen Ausg., Uebersetzungen und Erl. Leipzig , (Nachdr. Graz ) S. . – Erhard Benndorf: Der ‹Liber de confectione medicinarum› im Breslauer Cod. Arzneidarstellungsvorschr. aus der Mitte des XII. Jh. zum Salernitaner Antidotarium. Diss. Leipzig . – Karl Sudhoff: Die Salernitaner Hs. In Breslau, ein Corpus medicinae Salerni. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Arnold Carl Klebs: Incunabula scienti ca. In: Osiris (; Nachdr. Hildesheim u. a. , ) S. –, Nr. . – Hans Wölfel: Das Arzneidrogenbuch Circa instans in einer Fassung des XIII. Jh. aus der UB Erlangen. Text und Komm. als Beitr. zur P anzen- und Drogenkunde des MA. Hamburg , S. VII–IX. – Alfons Lutz: Der verschollene frühsalernitanische ‹Antidotarius magnus› in einer Basler Hs. aus dem . Jh. und das ‹Antidotarium Nicolai›. In: Acta pharmaciae historica () S. –; erw. Fassung in: Die Vorträge der Hauptversammlung der Internationalen Ges. für Gesch. der Pharmazie. Hg. v. Georg E. Dann (Veröff. der internationalen Ges. für Gesch. der Pharmazie NF ). Stuttgart , S. –, hier S. f. – Willy L. Braekman: Een gecommentarieerd antidotarium en de ‹Circa instans› van Platearius in een oostmiddelnederlandse bewerking. In: Scientiarum historia () S. –. – W. F. Daems: Boec van medicinen in Dietsche. Een middelnederlandse compilatie van medisch-farmaceutische literatuur (Janus. Suppléments ). Leiden , S. f. – G. Keil: Rezension Ausg. Daems, Boec van medicinen. In: Nd. Mitt. () S. –, hier S. . – W. L. Braekman/G. Keil: Fünf mndl. Übers. des ‹Antidotarium Nicolai›. Unters. zum medizinischen Fachschrifttum der ma. Niederlande. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –. – Dietlinde Goltz: Ma. Pharmazie und Medizin, dargestellt an Gesch. und Inhalt des Antidotarium Nicolai. Mit einem Nachdr. der Druckfassung von (Veröff. der Internationalen Ges. für Gesch. der Pharmazie NF ). Stuttgart , S. f. – Konrad Goehl: Kurziundex zum pseudoplatearischen ‹L. i.›. In: «Gelêrter der arzenîe, ouch apotêker». Beitr. zur
. Hälfte . Jh. Wisssenschaftsgesch. FS W. F. Daems. Hg. v. G. Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – Andreas Kramer/ Korinna Scheidt: Die Hss. des ‹Antidotarius magnus›. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Johannes Gottfried Mayer: Das Leipziger Drogenkompendium (Leipzig, UB, Cod. ) und seine Quellen ‹Circa instans›, ‹Aggregator› (Ps. Serapion), ‹Macer oridus› (bzw. ‹Älterer dt. Macer›), ‹Liber graduum› (Constantin) und ‹L. i.›. In: Editionen und Stud. zur lat. und dt. Fachprosa des MA. FS Gundolf Keil (Texte und Wissen ). Hg. v. K. Goehl/J. G. Mayer. Würzburg , S. –. – G. Keil: L. i. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Mireille Ausécache: Un ‹L. i.›, des ‹L. i.›? Un ‹Platearius›, des ‹Platearius›? Etat des lieux d’un projet d’édition. In: La scuola medica salernitana. Gli autori e i testi. Hg. v. Danielle Jacquart/Agostino Paravicini Bagliani (Edizione nazionale La Scuola Medica Salernitana ). Florenz , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , Reg. VZ Grazer Monatsregeln. – Diätetisches KurzRegimen, frühes . Jh. Volkssprachige Regimina duodecim mensium (Zwölfmonatsregeln) werden im dt. Sprachraum vorwiegend erst im . Jh. überliefert. Die G. M. stellen neben einem purgativen Spezialregimen aus dem Zürcher Arzneibuch (Zürich, ZB, Cod. C ; s. → Arzenîbuoch Ipocratis) den ältesten bekannten Vertreter des Genres dar (vgl. auch → Limburger Monatsregeln, Meister → Alexander, → Ipocras). Sie sind eine Übersetzung von zwölf lat. binnenreimenden Hexametern. Mit knappen Worten und in karger Prosa geben die G. M. an, was im jeweiligen Kalendermonat des Jahres der Gesundheit abkömmlich oder zuträglich sei. Nachhaltigen Anklang hat die dt. Prosafassung ganz offensichtlich nicht gefunden. Es ist nur ein tradierender Codex bekannt und direkte Rezeptionsspuren sind nicht nachgewiesen. Bevor die Prosa-G. M. als dt. Bearbeitung der lat. Verse identi ziert werden konnten, wurden die Hexameter als deutlich jünger eingestuft. Ihre Entstehung ist kurz vor derjenigen einer zweiten dt. Übersetzung angesetzt worden, die im späten . Jh. oder frühen . Jh. entstanden ist. Diese überführt die lat. Verse in zwölf
Grazer Monatsregeln dt. vierhebige Reimpaare und ist sprachlich wesentlich ansprechender als ihre Prosa-Vorgängerin ausgefallen. Den erhaltenen Handschriften nach zu urteilen war sie auch deutlich erfolgreicher. Johann → Gredinger hat sie für einen Kalender für überarbeitet. Ü: Lat. Hexameter: Die tradierenden Hss. sind durchweg jünger als diejenige der älteren Übersetzungen. Zumeist besteht Überlieferungsgemeinschaft mit dem spätma. → In Jano claris. – Ältere dt. Prosafassung: Graz, UB, Ms. , v–r (oberhalb eines lat. Kalendariums) (Perg., erstes Viertel . Jh., bair. österr. [aus dem Chorfrauenstift Seckau]); Digitalisat der UB Graz abrufbar unter https://ub.uni-graz.at/de/ressourcen/. – Jüngere dt. Reimfassung: München, BSB, Cgm , v–r (Pap., zweiets Viertel . Jh., mittelbair.); lat. und dt. – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. ° (→ Wolfenbütteler Arzneibuch) v–r (Pap., um , ostfälisch). – Bamberg, SB, Msc. Med. , rv (Pap., , ostfränkisch); lat. und dt. – Stuttgart, LB, Cod. HB XI , v–r (Pap., /, nordbair.). – Göttingen, Georg-AugustUniv., Diplomatischer Apparat, C, v–r (Pap., um , ostmitteldt.). – London, British Library, MS Add. , rb-va (Pap., . Jh., ostmitteldt.); lat. und dt. – Innerhalb des Kalenders für von Johann Gredinger. A: Keil , S. – (synoptische Ausgabe der lat. und beider dt. Fassungen). – Lat. Hexameter: Salvatore de Renzi: Collectio salernitana ossia Documenti inediti, e trattati di medicina appartenenti alla scuola medica Salernitana. Bde. Neapel –, Bd. , S. f.; Bd. , S. , Anm. , , (zwei Fassungen). – Dt.: Joseph Baader: Vorschr. eines ma. Kalenders über Gesundheitsp ege. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () Sp. –, hier Sp. f. (GredingerKalender). – Anton Schönbach: Über einige Breviarien von Sanct Lambrecht. In: ZfdA () S. –, hier S. f. (Prosafassung). – Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkmäler dt. Prosa des . und . Jh. Abt. A: Text; Abt. B: Komm. (Münchener Texte ). München / (Nachdr. in einem Bd. [Germanistische Bücherei ]) A: S. f. (Prosafassung), B: S. –. – Keil , S. f. (Cgm ). L: Ehrismann // () S. Anm. . – Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Meister Alexanders Monatsregeln. In: Lychnos. Jb. der schwedischen Ges. für Gesch.
Thomasin von Zerklære der Wiss. / (Uppsala ) S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –, hier S. ). – G. Keil: Eine lat. Fassung von Meister Alexanders Monatsregeln. In: Ostbair. Grenzmarken () S. –, hier S. (wieder in: Medizin im ma. Abendland. Hg. v. Gerhard Baader/G. Keil [WdF ]. Darmstadt , S. –, hier S. ). – G. Keil: Die G. frühmhd. M. und ihre Quelle. In: Fachlit. des MA. FS G. Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Stuttgart , S. –. – Rainer Reiche: Einige lat. Monatsdiätetiken aus Wiener und St. Galler Hss. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . – Karin Häfner: Stud. zu den mnd. Zwölfmonatsregeln (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. . – Wolfgang Hirth: Regimina duodecim mensium in deutschsprachigen Tradierungen des Hoch- und SpätMA. In: Medizinhist. Journal () S. –. – Ortrun Riha: Meister Alexanders Monatsregeln. Unters. zu einem spätma. Regimen duodecim mensium mit krit. Textausg. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , Reg. – Dies.: Die diätetischen Vorschr. der ma. Monatsregeln. In: Licht der Natur. Medizin in Fachlit. und Dichtung. FS G. Keil. Hg. v. Josef Domes (GAG ). Göppingen , S. –. – Bernhard Schnell: Vorüberlegungen zu einer «Gesch. der dt. Medizinlit. des MA» am Beispiel des . Jh. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . – Jörg Riecke: Die Frühgesch. der ma. medizinischen Fachsprache im Dt. Bd. . Unters. Berlin/New York , S. f. – G. Keil: Monatsregeln. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Thomasin von Zerklære, * um , † an einem .. nach . – Kleriker am Hof des Patriarchen von Aquileja und Autor der hö schen Verhaltenslehre Welscher Gast sowie einem (außer in Auszügen innerhalb des WG) nicht überlieferten buoch von der hüfscheit. Th. ist eigenen Angaben zufolge romanischsprachiger Friauler, der den WG für den deutschsprachigen laikalen Adel schrieb. Er verfasste ihn im Winter /. Der WG ist eine umfassende hö sche Lehrdichtung, deren Schwerpunkt zwar das feudale Leben
. Hälfte . Jh. bildet (‹Summe der ethischen Normen›, Cormeau), die jedoch die zentralen Werte der «höfescheit» (wie «mâze» und «stæte») stets mit christlichen Tugenden verknüpft. Diese Verknüpfung bleibt nicht abstrakt, sondern wird immer wieder konkretisiert, veranschaulicht und durch Beispiele illustriert. Die reiche Überlieferung und die vielen kostspieligen und aufwändigen Handschriften-Illustrationen des WG dokumentieren, dass er damit dem Bildungsbedürfnis seines Publikums entgegen kam. Der Text gliedert sich in zehn Bücher, in die durch einen Prolog eingeleitet wird. Die einzelnen Bücher nehmen thematische Schwerpunktsetzungen vor; so entfaltet Buch II die Tugend der «stæte» als allgemeines Ordnungsprinzip, dem das Buch III am Beispiel irdischer Güte die menschliche «unstæte» gegenüberstellt. Buch VIII setzt sich mit der Tugend der «mâze» auseinander, Buch X mit der «milte», die aufgrund ihrer Interesselosigkeit alle anderen Tugenden überragt und umfasst. Doch der WG weist nicht nur normative, sondern auch deskriptive und vorrangig wissensvermittelnde Anteile auf. So stellt das Buch VII eine Seelenlehre dar, die das Zusammenspiel der Seelekräfte «imaginatio», «ratio», «memoria» und «intellectus» behandelt. Der WG umfasst auch Allegorien: So wird im Buch VI ein mit Tugenden gewappneter Ritter dargestellt, der sich mit ihnen gegen die Angriffe verschiedener Laster zur Wehr setzen muss. Für die altgermanistische Fiktionalitätsdebatte ist das Buch I von besonderem Interesse, weil hier eine Auseinandersetzung mit dem Wahrheitswert weltlicher «âventiuren» (darunter werden der Artus- und Antikenroman ebenso verstanden wie Karlsepik) statt ndet, von denen es heißt: «die âventiure sint gekleit / dicke mit lüge harte schône: / diu lüge ist ir gezierde krône» (V. –). Trotzdem sind hö sche Erzählungen zu befürworten, da sie der Unterweisung und als moralisches Exempel vorbildlichen Handelns dienen könnten. Th. verfügte offenbar über eine breite Bildung: antike Ethik (→ Seneca, → Cicero) wird in den WG ebenso einbezogen wie die patristischen Autoren oder Autoren, die der Schule von Chartres zugerechnet werden. So allgemein und allgemeingültig die Lehren sind, die er im WG entwickelt, so sehr ist Th. darum bemüht, aktuelles Geschehen zu berücksichtigen und kommentierend einzubeziehen. So äußert er sich zu zeitgenössischen politischen Ereignissen und historischen Personen wie Kaiser Otto IV., Friedrich II. und Innozenz III.
. Hälfte . Jh. Ü: Der WG wird von Handschriften überliefert, die aus einem Zeitraum vom . (Heidelberg, UB, Cpg , kurz nach Mitte . Jh.) bis ins . Jh. stammen. davon sind vollständig. Sie überliefern den WG meist selbstständig, in einem Fall zusammen mit kleinepischen Texten (Dresden, LB, Mscr. M ), in einem anderen Fall mit Ulrich Putschs Das liecht der sel (Karlsruhe, LB, Cod. St. Peter pap. ), in einer Münchner Handschrift mit → Ulrichs von Pottenstein Speculum sapientiae (München, BSB, Cgm ). Auch mit einer → Tischzucht (Schlierbach, Stiftsbibl., Cod. ) ist der WG überliefert. Die meisten Handschriften sind bebildert, in anderen ist Raum für Illustrationen ausgespart. A: Der Wälsche Gast des Th. v. Zirclaria. Hg. v. Heinrich Rückert (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/Leipzig (Neudr. mit einer Einleitung und einem Register von Friedrich Neumann. Berlin ). – Der welsche Gast: Cod. Palatinus Germanicus der Universitätsbibl. Heidelberg. Wiesbaden . – Th. v. Zerclaere. Der Welsche Gast. Hg. v. Friedrich Wilhelm von Kries. Bd. : Einleitung, Überl., Text, die Varianten des Prosavorworts (GAG ,I). Göppingen . – Auswahledition: Th. v. Zerklaere: Der welsche Gast: Text(auswahl) – Übersetzung – Stellenkommentar. Hg. v. Eva Willms. Berlin/New York . L: Lit. vor vgl. Christoph Huber/ Christoph Schanze, Killy () S. –. – Christoph Cormeau, VL (), Sp. –. – Ruth Weichselbaumer: Normierte Männlichkeit. Verhaltenslehren aus dem ‹Welschen Gast› Th.s v. Zerclaere. In: Genderdiskurse und Körperbilder im MA. Eine Bilanzierung nach Butler und Laqueur. Hg. v. Ingrid Bennewitz/Ingrid Kasten (Bamberger Stud. zum MA ). Münster , S. –. – Beweglichkeit der Bilder. Text und Imagination in den illustrierten Hss. des ‹Welschen Gastes› von Th. v. Zerclaere. Hg. v. Horst Wenzel/Christina Lechtermann (Pictura et Poesis ). Köln u. a. . – Susanne Höfer: Zur räumlichen Makrostruktur der adeligen Lebenswelt im ‹Welschen Gast› des Th. v. Zerklaere. In: Raum und Kon ikt. Zur symbolischen Konstituierung gesellschaftlicher Ordnung in MA und Früher Neuzeit. Hg. v. Christoph Dartmann u. a. (Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme ). Münster , S. –. – Hannes Kästner: ‹Seit mir, chan si daz?› Re exionen über Deutsch als Fremdund Literatursprache bei Th. v. Zerclaere. In: Stud.
Thomasin von Zerklære zur dt. Sprache und Lit. FS Konrad Kunze. Hg. v. Václav Bok/Ulla Williams/Werner WilliamsKrapp. Hamburg , S. –. – Miriam Sénécheau: ‹Nu will ich raten den herren allen ...›: Herrscherbild und Herrscherkritik im ‹Welschen Gast› des Th. v. Zerklaere. In: ‹In frumento et vino optima›. FS Thomas Zotz. Hg. v. Heinz Krieg/ Alfons Zettler. Ost ldern , S. –. – H. Wenzel: ‹wan die vrumen liute sint, unde suln sin spigel dem chint›. Zum Verhältnis von Zeigen und Wahrnehmen im ‹Welschen Gast› des Th. v. Zerclaere. In: Kunst der Bewegung. Kinästhetische Wahrnehmung und Probehandeln in virtuellen Welten. Hg. v. Chr. Lechtermann u. a. (Zs. für Germanistik: Publ. zur Zs. für Germanistik, Bd. ). Bern u. a. , S. –. – Kathryn Starkey: Th.s Spiegelphase. (Selbst)Re exion und Bildfunktion bei der Formierung des hö schen Subjekts. In: Inszenierungen von Subjektivität in der Lit. des MA. Hg. v. Martin Baisch u. a. Königstein , S. –. – K. Starkey: Das unfeste Geschlecht. Überlegungen zur Entwicklung einer volkssprachlichen Ikonographie am Beispiel des ‹Welschen Gasts›. In: Visualisierungsstrategien in ma. Bildern und Texten. Hg. v. H. Wenzel/Stephen C. Jaeger (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – H. Wenzel: Sagen und Zeigen. Zur Poetik der Visualität im ‹Welschen Gast› des Th. von Zerclaere. In: ZfdPh () S. –. – Chr. Huber: Natur und Ethik in ma. Dichtung. Zwei Positionen: Alanus ab Insulis, Th. v. Zerclaere. In: Natur und Geist. Von der Einheit der Wiss. im MA. Hg. v. Oliver Auge/Matthias Müller. Ostldern , S. –. – Chr. Schanze: Himmelsleitern. Von Jakobs Traum zum ‹Welschen Gast›. In: Dichtung und Didaxe. Lehrhaftes Sprechen in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Henrike Lähnemann/Sandra Linden. Berlin , S. –. – K. Starkey: Affektives Sehen. Visualisierungsstrategien in Th.s ‹Welschem Gast›. In: Machtvolle Gefühle. Hg. v. I. Kasten (Trends in Medieval Philology ). Berlin/ New York , S. –. – Michaela Wiesinger: Feuer, Wasser, Luft und Erde. Die Elemente und ihre Verbindung zur Naturwiss. im ‹Welschen Gast› des Thomasîn von Zerclaere. In: SommerKolleg. Germanistische Graduierenden-Stud. Österreich. Hg. v. Constanze Drumm/M. Wiesinger. Wien , S. –. – André Schnyder: Der Autor und seine krit. Feder. Zur ungewöhnlichen Ausgestaltung eines klassischen Musters bei Th. v. Z. In: Arch. für das Studium der neueren
Tischzucht(en) Sprachen und Literaturen () S. –. – Kathryn Starkey: A Courtier’s Mirror: Cultivating Elite Identity in Th. v. Zerclaere’s Welscher Gast. Notre Dame, Ind. . KP Tischzucht(en) (auch: Tischregel[n]). – Textgattung der Anstandsliteratur, ab . Jh. T. vermitteln Benimmregeln für gemeinschaftliche Mahlzeiten. Sie kodifzieren mit didaktischem Anspruch Tischsitten und dazugehörige Hygienevorschriften. Häu g anzutreffende Anweisungen betreffen etwa das Waschen der Hände vor dem Essen oder die Benutzung eines Messers während der Mahlzeit. Als typische Elemente von T. hat die Forschung neun Punkte identi ziert: Neben Essensvorbereitungen und Bedienung (I) behandeln T. auch den Essensbeginn (II) sowie allgemeine (III) und spezielle Vorschriften für Essen (IV) und Trinken (V). Hinzu kommen diverse Tischsitten (VI), bevor der Abschluss der Mahlzeit (VII) und die Zeit danach (VIII) erörtert werden. Zuletzt folgen meist noch einmal allgemeine Vorschriften (IX). In älteren T. gilt III als beherrschendes Element, in jüngeren Texten VI. Die Form der T. ist variabel: Neben den besonders in Deutschland populären T. in Reimpaarversen sind auch Prosatexte bekannt. Manche T. sind etwa als Dialoge zwischen Vätern und Söhnen gestaltet. Frühe Darstellungen von Tischsitten sind bereits in griechischen, ägyptischen und persischen Schriften nachgewiesen. Eigentliche T. entstanden ab dem . Jh. in lat. und seit dem . Jh. in dt. Sprache. Ab dem späten . Jh. kamen französische, italienische und schließlich englische T. hinzu. In Deutschland waren T. vor allem im MA und in der Frühen Neuzeit verbreitet. Sie existierten ebenso als selbstständige Schriften wie als Teile größerer Werke. In lat. Sprache werden Tischsitten u. a. in Werken von Petrus Alfonsi, → Hugo von St. Victor, Robert Grosseteste und → Bartholomäus Anglicus behandelt, außerdem im → Cato und Facetus Cum nihil utilius (Facetus). Als eigenständige Werke sind Quisquis es, in mensa primo de paupere pensa aus dem . Jh. und der Fagifacetus (auch Thesmophagia) von Reiner dem Deutschen (. Jh.) bekannt. De facetia mensae (um ) von Johannes Sulpitius Verulanus (Giovanni Sulpizio) erlangte in Deutschland große Beliebtheit. Der in Distichen verfasste Text enthält neben Tischsitten auch allgemeine Verhaltensrichtlinien für Jungen. Jakob
. Hälfte . Jh. Wimpfeling übernahm das Werk in seine Adolescentia (). T. in dt. Sprache setzen spätestens mit einer Passage im Welschen Gast (um ) des → Thomasin von Zerklære ein (V. I, –). Weitere unselbstständige T. nden sich bei → Konrad von Haslau und im dt. Cato. Daneben sind zahlreiche selbstständige T. nachgewiesen: Zu den T. in Reimpaarversen zählt die Hofzucht. Der Text wird traditionell Tannhäuser zugeschrieben und könnte um die Mitte des . Jh. entstanden sein, ist aber erst ab dem . Jh. erhalten. Bereits ab etwa ist die sog. Rossauer T. überliefert. In vielen späteren T. sind Parallelen zu ihr nachgewiesen; sie oder ein verwandter Text dienten also wahrscheinlich häuger als Vorlage. Auf der Rossauer T. und dem Welschen Gast beruhte weitgehend eine in → Der züchte lere enthaltene T. Der kompilatorische Text ist nur in einer einzigen Handschrift eigenständig tradiert. Als Innsbrucker T. wird eine weitere Gruppe von T. bezeichnet, die in drei Handschriften ab und Drucken ab etwa überliefert ist. Die bis zu Verse lange T. zeigt deutliche Parallelen zur Rossauer T. Der Text der Innsbrucker T. weist in den seinen Fassungen zugleich zusätzliche Verse auf, die seinen Inhalt didaktisch oder geistlich ergänzen. Diese zusätzlichen Verse beinhalten Tischlehren – die teilweise als Lasterlehre gestaltet sind – sowie Priameln, Gebete und Verhaltensregeln für Kinder, in denen die Tischsitten sogar in den Hintergrund treten. Die sog. Erfurter Tischregeln ( Verse) sind ebenfalls in drei Handschriften erhalten. Inhaltlich gelten sie gegenüber der Rossauer T. als selbstständiger als die Innsbrucker T. Eine von Jakob → Köbel vorgenommene Bearbeitung der Erfurter Tischregeln wurde gedruckt. Köbels Text weist fast den doppelten Umfang des Originals auf. Hinzugefügt wurden eine Einleitung, Anfangs- und Schlussmahnungen sowie zusätzliche Tischlehren und Verhaltensregeln. Die Bearbeitung weist auch religiöse Untertöne auf, die sich etwa in der Aufnahme eines Tischgebets unter die Anweisungen manifestieren. Dt. Bearbeitungen erfuhr auch De facetia mensae von Verulanus. Eine kurze, nur ein Distichon umfassende Teilübertragung ist in einer Handschrift des späten . Jh. überliefert. Ein auf um datierter Einblattdruck bietet eine Übersetzung in Reimpaarversen. Der Bearbeiter entfernte jedoch antike und italienische Bezüge aus dem Text. Dt.
. Hälfte . Jh. T. sind auch die Kurze Anweisung für den Gastgeber ( Verse) und die sog. Siegburger T. ( Verse). Als nd. T. sind Der kindere hovescheit (bis zu Verse) und eine Prosa-T. überliefert. Charakteristisch für den Prosatext ist die Konzentration auf ein Zielpublikum aus Dienstberufen und Handwerkern. Neben diesen meist anonymen Texten sind andere dt. T. mit den Namen von bekannten Sammlern oder Bearbeitern verbunden. So ndet sich im Liederbuch der Klara → Hätzlerin eine T. von Versen, die u. a. auch Anweisungen für das Tischgebet enthält. Die Forschung hat zu rund einem Viertel der Verse Parallelen zu der T. in Der züchte lere nachgewiesen. Der von Konrad → Bollstatter angelegte Kodex mit → Bollstatters Spruchsammlung enthält neben der Innsbrucker T. auch eine nur Verse lange T. mit stark verdichteten Anweisungen. Sebastian → Brant trug als Übersetzer zur Verbreitung der T.-Literatur in Deutschland bei: Er schuf dt. Reimpaar-Bearbeitungen des Facetus Cum nihil utilius und von Reiners Fagifacetus. Auch zeigt das . Kap. von Brants Narrenschiff den Einuss der T., die hier freilich satirisch-ironisch reinterpretiert werden. Das Werk ist exemplarisch für die literarische Weiterentwicklung der T. im Kontext des Grobianismus im . Jh. Grobianische Ansätze nden sich bei Heinrich → Wittenwiler, Hans → Kemnater und bei Hans Sachs, der neben einer traditionellen T. () auch Die verkert dischzuecht Grobiani () verfasste. Insgesamt sind Funktion und Aussagekraft der T. als historische Quellen nicht unumstritten. Während ihr normativer Anspruch offensichtlich ist, können ihre deskriptiven Qualitäten in Zweifel gezogen werden. Daher werden sie von der Forschung oft nicht als Beschreibungen tatsächlicher Praktiken anerkannt. Vielmehr können sie als schriftlicher Ausdruck eines gesellschaftlichen Repräsentationsbedürfnisses bürgerlicher Schichten aufgefasst werden. Ü (dt.): Umfassende Verz. der zahlreichen Hss. bei Harmening (s. Lit.). – Voigt (s. Lit.). – Ergänzungen in: www. handschriftencensus.de/werke/. – Danach ergibt sich folgende Einteilung: . Hofzucht von → Tannhäuser (?): Wien, ÖNB, cod. , v–v (). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, cod. FB , ra–rb (). – Vgl. auch www.handschriftencensus.de/ werke/. . Rossauer T.: Wien, ÖNB, cod. Ser. nov. , v–r (um ). – Schlierbach, Stiftsbibl., cod. ,
Tischzucht(en) ra–vb (zweite Hälfte . Jh.). – Karlsruhe, LB, cod. K , rv (um /). – Vgl. www. handschriftencensus.de/werke/. . T. von Der züchte lere: Vgl. die dortige Überl. – Selbstständige Überl. der T. in: Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Ms. O , r–v (/ ). . Innsbrucker T.: Innsbruck, UB, cod. ° , r–r (). – London, British Library, Ms. Add. , v–v (/, Bollstatters Spruchslg.). – Wien, ÖNB, cod. , v–v (). – Vgl. www.handschriftencensus.de/werke/. . Erfurter Tischregeln: Paris, Bibl. Nationale, Ms. allem. , v–r (). – Hamburg, SUB, cod. in scrin., (). – Göttingen, SUB, cod. Ms. philol. , r–v (spätes . Jh.). – Göttweig, Stiftsbibl., cod. , r–r (, Köbelsche Bearb.). . De facetia mensae: Gotha, Univ.- und Forschungsbibl., cod. Gym. , r (um ). . Kurze Anweisung für den Gastgeber: München, BSB, cgm , r (). – Wien, ÖNB, cod. , r (zweite Hälfte ./frühes . Jh.). . Siegburger T.: Darmstadt, ULB, Hs. , r–v (frühes . Jh.). . Der kindere hovescheit: Gandersheim, Stiftsbibl., Hs. , r–v (. Jh.). – Wolfenbüttel, HAB, cod. Helmst., va–vb (erste Hälfte . Jh.). . Nd. Prosa-T.: Wolfenbüttel, HAB, cod. Helmst. , r–v (. Jh.). . T. im Liederbuch der Klara Hätzlerin: Prag, Nationalmus., cod. X A , v–v (/). . Bollstatters Spruchslg.: London, British Library, Ms. Add. , v–r (/, Bollstatters Spruchslg.). . Anonyme dt. Übers. einer lat. T.: Augsburg, UB, cod. II..° , vb (). – Vgl. Hardo Hilg: Lat. ma. Hss. in Folio der UB Augsburg. Cod. II..° – (Die Hss. der UB Augsburg /). Wiesbaden , S. –. D: . Innsbrucker T.: [Augsburg: Johann Schönsperger d. J., um ] (VD T ). – [Ebd., um ] (VD T ). – Nürnberg: Hieronymus Höltzel, ] (VD T ). – Rostock: Ludwig Dietz, (VD ZV ). – Worms: Sebastian Wagner, (VD T ). . T. von Jakob Köbel: Heidelberg: [Heinrich Knoblochtzer], (GW M). . De facetia mensae dt.: [Augsburg: Erhard Oeglin?, um ?] (GW M). – Zur umstrittenen Datierung vgl. Henkel (s. Lit.).
Tischzucht(en) A: . Sammelausg.: Dichtungen des . Jh. Hg. v. Emil Weller. Stuttgart , S. –. – Altdt. Tischzuchten. Hg. v. Moritz Geyer. Altenburg . – Grobianische Tischzuchten. Hg. v. Thomas P. Thornton. Berlin . – Hö sche Tischzuchten. Hg. v. Th. P. Thornton. Berlin . – Winkler (s. Lit.). – ‹So du zu Tische wollest gan›. Tischzuchten aus acht Jh. Hg. v. Heinz Endermann. Berlin . . Zusätzliche Einzelausg.: Georg Friedländer: Jakob Köbels Tischzucht. In: Altdt. Bll. () S. –. – Liederbuch der Clara Hätzlerin. Hg. v. Carl Haltaus. Quedlinburg/Leipzig (Neudr. Berlin ) S. –. – Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Hs. der Clara Hätzlerin. In: Altdt. Bll. () S. –. – Moriz Haupt: Zu des Tanhausers Hofzucht. In: ZfdA () S. –; () – (Rossauer T.). – Sebastian Brants Narrenschiff. Hg. v. Friedrich Zarncke. Leipzig , S. –, –. – August Lübben: Nd. Tischzucht. In: Germania () S. –. – Eduard Sievers: Der kindere hovescheit. In: ZfdA () S. – (Der kindere hovescheit). – Siegburger Tischzucht. Hg. v. Adolf Schmidt. In: ZfdA () S. – (Siegburger T.). – Lehrhafte Litteratur des . und . Jh. Hg. v. Ferdinand Vetter. Berlin (Nachdr. ebd. ) S. – (nd. T.). – Isak Collijn: Zwei neu aufgefundene Rostocker Drucke aus dem . Jh. [Rostock] , S. – (Innsbrucker T.). – Jakob Köbels Tischzucht. Heidelberg . Hg. v. Ver. der Freunde der Kgl. Bibl. Berlin []. – Codex Karlsruhe . Bearb. v. Ursula Schmid. Bern u. a. , S. – (Rossauer T.). – Ursula Schmid: Codex Vindobonensis . Bern/München , S. – (Tannhäuser). – Sebastian Brants Tischzucht (Thesmophagia ). Edition und Wortindex. Hg. v. Silke Umbach. Wiesbaden . – Henkel (s. Lit.; De facetia mensae dt.). – Online-Faks. von GW M: http://inkunabeln.digitalesammlungen.de/Ausgabe %S-%.html (De facetia mensae dt.). – Online-Faks. von GW M: http://daten.digitale-sammlungen.de/~db// bsb/images/index.html (Jakob Köbels T.). – Vgl. außerdem die Ausg. zu Der züchte lere. L: Ehrismann // () S. . – De Boor/Newald / () S. f. – Achim Masser, RL () S. –. – Dieter Harmening, VL () Sp. –. – Trude Ehlert
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. Hälfte . Jh. MA. Aspekte von Lebenswelt, Herrschaft, Religion und Rezeption. FS Hanna Vollrath. Hg. v. Bodo Gundelach/Ralf Molkenthin. Herne , S. –. – Helmut Birkhan: Gesch. der altdt. Lit. im Licht ausgewählter Texte . Lehrhafte Dichtung zwischen und . Wien , S. –. – Harald Gschwandtner: ‹Wüsch den mundt! T. und Benimmbücher. In: ‹Finger fertig›. Eine Kulturgesch. der Serviette. Hg. v. Lothar Kolmer. Wien u. a. , S. –. – Anne Schulz: Essen und Trinken im MA (–). Literarische, kunsthist. und archäologische Quellen. Berlin/Boston , S. – u. ö. MM Friedrich II. von Hohenstaufen, * .. Jesi (Provinz Ancona), † .. Castel Fiorentino bei Lucera (Provinz Foggia), Grablege im Dom zu Palermo. – Dt. König, Römischer Kaiser, König von Sizilien und Jerusalem, Verfasser eines lat. Lehrbuchs zur Falkenjagd und Vogelkunde. Der Sohn Kaiser Heinrichs IV. und Enkel Friedrichs I. Barbarossa hielt sich die meiste Zeit seines Lebens in Sizilien und Italien auf. Das «chint von Pulle» (Apulien) wurde bereits zum sizilianischen König gekrönt. Ins nordalpine dt. Reich unternahm F. nur zwei Reisen. Sein erster Deutschlandzug führte ihn über Konstanz nach Frankfurt, nachdem im September antiwel sche Kreise den jungen Staufer in dessen Abwesenheit zum Gegenkönig des wel schen Königs und Kaisers Otto IV. gewählt hatten. In Frankfurt wurde F. am .. erneut zum König gewählt und am .. in Mainz mit nachgebildeten Insignien gekrönt. Otto IV. erfuhr durch eine Niederlage seines englisch-wel schen Heeres im Kampf gegen König Philipp II. August von Frankreich eine entscheidende Schwächung, in Folge derer sich F. am .. am «rechten Ort» in Aachen erneut krönen ließ. Päpstliche Bedenken gegen die «stausche Zange», die Verbindung Siziliens mit dem Reich, welche die unabhängige Herrschaft des Kirchenstaates über Mittelitalien gefährdete, verzögerten F.s Kaiserkrönung. Schließlich wurde sie am .. von Honorius III. in Rom vollzogen. Die Regentschaft F.s als römischer Kaiser wurde bis zu seinem Tod von schwerwiegenden hegemonialen Kon ikten mit dem Papststuhl geprägt, wobei F. mehrmals exkommuniziert wurde und zwischenzeitliche Rekonziliationen erfuhr. Ein willkommener Anlass zur ersten Bannung des mächtigen Staufers bot sich Papst Gregor IX., als F.
Friedrich II. von Hohenstaufen seinen ersten Kreuzzugsversuch wegen eines Seuchenausbruchs bereits nach drei Tagen abbrechen musste. Der Staufer hatte sich anlässlich seiner Aachener Krönung zur Kreuznahme verp ichtet. Doch auch als Gebannter zog F. im Folgejahr ins hl. Land und erreichte kamp os durch Verhandlungen mit Sultan al-Kˉamil von Ägypten die Abtretung Jerusalems, Bethlehems, Nazareths und eines Streifens an der Mittelmeerküste. Am .. krönte sich der exkommunizierte Kaiser in der Grabeskirche selbst zum König von Jerusalem. Nach seiner Rückkehr nach Sizilien im Sommer bereitete F. die umfassende rechtliche Neuordnung seines Reiches vor. wurde der Liber Augustalis (Constitutiones regni utriusque Siciliae, Konstitutionen von Mel ) erlassen, ein Corpus mit rund Gesetzen in drei Büchern, welches das kaiserliche Herrschaftsverständnis dokumentiert und die Verwaltung im Königreich Sizilien neu regelte. / unternahm F. seinen zweiten Zug nach Norden, um erfolgreich gegen seinen abtrünnigen Sohn Heinrich (VII.) vorzugehen. Auf dem Mainzer Hoftag von söhnte sich Friedrich mit den Welfen aus. Zu einem nachhaltigen Ausgleich mit dem Papsttum kam es hingegen nie. verkündete Innozenz IV. die Absetzung des Kaisers und zettelte in Sizilien eine Verschwörung an, die F. niederschlagen konnte. Derweil wählten in Deutschland papstreue Kurfürsten den thüringischen Landgrafen Heinrich Raspe zum Gegenkönig und nach dessem Tod den Grafen Wilhelm von Holland. Die stau sche Machtbasis im Reich konnten diese schwachen Gegenkandidaten indes nicht ernsthaft gefährden. Die letzten Lebensjahre des Kaisers, der unvermittelt an einer ruhrähnlichen Krankheit verstarb, waren geprägt von Auseinandersetzungen mit den oberitalienischen Städten Parma und Bologna. Der englische Historiograph Matthaeus Paris († um ) bezeichnet in seiner Chronica maiora den stau schen Kaiser als «stupor mundi», was sich nicht nur der Politik und souveränen Herrschaftswahrung F.s verdanken dürfte, sondern zu einem Großteil auch der reichen und einzigartigen kulturellen Blüte, die seit den er Jahren des . Jh. den sizilianischen Stauferhof prägte. Der Kaiser selbst hat als dezidierter Förderer der Architektur, Wissenschaft und Künste diese Hochkultur entscheidend geprägt. Er versammelte herausragende Künstler und Gelehrte in seinem Umfeld
Friedrich II. von Hohenstaufen und trat auch persönlich schöpferisch in Erscheinung. Am sizilianischen Hof entwickelte sich die italienische Dichtersprache, in welcher wohl auch der Kaiser und seine Söhne Enzio und Manfred gedichtet haben. Die hier wirkende Gruppe von Repräsentanten der frühen italienischen Lyrik (Sizilianische Dichterschule) wurde vom Leiter der kaiserlichen Kanzlei Petrus de Vinea angeführt und koordiniert. Außerdem hegte F. ein großes Interesse für die Naturwissenschaften und die Medizin. Er veranlasste Übersetzungen aus dem Arabischen und Griechischen und ist Widmungsempfänger nicht nur dieser Übersetzungen, sondern auch von originären wissenschaftlichen Fachschriften. Dass Gelehrte dem Kaiser ihre Texte zueigneten und ihm auch persönliche Anteile am Gewinn ihrer Erkenntnisse zuschrieben, spiegelt primär deren Wunsch nach wirtschaftlicher Unterstützung wider. Gleichwohl sind die Widmungen Beleg für F.s prinzipielle Bereitschaft, wissenschaftliche Vorhaben zu fördern. Zu den bekanntesten Verfassern von Widmungsschreiben zählen → Michael Scotus, der syrische Universalgelehrte Theodor von Antiochia und der Mathematiker Leonardo Fibonacci, die alle am Kaiserhof gewirkt haben. Das ganz persönliche naturkundliche Interesse F.s manifestiert sich in seiner Lehrschrift De arte venandi cum avibus. Die Jagd- und Vogelkunde über das Verhalten und die Abrichtung von Beizvögeln ist das umfangreichste und bedeutendste ma. Werk zur Beizjagd. Die Falknerei betrachtete F. offensichtlich nicht als bloßen aristokratischen Zeitvertreib, sondern als seriöse Wissenschaft, die er in den Rang einer echten «ars» erheben wollte. Der Kaiser selbst versichert im Text, dass er ein Menschenalter für die Abfassung seines Falkenbuchs gebraucht habe. Demnach dürfte die Entstehung der Schrift, die F. unvollendet hinterlassen hat, in die Jahre – fallen. Ob der Kaiser De arte venandi allein verfasst hat, muss allerdings offen bleiben, wodurch sein tatsächlicher persönlicher Anteil am gesamten Text in der überlieferten Gestalt unklar ist. Unabhängig von den Textzeugen berichtet nur die Historia de rebus gestis Friderici II imperatoris eiusque liorum Conradi et Manfredi (Ps.[?]-Nikolaus von Jamsilla) davon, dass F. das Lehrbuch eigenhändig verfasst habe. Die Historia ist allerdings am Hof von F.s Sohn Manfred von Sizilien entstanden, der zudem einen Prachtcodex mit einer Kurzredaktion von De arte venandi veranlasst hat. In deren Einleitung wird Manfreds Rolle bei der Entstehung
. Hälfte . Jh. des Falkenbuchs explizit hervorgehoben. Diese Begleitumstände machen die Historia als Quelle nicht eben verlässlicher. Die kaiserliche Vogel- und Jagdkunde ist in sechs Bücher gegliedert. Das erste bietet einen ornithologischen Gesamtabriss mit Schwerpunkt auf denjenigen Vogelarten, die bevorzugte Beutetiere von Greifen darstellen. Im zweiten werden die verschiedenen Jagdvogelarten vorgestellt mit Erläuterungen zu ihrer Beschaffung, Aufzucht und Zähmung. Das dritte führt in die konkrete Jagdabrichtung der Beizvögel vor allem mit Beuteattrappen (Federspiel) ein. Die letzten drei Bücher widmen sich den unterschiedlichen Beizarten und den spezi schen Eignungen der unterschiedlichen Beizvögel im Hinblick auf die jeweiligen Beutevögel. Nicht mehr ausgeführt hat F. Bücher zu Habicht und Sperber sowie zu Erkrankungen der Beizvögel. Ein wichtiger fachlicher Bezugspunkt vor allem für das erste Buch ist De animalibus des → Aristoteles in der Auszugsbearbeitung Abbreviatio Avicenne, die Michael Scotus für F. übersetzt hat. Auch medizinisch-naturwissenschaftliche Schriften der salernitanischen Schule wurden von F. herangezogen. Das Falkenbuch stützt sich aber nur zum Teil auf die einschlägige Fachliteratur. Einen ebenso hohen Stellenwert nehmen eigene Beobachtungen und Experimente F.s ein. Diese schlagen sich zum Beispiel in kritischen Kommentaren zu einigen aristotelischen Ausführungen nieder. Der Kaiser verweist dabei auf seine praktischen Jagderfahrungen seit Jugendzeiten, wogegen Aristoteles die Jagd nur aus Erzählungen gekannt habe. Auch stützt sich F. auf die orientalische Tradition, die ihm von arabischen Falknern – vermutlich während seines Aufenthaltes im hl. Land – vermittelt worden ist. Arabisch-orientalischen Ursprungs ist zum Beispiel die Verwendung der Falkenhaube in Europa, die von De arte venandi erstmals vorgestellt wird. Bemerkenswert sind zudem originäre und zutreffende Beobachtungen zum Vogelzug und zur ornithologischen Verhaltensbiologie. Von der herkömmlichen Falknereiliteratur grenzt F. sich hingegen ab. Die arabische Falkenheilkunde, die unter dem Oberbegriff Moamin subsumiert wird und die F. von Theodor von Antiochia ins Lat. hat übersetzen lassen, dürfte aber nicht gänzlich ohne Ein uss auf De arte venandi geblieben sein. Bis sind vermutlich sieben unterschiedliche Redaktionen des lat. Moamin am Kaiserhof umgesetzt worden, wobei der Kaiser auch hierbei ver
. Hälfte . Jh. mutlich persönlich beteiligt war (Liber de avibus et canibus, Zweites Falkenbuch Kaiser F.s). Als standardmäßiges Lehrwerk zur Beizjagd hat sich das kunstfertige Falkenbuch des Kaisers nicht durchsetzen können, auch wenn es mehrfach ins Französische übersetzt wurde (erstmalig im frühen . Jh.). Das dürfte nur teilweise darauf zurückzuführen sein, dass die Schrift Torso geblieben ist. Vielmehr scheinen der theoretische Anspruch des Werkes und die wissenschaftlich fundierten ornithologischen Exkurse an den eigentlichen Bedürfnissen der Adressaten vorbei gezielt und diese wohl auch überfordert zu haben. Für den typischen aristokratischen Beizjagdinteressenten haben sich die knappen und präzisen Falknerei-Handbücher als geeigneter erwiesen, die im SpätMA auch in zahlreichen Landessprachen verfügbar waren. Die kaiserliche Jagdkunde geriet darüber in Vergessenheit. Sie gelangte zwar im späten . und im . Jh. in den Druck, erfuhr aber erst im . Jh. die Würdigung als fachliterarisches Meisterwerk. Ü: Die reich bebilderte Originalhandschrift des Kaisers wurde beim Fall der vor Parma errichteten Lagerstadt «Victoria» von den Parmensern entwendet und ist seitdem verschollen. Einschließlich der Redaktion Manfreds und der französischen Übersetzungen tradieren vierzehn erhaltene Hss. des .–. Jh. das Falkenbuch. Die älteste Hs. mit allen sechs Büchern ist: Bologna, UB, Ms. lat. () Bll. (Perg. . Jh.). – Die redigierte Fassung Manfreds enthält nurmehr die beiden ersten Bücher mit einigen Textumstellungen und kurzen Ergänzungen des Kaisersohnes. Der Prachtcodex ist mit rund Miniaturen ausgestattet: Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. , Bll. (Perg., /). – Die französischen Übersetzungen gehen auf die Manfred-Redaktion zurück. Die erste wurde von Baron Jean de Dampiers et St. Dizier in Auftrag gegeben. Da die älteste Handschrift alle Miniaturen des Manfred-Codex aufweist, dürfte dieser als direkte Vorlage gedient haben: Paris, Nationalbibl., Ms. français , Bll. (Perg., frühes . Jh.) – Vgl. zur hsl. Gesamtüberlieferung: Anne Möller: Die Gesch. des Falkenbuches. In: Fansa/Ritzau (s. Lit.) S. –. A: Marcus Welser: Reliqua librorum de arte venandi cum avibus cum Manfredi regis additionibus. Ex membranis vetustis nunc primum edita. Albertus Magnus De Falconibus, Astoribus, & Accipitribus. Augsburg (VD F )
Friedrich II. von Hohenstaufen (Manfred-Red.). – Nachdr. unter dem selben Titel. hg. v. Johann Gottlob Schneider. Leipzig ; mit Kommentarbd.: Ad reliqua librorum Friderici II. et Alberti Magni capita commentarii [...]. Ebd. . – Friderici Romanorum Imperatoris Secundi De arte venandi cum avibus. Nunc primum integrum edidit Carolus Arnoldus Willemsen. Bde. Leipzig (Krit. Edition aller Bücher). – De arte venandi cum avibus. Ms. Pal. Lat. , Biblioteca Apostolica Vaticana. Hg. v. Carl Arnold Willemsen (Codices selecti ,/Codices e Vaticanis selecti ,). Graz (Faks.). – Das Falkenbuch K. F.s II. Nach der Prachths. in der Vatikanischen Bibl. Einf. und Erl. v. C. A. Willemsen (Die bibliophilen Tb. ). Dortmund , . – Anna Laura Trombetti Budriesi: De arte venandi cum avibus. Edizione e traduzione italiana del ms. lat. della Biblioteca Universitaria di Bologna collazionato con il ms. Pal. lat. della Biblioteca Apostolica Vaticana (Centro Europeo di Studi Normanni. Collana di fonti e studi ). Rom u. a. , . – Französische Fassungen: Laura Minervini/Hélène Toubert: Federico II. De arte venandi cum avibus. L’art de la chasse des oiseaux. Facsimile ed edizione critica del manoscritto fr. della Bibliothèque nationale de France. Neapel . – Magali Toulan: Édition critique et Analyse lexicale de la seconde traduction française du ‹De arte venandi cum avibus› (BN fr. ). Diss. Straßburg . Ü (Auswahl): Johann Erhard Pae cius: Friederich des Zweyten Romischen Kaisers e e e ubrige Stucke der Bucher Von der Kunst zu Beite e zen, Nebst den Zusatzen des Konigs Manfredus aus der Handschrifft heraus gegeben [...]. Onolzbach (Manfred-Red.). – H. Schöpffer: Des Hohenstaufen-K.s F. II. Bücher von der Natur der Vögel und der Falknerei mit den Zusätzen des Königs Manfreds. Berlin (Manfred-Red.). – K. F. II. Über die Kunst mit Vögeln zu jagen. Unter Mitarbeit v. Dagmar Odenthal übertragen und hg. v. C. A. Willemsen. Frankfurt/M. (alle Bücher). – Frédéric II de Hohenstaufen. ‹L’art de chasser avec des oiseaux›. Le traité de fauconnerie ‹De arte venandi cum avibus›. Traduit, introduit et annoté par Anne Paulus/Baudouin van den Abeele (Bibliotheca cynegetica ). Nogent-le-Roi . L: Hans Martin Schaller, NDB () S. –. – Karl Bosl, Biogr. Wb. zur dt. Gesch. () Sp. –. – C. A. Willemsen, VL () Sp. –. – Hermann Dilcher, TRE () S. –. – Walter Koch/
Friedrich II. von Hohenstaufen H. M. Schaller, LexMA () Sp. –. – H. M. Schaller, Krönungsgesetze F.s II., LexMA () Sp. . – Wolfgang Stürner, HRG () Sp. –. – Arno Buschmann: Fürstenprivilegien Friedrichs II., ebd., Sp. –. Allgemein: Ernst Kantorowicz: K. F. II. Bde. Berlin / (Stuttgart , Nachdr. ). – H. M. Schaller: K. F. II. Verwandler der Welt (Persönlichkeit und Gesch. ). Göttingen , . – Josef Fleckenstein (Hg.): Probleme um F. II. (Vorträge und Forschungen ). Sigmaringen . – David Abula a: Herrscher zwischen den Kulturen. F. II. v. H. Aus dem Englischen von Karl Heinz Silber. Berlin (Nachdr. Frankfurt/M. , München ). – H. M. Schaller: Stauferzeit. Ausgewählte Aufsätze (MGH Schr. ). Hannover . – Arnold Esch/Norbert Kamp (Hg.): F. II. Tagung des Dt. Hist. Inst. in Rom im Gedenkjahr (Bibl. des Dt. Hist. Inst. in Rom ). Tübingen . – Kai Kappel u. a. (Hg.): Kunst im Reich K. F.s II. v. H. Akten des internationalen Kolloquiums (Rheinisches Landesmuseum Bonn, . bis . Dezember ). München . – Karl-Heinz Rueß (Red.): Das Staunen der Welt. K. F. II. v. H. – (Schr. zur stau schen Gesch. und Kunst ). Göppingen . – Alexander Knaak (Hg.): Kunst im Reich K. F.s II. v. H. Akten des zweiten internationalen Kolloquiums zu Kunst und Gesch. der Stauferzeit (Rheinisches Landesmuseum Bonn, . bis . Dezember ). München . – Wolfgang Stürner: F. II. Bde. Darmstadt /; ., aktualisierte und erw. Au . in einem Bd. . – Andrea Sommerlechner: Stupor mundi? K. F. II. und die ma. Geschichtsschreibung (Publ. des Hist. Inst. beim Österr. Kulturforum in Rom /). Wien . – Klaus van Eickels/Tania Brüsch: K. F. II. Leben und Persönlichkeit in Quellen des MA. Düsseldorf/Zürich (Nachdr. ). – Die Urkunden Friedrichs II. Bearbeitet v. W. Koch. Unter Mitwirkung von Klaus Hö inger. Bde. (MGH DD /–). Hannover –. – K. van Eickels: Friedrich II. (–). Mit Heinrich (VII.) (–). In: Die dt. Herrscher des MA. Hist. Portraits von Heinrich I. bis Maximilian I. (–). Hg. v. Bernd Schneidmüller/ Stefan Weinfurter. München , S. –. – Mamoun Fansa (Hg.): K. F. II. (–). Welt und Kultur des Mittelmeerraums (Schriftenreihe des Landesmuseums für Natur und Mensch ). Mainz . – Olaf B. Rader: F. II. Der Sizilianer
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. Hälfte . Jh. In: Atti delle Giornate Federiciane Oria () (= Società di Storia Patria per la Puglia ) S. – (dt. Fassung: K. F. der Zweite v. H. als Wissenschaftler und Jäger. In: Vorträge und Besichtigungen. Göppinger Staufertage .–. Oktober [Schr. zur stau schen Gesch. und Kunst ]. Göppingen , S. –). – J. Zahlten: Die ‹Hippiatria› des Jordanus Ruffus. Ein Beitr. zur Naturwiss. am Hof K. F.s II. In: Arch. für Kulturgesch. () S. –. – Rudolf K. Jansen: ‹De arte venandi cum avibus›. In: The German Quarterly () S. –. – Paul T. Mountjoy: The ‹De arte venandi cum avibus› of Frederick II: a precursor of twentieth-century behavioral psychology. In: Studies in Medieval Culture / (Kalamazoo ) S. –. – W. Brunsdon Yapp: The illustrations of birds in the Vatican manuscript of ‹De arte venandi cum avibus› of Frederick II. In: Annals of science () S. –. – Franco Cardini: Federico II e il ‹De arte venandi cum avibus›. In: Politica e cultura nell’Italia di Federico II. Hg. v. Sergio Gensini. Pisa , S. –. – Mario Schiavone: La rarissima edizione del ‹De arte venandi cum avibus› di Federico II imperatore. In: Accademie e biblioteche d’Italia / () S. –. – Maria Augusta Coppola: Il ‹De arte venandi cum avibus› dell’imperatore Federico II di Svevia. In: Helikon / (/) S. –. – Dorothea Walz (Hg.): Das Falkenbuch F.s II. Ausstellung der Württembergischen LB zum . Geburtstag des Stauferkaisers F.s II. am . Dezember . Graz . – C. A. Willemsen: «Die Beize ist die edelste aller Jagdarten». Das Falkenbuch K. F.s des Zweiten. In: Imagination () S. –. – D. Walz: Das Falkenbuch F.s II. In: Micrologus () S. –. – B. van den Abeele: Il ‹De arte venandi cum avibus› e i trattati latini di falconeria. In: Federico II e le scienze. Hg. v. Pierre Toubert/Agostino Paravicini Bagliani. Palermo , S. –. – B. van den Abeele: Federico II falconiere: il destino del ‹De arte venandi cum avibus›. In: Federico II. Immagine e potere. Hg. v. Maria Stella Calà Mariani/Maria Raffaella Cassano. Venedig , S. –. – B. van den Abeele: Inspirations orientales et destinées occidentales du ‹De arte venandi cum avibus› de Frédéric II. In: Federico II e le nuove culture. Atti del XXXI Convegno storico internazionale. Spoleto , S. –. – Johannes Fried: «... correptus est per ipsum imperatorem». Das zweite Falkenbuch F.s II. In: Ma. Texte. Überl. – Befunde –
Friedrich II. von Hohenstaufen Deutungen. Hg. v. Rudolf Schiefer (MGH Schr. ). Hannover , S. –. – J. Fried: K. F. II. als Jäger oder Ein zweites Falkenbuch K. F.s II.? In: Nachrichten der Akad. der Wiss. in Göttingen, phil.-hist. Kl. () S. – (wieder in: Jagd und hö sche Kultur im MA. Hg. v. Werner Rösener [Veröff. des Max-Planck-Inst. für Gesch. ]. Göttingen , S. – und in: Esculum e Federico II: L’imperatore e la città. Per una rilettura dei percorsi della memoria. Hg. v. Enrico Menestò [Atti del ‹Premio internazionale Ascoli Piceno›. Nuova serie ]. Spoleto , S. –). – Günther Hödl: Die Dinge sichtbar machen, so wie sie sind! K. F. II., das Falkenbuch und die Wiss. In: Alles Jagd ... eine Kulturgesch. Kat. Kärntner Landesaustellung Schloß Ferlach . Hg. v. Dems. Klagenfurt , S. –. – Miguel de Asúa: El de arte venandi cum avibus de Federico II. In: Veritas. Revista de loso a () S. –. – B. van den Abeele: L’empereur et la philosophie. L’utilisation de la zoologie d’Aristote dans le ‹De arte venandi cum avibus› de Frédéric II de H. (–). In: Archives internationales d’histoire des sciences () S. –. – H. Toubert: La copie française de ‹De arte venandi cum avibus›. In: Arte d’Occidente – Temi e metodi. FS Angiola Maria Romanini. Hg. v. Antonio Cadei. Rom , S. –. – Das Falkenbuch F.s II. Cod. Pal. Lat. der Biblioteca Apostolica Vaticana. Komm. v. D. Walz/C. A. Willemsen (Glanzlichter der Buchkunst ). Graz (Nachdr. Darmstadt ). – Martin-Dietrich Glessgen: La traduzione arabo-latina del ‹Moamin› eseguita per Federico II. Tra lologia testuale e storia. In: Medioevo Romanzo () S. –. – Daniela Boccassini: Il volo della mente. Falconeria e So a nel mondo mediterraneo: Islam, Federico II, Dante (Memoria del tempo ). Ravenna . – Guiseppe Centore: ‹De arte venandi cum avibus› di Federico II di Svevia. In: Annali del Museo Campano di Capua () S. –. – Michael Menzel: Die Jagd als Naturkunst. Zum Falkenbuch K. F.s II. In: Natur im MA. Konzeptionen – Erfahrungen – Wirkungen. Hg. v. Peter Dilg. Berlin , S. –. – José Manuel Fradejas Rueda: La inuencia del ‹De arte venandi cum avibus› de Federico II en el Libro de la caza de Juan Manuel. In: Ders.: Los libros de caza (Estudios y ediciones ). Tordesillas , S. –. – M. Toulan: Edition critique et analyse lexicologique de la
Meister Albrant traduction française du ‹De arte venandi cum avibus«. In: Enthüllen – Verhüllen. Text und Sprache als Strategie. Hg. v. Gero Arnscheidt (Forum junge Romanistik ). Bonn , S. –. – Francesco Capaccioni: Intorno al ‹De arte venandi cum avibus› di Federico II. In: Studi medievali NS () S. –. – M. Fansa/Carsten Ritzau (Hg.): Von der Kunst mit Vögeln zu jagen. Das Falkenbuch F.s II. – Kulturgesch. und Ornithologie (Schriftenreihe des Landesmuseums für Natur und Mensch ). Mainz (mit zahlreichen Beitr.). – J. Fried/Gundula Grebner (Hg.): Kulturtransfer und Hofgesellschaft im MA. Wissenskultur am sizilianischen und kastilischen Hof im . Jh. (Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel ). Berlin (darin u. a.: Joachim Poeschke: Der Herrscher als Autor. Zu den Miniaturen im Falkenbuch Kaiser F.s II. [Cod. Pal. lat. ], S. –; M.-D. Glessgen/B. van den Abeele: Die Frage des ‹Zweiten Falkenbuchs› F.s II. und die lat. Tradition des Moamin, S. –). – Stefan Georges: Das zweite Falkenbuch K. F.s II.: Quellen, Entstehung, Überl. und Rezeption des ‹Moamin›. Mit einer Edition der lat. Überl. (Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel ). Berlin . – M. Menzel: Das ‹Falkenbuch› und die Natur. In: K. F. II. (–). Hg. v. M. Fansa (, s. allg. Lit.) S. –. – An Smets/M. Toulan: Les accesoires des faucons et des fauconnires dans le traductions françaises: Du ‹De arte venandi cum avibus› de Frédéric II et du ‹De falconibus› d’Albert le Grand. In: Science translated. Latin and vernacular translations of scienti c treatises in medieval Europe. Hg. v. Michèle Goyens u. a. (Mediaevalia Lovaniensia /). Löwen , S. –. – Amelia Caiola: An exploration of falconry and hunting in the Middle Ages based on the work of Emperor Frederick II ‹De arte venandi cum avibus› and its links to science, natural philosophy and literature. Diss. New York . – Roberto Middione: A caccia con l’imperatore. Il ‹De arte venandi cum avibus› di Parigi (Parigi, Bibliothkque nationale de France, ms. fr. ). In: Alumina. Pagine miniate () S. –. – Giulia Oro no: Di padre in glio: Federico II, Manfredi e l’illustrazione del ‹De arte venandi cum avibus›. In: Tempi e forme dell’arte. FS Pina Belli D’Elia. Hg. v. Luisa Derosa/ Clara Gelao. Foggia , S. –. – B. van den Abeele: Le traité de fauconnerie de Frédéric II de
. Hälfte . Jh. H. et la tradition latine. In: Ders.: Texte et image dans les manuscrits de chasse médiévaux (Conférences Léopold Delisle). Paris , S. –. VZ Meister Albertin. – Verfasser eines Rossarzneibuchs, um . Eine Handschrift der Stiftsbibliothek Einsiedeln enthält eine Kompilation von Texten für Pferdehalter, darunter die → Rossaventüre und Rezepte des → Heinrich von Lauingen. Im Codex ndet sich auch ein Rossarzneibuch, das dort einem M. A. zugeschrieben wird. Die Forschung hat diesen mittlerweile als Meister → Albrant identi ziert. Ü: Einsiedeln, Stiftsbibl., cod. (), r–v (Pap., Abtei Rheinau, um oder kurz nach , alemannisch-schwäbisch). – Zur Überl. vgl. auch: Gerhard Eis: Meister Albrants Roßarzneibuch. Verz. der Hss., Text der ältesten Fassung, Literaturverz. Konstanz , S. (Nr. ). – Odo Lang: Kat. der Hss. in der Stiftsbibl. Einsiedeln : Codices –. Basel , S. . L: Rainer Rudolf, VL () Sp. ; () Sp. . – Ders.: Meister Albrant. In: VL () Sp. f.; () Sp. . – G. Eis: Meister Albrants Roßarzneibuch im dt. Osten. Reichenberg (Nachdr. Hilhdesheim u. a. ) S. –. – Bernhard D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . MM Meister Albrant (Alebrant, Albret, Albertin, Albrecht, Hilbrant, Hildebrant, Heinrich). – Verfasser eines hippiatrischen Werks. Der Autor eines dt. Rossarzneibuchs war im MA unter verschiedenen Namen bekannt, unter denen «Albrant» als früheste und korrekte Schreibung gilt. Die Bezeichnung Papst → Clemens’ Rossarzt wird heute nicht mehr auf M. A. bezogen. Laut der Einleitung des Rossarzneibuchs diente A. unter Kaiser → Friedrich II. in Neapel als Marstaller und Schmied. Die Forschung vermutet bei ihm auch gebildete Grundkenntnisse, etwa in den Lehren der Schule von Salerno. Die Entstehung des Rossarzneibuchs wird in der ersten Hälfte des . Jh. vermutet. Von ähnlichen, lat. geschriebenen Werken der Zeit (→ Albertus Magnus, Ackermann, Maurus) hebt sich A.s Text durch seine dt. Sprache ab. In dem Buch beschreibt A. sachlich und praxisnah die Behandlung von Pferdekrankheiten. Die Heilmethoden beruhen
. Hälfte . Jh. auf leicht verfügbaren Zutaten, sicher ein Grund für die große Popularität des Werks. Die bekannte Überlieferung setzt in der zweiten Hälfte des . Jh. ein und umfasst weit über Handschriften. Im . und . Jh. verbreitete sich A.s Werk über Böhmen und Schlesien nach Preußen und Ungarn. Auch erfuhr es Übersetzungen in mehrere europäische Sprachen und erwies sich besonders in tschechischen Fassungen als sehr beliebt. Das Rossarzneibuch wurde dabei häu g unter den Namen anderer Verfasser tradiert, etwa → Johannes von Posen, Johannes Kleine, → Siegmund von Königgrätz und Peter von Schaumberg. Ab etwa und bis ins . Jh. entstanden auch Drucke des Textes. Frühe Ausgaben erschienen u. a. bei Anton → Sorg in Augsburg und bei Matthias Hupfuff in Straßburg. Die ursprünglich Kapitel wurden in den Drucken oft erweitert, teilweise auf mehr als Abschnitte. Zaubermedizinische und rosstäuscherische Hinzufügungen verwässerte den ursprünglichen Charakter des Buchs, erhielten die Überlieferung aber zugleich lebendig. Ü: Mehr als Hss. sind bekannt. – Verz. von Hss. und einem Fragm. bei http://www.handschriftencensus.de/werke/. – Zur weiteren Überl. vgl. die Ausg. und vor allem die Arbeiten von Gerhard Eis (s. Ausg. und Lit.). D: Zahlreiche Drucke ab etwa . – Zu den Inkunabeln vgl. GW –, N, N, Sp.a. – Wohl früheste dt. Drucke nach GW: [Augsburg: Anton Sorg, um ] (GW. f.). – Spätere Drucke im VD. A: Wilhelm Rieck: Das Wiener Veterinär-Ms. des Meisters Albrant. In: Veterinär-hist. Mitt. () S. –. – Richard Schmutzer: Die Schrift des Meisters Albrecht über Pferdekrankheiten. Nach der Hs. Nr. der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibl. zu Donaueschingen. In: Quellen und Stud. zur Gesch. der Naturwiss. und der Medizin () S. –. – Eis (s. Lit.). – Sudhof (s. Lit.). – Gerhard Eis: M. A.s Roßarzneibuch. Verz. der Hss., Text der ältesten Fassung, Literaturverz. Konstanz . – Dt. Fachprosa des MA. Ausgewählte Texte. Hg., erläutert und mit einem Glossar versehen von Wolfram Schmitt (Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen ). Berlin/New York , S. – (Teilausg.). – Online-Faks. früher Drucke: GW : http://diglib.hab.de/inkunabeln/ –-oec/start.htm. – GW : http://diglib.hab.de/inkunabeln/–-quod-a/start.htm.
Roger Frugardi L: G. Eis, NDB () S. f. – Rainer Rudolf, VL () Sp. f.; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. , . – G. Eis: M. A.s Roßarzneibuch im dt. Osten. Reichenberg . Nachdr. Hilhdesheim u. a. . – Ders.: Zum Roßarzneibuch M. A.s. In: Beitr. zur Gesch. der Veterinärmedizin (/ ) S. –; (/) S. –. – Siegfried Sudhof: Eine Tübinger Hs. v. M. A.s Roßarzneibuch. In: ZfdPh () S. –. – Emil Ploss: Zum Roßarzneibuch M. A.s. In: Zs. für Agrargesch. und Agrarsoziologie () S. –. – G. Eis: Harburger (ehem. Maihinger) A.-Hss. In: Dt. Tierärztl. Wochenschr. () S. f. – Dieter Schmitt: Pferdeheilkundliche Bearb. von Albertus Magnus, Jordanus Ruffus und M. A. im Heidelberger Cod. palatinus germanicus . Diss. Hannover . – G. Eis: Ein unbekanntes Fragm. von A.s Roßarzneibuch aus Weingarten. In: Dt. Tierärztliche Wochenschr. () S. f. – Ders.: Lesefrüchte aus hippiatrischen Hss. In: Tierärztliche Umschau () S. –. – Peter Assion: Altdt. Fachlit. Berlin , S. f. u. ö. – Wolfgang Hirth: Die A.rezepte einer altdt. Sammelhs. des . Jh. In: Tierärztliche Umschau () S. –. – G. Eis: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit. Amsterdam , passim. – Hans-Peter Hils: M. A.s Roßarznei. Über eine unbekannte Abschrift von M. A.s Roßarznei aus dem . Jh. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Ders./Werner Sackmann: Die Basler Abschrift von M. A.s Pferdemedizin. In: Dt. Tierärztliche Wochenschr. () S. –. – Martin J. Schubert: M. A.s Roßarznei in einer Olmützer Hs. In: Dt.-böhmische Literaturbeziehungen. Germano-Bohemica. FS Václav Bok. Hg. v. Hans-Joachim Behr. Hamburg , S. –. – Marianne Honold: Stud. zur Funktionsgesch. der spätma. deutschsprachigen Kochrezepthss. Würzburg , S. f. u. ö. – Bernhard D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. f., u. ö. – Oliver Duntze: Ein Verleger sucht sein Publikum. Die Straßburger Offizin des Matthias Hupfuff (/–). München , S. f. u. ö. MM Roger Frugardi (Ruggero F.; Rüdiger Frutgard, R. von Parma; fälschlich: R. von Salerno), * vor , † um . – Wirkmächtiger lombardischer
Roger Frugardi Chirurg und Fachschriftsteller, dt. Rezeption ab ca. /. Der Sohn des Giovanni Frugardo ist in der PoEbene geboren. Mit der chirurgischen Operationstechnik langobardischer Prägung und dem salernitanischen Fachschrifttum war er gleichermaßen vertraut. R. stand in enger Verbindung zur Artistenschule in Parma, wo er zumindest in den er (und wahrscheinlich auch in den er) Jahren des . Jh. allgemeine und spezielle Chirurgie gelehrt hat. Zu R.s Hörern in Parma zählte Guido d’Arezzo d. J., der von R. mit der Verschriftlichung und redaktionellen Betreuung seiner mündlichen Vorträge beauftragt wurde. Durch den Einsatz innovativer Instrumentarien war die von R. propagierte wundärztliche Arzneikunst der salernitanischen überlegen. Dennoch hat die neuzeitliche Medizingeschichtsschreibung ihn an der berühmten Medizinschule lokalisiert und durch Namensgebungen wie R. von Salerno eine Verbindung dorthin hergestellt. Dem Lehrkörper von Salerno hat R. aber nie angehört. Der wundärztliche Traktat R.s, der in den Handschriften ohne Titel und oft unter der Gattunsgbezeichnung «Cyrurgia» läuft, zählt zweifelsohne zu den markantesten und ein ussreichsten Texten des ma. okzidentalen Medizinschrifttums überhaupt. Für die Fachliteratur der operativ-invasiven Medizin war er traditionskonstituierend: Dies schon allein dadurch, dass ein bis dato mündlich tradierter Wissensbereich verschriftlicht und so die Voraussetzung erst geschaffen wurde, die handwerkliche Chirurgie in den akademischen Untericht einzubinden. R. hat die Gattung des chirurgischen Lehrund Handbuchs nicht nur begründet, sondern auch bis in die Neuzeit geprägt. Die älteste erhaltene Redaktion seines Traktats wird in der Forschung gemeinhin als Urtext oder Rogerina bezeichnet. Es handelt sich um eine von Guido d’Arezzo redigierte Fassung nach mindestens zwei Schülernachschriften, die abgeschlossen worden ist. Die Gliederung der chirurgischen Verfahren im Urtext ist anatomisch und folgt dem «a capite ad calcem»-Prinzip. Die vier Hauptsegmente des Textes (Kopf, Hals, Ober- und Unterleib) sind von Guido mit Prologen und eigenständigen Kapitelzählungen ausgestattet worden. Die Glossierung und Redigierung des Urtextes setzt bereits wenige Jahre nach dessen Fertigstellung ein. Die älteste Neufassung geht auf Roland von Parma zurück. Seine Additiones sind eine kommentierter
. Hälfte . Jh. Urtext, der die Grundlage für Rolands um abgeschlossene zweite Au age des nun erheblich umstrukturierten Lehrbuchs war, die sog. (Chirurgia) Rolandina. Die beiden Fassungen Rolands sind aber nur der Anfangspunkt der lawinenartigen Verbreitung des Traktats selbst und einer gewaltigen Textgruppe von Redaktionen, Mutationen oder Repliken. Auf dieses chirurgisch-fachliterarische Konglomerat wird in der Forschung mit dem Begriff Rogerglosse oder Roger-Komplex rekurriert. Die textuellen Abhängigkeiten sind dabei nicht linear. So hängt z. B. die salernitanische Vier-MeisterGlosse (nach ) von der Rolandina ab, während Roland selbst bereits auf die Erste (Salerner) Rogerglosse (um ) zurückgreifen konnte. Beide Salerner Glossen sind Bemühungen, das rogersche Lehrbuch an die humorapathologischen Standards Salernos anzupassen, wo die Ronaldina ab der Mitte des . Jh. als Lehrbuch zum Einsatz kam. Noch vor der Ersten (Salerner) Glosse war in Montpellier mit der sog. Therapeutischen Rogerglosse eine vor allem mit zahlreichen Heilmitteln angereicherte Redaktion entstanden. Aus den zahlreichen Nachahmertexten ragt die Chirurgia Jamati des Johannes Jamatus heraus (Mitte/zweite Hälfte . Jh.). Die traumatologisch ausgerichtete Bearbeitung passt den Text an feldärztliche Bedürfnisse an, indem sie das Material nach Waffengattungen gliedert. In der volkssprachigen medizinischen Fachliteratur markieren Übertragungen aus dem R.Komplex in aller Regel den Beginn der schriftlichen Fixierung chirurgischer Materie in der jeweiligen Landessprache. Im Französischen, Deutschen und Italienischen ist die Rezeption ab dem . Jh., für das Englische ab dem . Jh. belegt. Das älteste volkssprachige Zeugnis dürfte die provenzalische Versadaption des Raymond von Avignon (Avillers) sein (vor ). Im dt./ndl. Fachschrifttum ist der R.-Komplex in seinen unterschiedlichen Textstufen mit über einem Dutzend Bearbeitungen repräsentiert. Die Anzahl der tradierenden Handschriften ist einschließlich der Streuüberlieferung auch bei konservativer Schätzung deutlich vierstellig, was das rogersche Lehrbuch zu einem der wirkmächtigsten Fachtexte im dt. Raum überhaupt macht. Um erreicht die Tradition ihren Höhepunkt und reißt auch im . Jh. nicht ab. Der R.-Komplex ist in allen Regionen des dt./ndl. Raums präsent, wobei sich ostmitteldt./schlesische sowie ostbrabantisch/ ämische Bearbeitungen als
. Hälfte . Jh. wichtige Ausgangspunkte der volkssprachigen Rezeption erwiesen habe. Auch Rückübersetzungen ins Lat. sind belegt. Die einzelnen dt. und ndl. Texte in ungefährer chronologischer Reihung sind: ) → Chirurg von der Weser: Der nd. Wundarzt und Schüler des Wilhelm Burgensis schrieb um / Wilhelms Ausführungen zur «RogerChirurgie» nach und erstellte einen fortlaufenden nd. Kommentar in zwei Redaktionen. – ) → Ortolf von Baierland: Grundlage des sechsten Traktats («wuntarzenîe») seines Arzneibuches (vor ) ist der Urtext mit Rekurs auch auf die Erste (Salerner) Glosse. Unter Einbeziehung weiteren Quellenmaterials bietet Ortolf eine stark kürzende Übersetzung, welche die anatomische Stoffanordnung beibehält. – ) Schädelchirurgisches «Fragment»: Trotz des etablierten Werktitels handelt es sich nicht um ein Bruchstück, sondern um einen Spezialtraktat aus dem → Breslauer Arzneibuch, der womöglich vor und in jedem Fall zeitnah zu Ortolfs Arzneibuch entstanden ist. Der Verfasser war ein schlesischer Chirurg mit akademischer Ausbildung, dessen R.-Bearbeitung die lat. Fachterminologie teilweise beibehält und höchsten fachlichen Ansprüchen gerecht wird. – ) Gnesener Fragmente: Nur Bruchstücke sind von einer ostelbischen/ostmitteldt. Bearbeitung des Urtextes aus dem späten . Jh. erhalten. Die erhaltenen Kapitel beziehen sich auf Eingriffe am Schädeldach. – ) (Ober)Schlesische Therapeutische Rogerglosse: Der Text selbst ist nicht erhalten aber philologisch in Grundzügen rekonstruierbar. Die → Leipziger Rogerglosse (s. u.) und die Hübsch Chirurgia des → Nikolaus von Mumpelier haben ein gemeinsames Quellenspektrum, zu dem eine therapeutisch ausgerichtete R.-Bearbeitung gezählt haben dürfte. – ) Cyrurgie des ämischen Wundarztes Jan Yperman: Yperman beruft sich in seiner abgeschlossenen Schrift auf Wilhelm Burgensis und übernimmt Kapitel sowohl aus der Ersten (Salerner) Glosse sowie der Rolandina als auch aus dem Urtext. Yperman bezieht aber insgesamt mehr Material von seinem Pariser Lehrer → Lanfrank von Mailand. – ) Der → Jonghe Lanfranc: Die chirurgische Kompilation des unter Pseudonym publizierenden ämisch-brabantischen Autors stützt sich wider Erwarten nicht auf Lanfrank, sondern auf die Vier-Meister-Glosse und diverses Material aus dem R.-Komplex. – ) Hildesheimer Rogerbearbeitung: Der schlesischen Umsetzung aus dem
Roger Frugardi . Jh. liegt der Urtext zugrunde, in den Versatzstücke aus der Rolandina inseriert sind. Mit Hilfe von Lanfrank-Exzerpten hat der unbekannte Bearbeiter die rogersche Chirurgie modernisiert. – ) Boec van Surgien des Thomas Schelling: Für sein abgeschlossenes Handbuch hat Thomas den Urtext, die Rolandina und die Vier-MeisterGlosse ausgewertet. – ) Kleine Wundarznei in der → Römischen Chirurgie: Die ostmitteldt. Adaption (Mitte . Jh.) folgt der anatomischen Stoffanordnung des Urtextes, geht aber über den R.-Komplex hinaus, indem auch Material aus dem BorgognoniUmfeld integriert wird (→ Bruno von Longoburgo, → Thiederik von Cervia). – ) Nd. Chirurgisches Antidotar: Die um kompilierte und äußerst umfangreiche Sammlung bezieht den Großteil ihres Materials aus dem Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus), übernimmt aber auch in beträchtlichem Maße Texte aus dem R.Komplex. – ) → Prager Wundarznei. Die mährische oder schlesische Lehrschrift aus der zweiten Hälfte des . Jh. hat ein ähnliches Quellenspektrum wie die Kleine Wundarznei (s. o., Nr. ), folgt in ihrer kriegschirurgischen Ausrichtung aber der traumatologischen Anordnung der Chirurgia Jamati. – ) Leipziger Rogerglosse. Die kenntnisreiche schlesische-meißnische Bearbeitung stammt aus dem späten . Jh. – ) → Düdesche Arstedie. Das nd. medizinische Kompendium gehört ebenfalls dem späten . Jh. an und hat ein sehr breites Quellenspektrum, zu dem auch der R.Komplex zählt. – ) Slotel ende die bloemen van den surgien des → Jan Bertrand: Die um kompilierte chirurgische Lehrschrift bezieht ihr Material überwiegend aus der Ersten (Salerner) Rogerglosse. – ) Chirurgisch traktaatje des Wouter van Casebancke: Das anspruchslose Handbuch des Wundarztes aus dem west ämischen Ypern folgt in seiner anatomischen Stoffanordnung dem Urtext und ist auch inhaltlich dem R.-Komplex verp ichtet. – ) Kosten ten wonder: Die kurze traumatologische Versdichtung (vierhebige Paareime) wird von der selben Handschrift tradiert wie Wouters Traktaatje. Der Text dürfte im westfälisch/nordniedersächsischem Sprachgebiet entstanden sein. Trotz fortgeschrittener Textzersetzung ist die R.-Abhängigkeit noch spürbar. – ) → Marquart von Stadtkyll: Die chirurgisch ausgerichtete Rhazes (ar-Razi)Bearbeitung Marquarts enthält großzügige Partien aus dem Urtext. – ) Hans → Seyff: Die R.Anteile im um erstellten Kompendium des
Roger Frugardi schwäbischen Wundarztes beruhen auf dem Urtext und der Rolandina. – ) Buch der Medizin → Ludwigs V. von der Pfalz: Die mehrbändige medizinische Textsammlung des Pfalzgrafen wartet mit zwei von R. abhängigen Medizintexten auf. Die Galen untergeschobene «wund artzneÿ» im dritten Band ist inhaltlich vom R.-Komplex abhängig und übernimmt zum Teil auch die rogersche Anordnung. Als Gewährsmann wird Walter Jilg genannt. Der wundärztlich ausgerichtete und von Ludwig selbst kompilierte Band des Buchs der Medizin ist in toto am anatomischen Gliederungsprinzips ausgerichtet. Die R.-Anteile verdanken sich zum Teil der Vermittlung Ortolfs von Baierland und Marquarts von Stadtkyll. Die Streuüberlieferung aus dem R.-Komplex in dt. Medizintexten spiegelt den Stellenwert der R.-Chirurgie für die Entwicklung der Wundarzneikunst wieder und ist umfangreich und nicht zur Gänze erfasst. Rogersche Textsplitter gehören zum Standardrepertoire dt./ndl. (Wund-)Arzneibücher (vgl. z. B. → Passauer, → Kopenhagener, → Leipziger, → Stuttgarter, → Ulmer, → Wolfenbütteler Wundarznei; → Elsässisches, → Darmstädter Arzneibuch; → Londoner Wund- und Salbenbuch, → Buch von alten Schäden, Von → guten P astern und Salben, → Anleitungen für einen Wundarzt; → Johann von Seghen, Anton → Trutmann, Johann → Schenk von Würzburg). Ü: Lat.: Vgl. Sudhoff (s. Lit.) S. , –; Pazzini (s. Lit.) S. –, f. – Die älteste Hs. des Urtextes ist: München, BSB, Clm , Bll. (Perg., um ). – Dt./ndl.: /) s. die Verweisartikel. – ) Breslau, UB, Cod. R (vormals ebd., StB, Cod. R ) va–va (Perg., erstes Viertel . Jh., ostsächsisch/thüringisch/schlesisch). – ) Gniezno (Gnesen [Polen]) Bibl. des Priesterseminars, Ms. , eingelegtes Nachsatzbl., S. a–b (Perg., zweite Hälfte . Jh., ostelbisch/ostmitteldt.). – ) s. Leersum (Ausg.). – ) s. den Verweisartikel. – ) Hildesheim, Dombibl., Hs. , r–v (Pap., letztes Drittel . Jh., schlesisch). – ) ndl. Hss. bei Jansen-Sieben (s. Lit.) S. , f., , , f., f. – ) Rom, Biblioteca Nazionale Centrale, Cod. Vittorio Emmanuele (olim Farfensis ) r–v (Pap., /, südwestoberdt./ostmitteldt.). – ) Jansen-Sieben (s. Lit.) S. , f. verzeichnet zwei Hss. – –) s. die Verweisartikel. – ) Tongerloo, Norbertijnerabdij, Ms. , r–v (Pap., . Jh., lim
. Hälfte . Jh. burgisch). – ) Ebd., v–v. – ) s. Verweisartikel. – ) Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. ° , r–r, v–r (Pap., nach bis frühes . Jh., schwäbisch/lat.). – ) Heidelberg, UB, Cpg , r–v («wund artzneÿ»); Cpg , Bll. (beide Perg., /, südrheinfränkisch). A: Lat.: Urtext: Sudhoff (s. Lit.) S. –. – Tony Hunt: Anglo-Norman Medicine. Bd. : R. F. s ‹Chirurgia› and the ‹Practica brevis› of Platearius. Cambridge , S. –. – Additiones, Rolandina, Vier-Meister-Glosse: Salvatore de Renzi: Collectio salernitana ossia Documenti inediti, e trattati di medicina appartenenti alla scuola medica Salernitana. Bd. . Neapel (Neudr. Bologna ) S. –, –. – Erste (Salerner) Rogerglosse: Francesco Puccinotti: Storia della medicina. Bd. : Medicina del medio evo. Tl. . Livorno , S. –; . Au . Neapel , S. VIIa–LIXb. – Therapeutische Rogerglosse: Sudhoff (s. Lit.) S. –. – Chirurgia Jamati: Chirurgia Jamati. Die Chirurgie des Jamerius (?) (XII. Jh.). Nach einer Hs. der Kgl. Hof- und Staatsbibl. zu München [...] zum ersten Mal hg. v. [Julius Leopold] Pagel. – Zahnmedizinische Anteile der R.Chirurgien bei Löchel (s. Lit.) S. f., f., – (mit dt. Übers.). Dt./ndl.: /) s. die Verweisartikel. – ) C[arl] Külz/E. Külz-Trosse: Das Breslauer Arzneibuch R. der StB. Dresden , S. –. – ) Sudhoff (s. Lit.) S. –. – ) De ‹Cyrurgie› van Meester Jan Yperman. Naar de handschriften van Brussel, Cambridge, Gent en Londen. Hg. v. E. C. van Leersum (Bibliotheek van Middelnederlandsche Letterkunde []). Leiden . – ) s. den Verweisartikel. – ) Sudhoff (s. Lit.) S. –. – ) E. C. van Leersum: Het ‹Boeck van Surgien› van Meester Thomas Scellinck van Thienen. Naar de hss. van de Koninklijka Bibl. te ’s-Gravenhage en het British Museum te London (Opuscula selecta neerlandicorum de arte medica ). Amsterdam . – ) s. → Römische Chirurgie. – –) s. die Verweisartikel. – ) Ria Jansen-Sieben/Willem Frans Daems: Chirurgie op rijm. In: Artes mechanicae in middeleeuws Europa (Archief- en bibliotheekswezen in België. Extranr. ). Brüssel , S. –. Ü: (des Urtextes) Jürgen Stäps: Die Chirurgie des R. v. Salerno. Quakenbrück . L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Ders., LexMA () Sp. . – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im
. Hälfte . Jh. MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –, –, – u. ö. – G. Keil: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausgabe des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , passim. – G. Keil/R. Müller: Dt. Lanfrank-Übers. des . und . Jh. In: Medizingesch. in unserer Zeit. FS Edith Heischkel-Artelt/ Walther Artelt. Hg. v. Hans-Heinz Eulner u. a. Stuttgart , S. –. – G. Keil: Gestaltwandel und Zersetzung. R.-Urtext und R.-Glosse vom . bis ins . Jh. In: Der Komm. in der Renaissance. Hg. v. August Buck/Otto Herding (DFG Kommission für Humanismusforschung, Mitt. ). Boppard , S. – (wieder in: Medizin im ma. Abendland. Hg. v. Gerhard Baader/G. Keil [WdF ]. Darmstadt , S. –). – Wolfgang Löchel: Die Zahnmedizin R.s und die Rogerglossen. Ein Beitr. zur Gesch. der Zahnheilkunde im Hoch- und SpätMA (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen . – Gabriele Stedtfeld: Die Leipziger Rogerglosse. Tl. : R.-Konkordanz und Wörterverz. Diss. Würzburg . – R. Müller/G. Keil: Vorläu ges zu Jan Bertrand. In: Fachprosa-Stud. Beitr. zur ma. Wiss.- und Geistesgesch. FS Gerhard Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Berlin , S. –. – Astrid Hirschmann: Die Leipziger Rogerglosse. Ein chirurgischer Text aus dem meißnisch-nordschlesischen Raum. Tl. : Text (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – G. Keil: Schlesien als Gegenstand medizinischer Fachprosaforschung. In: Schlesien als Aufgabe interdisziplinärer Forschung. Hg. v. Lothar Bossle u. a. (Schlesische Forschungen ). Sigmaringen , S. –, bes. S. f. – G. Keil/Elfriede Würl: Die ‹Leipziger Rogerglosse› und die ‹Hübsch Chirurgia› des Nikolaus von Mumpelier. Eine Konkordanz zu zwei Denkmälern altschlesischer Lit. des . Jh. In: Jb. der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Univ. zu Breslau () S. –. – Christine Boot: Die ‹Prager Wundarznei› des . Jh. Ein traumatologisches Feldbuch aus dem ma. Schlesien. Habil.Schr. Würzburg . – R. Jansen-Sieben: Repertorium van de Middelnederlandse Artes-literatuur. Utrecht , S. , , f., –. – Hunt (s. Ausg.) S. –. – Helen Elizabeth Falls: Studies on R. F.’s Chirurgia. Diss. Toronto . – G. Keil: R. F. und die Tradition langobardischer Chirurgie. In: Sudhoffs Arch. () S. –. –
Articuli reprobati Erwin Huizenga: Tussen autoriteit en empirie. De Middelnederlandse chirurgieën in de veertiende en vijftiende eeuw en hun maatschappelijke context. Hilversum , passim. – HildeMarie Gross/G. Keil: «von manicherley wunden». Die «kleine Wundarznei» des Cod. Farfensis : «Oberschlesische Roger-Aphorismen» des . Jh. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen () S. –. – Bernhard D. Haage/Wolfgang Wegner: R. F. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – G. Keil: Rogerglosse. In: ebd. S. . – Harald Quick: Wouter van Casebancke of Ypres. An unknown medieval surgeon (th–th century). In: Acta chirurgica belgica () S. –. – B. D. Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , Reg. – G. Keil: Farbe und Struktur in wundärztlichen Rezeptaren des dt. MA. In: Farbe im MA. Materialität – Medialität – Semantik (Symposiumsakten des Mediävistenverbandes ). Hg. v. Ingrid Bennewitz. Berlin , Tl.-Bd. , S. –, hier S. f. VZ Articuli reprobati → Eike von Repgow Macer (Macer oridus; De viribus [naturis] herbarum). – Lat. pharmakographisches Lehrgedicht in Hexametern, zweites Drittel . Jh.; dt. Glossierungen im . Jh., dt. Bearbeitungen ab der ersten Hälfte des . Jh. Die Versabhandlung über die gebräuchlichsten Heilkräuter zählt zu den europaweit bekanntesten medizinisch-fachliterarischen Schriften des MA überhaupt. Die Umstände der Entstehung des ursprünglichen Liber de viribus herbarum liegen im Ungewissen. Gegen erhielt das Versherbarium durch die Zuschreibung an Aemilius Macer – ein Freund → Ovids und der mutmaßliche Verfasser des verschollenen Gedichtes De herbum – den Werktitel Macer oridus (M. f.). Der tatsächliche Verfasser könnte laut Zuschriften in einigen Textzeugen der ansonsten nicht bezeugte Odo von Meung (Magdunensis) gewesen sein, der vielleicht an der westfränkischen Niederstifts-Schule am Kollegiatsstift von Meung-sur-Loire (bei Orléans) als Lehrer tätig war. Beim M. f. könnte es sich demnach originär um einen Unterrichtstext gehandelt haben. Der Abfassungszeitpunkt ist umstritten. Orientierung gibt vielleicht ein Bücherinventar des Klosters Blaubeuren, das allerdings nur
Macer in einer Abschrift des . Jh. erhalten ist. Dieses führt einen «Macer de herbis» an, der im Zeitraum – der Klosterbibliothek übergeben worden sei. Hierin ist der womöglich einzige valide terminus ante quem für die Abfassung des M. f. zu sehen (Ma. Bibliothekskat. Deutschlands und der Schweiz. Bd. : Die Bistümer Konstanz und Chur. Bearb. v. Paul Lehmann. München , S. ). Als Vorbild für den M. f. diente De cultura hortorum des → Walahfrid Strabo, dessen Kräuterbuch auch zu den Quellen des M. f. zählt. Im Text selbst werden Plinius d. Ä., Galen, Dioskurides und Hippokrates am häu gsten genannt. Als weitere direkte Vorlagen konnten ferner Gargilius Martialis und der langobardische (alphabetische) Dyascorides ermittelt werden. Mit Constantinus Africanus, dessen Liber gradibus allerdings wohl nicht unmittelbar benutzt wurde, ist zudem salernitanischer Ein uss greifbar. Der je nach Textzeuge rund – Verse umfassende M. f. war schon in der hochma. lat. Tradition äußerst unfest. Das betrifft aber nicht die Textebene (der Wortlaut der einzelnen Kapitel ist sogar bemerkenswert konstant), sondern die Corpusebene: Anzahl und Anordnung der in einzelnen Kapiteln vorgestellten Kräuter weichen stark voneinander ab (z. B. Kap. in der Ausg. von Choulant, Kap. im frühesten Druck [Neapel: Arnold von Brüssel, ; GW M ]). Hinsichtlich der Materialgliederung ist ein durchgehendes Ordnungsprinzip für die einzelnen Kräuter nicht zu erkennen. Ab der zweiten Redaktion des M. f. wird die therapeutische Eignung der jeweiligen Heilp anze humorapathologisch grundiert. Vermutlich hat der M. f. zum einen als Lehrbuch in Klöstern und Medizinschulen Verwendung gefunden. Zum anderen konnte er als pharmakograhisches Handbuch benutzt werden. Die Wirkungsgeschichte des M. f. reicht bis in die frühe Neuzeit und schließt volkssprachige Bearbeitungen mit ein. Die lat. Tradition ist nicht hinreichend erfasst. Als gesichert können Übernahmen aus dem M. f. u. a. für das → Regimen sanitatis salernitanum und das Speculum naturale des → Vinzenz von Beauvais gelten. Letzterer hat das Versherbarium nahezu vollständig in seine Enzyklopädie integriert. Im Bereich der volkssprachigen Rezeption sind neben den zahlreichen dt. Fassungen englische, französische, italienische, katalanische, kastilische und dänische (Henrik → Harpestræng) Adaptionen bekannt. Die womöglich älteste nicht-lat. Rezeption ist eine hebräische Fassung.
. Hälfte . Jh. Die erste Stufe der volkssprachigen Aneignung im dt. Raum stellen lat. Abschriften des M. f. mit dt. Glossierungen dar. Diese begegnen vom . Jh. bis ins . Jh. Vornehmlich sind die P anzennamen, die gleichzeitig als Kapitelüberschriften dienen, volkssprachig glossiert worden. Auch aus dem ndl. Raum ist ein Codex mit volkssprachigen Glossen erhalten. Die früheste der vollständigen dt. Übertragungen ist zugleich auch diejenige, welche die gesamte deutschsprachige M. f.-Rezeption dominiert. Dieser dt. M. wird daher als Vulgatfassung bezeichnet (auch: Älterer dt. M.). Spätestens im . Jh. war er im gesamten dt. Sprachraum einschließlich der Niederlande verbreitet. Zudem ist eine lat. Rückübersetzung belegt. Die Vulgatfassung dürfte in der ersten Hälfte des . Jh. im ostmitteldt. Raum verfasst worden sein. Die lat. Hexameter sind in Prosa aufgelöst und der Drogenbestand ist aufgestockt. Ob die Zusätze gegenüber den gängigen M. f.-Versionen sich bereits in der lat. Vorlage des anonymen Bearbeiters befanden oder von diesem selbst ausgewählt wurden, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Die Ergänzungen stammen aus Constantinus Africanus, → Ps.-Apuleius und Gargilius Martialis. Beim letzten Kapitel («cerviboletum»/«hirzswam») ist die Quelle nicht ermittelt. In ihrer umfassendsten Form bietet die Vulgatfassung Kapitel. Präsentiert werden aber nur Drogen, weil «beta»/«beizkrësse» und «intibus»/«stôr» nach Gargilius ergänzt worden sind, obwohl sich sich (nach der selben Vorlage) schon in der Sammlung befanden (Kap. / und /). Eine Zweitredaktion der Vulgatfassung, welche diese Dopplung eliminiert, ist in der Tradition schnell hinzugetreten. Von dieser abhängig ist eine weitere Version, die das . Kapitel mit «gaisdo»/«weit» auslässt und für das . Jh. maßgeblich war. Schon zu einem frühen Zeitpunkt der Tradition ist der Haupttext mit Vorreden ergänzt worden. Eine Reimvorrede mit Versen rechtfertigt in apologetischem Ton die gewählte Prosaform und erinnert hierbei an die Vorrede zum → Lucidarius. Eine zweite Vorrede in Prosa führt in die Humoralpathologie und den adäquaten Einsatz der jeweiligen P anzendroge ein. Die Reimvorrede fehlt in zahlreichen Handschriften, doch gerade in den älteren Codices begegnet sie oft, so dass sie als ursprünglich betrachtet oder zumindest den älteren Redaktionsstufen zugeordnet werden kann. Charakteristisch für die
. Hälfte . Jh. Texttradition der Vulgatfassung ist ferner das Bemühen, die unsytematische Anordnung der Heilp anzen durch Hervorhebungen der Indikationen oder Marginalkommentare zu systematisieren und so den M. für den praktischen Gebrauch als Handbuch nutzbar zu machen. Später begegnen Inhaltsverzeichnisse und Register (s. → Witschuch von Alsfeld) wie auch Redaktionen, die das Material alphabetisch nach den lat. Drogennamen ordnen. Bemerkenswert ist, dass die mit über bekannten Textzeugen gewaltige Handschriftentradition der Vulgatfassung des M. in keinen selbstständigen Druck ausläuft. Allerdings wird der M. durch großzügige Übernahmen in das vielfach aufgelegte Kräuterbuch Gart der Gesundheit bis in . Jh. weiter tradiert (Erstdruck [GW M], s. Johann → Wonnecke). Die Vermittlung des M.-Bestandes in den Gart dürfte über den Kodex Berleburg (SaynWittgensteinsche Schlossbibl., Ms. RT / [olim F ]) erfolgt sein, der auf rb–v und r–r eine teilweise kontaminierte Vulgatfassung enthält. Da sowohl der Gart als auch der Kodex Berleburg von → Bernhard von Breidenbach veranlasst worden sind, erscheint dieser Rezeptionsweg plausibel. Letztlich dürfte der Erfolg des Gart der Gesundheit ursächlich dafür gewesen sein, dass für eigenständige M.-Drucke offensichtlich keine Nachfrage bestand. Als von der Vulgatfassung unabhängige dt. Bearbeitung aus dem . Jh. ist die Auswahlübersetzung des Wiener Macer zu bewerten, dessen unikaler Textzeuge zudem die älteste dt. M.-Handschrift überhaupt darstellt. Der Wiener M. enthält nur acht Kapitel, wobei unklar ist, ob Überlieferungsverlust verantwortlich ist, oder der Übersetzer in solch starkem Maße selektierte. Ebenso ist offen, welche der beiden Übersetzungen, Vulgatfassung oder Wiener M., die vorzeitige Bearbeitung darstellt. Die ältere Forschung hat aus der Menge der obd. Prosafassungen des . Jh. bis . Jh. drei Textzeugen herausgegriffen, unter dem Begriff Jüngerer dt. Macer subsumiert und als eine Übersetzung betrachtet. Tatsächlich handelt es sich aber um unterschiedliche Bearbeitungen. Eines ist den insgesamt über zehn jüngeren und selbstständigen dt. M.-Versionen indes gemein: Sie alle haben keine nennenswerte Verbreitung erfahren und können als weitestgehend unerforscht gelten. Lediglich drei Fassungen aus dieser Gruppe sind eingehender charakterisiert worden: ) Die rheinfränkische Kurzredaktion des → Konrad von Butzbach ist in
Macer den letzten Hauptteil von Konrads eigenhändigem astro-medizinischen Kompendium integriert. Aufgeboten werden überwiegend gekürzte Kapitel. Die letzten acht nehmen hier eine Sonderrolle ein, da sie nicht der gängigen M.-Tradition entsprechen. Das letzte («benedicta») könnte dem Latinske Urtebog entnommen sein (Ps.-Harpestræng, s. auch Alexander Hispanus), während die Kapitel – in der gleichen Reihung auch im lat. Erstdruck von begegnen. – ) Der Memminger Stadtschreiber Martin → Huber hat am Beginn einer medizinischen Sammelhandschrift eine selbstständige und unvollständige Übersetzung ( Kap.) des M. eingetragen, auf die er dann eine vollständige Vulgatfassung folgen lässt. Dieser Überlieferungsbefund ist deutungsoffen. Die fragmentarische Übersetzung geht vielleicht auf Huber selbst zurück, der seine eigene Übersetzungsarbeit eingestellt haben könnte, als er Zugriff auf eine dt. Vulgatfassung erhalten hat. – ) Humanistisch geprägt ist eine Übersetzung mit Kapiteln, die schon dem . Jh. angehört und vermutlich autograph überliefert ist. Die Notationsform weist auf einen akademisch geschulten Verfasser hin, dem mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ein M. f.-Druck als Vorlage diente. Als einzige dt. Versbearbeitung ist eine bair.österr. M.-Reimfassung bekannt. Sie ist vermutlich im zweiten Drittel des . Jh. im Innviertel entstanden. Alle vollständigen Textzeugen dieser Versversion sind zweisprachig gestaltet, d. h. auf einige lat. Hexameter folgt jeweils die gleiche Anzahl dt. Reimpaare als direkte Übersetzung. Eigen- und vollständige nd. M.-Übersetzung sind weder in Vers noch in Prosa belegt. Allerdings sind zwei Kräuterbücher nachgewiesen, die sich teilweise aber keinesfalls ausschließlich auf den M. f. stützen. Im ndl. Bereich gibt es lediglich Nachricht von einem heute verschollenen Codex, der eine unabhängige mittelniederfränkische M.Fassung enthalten haben könnte. Abgesehen hiervon sind die ndl. Glossen (s. o.) das einzige Zeugnis für originär ndl.-volkssprachige Rezeption des M. f. Ü: Lat.: Die europaweite lat. Tradition dürfte nicht einmal ansatzweise erfasst sein. Zusätzlich zu den rund schon vorher bekannten Hss. können Schnell/Crossgrove allein weitere «Zufallsfunde» benennen. Hinzu kommen rund Druckau agen (vgl. Schnell/Crossgrove [s. Ausg.] S. –). – Dt. glossierte lat. Hss. . Jh.: London,
Macer British Library, MS Arundel . – . Jh.: Leiden, UB, VLO . – München, BSB, Clm . – Prag, Nationalbibl., Cod. XII.G.. – Ndl. glossierte lat. Hs.: Paris, Nationalbibl., Ms. lat. A (Perg., ). – Dt. Vulgatfassung: Die über bekannten Textzeugen verteilen sich zeitlich wie folgt: Hss. aus dem . Jh., Hss. aus dem . Jh., Hss. aus dem . Jh. Zwar liegt wie bei vielen Vergleichstexten auch bei der Vulgatfassung des M. der geographische Schwerpunkt der Überl. im obd. (bair./schwäbisch/alemannischen) Raum, dies jedoch erst im . Jh.; die Überl. des . Jh. re ektiert noch den Entstehungsraum der Vulgatfassung und ist zu über % ostmitteldeutsch. Vgl. Schnell/ Crossgrove (s. Ausg.) S. –. Der Münchner Cgm (um ) enthält auf Bl. r–r keine selbständige M.-Fassung des «Paulu[s] Klefelser de Ratispona» (wie Sudhoff [VL () Sp. ] annahm), sondern eine Abschrift der Vulgatfassung durch den Schreiber Klefelser). – Lat. Rückübersetzung: Berlin, SBB, Mgo (olim Cheltenham, Bibl. Phillippica, Ms. ) r–v (Pap., /). – Wiener Macer: Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Perg., letztes Viertel . Jh., ostmitteldt.). – Jüngere Prosübersetzungen: Kurzredaktion Konrads von Butzbach: Salzburg, UB, Cod. M I , r–v (Perg. und Pap., , rheinfränkisch [aus Laubach]); Autograph. – Fassung Martin Hubers: Freiburg i. Br., UB, Hs. , ra–va (eigenständige Übersetzung) va–ra (Vulgatfassung) (Pap., , ostschwäbisch [aus Memmingen]); Autograph. – Humanistische Fassung: Berlin, SBB, Mgf , r–v (Pap., . Jh. hochdt.); Autograph (?). – Drei Selbstständige Übersetzungen, vormals «jüngerer dt. M.»: Wien, ÖNB, Cod. , r–v, v–v (Pap., vor , bair.). – Stuttgart, LB, Cod. HB XI , v–v (Pap., /, südwestdt.). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, v–v (Pap., . Jh., obd.). – Weitere Übersetzungen: Stuttgart, LB, Cod. HB XI , ra–rv (Pap., / , bair.); Kap. – Darmstadt, ULB, Hs. , r–va (Pap., Mitte . Jh., alemannisch); Auszüge in einer Kräuterbuchkompilation. – München, UB, ° Cod. ms. , r–r (Auszüge) v–r (Auszüge in einer Kräuterbuchkompilation) (Pap., um , nordbair.). – Stuttgart, LB, Cod. HB XI , v–v (Pap., /, nordbair.); Kap. – Ebd., Cod. HB XI , r–r (Pap., /, schwäbisch); Auszüge. – Klagenfurt, Diözesanarch. der Diözese Gurk (vormals Bischö . Bibl.) Cod. XXIX d , r–r (Pap., /, bair.); Kap.
. Hälfte . Jh. in alphabetischer Reihung. – München, BSB, Cgm , ra–va (Pap., letztes Viertel . Jh., mittelbair.). – Bair.-österr. Reimfassung: Leipzig, UB, Ms. g (vormals Meißen, Privatbesitz Johann Gottlieb Thierfelder, Nr. II) Bll. (Pap., zweites Drittel . Jh., bair./lat.). – Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. B , r–v (Pap., um , mittelbair./lat.). – Klagenfurt, Diözesanarch. der Diözese Gurk (vormals Bischö . Bibl.) Cod. XXIX d , r–r (Pap., , bair./lat.). – Leipzig, UB, Ms. h (vormals Meißen, Privatbesitz J. G. Thierfelder, Nr. I) Bll. (Pap., um , mittelbair./ lat.). – Kremsmünster, Stiftsbibl., Cod. , r–r (Pap., Ende . Jh., bair.-österr./lat.). – Bern, Burgerbibl., Cod. , r–v (Pap., . Jh., bair./ lat.). – Vicenza, Biblioteca Bertoliana, Ms. (olim G ...) r–v (Pap., . Jh., bair./ lat.). – Exzerpte (teils mit Prosainseraten): München, BSB, Cgm , r–v (Pap., letztes Viertel . Jh., ostmittelbair.). – Nd. Tradition: Hamburg, SUB, Cod. med. , S. – (Pap., letztes Drittel . Jh.). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. ° (→ Wolfenbütteler Arzneibuch) v–v (Pap., um , ostfälisch). – Mittelniederfränkischer M. (?): Warschau, Nationalbibl., Hol. F. V. (vormals St. Petersburg, Kaiserl. Öffentl. Bibl., Goll. F. V.) ra–va (Pap., um , mittelniederfränkisch); verschollen. A: Lat.: Ludwig Choulant: M. f. De viribus herbarum. Una cum Walafridi Strabonis, Othonis Cremonensis et Ioannis Folcz carminibus similis argumenti, quae secundum codices manuscripto s et veteres editiones recensuit. Leipzig . – Höhepunkte der Klostermedizin. Der ‹M. f.› und das Herbarium des Vitus Auslasser. Erw. Reprint-Au . der Original-Ausg. von . Hg. mit einer Einleitung von Johannes Gottfried Mayer und Konrad Goehl. Holzminden . – Schnell/Crossgrove (s. Ausg. dt. Vulgatfassung) S. –. – Dt. Glossen: Elias Steinmeyer/Eduard Sievers: Die ahd. Glossen. Bde. und . Berlin / (Nachdr. Dublin/Zürich ) Bd. , S. –; Bd. , S. f. – Ndl. Glossen: Willem Frans Daems: Die mndl. Macerglossen in Ms. A der Nationalbibl. zu Paris. In: Janus () S. –. – Dt. Macer (Vulgatfassung): Der dt. ‹M.›. Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. M. F. ‹De viribus herbarum›. Krit. hg. v. Bernhard Schnell in Zusammenarbeit mit William Crossgrove (TTG ). Tübingen , S. –. – Zu älteren Ausg. nach einzelnen Hss. und Teilausg. s.
. Hälfte . Jh. VL () Sp. . – Bair.-österr. Reimfassung: (kurze Auszüge nach einzelnen Hss.) J. G. Thierfelder: Zwei Hss. des M. F. mit Übersetzung in Dt. Reime. In: Serapeum () S. –. – Anton Schönbach: Notiz. In: ZfdA () S. . Ü (des lat. Macer): J. G. Mayer/K. Goehl: Kräuterbuch der Klostermedizin. Der M. F. Holzminden , Darmstadt , S. –. L: Manitius () S. –. – William C. Crossgrove, VL () Sp. –. – Gundolf Keil: Odo von Meung, LexMA () Sp. . – Joseph Haupt: Ueber das md. Arzneibuch des Meisters Bartholomäus. In: Sb. der phil.-hist. Cl. der Ksl. Akad. der Wiss. , Wien. , S. –, hier S. –. – Valentin Rose: Über die Medicina Plinii. In: Hermes () S. –. – Julius Zacher: M. F. und die Entstehung der dt. Botanik. In: ZfdPh () S. –. – Hermann Stadler: Die Quellen des M. F. In: Arch. für Gesch. der Naturwiss. und der Technik () S. –. – Cyrill Resak: Odo Magdunensis, der Verfasser des M. f., und der dt. Leipziger M. Text. Diss. Leipzig (mit Abdruck Kap. – der Vulgatfassung aus Leipzig, UB, Ms. ). – Arthur Elvert: Sprache und Quellen des Wolfenbüttler Heilkräuter- und Arzneibuches. Diss. (masch.) Hamburg . – Rudolf Blum: Urform und Quelle des dt. M. In: Mitt. zur Gesch. der Medizin, der Naturwiss. und der Technik () S. –. – Josef Hofmann: Ein fränkisches Arzneibuch von mit Ortolfs von Bayerland «Mark aller Erzneien». In: Mainfränkisches Jb. für Gesch. und Kunst () S. –. – Léon Elaut: Para-historisch kommentaar op een berucht farmakologisch traktaat: de M. F. In: Scientiarum historia () S. –. – G. Keil: Rezension Hermann Menhardt, Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. und Bd. . Berlin . In: AfdA () S. –, hier S. –. – Bruce P. Flood: M. F. de viribus herbarum. A medieval herbalism. Diss. (masch.) Univ. of Colorado (Mikro che Ann Arbor, MI ) (mit engl. Übers. des lat. M. F.). – Roswitha Wedler: Ein neuer Handschriftenfund zur dt. Bearbeitung von Petrus de Crescentiis ‹Opus ruralium commodorum›. In: Zs. für Agrargesch. und Agrarsoziologie () S. –, hier S. . – Christa Hagenmeyer: Die ‹Ordnung der Gesundheit› für Rudolf von Hohenberg. Unters. zur diätetischen Fachprosa des SpätMA mit krit. Textausg. Diss. Heidelberg , S. f. – B. P.
Macer Flood: Pliny and the Medieval ‹M.› Medical Text. In: Journal of the history of medicine and allied sciences () S. –. – Agi Lindgren: Das Utrechter Arzneibuch (Ms. ,°, Bibliotheek der Rijksuniversiteit Utrecht) (Stockholmer Germanistische Forschungen ). Stockholm , S. –. – Wolf-Dieter Müller-Jahncke: «Deßhalben ich solichs an gefangen werck vnfolkomen ließ». Das Herbar des ‹Cod. Berleburg› als eine Vorlage des ‹Gart der Gesundheit›. In: Dt. Apotheker Zeitung () S. –. – W. C. Crossgrove: Zur Erforschung des ‹Älteren dt. M.›. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ders.: The alleged source of the German ‹M.›. A misapplied rule. In: Res publica litterarum () S. –. – Ders.: M.-Miszellen. In: «Gelêrter der arzenîe, ouch apotêker». Beitr. zur Wisssenschaftsgesch. FS W. F. Daems. Hg. v. G. Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – G. Keil: ‹Gart›, ‹Herbarius›, ‹Hortus›. Anm. zu den ältesten Kräuterbuch-Inkunabeln. In: ebd., S. –, bes. S. –. – Nikolaus Henkel: Dt. Übers. lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit. Mit einem Verz. der Texte (MTU ). München , S. –. – B. Schnell: «Von den wurzen». Text und überlieferungsgeschichtliche Stud. zur pharmakographischen Lit. des MA. Habil.-Schr. (masch.) Würzburg , S. –. – Thomas M. Capuano: Medieval Iberian vernacular versions of the herbal called M. F. In: Manuscripta () S. –. – Älterer dt. ‹M.› – Ortolf v. Baierland ‹Arzneibuch› – ‹Herbar› des Bernhard von Breidenbach – Färber- und MalerRezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhs. des Kodex Berleburg [...]. Farbmikro cheEdition, Einf. zu den Texten, Beschreibung der P anzenabb. und der Hs. von Werner Dressendörfer u. a. (Codices illluminati medii aevi ). München , passim. – W. C. Crossgrove: Zur Datierung des M. F. In: Licht der Natur. Medizin in Fachlit. und Dichtung. FS G. Keil. Hg. v. Josef Domes (GAG ). Göppingen , S. –. – W. C. Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. //B). Bern u. a. , S. – u. Reg. – B. Schnell: Zu einer überlieferungsgeschichtl. Edition des ‹Älteren dt. M.›. In: Editionsber. zur ma. dt. Lit. Hg. v. Anton Schwob (Litterae ). Göppingen , S. –. – B. Schnell: Übers. in der Fachlit. Zum älteren dt. M. In: Wolfram-Stud. () S. –. – Rudolf
Livländisches Bauernrecht Schmitz/Franz-Josef Kuhlen: Gesch. der Pharmazie. Bd. : Von den Anfängen bis zum Ausgang des MA. Eschborn , S. . – Gerrit Boss/Guido Mensching: M. F. A middle Hebrew fragment with romance elements. In: The Jewish Quarterly Review () S. –. – J. G. Mayer/K. Goehl: Das Verhältnis der ma. Kräuterbücher zu ihren lat. Quellen. Dargestellt am ‹Älteren dt. M.›, dem ‹Leipziger Drogenkompendium› (Leipzig UB, ) sowie dem ‹Gart der Gesundheit› (Mainz ). In: Sprachwiss. () S. –. – Schnell/Crossgrove (s. Ausg.) S. – (grundlegend). – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: M. f. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – G. Keil: Odo v, Meung. In: ebd., S. . – Ders.: Das Breslauer Arzneibuch und sein fachliterarisches Umfeld. In: Jb. der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau / (/ []) S. –, hier S. . – Ute Mauch: Ein ma. Kräuterbuch aus dem . Jh., eine neue Version des lat. M.? In: Gesnerus () S. –. – B. D. Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. und Reg. – Brigitte und Helmut Baumann: Die Mainzer Kräuterbuch-Inkunabeln: ‹Herbarius Moguntinus› (), ‹Gart der Gesundheit› (), ‹Hortus Sanitatis› (). Wissenschaftshist. Unters. der drei Prototypen botanisch-medizinischer Lit. des SpätMA unter Berücksichtigung der Vorläufer [...]. (Denkmäler der Buchkunst ). Stuttgart , S. – u. ö. – W. Crossgrove: Der ‹Ältere dt. M.›. Editorische Erfahrungen mit einem Sachtext aus der ersten Hälfte des . Jh. In: Neue Beitr. zur Virchow-Forschung. FS Christian Andree. Mit einem Anh. «Editionen in der Wissenschaftsgesch». Hg. v. Ingo Wirth. Hildesheim , S. –. – Thomas Gloning: Humoraler Wortgebrauch in der Prosavorrede zum dt. ‹M.› (. Jh.). In: Mhd. Beitr. zur Überl., Sprache und Lit. FS Kurt Gärtner. Hg. v. Ralf Plate/Martin Schubert. Berlin/Boston , S. –. – Jesús Pensado Figueiras: Pasajes del M. F. castellano en el ms. II- de la Real Biblioteca. In: Revista de lología española () S. –. – Javier Calle Martín/Antonio Miranda García: The Middle English version of De viribus herbarum (GUL MS Hunter , ff. r–r). Edition and philological study (Late Middle English Texts ). Bern u. a. . – Franz Daxecker: Heilp anzen der Augenheilkunde in der Hs. M. f.
. Hälfte . Jh. In: Mitt. der Julius-Hirschberg-Ges. zur Gesch. der Augenheilkunde ( []) S. –. – Ulrike Jansen: ‹Spuria Macri›. Ein Anh. zu ‹M. F., De viribus herbarum›. Einl., Übers., Komm. (Beitr. zur Altertumskunde ). Berlin/Boston . VZ Magdeburgisches Recht → Eike von Repgow. Livländisches Bauernrecht. – Erstes Viertel . Jh. (?). Das in Nd. und Hochdt. überlieferte Bauernrecht könnte auf Bischof Albert I. von Riga (–) zurückgehen, der es unter Beteiligung des Schwertbrüderordens, dt. Siedler und möglicherweise auch der freien livländischen Bauern errichtet haben mag. Es dürfte im Verlauf der weiteren Jahrhunderte bis zum . Jh. zumindest in den livländischen Stiften Geltung erlangt haben und betraf sowohl die deutschen Siedler als auch die livländische Bevölkerung. Dabei handelt es sich um ein Verzeichnis von Bußtaxen und Strafen für Personen- und Eigentumsdelikte, Notzucht, Injurien, Hausfriedensbruch und Raub. Das L. B. ist in vier bekannten Rezensionen und mindestens zehn Abschriften vom . bis zum Ende des . Jh. überliefert (Paucker: Die Quellen, S. f.). Sie unterscheiden sich in Umfang, Sprache und Inhalt; die Überschriften der Textzeugen verraten verschiedene Geltungsräume, die aber immer in Bezug zu den livländischen Stiften stehen. Eine erste Rezension der ältesten Fassung des L. B. könnte auf eine Erneuerung und Bestätigung durch den Landmeister in Livland des Dt. Ordens, Reimar Hane (–), von zurückgehen. A: Henricus Lettus: Der Lie ändischen Chron. . und . Tl. Bd. . Hg. v. Johann Daniel Gruber, bearb. v. Johann Gottfried Arndt. Halle , S. –. – Friedrich Georg von Bunge: Beitr. zur Kunde der liv-, esth- und curländischen Rechtsquellen. Riga/Dorpat , S. –. – Carl Julius Albert Paucker: Die Quellen der RitterLehn- und Landrechte Est- und Livlands (Slg. der Rechtsquellen Liv-, Esth- und Curlands ). Dorpat , S. –. L: Bibliographien zur livländischen Rechtsgeschichte (Quellen und Literatur) bei: Eduard Winkelmann: Livoniae historica. Systematisches Verz. der Quellen und Hilfsmittel zur Gesch. Estlands, Livlands und Kurlands. Berlin (Nachdr. Hildesheim ) S. –. –
. Hälfte . Jh. Oswald Schmidt: Rechtsgesch. Liv-, Est und Curlands. Aus dem Nachlasse des Verfassers hg. v. Eugen v. Nottbeck. Dorpat (Nachdr. Hannover ) S. – (ebd. eine Besprechung der damaligen Archivbestände). – Dt. Gesch. im Osten Europas: Baltische Länder. Hg. v. Gert Pistohlkors. Berlin , S. –. Einen Überblick über die ma. Rechtsquellen Livlands in drei, immer aufs Neue verbesserten Ausgaben bietet Friedrich Georg von Bunge: Beitr. zur Kunde der liv-, esth- und curländischen Rechtsquellen. Riga/Dorpat . – Ders.: Einleitung in die liv-, esth- und curländische Rechtsgesch. und Gesch. der Rechtsquellen. Reval . – Ders.: Altlivlands Rechtsbücher, zum Theil nach bisher unbenutzten Texten. Leipzig . Hermann Blaese/Dietmar Willoweit: Baltische Länder. In: HRG () Sp. –. – Axel v. Gernet: Gesch. und System des bäuerlichen Agrarrechts in Estland. Reval . – Leonid Arbusow: Die altlivländischen Bauerrechte. In: Mitt. aus der livländischen Gesch. (/) S. –. – Leo Leesment: Die Verbrechen des Diebstahls und des Raubes nach den Rechten Livlands im MA. Dorpat (Nachdr. Goldbach ). – Leonid Arbusow: Livland. Mark des Reiches –. Ein Abschnitt dt. Verfassungs- und Rechtsgesch. Riga . – Baltisch-europäische Rechtsgesch. und Lexikographie. Hg. v. Ulrich Kronauer u. a. Heidelberg . DB/MM Mühlhäuser Rechtsbuch (auch: M. Reichsrechtsbuch). – Ca. –. Das M. R. entstand etwa zur gleichen Zeit wie das → Braunschweiger Stadtrecht und der Sachsenspiegel → Eikes von Repgow und gehört damit zu den ältesten deutschsprachigen Rechtstexten (von Übersetzungen lat. Texte ins Dt. abgesehen); es ist das älteste dt. Stadtrechtsbuch. Der oft zu ndende Titel «Reichsrechtsbuch» geht auf die Überschrift der Nordhäuser Handschrift zurück (außerdem ist noch eine Mühlhäuser Handschrift bekannt), in der das M. R. im Incipit «liber iuris secundum ius imperii» genannt wird. Allerdings führt diese Nennung in die Irre, denn im M. R. wird nicht der Anspruch erhoben, ein umfassendes Reichs- oder Kaiserrecht zu kodi zieren, sondern es behandelt das Mühlhäuser Stadtrecht; auf diesen lokalen Bezug und darauf, dass Mühlhausen im frühen MA nach fränkischem Recht
Mühlhäuser Rechtsbuch gegründet worden ist, wird im Text hingewiesen. Dennoch ossen – wie in anderen Rechtsbüchern auch – königlich-kaiserliche Rechtssetzungen in das Stadtrecht mit ein. So beschäftigen sich die ersten sechs Artikel mit Verstößen gegen den Landfrieden und es lassen sich vereinzelt Ein üsse des stau schen Königgerichts nachweisen. Darüber hinaus werden in den insgesamt Kapiteln die Gerichtsverfassung der Stadt, das Güterrecht und die Modalitäten für den Erwerb des Bürgerrechts erörtert. In der älteren Forschung besteht Übereinstimmung darüber, dass das M. R. zwischen und entstanden ist; eine aktuelle Studie von Bühner () plädiert im Zusammenhang mit dem Burggrafenamt von Mühlhausen, das die Grafen von Gleichen in der ersten Hälfte des . Jh. innegehabt haben sollen, für eine Datierung nach . Das anonym überlieferte Rechtsbuch wurde wohl von einem Angehörigen der Reichsministerialität in Mühlhausen verfasst. In der Forschung sind von Scheithauer (/) der Mühlhäuser und Nordhäuser Schultheiß Swigger von Mühlhausen und dessen gleichnamiger Sohn sowie von Patze () ein von – urkundlich bezeugter «Henricus scolaris» als Verfasser vorgeschlagen worden, ohne dass zweifelsfreie Argumente für den einen oder anderen sprächen. Patze und Johanek () brachten zudem die Überlegung ein, dass der im Sachsenspiegel namentlich genannte Auftraggeber, Graf Hoyer von Falkenstein, der Beziehungen zu Mühlhausen p egte, vielleicht durch die Aufzeichnung des M. R. inspiriert wurde, den Auftrag an Eike von Repgow zu geben, ein deutschsprachiges Rechtsbuch zu verfassen. Knapp ein Jahrhundert nach Niederschrift des M. R., im Jahre , wurden die ersten städtischen Statuten für Mühlhausen in lat. Sprache aufgezeichnet. Dieser mehr den städtischen Charakter betonende Rechtstext ist ein Ergebnis der Emanzipation der Mühlhäuser Bürger, die seit das Recht innehatten, einen Schultheiß zu ernennen, und die die kaiserliche Burg, auf der der königliche Burggraf residierte, zerstörten. Wenig später, , sind Bürgermeister und Rat das erste Mal bezeugt. Im . Jh. konnte die Stadt ihren rasanten Aufstieg weiter ausbauen, der sich nicht nur in den neuen Statuten niederschlägt, sondern auch im Erwerb eines großen städtischen Territoriums und der Emanzipation als freie Reichsstadt, mit der sich die Bürger eine reichsunmittelbare Stellung erworben
Braunschweiger Stadtrecht hatten. Von diesen jüngeren Entwicklungen unterschied sich das M. R. deutlich, denn es war unter der Herrschaft der Burggrafen entstanden und dementsprechend hatte zur Abfassungszeit eine andere Verfassungswirklichkeit bestanden. Die wenigen Überlieferungszeugen deuten bereits darauf hin, dass das M. R. außerhalb der Reichsstadt Mühlhausen keinen großen Rezipientenkreis gefunden hat, sondern vor allem seine Geltung im Rahmen lokaler Bezüge entfaltete. Dennoch übernahm die benachbarte Stadt Nordhausen noch im . Jh. das M. R.; dort übte es noch bis zum ausgehenden MA auf nachfolgende städtische Rechtstexte Ein uss aus, und auch in der heute hessischen Stadt Eschwege wurde das M. R. rezipiert (nach ). Ü: Mühlhausen, Stadtarch., /T c Nr. a (antea Ms. A n. ), r–v (Perg., ./ . Jh., altmitteldt.). – Nordhausen, Stadtarch., Ms. II Na , r–v (Perg., . Jh., altmitteldt.). A/ D: Benjamin Christoph von Grasshof: Commentatio de originibus atque antiquitatibus s. r. i. liberae civitatis Mulhusae Thuringorum monimentis adhuc ineditis illustrata. Leipzig/Görlitz . – Das alte Rechtsbuch von Mühlhausen in Thüringen. Hg. v. Ernst Günther Förstemann. In: Neue Mitt. aus dem Gebiet hist.antiquarischer Forschungen () S. –. – Das M. Reichsrechtsbuch aus dem Anfang des . Jh. Deutschlands ältestes Rechtsbuch nach den altmitteldt. Hss. Hg. v. Herbert Meyer (Schr. der Akad. für Dt. Recht, Gruppe : Rechtsgesch.). Weimar (; Nachdr. ). L: B. Koehler/H.-J. Becker, HRG () Sp. f. – Peter Johanek, VL () Sp. –. – Reinhard Jordan: Chron. der Stadt Mühlhausen. Bde. Mühlhausen – (Nachdr. Bad Langensalza –). – Richard Scheithauer: Swigger I. von Mühlhausen. Der Verfasser des ältesten dt. Rechtsbuches. In: Mühlhäuser Geschichtsbll. / (/) S. –. – H. Meyer: Neue Stud. zum M. Reichsrechtsbuch. In: ebd. (/) S. –. – Ders.: Das M. Reichsrechtsbuch und die dt. Stadtrechtsgesch. In: Hansische Geschichtsbll. () S. –. – Gunnar Bech: Das Wort «der» im M. R. In: Neophilologus () S. –. – Karl August Eckhardt: Die Entstehungszeit des M. Reichsrechtsbuches. In: DA () S. –. – Ders. (Bearb.): Quellen zur Rechtsgesch. der Stadt Eschwege. Bd. . Marburg , S. –. – Hans Patze:
. Hälfte . Jh. Zum ältesten Rechtsbuch der Reichsstadt Mühlhausen in Thüringen aus der Anfang des . Jh. In: Jb. für die Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands / () S. –. – Georg Adenauer: Das Ehe- und Familienrecht im M. Reichrechtsbuch. Diss. masch. Bonn . – P. Johanek: Eike von Repgow, Hoyer von Falkenstein und die Entstehung des Sachsenspiegels. In: Civitatum Communitas. Stud. zum europäischen Städtewesen. FS Heinz Stoob. Hg. v. Helmut Jäger u. a. Köln/Wien , Bd. , S. –. – Dieter Pötschke: Neues zu einem alten Streit. Was ist älter – der Sachsenspiegel oder das M. R. nach des Reiches Recht? Überlegungen zur Nordhäuser Hs. des M. R. In: Beitr. zur Gesch. aus Stadt und Kreis Nordhausen () S. –. – Die Statuten der Reichsstadt Mühlhausen in Thüringen. Hg. v. Wolfgang Weber/Gerhard Lingelbach. Köln . – Gerhard Günther: Das Rechtsbuch nach des Reiches Recht und die Stadtrechte von Mühlhausen, Nordhausen, Heiligenstadt und anderen Städten. In: Beitr. zur Gesch. aus Stadt und Kreis Nordhausen () S. –. – Peter Bühner: Mühlhausen: die Burg, die Grafen von Gleichen und das Reichsrechtsbuch. Neue Überlegungen zur Verfassungsgesch. Mühlhausens in der ersten Hälfte des . Jh. und zur Datierung des so genannten M. Reichsrechtsbuches. In: Zs. des Ver. für Thüringische Gesch. () S. –. DB/MM Braunschweiger Stadtrecht (Ottonianum). – Statutensammlung der Altstadt Braunschweig in nd. Sprache, um . Das B. S. gehört gemeinsam mit dem → Mühlhäuser Rechtsbuch und dem Sachsenspiegel (→ Eike von Repgow) zu den ältesten deutschsprachigen Rechtstexten. Es handelt sich um eine Zusammenstellung älterer Gewohnheitsrechte der Altstadt Braunschweig, die dem Braunschweiger Herzog Otto dem Kind (Otto I. von BraunschweigLüneburg, † ) ca. zur Besiegelung vorgelegt wurde. Deshalb trägt dieses B. S. auch den Namen «Ottonianum». Die Stadt Braunschweig entwickelte sich aus den fünf rechtlich voneinander unabhängigen Weichbildern Altstadt, Hagen, Neustadt, Altwiek und Sack, die erst nach vereinigt wurden; die Altstadt bewahrte sich während des gesamten MA eine führende Position. Obwohl insbesondere die Altstadt vor allem im . Jh. unter der Herrschaft Herzog Heinrichs dem Löwen († ) an städtischem
. Hälfte . Jh. Leben gewinnt, fehlt ein Marktprivileg (möglicherweise erteilte Herzog Lothar von Supplinburg († ) – seit römischer König – der Altstadt um ein Stadtprivileg); jedoch ist bereits für die zweite Hälfte des . Jh. eine Münzstätte belegt. An der Spitze der Stadt stand ursprünglich ein Vogt des Braunschweiger Herzogs: Ihm stand die Hoch- und Niedergerichtsbarkeit zu. Die stau sch-wel schen Thronwirren unter Kaiser Otto IV. (–, Sohn Heinrichs des Löwen) begünstigten in der ersten Hälfte des . Jh. eine erfolgreiche Emanzipation vor allem der Altstädter Gemeinde, die u. a. dazu führte, dass der Enkel Heinrichs des Löwen, Otto das Kind, die Statutensammlung der Altstadt bestätigte. Etwa zur gleichen Zeit wird auch dem Hagen ein lat. Stadtprivileg auf Grundlage älterer Freiheiten und Rechte unter Heinrich dem Löwen erteilt (Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, Bd. , , Nr. , S. ). Das B. S. ist kein Stadtprivileg wie jenes für den Hagen, sondern eine Sammlung älterer Rechte in Form einer Statutensammlung, die durch Otto besiegelt wurde. Daher weist es auch nicht die ansonsten übliche Formelhaftigkeit einer Urkunde auf. Im nicht systematisch geordneten B. S. (mit insgesamt Artikeln) werden neben den Freiheitsrechten der Bürger Ordnungen zum Strafund Prozessrecht (Art. –), zu Schuldklagen (Art. –), zum Erb- und Güterrecht (Art. –, –) und zum Zoll (Art. –) behandelt. Es wurde aufgeschrieben vom Ratsschreiber Lutbertus und geht vielleicht auf das Stadtrecht Herzog Lothars zurück. Über diese Statutensammlung hinaus existierte das «Echteding», worunter einerseits eine zweimal jährlich statt ndende Bürgerversammlung und andererseits die dort verlesenen städtischen Satzungen verstanden wurden. Der mit dem B. S. rechtlich abgesicherte Status der Altstadt fand bereits mit der Privilegierung der Goldschmiede sinnhaften Ausdruck; die für diese Gilde ausgestellte Urkunde trägt das erste überlieferte Stadtsiegel. Bis ins frühe . Jh. konnten zum Teil dauerhaft Vogtei- und Münzrechte, Mühlen und der Marktzoll vom herzoglichen Stadtherrn erworben werden. Auf der Grundlage des «Ottonianum» wuchs die Zahl an weiteren Privilegien und Ergänzungen, so dass die Rechtssammlung neu geordnet wurde und bis zur Stadtrechtsreformation von
Braunschweiger Stadtrecht in Kraft blieb. Das ma. B. S. wurde an Duderstadt, Celle, Einbeck und Königslutter vergeben; von Celle aus gelangte es auch an Walsrode, Soltau und Rethem. Ü: Braunschweig, Stadtarch., Urkunde A I Nr. a. A: Urkundenbuch der Stadt Braunschweig. Bd. . Hg. v. Ludwig Hänselmann. Braunschweig , Nr. , S. –. – Corpus der altdt. Originalurkunden bis zum Jahr . Hg. v. Friedrich Wilhelm. Bd. . Lahr , Nr. , S. –. – Elenchus fontium historiae urbanae. Hg. v. András Kubinyi u. a. Bd. . Leiden , Nr. , S. –. Faksimile: Urkunden aus dem Stadt-Arch. Braunschweig. Hg. v. Georg Behrens. Braunschweig . L: Martin Last: Braunschweig. In: LexMA () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. f. – Peter Johanek, VL () Sp. –. – Josef Dolle: Braunschweig. In: HRG () Sp. –. – Justus von Schmidt-Phiseldeck: Ehrenrettung des ältesten Braunschweiger Stadtrechts. In: Braunschweigisches Magazin () S. . – Ludwig Hänselmann: Die ältesten Stadtrechte Braunschweigs. In: Hansische Geschichtsbll. () S. –. – Walther Schottelius: Das Ottonische Stadtrecht und seine Fortwirkung im Rechte der Stadt Braunschweig. Göttingen . – Ferdinand Frensdorff: Das Braunschweigische S. bis zur Rezeption. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Ders.: Stud. zum Braunschweigischen S. In: Nachrichten von der Ges. der Wiss. zu Göttingen. Philol.Hist. Kl. () S. –. – Gustav Hassebrauk: Die Braunschweiger Stadtrechte. In: Zs. des hist. Ver. für Niedersachsen () S. –. – Heinrich Mack: Über neue Forschungen zum Braunschweigischen S. In: Braunschweigisches Magazin () S. –. – Reimund Willecke: Das eheliche Güterrecht im B. S. Göttingen . – Gustav Korlén: Die mnd. Texte des . Jh. Beitr. zur Quellenkunde und Grammatik des Frühmnd. Lund , S. –. – Henning Piper: Testament und Vergabung von Todes wegen im braunschweigischen S. des .–. Jh. Braunschweig . – Bernhard Diestelkamp: Die Städteprivilegien Herzog Ottos des Kindes, ersten Herzogs von BraunschweigLüneburg (–) (Quellen und Darstellungen zur Gesch. Niedersachsens ). Hildesheim ,
Eike von Repgow S. f. – Manfred R. W. Garzmann: Stadtherr und Gemeinde in Braunschweig im . und . Jh. Braunschweig , S. –. – Ders.: Das Ottonianum und die Jura Indaginis. Zum jährigen Jubiläum der Stadtrechte für Altstadt und Hagen. In: Braunschweigisches Jb. () S. –. – Martin C. Lockert: Die niedersächsischen Stadtrechte zwischen Aller und Weser. Vorkommen und Ver echtungen. Eine Bestandsaufnahme. Frankfurt/M. u. a. . – Richard Moderhack: Braunschweiger Stadtgeschichte. Mit Zeittafel und Bibliographie. Braunschweig , S. –. DB/MM Eike von Repgow. – Verfasser des Sachsenspiegels, des ein ussreichsten deutschsprachigen Rechtstextes des MA, entstanden zwischen ca. und . E R: In der «Vorrede in Reimpaaren» des Sachsenspiegels nennt sich E. v. R. als Verfasser (Sachsenspiegel. Landrecht, , S. , Vers ). Er habe, so erzählt E. v. R., auf Bitten des Grafen Hoyer von Falkenstein (Valkenstein) den ursprünglich lat. Sachsenspiegel mit einigen Bedenken ins Deutsche übertragen; Hoyer war Quedlinburger Stiftsvogt. Es wird angenommen, dass der Auctor vetus de bene ciis (Auctor vetus de bene ciis, Bde., /) die lat. Vorlage E.s v. R. oder doch ein Entwurf des lat. Sachsenspiegels sein könnte. Dabei handelt es sich um eine lat. Reimprosafassung des Lehnrechts aus dem Sachsenspiegel, von der keine Handschriften, sondern nur frühneuzeitliche Drucke vorliegen. Der Auctor vetus de bene ciis entstand vielleicht zwischen und ; er wurde mit dem nach verfassten Lehnrechtsteil des → Görlitzer Rechtsbuches ins Deutsche übertragen, während zu E.s v. R. Sachsenspiegel sprachliche und inhaltliche Abweichungen bestehen (HRG [] Sp. f.). E. v. R. nennt im Sachsenspiegel kaum biograsche Details, so dass in der umfangreichen Literatur zu seiner Vita fast keine zweifelsfreien Aussagen über ihn getroffen werden können. In Urkunden aus den Jahren und wird E. v. R. in Verbindung mit dem Grafen Hoyer zweimal als Zeuge genannt. Darüber hinaus tritt ein Eike von Repgow (allerdings in unterschiedlichen Schreibvarianten) in vier weiteren Urkunden zwischen und im Umfeld des Grafen von Anhalt, des Markgrafen von Meißen und des Landgrafen von Thüringen auf (eine Aufzählung der
. Hälfte . Jh. Urkunden bei Ignor: Das allgemeine Rechtsdenken, , S. –). Es gilt allgemein als unstrittig, dass mit den urkundlichen Nennungen der Verfasser des Sachsenspiegels gemeint ist. Nach E.s Namenszusatz dürfte er aus einem edelfreien bzw. ministerialen (?) Geschlecht stammen, das sich nach dem Dorf Reppichau zwischen Köthen und Dessau in Anhalt nannte. E.s v. R. Ausbildung und der Grund, weshalb er imstande war, eine so gewaltige Masse an Rechtsstoff sprachlich und inhaltlich zu durchdringen, liegen im Dunkeln. Wir besitzen keine Informationen darüber, welche Ämter er ausgeübt hat. Die zur Abfassung des Sachsenspiegels verwendeten Vorlagen (s. u.) weisen allerdings darauf hin, dass E. v. R. Zugang zu einer gut ausgestatten Bibliothek und/ oder Kanzlei hatte. Jene Annahme, E. v. R. habe seine Ausbildung an einer Domschule erhalten, liegt zwar aufgrund vergleichbarer Ausbildungswege dieser Zeit nahe, basiert aber wie sein veranschlagtes Geburtsjahr um nicht auf historischen Belegen. S, E, A I: Der Sachsenspiegel gehört mit dem → Mühlhäuser Rechtsbuch und dem → Braunschweiger Stadtrecht (Ottonianum) zu den ältesten deutschsprachigen Rechtstexten (von älteren Übertragungen aus dem Lateinischen abgesehen: → Althochdeutsche Lex Salica, → Trierer Capitulare). Er zerfällt in die erstmals bei E. v. R. vorgenommene Aufteilung in Land- und Lehnrecht. Beide Teile wurden gemeinsam, aber auch getrennt voneinander bzw. in Kombination mit anderen Rechtstexten überliefert. Es liegen insgesamt bekannte Landrechtsund Lehnrechtstexte in verschiedenen Fassungen sowie vier erhaltene Bilderhandschriften vor. Ende des . Jh. wurde der Sachsenspiegel erstmals gedruckt, seit erschien das Landrecht separat; das Lehnrecht wurde mit dem Sächsischen Weichbild (→ Magdeburger Rechtsbücher) verbunden. Die beiden auf E. v. R. zurückgeführten Handschriften des Sachsenspiegels sind in nd. Sprache abgefasst, im elbostfälischen Raum (Westanhaltinisch bis Quedlinburg). Noch im . Jh. wird der Sachsenspiegel in weitere sprachliche Varietäten des Deutschen übertragen (Obd., Mitteldt., Mndl.), wobei mitteldt. Handschriften überwiegen. Zwischen und entstand die erste lat. Übertragung von E.s v. R. Sachsenspiegel; dies trifft natürlich nur dann zu, wenn die Datierung des Auctor
. Hälfte . Jh. vetus de bene ciis berechtigt ist und es sich bei diesem Text tatsächlich um eine (sekundäre) Vorlage des dt. Sachsenspiegels handelt. Im späten . Jh. tritt eine polnische Übertragung entgegen (); Teile des Sachsenspiegels wurden in Verbindung mit weiteren Rechtsbüchern auch ins Ukrainische () und Tschechische () übertragen (s. dazu Lück: Über den Sachsenspiegel, , S. –). Im europäischen Rahmen ndet E.s v. R. Motivation, Gewohnheitsrechte (auch) schriftlich zu tradieren, Parallelen u. a. in England mit Henrys de Bracton Legibus et consuetudinibus Angliae (ca. ), in Spanien mit Fueros’ de Aragón Vidal Mayor () und der darauf beruhenden Bearbeitung des Vidal de Canellas sowie in Frankreich mit Pierres de Fontaines Conseil () und Philippes de Beaumanoir Coutumes du Beauvaisis (). Der Sachsenspiegel hatte – räumlich verschieden – als subsidiäre Rechtsquelle lange Gültigkeit. Im östlichen Europa dürfte das sächsischmagdeburgische Recht in der Ukraine am längsten in Kraft geblieben sein (bis ); in BrandenburgPreußen fand er bis zur Einführung des Allgemeinen Landrechts Anwendung, in Sachsen bis und in Thüringen, Anhalt, Holstein und Lauenburg bis zum Inkrafttreten des Bürgerlichem Gesetzbuches im Jahr . Nach zahlreichen Vorschlägen machte zuletzt Landau geltend, dass E. v. R. die Bibliothek des Zisterzienserklosters Altzelle («ein geradezu singuläres Zentrum juristischer Bildung in Deutschland») beim Abfassen des Sachsenspiegels benutzt habe und damit der Entstehungsort dort zu suchen sei. In diesem Zusammenhang verwies er darauf, dass E. v. R. weniger ein Rezipient der Bologneser Rechtstexte sei, sondern er habe vielmehr in anglo-normannischen Traditionen gestanden (Landau: Der Entstehungsort, ). Der Entstehungszeitraum wird an den im Sachsenspiegel fassbaren Quellen festgemacht: E. v. R. berücksichtigt noch die Confoederatio cum principibus ecclesiasticis () und die Treuga Heinrici (), nicht aber den → Mainzer Landfrieden () und das im selben Jahr errichtete Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. Außerdem soll E. v. R. u. a. das Speculum ecclesiae des → Honorius Augustodunensis, die Historia scholastica des → Petrus Comestor, die Antiquitates Judaicae des Josephus, die Gesta Saxonum des → Widukind von Corvey, die Synonyma de lamentatione anime peccatricis des → Isidor von Sevilla, die Heilige Schrift,
Eike von Repgow das Decretum Gratiani und päpstliche Dekretalen aus unterschiedlichen Sammlungen gekannt und verarbeitet haben (in der Forschung umstritten). Während diese Werke nicht explizit von E. v. R. benannt werden, erwähnt er hingegen als einzigen Nachweis dieserart die Lehre von den Weltaltern des Kirchenvaters Origenes (Landrecht I § ). Dem Aufbau des Sachsenspiegels liegt keine einheitliche Systematik zugrunde; es kann jedoch eine Grobgliederung ausgemacht werden: Erbrecht, Ehegut, Gericht, Unrecht, Strafprozess und Verfassungsrecht (Landau: Der Entstehungsort, , S. ). Dem Land- und Lehnrecht vorangestellt sind je nach Redaktion des Sachsenspiegels eine Vorrede in Strophen (prologus), eine Vorrede in Reimpaaren (praefatio rhythmica), ein Prolog (textus prologi) und die Vorrede «Von der Herren Geburt», wobei nur die Vorrede in Reimpaaren und der Prolog auf E. v. R. zurückgehen. In diesen Teilen wird u. a. an die Rezipienten appelliert, die «richtige Lehre» nicht zu verfälschen und Recht nicht zu beugen. E. v. R. berichtet über die Hintergründe der Abfassung des Sachsenspiegels in dt. Sprache und mahnt jene, die Gerichtsgewalt ausüben, im Sinne des göttlichen Rechts zu verfahren, denn Gott selbst sei Recht und von ihm hätten die Menschen ihre Gesetze erhalten. In diesem Sinn stellt E. v. R. an sein Werk den Anspruch, der auch durch den Titel «Sachsenspiegel» zum Ausdruck kommt, nicht schöpferisch wirken zu wollen, sondern bekanntes und bewährtes Recht zu tradieren. E. v. R. tritt allerdings in vielen Zusammenhängen als Neuerer hervor, so dass dieses Selbstzeugnis mehr als Bescheidenheitsformel einzustufen ist: E. v. R. sei «viel eher ein Er nder rechtspolitischer Konstruktionen» gewesen (Landau: Der Entstehungsort, , S. ). Die Zuordnung mehrerer Adelsgeschlechter zu bestimmten Volksgruppen (Schwaben, Franken, Sachsen) in der Vorrede «Von der Herren Geburt» bot ein wesentliches Argument, den Sachsenspiegel oder Teile daraus auch im süddt. Raum geltend zu machen. Nach diesen Prologen und Vorreden folgt das Landrecht, das nach und nach zu folgender, heute gebräuchlicher Gliederung kommt: Buch mit Artikeln, Buch mit Artikeln und Buch mit Artikeln. Diese sind nochmals in mehrere Paragraphen unterteilt. Hier werden Bestimmungen zum Verfassungs-, Gerichtsverfassungs-, Verfahrens-, Straf-, Familien-, Erb-, Dorf- und
Eike von Repgow Nachbarrecht dargelegt; das Stadt- und Dienstmannenrecht sowie das Kirchenrecht wird von E. v. R. nicht gewürdigt. Das anschließende Lehnrecht, in dem die Normen zum Verhältnis zwischen Lehnsherren und ihren Lehnsleuten aufgeführt sind, wird in Artikeln ohne weitere Gliederung aufgeführt. Im Landrecht stellt E. u. a. das Verhältnis zwischen Papst und Kaiser dar; er schildert die bekannte siebenstu ge Heerschildordnung, in der die hierarchischen Lehensverhältnisse besprochen werden, gibt die erste ausführliche Schilderung zum Wahlverfahren des römischen Königs durch die Kurfürsten und stellt die königlichen Rechte dar. E. v. R. führt die Hierarchien, Ämter und Funktionen innerhalb der Gerichtsverfassung aus, allerdings rekurriert er dabei nicht immer auf die zeitgenössischen Zustände, sondern präsentiert zum Teil abweichende Idealvorstellungen. Ausführlich werden Strafrecht und Strafverfahren mit den jeweiligen Tatbeständen, Bußen und peinlichen Strafen behandelt. Als grundlegend für das Familien- und Erbrecht erläutert der Sachsenspiegel drei rechtlich unterschiedliche Formen der (Güter-)Gemeinschaft: die reguläre Ehe (sog. Sippenvertragsehe), die Geschlechtsgemeinschaft eines Herrn mit einer standesminderen Frau (sog. Kebsehe) und die sog. Friedelehe, bei deren Abschluss die Sippen der Brautleute nicht anwesend waren. Schließlich, um die wenigen Beispiele abzuschließen, bespricht der Sachsenspiegel ausführlich das Zusammenleben im Dorf und die dafür geltenden Rechtsnormen, u. a. zur Rechtszugehörigkeit und Organisation eines Dorfes, Abgabe des Zehnten, Nutzung von Flächen und zum Umgang mit Tieren. E. v. R. wendet sich gegen die persönliche Unfreiheit von Menschen und lehnt Argumentationen zur Begründung von Knechtschaft ab: Der Mensch gehöre Gott und deshalb könne er nicht Eigentum oder Besitz eines anderen sein. S, V K: Die diversen handschriftlichen Redaktionen des Sachsenspiegels werden in vier Klassen unterteilt und diese wiederum in Ordnungen: Kurzformen (Kl. I), Langformen (Kl. II), lat. Formen (Kl. III) und glossierte Formen (Kl. IV). Innerhalb dieser Klassi zierung existieren zahlreiche Mischformen. Zur I. Kl. zählen die erste bis dritte deutsche Fassung (Ordnung Ia–c). Die ersten beiden Fassungen sollen noch auf E. v. R. zurückgehen,
. Hälfte . Jh. bei der dritten handelt es sich wohl um die Redaktion eines Anonymus. Vermutlich entstand die erste Fassung / und wurde von E. v. R. in der zweiten Fassung u. a. um die erste Reimvorrede, die Vorrede «Von der Herren Geburt», einige Art. und eine singuläre Aufteilung in fünf Büchern ergänzt. Der ersten Fassung folgt das Lehnrecht des → Löwenberger Rechtsbuches, währen die zweite Fassung die Vorlage für die Rechtsweisung der Magdeburger Schöffen von für Breslau (→ Magdeburger Rechtsbücher), die (verschollene) und vielleicht in Augsburg entstandene obd. Übertragung des Sachsenspiegels (ca. entstanden) sowie des → Deutschenspiegels bildet. In den meisten Handschriften der II. Kl. werden das Novellenmaterial der I. Kl. vereinigt, weitere Art. und Stücke ergänzt sowie Kenntnisse aus dem Corpus iuris civilis eingearbeitet. Urform dieser Kl. bildet eine um vermutlich in Magdeburg entstandene vierte dt. Fassung (Ordnung IIa), an die das Landrecht des Löwenberger Rechtsbuches und das Hamburger Ordeelbook (diesem folgen wiederum die Bremer Statuten von /) angelehnt sind. Ordnung IIb bilden die Bilderhandschriften; dabei wird von einer nicht erhaltenen Stammhandschrift ausgegangen, die vielleicht / im Bistum Halberstadt bzw. in der Mark Meißen entstanden ist. In der Folge entstanden zwei Formen von Bilderhandschriften: Die eine folgt der Fünfbüchergliederung der Ordnung Ib, die andere einer vulgat gewordenen und vielleicht hier erstmals entworfenen Dreibücherteilung des Landrechts. Die Bilder der Handschriften ergänzen den Text und übernehmen damit eine Form der Glossierung. Mit den Sachregisterhandschriften (Ordnung IIc), die vermutlich auf Grundlage der in drei Büchern geteilten Bilderhandschriften entstanden, wurde der Versuch unternommen, den Gebrauch des umfangreichen Sachsenspiegels durch ein schlagwortartiges Register zu erleichtern. Sie stammen aus dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg und bilden eine Vorstufe zu den vielleicht im Bistum Hildesheim erarbeiteten systematischen Handschriften (Ordnung IId). Hier blieb die Dreiteilung des Landrechtes erhalten, jedoch wurden die Bücher in Abschnitte gegliedert (sog. Systematisches sächsisches Landrecht): Buch handelt in fünf Abschnitten von Erbsachen, Buch in neun Abschnitten vom Friedbruch und Buch in acht Abschnitten vom Gericht. Das Lehnrecht dieser Ordnung wurde keiner Systematisierung dieserart
. Hälfte . Jh. unterzogen. Weitere, von der Ordnung IId unabhängige Systematisierungen des Landrechts weist z. B. das → Berliner Schöffenrecht und die Bearbeitung des Landrechts von Melchior Kling (Das gantze Sechsisch Landrecht, ) auf. Mit der sog. «Glossenvorlage» (Ordnung IIe) schließt die II. KL. Dabei handelt es sich um eine vielleicht in der Mark Brandenburg um entstandene Form, die der vierten dt. Fassung (Ordnung IIa) nahe steht und in Verbindung mit der lat. «Versio vulgata» (Ordnung IIIc) überliefert wird, für die sie das Vorbild abgeben dürfte. Die lat. Handschriften des Sachsenspiegels (Kl. III) entstanden in der zweiten Hälfte des . und der ersten Hälfte des . Jh. und sind Übertragungen aus dem Deutschen (von dieser Aufstellung ausgenommen ist der Auctor vetus de bene ciis). Die von Konrad von Oppeln für den Breslauer Bischof Thomas II. zwischen und angefertigte, «Versio Vratislaviensis» genannte Übertragung (Ordnung IIIa) lehnt sich an eine Redaktion der vierten dt. Fassung an und umfasst Land- und Lehnrecht, während die «Versio Sandomiriensis» (Ordnung IIIb) und die «Versio vulgata» (Ordnung IIIc) auf das Landrecht beschränkt sind. Die «Versio Sandomiriensis» liegt in zwei Redaktionen vor, wobei die erste namengebend ist; sie wurde spätestens von dem Notar Konrad von Sandomir erarbeitet. Auch Konrad verwendete eine Redaktion der vierten dt. Fassung und entlehnte zahlreiche Passagen aus der «Versio Vratislavienis». In der zweiten Redaktion der «Versio Sanomiriensis», die auf einen Unbekannten zurückgeht, werden das Magdeburger Weichbild (→ Magdeburger Rechtsbücher) und das Kulmer Recht (→ Kulmer Handfeste, → Alter Kulm) verglichen. Die Handschriften der Ordnung IIIa und b dienten Jan Łaski für seine gedruckte lat. Übertragung (Commune Poloniae Regni privilegium) als Vorlage, und diese wiederum nutzte Bartłomiej Grohicki (auch: Groicki) für seine Übertragung des Sachsenspiegels ins Polnische (Artykuły Práwá Máydeburskiego, ). Die «Versio vulgata» dürfte unmittelbar mit der «Glossenvorlage» verwandt und auch in der Mark Brandenburg (im ersten Drittel des . Jh.) entstanden sein. Sie wurde grundlegend redigiert in dem vom Krakauer Stadtschreiber Mikołaj Jaskier herausgebrachten Druck Iuris provincialis quod Speculum Saxonum vulgo nuncupatur (). Unter den glossierten Formen des Sachsenspiegels (Kl. IV) werden jene Handschriften subsummiert,
Eike von Repgow die auf Grundlage glossierter Sachsenspiegel entstanden, ohne die Glossen mit aufgenommen zu haben. Dabei handelt es sich ursprünglich um eine Kombination der ersten Handschrift E.s v. R. (Ordnung Ia) und der Glossenvorlage (Ordnung IIe). Anfangs wurden einige Artikel durch den Bearbeiter weggelassen, weil dieser annahm, dass es sich um spätere Zusätze handelte (Reimvorrede, Prolog, Landrecht I –, I , I , III , III § –, III –). In späteren Redaktionen werden die Auslassungen wieder ergänzt und Glossen hinzugefügt. Das Lehnrecht wurde nur in wenigen Handschriften aufgenommen. Die IV. Kl. wird in die Ordnungen IVa (Kurzhandschriften), IVb (Epiloghandschriften), die u. a. durch einen eingefügten gereimten Epilog «wi sint des landrechtes to ende kommen […]» ausgezeichnet ist, und IVc (Vulgata) gegliedert. Die Vulgata stellt die heute übliche Bezifferung bereit; die meisten Glossenhandschriften des Sachsenspiegels gehören zu dieser Ordnung. Neben diesen Formen der Klassen I–IV existieren noch zahleiche weitere Bearbeitungen des Sachsenspiegels. Dazu zählen die seit dem frühen . Jh. entstehenden Sachsenspiegelglossen, die süddt. Übertragungen mit dem → Deutschen- und → Schwabenspiegel, das oben erwähnte Systematische sächsische Landrecht und das → Breslauer Landrecht von . Insbesondere die süddt. Bearbeitungen dürften durch Vertreter des Franziskanerordens (mit Augsburg als Zentrum), die den Sachsenspiegel als Tugendlehre rezipierten, getragen worden sein. In → Remissorien werden Indices zur leichteren Handhabung des Sachenspiegels erarbeitet und in → Rechtsabecedarien wird der Sachsenspiegel mit anderen Rechtstexten in alphabetischen Sammelwerken zusammengestellt. Darüber hinaus lassen sich Ein üsse des Sachsenspiegels auf viele andere Rechtsbücher und die juristische Literatur geltend machen (zum Teil werden weite Textpassagen des Sachsenspiegels übernommen bzw. ausgeschrieben), z. B. auf die Richtsteige zum Land- und Lehnrecht (→ Johannes von Buch, → Gerke von Kerkow) auf das Sächsische Weichbild (→ Magdeburger Rechtsbücher), das → Systematische Schöffenrecht, das in Breslau entstandene Rechtsbuch → Der rechte Weg, das Kleine Kaiserrecht (sog. Frankenspiegel), das → Meißner Rechtsbuch (das auf das → Elbinger Rechtsbuch und das von → Bernhard von Peisern verfasste Posener Rechtsbuch wirkte), das von Nicolaus → Wurm verfasste Liegnitzer Rechtsbuch, das Hamburger Ordeelbook,
Eike von Repgow die Rechtsbücher des Johannes → Rothe sowie das → Görlitzer, → Glogauer, → Zwickauer, → Neumarkter, Löwenberger, → Leobschützer und → Silleiner Rechtsbuch. Im Fortgang dieser Aufzählung würden noch zahlreiche weitere sekundäre Beein ussungen folgen müssen. Die Verbreitung des Sachsenspiegels wurde u. a. aufgrund seiner Glossierung durch Johannes von Buch und durch die Spruchtätigkeit des Magdeburger Schöffenstuhls nach «Gemeinem Sachsenrecht», das sich aus der gerichtlichen Anwendung von Sachsenspiegel und Magdeburger Stadtrecht allmählich herausgebildet hat, befördert, und zwar in der Form, dass mit dem Begriff «ius Maideburgense» das sächsische Landrecht bezeichnet wurde (ausführlich dazu Lück: Über den Sachsenspiegel, ). Unter anderem durch die Bewidmung neu gegründeter Städte mit Magdeburger Recht erweiterte sich durch die Verbindung der «Töchterstädte» mit dem Magdeburger Schöffenstuhl auch der Ein ussbereich des Sachsenspiegels, der sich vor allem ostwärts bis nach Schlesien, Polen, Preußen, ins Baltikum, nach Weißrussland, in die Ukraine, nach Böhmen, Mähren, in die Slowakei und nach Ungarn ausweitete. Insbesondere Schlesien und Polen werden im ./. Jh. zu wichtigen Zentren der Überlieferung sächsisch-magdeburgischen Rechts. Im Territorium des Dt. Ordens übten vor allem die auf Magdeburger Recht und Sachsenspiegel beruhenden Werke wie Kulmer Handfeste, Alter Kulm, → Magdeburger Fragen, die Neun Bücher des Magdeburger Rechts und der ca. / verfasste → Livländische Spiegel Ein uss auf Rechtsetzungen in diesem Raum aus. In Böhmen wurde Leitmeritz als erste Stadt des Landes mit dem Magdeburger Recht bewidmet (wohl noch im . Jh.) und etablierte sich seitdem zum Zentrum der weiteren Verbreitung; in Mähren hatte Olmütz eine ähnliche Stellung inne. Mit der → Zipser Willkür und dem Silleiner Rechtsbuch aus dem . Jh. verbreitete sich der Sachsenspiegel als eine der Quellen dieser beiden Werke weiter auf dem Gebiet der heutigen Slowakei. Wenige Jahrzehnte später entstand in der ungarischen Hauptstand das → Ofener Stadtrechtsbuch (erste Hälfte des . Jh. begonnen), das neben anderen Quellen auf einer süddt. Bearbeitung des Sachsenspiegels beruht. A : In seiner am .. ratizierten Bulle Salvator humani generis erklärte Papst Gregor XI. (–) Rechtssätze des Sachsenspiegels, die sog. Articuli reprobati, und darauf beruhende Richtersprüche für nichtig; dabei handelt es
. Hälfte . Jh. sich um drei Artikel zum kirchlichen Verfassungsrecht (Landrecht I § , III § , III § ), sechs Artikel zum Prozessrecht (Landrecht I § –, I , I § , I , II § ) und vier Artikel zum Privatrecht (Landrecht I § , I , I § –). Die Papstbulle beruht auf dem vom Provinzial der sächsisch-thüringischen AugustinerOrdensprovinz, Johannes Klenkok, ca. verfassten Decadicon contra decem errores Speculi Saxonum, mit dem er die Unvereinbarkeit von kanonischem Recht und christlichem Glauben mit zehn Artikeln des Sachsenspiegels zu erörtern suchte. Die Schrift wurde später schrittweise um weitere Artikel (insgesamt ) ergänzt (Ausgabe und Abdruck der Bulle in Carl G. Homeyer: Johannes Klenkok wider den Sachsenspiegel. In: Abhandlungen der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Philos.Hist. Kl.]. Berlin , S. –. – Eduard Eichmann (Hg.): Kirche und Staat, Bd. [Quellensammlung zur kirchlichen Rechtsgesch. ]. Paderborn , –). S, H Ü (s. dazu Oppitz: Deutsche Rechtsbücher, Bd. , ; Beschreibung der Handschriften ebd., Bd. . – Frank-Michael Kaufmann: Glossen zum Sachsenspiegel-Landrecht. Buch’sche Glosse, Tle. [MGH Leges ]. Hannover , S. –: Verzeichnis von Hss., die den Sachsenspiegel mit Glosse enthalten. – Online: Handschriftencensus): Kl. I Kurzformen, Ordnung Ia ( Hss.), Ib ( Hss.), Ic ( Hss. sowie der Livländische Sachsenspiegel von / und das → Zwickauer Rechtsbuch). – Kl. II Langformen, Ordnung IIa ( Hss. und weitere, nicht näher bestimmbare Hss.), IIb ( Hss. und weitere, nicht näher bestimmbare), IIc ( bzw. Hss.), IId ( Hss.), IIe ( Hss.). – Kl. III Lat. Formen, Ordnung IIIa ( Hss.), IIIb ( Hss.), IIIc ( Hss.). Kl. IV Glossierte Formen, Ordnung IVa ( Hss.), IVb ( Hss.), IVc ( Hss.). S, D (bis zum Ende des . Jh.): Im Gegensatz zur handschriftlichen Überlieferung fehlt eine aktuelle und vollständige Übersicht zu den Inkunabeln und frühneuzeitlichen Drucken des Sachsenspiegels (zum älteren Verzeichnis s. Homeyer: Des Sachsenspiegels erster Theil, , S. –; zu dt. Drucken s. Schlip: Das sächsische und magdeburgische Recht, ; zu poln. Drucken s. Pauli: Polnische Literatur, und Bily: Sächsisch-magdeburgisches Recht, ; zu den Glossendrucken s. Kaufmann: Glossen zum
. Hälfte . Jh. Sachsenspiegel-Landrecht, , S. –): [V]on dem geistlichen und wertlichen swtte […] von deme lande czu sachsen […]. Basel: Bernhard Richel (GW ; online: BSB München, UB Basel). – [H]ier beghint een seer pro telic boec […] is gheheten die spieghel van sassen […]. Gouda: Gerard Leeu (Holländischer Sachsenspiegel; GW ; vielleicht gab es noch eine im Jahr zuvor gedruckte Au . des Holl. Sachsensp., s. GW Sp. a). – [H]ir begynet dat gister des eyrsten boukes des Speygels der Sassen […]. Köln: Bartholomäus von Unkel (GW ; online: SB Berlin, HAB Wolfenbüttel). – Holländischer Sachsenspiegel. Kuilenberg: Johann Veldener (GW Sp. a; nicht nachweisbar). – Holländischer Sachsenspiegel. Delft (GW Sp. b; nicht nachweisbar). – Hie vahet an das register des ersten b˚uchs über den sachsenspiegel […]. Augsburg: Anton → Sorg (GW ; online: SUB Göttingen, BSB München). – [G]ot gebe seiner sele rat Det dys buch getichtet hot […]. S. l. (Bernhard Richel?) (GW ; online: SUB Dresden, SUB Göttingen). – Die vorede. [G]ot gebe seyner sele rat dises b˚uch getichtet hatt. Ecke von repchaw […]. Augsburg: Anton Sorg (GW ; online: SUB Göttingen, BSB München). – Hye vahet an das Register des ersten b˚uchs über den sachsen spiegel […]. Augsburg: Johann Schönsperger (GW ; online: HAAB Weimar, BSB München). – [H]ier beghint een seer pro telic boec dat leert […]. Gouda: Gerard Leeu (Holländ. Sachsensp.; GW ). – Hie vahet an das Register des ersten b˚uchs über den sachsen spiegel […]. Augsburg: Anna Rügerin (GW ; online: BSB München). – Die spieghel van sassen van alle keyserlike rechten […]. Delft: Jakob van der Meer oder Christian Snellaert ca. / (Holländ. Sachsensp.; GW ). – Den spiegel van sassen van alle keiserlike rechten […]. Delft: Jakob van der Meer oder Christian Snellaert ca. / (Holländ. Sachsensp.; GW ). – Ius civile dividitur in quatuor scilicet dodicem dygestum autenticam et instituta […]. Stendal: Joachim Westfal (GW ). – [D]it is de Sassenspeghel mit dem richtestighe […]. Leipzig: Moritz Brandis (GW ; online: SUB Göttingen). – Dis ist der sachsenspigel den der erwirdige in got herre vnde vater N. bogsdorf bischof czu Neunborg gedeutet hot […]. Leipzig: Moritz Brandis (GW ; online: HAB Wolfenbüttel). – Sachsenspiegel (Landrecht). [Explizit: Sasso
Eike von Repgow num Speculum de daer wert gedruckt und vollendet van my Hinrich Quentel in der Kaiserlichen Stad zu Ceüln in Jare unsers Herrn MCCCCXCII am Avende Dionisii des hilgen Martelers]. Köln: Heinrich Quentell (GW Sp. a; nicht nachweisbar). – Sachsenspiegel. Augsburg: Johann Schönsperger (GW Sp. a, nicht nachweisbar). – [R]emissorium mitt sampt dem weychpild und lehenrecht […]. Augsburg: Johann Schönsperger (GW ; online: BSB München). – Dietrich von Bocksdorf: [H]ye hebt sich an der sachssenspiegel mitsampt den cautelen und additionibus […]. Augsburg: Johann Schönsperger (GW ; online: ULB Darmstadt, ULB Jena, BSB München; weitere Au . , VD D ). – [R]emissorium mit sambt dem weichbilde und lehenrecht […]. Augsburg: Johann Schönsperger (GW ; online: ULB Darmstadt, ULB Jena). – Jan łaski: Commune Poloniae Regni privilegium. Libri duo iuris civilis Magdeburgensis et provincialis Saxonici. Krakau . – Remissorium mit sambt dem weichpilde vnd lehenrecht. Augsburg: Johann Otmar/Johann Rynmann (VD D ). – Sachsenspiegel. Mit vil newen Addicion. sampt Lantrechts vnd Lehenrechts richtsteige […]. Augsburg: Silvan Otmar/Johann Rynmann (VD D ; weitere Ausg. , VD D ; online: VD ). – Alexander von Zweym: Sachsenspiegel, auffs newe gedruckt vnd anderweit mit vleysse corrigiret […]. Leipzig (VD D ). – Johann Cervus Tucholczyk: Farrago actionum civilium iuris Maydeburgensis […]. Krakau (unter Verwendung des Sachsenspiegels, weitere Au . , , , , , , ). – Mikołaj Jaskier: Iuris provincialis quod Speculum Saxonum vulgo nuncupatur libri tres, opera vigilanti in correctiorem redacti materiam […]. Krakau (weitere Au . , ; online: Digitale Bibliothek Oppeln). – Ders.: Promptuarium iuris provincialis Saxonici, quod Speculum Saxonum vocatur […]. Krakau (weitere Au . ). – Christoph Zobel: Sechsisch Weychbild vnd Lehenrecht/ Jtzt auffs naw/ nach den warhafften alden exemplarn vnd texten mit vleis corrigirt [...] sampt eim nawen Register oder Remissorio [...] vber diese zwey bücher/ vnd den Sachsenspiegel gemacht/ Darzu bey dem Weychbild vnd Lehenrecht vill nützlicher addiciones vnd concordancien/ Auch etliche Vrtell […]. Leipzig (VD D ; weitere Au . , VD D , VD ZV ; online: VD ; s. auch Zobels
Eike von Repgow Ausg. von ). – Benno v. Heynitz: Sachssenspiegel/ Corrigirt auffs New/ Nach dem Jnhalt der Alten/ Waren/ Corrigirten Exemplarn vnd Texten. Leipzig (VD D ; online: VD ). – Wolf Lose: Sachsenspiegel, Auffs new eissig corrigirt/ an Texten/ Glossen/ Allegaten/ Auch mit vermehrung des emendirten Repertorij/ vnd vieler newen nützlichen Additionen. Leipzig (VD D , VD D ; online: VD ). – Sechsisch Weichbild vnd Lehenrecht/ auffs new an vielen orten in Texten/ Glossen/ vnd derselben Allegaten/ aus den warhafftigen Glossen/ Keiserlicher vnd Bepstlicher Rechte/ vnd also/ den Heuptquellen/ mit vleis corrigiert vnd restituiert/ Sampt einem [...] Repertorio. Leipzig (VD ZV ; weitere Au . , VD D ; online: VD ). – Sachsenspiegel. Auffs new eissig corrigirt an Texten, Glossen, Allegaten. Auch mit vermehrung des emendirten Repertorij und vieler newen nützlichen Additionen. Dresden (VD D , VD ZV ; online: VD ). – Jan Kirstein Cerasinus: Enchiridion aliquot locorum communium Iuris Magdeburgensis. Krakau (weitere Au . , , , ). – Sechsisch Weichbild, Lehenrecht/ vnd Remissorium/ Auffs new an vielen orten/ in Texten/ Glossen/ vnd derselben allegaten/ aus den warhafftigen glossen Keiserlicher vnd Bepstlicher Recht/ vnd also den hauptquellen/ [...] corrigiert [...] Darzu etliche Vrteil/ Jn teglichen fürfallenden sachen [...] zum teil vor nicht gedruckt. Gedruckt zu Budissin/ durch Nicolaum Wolraben/ Aus vorlage der Achtbarn vnd hochgelarten/ Pauli vnd Francisci Kretschmarn/ Gebrüdere vnd Cantzlern zu Budissin vnd Marsburg etc. Bautzen (VD D ; weitere Au . , VD D ; online: VD ). – Bartłomiej Grohicki: Artykuły Práwá Máydeburskiego, ktore zow˛ Speculum Saxonum. Z Łá´cinskiego Jezyka ˛ ná Polski przeło˙zone. Krakau (weitere Au . , , , , , , , ). – Sachsenspiegel. Auffs newe vbersehen, mit Summarijs vnd newen Additionen, so aus den gemeinen Keyserrechten vnd vieler vornemer dieser Lande Doctorn, bericht vnd Radtschlegen […]. Durch den Hochgelarten Herrn Christoff Zobel, der Rechten Doctorn [...] zugericht, sampt einem […] Repertorio. Leipzig (VD D ; weitere Au . , VD D , , VD D , , VD D , , VD D ; online: VD ). – Valentini Forsteri […] De successionibus quae ab intestato deperuntur, libri quinque. In quibus ea quae
. Hälfte . Jh. ad hanc successionum tractationem tam ex civili quam feudorum iure pertinent [...] explicantur [...]. Adiunctum est [...] in ne, quid Saxonum moribus in successione viri et uxoris obseruetur [...]. Basel (VD F ; weitere Nummern: VD D ; online: VD ; Sachsenspiegel in Auszügen). – Melchior Kling: Das Gantze Sechsisch Landrecht mit Text vnd Gloss/ in eine richtige Ordnung gebracht […]. Leipzig (VD D ; weitere Au . , VD D , , VD D , , VD D ; online: VD ). – Pawł Szczerbicz: Speculum Saxonum. Albo Prawo Sáskie y Máydeburskie porzadkiem ˛ obiecádłá z Lá´ci´nskich y Niemieckich exemplarzow zebrane á ná Polski iezyk ˛ z pilno´sc´ ia˛ y wiernie przeło˙zone przez P. S. Lnów (weitere Ausg. Pozna´n ). – Sachsenspiegel mit Summariis und newen Additionen/ so aus den gemeinen Keyserrechten/ und vieler vornemer dieser Lande Doctorn bericht und Rahtschlegen/ Auch der Hoffgericht und Schöppenstül üblichen Rechtsprüchen zusammen bracht/ und an den Glossen und Allegaten vielfeltig gebessert. Darzu jetzo vom newen/ die Edition damit zu verbessern/ der gantze Text des Sachssenspiegels/ auch an etlichen orten uf dem rand die alten Glossen darüber/ in der Uhrsprünglichen alten Sächssischen Sprach [...] beygedruckt, Und zugleich aus der Anno MDCII. in Polen zu Zamoisky ausgangenen Lateinischen Edition die diversitates lectionum in veteribus Codicib. zum Lateinischen Text ad Marginem beygesetzt worden sind. Heidelberg: Voegelin (VD :S). – Johann Schilter: Ius feudale Saxonicum ab Epkowe de Repkaw, equite Saxon., sub Impp. Saxonicis compilatum, ex vetusto codice Ms. Bibliothecae Paulinae Lipsiensi descriptum. S. l. (VD :M; auch in Johann Schilter: Codex iuris Alemannici feudalis […]. Straßburg und ). – SachsenSpiegel, oder Das Sächsische Land-Recht, in Der Alt-Teutschen, Lateinischen und ietzo gebräuchlichen Hoch-Teutschen Sprache, nebst Nöthigen Auszügen aus der Glosse, so weit selbige zum Verstande des Teutschen Rechts etwas beyträge […], hg. v. Jacob Friedrich Ludovici. Halle (VD ; online: VD). – Carl Wilhelm Gaertner: Eykens von Repgow Sachsen-Spiegel, Oder Das Sächsische Land-Recht, In dreyen Büchern [...]. Nebst zweyen noch nie gedruckten Texten der alten Ober-Sächsischen ursprünglichen Sprache dieses Rechts, auch dessen lat. Version und
. Hälfte . Jh. einer neuen Ubersetzung [...]. Mit nöthigen Register [...]. Leipzig (VD ; online: VD). – Hieronymus Müller: Versuch eines Auszuges verschiedener der vornehmsten Umstände und Nachrichten Von der Verjährung und Nichtverjährung der Servitut-Gerechtigkeiten, […] aus Deutschen Rechten, Herkommen und Gewohnheiten, ingleichen aus dem Sachen-Spiegel und Sächsischen Weichbilde, nebst hiesigen alten, mitlern und neuen Staututen, so wie auch aus den algemeinen Römischen Rechten zusammen getragen. Hamburg (online: VD). A , D: Johann Havichorst: Franc. Duareni Commentarius in consuetudines feudorum summis rerum et sententiarum, mutuisque testimoniis […]. Köln (weitere Au . , ; online: VD; Nachdr. in Auctor vetus de bene cis. Lateinische Texte. Hg. v. Karl August Eckhardt. Hannover ). – Mathias Freher: De feudis constitutio Karoli III. imp. […]. Hanau (VD D , VD F , VD L ; online: VD; weitere Au . Frankfurt ; auszugsweiser Abdruck). – Christian Thomasius: Selecta feudalia Thomasiana. Halle , S. – (Nachdr. in Auctor vetus de bene cis, hg. v. Eckhardt, ). S, A, F Ü: C. G. Homeyer: Des Sachsenspiegels Erster Teil, nach der Berliner Hs. vom Jahre hg. Berlin (). – Julius Weiske: Der Sachsenspiegel (Landrecht) nach der ältesten Leipziger Hs. Leipzig (). – C. G. Homeyer: Des Sachsenspiegels Zweiter Teil nebst den verwandten Rechtsbüchern. Das Sächsische Lehnrecht und der Richtsteig Lehnrechts. Berlin . – Sachsenspiegel oder Sächsisches Landrecht, zusammengestellt mit dem Schwäbischen nach dem Cod. Pal. unter Vergleichung des Cod. pict. . Mit Uebersetzung und reichhaltigem Repertorium, hg. v. Carl Robert Sachße. Heidelberg . – Otto Goeschen: Das sächsische Landrecht, nach der Quedlinburger Pergamenthandschrift. Halle . – Allexander von Daniels: Rechtsdenkmäler des dt. MA. Bde. /–. Berlin –. – August Luebben: Der Sachsenspiegel, Land- und Lehnrecht, nach dem Oldenburger Codex picturatus . Oldenburg (Nachdr. Amsterdam ). – Barthold J. L. de Geer van Jutfaas: De Saksenspiegel in Nederland. S’Gravenhage . – Karl von Amira: Die Dresdner Bilderhs. des Sachsenspiegels (Faks.). Bde.
Eike von Repgow Leipzig – (Nachdr. Osnabrück /). – Conrad Borchling: Das Landrecht des Sachsenspiegels nach der Bremer Hs. von . Dortmund . – K. A. Eckhardt: Sachsenspiegel. Land- und Lehnrecht. Tle. (MGH, Font. iur. Germ. NS, /–). Hannover (). – Sachsenspiegel Landrecht. Hg. v. Claudius von Schwerin. Leipzig (). – Der Sachsenspiegel, Landrecht. In unsere heutige Muttersprache übertragen und erklärt von Hans C. Hirsch. Berlin . – Sachsenspiegel, Lehnrecht. Übertragen und erl. von dems. Halle/Saale . – K. A. Eckhardt: Das Landrecht des Sachsenspiegel (Germanenrechte: Texte und Übersetzungen ). Göttingen . – Ders.: Das Lehnrecht des Sachsenspiegels (Germanenrechte: Texte und Übersetzungen ). Göttingen . – Märta Åsdahl-Holmberg: Der Harffer Sachsenspiegel vom Jahre . Landrecht. Lund . – Josef Hartmann: Ein elbostfälisches Fragm. des Sachsenspiegels. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – K. A. Eckhardt: Sachsenspiegel. Quedlinburger Hs. (MGH, Font. iur. Germ. ). Hannover . – Ders.: Sachsenspiegel. Landrecht in hochdt. Übertragung (Bibliotheca Rerum Historicarum. Corpus Iuris Europensis /). Hannover . – Otto zu Hoene: Codex Quakenbrugensis. Der Quakenbrücker Sachsenspiegel von . San Francisco . – Walter Koschorreck: Die Heidelberger Bilderhs. des Sachsenspiegels. Bde. (Faks.). Frankfurt/M. . – Der Sachsenspiegel in Bildern. Aus der Heidelberger Bilderhs. Hg. v. dems. Frankfurt/M. (). – Masahata Kubo/Takeshi Ishikawa/Jun Naoi: Zakusenshupigeru, ranto ho (Seiyho hosei shiryo sosho ). Tokio . – Sachsenspiegel, Landrecht und Lehnrecht mit doppelter Glosse. Sassenspegel. Mit velen nyen Addicien san dem Leenrechte unde Richtstige. Hg. v. K. A. Eckhardt (Bibliotheca rerum historicarum, Nachdr., ). Aalen (Reprint der Ausg. Augsburg ). – Der Sachsenspiegel. Eike von Repgow. Hg. v. Clausdieter Schott. Übertragung des Landrechts von Ruth Schmidt-Wiegand. Übertragung des Lehnrechts und Nachw. von C. Schott. Zürich (). – Saksonkoe zercalo. Pamâtnik, Kommentarii, Issledovaniâ. Hg. v. V. M. Koreckij. Moskau . – W. Koschorrek: Der Sachsenspiegel. Die Heidelberger Bilderhs. Cod. Pal. Germ. . Kommentar und Übersetzung. Frankfurt/M. . – Sachsenspiegel, die Wolfenbütteler Bilderhs. Cod. Guelf. . Aug. °. Hg.
Eike von Repgow v. Ruth Schmidt-Wiegand. Bde. Berlin (Faks.). – Der Oldenburger Sachsenspiegel, vollständige Faks.-Ausg. im Originalformat des Codex Picturatus Oldenburgensis CIM I der Landesbibl. Oldenburg. Bde. Graz /. – Sachsenspiegel, Landrecht und Lehnrecht. Hg. v. Friedrich Ebel [Das Landrecht wurde von Cl. Frhr. von Schwerin, das Lehnrecht von F. Ebel bearb.]. Stuttgart (). – Ilpo T. Piirainen/Winfried Waßer: Der Sachsenspiegel aus Oppeln und Krakau (Schr. der Stiftung Haus Oberschlesien, Landeskundliche Reihe ). Berlin . – The Saxon Mirror. A Sachsenspiegel of the Fourteenth Century, translated by Maria Dobozy. Philadelphia . – Paul Kaller: Der Sachsenspiegel. In hochdt. Übersetzung. München . – Sachsenspiegel, die Dresdner Bilderhs. Mscr. Dresd. M . Vollständige Faks.-Ausg. im Originalformat der Hs. aus der SLUB Dresden. Hg. v. H. Lück. Bde. Graz /. – I. T. Piirainen/Ingmar ten Venne: Der Sachsenspiegel aus der Dombibl. in Breslau/ Wrocław. Einleitung, Edition und Glossar. Wrocław . – A Szász tükör. Hg. v. László Blazovich/József Schmidt (A Pólay Elemér Alapítvány Könyvtára ). Szeged . – Werner Peters/ R. Schmidt-Wiegend: Der Oldenburger Sachsenspiegel. Codex picturatus Oldenburgensis CIM I der Landesbibl. Oldenburg. Bde (Glanzlichter der Buchkunst ). Graz (Faks.). – Dietlinde Munzel-Everling: Der Sachsenspiegel. Die Heidelberger Bilderhs. Faks., Transkription, Übersetzung, Bildbeschreibung. Interaktive CD-ROM PC/Mac. Heidelberg . – Sachsenspiegel, die Heidelberger Bilderhs. Cod. Pal. germ. . Hg. v. Gernot Kocher/D. Munzel-Everling. Bde. Graz (Faks.). – Hiram Kümper: Das Lehnrecht des Duisburger Sachsenspiegels von . Edition und Materialien. Göppingen . Bilderhandschriften des Sachsenspiegels online: SLUB Dresden, Mscr.Dresd.M. (ca. ), online: SLUB Dresden. – UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. (Anfang . Jh.), online: UB Heidelberg. – HAB Wolfenbüttel, Cod. Guelf. . Aug. ° (drittes Viertel . Jh.), online: sachsenspiegelonline.de. – LB Oldenburg, CIM I (), online: LB Oldenburg digital. S W: Lange Zeit galt E. v. R auch als Verfasser der → Sächsischen Weltchronik, vor allem aufgrund seiner Nennung in der Reimvorrede: «daz ist des van Repegouwe
. Hälfte . Jh. rat». Cyriacus von Spangenberg und Job Hartmann von Enenkel schrieben daher schon früh die Weltchronik E. v. R. zu ( bzw. , VL [] Sp. ). Durch seine Studie zur Weltchronik () schloss Hubert Herkommer die Verfasserschaft E. v. R. insbesondere durch eine überlieferungsgeschichtliche Neubestimmung der drei Rezensionen der Weltchronik (A, B und C) aus, indem er C, deren Entstehungszeitraum er nach datiert, entgegen der bis dahin geltenden Forschungsmeinung als Vorlage für A und B geltend machte. Damit käme E. v. R. als Verfasser schon aufgrund der zeitlichen Einordnung nicht mehr in Frage. Dagegen hält Menzel (Die Sächsische Weltchronik, ) die Abfassung der Weltchronik zwischen und immer noch für glaubhaft, schließt allerdings E. v. R. als Verfasser ebenfalls aus, weil Weltchronik und Sachsenspiegel auf unterschiedlicher Quellenbasis entstanden seien. Während in aktuellen Beiträgen die Ergebnisse dieser Untersuchungen insofern gebilligt werden, dass von einer Verfasserschaft der Weltchronik E.s v. R. Abstand genommen wird (HRG [] Sp. –), schließt Schmidt-Wiegand die ältere Forschungsmeinung noch nicht aus (VL [] Sp. –). B: Guido Kisch: SachsenspiegelBibliogr. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. – (wieder in Kisch: Ausgewählte Schr. Bd. . Sigmaringen , S. –). – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , S. –. – H. Kümper: Sachsenspiegel. Eine Bibliogr., mit einer Einleitung zu Überl., Wirkung und Forschung. Nordhausen . – Online: Repertorium «Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters». L (aufgrund der vorliegenden Bibliographien werden im Folgenden nur die im Artikel zitierten Titel und ausgewählte, seit erschienene Beiträge aufgenommen): Ruth SchmidtWiegand, VL () Sp. –; () Sp. f. – Hiram Kümper, BBKL () Sp. –. – U.-D. Oppitz: Auctor vetus de bene ciis. In: HRG () Sp. f. – Rolf Lieberwirth, ebd., Sp. –. – Norbert H. Ott/Hans-Joachim Behr, Killy () S. –. – Hubert Herkommer: Überlieferungsgesch. der «Sächsischen Weltchronik». Ein Beitr. zur dt. Geschichtsschreibung des MA. München . – Lesław Pauli: Polnische Lit. des Magdeburger Rechts im . Jh. In: Stud. zur Gesch. des
. Hälfte . Jh. sächsisch-magdeburgischen Rechts in Deutschland und Polen. Hg. v. Dietmar Willoweit/Winfried Schich. Frankfurt a. M./Bern , S. –. – Harry Schlip: Das sächsische und magdeburgische Recht und seine Lit. in Deutschland vom . bis zum . Jh. In: ebd., S. –. – Alexander Ignor: Über das allgemeine Rechtsdenken E.s v. R. Paderborn u. a. . – Michael Menzel: Die Sächsische Weltchronik. Quellen und Stoffauswahl. Sigmaringen . – H. Lück: Über den Sachsenspiegel. Entstehung, Inhalt und Wirkung des Rechtsbuches. Dößel (Saalkreis) (). – Wilhelm A. Eckhardt: Die Heerschildordnung im Sachsenspiegel und die Lebenspyramide in hessischen Urkunden. In: Hessisches Jb. für Landesgesch. () S. –. – Hendrik Fischer: Die Bonner Hs. des Sachsenspiegels. «Der Bladenhorster Kodex». In: Analecta Coloniensia () S. –. – R. Schmidt-Wiegand: «Qui prior est tempore potior est iure». Eine lat. Rechtsregel und ihre Entsprechungen im «Sachsenspiegel» E.s v. R. In: Nova de Veteribus. Mittel- und neulat. Stud. für Paul Gerhard Schmidt. Hg. v. Andreas Bihrer. Leipzig , S. –. – Sten Gagnér: Sachsenspiegel und Speculum ecclesiae. In: Abh. zur europäischen Rechtsgesch. Hg. v. dems. u. a. Goldbach , S. –. – Roderich Schmidt: Weltordnung – Herrschaftsordnung im europäischen MA. Darstellung und Deutung durch Rechtsakt, Wort und Bild. Goldbach . – Karin Nehlsenvon Stryk: Der Sachsenspiegel und der Reichsfrieden Barbarossas v. J. . In: Recht als Erbe und Aufgabe. Heinz Holzhauer zum . April . Berlin , S. –. – H. Lück: Münzstätte und Münzregal im Sachsenspiegel. In: Freiberger Münzbll. () S. –. – Jürgen Hering: Bildstreifen in strahlendem Gold. Original und Faks. des Dresdner Sachsenspiegel. In: Wiss. und Kultur in Bibliotheken, Museen und Archiven. Klaus-Dieter Lehmann zum . Geburtstag. Hg. v. Barbara Schneider-Kempf u. a. München , S. –. – Juliusz Bardach u. a.: Historia ustroju i prawa polskiego. Wydawnictwo prawnicze LexisNexis. Warszawa . – Raik Müller: Sachsenspiegel und Magdeburger Recht. Grundlagen für Europa. Ausstellungskatalog. Potsdam . – Peter Landau: Der Entstehungsort des Sachsenspiegels. E. v. R., Altzelle und die anglo-normannische Kanonistik. In: Arch. für Erforschung des MA () S. –. – Kulturund rechtshist. Wurzeln Europas. Bd. . Hg. v. Jörg
Eike von Repgow Wolff. Mönchengladbach . – Dagmar Hüpper: Wort und Begriff «Text» in der ma. dt. Rechtsüberlieferung. Der Sachsenspiegel als Text. In: «Textus» im MA. Komponenten und Situationen des Wortgebrauchs im schriftsemantischen Feld. Hg. v. Ludolf Kuchenbuch/Uta Kleine. Göttingen , S. –. – I. T. Piirainen: Der Sachsenspiegel aus der Dombibl. in Breslau/Wrocław in der Tradition der Rechtshss. in Liegnitz/Legnica und Breslau/Wrocław. In: Wrocław – Berlin. Germanistischer Brückenschlag im dt.-polnischen Dialog. Hg. v. Bernd Balzer/Marek Halub. Bd. . Breslau , S. –. – Józef Ruszoly: A magyar Sachsenspiegel-hez. In: Századok () S. –. – Essays zur Kultur- und Rechtsgesch. Europas. Hg. v. J. Wolff. Mönchengladbach . – H. Lück: Römisches und kanonisches Recht in der Dresdner Bilderhs. des Sachsenspiegels. Ausgewählte Beispiele. In: Zur Gesch. des Rechts. FS Gernot Kocher. Hg. v. Markus Steppan u. a. Graz , S. –. – Ders.: Klagen und ihre Symbolik in Text, Glosse und Richtsteig des Sachsenspiegel-Landrechts. Zum Verhältnis von prozessualer Norm und Rechtswirklichkeit am Beginn der frühen Neuzeit. In: Symbolische Kommunikation vor Gericht in der Frühen Neuzeit. Hg. v. Reiner Schulze. Berlin , S. –. – Jörn Weinert: Die Dresdner Bilderhs. des Sachsenspiegels. Stud. zur Schreibsprache. Köln u. a. . – H. Lück: Natur als Erklärungshilfe in den Bilderhss. des Sachsenspiegels. Zwölf Beispiele. In: Acta Historica Leopoldina () S. –. – Vladimir Agrigoroaei/Ana M. Gruia: An Early XIVth Century Depiction of the Transylvanian Saxon Hospites in the Heidelberger and Dresdener Sachsenspiegel? In: Apulum () S. –. – Christa Bertelsmeier-Kierst: Zur ältesten Überl. des Sachsenspiegels. In: Worte des Rechts. Wörter zur RechtsGesch. FS Dieter Werkmüller. Hg. v. Stephan Buchholz/H. Lück. Berlin , S. –. – Wolfgang Schild: «Ungerichte» oder «Verbrechen». Mutmaßungen zur Rechtswelt des Sachsenspiegels. In: ebd., S. –. – D. Munzel-Everling: Die Verwendung von Rechtssymbolen in der Heidelberger Bilderhs. des Sachsenspiegels. In: Signa Ivris () S. –. – Gerhard Dilcher: Mythischer Ursprung und hist. Herkunft als Legitimation ma. Rechtsaufzeichnungen zwischen Leges und Sachsenspiegel. In: Normen zwischen Oralität und Schriftkultur. Stud. zum ma. Rechtsbegriff und zum langobardischen Recht. Hg. v. dems.
De arte bersandi u. a. Köln , S. –. – P. Landau: E. v. R. und die Königswahl im Sachsenspiegel. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Rechts- und Sprachtransfer in Mittel- und Osteuropa. Sachsenspiegel und Magdeburger Recht. Hg. v. Ernst Eichler/H. Lück. Berlin . – H. Lück: Kohärenzen, Parallelen, Divergenzen. Sachsenspiegel und Schwabenspiegel im Vergleich. In: Acta Universitatis Szegediensis. Acta iuridica et politica () S. –. – Dirk Moldt: Dt. Stadtrechte im ma. Siebenbürgen. Korporationsrechte, Sachsenspiegelrecht, Bergrecht. Köln u. a. . – R. Schmidt-Wiegand: Der Wolfenbütteler Sachsenspiegel und seine Sonderstellung in der Überl. der Rechtsbücher. In: Wolfenbütteler Beitr. () S. –. – G. P. Gumenûk: «Saksons’ke zercalo» ta jogo vpliv na rozvitok dˇzerel prava derˇzav Central’noï ta Shidnoï Êvropi (XIII–XVIII st. st.). L’viv . – Christian Hetz: Die Rolle des Sachsenspiegels in der Judikatur des dt. Reichsgerichtes in Zivilsachen. Gesamtbetrachtung aller Entscheidungen von bis . Kiel . – Mikola M. Kobiléc’kij: Latinomovni praci êvropejskih doslidnikiv XVI–XVII iz problem Magdeburz’kogo prava. Visnik L’vivs’kogo universitetu. L’viv . – Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen. Unters. zur Gesch. des Rechts und seiner Sprache. Hg. v. Inge Bily u. a. Berlin/Boston . – Chiara Benati: Voremunde hebben. Children, elderly and impaired people in E. v. R.’s Sachsenspiegel. In: Law and private life in the Middle Ages. Hg. v. Per Andersen. Kopenhagen , S. –. – U.-D. Oppitz: Ergänzungen zu «Dt. Rechtsbücher des MA und ihre Hss.». In: Zs. der SavignyStiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Arnim Wolf: Verwandtschaft – Erbrecht – Königswahlen. Sieben neue und aktualisierte Beitr. Frankfurt/M. . – B. Kannowski: Wieviel gelehrtes Recht steckt im Sachsenspiegel und war E. v. R. ein Kanonist? In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Kanonistische Abt. () S. –. – Nadine Wallmeier: Sprachliche Muster in der mnd. Rechtssprache: Zum Sachsenspiegel und zu Stadtrechtsaufzeichnungen des . bis . Jh. Köln . – D. Hüpper: «Illustrat, non calculat?» Zahlen in Text und Bild des «Sachsenspiegels». In: Geistliche Lit. des MA und der Frühen Neuzeit. Festgabe für Rudolf Suntrup. Hg. v. Volker Honemann/Nine R.
. Hälfte . Jh. Miedema. Frankfurt/M. , S. –. – Madeline H. Caviness: Giving «the middle ages» a bad name. Blood punishments in the Sachsenspiegel and town lawbooks. In: Studies in iconography () S. –. – Libuˇse Spáˇcilová: Dt. Rechtstexte als Quelle pragmatischer Schriftlichkeit im MA und in der Frühen Neuzeit. In: Fachtexte des SpätMA und der Frühen Neuzeit. Tradition und Perspektiven der Fachprosa- und Fachsprachenforschung. Hg. v. Lenka Vaˇnková (Lingua Historica Germanica ). Berlin/Boston , S. –. DB/MM De arte bersandi (auch: Liber Guicennantis). – Lat. Jagdtraktat. D. a. b. behandelt in einem Prolog und drei Teilen die Pirschjagd mit Armbrüsten, Hunden und Treibern. Der erste Teil beschäftigt sich mit den Fähigkeiten des Jägers, der zweite Teil mit den Suchhunden und der dritte Teil mit dem Ablauf der Jagd. Die von der Forschung auf die erste Hälfte des . Jh. datierte Schrift ist nur unvollständig überliefert, denn die vier erhaltenen Textzeugen enden jeweils mitten im gleichen Satz. Die Handschriften überliefern D. a. b. mit dem sog. Dancus rex und Guilielmus falconarius. Die Verfasserfrage ist nur in Ansätzen zu klären. In den Handschriften wird ein Ritter Guicenna(n)s erwähnt, der mindestens Auftraggeber, vielleicht Autor der Schrift gewesen sein dürfte. Die Forschung vermutet hinter dem lat. Namen den dt. Ritter Konrad von Lützelhard, der als Guizenardus nachgewiesen ist. Guicennas besaß wahrscheinlich gute Kontakte zum hö schen Umfeld von Kaiser → Friedrich II., das ihn als Jagdexperten schätzte. Seine Schrift erfuhr jedoch nur eine geringe Rezeption und nach neuerer Kenntnis keine dt. Übersetzung. Heute gilt D. a. b. als einziger lat. Text über die Pirschjagd aus Friedrichs II. Zeit. Ü: Rom, Biblioteca Vaticana, Vat. lat. , v–v (Perg., um ). – New Haven/Conn., Yale University Library, Beinecke , r–v (Perg., . Jh.). – Rom, Biblioteca Vaticana, Reg. lat. , v–r (Pap., . Jh.). – Chantilly, Musée Condé, lat. , r–r (Perg., Mailand, ). – Vgl. Lindner (s. Ausg.). A: D. a. b. Le Plus Ancien Traité de Chasse de l’Occident. Hg. v. Gunnar Tilander. Uppsala . – D. a. b. Ein Tractat des . Jh. über die Jagd auf Rotwild. Und, Neptalym, cervus
. Hälfte . Jh. emissus, eine Jagdpredigt des . Jh. Hg. v. Kurt Lindner. Berlin (zuerst ). Ü: Lindner (s. Ausg.). L: K. Lindner, VL () Sp. f. – G. Tilander: ‹D. a. b.›, le Plus Ancien Traité Cynégétique de l’Occident. In: Studia Neophilologica () S. –. – Lindner (s. Ausg.). – Werner Rösener: Jagd, Rittertum und Fürstenhof im HochMA. In: Jagd und hö sche Kultur im MA. Hg. v. dems. Göttingen , S. –. – Giovanni Amatuccio: La Caccia con l’Arco nel Medioevo. D. a. b. Bologna . – Johannes Fried: Die Hs. des Guilielmus Bottatius aus Mailand. In: Kulturtransfer und Hofgesellschaft im MA. Wissenskultur am sizilianischen und kastilischen Hof im . Jh. Hg. v. Gundula Grebner. Berlin , S. –. MM Kulmer Handfeste (auch: Privilegium Culmense). – Privileg zur Regelung der Rechtsverhältnisse für die Städte Kulm und Thorn in Preußen vom ... Als K. H. wird die durch den Hochmeister des Dt. Ordens, Hermann von Salza (–), und dem Landmeister in Preußen, Hermann Balk (–), ausgefertigte lat. Urkunde für Kulm und Thorn bezeichnet, mit der den dt. Siedlern und Bürgern umfangreiche Privilegien erteilt und der rechtliche Rahmen zwischen dem Dt. Orden als Landesherrn und den beiden Städten festgesetzt wurden. Diese Urkunde steht in engem Zusammenhang mit der Eroberung des Preußenlandes durch den Orden ab sowie der vorausgehenden Goldenen Bulle von Rimini Kaiser → Friedrichs II. (–) von , der sog. «Gründungsurkunde» des Deutschordenslandes, und dem Leslauer Vertrag zwischen dem Dt. Orden und Bischof Christian von Preußen (–) von ; aus diesem Vertrag dürfte die K. H. zum Teil geschöpft haben (Preußisches Urkundenbuch, Bd. /, Nr. u. ). Nachdem die in Kulm aufbewahrte Urkunde verbrannt war (vielleicht oder ), stellte am .. Landmeister Eberhard von Sayn (Seyne, –) den Kulmer und Thorner Bürgern zwei neue, allerdings redigierte Urkunden (ebenfalls in Lat.) aus, die bis heute erhalten geblieben sind und im Geheimen Staatsarchiv zu Berlin sowie im Archiwum Pa´nstwowe w Toruniu aufbewahrt werden. Wahrscheinlich zur gleichen Zeit entstand die
Kulmer Handfeste erste dt. Übertragung der K. H.; später wird dieser Prozess auch umgekehrt: So entstand eine Rückübersetzung ins Lat. auf Grundlage einer dt. Abschrift (Kisch , S. Anm. ). Mit der Erweiterung des Deutschordenslandes in der Folgezeit breitete sich auch der Geltungsbereich der K. H. aus; dort wurde sie zur Quelle des Rechts überhaupt: «zum Grundgesetz für das Ein ussgebiet des Dt. Ordens» (HRG, . Lfg. []) und Kulm selbst entwickelte sich zur bedeutendsten Stadt des Landes. In den Artikeln der K. H. wird folgendes festgelegt: . Gerichtsverfassung, freie Richterwahl; . und . Festlegung des städtischen Territoriums; . Bewidmung der Städte Kulm und Thorn mit Magdeburger Recht, Kulm wird Oberhof; . Fährenrecht; . Festlegungen über Eigentum und Erwerb des Dt. Ordens im Kulmer und Thorner Land, . Patronatsrechte und Ausstattung der Pfarrkirchen; . Beweisrecht im Liegenschaftsrecht; . Befreiung von (ungerechten) Abgaben; . Ausstattung mit ämischem Erbrecht; . Vorbehalt und Nutzung der Regalien (der Orden behält sich alle Seen und die Rechte an ihnen vor, ebenso die Salzquellen und den Abbau von Erzen, ausgenommen ist der Abbau von Eisen); . Gewässernutzung; . Mühlen; . Jagdrecht; . Veräußerung von Grund und Boden; . Erbrecht (z. B. Gleichstellung von Töchtern und Söhnen); . Stellung von Aufgeboten (Befreiung der Bürger von der Teilnahme an Kriegen außerhalb des Landes); . Rekognitionszins, Schutz und Schirm; . Zinssäumnisse; . Dienstversäumnisse; . bischö icher Zehnt; .–. gleiche Münze (Denar), gleiches Feldmaß ( ämische Hufe) und Zollfreiheit für das gesamte Kulmer Land. Die K. H. war ein zum Teil auf die Gewohnheiten der in Preußen ankommenden Siedler Rücksicht nehmender Rechtstext. In ihm fanden Elemente ämischer und schlesischer Rechtsgewohnheiten (auf Grundlage des Magdeburger Rechts) Aufnahme. Mit der Verleihung des Magdeburger Rechts legte der Dt. Orden den Grundstein dafür, dass dieses Recht sich in der regionalen Variante als «Kulmer Recht» über Altpreußen hinaus verbreitete (vor allem in Polen) und zum Teil bis ins . Jh. in Kraft blieb. Die K. H. wurde Vorbild für die übrigen preußischen Städte und allgemeine Rechtsgrundlage für die eintreffenden Siedler. Eine ähnlich große Bedeutung erlangte später der
Kulmer Handfeste → Alte Kulm, ein die K. H. zum Teil ergänzendes Rechtsbuch aus der zweiten Hälfte des . Jh. Ü: U. a. Steffenhagen () und darauf aufbauend Kisch () geben einen Überblick zur hsl. Überlieferung, den älteren Drucken und Editionen. Bei Kisch handelt es sich um einen Nachdruck von Beiträgen aus den er Jahren, so dass eine Zusammenstellung aller Textzeugen mit den gegenwärtigen Provenienzen fehlt. Einige Aktualisierungen bieten u. a. der Artikel Peter Johaneks im VL (), Ciesielska: Przywilej chełmi´nski (), Zieli´nska-Melkowska: Przywilej chełm´iski () und Ciesielska: Przywilej lokacyjne Torunia (). Durch Konrad Bitschin ist die ältere Fassung von abschriftlich überliefert worden; sie be ndet sich gegenwärtig in: Berlin, Geheimes Staatsarch. Preußischer Kulturbesitz, HA XX, Staatsarch. Königsberg, OF , fol. –. Abschriften der neueren Fassung von sind vom . bis zum . Jh. erhalten. D bis (inkl. juristischer Fachliteratur mit Auszügen aus der K. H.): Underrichtunge, wie man sich in den Artickeln unnd Clausuln der Colmeschen handtfeste (die zum teil die stat Colmen und Thorn beruren), auch in den artickeln, die andere stete betreffent, halten sol, auffs kotzste begriffen […]. Danzig: Franz Rhode . – Christoph Hartknoch: Selectae dissertationes historicae de variis rebus Prussicis, dissertatio XVIII: De iure Prussorum. Jena . – Ders.: Alt- und Neues Preußen oder Preußischer Historien zwey Theile. Frankfurt/Leipzig . – Michael Christoph Hanow: Jus Culmense ex ultima revisione. Danzig (. Ausg. ). A: Die Kulmische Handfeste, übers. und erläutert von Johann Carl Kretzschmer. Marienwerder . – Preußisches Urkundenbuch. Hg. v. Rudolf Philippi. Bd. /. Königsberg/Pr. (Nachdr. ), Nr. und . – Ausgewählte Urkunden zur Erläuterung der Verfassungsgesch. Deutschlands im MA. Hg. v. Wilhelm Altmann/ Ernst Bernheim. Berlin , Nr. . – Quellen zur Gesch. der ostdt. Kolonisation im . und . Jh. Hg. v. Rudolf Kötzschke. Leipzig , Nr. . – Die K. H. Rechtshist. und textkrit. Unters. nebst Texten. Zugleich ein Beitr. zur Verbreitungsgesch. des Magdeburger Rechts. Hg. v. Guido Kisch (Deutschrechtliche Forschungen ). Stuttgart , S. –, –. – Das alte Kulmische Recht. Die erneuerte kulmische Handfeste
. Hälfte . Jh. von , in altdt. Übersetzung. Hg. v. Christian Karl Leman. Berlin . – Quellen zur Gesch. des Dt. Ordens. Hg. v. Walther Hubatsch (Quellenslg. zur Kulturgesch. ). Göttingen u. a. , S. – (mit dt. Übersetzung; wieder in: Dt. Ostkunde [] S. –). – Ziemia chełmi´nska w przeszło´sci. Wybór tekstów z´ ródłowych (Das Kulmer Land in der Vergangenheit. Blütenlese hist. Quellen). Hg. v. Marian Biskup. Toru´n , S. – (Auszüge, mit poln. Übersetzung). – Quellen zur dt. Verfassungs-, Wirtschafts- und Sozialgesch. bis (Ausgewählte Quellen zur dt. Gesch. des MA. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausg. ). Darmstadt , Nr. (mit dt. Übersetzung). – G. Kisch: Die K. H. Text, rechtshist. und textkrit. Unters. nebst Stud. zur K. H., dem Elbinger Privilegium von und einem Beitr. zur Gesch. des Begriffes «ius teutonicum», «Dt. Recht» im Deutschordensgebiet (Forschungen und Quellen zur Rechts- und Sozialgesch. des Deutschordenslandes ). Sigmaringen . – Karola Ciesielska: Przywilej chełmi´nski , (Privilegium Culmense , ). Toru´n , S. –, –. – Krystina Zieli´nska-Melkowska: Przywilej chełmi´nski i (Privilegium Culmense und ) (Teksty pomników prawa chełmi´nskiego w przekładach polskich ). Toru´n (mit poln. Übersetzung). – K. Ciesielska: Przywilej lokacyjne Torunia. Toru´n (mit engl. Übersetzung). L: Peter Johanek, VL () Sp. –. – Dietmar Willoweit, LexMA () Sp. f. – Danuta Janicka, HRG, . Lfg. () Sp. –. – Karl Gottheld Prätorius: Versuche über die Kulmische H., das älteste Grundverfassungsgesetz Preußens unter der Regierung des teutschen Ordens. Hg. v. Wilhelm Theodor Lohde. Thorn . – Otto Stobbe: Das alte Kulmer Recht. In: Zs. für dt. Recht und dt. Rechtswiss. () S. –. – Codex iuris municipalis Germaniae medii aevi. Regesten und Urkunden zur Verfassungs- und Rechtsgesch. der dt. Städte im MA. Gesammelt und hg. v. Heinrich Gottfried Gengler. Bd. . Erlangen , S. –. – Emil Steffenhagen: Dt. Rechtsquellen in Preussen vom XIII. bis zum XVI. Jh. Leipzig . – Eduard Strützki: Über den Ursprung des Weichbildes und insbesondere über die Kulmische H. In: Zs. des Hist. Ver. für den Regierungsbezirk Marienwerder () S. –. – G. Kisch: Stud. zur K. H. In: Zs. der SavignyStiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt.
. Hälfte . Jh. () S. –. – Arthur Methner: Die kulmische H. in ihren Beziehungen zu Schlesien. In: Zs. des Ver. für Gesch. und Alterthum Schlesiens () S. –. – Hermann Kleinau: Unters. über die K. H., besonders ihre Stellung im Recht der dt. Kolonisation. In: Altpreußische Forschungen () S. –. – Gertrud SchubartFikentscher: Die Verbreitung der dt. Stadtrechte in Osteuropa. Weimar , S. –. – Hartmut Boockmann: Zu den politischen Zielen des Dt. Ordens in seiner Auseinandersetzung mit den preußischen Ständen. In: Jb. für die Gesch. Mittelund Ostdeutschlands () S. –. – Zbigniew Zdrójkowski: Prawo Chełmi´nskie. Powstanie, rozwój i jego rola dziejowa. In: Dzieje Chełmna i jego regionu. Hg. v. M. Biskup. Toru´n , S. –. – Hans Thieme: Die Magdeburger und Kulmer Stadtrechte im dt. Osten. In: Dt. Ostsiedlung in MA und Neuzeit (Stud. zum Deutschtum im Osten ). Köln , S. –. – G. Kisch: Die K. H. vom . Dezember . In: Dt. Ostkunde () S. –. – Krystyna Kaminska: Sadownictwo ˛ miasta Torunia do połowy XVII wieku na tle ustroju sadów ˛ niektórych miast Niemiec i Polski (Die Rechtsprechung der Stadt Thorn bis zur Mitte des . Jh. nach Art der Stadtregierung dt. und polnischer Städte). Warszawa u. a. , S. –, f. – Z. Zdrójkowski: Zarys dziejòw prawa chełmi´nskiego (–). Studium na siedemsetpiecdziesieciolecie ˛ wydania przywileju chełmi´nskiego oraz lokacji miast Chełmna i Torunia (Grundzüge der Gesch. des Kulmer Rechts –. Studie aus Anlass des jährigen Jubiläums der K. H. und der Gründung der Städte Kulm und Thorn). Toru´n . – K. Zieli´nska-Melkowska: Pierwotny i odnowiony przywilej chełmi´nski ( i r.) (K. H., erste Fassung und erneuerte Fassung, und ). Toru´n . – D. Willoweit: Die K. H. und das Herrschaftsverständnis der Stauferzeit. In: Beitr. zur Gesch. Westpreußens () S. –. – Studia Culmensia historico-iuridica czyli ksiega ˛ pamiatkowa ˛ -lecia prawa chełmi´nskiego […]. Hg. v. Z. Zdrójkowski. Bde. Toru´n /. – Harald Witthöft: Metrologische Überlegungen zur K. H. /. In: Beitr. zur Gesch. des Dt. Ordens. Hg. v. Udo Arnold. Bd. (Quellen und Stud. zur Gesch. des Dt. Ordens ). Marburg , S. –. – Alexander Rogatschewski: Kul’mskaja gramota. Pamjatnik prava Prussii XIII v. St. Petersburg . – Friedrich Ebel: Kulmer Recht. Pro
Landfrieden bleme und Erkenntnisse. In: Ders.: Unseren fruntlichen grus zuvor. Dt. Recht des MA in mittel- und osteuropäischen Raum. Hg. v. Andreas Fijal u. a. Köln u. a. , S. –. – Roman Czaja: Die K. H., das kulmische Recht und die Stadt Kulm. Ein Beitr. zur Gestaltung der Städtelandschaft im Ordensland Preußen. In: Städtelandschaften im Ostseeraum im MA und in der Frühen Neuzeit. Hg. v. dems./Carsten Jahnke. Toru´n , S. –. DB/MM Landfrieden. – Form des geschworenen Friedens seit dem späten . Jh. ( erstmals in dt. Sprache schriftlich aufgezeichnet). Beim L. handelt es sich um einen spätma. Quellenbegriff, der in der Geschichtsforschung zum Teil auch auf früh- und hochma. Formen der Friedenswahrung übertragen wird. Wichtigste Träger des L. waren der König sowie geistliche und weltliche Landesherren. Im späten MA traten auch Städte, organisiert in Städtebünden, als friedensstiftende Gewalten in Erscheinung (der aufgerichtete Rheinische Städtebund war der erste bedeutende Zusammenschluss dieser Art in Deutschland). Die in Form von Urkunden, Satzungen u. a. m. verfassten L. verfolgten vor allem das Ziel, Schutzlosen zu helfen und die Fehdeführung waffenfähiger Männer einzudämmen. Damit wurden der Schutz von Personen, Orten und Sachen sowie die Durchsetzung bestimmter Rechte nicht mehr nur durch die Betroffenen oder ihre rechtlichen Vertreter ausgeübt (wie allgemein üblich), sondern an ihre Stelle sollten «obrigkeitliche» Instanzen treten. Allerdings stellte die Durchsetzung des L. die Verantwortlichen vor teilweise unüberwindliche Probleme, insbesondere weil die administrativen Grundlagen nicht gegeben waren. Bis in die Frühe Neuzeit hinein blieb vor allem die Fehdeführung, mit der Adlige ihre Ansprüche durchzusetzen suchten, eine schwer zu bewältigende Herausforderung. Vorläufer des L. lassen sich bis ins frühe MA zurückverfolgen. So haben u. a. die fränkischen Herrscher in Kapitularien (s. dazu → Trierer Capitulare) Bestimmungen zur Friedenswahrung erlassen und nach geeigneten Mitteln gesucht, die Bewahrung des Friedens z. B. durch Königsboten und die Einteilung des Reiches in Bezirke zur Verfolgung von Delinquenten zu institutionalisieren. Friedensgebote erließen nach dem Zerfall des Fränkischen Reiches auch die römisch-dt. Kaiser Konrad II.
Landfrieden (–) und Heinrich III. (–). Wichtigere Impulse dürften von der Gottesfriedensbewegung seit dem letzten Viertel des . Jh. ausgegangen sein. Ausgehend von Südfrankreich bemühten Bischöfe sich in Verbindung mit weltlichen Herrschaftsträgern durch eidlich gelobte Sonderfrieden einen dauerhaften Schutz von Personen, Orten und Sachen zu organisieren (pax Dei) oder sie untersagten in Form von einer sog. «treuga Dei» den Waffengebrauch zu bestimmten Tagen und Zeiten des Kirchenjahres. Der Gottesfrieden beruhte auf der für die spätere Entwicklung bedeutenden Idee, den weltlichen Adel auf das christliche Friedensgebot zu verp ichten. Unter den frühen Vertretern der L. in Deutschland seit dem späten . Jh. ist der → Mainzer L. von der wichtigste. Kaiser Heinrich IV. (–) untersagte, nachdem er bereits auf einer Mainzer Synode einen Gottesfrieden für bestimmte Tage verkündet hatte, für vier Jahre Fehden im Reich und gewährte bestimmten Orten, Sachen und Personen königlichen Schutz. Im Anschluss an ältere Gottesfrieden war es einem freien Mann nicht mehr wie üblich möglich, sich von einem Friedbruch durch Geldbußen abzulösen, sondern den Delinquenten drohten nun Strafen an Leib und Leben. Um die Verbindlichkeit des L. zu erhöhen, band der Kaiser die beteiligten Fürsten mit Eid an dieses Friedensgebot, wobei diese wiederum – zumindest teilweise – ihre Untergebenen im eigenen Land den L. beeiden ließen. Kaiser Friedrich I. Barbarossa (–) knüpfte in seinen L. von , , und daran an und verschärfte die gerichtlichen Verfahren zur Bestrafung der Friedbrecher. Diese L. wurden später insbesondere in Bezug auf die strafrechtlichen Bestimmungen und die Regulierung von Fehden noch ergänzt. Mit dem Mainzer L. Kaiser → Friedrichs II. (–) von – der nicht nur in lat., sondern erstmals auch in dt. Sprache aufgezeichnet wurde – verschoben sich die inhaltlichen Zielsetzungen. Friedrich ging es vor allem darum, der königlichen Friedenswahrung und Gerichtsgewalt als Hoheitsrechte, von denen aus die fürstlichen Rechte abgeleitet werden, Geltung zu verschaffen. Auf diese Neubewertung stützten sich später regierende Könige und Kaiser bei der Durchsetzung ihrer friedenswahrenden Initiativen, so z. B. König Rudolf von Habsburg (–), der nach dem Interregnum (–) dieses Recht mehrfach in
. Hälfte . Jh. Anspruch nahm und zahlreiche regional begrenzte L. ausrief, u. a. zur Re- oder Neuorganisation der zerrütteten königlichen Administration; bestätigte er den unbefristeten, das gesamte Reich erfassenden Mainzer L. Friedrichs II. Die letzten befristeten, jedoch mehrfach verlängerten L. gingen von Kaiser Friedrich III. (–) aus (z. B. Reformatio Friderici, ). Im Unterschied zu den unmittelbar vorangehenden L. unter den Königen Ruprecht (–) und Albrecht II. (/) von / und suchte Friedrich bei der Durchsetzung des L. nicht ausschließlich Rückhalt bei Fürsten und Adel, sondern er forderte die Reichsstädte zu mehr Engagement auf. Von größerer Bedeutung war Friedrichs Betreiben zur Gründung des Schwäbischen Bundes ( aufgelöst) – bestehend aus Fürsten, Ritterschaft und Städten –, mit dessen Hilfe es ihm u. a. gelang, seinen ausgerufenen, -jährigen Frankfurter L. im Südwesten Deutschlands zeitweise erfolgreich durchzusetzen. Den Abschluss dieser Entwicklung bildet der → Ewige L., verabschiedet auf dem Wormser Reichstag von unter Friedrichs Sohn, dem späteren Kaiser → Maximilian I. (–). Dieser sah keine Befristung mehr vor, wie viele andere L. vor ihm (Ausnahmen bildeten z. B. die Treuga Henrici regis von , der Mainzer L. von und die entsprechenden Bestimmungen in der → Goldenen Bulle von ), und er bestimmte ein generelles Fehdeverbot; Auseinandersetzungen sollten künftig vor dem neu eingerichteten Reichskammergericht verhandelt werden. Die intensiven Friedensbemühungen der Habsburger im . Jh. standen in enger Verbindung mit den außenpolitischen Schwierigkeiten des Reiches. Die Hussiten- und Türkenkriege, die Reichskriege gegen Herzog Karl den Kühnen von Burgund (–) und König Matthias Corvinus von Ungarn (–) trafen vor allem die habsburgischen Erblande, weshalb innerer Friede eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Politik gegen Reichsfeinde gewesen wäre. Ähnliche Zusammenhänge lassen sich auch für andere Zeiträume herstellen, z. B. für die Italien- und Kreuzzugspolitik der Staufer im ./. Jh. Bei der Durchsetzung waren die königlichen L. von Beginn an auf Mithilfe der geistlichen und weltlichen Fürsten, später auch der Städte und Ritterschaft angewiesen. Diese zogen spätestens seit
. Hälfte . Jh. dem . Jh. die Initiative an sich, indem sie entsprechende Bestimmungen in ihren Landrechten aufnahmen und sog. Landfriedensbündnisse in Form von (Schwur-)Einungen bzw. Städtebünden mit zeitlicher Befristung schlossen. Bei diesen Einungen handelt es sich um nach Inhalt und Form heterogene Verträge, in denen u. a. gerichtliche Geltungsbereiche festgelegt wurden und Verfahren zu schiedsgerichtlichen Beilegung von Kon ikten ein ossen. Diese Verträge wurden in der Regel mit benachbarten Landesherren geschlossen und sollten insbesondere interterritoriale Streitigkeiten auf friedlichem Weg lösen und gleichfalls dazu verp ichten, möglichst viele Untertanen einer oder mehrerer Herrschaften mit Eid an den geschlossenen Vertrag zu binden. Gelegentlich enthielten diese Einungen keine Festlegungen zur Vertragslaufzeit oder sie wurden auf «ewig» geschlossen und damit den Rechtsnachfolgern als politisches Vermächtnis «vererbt». Diese Form der Einung wird daher als Erbeinung bezeichnet. Bestimmungen dieserart ossen auch in andere Vertragsformen ein, so z. B. in sog. Hausverträge, die zwischen den Vertretern einzelner Linien einer Dynastie vereinbart wurden (oft bei der Teilung einer Landesherrschaft unter Brüdern), in Friedensverträgen mit langfristen, zum Teil «ewigen» Regelungen zur Friedenswahrung (am Beispiel des Dt. Ordens in Preußen s. Neitmann: Die Staatsverträge, ) und in fürstlichen Erbverbrüderungen. Fürstliche Erbverbrüderungen waren Erbverträge, in denen Teile oder ganze Landesherrschaften beim Erlöschen einer Dynastie im Mannesstamm an den Vertragspartner unter Aussetzung des königlichen Anfallsrechtes elen. U. a. aufgrund der engen verwandtschaftlichen Bindung der Vertragsparteien und dem Wunsch, dauerhaften Frieden unter den Mitgliedern und Ländern der Dynastien zu schließen, fanden Inhalte zur Friedenswahrung aus den Erbeinungen Eingang in die Erbverbrüderungen. Diesen landesherrlichen und städtischen Einungen des späten MA war gemeinsam, dass insofern auf das königliche «Hoheitsrecht» zur Friedenswahrung Rücksicht genommen wurde, dass in Ausnahmeklauseln der römisch-dt. König als höchste richterliche Instanz anerkannt wurde und militärische Aktionen zur Durchsetzung von Recht und Frieden nicht gegen diesen gerichtet waren. Eine königliche Bestätigung der Einungen wurde gelegentlich vom Reichsoberhaupt
Landfrieden eingefordert, konnte jedoch nicht umgesetzt werden (gilt nicht für Erbverbrüderungen, die der königlichen Bestätigung in jedem Fall bedurften). Diese landesherrlichen Verträge nahmen langfristig bedeutenden Ein uss auf die administrative und verfassungsrechtliche Ausbildung der frühneuzeitlichen Territorialstaaten des Reiches. A (in Auswahl; eine Bibliographie, ebenfalls in Auswahl, in: Quellenkunde zur dt. Gesch. im SpätMA [–]. Hg. und bearb. v. Winfried Dotzauer. Darmstadt ): Bernhardt Thiersch: Der erste Landfriede in dt. Sprache vom Jahre . In: Neue Mitt. aus dem Gebiet hist.-antiquarischer Forschungen () S. –. – Ders.: Der Landfriede Albrecht’s II. vom Jahre . In: ebd. () S. –. – Ernst Friedrich Mooyer: L. auf zwölf Jahre, errichtet von den Bischöfen Gerhard von Hildesheim und Ruprecht von Paderborn, von dem Herzoge Otto von Braunschweig, dem Landgrafen Hermann von Hessen und dem Herzoge Friedrich von Braunschweig: Oct. . In: Arch. für Gesch. und Alterthumskunde Westphalens () S. –. – Diplomatische Aktenlese, aus den Akten des Reichs-Kammer-GerichtsArchives. .: Zur Gesch. der L. In: Wetzlar’sche Beitr. für Gesch. und Rechtsalterthümer () S. –. – Julius Henning von Bohlendorf: Der Landfriede Kaiser Karls IV. zu Prenzlau am . Mai für die Mark, Pommern und Mecklenburg, mit den betreffenden Fürsten geschlossen. In: Baltische Stud. () S. –. – Urkundlicher Beitr. zur Gesch. der L. in Deutschland. Eine archivalische Mittheilung. Hg. v. Andreas Ludwig Jakob Michelsen. Nürnberg , S. –. – Carl Gustav Homeyer: Das Friedegut in den Fehden des dt. MA. In: Abh. der Kgl. Akad. der Wiss. in Berlin () S. – (Regesten). – Ernst Fischer: Die Landfriedensverfassung unter Karl IV. Göttingen , S. –. – Ludwig Weiland: Sächsischer Landfriede aus der Zeit Friedrichs II. und die sog. Treuga Henrici regis. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Jakob Schwalm: Die L. in Deutschland unter Ludwig dem Baiern. Göttingen , S. –. – Arnold Luschin von Ebengreuth: Der dt. Text des Mainzer L. und das österr. Landesrecht. In: Neues Arch. der Ges. für ältere dt. Geschichtskunde () S. –. – Karl Zeumer: Der dt. Urtext des
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Mainzer Landfrieden schen Vergleich in SpätMA und Früher Neuzeit. Hg. v. M. Müller u. a. (Stud. zur brandenburgischen und vergleichenden Landesgesch. ). Berlin . DB/MM Mainzer Landfrieden (auch: Reichslandfrieden). – Erster Landfrieden in dt. Sprache, . Der M. L. wurde am .. von Kaiser → Friedrich II. (–) auf dem viel besuchten Mainzer Hoftag verkündet, nachdem der Kaiser, der sich überwiegend in seinem Königreich Sizilien aufhielt, von Italien nach Deutschland gereist war. Friedrichs Sohn Heinrich (VII.), der stellvertretend für den Kaiser in Deutschland regierte, hatte sich gegen seinen Vater gestellt und deshalb den Aufenthalt Friedrichs nördlich der Alpen notwendig gemacht. Von der dt. Fassung des M. L. existieren mehrere Formen, die passagenweise untereinander und auch im Vergleich zur lat. Fassung abweichen; das betrifft u. a. den Umfang und die Anordnung der Artikel; im lat. Text sind Einleitung und zwei Kapitel ( und ) neu hinzugefügt worden. Inhaltlich werden in bis zu Artikeln folgende Rechtsbereiche behandelt: Vergehen des Sohnes gegen den Vater (wohl aufgrund des aktuellen persönlichen Hintergrundes Friedrichs II.); ein entstandener Schaden darf nicht selbst gerächt werden, sondern muss einem Richter angezeigt werden: wird der Fall nicht gerichtet, darf der Betroffene seinem Feind absagen (es folgen die dafür vorgesehenen Verfahren einer Absage); Verfahren im Umgang mit Friedbrechern; P icht der Fürsten und ihrer Holden, gerecht nach Gewohnheit der Länder zu richten; Verfahren zum Umgang mit Ächtungen, Pfahlbürgern, Geleitrechten (werden vom König abgeleitet); Erhebung von Zöllen (königliches Regal); Straßenraub; Burgenbau; Münzrecht (königliches Regal); Schutz der Geistlichkeit; Hehlerei und Behausung von Dieben, Räubern und Geächteten; Einsetzung eines Hofrichters und Schreibers (Aufgabenbeschreibung und Verfahren). Im Unterschied zu vielen anderen Landfrieden ist der M. L. nicht befristet und es treten detaillierte Benennungen strafrechtlicher Sanktionen zurück. Stattdessen verweist der Text auf schon bestehende strafrechtliche Normen und Gewohnheitsrechte (Anleihen nden sich u. a. aus dem verkündigten Landfrieden von Friedrichs Sohn Heinrich, der Treuga Henrici regis). Das Fehderecht wird
. Hälfte . Jh. grundsätzlich anerkannt, allerdings ist es als rechtliches Mittel dem Gerichtsweg nachgeordnet. Die Friedenswahrung (Gerichtsbarkeit) wird größtenteils an die Fürsten delegiert als ein vom König abgeleitetes Recht; Zöllen, Geleit und Münze soll Geltung im Sinne eines königlichen Regals verschafft werden. Damit war die Grundlage für eine Revindikation königlicher Rechte aus «fremden» Händen gelegt, die Friedrich selbst kaum noch in Anspruch nehmen konnte. Ein halbes Jahrhundert später nutzte hingegen König Rudolf von Habsburg (–) die gebotenen Möglichkeiten bei der Rückgewinnung von Reichsgut: Nach dem Ende des Interregnums (–) nahmen Rudolf, dessen Sohn König Albrecht I. (–) und Kaiser Ludwig der Bayer (–) den M. L. auf, bestätigten diesen (, , ) und forderten zum Teil die Richter im Reich auf, den Text des M. L. präsent zu haben. In einer Nicolaus → Wurm zugeschriebenen Fassung von wird der M. L. durch die Einteilung in Konstitutionen und die Glossierung der Artikel zum Rechtsbuch umgearbeitet und durch König Albrecht I. bestätigt (Nove constitutiones domini Alberti, s. VL [] ). Die Bedeutung des M. L. Kaiser Friedrichs II. wird darüber hinaus aus dem Überlieferungszusammenhang deutlich. Er wurde in mindestens bekannten Handschriften mitgeteilt, vor allem in Verbindung mit den wichtigsten dt. Rechtsbüchern, dem Sachsen- bzw. → Schwabenspiegel, und dem bedeutendsten Reichsgesetz des MA, der → Goldenen Bulle von . Besonders tritt die Vereinnahmung des M. L. als grundlegendes Reichsgesetz für die spätma. Rezeption in einer Handschrift der UB Basel (Cod. C V ) aus der Mitte des . Jh. zutage; dort wird er u. a. mit der Goldenen Bulle, dem «Pfahlbürgergesetz» Kaiser Sigismunds (–) von und der Reformatio Friderici (), einem reichsweiten, oft verlängerten Landfrieden Kaiser Friedrichs III. (–), überliefert. Insofern erlangt der M. L. vor allem durch seine Rezeption in den nachfolgenden Jahrhunderten bis zum Ausgang des MA sichtbare Bedeutung. Ü (nach: Handschriftencensus online): Die Informationen zur Überlieferung des M. L. sind unübersichtlich, u. a. ist das Verhältnis der lat. Form zu den dt. Fassungen nicht vollständig aufgeklärt, auch scheint nicht klar, ob tatsächlich Textzeugen von bzw. aus den unmittelbaren Jahren danach existieren. In der älteren Lite
. Hälfte . Jh. ratur wird gelegentlich das Auffinden von «Originalen» postuliert, jedoch wurden die Befunde bezweifelt; die heute bekannten Handschriften lassen sich nicht ohne weiteres den Vorlagen der älteren Editionen zuordnen. Sicher scheint hingegen, dass der M. L. bereits in dt. Sprache vorlag (s. dazu Mitteis: Zum M. L., ). – München, BSB, Clm , r (Perg., . Jh.; online: BSB München). – Dresden, SLUB, Mscr. M , r–v (Perg., Mitte . Jh., ostmitteldt., Provenienz: Meißen?; online: SLUB Dresden). – Ebd., Mscr. M , a–a (Pap., –, nordthüringisch; online: SLUB Dresden). – Berlin, SBB, Hdschr. , ra–ra (Perg., /, mitteldt.). – Ebd., mgf , ra–va (Perg., . Jh., Provenienz: Brieg/ Schlesien?). – Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. , rb–va (Pap., Ende . Jh., nordrheinfränkisch; online: UB Frankfurt). – München, Hauptstaatsarch., Staatsverwaltung Nr. , Bl. (Pap., , obd.; Auszug). – München, BSB, Cgm , r–r (Pap., zweites Viertel . Jh., mittelbair.). – Ebd., Cgm , v–v (Pap., zweites Viertel . Jh., bair.; online: BSB München). – Nürnberg, StB, Cod. Cent. V, , r–r (Pap., erste Hälfte . Jh., Nürnberg). – Basel, UB, Cod. C V , v–r (Pap., Mitte . Jh., oberrheinisch). – Gießen, UB, Hs. , r–r (Pap., Mitte . Jh., ostfränkisch/mittelbair.). – München, BSB, Cgm , r–r (Perg. und Pap., Mitte . Jh., mittelbair.; online: BSB München). – Göttweig, Stiftsbibl., Cod. (rot) / (schwarz), Bl. – (Pap., , bair.). – München, BSB, Cgm , ra–rb (Pap., zweite Hälfte . Jh., mittelbair.). – Ebd., Cgm , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., mittel- und nordbair.). – Ebd., Cgm , v–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., westmittelbair.). – Wien, ÖNB, Cod. , ra–rb (Pap., /, elsässisch). – Ebd., Cod. , va–va (Pap., , südschwäbisch). – Heidelberg, UB, Cod. Sal. IX , v–r (Perg., letztes Viertel . Jh., alemannisch/schwäbisch, Provenienz: Konstanz/Petershausen; online: UB Heidelberg). A: Constitutiones et acta publica imperatorum et regum. Tom. II. Ed. Ludwig Weiland (MGH, Leges, ). Hannover , Nr. und a, S. – (lat. und dt. Texte mit Synopse). Ebd. und bei Mitteis: Zum M. L., , weitere Hinweise zu älteren Editionen, s. auch Literatur. L (s. auch Literatur zum Landfrieden): Horst Carl: Landfrieden. In: HRG, . Lfg. () Sp. –. – Peter Thorau, LexMA ()
Mainzer Landfrieden Sp. . – Bernhardt Thiersch: Der erste Landfriede in dt. Sprache vom Jahre . In: Neue Mitt. aus dem Gebiet hist.-antiquarischer Forschungen () S. –. – Arnold Luschin von Ebengreuth: Der dt. Text des M. L.s und das österr. Landesrecht. In: Neues Arch. der Ges. für ältere dt. Geschichtskunde () S. –. – Karl Zeumer: Der dt. Urtext des Landfriedens von . Das älteste Reichsgesetz in dt. Sprache. In: ebd. () S. –. – Hans von Voltelini: Die dt. Fassung des M. L.s von . In: Zs. des Hist. Ver. für Steiermark () S. –. – Harold Steinacker: Der lat. Entwurf zum M. L. von und der Landfrieden König Heinrichs (VII.) von . In: MIÖG () S. –. – Joachim Gernhuber: Die Landfriedensbewegung in Deutschland bis zum Mainzer Reichslandfrieden von (Bonner rechtswissenschaftliche Abh. ). Bonn . – Erich Klingelhöfer: Die Reichsgesetze von , / und . Ihr Werden und ihre Wirkung im Dt. Staat Friedrichs II. Weimar . – Heinrich Mitteis: Zum Mainzer Reichslandfrieden von . In: Ders.: Die Rechtsidee in der Geschichte. Gesammelte Abh. und Vorträge. München , S. –. – Heinrich Koller: Zur Diskussion über die Reichsgesetze Friedrichs II. In: MIÖG () S. –. – Paul Zinsmaier: Zur Diplomatik der Reichsgesetze Friedrichs II. (, , /, ). In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Arno Buschmann: Landfriede und Verfassung. Zur Bedeutung des Mainzer Reichslandfriedens von als Verfassungsgesetz. In: Aus Österreichs Rechtsleben in Gesch. und Gegenwart. FS Ernst C. Hellbling. Berlin , S. –. – Ders.: Mainzer Reichslandfriede und Konstitutionen von Mel . Stud. zur stau schen Verfassungsgesetzgebung und Verfassungspolitik im . Jh. In: FS Rudolf Gmür. Hg. v. dems. u. a. Bielefeld , S. –. – Stupor mundi. Zur Gesch. Friedrichs II. von Hohenstaufen. Hg. v. Gunther G. Wolf (WdF ). Darmstadt . – Hagen Keller: Zwischen regionaler Begrenzung und universalem Horizont. Deutschland im Imperium der Salier und Staufer bis . Berlin , S. –. – A. Buschmann: Der Mainzer Reichslandfriede von und die Reichslandfrieden Rudolfs von Habsburg. In: Recht und Geschichte. FS Hermann Baltl. Hg. v. Helfried Valentinitsch. Graz ,
Heinrich von Merseburg S. –. – Brigitte Janz: «Wir sezzen unde gebiten ...». Der «Mainzer Reichslandfriede» in den Bilderhss. des «Sachsenspiegels». In: PBB () S. –. – Ruth Schmidt-Wiegand: Der Mainzer Reichslandfriede im Spannungsfeld zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit. In: Verborum amor. Stud. zur Gesch. und Kunst der dt. Sprache. FS Stefan Sonderegger. Hg. v. Harald Burger u. a. Berlin/New York , S. –. – Wolfgang Stürner: Friedrich II. Bd. : Der Kaiser. Darmstadt . – Othmar Hageneder: Der Mainzer Reichslandfriede () und die Constitutio contra incendiarios Friedrichs I. Barbarossa. In: Grundlagen des Rechts. FS Peter Landau. Hg. v. Richard H. Helmholz. Paderborn u. a. , S. –. – R. Schmidt-Wiegand: Sprache zwischen Recht und Gesetz. Mainzer Reichslandfriede und Sachsenspiegel-Prolog im Vergleich. In: Recht, Idee, Geschichte. Beitr. zur Rechts- und Ideengesch. für Rolf Lieberwirth anläßlich seines . Geburtstages. Hg. v. Heiner Lück/Bernd Schildt. Köln , S. –. – Alois Gerlich: Könige, Fürsten, Adel und Städte am Mittelrhein und in Franken zwischen Thronstreit und Mainzer Reichslandfrieden (Quellen und Forschungen zur hessischen Gesch. ). Darmstadt . – Jörg Müller: Der Mainzer Reichslandfrieden von . Ein Beispiel zur Rezeption. In: «Panta rei». Studi dedicati a Manlio Bellomo. Hg. v. Orazio Condorelli. Bd. . Rom , S. –. – Hubert Houben: Kaiser Friedrich II. (–). Herrscher, Mensch und Mythos. Stuttgart . – Elmar Wadle: Die Wahrung des Landfriedens als Aufgabe des Herrschers. Gedanken zur Regentschaft Friedrich Barbarossas und Friedrichs II. In: Gli inizi del diritto pubblico. Da Federico I a Federico II. Hg. v. Gerhard Dilcher/Diego Quaglioni (Annali dell’Istituto storico italo-germanico in Trento. Contributi ). Bologna , S. –. DB/MM Heinrich von Merseburg OFM, * Ende . Jh., † um . – Kirchenrechtslehrer in Erfurt und Magdeburg, Domkanoniker in Merseburg. H. v. M. hatte um eine der meist rezipierten Titelsummen zum Liber Extra, dem von Papst Gregor IX. promulgierten Kirchenrechtsbuch, verfasst und sich einen geachteten Ruf als Rechtslehrer erworben. Über seine Vita sind wir nur unzureichend informiert. Noch Johann Friedrich von Schulte hat in
. Hälfte . Jh. H. einen Franziskaner der ersten Hälfte des . Jh. gesehen. Doch muss seine Biographie nach heutigem Kenntnisstand um gut hundert Jahre vorverlegt werden. Geboren Ende des . Jh. im deutschsprachigen Raum, erhellt eine Handschrift des . Jh. einige Stationen seiner Karriere. Zunächst soll er in Paris die zum weiterführenden Studium berechtigenden Artes liberales gehört haben sowie Vorlesungen in Medizin besucht haben, dem sich ein fünfjähriges Rechtsstudium anschloss. Danach kehrte er zurück in seine dt. Heimat, wo er im Erfurter Barfüßerkloster das Lektorenamt übernahm. Von dort wurde er an das eingerichtete Magdeburger Generalstudium der Franziskaner delegiert, das zur führenden Ausbildungsstätte des Ordens im ostmitteldt. Raum geworden war. In Magdeburg fertigte er um für seine Schützlinge eine Summa titulorum decretalium des publizierten Liber Extra an. Möglicherweise beziehen sich zwei Urkunden aus der Mitte des . Jh. auf ihn, in denen ein «Henricus, Lector Erfordensis» genannt wird. Folglich hätte er das Lektorenamt entweder auch nach seinem Wechsel nach Magdeburg behalten, oder er ist später wieder nach Erfurt zurückgekehrt. Balduin von Brandenburg erwähnt ihn ausdrücklich in seiner um entstandenen, nur unikal überlieferten monumentalen Summe, ohne dass wir daraus entnehmen können, ob H. zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben war. Dennoch ist sein Tod um diesen Zeitraum anzusetzen. Seine Titelsumme war einerseits als Hilfsmittel für den Rechtsunterricht gedacht, andererseits aber auch für den praktischen Gebrauch des franziskanischen Predigers. Er verzichtet auf die Darstellung kontroverser Debatten und Problemstellungen und wartet entsprechend dem auf Studium und Predigt ausgerichteten Ordenszweck mit verhältnismäßig knappen Erläuterungen der Titel des Liber Extra auf. Sie gehört zu den frühesten Titelsummen, die sich nur auf wenige Autoritäten beruft und beispielsweise ohne die alsbald beständig kolportierten Kommentare eines Gottfried von Trani auskommt. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass H. seinen Kommentar nahezu gleichzeitig verfasst hat oder Gottfrieds Kommentar noch nicht den Sprung über die Alpen, in die mittelostdt. Provinz geschafft hatte. Insbesondere im deutschsprachigen Raum erlangte die Titelsumme eine hohe Popularität, stammt doch der überwiegende Teil der bislang mehr als nachgewiesenen Handschriften aus dem transalpinen (deutschsprachigen) Raum.
. Hälfte . Jh. Übersetzungen ins Deutsche sind allerdings keine darunter. Zwar stammt der größte Teil der Handschriften aus dem . und . Jh., aber es ist bekannt, dass rund zwei Jahrzehnte später, ca. , die Summe H.s durch einen Glossenkommentar erweitert wurde, der eine derart feste Symbiose mit der Titelsumme einging, dass beide, Text und Glosse, gewöhnlich gemeinsam kopiert und überliefert worden sind. Später, in den ersten Dekaden des . Jh., sind von einem anonymen Verfasser Casus in Summam Henrici ergänzt worden, ehe es Mitte des . Jh. zu einer Neuredaktion («noviter compositus») der Summa titulorum decretalium Henrici kam, die den unverminderten Gebrauch der Titelsumme H.s bezeugt. Ü: Admont, Ms. (Perg.). – Altenburg/Niederösterreich, Benediktinerstift, Bibl. und Arch., AB F (Perg.). – Augsburg, UB, ° Cod. (früher Harburg) (Perg.). – Ebd., Cod. II..° , ra–rb (Perg., ). – Basel, UB, C IV , r–r (). – Ebd., C V (Perg., Anfang . Jh.). – Berkeley, Robbins-Collection, Ms. . – Berlin, SBB, Ms. lat. fol. . – Ebd., Ms. lat. fol. a (?). – Ebd., Ms. lat. fol. . – Ebd., Ms. lat. fol. . – Ebd., Ms. . – Ebd., Ms. . – Ebd., Ms. . – Brno/Brünn, Archiv Mesk, Svato-jakubska knihovna sign. . – Cambrai, Bibl. publ., Ms. (). – Erfurt, Univ.- und Forschungsbibl Erfurt/ Gotha, Ampl. Q . – St. Florian, AugustinerChorherrenstift, Bibl., cod. XI. . – Frankfurt/ M., Stadt Przed. , r–v (Perg., . Jh., Dominikanerkloster). – Ebd., St.-Petrus-Kirche, Ms. Petri , r–v. –Fritzlar, Dombibl., Ms. , r–r. – Gda´nsk/Danzig, Biblioteka Gda´nska Polskiej Akademii Nauk, Ms. . – Ebd., Ms. . – Ebd., Ms. . – Halberstadt, Bibliotheca Gymnasii, , – (Perg., . Jh.). – Halle, ULB, Cod. (Perg., zwischen und ). – Hannover, LB, Ms. II . – Jena, ULB, Mylius Ms. . – Kaliningrad/Königsberg, UB, Ms. . – Ebd., Ms. (?). – Ebd., Ms. . – Ebd., Ms. . – Ebd., Ms. . – Karlsruhe, LB, . – Kassel, UB/LMB, Ms. iurid. ° (. Jh.). – Klosterneuburg, Bibl. des Augustiner-Chorherrenstiftes, Ms. , r–v. – Ebd., Ms. (verschollen; Identität mit Oxford, Bodleian Library, Ms. lat. misc. e. prüfen). – Kopenhagen, Det Kongelige Bibliotek, GKS . – Kraków/Krakau, UB, . – Ebd., . – Leipzig, UB, Ms , r–v (Perg., . Jh.). – Ebd., (Perg., . Jh.). – Ebd., (Perg., . Jh.). – Ebd., (Perg., . Jh.). – Ebd., (Perg.,
Heinrich von Merseburg . Jh.). – Ebd., (Perg., Mitte/Ende . Jh., Kloster Altzelle [«LIBER CELLE SANCTE MARIE»]). – Ebd., (Perg., . Jh.). – Ebd., (Perg., . Jh.). – Ebd., (Perg., . Jh.). – Ebd., (Perg., . Jh.). – Ebd., (Perg., . Jh.). – Lüneburg, Ratsbücherei; kath. Theol. ° , ra–rb (Perg.; Fragm.). – Mainz, UB, Hs II . – Melk, Benediktinerabtei, Stiftsbibl., Ms O (). – Metz, Bibl. publ., Ms. . – München, BSB, Clm . – Ebd., Clm . – Ebd., Clm . – Ebd., Clm . – Ebd., Clm . – Ebd., Clm . – Ebd., Clm . – Ebd., Clm . – Ebd., Clm . – Ebd., Clm . – Ebd., Clm . – New Haven/Conn., USA, Yale University, MSSJ/H/no., Bll. (Pap., ehemals Lambach). – Oxford, Bodleian Library, Ms. lat. misc. e. . – St. Paul/Kärnten, Benediktinerabtei, Stiftsarch., Hosp. Cart. . – Petersburg, Bibl. publ., (II f. ch. ). – Ebd., (II f. ch. ). – Ebd., (I f. ch. ). – Ebd., (II ° ch. ). – Ebd., (II ° ch. ). – Ebd., (II f. ch. ). – Prag/Praha, UB, Ms E. (Mitte . Jh.). – Ebd., Ms . – Ebd., Ms . – Ebd., Ms . – Ebd., Ms . – Ebd., Ms . – Prag/ Praha, Domkapitel Ms . – Ebd., Ms . – Ebd., Ms . – Ebd., Ms . – Ebd., Ms . – Ebd., Ms . – Regensburg, UB, Ms . – Ebd., Ms . – Ebd., Ms . – Rein (auch: Reun)/Steiermark, Ms. . – Salamanca, Bibl. Univ., Ms. , ra–vb (Perg., . Jh.). – Schlägl/Oberösterreich, Prämonstratenser-Chorherrenstift, Bibl., Cpl [] . – Toru´n/Thorn (früher Kaliningrad/Königsberg, UB, ). – Ebd., (früher Kaliningrad/Königsberg, UB C ). – Trier, StB, Ms . – Uppsala, UB, C. , – (Perg., . Jh.; Fragm.). – Vendôme, Bibl. publ., Ms. . – Wien, ÖNB, Cod. . – Wolfenbüttel, HAB, Cod. Helmst. – Ebd., Cod. .. Aug. fol. (retracta). – Wrocław/ Breslau, UB, I F. (). – Würzburg, UB, M. ch. f. . – Ebd., M. ch. f. . – Ebd., M. ch. q. (Perg.). L: Werner Jürgensen, VL () S. –; () Sp. . – Johann Friedrich von Schulte: Die Gesch. der Quellen und Lit. des Kanonischen Rechts von Gratian bis auf die Gegenwart. Bde. Bonn – (Neudr. Graz ). – Ludwig Schmidt: Beitr. zur Gesch. der wissenschaftlichen Stud. in sächsischen Klöstern. . Altzelle. In: Neues Arch. für Sächsische Gesch. () S. –. – Hilarin Felder: Gesch. der wissenschaftlichen Stud. im Franziskanerorden um
Ludolf de Luco aus Hildesheim die Mitte des . Jh. Freiburg i. Br. . – Rudolf Helssig: Kat. der Hss. der Universitätsbibl. zu Leipzig. Bd. : Die juristischen Hss. Leipzig (Nachdr. Wiesbaden ). – Bertrand Kurtscheid: Henricus v. M., ein Kanonist des XIII. Jh. In: Franziskanische Stud. () S. –. – Ders.: H. v. M., ein Kanonist des XIII. Jh. In: ebd. () S. –. – Ders.: De studio iuris canonici in Ordine Fratrum Minorum saeculo XII. In: Antonianum () S. –. – Ferdinand Doelle: Die Rechtsstud. der Franziskaner im MA und ihre Bedeutung für die Rechtsentwicklung der Gegenwart. In: Beitr. zur Gesch. der Philosophie und Theologie des MA. Suppl.-Bd. () S. –. – Amadeo Teetaert: Notices inédites de quelques ouvrages canoniques de Franciscains du Studium Général de Magdebourg au XIIIe siècle. In: Antonianum () S. –. – Ludger Meier: Die Barfüßerschule zu Erfurt. Münster . – Winfried Trusen: forum internum und gelehrtes Recht im SpätMA. Summae confessorum und Traktate als Wegbereiter der Rezeption. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Kanonistische Abt. () S. –, –. – Dieter Berg: Armut und Wissenschaft. Beitr. zur Gesch. des Studienwesens der Bettelorden im . Jh. Düsseldorf . – Kaspar Elm: Studium und Studienwesen der Bettelorden. Die «andere» Universität. In: Stätten des Geistes. Große Universitäten Europas von der Antike bis zur Gegenwart. Hg. v. Alexander Demandt. Köln u. a. , S. –. – Bert Roest: A History of Franciscan Education (c.–). Leiden u. a. . – Stefan Pätzold: Von der Domschule zu den Studia der Bettelorden. Bildung und Wiss. im ma. Magdeburg. In: Mitteldt. Jb. für Kultur und Gesch. () S. –. – Thomas Ertl: Auf der Suche nach Zucht und Ordnung. Die Mendikanten des . Jh. zwischen Pluralisierung und Kontrollverdichtung. In: Zs. für Hist. Forschung () S. –. – Ders.: Religion und Disziplin. Selbstdeutung und Weltordnung im frühen dt. Franziskanertum (Arbeiten zur Kirchengesch. ). Berlin/New York . – LarsArne Dannenberg: Das Recht der Religiosen in der Kanonistik des . und . Jh. Berlin . – Ders.: Der lange Arm des Gesetzes. Zur Stellung der franziskanischen Ordensorganisation im Lichte der Vorgaben des kirchlichen ius commune unter besonderer Berücksichtigung der Titelsumme H.s v. M. In: Franciscan Organisation in the Mendicant Context. Formal and informal structures of the
. Hälfte . Jh. friars’ lives and ministry in the Middle Ages. Hg. v. Michael Robson/Jens Röhrkasten. Berlin , S. –. – Ders.: La science canonique dans la province franciscaine de Saxe. Baudouin de Brandebourg et la Somme aux titres du Liber Extra. In: Revue Mabillon NS [] () S. –. LAD Ludolf de Luco(he) aus Hildesheim (Florista). – Autor eines lat. Lehrgedichts, . Jh. L.s Lebensumstände sind sind weitgehend unbekannt oder nur indirekt aus Angaben L.s in seinem Hauptwerk Flores grammaticae (F. g.) zu erschließen. Dort erwähnt er seinen Namen, seine dt. Nationalität und seine Herkunft aus Hildesheim. Ein Silben-Akrostichon am Ende des Textes ergibt den Namen L. v. L., dessen lokaler Bezug jedoch ungeklärt ist. Die Forschung hat etwa Orte wie Lüchow oder Luckau erwogen. In der Überlieferung wird L. auch als Magister bezeichnet. Man hat in ihm u. a. einen Kanoniker vermutet, da im Hildesheim des . Jh. mehrere Kanoniker gleichen Namens belegt sind, etwa am Kreuzstift. Als überholt gilt die ältere Gleichsetzung L.s mit dem Verdener oder Lübecker Kanoniker L. v. Lüchow, der in der ersten Hälfte des . Jh. lebte. Umstritten ist auch eine Identität L.s mit Ludolf von Hildesheim. Die Abfassung der F. g. wird heute auf das . Jh. datiert, u. a. weil das Werk – allerdings anonym – in einem Bücherkatalog des späten . Jh. erscheint. Die umfangreiche Überlieferung mit über Textzeugen setzt in der ersten Hälfte des . Jh. ein und reicht mit drei Drucken bis . Der tradierte Text gilt insgesamt als sehr konsistent. Inhaltlich beschäftigen sich die Hexameter der F. g. mit dem Satzbau der lat. Sprache. L. behandelt zunächst Artikel und Pronomen und bietet im Anschluss fünf Satzbaumuster. Darauf folgen Abschnitte über Kasus, Verben, Nomina und Adjektive. Zuletzt geht L. auf Fragesätze und -pronomina ein. Der grammatische Hauptteil wird von einer Vorrede und einem Epilog umschlossen. Hauptquelle der F. g. waren die Bücher und von Priscians Institutiones grammaticae, die auch als Priscianus minor bezeichnet werden. L. kannte sie wahrscheinlich vermittelt durch den Priscius-Kommentar Summa super Priscianum von Petrus Helie. Die F. g. wurden häu g kommentiert und glossiert. Das Spektrum reicht von kurzen Interlinearoder Randglossen bis zu umfangreichen, selbständig tradierten Kommentaren. So hat die Forschung in über Handschriften neben dem Text
. Hälfte . Jh. auch Kommentare nachgewiesen, in elf Textzeugen Kommentare ohne L.s Text. Dieser reichen, auf regen Gebrauch des Werks hindeutenden Rezeption steht eine harsche Ablehnung gegenüber, die den F. g. im . Jh. entgegenschlug. So verurteilten etwa Martin Luther und Erasmus von Rotterdam L.s Schrift als Ausbund einer überkommenen pädagogischen Kultur. Bis heute wird das Werk kontrovers beurteilt. So wird ihm ein systematischer Aufbau mal ab-, mal zugesprochen. L. werden auch zwei kleinere Texte zugeschrieben, die nur fragmentarisch überliefert sind und auf um datiert werden. Bei der Summula omne bonum handelte es sich wohl um eine Kurzgrammatik, während in De partibus orationis eine Abhandlung über Redeteile vermutet wird. Ü: . Flores grammatice: Mehr als Hss. ab der ersten Hälfte des . Jh. – Verz. bei Geoffrey L. Bursill-Hall: A Census of Medieval Latin Grammatical Manuscripts. Stuttgart-Bad Cannstatt , S. . – Bodemann/Bleumer (s. Lit.). – Als textlich beste Hs. gilt: Erlangen, UB, cod. , ra–va (. Jh.). . Fragm. möglicher weiterer Schr. L.s: Frankfurt/M., Stadt- und UB, Fragm. lat. VII , Doppelbll. (Perg., um ). – Vgl. Powitz (s. Lit.). D: [Basel: Jacob Wolf, o. J.]. – [Straßburg: Johann Prüss, um ] (GW M; auch als [Reutlingen: Michael Greiff, um ], VD L ). – Köln: Heinrich Quentell, (GW ZV ). – Vgl. Bodemann/Bleumer (s. Lit.). A: . Flores grammatice: Scheuer (s. Lit.; mit Ausg. eines Flores-Accessus). – OnlineFaks. v. GW M: http://daten.digitalesammlungen.de/bsb/images/. . Fragm. möglicher weiterer Schr. L.s: Powitz (s. Lit.; mit Faks.). Ü: Scheuer (s. Lit.). L: Gabriel Silagi, VL () Sp. –. – Ders., NDB () S. . – Ders., LexMA () Sp. . – Karl Langosch: Die dt. Lit. des lat. MA in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Berlin , S. f. – Jan Pinborg: Die Entwicklung der Sprachtheorie im MA. Münster/Westf. , S. . – Geoffrey L. Bursill-Hall: Teaching Grammars of the Middle Ages. Notes on the Manuscript Tradiiton. In: Historiographia Linguistica () S. –, hier S. , f. – Gerhardt Powitz: Zwei grammatische Opuscula des L. v. Lucowe. In: Codices Manuscripti () S. –. – Ulrike Bodemann/Hartmut
Bergrecht von Iglau (Jihlava) Bleumer: Die ‹Flores grammaticae› L.s de L. Materialien zur Überl.gesch. In: Schullit. im späten MA (MMS ). Hg. v. Klaus Grubmüller. München , S. –. – Hans Jürgen Scheuer: L. de L., ‹Flores grammaticae›. Text und Überl. In: ebd., S. –. – Ders.: Der Flores-Accessus der Hs. Prag, Metropolitankapitel, Cod. M.XXXVI. Kommentareinleitungen zur Grammatik L.s de L. und ihre wissensorganisierende Funktion. In: ebd., –. MM Bergrecht von Iglau (Jihlava) (auch: Iglauer Bergrecht). – Kodi zierung von BergbauRechten, ab . Im MA zählten Edelmetalle zu den wichtigsten Einnahmequellen der böhmischen Könige. In diesem Kontext spielte die Stadt Iglau als Zentrum des böhmischen Silberbergbaus eine herausragende Rolle. Schon in der ersten Hälfte des . Jh. sind dort bergrechtliche Ansätze nachweisbar. Sie markieren einen Übergang vom oft nur mündlich tradierten Gewohnheitsrecht zu schriftlichen Statuen. Eine echte Kodi zierung erfolgte in Iglau mit dem lat. Stadtrechtsprivileg (auch Jura originalia, Redaktion A). Diese Stadthandfeste war das Ergebnis von Verhandlungen zwischen der Stadt und dem böhmischen König Wenzel I. († ) sowie dessen Sohn Ottokar II. Pˇremysl († ). Die beiden Fürsten bestätigten Iglaus Stadt- und Bergrechte, die für die Bürger und Bergleute der Stadt galten. Letztere durften sich auch jenseits von Iglau auf das Privileg berufen. Die Statuten von verliehen u. a. Schürfrechte, regelten die Abgaben der Bergleute an den König und enthielten Vorschriften zur Instandhaltung von Gruben. Die Iglauer Stadthandfeste wurde von späteren Monarchen bis ins . Jh. hinein bestätigt. Bereits im . Jh. entwickelte sich das B. v. I. stetig weiter: Die Stadthandfeste erfuhr etwa zwischen und eine zweite lat. Redaktion (B). Sie weist gegenüber A eine Reihe von Ergänzungen auf, die sich wahrscheinlich aus der praktischen Anwendung von A ergeben hatten. Bald darauf entstand – wohl im Auftrag des Iglauer Stadtrats – eine dt. Bearbeitung des B.s v. I. Anders als noch im Stadtrechtsprivileg bietet der dt. Text nur die bergrechtlichen, nicht aber die stadtrechtlichen Regelungen. Auch wurde das B. hier erneut modiziert und z. B. um Bestimmungen zur Stollentiefe erweitert. Die Forschung hat drei Fassungen des dt. Textes identi ziert, die aus dem späten . Jh. (I),
Eberhard frühen . Jh. (II) und der ersten Hälfte des . Jh. (III) stammen. Sie unterscheiden sich u. a. im Textumfang, der mit jeder Fassung zunahm. Das B. v. I. ist danach in zahlreichen Abschriften überliefert und wurde ab dem . Jh. gedruckt. Auch jenseits von Iglau entfaltete das B. v. I. eine nachhaltige Wirkung. Schon im . Jh. wurde es an mehreren Orten adaptiert, so in Leubus (Lubia˙ ˛z), in Troppau (Opava) und in Kamenz. Zu Beginn des . Jh. veranlasste König → Wenzel II. († ) auf Grundlage der dt. Fassung I eine wichtige lat. Kodi zierung des Bergrechts. Die sog. Kuttenberger Bergordnung (auch Ius Regale Montanorum) wurde von dem italienischen Juristen Gozzius von Orvieto bearbeitet. Sie gilt als umfassende Sammlung der bergrechtlichen Regelungen ihrer Zeit. Fassung I des dt. B.s v. I. wirkte auch auf das Freiberger Bergrecht des . Jh. Das B. v. I. beein usste zudem die Nürnberger Bergrechte von und das dt. Stadt- und Bergrecht ˇ von Schemnitz (Banská Stiavnica) aus dem späten . Jh. Im . Jh. beschäftigte sich → Johann von Gelnhausen, der zeitweise Stadtschreiber von Iglau war, mit dem B. v. I. Er schuf dt. Übertragungen der A-Redaktion des Stadtrechtsprivilegs und der Kuttenberger Bergordnung. In der ersten Hälfte des . Jh. entstand weiterhin eine anonyme dt. Übersetzung der lat. B-Redaktion der Stadthandfeste. Insgesamt war das B. v. I. nicht nur als frühe und zugleich langlebige Kodi zierung des böhmischen Bergrechts von Bedeutung, sondern auch als wichtige Basis des gesamten mitteldt. Bergrechts. Ü: Verz. der mehr als dt. und lat. Textzeugen ab der Mitte des . Jh.: Zycha , Bd. (s. Lit.). – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien (s. Reg.). – Vgl. zudem → Johann von Gelnhausen. A: Zycha (s. Lit.). – Bretholz (s. Lit.) S. – (Bearb. des Johann von Gelnhausen). – Piirainen (s. Lit.). L: Raimund Willecke: Bergrecht. In: LexMA () Sp. –. – Gundolf Keil: Johann von Gelnhausen. In: VL () Sp. –. – Ivan Hlavácek: Iglau. In: LexMA () Sp. . – Adolf Zycha: Das böhmische Bergrecht des MA auf Grundlage des Bergrechts von Iglau. Bde. Berlin . – Berthold Bretholz: Johannes von Gelnhausen. In: Zs. des dt. Ver. für die Gesch. Mährens und Schlesiens () S. –, –. – Ilpo Tapani Piirainen: Das
Mitte . Jh. Iglauer B. nach einer Hs. aus Schemnitz. Unters. zum Frühnhd. in der Slowakei. Heidelberg . – Jörg K. Hoensch: Gesch. Böhmens. Von der slavischen Landnahme bis zur Gegenwart. München , S. f. – Silberbergbau und Münzprägung in Iglau. Hg. Muzeum Vysociny Jihlava. Red. Sylva Pospíchalová. Jihlava . – Ingo Warnke: Wege zur Kultursprache. Die Polyfunktionalisierung des Dt. im juridischen Diskurs (–). Berlin/New York , S. f. – Joachim Rogall: Die Premysliden und die dt. Kolonisierung. In: Deutsche und Tschechen. Gesch., Kultur, Politik. Hg. v. Walter Koschmal u. a. München , S. –, hier S. . – Guido Christian Pfeifer: Ius Regale Montanorum. Ein Beitr. zur spätma. Rezeptionsgesch. des römischen Rechts in Mitteleuropa. Ebelsbach , S. – u. ö. MM Eberhard (der Deutsche, von Bremen). – Schulmeister in Bremen, gegen . Die historische Persönlichkeit E.s ist nach wie vor nur in Umrissen greifbar. Um scheint er in Paris und Orléans studiert zu haben. Danach wirkte er als Lehrer an der Domschule zu Bremen. Dass er aus Köln stammt oder dort Zisterzienser geworden sei, lässt sich nicht belegen. Sein Hauptwerk, das metrische Schulbuch Laborintus, entstand irgendwann zwischen und , wahrscheinlich aber um oder vor . Seit dem SpätMA wird E. «der Deutsche» häu g mit Eberhard von Béthune, dem Verfasser des Graecismus (vor ), verwechselt. Beide Werke übten einen erheblichen Ein uss auf die lat. Bildung des späten MA in Schule und Universität aus. Der Laborintus gehört zu einer Gruppe ‹moderner›, didaktisch re ektierter Poetiken, die allesamt um aufkommen. Hierher gehören etwa noch die Werke Matthäus’ von Vendôme (vor ), Galfreds von Vinsauf (um ) und → Johannes’ de Garlandia (um ). E. hat zumindest Matthäus und Galfred genutzt. «Labor», also Arbeit und Mühe, verheißt der Titel des klar strukturierten Werkes, das sich aus über metrischen Versen ( Distichen, Hexameter) und rund Rhythmen zusammensetzt. Der etymologische Bezug auf «labyrinthus» ist alt, doch zur Verunglimpfung des Werkes wurde er erst bei Luther und den Humanisten genutzt. «Mühevoll» ist nicht nur das Erlernen poetischer Techniken, die der Laborintus vermittelt; mühevoll ist auch
Mitte . Jh. das Leben des Schulmeisters, das E. augenzwinkernd als poetische Rahmenhandlung bietet: dem Ungeborenen gekündet (V. –), dem Kind von Fortuna bestätigt (V. –), dem Unterwiesenen von der Poesis beklagt (V. –). Der Hauptteil (V. –) umfasst vier Abschnitte: . Arten des Beginnens; . Dilatatio und Abbreviatio; . Ornatus; . Lectio (Schulautoren). Dem schließt sich eine Metrik an (V. –). Nicht in allen Handschriften folgt noch eine Rhythmik. Die Wirkungsgeschichte des Laborintus ist beträchtlich. Verschiedentlich wurde er akademisch kommentiert, so etwa von Nikolaus von Dybin in Prag (/), Helwig von Boppard in Heidelberg (um ) oder Nikolaus Geilfuß in Erfurt (um ). Da er selbst ein Autorenverzeichnis bietet, ist er präsent in allen wesentlichen Verzeichnissen kanonischer Schulliteratur wie in → Hugos von Trimberg Registrum multorum auctorum (). Überdies hat der Laborintus auch die dichtende Zunft beein usst, wie sich etwa am Pauper scolaris des schwäbischen Schuldichters → Volpertus (. Jh.) oder an der Oratio metrica des Johannes von Donauwörth (um ) zeigen lässt. Ü (nach Haye mit Korrekturen und Ergänzungen): Aschaffenburg, Stiftsbibl., Ms. Pap. , v–v, r–v. – Augsburg, SB, ° Cod , v–r. – Ebd., ° Cod , v–v (Dybin-Kommentar). – Berlin, SBB, Ms. lat. qu. , r–r. – Ebd., Ms. lat. qu. , r–r (Dybin-Kommentar). – Ebd., Ms. lat. qu. , v, r (Exzerpte). – Ebd., Ms. lat. oct. . – Ebd., Ms. lat. oct. , r–v. – Danzig, Biblioteka Gda´nska Polskiej Akademii Nauk, Ms. Mar. ° , v–r. – Ebd., Ms. Mar. ° , r–r, r–v (Dybin-Kommentar). – Erfurt, UB, CA. ° , r–r. – Ebd., CA. ° , r–r. – Ebd., CA. ° , r–r. – Gießen, UB, Cod. , r–v. – Göttingen, SUB, Cod. theol. , r–r. – Graz, UB, Cod. , r–v (unvollst.), r–v (DybinKommentar). – Halle, ULB, Stolb.-Wernig. Za , r–v. – Köln, Stadtarch., GB ° , v–v (Auszüge). – Krakau, UB/Biblioteka Jagiello´nska, Cod. , r–r. – Leipzig, UB, Ms , r–v. – München, BSB, clm , v–r. – Ebd., clm , r–v. – Ebd., clm , r–v, r–v, r–v. – Ebd., clm , v (Exzerpt). – Ebd., clm , r–v. – München, UB, Cod. ms. , v–r. – Paris, Bibl. Nationale, Ms. lat. , r–v. – St. Petersburg, Rossijskaja Nacionalnaja biblioteka, F.
Eberhard op. Nr. , r–v. – Prag, Burgarch., M , r–v. – Ebd., O , r–v (DybinKommentar). – Prag, UB, Cod. I. G. , r-v (Exzerpt). – Ebd., Cod. VIII. D. , r–v. – Ebd., Cod. VIII. H. , r–v. – Ebd., Cod. XII. B. , r–r (Dybin-Kommentar). – Ebd., Cod. adlig. . G. , r–r. – Rom/Vatikan, BAV, Pal. lat. , r–r. – Seitenstetten, Stiftsbibl., Cod. , r–r (Dybin-Kommentar). – Stuttgart, LB, HB I , r–r. – Trebon, SA, C , r–r (Dybin-Kommentar). – Trier, StB, Hs /, r–v. – Ebd., Hs /, r–v (Dybin-Kommentar). – Uppsala, UB, C , r–v. – Wien, ÖNB, Cod. , r–v. – Ebd., Cod. , r–v. – Ebd., Cod. , r–v, v–v. – Ebd., Cod. , r–v. – Ebd., Cod. . – Wien, Stiftsbibl., Cod. ( f. ), r (nur Einleitung Dybin-Kommentar). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. ..Aug. °, v–r, v (Exzerpte). – Ebd., Cod. .. Aug. °, r–v. – Ebd., Cod. Helmst., r–r. – Ebd., Cod. Helmst., r–v. – Ebd., Cod. Helmst., r-v (nur Einleitung Dybin-Kommentar). – Ebd., Cod. Helmst., r–v. – Ebd., Cod. Helmst., VD (Exzerpte). – Die Exzerpte in Augsburg, SB, ° Cod. sind Bestandteil eines Werkleins De versi catione (f. r–r; Lorenz, S. , ). Weitere Exzerpte bietet das Florilegium Trevirense aus dem . Jh. (Trier, StB, Hs /, r–v). Die Hs. Danzig, Biblioteka Gda´nska Polskiej Akademii Nauk, Ms. Mar. ° , r–v ist nicht mehr vorhanden. Die Hs. «clm » im VL (Sp. ) ist ein Versehen, gemeint ist clm . D: GW N [!], GW (beide aus dem Umfeld der Leipziger Universität). A: Edmond Faral: Les arts poétiques du XIIe et du XIIIe siècle. Recherches et documents sur la technique littéraire du moyen âge. Paris (Nachdr. ebd. ) S. –. – Eine moderne kritische Ausgabe fehlt noch immer (vgl. Haye ). Ü: E. Carlson: The Laborintus of Eberhard: rendered into English with introduction and notes. Ithaca . L: Franz Brunhölzl, VL () Sp. f. – Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –. – Reinhard Düchting, LexMA () Sp. f. – Anette Synidkus/Red.: Eberhardus. In: Killy () S. . – W. B. Sedgwick: The style and vocabulary of the Latin
Chirurg von der Weser arts of poetry of the twelfth and thirteenth centuries. In: Speculum () S. –. – Douglas Kelly: The scope of the treatment of composition in the twelfth- and thirteenth-century arts of poetry. In: Speculum () S. –. – Hans Szklenar: Magister Nicolaus de Dybin. Vorstud. zu einer Edition seiner Schr. (MTU ). München . – Ders.: Magister Nicolaus de Dybin als Lehrer der Rhetorik. In: Daphnis () S. –. – William M. Purcell: Transsumptio. A Rhetorical Doctrine of the Thirteenth Century. In: Rhetorica () S. –. – H. Szklenar: Nicolaus de Dybin als Kommentator des Laborintus. In: FS Karl Stackmann. Göttingen , S. –. – Ders.: Nicolaus de Dybin commentatore del ‹Laborintus›. In: Retorica e poetica tra i secoli XII e XIV. Hg. v. Claudio Leonardi/Enrico Menestò. Perugia , S. –. – William M. Purcell: E. the German and the Labyrinth of Learning. Grammar, Poesy, Rhetoric, and Pedagogy in Laborintus. In: Rhetorica () S. –. – Ders: Ars poetriae. Rhetorical and Grammatical Invention at the Margin of Literacy. Columbia . – F. J. Worstbrock: Volpertus. Lat. Schuldichtung im dt. . Jh. In: Mlat. Jb. () S. –. – J. L. Martos: Ebrardo el Alemán y la crisis poética. In: Revista de poética medieval () S. –. – F. P. Rubio: Las tribulaciones de un maestro de escuela medieval vistas desde el Laborintus de Ebrardo el Alemán. In: Archivum. Revísta de la Facultad de Filologia Oviedo / (/) S. –. – Thomas Haye: Der Laborintus E.s d. D. Zur Überl. und Rezeption eines spätma. Klassikers. In: Revue d’histoire des textes NS () S. –. – Rüdiger Lorenz: Summa Iovis. Stud. zu Text und Gebrauch eines ma. Lehrgedichts (Ordo ). Köln u. a. . CF Chirurg von der Weser. – Verfasser von Kommentaren zur Cyrurgia → Roger Frugardis, Mitte . Jh. Der akademisch ausgebildete Wundarzt Ch. v. d. W. ist neben → Ortolf von Baierland der bekannteste dt. Chirurg des . Jh. Er studierte um / in Bologna und Montpellier, wo er beim burgundischen Wundarzt Wilhelm Burgensis (de Congeni[i]s) Chirurgie hörte. Wilhelms Ausführungen zur «Roger-Chirurgie» schrieb sein nd. Schüler nach. Nach dem Studium praktizierte der Ch. v. d.
Mitte . Jh. W. zunächst in Paris, dann im Weserbergland (Corvey/Höxter). Als Spezialist für Lidplastiken entwickelte er eigene Operationsinstrumente, die teilweise archäologisch geborgen werden konnten. In seinen Nachschriften rekonstruiert der nd. Arzt die Vorlesungen Wilhelms und belegt, dass der Lehrer seinen Ausführungen den Roger-Urtext zugrunde legte und auch dessen Kapitelfolge als Leitfaden für die eigene Lektionsfolge beibehielt. Nach dem Tod seines «wijt vermaert meesters» und vermutlich noch in Frankreich gab der Ch. v. d. W. den Notaten die Gestalt eines fortlaufenden Kommentars zu Rogers Cyrurgia. Diese Roger-Glosse widmete er einem «dux O.», womit Otto I. von Braunschweig († ) gemeint sein dürfte. Im Weserbergland hat der Ch. v. d. W. später (vor ) diesen Erstkommentar durch einen Zweitkommentar ergänzt, der zwar dem Wortlaut des ersten prinzipiell folgt, in dessen Nachträgen («notulae») aber eigene wundärztliche Erfahrungen aus Frankreich und Deutschland ein ießen. Beide Kommentare sind bis auf wenige volkssprachliche Einsprengsel durchweg lateinisch, aber als nordalpiner Widerhall oberitalienischer Chirurgie bereits ein Hinweis auf die weitere RogerRezeption im dt. Sprachraum. In derem Verlauf folgte noch im . Jh. die Eindeutschung Rogers durch Ortolf von Baierland. Die Kommentare des nd. Chirurgen selbst sind ein bedeutendes Zeugnis der Geschichte der plastischen Chirurgie und auch in hebräischer und mittelenglischer Übertragung erhalten. Ü: Oxford, Bodleian Library, MS Bodley , r–v (Perg., zweite Hälfte . Jh.). – Leipzig, UB, MS , r–r (Pap., . Jh.). – Erfurt, UB, Cod. Ampl. ° , r–r (Perg. und Pap., . Jh.); nur Erstkommentar. – Paris, Bibl. Nationale, Ms. ancien fonds hébreu , v–r (Pap., . Jh., hebräische Übersetzung). A: Julius Leopold Pagel: Die Chirurgie des Wilhelm von Congeinna (Congenis). Fragm. eines Collegienheftes nach einer Hs. der Erfurter Amploniana. Berlin . – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f.; () Sp. . – Ders., LexMA () Sp. f. – Moritz Steinschneider: Die hebräischen Übers. des MA und die Juden als Dolmetscher. Ein Beitr. zur Literaturgesch. des
Mitte . Jh. MA, meist nach hsl. Quellen. Berlin , S. , § . – Sudhoff (s. Ausg.). – Ryszard Ganszynieˇc: Zur Chirurgie des Wilhelm de Congenis. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – K. Sudhoff: Der Ch. v. d. W.: Schüler, Überlieferer und Interpret Wilhelms von Bourg im . Jh. In: Janus () S. f. – Ernest Wickersheimer: Dictionnaire biographique des médecins en France au moyen age. Bd. . Paris (Nachdr. Genf ) S. . – Louis Dulieu: La médicine à Montpellier. Bd. : Le Moyen Âge. Avignon , S. f. u. ö. – Ders.: La chirurgie à Montpellier de ses origines au début du XIXe siècle. Avignon , S. . – G. Keil: Gestaltwandel und Zersetzung. Roger-Urtext und Roger-Glosse vom . bis ins . Jh. In: Der Komm. in der Renaissance. Hg. v. August Buck/Otto Herding (DFG Kommission für Humanismusforschung, Mitt. ). Boppard , S. –, hier S. (wieder in: Medizin im ma. Abendland. Hg. v. Gerhard Baader/ G. Keil [WdF ]. Darmstadt , S. –, hier S. f.). – Wolfgang Löchel: Die Zahnmedizin Rogers und die Rogerglossen. Ein Beitr. zur Gesch. der Zahnheilkunde im Hoch- und SpätMA (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. f., –, –. – G. Keil: Zur Gesch. der plastischen Chirurgie. In: Laryngologie, Rhinologie, Otologie () S. –, hier S. . – Ders.: Randnotizen zu Danielle Jacquarts Wickersheimer-Suppl. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . – Joachim Bumke: Mäzene im MA. Die Gönner und Auftraggeber der hö schen Lit. in Deutschland –. München , S. . – Hans-Georg Stephan: Der Ch. v. d. W. (ca. –) – ein Glücksfall der Archäologie und Medizingesch. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – G. Keil: Roger Frugardi und die Tradition langobardischer Chirurgie. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f. – Andreas König/Holger Rabe/Gerhard Streich: Höxter: Gesch. einer westfälischen Stadt. Bd. : Höxter und Corvey im Früh- und HochMA. Hannover , Reg. – G. Keil: C. v. d. W. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , , . VZ Nicolaus Salernitanus. – Salerner Arzt und Verfasser des Antidotarium Nicolai, Mitte . Jh.; dt. Bearbeitungen ab Mitte . Jh.
Nicolaus Salernitanus Über das Leben des bedeutenden Repräsentanten der «Schola Medica Salernitana» ist nur sehr wenig bekannt. Er wirkte zur Mitte des . Jh. in Salerno als akademischer Lehrer und wurde vermutlich von Studenten veranlasst, seine herausragenden pharmakologischen Kenntnisse in eine praxisgerechte Sammlung medizinischer Rezepte und Verfahren umzusetzen. Zuvor ist er bereits als Verfasser eines Brechmittelrezeptes («vomitus Nicolai») in Erscheinung getreten. Mit einer urkundlich oder anderweitig bezeugten Person konnte N. noch nicht überzeugend identi ziert werden. Bei seiner kompilatorischen Arbeit stützte N. sich auf den frühsalernitanischen Antidotarius magnus mit seinen über tausend äußerst heterogenen Beiträgen. Die neu konzipierte Formelsammlung, das sog. Antidotarium Nicolai (A. N.), kann als erste europäische Pharmakopoë gelten. Auch zählt es zu den wirkmächtigsten ma. Arzneibüchern überhaupt: Die handschriftlichen Zeugen allein des lat. Textes dürften vierstellig zu bemessen sein. Laut Vorwort war es zwar N.s erklärtes Ziel, die Einheit von Pharmazie und Medizin mit dem A. N. zu bewahren, doch hat sein für die Standardisierung der Arzneimittelherstellung grundlegendes Werk genau das Gegenteil bewirkt: Es hat die Selbstständigkeit der Pharmazie sowie die Herausbildung des Apothekerstandes entscheidend gefördert. Als Rezeptgrundstock wählte N. zunächst diejenige Auswahl von Stücken aus dem Antidotarius magnus, die zuvor der Ps.-Platearius im → Liber iste getroffen hatte. N. verdoppelte aber gegenüber dem Liber iste den Bestand auf Formeln, wobei vor allem praktische Aspekte wie Verfügbarkeit oder Haltbarkeit der Heilmittel das primäre Auswahlkriterium darstellten. Die aus dem Antidotarius magnus exzerpierten Texte hat N. in Anlehnung an den Liber iste redaktionell überarbeitet und ihnen dabei eine einheitliche Gliederung gegeben: Erklärung des Drogennamens, Indikationen, Pharmazeutische Technologie, Applikation. Die Heilmittel sind alphabetisch angeordnet und ein Glossar mit Synonymenschlüssel ist hintangestellt worden. Neben dieser stringenten und übersichtlichen Gestaltung hat auch die Einführung der neuen Gewichtseinheit Gran bewirkt, dass das A. N. gegenüber seinem frühsalernitanischen Vorläufer bedeutend praktikabler ausgefallen ist. Eine Gewichtstabelle zur Abgleichung der neuen Einheit mit den alten des Antidotarius magnus ist den einzelnen Anweisungen beigegeben.
Nicolaus Salernitanus Bereits in der zweiten Hälfte des . Jh. sind vereinzelte Re exe des A. N. in und außerhalb Salernos nachgewiesen. Um dürfte der A. N. sich dann gegenüber allen älteren Konkurrenten als maßgebliches Antidotarium durchgesetzt haben. Seit ungefähr dieser Zeit wird N.s Arzneibuch oft gemeinsam mit dem Liber iste tradiert, wobei dieser Überlieferungsverbund sich im Tradierungsverlauf bis ins späte . Jh. zunehmend verdichtet. Zwar tritt ebenfalls um mit dem Grabadin des → Ps.-Mesuë eine Konkurrenz auf den Plan, doch wird das A. N. hierdurch nicht verdrängt. Vielmehr treten beide Kompendien in einen inhaltlichen Austausch. Diese gegenseitige Kontamination setzt im Verlauf des . Jh. ein, wie auch die massenhafte Produktion von Texten, die als Auswahl, Ergänzung oder Kommentar in direkter oder mittelbarer Abhängigkeit vom A. N. stehen. In ihrer Gesamtheit ist diese Textgruppe schwer zu überschauen. Die Wirkungsgeschichte des A. N. in allen seinen Ausprägungen schreibt sich fort bis ins . Jh. Textgut des A. N. gehört zum Standrepertoire spätma. chirurgischer Antidotarien (→ Dino del Garbo, → Guy de Chauliac, → Lanfrank von Mailand, → Wilhelm von Saliceto) und bis weit in die Neuzeit stellt es den Grundstock für alle späteren offizinellen Arzneibücher bereit. Volkssprachige Bearbeitungen des Werkes wurden schon im . Jh. vorgenommen und liegen in zahlreichen europäischen Landessprachen (auf dt., englisch, französisch, italienisch, okzitanisch, spanisch) sowie auf hebräisch vor. Auch drang das A. N. bis ins byzantinische (Nikolaos Myrepsos) und arabische Fachschrifttum vor. Im dt./ndl. Sprachraum sind volkssprachige A. N.Versionen seit der Mitte des . Jh. nachgewiesen, wobei ein früher Rezeptionsschwerpunkt mit Limburg, Flandern und Brabant im ndl. Sprachgebiet liegt. Im . und frühen . Jh., überwiegen Teilrezeptionen, bei denen gezielt einzelne Bestandteile des A. N. ausgewählt, übertragen und in neue Kontexte integriert werden. Dies ist im Arzneibuch → Ortolfs von Baierland, der → Freiberger Arzneimittellehre und der Surgie Jan Ypermans der Fall. Über Streuüberlieferung stellen die Vorschriften des A. N. seit dem . Jh. den Basistextbestand nahezu aller relevanten spätma. dt. Arzneibücher dar. Schlicht unüberschaubar ist zudem das Aufkommen von A. N.-Material in dt. anonymen Rezeptsammlungen ohne Werkcharakter,
Mitte . Jh. wobei auch Ausweitungen in die Veterinärmedizin zu verzeichnen sind. In Herbarien begegnen A. N. Reminiszenzen ebenso wie in Arzneitaxen (Sigismund → Gotzkircher), Preisverzeichnissen, Arznei-Schuldbüchern oder Apothekeninventaren. Da in der Regel nur noch Schrumpfformen der Anweisungen tradiert werden, ist die Herkunftsbestimmung nicht immer eindeutig. Eine Gesamtschau der dt. Rezeption dürfte unmöglich sein und ist auch für die frühen selbständigen Bearbeitungen des . und . Jh. Forschungsdesiderat. Deshalb kann der folgende Überblick nur auf die von der Forschung fassungsspezi sch evaluierten Zeugnisse eingehen. Die Varianz dieser dt./ndl. Adaptionen lässt Rückschlüsse auf deren jeweilige Gebrauchskontexte zu: Teilübersetzungen mit einem lat. belassenen pharmazeutischtechnologischen Teil legen eine Verwendung direkt in der Apotheken-Offizin nahe, während A. N.-Versionen, denen genau dieser Teil fehlt, für den behandelnden und verschreibenden Arzt konzipiert worden sein dürften. Das älteste bekannte Rezeptionsbeispiel ist die Quittenlatwerge aus dem A. N., die in der zweiten Hälfte des . Jh. in ein mitteldt. Rezeptar mit Heilp anzen aufgenommen wurde. Wenig später dürfte eine limburgisches Kurzrezeptar mit A. N.Anteilen entstanden sein, auf das in der Regel mit der gattungsspezi sch unpräzisen Bezeichnung Ältestes ndl. Rezept rekurriert wird. Neben dem A. N. stütze sich der unbekannte Kompilator auf den → Circa instans, den Liber iste und den Dyascorides alphabeticus. Eine fragmentarisch überkommene Auswahl von fünf A. N.-Verfahren gegen Erkältung und Fieber sind von einem brabantischen Laien um übersetzt worden (sog. Fragment, Ndl. Fassung ). Die älteste vollständige Übersetzung (Ndl. Fassung ) ist eine brabantisch-limburgische Bearbeitung für Wund- und Laienärzte, vermutlich aus dem zweiten Viertel des . Jh. Ihr Urheber dürfte selbst Wundarzt gewesen sein und bewies ein hohes Maß an Fachwissen und Selbständigkeit: Er beseitigte Redundanzen, fügte Erläuterungen hinzu und ersetzte das Vorwort durch eine Einführung, die u. a. Grundbegriffe der Pharmazeutischen Technologie erörtert. – Um ist eine weitere Komplettübetragung eines ämischen Arztes entstanden (Ndl. Fassung ), die dem originalen Wortlaut stärker verp ichtet ist als die Fassung . Da
Mitte . Jh. auch die pharmazeutisch-technologischen Anweisungen übersetzt worden sind, ist diese Version trotz ihrer akademischen Präzision für Apotheker, die an lat. Terminologie gewöhnt sind, eher unbrauchbar. – In einen grundsätzlich neuen Kontext stellt ein nordniederfränkischer (gelderländischklevischer) Bearbeiter Textauszüge aus dem A. N. Sein chirurgisch-pharmazeutisches Kompendium aus der Mitte des . Jh. (Die minste Summa meyster rogiers gheordiniert op antidotario) verwendet A. N.Verfahren als Grundgerüst, an das weitere Materia medica angeschlossen wird (u. a. aus dem Kanon der Medizin → Avicennas, dem Liber Almansoris des Rhazes [ar-Razi], dem Circa Instans oder dem Roger-Komplex [→ Roger Frugardi]). Es könnte um die Mitte des . Jh. entstanden sein. Die pharmazeutisch-technologischen Bestandteile des A. N. werden hier ausgespart und als bekannt vorausgesetzt. – Eine erweiterete A. N. Fassung ist die Ndl. Fassung , eine zweisprachige Version, die vermutlich auf einen ämischen Apotheker zurückgeht und um erstellt wurde. Sie ist konkret auf die Bedürfnisse des Pharmazeuten zugeschnitten, indem nur die Indikationen und Applikationsanweisungen der jeweiligen A. N.-Anweisungen übersetzt wurden und die Abschnitte zur Arzneimittelherstellung im vertrauten Latein erscheinen. Den Rezeptbestand hat der Autor mit vorwiegend wundärztlichem Fremdmaterial nahezu verdreifacht. Angesichts der Fülle an Einzeltexten hat der Redaktor die Übersicht verloren und A. N.Dubletten aus unterschiedlichen Traditionssträngen aufgenommen. – Eine weitere zweisprachige Bearbeitung ist ungefähr gleichzeitig weiter östlich im ndl.-dt. Übergangssprachraum entstanden (Ndl. Fassung ). Der lat. Anteil ist hier allerdings stark reduziert: Um das A. N. an die Bedürfnisse des nicht pharmazeutisch tätigen Arztes anzupassen, wird der lat. pharmazeutisch-technologische Teil öfters fallen gelassen. Diese Ndl. Fassung ist in das → Boec van medicinen in Dietsche inseriert, das auch Material des Liber iste inkorporiert hat. Um Redundanzen zu vermeiden, wurde daher der Gesamtbestand an Rezepten aus dem A. N. zugunsten des Liber isteAnteils auf reduziert. – Die früheste groß angelegte dt. A. N.-Adaption ist eine sächsische Bearbeitung aus dem frühen . Jh., die in der Tradition ihrer ndl. Vorläufer steht und von einem westfälischen Apotheker erstellt worden sein könnte. Wie bei der Ndl. Fassung sind hier die Rezepte
Nicolaus Salernitanus mit allen Bestandteilen kompentent in die Volkssprache übersetzt worden. Der Text ist nur fragmentarisch überkommen, dennoch lässt sich erkennen, dass der A. N.-Bestand mit Fremdmaterial kontaminiert wurde, u. a. aus dem Liber iste. – Gegenüber allen anderen dt./ndl. Fassungen achtet eine elsässische Übertragung aus dem zweiten Viertel des . Jh. im besonderen Maße auf Vollständigkeit. Ihr Übersetzer berücksichtigte nicht nur möglichst «alle recepten», sondern auch Gewichtstabellen und das Glossar. Bei letzterem bewahrte er den lat. Wortlaut der Lemmata und Umschreibungen und ergänzte diese um eine dt. Erläuterung. – Von Kontaminationen (aus dem Circa instans, Liber iste, dem Roger-Umfeld und dem Grabadin) ist eine schlesisch-thüringische Fassung geprägt, die aus dem A. N. selbst nur eine Teilauswahl übernimmt. Die überlieferte thüringische Redaktion stammt aus der Mitte des . Jh., beruht aber auf einer Vorstufe, die vermutlich auf einen schlesischen Autor zurückgeht und noch ins . Jh. datieren könnte. Die Bearbeitung schließt die Arzneimittelherstellung in die Übersetzung mit ein. – Im rheinfränkischen Raum ist ebenfalls um die Mitte des . Jh. eine weitere Komplettübersetzung entstanden, deren Verfasser sich auf mehrere A. N.-Vorlagen unterschiedlicher Traditionslinien stützen konnte und gewiss akademisch gebildet war. Er verbindet Quellentreue mit redaktioneller Eigenständigkeit, indem er Heilmittel aus dem originären Bestand streicht und Anweisungen ergänzt. – Eine weitere rheinfränkische Version aus der zweiten Hälfte des . Jh. ndet sich in Des Juden buch von kreuczenach (→ Jude von Kreuznach), worüber A. N.-Rezepte auch in das Buch der Medizin → Ludwigs V. von der Pfalz gelangten. Ü: Lat.: Zum Gesamtaufkommen der lat. Tradition gibt es nur Schätzungen. Inklusive der Teilüberlieferung ist mit weit über erhaltenen Textzeugen zu rechnen. Offensichtlich war bereits im . Jh. die Überlieferung geprägt von signi kanter Varianz zwischen den einzelnen Traditionssträngen. Vgl. die Abgleichungen von Überlieferungsklassen in den Einleitungen/Untersuchungen der Ausgaben von van den Berg, Lebede und Goltz sowie Ehrhard Benndorf: Der ‹Liber de confectione medicinarum› im Breslauer Cod. Arzneidarstellungsvorschr. aus der Mitte des XII. Jh. zum Salernitaner Antidotarium. Diss. Leipzig , S. –; vgl. zur Gesamtüberlieferung auch: Lynn Thorndike/Pearl Kibre: A catalogue
Nicolaus Salernitanus of incipits of mediaeval scienti c writings in Latin (The Mediaeval Academy of America. Publication ). Cambridge (Mass.) . – Erstdruck: Venedig: Nicolas Jenson, (GW M). – Dt./ Ndl.: Quittenlatwerge: Wien, ÖNB, Cod , v (Perg., letztes Viertel . Jh., mitteldt.). – Ältestes ndl. Rezept: Hasselt (Belgien) Rijksarchief, Oudenbiezen Oud fonds No (Urbar der Dt.-Ordens Kommende Alden-Biesen [Bilzen]) r (Pap., , limburgisch). – Ndl. Fassung : Berlin, SBB, Mgf , Heft , v (Perg., um , brabantisch). – Ndl. Fassung : Brüssel, Kgl. Bibl., Ms. –, ra–va (Perg., , westbrabantisch). – Paris, Bibl. Nationale, Ms. néerlandais , r–v (Pap., . Jh., limburgisch). – Wien, ÖNB, Cod. , ra–ra (Pap., Ende . Jh., südndl.). – Fragment (abweichende Fassung): Heverlee (zu Löwen), Abdij van ’t Park (Norbertijnerabdij) Cod. , r– r (Pap., spätes . Jh., limburgisch). – Ndl. Fassung : Brüssel, Kgl. Bibl., Ms. –, r–r, r–r (Pap., um , südndl. nach ämischer Vorlage; unvollst.). – Die minste Summa: London, British Library, MS Loan /, viiir/v, r–v (Pap., letztes Viertel . Jh., nordniedersächsisch). – Gent, UB, Hs , r–r, r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., nordniedersächsisch-gelderländisch). – Ndl. Fassung : Tongerloo, Norbertijnerabdij, Ms. , va–rb (Pap., . Jh., west ämisch). – Ndl. Fassung : Köln, Hist. Arch. der Stadt, Best. (W) , rb–rb (Perg., . Jh., ostbrabantisch/niederrheinisch). – Sächsische Fassung: Braunschweig, StB, Ms. b, Bll. und Wolfenbüttel, HAB, Cod. . () Novi, Doppel- und ein Einzelbl. (Pap., Mitte . Jh., nordniedersächsisch). – Elsässische Fassung: Salzburg, UB., Cod. M II , r–vb (Pap., /, elsässisch). – Schlesisch-thüringische Fassung: Berlin, SBB, Mgf , r–v (Pap., Mitte . Jh., thüringisch). – Rheinfränkische Fassung: Salzburg, UB, Cod. M III , ra–ra (Pap. und Perg., um , rheinfränkisch); vermutlich aus Speyer (Besitzvermerk aus dem frühen . Jh.: «Johannes Krannch [i. e. Kranich] de kirchheim Cannonicus Spirensis est possesor meus» [→ Kolmarer Liederhandschrift]). – Fassung des Juden von Kreuznach: Heidelberg, UB, Cpg , v–r (Pap., um , rheinfränkisch); geschrieben von Ludwig V. von der Pfalz. – Noch nicht evaluierte Überlieferung: Größere A. N.-Blöcke: Budapest, Nationalbibl., Cod. Germ. , r–v (Pap., . Jh., alemannisch). – München, BSB, Cgm , r–r
Mitte . Jh. (Pap., zweites Viertel . Jh., mittelbair. und mitteldt.). – Solothurn, ZB, Cod. S , v–r (Pap., /, alemannisch); Anweisungen. – Upperville (Virginia) Privatbesitz Paul Mellon, Ms , Bll. (Pap., . Jh., lat./dt.). – Streuüberl./ Fragm.: Frankfurt/M., UB, Ms. germ. oct. , r–v (Pap., um , böhmisch). – München, BSB, Cgm , rv (Pap., letztes Viertel . Jh., nordfränkisch). A: Lat.: W[outer] S. van den Berg: Eene Middelnederlandsche vertaling van het A. N. met den Latijnschen tekst der eerste gedrukte uitgave van het A. N. Leiden , S. – (synoptisch mit der Ndl. Fassung und Lesartenapparat). – KurtHeinz Lebede: Das Antidotarium des Nicolaus von Salerno und sein Ein uß auf die Entwicklung des dt. Arzneiwesens. Text und Komm. von zwei Hss. der Berliner SB. Diss. Berlin , S. –, – (nach Berlin, SBB, Mgq mit einzelnen Lesarten). – Dietlinde Goltz: Ma. Pharmazie und Medizin, dargestellt an Gesch. und Inhalt des A. N. Mit einem Nachdr. der Druckfassung von (Veröff. der Internationalen Ges. für Gesch. der Pharmazie NF ). Stuttgart . – Dt./Ndl.: Quittenlatwerge: Braekman/Keil (s. Lit.) S. f. – Ältestes ndl. Rezept: Guillaume Désiré Franquinet: Oude recepten of geneesmiddelen in de e eeuw. In: De Maasgouw () S. f. – Jan Buntinx/Maurits Gysseling: Het oudste Goederenregister van Oudenbiezen (–). Bd. : Tekst (Nomina geographica Flandrica. Studiën ). Brüssel , S. f. – Ndl. Fassung : Daems , S. –. – Ndl. Fassung : van den Berg (s. lat. Ausg.) S. – (nach Brüssel). – Daems , S. – und Braekman/Keil (s. Lit.) S. – passim (Auszüge aus den übrigen Hss.). – Ndl. Fassungen –: Ebd., S. – (jeweils einzelne Kap.). – Sächsische Fassung: Gert Mellbourn/ G. Keil: Das ‹A. N.› in einer sächsischen Fassung des . Jh. Unters. zum Wolfenbütteler Fragm. . (). In: Fachprosa-Stud. Beitr. zur ma. Wiss.- und Geistesgesch. FS Gerhard Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Berlin , S. – (nur HAB). – Schlesisch-thüringische Fassung: Lebede (s. lat. Ausg.) S. –. – Ndl. Streuüberlieferung: Willy L. Braekman: De Middelnederlandse recepten in W. de Vreeses uitgave. In: Verslagen en mededelingen van de Koninklijke Academie voor Nederlandse taalen letterkunde () S. –, hier S. , , f., . – Ders.: Medische en technische Middelnederlandse recepten. Een tweede bijdrage tot
Mitte . Jh. de geschiedenis van de vakliteratuur in de Nederlanden (Koninklijke Vlaamse Academie vor Taalen Letterkunde. Publikaties /). Gent , S. , , , f., , . – Pharmazeutische Texte mit A. N.-Bestand: Dietrich Arends/Erika Hickel/Wolfgang Schneider: Das Warenlager einer ma. Apotheke (Ratsapotheke Lüneburg ) (Veröff. aus dem Pharmaziegeschichtlichen Seminar der TU Braunschweig ). Stuttgart . – Pharmacopoea Amstelredamensis. Facsimile of the rst Amsterdam Pharmacopoeia, . Hg. v. Dirk Arnold Wittop Koning (Dutch classics in history of science ). Nieuwkoop . – Quiricus de Augustis: Dlight d’apotekers . Faks. hg. v. Dems. (Dutch classics in history of science ). Nieuwkoop . L: Gundolf Keil: A. N., LexMA Sp. –. – Ders., VL () Sp. –. Allgemeines: Alfons Lutz: Der verschollene frühsalernitanische ‹Antidotarius magnus› in einer Basler Hs. aus dem . Jh. und der A. N. In: Acta pharmaciae historica () S. – (erw. Fassung in: Die Vorträge der Hauptversammlung der Internationalen Ges. für Gesch. der Pharmazie. Hg. v. Georg E. Dann [Veröff. der internationalen Ges. für Gesch. der Pharmazie NF ]. Stuttgart , S. –). – Egon Philipp: Das Medizinal- und Apothekenrecht in Nürnberg. Zu seiner Kenntnis von den Anfängen bis zur Gründung des Collegium pharmazeuticum () (Quellen und Stud. zur Gesch. der Pharmazie ). Frankfurt/M. , S. –, –. – Karl Heinz Bartels: Drogenhandel und apothekenrechtliche Beziehungen zwischen Venedig und Nürnberg. Das Eindringen italienischer Elemente in die dt. Apothekengesetzgebung als Folge des Drogenhandels und anderer Verbindungen zwischen Venedig und Nürnberg (Quellen und Stud. zur Gesch. der Pharmazie ). Frankfurt/M. , S. –. – G. Keil: Zur Datierung des ‹A. N.›. In: Wissenschaftliche Verbindung Cimbria zu Heidelberg. FS zum jährigen Bestehen. Hg. v. Klaus O. Kern. Heidelberg , S. – (wieder in: Sudhoffs Arch. [] S. –). – A. M. van der Ark: Het A. N. Een cursus farmaceutisch Latijn. In: Hermeneus () S. –. – Francesco Roberg: Stud. zum A. N. anhand der ältesten Hss. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – G. Keil: A. N. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Mireille Ausécache: Manuscrits d’antidotaires médiévaux. Quelques exemples du fonds latin de la
Nicolaus Salernitanus Bibliothèque nationale de France. In: Médiévales () S. –. – F. Roberg: Das A. N. und der Liber Antidotarius magnus. In: Gesund und Krank im MA. Marburger Beitr. zur Kulturgesch. der Medizin. Hg. v. Andreas Mayer/Jürgen SchulzGrobert. Leipzig , S. –. – F. Roberg: Text- und redaktionskrit. Probleme bei der Edition von Texten des Gebrauchsschrifttums am Beispiel des A. N. (. Jh.). Einige Beobachtungen. Mit einem Editionsanh. In: Mlat. Jb. () S. –. – Ders.: Nochmals zur Edition des ‹A. N.›. In: Terapie e guarigioni. Hg. v. Agostino Paravicini Bagliani (Edizione nazionale La Scuola Medica Salernitana ). Florenz , S. –. – José Ramon Vallejo Villalobos/José Miguel Cobos Bueno: El recetario de la Escuela de Salerno conocido como el ‹A. N.›. In: Medicina naturista () S. –. Dt./ndl. Rezeption: Alfred Schmidt: Die Kölner Apotheken von der ältesten Zeit bis zum Ende der reichsstädtischen Verfassung (Veröff. des Kölner Geschichtsver. ). Köln , S. f., f., , f. – Willem Frans Daems: De Middelnederlandse vertalingen van het A. N. In: Scientiarum Historia () S. –. – P. Boeynaems: Een onbekende Middelnederlandse vertaling van het A. N. In: Scientiarium Historia () S. f. – W. L. Braekman: Een gecommentarieerd antidotarium en de ‹Circa instans› van Platearius in een oostmiddelnederlandse bewerking. In: Scientiarum historia () S. –. – W. L. Braekman: Een onbekend mnl. medisch handschrift uit de veertiende eeuw. In: Verslagen en mededelingen van de Koninklijke Academie voor Nederlandse taal- en letterkunde () S. –. – Ders.: Middelnederlandse geneeskundige recepten. Een bijdrage tot de geschiedenis van de vakliteratuur in de Nederlanden (Koninklijke Vlaamse Academie vor Taalen Letterkunde. Publikaties /). Gent , S. f. – W. L. Braekman/G. Keil: Fünf mndl. Übersetzungen des ‹A. N.›. Unters. zum medizinischen Fachschrifttum der ma. Niederlande. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Léon Elaut (Hg.): Die Medicina van Johan Yperman. Naar het Middelnederlands HS. – (e eeuw) uit de Koninklijke Bibliotheek te Brussel. Uitgeven en van kommentar voorzien door L. Elaut Gent , S. –. – Ursula Schmitz: Hans Minners Thesaurus medicaminum. Pharmaziehist. Unters. zu einer alemannischen Drogenkunde des SpätMA (Quellen und Stud. zur Gesch. der Pharmazie ). Würzburg , –. – Ria Jansen
Petrus Hispanus Sieben: Middelnederlandse vakliteratuur. In: Fachprosaforsch. Acht Vorträge zur ma. Arteslit. Hg. v. Peter Assion/G. Keil. Berlin , S. –, hier S. . – G. Keil: Das älteste niederfränkische Rezept und seine Quellen. In: Korrespondenzbl. des Ver. für nd. Sprachforschung () S. f. – Werner Dressendörfer: Spätma. Arzneitaxen des Münchner Stadtarztes Sigmund Gotzkircher aus dem Grazer Codex . Ein Beitr. zur Frühgesch. des süddt. Apothekenwesens (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen . – G. Keil: Zur Frage der kurativ-konsiliarischen Tätigkeit des ma. dt. Apothekers. In: Perspektiven der Pharmaziegesch. FS Rudolf Schmitz. Hg. v. Peter Dilg. Graz , S. –. – Christian Tenner/ G. Keil: Das ‹Darmstädter Arzneibuch›. Randnotizen zu einer oberrheinischen Sammelhs. der Zeitenwende. In: Bibl. und Wiss. () S. –, hier S. f., f., f. u. ö. – G. Keil: Schlesien als Gegenstand medizinischer Fachprosaforschung. In: Schlesien als Aufgabe interdisziplinärer Forschung. Hg. v. Lothar Bossle u. a. (Schlesische Forschungen ). Sigmaringen , S. –, hier S. f. – Volker Zimmermann: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachigen hsl. Kompendien des SpätMA (Ars medica /). Stuttgart , Reg. – R. Jansen-Sieben: Repertorium van de Middelnederlandse Artes-literatuur. Utrecht , passim. – Erwin Huizenga: Een nuttelike practijke van cirurgien. Geneeskunde en astrologie in het Middelnederlandse handschrift Wenen, ÖNB, (Middeleeuwse studies en bronnen ). Hilversum , S.– u. ö. – G. Keil: «Aqua ardens». Vom Kurztraktat zum Beruf des Branntweinbrenners. In: Schriftlichkeit und Lebenspraxis im MA. Erfassen, Bewahren, Verändern (MMS ). Hg. v. Hagen Keller u. a. München , S. –, hier S. , . – Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. Mit einem Abdr. des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Krit. hg. v. Bernhard Schnell (TTG ). Tübingen , S. f., , , u. ö. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. und Reg. VZ Petrus Hispanus. – Autornamen von mindestens vier klar identi zierbaren Personen des . Jh. Unter dem Autornamen «Petrus Hispanus», der im späteren MA in der Regel mit dem Verfasser eines der wichtigsten Lehrbücher des Triviums in Verbindung gebracht wurde (vgl. Dante,
Mitte . Jh. La Divina Commedia, Paradiso, XII) ist eine Vielzahl ma. philosophischer bzw. theologischer Texte unterschiedlichster Inhalte und Umfänge überliefert. Kapazitäten der mediävistischen Forschung in der ersten Hälfte des . Jh. wie Grabmann und Gilson waren der Ansicht, dass es sich bei all diesen Schriften um Werke ein und desselben Verfassers aus dem . Jh. handle, der überdies mit dem aus Portugal stammenden Papst Johannes XXI. († ..) zu identi zieren sei. Noch der Herausgeber und Kommentator der maßgeblichen Ausgabe des erwähnten Lehrbuchs (der sog. Tractatus), L. M. De Rijk, vertrat diese These, obgleich daran vereinzelt begründete Zweifel geäußert worden waren. Erst Mitte der er Jahre gelang es Meirinhos, diese Überzeugung nachhaltig zu erschüttern; inzwischen werden nach mehrheitlich akzeptierter Forschungsmeinung mindestens vier Autoren für die zuvor einer einzigen Person zugeschriebenen Werke unterschieden, wobei Johannes XXI. – dessen Bedeutung für die Philosophiegeschichte auf seine Anweisung an den Pariser Bischof, die Lehre an der Pariser Universität auf doktrinäre Irrtümer zu überprüfen, woraus letztlich die berühmt gewordene «Verurteilung von » resultierte, beschränkt ist – als Autor keine Rolle mehr spielt; offensichtlich machte man Johannes erst in der frühen Neuzeit zu einem «Petrus Hispanus», als welchem ihm in Folge immer mehr unter diesem Autornamen zirkulierende Texte zugeschrieben wurden, was wohl nicht zuletzt deren Bedeutung unterstreichen sollte. Die verschiedenen Werkgruppen weisen in sich eine gewisse inhaltliche und stilistische Kohärenz auf, und einzelne Schriften enthalten mitunter Verweise auf andere Texte der gleichen Gruppe; zu den jeweils anderen Werkgruppen bestehen wiederum merkliche stilistische Unterschiede, und es gibt auch keinerlei Verweise auf anderen Gruppen zugeordnete Werke. Als signi kant charaktersierbare Autoren – alle tätig im . Jh. – können grundsätzlich unterschieden werden (weitere Unterscheidungen bzw. Revisionen der Unterscheidungen bleiben freilich offen): ) Petrus Hispanus «logicus», wahrscheinlich Dominikaner (O. P.), von dem die Tractatus (oder Summulae logicales, wie der später gängige Titel lautet) und Syncategoremata stammen. Erstere, vielleicht zu Beginn der er Jahre entstanden (D’Ors , S. ) und in über Handschriften überliefert, ergeben ein in zwölf Abhandlungen (tractatus) gegliedertes Lehrbuch der Lo
Mitte . Jh. gik und Semantik, das, eingeführt durch eine kurze Bestimmung der Logik als Grundlagendisziplin für jede Art der wissenschaftlichen Re exion dem Usus entsprechend in enger Anlehnung an die Bücher der aristotelischen Logik u. a. die aristotelische Prädikabilien- und Prädikamentenlehre erläutert, eine Einführung in die Lehre vom korrekten Schließen sowie die verschiedenen Formen von Fehlschlüssen bietet und eine Lehre von der Signikation, Supposition und Appellatio enthält. Insbesondere die Suppositionslehre mit ihrer Unterscheidung von «suppositio personalis» (ein Wort – kein Eigenname – steht in einem Satz für ein Individuum), «suppositio simplex» (das Wort steht im Satz für eine Art oder Gattung) und «suppositio materialis» (das Wort steht im Satz für ein sprachliches Zeichen) wie die Lehre von den Eigenschaften der Termini (proprietates terminorum) überhaupt, welche einer Diskussion von Grundlagenfragen der Semantik bzw. ihres Verhältnisses zur Ontologie viele Ansatzpunkte bietet, wurde zum Kerngebiet späterer Kommentierung und Diskussion. ) Petrus Hispanus «physicus», ein möglicherweise aus Galicien stammender praktizierender Arzt, der neben kleineren eigenständigen Traktaten (De oculo, De phlebotomia) sehr umfangreiche Quästionenkommentare zum gängigen Kanon medizinischer Lehrbücher (der Articella, umfassend u.a. Schriften von Hippokrates, Galen und Johannitius), zu medizinischen Texten Isaak Israelis und zum Viaticum verfasst sowie Rezeptsammlungen zusammengestellt hat. Das von ihm kompilierte Sammelwerk Thesaurus pauperum umfasst nach bestimmten Krankheitsbildern geordnete Kapitel, die jeweils einzusetzende Arzneien vorstellen. Diese Sammlung war im folgenden . und . Jh. u. a. auch in erweiterten und gekürzten Fassungen weit verbreitet; viele später zusammengestellte Florilegien, auch volkssprachige Rezeptsammlungen, schöpften daraus. ) Petrus Hispanus Portugalensis, der Philosophie und Medizin studiert haben soll und von dem eine Scientia libri de anima sowie ein Liber de morte et vita stammen. ) Ein weiterer Dominikaner, Petrus Hispanus O. P., Autor einer Reihe von Predigten sowie vielleicht eines Kommentars zum pseudo-dionysischen Corpus Dionysiacum, welcher aber bis in den Wortlaut weitgehend abhängig ist vom Kommentar des Thomas Gallus. ) Weitere, einem P. H. zugeschriebene naturphilosophische Werke, darunter interessante und
Petrus Hispanus umfangreiche Kommentare zu zoologischen und seelenkundlichen Schriften des → Aristoteles (De anima, De animalibus), konnten bislang keiner historisch greifbaren Person zugeordnet werden; mehrere einem P. H. zugeschriebene alchemistische Schriften stammen wohl aus dem Umkreis des → Johannes von Rupescissa. Für den deutschsprachigen Raum rezeptionsgeschichtlich bedeutsam sind wohl vor allem die Tractatus, die dort wie im gesamten West- und Mitteleuropa bis ins . Jahrhundert hinein Standardlehrbuch für den universitären Logikunterricht blieben; ihr Ein uss auf Personen, die ein ArtesStudium absolvierten, ist schwer genau ein-, doch leicht zu unterschätzen. Davon abgesehen wurden der Thesaurus pauperum in Teilen übersetzt (Überlieferung in Auszügen unterschiedlichen Umfangs z. B. in: → Speyrer Arzneibuch, Heidelberg, UB, Cod. pal. germ. , . Jh.; → Benediktbeurer Rezeptar, . Jh., Memmingen, StB, Cod. , .°; Nürnberger Arzneibuch, . Jh., Nürnberg, StB, Cod. Amb. .°, Med. Sammelhs., . Jh.; Solothurn, ZB, cod. S ) bzw. ebendieser, De phlebotomia und der Liber de oculo (alle: P. H. «physicus») für Florilegien, augenheilkundliche Rezeptbücher oder Aderlasstraktate ausgewertet (zur dt. Überlieferung vgl. auch J. Telle, VL [] Sp. –). A (einzeln aufgeführt werden hier nur Ausgaben derjenigen Texte, die nach neuerer Forschung entweder P. H. «logicus» oder P. H. «physicus» zugeschrieben werden; viele weitere Texte von Autoren des Namens P. H. sind greifbar in: Obras losó cas. Hg. v. Manuel Alonso. Bde. Madrid –. . Au . von Bd. . Barcelona ): Tractatus, called afterwards Summule logicales, rst critical edition from the manuscripts with an introdution. Hg. v. Lambertus M. de Rijk. Assen . Darauf basierend eine neuere dt. Übersetzung, die aber nur eingeschränkt brauchbar ist: Logische Abhandlungen. Tractatus / Summulae logicales. Übers. und komm. von Wolfgang Degen/ Bernhard Pabst. München . – Syncategoreumata. First critical edition with an introduction and indexes. Hg. v. L. M. de Rijk. English translation Joke Spruyt. Leiden u. a. . – Obras médicas. Hg. und übers. v. Maria Helena da Rocha Pereira. Coimbra (enthält: Thesaurus pauperum und den eigentlich separaten, doch oft im Th. P. überlieferten Tractatus de febribus, De regimine sanitatis,
Petrus Hispanus Summa de conservanda sanitate). – Die Ophthalmologie (Liber de oculo) des Petrus Hispanus nach Münchener, Florentiner, Pariser, Römer lateinischen Codices (Petrus von Lissabon, später Papst Johannes XXI). Hg. und übers. v. Albrecht Maria Berger, München . – Karl Sudhoff: Eine kurze Diätetik für Verwundete von Petrus Compostellanus. In: Ders.: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Bd. . Leipzig , S. – (= Dietae super chirurgia). – Omnia Opera Ysaac. Lyon (darin: Commentarium super librum dietarum particularium Isaaci, Commentarium super librum dietarum universalium Isaaci, Commentarium super librum urinarum Isaaci). L (ausgewählt sind mehrheitlich Titel neueren Erscheinungsdatums zu den Autoren P. H. «logicus» und P. H. «physicus»): Martin Grabmann: Hsl. Forschungen und Funde zu den phil. Schr. des P. H., des späteren Papstes Johannes XXI. († ). München (wieder in: Ders.: Gesammelte Akademieabh. Bd. . Paderborn , S. –). – Heinrich Schipperges: Makrobiotik bei P. H. In: Sudhoffs Arch. für Gesch. der Medizin und der Naturwiss. () S –. – José Maria da Cruz Pontes: Para situar Pedro Hispano Portugalense na história da loso a. In: Revista portuguesa de loso a () S. –. – Lambertus M. de Rijk: On the genuine text of Peter of Spain’s Summule logicales, I–V. In: Vivarium () S. –, –; () S. –, –; () S. –. – H. Schipperges: Hsl. Unters. zur Rezeption des P. H. in die ‹Opera Ysaac› (Lyon ). In: Fachlit. des MA. FA Gerhard Eis. Hg. v. Gundolf Keil. Stuttgart , S. –. – L. M. de Rijk: On the life of Peter of Spain, the author of the Tractatus, called afterwards Summule logicales. In: Vivarium () S. –. – H. Schipperges: Zur Unterscheidung des «physicus» vom «medicus» bei P. H. In: Asclepio () S. –. – José Maria da Cruz Pontes: A obra losó ca de Pedro Hispano Portugalense: novos problemas textuais. Coimbra . – Joachim Telle: P. H. in der altdt. Medizinliteratur. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Heidelberg (Diss.) – Mary F. Wack: Lovesickness in the Middle Ages: the Viaticum and its commentaries. Philadelphia , hier S. –, –. – Agostino Paravicini Bagliani: Medicina e scienze della natura alla corte dei papi nel duecento. Spoleto . – Alfonso Maierù: I commenti bolognesi ai Tractatus
Mitte . Jh. di Pietro Ispano. In: L’insegnamento della logica a Bologna nel XIV secolo. Hg. v. Dino Buzzetti u. a. Bologna , S. –. – H. Schipperges: Arzt im Purpur. Grundzüge einer Krankheitslehre bei P. H. (ca. bis ). Berlin u. a. . – José F. Meirinhos: P. H. Portugalensis? Elementos para uma diferenciação de autores. In: Revista española de losofía medieval () S. – (wieder in: Ders.: Estudos de loso a medieval: autores e temas portugueses. Porto Alegre , S. –). – Ángel d’Ors: P. H. O. P., Auctor Summularum. In: Vivarium () S. –; () S. –; () S. –. – Charles Harry Manekin: When the Jews learned logic from the Pope: three medieval translations of the Tractatus of Peter of Spain. In: Science in Context () S. –. – Miguel J. C. de Asúa: The relationships between medicine and philosophy in Peter of Spain’s commentary on Articella. In: Papers of the Articella project meeting, Cambridge, December . Cambridge , S. –. – Fernando Salmón: Medical classroom practice: P. H.’ Questions on ‹Isagoge, Tegni›, ‹Regimen acutorum› and ‹Prognostica› (c. –) (MS Madrid B.N. , fols. rb–vb). Cambridge . – Jo. F. Meirinhos: Pedro Hispano e as Summulae logicales. In: História do pensamento losó co português. Bd. : Idade Média. Hg. v. Pedro Calafate. Lisboa , S. –; ., korrigierte Fassung: Pedro Hispano e a lógica. In: J. F. M.: Estudos de loso a medieval: autores e temas portugueses. Porto Alegre , S. –. – Simon Tugwell: P. H.: comments on some proposed identi cations. In: Vivarium () S. –. – Dag Nikolaus Hasse: Avicenna’s De anima in the Latin West: the formation of a peripatetic philosophy of the soul –. London/Torino , hier S. –. – J. F. Meirinhos: O papa João XXI e a ciência do seu tempo. In: A apologia do Latim. In honorem Dr. Miguel Pinto de Meneses (–). Hg. v. Manuel Cadafaz de Matos. Bd. . Lisboa , S. – (wieder in: J. F. M.: Estudos de loso a medieval: autores e temas portugueses. Porto Alegre , S. –). – Simon Tugwell: Auctor Summularum, P. H. OP Stellensis? In: Archivum Fratrum Praedicatorum () S. –. – J. F. Meirinhos: Les manuscrits et l’attribution d’œuvres à P. H. In: Florilegium mediaevale. Études offertes à Jacqueline Hamesse à l’occasion de son éméritat. Hg. v. dems./Olga Weijers. Louvain-la-Neuve , S. –. AB
Mitte . Jh. Frau von Tesingen. – Gewährsfrau (?) für ein audiologisches Kurzrezeptar, . Jh. Die F. v. T. wird in einem Nachtrag in der Haupthandschrift des → Benediktbeurer Rezeptars im Kontext einer Schriftengruppe genannt, die sich mit Schwerhörigkeit auseinandersetzt. Die grammatische Genitivkonstruktion «documentum mulieris de Tesingen» ist allerdings ambivalent und lässt offen, ob es sich um Anwendungen von der F. v. T. oder für die F. v. T. handelt. Deren Vermittleroder Verfasserschaft für das Rezeptar kann deshalb nicht als gesichert gelten, auch wenn sie in der Forschung oft als frühes(tes) Beispiel einer heilkundigen (adligen) Frau angeführt worden ist (vgl. zuletzt Haage/Wegner ). Die F. v. T. könnte aus Dösingen bei Kaufbeuren oder Dasing bei Augsburg gestammt haben. Zumindest nicht auszuschließen ist eine Identi kation mit der in Dasing bezeugten Adligen «Judinta von Tegesingen». Das Rezeptar umfasst einen pharmakologischen Ratschlag, drei therapeutische Rezepte und eine prophylaktische Empfehlung. Es ist auf Lateinisch abgefasst, wobei für die eingesetzten Heilp anzen volkssprachige Bezeichnungen gewählt worden sind (z. B. «huswrz et steinwurz», «poleigen et chressen»). Verwandt werden ausschließlich einheimische Arzneistoffe. Die weitgehend originellen Verfahren lassen in der F. v. T. oder im anonymen Verfasser eine(n) versierte(n) Laienpraktiker(in) vermuten. Ü: München, Hauptstaatsarch., Klosterliteralien Benediktbeuern , v (Perg., um , südbair. [geschrieben in Benediktbeuern]). Die Texte sind am unteren Rand des Blattes zeitnah nachgetragen. A: Wolfgang-Hagen Hein: Ein süddt. Rezept des MA. In: Zur Gesch. der Pharmazie () S. – (mit Faks.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – G. Keil: Die Frau als Ärztin und Patientin in der medizinischen Fachprosa des dt. MA. In: Frau und spätma. Alltag (Sb. Akad. der Wiss. in Wien, Phil.Hist. Kl. /Veröff. des Inst. für Ma. Realienkunde Österreichs ). Wien , S. –, hier S. . – Bernhard Dietrich Haage: Feimurgan und Hurlewegin. Die heilkundige Frau in der dt. Lit. des MA. in: Literaturgesch. als Profession. FS Dietrich Jöns. Hg. v. Hartmut Laufhütte (Mannheimer Beitr. zur Sprach- und Literaturwiss. ). Tübingen , S. –, hier S. f. – Volker Klimpel: Frauen der Medizin. Hist.-biogr. Lex. von
Frau von Tesingen den Anfängen bis zum zwanzigsten Jh. Hürtgenwald , S. . – Bernhard Schnell: Das ‹Benediktbeurer Rezeptar›. Nach dem ältesten Textzeugen krit. hg. In: Magister et amicus. FS Kurt Gärtner. Hg. Václav Bok/Frank Shaw. Wien , S. –, hier S. . – B. D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , , . VZ Volmar (Volemar, Volgmar, Wolckmann, auch Joseph, Aaron, Soleman). – Autor eines Steinbuchs, Mitte . Jh. V.s Identität ist unbekannt, sein Name unsicher. Als V. bezeichnet er sich in manchen Fassungen seines Steinbuchs, während andere Textzeugen ihn u. a. Joseph nennen. Die Forschung hat in V. verschiedentlich einen Geistlichen vermutet oder ihn im hö schen Kontext angesiedelt, was aber nicht belegbar ist. V. könnte im alemannischen Raum gewirkt haben, wo die Entstehung seines Steinbuchs vermutet wird. Das Werk gilt als Replik auf das nach entstandene Gedicht Von den edelen steinen des → Strickers und wird daher meist auf die Mitte des . Jh. datiert. Die umfangreiche Überlieferung setzt jedoch erst im zweiten Viertel des . Jh. ein. Das Steinbuch ist in Handschriften teilweise allein, oft auch mit anderen Texten tradiert, etwa mit dem Rossarzneibuch von Meister → Albrant, dem Buch der Natur des → Konrad von Megenberg, → Secretum secretorum, → Eichenmisteltraktat und medizinischen Rezepten, aber auch mit religiösen Texten oder → Neujahrsprognosen. Erhalten sind auch zwei Wiegendrucke von um – und . V.s Steinbuch enthält rund dt. Verse in Paarreimen. Der Text beginnt mit einer polemischen Vorrede gegen jene Kritiker, die magische Eigenschaften der Edelsteine abstreiten. V. emp ehlt im Namen Gottes sogar die brutale Ermordung dieser Kritiker. Die Vorrede ist wahrscheinlich auf den – nicht namentlich genannten – Stricker zu beziehen, der sich in seinem Gedicht gegen den ma. Edelstein-Aberglauben und dessen Pro teure wandte. Der nächste Abschnitt des Steinbuchs behandelt die Edelsteine im Brustschild des biblischen Hohepriesters Aaron. Danach erörtert V. namentlich bezeichnete Steine. Es folgt ein Abschnitt über Steine ohne Namen, schließlich über Gemmen mit eingravierten Bildern. Im Epilog fällt der Text wieder in den polemischen Stil der
Vom Würfelspiel Vorrede zurück. V.s Beschreibungen der Edelsteine konzentrieren sich auf deren angebliche Heilund Zauberkräfte. So spricht V. Steinen die Fähigkeit zu, Geschwülste zu heilen, universale Sprachkenntnisse zu verleihen oder den Träger im Kampf unbesiegbar zu machen. Er stellt die Steine daher auf eine Stufe mit Wurzeln und Kräutern und begründet ihren Wert unter Rekurs auf biblische Erzählungen. Eine unmittelbare Vorlage für V.s Steinbuch ist bis heute nicht identi ziert worden, doch existieren Entsprechungen in älteren Schriften über Edelsteine. Als wichtige Ein üsse V.s gelten vor allem → Arnoldus Saxo, → Albertus Magnus und → Thomas von Cantimpré. Die Forschungen hat bei Steinen auch Parallelen zu einem Steinkatalog im Parzival des → Wolfram von Eschenbach herausgearbeitet. V.s Werk erfuhr nachweislich der Überlieferung eine große Verbreitung und wurde bis ins . Jh. rezipiert. So ist in der Kunstkammer () des Andreas Jeßner eine Prosabearbeitung von Steinbuch-Kapiteln enthalten. In der Forschung gilt die literarische Qualität des Steinbuchs als gering und V. als polemischer Verteidiger eines hartnäckigen Aberglaubens. Ü: Textzeugen ab dem . Jh. – Verzeichnis bei Crossgrove (s. Lit.). – Venosa (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/werke/. Ältester bekannter Textzeuge ist Fragm. K: Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , Bl. (Perg., zweites Viertel . Jh., südalemannisch). – Vgl. dazu Christoph Mackert/Nicole Eichenberger, www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj. Als bester Text gilt Hs. W: Wien, ÖNB, cod. , vb–ra (Pap., um , thüringisch). – Vgl. Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. . Berlin , S. –. D: [Speyer: Konrad Hist, –?] (nur als Fragm. erhalten). – Erfurt: Hans Sporer, (GW M). A: Das Steinbuch. Ein altdt. Gedicht von Volmar. Hg. v. Hans Lambel. Heilbronn (vgl. dazu: Ernst Martin, AfdA , , S. f.). – Carl Schröder: Varia aus Wiener Hss. In: NdJb () S. – (nd.). – Brodführer (s. Lit.; Teilausg.). – Kleist (s. Lit.). – Elena Di Venosa: Il Lapidario di Volmar. Diss. Florenz . –
Mitte . Jh. Online-Faks. von Fragm. K: http://digital.blbkarlsruhe.de/id/. L: Wilhelm Uhl, ADB () S. –. – Joachim Telle, LexMA () Sp. f. – William Crossgrove, VL () Sp. –; () Sp. . – Walter Buckl/ Red., Killy () S. f. – Eduard Brodführer: Der Wernigeröder Lapidarius. In: ZfdPh () S. –. – Gerhard Eis: Andreas Jeßner über die Edelsteine (). In: Arch. für Gesch. der Medizin () S. –. – Frederick N. L. Poynter: The Editio Princeps of V.’s Steinbuch? An Unrecorded Incunable. In: ebd. () S. –. – Wolfram Kleist: Eine neue Hs. von V.s Steinbuch. In: ZfdA () S. –. – Bernhard Schnell: Zur deutschsprachigen Rezeption der naturkundlichen Schr. des Thomas von Cantimpré und Albertus Magnus. Zum S. d. S. Hs. M III . In: Licht der Natur. Medizin in Fachlit. und Dichtung. FS Gundolf Keil. Hg. v. Josef Domes (GAG ). Göppingen , S. –. – W. Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA. Bern u. a. , S. f. – John Green eld: A Sermon on Stones? A Note on V.’s ‹Daz Steinbuoch›. In: Revista do Faculdade de Letros, Linguas e Literaturas () S. –. – John Margetts: Steine des Anstoßes: Zu des Strickers ‹Von den edelen steinen›. In: Vom MA zur Neuzeit. FS Horst Brunner. Hg. v. Dorothea Klein u. a. Wiesbaden , S. –. – Christa Baufeld: Zur Rezeption von V.s Steinbuch in der Greifswalder Hs. ° Ms . In: Magister et Amicus. FS Kurt Gärtner. Hg. v. Václav Bok/Frank Shaw. Wien , S. –. – Claude Lecouteux: Zu den geschnittenen Gemmen von V.s Steinbuch. In: Metamorphosen der Bibel. Beitr. zur Tagung ‹Wirkungsgesch. der Bibel im dt.sprachigen MA› vom . bis . September in der Bibl. des Bischö ichen Priesterseminars Trier. Hg. v. Ralf Plate u. a. Bern u. a. , S. –. – Elena Di Venosa: Die dt. Steinbücher des MA. Magische und medizinische Einblicke in die Welt der Steine (GAG ). Göppingen , S. – u. ö. – Manfred G. Scholz: Wer den Stricker totschlägt oder Die Lüge von den Edelsteinen. In: Impulse und Resonanzen. FS Walter Haug. Hg. v. Gisela Vollmann-Profe u. a. Tübingen , S. –. MM Vom Würfelspiel. – Vers- und Prosatexte mit Warnungen vor dem W., ab . Jh. In der ma. Literatur nden sich im Kontext christlicher Moraldidaxe immer wieder Warnungen vor dem Glücksspiel. Sie erscheinen in Vers
Mitte . Jh. und Prosatexten, in literarischen Dichtungen ebenso wie in Predigten, Sündenspiegeln und Chroniken. Eine Reihe dieser Texte beschäftigt sich auch mit dem W. und seiner Entstehung. So wird es verschiedentlich auf den Teufel zurückgeführt, der sich über die Befreiung verdammter Seelen durch Christus geärgert und gleichsam aus Rachsucht das W. erfunden habe. In der Dichtung entwickelt er das Spiel mal für einen an Gott zweifelnden Ritter, mal für einen alten und lebensmüden Senator. Im Zusammenhang mit diesen Teufelsgeschichten erscheinen auch Deutungen der sechs Würfelseiten mit ihren Zahlen. Danach schmäht der Teufel durch die sechs Zahlen Gott (Zahl ), Maria und Jesus (), die Trinität (), die vier Evangelisten (), die fünf Wunden Christi () und entweder sechs barmherzige Werke oder die sechs Tage der Schöpfung (). Entsprechend existieren auch Illustrationen, die den Teufel beim W. zeigen. In anderen Texten wird das W. als Er ndung eines Griechen namens Alea beschrieben, der er während der Belagerung Trojas zur Zerstreuung ersonnen habe. Diese auf die Antike zurückgehende Sage wird bereits in den Etymologien des → Isidor von Sevilla (Buch ) erwähnt. Mit anderen Glücksspielen erscheint das W. im Spiegel der Sitten des → Albrecht von Eyb, der Rechtssumme des → Berthold von Freiburg, der Predigt Von spilnarren von Johann → Geiler von Kaysersberg, einer Predigt des → Nikolaus von Dinkelsbühl und in Der → Tugenden Buch. Speziell mit dem W. beschäftigen sich der Jüngling des → Konrad von Haslau und der Renner → Hugos von Trimberg, der die Alea-Sage aufgreift. Im Sündenspiegel von → Josep erscheint das W. hingegen als Er ndung des Teufels. In der Weltchronik des → Jans von Wien wird es auf Alea zurückgeführt. Die von → Heinrich von Beringen stammende Versbearbeitung des Schachtraktats von Jacobus de Cessolis veranschaulicht die negativen Folgen des W. durch zwei Mirakelerzählungen über Maria und St. Bernhard. Unter den eigens dem W. gewidmeten Gedichten berichten Texte von → Reinmar von Zweter und Michel → Beheim (Von den spilern) die Entstehungssage vom Teufel. Bei Peter → Suchenwirt ndet sich eine geistliche Deutung der Würfelzahlen. Weitere W.-Gedichte stammen von → Heinrich dem Teichner (Von den spillaern), Peter → Schmieher und Hans → Folz (Der Spie
Vom Würfelspiel ler). Auch in zwei Kapiteln von Meister → Ingolds Goldenem Spiel wird vor dem W. gewarnt, das hier dem Geiz und der Maßlosigkeit zugeordnet wird. Es sind weiterhin anonyme dt. Dichtungen über das W. erhalten. Handschrift W überliefert die Reimpaarverse umfassende Dichtung Ain spruch von dem wirffel. Darin er ndet der Teufel für einen Ritter das W. Auch die Deutung der Würfelzahlen ist hier enthalten. In der Historia, wie der wuerffel auff ist kumen wird diese Deutung für die Zahl auf die Tage der Schöpfung bezogen und der Teufel er ndet das W. für einen Senator. Die Historia besteht aus Reimpaarversen mit Reimprosaabschnitten, Prosavorrede und -nachwort. Die Forschung hat als Vorlage des dt. Textes verschiedentlich eine ältere lat. Fassung vermutet. Überliefert ist die Historia ab um in den Drucken Le und N, im Nürnberger Druck mit einem Holzschnitt von Albrecht Dürer. Die verschollene Handschrift W enthielt eine dt. Prosabearbeitung des Textes. erschien in Druck S die erweiterte Versbearbeitung eines Bernhard Klingler, der als Quellen → Nikolaus von Lyra und eine römische Chronik nennt. Handschrift L überliefert Der Würfel, ein anonymes und vor dem W. warnendes Gedicht in Reimpaarversen. Nur fragmentarisch ist in Codex D eine Warnung vor dem W. erhalten. Eine predigtartige, Verse und Prosa mischende Warnung vor sittenlosem Leben wurde um / in Druck M veröffentlicht. Ü: . Ain spruch von dem wirffel: W: Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., cod. Oct. , r–r (Pap., –, ostschwäbisch). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. . Historia, wie der wuerffel auff ist kumen: W: Wernigerode, Fürstlich Stolbergische Bibl., Hs. Zb m, – (Pap., spätes . Jh.; verschollen, Prosafassung). – Vgl. www.handschriftencensus. de/. . Der Würfel: L: Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , ra–va (Pap., zweites Viertel . Jh., alemannisch). – Vgl. www. handschriftencensus.de/. . Warnung vor dem W.: D: Darmstadt, ULB, Hs. , r (Pap., Köln, letztes Drittel . Jh., ripuarisch). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. D: . Historia, wie der wuerffel auff ist kumen: Le: [Leipzig]: Konrad Kachelofen, [um ] (GW ). – N: [Nürnberg]: Marx → Ayrer ,
Bruno von Longoburgo r–r (GW ). – S: Straßburg: Martin Flach, (VD K , Klinglersche Fassung). . Warnung vor sittenlosem Leben: M: [Memmingen: Albrecht Kunne, um /] (GW ). A: . Ain spruch von dem wirffel: Tauber (s. Lit.) S. –. . Historia, wie der wuerffel auff ist kumen: Karl Goedeke: Pamphilus Gengenbach. Hannover (Nachdr. Amsterdam ) S. – (Klinglersche Fassung). – Bolte /, S. f. (Prosafassung). – Tauber (s. Lit.) S. –, (Abb. ). . Der Würfel: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte . Hg. v. Joseph von Laßberg. Konstanz (Nachdr. Hildesheim ) S. – (Nr. ). – Online-Faks. von Hs. L: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:–. . Warnung vor dem W.: Bolte / (s. Lit.) S. f. – Online-Faks. von Hs. D: http:// tudigit.ulb.tu-darmstadt.de/show/Hs-. . Warnung vor sittenlosem Leben: Tauber (s. Lit.) S. –. Vgl. auch die Ausg. zu den im Artikel genannten Autoren. L: Christine Stöllinger-Löser, VL () Sp. –. – Johannes Bolte: Warnung vor dem W. In: NdJb (/) S. –; (/) S. –. – Walter Tauber: Das W. im MA und in der frühen Neuzeit. Eine kulturund sprachgeschichtliche Darstellung. Frankfurt/ M. u. a. . – Hans Blosen: Literarischer Text im Gebrauch. Suchenwirts Reimpaarrede vom W. in protestantischer Umformung. In: ‹Durch aubenteuer muess man wagen vil›. FS Anton Schwob. Hg. v. Wernfried Hofmeister. Innsbruck , S. –. – Karl Heinz Burmeister: ‹Item als auch nichts guts vom spil kompt ...› Das W. im ma. St. Gallen und Lindau. In: Lesen, Schreiben, Drucken. FS Ernst Ziegler. Hg. v. Marcel Mayer u. a. St. Gallen , S. –. – Frank Meier: Der Teufel schuf das W. Brett- und Glücksspiele im MA. In: Glück – Zufall – Vorsehung. Vortragsreihe der Abt. Mediävistik des Inst. für Literaturwiss. im Sommersemester . Hg. v. Simone Finkele/Burkhardt Krause. Karlsruhe , S. –. – Ulrich Schädler: Brett- und Würfelspiele in Erziehung und Bildung des ma. Religiosentum. In: Religiosus Ludens. Das Spiel als kulturelles Phänomen in ma. Klöstern und Orden. Hg. v. Jörg Sonntag. Berlin u. a. , S. –. MM
. Hälfte . Jh. Bruno von Longoburgo (Brunus Calabrius), * um Longobucco (Kalabrien), † vor (?). – Chirurg und lat. Fachschriftsteller, ndl. Rezeption im frühen . Jh., dt. Übersetzungen im . Jh. B., dessen tradierter Beiname eine volksetymologische Umdeutung seines tatsächlichen Herkunftsortes darstellt, studierte in Bologna als Schüler Ugos dei Borgognoni von Lucca und stand in fachlicher Konkurrenz zu dessen Sohn Tederico (→ Thiederik von Cervia). In Padua publizierte B. sein Hauptwerk, die Chirurgia magna. Auf dieses umfassende Grundlagenwerk ließ er bald das praxisorientierte wundärztliche Kompendium Chirurgia parva folgen. Die Chirurgia magna markiert das Ende der chirurgisch-okzidentalen Tradition, die mit der Salerner Rogerglosse (um ) eingesetzt hat und zunehmend vom arabisch-gelehrten Schrifttum der zweiten arabistischen Rezeptionswelle beein usst worden ist. B.s Werk fußt in besonderem Maße auf Abulcasis (Abu I-Qˉasim). Thiederik hat ungefähr Jahre nach Erscheinen der Chirurgia magna eine Überarbeitung unter eigenem Namen veröffentlicht. Dieses vermeintliche Plagiat wurde u. a. von → Guy de Chauliac kritisiert. Da aber eine Vorstufe der Chirurgia Thiederiks von existiert, sind die tatsächlichen Abhängigkeitsverhältnisse unklar. Guy hat die auch weiterhin rezipierte Fassung B.s weit günstiger bewertet als Thiederiks Redaktion. Die nachhaltige Wirkung von B.s Chirurgia magna, die bereits im frühen . Jh. von den ndl. Wundärzten Jan Ypermann und Thomas Schelling zitiert wurde, dokumentieren zahlreiche volkssprachige Übertragungen. Neben drei dt. Fassungen sind auch italienische, französische, ndl. und hebräische nachgewiesen. D. Ü: London, British Library, MS Add. , r–v (Pap., , ostfränkischbair.); Übersetzer- oder Schreibernennung: «Contzen von auerach». Vgl. Robert Priebsch: Dt. Hss. in England. Bd. . Erlangen , S. f. (Nr. ). – Wien, ÖNB, Cod. , ra–vb und ra–ra (Pap., Ende . Jh., niederfränkisch). – Auszüge: Rom, Biblioteca Nazionale Centrale, Cod. Vitt. Em. (früher Farfensis ) v–r (Pap., , obd. mit mitteldt. Einschlag). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Ders.: LexMA () Sp. f. –
. Hälfte . Jh. E[rnst] Gurlt: Gesch. der Chirurgie und ihrer Ausübung. Volkschirurgie – Alterthum – MA – Renaissance. Bd. . Berlin , S. –. – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. – (mit dt. Textauszügen). – George Sarton: Introduction to the history of science. Bd. / . Baltimore (Nachdr. Huntington/NY ) S. f. – Gerhard Eis: Eine altdt. Sammelhs. aus dem italienischen Kloster Farfa in Latium. In: Medizinische Monatsschr. () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –). – G. Keil: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , S. . – Björn Wallner: The Middle English Translation of Guy de Chauliac’s Anatomy with Guy’s Essay on the history of medicine (Lunds Universitets årsskrift NF /). Lund , S. . – Mario Tabanelli: La chirurgia italiana nell’alto medioevo. Bd. (Rivista di storia delle scienze mediche e naturali /). Florenz , S. , –. – Ders.: Un chirurgo italiano del . B. da L. Florenz (englische Übersetzung v. Leonard D. Rosenman u. d. T.: The surgery of B. da L. An Italian surgeon of the thirteenth century. Pittsburgh ). – Ria JansenSieben: Middelnederlandse vakliteratuur. In: Fachprosaforschung. Acht Vorträge zur ma. Arteslit. Hg. v. Peter Assion/G. Keil. Berlin , S. –. – Owen H. und Sarah D. Wangensteen: The Rise of Surgery from Empiric Craft to Scienti c Discipline. Minneapolis () S. . – Alfredo Focà: Maestro B. da Longobucco chirurgo (Bruttium et scientia ). Reggio di Calabria . – G. Keil: B. v. L. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Antonio Maria Adorisio: I codici di B. da Longobucco-Titulus nalis. Inedito della chirurgia magna. Casamari . VZ Ältestes polnisches Gewohnheitsrecht (auch: Elbinger Buch bzw. [Alt-]Polnisches Recht). – Entstanden zwischen und . Das Ä. p. G. ist nur in einer Abschrift aus dem späten . bzw. frühen . Jh. überliefert (sog. Codex Neumannianus, seit verschollen). Dort
Ältestes polnisches Gewohnheitsrecht wurden in Kapiteln – diese sind in unterschiedlich viele Artikel untergliedert – wohl ältere Gewohnheitsrechte der polnischen und prußischen Bevölkerung Altpreußens in ostmitteldt. Sprache aufgezeichnet. Dabei handelt es sich um die älteste bekannte Kodi zierung zum polnischen Privatrecht. Über die Hintergründe der Entstehung des Ä. p. G. und die Herkunft seines Verfassers liefert die Handschrift selbst keine Hinweise. Es wird angenommen, dass es in Preußen, genauer noch in Pomesanien (im Westen Altpreußens), oder vielleicht auch in Schlesien entstanden sein könnte, möglicherweise von der Hand eines Angehörigen oder eines Auftragnehmers des Dt. Ordens. Als Schreiber der Abschrift nennt sich ein «Petir Holcwesscher» aus Marienburg; dies legt nahe, dass zumindest die Abschrift im Umfeld des Dt. Ordens zu verorten ist. Holcwesscher nahm in seiner juristischen Sammelhandschrift über das Ä. p. G. hinaus noch die lat. Vorrede des → Lübischen Rechts von , das Systematische lübische Recht für Elbing in Artikeln, das → Preußische Recht in Artikeln und ein Elbinger Vokabular mit auf – er stellte das Ä. p. G. also in unmittelbaren Zusammenhang mit der bis zur Mitte des . Jh. zum Deutschordensland gehörenden Stadt Elbing, die mit lübischem Recht bewidmet worden war. Die Unterstreichungen und Randglossen in der Abschrift legen die Vermutung nahe, dass diese im Gebrauch von Gerichten des Dt. Ordens war. Im Prolog des Ä. p. G. wird das hohe Alter des polnischen Rechts, das bis ins biblische Zeitalter zurückreiche, und die Freiheit der polnischen Bevölkerung hervorgehoben, die nur dem Apostolischen Stuhl verp ichtet sei. Es folgen verfassungs-, straf- und prozessrechtliche Bestimmungen, die zum Teil mit dt. Recht verglichen werden. Zu den Besonderheiten des Ä. p. G. gehören u. a. das Fehlen von Schöffen am Gericht, die Einsetzung von Starosten als Vorsteher dör icher Gemeinden und der Umgang mit Vergewaltigungen von Frauen (Töchter, Jungfrauen, Mägde, Ehefrauen), die ungewöhnlicher Weise nur mit Bußentaxen, aber nicht mit peinlichen Strafen sanktioniert waren. Ü: Elbing, StB, Q , S. – (Pap., Ende ./Anfang . Jh., ostmitteldt.); seit verschollen; Entdeckung eines vor angefertigten Mikro lms der Handschrift (außerdem be ndet sich eine Abschrift aus dem . Jh. in
Franko von Köln Gda´nsk, Archiwum Pa´nstwowe, Arch. m. Elblaga, ˛ ohne Signatur). A: Edwin Volckmann: Das älteste geschriebene polnische Rechtsdenkmal. Elbing . – Antoni Zygmunt Helcel: Starodawne prawa polskiego pomniki. t. . Kraków , S. –. – Boris Dmitrieviˇc Grekov: Izbrannye trudy. t. . Moskva , S. –. – Najstarszy zwód prawa polskiego. Hg. v. Józef Matuszewski. Warszawa . – Najstarszy Zwód Prawa Polskiego – Das älteste polnische Gewohnheitsrechtsbuch. Hg. v. Józef Matuszewski/Jacek Stefan Matuszewski. Lódz (mit Faks.; S. – eine einschlägige Besprechung der Literatur). L: L. Pauli: Polnisches Recht. In: HRG () Sp. –. – Ralf G. Päsler: Polnisches Recht. In: VL () Sp. –. – Karl Tischler: Das Älteste polnische Gewohnheitsrechtsbuch. Ein Beitr. zur hist. Rechtsvergleichung sowie zur Gesch. des Straf- und Verfahrensrechts. Diss masch. Freiburg i. Br. . – Adam Vetulani: Prawo Polaków. Niemiecki spis polskiego prawa zwyczajowego z XIII wieku. In: Ders.: Z badan nad kultura prawnicza w Polsce piastowskiej. Wrocław , S. –. – Hb. der Quellen und Lit. der neueren europäischen Privatrechtsgesch. Bd. /. Hg. v. Helmut Coing. München , S. –. – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , Nr. . – R. G. Päsler: Deutschsprachige Sachlit. im Preußenland bis . Unters. zu ihrer Überl. (Aus Archiven, Bibliotheken und Museen Mittelund Osteuropas ). Köln u. a. . – Adam Krawiec: Sexualstraftaten im polnischen ma. Laienrecht, Gewohnheits-, Land- und Stadtrecht. In: Geschlechtergesch. in der Gesch. aus polnischer und dt. Sicht. Hg. v. Karl H. Schneider. Münster , S. –, hier S. f. DB/MM Cato → Band , Sp. –. Albertus Magnus → Band , Sp. –. Franko von Köln. – Musiktheoretiker, Komponist, . Jh. Über F. als historische Gestalt sind nur Vermutungen möglich. Nach den Notizen in zwei Handschriften war er Präzeptor bei den Kölner Johannitern. Er wird auch als Protonotar bezeichnet. Diese Angaben sind ansonsten nicht urkundlich belegbar.
. Hälfte . Jh. Jacobus von Lüttich nennt F. um «Franco teutonicus», während in einer anderen Handschrift ein Pariser F. erwähnt wird. Die Forschung hat für F. daher eine dt. Herkunft und ein Studium in Paris erwogen. Wahrscheinlich war er auch als Komponist tätig, da ihm Jacobus von Lüttich eine Motette zuschreibt. Greifbar wird F. in erster Linie durch seine lat. Abhandlung Ars cantus mensurabilis. Die musiktheoretische Schrift über Mensuralmusik wird gewöhnlich auf um / datiert, manchmal auch auf um . Kern der Überlieferung sind acht Handschriften des . bis . Jh., die den eigentlichen Text enthalten. Hinzu kommen Kurzfassungen und Auszüge bei anderen Autoren. F.s Schrift enthält eine De nition der Mensuralmusik, erläutert ihre rhythmischen Modi und Aspekte ihrer Notation. Neben Konsonanzen und Dissonanzen behandelt F. auch musikalische Gattungen wie Organum, Cantilena und Motetus. F.s Ausführungen werden durch Notenbeispiele ergänzt. Beein usst wurde F.s Werk vor allem von → Johannes de Garlandia; daneben nennt F. → Gregor, → Boethius und Guido von Arezzo als Autoritäten. Charakteristisch für Ars cantus mensurabilis sind u. a. die Bezeichnung von Tonlängen durch individuelle Notenformen sowie eine Reduktion der Zahl rhythmischer Modi auf fünf. Das Werk markiert die endgültige Überwindung der Modaldurch die Mensuralnotation. Deren Theorie wird von F. als einem der ersten Autoren formuliert. Entsprechend blieb Ars cantus mensurabilis lange Zeit ein musiktheoretisches Standardwerk, das in anderen Musiklehren aufgegriffen wurde. Es beein usste u. a. Jacobus von Lüttich, Johannes de Muris und Simon Tunstede. In einer Oxforder Handschrift von Ars cantus mensurabilis ist hinter diesem Werk eine weitere musiktheoretische Abhandlung eingetragen. Das Compendium discantus weist ein Incipit auf, in dem sich F. als Autor identi ziert. Die Forschung hat jedoch inhaltliche Differenzen zwischen den beiden Schriften herausgearbeitet, die vor allem Konsonanzen und Dissonanzen betreffen. Das Compendium discantus wird F. daher eher abgesprochen und auf das . Jh. datiert. Unsicher ist auch die Vermutung, F. habe die dreistimmige Motette Brumans est mors (auch Brumas e mors) verfasst. Ü: . Ars cantus mensurabilis: Zentrale Hss.: Paris, Nationalbibl., cod. lat. , r–v (. Jh.). – Ebd., cod. lat. , v–r (. Jh.). –
. Hälfte . Jh. Ebd., cod. lat. , S. – (. Jh.). – Mailand, Biblioteca Ambrosiana, cod. D inf., v–v (. Jh.). – Saint-Dié, StB, cod. , v–v (. Jh.). – Oxford, Bodleian Library, Ms. Bodl. , r–v (). – Tremezzo, Biblioteca Sola-Cabiati, S. – (. Jh.). – Uppsala, UB, cod. C , S. – (. Jh.). – Zur Überl. vgl. u. a. Hüschen (s. Lit.). – Balensuela (s. Lit.). . Compendium discantus: Überl. u. a. in: Oxford, Bodleian Library, Ms. Bodl. , r–v (). – Vgl. www.diamm.ac.uk. . Brumans est mors: Bamberg, SB, Msc. lit. , v (um –). – Darmstadt, ULB, cod. (früher , , ), v (frühes . Jh.). – Burgos, Abtei Las Huelgas, ohne Signatur, r (um ). – Vgl. auch: Repertorium organorum recentioris et motetorum vetustissimi stili /. Hg. v. Friedrich Ludwig. [New York] , S. , , . – Hughes (s. Lit.). – www.diamm.ac.uk/. A: . Ars cantus mensurabilis: Ars cantus mensurabilis. Hg. v. Edmond de Coussemaker. In: Scriptores de musica medii aevi NS . Hg. v. dems. Paris , S. – (erw. Neudr. in zwei Tln. hg. v. Friedrich Gennrich, Darmstadt ). – Artis cantus mensurabilis caput , de discantu et eins speciebus. Hg. v. Heinrich Bellermann. In: FS zu der dritten Säcularfeier des Berlinischen Gymnasiums Zum Grauen Kloster. Hg. v. Lehrerkollegium des Gymnasiums. Berlin , S. – (auch als Sonderdr., ebd. ). – Hieronymus de Moravia: Tractatus de Musica. Hg. v. Simon M. Cserba. Regensburg , S. –. – Ars cantus mensurabilis. Hg. v. Gilbert Reaney/André Gilles. [Rom] . – Ars cantus mensurabilis mensurata per modos iuris. A New Critical Text and Translation on Facing Pages. Hg. v. C. Matthew Balensuela. Lincoln/Nebraska . – Ars cantus mensurabilis. Hg. v. Jean-Philippe Navarre. Paris . – Franco of Cologne’s ‹Ars cantus mensurabilis›. Complete Critical Edition, with Commentary, Translation, Index Verborum, and Loci Paralleli. Hg. v. Robert T. Scott. Diss. Boston . . Compendium discantus: Coussemaker (s. o.) S. –. Ü: Bellermann (s. Ausg.). – Ars cantus mensurabilis. d. i. des Lehrers Franco Kunst des Mensuralgesanges. Hg. v. Peter Bohn. Trier . – Source Readings in Music History. From Classical Antiquity Through the Romantic Era. Hg. v. William Oliver Strunk. New York ,
Franko von Köln S. –. – Balensuela (s. Ausg.). – Navarre (s. Ausg.). – Scott (s. Ausg.). L: H. Bellermann, ADB () S. f. – Heinrich Hüschen, NDB () S. f. – Ders., VL () Sp. –; () Sp. . – Rudolf Bockholdt, LexMA () Sp. f. – Max Haas: Franco. In: MGG Pers. () Sp. –. – Ernst Kurth: Krit. Bemerkungen zum V. Kap. der ‹Ars cantus mensurabilis› des F. v. K. In: Kirchenmusikalisches Jb. () S. –. – Heinrich Besseler: Stud. zur Musik des MA . Die Motette von F. v. K. bis Philipp von Vitry. In: Arch. für Musikwiss. () S. –. – Günter Birkner: Zur Motette über ‹Brumans est mors›. In: Arch. für Musikwiss. () S. –. – Hans-Jürgen Rieckenberg: Zur Biogr. des Musiktheoretikers Franco v. K. In: AfK () S. –. – G. Reaney: The Question of Authorship in the Medieval Treatises on Music. In: Musica Disciplina () S. –. – Wolf Frobenius: Zur Datierung von Francos ‹Ars cantus mensurabilis›. In: Arch. für Musikwiss. () S. –. – Michel Huglo: De Franco de Cologne à Jacques de Liège. In: Revue Belge de Musicologie / (/) S. –. – W. Frobenius: Der Musiktheoretiker Franco v. K. In: Die Kölner Univ. im MA. Geistige Wurzeln und soziale Wirklichkeit. Hg. v. Albert Zimmermann. Berlin , S. –. – Charles M. Atkinson: Franco of Cologne on the Rhythm of Organum purum. In: Early Music History () S. –. – Biancamaria Brumana/Galliano Ciliberti: Una Nuova Fonte del Trattato ‹Ars cantus mensurabilis› dell’Anonimo V. In: Esercizi. Musica e Spettacolo NS () S. –. – M. Huglo: Recherches sur la Personne et l’Oeuvre de Francon. In: Acta Musicologica () S. –. – Christian T. Leitmeir: Types and Transmission of Musical Examples in Franco’s ‹Ars cantus mensurabilis musicae›. In: Citation and Authority in Medieval and Renaissance Musical Culture. Learning from the Learned. Hg. v. Suzannah Clark/Elizabeth E. Leach. Woodbridge u. a. , S. –. – C. T. Leitmeir: ‹Sine auctoritate nulla disciplina est perfecta›. Medieval Music Theory in Search for Normative Foundations. In: Between Creativity and Norm-Making. Tensions in the Later Middle Ages and the Early Modern Era. Hg. v. Sigrid Müller/Cornelia Schweiger. Leiden u. a. , S. –. – Andrew Hughes: Franco of Cologne. In: Grove Music Online. Oxford [o. J.]. MM
Bartholomäus Anglicus Bartholomäus Anglicus OFM, * vor , † . Der wahrscheinlich noch vor dem Jahr geborene Engländer Bartholomäus (eine neuzeitliche Identi kation mit Bartholomäus von Glanville ist inkorrekt) trat wohl in Paris in den Minoritenorden ein. Dort las er möglicherweise als Bakkalaureus über die Hl. Schrift und die Sentenzen des → Petrus Lombardus; sicher ist allein, dass er als Lektor an das Provinzialstudium seines Ordens in Magdeburg kam, wo er die Arbeit an seiner abgeschlossenen naturkundlichen Enzyklopädie De proprietatibus rerum aufnahm. Bevor er Provinzialminister der Ordensprovinz Sachsen wurde, hatte er dieses Amt vielleicht auch in den Provinzen Austria () und Böhmen () inne; möglicherweise wirkte er ab auch als päpstlicher Legat für Polen, Böhmen, Mähren und Österreich. De proprietatibus rerum dient der Vorrede seines Verfassers zufolge dem Zweck, Hilfe zum Verständnis der Allegorien und Symbole der Heiligen Schrift bereitzustellen, indem vorhandenes, aber weitverstreutes Wissen zu den Naturen und Eigenschaften der Dinge, welches der Schlüssel zum Symbolverständnis sei, gesammelt und ohne wesentliche eigene Zusätze zusammengestellt werde. In Anlehnung an die neuplatonische Lehre von der kosmischen Hierarchie des → Ps.-Dionysius Areopagita ordnet B. dieses Wissen in neunzehn Bücher, die mit Gott und den Engeln (I, II), dem Menschen als dem Mikrokosmos (III–VII) und den sinnfälligen, unbelebten Dingen des Makrokosmos (VIII–XIX) befasst sind. Mitunter, etwa in den Abschnitten zur P anzenkunde oder Geographie, überschreitet B. den selbstgesetzten Rahmen und macht sachkundige Angaben, die nicht unmittelbar für die Schriftexegese erforderlich sind, sondern eher persönlichem Interesse entsprechen. Wichtig für den tatsächlichen Gebrauch der Enzyklopädie durch Prediger wurde eine in der Überlieferung vielgestaltige Ergänzung des Texts durch moralisierende Glossen (vgl. Meyer , S. –, –), die erst in jüngster Zeit systematisch erschlossen wurden und bislang im Druck nicht greifbar waren. Das Werk erfuhr im ma. Europa weite handschriftliche Verbreitung – aus dem dt. Sprachraum, wo der Liber de natura rerum des → Thomas von Cantimpré wohl noch häu ger genutzt wurde, stammen mehr Handschriften (über ) als aus
. Hälfte . Jh. England oder Italien; die im Vergleich höchste Anzahl an Handschriften ist französischen Ursprungs. Im Druck erschien De proprietatibus rerum erstmals in Köln (GW ). Während bereits im Laufe des . Jh. das gesamte Werk ins Italienische (Anfang . Jh.), Französische (), Provenzalische () und Englische () übersetzt wurde, gab es nur Teilübersetzungen ins Deutsche. Die rezeptionsgeschichtlich wohl bedeutendste davon ist eine nur mittelbare, nämlich die Übersetzung von im Compendium theologicae veritatis (um ) des → Hugo Ripelin von Straßburg enthaltenen Auszügen (aus Buch II und III) aus De proprietatibus rerum im Rahmen einiger der bekannten Übersetzungen (davon vier aus dem . Jh.; vgl. Georg Steer in VL [] Sp. –) von Ripelins Compendium. Um wird eine die Gliederung im Sinne des bei B.’ De proprietatibus rerum verwirklichten neuplatonisch-hierarchischen Aufbauprinzips verändernde Neubearbeitung von → Konrads von Megenberg grundsätzlich auf dem Liber de natura rerum des Thomas von Cantimpré (Redaktion III) basierenden Puoch von den naturleichen dingen angefertigt, in der ebenfalls Teile aus Buch II und III des De proprietatibus rerum integriert sind (vgl. Buckl ). Aus Buch I und II übersetzte schließlich der zum Zisterzienserkonvent Bronnbach gehörige Michael Baumann für sein im Auftrag von Johann III. von Wertheim erstelltes, gleichfalls prinzipiell Thomas’ Liber de natura rerum (Redaktion I) übertragendes, nur in einer Handschrift (Wertheim, Fürstlich LöwensteinWertheim-Freudenbergsches Archiv, keine Signatur) überliefertes Buch von der natur und eygenschafft der dingk (vgl. Steer ). A: Bartholomaei Anglici de genuinis rerum coelestium, terrestrium et inferarum proprietatibus libri XIII [...] cui accessit liber XIX de accidentibus. Frankfurt/M. (Nachdr. ebd. ). – Bartholomaeus A.’ De proprietatibus rerum, book , chapters on mathematics, measures, and music. A critical edition of the Latin text in England. Hg. v. Juris Girtis Lidaka. Diss. Northern Illinois University . – Bartholomaeus A.: De prorietatibus rerum. Hg. v. Christel Meier u. a. Turnhout ff.; bisher erschienen: Bd. (Prohemium, libri I–IV), hg. v. Heinz Meyer u. a. (), Bd. (liber XVII), hg. v. Iolanda Ventura () (im Entstehen begriffene krit. Edition). – Konrad von Megenberg: Von der sêl. Eine Übertragung
. Hälfte . Jh. aus dem Liber de proprietatibus rerum des Bartholomäus Anglicus. Hg. v. Georg Steer. München . L: Georg Steer, VL () Sp. f. – Anton E. Schönbach: Des Bartholomaeus A. Beschreibung Deutschlands gegen . In: MIÖG () S. –. – G. Steer: Die Gottes- und Engellehre des Bartholomaeus A. in der Übertragung des Michael Baumann. In: Würzburger Prosastud. . Wort-, begriffs- und textkundliche Unters. (Medium Aevum ). München , S. –. – Heinz Meyer: B. A., De proprietatibus rerum. Selbstverständnis und Rezeption. In: ZfdA () S. –. – Michael C. Seymour u. a.: Bartholomaeus A. and his encyclopaedia. Aldershot . – Walter Buckl: Megenberg aus zweiter Hand. Überlieferungsgeschichtliche Stud. zur Redaktion B des ‹Buchs von den natürlichen Dingen›. Hildesheim u. a. . – Loris Sturlese: Die dt. Philosophie im MA. Von Bonifatius bis zu Albert dem Großen (–). München . – Christian Hünemörder: Des Zisterziensers Heinrich von Schüttenhofen Moralitates de naturis animalium. Beobachtungen zu seiner Quellenbenutzung und zur frühen Rezeptionsgesch. von Bartholomaeus A. und Thomas III. In: Licht der Natur. Medizin in Fachlit. und Dichtung. FS Gundolf Keil. Hg. v. Josef Domes. Göppingen , S. –. – Bernard Ribémont: De natura rerum: études sur les encyclopédies médiévales. Orléans , S. –, –. – H. Meyer: Die Enzyklopädie des B. A. Untersuchungen zur Überlieferungs- und Rezeptionsgesch. von De proprietatibus rerum. München . – Christel Meier: On the connection between epistemology and encyclopedic «ordo» in the Middle Ages and the early modern period. In: Schooling and society: the ordering and reordering of knowledge in the Western Middle Ages. Hg. v. Alasdair A. MacDonald/Michael W. Twomey. Leuven , S. –. – Baudouin van den Abeele/H. Meyer (Hg.): B. A., De proprietatibus rerum. Lat. Text und volkssprachige Rezeption. Internationales Kolloquium .–. Oktober . Turnhout . – Nathalie Bouloux: Ressources naturelles et géographie: le cas de Barthélemy l’Anglais. In: Médiévales () S. –. – Iolanda Ventura: Plant symbolism in thirteenthcentury biblical exegesis and in Bartholomaeus A.’ «De proprietatibus rerum». In: Schola Salernitana () S. –. – Peter Riethe: Zur Quellengesch. des ‹Steinkatalogs› der Hildegard von Bin
Heinrich von Isernia gen: Die Abhängigkeit des IV. Buches der Brüsseler Hs. von Bartholomaeus A. In: Scriptorium () S. –. AB Heinrich von Isernia (auch: Henricus Apulus, H. Italicus, H. de Sicilia, H. protonotarius), * um Isernia, † nach . – Kanzleibeamter, Verfasser von Abhandlungen und Gedichten. H.s Identität ist bis heute umstritten. Er wird verschiedentlich mit einem anderen Henricus Italicus (auch Heinrich Kvas) gleichgesetzt. Nach Ergebnissen der neueren Forschung stammte H. v. I. aus Isernia und absolvierte um in Neapel ein Studium der Künste. ging er als Schreiber und Korrektor nach Viterbo, wo sich damals Papst Clemens IV. aufhielt. Auch lernte er den Protonotar und Publizisten Peter von Prezza kennen. Aufgrund politischer Verleumdungen stellungslos geworden, zog H. weiter nach Meißen und Pirna, nach Prag. Dort verdingte er sich wieder als Schreiber und lehrte das Trivium. nahm er an einer diplomatischen Mission nach Bologna teil, wo er ein Empfehlungsschreiben Bonaventuras erhielt. wurde er Notar in der Prager Kanzlei von König Ottokar II. Pˇremysl, nach dessen Tod sein weiterer Verbleib unbekannt ist. H. Kvas hingegen war erst ab Notar in Prag und lebte noch bis mindestens . H. verfasste mehrere lat. Werke, deren umfangreichstes ein Formularbuch mit rund Musterschreiben ist. Der Text ist in fünf Handschriften erhalten, in denen die Forschung mindestens drei Redaktionen unterscheidet. Die Sammlung gilt als Mischung aus echten und ktiven Schreiben. Sie enthält Briefe von H. selbst an hohe Persönlichkeiten, Schüler und Freunde, außerdem politische und moralische Dictamina sowie literarische und erotische Briefe. Die Stücke verraten den Ein uss von → Alanus ab Insulis, Cassiodor und der Schule von Capua. Sie belegen H.s Vorliebe für rhetorische Figuren, stilistische Ornamentik und wortreiche Satzgebilde. Die Sammlung wurde bis ins . Jh. rezipiert, u. a. durch → Johann von Neumarkt. H. hinterließ außerdem eine kurze Ars Dictandi, die sich mit den vier traditionellen Teilen der Rede befasst. H.s Interesse galt dabei besonders der «narratio». Auch de niert die Abhandlung die notwendigen Grundkenntnisse eines guten Rhetors. H.s Traktat De exornationibus verborum (De coloribus rhetoricis) beschäftigt sich mit den Wort guren und
Taddeo Alderotti Tropen der → Rhetorica ad Herennium. Als Quellen benutzte H. neben seinem eigenen Formularbuch auch Horaz, → Cicero, → Ovid, Galfrid von Vinsauf und Thomas von Capua. Als Lehrer der Briefkunst tritt H. auch in seiner Invectiva prosotetrastica in Ulricum Polonum auf. Gleichsam «ex negativo» schult er seine Leser darin am Beispiel eines ungeschickt formulierten Briefs, der von einem Ulrich geschrieben wurde. H. verfasste weiterhin eine Eloge auf Ottokar II., die auf etwa datiert wird. In fünf Reimstrophen formuliert er darin seine Hoffnung auf eine Befreiung Siziliens durch den König. Ebenfalls fünf Strophen umfasst ein weiteres Gedicht H.s, das an den Ölmützer Bischof Bruno († ) gerichtet war. Der Text formuliert kritische Fragen über das Leiden der Welt im Sinne der Theodizee. Weitere Dichtungen H.s sind in Briefen erwähnt, aber nicht erhalten. Insgesamt werden H. und sein Werk zwiespältig bewertet. So hat man seinen Stil als dunkel und manieristisch kritisiert, ihn zugleich aber als wichtigen Publizisten im Böhmen der späten Stauferzeit gewürdigt. Ü: Verz. der im . Jh. einsetzenden Überl. bei Petrov (s. Lit.). – Worstbrock (s. Lit.). – Vgl. auch die Ausgaben. . Briefslg.: K: Klagenfurt, Bischö iche Bibl., cod. XXXI b , r–v (letztes Viertel . Jh.). – V: Wien, ÖNB, cod. , r–r, v–r (spätes . Jh./. Jh.). – Cr: Krakau, Biblioteka Jagiello´nska, cod. , r–r (erste Hälfte . Jh.; Fragm.). – Pr: Prag, UB, cod. XII B , ra–rb (. Jh.). – P: Ebd., cod. XXIII F , r–r (erste Hälfte . Jh.). . Ars Dictandi: L: Litomˇeˇr ice, Státní Oblastní Arch., Ms. Osek , S. – (erste Hälfte . Jh.). . De exornationibus verborum (De coloribus rethoricis): M: München, BSB, clm , ra–vb (um /). – Einleitung auch in Hs. L (s. o., Nr. ). . Kleinere Dichtungen: Vgl. Nr. (s. o.), Hss. K, V, Cr und Pr. A: . Briefslg.: Regesta diplomatica nec non epistolaris Bohemiae et Moraviae. Bd. . Hg. v. Josef Emler. Prag , Nr. – u. ö. (Teilausg.). – Petrov / (s. Lit.; Teilausg.). – Hampe (s. Lit.) S. – (Teilausg.). – Urkundenbuch des Henricus Italicus: Das urkundliche Formelbuch des königl. Notars Henricus Italicus aus der Zeit der Könige Ottokar II. und Wen
. Hälfte . Jh. zel II. von Böhmen. Hg. v. Johannes Voigt. Wien . . Ars Dictandi: Tríška (s. Lit.). – Tˇr íška (s. Lit.) S. –. . De exornationibus verborum (De coloribus rethoricis): Tˇr íška (s. Lit.) S. f. (Teilausg.). – Schaller (s. Lit.). . Carmina: Scriptores rer. Polonicarum . Hg. Akad. der Wiss. in Krakau. Krakau , S. (vgl. dazu Hampe in Lit., S. , Anm. ). L: Miloslav Polívka, LexMA () Sp. . – Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –. – Jan Novák: Henricus Italicus und Henricus de Isernia. In: MIÖG () S. –. – Oswald Redlich: Rudolf von Habsburg. Das dt. Reich nach dem Untergang des alten Kaisertums. Innsbruck , S. –, –. – Henrici Italici Libri formarum e tabulario Otacari II Bohemorum regis quantenus rerum fontibus [...]. Hg. v. Alexej Petrov. Bde. St. Petersburg / (vgl. dazu: J. Novák, MIÖG [] S. –). – Karl Hampe: Beitr. zur Gesch. der letzten Staufer. Ungedruckte Briefe aus der Slg. des Magisters H. v. I. Leipzig (vgl. dazu: Hans Niese, Göttingischer Gelehrter Anz. [] S. –). – J. Novák: Gli Italiani a Praga e in Boemia nel Medio Evo. In: Rivista d’Italia ˇ () H. , S. –. – Jindrich Sebánek/ Sáˇsa Duˇsková: Das Urkundenwesen König Ottokars II. von Böhmen . In: Arch. für Diplomatik () S. –, hier S. –. – Josef Tˇr íˇska: Prague Rhetoric and the ‹Epistolare Dictamen› of Henricus de Isernia. In: Rhetorica () S. –. – J. Tˇr íˇska: Pražská Rétorika. Rhetorica Pragensis. Prag , S. –, –, . – Brigitte Schaller: Der Traktat des H. v. I. ‹De coloribus rethoricis›. In: DA () S. –. – Hans M. Schaller: Enrico da Isernia. In: Dizionario Biogra co degli Italiani . Hg. Istituto della Enciclopedia Italiana. Rom , S. f. – Marie Bláhová: Das intellektuelle Leben in den böhmischen Ländern unter den letzten Premysliden. In: Geistesleben im . Jh. Hg. v. Jan A. Aertsen/Andreas Speer. Berlin u. a. , S. –. – Jana Nechutová: Die lat. Lit. des MA in Böhmen. Köln u. a. , S. –. MM Taddeo Alderotti (Florentinus), * um Florenz, † wahrscheinlich , jedenfalls nach dem ... T. A. studierte in Bologna und unterrichtete dort ab Logik und Medizin. Mit seinen Schülern
. Hälfte . Jh. setzte er an der Medizinschule ein dann im Wesentlichen bis ins . Jh. hinein gültiges, verbindlich reguliertes Curriculum mit einem festgelegten Kanon von medizinischen Studientexten durch, führte die aristotelische Naturphilosophie als theoretische Grundlage der Lehre ein und verankerte die Sektion als festen Bestandteil des Unterrichts in Anatomie und chirurgischer Praxis. Er wirkte allerdings nicht allein an der Universität Bologna, deren Medizinische Fakultät ihm Ansehen und ihre rechtliche Aufwertung verdankte, sondern betätigte sich auch als praktizierender Arzt, was ihm neben steigender Reputation als Kapazität seines Fachs ein hohes Einkommen verschaffte. Seine Schriften lassen sich gruppieren in Kommentare (zu Hippokrates’ Aphorismen, De regimine acutorum und Prognostica, Galens De Crisi, dessen Tegni und der Isagoge des Johannitius sowie zu Teilen von Avicennas Canon medicinae), eigenständige medizinische Schriften (Consilia, Introductorium ad practicam, Libellus medicinalis, Libellus de sanitate bzw. De conservanda sanitatis und dessen toskanische Fassung Libello per chonservare la sanità del corpo, De febribus und eine Tabula de remediis) und Übersetzungen (der Summa Alexandrinorum, eines von Hermannus Alemannus aus dem Arabischen übertragenen Kompendiums der Nikomachischen Ethik des → Aristoteles, sowie möglicherweise Brunetto Latinis Li livres dou Tresor ins Toskanische). In seinem Verständnis der Medizin folgt T. zunächst Avicennas Bestimmung dieser Disziplin als Wissenschaft von den Dispositionen des menschlichen Körpers mit dem Ziel der Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Gesundheit, besteht aber in Gegensatz zu diesem darauf, dass es sich um aus naturwissenschaftlichen Prämissen ableitbares Wissen im strengen Sinne, also um eine eigentliche ‹scientia› handle. Dementsprechend ist für ihn der praktische Teil der Medizin nicht wie für Johannitius und Constantinus Africanus einfachhin die ärztliche Tätigkeit, sondern eine mit der begründenden Umsetzung der ‹theorica› in methodisches ärztliches Handeln befasste ‹scientia operativa›; somit gehört die Medizin, wenn man die Philosophie grundsätzlich in spekulative und praktische einteilt, mit je einem Teil in beide Untergliederungen. Seiner Überzeugung von der Fundierung der Medizin in der Naturphilosophie gemäß ist T. bemüht, aristotelische (z. B. materia, forma, potentia) und traditionellmedizinische, vor allem galenische (virtus, complexio) Begrifflichkeit konsistent zu verbinden. In seinen Ausführungen zur Verstandestätigkeit zeigt er
Taddeo Alderotti sich mit dem averroistischen Intellektbegriff vertraut, enthält sich aber einer urteilenden Stellungnahme. Das Gehirn ist ihm zufolge zwar notwendig für diese Tätigkeit, doch wurzelten die Nervenstränge im Herzen, das als Hauptorgan des Körpers Sitz der Seele sei. Seine Schriften umfassen stark experimentgestützte Abschnitte wie die Kapitel zum ‹aqua vitae› in der praxisbezogene Sammlung medizinischer Ratschläge Consilia. Die beschriebene, historisch gesehen wegweisende Herstellung möglichst reinen Alkohols und die Darstellung seiner Verwendungsmöglichkeiten bilden das Material des spärlichen schriftlichen Niederschlags der ma. Rezeption von T.s Werk im deutschsprachigen Raum, die sich in einer in drei Überlieferungssträngen verlaufenden, eher frei bearbeitenden als wörtlichen Übernahme von T.s einschlägigen Texten in verschiedensten Branntweintraktaten ab dem . Jh. erschöpft (vgl. Gundolf Keil in VL [] Sp. – und VL [] Sp.). A: Libellus de sanitate [...]. Bologna . – Libello per conservare la sanità del corpo [...]. Hg. v. Francesco Zambrini. Imola (von T. erstellte toskanische Fassung des Libellus de sanitate). – Thaddei Florentini medicorum sua tempestate principis in C. Gal. Micratechnen Commentarii. Napoli . – Presens maximus codex est totius scientie medicine principis Alboali Abinsene cum expositionibus omnium principalium et illustrium interpretum eius, V. Venedig (enthält Teile des Kommentars zu Avicennas Canon medicinae). – Expositiones in arduum aphorismorum Ipocratis volumen, In divinum pronosticorum Ipocratis librum, In preclarum regiminis acutorum Ipocratis opus, In subtilissimum Ioannitii Isagogarum libellum. Venedig . – I Consilia. Hg. v. Giuseppe Michele Nardi. Torino . – Consilia. Hg. v. Piero P. Giorgi/Gian Franco Pasini. Bologna (kommentierte, lat.-italienische Teilausg. mit Bio- und Bibliographie zu T.). L: Eduard Oskar von Lippmann/Karl Sudhoff: Thaddäus Florentinus über den Weingeist. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Bruno Nardi: L’averroismo bolognese nel secolo XIII e T. Alderotto. In: Rivista di storia di loso a () S. –. – Martin Grabmann: Ma. Geistesleben. Bd. . München , S. –. – Helmut Arntz: Weinbrenner. Die Gesch. vom Geist des Weines. Stuttgart . – Nancy Gillian Siraisi: T. A. and his pupils: two generations of Italian medical learning. Princeton . – Per-Gunnar Ottosson: Scholastic
Johannes de Garlandia medicine and philosophy: a study of commentaries on Galen’s Tegni (ca. –). Napoli . – Nancy Gillian Siraisi: Pietro d’Abano and T. A.: two models of medical culture. In: Medioevo () S. –. – Piero Morpurgo: Da Michele Scoto a T. A.: manuali e ricettari di medicina medievali. In: Clio (Napoli) () S. –. – Jole Agrimi/Chiara Crisciani: Edocere medicos: medicina scolastica nei secoli XIII–XV. Napoli . – Ekkehard Hlawitschka: «wazzer der tugent, trank der jugent». Text- und überlieferungsgeschichtliche Unters. zum Salbeitraktat (Würzburger medizinhist. Forschungen ; Ma. Wunderdrogentraktate ). Pattensen/Han. , S. –. – Danielle Jacquart/Françoise Micheau: La médecine arabe et l’occident médiéval. Paris . – N. G. Siraisi: T. A. and Bartolomeo da Varignana on the nature of medical learning. In: The scienti c enterprise in antiquity and the Middle Ages. Readings from Isis. Hg. v. Michael H. Shank. Chicago , S. –. – Dies.: Medicine and the Italian universities, –. Leiden u. a. . – Danielle Jacquart: Lectures universitaires du Canon d’Avicenne. In: Avicenna and his heritage. Hg. v. Jules Janssens/Daniel De Smet. Leuven , S. –. – D. Jacquart: Cœur ou cerveau? Les hésitations médiévales sur l’origine de la sensation et le choix de Turisanus. In: Micrologus () S. –. – Sonia Gentili: Destini incrociati. T. A. docente allo studio bolognese e la letteratura volgare delle origini. In: Bologna nel medioevo. Atti del convegno . Bologna , S. –. – Sonia Gentili: L’ «Etica» volgarizzata da T. A. (m. ): saggio e commento. In: Documenti e studi sulla tradizione loso ca medievale () S. –. – Michael R. McVaugh: The «experience-based medicine» of the thirteenth century. In: Early Science and Medicine () S. –. – S. Gentili: Amicizia, città e spazio sociale nell’ «Etica di Aristotele» volgarizzata da T. A. In: Parole e realtà dell’ amicizia medievale. Hg. v. Isa Lori San lippo/Antonio Rigon. Roma , S. –. AB Johannes de Garlandia (auch: J. von Garland, Jean de Garlande, J. Anglicus), * um England, † nach (?). – Pädagoge, Autor lat. Lehrdichtungen. Wenige Daten zu J.s Leben sind sicher belegt, viele Annahmen nur indirekt erschließbar oder rein hypothetisch. J. stammte aus England und wurde
. Hälfte . Jh. möglicherweise um bis in Oxford ausgebildet. Vor kam er als Dozent an die Pariser Universität. Von bis unterrichtete er Grammatik und Rhetorik an der Universität von Toulouse, bevor er nach Paris zurückkehrte. Aufgrund einer Erwähnung J.s im Compendium studii philosophiae (um ) des Roger Bacon hat die Forschung J.s Tod verschiedentlich auf die Zeit nach datiert. Die entsprechende Textstelle ist jedoch keineswegs eindeutig. J.s Geburts- und Todesjahr bleiben letztlich unbekannt. J. schuf ein umfangreiches, meist in Versen verfasstes lat. Werk, dessen Entstehung zwischen und vermutet wird. In den folgenden Jahrhunderten wurden J.s Schriften vor allem im schulischen Kontext sehr populär. Als Gründe ihres Erfolgs werden von der Forschung u. a. ihre gut memorierbare Versform und ihre oft sehr konzise Anlage vermutet. Hunderte von – häu g in Deutschland entstandenen – Handschriften und Drucken belegen J.s Rang als Autorität unter den ma. Schulschriftstellern. Insgesamt wurden J. zeitweise mehr als Schriften zugesprochen, doch gelten viele dieser Zuschreibungen heute als unsicher oder widerlegt. An der ma. Wertschätzung für J. ändert dies freilich nichts. Sein Name wurde respektiert und daher gleichsam als Etikett für unterschiedliche Werke benutzt – unabhängig von deren Authentizität. Die möglicherweise früheste Schrift J.s war der um entstandene Dictionarius. Das ProsaWörterbuch erläutert und kommentiert Begriffe aus einem breiten Spektrum von Sachgebieten. Es erfasst u. a. die menschliche Anatomie, Flora, Fauna, Religion und Dinge des alltäglichen Lebens. Die Worterklärungen erfolgen innerhalb einer Rahmenerzählung, die im Dictionarius behandelte Sachgruppen mit Orten in und um Paris verknüpft. Die rund Handschriften des Werks enthalten vereinzelt auch dt. Glossen. Eine dt. Glossierung existiert außerdem zum Dictionarius metricus. J.s Autorschaft des Hexameter und rund Wörter umfassenden Wörterbuchs gilt allerdings als unsicher. Unter dem Titel Unus omnium ist unter J.s Namen zudem ein alphabetisches Vokabelbuch mit mehr als Versen überliefert. Zu J.s umfangreichsten Schriften zählt ein Compendium gramaticae mit Hexametern. Zahlreiche Textzeugen und Kommentare existieren auch zu J.s Synonyma und Equivoca. Letztere werden manchmal aber auch
. Hälfte . Jh. Matthäus von Vendôme († ) zugeschrieben. Ebenfalls kommentiert wurden J.s Nomina et verba defectiva und die sehr häu g gedruckten Verba deponentialia, deren wichtigster Kommentar von Johannes Synthen stammt. Synthen veranstaltete auch eine von ihm selbst kommentierte Ausgabe von J.s Composita verborum, die über fünfzig Drucke erfuhr. Nachhaltige Wirkung übte J.s Parisiana poetria aus, eine Poetik in sieben Büchern. Die Ursprünge des Werks werden in der Zeit um vermutet, doch nahm J. um / eine Überarbeitung vor. Die Schrift enthält u. a. umfangreiche Listen von Versmaßen und literarischen Fachbegriffen. Vor allem aber etablierte sie das vergilische Rad (Rota Virgilii), dessen Speichen auf Grundlage von → Vergils Werken den hohen, mittleren und niedrigen Stil de nieren. Es beein usste die Dichtungstheorie bis in die Frühe Neuzeit hinein. Mit der antiken Dichtung beschäftigen sich weiterhin J.s Integumenta Ovidii, die wohl um entstanden und Ovids Metamorphoses einer christlichallegorischen Deutung unterziehen. Allegorisch ist auch De mysteriis ecclesiae angelegt. Das Lehrgedicht von beschreibt in Versen christliche Dogmen sowie Aspekte der Liturgie und Kirchenorganisation. Neben den primär didaktisch angelegten Schriften schuf J. auch Dichtungen von stärker literarischem Charakter. Um das zweite Viertel des . Jh. verfasste J. ein Epithalamium in fast Versen, das Szenen aus dem Leben Marias schildert. Der wohl vom Anticlaudianus des → Alanus ab Insulis beeinusste Text unterzieht die Vita der Gottesmutter einer allegorischen Ausdeutung, in die u. a. hagiographische, kosmographische und psychologische Elemente ein ießen. Ausdruck von J.s Marienverehrung ist auch Stella maris (auch Miracula Beatae Mariae Virginis) von /. Die Dichtung versammelt Marienlegenden. De triumphis ecclesiae (um –) hingegen ist ein historisches Epos über die Kreuzzüge und die Kämpfe gegen die Albigenser. Das Morale scolarium () bietet einen satirischen Sittenspiegel. Die zwei musiktheoretischen Traktate De plana musica und De mensurabili musica behandeln u. a. Intervalle, Polyphonie und Notation. De mensurabili musica war von großer Bedeutung für die Entwicklung der Mensuralnotation. Die beiden Texte werden J. heute aber meist abgesprochen. Neben den erwähnten dt. Glossen und Kommentaren sind auch Bearbeitungen von J.s Schrif
Johannes de Garlandia ten in dt. Sprache nachgewiesen. Mehrmals übersetzt wurde der Cornutus, eine Sammlung von Sprüchen und Lebensweisheiten in Hexametern. Der Text enthält seltene Wörter meist griechischer oder lat. Provenienz und gilt daher als primär lexikalisch-didaktische Schrift. Mehr als hundert, oft kommentierte Textzeugen des lat. Cornutus sind bekannt. In mindestens Handschriften nden sich neben dem lat. Text auch Bearbeitungen in dt. Versen. Die Forschung unterscheidet einmal eine nd. Übertragung, die auf das . Jh. datiert wird und besonders häu g überliefert ist. Sie war wahrscheinlich Grundlage für fünf obd. CornutusFassungen. Zwei andere obd. Bearbeitungen werden hingegen auf einen eigenständigen obd. Archetyp zurückgeführt. Hinzu kommen ein rheinischer Cornutus, der ab dem späten . Jh. tradiert wird, und eine weitere dt. Bearbeitung, die als jünger gilt und deren Entstehung in Augsburg vermutet wird. Außerdem verfasste → Otto von Lüneburg mit seinem Novus Cornutus eine Fortsetzung von J.s Text, die ebenfalls dt. Bearbeitungen erfuhr. Erhalten sind weiterhin dt. Adaptionen des Poenitentiarius (auch Summa poenitentiae, Confessionale u. a.). Das Beichtbuch erläutert in Versen verschiedene Sündenarten, Reue und Bußpraxis. Es richtetet sich ebenso an Beichtende wie an Seelsorger. Die Autorschaft J.s ist von der neueren Forschung zunehmend in Frage gestellt worden. Als möglicher Verfasser gilt Wilhelm de Montibus († ). Die ma. Beliebtheit des Poenitentiarius wird durch mehr als Handschriften und Kommentare ab dem . Jh. sowie zahlreiche Drucke belegt. Der Text wurde nicht nur häu g durch Anhänge erweitert, sondern auch in dt. Reimpaarverse übersetzt. Die dt. Bearbeitungen begleiteten meistens zusammen mit lat. Kommentaren den Originaltext des Werks. Allerdings gelten die dt. Verse gegenüber der lat. Vorlage als sehr freie Übersetzungen. Die acht bekannten Bearbeitungen sind überwiegend anonym überliefert. Namentlich als Übersetzer bekannt ist nur ein Michael Silbrein, der im niederösterreichischen Herzogenburg eine dt. Fassung des Poenitentiarius dichtete und den Text lat. kommentierte. Daneben wurde J. von namhaften dt. Autoren rezipiert, die sich auf seine Lehrschriften beriefen. Als vielleicht frühestes Beispiel dt. J.-Rezeption gilt die Summa de arte prosandi (/) des → Konrad von Mure. Darin wird J. ebenso ausdrücklich erwähnt wie im bald danach entstandenen Registrum
Johannes de Garlandia multorum auctorum () → Hugos von Trimberg. Im . Jh. wirkte J. auf Hugo → Spechtshart, Fritsche → Closener und Jakob → Twinger von Königshofen. Im späten . Jh. erreichte das Interesse an J. nachweislich der Überlieferung seinen Höhepunkt, bevor es zu Beginn des . Jh. deutlich abaute. Dt. und ndl. Humanisten wie Jakob Wimpfeling, Heinrich Bebel, Michael Coccinius, Hermann Torrentinus, Erasmus von Rotterdam und Johannes Murmellius kannten J.s Schriften, standen ihnen aber kritisch gegenüber, u. a. weil ihnen sein Lat. nicht klassisch genug erschien. Aus heutiger Sicht verdient J. nicht nur wegen der großen Verbreitung seines Werks Beachtung. Auch das breite Spektrum seiner Schriften hebt ihn von anderen Schulschriftstellern seiner Zeit ab. Eine Gesamtbewertung J.s ist aufgrund unsicherer Zuschreibungen leider nur bedingt möglich. Spricht man ihm z. B. die Musiktraktate zu, so muss man ihn auch als bedeutenden Musiktheoretiker würdigen. Am deutlichsten sind seine Verdienste in den Bereichen der Grammatik, der Poetik (Rota Virgilii) und des Vokabulars. Ü: . J.s lat. Werke: Insgesamt mehr als Hss. – Verz. u. a. in den Ausg. und in: Bursill-Hall (s. Lit.). – Morton W. Bloomeld u. a.: Incipits of Latin Works on the Virtues and Vices, – A. D. Cambridge (Mass.) , Nr. –. – Worstbrock (s. Lit.). – Marguin-Hamon (s. Lit.). . Dt. Glossen und Bearb.: Über Hss., überwiegend mit dt. Poenitentiarius-Versen. – Verz. in: Habel / (s. Ausg.). – Worstbrock (s. Lit.). – Henkel (s. Lit.). – www.handschriften census.de/werke/, [...], [...]. D: . Lat. Drucke: Über Drucke von J.s Werken ab um , darunter überwiegend Inkunabeln. – Verz. im GW (http://gesamtkatalog derwiegendrucke.de/docs/JOHAGAR.htm) und VD, außerdem bei Schönberger (s. Lit.). – Weitere Literaturhinweise zur Drucküberl. bei Worstbrock (s. Lit.). . Poenitentiarius dt.: Vier lat.-dt. Drucke des Poenitentiarius (GW M, M, M, M). – Wahrscheinlich frühester lat.-dt. Druck: Leipzig: Drucker des Capotius, um / (GW M). – Eine dt. Bearb. des Poenitentiarius ndet sich auch in einem weiteren Druck: Summa poenitentiae. [Nürnberg, Peter Wagner, um /?] (GW M). A: . J.s lat. Werke: Commentarii critici in codices bibliothecae academiae Gissensis
. Hälfte . Jh. Graecos et Latinos philologicos et medii aevi historicos ac geographicos. Hg. v. Friedrich Wilhelm Otto. Gießen , S. –. – PL () Sp. – (Synonyma). – PL () Sp. – (Poenitentiarius). – De triumphis ecclesiae libri octo. Hg. v. Thomas Wright. London . – Auguste Scheler: Trois Traités de Lexicographie Latine du XIIe et du XIIIe Siècle. In: Jb. für romanische und engl. Lit. () S. –, –, –, – (Dictionarius). – Die Synonyma des J. de G. Hg. v. Matthäus Kurz. Wien . – Der dt. Cornutus. Hg. v. Edwin Habel. Bde. Berlin /. – Die exempla honestae vitae des J. d. G., eine lat. Poetik des . Jh. Hg. v. E. Habel. In: Romanische Forschungen () S. –. – Morale Scolarium. Hg. v. Louis J. Paetow. Berkeley (Kalif.) . – Integumenta Ovidii. Hg. v. Fausto Ghisalberti. Messina . – The Stella maris of John of Garland. Hg. v. Evelyn F. Wilson. Cambridge (Mass.) . – De mensurabili musica. Krit. Edition mit Komm. und Interpretation der Notationslehre. Hg. v. Erich Reimer. Bde. Wiesbaden . – The Parisiana Poetria of John of Garland. Hg. v. Traugott F. Lawler. New Haven . – The Dictionarius of John de Garlande. Hg. v. Barbara Rubin. Lawrence . – Teaching and Learning Latin in th-Century England. Bd. . Hg. v. Tony Hunt. Cambridge , S. –, –, – (u. a. Dictionarius, Commentarius, Unus omnium). – Compendium gramatice. Hg. v. Thomas Haye. Köln u. a. . – Epithalamium Beate virginis Marie. Hg. v. Antonio Saiani. Florenz . – Musica plana. Hg. v. Christian Meyer. Baden-Baden . – L’ Ars lectoria Ecclesie de Jean de Garlande. Une Grammaire Versi ée du XIIIe Siècle et Ses Gloses. Hg. v. Elsa MarguinHamon. Turnhout . – Carmen de misteriis Ecclesie. Hg. v. Ewald Könsgen. Leiden u. a. . – La Clavis compendii. Hg. v. E. MarguinHamon. Turnhout . – Online-Faks. von GW M: http://daten.digitale-sammlungen. de/~db//bsb/images/index.html. – Online-Faks. von GW M: http://daten. digitale-sammlungen.de/~db//bsb/ images/index.html. – Vgl. auch das Verz. bei Schönberger (s. Lit.). . Cornutus dt.: Habel / (s. o.). . Poenitentiarius dt.: Johannes Geffcken: Der Bildercatechismus des . Jh. und die catechetischen Hauptstücke in dieser Zeit bis auf Luther. Leipzig
. Hälfte . Jh. , Sp. –. – Anton E. Schönbach: Altdt. Predigten und Gebete aus Hss. [Rezension]. In: ZfdPh () S. –, hier S. . – Egino Weidenhiller: Unters. zur deutschsprachigen katechetischen Lit. des späten MA nach den Hss. der BSB (MTU ). München , S. –. Ü: Concerning Measured Music. Hg. v. Stanley H. Birnbaum. Colorado Springs . – Saiani (s. Ausg.). – Könsgen (s. Ausg.). L: Heinrich Hüschen, MGG () Sp. –. – Guy-Marie Oury: Jean de Garlande. In: Dict. Spir. () Sp. –. – Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –; () Sp. . – Günter Bernt, LexMA () Sp. f. – Johannes G. Roten, MarLex. () S. –. – Thomas Haye, LThK () Sp. . – Schulthess/Imbach () S. . – De Boor/Newald / () S. , . – Rebecca A. Baltzer, Grove Music Online. Oxford University Press [o. J.]. Barthélemy Hauréau: Notice sur les Œuvres Authentiques ou Supposées de Jean de Garlande. In: Notices et Extraits des Manuscrits de la Bibliothèque Nationale () H. , S. –. – Johannes Dietterle: Die Summae confessorum. In: ZfK () S. –, –, –, –, hier S. –. – Habel / (s. Ausg.). – E. Habel: J. d. G., ein Schulmann des . Jh. Ziel, Organisation und Stoff des Unterrichts im Jesuitengymnasium zu Köln in den ersten Jahren nach seiner Eröffnung. In: Mitt. der Ges. für dt. Erziehungsund Schulgesch. () S. –, –. – Paul Deschamps: Termes Architecturaux dans les Gloses du Dictionnaire de Jean Garlande. In: Bulletin de la Société Nationale des Antiquaires de France () S. –. – Paetow (s. Ausg.; mit weiterer Lit.). – E. F. Wilson: A Study of the Epithalamium in the Middle Ages. An Introduction to the ‹Epithalamium beate Marie virginis› of John of Garland. Diss. Berkeley . – Dies.: The Georgica Spiritualia of Johan of Garland. In: Speculum () S. –. – Lester K. Born: The ‹Versus proverbiales› attributed to John of Garland. In: Medium Aevum () S. –. – Ders.: Quotations and Citations in the ‹Accentarium› of John of Garland. In: Transactions and Proceedings of the American Philological Association () H. , S. –. – William G. Waite: J. d. G., Poet and Musician. In: Speculum () S. –. –
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. Hälfte . Jh. u. ö. – Anne-Marie Turcan-Verkerk: La Théorie des Quatre Styles. Une Invention de Jean de Garlande. In: Archivum Latinitatis Medii Aevi () S. –. – Guillaume Gross: Figura et Color dans la Réception Musicale Universitaire au XIIIe Siècle. Le ‹De mensurabili musica› de Jean de Garlande In: Rhetorica () S. –. – Philipp Jeserich: Musica naturalis. Tradition und Kontinuität spekulativ-metaphysischer Musiktheorie in der Poetik des französischen SpätMA. Stuttgart , S. –. – E. Marguin-Hamon: Jean de Garlande, entre Poétique et Musique. In: Revue d’Histoire des Textes () S. –. – Gregory Hays: John of Garland’s ‹Clauis Compendii› Notes and Explications. In: The Journal of Medieval Latin () S. –. – Repertorium edierter Texte des MA aus dem Bereich der Philosophie und angrenzender Gebiete. Bd. . Hg. v. Rolf Schönberger u. a. Berlin , S. –. – Pascal Duhamel/Louis Holtz: Jean de Garlande. In: Portraits de Maîtres. FS Olga Weijers. Hg. v. Claire Angotti u. a. Porto , S. –. MM Schulordnungen. – Normative Texte zur institutionellen Regelung des vormodernen Schulwesens, zweite Hälfte des . Jh. Unter dem Begriff Sch. werden traditionell Texte verschiedenen Alters, verschiedenen Umfangs und verschiedener Funktion zusammengefasst, die formale Bestimmungen zur Regelung von den institutionalisierten Elementarunterricht betreffenden Vorgängen enthalten. Überlieferungstypologisch handelt es sich zumeist um Urkunden und Auszüge aus Chroniken und Stadtbüchern, funktionstypologisch sind vor allem Satzungen, Verleihungen, Ordnungen und Paktverschreibungen zu unterscheiden. Die Texte sind, wiewohl normativ, mitunter die einzigen Zeugnisse für die Bildungsgeschichte einer vormodernen Stadt. Einige von ihnen enthalten aufschlussreiche Angaben zur Anzahl der Lehrer und ihren P ichten, zur Binnendifferenzierung der Klassen, zur Unterrichtssprache oder zu Schulbüchern und deren Preisen. Rund Dokumente aus der Zeit zwischen und wurden / vom Schulmann Johannes Müller herausgegeben. Die bis heute für das Corpus und die Diskussion maßgebliche Edition bedarf dringend der Überarbeitung. Im folgenden sind alle bekannten vorreformatorischen Sch. des dt. Sprachraums aufgeführt. Die Reihenfolge ergibt sich aus dem Alter der jeweils
. Hälfte . Jh. ältesten Ordnung am Ort; jüngere Ordnungen sind nachgestellt auch dann, wenn sie sich nicht auf dieselbe Schule beziehen. Die Müller-Nr. verweist auf dessen Edition; nachgestellt wenige Hinweise zur verstreuten Forschungsliteratur. : Worms (vgl. Grauert, S. –); . : Breslau (Korn; vgl. Henkel, S. , ); (Korn; vgl. Henkel, S. ). : Erfurt (Cramer; vgl. Grauert; Gramsch). : Wien (Müller Nr. ; vgl. Grubmüller, Sp. ); Neustadt (Müller Nr. ); (Müller Nr. ; vgl. Schindel, S. ; Henkel, S. , ; Puff, S. , f., ; Baldzuhn, S. , f.); (Müller Nr. ; vgl. Puff, S. , f.). : München (Müller Nr. ; vgl. Grauert, S. ; Grubmüller, Sp. f.). : Liegnitz (Schirrmacher; vgl. Henkel, S. ). : Stralsund (Müller Nachtr. Nr. ). : Stendal (Müller Nr. ; vgl. Grubmüller, Sp. ; Baldzuhn, S. ). : Nürnberg (Müller Nr. ; vgl. Endres, S. f.; Puff, S. , ); Judenschule (Müller Nachtr. Nr. ); (Müller Nr. ); um (Müller Nr. ; vgl. Endres, S. –; Henkel, S. , , f.; Puff, S. , f., , , –, –, , , ; Baldzuhn , S. –); (Müller Nr. ). : Eger (Müller Nr. ; vgl. Puff, S. ; Baldzuhn, S. f.). : Zittau (Müller Nr.). : Braunschweig (vgl. Grauert, S. –); (Müller Nr. ; vgl. Baldzuhn, S. ); (Müller Nr. ; vgl. Grauert, S. f.; Schindel, S. ; Puff, S. , , f., ). : Königsberg (Müller Nr. ; vgl. Baldzuhn, S. ). : Freiberg/S. (Müller Nr. ; vgl. Baldzuhn, S. ). : Schrobenhausen (Müller Nachtr. Nr. ). : Chemnitz (Müller Nr.; vgl. Fasbender); (Müller Nr. ; vgl. Puff, S. ; Fasbender). . Jh.: Straubing (Müller Nr.; vgl. Baldzuhn, S. ). : Memmingen (Müller Nachtr. Nr. ); (Müller Nachtr. Nr. ); (Müller Nachtr. Nr. ); (Müller Nr. ; Endres Nr. III); (Müller Nachtr. Nr. ); (Müller Nr. ; vgl. Puff, S. , , ); (Müller Nr. ; vgl. Puff, S. , ); (Müller Nr. ; vgl. Henkel, S. ,
Schulordnungen ; Puff, S. , , , , , , , ; Baldzuhn , S. –, ); (Müller Nr. ). : Landshut (Müller Nr. ); (Müller Nr. ; vgl. Henkel, S. , ; Puff, S. , ; Baldzuhn, S. ). : Zwickau (Ermisch; vgl. Bünz/Lang, S. –); (Müller Nr. ; vgl. Baldzuhn, S. ); (Müller Nr. ; vgl. Puff, S. , , , , –, –; Grubmüller, Sp. ; Bünz/ Lang, S. ). : Hannover (Müller Nachtr. Nr. ); (Müller Nr. ; Puff, S. ); (Müller Nr. ); (Müller Nr. ); (Müller Nr. ). : Dresden (Müller Nachtr. Nr. : «»; Kübler/Oberste, S. Nr. ; vgl. Bünz/Lang, S. f., ). : Nördlingen (Müller Nr. ; vgl. Baldzuhn, S. ); (Müller Nr. ; vgl. Baldzuhn, S. f.); (Müller Nr. ; vgl. Puff, S. ; Grubmüller, Sp. ); (Müller Nr. , ; vgl. Grauert, S. ; Puff, S. , –, , , ; Baldzuhn, S. , ); (Müller Nr. ; vgl. Puff, S. , , –, , , , ; Grubmüller, Sp. ; Baldzuhn, S. ); (Müller Nr. ; vgl. Henkel, S. , f., , ; Puff, S. , , f., , , –, , , , ; Baldzuhn , S. ). : Winterthur (Müller Nachtr. Nr. ); (Müller Nachtr. Nr. ). : Lübeck (Müller Nr. ). : Bautzen (Müller Nr. ; vgl. Henkel, S. ; Puff, S. , ; Baldzuhn , S. f.; Baldzuhn, S. ). : Goch (Müller Nr. ); (Müller Nr. ). : Münster/Luzern (Müller Nr. ; vgl. Puff, S. ; Baldzuhn, S. ). : Frankfurt/O. (Müller Nr. ; vgl. Puff, S. ). : Wesel (Müller Nachtr. Nr. ); (Müller Nr. ); (Müller Nr. ). : Marburg (Bücking). : Landau (Müller Nr. ; vgl. Puff, S. , ; Baldzuhn, S. ); (Müller Nr. ; vgl. Puff, S. ). : Weimar (Müller Nachtr. Nr. ). : Marienburg (Müller Nr. ; vgl. Baldzuhn, S. ); . Jh. (Müller Nr. ; vgl. Puff, S. ; Baldzuhn, S. ). : Emmerich (Müller Nr. , Müller Nachtr. Nr. ; vgl. Baldzuhn, S. ); (Müller Nachtr. Nr. , ).
Schulordnungen : Gerolzhofen (Müller Nachtr. Nr. ). : Görlitz (Müller Nachtr. Nr. ); (Müller Nachtr. Nr. ). : Osterwieck (Müller Nachtr. Nr. ). : Überlingen (Müller Nr. ; vgl. Puff, S. ; Baldzuhn, S. f.); (Müller Nr. ; vgl. Baldzuhn, S. ). : Hamburg (Müller Nr. ; vgl. Grubmüller, Sp. ). : Freiburg i. Br. (Müller Nr. ); (Müller Nr. ; vgl. Puff, S. ); (Müller Nr. ; vgl. Baldzuhn, S. ). : Saalfeld (Sagittarius/Devrient; vgl. Schmitt, S. f.). : Füssen (Müller Nachtr. Nr. ). : Bayreuth (Müller Nr. ; Endres Nr. II; vgl. Endres, S. ; Henkel, S. f.; Puff, S. , , ; Grubmüller, Sp. ; Baldzuhn , S. ; Baldzuhn, S. ). : Augsburg (Müller Nachtr. Nr. ); (Müller Nachtr. Nr. ; vgl. Puff, S. ). : Schwäbisch Hall (Müller Nachtr. Nr. ); (Müller Nr. ; vgl. Puff, S. ). : Altenburg (Müller Nr. ; vgl. Puff, S. ). : Crailsheim (Crecelius; vgl. Janota; Schindel, S. , ; Henkel, S. , ; Puff, S. ). : Bern (Müller Nr. ). um : Jena (Koch; vgl. Meinl; Weiß). : Schweinfurt (Müller Nr. ; vgl. Puff, S. ). : Bamberg (Müller Nr. ; Endres Nr. IV); Domschule (Müller Nr. ; vgl. Puff, S. ). : Schleiz (Müller Nr. ; vgl. Puff, S. , ; Baldzuhn, S. ). : Montabaur (Thamm; vgl. Puff, S. , , , ). : Konstanz (Müller Nr. ; vgl. Puff, S. ); (Müller Nr. ). : Frankfurt/M. (Müller Nachtr. Nr. ); (Müller Nr. ). : Lüneburg (Müller Nachtr. Nr. ; vgl. Schindel, S. f.; Henkel, S. f.; Puff, S. ). : Straßburg (Müller Nachtr. Nr. ; vgl. Puff, S. ). : Ulm (Müller Nr. ; vgl. Grauert, S. ; Henkel, S. , f., ; Puff, S. f., , , , ). : Stuttgart (Müller Nr. ; vgl. Grauert, S. , ; Henkel, S. , ; Puff, S. , , , , ). : Liebenwerda (Müller Nachtr. Nr. ).
. Hälfte . Jh. : Brugg (Müller Nr. ; vgl. Henkel, S. ; Puff, S. , , ; Baldzuhn, S. ). : Schlettstadt (Müller Nr. ). : Leipzig (Müller Nachtr. Nr. ). : Borna (Müller Nachtr. Nr. ). : Eltville (Müller Nachtr. Nr. ). : Wittenberg (Müller Nr. ). : Zürich (Müller Nr. ; vgl. Puff, S. ); (Müller Nr. ). : Nordhausen (Müller Nr. ; vgl. Henkel, S. f.; Puff, S. , , , ). : Leisnig (Müller Nr. ; vgl. Puff, S. ). A: Vor- und frühreformatorische Sch. und Schulverträge in dt. und ndl. Sprache. Hg. v. Johannes Müller. Tle. (Slg. selten gewordener pädagogischer Schr. früherer Zeiten /). Zschopau /. L: Johannes Janota: Crailsheimer Sch. In: VL () Sp. f. – Klaus Grubmüller, VL () Sp. –. – Wilhelm Bücking: Die alte Marburger Schule. Ihr Unterricht im Kirchengesang [...] nebst einer Sch. von [...]. Marburg . – Friedrich Wilhelm Schirrmacher: Urkunden-Buch der Stadt Liegnitz und ihres Weichbildes bis zum Jahre . Liegnitz , S. . – Georg Korn: Breslauer Urkundenbuch. . Theil. Breslau , S. , f. – Wilhelm Crecelius: Crailsheimer Sch. von mit dt. geistlichen Liedern. In: Alemannia () S. –. – Ders.: Zur Crailsheimer Sch. In: ebd. () S. –. – Johannes Müller: Die Anfänge des sächsischen Schulwesens. In: Neues Arch. für Sächsische Gesch. und Altertumskunde () S. –, –. – Hubert Ermisch: Die älteste Sch. der Kreuzschule zu Dresden. In: ebd. () S. f. – Ders.: Die Zwickauer Stadtbücher und eine Zwickauer Sch. des . Jh. In: ebd. () S. –. – Caspar Sagittarius: Saalfeldische Historien. Hg. v. Ernst Devrient. Saalfeld , S. f. – Melchior Thamm: Eine alte Montabaurer Sch. und ein ‹Schoilmeister Eid›. In: Mitt. der Ges. für Dt. Erziehungs- und Schulgesch. () S. –. – Hermann Grauert: Auf dem Wege zur Univ. Erfurt. In: Hist. Jb. der Görresges. () S. –. – Friedrich Cramer: Die Erfurter Sch. von . In: ebd., S. –. – Herbert Koch: Eine vorreformatorische Sch. aus Jena. In: Zs. für Gesch. der Erziehung und des Unterrichts () S. –. – Hubert Hettwer: Herkunft und Zusammenhang der
. Hälfte . Jh. Sch. Mainz . – Ludwig Erich Schmitt: Entstehung und Struktur der nhd. Schriftsprache. Köln/ Wien . – Rudolf Endres: Das Schulwesen in Franken im ausgehenden MA. In: Stud. zum städtischen Bildungswesen des späten MA und der frühen Neuzeit. Hg. v. Bernd Moeller u. a. Göttingen , S. –. – Ulrich Schindel: Die ‹auctores› im Unterricht dt. Stadtschulen im SpätMA und in der frühen Neuzeit. In: ebd., S. –. – Klaus Klein: Et habuit pueros et scolares sub regimine suo. Die Lateinschulen im spätma. Nürnberg. In: Porta Ottoniana. FS Otto Mayer. Hg. v. Harald Parigger. Bayreuth , S. –. – Nikolaus Henkel: Dt. Übersetzungen lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit (MTU ). München . – Kurt Meinl: Jenas älteste Sch. aus vorreformatorischer Zeit. In: Bausteine zur Jenaer Stadtgesch. () S. –. – Helmut Puff: «Von dem schlüssel aller Künsten / nemblich der Grammatica». Deutsch im lat. Grammatikunterricht – (Basler Stud. ). Basel . – Die drei ältesten Stadtbücher Dresdens (–). Hg. v. Thomas Kübler/ Jörg Oberste. Leipzig . – Michael Baldzuhn: Schulbücher im Trivium des MA und der Frühen Neuzeit. Bde. Berlin/New York . – Enno Bünz/Thomas Lang: Zwickauer Schüler und Studenten im späten MA. In: Cygnea () S. –. – Robert Gramsch: Erfurt. Die älteste Hochschule Deutschlands. Erfurt . – M. Baldzuhn: Die Ordnung der Lateinschule. Zur Formation von Wissen in vorreformatorischen Schulordnungen. In: Wissenspaläste. Räume des Wissens in der Vormoderne. Hg. v. Gesine Mierke/ Christoph Fasbender (Euros ). Würzburg , S. –. – Stefanie Weiß: In: Lateinschulen im mitteldt. Raum. Hg. v. Ch. Fasbender/G. Mierke. Würzburg , S. –. – Ch. Fasbender: Die Chemnitzer Lateinschule im späten MA. In: ebd., S. –. CF Magdeburger Rechtsbücher (auch: Sächsisches oder Magdeburgisches Weichbild). – Ca. . Allgemein: Mit dem Begriff M. R. wird eine Zusammenstellung mehrerer Rechtstexte zum Magdeburger Stadtrecht und seines historischen Kontextes bezeichnet. Sie entstanden vermutlich im Umkreis der Magdeburger Schöffen und liegen in mehr als Handschriften in verschiedenen Fassungen vor (darunter lat., vier tschechische und
Magdeburger Rechtsbücher eine polnische Übertragung). Zu den M. R. gehören das Rechtsbuch von der Gerichtsverfassung (oft unter dem Titel Weichbildrecht zu nden), das Magdeburger Schöffenrecht, die Weichbildchronik und eine später entstandene Glosse. Diese Werke wurden in der zweiten Hälfte des . Jh. gemeinsam mit anderen Rechtstexten in der sog. Weichbildvulgata zusammengefasst. Den frühesten, tatsächlich fassbaren Terminus post quem der M. R. bildet nach dem VL () das Jahr ; damit ist der mögliche Beginn des Abfassungszeitraums des Magdeburger Schöffenrechts bezeichnet (s. u.). Die reiche Überlieferung der M. R. ist Ausdruck der Bedeutung des Magdeburger Rechts, der Magdeburger Schöffen und nicht zuletzt des Sachsenspiegels → Eikes von Repgow. Viele Städte in Mittel- und Ostdeutschland sowie im östlichen Europa wurden mit Magdeburger Recht bewidmet, u. a. die Stadt Halle an der Saale nahm innerhalb dieses Prozesses eine herausragende Rolle ein. Damit verbunden waren die zahlreichen Rechtsauskünfte durch den Magdeburger Schöffenstuhl an die bewidmeten «Tochterstädte». Aus der gerichtlichen Anwendung von Sachsenspiegel und Magdeburger Stadtrecht am Magdeburger Schöffenstuhl bildete sich allmählich das Gemeine Sachsenrecht heraus, das unter der Bezeichnung «ius Maideburgense» bzw. «sächsisches Landrecht» große Verbreitung erfuhr. Aus diesen Zusammenhängen heraus erschließt sich auch der Rezeptionserfolg der M. R., die in Verbindung mit dem Sachsenspiegel Grundlage für spätere Rechtsbücher wie das → Meißner Rechtsbuch, das → Silleiner Stadtrechtsbuch und das → Zwickauer Rechtsbuch wurden. Rechtsbuch von der Gerichtsverfassung (auch Sächsisches Weichbildrecht): Dieses Rechtsbuch entstand nach Karl August Eckhardt () vielleicht zwischen und (Oppitz [] hält die Jahre zwischen und für wahrscheinlicher) in Magdeburg oder Halle unter Benutzung des Sachsenspiegels und der Historia Scholastica des Pariser Theologen → Petrus Comestor († ). Ursprünglich bestand es wohl aus nur Artikeln, die durch spätere Überarbeitungen ergänzt oder – wie schlesische Redaktionen zeigen – verkürzt und zum Teil ins Lat. übertragen wurden. Darin werden die Magdeburger Gerichte und das entsprechende Verfahrensrecht erörtert sowie historische Erläuterungen zur Entstehung des städtischen Rechts mit der Erbauung Babylons im Allgemeinen und der Verleihung des Magdeburger Stadtrechts durch
Magdeburger Rechtsbücher Kaiser Otto den Großen (–) im Speziellen gegeben. Später wurden diese Artikel um eine Einleitung in Anlehnung an den Sachsenspiegel bereichert. Spätestens ist das Rechtsbuch von einem nicht zweifelfrei zu lokalisierenden Notar namens «Konrad» (Konrad von Sandomir?, Konrad von Oppeln?, Eike von Repgow) ins Lat. und später auch ins Polnische übertragen worden. Magdeburger Schöffenrecht: Den Kern des Schöffenrechts bildet die Rechtsweisung des Magdeburger Schöffenstuhls an die Stadt Breslau von , der in zum Teil stark voneinander abweichenden Handschriften überarbeitet und mit Material aus der Spruchtätigkeit der Magdeburger Schöffen ergänzt wurde. In einer historischen Einleitung wird von der Gründung Magdeburgs durch Otto den Großen und von der Verleihung des Weichbildrechts an Magdeburg durch Kaiser Otto II. (–) berichtet. Da die spätere Rechtsweisung an Breslau von nicht in den Textbestand mitaufgenommen wurde, dürfte die Entstehung in die drei Jahrzehnte zwischen und zu datieren sein. Auch das Schöffenrecht ist durch den o. g. Notar Konrad ins Lat. übertragen worden. Weichbildchronik: Diese nach Eckhardt () vielleicht zwischen und in Magdeburg geschriebene Chronik soll unter Hinzuziehung der → Sächsischen Weltchronik und einer nicht überlieferten Magdeburger Bischofsliste entstanden sein (die von Hubert Herkommer vorgenommene Neudatierung der Sächsischen Weltchronik nach widerspricht der Vermutung Eckhardts). Die Universalchronik berichtet von der Schöpfung bis zu den römischen Kaisern, einschließlich der römischdt. Könige und Kaiser, deren Wirken in späteren Ergänzungen bis zu König Wilhelm von Holland (–) entfaltet wird. Hinzu kommen Nachrichten von Päpsten und Magdeburger Erzbischöfen. Weichbildvulgata: In der Weichbildvulgata wurden in der zweiten Hälfte des . Jh. Weichbildund Schöffenrecht in erweiterten Fassungen mit Weichbildchronik, Auszügen aus dem Sachsenspiegel u. a. Rechtstexten verbunden. Im . Jh. überarbeitete man die Weichbildvulgata, versah sie mit Glossen und übertrug sie auch in verschiedene Sprachen (Lat., Polnisch, Tschechisch). Glosse: In der vor entstandenen und im Wesentlichen vom römischen und kanonischen Recht geprägten Glosse werden die M. R., der Sachsenspiegel und der Richtsteig Lehnrechts des
. Hälfte . Jh. → Johannes von Buch als das von Otto II. bestätigte magdeburgisch-sächsische Recht wahrgenommen. Die Glosse nennt in der Kommentierung zu Artikel X des Weichbildrechtes den gelehrten Juristen → Burchard von Mangelfelt («sequestrator pallatii», «professor theologiae» und «doctor decretorum unde legum») als Verfasser, der darüber hinaus noch eine Glosse zum Sachsenspiegel geliefert haben soll. Ü: Siehe Ulrich-Dieter Oppitz: Die dt. Rechtsbücher des MA. Weimar/Köln , Bd. , S. – sowie die entsprechenden Handschriftenbeschreibungen in Bd. . – Ergänzend: Ders.: Ergänzungen zu «Dt. Rechtsbücher des MA». In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Ralf G. Päsler: Einige Ergänzungen zu «Dt. Rechtsbücher des MA». In: ebd., S. f., Nr. . F D/A: Jan Łaski: Commune Poloniae Regni privilegium. Libri duo iuris civilis Magdeburgensis et provincialis Saxonici. Krakau (lat. Übersetzung). – Pawł Szczerbicz: Speculum Saxonum. Albo Prawo Sáskie y Máydeburskie porzadkiem ˛ obiecádłá z Lá´ci´nskich y Niemieckich exemplarzow zebrane á ná Polski iezyk ˛ z pilno´sc´ i˛ y wiernie przeło˙zone przez P. S. Lnów (poln. Übersetzung; weitere Ausg. Pozna´n ). – Das Sächsische Weichbild, in der Lateinischen und jetzo gebräuchlichen Hoch-Teutschen Sprache aus alten bewährten Codicibus, Nebst Nöthigen Auszügen aus der Gloße […], Wie auch Einer Vorrede, darinnen die Historie des Weichbildes […]. Hg. v. Jacob Friederich Ludovici. Halle . – Das Sächsische Weichbildrecht nach dem Codex Palatinus Nr. . Hg. v. W. von Thüngen. Heidelberg . – Dat buk wichbelde recht. Das sächsische Weichbildrecht nach einer Hs. der kgl. Bibl. zu Berlin von . Hg. v. Alexander von Daniels. Berlin . – Das Sächsische Weichbildrecht. Bd. : Weltchron. und Weichbildrecht in Artikeln mit der Glosse. Hg. v. A. von Daniels/Franz von Gruben (Rechtsdenkmäler des dt. MA). Berlin . – Magdeburger Rechtsquellen. Zum akademischen Gebrauch hg. v. Paul Laband. Königsberg (Nachdr. ; Weichbild- und Schöffenrecht). – Das Sächsische oder Magdeburgische Weichbild-Recht. Nach der Perg.-Hs. einst der Stadt Orlamünda, jetzt zu Gotha, vom Jahre , hg. v. Oskar Albert Walther. Leipzig . – Der Codex Altenberger. Textabdruck der Hermannstädter Hs. Hg. v. Gustav Lindner. Klausenburg (Weichbildrecht). – Eugen
. Hälfte . Jh. Rosenstock: Ostfalens Rechtslit. unter Friedrich II. Mit Beitr. zur Magdeburgischen Verfassungsgesch. Weimar (Weichbildrecht und Weichbildchronik). – Auctor vetus de bene ciis (MGH LL ). Bd. . Hg. v. Karl August Eckhardt. Hannover , S. – (Weichbildvulgata). – Paul Martin-M. Langner: Traditionen in der Lit. einer Region als gesellschaftsstrukturierende Phänomene. Zur ma. Lit. in der Mark Brandenburg zwischen –. Bde. (Uniwersytet Pedagogiczny im. Komisji Edukacji Narodowej w Krakowie, Prace Monogra czne ). Kraków , Textbd., S. – (Weichbildrecht und Weichbildchronik). L: Gerhard Buchda: Magdeburger Recht. In: HRG () Sp. –. – Peter Johanek, VL () Sp. –. – Ernst P. J. Spangenberg: Beyträge zu den Teutschen Rechten des MA [...]. Halle (Nachdr. Amsterdam ). – Ernst Theodor Gaupp: Das alte magdeburgische und hallische Recht. Ein Beitr. zur dt. Rechtsgesch. Breslau (Nachdr. ). – Otto Stobbe: Gesch. der dt. Rechtsquellen. Bd. . Leipzig (Nachdr. Aalen ). – Ludwig Weiland: Über die Weichbildchronik. In: Neues Arch. der Ges. für ältere dt. Geschichtskunde () S. –. – Rudolf Schranil: Stadtverfassung nach Magdeburger Recht. Magdeburg und Halle. Breslau . – Otto Peterka: Leitmeritz und das Magdeburger Recht. In: – Stadt Leitmeritz. FS zur Feier des jährigen Bestandes als Stadt. Leitmeritz , S. –. – Helmut Hillmann: Das Gericht als Ausdruck dt. Kulturentwicklung im MA. Ein geistesgeschichtlicher Versuch als Beitr. zur Gesch. des ostsächsischen Rechtes auf Grund des Sachsenspiegels und des Magdeburger Rechts (Deutschrechtliche Forschungen ). Stuttgart . – K. A. Eckhardt: Rechtsbücherstud. . Heft: Die Textentwicklung des Sachsenspiegels von – (Abh. der Ges. der Wiss. zu Göttingen, . Folge, ). Berlin . – Heinrich Felix Schmid: Das dt. Recht in Polen. In: Deutschland und Polen. Beitr. zu ihren geschichtlichen Beziehungen. Hg. v. Albert Brackmann. München/Berlin , S. –. – Fritz Markmann: Zur Gesch. des Magdeburger Rechts. Stuttgart . – Paul Gülland: Magdeburger Recht in der Neubearb. von Gustav Homeyers Verz. der dt. Rechtsbücher des MA. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Gertrud Schubart-Fikentscher: Die Verbreitung der dt.
Magdeburger Rechtsbücher Stadtrechte in Osteuropa. Weimar . – Theodor Goerlitz: Die Anfänge der Schöffen, Bürgermeister und Ratsmannen zu Magdeburg. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Albrecht Timm: Das Magdeburger Recht an der Brücke von West und Ost. In: Hamburger mittel- und ostdt. Forschungen. Kulturelle und wirtschaftliche Stud. in Beziehung zum gesamtdt. Raum () S. –. – Gerhard Buchda: Enthält die Glosse zum sächsischen Weichbild echte Schöffensprüche? In: Erlebtes Recht in Gesch. und Gegenwart. FS Heinrich Demelius. Wien , S. –. – Zygfryd Rymaszewski: Łacie´nskie teksty landrechtu Zwierciadła Saskiego w Polsce. Wrocław . – Johannes F. Fechner: Dt. Recht in Polen. Ein Überblick über die Forschungslage in Deutschland. In: Stud. zur Gesch. des sächsisch-magdeburgischen Rechts in Deutschland und Polen. Hg. v. Dietmar Willoweit/Winfried Schich. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Jürgen Weitzel: Zum Rechtsbegriff der Magdeburger Schöffen. In: ebd., S. –. – Leslaw Pauli: Die polnische Lit. des Magdeburger Rechts im . Jh. In: ebd., S. –. – Harry Schlip: Das sächsische und magdeburgische Recht und seine Lit. in Deutschland vom . bis zum . Jh. In: ebd., S. –. – Ivo Pánek: Die marca slavonica der sächsischen Weichbildvulgata. In: Nummus et Historia. Pieniadz Europy sredniowiecznej. Hg. v. Stefan Krzysztof Kuczynski/Stanislaw Suchodolski. Warszawa , S. –. – Rolf Lieberwirth: Das sächsisch-magdeburgische Recht als Quelle osteuropäischer Rechtsordnungen. Berlin . – Heiner Lück: Magdeburger Recht in der Ukraine. In: Zs. für Neuere Rechtsgesch. () S. –. – R. Lieberwirth: Das Privileg des Erzbischofs Wichmann und das Magdeburger Recht. In: Sb. der Sächsischen Akad. der Wiss. zu Leipzig, Philol.-Hist. Kl. Leipzig , S. –. – Friedrich Ebel: Magdeburger Recht. Bd. : Die Rechtsmitt. und Rechtssprüche für Breslau. Tl. : Die Quellen von bis zum Ende des . Jh. (Mitteldt. Forschungen /). Köln/ Wien . – Ders.: Magdeburger Recht. In: Erzbischof Wichmann (–) und Magdeburg im hohen MA. Stadt – Erzbistum – Reich. Hg. v. Matthias Puhle. Magdeburg , S. –. – H. Lück: Die Verbreitung des Sachsenspiegels und des Magdeburger Rechts in Osteuropa. In: Der sassen speyghel. Sachsenspiegel – Recht – Alltag. Hg. v. Mamoun Fansa. Bd. . Oldenburg ,
Schwabenspiegel S. –. – Armin Feuring: Die Verfestung nach dem Sachsenspiegel und den Quellen des Magdeburger Rechtskreises. Bonn . – Renate Schelling: Magdeburger Schöffensprüche und Magdeburger Weichbildrecht in urkundlicher und hsl. Überl. In: Hanse – Städte – Bünde. Die sächsischen Städte zwischen Elbe und Weser um . Hg. v. M. Puhle. Magdeburg , S. –. – Ilpo Tapani Piirainen: Die Edition der Hs. Nr. «Meydeburgisch Recht» des . Jh. aus der Dombibl. in Wrocław/Breslau. In: Zeitbewußtsein und Zeitkonzeption. Hg. v. Norbert Honsza. Wrocław , S. –. – Dirk Moldt: Dt. Stadtrechte im ma. Siebenbürgen. Korporationsrechte – Sachsenspiegelrecht – Bergrecht (Studia Transylvanica ). Köln u. a. , S. –. – Inge Bily: Zu Möglichkeiten der Kartierung bei der Unters. der Rezeption des sächsisch-magdeburgischen Rechts in Ost- und Mitteleuropa. In: Sprache in der Stadt. Hg. v. Claudine Moulin-Fankhänel. Heidelberg , S. –. – Katalin Gönczi/Wieland Carls: Sächsisch-magdeburgisches Recht in Ungarn und Rumänien. Autonomie und Rechtstransfer im Donau- und Karpatenraum (Ivs saxonicomaidebvrgense in Oriente ). Berlin . DB/MM Augsburger Sachsenspiegel. – Artikel zum Landrecht, zwischen und entstanden. In Anlehnung an eine verschollene obd. Übertragung (ca. entstanden) des von → Eike von Repgow zwischen und in Niederdt. verfassten Sachsenspiegels stellte der Anonymus des A. S. Artikeln zum Landrecht zusammen; dabei nahm er zahlreiche Anleihen aus dem im → Augsburger Stadtbuch kodi zierten Gewohnheitsrecht auf. Insbesondere aufgrund inhaltlicher Verwandtschaft wird heute übereinstimmend davon ausgegangen, dass der A. S. zusammen mit dem → Deutschenspiegel (auch: Spiegel aller deutschen Leute), dem → Schwabenspiegel und dem Augsburger Stadtbuch im Umfeld des Franziskanerkonvents in Augsburg in einem Zeitraum von gut einem Jahrzehnt entstanden ist: A. S. ab , Deutschenspiegel ca. /, Schwabenspiegel ca. /, Augsburger Stadtbuch ab ca. . Es wird vermutet, dass der A. S. und der Deutschenspiegel wichtige Bindeglieder in der Genese des Schwabenspiegels, der ebenfalls auf Grundlage des Sachsenspiegels entstanden ist, bilden.
. Hälfte . Jh. Diese Annahme stellt die Basis für die ebenfalls ungesicherten Datierungen der vier Rechtstexte dar. Ü: Gießen, UB, cod. , r–r (A). – Ebd., v–r (B). – Philadelphia, Free Library, John F. Lewis Collection, Europ. Ms. , v–v (C). Die Gießener Handschrift, angefertigt für die Augsburger Familie Walther, gibt den A. S. u. a. mit dem Landrecht des Schwabenspiegels, dem Augsburger Stadtrecht und Urkunden zur Stadt Augsburg zweimal wieder, während der A. S. in der Handschrift aus Philadelphia nur einmal in einem zum Teil ähnlichen Kontext aufgezeichnet wurde. A: Deutschenspiegel und A. S. Hg. v. Karl August Eckhardt/Alfred Hübner (MGH, Fontes iuris germanici antiqui. Nova Series III). Hannover (), S. –. – Karl August Eckhardt: Studia Iuris Teutonici. Deutschenspiegel (Bibliotheca Rerum Historicarum. Studia ). Aalen , S. –. L: Peter Johanek, VL () Sp. f. – Ders.: Schwabenspiegel. In: VL () Sp. –. – C. Gustav Homeyer: Die dt. Rechtsbücher des MA und ihre Hss. Neu bearb. v. Conrad Borchling u. a. Bd. . Weimar , S. . – Hellmut Rössler/Günther Franz: Sachwb zur dt. Gesch. München , S. . – Hans-Jürgen Becker: Eine unbekannte Hs. des Schwaben- und Augsburger Sachsenspiegels. In: Zs. der SavignyStiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Köln/Wien , Bd. , S. , Bd. , Nr. , S. f., Nr. , S. . DB/MM Schwabenspiegel. – Land- und Lehnrechtsbuch, erste Fassung ca. zwischen – entstanden. Beim S. handelt es sich um eine obd. Bearbeitung des Sachsenspiegels → Eikes von Repgow, die durch eine enge inhaltliche und überlieferungsgeschichtliche Verwandtschaft mit dem → Deutschenspiegel gekennzeichnet ist. Der Name des S. geht auf den Abdruck des Textes durch Goldast () zurück, er wird dem Werk allerdings nicht gerecht. Die in den verschiedenen Handschriften benutzten Titel rekurrieren stattdessen auf die umfassende Absicht des unbekannten Verfassers, wenn dort der S. «Kaiserrecht» oder ähnlich genannt wird. Denn mit dem S. sollte ein für alle Deutschen verbindliches Recht vermittelt werden, dem die Vorstellung vom (römischen) Kaiser als Gesetzgeber zugrunde liegt. Entsprechend
. Hälfte . Jh. dieser Absicht fand der S. eine weite Verbreitung in Regionen dt. Besiedlung, vor allem im süddt., aber auch im norddt. Raum (ab dem . Jh. in Nd. verfassten Handschriften), in Burgund, Böhmen, Schlesien, Mähren, Siebenbürgen und dem Deutschordensland. E: Es wird angenommen, dass der Verfasser des S., der um / im Umfeld des Augsburger Franziskanerkonvents entstanden sein soll, den Deutschenspiegel als Vorlage nutzte und dessen Bearbeitung des Sachsenspiegels weiter vorantrieb. Der erste Teil des Landrechtsteils (bis Art. ) stimmt mit dem Deutschenspiegel weitgehend überein. Im verbleibenden Text variieren die Artikel grundlegend, die Ordnung des S. ist aber im Großen und Ganzen mit jener des Deutschenspiegels identisch. Allerdings sind jene Teile mit reichsrechtlicher Relevanz an die erste Stelle der Teile gerückt. Neben dem vom Verfasser des Deutschenspiegels benutzten Quellen werden im S. die Predigten der Franziskaner → David von Augsburg und → Berthold von Regensburg herangezogen. Dem «Buch der Könige» des Deutschenspiegels ist noch eine Prosa-Kaiserchronik hinzugefügt, die eine Bearbeitung der in der Mitte des . Jh. entstandenen gereimten → Kaiserchronik darstellt. In die bearbeitete Kaiserchronik wurde die historische Darstellung aus dem Landrecht (Art. des Deutschenspiegels) integriert, so dass dieser Artikel in allen Fassungen des S. fehlt. Diese Kaiserchronik ging nicht in die Ordnungen Ia–c der Klasse I des S. ein. Darüber hinaus ist der S. ergänzt durch Textstellen aus frühma. Leges, aus karolingischen Kapitularien und Bestimmungen aus dem römischkanonischen Recht. Hierzu zählen u. a. die Berücksichtigung von Zeugen und Urkunden als Beweismittel (Neuerung aus dem Inquisitionsverfahren), der Ausschluss des Zweikampfes zur Urteilsndung, die Einführung der Talion nach dem Alten Testament und vermutlich das Einfügen von Überschriften für die einzelnen Artikel. Zudem werden in Anlehnung an den Deutschenspiegel Begriffe aus dem römischen Recht wie Bürgschaft, Ersitzung und Notwehr übernommen. Dafür wurden Gewohnheiten des sächsischen Rechts herausgelassen. Ü: Nach VL () existieren ca. überlieferte Handschriften des S. – die meisten stammen aus dem . Jh. ( Landrechtsteile mit Fragmenten, Handschriften mit lat.
Schwabenspiegel Übersetzung, eine mit altfranzösischer Übersetzung und mit tschechischer Übersetzung – Lehnrechtsteile mit Fragmenten, Handschriften mit lat. Übersetzung, eine mit altfranzösischer Übersetzung und mit tschechischer Übersetzung). Sie werden heute in einer Systematik von vier bzw. fünf Klassen mit jeweiligen Ordnungen erfasst (nach Oppitz, ): Urschwabenspiegel, Kurz-, Lang-, Normal- und Systematische Formen sowie Übersetzungen. Nur eine Handschrift (aus der Werkstatt Diebold Laubers in Hagenau aus den er Jahren) ist durchgängig mit insgesamt textbezogenen Illustrationen versehen (Brüssel, Kgl. Bibl., Ms. –; online: Bibliothèque numérique de la Bibliothèque royale de Belgique). Mit Blick auf die Fülle der Überlieferung – der Sachsenspiegel als wichtigstes deutschsprachiges Rechtsbuch des MA liegt in insgesamt bekannten Landrechts- und Lehnrechtstexten in verschiedenen Fassungen sowie vier erhaltenen Bilderhandschriften vor – hat der S. u. a. von seinem unmittelbaren Vorbild reichlich partizipiert und eine ähnlich herausragende Bedeutung erlangen können. Dies zeigt sich z. B. in der Rezeption des S.: → Ruprecht von Freising nutzte ihn für sein Rechtsbuch, das Kleine Kaiserrecht, das → Oberbayerische Landrecht Kaiser Ludwigs des Bayern, mehrere Stadtrechte aus dem süddt. und hessischen Raum, das → Österreichische Landrecht, der → Alte Kulm, das → Elbinger Rechtsbuch und Johannes → Rothe für sein Eisenacher Rechtsbuch; dem Magdeburg-Breslauer systematischen Schöffenrecht wurden Auszüge aus dem S. hinzugefügt. K: A. Urschwabenspiegel. Der sog. «Urschwabenspiegel» ist nicht überliefert, sondern soll auszugsweise in Handschriften vorliegen (Oppitz: Deutsche Rechtsbücher, Bd. , Nr. , , , , , , , , –, , , , –, , , –, , , ). Der ursprüngliche Aufbau könne aus der Freiburger Handschrift (Freiburg im Breisgau, Stadtarch., B [H] Nr. ) und den Handschriften der zweiten Ordnung der II. Klasse rekonstruiert werden (siehe die «Edition» des Urschwabenspiegels durch Eckhardt, ). Eine aktuelle Studie von Bertelsmeier-Kierst () lässt an diesen Überlegungen Zweifel aufkommen; dort wird in Erwägung gezogen, dass die älteste bekannte Fassung des S. zwischen und im Umkreis der Regensburger Bettelordensklöster
Schwabenspiegel entstanden sein könnte. Zudem sind die Versuche, ein sinnvolles Stemma zur Genese des S.s herzustellen, nicht überzeugend; welchen Aufbau ein «Urschwabenspiegel» gehabt haben könnte und welche Handschriften sich aus diesem ableiten lassen würden, kann zum derzeitigen Kenntnisstand nicht dargestellt werden, ohne fragwürdig zu erscheinen. B. Klasse I (Kurzformen). Die bekannten Handschriften dieser Klasse sind überwiegend in Tirol abgefasst worden, drei in Mitteldeutschland. Sie sind gekennzeichnet durch das Fehlen der beiden historischen Einleitungen («Buch der Könige», «Kaiserchronik») und Gedichte (des → Strickers); der Landrechtsteil wurde auf Artikel gekürzt und das Lehnrecht auf . Es werden drei Ordnungen unterschieden: Ia (erste Verkehrsfassung), die beiden bekannten Handschriften bieten innerhalb der Kurzformen die größte Vollständigkeit (Oppitz: Dt. Rechtsbücher, Bd. , Nr. , ). – Ib (zweite Verkehrsfassung), die vier Handschriften gehen aus den Vertretern der Ordnung Ia hervor, sind aber im Landrechtsartikel um weitere Artikel gekürzt (Oppitz: Dt. Rechtsbücher, Bd. , Nr. , , , ). – Ic (dritte Verkehrsfassung), diese Fassung mit elf Handschriften ist aus einem Vertreter der Ordnung Ib im Jahr hervorgegangen; sie entspricht im Umfang in etwa ihrem Vorbild, wurde im Wortlaut allerdings stark überarbeitet. C. Klasse II (Langformen). Die Langformen sind um einen dritten Landrechtsteil ergänzt worden, in dem u. a. Stellen bekannter frühma. Leges wie die der Lex Alamannorum und der Lex Baiuvariorum einge ossen sind. Ihre zahlreichen Fassungen werden nach Oppitz () als Ordnungen IIa–f und X systematisiert. Diese Fassungen weichen im Textbestand untereinander erheblich voneinander ab und zeigen eine weite Verbreitung im deutschsprachigen Raum: Bayern und Franken, Schlesien, Tirol und Württemberg. Die Handschriften der Fassung IIb enthalten überdies eine stark vermehrte neue Fassung vom «Buch der Könige» (Handschriftennachweise bei Oppitz [] S. f.). D. Klasse III (Normalform): Die dritte Klasse ist für die Verbreitung des S. von großer Bedeutung. Die in sechs bekannten Fassungen vorliegenden Handschriften weisen im Unterschied zur zweiten Klasse untereinander große Übereinstimmungen auf. Sie entstanden vermutlich in Bayern, der Schweiz und Wien. Oppitz () systematisiert in die Ordnungen IIIa–h; IIIg bildet die Vorlage für den durch Freyberg herausgegebenen Druck ()
. Hälfte . Jh. und hat die größte handschriftliche Verbreitung gefunden (Handschriftennachweise bei Oppitz [] f.). E. Klasse IV. (Systematische Formen): Zur vierten Klasse werden Handschriften und letztlich auch die von ihnen abgeleiteten Frühdrucke gezählt, die sich durch eine systematische Umordnung der Artikel auszeichnen. Hierzu zählen z. B. die von Anton → Sorg sowie Günther und Johannes Zainer gedruckten Ausgaben aus dem späten . Jh., die ihrerseits wiederum Vorlage für nachfolgende Drucke bildeten (siehe Drucke bis ). Für die Fassungen beider Ordnungen (IVa und b) wird Augsburg bzw. das Bistum Augsburg als Entstehungsraum angenommen. F. Klasse V. (Übersetzungen): Der S. wurde durch den Benediktiner Oswald aus dem Kloster Anhausen an der Brenz (heute Regierungsbezirk Stuttgart) bearbeitet und ins Lateinische übertragen, Auftraggeberin war Grä n Agnes von Württemberg († , Ordnung Va); diese Übersetzung ist in vier Handschriften überliefert. Eine wohl im . Jh. entstandene Übersetzung ins Altfranzösische (Ordnung Vb) liegt nur in einer Handschrift vor, sie beruht auf einer Handschrift der Ordnung IIIc. Die im Vergleich größte Verbreitung unter den Übersetzungen fand die stark überarbeitete tschechische Übertragung aus dem . Jh. (Ordnung Vc), die als Teil des Prager Stadtrechts in zahlreichen Handschriften und zwei Drucken aus dem Jahr überliefert ist. Es wird angenommen, dass die Übersetzung in Mähren entstand (Handschriftennachweise bei Oppitz [] f.). Drucke bis : Spiegel keiserlicher und gemeiner lantrecht. Augsburg: Günther Zainer, ca. (GW M; online: BSB München, UB Heidelberg; Nachdr. im Großfoliodruck hg. v. Karl August Eckhardt. Göttingen ). – Spiegel keyserlicher vnd gemayner landtrecht. Augsburg: Günther Zainer / (GW M; online: BSB München). – Hie hebet sich an das keyserlich landtrechtbuch. Augsburg: Anton Sorg (GW M; online BSB München; Nachdr. im Kleinfoliodruck hg. v. K. A. Eckhardt. Göttingen ). – Von kuniglichen vnd keyserlichen darzu landt vnd lehen rechten. Ulm: Johann Zainer d. Ä. ca. (GW M; online: BSB München). – Summarie von kuniglichen und keyserlichen darzu landt und lehen rechten. Straßburg: Martin Schott ca. – (GW M; online: ULB Darmstadt, ZB Zürich). – Keyserlich und
. Hälfte . Jh. Küniglich Lant und lehenrecht nach gemeinem sitten und gebruch der rechten. Straßburg: Matthias Hupfuff (VD D; online: BSB München). – Kaiserlich und königlich Land und Lehenrecht. Straßburg: Matthias Hupfuff (VD D). – Práwa manská, letha Pana našeho […]. Leitomischl (Landrecht). – Práwa Zemská. Na Kteráž se Práwa manká wztahugij. Olmütz (Lehnrecht). – Kayserlich und Königlich Land und Lehenrecht, Satzungen, Sitten und Gebreuch, wie die unsere Teutsche Vorfahren lang wol herbracht […]. Hg. v. Sebastian Meichßner. Frankfurt/M. (VD D; online: BSB München. Nachdr. Frankfurt/M. ; VD D; online: BSB München). – Reichssatzung Deß Heiligen Römischen Reichs, Keyser, König, Churfürsten und Gemeiner Stände, Constitution, Ordnung, Rescript und Außschreiben, auff den gehaltenen Reichstägen und Keyserlichen Höffen statuirt und außgangen […]. Bd. . Hg. v. Melchior Goldast. Hanau (VD :C; online: UB Heidelberg). – Collatio codicis iuris Alamannici tam provincialis, quam feudalis. Hg. v. Johann August von Berger. Leipzig (Wiener Handschrift, Kl. III: Normalform. Nachdr. hg. von K. A. Eckhardt. Aalen ). – Ius provinciale Alemannicum alias sub nomine Speculi Suevici comprehensum […]. Hg. v. Johann Georg Scherz/Johann Schilter. Ulm (Gießener Handschrift, Kl. III: Normalform). – Sammlung alter historischer Schrifften und Documente auß unterschiedlichen Archiven wie auch raren Manuscripten zum Druck beförderet, von Johann Friedrich Schannat. Fulda (verschollene Ingolstädter Handschrift, Kl. III: Normalform. Nachdr. hg. v. K. A. Eckhardt. Aalen ). – Corpus iuris Germanici […]. Bd. : Speculum Alemanici ius provinciale et feudale […]. Hg. v. Hieronymus von der Lahr. Frankfurt/M. (Nachdr. hg. v. K. A. Eckhardt. Aalen ). A: Slg. hist. Schr. und Urkunden. Hg. v. Maximilian Prokop von Freyberg. Stuttgart/Tübingen (verschollene Asbacher Hs.). – Das Landrecht des S.s in der ältesten Gestalt mit den Abweichungen der gemeinen Texte und den Zusätzen derselben. Hg. v. Wilhelm Wackernagel. Zürich/ Frauenfeld (Nachdr. hg. v. K. A. Eckhardt. Aalen ). – Der S. oder Schwäbisches Landund Lehen-Rechtsbuch. Nach einer Hs. vom Jahr . Hg. v. Friedrich A. L. von Laßberg. Tübingen (Nachdr. Aalen ; Nachdr. hg. v. K. A. Eckhardt. Aalen ). – Le miroir de Souabe,
Schwabenspiegel d’après le manuscrit français de la bibliothèque de la ville de Berne publié par George-Auguste Matile. Neuchatel . – Des S.s Landrechtsbuch. Zum Gebrauche bei akademischen Vorträgen mit einem Wörterbuche. Hg. v. Heinrich Gottfried Gengler. Erlangen (). – Rechtsdenkmäler des dt. MA. Hg. v. Alexander von Daniels u. a. Bd. : Land- und Lehenrechtbücher. Tl. (Landrechtbuch) und (Lehenrecht). Berlin /. – Der S. bei den Siebenbürger Sachsen. Hg. v. Gustav Lindner. Klausenburg (Nachdr. hg. v. K. A. Eckhardt. Aalen ). – S. Kurzform (Germanenrechte N. F. Land- und Lehnrechtsbücher). Hg. v. K. A. Eckhardt. Göttingen u. a. . – S. Kurzform. Tle. Hg. v. K. A. Eckhardt (MGH. Fontes iuris NS ). Göttingen /. – S., Kurzform. Mitteldt.-nd. Hss. (Abh. der Sächsischen Akad. der Wiss. zu Leipzig. Philol.-Hist. Kl. /). Hg. v. Rudolf Große. Leipzig . – S. Langform M. […] Mw, Mh, Mp, Wr. Hg. v. K. A. Eckhardt (Studia iuris Suevici ). Aalen . – S. Normalform. Hg. v. dems. (Studia iuris Suevici, ). Aalen . – S. Kurzform. Hg. v. K. A. Eckhardt (Germanenrechte NF. Land- und Lehnrechtsbücher ). Göttingen u. a. . – Schwabenspiegeldrucke. Hg. v. K. A. Eckhardt (Bibliotheca rerum historicarum. Neudrucke ). Aalen . – S. Langform X. Fassung Xg. Hg. v. dems. (Bibliotheca rerum historicarum. Land- und Lehnrechtsbücher ). Aalen . – S. Langform Z. Fassung Zü. Hg. v. dems. (Bibliotheca rerum historicarum. Land- und Lehnrechtsbücher ). Aalen . – S. Kurzform. Tl. : Landrecht. Tl. : Lehnrecht. Tl. : Tambacher Hs. Hg. v. dems. (MGH. Fontes iuris NS ). Hannover (). – Urschwabenspiegel. […] Freiburger Hs. Hg. v. dems. (Studia iuris Suevici ). Aalen . – S. Langform E. Hg. v. dems. (Sudia iuris Suevici ). Aalen . – S. Langform H. Hg. v. dems. (Studie iuris Suevici ). Aalen . – Der S. Übertragen in heutiges Deutsch mit Illustrationen aus alten Hss. Hg. v. Harald Rainer Derschka. München . L: Winfried Trusen, HRG () Sp. –. – Peter Johanek, VL () Sp. –. – Karin Nehlsen-von Stryk, LexMA () Sp. –. – Ruth SchmidtWiegand, Killy () S. –. – Julius Ficker: Über die Entstehungszeit des Sachsenspiegels und die Ableitung des S.s aus dem Deutschenspiegel. Ein Beitr. zur Gesch. der dt. Rechtsquellen.
Schwabenspiegel Innsbruck . – Paul Laband: Beitr. zur Kunde des S.s. Berlin . – J. Ficker: Zur Genealogie der Hss. des S.s. In: Sb. Akad. der Wiss. in Wien. Phil.-Hist. Kl. / () S. –. – Ludwig Rockinger: Zur Abfassungszeit des S.s. In: Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss. Phil.-Hist. Kl. () S. –. – Ders.: Ber. über die Unters. von Hss. des sogenannten S.s. Bde. Wien –. – J. Ficker: Über die Entstehungszeit des S.s. In: Sb. der Akad. der Wiss. in Wien. Phil.Hist. Kl. / () S. –. – Karl Haiser: Zur Genealogie der Schwabenspiegelhss. Bde. Weimar /. – L. Rockinger: Berthold von Regensburg und Raimund von Peniafort im sogenannten S. In: Abh. der Bayerischen Akad. der Wiss. Phil.-Hist. Kl. / () S. –. – Joseph Strobl: Berthold von Regensburg und der S. In: Sb. der Akad. der Wiss. in Wien. Phil.Hist. Kl. / () S. –. – L. Rockinger: Der Könige Buch und der sogenannte S. In: Abh. der Bayerischen Akad. der Wiss. Phil.-Hist. Kl. () S. –. – Ders.: Über die Benützung eines Auszuges der Lex romana Visigothorum im Landrechte des sogenannten S.s. In: Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss. Phil.-Hist. Kl. () S. –. – Ders.: Deutschenspiegel, sogenannter S., Bertholds von Regensburg dt. Predigten in ihrem Verhältnisse zu einander. In: Abh. der Bayerischen Akad. der Wiss. Phil.-Hist. Kl. () S. –, –. – Eugen von Müller: Der Deutschenspiegel in seinem sprachlich-stilistischen Verhältnis zum Sachsenspiegel und zum S. (Deutschrechtliche Beiträge. Forschungen und Quellen zur Gesch. des Dt. Rechts /). Heidelberg . – K. A. Eckhardt: Der Deutschenspiegel. Seine Entstehungsgesch. und sein Verhältnis zum S. Weimar . – Ernst Klebel: Stud. zu den Fassungen und Hss. des S.s. In: MIÖG () S. –. – Ders.: Forschungen zu den dt. Rechtsbüchern, Tl. : Die älteste datierte Schwabenspiegelhs. und ihre Ableitungen. In: Sb. der Akad. der Wiss. in Wien. Phil.-Hist. Kl. /– (). – Hans Lentze: Die Kurzform des S.s (Forschungen zu den dt. Rechtsbüchern ). Wien u. a. . – Rudolf Janovsky: Das Augsburger Recht im S. Diss. Wien . – Walter Brunner: Die dt. Königswahl nach dem S. Diss. Wien . – Dieter Belling: Das Strafrecht des S.s. Ein Beitr. zur Gesch. des dt. Strafrechts. Diss. Tübingen . – Hermann Krause: Kaiserrecht und Rezeption. Heidelberg . – E. Klebel: Zu den Quellen des S.s. In: FS Karl Gott
. Hälfte . Jh. fried Hugelmann. Bd. . Hg. v. Wilhelm Wegener. Aalen , S. –. – Brigitte Uhlig: Die verba dicendi im Rechtswortschatz des späten MA, untersucht an einigen Hss. des S.s. Leipzig . – Ilpo Tapani Piirainen: Der S. aus Kosice/Kaschau. Ein Beitr. zum Frühnhd. in der Slowakei. In: FS Siegfried Grosse. Hg. v. Werner Besch (GAG ). Göppingen , S. –. – Winfried Trusen: Die Rechtsspiegel und das Kaiserrecht. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Klaus Lohrmann: Die Rechtsstellung der Juden im S. In: Die Legende vom Ritualmord. Zur Gesch. der Blutbeschuldigungen gegen Juden. Hg. v. Rainer Erb. Berlin , S. –. – Rudolf Große: Schwabenspiegelhss. im Sachsenspiegelland. In: Recht, Idee, Geschichte. Beitr. zur Rechts- und Ideengesch. für Rolf Lieberwirth anläßlich seines . Geburtstages. Hg. v. H. Lück/Bernd Schildt. Köln u. a. , S. –. – H. R. Derschka: Der S. und die kognitive Entwicklung des Menschen. Neue Fragen an einen alten Text. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Stephan Müller: S. und Prosakaiserchronik. Textuelle Aspekte einer Überlieferungssymbiose am Beispiel der Geschichte Karls des Großen (mit einem Anhang zur Überl. der Prosakaiserchronik). In: Text und Text in lat. und volkssprachiger Überl. des MA. Hg. v. Eckart Conrad Lutz u. a. (Wolfram-Stud. ). Berlin , S. –. – Kultur- und rechtshist. Wurzeln Europas. Arbeitsbuch. Hg. v. Jörg Wolff. Mönchengladbach , S. –. – Jens Peter Kutz: Das Dorf und die bäuerliche Lebenswelt im S.: Ein Rechtsbuch als soziohist. Quelle. In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins () S. –. – Christa Bertelsmeier-Kierst: Kommunikation und Herrschaft. Zum volkssprachlichen Verschriftlichungsprozeß des Rechts im . Jh. (ZfdA, Beih. ). Stuttgart . – H. Lück: Kohärenzen, Parallelen, Divergenzen. Sachsenspiegel und S. im Vergleich. In: Acta Universitatis Szegedinensis. Acta iuridica et politica () S. –. – Gernot Kocher: Das Bild vom Recht im S. In: Signa Ivris () S. –. – Bernd Kannowski: Der Laienspiegel, die Magdeburger Fragen und der S. In: Ulrich Tenglers Laienspiegel. Ein Rechtsbuch zwischen Humanismus und Hexenwahn. Hg. v. Andreas Deutsch. Heidelberg , S. –. DB/MM
. Hälfte . Jh. Hamburgisches Recht → Jordan von Boizenburg. Jordan von Boizenburg, † zwischen und . – Hamburger Ratsherr, wahrscheinlich Verfasser des Hamburger Ordeelbooks (). J. v. B. war ein Hamburger Ratsherr, auf den die Anlage eines Erbebuches (), eines Schuldbuches, des Liber privilegiorum quadratus und die Abfassung des Ordeelbooks (Hamburger Stadtrecht) zurückgeht. Über seine Biogra e sind nur wenige und zum Teil unsichere Hinweise bekannt. Er war vielleicht ein Verwandter des Wirad von Boizenburg, der maßgeblich am Aufbau der mit lübischem Recht bewidmeten Neustadt Hamburg beteiligt war und den Alsterhafen anlegen ließ. Sein Bruder Heinrich gehörte jedenfalls seit dem Hamburger Rat an und ein Konrad von Boizenburg, dessen Verhältnis zu J. ungeklärt ist, war von bis ebenfalls Ratsherr. J. selbst hatte – das Amt des Hamburger Rats- bzw. Stadtnotars inne und übte damit die Funktion eines Stadtschreibers und Syndikus aus. Da J. v. B. ab als Magister in Erscheinung tritt, wird davon ausgegangen, dass er vielleicht eine Universität in Italien besucht haben könnte, auf der er seine umfangreichen Kenntnisse im römischen und kanonischen Recht erwarb. Im Rahmen seiner Ratstätigkeit legte er das erste Hamburger Erbebuch (Grundbuch) und ein Schuldbuch an, in dem die städtischen Forderungen gegenüber den Hamburger Bürgern und den Gästen der Stadt vermerkt wurden. Darüber hinaus fertigte er ein Kopialbuch mit den Urkunden der Stadt an, den Liber privilegiorum quadratus, der Grundlage eines ersten Stadtarchivs wurde. Für die Hamburger Kau eute und deren Partner war er mehrfach in diplomatischen Missionen unterwegs und handelte erfolgreich Verträge über Handelsprivilegien und Vergünstigungen in Flandern und Schweden aus; im Streit mit dem Erzbischof von BremenHamburg gelang es u. a. ihm, eine freie Durchfahrt bei Stade zu erwirken. Auf J. v. B. geht mit hoher Wahrscheinlichkeit auch das durch den Hamburger Rat bestätigte Hamburger Recht im sog. Ordeelbook zurück, das er in einer systematischen Zusammenstellung von zwölf Stücken in nd. Sprache darlegte: I. Obrigkeit und Liegenschaftsrecht, II. Erbzins, III. Ehegüterrecht und Erbfolge, IV. Erbrecht,
Hamburgisches Recht V. Vormundschaftsrecht, VI. Klagerecht, VII. Beweismittel, VIII. Dienstrecht, IX. Von Schlägen, X. Verbrechen («Ungerichte»), XI. Vorsatztaten sowie XII. Diebstahl und Raub. Das Schiffrecht wurde erst dem Stadtrecht hinzugefügt; es bestand wohl schon im . Jh. als eigenständiges Recht und dürfte das älteste dt. Seerecht sein (Landwehr [], S. ). Das Ordeelbook ist geprägt von der wirtschaftlichen Tätigkeit der Hamburger Kaufleute und ihrer führenden Stellung im Seehandel. Die hochdt. Übertragung des Titels Ordeelbook mit «Urteilsbuch» führt in die Irre, da nicht nur Urteile des Rates dort festgehalten sind. Vermutlich geht dieser Titel auf eine Übersetzung des lat. Liber Iudiciorum zurück. Beim Ordeelbook handelt es sich um die älteste bekannte Aufzeichnung des Hamburger Rechtes. Auf noch ältere Rechte der Alt- und Neustadt Hamburg könnten in nd. Sprache verfasste Artikel aus einer erst aufgefundenen Fassung des Ordeelbooks hinweisen, die bis zu diesem Jahr noch unbekannt waren. Reincke (/), der diese Artikel zuerst im Wortlaut der Öffentlichkeit zugänglich machte, äußerte die Vermutung, dass es sich bei diesen Artikeln um Texte des älteren Hamburger Rechts handele, nach deren Vorlage J. v. B. das Ordeelbook erarbeitete. Es lassen sich Ein üsse des Rechts der Neustadt Hamburg von /, der erzbischö ichen Altstadt Hamburg, des lübischen und des Soester Rechts (und damit sekundär auch des Kölner Rechts) nachverfolgen. Weiterhin können Entlehnungen bzw. Beeinussungen durch das römische Recht (systematischer Aufbau, Seerecht), Sachsenspiegel-Landrecht des → Eike von Repgow und alttestamentarische Recht (.–. Buch Moses) nachgewiesen werden. Das Ordeelbook von wurde später (, und ) überarbeitet und durch weitere Einzelentscheidungen ergänzt. Für die Überlieferung ist dabei entscheidend, dass das Original des Ordeelbooks aus dem Jahr verbrannt ist und nur Abschriften aus späterer Zeit, meist aus dem . Jh., vorliegen. Die älteste Aufzeichnung be ndet sich im «Roten (Stadt-)Buch», so bezeichnet nach der Farbe seines Ledereinbandes. Darin enthalten ist die vorgenommene Revision des Ordeelbooks, in der die ursprüngliche Systematik überarbeitet und neue Artikel hinzugefügt wurden. Dabei elen keine der älteren Artikel weg, jedoch ist das eheliche Güterrecht stark überarbeitet worden.
Jordan von Boizenburg Die nächste Revision erfolgte aufgrund der (erneuten) starken Rezeption des römischen Rechts und der Gründung des Reichskammergerichts () im Jahr durch den Hamburger Bürgermeister Hermann → Langenbeck. Eine grundlegende Reformation des Stadtrechts fand infolge von Auseinandersetzungen um den Ratseid im Jahr statt, die nach einer Überarbeitung durch den Bürgermeister Vincent Müller unter dem Titel Der Stadt Hamburg Gerichts-Ordnung und Statuta in hochdt. Sprache gedruckt wurde. Darin hatte man die verabschiedete Gerichtsordnung aufgenommen und die ältere Revision nach dem Vorbild der Nürnberger Reformation von , des lübischen Rechtes, der Kursächsischen Konstitutionen von , einiger Reichsgesetze, des hansischen Seerechtes von und der Antwerpener Wechselordnung von überarbeitet. Obwohl das Ordeelbook sehr früh aufgezeichnet wurde – etwa zur gleichen Zeit wie das lübische Recht – und Hamburgs Kau eute ein weites Handelsnetz etabliert hatten, ist das hamburgische Recht vergleichsweise nur an wenige Städte weitergegeben worden. Die Hansestadt Stade erhielt das hamburgische Recht und gab es an Buxtehude weiter; nur Teile des Ordeelbooks übernahmen Bremen, Verden, Oldenburg, Wildeshausen und Delmenhorst. hat die Stadt Riga das Hamburger Recht übernommen, es zum Teil überarbeitet und erweitert und in dieser Form an weitere Städte in Livland und Estland weitergereicht (→ Rigaer Stadtrechte für Hapsal). Darüber hinaus sind keine Bewidmungen bekannt, allerdings fand das hamburgische Recht indirekt über das lübische Recht seit dem Ausgang des MA Verbreitung, denn in das lübische Recht waren Teile des hamburgischen Rechtes integriert bzw. mit diesem in Handschriften und Drucken überliefert worden. Das Seerecht wurde ca. mit dem Stadtrecht von Riga, von Lübeck und zu Beginn des . Jh. von Bremen übernommen. Innerhalb dieser Überlieferungswege hat das Ordeelbook eine langlebige und große Resonanz gefunden, auch wenn das hamburgische Recht keine Stadtrechtsfamilie ausbilden konnte. Ü (Ordeelbook): Nach «Die Bilderhandschrift des hamburgischen Stadtrechts von im hamburgischen Staatsarchiv» ( hg. v. Heinrich Reincke. Hamburg [Nachdr. ]) existieren selbstständige Überlieferungen vom .–. Jh., weitere wären noch textkritisch zu
. Hälfte . Jh. erschließen. Zur handschriftlichen Überlieferung siehe zudem: Das Hamburger Ordeelbook von samt Schiffrecht, nach der Hs. von Fredericus Varendorp von (Kopenhagener Codex). Textausg. und Übersetzung ins Hochdeutsche mit rechtsgeschichtlichem Kommentar. Hg. v. Frank Eichler. Hamburg , S. f., –. – Ders.: Das Hamburger Ordeelbook in der Fassung von . Rechtshistorische und sprachliche Rekonstruktion aus den vorhandenen Quellen. Hamburg . A: Das Alte Lübische Recht. Hg. v. Johann Friedrich Hach. Lübeck (Göttinger Hs., Codex C). – Die ältesten Hamburger Stadt-, Schiff- und Landrechte. Hg. v. Johann Martin Lappenberg (Hamburgische Rechtsaltertümer ). Lübeck . – Die Quellen des Rigischen Stadtrechts bis zum Jahr . Hg. v. Jakob Gottlieb Leonard Napiersky. Riga (Nachdr. Paderborn ) (Redaktion des Ordeelbooks von für Riga). – Reincke (s. Überl.). – Norddt. Stadtrechte. Bd. : Das Stader Stadtrecht vom Jahre . Hg. v. Gustav Korlén. Lund . – Eichler und (s. Überl.). L: Hans-Friedrich Rosenfeld, VL () Sp. –; () Sp. . – Erich v. Lehe, NDB () S. f. – Tilman Repgen: Hamburg. In: HRG () Sp. –. – Christa Bertelsmeier-Kierst, ebd., Sp. – (J. v. B.). – Elsa Hennings: Das hamburgische Strafrecht im . und . Jh. und seine Verwirklichung. Hamburg . – Heinrich Reincke: Ein unbekanntes Bruchstück althamburgischen Rechts. In: Jb. des Ver. für nd. Sprachforschung / (/ ) S. – (ein kommentiertes Verz. der Lit. von Heinrich Reincke zum Ordeelbook bei Eichler: Hamburger Ordeelbook [] S. f.). – E. von Lehe: J. v. B. und Johann Schinkel. Zwei Hamburgische Ratsnotare des . Jh. In: Zs. des Ver. für Hamburger Gesch. () S. –. – Klaus Wolter: Die Schiffrechte der Hansestädte Lübeck und Hamburg und die Entwicklung des Hansischen Seerechts, unter besonderer Berücksichtigung der rechtlichen Bestimmungen über Reisenotlagen und Schiffskollisionen. Hamburg . – Eckart Klessmann: Gesch. der Stadt Hamburg. Hamburg . – Klaus Richter: Hamburgs Frühzeit bis . In: Hamburg. Gesch. der Stadt und ihrer Bewohner. Bd. . Hg. v. Hans-Dieter Loose/Werner Jochmann. Hamburg , S. –. –
. Hälfte . Jh. H.-F. Rosenfeld: J. v. B. Ein bedeutender Vertreter der mnd. Reimprosa. In: Jb. des Ver. für nd. Sprachforschung () S. –. – Ders.: Das Ordeelbook von und J. v. B. Zugleich ein Hinweis auf das älteste bekannte Flaggengesetz. Neumünster . – Maike Hanf: Hamburgs Weg in die praktische Unabhängigkeit vom Schauenburgischen Landesherrn. Hamburg . – K. Wolter: Die rechtliche Behandlung von Reisenotlagen und Schiffskollisionen in den älteren See-, Schiffrechten Lübecks und Hamburgs und im hansischen Seerecht. In: See- und Flußhäfen vom HochMA bis zur Industrialisierung. Hg. v. Heinz Stoob (Städteforschung A ). Köln , S. –. – Beate Binder: Illustriertes Recht. Die Miniaturen des Hamburger Stadtrechts von (Veröff. des Ver. für Hamburgische Gesch. ). Hamburg . – Recht und Juristen in Hamburg. Hg. v. Jan Albers. Bde. Köln u. a. . – Matthias Rademacher: Die Gesch. des Hafen- und Schiffahrtsrechts in Hamburg. Bde. Hamburg . – Jutta von der Decken: Das Seearbeitsrecht im Hamburger Stadtrecht von bis . Frankfurt/ M. u. a. . – Roswitha Rogge: Zwischen Moral und Handelsgeist. Weibliche Handlungsräume und Geschlechterbeziehungen im Spiegel des hamburgischen Stadtrechts vom . bis zum . Jh. (Ius commune. Sonderhefte, Stud. zur europäischen Rechtsgesch. ). Frankfurt/M. . – Norbert Angermann: Das Hamburgische Recht in Nordosteuropa. In: Die Stadt im europäischen Nordosten: Kulturbeziehungen von der Ausbreitung des Lübischen Rechts bis zur Aufklärung. Hg. v. Robert Schweitzer (Veröff. der Aue Stiftung ). Helsinki u. a. , S. –. – Raoul Zühlke: Bremen und Riga. Zwei ma. Metropolen im Vergleich. Stadt, Land, Fluß (Arbeiten zur Gesch. Osteuropas ). Münster u. a. . – Dagmar Hüpper: Das Rechtsbuch der Stadt Bremen, das Hamburger Recht und der Sachsenspiegel. In: Jahre Bremer Recht –. Hg. v. Konrad Elmshäuser/Adolf E. Hofmeister. Bremen , S. –. – Götz Landwehr: Das Seerecht der Hanse (–) . Vom Schiffordnungsrecht zum Seehandelsrecht. Göttingen . – Carolin O’Sullivan: Die Ahndung von Rechtsbrüchen der Seeleute im ma. hamburgischen und hansischen Seerecht (–). Frankfurt/M. u. a. . – Ch. Bertelsmeier-Kierst: Kommunikation und Herrschaft. Zum volkssprachlichen Verschriftlichungsprozeß des Rechts im . Jh. Stutt
Lübisches Recht gart . – F. Eichler: Quellen des Hamburger Stadtrechts. In: Hansisches und hansestädtisches Recht. Hg. v. Albrecht Cordes (Hansische Stud. ). Trier , S. –. – Tilmann Repgen: Ein Auftritt der Freundin des Rechts. Erbfolge nach Hamburger Stadtrecht von . In: FS Rolf Knütel. Hg. v. Holger Altmeppen. Heidelberg u. a. , S. –. – Nils Jörn: Lübisches, Magdeburger, Hamburger, Stader, Bremer, Römisches oder Schwedisches Recht. Nach welchem Recht wurde am Wismarer Tribunal geurteilt? In: Einheit und Vielfalt in der Rechtsgesch. im Ostseeraum? Unity and plurality in the legal history of the Baltic Sea area. Hg. v. Marju Luts-Sootak u. a. Frankfurt/ M. u. a. , S. –. DB/MM Lübisches Recht. – Stadtrecht aus dem . Jh, erste dt. Fassung von . Das zum ersten Mal urkundlich nachweisbare l. R. geht in seiner ältesten bekannten lat. Textschicht auf das Jahr zurück, die erste niederdt. Fassung entstand . Aus der dürftigen Überlieferung kann über die Frühformen des l. R. vor kaum etwas in Erfahrung gebracht werden. Das l. R. ist beein usst von regionalen Gewohnheiten westfälischer Siedler in Lübeck sowie von kaiserlichen Privilegien der seit reichsunmittelbaren Stadt Lübeck (specialis civitas et locus imperii). Der weite Aktionsradius der Lübecker Kaufleute und die dominierende Stellung Lübecks innerhalb der Hanse führten zu einer weiten Verbreitung des l. R. im Ostseeraum: Ca. Städte waren mit diesem Recht bewidmet worden; nur das Magdeburger Recht konnte mit noch größerem Erfolg an andere Städte weitervermittelt werden. Bis etwa baute Lübeck seine umfassende Stellung als Oberhof dieser Städte soweit aus, dass nur Reval als Oberhof für Narwa und wenige pommersche Kleinstädte, die sich an ihren Grundherrn als obersten Gerichtsherrn zu wenden hatten, bestehen konnte, während die anderen «Tochter- und Enkelstädte» ihre rechtlichen Fragen direkt nach Lübeck schickten (eine Entwicklung, die ab dem . Jh. durch das Verbot der Landesherren, an den Lübecker Oberhof zu appellieren, und die Gründung des Reichskammergerichts gehemmt wurde). Die aus der Tätigkeit der Lübecker Gerichtsherren resultierenden Rechtsweisungen und Entscheidungen ossen in die zum Teil stark erweiterten und um regionale Besonderheiten ergänzten
Lübisches Recht Redaktionen des l. R. ein, so dass eine Vielzahl von untereinander abweichenden Textzeugen vorliegt (seit dem . Jh. entschied der Lübecker Rat nur noch über bereits verkündete Urteile, die vorherige Rechtsbelehrung verschwand). Vom l. R. unterschieden wird das Lübecker Recht, in das Ratsdekrete, Burspraken und Privilegien mit lokaler Geltung einge ossen sind. Das l. R. beruht nicht auf dem Stadtrecht von Soest, wie es → Arnold von Lübeck († /) in seiner Chronica Slavorum libri VII mitteilt, wohl aber lässt sich ein Ein uss der aus Westfalen kommenden Siedler, des holsteinischen Landrechts und des Schleswiger Stadtrechts feststellen (um bildeten Holsteiner, West- und Ostfalen die größten Gruppen innerhalb der Lübecker Bürgerschaft, siehe Ebel , S. Anm. ). Der für die Stadt Lübeck unmittelbar wichtigste Teil des Stadtrechts bestand allerdings in den «lübischen Freiheiten», die auf eine um «verfälschte» Urkunde Kaiser Friedrichs I. Barbarossa (–) von zurückgehen (darin eingelassen be nden sich noch ältere, wohl verliehene Privilegien Herzog Heinrichs des Löwen [† ], sog. Heinrichsprivileg) und durch König Waldemar II. von Dänemark (–) und von Kaiser Friedrich II. (–) bestätigt worden sind. Einige dieser Privilegien (z. B. Recht der Rechtsbesserung) sind Teil des l. R. geworden. Ein erstes, heute verschollenes «Lübisches Fragment» aus den Jahren von bis bildet den ersten lat. Textzeugen. In den darauf folgenden zwei Jahrzehnten sollten weitere Kodizes mit einem weitgehend einheitlichen Textbestand von ca. Artikeln folgen. Mit dem Lübecker Kanzleikodex (–) und dem Elbinger Kodex (, → Revaler Kodizes des lübischen Rechts) treten die ersten mnd. Textzeugen auf. Bei diesen und ihnen nachfolgenden Handschriften handelt es sich nicht ausschließlich um Übertragungen aus dem Lat., sondern auch um durchaus eigenständige und zum Teil stark erweiterte Texte (bis zu Artikel im Lübecker Kanzleikodex). Nach dem Tidemann-Güstrower () und dem Oldenburger Kodex (ca. ) entstanden keine bekannten und für den amtlichen Gebrauch bestimmte Handschriften mehr, sondern Rechtsbücher für den privaten Gebrauch – nicht selten gemeinsam mit dem hamburgischen, sächsischen oder römischen Recht –, die im . Jh. auch im Druck erschienen (erster bekannter Druck von ).
. Hälfte . Jh. wurde das l. R. in revidierter Fassung ebenfalls im Druck vorgelegt – dessen Reichweite ist allerdings geringer als die der ma. Fassungen, da insbesondere die Landesherren den Ein uss des l. R. in den mediaten Städten zurückdrängten. Das l. R. spiegelt die Tätigkeitsbereiche der Lübecker Kau eute – vor allem innerhalb der Hanse – in besonderem Maße wider. Daher gehören Handels-, See- und Schiffsverkehrrecht zu den bevorzugt behandelten Gegenständen und die Ratsverfassung sah eine herausgehobene und Andere ausgrenzende Position der städtischen Führungselite vor: Nur Kau eute und ein ussreiche Händler waren überhaupt ratsfähig. Diese wurden auf Lebenszeit gewählt. Die Gerichtsbarkeit lag in den Händen des Vogteigerichts (Niedergericht) und beim Stadtrat, von dem alle strafrechtlichen Sachen behandelt wurden. Eine Schöffenbank, wie sie das Magdeburgische Recht vorgibt, kennt das l. R. nicht. Im Sinne des kaufmännischen Charakters fallen auch die Artikel zum Wechsel-, Schuldund Konkursrecht im Vergleich zu anderen Rechten ausführlicher aus. Über ein Landrecht verfügt das l. R. hingegen nicht, daher mag es sich im Vergleich zum Magdeburger Recht auch weniger ausgebreitet haben. Die im l. R. verankerte Bestimmung, alle Rechtsgeschäfte, die Grundstücke betrafen, in ein Stadtbuch einzutragen (in Lübeck seit ), das lange als unanfechtbares Beweismittel in Streitfällen galt, führte zur Ausbildung eines ausdifferenzierten Stadtbuchwesens mit Erbe-, Schuld-, Renten-, Verfestungs- und Bürgerbüchern. Bis zur Mitte des . Jh. verbreitete sich das l. R. entlang des südlichen Ostseeraumes bis nach Estland. Nach der Bewidmung Narwas folgten bis hinein ins . Jh. nur noch wenige Vergaben. Bedeutende Hansestädte wie Neustadt Hamburg (, hier ging das l. R. spätestens im Ordeelbook des → Jordan von Boizenburg auf), Rostock (), Wismar (), Kiel (), Stralsund (), Elbing (), Reval (), Greifswald () und Kolberg () besaßen l. R. Die Herzogtümer Mecklenburg und Pommern sowie das Fürstentum Rügen (unter dänischer Herrschaft) und die Grafschaft Holstein gehörten zu den wichtigsten Ländern der Verbreitung, während in den Territorien des Deutschen Ordens und im Hochstift Riga konkurrierende Stadtrechte (von Riga, Magdeburg und Kulm) an Ein uss gewannen und das l. R. – wie z. B. in Reval – durch den Widerspruch des Dt. Ordens nur schwer Fuß fassen
. Hälfte . Jh. konnte. In Skandinavien nden sich Ein üsse des l. R. u. a. in den Stadtrechten von Visby auf Gotland (→ Visbysches Stadtrecht), Ripen auf Jütland und Stockholm sowie in den hansischen Kontoren Bergens (Norwegen) und Nowgorods (nach zähem Ringen) und vielleicht auch an anderen Orten mehr; insbesondere das Seerecht – das allerdings erst in der Zusammenstellung des Lübecker Ratsherrn → Albrecht von Bardewik durch den Lübecker Rat Rechtskraft erlangte – übte innerhalb des Hanseraums größeren Ein uss aus. Ü: Zur handschriftlichen Überlieferung siehe: Wilhelm Ebel: L. R. Bd. . Lübeck , S. – (ebd. auch eine Besprechung der bekannten Drucke). – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , Nr. , , , , , . – Ders.: Die «Dt. Mss. des MA» (Zb-Signatur) der ehemaligen Stolberg-Wernigerodischen Handschriftenslg. In: Geographia Spiritualis. FS Hanno Beck. Hg. v. Detlef Haberland. Frankfurt/M. u. a. , S. –, hier S. f. – Friedrich Ebel: Eine bislang unbekannte Hs. des L. R.s. In: Zs. des Ver. für Lübeckische Gesch. und Altertumskunde () S. – (mit Teilabdruck). – Ralf G. Päsler: Kat. der ma. deutschsprachigen Hss. der ehemaligen Staats- und Universitätsbibl. Königsberg. Nebst Beschreibungen der ma. deutschsprachigen Fragmente des ehemaligen Staatsarch. Königsberg. Hg. v. Uwe Meves (Schr. des Bundesinst. für ostdt. Kultur und Gesch. ). München , S. f. – Ders.: Einige Ergänzungen zu «Dt. Rechtsbücher des MA». In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. . – Ders.: Deutschsprachige Sachlit. im Preußenland bis . Unters. zu ihrer Überl. (Aus Archiven, Bibliotheken und Museen Mittel- und Osteuropas ). Köln u. a. , S. f., f., f., –, f., –. – Hans-Jochen und Regina D. Schiewer: Norddt. Hss. in Moskau. In: Scrinium Berolinense. Tilo Brandis zum . Geburtstag. Hg. v. Peter Jörg Becker u. a. (Beitr. aus der Staatsbibl. zu Berlin Preußischer Kulturbesitz ). Berlin , Bd. , Nr. f. – VL (). – Hans Friedrich Rothert: Der Kieler Kodex des L. R.s. Verschlungene Pfade und Rückkehr. In: «... wird die fernste Zukunft danken». Kiels Gesch. und Kultur bewahren und gestalten. FS Jürgen Jensen. Hg. v. Renate Paczkowski u. a. Neumünster , S. –. – Ma. Hss. in den Sammlungen des Stadtarch. Tallinn und des Estnischen Hist.
Lübisches Recht Museums. Hg. v. Tiina Kala. Tallinn . – U.D. Oppitz: Ergänzungen zu «Dt. Rechtsbücher des MA und ihre Hss.». In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –, hier S. . – Handschriftencensus online (mit aufgeführten Handschriften). A: Das alte lübische Recht. Hg. v. Johann Friedrich Hach. Lübeck (Nachdr. Aalen ) S. –, – (Danziger Hs., ; Kodex des Albecht von Bardewik, ). – Urkundenbuch der Stadt Lübeck. Hg. v. dem Vereine für Lübeckische Gesch. und Alterthumskunde. Bd. /. Lübeck , Nr. (Lübisches Fragm., /). – Slg. der Rechtsquellen Liv-, Esth- und Curlands. Hg. v. Friedrich Georg von Bunge/ Karl Otto von Madai. Abt. : Die Quellen des Revaler Stadtrechts. Bd. . Dorpat . – Ebd. Bd. . Dorpat (Revaler Rechtsbuch, ). – Heinrich Riemann: Gesch. der Stadt Colberg. Aus den Quellen dargestellt. Colberg (mit Teilabdruck des Kolberger Kodexes von , Beilagen S. –). – Ferdinand Frensdorff: Tristes Reliquiae. In: Hansische Geschichtsbll. () S. – (. Jh.). – Ludwig Andresen: Acta Tuderensia. Mitt. aus einer tondernschen Kopiensamlung. In: Zs. für Schleswig-Holsteinische Gesch. () S. – (Tondernsche Hs., ). – Carl Klemz: Das L. R. Belgards. In: Aus dem Lande Belgard. Monatsbll. der Pommerischen Zeitung für Belgard () S. , , ; () S. f., f., , , f., , , f., , f.; () S. , f., (mit Abdruck der Belgarder Hs. aus dem . Jh.). – Arthur Methner: Das L. R. in Memel. In: Altpreußische Forschungen () S. – (Memeler Hs., ). – Ders.: Die älteste dt. Hs. des L. R.s für Elbing. In: Elbinger Jb. () S. – (Elbinger Kodex, ). – Gustav Korlén: Norddt. Stadtrechte. Bd. : Das mnd. Stadtrecht von Lübeck nach seinen ältesten Formen (Lunder Germanistische Forschungen ). Lund/Kopenhagen , S. –, – (Lübecker Kanzleikodex, –; Oldenburger Kodex, ca. ). – Danmarks gamle Købstadtlovgivning. Bd. . Hg. v. Erik Kroman/Peter Jørgensen. Kopenhagen , S. – (Tondernsche Hs., ). – Friedrich Ebel/Renate Schelling: Das lat. lübische Recht in der schlesisch-polnischen Fassung des . Jh. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. – (Krakauer Hs., nach ). – F. Ebel: Eine bislang unbekannte Hs. des l. R.s. In: Zs. des Ver. für Lübeckische Gesch. und
Lübisches Recht Altertumskunde () S. – (Belgarder Hs., . Jh.). – Lübecki õiguse Tallinna koodeks – Der Revaler Kodex des l. R.s. Hg. v. Tiina Kala. Tallinn (mit Faks., ). – Der Kolberger Kodex des L. R.s von . Das Kolberger Rechtsbuch. Faks. der verschollenen Hs. mit hochdt. Übersetzung und Glossar. Hg. v. Peter Jancke (Beitr. zur Gesch. der Stadt Kolberg und des Kreises Kolberg-Körlin ). Hamburg . L: W. Ebel, HRG () Sp. –. – Lothar Weyhe, LexMA () Sp. f. – Angelika Lampen, VL () Sp. –. – Im Folgenden wird die Literatur seit dargestellt (zur älteren Literatur siehe W. Ebel: Jurisprudentia Lubecensis. Bibliogr. des l. R.s (Veröff. zur Gesch. der Hansestadt Lübeck. Reihe B, ). Lübeck . – Antjekathrin Graßmann: LübeckSchrifttum –. Nürnberg ): Erich Zander: Einf. und Handhabung des l. R.s in Eutin. In: Jb. für Heimatkunde Eutin () S. –. – Lübeck im Hoch- und SpätMA. Die große Zeit Lübecks. In: Lübeckische Gesch. Hg. von A. Graßmann. Lübeck , S. –. – Helmut G. Walther: Kaiser Friedrich Barbarossas Urkunde für Lübeck vom . September . In: Zs. des Ver. für Lübeckische Gesch. und Altertumskunde () S. –. – Jürgen Weitzel: Gewohnheiten im lübischen und im sächsischmagdeburgischen Rechtskreis. In: La Coutume – Custom. Bd. . Hg. v. Jacques Vanderlinden. Brüssel , S. –. – Die Hanse und der dt. Osten. Hg. v. Norbert Angermann. Lüneburg . – Artur Völkl: Das Lösungsrecht von Lübeck und München. Ein Beitr. zur Gesch. der Fahrnisverfolgung (Forschungen zur neueren Privatrechtsgesch. ). Wien u. a. . – Leo Laur: Seegesetze in den Kodexen des L. R.s der Stadt Tallin/Reval ( – – ). Tallinn . – Tadeusz Maciejewski: Wilkierze miast pruskich lokowanych na prawie lubeckim (do roku) [Die Willküre der nach lübischem Recht gegründeten preußischen Städte bis ]. In: Studia Baltyckie. Historia () S. –. – Ernst-Günther Prühs: Sonderheiten des ma. Lübschen Rechtes, wie auch in Eutin Recht gesprochen wurde. In: Jb. für Heimatkunde Eutin () S. –. – Adrian Bueckling: L. R. in (Schwedisch-)Neuvorpommern und Rügen. Schwerin . – J. Harder: Die Revision des l. R.s in den Jahren – und die Mission des Bürgermeisters Schabbelt aus Wismar im Juni . Lübeck (Sonderdruck aus: Zs.
. Hälfte . Jh. des Ver. für Lübeckische Gesch. und Altertumskunde [] S. –). – Joachim Wächter: Die Urkunde Herzog Bogislavs IV. über die Verleihung des l. R.s an die Stadt Usedom. In: Usedom. Gesch. und Geschichten. Jahre Stadt Usedom. Hg. v. Brigitte Metz. Ostklüne , S. –. – Hans Peter Glöckner: Bürgerliches Recht und Handelsrecht im Ostseeraum zu Zeiten des Lübischen Stadtrechts. In: Die selbstverwaltete Gemeinde. Beitr. zu ihrer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in Estland, Deutschland und Europa. Hg. v. Wolfgang Drechsler (Schr. zum Öffentlichen Recht ). Berlin , S. –. – Lennart Meri: L. R. in Reval (Tallinn). Auftrag und Herausforderung für Estland und Europa. In: ebd., S. –. – Roman Herzog: Zum L. R. in Estland und zur kommunalen Selbstverwaltung. In: ebd., S. –. – Bernhard Diestelkamp: Der Oberhof Lübeck und das Reichskammergericht. Rechtszug versus Appellation. In: «Zur Erhaltung guter Ordnung». Beitr. zur Gesch. von Recht und Justiz. FS Wolfgang Sellert. Hg. v. Jost Hausmann/ Thomas Krause. Köln , S. –. – Die Stadt im europäischen Nordosten. Kulturbeziehungen von der Ausbreitung des L. R.s bis zur Aufklärung […]. Hg. v. Robert Schweitzer (Veröff. der Aue Stiftung ). Helsinki u. a. . – Albrecht Cordes: Rechtsgewohnheiten in lübischen Gesellschaftsverträgen. In: Rechtsbegriffe im MA. Hg. v. dems. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Ulrich Andermann: Das lübische und das gelehrte Recht im Ostseeraum. Ein Verhältnis von Widerstand und Anpassung. In: Integration durch Recht. Das Wismarer Tribunal (–). Hg. v. Nils Jörn u. a. (Quellen und Forschungen zur Höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich ). Köln u. a. , S. –. – Janusz Tandecki: Die Rezeption des L. R.s durch die preußischen Städte. In: Kulturtransfer Polen – Deutschland. Wechselbeziehungen in Sprache, Kultur und Ges. Hg. v. Karol Sauerland. Bd. . Bonn , S. –. – Götz Landwehr: Erbfolgeordnung und Verwandtschaftszählung. Ein Diskussionsbeitr. anhand des sächsischmagdeburgischen und des l. R.s. In: Recht als Erbe und Aufgabe. Heinz Holzhauer zum . April . Berlin , S. –. – N. Jörn: Lübecker Oberhof, Reichskammergericht, Reichshofrat und Wismarer Tribunal. Forschungsstand und Perspektiven weiterer Arbeit zur letztinstanzlichen Rechtssprechung im südlichen Ostseeraum. In: Das Gedächtnis der Hansestadt Lübeck. FS Antjekathrin
. Hälfte . Jh. Graßmann. Hg. v. Rolf Hammel-Kiesow/Michael Hundt. Lübeck , S. –. – Ruth SchmidtWiegand: Lübisches und Magdeburger Recht im Ostseeraum. Das Beispiel Stolp. In: Akten des . Dt. Rechtshistorikertages Halle an der Saale, .–. September . Hg. v. Rolf Lieberwirth/ Heiner Lück. Baden-Baden , S. –. – A. Bueckling: L. R. in den Städten des Herzogtums Pommern-Wolgast. In: FS Jahre Stadt Wolgast –. Gesch. und Geschichten aus unserer Stadt. Bearb. v. Rainer Höll. Wolgast , S. –. – Stefan Ullrich: Unters. zum Ein uss des l. R.s auf die Rechte von Bergen, Stockholm und Visby (Rechtshist. Reihe ). Frankfurt/M. u. a. . – Grundlagen für ein neues Europa. Das Magdeburger und Lübecker Recht in SpätMA und Früher Neuzeit. Hg. v. H. Lück u. a. (Quellen und Forschungen zur Gesch. Sachsen-Anhalts, ). Köln u. a. . – Werner Amelsberg: Das «samende» im l. R. Eine Vermögensgemeinschaft zwischen Eltern und Kindern im spätma. Lübeck (Quellen und Darstellungen zur hansischen Gesch. NF ). Köln . – N. Jörn: Lübisches, Magdeburger, Hamburger, Stader, Bremer, Römisches oder Schwedisches Recht. Nach welchem Recht wurde am Wismarer Tribunal geurteilt? In: Einheit und Vielfalt in der Rechtsgesch. im Ostseeraum – Unity and plurality in the legal history of the Baltic Sea area. Hg. v. Marju Luts-Sootak u. a. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Nils Wurch: David Mevius und das l. R. Dargestellt am Beispiel des «bene cium excussionis» (Quellen und Darstellungen zur Hansischen Gesch. ). Köln u. a. . DB/MM Visbysches Stadtrecht (Visby Stadslag). – Nach (ca. ?) –. Das Recht der Stadt Visby auf Gotland liegt in zwei älteren fragmentarisch überlieferten Redaktionen von nach (ca. ? Rigaer Handschrift) und von ca. (Wolfenbütteler Handschrift) vor und in einer jüngeren, zwischen und entstandenen vollständigen Fassung (Stockholmer Handschrift). Die Rigaer Handschrift weicht in ihrem Wortbestand von der Stockholmer Handschrift häu g ab, in der Wolfenbütteler stimmen lange Passagen wörtlich bzw. fast wörtlich mit der jüngeren Fassung überein. Die Stockholmer Handschrift ist in vier Bücher gegliedert, denen eine knappe Praefatio vorausgeht, in der von der Herkunft des Stadtrechts und dessen mehrfache Bestätigungen seit Kaiser Lothar
Visbysches Stadtrecht von Supplinburg (–) berichtet wird. Auf Befehl König Magnus Eriksson von Schweden und Norwegen (–) wurde schließlich das V. S. in Dt. und Gotländisch aufgezeichnet («en in götensch vnde en in dydesch»). Beide Bücher sollten besiegelt und um künftige neue Rechte ergänzt werden; eine gotländische Handschrift ist allerdings nicht bekannt. Diese königliche Forderung geht auf den Umstand zurück, dass sich die Einwohner von Visby aus einer dt. und einer gotländischen Stadtgemeinde zusammensetzen, beide Gemeinden lebten anfangs nach je eigenem Recht. Obwohl das V. S. in thematisch differenzierte Rechtsbereiche unterteilt ist, werden in den einzelnen Büchern auch Gegenstände behandelt, die über den durch den Titel angezeigten Rechtsbereich hinausgehen, sodass die zugrunde liegende Systematik immer wieder durchbrochen wird. Im ersten Buch (ohne Titel, Incipit: «Dit recht van wisby ludet aldus»), das in Kapiteln und diese wiederum gelegentlich in mehrere Artikel (Paragraphen) gegliedert sind, wird zuerst die städtische Verfassung von Visby erörtert und im Anschluss das bestehende Straf- und Prozessrecht. Das zweite Buch («van dem lopenen rechte») behandelt in Kapiteln ebenfalls prozess-, aber auch zivilrechtliche Gegenstände, in denen u. a. die Funktionen und das angemessene Verhalten (sowie die Sanktionen bei Zuwiderhandlungen) der Richter, Gerichtsboten und Vorsprecher ausführlich besprochen werden. Darüber hinaus werden Bestimmungen zum Handel, zur Produktion verschiedener Waren, zum Baurecht und zum Umgang mit Stadtfeinden gegeben. Im dritten Buch, das in drei Teile (. «van erue rechte», . «van wortinz», . «an sciprechte/van bolwerken») zu , sechs und Kapiteln gegliedert ist, werden das Erbrecht, wiederum das Baurecht, der Grundzins, das Schiffund Seerecht besprochen. Das vierte Buch, das auch in drei Teile (. «van echscap», . «van testamente», . «van erfrechte nach doder hand») zu , zwei und elf Kapiteln unterteilt ist, behandelt das Ehe- und Vormundschaftsrecht sowie das Erbrecht. In einem Appendix sind in Artikeln verschiedene Gegenstände nachgetragen. Das V. S. ist maßgeblich vom hamburgischen und lübischen Recht beein usst worden, vor allem die Bestimmungen zum Ehe-, See-, Bürger-, Gäste- und Kaufrecht sowie die Ausführungen zur Stadtverfassung weisen zahlreiche Übereinstimmungen auf. Zudem nden sich Ein üsse aus dem
Visbysches Stadtrecht Soester (z. B. im Gesellschaftshandel) und Schleswiger Recht, dem Sachsenspiegel → Eikes von Repgow sowie aus dem schwedischen Bjärköarecht, dem schwedischen Stadtrecht König Magnus Erikssons und den altschwedischen Landschaftsrechten. Die Bevorzugung der kaufmännischen Bürger gegenüber Handwerkern und anderen – wie sie im lübischen Recht zum Tragen kommt – ndet sich auch im V. S., das wiederrum Ein uss auf die späteren Rechtsaufzeichnungen von Riga und auf die Nowgoroder Schra (I–III) nahm. Ü, F: Riga, Akademische Bibl. der Univ. Lettlands, Christoph Brotze, Annales Rigenses, Inv.-Nr. (Pap., Abschrift aus dem ./. Jh., mnd.). Eine weitere Abschrift dieses Fragments in Riga, StB, Brotziana, Inv.-Nr. , S. f. – Wolfenbüttel, HAB, cod. . () Novi. (Perg., ca. , mnd.; online: HAB Wolfenbüttel). Jüngere Fassung: Stockholm, Kgl. Bibl., cod. B (Perg., –, mnd). – Ebd., cod. B (Pap., Mitte . Jh., mnd.). A: Altere Fragmente: Wolfgang Schlüter: Zwei Bruchstücke einer mnd. Fassung des Wisbyschen Stadtrechtes aus dem . Jh. In: Mitt. aus dem Gebiete der Gesch. Liv-, Est- und Kurlands () S. –. Jüngere Fassung: Carl Johan Schlyter: Wisby Stadslag och Sjörätt (Corpus iuris Sueo-Gotorum antiqui VIII). Lund , S. – (mit schwedischer Übersetzung; S. XII–XIV eine Besprechung der älteren Drucke und Ausgaben). L: Kulturhistoriskt Lexikon för nordisk medeltid () Sp. –. – Göran Dahlbäck: Visby. In: LexMA () Sp. . – UlrichDieter Oppitz: Visby, Stadtrecht von: HRG () Sp. –. – Ders., VL () Sp. –. – Dietrich Schäfer: Die Hansestädte und König Waldemar von Dänemark. Hansische Gesch. bis . Jena (Nachdr. Aalen ). – Karl Hegel: Städte und Gilden der germ. Völker im MA. Bd. . Leipzig (Nachdr. Aalen ). – Karl Lehmann: Das Bahrgericht. In: Germanistische Abh. zum LXX. Geburtstag Konrad von Maurers dargebracht. Hg. v. Oskar Brenner. Göttingen , S. –. – Adolf Björkander: Till Visby stads äldsta Historia. Ett kritiskt bidrag. Upsala . – W. Schlüter: Zur Gesch. der Deutschen auf Gotland. In: Hansische Geschichtsbll. () S. –. – Ders.: Über die Umlautsbezeichnungen von o und u in der Stockholmer Hs.
. Hälfte . Jh. des Wisbyschen S.s. In: NdJb () S. –. – Ferdinand Frensdorff: Das Stadtrecht von Wisby. In: Hansische Geschichtsbll. () S. –. – J. Albin Hansson: Stud. über die Stockholmer Hs. B des Wisbyschen Stadtrechts. Stockholm . – Hugo Yrwing: Gotland under äldre medeltid. Studier i baltisk-hanseatisk historia. Lund . – Gösta Hasselberg: Studier rörande Visby stadslag och dess Källor. Uppsala . – Kjell Kumlien: Königtum, Städte und Hanse in Schweden um die Mitte des . Jh. In: Städtewesen und Bürgertum als geschichtliche Kräfte. Gedächtnisschrift für Fritz Rörig. Hg. v. Ahasver von Brandt u. a. Lübeck , S. –. – Lizzie Carlsson: Äktenskapsrätten i Visby stadslag. In: Historisk tidskrift () S. –. – Karl Hyldgaard-Jensen: Rechtswortgeographische Stud. Bd. : Zur Verbreitung einiger Termini der westlichen und nördlichen mnd. Stadtrechte vor . Stockholm u. a. , S. –, –. – Wilhelm Ebel: Über skandinavischdt. Staatsrechtsbeziehungen im MA. In: Die Zeit der Stadtgründung im Ostseeraum. Hg. v. Mårten Stenberger (Acta Visbysensia ). Visby , S. –. – Ders.: Lübisches Recht im Ostseeraum (Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen. Geisteswiss. ). Köln/Opladen . – Ders.: Lübisches Recht. Bd. . Lübeck , S. –. – Karl Jordan: Zu den Gotland-Urkunden Heinrichs des Löwen. In: Hansische Geschichtsbll. () S. –. – Elsa Sjöholm: Gesetze als Quellen ma. Gesch. des Nordens. Stockholm . – Gunnar Svahnström: Visby under tusen år. Stockholm . – Hugo Yrwing: Visby. Hansestad på Gotland. Stockholm . – Robert Bohn: Wisby als Hansestadt. In: Die Hanse. Lebenswirklichkeit und Mythos. Hg. v. Jörgen Bracker. Hamburg , –. – Ders.: Wisby. Keimzelle des hansischen Ostseehandels. In: ebd., –. – G. Hasselberg: Kompendium i svensk rättshistoria. Samhällsutveckling och rättskällor från medeltid till nutid. Stockholm . – Albrecht Cordes: Spätma. Gesellschaftshandel im Hanseraum (Quellen und Darstellungen zur hansischen Gesch. NF ). Köln u. a. . – Ders.: Die Anfänge des Gesellschaftshandels im Hanseraum bis zur Mitte des . Jh. In: Genossenschaftliche Strukturen in der Hanse. Hg. v. Nils Jörn (Quellen und Darstellungen zur hansischen Gesch. NF ). Köln u. a. , S. –. – Detlef Kattinger: Die Gotländische Genossenschaft. Der frühhansischgotländische Handel in Nord- und Westeuropa.
. Hälfte . Jh. Köln u. a. . – Dirk Wase: Die früheste dt. Ansiedlung auf dem «gotischen Ufer» in Visby. In: Hansische Geschichtsbll. () S. –. – Stefan Ullrich: Unters. zum Ein uss des lübischen Rechts auf die Rechte von Bergen, Stockholm und Visby (Rechtshistorische Reihe ). Frankfurt/ M. u. a. . DB/MM Deutschenspiegel (auch: Spiegel aller deutschen Leute). – Rechtsbuch, ca. . Der D. bildet eine Redaktion des Sachsenspiegels → Eikes von Repgow in bairischer Mundart mit zahlreichen nd. Formen; der Text zum Lehnrecht im D. weist zwei größere Lücken auf. Zwischen den Landrechtsartikeln des Augsburger Sachsenspiegels und dem → Schwabenspiegel einerseits sowie dem D. andererseits lassen sich zahlreiche Übereinstimmungen nachweisen; mit dem Schwabenspiegel ist der D. in Auszügen häu g überliefert. Nach Vers der Reimvorrede wird der D. auf Vorschlag seines ersten Editors, Julius Fickers, auch «Spiegel aller deutschen Leute» genannt; in der Forschung setzte sich jedoch der Name D. durch, der ebenfalls auf Ficker zurückgeht. Über den Verfasser ist nichts bekannt. Aufgrund der inhaltlichen Bezüge zum Augsburger Recht wird angenommen, dass durch Vermittlung des Magdeburger Generalstudiums der Franziskaner der Sachsenspiegel nach Augsburg vermittelt und ins Obd. übertragen worden sei. Diese nicht überlieferte obd. Sachsenspiegelübersetzung soll Vorbild für den D. gewesen sein. Des Weiteren wird angenommen, dass der D. entweder eine Vorstufe oder eine Bearbeitung des Schwabenspiegels bilde; gewiss ist jedoch nur eine inhaltliche und überlieferungsgeschichtliche Verwandtschaft beider Texte. Ebenso wenig lässt sich der Entstehungszeitraum fest eingrenzen. Als letzter gesicherter Zeitpunkt dürfte der .. gelten, denn der Verfasser hatte Kenntnis von zwei an diesem Tag verabschiedeten Reichsgesetzen. Als Terminus post quem gelten heute allerdings der .. und die vage Datierung in die Jahre /. Der erste Vorschlag beruht auf der Beobachtung, dass die am .. auf einem Hoftag in Augsburg getroffenen Beschlüsse im D. keinen Widerhall fanden; der zweite Vorschlag geht auf die Annahme zurück, dass der D. eine Vorstufe im Rahmen des angeblich um / abgeschlossenen Umarbeitungsprozesses vom Sachsen- zum Schwabenspiegel bilde. Beide Vorschläge überzeugen nur, wenn der Verfasser,
Deutschenspiegel dessen Umfeld oder zumindest der Entstehungshintergrund des D. mit Sicherheit benannt werden könnten. Zu diesen Unsicherheiten kommt erschwerend die Überlieferungssituation hinzu. Denn der D. tritt erstmals in einer einhundert Jahre jüngeren Abschrift aus dem . Jh. entgegen, und er ist nur ein Mal in seiner umfänglichen Form auf uns gekommen (Innsbrucker Kodex); größere Auszüge be nden sich in einer Berliner und einer Münchener Handschrift, beide gehören in die zweite Hälfte des . Jh. Der Redaktor des D.s nahm das Sachsenspiegelrecht zur Grundlage für einen umgeformten Rechtstext für «alle deutschen Leute». Offensichtlich sah sich der Verfasser ob dieser Veränderung verp ichtet, dem neuen Text eine im Vergleich zum Sachsenspiegel andere Ableitung der aufgezeichneten Normen zu geben. Nicht mehr die Altvorderen im Allgemeinen werden als geistige Vorbilder benannt, sondern die «Könige» (Kaiserrecht) und das Recht in der Auslegung gelehrter Juristen. In diesem geistigen Zusammenhang steht wohl die Ergänzung des Land- und Lehnrechts um das Buch der Könige alter Ehe und neuer Ehe (auf Grundlage des Alten Testamentes und der Historia Scholastica des Petrus Comestor [† ]) und zwei dem → Stricker zugeschriebener Bispel im Innsbrucker Kodex, in denen u. a. das königliche Richteramt thematisiert wird. Die Berliner Handschrift hat diese Texte aufgenommen, zudem um weitere inhaltlich verwandte ergänzt (z. B. Belial des Jacobus de Theramo, /–) und in Zusammenhang mit dem Schwabenspiegel gestellt. In der Münchener Handschrift werden Stricker-Gedichte sowie die Artikel , und ebenfalls mit dem Schwabenspiegel kombiniert. Darüber hinaus verwertete der Verfasser den → Mainzer Landfrieden von und er verfügte über Kenntnisse zum römischen und kanonischen Recht (er schöpfte aus den Institutionen des Corpus iuris civilis und der Summa Raymundi); diese ossen zum Teil in den D. ein, der im ersten Landrechtsteil (Art. –) stark, im zweiten (–) wesentlich weniger und im Lehnrechtsteil so gut wie gar nicht überarbeitet wurde. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. fol. (Pap., zweite Hälfte . Jh.). – Innsbruck, UB, Cod. (Perg., . Jh., Provenienz: AugustinerChorherrenstift Neustift bei Brixen); online: austrian literature online. – München, BSB, Cgm
Augsburger Stadtbuch (Pap., , Provenienz: Karmeliterkloster Regensburg). – Weitere Fragmente sind in einer Gruppe von Hss. überliefert (siehe dazu Oppitz: Dt. Rechtsbücher, Bd. , S. ). A: Der Spiegel dt. Leute. Textabdruck der Innsbrucker Hs. [...]. Hg. v. Julius Ficker. Innsbruck . – D. und Augsburger Sachsenspiegel. Hg. v. Karl August Eckhardt/Alfred Hübner (MGH, Leges ). Hannover . – Studia iuris Teutonici = D. Hg. v. K. A. Eckhardt (Bibliotheca rerum historicarum ). Aalen , S. –. L: Clausdieter Schott, LexMA () Sp. f. – Peter Johanek, VL () Sp. –. – Dietlinde Munzel-Everling, HRG () Sp. f. – Elisabeth Wunderle, Killy () S. f. – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , S. f. – J. Ficker: Über einen Spiegel dt. Leute und dessen Stellung zum Sachsen- und Schwabenspiegel. Ein Beitr. zur Gesch. der dt. Rechtsquellen. Wien . – Ders.: Über die Entstehungszeit des Sachsenspiegels und die Ableitung des Schwabenspiegels aus dem D. Ein Beitr. zur Gesch. der dt. Rechtsquellen. Innsbruck . – Ludwig Rockinger: D., sogenannter Schwabenspiegel, Bertholds von Regensburg dt. Predigten in ihrem Verhältnisse zu einander. In: Abh. der Bayerischen Akad. der Wiss., phil.-hist. Kl. () S. –, –. – Eugen Frhr. von Müller: Der D. in seinem sprachlich-stilistischen Verhältnis zum Sachsenspiegel und zum Schwabenspiegel. Heidelberg . – K. A. Eckhardt: Der D. Seine Entstehungsgesch. und sein Verhältnis zum Schwabenspiegel. Weimar . – A. Hübner: Vorstud. zur Ausg. des Buches der Könige in der Deutschenspiegelfassung und sämtlichen Schwabenspiegelfassungen. Berlin . – Claus von Schwerin: Zum Problem des D.s. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. DB/MM Augsburger Stadtbuch. – Rechtsbuch der Stadt Augsburg in dt. Sprache, aufgezeichnet ca. –. Die Aufzeichnung des städtischen Rechts im A. S. auf der Grundlage einer von König Rudolf von Habsburg (–) ausgestellten Urkunde, mit der den Bürgern erlaubt wurde, das städtische Gewohnheitsrecht zu kodi zieren und künftige Ergänzungen hinzuzufügen, stellt eine wichtige Etappe auf dem Weg Augsburgs zur Reichsstadt (durch königliche Privilegierung im Jahr )
. Hälfte . Jh. dar. Nach Oppitz (Dt. Rechtsbücher, Bd. , , S. ) kann das A. S. mit Blick auf seine Entstehungsgeschichte nicht den ma. Stadtrechtsbüchern zugerechnet werden. Herr der sich seit der . Hälfte des . Jh. entwickelnden Augsburger Kaufmannssiedlung zwischen Dom und Moritzstift war der Bischof von Augsburg, anfangs vertreten durch Präfekten, später durch den Burggrafen. Dieser übte die niedere Gerichtsbarkeit, die Marktaufsicht u. a. m. aus. Die hohe Gerichtsbarkeit stand dem Vogt des Hochstiftes zu, dessen Einkünfte in Gegenwart Kaiser Heinrichs IV. (–) kodi ziert worden sind (Die Urkunden Heinrichs IV., , Nr. , S. f.). Die mit dem Investiturstreit seit verbundenen Unruhen im Bistum Augsburg (Doppelbesetzung des Bischofsstuhls, Belagerung und Eroberung der Stadt) führten zu einem steigenden politischen Ein uss der Bürger und dem Bedürfnis nach Emanzipation von der bischö ichen Stadtherrschaft. In einem Schiedsspruch Kaiser Friedrichs I. Barbarossa (–) aus dem Jahr wird das Verhältnis von Stadtherr und Bürgern konkretisiert und schriftlich xiert (Die Urkunden der dt. Könige und Kaiser, , Nr. ). Darin wird die Herrschaft des Bischofs über die Stadt bestätigt sowie die Rechte des Burggrafen und Stiftvogtes festgesetzt. Die Bürger erhielten bei der Ernennung des Burggrafen, des Münzmeisters und Leutpriesters am Dom durch den Bischof ein Mitbestimmungsrecht, allerdings ist noch nicht von einer rechtlichen Vertretung der Bürgerschaft in Form eines Ratskollegiums die Rede. Bei diesem kaiserlichen Privileg für Bischof Konrad von Augsburg handelt es sich um das erste Stadtrechtsprivileg Friedrichs I. Wenig später, , nutzte Friedrich die Gelegenheit, als die Familie von Schwabegg – die bis dahin das Amt des Stiftsvogtes innehatte – im Mannesstamm erloschen war, seinen Ein uss auf das Bistum und die Stadt Augsburg zu erhöhen, indem er seinen gleichnamigen Sohn zum Stiftsvogt ernannte. In der Folgezeit konnten die Bürger ihre städtischen Freiheiten erfolgreich ausbauen. Es gelang ihnen während der stau sch-wel schen Auseinandersetzungen in der Mitte des . Jh., den Augsburger Bischof Hartmann von Dillingen (–) zur zeitweiligen Überlassung der Stadttore und Ungeldererhebungen zu bewegen. Die Bürger führten spätestens seit ein eigenes Stadtsiegel; werden die ersten «consules» (städtische Vertreter),
. Hälfte . Jh. ein Rathaus und ein «magister civium» (städtischer Vorstand) erwähnt. verkaufte Bischof Hartmann zwar für die Dauer von drei Jahren sein Münzrecht an die Bürger, jedoch gewann er die Vogteirechte über die Stadt zurück. In dieser Situation traten die Bürger während eines in Augsburg statt ndenden königlichen Hoftages an Rudolf von Habsburg mit der Bitte heran, ihr städtisches Recht aufzeichnen zu dürfen (Rudolfs Privileg in Böhmer: Regesta Imperii, Bd. VI/, , Nr. ). Die Abfassung des A. S. wurde vier «biderben man» übertragen, die sich bei der Zusammenstellung am Barbarossaprivileg orientierten. In Art. – werden die königlichen und bischö ichen Rechte (inkl. jener des Vogts und des Burggrafen) sowie gewerbliche Rechte aufgenommen. Hieran schließen sich in Art. – die Kompetenzen des Vogteigerichts und in Art. – die des Burggrafengerichts an. Im A. S. wurde u. a. bestimmt: Die Vertreter der Gemeinde bestehen aus zwölf Ratsherren, die Stadtmauer sollte in den Händen der Bürger sein und für Ehesachen etc. sollte ein geistliches Gericht zuständig sein. Das Münzprivileg übte hingegen der bischö iche Münzmeister aus und auch die Zölle und Waage blieben beim Bischof. Dieser grobe Aufbau darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit dem A. S. kein systematisch geordnetes Rechtsbuch entstanden war, weshalb später ein Register ergänzt und in Abschriften des späten . Jh. eine Neuordnung des Stoffes versucht wurde. Im A. S. werden die Verfasser nicht genannt. Aufgrund zahlreicher inhaltlicher Übereinstimmungen wird ein Ein uss des → Augsburger Sachsenspiegels und des → Schwabenspiegels geltend gemacht, so dass wichtige Impulse für das A. S. vom Augsburger Franziskanerkonvent ausgegangen sein könnten. Das Original des A. S. wurde im Rathaus unter der Aufsicht des Stadtrats verwahrt. Darüber hinaus ließen sich bis ins . Jh. hinein eine Reihe von Augsburger Ratsherren und Bürgern Abschriften anfertigen; in der städtischen Gerichtsstube befand sich das heute verschollene «Schwarze Büchlein» mit Auszügen aus dem A. S. Bis zur Edition des A. S. durch Meyer () lagen keine Drucke, sondern nur Handschriften vor. In späteren Novellierungen und Zusätzen wurde der städtische Rat auf ein Gremium von Personen erweitert () und die Bürger wurden von
Augsburger Stadtbuch fremdem Gerichtszwang befreit (). Nach der Erhebung Augsburgs zur Reichsstadt durch König Ludwig den Bayern (–) wurde das Münzrecht und die Gerichtsgewalt der Bürger erweitert; trat Konrad Peutingers Gerichtsordnung in Kraft. Das A. S. wurde nicht wie andernorts reformiert (Nürnberg , Worms , Frankfurt/ M. , Freiburg i. Br. , Braunschweig etc.); jedoch bereitete man dafür einen Entwurf vor (eine Diss. zum Thema «Der ‹Entwurf der Statt Augsburg Reformation› aus dem Jahr » durch Stephan S. Ebner, Augsburg, ist in Bearbeitung). Seit dieser Zeit wurde das A. S. durch Einzelerlasse und Ordnungen Schritt für Schritt abgelöst (z. B. Wechselordnung von , Bauordnung von , Prozessordnung von ); die Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches (..) setzte das A. S. formell außer Kraft. Ü: Das Original des A. S. be ndet sich in München, HStA, Reichsstadt Augsburg, Lit. Nr. (heute Dauerleihgabe im Stadtarch. Augsburg). Oppitz (Rechtsbücher, Bd. , , Nr. , , –, , , , , , , , , , f., f., f., –, –, , f., ) zählt insgesamt Handschriften in verschiedenen Mundarten, Redaktionen und Auszügen in Augsburg, Berlin, Gießen, Heidelberg (online: Bibliotheca Palatina, Cod. Pal. germ. , um ), Kopenhagen, Leutkirch, London, München, St. Florian, Tübingen und Wien (zur Überlieferung siehe auch Schmidt: Zum Augsburger Stadtrecht, , S. –). A: Das Stadtbuch von Augsburg, insbesondere das Stadtrecht von , mit einem lithographirten Facsimile der Hs., nach der Originalhs. zum ersten Male hg. v. Christian Meyer. Augsburg . Weitere im Kontext stehende Editionen: Urkundenbuch der Stadt Augsburg. Bd. : Die Urkunden vom Jahre –. Hg. v. Ch. Meyer. Augsburg . – Johann F. Böhmer: Regesta Imperii. Bd. VI/: Die Regesten des Kaiserreiches unter Rudolf, Adolf, Albrecht, Heinrich VII. –. Hg. v. Oswald Redlich. Innsbruck (Nachdr. Hildesheim ). – Die Urkunden Heinrichs IV. Bearb. v. Dietrich von Gladiss/ Alfred Gawlik. Tl. . Weimar (MGH DD H IV ). – Die Urkunden des Hochstifts Augsburg –. Bearb. v. Walther E. Vock. Augsburg . – Die Urkunden der dt. Könige und Kaiser. Bd. , . Tl.: Die Urkunden Friedrichs I. –. Hg. v. Heinrich Appelt (MGH DD
Augsburger Stadtbuch F I). Berlin . – «Consvetudines almae Reipublicae Augustanae» von Matthaeus Laimann und Georg Tradel mit «Notwendigs Bedenckhen» von Georg Tradel. Eine Zusammenstellung Augsburger Stadtrechts mit einer Denkschrift zu seiner Reform vom Ende des sechzehnten Jh. (Hs. der Staatsund Stadtbibl. Augsburg ° Cod. Aug. ). Hg. v. Christoph Becker (Augsburger Schr. zur Rechtsgesch. ). Berlin . L: [Wilhelm] Preger: David von Augsburg. In: ADB () S. –. – Sophronius Clasen: David von Augsburg. In: NDB () S. f. – Joachim Gruber/Georg Kreuzer/Leopold Auer/Wolfgang Zorn/Pankraz Fried/ Ferdinand Geldner: Augsburg. In: LexMA () Sp. –. – Peter Johanek, VL () Sp. –. – Reinhard Heydenreuter: Augsburg. In: HRG () Sp. –. – Hist. Lex. Bayerns, online: historisches-lexikon-bayerns.de (Art. vom ..). – Clamor Neuburg: Die älteren dt. Stadtrechte, insbesondere das Augsburger von , in Bezug auf die Entstehung und Entwickelung der Innungen. In: Zs. für die gesamte Staatswiss. () S. –. – Ernst Berner: Zur Verfassungsgesch. der Stadt Augsburg vom Untergang der römischen Herrschaft bis zur Kodi kation des zweiten Stadtrechtes von . Breslau . – Friedel Dahn: Das Erb- und Familienrecht des S.s von Augsburg von , dogmatische Darstellung. Leipzig . – Carl J. Caspar: Darstellung des strafrechtlichen Inhaltes des Schwabenspiegels und des Augsburger Stadt-Rechts. Berlin . – J. Binswanger: Zur äusseren Rechtsgesch. der Stadt Augsburg. In: FS zum XXII. Dt. Juristentag vom .–.. in Augsburg. Augsburg . – Christian Meyer: Gesch. der Stadt Augsburg. Tübingen . – Karl August Eckhardt: Heimat und Alter des Deutschenspiegels. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsges. Germanistische Abt () S. –. – Ders.: Rechtsbücherstud. H. : Vorarbeiten zu einer Parallelausg. des Deutschenspiegels und Urschwabenspiegels (Abh. der Ges. der Wiss. zu Göttingen, Philol.Hist. Kl., NF /). Berlin . – Eugen Liedl: Gerichtsverfassung und Zivilprozeß in der freien Reichsstadt Augsburg (Abh. zur Gesch. der Stadt Augsburg ). Augsburg . – Bayern. Kunst und Kultur, Ausstellung des Freistaates Bayern und der Landeshauptstadt München. München , Nr. . – Rolf Schmidt: Zum Augsburger Stadtrecht von . Beschreibung der Ori
. Hälfte . Jh. ginalhs. und der in Augsburg liegenden Abschriften des A. S.s. In: Zs. des hist. Ver. für Schwaben () S. –. – Friedrich Blendinger: Jahre Augsburger Stadtrecht –. Augsburg , S. –, –, –. – Augsburg. Gesch. in Bilddokumenten. Hg. v. F. Blendinger/ W. Zorn. München , Nr. . – Aus Jahren. Das Bayerische Hauptstaatsarch. zeigt seine Schätze. Bearb. v. Albrecht Liess (Ausstellungskataloge der Staatlichen Archive Bayerns ). Neustadt a. d. Aisch , Nr. . – Wolfram Baer: Das Stadtrecht vom Jahre . In: Gesch. der Stadt Augsburg. Hg. v. Gunther Gottlieb u. a. Augsburg , S. –. – Rolf Schmidt: Das Stadtbuch von . In: ebd., S. –. – Joachim Jahn: Topographie, Verfassung und Ges. der ma. Stadt. Das Beispiel Augsburg. In: Miscellanea Suevica Augustana. Der Stadt Augsburg dargebracht zur -Jahrfeier . Mit Berichten aus der landesgeschichtlichen Forschung in Augsburg. Hg. v. P. Fried. Sigmaringen , S. –. – Elvira Glaser: Graphische Stud. zum Schreibsprachwandel vom . bis . Jh. Vergleich verschiedener Hss. des A. S.s. Heidelberg . – Dies.: Die Entwicklung des Systems der Vokalgrapheme im A. S. In: Alemannische Dialektologie im Computer-Zeitalter. Hg. v. Marthe Philip (GAG ). Göppingen , S. –. – Ferdinand Opll: Stadt und Reich im . Jh. (–). Wien u. a. . – HansJoachim Hecker: Das Recht der Reichsstadt Augsburg und die Versuche zu seiner Kodi zierung im . Jh. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsges. Germanistische Abt. () S. –. – Augsburger Stadtlex. Hg. v. Günther Grünsteudel. Augsburg (online: Augsburger Stadtlexikon). – Claudia Kalesse: Bürger in Augsburg. Stud. über Bürgerrecht, Neubürger und Bürgen anhand des Augsburger Bürgerbuchs I (–). Augsburg . – Als Frieden möglich war. Jahre Augsburger Religionsfrieden. Ausstellung der Kunstsammlungen und Museen Augsburg. Hg. v. Carl A. Hoffmann u. a. Regensburg , Nr. VIII , S. . – Bernd Roeck: Gesch. Augsburgs. München , S. –. – Silke Pettinger: Vermögenserhaltung und Sicherung der Unternehmensfortführung durch Verfügungen von Todes wegen. Eine Studie der Frühen Augsburger Neuzeit (Augsburger Schr. zur Rechtsgesch. ). Berlin . – Katharina von Ciriacy-Wantrup: Familienund erbrechtliche Gestaltung von Unternehmen der Renaissance. Eine Unters. der Augsburger
. Hälfte . Jh. Handelsgesellschaften zur frühen Neuzeit (Augsburger Schr. zur Rechtsgesch. ). Berlin . – Markus A. Mayer: Der Kauf nach dem Augsburger Stadtrecht von im Vergleich zum gemeinen römischen Recht (Augsburger Schr. zur Rechtsgesch. ). Berlin/Münster . DB/MM Österreichisches Landrecht (auch: Landrechtsweistum). – Land- und Lehenrecht in zwei Fassungen von und . Das Ö. L. ist in einer Artikel umfassenden Fassung von überliefert und in einer erweiterten Fassung mit Artikel von . Die ältere Fassung ist in sechs Handschriften (H, L, S, D, P und St. Pölten), die jüngere in zwei (N und W) überliefert, mehrmals in Zusammenhang mit dem → Schwabenspiegel und dem → Wiener Stadtrechtsbuch. Aufgrund des Charakters der älteren Fassung ist anzunehmen, dass wenigstens diese tatsächlich mit Rechtskraft ausgestattet war und für das Herzogtum Österreich Geltung hatte; jedoch es sind keine besiegelten Texte aus der Abfassungszeit erhalten, sondern nur wesentlich jüngere Abschriften. In Handschrift P wurden die Artikel systematisiert nach Land- und Lehnrecht. Die erweiterte Fassung wird vor allem in der älteren Forschung als Entwurf gewertet. Der Text von ist darin einer tief greifenden Überarbeitung unterzogen worden, indem mehrere Artikel (–, –, und ) getilgt, andere neu hinzugefügt (Art. , – und ) worden sind. Über die Datierung des Ö. L. bestand lange Unsicherheit; heute geht man davon aus, dass es sich um einen Rechtstext König Rudolfs von Habsburg (–) handelt, der im Einvernehmen mit den österreichischen Landherren Friede und Rechtssicherheit nach den Auseinandersetzungen mit König Ottokar II. Pˇremysl von Böhmen (–) entstanden und zwei Jahrzehnte später überarbeitet worden ist. Zu Beginn des Textes wird darauf hingewiesen, dass es sich um die Kodi zierung von Gewohnheitsrechten handelt («Das sind die recht nach gewonheit des lanndes bei herczog Lewpolten von Osterreich»). Es wurden in den Text zum Teil wörtlich Artikel aus den Landfrieden Kaiser → Friedrichs II. (–) von , Königs Ottokar II. Pˇremysl () und König Rudolfs von Habsburg von aufgenommen. Im Ö. L. wird die reichsunmittelbare Stellung des Herzogtums Österreich bestätigt; der Herzog
Österreichisches Landrecht verfügte als Lehnsmann des römischen Königs über die Gerichtshoheit und den Heerbann in seinem Land. In einigen Artikeln, wie jene zum Burgenbau, wird ersichtlich, dass der Landesherr bestimmte Entscheidungen nur mit Rat der österreichischen Landherren fällen sollte. Bestimmungen dieserart, die ein Mitwirkungsrecht des Adels einräumen, gehen bereits auf ältere Privilegien zurück und werden im weiteren Verlauf des MA zugunsten der sich etablierenden Landstände ausgebaut. Bereits in der jüngeren Redaktion des Ö. L. wird ersichtlich, dass zu den Landherren nun auch die Ritter und Edelknechte als herausgehobene Gruppe («Stand») in Erscheinung treten. Wirtschaftliche Bestimmungen befassen sich mit der Vereinheitlichung von Längen- und Gewichtsmaßen sowie mit der Befreiung der Edelleute von gewissen Abgaben. Darüber hinaus werden weitere ständische Vorrechte des Adels und ihre soziale Stellung beschrieben. Über die Bürger in den österreichischen Städten berichtet das Ö. L. nicht viel. Grundsätzlich werden die Bürger als Freie bestätigt, die Jurisdiktion des Stadtrichters und die soziale Stellung der «Erbbürger», die lehenfähig waren und die städtische Oberschicht bildeten, werden besprochen. Weiterhin lassen sich Bestimmungen zu Pfahlbürgern, zum Eigenrecht an Unfreien und dem Verhältnis zu ihrem Herrn, zum Prozessund Strafrecht, zum Ehe- und Vormundschaftsrecht, zum Vermögens- und Erbrecht nden. Das Lehenrecht behandelt die Lehenfähigkeit von Personen (Heerschild), den Akt der Belehnung an sich sowie die sich aus dem Lehenrecht ergebenden P ichten und Rechte für den Lehnsherrn und dessen Lehnsmann. Ü: H: Hohenfurt (Vyšší Brod), Stiftsbibl., Ms. (Pap., . Jh., bair.-österr., Provenienz: Stift Hohenfurt). – L: Linz, Landesarch., Musealarch., Hs. (früher ), Pa IV/ (Pap., , bair.). – S: Lübeck, StB, Ms. jur. ° (Pap., . Jh., bair.-österr.). – D: verschollene Wiener Hs., die der Edition Ludewigs von zugrunde lag, ohne Beschreibung durch Ludewig mitgeteilt. – P: Budapest, Nationalbibl., Cod. Germ. (Pap., –, bair.-österr.). – W: Wien, ÖNB, Cod. (Pap., erste Hälfte . Jh., bair.-österr.). – N: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. (Pap., . Jh., bair.-österr., Provenienz: Wien). – St. Pölten, Landesarch., Ständisches Arch., Hs. /Bd. (Pap., ./Anfang . Jh., bair.-österr.
Hamburg-Rigaer Stadtrecht [könnte mit Hs. L identisch sein, siehe Adler ]). A: Reliquiae manuscriptorum omnis aevi diplomatum ac monumentorum ineditorum adhuc. Hg. v. Johann Peter Ludewig. Bd. . Frankfurt/M. , S. – (Hs. D). – Andreas von Meiller: Österr. Stadtrechte und Satzungen aus der Zeit der Babenberger. In: Arch. für Kunde österr. Geschichts-Quellen () Nr. I, S. – (Hs. L). – Ebd., Nr. II, S. – (Hs. W). – Visiones diversae de collectionibus legum Germanicarum […]. Hg. v. Heinrich Christian von Senckenberg. Leipzig , S. –. – Ö. L. im . und . Jh. Ein Beitr. zur dt. Rechtsgesch. Hg. v. Victor Hasenöhrl. Wien . – Ausgewählte Urkunden zur Verfassungs-Gesch. der dt.-österr. Erblande im MA. Hg. v. Ernst Frhr. von Schwind/ Alphons Dopsch. Innsbruck (Nachdr. Aalen ) S. – und – (ältere Fassung mit den Lesarten der jüngeren Fassung). – Ausgewählte Urkunden zur Erläuterung der Verfassungsgesch. Deutschlands im MA. Zum Handgebrauch für Juristen und Historiker. Hg. v. Wilhelm Altmann/ Ernst Bernheim. Berlin (). L: G. Kocher, HRG () Sp. –. – Max Weltin, VL () Sp. –. – Heinrich G. Ph. Gengler: Wiener Stadtrecht. In: Anz. für Kunde dt. Vorzeit NF () S. –. – Sigmund Adler: Ueber die Schönkirchner Hs. des ö. L. In: Sb. der phil.-hist. Kl. der kaiserlichen Akad. der Wiss. () S. –. – Karl Hans Ganahl: Versuch einer Gesch. des ö. L. im . Jh. (MIÖG, Erg.-Bd. /). Innsbruck . – Maximilian Weltin: Das ö. L. des . Jh. im Spiegel der Verfassungsentwicklung. In: Recht und Schrift im MA. Hg. v. Peter Classen (Vorträge und Forschungen ). Sigmaringen , S. –. – Othmar Hageneder: Eine Marginalie zum ö. L. des . Jh. In: Jb. für Landeskunde von Niederösterreich N F () S. –. – Marianne Luschin: Arnold Luschin von Ebengreuth und die österr. Rechtsgesch. In: Ber. über den einundzwanzigsten Historikertag in Wien. Veranstaltet vom Verband Österr. Historiker und Geschichtsvereine in der Zeit vom . bis . Mai (Veröff. des Verbandes Österr. Geschichtsvereine, ). Wien , S. –. – M. Weltin: Das Land und sein Recht. Ausgewählte Beitr. zur Verfassungsgesch. Österreichs im MA (MIÖG, Erg.Bd. ). Wien . DB/MM
. Hälfte . Jh. Hamburg-Rigaer Stadtrecht. – Entstanden zwischen und . Die livländische Stadt Riga (heute Hauptstadt Lettlands: Rˉıga), durch Bischof Albert I. von Riga (–) gegründet, besaß anfangs ein u. a. den Gewohnheiten der dt. Siedler und Esten entlehntes bzw. auf diese Verhältnisse hin orientiertes Stadtrecht, das Parallelen zum sächsischen Rechtsraum, zu einigen norddt. Städten, zum → lübischen Recht und zum Recht der dt. Kau eute auf Gotland (→ Visbysches Stadtrecht) aufweist. Dieses älteste, in lat. Sprache verfasste Stadtrecht gab Riga u. a. an Hapsal und Reval weiter. Seit dem späten . Jh. wurde es durch Bestimmungen des Hamburger Stadtrechts (→ Jordan von Boizenburg) nach und nach ergänzt, bis es mit diesem im → Erweiterten Rigaer Stadtrecht aus dem frühen . Jh. verschmolz. Grundlage dafür war eine zwischen und entstandene nd. Rezension des Hamburger Ordeelbooks (), die in einem Codex der Stadt Riga aus der ersten Hälfte des . Jh. abschriftlich überliefert wurde. Dieser Codex dürfte auf der ursprünglichen Fassung beruhen; vermutlich handelt es sich dabei um eine Abschrift für den amtlichen Gebrauch in der Stadt Riga. Darüber hinaus sind noch vier jüngere, leicht voneinander abweichende Abschriften bekannt (zur Überlieferung siehe Napiersky: Die Quellen des Rigischen Stadtrechts, S. XXXI–XL). Das H.-R. S. stimmt mit einigen Ausnahmen weitgehend mit dem Hamburger Rechtstext überein und ist wie dieser ins Jahr datiert. Der Rigaer Rezension fehlen im Vergleich zum Hamburger Text u. a. Artikel zum Gesinde- und Seerecht; zwei Artikel zum See- und Güterrecht sind ergänzt. Auch die Gliederung der Texte weicht voneinander ab: Die Rigaer Rezension verfügt über elf Teile, der Hamburger Text über dreizehn. In der Rigaer Rezension ist der Name «Hamburg» getilgt, stattdessen wird er je nach Abschrift durch einen Strich oder «Riga» ersetzt. Zudem wurden lokale Hamburger Bezüge fortgelassen, auch die Beschreibung der Hamburger Flagge ist durch jene von Riga ersetzt. In einer jüngeren Abschrift wurde das Hamburger Getreidemaß «Scheffel» durch die Rigaer Getreidemaße ersetzt. A: Friderici Esaiae a Pufendorf Observationes iuris universi, quibus praecipue res iudicatae summi tribunalis regii et electoralis continentur, tom. III. Hannover , Appendix, S. –. – Bartholomäus Grefenthal. Livländische Chronik.
. Hälfte . Jh. Nach der Hs. der kgl. Bibl. in Dresden. Hg. v. Friedrich Georg von Bunge. In: Monumenta Livoniae antiquae. Slg. von Chron., Berichten, Urkunden und anderen schriftlichen Denkmalen und Aufsätzen, welche zur Erläuterung der Gesch. Liv-, Ehst- und Kurlands dienen. Bd. . Riga u. a. , Anhang. – Die Quellen des Rigischen Stadtrechts bis zum Jahr . Hg. v. Jakob Gottlieb Leonard Napiersky. Riga (Nachdr. Paderborn ) S. –. L: Bibliographien zur livländischen Rechtsgeschichte (Quellen und Literatur) bei: Eduard Winkelmann: Livoniae historica. Systematisches Verz. der Quellen und Hilfsmittel zur Gesch. Estlands, Livlands und Kurlands. Berlin (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Oswald Schmidt: Rechtsgesch. Liv-, Est und Curlands. Aus dem Nachlasse des Verfassers hg. v. Eugen von Nottbeck. Dorpat (Nachdr. Hannover ) S. – (ebd. eine Besprechung der damaligen Archivbestände). – Dt. Gesch. im Osten Europas: Baltische Länder. Hg. v. Gert Pistohlkors. Berlin , S. –. Einen Überblick über die ma. Rechtsquellen Livlands in drei, immer aufs Neue verbesserten Ausgaben bietet Friedrich Georg von Bunge: Beitr. zur Kunde der liv-, esth- und curländischen Rechtsquellen. Riga/Dorpat . – Ders.: Einleitung in die liv-, esth- und curländische Rechtsgesch. und Gesch. der Rechtsquellen. Reval . – Ders.: Altlivlands Rechtsbücher, zum Theil nach bisher unbenutzten Texten. Leipzig . Hermann Blaese/Dietmar Willoweit: Baltische Länder. In: HRG () Sp. –. – Georg Friedrich von Bunge: Die Stadt Riga im . und . Jh. Gesch., Verfassung und Rechtszustand. Leipzig (Nachdr. Hannover ). – Leo Leesment: Die Verbrechen des Diebstahls und des Raubes nach den Rechten Livlands im MA. Dorpat (Nachdr. Goldbach ). – Leonid Arbusow d. J.: Livland. Mark des Reiches –. Ein Abschnitt dt. Verfassungs- und Rechtsgesch. Riga . – Raoul Zühlke: Bremen und Riga. Zwei ma. Metropolen im Vergleich. Stadt, Land, Fluß (Arbeiten zur Gesch. Osteuropas ). Münster u. a. . DB/MM Rigaer Stadtrechte für Hapsal. – –. Der livländischen Stadt Hapsal (heute Estland: Haapsalu) wurde von Bischof Hermann I.
Rigaer Stadtrechte für Hapsal von Ösel (–) mit dem älteren lateinsprachigen Rigaer Stadtrecht bewidmet. Nur wenige Jahre später, , wurde dieser Text überarbeitet. Beide Texte, die insbesondere straf-, prozess- und privatrechtliche Bestimmungen enthalten, liegen abschriftlich in einer juristischen Sammelhandschrift (Schreibstoff: Papier) des Stadtrats von Hapsal aus der Mitte des . Jh. vor (Bunge: Bischof Jakobs, S. f.). Zu den darin überlieferten neun Stücken zählen neben den Hapsaler Stadtrechten von und Privilegien des Hapsaler Stadtherrn, des Bischofs von Ösel, das → Hamburg-Rigaer Stadtrecht und das → Erweiterte Rigaer Stadtrecht. Es wird davon ausgegangen, dass zumindest das Stadtrecht von in einer ursprünglich lat. Handschrift vorlag, die im . Jh. in Verbindung mit dem Hamburg-Rigaer Stadtrecht ins Nd. übertragen wurde. Am Beginn dieses Textes fehlen zehn oder elf Artikel, überliefert sind insgesamt Artikel. Im Stadtrecht von ent elen fünf Artikel des älteren Textes (Art. , , , , ), dafür fanden neun, dem Stadtrecht von unbekannte Artikel mit Hapsaler Gewohnheitsrechten (Art. , , –, , , –) Aufnahme in das nun insgesamt Artikel umfassende, zum Teil neu angeordnete dt. Stadtrecht, das durch den Bischof von Ösel bestätigt wurde. Darunter be nden sich auch Bestimmungen zur besonderen Rechtsstellung der estnischen Bevölkerung. Nur Artikel beider Rechtstexte stimmen im Wesentlichen miteinander überein; Artikel des jüngeren Textes wurden hingegen stark überarbeitet. Für diese Redaktion wirkten u. a. das Hamburger (→ Jordan von Boizenburg) und das → lübische Recht vorbildhaft. Während in Riga das älteste, an Hapsal und andere Städte gegebene Stadtrecht mit dem Hamburger Stadtrecht verschmolz und Anfang des . Jh. zum Erweiterten Rigaer Stadtrecht umgearbeitet wurde, bewahrte sich Hapsal die älteren Rigaer Statuten. Noch am Ende des . Jh. zog man sie zumindest als subsidiäre Rechtsquelle vor Gericht heran. A: Friedrich Georg von Bunge: Bischof Jakobs Stadtrecht für Hapsal vom Jahre . In: Arch. für die Gesch. Liv-, Esth- und Curlands () S. –. – Die Quellen des Rigischen Stadtrechts bis zum Jahr . Hg. v. Jakob Gottlieb Leonard Napiersky. Riga (Nachdr. Paderborn ) S. –.
Revaler Kodizes des lübischen Rechts L: Bibliographien zur livländischen Rechtsgeschichte (Quellen und Literatur) bei: Eduard Winkelmann: Livoniae historica. Systematisches Verz. der Quellen und Hilfsmittel zur Gesch. Estlands, Livlands und Kurlands. Berlin (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Oswald Schmidt: Rechtsgesch. Liv-, Est und Curlands. Aus dem Nachlasse des Verfassers hg. v. Eugen von Nottbeck. Dorpat (Nachdr. Hannover ) S. – (ebd. eine Besprechung der damaligen Archivbestände). – Dt. Gesch. im Osten Europas: Baltische Länder. Hg. v. Gert Pistohlkors. Berlin , S. –. Einen Überblick über die ma. Rechtsquellen Livlands in drei, immer aufs Neue verbesserten Ausgaben bietet Friedrich Georg von Bunge: Beitr. zur Kunde der liv-, esth- und curländischen Rechtsquellen. Riga/Dorpat . – Ders.: Einleitung in die liv-, esth- und curländische Rechtsgesch. und Gesch. der Rechtsquellen. Reval . – Ders.: Altlivlands Rechtsbücher, zum Theil nach bisher unbenutzten Texten. Leipzig . Hermann Blaese/Dietmar Willoweit: Baltische Länder. In: HRG () Sp. –. – Georg Friedrich von Bunge: Die Stadt Riga im . und . Jh. Gesch., Verfassung und Rechtszustand. Leipzig (Nachdr. Hannover ). – Leo Leesment: Die Verbrechen des Diebstahls und des Raubes nach den Rechten Livlands im MA. Dorpat (Nachdr. Goldbach ). – Leonid Arbusow d. J.: Livland. Mark des Reiches –. Ein Abschnitt dt. Verfassungs- und Rechtsgesch. Riga . – Raoul Zühlke: Bremen und Riga. Zwei ma. Metropolen im Vergleich. Stadt, Land, Fluß (Arbeiten zur Gesch. Osteuropas ). Münster u. a. . DB/MM Revaler Kodizes des lübischen Rechts. – –. Die Gründung der Stadt Reval (heute: Tallinn, Hauptstadt Estlands) geht wohl auf den dänischen König Waldemar II. (–) zurück. In diese Zeit fällt die Einwanderung dt. Kau eute aus Gotland. Unter König Erik IV. Plovpenning von Dänemark (–) wurde Reval mit → lübischem Recht bewidmet, den ersten Kodex lübischen Rechts (in lat. Sprache) mit Bestimmungen zur städtischen Selbstverwaltung, zum Zivil- und Strafrecht sowie zum Bau- und Seerecht erhalten die Bürger allerdings erst wenig später () von König Christoph I. von Dänemark (–).
. Hälfte . Jh. Oberhof und damit Appellationsinstanz war die Stadt Lübeck. In der Folgezeit modi zierte man zum Teil die dort beschriebenen Artikel, u. a. wurden die Kompetenzen des königlichen Stadtvogtes zugunsten der Ratsherren beschnitten. Bis , als das reformierte lübische Recht in Reval in Kraft tritt, entstanden über den lat. Kodex hinaus vier Handschriften lübischen Rechts in mittelnd. Sprache, die durch städtische Willküren, Ordnungen, sog. Burspraken (jährliche Zusammenstellung der wichtigsten Verordnungen des Magistrats) und Privilegien des Stadtherrn ergänzt wurden. Aus dem Jahr stammt der älteste deutschsprachige Kodex seiner Art in Reval (diese Handschrift gilt auch als älteste dt. Rezension des lübischen Rechts); ihm zur Seite steht eine ungefähr gleich alte undatierte Handschrift. wurde der lat. Kodex aufgrund des Übergangs der Stadt Reval an den Dt. Orden im Auftrag des Landmeisters in Livland, Burchard von Dreileben (–), ins Deutsche übersetzt, und von liegt die letzte handschriftliche Fassung vor, die sich in Umfang und Anordnung der Artikel von ihren Vorgängern unterscheidet. Bei der ältesten dt. Fassung handelt es sich um eine vermehrte Rezension des lat. Stadtrechts von (eigentlich oder Artikel, fragmentarisch in nur Artikeln überliefert), sie ist in Artikel gegliedert. Ihr geht die lat. Urkunde des Lübecker Stadtrats von und der Hinweis voraus, dass die Abfassung des Kodexes durch König Christoph I. und dessen Gemahlin Margarete Sambiria († ) veranlasst worden ist. Diese erste dt. und auch die lat. Fassung wurden wahrscheinlich im Auftrag des dänischen Königshauses in Lübeck angefertigt. Die zweite dt. Rezension aus etwa dem gleichen Zeitraum besitzt inhaltlich große Ähnlichkeit mit dem Kodex von , allerdings weisen beide Handschriften Unterschiede in Orthographie und Lexikographie auf, so dass von zwei unterschiedlichen Schreibern ausgegangen wird. Der undatierten Handschrift fehlen die lateinische Einleitung und zwei Artikel ( und ), dafür be nden sich dort spätere Ergänzungen wie die Ordnung zur Wahl und Vereidigung der Ratsherren, ergänzende Artikel und Notizen zu Ratssitzungen. Beide Fassungen stimmen u. a. darin überein, dass für Artikel keine Entsprechungen in der älteren lateinischen Fassung und deren Übersetzung zu nden sind.
. Hälfte . Jh. Der Übersetzung von mit Nachtragungen bis zum Beginn des . Jh., die nur aus einer zeitnahen Abschrift für die Stadt Riga überliefert ist, wurde eine Revaler Privilegiensammlung mit zum Teil ins Deutsche übersetzten Urkunden aus dem . u. . Jh. beigefügt. Es lassen sich mindestens drei Hände nachweisen: Auf dem Vorsatzblatt gibt sich der Revaler Stadtschreiber Reinhold Korner zu erkennen, und in der Innenseite des Papierumschlags ist der Name des von bis amtierenden Bürgermeisters der Stadt Reval, Hinrick Smidt, vermerkt. Zudem weisen Streichungen, Marginalen und Nummerierungen auf einen regen Gebrauch der Handschrift hin. Die letzte bekannte Handschrift der Revaler Rezension des lübischen Rechts vor der grundlegenden Reformation des Stadtrechts im späteren . Jh. wurde von Henrick van Melen, der als städtischer Akzise-Rechnungsführer in den Quellen auftritt, geschrieben. Henrick vermehrte die vorherigen Fassungen auf nun Artikel; ab Artikel nimmt er eine neue, von den älteren Vorbildern abweichende Zählung vor. Ü (nach: Ma. Hss. in den Sammlungen des Stadtarchivs Tallinn und des Estnischen Hist. Museums. Hg. v. Tiina Kala. Tallinn ): Lat. Fassung von : Tallinn, Stadtarch. (Tallinna Linnaarhiiv), Cm (Perg.). – Rezension von : Ebd., Cm (Perg., mittelnd.). – Rezension vom Ende des . Jh.: Ebd., Cm (Perg., mittelnd.). – Übersetzung der lat. Hs.: Ebd., Cm (Perg., Mitte . Jh., mittelnd.). – Hs. von : Ebd., Cm (Pap., mittelnd.). A: Slg. der Rechtsquellen Liv-, Esthund Curlands. Hg. v. Friedrich Georg von Bunge/ Karl Otto von Madai. Abt. : Die Quellen des Revaler Stadtrechts. Bd. . Dorpat . – Ebd. Bd. . Dorpat . – Lübecki õiguse Tallinna koodeks – Der Revaler Kodex des lübischen Rechts. Hg. v. Tiina Kala. Tallinn (mit Faksimile). L: Bibliographien zur livländischen Rechtsgesch. (Quellen und Lit.) bei: Eduard Winkelmann: Livoniae historica. Systematisches Verz. der Quellen und Hilfsmittel zur Gesch. Estlands, Livlands und Kurlands. Berlin (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Oswald Schmidt: Rechtsgesch. Liv-, Est und Curlands. Aus dem Nachlasse des Verfassers hg. v. Eugen von Nottbeck. Dorpat (Nachdr. Hannover ) S. – (ebd. eine Besprechung der damaligen Archivbestände). – Dt. Gesch. im Osten Europas: Bal
Saalfelder Stadtrechtsbuch tische Länder. Hg. v. Gert Pistohlkors. Berlin , S. –. Einen Überblick über die ma. Rechtsquellen Livlands in drei, immer aufs Neue verbesserten Ausgaben bietet Friedrich Georg von Bunge: Beitr. zur Kunde der liv-, esth- und curländischen Rechtsquellen. Riga/Dorpat . – Ders.: Einleitung in die liv-, esth- und curländische Rechtsgesch. und Gesch. der Rechtsquellen. Reval . – Ders.: Altlivlands Rechtsbücher, zum Theil nach bisher unbenutzten Texten. Leipzig . Hermann Blaese/Dietmar Willoweit: Baltische Länder. In: HRG () Sp. –. – Leo Leesment: Die Verbrechen des Diebstahls und des Raubes nach den Rechten Livlands im MA. Dorpat (Nachdr. Goldbach ). – Leonid Arbusow: Livland. Mark des Reiches –. Ein Abschnitt dt. Verfassungs- und Rechtsgesch. Riga . – T. Kala: Käsikirjaline raamat Eestis (Tallinna Linnaarhiivi Toimetised, [eigentl. Bd. ]). Tallinn , S. –. – Dies.: Die ma. Revaler Kodizes des Lübischen Rechts: Wofür braucht man einen Rechtskodex? In: Baltisch-europäische Rechtsgesch. und Lexikographie. Hg. v. Ulrich Kronauer u. a. Heidelberg , S. –. DB/MM Saalfelder Stadtrechtsbuch. – –ca. . Bei dem nur in einer Handschrift überlieferten S. S. handelt es sich um eine Zusammenstellung von Saalfelder Gewohnheitsrechten, städtischen Willküren, einer Urkunde (der Grafen von Schwarzburg für Saalfeld, Kap. ) und einer Festtagsordnung (anlässlich von Hochzeiten, Kap. ). Es wurde nicht, wie in der älteren Literatur gelegentlich behauptet wird, durch die Stadtherren von Saalfeld (Grafen von Schwarzburg, Wettiner) bestätigt. Allerdings spricht die Übernahme des S. S. durch die unter der Herrschaft der Schwarzburger stehenden Städte Pösneck, Rudolstadt und Leutenberg im ./. Jh. dafür, dass die Grafen der Anwendung des S. S. wohlgesonnen waren bzw. nicht entgegenstanden. Walch (, S. ) datiert die Entstehung des S. S. ins bzw. nach dem Jahr , als die Stadt Saalfeld (Thüringen) in den Besitz der in Kap. erwähnten Grafen Heinrich XII. und Günther XV. von Schwarzburg gelangt sei, und vor . In diesem Jahr hätten die Wettiner die Stadtherrschaft übernommen, diese würden allerdings als Stadtherren nicht erwähnt. Die betreffenden Grafen von
Saalfelder Stadtrechtsbuch Schwarzburg traten ihre gemeinsame Regierung aber bereits an, so dass das von Walch genannte Jahr zu korrigieren ist. Ungeachtet dessen dürfte seine Argumentation dennoch ein vager Anhalt für den Terminus post quem sein, allerdings nicht für den möglichen Abschluss des Entstehungszeitraums, denn die Stadtherren Saalfelds werden namentlich nur in Kap. und in der einzigen aufgenommenen Urkunde genannt, so dass diese Nennung nicht als Indiz für einen Ausschluss der Wettiner als Stadtherren dienen kann. Die von Schultes (, S. f.) vorgenommene Verlegung der Entstehungszeit der undatierten Schwarzburger Urkunde in den Beginn des . Jh. und die damit einhergehende neue Datierung des S. S. sind ebenfalls mit Vorsicht zu begegnen. Schultes Begründung, Urkunden des . Jh. in dt. Sprache seien selten, daher wäre wahrscheinlicher, die o. g. Urkunde ins . Jh. zu verlegen, überzeugt nicht. Überhaupt dürfte diese Urkunde ein unzuverlässiger Anzeiger zur Datierung des S. S. sein, vor allem da es sich beim S. S. wahrscheinlich um eine über einen längeren Zeitraum entstandene Kompilation von meistenteils Ratsbeschlüssen und Sprüchen des städtischen Gerichts handelt. Trifft dies zu, dann bleibt unbestimmt, wann die singuläre Urkunde in Kap. , der noch Kapitel folgen, ihren Weg in die Sammlung fand. Philologische Untersuchungen bestätigen jedenfalls eine Entstehungszeitraum vom ausgehenden Jh. bis zur Mitte des . Jh. Die insgesamt Artikel des S. S., die mit Überschriften versehen und durch ein Register erschlossen sind, unterliegen keiner ersichtlichen Systematik, vielmehr wird davon ausgegangen, dass aufgrund der wiederkehrenden Behandlung gleicher Rechtsgegenstände in weit auseinanderstehenden Artikeln dem S. S. ein längerer Entstehungsprozess zugrunde liegt, dem keine abschließende Systematisierung folgte; gelegentlich doppeln sich Artikel gleichen Inhalts (z. B. Art. und : «Von oppherne» [der Frauen]). Im S. S. werden folgende Gegenstände thematisiert: strafrechtliche Bestimmungen für den Rechtsbereich von Stadt und Weichbild Saalfeld, gerichtliche und exekutive Verfahrensweisen, Festlegung von Rechtsbereichen, Ehe-, Erb- und Güterrecht (darin wenige Bestimmungen zum Umgang mit Lehengütern), Ratsverfassung, vom Lebenswandel und dem Verbot der Bestechung der Ratsleute, polizeiliche Bestimmungen (z. B. Stellung der Stadtwächter, öffentliches Singen, Jahrmärkte, Verunreinigung der
. Hälfte . Jh. städtischen Gewässer, Ordnung zu Hochzeitsfesten, Verhalten zu Fastnacht), vom Geldverkehr mit Juden, Schuldrecht, Handels- und Zollrecht, Bestimmungen zu Gewerken (Gewandschneider, Fleischer) und kirchlichen Stiftungen des Rates, Bürgerrecht, die Bestellung des Schulmeisters, die Bestattung unwürdiger Männer, Ehrenhändel und Kaufrecht. Gründungsurkunden und Privilegierungen durch die Stadtherren be nden sich mit Ausnahme der erwähnten Schwarzburger Urkunde nicht im S. S. Die Auswahl der aufgenommenen Artikel und die jeweils dem Rechtsgegenstand zugeordneten Bußtaxen und Strafen machen es wahrscheinlich, dass das S. S. für die gerichtliche Praxis bestimmt war. Im S. S. wurden Artikel aus → Eikes von Repgow Sachsenspiegel (I § zu Art. ; II §§ , zu Art. ; III § zu Art. ) und dem → Schwabenspiegel (Art. zu Art. ) entlehnt, weitere (sekundäre?) Vorbilder dürften die Stadtrechte von Freiberg (→ Freiberger Stadtrechtsbuch) und Goslar (→ Stadtrecht von Goslar) gewesen sein. verlor das S. S. durch das Inkrafttreten der revidierten Saalfelder Statuten an Bedeutung. Ü: Saalfeld, Stadtarch., C III (letztes Drittel . Jh., Perg. [Palimpsest], mittelund oberdt., mit nd. Ein üssen. – Dem Codex sind Papierlagen beigebunden mit Nachrichten zum Saalfelder Rat.). A: Die von Walch herausgegebene Edition ist die einzige, in der alle Artikel aufgenommen sind; dennoch ist diese Edition unvollständig, weil Walsch Nachträge jüngerer Hände in der Handschrift «mit Fleiß weggelassen» hat (Walch , S. ). Dabei handelt es sich um datierte Rechtsfälle aus dem . und . Jh. sowie Nachrichten zum Rat. Carl Friedrich Walch: Vermischte Beyträge zu dem dt. Recht. Tl. . Jena , S. –. – Das älteste Ortsstatut der Stadt Saalfeld. Tl. . Hg. v. F. Meinel (Saalfelder Weihnachtsbüchlein ). Saalfeld (mehr nicht erschienen, Art. –). – Aus dem ältesten Saalfelder Stadtbuch. Saalfelder rechts- und wirtschaftsgeschichtliche Quellen. Hg. v. Wilhelm Engel (Saalfelder Weihnachtsbüchlein ). Saalfeld . L: Ulrich-Dieter Oppitz, VL () Sp. –. – Johann Adolph von Schultes: Sachsen Coburg-Saalfeldische Landesgesch. […]. . Abt. Coburg . – W. Bauer: Das Gerichtsverfahren im alten Saalfelder Stadtbuch. In: Saal
. Hälfte . Jh. felder Geschichtsbll. () Nr. –. – H. Wagner: Aus der Stadt- und Rechtsgesch. von Leutenberg. In: Jb. des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt () S. –. – Hans Becher: «Dytz ist der Stadbuch czu Salueld». In: Rudolstädter Heimathefte () S. –, –, –. – Franziska Facius: Unters. zum ältesten S. S. Das DRW als Interpretations- und Verständnishilfe. In: Das Dt. Rechtswb.: Perspektiven. Hg. v. Andreas Deutsch (Akademiekonferenzen ). Heidelberg , S. –. DB/MM Nikolaus von Polen (auch: Niklas von Mumpelier, Nicolas de Polonia) OP, * um , † nach . – Naturheilkundearzt. N. schloss sich in jungen Jahren den Dominikanern an und war Mitglied im Krakauer Konvent des Ordens. Von etwa bis hielt er sich in Montpellier auf, wo er sich wahrscheinlich am Studium generale der Dominikaner mit Medizin beschäftigte, bevor er schließlich nach Polen zurückkehrte. Dort stand er im Dienst von Adligen wie den Herzögen Leszek II. († ) und Heinrich III. († ) sowie den Königen Przemysł II. († ) und Władysław I. Ellenlang († ). Für sie war er nicht nur als Arzt, sondern auch als Kanzleibeamter tätig. Zudem war N. fürstlicher Notar des Klosters Pelplin. Seine größte Wirkung entfaltete er aber als Naturheilkundler. Er propagierte erfolgreich alternativmedizinische Behandlungsmethoden und löste so eine regelrechte Mode aus, deren Höhepunkt um vermutet wird. Der von N. empfohlene Verzehr von Schlangen und anderen Tieren wurde nach Angaben der Chronistik sogar von polnischen Adligen praktiziert. Spätestens verließ N. wahrscheinlich seinen Orden. erhielt er von Władysław I. zahlreiche Privilegien und amtierte zuletzt als Vogt mehrerer westpommerischer Dörfer, in denen er dt. Recht einführte. N. verfasste naturheilkundliche Schriften, deren Entstehung von der Forschung in den Jahren um vermutet wird. Eine schlesische Handschrift des . Jh. überliefert N.s lat. Antipocras (Anti-Hippokrates). Der mehr als Verse umfassende Text ist überwiegend in leoninischen Hexametern geschrieben. Dazwischen eingeschobene Prosaabschnitte reichen im Umfang von kurzen Überschriften bis zu regelrechten Inhaltsangaben der darauffolgenden Verse. Inhaltlich erläutert der Antipocras zunächst N.s Konzept einer naturheilkundlichen, auf ärztlicher Erfahrung gründenden
Nikolaus von Polen Medizin. Gleichzeitig polemisiert N. scharf gegen die Schulmedizin seiner Zeit. Der Antipocras beruft sich auf Ptolemäus, Hermes Trismegistos und → Albertus Magnus, während er Autoritäten wie Hippokrates und Galen scharf kritisiert. Im zweiten Teil des Textes beschreibt N. die medizinische Anwendung seiner Theorien: Vermeintliche Heilmittel wie Theriak sollen in Metallbehältern wie Ringen und Kapseln eingeschlossen und dann am Leib getragen werden, um Krankheiten aus dem Körper zu extrahieren. N. werden auch die ab dem . Jh. überlieferten Experimenta zugeschrieben. Deren Einleitung identi ziert N. als Verfasser und lobt überschwänglich seine medizinischen Fähigkeiten. Der Hauptteil des lat. Werks versammelt sechs Wunderdrogentraktate und zwei Rezepte. Die enthaltenen Texte verarbeiten u. a. Kröten, Frösche und Schlangen zu Pulver und Öl. Die Forschung vermutet eine zunächst separate Entstehung der einzelnen Abschnitte und eine spätere Gruppierung nach Wunderdrogen. Es werden zudem zwei Redaktionen der Experimenta unterschieden. Die umfangreichere Redaktion bietet zusätzliche Anweisungen, die N. ebenfalls zugeschrieben werden. Zu den Experimenta zählt außerdem ein Schlangentraktat, dessen inhaltliche Nähe zu einer Abhandlung des Johannes → Paulinus nachgewiesen wurde. Entsprechend ist der Schlangentraktat des Johannes mit den Experimenta zusammen überliefert. Vor allem N.s Schlangentraktat und das Krötenpulver aus den Experimenta sind auch in dt. Fassungen nachweisbar, die im . Jh. einsetzen. Auszugsweise Übertragungen nden sich etwa in der → Prager Wundarznei, der → Düdeschen Arstedie, im → Wolfenbütteler Arzneibuch und bei → Albrecht van Borgunnien. N.s Schlangentraktat oss weiterhin in die Hübsch Chirurgia (→ Nikolaus von Mumpelier) ein. Auch in der dt. Überlieferung wird N.s Text mit dem Schlangentraktat des Johannes Paulinus tradiert. Insgesamt ist N. nicht aufgrund des durchaus kompetenten Lateins seiner Texte von Bedeutung, sondern als exponierter Vertreter der ma. Naturheilkunde, deren theoretische Grundlagen er ausbaute. Ü: . Antipocras: Berlin, SBB, cod. Phillipps , r-v (. Jh., schlesisch). . Experimenta: Mehr als zehn Hss. ab dem . Jh. – Verzeichnis bei Ganszyniec (s. Ausg.) S. –. – Kaeppeli (s. Lit.). – Keil (s. Lit.).
Hermann von Heilighafen Zur dt. Streuüberlieferung vgl. Keil (s. Lit.). A: John W. S. Johnsson: Les ‹Experimenta magistri Nicolai›, Publiés pour la Première Fois. In: Bulletin de la Société Française d’Histoire de la Médecine () S. –. – Sudhoff (s. Lit.; Teilausg.). – Diels (s. Lit.; Teilausg.). – Brata Mikolaja z Polski Pisma Lekarskie. Hg. v. Ryszard Ganszyniec. Posen (Gesamtwerk). L: Gundolf Keil, VL () Sp. – (mit weiterer Lit.). – Ders., LexMA () Sp. . – Ders., NDB () S. f. – Karl Sudhoff: Antipocras. Streitschrift für mystische Heilkunde in Versen des Magisters N. v. P. In: Arch. für Gesch. der Medizin () S. –. – Hermann Diels: Über die Schrift ‹Antipocras› des N. v. P. In: Sb. der königlichpreußischen Akad. der Wiss., phil.-hist. Kl. () S. – (vgl. dazu: Alexander Brückner, Pamietenik ˛ Literacki [] S. –). – Thomas Kaeppeli: Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi. Bd. . Rom , S. f. – William Eamon/G. Keil: ‹Plebs amat empirica›. Nicholas of Poland and His Critique of the Mediaeval Medical Establishment. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – G. Keil: Medizinische Bildung und Alternativmedizin. In: ‹Nicht Vielwissen sättigt die Seele›. Wissen, Erkennen, Bildung, Ausbildung heute. Hg. v. Winfried Böhm/Martin Lindauer. Stuttgart , S. –. – G. Keil: Der ‹anatomei›-Begriff in der Paracelsischen Krankheitslehre. In: Lebenslehren und Weltentwürfe im Übergang vom MA zur Neuzeit. Politik, Bildung, Naturkunde, Theol. [...]. Hg. v. Bernd Moeller u. a. Göttingen , S. –. – Klaus Bergdolt: Arzt, Krankheit und Therapie bei Petrarca. Die Kritik an Medizin und Naturwiss. im italienischen Frühhumanismus. Weinheim , S. –. – G. Keil: ‹Virtus occulta›. Der Begriff des ‹empiricum› bei N. v. P. In: Die okkulten Wiss. in der Renaissance. Hg. v. August Buck. Wiesbaden , S. –. – G. Keil/Antoni Jonecko: Stud. zum Dichterarzt N. v. Polen. Eine Skizze des ma. Arztes und Dichters unter besonderer Akzentuierung seiner ‹Antipocras›-Streitschr., seiner ‹Experimenta›, der ‹Chirurgie› sowie seiner Verbindungen nach Schlesien. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – W. Eamon: Science and the Secrets of Nature. Books of Secrets in Medieval and Early Modern Culture. Princeton , S. –, . – G. Keil: Technisches und wiss. Schrifttum im
. Hälfte . Jh. ma. Schlesien. In: Anfänge und Entwicklung der dt. Sprache im ma. Schlesien. Verhandlungen des VIII. Symposions vom . bis . Nov. in Würzburg . Hg. v. dems./Josef J. Menzel. Sigmaringen , S. –. – G. Keil: N. v. P./Niklas von Mumpelier. Theologe und Arzt. In: Die Anfänge des Schrifttums in Oberschlesien bis zum Frühhumanismus. Hg. v. Gerhard Kosellek. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – G. Keil: N. v. P. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. u. ö. – Benedek Láng: Unlocked Books. Manuscripts of Learned Magic in the Medieval Libraries of Central Europe. University Park/Pennsylvania , S. –, f., – u. ö. MM Hermann von Heilighafen (de Sancto Portu). – Kompilator eines lat.-nd. Kräuterbuches, zweite Hälfte . Jh. Nach Auskunft des Chronisten → Detmar von Lübeck begleitete «mester Hermannus, de kerchere wart to der Hilgenhavene, ein grot philosophus» im Oktober die jungen Grafen Johann und Gert von Holstein auf ihrer Rückreise von der Pariser Universität nach Holstein. In Ergänzung zu den Angaben Detmars weist auch H. selbst sich als Pariser Magister Artium aus, der zudem Medizin studiert habe. Im ostholsteinischen Heiligenhafen wurde H. entweder bepfründet, oder er stand der dortigen Pfarrei als Leutpriester vor. Als Jähriger ist H., vermutlich im Auftrag von Johanns Sohn Adolf V. von Holstein-Segeberg (Odolph[us] Com[es] Holtzacie), erneut nach Paris gereist, wo er aus dort vorliegenden medizinischen Quellen den Herbarius communis (H. c.) erstellt hat. Abgeschlossen wurde die Kompilation am ... Der H. c. ist lat. verfasst. Auf die graeco-lat. Bezeichnungen der einzelnen Arzneimittel lässt H. aber ihre jeweilige nd. Entsprechung folgen (ähnlich im wesentlich späteren → Herbarius Moguntinus []), weshalb sein Herbar für die historischmedizinische Fachsprachenforschung aufschlussreich ist. Bei seiner Kompilationsarbeit waren pragmatische Aspekte entscheidend und nicht die Präsentation akademischer Gelehrsamkeit. Deshalb hat H. das schulmedizinisch- pharmakognostische Materials in einen praxisorientierten Leitfaden umgemodelt. Hiermit hat H. Pionierarbeit geleistet –
. Hälfte . Jh. zumindest aber ist der H. c. der älteste bekannte Vertreter eines auf den Laien zugeschnittenen Kräuter-Manuals. Befreit von theoretischem Ballast hat H. die Drogen halbalphabetisch angeordnet. Dabei bezieht er sich auf die leicht zugängliche und möglichst kostengünstige heimische Flora. Kostenintensive Stoffe und Zubereitungen spart er gänzlich aus. Ein zusätzliches Augenmerk richtet H. auch auf diätetische Aspekte, die er in einem ernährungsphysiologischen Anhang berücksichtigt (Fleisch, Ge ügel, Fisch, Obst, Brot, Wein, Wasser). Kompilationsleittext des H. c. ist der → Circa instans. Daneben zog H. den Liber graduum des Constantinus Africanus, eine Prosafassung von De viribus herbarum [→ Macer] und die Diaetae particulares des Isaak Judäus heran. Rhazes (ar-Razi) und Avicenna hat H. offensichtlich nicht unmittelbar konsultiert, sondern zitiert hier aus dem Speculum naturale des → Vinzenz von Beauvais. Trotz des innovativen Ansatzes, den H. mit seinem Kräuterbuch verfolgt hat, ist der nur unikal und in einer späten Abschrift überlieferte H. c. offensichtlich ohne nennenswerte Wirkung geblieben. Ü: Erlangen, UB, Ms. , r–v (Pap., lat./nd., zweite Hälfte . Jh.); geschrieben von Konrad Schlüter von Goslar. Nachschrift: «Compilatus est libellus iste qui vocatur herbarius communis a magistro hermanno de s[an]c[t]o Portu regenti aliquando in artibus parisius et artis medicine non ignaro Anno dominice M CC LXXXIIII [...]». Vgl. zur Hs.: Hans Fischer: Die lat. Papierhss. der UB Erlangen (Kat. der Hss. der UB Erlangen ). Erlangen (Nachdr. Wiesbaden ) S. –, bes. S. . A: Heinrich Ebel: Der ‹H. c.› des Hermannus de Sancto Portu und das ‹Arzneibüchlein› des Claus von Metry. Textübertragungen aus den Codices Bibl. Acad. Ms. , Erlangen und Pal. Germ. , Heidelberg. Zwei Beitr. zur Erkenntnis des Wesens ma. Volksbotanik (Texte und Unters. zur Gesch. der Naturwiss. ). Würzburg , S. –. L: Wolfram Schmitt, NDB () S. . – Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Ders., LexMA () Sp. . – Karl Koppmann: Die Chroniken der niedersächsischen Städte. Lübeck (Chron.dt.St. ). Leipzig (Nachdr. Göttingen ) S. , . – Hermann Fischer: Ma. P anzenkunde (Gesch. der Botanik ). München (Nachdr. Hildesheim u. a. ,
Meister Richard ) S. . – Ebel (s. Ausg.) S. I–V, X. – Agi Lindgren: Die «aquae medicinales» des mnd. Gothaer Arzneibuchs (Acta Universitatis Stockholmiensis/Stockholmer germanistische Forschungen ). Stockholm , S. f. u. ö. – Annette Josephs: Der Kampf gegen die Unfruchtbarkeit. Zeugungstheorien und therapeutische Maßnahmen von den Anfängen bis zur Mitte des . Jh. (Quellen und Stud. zur Gesch. der Pharmazie ). Stuttgart , Reg. – Wolfgang Wegner: H. v. H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . – Ulrike Jansen: ‹Spuria Macri›. Ein Anhang zu ‹Macer Floridus›, ‹De viribus herbarum›. Einleitung, Übers., Komm. (Beitr. zur Altertumskunde ). Berlin/ Boston , S. . VZ Meister Richard (Ric[h]ardus magnus). – Verfasser einer Abhandlung über Obstbau, . Jh. M. R.s Lebensumstände sind unbekannt, doch vermutet man eine alemannische Herkunft. Da er auf → Gottfried von Franken wirkte, ist seine Schaffenszeit sicher vor anzusetzen. Er verfasste ein dt. Büchlein, wie man Bäume zweien soll, das zu den frühesten ma. Fachbüchern über Obstbau gezählt wird. Der Text beschäftigte sich mit der Veredelung von Obstbäumen vor allem durch Pfropfen, aber auch durch magische Methoden. Das Werk ist bislang nur indirekt über Auszüge in anderen Texten erschlossen wurden, da M. R.s Gesamttext als verloren gilt. wurde in Handschrift K ein aufgezeichneter Tractatulus magistri Richardi De plantatione arborum fructiferarum et vinearum entdeckt, bei dem es sich um eine lat. Bearbeitung von M. R.s Text handeln könnte. Eine genauere Erforschung des Tractatulus und seines Inhalts steht jedoch noch aus. Wirkung entfaltete M. R. primär in Vermittlung durch Gottfried von Franken. Dieser wurde nach eigenen Angaben von M. R. persönlich in dessen Methoden eingeweiht. Auch übertrug Gottfried das Büchlein in die lat. Sprache und benutzte es als Vorlage für mehrere Kapitel seines Pelzbuchs. Eine dt. Kurzfassung von sieben Kapiteln des Büchleins ndet sich auch im zwölften Teil des → Iatromathematischen Corpus in Textzeugen des . Jh. Dieser Zweig der Überlieferung war deutlich kürzer und weniger umfangreich als die Pelzbuch-Tradition. Auch im . Jh. hat die Forschung
Gottfried von Franken noch eine Rezeption des Büchleins nachgewiesen. Sie erfolgte über das agrarwissenschaftliche Werk La maniere de enter, planter et nourrir tous arbres von Gorgole de Corne und erfasste den erschienenen → Petrus de Crescentiis-Druck P ebenso wie Druck U des Garts der Gesundheit von (Johann → Wonnecke). Insgesamt gilt M. R. als innovativer Fachmann für Obstbau, dessen Werk jedoch aufgrund der Überlieferungs-Problematik noch nicht abschließend gewürdigt werden kann. Ü: Vgl. die Überl. zum Iatromathematischen Corpus und zum Pelzbuch Gottfrieds von Franken. – Der Tractatulus magistri Richardi De plantatione arborum fructiferarum et vinearum be ndet sich in Hs. K: Krakau, Biblioteka Jagiellonska, cod. , r–v (). – Vgl. Giese (s. Lit.) S. (Anm. , mit weiterer Lit. zur Hs.). D: P: Petrus de Crescentiis: Le bon mesnager. Paris , r–r. – U: Den groten Herbarius. Utrecht . A: Eis (s. Lit.) S. f., , , f. (nach dem Iatromathematischen Corpus und dem Pelzbuch). – Welker (s. Lit.) S. f., (nach dem Iatromathematischen Corpus). – Braekman (s. Lit.) S. – (Plantboecxken). – Giese (s. Lit.) S. (Anm. ; kurze Zitate aus Hs. K). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Gottfrieds ‹Pelzbuch›. Stud. zur Reichweite und Dauer der Wirkung des mhd. Fachschrifttums. Brünn u. a. (Nachdr. Hildesheim ) S. f. – Ders.: Handschriftenstud. zur medizinischen Lit. des SpätMA. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –. – Roswitha Ankenbrand: Das ‹Pelzbuch› des Gottfried von Franken. Unters. zu den Quellen, zur Überl. und zur Nachfolge der ma. Gartenlit. Bamberg , S. (mit Anm. ). – Lorenz Welker: Das ‹Iatromathematische Corpus›. Unters. zu einem alemannischen astrologisch-medizinischen Kompendium des SpätMA [...]. Zürich , S. f. – Willy L. Braekman: De Vlaamse Horticultuur in de Vroege e Eeuw. Drie ‹Pro jtelijcke› Traktaten over Poten en Enten, Zaaien en Planten. Brüssel , S. . – Martina Giese: Das ‹Pelzbuch› Gottfrieds von Franken. Stand und Perspektiven der Forschung. In: ZfdA () S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. –
. Hälfte . Jh. Martina Giese: Gottfried von Franken, ‹Pelzbuch›. In: Hist. Lex. Bayerns, www.historisches-lexikonbayerns.de/artikel/artikel (..). MM Gottfried von Franken. – Verfasser eines Lehrbuchs über Obst- und Weinbau, . Jh. G. wurde wahrscheinlich im . Jh. geboren. Nach eigenen Angaben war er in der Region Würzburg heimisch und besaß ein Grundstück bei Bologna. G.s beru icher Hintergrund ist unbekannt, doch hat man in ihm einen Kleriker vermutet. Er verfügte über ausgezeichnete Kenntnisse im Garten- und Weinbau seiner Heimat und Südeuropas. Dieses Wissen erwarb er wohl auf Reisen und durch Kontakte mit anderen Agrar-Experten. So erwähnt G. als seinen Mentor einen Meister Nikolaus. Die Forschung hat diesen verschiedentlich mit dem Benediktiner Nikolaus Bollard (Nicolaus Bolard) gleichgesetzt, der eine Lehrschrift zum Obstanbau verfasste. G. kannte wohl auch Meister → Richard, über den er sich lobend äußert und der ihn persönlich in Anbau-Verfahren unterwiesen haben könnte. Noch vor und wahrscheinlich schon als älterer Mann schrieb G. ein lat. Werk, das als Abbreviatio Palladii, Palladius abbreviatus und besonders häu g als Pelzbuch (P.) bekannt ist. Aufgrund der lat. Bezeichnung wurde der Text im MA auch Palladius (. Jh.), manchmal aber ebenso → Albertus Magnus zugeschrieben. Der dt. Titel bezieht sich auf das Pfropfen (mhd. «pelzen») von Obstbäumen. Das P. besteht aus einer gereimten Vorrede, einem Kapitelverzeichnis und dem Haupttext, der in sieben Traktate mit insgesamt Kapiteln geteilt ist. Die ersten drei Traktate werden auch als Baumbuch bezeichnet. Sie erläutern die verschiedenen Obstsorten, die P ege und Veredelung von Obstbäumen sowie die Konservierung der geernteten Früchte. Die übrigen vier Traktate bilden das sog. Weinbuch, das u. a. Anweisungen für die Weinlese und die Herstellung verschiedener Weinarten enthält, darunter Essig und Wein für medizinische Anwendungen. Die von G. geschilderten Verfahren gelten in vielen Fällen als eigenständig, doch zeigt das P. zugleich die Ein üsse zahlreicher Quellen und Autoritäten. Während G. im Baumbuch auf Palladius zurückgriff, benutzte er im Weinbuch die Geoponika, wohl in der Übersetzung Liber de vindemiis des → Burgundio von Pisa. G. verarbeitete auch das
. Hälfte . Jh. Büchlein, wie man Bäume zweien soll von Meister Richard, das er möglicherweise selbst in die lat. Sprache übersetzte. Als weitere Quelle G.s gilt De diaetis particularibus von Isaac Judaeus (. Jh.). Weiterhin bezieht sich G. auf ein breites Spektrum von Gewährsleuten, das von Soldaten über Mönche bis zu einem Bischof von Brabant reicht. G.s Umgang mit den Quellen war eigenständig, da er auf wörtliche Übernahmen verzichtete und die Anweisungen anderer Autoren für seine Zwecke anpasste. G.s P. entfaltete europäische Wirkung und verbreitete sich bis nach Böhmen, England, Frankreich, Spanien und in die Niederlande. In lat. Sprache sind ab um mehr als Textzeugen bekannt, mit Sammelhandschriften als Hauptüberlieferungsträgern. Bereits im . Jh. erfolgte die Trennung von Baum- und Weinbuch in zwei Überlieferungsstränge. Besondere Bedeutung wird einer populären Redaktion des Weinbuchs zugesprochen, die Modi kationen an Gliederung und Inhalt des P. vornahm. Sie war Vorlage für den anonymen Tractatus de vino et eius proprietate und die P.-Bearbeitung des → Wilhelm von Hirnkofen. Die dt. Überlieferung des P. ist mit rund Handschriften seit dem . Jh. und einem dt. Druck von um ebenso umfangreich wie die lat. Tradition, erzielte aber größere Wirkung. Die Forschung unterscheidet unter den dt. Textzeugen traditionell drei Haupt- und mehrere Nebenfassungen von G.s Werk: Die A-Fassung gilt als die älteste und dem lat. Original am nächsten stehende Textklasse. Ihre Entstehung wird im ostfränkischthüringischen Bereich vermutet. Später verbreitete sich A besonders in Mitteldeutschland. Der Text folgt weitgehend dem lat. P., weist aber Kürzungen auf. Die Hauptfassungen B (auch Patzauer Fassung) und C sind bair. Herkunft. Sie heben sich durch umgestellte und zusätzliche Kapitel sowie andere Ergänzungen von A ab. Daher werden sie in der Forschung verschiedentlich auch als eigenständige Bearbeitungen des P. aufgefasst. B war Grundlage von C sowie – mit Zusätzen aus C – auch des dt. Drucks von um . B und C drangen bis nach Österreich, Böhmen und Norddeutschland vor. Weitere dt. P.-Fassungen entfalteten nur eine begrenzte Wirkung. Der um entstandene Tractatus de vino et eius proprietate, eine stark gestraffte lat. Bearbeitung des P., wurde ebenfalls in dt. Sprache rezipiert. Er erfuhr eine obd. Übertragung, die auf die erste
Gottfried von Franken Hälfte des . Jh. datiert wird und als sehr originalgetreu gilt. Daneben war der Tractatus Vorlage der dt. Bearbeitung des Wilhelm von Hirnkofen von . Wilhelm reicherte den Text jedoch mit Abschnitten aus dem Weintraktat des → Arnald von Villanova an. Überhaupt löste sich während des . Jh. zunehmend die textliche Integrität des P. auf. Oft wurden nur noch einzelne Abschnitte des Werks überliefert und z. B. in Kompilationen eingestreut. In anderen Fällen wurde das P. durch Einschübe und Anhänge aus anderen Texten erweitert (u. a. → Kranewittbeer-Traktat, → FleckenreinigungsBüchlein). So weist etwa ein nordalemannisches Weinbuch (etwa erste Hälfte . Jh.) eine umfangreiche Textschleppe mit Kapiteln auf, die u. a. auf dem Buch der Natur des → Konrad von Megenburg beruhen. Insgesamt zählt G.s P. zu den ein ussreichsten Werken der ma. Agrarliteratur. Es wirkte u. a. auf Johann Domitzers P antzbüchlein () und wurde in Deutschland bis ins . Jh. auszugsweise verarbeitet oder zitiert. Aufgrund der Masse der Überlieferung und weiteren Handschriftenfunden bis in die neuere Zeit kann die Erforschung des P. dabei bis heute nicht als abgeschlossen betrachtet werden. Ü: . Lat.: Mehr als Hss. ab ca. . – Verz. u. a. bei Kiewisch (s. Lit.). – Giese (s. Lit.). – Giese (s. Lit.). . Dt.: Rund dt. Hss. ab dem . Jh. – Verz. u. a. bei: Eis (s. Lit.). – Werlin – (s. Lit.). – Mayer (s. Lit.). – Giese (s. Lit.). – Früheste Hss.: Admont, Stiftsbibl., cod. , r–r (Perg., drittes Viertel . Jh., thüringisch). – Wien, ÖNB, cod. , ra–ra (Perg. und Pap., um /, bair.österr.). – Ebd., cod. , va–va (Perg., , bair.-österr.). – Vgl. www.handschriftencensus. de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. D: . Tractatus de vino et eius proprietate: Fünf Inkunabeln ab etwa (GW M, M, M, M, M). – Vgl. http://gesamtkatalogderwiegendrucke.de/docs/VINO.htm. . P anzbüchlein des Johann Domitzer: Drucke ab . – Verz. in VD und VD. . Dt. Druck v. G.s Pelzbuch: Landshut: Johann Weissenburger, [um ] (VD N ). A: Haupt (s. Lit.) S. f. – De vino et eius proprietate. Hg. v. André Berry. Paris (Faks.). – Henry E. Sigerist: A FifteenthCentury Treatise on Wine. In: Bulletin of the History of Medicine () S. – (Tractatus de
Gottfried von Franken vino et eius proprietate). – Eis (s. Lit.). – Marjorie F. Warner: Domitzer’s P antzbüchlein. In: Agricultural History () S. –. – Hans Wiswe: Das P anz- und Pfropfbüchlein des Johann Balhorn. In: Fachlit. des MA. FS Gerhard Eis. Hg. v. Rudolf Keil u. a. Stuttgart , S. –. – Ankenbrand (s. Lit.). – Geoffrey of Franconia’s Book of Trees and Wine. Hg. v. Willy L. Braekman. Brüssel . – Hans Harings ‹Pelzbüchl›. Hs. verfasst vom Kaplan der Herren von Annenberg, Dornsberg und der Burg Latsch zwischen und zu Latsch im Vinschgau. Hg. v. Hermann Theiner/Hermann Oberdorfer. Lana (eigentl. Bearb. v. G.s Werk). – OnlineFaks. von VD N : http://daten.digitalesammlungen.de/~db//bsb/image . Ü: Braekman (s. Ausg.; engl.). – Goehl/Mayer (s. Lit.; dt.). L: G. Eis, NDB () S. f. – Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. (mit weiterer Lit.). – De Boor/Newald / () S. , . – Joseph Haupt: Über des mitteldt. Arzneibuch des Meisters Bartholomaeus. In: Sb. der Akad. der Wiss. in Wien, phil.-hist. Kl. () S. –. – G. Eis: G.s ‹Pelzbuch›. Stud. zur Reichweite und Dauer der Wirkung des mhd. Fachschrifttums. Brünn u. a. . Nachdr. Hildesheim . – Eero Alanne: Die dt. Weinbauterminologie in ahd. und mhd. Zeit. Helsinki , S. u. ö. – G. Eis: Ein üsse des mhd. ‹Pelzbuchs› auf die neuzeitliche Lit. und Forschung. In: Ders.: Stud. zur altdt. Fachprosa. Heidelberg , S. –. – Siegfried Sudhof: Das dt. Pelzbuch des MA und seine Ein üsse auf die europäische Gartenlit. In: Zs. für Agrargesch. und Agrarsoziologie () S. –. – G. Eis: Die Harburger (ehemals Maihinger) Pelzbuchhss. In: Zs. für Agrargesch. und Agrarsoziologie () S. –. – Josef Werlin: Weinrezepte aus einer Südtiroler Sammelhs. In: AfK () S. –. – Ders.: Eine Heidelberger Überl. des ‹Pelzbuches› von G. v. F. In: Centaurus () S. –. – Ders.: Ein Weinbuch aus dem niederbayrischen Kloster Biburg. In: AfK () S. –. – Ders.: Weinrezepte aus einer Mondseer Hs. des . Jh. In: Die wissenschaftliche Redaktion () S. –. – Werner H. Veith: G.s ‹Pelzbuch›. Grundlage oder Abbild einer Terminologie? In: ZfdPh () S. –. – Roswitha Ankenbrand: Das Pelzbuch des G. v. F. Unters. zu den Quellen, zur Überl.
. Hälfte . Jh. und zur Nachfolge der ma. Gartenlit. Diss. Heidelberg . – Jerzy Wyrozumski: G.s v. F. Traktat über Obstanbau in den polnischen Handschriftenslg. In: Zeszyty Naukowe Uniwersytetu Jagiellonskiego Historia () S. –. – Susanne Kiewisch: Obstbau und Kellerei in lat. Fachprosaschr. des . und . Jh. Würzburg , S. – u. ö. – Irmgard Bezzel: ‹Ein nützlicher tractat von Pawmen peltzen›. Die Erstedition des Pelzbuchs des G. v. F. (Landshut: Johann Weissenburger, um ). In: Daphnis () S. –. – G. Keil/ Johannes G. Mayer: Die bair. Fassung des ‹Pelzbuchs› G.s v. F. Ihr Fachwortschatz und ihr Quellenwert für die hist. Fachsprachenforschung. In: Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswiss. /: Fachsprachen. Ein internationales Hb. zur Fachsprachenforschung und Terminologiewiss. Hg. v. Lothar Hoffmann u. a. Berlin/New York , S. –. – Regina Wunderer: Weinbau und Weinbereitung im MA. Unter besonderer Berücksichtigung der mhd. Pelz- und Weinbücher. Bern u. a. , passim. – J. G. Mayer: ‹Abbreviatio Palladii› oder ‹De plantatione arborum›. Das ‹Pelzbuch› G.s v. F. Entstehungszeit und Wirkung unter besonderer Berücksichtigung der dt. Fassungen. In: Scientiarum Historia () H. , S. –. – W. L. Braekman: Geoffrey of Franconia. His In uence, his Friend Nicolas and the Mysterious Master ‹Daniel›. In: Medizin in Gesch., Philologie und Ethnologie. FS G. Keil. Hg. v. Dominik Groß/ Monika Reininger. Würzburg , S. –. – Martina Giese: Zur lat. Überl. von Burgundius’ Wein- und G.s ‹Pelzbuch›. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Bernhard Schnell: Würzburg und die dt. Sachlit. im SpätMA. In: Würzburg, der Große Löwenhof und die dt. Lit. des SpätMA. Hg. v. Horst Brunner. Wiesbaden , S. –, hier S. –. – M. Giese: Das ‹Pelzbuch› G.s v. F. Stand und Perspektiven der Forschung. In: ZfdA () S. –. – Konrad Goehl: G. v. F. zitiert Guido Aretinus. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. u. ö. – G. v. F. Das älteste Weinbuch Deutschlands. Hg. v. K. Goehl mit Johannes G. Mayer. Baden-Baden . – Thomas Capuano: The Romance Translations of Geoffrey of Franconia’s ‹Pelzbuch›. In: Mediaevistik () S. –. – Maria Antònia Martí Escayol: Two Iberian versions of Gottfried of Franconia’s ‹Pelzbuch›. Translations and
. Hälfte . Jh. Copies in Medieval and Modern Agricultural Literature. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – M. Giese: G. v. F., ‹Pelzbuch›. In: Hist. Lex. Bayerns, www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel (..). MM Jacob van Maerlant → Band , Sp. –. Alfadol (auch: Alphadel, Alfodhol de Merengi, Alphad[h]ol von Merenga u. ä.). – Verfasser eines geomantischen Losbuchs. Einem A. wird in Handschriften des . bis . Jh. das Werk Liber iudiciorum et consiliorum (auch bekannt als Liber alfadol id est arab de bachi) zugeschrieben. Es handelt sich um ein geomantisches Losbuch mit astrologischen Elementen. Der Text enthält Fragen, denen jeweils zwölf Antworten zugeordnet sind. Die Auswahl der Antworten erfolgt durch verschiedene Losmethoden (Punktieren, Würfeln, Zahlenstechen). Mehrere arabische Fassungen des Werks sind bekannt. Im späten . Jh. entstand eine lat. Übersetzung des Gerhard von Cremona. In der weiteren lat. Überlieferung unterscheidet die Forschung zunächst eine ältere Fassung, die in Handschrift C erhalten ist. Darauf fußte eine jüngere lat. Fassung, die in den Handschriften F, P und B vorliegt und Grundlage einer dt. Bearbeitung war. Der dt. Text ist nur in W überliefert. Als Vorlage hat die Forschung eine vor entstandene, aber nicht erhaltene Fassung aus der Region Straßburg vermutet. Unterschiede bestehen vor allem zwischen den arabischen und den europäischen Fassungen. Während die Fragen in den arabischen Texten eine kontinuierliche Zählung aufweisen, sind sie in den europäischen Handschriften in zwölf Gruppen gegliedert. Die Gruppen sind Tierkreiszeichen, die Fragen Losrichtern zugeordnet. Die Namen der Losrichter fehlen in der arabischen Überlieferung. Auch die Losmethoden des Würfelns und Zahlenstechens gelten als westliche Hinzufügungen, da nur das Punktieren durchgängig in den Handschriften erscheint. Weitere Unterschiede zeigen sich in der Formulierung von Fragen und Antworten. Die Identität A.s ist bis heute unsicher. Die arabischen Fassungen enthalten wechselnde Zuschreibungen des Werks. So wird u. a. der Mathematiker und Philosoph al-Kindi (. Jh.) als Verfasser genannt. Der Name A. ndet sich in zahlreichen Abwandlungen in den lat. und dt. Handschriften.
Jacob van Maerlant In den lat. Fassungen wird A. u. a. als «saracenus» und Sohn eines «sehel» beschrieben. W bezeichnet ihn als aus «Merenga» stammenden Sohn eines Arabers namens Sedhel und einer chaldäischen Mutter. Man hat A. verschiedentlich auch mit al-Fadl ibn Sahl (–) gleichgesetzt. Ursprünglich zoroastrischen Glaubens, konvertierte al-Fadl zum Islam, war dann Astrologe des Kalifen Harun alRashid und schließlich Wesir unter dem Kalifen alMa’mun. Eine Autorschaft al-Fadls ist jedoch nicht eindeutig zu belegen. Ü: . Dt. Fassung: W: Wien, ÖNB, cod. , ra–rb (Pap., spätes . Jh., bair.-österr.). – Vgl. Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB . Berlin , S. f. . Lat. Fassungen: C: Cambridge, Clare College, (Kk. .), r–v (um ). – F: Florenz, Nationalbibl., Laur. Ms. ,, r–r (. Jh.). – P: Paris, Nationalbibl., cod. lat. (. Jh.). – B: Berlin, SBB, Ms. lat. ° (zweite Hälfte . Jh.). – Vgl. Kunitzsch (s. Lit.); Thérèse Charmasson: Recherches sur une Technique Divinatoire. La Géomancie dans l’Occident Médiéval. Genf u. a. , S. . Zur arabischen Überl. vgl. die Arbeiten von Paul Kunitzsch (s. Lit.). A: Bernd F. Lutz: Das Buch ‹A.›. Unters. und Ausg. nach der Wiener Hs. . Mit einem Nachtrag von Paul Kunitzsch: Die arabischen Losrichternamen. Bamberg . – Dt. Fachprosa des MA. Ausgewählte Texte. Hg. v. Wolfram Schmitt. Berlin u. a. , S. – (Teilausgabe). L: P. Kunitzsch, VL () Sp. f. – Lynn Thorndike: A. and Almadel. Hitherto Unnoted Mediaeval Books of Magic in Florentine Manuscripts. In: Speculum () S. –. – Dies.: Alfodhol de Merengi Again. In: ebd. () S. . – Dies.: Alfodhol and Almadel Once More. In: Speculum () S. –. – Lutz (s. Ausg.). – P. Kunitzsch: Zum ‹Liber A.›, eine Nachlese. In: Zs. der dt. Morgenländischen Ges. () S. –. – Ders.: Der ‹Liber A.›, ein arabisches Losbuch und seine Schicksale im Morgen- und Abendland. In: XVII. Dt. Orientalistentag vom .–. Juli in Würzburg. Vorträge (Zs. der dt. Morgenländischen Ges. Suppl. /). Hg. v. Wolfgang Voigt. Wiesbaden , S. –. – Peter Assion: Altdt. Fachlit. Berlin , S. . – Fuat Sezgin: Gesch. des arabischen Schrifttums. Bd. : Astrologie, Meteorologie und Verwandtes bis ca. H. Leiden ,
Hildegard von Hürnheim S. . – P. Kunitzsch: Eine neue Alfadhol-Hs. In: Zs. der dt. Morgenländischen Ges. () S. –. – Christa Baufeld: Textdenkmäler aus Magie und Mantik des SpätMA. In: Stud. zur Lit. des SpätMA. Hg. v. Wolfgang Spiewok. Greifswald , S. –. – P. Kunitzsch: Gerard’s Translations of Astronomical Texts, Especially the ‹Almagest›. In: Gerardo Da Cremona. Hg. v. Pierluigi Pizzamiglio. Cremona , S. – (wieder in: P. Kunitzsch: Stars and Numbers. Astronomy and Mathematics in the Medieval Arab and Western Worlds. Aldershot u. a. , Nr. I). – C. Edmund Bosworth: Fazl, b. Sahl, b. Zadanfarruk. In: Encyclopaedia Iranica Online. New York (letztes Update ), http://www.iranicaonline.org/articles/fazlb-sahl-b-zadanfarruk. – Bernhard D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . MM Durandus, Wilhelm → Band , Sp. –. Hildegard von Hürnheim (Hiltgart v. H.), * um Burg Hochhaus/Hohenaltheim, † nach .. Kloster Zimmern (Kr. Donau-Ries). – Mögliche Übersetzerin des → Secretum secretorum. H. stammte aus der Hohenhauser Linie einer schwäbischen Adelsfamilie. Ihr Vater Rudolf I. von Hürnheim überließ dem Kloster Zimmern im Donau-Ries eine größere Summe. Diese Zahlung stand im Zusammenhang mit dem Eintritt seiner Tochter in das Kloster, der im selben Jahr erfolgt sein dürfte. Im April ist H. zuletzt in Zimmern nachgewiesen. H. war möglicherweise die Übersetzerin des sog. Zimmernschen Secretum secretorum (ZSS). Der Text enthält eine dt. Prosaübersetzung des Secretum secretorum in der Fassung des Philippus Tripolitanus (sog. SS/T-Vulgata-Fassung). Die genaue Vorlage des ZSS ist jedoch bis heute unbekannt. Der physiognomische Teil des ZSS beruht auf dem Compendium theologicae veritatis des → Hugo Ripelin von Straßburg. Das ZSS ist erst ab dem . Jh. in vier Handschriften überliefert. Darunter gelten B und F als die vollständigsten Fassungen, m und w hingegen als lückenhaft. Nach R. Forster stammt B von einer verlorenen Urfassung ab. Diese erfuhr zudem eine Revision, von der wiederum F direkt abstammt. Die revidierte Fassung wurde danach zu einer Kurzfassung umgearbeitet, auf der Handschrift m und deren Abschrift w basieren. Die
. Hälfte . Jh. Fassungen unterscheiden sich etwa durch das Fehlen von Kapitelüberschriften und Vorwort sowie durch textliche Differenzen. In manchen Fassungen werden etwa dt. Rezepte auch in lat. Sprache wiedergegeben. Dem Haupttext des ZSS ist eine dt. Reimvorrede vorangestellt, nach der die Übersetzung von einem Kaisheimer Mönch namens Rudolf initiiert worden sei. Die Übersetzerin sei eine junge Nonne des Klosters Zimmern gewesen, die das Werk abgeschlossen habe. Der Name der Nonne wird nicht genannt. Der erwähnte Rudolf wird häu g mit Rudolf von Hürnheim-Hochaltingen identiziert. Er ist zwischen und im Kloster Kaisheim nachgewiesen, zwischen und auch in Zimmern. Dort hat man eine Tätigkeit Rudolfs als Kustos vermutet. Aufgrund des Datums von H.s Klostereintritt und der Zugehörigkeit Rudolfs zur Familie von Hürnheim hat die Forschung verschiedentlich H. als Übersetzerin des ZSS erwogen. Eine adlige Herkunft der anonymen Nonne sowie ihre Verwandtschaft mit Rudolf sind jedoch nicht beweisbar. Die Frage der Urheberschaft des ZSS muss also weiterhin als offen gelten. Ungeklärt ist weiterhin, in welchem Ausmaß Rudolf die Übersetzung betreute oder gar bearbeitete. Insgesamt gilt die ZSS-Übersetzung als verständlich und sehr originalgetreu. Das Vorwort und die Einbeziehung des Ripelin-Textes sind als eigenständige Leistungen zu betrachten. Die nur geringe Rezeption des ZSS erfolgte nachweislich der Handschriften im ostschwäbisch-bairischen Raum. Ü: Vier Hss. des . Jh. werden dem sog. Zimmernschen Secretum secretorum zugerechnet. – Verz. bei Forster (s. Lit., auch zu dem Verhältnis der Hss. untereinander). – www. handschriftencensus.de/werke/. B: Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol. mgq (früher Berlin, SBB, mgq ), r–r (Perg., . Jh., bair.). – m: München, BSB, cgm , ra–va (Pap., um /, ostschwäbischbair.). – F: Freiburg i. Br., UB, Hs. , (früher Berlin, Slg. Leuchte, Ms. Leuchte XVII), ra–ra (Pap., , bair.). – w: Hirzenhain, Philipp Fürst zu Stolberg-Wernigerode, cod. Zb , ra–vb (Pap., , ostschwäbisch, Abschrift von Hs. m). A: Stammler (s. Lit.; mit Teilausg. nach B). – Gebele (s. Lit.; mit Teilausg. nach m). – Mhd. Prosaübersetzung des ‹Secretum secretorum›. Hg. v. Reinhold Möller (DTM ).
. Hälfte . Jh. Berlin (nach m; vgl. dazu: Friedrich Neumann, ZfdPh [] S. –; Walter Röll, Dt. Literaturztg. [] S. –; Hans Fromm, PBB [Tüb.] [] S. –; Gundolf Keil, AfdA [] S. –). – OnlineFaks. von Hs. F: http://digilib.ub.uni-freiburg.de/ document//. L: Eduard Gebele, NDB () S. . – G. Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. f. – Georg Kriesten: Über eine dt. Übersetzung des pseudo-aristotelischen ‹Secretum secretorum› aus dem . Jh. Diss. Berlin . – Wolfgang Stammler: Prosa der dt. Gotik. Eine Stilgesch. in Texten. Berlin , S. –. – Eduard Gebele: H. v. H. In: Lebensbilder aus dem bayerischen Schwaben. Bd. . Hg. v. Götz von Pölnitz. München , S. –. – Wolfgang Hirth: Zu den dt. Bearb. des ‹Secreta secretorum› des MA. In: Leuvense Bijdragen () S. –. – Ders.: Stud. zu den Gesundheitslehren des sog. ‹Secretum secretorum› unter besonderer Berücksichtigung der Prosaüberl. Diss. Heidelberg , S. . – Friedrich Wurms: Stud. zu den dt. und lat. Prosafassungen des pseudo-aristotelischen ‹Secretum secretorum›. Diss. Hamburg , S. –. – W. Hirth: Die älteste dt. ‹Sirr-al-Asrˉar›-Überl. Zur hoch- und spätma. Tradierung arabischer Diätetik. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – Robert Luff: Wissensvermittlung im europäischen MA. ‹Imago mundi›-Werke und ihre Prologe (TTG ). Tübingen , S. –. – Klaus Graf: H. v. H. , www.aedph-old.uni-bayreuth.de/ /.html; Erg. unter www.aedph-old.unibayreuth.de//.html. – Wolfgang Wegner: H. v. H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Nigel F. Palmer: Deutschsprachige Lit. im Zisterzienserorden. Versuch einer Darstellung am Beispiel der ostschwäbischen Zisterzienserund Zisterzienserinnenlit. im Umkreis von Kloster Kaisheim im . und . Jh. In: Zisterziensisches Schreiben im MA. Das Skriptorium der Reiner Mönche. Beitr. der Internationalen Tagung im Zisterzienserstift Rein, Mai . Hg. v. Anton Schwob/Karin Kranich-Hofbauer. Bern u. a. , S. –. – Regula Forster: Das Geheimnis der Geheimnisse. Die arabischen und dt. Fassungen des pseudo-aristotelischen ‹Sirr al-asrˉar›, ‹S. s.›. Wiesbaden , S. – u. ö. (mit weiterer Lit.). MM
Physiognomik Physiognomik. – Antike Lehre über den Rückschluss vom Äußeren auf den Charakter des Menschen; breite hochma.-okzidentale Tradition; dt. Rezeption ab dem späten . Jh. Der traditionsgeschichtliche Ausgangspunkt der Ph. liegt im mesopotamischen Raum und vor v. Chr. In der eminent langen Gattungsgeschichte haben sich wiederkehrende inhaltliche und formale Merkmale der Ph.-Traktate etablieren können: So haben die einzelnen Texte oftmals einen methodischen Vorspann und sind häu g katalogartig «a capite ad calcem» gegliedert. Mitunter folgt eine Liste von Charaktertypen als Anhang. Aus der Antike sind drei Ph.-Texte erhalten: die ps.-aristotelische Physiognomika, ein anonymer lat. Traktat (beide . Jh. v. Chr.) und die spätantike Ph. des Polemon (. Jh. n. Chr.). Polemons Traktat und die Physiognomika bildeten die Grundlage für die breite arabische Textgeschichte. Für die ma. Ph.-Traktate war die antike und arabische Tradition gemeinsam prägend, wobei indes nur vier Ph.Texte ins lat.-ma. Schrifftum gelangten. Der anonyme lat. Traktat hat sich unabhängig von der arabischen Tradition in der Überlieferung halten können, so dass er im . Jh. wieder breiter rezipiert werden konnte. Hinzu traten die physiognomische Abhandlung aus dem Liber ad Almansorem des Rhazes (ar-Razi) in der Übersetzung des Gerhard von Cremona (), die Ph. aus dem ps.aristotelischen → Secretum secretorum in der Übersetzung von Philipp von Tripolis (um ) und die Physiognomika in der Übersetzung des Bartholomäus von Messina (vor ). Erste selbstständige Ph.-Bearbeitungen sind ab dem späten . Jh. bezeugt (u. a. im Werk des Gilles de Corbeil), bevor sich im . Jh. eine reiche Ph.-Tradition entwickelte, zu deren Beiträgern → Michael Scotus (Liber phisionomie), → Vinzenz von Beauvais (Speculum naturale), Gilbertus Anglicus (Compendium medicinae) und → Hugo Ripelin von Straßburg (Compendium theologice veritatis) zählten. Ungefähr zur Mitte des . Jh. setzt die volkssprachige Rezeption ein (neben dt. Fassungen auch ndl., englische, französische und italienische). Die älteste dt. Handschrift datiert auf und man wird einige der dt. Bearbeitungen noch ins . Jh. setzen dürfen. Alle volkssprachigen Traktate beruhen auf der lat. Texttradition, wobei unter den lat. Fassungen diejenige aus Hugos Compendium für die deutschsprachigen Adaptionen von herausragender Bedeutung ist. Die dt. eigenständigen Prosa
Physiognomik Bearbeitungen sind auf drei Ausgangstexte rückführbar: neben Hugos Compendium, von dem die meisten Bearbeitungen abhängen, sind dies das Secretum secretorum und der Liber ad Almansorem, wobei nicht alle bekannten Prosa-Einzelüberlieferungen hinreichend kategorisiert sind. Möglicherweise beruht ein Text auf der ps.-aristotelischen Physiognomika. Hinzu kommt eine Versdichtung, die nicht auf eine konkrete Quelle rückführbar ist. Die Texte im Einzelnen sind: Prosatexte: A) Hugo Ripelin-Bearbeitungen: Im Compendium theologice veritatis wird die Ph. in den Kapiteln und des zweiten Buchs behandelt. Neben den dt. Übersetzungen des gesamten Compendiums gibt es fünf (Teil-)Bearbeitungen der P.-Kapitel: ) Die Rostocker nd. Teilredaktion beschränkt sich im wesentlichen auf das Gesicht und vereinfacht die physiognomischen Aussagen zu einer strikt linearen Beziehung von äußerem Anzeichen und charakterlichem Merkmal. – ) Eine weitere nd. Fassung berücksichtigt von Hugos zweitem Ph.-Kapitel nur den Anfangssatz und lässt auch die allgemeinen Einleitungsabschnitte aus. Die übernommenen Passagen werden teilweise gekürzt und vereinfacht, vieles wird ausgelassen. – ) Die dritte nd. Fassung aus dem → Kasseler Arzneibuch ist am selektivsten, indem lediglich acht Aussagen (zu Haaren, Brust, Stirn, Lippen, Gesicht) aus Hugos Kapitel übernommen worden sind. Dafür ist eine astrologische Einleitung beigegeben. Eine zusätzliche Deutung der Nase stammt nicht aus dem Compendium. Ihre Quelle ist nicht ermittelt. – ) Eine mitteldt. Version übernimmt die Ripelin-Ph. nahezu vollständig. – ) Die fragmentarisch überkommen bair. Bearbeitung bringt die Abschnitte zu Kopf, Stirn, Brauen, Augen und Ohren in wortgetreuer Übersetzung. An die Deutung der Augen schließt sich der Beginn des entsprechenden Abschnitts aus dem Secretum secretorum an. Ein weiterer Fall einer Compendium-Secretum-Kontamination liegt zumindest in einem Textzeugen der Zimmernschen Übersetzung des Secretum vor, die lange Zeit → Hildegard von Hürnheim zugeschrieben worden ist (München, Cgm , ra–rb). Hier wurde offensichtlich die ganze Secretum-Ph. durch eine Ph. nach Hugo Ripelin ersetzt (s. auch unten, C.). – B) Bearbeitung nach dem Secretum secretorum: Die Ph. aus der ps.-aristotelischen Brie ehre hat vor allem über deren volkssprachige Gesamtübersetzungen Verbreitung gefunden. Zusätzlich wird eine
. Hälfte . Jh. selbstständige obd. Bearbeitung des Ph.-Segments aus dem . Jh. überliefert, die den Text «maister Yppocras» zuweist. Sie umfasst die Kapitel bis des Secretum und deutet die Ph. von den Lippen bis zum Gang mit einer Tendenz zur Kürzung und Vereinfachung. Ausgelassen werden die Aussagen zu Haaren, Augen, Wimpern, Nase und Mund sowie die einleitenden und abschließenden Textpartien. – C) Bearbeitungen nach dem Liber ad Almansorem: ) → Konrad von Megenberg hat in sein Buch der Natur die Ph. des Rhazes vollständig übernommen (Buch , Kap. ) und benennt seine Quelle explizit. – ) Auf → Konrad von Butzbach geht eine Auszugsbearbeitung zurück, die sich auf das Gesicht beschränkt und hier Augen, Brauen und Stirn am ausführlichten behandelt. Abgeschlossen wird der Text mit Ausführungen zu den Haaren, die aus dem Secretum bezogen wurden, so dass hier ein weiteres Beispiel einer Secretum-Kontamination vorliegt (s. o., A. ). – D) In einer bair.-österreichischen Handschrift aus der Mitte des , Jh. schließt sich an die Secretum secretorum Übersetzung des Andreas → Schweidnitz eine recht umfangreiche Prosa-Ph. an, die vielleicht eine volkssprachige Version der ps.-aristotelischen Physiognomika darstellt. Versdichtung: Die ältere Überlieferung des «Getihte von der physonomie» ( Reimpaarverse) legt dessen Entstehung im obd. Raum im frühen . Jh. nahe. Da die Deutungen der physiognomischen Merkmale sehr allgemein gehalten sind und geläu ges Wissen re ektieren, wie es in allen bekannten ma. Ph.-Traktaten zum Ausdruck kommt, lässt sich das Gedicht auf keinen konkreten Vorlagentext zurückführen, auch wenn im Text selbst → Aristoteles als Urheber genannt wird. In einem Prolog wendet sich die personi zierte «Physonomia» persönlich an das Dichter-Ich mit der Bitte, ihre «hubsche kunst» in dt. Verse zu überführen. Im Anschluss an den Prolog werden zunächst die vier Temperamente in Übereinstimmung mit der zeitgenössischen Lehrmeinung behandelt (→ Temperamentenlehre). An diese Darstellung der vier menschlichen Grundcharaktere schließt sich die Ph. des Gedichtes an, die dem «a capite ad calcem»-Schema folgt. Der Text stellt einfache lineare Bezüge zwischen Erscheinungsmerkmalen und den entsprechenden charakterlichen Eigenschaften her. Mitunter beschränkt sich die Darstellung auf stichwortartige Zweizeiler. Das Ge
. Hälfte . Jh. dicht endet in allen Textzeugen ohne Epilog und scheinbar unvermittelt. Ü: Lat.: Thomann (s. Lit.) S. – listet knapp Hss. mit unterschiedlichen Ph.-Texten auf. – Dt.: Prosatext A. ) Bremen, SUB, Msa –, S. a–b (Perg., , nordniedersächsisch); geschrieben von «Hinricus Bese van Rozstock». – ) Trier, StB, Mappe X, Fragm. , va–vb (Perg., Mitte/zweite Hälfte . Jh., rheinfränkisch [Ph. als nd. Nachtrag]). – ) Kassel, UB/LB und Murhardsche Bibl., ° Ms. med. (Kasseler Arzneibuch) v–r (Perg. und Pap., /, ostfälisch). – ) Paris, Nationalbibl., Ms. allem. , v–r (Pap., . Jh., mitteldt.). – ) Einer Inkunabel beigebundenes hsl. Fragm.: Regensburg, Staatl. Bibl., M/Patr.(/ , r–r (Pap., erste Hälfte . Jh.). – B) Augsburg, UB, Cod. III..° , ra-rb (Pap., letztes Viertel . Jh., schwäbisch). – München, BSB, Cgm , r–r (Pap., letztes Viertel . Jh., ostmittelbair.). – C. ) s. → Konrad von Megenberg. – ) Salzburg, UB, Cod. M I , r-v (Perg. und Pap., , rheinfränkisch [aus Laubach]); Autograph Konrads von Butzbach. – D) Wien, Schottenkloster, Cod. (Hübl ) v–r (Pap., /, bair.-österr.). – Versdichtung: München, UB, ° Cod. ms. (Würzburger Liederhs. [E], Hausbuch des → Michael de Leone) va–va (Perg., /, ostfränkisch). – Heidelberg, UB, Cpg , r–v (Pap., , ostfränkisch); unvollst. – Trier, StB, Hs. / °, r–v (Pap., um , moselfränkisch). – Salzburg, UB, Cod. M III , rb–rb (Pap. und Perg., um , rheinfränkisch); vermutlich aus Speyer (Besitzvermerk aus dem frühen . Jh.: «Johannes Krannch [i. e. Kranich] de kirchheim Cannonicus Spirensis est possesor meus» [→ Kolmarer Liederhandschrift]). A: Lat. (Auswahl): Richard Foerster: Scriptores physiognomonici graeci et latini. Bde. Leipzig . – Traité de physiognomonie. Anonyme latin. Texte établi, traduit et commenté par Jaques André. Paris . – Dt.: A. –, B und C. : Heck . – A. auch bei: Alwin Lonke: Physiognomische Lehren. In: NdJb () S. . – Zimmernsche Übersetzung: Reinhold Möller: Hiltgart von Hürnheim, Mhd. Prosaübers. des ‹Secretum secretorum› (DTM ). Berlin , S. –. – C. ) s. → Konrad von Megenberg. – Versdichtung: Friedrich v. Adelung: Altdt. Gedichte in Rom, oder fortgesetzte Nachrichten von Heidelbergischen Hss. in der Vatikanischen Bibl. Königsberg , S. – (Auszug aus dem Cpg
Secreta mulierum ). – Horst Brunner: Das Hausbuch des Michael de Leone (Würzburger Liederhs.) der UB München (° Cod. ms. ) in Abb. (Litterae ). Göppingen . – Krit: Schnell , S. –. L: De Boor/Newald / () S. f. – Christina Heck/Bernhard Schnell, VL () Sp. –.– Elizabeth C. Evans: Physiognomics in the ancient world (Transactions of the American Philosophical Society. New series /). Philadelphia . – Johannes Thomann: Stud. zum ‹Speculum physionomie› des Michele Savonarola. Diss. Zürich . – Rüdiger Campe/Manfred Schneider (Hg.): Gesch. der Ph. Text, Bild, Wissen (Rombach-Wiss. Litterae ). Freiburg i. Br. . – Danielle Jacquart: La physiognomie à l’époque de Fréderic II: le traité de Michel Scot. In: Micrologus () S. –. – Horst Wenzel: Hören und Sehen. Zur Lesbarkeit von Körperzeichen in der hö schen Lit. In: Personenbeziehungen in der ma. Lit. Hg. v. Helmut Brall-Tuchel u. a. (Studia humaniora ). Düsseldorf , S. –. – Jole Agrimi: La ricezione della siognomica pseudoaristotelica nella facoltà delle arti. In: Archives d’histoire doctrinale et littéraire du Moyen Age () S. –. – B. Schnell: «Gedihte von der physonomie». Eine dt. gereimte Physiognomie des . Jh. In: Vom MA zur Neuzeit. FS Horst Brunner. Hg. v. Dorothea Klein u. a. Wiesbaden , S. –. – J. Agrimi: Ingeniosa scientia nature. Studi sulla siognomica medievale (Millennio medievale / ). Tavarnuzze . – C. Heck: Traditionen der Ph. im MA. Diss. Berlin . – Nigel F. Palmer: Deutschsprachige Lit. im Zisterzienserorden. Versuch einer Darstellung am Beispiel der ostschwäbischen Zisterzienser- und Zisterzienserinnenlit. im Umkreis von Kloster Kaisheim im . und . Jh. In: Zisterziensisches Schreiben im MA – das Skriptorium der Reiner Mönche. Hg. v. Anton Schwob/Karin Kranich-Hofbauer. Bern u. a. , S. –, hier S. –. – Christa Agnes Tuczay: Kulturgesch. der ma. Wahrsagerei. Berlin/ Boston , S. –. VZ Secreta mulierum (De secretis mulierum, Liber de generatione et corruptione). – Wirkmächtiger gynäkologisch-embryologischer Traktat, spätes . Jh.; sehr zeitnahe dt. Rezeption. Die S. m. sind in der ma. Tradition → Albertus Magnus untergeschoben worden. Diese Fehlzuschreibung ist erstmals um (ohne nachhalti
Secreta mulierum ge Wirkung) von Peter von Preußen zurückgewiesen worden (Legenda Alberti Magni. Köln: Johann Guldenschaff, o. J. [nach ..] [GW M], Nachdr. Antwerpen ). In mehreren Drucken ist statt Albertus selbst dessen Schüler Heinrich de Saxonia zur Autorisierung der S. m. als Verfasser genannt worden, was als schiere Er ndung gelten kann. Auch der moderne Vorschlag, der Traktat ginge auf → Thomas von Cantimpré zurück, ist nach opinio communis der Forschung widerlegt. Die wenigen Vermutungen zum tatsächlichen anonymen Autor gründen im Werk selbst: Der Stil sowie der Bildungshintergrund lassen eine universitäre Schulung in den Artes vermuten und die Anrede in der Vorrede «socio et amico in cristo» lässt auf einen Klosterbruder schließen. Es spricht einiges dafür, dass der Verfasser ein dt. Dominikaner war, ohne dass hierin Sicherheit wird je erlangt werden können. In ihrer vollständigen Überlieferungsgestalt umfassen die S. m. bis Kapitel. Sie sind von der über Albertus Magnus vermittelten aristotelischen Naturlehre geprägt. Behandelt werden Empfängnis, Fötusentwicklung (unter Einbeziehung der planetaren Monatsregenten), Geburt, Urzeugung, Missbildung, Schwangerschaftsfrüherkennung, embryonale Geschlechtsbestimmung, Jungfräulichkeitsprobe, Unfruchtbarkeit und der männliche Samen. Aus den zahlreichen – auch volksmedizinischen – Quellen ragen als Kompilationsleittexte De animalibus und die Quaestiones de animalibus von Albertus heraus. Die Kommentierung des Traktats setzt kurz nach dessen Entstehung ein. Es lassen sich hierbei mehrere glossierte S. m.-Versionen differenzieren. Nach derzeitigem Forschungsstand wird von mindesten fünf verschiedenen S. m.-Scholien ausgegangen. Der durchschlagende Erfolg der S. m., der sich in extrem breiter handschriftlicher Überlieferung und zahlreichen Drucken bis weit in die Neuzeit niederschlägt, ist untrennbar mit Albertus’ Namen verbunden und mit dessen Ruf als Magier. Das Meisterlied → Albertus Magnus und die Tochter des Königs von Frankreich (im Goldenen Ton des → Marner [RSM Marn//]) liefert eine mit dieser Mysti kation korrelierende ngierte Entstehungsgeschichte des Traktats: Albertus habe diesen nach seiner Läuterung als Sühneleistung für die magische Entführung der französischen Königstochter während seiner Pariser Studentenjahre verfasst. Der im Übrigen mysogyne Charakter der S. m. hat deren
. Hälfte . Jh. Verbreitung keinesfalls beeinträchtigt, wurde aber bereits im frühen . Jh. von → Christine des Pizan im Livre de la cité de Dames kritisiert. Johann Fischart hat die S. m. in der Vorrede zur er Ausgabe der Flöh Haz, Weiber Traz (VD ZV ) als «Alberti Magni Buch» seinen Leserinnen zur Lektüre anempfohlen. Zehn Jahre später wurden die S. m. auf den Index librorum prohibitorum gesetzt, was ihre Verbreitung aber eher noch befördert haben dürfte. Der Trakat wurde in Französische, Italienische und Tschechische übersetzt. Die volkssprachige Rezeption im dt./ndl. Raum setzt bereits kurz nach ein. Auch eine mittelniederfränkische Versbearbeitung stammt noch aus dem . Jh. Das Gros der Übersetzungen datiert allerdings ins . Jh. Die hohe Anzahl der dt./ndl. Textzeugen entspricht der Popularität des Traktats und ein Gesamtcensus der dt./ndl. Tradition liegt nicht vor. Ebensowenig sind alle Übersetzungen klassi ziert. Das Abhängigkeitsverhältnis der einzelnen Texte ist daher ebenso unklar wie die Gesamtzahl an selbständigen Übersetzungen. Auch ist es angesichts der Überlieferungsnachbarschaft mit gattungsverwandten Übersetzungen (→ Trotula, Problemata Aristotelis, Secreta Alberti) mitunter zu Verwechslungen gekommen. Im Zuge der späteren dt. Textgeschichte kommt es zudem zu Kontaminationen mit Auszügen aus dem → Pseudo-Ortol schen Frauenbüchlein, dem Rosengarten (Eucharius → Rößlin) und aus Bartholomäus → Metlingers Kinderbüchlein. Aus den dt. Bearbeitungen ragt die Fassung des Johannes → Hartlieb wegen ihrer Eigenständigkeit heraus. Hartlieb hat die Übersetzung in der ersten Hälfte der er Jahre angefertigt und sie im Verbund mit einer Trotula-Übersetzung Herzog Sigmund von Bayern-München gewidmet. Die Abfolge der Themen der S. m. wird beibehalten und mit Trotula-Auszügen kombiniert sowie mit geschickt platzierten Versatzstücken aus Muscio, Macrobius, Gilbertus Anglicus, → Avicenna oder Rhazes. Das Resultat ist eine originelle und üssige Kompilation. – Ungefähr zur gleichen Zeit ist eine anonyme süddt. Übersetzung entstanden, der sich zahlreiche Textzeugen haben zuordnen lassen. Der Bearbeiter versieht den Text mit einer Vorrede sowie einer Rekapitulation und überführt die einzelnen Abschnitte der S. m. in ein Zwölferschema von drei Traktaten mit je vier Kapiteln. An den Text schließt er einen Kommentar an. Diese «Glos»
. Hälfte . Jh. ist keine Übersetzung einer lat. Scholie, sondern eine originär volkssprachige Kommentierung mit durchweg dt. Fachterminologie. – Ebenfalls zeitnah ist eine ostmitteldt. Übersetzung entstanden, die bisher in drei Codices nachgewiesen ist. Sie bietet zwölf Kapitel und zwei Prologe, zwischen die ein Kapitelverzeichnis inseriert ist. Die weiteren bekannten dt./ndl. Handschriften mit S. m.Übersetzungen bieten entweder unikal überlieferte Fassungen oder sind noch nicht klassi ziert (s. Überlieferung). Ü: Lat.: Es sind über Hss. bekannt (vgl. Barragán Nieto [s. Ausg.] S. –, –). Die ältesten unkommentierten Hss. könnten zwei Münchner Clm sein: München, BSB, Clm , r–rb (Perg., um ) und Clm , v–v (Perg., ). – Der älteste kommentierte Textzeuge ist vermutlich: Utrecht, UB, Ms , r–r (Perg., ). Die Fassung bietet die erste S. m.-Scholie, die auch die am weitesten verbreitete ist. – Lat. Drucke: Erstdruck: Secreta mulie[rum] et viro[rum] ab Albsto magno aposita. [Köln: Nikolaus Götz, um ] (GW ). – Über weitere Inkunabeln überwiegend aus Deutschland und den Niederlanden, aber auch aus Frankreich und Italien (GW – u. ö. [s. Albertus Magnus]). Zahlreiche Drucke bis ins . Jh. (s. VD /). Dt./ndl.: Mittelniederfränkische Versbearbeitung: Gent, UB., Hs. , r–r (Pap., ). – Johannes Hartlieb: Berlin, SBB, Mgf , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.). – München, BSB, Cgm , Bll. (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, r–v (Pap., erstes Drittel . Jh., schwäbisch). – Heidelberg, Cpg , r–r (Pap., , obd. mit mittelfränkischem Einschlag). – Marburg, UB, Mscr , r–r (Pap., Mitte . Jh.). – Wien. ÖNB, Cod. , IIr–r (Pap., /). – Heidelberg, UB, Cpg , r–v (Pap., , hochdt. mit bair. Einschlag). – Ebd., Cpg , r–v (Pap., nach , hochdt. mit bair. Einschlag). – Baltimore (Maryland), Library of Johns Hopkins University, MSB (olim Ms. ) r–v (Pap., . Jh., mittelbair.). – Mailand, Biblioteca Nazionale Braidense, AE.IX. (Kat. Nr. ) r–v (Pap., . Jh.). – Anonyme süddt. Übersetzung: Hss. bei Ferckel , S. Anm. ; elf Hss. in VL () Sp. (Der Hallenser Cod. Stolb.-Wernig. Zb be ndet sich wieder in Privatbesitz: Hirzenhain, Philipp Fürst zu Stolberg-Wernigerode, Cod.
Secreta mulierum Zb ). Hinzu kommen: Stockholm, Kgl. Bibl., Cod. Huseby , Bll. (Pap., , bair.). – Privatbesitz Kunsthandlung Les Enluminures, Chicago/Paris, Nr. (zum Zeitpunkt der Drucklegung) Bll. (Pap., /, alemannisch). – Ostmitteldt. Übersetzung: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. B , Bll. (Pap., , schlesisch). Vgl. Falk Eisermann: Kat. der deutschsprachigen ma. Hss. der Forschungsbibl. Gotha. Vorläu ge Beschreibungen. Online unter: www.manuscriptamediaevalia.de/hs/projekt gotha.htm (gedruckter Kat. ist in Vorbereitung). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , r–r (Pap., /, bair.). – Budapest, Nationalbibl., Cod. Germ. , r–r (Pap., um , ostmitteldt.). – Nicht klassi zierte Übersetzungen: Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., vor , bair.); fragm. – Ebd., Cod. , ra–rb (Pap., , südostbair.); fragm. – Einsiedeln, Stiftsbibl., Cod. () S. – (Pap., , hochalemannisch). – Hamburg, SUB, Cod. med. , S. – (Pap., . Jh.); Teilübersetzung der ersten Kap. kontaminiert u. a. mit TrotulaAuszügen. – Paris, Bibliotheque Nationale, Ms. allem. , v–r (Pap., . Jh., bair.); mit Auszügen aus dem Arzneibuch → Ortolfs von Baierland kontaminiertes Fragm. – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, v–r (Pap., . Jh., obd.). – Budapest, UB, Cod. Germ. , v–v (Pap., erste Hälfte . Jh., alemannisch). – Die in Innsbruck, ULB, Cod. , v (Perg., drittes Viertel . Jh., bair.–österr./lat.) enthaltenen dt.-lat. «Frauengeheimnisse» haben nichts mit den S. m. zu tun (zuletzt hg. in: Ahd. Lit. Eine kommentierte Anthologie. Übers., hg. und komm. v. Stephan Müller [RUB ]. Stuttgart , S. ). – Dt. Drucke: Drucke des . Jh. Erstdruck (?): «Die Heymlicheytenn Alberti Magni Allen Hebammen vnd kindtbaren Frawen dienlich». Frankfurt/M.: Christian Egenolff d. Ä. (VD A ; weitere Ausg.: VD /VD ). Die seit in der Regel unter dem Titel «Neuer Albertus Magnus» erscheinenden Drucke sind Bearbeitungen des Rosengartens von Eucharius → Rößlin durch Walther Hermann Ryff und haben, obwohl sie in den Bibliographien zumeist nicht differenziert werden, nichts mit den S. m. gemein. – ndl. Drucke von – sind nachgewiesen bei: Ria Jansen-Sieben: Repertorium van de Middelnederlandse Artes-literatuur. Utrecht , S. f. (dort fälschlich als Drucke des → Secretum secretorum).
Secreta mulierum A: Lat.: José Pablo Barragán Nieto: El ‹De secretis mulierum› atribuido a Alberto Magno. Estudio, edición crítica y traducción (Texte et Etudes du Moyen Âge ) Porto , S. –. – Zu älteren Ausg. s. ebd., S. –. – Dt./ndl.: Mittelniederfränkische Versbearbeitung: Philipp Blommaert: Der vrouwen heimelykhed. Dichtwerk der XIVde eeuw (Maetschappij der Vlaemsche Bibliophilen /). Gent o. J. []. – Orlanda Soei Han Lie/Willem Kuiper: The secrets of women in Middle Dutch. A bilingual Edition of ‹Der vrouwen heimelijcheit› in Ghent University Library Ms (Artesliteratuur in de Nederlanden ). Hilversum . – Johannes Hartlieb: Kristian Bosselmann-Cyran: S. m. mit Glosse in der dt. Bearb. von Johann Hartlieb. Text und Unters. (Würzburger medizinhist. Forschungen ) Pattensen , S. –. – Süddt. Übersetzung: Margaret Schleissner: PseudoAlbertus Magnus: S. m. cum commento, dt. Critical Text and Commentary. Diss. (masch.) Princeton (Mikro che Ann Arbor, MI ). – Ostmitteldt. Übers.: Johannes Erben: Ostmitteldt. Chrestomathie. Proben der frühen Schreib- und Druckersprache des mitteldt. Ostens (Dt. Akad. der Wiss. zu Berlin. Veröff. des Inst. für dt. Sprache und Lit. ). Berlin , S. – (Teilausg. Gotha, Cod. Chart. B ). N Ü: Helen Rodnite Lemay: Women’s Secrets: A Translation of PseudoAlbertus Magnus’ ‹De Secretis Mulierum› with Commentaries. Albany, NY . B: Monica H. Green: Bibliography on Medieval Women, Gender, and Medicine (–). , online unter: www.sciencia. cat/biblioteca/publicacionssc.htm. L: Margaret Schleissner, VL () Sp. –; () Sp. . – Gundolf Keil. LexMA () Sp. . – Melchior Weiß: Primordia novae bibliographiae b. Alberti Magni Ratisbonensis episcopi, ordinis praedicatorum. Paris , S. –. – Christoph Ferckel: Die Gynäkologie des Thomas von Brabant. Ein Beitr. zur Kenntnis der ma. Gynäkologie und ihrer Quellen (Alte Meister der Medizin und Naturkunde ). München . – Ders.: Zur Bibliogr. der S. m. In: Sudhoffs Arch. () S. f. – Ernest Wickersheimer: Henri de Saxe et le ‹De secretis mulierum›. In: Proceedings of the Third International Congress on the History of Medicine. Antwerpen , S. –. – Lynn Thorndike: A History of Magic and Experimental Science during the
. Hälfte . Jh. rst thirteen centuries of our era. Bd. . New York , S. f. – Karl Drescher: Johann Hartlieb. Über sein Leben und seine schriftstellerische Tätigkeit. In: Euph. () S. –, –, –; () S. –, –. – Henry E. Sigerist: Johannes Hartlieb’s Gynaecological Collection and the Johns Hopkins Ms. (). In: Science, medicine and history. Essays on the evolution of scienti c thought and medical practice. FS Charles Singer. Hg. v. E. Ashworth Underwood. London u. a. , Bd. , S. –. – C. Ferckel: Die ‹S. m.› und ihr Verfasser. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – L. Thorndike: Further Considerations of the ‹Experimenta›, ‹Speculum astronomiae›, and ‹De secretis mulierum› ascribed to Albertus Magnus. In: Speculum () S. –. – G. Keil: Rezension Hermann Menhardt, Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. und Bd. . Berlin . In: AfdA () S. –, hier S. . – Ders.: Rezension Karin Schneider/Heinz Zirnbauer, Die Hss. der StB Nürnberg. Bd. : Die dt. ma. Hss. In: AfdA () S. –, hier S. . – Giovanni Romagnoli: Una questione multisecolare: L’opera ‹De Secretis Mulierum› attribuita communemente ad Alberto Magno è autentica o apocrifa? In: Atti del Congresso Nazionale di Storia della Medicina. Rom , S. –. – Brigitte Kusche: Zur ‹S. m.›-Forschung. In: Janus () S. –. – G. Keil: Der ‹Kodex Kohlhauer›. Ein iatromathematisch-hauswirtschaftliches Arzneibuch aus dem ma. Oberfranken. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f. – Danielle Jacquart/Claude Thomasset: Albert le Grand et les problèmes de la sexualité. In: History and Philosophy of the Life Sciences () S. –. – Bosselmann-Cyran (s. Ausg.) S. –. – G. Keil: Die Frau als Ärztin und Patientin in der medizinischen Fachprosa des dt. MA. In: Frau und spätma. Alltag (Sb. Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-Hist. Kl. /Veröff. des Inst. für Ma. Realienkunde Österreichs ). Wien , S. –, hier S. f. – M. Schleissner: Ps.-Albertus Magnus, ‹S. m.›. Ein spätma. Prosatraktat über Entwicklungs- und Geburtslehre und die Natur der Frauen. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Dies.: A th-Century Physician’s Attitude toward Sexuality. Dr. Johann Hartlieb’s ‹S. m.›-Translation. In: Sex in the Middle Ages. A Book of Essays. Hg. v. Joyce E. Salisbury. New York u. a. , S. –. –
. Hälfte . Jh.
Passiones puerorum adhuc in cunabilis iacentium
Frank Fürbeth: Johannes Hartlieb. Unters. zu Leben und Werk (Hermaea NF ). Tübingen , S. – u. ö. – Ortrun Riha: Ortolfus pseudepigraphus. In: «Ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. G. Keil (Ortolf-Stud. /Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, hier S. . – William Eamon: Science and the Secrets of Nature. Books of Secrets in medieval and early Modern Culture. Princeton , S. –. – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. //B). Bern u. a. , S. –. – K. Bosselmann-Cyran: Ein weiterer Textzeuge von Johann Hartliebs ‹S. m.›- und ‹Buch Trotula›-Bearbeitung: Der Mailänder Kodex AE. IX. aus der Privatbibl. des Arztes und Literaten Albrecht Haller. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Britta-Juliane Kruse: Verborgene Heilkünste. Gesch. der Frauenmedizin im SpätMA (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. NF []). Berlin/New York , S. – und (Reg.). – Monica H. Green: «Traittié tout de mençonges». The ‹Secrés des dames›, ‹Trotula›, and medicine in fourteenth- and early- fteenth-century France. In: Christine de Pizan and the Categories of Difference. Hg. v. Marilyn Desmond. Minneapolis/ London , S. –. – Tilmann Walter: Unkeuschheit und Werk der Liebe. Diskurse über Sexualität am Beginn der Neuzeit in Deutschland (Studia linguistica Germanica ). Berlin/ New York , S. –, (Reg.). – B.-J. Kruse: «Die Arznei ist Goldes wert». Ma. Frauenrezepte. Berlin/New York , S. f. und (Reg.). – Johannes Gottfried Mayer/Konrad Goehl: Ein gynäkologisch-kosmetisches Fragm. aus der Mitte des . Jh. im Propsteiarch. Kempen als Gegenstand der medizinhist. Forschung. In: Die Hss. des Propsteiarch. Kempen. Interdisziplinäre Beitr. Hg. v. Hanns Peter Neuheuser. Köln u. a. , S. – (s. hierzu: M. H. Green: Brief an die Herausgeber. In: Würzburger medizinhist. Mitt. [] S. f.). – Maria C. Sherwood-Smith: Forschung oder Vorurteil? Zur Frage der Frauenfeindlichkeit in den dt. und ndl. Bearbeitungen der Secreta Mulierum von Pseudo-Albertus Magnus. In: Natur und Kultur in der dt. Literatur des MA. Hg. v. Alan Robertshaw/Gerhard Wolf. Tübingen , S. –. – M. H. Green. «Diseases of Women» to «Secrets of Women»: The Transformation of Gynecological Literature in the Later Middle Ages. In: Journal of Medieval and Early
Modern Studies () S. –. – J. G. Mayer/K. Goehl: Signa mortui foetus. Das tote Kind im Mutterleib. Ein neuer Text zur ma. Gynäkologie. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Karin Zimmermann: Ein unbekannter Textzeuge der ‹S. m.›- und ‹Trotula›-Übers. des Johannes Hartlieb in Cod. Pal. germ. . In: ZfdA () S. –. – Alberto Guardo: Trótula y un poema médico de la Collectio Salernitana. Parte : De secretis mulierum. In: Cuadernos de lología clásica. Estudios latinos () S. –. – G. Keil: S. m. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f., u. ö. – M. H. Green: Making Women’s Medicine Masculine: the Rise of Male Authority in Pre-modern Gynaecology. Oxford/ New York , bes. S. –. – Sahrah Allison Miller: Medieval Monstrosity and the Female Body (Routledge studies in medieval religion and culture ). New York , S. –. – Lie/Kuiper (s. Ausg.) S. –. – J. P. Barragán Nieto: El ‹De secretis mulierum› atribuido a Alberto Magno. Estudio, edición crítica y traducción. In: Estudios de latín medieval hispánico (Millennio medievale /Strumenti e studi NS ). Hg. v. José Martínez Gázquez u. a. Florenz , S. –. – Barragán Nieto (s. Ausg.) S. –. VZ Passiones puerorum adhuc in cunabilis iacentium (Der kinder passien in der wiegen). – Kinderheilkundlicher Kurztraktat, ./. Jh.; dt./ndl. Rezeption ab dem späten . Jh. Die Passiones puerorum (P. P.) gelten – gemeinsam mit der Practica puerorum (auch: Libellus de aegritudinibus puerorum) des Rhazes (ar-Razi) und dem anonymen, wahlweise Galen oder Hippokrates untergeschobenen Liber de passionibus puerorum – als älteste pädiatrisch-fachliterarische Schrift überhaupt. In Paragraphen behandelt der Traktat Säuglingsund Kleinkinderkrankheiten. Adressaten sind primär Ammen und Laienärzte. Nur wenige der Paragraphen bieten mehrere therapeutische Anweisungen, während die meisten kaum mehr als ein Kurzrezept enthalten. Nach Empfehlungen zur Ammenwahl und für die Säugamme reicht das indikatorische Spektrum der P. P. von Schlafstörungen über Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Blähungen, Fieber oder Zahnungsbeschwerden bis hin
Ortolf von Baierland zur Epilepsie. Ein besonderes Merkmal der überwiegend konventionellen Verfahren ist der dezidiert behutsam-fürsorgliche Umgang mit den erkrankten Kindern. Im Zuge der Texttradition bis in die frühe Neuzeit lassen sich bei den P. P. mehrere Redaktionsstufen ausmachen, wobei der überschaubare Kernbestand mitunter um das Doppelte erweitert worden ist. Hinzu kommen Streuüberlieferung und die selektive Teilaufnahme in größere Kompendien wie etwa den Libellus aegritudinium infantium des Cornelis Roelan(t)s van Mechelen. Bereits vor wurde eine Redaktion des P. P. ins Flämische übertragen. Der unbekannte Übersetzer hat seine volkssprachige Fassung stark gerafft und zwei Paragraphen ganz gestrichen. Der Bestand der eingesetzten Heilmittel ist an die nordwesteuropäischen Begebenheiten angepasst worden. Als Teil des breit tradierten → Boec van medicinen in Dietsche erfuhr dieser ämische Der kijnder passien in der wieghen-Traktat eine Verbreitung, die über den ursprünglichen Entstehungsraum weit hinausreichte. Die deutschsprachige Streuüberlieferung ist nicht systematisch erfasst. Die Kapitel und des Arzneibuchs → Ortolfs von Baierland dürften zumindest mittelbar auf die Paragraphen und der P. P. zurückgehen, wobei freilich offen bleibt, ob Ortolf die P. P. selbst gekannt und direkt benutzt hat. Im Falle Bartholomäus → Metlingers, der mehrere Paragraphen aus den P. P. in sein Kinderbuch übernommen hat, ist die Kenntnis des Traktates hiungegen offensichtlich. Ü: Lat.: Sudhoff , S. f. und , S. – verzeichnet Hss. des .–. Jh.; hinzu kommen Drucke von bis , die den Texte innerhalb des Libellus aegritudinium infantium des Cornelis Roelan(t)s van Mechelen präsentieren. Erstdruck: Löwen: Jan Veldener, nach .. (GW M); weitere Drucke bei Sudhoff , S. XXXIII–XLIX. A: Lat.: Sudhoff , S. – und Sudhoff , S. XLI f. – Ndl.: Willem Frans Daems: Boec van medicinen in Dietsche. Een middelnederlandse compilatie van medischfarmaceutische literatuur (Janus. Suppléments ). Leiden , S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Karl Sudhoff: Die Schr. des Cornelius Roelans von Mecheln über Kinderkrankheiten und eine ihrer hsl. Quellen. In: Janus
. Hälfte . Jh. () S. –. – Ders.: Nochmals Dr. Cornelis Roelants von Mecheln, der von ihm benutzte frühma. Leitfaden für die Kinderpraxis und ein Ps.Galenus ‹De passionibus puerorum› aus der Spätantike. In: ebd. () S. –. – Ders.: Eine ndl. Übers. des frühma. Leitfadens für die Kinderpraxis. In: ebd. () S. –. – Erstlinge der pädiatrischen Lit. Drei Wiegendrucke über Heilung und P ege des Kindes. In Faks. hg. und in die literarische Gesamtentwicklung des Faches hineingestellt von dems. München . – Albrecht Peiper: Chron. der Kinderheilkunde. Leipzig , , S. . – G. Keil: Rezension Ausg. Daems. In: Nd. Mitt. () S. –. – Ursula Gray: Das Bild des Kindes im Spiegel der altdt. Dichtung und Lit. Mit textkrit. Ausg. von Metlingers Regiment der jungen Kinder (Europäische Hochschulschr. /). Bern/Frankfurt/M., , S. u. ö. – G. Keil: Rezension Gray. In: ZfdPh () S. . – Ders.: Die Frau als Ärztin und Patientin in der medizinischen Fachprosa des dt. MA. In: Frau und spätma. Alltag (Sb. Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-Hist. Kl. /Veröff. des Inst. für Ma. Realienkunde Österreichs ). Wien , S. –, hier S. . – Ders.: Kinderheilkunde. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. –, hier S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . VZ Ortolf von Baierland (von Würzburg), † um Würzburg (?). – Wundarzt, Verfasser eines wirkmächtigen medizinischen Kompendiums. Das Arzneibuch (A.) O.s ist mit rund handschriftlichen und gedruckten Textzeugen einschließlich der Streuüberlieferung die am breitesten rezipierte dt. ma. medizinische Fachschrift und womöglich der meistgelesene mhd. Text überhaupt. Zur Biographie ihres Autors ist nur wenig bekannt. Einige Informationen stammen aus seinem Werk selbst, vieles ist nur erschlossen. Seine Angabe «von Beierlant geborn» ist zumeist als Hinweis auf eine nicht näher spezi zierte Abkunft aus Bayern gedeutet worden. Vielleicht hat O. aber auch konkret den unterfränkischen Weiler Bayerland bei Bischofsheim (Rhön) gemeint. Er war akademisch geschulter Wundarzt («chirologus»). Da O. bevorzugt Salerner und Pariser Quellen im A. heranzieht, hat er vermutlich in Salerno oder im salernitanisch geprägten Paris studiert. Ferner lassen
. Hälfte . Jh. die Wahl seiner Vorlagen und vor allem diejenigen Texte des . Jh., die er nicht mehr berücksichtigt, vermuten, dass O. sein Studium um und sein A. um abgeschlossen hat. Nach dem Studium hat O. in Würzburg praktiziert («arzet in Wirzeburc»). Urkunden aus dem . Jh. belegen, dass «magister Ortolfus cirulogus Herbipolensis» in einem der Domherrnhöfe (Kurie Weinsberg) direkt neben dem Würzburger Dom wohnte. Demnach stand er in Diensten des Würzburger Domkapitels und wirkte am kapiteleigenen Dietrichspital, dem der Weinsberger Herrenhof zugeordnet war. Von seinem Renomme zeugt der Umstand, dass noch zur Mitte des . Jh. sein ehemaliges Wohnhaus als «Ortolfs hus» bezeichnet wurde. Vermutlich hat O. auch an der Domschule unterrichtet. Das A. ist ein volkssprachiges Fach- und Lehrbuch für handwerklich ausgebildete Wundärzte, das – quasi als «Summa» der akademischen Fachliteratur – dem lateinunkundigen Praktiker den Wissensstand der modernen Schulmedizin vermitteln soll. Die Souveränität der Darstellung und der dt. Fachsprache lässt sowohl O.s langjährige therapeutische Praxis als auch seine Erfahrung als medizinischer Lehrer aufscheinen. Die fachliterarische Belesenheit seines Verfassers, der «elliu arzetbuoch, diu ich in latîne ie vernam» auswertet, bezeugt das A. ohnehin. O. hat die Texte ausgewählt, redigiert und übersetzt. Auf volkssprachige Vorbilder konnte er dabei nicht zurückgreifen: Der → Bartholomäus aus dem späten . Jh. als erweitertes Rezeptar und das → Deutsche salernitanische Arzneibuch aus dem frühen . Jh. als Traktatsammlung folgen eingeschränkten Konzeptionen. O. hingegen entwickelte einen umfassenderen, ganzheitlichen Entwurf, der von den physiologischen Grundlagen des Menschen ausgeht, diesen in seiner natürlichen Bedingtheit zeigt und dabei von Krankheit über die Heilung bis zum Tod reicht. Deshalb steht am Beginn des A. die galenisch-humoralpathologische Grundlegung (→ Temperamentenlehre), gefolgt von Diagnostik, Prognostik und Therapie. Der Stoff des A. ist in ein fünfgliedriges Strukturierungssystem überführt worden, das aus den hierarchischen Ebenen Buch, Traktat, Abschnitt, Kapitel und Paragraph besteht (Buch I: Grundlagen, mit den Traktaten [«Sex res naturales»] und [«Sex res non naturales»]; Buch II: Krankheitserkennung und -bewertung mit den Traktaten [Diagnostik] und [Prognostik]; Buch III: Therapie, mit den Traktaten [«liparzenie»] und [«wuntarzenie»]).
Ortolf von Baierland Die unteren Gliederungsebenen Abschnitt, Kapitel und Paragraph sind nicht duchgehend ausgeführt worden. Einzelne Abschnitte widmen sich etwa der Geburtshilfe und Pädiatrie, Uroskopie, Hämatoskopie mit Lassregeln, Gynäkologie oder Frakturen. Die untergeordneten Kapitel gliedern den Abschnittsstoff in Einheiten zur Humoralpathologie, Physiologie, Diagnose oder Therapie. Die Paragraphen als letzte Gliederungsebene sind oftmals unselbständig und markieren kurze Sinnabschnitte oder folgen syntaktischen Kriterien. Hinsichtlich der Auswahl des Stoffes für das A. folgt O. praxisorientierten Kriterien und teilt an theoretischem Hintergrundwissen stets nur soviel mit, wie es ihm für den praktischen Arzt unerlässlich erscheint. Dabei verzichtet er nahezu gänzlich auf die Anatomie und spart auch Pharmazeutik und Pharmakologie weitgehend aus. Da er sich nicht an Lehrlinge oder Gesellen, sondern an bereits ausgebildete Wundärzte richtet, setzt er diesbezügliche Grundkenntnisse allerdings auch schon voraus, wie etwa die Vertrautheit mit den Präskriptionen des Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus). Außerdem geht er von einer Arbeitsteilung zwischen Wundarzt und Apotheker aus sowie davon, dass der adressierte Chirurg Zugang zu einer salernitanisch geprägten Offizin hat. Bei seinen Quellen ist O. dem Salerner Kanon verp ichtet, der von Gilles de Corbeil und → Ricardus Anglicus auch in Paris eingeführt wurde und die textliche Grundlage des Compendium medicinae des Gilbertus Anglicus darstellte. Gilbertus kommt für das A. eine Vermittlerfunktion zu. Anfangs schöpft O. aus dem Übersetzungswerk des Constantinus Africanus: Als Grundlage der Humoralpathologie dient der Liber pantegni nach Haly Abbas (al Maˇgusi). Der Harntraktat des Isaak Judäus (Ish.aˉ q al-Israilˉı) eröffnet den Diagnose-Traktat. Darauf lässt O. die Harn- und Pulsverse des Aegidius von Corbeil und Exzerpte aus den hippokratischen Aphorismen (wiederum nach Constantinus) folgen sowie die Blutschau des → Maurus von Salerno. Salernitanische Kompendien nach Art von De aegritudinem curatione oder des Lehrbuches von → Bartholomäus Salernitanus bilden die Grundlage für das Therapie-Buch des A. Die wundärztlichen Verfahren folgen der Cyrurgia des → Roger Frugardi mit Ergänzungen aus der Ersten (Salerner) Rogerglosse. Dass auch der → Macer Berücksichtigung ndet, entspricht den Pariser Lehrinhalten. Weitere nicht salernitanische Fachtexte be
Ortolf von Baierland zog O. aus der zweiten von Toledo geprägten arabischen Rezeptionswelle (Corpus Toledanum): Liber ad Almansorem des Rhazes (ar-Razi) in der Übersetzung des Gerhard von Cremona und der ps.aristotelische Alexanderbrief in der Übersetzung des Johannes Hispalensis (→ Secretum secretorum). Hinzu kommt die byzantinische → Capsula eburnea. Die Versatzstücke aus → Avicennas Kanon der Medizin dürften über die Rogerglosse vermittelt worden sein. Zu den jüngsten Quellschriften zählt einer der drei gynäkologischen Traktate, die in der Tradition unter dem Namen → Trotulas liefen. In aller Regel stellt die ortol sche Fassung der vertretenen lat. Fachtexte die dt. Erstübersetzung dar. Bei der Kompilaton der dt. Textpartien ging O. äußerst kleinfeldrig vor, arbeitete auch mit sehr kurzen Versatzstücken und gruppierte oder kombinierte sie neu. Er erschuf so einen volkssprachigen ärztlichen Leitfaden sui generis, der praxisorientierte Schlichtheit mit höchstem fachlichen Niveau in Einklang bringt. Oftmals hat O. seine Quelltexte ergänzt und präzisiert, indem er eigene praktische Erfahrungen ein ießen ließ. Die Wirkung des A. ist sowohl hinsichtlich der Rezeptionsdauer als auch der geographischen Ausbreitung des Kompendiums beispiellos. Über den dt. Raum hinausgehend diente O.s Werk der Unterweisung medizinischer Laien vom . bis zum . Jh. und erreichte als allgemeinmedizinisches Handbuch einen Adressatenkreis, der über denjenigen der Handwerkschirurgen, für die O. ursprünglich geschrieben hatte, weit hinausreichte: vom Akademikerarzt, Laienarzt oder dem Bader bis hin zu medizinisch interessierten Laien, die in der späten Tradition des . und . Jh. den Hauptinteressentenkreis bildeten, derweil die professionellen Vertreter der Heilberufe sich zu moderneren Medizintexten hinwendeten. Dabei erfuhr der Text des A. in dieser langen Tradition keine grundlegenden modernisierenden Überarbeitungen, sondern konnte sich in seiner mehr oder weniger ursprünglichen Gestalt (die verschiedenen Textklassen entstammen noch der Tradition des . Jh.) so lange behaupten, bis die wissenschaftlichen Neuerungen der frühen Aufklärung das A. endgültig obsolet machten. Die Frühüberlieferung des A. legt nahe, dass es sich um die Mitte des . Jh. gegenüber der Konkurrenz des Bartholomäus und des Dt. salernitanischen Arzneibuches durchgesetzt hat und um zum maßgeblichen Referenzwerk avancierte. Der Höhepunkt der Wirkungsgeschichte liegt in der zweiten Hälfte des . Jh.
. Hälfte . Jh. Danach reisst die Rezeption zwar nicht ab, verlagert sich aber in die Teilüberlieferung in anderen Kompendien und auch in andere Volkssprachen. Bis zur Wende in die Neuzeit aber blieb der Überlieferungsschwerpunkt oberdt. und lag im bairischostfränkisch-oberschwäbischem Raum. Erst spät und erst über die Drucke ab gelangte das A. auch in den nd./ndl. Raum, wo es sich gegen die Vormachstellung der nd. Kompendien (→ Albrecht von Borgunnien, → Bremer Arzneibuch, → Düdesche Arstedie, → Mittelniederdeutscher Bartholomäus) zuvor nicht hatte durchsetzen können. Die Gliederung des A. in leich separierbare Texteinheiten hat die Sonder- und Einzelüberlieferung einzelner Segmente von vornherein begünstigt. Diese betrifft zunächst den sechsten Traktat zur Wundarznei. Er wurde um vom Kompilator des Wundenmann-Textes der pathologischen Prager Dreibilderserie ins Lat. übertragen und als Beischrift dem Bildprogramm zugeordnet. Die lat. Wundenmann-Version des O.-Traktates verbreitete sich im späten . Jh. auch über die Vermittlung des Fascilus medicinae (Johannes → Kirchheimer) und gelangte in der Fassung des Fascilus zu internationaler akademischer Geltung. Sie wurde ins Italienische, Spanische und Niederländische übertragen. Hinzu kommen drei Rückübersetzungen ins Dt. Diese Teilübersetzungen des A. in andere Landessprachen werden ergänzt durch eine tschechische Übersetzung ohne den Wundarznei-Traktat (um ), die ihnen vorausging, und eine dänische Gesamtübertragung, die auf Grundlage des gedruckten A. sehr viel später folgte (). Ähnlich weit verbreitet wie der Wundarznei-Traktat war das Kapitel zum Aderlass, das weniger auf lat. Vorlagen als vielmehr auf O.s eigener beru icher Erfahrung aufbaut und einen autarken Kurztraktat darstellt. Der ortol sche Aderlass ist fester Bestandteil der spätma. dt. Vademecums-Literatur (→ Asanger, → Genter, Regensburger Aderlassbüchlein). Auch dieser Teilabschnitt des A. wurde ins Lat. übersetzt. Rudimente der ortolfschen Aderlass sind auch in der Großen Wundarznei → Guy de Chauliacs nachweisbar. Einzelne mehr oder weniger umfangreiche Versatzstücke aus dem A., die selten die Kapitelgrenze überschreiten und zumeist nur wenige Paragraphen umfassen, sind in der ma. dt. Medizinliteratur nach O. omnipräsent. Eine Ausnahme ist hier die sog. → Ortol sche Anatomie, die ganze zwölf Kapitel aus dem A. übernimmt. In aller Regel liegen indes nur kurze Exzerpte vor,
. Hälfte . Jh. die oft überarbeitet und an neue Kontexte angepasst worden sind. Besonders häu g begegnen sie in südwestdt. wundärztlichen Sammlungen (vgl. u. a. → Darmstädter, → Elsässisches, → Fränkisches Arzneibuch; → Passauer, → Ulmer, → Kopenhagener Wundarznei; → Von guten P astern und Salben, → Hertwig von Passau, → Peter von Ulm, Anton → Trutmann). In medizinischen Kompendien die A.-Segmente aufbieten, werden oftmals Fremdtexte an diese angestückt. Das → Iatromathematisches Hausbuch kombiniert O.-Partien mit Auszügen aus der Regel der Gesundheit nach → Konrad von Eichstätt und das Fränkische Arzneibuch ergänzt A.-Material mit Versatzstücken aus der ältesten Konrad-Verdeutschung Regimen vitae. Im Erstdruck des A. von Anton Koberger () begegnet das Regimen vitae wieder, diesmal als Anhang zum A. Es wird hier von hippokratischen Zwölfmonatsregeln sowie von Kapiteln aus → Konrads von Megenberg Buch der Natur eingerahmt und ist mit einem Inserat aus dem Theriaktraktat → Arnolds von Bamberg versehen. Diese viergliedrige Textschleppe erscheint in dieser Form in allen Inkunabeln des A. und in Frühdrucken bis . Koberger schreibt sie explizit O. zu: «Hie hebt der meyster Ortolffus wieder an». Eine weitere pseudepigraphe Schrift, die dem berühmten Arzt zur personalautoritativen Referenzwerbung bewusst untergeschoben wurde, ist das → Ps.-Ortol sche Frauenbüchlein, dessen Erstdruck einsetzt mit: «Jch Ortolffus doctor der erczney» (GW M). Ü: Die handschriftliche Überlieferung des A. setzt kurz nach ein und erstreckt sich über Jahre. Insgesamt sind über Hss. nachgewiesen. Teil- und Streuüberlieferung überwiegt, während nur rund vollständige Hss. bekannt sind. Sechs erhaltene Hss. stammen noch aus dem . Jh. – s. zur Überl.: Follan (s. Ausg.) S. –. – Ders.: Manuscripts of O. v. Bayerlant’s ‹A.›. Their contents, exemplifying German Medieval «Artesliteratur». In: Fachlit. des MA. FS Gerhard Eis. Hg. v. Gundolf Keil u. a. Stuttgart , S. –. – G. Keil: O.s A. Ergänzungen zu James Follans Ausg. In: Sudhoffs. Arch. () S. –, hier S. –. – Johannes G. Mayer: Das ‹A.› O.s v. B. in medizinischen Kompendien des . Jh. Beobachtungen und Überlegungen zur Werktypologie medizinischer Kompendien und Kompilationen. In: Keil (Hg.): «ein teutsch puech machen» (s. Lit.) S. –, passim. – Riha (Ausg.). – s. auch: www.handschriftencensus.
Ortolf von Baierland de/werke/. – Auch bei der Drucküberlieferung überwiegen Teilausgaben. Von rund Drucken insgesamt bieten nur acht den vollständigen Text des A. Erstdruck: Nürnberg: Anton Koberger, (M). Weitere Inkunabeln: M–, M; nd.: M. A: Ortrun Riha: Ma. Heilkunst. Das A. O.s v. B. (um ). Auf der Grundlage des von G. Keil geleiteten Teilprojekts des SFB «Wissensvermittelnde und wissensorganisierende Lit. im MA» zum Druck gebracht, eingel. und kommentiert (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden . – Ältere Ausg. nach einzelnen Textzeugen: James Follan: Das A. O.s v. B. nach der ältesten Hs. (. Jh.) (Stadtarch. Köln, W ° *) (Veröff. der Internationalen Ges. für Gesch. der Pharmazie NF ). Stuttgart . – Älterer dt. ‹Macer› – O. v. B. ‹A.› – ‹Herbar› des Bernhard von Breidenbach – Färber- und Maler-Rezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhs. des Kodex Berleburg [...]. Farbmikro che-Edition, Einf. zu den Texten, Beschreibung der P anzenabb. und der Hs. v. Werner Dressendörfer u. a. (Codices illluminati medii aevi ). München , Bl. rb–rb (Kurzred. des Kodex Berleburg). – Marco Brösch/ Volker Henn/Silvia Schmidt: Ein Eberhardsklausener Arzneibuch aus dem . Jh. (StB Trier Hs. / °) (Klausener Studien ). Trier , S. – (kontaminierte moselfränische Red. aus dem . Jh.). – Kurzer Auszug in: Dt. Fachprosa des MA. Ausgewählte Texte hg. erl. und mit einem Glossar versehen v. Wolfram Schmitt. Berlin/ New York , S. –. Ü: O. Riha: Ma. Heilkunst. Das A. O.s v. B. (um ). Eingeleitet, übers. und mit einem drogenkundlichen Anhang versehen (DWVSchr. zur Medizingesch. ). Kappelrodeck . L: Karl Ernst Hermann Krause, ADB () S. . – Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – Ders., LexMA () Sp. f. – Ders., NDB () S. f. – Karl Sudhoff: Dt. medizinische Inkunabeln. Bibliogr.-literarische Unters. (Stud. zur Gesch. der Medizin /). Leipzig , S. –, –, –. – Ders.: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «Schwarzen Todes» . Tl. XIV: Pesttraktate aus Süddeutschland in der zweiten Hälfte des . Jh. In: Sudhoffs Arch. (/) S. –, hier S. –. – Josef Hofmann: Ein fränkisches Arzneibuch von mit O.s v. Bayerland «Mark aller Erzneien».
Ortolf von Baierland In: Mainfränkisches Jb. für Gesch. und Kunst () S. –. – J. Follan: O. v. Bayerlant’s Treatise on medicine. Diss. Edinburgh . – G. Keil: Das Arzneibuch O.s v. B. Sein Umfang und sein Ein uß auf die ‹Cirurgia magistri Petri de Ulma›. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ders.: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , S. –, – passim, – u. ö. – Boyd Howard Hill: A medieval German wound man. Wellcome MS . In: Journal of the History of Medicine and Allied Sciences () S. –. – Luzie Drach/G. Keil: Der ‹Altdt. Pulstraktat› des Londoner Kod. Wellcome (Randnotizen zur O.-Überl. ). In: Janus () S. –. – Günther Kallinich/Karin Figala: «O. v. B.», ein Beweis seiner Existenz. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – K. Figala: Mainfränkische Zeitgenossen «O.s v. B.». Ein Beitr. zum frühesten Gesundheitswesen in Bistümern Würzburg und Bamberg. Diss. München . – Christa Hagenmeyer: Die ‹Ordnung der Gesundheit› für Rudolf von Hohenberg. Unters. zur diätetischen Fachprosa des SpätMA mit krit. Textausg. Diss. Heidelberg , S. , f. u. ö. – Joachim Telle: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinlit. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg , S. , u. ö. – G. Keil: Gestaltwandel und Zersetzung. Roger-Urtext und RogerGlosse vom . bis ins . Jh. In: Der Komm. in der Renaissance. Hg. v. August Buck/Otto Herding (DFG Kommission für Humanismusforschung, Mitt. ). Boppard , S. – (wieder in: Medizin im ma. Abendland. Hg. v. Gerhard Baader/G. Keil [WdF ]. Darmstadt , S. –). – Ders.: «ich meister O., von Beierlant geborn, ein arzet in Wirzeburc». Zur Wirkungsgesch. Würzburger Medizin des . Jh. (Würzburger Universitätsreden ). In: Jb. der bayerischen Julius-Maximilians-Univ. Würzburg / . Würzburg , S. –. – Franz Josef Worstbrock: Dt. Antikerezeption –. Teil : Verz. der dt. Übersetzungen antiker Autoren. Mit einer Bibliogr. der Übersetzer (Veröff. zur Humanismusforschung /). Boppard , S. f. (Nr. f.). – William C. Crossgrove: Ein frühes Zeugnis für O.s ‹A.›. In: ZfdA () S. –. – Hartmut Broszinski/G. Keil: Ein nd.
. Hälfte . Jh. O.-Exzerpt aus den Jahren um . In: FachprosaStud. Beitr. zur ma. Wissenschafts- und Geistesgesch. FS Gerhard Eis. Hg. v. G. Keil. Berlin , S. –. – G. Keil: Zur Wirkungsgesch. von O.s Aderlaß-Kap. (‹Arzneibuch›, ). In: «Istorgia dalla Madaschegna». FS Nikolaus Mani. Hg. v. Friedrun R. Hau. Pattensen , S. –. – Andrea Lehmann: Zwei wundärztliche Rezeptbücher des . Jh. vom Oberrhein. Bd. : Komm. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. f., f., f., , , , –, , f. – Volker Zimmermann: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachigen hsl. Kompendien des SpätMA (Ars medica ). Wiesbaden , S. –, u. ö. – HildeMarie Gross: Zur Repräsentanz von O.s ‹A.› bei Anton Trutmann. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – O. Riha/Wiltrud Fischer: Editionsprobleme bei naturwissenschaftlichen Texten des MA. Am Beispiel der Neuausg. von O.s v. B. ‹A.›. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Dies.: Harndiagnostik bei Isaak Judaeus, Gilles de Corbeil und O. v. B. Beobachtungen zur Bearbeitungstechnik. In: ebd., S. –. – G. Keil: «Die frag ist, ob der arczct schuldig sey oder nit». Eine ortolfhaltige Bearbeitung der ‹Quaestiones de medicorum statu› aus dem spätma. Schlesien. In: Überlieferungsgeschichtliche Editionen und Stud. zur dt. Lit. des MA. FS Kurt Ruh. Hg. v. Konrad Kunze u. a. (TTG ). Tübingen , S. –. – O. Riha/G. Keil: Wissensordnende Prinzipien in oberrheinischen Arzneibüchern. In: Ergebnisse der XXI. Jahrestagung des Arbeitskreises ‹Dt. Lit. des MA›. Hg. v. Wolfgang Spiewok (Wissenschaftliche Beitr. der Ernst-Moritz-Arndt-Univ./Dt. Lit. des MA ). Greifswald , S. –. – O. Riha: Vom ‹Canon› Avizennas zur Bildbeischr. des ‹Wundenmanns›. Vorunters. zur Transformation literarischer Gattungen am Beispiel des ‹A.s› O.s v. B. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – G. Keil: O.s chirurgischer Traktat und das Aufkommen der medizinischen Demonstrationszeichnung. In: Text und Bild, Bild und Text. Hg. v. Wolfgang Harms (Germanistische Symposien Berichtsbde. ). Stuttgart , S. –. – Hans Dünninger: Wo stand das Haus des Magister O., «arzet in Wirzbeburc»? In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – G. Keil: «Ich, meyster Ortolf, von Peyeren lant – ein arczt in Wirczpurch». Zum Arzneibuch des gelehrten Wundarztes O. v. B. In: Lit. in Bayern. Vjs. für Lit., Literaturkritik und Literaturwiss. () S. –. – O.
. Hälfte . Jh. Riha: Wissensorganisation in medizinischen Sammelhss. Klassi kationskriterien und Kombinationsprinzipien bei Texten ohne Werkcharakter (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , Reg. – Dies.: O. v. B. und seine lat. Quellen. Hochschulmedizin in der Volkssprache (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden . – G. Keil (Hg.): «ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. (Wissenslit. im MA /Ortolf-Stud. ). Wiesbaden (zahlreiche einschlägige Beitr.). – Johannes G. Mayer: Beobachtungen zur volkssprachlichen Rezeption des medizinisch-naturwissenschaftlichen Weltbildes im MA von O. v. B. bis Paracelsus. In: Geistliche Aspekte ma. Naturlehre. Hg. v. Benedikt Konrad Vollmann (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – Frank Krogmann/Thomas Richter/ G. Keil: Medizinische Aphorismen aus dem ma. Würzburg. In: Würzburger Diözesangeschichtsbll. / () S. –. – Th. Richter: «Ein arzet in Wirzeburc». Medizinisch-pharmazeutische Aspekte im Arzneibuch O.s v. B. In: Pharmazie in Würzburg. Hist. und aktuelle Aspekte. Hg. v. Peter Dilg/Karlheinz Bartels (Stätten pharmazeutischer Praxis, Lehre und Forschung ). Berlin , S. –. – Bernhard Schnell: Würzburg und die dt. Sachlit. im SpätMA. In: Würzburg, der Große Löwenhof und die dt. Lit. des SpätMA. Hg. v. Horst Brunner (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , –, hier S. –. – G. Keil: O. v. B. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grudlagen der Germanistik ). Berlin , S. –, Reg. – F. Krogmann: O. v. B. In: Gesch. der Augenheilkunde in Würzburg. Hg. v. Franz Grehn. Pfaffenhofen , S. –. – Bernhard Lübbers: Die Ersterwähnung von Ärzten in Würzburg. Ein bislang unbekannter Hinweis auf den Wirkkreis O.s v. B.? In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – G. Keil: Farbe und Struktur in wundärztlichen Rezeptaren des dt. MA. In: Farbe im MA. Materialität – Medialität – Semantik (Symposiumsakten des Mediävistenverbandes ). Hg. v. Ingrid Bennewitz. Berlin , Teilbd. , S. –. – B. Schnell: O. v. B., ein berühmter Würzburger Arzt des MA. In: Kulturstadt Würzburg. Kunst, Lit. und Wiss. Hg. v. Dorothea Klein/Franz Fuchs. Würzburg , S. –. VZ
Hämatoskopie-Traktate Hämatoskopie-Traktate (Blutschau-Traktate). – Diagnostische Schriften, dt. seit dem späten . Jh. Die H.-T., die auch in Gestalt von Katalogen vorliegen, thematisieren die makroskopische Blutschau des Aderlassblutes. Mit humoralpathologischem Bezug werden anhand des Blutusses und der Gerinnung Rückschlüsse auf das gesundheitliche Gleichgewicht gezogen. (Eine Sonderrolle kommt hierbei der gynäkologischen «Schwangeren-Blutschau» zu, die auch Menstruationsblut heranzieht und ein kaum mehr erkennbares Derivat des Blutschaukatalogs A [s. u.] darstellt.) Vor allem im Kontext der Lepraschau (→ Lepraschau-Texte) war die Hämatoskopie gängige Praxis, was auch ihre Marginalisierung nach dem Ab auen des Aussatzes ab dem . Jh. erklärt. Die diagnostische Methode der Blutschau wurzelt in der Antike und ist seit der Spätantike textlich fassbar. Der früheste ma. eigenständige Traktat ist der ps.-hippokratische lat. Katalog Epistula de sanguine cognoscendo a medico qualis sit, der im . Jh. im westfränkischen Gebiet enstanden ist und zahlreiche volkssprachige Einsprengsel aufweist. Die Epistula bietet präzise Diagnosemuster und einen auf das Kräuterbuch Capitulare de villis (um ) gestützten therapeutischen Teil. Sie blieb aber ohne erkennbare Wirkung. Unverhältnismäßig wirkmächtiger waren die hämatoskopische Darstellungen des → Maurus von Salerno und die salernitanische Tradition, deren Inhalte von → Bernhard von Gordon und → Heinrich von Mondeville in ihre medizinischen Lehrwerke übernommen und ausgearbeitet wurden. Diese umfassenden Darstellungen stellen die Grundlage für die im SpätMA begegnenden praxisorientierten (Kurz-)Traktate dar, die dem Aderlass-Praktiker aufbereitete Anweisungen und Zeichenkataloge zur Symptomatik des Blutes zur Hand geben. Das älteste Zeugnis in dt. Sprache ist der Blutschaukatalog im Arzneibuch → Ortolfs von Baierland (Kap. , um ). Ortolf lehnt sich an die salernitanische Schule an und beschreibt das Blut anhand der Aspekte Konsistenz, Kon guration und Farbe. Die ortolfsche Blutschau hat entscheidend auf die spätma. Vademecum-Literatur gewirkt (→ Asanger, → Genter, → Haager, → Bair. Aderlassbüchlein) und auch auf das → Oberdeutsche Aderlassbüchel, wo die Hämatoskopie Ortolfs innerhalb der Regel der Gesundheit (Ps.-→ Arnald von Villanova) in das Gesundheitsregimen des
Hämatoskopie-Traktate → Konrad von Eichstätt integriert ist. Im Aderlassbüchel begegnet ein weiterer Blutschau-Abschnitt, der eng an die salernitanische Hämatoskopie des Maurus angelehnt ist und sie mit Auszügen aus den spätma. Blutschaukatalogen A und B (s. u.) ergänzt. Diese volkssprachige Maurus-Hämatoskopie wird auch unabhängig vom Aderlassbüchel tradiert. Die häu gste Erscheinungsform der Blutschau in der ma. medizinischen Kleinliteratur ist die des Katalogs, die ab dem . Jh. nachgewiesen ist. Es lassen sich die zwei Grundtypen A und B differenzieren. Grundlage der Typisierung ist das Auftreten beider Kataloge im → Bremer Arzneibuch. Während für Fassung A eine lat. Vorlage in Hexametern aus dem → Regimen sanitatis Salernitanum gesichert ist, dürfte B originär volkssprachig sein. Katalog A hat acht Abschnitte (deren letzter seinen Ursprung in der Lepraschau hat), in denen Beobachtungen am geronnenen Blut verzeichnet werden. Dies geschieht nach den auch bei Ortolf verwandten Kriterien Konsistenz, Kon guration und Farbe. Als Diagnosen werden Organfehlfunktionen oder Krankheiten getroffen. Katalog B ist in der Überlieferung unfester als A und liegt in zwei differenzierbaren dt. Fassungen vor. Die zehn Abschnitte von B decken sich inhaltlich teilweise mit denen von A, auch sind die Bewertungskriterien die gleichen. Die Diagnosen betreffen allerdings öfter die Organe. In der Überlieferung können beide Kataloge nicht nur gemeinsam, sondern auch als Kontamination erscheinen. Weitere Verbreitung verdanken die Kataloge den Regimina Konrads von Eichstätt und Heinrich → Laufenbergs. Laufenberg hat insgesamt acht Paragraphen aus beiden Katalogen versi ziert. Katalog A wurde auch über die Eichstätt-Bearbeitung Ordnung der Gesundheit für Rudolf von Hohenberg vermittelt. Katalog B ist vor der Aufnahme im Fascilus medicinae (s. Johannes → Kirchheimer) zunächst ins Lat. übersetzt worden. Er wurde dann von → Johann von Gersdorff rückübersetzt und ins Feldbuch der Wundarznei aufgenommen. Ü: Epistula de sanguine: Berlin, SBB, Ms. Phillipps (vormals Cheltenham, Bibl. Phillippica, Ms. ) v–r (Perg., erste Hälfte . Jh.). – Brüssel, Kgl. Bibl., Ms. –, r–v (Perg., . Jh.). – Alle Ausprägungen der dt. H.-T. sind im Obd. Aderlassbüchel repräsentiert. – Die Dt. Maurus-Hämatoskopie begegnet ferner in: München, BSB, Cgm , v–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., mittelbair.). – Heidelberg, UB,
. Hälfte . Jh. Cpg , r–v (Pap., , südalemannisch). – Zürich, ZB, Cod. C , v–v (Perg., , nordbair.). – München, BSB, Cgm , v–v (Pap., letztes Viertel . Jh., mittelbair.). – Heidelberg, UB, Cpg , r–v (Perg. und Pap., /, bair.). – Einsiedeln, Stiftsbibl., Cod. (), S. (Pap., , hochalemannisch). – Fragment: Gent, UB, Hs. (Genter Aderlassbüchlein) Bl. – (Pap., zweites Drittel . Jh., rheinfränkisch). – Kataloge: Lenhardt , S. – wertet rund Hss. und Frühdrucke aus. Mayer ergänzt dies um die Überl. im Kontext der hsl. Ortolf-Tradierung. Mayer , S. f., klassi ziert Textzeugen von Kat. A auf Basis von Lenhardt neu (in Ax, Ay und die Kontamination ax/Ay/B) und ergänzt die Überl. für Kat. A um Paris, Bibliotheque Nationale, Ms. allem. , v–r (Pap., um ). – Hss. mit beiden Kat.: Hannover, Staatsarch., Ms. AA (Bremer Arzneibuch, im Zweiten Weltkrieg verbrannt) v (A) v (B) (Perg., , mnd.). – Kassel, UB/LB und Murhardsche Bibl., ° Ms. med. (→ Kasseler Arzneibuch) r (A) rv (B) (Perg. und Pap., erstes Viertel . Jh., ostfälisch). – Einsiedeln, Stiftsbibl., Cod. (), S. (B) (A) (s. o.). – Lat.: Heidelberg, Cpg , v (B) (Pap., /). – Fasciculus Medicinae (Erstdruck: Venedig: Johannes und Gregorius de Gregoriis, [GW M ]) Bl. a iiijra (A/B). – Schwangeren-Blutschau: Berlin, SBB, Mgf , rv (Pap., , rheinfränkisch [Blutschau: westmitteldt. Nachtrag des . Jh.]). A einzelner Traktate/Kataloge bei Czarnecki, Blanke, Keil /, Lenhardt , Keil/Fehringer und Mayer . – SchwangerenBlutschau: Gehringer/Keil, S. f. (s. jeweils Lit.). L: Friedrich Lenhardt, VL () Sp. –. – Romuald Czarnecki: Ein Aderlaßtraktat angeblich des Roger von Salerno samt einem lat. und griechischem Texte zur ‹Phlebotomia Hippocratis›. Diss. Leipzig . – James Follan (Hg.): Das Arzneibuch Ortolfs von Baierland (Veröff. der internationalen Ges. zur Gesch. der Pharmazie NF ). Stuttgart . – Peter Strauß: Ernald von Villanova dt. unter besonderer Berücksichtigung der ‹Regel der Gesundheit›. Diss. Heidelberg . – Manfred Peter Koch/G. Keil: Die spätma. Gesundheitslehre des ‹Herrn Arnaldus von Mumpelier›. In Sudhoffs Arch. () S. –. – G. Keil: Acht Parallelen zu den Blutschau-Texten des ‹Bremer Arzneibuchs›. In: Nd. Mitt. () S. –. – Ders.: Zur mnd.
. Hälfte . Jh. Blutschau. In: Nd. Mitt. () S. –. – Christa Hagenmeyer: Die ‹Ordnung der Gesundheit› für Rudolf von Hohenberg. Unters. zur diätetischen Fachprosa des SpätMA mit krit. Textausg. Diss. Heidelberg . – Dietrich Blanke: Die pseudohippokratische ‹Epistula de sanguine cognoscendo›. Diss. Bonn . – Helny Alstermark: Das Arzneibuch des Johan van Segen (Stockholmer germanistische Forschungen ). Stockholm , S. . – Heinz H. Menge: Das ‹Regimen› Heinrich Laufenbergs. Textologische Unters. und Edition (GAG ). Göppingen . – Hans Habernickel: Der Aderlassabschnitt des Cod. Palatinus Germanicus . Quellenkrit. und sprachliche Unters. zu einem bair. ‹Aderlassbüchlein› des SpätMA. Diss. Nijmegen , S. . – F. Lenhardt: Zur Ikonographie der Blutschau. In: Medizinhist. Journal () S. –. – Ders.: Blutschau. Stud. zur Entwicklung der Hämatoskopie (Würzburger medizinhit. Forschungen ). Pattensen . – Ders.: Zur Blutschau Heinrich Laufenbergs. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Johannes G. Mayer: Die Blutschau in der spätma. dt. Diagnostik. Nachträge zu F. Lenhardt aus der hsl. Überl. des ‹Arzneibuchs› Ortolfs von Baierland. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ortrun Riha: Wissensorganisation in medizinischen Sammelhss. Klassi kationskriterien und Kombinationsprinzipien bei Texten ohne Werkcharakter (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – G. Keil/Barbara Fehringer: Die ‹Schwangeren-Blutschau›. Eine gynäkologische Bearbeitung des ‹A-Kat.› aus der dt. Rezeption der ‹Physica› Hildegards von Bingen (Berlin, mgf ). In: «ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. G. Keil (Ortolf-Stud. /Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – J. G. Mayer: Zur Überl. des ‹Blutschau-Kat. A›. In: ebd., S. –. – G. Keil/Monika Reininger: Der pseudohippokratische ‹Blutbrief› «de sanguine cognoscendo a medico qualis sit» – Anm. zum westfränkischen Vertreter einer jungen diagnostischen Methode. In: Ars medica. Die verlorene Einheit der Medizin? Hg. v. Peter Kröner u. a. Stuttgart u. a. , S. –. – G. Keil: H.-T. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – O. Riha: Die ma. Blutschau. In: Blood in History and Blood Histories. Hg. v. Mariacarla Gadebusch Bondio (Micrologus’ Library ). Florenz
In Jano claris , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . VZ In Jano claris. – Lat. Zwölfmonatsregel in Hexametern, zweite Hälfte . Jh.; dt. Bearbeitungen bereits ab dem späten . Jh. oder dem . Jh. Das Regimen duodecim mensium ist im dt. Sprachraum verfasst worden und inhaltlich an die dortigen Lebensrealitäten angepasst. Es dürfte vor dem . Jh. entstanden sein, da einzelne Verse schon bei Alexander Hispanus wieder begegnen. Für einen frühen Entstehungszeitpunkt spricht außerdem, dass Met als Getränk im Text öfter erscheint als etwa Bier oder Wein. Mit der lat. Fassung der → Grazer Monatsregeln teilt die Dichtung zwei Verse und umfasst insgesamt binnenreimende Hexameter. Jeweils vier Verse sind einem der zwölf Monate gewidmet. Bei der Gestaltung seiner Monatsregel orientiert sich der unbekannte Dichter am vagierenden Versgut aus dem Umfeld des → Regimen sanitatis Salernitanum. Zunächst werden die klimatischen Eigenheiten der einzelnen Monate beschrieben, worauf eine diätetische Ausdeutung folgt. Die Versdichtung wurde schon handschriftlich breit tradiert, erreichte ihren Rezeptionshöhepunkt aber erst im Frühdruck. Die I. J. c.-Hexameter waren als diätetische Beigabe in gedruckten medizinischen Kompendien äußerst beliebt, so z. B. im Liber agregationis (Ps.-→ Albertus Magnus) oder im im Fascilus medicinae (Johannes → Kirchheimer) und darüber hinaus in spanischen und französischen Handbüchern. Über den Fascilus, der ins Italienische, Spanische und Niederländische übertragen wurde, gelangten die diätetischen Verse auch in das nichtdt. medizinisch-volkssprachige Fachschrifttum. Die früheste landessprachige Fassung ist eine anonyme Übertragung in dt. Prosa aus dem süddt. Sprachraum. Sie ist nach Ausweis der Überlieferung spätestens zur Mitte des . Jh. entstanden, könnte aber durchaus noch ins späte . Jh. datieren. Die von Unsicherheiten und terminologischen Fehlgriffen geprägte Übersetzung ist nicht als selbstständiges Werk, sondern als Verständnishilfe konzipiert: Der Bearbeiter hat sie dem lat. Urtext zu diesem Zwecke als Beigabe angehängt. Tradiert wird das lat.-dt. Regimen im vierten Abschnitt des → Korpus der Klostermedizin, der Monatsregeln
Ascher ben Jakob Halevi und prognostische Kurztexte versammelt. Im Korpus sind die I. J. c.-Verse der einzige lat. Beitrag. Ü: Lat.: Die hsl. Überlieferung ist im ./. Jh. äußerst breit und nicht systematisch erfasst. Mitunter besteht Überlieferungsgemeinschaft mit der lat. Hexameter-Fassung der Grazer Monatsregeln (Nachweise bekannter Fundstellen: VL [] Sp. ). – Drucke des Liber aggregationis mit I. J. c.: GW –. – Drucke des Fascilus medicinae s. Johannes → Kirchheimer. – Dt. Fassung: s. → Korpus der Klostermedizin ( Hss. vom zweiten Drittel des . Jh. bis ins frühe . Jh. [ohne Streuüberlieferung]); vgl. auch Hirth , S. . A (nur lat.): Philipp Rosenthal: Poeseos medii aevi medicae specimina nonnulla minus cognita. Commentatio historico-medica. Diss. Breslau , S. . – Salvatore de Renzi: Collectio salernitana ossia Documenti inediti, e trattati di medicina appartenenti alla scuola medica Salernitana. Bde. Neapel –, hier Bd. , S. – f.; Bd. , S. –. – Keil , S. – (nach Hss.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Arnold Carl Klebs: Incunabula scienti ca. In: Osiris (; Nachdr. Hildesheim u. a. , ) S. –, hier S. , . – Gerhard Eis: Meister Alexanders Monatsregeln. In: Lychnos. Jb. der schwedischen Ges. für Gesch. der Wiss. / (Uppsala ) S. –, hier S. f. (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –). – G. Keil: Eine lat. Fassung von Meister Alexanders Monatsregeln. In: Ostbair. Grenzmarken () S. – (wieder in: Medizin im ma. Abendland. Hg. v. Gerhard Baader/G. Keil [WdF ]. Darmstadt , S. –). – James Follan: Manuscripts of Ortolf von Bayerlants ‹Arzneibuch›. Their Contents, Exemplifying German Mediaeval «Artesliteratur». In: Fachlit. des MA. FS G. Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Stuttgart , S. –, hier S. –. – Wolfgang Hirth: Stud. zu den Gesundheitslehren des ‹Secretum secretorum›. Unter besonderer Berücksichtigung der Prosaüberl. Diss. Heidelberg , S. –. – Ders.: Die Textschleppe der altdt. ‹Secretum secretorum›Fassung G/H . In: Acta Congressus Internationalis XXIV Historiae Artis Medicinae. Budapest , S. –. – Jean Desobry: Les heurs de Simon Vostre a l’usage d’Amiens imprimées a Paris vers . In: Liber amicorum. FS Pierre Bougard (Mémoires de la Commission Départementale des Monuments Historiques du Pas-de-Calais /Revue
. Hälfte . Jh. du Nord. Hors série. Collection Histoire ). Arras , S. –, hier S. . – G. Keil: I. J. c. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . VZ Ascher ben Jakob Halevi, * um Osnabrück (?). – Jüdischer Gelehrter. A. war wahrscheinlich der Sohn eines Jakob Halevi, der Elieser ha-Darschan unterrichtete. A. selbst war Schüler des Samuel ben Baruch aus Bamberg. A. ist als Schreiber einer jiddischen Handschrift nachgewiesen, die den sog. Berner kleinen Aruch überliefert. Er schrieb diese Kurzfassung des Aruch-Wörterbuchs für seinen Vetter Isaak ben Eleasar Halewi und stellte sie fertig. Außerdem versah A. den Text mit weit über altjiddischen Glossen in hebräischer Schrift. Diese ergänzen die älteren Glossen des großen Aruch. Spätere Schreiber fügten weitere Glossen hinzu. Erklärt werden in den Glossen zumeist Gegenstände des täglichen Lebens wie Nahrungsmittel und Kleidungsstücke. Von sprachhistorischem Interesse sind A.s Glossen aufgrund ihres mundartlichen Charakters, hat die Forschung in A.s Einträgen doch eine ripuarisch-nd. Färbung festgestellt. Manche Wörter sind in der Handschrift erstmals oder zumindest sehr früh nachgewiesen. Ü: Berner kleiner Aruch: B: Bern, Burgerbibl., cod. , v–v (Perg., , hebräisch). – Die Abschrift in München, BSB, cod. hebr. (. Jh.) gilt als textlich sehr verderbt. – Vgl. Perles (s. Lit.). – Timm (s. Lit.). – Handschriftenbeschreibung der Burgerbibl. Bern, http://katalog.burgerbib.ch/. – Hinweise zu weiteren Hss. bei Freimann (s. Lit.). A: Timm (s. Lit.). L: Erika Timm, VL () Sp. –. – Richard Gottheil: Asher Ben Jacob Ha-Levi. In: The Jewish Encyclopedia . Hg. v. Isidore Singer. New York/London , S. . – Alfred Freimann: Die Ascheriden (–). In: Jb. der jüdisch-literarischen Ges. () S. –. – Josef Heller: A. B. J. Ha-Levi. In: Encyclopaedia Judaica . Red. Jakob Klatzkin u. a. Berlin , Sp. f. – Joseph Perles: Die Berner Hs. des kleinen Aruch. In: Jubelschr. zum . Geburtstag des Prof. Dr. H. Graetz. Breslau
. Hälfte . Jh. (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – E. Timm: Jiddische Sprachmaterialien aus dem Jahre . Die Glossen des ‹Berner kleinen Aruch›. Edition und Komm. In: Fragen des älteren Jiddisch. Kolloquium in Trier . Hg. v. Hermann-Josef Müller/Walter Röll. Trier , S. –. MM Natuurkunde van het heelal (Geheelal). – Mndl. Versenzyklopädie, spätes . Jh. Der rund Reimpaarverse umfassende Text ist ab dem späten . Jh. in zehn Handschriften überliefert. In dieser Zeit wird auch die Entstehung der N. vermutet. Die ältere Forschung schrieb das Werk verschiedentlich einem ansonsten unbekannten Bruder Gerhard (auch Gheraert van Lienhout u. ä.) zu. In der Überlieferung erscheint dieser jedoch meist als Verfasser der Computus-Verse der N. Nur ein Textzeuge bezeichnet Gerhard als Autor der Enzyklopädie. Deshalb gilt die Verfasserfrage weiterhin als offen. Die Enzyklopädie ist gewöhnlich ohne Titel überliefert, wird aber in der ältesten Handschrift Dit boec is van astronomien ende van naturen ende van den .vij. planeten genannt. Die heute gebräuchliche Bezeichnung als N. stammt erst aus jüngerer Zeit. Inhaltlich beschäftigt sich die N. vor allem mit astronomischen, astrologischen und meteorologischen Themen. Nach einer Einleitung geht der Text zunächst auf die Planeten und ihre Eigenschaften ein, anschließend auf die Sterne und Himmelserscheinungen wie Kometen, Blitz und Donner. Es folgen Verse über Wetterphänomene wie Wind, Hagel, Regen und Schnee. Ein weiterer Abschnitt erklärt die Tierkreiszeichen. Die nächsten Verse beschreiben Mond, Sonne und Erde, die beiden folgenden Abschnitte Erdbeben und Winde. In den meisten Textzeugen wird die N. außerdem durch einen kirchlichen und astronomischen Comptus ergänzt, der ebenfalls in Versen verfasst ist, aber als Hinzufügung eines späteren Redaktors gilt. Die N. kompiliert lat. Texte wie den Almagest des Ptolemäus nach Alfraganus sowie Stücke aus dem sog. Corpus Aristotelicum. Teilweise Textparallelen zur Schrift Image de monde des Goussouin von Metz werden von der Forschung auf eine mögliche Quellengemeinschaft mit der N. zurückgeführt. Als literaturhistorisch bedeutsam gilt aber vor allem die sehr frühe → Aristoteles-Rezeption
Natuurkunde van het heelal in der N. Die N. selbst wurde u. a. von Jan van → Ruusbroec rezipiert. Ü: Zehn Hss. ab dem . Jh. – Älteste bekannte Hs.: Utrecht, UB, cod. (früher Eccl. , antea n), r–v (Perg., kurz vor ). – Vgl. Jansen-Sieben (s. Lit.). – Ria Jansen-Sieben: Repertorium van de Middelnederlandse Artes-Literatuur. Utrecht , S. u. ö. – www.handschriftencensus.de/werke/. A: Sterre- en Natuurkundig Onderwijs, Gemeenlijk Genoemd. Natuurkunde van het Geheel-al, en Gehouden voor Het Werk van Zekeren Broeder Gheraert. Hg. v. Johann Clarisse. Leiden . – Jansen-Sieben (s. Lit.). L: R. Jansen-Sieben, VL () Sp. –. – Dies.: De Natuurkunde van het Geheelal. Een de-Eeuws Middelnederlands Leergedicht. Bde. Brüssel . – Thomas Haye: Das lat. Lehrgedicht im MA. Analyse einer Gattung. Leiden , S. , f. u. ö. – Geert Warnar: Mystik in der Stadt. Jan van Ruusbroec (–) und die ndl. Lit. des . Jh. In: Dt. Mystik im abendländischen Zusammenhang. Neu erschlossene Texte, neue methodische Ansätze, neue theoretische Konzepte. Kolloquium Kloster Fischingen . Hg. v. Walter Haug/Wolfram SchneiderLastin. Tübingen , S. –. MM Freiberger Arzneimittellehre. – Pharmazeutischer Traktat, spätes . Jh. Die F. A. stellt den ältesten bekannten deutschsprachigen Apothekertext dar. Bei ihrem Verfasser dürfte es sich – wenn nicht um einen Apotheker – um einen pharmazeutisch interessierten Arzt aus dem meißnisch-ostmitteldt. Raum gehandelt haben, der mit dem Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus) und der salernitanischpharmazeutischen Tradition überhaupt vertraut war. Adressaten der Lehrschrift sind andere Apotheker oder Wund- und Laienärzte, die selbst Heilmittel herstellen. Diesen werden Anweisungen in vier Abschnitten an die Hand gegeben: . Arzneigewichte und Grundsubstanzen; . Ölige Auszüge, geordnet nach humoralpathologischen Aspekten; . Heilwässer (ausschließlich Absude); . Rezeptar mit Kurzrezepten «a capite ad calcem». Formal und inhaltlich folgt der Kompilator dem Vorbild des salernitanischen Fachschrifttums, wie es sich im volksprachigen Schrifttum des . Jh. auch anderweitig niedergeschlagen hat (Quellengemeinschaft u. a. mit dem . Abschnitt des → Boec van
Lepraschau-Texte medicinen in Dietsche). Allerdings ist er bemüht, die süditalienischen Vorgaben an die ostmitteldt. Lebensrealität seiner Adressaten anzupassen. So bietet er für dort unzugängliche Substanzen (wie etwa Olivenöl) Äquivalente an und ersinnt sogar für die Getreidekörner, die als Bezugsgröße beim Abwiegen dienen, eine Ersatzeinheit: «scrupulus [...] wiget zwenzic weizkorn. Sumeliche sagen es wege einen uriberschen phenning» (nach Külz/KülzTrosse [s. Ausg.] S. f.). Die Anführung der Währungseinheit ist zudem ein valider Hinweis für die Herkunft des Autors aus dem Geltungsbereich der Freiberger Münze. Ü: Breslau, UB, Cod. R (B) (vormals ebd., StB, Cod. R [→ Breslauer Arzneibuch]) vb–ra (Perg., erstes Viertel . Jh., ostsächsisch/thüringisch). – Hamburg, SUB, Cod. med. , S. – (Pap., letztes Drittel . Jh., nd.). – Hildesheim, Dombibl., Hs. , r–v, v–v (Pap., letztes Drittel . Jh., meißnischniederlausitzisch). – Teilüberlieferung: Göttingen, Georg-August-Univ., Diplomatischer Apparat, C, r–v (Pap., /, ostmitteldt.); nur Abschnitt . – Augsburg, UB, Cod. III..° (vormals Harburg, Fürstl. Öttingen-Wallersteinsche Bibl. Cod. III..° ) r–r (Pap., letztes Viertel . Jh., nordbair.); nur Abschnitt . – Wien, ÖNB, Cod. , r (Pap., drittes Viertel . Jh., mitteldt.); nur Arzneigewichte aus Abschitt . A: C[arl] Külz/E. Külz-Trosse: Das Breslauer Arzneibuch R. der StB. Dresden , S. – (Abdruck Hs. Breslau). – Anita Feyl: Das Kochbuch Meister Eberhards. Ein Beitr. zur altdt. Fachlit. Diss. Freiburg i. Br. , S. – (nur Hs. Augsburg). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – Joseph Haupt: Über das mitteldt. Arzneibuch des Meisters Bartholomäus. In: Sb. Akad. der Wiss. in Wien, Phil.Hist. Kl. () S. –, hier S. . – G. Keil: Rezension Ausg. Feyl. In: Germanistik () S. f. – Wolfgang Hirth: Die Diätetik im Kochbuch des Küchenmeisters Eberhart von Landshut und eine dt. Regel der Gesundheit nach Arnald de Villanova. In: Ostbair. Grenzmarken () S. –, hier S. . – Willem Frans Daems: Boec van medicinen in Dietsche. Een middelnederlandse compilatie van medischfarmaceutische literatuur (Janus. Suppléments ). Leiden , S. –. – G. Keil: Die ‹F. A.› des
. Hälfte . Jh. . Jh. in mnd. Umschrift. In: Wirtschaft, Technik und Gesch. Beitr. zur Erforschung der Kulturbeziehungen in Deutschland und Osteuropa. FS Albrecht Timm. Hg. v. Volker Schmidtchen (Schr. des Nordostdt. Kulturwerks Lüneburg). Berlin , S. –. – G. Keil: Apotheker von Freiberg. In: Dt. Apotheker-Biogr. Hg. v. WolfgangHagen Hein/Hol-Dietmar Schwartz. Erg.bd. (Veröff. der internationalen Ges. für Gesch. der Pharmazie NF ). Stuttgart , S. f. – G. Keil: Schlesien als Gegenstand medizinischer Fachprosaforschung. In: Schlesien als Aufgabe interdisziplinärer Forsch. Hg. v. Lothar Bossle u. a. (Schlesische Forschungen ). Sigmaringen , S. –, hier S. , , . – G. Keil: Ortolf-Anleihe im ‹Promptuarium medicinae›. Unters. zur Textschleppe von Bartholomäus Ghotans mnd. Kräuterbuch. In: «Ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. dems. (Ortolf-Stud. /Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, hier – passim. – Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Krit. hg. v. Bernhard Schnell (TTG ). Tübingen , S. , . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . VZ Lepraschau-Texte. – Diagnostische Kurztraktate, dt. ab der zweiten Hälfte des . Jh. Die katalogartig aufgebauten L. bieten ein Diagnoseschema zur sicheren Identi kation des Aussatzes. In der Regel werden drei Verlaufsstadien und vier humoralpathologisch begründete Verlaufsformen der Krankheit unterschieden. Zudem sind die abzufragenden Symptome in sichere und unsichere differenziert. Die L. berücksichtigen die amtlichen Vorgaben für die Aussätzigenschau und wurden in der Regel verfasst und benutzt von Leprosenmeistern, selbst aussätzigen Vorständen von Leprösen-Gemeinden. Diese nahmen als «schouwer»/«probatores» das «examen leprosum» vor und sprachen das «iudicium leprosum»: «mundus» oder «immundus et leprosus». Ab dem . Jh. konnten mitunter auch von Gemeinden bestellte Wund- oder Stadtärzte die Lepraschau vornehmen. Die spätma. Lepraschau gilt medizinhistorisch aufgrund ihres ausdifferenzierten Bewertungssystems, das sich in den L. niederschlägt, als
. Hälfte . Jh. zuverlässig und konnte auf diagnostischen Vorarbeiten → Arnalds von Villanova, → Bernhards von Gordon und → Guys de Chauliac aufbauen. Volkssprachige L. sind im dt. Raum ab dem . Jh. belegt, treten zunächst aber nur als Inserate in anderen Texten auf. Zunächst im Engelhard, dem frühesten Roman → Konrads von Würzburg. In die Episode um Engelhards aussätzigen Freund Dietrich hat Konrad einen L. eingearbeitet (V. –), der Ein üsse der medizinischen Lehren Montpelliers zeigt. Um hat → Jodocus von Prag das Lilium medicinae Bernhards von Gordon ins Dt. übertragen (Liligen der erczney; Wien, ÖNB, Cod. ) und damit auch Bernhards Aussatzdiagnostik (Buch , Kap. ). In selbstständiger Überlieferung liegen dt. L. erst ab dem . Jh. vor. Diese praxisbezogenen L. tragen deutliche Merkmale ihrer Funktion als konkretes Hilfsmittel des Lepra-«schouwers». Erhalten sind im Einzelnen: . Die nd. Lüneburger Leprazeichenlehre, die sich auf die Sensibilitätsstörungen des Aussätzigen konzentriert, welche erstmals im . Jh. als signi kantes Symptom erkannt worden sind. Daneben werden die Nasenprobe mit dem Kloben (Spreizen der Nase zur Geschwürsdiagnose), eine Blutprobe (→ Hämatoskopie-Traktate) oder die Zungenprobe gelistet. Das Schlusswort des Traktats mahnt den Lepraschauer zur Vorsicht, bevor er die Aussätzigkeit erklärt. – . Anton → Trutmann hat im späten . Jh. in sein Arzneibuch einen verhältnismäßig umfangreichen Trakat eines alemannischen Leprosenmeisters aufgenommen. Dieser hat einige seiner Anweisungen aus dem Libellus de signis leprosorum des Arnald von Villanova entlehnt, zeigt aber durchaus auch Eigenständigkeit bei seinen Ratschlägen. Der Traktat ist äußerst präzise bei den Anweisungen und warnt den Gutachter (dem Lüneburger Text nicht unähnlich) vor vorschnellen Urteilen. – . Im dritten Band des Buchs der Medizin → Ludwigs V. von der Pfalz aus dem zweiten Viertel des . Jh. nden sich gleich fünf L., denen insgesamt Rezepte gegen Aussatz folgen. – . Der spätma. Leittext für die Leprosenmeister des Sondersiechenhauses Terbank bei Löwen zur Beschauung von Lepraverdächtigen aus Aachen und dem Hespengau ist nur in einer Abschrift aus dem . Jh. erhalten. Der Traktat beschränkt sich in neun Paragraphen auf Symptome der Haut, führt diese aber sehr anschaulich vor. Ü: Lüneburger Leprazeichenlehre: Lüneburg, Stadtarch., Stadtbuch (–), r–v
Wiener Stadtrechtsbuch (Pap., nordniedersächsisch). – Aus Trutmanns Arzneibuch: Bern, Burgerbibl., Ms. hist. helv. XI , v–r (Perg. und Pap., um , aus dem Raum Basel). – Aus dem Buch der Medizin: Heidelberg, Cpg, , r–v (Perg., –, südrheinfränkisch). – Traktat aus Terbank: Brüssel, Algemeen Rijksarchief, Archives ecclésiastiques du Brabant, Document n° (Pap., . Jh., niederfränkisch). A: Aus den Liligen der erczney: Hans Carlowitz: Der Lepraabschnitt aus Bernhard von Gordons ‹Lilium medicinae› in ma. dt. Übers. Diss. Leipzig . – Lüneburger Leprazeichenlehre: Wilhelm Reinecke: Eine nd. Aufzeichnung über die Kennzeichen der Lepra (ca. ). In: Virchows Arch. für pathologische Anatomie () S. –. – Alois Paweletz: Lepradiagnostik im MA und Anweisungen zur Lepraschau. Diss. Leipzig , S. – (nach Reinecke). – Traktat aus Terbank: Egon Schmitz-Cliever: Das ma. Leprosarium Melaten bei Aachen in der Diözese Lüttich (–). In: Clio medica () S. –, hier S. f. (mit Komm. v. Gerhard Klingmüller). L: Gundolf Keil/Friedrich Lenhart, VL () Sp. –. – Karl Sudhoff: Lepraschaubriefe aus dem . Jh. In: Sudhoffs Arch. () S. –; () S. –, f.; () S. f. – G. Keil: Rezension Konrad von Würzburg, Engelhard, hg. v. Paul Gereke, . Au ., bearb. v. Ingo Reiffenstein, Tübingen . In: Leuvense Bijdragen () S. –. – Ders.: Aussatz. In: LexMA () Sp. –. – Ders.: Der Aussatz im MA. In: Aussatz, Lepra, HansenKrankheit. Ein Menschheitsproblem im Wandel. Tl. : Aufsätze (Kat. des Dt. Medizinhist. Mus. Ingolstadt. Beih. ). Bearb. v. Christa Habrich u. a. Würzburg , S. –. – Ernest Persoons u. a. (Hg.): Lepra in de Nederlanden (de–de eeuw) (Dossiers /). Brüssel , S. –. – Ortrun Riha: Objektivität und Subjektivität, Semiotik und Diagnostik. Überlegungen zum ma. Krankheitsbegriff. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . – G. Keil: L. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. VZ Wiener Stadtrechtsbuch (auch: W. Weichbildbuch). – Ende . Jh. Die ca. Handschriften des W. S. werden in sieben voneinander abweichenden Redaktio
Wiener Stadtrechtsbuch nen geschieden, wobei die «ursprüngliche», nicht überlieferte Fassung als . Redaktion gezählt wird. Die ältesten Handschriften rühren aus der zweiten Hälfte des . Jh. her, die jüngsten aus dem . Jh. – das . Jh. stellt den Höhepunkt der Überlieferung dar. Die einzelnen Redaktionen weichen in Umfang, Inhalt und der Anordnung der Artikel voneinander ab (Synopse von Handschriften bei Schuster [] S. –); letztlich umfasste das W. S. Artikel, eingeleitet durch zwei Prologe, in denen auf Gott als Quelle des dargestellten weltlichen Rechts verwiesen wird. Im ersten Prolog begründet der unbekannte Verfasser die Abfertigung des Textes damit, dass er den «leuten» Trost spenden wolle und dass sie durch seine Schrift besser erkennen mögen, von wem sie Schaden oder Nutzen erwarten sollten, wenn sie sich vor Gericht verantworten müssten. Obwohl diese Passage den «privaten» Charakter der Arbeit offen legt, sind (nicht überzeugende) Zweifel aufgekommen, ob es sich beim W. S. tatsächlich um ein Rechtsbuch handelt (VL [] Sp. ). Quellen des W. S. waren Gewohnheitsrechte, Ratsbeschlüsse und Stadtrechtsprivilegierungen, die zum Teil mehr oder weniger ausführlich erörtert wurden. Die aus der Judenordnung König Ottokars II. Pˇremysl von Böhmen () erwähnten Artikel werden vom Verfasser missgünstig bewertet. Artikel scheint aus dem → Österreichischen Landrecht geschöpft zu haben; die Artikel bis wurden aus dem → Schwabenspiegel entlehnt. Mit beiden Rechtstexten wurde das W. S. mehrfach in Sammelhandschriften überliefert (Schwabenspiegel -mal, Österreichisches Landrecht -mal). Über das Alter des W. S. geben die Textzeugen keine Gewissheit; die von Schuster (, S. ) gegebene Datierung in die Jahre zwischen und überzeugt; andere legen die Entstehungszeit ins . Jh. Auf die Frage nach dem Verfasser gibt es noch keine zufriedenstellende Antwort. Aufgrund der Beschaffenheit und Vielheit der Redaktionen wird man von mehreren Personen ausgehen dürfen, denen die unterschiedlichen Fassungen zugeschrieben werden können. Es liegt nahe, Personen aus dem Umfeld des Wiener Gerichtswesens als Verfasser anzunehmen, vielleicht sogar Vorsprecher (Advokaten), denen die ersten Kapitel gewidmet sind. Im W. S. werden in der Hauptsache privatrechtliche Themen dargestellt; das Strafrecht tritt
. Hälfte . Jh. fast nur im Zusammenhang mit diesem auf. Der Absicht des Verfassers entsprechend wird selbstredend auch dem Prozessrecht viel Platz eingeräumt. Im Vergleich zu anderen Rechtsbüchern ist das W. S. sehr systematisch aufgebaut. Die meisten Handschriften verfügen über ein Inhaltsverzeichnis und die Artikel sind überwiegend nummeriert. Behandelt werden: Art. – Vorsprecher/ Vorsprechen vor Gericht, – Miet- und Lohnverträge, – Spiel und Wette, – Transport von Gütern/Waren, – Bürgschaft, – Kauf, – eheliches Güterrecht und Erbrecht, – Prozess, – Güterrecht und Burgrechtzinse, – Weinanbau, Bau- und Nachbarschaftsrecht, – Pfandrecht, – Leihverträge. Ü (nach VL []): . Redaktion: ohne Befund. – . Redaktion: Aa: Wien, ÖNB, cod. , r–v (Ende . Jh.). – . Redaktion: Ba: Wien, ÖNB, cod. , r–v (um ). – Bb: Wolfenbüttel, HAB, cod. . Aug. fol., – (. Jh.). – Bc: Linz, Oberösterr. Landesarch., Herrschaftsarch. Eferding, Sammelbde., Hs. (. Jh.). – Bd: Lübeck, StB, Ms. jur. ° , v–r (. Jh.). – Ba ähnlich sind: Stuttgart, LB, cod. HB VI , r–r (./. Jh.) und Wien, ÖNB, cod. Ser. n. , v–r (). – Bc ähnlich ist: Heiligenkreuz/Niederösterreich, Stiftsbibl., Hs. , –v (Anfang . Jh.). – . Redaktion: Ca: München, BSB, cgm , r–v (ca. ?). – Cb: Berlin, SBB, mgf , r–r (Mitte . Jh.). – Cc: Wien, ÖNB, cod. , v–r (./. Jh.). – Cd: Wien, privat: Dr. Hans Liebl, (vorher: Nikolsburg, Fürstlich Dietrichsteinsche Bibl., Sign. II ); verschollen (). – C”a: Wien, Wiener Stadt- u. Landesarch., Hs. A, – (). – C”b: Graz, Steiermärkisches Landesarch., Hs. Nr. , r–r (erste Hälfte . Jh.). – C”c: Seitenstetten, Stiftsbibl., cod. XLI (). – C”d: München, BSB, cgm , r–r (Mitte . Jh.). – Cc ähnlich sind: Wien, ÖNB, cod. , – (um ) und Berlin, SBB, mgf , r–r (). – . Redaktion: Da: Wien, Wiener Stadtund Landesarch., Hs. A, – (. Jh.). – Db: Wien, cod. , r–v (./. Jh.). – Dc: Wien, privat: Franz Frh. von Prandau; verschollen (. Jh.). – Dc ähnlich ist: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , r–r (zweite Hälfte . Jh.). – . Redaktion: Ea: Gießen, UB, Hs. , – (. Jh.). – . Redaktion: Fa: Wien, ÖNB, cod. , – (erste Hälfte . Jh.). – F”a:
. Hälfte . Jh. Graz, UB, Hs. , –v (). – F”b: Graz, Steiermärkisches Landesarch., Spezialarch. Judenburg, Sch. , H. , – (). – F”c: Seitenstetten, Stiftsbibl., cod. XL, – (zweite Hälfte . Jh.). – F”d: Budapest, Nationalbibl., cod. germ. , v–r (ca. ). – F”e: Wien, Wiener Stadt- und Landesarch., Hs. B (vorher Nikolsburg, Fürstlich Dietrichsteinsche Bibl., Sign. II ) (Ende . Jh.). – F”a ähnlich sind: Berlin, SBB, mgf , r–v (. Jh.) und ’s-Gravenhage, Kgl. Bibl., cod. B (Fragm.), – (ca. ). Unbestimmt sind die Redaktionen für folgende Handschriften: Heiligenkreuz, Stiftsbibl., cod. XII C (Neukloster) – (erste Hälfte . Jh.). – Olmütz/Olomouc, Statni Vˇed. Knihovna, cod. M I , – (zweite Hälfte . Jh.). – Prag, Knihovna Národního Muzea, cod. XVII D , – (/). – Schlierbach/Oberösterreich, Stiftsbibl., Hs. , r–v (Mitte . Jh.). A: Rerum Austriacarum scriptores […]. Bd. . Hg. v. Adrian Rauch. Wien , S. – (Leiths. Dc). – Das Wiener Stadtrechtsoder Weichbildbuch. Hg. v. Heinrich Maria Schuster. Wien (Leiths. Aa). L: Dietlinde Munzel-Everling, HRG () Sp. –. – Ulrich-Dieter Oppitz, VL () Sp. –. – Franz Stark: Das Wiener Weichbildrecht. Nach einer Hs. der Grazer k. k. Universitätsbibl. verglichen mit dem Texte bei Rauch und mit dem sog. Schwabenspiegel. In: Sb. der Österr. Akad. der Wiss., Phil.-Hist. Kl. () S. –. – Georg Sandhaas: Zur Gesch. der Textgestaltung des Wiener Weichbildrechts. In: ebd. () S. –. – Karl Rieger: Beitr. zur Kritik der bei den Wiener StadtrechtsPrivilegien K. Rudolfs von (Programm des Franz-Joseph-Gymnasiums). Wien . – H. M. Schuster: Die Entwicklung des Rechtslebens, Verfassung und Verwaltung. In: Gesch. der Stadt Wien. Bd. . Hg. vom Alterthumsverein zu Wien. Wien , S. –. – Johann E. Scherer: Die Rechtsverhältnisse der Juden in den dt.-österr. Ländern. Leipzig . – Victor Hasenöhrl: Beitr. zur Gesch. der Rechtsbildung und der Rechtsquellen in den österr. Alpenländern bis zur Rezeption des römischen Rechts. In: Arch. für österr. Gesch. () S. –. – Ferdinand Kogler: Das Erbund eheliche Güterrecht des Wiener Stadtrechtsbuches. Diss. Wien . – Josef Tutschku: Der Kauf nach dem Wiener Stadtrechts- oder Weichbildbuch. Erw. Seminararbeit Wien . – Heinrich Demelius: Eheliches Güterrecht im spätma.
Zeiringer Bergordnung Wien. In: Sb. der Österr. Akad. der Wiss., Phil.Hist. Kl. () Beitr. . – U.-D. Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , S. . – Klaus Lohrmann: Judenschaden, Marktschutzrecht und Pfanddarlehen im W. S. In: Jb. des Ver. für Gesch. der Stadt Wien / (/ ) S. –. – Christine Magin: «Wann die veruchten Juden vil pezzer recht habent». Der Status der Juden in spätma. Rechtsbüchern. Göttingen . – Peter Csendes: Eine wiederentdeckte Hs. des W. S. In: Stud. zur Wiener Gesch. () S. –. – Ferdinand Opll: Das große Wiener Stadtbuch, genannt «Eisenbuch». Inhaltliche Erschließung (Veröff. des Wiener Stadt- und Landesarchivs. Reihe A/). Wien . – Wien. Gesch. einer Stadt. Bd. . Hg. v. P. Csendes u. a. Wien u. a. . – «... daz si ein recht puech solten haben ...». Kodikologische, kunsthist., paläographische und restauratorische Analysen zum Wiener Eisenbuch (.–. Jh.). Hg. von Ferdinand Opll u. a. (Forschungen und Beitr. zur Wiener Stadtgesch. ). Innsbruck . DB/MM Zeiringer Bergordnung. – . (?)/. Jh. Der Silberbergbau in Zeiring, erstmals als «forum» (Markt) genannt, ist vermutlich zwischen und begonnen worden. Es handelte sich um das größte Silberbergwerk der Steiermark. Infolge Erschöpfung der Lagerstätte wurde um der Bergbau eingestellt, die Leitung des Berggerichts jedoch erst nach Eisenerz verlegt. Vielleicht blieb die für alle Bergwerke der Steiermark erlassene Z. B., die vollständig nur in einer abschriftlich erhaltenen Bestätigung Herzog Albrechts II. von Österreich (–) vom .. vorliegt, bis zu diesem Zeitpunkt in Kraft (von Kaiser → Maximilian I. und Erzherzog Karl II. bestätigt); eine abweichende Fassung vom .. ist bezeugt. Die Zeiringer teilten ihre Bergordnung den Bergleuten von St. Leonhard im Lavanttal (im Herrschaftsgebiet des Hochstifts Bamberg) mit ( vom Bamberger Bischof Heinrich II. von Sternberg [† ] bestätigt). Bischoff bringt Art. der Z. B. in Zusammenhang mit einem Privileg Herzog Albrechts I. von (S. , Anm. ). Sie würde damit nach den → Trienter Bergwerksurkunden zu den ältesten Bergrechten im deutschsprachigen Raum zählen. Eine gewisse Verwandtschaft mit der Z. B. sieht Bischoff (S. ) beim Schladminger Bergbrief
Freiberger Bergrecht (→ Lienhart von Eckelzain), ohne dass jedoch eine unmittelbare Abhängigkeit gegeben wäre. Mehr als die Hälfte der Bergordnung für das Silberbergwerk auf dem Rechberg bei Semriach (nördlich von Graz) von (erlassen von Herzog Ernst, –) stammt aus der Z. B., die zum Teil auch Quelle des Salzburger Rechts für Gastein () und Rauris (), dann auch der Statuta et iura (→ Salzburger Bergordnungen) und der Görzer Bergordnung von war. Ü: Sechs verschiedene Abschriften des . und . Jh., darunter: Graz, UB, Ms. (früher Dresden, LB, Mscr. M ), v–v (alt: v–v) («Rottenmannner Formelbuch»; Pap., Schreiber: vermutlich Notar Ulrich Klenegker, bis [vgl. Bl. r, alt: r]). – Murau, Schloss Murau, Schwarzenbergische Archive (‹Murauer Bergcodex›, . Jh.). – Wien, Österr. Staatsarch., Finanz- und Hofkammerarch., Privileg Erzherzog Karls II. für Oberzeiring (..). A: Joseph von Sperges: Tyrolische Bergwerksgesch. mit alten Urkunden, und einem Anhange, worinn das Bergwerk zu Schwatz beschrieben wird. Wien (VD –, online: BSB München), S. – («Z. B.», datiert , aus einer nicht näher bezeichneten Abschrift; es fehlen die Art. [nach Bischoff] –, –, zum größten Teil). – Josef von Zahn: Privilegien steiermärkischer Städte und Märkte (Fortsetzung). In: Steiermärkische Geschichtsbll. () S. – (nach Sperges), S. – (nach der ehem. Dresdner Hs. von , einer Abschrift des Textes von ; S. lies «b» statt «b»). – Bischoff (s. Lit.) S. – (nach der Wiener Abschrift, in Art. gegliedert, sprachlich modernisiert). – Schmut (s. Lit.) S. – (nach Bischoff). L: Paul W. Roth, VL () Sp. f. – Ferdinand Bischoff: Beitr. zur Gesch. des süddt. Bergrechts. I. Die Z. B. von . In: Zs. für Bergrecht () S. –. – Adolf Zycha: Zur neuesten Lit. über die Wirtschaftsund Rechtsgesch. des dt. Bergbaues. In: Vierteljahrschr. für Social- und Wirtschaftsgesch. () S. –, hier S. –. – Johann Schmut: Oberzeiring. Ein Beitr. zur Berg- und Münzgesch. Steiermarks (Bergbaue Steiermarks ). Leoben , S. –. – Walter Brunner: Die Ramingsteiner Bergordnung von . In: Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde () S. –. – Europäisches Montanwesen im HochMA. Das Trienter Bergrecht –.
. Hälfte . Jh. Hg., übers. und mit einer Einleitung versehen v. Dieter Hägermann/Karl-Heinz Ludwig (BöhlauStudien-Bücher: Quellen, Dokumente, Materialien). Köln/Wien . – Othmar Pickl: Die Ze(i)ringer von Zeiring und Judenburg. Fernhändler und Montangewerken aus der Steiermark. In: Hoch nanz, Wirtschaftsräume, Innovationen. FS Wolfgang von Stromer. Hg. v. Uwe Bestmann/ Franz Irsigler. Bd. . Trier , S. –. – Gerd Hofmann/Wolfgang Tschan: «Bergordnungen» – eine exemplarische Quellenbeschreibung anhand der hist. Bergbauregion Tirol. In: Quellenkunde der Habsburgermonarchie (.–. Jh.). Ein exemplarisches Hb. Hg. v. Josef Pauser/Martin Scheutz/Thomas Winkelbauer (MIÖG, Erg.Bd. ). Wien/München , S. –. – Oberzeiring. In: Gesch. und Topographie des Bezirkes Judenburg. Hg. v. Walter Brunner. Bd. : Bezirkslex. Bearb. v. Meinhard Brunner unter Mitarbeit von Franz Jäger u. a. (Große geschichtliche Landeskunde der Steiermark /II). Graz , S., –, bes. S. . BJ Freiberger Bergrecht. – /. Die Anfänge des Bergbaus in der Markgrafschaft Meißen, zu der die Stadt Freiberg gehörte, reichen in die er Jahre zurück. In diesem Zeitraum wurden das erste Mal Silbererzadern erschürft und zwar in der Nähe bzw. auf dem Gebiet der heutigen Stadt Freiberg. Das F. B. wird hingegen erst in der → Kulmer Handfeste von erwähnt, danach sollte der Finder von Silbererz und derjenige, auf dessen Grund es gefunden wurde, das «ius Freybergense» erhalten. Eine zweite frühe Erwähnung führt in den niederschlesischen Raum. Herzog Bolesław II. von Schlesien (–) verlieh in einer Urkunde vom .. dem Zisterzienserkloster Leubus das F. B. Bei den ersten nachweisbaren urkundlichen Erwähnungen, die unmittelbar mit der Stadt Freiberg in Verbindung stehen, handelt es sich um einen Vergleich zwischen dem Zisterzienserkloster Altzelle und der Stadt Freiberg vom .. und um ein Privileg Markgraf Heinrichs III. des Erlauchten von Meißen (–) vom .., in dem er die Rechte der Freiberger Bergleute bestätigt. Trotz dieser Hinweise auf das F. B. ndet es erst zum Ende des . bzw. im . Jh. einen heute nachweisbaren schriftlichen Niederschlag: im → Freiberger Stadtrechtsbuch von / und im sog. Bergrecht A von / und Bergrecht
. Hälfte . Jh. B von /. Kennzeichnend für das F. B. war im Unterschied zu den bergbaurechtlichen Artikeln im Sachsenspiegel → Eikes von Repgow das freie Schürfrecht, das dem Finder (Neufänger) einer neuen Lagerstätte das Recht einräumte, auch gegen den Willen des Grundstückeigentümers Erz abzubauen. Der Inhaber des Bergregals wurde hingegen dazu verp ichtet, dem Neufänger mit einem Abbaufeld zu beleihen; dieser musste im Gegenzug den täglichen Betrieb des «Baus» gewährleisten. Regalinhaber war der Markgraf von Meißen, ihm standen ein Mitbaurecht und/oder der Zehnte zu und er war oberster Gerichtsherr aller Bergwerke und Bergleute. Unter dem Vorsitz des landesherrlichen Vogtes nahm der Freiberger Stadtrat die Gerichtsbarkeit über die Bergwerke wahr, so dass der Freiberger Rat weit über die Stadtgrenzen hinaus Ein uss gewann und Oberhof für mehrere Städte wurde, und zwar «von bergrechts wegen nach Fribergischem stadtrechte» (Ermisch [], S. XL Anm. ). Zudem wird im Bergrecht A festgelegt, dass das gefundene Silber nur an die Münze in Freiberg und damit direkt an den Landesherrn veräußert werden kann; diesem stand es allein zu, dass Silber in den weiteren Umlauf zu bringen. Im Stadtrechtsbuch nden sich ausführliche Bestimmungen zu den Rechten der Bergleute (die den Freiberger Bürgern gleichgestellt sind), zum Handel mit Erz und Silber, zum Münzrecht, zur Auszahlung der «Bergkost» und zum Gericht des landesherrlichen Bergmeisters (inkl. Bergrichter und Berggeschworene), der im Freiberger Weichbild zu Gericht sitzen musste und sich der bergrechtlichen Angelegenheiten im engeren Sinn annehmen sollte. Abgesehen von inhaltlichen Veränderungen, aus denen sich die fortschreitenden Entwicklungen im Bergbau ablesen lassen (u. a. Veränderung im Aufgabenfeld des Bergmeisters), kamen in den späteren Redaktionen zum Teil ausgedehnte Bestimmungen zum Stollen- und Hüttenrecht hinzu. Die beiden Redaktionen von Bergrecht A und B weisen einen voneinander abweichenden Textbestand auf, wobei das ältere Recht gelegentlich als Entwurf des späteren interpretiert wird. Im Bergrecht B sind zahleiche Regelungen aus Bergrecht A übernommen, aber auch einige weggelassen und stattdessen durch die fast vollständige Aufnahme des deutschen Iglauer Bergrechtes (Ende . Jh.) ergänzt worden. Insgesamt dürften sich die Bergrechte von Freiberg und Iglau (→ Bergrecht von Iglau)
Freiberger Bergrecht auf nicht genau bestimmbare Weise bereits zuvor beein usst haben, vielleicht auch in der Weise, dass das Iglauer Bergrecht Anleihen aus dem F. B. mit aufnahm, jedenfalls lassen sich auch für Bergrecht A Übereinstimmungen mit dem Iglauer Bergrecht feststellen. Der Freiberger Rat entfaltete auf der Grundlage vor allem von Bergrecht B in seinen Bergurteilen eine rege Tätigkeit im erzgebirgischen Raum. Durch die Auffindung neuer Erzlager in Schneeberg und Annaberg im . Jh. wurde das F. B. durch die dort entstehenden Bergordnungen überformt. wies Herzog Georg von Sachsen (–) den Freiberger Rat an, nach der Bergordnung von Annaberg () zu verfahren; das F. B. sollte nur dann noch Anwendung nden, wenn die Annaberger Ordnung für die Klärung des Falls keine entsprechenden Bestimmungen enthielt. Ü: → Freiberger Stadtrechtsbuch. A: Hubert Ermisch: Urkundenbuch der Stadt Freiberg. Bd. (Codex diplomaticus Saxoniae regiae, B/). Leipzig . – Ders.: Das sächsische Bergrecht des MA. Leipzig . – Ders.: Das Freiberger Stadtrecht. Festgabe zum achthundertjährigen Regierungs-Jubiläum des Hauses Wettin. Leipzig . – Das erzgebirgische Bergrecht des . und . Jh. Urkundenbuch. Bearb. v. Hermann und Erika Löscher. Bde. Freiberg –. L: Bibliographisches Repertorium über die Gesch. der Stadt Freiberg und ihres Berg- und Hüttenwesens. Hg. v. Eduard Heydenreich. Freiberg . – Karlheinz Blaschke: Freiberg. In: LexMA () Sp. f. – Denis Keil, HRG () Sp. f. – Gustav Eduard Benseler: Gesch. Freibergs und seines Bergbaues. Bde. Freiberg –. – Karl Edwin Leuthold: Bemerkungen über die Freiberger Bergwerksverfassung. In: Zs. für Bergrecht () S. –; () S. –. – Wilhelm Herrmann/H. Ermisch: Das F. B. In: Neues Arch. für sächsische Gesch. () S. –. – Herbert Clauss/ Siegfried Kube: Freier Berg und vermessenes Erbe. Unters. zur Frühgesch. des Freiberger Bergbaus und zur Entwicklung des Erbbereitens. Berlin . – H. Löscher: Vom Bergregal im sächsischen Erzgebirge. In: Bergbau und Bergrecht. Beitr. zur Gesch. des Bergbaues. Zum . Geburtstag von Walther Weigelt (Freiberger Forschungshefte. Reihe D. Kultur und Technik ). Berlin . – Ders.: Zur Frühgesch. des Freiberger Bergrechts. In: Zs.
Freiberger Stadtrechtsbuch der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – K. Blaschke: Die Arbeitsverfassung im Freiberger Bergbau während des späten MA. In: Bergbau und Arbeitsrecht. Die Arbeitsverfassung im europäischen Bergbau des MA und der frühen Neuzeit. Hg. v. Karl-Heinz Ludwig/Peter Sika (Böcksteiner Montana ). Wien , S. –. – Otfried Wagenbreth: Die bergrechtliche Situation in der Frühzeit des Bergbaus von Freiberg in Sachsen. bis etwa . In: Dolování stríbra a mincování v Jihlave. Jihlava , S. –. – Denkmale in Sachsen: Stadt Freiberg. Hg. v. Yves Hoffmann/ Uwe Richter (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland). Bde. Freiberg –. – Jahre Freiberger Bergbau. Freiberg . – U. Richter/Wolfgang Schwabenicky: Freiberg bis . Stadtentwicklung und Bergbau. In: «daz silber gehort yn die muncze czu Friberg». Die Münzstätte Freiberg von den Anfängen bis zu ihrer Aufhebung durch Kurfürst August. Bd. . Hg. von Hans Friebe/Christel Grau. Freiberg , S. –. – U. Richter: Der Beginn des Freiberger Bergbaus, die Grenzbeschreibung des Klosters Altzelle und die Entstehung der Stadt Freiberg. In: Burg, Straße, Siedlung, Herrschaft. Stud. zum MA in Sachsen und Mitteldeutschland. FS Gerhard Billig. Hg. v. Rainer Aurig u. a. Beucha , S. –. – Stephan Adlung: Der ma. und frühneuzeitliche Bergbau im Freiberger Zentralrevier. In: Aufbruch unter Tage: Stand und Aufgaben der montanarchäologischen Forschung in Sachsen. Hg. v. Regina Smolnik (Arbeits- und Forschungsber. zur sächsischen Bodendenkmalp ege. Beih. ). Dresden , S. –. – U. Richter: Der Freiberger Bergbau in der ersten Bergbauperiode. Grabungen – Funde – Denkmale. In: ebd., S. –. – Die Frühgesch. Freibergs im überregionalen Vergleich. Städtische Frühgesch. – Bergbau – früher Hausbau. Hg. v. Y. Hoffmann/U. Richter. Halle . DB/MM Freiberger Stadtrechtsbuch. – /. Die in der Markgrafschaft Meißen gelegene Stadt Freiberg verdankt ihre Gründung (gegen Ende des . Jh.) der Auffindung von reichen Silbererzvorkommen in den er Jahren. Der Stadtname geht wohl auf die verliehene Bergfreiheit («gefreites» Bergwerk) zurück, die durch das grundlegende Recht der Schürffreiheit ausgezeichnet war; diese fand wiederum Eingang in das → Freiberger
. Hälfte . Jh. Bergrecht. Etwa ein Jahrhundert nach der Stadtgründung forderte Markgraf Friedrich I. der Freidige von Meißen (–) den Stadtrat in einer Urkunde von auf, die Bestimmungen zum Stadt- und Bergrecht zusammenzutragen und «zu seczene». Zwei Jahre später eroberte König Adolf von Nassau (–) Freiberg; die Stadt blieb bis ins Jahr in königlichem Besitz. Daher wird im F. S. vom König als Stadtherrn gesprochen. Diese Jahre, und , bilden den zeitlichen Rahmen, in denen das Stadtrechtsbuch zusammengestellt worden ist. Aufgrund von inhaltlichen Übereinstimmungen mit anderen Quellen kann der Zeitraum noch enger bemessen werden: Der Aufzeichnungsbeginn dürfte ins Jahr zu setzen sein und die Fertigstellung bereits ins Jahr . Allerdings wurde das F. S. weder durch den König noch durch den Markgrafen von Meißen bestätigt, als dieser wieder in den Besitz der Stadt gelangt war: Friedrich bestätigte am .. mit einer der Zeit entsprechenden Formelsprache die Privilegien, Rechte und Freiheiten der Stadt, ohne konkreten Bezug auf ein bestehendes kodi ziertes Stadtrecht zu nehmen. Das F. S. lag in mindestens zwölf Handschriften vor, von denen heute sieben verschollen sind bzw. nicht identi ziert werden können. Ermisch (, S. LVII–LXVI) geht davon aus, dass dem ältesten bekannten Ratskodex (Handschrift A), der ins frühe . Jh. datiert wird, eine Urschrift vorlag, aus der sich neben dem Ratskodex noch eine als verschollen deklarierte Handschrift X (die nirgendwo nachgewiesen oder erwähnt ist) ableiten lasse, aus der dann die überlieferten bzw. erwähnten Handschriften B, C, D und H hervorgegangen sein sollen. Der erhaltene Ratskodex und die überlieferten Handschriften B und C weichen jedenfalls in Gliederung und Inhalt zum Teil voneinander ab (siehe die abgedruckten Register bei Ermisch [], S. –). Über den Verfasser bzw. Kompilator des F. S. liegen keine Hinweise vor. Unger (, S. f.) bringt den Freiberger Ratsherrn «Magister Tirmannus notarius domini marchionis» ins Spiel, von dem keine weiteren biographischen Informationen vorliegen. Für Tirmanns Verfasserschaft fehlen überzeugende Belege. In den ersten fünf Kapiteln des Ratskodexes (insgesamt Kapitel) werden überwiegend das eheliche Güterrecht und das Erbrecht einschließlich des Erbzins- und Pfandrechts behandelt; zudem be nden sich hier Bestimmungen zum Verfahrens- und
. Hälfte . Jh. Strafrecht. In Kapitel sechs und sieben wird das Münzrecht erörtert und in Kapitel die Stellung des Münzmeisters. Es folgen Bestimmungen zum Beweisverfahren bzw. zu den Beweismitteln vor Gericht (Kap. –), zum Strafrecht (Kap. –), zur Gerichtsverfassung, zu Gerichtspersonen und Amtleuten wie dem Münzmeister und Zöllner (Kap. –) und zu Schuldsachen (Kap. ). Daran schließen sich in den Kapiteln – Innungsordnungen und in Kapitel die Ratsverfassung an; in Kapitel werden verschiedene Gegenstände behandelt, u. a. die Gesindeordnung. Bis zum . Jh. wurden dem Ratskodex noch ein alphabetisches Sachregister und Artikel hinzugefügt, u. a. zum Stadtgericht, zum Zolltarif, zum Bau der Stadtmauer, zum Innungs-, Bürger- und Verfahrensrecht. Weitere Nachträge zum städtischen Recht sind u. a. in den Freiberger Stadtbüchern verzeichnet worden. Das F. S. galt aufgrund seines Entstehungszusammenhangs auch in den umliegenden Bergbaubezirken, so dass auch die betreffenden Bergleute außerhalb der Stadtgrenze wie Freiberger Bürger behandelt worden sind. Die kleine Stadt Siebenlehn wurde um mit dem Freiberger Recht bewidmet, von Dippoldiswalde bei Dresden erfahren wir für das . Jh., dass Freiberg wohl der Oberhof dieser Stadt war. Aufgrund seiner herausgehobenen Position entschied der Freiberger Rat eine Zeit lang auch in bergrechtlichen Angelegenheiten anderer Städte wie z. B. Annaberg und Schneeberg. Für das F. S. lassen sich Parallelen zu den → Magdeburger Rechtsbüchern, zum Sachsenspiegel-Landrecht des → Eike von Repgow und → Stadtrecht von Goslar (ältere Redaktion) erkennen, die sich in dem später entstandenen → Meißner Rechtsbuch ebenfalls nden, sodass insbesondere zu diesem auffallend viele Übereinstimmungen bestehen. Ähnlichkeiten sollen auch zum Altenburger Stadtrechtsprivileg Markgraf → Heinrichs des Erlauchten von , das ebenfalls mit dem Goslarer verwandt ist, und zu einigen böhmisch-mährischen Stadtrechten (z. B. Iglau und Brünn) bestehen (Ermisch [], S. XXVII–XXIX). Nach einer erfolgten Revision dürfte das F. S. im frühen . Jh. abermals einer eingehenden Überarbeitung unterzogen worden sein, allerdings liegt keine bestätigte oder gar gedruckte «Reformation» des Stadtrechts für diese Vorgänge vor.
Freiberger Stadtrechtsbuch Mit der Einführung der «Kursächsischen Konstitutionen» musste der Freiberger Rat, obwohl er sich dagegen wehrte, mehrere der den Konstitutionen widersprechenden Bestimmungen aus dem F. S. aufgeben und endgültig ab dem .. nach dem kurfürstlichen Recht verfahren. In diesem Zusammenhang entstanden neue Freiberger Statuten () mit nur noch Paragraphen (in Auszügen bei Hoffmann []). Nach einer Bitte der Bürgerschaft von wurden die städtischen Rechte der letzten tiefgreifenden Revision unterzogen, allerdings kam es aufgrund der fehlenden landesherrlichen Anerkennung nicht zur Publikation derselben (mehrere handschriftliche Konzepte sind überliefert). Durch die allgemeine Städteordnung vom .. verloren die Freiberger Statuten von ihre rechtliche Geltung. Ü: A: Freiberg, Stadtarch., Cod. I Bf (früher Hs. ; Perg., /, mitteldt.). – B: Ebd., Hs. (Pap. mit einzelnen Pergamentbl., , mitteldt.). – C: Berlin, SBB, mgf (Pap., , mitteldt.). – D: Göttingen, SUB, Ms. jurid. (Pap., Mitte . Jh., mitteldt.). – E: Dessau, Anhaltische Landesbücherei, HB Hs. in situ (Fragm. einer Hs., die im Textbestand von den anderen Kodizes abweicht; Pap., . Jh., mitteldt.). – H (verschollen; von Christian Gottlob Haltaus: Glossarium Germanicum medii aevi. Leipzig , erwähnt; . Jh., mitteldt.). – W und W (beide Hss. verschollen; von Carl Friedrich Walch: Vermischte Beyträge zu dem dt. Recht. Tl. . Jena , erwähnt; . Jh.). – S–S (alle vier Hss. verschollen; von August Friedrich Schott: Catalogus Bibliotheca. Leipzig , S. , Nr. –, erwähnt; ohne Beschreibung der Hss.). A: Gottfried August Hoffmann: Statuta Localia von Ober- und Nieder-Sachßen, auch andern Orten und Städten mehr, so von der Gerade und dem Heer-Geräthe handeln […]. Tl. . Frankfurt/Leipzig (Freiberger Statuten). – C. F. Walch: Vermischte Beyträge zu dem dt. Recht. Tl. . Jena . – Das Stadt-Recht der Stadt Freyberg in Sachsen mit einer Gesch. desselben. Bearb. v. Johann Friedrich Klotzsch. In: Sammlungen zu den Dt. Land- und Stadtrechten. Tl. . Hg. v. A. F. Schott. Leipzig . – Das Freiberger Stadtrecht. Festgabe zum achthundertjährigen Regierungs-Jubiläum des Hauses Wettin. Hg. v. Hubert Ermisch. Leipzig . – Ders.: Urkundenbuch der Stadt Freiberg. Bd. (Codex diplomati
Neumarkter Rechtsbuch cus Saxoniae regiae B/). Leipzig . – Online: drw – deutsches rechtswörterbuch. L: Zur älteren Literatur siehe Ermisch () S. –. – A. H. Benna, HRG () Sp. f. – H. Ermisch: Das Verzählen. Ein Beitr. zur Gesch. des Strafverfahrens gegen Abwesende. In: Neues Arch. für sächsische Gesch. und Altertumskunde () S. –. – Rudolf Böhme: Das Beweissystem des Freiberger Stadtrechtes. Borna . – Die Bergstadt Freiberg in Sachsen und ihre Umgebung. Hg. vom Rat der Stadt Freiberg. Bearb. v. Otto Eduard Schmidt. Berlin . – Hans Retzlaff: Die Entwicklung des Rechtsgangs nach dem Freiberger Stadtrechtsbuch. Leipzig . – Constantin Täschner: Beitr. zur Freiberger Verfassungsgesch. In: Mitt. des Freiberger Altertumsvereins () S. –. – Manfred Unger: Stadtgemeinde und Bergwesen Freibergs im MA. Weimar . – Walther Herrmann: Die Entwicklung der Stadt Freiberg im . und . Jh. In: Sächsische Heimatbll. () S. –. – Gesch. der Bergstadt Freiberg. Hg. v. Hanns-Heinz Kasper/Eberhard Wächtler. Weimar . – Regine Metzler: Textproduktion und rhetorisch vorgegebene Textsortenstruktur. Ein Versuch über das Freiberger und Zwickauer Stadtrechtsbuch. In: Forschungsinformation. Lokale und regionale Sprachgeschichtsforschung. Hg. v. Horst Naumann. Zwickau , S. –. – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , S. f. – Ders.: Ergänzungen zu «Dt. Rechtsbücher des MA». In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –, hier Nr. a. – Uwe Richter: Freiberg im MA (Schriftenreihe des Stadt- und Bergbaumuseums Freiberg, .). Freiberg . – M. Unger: Das Freiberger Stadtrechtsbuch der Jahre –/. In: Sächsische Justizgesch. Bd. : Rechtsbücher und Rechtsordnungen in MA und früher Neuzeit (Schriftenreihe des Sächsischen Staatsministeriums der Justiz). Leipzig , S. –. – Denkmale in Sachsen: Stadt Freiberg. Bde. Hg. v. Yves Hoffmann/ U. Richter (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland). Freiberg –. – Jahre Freiberger Bergbau. Freiberg . – Ewald Hausmann: Das Münzrecht als Bestandteil des Freiberger Stadtrechts. In: Freiberger Münzbll. () S. –. – U. Richter/Wolfgang Schwabenicky: Freiberg bis . Stadtentwicklung und Bergbau. In: «daz silber gehort yn die muncze czu Friberg».
. Hälfte . Jh. Die Münzstätte Freiberg von den Anfängen bis zu ihrer Aufhebung durch Kurfürst August. Bd. . Hg. v. Hans Friebe/Christel Grau. Freiberg , S. –. – André Thieme: Die Ämter Freiberg und Wolkenstein. Hist. Entwicklung und Strukturen bis zur Mitte des . Jh. In: Herzog Heinrich der Fromme (–). Hg. v. Y. Hoffmann/U. Richter. Beucha , S. –. – Die Frühgesch. Freibergs im überregionalen Vergleich. Städtische Frühgesch. – Bergbau – früher Hausbau. Hg. v. dens. Halle . – U. Richter: Die Stadt Freiberg um . In: Die Gedankenwelt Dietrichs von Freiberg im Kontext seiner Zeitgenossen. Hg. v. Karl-Hermann Kandler u. a. (Freiberger Forschungshefte. Reihe D: Gesch. ). Freiberg , S. –. DB/MM Neumarkter Rechtsbuch. – Nach . Das N. R. ist eine Zusammenstellung wichtiger Texte sächsischen Rechts in Bezug auf das Weichbild und die Stadt Neumarkt in Schlesi´ ´ aska); en (Sroda Sl ˛ es ist nicht identisch mit dem Halle-Neumarkter Recht von . Obwohl das N. R. mit nur einer fragmentarisch überlieferten und zwei verwandten Handschriften eine geringe nachweisbare Verbreitung erfuhr, soll es nach dem HRG () in « Orten des schlesischen Flachlandes» und sehr oft in Polen angewendet worden sein. Die Handschrift mit dem N. R. ist wie folgt gegliedert: . Index sämtlicher vom dritten bis zum fünften Teil aufgezählten Titel; . lat. Weltchronik nach sechs Zeitaltern («Sex sunt aetates mundi»); . eine lat. Fassung des ins Jahr datierten Halle-Neumarkter Rechts von (?); . mitteldt. Sachsenspiegel-Landrecht des → Eike von Repgow mit Auszügen aus dem Lehnrecht, . Magdeburg-Breslauer Recht von und mit Ergänzungen. Aufgrund der fragmentarisch überlieferten Handschrift ist der vierte Teil nicht vollständig erhalten, der fünfte fehlt bis auf die im Index genannten Titel vollständig. Die Sprüche aus dem Magdeburg-Breslauer Recht von bieten den einzigen sicheren Hinweis zum Terminus post quem. In der aktuellen Forschung wird u. a. von einer Entstehung in Görlitz um / ausgegangen. Der dem N. R. verwandte Krakauer Kodex (Synopse bei Meinhardus []) entstand ca. , der verwandte Breslauer
. Hälfte . Jh. Kodex im . Jh. (Oppitz [], Nr. und ). Das N. R. scheint inhaltlich planvoll angelegt zu sein: Danach dürfte die Weltchronik als historische Einleitung beabsichtigt gewesen sein, der das Magdeburger Recht im Sinne einer Kombination aus Stadtrecht und Sachsenspiegel (hier als «iura civilia Meideburgensia» bezeichnet, anderorts als «ius Maideburgense» oder «sächsisches Landrecht») folgte. Daran anschließend wurden wiederum Auszüge aus dem Sachsenspiegel-Lehnrecht durch eine Überschrift als neue Materie eingeführt, ebenso die nachfolgenden Artikel zum Bauern- und Dorfrecht. Den Abschluss bilden die nicht überlieferten Artikel zum Magdeburg-Breslauer Recht, die ebenfalls durch eine eigene Überschrift im Register («Hi hebit sich an dasz registrum von Meideburk und die czal») ausgewiesen werden. Es gibt im N. R. zahlreiche inhaltliche Veränderungen im Vergleich zu seinen Vorbildern, die den Unterschieden zwischen sächsischem Recht und schlesischen Gewohnheiten Rechnung tragen, auch wurden Artikel aus dem Sachsenspiegel getilgt (vor allem aus dem . Buch) und zahlreiche neue Artikel unbekannten Ursprungs hinzugefügt (Art. , , , –, –, , –, –, –, –). An wenigen Stellen wurden die regionalen Bezüge aus der Vorlage geändert, wenn nämlich der «König» durch den «Herzog» bzw. das «Land zu Sachsen» durch «Land zu Neumarkt» ersetzt wurden. Von diesen namentlichen Veränderungen leitete Meinardus, der Editor des N. R., auch den Titel für das von ihm herausgegebene Werk ab. Darüber hinaus machte eine andere Hand im Text des N. R., das in einem Zug geschrieben worden zu sein scheint, Korrekturen und inhaltliche Bezüge am Rand kenntlich. Die sonst unbekannte Weltchronik soll Anleihen aus → Isidors von Sevilla Historia Gothorum, Wandalorum, Sueborum (Chronica minora saec. IV., V., VI., VII., Bd. , hg. v. Theodor Mommsen. Berlin [MGH. Auct. ant. ] S. –), dem Liber genealogus anni – (Chronica minora saec. IV., V., VI., VII., Bd. , hg. v. Theodor Mommsen. Berlin [MGH. Auct. ant. ] S. –) und den historischen Exkursen im Sächsischen Weichbildrecht aufweisen (Meinardus [], S. f.). Eine gründliche Studie zu diesem Werk steht allerdings noch aus. Bei dem nachfolgenden Hallenser Schöffenbrief handelt es sich um eine Abschrift der auf Wunsch Herzog Heinrichs I. von Schlesien
Neumarkter Rechtsbuch (–) verfassten Rechtsmitteilung für die Stadt Neumarkt (Halle-Neumarkter Recht), in der die Abfassung der Rechtsmitteilung allerdings nicht wie andernorts ins Jahr datiert wird, sondern ins Jahr . Meinardus votierte für die Richtigkeit der Datierung, daraufhin wurde in zahlreichen kleineren und größeren Studien versucht, Gegenteiliges zu belegen. Vergleichende Studien von Sandow [] und Hünicken []) ergaben allerdings, dass zwar die lat. Urkunde zum Halle-Neumarkter Recht von tatsächlich in das angezeigte Jahr gehören dürfte, jedoch könne nicht ausgeschlossen werden, dass ähnliche Fassungen bereits in der zweiten Hälfte des . Jh. entstanden seien (zuletzt hielt Kannowski [, S. f.] diese Möglichkeit nicht für ausgeschlossen). Inhaltlich ist jedenfalls der Anschluss dieses Textes an die einleitende Chronik von den sechs Weltzeitaltern durchaus gerechtfertigt und räumt dem genannten Halle-Neumarkter Recht den der Bedeutung entsprechenden Platz ein. Ü: Wrocław, Wojewódzkie Archiwum Pa´nstwowe, Rep. V (Pap., Mitte oder zweite Hälfte des . Jh., mitteldt.; Fragment). A: Otto Meinardus: Das N. R. und andere Neumarkter Rechtsquellen (Darstellungen und Quellen zur schlesischen Gesch. ). Breslau . L: Dietlinde Munzel, HRG () Sp. f. – Ulrich-Dieter Oppitz, VL () Sp. –. – Heiner Lück: Halle-Neumarkter Recht. In: HRG () Sp. –. – Carl Gustav Homeyer: Die Extravaganten des Sachsenspiegels. In: Abh. der Kgl. Akad. der Wiss. in Berlin () S. –. – O. Meinardus: Das Halle-Neumarkter Recht von (Darstellungen und Quellen zur schlesischen Gesch. ). Breslau . – Rudolf Kötzschke: Der Hallische Schöffenbrief für Neumarkt in Schlesien und das älteste Neumarkter Recht. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Adolf Schaube: Die beiden Hallenser Schöffenbriefe für Neumarkt und ihre Bearb. daselbst. In: Zs. des Ver. für Gesch. und Altertumskunde Schlesiens () S. –. – C. G. Homeyer: Die dt. Rechtsbücher des MA und ihre Hss. Neu bearb. v. Conrad Borchling/Karl August Eckhardt/Julius von Gierke. . Abt. Weimar , S. (Nr. ). – Erich Sandow: Das Halle-Neumarkter Recht (Deutschrechtliche Forschungen ). Stuttgart . – R. Kötzschke: Um das Halle-Neumarkter Recht.
Erweitertes Rigaer Stadtrecht In: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgesch. () S. –. – FS zur Jahrfeier des Neumarkter Rechts (–). Hg. v. Franz Zmarzly. Neumarkt . – Theodor Goerlitz: Zum Jahr der Hallischen Rechtsmitteilung an Neumarkt. In: Zs. der SavignyStiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Rolf Hünicken: Das HalleNeumarkter Recht von , eine urkundenkrit. Betrachtung. In: Thüringisch-sächsische Zs. für Gesch. und Kunst () S. –. – Gertrud Schubart-Fikentscher: Die Verbreitung der dt. Stadtrechte in Osteuropa (Forschungen zum dt. Recht /). Weimar , S. –. – U.-D. Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Köln/Wien , Bd. , S. ; Bd. , Nr. . – Zbigniew Zdrójkowski: Geneza prawa sredzkiego i jego rola dziejowa (–). In: Acta Universitatis Wratislaviensis. Historia () S. –. – Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen. Unters. zur Gesch. des Rechts und seiner Sprache. Hg. v. Inge Bily u. a. Berlin/Boston , S. f. – Bernd Kannowski: «ius civile inscripsimus a nostris senioribus observatum». Der hallische Schöffenbrief für Neumarkt von . In: Halle im Licht und Schatten Magdeburgs. Eine Rechtsmetropole im MA. Hg. v. H. Lück. Halle , S. –. – Wieland Carls: Zur Verbreitung des Halle-Neumarkter Rechts in Schlesien. In: ebd., S. –. DB/MM Erweitertes Rigaer Stadtrecht (auch: Umgearbeitetes oder Vermehrtes rigisches S.). – Ende . Jh./Anfang . Jh. Das wohl im Auftrag der Stadt Riga aufgezeichnete Recht ist in einer juristischen Sammelhandschrift überliefert, die bis zum . Jh. im Gebrauch städtischer Amtsinhaber war und in der von mehreren Händen Nachträge ergänzt wurden. In der Handschrift be nden sich über das E. R. S. hinaus noch einleitende Gebete für den Stadtrat, eine Ratswahlordnung und der Eid der Ratsleute, die Schragen der Gerber, Schuhmacher und Goldschmiede, eine Bauordnung sowie sieben lose beigefügte Blätter mit diversen Rechtssachen. Das in Nd. geschriebene E. R. S. umfasst elf Teile mit insgesamt Artikeln; jedem Teil gehen eine Überschrift und ein Register voraus: Tl. «des rades bock» (Verfahren vor dem Stadtrat, Art.), Tl. «des vagedes bock» (Gerichtsverfahren, Art.), Tl. «van thugen» (Beweis durch Zeugen,
. Hälfte . Jh. Art.), Tl. «van erve» (unbewegliches Gut und dingliche Rechte, Art.), Tl. «van echtschop der guder halven» (Güterrecht der Ehegatten und Erbrecht, Art.), Tl. «van echtschop der frige guder halven» (vom außerehelichen Beischlaf, Art.), Tl. «van vormundschop und testamenten» (Vormundschaft und Testament, Art.), Tl. «van verfelschunge» (von falscher Münze, falschem Gewicht und Maß, Fälschung von Gütern und Waren, Art.), Tl. «van vorsate, blawe und blut» (Verbrechen gegen Leib, Leben und Ehre, Art.), Tl. «van rovern und deven» (Raub, Diebstahl, Ketzerei, Giftmischerei, Art.), Tl. «van schiprechte» (Seerecht und Flussschifffahrt, Art.). Jedem Teil, außer dem achten, sind spätere Zusätze von insgesamt Händen hinzugefügt worden, die jüngsten Hände dürften ins . Jh. zu datieren sein. Das vorliegende Original wird im letzten Jahrzehnt des . Jh. bzw. im ersten Jahrzehnt des . Jh. entstanden sein. Von diesem Original kennt Napiersky () insgesamt , oft leicht gekürzte Abschriften aus dem . und . Jh. Darüber hinaus verfüg(t)en einige Städte mit Rigaer Recht auch über Abschriften des E. R. S., z. B. Pernau ( Abschriften), Dorpat ( Abschriften), Goldingen ( Abschriften), Hasenpoth ( Abschrift) und Hapsal ( Abschrift); die dem ersten Druck des E. R. S. von Oelrichs zugrunde liegende Handschrift befand sich im . Jh. in der Bremer Stadtbibliothek. Gut die Hälfte der im → Hamburg-Rigaer Stadtrecht be ndlichen Artikel fanden im E. R. S. Berücksichtigung; sie wurden teils ohne wesentliche Änderungen entlehnt oder auch stark bearbeitet und erweitert. Aus den → Rigaer Stadtrechten für Hapsal sind Artikel hinzugezogen worden, ebenso nden sich Adaptionen aus dem ältesten Rigaer Stadtrecht, dem → Erweiterten livländischen Ritterrecht, dem → lübischen Recht und weiteren zum Teil unbekannten Quellen zum livländischen Recht; die Rezeption des römischen Rechts spielt für diese Redaktion allerdings keine Rolle. Insbesondere die beiden ersten Teile weichen in der Reihenfolge von dem vorbildlich wirkenden Hamburg-Rigaer Recht ab; sie behandeln Sachen, die unmittelbar mit dem Stadtrat in Verbindung stehen und bringen eine Gerichtsordnung mit einer detaillierten Beschreibung der Rechte und P ichten des Vogtes und dessen Beisitzer. Ü (nach Napiersky, ): Das Original befand sich noch im Ratsarchiv der
. Hälfte . Jh. Stadt Riga (Perg, nd., ./. Jh., Provenienz: Riga). A: Gerhard Oelrichs: Dat Rigische Recht und de gemenen stichtischen Rechte ym Sticht Ryga […]. Bremen , S. –. – Die Quellen des Rigischen Stadtrechts bis zum Jahr . Hg. v. Jakob Gottlieb Leonard Napiersky. Riga (Nachdr. Paderborn ) S. –. L: Bibliographien zur livländischen Rechtsgeschichte (Quellen und Literatur) bei: Eduard Winkelmann: Livoniae historica. Systematisches Verz. der Quellen und Hilfsmittel zur Gesch. Estlands, Livlands und Kurlands. Berlin (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Oswald Schmidt: Rechtsgesch. Liv-, Est und Curlands. Aus dem Nachlasse des Verfassers hg. v. Eugen v. Nottbeck. Dorpat (Nachdr. Hannover ) S. – (ebd. eine Besprechung der damaligen Archivbestände). – Dt. Gesch. im Osten Europas. Baltische Länder. Hg. v. Gert Pistohlkors. Berlin , S. –. Einen Überblick über die ma. Rechtsquellen Livlands in drei, immer aufs Neue verbesserten Ausgaben bietet Friedrich Georg von Bunge: Beitr. zur Kunde der liv-, esth- und curländischen Rechtsquellen. Riga/Dorpat . – Ders.: Einleitung in die liv-, esth- und curländische Rechtsgesch. und Gesch. der Rechtsquellen. Reval . – Ders.: Altlivlands Rechtsbücher, zum Theil nach bisher unbenutzten Texten. Leipzig . Hermann Blaese/Dietmar Willoweit: Baltische Länder. In: HRG () Sp. –. – Georg Friedrich von Bunge: Die Stadt Riga im . und . Jh. Gesch., Verfassung und Rechtszustand. Leipzig (Nachdr. Hannover ). – Leo Leesment: Die Verbrechen des Diebstahls und des Raubes nach den Rechten Livlands im MA. Dorpat (Nachdr. Goldbach ). – Leonid Arbusow d. J.: Livland. Mark des Reiches –. Ein Abschnitt dt. Verfassungs- und Rechtsgesch. Riga . – Raoul Zühlke: Bremen und Riga. Zwei ma. Metropolen im Vergleich. Stadt, Land, Fluß (Arbeiten zur Gesch. Osteuropas ). Münster u. a. . DB/MM Albrecht von Bardewik (auch: Albert, A. v. Bardewich, Bardowi[e]k, van Bardewic u. ä.), † vor Dezember . – Chronist, Kaufmann, Kanzler und Bürgermeister von Lübeck. Der Lübecker Bürger kam als Tuchhändler zu Wohlstand und betrieb u. a. Handel mit Flandern.
Albrecht von Bardewik Er war seit Ratsmitglied, daneben Kanzler und seit Bürgermeister von Lübeck. Als Kanzler initiierte A. juristische und historische nd. Aufzeichnungen, die in der Lübecker Ratskanzlei abgefasst wurden. So verantwortete er eine Fassung des Lübischen Rechts, die gegenüber älteren Redaktionen einen größeren Umfang und eine systematischere Anlage aufweist. Zu A.s Lebzeiten entstanden danach noch weitere Fassungen, die u. a. für die Stadt Elbing geschrieben wurden. wurde im Auftrag A.s das Lübische Schiff- und Seerecht aufgezeichnet. Die Forschung geht von einer hamburgischen Vorlage des Werks aus. Unter A. entstand außerdem eine Chronik städtischer, landes- und reichspolitischer Ereignisse von bis , u. a. über Heinrich I. von Mecklenburg, Adolf von Nassau und Albrecht von Österreich. Alexander → Huno und → Luder von Ramesloh gelten als wichtige Beiträger der Chronik. Die Forschung hat als Quellen des Werks auch Volkslieder erwogen, da der Text partiell Reimreste aufweist. Von Interesse ist die Chronik u. a. wegen einer in ihr enthaltenen Aufzählung städtischer Ämter und Lübecker Ratsmänner. Sie ist außerdem ein frühes Beispiel für amtliche Geschichtsschreibung in Lübeck. Ü: . Lübisches Stadtrecht: Ausgewählte Hss. aus A.s Zeit: Lübeck, Stadtarch., Hs. , Bll. (Perg., Lübeck, mit Einträgen bis Mitte . Jh., nordnd.; verschollen). – Kopenhagen, Kgl. Bibl., cod. Thott. °, Bll. (Perg., Lübeck, / mit Einträgen bis ins . Jh., ostelbisch). – Danzig, Staatsarch., APG , / (früher Elbing, Stadtarch., ohne Sign.), Bll. (Perg., Lübeck, mit Einträgen bis ins . Jh., nordnd.). – Kolberg, Ratsarch., ohne Sign. (sog. Kolberger Codex des Lübischen Rechts) (Perg., Lübeck, mit Einträgen bis ins . Jh., nordnd.; verschollen). – Danzig, Staatsarch., APG , / (früher Elbing, Stadtarch., cod. E ), – (Perg., frühes . Jh., mitteldt.). – Vgl. auch http://www.handschriftencensus.de/ werke/, http://www.handschriftencensus.de/ werke/, http://www.handschriftencensus.de/ , http://www.handschriftencensus.de/. – Ausführliches Verz. von Hss. und Fragm. des Lübischen Rechts (auch jenseits von A.s Zeit): http:// www.handschriftencensus.de/werke/. . Chronik: Lübeck, Stadtarch., Hs. , r–r (Perg., Lübeck, mit Einträgen
Huno bis ins . Jh., nordnd.). – Vgl. http://www. handschriftencensus.de/werke/. . Lübisches Seerecht: Lübeck, Stadtarch., Hs. , r–r (Perg., Lübeck, mit Einträgen bis ins . Jh., nordnd.). – Vgl. http://www. handschriftencensus.de/werke/. A: . Lübisches Stadtrecht: Das alte lübische Recht. Hg. v. Johann Friedrich Hach. Lübeck (Nachdr. Aalen ) S. –, –. – Das Kolberger Rechtsbuch. Der Kolberger Kodex des Lübischen Rechts von . Faksimiledruck der verschollenen Hs. mit hochdt. Übersetzung und Glossar. Hg. v. Peter Jancke. Hamburg . . Chronik: Die Chron. der dt. Städte vom . bis ins . Jh. Bd. : Die Chron. der niedersächsischen Städte. Lübeck . Hg. v. Karl Koppmann. Leipzig (Nachdr. Göttingen ) S. –. . Lübisches Schiffrecht: Urkundenbuch der Stadt Lübeck. Bd. /. Hg. vom Ver. für Lübeckische Gesch. und Altertumskunde. Lübeck (Nachdr. Osnabrück ) S. – (Nr. ). – The Black Book of the Admiralty . Hg. v. Travers Twiss. London (Nachdr. Nendeln ) S. – (mit engl. Übers.). Ältere Ausg. bei Keil (s. Lit.). L: Wilhelm Mantels: Albert v. B. In: ADB () S. . – Olof Ahlers: Bardewik [Familienartikel]. In: NDB () S. . – Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Angelika Lampen: Lübisches Recht. In: VL () Sp. –. – Edward Carstenn: Die Elbinger Hss. des Lübischen Rechts. In: Zs. des Westpreußischen Geschichtsver. () S. –, hier S. –. – Hans Teske: Ein verlorenes mnd. Lied über die Heimkehr Herzog Heinrichs von Mecklenburg. In: Nd. Korrespondenzbl. () S. –. – Gustav Korlén: Die mnd. Texte des . Jh. Beitr. zur Quellenkunde und Grammatik des Frühmnd. Lund/ Kopenhagen , S. –, –. – Ders.: Norddt. Stadtrechte. Bd. . Das mnd. Stadtrecht von Lübeck nach seinen ältesten Formen. Lund/ Kopenhagen , S. – u. ö. – Gerhard Eis/G. Keil: Nachtrag zum VL. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. –, . – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA (Gesch. der dt. Lit. im MA ). München , S. f., , . – Barbara Hoen: Dt. Eigenbewußtsein in Lübeck. Zu Fragen spätma. Nationsbildung. Sigmaringen , S. f. – Ralf G. Päsler: Deutschsprachige Sachlit. im Preußenland bis . Unters. zu ihrer
. Hälfte . Jh. Überl. Köln u. a. , S. u. ö. – Günter Kruse: Die Familie des Lübecker Kanzlers und Bürgermeisters Albert v. B. mit einer Deszendenz bis Wladimie I. Uljanow (Lenin). In: Arch. für Familiengeschichtsforschung () H. , S. –. MM Huno, Alexander, † .. Lübeck. – Stadtschreiber von Lübeck, Chronist. H. schloss sein Studium als Magister ab und war – Stadtschreiber und Ratsnotar in Lübeck. Während dieser Zeit unternahm er im Auftrag des Lübecker Stadtrats mehrere diplomatische Missionen: reiste er nach Mainz zu König Rudolf I., nach Rom zu Heinrich I. von Mecklenburg. traf er mit König Albrecht I. zusammen. Weitere Reisen führten ihn nach Frankfurt/M. und nach Prag zu dem böhmischen König Johann von Luxemburg. Von bis zu seinem Tod amtierte H. als Lübecker Ratsherr. H. war wie → Luder von Ramesloh Beiträger der von bis reichenden Chronik des → Albrecht van Bardewik. Im Auftrag Albrechts schrieb H. einen Bericht über die Rückkehr Heinrichs I. von Mecklenburg im Jahr . Heinrich war während einer Pilgerreise nach Palästina in sarazenische Gefangenschaft geraten. Vor dem Hintergrund seiner langen Abwesenheit war Heinrichs Rückkehr über Rom ein außerordentliches Ereignis und entsprechend berichtenswert. Albrecht nahm H.s Bericht in den ersten Teil der Chronik auf. Der Text ergänzt die Ereignisse um Heinrich durch Nachrichten aus dem Reich. Auch ein zeitgenössisches Lied über die Geschehnisse oss in den Bericht ein. Umstritten ist H.s Autorschaft der lat. → Annales Lubicenses, die mit der Chronik des Albert von Stade in einer Handschrift des . Jh. überliefert sind. Die Annalen verzeichnen für die Zeit von bis Ereignisse aus Lübeck sowie aus Kaiser- und Papstgeschichte. Zu ihren Quellen zählt u. a. die Chronik des → Martin von Troppau. Die Annales Lubicenses berichten außerdem über die Rückkehr Heinrichs I. von Mecklenburg. Die Forschung verneint jedoch eine Abhängigkeit dieser Schilderung von Albrechts Chronik. Die Abfassungszeit der Annales Lubicenses sowie der offensichtliche Zugriff des Verfassers aus Lübecker Dokumente können zwar als Indizien für eine Autorschaft H.s aufgefasst werden. Aufgrund inhaltlicher Anhaltspunkte – etwa religiöser und politischer Präferenzen des
um Verfassers – hat man den Text H. jedoch zuletzt abgesprochen. Als Autor wird vielmehr ein unbekannter Angehöriger eines Bettelordens erwogen, etwa ein Lübecker Minorit. Ü: . Bardewiksche Chron.: Chronik: Lübeck, Stadtarch., Hs. , r–r (Perg., Lübeck, mit Einträgen bis ins . Jh., nordnd.). – Vgl. http://www.handschriftencensus.de/ werke/. . Annales Lubicenses: Wolfenbüttel, HAB, cod. Helmst. (Perg., Lübeck, nach im . Jh.; Abschrift). – Vgl. Otto von Heinemann: Die Hss. der herzoglichen Bibl. zu Wolfenbüttel. Bd. : Die Helmstedter Hss. Tl. . Wolfenbüttel , S. . A: . Bardewiksche Chron.: Die Chron. der niedersächsischen Städte. Lübeck. Bd. . Hg. v. Karl Koppmann (Chron.dt.St. ). Leipzig (Nachdr. Göttingen ) S. –. . Annales Lubicenses: Annales Lubicenses. Hg. v. Johann Martin Lappenberg. In: MGH SS . Hannover , S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Lappenberg (s. Ausg.). – Friedrich Bruns: Der Verfasser der Lübecker Annalen. In: Lübische Forschungen. Jahrhundertgabe des Ver. für Lübeckische Gesch. und Altertumskunde. Hg. v. Ver. für Lübeckische Gesch. und Altertumskunde. Lübeck , S. –. – Friedrich Bruns: Die Lübecker Syndiker und Ratssekretäre bis zur Verfassungsänderung von . In: Zs. des Ver. für Lübeckische Gesch. und Altertumskunde () S. –. – Johannes Bernhard Menke: Geschichtsschreibung und Politik in dt. Städten des SpätMA. In: Jb. des Köln. Geschichtsver. / () S. –. – G. Keil/Gerhard Eis: Nachträge zum VL. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. . – Klaus Wriedt: Die ‹Annales Lubicenses› und ihre Stellung in der Lübecker Geschichtsschreibung des . Jh. In: DA () S. –. – Michael Lutterbeck: Der Rat der Stadt Lübeck im . und . Jh. Politische, personale und wirtschaftliche Zusammenhänge in einer städtischen Führungsgruppe. Lübeck , S. f. u. ö. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Vgl. auch die Lit. zu Albrecht von Bardewik. MM Abstractum-Glossar (Glossarium abstractum). – Lat.-dt. Wörterbuch, um . Das nach seinem Anfangslemma benannte A.G. enthält lat. Begriffe aus dem theologisch
Abstractum-Glossar philosophischen Bereich mit mhd. Erklärungen. Diese bieten über eine reine Übersetzung der lat. Lemmata hinausgehende Erläuterungen und Interpretationen. Das A.-G. verzeichnete ursprünglich Lemmata, wurde in späteren Fassungen aber auf über Einträge erweitert. Nach einer These der Forschung könnte es sich bei dem Wörterbuch ursprünglich um Interlinearglossen zu einem lat. Text gehandelt haben, die dann alphabetisch lemmatisiert wurden. Die Entstehung des Wörterbuchs wird von der Forschung – u. a. aufgrund der zahlreichen theologischen Termini – im Umfeld des franziskanischen Studiums von Erfurt vermutet. Dort diente das A.G. wahrscheinlich zur Schulung dt. Studienanfänger, die es in lat. Fachbegriffe einführen sollte. Die Abfassung des A.-G. wird auf um datiert. So oss das A.-G. bereits in das entstandene Epitome des Johannes von Erfurt ein, eine Kurzfassung des Bibelwörterbuchs von → Guilelmus Brito. Der Verfasser des A.-G. ist unbekannt. Der früher als Autor vermutete Zisterzienser → Konrad von Heinrichau schrieb zwar die Glossare in Handschrift Br (), darf aber insgesamt höchstens als Bearbeiter des Textes gelten. Die Überlieferung des A.-G. setzt in der ersten Hälfte des . Jh. ein und umfasst mehr als Textzeugen. Nachweislich der Handschriften erlangte der Text bereits vor große Verbreitung im deutschsprachigen Raum, vor allem aber im bair.-österr. Sprachgebiet. Die Forschung hat das A.-G. häu g in Handschriften benediktinischer, franziskanischer und universitärer Provenienz nachweisen können. Insgesamt zählt das A.G. zu den frühesten Werken seiner Art, entfaltete aber eine bis ins . Jh. reichende Wirkung. Außer in Johannes’ Epitome wurde es auch im sog. AbbaGlossar (Vokabulariengruppe Abba – Avis – Abbreviare) verarbeitet. Weiterhin wirkte es u. a. auf Johannes → Münnerstadt, Fritsche → Closener, Wenzeslaus → Brack und Johannes → Melber aus Gerolzhofen. Ü: Mehr als Hss. und Fragm. ab der ersten Hälfte des . Jh. – Verzeichnis bei Honemann (s. Lit.). – www. handschriftencensus.de/werke/. – Auswahl früher Hss.: B: Berlin, SBB, mgq , ra–ra (Perg., erste Hälfte . Jh.). – E: Engelberg, Stiftsbibl., cod. , r–v (Perg., erste Hälfte . Jh.). – W: Wien, ÖNB, CVP , ra–va (Perg., ). – Br: Breslau, UB, Ms. IV Q , va–va (Perg., ).
Glossarium Bernense A: Altdt. Neujahrsbll. für . Mittelund nd. Dialektproben. Hg. v. Anton Birlinger/ Wilhelm Crecelius. Wiesbaden , Sp. –, –. – Alois Bernt: Ein Beitr. zu ma. Vokabularien. In: Unters. und Quellen zur germ. und romanischen Philologie. FS Johann von Kelle. Bd. . Hg. v. Kollegen und Schülern. Prag (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Konrad Gusinde: Konrad von Heinrichau und die Bedeutung der altschlesischen Vokabulare für die Mundartenforschung und Volkskunde. In: Mitt. der Schlesischen Ges. für Volkskunde / (/) S. –. – Mnd. Lesebuch. Hg. v. Wolfgang Stammler. Hamburg , S. –, . – Honemann (s. Lit.). L: Kurt Illing, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. . – Klaus Grubmüller: Vocabularius Ex quo. Unters. zu lat.-dt. Vokabularen des SpätMA (MTU ). München , S. –. – Georg Steer: Hugo Ripelin von Straßburg. Zur Rezeptions- und Wirkungsgesch. des ‹Compendium theologicae veritatis› im dt. SpätMA (TTG ). Tübingen , S. f., f. u. ö. – Georg Steer: Glossen und Glossare. In: Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zur Gegenwart. Bd. : Die dt. Lit. im späten MA . Hg. v. Ingeborg Glier. München , S. –, hier S. f. – Die Vokabulare von Fritsche Closener und Jakob Twinger von Königshofen. Bd. . Hg. v. Klaus Kirchert/Dorothea Klein (TTG ). Tübingen , S. u. ö. – Volker Honemann: Zur Überl. des ‹A.-G.s›. In: Lingua Germanica. Stud. zur dt. Philologie. Jochen Splett zum . Geburtstag. Hg. v. Eva Schmitsdorf u. a. Münster u. a. , S. –. – Bernhard Schnell: Zur Überl. der lat.-dt. Vokabulare im spätma. Schlesien. Die ‹Vokabulariengruppe Abba – Avis – Abbreviare›. In: Stud. zu Forschungsproblemen der dt. Lit. in Mittel- und Osteuropa. Hg. v. Carola L. Gottzmann/Petra Hörner. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – V. Honemann: Das A.-G. in der Berliner Hs. Ms. germ. quart und der Breslauer Hs. cod. IV. Q. . Beschreibung der Hss. und Edition. In: Äußern und Bedeuten. FS Eckard Rolf. Hg. v. Jan Claas Freienstein u. a. Tübingen , S. –. MM Glossarium Bernense. – Lat.-mndl. Wörterbuch, entstanden um . Anders als der Name vermuten lässt, ist das G. B. keine Sammlung von Glossen. In Analogie zu lat.
um lat. Vokabularien angelegt, entspricht in der Regel dem lat. Lemma ein mndl. Wort; lat. Erklärungen nden sich nur selten. Verwandte Textzeugen sind das Glossarium Trevirense (Trier, StB, Hs. /; . Jh.) und das Glossarium Harlemense (Haarlem, Stadsbibliotheek, D d; ca. ). Eine Wirkung des G. B. in den dt. Raum hinein liegt auf jeden Fall beim Glossarium St. Florianense vor (St. Florian/Oberösterreich, Stiftsbibl., Hs. XI ). «Die vor B (= Bernense), F (= St. Florianense), T (= Trevirense) liegende Version ist ohne Zweifel ein limburgischer Text, vermutlich des . Jahrhunderts» (Rooth –, S. ). Zu weiteren möglichen Verwandtschaftsbeziehungen vgl. de Man/van Sterkenburg, S. – und S. f. Das mehr oder weniger alphabetisch geordnete G. B. ist der erste bekannte Versuch, lat. Wörter mit Hilfe des Mndl. zu umschreiben. Es enthält lat. Einträge – beginnend mit «(A), ab» und endend mit «volatus, volucris, volucer» – und ca. mndl. Wörter (ca mndl. Wortformen). Zu lat. Wörtern gibt es keine mndl. Erklärung. Ü: Bern, Burgerbibl., Cod. . A: F. Buitenrust Hettema (Hg.): Het Nederduitsch glossarium van Bern (Bibliotheek van middelnederlandsche letterkunde ). Leiden/ Groningen (nach den mndl. Übersetzungen alphabetisch geordnet). – Het glossarium Bernense. Een Vroegmiddelnederlandse tweetalige LatijnsLimburgs woordenlijst. Opnieuw uitgegeven met een inleiding, translitteratie en commentaar en van een alfabetische en retrograde index voorzien door L. de Man/P. G. J. van Sterkenburg (Oude Nederlandse woordenboeken ; ). ’s-Gravenhage . L: Karin Miethaner-Vent, VL () Sp. . – Jac. van Ginneken: Het G. B. In: Onze Taaltuin (–) S. –. – Erik Rooth: Mndl. Wortstud. In: Nd. Mitt. / (–) S. –; / (–) S. –. – A. van Loey: Over het Mnl. diminutiefsuffix ‹-sken›. In: Verslagen en mededelingen van de Koninklijke Academie voor Nederlandse taal- en letterkunde (nieuwe reeks) () S. –. – de Man/von Sterkenburg (s. Ausg.). – Johann Peter Gumbert/J. J. van der Voort van der Kleij: Een Nederlands woordenboek uit de e eeuw. In: Tijdschrift voor Nederlandse Taal- en Letterkunde () S. –. – W. J. J. Pijnenburg: Wie wil werken uit desen boke ... In: Een school spierinkjes. Kleine opstellen over Middelnederlandse artes-literatuur. Hg. v. Willem Pieter Gerritsen u. a. (Middeleeuwse studies en bronnen ). Hilversum , S. –. – Tanneke
um Schoonheim: The vocabulary of the ‹G. B.›. Some aspects of the use of a wordlist as source material for a historical dictionary. In: ABäG () S. –. BJ Termini iuristarum (Iuristarum termini metrice). – Versglossar, spätestens um . Die Entstehung der anonym überlieferten T. i. wird von der Forschung spätestens um im nd. Sprachgebiet vermutet. Aus dieser Zeit stammt auch der wahrscheinlich älteste Textzeuge der mindestens Handschriften umfassenden Überlieferung. Die Originalfassung der T. i. gilt als verloren, die weitere Textentwicklung als sehr heterogen. Durchgängig bieten die T. i. ein Glossar von Sachbegriffen, das in Hexameter-Merkverse gefasst ist. Dt. und lat. Begriffe stehen darin meist unmittelbar nebeneinander (z. B. «Monere manen»), sind teilweise aber auch durch Füllwörter wie «dic» und «sit» verbunden. Während in manchen Zeilen die lat. den dt. Begriffen vorausgehen, ist an anderen Stellen auch die umgekehrte Reihenfolge feststellbar. Umfang und Inhalt der Textfassungen schwanken stark. Das Glossar wurde vermutlich nach dem Vorbild lat. Vokabularien der Nominalia-Tradition verfasst und enthielt zunächst juristische Begriffe. Dann wurden auch Lemmata aus Natur, Alltag und Landwirtschaft hinzugefügt. Hinzu kamen Begriffe aus ursprünglich eigenständigen, oft mit den T. i. überlieferten Vokabularien. Dies führte zu einer Vielzahl von Textfassungen, die häu g unikal oder in wenigen Handschriften überliefert sind und deren Zusammenhänge nur teilweise erforscht sind. Die wichtigste Fassung der T. i. wird Jakob → Twinger von Königshofen zugeschrieben und auf datiert. Der mehr als Verse umfassende Text ist in weit über zehn Handschriften vor allem des obd. Gebiets erhalten. Er ist meist mit dem → Vocabularius Ex quo oder der zweiten Fassung von Twingers Vokabular überliefert, zu dem er auch inhaltliche Parallelen aufweist. Die Forschung vermutet die Verwendung einer Vorlage durch Twinger, doch ist diese bis heute unbekannt. Twinger erweiterte den juristischen Bestand der T. i. um Begriffe aus dem ma. Alltag, etwa aus den Bereichen des Essens und Trinkens sowie der Landwirtschaft. Zwei Handschriften des . Jh. enthalten eine Kurzfassung der T. i. mit aufgelösten Versen. Im . Jh. erlangten die T. i. dann gedruckt größere
Termini iuristarum Verbreitung: In mehr als zehn Ausgaben erschien ab eine Verse lange Fassung der T. i. mit dem Titel Iuristarum termini metrice. Der Text bildet den Anhang zu Straßburger und Hagenauer Drucken des Elucidarius carminum et historiarum Vel Vocabularius poeticus [...] von Hermannus Torrentinus. Eine handschriftliche Vorlage dieser Fassung wurde bisher nicht identi ziert. Ü: . Gesamtüberl.: Mindestens Hss. seit um . – Verzeichnis bei Kirchert (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/werke/. – Als älteste Hs. gilt: Basel, UB, cod. F III , v–r (Perg., um ). – Vgl. www. handschriftencensus.de/. . Twingersche Fassung: Mindestens Hss. ab . – Vgl. Kirchert (s. Lit.). – Kirchert (s. Lit.). – Wahrscheinlich älteste Hss.: Darmstadt, LB, Hs. , r–r (Pap., ). – Vgl. www. handschriftencensus.de/. . Kurzglossar-Fassung: Wien, ÖNB, cod. , Bl. II (Pap., um Mitte . Jh.). – München, BSB, cgm , va–rb (Pap., Leipzig, ). – Vgl. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. – Kirchert (s. Lit.) S. , . – Klein (s. Lit.). – Handschriftenbeschreibung der ÖNB, http://data.onb.ac.at/rec/ AL. D: Drucke ab als Anhang zu Straßburger und Hagenauer Drucken des Elucidarius carminum et historiarum Vel Vocabularius poeticus [...] von Hermannus Torrentinus. – Ausgewählte Drucke: Straßburg: Johann Prüss d. Ä., (VD T ). – Hagenau: Heinrich Gran/Augsburg: Johann Rynmann, (VD T ). – Ebd., (VD T ). – Straßburg: Johann Prüss d. Ä., (VD T ). – Hagenau: Heinrich Gran/Augsburg: Johann Rynmann, (VD T ). – Straßburg: Reinhard Beck d. Ä., / (VD T ). – Hagenau: Heinrich Gran/Augsburg: Johann Rynmann, (VD T ). – Straßburg: Matthias Hupfuff, (VD T ). – Ebd.: Reinhard Beck d. Ä., (VD T ). – Weitere Drucke im VD. – Vgl. auch Kirchert (s. Lit.) S. . – Kirchert (s. Lit.) S. . A: Wilhelm Wackernagel: Dt.-lat. Hexameter. In: ZfdA () S. – (erw. hochdt. Fassung). – Barthold J. L. de Geer: ‹Juristarum Termini› van Hermanus Torrentinus. In: Nieuwe
Donat Bijdragen voor Regtsgeleerdheid en Wetgeving () S. – (Druckfassung). – Julius Zacher: Die ‹nomina volucrum› und die ‹t. i.› In: ZfdPh () S. – (nd. Fassung). – Eberhard von Künßberg: Rechtsverse. In: Neue Heidelberger Jbb. NF () S. – (Druckfassung). – Kirchert (s. Lit.; Twingersche Fassung). – Kirchert (s. Lit.) S. (nach Zacher ). – Kirchert (s. Lit.) S. (nach Zacher ). – Weitere Ausg. bei Kirchert (s. Lit.) S. f. – Online-Faks. von VD T : http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/ /bsb/image . – Online-Faks. von VD T : BSB München. L: Dorothea Klein, VL () Sp. –. – Wackernagel (s. Ausg.). – Geer (s. Ausg.). – Zacher (s. Ausg.). – Emil Henrici: Sprachmischung in älterer Dichtung Deutschlands. Berlin , S. , , –. – Klaus Kirchert: Eine Fassung der ‹T. i.› aus der Hand Jakob Twingers von Königshofen. In: Überlieferungsgeschichtliche Editionen und Stud. zur dt. Lit. des MA. FS Kurt Ruh. Hg. v. Konrad Kunze u. a. (TTG ). Tübingen , S. –. – K. Kirchert: Die ‹T. I.›. Lat.-dt. Sprachmischung «in abscheulichen Versen». In: Lat. und Volkssprache im dt. MA –. Regensburger Colloquium . Hg. v. Nikolaus Henkel/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –. – K. Kirchert: Städtische Geschichtsschreibung und Schullit. Rezeptionsgeschichtliche Stud. zum Werk von Fritsche Closener und Jakob Twinger von Königshofen. Wiesbaden . – Die Vokabulare von Fritsche Closener und Jakob Twinger von Königshofen. Hg. v. K. Kirchert/D. Klein. Bd. (TTG ). Tübingen , S. f. u. ö. – Wilfried Kettler: Unters. zur frühnhd. Lexikographie in der Schweiz und im Elsass. Strukturen, Typen, Quellen und Wirkungen von Wörterbüchern am Beginn der Neuzeit. Bern u. a. , S. , u. ö. MM Donat. – Lat.-dt. Bearbeitungen einer lat. Schulgrammatik, ab spätestens um . Die Bezeichnung D. bezieht sich auf den römischen Autor Aelius Donatus (um –). Er war als Grammatik- und Rhetoriklehrer tätig und unterrichtete u. a. → Hieronymus. Neben einem Terenz-Kommentar verfasste Donatus mit der Vita Donatiana eine bis ins MA sehr populäre → VergilBiographie, die wahrscheinlich auf einer Schrift des Sueton basierte. Große Wirkung entfaltete auch
um seine vier Bücher umfassende Ars grammatica. Das Werk wurde im MA zu einem Standardwerk für den Lateinunterricht und wurde rege kommentiert und glossiert. Während des . Jh. wurde der Text in zwei selbständige Schriften mit jeweils eigener Überlieferung aufgeteilt: Das erste Buch des ursprünglichen Werks wurde zur sog. Ars minor (auch De octo partibus orationis ars minor), während die letzten drei Bücher als Ars maior tradiert wurden. Die Ars maior enthält grammatische Lehren für Fortgeschrittene. In der Ars minor werden in einer einfachen Abfolge von Fragen und Antworten die acht Teile der Rede dargestellt. Über bekannte Handschriften ab dem . Jh. zeigen die Popularität der Ars grammatica bis ins MA hinein. Gerade die Ars minor wurde zu einem Standardwerk für den Lateinunterricht. Als D.-Texte bezeichnet die Forschung die lat.dt. Bearbeitungen und dt. Übertragungen der Ars minor. Die bekannte Überlieferung des D. und seiner Glossare setzt deutlich später ein als die dt. Ars maior-Tradition. Während bereits ab dem späten . Jh. ahd. Glossen zur Ars maior erhalten sind, reichen die Textzeugen der Ars minor-Tradition nur bis um zurück. Die Überlieferung umfasst zehn Handschriften und Fragmente sowie zahlreiche Drucke von bis weit ins . Jh. Die Handschriften sind oft bairisch-österreichischer Herkunft, während die Drucke zuerst in Augsburg und Straßburg erschienen und sich danach über das dt. Sprachgebiet verbreiteten (u. a. Basel, Leipzig, Köln). Die Forschung hat eine Verwendung der D.Texte in Klosterschulen, städtischen Lehranstalten und Universitäten festgestellt. Die erhaltenen D.-Fassungen ergänzen den lat. Text gewöhnlich durch dt. Kontext- oder Interlinearglossen; letztere herrschen in den Drucken vor. Im ältesten D.-Fragment von um (W) wechseln sich lat. und dt. Teile noch unsystematisch ab. Spätere D.-Texte orientieren sich an traditionellen Mustern der lat. Schulliteratur. So bietet eine Conrad → Bücklin zugeschriebene Bearbeitung der Ars minor von (e) eine dt. Exposition und eine paraphrasierende dt. Übersetzung des ebenfalls enthaltenen lat. Textes. Manche Überlieferungsstränge erstrecken sich über mehrere Textzeugen. So sind etwa die Kontextglossen einer früher Johannes Seld zugesprochenen D.-Fassung von um (a) eng mit den Glossen in einer Handschrift von (f) verwandt. Zu den dt. D.-Glossen traten im späten
um . Jh. auch Glossare. So überliefern zwei Handschriften von um und / in knapper Form Fachtermini zur Ars minor. Im . Jh. wurde der lat.-dt. D. dann um eine weitere Volkssprache erweitert: Ausgaben der erstmals gedruckten Ars minor-Bearbeitung des Humanisten Henricus Glareanus (–) enthielten neben dt. auch tschechische Sprachbeispiele. Die über drei Jahrhunderte reichende D.-Tradition bezeugt die tiefgreifende Wirkung der Ars minor auch jenseits der – freilich dominierenden – lat. Tradition. Ü: . Zur lat. Überl. vgl. u. a. Landfester (s. Lit.). . Dt.-lat. Hss.: W: Würzburg, UB, M. p. misc. o. , Fragm. von zwei Bll. (Perg., um , obd.). – L: London, Auktionshaus Christie’s, Nr. / ,-I, Doppelbl. (Perg., . Jh., mittlerweile unbekannt versteigert). – a: Kremsmünster, Stiftsbibl., cod. , v–r (um , bair.österr.). – b: St. Florian, Stiftsbibl., cod. XI , r–r (Pap., erste. Hälfte . Jh.). – M: München, BSB, clm , v–v (Pap., zweite Hälfte . Jh.). – d: Wien Schottenkloster, cod. (Hübl ), r–v (Pap., , mittelbair.). – e: Heidelberg, UB, cpg , r–v (Pap., , niederalemannisch; Autograph des Conrad Bücklin). – f: Wien, ÖNB, cod. , ra–vb (Pap., , bair.-österr.). . Ahd. Glossen zur Ars maior: Sieben Hss. ab dem . Jh. bei Stricker (s. Lit.). – Vgl. auch Rolf Bergmann/Stefanie Stricker: Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bd. . Berlin/New York . S. – (Nr. ), – (Nr. f.), f. (Nr. ), – (Nr. ); Bd. , ebd. , S. – (Nr. ), (Nr. ). – Älteste bekannte Hs.: G: St. Gallen, Stiftsbibl., cod. , – (Perg., spätes . Jh., alemannisch). . Dt. Glossare zur Ars minor: c: Kassel, UBLMB, ° Ms. philol. , v–v (Pap., nach / um , ostfälisch). – c: München, BSB, cgm , ra–vb (Pap., /, ostmittelbar.). Zu den Hss. vgl. u. a. Ising . – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. – Stöllinger-Löser und (s. Lit.). – Steer (s. Lit.). – Volker Honemann: Zur Überl. des Abstractum-Glossars. In: Lingua Germanica. FS Jochen Splett. Hg. v. Eva Schmitsdorf u. a. Münster/Westf. , S. –. – www. handschriftencensus.de/werke/.
Donat D: Der GW verzeichnet Drucke der Ars minor mit dt. Interlinearglossen ab (GW –). – Früheste Drucke: Augsburg: Hermann Kästlin, (GW ). – [Straßburg: Heinrich Knoblochtzer, um ] (GW ). – Jüngere Drucke im VD, z. B. der Straßburger Druck von (VD D f.). A: . Neuere Ausg. des lat. Textes: Die Ars minor des Aelius Donatus. Lat. Text und kommentierte dt. Übersetzung einer antiken Elementargrammatik aus dem . Jh. nach Christus. Hg. v. Axel Schönberger. Frankfurt a. M. . . Ahd. Glossen zur Ars maior: Die ahd. Glossen . Hg. v. Elias Steinmeyer/Eduard Sievers. Berlin (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. f. – Bernhard Bischoff/Paul Lehmann: Nachträge zu den ahd. Glossen. In: PBB () S. –. – Stricker (s. Lit.). . Ausg. der D.-Texte mit dt. Anteilen: Huemer (s. Lit.). – Ising (s. Lit.). – Müller (s. Lit.) S. –. – Gröchenig/Pascher (s. Lit.). – Schnell (s. Lit.). – Online-Faks. von Hs. G: www.e-codices.unifr.ch/de/list/one/ csg/. – Online-Faks. von Hs. e: http://digi. ub.uni-heidelberg.de/cpg. – Online-Faks. von GW : http://daten.digitale-sammlungen.de/. L: Christine Stöllinger-Löser, VL () Sp. f.; VL () Sp. . – De Boor/Newald / () S. u. ö. – FranzDieter Sauerborn: Glareanus, Henricus. In: Killy () S. –. – Adalbero Huemer: Eine ‹Ars minor› des Donat aus dem . Jh. Wien/Leipzig . – Erika Ising: Die Anfänge der volkssprachlichen Grammatik in Deutschland und Böhmen. Dargestellt am Ein uß der Schr. des Aelius Donatus ‹De octo partibus orationis ars minor›. Berlin . – Johannes Müller: Quellenschr. und Gesch. des deutschsprachlichen Unterrichtes bis zur Mitte des . Jh. Hg. v. Monika Rössing-Hager. Hildesheim u. a. , S. – (nach der Ausg. Gotha ). – E. Ising: Die Herausbildung der Grammatik der Volkssprachen in Mittel- und Osteuropa. Stud. über den Ein uß der lat. Elementargrammatik des Aelius Donatus ‹De octo partibus orationis ars minor›. Berlin , S. – u. ö. – Hans Gröchenig/Peter Hans Pascher: Ein neugefundenes D.-Fragm. aus der UB Klagenfurt. In: Sprache, Text, Gesch. Beitr. zur Mediävistik und germanistischen Sprachwiss. [...] (GAG ). Hg. v. Peter K. Stein u. a. Göppingen , S. –. – Georg Steer: Hugo Ri
Hugo von Trimberg pelin von Straßburg. Zur Rezeptions- und Wirkungsgesch. des ‹Compendium theologicae veritatis› im dt. SpätMA. Tübingen , S. –. – Bernhard Schnell: Ein Würzburger Bruchstück der mhd. D.-Übersetzung. Ein Beitr. zu deren Überlieferungsgesch. In: ZfdA () S. –. – Stefanie Stricker: Die ahd. D.glossen. Aspekte einer funktionalen Analyse. In: Grammatica ianua artium. FS Rolf Bergmann. Hg. v. Elvira Glaser/Michael Schlaefer. Heidelberg , S. –. – Nikolaus Henkel: Dt. Übersetzungen lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit mit einem Verz. der Texte (MTU ). München , S. f. u. ö. – Oliver Duntze: Ein Verleger sucht sein Publikum. Die Straßburger Offizin des Matthias Hupfuff (/–). München , S. f., f. u. ö. – Manfred Landfester: Donatus, Aelius. In: Der Neue Pauly, Suppl. : Gesch. der antiken Texte. Autoren- und Werklex. Hg. v. dems. mit Brigitte Egger. Stuttgart u. a. , S. . – Michael Baldzuhn: Schulbücher im Trivium des MA und der Frühen Neuzeit. Bd. . Die Verschriftlichung von Unterricht in der Text- und Überlieferungsgesch. der ‹Fabulae› Avians und der dt. ‹Disticha Catonis›. Berlin u. a. , S. f. MM Hugo von Trimberg, * um , † nach . – Verfasser lat. und dt. Lehrgedichte. H. nennt sich nach Trimberg ( nach Elfershausen im unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen eingemeindet; im Renner, V. .: «Hûc von Trimberc») oder nach Wern(a) (Ober- und Niederwerrn bei Schweinfurt; Selbstnennung als «Hugo de Verna, villa cis Herbipolim» in den lat. Werken). Er besuchte vielleicht eine der Stiftsschulen im nahegelegenen Würzburg, möglicherweise die Schule am Neumünsterstift; an einer höheren Schule des Auslandes hielt er sich nach eigenen Angaben nie auf (vgl. Renner, V. .). Seit ca. lehrte H. an der Stiftsschule St. Gangolf in der unbefestigten Bamberger Vorstadt Teuerstadt, wo er später als «rector scolaris» tätig war; eine feste Pfründe war mit dieser Stelle nicht verbunden. Um Nebeneinkünfte bemüht, kopierte und sammelte H. Bücher – laut Renner V. . ff. an die –, die er im Alter zur Aufbesserung des Lebensunterhalts verkaufen wollte. In mehreren Bamberger Urkunden wird ein «rector scolarum» bzw. «scolarium» oder «puerorum» mit Namen Hugo genannt (vgl. Weigand, S. f.). H. starb nach ; aus diesem
um Jahr stammt der letzte datierbare Nachtrag im Renner (Tod Kaiser Heinrichs VII., V. . ff.). H. verfasste nach seinen Angaben im Registrum multorum auctorum (V. –) acht dt. und fünf lat. Werke; im späteren Renner (V. –) ist von sieben dt. und viereinhalb lat. «büechelîn» die Rede (vgl. Wölfel, S. –). Von den rund vier lat. Arbeiten sind drei erhalten, darunter das wohl älteste lat. Werk H.s, die in Handschriften überlieferte Laurea Sanctorum ( Verse, vor allem Hexameter, auch leoninische, Pentameter und Vagantenzeilen; Selbstnennung V. ff.). Es handelt sich dabei um eine für den Schulbetrieb bestimmte litaneiartige Reihung von Anrufen an Heilige in der Reihenfolge des Heiligenkalenders. A: Hermann Grotefend (Hg.): Laurea sanctorum, ein lat. Cisiojanus des H. v. T. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () Sp. –, –; () S. – (mit Korrekturen). Das entstandene Registrum multorum auctorum führt antike und ma. Schulautoren auf und bietet die Anfänge der von ihnen verfassten Werke; mitunter werden auch kurze Angaben zum Verfasser mitgeteilt. Das Lehrgedicht gliedert sich in «distinctiones», die wiederum in «particule» unterteilt sind. Für sein Strukturprinzip beruft sich H. auf die Retractationes des → Augustinus (V. –). A: Moriz Haupt: Über das Registrum multorum auctorum des H. v. T. In: Ber. über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preuss. Akad. der Wiss. zu Berlin. Aus dem Jahre . Berlin , S. –. – Johann Huemer: Das Registrum multorum auctorum des H. v. T. Ein Quellenbuch zur Literaturgesch. des MA (Sb., Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-Hist. Kl. , ). Wien , S. –. – Karl Langosch (Hg.): Das ‹Registrum Multorum Auctorum› des H. v. T. Unters. und kommentierte Textausg. (Germ. Stud. ). Berlin (Neudr. Nendeln ). Von den lat. Werken H.s hat sich die Forschung bislang am stärksten mit dem Solsequium beschäftigt, das wie das Registrum unmittelbar aus H.s Unterrichtstätigkeit hervorgegangen ist. Es ist eine Sammlung von Exempla für Prediger und Didaktiker, geordnet in sieben Büchern (von H. im Epilog als «prologi» bezeichnet) und versehen mit einem Verse umfassenden Epilog. Da das laut Epilog (V. –) abgeschlossene Werk auch in der Autobibliographie im Epilog zum Registrum erwähnt wird, lag eine erste
um Fassung in Form des ersten Buches vielleicht bereits vor (vgl. Strauß, S. f.). Für die Exempla griff H. auf folgende Quellen zurück: Marienmirakel (Buch II), Legenden (« ores sanctorum», Buch III), die Dialogi → Gregors des Großen (Buch IV), die → Vitaspatrum (Buch V), die Disciplina clericalis des Petrus Alfonsi. Die Rahmenbücher I und VII schöpfen «aus unterschiedlichen Quellen, zum Teil aus mündlicher Überlieferung (Predigten?)» (Strauß, S. ). Buch I ist möglicherweise ursprünglich als ein in sich abgeschlossenes Werk konzipiert. Ü (nach Strauß [s. Ausg.] S. –): B: Bamberg, SB, Mscr. theol. (früher Q.IV.), – (Pap., ./. Jh., Provenienz: Karmeliterkloster Bamberg); unvermittelter Textabbruch auf Bl. v. – Ba: Basel, Öffentliche Bibl. der Universität, B IX , r–v, v (Perg., . Jh., Provenienz: Kartause in Basel). – Be: Berlin, SBB, Theol. lat. fol. , v–v, rv, v–v (Pap., drittes Viertel . Jh., Provenienz: Kirchenbibl. Lüben/Schlesien). – Be: Ebd., Theol. lat. fol. , v–r (Pap., [vgl. Bl. r], Provenienz: Kirchenbibl. Lüben/Schlesien). – I: Innsbruck, ULB, cod. (Pap., in den Deckelinnenseiten Perg., gemäß Schreibervermerk auf Bl. v), ra–vb; die Hs. enthält als einzige der bisher bekannten den vollständigen Text des Solsequium; Überschrift: «Iincipit solsequium in veri solis obsequium». – L: Lambach, Stiftsbibl., cod. CLVII, rb–ra (Perg., . Jh.). – M: München, BSB, clm , r–r (Pap., [Bl. r], [r], [v, v], Provenienz: AugustinerChorherrenstift Rebdorf). – M: Ebd., clm , v–v, r–r (Pap., «Explicit in die S. Othmari» [Bl. r], «Scriptus per me Conrad[um] Schucz[e]n [...] Anno domini etc. M°cccc°liiij°» [Bl. r], «Explicit [...] Anno etc. lv valentinj [...]» [Bl. v], «Scriptum per me [...] Anno domini m° etc lv° [...]» [Bl. v], Provenienz: AugustinerChorherrenstift Rebdorf). – M: Ebd., clm, b, va–rb (Perg., ./. Jh., Provenienz: Kloster Tegernsee) – M: Ebd., clm (früher: ZZ ), ra–va (Pap., . Jh. []; vgl. den Schreibereintrag auf Bl. r: «Explicit passio domini nostri ihesu christi etc Anno etc xxij° Jn [gestrichen: die] Translatione S. Ruperti», Provenienz: Benediktinerabtei Rott am Inn). – M: Ebd., clm , v–v (Pap., . Jh., Provenienz: Minoritenkloster in Regensburg; die Hs. wurde aus der öffentlichen Bibl. Regensburg nach München
Hugo von Trimberg überführt). – S: Salzburg, St. Peter, cod. b. VI. (früher: R ), v–r (Pap., Ende . Jh.). – V: Vorau, Stiftsbibl., cod. (früher: CXLVIII), r–r (Perg., . Jh.). A: Erich Seemann (Hg.): H. v. T.s lat. Werke. I. Das Solsequium (Münchener Texte ). München . – Bernhard Bischoff: Das rhythmische Nachwort H.s v. T. zum «Solsequium». In: ZfdPh (/) S. – (Text S. –). – Das ‹Solsequium› des H. v. T. Eine krit. Edition. Hg. v. Angelika Strauß (Wissenslit. des MA ). Wiesbaden . Nur aus der Aufzählung im Registrum (V. f.) ist der Codicellus multarum literarum, wohl ein Briefmusterbuch, dem Namen nach bekannt. Von H. sind ferner ein Vagantenverse umfassender Epilog zu einem anonym überlieferten Marienleben (→ Vita beatae virginis Mariae et salvatoris rhythmica) bekannt. Ein zweisprachig angelegtes Gedicht (jeweils sechs lat. und vier dt. Strophen) über die Jugend und das Alter (überliefert in Textzeugen, davon Renner-Handschriften: CG, D, D, De, E, F, F, H, H, Ha, I, L, L, Le, Lo, Me, NY, P, S, W, W, Wo, Wo) unterscheidet sich vom Renner in Versstruktur und strophischer Gliederung (vgl. Weigand S. f., zur Überlieferung S. f.). A: Anton Jäcklein: H. v. T. Verfasser einer ‹Vita Mariæ rhythmica›. In: Programm Bamberg , S. – (mit überholten Schlussfolgerungen zu H.s Autorschaft), Text S. –. – Langosch , S. – (vgl. Weigand, S. , Anm. ). – Verse von der Jugend und dem Alter: Friedrich Wilhelm Otto (Hg.) Commentarii critici in codices biliothecae academicae Gissensis graecos et latinos philologicos et medii aevi historicos ac geographicos. Gießen , S. f. – Ehrismann, Bd. () S. –. – Langosch , S. –. – Weigand, S. f. Von den rein deutschsprachigen Werken H.s ist nur der Renner (. Verse; abgeschlossen [V. .], spätere Eintragungen bis ; zur Forschungsgeschichte vgl. Weigand, S. –) erhalten – nicht im Original, sondern nur in Abschriften. Gegen die Einteilung der Textzeugen in zwei Gruppen (I: die Version mit der Einteilung in «distinctiones» H.s, II: die aus der Redaktion Michaels de Leone hervorgehende Version mit Einteilung in Kapitel, von Ehrismann [Bd. , S. f.] textkritisch höher eingestuft) mit all den damit verbundenen FehIeinschätzungen und Inkonsequenzen fordert Weigand, «daß die bekannte Überlieferung des
Hugo von Trimberg ‹Renner› vollkommen neu zusammengestellt, gesichtet und bewertet werden muß» (S. ). Der Renner bietet – in meist vierhebigen, in der Regel fortlaufenden Paarreimversen – neben einer Klage über die sieben Todsünden und ihre Auswirkungen auf die Menschheit und einer Heilslehre einen Querschnitt des zeitgenössischen Schulwissens. Der von → Michael de Leone eingeführte Titel ist auf die mehrfach verwendete Formulierung «Nu sul wir aber vürbaz rennen, und unsern herren baz erkennen» (V. f. u. ö.) zurückzuführen (vgl. das Bild eines schweifenden Pferdes, V. .–.). H.s Hauptquelle ist die Bibel; daneben zitiert er antike Autoritäten (Sokrates, Demosthenes, Empedokles, → Cicero, → Boethius, Sallust), Kirchenväter (vor allem → Augustinus und → Gregor, aber auch → Hieronymus, → Bernhard von Clairvaux und Origenes), anonyme Autoritäten (z. B. einen «wîsen man»), naturwissenschaftliche Arbeiten, sechs Schriften des MA (u. a. die → Gesta Romanorum [bei H.: «Roemer tât»], → Vitaspatrum) sowie deutschsprachige Autoren, darunter vor allem → Freidank (vgl. Rosenplenter; Weigand, S. –). Erläuternde Beispielerzählungen (u. a. Legendarisches, Fabeln, historische Exempla, Schwänke, Witze) werden geschickt mit moralischen Ausdeutungen verknüpft. In dem aus drei -zeiligen Strophen (V. –) bestehenden ersten Teil des Prologs (V. –) stellt sich H. zunächst als Dichter des Werkes vor, spricht über die damit verfolgte Intention, teilt die Anzahl der bisher verfassten Werke mit und ruft abschließend zum Gebet auf. Der zweite Teil des Prologs präsentiert die Thematik des Renner in einer Allegorie, in der ein auf einem Wiesenrain stehender Birnbaum seine Früchte unter Windeinwirkung auf unterschiedliches Terrain schüttelt. Eva steht für den Birnbaum, ihre Nachkommen für die Birnen, die in einen Brunnen (Habgier), einen Dornbusch (Hochmut), eine Pfütze (Gefräßigkeit, Unzucht, Zorn, Neid, Trägheit) oder auf das grüne Gras (Reue) fallen. Der erste Teil (V. –.) enthält eine in sechs «distinctiones» gegliederte Sündenlehre: . hôchfart/superbia (V. –), . gîtikeit/avaritia (V. –), . frâz/gula (V. –.), . unkiusche/luxuria (V. .–.), zorn/ira und nît/invidia (V. .–.), . lazheit/acedia (V. .–.). Aus der «hôchfart» gehen für H. alle anderen Sünden hervor. In der fünften Distinktion fasst H. «zorn» und «nît» zusam
um men. Auf die zweite, vierte und fünfte «distinctio» folgen jeweils umfangreichere Exkurse: über die Dichtung (V. –), über den Dichter als Reiter, dem sein Pferd (= Werk) durchgeht (V. .–.) und über die «tummen schrîber» (V. .–.). Der zweite Teil entwickelt eine von der Betrachtung der Hl. Schrift (V. .–.) ausgehende Heilslehre, die in Verbindung mit einer vor allem auf → Thomas von Cantimpré fußenden Lehre von der wunderbar geordneten Natur (V. .–.) den Eintwurf eines von «riuwe» bestimmten christlichen Leben bietet (V. .–.). Im Epilog (V. .–.) dient H. zunächst ein Vergleich von Nachtigall und Esel, um sein Selbstverständnis als Dichter darzulegen. Hinweise auf den richtigen Umgang mit dem Werk und eine Bitte um Nachsicht mit unreinen Reimen folgen, ferner biographische Angaben und ein Hinweis auf den Samener. Seinen Renner beschließt H. mit einem Zitat Freidanks: «Ûf erden ist niht sô gar volkumen, / Daz ez dem wandel sî benumen.» Innerhalb der «distinctiones» nden sich einzelne Kapitel, in deren Zentrum u. a. Personengruppen, die für die jeweilige Sünde besonders anfällig sind, oder typische Verhaltensweisen stehen. Als erste Personengruppe erwähnt H. die «meiden», die von der «hôchfart» bedroht seien. Seine Schilderung des Verhältnisses der verschiedenen Stände zu der ersten Todsünde entwickelt sich zu einer Herrscherund Pfaffenschelte sowie zu einer Belehrung der Bauern. Neben Adel und Geistlichkeit (mit Ausfällen gegen den Papst und die Kurie) werden die habgierigen Emporkömmlinge kritisiert (vgl. die Ausführungen zu «halpritter», V. –). Sympathie dagegen hegt H. für die Armen und Machtlosen. «Die beiden Autor-Redaktionen A ( Hss.) und B ( Hss., Druck) unterscheiden sich relativ geringfügig voneinader» (Weigand, S. ): minimale Abweichungen im Versbestand, wenige Formulierungsvarianten etc. Michael de Leone nahm den Renner in der Textform A zwischen und mit einer neuen Gliederung ( ungleichmäßige Kapitel) in sein Hausbuch auf und gab dem Werk ein Register mit Distinktioneneinteilung bei. Eine im Text gekürzte, dafür jedoch illustrierte Fassung liegt in Handschriften vor. Der Nürnberger Stadtschreiber Johannes Vorster († ) ordnete den Textbestand für den Eigengebrauch neu
um und illustrierte die verbliebenen gut . Verse mit Miniaturen (das Prologblatt ist auf das Jahr datiert). In protestantischem Geist wurde H.s Gedicht für den Frankfurter Druck von umgearbeitet, den Cyriakus Jacobus zum Bock dem Pfalzgrafen Friedrich II. (dem Weisen, –) widmete. Der Renner, eine der erfolgreichsten ma. Dichtungen in dt. Sprache, wurde bis ins . Jh. rezipiert; Johann Christoph Gottsched und Christian Fürchtegott Gellert schätzten ihn, Johann Gottfried Herder, vor allem aber Gotthold Ephraim Lessing planten eine Ausgabe des Werkes. Der in V. . genannte Samener blieb unvollendet und oss vielleicht in den Renner ein. Obwohl sich bis heute kein Textzeuge nden ließ, dürfte der Samener im MA im Umlauf gewesen sein (vgl. Weigand, S. , Anm. ). Ü (nach Weigand [s. Ausg.], S. –; dort auch Näheres zum Problem der Zählung; in Klammern die alte Sigle nach Ehrismann/Schweikle; Siglenkonkordanz bei Weigand, S. f.; vgl. http://www.handschriftencensus.de/ werke/): A (A): Augsburg, SuStB, ° Cod. , ra–vb (Pap., . Jh. [erstes Drittel], ostschwäbisch). – B (B): Berlin, SBB, mgf , r–v (Pap., nach , nordrheinfränkisch); mit einem im . Jh. eingefügten Register. – Ba (Berliner Fragm.): Ebd., mgf /, Bll. (Pap., . Jh., nordrheinfränkisch); nur Register. – B (m): Ebd., mgf (früher: Privatbesitz Galerie Helbing, München, Nr. /), ra–vb (Pap., Ende . Jh., bair.). – B (o): Ebd., mgf , r–v (Pap., Mitte . Jh., ostschwäbisch). – B: Ebd., mgf (früher: Cheltenham, Bibl. Phillippica, Ms. ), ra–vb (Pap., mehrere Schreiber, einer davon [*ra–ra] «Jorius», bair.-österr., im Renner-Teil schwäbisch). – B (X): Ebd., mgf , Bl. (Perg., um , ostfränkisch); bildet zusammen mit M, Mü und N die Fragmentgruppe X. – B (Y): Ebd., mgf (früher: Privatbesitz: Eberhard Gottlieb Graff), Bl. (Perg., . Jh., augsburgisch); bildet mit N und Wi die Fragmentgruppe Y. – B (t): Ebd., Hdschr. (früher Privatbesitz Antiquariat Dr. Jörn Günther, Hamburg; davor: Tambach, Grä ich Ortenburgische Bibl.), noch Bll. (Pap., [Bl. vb], Schreiber: «Andreas de wäging» [Waging?], bair.). – B (Wernigeroder Bruchst.): Ebd., Fragm. (ehemals Wernigerode, Fürstlich Stolbergische Bibl., Umschlag des Kodex Zh ), Doppelbl. (Perg., . Jh., thüringisch). – Bf (Arnsburger Fragm.): Braunfels,
Hugo von Trimberg Fürstliches Arch. o. S., Doppelbll. und Einzelbl. (Pap., Anfang . Jh., aus Rechnungsbüchern des Zisterzienserstiftes Arnsburg in Hessen, wetterauisch); zusammen mit M: Arnsburger Bruchstücke. – Br (Brüss. Bruchst.): Brüssel, Koninklijke Bibliotheek, Cod. –, v–v (bei Weigand, S. : ra–vb) (Pap., . Jh., mittelfränkisch). – CG (CG): Cologny-Genève, Bibliotheca Bodmeriana, Cod. Bodmer (früher: Privatbesitz Antiquariat Jacques Rosenthal, München, Nr. /; davor: Privatbesitz Antiquariat Jacques Rosenthal, München, Nr. /), r–v (Pap., [Bl. v, v], bair.-österr.; aquarellierte Federzeichnungen). – Da (D): Darmstadt, ULB, Hs. , r–v (Pap., [Bl. v], Schreiber: «Seyfried de Puech», bair.); Illustrationen zum Renner, zu den Visiones Georgii. – Da (d): Ebd., Hs. , ra–vb (Pap., . Jh., nordrheinfränkisch). – Da (δ): Ebd., Hs. , r–v (Pap., Ende . Jh., rheinfränkisch). – De (Dess): Dessau, Anhaltische Landesbücherei, Cod. Georg. Hs. .° (früher: Dessau, StB., Georg. ° ), r–v (Pap., [Bl. v], Schreiber: «Johannes Marquard», thüringisch). – Dr (s): Dresden, LB, Cod. M b, v–r (Pap., . Jh., bair.). – E (E): Erlangen, UB, Ms. B (früher: Irm. ), ra–va (Perg., [Bl. va], aus dem Kloster Heilsbronn, nürnbergisch); mit Register (va–rb). – F (F): Frankfurt/M., UB Johann Christian Senckenberg, Ms. Carm. , r–v (Pap., Anfang . Jh., rheinfränkisch). – F (k): Ebd., Ms. germ. qu. , r–v (Pap., [Bl. r], Schreiber: zwei Anonymi und «Ulrich Werner» [ebd.], schwäbisch), Illustrationen. – F (Frankfurter Fragment): Ebd., Ms. germ. qu. , Bl. (Perg., Anfang . Jh., ostfränkisch, mit bair. Spuren); Illustration (Männerkopf) in der T-Initiale. – Fr (Fr): Freiburg i. Br., UB, Hs. , Rest eines Doppelbl. (Perg., . Jh., mitteldt.). – Fb (Friedberger Fragm.): Friedberg (Hessen), Stadtarch. und StB, Ms. Fragm. a/a und b, linkes oberes und rechtes unteres Viertel eines Bl. sowie untere Blatthälfte (Perg., . Jh., ostfränkisch). – Ha (U): Hamburg, SUB, Cod. germ. , r–v (Pap., . Jh., aus der Bibl. des Zacharias Uffenbach, rheinfränkisch mit mittelfränkischen Spuren). – H (P): Heidelberg, UB, Cpg , ra–rb (Pap., . Jh., bair. mit schwäbischen Spuren). – H (p): Ebd., Cpg , ()ra–ra (Pap., [Bl. vb], Schreiber: «Konrad Faber de Lapide» [ebd.], rheinfränkisch). – H (θ): Ebd., Cpg , r–r (Perg. und Pap., [Bl. v, r] bzw.
Hugo von Trimberg [r], Schreiber und Erstbesitzer: der Nürnberger Notar «Johann Vorster», nordbair. [nürnbergisch]); großformatige Illustrationen. – Hu (Hungener Bruchstücke): Hungen, Stadtarch., XV/b, , , Reste von zwei Bll. (Perg., . Jh., nordrheinfränkisch). – I (Ib): Innsbruck, ULB, Cod. Nr. ms., v–r (Pap., –, bair.-österr.); Illustrationen ( ganzseitig, halbseitig und eine Miniatur), davon zum Renner. – Ka (Don. Fragm.): Karlsruhe, LB, Don. , Bl. (Perg., Mitte . Jh., thüringisch); bildet mit N und So die Gruppe der Paulinzeller Fragmente (Pz). – Kl (Kl): Klosterneuburg, Bibl. des Augustiner-Chorherrenstiftes, CCl , r–r (Pap., [Bl. v], bair.österr.); Raum für Illustrationen ausgespart. – Kö (C): Köln, Hist. Arch. der Stadt, Cod. (W*) , r–r (Pap., [Bl. r], Schreibernennung: «per manus Nicolas de laya» [ebd.], aus der Bibl. der Grafen zu Manderscheid, moselfränkisch); Verlust Bl. und . – K (K): Kopenhagen, Det Kongelige Bibliotek, NKS , ra–rb (Pap., . Jh., bair.). – La: Landshut, Staatsarch., HV , Bll. (Pap., Mitte . Jh., bair.). – Le (L): Leiden, Rijksuniversiteit, Bibliotheek, Cod. Voss. G.G. Fol. , v–v (Perg., [Bl. v], Schreiber: «Michael Althaymer» [Bl. r], Notar in Augsburg, wohl für ein Mitglied des Hauses Habsburg [Wappen Bl. v, r], bair.); Illustrationen. – Le (n): Ebd., Cod. Ltk , ra–vb (Pap., . Jh., «normales mhd.» (Ehrismann, S. ) mit rheinfränkischen und bair. Spuren). – L (l): Leipzig, UB, Cod. Rep. II, (ehemals StB, cod. ), va–rb (Pap., [Bl. ra], Schreiber: eventuell Hans Coler, niederalemannisch/elsässisch); illustrierende Federzeichnungen. – L (L): Ebd., Ms. , r–v (Pap., [Bl. v], Schreiber: «Wilhelm Tornow» [ebd.], thüringisch). – Lz (Lz): Linz, LB, Hs. , Doppelbl. (Perg., . Jh., ostfränkisch). – Lo (l): London, British Library, Add. MS , r–v (Pap., um , Schreiber: «August Chrayburger» [Bl. v], bair.); Raum für Illustrationen (mit Anweisungen für den Maler). – Mr: Marburg, Staatsarch., Best. Hr Nr. , Stücke eines Blattes (Perg., . Jh., nd.); nicht bei Weigand. – Me (M): Merseburg, Domstiftsbibl., Hs. Nr. , rb–rb (Pap. und Perg., / [Bl. va, vb], Schreiber: «Johannes Rezen» [Bl. vb], ostmitteldt.). – M (J): München, BSB, cgm , r–r (Pap., [Bl. r], Schreiber: «Georg Vogelsteiner» [ebd.] aus Obertraubling, bair.). – M (e): Ebd., cgm , r–r (Pap., [Bl.
um r], Schreiber: «Fridericus Kunig» für «Haymeran den Nusperger» [Bl. v und r], nordbair.oberpfälzisch); getreue Abschrift von M. – M (Q): Ebd., cgm , S. – (Pap., erste Hälfte . Jh., aus dem Kloster Tegernsee, bair.). – M (Ö): Ebd., cgm (früher: Privatbesitz Antiquariat Karl & Faber, München, Nr. /; davor: Maihingen, Fürstl. Öttingen-Wallersteinsche Bibl., Cod. I..° ), r–v (Pap., . Jh., Besteller: «Caspar von Gufedaun» († ), ab im Besitz des Grafen Wilhelm von Öttingen, bair.); Federzeichnungen als Illustrationen. – M (Wb): Ebd., cgm I, ra–vb (Perg., . Jh. [um ], Schreiber B des Hausbuches Michaels de Leone, Auftraggeber: «Michael de Leone», ostfränkisch); bildet mit N die Fragmentshs. Wb, die Überreste des . Bandes des Hausbuchs Michaels de Leone. – M (X): Ebd., cgm II, Bll. (Perg., . Jh. [ca. ], ostfränkisch); bildet mit B, Mü und N die Fragmenths. X. – M (Münch. Bruchst.): Ebd., cgm /, Bll. (Pap., . Jh., abgelöst aus Rechnungen des Zisterzienserstiftes Arnsburg, wetterauisch); wie Bf ein Teil der Arnsburger Bruchstücke. – Mü (X): Münnerstadt (Unterfranken), Spitalarch., o. S., Doppelbl. (Perg., . [um ], ostfränkisch); bildet mit B, M und N die Fragmentgruppe X. – NY (NY): New York, Pierpont Morgan Library, Ms. M. , r–v (Pap., . Jh. [um ], bair.-österr.); Illustrationen. – N (Wb): Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , Bl. (Perg., . Jh. [um ], Schreiber B des Hausbuches Michaels de Leone, Auftraggeber: «Michael de Leone», ostfränkisch [Würzburger Kanzleisprache]); bildet mit M die Fragmentgruppe Wb. – N (X): Ebd., Hs. , senkrecht auseinander geschnittenes Bl. (Perg., . Jh. [um ], ostfränkisch); bildet mit B, M und Mü die Fragmentgruppe X. – N (Germ. Mus. Fragm.): Ebd., Hs. , Doppelbl. (Perg., . Jh., thüringisch); bildet mit Ka und So die Fragmentgruppe Pz. – N (Y): Ebd., Hs. , Bl. (Perg., . Jh., augsburgisch); bildet mit B und Wi die Fragmentgruppe Y. – P (R): Paris, Bibl. Nationale, Cod. ms. allemand , v–r (Pap., [Bl. r], Schreiber: «Hermann von Ludesdorff» [ebd.], Erstbesitzer unbekannt, aus dem Nachlass Jeremias Jacob Oberlins, ostmittelfränkisch). – Pz: Fragmentgruppe, ehemals im Kloster Paulinzella (bei Rudolstadt) aufbewahrt; siehe Ka, N und So. – Po (a): Pommersfelden, Graf von Schönborn Schlossbibl., Hs. (früher ), ra–vb
um (Pap., um , nürnbergisch). – Pr (Pr): Prag/ Praha, Knihovna národního muzea, Ms. E a , Bll. (Pap., . Jh., bair.-österr.). – So (Pz; Paulinzeller bzw. Arnstädter Fragmente): Sondershausen (Thüringen), Schlossmuseum, Germ. lit. (früher: Hs.-Br. ) (früher: Arnstadt, Regierungsarch., o. S.), Bll. + Bl. + Bl. (Perg., . Jh., thüringisch); bildet mit Ka und N die Fragmenths. Pz. – St (St): Stockholm, Kungliga Biblioteket, Cod. Holm. V. u. , noch Bll. (Pap., [Bl. v], Schreiber: «Michael Althaymer» [v], Erstbesitzer unbekannt, aus der Fürstlich Dietrichsteinschen Bibl. auf Schloss Nikolsburg/Mikulov, bair.). – S (S): Stuttgart, LB, Cod. poet. et phil. ° , rb–vb (Pap., [Bl. ra], Schreiber und Erstbesitzer: «Peter Wetzel» [Bl. r] aus Schwäbisch Hall, schwäbisch). – T (T): Tübingen, Bibl. des Evangelischen Stiftes, Mscr. N° , r–v (Pap., [Bl. r], Schreiber: «Martinus Bosch» [ebd.], für «Laurentius Krafft», oberschwäbisch). – T: Tübingen, UB, Cod. Mm XIII, (früher Md Nr. ), Bl. (Pap., spätes . Jh. [?], schwäbischbair.). – U: Urbana (Illinois), University Library, o. S. (), Streifen (Perg.); nicht bei Weigand. – Wa (Z): Warschau/Warszawa, Biblioteka Narodowa, Hpo (früher: St. Petersburg, Kaiserl. Öffentl. Bibl., F. XIV.), ra–vb (Pap., spätes . Jh., nordrheinfränkisch). – W (w): Wien, ÖNB, Cod. Nr. , v–v (Pap., um , österr.); zwei Illustrationen erhalten (weitere entfernt), zudem Raum für Illustrationen ausgespart. – W (V): Ebd., Cod. Nr. , v–v (Pap., [Bl. v], bair.-österr.); noch Illustrationen ( davon doppelseitig) zum Renner, davon überbreit mit ausklappbaren Blatträndern, weitere zu den Visiones Georgii. – W (W): Ebd., Cod. Nr. , v–v (Pap., [Bl. v] bzw. «nach » [Müller , S. , aufgrund der Wasserzeichen], bair.-österr.); zum Teil ganzseitige Leerräume für Illustrationen. – W (v): Ebd., Cod. Nr. , r–v (Pap., um und . Jh., Schreiber für Bll. –: «Johann Hochstetter» aus Nördlingen, Bll. – andere, unkannte Hand, bair.-österr.); Raum für Illustrationen, vier davon schwach vorgezeichnet. – Wi (Y): Wiesbaden, Hauptstaatsarch., Abt. Nr. B (früher: Idstein, Arch., o. S.), Bll. (Perg., . Jh. augsburgisch); bildet mit B und N die Fragmenths. Y. – Wo (g): Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, r–v (Pap., Mitte . Jh., bair.). – Wo (G): Ebd., Cod. . Aug. °, ra–va (Perg., [Bl. ra], Schreiber:
Hugo von Trimberg möglicherweise «Leonhard Cramer» [ebd.], nürnbergisch). – Wo (γ): Ebd., Cod. . Aug. °, va–vb (Pap., [Bl. vb], Schreiber: «Johannes Stoll» [ebd.] aus Berching, nordbair.). – Wo (H): Ebd., Cod. Helmst., rb–va (Pap., Mitte . Jh., aus dem Kloster St. Blasien/Northeim, mitteldt. mit nd. Ein üssen, thüringisch). – Wb: Würzburger Bruchstücke von Bd. des Hausbuches Michaels de Leone; siehe M und N. – X: Fragmentgruppe einer früheren Perg.-Hs. des . Jh.; siehe B, M, Mü und N. – Y: Fragmentgruppe einer früheren Perg.-Hs. des späten . Jh.; siehe B, N und Wi. Verschollene Handschriften: Bre: Breda, Bibl. des Johann IV. von Nassau und seiner Gemahlin Maria van Loon (Pap.). – Hs (h): Halberstadt, Bibl. des Domgymnasiums, Ad scr. lat. rec. II c , r–r (Pap., –, Schreiber: «Udalrich Kirsberger», thüringisch). – N: Nürnberg, Dominikanerinnenkloster St. Katharina, OXLIII. Literarische Rezeption von Renner-Auszügen: Hn: Hannover, LB, IV , ra–va (Pap., . Jh.). – M: München, BSB, cgm , vb–ra (Pap., –, mehrere Schreiber, für den Renner-Teil: «Johannes Erlinger» in Augsburg, augsburgisch). – M: Ebd., cgm , v–v (Pap., . Jh., vermutlich Nürnberger Provenienz, nordbair.). – N: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Cod. a, r–v (Pap., –, bair.). – R: Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. pal. lat. , rv. – Wo: Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. ° (Perg. und Pap., ./. Jh, Nürnberger Provenienz, nürnbergisch). D: f (f): Der Renner.|| EJn sch[oe]n vnd n[ue]tzlich buch/|| Darinnen angezeygt wirdt/ eynem Jegklichen || Welcher wirden/ wesens/ oder Standts er sey/ so wol Geyst-||liches/ als des vndersten des Veltlichen Regiments [...] || Mit viel sch[oe]nen spr[ue]chen der Heyligen schrifft/ || Alter Phylosophen/ vnnd Poeten weisen reden [...] || gezieret. Jtzunder || allererst im Truck außgangen. Frankfurt/M.: Cyriacus Jacobum zum Bock, (VD H ). Zur Überlieferung siehe Weigand (wie oben); ferner Gustav Ehrismann: Das Handschriftenverhältnis des Renner. In: Germania () S. –. – H. v. T.: Der Renner. Hg. v. Gustav Ehrismann. Tübingen (Nachdr. Berlin , mit einem Nachwort und Ergänzungen von Günther Schweikle). Bd. , S. –. – Ruh (s.
Hugo von Trimberg Ausg.). – Wachinger (s. Ausg.). – Bernhard Schemmel: Zur sog. Ebelingschen ‹Renner›-Hs. In: Ber. Hist. Ver. Bamberg () S. –. – Bruno Müller: Südtiroler illustrierte Renner-Hss. In: ebd. () S. –. – Ders.: Die illustrierte Rennerhs. in der Bibliotheca Bodmeriana in Cologny-Genf im Vergleich mit den sonst erhaltenen bebilderten Rennerhss. In: ebd. () S. –. – G. Schweikle, VL () Sp. ; () Sp. f. – Jonathan Green: Medieval German Manuscript Fragments from the University of Illinois at Urbana-Champaign. ‹Ahd. Predigtsammlung C›, ‹Das Buch der Natur›, and ‹Der Renner›. In: ZfdA () S. –. A: Der Renner. Ein Gedicht aus dem XIII. Jh. verfaßt durch H. v. T. [...] zum ersten Mal hg. und mit Erläuterungen versehen vom Hist. Vereine daselbst. Bamberg. H. , ; H. und , (E). – Gustav Ehrismann: Der Renner von H. v. T. Bde. (Bibl. des Litterarischen Ver. in Stuttgart , , , ). Tübingen – (krit. Ausg.; Nachdr. mit einem Nachwort und Ergänzungen [Namenverz., Verz. der Kapitelüberschriften, Angaben zur Überl., Einf. zum Werk H.s] von Günther Schweikle. Bde. Berlin/New York ). – Bayerische Bibl. Texte aus zwölf Jahrhunderten. Bd. . MA und Humanismus. Ausgewählt und eingeleitet von Hans Pörnbacher. München , S. – (Auszug). – Fragmente: A. Kübler: Renner-Bruchstücke. In: ZfdA () S. . – Fritz Behrend: RennerBruchstücke. In: ZfdPh () S. f. – Paul Göttsching: Frankfurter Rennerbruchstücke. In: ZfdA () S. f. – Wilhelm Hans Braun: Ein Rennerbruchstück aus Friedberg. In: Friedberger Geschichtsbll. () S. –. – Fritz Glauser: Ein unbekanntes Fragm. des ‹Renners› H.s v. T. In: ZfdPh () S. –. – Kurt Ruh: Neue Fragmente der Renner-Hs. X. In: GRM [NF ] () S. –. – Herbert Wolf: Wetterauer Fragmente einer unbekannten Hs. von H. v. T.s ‹Renner›. In: Hessisches Jb. für Landesgesch. () S. –. – Burghart Wachinger: Mhd. Bruchstücke aus Landshut. In: ZfdA () S. –. T: H. v. T. Der Renner. Auswahl, ins Nhd. übertragen von Eduard Diener. Hrsg. vom Frankenbund, Ortsgruppe Bamberg. Bamberg . L: Richard Moritz Meyer, ADB () S. –. – Ehrismann // ()
um S. –. – Eva Rummer, NDB () S. f. – Günther Schweikle, VL () Sp. –; () Sp. f. – Michael Tilly, BBKL () Sp. –. – Dietrich Schmidtke, LexMA () Sp. f. – De Boor/ Newald / () –. – Red., KNLL () S. f. – Rudolf K. Weigand, MarLex () S. f. – Werner J. Hoffmann: Vita beate virginis Marie et Salvatoris rhythmica. In: ebd., S. –, bes. S. . – Schulthess/Imbach (), S. . – Thomas Haye: H. v. T., Registrum multorum auctorum. In: KLL () S. f. – W. Günther Rohr: H. v. T., Der Renner. In: ebd., S. . – Christoph Huber, Killy () S. –. – Karl Janicke: Über H. v. T.s Leben und Schr. In: Germania () S. –. – Ders.: Freidank bei H. v. T. In: ebd., S. –. – Ders.: H.s v. T. Weltanschauung. In: ebd. () S. –. – Ders.: Die Fabeln und Erzählungen im Renner des H. v. T. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – Egon Wölfel: Unters. über H. v. T. und seinen Renner. In: ZfdA () S. –. – Johannes Iwer: Zur Moduslehre des Renner. Tübingen . – Gustav Ehrismann: H. v. T.s Renner und das ma. Wissenschaftssystem. In: Aufsätze zur Sprach- und Literaturgesch. Wilhelm Braune dargebracht von Freunden und Schülern. Dortmund , S. –. – Erich Seemann: H. v. T. und die Fabeln seines Renners. Eine Unters. zur Gesch. der Tierfabel im MA. München . – Leo Behrendt: The ethical thinking of H. v. T. (Studies in German ). Washington . – Johannes Müller: Die Bibel und der biblische Gedankenkreis in H. v. T.s Renner. Diss. Greifswald . – Franz Diel: Reimwb. zum ‹Renner› H.s v. T. (Münchener Texte. Ergänzungsreihe H. ). München . – Else Schlicht: Das lehrhafte Gleichnis im Renner des H. v. T. Diss. Gießen . – Franz Götting: Der Renner H.s v. T. Stud. zur ma. Ethik in nachhö scher Zeit. Diss. Münster . – Hans-Gerd von Rundstedt: Die Wirtschaftsethik des H. v. T. In: AfK () S. –. – Erich Genzmer: H. v. T. und die Juristen. In: L’Europa e il Diritto Romano. Studi in memoria di Paolo Koschaker. Bd. . Mailand , S. –. – Eva Wagner: Sprichwort und Sprichworthaftes als Gestaltungselemente im ‹Renner› H.s v. T. Diss. Würzburg . – Bruno Müller: Die Titelbilder der illustrierten Renner-Hss. In: Ber. Hist. Ver. Bamberg () S. –. –
um Heinz Rupp: Zum ‹Renner› H.s v. T. In: Typologia Litterarum. FS Max Wehrli. Hg. v. Stefan Sonderegger u. a. Zürich/Freiburg i. Br. , S. –. – Bernhard Schemmel: H. v. T. In: Fränkische Lebensbilder. Neue Folge der Lebensbilder aus Franken. Bd. . Hg. v. Gerhard Pfeiffer/Alfred Wendehorst (Veröff. der Ges. für Fränkische Gesch. a). Würzburg/Neustadt a. d. Aisch , S. –. – Helmuth Stahleder: Arbeit in der ma. Ges. (Miscellanea Bavarica Monacensia /Neue Schriftenreihe des Stadtarchivs München ). München . – Dietrich Schmidtke: Die künstlerische Selbstauffassung H.s v. T. In: Wirkendes Wort () S. –. – Ingeborg Schröbler: «Dâ von wizze wir alle wol, daz Sant Johannes ein swert truoc» (Renner, V. f.). Zur Ikonographie des Clemensgrabes im Bamberger Dom. In: Verbum et signum. FS Friedrich Ohly. Hg. v. Hans Fromm u. a. Bd. . München , S. –. – Klaus Grubmüller: Noes Fluch. Zur Begründung von Herrschaft und Unfreiheit in ma. Lit. In: Medium aevum ‹dt.›. Beitr. zur dt. Lit. des hohen und späten MA. FS Kurt Ruh. Hg. v. Dietrich Huschenbett u. a. Tübingen , S. –. – Lutz Rosenplenter: Zitat und Autoritätenberufung im ‹Renner› H.’s v. T. Ein Beitr. zur Bildung des Laien im SpätMA (Europäische Hochschulschr. I, ). Frankfurt/M. u. a. . – Jutta Goheen: Mensch und Moral im MA. Gesch. und Fiktion in H. v. T.s ‹Der Renner›. Darmstadt . – Dies.: Social distinctions and ethical norms in Middle High German literature: H. v. T.’s Renner. In: Von Otfried von Weißenburg bis zum . Jh. Proceedings from the th International Congress on Medieval Studies, May –, . Hg. v. Albrecht Classen (GAG ). Göppingen , S. –. – Ch. Huber: Bemerkungen H.s v. T. zum Reisen. In: Reisen und Welterfahrung in der dt. Lit. des MA. Vorträge des XI. Anglo-Dt. Colloquiums, .–. September , Universität Liverpool. Hg. v. D. Huschenbett/John Margetts (Würzburger Beitr. zur dt. Philologie ). Würzburg , S. –. – Brigitte Weiske: Die ‹Gesta Romanorum› und das ‹Solsequium› H.s v. T. In: Exempel und Exempelsammlungen. Hg. v. Walter Haug/B. Wachinger (Fortuna vitrea ). Tübingen , S. –. – Rolf Sprandel: Der Adel des . Jh. im Spiegel des ‹Renner› von H. v. T. In: Otto von Botenlauben. Minnesänger, Kreuzfahrer, Klostergründer. Hg. v. Peter Weidisch (Bad Kissinger Arch.-Schr. ) Würzburg , S. –. –
Hugo von Trimberg R. Weigand: Textgenetische Edition. Zur Neuausg. des «Renner» H.s v. T. In: Editionsber. zur ma. dt. Literatur. Beitr. der Bamberger Tagung «Methoden und Probleme der Edition ma. dt. Texte», .–. Juli . Hg. v. Anton Schwob unter Mitarbeit von Rolf Bergmann u. a. (Litterae ). Göppingen , S. –. – William F. Carroll: ‹Der Welsche Gast› Thomasins von Zerclaere und ‹Der Renner› H.s v. T. Perspektiven des Fremden in der didaktischen Lit. des . Jh. In: Fremdes wahrnehmen – fremdes Wahrnehmen. Stud. zur Gesch. der Wahrnehmung und zur Begegnung von Kulturen in MA und früher Neuzeit. Hg. v. Wolfgang Harms und C. Stephen Jaeger in Verbindung mit Alexandra Stein. Stuttgart/Leipzig , S. –. – Inés de la Cuadra: Die Funktion von Aussagen zur Zeitgesch. im ‹Renner› H.s v. T. In: Ma. Lit. im Lebenszusammenhang. Ergebnisse des Troisième Cycle Romand . Hg. v. Eckart Conrad Lutz (Scrinium Friburgense ). Fribourg , S. –. – Henrike Lähnemann: Der ‹Renner› des Johannes Vorster. Unters. und Edition des cpg (Bibliotheca Germanica ). Tübingen/Basel . – I. de la Cuadra: Der ‹Renner› H.s v. T.: Allegorische Denkformen und literarische Traditionen (Germanistische Texte und Stud. ). Hildesheim u. a. . – Ch. Huber: ‹der werlde ring› und ‹was man tuon und lassen schol›. Gattungskontinuität und Innovation in moraldidaktischen Summen: Thomasin von Zerklaere – H. v. T. – Heinrich Wittenwiler und andere. In: MA und frühe Neuzeit. Übergänge, Umbrüche und Neuansätze. Hg. v. W. Haug (Fortuna vitrea ). Tübingen , S. –. – H. Lähnemann: Landschaftsdarstellung und Moraldidaxe. Die Bilder der Renner-Bearb. cpg . In: Natur und Kultur in der dt. Lit. des MA. Colloquium Exeter . Hg. v. Alan Robertshaw/Gerhard Wolf. Tübingen , S. –. – Rüdiger Schnell: ‹Luxuria› und ‹Gender› oder: Moraldidaxe und Geschlechtergeschichte. Zur vierten ‹Distinctio› im ‹Renner› H.s v. T. (V. –). In: ‹Ze hove und an der strâzen›. Die dt. Lit. des MA und ihr «Sitz im Leben». FS Volker Schupp. Hg. v. Anna Keck/ Theodor Nolte. Stuttgart/Leipzig , S. –. – I. de la Cuadra: Diskurse über soziale Mobilität im Spiegel von Fiktion und Historie: Die ‹Bauernszene› im «Renner» H.s v. T. (V. –) und das achte Gedicht der «Seifried Helbling»-Slg. (SH VIII,–). In: ZfdPh () S. –. – Michael Dallapiazza: Ritterromane als Jugendlektüre
Arnald von Villanova im MA. Thomasin von Zirklaria und H. v. T. In: International Scandinavian and Medieval Studies in Memory of Gerd Wolfgang Weber. Hg. v. dems. u. a. (Hesperides ). Triest , S. –. – R. K. Weigand: Der ‹Renner› des H. v. T. Überl., Quellenabhängigkeit und Struktur einer spätma. Lehrdichtung (Wissenslit. des MA ). Wiesbaden . – Danielle Buschinger: Einiges zu H. v. T. In: «Pur remembrance». Mélanges en mémoire de Wolfgang A. Spiewok. Hg. v. Anne Berthelot (Wodan. Recherches en littérature médiévale /Greifswalder Beitr. zum MA ). Greifswald , S. –. – R. K. Weigand: Halbritter und Schildknechte (oder: Raub und Brand). Zur Kategorisierung und Illustrierung sozialer Randgruppen im ‹Renner› H.s v. T. In: Die Präsenz des MA in seinen Handschriften. Ergebnisse der Berliner Tagung in der Staatsbibl. zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, .–. April . Hg. v. HansJochen Schiewer/Karl Stackmann. Tübingen , S. –. – Renate Schipke: H. v. T.: Der Renner [Ms. germ. fol. ]. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. – (Nr. , Faks. Bl. r). – Dies.: H. v. T.: Der Renner [Hdschr. ]. In: ebd., S. f. (Nr. , Faks. Bl. v). – Dies.: H. v. T.: Der Renner [Ms. germ. quart. ]. In: ebd., S. (Nr. , Faks. Bl. v). – Michele C. Ferrari: Johannes Damascenus in Franken. Zur Rekontextualisierung arabo-griechischer Erzählstoffe bei Vinzenz von Beauvais, H. v. T. und anderen Autoren. In: Nova de veteribus. Mittel- und neulat. Stud. für Paul Gerhard Schmidt. Hg. v. Andreas Bihrer/Elisabeth Stein. Leipzig , S. –. – K. Grubmüller: Laiengelehrsamkeit. Über volkssprachliche Wiss. im MA. In: «Scientia poetica». Lit. und Naturwiss. Hg. v. Norbert Elsner/Werner Frick. Göttingen , S. –. – David Petry: «Frankenland hat Ehren viel!» Über Heimatgefühl und Frankenlob im «Renner» H.s v. T. In: Franken und Forchheim im MA. Hg. v. Andreas Otto Weber/Wolfgang Wüst (An Regnitz, Aisch und Wiesent. Sonderh. ). Forchheim , S. –. – Helmut Birkhan: Gesch. der altdt. Lit. im Licht ausgewählter Texte. Tl. VIII: Lehrhafte Dichtung zwischen und (Edition Praesens Studienbücher ). Wien , S. –. – Ursula Kundert: «Ad evigilationem brutarum mentium». Emotionen als wirkungsmächtige erzählte Kategorien im ‹Renner› H.s v. T. In: Unmitte(i)lbarkeit.
um Gestaltungen und Lesbarkeit von Emotionen. Hg. v. Paul Michel (Schr. zur Symbolforschung ). [Zürich] , S. –. – Norbert Jung: H. v. T. Ein Bamberger Schulmeister kritisiert den Papst. In: Unterm Sternenmantel. Jahre Bistum Bamberg. Die Gesch. in Lebensbildern. Hg. v. Michael Kleiner in Zusammenarbeit mit Ludwig Unger. Bamberg , S. –. – A. Classen: Thomasin von Zerclaere’s ‹Der Welsche Gast› and H. v. T.’s ‹Der Renner›. Two Middle High German Didactic Writers Focus on Gender Relations. In: What nature does not teach: didactic literature in the medieval and early modern periods. Hg. v. Juanita Feros Ruys (Disputatio ). Turnhout , S. –. – Jürgen Petersohn: Franken im MA. Identität und Pro l im Spiegel von Bewußtsein und Vorstellung (Vorträge und Forschungen, Konstanzer Arbeitskreis für ma. Gesch., Sonderbd. ). Ost ldern , S. f. (‹Frankenlant hât êren vil.› – Landesbewußtsein in lehrhafter Dichtung: H. v. T.). – Tobias Bulang: Zur Positionierung des Laien im Feld des Wissens. Bemerkungen zum ‹Renner› H.s v. T. In: Neugier und Tabu. Regeln und Mythen des Wissens. Hg. v. Martin Baisch/Elke Koch (Rombach Wiss., Reihe Scenae ). Freiburg i. Br. u. a. , S. –. – Ders.: Enzyklopädische Dichtungen. Fallstud. zu Wissen und Lit. in SpätMA und früher Neuzeit (Dt. Literatur. Stud. und Quellen ). Berlin , S. –. – Daniela Güthner: H. und die Bauern. Zur Thematisierung gesellschaftlicher Ordnung im Renner des H. v. T. In: Habitus. Norm und Transgression in Bild und Text. Festgabe für Lieselotte E. Saurma-Jeltsch. Hg. v. Tobias Frese u. a. Berlin , S. –. – Elena Di Venosa: Agricolas Sprichwörtersammlungen als indirekter Textzeuge des ‹Renners›. In: Vielheit und Einheit der Germanistik weltweit. Bd. : Aufgaben der Erforschung der Mittleren Dt. Lit. bzw. der Kulturgesch. der Frühen Neuzeit. Betreut und bearb. von Barbara Becker-Cantarino u. a. [...]. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Tanja Kohwagner-Nikolai: Der Zug der Heiligen Drei Könige und H. v. T. Neue Überlegungen zum Bamberger Antependium. In: Ber. Hist. Ver. Bamberg () S. –. BJ Arnald von Villanova, * wohl um , † September . – Mediziner. A. v. V. wirkte – als Professor für Medizin in Montpellier, übersetzte Werke von Galen (De in
um terioribus, De rigore et tremore, De iectigatione et spasmo) und Avicenna (De viribus cordis) aus dem Arabischen ins Lateinische und verfasste selbst mehrere bedeutende medizinische (u. a. De intentione medicorum, Aphorismi de gradibus zur Wirkung von Arzneien; nach : Regimen sanitatis ad regem Aragonum, Speculum medicinae) sowie theologische (neben lat. auch katalanische) Schriften. Er genoss unter seinen Zeitgenossen als Mediziner großes Ansehen, was sich u. a. an seiner ärztlichen Tätigkeit im Dienste verschiedener Potentaten (u. a. Jakob II. von Aragón, Papst Bonifaz VIII.) und seiner Berufung in eine Expertenkommission zur Reform des Studiencurriculums in Montpellier, für das er eine neue Liste verbindlicher Unterrichtstexte mit vielen galenischen Werken erstellte, ersehen lässt. Gleichwohl erregte er mit einem spirituellen, an der Apokalyptik des kalabrischen Abts Joachim von Fiore († ) orientierten Traktat (Tractatus de tempore adventus Antichristi) Anstoß und das Interesse der Inquisition, die ihn im Jahr vorübergehend internieren ließ, sodass er in den folgenden Jahren auch intensiv mit der Darlegung seiner Rechtgläubigkeit befasst war (u. a. Ars catholicae philosophiae, Gladius veritatis adversus thomatistas; letzterer benennt nach bisherigem Kenntnisstand erstmals die Anhänger der Lehre des → Thomas von Aquin als ‹Thomisten›, vgl. Ehrle ). Im September starb J. vor Genua als Opfer eines Schiffbruchs; die Inquisitoren zu Tarragona verurteilten seine theologischen Schriften. Die Verbindung dieses theologischen mit dem medizinischen Werk und ihre konsistente Verortung im Denken eines einzigen Autors harren bislang der genauen Klärung; zur Au ösung offensichtlicher Widersprüche, allen voran des Nebeneinanders einer im medizinischen Werk betonten Bedeutung bzw. einer im theologischen Werk radikalen Abwertung der Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper und der (aristotelischen) Naturphilosophie, existieren bislang keine nachhaltig überzeugenden Vorschläge. Für den Arzt A. ist die Medizin als eine auf die Heilung von Menschen zielende Disziplin eher Kunstfertigkeit (ars) als im eigentlichen Sinne Wissenschaft, dennoch aber auf die theoretische Fundierung im Rahmen der Begrifflichkeit der Naturphilosophie, die im Unterschied zur Medizin Gewissheit verbürgen kann, angewiesen; Widersprüche zwischen Medizin und Philosophie sind dementsprechend nicht
Arnald von Villanova möglich, doch können unterschiedliche Redeweisen sinnvoll sein, wie etwa, wenn der Mediziner im Gegensatz zum Philosophen, welcher die Gesundheit als wahre Mitte, d. h. Zustand völliger Ausgeglichenheit zwischen zwei Extremen, bestimme, jene im Rahmen einer gewissen Bandbreite der Abweichung von der Mitte bzw. den Extremen auffasse. A.s spirituelles Schrifttum ist hingegen von einem tiefen Misstrauen gegen jede über die Sinne vermittelte Erkenntnis und heftigem Widerstand gegen das Vordringen philosophischer Argumentation und Begriffe vor allem in der Theologie gekennzeichnet. Dass A. aber sowohl als herausragender Arzt wie auch als ein die religiöse Orthoxie herausfordernder Apokalyptiker wahrgenommen wurde, trug sicher zur baldigen Legendenbildung um ihn bei. Neben unzähligen alchemistischen Schriften wurden ihm – entgegen seiner ausdrücklichen Zurückweisung jeglicher solcher Praktiken – nekromantische Traktate unterschoben; auch diverse medizinische Texte, die vielfach in Volkssprachen übersetzt wurden (u. a. Epistola ad Ricardum de virtute quercus, Epistula de sanguine, Liber de vinis; zur dt. Überlieferung dieser Traktate vgl. Gundolf Keil in VL [] Sp. –, mit Korrekturen in VL [] Sp. ; Franz Josef Worstbrock in VL [] Sp. f.) schrieb man ihm fälschlich zu. Aus A.s echten Werken sind in die deutschsprachige Fachliteratur nach heutiger Kenntnis wohl nur Übersetzungen von Fragmenten aus dem Regimen sanitatis ad regem Aragonum eingegangen (zur Überlieferung vgl. Strauss , S. –). A: Hec sunt opera Arnaldi de villa noua nuperrime recognita. Hg. v. Thomas Murchi. Lyon ; mehrere weitere Drucke im . Jh. – Opera medica omnia. Hg. v. Luis García Ballester u. a. Barcelona ff. – Opera theologica omnia. Hg. v. Josep Perarnau. Barcelona ff. – Obres catalanes. Hg. v. Miguel Batllori. Barcelona . – Tractatus de tempore adventus Antichristi, hg. v. Josep Perarnau. In: Arxiu de textos catalans antics / (/) S. –. – Ars catholicae philosophiae sive philosophia catholica et divina, hg. v. Josep Perarnau. In: Arxiu de textos catalans antics () S. –. L: Gundolf Keil, VL () –; () Sp. . – Schulthess/Imbach (), S. f. – Franz Ehrle: Arnaldo de Villanova ed i «Thomatiste», contributo alla storia della scuola Tomistica. In: Gregorianum () S. –. –
Gregorius Peter Strauss: A. v. V. deutsch. Unter besonderer Berücksichtigung der Regel der Gesundheit. Heidelberg (Diss.) /. – Joaquín Carreras y Artau: El antiescolasticismo de Arnau de Vilanova (?–). In: Die Metaphysik im MA. Ihr Ursprung und ihre Bedeutung. Hg. v. Paul Wilpert. Berlin , S. –. – Luis García Ballester: Arnau de Vilanova (c. –) y la reforma de los estudios médicos en Montpellier (): el Hipócrates latino y la introducción del nuevo Galeno. In: Dynamis () S. –. – Francesco Santi: Arnau de Vilanova: l’obra espiritual, Valencia . – Juan Antonio Paniagua: Studia Arnaldiana: trabajos en torno a la obra médica de Arnau de Vilanova, c. –. Barcelona . – Antoine Calvet: Mutations de l’alchimie médicale au XVe siècle. À propos des textes authentiques et apocryphes d’Arnaud de Villeneuve. In: Micrologus () S. –. – Josep Perarnau (Hg.): Actes de la I Trobada internacional d’estudis sobre Arnau de Vilanova. Barcelona . – Manfred Gerwing: Vom Ende der Zeit. Der Traktat des A. v. V. über die Ankunft des Antichrist in der akademischen Auseinandersetzung zu Beginn des . Jh. Münster . – Joseph Ziegler: Medicine and religion, c. : the case of Arnau de Vilanova. Oxford . – Sebastià Giralt: Arnaldus astrologus? La astrología en la medicina de Arnau de Vilanova. In: Medicina & historia () S. –. – Josep Perarnau (Hg.): Actes de la II Trobada internacional d’estudis sobre Arnau de Vilanova. Barcelona . – Graziella Federici Vescovini: La concezione della «virtus occulta» nella dottrina medica di Arnaldo di Villanova e di Pietro d’Abano. In: Écriture et réécriture des textes philosophiques médiévaux. Hg. v. Jacqueline Hamesse/Olga Weijers. Louvainla-Neuve , S. –. – S. Giralt: The legend of Arnau de Vilanova: from the Middle Ages to the early modern times. In: Micrologus () S. –. AB Gregorius. – Verfasser einer Sammlung von Gesundheitsregeln, ./. Jh. G. verfasste ein Regimen sanitatis, das in zahlreichen Handschriften ab dem . Jh. überliefert ist. Der Prosatext entstand spätestens in der ersten Hälfte des . Jh., wahrscheinlich aber vor . Zunächst in lat. Sprache geschrieben, erfuhr er bald eine italienische Übersetzung. G.s Regimen sanitatis bietet in zwölf Kapiteln Empfehlungen zu Aderlässen, Ernährung, Hygiene, Gefühlszuständen, Beischlaf und weiteren Aspekten
um der Lebensführung. G. bezieht sich im Text häug auf anerkannte Autoritäten. Zu seinen Quellen zählen u. a. Galen, Hippokrates, → Aristoteles, → Avicenna, das → Regimen sanitatis Salernitanum und das → Secretum secretorum. G. wird zudem eine lat. Abhandlung über Gifte zugeschrieben, die in der Literatur als Avisamentum contra venenum, Regimen contra venenum oder De venenis bekannt ist. Der in vier Handschriften des . Jh. überlieferte Text wird von der Forschung manchmal jedoch nicht als eigenständiger Text, sondern als zweiter Teil des Regimen sanitatis aufgefasst. G. selbst ist als historische Gestalt kaum fassbar, da die Textzeugen nur spärliche Angaben über ihn enthalten. Angesichts der medizinischen Orientierung seines Werks dürfte er entsprechende Kenntnisse besessen haben, was sich auch mit Angaben in den Textzeugen deckt. Er bezeichnet sich im Gifttraktat als «magister Gregorius vester devotus medicus». Im italienischen Regimen sanitatis erscheint er als Leibarzt eines Adligen namens Sterlicchi. Nach Italien weist auch die in den italienischen Fassungen enthaltene Widmung an einen Geistlichen namens Alyrone de’ Riccardi di Glugia. In den lat. Fassungen ist der Text jedoch einem österr. Herzog Albrecht gewidmet. Gemeint ist möglicherweise Albrecht I., der Herzog wurde und starb. G. hätte das Regimen sanitatis dann frühestens geschrieben. Die Forschung hat mehrere Theorien über G.s Identität entwickelt. Es könnte sich um einen gleichnamigen Magister gehandelt haben, der Dekan des Prager Domkapitels wurde und starb. Man hat vereinzelt auch den Vater des italienischen Mediziners Biagio mit G. identi ziert. Biagio war Leibarzt des Königs von Jerusalem und Zypern und ist ab in Florenz nachweisbar. Ungeklärt ist allerdings, ob sein Vater ebenfalls Arzt war. Auch Gregor von Arezzo wird verschiedentlich als Verfasser des Regimen sanitatis erwogen. Gregor wurde im frühen . Jh. geboren, war als Arzt tätig und starb nach . Ihm werden auch Lyrik und Glossare zugesprochen, doch sind längst nicht alle Zuschreibungen geklärt. Auch sind Gregors Lebensdaten zeitlich kaum mit der Widmung an Albrecht I. in Einklang zu bringen. Die Widmung müsste sich dann vielmehr auf Albrecht II. (–) beziehen. In dt. Sprache erfuhr G.s Werk nur eine begrenzte Rezeption, die sich in kleineren Teilübersetzungen niederschlug. Die vor allem auf Schriften des
um → Konrad von Eichstätt beruhende dt. Kompilation Regel der Gesundheit (. Jh.) enthält in den Kapiteln , und jeweils Abschnitte aus G.s Regimen sanitatis. Eine weitere dt. Bearbeitung von G.s Werk ndet sich in einer wahrscheinlich von Peter → Königschlacher geschriebenen Handschrift. Die G.-Übertragung bildet dort den Anhang zu Königschlachers Buch der Natur, einer fertiggestellten Bearbeitung des Liber de natura rerum von → Thomas von Cantimpré. Ü: . Lat. und italienische Fassungen des Regimen sanitatis: Verz. der mehr als Hss. ab dem . Jh. – Verz. bei Ferckel (s. Ausg.). – Keil und Koch (s. Lit.) S. . – Tomasin (s. Lit.) S. XXVI–XXIX. . Avisamentum contra venenum: Prag, Nationalbibl., cod. (I F ), r–v (. Jh.). – Lüneburg, Ratsbibl., Ms. Miscell. D ° , ra–ra (). – Salzburg, UB, cod. M II , v–v (zweites Viertel . Jh.). – Wien, ÖNB, cod. , v–r (zweite Hälfte . Jh.). – Vgl. Hss. der Ratsbücherei Lüneburg: Miscellanea und Historica. Bearb. v. Martin Wierschin. Wiesbaden , S. . – Paul Uiblein: Mayr, Georg, von Amberg. In: VL () Sp. –. – Tomasin (s. Lit.) S. XXVIII f. – Online-Kat. der UB Salzburg, www.ubs.sbg.ac.at/sosa/handschriften/mII.htm. . Dt. Regimen-Fassung der Regel der Gesundheit: Verz. der Hss. bei Strauss (s. Ausg.) S. . – www.handschriftencensus.de/werke/. – Vgl. auch den Abschnitt zur Regel der Gesundheit bei Konrad von Eichstätt. . Dt. Bearb. des Peter Königschlacher: Stuttgart, LB, cod. Med. et phys. ° , r–r, nach anderen Angaben vb–ra (Pap., Waldsee, , schwäbisch, gilt als Autograph des Peter Königschlacher). – Vgl. Norbert H. Ott/Ulrike Bodemann: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. /. München , S. – (Nr. ..). – Tomasin (s. Lit.) S. XXX (mit von Ott/Bodemann abweichenden Seitenangaben zur Hs.). A: . Lat. und italienische Fassungen: Fiori di Medicina di Maestro Gregorio Medicosico. Hg. v. Francesco Zambrini. Bologna . Nachdr. ebd. . – Christoph Ferckel: Ein Gesundheitsregiment für Herzog Albrecht von Österreich aus dem . Jh. In: Arch. für Gesch. der Medizin () S. –. – Tomasin (s. Lit.).
Fechtbücher . Dt. Fassung der Regel der Gesundheit: Peter Strauss: Arnald von Villanova dt. unter besonderer Berücksichtigung der ‹Regel der Gesundheit›. Diss. Heidelberg , S. –. . Dt. Bearb. des Peter Königschlacher: Ferckel (s. o., Nr. ) S. f. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f.; () Sp. . – Ders./Manfred P. Koch: Die spätma. Gesundheitslehre des ‹Herrn Arnoldus von Mumpelier›. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Wolfram Schmitt: Theorie der Gesundheit und ‹Regimen sanitatis› im MA. Habil.Schr. Heidelberg , S. . – Melitta W. Adamson: Medieval Dietetics. Food and Drink in Regimen Sanitatis Literature from to . Frankfurt/M. u. a. , S. – u. ö. – Pia Ernstbrunner: Der Musiktraktat des Engelbert von Admont (ca. –). Tutzing , S. f. – Luca Marcozzi: Gregorio (Goro, Ghirigoro) d’Arezzo. In: Dizionario Biogra co degli Italiani . Hg. Istituto della Enciclopedia Italiana. Rom , S. – (mit weiterer Lit.). – Wolfgang Wegner: G. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Maestro Gregorio: Libro de Conservar Sanitate. Volgarizzamento Veneto Trecentesco. Hg. v. Lorenzo Tomasin. Bologna . – W. Schmitt: Medizinische Lebenskunst. Gesundheitslehre und Gesundheitsregimen im MA. Berlin , S. . MM Fechtbücher. – (.–. Jh.). – Sammelhandschriften mit Anleitungen zur Fecht- und Ringerkunst. Die F. sind entstanden aus dem Bedürfnis, den Unterricht spätma. Fechtlehrer, der aus mündlicher Unterweisung und praktischer Übung bestand, in schriftlicher Form zu xieren. Dies führte einerseits zu einer Niederschrift der genuin für die mündliche Lehrsituation gedachten Anweisungen, die aber wiederum, in der weiteren Überlieferung separiert von diesem direkten Unterricht, der Erklärung bedurften; dies geschah zum einen durch entsprechende Kommentierung und Auslegung, zum anderen aber auch durch Veranschaulichung mittels bildlicher Darstellung der einzelnen Kampfstellungen. Der älteste Vertreter der Gattung ist eine um / in Franken, vielleicht für den Würzburger Bischof entstandene Handschrift (heute Leeds, Royal Armouries, MS I.), in der die Fechtaktionen in hexametrischen lat. Merkversen, in die
Fechtbücher fallweise dt. Fachtermini inseriert sind, beschrieben und durch Darstellungen von Fechtlehrer und -schüler illustriert werden. Die lat. Sprache, vor allem aber die dargestellten Kämpfer, bei denen es sich um Kleriker in hochgeschürzten Roben und in einem Fall auch um eine Frau handelt, distanzieren die hier dargebotenen Lehren des Fechtens mit dem Einhandschwert von der ritterlichen Kampfkunst, zu der das Fechten von Haus aus gehört, und verweisen schon auf die weitere Entwicklung der Fechtkunst, die im . und . Jh. zu einer autonomen Hofkunst werden wird, die vom Adel und von Bürgern in entsprechenden Schulen von berufsmäßigen Meistern des Fechtens unterrichtet wird; ein wichtiger Anwendungszweck ist dabei der gerichtliche Zweikampf. Wichtigster und wirkmächtigster Vertreter dieser Entwicklung ist Johannes → Liechtenauer, der als erster namentlich bekannte Fechtmeister gilt. Seine «kunst des fechtens mit dem swerte» ndet sich zuerst in einer Sammelhandschrift aus dem Jahr , die allerdings noch ein Kleriker, der «pfaffe» Hanko Döbringer, zusammengestellt hatte (Nürnberg, GNM, Hs a). Die «kunst des fechtens» ist von Liechtenauer nach eigener Auskunft aus vielfältigen Informationen und eigener Erfahrung zusammengetragen und zu einer «ars», das heißt zu einer nach festen Regeln erfolgenden Kunstfertigkeit, geformt worden; es geht vor allem um die Benennungen verschiedener Stellungen und Bewegungen. Diese wurden in Form von Paarreimen gefasst, die als Merkverse für den Unterricht dienen sollten und zu diesem Zweck vielleicht auf Zettel geschrieben worden sind, wie die Benennung der Verse als «zedel» vermuten lässt. Da sich Liechtenauer gleichzeitig, um das in dieser Art festgehaltene Wissen nicht über den engeren Schülerkreis bekannt werden zu lassen, einer Arkansprache («haimlichkeiten») bediente, waren die Verse außerhalb der eigentlichen Unterrichtssituation nicht mehr verständlich; die Verschriftlichung für größere Rezipientenkreise verlangte also gleichzeitig nach einer Erklärung des Gemeinten. Schon in der frühesten Überlieferung wird daher den Merkversen jeweils eine kommentierende Glosse zur Seite gestellt, woraus sich die typische Textform der F. aus «zedel» (oder auch «text») und «glosse» ergibt. In der Rezeption von Liechtenauers Werk wird dieser zu einer Art mythischem Gründungsvater der Fechtkunst; nach Paulus → Kal, der in den Diensten des Herzogs von Bayern-Landshut und
um anschließend des Erzherzogs → Sigmund von Tirol stand und der mehrere F. für seine fürstlichen Herren mit der «kunst» Liechtenauers angelegt hatte (älteste Hs. München, BSB, cgm , aus den Jahren /) habe dieser angeblich eine «geselschaft» begründet, in deren Tradition sich wiederum Kal stellt. Liechtenauers Lehre ndet sich so in fast allen folgenden F.n, etwa denen des Hans → Talhoffer (älteste Hs. Gotha, UuFB, Chart. A , a.), Andreas → Liegnitzer (älteste Hs. Rom, Corsiniana, .A., a. ), Jörg Wilhalm (Augsburg, UB, Oettingen-Wallerstein Cod. I..o , a. ) oder Paulus Hector Mair (Dresden, LuUB, Mscr. Dresd. C /, a. ). Damit ist auch ein weiteres grundsätzliches Prinzip der Fechtbücher angesprochen. Die Handschriften, die entweder von berufsmäßigen Fechtlehrern (Kal, Talhoffer, Liegnitzer) für adlige oder bürgerliche Auftraggeber oder von bürgerlichen Liebhabern (Mair) für den Eigengebrauch geschrieben wurden, sind zum größten Teil Zusammenstellungen verschiedenster Texte. Neben der gleichsam als Leittext dienenden «kunst des fechtens» von Johannes Liechtenauer begegnen eigene Werke der kompilierenden Fechtmeister und auch andere Fechtlehren; dazu kommen Lehren über den Kampf mit anderen Waffen, etwa mit dem Dussak, einem Übungsschwert aus Holz, dem Messer oder der Stange, aber auch dem Dresch egel oder der Sichel, aber auch Anleitungen zum Ringkampf und zur Vorhersage des Siegers in einem Zweikampf, wie etwa die Johannes → Hartlieb zugeschriebene Namenmantik. Es bildet sich so eine Buchgattung heraus, die in Kampfformen mit unterschiedlichsten Waffen unterrichtet, wobei es sich aber immer um Zweikampfformen handelt. Krönung dieser Gattung ist die für Paulus Hector Mair, Ratsdiener zu Augsburg, nach angefertigte zweibändige Prachthandschrift (Wien, ÖNB, Cod. /) mit insgesamt Texten, die das Fechten, das Ringen, den Rosskampf und das Turnieren umfassen und von Mair selbst mit einer lat. und einer dt. «Praefatio in Athleticam» eingeleitet werden. Die Öffnung dieser Gattung für nicht-professionelle Kämpfer und Liebhaber sowie die damit schon früh, vielleicht schon mit den ersten Textzeugen einhergehende Entfernung von der ursprünglichen Gebrauchssituation des mündlichen Unterrichts führt weiterhin zu zwei wesentlichen Veränderungen der Präsentation der Lehren. Zum
um wird der eigentliche Kern, die in Arkansprache verfassten Merkverse, getilgt und durch kurze Beschreibungen der Kampfstellungen ersetzt, die aus den Prosaglossen erwachsen; zum zweiten werden diese Beschreibungen immer mehr durch bildliche Darstellungen ergänzt, in denen die Fechtaktionen verständlich gemacht und die Fachtermini veranschaulicht werden. Die ersten Illustrationen, sieht man von dem genannten Erstling klerikaler Provenienz ab, nden sich in einem Fechtbuch Hans Talhoffers ; in der Folge kann es dazu kommen, dass die Illustrationen immer mehr in den Vordergrund treten und die Texte zu Bildkommentaren werden. Das Fechtbuch Albrecht Dürers (Wien, Albertina, Graphische Sammlung, Hs –) aus dem Jahr könnte als Fluchtpunkt dieser Entwicklung gesehen werden, da es ausschließlich Zeichnungen enthält; allerdings ist fraglich, ob es überhaupt zu dieser Gattung gerechnet werden sollte, da das Interesse Dürers wohl kaum in der Fechtkunst selbst lag. Ü: Leeds, Royal Armouries, MS I. (fränkisches Fechtbuch). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs a (Hanko Döbringer). – München, BSB, cgm (Paulus Kal). – Gotha, Univ.- und Forschungsbibl., Chart. A (Hans Thalhoffer). – Rom, Corsiniana, .A. (Andreas Liegnitzer). – Augsburg, UB, OettingenWallerstein Cod. I..o (Jörg Wilhalm). – Dresden, LUB, Mscr. Dresd. C /. – Wien, ÖNB, Cod. / (Paulus Hector Mair). – Wien, Albertina, Graphische Slg., Hs (Albrecht Dürer). – Weitere Handschriften und Drucke bei den jeweiligen Editionen und bei Rainer Leng (Bearb.): Fecht- und Ringbücher. In: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. /. München , S. –. A F: Gustav Hergsell: Talhoffers Fechtbuch aus dem Jahre . Gerichtliche und andere Zweikämpfe darstellend. Prag . – Ders.: Talhoffers Fechtbuch (Ambraser Cod.) aus dem Jahre . Gerichtliche und andere Zweikämpfe darstellend. Prag . – Ders.: Talhoffers Fechtbuch (Gothaer Cod.) aus dem Jahre . Gerichtliche und andere Zweikämpfe darstellend. Prag . – Friedrich Dörnhöffer: Albrecht Dürers Fechtbuch. Jb. der kunsthist. Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (/), II. Tl. – Charles Studer: Das Solothurner Fechtbuch. Solothurn [ca. ]. – Martin Wierschin: Meister Johann Liechtenauers Kunst des Fechtens
Fechtbücher (MTU ). München . – Hans-Peter Hils: Gladiatoria. Über drei Fechthss. aus der ersten Hälfte des . Jh. In: Codices manuscripti () S. –. – Hans-Peter Hils: Fecht- und Ringbuch/ Vermischtes Kampfbuch. [Micro che-Edition der Hs.] Ausgburg Universitätsbibl. Cod. I..o (Codices gurati – Libri picturati ). München . – Rainer Leng: Andreas der Jude, Jost von der Nießen und Niclas Preuß: Drei verhinderte «Verfasser» eines Fechtbuches. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Grezgorz Zabinski/ Walczak Baconiery: Cod. Wallerstein. A Medieval Fighting Book from the Fifteenth Century on the Longsword, Falchion, Dagger and Wrestling. Boulder (Cal.) . – Jeffrey L. Forgeng: The Medieval Art of Swordsmanship. A Facsimile and Translation of the World’s Oldest Personal Combat Treatise, Royal Armouries MS I.. Union City (Cal.) . – Ute Bergner/Johannes Gießkauf: Würgegriff und Mordschlag. Die Fecht- und Ringlehre des Hans Czynner (). Universitätsbibl. Graz Ms. . Graz . – André Schulze: Die hohe Kampfkunst im MA von Schirmmeister Hans Talhoffer im Gothaer Cod. von . Bde. Mainz /. – Johannes Bauer: Langes Schwert und Schweinespiess. Die anonyme Fechths. aus den verschütteten Beständen des Hist. Archivs der Stadt Köln. Graz . – Johannes Graf zu Königsegg-Aulendorf/André Schulze (Hgg.): Der Königsegger Codex. Die Fechths. des Hauses Königsegg. Bde. Faksimile und Komm. Mainz . – Zahlreiche Transkriptionen von Fechthandschriften sind von der ‹Gesellschaft für pragmatische Schriftlichkeit› online publiziert worden (http://www.pragmatische-schriftlichkeit.de). L: Wolfram Schmitt: F. (anonyme). In: VL () Sp. f. – Gundolf Keil: Gladiatoria. In: VL () Sp. . – Volker Schmidtchen: Kal, Paulus. In: VL () Sp. f. – HansPeter Hils: Lecküchner, Hans. In: VL () Sp. –. – Ders.: Liechtenauer, Johannes. In: ebd., Sp. –. – Ders.: Liegnietzer, Andreas. In: ebd., Sp. –. – G. Keil: Talhofer, Hans. In: VL () Sp. –. – Rainer Leng: Döbringer, Hanko. In: VL () Sp. –. – Franz Wittmann: Die Fechtkunst in der Lit. Regensburg . – Karl Wassmannsdorff: Turnen und Fechten in früheren Jahrhunderten. Heidelberg . – H.-P. Hils: Die Hss. des obd. Fechtmeisters Hans Talhoffer. Ein Beitr. zur Fachprosaforschung des MA. In: Codices manuscripti ()
Paradisus animae S. –. – Ders.: Meister Johannes Liechtenauers Kunst des langen Schwerts (Europäische Hochschulschr. , ). Frankfurt/M. . – H.-P. Hils: Zum Stand der hauptberu ichen Fechter nach ma. Rechtsquellen. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abteilung () S. –. – Jan-Dirk Müller: Bild – Vers – Prosakomm. am Beispiel von F.n. Problem der Verschriftlichung einer schriftlosen Praxis. In: Pragmatische Schriftlichkeit im MA. Erscheinungsformen und Entwicklungsstufen. Hg. v. Hagen Keller (MMS ). München , S. –. – Ders.: Hans Lecküchners Messerfechtlehre und die Tradition. Schriftliche Anweisung für eine praktische Disziplin. In: Wissen für den Hof. Der spätma. Verschriftlichungsprozeß am Beispiel Heidelberg im . Jh. Hg. v. dems. (MMS ). München , S. –. – H.-P. Hils: Re exionen zum Stand der hauptberu ichen Fechter des Späten MA unter Berücksichtigung hist. Rechtsquellen. In: Würzburger Fachprosa-Stud. […]. FS Michael Holler. Hg. v. G. Keil. Würzburg , S. –. – Jeffrey L. Singman: The Medieval Swordsman: a th Century German Fencing Manuscript. In: Royal Armouries Yearbook () S. –. – Sidney Anglo: The Martial Arts of Renaissance Europe. New Haven/London . – Matthias J. Bauer: Die unbekannte illustrierte Fechths. des Hugold Behr. Vorbemerkungen zur Edition von Rostock UB Mss. Var. . In: Medium Aevum Quotidianum () S. –. – Heidemarie Bodmer: Das Fechtbuch. Unters. zur Entwicklungsgesch. der bildkünstlerischen Darstellung der Fechtkunst in den Fechtbüchern des mediterranen und westeuropäischen Raums vom MA bis Ende des . Jh. Diss. Stuttgart . – R. Leng (Bearb.): Fechtund Ringbücher. In: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. /. München , S. –. – Daniel Jaquet (Hg.): L’art chevaleresque du combat. Le maniement des armes à travers les livres de combat (XIVe–XVIe siècles). Neuchâtel . FF Paradisus animae. – Dt. Übersetzung eines lat. moraltheologischen Tugendtraktats. Der lat. Text wird auf die Zeit um datiert. So alt sind auch die ersten Handschriften. Während der Traktat zunächst anonym überliefert wird, wird er vom . Jh. an → Albertus Magnus zugeschrieben. Aus dem . Jh. stammen die meisten Handschriften.
um Der Text setzt sich aus im Umfang etwa gleichen Kapiteln zusammen, die jeweils einer Tugend (oder auch einer Praxis wie der Beichte) und dem ihr entsprechenden Laster gewidmet sind. Als Quellen greift der Traktat vor allem auf die Bibel zurück, daneben auf die Kirchenväter → Augustinus (Confessiones), → Gregor den Großen (Moralia in Iob) und → Hieronymus. Ü: Der mhd. Traktat wird von Handschriften überliefert. Einige Handschriften (wie Heidelberg, UB, Heid. Hs. oder Berlin, SBB, mgq ) überliefern Teilübertragungen und -bearbeitungen. Es werden entsprechend dem ersten Substantiv im Prolog vier Übersetzungen (und eine Druckfassung) unterschieden: a) sünde-Version (entstanden um , wohl im mitteldt. Sprachraum). Zu dieser Version gehören die frühesten Übersetzungen des P. a. Admont, Stiftsbibl., Cod. (A). – Basel, UB, Cod. B IX (Ba). – Ebd., Cod. O I (Ba). – Berlin, SBB, Fragm. (Be); dieser fragmentarische Textzeuge wird von Könitz () beschrieben und ediert. – Ebd., mgq (Be). – Ebd., mgq (Be). – Ebd., mgo (Be). – Ebd., Ms. theol. lat. qu. (Be). – Beuron, Bibl. der Erzabtei, ° Ms. (Beu). – Erfurt, Bistumsarch., Deutsche Fragmente (Ef). – Erlangen, UB, Ms. / (Er). – Gießen, UB, Hs. . – Güssing, Bibl. des Franziskanerklosters, Hs. / (G). – Hamburg, SUB, Cod. theol. (Ha). – Heidelberg, UB, Cpg (He). – Ebd., Cpg (He). – Ebd., Cpg (He). – Hildesheim, Stadtarch., Best. Nr. /I (früher HM /I) (Hi). – Innsbruck, ULB, Fragm. (In). – Karlsruhe, LB, Cod. Lichtenthal (K). – Ebd., Cod. St. Georgen (K). – Köln, Hist. Arch. der Stadt, Best. (GB °) (Kö). – Ebd., Best. (GB °) (Kö). – Ebd., Best. (W) (Kö). – Lübeck, StB, Ms. theol. germ. ° (Lü). – Ebd., Ms. theol. germ. ° (Lü). – Mainz, StB, Hs. I (Ma). – München, BSB, Cgm (M). – Ebd., Cgm (M). – Ebd., Cgm (M). – Ebd., Cgm (M). – Ebd., Cgm (M). – Ebd., Cgm (M). – München, UB, ° Cod. ms. (M). – Paderborn, Erzbischö . Bibl., Fra (Pad). – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. (Sg). – Wien, ÖNB, Cod. (W). – Ebd., Cod. (W). – Ebd., Cod. (W). – Zürich, ZB, Cod. A (Z). b) untugend-Version (entstanden Anfang . Jh. im ostmitteldt. oder bair. Sprachraum).
um Diese Übersetzung ist sprachlich stärker als die sünde-Version an der lat. Vorlage orientiert, an die sie sich auch in Hinsicht auf die Kapitelfolge enger anschließt als an die sünde-Version. Berlin, Dt. Hist. Museum, Bibl., R / (Be). – Berlin, SBB, mgf (Be). – Ebd., mgq (Be). – Ebd., mgq (Be). – Ebd., mgo (Be). – Bremen, SUB, msa (Br). – Dillingen, Studienbibl., Cod. XV (D). – Einsiedeln, Stiftsbibl., Cod. () (Ei). – Heidelberg, UB, Cpg (He). – Ebd., Cpg (He). – Ebd., Cpg (He). – Innsbruck, ULB, Cod. (In). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (Do). – Ebd., Cod. Donaueschingen (Do). – Ebd., Cod. St. Peter pap. (K). – Ebd., Cod. St. Peter pap. (K). – München, BSB, Cgm (M). – Ebd., Cgm (M). – Ebd., Clm (M). – München, UB, ° Cod. ms. (M). – Nürnberg, StB, Cod. Cent. VI, e (N). – Oettingen, Fürstl. Oettingen-Spielbergsche Bibl., Hs. (Oe). – Pavia, UB, Ms. Fondo Aldini (Pa). – Prag, Bibl. des Klosters Strahov, Cod. DG V (Pr). – Prag, Nationalmuseum, Cod. XIV F (Pr). – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. (Sg). – Stuttgart, LB, Cod. HB I (St). – Wien, Bibl. des Dominikanerklosters, Cod. / (W). – Wien, Schottenkloster, Cod. (Hübl ) (W). c) übel-Version (entstanden Mitte . Jh.) Melk, Stiftsbibl., Cod. (; H ) (Me). – Ebd., Cod. (; L ) (Me). d) laster-Version (entstanden zweite Hälfte . Jh.) Freiburg i. Br., UB, Hs. (Fr) Angaben nach Handschriftencensus, Datierung nach VL. Die Handschriften, die den lat. Text überliefern, verzeichnet Söller . e) Druckfassung in Augsburg von Silvanus Otmar gedruckt (München, SB, Res. ° Asc. ). A: Lat.: J. M. Sailer: Beati Alberti Magni Paradisus animae sive libellus de virtutibus. Regensburg , S. –. – Auguste und Aemilius Borgnet: De veris virtutibus sive Paradisus animae, B. Alberti Magni. [...] Opera omnia. Bd. , Paris , S. –. – Nhd.: Tugendleben des katholischen Christen, enthaltend den Tugendspiegel des sel. Albertus Magnus nebst einem vollständigen Gebetbuche, Von zwei Priestern der Diöcese Regensburg. Landshut o. J. []. – Abdruck des Fragments Berlin, SBB, Fragm. (Be) bei Könitz ().
Der Tugenden Buch L: Bertram Söller, VL () Sp. –; () Sp. . – Werner Fechter: Eine Thalbacher Hs. mit Eckhart-Predigten, Exzerpten aus Seuse, dem ps.-albertischen ‹P. a.› und anderem in Pavia. In: ZfdA () S. –. – Ders.: Zur hsl. Überl. des Ps.-Albertischen ‹P. a.› und seiner Übersetzungen ins Mittelhochdeutsche. In: ZfdA () S. –. – Bertram Söller: Der Traktat ‹P. a.› des Pseudo-Albertus Magnus im dt. SpätMA. Überlieferungsgesch. – Wirkungsgesch. – Textedition der vntugent-Version aus dem . Jh. Diss. Würzburg (nach Stuttgart, LB, Cod. HB I ). – Daniel Könitz: Neufunde zu den mhd. ‹P. a.›-Übersetzungen. Mit einer Zusammenstellung der ältesten Überl. aus dem . Jh. In: ZfdA () S. –. KP Der Tugenden Buch (Das Buch der Tugenden). – Moral- und Rechtskompendium, um . D. T. B. wird in der Überlieferung mehrmals → Johannes von Freiburg, manchmal auch Johannes → Andreae zugesprochen. Diese Zuschreibungen gelten heute jedoch als falsch. Der tatsächliche Autor des Werks ist unbekannt und wird im Umfeld der Straßburger Dominikaner vermutet. Unsicher sind auch die Entstehungsumstände von D. T. B. Die Forschung hat eine zunächst lateinischsprachige Abfassung in der Zeit um erwogen. Lat. Textzeugen sind allerdings nicht erhalten. Die dt. Übersetzung wäre dann frühestens um erfolgt. Die dt. Überlieferung umfasst Handschriften und Fragmente und setzt schon im . Jh. ein. Ihre Schwerpunkte liegen im alemannischen und rheinfränkischen Raum. Zu den frühesten Textzeugen zählen zwei von Johannes → Friker geschriebene Handschriften aus den Jahren (E) und (M). Die Forschung unterscheidet drei Redaktionen von D. T. B. (*X, *Y, *Z). Zur älteren *X-Redaktion zählen die alemannischen FrikerHandschriften. In der jüngeren *Z-Redaktion ndet sich die Zuschreibung an Johannes von Freiburg. Die Bezeichnung des Kompendiums als D. T. B. ndet sich in keiner Handschrift, hat sich jedoch eingebürgert. Vielmehr wird das Werk in zwei Textzeugen Buch der Tugenden genannt. Inhaltlich basiert D. T. B. hauptsächlich auf Teil II/ (der sog. Secunda secundae) der Summa theologiae des → Thomas von Aquin. Das Kompendium ist in zwei Bücher mit Hauptkapiteln und zahlreichen Unterabschnitten aufgeteilt. Während das erste Buch sich mit den sog. göttlichen Tugenden
Der Tugenden Buch beschäftigt (Glaube, Hoffnung, Liebe), ist das zweite Buch den Kardinaltugenden gewidmet (Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigung). Häu g werden diese im D. T. B. ex negativo über ihnen zuwiderlaufende Sünden oder klärungsbedürftige Kon iktfälle umrissen. Die Darstellung ist tendenziell auf die religiöse und juristische Praxis ausgerichtet. Erörtert werden einerseits der klösterlichen bzw. seelsorgerischen Sphäre zugehörige Themen, u. a. Gebet, Simonie, Almosen und Aberglauben. Aber auch Aspekte des bürgerlichen Lebens fanden in D. T. B. Eingang, z. B. Eigentumsverhältnisse, Handel und Rechtsprechung. Als wahrscheinliche Zielgruppe des Werks gelten – vor allem dominikanische – Geistliche mit seelsorgerischen P ichten. Dass D. T. B. sich auch stark an die in Städten tätigen Seelsorger richtet, wird insbesondere an den Kapiteln zum weltlichen Recht deutlich. Obwohl D. T. B. primär eine dt. Bearbeitung der Secunda secundae enthält, griff der Autor auch auf weitere, teils dominikanische Werke zurück. So benutzte er die Summa de viciis et virtutibus von Wilhelm Peraldus, die Summa de summo bono des Ulrich Engelbrecht von Straßburg, das Compendium theologicae veritatis von → Hugo Ripelin von Straßburg, den Sentenzenkommentar des → Albertus Magnus und Kommentare zur Nikomachischen Ethik des → Aristoteles. D. T. B. wurde ab dem . Jh. vor allem in juristischen und religiösen Werken rezipiert. So sind in der ersten Hälfte des . Jh. Exzerpte in einer südrheinfränkischen Sammelhandschrift nachgewiesen (Bremen, SUB, msa ). übernahm Johannes Lose rund Kapitel aus D. T. B. in die sog. zweite Bearbeitung der ursprünglich von Walther → Ekhardi stammenden Neun Bücher Magdeburger Rechts (–). Dabei konzentrierte sich Lose auf jene Abschnitte, denen Thomas von Aquin als Quelle diente. Mehr als Kapitel aus D. T. B. ossen in das Rechtsabecedar der Artikel (→ Rechtsabecedarien) ein, das ab der Mitte des . Jh. überliefert ist. Wie Lose ging der Kompilator des Rechtsabecedars selektiv vor und wählte Kapitel zum weltlichen Recht aus. fügte Dorothea von Hof Auszüge von D. T. B. in ihr Buch der göttlichen Liebe und Summe der Tugend ein. Ü: Hss. und Fragm. ab dem . Jh. – Verz. bei Berg/Kasper (s. Lit.). – Eifler/Fasbender (s. Lit.). – www.handschriften census.de/werke/. – Früheste Hss. mit umfangreicheren Textfassungen: E: Engelberg, Stiftsbibl.,
um cod. , ra–vb (Pap., , südwestalemannisch, Schreiber: Johannes Friker). – M: München, BSB, cgm , ra–va (Pap., spätestens , südalemannisch, Schreiber: Johannes Friker). – K: Köln, Hist. Arch. der Stadt, Best. (W*) , Bll. (Pap., zweite Hälfte . Jh., mitteldt.). – Ma: Mainz, StB, Hs. I , Bll. (Perg., zweite Hälfte . Jh., südrheinfränkisch). – M: München, BSB, Cgm , Bll. (Perg., r–r: Ende . Jh., südrheinfränkisch; r–r: Mitte . Jh., mittelbair.). Vgl. auch die Überl. zum Rechtsabecedar der Artikel (→ Rechtsabecedarien) sowie zu Dorothea von Hof und Johannes Lose. A: Berg/Kasper (s. Lit.). L: De Boor/Newald / () S. . – Monika Kasper-Schlotter, VL () Sp. –. – Helgard Ulmschneider, VL () Sp. f. – Konrad Hofmann: ‹Der tugende buoch›. In: Germania (NR ) () S. –. – Karl Brethauer: Neue Eckharttexte und Mystikerhss. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – Klaus Berg: D. t. buoch. Unters. zu mhd. Prosatexten nach Werken des Thomas von Aquin (MTU ). München . – Marlies Hamm/H. Ulmschneider: Zur Überl. und Rezeption von D. T. B. In: ZfdA () S. –. – H. Ulmschneider: Die Rezeption dt. kanonistischer Lit. durch ma. Rechtsbücher. Zur Wirkungsgesch. der ‹Rechtssumme› Bruder Bertholds und des B. d. T. In: Die ‹Rechtssumme› Bruder Bertholds. Unters. . Hg. v. M. Hamm/H. Ulmschneider (TTG ). Tübingen , S. –. – ‹Das buoch der tugenden›. Ein Compendium des . Jh. über Moral und Recht nach der ‹Summa theologiae› II–II des Thomas von Aquin und anderen Werken der Scholastik und Kanonistik. Hg. v. Klaus Berg/Monika Kasper. Bde. (TTG ) Tübingen (vgl. dazu: Rüdiger Schnell, Hist. Zs. [] S. –; Claude Lecouteux, Etudes Germaniques [] S. f.). – M. Hamm/ H. Ulmschneider: Übersetzungsintention und Gebrauchsfunktion. Die ‹Rechtssumme› Bruder Bertholds im Kontext volkssprachlich-kanonistischer Rechtslit. In: Überlieferungsgeschichtliche Prosaforschung. Beitr. der Würzburger Forschergruppe zur Methode und Auswertung. Hg. v. Kurt Ruh (TTG ). Tübingen , S. –. – H. Ulmschneider: Kanonistische Lit. in ma. Rechtsbüchern. Zu den Quellen der ‹ Bücher Mageburgischen Rechts› in der Bearb. des Johannes Lose. In: Überlieferungsgeschichtliche Editionen und
um Stud. zur dt. Lit. des MA. FS Kurt Ruh. Hg. v. Konrad Kunze u. a. (TTG ). Tübingen , S. –. – Ralf G. Päsler: Deutschsprachige Sachlit. im Preußenland bis . Unters. zu ihrer Überl. Köln u. a. , S. f. – Matthias Ei er/ Christoph Fasbender: Zur frühen Überl. von D. T. B. In: ZfdA () S. –. MM Iupiter (auch: I. Francigena, I. Monoculus). – Verfasser eines lat. Lehrgedichts, lebte spätestens in der ersten Hälfte des . Jh. I. ist sicher nur als Verfasser des Verskompendiums Summa Iovis nachweisbar, an dessen Ende er sich selbst erwähnt. Darüber hinaus sind über seine Identität nur Vermutungen möglich. Die Forschung hat z. B. auf einen Magister Johannes hingewiesen, der Themata Metamorphoseos dichtete und nach eigenen Angaben I. genannt wurde. I.s Summa Iovis wird der «ars dictandi» zugerechnet und lehrt die Kunst des Briefschreibens. Die Schrift thematisiert vor allem Einteilung und Stil von Briefen. Der in der Überlieferung bis zu Verse umfassende Text ist in leoninischen Hexametern abgefasst. Das Werk ist ab der ersten Hälfte des . Jh. in zahlreichen, primär süddt. und österr. Textzeugen überliefert. Die Handschriften enthalten neben der Summa Iovis oft auch Kommentare zum Text, vereinzelt auch nur einen Kommentar ohne die eigentliche Dichtung. Ab ist der Gebrauch des Kompendiums in der Rhetoriklehre an der Universität Wien nachgewiesen. Die Summa Iovis wurde u. a. von Nikolaus → Kempf rezipiert. Ü: Weit über Hss. und Fragm. ab dem . Jh. – Verz. bei Worstbrock / (s. Lit.). – Lorenz (s. Lit.). – Ausgewählte frühe Hss.: Erfurt, UB, cod. Ampl. ° , ra–va (um ). – Klagenfurt, Bischö . Bibl., cod. XXXI c , r–v (). – Vgl. u. a. www. handschriftencensus.de/. A: Lorenz (s. Lit.). Ü: Lorenz (s. Lit.). L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. f.; () Sp. . – Thomas Kaeppeli: Praedicator monoculus. In: Archivum Fratrum Praedicatorum () S. –. – Alfons Lhotsky: Die Wiener Artistenfakultät –. Graz u. a. , S. . – Acta Facultatis Artium Universitatis Vindobonensis, –. Hg. v. Paul Uiblein. Graz u. a. , Reg. – Dennis D. Martin: Fifteenth-Century Carthusian Reform. The World of Nicholas Kempf. Leiden u. a. , S. (mit
Iupiter Anm. ). – Klaus Wolf: Hof, Univ., Laien. Lit.und sprachgeschichtliche Unters. zum dt. Schrifttum der Wiener Schule des SpätMA. Wiesbaden , S. . – Rüdiger Lorenz: ‹Summa Iovis›. Stud. zu Text und Textgebrauch eines ma. Lehrgedichts. Köln u. a. . MM Korpus der Klostermedizin. – Medizinisches Kompendium, um /erste Hälfte . Jh. Das in der Überlieferung vergleichsweise feste Kompilationscorpus dt. medizinischer Kleinliteratur dürfte um , in jedem Fall vor im bair. Sprachraum entstanden sein. Das K. d. K. deckt ein äußerst breites fachliches Spektrum ab. Der Anteil vorsalernitanischen Materials ist groß, wobei das K. d. K. aber nur in wenigen Fällen aus der Klostermedizin im eigentlichen Sinne schöpft (Regimina duodecim mensium, Dies incerti, Uroskopie aus dem → Bartholomäus). Allerdings weist der Gebrauchskontext in die klösterliche Sphäre, denn das K. d. K. wurde nachweislich in oberdt. Klöstern benutzt. Es ist davon auszugehen, dass für die Sammlung bereits volkssprachige Vorlagen unterschiedlicher Provenienz herangezogen wurden. Vereinzelte Erstübersetzungen sind nicht auszuschließen, zumindest aber eine gemeinsame lat. Vorlage für alle Texte. Die Sammlung steht in der Tradition der Arzneikompilationen des . Jh. (→ Arzenîbuoch Ipocratis, → Innsbrucker Arzneibuch, Bartholomäus) und . Jh. (→ Deutsches salernitanisches Arzneibuch). Das Textcorpus nimmt im Tradierungsverlauf an Unfestigkeit zu und die handschriftliche Varianz hinsichtlich Anzahl und Reihenfolge der Texte erschwert die Bestimmung der wahrscheinlichen ursprünglichen Gestalt des K. d. K. Dieser scheint aber ein thematisches Gliederungsprinzip nach Sachgruppen zugrunde zu liegen. Der rekonstruierte Kernbestand ist zweigeteilt. Der erste (präventiv-diätetische, diagnostische und prognostische) Teil setzt sich zusammen aus: . Alexanderbrief aus dem ps.-aristotelischen → Secretum secretorum; . → Kranewittbeer-Traktat; . Kurzer Harntraktat nach → Maurus von Salerno aus dem Bartholomäus; . Kompilation von Monatsregeln (darunter als einziger lat. Beitrag die Monatsverse → In Jano claris mit dt. Prosaübersetzung), auf den Zodiak bezogenen Anweisungen und Geburtsprognostiken; . Christtags- bzw. → Neujahrsprognosen; . Sammel-Lunar (→ Lunare); . Gefährliche Tage (Ps.-→ Beda Venerabilis). Als zweiter Teil schließt
Korpus der Klostermedizin sich ein Rezeptar an, das mit Segensformeln und Anweisungen für magische Heilhandlungen aus dem Bereich der «Weißen Magie» durchsetzt ist. Diese zweiteilige Grundstruktur des K. d. K. wird auch von den späteren Textzeugen aufrecht erhalten trotz deutlicher redaktioneller Eingriffe und Streichungen bzw. Erweiterungen. Neben Umstellungen im ersten Teil ist hier vor allem der zweite Teil betroffen, der als Rezeptar ohnehin potenziell erweiterbar ist und dessen magische Bestandteile dabei in der Tradition rückläu g sind. Auch können pharmakognostische Texte ergänzt werden (u. a. aus dem Umfeld des dt. → Macer [Vulgatfassung]). Die Zahl der erhaltenen Handschriften ist Ausweis der breiten Rezeption des K. d. K. auch außerhalb der Klöster. Im . Jh. ist von einer Verbreitung im gesamten ober- und mitteldt. Raum auszugehen. Gedruckte Fassungen sind hingegen nicht meht bekannt. In der Drucküberlieferung dominieren ohnehin Hausbuch- und Kalenderartige iatromathematische Kompendien. Ü: München, BSB, Clm , ra–rb (Perg., zweites Drittel . Jh., ostfränkisch-bair.). – Ebd., Cgm , r–r (Pap., zweites Viertel . Jh., mittelbair.). – Ebd., Clm , r–r (Pap., erste Hälfte . Jh., bair.). – Bamberg, SB, Msc. Med. (olim L.III.) r–r, v–r (. Tl. kontaminiert) (Pap., , ostfränkisch). – Solothurn, ZB, Cod. S , v–r (Pap., –, alemannisch). – Stuttgart, LB, Cod. HB XI , r–r (Pap., –, nordbair.). – Berlin, SBB, Mgf , v–v (Pap., , obd.; abweichende Reihung der Texte). – Chicago/Paris, Privatbesitz Kunsthandlung Les Enluminures (zum Zeitpunkt der Drucklegung) Nr. , va–rb (Pap., , bair.-österr.). – London, British Library, MS Add. , ra–rb (Pap., . Jh., ostmitteldt.). – Heidelberg, UB, Cpg , v–v (Pap., um , ostschwäbisch). – Redigierte und kontaminierte Fassungen: Göttingen, SUB, ° Cod. Ms. jurid. , v–v (Pap., , obd.). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, v–v (Pap., , bair./mitteldt.). – Streuüberlieferung: Frankfurt/M., UB, Ms. Praed. , rv (Pap., erste Hälfte/Mitte . Jh., rheinfränkisch). – Augsburg, UB, Cod. III..° (vormals Harburg, Fürstl. Öttingen-Wallersteinsche Bibl. Cod. III..° ) r–r (Pap., letztes Viertel . Jh., nordbair.). – Heidelberg, UB, Cpg (Bd. des Buchs der Me
um dizin des → Ludwig V. von der Pfalz) rv, rv, r–r (Perg., /, südrheinfränkisch). A: Zu Ausg. einzelner Texte der Kompilation siehe jeweils dort und zu Auszügen siehe auch Lit.; ferner: Franz Joseph Mone: Beitr. zur Kenntniß des teütschen Heidenthums. In: Anz. für Kunde der teutschen Vorzeit () Sp. –, hier Sp. (Segensformel aus dem Clm ). – Elias Steinmeyer: Rezension von Wendelin Toischer, Die altdt. Bearb. der pseudoaristotelischen Secreta-secretorum, . In: AfdA () S. f., hier S. (Teilausg. Alexanderbrief aus dem Clm ). L: Wolfgang Hirth, VL () Sp. –. – Gernot Sandner: Spätma. Christtagsprognosen. Diss. (masch.) Erlangen . – Gerhard Eis: Wahrsagetexte des SpätMA (TspMA ). Berlin u. a. . – Gundolf Keil: Die verworfenen Tage. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ders.: Eine lat. Fassung von Meister Alexanders Monatsregeln. In: Ostbair. Grenzmarken () S. –. – Heinrich Schipperges: Die Assimilation der arabischen Medizin durch das lat. MA. (Sudhoffs Arch. Beih. ). Wiesbaden . – G. Eis: Ma. Fachlit. (Slg. Metzler D ). ., durchges. Au . Stuttgart , S. –. – James Follan: Manuscripts of Ortolf von Bayerlants ‹Arzneibuch›. Their Contents, Exemplifying German Mediaeval «Artesliteratur». In: Fachlit. des MA. FS G. Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Stuttgart , S. –. – W. Hirth: Stud. zu den Gesundheitslehren des ‹Secretum secretorum›. Unter besonderer Berücksichtigung der Prosaüberl. Diss. Heidelberg , S. –, –. – G. Keil: Der ‹Kurze Harntraktat› des Breslauer ‹Cod. Salernitanus› und seine Sippe. Diss. Bonn . – H. Schipperges: Moderne Medizin im Spiegel der Gesch. Stuttgart , S. –. – Joachim Telle: Beitr. zur mantischen Fachlit. des MA. In: Studia Neophilologica () S. –. – Ute Müller: Dt. Mondwahrsagetexte aus dem SpätMA. Diss. Berlin , S. –, –. – Peter Assion: Altdt. Fachlit. (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. –, –. – Wolfram Schmitt: Theorie der Gesundheit und ‹Regimen sanitatis› im MA. Habil.-Schr. Heidelberg . – W. Hirth: Die älteste dt. «Sirr-al-Asrˉar»-Überl. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – Ders.: Die Textschleppe der altdt. ‹Secretum secretorum›Fassung G/H . In: Acta Congressus Internationalis XXIV Historiae Artis Medicinae. Budapest ,
um S. –. – Christoph Weißer: Zur Quellenfrage des spätmhd. Krankheits-Speziallunars. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. . – Gerhard Baader/G. Keil: Ma. Diagnostik. In: Medizinische Diagnostik in Geschichte und Gegenwart. FS Heinz Goerke. Hg. v. Christa Habrich (Neue Münchner Beitr. zur Gesch. der Medizin und Naturwiss./Medizinhist. Reihe /). München , S. –. – William C. Crossgrove: Zur Erforschung des ‹Älteren dt. Macer›. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – W. Hirth: Popularisierungstendenzen in der ma. «Fachlit.». In: Medizinhist. Journal () S. –, hier S. –. – Ders.: Die älteste Überl. der dt. Wacholderbeertraktate. In: Fachprosa-Stud. Beitr. zur ma. Wiss.- und Geistesgesch. FS Gerhard Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Berlin , S. –. – W. Hirth: Corpusbildung in der deutschsprachigen medizinischen Fachlit. des MA. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – C. Weißer: Stud. zum ma. Krankheitslunar. Ein Beitr. zur Gesch. laienastrologischer Fachprosa (Würzburger Medizinhist. Forschungen ). Pattensen . – Sabine KurschatFellinger: Kranewitt. Unters. zu den altdt. Übers. des nordischen Wacholderbeertraktats (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. , . – Ortrun Riha: Wissensorganisation in medizinischen Sammelhss. Klassi kationskriterien und Kombinationsprinzipien bei Texten ohne Werkcharakter (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. f., u. ö. – Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Krit. hg. v. Bernhard Schnell (TTG ). Tübingen , S. f. – G. Keil: K. d. K. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Regula Forster: Das Geheimnis der Geheimnisse. Die arabischen und dt. Fassungen der pseudo-aristotelischen Sirr al-asrˉar / Secretum secretorum (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. f., . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , f. VZ Liber magistri Avicenn(a)e. – Niederfränkisches Arzneibuch, um . Die Entstehung des anonym überlieferten L. m. A. wird um im Süden der Niederlande vermutet. Als Verfasser hat die Forschung einen unbekannten Akademiker aus Brabant oder
Liber magistri Avicenn(a)e Flamen erwogen. Der Text liegt in einer westbrabantischen Handschrift von vor. Das L. m. A. enthält u. a. ein Antidotar sowie Arzneien und P aster gegen Nasenbluten, Gicht, Laus- und Wurmbefall, Diarrhöe und Nierensteine. Hinzu kommen kurze Beschreibungen der behandelten Krankheiten und ihrer Symptome. Dem Aderlass sind mehrere Abschnitte gewidmet. Das Kompendium wurde aus zahlreichen medizinischen Texten kompiliert. Zu den Quellen zählen Werke von → Avicenna, Albucasis, → Bartholomäus Salernitanus und → Roger Frugardi, außerdem der → Vierundzwanzig-Paragraphen-Text und das → Lob des Aderlasses. Die Forschung hat weiterhin auf Versatzstücke aus → Jonghe Lanfranc sowie Schriften von Jan Yperman und → Jan Bertrand hingewiesen, die sich im Antidotar des L. m. A. nden. Die Rezeption des L. m. A. beschränkte sich auf Streuüberlieferung. Ü: Brüssel, Kgl. Bibl., Ms. –, ra–vb (Perg., , westbrabantisch). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. A: De ‹Liber magistri Avicenne› en de ‹Herbarijs› . Middelnederlandse Handschriften uit de XIVe Eeuw (Ms. – Kon. Biblioteek te Brussel). Hg. v. Leo J. Vandewiele. Brüssel . L: Gundolf Keil/Rolf Müller, VL () Sp. f. – L. J. Vandewiele: ‹Warpout› uit ‹Den Plaestere van Jerusalem›. In: Pharmaceutisch Tijdschrift voor België () S. –. – Vandewiele (s. Ausg.). – Rolf Müller: Der ‹Jonghe Lanfranc›. Bonn , S. –. – Willy L. Braekman: Middelnederlandse Geneeskundige Recepten. Een Bijdrage tot de Geschiedenis van de Vakliteratuur in de Nederlanden. Gent , S. u. ö. – Ria Jansen-Sieben: Middelnederlandse Vakliteratuur. In: Fachprosaforschung. Acht Vorträge zur ma. Arteslit. Hg. v. G. Keil/Peter Assion. Berlin , S. –, hier S. , . – W. L. Braekman: Medische en Technische Middelnederlandse Recepten. Een Tweede Bijdrage tot de Geschiedenis van de Vakliteratuur in de Nederlanden. Gent , S. u. ö. – Ingrid Rohland/G. Keil: Das ‹Judenp aster von Jerusalem›. In: Pharmaceutisch Tijdschrift voor België () S. –. – Dies.: Das ‹Buch von alten Schäden›. Komm. und Wörterverz. Pattensen , S. f. – W. L. Braekman: Een Hattems Hs. Belangrijke Aanwinst voor de Middelnederlandse Artes- Literatuur. In: Volkskunde () S. –, hier S. f. – G. Keil: ‹L. m. A.› In: Enzyklopädie Medizingesch.
Lûpold von Wîltingen Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanisitik ). Berlin , S. . MM Lûpold von Wîltingen (auch: Lupold [III.] von Weiltingen, L. von Weltingen) OCist, * Weiltingen (Kr. Ansbach), † nach .. Heilsbronn (Kr. Ansbach). – Haupt gur einer Sage. L. stammte aus einer Familie von Reichsministerialen und war der Sohn eines Reichsküchenmeisters. Er besaß juristische Kenntnisse und erscheint in den Quellen als Magister, dürfte also ein entsprechendes Studium absolviert haben. Ab ist er in Würzburg als Domherr nachgewiesen und stand im Dienst des Bischofs Manegold von Neuenburg († ). Außerdem war L. königlicher Rat unter Rudolf I. († ), in dessen Auftrag er / eine diplomatische Mission nach Rom unternahm. Um / wurde L. Propst im Würzburger Stift Haug. Er war auch Archdiakon und von bis mindestens Würzburger Offizial. Durch den Tod eines Tischgenossen hatte L. ein religiöses Erweckungserlebnis, nach dem er als Zisterzienser im Kloster Heilsbronn lebte. Um war L. an der Reform des Benediktinerklosters Münsterschwarzach beteiligt. L. war zeitlebens ein anerkannter Jurist und Gelehrter, der häu g zu Schiedsverfahren hinzugezogen wurde. Auch besaß er eine Sammlung juristischer Schriften. L. unterhielt Kontakte zu König Albrecht I. († ) und dem Eichstätter Bischof → Philipp von Rathsamhausen († ). Der Nachwelt wurde L. vor allem durch eine Mirakelerzählung bekannt. Ihre Entstehung wird bald nach L.s Tod, also im frühen . Jh. vermutet. Als Ursprungsort ist Heilsbronn erwogen worden, was aber nicht zu belegen ist. Möglicherweise entstand zunächst eine Reimfassung der Legende, vielleicht auch in lat. Sprache. Heute ist die Erzählung jedoch nur in dt. Prosa erhalten. Inhaltlich beruht die Geschichte auf L.s Erlebnis von und verbindet dieses mit der Legende von der heiligen → Katharina von Alexandrien sowie Versatzstücken aus anderen Legenden: In einer Visison erblickt ein Kaplan L.s das Gericht Gottes über L. und dessen Tischgenossen. Katharina greift jedoch ein und erwirkt einen Aufschub des göttlichen Urteils. Der Kaplan berichtet L. von seiner Vision.
um Gemeinsam nden sie L.s Tischgenossen tot auf. L. entscheidet sich daraufhin für ein Leben als Mönch. Die L.-Legende ging spätestens in der zweiten Hälfte des . Jh. mit zahlreichen anderen Mirakelerzählungen in den Wunderanhang zur dt. Katharinen-Legende ein. Die gleiche Fassung des Anhangs oss in den Winterteil des Legendars Der → Heiligen Leben ein. Sie wurde von der Forschung bereits in deren frühesten Handschriften nachgewiesen. Diese Fassung des Wunderanhangs diente auch als Grundlage einer weiteren dt. Bearbeitung der Katharinen-Legende, deren Entstehung um im Nürnberger Katharinenkloster vermutet wird. Weiterhin wurde die L.-Legende u. a. von Johannes → Herolt in dessen Sermones de tempore et de sanctis rezipiert. Auf Grundlage dieses Werks blieb die Legende bis ins . Jh. lebendig. Ü: Vgl. die Überl. zu Katharina von Alexandrien und Der Heiligen Leben. Nachweis der Überlieferungsstränge mit L.-Legende bei Assion (s. Lit.). A: Eis (s. Lit.). – Assion (s. Lit.) S. –. L: Gerhard Eis, VL () Sp. f. – Peter Assion: Katharina von Alexandrien. In: VL () Sp. –; () Sp. f. – Alfred Wendehorst, NDB () S. . – Oswald Redlich: Rudolf von Habsburg. Das dt. Reich nach dem Untergang des alten Kaisertums. Innsbruck , S. , . – Michael Wieland: Frater Lupoldus v. W. In: Cistercienser-Chron. () S. –. – Andreas Bauch: Das theologischaszetische Schrifttum des Eichstätter Bischofs Philipp von Rathsamhausen (–). Unters. und Textausg. Eichstätt , S. f. – G. Eis: L. v. W. Eine Stud. zum Wunderanh. der Katharinenlegende. In: FS Wolfgang Stammler. Hg. v. Freunden und Schülern. Berlin , S. –. – Alfred Wendehorst: Die Würzburger Formularbücher des . und . Jh. In: Würzburger Diözesangeschichtsbll. / (/) S. –. hier S. f. – P. Assion: Die Mirakel der Hl. Katharina von Alexandrien. Unters. und Texte zur Entstehung und Nachwirkung ma. Wunderlit. Diss. Heidelber , S. f. u. ö. – Enno Bünz: Stift Haug in Würzburg. Unters. zur Gesch. eines fränkischen Kollegiatstiftes im MA. Bd. . Göttingen , S. –. – Miriam Montag-Erlwein: Heilsbronn von der Gründung bis . Das Beziehungsge echt eines Zisterzienserklosters im Spiegel seiner Quellenüberl. Berlin u. a. , S. f., –, – u. ö. MM
um Mainauer Naturlehre (Daz buoch von der zît). – Astronomisch-diätetisch-komputistisches Lehrbuch, um . Als einziger Überlieferungsträger der M. N. war die längste Zeit nur B bekannt. Die frühere Zuschreibung an → Hugo von Langenstein wegen der dortigen Mitüberlieferung mit dessen ‹Legende der Heiligen Martina› ist heute ebenso widerlegt wie die Zuweisung an ein alemannisches Mitglied des Dt. Ordens. Gegen die irreführende Titelgebung durch Wilhelm Wackernagel schlug Karl Stackmann (VL, [] Sp. f.), der erkannt hatte, dass es sich in erster Linie um ein komputistisches Werk handelt, die Umbenennung in «Buoch von der zît» vor. Auch handelt es sich nicht um eine ‹Naturlehre› oder eine ‹(kleine) Weltlehre› (vgl. Keil, Sp. ; Brévart, S. f., Anm. ). Der Traktat beginnt mit den vier Elementen, aus denen alles Sein besteht, und den vier Temperamenten. Für die Behandlung von Themen wie der Kugelgestalt der Erde (im Rückgriff auf die Elementa astronomica des Alfraganus), der zwei gegenläu gen Umlaufrichtungen der Sphären, dem Modell des kosmischen Eies und der Wirkung der Schwerkraft hat der – vermutlich geistliche – Autor u. a. die um entstandene Sphaera mundi des → Johannes de Sacrobosco, De imagine mundo libri tres des → Honorius Augustodunensis und vielleicht De caelo des → Aristoteles verwendet. Unmittelbare Vorlage für den Hauptteil der M. N., eines Traktats über Zeit und Zeitrechnung, ist der Libellus de anni ratione, seu ut vocatur vulgo computus ecclesiasticus des Johannes de Sacrobosco. Nach einleitenden Bemerkungen über die Unbegreiflichkeit der Zeit (vgl. → Augustinus) geht es u. a. um die römische Tageseinteilung, die sieben Wochentage und ihre Bezeichnungen aufgrund der sie regierenden Planeten, den Unterschied von jüdischer und christlicher Woche, unterschiedliche Segmentierungen des Jahres, den Beginn der Jahreszeiten, die Einteilung des Jahres nach der Sonne und nach dem Mond, die verschiedenen Mondphasen, die Entstehung von Mond- und Sonnennsternis, die Intervalle Indiktion und Lustrum, das Wesen des Zodiakus, die Bedeutung der zwölf Tierkreiszeichen, die Herkunft der lat. Bezeichnungen der Monate, die Länge der Monate, verschiedene Tagesbezeichnungen, die ‹dies Aegyptiaci› (→ Verworfene Tage; → Cisiojanus-ähnliche Merkverse), die feststehenden Tage des Jahres, die
Mainauer Naturlehre beweglichen Feste und die Osterberechnung mittels der ‹Goldenen Zahl›; zuletzt wird der Advent erörtert. Das auf verschiedenen lat., zum Teil stark exzerpierten Quellen beruhende Werk, dessen didaktische Intention offensichtlich ist, enthält neben einem astronomisch-astrologischen Teil und dem komputistischen Hauptteil mehrere medizinischdiätestische Passagen, die praktische Ratschläge bieten, u. a. im Zusammenhang des Ein usses der Planeten auf die Tageszeiten und im Anschluss an die behandelten Jahreszeiten. Dafür hat der Autor wohl das pseudo-aristotelische Kompendium → Secretum secretorum (. Jh., Epistola Aristotelis ad Alexandrum) und das Gedicht Flos medicinae Scholae Salerni (Mitte . Jh.) herangezogen. In Y fehlen «sämtliche Ausführungen zum Kalender und dessen diätetische Implikationen» (Deighton, S. ). Zeichnungen erläutern den Text (zu den Unzulänglichkeiten der Illustrationen in B vgl. Mosimann, S. –). Die M. N. blieb ohne Wirkung. Ü: A: Aarau, Kantonsbibl., MsZQ , r–r (Pap., zweites Viertel . Jh., hochalemannisch; Auszüge). – B: Basel, UB, Cod. B VIII , ra–rb (Perg.; der Hauptschreiber [Bl. r–r; Schreibernennung auf Bl. vb: «Cvnrat von sant Gallen»; vgl. Bl. vb] ist identisch mit dem ersten Schreiber der Hs. St. Gallen, Kantonsbibl., Ms. Vad. [→ Rudolf von Ems: Weltchronik und → Stricker: Karl der Große]; Bl. v–r von anderer, späterer Hand; im Prosateil [Bl. –] mehrere schematische astronomische Skizzen; Entstehungszeit: Hauptschreiber: um oder bald nach , alemannisch [Raum Zürich]). – H: Heidelberg, UB, Cpg (Slg. medizinischer, astronomischer und astrologischer Traktate und Rezepte), r–r (Pap., –, nordöstliches Hochalemannisch mit wenigen schwäbischen Formen; Auszüge). – Y: York, Minster Library, MS Add. , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.; Auszüge [ca. ein Drittel von B; «vielleicht korrigierte Kurzfassung», Deighton, S. )]; astronomische Diagramme auf Bl. v, v, r, r und v). Vgl. Neil R. Ker/Alan J. Piper: Medieval Manuscripts in British Libraries. Bd. . Oxford , S. –. – Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibl. Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kataloge der Universitätsbibl. Heidelberg VII). Wiesbaden , S. –. – Charlotte Bretscher-Gisiger/Rudolf Gamper: Kat. der
Otto von Lüneburg ma. Hss. des Klosters Wettingen. Kat. der ma. Hss. in Aarau, Laufenburg, Lenzburg, Rheinfelden und Zo ngen. Dietikon-Zürich , S. –. – http://www.handschriftencensus.de/werke/. A: Wilhelm Wackernagel: Meinauer N. (Bibl. des Literarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart (B). – Altdt. Texte. Ausgewählt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig , S. – (Auszüge, nach Wackernagel). – Dt. Fachprosa des MA. Ausgewählte Texte. Hg., erläutert und mit einem Glossar versehen von Wolfram Schmitt (Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen ). Berlin/New York , – (nach Wackernagel). – Die sogenannte «M. N.» der Basler Hs. B VIII . Abb., Transkription, Komm. Hg. v. Helmut R. Plant u. a. (Litterae ). Göppingen . – Mosimann (s. Lit.), Beih.: Transkription und Textsynopse (B). – Deighton (s. Lit.) S. – (Y). Faksimiles: A: Bretscher-Gisiger/Gamper, S. (Bl. v/r, in Farbe). – B: Plant/Rowlands/ Burkhart, S. – (Bl. v–r). – Borst, S. f. (Bl. r, v). – Schneider, S. (Bl. v). – Patschovsky, S. (Einband), S. (Bl. r). – H: Online-Ausg. der Hs.: urn:nbn:de:bsz:-diglit. – Löwen, Liebstöckel und Lügensteine, S. (Abb. ; Bl. v). – Y: Deighton, nach S. : Abb. (Bl. r), Abb. (Bl. v), Abb. : (Bl. r). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – Wolfgang Hirth: Stud. zu den Gesundheitslehren des sogenannten «Secretum secretorum». Unter besonderer Berücksichtigung der Prosaüberl. Diss. Heidelberg . – Peter Assion: Altdt. Fachlit. (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . – Raimo Tuomi: Zur Frage nach den Quellen der sog. M. N. Ein Beitr. zur dt. Altertumskunde (Turun Yliopiston julkaisuja B, ). Turku . – Arno Borst: Mönche am Bodensee. –. Sigmaringen . – Francis B. Brévart: Die ‹M. N.›. Ein astronomisch-diätetisch-komputistisches Lehrbuch aus dem . Jh. Mit einer Quellenunters. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Christa Baufeld: Zu spätma. Enzyklopädien. In: Ergebnisse der XXI. Jahrestagung des Arbeitskreises «Dt. Lit. des MA». Hg. v. Peter Richter (Dt. Lit. des MA / Wissenschaftliche Beitr. der Ernst-Moritz-ArndtUniv. Greifswald). Greifswald , S. –. – Martin Mosimann: Die «M. N.» im Kontext der Wissenschaftsgesch. (Basler Stud. zur dt. Sprache
um und Lit. ). Tübingen/Basel . – Sabine Kleine: Die «M. N.». In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Alan R. Deighton: Eine zweite Hs. der sogenannten ‹M. N.›. In: ZfdA () S. – (mit Abdruck). – Trude Ehlert: Zeitkonzeptionen in der «M. N.» In: Metamorphosen der Zeit. Hg. v. Eric Alliez u. a. (Ursprünge der Moderne ). München , S. –. – Helmut Birkhan: Gesch. der altdt. Lit. im Licht ausgewählter Texte. Tl. VIII: Lehrhafte Dichtung zwischen und (Edition Praesens Studienbücher ). Wien , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Löwen, Liebstöckel und Lügensteine. Illustrierte Naturbücher seit Konrad von Megenberg. Hg. v. Maria Effinger und Karin Zimmermann unter Mitarbeit von Margit Krenn (Schr. der Universitätsbibl. Heidelberg ). Heidelberg , S. – (Nr. II.). BJ Otto von Lüneburg (auch: O. de Luneborg, Lunenborch, Lauenburg, Lionenberg, Lunebrio u. a.). – Verfasser lat. Schultexte, lebte spätestens . Jh. O.s Lebensumstände sind unbekannt. Eine verschiedentlich erwogene Identität mit einem gleichnamigen Mann, der in Bologna immatrikuliert wurde, ist nicht sicher belegbar. Daher ist O. nur über zwei ihm zugeschriebene Werke nachgewiesen. Der Novus Cornutus ist ab dem . Jh. in zahlreichen Handschriften und zwei Inkunabeln nachgewiesen. Die Textzeugen tradieren das Werk teils anonym, teils in Zuschreibung an → Johannes de Garlandia, den Verfasser des älteren Cornutus. Eine Zuweisung an O. hat die Forschung in der Überlieferung erst ab dem . Jh. festgestellt. Der Novus Cornutus ist eng an den Cornutus des Johannes angelehnt und oft mit diesem tradiert. Wie Johannes’ Spruchbuch umfasst er lat. Hexameterpaare und behandelt in strophischen Sprüchen seltene, meist griechisch-lat. Wörter. In manchen Textzeugen ist der Novus Cornutus um zusätzliche Verse erweitert. Die häu g satirisch oder moralisch geprägten Sprüche gelten als sprachlich dunkel. Entsprechend wurden sie meist als Vorlage für Kommentare und Glossen benutzt. Der Novus Cornutus wurde aufgrund seiner sprachlichen Obskurität vereinzelt auch als Parodie des älteren Cornutus aufgefasst, was aber umstritten ist. Die Popularität von O.s Text steht nachweislich der Überlieferung außer Frage. Die Schrift wurde im . Jh.
um auch in dt. Sprache rezipiert. Die Forschung unterscheidet sechs dt. Fassungen des Textes, die O.s Vorlage teils sehr frei in dt. Reimpaarverse umsetzen. Ein weiteres Werk O.s ist unter verschiedenen Titeln überliefert, etwa als Compendium poetrie noue, Compendium nove poetrie und Breuiloquium de modo dictandi. Der Text umfasst leoninische Hexameter und ist ab dem . Jh. in über Handschriften tradiert. Das Compendium bietet eine ars dictandi unter Bezug auf die Poetria nova des Galfrid von Vinsauf (Galfridus de Vino Salvo, um ). O.s Verse lehren das Verfassen von Briefen und Urkunden sowie stilistische Grundlagen dieser Textarten. Die stark verdichtete Schrift wurde mehrmals kommentiert. Ihre Rezeption wird von der Forschung vor allem in der ersten Hälfte des . Jh. und im Umfeld der Wiener Universität vermutet. Ü: . Novus Cornutus: Über lat. und dt. Hss., teilweise mit Glossen. – Verz. bei Habel (s. Lit.). – Worstbrock (s. Lit.). . Ars dictandi: Die Forschung geht von mindestens Hss. ab dem . Jh. aus; vgl. Worstbrock (s. Lit.). D: Zwei Inkunabeln des Novus Cornutus mit Komm. im Anhang zum Cornutus des Johannes de Garlandia: [Zwolle: Peter van Os, nach ..], v–r (GW M). – Hagenau: Heinrich Gran, , r–r (GW M). A: Novus Cornutus: Habel (s. Lit.; lat. und dt.). – Online-Faks. von GW M: http://daten.digitale-sammlungen.de// bsb/images/. L: Ehrismann // () S. . – Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –; () Sp. , XV. – Nikolaus Henkel, LexMA () Sp. . – De Boor/Newald / () S. , . – Der dt. ‹Cornutus› : Der ‹Novus Cornutus› des O. v. L. Hg. v. Edwin Habel. Berlin . – N. Henkel: Dt. Übersetzungen lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit mit einem Verz. der Texte (MTU ). München , S. , u. ö. – F. J. Worstbrock: Die Frühzeit der Ars dictandi in Frankreich. In: Pragmatische Schriftlichkeit im MA. Erscheinungsformen und Entwicklungsstufen (MMS ). Hg. v. Hagen Keller u. a. München , S. – (wieder in: F. J. Worstbrock: Ausgewählte Schr. . Hg. v. Susanne Köbele/Andreas Krass. Stuttgart , S. –). – Schullit. im späten MA (MMS ).
Rheinische Monatsregeln Hg. v. Klaus Grubmüller. München , Reg. – Michael Baldzuhn: Schulbücher im Trivium des MA und der Frühen Neuzeit . Die Verschriftlichung von Unterricht in der Text- und Überlieferungsgesch. der ‹Fabulae› Avians und der dt. ‹Disticha Catonis›. Berlin/New York , S. f., –, u. ö. MM Rheinische Monatsregeln. – Diätetisches KurzRegimen, um . Der Überlieferungsbefund legt nahe, dass das volkssprachige Regimen duodecim mensium (Zwölfmonatsregel) am Ober- oder Mittelrhein von einem westmitteldt. Bearbeiter aus dem Lateinischen übersetzt wurde. Vermutlich hat der Anonymus mit nur einer Vorlage gearbeitet, die einerseits auf vorsalernitanischen Quellen beruhte und andererseits das Versgut aus dem Umfeld des → Regimen sanitatis Salernitanum heranzog. Damit stützt sich die lat. Vorlage der R. M. auf ähnliche Quellen wie die → Utrechter Monatsregeln, was die inhaltlichen Überschneidungen der beiden Regimina erklärt. Auffällig bei den R. M. sind die Überlieferungsform und der sich daraus ableitende Gebrauchskontext: Das Regimen wird nicht als geschlossener Text tradiert, sondern aufgeteilt in zwölf Monatskapitel, die einem Kalender zugeordnet sind. Ähnlich sind auch die diätetischen Regeln im ersten Teil des → Iatromathematischen Hausbuchs organisiert. Ü: Kopenhagen, Kongelige Bibliotek, Cod. Thott. b,°, Bll. (Perg., . Jh., mitteldt.-elsässisch). – Straßburg, Archives départementales, Exchange avec le duché de Bade, I, , f. α, Doppelbll. (eingelegt vor den hinteren Spiegel des Bds.) (Pap., . Jh.). A: Rochus von Liliencron: Dt. Calendarium aus dem XIV. Jh. In: ZfdA () S. – (Kopenhagen). – Alfred P eger: Ein Koenigsbrücker Kalendar des . Jh. In: Études Haguenauiennes ( = FS Georges Gromer) S. – (Straßburg). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Ders.: Die Grazer frühmhd. Monatsregeln und ihre Quelle. In: Fachlit. des MA. FS G. Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Stuttgart , S. –, hier S. . – Karin Häfner: Stud. zu den mnd. Zwölfmonatsregeln (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. f. – G. Keil: Monatsregeln. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. VZ
Wiener Briefsammlung Vlaamsche leringe van orinen. – Mndl. Harntraktat, um . Die uroskopische Lehrschrift wurde in ihrer ursprünglichen Gestalt vermutlich an der Wende zum . Jh. von einem ämischen Akademikerarzt verfasst. Der Traktat ist der salernitanischen und Pariser Schule verp ichtet und in seinem theoretischen Anspruch durchaus praxisfern und daher für praktizierende Wund- und Laienärzte, die üblichen Rezipienten von volkssprachiger Fachliteratur, eher ungeeignet. Dass er dennoch eine respektable Verbreitung erfuhr, dürfte dem Umstand geschuldet sein, dass im nd.-ndl. Raum bis zum Ende des . Jh. keine volkssprachige Urognostik vorlag, auf welche lateinunkundige Praktiker hätten zurückgreifen können. Im . Jh. erfuhr die «leringe» drei Überarbeitungen: . Eine Erweiterung aus der ersten Hälfte des . Jh. belässt den Wortlaut unverändert und versieht ihn mit einem Anhang, der aus zwei praxisorientierten Traktaten kompiliert wurde und in knappen Sätzen u. a. die Harnfarben erläutert. – . Um wurde die Erweiterung von einem ämischen Verfasser modi ziert. Er kannte das medizinische Lehrgedicht De urinis des Gilles de Corbeil und nahm dieses als Augangspunkt für seine Umgestaltung (z. B. für die Reihung der Harnfarben). Durch Auslassung humorapathologischer Abschnitte verkürzte er den Traktat um ein Drittel und beförderte so seine praktische Verwertbarkeit (trotz einiger Unstimmigkeiten und Flüchtigkeiten seiner Redaktion). – . Sorgfältiger ist die zweite Bearbeitung der Erweiterung geraten, die auf einen womöglich limburgischen Redaktor vom Ende des . Jh. zurückgeht. Er überführte den Kerntraktat in die konventionelle Zweiteiligkeit hochma. Uroskopietraktate und aktualisierte die «leringe» durch Inserate aus zeitgenössischen gelehrten Harnschriften. Der Anhang blieb von seinen Eingriffen unberührt und stellt sich so als Fremdkörper zum erneuerten ersten Teil. – Diese zweite Bearbeitung ist Grundlage des Uroskopie-Abschnitts im Gart der Gesundheit (Johann → Wonnecke; Erstdruck: Mainz: Peter Schöffer, .. [GW M]). Ü: Es sind Hss. vor allem des . und . Jh. bekannt mit marginalen Ausläufern bis ins . Jh. Die ursprüngliche Fassung ist unikal überliefert in: Brüssel, Kgl. Bibl., Ms. – (Perg., , westbrabantisch). – Am häugsten überliefert mit sieben Zeugen (darunter das → Haager Aderlassbüchlein) ist die . Bearbeitung der erweiterten Fassung. Vgl. Braekmann/Keil (s. Lit.)
um S. , f. Anm. und Jansen-Sieben (s. Lit.) S. f. A: A. van Doninck: Doctrine om d’urine te leeren kennen, . In: Nederlandse Tijdschrift voor Geneeskunde () S. – (späte Hs. der . Bearb.). – Johannes Munk: Een V. . v. o. uit de veertiende eeuw. Diss. Leiden , S. – (Urfassung). – Braekman/Keil (s. Lit.) – (. Bearb.). – Bauer (s. Lit.) S. –, – (. Bearb.). – Ältere Abdr. einzelner Zeugen verzeichnen Braekman/Keil. S. f. L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Willy L. Braekman/G. Keil: Die ‹V. l. v. o.› in einer niederfränkischen Fassung des . Jh. Randbemerkungen zur Gliederung des ma. Harntraktats. In: Nd. Mitt. () S. –. – W. L. Braekman: Middelnederlandse geneeskundige recepten. Een bijdrage tot de geschiedenis van de vakliteratuur in de Nederlanden (Koninklijke Vlaamse Academie vor Taal- en Letterkunde. Publikaties /). Gent , S. f., . – Gerrit Bauer: Das Haager Aderlassbüchlein (Stud. zum ärztlichen Vademecum des SpätMA /Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – Ria Jansen-Sieben: Repertorium van de Middelnederlandse Artes-literatuur. Utrecht , S. f. – G. Keil: Ortolf-Anleihe im ‹Promptuarium medicinae›. Unters. zur Textschleppe von Bartholomäus Ghotans mnd. Kräuterbuch. In: «Ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. dems. (Ortolf-Stud. /Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. VZ Wiener Briefsammlung. – Lehrbuchartige Sammlung von Musterbriefen, um . Bei der von dem österreichischen Historiker Albert Starzer in der Biblioteca Vaticana entdeckten und wenig später von seinem Kollegen Oswald Redlich als W. B. bezeichneten Handschrift handelt es sich eigentlich um ein Ende des . Jh. von mehreren Schreibern verfasstes Lehrbuch, das zur Schulung der in der Kanzlei der Herzöge von Österreich beschäftigten Notare Verwendung nden sollte. Ob die Handschrift diesem Zweck tatsächlich gedient hat, ist jedoch ungewiss, da die
um Kanzlei nach der Krönung Albrechts I. zum König des Hl. Römischen Reiches enorm an Bedeutung verlor. Während Redlich davon ausgeht, dass der Inhalt des Kompendiums höchstwahrscheinlich in Wien (daher auch seine Bezeichnung der Handschrift als W. B.) von Magister Gottfried (– herzoglicher Protonotar, zudem Bischof von Passau, Domherr in Worms und Inhaber einer Vielzahl österreichischer Pfarrstellen) aus verschiedenen Werken zusammengefügt worden ist, stellt Winfried Stelzer diese einheitliche Vorlage in Frage und vermutet statt dessen vielmehr, dass «Gottfried [lediglich] zwei abgeschlossene Vorarbeiten und loses Material ohne feste Anordnung hinterließ», aus dem im nachhinein die W. B. entstanden sei (vgl. VL , ). Der Lehrbuchcharakter der Handschrift kommt vor allem in ihrem inhaltlichen Aufbau zum Ausdruck. So schließt sich einer theoretischen Abhandlung, der zwischen und entstandenen Summa dictaminum des Notars Johannes von Bologna, mit den Exordia magistri Gwidonis eine von Guido Faba, Lehrer der Ars dictaminis in Bologna, entworfene Zusammenstellung von Beispielen für Briefanfänge an, der wiederum Muster für Grußformeln (Salutiones) sowie einige Verse angefügt sind. Diesen folgen schließlich über , teils originale, teils aber auch ktive Musterurkunden und -briefe aus dem letzten Viertel des . Jh., wobei genaue Datierungen häu g nicht vorhanden sind und die in den Schreiben erwähnten Eigennamen oft entweder gekürzt oder bei erneutem Auftreten verändert wiedergegeben wurden. Die «Briefsammlung» gliedert sich nach der Provenienz des verwendeten Materials in zwei Teile: Der erste Teil besteht aus Texten, deren Ordnung sich an Rang und Stand des Ausstellers orientiert und die, da sie nur in jener Handschrift überliefert sind, wohl aus dem Besitz Magister Gottfrieds stammen dürften, darunter zahlreiche Briefe aus der Zeit nach sowie welche, die einen expliziten Bezug auf Wien, Wiener Neustadt und Passau aufweisen, deren Eingliederung zeigt, dass die Sammlung redigiert wurde. Im Unterschied dazu korreliert der zweite Teil sehr stark mit einer Reihe von Formularbüchern, deren Material aus der Kanzlei König Rudolfs I. stammt. Während Redlich jene Stücke, die ihren Ursprung in der königlichen oder herzoglichen Kanzlei haben, durchweg als Originale ansieht, enthält die Handschrift auch
Baumgartenberger Formularius ngierte Schreiben, die – wie z. B. der Beschwerdebrief der Scholaren von St. Stephan zu Wien über ihren inkompetenten und p ichtvergessenen Lehrer Nikolaus oder die parodistisch überarbeitete Urkunde Rudolfs I. – in satirischer Intention und aus Freude am Stilisieren verfasst wurden und den Notaren zur Unterhaltung bzw. Au ockerung des Lehrstoffs dienen sollten. Nach weiteren Exordia wird dem Leser abschließend mit den Auctoritates diversorum eine aus weitgehend alphabetisch geordneten Sentenzen unbekannter Herkunft bestehende Sammlung von Spruchweisheiten geboten, darunter auch ein Hymnus auf die Stadt Wien (Wienna civitas gloriosa), der eine Adaption eines Lobliedes auf Paris (in dem um entstandenen Compendiloquium des Johannes Galensis überliefert) darstellt. Ü: Rom, Vatikan. Bibl., Cod. Ottobun. (um ). A: Eine W. B. zur Gesch. des dt. Reiches und der österr. Länder in der zweiten Hälfte des XIII. Jh. Nach den Abschriften von Albert Starzer hg. v. Oswald Redlich (Mittheilungen aus dem Vaticanischen Archive ). Wien . L: Winfried Stelzer, VL () Sp. –. – Harry Bresslau: Hb. der Urkundenlehre für Deutschland und Italien. Bd. , Abt. . Berlin , S. f. – Alphons Lhotsky: Studia Neuburgensia. Beitr. zur Grundlegung einer Gesch. der Wissenschaftsp ege im spätma. Niederösterreich. In: Jb. des Stifts Klosterneuburg NF () S. –, bes. f. (wieder in: Ders.: Aufsätze und Vorträge. Bd. : Historiographie, Quellenkunde, Wissenschaftsgesch. Wien , S. –, hier S. f.). – Ders.: Quellenkunde zur ma. Gesch. Österreichs (MIÖG ). Graz/Köln , S. f., . – Ders.: Umriß einer Gesch. der Wissenschaftsp ege im alten Niederösterreich. MA (Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich ). Wien , S. f., f. – W. Stelzer: Satire und Anekdoten im ma. Österreich. In: Österreich in Gesch. und Lit. () S. –, hier S. f. CL Baumgartenberger Formularius (Formularius de modo prosandi). – Brief- und Formelsammlung, frühes . Jh. Die Entstehungsumstände des B. F. sind nur partiell zu erschließen. Im Text nennt sich ein anonymer Zisterzienser aus dem oberösterreichischen
Zürcher Richtebrief Kloster Baumgartenberg als Autor. Die Musterbriefe des B. F. reichen von bis und die acht Handschriften umfassende Überlieferung setzt in der ersten Hälfte des . Jh. ein. Daher dürfte die Sammlung im frühen . Jh. kompiliert worden sein. Die erhaltenen Handschriften sind oft unvollständig (M, P, V) oder bieten nur eine Kurzfassung des lat. Textes (M). In M, M und Z endet das B. F. mit dem Ordo iudiciarius, einem populären Handbuch über juristische Verfahren. Der B. F. enthält neben einer Einleitung sieben Hauptabschnitte. Zunächst wird die Grundanlage eines Briefs erläutert. Ausführlich wird vor allem die Anrede behandelt. Eine nach Ständen geordnete Tabelle bietet entsprechende Muster für Briefe. Unter den Adressaten sind Päpste und Kaiser ebenso wie Verwandte oder Bauern. Ein weiterer Abschnitt beschäftigt sich mit urkundlichen und notariellen Schriftsachen in Kanzleien von Fürsten. Im nächsten Teil werden rechtliche und diplomatische Aspekte von Briefen, danach Privilegien und ihre Verleihung besprochen. Der fünfte Abschnitt behandelt Exordia (Einleitungen), der sechste Teil Proverbia, die zur Au ockerung von Dokumenten eingesetzt werden. Der siebte Abschnitt versammelt nahezu Musterbriefe für alle Stände. Insgesamt gilt der B. F. als stark kompilatorisch; Hauptquelle war die Summa dictaminum des Ludolf von Hildesheim. Zugleich hat die Forschung den B. F. aufgrund seines Umfangs und Anspruchs als bedeutende Sammlung gewürdigt. Ü: W: Wien, ÖNB, cod. (früher Phil. ), r–r (Perg., . Jh.). – O: Oxford, Bodleian Library, cod. lat. misc. d. (früher Admont. cod. ), r–v (. Jh.). – M: München, BSB, clm , r–v, r–v (. Jh.; unvollst.). – M: München, BSB, clm , r–v (. Jh.; Kurzfassung). – P: Prag, Arch. der Prager Burg, cod. K , r–v (erste Hälfte . Jh.; unvollst.). – Z: Zwettl, Stiftsbibl., cod. Zwetl. , r–r (Perg., erste Hälfte . Jh.). – Wil: Wilhering, Stiftsbibl., cod. , r–v (um ). – V: Vorau, Stiftsbibl., cod. , r-v (Pap., , unvollst.). Vgl. Konrad Schiffmann: Das Schulwesen im Lande ob der Enns bis zum Ende des . Jh. Linz , S. . – Worstbrock (s. Lit.). – Maria Mairold: Die datierten Hss. der UB Graz bis zum Jahre . Wien , S. . – Charlotte Ziegler/ Joachim Rössl: Zisterzienserstift Zwettl. Kat. der Hss. des MA : Codex –. Wien u. a. ,
um S. –. – Emil J. Polak: Medieval and Renaissance Letter Treatises and Form Letters [...]. Leiden , S. f. – Hans Martin Schaller: Handschriftenverz. zur Briefslg. des Petrus de Vinea. Hannover , S. . A: Rockinger (s. Lit.; Teilausg. nach Hs. M). – Baerwald (nach Hs. W). L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. f. – Ludwig von Rockinger: Ueber Briefsteller und Formelbücher in Deutschland während des MA. München , S. –. – Ders.: Briefsteller und Formelbücher des eilften bis vierzehnten Jh. . München , S. –. – Hermann Baerwald: Das B. F. Eine Quelle zur Gesch. des . Jh., vornehmlich der Zeiten Rudolfs von Habsburg. Wien . – Paul Scheffer-Boichorst: Kleinere Forschungen zur Gesch. des MA. Bd.: Die ersten Beziehungen zwischen Habsburg und Ungarn. Zur Kritik des B. F. In: MIÖG () S. –. – Alphons Lhotsky: Quellenkunde zur ma. Gesch. Österreichs. Graz/Köln , S. f. – Harry Bresslau: Hb. der Urkundenlehre. Bd. . Hg. v. Hans-Walter Klewitz. Berlin , S. f. – Bernd Steinbauer: Rechtsakt und Sprechakt. Pragmalinguistische Unters. zu deutschsprachigen Urkunden des . Jh. Innsbruck , S. – u. ö. MM Zürcher Richtebrief. – Volkssprachiges Städterecht, um . Der Z. R. ist die älteste Kodi kation städtischer Rechtsstatuten der Reichstadt Zürich und zählt zu den umfangreichsten Gesetzessammlungen, die im ./. Jh. von einem städtischen Rat veranlasst worden sind. Vergleichbare Satzungen wurden zeitnah in Augsburg, Bamberg, Bremen, Goslar und Hamburg erlassen. Die wechselseitigen Beziehungen zu den sowohl zeitgenössischen als auch ortsnahen Richtebriefen aus Konstanz, St. Gallen und Schaffhausen sind ungeklärt. Laut Proömium haben die «burger von Zürich dur vride vnd dur besserung der stat ze eren» die Rechtskompilation aufgesetzt. Der Z. R. ist in drei Redaktionen überkommen. Die Erstredaktion wird nach dem eingetragenen Namen «Leonhard», der sich auf der ersten Seite einer unvollständigen Abschrift von ca. ndet, auch als Leonhardbuch bezeichnet. Diese Abschrift dürfte im Zuge der Vorarbeiten für die zweite Redaktion vorgenommen
um worden sein, die der Stadtschreiber Niklaus Mangold konzipiert hat (Nikolausbuch). Mangold gliederte die Gesetzestexte des Z. R. in fünf Bücher (. Strafrecht; . innerer Frieden, Zunftverbot, Verlust des Bürgerrechts; . Bestellung und Kompetenzen des Stadrats, Regelung von Bußen; . Freiheiten der Bürger und Gemeindelasten, Sicherung der Reichsunmittelbarkeit, Bestimmungen zum Grundstückskauf durch Klöster; . Bestimmungen zu Handwerk und Gewerbe). Am Schluss eines jeden Buches hat Mangold ausreichend Freiraum für Nachträge gelassen. Als sechstes Buch hat er den Pfarrbrief angefügt, der das Verhältnis von Klerus und städtischer Obrigkeit regelt und dem originären Bestand des Z. R. nicht zuzurechnen ist. Das erhaltene Original des Nikolausbuchs weist neben der Haupthand zahlreiche weitere Hände und Nachträge auf. Allein neun Hände dürften aus der Zeit vor stammen, dem Jahr, in dem die dritte Redaktion entstanden ist. Diese wird dem damaligen Stadtschreiber Konrad zugeschrieben (Konradbuch). Erhalten ist sie nur in einer Abschrift des Statthalters und späteren Obmanns Hans Heinrich Müller von . Literaturgeschichtlich kommt dem Z. R. ein Stellenwert unabhängig von der fachliterarischen Tradition zu. Die Teilabschrift des Leonhardbuchs von geht auf den selben Schreiber zurück, der auch den → Hadlaub-Abschnitt in die → Große Heidelberger Liederhandschrift eingetragen hat. Im repräsentativen Codex Manesse sind nur die Lieder Johannes Hadlaubs von dieser exklusiven Hand notiert worden. Die Struktur des Hadlaub-Corpus und die namentliche Nennung Rüdiger Manesses in einem Minnelied Hadlaubs zeugen von der Nähe des Zürcher Minnesängers zur Handschriftenredaktion des Codex Manesse und wohl auch zu Rüdiger Manesse selbst. Manesse erscheint zudem in der Urkunde zu einem Hauskauf Hadlaubs (..) und zwar an erster Stelle der Liste der Ratsherren, die den Kauf bezeugen. Für die Zweitredaktion des Z. R. wiederum bedeutet die identische Schreiberhand, dass der Ratsherr Manesse, dem – eine Führungsrolle im Zürcher Stadtrat zukam, in deren Entstehungsprozess unmittelbar involviert gewesen sein dürfte. Ü: Leonhardbuch Erste Abschrift des nicht erhaltenen Originals: Zürich, ZB, Ms. C , Bll. (Perg., um ); Blattverlust am Ende des Codex. – Eine zweite, vollst. Abschrift ist nur in Kopien des . Jh. erhalten: Ebd., Ms. A , r–v
Zürcher Richtebrief und A , r–r; beide Hss, wurden in der Mitte des . Jh. von Johannes Stumpf (–/) geschrieben. Eine mit dem Text von Ms. A identische Kopie ndet sich auch im Thesaurus Hottingerianus von : Ebd., Ms. F , r–r («Richtebüchle der stad Zürich»). – Nikolausbuch: Zürich, Staatsarch., B III , Bll. (Perg., ). – Konradbuch: Zürich, ZB, Ms. J (Pap., ). A: Leonhardbuch [Johann Jacob Bodmer:] Der Richtebriev der Burger von Zürich. In: Helvetische Bibliotheck Bd. . Zürich , S. –. – Nikolausbuch: Friedrich Ott: Der R. der Burger von Zürich. In: Arch. für schweizerische Gesch. () S. –, hier S. –. – Daniel Bitterli: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. NF : Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. . Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Bd. : Z. R. (Slg. Schweizerischer Rechtsquellen ). Basel , S. – (online unter: http://www.ssrq-sdsfds.ch/online/). L: Fritz Sturm: Zürich. In: HRG () Sp. –, hier Sp. f. – UlrichDieter Oppitz, VL () Sp. f. – Reinhold Bader: Der Klerus und sein Recht nach dem Z. R. Zürich . – Paul Schweizer: Zürcher Privat- und Ratsurkunden. Eine diplomatische Studie. In: Nova Turicensia, , S. –, hier S. f. – Georg Wirz: Eine unbekannte Red. des Z. R. In: Festgabe für Gerold Meyer von Knonau. Zürich , S. –. – Karl von Amira: Germ. Recht. Bd. : Rechtsdenkmäler. . Au . bearb. v. Karl August Eckhardt. Berlin , S. . – Wilhelm Heinrich Ruoff: Der Z. R. und sein Verhältnis zu den Richtebriefen von Konstanz, St. Gallen und Schaffhausen. Zürich . – G. Wirz: Der Z. R. und seine Beziehungen zum Stadtrecht von Konstanz, St. Gallen und Schaffhausen. In: FS Hans von Greyerz. Hg. v. Ernst Walder. Bern , S. –. – Claudia Brinker/Dione Flühler-Kreis (Hg.): «edele frouwen – schoene man». Die Manessische Liederhs. in Zürich. Ausstellungskat. Schweizerisches Landesmuseum Zürich. Zürich , S. , . – Rudolf Gamper: Der Z. R. von /. Eine Abschrift im Auftrag von Rüdiger Manesse. In: ZB Zürich. Alte und neue Schätze. Hg. v. Alfred Cattani u. a. Zürich , S. –, –. – Max Schiendorfer: Ein regionalpolitisches Zeugnis bei Johannes Hadlaub (SMS ). Überlegungen zur hist. Realität des sogenannten «Manessekreises». In: ZfdPh () S. –. – Otto Sigg: Der Richtebrief von
Ipocras . Friedenssicherung als Ordnungsmaxime. In: Kleine Zürcher Verfassungsgesch. –. Hg. im Auftrag der Direktion der Justiz und des Innern auf den Tag der Konstituierung des Zürcher Verfassungsrates am . September . Konzept und Red.: Meinrad Suter. Zürich , S. –. – Bruno Koch: Neubürger in Zürich. Migration und Integration im SpätMA (Forschungen zur ma. Gesch. ). Weimar , S. . – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit /). Tübingen , S. . – Bruno Schmid: Niklaus Mangold. In: HLS (online, Version ..) www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D.php. – Bitterli (s. Ausg.) S. XI–LV. VZ Ipocras (Ypocras). – Ps.-hippokratische Monatsdiätetik, um /frühes . Jh. Das vermutlich ursprünglich mitteldt. Gesundheitsregimen wird schon vom ältesten, nordthüringischen Textzeugen dem Hippokrates zugeschrieben: «[...] her Ypocras der hoge meister der gibt diese lere von den zwelf manden». Gattungstypischer Schwerpunkt der Zwölf-Monatsregel ist die im entsprechenden Monat jeweils zuträgliche Ernährung. Es werden aber auch Aderlassregeln und Anweisungen zum Gebrauch von Brech- und Abführmitteln vorgestellt, die nicht nur der Behandlung Kranker, sondern auch der Prophylaxe dienen. Für jeden Monat ist zusätzlich eine Kindsprognostik beigegeben, die Vorhersagen zu den Charakteren der im jeweiligen Monat geborenen Kinder bietet. Der I. fußt als volkssprachiges «Regimen duodecim mensium» gewiss auf lat. Vorlagen, wenn auch kein konkreter lat. Text ermittelt ist, der alle Komponenten des I. bereits repräsentiert. Allerdings sind für ein verwandtes dt. Kurz-Regimen, das noch ins . Jh. datieren dürfte, lat. Vorlagen bekannt (s. Überl.). Im . Jh. wurde der I. ins → Fränkische Arzneibuch aufgenommen. Ab diesem Zeitraum ist er auch im bairisch-österreichischen Sprachgebiet nachgewiesen und im . Jh. im gesamten mittel- und oberdt. Raum. Ohne die Kindsprognostik aber ansonsten weitgehend unverändert fand der I. zudem Aufnahme in die Ordnung der Gesundheit (→ Konrad von Eichstätt) für Rudolf von Hohenberg. Eine Kurzversion, die von der Texttradition der Ordnung abhängt, ndet sich
. Hälfte . Jh. in einem erstmals um gedruckten Kalender von Jakob → P aum. Ü: Leipzig, UB, Ms. , r–v (Pap. und Perg, ./. Jh. [älteste Beitr. frühes . Jh. (?)], ostmitteldt. [nordthüringisch]). – Wien, ÖNB, Cod. , ra–rb (Perg. und Pap., /, bair.-österr. mit mitteldt. Einschlag). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , va–vb (Pap., , böhmisch). – München, BSB, Cgm , r–r (Pap., Mitte . Jh., obersächsisch). – Stuttgart, LB, Cod. HB XI , v–r (Pap., /, südwestdt.). – London, Wellcome Institute of the History of Medicine, MS , v–r (Pap., letztes Viertel . Jh., schwäbisch-alemannisch). – Berlin, SBB, Mgq , v–r (Pap., . Jh., bair.). – Auswahlüberlieferung: Wien, ÖNB, Cod. , vb (Pap., ./. Jh., bair.-österr. mit mitteldt. Einschlag); nur Januar–April. – Kassel, UB/LB und Murhardsche Bibl., ° Ms. hass. , Einbandmakulatur (Pap., . Jh.); die Version liegt auch gedruckt vor: Zürich: Christoph Froschauer, o. J. [. Jh.]; Titel: «Ein Regiment Hippocratis wie man sich alle monat halten soll». – Auszüge (Kontamination mit der dt. Übers. des Regimen des Meister → Alexander): Augsburg, UB, Cod. III..° (vormals Harburg, Fürstl. ÖttingenWallersteinsche Bibl. Cod. III..° ) r–v (Pap., letztes Viertel . Jh., nordbair.). – Hinzu kommen die Hss. des Fränkischen Arzneibuchs sowie die Tradierung innerhalb der Ordnung der Gesundheit für Rudolf von Hohenberg (im Druck ab ) und bei Jakob → P aum (GW M–). Ferner Teilrezeption im Notabel Boecxen van Cokeryen des Thomas van der Noot. – Ein verwandtes dt. Monatsregimen zur Einnahme von Würzweinen ndet sich bereits innerhalb des → Arzenîbuoch Ipocratis: Zürich, ZB, Cod. C (Zürcher Arzneibuch) va–ra (Perg., um , alemannisch). Diese Monatsregel hat lat. Vorläufer (Dicta Hippocratis; s. Wilhelm [s. Ausg.] Abt. B, S. –). A: H[ermann] Leyser, Anz. für Kunde der dt. Vorzeit () S. f. (Incipit und Schluss von Leipzig, UB, Ms. ). – Haupt (s. Lit.) S. – (Teilabdr. ÖNB, Cod. ). – Carl Ehrle: Dr. Heinrich Stainhöwel’s regimen sanitatis. In: Dt. Arch. für Gesch. der Medicin und medicinische Geographie () S. –, –, –, –, hier S. –, – (Ordnung der Gesundheit). – Eis (s. Lit.) S. – (Neudr. S. –) (Fassung Jakob P aum). – Hirth
. Hälfte . Jh. (s. Lit.) S. – (Augsburg, UB, Cod. III..° ). – Hagenmeyer (s. Lit.) S. – (Ordnung der Gesundheit). – Regimen aus dem Zürcher Arzneibuch: Friedrich Wilhelm: Denkmäler dt. Prosa des . und . Jh. Abt. A: Text; Abt. B: Komm. (Münchener Texte ). München / (Nachdr. in Bd. [Germanistische Bücherei ]), hier Tl. A: S. f. – Aus dem Boecxen: Willem Frans Daems: Die Clareit- und Ypocrasrezepte in Thomas van der Noots ‹Notabel Boecxken van Cokeryen› (um ). In: Fachlit. des MA. FS G. Eis. Hg. v. Gundolf Keil u. a. Stuttgart , S. –, hier S. –. L: Wolfgang Hirth, VL () Sp. –; () Sp. . – Joseph Haupt: Ueber das mitteldt. Arzneibuch des Meisters Bartholomaeus. In: Sb. der phil.-hist. Cl. der Kaiserl. Akad. der Wiss. , Wien. , S. –, hier S. –. – Gerhard Eis: Meister Alexanders Monatsregeln. In: Lychnos. Jb. der schwedischen Ges. für Gesch. der Wiss. / (Uppsala ) S. –, hier S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/ München , S. –, hier S. –). – Josef Hofmann: Ein fränkisches Arzneibuch von mit Ortolfs von Bayerland «Mark aller Erzneien». In: Mainfränkisches Jb. für Gesch. und Kunst () S. –, hier S. . – G. Keil: Das Arzneibuch Ortolfs von Baierland. Sein Umfang und sein Ein uß auf die ‹Cirurgia magistri Petri de Ulma›. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f., . – Ders.: Eine lat. Fassung von Meister Alexanders Monatsregeln. In: Ostbair. Grenzmarken () S. –, hier S. (wieder in: Medizin im ma. Abendland. Hg. v. Gerhard Baader/G. Keil [WdF ]. Darmstadt , S. –, hier S. f.). – Ders.: Rezension Hermann Menhardt, Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. und Bd. . Berlin . In: AfdA () S. –, hier S. . – W. Hirth: Stud. zu den Gesundheitslehren des ‹Secretum secretorum›. Unter besonderer Berücksichtigung der Prosaüberl. Diss. Heidelberg , S. –. – Christa Hagenmeyer: Die ‹Ordnung der Gesundheit› für Rudolf von Hohenberg. Unters. zur diätetischen Fachprosa des SpätMA mit krit. Textausg. Diss. Heidelberg , S. –. – W. Hirth: Regimina duodecim mensium in deutschsprachigen Tradierungen des Hoch- und SpätMA. In: Medizinhist. Journal () S. –. – Ortrun Riha: Meister Alexanders Monatsregeln. Unters.
Niederdeutscher Gewürztraktat zu einem spätma. Regimen duodecim mensium mit kritischer Textausg (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen . – G. Keil: I. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Niederdeutscher Gewürztraktat. – Medizinisches Kräuterbuch, ./spätestens erstes Viertel . Jh. Die Entstehung des anonymen N. G. wird im . oder spätestens zu Beginn des . Jh. vermutet. Die Handschriften und Fragmente umfassende Überlieferung setzt im ersten Viertel des . Jh. ein. Der Text erscheint u. a. im → Kasseler Arzneibuch, → Utrechter Arzneibuch, → Wolfenbüttler Arzneibuch und → Abdinghofer Arzneibuch. Meist steht das N. G. im Überlieferungsverbund mit → Kaiser Karls Latwerge und dem → Kleinen mnd. Arzneibuch. Die drei Werke bildeten möglicherweise ursprünglich ein nd. Rezeptbuch. Die Forschung nimmt hierfür eine zweiteilige Struktur an, die aus einem pharmakologischen und einem therapeutischen Teil bestand. Weiterhin sind die Kapitel des N. G. in der Überlieferung in Lang- und Kurzfassungen nachgewiesen. Unsicher ist jedoch, welche Fassungen älter sind. Wahrscheinlich wurden die ursprünglich kürzeren Abschnitte im Lauf der Zeit erweitert. Allerdings wird auch eine allmähliche Kürzung des Werks nicht völlig ausgeschlossen. Inhaltlich bietet der N. G. pharmakologische Kapitel über Heilp anzen. In Deutschland heimische Kräuter werden darin ebenso behandelt wie ausländische P anzen. Grundlage des Textes waren mehrere ältere Werke, aus denen der unbekannte Bearbeiter großenteils nur Abschnitte kompilierte. Als Hauptquelle der ersten elf Kapitel gilt das Liber graduum (auch De gradibus) des Constantinus Africanus. Diesen Text benutzte der Autor des N. G. auch in neun weiteren Kapiteln, ergänzte ihn aber um Abschnitte aus dem lat. → Macer und dem Korpus des → Regimen sanitatis Salernitanum. Diese zwanzig Kapitel gelten zugleich als Grundbestand des N. G. Das . Kapitel hingegen ist nur in zwei Handschriften tradiert und zählte wohl nicht zum ursprünglichen Bestand des N. G. Es enthält in lat. Sprache das sog. Porrum-Kapitel aus dem Macer. Aus
Ortenburger Losbuch den Vorlagen übernimmt der N. G. auch Hippokrates, Dioskorides und Galen als Autoritäten für die heimischen Kräuter. Rezipiert wurde der N. G. u. a. durch → Albrecht von Borgunnien, der er ihn für sein Arzneibuch bearbeitete. Ü: Hss. ab dem frühen . Jh. bei Crossgrove (s. Lit.) und Temmen (s. Lit.). – Ausgewählte Hss.: Berlin, SBB, mgq , v–v (Perg., erstes Viertel . Jh., ostmitteldt.). – Göttingen, SUB, ° Ms. Luneb. b, Doppelbll. (Perg., frühes . Jh., mnd., Fragm.). – Utrecht, Bibl. d. Rijksuniv., Ms. ( H ), °, v–r (Perg., um , nordniedersächsisch, sog. Utrechter Arzneibuch). – Kassel, UB/LMB, ° Ms. med. , v–v (Perg. und Pap., erstes Viertel . Jh., sog. Kasseler Arzneibuch). – Wolfenbüttel, HAB, cod. . Aug. °, r–v (Pap., um , sog. Wolfenbüttler Arzneibuch). – Gotha, Forschungsbibl., cod. chart. A , r–v (Pap., früher datiert auf um , zuletzt auf drittes Viertel . Jh., nordniedersächsisch). Vgl. u. a. Falk Eisermann: Chart. A . , www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/projektGotha-pdfs/Chart A .pdf. – www.handschrif tencensus.de/werke/. – www.handschriften census.de/. – www.handschriftencensus.de/ . – www.mr.de/. – Vgl. auch die Überl. zu Albrecht van Borgunnien, Macer, Kasseler Arzneibuch, Utrechter Arzneibuch, Wolfenbüttler Arzneibuch, Abdinghofer Arzneibuch und → Düdescher Arstedie. A: Albrecht van Borgunnien’s Treatise on Medicine. Hg. v. Walter L. Wardale. London . – Willy L. Braekman: Middelnederlandse Geneeskundige Recepten. Een Bijdrage tot de Geschiedenis van de Vakliteratuur in de Nederlanden. Gent , S. –. – Lindgren (s. Lit.) S. –. – Temmen (s. Lit.; auf BegleitCD-ROM). L: William C. Crossgrove, VL () Sp. –. – Das Gothaer mnd. Arzneibuch und seine Sippe. Hg. v. Sven Norrbom. Hamburg , S. –. – Gundolf Keil/Gerhard Eis: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. f. – Hartmut Broszinski: Zwei Rezepte mit dem Namen König Karls. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – Agi Lindgren: Das Utrechter Arzneibuch (Ms. ,°, Bibliotheek der Rijksuniversiteit Utrecht). Stockholm , S. –. –
. Hälfte . Jh. G. Keil/Willem F. Daems: Henrik Harpestraengs ‹Latinske Urtebog› in den ma. Niederlanden. Mit einem Verz. altdt. Urtebog-Überl. In: FachprosaStud. Beitr. zur ma. Wissenschafts- und Geistesgesch. Hg. v. G. Keil u. a. Berlin , S. –, hier S. (Anm. ). – Bernhard Schnell: ‹Von den wurzen›. Text- und überlieferungsgeschichtliche Stud. zur pharmakographischen dt. Lit. des MA. Habil. Würzburg , S. – u. ö. – Mareike Temmen: Das ‹Abdinghofer Arzneibuch›. Edition und Unters. einer Hs. mnd. Fachprosa. Köln u. a. , S. –, – u. ö. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. u. ö. MM Ortenburger Losbuch. – Wahrsagebuch in Reimpaaren, . Jh. Das O. L. gehört zu den ältesten bekannten dt. Losbüchern. Im Zeitraum der vermutlichen Abfassung war die mantische Literatur lat. geprägt und den zumeist klerikalen Litterati vorbehalten. Diesen Sachverhalt re ektiert der Verfasser mit der Aussage: «Die chunst waz vor alain den pfaffen beliben / Den waz sy auch alain geschriben / Die han ich nu zu dewtsch ¨ bracht» (V. –). Sprachmerkmale bei einigen Reimbindungen lassen eine mitteldt. Abkunft des Verfassers vermuten, der höchstwahrscheinlich im ., vielleicht noch im . Jh. sein Losbuch verfasst haben könnte. Zwar bezeichnet er sich als «maister» (V. ), stellt demgegenüber aber seine Unkenntnis im Hinblick auf die divinatorische Materie heraus (V. f., f.). Hierin dürfte mehr als ein Bescheidenheitstopos zu sehen sein, denn tatsächlich erweckt das O. L. nicht den Eindruck, dass sein Urheber über eine tiefere Einsicht in die mantische Tradition verfügt haben könnte. Das fängt schon mit der Überschrift an: Das keineswegs dezidiert geomantische O. L. ist dennoch mit «Geomancia» überschrieben. Um ernsthafte Divination dürfte es dem Anonymus wohl auch nicht gegangen sein. Stattdessen hat er sein Werk als kurzweiliges Gesellschaftsspiel zum Vortrag vor einem adligen und zumindest teilweise illiteratem Rezipientenkreis konzipiert, «Daz sy damit die zeit vertreiben». Zudem handelt es sich offensichtlich um eine Auftragsarbeit, da er das O. L. «durch willen werder lawt» ¨ (V. ) ins Werk gesetzt habe.
. Hälfte . Jh. Das O. L. umfasst insgesamt Verse. Auf eine Einleitung (V. –) folgen Orakelkapitel mit jeweils Versen. Jedes dieser Kapitel repräsentiert die Autorität eines «weissagen» und beantwortet mit je zwei Reimpaaren einen Kanon von Fragen. Dessen Fragenabfolge ist fest, aber mit jedem Kapitel wird innerhalb dieser Abfolge jeweils um eine Frage später eingesetzt. Dem Text beigegeben ist der eigentliche prognostische Mechanismus in Form von drei Drehscheiben, die allerdings in ihrer überlieferten Form nicht fungibel sind. Außerdem nden sich noch vier Tabellen mit jeweils Zeilen mit Angaben zu Mondphasen- und -ständen, Windrichtungen oder Planeten. Diese Tabellen legen nahe, dass in der ursprünglichen Form des Buches der Frager erst über mehrere Etappen zur Antwort gelangte. Mit seiner -gliedrigen Struktur folgt das O. L. dem Liber experimentarius, das Bernardus Silvestris fälschlich zugeschrieben worden ist. Dadurch ist das O. L. dem Mondwahrsagebuch im Heidelberger Cpg (→ Mondwahrsagetexte) oder dem westmitteldt. → Losbuch (gereimt) vergleichbar. Im Bereich Verskunst und sprachlicher Stilistik erweist sich der Autor um einiges versierter als in der Mantik, was indes nicht hinreicht, um seine fachlichen De zite zu kompensieren. Die überlieferte Abschrift des O. L. aus dem frühen . Jh. mit Benutzungsspuren noch aus der Zeit um belegt nichtsdestotrotz, dass das Wahrsagebuch als Gesellschaftsspiel in adligen Kreisen nicht ohne Zuspruch geblieben ist. Eine breitere Rezeption ist aber weder nachgewiesen noch wahrscheinlich. Ü: Berlin, SBB, Hdschr. (vormals Schloss Tambach [bei Coburg], Grä . Ortenburgische Bibl., ohne Sign.) Bll. (Perg., Anfang . Jh., mittelbair. [Straubing ?]); Incipit: «Weyser man weysn sin». Spätere orakelbezogene Einträge belegen eine Benutzung der Hs. als Losbuch noch in der Zeit um . – Vgl. zur Hs.: Britta-Juliane Kruse: O. L. (Wahrsagebuch). In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. –. – Digitalfaks. der Hs. durch die SBB in Vorbereitung. A (kurze Auszüge [V. f., –, , –, –], fehlerhaft): Franz Schmidt: Die Hss. der grä ich Ortenburg’schen Bibl. zu Tambach in Oberfranken. In: Serapeum () S. –, –, hier S. f. (Nr. ).
Neujahrsprognosen L: Gundolf Keil/Bernhard Schnell, VL () Sp. –; () Sp. f. – Christa Agnes Tuczay: Kulturgesch. der ma. Wahrsagerei. Berlin/Boston , S. –, bes. S. . VZ Neujahrsprognosen (Christtagsprognosen, Esdras’ Weissagungen [Revelatio Esdrae]). – Laienastrologische Kurztexte, dt. ab dem . Jh. Die N. sind eine Spezi tät der mantischdivinatorischen Textgattung der → Wochentagsprognosen (auch: Hebdomadare). Während die allgemeinen Wochentagsprognosen als Ausgangspunkt von Vorhersagen über zukünftige Geschehnisse die einzelnen Wochentage heranziehen, machen die N. ihre Vorausschau auf ein ganzes Jahr vom Wochentag des Weihnachts- oder Neujahrstages abhängig. Hinter den N. steht der antike Glaube, wonach jeder Tag von einem der sieben Planeten determiniert werde. Folglich ist derjenige Planet, der am Neujahrstag regiert, maßgeblich für die Ereignisse des folgenden Jahres. Inhaltlich beziehen sich die N. auf lebenspraktische Aspekte wie Wetter (das ursprünglich einzige Thema), Ernte, Naturkatastrophen, Seuchen und Kriege. Auch können Aussagen zur Sterblichkeit von Kindern, Wöchnerinnen, Greisen oder Herrschern getroffen werden. Ihren textgeschichtlichen Ursprung haben die N. im mazedonischen Raum (babylonischastraler Jahresregent). Nachgewiesen sind N. ferner im alten Ägypten, im antiken Griechenland, in Rom, Byzanz und auch im arabischen MA. Der islamischen Kultur dürfte eine wichtige Vermittlerrolle für das lat.-okzidentale MA zugekommen sein, wenngleich die älteste hsl. überlieferte lat. N. aus dem ersten Viertel des . Jh. stammt (München, BSB, Clm ). Die Berufungen der N. auf christliche Autoritäten als Urheber der Vorhersagen sind in diesem Kontext nicht überzubewerten. Dass dezidiert kirchlich-religiöse Bezugspersonen herangezogen wurden, spricht nicht gegen eine arabische Vermittlung der N., sondern vielmehr für einen Versuch, die vorchristlichen astrologischen Lehren und Praktiken (die von der Kirche unterdrückt wurden) christlich zu legitimieren. Zunächst wurden einzelne N. → Beda Venerabilis untergeschoben, dann auch dem Propheten Esdras [Esra] und dem Erzengel Raphael. Da die meisten Texte vorgeben, Offenbarungen Esdras’ zu
Neujahrsprognosen sein, ist die Bezeichnung Revelatio Esdrae für die lat. Tradition sehr geläu g. Die volksprachige Rezeption in Deutschland setzt im . Jh. ein und bildet einen Schwerpunkt im . Jh. Aufgrund der hohen Bewertung von Weihnachten stellen sich nun auch Christtagsprognosen neben die ursprünglichen Weissagungen, die ausschließlich vom Neujahrstag ausgingen. Da beide Feste stets auf den gleichen Wochentag fallen, können die jeweiligen Prognosen direkt übernommen werden. Ansonsten setzen die dt. Fassungen die lat. Tradition ohne grundlegende Veränderung fort und halten diese Traditionstreue bis in die frühe Neuzeit aufrecht. Dabei ist lediglich eine kompilatorische Tendenz zu bemerken, die sich in der zunehmenden Bündelung von Einzelprognosen zu thematisch breit gefächerten Prognosegruppen widerspiegelt. Nicht nur die relativ breite Überlieferung, sondern auch die variierenden Überlieferungskontexte sind Ausweis der großen Popularität der N. im dt. Sprachraum und ihres außerordentlich großen Rezipientenkreises. Sowohl in astrologischen Sammelbänden als auch in hausbuchartigen Kompendien haben N. Aufnahme gefunden. Über die → Bauernpraktik gelangten sie in die Kalenderliteratur. Auch in medizinischen Sammlungen und Arzneibücher begegnen N. (→ Korpus der Klostermedizin, → Bremer Arzneibuch, → Utrechter Arzneibuch, → Stockholmer Arzneibuch, → Wolfenbüttler Arzneibuch). Ü: Lat.: Es sind mehr als Hss. bekannt, die noch nicht komparativ erfasst sind. – Dt.: Mindestens Hss. Weißer weist Hss. in VL () Sp. f. nach. Die älteste ist: Heidelberg, UB, Cpg (Speyrer Arzneibuch) v (Perg., , alemannisch); die Prognosen für Freitag und Samstag fehlen wegen Blattverlusts. Parallelüberl. dieses Textes in: München, BSB, Cgm , rv (Pap., um , nordbair.) (Hs. nicht bei Weißer). – Hinzukommen ferner: Berlin, SBB, Mgo , v–r (Perg., drittes Viertel . Jh., ostmitteldt.). – Gent, UB, Hs. (→ Genter Aderlassbüchlein) r–v (Pap., zweites Drittel . Jh., rheinfränkisch). – Eichstätt, UB, Cod. St , v–v (Pap., Mitte/Ende . Jh., südbair.). – Oxford, Bodleian Library, MS Broxbourne . (R. ) v–r (Pap., , bair.). – Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. B , rv (Pap., um , ostmitteldt.). – Breslau, StB, Cod. M
. Hälfte . Jh. (Kriegsverlust) v–v (Perg., um , ostmitteldt.). – Paderborn, Erzbischö iche Bibl., Theodoriana VVa (→ Abdinghofer Arzneibuch) v–r (Pap., frühes . Jh., nd.). A: Johan H. Gallée: Mnd. Arzneibuch. In: Nd. Jb. () S. –, hier S. (aus dem Utrechter Arzneibuch); auch in: Agi Lindgren: Das Utrechter Arzneibuch (Ms. ,°, Bibliotheek der Rijksuniversiteit Utrecht) (Stockholmer Germanistische Forschungen ). Stockholm , S. f. – Förster (s. Lit.) S. – (aus den Heidelberger Cpg und und dem Münchener Cgm ). – Ernst Windler: Das Bremer mnd. Arzneibuch des Arnoldus Doneldey. Mit Einleitung und Glossar (Nd. Denkmäler ). Neumünster , S. f., f. – Sandner (s. Lit.) S. – (aus sieben Hss.). – Eis (s. Lit.) S. – (aus dem Heidelberger Cpg und ebd., Privatslg. Eis, Hs. ). – A. Lindgren: Ein Stockholmer mnd. Arzneibuch aus der zweiten Hälfte des . Jh. (Stockholmer germanistische Forschungen ). Stockholm , S. . – Telle (s. Lit.) S. f. (aus dem Münchner Cgm ). – Maria Mitscherling: Medizinisch-astrologischer Volkskalender. Einf., Transkription und Glossar. Bd. . Leipzig , S. – (aus Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. B ). – Temmen (s. Lit.) S. , (Abb. ) (aus dem Abdinghofer Arzneibuch). L: Christoph Weißer, VL () Sp. –; () Sp. . – Gustav Hellmann (Hg.): Die Bauern-Praktik (Neudr. von Schr. und Karten über Meteorologie und Erdmagnetismus ). Berlin , S. –, –. – Max Förster: Die Kleinlit. des Aberglaubens im Altenglischen. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – Ders.: Beitr. zur ma. Volkskunde Tl. . In: ebd. () S. –. – Ders.: Beitr. zur ma. Volkskunde Tl. . In: ebd. () S. –. – Viktor Stegemann: Bauernpraktik. In: Handwb. des dt. Aberglaubens () Sp. –. – Franz Boll/Carl Bezold/Wilhelm Gundel (Hg.): Sternglaube und Sterndeutung. Stuttgart , . Au . mit einem bibliogr. Anhang von Hans Georg Gundel. Darmstadt , S. , , f. – Gernot Sandner: Spätma. Christtagsprognosen. Diss. (masch.) Erlangen . – Gerhard Eis: Wahrsagetexte des SpätMA (TspMA ). Berlin u. a. , S. f. – Sven Erickson: Wochentagsgötter, Mond und Tierkreis. Laienastrologie in der römischen Kaiserzeit (Studia graeca et latina Gothoburgensia
. Hälfte . Jh. ). Göteborg , S. . – Joachim Telle: Beitr. zur mantischen Fachlit. des MA. In: Studia Neophilologica () S. –. – Dietrich Brandenburg: Medizin und Magie. Heilkunde und Geheimlehre des islamischen Zeitalters (Medizingeschichtliche Miniaturen ). Berlin , S. –. – Ann E. Matter: The ‹Revelatio Esdrae› in Latin and English translations. In: Revue Bénédictine () S. –. – Michael W. Twomey: Revelatio Esdrae. In: Sources of Anglo-Saxon literary culture. A trial version. Hg. v. Frederick M. Biggs u. a. (Medieval and Renaissance texts and studies ). Binghampton, NY , S. –. – Mareike Temmen: Das ‹Abdinghofer Arzneibuch›. Edition und Unters. einer Hs. mnd. Fachprosa (Nd. Stud. ). Köln u. a. , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. – Maria Cesario: La Revelatio Esdrae nella tradizione latina e anglosassone. In: La letteratura tecnicoscienti ca nel Medioevo germanico. Fachliteratur e Gebrauchstexte. Hg. v. Letizia Vezzosi (Bibliotheca Germanica ). Allesandria , S. –. – Markus Mueller: Beherrschte Zeit. Lebensorientierung und Zukunftsgestaltung durch Kalenderprognostik zwischen Antike und Neuzeit (Schr. der UB Kassel – LB und Murhardsche Bibl. der Stadt Kassel ). Kassel , S. –. – Christa Agnes Tuczay: Kulturgesch. der ma. Wahrsagerei. Berlin/Boston , S. . VZ Bruder Steinmar (Steinmarlin). – Spruchautor, ./frühes . Jh. B. S. ist in der sog. → Zitatensammlung der Berliner Hs. mgq mit zwei Sprüchen vertreten. Zu Beginn beider Sprüche wird er als Bruder und Prediger bezeichnet. Die Forschung vermutet in ihm daher einen Dominikaner. S.s erster Spruch propagiert Bescheidenheit, Vernunft und Willenskraft als gottgefällige Seelenkräfte. Der zweite, kürzere Spruch lobt die Nächstenliebe. Ü: Berlin, SBB, mgq , v, v (Pap. und Perg., erste Hälfte . Jh., elsässisch). – Vgl. auch die Überl. zur Zitatensammlung der Berliner Hs. mgq . Zudem: Hans Hornung: Daniel Sudermann als Handschriftensammler. Ein Beitr. zur Straßburger Bibliotheksgesch. Diss. Tübingen , S. –. –
Bruder Steinmar www.handschriftencensus.de/. – http://pik. ku-eichstaett.de//. A: Franz Pfeiffer: Sprüche dt. Mystiker. In: Germania () S. –, hier S. (Nr. XXXI). L: Hans-Jochen Schiewer, VL () Sp. f. MM Vierundzwanzig-Paragraphen-Text. – Pragmatischer lat. Aderlasstraktat, . Jh.; dt. ab dem frühen . Jh. Der unbekannte Verfasser des lat. V.-P.-T. orientierte sich für seine praxisorientierte Aderlassanleitung am De phlebotomia-Kapitel aus → Avicennas Kanon der Medizin (auch für viele → Schröpfstellentexte war der Kanon zumindest strukturbestimmend). Die umfangreiche Darstellung bei Avicenna verdichtet er zu einem konkreten Handhabungstext für den praktizierenden Wundarzt. Dt. Fassungen des V.-P.-T. beruhen aber offensichtlich nicht nur auf der frühen lat. Tradition, sondern auch auf späteren lat. Bearbeitungen. Repräsentant einer solchen Bearbeitung ist der Venarum minutio-Traktat, der in einer Überlieferung des . Jh. vorliegt und auf Paragraphen erweitert ist (vgl. Goehl/Mayer [s. Lit.]). Den meistend dt. V.-P.-T. geht ein diätetischer Vorspann voran, erst dann werden die empfohlenen Lassstellen «a capite ad calcem» vorgestellt. Die einzelnen Paragraphen sind ganz überwiegend nach dem gleichen Schema aufgebaut: Zunächst wird das entsprechende Blutgefäß genannt und lokalisiert, dann wird auf die Indikation eingegangen. Nur bei den Paragraphen –, welche die drei wichtigsten Aderlassgefäße behandeln (Haupt-, Mittel-, Leberader) wird das Schema durchbrochen zugunsten einer detaillierten Verlaufsbeschreibung des jeweiligen Gefäßes. Originär ist der V.-P.-T. unbebildert, doch schon bald treten Illustrationen in Form von «Lassmännlein» (→ Pestlassmännlein) hinzu. Seit dem . Jh. sind Bearbeitungen in nahezu allen europäischen Landessprachen bezeugt. Kennzeichen der dt./ndl. Tradition ist ein beträchtlicher Variantenreichtum, der sich in zahlreichen Redaktionen, nahezu unkenntlichen Überarbeitungen und auch Kontaminationen von ursprünglich unterschiedlichen Fassungen niederschlägt. In der Regel werden die dt./ ndl. V.-P.-T. im Rahmen größerer Phlebotomietraktate oder Kompendien tradiert. Auch Großformen des Traktats mit erheblichen externen Ergänzungen sind bezeugt, die aber der eigentliche
Vierundzwanzig-Paragraphen-Text V.-P.-T-Tradition nicht mehr zuzurechen sind ( Paragraphen bei Heinz → P aundorfer; vgl. auch das Buch der Medizin → Ludwigs V. von der Pfalz). Auch mit signi kanter Streuüberlieferung, bevorzugt in Sammelhandschriften ohne Werkcharakter, ist zu rechnen. Teile des V.-P.-T gehen im Verbund mit anderen lassspezi schen Kleinschriften (vgl. etwa die → Hämatoskopie-Traktate) in größere Phlebotomiekomplexe ein, häu g in Konkurrenz zu Exzerpten aus dem Lasskapitel des Arzneibuchs → Ortolfs von Baierland. Die Streu- und Primärüberlieferung sind systematisch ebensowenig erfasst wie die Wirkungsgeschichte des V.-P.-T. Hier ist von einem Ein uss auf die Textgruppe der Lass-→ Lunare und das lassbezogenen Pestschrifttums auszugehen (→ Brief an die Frau von Plauen, Jakob → Engelin, Pestlassmännlein, → SendbriefAderlass-Anhang). Die ermittelten dt./ndl. V.-P.-T.-Fassungen sind im Einzelnen: . Eine ostmitteldt. Bearbeitung, die in mehrfacher selbstständiger Überlieferung vorliegt. Die Gesamtzahl der Paragraphen und deren Anordnung ist variabel. Incipit des ersten Paragraphen: «Dy Adir in der müttend der [s]tirn ist gvit zui lasen vor alle geswer und apostema der agin». Ausgehend von dieser ostmitteldt. Version dürfte der V.-P.-T. auch in die Textschleppe der schlesischen Roger-Aphorismen eingegangen sein (→ Roger Frugardi, → Römische Chirurgie; vgl. Keil ). – . Eine auf Lassstellen erweiterte Fassung ndet sich im → Obd. Aderlassbüchel (s. auch → Iatromathematisches Hausbuch). Hiervon abhängig ist eine gekürzte Fassung. Incipit: «Die erste adern an der stirnen ist g˚ut gelaussen fúr e ougenschwaren vnd fúr den groussen schmerczen des houptes». – . Das → Iatromathematische Corpus tradiert eine Fassung mit Paragraphen. Incipit: «Wissendt das ein mittel ader an der stirnnen jst ze laussen für das ougschweren vnd wider den siechtagen des hoptes». – . Eine aus den Fassungen und kontaminierte Version bietet das → Genter Aderlassbüchlein. Incipit: «Eyne ader an der Styrne ist gut vor den sweren vnd vor den großen smertzen des heuptes». – . Das → Asanger Aderlassbüchlein enthält einen Traktat mit detaillierten Paragraphen. Incipt: «Dye ader mitten an dem stirm ist guet zu lassen fuer dye gepresten vnnd wetagen des haupts». – . Eine mittelbairische, nicht erweiterte Fassung mit Paragraphen ist offensichtlich eine selbstständige (und nicht fehlerfreie) Übersetzung eines medizinischen
. Hälfte . Jh. Laien. Incipit: «Die ader mitten auf dem hiernn geöffent ist gut zu den frettigen augen vnd für den haubtwen». – . Eine Traktatfassung mit detaillierten Paragraphen begegnet in der Ordnung der Gesundheit für Rudolf von Hohenberg (→ Konrad von Eichstätt). Incipit: «Ain ader ist obnan an der stirn die ist gut zelassen für alten grossen siechtagen oder wetagen des haptz». – . Ebenfalls an die Eichstätt-Tradition gebunden ist ein komprimierter Traktat mit Paragraphen (auch aus anderweitigen Quellen), der in das Kap. der Regel der Gesundheit integriert ist. Gemeinsam mit anderen Regel-Exzerpten erscheint er auch im → Darmstädter Arzneibuch. Incipit: «zwo adern an dem schloff ye weder sitte die sint gut gelassen vor such der oren vnd vor groß iessend augen vnd vor groß hitze». – . Eine brabantische sowohl eigenständige als auch sehr sachkundige Auswahl von Paragraphen ist Teil des → Liber magistri Avicennae. Incipit: «Dierste es die adre die in die middewert vanden vorhofde strect tusscen den wintbrauwen. unde si es goet gelaten iegen die zie». – . Eine nordniedersächsische zweispaltige Lassstellen-Synopse mit Paragraphen aus zwei unterschiedlichen Vorlagen ist in das → Haager Aderlassbüchlein aufgenommen. Incipit: «Item die ader indat voer hoeft is goet gelathen teghen dat synghen inden houede». – . Im Arsedige-bûk des → Johann van Seghen (Kap. ) ndet sich eine stark raffende Bearbeitung mit nur zehn Paragraphen, die auch Aufndhilfen und alternative Lasstellen für Laien offeriert. Incipit: «De ader an dem farheubt ist gut gelaten var dat heubtswer». – . Ebendort (Kap. –) ist eine zweite noch stärker komprimierte Fassung notiert, welche die ersten drei Pragraphen des V.-P.-T. zu einem einzigen Segment zusammenfasst. Der Text ist unvollständig und bietet noch acht Paragraphen. Incipit: «De twe aderen an dem haubte sint gut gelatten vor wedunge des heupts». – . Eine Schrumpfform mit nur noch vier Paragraphen, die dafür detailreich ausgebaut sind, begegnet im → Utrechter Arzneibuch. Besonderes Kennzeichen ist der repetitiv-anaphorische Aufbau des Textes. Incipit: «De adere de vnder der tunghen leget de is g˚ut ghelaten deme dat tenenvleisch swllen is». – . Eine bairische Bearbeitung aus der ersten Hälfte des . Jh. mit ursprünglich Paragraphen, die erstmals vom Passauer Kalendar von tradiert wird, gestaltet den Traktat zu einer Beischrift für eine Lassmännlein-Illustration um. Die Bildbezogenheit dieser V.-P.-T.-Fassung wird von einem
. Hälfte . Jh. schlesischen Textzeugen verdeutlicht, dem die Illustration fehlt. Der Text wirkt im bilderlosen Kontext de zitär. – . Grundsätzlich umgestaltet ist die illustrierte Version im Iatro-mathematischen Gesundheitsbüchlein des Konrad → Türst von . Türst hat für seine Übersetzung auf Avicenna selbst zurückgegriffen. Incipit: «die ader zwüscet den ougenbrawen an der stirnen ist gut zu lassen für das houptwe». – . Die nd. Kurzform des → Promptuarium medicinae ist eine partielle Umgestaltung des Traktats in ein reines Indikationenregister. Incipit: «De houet ader lat vppe deme dumen tegen sweren vnde kranckheit des houdes». – . Die eigenständige Redaktion des Speyrer Schreibers Wilhelm Gralap integriert auch Aderlass-Jahreszeiten. Der Kompilation liegen mindestens zwei unterschiedliche Vorlagen zugrunde. Incipit: «Die ader an dem anefange der stirnen zu der rechten siten ist güt mit dem ietem zu slahen für starck siechtüm über all [...]». – . Vier Handschriften des Kräuterbuchs von Johannes → Hartlieb tradieren eine Version des V.-P.-T. in der Textschleppe des Herbars, die noch nicht eingehend untersucht ist. Incipit (nach HAB, Cod. Aug. °): «dy erst ader mitten an der stirn. Die ist gut zelassen wider wetagen des haubts». Ü: . Breslau, UB, Cod. R (vormals ebd., StB, Cod. R ) r (Perg., erstes Viertel . Jh., ostsächsisch/thüringisch/schlesisch) als Nachtrag zum → Breslauer Arzneibuch. – Ebd., Cod. III Q , va–va (Pap., /, schlesisch). – Beilngries, Stadtarch., ohne Signatur, Perg.-Bll. (Einbandauslösung, um , west-/mittelbair. mit schlesischem Substrat); Abb. bei Künzel (s. Lit.) S. f. – München, BSB, Cgm , r (Pap., erstes Viertel . Jh., mittelbair.). – Ebd., Cgm , v–v (Pap., letztes Viertel . Jh., ostmittelbair.). – Ebd., Clm , r (Pap., . Jh., bair.). – Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. , Vorsatzbl. bv (Perg., . Jh., schwäbisch). – Ein Census der Überl. mit Vergleichung der Paragraphenabfolge in den jeweiligen Hss. bei Künzel (s. Lit.) S. . – . s. Obd. Aderlassbüchel und → Iatromathematisches Hausbuch. – Kurzfassung: London, British Library, MS Add. , v–v (Pap., , alemannisch). – . s. Iatromathematisches Corpus; auch in: Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, v–r (Pap., . Jh., mittelbair.) und im → Kodex Kohlhauer (Berlin, SBB, Hdschr. ) S. –. – . Gent, UB, Hs. , v–r (Pap., zweites Drittel . Jh., rheinfränkisch). – . Heidelberg, Privatslg. Helko Eis (vormals Slg. Gerhard
Vierundzwanzig-Paragraphen-Text Eis, Schriesheim) Hs. , r–v (Pap., –, südböhmisch). – Ein mit der Fassung des Asanger Aderlassbüchleins eng verwandter V.-P.-T. ist: olim Hamburg, Antiquariat Dr. Jörn Günther, Nr. (Kat. V) Nr. , v–r (Pap., . Jh.) (vgl. Goehl/ Mayer [s. Lit.] S. ; die dort erwähnte Dillinger Hs. [s. Ausg. Nr. ] gehört in die Ordnung der Gesundheit-Tradition). – . Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, Cod. a VII , va–vb (Pap., erstes Viertel . Jh., mittelbair.). – ./ s. Konrad von Eichstätt; Darmstädter Arzneibuch: Darmstadt, ULB, Hs. , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., rheinfränkisch [nur ältester Faszikel]). – . Brüssel, Kgl. Bibl., Ms –, im Abschnitt v–v (Pap., , brabantisch). – . Den Haag, Kgl. Bibl. Cod J , r–v (Pap., um , nordniedersächsisch). – /. Kgl. Bibl. Stockholm, Cod. X (Pap., , moselfränkisch-westfälisch). – . Utrecht, UB, Ms. , rv (Perg., um , nordniedersächsisch). – . Kassel, UB/LMB., ° Ms. astron. (Passauer Kalendar) v–v (Pap., , bair.). – München, BSB, Clm , r–r (Pap., , mittelbair.). – Prag, Graf Nostitzsche Majoratsbibl., Ms. b (olim AA ) r–r (Pap., . Jh., schlesisch); ohne Illustration. – . Zürich, ZB, Cod. Z VII , r–r (Perg., , hochalemannisch). – . Drucke: Magdeburg: Bartholomäus Ghotan, ..; Lübeck: Matthäus Brandis, o. J. [um ] (GW M f.) Bl. vb–ra. – . Berlin, SBB, Mgf (Hs. des → Speyrer Kräuterbuchs) v–v (Pap., , rheinfränkisch). – . Wolfenbüttel, HAB, Cod. Aug. °, v–r (Pap., um , bair.). – Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., um , bair.-österr.). – Berlin, SBB, Mgq , r–r (Pap., um , bair.). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , v–r (Pap., /, alemannisch). – . Weitere V.-P.-T. mit ungeklärten Abhängigkeitsverhältnissen werden tradiert in: München, BSB, Cgm , ra–rb (Pap., um , mittelbair.). – Heidelberg, UB, Cpg , v–r (Perg., zweite Hälfte . Jh., mittelbair.). – München, BSB, Cgm , a–a (Pap., /, mittelbair.). – Ebd., Cgm , v (Pap., /, mittelbair.) (vgl. Hayer/Schnell [s. Lit.] S. ). – Lat. Venarum minutioTraktat: olim Hamburg, Antiquariat Dr. Jörn Günther (s. o. Nr. ) ra–vb. A: Lat.: Sudhoff (s. Lit.) S. –. – Venarum minutio-Traktat: Goehl/Mayer (s. Lit.) S. –. – Dt.: . Sudhoff (s. Lit.) S. f. (§§ –) Tf. LV (Lassmännlein aus Cod. III Q ). –
Vierundzwanzig-Paragraphen-Text Künzel (s. Lit.) S. – (krit. auf Grundlage von Beilngries). – . Vom Ein uß der Gestirne auf die Gesundheit und den Charakter des Menschen. Faks.-Ausg. des Ms. C der ZB Zürich (Nürnberger Kodex Schürstab). Bde. (Faks./Komm.) Hg. v. Gundolf Keil unter Mitarbeit v. Friedrich Lenhardt/Christoph Weißer. Luzern /, Bd. , S. –. – André Parent: Das ‹Iatromathematische Hausbuch› in seiner bisher ältesten Fassung: Die Buchauer Redaktion Heinrich Stegmüllers von . Diss. (masch.) Montréal , S. –. – Kurzfassung: Sudhoff (s. Lit.) S. . – . Sudhoff (s. Lit.) S. (§§ – nach HAB, Cod. . Aug. °). – Welker (s. Lit.) S. –. – . Gerhard Eis/Wolfram Schmitt: Das Asanger Aderlaß- und Rezeptbüchlein (–) (Veröff. der internationalen Ges. für Pharmazie NF ). Stuttgart , S. –. – . Sudhoff (s. Lit.) S. (Teilausg.) Tf. LV, (Lassmännlein). – . Christa Hagenmeyer: Die ‹Ordnung der Gesundheit› für Rudolf von Hohenberg. Unters. zur diätetischen Fachprosa des SpätMA mit krit. Textausg. Diss. Heidelberg , S. –. – Goehl/Mayer (s. Lit.) S. – (nach Dillingen, Studienbibl., Cod. XV , ra–rb). – . Peter Strauß: Ernald von Villanova dt. unter besonderer Berücksichtigung der ‹Regel der Gesundheit›. Diss. Heidelberg , S. –. – Tenner/Keil (s. Lit.) S. –. – . Leo Vandewiele: De ‹Liber Magistri Avicenne› en de ‹Herbarijs›. Middelnederlandse handschriften uit de e eeuw (Ms. – Kon. Biblioteek te Brussel). Brüssel , S. f. – . Gerrit Bauer: Das Haager Aderlassbüchlein (Stud. zum ärztlichen Vademecum des SpätMA / Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – ./. Helny Alstermark: Das Arzneibuch des Johan van Segen (Stockholmer germanistische Forschungen ). Stockholm , S. f. – . Agi Lindgren: Das Utrechter Arzneibuch (Ms. ,°, Bibliotheek der Rijksuniversiteit Utrecht) (Stockholmer Germanistische Forschungen ). Stockholm , S. . – . Sudhoff (s. Lit.) S. – (Clm ). – Markus Müller: Beherrschte Zeit. Lebensorientierung und Zukunftsgestaltung durch Kalenderprognostik zwischen Antike und Neuzeit. Mit einer Edition des Passauer Kalendars (UB/LMB ° Ms. astron. ) (Schriftenr. der UB Kassel – LB und Murhardsche Bibl. ). Kassel , Teilbd. , S. –. – Keil , S. f., f., f., (Auszüge in Synopse). –
. Hälfte . Jh. . Conrad Türsts Iatro-mathematisches Gesundheitsbüchlein für den Berner Schultheissen Rudolf von Erlach. Mit Erl. hg. v. Alfred Schmid (Berner Beitr. zur Gesch. der Medizin und der Naturwiss. ). Bern , S. –. – . Peter Seidensticker: Das Promptuarium medicinae. Magdeburg: Bartholomäus Ghotan . Computative Bearb. und Beitr. von Harald Händler. Geleitwort v. Gundolf Keil (Corpus herbariorum ). Lahr (mit Diskette) S. f. L: Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –. – Schmid. (s. Ausg.) S. –. – Vandewiele (s. Ausg.) S. f. – Manfred Peter Koch/ G. Keil: Die spätma. Gesundheitslehre des ‹Herrn Arnaldus von Mumpelier›. In Sudhoffs Arch. () S. –. – Alstermark (s. Ausg.) S. . – Bauer (s. Ausg.) S. f. – Keil/Lenhardt/Weißer (s. Ausg.) Bd. , S. , f. – Christian Tenner/G. Keil: Das ‹Darmstädter Arzneibuch›. Randnotizen zu einer oberrheinischen Sammelhs. der Zeitenwende. In: Bibl. und Wiss. () S. –, hier S. f. – Lorenz Welker: Das ‹Iatromathematische Corpus›. Unters. zu einem alemannischen astrologisch-medizinischen Kompendium des SpätMA mit Textausg. und einem Anh.: Michael Puffs von Schrick Traktat ‹Von den ausgebrannten Wässern› in der hsl. Fassung des Cod. Zürich, ZB, C b (Zürcher Medizingeschichtliche Abh. ). Zürich , S. f. – Ria JansenSieben: Repertorium van de Middelnederlandse Artes-literatuur. Utrecht , S. , . – Ortrun Riha: Der Aderlaß in der ma. Medizin. In: Medizin, Ges. und Gesch. (Jb. Inst. für Gesch. der Medizin der Robert-Bosch-Stiftung) () S. –, hier S. , . – Christine Boot: «an aderlaszen ligt grosz gesuntheit». Zur Repräsentanz von Ortolfs Phlebotomie in deutschsprachigen Aderlaßtexten. In: «Ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens (Ortolf-Stud. / Wissenslit. im MA ). Hg. v. Gundolf Keil. Wiesbaden , S. –. – Hilde-Marie Gross: Illustrationen in medizinischen Sammelhss. In: ebd., S. –, hier S. –, , . – Bettina Götte: Laßlunare. Unters. zur ma. Lunarlit. unter besonderer Berücksichtigung des Aderlasses. Diss. Würzburg . – Konrad Goehl/Johan
. Hälfte . Jh. nes G. Mayer: Variationen über den PhlebotomieTraktat ‹Venarum minutio›. Die Vorlage des sog. ‹-Paragraphen-Texts›. In: Editionen und Stud. zur lat. und dt. Fachprosa des MA. FS Gundolf Keil (Texte und Wissen ). Hg. v. dens. Würzburg , S. –. – Max Künzel: Beilngrieser Aderlaßmännlein: In: Würzburger medizinhist. Mitt. (), S. –. – Britta-Juliane Kruse: Medizinische Traktate und Rezepte in Sammelhss. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. –, hier S. – (Nr. ). – G. Keil: Chirurgische Fachprosa des . bis . Jh. in Schlesien, Nordmähren und Nordböhmen. In: Deutschsprachige Lit. des MA im östlichen Europa. Forschungsstand und Forschungsperspektiven. Hg. v. Ralf G. Päsler/Dietrich Schmidtke (Beitr. zur älteren Literaturgesch.). Heidelberg , S. –, hier S. , , . – Müller (s. Ausg.) Teilbd. , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. –, , , . – Johannes Hartlieb, Kräuterbuch. Zum ersten Mal krit. hg. v. Gerold Hayer/B. Schnell (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – G. Keil: Ein Schlesisches Aderlassbüchlein des . Jh. Unters. zum funktionsbedingten Gestaltwandel des V.-P.-T. In: Fachtexte des SpätMA und der Frühen Neuzeit. Tradition und Perspektiven der Fachprosaund Fachsprachenforschung. Hg. v. Lenka Vaˇnková (Lingua Historica Germanica ). Berlin/Boston , S. –. VZ Komanisch-deutsches Glossar. – Gruppe dt. Glossen, erste Hälfte . Jh. Das K.-dt. G. ist nur im sog. Codex Cumanicus aus der ersten Hälfte des . Jh. erhalten. Kern der Handschrift ist ein um entstandenes Glossar in lat., persischer und komanischer Sprache. Es wurde in Sarai von Franziskanern in den Kodex eingetragen. Von bis wurden der Handschrift weitere Aufzeichnungen hinzugefügt, die ebenfalls den Saraier Mönchen zugeschrieben werden. Die lat., dt., italienischen und komanischen Notizen enthalten neben Hymnen, Gebeten und Predigten u. a. auch Rätsel und Glossare. Als Zielgruppe dieser Aufzeichnungen werden Missionare vermutet. Als K.-dt. G. werden Glossen bezeichnet, die den gesamten Kodex durchziehen. Die Forschung
Komanisch-deutsches Glossar unterscheidet zwei komanisch-dt. Glossare sowie dt. Einzelglossen, die dem dreisprachigen Kernglossar hinzugefügt wurden. Der Wortbestand zählt Begriffe ostmitteldt. Färbung, die meist aus dem alltäglichen Bereich stammen und nicht nach Sachgruppen geordnet sind. Ü: Venedig, Biblioteca Nazionale Marciana, cod. Marc. Lat. (), r, r–v, v–v (Pap., erste Hälfte . Jh., ostmitteldt.). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. A: Codex cumanicus bibliothecae ad templum Divi Marci Venetiarum [...]. Hg. v. Comes G. Kuun. Budapest (Nachdr. Budapest ) S. –. – Codex Cumanicus. Cod. Marc. Lat. . Hg. v. Kaare Grønbech. Kopenhagen (Faks.). – Riecke (s. Lit.). – Codex Comanicus. Édition Diplomatique avec Fac-Similés. Hg. v. Vladimir Drimba. Bukarest . L: Jörg Riecke, VL () Sp. –. – Vladimir Drimba: Quelques Mots Comans Précisés par Leurs Gloses Allemandes. In: Harvard Ukrainian Studies () S. –. – Dagmar Drüll: Der ‹Codex Cumanicus›. Entstehung und Bedeutung. Stuttgart . – Louis Ligeti: Prolegomena to the Codex Cumanicus. In: Acta orientalia Academiae Scientiarum Hungaricae () S. –. – Ingeborg Baldauf: Missionshilfe oder Kuriositätenslg.? Das ‹K.-dt. G.› im ‹Codex Cumanicus› (. Jh.). In: GermanoTurcica. Zur Gesch. des Türkisch-Lernens in den deutschsprachigen Ländern. Ausstellung des Lehrstuhls für Türkische Sprache, Gesch. und Kultur der Univ. Bamberg [...]. Red. Klaus Kreiser. Bamberg , S. –. – Mefküre Mollova: ‹Codex Cumanicus›, le Bouddhisme et le Turk Oriental. In: Wiener Zs. für die Kunde des Morgenlandes () S. –. – Dies.: Nouveaux Côtés Dévoilés du ‹Codex Cumanicus›. In: ebd. () S. –. – J. Riecke: Der dt. Wortschatz des ‹Codex Cumanicus›. In: Sprachwiss. () S. –. – Mireille Schnyder: Mirrors of Oral Communication. Some Re ections on the German Parts of the ‹Codex Cumanicus›. In: Il Codice Cumanico e il Suo Mondo. Atti del Colloquio Internazionale, Venezia, – Dicembre . Hg. v. Felicitas Schmieder/Peter Schreiner. Rom , S. –. MM Paulinus, Johannes. – Verfassername für einen ursprünglich arabischen Wunderdrogentraktat; lat. Übersetzungen vor , dt. Rezeption . Jh.
Paulinus In der okzidentalen Tradition des Schlangentraktats Salus vitae (Schlangenhauttraktat, Natternhemdtraktat) kursiert der Autorname J. P. Möglicherweise verweist die Verfasserangabe auf den im arabischen Raum mit der Namensform «Balˉınˉus» rezipierten Apollonius von Tyana, dem zahlreiche magische und astrologische Schriften zugeschrieben wurden. Mehrere dieser arabischen ps.apollonischen Werke sind vom spanischen Übersetzer Hugo von Santalla ins Lat. übertragen worden, der somit auch für den lat. Schlangentraktat als Übersetzer in Frage kommt. Der zunächst abwegige lat. Titel Salus vitae könnte sich dadurch erklären, dass die Wörter für «Schlangen» und «Leben» im Arabischen nahezu homonym sind. Die formalinhaltliche Ausgestaltung der lat. Fassung von Salus vitae entspricht dem zweigliedrigen Grundmodell der ma.-europäischen Wunderdrogentraktate: Der erste Teil behandelt Fundstellen, Fang-und Zubereitungsanweisungen und der zweite die Anwendungen, hier in zwölf Paragraphen. Der Schlussabschnitt des lat. Traktats ist geprägt von einer wissenschaftsfeindlichen Haltung (vergleichbar dem Antihippocras des → Nikolaus von Polen) und widerspricht damit Aussagen des ersten Teils. Vermutlich handelt es sich bei diesem Segment um eine eigenständige Beigabe des Übersetzers. Neben den dt./ ndl. Übertragungen von Salus vitae sind auch englische und französische Versionen belegt. Eine hebräische Fassung der Wunderdrogenmonographie aus dem Jahr ist unabhängig von der lat. Tradition: Sie ist direkt aus dem Arabischen übersetzt worden. Dt./ndl. Übersetzungen des paulinischen Schlangentraktats begegnen in der medizinischfachliterarischen Überlieferung ab dem . Jh. (die älteste Handschrift stammt von ). Sie sind äußerst breit bezeugt und bis in . Jh. belegt. Den Schwerpunkt der Tradition stellt wie auch beim → Geiertraktat der mitteldt. Raum dar. Die Rezipienten der volkssprachigen Fassungen dürften in erster Linie Wund- und Laienärzte gewesen sein. Es lassen sich bisher insgesamt sieben eigenständige Übersetzungen differenzieren, wobei nicht jede überlieferte Fassung sicher zuordenbar ist (s. Überl.). Der enorme Ein uss des Traktats schlägt sich nicht nur in der Überlieferung nieder, sondern ist zum Beispiel noch in ärztlichen Niederlassungsankündigungen und Arzneimittelbegleitscheinen (→ Peter van Dordt) spürbar. Ein Grund für diese Wirkmacht könnte in der Popularität des
. Hälfte . Jh. im SpätMA universal eingesetzten Theriaks liegen, der auch Schlangen eisch enthält. Auch die Verbindung zweier apostolischer Namen im Verfassernamen mag hier hereingespielt haben. Hinzu kommt eine in Zentraleuropa ab dem . Jh. greifbare naturheilkundliche Bewegung, die naturmystische Heilmittel im Kontrast zur rationalakademischen Pharmakologie propagierte. Ü: Lat.: Die rund zehn bekannten Hss. dürften angesichts der breiten volkssprachigen Rezeption nur einen Bruchteil der tatsächlichen Tradition repräsentieren. Ferner sind vier arabische und sechs hebräische Hss. bekannt (Nachweise s. VL [] Sp. f.). – Dt./ ndl.: unterscheidbare Fassungen: ) Niederfränkische Fassung (. oder frühes . Jh.): London, Wellcome Institute of the History of Medicine, MS , rv (Pap., spätes . Jh., niederfränkisch). – ) Sächsische (ostfälische) Fassung (. oder frühes . Jh.): Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. ° (→ Wolfenbütteler Arzneibuch) r–v (Pap., um , ostfälisch). – Stockholm, Kgl. Bibl., Cod. X (→ Stockholmer Arzneibuch) v–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., ostfälisch). – ) Ostmitteldt. Fassung (. oder frühes . Jh.): Göttingen, Georg-August-Univ., Diplomatischer Apparat, C, v–r (Pap., um , ostmitteldt.). – Heidelberg, UB, Cpg , v–r (Pap., letztes Drittel . Jh., südrheinfränkisch/ niederalemannisch). – München, BSB, Cgm , r–r (Pap., letztes Viertel . Jh., ostmittelbair.). – München, BSB, Cgm , r–r (Pap., Ende . Jh., ostfränkisch). – Heidelberg, UB, Cpg (Bd. des Buchs der Medizin → Ludwigs V. von der Pfalz) r–r (Perg., /, südrheinfränkisch). – Kopenhagen, Kgl. Bibl., GKS Cod. , S. – (Pap., . Jh.). – ) Ostfränkische Fassung des → Fränkischen Arzneibuchs: Hss. von –, s. den Verweisartikel. Dieselbe Fassung auch in: Einsiedeln, Stiftsbibl., Cod. (), S. f. (Pap., , hochalemannisch). – ) Fassung im Arzneibuch Anton → Trutmanns: Bern, Burgerbibl., Ms. hist. helv. XI , v–r (Perg. und Pap., um , aus dem Raum Basel). – ) Rheinfränkische Fassung (spätes . Jh.): Darmstadt, ULB, Hs. , va–rb (Pap., um , rheinfränkisch). – ) Fragmentarische Fassung: Salzburg, UB, Cod. M III , ra (Pap. und Perg., um , rheinfränkisch); vermutlich aus Speyer (Besitzvermerk aus dem frühen . Jh.: «Johannes Krannch [i. e. Kranich] de kirchheim Cannonicus Spirensis est possesor meus» [→ Kolmarer
. Hälfte . Jh. Liederhandschrift]). – Nicht zugeordnete Überlieferung: In VL () Sp. f. sind weitere Hss. mit nicht näher untersuchten Versionen gelistet, die zum Teil auch Kontaminationen verschiedener Übersetzungen und/oder mit Fremdmaterial darstellen. Hinzu kommt: Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. ° (letztes Drittel . Jh., schwäbisch). – Oft wird der Natternhemdtraktat im Verbund mit anderen Wunderdrogentraktaten überliefert (Schlangentraktat des Nikolaus von Polen, Geiertraktat, → De taxone liber; so z. B. in: Solothurn, ZB, Cod. S , r–v [Natternhemdtraktat] v–v [Nikolaus v. Polen] v–r [Geiertraktat]). Häu g ist auch die Kombination mit unterschiedlichen Schlangen-Kurztexten. – Mit weiteren Textzeugen ist zu rechnen. Die nicht systematisch erfasste Streuüberlieferung dürfte beträchtlich sein (z. B. → Abdinghofer Arzneibuch, → Von guten P astern und Salben, → Jan Bertrand). A: Lat.: John William S. Johnsson: Les ‹Experimenta duodecim Johannis Paulini›. In: Bulletin de la Société Française d’Histoire de la Médecine et de ses liales () S. –. – Ryszard Ganszyniec: Brata mikołaja z Polski pisma lekarskie (Prace naukowe Uniwersytetu Pozna´nskiego. Sekcja humanistyczna ). Posen , S. –. – Dt./ ndl.: ) Braekman (s. Lit.) S. –. – ) Agi Lindgren: Ein Stockholmer mnd. Arzneibuch aus der zweiten Hälfte des . Jh. (Stockholmer germanistische Forschungen ). Stockholm u. a. , S. f. – ) Johnsson (s. o.) S. – (nach Kopenhagen). – ) Henry E. Sigerist: Dt. medizinische Hss. aus Schweizer Bibl. In: Sudhoffs Arch. (), S. –, hier S. (nach Einsiedeln). – ) Rainer Sutterer: Anton Trutmanns Arzneibuch. Tl. : Text. Diss. Bonn , S. –. L: Erhart Kahle/Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Lynn Thorndike: A history of magic and experimental science during the rst thirteen centuries of our era. Bd. . New York , S. –. – George Sarton: Introduction to the history of science. Bd. /: Science an Learning in the fourteenth century. First half of the fourteenth century. Washington (Nachdr. Huntington/NY ) S. . – G. Keil: Rezension Hermann Menhardt, Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. und Bd. . Berlin . In: AfdA () S. –, hier S. f. – Willy Braekman: Magische experimenten en toverpraktijken uit een middelnederlandse hs. In: Verslagen en Mededelingen van de Ko
Lanfrank von Mailand ninklijke Vlaamse Academie voor Taal- en Letterkunde () S. –, hier S. –. – Thomas Holste: Der Theriakkrämer. Ein Beitr. zur Frühgesch. der Arzneimittelwerbung (Würzburger medizinhist. Forsch. ). Pattensen . – Ingrid Rohland: Das ‹Buch von alten Schäden›. Tl. : Komm. und Wörterverz. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. . – Andrea Lehmann: Zwei wundärztliche Rezeptbücher des . Jh. vom Oberrhein. Bd. : Komm. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. . – Ahmed Malak: Drei wundärztliche Niederlassungsankündigungen des . Jh. Unters. zur Frühgesch. des medizinischen Werbeformulars in Deutschland. Diss. Würzburg , S. . – Thomas Gleinser: Anton Trutmanns ‹Arzneibuch›. Medizin- und sozialgeschichtlicher Komm. Diss. Würzburg , S. . – Wolfgang Wegner: P., J. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , , . VZ Lanfrank von Mailand (Alanfranc, Allafranco; Lanfrancus Mediolanensis; Lanfranchi da Milano), * um Mailand, † vor Paris. – Lombardischer Chirurg und Fachschriftsteller, dt./ndl. Rezeption ab dem frühen . Jh. Der Schüler → Wilhelms von Saliceto entstammte einer vermutlich ursprünglich pisanischen Familie. Er studierte an der von → Taddeo (degli) Alderotti gegründeten dritten Bologneser Universität, wo er von Wilhelm in die Chirurgie eingeführt wurde. Vor ließ er sich als Wundarzt in seiner Heimatstadt nieder und erlangte bald ein so großes Renomme, dass er auch von Adeligen und dem hohem Klerus konsultiert wurde. Vermutlich wegen seiner reichstreuen Gesinnung und seiner Beziehungen zu ghibellinischen Kreisen wurde L. von Matteo Visconti aus Mailand verbannt. Er verließ Oberitalien in Richtung Frankreich und hat ab ca. in Lyon wieder als Wundarzt gewirkt. übersiedelte L. nach Paris. Obwohl er der dortigen Medizinischen Fakultät nicht als Mitglied angehörte, vermittelte L. die lombardische Chirurgie erfolgreich an die Pariser Universität. Indem er seine eigenen Vorstellungen einer akademischen und nicht nur praxisorientierten Wundarzneikunst verwirklichen konnte, verhalf L. der Pariser Fakultät
Lanfrank von Mailand zu einer Führungsrolle in der chirurgischen Lehre. → Heinrich von Mondeville, Thomas → Schelling und der ämische Wundarzt Jan Yperman waren hier seine prominentesten Schüler. Nicht nur in der Lehre, sondern auch mit seinen Schriften erzielte L. eine langanhaltende Wirkung. Als authentisch gelten die beiden Lehrbücher Chirurgia parva (auch: Libellus [Opusculum] de chirurgia) und Chirurgia magna (auch: Liber de chirurgia, Ars completa totius chirurgiae), die sich durch ihre klare Terminologie und ihren überwiegend schlichten und verständlichen Stil auszeichnen. Zunächst hat L. die Arbeit an der Chirurgia magna aufgenommen (womöglich noch in Mailand) und aus dieser seine Kleine Chirurgie abgeleitet. Letztere wurde aber als erste abgeschlossen (um / in Lyon). Mit dem «amicus Bernhardus» im Widmungsbrief der Chirurgia parva könnte → Bernhard von Gordon gemeint sein. Das Kompendium ist zweigeteilt und widmet sich der Traumatologie im ersten und der chirurgischen Pharmakologie im zweiten Teil. Die originäre Zweiteiligkeit ist im Traditionsverlauf durch neue Kapitelzählungen entstellt worden. Die um vollendete Chirurgia magna ist in ihrer Grundanlage der Kleinen Chirurgie vergleichbar aber ausführlicher in der Themenbehandlung und um einen einleitenden Abschnitt zu Ausbildungsfragen und zur Standeskunde ergänzt worden. Gewidmet ist das Werk dem französischen König Philipp IV. (dem Schönen). An der Spitze des Werks steht ein überschwenglicher Hymnus auf Paris und die «dominatio regis francorum». Die beiden Chirurgiae L.s waren so ein ussreich, dass sie nicht nur in zahlreiche Landessprachen übersetzt (neben dt./ndl. auch französisch, okzitanisch, englisch und spanisch), sondern auch für wundärztliche Examina und Fragenkataloge ausgewertet worden sind. Bis weit ins . Jh. blieben sie die führenden europäischen wundärztlichen Lehrbücher und bereits in der ersten Hälfte des . Jh. eilte dem Pariser Chirurgen ein solch herausragender Ruf voraus, dass ein ämischer Fachliterat das Autorpseudonym → Jonghe Lanfranc für seine Wundarznei erwählte, obwohl sein Text noch in der Tradition → Roger Frugardis steht und L. überhaupt nicht zitiert. → Guy de Chauliac hingegen schöpft großzügig aus den Schriften L.s, was ihn indes nicht davon abhält, L. scharf zu kritisieren und der Unselbstständigkeit zu bezichtigen. Die zahlreichen L.-Zitate bei Hieronymus → Brunschwig sind über Guy vermitelt worden. Überhaupt ist
. Hälfte . Jh. Guy für die Rezeption der Chirurgiae L.s von herausragender Bedeutung. Beide Chirurgien L.s sind vollständig ins Dt./Ndl. übertragen worden. Zudem begegnet Streuüberlieferung. A) Die Chirurgia parva in der dt./ndl. Rezeption: Insgesamt sind vier eigenständige Übersetzungen des . bis . Jh. bekannt. Die drei älteren dürften alle auf Wundärzte zurückgehen, die Adressaten jeweils lateinunkundige Standesgenossen gewesen sein. Weitere Gemeinsamkeiten der volkssprachigen Versionen sind der souveräne Umgang bei der Übersetzung von praxisbezogenen Inhalten und die De zite bei schulmedizinisch-theoretischen Passagen, deren Übersetzung oft durch Auslassen umgangen wird. Die Texte im Einzelnen: ) Die Niederfränkische Fassung ist womöglich noch in der ersten Hälfte des . Jh. in Flandern oder Brabant entstanden. Die paraphrasierende Übertragung wurde mit praxisbezogenen Zusätzen angereichert und noch im . Jh. im südndl. (brabantischen ?) Raum redigiert, zum Teil neu übersetzt und gekürzt. Die Auslassungen gegenüber der Erstredaktion führen indes zu keiner kompakteren, sondern eher zu einer inkohärenten Version. Eine Drittredaktion geht auf den Löwener Drucker und Herausgeber Konrad → Bra(e)m zurück. Sie erschien in einem gedruckten Sammelband. Offensichtlich hat Bra(e)m die niederfränkische Übersetzung mit dem lat. Original abgeglichen und einzelne Passagen gegebenenfalls durch eigene Übertragungen ersetzt. – ) Die Obd. Fassung wurde in der Mitte oder der ersten Hälfte des . Jh. von einem südwestdt. (oberfränkischen?) Wundarzt erstellt, der sich gelegentlich als Anhänger der rogerschen Chirurgie zu erkennen gibt. Der Übersetzer hat vermutlich auch die Chirurgia magna verdeutscht (s. u., B. ), aus der er pharmakologische Versatzstücke in den Text der Kleinen Chirurgie interpoliert. Die beiden obd. Chirurgien werden zumeist im Verbund überliefert. – ) Die Ostmitteldt. Fassung wurde im ungefähr gleichen Zeitraum wie die obd. von einem vermutlich böhmischen Bearbeiter erstellt. In Ergänzung zu den üblichen Kürzungen bei den theoretischen Abschnitten und einer generellen Tendenz zur Straffung entfallen hier ganze Kapitel (Pharmakologie, Verrenkungen, Knochenbrüche, Ophthalmologie). – ) gelangte eine Neuübersetzung des Straßburger Stadtarztes Otto Brunfels in den Druck. Dass Brunfels offensichtlich keine
. Hälfte . Jh. dt. Fassung als Grundlage für seine Ausgabe vorlag, mag man auch als Indiz für die Wirkungslosigkeit der äußerst dünn überlieferten Vorgängerversionen deuten. Zunächst überträgt Brunfels eigenständig, hat dann aber den pharmakologischen Teil aus dem Feldbuch der Wundarznei des → Johannes Gersdorff übernommen. Über Au agen der Brunfels-Redaktion konnten bisher nachgewiesen werden, womit sie die einzige der dt./ndl. Fassungen ist, die eine gewissen Resonanz erzeugt hat. B) Die Chirurgia magna in der dt./ndl. Rezeption: Die dt./ndl. Fassungen der Großen Chirurgie weisen eine geographische Verteilung auf, die derjenigen der Kleinen vergleichbar ist, wobei (Ost)Mitteldeutschland hier nicht vertreten ist. Auch bei den Großen Chirurgien wird man von wundärztlichen Urhebern ausgehen dürfen. Die Texte im Einzelnen: ) Drei Niederfränkische Fassungen, von denen die älteste in der ersten Hälfte des . Jh. in Holland oder den südlichen Niederlanden entstanden ist. Der Übersetzer ist fachlich zweifelsohne bewandert, neigt aber zu Vereinfachungen. Dem originären Wortlaut fühlt er sich nicht verp ichtet: Er kürzt und redigiert freizügig. Die beiden jüngeren niederfränkischen Fassungen werden erst in der Mitte des . Jh. jeweils unikal überliefert, könnten aber noch aus dem . Jh. stammen. Sie sind nicht eingehend untersucht. – ) Die Obd. Fassung geht höchstwahrscheinlich auf den selben Übersetzer zurück wie die Obd. Fassung der Chirurgia parva (s. o., A. ). Für seine Bearbeitung der Großen Chirurgie hat er zusätzlich aus anderen Quellen geschöpft, darunter waren vermutlich auch volkssprachige. C) Die Streuüberlieferung und Auswahlrezeption ist nicht systematisch erfasst. Versatzstücke aus L.s Kompendien sind z. B. für die → Wolfenbütteler Wundarznei, das → Wolfenbütteler Arzneibuch, das Arsedige-bûk des → Johann von Seghen, das → Fränkische Arzneibuch oder die Kleine Wundarznei in der → Römischen Chirurgie nachgewiesen. Das Kapitel zu Brennstellen aus der Großen Chirurgie hat sich in einem chirurgischen Kompilat des holländischen (?) Wundarztes Willem van der Egher niedergeschlagen und ndet sich auch in der sog. Hildesheimer Roger-Bearbeitung (→ Roger Frugardi). Zudem verdient in diesem Kontext ein südwestdt. chirurgischer Prüfungsfragenkatalog als Auszugsbearbeitung Erwähnung. Dieser wurde zur Examinierung von Wundärzten vor deren Bestallung herangezogen und beruht auf der Chirurgia
Lanfrank von Mailand magna. Die Obd. Fassung ist für den Katalog eine mögliche aber nicht gesicherte Quelle. Ein solcher Katalog ist auch in das wundärztlichen Manual des Hans → Seyff von Göppingen aufgenommen. Der Schlussabschnitt des → Buchs von alten Schäden («cappittel» f.) zur Geschwürsbehandlung ist L. nachempfunden ohne direkt von ihm abhängig sein zu müssen. Eine Vermittlung über die Kataloge ist denkbar. Ü: Lat.: Chirurgia parva: Hss. und Inkunabeln/Frühdrucke sind gelistet bei Keil/Röhl (s. Lit.) S. –. – Eine frühe Hs. mit gutem Textzustand (Leiths. der Ausg. Röhl) ist: Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. , va–vb (Perg., frühes . Jh.). – Erstdruck: «Cyrurgia Guidonis de cauliaco. Et Cyrurgia Bruni. Theodorici Rogerij Rolandi Bertapalie Lanfranci» (‹Collectio chirurgica Veneta›). Venedig: Bonetus Locatellus , ra–rb (GW ). – Chirurgia magna: Die nur wenigen erhaltenen Hss. verweisen auf eine signi kant geringere Verbreitung: Hss. und Inkunablen/Frühdrucke bei: Ludwig Choulant: Hb. der Bücherkunde für die ältere Medicin. Zur Kenntnis der griechischen, lat. und arabischen Schr. im ärztlichen Fache und zur bibliogr. Unterscheidung ihrer verschiedenen Ausg., Uebers. und Erl. Leipzig , (Nachdr. Graz ) S. f. – Lynn Thorndike/Pearl Kibre: A catalogue of incipits of mediaeval scienti c writings in Latin (The Mediaeval Academy of America. Publication ). Cambridge (Mass.) , Sp. , . – Arnold Carl Klebs: Incunabula scienti ca. In: Osiris (; Nachdr. Hildesheim u. a. , ) S. –, hier Nr. , –. – Dt./ndl.: A ) London, British Library, MS Harley , ra–va (Pap., erstes Viertel . Jh., nordniedersächsisch). – Zweitredaktion: Paris, Nationalbibl., Departement Bibliotheque de l’Arsenal, Ms. , ra–vb (Perg. und Pap., , brabantisch). – Drittredaktion (Bra[e]m): «Chirurgia p[arv]a magistri Lanfranci». Löwen (GW M); Zweitau .: Antwerpen: Wilhelm Vorstermann . – ) Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. , v–v (Pap., ., bair.-ostmitteldt.); geschrieben von Konrad → Schreck von Aschaffenburg. – Erlangen, UB, Ms B (olim ) vb–vb (Pap., , bair.ostfränkisch). – ) Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. , r–r (Pap., , ostmitteldt. [aus Prag]). – ) VD verzeichnet
Lanfrank von Mailand Drucke von – (VD L –); Erstdruck: Straßburg: Johann Schott. – Hs.: Kopenhagen, Kgl. Bibl., GKS Cod. ,°, r–v (Pap., frühes . Jh., sächsisch-nd.). – B: ) Ältere Übers.: Fragmentgruppe: Darmstadt, ULB, Hs. (Appendix); Köln, Hist. Arch. der Stadt, Best. (Hss.-Fragm.) A ; Ebd., UB und StB, ohne Sign. (). Insgesamt Doppelbll. (Perg., /, ndl.). – Gent, UB, Hs. , r–v (Pap., Mitte . Jh., niederfränkisch). – . jüngere Übers.: Uppsala, UB, Cod. Waller , ra–vb (Pap., Mitte . Jh., niederfränkisch); unvollständig. – . jüngere Übers.: – Amsterdam, UB, Cod. II F , Bll. (Pap., um , niederfränkisch). – ) Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. , r–v (s. o.). – Erlangen, UB, Ms B (olim ) ra–va (s. o.). – London, Wellcome Institute of the History of Medicine, MS , r–r, r–r (Pap., letztes Drittel . Jh., ostfränkisch); kontaminiert mit dem südwestdt. Prüfungsfragenkatalog und dem wundärztlichen Handbuch Von den → P astern (r–r). – C: s. die Verweisartikel. – Brennstellen: Kassel, UB/LB und Murhardsche Bibl., ° Ms. med. , ra–ra (Pap., , ndl.) (Willem van der Egher). – Hildesheim, Dombibl., Hs. , r–v (Pap., letztes Drittel . Jh., schlesisch). – Prüfungsfragenkataloge: London, Wellcome Institute of the History of Medicine, MS , r–v, r–v (s. o.). – Seyff: Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. ° , r–r (Pap., nach bis frühes . Jh., schwäbisch/ lat.). – Ebd., Cod. med. et phys. ° , r–r (Perg., nach bis frühes . Jh., schwäbisch). A: Lat.: Chirurgia parva: Heinz-Ulrich Röhl: Textkrit. Vorstud. zur ‹Chirurgia parva› L.s. Diss. (masch.) Würzburg . – Dt./ndl. A: ) Stefan Scholle: L.s ‹Chirurgia parva› in mittelniederfränkischer Übertragung (Altdt. L.-Übersetzungen /). Pattensen . – ) Armin Berg: L.s ‹Chirurgia parva› in der Abschrift Konrad Schrecks von Aschaffenburg. (Altdt. L.-Übers. ). Pattensen . – ) Detlef Scholz: L.s ‹Chirurgia parva› in einer Prager Überl. des SpätMA (Altdt. L.Übers. ). Pattensen . – B: ) Erwin Huizenga/Joris Reynaert: De Middelnederlandse vertalingen van de Chirurgia magna van Lanfranc van Milaan. Een vergelijkende editie van de preliminaire hoofdstukken. In: Verslagen en Mededelingen van de Koninklijke Vlaamse Academie voor Taal- en Letterkunde () S. –. – C: s. die Verweisartikel. – Prüfungsfragenkataloge: Sudhoff (s. Lit.)
. Hälfte . Jh. S. – (Teilabdr. zweier anonymer schwäbischer Kat.). – Fassungen in anderen Volkssprachen: Robert von Fleischhacker: L.’s Science of cirurgie. Edited from the Bodleian Ashmole ms. (ab. A.D.) and the British Museum additional ms. , (ab. A.D.) (Early English Text Society. Original series ). London (Nachdr. Millwood N. Y. u. ö.). – Mario Tabanelli: La chirurgia italiana nell’alto medioevo. Bd. : Guglielmo, Lanfranco. (Rivista di storia delle scienze mediche e naturali /). Florenz , S. –. – Annika Asplund: A Middle English version of L.’s Chirurgia parva: the surgical part (Stockholm theses in English ). Diss. Stockholm . – Albi Romero: Lanfranco de Milán en España. Estudio y edición de la Magna Chirurgia en traducción castellana medieval (Acta historico-medica vallisoletana ). Valladolid . Ü: Günter Klamroth: L.s ‹Kleine Chirurgie› in moderner dt. Übers. Diss. Würzburg (aus dem Lat.). – The surgery of Lanfranchi of Milan. A modern English translation by Leonard D. Rosenman from ‹L.’s science of surgery›. Philadelphia (Übersetzung der Ausg. Fleichhacker ). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – Ders., LexMA () Sp. . – Julius Gurlt: Gesch. der Chirurgie und ihrer Ausübung. Volkschirurgie – Altertum – MA – Renaissance. Berlin (Nachdr. Hildesheim ) Bd. , S. –. – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –. – Walter von Brunn: Kurze Gesch. der Chirurgie. Berlin (Nachdr. , ) S. –. – Ernest Wickersheimer: Dictionnaire biographique des médecins en France au moyen age. Bd. . Paris (Nachdr. Genf ) S. . – George Sarton: Introduction to the history of science. Bd. /: From Rabbi ben Ezra to Roger Bacon. Baltimore (Nachdr. Huntington/NY ) S. –. – Leo M. Zimmermann/Ilza Veith: Great Ideas in the History of Surgery. Baltimore (Nachdr. San Francisco ) S. –. – Kurt Lindner: Von Falken, Hunden und Pferden. Dt. Albertus-Magnus-Übers. aus der ersten Hälfte des . Jh. Bd. (Quellen und Stud. zur Gesch. der Jagd ). Berlin , S. f. – Eduard Seidler: Die Heilkunde des ausgehenden
. Hälfte . Jh. MA in Paris. Stud. zur Struktur der spätscholastischen Medizin (Sudhoffs Arch. Beih. ). Wiebaden , S. . – Willy L. Braekmann: Rezension von Rolf Müller, Der ‹Jonghe Lanfranc›. In: Janus () S. –. – Jan Frederiksen/G. Keil: L.s ‹Chirurgia magna› in sächsischer Umschrift des SpätMA. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Jan Deschamps: Middelnederlandse Hss. uit europese en amerikaanse Bibliotheken. Leiden , S. – (Nr. f.). – G. Keil/R. Müller: Dt. L.-Übers. des . und . Jh. Zur Wertung der L.-Zitate in Brunschwigs ‹Chirurgie›. In: Medizingesch. in unserer Zeit. FS Edith Heischkel und Walther Artelt. Hg. v. Hans-Heinz Euler u. a. Stuttgart , S. –. – Ria Jansen-Sieben: Middelnederlandse vakliteratuur. In: Fachprosaforschung. Acht Vorträge zur ma. Arteslit. Hg. v. Peter Assion/G. Keil. Berlin , S. –, hier S. . – H. U. Röhl/G. Keil: Tradition und Intention. Gliederungsprobleme in der ‹Kleinen Chirurgie› L.s. In: Acta congressus internationalis XXIV historiae artis medicinae. Bd. . Hg. v. Jószef Antall u. a. Budapest , S. –. – Helny Alstermark: Das Arzneibuch des Johan van Segen (Stockholmer germanistische Forschungen ). Stockholm , S. . – Ingrid Rohland: Das ‹Buch v. alten Schäden›. Tl. : Komm. und Wörterverz. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. f. – Claude de Tovar: Les versions françaises de la Chirurgia Parva de Lanfranc de Milan. Etude de la tradition manuscrite. Revue d’histoire des textes / ( [/]) S. –. – J. Deschamps: Mnl. vertalingen van de Chirurgia Magna van L. In: Verslagen en Mededelingen van de Koninklijke Vlaamse Academie voor Taal- en Letterkunde () S. –. – Volker Zimmermann: Die ma. Frakturbehandlung im Werk von L. und Guy de Chauliac. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Rolando Bussi (Hg.): Wiligelmo e Lanfranco nell’Europa romanica. Modena (Konferenzbd. mit zahlr. Beitr.). – R. Jansen-Sieben: Repertorium van de Middelnederlandse Artes-literatuur. Utrecht , S. u. ö. – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. //B). Bern u. a. , S. f. – J. Reynaert: Over medische kennis in de late Middeleeuwen. De middelnederlandse vertaling van Lanfrancs Chirurgia magna. In: Millennium () S. –. – G. Keil: L.s ‹Chirurgia parva› in böhmischer Textgestaltung des SpätMA. Ein Vergleich mit konkurrierenden Textent
Rudolf (III.) von Habsburg-Laufenburg würfen anderer dt. Sprachlandschaften. In: Aspekte der Textgestaltung. Hg. v. Lenka Vaˇnková/Pavla Zajícová. Ostrava , S. –. – J. Reynaert: ‹Der vrouwen heimelijcheit› als secundaire bron in de Zuid-Nederlandse bewerking van de ‹Chirurgia magna› van Lanfranc van Milaan. In: Verslagen en mededelingen van de Koninklijke Academie voor Nederlandse Taal- en Letterkunde () S. –. – Plinio Prioreschi: A history of medicine. Bd. : Medieval medicine. Omaha , S. –. – Erwin Huizenga: Tussen autoriteit en empirie. De Middelnederlandse chirurgieën in de veertiende en vijftiende eeuw en hun maatschappelijke context. Hilversum , passim. – G. Keil: L. v. M. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Walton O. Schallick: Lanfranco of Milan. In: Medieval Science Technology and Medicine. An Encyclopedia. Hg. v. Thomas Glick u. a. New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , Reg. – E. Huizenga: Unintended signatures: Middle Dutch translators of surgical works. In: Science translated: Latin and vernacular translations of scienti c treatises in medieval Europe. Hg. v. Michèle Goyens u. a. (Mediaevalia Lovaniensia /). Löwen , S. –, hier S. –. VZ Rudolf (III.) von Habsburg-Laufenburg, Graf, * .., † .. oder .. Montpellier. – Adliger, Briefautor. R. war der Sohn von Gottfried I. († ) und Neffe des Konstanzer Bischofs Rudolf († ). Er heiratete Elisabeth von Rapperswil († ). Als Parteigänger von König Adolf (+) kämpfte er mit diesem in der Schlacht von Göllheim gegen den österr. Herzog Albrecht († ). Danach war er kurzzeitig Gefangener des siegreichen Herzogs. Später unterstützte R. den König und späteren Kaiser Heinrich VII. († ), der ihn zum Reichslandvogt ernannte. wurde dem schwer erkrankten R. die Vogtei wieder entzogen und an Eberhard von Bürglen († nach ) übergeben. R. begab sich zuletzt nach Frankreich, wo er auch starb. R. verfasste zwei Briefe in dt. Sprache, die auf einen . März datiert sind. Als Jahr der Abfassung gilt in der Forschung . Adressaten sind König Johann von Böhmen († ) und dessen Ratgeber
Utrechter Monatsregeln Graf Berthold VII. von Henneberg-Schleusingen († ). In den Briefen berichtet R. von dem Entzug der Vogtei durch Heinrich VII. und der Übernahme des Amts durch Eberhard. R. erwähnt in den Briefen auch seinen schlechten Gesundheitszustand. Trotzdem bietet er Johann an, bei Bedarf zu ihm zu reisen. Die beiden Schriftstücke sind als frühe volkssprachige Briefe von historischem Interesse. Ü: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum (Perg., ). – Zur Überl. vgl. Dietrich (s. Lit.). A: Dietrich (s. Lit.). L: Georg von Wyss: Habsburg-Laufenburg, Rudolf Graf von [Familienartikel]. In: ADB () S. –. – Julius R. Dietrich: Dt. Briefe des Grafen Rudolf von HabsburgLaufenburg aus dem Jahre . In: Mitt. aus dem Germ. Nationalmuseum () S. –. – Christoph H. Brunner: Zur Gesch. der Grafen von H.-L. Aspekte einer süddt. Dynastie im späten MA. Samedan , S. –. – Gundolf Keil/Gerhard Eis: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –. – Hermann Maué: Verschlossene Briefe – Briefverschlußsiegel. In: Kommunikationspraxis und Korrespondenzwesen im MA und in der Renaissance. Hg. v. HeinzDieter Heimann/Ivan Hlavácek. Paderborn u. a. , S. –, hier S. . MM Utrechter Monatsregeln. – Lat. diätetisches Regimen, . Jh.; dt./ndl. Bearbeitungen ab dem frühen . Jh. Vor allem über ihre zahlreichen volkssprachigen Bearbeitungen haben sich die U. M. als äußerst wirkmächtiges Regimen duodecim mensium erwiesen. Die Zwölfmonatsregel setzt sich aus einem Prosa- und einem gereimten Teil zusammen. Die Reimverse sind dem → Regimen sanitatis Salernitanum bzw. dem vagierenden Versgut aus dessem Umfeld entlehnt. Die knappen Formulierungen der Verse werden vom Prosateil wieder aufgegriffen, der für jeden Monat kurze Satzreihen bietet. Die einzelnen Anordnungen der U. M. sind inhaltlich überwiegend konventionell gehalten. Quellengemeinschaft besteht mit zahlreichen weiteren lat. Regimina. Geprägt von den genretypischen humoralpathologischen Vorstellungen (→ Temperamentenlehre) und den daraus abgeleiteten Primärqualitäten der jeweiligen Monate präsentieren die U. M. diätetischkrankheitsprophylaktische Vorschriften, um ungünstige Monatsein üsse auszugleichen. Neben
. Hälfte . Jh. Hinweisen zu Speisen, Getränken, Gewürzen und Kräutern sind Aderlass, Purgieren oder Schweißbäder empfohlene Maßnahmen. Einige der Empfehlungen des U. M. stehen aber auch außerhalb der sonstigen Zwölfmonatsregel-Tradition und nden sich erstmals als originelle Beiträge in den U. M. Diese Vorschriften sind im Einzelnen: das Putzen der Zähne mit Salz im März, der Verzicht auf den Verzehr von Krebsen im Oktober sowie auf Schweißbäder und Beischlaf im November. Die dt. und ndl. Übersetzungen und Bearbeitungen der U. M. lassen sich grob in zwei Gruppen gliedern: Die erste wird größtenteils obd. und teilweise mitteldt. überliefert, ist dem lat. Urtext eng verp ichtet und erscheint häu g als Bestandteil des → Korpus der Klostermedizin. Die zweite ist überwiegend nd./ndl., entfernt sich stärker vom originären Wortlaut und stellt den Vorschriften einen Kalenderteil voran. Zu dieser Gruppe zählt die breit überlieferte Redaktion der → Wolfenbütteler Monatsregeln sowie eine erweiterte und eine gekürzte Version. In der dt. Tradition weisen mehrere Regimina oder Kompilationen (sowohl jüngere als auch ältere) Übereinstimmungen mit den U. M. auf (→ Limburger, → Kasseler, → Rheinische Monatsregeln, → Düdesche Arstedie). Die Parallelen sind mit Quellengemeinschaft hinreichend zu erklären. Von direkter gegenseitiger Beein ussung ist nicht auszugehen. Ü: Lat.: Utrecht, UB, Ms. (→ Utrechter Arzneibuch) v–r (Perg., um , nordniedersächsisch/lat.). – Eine Kurzredaktion des U. M. lässt die (zumeist inhaltlichen redundanten) Verse aus, streicht die Kräuterliste im MaiKapitel und weicht auch in den Formulierungen ab: Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. ° (→ Wolfenbütteler Arzneibuch) v–r (Pap., um , ostfälisch/lat.); verwandt hiermit ist eine dt. Fassung der Monatsregeln Meister → Alexanders: Heidelberg, Privatslg. Helko Eis (vormals Slg. Gerhard Eis, Schriesheim) Hs. , v–r (Pap., erste Hälfte . Jh.). – Obd./Mitteldt. Gruppe : München, BSB, Clm , r–v (Perg., zweites Drittel . Jh., ostfränkisch-bair.). – Ebd., Clm , r–r (Pap., erste Hälfte . Jh., bair.). – Ebd., Cgm , v–v (Pap., /, mittelbair.). – Ebd., Cgm , r–v (Perg., Mitte . Jh., schwäbisch). – Bamberg, SB, Msc. Med. (olim L.III.) v–v (Pap., , ostfränkisch). – Solothurn, ZB, Cod. S , v–r (Pap., –,
. Hälfte . Jh. alemannisch). – Stuttgart, LB, Cod. HB XI , r–r (Pap., –, nordbair.). – London, British Library, MS Add. , v–r (Pap., . Jh., ostmitteldt.). – München, BSB, Cgm , r–v (Perg., . Jh., bair.). – Heidelberg, UB, Cpg , v–r (Pap., um , ostschwäbisch). – Dt./ndl. Gruppe : Hss. der Wolfenbütteler Monatsregeln (s. dort). – Fassung a (erweitert): Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , vb–ra (Perg., zweite Hälfte . Jh., mitteldt.). – Fassung b (stark gekürzt): Kopenhagen, Kongelige Bibliotek, GKS Cod. ,°, v–r (Pap., . Jh., mndl.). A: Lat.: Johan H. Gallée: Mnd. Arzneibuch. In: NdJb () S. –, hier S. f. – Agi Lindgren: Das Utrechter Arzneibuch (Ms. ,°, Bibliotheek der Rijksuniversiteit Utrecht) (Stockholmer Germanistische Forschungen ). Stockholm , S. f. (online unter http://su.diva-portal.org/). – Lat./Dt.: Riha , S. – (einschließlich der lat. Kurzredaktion; verwandte dt. Fassung Meister Alexanders: Gerhard Eis: Meister Alexanders Monatsregeln. In: Lychnos. Jb. der schwedischen Ges. für Gesch. der Wiss. / [Uppsala ] S. –, hier S. – [wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –]). – Dt./ndl. Gruppe : s. Wolfenbütteler Monatsregeln. L: Ortrun Riha, VL () Sp. –. – Gerhard Eis: Zu den medizinischen Aufzeichnungen des Nicolaus Coppernicus. In: Lychnos. Jb. der schwedischen Ges. für Gesch. der Wiss. () S. –, hier S. –. – Gundolf Keil: Das ‹Regimen duodecim mensium› der ‹Düdeschen Arstedie› und das ‹Regimen Sanitatis Coppernici«. In: Jb. des Ver. für nd. Sprachforschung () S. –. – Ders.: Eine lat. Fassung von Meister Alexanders Monatsregeln. In: Ostbair. Grenzmarken () S. – (wieder in: Medizin im ma. Abendland. Hg. v. Gerhard Baader/ G. Keil [WdF ]. Darmstadt , S. –, hier S. ). – Rainer Reiche: Einige lat. Monatsdiätetiken aus Wiener und St. Galler Hss. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Karin Häfner: Stud. zu den mnd. Zwölfmonatsregeln (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , passim. – Wolfgang Hirth: Regimina duodecim mensium in deutschsprachigen Tradierungen des Hoch- und SpätMA. In: Medizinhist. Journal () S. –. – O. Riha: Die ‹U. M.›. Unters. zur Textgesch. In: Würzburger medizinhist.
Wolfenbütteler Monatsregeln Mitt. () S. –. – Frank-Dieter Groenke: Die frühma. lat. Monatskalendarien. Text – Übersetzung – Komm. Diss. Berlin . – O. Riha: Frühma. Monatsdiätetik. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Dies.: Editionsprobleme bei kompilierten Gebrauchstexten. Mit einem Vorschlag zu einer zweisprachigen Ausg. der ‹U. M.›. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – G. Keil: Das medizinische Weltbild des Nicolaus Copernicus. In: Nicolaus Copernicus (–). Revolutionär wider Willen. Hg. v. Gudrun Wolfschmidt. Stuttgart , S. –, hier S. . – O. Riha: Die diätetischen Vorschr. der ma. Monatsregeln. In: Licht der Natur. Medizin in Fachlit. und Dichtung. FS G. Keil. Hg. v. Josef Domes (GAG ). Göppingen , S. –. – G. Keil: Monatsregeln. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Mareike Temmen: Das ‹Abdinghofer Arzneibuch›. Edition und Unters. einer Hs. mnd. Fachprosa (Nd. Stud. ). Köln u. a. , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Wolfenbütteler Monatsregeln. – Nd./ndl. Redaktion der → Utrechter Monatsregeln, frühes . Jh. Obwohl der Wolfenbütteler Textzeuge des volkssprachigen Regimen duodecim mensium im Vergleich zu den anderen Überlieferungsträgern weder der älteste ist, noch den besten Textzustand repräsentiert, hat sich die Bezeichnung W. M. für diese Bearbeitung der ein ussreichen lat. Utrechter Monatsregeln durchgesetzt. Der unbekannte ( ämische [?]) Redaktor ist relativ frei mit seiner Vorlage umgegangen und hat die eigentlichen Zwölfmonatsregeln mit einem Kalendervorspann versehen. Die W. M. wurden spätestens im . Jh. nahezu im gesamten nd./ndl. Raum rezipiert. Ü: Brüssel, Kgl. Bibl., Ms. –, v–r (Pap., um , südndl. nach ämischer Vorlage). – Köln, Hist. Arch. der Stadt, Best. (W*) , v–r (Pap., , mittel-/ niederfränkisch). – Göttingen, SUB, Cod. St. Johannis , v–r (Pap., um , westfälisch). – Vilnius, Bibl. der Litauischen Akad. der Wiss., Fond – (olim Königsberg, Staatsarch., Msc. B °) r–v (Pap., Anfang . Jh., lat./ nd.). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °
Görlitzer Rechtsbuch (→ Wolfenbütteler Arzneibuch) v–r (Pap., um , ostfälisch). – Brüssel, Kgl. Bibl., Ms. II , r–r (Perg., , ndl.). – Stockholm, Kgl. Bibl., Cod. X (→ Stockholmer Arzneibuch) v–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., west- und ostfälisch). – Kontaminierte (Auszugs-)Fassungen im Kontext der → Düdeschen Arstedie-Tradition: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A (Gothaer Arzneibuch) r–r (Pap., drittes Viertel . Jh., nordniedersächsisch). – Kopenhagen, Kgl. Bibl., Cod. Thott. ,°, v–r (Pap., Ende . Jh., nd.). A (nach einzelnen Hss.): Karl Regel: Zwei mnd. Arzeneibücher, Cod. Chart. Goth. und Cod. Wolfenb. ,. In: NdJb () S. –, hier S. –. – Agi Lindgren: Ein Stockholmer mnd. Arzneibuch aus der zweiten Hälfte des . Jh. (Stockholmer germanistische Forschungen ). Stockholm , S. –. – Willy L. Braekman: Middelnederlandse geneeskundige recepten. Een bijdrage tot de geschiedenis van de vakliteratuur in de Nederlanden (Koninklijke Vlaamse Academie vor Taal- en Letterkunde. Publikaties /). Gent , S. – (Brüssel, Ms. II ). – Ria Jansen-Sieben: Een middelnederlands maandregimen uit de e eeuw. In: Verslagen en Mededelingen van de Koninklijke Vlaamse Academie voor Taal- en Letterkunde , S. –, hier S. – (beide Brüsseler Hss. und Köln). – Häfner (s. Lit.) S. – (Göttingen). L (s. auch Utrechter Monatsregeln): Gundolf Keil, VL () Sp. . – Ders.: Das ‹Regimen duodecim mensium› der ‹Düdeschen Arstedie› und das ‹Regimen Sanitatis Coppernici«. In: Jb. des Ver. für nd. Sprachforschung () S. –. – Karin Häfner: Stud. zu den mnd. Zwölfmonatsregeln (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , passim. – Ortrun Riha: Die ‹Utrechter Monatsregeln›. Unters. zur Textgesch. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Dies.: Editionsprobleme bei kompilierten Gebrauchstexten. Mit einem Vorschlag zu einer zweisprachigen Ausg. der ‹Utrechter Monatsregeln›. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Dies.: Die diätetischen Vorschriften der ma. Monatsregeln. In: Licht der Natur. Medizin in Fachlit. und Dichtung. FS G. Keil. Hg. v. Josef Domes (GAG ). Göppingen , S. –. – G. Keil: Monatsregeln. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. –
. Hälfte . Jh. Mareike Temmen: Das ‹Abdinghofer Arzneibuch›. Edition und Unters. einer Hs. mnd. Fachprosa (Nd. Stud. ). Köln u. a. , S. f. u. ö. VZ Görlitzer Rechtsbuch. – Stadtrechtsbuch aus dem ersten Viertel des . Jh. Das G. R. ist die älteste bekannte lokale Sonderform des Sachsenspiegels → Eikes von Repgow und nur in einer Handschrift aus dem frühen . Jh. in obersächsischer Mundart überliefert. Über seinen Verfasser liegen keine Hinweise vor. Es wird angenommen, dass das G. R. in Görlitz entstand und die vorliegende Handschrift eine Abschrift einer älteren Vorlage bietet. Aufgrund der in den Artikeln (§ ), (§ ) und (§§ , –) stehenden Äußerungen, wonach der Verfasser u. a. städtischen Ansprüchen und fürstlichem Belieben entgegnen möchte, wird eine ritterliche Herkunft in Erwägung gezogen. Die insgesamt Artikel (gezählt werden Art., jedoch fehlt Art. ) des Codex zerfallen inhaltlich in zwei Teile, die vielleicht mit zeitlicher Unterbrechung, aber doch von der Hand eines Verfassers geschrieben wurden. Die ersten Artikel geben eine im Unterschied zu seinem Vorbild ungereimte Übersetzung des Auctor vetus de bene ciis wider, von dem angenommen wird, dass es sich um die lat. Vorlage des Sachsenspiegels oder um einen Entwurf des (unbekannten) lat. Sachsenspiegels handeln könnte (Eike von Repgow). In den nachfolgenden Artikeln werden land- und stadtrechtliche Sachen behandelt. Es bestehen mehrere Parallelen zum sog. Sächsischen Landfrieden (Art. § , § – ein von König Heinrich [VII.] vermutlich bei Frankfurt/Main im September für Sachsen verkündeter zweijähriger Landfrieden), zur Weichbildvulgata (→ Magdeburger Rechtsbücher) aus dem letzten Drittel des . Jh. (Art. und §§ –) und zur Magdeburg-Görlitzer Rechtsweisung von (Art. §§ und ). Das G. R. ist durch später eingefügte Überschriften gegliedert; am Beginn steht: «Diz ist ein Buch von dem lenrehte» und am Ende: «Hie endet sich daz Buch des lenrechtis». Der zweite Teil ab Artikel wird mit folgenden Worten eröffnet: «Daz recht ist drier hande: Gotis recht ist daz eine, markitrecht daz andir, landrecht daz dritte». Aufgrund der Annahme, dass es sich bei dem Auctor vetus de bene ciis, in dem nur das Lehnrecht
. Hälfte . Jh. beschrieben ist, um die lat. Vorlage des Sachsenspiegels handeln könnte, wird geschlussfolgert, dass man von den landrechtlichen Artikeln des G. R. auch auf die lat. Vorlage des Sachsenspiegels schließen könne. Als eine der wichtigsten Indizien für diese Annahme wird ins Feld geführt, dass das im Sachsenspiegel mit Jahren angegebene Mündigkeitsalter weder im Auctor vetus de bene ciis noch im G. R. eine Rolle spielt; dort wird die Mündigkeit erst mit Jahren erreicht, eine Bestimmung, die man im Vergleich zum Sachsenspiegel für die ältere hält. Ü: Görlitz, Stadtarch., Rep. b. A. I S. Nr. Varia , r–r (Perg., erstes Viertel . Jh., obersächsisch bzw. ostmitteldt.). Der Codex enthält zudem den etwa zur gleichen Zeit wie das G. R. niedergeschriebenen Görlitzer Judeneid sowie als eine spätere Zutat aus dem . Jh. ein Gebet und Minnelied. A: Gustav Köhler: G. R. In: Scriptores Rerum Lusaticarum. Slg. ober- und niederlausitzischer Geschichtschreiber. NF . Görlitz , S. XXXI–XXXVII, – (Teilabdruck; online: BSB München). – Ebd. NF . Görlitz , S. VI f., – (Teilabdruck; online: BSB München). – Carl Gustav Homeyer (Hg.): Des Sachsenspiegels zweiter Theil, nebst den verwandten Rechtsbüchern. Bd. . Berlin , S. f., –, – (online: BSB München). – Richard Jecht: Über die in Görlitz vorhandenen Hss. des Sachsenspiegels und verwandter Rechtsquellen. In: Neues Lausitzisches Magazin () S. –, mit Abdruck des Liedes (S. ). – Auctor vetus de bene ciis. Bd. . Hg. v. Karl August Eckhardt (MGH, Fontes iuris NS /). Hannover (online: MGH digital). L: Ruth Schmidt-Wiegand, VL () Sp. –. – Wieland Carls, HRG () Sp. –. – Otto Stobbe: Gesch. der dt. Rechtsquellen. Bd. . Leipzig (Nachdr. Aalen ) S. –. – W. Ernst: Über das Verhältnis des Vetus auctor de bene ciis zum lehnrechtlichen Theile des Sachsenspiegels. In: Neues Arch. der Ges. für ältere dt. Geschichtskunde () S. –. – Richard Jecht: Über die in Görlitz vorhandenen Hss. des Sachsenspiegels und verwandter Rechtsquellen. In: Neues Lausitzisches Magazin () S. –. – Karl Zeumer: Über den verlorenen lat. Urtext des Sachsenspiegels. In: FS Otto Gierke, dargebracht von Schülern, Freunden und Verehrern. Weimar ,
Löwenberger Rechtsbuch S. –. – Richard Moeller: Noch einmal der Vetus auctor de bene ciis und der Sachsenspiegel. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – C. G. Homeyer: Die dt. Rechtsbücher des MA und ihre Hss. Neu bearb. von Conrad Borchling/Karl August Eckhardt/Julius von Gierke. . Abt. Weimar , S. (Nr. .). – K. A. Eckhardt: Die Volljährigkeitsgrenze von Jahren. Ein Beitr. zur Gesch. des Auctor vetus de bene ciis. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Theodor Goerlitz: Die Gubener Hs. des Glogauer Rechtsbuchs. In: ebd. () S. –. – Erich Molitor: Der Gedankengang des Sachsenspiegels. In: ebd. () S. –. – Karl A. Kroeschell: Rechtsaufzeichnung und Rechtswirklichkeit. Das Beispiel des Sachsenspiegels. In: Recht und Schrift im MA. Hg. v. Peter Classen (Vorträge und Forschungen ). Sigmaringen , S. –. – Peter Jörg Becker: Die dt. Hss. der Staatsbibl. Preußischer Kulturbesitz Berlin bis zum Jahre . Ein Überblick. In: Dt. Hss. –. Oxforder Kolloquium . Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –, hier . – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , S. ; Bd. , S. f. (Nr. a). DB/MM Löwenberger Rechtsbuch. – Stadtrechtsbuch, erste Hälfte . Jh. (?) bis . Das nur mit einer Handschrift überlieferte L. R., auch «Rotes Buch» nach der ehemaligen Farbe des Einbandes genannt, ist eine Sammlung unterschiedlicher lat. und dt. Rechtstexte mit mittelund unmittelbarem Bezug zur Stadt Löwenberg in Niederschlesien. Kernstücke sind Bearbeitungen des Sachsenspiegel-Land- und Lehnrechts vor der Glossierung durch → Johannes von Buch, u. a. ergänzt um Texte aus dem nicht-sächsischen Rechtskreis. Im L. R. können mehrere Schreiberhände nachgewiesen werden. Die Anlage des Buches und der Hauptbestand der Texte geht wohl auf das zweite Jahrzehnt des . Jh. zurück (VL [] Sp. –). Es folgen Nachträge bis zum Jahr , als das Buch durch Blitzeinschlag im Löwenberger Rathaus leicht beschädigt wurde (Wesemann: Urkunden, , S. ). Folgende Texte sind im L. R. enthalten (nach Oppitz: Dt. Rechtsbücher, Bd. , , Nr. ):
Löwenberger Rechtsbuch Nota censum civitatis (lat.), Willkür der Stadt Löwenberg (, lat.), Willkür der Gemeinde (), → Eikes von Repgow Reimvorrede des Sachsenspiegel-Landrechts, Löwenberger RechtsbuchLehnrecht, Sachsenspiegel-Landrecht, Judeneid aus dem Weichbildrecht, Register über Artikel, Weichbildchronik, das geistliche Bispel «Diz heizet der Spigel von gote» in Versen (→ Spiegel der Gottheit), Kampfrecht von Löwenberg, «Wie man einen toten vor gericht brengen sol», Recht der Bürger von Löwenberg, Löwenberger Rechtsbuch-Landrecht, Willkür der Stadt Löwenberg (), Zollrecht von Lemberg, Goldrecht, historische Notizen aus Löwenberg (.–. Jh.) und Willkür der Stadt Löwenberg (Schöffensatzung, ). Die Sachsenspiegel-Überarbeitung geht auf Eikes von Repgow erste Fassung (Klasse Ia) zurück. Der Lehnrechtsteil ist wie im → Glogauer Rechtsbuch dem Landrecht vorgezogen, ein Teil des Landrechts wurde dem Lehnrecht zugeordnet. Zudem ergänzte der Bearbeiter im Landrecht Bestimmungen aus dem fränkischen Rechtsbereich; vermutlich ist dies der unterschiedlichen Herkunft der dt. Siedler im Löwenberger Raum geschuldet (s. dazu Geike: Das L. R., ). An diese Verhältnisse ist auch Eikes Reimvorrede angepasst: Der Begriff «sassen» wurde durch «deutsche» ersetzt. Während die Rechtstexte für Löwenberg oder das Goldrecht (ebenfalls für Schweidnitz bekannt) lokale und regionale Bezüge aufweisen, legt die Bearbeitung des Sachsenspiegels, die Weichbildchronik und der Judeneid aus dem Weichbildrecht eine Rechtsvermittlung aus dem Magdeburger und Hallenser Rechtsbereich nahe. Das geistliche Bispel (eine Form des Gleichnisses), mit dem die göttliche Begründung des Rechts aus Eikes Reimvorrede noch verstärkt wird, weist Parallelen zu älteren Formen des → Schwabenspiegels auf, denen ebenfalls Bispelreden beigefügt sind. Der zeitliche Schwerpunkt der im L. R. versammelten Rechtstexte bewegt sich zwischen der Frühzeit der Stadt Löwenberg (frühes . Jh.) und dem . Jh., als die rechtliche Stellung der dt. Siedler in Niederschlesien durch die Piastenherzöge xiert und arrondiert wurde. Ü: Wrocław, Wojewódzkie Archivum Pa´nstwowe, Rep. a, Dep. miasta Lwówka Nr. (Perg., in Löwenberg entstanden, Federzeichnungen im vorderen und hinteren Innendeckel, die Außendeckel waren ursprünglich mit dem
. Hälfte . Jh. schlesischen Adler, Lilien und weiteren Schmuckelementen versehen, mitteldt.). A: Eine vollständige Edition fehlt, Teildrucke in: Urkundenslg. zur Gesch. des Ursprungs der Städte und der Einf. und Verbreitung Dt. Kolonien und Recht in Schlesien und der Ober-Lausitz. Hg. v. Gustav A. Tzschoppe/Gustav A. Stenzel. Hamburg (Nr. : Recht der Bürger von Löwenberg, Nr. : Löwenberger Willkür). – Georg Korn: Das Löwenberger Kampfrecht aus dem roten Buche des Rathsarchivs zu Löwenberg in Schlesien. In: Zs. des Ver. für Gesch. und Alterthum Schlesiens () S. –. – Kleinere mhd. Erzählungen, Fabeln und Lehrgedichte. Bd. : Die Heidelberger Hs. cod. Pal. germ. . Hg. v. Gustav Rosenhagen. Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. – (Bispel). – Quellen zur schlesischen Handelsgesch. bis . Bearb. v. Marie Scholz-Babisch/Heinrich Wendt (Codex diplomaticus Silesiae /). Breslau (Nr. : Recht der Bürger von Löwenberg). – Schlesisches Urkundenbuch. Bd. . Hg. v. Heinrich Appelt. Köln u. a. (Nr. : Recht der Bürger von Löwenberg). L: Peter Johanek, VL () Sp. –. – Hermann Wesemann: Urkunden der Stadt Löwenberg, Tl. . In: Fünfzehnter Jahresber. über das Realprogymnasium zu Löwenberg in Schlesien. Löwenberg , S. –. – Wilhelm Schulte: Beitr. zur Gesch. der ältesten dt. Besiedlung in Schlesien. In: Zs. des Ver. für Gesch. und Alterthum Schlesiens () S. –. – Theodor Görlitz: Das ämische und das fränkische Recht in Schlesien und ihr Widerstand gegen das sächsische Recht. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Ders.: Die Oberhöfe in Schlesien. In: FS Ulrich Stutz, dargebracht von Schülern, Freunden und Verehrern. Stuttgart , S. –. – Waldemar Geike: Das L. R. Eine Gesamtdarstellung und Würdigung der im L. R. enthaltenen Aufzeichnungen. Diss. masch. Breslau . – Ursula Lewald: Gesch. der Stadt Löwenberg. In: Heimatbuch des Kreises Löwenberg in Schlesien. Hg. v. August Groß. Bückeburg , S. –. – Volker Zimmermann: Die Entwicklung des Judeneids. Unters. und Texte zur rechtlichen und sozialen Stellung der Juden im MA. Bern u. a. . – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bde. Köln/Wien . – Karl Much: Gesch. des Landes Löwenberg. Velten . –
. Hälfte . Jh. Werner Hayek: Gesch. der Juden in Loewenberg/Schlesien (bis ). In: Aschkenas () S. –. – Winfried Irrgang: Das spätma. Stadtbuch von Löwenberg in Schlesien. In: Zs. für Ostforschung () S. –. – Doris Baumert: Die Stadtbücher und Urkunden der Stadt Löwenberg in Schlesien. Stadtoldendorf . – Hiram Kümper: Sachsenrecht. Stud. zur Gesch. des sächsischen Landrechts in MA und früher Neuzeit (Schr. zur Rechtsgesch. ). Berlin . – Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen. Unters. zur Gesch. des Rechts und seiner Sprache. Hg. v. Inge Bily u. a. Berlin/Boston . DB/MM Breslauer Arzneibuch. – Medizinisches Kompendium, erstes Viertel . Jh. Das B. A. versammelt ausschließlich Textgut ostmitteldt. Provenienz, das in der zweiten Hälfte des . Jh. in diesem Sprachraum verfügbar war. Der Urheber ist unbekannt, die Sammlung könnte aber im Umfeld der Breslauer Domschule entstanden sein. Das B. A. wird zu über zwei Dritteln vom → Deutschen salernitanischen Arzneibuch ausgefüllt. Es bietet einen repräsentativen Querschnitt zeitgenössischen medizinischen Wissens und berücksichtigt neben der akademischen auch die klösterliche Medizin. Die Kompilationstexte sind im Einzelnen: . Dt. salernitanisches Arzneibuch (v–v); . → BartholomäusBearbeitung (v–v) mit Inserat von sechs Drogen aus dem → Prüller Kräuterbuch (r–v); . Eisenkrauttraktat (v–r) (→ Verbenatraktat); . Wundarznei nach → Roger Frugardi (v–r); . P anzenglossar mit unvollständigem Vokabular (Artemisia-Vokabular) (v–v); . Kurzversion des dt. → Macer (Vulgatfassung) (r–v); . → Freiberger Arzneimittellehre (v–r) mit angehängtem nachsalernitanischen Rezeptar (rv). Ü: Breslau, UB, Cod. R (vormals Ebd., StB, Cod. R ) erster Faszikel mit Bll. der aus zwei Faszikeln zusammengebundenen Prachths. (Perg., erstes Viertel . Jh., ostsächsisch/thüringisch/schlesisch); auf r ist eine Fassung des → Vierundzwanzig-Paragraphen-Textes mit «Lassmännlein» nachgetragen. – Die Hss. des Dt. salernitanischen Arzneibuches zeigen oftmals auch im weiteren Bestand Parallelen zum B. A. (s. dort, bes. Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. ; Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen ). Zudem weist der
Breslauer Arzneibuch Cod. IV O der UB Breslau (der das Dt. salernitanische Arzneibuch nicht enthält) zahlreiche Parallelen zum Cod. R auf. A: C[arl] Külz/E. Külz-Trosse: Das B. A. R. der StB. Dresden . L: Gundolf Keil, VL () Sp. f.; () Sp. . – Joseph Haupt: Ueber das md. Arzneibuch des Meisters Bartholomäus. In: Sb. der phil.-hist. Cl. der Ksl. Akad. der Wiss. , Wien. , S. –. – Christoph Ferckel: Zum B. A. In: Mitt. zur Gesch. der Medizin und Naturwiss. () S. –. – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –, , . – Ders.: Zum Breslauer und Diemerschen Arzneibuche. In: ZfdA () S. f. – Joseph Klapper: Schlesisches Volkstum im MA. In: Gesch. Schlesiens. Hg. v. der Hist. Kommission für Schlesien unter Leitung v. Hermann Aubin. Breslau u. ö., S. –, hier S. (. Au . Sigmaringen , S. –). – Wilhelm Brachmann: Beitr. zur Apothekengesch. Schlesiens (Göttinger Arbeitskreis Veröff. /Jb. der Schlesischen FriedrichWilhelms-Univ. zu Breslau. Beih. ). Würzburg , S. f. – G. Keil: Der ‹Kurze Harntraktat› des Breslauer ‹Cod. Salernitanus› und seine Sippe. Diss. Bonn , S. f. – Joachim Telle: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinlit. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg , S. f. – G. Keil: Schlesien als Gegenstand medizinischer Fachprosaforschung. In: Schlesien als Aufgabe interdisziplinärer Forschung. Hg. v. Lothar Bossle u. a. (Schlesische Forschungen ). Sigmaringen , S. –, hier S. –. – G. Keil: Technisches und wissenschaftliches Schrifttum im ma. Schlesien. In: Anfänge und Entwicklung der dt. Sprache im ma. Schlesien. Hg. v. dems./Josef Joachim Menzel (Schlesische Forschungen /Gerhard Möbius-Inst. Verhandlungen ). Sigmaringen , S. –, hier S. – u. ö. – Lázsló Ónodi: Das ‹B. A.›. Ein Kompendium schlesischer Medizinlit. aus Texten des . und . Jh. In: ebd., S. –. – Ruth Spranger: Das lat. Rezeptgut im B. A. (Cod. Rhed. der UB Breslau). Beobachtungen zur Quellenfrage beim ostmitteldt. Bartholomäus. In: Würzburger Fachprosa-Stud.: Beitr. zur ma. Medizin-, Pharmazie- und Standesgesch.
Ältestes livländisches Ritterrecht aus dem Würzburger medizinhist. Inst. FS Michael Holler. Hg. v. G. Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Würzburg , S. –. – G. Keil: Magische Elemente im ‹B. A.› des . Jh. Eine Stud. zur altschlesischen medizinischen Fachprosa. In: De Ecclesia Silesiae. FS zum jährigen Bestehen der Apostolischen Visitatur Breslau. Hg. v. Hubert Unverricht/G. Keil. Sigmaringen , S. –. – R. Spranger: Meister Nikolaus von Frankenfurt und sein Rhabarber-Traktat. Eine Randnotiz zum ‹B. A.›. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Dies.: Zur Verwendung des Moschus (Bisam) und seiner Ersatzstoffe in der ma. Medizin, insbesondere im ‹B. A.›. In: ebd., S. –. – Klaus Müller/G. Keil/Hilde-Marie Groß: «Wundtränke» in der dt. medizinischen Fachprosa des . bis . Jh. Stud. zum ma. Bedeutungsumfeld eines Erstbelegs im ‹B. A.›. In: Acta historica et museologica Universitatis Silesianae Opaviensis () S. –. – G. Keil: B. A. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – G. Keil: Chirurgische Fachprosa des . bis . Jh. in Schlesien, Nordmähren und Nordböhmen. In: Deutschsprachige Lit. des MA im östlichen Europa. Forschungsstand und Forschungsperspektiven. Hg. v. Ralf G. Päsler/Dietrich Schmidtke (Beitr. zur älteren Literaturgesch.). Heidelberg , S. –, hier S. f. – G. Keil: ‹Wroclawska ksiega lekarska› i jej kontekst naukowo-literacki. In: Slaski kwartalnik historyczny Sobótka () S. –; in dt. Sprache: Das ‹B. A.› und sein fachliterarisches Umfeld. In: Jb. der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Univ. zu Breslau / (/ []) S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . – G. Keil: «Isâk künig Salomons sun machte in Arabia ein buoch, daz Got nie bezzers geschuof». Die Repräsentanz der Schule von Kairouan im Würzburg und Breslau des . Jh. In: Ex oriente lux? Wege zur neuzeitlichen Wiss. (Schriftenreihe des Landesmuseums für Natur und Mensch ). Hg. v. Mamoun Fansa. Mainz , S. –. – Bernhard Schnell: Das ‹Artemisia-Vokabular›. Ein unbekanntes P anzenvokabular und seine primäre Funktion. In: Sprachwiss. () S.–. – Ders.: Das ‹Prüller Kräuterbuch›. In: Zu Überl. und Rezeption des ältesten dt. Kräuterbuchs. In: Mhd. Beitr. zur
. Hälfte . Jh. Überl., Sprache und Lit. FS Kurt Gärtner. Hg. v. Ralf Plate/Martin Schubert. Berlin/Boston , S. –, hier S. . VZ Ältestes livländisches Ritterrecht. – –. Bei diesem livländischen Lehn- und Landrecht handelt es sich um eine vermutlich kurz nach verfasste Rezension des → Waldemar-Erichschen Lehnrechts, dessen ursprüngliche Fassung nicht bekannt ist. Der Titel führt in die Irre und ist erst durch die Geschichtsforschung eingeführt worden; die Bezeichnung «Ritterrecht» tritt in den Quellen erst mit Ausgang des MA entgegen (Leesment: Abweichungen, , S. ). Das Ä. l. R. liegt in drei voneinander abweichenden Rezensionen vor: . im → Wieck-Öseler Lehnrecht aus der Mitte des . Jh., . in einer Stockholmer vermehrten und in nd. Sprache abgefassten Rezension aus der Mitte des . Jh. und . in einer durch den Chronisten Moritz Brandis mitgeteilten hochdt. Rezension aus dem frühen . Jh. (Bunge: Einleitung, , S. –; Schmidt: Rechtsgesch., f.). Nach der älteren Fassung soll das Ä. l. R. durch Bischof Albert I. von Riga (–) mit Rat des Meisters Bolquin und seines Ordens, unter Zustimmung der Vertreter des Landes, aufgesetzt und bestätigt worden sein. In der Forschung wird jedoch von einem unbekannten Verfasser und der o. g. Datierung ausgegangen, u. a. weil der erwähnte Schwertbrüderorden nicht mit dem Ä. l. R. in Zusammenhang gebracht werden kann. Möglicherweise besaß das Ä. l. R. Geltung für die Stifte Riga, Dorpat, ÖselWieck und Kurland. Noch im . Jh. dürfte das Ä. l. R. um Kapitel erweitert worden sein; jedenfalls liegen mit den jüngeren Fassungen vollständig umgearbeitete und stark erweiterte Rezensionen des WaldemarErichschen Lehnrechts vor, die in zwei Bücher gegliedert sind und diese wiederum werden in Artikel und Leges unterteilt. Im ersten Buch wird folgendes behandelt: Art. Vom Fürstentum der Esten, Art. Von der Herren oder der hohen Obrigkeit, Art. Vom Statthalter, Art. Von den Landräten, Art. Vom Mannrichter, Art. Vom Hauptmann der Ritterschaft, Art. Vom Urteilsmann, Art. Vom «Hackenrichter», Art. Vom Schreiber. Im zweiten Buch werden folgende Artikel aufgeführt: Art. Vom Adel, Art. Von den Bauern, Art. Von den Gewalten, Art. Von der Ehescheidung, Art. Von Frauen und «Weibsbildern», Art. Von
. Hälfte . Jh. der Freiheit des Landes, Art. Von der Enterbung, Art. Von der Erbschaft, Art. Wie die Erbschaft nach Gnadenrecht verfällt, Art. Vom Erbnehmen, Art. Von Dienern, Art. Vom Gericht und Klagen, Art. . Über Klage und Zitation, Art. Vom Zeugnis, Art. Von Vorsprachen, Art. Vom Recht, Art. Von Sachen, Art. Vom Urteil, Art. Von den Brüchen oder Strafen, Art. Von Mit- und Morgengabe, Art. Von der Verwandtschaft, Art. Von Testamenten und vom Erbnehmen, Art. Von Hof und Gütern, Art. Von Schulden, Art. Vom Pfandrecht, Art. Von der Stadt Reval, Art. Von Injurien und Schmähungen, Art. Von Friedlosen und Geächteten, Art. Vom Kaufrecht, Art. Von der Verschreibung, Art. Von der Bürgschaft, Art. Vom «Berüchtigen» vor Gericht, Art. Von «Verbrechungen», Art. Vom Totschlag, Art. Von Lehen, Art. Von gesamter Hand, Art. Vom Anstauen der Teiche, Art. Vom Vater und seiner Gewalt, Art. Von der Mutter und ihrem Recht, Art. Von den Töchtern, Art. Von den Brüdern, Art. Von den Schwestern, Art. Von den Gütern zur gesamten Hand, Art. Von der Vormundschaft, Art. Vom Heergewette, Art. Von der Schändung der Jungfrauen, Art. Von Prostituierten, Art. Von der Bekreuzigung, Art. Von Brücken und Wegen, Art. Von Krügen und vom Handel. A: Carl Julius Albert Paucker: Die Quellen der Ritter- Lehn- und Landrechte Est- und Livlands (Slg. der Rechtsquellen Liv-, Esth- und Curlands ). Dorpat , S. – (Synopse, Wieck-Öseler Lehnrecht). – Monumenta Livoniae antiquae. Slg. von Chroniken, Berichten. Urkunden und anderen schriftlichen Denkmalen und Aufsätzen, welche zur Erläuterung der Gesch. Liv-, Ehst- und Kurlands dienen. Bd. . Riga u. a. , Anhang, S. – (Chronik des Moritz Brandis). – Friedrich Georg von Bunge: Altlivlands Rechtsbücher: zum Theil nach bisher unbenutzten Texten. Leipzig , S. –. L: Bibliographien zur livländischen Rechtsgeschichte (Quellen und Literatur) bei: Eduard Winkelmann: Livoniae historica. Systematisches Verz. der Quellen und Hilfsmittel zur Gesch. Estlands, Livlands und Kurlands. Berlin (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Oswald Schmidt: Rechtsgesch. Liv-, Est und Curlands. Aus dem Nachlasse des Verfassers hg. v. Eugen v. Nottbeck. Dorpat (Nachdr. Hannover
Waldemar-Erichsches Lehnrecht ) S. – (ebd. eine Besprechung der damaligen Archivbestände). – Dt. Gesch. im Osten Europas: Baltische Länder. Hg. v. Gert Pistohlkors. Berlin , S. –. Einen Überblick über die ma. Rechtsquellen Livlands in drei, immer aufs Neue verbesserten Ausgaben bietet Friedrich Georg von Bunge: Beitr. zur Kunde der liv-, esth- und curländischen Rechtsquellen. Riga/Dorpat . – Ders.: Einleitung in die liv-, esth- und curländische Rechtsgesch. und Gesch. der Rechtsquellen. Reval . – Ders.: Altlivlands Rechtsbücher, zum Theil nach bisher unbenutzten Texten. Leipzig . Hermann Blaese/Dietmar Willoweit: Baltische Länder. In: HRG () Sp. –. – August Wilhelm Hupel: Versuch einer Gesch. der liefländischen Ritter- und Landrechte und hochdt. Uebersetzung der lie ändischen Ritterrechte [...] (Neue Nordische Miscellaneen, Stücke –). Riga . – Leo Leesment: Die Verbrechen des Diebstahls und des Raubes nach den Rechten Livlands im MA (Nachdr. Goldbach ). Dorpat . – Ders.: Abweichungen des Livländischen Rechtsspiegels vom Sachsenspiegel. In: Litterarum Societas Esthonica. –. Liber saecularis. Bd. . Tartu , S. –. – Leonid Arbusow: Livland. Mark des Reiches –. Ein Abschnitt dt. Verfassungs- und Rechtsgesch. Riga . – Baltisch-europäische Rechtsgesch. und Lexikographie. Hg. v. Ulrich Kronauer u. a. Heidelberg . DB/MM Waldemar-Erichsches Lehnrecht. – . Dieses im Auftrag König Erich VI. Menved von Dänemark (–) aufgezeichnete und von diesem bestätigte Lehnrecht für seine Lehnsleute in Harrien (Estland: Harju) und Wierland (Estland: Virumaa) soll laut einer späteren Abschrift auf ältere Rechte, gegeben durch Waldemar II. von Dänemark (–), zurückgehen, jedoch wird diese Zuweisung in der Forschung stark bezweifelt. Es dürfte dennoch davon auszugehen sein, dass das W.-E. L. in seiner vorliegenden Form meistenteils auf die letzten Lebensjahre König Waldemars zurückgeht (Schmidt: Rechtsgeschichte, S. ). Es wurde in Anlehnung an das Dienstrecht des Stifts Hildesheim aus dem . Jh. in nd. Sprache verfasst, es fehlen allerdings zeitnahe Textzeugen und Hinweise auf den/die Verfasser. Das W.-E. L. wurde erst spät in einem Wiener Codex aus dem . Jh. (mit den → Artikeln vom Lehngut und Lehnrecht)
Fehmarnsches Landrecht und im Roten Buch der Landschaft Harrien und Wierland von sowie in zehn weiteren vom Roten Buch abhängigen Abschriften bis zur zweiten Hälfte des . Jh. überliefert (siehe Paucker: Sammlung, S. –; Bunge: Altlivlands Rechtsbücher, S. ). Es handelt in Kapiteln vom Empfang der Lehen, von den P ichten der Lehnsleute, von der Belehnung zur gesamten Hand, von der Teilung der Lehen, von Afterlehen, vom Erbrecht, von der Vormundschaft unmündiger Kinder, von Morgengabe und Versorgung der Witwen, vom Verkauf erworbener Güter, von der Anrufung des königlichen Gerichts sowie vom königlichen Richter und Gericht in Estland. Das W.-E. L. ist das älteste bekannte Lehnrecht in Estland und wurde zum Vorbild der meisten nachfolgenden ma. Lehnrechte in Livland. So ist das → Älteste livländische Ritterrecht eine wohl kurz nach entstandene Rezension des W.E. L. Über diese Rezension fand das W.-E. L. wohl sekundär Eingang in das → Wieck-Öseler Lehnrecht, das → Erweiterte livländische Ritterrecht und des → Systematische livländische Ritterrecht. Der Verfasser des → Livländischen Spiegels rezipierte das Lehnrecht König Erichs ebenfalls. A: August Wilhelm Hupel: Versuch einer Gesch. der lie ändischen Ritter- und Landrechte und hochdt. Uebersetzung der lie ändischen Ritterrechte [...] (Neue Nordische Miscellaneen, Stücke –). Riga . – Des Herzogthums Ehsten Ritter- und Land-Rechte. Sechs Bücher, mit erläuternden Urkunden und ergänzenden Beilagen. Hg. v. Johann Philipp Gustav Ewers. Dorpat , S. –. – Carl Julius Albert Paucker: Die Quellen der Ritter- Lehn- und Landrechte Estund Livlands (Slg. der Rechtsquellen Liv-, Esthund Curlands ). Dorpat , S. – (Synopse). – Friedrich Georg von Bunge: Altlivlands Rechtsbücher: zum Theil nach bisher unbenutzten Texten. Leipzig , –. L: Bibliographien zur livländischen Rechtsgeschichte (Quellen und Literatur) bei: Eduard Winkelmann: Livoniae historica. Systematisches Verz. der Quellen und Hilfsmittel zur Gesch. Estlands, Livlands und Kurlands. Berlin (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Oswald Schmidt: Rechtsgesch. Liv-, Est und Curlands. Aus dem Nachlasse des Verfassers hg. v. Eugen v. Nottbeck. Dorpat (Nachdr. Hannover
. Hälfte . Jh. ) S. – (ebd. eine Besprechung der damaligen Archivbestände). – Dt. Gesch. im Osten Europas: Baltische Länder. Hg. v. Gert Pistohlkors. Berlin , S. –. Einen Überblick über die ma. Rechtsquellen Livlands in drei, immer aufs Neue verbesserten Ausgaben bietet Friedrich Georg von Bunge: Beitr. zur Kunde der liv-, esth- und curländischen Rechtsquellen. Riga/Dorpat . – Ders.: Einleitung in die liv-, esth- und curländische Rechtsgesch. und Gesch. der Rechtsquellen. Reval . – Ders.: Altlivlands Rechtsbücher, zum Theil nach bisher unbenutzten Texten. Leipzig . Hermann Blaese/Dietmar Willoweit: Baltische Länder. In: HRG () Sp. –. – Leo Leesment: Die Verbrechen des Diebstahls und des Raubes nach den Rechten Livlands im MA. Dorpat (Nachdr. Goldbach ). – Leonid Arbusow: Livland. Mark des Reiches –. Ein Abschnitt dt. Verfassungs- und Rechtsgesch. Riga . – Baltisch-europäische Rechtsgesch. und Lexikographie. Hg. v. Ulrich Kronauer u. a. Heidelberg . DB/MM Fehmarnsches Landrecht. – Ca. –. Unter dem Begriff F. L. werden drei das Landrecht der Ostseeinsel Fehmarn betreffende Rechtstexte zusammengefasst: (LR I) Beim ältesten Landrecht handelt es sich um eine undatierte lat. Rotula mit nicht gezählten Artikeln, die unter der Herrschaft des dänischen Königs Christoph II. (–/–) abgefasst wurde, von der allerdings nicht bekannt ist, ob sie tatsächlich Rechtskraft durch königliche Bestätigung erlangte. Da Christoph Fehmarn bald nach seinem Herrschaftsantritt () an Graf Johann III. von Holstein-Plön († ) verlieh, dürfte das älteste Landrecht in diesen Zeitraum zu datieren sein. Darin werden strafrechtliche Gegenstände (zur Wahrung des Landfriedens) und die Gerichtsverfassung erörtert sowie das Prozess- und Erbrecht behandelt. (LR II) Das mittlere Landrecht in Artikeln vom .. – erteilt durch Graf Johann in nd. Sprache – schließt an das ältere an und ergänzt es zum Teil. Auch hier werden Gerichtsverfassung und Prozessrecht behandelt; hinzu kommen Bestimmungen zu Dingp icht, Burgen- und Deichbau. Einen umfangreichen strafrechtlichen Teil wie im älteren Landrecht, der gut zwei Drittel des Textes umfasst, gibt es in dieser Handfeste nicht, le
. Hälfte . Jh. diglich drei Artikel beschäftigten sich mit diesem Gegenstand. (LR III) In dem jüngsten von Herzog Johann II. von Schleswig-Holstein (–) erlassenen Landrecht vom .. werden die landschaftlichen Privilegien bestätigt, Bestimmungen zur Landschafts- und Gerichtsverfassung erlassen sowie strafrechtliche Gegenstände behandelt. Dabei werden wesentliche Teile der beiden älteren Landrechte mit aufgenommen. Ü: (LR I) Kopenhagen, Rigsarkivet, NKR nr. (B). – (LR II) Kiel, Landesarch. Schleswig-Holstein, Urk. Abt. (Landschaft Fehmarn) Nr. (Vidimus der Bestätigung der Handfeste vom ..). – (LR III) Ebd. Nr. . A: (LR I) Schleswig-Holstein-Lauenburgische Regesten und Urkunden. Bd. . Bearb. v. Paul Hasse. Hamburg , S. –. – (LR II) Urkundenslg. der Ges. für SchleswigHolstein-Lauenburgische Gesch. Bd. /. Kiel , S. –. – (LR III) Ebd., S. –. L: Ulrich-Dieter Oppitz, VL () Sp. f. – P. Hasse: Das älteste Fehmarner L. In: Zs. der Ges. für Schleswig-Holsteinische Gesch. () S. –. – Johannes Voß: Chronikartige Beschreibung der Insel Fehmarn. Bd. . Burg auf Fehmarn . – Walter Bergmann: Die Entwicklung der Fehmarnschen Gerichtsverfassung bis zum Ausgange des . Jh. In: Zs. der Ges. für SchleswigHolsteinische Gesch. () S. –. – Eugen Wohlhaupter: Rechtsquellen Schleswig-Holsteins. Bd. (Veröff. der Schleswig-Holsteinischen Universitätsges. ). Neumünster , S. –. – Hellmut Thon: Unters. zur Rechtsgesch. der Insel Fehmarn. In: Zs. der Ges. für SchleswigHolsteinische Gesch. / () S. –; () S. –. DB/MM Rode, Johannes (auch: Ruf[f]us), † Lübeck. – Stadtschreiber von Lübeck. Der Sohn eines Lübecker Bürgers absolvierte möglicherweise ein Studium in Orléans. Er war bis Stadtschreiber von Lübeck und dort ab auch Ratsnotar. R. gilt verschiedentlich als Verfasser zweier mnd. Chroniken, die jedoch nur fragmentarisch oder in Teilabschriften erhalten sind. Die erste Chronik erfasst den Berichtszeitraum von bis , während die zweite wahrscheinlich bis / oder reichte. Die zweite Chronik
Rode wird manchmal mit der → Stadeschronik gleichgesetzt, die später durch → Detmar von Lübeck eine Fortsetzung erfuhr. Nach einer anderen These entstand die zweite Chronik im Katharinenkloster von Lübeck, stammte also nicht von R. Eine Rezeption der beiden Chroniken wird von der Forschung u. a. bei Hermann → Korner und Herbord → Schene vermutet. Als Quellen der beiden Werke gelten neben Annalen der Stadt Lübeck auch Werke von → Helmold von Bosau, Albert von Stade und → Martin von Troppau. Eine abschließende Bewertung von R.s Bedeutung für die Lübecker Chronistik ist aufgrund der Überlieferungsproblematik und umstrittenen Urheberschaft bis heute nicht möglich. Ü: Zur zersplitterten Überl. vgl. Koppmann / (s. Ausg.). – Vgl. auch die Überl. zur Detmar-Chronik (Detmar von Lübeck). A: Die Chroniken der niedersächsischen Städte: Lübeck . Hg. v. Karl Koppmann (Chron.dt.St. ). Leipzig (Nachdr. Göttingen ) S. –; Lübeck . (Chron.dt.St. ). Leipzig (Nachdr. Göttingen ) S. –. L: Vgl. auch die Lit. zu Detmar von Lübeck und zur Stadeschronik. – De Boor/Newald / () S. ; / () S. . – Klaus Wriedt, VL () Sp. f. – Antjekathrin Grassmann, LexMA () Sp. . – Koppmann / (s. Ausg.). – K. Koppmann: Die Lübische ‹Stadeschron.› und ihre Ableitungen. In: Hansische Geschichtsbll. () S. –. – Friedrich Bruns: Der Verfasser der lübischen ‹Stadeschron.› In: Zs. des Ver. für Lübeckische Gesch. und Altertumskunde () S. –. – Volker Honemann: Die Stadtschreiber und die dt. Lit. im SpätMA und der frühen Neuzeit. In: Zur dt. Lit. und Sprache des . Jh. Hg. v. Walter Haug u. a. Heidelberg , S. –, hier S. . – K. Wriedt: Geschichtsschreibung in den wendischen Hansestädten. In: Geschichtsschreibung und Geschichtsbewusstsein im späten MA. Hg. v. Hans Patze. Sigmaringen , S. –. – Barbara Hoen: Dt. Eigenbewußtsein in Lübeck. Zu Fragen spätma. Nationsbildung. Sigmaringen , S. –. – Volker Henn: Städtische Geschichtsschreibung in Köln und im Hanseraum. In: Spätma. städtische Geschichtsschreibung in Köln und im Reich. Die ‹Koelhoffsche› Chron. und ihr hist. Umfeld. Hg. v. Georg Mölich u. a. Köln , S. –, hier S. (Anm. ). – Michael Lutterbeck: Der Rat der
Livländischer Spiegel Stadt Lübeck im . und . Jh. Politische, personale und wirtschaftliche Zusammenhänge in einer städtischen Führungsgruppe. Lübeck , S. . MM Livländischer Spiegel (auch: Liv. Rechtsspiegel). – Zwischen und . Dieses in drei Büchern (Buch : Kap., Buch : Kap., Buch : Kap.) angelegte Landund Lehnrecht geht aus einer Bearbeitung des Sachsenspiegels → Eikes von Repgow hervor; sein Verfasser ist unbekannt. Ursprünglich ist es wohl in nd. Sprache verfasst worden, allerdings fehlt der ursprüngliche Textzeuge. Überliefert ist der L. S. nur als Bestandteil (die ersten drei Bücher) des → Wiek-Öseler Lehnrechts aus der Mitte des . Jh. (?), in dem darüber hinaus noch das Wiecker Bauernrecht und das → Älteste livländische Ritterrecht in hochdt. Sprache zusammengestellt sind (Bunge: Einleitung, , S. –). Im L. S. wurde vor allem das Landrecht des Sachsenspiegels wörtlich oder in Paraphrase übernommen, nur wenige Kapitel rühren aus dem Lehnrecht (Art. –) her. Aus dem Landrecht des Sachsenspiegels ent elen Artikel, wurden stark gekürzt, sind fast wörtlich übernommen, paraphrasiert und die übrigen wurden stark überarbeitet. Es fehlen die geschichtlichen Darstellungen, jene Artikel zur Verfassung des Reiches, zum Verhältnis von Papst und Kaiser, zum Rechtsverhältnis von Königs- und Kaiserwürde, die Rechte der Fürsten, die Heerschildordnung, die Bestimmungen zu Zöllen, Münze und Jagdregal sowie zu den Juden und zum Zweikampf. Ebenso wurden die ständischen Besonderheiten weggelassen, da die soziale Struktur Livlands anders beschaffen war als jene im sächsischen oder auch schwäbischen Rechtsraum. Auch fehlen die Bestimmungen des Sachsenspiegels, die bereits in livländischen Rechten behandelt worden waren, so zum Beispiel zum ehelichen Güterrecht, zur Vormundschaft und zum Erbrecht. Stattdessen wurden Passagen zu diesen Rechtsbereichen u. a. aus dem → Waldemar-Erichschen Lehnrecht und dem Ältesten livländischen Ritterrecht entnommen. Die Anordnung des Sachsenspiegels wurde mehrfach durchbrochen, jedoch ohne den Eindruck zu vermitteln, eine sichtbare Systematik entwickeln zu wollen. Nach der Überschrift zu urteilen, war der L. S. für das Hochstift Ösel-Wieck (heute Estland) be
. Hälfte . Jh. stimmt. Im . Jh. wurde er zur wichtigsten Vorlage des → Erweiterten livländischen Ritterrechts; vermutlich löste dieses Recht den L. S. ab. A: Des Herzogthums Ehsten Ritterund Land-Rechte. Sechs Bücher, mit erläuternden Urkunden und ergänzenden Beilagen. Hg. v. Johann Philipp Gustav Ewers. Dorpat , S. –. – Friedrich Georg von Bunge: Altlivlands Rechtsbücher, zum Theil nach bisher unbenutzten Texten. Leipzig , S. –. L: Bibliographien zur livländischen Rechtsgeschichte (Quellen und Literatur) bei: Eduard Winkelmann: Livoniae historica. Systematisches Verz. der Quellen und Hilfsmittel zur Gesch. Estlands, Livlands und Kurlands. Berlin (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Oswald Schmidt: Rechtsgesch. Liv-, Est und Curlands. Aus dem Nachlasse des Verfassers hg. v. Eugen v. Nottbeck. Dorpat (Nachdr. Hannover ) S. – (ebd. eine Besprechung der damaligen Archivbestände). – Dt. Gesch. im Osten Europas: Baltische Länder. Hg. v. Gert Pistohlkors. Berlin , S. –. Einen Überblick über die ma. Rechtsquellen Livlands in drei, immer aufs Neue verbesserten Ausgaben bietet Friedrich Georg von Bunge: Beitr. zur Kunde der liv-, esth- und curländischen Rechtsquellen. Riga/Dorpat . – Ders.: Einleitung in die liv-, esth- und curländische Rechtsgesch. und Gesch. der Rechtsquellen. Reval . – Ders.: Altlivlands Rechtsbücher, zum Theil nach bisher unbenutzten Texten. Leipzig . H[ermann] Blaese, HRG () Sp. –. – Ders./Dietmar Willoweit: Baltische Länder. In: HRG () Sp. –. – August Wilhelm Hupel: Versuch einer Gesch. der lie ändischen Ritter- und Landrechte und hochdt. Uebersetzung der lie ändischen Ritterrechte [...] (Neue Nordische Miscellaneen, Stücke –). Riga . – Friedrich Georg von Bunge: Ueber den Sachsenspiegel als Quelle des mittleren und umgearbeiteten livländischen Ritterrechts. Riga . – Leo Leesment: Über das Alter des Livländischen Rechtsspiegels. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Ders.: Die Verbrechen des Diebstahls und des Raubes nach den Rechten Livlands im MA. Dorpat (Nachdr. Goldbach ). – Karl August Eckhardt: Rechtsbücherstud. Bd. (Abh. der Ges. der Wiss. zu Göttingen. Phil.-hist. Kl. , ).
. Hälfte . Jh. Berlin , S. –. – L. Leesment: Abweichungen des Livländischen Rechtsspiegels vom Sachsenspiegel. In: Litterarum Societas Esthonica. –. Liber saecularis. Bd. . Tartu , S. –. – Robert Wipper: Der Sachsenspiegel und das livländische Ritterrecht. In: Conventus primus historicorum Balticorum Rigae. Riga , S. –. – Hermann Blaese: Die rechtliche Wirkungskraft des Sachsenspiegels im Bereich des heutigen Estlands und Lettlands. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Leonid Arbusow: Livland. Mark des Reiches –. Ein Abschnitt dt. Verfassungs- und Rechtsgesch. Riga . – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Weimar , S. . – Friedrich Ebel: Von der Elbe zur Düna. Sachsenrecht in Livland, einer Gemengelage europäischer Rechtsordnungen. In: Rechts- und Sprachtransfer in Mittel- und Osteuropa: Sachsenspiegel und Magdeburger Recht. Hg. v. Wieland Carls u. a. Berlin , S. –. – Baltisch-europäische Rechtsgesch. und Lexikographie. Hg. v. Ulrich Kronauer u. a. Heidelberg . DB/MM Burger Landrecht. – –. Das B. L., das nur in einer Handschrift überliefert ist, entstand – dies lassen zumindest philologische Studien vermuten – im zweiten oder dritten Jahrzehnt des . Jh. in Burg bei Magdeburg. Jedoch könnte die Entstehung des B. L. bereits früher, nämlich ins . Jh. zu datieren sein. Als Besonderheit gilt, dass in diesem Text weder Stadtnoch Lehnrecht besprochen werden. Nach Zimmer () handelt es sich um eine Zusammenstellung älterer Gewohnheitsrechte, die unter dem Ein uss der ämischen Siedler im Burger Land standen. Weder über den Verfasser des B. L. noch über den Schreiber der Handschrift lassen sich sichere Aussagen treffen. Erste Erwähnungen eines «ius Burgense» lassen sich schon knapp zwei Jahrhunderte vor der Niederschrift im Zusammenhang mit den Besiedlungsinitiativen des Magdeburger Erzbischofs und des Meißner Bischofs nden, so in der Lokationsurkunde für Pechau bei Magdeburg von und in der Lakationsurkunde für Löbnitz bei Bitterfeld von . Das Landrechtsbuch ist mit dem sechsten Artikel der Sächsischen Weichbildvulgata (→ Magdeburger Rechtsbücher) sowie mit Auszügen aus dem Land
Burger Landrecht und Lehnrecht des Sachsenspiegels → Eikes von Repgow überliefert worden; nach dem B. L. schließt die Handschrift mit stadtrechtlichen Bestimmungen, bei denen es sich vielleicht um Auszüge des nicht überlieferten Rechts der Stadt Burg handelt. Das B. L. selbst beginnt mit einer Invocatio, der erb- und ehegüterrechtliche Bestimmungen folgen. Darüber hinaus werden Gerichtsverfassung, das Bürgschaftsrecht, Gewere und die dingliche Berechtigung an Fahrhabe und Liegenschaften thematisiert. Die strafrechtlichen Rechtssätze zeigen Ein üsse der Landfriedensbewegung dieser Zeit; allerdings treten die Formen des Kompositionensystems (Buße und Wergeld) und Formen des peinlichen Strafrechts nebeneinander auf. Neuerungen, die sich über das Kirchenrecht Bahn brachen, waren dem B. L. nicht fremd: Während Gottesurteile und gerichtliche Zweikämpfe nicht erwähnt werden, tritt die Zeugenaussage als Beweismittel im B. L. auf. Vertragsrechtliche Gegenstände nden sich im Text nur beiläu g. Im Vergleich mit dem im Sachsenspiegel erörterten Landrecht und dem Magdeburger Stadtrecht weist das B. L. wichtige Unterschiede auf, vor allem im Verfahrens-, Erb- und Ehegüterrecht. Diese Unterschiede verraten eine eigenständige und zum Teil auch bevorzugte Stellung der Siedler innerhalb des Ein ussbereiches des Sachsenspiegels, die nach Zimmer (in: Das B. L. [], S. ) als eine Form der Belohnung bzw. Entschädigung für die aufgenommen Strapazen der Wanderschaft verstanden werden kann. Das B. L. ist demnach ein eigenständiges Rechtsbuch im Raum des Magdeburger und Sachsenspiegel-Rechts. Ü: Burg, Kreis- und Stadtarch., Cod. A , b–b (Perg., mittelnd., im elbostfälischem Raum, Provenienz: Burg). A: Das Landrecht von Burg. Zum ersten Male aus der Hs. hg. v. George Adalbert von Mülverstedt. In: Neue Mittheilungen aus dem Gebiet hist.-antiquarischer Forschungen () S. –. – Das B. L. Text und Übersetzung nebst Faks.-Wiedergabe nach dem Kodex des Stadtarchivs zu Burg b. Magdeburg. Hg. v. Fritz Markmann/Paul Krause. Stuttgart/Berlin . – Keno Zimmer: Das B. L. Ein spätma. Rechtsbuch aus dem Kernland des Sachsenspiegelrechts (Stud. zur Landesgesch. ). Halle/Saale (mit Edition). – Das B. L. und sein rechtshist. Umfeld. Zur Gesch. der Landrechte und ihrer Symbolik im MA von
De plantatione arborum Rügen bis Niederösterreich. Hg. v. Dieter Pötschke u. a. (Harz-Forschungen ). Berlin (mit Edition, Übersetzung und Abdruck der Hs.). L: Keno Zimmer, HRG () Sp. f. – Ludwig Götze: Ndl. Colonisten in Burg. In: Geschichtsbll. für Stadt und Land Magdeburg () S. –. – Eugen Rosenstock: Ostfalens Rechtslit. unter Friedrich II. Texte und Unters. Weimar , S. f. (Nr. ). – Gustav Homeyer: Die dt. Rechtsbücher des MA und ihre Hss. Neu bearb. v. Conrad Borchling, Karl August Eckhardt und Julius von Gierke. Bd. . Weimar , S. f. (Nr. ). – Wolfgang Buchholz: Die Bürger von Burg und die Herren von Borch. In: Zur städtischen Entwicklung Burgs im MA (Veröff. zur Burger Gesch. ). Burg , S. –. – Karl Bischoff: Die Sprache des B. L. In: Zeiten und Formen in Sprache und Dichtung. FS Fritz Tschirch. Hg. v. Karl-Heinz Schirmer/Bernhard Sowinski. Köln/Wien , S. –. – UlrichDieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Köln/ Wien , Bd. , S. f.; Bd. , S. (Nr. ). – Adrian Schmidt-Recla: Kalte oder warme Hand? Verfügungen von Todes wegen in ma. Referenzrechtsquellen (Forschungen zur dt. Rechtsgesch. ). Köln u. a. . – Siehe zudem die beiden aktuellen Titel von und im Ausgabenverzeichnis. DB/MM De plantatione arborum. – Lat. botanische Traktate mit dt. fachterminologischen Einsprengseln, frühes . Jh./zweite Hälfte . Jh. Die Sammelbezeichnung D. p. a. subsumiert zwei unabhängige lat. Fachschriften aus dem dt. Raum, die sich primär der Obstbaumveredelung widmen. Der kurze Tractatus de plantacione arborum geht auf einen nd. Verfasser des frühen . Jh. zurück und wurde nach Aussage im Text zur Unterweisung von Klosterbrüdern und auf deren Veranlassung geschrieben. Apfel- und Birnbaum stehen im Vordergrund, deren Erträge durch sorgsame P ege und Pfropfung gesteigert werden sollen. Die Rezepte gegen Minderertrag und Baumkrankheiten sind dem Pelzbuch → Gottfrieds von Franken entnommen. Bei den Sortennamen des Obstes begegnen dt. Termini: in der ältesten Handschrift (Clm ) nur die Bezeichnung für eine Kirschsorte, später treten sechs Äpfel- und drei Birnennamen hinzu, die auf den fränkischen Obstbau verweisen. Zwischen und entstand der zweite Traktat, das Opusculum de plantationibus arborum. Die
. Hälfte . Jh. Schrift ist bedeutend ausführlicher und wie der erste Traktat im Klostermilieu entstanden, allerdings im oberbairischen Gebiet. Hierauf weisen einige wenige volkssprachige Ausdrücke hin. Vielleicht zeichnet der Tegernseer Bruder Cristannus, der im Grazer Textzeugen kurz vor der Abschrift des Traktats als Verfasser eines botanischen Kompilats genannt wird (s. Überl.), auch für das Opusculum verantwortlich. Heß/Ramisch (s. Ausg.) vermuten im Tegernseer Abt Konrad Ayrinschmalz (–) den Autor (ohne Resonanz in der Forschung). Der Text ist in drei «distinctiones» gegliedert: Die erste geht auf Bodenverhältnisse, Düngung und Aussaat sowie die Pfropfung und Versetzung der Jungp anzen ein. Im Zentrum der zweiten stehen geometrisch berechnete Anp anzungsschemata. Die dritte ordnet Bäume alphabetisch an und erteilt Anweisungen zur Beschneidung, Schädlingsbekämpfung oder Krankheitsbehandlung. Der Autor gibt an, sowohl aus der eigenen Erfahrung als auch aus dem Fachschrifttum zu schöpfen. Zu den Quellen zählen → Petrus de Crescentiis, → Isidor von Sevilla und → Hrabanus Maurus. Im rezeptarischen dritten Segment wird auch auf die medizinische Literatur rekurriert (→ Avicenna, Galen, Dioskurides, Isaak Judäus, Serapion, → Nicolaus Salernitanus, → Burgundio von Pisa, → Circa instans, → Secretum secretorum). Aus dem Bereich des zeitgenössischen volkssprachigen Schrifttum wird Michael → Puff von Schrick zitiert (Behandlung von Wacholder, Nuss- und Birnbaum). Ü: Tractatus: München, BSB, Clm , r–r (Perg. zweites Viertel . Jh.). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, r–r (Perg., zweite Hälfte . Jh., aus dem Benediktinerkloster St. Mauritius in Minden). – Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. , r–v (Pap., , aus Breslau). – München, BSB, Clm , v–v, r–r (Pap., . Jh., aus Tegernsee). – Opusculum: Graz, UB, Ms , r–r (Pap., /); Auszüge. Autorangabe auf rv: «P[ro] fr[atr]e Georgio ortolano in Mansee ex fr[atr]e Christanno in Tegernsee p[ro]fesso». – München, Clm , r–v (Pap., , aus Tegernsee); geschrieben von Abt Konrad Ayrinschmalz. A: Tractatus: Christian Hünemörder: Der ‹Tractatus de plantacione arborum›, eine ma. Lehrschr. des Obstbaus. In: Fachprosa-Stud. Beitr. zur ma. Wiss.- und Geistesgesch. FS Gerhard Eis. Hg. v. Gundolf Keil u. a. Berlin , S. –. –
. Hälfte . Jh. Opusculum: Alois Heß/Hans Ramisch: Das ‹Büchlein über das P anzen von Bäumen› des Tegernseer Abtes Konrad Ayrinschmalz vom Jahr . In: Beitr. zur altbayerischen Kirchengesch. () S. –, hier S. – (nach Clm , mit dt. Übersetzung). – Kiewisch (s. Lit.) S. –. L: De Boor/Newald / () S. . – Ch. Hünemörder, VL () S. . – Heß/ Ramisch (s. Ausg.) S. –. – Susanne Kiewisch: Obstbau und Kellerei in lat. Fachprosaschr. des . und . Jh. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Würzburg , S. –, – u. ö. – Dies.: Weinbehandlung in ma. Fachprosaschr. In: Weinproduktion und Weinkonsum im MA. Hg. v. Michael Matheus (Geschichtliche Landeskunde ). Stuttgart , S. – passim. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. VZ Arnold von Bamberg, † ../. – Mediziner, Kleriker, . Jh. Der und nachgewiesene A. absolvierte sein Studium der Medizin in Bologna. Später war er Propst im Säkularkanonikatstift St. Jakob zu Bamberg sowie Leibarzt unter dem oberbayerischen Herzog und Pfalzgrafen Rudolf (–). A. verfasste im Auftrag des Agramer Bischofs Augustinus Gazotti ein lat. Regimen sanitatis (auch Tractatus de regimine sanitatis). Das Werk entstand um in «Malausana», also wahrscheinlich im heutigen Malaucène bei Avignon. A.s Schrift ist ab dem . Jh. in lat. Handschriften überliefert. Eine obd. Übersetzung des Schlussteils ist als sog. Theriaktraktat bekannt und in sechs Handschriften ab dem späten . Jh. erhalten. Die Forschung unterscheidet zwei Fassungen der Übertragung, deren jüngere in Handschrift H vorliegt. Der Theriaktraktat ging auch in das Arzneibuch des → Ortolf von Baierland ein und ndet sich in dessen Drucken ab . A.s Schrift gilt als praxisorientiert und medizinisch konventionell. Besonders umfangreich beschäftigt sich A. mit diätetischen Fragen. Zumindest für Teile des Textes benutzte A. wohl die gleiche lat. Vorlage wie → Konrad von Eichstätt in seinem Regimen sanitatis. Außerdem wurde A. von Maimonides und pharmakologisch von Wilhelm von Brescia beein usst. Eine weitere Schrift, Liber
Arnold von Bamberg de simplici medicina, wird A. heute nicht mehr zugeschrieben. Ü: Neun lat. Hss. des Regimen sanitatis ab dem . Jh.; vgl. Figala (s. Lit.) S. . Dt. Überl. des sog. Theriaktraktats: W: Wien, ÖNB, cod. , ra–va (Pap., um –, schwäbisch). – N: Nürnberg, StB, Amb. °, r–v (Pap., , nürnbergisch). – M: München, BSB, cgm , v–v (Pap., letztes Viertel . Jh., ostmittelbair.). – M: Ebd., cgm , r–r (Pap., letztes Viertel . Jh., ostmittelbair.). – H: Heidelberg, UB, cpg , r–v (Pap., um –, nordbair., jüngere Fassung). – H: Heidelberg, UB, cpg , v–r (Pap., um –, mittelbair.). Zur dt. Überl. vgl. Keil (s. Lit.) und zuletzt http://www.mr.de/, http://www. handschriftencensus.de/, http://www.hand schriftencensus.de/, http://www.handschrif tencensus.de/, http://www.handschriften census.de/, http://www.handschriftencensus. de/. D: Druck des sog. Theriaktraktats im Arzneibuch des Ortolf von Baierland. Frühester bekannter Druck: Nürnberg: Anton Koberger, , r–v (GW M). – Zudem GW M, M, M, M, M, M. – Vgl. auch http://www. gesamtkatalogderwiegendrucke.de. A: Figala (s. Lit.) S. – (lat.). – Telle (s. Lit.) S. f. (dt. Teilausg.). – Holste (s. Lit.) S. –, f. (dt. Teilausg.). – Online-Faks. von Hs. H: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg. – Online-Faks. von Hs. H: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/ cpg. – Online-Faks. von GW M: http:// daten.digitale-sammlungen.de. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f.; () Sp. . – Karin Figala, LexMA () Sp. f. – Dies.: Mainfränkische Zeitgenossen Ortolfs von Baierland. Ein Beitr. zum frühesten Gesundheitswesen in den Bistümern Würzburg und Bamberg. Diss. München , S. –. – Günter Kallinich/K. Figala: Das ‹Regimen sanitatis› des A. v. B. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Joachim Telle: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinlit. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg , S. –. – Christa Hagenmeyer: Die ‹Ordnung der Gesundheit› für Rudolf von Hohenberg. Unters. zur diätetischen
Leipziger Rogerglosse Fachprosa des SpätMA mit krit. Textausg. Diss. Heidelberg , S. f., . – Thomas Holste: Der Theriakkrämer. Ein Beitr. zur Frühgesch. der Arzneimittelwerbung. Diss. Würzburg , S. –. – C. Hagenmeyer: Das ‹Regimen sanitatis› Konrads von Eichstätt. Quellen, Texte, Wirkungsgesch. Stuttgart , S. –. – Görge K. Hasselhoff: Dicit Rabbi Moyses. Stud. zum Bild von Moses Maimonides im lat. Westen vom . bis zum . Jh. Würzburg , S. –. – G. Keil: A. v. B. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . MM Dino del Garbo (Aldobrandino d. G., Dinus de G., Dinus de Florentia, Dinus Expositor), * Florenz, † .. ebd. – Italienischer Mediziner und Fachschriftsteller, dt. Übers. zweite Hälfte . Jh. Der Sohn des Chirurgen Buono d. G. studierte Medizin bei → Taddeo (degli) Alderotti in Bologna, mit dem D. versippt gewesen sein könnte. Im Anschluss an seine Promotion () unterrichtete D. in Bologna, um dann als Professor in Siena (–, –), Bologna (–), Padua (um ) und Florenz (–, –) zu wirken. D. gilt als einer der bedeutendsten Ärzte seiner Zeit. Als medizinischer Autor erweist er sich als strenger Traditionalist und dezidierter Anhänger Galens. (Sein Sohn und Nachfolger Tommaso d. G. schrieb über den Vater: «secutus est Galenum sicut Evangelium».) Überregionale fachliche Anerkennung erlangte D. durch seinen HippokratesKommentar und vor allem durch seine Kommentare zum Canon des → Avicenna. Die einzige Schrift, die (zumindest teilweise) auch volkssprachig vorliegt, ist D.s praxisorientierte Chirurgia. Deren Schlusstraktat De emplastris et unguentis («Über P aster und Salben») wurde vermutlich im letzten Drittel des . Jh. ins Deutsche übertragen. Ü: (dt.) München, BSB, Cgm (→ Münchner Salbenbuch) r–r (Pap., mittelbair. mit ostschwäbischem Einschlag); Textverlust am Anfang. – Erstdrucke der lat. Hauptwerke: Chirurgia cum tractatu de ponderibus et mensuris, nec non de emplastris et unguentis. Ferrara: Andreas Belfortis, (GW Sp.b). – De emplastris et unguentis. Ebd.: ders., (GW ). – Expositio super tertia, quarta et parte quintae Fen IV. libri Avicennae (Dilucidarium Avicennae). Ebd.: Ders.,
. Hälfte . Jh. (GW ). – Recollectiones in Hippocratis librum de natura foetus. Venedig . – Expositio super Canones generales de virtutibus medicamentorum simplicium secundi Canonis Avicennae. Venedig . A: Günter Brachvogel: Das ‹Münchner Salbenbuch›. Eine spätma. Rezeptslg. vom Ende des . Jh. Diss. München , S. –, –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Axel W. Bauer, LexMA () Sp. . – E[rnst] Gurlt: Gesch. der Chirurgie und ihrer Ausübung. Volkschirurgie – Alterthum – MA – Renaissance. Bd. . Berlin , S. f. – Francesco Guido: Cenni biogra ci su D. e Tommaso d. G. In: Akten des . Kongresses für Gesch. der Medizin (Siena ). Bd. . Rom , S. –. – Brachvogel (s. Ausg.) S. –, –. – Plinio Prioreschi: A History of Medicine. Bd. : Medieval Medicine. Omaha , S. –. – Wolfgang Wegner: D. d. G. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Joël Chandelier: Le commentaire au Tegni de D. d. G. (m. ): plagiat ou oeuvre originale? In: L’Ars medica (Tegni) de Galien. Lectures antiques et médiévales. Hg. v. Nicoletta Palmieri (Mémoires du Centre Jean-Palerne ). Saint-Étienne , S. –. VZ Leipziger Rogerglosse. – Ostmitteldt. Roger Frugardi-Bearbeitung, . Jh. Der Urtext der Chirurgia des → Roger Frugardi brachte eine Vielzahl von Bearbeitungen und Kommentaren hervor, die auch den dt. Sprachraum erfassten. Zu diesen Bearbeitungen zählt die in einer Handschrift des . Jh. anonym überlieferte L. R., deren Ursprung in Schlesien vermutet wird. Sie folgt anfangs eng dem Urtext, der im Verlauf des Werks aber zunehmend umformuliert, gekürzt und in seiner Abfolge geändert wird. Außerdem fügte der Bearbeiter zwischen den Roger-Kapiteln fremdes Rezeptgut gleicher Indikation ein. Die Forschung geht mittlerweile von zwei Stufen der Textentstehung aus: Die erste Stufe gehörte vielleicht noch dem . Jh. an und umfasste eine gekürzte dt. Bearbeitung des Roger-Urtextes. Als Autor wird ein ostmitteldt. Wundarzt vermutet. In der zweiten Textstufe vermischte ein weiterer Bearbeiter den dt. Text mit einer Vorstufe der Hübsch Chirurgia (→ Nikolaus von Mumpelier) und Versatzstücken aus anderen Texten. Die L. R. oss
. Hälfte . Jh. dann wiederum in die Endfassung der Hübsch Chirurgia ein. Als Quellen der L. R. gelten die sog. Erste Salerner Glosse zu Roger, → Bartholomaeus Salernitanus, → Lanfrank von Mailand und vielleicht → Gabriel von Lebenstein. Insgesamt hat die Forschung den Text als schlicht, aber kenntnisreich gewürdigt und darin mehrere Erstbelege für Wörter nachgewiesen. Aufgrund ihres volkssprachigen Charakters wird der L. R. unter den Roger-Bearbeitungen eine besondere Bedeutung zugesprochen. Ü: Leipzig, UB, cod. , vb–ra (Pap., erste Hälfte . Jh., ostmitteldt.). – Vgl. Franzjosef Pensel: Verz. der dt. ma. Hss. in der UB Leipzig (DTM /). Berlin , S. –. – www.handschriftencensus.de/. A: Sudhoff (s. Lit.; Teilausg.). – Löchel (s. Lit.; Teilausg.). – Hirschmann (s. Lit.) S. –. Ü: Löchel (s. Lit.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Ders.: Rogerglosse. In: LexMA () Sp. . – Karl Sudhoff: Chirurgische Texte aus Deutschland, größtenteils in dt. Sprache. In: Ders.: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Bd. . Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Leipzig , S. –, hier S. –. – G. Keil: Gestaltwandel und Zersetzung. RogerUrtext und Roger-Glosse vom . bis ins . Jh. In: Der Komm. in der Renaissance. Hg. v. August Buck/Otto Herding. Boppard , S. –. – Wolfgang Löchel: Die Zahnmedizin Rogers und der Rogerglossen. Ein Beitr. zur Gesch. der Zahnheilkunde im Hoch- und SpätMA. Pattensen , S. f., f., – u. ö. – Astrid Hirschmann/Gabriele Stadtfeld: Die Leipziger Rogerglosse. Ein chirurgischer Text aus dem meißnischnordschlesischen Raum. Bde. Würzburg , Pattensen . – G. Keil/Elfriede Würl: Die L. R. und die ‹Hübsch Chirurgia› des Niklas von Mumpelier. Eine Konkordanz zu Denkmälern altschlesischer Lit. des . Jh. In: Jb. der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Univ. zu Breslau () S. –. – G. Keil: ‹Ein hüpsch chirurgia›. Wundärztliches Schrifttum im spätma. Oberschlesien. In: Oberschlesische Dichter und Gelehrte vom Humanismus bis zum Barock. Hg. v. Gerhard Kosellek. Bielefeld , S. –. – Wolfgang Wegner: L. R. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New
Boec van medicinen in Dietsche York , S. f. – G. Keil: Chirurgische Fachprosa des . bis . Jh. in Schlesien, Nordmähren und Nordböhmen. In: Deutschsprachige Lit. des MA im östlichen Europa. Forschungsstand und Forschungsperspektiven. Hg. v. Ralf G. Päsler/ Dietrich Schmidtke. Heidelberg , S. –. MM Boec van medicinen in Dietsche. – Mndl. medizinische Kompilation, erste Hälfte . Jh. Das B. v. m. i. D. (Titel nach dem Incipit der Haupthandschrift) versammelt medizinisches, pharmazeutischesn und pharmakobotanisches Textgut und bietet einen repräsentativen Querschnitt durch das spätma. medizinfachliche Schrifttum, das um in den Niederlanden kursierte. Das Boec hat folgende zehn Abschnitte: . (Kap. –) vier prognostische bzw. diagnostische Traktate (Harn-, Speichel-, Schweißdiagnosen; Prognostik nach Auftreten von Pusteln). – . (Kap. –) Nahrungsmitteldiätetik. – . (Kap. –) Gekürzte → Circa instans-Bearbeitung. – . (Kap. –) Krankheitsde nitionen «a capite ad calcem» mit Rezeptanhang. – . (Kap. –) Rezeptbuch nach den Arzneimittelformen geordnet (Wässer, Öle, Sirupe, Klistiere, Zäpfchen). – . (Kap. –) Auszüge aus der Trotula maior (→ Trotula). – . (Kap. –) → Liber iste (Ps.Plateariusglossen zum frühsalernitanischen Antidotarius magnus). – . (Kap. –) Kinderkrankheiten (→ Passiones puerum adhuc in cunabilis iacentium mit Ammenregimen und -rezepten). – . (Kap. –) Kurze Fieberlehre mit Rezeptanhang. – . (Kap. –) Gesundheitsregimen. Die Einzeltexte sind direkte niederfränkische Übersetzungen lat. Vorlagen und potenzielle Erstübertragungen. Übersetzer und Kompilator können also (zumindest teilweise) identisch sein. Womöglich war der Kompilator jener nicht identizierte «brueder Thomas», von dem der Schreiber der Utrechter Haupthandschrift berichtet, ein gewisser Aernt, der vermutlich mit dem Lektor des dortigen Franziskanerstiftes zu identi zieren ist. Das Boec wurde – zumeist in Auszügen – breit tradiert, wobei die Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte nicht hinreichend durchleuchtet ist. So hat z. B. die Circa Instans-Version des Boec auf das → Abdinghofer Arzneibuch gewirkt. Ü: Utrecht, UB, Ms. («Boec van Broeder Thomas») r–v (Perg., . Jh.,
Everhard von Wampen niederfränkisch); geschrieben von «brueder Aernt leesemeyster der minrebrueder tutrecht» (v), angeblich aufgrund eines Vorlagentextes von «brueder Thomas» (genannt r, v, r). Incipit (r): «Hier beghint een nuttelike cort boec van medicinen ghemaect in dietsche». – Zeitnahe Auszugshss.: Den Haag, Kgl. Bibl., Cod. H , Bll. (Perg., . Jh., niederfränkisch). – Ebd., Cod. J (Perg, . Jh., sächsisch). – Insgesamt sind Textzeugen bekannt, die das Boec überwiegend in Auszügen tradieren (vgl. die Verzeichnisse bei Jansen-Sieben [s. Lit.]). A: Pieter van der Wielen: De pharmacie in Nederland in de Middeleeuwen. In: Pharmaceutisch Weekblad () S. – (Hs. Utrecht Bll. r–v); ebd. () S. –, – (Hs. Utrecht Bll. v–v). – Willem Frans Daems: B. v. M. i. D. Een middelnederlandse compilatie van medisch-farmaceutische literatuur (Janus. Suppléments ). Leiden . L: W. F. Daems, VL () Sp. f. – Ders., LexMA () Sp. . – Gundolf Keil: Rezension Ausg. Daems. In: Nd. Mitt. () S. –. – Ria Jansen-Sieben: Repertorium van de Middelnederlandse Artes-literatuur. Utrecht , S. u. ö. – Erwin Huizenga: Een nuttelike practijke van cirurgien. Geneeskunde en astrologie in het Middelnederlandse handschrift Wenen, Österr. Nationalbibl., (Middeleeuwse studies en bronnen ). Hilversum , S. – u. ö. – G. Keil: B. v. m. i. d. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. . – Mareike Temmen: Das ‹Abdinghofer Arzneibuch›. Edition und Unters. einer Hs. mnd. Fachprosa (Nd. Stud. ). Köln u. a. , bes. S. –. VZ Everhard von Wampen. – Verfasser der paargereimten nd. Gesundheitslehre Spegel der naturen, erste Hälfte . Jh. Zu E. gibt es keine eindeutigen archivalischen Zeugnisse, so dass Informationen zu seiner Biographie primär (und mit Vorbehalt) aus seinen eigenen Angaben innerhalb des Werkes zu beziehen sind. Er nennt sich selbst «Mester Everhard uth van Wampen», sei von ritterlicher Abkunft und weitgereist gewesen («X koningrike»). E. dürfte dem Greifswalder Patriziergeschlecht von W. angehört haben, dass sich vermutlich nach dem nahegelegen Wampen (heute zu Neuenkirchen) benannt
. Hälfte . Jh. hat. In dieser Familie ist der Vorname E. mehrmals belegt. Wahrscheinlich hat E. den medizinischen Magistertitel besessen. Die Arzneikunst habe er «dor lust nicht dor armod» erlernt und den ‹Spiegel› in Schweden abgeschlossen (vgl. Buch , V. –; Buch , V. –, ). Die Widmung des Werkes an den zum Abfassungszeitpunkt neunjährigen Magnus Eriksson, «koningk van SwedenNorwegen» (Prolog, V. ) legt E.s Tätigkeit am schwedischen Königshof nahe. Wenn er außerdem als zusätzliche Motivation für sein heilkundliches Engagement «miner vrouwen noth» nennt (Buch II, V. ), dürfte hierbei an Eufemia von Norwegen, Schwester → Wizlavs (III.) von Rügen, oder deren Tochter Herzogin Ingeborg zu denken sein. Die zweimalige Berufung auf → Frauenlob (Prolog, V. ; Buch , V. ) kann als vager Hinweis auf eine Beziehung zu Wizlav interpretiert werden, dem Frauenlob einen Lobspruch gewidmet hat. Im unikalen und lückenhaften Textzeugen ist E.s Gesundheitslehre überschrieben mit «De complexiones unde is geheten de spegel der naturen». Die Dichtung (noch Verse) ist eine versi zierte Darstellung der Humoralpathologie und der Temperamente (Komplexionen) mit daraus abgeleiteten diätetischen Vorschriften (→ Temperamentenlehre). Gegliedert ist der Text in vier Teile: ) Beschreibung der vier Temperamente. ) Analogien der Temperamente zu Jahres- oder Tageszeiten, Planeten, Sternzeichen usw. ) Beziehungen zur P anzen- und Tierwelt. ) Diätetische Ratschläge. Das Regimen richtet sich an ein Laienpublikum, hebt dabei aber die Bedeutung der Ärzte dezidiert hervor. Die Laien sollen keinesfalls zu eigenen Heilbehandlungen animiert werden, sondern lediglich in die Bedeutung der Säftelehre eingewiesen werden. Hauptquelle E.s ist das → Regimen sanitatis Salernitanum aus dem einige Verse auch auf Latein zitiert werden. Wahrscheinlich hat E. auch den Regimen-Kommentar des → Arnald von Villanova gekannt. Ferner zitiert E. aus dem aristotelischen De anima und dürfte auch mit dem pseudo-aristotelischen → Secretum secretorum vertraut gewesen sein. Zudem sind einige auch anderweitig bezeugte dt. Sprichwörter in den Text inseriert. Gegenüber dem didaktischen Anspruch tritt der formale beim Spiegel zurück. Unter Berufung auf Frauenlob bekennt E., eher die Reime brechen zu wollen als den Sinn zu verfälschen (Prolog, V. –). Die Sprache des Spiegels ist in der Tat anspruchslos, die Reime sind schlicht und
. Hälfte . Jh. auf stilistisch-rhetorische Auschschmückung verzichtet E. nahezu gänzlich. Stattdessen unterstützen Wiederholungen und Vergleiche die Eingängigkeit der ausgebreiteten Inhalte. Auffällig ist die hohe Anzahl unikal bezeugter Termini und der Skandinavismen. Eine Wirkungsgeschichte des Spiegels der Natur ist nicht nachgewiesen. Die Aufnahme in eine rund Jahre später angelegte medizinische Sammelhandschrift ist aber immerhin Beleg einer Rezeption unabhängig von der schwedischen Hofkultur. Ü: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A (→ Düdesche Arstedie [auch: Gothaer mnd. Arzeibuch]) r–r (Pap., drittes Viertel . Jh., nordniedersächsisch); Textverlust (zwischen Bl. und fehlt ein Doppelbl.), einige Textumstellungen und zahlreiche Korruptelen. A: Erik Björkman: E.s v. W. Spiegel der Natur. Ein in Schweden verfasstes mnd. Lehrgedicht (Upsala Universitets Årsskrift). Uppsala . – Ältere Teilausg.: Wilhelm Seelmann: E.s v. W. Spiegel der Natur. In: NdJb () S. –; () S. – (Prolog und Buch vollst., Bücher – in Auszügen). – Auszug in: Jürgen Meier/Dieter Möhn: Spuren der Vergangenheit für die Gegenwart. Hundert nd. Texte zwischen dem . und . Jh. (Schr. des Inst. für Nd. Sprache. Dokumentation ). Leer , S. –. L: Gustav Roethe, ADB () S. f. – Hans Wiswe, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. f., . – Karl Regel: Die mnd. Arzneibücher und ihre P anzennamen. In: Progr. des Gymnasium Ernestinum zu Gotha. Gotha , S. –, hier S. f. – Friedrich Crull: Eberhard v. W. In: Korrespondenzbl. des Ver. für nd. Sprachforschung () S. f. – W. Seelmann: Zum mnd. langen o. In: NdJb () S. –, hier S. f. – Karl Sudhoff: Die gedruckten ma. medizinischen Texte in germ. Sprachen. Eine literarische Stud. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f. (Nr. ). – Wolfgang Stammler: Die dt. Hanse und die dt. Lit. In: Hansische Geschichtsbll. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Kleine Schr. zur Literaturgesch. des MA. Berlin u. a. , S. –, hier S. ). – Lars-Erik Ahlsson: E. v. W.: Spiegel der Natur. Ein in Schweden verfaßtes mnd. Lehrgedicht. In: Nd. in Skandinavien . Hg. v. Karl Hyldgaard-Jensen (ZfdPh, Beih. ). Berlin , S. –. – Christa Baufeld: ‹Ik lerde kunst dor
Heinrich von Mondeville lust›. E.s van W. ‹Spegel der naturen›. In: Die Funktion außer- und innerliterarischer Faktoren für die Entstehung dt. Lit. des MA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. ders. (GAG ). Göppingen , S. –. – Thomas Haye: Das lat. Lehrgedicht im MA. Analyse einer Gattung (Mlat. Stud. und Texte ). Leiden u. a. , S. (Reg.). – C. Baufeld: Die sprachliche Darstellung medizinischer Belange im Gesundheitsregimen des E. van W. In: JOWG () S. –. – Dies.: E. van W. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. f. – Gundolf Keil: E. van W. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . – Jörg Ansorge: Das Siegel des E. de W. und die Denkmäler der Greifswalder Familie von Wampen aus dem . Jh. In: Bodendenkmalp ege in Mecklenburg-Vorpommern () S. –. VZ Heinrich von Mondeville (Henri de Mondeville; Henricus [Anric] de Mondavilla, Armondavilla, Armandavilla, Hermondavilla u. ä.), * um Émondeville (département de la Manche, BasseNormandie) (?), † um Paris. – Bedeutender französischer Wundarzt und Fachschriftsteller, dt./ ndl. Rezeption ab der ersten Hälfte des . Jh. Das Medizinstudium absolvierte H. in Paris u. a. bei Jean Pitard und → Lanfrank von Mailand. Womöglich hat er auch zeitweise in Montpellier studiert. Vermutlich über die Vermittlung Pitards erlangte H. um / die Stellung des «Chirurgien du Roy» unter Philipp IV. (dem Schönen). Auch nach dessem Tod () wahrte H. unter Ludwig X. die Position. Der normannische Hofchirurg begleitete beide Herrscher auf ihren Feldzügen, unterrichtete die Kinder Philipps und versah auch diplomatische Dienste. H. lehrte Medizin, Anatomie und Chirurgie in Montpellier und ab in Paris, wo er an Schwindsucht starb. Sein groß angelegtes chirurgisches Lehrwerk, die Chirurgia, ist aus H.s Unterrichtspraxis erwachsen und fünfteilig konzipiert. Begonnen hat H. mit der Niederschrift in Montpellier, um die Arbeit in Paris bis zu seinem Tode fortzuführen. Anhand der handschriftlichen Tradition lassen sich drei differenzierbare Redaktionsstufen ausmachen (/
Heinrich von Mondeville /). Beim anatomischen Teil («Anathomia») beeindrucken vor allem die anatomischen Demonstrationsmodelle und Schautafeln. Sie bedeuten einen wichtigen Schritt in Richtung einer Standardisierung anatomischer Darstellungen des menschlichen Körpers. Vollenden konnte H. sein Werk nicht. Neben der «Anathomia» ist nur der Abschnitt zur Traumatologie abgeschlossen worden. Hier ragen Verfahren zur Blutstillung, Fremdkörperentfernung, eiterlosen Wundbehandlung und Verbandstechnik heraus. Die weiteren geplanten Abschnitte hätten sich der chirurgischen Pathologie, Frakturen und Luxationen sowie der Pharmakologie gewidmet. Zu H.s Quellen zählen neben Galen und Avicenna auch seine Zeitgenossen Lanfrank und → Thiederik von Cervia (Tederico Borgognoni). Zwar stehen für H. bei seiner Chirurgia praxisorientierte Aspekte durchaus im Vordergrund, doch ist seine Schrift auch der Scholastik verp ichtet. Dies ist vor allem der generellen Tendenz der Pariser akademischen Chirurgie geschuldet, die Disziplin aufzuwerten, indem die Methodik der Hochschulmedizin übernommen wird. Der nur eingeschränkte Erfolg von H.s Werk, das zwar bereits in Teilen ins Französische übersetzt wurde, aber bis ins späte . Jh. ungedruckt blieb, könnte in dieser sperrigen scholastischen Ausrichtung seine Ursache haben. Zudem erwuchs mit dem chirurgischen Schrifttum des → Guy de Chauliac bereits in der Mitte des . Jh. ein wirkmächtiger Konkurrent, der H.s Chirurgia nachhaltig verdrängt hat. Volkssprachige (Auszugs-)Übersetzungen liegen auf provenzalisch, französisch und englisch vor, einzelne Versatzstücke begegnen auch auf spanisch. Im dt./ndl. Raum ist – neben Zitaten bei den Straßburger Wundärzten Hieronymus → Brunschwig und → Johannes von Gersdorff, die aber über Guys Chirurgia magna vermittelt worden sind – eine vollständige ndl. (niederfränkische) anonyme Übersetzung aus der ersten Hälfte des . Jh. bekannt. Die «Anathomia» wurde zudem für die anatomische Einleitung einer ndl. chirugischen Sammelhandschrift von (Kompilation des Willem van der Eger) ausgewertet. Ü: Rund lat. Hss., teilweise illustriert. – Niederfränkische Übersetzung: London, British Library, MS Cotton Galba E. XIII, Bll. (Perg. und Pap., spätes . Jh.). – Willem van der Eger: Kassel, UB/LB und Murhardsche Bibl., ° Ms. med. , ra–va (Pap., , ndl.).
. Hälfte . Jh. A (Ausw.): Lat.: Die Anatomie des H. v. M. Hg. v. Julius L. Pagel. Berlin . – Die Chirurgie des H. v. M. (Hermondaville) nach Berliner, Erfurter und Pariser Codd. zum ersten Mal. Hg. v. J. L. Pagel. In: Arch. für klinische Chirurgie () S. –, –, –; () S. –, –, –, –; () S. –, –, –, –. Auch als Sonderdr.: Berlin . – Französische Teilübersetzung von : La Chirurgie de maître Henri de M. Traduction contemporaine de l’auteur. Publié d’après le manuscrit unique de la Bibliothèque Nationale par Alphonse Bos. Bde. (Publ. de la Société des anciens textes français /). Paris / (Nachdr. London/New York ). – Provenzalische Übersetzung: Laure Combes: La ‹Notomia de Anric de Mondavilla›, traduction occitane de l’Anatomia d’Henri de M. Édition critique et étude du vocabulaire scienti que. Diss. École des Chartes Paris . N. Ü . O: J. L. Pagel hat – über Berliner Dissertationen mit dt. Teilübers. aus der Chirurgia veranlasst, die aber den lat. Text nicht in ihrer Gesamtheit abdecken. Einzelaufstellung der Dissertationen in VL () Sp. f. L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Hans Hugo Lauer, LexMA () Sp. f. – Achille Chereau: Henri de M., chirurgien de Philippe le Bel, roi de France. In: Mémoires de la Société des Antiquaires de Normandie () S. –. – J. L. Pagel: Die chirurgische Propädeutik und Hodegetik des H. v. M. Berlin . – Ernst Julius Gurlt: Gesch. der Chirurgie und ihrer Ausübung. Volkschirurgie – Altertum – MA – Renaissance. Berlin (Nachdr. Hildesheim ) Bd. , S. –. – A. Bos: Une nouvelle traduction de la Chirurgie de M. In: Bulletin de la Société des anciens textes français () S. –. – Karl Sudhoff: Abb. zur Anatomie des Maitre Henri de M. In: Ders.: Ein Beitr. zur Gesch. der Anatomie im MA speziell der anatomischen Graphik nach Hss. des . bis . Jh. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Fritz Weindler: Gesch. der gynäkologisch-anatomischen Abb. Dresden , Tf. –. – J. L. Pagel: Analekten zur Chirurgie des H. v. M. In: Janus () S. –. – K. Sudhoff: Weitere Beitr. zur Gesch. der Anatomie im MA. Tl. . In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –. –
. Hälfte . Jh. Ders.: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. . – Ernest Wickersheimer: Dictionnaire biographique des médecins en France au moyen age. Bd. . Paris (Nachdr. Genf ) S. f.; Supplément hg. v. Danielle Jacquart. Genf , S. f. – Karl-Wilhelm Grabert: Die Nomina anatomica bei den dt. Wundärzten Hieronymus Brunschwig und Hans von Gersdorff, ihre Beziehungen zu Guy de Chauliac und ihr Verhältnis zu den Jenenser Nomina anatomica des Jahres . Ein Beitr. zur Gesch. der anatomischen Nomenklatur. Diss. Leipzig . – George Sarton: Introduction to the history of science. Bd. /: Science and learning in the fourteenth century. Washington (Nachdr. Huntington ) S. –. – Leo M. Zimmermann/Ilza Veith: Great Ideas in the History of Surgery. Baltimore (Nachdr. San Francisco) S. – u. ö. – Paul de Keyser: Henri de M. in het Middelnederlands. In: Cahiers Biloque () S. –. – Loren Carey MacKinney: The beginnings of western scienti c anatomy. New evidence and a revision in interpretation of M.s role. In: Medical History () S. –. – Jürg A. Bosshard: Psychosomatik in der Chirurgie des MA, besonders bei Henri de M. (Zürcher medizingeschichtliche Abh. N.R. ). Zürich . – Eduard Seidler: Die Heilkunde des ausgehenden MA in Paris. Stud. zur Struktur der spätscholastischen Medizin (Sudhoffs. Arch. Beih. ). Wiesbaden , S. , , , u. ö. – Christian Probst: Der Weg des ärztlichen Erkennens bei bei H. v. M. In: Fachlit. des MA. FS G. Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Stuttgart , S. –. – Ria Jansen-Sieben: Middelnederlandse vakliteratuur. In: Fachprosaforschung. Acht Vorträge zur ma. Arteslit. Hg. v. Peter Assion/G. Keil. Berlin , S. –, hier S. , . – Marie-Christine Pouchelle: Corps et chirurgie à l’apogée du Moyen âge. Savoir et imaginaire chez Henri de M., chirurgien de Philippe le Bel. Paris (englische Übersetzung u. d. T.: The body and surgery in the middle ages. Cambridge ). – Philippe Castan: Naissance de la dissection anatomique. siècles a l’apogée du Moyen-Age, autour d’Henri de M. et Gui de Chauliac. Intérieur et extérieur du corps humain à l’apogée du MoyenAge. Montpellier . – Michael McVaugh: The Nature and Limits of Medical Certitude at Early Fourteenth-Century Montpellier. In: Osiris nd
Heinrich von Mondeville Series () S. –. – Luis Garcia-Ballester: Medical Ethics in Transition in the Latin Medicine of the Thirteenth and Fourteenth Centuries. New Perspectives on the Physician-Patient Relationship and the Doctor’s Fee. In: Doctors and Ethics. The Earlier Historical Setting of Professional Ethics. Hg. v. Andrew Wear u. a. (Clio Medica ). Amsterdam/New York , , S. –, hier S. –, – u. ö. – D. Jacquart: La médecine médiévale dans le cadre parisien. XIVe–XVe siècle. Paris , Reg. – Simone C. McDougall: The surgeon and the saints. Henri de M. on divine healing. In: Journal of Medieval History () S. –. – Lluís Cifuentes Comamala: Tres notes sobre traduccions quirúrgiques medievals al català. Tl. : Notícia d’una traducció catalana de la ‹Chirurgia› d’Henri de M. In: Arxiu de textos catalans antics () S. –. – Plinio Prioreschi: A history of medicine. Bd. : Medieval medicine. Omaha , S. – u. ö. – Sabine Tittel: Die ‹Anathomie› in der ‹Grande chirurgie› des Gui de Chauliac. Wort- und sachgeschichtliche Unters. und Edition (Zs. für romanische Philologie, Beih. ). Tübingen , passim. – FrançoisOlivier Touati: Les traités sur la lèpre des médecins montpelliérains: Bernard de Gordon, Henri de M., Arnaud de Villeneuve, Jourdain de Turre et Guy de Chauliac. In: L’Université de médecine de Montpellier et son rayonnement (XIIIe–XVe siècles). Hg. v. Daniel Le Blévec (De diversis artibus []). Turnhout , S. –. – Brenda Gardenour: Henri de M. In: Medieval Science, Technology and Medicine. An Encyclopedia. Hg. v. Thomas Glick u. a. New York , S. f. – G. Keil: Henri de M. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bastien Thiebaud: Henri de M. Vie et œuvre du chirurgien de Philippe le Bel. Diss. Lyon . – Philippe Bonnichon: History of surgery – Henri de M. (–): The birth of modern surgery. In: Journal de Chirurgie () S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , , , . – Jacques Vrebos: Surgical history – Thoughts on a Neglected French Medieval Surgeon: Henri De M. In: Acta Chirurgica Belgica () S. –. – D. Jacquart: Parle en chirurgien selon Henri de M. In: La rhétorique médicale à travers les siècles. Hg. v. Joël Coste (Hautes études médiévales et modernes
Ruprecht von Freising ). Genf , S. –. – Romedio SchmitzEsser: Embalming and Dissecting the Corpse between East and West. From Ar-Razi to Henry de M. In: East meets West in the middle ages and early modern times. Transcultural experiences in the premodern world. Hg. v. Albrecht Classen (Fundamentals of medieval and early modern culture ). Berlin/Boston , S. –. VZ Ruprecht von Freising. – Verfasser des Freisinger Rechtsbuchs (um ). Der Titel des Freisinger Rechtsbuches ist von seinem Verfasser R. v. F. abgeleitet, der sich im Reimnachwort selbst als «Fürsprecher» mit einer mehr als Jahre währenden gerichtlichen Praxis vorstellt. Es ist in neun Handschriften aus dem . bis zum ./. Jh. überliefert, zusammen mit je dreimal dem → Oberbayrischen Landrecht Kaiser Ludwigs des Bayern und dem → Schwabenspiegel. In einer Linzer Schwabenspiegel-Handschrift wird im Register der Inhalt des Freisinger Rechtsbuchs mit aufgeführt, ein Nikolsburger Kodex gilt als verschollen. Die älteste Handschrift wird heute im Stadtarchiv München aufbewahrt. Dabei könnte es sich um jenes Exemplar handeln, dass der Münchener Rat bei R. v. F. selbst bestellt hatte und laut einer erhaltenen Kammerrechnung von über Pfennige in vier Raten bezahlte. Dieser Kodex gilt in der Forschung allerdings nicht als ursprüngliche Fassung. Über Ruprechts Vita ist nur wenig bekannt. Aus dem Reimnachwort geht hervor, dass er kein gelehrter Jurist war und als Advokat («vorsprech») auf dem Land und in Städten wirkte. Folgt man der dort gegebenen persönlichen Vorstellung R.s v. F., übte er diese Funktion seit ca. aus; dies ergibt sich aus dem Jahr der Fertigstellung seines Rechtsbuches und seiner -jährigen Tätigkeit. In einer Urkunde des Kranzberger Gerichts (Landkreis Freising) vom .. wird R. v. F. als Schiedsmann in einer Lehenssache erwähnt. In Artikeln arbeitete R. v. F. strafrechtliche Bestimmungen, zivil- und lehensrechtliche Gegenstände sowie Verfahren zum Prozessrecht heraus, die er auf der Basis seiner umfassenden Gerichtspraxis ausführlich in zahlreichen Fallbeispielen und für seine Zeit beispiellos erörterte. Zu seinen wichtigsten nachweisbaren Quellen zählen der Schwabenspiegel (Langform; wörtlich und sinngemäß entlehnte Artikel), das Stadtbuch von Augsburg (z. B. Art. –, , , , , ,
. Hälfte . Jh. , , ) und der Bayerische Landfrieden von (z. B. Bestimmungen zu Vergehen außerhalb von Stadt und Dorf sowie zum Straßen- und Wegerecht). Über den Schwabenspiegel dürften auch die römisch-rechtlichen Ein üsse in das Freisinger Rechtsbuch Eingang gefunden haben. Zudem griff R. v. F. auf regionale Gewohnheitsrechte und Privilegien zurück, deren Ursprünge nicht in jedem Fall bekannt sind. Die zuletzt im HRG () wiederholten Bedenken zur Rezeption, wonach das Freisinger Rechtsbuch durch das Oberbayerische Landrecht bereits im . Jh. verdrängt worden sei, bedürfen noch gründlicher Studien. Die Überlieferung des Rechtsbuches nach diesem Zeitraum, die Verbreitung gemeinsam mit dem Oberbayerischen Landrecht und die Rezeption des Rechtsbuches im Freisinger Stadtbuch von (VL []) lassen Zweifel an dieser Annahme aufkommen. Außerdem wird in zwei für das Hochstift Freisingen überarbeiteten Schwabenspiegel-Handschriften von und R. v. F. als Verfasser genannt (sog. «Landrechtsbuch», ediert von Maurer []). Rockinger () hat diese Zuschreibung überzeugend widerlegt. Ü: Berlin, SBB, mgf , – (Pap., , obd., Schreiber: Jacob Hueber in Wasserburg). – Ebd., mgf , – (Pap., , obd.). – Gießen, UB, Hs. , v–v (Pap., letztes Viertel . Jh./erste Hälfte . Jh., obd.; online: UB Gießen). – Linz, Landesarch., Schlüsselberger Arch-, Slg. Hoheneck, Hs. (Pap., , bair.; nur Register zum Freisinger Rechtsbuch). – München, BSB, Cgm , r–rb (Pap., , mittelbair.). – Ebd., Cgm , r–r (Pap., , mittelbair.). – Ebd., Cgm , – (Pap., , mittelbair.). – Ebd., Cgm , ra–vb (Pap., zweite Hälfte . Jh., mittelbair.). – München, Stadtarch., Zimelie (Codex urbis Monacensis ), r–r (Pap., erste Hälfte . Jh., obd.). – Ebd., Zimelie a (Codex urbis Monacensis a), – (Pap., , obd.). – Nikolsburg/Mikulov, Fürstlich-Dietrichsteinsche Bibl., Cod. II (. Jh., dt.; verschollen). A: Beyträge zur vaterländischen Historie […]. Bd. . Hg. v. Lorenz von Westenrieder. München . – Das Stadt- und das Landrechtsbuch R.s v. F. Nach fünf Münchner Hss. herausgegeben. Ein Beitr. zur Gesch. des Schwabenspiegels. Hg. v. Georg Ludwig von Maurer. Stuttgart/ Tübingen (Nachdr. ). – Hermann Knapp:
. Hälfte . Jh. Das Rechtsbuch R.s v. F. (). Leipzig . – Freisinger Rechtsbuch. Hg. v. Hans-Kurt Claußen (Germanenrechte NF. Stadtrechtsbücher ). Weimar . L: August Ritter von Eisenhart, ADB () S. f. – Dietlinde Munzel, HRG () Sp. f. – Ulrich-Dieter Oppitz, VL () Sp. –. – Hans-Georg Hermann: Freisinger Rechtsbuch. In: HRG () Sp. f. – L. von Westenrieder: Akademische Rede über das Rechtbuch des R.s v. Freysing. München . – Beda Dudík: Hss. der Fürstlich Dietrichstein’schen Bibl. zu Nikolsburg in Mähren. In: Arch. für österr. Gesch. () S. –, hier S. . – Ludwig von Rockinger: Vorarbeiten zur Textausg. von Kaiser Ludwigs oberbaierischen Landrechten. In: Abh. der hist. Classe der Königl. Bayerischen Akad. der Wiss. () S. –, Nr. . – Ders.: Ueber die Grundlage des dem R. v. F. beigelegten Landrechtes. In: Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss., phil.-hist. Kl. () –. – H. Knapp: Das Rechtsbuch R.s v. F. () in seiner Bedeutung als strafrechtliche Quelle des MA. In: Arch. für Strafrecht und Strafprozess () S. –. – Ernst Klebel: Stud. zu den Fassungen und Hss. des Schwabenspiegels. In: MIÖG () S. –. – Carl Gustav Homeyer: Die dt. Rechtsbücher des MA und ihre Hss. Neu bearb. v. Conrad Borchling u. a. . Abt. Weimar , Nr. , . – H.-K. Claußen: Das Freisinger Rechtsbuch. In: Germanenrechte. NF. Deutschrechtliches Arch. Abt. Beihefte, . H. Weimar , S. –. – Louis Carlen: Der Hutzwang. In: FS Ernst Carl Hellbling. Hg. v. Hans Lentze/Peter Putzer. Salzburg , S. –. – Gerhard Köbler: Die Begründung von Rechtssätzen im Hoch- und SpätMA. In: Archivalische Zs. () S. –. – U.-D. Oppitz: Ergänzungen zu Homeyer: Die dt. Rechtsbücher des MA und ihre Hss. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Ders.: Dt. Rechtsbücher des MA. Köln/Wien , Bd. , S. f.; Bd. , Nr. , , , , , , , , , . – Online: Handschriftencensus. – Hist. Lex. Bayerns. DB/MM Johann von Buch (d. J.), * um , † um . – Altmärkischer Rechtsgelehrter. Biogramm: J. v. B. entstammte einer ritterbürtigen Familie, die sich nach dem Burgort Buch
Johann von Buch (d. J.) in der brandenburgischen Altmark benannte, unweit der Stadt Tangermünde an der Elbe (das Geschlecht ist erstmals urkundlich nachweisbar). Mehrere Familienmitglieder standen im . und . Jh. in den Diensten der askanischen Markgrafen von Brandenburg. J.s Großvater, Johann der Ältere (– urkundlich erwähnt), war Vogt von Tangermünde und sein Vater Nikolaus († ca. ) Truchsess des Markgrafen Waldemar (–). J. v. B. studierte Jura in Bologna (Immatrikulation mit → Gerke von Kerkow ) und ist in ca. Urkunden zwischen und (?) nachweisbar. Nach seinem Studium stand er im Dienst Herzog Ottos II. des Milden von Braunschweig (seit Mitregent in der Mark Brandenburg), wechselte J. an den Hof Markgraf Ludwigs I. (–), Sohn Kaiser Ludwigs des Bayern (–), dem faktischen Landesherrn der Mark. Vermutlich dieser ernannte ihn / zum Hauptmann der Mark (capitaneus generalis; dieses Amt könnte J. v. B. bereits früher begleitet haben, zum letzten Mal wird er mit diesem Titel in einer Urkunde vom .. genannt); zudem übte er bis das Amt des Hofrichters (iudex generalis curie) aus. Es ist anzunehmen, dass er während der Beilegung der weit ausgreifenden Unruhen nach der Erschlagung des Bernauer Propstes in Berlin eine entscheidende Rolle spielte. Aufgrund seiner landesherrlichen Dienste (und den gewährten Darlehen für die Markgrafen von Brandenburg) übertrug Ludwig J. v. B. die Herrschaft Garsedow bei Wittenberg. Lück (, S. ) vermutet, dass J. v. B. bis etwa zu dieser Zeit zu einem «der größten Grundherren der Mark geworden sein» könnte. Bereits soll es zu einer Entfremdung zwischen dem Markgraf und J. v. B. gekommen sein. In den Auseinandersetzungen der Wittelsbacher mit dem «falschen Waldemar» (–), der sich als Vertreter des ehemaligen und im Mannesstamm erloschenen Markgrafengeschlechts ausgab, hatte J. v. B. wohl keine größeren wirtschaftlichen Verluste und politischen Rückschläge hinnehmen müssen, wie in der Literatur oft zu lesen ist (siehe dazu Lück [], S. ). ndet sich die letzte Erwähnung seines Namens, jedoch könnte damit nicht J. v. B. selbst, sondern sein gleichnamiger Sohn oder eine andere Person gleichen Namens bezeichnet worden sein. J. war mit einer nicht weiter bekannten Mechthilde verheiratet und Vater von mindestens einem Sohn (Johannes) und drei Töchtern (Elisabeth, Mechthild, Anna).
Johann von Buch (d. J.) J. nennt sich in seinen beiden bekannten Werken nicht namentlich. Jedoch kann aus den Prologen der beiden Schriften seine Verfasserschaft mit ziemlicher Sicherheit erschlossen werden, denn J. v. B. nennt dort seinen Vater Nikolaus und dessen Brüder Konrad und Siegfried; diese drei Personen sind andernorts urkundlich belegt und können wie auch J. v. B. in den Stammbaum der Familie eingeordnet werden. In zwei späteren Werken, dem sächsischen Weichbildrecht (→ Magdeburger Rechtsbücher) und in der Bearbeitung der Weichbildglosse des Nicolaus → Wurm, wird berichtet, dass ein Gerke von Kerkow bzw. dass Gerke und Johann den «richtstig» verfasst hätten. Danach wäre entweder der → Richtsteig Lehnrechts oder der Richtsteig Landrechts durch Gerke (mit) verfasst worden. Gerke war Mündel J.s v. B. Da zwischen J.s Werken und dem → Berliner Schöffenrecht ein enger Zusammenhang besteht, vermutet Pötschke (, S. f.), dass im Umkreis J.s ein unbekanntes brandenburgisches Landrecht entstanden sei, das Vorbild für das Berliner Schöffenrecht gewesen sein könnte. Die in der älteren und auch jüngeren Forschung wiederholte Vermutung, J. v. B. könnte auch Verfasser der → Lehnrecht-Glosse zum Sachsenspiegel sein, ist von Kaufmann () erneut abgelehnt worden. Glosse: Die nach J. benannte Buchsche Glosse zum Sachsenspiegel-Landrecht (in Abgrenzung zu späteren Sachsenspiegel-Glossen) verfasste er zwischen und ; diese Datierung ergibt sich durch die Erwähnung des Mordes am Magdeburger Erzbischof Burchard III. () und J.s Tätigkeit im Dienst Herzog Ottos bis . Sie entstand noch vor dem Richtsteig, wobei der Prolog zur Glosse (nur in sechs Handschriften überliefert) wohl erst später und nach der Abfassung des Richtsteigs entstanden sein dürfte. Mit ca. vollständig und fragmentarisch überlieferten Handschriften (inkl. der späteren Bearbeitungen) war der Glosse eine außerordentliche Verbreitung zuteil geworden; die älteste bekannte und in Nd. verfasste Handschrift geht auf die Jahre / zurück. Nur für den Sachsenspiegel selbst und seine obd. Bearbeitung, den → Schwabenspiegel, kann heute eine größere Resonanz für einen deutschsprachigen Rechtstext nachgewiesen werden. Die Glosse wurde bald ins Mittel- und Oberdt. übertragen, mehrere Wiegendrucke von ihr sind erhalten: Basel (), Köln (), Leipzig (), Stendal () und Augsburg ().
. Hälfte . Jh. Als Vorlage nutzte J. v. B. vermutlich die ursprüngliche, auf → Eike selbst zurückgehende Fassung des Sachsenspiegels, eine brandenburgische Sachsenspiegelfassung in nd. Sprache (kurz nach entstanden) und eine lat. Übersetzung der Brandenburger Fassung. Aufgrund der Erwähnung Karls des Großen in der dritten Reimvorrede des Sachsenspiegels zog J. v. B. den Schluss, dass die lat. Fassung auf diesen zurückgehe und von diesem privilegiert worden sei, während die dt. Fassung eine Bearbeitung Eikes sei, die er kurz nach (Datierung des karolinischen Privilegs) ins Dt. übertragen habe. U. a. von diesem Befund ausgehend, so schreibt J. im Prolog, habe er seine Glosse auf Anregung Herzog Ottos und seiner Onkel Konrad und Siegfried verfasst, um dem vielfach verfälschten karolinischen «Privileg» wieder die angemessene Geltung zu verleihen, und er behauptet in diesem Zusammenhang, er sei im Besitz eines «bullierten» Exemplars des Sachsenspiegels, aus dem er für seine Glosse schöpfe. Darüber hinaus wolle er das sächsische Recht mit dem Kirchen- und Kaiserrecht in Übereinstimmung bringen, so dass mit Hilfe seiner Glossen der Sachsenspiegel vor den meisten Gerichten, auch den geistlichen, zur erfolgreichen Anwendung gelangen könne. J. v. B. glossierte das Landrecht bis Buch III, Art. , § und scheidet innerhalb dieses Textes nochmals Artikel aus, von denen er annimmt, dass sie nicht auf Karl den Großen zurückgehen. Dadurch stellt er das von ihm angenommene Privileg Karls in seiner angeblichen Ursprünglichkeit wieder her (spätere Glossierungen gehen über dieses Korpus hinaus, s. dazu weiter unten die Klassi zierung der Handschriften). In J.s Glossierung wurden die Normen des Sachsenspiegels jenen des kanonischen und des Kaiserrechts gegenübergestellt und Widersprüche harmonisiert. Dadurch entstand die erste dt. Synthese von kaiserlichem, kanonischem und heimischem Recht. Die Glosse gibt Zusammenfassungen der Artikel des Sachsenspiegels und relevante Stichworte in der von J. v. B. vorgefundenen Reihenfolge wider, so dass ein Werk mit Sach- und Worterläuterungen entsteht, denen J. Erläuterungen zu größeren Themenkomplexen an die Seite stellt. Er nutzte dazu das Corpus iuris civilis mit der accursischen Glosse, die ihm als unmittelbares Vorbild diente und die er in langen Passagen wiedergibt. Hinzu kommen Teile des späteren Corpus iuris canonici mit der Glossa ordinaria, der Libri Feudorum und
. Hälfte . Jh. märkischer Gewohnheitsrechte. Er nahm sich auch den widersprechenden Stellen im Sachsenspiegel an und aktualisierte diesen nach seinen Maßgaben. Die Handschriften zur Glosse werden in drei Klassen und diese wiederum in Ordnungen unterschieden: Klasse I (Kürzere Buchsche Glosse): Ordnung Ia (endet bei III § ), Ordnung Ib (bricht mit einem unvollständigen Artikel zu III § ab), Ordnung Ic (wie Ordnung Ib mit dem Unterschied, dass sich ein Zusatz über die «Ebenburt» anschließt). – Klasse II (Längere Buchsche Glosse): glossiert bis Sachsenspiegel Art. III . – Klasse III (Zusatzglossen): Ordnung IIIa Glosse des Nicolaus Wurm, Ordnung IIIb Glosse des Brand von → Tzerstede, Ordnung IIIc Glosse des → Petrus de Posena, Ordnung IIId Stendaler Glosse, Ordnung IIIe Glossen des → Dietrich und → Tammo von Bocksdorf. Neben dieser außerordentlich erfolgreichen Rezeptionsgeschichte weisen u. a. das Clevische Stadtrecht (zwischen und entstanden), die → Informatio ex speculo Saxonum aus der zweiten Hälfte des . Jh. und die Neun Bücher Magdeburger Rechts (–) von Walter → Ekhardi Ein üsse aus der Glosse auf. Zudem ist in der Forschung mehrfach darauf hingewiesen worden, dass zwischen dem Erfolg der Buchschen Glosse und der weiten Verbreitung des Sachsenspiegels einerseits und dem Verschwinden der Bilderhandschriften des Sachsenspiegels und der Rezeption seiner Glossen andererseits ein enger Zusammenhang bestehen dürfte. Auf J.s Bitte hin wurden die alten Gewohnheitsrechte der Stadt Jerichow (bei Tangermünde) durch Markgraf Ludwig von Brandenburg am .. abgeschafft und durch den Sachsenspiegel («privilegium Saxonie») als geltendes Recht abgelöst. Richtsteig Landrechts: Der R. L. ist wohl ursprünglich als viertes Buch der Buschschen Glosse um ca. entstanden und ist heute in ca. Handschriften und mindestens elf frühen Drucken aus dem ./. Jh. überliefert; die älteste bekannte Handschrift gehört ins Jahr . Im Prolog erklärt J. v. B., dass die betreffenden Stellen zum Rechtsgang (daher der Name: «Richtsteig» meint Rechtsgang, ein Gerichtsverfahren) im Sachsenspiegel verstreut seien und daher wäre es auch für weise Männer schwierig, sich mit Hilfe des Sachsenspiegels vor Gericht zu helfen. J.s Onkel hätten ihn daher gebeten, die entsprechenden Stellen aus dem sächsischen Recht zusammenzutragen und
Johann von Buch (d. J.) für Richter, Kläger und Beklagte zur Verfügung zu stellen. In diesem Sinne handelt es sich beim Richtsteig um eine systematische prozessrechtliche Erörterung in Kapiteln. Es werden die Funktionen und Aufgaben der Richter, Schöffen und Vorsprecher besprochen (Kap. –), anschließend erörtert er die Verfahren zu den bürgerlichen, strafrechtlichen und gemischten Klagen (Kap. –) und zum Schluss behandelt J. Urteile und Urteilsschelte (Kap. –). Wie auch schon bei seiner Glosse nahm sich J. v. B. für die Abfassung des Richtsteigs ein im kanonischen Recht bekanntes Genre zum Vorbild, allerdings folgt er im Richtsteig keiner bekannten Schrift. Die Überlieferung wird heute in fünf Textklassen unterschieden: Textklasse A (erste Fassung): Ordnung a (durchgehend mit dem Prolog versehen), Ordnung b (hinter Art. oder ist ein Art. hinzugefügt worden), Ordnung c (ohne Prolog und Ronstede-Notiz, gelegentliche Einteilung in drei Bücher). – Textklasse B (vierte Fassung): Ordnung a (umständlichere breite Redeweise im Vergleich zu Textklasse A), Ordnung b (hier sind die Stücke Cautela und Premis hinzugefügt worden). – Textklasse C (zweite Fassung): Prolog und Epilog fehlen, Art. – ist an den Schluss versetzt. – Textklasse D (dritte Fassung): Prolog und Epilog fehlen, es wurde ein zweiter Teil mit Art. ergänzt. – Textklasse E (fünfte Fassung): abgeleitet aus Textklasse B, in drei Bücher geteilt, das erste und zweite Buch ist mit Vorreden versehen. Entlehnungen aus dem R. L. nden sich wiederum in der Informatio ex speculo Saxonum und darüber hinaus in der Weichbildglosse und im Großen Rechtsbuch der Feme (→ Femerechtsbücher). Ü: Glosse: Nachweise zu den Handschriften bei Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Köln/Wien , Bd. , S. –. – Ergänzungen zu den nach aufgefundenen Handschriften bei Kaufmann (), S. XXXVII–XLIV (inkl. einer Besprechung der Drucke). – Zu den Drucken siehe auch Emil Steffenhagen: Entwicklung der Landrechtsglosse. VII: Der Glossenprolog. In: Sb. der Akad. der Wiss. in Wien. Phil.-hist. Kl. () S. –, hier S. –. – Außerdem: Friedrich Scheele: Das aufgefundene Fragm. des SachsenspiegelLandrechts mit Glosse (Pgt. Fragm. a) der ehemaligen Universitätsbibl. Helmstedt. In: Beitr. und
Johann von Buch (d. J.) Kat. zu den Ausstellungen «Bilderhss. des Sachsenspiegels», «Nd. Sachsenspiegel» und «Nun vernehmet in Land und Stadt» […]. Hg. v. dems. u. a. (Schr. der Landesbibl. Oldenburg ). Oldenburg , S. –. – Ders.: Das neu aufgefundene Fragm. a und b des Sachsenspiegel-Landrechts mit Glosse der ULB Sachsen-Anhalt in Halle (Saale). In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Frank-Michael Kaufmann: Zu zwei neu gefundenen Handschriftenfragmenten der Sachsenspiegelglosse (Weimar, Hauptstaatsarch., Handschriftenfragmente . und Zeitz, Stiftsbibl., Epist. Quart. ). In: DA () S. –. Richtsteig: Zur handschriftlichen und verlegerischen Überlieferung siehe Oppitz: Dt. Rechtsbücher () Bd. , S. f. und Ingeborg BuchholzJohanek, VL (). A: Glosse: E. Steffenhagen: Die Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. Nach der Amsterdamer Hs., Tl. : Einleitung und Glossenprolog. In: Akad. der Wiss. zu Wien, phil.-hist. Kl., Denkschr. . Wien/Leipzig . – Sassenspegel. Mit velen nyen Addicien san dem Leenrechte unde Richtstig. Hg. v. Hans Rynmann von Öhringen. Augsburg (VD D ). Erneut hg. v. Karl August Eckehardt (Bibliotheca rerum historicarum. Neudr. ). Aalen . – J. B.: Glossen zum Sachsenspiegel-Landrecht. Buchsche Glosse. Hg. v. Frank-Michael Kaufmann. Bde. (MGH Fontes iuris NS ). Hannover . Richtsteig: J. v. B.: Des Richtes Stig oder der Richtstig Landrechts sammt Cautela und Prems, nebst einem Stücke vom Zehnten, Mühlen und Höfen. Hg. v. Friedrich Wilhelm von Unger. Göttingen . – Carl Gustav Homeyer: Der Richtsteig Landrechts nebst Cautela und Premis. Berlin . L: Steffenhagen, ADB () S. f. – Hans Liermann, NDB () S. f. – Ingeborg Buchholz-Johanek, LexMA () Sp. . – Dies., VL () Sp. –. – Berent Schwineköper: Buch. In: Provinz Sachsen/Anhalt. Hg. v. dems. (Hb. der hist. Stätten Deutschlands ). Stuttgart , S. f. – Dietlinde Munzel: Richtsteig. In: HRG () Sp. –. – Hiram Kümper, BBKL () Sp. –. – Jürgen Wolf, Killy () S. f. – Rolf Lieberwirth: Glossen zum Sachsenspiegel. In: HRG () Sp. –. – Heiner Lück: J. v. B. In: ebd., Sp. f. – Ernst Peter Johann
. Hälfte . Jh. Spangenberg: Beyträge zu den Teutschen Rechten des MA, vorzüglich zur Kunde und Kritik der altgerm. Rechtsbücher und des Sachsen- und Schwaben-Spiegels […]. Halle . – Karl Friedrich von Klöden: Über den Verfasser der niedersächsischen (Buchschen) Glosse des Sachsenspiegels und des Richtsteigs. In: Märkische Forschungen () S. –. – C. G. Homeyer: Der Prolog zur Glosse des sächsischen Landrechts. In: Phil.-hist. Abh. der Akad. der Wiss. zu Berlin () S. –. – Otto Stobbe: Gesch. der dt. Rechtsquellen. Bd. . Braunschweig (Nachdr. ). – Friedrich Julius Kühns: Gesch. der Gerichtsverfassung und des Prozesses in der Mark Brandenburg vom . bis zum Ablauf des . Jh. Berlin /, Bd. , f.; Bd. , mit Nr. a, –. – George Adalbert von Mülverstedt: Ueber die Stamm-Heimath der Altmärkischen Herren von Buch mit Rücksicht auf J. v. B. […]. In: Jahresber. des Altmärkischen Ver. für vaterländische Gesch. und Industrie () S. –. – E. Steffenhagen: Entwicklung der Landrechtsglosse. IX: Die Überl. der Buch’schen Glosse. In: Sb. der Akad. der Wiss. in Wien. Phil.-hist. Kl. / (). – Ders.: Entwicklung der Landrechtsglosse. XI: J. v. B. und die Accursische Glosse. In: ebd. / (). – Ders.: Entwicklung der Landrechtsglosse. XII: J. v. B. und die kanonische Glosse. In: ebd. / (). – Ders.: Der Ein uß der Buch’schen Glosse auf die späteren Denkmäler. Tl. : Das Clevesche Stadtrecht. In: Phil.-hist. Abh. der Akad. der Wiss. zu Berlin () S. –; Tl. : Das Berliner Stadtrecht. In: ebd. () S. – (Nachdr. aller Sitzungsberichte in: Bibliotheca rerum historicarum, Neudr., Bd. . Hg. v. K. A. Eckhardt. Aalen ). – E. Steffenhagen: Das Preetzer Abecedarium mit dem Richtsteig Landrechts. In: Zs. der Ges. für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Gesch. () S. –. – Dt. Studenten in Bologna (–). Biographischer Index zu den Acta nationis Germanicae universitatis Bononiensis. Bearb. v. Gustav C. Knod. Berlin (Nachdr. Aalen ) S. . – Karl Schilling: Das objektive Recht in der Sachsenspiegel-Glosse (Freiburger rechtsgeschichtliche Abh. ). Berlin . – Hermann Ulrich Kantorowicz: Die Allegationen im späteren MA. In: Arch. für Urkundenforschung () S. –. – Erika Sinauer: Stud. zur Entstehung der Sachsenspiegelglosse. In: Neues Arch. der Ges. für ältere dt. Geschichtskunde ()
. Hälfte . Jh. S. –. – Claudius von Schwerin: Der sogenannte zweite Teil des Richtsteiges. In: Abh. zur Rechts- und Wirtschaftsgesch. FS Adolf Zycha. Weimar , S. –. – Helene Bindewald: Stud. zur Entstehung der Sachsenspiegelglosse. Die Reihe I () bis des Sachsenspiegel-Landrechts. In: DA () S. –. – Herbert Coing: Römisches Recht in Deutschland (Ius Romanum Medii Aevi ). Mediolani , S. –. – Elisabeth Nowak: Die Verbreitung und Anwendung des Sachsenspiegels nach den überlieferten Hss. Diss. masch. Hamburg . – Karl Kroeschell: Rechtsaufzeichnung und Rechtswirklichkeit. Das Beispiel des Sachsenspiegels. In: Recht und Schrift im MA. Hg. v. Peter Classen (Vorträge und Forschungen ). Sigmaringen , S. –. – Alexander Ignor: Über das allgemeine Rechtsdenken Eikes von Repgow (Rechts- und staatswissenschaftliche Veröff. der Görres-Ges. NF ). Paderborn . – Das Römische Recht im MA. Hg. v. Eltjo J. H. Schrage (WdF ). Darmstadt , S. –. – Rolf Lieberwirth: Über die Glosse zum Sachsenspiegel. In: Sb. der Sächsischen Akad. der Wiss. zu Leipzig, Philol.-Hist. Kl. / (). – Wolfgang Sellert: «Borgerlike, pinlike und misschede klage» nach der Sachsenspiegelglosse des J. v. B. In: Überl., Bewahrung und Gestaltung in der rechtsgeschichtlichen Forschung. Hg. v. Stephan Buchholz u. a. (Rechts- und staatswissenschaftliche Veröff. der Görres-Ges. NF ). Paderborn u. a. , S. –. – Dieter Pötschke: Die Glossen zum Sachsenspiegel. In: Alles was Recht war. Rechtslit. und literarisches Recht. FS Ruth SchmidtWiegand. Hg. v. Hans Hö nghoff u. a. (Item mediävistische Stud. ). Essen , S. –. – R. Lieberwirth/F.-M. Kaufmann: Zu grundlegenden Problemen bei der Erarbeitung einer Edition der Glosse(n) zum Sachsenspiegel-Landrecht. In: Anwendungen für Kommunikations-Highways. Perspektiven in den neuen Bundesländern. Hg. v. D. Pötschke u. a. Heidelberg , S. –. – Gerhard Günther: Überlegungen zur digitalen dynamischen Edition der Sachsenspiegelglosse. In: ebd., S. –. – D. Pötschke: Textschichtungen in Rechtsbüchern und ihre computergestützte Aufndung. In: ebd., S. –. – Ders.: Die Glosse zum Sachsenspiegel im Zisterzienserkloster Loccum und Probleme einer computergestützten krit. Edition. In: Spiritualität und Herrschaft. Konferenzband zu «Zisterzienser, Multimedia, Museen». Hg. v. Oliver H. Schmidt u. a. (Stud. zur Gesch.,
Johann von Buch (d. J.) Kunst und Kultur der Zisterzienser ). Berlin , S. –. – H. Lück: Auf dem Weg zu einer europäischen Rechtskultur. J. v. B. und seine Sachsenspiegelglosse. In: Buchen-Bll. Nachrichten aus der Familie von Buch () S. –. – F.-M. Kaufmann: Einige Bemerkungen zur geplanten Edition der Glosse des J. v. B. zum SachsenspiegelLandrecht. In: Recht – Idee – Geschichte. Beitr. zur Rechts- und Ideengesch. für Rolf Lieberwirth anläßlich seines . Geburtstages. Hg. v. H. Lück u.a . Köln u. a. , S. –. – D. Pötschke: Utgetogen recht stet hir. Brandenburgische Stadtund Landrechte im MA. In: Stadtrecht, Roland und Pranger. Zur Rechtsgesch. von Halberstadt, Goslar, Bremen und märkischen Städten (HarzForschungen ). Berlin , S. –. – R. Lieberwirth: Die Monumenta Germaniae Historica und die Glossen zum Sachsenspiegel. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – B. Kannowski/F.-M. Kaufmann: Ein «Brief aus uralten Zeiten». Über J. v. B., die Stadt Jerichow und eine bedeutende wieder aufgefundene Urkunde von Mai . In: DA () S. –. – Aderlass und Seelentrost. Die Überlieferung deutscher Texte im Spiegel Berliner Handschriften und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz . – H. Lück: Über den Sachsenspiegel. Entstehung, Inhalt und Wirkungen des Rechtsbuches (Veröff. der Stiftung Dome und Schlösser in SachsenAnhalt ). Dößel . – B. Kannowski: Der Sachsenspiegel und die Buch’sche Glosse. Begegnung deutschrechtlichen und romanistischen Denkens? In: Leges – Gentes – Regna. Zur Rolle von germ. Rechtsgewohnheiten und lat. Schrifttradition bei der Ausbildung der frühma. Rechtskultur. Hg. v. Gerhard Dilcher u. a. Berlin , S. –. – Ders.: Zwischen Appellation und Urteilsschelte. Über das Rechtsdenken des J. v. B. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – H. Lück: Klagen und ihre Symbolik in Text, Glosse und Richtsteig des Sachsenspiegel-Landrechts. Zum Verhältnis von prozessualer Norm und Rechtswirklichkeit am Beginn der frühen Neuzeit. In: Symbolische Kommunikation vor Gericht in der Frühen Neuzeit. Hg. v. Reiner Schulze (Schr. zur europäischen Rechts- und Verfassungsgesch. ). Berlin , S. –. – F.-M. Kaufmann: Die Glossen zum Sachsenspiegel-Lehnrecht. Hsl. Überl., Textstufen, Verfasserfragen. In: Zs. der Savigny-Stiftung
Konrad von Halberstadt d. Ä. für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – H. Lück: J. v. B. (ca. –ca. ). Stationen einer juristisch-politischen Karriere. In: ebd. () S. –. – Ders.: Um : J. v. B. Glossator des Sachsenspiegels. In: Mitteldt. Jb. für Kultur und Gesch. () S. –. – B. Kannowski: Die Umgestaltung des Sachsenspiegelrechts durch die Buch’sche Glosse (MGH Schr. ). Hannover . – Ders.: Europäisches Rechtsdenken bei J. v. B. In: Tangermünde, die Altmark und das Reichsrecht. Impulse aus dem Norden des Reiches für eine europäische Rechtskultur. Hg. v. H. Lück. Stuttgart u. a. , S. –. – B. Zacke: Johannes B.: Buchsche Glosse und Richtsteig Landrechtes. In: Im Dialog mit Raubrittern und Schönen Madonnen. Die Mark Brandenburg im späten MA. Hg. v. Mario Müller u. a. (Stud. zur brandenburgischen und vergleichenden Landesgesch. ). Berlin , S. –. – Peter Neumeister: J. v. B. Ein altmärkischer Rechtsgelehrter im Dienste der Wittelsbacher. In: Die Altmark von bis . Eine Kulturregion im Spannungsfeld von Magdeburg, Lübeck und Berlin. Hg. v. Peter Knüvener u. a. Berlin , S. –. DB/MM Der Kleine Renner → Band , Sp. –. Konrad von Halberstadt d. Ä. OP, † wahrscheinlich nach . – Möglicher Autor einer Enzyklopädie. K.s Lebensumstände sind aufgrund fehlender Nachweise kaum greifbar. Möglicherweise handelt es sich bei K. um jenen «Cunradus Halberstat», der sich an der Universität Bologna immatrikulierte. Später schloss er sich den Dominikanern an und weilte als De nitor der sächsischen Ordensprovinz auf dem Generalkapitel von Florenz. vertrat wahrscheinlich der gleiche K. Meister → Eckhart in dessen Prozess und verlas in Köln eine Erklärung des von der Inquisition angeklagten Theologen. K. ist nicht mit Konrad von Halberstadt d. J. identisch, der ebenfalls im . Jh. lebte und Provinzial der sächsischen Dominikanerprovinz war. K.s Autorschaft mehrerer theologischer, enzyklopädischer u. a. Werke ist in der Vergangenheit oft angenommen worden, heute aber umstritten. So wird ihm die populäre Bibelkonkordanz Concordantiae bibliorum mittlerweile abgesprochen. Das Werk konnte bereits in Paris nachgewiesen werden. Es gilt daher als zu früh, um von K. verfasst
. Hälfte . Jh. worden zu sein. Eine Postilla super librum Sapientiae wurde K. in einer verlorenen Handschrift aus Danzig zugeschrieben. Es könnte sich bei diesem Text jedoch auch um den gleichnamigen Kommentar von K.s Zeitgenossen Robert(us) Holcot OP gehandelt haben, der starb. Auch die → Mensa philosophica und eine → Summa recreatorum werden K. aufgrund textlicher Indizien nicht mehr zugeschrieben. Möglicherweise von K. stammt die lat. Enzyklopädie Responsorium curiosorum. Der Text ist nur in einer Lübecker Inkunabel von erhalten, die einen K. v. H. als Verfasser nennt. In dieser Fassung enthält die Schrift «problemata» in vier Büchern. Der erste Teil beschäftigt sich mit Himmelskörpern, P anzen und Mineralien. Die übrigen drei Bücher behandeln die Anatomie der Menschen und Tiere. Im Zusammenhang mit den Menschen geht das Werk auch auf medizinische Fragen ein. Als Quellen nennt der Text u. a. Schriften von Constantinus Africanus, → Albertus Magnus, Roger Bacon sowie die pseudo-aristotelischen Problemata. Ü: Zu einer heute verlorenen Druckabschrift des Responsorium curiosorum vgl. die Hinweise bei R˚uzˇ iˇcková (s. Lit.) S. (mit Anm. ). – Zur verschollenen Hs. der verschiedentlich K. zugeschriebenen Postilla super librum Sapientiae vgl. Kaeppeli (s. Lit.) Nr. . D: Responsorium curiosorum: Lübeck: [Lukas Brandis], (GW ). – Gesamtverz. (mit der K. mittlerweile abgesprochenen Bibelkonkordanz): http://gesamtkatalogderwiegendrucke.de/docs/CONRHAL.htm. A: Responsorium curiosorum: Iolanda Ventura: Der ‹Liber similitudinum naturalium› K.s v. H. und seine Quellen. Ein Fallbeispiel aus der naturwissenschaftlichen Textüberl. im SpätMA. In: Frühma. Stud. () S. –, hier S. (Teilausg.). – Online-Faks. von GW : http://resolver.staatsbibliothek-berlin. de/SBBCDA. L: Paul-Gundolf Gieraths, NDB () S. . – Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –. – Dieter Berg, LexMA () Sp. f. – Goswin Frenken: Die älteste Schwankslg. des MA. Die ‹mensa philosophica› eines Kölner Dominikaners. In: Jb. des Kölnischen Geschichtsver. / () S. –. – Thomas Kaeppeli: Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi . Rom , S. –. – Richard H.
. Hälfte . Jh. Rouse/Mary A. Rouse: The Verbal Concordance to the Scriptures. In: Archivum Fratrum Praedicatorum () S. –. – Erwin Rauner: K.s v. H. O.P. ‹Tripartitus moralium›. Stud. zum Nachleben antiker Lit. im späteren MA. Bde. Frankfurt/M. . – I. Ventura: ‹Quaestiones› and Encyclopedias. Some Aspects of the Late Medieval Reception of the Pseudo-Aristotelian ‹Problemata› in Encyclopedic and Scienti c Culture. In: Schooling and Society. The Ordering and Reordering of Knowledge in the Western Middle Ages. Hg. v. Alasdair A. MacDonald/Michael W. Twomey. Leuven u. a. , S. –. – Dana R˚uzˇ iˇcková: ‹Responsorium curiosorum›. Pokus o Rekonstrukci Dosahu. In: Sborník Prací Filozo cké Fakulty Brnˇenské Univerzity () S. –. – Dies.: Where to Seek the Meeting Point of the Treatises ‹Summa Recreatorum›, ‹Mensa Philosophica› and ‹Responsorium Curiosorum›. A Query into the History of Their Origin. In: ebd. () S. –. – I. Ventura: ‹Aristoteles fuit causa efficiens huius libri›. On the Reception of Pseudo-Aristotle’s ‹Problemata› in Late Medieval Encyclopaedic Culture. In: Aristotle’s ‹Problemata› in Different Times and Tongues. Hg. v. Pieter de Leemans/Michèle Goyens. Leuven , S. –. – I. Ventura: Formen des dominikanischen Enzyklopädismus im . Jh. Heinrich von Herford, K. v. H., Jakob von Soest. In: Graeco-Latina Brunensia () S. –. MM Stadtregimentslehren. – Texte zur moralischen und politischen Belehrung städtischer Mandatsträger, ab der ersten Hälfte des . Jh. S. im engeren Sinn bieten Ratschläge zur Amtsführung von städtischen Mandatsträgern wie Bürgermeistern und Stadtratsmitgliedern. Sie können aber auch die Bürgerschaft oder das ganze städtische Gemeinwesen einbeziehen. S. beschreiben gewöhnlich Eigenschaften, die für eine gute Amtsführung als notwenig erachtet werden. Daneben geben sie ihren Adressaten manchmal auch Empfehlungen für einen tugendhaften Lebenswandel oder warnen vor Lastern, die eine Stadt gefährden können. Häu g in S. erwähnte Qualitäten sind etwa Gottesfurcht, Unbestechlichkeit, Eintracht, Erfahrung, Gerechtigkeits- und Gemeinsinn. Manche S. ermahnen die Mandatsträger auch zur Bewahrung städtischer Freiheiten und zur Treue gegenüber dem Stadtherren. Als didaktisch angelegte
Stadtregimentslehren Texte für politische Eliten sind die S. mit den Fürstenspiegeln verwandt. Sie sind oftmals in Versform überliefert, etwa als Ratsgedichte. In dt. Sprache sind S. ab dem . Jh. erhalten. Handschriftliche Überlieferung dominiert; es sind aber auch an städtischen Bauten angebrachte S. bekannt. Zu den frühesten S. zählt eine aus den Niederlanden stammende Dichtung, die sich über den kölnischen und niederrheinischen Raum bis in nd. und mitteldt. Regionen verbreitete. Der anonyme Text ist in mndl., mnd. und lat. Fassungen erhalten. Er kursierte unter Titeln wie Hoemen ene stat regeren sal und u. a. mit dem Incipit «Die eyn Sadt sullen regieren». Die Entstehung dieser S. wird im zweiten Viertel des . Jh. vermutet. Als Ursprungsort hat die Forschung Antwerpen erwogen. In den Handschriften umfasst die Dichtung mindestens , meist aber Reimpaarverse mit Maximen. Diese enthalten die erwähnten Empfehlungen an städtische Amts- und Mandatsträger. Manche Fassungen sind um zusätzliche Verse erweitert, die vor den Konsequenzen von Fehlverhalten warnen. Die bekannte Überlieferung dieser S. erfolgte ab der Mitte des . Jh. zunächst im ndl. Lekenspieghel (–) des Jan van Boendale (Spiegel der Laien). Ähnliche Ratschläge nden sich in dessen Jans Teesteye (–) und dem ihm zugeschriebenen Boec vander wraken (–). Eine ndl. Fassung der S. zierte einen Balken im Rathaus von Brüssel, die nd. Fassung eine Tafel im Rathaus von Emmerich. Der nd. Text ist auch in niederrheinischen Rechtsbüchern, im Stadtbuch von Ribnitz (Kreis Vorpommern-Rügen) und in einer Handschrift des → Engelbert van der Wyck überliefert. In lat. Hexametern schmückte diese S. eine Wand im Rathaus von Bremen. Auf das späte . Jh. wird die S. Von guotten raetten datiert. Sie wurde verschiedentlich Johannes → Rothe zugesprochen, was heute aber als unwahrscheinlich gilt. Der Spruch ist in der Überlieferung zwischen zehn und Reimpaarverse lang und fordert die in S. üblichen Qualitäten ein. Die sog. Magdeburger Prophetenreime entstanden wahrscheinlich / als Reaktion auf die Magdeburger Unruhen von . Laut → Magdeburger Schöppenchronik wurden sie danach auf die Gerichtslaube des dortigen Rathauses geschrieben. Sie sind jedoch nur als handschriftliche Notiz in einer Inkunabel erhalten. Die Reimpaarverse listen die für
Stadtregimentslehren eine gute Stadtregierung notwendigen Eigenschaften auf und warnen vor Lastern wie Zorn und Wollust. Mit Tugenden und Lastern beschäftigt sich auch ein um entstandenes Stadtratsgedicht des → Heinrich von Rang. Die Reimpaarverse wenden sich an neue Ratsmitglieder, die hier zu Respekt vor älteren Räten aufgefordert werden. Ebenfalls aus der Mitte des . Jh. stammt die mnd. S. Van deme rade to kesende. Der anonyme Text in Reimpaarversen de niert ein gutes Stadtregiment «ex negativo», indem er schädliche Laster und De zite von Bürgern und Mandatsträgern benennt. Vor / schrieb Simon → Balderer einen Reimpaarspruch, der junge Ratsmitglieder zum Gehorsam gegenüber ihren älteren Kollegen ermahnt. überreichte Johannes → Frauenburg dem Stadtrat von Görlitz als Neujahrsgabe die sog. Anweisung, wie ein Bürgermeister sich in seinem Amacht halten soll. Der Text ist speziell auf die Stadtspitze zugeschnitten und betont in Abschnitten die in S. üblichen Tugenden. Stark juristisch geprägt ist die S. im sog. → Weseler Spiegel des Rates. Der spätestens gegen Ende des . Jh. entstandene Text erwähnt zugleich aber auch die aus sonstigen S. bekannten Qualitäten wie Gerechtigkeit und Erfahrung. Von anderen S. hebt er sich u. a. durch seine ausgiebige Verwendung von Zitaten ab. Als Mischung von dt. Versen und lat. Prosa präsentiert sich die Schrift Wie men wol eyn statt regyrn sol () des → Johann von Soest. Die S. in zwölf Kapiteln richtet sich an Bürger und Mandatsträger und entwirft das Idealbild eines städtischen Gemeinwesens. Elemente oder Textabschnitte von S. nden sich auch in weiteren dt. Lehrdichtungen, Rechtsbüchern und anderen Schriften – so im Dietsche Doctrinale (), in Der → Leyen Doctrinal (mnd. um , ripuarisch ab ), im Laiendoctrinal () von Erhart → Groß, im Liegnitzer Stadtrechtsbuch () des Nicolaus → Wurm, in den Ratsgedichten des Johannes Rothe (um ), in der Kaschauer Ratsordnung () des Hans → Hebenstreyt, im Rechtsboek van Den Briel (–) des Jan Matthijssen, in der Germania () von Jakob Wimpfeling und im Rechtsbuch des Johannes → Purgoldt von /. Insgesamt blieb die Wirkung der S. beschränkt. Verbreitung erlangten sie vor allem als Bestandteil populärerer Schriften wie dem Lekenspieghel. Von historischem Interesse sind sie als Ausdruck von Wertvorstellungen des städtischen Bürgertums, die in S. eine normative Gestalt erhalten.
. Hälfte . Jh. Ü: Gesamtüberblick zu S. und ihrer Überl. in Bierschwale/Leeuwen (s. Lit.). – Einzelüberl. dt. S.: . Ndl.-nd. S.: Mehr als Hss. und Fragm. mit mndl., mnd. und lat. Fassungen vom . bis . Jh., darunter auch im Lekenspiegel des Jan van Boendale (Spiegel der Laien). Die Überl. setzt mit dessen frühen Hss. ein. – Verz. bei Vries, Bd. , (s. Ausg.). S. CXXII–CXXIX. – Anrooij (s. Lit.). – Gärtner / (s. Lit.). – Bierschwale/ Leeuwen (s. Lit.). . Von guotten raetten: Sechs Hss. ab dem späten . Jh. bei Bierschwale/Leeuwen (s. Lit.). . Sog. Magdeburger Prophetenreime: Überl. als hsl. Notiz von um – auf den letzten Seiten einer in Breslau be ndlichen Inkunabel: De situ, ritu, moribus et conditione Teutoniae. Leipzig: Wolfgang Stöckel, (GW M). . Heinrich von Rang: London, British Library, MS Add. , v–r (Pap., /, ostschwäbisch, überwiegend Autograph von Konrad → Bollstatter, sog. → Bollstatters Spruchslg.). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. . Van deme rade to kesende: Berlin, SBB, mgf , ra (Pap., Mitte . Jh., mnd.). – Vgl. Bierschwale/Leeuwen (s. Lit.). . Simon Balderer: London, British Library, MS Add. , r (Pap., /, ostschwäbisch, überwiegend Autograph von Konrad Bollstatter, sog. Bollstatters Spruchslg.). – Vgl. www. handschriftencensus.de/. . Johann Frauenburg: Görlitz, Rats-/Stadtarch., Mscr. Varia (früher ebd., Milichsche Bibl., Cod. membr. ° ), Bll. (Perg. und Pap., ; Autograph). – Wrocław, UB, Akc / (früher Görlitz, Bibl. der Oberlausitzischen Ges. der Wiss., cod. L III., Bd. ), S. – (Pap., bis , Abschrift des Bartholomäus Scultetus). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. – www. handschriftencensus.de/. . Weseler Spiegel des Rates: Düsseldorf, Hauptstaatsarch., Hs. K III d (früher A a), r–v (spätes . Jh., niederrheinisch). – Zur weiteren, bis ins . Jh. reichenden Überl. vgl. Bierschwale und (beide s. Lit.). . Johann von Soest: Einsiedeln, Stiftsbibl., Cod. (), Bll. (Pap., , lat.-dt.). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. A: . Ndl.-nd. S.: Jan F. Willems: Oude Rymspreuken en Priamelen. In: Belgisch Museum, () S. –, hier S. . – Der Leken Spieghel. Leerdicht van den Jare . Hg.
. Hälfte . Jh. v. Matthias de Vries. Leiden . Bde. Leiden –. – Ferdinand W. E. Roth: Dt. Hss. der Bibl. zu Darmstadt. In: Germania () S. –, hier S. . – Euling (s. Lit.) S. . – Erik Rooth: Die ma. dt. Hss., einschließlich der lat. mit dt. Bestandteilen der UB zu Uppsala. In: Uppsala Universitetes Biblioteks Minneskrift –. Hg. UB Uppsala. Uppsala , S. –, hier S. . – Seelmann (s. Lit.). – Peters (s. Lit.) S. . – Militzer (s. Lit.). – Anrooij (s. Lit.). – Altensleben (s. Lit.). – Weitere Ausg. bei Bierschwale/Leeuwen (s. Lit.). Ausg. einer schlesischen Fassung – deren Verhältnis zu den nd. Fassungen jedoch ungeklärt ist – in: Der Richtsteig Landrechts nebst Cautela und Premis. Hg. v. Carl Gustav Homeyer. Berlin , S. f. (in Anm.). – Hans Fehr: Die Dichtung im Recht. Bern , S. f. . Von guotten raetten: Johannes Rothes Ratsgedichte nach den Hss. Hg. v. Herbert Wolf. Berlin , S. . – Werner Fechter: Eine Thalbacher Hs. mit Eckhart-Predigten, Exzerpten aus Seuse, dem Ps.-Albertischen ‹Paradisus animae› und anderem in Pavia. In: ZfdA () S. –. – Gärtner (s. Lit.) S. f. . Sog. Magdeburger Prophetenreime: Nieländer (s. Lit.). . Heinrich von Rang: Gärtner (s. Lit.). . Van deme rade to kesende: Wilhelm Seelmann: Van deme rade to kesende. In: Korrespondenzbl. des Ver. für nd. Sprachforschung () S. . . Simon Balderer: Gärtner (s. Lit.). . Johann Frauenburg: Otto Jancke: M. Johannes Frawenburg’s Anweisung, wie sich ein Bürgermeister unter seinem Amacht halten soll. In: Neues Lausitzisches Magazin () S. –. – Jecht (s. Lit.). . Weseler Spiegel des Rates: Bierschwale (s. Lit.). . Johann von Soest: Heimann (s. Lit.). L: Kurt Gärtner, VL () Sp. –; () Sp. . – Heike Bierschwale: Weseler Spiegel des Rates. In: VL () Sp. f. – Richard Jecht: Die P ichten eines ma. Bürgermeisters. In: Dt. Geschichtsbll. () S. –. – W. Seelmann: Brüsseler Lehren vom Stadtregiment und ihr Nachwuchs. In: NdJb () S. –. – Karl Euling: Das Priamel bis Hans Rosenplüt. Breslau (Nachdr. Hilhdesheim ) S. f. – Franz Nieländer:
Theobaldus de Sexannia Die Propheten-Reime im alten Magdeburger Rathause. In: NdJb () S. –. – Robert Peters: Die mnd. Gedichte der Paderborner Hs. Sa aus Böddeken. Zugleich ein Beitr. zur Gesch. der Brüder Conrad und Engelbert van der Wyck aus Münster. In: Nd. Wort () S. –. – K. Gärtner: Das Stadtratsgedicht Heinrichs von Rang. In: Aalener Jb. () S. –. – Klaus Militzer: Ursachen und Folgen der innerstädtischen Auseinandersetzungen in Köln in der zweiten Hälfte des . Jh. Köln , S. f. – Heinz-Dieter Heimann: Wie men wol eyn statt regyrn sol. Didaktische Lit. und beru iche Schreiben des Johann von Soest, gen. Steinwert. Soest . – Wim van Anrooij: Hoemen ene Stat Regerel sal. Een Vroege Stadtstekst uit de Zuidelijke Nederlanden. In: Spiegel der Letteren () S. –. – Stephan Altensleben: Politische Ethik im späten MA. Kurfürstenreime, Autoritätensprüche und S. im Kölner Rathaus. In: Wallraf-Richartz-Jb. () S. –. – Eberhard Isenmann: Ratslit. und städtische Ratsordnungen des späten MA und der frühen Neuzeit. Soziologie des Rats, Amt und Willensbildung, politische Kultur. In: Stadt und Recht im MA. Hg. v. Pierre Monnet/Otto G. Oexle. Göttingen , S. –. – Volker Honemann: Kanzlei, Stadt und Kultur im Leben und Werk des Johann Frauenburg von Görlitz († ). In: Stadt, Kanzlei und Kultur im Übergang zur Frühen Neuzeit. Hg. v. Rudolf Suntrup/Jan R. Veenstra. Frankfurt/M. u. a. , S. – (wieder in: Ders.: Lit.landschaften. Schr. zur deutschsprachigen Lit. im Osten des Reiches. Hg. v. R. Suntrup u. a. Frankfurt/M. , S. –). – H. Bierschwale/Jacqueline van Leeuwen: Wie man eine Stadt regieren soll. Dt. und ndl. S. des MA. Frankfurt/M. u. a. (mit weiterer Lit.). – H. Bierschwale: Belehrung städtischer Eliten? Das Weseler ‹Speculum consulum›. Mit einer Edition des Textes. In: Erziehung, Bildung, Bildungsinstitutionen. Hg. v. R. Suntrup u. a. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Christian Speer: Frömmigkeit und Politik. Städtische Eliten in Görlitz zwischen und . Berlin , S. – u. ö. MM Theobaldus de Sexannia (Theobaldus subprior, Theobald von Sézanne, Thibaut de Sézanne, aber nicht: T. de Saxonia) OP. – Theologe, lebte etwa Mitte . Jh.; dt. Rezeption seit der ersten Hälfte des . Jh. Th. wird in zwei Textzeugen als ehemaliger Jude bezeichnet, der zum Christentum konvertierte.
Theobaldus de Sexannia Diese Angabe ist jedoch nicht als gesichert zu betrachten. Später lebte Th. als Dominikaner in Paris, wo er wahrscheinlich Subprior war. Nur vereinzelt erscheint er als Superior, eine möglicherweise irrtümliche Angabe. Sein Name fällt außerdem im Kontext der Vorgänge um die Pariser Talmud-Verbrennung von und die endgültige Talmud-Verurteilung von . Th. wird als einer der Unterzeichner des Urteils genannt. Ihm werden auch mehrere kleinere Schriften zugeschrieben, u. a. eine Übertragung der Bibelglossen des Rashi (Salomon ben Isaak, † ). Diese Texte Th.s liegen nur in lat. Sprache vor. Als Hauptwerk Th.s gilt die lat. Pharetra dei contra Iudaeos. Die Entstehung der Schrift wird in der Zeit nach der Talmud-Verbrennung von vermutet. Der Text ist ganz oder teilweise in zahlreichen Handschriften und Drucken überliefert, die bis ins . Jh. große Verbreitung erlangten. Die Schrift wird in zwei Hauptabschnitte eingeteilt, deren Reihenfolge in den Textzeugen wechselt: Die Kern-Pharetra bietet Glaubensbeweise im Sinne der christlichen Theologie, während jüdische Lehren als Irrtümer dargestellt werden. Der Text gibt seinem christlichen Zielpublikum auch praktische Anweisungen für theologische Debatten mit Juden. Den zweiten Teil der Schrift bilden die Errores Iudaeorum ex Talmud. Darin sind rabbinische Lehrsätze in lat. Übersetzung versammelt und nach Rubriken geordnet, jeweils mit Gegenargumenten aus christlicher Perspektive. Dieser Teil enthält auch eine wohl ktive Disputation zwischen Christen und Juden. Insgesamt liefert die Pharetra dei contra Iudaeos Argumentationsvorlagen und -strategien zur Auseinandersetzung mit dem jüdischen Glauben. Die antijüdische Gesamttendenz ist deutlich von dem geistigen Klima der Talmud-Verbrennung beein usst. Th.s Schrift gewann große Popularität und wurde von späteren Autoren aufgegriffen. Sie ging im . Jh. in das Sammelwerk des sog. Passauer Anonymus ein und erfuhr um das frühe . Jh. eine lat. Bearbeitung, die verschiedentlich Nikolaus von Straßburg zugeschrieben wird. Die Forschung hat außerdem mehrere dt. Bearbeitungen des Textes nachgewiesen: Die bereits aus dem . Jh. stammende Handschrift F tradiert eine Übertragung des ersten Hauptteils der Pharetra. Ihre Entstehung wird im oberrheinisch-südalemannischen Raum vermutet.
. Hälfte . Jh. Die weiteren dt. Fassungen sind sämtlich in Handschriften des . Jh. erhalten: Die rheinfränkische Bearbeitung in Kodex A bietet beide Teile des Werks in dt. Sprache, allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Diese Umkehrung ndet sich auch in der bair.-österr. Fassung in Handschrift M. Auf einer die lat. Pharetra enthaltenden Kompilation beruht die dt. Bearbeitung in W. Der Übersetzer ist unbekannt, doch befand sich die Handschrift im Besitz von Hans → Folz. Er versah den Text mit Randnotizen und benutzte ihn als Quelle für das Fastnachtspiel Die alt und neu ee. Ü (dt.): F: Freiburg i. Br., UB, Hs. , r–v (Perg., zweites Viertel . Jh., oberrheinisch-südalemannisch). – M: München, UB, ° cod. ms. (früher ebd., Bibl. des Kirchenhist. Seminars, Cod. ), ra–rb (Pap., , bair.-österr.). – A: Aschaffenburg, Stiftsbibl., Ms. Pap. (früher Ms. ), r–v (Pap., , rheinfränkisch). – W: Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., cod. Quart , r–r, r–r (Pap., um , mit Anm. von Hans Folz). – Vgl. www.handschriftencensus.de/werke/. Zur umfangreichen lat. Überl. vgl. Bernard Lambert: Bibliotheca Hieronymiana Manuscripta b. Den Haag u. a. , S. –. – Kaeppeli/ Panella (s. Lit.; hier auch weitere Werke Th.s). D: Zahlreiche lat. Drucke der Pharetra dei und zweier weiterer, Th. zugeschriebener Titel (Dialogus pro ecclesia contra synagogam, Objectiones in dicta Talmud seductoris Iudaeorum), darunter allein Inkunabeln ab etwa (frühester Druck: GW ). – Verz. bei Langer (s. Lit.). – www.gesamtkatalogderwiegendrucke.de/ docs/THEOSUB.htm (mit GW ). – VD. L: Karl Heinz Keller, VL () Sp. – (mit weiterer Lit.). – Bernhard Lawall, LexMA () Sp. . – Viola Tenge-Wolf, LThK () Sp. . – Judah M. Rosenthal: The Talmud on Trial. The Disputation at Paris in the Year . In: Jewish Quarterly Review () S. –, –. – Alexander Patschovsky: Der Passauer Anonymus. Ein Sammelwerk über Ketzer, Juden, Antichristen aus der Mitte des . Jh. (MGH Schr. ). Stuttgart , S. –. – Gottfried Langer: Von sieben Inkunabel-Ausg. des ‹Thalmut-Obiectiones› und von der Frage nach dem Verfasser dieser Schr. In: Leuvense Bijdragen () S. –. – Gilbert Dahan: Rashi, Sujet de la Controverse de . Edition Partielle du Ms. Paris, BN lat.. In: Archives Juives ()
. Hälfte . Jh. S. –. – Joel E. Rembaum: The Talmud and the Popes. Re ections on the Talmud Trials of the s. In: Viator () S. –. – Thomas Habel: Vom Zeugniswert der Überlieferungsträger. Bemerkungen zum frühen Nürnberger Fastnachtspiel. In: Poesis et Pictura. Stud. zum Verhältnis von Text und Bild in Hss. und alten Drucken. FS Dieter Wuttke. Hg. v. Stephan Füssel/Joachim Knape. Baden-Baden , S. –, hier S. . – G. Dahan: La Polémique Chrétienne contre le Judaïsme au Moyen Âge. Paris , S. f. u. ö. – A. Patschovsky: Der ‹Talmudjude›. Vom ma. Ursprung eines neuzeitlichen Themas. In: Juden in der christlichen Umwelt während des späten MA. Hg. v. Alfred Haverkamp/Franz-Josef Ziwes. Berlin , S. –. – Thomas Kaeppeli/Emilio Panella: Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi. Bd. . Rom , S. –. – Heinz Schreckenberg: Die christlichen Adversus-Judaeos-Texte und ihr lit. und hist. Umfeld (.–. Jh.). Bern , S. f. u. ö. – G. Dahan: Les Traductions Latines de Thibaud de Sézanne. In: Le Brûlement du Talmud à Paris, –. Hg. v. dems. Paris , S. –. – Carmen Cardelle de Hartmann: Drei Schr. mit dem Titel ‹Pharetra dei›. In: Aschkenas () H. , S. –. – Manuela Niesner: ‹Wer mit Juden well disputiren›. Deutschsprachige Adversus-Judaeos-Lit. des . Jh. (MTU ). Tübingen , S. –. – C. Cardelle de Hartmann: Lat. Dialoge –. Literaturhist. Stud. und Repertorium. Leiden u. a. , S. – (Nr. R). – Martin Przybilski: Kulturtransfer zwischen Juden und Christen in der dt. Lit. des MA. Berlin u. a. , S. –. – Alex Novikoff: The Medieval Culture of Disputation. Pedagogy, Practice, and Performance. Philadelphia , S. –. MM Trotula (Trottula; Trot[t]a, Trocta; Trot). – Ärztin in Salerno und Fachschriftstellerin, . Jh.; pseudepigraphe lat. Traktate, . Jh.; dt./ndl. Rezeption der Ps.-T.-Traktate ab der ersten Hälfte des . Jh. Details zur Biographie der salernitanischen Heilkundigen sind unbekannt. Als einzig gesichert gilt ihre Verfasserschaft für die Practica secundam Trotam. Dieses medizinische Kompendium widmet sich zu rund einem Viertel der Gynäkologie und Geburtshilfe. Ferner befasst sich die Autorin mit pädiatrischen, dermatologischen oder allgemeinmedizinischen Themen. T.s Urheberschaft für das nur dünn
Trotula überlieferte Werk wird zusätztlich durch den heute verschollenen Breslauer Codex Salernitanus aus dem späten . Jh. gestützt (olim Breslau, StB, Cod. ), der unter dem Titel De aegritudinem curatione salernitanische Lehrschriften verschiedener Autoren enthält. Passagen werden der einzigen weiblichen Autorität der Kompilation,«Trot», zugewiesen und decken sich inhaltlich mit der Practica. Weitaus verbreiteter als T.s eigene Practica waren drei primär gynäkologisch ausgerichtete Traktate, die in der Tradition unter T.s Namen liefen. Bemerkenswert ist, dass ganz offensichtlich der äußerst seltene Fall weiblicher Autorschaft im ma. Fachschriftum zu der thematischen Verengung bei den pseudepigraphen Schriften geführt hat, die in der authentischen Practica so nicht angelegt ist. In der Regel werden die Traktate nach ihren Incipits benannt: ) Cum Auctor (auch: T. maior) widmet sich ausschließlich der Frauenheilkunde und geht über eine Zwischenstufe (Quoniam femine) auf Übersetzungen des Constantinus Africanus und damit die arabische Fachliteratur zurück. ) Ut de curis mulierum (auch: T. minor) behandelt neben der Gynäkologie auch pädiatrische und urologische Aspekte. ) De ornatu mulierum ist ein auf weibliche Schönheitsp ege und Hautkrankheiten ausgerichteter Kurztraktat. Für die Zuschreibung der Texte an T. dürfte der zweite Traktat maßgeblich gewesen sein, der Auszüge aus der Practica enthält. Als Verfasserin des gesamten Traktats kommt T. aber schon allein deshalb nicht in Betracht, da sie an einer Stelle bereits in der dritten Person zitiert wird und jüngere Textschichten dadurch evident sind. Die beiden anderen Stücke wurden zunächst anonym tradiert, wobei sich im originären Prolog von De ornatu ein männlicher Autor vorstellt. Spätestens zum Ende des . Jh. treten die drei Texte in einen Überlieferungsverbund, der mitunter so eng ist, dass die drei Einzeltexte nicht mehr als solche differenziert werden können. Der maskuline Bezug des dritten Traktats ist nun getilgt und unter dem Werktitel T., der zunehmend als Verfasserinnenangabe missverstanden wird, avanciert das frauenheilkundliche Konglomerat zu einem äußerst erfolgreichen Medizintext mit europaweiter Verbreitung auch im Frühdruck. Neben den dt./ndl. Fassungen sind volkssprachige Prosa- und Versadaptionen für das Englische, Irische, Französische, Italienische, Katalanische und Hebräische nachgewiesen. Die einzelnen dt. und ndl. Texte in ungefährer chronologischer
Trotula Reihung sind: ) Das → Boec van medicinen in Dietsche (erste Hälfte . Jh.). Die Medizinkompilation enthält als . Abschnitt ndl. Auszüge aus der T. maior (Kap. –). – ) Gleichsam aus der ersten Hälfte des . Jh. stammt eine brabantische Reimpaarversion mit über Versen (Der Mannen ende Vrouwen Heimelijchkeit). Sie beruht auf der sog. «meretrices»-Redaktion des T.-Kompilats, deren Verbreitung sich auf den dt./ndl. Raum beschränkt hat. – ) Mit Liber T. ist eine sehr freie ndl. Auszugsübersetzung aus T. maior und T. minor mit Inseraten aus weiteren Quellen überschrieben (erste Hälfte . Jh.). – ) Auf die gleiche T.-Redaktion wie Nr. geht eine weitere mndl. zeitnahe Bearbeitung zurück, die allerdings den Text stärker durch Neuordnung, Auslassung und Inserate modi ziert. Größere Partien stammen aus der Gynaecia des Muscio. – ) Vermutlich aus dem ostmitteldt. Raum und ebenfalls aus der ersten Hälfte des . Jh. stammt eine Auszugsübersetzung für den Arzt Hermann Bach. – ) Aus diesen in der Regel nur spärlich überlieferten und wirkungsarmen Adaptionen ragt die Fassung des Johannes → Hartlieb auch wegen ihrer Eigenständigkeit heraus. Hartlieb hat die Übersetzung in der ersten Hälfte der er Jahre angefertigt und sie im Verbund mit einer Übersetzung des → Secretum mulierum (Ps.-→ Albertus Magnus) Herzog Sigmund von Bayern-München gewidmet. Der Text ist in Kapitel gegliedert und mit einem Prolog versehen. Das Themenspektrum reicht von Menstruationsstörungen, Sexualhygiene, Verhütung, Empfängnis, Schwangerschaft, Geburtshilfe, Säuglingsp ege bis zur Ammenwahl. Zu den weiteren Quellen der Hartlieb-Redaktion zählen u. a. Muscio, Macrobius und Gilbertus Anglicus. – ) Der Traktat Von der frauwen krangheit (Traktat über die Menstruation), der im → Kodex Kohlhauer und zwei weiteren Handschriften überliefert ist, weist zwar Rudimente des T.-Konglomerats auf, ist aber vielmehr eine Kompilation unterschiedlicher Quellen als eine unmittelbare T.-Übersetzung. Ü: Practica secundam Trotam: Lat.: Madrid, Biblioteca Complutense, Ms. , r–r (Perg., um ). – Oxford, Bodleian Library, MS Rawlinson C , v–v (Pap., . Jh.); Fragm. – Pseudepigraphe Traktate: Es sind über Hss. von der Zeit um bis ins . Jh. bekannt. Merkmal der Tradition im dt. Raum ist die häu ge Überlieferungsgemeinschaft mit den → Secreta mulierum. Eine detaillierte Auflistung ndet sich bei: Monica H. Green: A Handlist of Latin and Vernacular Manuscripts of the
. Hälfte . Jh. So-Called Trotula Texts. Tl. : The Latin manuscripts. In: Scriptorium () S. –; Tl. : The Vernacular Translations and Latin ReWritings. In: ebd. () S. –. – Erstdruck: «Experimentarivs Medicinae»: Straßburg: Johann Schott, , S. –: «Trotvlae curandarum aegritudinum muliebrium», bearb. von Georg Kraut aus Hagenau (VD E /T ). – Dt./ndl.: ) Utrecht, UB, Ms. , rv (Perg., . Jh. niederfränkisch). – Wien, ÖNB, Cod. , va–va (Pap., um , brabantisch). – ) Brüssel, Kgl. Bibl., Ms. –, va–vb (Perg., , westbrabantisch). – Wien, ÖNB, Cod. , ra–vb (s. o.). – ) Brügge, StB, Cod. (Pap., . Jh., ndl.). – ) Kopenhagen, Kgl. Bibl., GKS Cod. ,°, r ff. (Pap., . Jh., brabantisch/ ämisch). – ) Los Angeles, University of California, Biomedical Library, Benjamin MS , r–v (Pap., /, ostmitteldt.). – ) Überwiegend, aber nicht ausschließlich im Verbund mit Hartliebs Übersetzung der Secreta Secretorum. Bosselmann-Cyran , S. – listet Hss.; hinzu kommen: Heidelberg, Cpg , r–v (Pap., , obd. mit mittelfränkischem Einschlag). – Mailand, Biblioteca Nazionale Braidense, AE.IX. (Kat. Nr. ) r–v (Pap., . Jh.). Vgl. auch die Aufstellung unter → Secreta Secretorum. – ) Berlin, SBB, Hdschr. (Kodex Kohlhauer) r–r (Pap., zweites Viertel . Jh., südrheinfränkisch/oberfränkisch). – London, Wellcome Institute of the History of Medicine, MS , S. – (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.österr./lat.). – Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. ° , r–v (Pap., letztes Drittel . Jh., bair.österr.). A: Lat.: De aegritudinem curatione: August Wilhelm E. T. Henschel, in: Salvatore de Renzi: Collectio salernitana ossia Documenti inediti, e trattati di medicina appartenenti alla scuola medica Salernitana. Bd. . Neapel (Neudr. Bologna ) S. – (Gesamtausg. mit den T.Anteilen). – Konrad Hiersemann: Die Abschnitte aus der Practica des Trottus [sic] in der salernitanischen Sammelhs. ‹De Aegritudinem Curatione›. Diss. Leipzig . – Pseudepigraphe Traktate: The T. A Medieval Compendium of Women’s Medicine. Edited and translated by M. H. Green. Philadelphia . – Dt./ndl.: ) Willem Frans Daems: Boec van medicinen in Dietsche. Een middelnederlandse compilatie van medischfarmaceutische literatuur (Janus. Suppléments ).
. Hälfte . Jh. Leiden , S. –. – ) Napoleon de Pauw: Middelnederlandsche Gedichten en Fragmenten. Bd. (Uitgaven der Koninklijke Vlaamsche Academie voor Taal- & Letterkunde //). Gent , S. – (nach Brüssel). – ) Anna B. Delva: Vrouwengeneeskunde in Vlaanderen tijdens de late middeleeuwen. Met uitgave van het Brugse Liber T. (Vlaamse historische studies ). Brügge . – Jojanneke Hulsker: ‹Liber T.› Laatmiddeleeuwse vrouwengeneeskunde in de volkstaal. ; online unter: www.historischebronnenbrugge.be. – ) B. Kusche: Frauenaufklärung im SpätMA. Eine philol.-medizinische Unters. und Edition des gynäkologisch-obstetrischen Gks. (Acta Universitatis Umensis. Ume˚a studies in the humanities ). Kopenhagen . – Prolog: Reisert (s. Lit.) S. –. – ) Kruse , S. – (nach Stuttgart). B: M. H. Green: Bibliography on Medieval Women, Gender, and Medicine (–). , online unter: www.sciencia. cat/biblioteca/publicacionssc.htm. L: M. Green/Margaret Schleisner, VL () Sp. –. – Kristian BosselmannCyran, LexMA () f. – Henry Sigerist: Johannes Hartlieb’s Gynaecological Collection and the John Hopkins Ms. (). In: Science, Medicine and History. FS Charles Singer. Hg. v. E. Ashworth Underwood. London , Bd. , S. –. – K. Bosselmann-Cyran: Secreta mulierum mit Glosse in der dt. Bearbeitung v. Johann Hartlieb. Text und Unters. (Würzburger medizinhist. Forschungen ) Pattensen . – John F. Benton: T., Women’s Problems and the Professionalization of Medicine in the Middle Ages. In: Bulletin of the History of Medicine () S. –. – Robert Reisert: Der siebenkammerige Uterus. Stud. zur ma. Wirkungsgesch. und Entfaltung eines embryologischen Gebärmuttermodells (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. f. – M. Schleissner: A thCentury Physician’s Attitude toward Sexuality. Dr. Johann Hartlieb’s ‹Secreta mulierum›-Translation. In: Sex in the Middle Ages. A Book of Essays. Hg. v. Joyce E. Salisbury. New York u. a. , S. –. – Feruccio Bertini: T., die Ärztin. In: Heloise und ihre Schwestern. Acht Frauenportraits aus dem MA. Hg. v. dems. München , S. – (zuerst ital. u. d. T.: Medioevo al femminile. Rom , ). – Frank Fürbeth: Johannes Hartlieb. Unters. zu Leben und Werk
Trotula (Hermaea NF ). Tübingen , S. –. – K. Bosselmann-Cyran: Ein weiterer Textzeuge von Johann Hartliebs ‹Secreta mulierum›- und ‹Buch T.›-Bearbeitung: Der Mailänder Kodex AE. IX. aus der Privatbibl. des Arztes und Literaten Albrecht Haller. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – M. H. Green: The Development of the T. In: Revue d’Histoire des Textes () S. –. – Britta-Juliane Kruse: Verborgene Heilkünste. Gesch. der Frauenmedizin im SpätMA (Quellen und Forschungen zur Lit.und Kulturgesch. NF []). Berlin/New York , S. – u. ö. – Erwin Huizenga: Een nuttelike practijke van cirurgien. Geneeskunde en astrologie in het Middelnederlandse handschrift Wenen, ÖNB, (Middeleeuwse studies en bronnen ). Hilversum , S. (Reg.). – M. H. Green: «Traittié tout de mençonges». The ‹Secrés des dames›, ‹T.›, and medicine in fourteenthand early- fteenth-century France. In: Christine de Pizan and the Categories of Difference. Hg. v. Marilyn Desmond. Minneapolis/London , S. –. – M. H. Green: In Search of an «Authentic» Women’s Medicine. The Strange Fates of Trota of Salerno and Hildegard of Bingen. In: Dynamis () S. –. – B.-J. Kruse: «Die Arznei ist Goldes wert». Ma. Frauenrezepte. Berlin/ New York , S. – u. ö. – Jole Agrimi: Autorità di una autrice e delegittimazione del suo sapere: T. In: Scrittura e memoria della loso a. FS Fulvio Papi. Hg. v. Silvana Borutti. Mailand , S. –. – M. H. Green: «Diseases of Women» to «Secrets of Women»: The Transformation of Gynecological Literature in the Later Middle Ages. In: Journal of Medieval and Early Modern Studies () S. –. – Alexandra Barratt: The Knowing of Woman’s Kind in Childing. A Middle English Version of Material Derived from the T. and Other Sources (Medieval women ). Turnhout . – Volker Klimpel: Frauen der Medizin. Hist.-biogr. Lex. von den Anfängen bis zum zwanzigsten Jh. Hürtgenwald , S. . – Karin Zimmermann: Ein unbekannter Textzeuge der ‹Secreta mulierum›- und ‹T.›-Übers. des Johannes Hartlieb in Cod. Pal. germ. . In: ZfdA () S. –. – Alberto Guardo: Trótula y un poema médico de la Collectio Salernitana. Parte : De secretis mulierum. In: Cuadernos de lología clásica. Estudios latinos () S. –. – B.-J. Kruse: T. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. –
Wochentagsprognosen M. H. Green: T. In: Medieval Science Technology and Medicine. An Encyclopedia. Hg. v. Thomas Glick u. a. New York , S. –. – M. H. Green: Reconstructing the Œuvre of Trota of Salerno. In: La scuola medica salernitana. Gli autori e i testi. Hg. v. Danielle Jacquart/Agostino Paravicini Bagliani (Edizione nazionale La Scuola Medica Salernitana ). Florenz , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. und Reg. – Bineke Glas: Vrouwengeheimen ontrafeld? Een nader onderzoek naar de Middelnederlandse gynaecologische tekst in codex medicus (SUB Hamburg). Diss. Utrecht . – M. H. Green: Making Women’s Medicine Masculine: the Rise of Male Authority in Pre-modern Gynaecology. Oxford/New York , passim. VZ Bairisches Färbebüchlein. – Sammlung von Färbeanleitungen, erstes Drittel . Jh. Das B. F. ist die älteste bekannte deutschsprachige Kompilation von Färberezepten. In einer Zeit, in der praxisbezogenes Wissen überwiegend mündlich tradiert worden sein dürfte, stellt es eine bemerkenswerte Ausnahme dar. Wie sein ältester Textzeuge ist das B. F. vermutlich in Tirol entstanden. Der unbekannte Kompilator beweist mit seiner geschickten Auswahl und Kombination der einzelnen Verfahren hohen Sachverstand. Die Rezepte selbst dürften teilweise signi kant älter als das B. F. selbst sein und noch aus dem . Jh. stammen. Dies legen zumindest einige sprachlichen Archaismen nahe. In den Verfahren des B. F. kommen überwiegend wasserunlösliche Mineralfarben zum Einsatz, die mit wasserlöslichen P anzenfarben ergänzt werden. Die farbgebenden Substanzen entstammen dabei zum Teil dem Tiroler Bergbau und der heimischen Flora, es werden aber auch orientalische Pigmente herangezogen. Ü: Vollständig: Innsbruck, ULB, Cod. , v, v–r (Perg., um , südbair. [aus Tirol]). – München, BSB, Cgm , ra-rb (Perg. und Pap., erste Hälfte . Jh., südbair.). – Teilüberl.: Ebd., Cgm , r–r (Pap., um . böhmisch). – Ebd., Cgm , v–r (Pap., letztes Viertel . Jh., ostmittelbair.). – Einzelne Rezepte: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. a (Hs. Hanko Döbringers) v–r, r, r (Pap. und Perg., um , ostmitteldt.). –
. Hälfte . Jh. Ebd., Hs. , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., ostmitteldt., Abschnitt mit Farbrezepten: nordbair.). – Nürnberg, StB, Cod. Cent. VI, , r–v (→ Nürnberger Kunstbuch) Kap. f., f., (Pap., zweite Hälfte . Jh., nürnbergisch). A: Ploss , S. , –, , –, , , . – Auszüge: Adalbert Jeitteles: Färbemittel und andere Recepte. In: Germania () –, hier S. (nach Innsbruck). – Ploss , S. f. L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Emil Ploss: Die Färberei in der germ. Hauswirtschaft. In: ZfdPh () S. –. – Ders.: Die Fachsprache der dt. Maler im SpätMA. In: ZfdPh () S. –, –, hier S. . – Ders.: Ein Buch von alten Farben. Technologie der Textilfarben im MA mit einem Ausblick auf die festen Farben. Heidelberg/Berlin (., erw. Au . Gräfel ng ) S. , Anm. und , –. – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. //B). Bern u. a. , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Rudolf Werner Soukup: Chemie in Österreich. Bd. : Bergbau, Alchemie und frühe Chemie. Von den Anfängen bis zum Ende des . Jh. (Beitr. zur Wissenschaftsgesch. und Wissenschaftsforschung ). Wien , S. –. – Sabine Struckmeier: Die Textilfärberei vom SpätMA bis zur Frühen Neuzeit (.–. Jh.). Eine naturwissenschaftlich-technische Analyse deutschsprachiger Quellen (Cottbuser Stud. zur Gesch. von Technik, Arbeit und Umwelt ). Münster u. a. , passim. VZ Wochentagsprognosen. – Laienastrologische Kurztexte, dt. seit dem . Jh. Die prognostische Textgattung der W. (auch: Hebdomadare), welche die einzelnen Wochentage zum Ausgangspunkt von Vorhersagen über zukünftige Geschehnisse nimmt, ist als zusammengehörige Textgruppe in der dt. ma. Literatur erst spät deniert worden (s. Weisser ). Sonderfälle innerhalb dieser mantischen Textsorte sind Christtagsund → Neujahrsprognosen, die Vorhersagen für ein ganzes Jahr vom Wochentag des Weihnachtsoder Neujahrstages abhängig machen. Auch gibt es Prognosen, die vom Wetter an bestimmten Namenstagen ausgehen (s. Überlieferung). Gleichsam meteorelogisch ausgerichtet sind Weissagun
. Hälfte . Jh. gen, die sich am Wochentag des ersten Sonnenscheins im Jahr oder anderer Wetterphänomene orientieren. Volkssprachige W. begegnen im dt. Sprachraum ab dem . Jh. Sie können Vorhersagen zu verschiedenen Themen versammeln oder sich auf einen bestimmten Bereich beschränken, wie es auch bei den → Lunaren der Fall ist. Die dt. Fassungen dürften sämtlich auf lat. Vorlagen beruhen, die lat. Tradition wiederum wurzelt letztlich – wie die astrologische Literatur überhaupt (und auch die Siebentagewoche) – im mesopotamischen Vorderasien. Die positive oder negative Bein ussung zukünftiger Ereignisse, die in der mantischen Literatur mit den einzelnen Wochentagen verbunden wird, geht auf die antike Anbindung der jeweiligen Tage an planetarische Götter zurück. In diesem System kommen Jupiter und Venus positive, Mars und Saturn negative sowie Merkur und Sonne neutrale Eigenschaften zu. Der Mond tendiert zum positiven Einuss. Die spätma. dt. W. spiegeln diese Wertigkeiten wieder, wenn tendenziell Donnerstag und Freitag mit günstigen, Dienstag und Samstag mit ungünstigen sowie Mittwoch und Sonntag mit indifferenten Prognosen verbunden werden. Der Montag geht dementsprechend mit überwiegend günstigen Vorhersagen einher. Die größte Gruppe unter den Spezial-Prognostiken in der deutschsprachigen Überlieferung stellen die Geburtsprognosen dar, die Weissagungen über das Schicksal eines neugeborenen Kindes auf Grundlage des Wochentages der Geburt machen. Krankheits-W. bewerten die Genesungsaussichten eines Erkrankten anhand des Wochentages, an dem die Krankheit ausgebrochen ist («Wer an dem sondage in suchte vellet [...]», Berleburg, Ms. RT /, v). Die lat. Texte dieses Typus rmieren zumeist unter der Bezeichnung «Prognosticon Hippocratis». Donnerprognosen sind metereologisch ausgerichtet und machen ihre Ausagen über Ereignisse des kommenden Jahres am Wochentag des ersten Donners fest («Wann es donnert an dem sontag so sterben gewoltig lute», Cpg , v). Ü: Geburtsprognosen: Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen , v (Pap., . Jh., alemannisch/schwäbisch). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, r/v (→ Wolfenbütteler Arzneibuch) (Pap., um , ostfälisch). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, Cod. b IV , r/v (Pap., zweite Hälfte . Jh., mitteldt. mit bair. Einschlag [nur Abschnitt mit Prognose, sonst bair.-österr.]). –
Wochentagsprognosen München, UB, ° Cod. ms. , v (Pap., um , bair.). – Krankheitsprognosen: Wien, ÖNB, Cod. , va–ra (Pap., /, mitteldt.); mehrere Hände, Prognosen geschrieben von → Witschuch von Alsfeld. – Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schlossbibl., Ms. RT / (olim F ) v–r (Pap., /, rheinfränkisch); Faks. (Mikro che) bei Dressendorfer u. a. [s. Lit.]. – Darmstadt, ULB, Hs. , r–r (Pap., . Jh., rheinfränkisch). – Donnerprognose: Heidelberg, UB, Cpg , v–r (Pap., /, elsässisch); Überschrift: «Dv solt wissen von dem doˉner das hat vnderscheid nach den tagen». – Politische Prognose: Wien, ÖNB, Cod. , v–r (Pap., /, mitteldt. und bair.-österr.]); innerhalb eines → Bartholomäus-Auszugs. – Sammelprognose: München, UB, ° Cod. ms. , r (Pap., zweite Hälfte . Jh [nicht vor ], bair. mit mitteldt. Einschlag); Incipit: «[W]Er geporen wirt an dem suntag der nimpt neyn Jar auff an dem geluck vnd neyn Jar ab als der planet sol thuet». – Metereologische Prognosen zu bestimmten Namenstagen: Heidelberg, UB, Cpg , rv (Pap., um , alemannisch [nur Abschnitt mit Prognosen, sonst südrheinfränkisch); Paulstag (..), Vincentiustag (..), Medardstag (..). – Ebd., Cpg , r (Pap., um , südrheinfränkisch mit bair. Einschlag); Paulstag, Vincentiustag. A: Joseph Haupt: Ueber das mitteldt. Arzneibuch des Meisters Bartholomaeus. In: Sb. der phil.-hist. Cl. der Ksl. Akad. der Wiss. , Wien. , S. –, hier S. f. (aus ÖNB, Cod. ). – Förster (s. Lit.) S. (aus Cpg ). – Telle (s. Lit.) S. (aus Cpg ). – Weißer (s. Lit.) S. – (Krankheits-W.). L: Christoph Weißer, VL () Sp. –. – Max Förster: Beitr. zur. ma. Volkskunde Tl. I, II und VII. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Lit. () S. –, –; () S. –. – Wilhelm und Hans Georg Gundel: Planeten. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Alterthumswissenschaft / () Sp. –, hier Sp. –. – Joachim Telle: Beitr. zur mantischen Fachlit. In: Studia neophilologica () S. –. – Ch. Weißer: Ma. WochentagsKrankheitsprognosen. In: ‹Gelêrter der arzenîe, ouch apotêker›. Beitr. zur Wisssenschaftsgesch. FS Willem F. Daems. Hg. v. Gundolf Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen
Kotman , S. –. – Älterer dt. ‹Macer› – Ortolf von Baierland ‹Arzneibuch› – ‹Herbar› des Bernhard von Breidenbach – Färber- und MalerRezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhs. des Kodex Berleburg [...]. Farbmikro cheEdition, Einf. zu den Texten, Beschreibung der P anzenabb. und der Hs. von Werner Dressendorfer u. a. (Codices illluminati medii aevi ). München , S. , , . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Glosarius. – Lat. Vokabular mit dt. Glossen, erste Hälfte . Jh. Die Entstehung des anonym überlieferten G. wird von der Forschung im mitteldt. Sprachraum der ersten Hälfte des . Jh. vermutet. Zehn Handschriften des Werks sind bekannt, unter denen der verschollene Kodex K möglicherweise der früheste Textzeuge war. Umfang und Inhalt des G. schwanken in der Überlieferung stark: Neben fragmentarischen Fassungen steht etwa der umfangreiche Text in Handschrift M mit Versen. In allen Textzeugen sind die teils holprigen lat. Hexameter mit dt. Interlinearglossen versehen. Behandelt werden in dem Vokabular zumeist Nomen, während Verben nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die stark am Alltagsleben orientierten Begriffe sind nach Sachgruppen gegliedert (u. a. P anzen, Tiere, Verwandtschaftsverhältnisse, Speisen, Kleidungsstücke). Die dt. Glossen übersetzen nicht den gesamten lat. Text, sondern nur die einzelnen Lemmata. In der Gruppe der menschlichen Körperteile werden z. B. «capud» mit «heupt» und «cerebrum» mit «gehyrne» glossiert. Rezipiert wurde das G. u. a. durch → Nikolaus von Kosel und Berthold von Eisenach. Ü: Überl. in mindestens zehn Textzeugen. – Verz. bei Powitz (s. Lit.). – Worstbrock (s. Lit.). – Frühe Hss.: K: Königsberg, UB, Hs. , r–r (Perg., erste Hälfte . Jh., mitteldt.; verschollen). – T: Trier, StB, Hs. / °, v–r (Perg. und Pap., . Jh., nd.; Fragm.). – E: Erfurt, Stadt- und Regionalbibl., cod. Amplon. Q , r–r (um Mitte . Jh.). – M: Mainz, StB, Hs I , r–v (Pap., ). Vgl. Gottfried Kentenich: Beschreibendes Verz. der Hss. der StB zu Trier . Trier , S. –. – Powitz (s. Lit.). – Gerhard List: Die Hss. der
. Hälfte . Jh. StB Mainz. Bd. . Wiesbaden , S. –. – Ulmschneider (s. Lit.). – www.mr.de/ . A: Ulmschneider (s. Lit.; Einzelverse). L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. f. – Gerhardt Powitz: Hubrilugus und Huwrilogus. In: ZfdA () S. –. – Helgard Ulmschneider: Der dt. ‹Lucidarius›. Die ma. Überlieferungsgesch. Berlin/New York , S. –. MM Kotman, Johannes (auch: Kotmann, Chotman), † ... – Scholaster, Stadtschreiber und öffentlicher Notar in Luzern, Verfasser des Vocabularius optimus (/). Der aus Luzern stammende K. studierte mit großer Wahrscheinlichkeit in Bologna Jura (bezeugt ) und war von bis ca. «scholasticus» der Hofschule in Luzern, zumindest dort auch «notarius publicus» und damit Stadtschreiber. Im Zuge der Annäherung Luzerns an die Eidgenossenschaft wechselte er ca. zu dem habsburgfreundlichen Konstanzer Bischof Rudolf III. (–), wo er bis mindestens «doctor puerorum» war; als Kanoniker in Chur (ab ) nahm er ab gleichzeitig das Amt eines «iudex ecclesie Curiensis» wahr (zu Fragen der Identi zierung der Person J. K. siehe Bremer , Bd. , S. –). K., der sich in der ältesten Überlieferung (Ba) als «editor» (Bl. rb) bezeichnet, verfasste / den Vocabularius optimus, den er dem österreichischen Herzog Friedrich dem Schönen (–..; – Gegenkönig des Heiligen Römischen Reiches) widmete. Die Bezeichnung Vocabularius optimus, die sich auf dem Einbanddeckel von Ba ndet, ist seit Wackernagel üblich. In jüngeren Inkunabelkatalogen wird das Sachglossar nach dem Incipit der beiden Frühdrucke auch als Registrum vocabularii sequentis bezeichnet. Zwar formuliert K. in der Dedikation den Anspruch, mit dem Vokabular das Herrscherhaus mit dem Alemannischen vertraut zu machen, als «scholasticus» dürfte er jedoch das Werk für die städtischen Oberschichten und deren Nachwuchs angelegt haben. Der Vocabularius optimus ist in fünf redaktionellen Bearbeitungen in Handschriften und zwei Augsburger Frühdrucken überliefert. Der Druck von Günther Zainer ist nach den drei Eltviller Au agen des → Vocabularius Ex quo der zweite Druck eines
. Hälfte . Jh. Vokabulars im deutschsprachigen Raum. In der Überlieferungsgeschichte klafft eine Lücke zwischen ca. und dem Beginn des . Jh. Bei Ba handelt es sich großer Wahrscheinlichkeit um den Autortext ( Lemmata). Redaktion A ist in drei Textzeugen überliefert (im Hochalemannischen angesiedelt), Redaktion B in fünf Textzeugen (wahrscheinlich zusätzlich noch St und St; im alemannisch-schwäbischen Sprachraum, möglicherweise bereits von entstanden; weitreichende Kapitelumstellungen, große Vermehrung der Merkverse), Redaktion C in vier Textzeugen (im schwäbischen und mittelbairischen Raum, zwischen ca. und ca. ; einem längeren derivatorisch-etymologischen lat. Text folgen – lat.-dt. Wort-für-Wort-Gleichungungen), Redaktion C in drei Textzeugen (darunter die beiden Frühdrucke; im Unterschied zu C wird das dt. Interpretament hinter das lat. Lemma gesetzt, dem häu g der gekürzte derivatorische Text folgt), Redaktion D in vier Textzeugen (im schwäbischen, aber auch im bairisch-österreichischen Raum; von C abhängig, jedoch ohne den lat. derivatorischen Begleittext; zu den Textredaktionen und der Filiation vgl. Bremer , Bd. , S. –). Während die frühesten Handschriften nur Blätter umfassen, sind es wegen der derivatorischen Zusätze und der größeren Zahl der Lemmata in den späten Umarbeitungen bis zu . Das in Ba lat.-dt., nach Sachgruppen aufgebaute Glossar, das auf biblisches und theologisches Wortgut verzichtet, behandelt im ersten Kapitel die menschlichen Körperteile, im weiteren Kapiteln das Lebensumfeld des Menschen und bringt in den abschließenden Kapiteln weitgehend alphabetische Listen von P anzen, Tieren, Steinen etc. Quellen waren a) grammatische (u. a. der auf dem Grecismus des Eberhard von Béthune basierende Novus Grecismus des → Konrad von Mure, der ab am Großmünsterstift in Zürich tätig war) und b) enzyklopädische Werke (u. a. der Liber de natura rerum des → Thomas von Cantimpré; der Dictionarius des → Johannes de Garlandia) des . Jh., c) die bilinguale westeuropäische Vokabularliteratur des Hoch- und beginnenden SpätMA und d) die einem «notarius» leicht zugängliche Rechtsliteratur (u. a. die in der zweiten Hälfte des . Jh. in Nordfrankreich entstandene Epitome exactis regibus, vgl. Kap. ). Dem Vocabularius optimus liegt keine einheitliche Quelle zugrunde; keine der Quellen ist zur Gänze exzerpiert worden.
Kotman «Merkverse der ältesten Überlieferung des ‹Vocabularius optimus› sind offensichtlich dem ‹Grecismus› des Eberhard von Béthune entnommen, einige wenige dem ‹Novus Grecismus› des Konrad von Mure» (Bremer , Bd. , S. ). Der Vocabularius optimus war vermutlich Quelle für das Glossar des Fritsche → Closener und den Vocabularius rerum des Wenzeslaus → Brack; beinahe der gesamte Lemmabestand der Redaktion B ist in Closeners Glossar eingegangen (vgl. Bremer , Bd. , S. , Anm. ). Von K. stammen auch Einträge im Kusteramtsrodel des Klosters im Hofe zu Luzern (von bis mindestens , in Vertretung seines Bruders Walther) und Teile des ältesten Luzerner Ratsbüchleins, einer Sammlung von Ratsbeschlüssen und amtlichen Satzungen. Ü: Vocabularius optimus: Ba: Basel, UB, Cod. F III , r–r (Perg., Luzern, –, hochalemannisch [Luzerner Schriftdialekt]); älteste Hs. des Vokabulars; Redaktion A; Rückseite des vorgesetzten Pergamentblattes enthält eine Dedikation des «Iohannes dictus Kotman de Luceria». – Ba: Ebd., Cod. A V , r–v (Pap., erste Hälfte . Jh., alemannisch, südrheinfränkisch); älteste Hs. der Redaktion B. – Be: Berlin, SBB, mgq , ra–rb (Pap., . Jh., westschwäbisch); Redaktion D. – E: Engelberg, Stiftsbibl., Cod. , r–r (Perg., Glossen: . Jh.); Redaktion A; der Schluss (Kap. –) fehlt. – E: Ebd., v–r; enthält nur die Kapitel – und Teile der Kapitel –. – M: München, BSB, Clm , r–v (Pap., Mitte . Jh., schwäbisch); enthält nur vier Kapitel der Redaktion B. – M: Ebd., Clm , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., schwäbisch); Redaktion B. – M: Ebd., Cgm , r–r (Pap., erstes Viertel . Jh., schwäbisch, die Nachtragshände mittelbair.); Redaktion C. – M: Ebd., Cgm , v–vb (Pap., Ostschwaben, [vgl. Bl. rb], ostschwäbisch, zum Teil [Vocabularius Ex quo] stärker mittelbair. gefärbt); Redaktion C, starke Übereinstimmungen mit cgm ,. – M: Ebd., Cgm , r–vb (Pap., Westbayern, zweites Viertel . Jh., westmittelbair., ab Bl. r stärker schwäbisch gefärbt); Redaktion C. – M: Ebd., Cgm , r–v (Pap., Augsburg, Schreiber: «Caspar R˚udolf» [vgl. Bl. r], [vgl. Bl. r], ostschwäbisch); Redaktion C; größter Lemmabestand; weitgehend identisch mit dem Erstdruck von Günther Zainer. – Ebd., Clm (früher Privatbesitz Antiquariat Ludwig Rosenthal, München, Nr. /
Wittenborg ; davor Privatbesitz Antiquariat Ludwig Rosenthal, München, Nr. /; davor Privatbesitz Carl Förster’sche Kunstauction, München, Nr. ), v–r (= Redaktion A; die für die Redaktionen B–D charakteristischen Zusatzkapitel und fehlen; zudem fehlt das Schlusskapitel , und Kap. ist nach Kap. versetzt, vgl. http:// www.handschriftencensus.de/) (Pap., Sammelband, größtenteils [inkl. Vokabular] geschrieben «per Stephanum de Geyspoltzheim», der sich nur am Ende des ersten Traktats nennt [Bl. r], [Bl. r], . Jh., Nachtrag: zweite Hälfte . Jh., alemannisch). – R: Rom (Vatikanstadt), Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. , Bll. (Pap., Schwaben, Mitte . Jh., schwäbisch); Redaktion C. – S: Stuttgart, LB, Cod. HB VIII , r–r (Pap., [vgl. Bl. ra], schwäbisch); Redaktion B. – S: Ebd., Cod. HB VIII , v–r (Pap., Wiblingen, ; Bl. rb: «Explizit vocabularius bonus et compendiosus scriptus per me fratrem Syfridum scr˚un de fridberg professum in Wiblingen nitus in vigilia assumcionis virginis Marie anno domini M°CCCC°XLI°»); Redaktion D. – S: Ebd., Cod. poet. et phil. ° , v–r (Pap., [vgl. Bl. rb], schwäbisch); Redaktion D. – St: Straßburg, StB, Ms. Carthaus ° (Pap., . Jh.; verbrannt); die ersten fünf Lemmata mit ihren dt. Interpretamenten sind bei Franz Joseph Mone (Teutsche Glossare und Glossen. In: Anz. für die Kunde der teutschen Vorzeit [] Sp. ) wiedergegeben. – St: Ebd., Cod. B , –? (Pap., [vgl. Bl. ]; verbrannt); die ersten zwanzig Lemmata mit ihren dt. Interpretamenten sind bei Mone (s. o., Sp. f.) wiedergegeben. – W: Wien, ÖNB, Cod. , r–r (Pap., mittelbair.); Redaktion D. D: gz: Augsburg: Günter Zainer, nicht nach ; Bll.; Redaktion C; weitgehende Übereinstimmung mit cgm ,. – jk: Augsburg: Johann Keller, ; Bll.; Redaktion C, weitgehende Übereinstimmung mit gz. Vgl. Bremer (Bd. ; s. Lit.) und http:// www.handschriftencensus.de/werke/. Textzeugen, die in geringem Umfang Ähnlichkeiten bzw. «eine gewisse Nähe zum ‹Vocabularius optimus›» aufweisen, bei Bremer S. –. A: Vokabular: Wilhelm Wackernagel: Vocabularius optimus. Basel (Ba). – Ernst Bremer, unter Mitwirkung von Klaus Ridder: Vocabularius optimus. Bd. : Edition (TTG ). Tübingen . – Ratsbüchlein: Peter Xaver Weber:
. Hälfte . Jh. Luzerns ältestes Ratsbüchlein (c. –). In: Der Geschichtsfreund. Mitt. des Hist. Ver. Zentralschweiz () S. –. L: Ernst Bremer, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. , f. – Klaus Kirchert: ‹Vocabularium de signi cacione nominum›. Zur Erforschung spätma. Vokabularlit. In: La Lexicographie au moyen âge. Hg. Claude Buridant. Lille , S. –, hier S. f. – E. Bremer: Ein spätma. Werktyp auf dem Wege zum Frühdruck: Der ‹Vocabularius optimus› im Umkreis frühhumanistischer Schriftkultur Augsburgs. In: Brüder-Grimm-Symposion zur Hist. Wortforschung. Beitr. zu der Marburger Tagung vom Juni . Hg. v. Reiner Hildebrandt/ Ulrich Knoop (Hist. Wortforschung ). Berlin/ New York , S. –. – E. Bremer, unter Mitwirkung von Klaus Ridder: Vocabularius optimus. Bd. . Werkentstehung und Textüberl., Register (TTG ). Tübingen . – E. Bremer/K. Ridder: Die Edition des ‹Vocabularius optimus›. Zur EDV-Unterstützung einer überlieferungskrit. Textausg. In: Maschinelle Verarbeitung altdt. Texte IV. Beitr. zum Vierten Internationalen Symposion, Trier . Februar bis . März . Hg. v. Kurt Gärtner u. a. Tübingen , S. –. – R. Hildebrandt: ‹Lingua materna dicimus› (Vocabularius optimus), ‹ita quod latinum precedat et teutonicum subiungitur› (Vocabularius Ex quo). In: Vielfalt des Deutschen. FS Werner Besch. Hg. v. Klaus J. Mattheier u. a. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Jeannette Rauschert: Herrschaft und Schrift. Strategien der Inszenierung und Funktionalisierung von Texten in Luzern und Bern am Ende des MA (Scrinium Friburgense ). Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. BJ Wittenborg, Hermann und Johann, * / (Johann) Lübeck (Johann), † nach .., vor .. (Hermann); nach .., vor .. (Johann) Lübeck (beide). – Lübecker Kau eute, die von ca. bis ein lat.-nd. Handelsbuch führten. Das Buch über die Geschäfte des familiären Handlungsunternehmens wurde von H. W. begonnen und von seinem Sohn J. fortgeführt. Das Handelsbuch der W.s ist das älteste derartige Dokument mit volkssprachigem Anteil innerhalb des Hanseraumes. (Die Buchführung der
. Hälfte . Jh. lübschen Tuchhändler Hermann Warendorp und Johann Klingenberg [–] ist ausschließlich lat.) Der Erhalt des merkantilen Werks dürfte sich dem Prozess gegen J. verdanken (s. u.), in dessen Verlauf es kon sziert worden ist und in das Ratsarchiv gelangt sein dürfte. Ob H. W. noch im mecklenburgischen Wittenburg geboren wurde oder einer Familie entstammte, die schon länger in Lübeck ansässig war, ist offen. In der Hansestadt betrieb H. einen orierenden Fernhandel in einem eigenen Kontor («scrivekamere») und unterhielt Beteiligungen an mehreren Handelsgesellschaften. Anlagen in Grundstücken und Hausrenten sind Ausweis von H.s offensichtlich beträchtlichem Vermögen. Nach seinem Tod führte seine Witwe Margarethe, geb. Grope, gemeinsam mit ihren Brüdern die Geschäfte für den noch nicht geschäftsfähigen J. erfolgreich fort. Letzterer hielt sich im Zeitraum – in Flandern auf. Nach Übernahme des väterlichen Betriebs unternahm J. Handelsreisen u. a. nach England () und Brügge (). Das Handelsbuch der W.s belegt merkantile Geschäftsbeziehungen im gesamten Hanseraum von Russland über Südschweden bis Flandern und Tuchkäufe in England. Die Waren wurden sämtlich in Lübeck umgeschlagen, so dass ein direkter Ost-West-Handel von J. nicht veranstaltet wurde. In Lübeck besaß J. zudem ein Brauhaus. Sowohl der wirtschaftliche Erfolg als auch seine Heirat mit Elisabeth aus der eingesessenen Ratsfamilie Bardewik () haben J. Zugang zu den ein ussreichen Kreisen der Stadt verschafft (→ Albrecht von Bardewik). wurde er in den pestbedingt ausgedünnten Rat gewählt, vermutlich als Nachfolger seines Schwiegervaters Arnold von Bardewik. Zwischen und war J. mehrfach als Gesandter seiner Heimatstadt mit diplomatischen Aufgaben betraut: So vertrat er etwa den lübschen Rat auf den Hansetagen von und in Rostock und Greifswald. und ist J. als Marstallherr und seit schließlich als Bürgermeister bezeugt. Im Krieg der Hanse gegen Dänemark, der in Greifswald beschlossen worden war, stand J. der hansischen Flotte als Oberbefehlshaber bei der Belagerung Helsingborgs vor. Wegen des Ausbleibens verbündeter Verbände aus Schweden und Norwegen musste der Einnahmeversuch erfolglos abgebrochen werden. Im heimischen Lübeck verlor J. nach seiner Rückkehr sein Bürgermeisteramt, wurde in Haft gesetzt und nach
Wittenborg einem Gerichtsprozess enthauptet. Da keine Ratsarchivalien zu den Vorgängen überkommen sind, kann über die Vorwürfe gegen J. nur spekuliert werden. Möglicherweise besteht gar kein Zusammenhang zur verlustreichen Niederlage vor Helsingborg, so dass sein Vergehen auch im geschäftlichen Bereich gelegen haben könnte (etwa in einer Verletzung des seit bestehenden Handelsverbotes mit Flandern). Das Gros der Eintragungen im Handelsbuch stammt von J. W. und lässt sich den Jahren – zuordnen, wobei zahlreiche Einträge undatiert sind. Begonnen hat J.s Vater das Buch spätestens . Nach dessen Tod haben Margarethe und J. W. einige Nachträge zu den Geschäften H.s vorgenommen und ein Testamentvollstrecker hat testamentliche Verfügungen notiert. Während die Einträge H. W.s lat. vorgenommen sind mit nur gelegentlichen nd. Einsprengseln, vollzieht sich bei J. ein Wechsel zur Volkssprache: Die deutschsprachigen Notizen nehmen kontinuierlich zu und ab wurde das Buch nahezu ausschließlich dt. fortgeschrieben. Im W.schen Handelsbuch nden sich Aufzeichnungen zu Waren-, Geld- und Wechselgeschäften, Rentenkäufen, Gesellschaftsbeteiligungen und Liegenschaftsbesitzen. Gehandelt wurde mit einem breiten Warenspektrum (darunter Stoffe, Pelze, Wachs, Nahrungsmittel, Holz oder auch Vieh). Beim Warenhandel wurden nur Kreditgeschäfte, nicht aber Bar- und Tauschhandel aufgezeichnet. Da so nur einen Teil des Geschäftsbetriebs abgedeckt wird, ist dessen tatsächlicher Umfang nicht mehr rekonstruierbar. Es ist davon auszugehen, dass im Handelshaus W.s weitere Bücher geführt worden sind, die verloren sind. Immerhin weist das erhaltene Buch etwa für die Jahre / ein Volumen der Kreditkäufe von beachtlichen Lübischen Mark aus. Im Handelsbuch nden sich auch Einträge, die mit dem eigentlichen Geschäftsbetrieb nur mittelbar verbunden sind, wie hauswirtschaftliche Notizen und Bemerkungen zur Pest in Lübeck. Das Handelsbuch der W.s steht am Beginn der Tradition einer regelmäßigen Buchführung der hansischen Handelshäuser. Aus späterer Zeit sind merkantile Aufzeichnungen überkommen, die den Umfang der Geschäfte ihrer Urheber in breiterem Maße dokumentieren (→ Vicko von Geldersen, Hildebrand und Sievert → Veckinchusen). Ü: Lübeck, Stadtarch., ASA (Altes Senatsarch.) Interna Ratstand , (Bestand
Hermann von Schildesche .–) Bll. mit beigelegten Einzelbll. (Abrechnung und Briefe) (Pap., /, lat./nd.). r–r geschrieben von H. R.; r (unten), r, r: Nachträge von Margarethe W., J. W. und einem Testamentvollstrecker; ab r geschrieben von J. W. A: Carl Mollwo: Das Handlungsbuch von H. und J. W. Leipzig . – Auszug in: Jürgen Meier/Dieter Möhn: Spuren der Vergangenheit für die Gegenwart. Hundert nd. Texte zwischen dem . und . Jh. (Schr. des Inst. für Nd. Sprache. Dokumentation ). Leer , S. –. L: P[aul] Hasse: J. W., ADB () S. f. – Helgard Ulmschneider, VL () Sp. –. – Wilhem Mantels: Die hansischen Schiffshauptleute J. W., Brun Warendorp und Tidemann Steen. In: Hansische Geschichtsbll. () S. – (wieder in: Ders.: Beitr. zur lübisch-hansischen Gesch. Ausgewählte hist. Arbeiten. Hg. v. Karl Koopmann. Jena , S. –, –). – W. Mantels: Nachtrag zu J. W. und Tidemann Steen. In: Hansische Geschichtsbll. () S. –. – Dietrich Schäfer: Die Hansestädte und König Waldemar von Dänemark. Hansische Gesch. bis . Jena , S. f. – Franz Bastian: Das Runtingerbuch – und verwandtes Material zum Regensburger-südostdt. Handel und Münzwesen. Bd. : Darstellung (Dt. Handelsakten des MA und der Neuzeit ). Regensburg , S. –, – u. ö. – Philippe Dollinger: Die Hanse (Kröners Taschenausg. ). Stuttgart (., vollst. überarb. und aktualisierte Au . neu bearb. v. Volker Henn/Nils Jörn ) Reg. – Wiltrud Eikenberg: Das Handelshaus der Runtinger zu Regensburg. Ein Spiegel süddt. Rechts-, Handelsund Wirtschaftslebens im ausgehenden . Jh. (Veröff. des Max-Planck-Inst. für Geschich. ). Göttingen , S. . – Rolf Hammel: J. W. In: Biogr. Lex. für Schleswig-Holstein und Lübeck. Bd. . Neumünster , S. – (wieder in: Lübecker Lebensläufe aus neun Jh. Hg. v. Alken Bruns. Neumünster , S. –). – Erich Hoffmann: Lübeck im Hoch- und SpätMA. In: Lübeckische Gesch. Hg. v. Antjekathrin Graßmann. Lübeck (., verb. und erg. Au . ) S. –, . – Doris Tophinke: Handelstexte. Zur Textualität und Typik kaufmännischer Rechnungsbücher im Hanseraum des . und . Jh. (ScriptOralia ). Tübingen , S. – u. ö. – Dietrich W. Poeck: Die Herren der Hanse. Delegierte und
. Hälfte . Jh. Netzwerke (Kieler Werkstücke Reihe E ). Frankfurt/M. u. a. , S. f. – Gisela Graichen/Rolf Hammel-Kiesow: Die Schicksalsmacht der Hanse oder: Der Bürgermeister auf dem Schafott: Johan W. gegen König Waldemar IV. In: Die dt. Hanse. Hg. v. dens. Reinbek , , S. –. VZ Hermann von Schildesche (H. v. Schildi[c/t]z u. ä.; Hermannus de Sc[h]ildis u. ä., de Saldis, de Westphalia, Westphaliensis, de Alemannia) OESA, * .. um Schildesche (heute zu Bielefeld), † .. Würzburg. – Theologischer Schriftsteller. H. trat in Herford in den Augustinerorden ein. Artistische Grundstudien absolvierte er in Osnabrück und setzte seine Studium an unbekanntem Ort fort. Als Lektor wirkte er in den Augustinerklöstern in Magdeburg (um ), Erfurt (–), Herford (–) und am Generalstudium in Köln. Seit ca. hielt H. Sentenzenvorlesungen an der Universität Paris und um / ist er ebenda als Magister der Theologie bezeugt. – diente H. seinem Orden als Provinzial der sächsisch-thüringischen Augustinerprovinz. Im Sommer war er Mitglied einer Gesandtschaft nach Avignon, die im Auftrag der dt. Bischöfe zwischen Kaiser Ludwig dem Bayern und Papst Benedikt XII. vermitteln sollte aber erfolglos heimkehrte. Ab wirkte H. für das Bistum Würzburg, wo er die Ämter des Generalvikars und obersten Pönitentiars versah und dem Würzburger theologischem Studium lange als Rektor vorstand. Zu → Michael de Leone und → Lupold von Bebenburg unterhielt H. freundschaftliche Beziehungen. Als Pönitentiar leitete er kirchliche Prozesse gegen die Laien Konrad Hager und Hermann Kuchener, die unter dem Ein uss der Waldenser bzw. Begarden heterodoxe Ansichten vertraten. In einem nicht erhaltenen Tractatus contra errores Flagellatorum hat sich H. einige Zeit später kritisch mit dem Flagellantentum befasst, das in den späten er Jahren auch in Franken präsent war. Mindestens fünfzehn weitere Schriften H.s müssen als verloren gelten, da sein Zeitgenosse und Ordensbruder → Jordan von Sachsen insgesamt Titel von H.s Werken anführt aber nur überkommen sind. Wenig zuverlässig sind in der Regel weitere Werkzuschreibungen bei Johannes Trithemius (in den Annales Hirsaugienses) u. a., die oft von Verwechslungen und Irrtümern geprägt sind. Das
. Hälfte . Jh. überlieferte oder bezeugte Œuvre H.s offenbart ein breitgefächertes Tätigkeits- und Interessenspektrum und versammelt juristische, philosophischtheologische, aszetisch-mystische und pastoraltheologische Schriften sowie Sermones. Unter letzteren ndet sich auch eine deutschsprachige mystische Predigt, die allerdings nur sekundär über das Heiligenleben → Hermanns von Fritzlar überliefert wird. Als Rechtsgelehrter beförderte H. mit seinem äußerst breit überlieferten Introductorium iuris (um ) die Rezeption des römischen Rechts im dt. Raum. Das alphabetisch geordnete Wörterbuch für beide Rechte sollte als Verständnishilfe für die Lektüre juristischer und kanonistischer Texte dienen. Der Tractatus contra haereticos negantes immunitatem et jurisdictionem sanctae ecclesiae richtet sich gegen die Thesen des Defensor pacis des Marsilius von Padua und verteidigt die Hoheit der kirchlichen Gewalt gegenüber dem Imperium. Der Traktat entstand nach der päpstlichen Verdammung des Defensor Pacis von . Ferner ist mit Quod clerus quoad personas et bona sustentationis sui status sit exemptus a iurisdictione et iudicio laicorum eine Verteidigungsschrift der klerikalen Immunität und des eigenen geistlichen Gerichtsstandes überkommen. Die philosophisch-theologischen Schriften H.s datieren in die Würzburger Zeit. Die einzige Ausnahme ist der in Paris um entstandene moraltheologische Tractatus de vitiis capitalibus duplex über Wesen und Entstehung der Sünde sowie über die sieben Hauptsünden, dem H. um einen aszetischen Teil zur Seite gestellt hat. In leoninischen Hexametern abgefasst ist der Tractatus metricus de divisione philosophiae (auch: Divisio metrica ac generalis descriptio totius philosophiae ac omnium artium). Das Lehr- und Merkgedicht charakterisiert im Anschluss an die aristotelische Wissenschaftslehre die verschiedenen philosophischen Disziplinen. Die vier Schriftsinne thematisiert das hermeneutische Compendium de quattuor sensibus sacrae scripturae (/). Von mariologischer Bedeutung ist der Tractatus de conceptione gloriosae virginis Mariae (um ), der die früheste im dt. Raum verfasste Abhandlung zur Verteidigung der «Immaculata conceptio» darstellt. Auch das dt. mystische Schrifttum vermocht H. mit bedeutenden Beiträgen zu bereichern. Aus diesem Bereich sind indes nur wenige Schriften erhalten. Jordanus bezeugt die Paternosterauslegung Expositio dominicae orationis (um /) und die
Hermann von Schildesche Hoheliedparaphrase Postilla super Cantica (, mit Widmung an Papst Clemens VI.). Unikal überliefert sind die zeitnahe Expositio super Ave Maria und das Breviloquium de expositione missae, das die Messfeier allegorisch ausdeutet und vermutlich auch aus den Würzburger Jahren stammen dürfte. H.s umfangreichste mystische Schrift ist das asketisch-mystische Handbuch Claustrum animae, welches das religiös christliche Leben mit den Gebäuden und Wänden eines Klosters vergleicht (→ Herzklosterallegorien). Der Text basiert einerseits auf dem gleichnamigen Werk Hugos de Folieto und greift anderseits auf dt. Predigten zurück, die H. als Lektor in Erfurt und Köln gehalten hat. Abgeschlossen hat H. das Claustrum trotz der Einbeziehung der frühen Predigten aber erst erst um /. Von den zwei überlieferten pastoraltheoligischen Schriften H.s ist eine ein Re ex auf den Prozess gegen Konrad Hager. Der Tractatus contra Leonistas (um ) richtet sich an die Kleriker der Würzburger und Bamberger Diözesen. H. rechtfertigt das Stiften von Messen («Comparatio missae») gegen die Angriffe Hagers und bietet damit die erste fundierte Auseinandersetzung mit dem Messstipendium überhaupt. Außerdem verteidigt er den religiösen Stellenwert der Eucharistie gegen waldensische Angriffe. Bei der zweiten Schrift, dem Speculum manuale sacerdotum, handelt es sich um ein Handbuch für den Seelsorgeklerus, das vermutlich in Paris entstanden ist aber von H. wohl erst in Würzburg veröffentlicht wurde. Die kurze Pastoralschrift ist das mit großem Abstand am weitesten verbreitete Werk H.s. Den in der Regel nur gering gebildeten Seelsorgeklerikern versucht der Text in knappen und schlichtem Latein elementare Kenntnisse zur Taufe, Eucharistie und Bußsakrament zu vermitteln. H.s Predigten selbst sind größtenteils verloren und einige Zuschreibungen sind unsicher. Erhalten sind: ) Die ausführliche scholastische Gelehrtenpredigt Sermo de beato Augustino, die H. am . . im Pariser Studienhaus der Augustiner gehalten hat. Ein hymnenartiges Gebet schließt den Text ab. – ) Zwei Predigten auf Mariä Himmelfahrt mit Hohelied-Rekurs («sponsa Christi»). – ) Eine deutschsprachige mystische Predigt gibt Hermann von Fritzlar in seinem Heiligenleben wieder: «Und diz sprach der nuwe meister Herman von Schilditz». Im Geiste und auch in der Wortwahl der dt. Mystik predigt H. über das heilige Kreuz und die
Hermann von Schildesche «heiligen dri personen» der Trinitas hinsichtlich ihrer Bedeutung für die religiöse Erkenntnis («irluchtene»). Dabei orientiert sich H. an der augustinischen Illuminationstheorie nach → Bonaventura. Ü: Die Überlieferungsbreite variiert werkspezi sch beträchtlich. Am stärksten rezipiert wurden das Introductorium iuris (rund erhaltene Hss.) und vor allem das Speculum manuale sacerdotum (über Hss.), das auch mehrfach im Druck erschien. Erstdruck: Mainz: [Drucker der Prognosticatio, um /] (GW ); weitere Inkunabeln: GW – und . – Weitere Werke: Tractatus contra haereticos: Paris, Nationalbibl., Ms. lat. , ra–vb (Perg., . Jh.); vermutlich unvollst. (Ein . Tl. [«Quod clerus quoad personas et bona sustentationis sui status sit exemptus a iurisdictione et iudicio laicorum»], der erwähnt wird, fehlt offensichtlich.). – Quod clerus [...]: Würzburg, UB, M. p. misc. f. (Manuale des Michael de Leone) va–va (Perg., Mitte . Jh., aus dem Stift Neumünster in Würzburg). – Tractatus de vitiis capitalibus duplex: Hss. verzeichnet Zumkeller , S. . – Tractatus metricus: München, UB, ° Cod. ms. (Würzburger Liederhs. [E], Hausbuch des M. de Leone) va–ra (Perg., / ). – Würzburg, UB, M. p. misc. f. , va–ra (s. o.). – Compendium de quattuor sensibus: Basel, UB, Cod. A VII , r–v (Perg. und Pap., / ). – München, BSB, Clm , r–r (Pap., . Jh.). – Wien, Bibl. des Dominikanerklosters, /, v–v (Pap., . Jh.). – Tractatus de conceptione gloriosae virginis Mariae: Kiel, UB, Cod. ms. Bord. , r–v (Pap., ). – Lüneburg, Ratsbücherei, Ms. Theol. ° , ra–ra (Pap., erstes Viertel . Jh.). – Paris, Nationalbibl., Ms. lat. , r–r (Pap., . Jh.). – Expositio super Ave Maria: Bad Windsheim, Stadtbibl., Cod. , r–v (Pap., . Jh.). – Breviloquium de expositione missae: Würzburg, UB, M. p. misc. f. , ra–ra (s. o.). – Claustrum animae: Rom, Biblioteca Angelica, Ms. , r–r (Perg., ). – Mainz, StB, Hs I , r–v (Pap., /). – Münster, ULB, Hs. , Bll. (Perg., . Jh.) (Kriegsverlust). – Tractatus contra Leonistas: Hss. verzeichnet Zumkeller , S. . – Zur authentischen und zweifelhaften Predigtüberl. und zur lat. Gesamtüberl s.: Adolar Zumkeller: Mss. von Werken der Autoren des Augustiner-Eremitenordens in mitteleuropäischen Bibl. (Cassiciacum ). Würzburg , S. –, f. – Dt. Predigt: s. → Hermann von Fritzlar (rund Hss. und Fragm.).
. Hälfte . Jh. A: Auszüge aus dem Introductorium iuris: Seckel (s. Lit.) S. –. – Auszüge aus dem Tractatus contra haereticos, Prolog des Speculum manuale sacerdotum: Scholz (s. Lit.) Bd. , S. –, –. – A. Zumkeller: Hermanni de Scildis Tractatus contra haereticos negantes immunitatem et iurisdictionem sanctae Ecclesiae et Tractatus de conceptione gloriosae virginis Mariae (Cassiciacum Suppl. ). Würzburg . – Tractatus metricus: Zumkeller , S. –. – Kühnl (s. Lit.). – Sermo de beato Augustino: Balbino Rano: San Augustìn y su Orden en algunos sermones de agustinos del primer siglo. In: Analecta Augustiniana () S. –, hier S. –. – Dt. Predigt: Franz Pfeiffer: Dt. Mystiker des vierzehnten Jh. Bd. : Hermann v. Fritslar, Nicolaus v. Straßburg, David v. Augsburg. Leipzig (Nachdruck Aalen ) S. –. – Zumkeller , S. f. B: Repertorium biblicum medii aevi () Nr. –. – Norbertus Teuwen/ Albericus Meijer/Martijn Schrama: Bibliogr. historique de l’Ordre de saint Augustin. In: Augustiniana () S. –; () S. –; () S. –; () S. –; () S. –; () S. –; () S. –; () S. –; () S. –; () S. –; () S. –. – Egon Gindele: Bibliogr. zur Gesch. und Theol. des AugustinerEremitenordens bis zum Beginn der Reformation (SpätMA und Reformation ). Berlin , Nr. –. – Rolf Schönberger u. a.: Repertorium edierter Texte des MA aus dem Bereich der Philosophie und angrenzender Gebiete. ., völlig überarb. und erw. Au . Bd. . E–L. Berlin , S. f. L: Johann Friedrich von Schulte: Hermannus de Schildis, ADB () S. f. – Adolar Zumkeller, Dict. Spir. () Sp. –. – Ders., NDB () S. . – Ders., VL () Sp. –. – Ders., LexMA () Sp. . – [Friedrich Wilhelm Bautz], BBKL () Sp. –. – A. Zumkeller, Marienlex. () S. f. – Ders., LThK () Sp. . – Schulthess/Imbach (), S. f. – Heinrich Finke: Ein kirchenpolitischer Traktat des H. v. S. In: Hist. Jb. im Auftrag der Görres-Ges. () S. –. – Emil Seckel: Beitr. zur Gesch. beider Rechte im MA. Bd. : Zur Gesch. der populären Lit. des römischen kanonischen Rechts. Tübingen , S. –, –. – Richard Scholz: Unbekannte kirchenpolitische Streitschr. aus der Zeit
. Hälfte . Jh. Ludwigs des Bayern (–). Texte und Analysen. Bde. (Bibl. des Preußischen Hist. Inst. in Rom /). Rom /, hier Bd. , S. –. – Giuseppe Tumminello: L’immacolata concezione di Maria e la scuola Agostiniana del secolo XIV. Rom , S. –. – Rudolf Arbesmann/Wilfried Hümpfner (Hg.): Jordanus de Saxonia. Liber vitasfratrum. Ad dem codicum recensuit, prolegomenis, apparatu critico, notis instruxerunt (Cassiacum ). New York , S. f. – Carolus Bali´c: Testimonia de assumptione B. Mariae Virginis ex omnibus saeculis. Bd. . Rom , S. . – Eloy Dominguez Carretero: Tradición Inmaculista Agustiniana a través de Egidio de la Presentación. In: La Ciudad de Dios () S. –, hier S. –. – A. Zumkeller: H. v. S. O.E.S.A. (Cassiciacum ). Würzburg . – Ders.: H. v. S. (. Juli ) zur . Wiederkehr seines Todestages. In: Augustiniana () S. –, –; () S. –. – Ders.: Magister H. v. S., erster Generalvikar im Bistum Würzburg. In: Würzburger Diözesangeschichtsbll. () S. –. – Ders.: Schrifttum und Lehre des H. v. S. (Cassiciacum ). Würzburg . – Ders.: Der Traktat des H. v. S. OESA ‹De conceptione gloriosae Virginis Mariae›, die älteste in Deutschland verfaßte Schrift über die Unbe eckte Empfängnis (geschrieben in Würzburg um ). In: Würzburger Diözesangeschichtsbll. () S. –. – Ders.: Wiederaufgefundene exegetische Werke H.s v. S. In: Augustinianum () S. –, –. – Ders.: Die Augustinerschule des MA. Vertreter und phil.-theologische Lehrer. In: Analecta Augustiniana () S. –, hier S. f. – Ders.: Urkunden und Regesten zur Gesch. der Augustinerklöster Würzburg und Münnerstadt. Von den Anfängen bis zur Mitte des . Jh. (Quellen und Forschungen zur Gesch. des Bistums und Hochstifts Würzburg ). Bde. Würzburg /, passim. – Charles H. Lohr: Medieval Latin Aristotle Commentaries. Authors G–I. In: Traditio () S. –, hier S. . – Alfred Wendehorst: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Bistum Würzburg. Bd. : Die Bischofsreihe von bis (Germania sacra NF ). Berlin u. a. , bes. S. –. – Willigis Eckermann: Eine unveröffentlichte hist. Quelle zur Literaturgesch. der westfälischen Augustiner des SpätMA. In: Analecta Augustiniana () S. –. – Adalbero Kunzelmann: Gesch. der dt. Augustiner-Eremiten. Bd. :
Hermann von Schildesche Die sächsisch-thüringische Provinz und die sächsische Reformkongregation bis zum Untergang der beiden. Würzburg , S. – u. ö. – A. Zumkeller: Der Augustinermagister H. v. S. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. . Hg. v. Gerhard Pfeiffer/A. Wendehorst (Veröff. der Ges. für Fränkische Gesch. a/). Würzburg , S. –. – Meinrad Sehi: Die Bettelorden in der Seelsorgsgeschich. der Stadt und des Bistums Würzburg bis zum Konzil von Trient. Eine Unters. über die Mendikantenseelsorge unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in Würzburg. In: Forschungen zur fränkischen Kirchen- und Theologiegesch. () S. –. – David Gutiérrez: Die Augustiner im MA. –. Übertragen von Beda Kriener (Gesch. des Augustinerordens /). Würzburg , passim. – Ulrich Andermann: H. v. S. In: Stift und Kirche Schildesche –. FS zur -Jahr-Feier. Hg. v. dems. Bielefeld , S. –, –. – Gottfried Kühnl: Die Schr. H.s v. S. im Hausbuch des Michael de Leone mit einer krit. Neuedition der Divisio metrica. In: Violae Solutae. Gedenkschr. Hans Thurn. Würzburg , S. –. – A. Wendehorst: Geistiges Leben und Wiss. In: Hb. der Bayerischen Gesch. Begr. v. Max Spindler. Neu hg. v. Andreas Kraus. Bd. /: Gesch. Frankens. bis zum Ausgang des . Jh. ., neu bearb. Au . München , S. – hier S. f. – Walter Brandmüller (Hg.): Hb. der bayerischen Kirchengesch. Tl. : Von den Anfängen bis zur Schwelle der Neuzeit. Bd. : Das kirchliche Leben. St. Ottilien , Reg. – Jürgen Miethke: «De potestate papae». Die päpstliche Amtskompetenz im Widerstreit der politischen Theorie von Thomas von Aquin bis Wilhelm von Ockham (SpätMA und Reformation NR ). Tübingen , S. f. – Freimut Löser: Geistliche Lit. des MA unter regionalen Aspekten. Die Beispiele Würzburg und Melk. In: ZfdPh () Sonderh. S. –, hier S. f., f. – Marijn de Kroon: We Believe in God and in Christ. Not in Church. The In uence of Wessel Gansfort on Martin Bucer (Princeton Theological Seminary studies in reformed theology and history). Louisville , S. –. – Achim Wesjohann: Mendikantische Gründungserzählungen im . und . Jh. Mythen als Element institutioneller Eigengeschichtsschreibung der ma. Franziskaner, Dominikaner und Augustiner-Eremiten (Vita regularis Abh. ). Berlin , S. –, – u. ö. VZ
Rudolf II. von Sachsenhausen Rudolf II. von Sachsenhausen, * um , † . – Vermutlich Verfasser des Kleinen Kaiserrechts (auch Frankenspiegel), –. Das vermutlich von Ritter Rudolf II. von Praunheim, genannt von Sachsenhausen, verfasste Kleine Kaiserrecht ist ein deutschsprachiges Rechtsbuch, dessen Rechtsgrundsätze dem Verfasser nach auf den römisch(-dt.) Kaiser zurückzuführen sind. R. v. S., der sich im Kleinen Kaiserrecht nicht nennt, war seit Burggraf der Reichsburg Friedberg und –/ Reichsschultheiß der Stadt Frankfurt am Main. Er stand in den Diensten der Kaiser und Könige Ludwig IV. d. Bayer (–), Günther von Schwarzburg () und → Karl IV. (–). Insbesondere die Auseinandersetzungen Ludwigs d. Bayern mit den Päpsten seiner Zeit, in dem u. a. um die Geltung des päpstlichen Approbationrechts gestritten wurde (→ Kurverein von Rhens), und die mit dem Kaiserrecht verbundenen Ansprüche auf die Rechtssetzung der römisch-dt. Kaiser und Könige seit dem . Jh. dürften auf die Entstehung des Kleinen Kaiserrechts mitgewirkt haben. Das Rechtsbuch lässt R. v. S. als einen Vertreter der kaiserlichen Interessen in Erscheinung treten. Wohl zwischen und im Frankfurter Raum entstanden (die zeitliche Datierung der Entstehung variiert in der Forschungsliteratur stark), ist das Kleine Kaiserrecht in vier unterschiedlich umfangreiche Bücher und diese wiederum in mit lat. und dt. Überschriften versehene Kapitel gegliedert; die Bücher werden durch kurze Vorreden eingeleitet. Das erste Buch ( Kapitel) handelt von der Gerichtsverfassung und dem Gerichtsverfahren, das zweite Buch ( Kapitel) enthält zivil- und strafrechtliche Bestimmungen, im dritten Buch ( Kapitel) wird das Lehnrecht der Reichsministerialen erörtert und das vierte Buch ( Kapitel) setzt sich mit dem reichsstädtischen Recht auseinander. Obwohl sich R. v. S. in seinem Werk auf kaiserliches Recht beruft und in den Vorreden an den Sachsenspiegel → Eikes von Repgow und den → Schwabenspiegel anknüpft, lassen sich seine Quellen nur vage bestimmen. So wurden inhaltliche Übereinstimmungen mit dem Frankfurter Stadtrecht von , einem Privileg König Rudolfs von Habsburg (–) für diese Stadt von , Rechtsweisungen des Gerichts am Bornheimer Berg von , fränkische Rechtsnormen und Anklänge an das römische Recht festgestellt. Das Kleine Kaiserrecht ist in Handschriften, Fragmenten und Exzerpten von der Mitte
. Hälfte . Jh. des . Jh. bis zum . Jh. überliefert, wobei die erste vollständige Handschrift, angefertigt für den Magistrat der Stadt Fulda, für das Jahr vorliegt. Die meisten Handschriften befanden sich im städtischen Besitz oder in dem von Schöffen; in Reichsstädten wie Mühlhausen (Thüringen), Goslar, Augsburg, Dortmund und Köln war das Kaiserrecht verbreitet. Das Kleine Kaiserrecht ist oft zusammen mit dem Sachsen- und dem Schwabenspiegel, der → Goldenen Bulle sowie städtischen Rechtstexten überliefert. Die Texte in den Handschriften variieren untereinander nur geringfügig; es lassen sich Umstellungen und Ausscheidungen nachweisen. Einige Handschriften wurden um ein Register sowie den Judeneid und die Hundebuße aus dem Schwabenspiegel ergänzt, der zum Ausgang des MA als «Großes Kaiserrecht» bezeichnet wurde. In Handschriften des . Jh. ist zu dessen Abgrenzung der Titel «Kleines Kaiserrecht» erstmals nachweisbar. In einer Gießener Handschrift (UB, Hs. ) trägt das Rechtsbuch die Überschrift: «Dis buch ist genant des keysers recht». Der von Richard Schröder eingeführte Titel «Frankenspiegel», der dem Anspruch des Kleinen Kaiserrechts nicht gerecht wird, ndet in der gegenwärtigen Forschung keinen Zuspruch mehr. Das Kleine Kaiserrecht hat auf spätere Rechtstexte einigen Ein uss ausüben können, so in den Klagevorbringen vor dem Ingelheimer Oberhof, im Alsfelder und Frankenberger Stadtrechtsbuch, in der Soester Gerichtsordnung aus dem späten . Jh. und in den durch die Stadt Dortmund erteilten Privilegierungen an westfälische Reichshöfe im ./. Jh. Ü: Siehe Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , S. f. sowie Dietlinde Munzel: Eine Hs. des Kleinen Kaiserrechts in der Fürstlichen Bibl. Corvey. In: Corvey Journal () H. . – Ein Fragm. des Kleinen Kaiserrechts aus dem Stift Wetter. Hg. v. ders./Christoph Fasbender/U.-D. Oppitz. In: Zs. des Ver. für hessische Gesch. und Landeskunde () S. –. A: Frühe Drucke des Kleinen Kaiserrechts sind nicht bekannt; erste Drucke reichen in die Mitte des . Jh. zurück: Georg Wilhelm Ludwig Beneke: De successione liarum in regnis et principatibus. Gießen , Anhang (Auszüge mit lat. Übertragung). – Heinrich Christian
. Hälfte . Jh. von Senckenberg: Corpus iuris feudalis Germanici. Gießen , S. –. – Corpus iuris Germanici publici ac privati hactenus ineditum e bibliotheca Senckenbergiana. Hg. v. Gustav Georg Koenig von Koenigsthal. Bd. . Frankfurt/M. , S. –. – Pieter Bondam/Henrik von Wijn: Probedruck des Kleinen Kaiserrechts (bis Buch , Kap. ). (Den Haag, Kgl. Bibl., HS B Fasc. II). – Das Keyserrecht nach der Hs. von . Hg. v. Hermann Ernst Endemann. Kassel . – Die Innsbrucker Hs. des Kleinen Kaiserrechts. Eine Unters. ihrer Verwandtschaft mit der Eschweger und der Kreuznacher Hs., sowie der Auswertung der in ihr verzeichneten Notizen über Rechtsgewohnheiten zu Mainz, Frankfurt und Ingelheim. Hg. v. D. Munzel (Rechtsbücherstud. ). Aalen , S. –. – Dez Keisers Recht. Das Kleine Kaiserrecht, entnommen dem Flörsheimer Gerichtsprotokollbuch von –. Bearb. v. D. Munzel-Everling. Bde. Frankfurt/M. (Faks., Transkription, Erläuterungen). L Zu R. v. S.: Ludwig Heinrich Euler: Die Herren von Sachsenhausen und Praunheim. Ein genealogischer Versuch. In: Arch. für Frankfurter Gesch. und Kunst () S. –. – Alfred Friese: Die Herren von PraunheimSachsenhausen, Erbschultheissen des Reiches in Frankfurt am Main. Besitz-, Sozial- und Kulturgesch. einer reichsministerialen Familie des hohen und späten MA. Diss. masch. Bonn , S. –. – Marianne Schalles-Fischer: Pfalz und Fiskus Frankfurt. Eine Unters. zur Verfassungsgesch. des fränkisch-dt. Königtums (Veröff. des Max-Planck-Inst. für Gesch. ). Göttingen . – Sabine Hock: S., R. In: Frankfurter Biographie. Personengeschichtliches Lex. Bd. . Hg. v. Wolfgang Klötzer (Veröff. der Frankfurter Hist. Kommission XIX/). Frankfurt/M. , S. f. Zum Kleinen Kaiserrecht: Peter Johanek, VL () Sp. –. – D. Munzel, LexMA () Sp. . – D. Munzel-Everling, HRG () Sp. –. – Julius von Gosen: Das Privatrecht nach dem Kleinen Kaiserrecht. Heidelberg . – Richard Schröder: Lehrbuch der dt. Rechtsgesch. Leipzig (Berlin u. a. ). – Arthur Benno Schmidt: Stud. zum Kleinen Kaiserrecht. In: FS Otto Gierke. Weimar , S. –. – Karl August Eckhardt: Frankenspiegelstud. Witzenhausen . – Lutz Hatzfeld: Frankenspiegel oder Kaiserrecht? In: Tijdschrift voor
Stadtrecht von Goslar rechtsgeschiedenis () S. –. – Karl Otto Scherner: Zur Pacht im Frankenspiegel. In: FS Johannes Bärmann. Hg. v. Ludwig Petry. Bd. . Wiesbaden , S. –. – D. und Ernst Munzel: Die Bestimmungen des Kleinen Kaiserrechts über Allmende und Markwald. In: Rechtsgesch. als Kulturgesch. FS Adalbert Erler. Hg. v. HansJürgen Becker u. a. Aalen , S. –. – Winfried Trusen: Die Rechtsspiegel und das Kaiserrecht. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – D. Munzel: Der Ein uß des Kaiserrechts auf die Rechtsprechung des Ingelheimer Oberhofes. In: Recht, Gericht, Genossenschaft und Policey. Hg. v. Gerhard Dilcher/Bernhard Diestelkamp. Berlin , S. –. – Wolfgang Koch: Zum Stemma der Hss. des Kleinen Kaiserrechts (Rechtsbücherstud. ). Aalen . – D. Munzel-Everling: Die Bedeutung der lat. Kapitel über die Reichshöfe in der Corveyer Hs. des Kleinen Kaiserrechtes. In: Überl., Bewahrung und Gestaltung in der rechtsgeschichtlichen Forschung. FS Ekkehard Kaufmann. Hg. v. Stephan Buchholz u. a. (Rechts- und staatswissenschaftliche Veröff. der Görres-Ges., NF ). Paderborn , S. –. – Dies.: Das Stadtrecht von Kleve und das Kleine Kaiserrecht. In: Der Oberhof Kleve und seine Schöffensprüche. Unters. zum Klever Stadtrecht. Hg. v. Bernhard Diestelkamp/Klaus Flink (Schriftenreihe des Stadtarchivs Kleve ). Kleve , S. –. – Dies.: Die Münzenberger Hs. des Kleinen Kaiserrechtes. In: Heimat im Schatten der Burg. Hg. v. Petra und Uwe Müller. Münzenberg , S. –. – Dies.: Sachsenspiegel, Kaiserrecht, König Karls Recht? Überschrift und Prolog des Kleinen Kaiserrechtes als Beispiel der Textentwicklung. In: Alles was Recht war. FS Ruth Schmidt-Wiegand. Hg. v. Hans Hö nghoff u. a. Essen , S. –. – Dies.: Das Verfahrensrecht des Kleinen Kaiserrechtes. In: Zur Erhaltung guter Ordnung. Beitr. zur Gesch. von Recht und Justiz. FS Wolfgang Sellert. Hg. v. Jost Hausmann/Thomas Krause. Köln/Weimar , S. –. – Hiram Kümper: Sachsenrecht. Stud. zur Gesch. des sächsischen Landrechts in MA und früher Neuzeit (Schr. zur Rechtsgesch. ). Berlin , S. –. DB/MM Stadtrecht von Goslar. – Ca. . Das Recht der Reichsstadt Goslar, das im Vergleich zu anderen Stadtrechten einen ungewöhnlich großen Umfang aufweist (bis zu Arti
Stadtrecht von Goslar kel), ist vollständig und fragmentarisch in Handschriften mit unterschiedlich umfänglichen Fassungen überliefert; die Urschrift fehlt. Allerdings liegt mit Handschrift B (Wolfenbüttel, HAB, Ms. . Aug. °) eine ältere, wenn auch von den anderen Handschriften abweichende Redaktion vor, die von Ebel (, S. ) in die Jahrzehnte von bis datiert wird. Während diese erste bekannte Fassung noch in zwölf Büchern geteilt ist, wurde das S. v. G. in einer bald darauf folgenden Überarbeitung (ca. ) nach dem Vorbild der systematischen Sachsenspiegel in fünf Bücher eingeteilt und um über Artikel (meist zum Erbrecht) erweitert, wobei der ursprüngliche Bestand weitgehend erhalten blieb: Buch I (Familien- und Vermögensrecht) und II (Verbrechen) sind in je vier Abschnitte mit unterschiedlich vielen Artikeln gegliedert; das Buch III (Prozessrecht) ist nicht unterteilt, sondern zählt fortlaufend Artikel; Buch IV (Prozessrecht) gliedert sich in zwei Abschnitte und Buch V (Zusammenstellung verschiedener rechtlicher Gegenstände), das ebenfalls ohne Unterteilung geblieben ist, zählt bzw. Artikel. Das Goslarer Recht ist vor allem in der umliegenden Region, zwischen Braunschweiger und Magdeburger Stadtrechtskreis, zum Teil noch vor seiner Kodi zierung verbreitet worden, in den Städten Halberstadt, Blankenburg, Quedlinburg, Wernigerode, Aschersleben, Nordhausen, Osterode, Derneburg, Altenburg, Osterwieck, Gröningen und Mühlhausen; Goslar war – soweit es sich aus den Quellen entnehmen lässt – für diese Städte Oberhof. Durch die Aufnahme von rund der Hälfte der Artikel des S. v. G. (ältere Redaktion) in das → Meißner Rechtsbuch fand es seit der zweiten Hälfte des . Jh. eine weite Verbreitung. Ü: Siehe zu den frühen Drucken und den damals zwölf bekannten Handschriften: Das Stadtrecht von Goslar. Hg. v. Wilhelm Ebel. Göttingen , S. f., –. Die neu aufgefundenen Handschriften sind verzeichnet im Handschriftencensus online. A: Die Goslarischen Statuten. Mit einer systematischen Zusammenstellung der darin enthaltenen Rechtssätze und Vergleichung des Sachsenspiegels und vermehrten Sachsenspiegels. Hg. v. Otto Göschen. Berlin . – Ebel (s. Überl.). – Der Goslarer Ratskodex. Das Stadtrecht um . Edition, Übersetzung und begleitende Beitr. Hg. v. Maik Lehmberg (Beitr. zur Gesch. der Stadt Goslar. Goslarer Fundus ). Bielefeld .
. Hälfte . Jh. L: Peter-Johannes Schuler: Goslar. In: LexMA () Sp. –. – Heiner Lück: Goslar. In: HRG () Sp. –. – Hans Erich Feine: Der Goslarische Rat bis zum Jahre (Unters. zur dt. Staats- und Reichgesch. ). Breslau . – Karl Frölich: Die Verfassungsentwicklung von Goslar im MA. In: Zs. der SavignyStiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Walter Becker: Die Anfänge von Polizei und Polizeirecht im ma. Goslarer Rechtskreise. In: Thüringisch-sächsische Zs. für Kunst und Gesch. () S. –. – Uwe Reinhardt: Stadtrechtsfamilien in Niedersachsen. In: Neues Arch. für Niedersachsen () S. –. – W. Ebel: Über das Stadtrecht von Goslar. In: Hansische Geschichtsbll. () S. –. – Hermann Eichler: Stadtrechtliches Privatrecht. In: FS Ernst Carl Hellbling. Hg. v. Hans Lentze/Peter Putzer. Salzburg , S. –. – Martin C. Lockert: Die niedersächsischen Städte zwischen Aller und Weser. Vorkommen und Verechtungen. Eine Bestandsaufnahme. Frankfurt/ M. u. a. . – Walter Röll: Zu den Judeneiden an der Schwelle zur Neuzeit. In: Zur Gesch. der Juden im Deutschland des späten MA und der frühen Neuzeit. Hg. v. Alfred Haverkamp. (Monographien zur Gesch. des MA ). Stuttgart , S. –. – Gudrun Pischke: Die Entstehung der niedersächsischen Städte. Stadtrechts liationen in Niedersachsen (Veröff. der Hist. Kommission für Niedersachsen und Bremen II: Stud. und Vorarbeiten zum Hist. Atlas Niedersachsen ). Hildesheim . – Ulrich-Dieter Oppitz: Die dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , S. f. – Dieter Pötschke: Halberstadt im MA und das Goslarer Stadtrecht, dargestellt an städtischen Rechtsfällen. In: Harz-Zs. / (/) S. –. – Stadtrecht, Roland und Pranger. Zur Rechtsgesch. von Halberstadt, Goslar, Bremen und Städten der Mark Brandenburg. Hg. v. D. Pötschke (HarzForschungen ). Berlin . – Goslar im MA. Vorträge beim Geschichtsverein. Hg. v. Hansgeorg Engelke (Beitr. zur Gesch. der Stadt Goslar. Goslarer Fundus ). Bielefeld . – Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/ Eef Overgaauw (Staatsbibl. zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Ausstellungskataloge NF ). Mainz , S. – (Nr. ). – Karl Kroeschell: recht unde unrecht der sassen. Rechtsgeschichte Niedersachsens. Göttingen . – Alexander Rogat
. Hälfte . Jh. schewski: Die sächsich-magdeburgischen Rechtsdenkmäler und verwandte Quellen in den St. Petersburger Handschriftensammlungen. In: Grundlagen für ein neues Europa. Das Magdeburger und Lübecker Recht in SpätMA und Früher Neuzeit. Hg. v. H. Lück u. a. (Quellen und Forschungen zur Gesch. Sachsen-Anhalts ). Köln u. a. , S. –. DB/MM Spechtshart, Hugo, von Reutlingen, * Reutlingen, † /. – Theologe, Musiktheoretiker, Verfasser von Lehrdichtungen. S. stammte aus einer in Reutlingen ansässigen Familie. Ein Studium S.s ist nicht nachgewiesen, angesichts seiner Latein- und Literaturkenntnisse aber nicht unwahrscheinlich. Auch wird aufgrund der oft pädagogischen Prägung seiner Schriften manchmal eine spätere Lehrtätigkeit S.s vermutet, die jedoch nicht nachweisbar ist. S. ist ab als Leutpriester belegt und von bis etwa als Patron der Kirche zu Unterhausen. Auch kaufte er den zur dortigen Gemeinde gehörigen Widemhof. Spätestens war er zudem Kaplan und Inhaber einer Pfründe am Cosmas- und DamianAltar in der Marienkirche zu Reutlingen. Während der Auseinandersetzung zwischen Kaiser Ludwig IV. und Papst Johannes XXII. folgte S. zunächst dem päpstlichen Interdikt, feierte aber eine verbotene Messe. Er ver el daraufhin dem Bann, der erst durch Bischof Friedrich von Bamberg aufgehoben wurde. S. ist im Mai zuletzt belegt und starb wahrscheinlich bald danach, da sein Hof im April verkauft wurde. S. unterhielt in seinen späteren Lebensjahren intensive Kontakte zu seinem Neffen Konrad S., der – als Schulmeister in Reutlingen belegt ist, mit S. literarisch kollaborierte und verstarb. Von S. sind mehrere, meist in lat. Hexametern verfasste Schriften aus der Zeit ab überliefert. Ältestes bekanntes Werk ist Flores musicae omnis cantus Gregoriani, eine Lehrdichtung über den gregorianischen Gesang. Eine erste, beendete Fassung enthielt Verse, die S. dann bis auf über Verse erweiterte. Handschriften der Flores sind bekannt. Seit wurde das Werk auch fünfmal gedruckt. S.s Text richtet sich an in der Ausbildung be ndliche Kleriker und behandelt Intervalle, Monochordmensur, Tonarten, -reihen und -silben. Als Quelle benutzte S. u. a. die Dichtung Palmam cum digitis (. Jh.). Insgesamt werden die Flores von der Forschung in die Tradition des
Spechtshart Guido von Arezzo eingeordnet. S.s Schrift etablierte sich als populäres Lehrwerk und brachte mehrere Kommentare hervor. Eine Rezeption erfuhr der Text u. a. im Tonarius des Jakob → Twinger von Königshofen und im Comento sobre Lux bella () des Domingo Marcos Durán. beendete S. Forma discendi, eine weitere didaktische Dichtung in Hexametern. Der Text umfasst rund Verse und ist nur in einer Handschrift vollständig erhalten. Der erste Teil der Dichtung enthält Handreichungen für den Unterricht, eine Einführung in die Metrik sowie eine Liste von über , nach Schwierigkeit geordneten Texten, die S. als Schullektüre emp ehlt. Im zweiten Teil der Forma discendi lehrt S. das richtige Schreiben. Er behandelt die Form der Buchstaben, Wort- und Buchstabenabstände, Abkürzungen und die richtige Benutzung der Feder. Mit historischen Ereignissen beschäftigte sich S. in seinem Chronicon. Das erste Buch der Chronik mit rund Versen beendete S. , das zweite Buch spätestens /. Der Text liegt nur in einer Handschrift vor, bei der es sich um einen Autographen handeln könnte. Inhaltlich beschäftigt sich das Chronicon im ersten Buch mit den Päpsten und dt. Kaisern ab Karl dem Großen, außerdem mit römischer und fränkischer Geschichte. Das zweite Buch führt die historischen Schilderungen bis zu → Karl IV. fort. Als Quellen verarbeitete S. u. a. Werke von → Martin von Troppau, → Vinzenz von Beauvais und → Jacobus a Voragine. Von musikhistorischer Bedeutung ist das Chronicon aufgrund seiner Wiedergabe von Liedern dt. Flagellanten aus dem Jahr . Die Chronik enthält im Kontext eines Berichts über die Umzüge der Flagellanten sechs dieser sog. → Geißlerlieder mit Texten und Melodien. Ein in zwei Handschriften erhaltener lat. Kommentar zum Chronicon wirkte auf die → Gmünder Chronik. In den Jahren bis entstand das Speculum grammaticae, mit über Hexameter-Versen S.s umfangreichstes Werk. Inhalt ist eine Wortlehre der lat. Sprache in vier Büchern. Jedes Buch behandelt eine Konjugation und die dazugehörigen Wörter in alphabetischer Reihenfolge. Bildung und Ableitung von Wörtern werden an umfangreichen Wortreihen veranschaulicht. Die Wortbedeutungen nden sich überwiegend im Kommentar zu dem Werk, der neben dt. Glossen auch zusätzliche Erläuterungen zu Syntax und Morphologie enthält. Weiterhin werden darin die Lehren
Spechtshart des Haupttextes durch Verse veranschaulicht. Als Quellen des Speculum grammaticae nennt der Text u. a. Werke von Papias, → Isidor von Sevilla, Johannes Marchesinus, Hugutio von Pisa (Hugutius Pisanus), → Guilelmus Brito, Eberhard von Bethune und → Konrad von Mure. S. verfasste das Speculum grammaticae mit Konrad S., dessen Anteil nicht exakt zu rekonstruieren ist. Nach Hugos Angaben stellte er selbst zunächst eine erste Fassung des Werks fertig, verbreitete diese jedoch nicht. habe dann Konrad den Text gelesen und ihn redaktionell überarbeitet. Konrad hingegen behauptet im Kommentar () zum Speculum grammaticae, er selbst habe das Werk initiiert und eine erste Quellensammlung erstellt. Hugo habe den Text nur in Verse gefasst, die Konrad schließlich überarbeitet habe. Die neuere Forschung hat Konrad rund Verse des Werks zugeschrieben. Die Reihe der rund bekannten Textzeugen des Speculum grammaticae setzt bereits ein. Vier Handschriften und ein Druck von überliefern auch die Verse umfassende Einleitung De praepositionibus, die auf dem entsprechenden Kapitel im Novus Graecismus des Konrad von Mure beruht. Eine Rezeption erfuhr das Speculum grammaticae vor allem in Süddeutschland, wo es bis ins . Jh. populär war. Es wirkte u. a. auf den Vocabularius des Jakob Twinger von Königshofen. Ü: . Flores musicae: Verzeichnis von Hss. bei Gümpel (s. Ausg., Nr. ) S. –. . Forma discendi: Vollständiegr Text nur in: Basel, UB, cod. A X , r–v (). – Vgl. Diehl (s. Lit.). . Chronicon: St. Petersburg, Nationalbibl., cod. Lat. O. v. XIV., Bll. (Perg., . Jh., schwäbisch; mögl. Autograph). – Vgl. www. handschriftencensus.de/. – Ein Komm. zum Chronicon ist in zwei Hss. überliefert; vgl. Graf (s. Lit.) S. . . Speculum grammaticae: Verzeichnis der rund Hss. bei Geoffrey L. Bursill-Hall: A Census of Medieval Latin Grammatical Manuscripts. StuttgartBad Cannstatt (Reg.). – Lorenz (s. Lit.) S. –. – Bodemann (s. Lit.). – Bodemann/Kretzschmar (s. Lit.). Als älteste Hs. gilt: Augsburg, Staats- und StB, ° cod. , ra–ra (Pap., , Komm. bis Buch II/T). – Vgl. Wolf Gehrt: Die Hss. der Staats- und
. Hälfte . Jh. StB Augsburg ° Cod. –e. Wiesbaden , S. f. D: . Flores musicae: Verzeichnis von fünf Drucken ab im GW, http://gesamtkatalogderwiegendrucke.de/docs/SPECHUG.htm. – Wichtigster Druck: Straßburg: Johannes Prüss, (GW M). . De praepositionibus: Tractatus praepositionum in speculum grammatice introductorius. Memmingen, Albrecht Kunne (GW M). – Vgl. auch Bodemann/Kretzschmar (s. Lit.). A: . Flores musicae: Flores musice omnis cantus Gregoriani. Hg. v. Carl Beck. Stuttgart . – Flores musicae (/). Hg. v. KarlWerner Gümpel. Mainz . – Stiefel (s. Lit.) S. –. – Christian Meyer: Mensura monochordi. La Division du Monocorde (IXe–XVe Siècles). Paris , S. –. . Forma discendi (Teilausg.): Diehl (s. Lit.). – Steinberg (s. Lit.). – Silagi (s. Lit.). – Online-Faks. von GW M: http://daten. digitale-sammlungen.de/~db//bsb/ images/index.html. . Chronicon: Gillert (s. Lit.). – Fontes rerum Germanicarum : Heinricus de Diessenhofen und andere Geschichtsquellen Deutschlands im späteren MA. Hg. v. Alfons Huber. Stuttgart , S. – (Teilausg. des Komm.). – Ausg. der Geißlerlieder: Karl Bartsch: Die Petersburger Hs. der Geislerlieder. In: Germania () S. –. – Runge (s. Lit.) S. –. – Hübner (s. Lit.) S. f., –, , , , –. – Stiefel (s. Lit.) S. –. – Geistliche Gesänge des dt. MA. Bd. : Zyklische Sammlungen. Die Geißlerlieder von nach Hugo von Reutlingen. Dt. Stundengebetbücher des . Jh. Hg. v. Max Lütolf u. a. (Das dt. Kirchenlied /). Kassel u. a. , S. –. . Speculum grammaticae: Diehl (s. Lit.) S. – (Teilausg.). – Klein (s. Lit., Teilausg.). – Baumgarte (s. Lit., Teilausg.). – Online-Faks. von GW M: http://daten. digitale-sammlungen.de/~db//bsb/ images/index.html. L: Vgl. auch die Lit. zu den Geißlerliedern. – Theodor Schön, ADB () S. . – K.-W. Gümpel, NDB () S. f. – Ulrike Bodemann, VL () Sp. –; () Sp. f. – Birgit Gansweidt, LexMA () Sp. f. – K.-W. Gümpel, MGG Personenteil () Sp. –. – Karl Gillert: Die Chron. des
. Hälfte . Jh. H. v. R. In: Forschungen zur dt. Gesch. () S. –. – Die Lieder und Melodien der Geißler des Jahres nach der Aufzeichnung H.s v. R. Hg. v. Philipp-Otto Runge. Leipzig . Nachdr. Hildesheim u. a. . – August Diehl: ‹Speculum grammaticae› und ‹Forma discendi› des H. S. v. R. In: Mitt. der Ges. für dt. Erziehungs- und Schulgesch. () S. –. – Karl Bihlmeyer: H. S. v. R., ein Geschichtsschreiber und Schulmann des . Jh. In: Hist.-politische Bll. für das kath. Deutschland () S. –, –. – Arthur Hübner: Die dt. Geisslerlieder. Stud. zum geistlichen Volksliede des MA. Berlin . – Joseph M. Müller-Blattau: Die dt. Geißlerlieder. In: Zs. für Musikwiss. () S. –. – Sigfried H. Steinberg: The ‹Forma Scribendi› of H. S. In: The Library (Ser. ) () S. –. – Gümpel (s. Ausg.). – Gabriel Silagi: Aus der ‹Forma discendi› des H. S. v. R. In: FS Bernhard Bischoff. Hg. v. Johanne Autenrieth/Franz Brunhölzl. Stuttgart , S. –. – Françoise Gasparri: Enseignement et Technique de l’Ecriture du Moyen Âge à la Fin du XVIe Siècle. In: Scrittura e Civiltà () S. –. – Eberhard Stiefel: H. S. v. R. Die Lehrwerke. In: Reutlinger Geschichtsbll. NF () S. –. – Klaus Graf: Exemplarische Geschichten. Thomas Lirers ‹Schwäbische Chron.› und die ‹Gmünder Kaiserchron.› München , S. , –. – Nikolaus Henkel: Dt. Übersetzungen lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit. Mit einem Verz. der Texte (MTU ). München , S. u. ö. – Sönke Lorenz: Studium generale Erfordense. Zum Erfurter Schulleben im . und . Jh. Stuttgart , S. –. – U. Bodemann: Latein und Volkssprache im Bereich von Schule und Trivialunterricht. Zur Arbeit an spätma. Schulgrammatiken. In: Latein und Volkssprache im dt. MA –. Regensburger Colloquium . Hg. v. Nikolaus Henkel/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –. – Dorothea Klein: Wortslg. und Versgrammatik. Das ‹Speculum grammaticae› H. und Konrad S.s aus Reutlingen und seine Quellen. In: Schullit. im späten MA (MMS ). Hg. v. Klaus Grubmüller. München , S. –. – Susanne Baumgarte: Der Komm. zum ‹Speculum grammaticae›. Ein Beispiel für Schulkommentierung im . Jh. In: ebd., S. –. – U. Bodemann/Beate Kretzschmar: Textüberl. und Handschriftengebrauch in der ma. Schule. Eine Unters. am Beispiel des ‹Speculum grammaticae› und seines Komm. In:
Alkabitius ebd., S. –. – Lütolf (s. Ausg.). – Bernhard Papst: Text und Paratext als Sinneinheit? Lehrhafte Dichtungen des MA und ihre Glossierung. In: Text und Text in lat. und volkssprachiger Überl. des MA. Hg. v. Klaus Ridder u. a. Berlin , S. –. – Ingrid Würth: Geißler in Thüringen. Die Entstehung einer spätma. Häresie. Berlin , S. f., –, – u. ö. MM Alkabitius (Alchabitius, al-Qabˉıs.ˉı, al-K.abˉısˉı), † . – Mathematiker, Astrologe, Astronom. A. war irakischer Herkunft und wurde in Mossul von al-Imrani ausgebildet. Danach unterrichtete er den Almagest des → Ptolemaeus. Später war er in Aleppo Hofastrologe von Sultan Ali Saif adDaula, dem er mehrere Schriften widmete. A. verfasste in arabischer Sprache astronomische, astrologische und mathematische Werke, die jedoch nur zum Teil überliefert sind. Manche Schriften sind durch Erwähnungen in A.s erhaltenen Texten indirekt nachweisbar. A. schrieb u. a. Abhandlungen über Zahlen, planetarische Konjunktionen, Größen und Entfernungen von Himmelskörpern. Außerdem kommentierte er die Schrift Kitab al-fusul des al-Farghani und hinterließ eine Sammlung von Fragen und Antworten zur Prüfung von Astrologen. Als verloren gelten Abhandlungen über die Größe der Erde und den Almagest sowie eine Verteidigung der Astrologie. Unsicher ist A.s Urheberschaft eines Lehrgedichts über den Regenbogen. A.s wichtigstes Werk ist eine Einführung in die Astrologie, die oft mit dem lat. Titel Libellus isagogicus (auch Liber isagogicus) bezeichnet wird. Die Schrift wird auf die Mitte des . Jh. datiert und ist dem Sultan ad-Daula gewidmet. Der Libellus isagogicus besteht aus fünf Abhandlungen. Darin behandelt A. zunächst Eigenschaften, Kräfte und Einuss von Tierkreis und Konjunktionen, dann Planeten und deren astrologische Eigenschaften, Konstellationen und Zusammenhänge. Das Werk erläutert außerdem astrologische Begriffe und lehrt die Erstellung von Horoskopen. Quellen des Libellus isagogicus waren u. a. Werke von al-Kindi, Ptolemaeus und Dorotheos von Sidon. A.s Schrift erlangte im Laufe des MA eine große Popularität. Dies bezeugt die reiche Überlieferung mit arabischen, hebräischen, lat., französischen, englischen und dt. Fassungen und Bearbeitungen des Textes. Seit sind auch lat. Drucke nachweisbar. Der Libellus isagogicus etablierte sich als wichtiges Lehrbuch von internationalem Rang. Es wurde u. a. an
Alkabitius den Universitäten von Bologna, Paris, Wien und Prag gelehrt. Eine schriftliche Rezeption erfuhr das Werk u. a. in De hominum dei catione (/) von Gregor de Montesacro. Auch Abraham ibn Ezra kannte wahrscheinlich A.s Schrift. Besondere Verbreitung erlangte der Libellus isagogicus in lat. Sprache. Spätestens entstand die zentrale lat. Übersetzung des Johannes von Toledo (Hispalensis). folgte eine kommentierte Bearbeitung dieser Übersetzung von Johannes de Saxonia, der sich darin auf → Aristoteles, Ptolemaeus und arabische Astronomen berief. wurde eine lat. Bearbeitung der Schrift von Ambrosius Lacher gedruckt. Hinzu kamen eigenständige Kommentare zu A.s Schrift von Cecco d’Ascoli, Johannes von Stendal, Jerónimo Muñoz und möglicherweise Blasius von Parma. Schön früh entstanden auch lat. Glossen zum Libellus isagogicus. Aus dem . Jh. ist außerdem eine vollständige hebräische Übersetzung des Werks überliefert. In dt. Sprache unterscheidet die Forschung drei Übertragungen von A.s Schrift. Eine anonyme dt. Übersetzung ist in vier Handschriften ab dem späten . Jh. überliefert. Der Text folgt der lat. Übersetzung des Johannes von Toledo und gilt als sehr originalgetreu. Eine zweite dt. Übersetzung beruht auf der lat. Bearbeitung des Johannes de Saxonia und entstand daher nach . Diese Übersetzung ist in der Überlieferung mit dem Namen eines Arnold von Freiburg verbunden, dessen Identität und Rolle als Bearbeiter aber ungeklärt sind. Dieser Übersetzung werden von der Forschung nur drei Handschriften sicher zugerechnet. Der Arnold zugeschriebene Text hält sich deutlich weniger eng an die lat. Vorlage und weist Umstellungen sowie Auslassungen auf. Als eigenständige dt. Übertragung gilt der Libellus-Text in der um entstandenen Sammelhandschrift des → Peter von Münster. Ü: . Weit über arabische, hebräische und lat. Hss. ab dem . Jh.; Verzeichnis bei Francis Carmody: Arabic Astronomical and Astrological Sciences in Latin Translation. A Critical Bibliography. Berkeley/Los Angeles , S. –. – Vgl. auch Burnett (s. Ausg.) S. –, –. – Weitere Angaben und Lit. zur Überl. bei Keil und Burnett (s. Lit.). . Anonyme dt. Übers. des Libellus isagogicus: Berlin, SBB, mgf , ra–va (Perg., um , mittelbair.). – New York, Morgan Library, Ms. M. (früher Seitenstetten, Stiftsbibl.,
. Hälfte . Jh. cod. ), v–r (Perg., erstes Viertel . Jh., mittelbair.). – München, BSB, cgm , ra–va (Pap., zweite Hälfte . Jh., nordbair.). – Augsburg, UB, cod. III..° , r–r (Pap., Wende ./. Jh., schwäbisch). – Vgl. Keil (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. – www.hand schriftencensus.de/. – www.handschriften census.de/. – www.handschriftencensus.de/ . . Übersetzung des Arnold von Freiburg: Die als sicher geltenden drei Hss. sind: Heidelberg, UB, cpg , r–r (Pap., um , mittelbair.). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, cod. B XI , r–v (, bair.-österr.). – Wien, ÖNB, cod. , r–v (Pap., , bair.-österr.). – Vgl. Karin Zimmermann , http://digi.ub. uni-heidelberg.de/sammlung/werk/pdf/cpg. pdf. – www.handschriftencensus.de/. . Übersetzung des Peter von Münster: Berlin, SBB, mgq (früher Cheltenham, Biblioteca Phillippica, Ms. ), r–r, r–v (Pap., um , nd.). – Vgl. www.handschriftencensus.de/ . – Vgl. auch die Überl. zu Arnold von Freiburg und Peter von Münster. D: Zwölf lat. Drucke ab , darunter fünf Inkunabeln (GW –, GW Sp. a). – Vgl. http://gesamtkatalogderwiegendrucke.de/docs/ALCHABI.htm. – Der älteste Druck folgt der Übersetzung des Johannes von Toledo und wurde von Matthäus Moretus herausgegeben: [Mantua: Johann Vurster, ] (GW ). – Lat. Bearb. des Ambrosius Lacher: Frankfurt/Oder: Konrad Baumgarten, (VD ZV ). A: Schadl (s. Lit.; lat. Text des Libellus isagogicus und Übersetzung des Arnold von Freiburg). – Veltman (s. Lit.; Übersetzung des Peter von Münster). – Regourd (Teilausg. der Prüfungsfragen für Astrologen). – The Introduction to Astrology. Editions of the Arabic and Latin Texts and an English Translation. Hg. v. Charles Burnett u. a. London (arabisch und lat.). – Online-Faks. von Hs. cgm : http://daten.digitale-sammlungen.de/. – Online-Faks. von Hs. cpg : http://digi.ub.uni-heidelberg.de/. – Online-Faks. von GW : http://daten.digitalesammlungen.de/. Ü: Burnett (engl.). – Introductions to Traditional Astrology. Abu Ma’shar & al-Qabisi. Hg. v. Benjamin Dykes. Minneapolis (engl.).
. Hälfte . Jh. L: Yvonne Dold-Samplonius: alQuabisi. In: LexMA () Sp. . – Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Ernst Zinner: Verz. der astronomischen Hss. des dt. Kulturgebietes. München , S. –, f. – Carmody (s. Überl.) S. – (Lit.). – Manfred Ullmann: Die Natur- und Geheimwiss. im Islam (Hdb. der Orientalistik //). Leiden , S. f. – Fuat Sezgin: Gesch. des arabischen Schrifttums . Leiden , S. –; Bd. , ebd. , S. f. – Adel Anbouba: Un Mémoire d’alQabisi sur Certaines Sommations Numériques. In: Journal for the History of Arabic Science () S. –. – Sibylle Schadl: A., ‹Libellus isagogicus›. Ein Lehrbuch der Astrologie. Diss. Heidelberg . – Jacques Sesiano: A Treatise by al-Qabisi (Alchabitius) on Arithmetical Series. In: From Deferent to Equant. Studies in the History of Science in the Ancient and Medieval Near East in Honor of E. S. Kennedy. Hg. v. David A. King/George A. Saliba. New York , S. –. – Rüdiger Arnzen: Vergessene P ichtlektüre. Al-Qabisis astrologische Lehrschr. im europäischen MA. In: Zs. für Gesch. der Arabisch-Islamischen Wiss. (/) S. –. – Bernhard Pabst: Gregor von Montesacro und die geistige Kultur Süditaliens unter Friedrich II. Stuttgart , S. – u. ö. – Lenny Veltman: Een Astrologisch Traktaat voor een Adellijke Dame. Aleid van Zandenburg en de Berlijnse Codex mgq . In: Een Wereld van Kennis. Bloemlezing uit de Middelnederlandse Artesliteratuur. Hg. v. dems. u. a. Hilversum , S. –. – Anne Regourd: L’Epître ayant pour Objet la Mise à l’Épreuve de ceux qui sont Appelés Astrologues d’al-Qabisi (IVe/Xe S.). In: Politica Hermetica : Astrologie et Pouvoir. Red. Xavier Accart. Paris , S. –. – Burnett (s. Ausg.). – Keiji Yamamoto: Qabisi. In: The Biographical Encyclopedia of Astronomers. Hg. v. Thomas Hockey u. a. New York , S. . – C. Burnett: Al-Qabisi’s ‹Introduction to Astrology›. From Courtly Entertainment to University Textbook. In: Studies in the History of Culture and Science. FS Gad Freudenthal. Hg. v. Resianne Fontaine u. a. Leiden u. a. , S. –. MM Toggenburger Anatomie. – Tieranatomischer Traktat, . Jh. (?). Der alemannische Urheber des erst spät und nur verderbt überlieferten Textes hat nach frühsalernitanischem Vorbild gearbeitet. Da der Anonymus
Toggenburger Anatomie nicht nur mit der Tier-, sondern auch bereits mit der Humansektion vertraut ist, dürfte die Abfassung erst nach anzusetzen sein. Hauptbezugspunkt ist die Anatomia parva (auch: Anatomia Galieni/simiae, Cophonis anatomica porci), wobei nicht geklärt ist, welche der durchaus zahlreichen Fassungen dieser galenischen Anatomie herangezogen wurde. Der de zitäre Textzustand erschwert die Bewertung der Schrift, aber ganz offensichtlich legte der Verfasser ein besonderes Augenmerk auf die Etymologie der anatomischen Termini technici, die er ausführlich interpretiert. Ü: Bern, Burgerbibl., Mss. hist. helv. VII., r–r (Pap., [geschrieben für → Johann von Toggenburg], alemannisch; Überschrift: «Des menschen inwendig gestalt». A: Erich Hintzsche: Ein dt. anatomischer Text aus dem . Jh. (Berner Beitr. zur Gesch. der Medizin und der Naturwiss. ). Bern , S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. f. – Britta-Juliane Kruse: Verborgene Heilkünste. Gesch. der Frauenmedizin im SpätMA (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. NF []). Berlin/New York , S. f. – Dies.: «Die Arznei ist Goldes wert». Ma. Frauenrezepte. Berlin/New York , S. f. VZ Von der Wassersucht (De quattuor speciebus ydropisis). – Traktat zur Aszites (Bauchwassersucht), erste Hälfte bis Mitte . Jh. Der anonym und unikal überlieferte ostmitteldt. Traktat gliedert sich in einen symptomatischen Teil und zwei therapeutische Segmente. Zunächst wird in Anlehnung an die Systematik des → Regimen sanitatis Salernitanum die Aszites humoralpathologisch klassi ziert. Der zweite Teil bringt therapeutische Verfahren, die sich an der zuvor entwickelten Systematik ausrichten, während der dritte bei der Behandlung lediglich die thermischen Primärqualitäten (heiß/kalt) berücksichtigt. Vermutlich ist diese Heterogenität der therapeutischen Ansätze des Traktats in seiner überlieferten Gestalt dadurch zu erklären, dass er aus zwei ursprünglich unabhängigen Aszites-Texten kompiliert worden ist. Zu den empfohlenen therapeutischen Maßnahmen zählen sowohl innerliche als auch äußerliche
Wilhelm von Wallis Heilmittel, Schwitzkuren, Wasser- und Dampfbäder. Der Ein uss der Schulen von Salerno und Montpellier ist evident, daneben nden sich aber auch Anleihen aus dem Compendium medicinae des Gilbertus Anglicus. Diese dürften über das von Gilbertus abhängige Wassersucht-Kapitel im Arzneibuch (Kap. ) → Ortolfs von Baierland vermittelt worden sein. Ferner ist ein Auszug aus dem → Bartholomäus nachgewiesen. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., thüringisch): Überschrift: «Capitulum de or speciebus ydropisis. Uon der wazzersucht». A: Friedrich Schellig: Ein dt. Traktat über die Wassersucht nach einer Hs. des XIV. Jh. veröff. und im Zusammenhange mit verwandten ma. Texten betrachtet. Diss. Leipzig , S. –. L: Gundolf Keil, VL () f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Wilhelm von Wallis (von Leuk, Guilelmus de Leuca, Willermus Perroneti de Leuca), * um / Leuk, † nach . – Arzt, Syndikus, Politiker, Domherr, Verfasser medizinischer Traktate. Schon W.s Vater Perronet war in Leuk als Arzt ansässig, wo die Familie Land besaß. W. schlug dieselbe akademische Richtung ein, ist für die Walliser Geschichte jedoch vor allem durch seine politische Tätigkeit bedeutend. Während seiner Amtszeit als Syndikus der dem Bischof von Sitten unterstellten dt.-walliser Orte lag sein Hauptanliegen im Erlangen der Reichsunmittelbarkeit der sieben Kommunen, welche von dt. König → Karl IV. am .. per Dekret zugestanden wurde. Vorausgegangen waren eine Appellation und jahrelange Auseinandersetzungen mit dem Sittener Bischof und den Herzögen von Savoyen, die ihren Ein ussbereich entlang des Rhônetals auszudehnen versuchten. Seit war W. Mitglied des Sittener Domkapitels, / Leibarzt des Markgrafen Jean de Montferrat. Durch seine politische Tätigkeit machte sich W. einige Feinde. Mehrmals wurde er von den Savoyern unter die Acht gestellt; vom Bischof von Sitten zunächst exkommuniziert und schließlich festgesetzt. Keil (VL , Sp. ) gibt an, dass W. trotz eines päpstlichen Appells nicht wieder freigekommen und an einem .. unbekannten Jahres in
. Hälfte . Jh. Sitten verstorben sei. Im Gegensatz dazu schreibt Wickersheimer (Dictionnaire biographique, Genf , Sp. ) mit Verweis auf Briefe der Kurie, dass der Syndicus nach der Intervention Urbans V. durchaus freikam und sein Leben am päpstlichen Hof in Avignon beschloss. Ü: W. wird das Rezept für ein Kräuterbad mit Schwefel zugeschrieben: Solothurn, ZB, cod. S (Ravensburg /), rv. – Wolfenbüttel, HAB, cod. . Aug. ° (vor , ostfränkisch). – Heidelberg, UB, cpg (→ Ludwig V., Pfalzgraf bei Rhein, «Medizinische Sammlung», Bd. VII), r. – Gedruckt erschien das Baderezept im «Thesaurus pauperum» des Hieronymus → Brunschwig, erschienen bei Christian Egenolf, Frankfurt/M. (Nachdrucke ebd. bis , VD , B –), hier unter der Bezeichnung «meister Wilhelmus bad von Wallis» im Kap. «Da ein mensch alle seine krafft verloren hett nach eim siechtagen», Bl. LiiJrv. Unter dem Namen Magistri Wilhelmy de Löga bzw. Wilhelm von Longhem ist ein Pestregimen überliefert, das mehrheitlich W. zugeschrieben wird: Solothurn, ZB, cod. S , v f. (Wilhelmy de Loga). – München, BSB, cgm (Maulbronn /, Wilhelm von Longhem), v. In Straßburg, Bibl. nat. et univ., Ms. (Maulbronn, . Jh.), r ndet man eine Zusammenstellung zweier Fassungen des → Briefs an die Frau von Plauen, die ein «maister Wilhalm von Lanck» an den Erzbischof von Trier sandte. Ob der Autor mit W. identisch ist, wurde noch nicht untersucht. A: Die Pestverse bei Karl Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des schwarzen Todes . In: Sudhoffs Arch. () S. und (Nr. ). – Der Pestbrief bei Ernst Wickersheimer: Recettes contra le peste. In: Janus () S. –, hier S. . L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Hans Anton von Roten: Zur Zusammensetzung des Domkapitels von Sitten im MA. In: Vallesia () S. –, hier S. –. – G. Keil: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , S. . – Alfons Schönherr: Die ma. Hss. der Zentralbibl. Solothurn. Solothurn , S. f. – Ingrid Rohland: Das ‹Buch von alten Schäden›. Tl. : Komm. und Wörterverz. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen/
. Hälfte . Jh. Han. , S. – (Mineralien im Quellwasser). – Raphael von Werra: Leuk im späten MA. In: Vallesia () S. –, hier S. –. KR Jonghe Lanfranc (Cleine Lanfranc). – Pseudonym des Verfassers einer Wundarznei, erste Hälfte . Jh. Die Bewunderung für den bedeutenden Chirurgen → Lanfrank von Mailand dürfte den unbekannten Verfasser eines chirurgischen Kompilats, das in einigen Textzeugen unter dem Titel Die slotel van surgien läuft, zur Wahl seines Autorpseudonyms bewegt haben: «Ic, Jonghe Lanfranc, wille v leren, hoe men wonden handelen sal». Die schriftsprachlichen Merkmale der Überlieferung machen es wahrscheinlich, dass der J. L. im ämisch-brabantischen Raum gewirkt hat, wo er seine Wundarznei vor verfasst hat. Die slotel sind von der Forschung des frühen . Jh. sowohl Jan Yperman als auch Lanfrank selbst untergeschoben worden. Die Zuweisung an Lanfrank ist teilweise in der ma. Tradition schon angelegt: Durch Autornennungen wie «cleiner Lancfranke» (MS Harley ) oder «minor magistri Lancfranci» (New College, Ms. ) kam es zu Verwechselungen mit Lanfranks Chirurgia parva. Der in klarem parataktischen Stil abgefasste Text gliedert sich in zwei Teile: Auf einen traumatologischen Traktat folgt eine Geschwürslehre. Der erste Traktat gliedert das Material «a capita ad calcem» und nach Arzneiformen, der zweite ist humorapathologisch ausgerichtet und zeigt mehr Selbstständigkeit als der erste. Das Quellenspektrum ist weit gefächert und überraschenderweise zählt das chirurgische Schrifttum Lanfranks nicht dazu. Offensichtlich hatte zum Zeitpunkt der Abfassung zwar der Name Lanfranks bereits eine große Strahlkraft im nd./ndl. Raum, allerdings ohne dass sein Schrifttum dort schon verbreitet und leicht zugänglich gewesen wäre. Stattdessen schöpft der J. L. bevorzugt aus dem Roger-Komplex (→ Roger Frugardi) und zieht hier vor allem die Vier-MeisterGlosse heran. Es besteht zudem Quellengemeinschaft mit Jan Ypermans Cyrurgie und dem → Liber Magistri Avicennae. Ü: Brüssel, Kgl. Bibl., Ms. –, r–r (Pap., um , südndl. nach ämischer Vorlage). – Paris, Nationalbibl., Ms. néerl. , r–v (Perg., um , ndl.); unvollst. (die Bll.
Jonghe Lanfranc – fehlen in der Hs.). – London, British Library, MS Harley , r–r (Pap., erstes Viertel . Jh., nordniedersächsisch). – Cambridge, St. Johns College Library, Ms. A , r–r (Pap., Mitte . Jh., ämisch); Abschrift durch J. Carolus von : Brüssel, Kgl. Bibl., Ms. . – Kopenhagen, Kgl. Bibl., GKS Cod. ,°, r–v (Pap., Mitte . Jh., ndl.); unvollst. – Den Haag, Kgl. Bibl., Cod. C , r–v (Pap., Ende . Jh., nordostbrabantisch/nordniedersächsisch mit ämischen Rudimenten); unvollst. – Oxford, New College Library, MS , r–v (Pap., /, ndl./nordniedersächsisch). – London, British Library, MS Sloane , r–v (Pap., frühes . Jh., ndl.). – Mailand, Biblioteca Nazionale Braidense, AE.XII. ia–xlb (Pap., /, ndl.). – Tongerloo, Norbertijnerabdij, Hs. , r–v (Pap., ., ndl.); Abschrift einer auf datierten Hs. A: Rolf Müller: Der ‹Jonghe Lanfranc› (Altdt. Lanfranc-Übers. ). Diss. Bonn (nach der Cambridger Hs.). L: Ria Jansen-Sieben, VL () Sp. –; () Sp. . – Robert Priebsch: Dt. Hss. in England. Bd. . Erlangen , S. f. – De ‹Cyrurgie› van Meester Jan Yperman. Naar de handschriften van Brussel, Cambridge, Gent en Londen. Hg. v. E. C. van Leersum (Bibliotheek van Middelnederlandsche Letterkunde []). Leiden , S. XXIX. – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA Graphische und textliche Unters. in ma. Handschriften. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –. – E. C. van Leersum: Het ‹Boeck van Surgien› van Meester Thomas Scellinck van Thienen. Naar de hss. van de Koninklijka Bibl. te ’S-Gravenhage en het British Museum te London (Opuscula selecta neerlandicorum de arte medica ). Amsterdam , S. . – Müller (s. Ausg.). – Willy L. Braekmann: Rezension Ausg. Müller. In: Janus () S. –. – Albert Brounts/Jan Deschamps u. a.: Kroniek der handschriftenkunde in de Nederlanden. In: Archief- en Bibliotheekwezen in België () S. –, hier S. f. – J. Deschamps: Middelnederlandse handschriften uit Europse en Amerikaanse Bibliotheken. Leiden , S. (Nr. ). – Gundolf Keil/R. Müller: Dt. Lanfrank-Übers. des . und . Jh. In: Medizingesch. in unserer Zeit. FS Edith HeischkelArtelt/Walther Artelt. Hg. v. Hans-Heinz Eulner u. a. Stuttgart , S. –. – R. JansenSieben: De ‹J. L.›, of: Op- en aanmerkingen bij
Blumentrost een bij een niet-de nitieve editie. In: Leuvense Bijdragen () S. –. – Peter Assion: Altdt. Fachlit. (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Wolfgang Löchel: Die Zahnmedizin Rogers und die Rogerglossen. Ein Beitr. zur Gesch. der Zahnheilkunde im Hoch- und SpätMA (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. f. – R. Jansen-Sieben: Repertorium van de Middelnederlandse Artes-literatuur. Utrecht , S. u. ö. – Erwin Huizenga/Joris Reynaert: De Middelnederlandse vertalingen van de Chirurgia magna van Lanfranc van Milaan Een vergelijkende editie van de preliminaire hoofdstukken. In: Verslagen en Mededelingen van de Koninklijke Vlaamse Academie voor Taal- en Letterkunde () S. –, hier S. f. – E. Huizenga: Tussen autoriteit en empirie. De Middelnederlandse chirurgieën in de veertiende en vijftiende eeuw en hun maatschappelijke context. Hilversum , S. – u. ö. – Ders.: Het wonderbaarlijke leven van meester Jan Framons: Handschriftelijke context, structuur en intentie van de Middelnederlandse overlevering van de J. L. In: Artes in context. Opstellen over het handschriftelijk milieu van Middelnederlandse artesteksten. Hg. v. Orlanda S. H. Lie/Joris Reynaert (Artesliteratuur in de Nederlanden ). Hilversum , S. –. – G. Keil: J. L. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , , . – E. Huizenga: Unintended signatures: Middle Dutch translators of surgical works. In: Science translated: Latin and vernacular translations of scienti c treatises in medieval Europe. Hg. v. Michèle Goyens u. a. (Mediaevalia Lovaniensia /). Löwen , S. –, hier S. f. VZ Blumentrost, Berthold (von Hall/de Hallis), * Schwäbisch Hall, † um (beerdigt im Stift Wimpfen bei Heilbronn). – Verfasser lat. medizinischer Traktate. Die beru iche Ausbildung B.s, dessen Familie ursprünglich aus Franken gestammt haben könnte, ist nicht mit letzter Sicherheit geklärt. Vermutlich erwarb er in Paris den Magistergrad in den Artes und studierte Medizin in Bologna (s. Überlieferung). Die Identi kation mit einem Bertholdus, der in Akten der Bologneser Dt. Landsmannschaft
. Hälfte . Jh. von bezeugt wird, ist sehr unsicher. Nach seinen Studien war B. Kanoniker an der Stiftskirche St. Peter in Wimpfen und erlangte ein zusätzliches Kanonikat am Kollegiatsstift St. Johannes in Haug (heute zu Würzburg), wo er zunächst an der Stiftsschule unterrichtete und von – als Scholaster wirkte. B.s Autorschaft kann für den Tractatus de cautelis venenorum als sicher und für den → AvicennaKommentar Quaestiones disputatae circa tractatum Avicennae de generatione embryonis als sehr wahrscheinlich gelten. Zudem wird sein Name – wohl fälschlich – noch mit mit einer rheinfränkischen Bearbeitung des Arzneibuches → Ortolfs von Baierland in Verbindung gebracht, die ihm in einer Handschrift des . Jh. zugeschrieben wird. Der Tractatus über das Vermeiden und das Therapieren von Vergiftungen ist im Wesentlichen eine Avicenna-Kompilation in zwölf Abschnitten aus dem . Buch des Kanons der Medizin. Außerdem werden Averroës und Rhazes (ar-Razi) zitiert. Der Prolog lässt aristotelische Ansätze ein ießen. Die Quaestiones sind, wie der Titel bereits indiziert, ein nach scholastischem Vorbild gestalteter Kommentar zu Avicennas Embryologie, der auch die aristotelische Metereologie miteinbezieht. Als Entstehungsjahr wird im Text angegeben. B. erweist sich in seinen Schriften als geschickter Kompilator. Ihm fehlt allerdings fachliche und literarische Eigenständigkeit und er ist ohne eigene Rezeption geblieben. Ü: Tractatus: München, BSB, Clm , r–v (Pap., um ); Autorangabe: «aggregatus per magistrum Bertholdum Plumentrost». – Quaestiones: Ebd., Clm , r–v (Pap., . Jh.); Vorlesungsmanuskript (?), Autograph (?); Autorangabe: «Magister Berchtoldus licentiatus Parysius in artibus, Bononie in medicina». – Rheinfränkisches Arzneibuch: Zürich, ZB, Cod. B , r–v, v–a (Pap., . Jh.). Bei den ursprünglichen Verfassernennungen Ortolfs ist im Codex dessen Name durch B. ersetzt worden. Z. B.: «ich Meister blumentrost von Beyerlant geborn ein arzt in wirtzburg». Die Motivation des Redaktors ist nicht geklärt. A: Tractatus: Figala (s. Lit.) S. – (fehlerhaft). – Konrad Goehl: B. B.s Giftbüchlein ‹Tractatus de cautelis venenorum› – neu gelesen. In: Editionen und Stud. zur lat. und dt. Fachprosa des MA. FS Gundolf Keil (Texte und Wissen ). Hg. v. K. Goehl/Johannes Gottfried Mayer. Würzburg
. Hälfte . Jh. , S. –, hier S. – (Übers.: S. –). – Quaestiones: Rüdiger Krist: B. B.s Quaestiones disputatae circa tractatum Avicennae de generatione embryonis et librum meteorum Aristotelis. Tl. : Text. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen . L: G. Keil, VL () Sp. –. – Henry E. Sigerist: Meister B.s Arzneibuch. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Gunther Goldschmidt: Katalogisierung der ma. medizinischen und alchimistischen Hss. der ZB Zürich. In: Gesnerus () S. –, hier S. f. – Ernest Wickersheimer: Berchtold Bloemensteyn, Cistercien de Maulbronn, et les écrits médicaux sous son nom. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . – G. Keil: Das Arzneibuch Ortolfs von Baierland. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. , . – Karin Figala: Mainfränkische Zeitgenossen «Ortolfs von Baierland». Ein Beitr. zum frühesten Gesundheitswesen in Bistümern Würzburg und Bamberg. Diss. München , S. –, –. – Thomas Holste: Vom Dosisproblem zum Arzneimittelbegleitschein. Wege der Vulgarisierung bei der Theriak-Diskussion. In: Med. Hist. Journal () S. –. – Krist (s. Ausg.) S. –. – J. G. Mayer: Das ‹Arzneibuch› Ortolfs von Baierland in medizinischen Kompendien des . Jh. Beobachtungen und Überlegungen zur Werktypologie medizinischer Kompendien und Kompilationen. In: «ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. G. Keil (OrtolfStud. /Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, hier S. (Anm. ). – Enno Bünz: Stift Haug in Würzburg. Unters. zur Gesch. eines fränkischen Kollegiatstiftes im MA (Veröff. des MaxPlanck-Inst. für Gesch. /Germania sacra ). Göttingen , Bd. , S. – u. ö. – Goehl (s. Ausg.) S. –, –. – Julia Marie Ries: B. B.s Quaestiones disputatae circa tractatum Avicennae de generatione embryonis et librum meteorum Aristotelis. Tl. : Glossar. Diss. Würzburg . – G. Keil: B. B. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. VZ Schachzabelbücher. – Ma. tugenddidaktische Literatur in der Nachfolge des Liber de moribus hominum et de officiis nobilium sive de ludo scaccorum des Jacobus de Cessolis; erste dt. Bearbei
Schachzabelbücher tung ca. – oder zweites Viertel des . Jh. (→ Heinrich von Beringen). Der zwischen und urkundlich nachweisbare Genueser Dominikaner Jacobus de Cessolis verfasste wohl im letzten Drittel des . Jh. den lat. Traktat Liber de moribus hominum et de officiis nobilium sive de ludo scaccorum (oft als De ludo scac[c]orum abgekürzt). Darin wird das symbolische Potential der Schach guren und -spielregeln als struktureller und sinnstiftender Rahmen für eine moraldidaktische Gesellschaftsallegorie genutzt. Der Predigermönch Jacobus tritt in seinem Werk als Sittenlehrer, Seelsorger und Gelehrter hervor. Er eröffnet den Liber mit einem Prolog, der klassisch-rhetorisch in einen «praeter rem»- und einen «ante rem»-Teil gegliedert ist. Darin gibt er sich namentlich und als Dominikaner zu erkennen und geht auf die «causa scribendi» ein: Seine Mitbrüder und weltliche Interessenten, die seine Predigten gehört haben, baten ihn, das Gehörte schriftlich festzuhalten. Der «prologus ante rem» wartet mit einer detaillierten Inhaltsübersicht auf, der eine mit novellistischer Spannung und lebendigen Dialogen angereicherte Entstehungsgeschichte des Schachspiels folgt. In den transparent strukturierten Kapiteln des Hauptteils werden die verschiedenen (weltlichen) sozialen Stände und Berufsgruppen allegorisch auf die einzelnen Schach guren bezogen. Ihre sittlichen P ichten werden erläutert und anhand von Exempeln veranschaulicht. Dabei schöpft (und zitiert im ma. Sinne) Jacobus gleichermaßen aus christlichen wie aus pagan-antiken Quellen, wobei Letztere einen weit größeren Anteil bilden. Bemerkenswert ist, dass er neben Adligen und Bürgern auch gesellschaftliche Außenseiter wie Spieler oder Gauner berücksichtigt – es geht ihm also nicht um eine allegorische Sozialutopie, sondern um eine lebensnahe ethische Unterweisung. Nach der Vorstellung einzelner Stände, ihrer äußeren Attribute und ihrer Tugenden geht Jacobus, vor dem Hintergrund des Zusammenspiels der Schach guren auf dem Schachbrett, auf das harmonische Zusammenwirken der Stände in der Gesellschaft ein. Jacobus’ Schachbuch avancierte rasch zu einem der beliebtesten Lesestoffe des SpätMA. Als erbauliche und dennoch kurzweilige Lektüre und Predigerhandbuch gleichermaßen geeignet, wurde es handschriftlich und später in gedruckter Form tradiert, in zahlreiche Volkssprachen übersetzt und bearbeitet. Die deutschsprachige Rezeption setzt
Schachzabelbücher ca. – mit der Versbearbeitung Heinrichs von Beringen ein. Bekannt sind außerdem voneinander unabhängige Versfassungen → Konrads von Ammenhausen (), des sog. → Pfarrers zu dem Hechte () und eines Meister → Stephan von Dorpat (–). Zudem wurde Jacobus’ Liber de moribus mindestens dreimal in dt. Prosa übersetzt. Im Cgm (Münchner Prosafassung) und in einer schwer beschädigten Handschrift Dessau, Anhaltische Landesbücherei, Hs. Georg. .° (°) (alte Signatur: Cod. Georg. °, ) sowie Krakau, Biblioteka Jagiello´nska, berol. Ms. germ. quart. (Dessauer Prosafassung) liegen zwei stark komprimierte Redaktionen vor. Cgm und Cgm überliefern eine eng an das lat. Original angelehnte, stilistisch anspruchsvolle Bearbeitung (sog. Erste Prosafassung). Von ihr scheint die in den meisten deutschsprachigen Handschriften überlieferte, kürzere, stilistisch gekonnt redigierte Zweite Prosafassung abhängig zu sein. Mehrere Handschriften sind aufwendig illustriert, in einigen ist Raum für Illustrationen ausgespart. Ü: Plessow , S. –. A: Das Schachzabelbuch des Jacobus de Cessolis, O. P. in mhd. Prosa-Übersetzung. Nach den Hss. hg. v. Gerard F. Schmidt (TspMA ). Berlin . – Das Schachbuch des Jacobus de Cessolis. Codex Palatinus Latinus . Faks. mit Kommentarband. Zürich . – Jacobus de Cessolis: Dis buchlein weiset die auszlegung des Schachzabelspils […]. Faks.-Ausg. der Ausg. Straßburg Knoblochtzer . Zolikon-Zürich . – The Book of Chess by Jacob de Cessolis. Hg. und übers. v. H. L. Williams. New York . – Weitere in Übersicht: Repertorium edierter Texte des MA aus dem Bereich der Philosophie und angrenzender Gebiete. Hg. v. Rolf Schönberger. ., völlig überarb. u. erw. Au . Berlin , Bd. , S. –. L: Gerhard Schindele, KNLL () S. –. – Anton Schwob, VL () Sp. –; () Sp. . – Ferdinand Vetter (Hg.): Das Schachzabelbuch Kunrats von Ammenhausen, Mönchs und Leutpriesters zu Stein am Rhein. Nebst den Schachbüchern des Jakob von Cessole und des Jakob Mennel (Bibl. älterer Schriftwerke der dt. Schweiz, Erg.-Bd. ). Frauenfeld . – Hans-Jürgen Kliewer: Die ma. Schachallegorie und die dt. S. in der Nachfolge des Jacobus de Cessolis. Diss. Heidelberg . – Thomas Kaeppeli: Scriptores Ordinis Praedicatorum
. Hälfte . Jh. Medii Aevi. Bd. . Rom , S. –. – Hans Petschar: Vorbilder für Weltbilder. Semiotische Überlegungen zur Metaphorik der ma. S. In: Symbole des Alltags – Alltag der Symbole. FS Harry Kühnel. Hg. v. Gertrud Blaschitz u. a. Graz , S. –. – Karl-Sigismund Kramer: Arbeitsgeräte in Jacobus de Cessolis Schachzabelbuch. In: Innovation und Wandel. FS Oskar Moser. Hg. v. Burkhard Pöttler u. a. (Veröff. des Österr. Fachverbandes für Volkskunde). Graz , S. –. – Ders.: Bauern, Handwerker und Bürger im Schachzabelbuch. Ma. Ständegliederung nach Jacobus de Cessolis (Forschungshefte, Bayerisches Nationalmuseum München ). München . – Von Rittern, Bürgern und von Gottes Wort. Volkssprachige Lit. in Hss. und Drucken aus dem Besitz der Staats- und Universitätsbibl. Hamburg. Ausstellungskatalog. Hg. v. Eva Horváth/Hans-Walter Stork (Schr. aus dem Antiquariat Dr. Jörn Günther, Hamburg, Bd. ). Kiel , Nr. , . – Oliver Plessow/Mareike Temmen: Chess Books in Latin and German: an Inquiry into the Allegorical Representation of Society and its Values in Medieval Didactic Literature. In: Ludica () S. –. – O. Plessow: Jakob Mennel und der Didaxeverzicht in der Schachzabellit. am Übergang zur frühen Neuzeit. In: Lit. – Gesch. – Literaturgeschichte. Beitr. zur mediävistischen Literaturwiss. FS Volker Honemann. Hg. v. Nine Miedema/Rudolf Suntrup. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – O. Plessow/Heike Bierschwale: Schachbrett, Körper, Räderwerk. Verräumlichte Gesellschaftsmetaphorik im SpätMA. In: Raum und Kon ikt. Zur symbolischen Konstituierung gesellschaftlicher Ordnung in MA und früher Neuzeit. Hg. v. Christoph Dartmann u. a. (Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme. Schriftenreihe des Sonderforschungsber. , ). Münster , S. –. – Chess and Allegory in the Middle Ages. Hg. v. Olle Ferm/V. Honemann (Runica et Mediaevalia). Stockholm . – Michael Embach: Das Schachzabelbuch des Dominikaners Jacobus de Cessolis (ca. –). In: Libri Pretiosi. Mitt. der Bibliophilen Ges. Trier () S. –. – Melanie Urban: Visualisierungsphänomene in ma. Schachbüchern. In: Visualisierungsstrategien in ma. Bildern und Texten. Hg. v. Horst Wenzel u. a. (Philologische Stud. und Quellen ). Berlin , S. –. – Pamela Kalning: Virtues and Exempla
. Hälfte . Jh. in John of Wales and Jacobus de Cessolis. In: Princely Virtues in the Middle Ages –. Hg. v. István P. Bejczy. Turnhout , S. –. – O. Plessow unter Mitwirkung v. V. Honemann und M. Temmen: Ma. S. zwischen Spielsymbolik und Wertevermittlung. Der Schachtraktat des Jacobus de Cessolis im Kontext spätma. Rezeption (Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme. Schriftenreihe des Sonderforschungsber. , ). Münster . – Franziska Küenzlen: Lehrdichtung zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Die Bearb. von Jacobus’ de Cessolis Schachtraktat durch Konrad von Ammenhausen. In: Dichtung und Didaxe. Lehrhaftes Sprechen in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Henrike Lähnemann/Sandra Linden. Berlin , S. –. – F. Küenzlen: Die Schachbildlichkeit in Johannes Guallensis’ ‹Breviloquium de virtutibus› – eine Kurzfassung (Epitome) des ‹Liber de ludo scaccorum› des Jacobus de Cessolis (mit Edition). In: Mlat Jb () S. –. – Ursula Rautenberg: S. In: Lex. zur Buchmalerei. Hg. v. Helmut Engelhart (Bibl. des Buchwesens ). . Halbbd. Stuttgart , S. –. IM Heinrich von Beringen. – Verfasser einer Versbearbeitung des Schachbuchs von Jacobus de Cessolis, um – oder zweites Viertel des . Jh.; vielleicht identisch mit einem «von Beringen», dem im Cgm vier Gedichte zugeschrieben sind. Die Identität, Herkunft und etwaigen Lebensumstände H.s v. B. konnten in der Forschung bisher nicht eindeutig geklärt werden (s. zusammenfassend Schmidt , Sp. f.; Plessow, S. ). Zwei Personen sind unter diesem Namen jeweils zwischen – und – im süd(west)dt. Raum urkundlich bezeugt. Die zeitliche Nähe des früher bezeugten H. v. B. zur mutmaßlichen Entstehungszeit seiner Vorlage, des Schachtraktats des Jacobus de Cessolis (urkundlich nachweisbar zwischen und ), spricht nicht zwangsläu g gegen seine mögliche Identität mit dem Schachbuch-Bearbeiter (anders Schmidt , Sp. f.). . Das Schachbuch. H.s Schachdichtung ist in lediglich einer Handschrift überliefert (. Reimpaarverse, alemannisch). H. überträgt Jacobus’ lat. Schachtraktat teils abbreviierend, teils ampli zierend, stilistisch und sprachlich nicht ungeschickt in
Heinrich von Beringen dt. Verse. Die wohlkomponierten Pro- und Epilog verraten in H. einen belesenen, mit literarischen Traditionen und Konventionen der geistlichen und weltlichen Dichtung vertrauten Autor. Der Prolog ist klar in einen «ante rem»- und einen «praeter rem»-Teil gegliedert: H. beginnt mit dem allgemein gültigen Gedanken, dass Müßiggang aller Laster Anfang ist und stellt daraufhin seine Vorlage und – mit Lob und Anerkennung – ihren Verfasser vor. Er spricht über sein Vorhaben, Jacobus’ Schachbuch in dt. Verse zu übertragen und bedient sich dabei gängiger rhetorischer Topoi («captatio benevolentiae», affektierte Bescheidenheit): «ich tumber» (V. ); «[…] leider miniu wort / hant einvaltigen diutschen dôn» (V. f.). Diese Tendenz bleibt auch im Epilog konstant, in dem sich H., selbstbewusst und kokettbescheiden zugleich, namentlich nennt: «ich heize des getihtes twerc, / genant von Beringen Heinrich» (V. . f.). Er appelliert an seine klugen Leser, die Unzulänglichkeiten seiner Dichtung zu «tilgen» und zu «schaben» (V. .) und impliziert damit die Hoffnung auf eine produktive Rezeption seines Werkes. Der Schluss ist ganz in der Tradition der ma. erbaulich-didaktischen Literatur gehalten: die «süeze meit» Maria möge allen, die nun mit den «lêren» aus H.s Schachbuch vertraut sind, helfen, sich ethisch zu vervollkommnen. Unter vielen für H.s Dichtung eigentümlichen inhaltlichen Besonderheiten, die seine Bearbeitung sowohl von seiner Vorlage als auch von den anderen dt. Bearbeitungen wesentlich unterscheiden, ist sein Interesse an hö schen und amourösen Themen besonders hervorzuheben (so schon Schmidt , Sp. ). Ein interessantes Rezeptionszeugnis von H.s Werk sind die in einer aus Nürnberg stammenden Sammelhandschrift (zweite Hälfte des . Jh.) an zwei Stellen überlieferten Textauszüge aus seinem gereimten Schachbuch (Bächtold und Priebsch galten sie noch als Exzerpte aus den → Gesta Romanorum). Die heute in London aufbewahrte Handschrift versammelt Minnereden, Kurznovellistik, Fabeln, Priameln und erbaulich-didaktische Kurzdichtung. Die Kompilatoren der Handschrift haben zahlreiche Exempla aus H.s Schachdichtung extrahiert und mit Überschriften versehen, die jeweils den Literal- oder den allegorischen Sinn der Texte zusammenfassen («Das ain fraw von frewden starb»; «Von gerechtikait»; «Von gedulltikait» etc.). . Kleinere Gedichte. Eine um in ostschwäbischem Dialekt geschriebene Sammelhandschrift
Konrad von Ammenhausen überliefert neben geistlichen Traktaten, Gebeten, Predigten, Legenden, Cato, Mären und Minnereden auch vier kurze gereimte Dichtungen, deren Verfasser mit H. v. B. identisch sein könnte. Die Überschriften lauten jeweils «Das ist der blinde des von Beringen getiht» (Bl. r) und «Des von Beringen lieder» (Bl. ra). Es handelt sich um ein Reimpaargedicht und drei dreistrophige Lieder. Das Reimpaargedicht ist die ironische Rede eines weiblichen Ich an den Verleumder ihres Geliebten. In einer Reihe von sarkastischen Bildern und Vergleichen führt sie dem Verleumder sein unmoralisches Handeln vor Augen und gibt ihm zu verstehen, dass sie trotz übler Nachrede zu ihrem Geliebten hält. Die drei Lieder bezeugen die Vertrautheit ihres Autors mit dem Traditionsgut der ma. Liebesdichtung. Das Lied Wol ûf die heide! bewegt sich thematisch im konventionellen Rahmen eines Mai- und Werbeliedes: das sinnliche Erwachen der Natur entfacht auch das Verlangen eines männlichen lyrischen Ich nach dem «gruoz» seines «frouwelîn[s]». Die traditionellen Themen und Topoi (Mai, Vogelgesang, Blumen, Klee) sind hier sprachlich und formal (u. a. durch Schlag- und Kornreime) kunstvoll variiert. Das Lied Hôher fröude ich mich begân ist in seinen Vokabular, Themenund Motivrepertoire noch ganz dem klassischen Minnesang verp ichtet (ähnlich bereits Wachinger, Sp. ). Es handelt von der Hoffnung eines männlichen Ich, durch beständigen «dienest» die «genâde» seiner tugendhaften Minnedame zu empfangen. Der Refrain fasst den für den klassischen Minnesang zentralen Gedanken der ethischen Vervollkommnung des Mannes durch Minnedienst zusammen. Das letzte Lied Ich welle oder ich enwelle ist das Klagelied eines Ich über eine von Unglück gezeichnete Lebensphase (das Ende einer Liebesbeziehung, fehlende Freude und nur wenige Freunde, «zwîvel», der das Ich plagt). Im Refrain wird die Hoffnung auf bessere Zeiten wiederholt. Ü: . Schachbuch: Stuttgart, LB, Cod. poet. et phil. ° , r–v (aus dem Jahr ); ein Fragment aus dieser Handschrift: Frankfurt/M., UB, Ms. germ. oct. (Einzelblatt); London, British Library, Add. Ms. (Auszüge), r–v und v–v (zweite Hälfte . Jh.; Blattzählung nach Brandis). – . Gedichte: München, BSB, Cgm , r-v, ra-vb. A: Das Schachgedicht H.s v. B. Hg. v. Paul Zimmermann (Bibl. des Litterarischen Ver. in Stuttgart ). Tübingen (im Anhang,
. Hälfte . Jh. S. –, sind auch die kleineren Gedichte abgedruckt). – Hubert Schiel: Ein ergänzendes Bruchstück von H.s v. B. Schachgedicht. In: ZfdA () S. –. – Cramer () S. –, . – Epochen der dt. Lyrik. Bd. : Gedichte –. Hg. v. Eva und Hansjürgen Kiepe. München , S. f. (Reimpaarrede). L: Gerard F. Schmidt/Burghart Wachinger, VL () Sp. –; () Sp. . – Sabine Schmolinsky, Killy () S. . – Jakob Bächtold: Dt. Hss. aus dem Britischen Museum. Schaffhausen , S. –, bes. S. , –. – Robert Priebsch: Dt. Hss. in England. Bd. . Erlangen , S. f. (Nr. ). – Morgan David Idwal Lloyd: Stud. zu H. v. B.s Schachgedicht (Germ. Stud. ). Berlin . – Das Schachzabelbuch des Jacobus de Cessolis, O. P. in mhd. Prosa-Übersetzung. Nach den Hss. hg. v. Gerard F. Schmidt (TspMA ). Berlin , S. –. – Hans-Jürgen Kliewer: Die ma. Schachallegorie und die dt. Schachzabelbücher in der Nachfolge des Jacobus de Cessolis. Diss. Heidelberg . – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , S. f. – Birgitt Weimann: Die ma. Hss. der Gruppe Manuscripta Germanica (Kataloge der Stadt- und Universitätsbibl. Frankfurt am Main , ). Frankfurt/M. , S. . – Wolfgang Irtenkauf/Ingeborg Krekler mit Vorarbeiten von Isolde Dumke: Codices Poetici et Philologici (Die Hss. der Württembergischen Landesbibl. Stuttgart , ). Wiesbaden , S. . – Karin Schneider: Die dt. Hss. der Bayerischen Staatsbibl. München (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis , ). Wiesbaden , S. –, bes. S. , f. (Nr. , ). – Oliver Plessow unter Mitwirkung von Volker Honemann und Mareike Temmen: Ma. Schachzabelbücher zwischen Spielsymbolik und Wertevermittlung. Der Schachtraktat des Jacobus de Cessolis im Kontext spätma. Rezeption (Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme. Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs , Bd. ). Münster , S. , . – Jacob Klingner/Ludger Lieb: Hb. Minnereden. Bde. Berlin/Boston , Bd. , S. , . IM Konrad von Ammenhausen, * um /, † etwa Mitte . Jh. – Verfasser einer Versbearbeitung des Schachbuchs von Jacobus de Cessolis. In den Jahren , und ist im Benediktinerkloster St. Georgen in Stein am Rhein
. Hälfte . Jh. ein Konventuale aus dem südöstlich davon gelegenen Ammenhausen belegt. K. v. A. war später als Leutpriester (Pfarrer) in Stein tätig. Von ihm stammt die erfolgreichste dt. (Vers-)Fassung des lat. Schachbuchs von Jacobus de Cessolis; er nennt sich im Schlussakrostichon (V. .–.) des abgeschlossenen Werks: «Dis b˚uch tiht ich C˚unrat von Ammenhusen, in der stat ze Stein, da ich münich unde lütpriester wuas. ich kunde es niht getihten bas». K. schreibt zudem, dass er zum Zeitpunkt der Abfassung seines Buches «niht gar alt» war (V. ., .). Zu der im . Jh. aufkommenden Literaturform der didaktischen Dichtung zählen die Schachzabelbücher (zabel = lat. tabula) in Prosa- und Versfassungen. Sie haben als Grundlage den um die Wende zum . Jh. von dem Dominikaner Jacobus de Cessolis (– im Konvent zu Genua nachweisbar, dort Stellvertreter des Inquisitors Giacomo da Levanto) verfassten moraldidaktischen (Schach-)Traktat Liber de moribus hominum et officiis nobilium sive de ludo scaccorum (auch unter anderen Titeln überliefert), von dem lat. Textzeugen nachgewiesen sind (vgl. Plessow , S. –). Das auf von ihm gehaltenen Predigten beruhende Werk, in denen er Schach guren und -spielregeln zur allegorischen Beschreibung und moralischen Belehrung der verschiedenen Stände und Berufsgruppen heranzog, handelt in vier Teilen a) von der Er ndung des Schachspiels durch den Philosophen Xerxes am Hof des Tyrannen Evilmerodach in Babylon, b) von den Figuren der hinteren Reihe, c) von den Bauern, die verschiedene Bevölkerungsgruppen repräsentieren, und d) vom Spielfeld und der Zugweise der Figuren. Zahlreiche Exempel illustrieren unterstützend die Unterweisung. Unter den zahlreichen ma. Übersetzungen in sechs Volkssprachen liegen fünf dt. Versbearbeitungen des lat. Traktats vor (→ Schachzabelbücher). Aber anders als der Kanonikus → Heinrich von Beringen (nach , . Verse), der → Pfarrer zu dem Hechte ( abgeschlossen, ca. Verse) und der Schulmann → Stephan von Dorpat (zwischen und , Verse) – Jakob → Mennel () zieht K.s Werk in sehr knapper Form aus ( Verse, die Ausführungen über die gemeinen Stände umfassen ganze acht Verse) –, die sich an den Gedankengang der lat. Vorlage halten, gegebenenfalls kürzen und wenig Eigenes hinzufügen, ergänzt K. in seiner alemannischen Bearbeitung in Paarreimen (. Verse) in struktureller
Konrad von Ammenhausen und inhaltlicher Art. Der lehrhafte Gebrauchstext mit zeitgeschichtlichen Anspielungen und zahlreichen neuen, auf antike und patristische Autoren (u. a. Valerius Maximus: Facta et dicta memorabilia, → Augustinus: De civitate Dei, Petrus Alfonsi: Disciplina clericalis) zurückgehenden Beispielerzählungen richtete sich an ein Laienpublikum. Seine vor allem der Bibel und dem Corpus iuris canonici (vgl. Müller , S. –) entnommenen Hinzufügungen machte K. als solche kenntlich. In einer eigenen, von Anrufungen Gottes umrahmten Vorrede (V. –) teilt der Verfasser zunächst seine Absichten und Bedenken mit; nach dem Gleichnis von der Löwengrube und dem vom Vater, Sohn und Esel geht es um die Verachtung böser Nachrede sowie um das Beispiel Christi. Auf die Vorrede folgt der Prolog (V. –) über den Ursprung des Schachspiels, um den es in drei Kapiteln auch im ersten Teil (V. –) geht: a) vom Anlass zur Er ndung des Spiels, b) vom Er nder und c) von den drei Absichten, in welchen das Spiel erfunden worden ist (Besserung und Belehrung des Königs, Bekämpfung des Müßiggangs und Befriedigung der dem Menschen eigenen Sucht nach dem Neuen). Der zweite Teil (V. –), in dem K. seiner Vorlage weitgehend treu bleibt, handelt von den ‹edlen› Schach guren. Bei jeder Figur werden die äußeren Attribute beschrieben, die Tugenden ausgelegt und das sittliche Fehlverhalten kritisiert; antike und biblische Beispiele dienen der Illustration: a) König (Milde und Barmherzigkeit, Wahrhaftigkeit, Strenge gegen böse Ratgeber, Enthaltsamkeit), b) Königin (Weisheit, Keuschheit, Zucht und Scham, Edle Geburt, die gleichgeartete Töchter verspricht), c) die «alten» als Richter (mlat. «alphilus», heute Läufer; Gerechtigkeit im Allgemeinen und gegen den Nächsten, Unabhängigkeit von Liebe und Hass, Unzugänglichkeit für Zorn, eifriges Studium), d) die Ritter (heute Springer; Weisheit, Treue, uneigennützige Gesinnung, Tapferkeit, Barmherzigkeit, Volksfreundlichkeit, Eifer für das Gesetz), e) die Rochen als Landvögte (mlat. «roccus», heute Turm; Gerechtigkeit, Milde, Demut, Geduld, Genügsamkeit, uneigennützige Gesinnung). Über Jacobus hinausgehend, stellt K. den Klerus im Rahmen des kanonischen Rechts (V. –) dar. In einem ausführlichen Exkurs widmet er sich der Habgier, die auch bei der gesamten Geistlichkeit vorkomme. Im gegenüber der Vorlage beträchtlich ausgeweiteten dritten Teil (V. –.) werden die acht «venden» (mlat.
Konrad von Ammenhausen «pedes», heute Bauern) des Spiels, deren Äußeres, Beruf, Aufgaben, P ichten und Tugenden beschrieben: a) Bauer (Gottesfurcht, Rechtlichkeit, Todesverachtung, eißige Arbeit), b) Schmied, Maurer und Zimmermann (Treue, Weisheit [Freiheit von Neid und Argwohn], Mut [der Seeleute]), c) Weber, Färber, Tuchscherer, Schneider, Bartscherer, Metzger, Gerber, Schuster, Kürschner, Hutmacher, Sattler und Schreiber (einschließlich der Jäger; Treue, Freundschaft, Keuschheit, Wahrhaftigkeit), d) Kaufmann und Geldwechsler (Abscheu vor Habsucht, Vermeidung des Schuldenmachens, Rückerstattung des anvertrauten Gutes, e) Arzt (sittsame Rede, Keuschheit, Sorgfalt) und Apotheker (Treue, Gewissenhaftigkeit), f) Schank- und Gastwirt (Mäßigkeit, Freundlichkeit, Diensteifer, Zuverlässigkeit, Rechtsbewusstsein), g) Stadtwächter (Wachsamkeit, Gewissenhaftigkeit), Gemeindebeamte, Zöllner und Verwalter (Bescheidenheit, Gelassenheit), h) Verschwender, Spieler, Botenläufer (einschließlich der Kundschafter). Während die Zuordnung der Berufe zu den einzelnen Bauern im Wesentlichen gleich bleibt, nimmt K. bei den Handwerksberufen eine größere Diffenzierung als Jacobus vor. Die jeweils angeschlossene Ständekritik konzentriert sich auf die Habsucht. Der vierte Teil (V. .–.) resümiert allegorisch-didaktisch die Einrichtungen und Eigentümlichkeiten des Spielbretts, die Stellung der Figuren sowie deren Züge als Beziehungen und Handlungsweisen der Stände. Der Epilog enthält einen Nachtrag zum Beruf des Müllers (V. .–.), den K. als einen zweiten «venden» verstanden wissen möchte, eine Danksagung an Gott, eine Entschuldigung des Verfassers und nach der Angabe der Abfassungszeit das oben erwähnte Akrostichon (vgl. Vetter ). Rund ein Drittel der Textzeugen ist bebildert. Vier der fünf im Elsass entstandenen Handschriften stammen aus der Werkstatt Diebold Laubers in Hagenau. Die illuminierten AmmenhausenHandschriften zeichnen sich dadurch aus, «daß sie kein einheitliches Bildprogramm besitzen, da jeder Bildercodex eine veränderte Bildauswahl aufweist» (Lerchner , S. ; vgl. auch Lerchner ). Einige Handschriften ernthalten auch ein alphabetisches Tugend- und Exempelregister. K.s Schachzabelbuch war weit verbreitet und wurde vom didaktischen Schrifttum häu g benutzt. Es bot die Vorlage u. a. für das Guldin Spil (/) des Basler Dominikaners Meister
. Hälfte . Jh. → Ingold, wahrscheinlich auch für den Spiegel des Regiments (, gedruckt ) des → Johannes von Morsheim. Ü (vgl. Plessow u. a. , S. –): Berlin, SBB, mgf , ra–vb (Pap., Ulm, geschrieben vom Ulmer Goldschmied und Münzmeister Nikolaus Stocker [vgl. Bl. vb], [Bl. r, r], schwäbisch). – Bern, Burgerbibl., Mss. h. h. X., S. a–a (Pap., letztes Viertel . Jh., nordschweizerisch mit elsässischem Einschlag; kolorierte Federzeichnungen; mit «zeitgenössischen lateinischen Glossen [Bibel und Kirchenväter]» [Backes/Geiss, S. ]). – Colmar, Bibl. municipale, Ms. (Kat.-Nr. ), ra–ra (Pap., [vgl. Bl. ra]; Nachtrag Bl. rb–vb: erste Hälfte . Jh., elsässisch; Bl. r–v Exempelregister). – Darmstadt, ULB, Hs. (früher München, Reichsarch., ohne Sign. [], ra–vb (Pap., Mitte . Jh. oder bald danach [Staub/Sänger, S. ], zweite Hälfte . Jh. [Backes/Geiss, S. ; Plessow u. a. , S. ], niederalemannisch mit elsässischem Einschlag; Raum für überwiegend ganzseitige Illustrationen ausgespart). – Freiburg i. Br., UB, Fragm. , Bl. (Pap., Mitte . Jh., alemannisch mit schwäbischem Einschlag). – Hamburg, SUB, Cod. b in scrin., r–r, Register r–v (Pap., –, elsässisch; halb- bis ganzseitige Miniaturen). – Heidelberg, UB, Cpg , ra–vb (Pap., Auftragsarbeit des Reinbolt Süsse von Straßburg für den Schaffner der Schlettstädter Johanniterkommende, Hug Ribisin von Colmar [vgl. Bl. vb], ..–.. [vgl. Bl. vb], westliches Niederalemannisch [elsässisch], Schlettstadt [vgl. Bl. vb]). – Jena, ULB, Ms. Sag. f. , r–r (Pap., um , elsässisch mit rheinfränkischem Einschlag; Raum für Illustrationen ausgespart). – Köln, Hist. Arch. der Stadt, Best. (W) , r–r, Register ra–ra (Pap., um , oberrheinisch [Handschriftencensus Rheinland, S. ], erste Hälfte . Jh. [Backes/Geiss, S. ; Plessow u. a. , S. ], rheinfränkisch [Plessow u. a. , S. ]; lavierte Federzeichnungen). – Ebd., Best. (W*) , Fragm., zwei Bll. (Perg., Mitte . Jh., rheinfränkisch). – London, British Library, MS Add. (früher Privatbesitz Auktionshaus Sotheby’s, London, Nr. /), ra–vb, Register ra–vvb (Pap., erste Hälfte . Jh., [Backes/Geiss, S. ], zweites Viertel . Jh. [Plessow u. a. , S. ], elsässisch; kolorierte Federzeichnungen). – Lörrach,
. Hälfte . Jh. Stadtarch., ohne Sign., Fragm., zwei beidseitig beschriebene Bll., aus Stücken zusammengesetzt (Perg., zweites Viertel . Jh., nordschweizerischsüdschwäbisch). – München, BSB, Cgm , ra–va (Pap., [vgl. Bl. v], elsässisch; kolorierte Federzeichnungen von zwei Illustratoren). – Paris, Bibl. Nationale, Dep. Bibl. de l’Arsenal Ms. , r–r (Pap., Schreiber: Michel Scherer zu Straßburg [Kolophon], [Kolophon], elsässisch; ganzseitiger Raum für nicht ausgeführte Illustrationen). – Ebd., Ms. allem. , ra–ra (Perg., letztes Viertel . Jh., elsässisch; Raum für nicht ausgeführte Illustrationen ausgespart). – St. Petersburg, Nationalbibl., Nem. F. v. XIV., ra–rb (Perg., zweite Hälfte [eventuell drittes Viertel] . Jh., elsässisch; mit «lateinischen, in den Fließtext integrierten Glossen [Kirchenväter]», « oder gouachierte Federzeichnungen auf gedecktem Goldhintergrund» [Backes/ Geiss S. ]). – Straßburg, StB, Cod. B (Pap.; verbrannt; Zuweisung des ‹Schachbuchs› an K. v. A. ist unsicher). – Ebd., Cod. B (Pap., ; verbrannt; Zuweisung des ‹Schachbuchs› an K. v. A. ist unsicher). – Stuttgart, LB, Cod. poet. et phil. ° , Bll.; Köln, Wallraf-Richartz-Museum, Nr. –, Fragm., Bll. (Pap., Hagenau, um , rheinfränkisch mit elsässischen Einsprengseln; + [Köln] dreiviertel- bis ganzseitige kolorierte Federzeichnungen). – Wien, ÖNB, Cod. , ra–ra (Pap., Schreiber: Gabriel Sattler, [vgl. Bl. rb, vb], schwäbisch; farbige, zum Teil mit Goldbronze versehene Illustrationen; Bl. ra–rb: Schachzabelbuch [Zweite Prosafassung], Bl. ra–vb: Meister Ingold: Guldîn spil). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, noch Bll. (Pap., Schreibernennung auf Bl. v: «Vlricus Berner de Rapreschwila», um , schwäbisch, Ulm [?]). – Zo ngen, StB, Pa. , noch Bll. (Pap., Ende . Jh. [Plessow u. a. , S. ]; er-Jahre [HSC], alemannisch [Nordschweiz] mit schwäbischem Einschlag, wahrscheinlich Luzern; mit lavierten Federzeichnungen). – Zürich, Staatsarch., W I . (früher AG ; davor Donaueschingen, Fürstl. Fürstenbergische Hofbibl., Cod. ), ra–va (Pap., , nordschweizerisch mit schwäbischem und rheinfränkischem Einschlag; auf Bl. v die isolierte Zeichnung eines Schachbretts). – Zürich, ZB, Cod. Car. C , r–r (Pap., teilweise geschrieben von Jörg Hochmut, –, nordschweizerisch; Bl.
Konrad von Ammenhausen v–r Raum für Miniaturen und Tituli ausgespart). – Ebd., Cod. D , (Rechen- und Schachbuch des → Niklas von Wyle, darin: Bl. r, K. v. A., Schachzabelbuch, V. – [Nachtrag]) (Pap., er-Jahre, Nachtrag Ende . Jh. [nicht von der Hand des Niklas von Wyle]). Vgl. auch Vetter (s. Ausg.) nach S. LII ( Hss.). – Kurt Hans Staub/Thomas Sänger: Dt. und ndl. Hss. Mit Ausnahme der Gebetbuchhss. (Die Hss. der Hessischen Landes- und Hochschulbibl. Darmstadt ). Wiesbaden , S. f. (Nr. ). – Handschriftencensus Rheinland. Erfassung ma. Hss. im rheinischen Landesteil von Nordrhein-Westfalen mit einem Inventar. Hg. v. Günter Gattermann, bearb. v. Heinz Finger u. a. Bde. (Schr. der Universitäts- und Landesbibl. Düsseldorf ). Wiesbaden , Bd. , S. (Nr. ). – http://www.handschriftencensus.de/ werke/. A: Ferdinand Vetter: Neue Mittheilungen aus K.s v. A. Schachzabelbuch. I. Die Bürgschaft. II. Von Wirthen, Amtleuten, Spielern und Boten. III. Schluss. Zum ersten Mal gedruckt nach der Luzerner (Berner) Hs., mit Vergleichung der Zo nger und Heidelberger, und des Originals von Jacobus de Cessolis. Aarau . – Ders. (Hg.): Lehrhafte Litteratur des . und . Jh. Erster Teil: Weltliches (Dt. NationalLitteratur ,). Berlin/Stuttgart , S. – (Teilausg.). – Ders. (Hg.): Das Schachzabelbuch Kunrats v. A., Mönchs und Leutpriesters zu Stein am Rhein. Nebst den Schachbüchern des Jakob von Cessole und des Jakob Mennel. Mit einem Exkurs über das ma. Schachspiel von v. Heydebrand und der Lasa (Bibl. älterer Schriftwerke der dt. Schweiz, Erg.-Bd.). Frauenfeld . – Albert (s. Lit.) S. f. (Darmstadt). – FriedrichWilhelm und Erika Wentzlaff-Eggebert: Dt. Lit. im späten MA. –. Bd. : Rittertum und Bürgertum. Mit Lesestücken. Reinbek bei Hamburg , S. –, – (Auszüge, nach Vetter ). – MA. Texte und Zeugnisse. Teilbd. . Hg. v. Helmut de Boor (Die dt. Lit. ,). München (Nachdr. ebd. ) S. – (Auszüge). Faksimiles: K. v. A. Das Schachzabelbuch. Die Illustrationen der Stuttgarter Hs. (Cod. poet. et philol. fol. No ). In Abb. hg. und erl. v. Carmen Bosch-Schairer (Litterae ). Göppingen . – K. v. A. Das Schachzabelbuch. Farbmikro cheEdition der Hs. Hamburg, Staats- und Universi
Konrad von Ammenhausen tätsbibl., Cod. b in scrinio. Literar- und kunsthist. Einf. von Karin Lerchner (Codices illuminati medii aevi ). München . Ü: K. v. A. Das Schachzabelbuch. Übers. und komm. von Renate Hausner. Stein am Rhein . L: Ehrismann // () S. . – Karl Bartsch, ADB () S. . – Norbert H. Ott, NDB () S. f. – Gerard F. Schmidt, VL () S. –; () Sp. . – Thomas Cramer, LexMA () Sp. . – Peter Christian Jacobsen: Jacobus de Cessolis. In: ebd., Sp. . – Roland Böhm, BBKL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Sabine Schmolinsky, Killy () S. –. – Ferdinand Holzner: Die dt. Schachbücher in ihrer dichterischen Eigenart gegenüber ihrer Quelle, dem lat. Schachbuche des Jacobus de Cessolis. . Das Schachbuch Kunrats v. A. (Programm des k. k. Dt. Staatsgymnasiums zu Pilsen). Pilsen . – Peter P. Albert: Eine bisher unbekannt gebliebene Hs. K.s v. A. In: Alemannia NF [] () S. –. – Adolph Goldschmidt: Die Luzerner illustrierten Hss. des Schachzabelbuches des Schweizer Dichters K. v. A. Ein Beitr. zur Gesch. der Buchmalerei im . und . Jh. In: Innerschweizerisches Jb. für Heimatkunde / (/ ) S. –. – Thomas Kaeppeli: Pour la biographie de Jacques de Cessole. In: Archivum Fratrum Praedicatorum () S. –. – Das Schachzabelbuch des Jacobus de Cessolis, O. P. in mdh. Prosa-Übersetzung. Nach den Hss. hg. v. Gerard F. Schmidt (TspMA ). Berlin . – Heinz-Jürgen Kliewer: Die ma. Schachallegorie und die dt. Schachzabelbücher in der Nachfolge des Jacobus de Cessolis. Diss. Bochum . – Wolfgang Heinemann: Zur Ständedidaxe in der dt. Lit. des .–. Jh. In: PBB (Halle) () S. –, hier S. –. – Hubert Hoffmann: Die geistigen Bindungen an Diesseits und Jenseits in der spätma. Didaktik. Vergleichende Unters. zu Ges., Sittlichkeit und Glauben im ‹Schachzabelbuch›, im ‹Ring› und in ‹Des Teufels Netz› (Forschungen zur oberrheinischen Landesgesch. ). Freiburg i. Br. . – Anke Ehlers: Des Teufels Netz. Unters. zum Gattungsproblem (Stud. zur Poetik und Gesch. der Lit. ). Stuttgart u. a. , S. –. – Bruno Boesch: Lehrhafte Literatur. Lehre in der Dichtung und Lehrdichtung im dt. MA (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. –. – Th. Cramer: Allegorie und
. Hälfte . Jh. Zeitgeschichte. Thesen zur Begründung des Interesses an der Allegorie im SpätMA. In: Formen und Funktionen der Allegorie. Symposion Wolfenbüttel . Hg. v. Walter Haug (Germanistische Symposien Berichtsbde. ). Stuttgart , S. –. – Hans Lieb: K. v. A. In: Schaffhauser Beitr. zur Gesch. () S. f. – Egbert Meissenburg: Das lat. Schachzabelbuch des Jacobus von Cessolis. Eine Bibliographie. In: Aus dem Antiquariat () S. –. – Burkhard Malich: Der Arzt in der Darstellung des K. v. A. In: Ethik in der Gesch. von Medizin und Naturwiss. Hg. v. Wolfram Kaiser/Arina Völker. Halle/ S. , S. –. – Karl-S. Kramer: Bauern, Handwerker und Bürger im Schachzabelbuch. Ma. Ständegliederung nach Jacobus de Cessolis (Bayerisches Nationalmuseum München, Forschungshefte ). München . – Martina Backes/Jürgen Geiss: Zwei neue Fragmente des ‹Schachzabelbuchs› K.s v. A. Mit einer revidierten Liste der Textzeugen. In: ZfdA () S. –. – Wolfgang Dittmann: Zur Er ndung des Schachspiels im «Schachzabelbuch»: Die erzählte Primär-Rezeption bei K. v. A. In: Erzählungen in Erzählungen. Phänomene der Narration in MA und Früher Neuzeit. Hg. v. Harald Haferland/Michael Mecklenburg (Forschungen zur Gesch. der älteren dt. Lit. ). München , S. –. – Karin Lerchner: Wissenssystem und Gesellschaftsethik im ‹Schachzabelbuch› K.s v. A.: Zum Verständnis der ‹artes mechanicae› in Text und Bild. In: JOWG () S. –. – Renate Schipke: K. v. A.: Schachzabelbuch. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. –. – Helmut Birkhan: Gesch. der altdt. Lit. im Licht ausgewählter Texte. Tl. VIII: Lehrhafte Dichtung zwischen und (Edition Praesens Studienbücher ). Wien , S. –. – Iris Muller: K. of A.’s ‹chess-book›: A case study of late medieval book production and readership. Diss. Yale University, . – Volker Honemann: Der Beitr. der ma. Schachtraktate zur Beschreibung und Deutung der menschlichen Gesellschaft. In: Chess and Allegory in the Middle Ages. A collection of Essays [...]. Hg. v. Olle Ferm/ V. Honemann in collaboration with Gösta Hedegård u. a. (Sällskapet Runica et Mediævalia, Scripta minora ). Stockholm , S. –. – Oliver Plessow: Kulturelle Angleichung und Werteuniversalismus in den Schachzabelbüchern des MA. In:
. Hälfte . Jh. ebd., S. –, bes. S. –. – Pamela Kalning: Der Ritter auf dem Schachbrett. Ritterliche Tugenden im Schachzabelbuch K.s v. A. In: ebd., S. –. – Michael Embach: Das Schachzabelbuch des Dominikaners Jacobus de Cessolis (ca. –). In: Libri Pretiosi. Mitt. der Bibliophilen Ges. Trier () S. –. – O. Plessow unter Mitwirkung von V. Honemann und Mareike Temmen: Ma. Schachzabelbücher zwischen Spielsymbolik und Wertevermittlung. Der Schachtraktat des Jacobus de Cessolis im Kontext spätma. Rezeption (Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme. Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs , Bd. ). Münster . – Franziska Küenzlen: Lehrdichtung zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Die Bearb. von Jacobus’ de Cessolis Schachtraktat durch K. v. A. In: Dichtung und Didaxe. Lehrhaftes Sprechen in der dt. Lit. des MA. Hg. Henrike Lähnemann/Sandra Linden. Berlin/New York , S. –. – Isabelle Marcon/Sonja Schneider: K. v. A., Schachzabelbuch. In: Schachzabel, Edelstein und der Gral. Spätma. Handschriftenschätze der Burgerbibliothek Bern. Hg.: Burgerbibl. Bern (Passepartout). Bern , S. – (Faks. der Hs. Mss.h.h. X., S. , , ). BJ Schachaufgaben. – Sammlung von Schachproblemen, erste Hälfte . Jh. Das Prager Fragment der S. wird gewöhnlich auf die erste Hälfte des . Jh. datiert. Unsicher ist, ob die Sammlung von S. bereits zu Beginn des Jh. entstand. Der ursprüngliche Umfang der S. ist unbekannt. Die überlieferten S. beschränken sich auf spieltechnische Aspekte und enthalten sich allegorischer Deutungen. Der dt. Prosatext ist mit Diagrammen von Schachfeldern versehen, auf denen die jeweiligen Stellungen der Figuren dargestellt sind. Hinzu kommt eine farbige Miniatur, die zwei Spieler neben ihrem Schachbrett zeigt. Als Quelle der S. gilt eine Redaktion des Bonus Socius, einer lat. Sammlung von Schachproblemen aus dem . Jh. Der unbekannte Verfasser der S. folgte der Vorlage u. a. in der Anordnung der S. und in der Anlage der Diagramme. Der dt. Text gilt insgesamt als sehr originalgetreu. Ü: Prag, Nationalbibl., cod. XXIII. F. (früher Lobkowitzsche Bibl., cod. a), Bll. (Perg., erste Hälfte . Jh., ripuarisch;
Schachaufgaben Fragm.). – Vgl. Beckers (s. Lit.). – www. handschriftencensus.de/. A: Kelle (s. Lit.). L: Paul Sappler, VL () Sp. f. – Johann Kelle: S. aus dem XIV. Jh. In: ZfdA () S. –. – Harold J. R. Murray: A History of Chess. Oxford (Nachdr. New York ) S. –. – Hartmut Beckers: Die Hss. der Manderscheider. In: Die Manderscheider. Eine Eifeler Adelsfamilie. Herrschaft, Wirtschaft, Kultur [...]. Red. Vera Torunsky u. a. Köln , S. f. (vgl. auch ebd., S. ). MM Kurverein von Rhens(e). – Einung der dt. Kurfürsten vom ... Mit dem K. v. R. wird die in Rhens am Rhein geschlossene Einung der sechs dt. Kurfürsten bezeichnet; der siebte Kurfürst, der König von Böhmen, war nicht anwesend (in Rhens waren: Erzbischof Balduin von Trier, Erzbischof Heinrich III. von Mainz, Erzbischof Walram von Köln, Kurfürst Rudolf II. und dessen Bruder Ruprecht I. für die Pfalzgrafschaft bei Rhein, Kurfürst Ludwig V. von Brandenburg und Kurfürst Rudolf I. von Sachsen). Aufgrund der schwerwiegenden Auseinandersetzungen zwischen Kaiser Ludwig IV. (–) und Papst Benedikt XII. (–) trafen sich die sechs dt. Kurfürsten am .. mit dem Kaiser in Oberlahnstein nahe Koblenz. Benedikt XII. anerkannte weder Ludwigs Königs- noch seinen Kaisertitel, stattdessen suchte er dem seit Papst Innozenz III. (–) vehement verteidigten päpstlichen Approbationrecht Geltung zu verschaffen. Danach müsse die Wahl zum römisch-dt. König, um tatsächlich volle Rechtskraft zu besitzen, vom Papst bestätigt werden. Aus diesem Grund galt es für die Kurfürsten u. a., ihrem Wahlrecht und der Rechtsverbindlichkeit ihrer Wahl Nachdruck zu verleihen. Um ihre herausgehobene Position unter den Reichsfürsten zu betonen und ihre relative Unabhängigkeit vom Kaiser bei ihrer Beschlussfassung zu gewährleisten, zogen sie am .. zum gegenüberliegenden Rheinufer nach Rhens, um dort unter Führung des Trierer Erzbischofs Balduin folgendes zu beschließen: Erstens schlossen sie sich in einer unbefristeten Einung, einem geschworenen Bündnis, zusammen: Da sie in ihren Ehren, Rechten, Gewohnheiten und Freiheiten – die sie aufgrund ihrer Kurwürde innehaben – eingeschränkt werden, geloben sie, die Ehre, Freiheit, Gewohnheit und das Recht des
Kurverein von Rhens(e) Reiches zu beschützen und zu verteidigen. Desgleichen wollen sie andere, seien sie nun geistlichen oder weltlichen Standes, ebenfalls nach Vermögen dazu anhalten; eine Vergrößerung der Einung um weitere Personen wird nicht ausgeschlossen (es treten später u. a. Kuno von Gundel ngen, Abt des Benediktinerklosters Ellwangen, und die elsässischen Reichsstädte der Einung bei). In einer zweiten, ebenfalls deutschsprachigen Urkunde anerkennen die Kurfürsten mit Bezug auf ihre Einung Kaiser Ludwig und bestätigen, dass jegliche Rechtsakte zwischen ihnen und dem Kaiser nach wie vor Gültigkeit besitzen. In einem lateinischsprachigen Notariatsinstrument, dem sog. Weistum von Rhens(e), legen die Königswähler darüber hinaus fest, dass die kurfürstliche Wahl des römischen Königs uneingeschränkte Rechtsverbindlichkeit besitze und nicht der päpstlichen Approbation bedürfe. Die Wahl sei gültig, wenn sie zu einem einstimmigen oder mehrheitlichen Ergebnis gelange. Diese, im Notariatsinstrument verabschiedeten Bestimmungen werden zur Grundlage des am .. erlassenen Reichsgesetzes Licet iuris, in dem Ludwig IV. darüber hinaus noch bestimmt, dass dem Gewählten als Kaiser (!) Gehorsam zu leisten ist; Zuwiderhandlungen werden als Majestätsverbrechen (crimen laesae maiestatis) behandelt. Mit diesen drei Rhenser Erklärungen drücken die Kurfürsten ihre seit dem späteren . Jh. sichtbare Verantwortung für die Geschicke des Reiches aus. Der K. v. R. steht in der Tradition älterer Treffen der rheinischen Kurfürsten (, , , , ), auch über die Wahl des Königs hinaus gemeinsam auf die Reichspolitik Ein uss ausüben zu wollen. In diesem Sinne ist der K. v. R., nachdem die Wahl des römischen Königs durch Kurfürsten erstmals im Sachsenspiegel → Eikes von Repgow und dem Kurfürstenspruch → Reinmars von Zweter (beide aus der ersten Hälfte des . Jh.) schriftlichen Niederschlag fand, die erste gemeinsame Manifestation des kurfürstlichen Selbstverständnisses. Die zu diesem Behelf gewählte Einung war eine übliche Form des fürstlichen Zusammenschlusses im späten MA und wurde auch später, im Kurverein von Bingen (), als vertragliche Grundlage genutzt. In der → Goldenen Bulle von wird die wahrgenommene kurfürstliche Verantwortung durch die starke Betonung ihrer Mitwirkung an der Reichspolitik herausgehoben. Sie werden dort als «Säulen des Reiches» bezeichnet,
. Hälfte . Jh. und auch das im K. v. R erstmals rati zierte Mehrheitswahlrecht ndet erneut Bestätigung. Der kurfürstliche Auszug nach Rhens deutet aber auch den bis zum Ausgang des MA sich verschärfenden Dualismus zwischen König und Kurfürsten an, der in der Absetzung König Wenzels am .. durch die rheinischen Kurfürsten einen ersten Höhepunkt erreichte. Ü: Die Urkunden zum K. v. R. sind in zahlreichen Ausfertigungen der beteiligten Kurfürsten, in Kollektivurkunden, Beitrittsurkunden, Sammelhandschriften, im Chronicon de gestis contra Fraticellosdem (ca. , mit späteren Zusätzen) des Nikolaus Minorita und in dem von Wilhelm von Ockham verfassten Tractatus de electione Karoli IV. () überliefert, und zwar überwiegend in dt. Sprache (zwei lat. Übersetzungen aus dem Deutschen sind für das MA bekannt). Nikolaus Minorita nahm überdies das singulär bei ihm überlieferte Notariatsinstrument auf, das wahrscheinlich nicht in Deutsch vorlag (überliefert in Città del Vaticano, Bibl. Apost., Vat. lat. ). S. dazu und zu den älteren Editionen Carl Müller: Der Kampf Ludwigs des Baiern mit der römischen Curie. Ein Beitr. zur kirchlichen Gesch. des . Jh. Bd. . Tübingen , S. f. – Ludwig Weiland: Über die Sprache und die Texte des Kurvereins und des Weisthums von Rense. In: Neues Arch. der Ges. für ältere dt. Geschichtskunde () S. –. – Konstantin Höhlbaum: Der K. v. R. im Jahre . Berlin . A: Quellenslg. zur Gesch. der dt. Reichsverfassung in MA und Neuzeit. Bearb. v. Karl Zeumer. Tübingen , Nr. . L: Alois Schmid, LexMA () Sp. . – Johann Friedrich Treibel: Beschreibung der güldenen Bulle, besonders der Frankfurtischen Urschrift. Nebst einem Anhange von dem Königsstuhle bey Rense. Hildburghausen . – Karl Friedrich Eichhorn: Über den Kurverein. In: Abh. der Kgl. Akad. der Wiss. in Berlin () S. –. – Julius Ficker: Zur Gesch. des K. v. R. In: Sb. Akad. der Wiss. in Wien, Philos.-Hist. Kl. / () S. –. – Julius Weizäcker: Rense als Wahlort. In: Abh. der Kgl. Akad. der Wiss. in Berlin () S. –. – Mario Krammer: Das Kurfürstenkolleg von seinen Anfängen bis zum Zusammenschluß im Renser K. des Jahres (Quellen und Stud. zur Verfassungsgesch. des Dt. Reiches in MA und Neuzeit /). Weimar . –
. Hälfte . Jh. Heinrich Trebbe: Kaiser Ludwig der Bayer, Erzbischof Heinrich III. von Mainz und die Beschlüsse des Kurfürstentages von Rense. Breslau . – Edmund Ernst Stengel: Avignon und Rhens. Forschungen zur Gesch. des Kampfes um das Recht im Reich in der ersten Hälfte des . Jh. (Quellen und Stud. zur Verfassungsgesch. des Dt. Reiches in MA und Neuzeit /). Weimar . – Helmut Prößler: Rhens, die Kurfürsten und die dt. Königswahl. In: Annalen des Hist. Ver. für den Niederrhein () S. –. – Ernst Schubert: Kurfürsten und Wahlkönigtum. Die Wahlen von , und und der Kurverein von Rhens. In: Balduin von Luxemburg, Erzbischof von Trier. Kurfürst des Reiches –. FS aus Anlaß des . Geburtstages. Hg. v. Franz-Josef Heyen/Johannes Mötsch (Quellen und Abh. zur mittelrheinischen Kirchengesch. ). Mainz , S. –. – Wolfgang Höhn: Der K. zu R. . Versammlungsort der Kurfürsten, Wahlstätte dt. Könige. In: Heimatbuch Landkreis Mayen-Koblenz () S. –. – Thomas Michael Martin: Auf dem Weg zum Reichstag. Stud. zum Wandel der dt. Zentralgewalt – (Schriftenreihe der Hist. Kommission bei der Bayerischen Akad. der Wiss. ). Göttingen . – Axel Gotthard: Säulen des Reiches. Bd. : Der Kurverein: Kurfürstentage und Reichspolitik. Bd. : Wahlen: der Kampf um die kurfürstliche «Präeminenz» (Hist. Stud. ). Husum . – Balduin aus dem Hause Luxemburg. Erzbischof und Kurfürst von Trier –. Hg. v. Valentin Wagner. Luxembourg . – Gerald Schwedler: Inszenierung des Reichs: concilia, Versammlungen der Fürsten und Kurvereine im späteren MA bis zur Goldenen Bulle. In: Ritualisierung politischer Willensbildung. Polen und Deutschland im hohen und späten MA. Hg. v. Wojciech Falkowski (Quellen und Stud. Dt. Hist. Inst. Warschau ). Wiesbaden , S. –. – Verena Kessel: Erzbischof Balduin von Trier (–). Kunst, Herrschaft und Spiritualität im MA (Gesch. und Kultur des Trierer Landes ). Trier . DB/MM Konrad von Heinrichau OCist. – Schreiber und möglicherweise Bearbeiter von Glossaren, lebte um . K. war nach eigenen Angaben Zisterziensermönch im Kloster Heinrichau (Henryków/Polen). Er legte den überwiegend auch von ihm geschriebenen Kodex Br an. Die Handschrift enthält
Konrad von Heinrichau Glossare und Verse in lat. und dt. Sprache. Die Vokabulare aus Br wurden von der Forschung auch in Kodex Be nachgewiesen. Dort ist jedoch die Anordnung der Texte eine andere. Das genaue Abhängigkeitsverhältnis der beiden Handschriften ist bislang ungeklärt. Auch ist teilweise offen, in welchem Maße K. bei den Texten in Br nicht nur Schreiber, sondern auch Bearbeiter oder gar Autor war. Das K. früher zugeschriebene → Abstractum-Glossar wird ihm heute immerhin abgesprochen. Die von K. aufgezeichneten Texte umfassen ein lat. Vokabular von → Guilelmus Brito als Kurzfassung mit einer Reihe von dt. Erläuterungen, zwei lat.-dt. Glossare mit abstrakten und Sachbegriffen sowie ein häu ger überliefertes lat.-dt. Vokabular aus den Bereichen Verwaltung, Finanzen und Militär. Hinzu kommt ein Merkgedicht in lat. Hexametern mit dt. Interlinearübersetzung. Der lat. Text ist älter als Br, der dt. Text später auch in anderen Textzeugen belegt. K. notierte auch einen lat. Text zur Bibelinterpretation und -übersetzung und ein ebenfalls auf die Bibel bezogenes Namenverzeichnis in mehreren Sprachen. Beide Stücke werden aber nicht K. zugeschrieben. Eine ebenfalls von ihm eingetragene Chronik Polens bis wird auf → Martin von Troppau zurückgeführt. Ü: Br: Breslau, UB, cod. IV Q , va–ra (Perg., ). – Be: Berlin, SBB, mgq , rb–vb (Perg., . Jh., ostmitteldt.). Vgl. u. a. Honemann (s. Lit.). – Volker Honemann: Zur Überl. des Abstractum-Glossars. In: Lingua Germanica. FS Jochen Splett. Hg. v. Eva Schmitsdorf u. a. Münster/Westf. , S. –, hier S. (Nr. , ). – www.handschriftencensus. de/. – www.handschriftencensus.de/. A: Altdt. Neujahrsbll. für . Hg. v. Anton Birlinger/Wilhelm Crecelius. Wiesbaden , Sp. –, –. – Gusinde / (s. Lit.). L: V. Honemann, VL () Sp. –. – Alois Bernt: Ein Beitr. zu ma. Vokabularien. In: Unters. und Quellen zur germ. und romanischen Philologie. FS Johann von Kelle. Hg. v. Kollegen und Schülern. Bd. . Prag (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Konrad Gusinde: K. v. H. und die Bedeutung der altschlesischen Vokabulare für die Mundartenforschung und Volkskunde. In: Mitt. der Schlesischen Ges. für Volkskunde / (/) S. –. – Karl H. Rother: Aus Schreibstube und Bücherei des ehemaligen Zisterzienserklosters Heinrichau. In: Zs.
Preußisches Recht des Ver. für Gesch. Schlesiens () S. –, hier S. f. – Walther Mitzka: Altschlesische Vokabulare. In: Volk Sprache Dichtung. FS Kurt Wagner. Gießen , S. –. – Klaus Grubmüller: Vocabularius Ex quo. Unters. zu lat.-dt. Vokabularen des SpätMA (MTU ). München , S. f., (Anm. ). – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Preußisches Recht (Prußisch-pomesanisches Recht). – . Das in mitteldt. Sprache überlieferte P. R. bezeichnet ein ursprünglich für die pomesanische Bevölkerung in Altpreußen geltendes Recht mit Bestimmungen zum Straf-, Erb-, Sachen-, Güterund Prozessrecht, das später über Pomesanien hinweg auch in anderen Teilen des Deutschordenslandes Geltung erlangte. Es wurde in vierzehn Handschriften überliefert, von denen heute sieben verschollen sind. Nach Matuszewski () werden sie in unsystematische (B, G, O, N, S, T, Z und Y) und systematische Fassungen (W, R, H, H und P) unterschieden; über ihre Verfasser geben die Handschriften keine Auskunft. Der Provenienz der Handschriften zufolge dürfte das P. R. im Auftrag des Dt. Ordens in Preußen aufgezeichnet und für den Gebrauch jener bestimmt gewesen sein, die sich mit dem gesonderten Recht der einheimischen Bevölkerungsgruppen zu befassen hatten. Die unsystematischen Handschriften erlangen einen Umfang von bis Artikeln, die systematischen vereinen Artikel. Nach Auskunft einer Abschrift aus dem . Jh. (Handschrift S) soll das P. R. aufgezeichnet worden sein; allerdings sind keine Handschriften aus dieser Zeit bekannt, sondern nur aus dem ausgehenden . Jh. und den nachfolgenden Jahrhunderten. Noch nach ergänzte man das P. R. um die Artikel –, demnach wird es noch in dieser Zeit in Anwendung gewesen sein. Ü: Unsystematische Fassungen: N: Elbing/Elblag, ˛ Stadtbibl., Q , – (Pap., Ende ./Anfang . Jh., ostmitteldt.); verschollen (eine Abschrift aus dem . Jh. be ndet sich in Gda´nsk, Archiwum Pa´nstwowe, Arch. m. Elblaga, ˛ ohne Signatur). – B: Berlin, Geheimes Staatsarch. Preußischer Kulturbesitz, HA , StA Königsberg OP, fol. , – (Pap., , mitteldt.,
. Hälfte . Jh. Schwesterhs. von O). – S: Königsberg/Kaliningrad, StB, S . °, – (Pap., . Jh., mitteldt.); verschollen. – T: Ebd., S . fol., – (Pap., . Jh., mitteldt.); verschollen. – G: Gotha, Forschungsbibl., Chart. A , r–r (Beschreibung unbekannt). – Y: Wilna/Vilnius, Bibl. der Litauischen Akad. der Wiss., Fond Nr. (olim Königsberg, Staatsarch., Msc. B °), r–r (Beschreibung unbekannt). – Z: Hamburg, SUB, cod. jur. , – (Beschreibung unbekannt). – O: Ebd., Hs. , – (Pap., . Jh., mitteldt., Schwesterhs. von B); verschollen. Systematische Fassungen: W: Königsberg/Kaliningrad, SUB, Wallenrodtsche Bibl. , r–r (Pap., , mitteldt.); verschollen. – R: Ebd., Hs. , – (Pap., und später, mitteldt.); verschollen. – H: Danzig/Gda´nsk, Polska Akademia Nauk Biblioteka Gda´nska, Ms , – (Pap., . Jh., mitteldt.). – H: Danzig/Gda´nsk, StB, Ms , – (Pap., . Jh., mitteldt.); verschollen. – P: Wilna/Vilnius, Bibl. der Litauischen Akad. der Wiss., Fond Nr. , Abschrift einer unbekannten Vorlage des . Jh. A: Paul Laband: Jura Prutenorum saeculo XIV condita nunc primum e libris manuscriptis. Königsberg (Leiths. S). – William Pierson: Aus einem Kollektaneenbuche Kaspar Hennebergers. In: Zs. für Preußische Gesch. und Landeskunde () S. –, – (G). – Wladimir T. Paschuto: Pomesanien. «Das Pomesanische Recht». Moskau (russ.), S. – (S, W, R, O, H), – (P). – Ders.: Die Entstehung des litauischen Staates. Moskau (russ.), S. – (Y). – Józef Matuszewski: Iura prutenorum. Toru´n (N nach der Abschrift im Danziger Archiv). L: Edwin Volckmann: Das älteste geschriebene polnische Rechtsdenkmal. Elbing . – Fritz Gause: Organisation und Kompetenz der Landgerichte des Ordenslandes Preußen. In: Altpreußische Monatsschr. () S. –. – J. Matuszewski: Les manuscrits du coutumier Pruthène. In: Études d’histoire du droit privé offertes à Pierre Petot. Paris , S. –. – Reinhard Wenskus: Ausgewählte Aufsätze zum frühen und preußischen MA. Festgabe zu seinem . Geburtstag. Hg. v. Hans Patze. Sigmaringen . – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , Nr. , , , , –, , , . – Das älteste polnische Gewohnheitsrechtsbuch. Hg. v. Józef Matuszewski/ Jacek Stefan Matuszewski. Łód˙z . – Ralf G.
. Hälfte . Jh. Päsler: Kat. der ma. deutschsprachigen Hss. der ehemaligen Staats- u. Universitätsbibl. Königsberg […]. München . – Ders.: Deutschsprachige Sachlit. im Preußenland bis . Unters. zu ihrer Überl. (Aus Archiven, Bibliotheken und Museen Mittel- und Osteuropas ). Köln u. a. . DB/MM Stadtrecht von München. – . Nachdem der zum Herzogtum Bayern gehörenden Stadt München im sog. Rudol num die ersten bekannten städtischen Statuten durch Herzog Rudolf I. (–) verliehen und ca. in zwei Ratsbüchern Sammlungen städtischen Rechts angelegt worden waren (im Überblick siehe Dirr [] S. *–*), wurde ein großer Teil des geltenden städtischen Rechts (Privilegien und Gewohnheitsrechte) in Der Stadt Rechtsbuch zusammengestellt und durch den bayerischen Herzog und römischen Kaiser Ludwig den Bayern († ) und dessen Söhne (Ludwig, Stephan, Ludwig und Wilhelm) besiegelt, weshalb dieser Kodex auch Das versiegelte Buch genannt wird (zwei gleichlautende Urschriften sind erhalten). Ludwig ließ im Prooemium des Versiegelten Buches festhalten, dass das darin enthaltene Stadtrecht nicht nur in München, sondern in allen Städten im «land ze Bayern» gelten solle. Vielleicht diesem Wunsch folgend, bewidmete der Kaiser Aichach und Pfaffenhofen mit Münchner Stadtrecht. Darüber hinaus gehörten u. a. Kitzbühel, Landsberg, Wolfratshausen, Kufstein, Neustadt an der Donau und Wasserburg zur Stadtrechtsfamilie von München. Eine ächendeckende Verbreitung des S.s v. M. im bayerischen Herrschaftsgebiet Kaiser Ludwigs fand jedoch nicht statt. Schwerpunkte des S.s v. M. bilden das Verfahrensrecht, Beweismittel vor Gericht, Erbrecht, Morgengabe und Leibgedinge, Pfandrecht und Bürgschaft, Strafrecht; verstreut nden sich auch lehenrechtliche Artikel, Judenrecht und zahlreiche (weitere) privatrechtliche Bestimmungen. Insgesamt vermittelt das S. v. M. nicht den Eindruck eines systematisch angelegten Kodexes, sondern es stellt eine zusammenfassende Ergänzung zu den älteren Rechtssammlungen dar. In späteren Handschriften wurden mehrere Titel zur besseren Übersicht und Handhabung der Artikel hinzugefügt, die das S. v. M. nach bestimmten Themen zu gliedern vermochten. Dem S. v. M. lag ein Teilentwurf vor, der auf den Stadtrichter Konrad Diener zurückgeht, über seine
Stadtrecht von München Beteiligung an der Entstehung des S.s v. M. liegen allerdings keine hinlänglichen Informationen vor. Die fertiggestellten Artikel waren unter Beteiligung des Münchner Rats und der Bürgerschaft entstanden, weitere neun Artikel wurden bis ergänzt. Ca. fand das Stadtrecht eine dritte Fortsetzung durch den Gerichtsschreiber Perbinus Taentzel für den Gebrauch vor Gericht (sog. Liber Rufus, Art. –). Weitere Ergänzungen sollten folgen; allerdings gingen diese nicht unbedingt in die Kodizes der «Tochterstädte» ein, sondern die überlieferten Handschriften weichen untereinander insbesondere den Umfang betreffend voneinander ab. Es lassen sich Ein üsse des → Oberbayerischen Landrechts, des Freisinger Rechtsbuches des → Ruprecht von Freising und des → Schwabenspiegels nachweisen. Das S. v. M. und das Oberbayerische Landrecht sind in Rechtsbüchern oft zusammen überliefert (zum Teil in Auszügen); offenbar standen diese in ergänzender Beziehung zueinander. Ü: Franz Auer (Hg.): Das S. v. M. Nach bisher ungedruckten Hss. mit Rücksicht auf die noch geltenden Rechtssätze und Rechtsinstitute. München (Nachdr. Aalen ), S. V, spricht von über ihm bekannten Handschriften, auf S. XLVII–LVIII beschreibt er davon. – Denkmäler des Münchener Stadtrechts. Bd. . Hg. v. Pius Dirr (Bayerische Rechtsquellen ). München , S. * f. – Ulrich-Dieter Oppitz: Ergänzungen zu «Dt. Rechtsbücher des MA». In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –, hier S. . – Der Handschriftencensus online verzeichnet gegenwärtig Handschriften. A: Slg. hist. Schr. und Urkunden, geschöpft aus Hss. Bd. . Hg. v. Max von Freyberg. Stuttgart , S. –. – Auer (s. Überl.). – Dirr (s. Überl.) S. – (ebd. ein ausführliches Verzeichnis zum Schrifttum zu München bis , S. *–*). L (siehe auch Oberbayerisches Landrecht Ludwigs des Bayern): Dt. Städtebuch. Hb. städtischer Gesch. Bd. : Bayern. Tl. . Hg. v. Erich Keyser. Stuttgart u. a. , S. –. – Adalbert Erler: München. In: HRG () Sp. –. – Ludwig Freiherr von der Pfordten: Stud. zu Kaiser Ludwigs Oberbayerischem Stadtund Landrechte. München . – Anton Wehner: Die Gerichtsverfassung der Stadt München von
Salzburger Bergordnungen der Entstehung bis zum Untergange der Rathsverfassung. München . – Heinrich Tinsch: Das Stadtrecht von München. Systematische Darstellung. Bamberg . – Günther Reinecke: Münchener Privatrecht im MA. Beiträge zur Entwicklungsgesch. des Stadtrechts (Kultur und Gesch. ). München . – Otto Riedner: Die Rechtsbücher Ludwigs des Bayern (Deutschrechtliche Beitr. /). Heidelberg . – Fridolin Solleder: München im MA. München (Nachdr. Aalen ). – Johannes Bärmann: Die Verfassungsgesch. Münchens im MA. München . – Adalbert Rückerl: Die Liegenschaftsübereignung im Münchener Stadtrecht. Diss. München . – HansWerner Teichmann: Die Bürgschaft im Münchener Stadtrecht. Diss. München . – Utto Leibl: Das Fahrnispfandrecht im Münchener Stadtrecht. Diss. München . – Hans Dietl: Grundpfandrecht und Ewiggeld im Münchener Stadtrecht. Diss. München . – Fritz Koller: Der Eid im Münchener Stadtrecht des MA (Neue Schriftenreihe des Stadtarchivs München ). München . – Roswitha von Bary: Verfassung und Verwaltung der Stadt München –. München . – Dieter Klug: Die «Munst» im Münchener Stadtrecht des MA. Diss. München . – Heinz Lieberich: Kaiser Ludwig der Bayer als Gesetzgeber. In: Zs. für Rechtsgesch. () S. –. – Hermann Eichler: Stadtrechtliches Privatrecht. In: FA Ernst Carl Hellbling. Hg. v. Hans Lentze/Peter Putzer. Salzburg , S. –. – HansHeinrich Vangerow: Vom Stadtrecht zur Forstordnung. München und der Isarwinkel bis zum Jahr (Neue Schriftenreihe des Stadtarchivs München ). München . – Margarete Peintinger: Zwangsvollstreckung nach dem Münchener Stadtrecht. Diss. München . – U.-D. Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , S. f. – Walter Jaroschka: Ludwig der Bayer als Landesgesetzgeber. In: Zs. für bayerische Landesgesch. () S. –. – Maria Rita Sagstetter: Hoch- und Niedergerichtsbarkeit im spätma. Herzogtum Bayern (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgesch. ). München . – Hiram Kümper: Reichstädtische Allüren im spätma. München. Beobachtungen zu einigen ratsnahen Hss. In: Concilium medii aevi () S. –. – HansGeorg Hermann: München im Gefüge der bayerischen Stadtrechtsentwicklung. In: München, Bayern und das Reich im . und . Jh. Lokale Befunde und überregionale Perspektiven. Hg. v. Huber
. Hälfte . Jh. tus Seibert (Zs. für bayerische Landesgesch. Beiheft ). München , S. –. DB/MM Salzburger Bergordnungen. – Bergbauliche Rechtssatzungen, ab . Im spätma. Fürsterzbistum Salzburg wurde das Montanwesen durch landesfürstliche Erlasse geregelt. Die Verordnungen betreffen die Verleihung von Bergrechten, Abgaben an den Landesherren und allgemeine landesherrliche Ansprüche, die technische Organisation, Vorsorge gegen Unterschlagungen oder das Verhältnis von Landwirtschaft und Bergbau. Vier deutschsprachige Bergordnungen haben sich erhalten. ) Die Constituciones et iura montana in Chastune wurden von Erzbischof Heinrich von Pirnbrunn erlassen. Als möglicher Verfasser oder Redaktor ist Ulrich von Weispriach vorstellbar, der um im Amt eines salzburgischen Vitztum in Friesach (Kärnten) bezeugt ist. Die Constituciones beschränken sich inhaltlich auf den Goldabbau in Gastein. Inhaltliche Überschneidungen und sprachliche Parallelen machen die → Zeiringer Bergordnung von als Quelle wahrscheinlich. Die originären Anteile der Constituciones regeln u. a. die Modalitäten der Goldeinlösung sowie die Kompetenzzuweisungen an Land- und Bergrichter. – ) Gleichsam nur für den Gasteiner Goldbergbau galten die Verordnungen Pro iuribus Castunis ut patet in littera, die erstmals vom Erzbischof Ortolf von Weißeneck erlassen wurden und , , und bestätigt wurden. Der Text ist sehr konkret auf den regionalen Goldbergbau bezogen und stützt sich nur in geringem Maße auf ältere Quellen. Ab galten die Ordnungen auch für den Bergbau im benachbarten Rauris. – ) sind die Statuta et iura für Gastein und Rauris erlassen worden. Diese Bergordnung steht in der Tradition ihrer Gasteiner Vorläufer und schöpft zudem aus der Zeiringer Bergordnung und dem Schladminger Bergbrief → Lienharts des Eckelzain (). Die Organisation der alltäglichen Arbeitsabläufe mit ihren menschlichen und technischen Aspekten steht im Zentrum der Statuta. Dabei ndet der Begriff des Lohnarbeiters im Fürsterzbistum Salzburg hier erstmals Verwendung. Nahezu deckungsgleich ist der Text der Ramingsteiner Bergordnung, die im selben Jahr von Sigismund I. von Volkersdorf erlassen wurde. Allerdings weist sie einige Modi kationen und eine Einleitung auf, welche den Wortlaut
. Hälfte . Jh. der Statuta an die Begebenheiten des dortigen Silberbergbaus anpassen. Im Ramingsteiner Text werden der Friesacher Vitztum Konrad Thannhausen und ein Balthasar Waldecker als Urheber genannt, was Rückschlüsse auf den/die Autor(en) der Statuta freilich offen lässt. – ) Im Jahr wurde die erste Salzburger Bergordnung mit einer Gültigkeit für den gesamten Bergbau im Bistum erlassen. Sie vereint erstmals die Interessen der Landesherren, Anteilseigner (Gewerke) und Arbeiter in einer umfassenden Rechtsverfügung. Von den zeitgenössich nachgewiesenen Bergebeamten kommt der Gasteiner Bergrichter und Wechsler Konrad Strochner († ) am ehesten als Verfasser in Betracht. Der Angehörige des Salzburger Landadels war hochgebildet und im Bergbau hinreichend erfahren. Der Text bezieht viele Details aus den Statuta und lehnt sich an die Zeiringer, St. Leonharder und Schladminger Ordnungen sowie die → Rattenberger Bergordnung an, wobei die Terminologie modernisiert wird. Zudem werden die kleineren Gmünder (, ) und Dientner () Ordnungen sowie der erste überregionale Erlass Herdishalb der Tauern () berücksichtigt. Fortschrittliche Elemente sind die Bestimmungen zum Arbeiterschutz und Entschädigungsregelungen für die vom Bergbau verursachten Schäden an agrarischen Nutz ächen. Damit markiert die er Bergordnung zum einen den Schlusspunkt der frühen Salzburger Bergrechtsentwicklung und weist zum anderen auf die frühmodernen Rechtstexte hin, die in der großen Bergordnung des Matthäus Lang von Wellenburg kulminieren. Ü: ) Originalurkunde: Wien, Haus-, Hof- und Staatsarch., AUR August . – Abschrift: Ebd., Salzburger Kammerbuch V, r–r (S. –). – ) Originalurkunde: Ebd., AUR Juni . – ) Ebd., Salzburger Kammerbuch IV, r–v (S. –); Abschrift der verschollenen Originalurkunde mit falscher Datierung (–) von späterer Hand. – Die Originalurkunde der Ramingsteiner Bergordnung be ndet sich seit wieder in Murau, Arch. der Fürstl. Schwarzenberg’schen Familienstiftung. – ) Originalurkunde: Wien, Haus-, Hof- und Staatsarch., AUR Juni .; hinzu kommen zahlreiche Abschriften. A: //) Heinrich Siegel/Karl Tomaschek: Die salzburgischen Taidinge (Österreichische Weisthümer ). Wien , S. – (in
Derrer unchronologischer Reihung). – ) Walter Brunner: Die ‹Ramingsteiner Bergordnung› von . In: Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde () S. –. – ) Johann Georg v. Lori: Slg. des baierischen Bergrechts mit einer Einleitung in die baierische Bergrechtsgesch. München , S. – (Nr. LXXII). L: Fritz Gruber, VL () Sp. –. – Ferdinand Bischoff: Der Schladminger Bergbrief. In: Zs. des Dt. und Österr. Alpenver. () S. –. – Ders.: Beitr. zur Gesch. des süddt. Bergrechts. In: Zs. für Bergrecht () S. – (Tle. –); () S. – (Tl. ). – Siegfried Pirkelbauer: Die Rechtsentwicklung des Salzburger Bergbaus. Eine Betrachtung unter besonderer Berücksichtigung der S. B. In: Der Anschnitt () H. , S. –. – F. Gruber/Karl-Heinz Ludwig: Salzburger Bergbaugesch. Ein Überblick. Salzburg/München . – K.-H. Ludwig/F. Gruber: Gold- und Silberbergbau im Übergang vom MA zur Neuzeit. Das Salzburger Revier von Gastein und Rauris. Köln u. a. . – Schatzkammer Hohe Tauern. Jahre Goldbergbau. Hg. v. Wilhelm Günther/Werner H. Paar. Mit Beitr. v. F. Gruber/Volker Höck (Schriftenreihe des Landespressebüros. Sonderpubl. ). Salzburg/München (Neuausg. u. d. T.: Das Buch vom Tauerngold. ebd. ) S. , , f. u. ö. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Reinhold Reith: Umweltgesch. der frühen Neuzeit (Enzyklopädie dt. Gesch. ). München , S. . VZ Derrer, Konrad (auch: Terrer). – Urheber einer Sammlung von lat. Kurzprosa (Geschichtenbuch) und Verfasser von Schulschriften, erste Hälfte . Jh. Das Geschichtenbuch ist nur über die Vermittlung des Historiographen → Andreas von Regensburg in Auszügen überkommen. Da archivalische Lebenszeugnisse fehlen, gehen die wenigen Informationen zu D. primär auf Andreas und die jeweiligen Textzeugen zurück. Demnach ist D. in Dillingen geboren, war Magister und Schulmeister am Augsburger St. Moritzstift (ohne dort als Canonicus bezeugt zu sein). Das Geschichtenbuch habe er in den Amtszeiten Kaiser Ludwig IV. (–) bzw. Papst Johannes’ XXII. (–) verfasst. Das deckt sich mit den datierbaren Angaben in den Geschichten, die ungefähr den Zeitraum – abdecken.
Derrer Im Nekrolog von St. Moritz wird ein .. als D.s Todestag angegeben. Insgesamt sind Erzählungen aus der Sammlung D.s überkommen. Obwohl Andreas angibt, die Geschichten von D. «ex cronicis» kopiert zu haben, handelt es sich nicht um chronikalische Texte im engeren Sinne. Zwar nden sich auch Berichte zu historischen Begebenheiten – oftmals mit schwäbisch-alemannischem Lokalkolorit –, doch stellen sich dazu etwa kleruskritische Geschichten und vor allem anekdotenhafte Erzählungen zu prominenten Gestalten aus Profan- und Kirchengeschichte (z. B. Alexander der Große, → Vergil, → Albertus Magnus, Heinrich der Löwe, Ludwig der Bayer oder verschiedene Päpste). Ein weiterer Teil des Materials greift europaweit verbreitete Erzälstoffe und -motive auf (Einzelnachweise: EM [] Sp. ]). Eine Erzählung (Nr. ) ist direkt aus den → Gesta Romanorum entnommen. Neben exempelhaftem Material ndet sich auch derbschwankhaftes. Vermutlich hat D. die Anekdotenstoffe für den schulischen Gebrauch zusammengestellt. Da die lat. Syntax sich deutlich am volkssprachigen Satzbau orientiert, stellen die einzelnen Geschichten eine relativ leichte Lektüre dar. In seiner schulischen Funktion ist das Geschichtenbuch ein kulturgeschichtlich bedeutendes Zeugnis für die Verbreitung von Erzählstoffen über den Unterricht. In prinzipiell vergleichbarer Weise ist auch Rudolf von Schlettstadt in seiner Historiae memorabiles um die Vermittlung der lat. Erzähltradition an ein laikales Publikum bemüht. Neben dem Geschichtenbuch erscheint D. in der Überlieferung noch als Autor zweier naturkundlicher Texte, die jeweils auf datiert sind und als Vorlesungen D.s Lehrtätigkeit in der Schule des St. Moritzstift direkt widerspiegeln. Die Reportata super compotum manualem widmen sich dem Computus, dem Lehrbuch zur Zeitberechung, und die Reportata super de generatione et corruptione behandeln → Aristoteles. Ü: Geschichtenbuch: Stücke: München, BSB, Clm , v–r (Pap, / ); Autograph («Notizbuch») des Andreas von Regensburg. Überschrift: «Ex quibusdam cronicis»; Schlussschrift: «[...] ex cronicis magistri C. Derrerii rectoris scolarum in Augusta temporibus Ludwici imperatoris Romanorum quarti». – Acht weitere Stücke (ohne Überschneidungen zum Clm ) in den beiden Hss. der B.-Red. der Chronica ponti cum et imperatorum Romanorum des Andreas
. Hälfte . Jh. von Regensburg (B und ): München, BSB, Clm , im Abschnitt r–v (Perg. und Pap., Mitte . Jh.). – Hamburg, SUB, Cod. hist. (vormals Frankfurt, Bibliotheca Uffenbachiana [Kat. Nr. , , Nr. ] (Pap., , aus Frankfurt [Abschrift einer verschollenen Mainzer Hs.]). Überschrift: «[...] reperta sunt in quibusdam cronicis que scripsit C. Derrerius rector scolea ad S. Mauricium Auguste tempore quo Johannes papa XXII». Der Clm hat an einer Stelle auch: «Ex cronica Conradi Derrerii». Zur genauen Fundstelle im Hamburger Cod. hist. machen weder die Ausg. Leidinger noch der Kat. der SUB Angaben (Brigitte Lohse: Die hist. Hss. der SUB Hamburg. Cod. hist. – [Kat. der Hss. der SUB Hamburg ). Hamburg , S. f.). – Vgl. Georg Leidinger: Andreas von Regensburg: Sämtliche Werke (Quellen und Erörterungen zur bayerischen und dt. Gesch. NF ). München (Neudr. Aalen ) S. XXIV–XXX, LXX und Leidinger (s. Ausg.) S. f. – Reportata super compotum manualem: München, BSB, Clm , r–r (Pap., ./. Jh., aus Augsburg); Überschrift: «[...] lecta a Chunrado Derrerio nato de Dilingen regenti in Augusta apus S. Mauritium»). – Leipzig, UB, Ms. , r–v (Pap., . Jh.). – Reportata super de generatione et corruptione: Basel, UB, Cod. F V , r–v (Pap., . Jh.). A: Georg Leidinger: Aus dem Geschichtenbuch des Magisters K. D. v. Augsburg. In: Zs. des hist. Ver. für Schwaben und Neuburg () S. –, hier S. –. – Ältere Teilausg.: Weiland (s. Lit.) S. –. L: Peter Johanek, VL () Sp. –. – Ernst Heinrich Rehermann, EM () Sp. f. – Ludwig Weiland: Aus dem Anecdotenbuch des Schulmeisters K. D. von Augsburg. In: Neues Arch. der Ges. für ältere dt. Geschichtskunde () S. –. – Ottokar Lorenz: Deutschlands Geschichtsquellen im MA seit der Mitte des dreizehnten Jh. Bd. . Berlin (Nachdr. Graz , Augsburg ) S. . – Leidinger (s. Ausg.) S. –. – Albert Hämmerle: Die Nekrologia des Chorherrenstiftes St. Moritz in Augsburg. o. O. [München] , S. (Nr. ). – Ursula Peters: Lit. in der Stadt. Stud. zu den sozialen Voraussetzungen und kulturellen Organisationsformen städtischer Lit. im . und . Jh. (Stud. und Texte zur Sozialgesch. der Lit. ). Tübingen , S. . – Hans Pörnbacher: Schwäbische Literaturgesch. Tausend Jahre Lit. aus Bayerisch Schwaben. Weißenhorn , S. . VZ
. Hälfte . Jh. Tölner, Johann (Henneke) (Tolner), † vor . – Kaufmann, Verfasser eines Rechnungsbuchs. T. lebte als Kaufmann in Rostock und handelte vor allem mit Tuchen, aber auch mit Holz. Er starb früh, da seine Frau bereits als Witwe bezeichnet wird. T.s gleichnamiger Vater war ebenfalls Kaufmann. Daneben amtierte er ab mehrmals als Ratsmitglied und ab als Bürgermeister von Rostock. Er starb nach , überlebte also seinen Sohn. Von T. und seinem Vater ist ein Rechnungsbuch für die Zeit von bis überliefert. Die meisten Einträge darin werden T. selbst zugeschrieben. Das Buch ist überwiegend in lat. Sprache verfasst, enthält aber auch mnd. Bezeichnungen, etwa für Waren und Farben. Im ersten Teil des Dokuments sind Buchungen einer Handelsgesellschaft vermerkt, an der T., sein Vater und zwei Verwandte beteiligt waren. Gegenstand der Notizen sind der Einkauf und Versand von andrischen Tuchen. Die Einträge stammen primär von T., eine später vorgenommene Schlussabrechnung von seinem Vater. Im zweiten Teil des Handlungsbuchs sind von T. allein abgewickelte Geschäfte festgehalten. Auch hier handelt es sich vor allem um den Handel mit andrischen Tuchen, aber auch mit Holz. T. vermerkte zahlreiche Details zu seinen Waren, etwa Ankunftsdatum, Umfang, Einkaufs- und Verkaufspreis. Die Forschung vermutet als Vorlage des Handlungsbuchs zusätzliche, nicht erhaltene Aufzeichnungen, in der viele Posten bereits notiert waren, bevor sie in das Rechnungsbuch übertragen wurden. Ü: Rostock, Stadtarch., ... Nr. , Bll. (Pap., –, lat. mit mnd. Formen). – Vgl. Online-Findbuch des Stadtarch. Rostock, www.stadtarchiv-rostock. ndbuch.net/php/ main.php?ar id=eeex. A: J. T.s Handlungsbuch von –. Hg. v. Karl Koppmann. Rostock . L: Koppmann (s. Ausg.). – KarlFriedrich Olechnowitz: Rostock von der Stadtrechtsbestätigung im Jahre bis zur bürgerlichdemokratischen Revolution von /. Rostock , S. f., . – Albrecht Cordes: Spätma. Gesellschaftshandel im Hanseraum. Köln u. a. , S. –. – Doris Tophinke: Handelstexte. Zu Textualität und Typik kaufmännischer Rechnungsbücher im Hanseraum des . und . Jh. Tübingen , S. –. – Rolf Hammel-Kiesow: Schriftlichkeit und Handelsgesellschaften nd.-hansischer und obd. Kau eute im späten . und im . Jh.
Tölner In: Von Nowgorod bis London. Stud. zu Handel, Wirtschaft und Ges. im ma. Europa. FS Stuart Jenks. Hg. v. Marie-Louise Heckmann/Jens Röhrkasten. Göttingen , S. –. MM Oberbayerisches Landrecht Kaiser Ludwigs des Bayern. – Rechtsbuch, . Nach seiner Rückkehr aus Italien im Februar bemühte sich Ludwig der Bayer ( röm.dt. König, röm. Kaiser, †), seine Herrschaft in Bayern weiter zu konsolidieren. Hierzu gehörten neben [dem Hausvertrag von Pavia vom .. und] dem am .. von den vier ältesten Söhnen des Kaisers – Ludwig [V. d. Brandenburger] (–), Stephan [II.] (–), Ludwig [VI. d. Römer] (–) und Wilhelm [I.] (–) – zu Überlingen geschlossenen wechselseitigen Erbvertrag (die Brüder hatten damit formell die Herrschaft im oberbayerischen Teilherzogtum inne; das ausschließende Erstgeburtserbrecht gab es damals noch nicht) auch das O. L., das am .. durch eben diese vier Söhne des Kaisers in Kraft gesetzt wurde. Der eigentliche Initiator und Gesetzgeber jedoch war der Kaiser selbst. Beim O. L., stets auch als des «Kaisers Buch» für sein «Land ze Bayern» bezeichnet, handelt es sich nicht um eine Rechtsneuschöpfung, sondern um die Kodi kation («Lex scripta») des bestehenden Gewohnheitsrechts («consuetudo»). Die einzelnen Artikel des Rechtsbuches basieren auf der Gerichtspraxis der heimischen Gerichte; sie wurden «gesaemment auz allen gerichten, steten und märgten nach dez keysers geheizzen». Eine Mitwirkung der Landstände gab es nicht. Dem Rechtsbuch von ging um / eine ältere Fassung voran, von der jedoch keine Handschrift überliefert ist. Auf eine frühere Redaktion verweist ein Satz zwischen der Vorrede und dem «Titulus primus» des O. L. von : «Daz ist daz recht p˚uch also gantz, alt, pezzert und auch new artickel [...]». Otto Riedner wies nach, dass der Text der Erstfassung nicht wie von Ludwig Rockinger angenommen in den Handschriften M, N und E überliefert ist. Das um / abgeschlossene, durch die oben genannten Kaisersöhne im Namen ihres Vaters erteilte Versiegelte Buch für die Stadt München (→ Stadtrecht von München) enthält zahlreiche Artikel aus dem alten Rechtsbuch; es ist «als wichtiger Überlieferungsträger zwischen den beiden Fassungen zu betrachten» (Volkert ,
Oberbayerisches Landrecht Kaiser Ludwigs des Bayern S. ). Dass die Erstfassung spätestens verbreitet war, zeigt eine Anmerkung des Landrichters Heinrich Gürttler von Landsberg, wonach er ein Urteil «nach des rechtsbuechs sag» verkündet habe. Das in dt. Sprache abgefasste und mit lat. Kapitelüberschriften (beginnend mit «Titulus primus de iudiciis») versehene Landrecht in der Fassung von umfasst in der von Freyberg () eingeführten Zählung Artikel, die in Titel gegliedert sind: [I] «Titulus primus de iudiciis et quibusdam annexis» (Art. –, u. a. «Daz man nieman nöten sol ze dheiner chlag», «Umb richter», «Umb vorsprechen», «Umb schidläwt»), [II] «Titulus furtorum» (Art. –, u. a. «Umb verstolns hausgerät», «Umb diuf, die gagenwurtick ist», «Da man einen schedlichen man vächt»), [III] «Titulus violantium pacem et triugas cum pena eorundem» (Art. –, u. a. «Der in einem frid beschedigt wirt an leib und an g˚ut», «Der nicht recht von dem andern nemen wolt»), [IV] «Titulus stuprorum et pena eorundem» (Art. –, u. a. «Umb notnunft», «Umb champf von frawen wegen»), [V] «Titulus obprobriorum» (Art. –, u. a. «Wer ainen schiltt», «Umb schelten aus der christenheit»), [VI] «Titulus super dampnis ediciorum et agriculture» (Art. –, u. a. «Umb schaden an zimmer», «Umb schaden an äckern»), [VII] «Titulus et pena colligencium aliena ligna et fenum» (Art. –, u. a. «Der einem sein gewunnens holtz hin fürt»), [VIII] «Titulus super condicionibus poncium et theloniorum et navigancium» (Art. –: «Von prugkhayen», «Umb schefläwt»), [IX] «Titulus cum pena super pecoribus domesticis» (Art. –, u. a. «Umb hunt et pern», «Der ainem vih leicht», «Umb hirtten»), [X] «Titulus super arti cibus mechanicis cum pena eorundem» (Art. –, u. a. «Umb hantwerchs läwt», «Von chnecht und diern», «Umb garntzlon»), [XI] «Titulus super contractus matrimoniales et quibusdam annexis» (Art. –, u. a. «Der erben wil, der sol auch gelten», «Umb heyrat g˚ut»), [XII] «Titulus dotis in contracitbus nupcialibis» (Art. –, u. a. «Umb morgengab»), [XIII] «Titulus accionum duarum villarum vel plurium super iure proprietario fundi et super privacione iurisdiccionum villarum» (Art. –, u. a. «Umb ains dorfs gemain», «Umb lantstrazz und wagenweg», «Umb päwläwt», «Von amptläwten», «Umb hindersäzzen»), [XIV] «Titulus offensarum et penarum super vulneribus et homicidiis et aliis attinentibus» (Art. –, u. a. «Umb wunten mit gewaffenter hant», «Umb
. Hälfte . Jh.
tötsleg», «Umb hayms˚uchen mit scheltwortten»), [XV] «Titulus quid iuris competat usurpanti sibi proprietatem in alieno predio racione locacionis» (Art. –, u. a. «Umb leipgeding»), [XVI] «Titulus feodorum et quorundam annexorum» (Art. –, u. a. «Umb aygen und lehen», «Umb lehen, da man dez leherren nicht waiz», «Umb läwt gekauft»), [XVII] «Titulus super iure pignoracionis» (Art. –, u. a. «aygen oder lehen in pfantschaft», «Umb pfant», «Umb gelt»), [XVIII] «Titulus reconvencionis» (Art. –, u. a. «Von tadelhäftigen rozzen», «Umb fürbringen umb gelt»), [XIX] «Titulus procuratorum quomodo constitui debeant et quid iuris habeant» (Art. –, u. a. «Umb chlag auf geben»), [XX] «Titulus officiorum preconis et suorum subditorum» (Art. –, u. a. «Umb fronboten verbieten»), [XXI] «Titulus super privacionibus arengarum et peticionibus subministrantium» (Art. –, u. a. «Umb täding vor dem p˚uch», «Umb f˚uter biten den richtern und irn amptläwten»), [XXII] «Titulus de iure hospitancium et cauponum» (Art. –, u. a. «Umb offen taefern», «Umb spilgelt von dez wirtz wegen»), [XXIII] «Titulus ocupacionum per viam iuris et dampnorum et super accionibus debitorum» (Art. –, u. a. «Umb gelt, daz verboten wird in ains manns gewalt», «Von laugen umb gelt», «Von uchtsal», «Umb gelt»), [XXIV] «Titulus de condicionibus deiussorum» Art. –, u. a. «Umb porgen», «Umb gewern»), [XXV] «Titulus testimoniorum» (Art. –, u. a. «Umb insigel», «Umb porgschaft», «Umb hantfest», «Umb ziug»), [XXVI] «Titulus quid iuris habeat molendinum» (Art. –, u. a. «Umb müllner»), [XXVII] «Titulus super iure curruum honeratorum» (Art. –, u. a. «Von wägen», «Von wein füren»), [XXVIII] «Titulus que sit pena furancium pisces» (Art. –, u. a. «Von vischen»). Zahlreiche Handschriften bringen im Anschluss an das O. L. Artikel aus dem Stadtrechtsbuch von München (, ). In der Fassung von des O. L., das verfahrens-, straf-, zivil- und verwaltungsrechtliche Normen enthält, ist neu der lat. Prolog mit dem Bezug auf die Rechtsquellenlehre → Isidors von Sevilla (–) und dem Zitat aus dem Decretum Gratiani (um ), das Titel- und Artikelverzeichnis, die Ergänzung zur Vorrede mit der Datierung auf . Zu den Neuerungen und landesherrlichen Verfügungen gehörte die Festlegung der Kompetenz des Dorfgerichts (Art. ),
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Oberbayerisches Landrecht Kaiser Ludwigs des Bayern
die Abschaffung der Rügung (Art. ) und die Straferhöhung für Nachtetzen (‹nächtliche Weide›, Art. ) (vgl. Georgenberger Handschrift, die eine abschließende Beratung im herzoglichen Rat nahelegt). Laut Vorspruch enthält das O. L. von neben den alten und den ca. verbesserten neue Artikel (in der Georgenberger Handschrift mit «new», «newer» oder «novus» am Rand gekennzeichnet). Die wichtigste Neuerung im Bereich des Prozessrechts war, dass an die Stelle der Urteils ndung durch Schöffen (nach Frage und Folge) der Urteilsspruch des Richters auf der Grundlage des Rechtsbuches trat, das der obligatorische Gerichtsschreiber zu jedem Gerichtstermin mitzubringen hatte. Die in einigen Handschriften vorhandene Eröffnungsinitiale «W» zeigt den auf dem Löwen-Adler-Thron sitzenden Kaiser Ludwig; ihm zur Seite sind seine im Text genannten vier Söhne zu sehen. Die Handschriften des O. L. wurden vermutlich in Münchner Schreibmeisterwerkstätten in Serie hergestellt, um die Landund Stadtgerichte beliefern zu können. Aus dem . Jh. sind rund , bis zum Beginn des . Jh. weitere Handschriften bekannt. Das O. L. war für die Rechtsbildung und Konsolidierung der Landesherrschaft im Herzogtum Bayern sowie in angrenzenden (Tiroler) Gebieten von zentraler Bedeutung. Es wurde für Oberbayern erlassen, jenem Teil des Herzogtums in Bayern, der Herzog Ludwig II. (–, reg. seit ) zugefallen war (vgl. Promulgationsedikt, Art. [] und Art. []: «in unserm land ze Bayern», ferner Art. []: «in meins hern lande [...], da man nach dem p˚uch richt»). Das O. L. hatte keine Geltung im Nordgau, in den westlichen Randgebieten Oberbayerns und in Niederbayern, woran sich auch nach den Vereinigungen Nieder- mit Oberbayerns bzw. nichts änderte; Niederbayern wollte auf die ottonische Handfeste von nicht verzichten. Die Neufassung des O. L.s von bildete die Grundlage der Landrechtsreformation (Reformacion der bayrischn Lanndrecht) Herzog Wilhelms IV. (–) von , die weiterhin nur für Oberbayern galt. Erst mit dem Codex Maximilianeus von konnte eine einheitliche Rechtsprechung in ganz Bayern durchgesetzt werden. In den drei ursprünglich oberbayerischen Gerichten Kufstein, Rattenberg und Kitzbühel, die an die habsburgische Grafschaft Tirol abgetreten werden mussten, galt das O. L. bis zur Einfüh
rung des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches Österreichs . Einer der ersten, die sich wissenschaftlich mit dem O. L. beschäftigten, war der Altdorfer Jurist Johann Heumann von Teutschenbrunn (–). Nach einer ersten Vorstellung des O. L.s durch den Direktor des Allgemeinen Reichsarchivs, Maximilian Prokop von Freyberg (–), in der dieser die Lesarten verschiedener Handschriften mitgeteilt hatte («bereits nach kurzer Zeit als wissenschaftlich unzulänglich erachtet», Richard Bauer/Hans-Joachim Hecker, Geleitwort zur Ausg. Schlosser/Schwab , S. VII; «unkritisch und unter kompilatorischer Heranziehung mehrerer Handschriften», Schlosser/Schwab , S. XI; «Die negative Beurteilung der Freyberg-Edition ist nicht gerechtfertigt», Volkert , S. ), behandelte der Münchner Jurist Franz Auer in seinem Werk über Das Stadtrecht von München nach bisher ungedruckten Quellen (, Nachdr. ) auch das Landrechtsbuch von und dessen vorgegangene Fassung. Eine Edition Ludwig Rockingers (–) aus Anlass des fünfzigjährigen Jubiläums des Historischen Vereins für Oberbayern scheiterte an Streitigkeiten im Ausschuss. aus dem Verein ausgetreten, widmete sich Rockinger bis der Erforschung der Erstfassung des Landrechtsbuches sowie dem angeblich für alle Städte Oberbayerns gültigen «Stadtrecht». Dieselbe Forschungsrichtung verfolgte Ludwig von der Pfordten (–). Die Rekonstruktion der Erstfassung des Landrechts stand auch im Zentrum der Arbeit Otto Riedners (–), der dem Stadtrechtsbuch von München seinen vermittelnden Platz in der Entwicklung des O. L. zuwies und zeigte, dass es kein für alle oberbayerischen Städte gültiges Stadtrechtsbuch gegeben hat. Rieders Ergebnisse wurden in den er Jahren zum Teil bestätigt durch Heinz Lieberichs (–) Untersuchung der von Ernst Klebel in der Bibliothek des Benediktinerstifts St. GeorgenbergFiecht bei Schwaz in Tirol entdeckten Handschrift. Zwei konkurrierende Unternehmungen beschäftigten sich mit der Edition der Handschrift «Zimelie » (Stadtarchiv München): erschien der im Auftrag des Historischen Vereins von Oberbayern seit vom Archivoberrat Ingo Schwab bearbeitete Textabdruck der Handschrift zusammen mit einer Übertragung und Kommentierung des Textes ins Neuhochdeutsche durch den Rechtshistoriker Hans Schlosser (* ). Auf Vorarbeiten Heinz Lieberichs und Walter Jaroschkas
Oberbayerisches Landrecht Kaiser Ludwigs des Bayern (–) beruht die «historisch-kritische Ausgabe des Rechtsbuchs Kaiser Ludwigs des Bayern von » des Historikers Wilhelm Volkert (* ) im Auftrag der Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Ü (nach Handschriftencensus): Admont, Stiftsbibl., Cod. , Bll. (Pap., . Jh.). – Augsburg, UB, Cod. I..° , II + + I Bl. (Perg., Ende ./Anfang . Jh., bair.). – Ebd., Cod. I..° , r–r (aus drei verschiedenen Teilen zusammengebunden, Bl. r–v [Jacobus de Theramo: Belial, dt., Bl. r–r [lat. Texte], [vgl. Bl. r), zweites Viertel . Jh., [vgl. Bl. v), ostschwäbisch). – Berlin, SBB, Hdschr. [früher Privatbesitz Antiquariat Hartung & Karl, München, Nr. /,], noch Bll. (von ) (Pap., um , bair.; Anfang fehlt). – Ebd., mgf , r–r (Pap. . Jh.; auf Bl. r– folgt das Freisinger Rechtsbuch des Ruprecht von Freising). – Ebd., mgf , r–v ( Artikel mit Vorrede, Kl. I) (Pap.; davor auf Bl. r–v: Schwabenspiegel; Register: Bl. r–r). – Ebd., mgf [früher Privatbesitz T. O. Weigel, Leipzig], ra–vb (Pap.; [vgl. Bl. vb], bair.; Bl. –: leer, Bl. r–r: Ruprecht von Freising, Freisinger Rechtsbuch). – Ebd., mgf , Bll. (Perg.). – Ebd., mgf , ra–v (m), r–v, rv, r–r (Nachträge zum O. L., darunter Schlagwortregister, Rechtsund Gerichtsregeln) (Perg. und Pap., Mitte . Jh., Nachträge: drittes Viertel . Jh. [Initiale auf Bl. ra] und . Jh., bair.). – Ebd., mgq [früher Privatbesitz Ludwig Freiherr von der Pfordten] (online: Berlin, SBB). – Ebd., mgq , Bl. (Perg., zweite Hälfte . Jh., bair.; Fragm.). – Cambridge (GB), Fitzwilliam Museum, MS [früher Nürnberg, Imhoff-Ebnersche Bibl., Nr. ] ( Bll. [gezählt als a–g] + Bll.), br–fr (Register), gv–r (Text [h]) (Perg., zweite Hälfte . Jh. [?], bair.; Titelseite mit Deckfarbeninitiale [Kaiser Ludwigs]). – Cambridge (Mass.), Harvard College Library/Houghton Library, MS Ger (Pap., letztes Drittel . Jh./ um, bair.; gürliche Eingangsinitiale zu Beginn des Textes; Schreibernennung auf Bl. r: «per me Johanem Waltpurger de Fridperg»). – Dillingen, Studienbibl., Cod. XV , r–v (mit Register) (Pap., , bair.; Bl. –: Schwabenspiegel, mit Registern zu Land- und Lehnrecht, Bl. r–v: Buch der Könige alter ê, Bl. r–v: Goldene Bulle, lat.). – Fiecht-St. Georgenberg (Tirol), Stiftsbibl., Ms. , Bl. (Pap., . Jh.; Prolog,
. Hälfte . Jh.
Titel- und Artikelverz. und Promulgatio fehlen. «Zahlreiche Korrekturen, Streichungen und Nachträge lassen erkennen, dass die Handschrift als Konzept oder als Entwurf letzter Hand für die Neufassung von anzusehen ist», Volkert , S. ) (x). – Freising, Dombibl., Hs. , – (Bl. –: Stadtrecht von München). – Gießen, UB, Hs. , r–r (Pap., Mitte . Jh., ostfränkisch mit mittelbair. Einschlag; mit Federzeichnungen illustriert; juristische Sammelhs., Bl. r–v: Goldene Bulle, dt., Bl. r–v: Schwabenspiegel, Bl. r–r: Mainzer Reichslandfrieden Kaiser Friedrichs II. [], Bl. r–r: Stadtrecht von München). – Ebd., Hs. , r–v (Pap., Mitte . Jh., bair.; Bl. ra–v: Schwabenspiegel, Bl. r–v: Jacobus de Theramo, Belial, dt., Bl. v–v: Lehre vom Haushaben). – Ebd., Hs. , r–v (Pap., letztes Viertel . Jh., obd.; Bl. v–v: Ruprecht von Freising, Freisinger Rechtsbuch; online: UB Gießen). – Göttingen, SUB, ° Cod. Ms. jurid. , Bll. (Perg., . Jh., bair.). – Graz, UB, Ms. , Bll. (Pap., um ; online: UB Graz, Bl. r, r, r). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB , r–r (k) (Perg., um ; Bl. v–r: Stadtrecht von München). – Ebd., Cod. FB /, Bll. (Pap., ). – Innsbruck, ULB, Cod. , r–r (Pap., . Jh. [ vgl. Bl. r, vgl. Bl. v und vgl. Bl. r, wohl Datierungen der Briefe, also terminus post quem], bair.; Bl. r–v: Formelsammlung für dt. Privaturkunden und Briefe, Bl. r–r: Münchner Stadtrecht für Aibling, Bl. v–r: Stadtrecht von München, Bl. v–r: Notiz über den Eid und die Symbolik der Finger). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , noch Bll. (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.). – Ebd., Cod. Donaueschingen , r–v. – Ebd., Cod. Donaueschingen D ,, Bl. (letztes Bl. einer Hs.) (Pap., zweites Viertel . Jh., bair.; auf den kodikologisch dazugehörenden Bll. Cod. Donaueschingen B III und Cod. Donaueschingen D ,: Jacobus de Theramo, Belial, dt.). – Ebd., Cod. K [früher Privatbesitz Antiquariat Hauswedell, Hamburg, Nr. / ], Doppelbl. (Perg., zweite Hälfte . Jh., bair.). – Ebd., Cod. St. Georgen , r–r (Pap., [vgl. Bl. r], [vgl. Bl. r], südalemannisch). – Leiden, UB, ABL , Bll. (Perg., Ende . Jh.; Schwarzweißabbildung von Bl. r: socrates.leidenuniv.nl/). – Leutkirch, Fürstl. Waldburg zu Zeil und Trauchburgsches Gesamtarch. (auf Schloss Zeil), ZAMs , v–v. – London, British
. Hälfte . Jh.
Oberbayerisches Landrecht Kaiser Ludwigs des Bayern
Library, MS Arundel , Bl. – (Perg. und Pap., erste Hälfte . Jh.; illustriert; Bl. r–r: Schwabenspiegel [mit Einleitungspassage aus der Prosakaiserchronik], Bl. r–r: Goldene Bulle, dt.; zum Teil online: http://www.bl.uk/catalogues/illuminatedmanuscripts/). – Mals (Vinschgau), Benediktinerstift Marienberg, ohne Sign., Bl. – (Pap., Schreibernennung: «per Iohannem Rotarii de Niderndorff», , obd.; Bl. –: Schwabenspiegel). – Melk, Stiftsbibl., Cod. (; H ), r–r (Pap., Schreibernennung auf Bl. v: «per me Oswaldum scriptorem», [vgl. Bl. v], bair.; Bl. v: Judeneid, Bl. r–v: leer, Bl. r–v: Stadtrecht von München, Bl. r: leer, Bl. v: Federproben). – München, Hauptstaatsarch., Staatsverwaltung Nr. c, Bll. (d) (Perg., um Mitte/zweite Hälfte . Jh., bair.; Titelseite mit Deckfarbeninitiale [Kaiser Ludwig]). – München, BSB, Cgm , Bll. (Perg., Mitte . Jh., bair; die als Bild gestaltete Initiale auf Bl. r zeigt Kaiser Ludwig auf dem Thron). – Ebd., Cgm , ra–r (Perg., [vgl. Bl. v], mittelbair.; Bl. r–v: Stadtrecht von München). – Ebd., Cgm , r-r (Perg., ; Bl. r–v von dem Murnauer Gerichtsschreiber Johannes Ring geschrieben; Bl. v: Die Marken des Gotteshauses Ettal, Bl. r–v: Eidformeln der Beamten von Ettal). – Ebd., Cgm , r–r (Perg., oder kurz danach). – Ebd., Cgm , ra–ra (Pap., von der Hand des Christoph Hu(e)ber, – und später, mittelbair.; Bl. ra–va: Stadtrecht von München, Bl. ra–vb: Schwabenspiegel). – Ebd., Cgm , S. a–a (Pap., /, mittelbair.; S. –: Münchner Stadtrecht für Wasserburg, S. –: Jacobus de Theramo, Belial, dt.). – Ebd., Cgm , ra–v (mit Anhangsartikeln) (Pap., [vgl. Bl. r], mittelbair.; Bl. r–r). – Ebd., Cgm , Bll. (Pap., zweite Hälfte . Jh., mittelbair.). – Ebd., Cgm , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., mittelbair; Bl. r–r: Stadtrecht von München). – Ebd., Cgm , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., mittelbair.; Bl. v–v: Münchner Stadtrecht für Wasserburg). – Ebd., Cgm , r–v (Pap., erste Hälfte . Jh., mittelbair.; Bl. v–v: Stadtrecht von München). – Ebd., Cgm , r–r (Pap., [vgl. Bl. v], mittelbair.; Bl. v–v). – Ebd., Cgm , r–r (Pap., [vgl. Bl. r], bair.; Bl. r–v: Stadtrecht von München). – Ebd., Cgm , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., mittelbair.; Bl. v–r: Stadtrecht von Ingolstadt). – Ebd., Cgm , Bll. (Pap., zweite Hälfte . Jh.,
bair.). – Ebd., Cgm , r–r (Pap., Schreibernennung auf Bl. r: «Ulricus», [vgl. Bl. r], mittelbair.). – Ebd., Cgm , r–r (Pap., [vgl. Bl. r], mittelbair.; Bl. r–v: Gesta Romanorum, dt. [Red. e] [M], Bl. r–r: Stadtrecht von München). – Ebd., Cgm , bra–v (Pap., / [vgl. Bl. r, r], mittelbair.; Bl. r–r: Stadtrecht von München). – Ebd., Cgm , ra–v (Pap., drittes Viertel . Jh., mittelbair.). – Ebd., Cgm , IIra–v (Perg. und Pap., , mit Nachträgen zweite Hälfte . Jh., mittelbair.; Bl. v–v: Stadtrecht von München). – Ebd., Cgm , Bl. (Pap., drittes Viertel . Jh., mittelbair.). – Ebd., Cgm , ra–r (Pap., drittes Viertel . Jh., mittelbair.; Bl. r–hinterer Spiegel: Stadtrecht von München). – Ebd., Cgm , r–r (Pap., [vgl. Bl. r], mittelbair.; Bl. r–r: Münchner Stadtrecht für Wasserburg). – Ebd., Cgm , va–rb (Pap., Mitte . Jh., mittelbair.; Bl. va–va: Stadtrecht von München). – Ebd., Cgm , ra–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., mittelbair.; Bl. ra–ra: Schwabenspiegel, Bl. v–v: Stadtrecht von Neustadt/Donau). – Ebd., Cgm (aus zwei Teilen [–, –] zusammengebunden), r–v (Perg. und Pap., I: [vgl. Bl. r], II: , I + II: mittelbair.). – Ebd., Cgm , Bll. (Pap., [vgl. Bl. v], mittelbair.). – Ebd., Cgm , Bll. (Pap., zweite Hälfte . Jh., mittelbair.). – Ebd., Cgm , ra–rb (Pap., [vgl. Bl. rb], mittelbair.; Bl. va–ra: Mönch von Salzburg, Lied (G ) (m), Bl. ra–va: Jacobus de Theramo, Belial, dt.). – Ebd., Cgm , va–rb (Register), r–v (Text), r (Nachtrag, Judeneid) (Perg., um Mitte . Jh., mittelbair.; Titelseite mit Deckfarbeninitiale [Kaiser Ludwig]). – Ebd., Cgm , r–r (Perg., , mit Nachträgen, westmittelbair.). – Ebd., Cgm , ra–ra (Pap., drittes Viertel . Jh., mittelbair.; Bl. ra–va: Schwabenspiegel, Bl. va–ra: Stadtrecht von München). – Ebd., Cgm , ra–v (Pap., Schreibernennung [?] auf Bl. v: «Thomas Norkaw», drittes Viertel . Jh., mittelbair., München [?]; Bl. r–v: Stadtrecht von München; online: BSB München). – Ebd., Cgm (aus zwei verschiedenen Teilen zusammengebunden [I: –, II: –), r–r (Pap., I: um , II: um Mitte . Jh., mittelbair., I: Ingolstadt; Bl. r–v: Nachtrag [. Jh.], Bl. r–v: Privilegienbuch von Ingolstadt, Bl. r–r: Münchner Stadtrecht für Wasserburg). – Ebd., Cgm , r–r (Pap., [vgl. Bl. r], südbair.-österr.;
Oberbayerisches Landrecht Kaiser Ludwigs des Bayern Bl. r–v: Kalender, Bl. r–r: Stadtrecht von München). – Ebd., Cgm , Bll. (Pap., erstes Viertel . Jh., nordbair. – Ebd., Cgm / a, Doppelbl. (Perg., um , bair.; Cgm / , Doppelbl.: Stadtrecht von München). – Ebd., Cgm /b, Doppelbl. (Perg., zweite Hälfte . Jh., mittelbair.). – Ebd., Cgm /c, Bl. (Perg., zweite Hälfte . Jh., mittelbair.). – Ebd., Cgm /d, Bl. (Pap., drittes Viertel . Jh., mittelbair.). – Ebd., Cgm [früher Privatbesitz Ludwig Rockinger, München, ohne Sign.], noch Seiten (S. : Judeneid [Nachtrag]) (Pap., . Jh.). – Ebd., Cgm , Bll. (Pap, . Jh.).– Ebd., Cgm [früher Wien, Landesmuseum Niederösterreich, Inv.-Nr. S ], Bll. (Pap., ; mit Stadtrecht von München [?]). – Ebd., Cgm [früher Privatbesitz Antiquariat Helmut Tenner, Heidelberg, Nr. /; davor Privatbesitz Antiquariat Gilhofer und Ranschburg, Luzern, Nr. /; davor Nikolsburg, Fürstl. Dietrichsteinsche Bibl., Cod. II ], r–v (Pap., drittes Viertel . Jh., bair.; Bl. r–v: Schwabenspiegel, Bl. r–r: Stadtrecht von München, Bl. r–v: Jacobus de Theramo, Belial, dt.). – Ebd., Clm , r–v (. Jh.). – München, Stadtarch., HV Ms. , Fragm., Bll. (Perg., zweite Hälfte . Jh., bair.). – Ebd., Zimelie , VI + Bll. (Perg.; W-Initiale und Rankenwerk). – München, UB, ° Cod. ms. , r–v (Pap., [vgl. Bl. r], mittelbair.; Bl. v–v: Stadtrecht von Ingolstadt). – Ebd., ° Cod. ms. , Bll. (Perg., Schreibernennung auf Bl. v: «F. Rabenstainer», [vgl. Bl. v], mittel- oder südbair.). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , noch Bll. (Pap., ca. –, bair.). – Ebd., Hs. , Bll. (letzte Lage einer Hs.) (Pap., ca. –, bair.; Fragm.). – Nürnberg, Staatsarch., Rep. a (Reichsstadt Nürnberg), Hs. Nr. , r–v (Pap.; Bl. r–v: Lucidarius [N]). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, Cod. b IV , r–r (Pap., –nach , bair.-österr.; Bl. r–r: Eike von Repgow, Sachsenspiegel, Bl. r–r: Stadtrecht von Salzburg mit Nachträgen). – Schlägl, Stiftsbibl., Cpl. (Kat.-Nr. ), ra–vb (Pap., Schreibernennung auf Bl. rb: «Achatius Prenntner», [vgl. Bl. rb], bair.-österr.; Bl. ra–va: Schwabenspiegel, Bl. ra–va: Jacobus de Theramo, Belial, dt.). – Wasserburg (Inn), Stadtarch., Kasten A Fach Nr. (früher Hs. fol.), – (Pap., Ende . Jh., obd.; Bl. –: Stadtrechtsauszug auf München lautend, Bl. v–r: Judeneid, Bl. r–r: Bauteiding,
. Hälfte . Jh.
Bl. r–v: Stadtrechtsauszug auf München lautend). – Ebd., Kasten D Fach (früher Hs. fol.), Bll. (Perg., Mitte . Jh., obd.). – Wien, Haus-, Hof- und Staatsarch., SB Auersperg XXVII, [früher Dep. Auersperg-Arch. Gruppe XXVII MS ], Bll. (Pap., um , bair., mit Stadtrecht von München. – Wien, ÖNB, Cod. , noch Bll. (c) (Perg., um , bair.; Titelseite mit Deckfarbeninitiale [Kaiser Ludwig]). – Ebd., Cod. (aus drei Teilen [I: –, II: –, III: –] zusammengebunden), ra–r (Pap., I: erste Hälfte . Jh. (Bl. –: zweite Hälfte . Jh.), II: –, III: letztes Viertel . Jh., bair.österr., II: Mondsee und/oder Salzburg [?]; Bl. r/v: Judeneid, Bl. r–r: Stadtrecht von München [; mit Judeneid], Bl. v–r: Sultansbriefe/Einladungsschreiben des Sultans von Babylon, Bl. r–v: Rechtssatzungen, Bl. ra–rb: Schwabenspiegel, Bl. va–va: Johannes von Hildesheim, Historia trium regum, dt.; Bl. r–v Mondsee-Wiener Liederhs.; Bl. ra–vb: Konrad von Megenberg, Buch der Natur [Prologfassung; unvollst.; W). – Ebd., Cod. , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., mittelbair.; Bl. r–v: Fürstenspiegel Wiewol all menschen erstlich entsprungen aus ainer wurczel Adam [W], Bl. r–v: Heinrich Fuller von Hagenau, Opus de moribus prelatorum, dt. [E]). – Ebd., Cod. , r–v (Pap., [vgl. Bl. ra, v], bair.-österr.; Bl. r–r: Jacobus de Theramo, Belial, dt.). – Ebd., Cod. , r–r (Pap., erstes Drittel . Jh., bair.-österr.). – Ebd., Cod. , Ira–v (Pap., um /, bair.österr.; Bl. r–r: Stadtrecht von München). – Ebd., Cod. , r–v/r. – Ebd., Cod. , ra–rb (Pap., [vgl. Bl. rb], bair.österr.; Bl. r–r: Bruder Berthold [von Freiburg], Rechtssumme [W], Bl. r–r: Jacobus de Theramo, Belial, dt., Bl. va–vb: Lehre vom Haushaben). – Ebd., Cod. , zwei längs beschnittene Bll. (Perg., zweite Hälfte . Jh. [?], bair.-österr. – Wolfenbüttel, HAB, Cod. Aug. °, + Bll. (Pap., . Jh.). – Ebd., Cod. . Aug. °, r–v (Pap., letztes Drittel . Jh., schwäbisch; Bl. r–v: Jacobus de Theramo, Belial, dt., Bl. v–r: Sultansbriefe/Angebot der Ehe mit der Sultanstochter (hier: an Friedrich III.), anschließend: Bericht des Hofmeisters Kaspar Schlick über den Besuch der Gesandten des Sultans). – Privatbesitz Auktionshaus Sotheby’s, London, Nr. / [Verbleib unbekannt] [früher Privatbesitz Auktionshaus Sotheby’s, London, Nr. /; davor Tambach, Grä . Ortenburgische Bibl., Ms.
. Hälfte . Jh.
Oberbayerisches Landrecht Kaiser Ludwigs des Bayern
(Schmidt Nr. )], r–r (Pap., Schreibernennung auf Bl. r: «per me Erasmum Speiser premissarium in Ortenbergk», [vgl. Bl. r], obd.; Bl. r–: Register zum Schwabenspiegel, Bl. r–r: Schwabenspiegel. – Volkert geht von rund vollständig oder fragmentarisch überlieferten Handschriften des . bis . Jh. aus (s. Ausg., S. ); die angekündigte Veröffentlichung mit einer Beschreibung des Handschriften «nach ihren äußeren und inneren Merkmalen» steht noch aus. I F: Augsburg: [Johann Schönsperger, ].. (°, Bl.; GW M, Hain ; online: BSB München). – das Bayrisch landsz rechtpuoch. Augsburg: [Erhard Ratdolt, ] (°, Bl.; GW M, Hain ; online: BSB München); Abschrift: München, BSB, cgm (zweite Hälfte . Jh.). – Das Bayrisch lantrechtp˚uch·|| Durch den allerdurchleüchtigisten kayser || Ludwigñ den vierdten Hertzogen in Bayrñ [et]c. Auffgericht || vnd bestätt jm Lanndt z˚u Bayrñ [et]c. München: Hans Schobser (VD B ; online: BSB München). – «Der Text dieser frühen Drucke folgt im Wesentlichen der sogenannten Tiroler ‹Buchsage›» (Volkert , S. und Anm. ). A: Johann Heumann: Opuscula quibus varia iuris Germanici itemque historica et philologica argumenta explicantur. Nürnberg . – M[aximilian] Frhr. von Freyberg: Slg. hist. Schr. und Urkunden. Geschöpft aus Hss. Bd. . H. . Stuttgart/Tübingen , S. –. – Ludwig Rockinger: Kaiser Ludwigs erstes oberbaierisches Land- und Lehnrecht. In: Abh. der hist. Kl. der kgl. bayerischen Akad. der Wiss. . München , S. –. – Hans Schlosser/Ingo Schwab: O. L. K. L. d. B. von . Edition, Übersetzung und Kommentar. Köln u. a. (nach München, Stadtarch., Zimelie ). – I. Schwab: Das Landrecht von für Oberbayern und seine Gerichte Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg. Krit. Edition der Georgenberger Hs. Ms. (Fontes rerum Austriacarum ). Wien u. a. . – Das Rechtsbuch Kaiser Ludwigs des Bayern von . Hg. v. Wilhelm Volkert unter Verwendung der Vorarbeiten von Walter Jaroschka (†) und Heinz Lieberich (†) (Bayerische Rechtsquellen ). München (nach München, Stadtarch., Zimelie ; zit.). L: Heinz Lieberich: O. L. In: HRG () Sp. –. – Ingo Schwab, VL () Sp. –. – Eduard Osenbrüggen: Das Strafrecht in Kaiser Ludwigs Landrechtsbuch von . In: Krit. Vierteljahrsschr. für Gesetzgebung und Rechtswiss. () S. –,
–. – Ludwig Rockinger: Vorarbeiten zur Textesausg. von Kaiser Ludwigs oberbaierischen Landrechten (Abh. der Hist. Kl. der Königlich Bayerischen Akad. der Wiss. ,,). München . – Ludwig von der Pfordten: Stud. zu Kaiser Ludwigs Oberbayerischem Stadt- und Landrechte. München . – Ders.: Die Beweisführung nach Kaiser Ludwig’s Oberbayerischem Landrechte von . In: Zs. für Rechtsgesch. () S. –. – Otto Riedner: Die Rechtsbücher Ludwigs des Bayern. Unters. zur äußeren Gesch. der bayerischen Landesgesetzgebung (Deutschrechtliche Beitr. ,). Heidelberg . – H. Lieberich: Zur Feudalisierung der Gerichtsbarkeit in Baiern. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Ders.: Kaiser Ludwig der Baier als Gesetzgeber. In: ebd., () S. –. – Hans Schlosser: Spätma. Zivilprozeß. Nach bayerischen Quellen. Gerichtsverfassung und Rechtsgang (Forschungen zur dt. Rechtsgesch. ). Köln/ Wien . – Heinz Angermeier: Kaiser Ludwig der Bayer und das dt. . Jh. In: Wittelsbach und Bayern. Hg. v. Hubert Glaser. Bd. ,: Die Zeit der frühen Herzöge. Von Otto I. zu Ludwig dem Bayern. München , S. –. – Walter Jaroschka: Das o. L. K. L. d. B. In: ebd., S. –. – Peter Moser: Das Kanzleipersonal Kaiser Ludwigs des Bayern in den Jahren – (Münchener Beitr. zur Mediävistik und Renaissance-Forschung ). München . – Wilhelm Volkert: Die Gesetzgebung. In: Hb. der bayerischen Gesch. Bd. : Das alte Bayern. Der Territorialstaat vom Ausgang des . Jh. bis zum Ausgang des . Jh. München. Begr. v. Max Spindler. Hg. v. Andreas Kraus. ., überarb. Au . München , S. –. – Heinz Thomas: Ludwig der Bayer (–). Kaiser und Ketzer. Regensburg u. a. . – W. Jaroschka: Ludwig der Bayer als Landesgesetzgeber. In: Zs. für bayerische Landesgesch. () S. –. – W. Volkert: Ludwig der Bayer: Dynastie und Landesherrschaft. In: Zs. für bayerische Landesgesch. () S. –. – Maria Rita Sagstetter: Hoch- und Niedergerichtsbarkeit im spätma. Herzogtum Bayern (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgesch. ). München , S. –. – W. Volkert: Zum Rechtsbuch Kaiser Ludwigs von . In: Zs. für bayerische Landesgesch. () S. –. – Schwab (s. Ausg.) Einleitung. – I. Schwab: Die Georgenberger Hs.: Eine frühe Überl. des O. L. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch.
Zwickauer Stadtrechtskodex Germanistische Abt. () S. –. – H. Schlosser: Das Rechtsbuch Kaiser Ludwigs des Bayern von – Strukturen des materiellen und Prozeßrechts. In: Kaiser Ludwig der Bayer. Konikte, Weichenstellungen und Wahrnehmung seiner Herrschaft. Hg. v. Hermann Nehlsen/HansGeorg Hermann (Quellen und Forschungen aus dem Gebiete der Gesch. NF ). Paderborn u. a. , S. –. – Bernd Michael: O. L. v. . In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. f. – W. Volkert: Das Lehenrecht im Rechtsbuch Kaiser Ludwigs des Bayern. In: Zs. für bayerische Landesgesch. () S. –. – Ders.: Rechtsbücher Kaiser Ludwigs des Bayern von / und . In: Hist. Lex. Bayerns (online ..). – Karl-Georg Pfändtner, in: Ludwig der Bayer. Wir sind Kaiser! Kat. zur Bayerischen Landesausstellung . Hg. v. Peter Wolf u. a. (Veröff. zur Bayerischen Gesch. und Kultur ). Regensburg , S. f. (Abb. Cgm , r und Cgm , r). BJ Zwickauer Stadtrechtskodex (auch: Zwickauer Rechtsbuch). – –. Der Z. S. enthält eine Sammlung von Abschriften wichtiger Privilegien für die Stadt Zwickau in Sachsen, Auszüge aus dem Weichbildrecht (→ Magdeburger Rechtsbücher) und dem Sachsenspiegel-Lehnrecht des → Eike von Repgow, vier umfangreiche Abschnitte mit stadtrechtlichen Bestimmungen u. a. m. Aufgrund der fast -jährigen Fortführung der Handschrift durch städtische Schreiber, der aufwendigen Ausgestaltung und stofflichen Beschaffenheit, der Zusammenstellung der Einzeltexte und der wahrscheinlichen Annahme, dass der Kodex im Auftrag des Zwickauer Rats entstanden ist, besteht eine anhaltende Diskussion darüber, ob es sich bei dem meistenteils in der Forschungsliteratur als «Zwickauer Stadtrechtsbuch» bezeichneten Kodex tatsächlich um ein Rechtsbuch handelt oder ob vielmehr ein Kodex mit Rechtskraft für Stadt und Weichbild Zwickau vorliegt. Denn in der Reimvorrede heißt es: «Sus vernemet dise mêre und enrûchet, wer an dem râte wêre, wenne an des selben râtes orden ist ditz bûch zu nutze worden» (V. –). In Zwickau selbst wurde die Handschrift «Rotes Buch» nach seiner äußeren Beschaffenheit genannt, die Handschrift ist betitelt mit «Codex statutorum
. Hälfte . Jh. Zwiccaviensium» (zur Kritik siehe vor allem Weizsäcker [] und VL [], hier auch die Bezeichnung «Stadtrechtskodex»). Die Erörterung des Geltungsanspruchs des Z. S. wird erschwert, weil der Kodex nicht in Gänze, sondern oft nur mit Blick auf die stadtrechtlichen Bestimmungen interpretiert wird; damit unmittelbar zusammenhängend besteht das editorische Problem, denn der Z. S. ist nur auszugsweise in Ausgaben zugänglich (siehe Ausgaben). Die Anlage des Z. S. scheint der Absicht zu folgen, eine Sammlung verbindlicher Rechtstexte für den Amtsgebrauch des städtischen Rats zur Verfügung zu stellen. In den zahlreichen Leerräumen der Handschrift sollten spätere Verfügungen, auch Rechnungen, Erbregelungen etc. hinzugefügt werden, die aus der amtlichen und gerichtlichen Praxis des Zwickauer Magistrats hervorgingen. In diesem Sinn beginnt der Kodex mit einer Abschrift wichtiger Urkunden der Stadt (Bl. –) und einem Auszug aus dem Beginn des Weichbildrechtes (B. –), einem später wiederkehrenden Bestandteil des «Gemeinen Sachsenrechtes» (→ Magdeburger Rechtsbücher). Hieran schließen sich auf Bl. – die stadtrechtlichen Bestimmungen in Artikeln an unter Rückgriff auf Sachsenspiegel-Landrecht und Weichbildrecht sowie Schöffensprüche aus Magdeburg und Leipzig für Zwickau. Danach folgen eine Tuchmacherordnung von (Bl. v–v), das SachsenspiegelLehnrecht (Bl. –), «Von der Herren Geburt» (Bl. ), die Reimvorreden des Sachsenspiegels (Bl. r–v) und Notizen mit Namen Zwickauer Bürger (Bl. –). Die überwiegend eigenständigen stadtrechtlichen Bestimmungen sind in vier durch Initialen gekennzeichnete Abschnitte gegliedert: . Städtische Verfassung, Bürgerrecht und Handwerkerordnungen, . Privatrecht und Gerichtsverfassung, . und . Strafrecht. Der Entstehungsprozess wird ca. begonnen haben; in diesem Jahr legte ein Stadtschreiber den Kodex an, vielleicht aufbauend auf die schon vorhandenen Urkundenabschriften. Ein späterer Stadtschreiber führte den Hauptteil der Handschrift aus (bis ca. ), zu dem bis immer wieder Eintragungen hinzugefügt worden sind (letzter Eintrag von Stephan Roth, s. Bräuer [] S. Anm. ). Die Stadtrechtsreformation im . Jh. (/) machte eine Fortführung des Z. S. über üssig. Hinter den ersten beiden Stadtschreibern werden Heinrich «der alde stadschreiber», der
. Hälfte . Jh. seit mehrfach Bürgermeister der Stadt war, und Dietrich (?) oder Konrad Marquard (?) vermutet (kritisch NDB []). Das Zwickauer Stadtrecht entfaltete sekundär über die Aufnahme zahlreicher Passagen in das mit ca. Handschriften überlieferte → Meißner Rechtsbuch eine große Breitenwirkung; bewidmete Markgraf Wilhelm I. von Meißen die Stadt Werdau mit Zwickauer Recht. Ü: Zwickau, Stadtarch., III X , Nr. b (Perg., –, mitteldt.; mit aufwendigen Zierinitialen und fünf Miniaturen). A: Der Z. S. ist nicht vollständig ediert worden, sondern nur in Teilen; eine dem Kodex gerecht werdende Edition steht noch aus. Emil Herzog: Das Zwickauer Stadtrecht vom Jahre . In: Arch. für sächsische Gesch. und Alterthumskunde () S. – (Hochzeitsund Kindtaufsordnung, «Wie man den rat kusit»). – Ders.: Chron. der Kreisstadt Zwickau. Bd. . Zwickau , S. – (Urkunden). – Hans Planitz: Das Zwickauer Stadtrechtsbuch. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. – (Gerichtsordnung und Strafrecht). – Zwickauer Rechtsbuch. Hg. v. Günther Ullrich, unter Mitarbeit von H. Planitz (Germanenrechte NF. Stadtrechtsbücher ). Köln (Stadtrecht ohne Ergänzungen). – Quellen zur älteren Gesch. des Städtewesens Mitteldeutschland. Hg. vom Inst. für dt. Landes- und Volksgesch. an der Univ. Leipzig. Weimar , S. –, Nr. (Auszüge). – Quellen zur älteren Wirtschaftsgesch. Mitteldeutschlands. Hg. v. Herbert Helbig. Weimar , Bd. , S. – (Nr. ), (Nr. ), f. (Nr. ); Bd. , S. f. (Nr. ) (Auszüge). – Regine Schulzke: Die Leistung des Fachwortschatzes für das Handwerkerrecht und die handwerkliche Arbeit bei der Widerspiegelung sozialökonomischer Verhältnisse zur Zeit der frühbürgerlichen Revolution. Dargelegt an Zwickauer Handwerksordnungen aus dem . bis . Jh. Bde. Diss. masch. Leipzig (Zunftordnungen in Bd. und ). L: Wilhelm Alfred Eckhardt: Heinrich der alte Schreiber. In: NDB () S. . – Dietlinde Munzel-Everling: Zwickauer Rechtsbuch. In: HRG () Sp. –. – Jürgen Wolf: Zwickauer Rechtsbuch. In: VL () Sp. –. – Paul Kummer: Gewerbe und Zunftverfassung in Zwickau bis zum Jahre . Diss. masch. Leipzig . – Max Mueller:
Schönfelder Das Tuchmacher-Handwerk und der Tuchhandel in Sachsen. Ein Beitr. zur Wirtschaftsgesch. Sachsens. Leipzig . – G. Ullrich: Zu den Quellen des Meißner Rechtsbuches. In: Deutschrechtliches Arch. () S. –. – Die Zwickauer Stadtrechtsreformation /. Hg. v. Hildegard Berthold u. a. (Quellen zur Gesch. der Rezeption ). Leipzig . – Ludwig Erich Schmitt: Unters. zur Entstehung und Struktur der «nhd. Schriftsprache». Bd. . Köln/Wien () S. –. – Regine Schulzke: Zwickauer Handwerksordnungen aus dem . bis . Jh. In: PBB (Halle) () S. –; () S. –. – R. Mezler (geb. Schulzke): Unters. zur Widerspiegelung sozialökonomischer Verhältnisse in Zwickauer Handwerksordnungen des . bis . Jh. In: ebd. () S. –. – Dies.: Textproduktionswissen und rhetorisch vorgegebene Textsortenstruktur. Ein Versuch über das Freiberger und Zwickauer Stadtrechtsbuch. In: Forschungsinformation. Lokale und regionale Sprachgeschichtsforschung. Hg. v. Horst Naumann. Zwickau , S. –. – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Köln/Wien , Bd. , S. ; Bd. , Nr. . – Helmut Bräuer: Das Zwickauer Stadtrechtsbuch «de anno » aus sozial-, politik- und wirtschaftsgeschichtlicher Perspektive. In: Rechtsbücher und Rechtsordnungen in MA und früher Neuzeit (Sächsische Justizgesch. ). Leipzig , S. –. – Norbert Schnitzler: Das Zwickauer Stadtrecht als Buch. Das «Zwickauer Rechtsbuch» im Kontext archivalischer Überl. In: Literarisches Leben in Zwickau im MA und in der Frühen Neuzeit. Hg. v. Margarete Hubrath/Rüdiger Krohn (GAG ). Göppingen , S. –. – Maike Lämmerhirt: Juden in den wettinischen Herrschaftsgebieten. Recht, Verwaltung und Wirtschaft im SpätMA. Köln u. a. , S. f. – Hanna So a Hayduk: Rechtsidee und Bild. Zur Funktion und Ikonogra e der Bilder in Rechtsbüchern vom . bis zum . Jh. Wiesbaden , S. . DB/MM Schönfelder, Johann(es) (auch: Johann[es] von Schönfeld), † nach ... – Österr. Ritter, Verfasser eines Berichts über die Schlacht von Crécy. Nach S.s eigenen Angaben in seinem Werk war er Ritter und kämpfte mit den Engländern in der Schlacht von Crécy gegen die Franzosen.
Artikel vom Lehngut und Lehnrecht Dort erlitt er eine schwere Verletzung. Die Forschung hat ein Lehensverhältnis S.s zu dem Passauer Bischof Gottfried von Weißeneck († ) erwogen. An diesen richtete S. im September einen kurzen lat. Bericht über die Schlacht. Er fügte dem Text ein lat. Flugblatt hinzu, das die Namen zahlreicher in Crécy gefallener Adliger verzeichnet. S.s Autorschaft des Flugblatts gilt jedoch als unsicher. Vollständig überliefert sind Bericht und Flugblatt in Handschrift W, während W nur das Flugblatt enthält. Eine bearbeitete Fassung beider Texte ndet sich auch im Anhang zur Fortsetzung des → Anonymus Leobiensis (Mitte . Jh.), die ab etwa überliefert ist. Die früher verschiedentlich vertretene These von S.s Verfasserschaft der Fortsetzung gilt heute als überholt. Ü: W: Wien, ÖNB, cod. , v (Perg., Österreich, . und . Jh.). – W: Wien, ÖNB, cod. , r (Perg., Klosterneuburg [?], –; nur Flugbl.). – Anh. zum Anonymus Leobiensis: Zwettl, Stiftsbibl., cod. , rb–vb (Perg. und Pap., um ). – Klosterneuburg, Stiftsbibl., cod. , vb–ra (Perg. und Pap., um ). – Wien, ÖNB, cod. , v–r (Pap., spätes . Jh.). – Rom, Biblioteca Vaticana, cod. Pal. lat. , rb–va (Pap., ). Vgl. Hermann Menhardt: Ver. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB . Berlin , S. f. – Franz Unterkircher: Die datierten Hss. der ÖNB bis zum Jahre . Bd. . Wien , S. f. – Stelzer (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. – http://data.onb.ac.at/rec/AL. A: MGH SS () S. (nur Flugbl.). – Johann F. Böhmer: Acta Imperii selecta. Bd. . Hg. v. Julius Ficker. Innsbruck (Nachdr. Aalen ) S. (Nr. ). – Anh. zum Anonymus Leobiensis: Scriptores rerum Austriacarum. Bd. . Hg. v. Hieronymus Pez. Leipzig , Sp. f. L: Winfried Stelzer, VL () Sp. f. – Wilhelm Erben: Kriegsgesch. des MA. München u. a. , S. f., f. – W. Stelzer: Stud. zur österr. Historiographie im . Jh. Bd. . Die Chron. des ‹Anonymus Leobiensis› und die Leobener Martins-Chron. In: MIÖG () S. –. – Ders.: ‹Perdet lilium coronam›. Englische Propaganda zur Schlacht bei Crécy () in österr. Geschichtskompendien. In: Der weite Blick des Historikers. Einsichten in Kultur-, Landes- und Stadtgesch. FS Peter Johanek. Hg. v. Wilfried Ehbrecht u. a. Köln u. a. , S. –. MM
. Hälfte . Jh. Artikel vom Lehngut und Lehnrecht. – Zwischen und . Der unmotivierte Titel dieser Sammelhandschrift zum Lehnrecht lässt kaum erahnen, dass es sich dabei um eine bearbeitete, nd. und in Auszügen mitgeteilte Übersetzung der für die Entwicklung des europäischen Lehnrechts grundlegenden «Libri feudorum» (langobardisches Lehnrecht aus dem . Jh.) und deren Glosse handelt. Darüber hinaus wird viermal der Liber extra Papst Gregors IX. (–) erwähnt, häu g sind Verweise auf die Summa aurea des Henricus de Segusio († ), zweimal wird auf das Speculum iudiciale des Wilhelm → Durandus († ) und ein nicht genauer bezeichnetes Werk des Bologneser Gelehrten Johannes → Andreae († ) verwiesen. Die A. v. L. u. L. sind in eine Einleitung und sechs anschließende Kapitel gegliedert, zu denen später noch zwei weitere ergänzt wurden. Die Reihenfolge der Kapitel und Artikel folgt nicht den Vorlagen, sondern ist nach eigenem Ermessen in eine neue Ordnung gebracht worden. Nach einer kurzen Einleitung zu den Gewohnheiten im Lehnrecht folgen Kapitel zur Belehnung, zum Lehnsdienst und der Lehnstreue, zur Veräußerung der Lehen, zum Verlust der Lehen, zur Erblichkeit der Lehen und zu weiteren, sich auf das Lehnrecht beziehenden Rechtsverhältnissen. In mehreren Handschriften werden die A. v. L. u. L. um zwei weitere Kapitel ergänzt: einem Exzerpt aus der Praxis aurea des Johannes Petrus de Ferrariis († ; über die Gründe, weshalb ein Lehen verloren gehen kann) und einem aus der . Novelle des Corpus iuris civilis über die Gründe, weshalb ein Sohn das väterliche Erbe verlieren kann. Die A. v. L. u. L. sind erstmals im Roten Buch der Landschaft Harrien und Wierland von überliefert, hinzu kommen sieben weitere Abschriften bis zum Ende des . Jh. (Paucker: Die Quellen, S. f.); der Verfasser ist unbekannt. Es wird aufgrund der Jahrhunderte langen Rezeption der Sammlung angenommen, dass die Sammlung für Livland zumindest als Hilfsquelle Anwendung gefunden hat. Das würde auch die praxisnahe Zusammenstellung der ausgewählten Passagen zum Lehnrecht mit entsprechendem wörtlich widergegebenen Lehnseid in dt. Sprache und die gemeinsame Überlieferung der A. v. L. u. L. mit dem Waldemar-Erichschen Lehnrecht, mit königlichdänischen und hochmeisterlichen Privilegien, mit Beschlüssen der Ritterschaft u. a. m. im Roten
. Hälfte . Jh. Buch nahe legen. Darüber hinaus sind die A. v. L. u. L. noch in der Bearbeitung des Magdeburger Rechts in neun Büchern von Johann → Lose für Preußen aus dem Jahr überliefert (in drei Handschriften), gemeinsam mit dem WaldemarErichschen Recht in einem Wiener Codex und in zwei weiteren Handschriften aus der Mitte des . Jh. in hochdt. Sprache (Bunge: Altlivlands Rechtsbücher, S. ). A: Carl Julius Albert Paucker: Die Quellen der Ritter- Lehn- und Landrechte Est- und Livlands (Slg. der Rechtsquellen Liv-, Esth- und Curlands .). Dorpat , S. – (Synopse). – Friedrich Georg von Bunge: Altlivlands Rechtsbücher: zum Theil nach bisher unbenutzten Texten. Leipzig , S. –. L: Bibliographien zur livländischen Rechtsgeschichte (Quellen und Literatur) bei: Eduard Winkelmann: Livoniae historica. Systematisches Verz. der Quellen und Hilfsmittel zur Gesch. Estlands, Livlands und Kurlands. Berlin (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Oswald Schmidt: Rechtsgesch. Liv-, Est und Curlands. Aus dem Nachlasse des Verfassers hg. v. Eugen v. Nottbeck. Dorpat (Nachdr. Hannover ) S. – (ebd. eine Besprechung der damaligen Archivbestände). – Dt. Gesch. im Osten Europas: Baltische Länder. Hg. v. Gert Pistohlkors. Berlin , S. –. Einen Überblick über die ma. Rechtsquellen Livlands in drei, immer aufs Neue verbesserten Ausgaben bietet Friedrich Georg von Bunge: Beitr. zur Kunde der liv-, esth- und curländischen Rechtsquellen. Riga/Dorpat . – Ders.: Einleitung in die liv-, esth- und curländische Rechtsgesch. und Gesch. der Rechtsquellen. Reval . – Ders.: Altlivlands Rechtsbücher, zum Theil nach bisher unbenutzten Texten. Leipzig . Hermann Blaese/Dietmar Willoweit: Baltische Länder. In: HRG () Sp. –. – August Wilhelm Hupel: Versuch einer Gesch. der lie ändischen Ritter- und Landrechte und hochdt. Uebersetzung der lie ändischen Ritterrechte [...] (Neue Nordische Miscellaneen, Stücke –). Riga . – Leo Leesment: Die Verbrechen des Diebstahls und des Raubes nach den Rechten Livlands im MA. Dorpat (Nachdr. Goldbach ). – Leonid Arbusow: Livland. Mark des Reiches –. Ein Abschnitt dt. Verfassungs- und Rechtsgesch. Riga . – Baltisch-europäische Rechtsgesch. und Lexikographie. Hg. v. Ulrich Kronauer u. a. Heidelberg . DB/MM
Michael Scotus Michael Scotus, * vor . – Übersetzer und Gelehrter im Umkreis → Friedrichs II. Der aus Schottland stammende M. S. kann sicher als eine der schillerndsten Gelehrten guren des lat. MA gelten, insofern zum einen sowohl ihn rühmende (etwa Honorius III., Gregor IX. und Leonardo Fibonacci, dessen Liber abbacci in der zweiten Au age M. gewidmet ist; vgl. auch Boccaccio, Decamerone, .) als auch ihm Kenntnislosigkeit und Unverstand (so → Albert der Große und Roger Bacon, der auch behauptet, M. habe kein Arabisch verstanden) bescheinigende Zeugnisse zu seiner Person überliefert sind, zum anderen trotz intensiver Forschung bis heute nicht mit befriedigender Genauigkeit geklärt werden konnte, worin seine eigene wissenschaftliche und kulturelle Leistung bestand und welchen Umfang sie hatte, da sein tatsächlicher Anteil an den ihm zugeschriebenen Übersetzungen sowie seine Autorschaft an diversen alchemistischen Schriften schwer oder gar nicht zu bestimmen sind. Belegt ist seine Tätigkeit im Umkreis des Erzbischofs von Toledo noch vor , wo unter seiner Leitung das dort von Dominicus Gundissalinus und Gerhard von Cremona begonnene Unternehmen der Übersetzung von philosophischen Texten aus dem Arabischen ins Lateinische fortgeführt wurde. M. hielt sich wahrscheinlich öfter in Bologna auf, bezog ab Einkünfte aus englischen und schottischen Pfründen, und lebte – seiner eigenen Aussage zufolge als Hofastrologe – in der zweiten Hälfte der er Jahre bis zu seinem Tod am Hof Friedrichs II., wo weitere Übersetzungen entstanden und M. einen Kommentar zum Tractatus de sphaera des → Johannes de Sacrobosco sowie einen Liber introductorius verfasste. Von einer Divisio philosophiae sind nur in → Vinzenz’ von Beauvais Speculum maius enthaltene Auszüge überliefert. erwähnt Heinrich von Avranches ihn als bereits Verstorbenen. Sicher ist M.s Anteil an folgenden Übersetzungen (sofern es sich um einen sog. «Großen Kommentar» des Averroes handelt, ist immer auch der Wortlaut der kommentierten Schrift des → Aristoteles enthalten): Vor : De motibus caelorum des arabischen Astronomen Alpetragi (AlBitruiji) (mithilfe eines konvertierten Juden namens «Albuteus Levita») und Aristoteles’ De animalibus (= [De] Historia animalium, De partibus animalium, De generatione animalium), das bereits Anfang der er Jahre in Paris rezipiert wurde; am
Michael Scotus Hof Friedrichs II.: Avicenna, Kitab-as-Sifa, II. unter dem Titel Abbreviatio de animalibus und Averroes’ Commentum magnum super De Caelo. Weiterhin ist M. wohl beteiligt gewesen an der Übertragung von Averroes’ Großen Kommentaren zu Aristoteles’ Physik, De generatione et corruptione, De anima, Averroes’ Zusammenfassungen (Epitome) von De sensu et sensato, De memoria et reminiscentia, De somno et vigilia, De longitude et brevitate vitae, De progressu animalium sowie Aristoteles’ Metaphysik I.–, II–X, XII.– mit Averroes’ Großem Kommentar. Der in drei auch unabhängig voneinander überlieferte Teile (I: Liber Liber quatuor dictinctionum, unvollständig; II: Liber particularis bzw. De astronomia; III: Liber phisionomiae bzw. De secretis; das an sich dazu gehörige De urinis wurde in der handschriftlichen Überlieferung meist ausgelassen, stattdessen aber separat tradiert) gegliederte Liber introductorius ist ein in auf leichte Verständlichkeit hin formuliertem Latein abgefasstes Kompendium mathematischen, naturkundlichen und medizinischen Wissens. Das darin in meist kontingent erscheinender Anordnung verarbeitete Material entstammt einem breiten Spektrum von Texten der römischen Antike, der Kirchenväter (bzw. pseudoaugustinischer Schriften), geistlichen und naturphilosophischen Werken des . Jh. sowie arabischen, aristotelischen und pseudo-aristotelischen Schriften. In der Wissenschaftslehre orientiert M. sich grundsätzlich an Dominicus Gundissalinus; als zentrale Disziplin gilt ihm wegen der Würdigkeit ihrer Gegenstände im Rahmen der hierarchischen Schöpfungsordnung aber die Astrologie in einem weitgefassten Sinne. Sein späterer Nachruhm gründet sich vor allem auf den Kommentar zur Sphaera sowie auf den Ruf als Meister allerlei geheimwissenschaftlicher Praktiken – Dante lässt ihn gar als Vertreter der schwarzen Magie unter den Verworfenen in der Hölle erscheinen (La Divina Commedia, Inferno, XX). Tatsächlich sind ein Experimentum Michaelis Scoti nigromantici sowie alchemistische Schriften und eine Sammlung von Prophezeiungen (auch) unter M.s Namen überliefert, wobei es sich aber sämtlich um spätere Zuschreibungen handeln dürfte. Eine unvollständige und in stark divergenten Textgestalten überlieferte Ars alchemie gilt als echtes Werk M.s. Ü: Im dt. Sprachraum (vgl. Nigel F. Palmer in VL , Sp. –) war M. S. als Übersetzer aristotelischer Schriften bekannt, u. a.
. Hälfte . Jh. über das von → Thomas von Cantimpré im Liber de natura rerum enthaltene Material aus De animalibus. Ein Abschnitt aus dem Liber quatuor distinctionum ist als Bestandteil des Liber de natura rerum in → Konrads von Megenberg P˚uch von den naturleichen dingen eingegangen; verstreut nden sich kleine Auszüge aus dem Liber phisionomiae in frühen physiognomischen Traktaten. Mehrere dt. Fassungen des Traktats über die Sternbilder aus dem Liber quatuor distinctionum sind in über einem Dutzend Hss. überliefert (Berlin, SBB, mgf ; Coburg, LB, cod. ; Darmstadt, LB, cod. ; Freiburg, UB, cod. ; Heidelberg, UB, cpg ; Karlsruhe, LB, cod. K ; New York, The Morgan Library, cod. M ; Paris, Bibl. nationale, cod. allem. ; Salzburg, UB, cod. M II ; Tübingen, UB, Md ; Bibl. Apostolica Vaticana, cod. Pal. lat. ; Wien, ÖNB, cod. ; Wolfenbüttel, HAB, cod. .. Aug und cod. .. Aug. Eine ehemalige Königsberger Hs. ist verschollen). A (ohne M.s Übersetzungen): Lynn Thorndike: The Sphere of Sacrobosco and its commentators. Chicago , S. – (Komm. zum Tractatus de Sphaera). – Arthur Heinrich Querfeld: M. Scottus [sic] und seine Schrift De secretis naturae. Leipzig (Diss.) , S. – (De urinis aus Liber introductorius, Tl. III). – Glenn M. Edwards: The Liber introductorius of M. Scot. University of Southern California (Ph Diss) (darin das Prooemium des Liber introductorius). – Silke Ackermann: Sternstunden am Kaiserhof. M. S. und sein «Buch von den Bildern und Zeichen des Himmels». Frankfurt/M. u. a. , S. – (De signis et imaginibus celi aus Liber introductorius, Tl. II). – S. Harrison Thomson: The text of M. Scot’s Ars Alchemia. In: Osiris () S. – (Teile der Ars alchemiae). L (vgl. auch Ausgaben, Ackermann ): Charles H. Haskins: The alchemy ascribed to M. Scot. In: Ders.: Studies in mediaeval culture. Oxford , S –. – Lynn Thorndike: M. Scot. London . – Raoul Manselli: La corte di Federico II e Michele Scoto. In: L’averroismo in Italia. Roma , S. –. – Piero Morpurgo: Fonti di Michele Scoto. In: Rendiconti dell’Accademia nazionale dei Lincei. Classe di scienze morali () S. –. – Glenn M. Edwards: The two redactions of M. Scot’s Liber introductorius. In: Traditio () S. –. – Colette Sirat: Les traducteurs juifs à la cour des rois de Sicile et de Naples. In: Traduction et traducteurs
. Hälfte . Jh. au Moyen Âge. Hg. v. Geneviève Contamine. Paris , S. –. – Aafke M. I. Van Oppenraay: Quelques particularités de la méthode de traduction de Michel Scot. In: Rencontres de cultures dans la philosophie médiévale. Hg. v. Jacqueline Hamesse/Marta Fattori. Louvain-la-Neuve , S. –. – Charles Burnett: M. Scot and the transmission of scienti c culture from Toledo to Bologna via the Court of Frederick II Hohenstaufen. In: Micrologus () S. –. – Danielle Jacquart: La physiognomonie à l’époque de Frédéric II: le traité de Michel Scot. In: Micrologus () S. –. – David Pingree: Learned magic in the time of Frederick II. In: ebd., S. –. – Graziella Federici-Vescovini: Michel Scot et la Theorica planetarum Gerardi. In: Early Science and Medicine () S. –. – Charles Burnett: Vincent of Beauvais, Michael Scot and the «new Aristotle». In: Lector et compilator: Vincent de Beauvais, frère prêcheur: un intellectuel et son milieu au XIIIe siècle. Hg. v. Serge Lusignan/Monique Paulmier-Foucart. Grâne , S. –. – Lucy Pick: M. Scot in Toledo. Natura naturans and the hierarchy of being. In: Traditio () S. –. – Christian Hünemörder: Der Text des M. S. um die Mitte des . Jh. und Thomas Cantimpratensis III. In: Aristotle’s Animals in the Middle Ages and Renaissance. Hg. v. Carlos Steel u. a. Leuven , S. –. – Nadia Givsan: Zur Seelenlehre des M. S. im Kontext der Wissenskultur am Hofe Friedrichs II. In: Erkenntnis und Wissenschaft. Probleme der Epistemologie in der Philosophie des MA. Hg. v. Matthias Lutz-Bachmann u. a. Berlin , S. –. – Alexander Fidora: De Toledo a Sicilia: Una nota sobre los traductores Miguel Escoto y Domingo Gundisalvo. In: Versiones. Revista del Centro de Traducciones Filosó cas Alfonso el Sabio () S. –. – Gundula Grebner: Der Liber Nemroth, die Fragen Friedrichs II. an M. S. und die Redaktion des Liber Particularis. In: Kulturtransfer und Hofges. im MA. Wissenskultur am sizilianischen und kastilischen Hof im . Jh. Hg. v. ders. Berlin , S. –. – Joseph Ziegler: The Beginning of Medieval Physiognomy: The Case of M. S. In: ebd., S. –. – Matthias Heiduk: Der «Ketzerkaiser» und sein «Hofmagier». Mythenbildung um Friedrich II. und M. S. in Legenden und Geschichtsschreibung. In: Mythos Staufer. In memoriam Dankwart Leistikow. Hg. v. Volker Herzner. Speyer , S. –. – Graziella Federici
Johannes de Sacrobosco Vescovini: Le Moyen Âge magique: la magie entre religion et science du XIIIe au XIVe siècle. Paris . AB Johannes de Sacrobosco (John of Holywood, Holybush, Halifax etc.). – Mathematiker, Astronom. Das einzige, was man sicher über das Leben des wohl aus England oder Schottland stammenden J. v. S. weiß, ist, dass er einige Zeit in Paris wirkte und im dortigen Kloster Saint-Mathurin begraben wurde; der Zeitrechnungstraktat Computus ist wohl zwischen und entstanden (dt. Übersetzung zwischen und , Wolfenbüttel, HAB, cod. Aug °). Wie dieser waren im MA auch J.’ Lehrbuch des Zählens und Rechnes mit indischen Ziffern, der Algoritmus vulgaris (De arte numerandi), sowie sein berühmter Tractatus de sphaera sehr weit verbreitet; beide Werke wurden in verschiedene Volkssprachen übersetzt, glossiert und mehrfach kommentiert. Außerdem verfasste er einen Tractatus de quadrante; seine Autorschaft an einer Theorica Planetarum ist zweifelhaft. J.’ im Aufbau an Al-Chwarizmis (auf dessen latinisierten Namen die Bezeichnung ‹Algorithmus› für Rechenverfahren zurückgeht) Schrift zum Rechnen mit indischen Ziffern angelehnter Algorismus lehrt Arithmetik von der Schreibung der Zahlen und den Grundrechenarten bis hin zum Wurzelziehen und bietet u. a. eine umfangreiche Erläuterung der Null, welche im lat. Westen nicht gebräuchlich war und erst verständlich gemacht werden musste. Das in vier Kapitel (. Kugelgestalt der Welt und Himmelssphären, . Himmelskreise, -pole und Tierkreiszeichen, . Tag- und Nachtzeiten, Klimazonen, . Bewegung der Himmelskörper, Sonnenund Mond nsternisse) gegliederte astronomische Lehrbuch Tractatus de sphaera avancierte schnell zu einem der Standardtexte im Curriculum des Quadriviums an den Universitäten und blieb dies, trotz der neuen Theorien des Kopernikus, vielerorts bis ins . Jh. hinein. Ü: Neben Übersetzungen ins Französische, Italienische, Spanische, Englische und Hebräische sind vier ma. bzw. frühneuzeitliche dt. Übersetzungen der Tractatus de sphaera bekannt: ) → Konrads von Megenberg um die Mitte des . Jh. entstandene Deutsche Sphaera; überliefert in elf Handschriften (Augsburg, UB, Cod. II..° ;
Konrad von Megenberg Berlin, SBB, mgf ; Graz, UB, Ms. ; London, British Library, MS Add. [ Bll.] sowie Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. [ Bll.], London, British Library, MS Add. ; München, BSB, Cgm [zweite Hälfte . Jh.]; ebd., Cgm ; Cgm [zweite Hälfte . Jh.]; Clm ; Washington D. C., National Library of Medicine, Cod. [zweite Hälfte . Jh.], eine Hs. in Privatbesitz [olim Ulm, Schermarbibl., Ms. Med. ]). ) Das in zwei Handschriften (Berlin, SBB, mgf []; New York, The Morgan Library, MS M. [erste Hälfte . Jh.]) überlieferte Puechlein von der Spera aus der zweiten Hälfte des . Jh. in einer schwer verständlichen Wort-fürWort-Übersetzung; vgl. Brévart . ) Konrad → Heinfogels auf Megenbergs Übersetzung gestützte Sphaera materialis von ; vgl. Deschler , S. –; Hamel . ) Eine wohl auf einer Kommentarüberlieferung basierende Übersetzung (nach , da ihr Melanchthons Vorrede zur lat. Sphaera beigegeben ist), die sog. Wolfenbütteler Sphaera Mundi (Wolfenbüttel, HAB, cod. Aug °). Vom Algorismus vulgaris sind – neben Übersetzungen ins Französische, Englische und Isländische – drei bekannt: ) österr., vom Anfang des . Jh. (Berlin, SBB, mgf , olim Cheltenham, Bibl. Phillippica); ) norddt., vom Anfang des . Jh. (Berlin, SBB, Ms. lat. qu. ); ) süddt., zweite Hälfte . Jh. (München, BSB, Clm ). A: Tractatus de Sphaera: Lynn Thorndike: The Sphere of Sacrobosco and ist commentators. Chicago , S. –. – Algorismus vulgaris: Fritz S. Pedersen: Petri Philomenae de Dacia et Petri de S. Audomaro opera quadrivialia. Hauniae , S. –. L: Francis B. Brévart/Menso Folkerts, VL () Sp. –. – Jean-Paul Deschler: Die astronomische Terminologie Konrads von Megenberg. Ein Beitrag zur ma. Fachprosa. Bern u. a. . – F. B. Brévart: Eine neue dt. Übersetzung der lat. ‹Sphaera mundi› des J. v. S. In: ZfdA () S. –. – Ders. (Hg.): Konrad von Megenberg, Die Dt. Sphaera (ATB ). Tübingen . – Ders.: Zur Überlieferungsgesch. der ‹Dt. Sphaera› Konrads von Megenberg. In: PBB () S. –. – Guy Beaujouan/P. Cattin: Philippe Éléphant. In: Histoire littéraire de la France () S. –, hier S. f. (zur Verbreitung
. Hälfte . Jh. des Algorismus). – Olaf Pedersen: In quest of Sacrobosco. In: Journal for the History of Astronomy () S. –. – Rudolf Simek: Die mhd. Übertragungen von J. v. S.s ‹Liber de sphaera›. Zur Funktion der astronomischen Abb. in den Hss. und Frühdrucken. In: Codices Manuscripti () S. –. – Jennifer Moreton: John of Sacrobosco and the calendar, in: Viator (), S. –. – Wilbur Richerd Knorr: Sacrobosco’s «Quadrans»: Date and sources, in: Journal for the history of astronomy (), S. –. – Jürgen Sarnowsky: The Defence of the Ptolemaic System in Late Mediaeval Commentaries on J. de S.’s «De Sphaera». In: Mechanics and cosmology in the medieval and early modern period. Hg. v. Massimo Bucciantini u. a. Firenze , S. –. – Costantino Sigismondi: La sfera. Da Gerberto al S. Roma . – Corinna Ludwig: Die Karriere eines Bestsellers. Unters. zur Entstehung und Rezeption der Sphaera des J. de S. In: Concilium medii aevi () S. –. – Jürgen Hamel: Stud. zur ‹Sphaera› des J. de S. Leipzig (zu den Druckausgaben; enthält die dt. Übersetzung des Konrad Heinfogel). AB Konrad von Megenberg (de Monte Puellarum), * um Mäbenberg bei Abenberg ( nach Georgensgmünd, Landkreis Roth, Mittelfranken, eingemeindet), † (..?) Regensburg; Grabstätte: ebd., Niedermünster. – Verfasser theologischer, kirchenpolitischer und -rechtlicher, hagiographischer, moralphilosophischer und naturkundlicher Schriften. Der aus einer verarmten, wohl adligen Ministerialenfamilie stammende K. v. M. kam ab / nach Erfurt – wo er Schreiben und Lesen gelernt und die Grundkenntnisse in Latein erworben hatte, ist nicht bekannt –, trat dort in die Artistenfakultät ein und betätigte sich als Repetitor. Vor (ab /) zum Studium der Artes nach Paris gewechselt, erwarb er dort den Magistergrad und wirkte als Lektor am Zisterzienserkolleg St. Bernhard. Bezeugt ist sein zwischenzeitlicher Entzug von Lehrbefugnis und Prüfungserlaubnis (wegen eines Streites mit dem ockhamistisch gesinnten Magister Christian?). Von der englischen Nation an der Universität, der er angehörte, zum «nuntius» bestellt, reiste K. und an die päpstliche Kurie nach Avignon, die er später noch mindestens viermal aufsuchte ( in eigener Sache auf
. Hälfte . Jh. der Jagd nach Pfründen und Ämtern, im Auftrag der Stadt Regensburg und Kaiser → Karls IV.). wurde ihm von Papst Benedikt XII. die Provision auf ein Kanonikat in Regensburg erteilt. – hatte K. das Rektorat der Stephans-Schule in Wien inne (seit Universität als Stiftung des Habsburgerherzogs Rudolfs IV.) und war in diesem Amt für das gesamte Schulwesen der Stadt zuständig. Seine Übersiedlung nach Regensburg stellte K. später als göttliche Fügung dar: Im Traum sei ihm die Heilung von einer gichtartigen Lähmung durch Fürbitte des hl. → Erhard verheißen worden. In Regensburg, wo er am längsten wirkte, war K. in Kon ikte des Domkapitels involviert. wurde er durch Vermittlung des Domdechants Konrad VI. von Haimberg (späterer Bischof von Regensburg) Dompfarrer von St. Ulrich, ging in diesem Amt mehrfach gegen die Mendikanten vor, resignierte im April und lebte bis zu seinem Tod als einfacher Domherr im Ernsvelser Haus. Bezeugt ist seine mehrfache Tätigkeit als Schlichter in Rechtsstreiten (u. a. und ). K. v. M. war von bis literarisch tätig und hinterließ mehr als zwei Dutzend Schriften, von denen allerdings einige verschollen sind, darunter die meisten hagiographischen Texte (über Dominikus und Matthaeus, Beschreibung einer Franziskus-Vision). Neben (moral-) philosophischen und theologischen Themen galt sein Interesse vor allem kirchenpolitischen und naturkundlichen Fragen. K. befasste sich auch mit Musik, Liturgie und Kirchenrecht. . Die / in Paris verfasste kirchenpolitische Schrift Planctus ecclesiae in Germaniam beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Sacerdotium und Imperium (vgl. das Gleichnis von Sonne und Mond, die aus gleicher Entfernung die Welt erhellen), im Besonderen mit dem Zerwürfnis Papst Benedikts XII. mit Kaiser Ludwig dem Bayern, für den K. beim Papst Verständis wecken will. Die erste (nicht erhaltene) Fassung übergab K. in Avignon an den päpstlichen Kaplan Johannes de Piscibus, in der (vergeblichen) Hoffnung auf eine Pfründe, die zweite Fassung in leoninischen Hexametern im Herbst dem päpstlichen Legaten Arnold de Verdala. Ü: Paris, Bibl. Nationale, Ms. lat. A, r–v (. Jh.). – Vgl. Scholz (s. Ausg.) S. f. A: K. v. M.: Planctus ecclesiae in Germaniam. In: Unbekannte kirchenpolitische Streitschr. aus der Zeit Ludwigs des Bayern (–).
Konrad von Megenberg Analysen und Texte. Bearb. v. Richard Scholz (Bibl. des Kgl. Preußischen Hist. Inst. in Rom / ). Bde. Rom –, hier Bd. , S. –. – K. v. M.: Planctus ecclesiae in Germaniam. Bearb. v. R. Scholz (MGH Staatsschr. ,). Leipzig (Nachdr. Stuttgart ). – K. v. M.: Klagelied der Kirche über Deutschland (Planctus ecclesiae in Germaniam). Bearb. v. Horst Kusch (Leipziger Übersetzungen und Abh. zum MA A,). Berlin (mit nhd. Übersetzung). . Noch vor seinem Weggang aus Paris entstand der philosophische Tractatus contra Walter Burley, in dem K. gegen Walter Burleys (/–nach ) Anschauungen über die Erscheinungsformen des Seins kontradiktisch Stellung nimmt. Ü: Wien, Bibl. des Dominikanerklosters, cod. / (Perg., . Jh., lat.), vb–va (Walter Burley: Quattuor conclusiones), va–va (K. v. M.: Tractatus contra quartam conclusionem principalem Gualteri Burleii). A: Fehlt. . Drei möglicherweise während des Aufenthalts in Paris entstandene Schriften gelten als verschollen: De rari cacione et condensacione (Hinweis im Tractatus contra Walter Burley), Speculationes naturales (im ersten Buch der Yconomica erwähnt), eine Quaestio. . Während seines sechsjährigen Aufenthalts in Wien widmete sich K. vor allem naturkundlichen Fragen, in erster Linie der Astronomie. Zum besseren Verständnis der an der Stephansschule in Wien als Lehrbuch der Astronomie verwendeten Sphaera mundi des Engländers → Johannes de Sacrobosco legte er zwei Studien in lat. Sprache vor. Die Expositio super Speram (anonym überliefert, Nachweis der Autorschaft durch Arnold) bietet für die «pueri» (Prolog) eine eng am Text orientierte Auslegung der Sphaera mundi. In den Questiones super speram erörtert K. astronomische Einzelprobleme mit Bezugnahme auf Sacroboscos Text. Es geht dabei u. a. um die Frage der Anzahl der Sphären und der Reihenfolge der Planeten. Als Quelle zog K. u. a. die Enarratio in Sphaeram mundi des in Florenz als Ketzer verbrannten Cecco d’Ascoli heran. Ü: München, BSB, clm , v–vb (Expositio), ra–vb (Quaestiones) (Pap., Abschrift Mitte/Ende . Jh., aus St. Emmeram, Regensburg). T W der beiden Prologe bei Arnold (s. Lit.) S. – (Expositio), – (Quaestiones).
Konrad von Megenberg . K.s Bearbeitung der Sphaera mundi des Johannes de Sacrobosco, Die deutsche Sphaera, die vermutlich zwischen November und entstanden ist, zählt zu den ältesten volkssprachlichen Übersetzungen dieses Lehrbuchs. Neben der Übertragung der lat. Vorlage war es K.s Anliegen, gelehrtes Wissen zu vermitteln, wozu er zahlreiche sach- und begriffserklärende Erläuterungen einstreute. Die «in vier haubtstuk» gegliederte Deutsche Sphaera legt a) das aristotelisch-ptolemäische Weltbild dar (eine bestimmte Anzahl konzentrischer Sphären kreisen um die Erde als unbeweglichem Mittelpunkt des Kosmos; alle Dinge entstehen aus einer Mischung der vier Urelemente), beschreibt b) die großen und kleinen Kreise (Äquator, Tierkreis, Meridian, Horizont, Polar- und Wendekreis), erörtert c) den Auf- und Untergang der Himmelskörper, die unterschiedlichen Verhältnisse von Tages- und Nachtdauer in den verschiedenen Jahreszeiten sowie die sieben verschiedenen Erd- und Klimazonen und behandelt d) die Bewegungsabläufe der Himmelskörper, die Himmelsmechanik sowie Sonnen- und Mond nsternis. Nach gründlicher Überarbeitung der Deutschen Sphaera K.s (München, Cgm ) übersetzte der Nürnberger Mathematiker Konrad → Heinfogel in seiner Sphera materialis das Werk des Johannes de Sacrobosco neu, wobei er die erklärenden Zusätze K.s in der Regel wegließ (mindestens vier Drucke in der ersten Hälfte des . Jh.). Ü: f: Augsburg, UB, Cod. II..° , r–r (Pap., Mitte . Jh., schwäbisch). – g: Berlin, SBB, mgf , ra–vb (Perg. und Pap., [vgl. Bl. vb], bair.; Bl. ra–va: Buch der Natur, Widmungsfassung, Be). – C: Graz, UB, Ms. , ra–vb (Perg., [vgl. Bl. rb], bair). – d: London, British Library, MS Add. , ra–va (Pap., Mitte . Jh. (Brévart [ATB], S. XII); Ende . Jh. (Kurras, S. ), bair.); r–v (Fragm. einer bebilderten dt. Schrift, die auf das Astrolabium planum des Petrus von Abano zurückzuführen ist; Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. ). – e: London, British Library, MS Add. , v–r (Pap., erste Hälfte . Jh. (Priebsch, S. ); Mitte . Jh. (Brévart [ATB], S. XII), niederalemannisch (Brévart [ATB], S. XII), alemannisch (Brévart, Überlieferungsgesch., S. ); Raum für Illustrationen ausgespart). – A: München, BSB, Cgm , Bll. (Perg., zweite Hälfte . Jh., nordbair.; zwei blattbreite Rundbilder und zwölf spaltenbreite astronomische Zeichnungen; Schreibernennung «Chunradus» [Bl. ra]). – b: Ebd., Cgm , r–r (Pap.,
. Hälfte . Jh. zweite Hälfte . Jh./erste Hälfte . Jh., nordbair./ bair.-schwäbisch/ostschwäbisch). – K: Ebd., Cgm (früher Privatbesitz Antiquariat Karl & Faber, München, Nr. /), vb–vb (Perg., zweite Hälfte . Jh., mittelbair. mit südbair. Elementen). – L: Ebd., Clm , r–v (Pap., Anfang . Jh., bair.). – W: Washington (D.C.), National Library of Medicine, Cod. , ra–ra (Perg. und Pap., zweite Hälfte . Jh., nordbair.; astronomische Zeichnungen [Bl. r–r]). – Privatbesitz N. N. () (früher Ulm, Schermarbibl., Ms. Med. ), r–v (Anfang der Sphaera) (Pap). Vgl. Robert Priebsch: Dt. Hss. in England. Bd. . Erlangen , S. f. (Nr. ). – Brévart (s. Ausg.) S. XI–XXIII. – Lotte Kurras: Die dt. ma. Hss. Zweiter Tl.: Die naturkundlichen und hist. Hss., Rechtshss., Varia (Kataloge des Germ. Nationalmuseums Nürnberg ,). Wiesbaden . – http://www.handschriftencensus.de/werke/. A: K.s v. M. Dt. Sphaera aus der Münchener Hs. hg. v. Otto Matthaei. Mit Textabb. und Tafeln in Lichtdruck. Berlin . – K. v. M.: Die Dt. Sphaera. Hg. v. Francis B. Brévart (ATB ). Tübingen . – Sphaera materialis. Text und Komm. Hg. v. F. B. Brévart (GAG ). Göppingen . . Zwei Lobpreisungen auf den hl. Erhard, die Hymne O gemma pastoralis lucida und die Sequenz Salve splendor rmamenti, galten lange als verschollen. Sie wurden jedoch im Appendixbereich der Abschrift der Historia S. Erhardi des Regensburger Kartäusers Franziskus Jeremias Grienewaldt († ) von wiederentdeckt (vgl. Hankeln , , ). A: K. v. M.: Historia Sancti Erhardi. Einf. und Edition von Roman Hankeln (Wissenschaftliche Abh., Institute of Mediaeval Music, ,: Historiae). Ottawa . . Bereits in Regenburg sind / die Sequenz Ave virgo praegnans prole und die Hymne O os dis dos mulierum auf die Gottesmutter Maria entstanden. Die Handschriften dieser beiden Lobpreisungen des begeisterten Marienverehrers K. gelten als verschollen (vgl. Chrobak, S. f.). . In dem anonym überlieferten, kurzen dt. Traktat mit der lat. Überschrift Causa terre motus stellt K. einen Zusammenhang zwischen dem Erdbeben und der Pest her. Ü: München, BSB, clm , r–r (Pap., . Jh. [–], aus Regensburg,
. Hälfte . Jh. Schreiber überwiegend → Andreas von Regensburg [mit Ausnahme von Bl. – und –]). A: Andreas von Regensburg: Sämtliche Werke. Hg. v. Georg Leidinger (Quellen und Erörterungen zur bayerischen und dt. Gesch. NF ). München , S. LXV–LXVII (Auszug). . Der entstandene Tractatus de mortalitate in Alamannia (De epidemia magna) erörtert die Ursachen der Pest. Zwei gängige Erklärungen werden von vornherein ausgeschieden: der Ein uss der Gestirne und die Vergiftung der Brunnen durch die Juden. Als Ursachen kommen für K. in Frage a) die verdorbene Luft («miasma»), die durch die Erdbeben kurz zuvor aus dem Erdinneren entweichen konnte, und b) der Zorn Gottes über den Verfall der Sitten und eine verfehlte Theologie unter dem Ein uss der Skotisten und Nominalisten (genannt wird u. a. Ockham). Der Tractatus ist dem jungen Kardinal Pierre Roger de Beaufort, dem Neffen Papst Clemens VI. und späteren Papst Gregor XI. gewidmet. Ü: Maria Saal, Kollegiatstift, cod. Ms. , r–r (. Jh.). – Erfurt, Wiss. Bibl., cod. Amplon. Q. , v–v (. Jh.; anonymer Auszug). A: Sabine Krüger: Krise der Zeit als Ursache der Pest? Der Traktat De mortalitate in Alamannia des K. v. M. In: FS Hermann Heimpel. Hg. v. den Mitarbeitern des Max-Planck-Inst. für Gesch. Bd. (Veröff. des Max-Planck-Inst. für Gesch. , ). Göttingen , S. –, hier S. –. . Die dem neunjährigen Rudolf IV., Herzog von Österreich, gewidmete Monastica (, auch unter dem Titel Speculum felicitatis humanae), geplant als Teil einer moralphilosophischen Triologie, behandelt die Ethik des Individuums. Das Werk ist in drei Bücher gegliedert, diese wiederum in Traktate. Buch I ( Traktate) behandelt die Emp ndungen und die verschiedenen Formen der Freundschaft, Buch II ( Traktate) die Voraussetzungen der Tugenden, darunter die Willensfreiheit, und Buch III ( Traktat) das menchliche Streben nach Glückseligkeit. Hauptquelle war die Nikomachische Ethik des → Aristoteles (in der anonym überlieferten Übersetzung des englischen Theologen und Philosophen Robert Grosseteste [vor –]). Ü: Admont, Stiftsbibl., cod. , ra–rb (Pap., wahrscheinlich Admont, zweite Hälfte . Jh.; ohne ‹Epistola dedicatoria ad principem generosum Rudolphum Austriae›). – Regensburg, Bibl. der Augustinerchorherren St. Mang in
Konrad von Megenberg Stadtamhof-Regensburg (verschollen). – Vgl. Krüger (s. Ausg.) S. IX–XI. A: K. v. M.: Monastik. Hg. v. Sabine Krüger (MGH Staatsschr. ,). Stuttgart . . Das als Ergänzung zur Deutschen Sphaera konzipierte P˚uch von den naturleichen dingen (Buch der Natur) ist in über Handschriften und acht Drucken (–) überliefert. In acht große Bereiche gegliedert, handelt diese Bearbeitung des Liber de natura rerum des ämischen Dominikaners und → Albertus-Magnus-Schülers → Thomas von Cantimpré (–) ) vom Menschen (nach der Erläuterung der Schöpfung des Menschen durch Gott werden einzelne Körperteile und Organe näher beschrieben), ) vom Himmeln und von den sieben Planeten, ) den Tieren (a. Vierfüßer, u. a. Esel [], Hund [], Pferd [], Elefant []; b. Vögel, u. a. Stiglitz [], Falke [], ferner iegende Tiere, die heute nicht mehr zu den Vögeln gezählt werden, u. a. Fledermaus []; c. «Meerwunder»; d. Fische; e. Schlangen, u. a. Boa [], Eidechse []; f. Insekten/Würmer, u. a. Spinne [], Ameise [], Holzwurm []), ) von Bäumen und Sträuchern, ) Kräutern, ) Edelsteinen, ) Metallen (u. a. Gold [], Kupffer [], Blei []) und ) von Wunderbrunnen und Wundermenschen. Bereits um hatte → Jakob von Maerlant den Liber in mndl. Verse übertragen; K.s Bearbeitung fußt auf jener (dritten) Textfassung, die nicht mehr von Thomas von Cantimpré selbst redigiert wurde. K. zog als weitere Quellen u. a. die Etymologien des → Isidor von Sevilla, den Canon des → Avicenna, das → Circa instans, den → Physiologus und De vegetabilibus des Albertus Magnus heran. Der ersten Fassung (–), in der die acht Hauptteile von einem Prolog und Epilog umrahmt sind («Prologfassung»), folgte um eine zweite Fassung, die dem österreichischen Herzog Rudolf IV. gewimdet ist («Widmungsfassung»), für die u. a. der Liber de proprietatibus rerum des → Bartholomäus Anglicus eine Quelle war. Textgrundlage für den Beginn der zweiten Fassung waren das Athanasianische Glaubensbekenntnis, ein bis dahin unbekannter Engeltraktat und Kapitel – aus dem dritten Buch der Enzyklopädie des Bartholomäus Anglicus. Das Buch der Natur war hauptsächlich im süddt. Raum verbreitet. Der Schwerpunkt der handschriftlichen Überlieferung liegt zwischen und . Zwischen und legten die Augsburger Drucker Bämler, → Sorg und Schönsperger sechs Inkunabeldrucke auf.
Konrad von Megenberg Ü: Die illuminierten Hss. (nach Spyra, S. –): Augsburg, SuStB, ° Cod. , ra–CCCLXXIrb (Prologfassung; ra–va: Register, Anfang fehlt; Pap., Ostschwaben, Mitte . Jh., ostschwäbisch; noch kolorierte Federzeichnungen). – Augsburg, UB, Oettingen-Wallerstein Cod. III. . ° , ra–va, ra–rb (Prologfassung; Pap., bayerisch-österr. Raum [Freising ?], . März [Bl. rb], bair.). – Berlin, SBB, mgf , ra–va (Prologfassung; Pap., Bayern oder Niederösterreich, letztes Viertel . Jh., bair.österr.). – Cologny-Genève, Bibliotheca Bodmeriana, Cod. Bodmer , Ir/v (Register: «Finis in divi[si]o[n]e ap[osto]lor[um]»), r–r (Prologfassung; Pap., Bayern/Österreich, , . September [Bl. v], um ; um und , . Juli [Bl. Iv], mittelbair.). – Dresden, LB, Cod. M , IVv (Eingangsbild), r–v (Kap. IV, «Von den Edlen Steinen»; Pap. und ein vorgeheftetes Pergamentbl., Bayern oder östliches Schwaben, ca. /–, schwäbisch mit bair. Einschlag). – Frankfurt/M., SUB, Ms. Carm. , v–r (Kapitelverz.), v–r (Prologfassung; Pap., Haguenau/ Elsass, Werkstatt des Diebold Lauber, um , elsässisch). – Göttweig, Stiftsbibl., Cod. rot ( schwarz), r–rb (Widmungsfassung), va (Anfang eines Registers; Pap., Bayern/Österreich, um , bair.-österr.). – Heidelberg, UB, Cpg , r–v (Kapitelverz.), v–v (Prologfassung; Pap., Haguenau/Elsass, Werkstatt des Diebold Lauber, um –, niederalemannisch). – Ebd., Cpg , r–r (Prologfassung, mit zahlreichen Kapitelumstellungen und Interpolationen aus Hartliebs Kräuterbuch in Teil V; Pap., rheinfränkischer Raum, um –, rehinfränkisch). – Köln, Privatbesitz, Cod. cart., *r (Verz.), ra–va (Prologfassung), ra–vb (Register; Pap., Bayern/ Österreich, um , bair.-österr.). – Michelstadt, Nicolaus-Matz-Bibl./Kirchenbibl., Cod. D , r–r (Register), r–v (Prologfassung, mit Interpolationen aus Hartliebs Kräuterbuch in Buch V; Pap., Südwestdeutschland, um –, westschwäbisch). – München, BSB, cgm , ra–rb (Register), ra–vb (Prologfassung; Perg., Bayern: Regensburger Raum, zweite Hälfte . Jh., bair.oberpfälzisch). – Ebd., cgm , ra–ra (Prologfassung), rb–ra (Kapitelregister und Schreibervers; Pap., Eichstätter Raum: Mörnsheim bei Eichstätt, – [u. a. Bl. ra, ra, rb], nordbair.). – Ebd., cgm , ra–vb (Kapitelregister), ra–vb (Prologfassung; Pap., Ostschwaben, zweites Viertel . Jh., ostschwäbisch). – Ebd.,
. Hälfte . Jh. cgm , va–vb (Widmungsfassung; Pap. und Perg., Scheidungen/Thüringen, , . Januar [Bl. r], thüringisch). – Ebd., cgm , ra–vb (Prologfassung; Pap., Tirol, um , bair.). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. (olim Erbach/Odenwald, Grä ich ErbachErbach und Wartenberg-Rothische Rentkammer), r (Titel: «Auszüge aus einem Manuscript in deutscher Sprache:/ Konrads von Megenberg/ Buch der Natur», r–r (Christian Wilhelm Karl Kehrer [–]: Beschreibung und Inhaltsverzeichnis einer Buch der Natur-Hs. des . Jh.), r (Schriftproben von Kapitelanfängen etc.), r–v (Prologfassung, Auszüge, mit Interpolationen aus Hartliebs Kräuterbuch), r, r, r, r (jeweils Nachzeichnungen einiger Illustrationen, mit Beischriften) (Pap., Erbach/Odenwald, . Jh. [zwischen und , vermutlich ]). – Olim Erbach/Odenwald, Grä ich Erbach-Erbach und Wartenberg-Rothische Rentkammer, Cod. cart. ohne Sign. [nach Borchling: Mscr. Nr. ], r–v (Prologfassung, mit Interpolationen aus Hartliebs Kräuterbuch; Pap., . Jh., nicht vor der Jahrhundertmitte, südwestliches Rheinfränkisch). – Pörtschach am Wörthersee/Kärnten, Privatbesitz, ra–va (Kapitelverz.), ra–vb (Prologfassung; Pap., Meran [Bl. va], zweites Viertel . Jh.). – Prag, Knihovna Národního Muzea, Cod. XI A , ra (Kapitelregister), va–rb (Widmungsfassung; Pap., Bayern/Österreich [Wien?, Bl. vb], [Bl. rb], bair.-österr.). – Salzburg, UB, M II (V..G.), v–rb (Kräuterbuch [dt.] mit Auszügen aus dem Buch der Natur; Pap., Elsass und Haguenau, Werkstatt des Diebold Lauber [Bl. r–r], ca. / [Bl. rb und vb], elsässisch). – Straßburg, Bibl. Nationale et Universitaire, Cod. , vorderer Spiegel (Kapitelregister, «. Das puoch genant der megenperger schreibt / Von der beschaffung des menschen vnd seiner gelider [...]»), r–v (Prologfassung; Pap., Bayern/Österreich, ca. , bair.). – Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. fol. , r–v (Kapitelverz.), r–r (Prologfassung; Pap., Haguenau/Elsass, Werkstatt des Diebold Lauber, ca. –, elsässisch). – Wien, ÖNB, Cod. (rec. a), ra–vb (Kapitelregister), ra–va (Widmungsfassung; Perg., Bayern/Österreich, , . März [Bl. r] und . Jh., bair.-österr.). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. . Aug. fol., v (ganzseitige Illustration zum Textbeginn), r–r (Prolog, Buch I und II, in der
. Hälfte . Jh. Bearbeitung Konrad → Bollstatters; Pap., Augsburg, , . März [Bl. r und r], ostschwäbisch). – Ebd., Cod. Guelf. . Aug. fol., r–r (Kapitelregister), ra–v (Prologfassung; Pap., Schwaben und südlicher rheinfränkischer Sprachraum [Tl. II], ca. – und , . Februar [Bl. v]/um , schwäbisch (Tl. I) und südrheinfränkisch [Tl. II]). – Würzburg, UB, M. ch. f. , ra–vb (unvollendetes Register), ra–vb (Prologfassung; Pap., Schwaben, ca. , schwäbisch). D . J.: Augsburg: Johann Bämler, Montag vor Allerheiligen [. Oktober] . – Augsburg: Johann Bämler, Mittwoch vor Bartholomei [. August] []. – Augsburg: Johann Bämler, Montag vor Bartholomei [. August] []. – Augsburg: Johann Schönsperger, Freitag vor dem P ngsttag [. Mai] . – Augsburg: Anton Sorg, Mittwoch nächst vor St. Jacobstag [. Juli] . – Augsburg: Johann Schönsperger, . – Vgl. Spyra, S. – (mit Bestandsverzeichnissen). A: K. v. M.: Das Buch der Natur. Die erste Naturgesch. in dt. Sprache. Hg. v. Franz Pfeiffer. Stuttgart (Nachdr. Hildesheim ; . Nachdr. Hildesheim u. a. ). – K. v. M. Von der Sel. Eine Übertragung aus dem Liber de proprietatibus rerum des Bartholomäus Anglicus. Hg. v. Georg Steer (Kleine dt. Prosadenkmäler des MA ). München . – K. v. M.: Das Buch der Natur / Johannes Hartlieb: Kräuterbuch. Farbmikro che-Edition der Hs. Heidelberg, Universitätsbibl., Cod. Pal. Germ. und der Bilder aus Cod. Pal. Germ. . Bearb. v. Gerold Hayer (Codices illuminati medii aevi ). München . – K. v. M. Das ‹Buch der Natur›. Bd. . Krit. Text nach den Hss. Hg. v. Robert Luff/Georg Steer (TTG ). Tübingen . Ü: Das Tierbuch des K. v. M. Ins Nhd. übertragen und eingeleitet von Gerhard E. Sollbach (Die bibliophilen Taschenbücher ). Dortmund . – K. v. M. Buch der Natur. Ins Nhd. übertragen und eingeleitet von G. E. Sollbach. Frankfurt/M. . . Die zwischen und / in Regensburg verfasste Yconomica (Oeconomica), K.s umfangreichstes Werk, bildet nach der Monastik den zweiten Teil von K.s moralphilosophischer Trilogie. Ob der dritte Teil, die Politik, von K. geschrieben wurde, ist nicht bekannt; eine Handschrift hiervon wurde bis heute nicht aufgefunden. Die in drei Bücher eingeteilte Lehre vom Haus handelt
Konrad von Megenberg im ersten Buch vom Haushalt des «gemeinen Mannes», erörtert das Verhältnis von Mann und Frau («Vir naturaliter sit caput mulieris»), Eltern und Kindern, Herrn und Gesinde und thematisiert die zum Leben notwendigen Güter. Im zweiten Buch geht es um den weltlichen Fürstenhof, speziell um den dt. Kaiserhof. Das dritte Buch («domus divina») ist unterteilt in die Bereiche «domus scholastice» (Universitäts- und Bildungswesen), «domus ecclesiaciste» (der kirchliche Bereich im engeren Sinne) und «regimen curie» (Papst/Kurie). Hauptquelle des Werks, das K. → Lupold von Bebenburg, dem damaligen Bischof von Bamberg, widmete, war die Politik des Aristoteles in der Bearbeitung des Aegidius Romanus (Fürstenspiegel). Daneben benützte K. u. a. den Aristoteles-Kommentar des Averroes, die Sentenzen des → Petrus Lombardus, die Etymologiae des Isidor von Sevilla, De vegetabilibus des Albertus Magnus, den Canon des Avicenna, den Colliget des Averroes, den Liber de natura rerum des Thomas von Cantimpré, das Exameron des Ambrosius, De civitate Dei des → Augustinus sowie De ecclesiasticis personis und De consideratione des → Bernhard von Clairvaux. Ü: S: Sevilla, Bibliotheca Colombina, Ms. –- (olim , Z . ), ra–vb (aus Deutschland, ). – V: Rom, Biblioteca Vaticana, cod. Pal. lat. (alt , c. , und ), r–r (aus Deutschland, . Jh.; Fragm.). – E: ehemals im Besitz der Familie von Eyben, Wetzlar (verschollen). A: K. v. M.: Ökonomik (Buch –). Hg. v. Sabine Krüger (MGH Staatsschr. III, /–). Stuttgart –. . Anders als im Planctus ecclesiae Germaniam () ist K. in seinem kirchenpolitischen Tractatus de translatione imperii (, drei Teile, Kapitel), in dem es ebenfalls um eine Klärung des Verhältnisses Papsttum/Kaisertum geht, im Lager des Papstes zu nden, dem er dank seiner geschichtlichen Rolle eine Stellung über dem Kaiser einräumt. Der Kaiser soll «defensor ecclesie et rector laicorum» sein. Zur Ausschaltung des Kaisertums ist der Papst trotz seiner funktionellen Überordnung nicht berechtigt. Ü: Eichstätt, Staats- und Seminarbibl., cod. (olim ° ), S. a–b (Regensburg [?], nach –, lat.). – Piacenza, Biblioteca Comunale, cod. Land. , r–v (. Jh.). – Schweinfurt, Stadtarch. und StB, ohne Sign., ra–va (zweite Hälfte . Jh.).
Konrad von Megenberg A: K. v. M.: Tractatus de translacione imperii. In: Unbekannte kirchenpolitische Streitschr. [...]. Hg. v. R. Scholz (s. o.), Bd. , , S. –. . In seinem Tractatus contra Wilhelmum Occam (..) bezieht sich K. auf eine wohl entstandene, vermutlich anonym erschienene Flugschrift, die gegen die von Papst Clemens VI. geforderte Unterwerfungsformel polemisierte. Als Verfasser vermutete K. Wilhelm von Ockham, den er seit seines Aufenthalts in Paris als Gegner sah. Gewidmet ist der Tractatus dem verteidigten Kaiser Karl IV. Ü: Eichstätt, Staats- u. Seminarbibl., cod. (olim ° ), S. a–b (Pap., Regensburg [?], nach –, lat.). – Brünn, Mährisches Landesarch., Ms. (); dazu in Prag, Bibl. des Metropolitankapitels, cod. N. , ra–rb, ra–rb (eigenständige «Excerpta» mit einem Widmungsbrief an Bischof F[riedrich] von Regensburg). A: K. v. M.: Tractatus contra Wilhelmum Occam. In: Unbekannte kirchenpolitische Streitschr. [...]. Hg. v. R. Scholz (s. o.), Bd. , , S. –. . Die nach entstandenen Statuta capituli ecclesie Ratisponensis sind ein Handbuch über Rechte und P ichten für den Domherrn. Sie gelten als die ältesten erhaltenen Domkapitelstatuten in Bayern. Ü: München, BSB, clm , ra–va (Pap., um , aus St. Emmeram in Regensburg, lat.). A: Andreas Mayer: Thesaurus novus iuris ecclesiastici. Bde. Regensburg –, hier Bd. , , S. –. . Mit der wohl verfassten kirchenpolitischen Schrift Lacrima ecclesie (Tractatus contra mendicantes ad papam Urbanum V., das . Kapitel auch u. d. T. Liber de erroribus begehardorum) bezweckte K. eine Aufklärung des Papstes über das Unwesen von Begarden und Beginen sowie über die Missstände bei den Mendikantenorden. Der eilig zusammengestellt wirkende Traktat, dem «eine Schlußredaktion gefehlt haben muß» (Colberg, S. XVII), besteht aus zwei Teilen: a) Beschwerden in neun Kapiteln, b) Vorschläge zur Abhilfe in acht Kapiteln. Ü (nach Colberg, S. XXII– XXXVIII; noch nicht aufgefundene Hss., S. XXXV–XXXVII; Konkordanz der Hss., S. f.): Volltext: A: Ansbach, Staatliche Bibl. (Schlossbibl.),
. Hälfte . Jh. Ms. lat. , r–r (Pap., nach und Anfang bis Mitte . Jh.). – B: Brno/Brünn, Moravská zemská knihovna, Mk , ra–vb (Pap., Prag [?], ). – S: Stuttgart, LB, Theol. et Phil. ° , r–r (zwei Teile [r–vb, ra–r] von zwei Händen, Pap., [Bl. rb], Augsburg [Bl. v, r]). – T: Trier, Bibl. des Priesterseminars, Cod. , v–v (Pap., Trier [?], ca. . – W: Wolfenbüttel, HAB, Cod. Helmst. , v–v (Pap., . und . Jh.). – Auszüge: C: Wrocław/Breslau, UB, Cod. I F , ra-va (Pap. und Perg., erste Hälfte . Jh.). – G: Ebd., Cod. Mil. II , ra-va (Pap., , aus Görlitz). – H: Roma, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. , r-v, v, r-v (Pap., nach ). – P: Prag, Knihovna Metropolitní Kapituli, Cod. D , r–r (Pap., Prag [?], nach ). – R: Wrocław/Breslau, UB, Cod. I F , rb-vb (Pap., ). – Z: Berlin, SBB, Ms. theol. lat. fol. , a–b (Pap., Erfurt, –). D: Colberg, S. XXXVIII–XLI. A: K. v. M.: Lacrima ecclesie. Hg. v. Katharina Colberg (MGH Quellen zur Geistesgesch. ). Hannover . . Vorbilder der Vita S. Erhardi (um /) waren die Erhardsviten eines Paulus und eines Anonymus. Der eigentlichen Erzählung fügte K. einen Widmungsbrief (an Erzbischof Johann von Prag, –) und eine kurze autobiographische Darstellung der von ihm als Wunder verstandenen Heilung am Grab des hl. Erhard in Regensburg an. Ü: München, BSB, clm , rb–rb (Pap., /, aus St. Emmeram in Regensburg, lat.). A: K. v. M.: Vita S. Erhardi. In: Analecta Sanctorum. Hg. v. Joannes Bollandus. Januar. Bd. . Antwerpen (Neudr. Paris []) S. – (ohne Prolog und Widmungsschreiben). . Etwa zur gleichen Zeit wie die Vita S. Erhardi entstand die Historia S. Erhardi, ein gereimtes Offizium für die Feste des hl. Erhard (Geburtstag, . Januar; «translatio», . Oktober). Zu bereits existierenden Melodien schrieb K. neue Texte. Ü: München, BSB, Clm / , r–v (Pap., Regensburg, mit musikalischer Notation versehene Abschrift des F. J. Grienewaldt von , lat.). A: K. v. M.: Historia Sancti Erhardi. Einf. und Edition von Roman Hankeln (Wissenschaftliche Abh., Institute of Mediaeval Music, ,: Historiae). Ottawa .
. Hälfte . Jh. . In seinem als theologisches Hauptwerk geltenden Commentarius de laudibus Beatae Virginis Mariae (nach ) kommentiert K. die beiden von ihm selbst gedichteten Marien-Lobpreisungen von / (s. o. unter Punkt ). Er greift dabei u. a. auf Wilhelm von Ware, Johannes Duns Scotus und Richard Fitzralph († um ) sowie auf Bernhard von Clairvaux und → Franz von Assisi zurück. Ü: München, BSB, clm , ra–rb (Pap., . Jh., aus St. Emmeram in Regensburg, lat.). – Göttweig, Stiftsbibl., cod. (olim ), r–v (. Jh.). A: Tractatus primus. Kritische Edition und Komm. von Christine Mundhenk (Hausarbeit M. A. Göttingen ). . Mit dem Tractatus de arboribus consanguinitatis et affinitatis (auch Repertorium nuptiale, ..) legte K. für Pfarrer eine Handreichung über Ehehindernisse aufgrund natürlicher und geistlicher Verwandtschaft vor. Insgesamt trat er für eine freizügigere Auslegung der kirchenrechtlichen Bestimmungen ein als Johannes → Andreae (um –). Ü: München, BSB, clm , ra–rb (Perg., . Jh., aus St. Emmeram in Regensburg). – Graz, UB, cod. , r–r. . Ebenfalls für den praktischen Gebrauch vorgesehen waren die anonym erschienenen Canones poenitentiales (), eine Sammlung von kirchenrechtlichen Buß- und Strafbestimmungen. Ü: München, BSB, clm , va–va (s. Punkt ). – Graz, UB, cod. , r–r. . K.s letztes (kirchenrechtliches) Werk, De limitibus parochiarum civitatis Ratisponensis (..), behandelt das Verhältnis zwischen der Dompfarrei und den verschiedenen Kloster- und Stiftspfarreien in Regensburg. Ü: Neun Hss. (Schneider, S. ff., ff.), darunter: Regensburg, Staatliche Bibl., Rat. Episc. . – München, BSB, Clm (wohl Abschrift der Originalhs. K.s v. M.). – Ebd., clm , –. – Auszüge: München, BSB, clm . – Ebd., clm . – Ebd., clm . – Würzburg, Minoritenkloster, Kodex I . A: K.s v. M.: Traktat ‹De limitibus parochiarum civitatis›. Ein Beitr. zur Gesch. des Pfarrinstituts aus dem . Jh. Hg. v. Philipp Schneider. Regensburg , S. –. L: Riezler, ADB () S. –. – Ehrismann // () f. – Sabine Krüger,
Konrad von Megenberg NDB (), S. f. – Georg Steer, VL () Sp. –; () S. . – Ders., LexMA () Sp. f. – Johannes Madey, BBKL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. f. – Schulthess/Imbach () S. f. – Walter Buckl, LThK () Sp. f. – Ders., Killy () S. f. – Gisela Drossbach, HRG . Lfg. () Sp. f. Allgemein zu Leben und Werk: Meinhard Sponheimer: K. v. M.s politische Ideen im Zusammenhang mit der ma. Lehre vom Staat. Diss. Berlin . – Helmut Ibach: Leben und Schr. des K. v. M. (Neue dt. Forschungen, Abt. Ma. Gesch. ). Berlin . – Thomas Kaeppeli: Zur Überl. der Werke des K. v. M. In: Im Schatten von St. Gereon. FS Erich Kuphal (Veröff. des Kölnischen Geschichtsvereins ). Köln , S. –. – Hugo Steger: K. v. M. und die Sprache des Nürnberger Raumes im . Jh. Eine wortgeographische Unters. In: ZfdPh () S. –. – S. Krüger: K. v. M. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. . Hg. v. Gerhard Pfeiffer. Würzburg , S. –. – Walter Pagel/Marianne Winder: Gnostisches bei Paracelsus und K. v. M. In: Fachlit. des MA. FS Gerhard Eis. Stuttgart , S. –. – S. Krüger: Das Rittertum in den Schr. des K. v. M. In: Herrschaft und Stand. Unters. zur Sozialgesch. im . Jh. Hg. v. Josef Fleckenstein (Veröff. des Max-Planck-Inst. für Gesch. ). Göttingen , S. –. – Margit Weber: K. v. M. Leben und Werk. In: Beitr. zur Gesch. des Bistums Regensburg () S. –. – Norbert Richard Wolf: Probleme wissensliterarischer Kommunikation. In: Wissensorganisierende und wissensvermittelnde Lit. im MA. Hg. v. dems. (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – Franz Fuchs: Bildung und Wiss. in Regensburg. Neue Forschungen und Texte aus St. Mang in Stadtamhof (Beitr. zur Gesch. und Quellenkunde des MA ). Sigmaringen , S. f. – Gerold Hayer: K. v. M. In: Ratisbona sacra. Das Bistum Regensburg im MA. Ausstellung anläßlich des jährigen Jubiläums der kanonischen Errichtung des Bistums Regensburg durch Bonifatius – [...]. Hg. v. Peter Morsbach (Kunstsammlungen des Bistums Regensburg: Kataloge und Schr. ). München/Zürich . – M. Weber: K. v. M. Domherr zu Regensburg. In Beitr. zur Gesch. des Bistums Regensburg / () S. –. – F. Fuchs: K. v. M.: Ein Universalgelehrter des . Jh. In: Gelehrtes Regensburg. Stadt der Wiss., Stätten der Forschung im Wandel der
Konrad von Megenberg Zeit. Hg. v. der Univ. Regensburg. Regensburg , S. –. – William J. Courtenay: Conrad of M.: The Parisian Years. In: Vivarium () S. –. – Christopher Page: German musicians and their instruments. A th-century account by K. of M. In: Ders.: Music and Instruments of the Middle Ages. Studies on Texts and Performance (Variorum collected studies series ). Aldershot , –. – K. v. M. (–) und sein Werk. Das Wissen der Zeit. Hg. v. Claudia Märtl u. a. (Zs. für bayerische Landesgesch., Beih. [Reihe B]). München (darin u. a.: F. Fuchs: Neue Quellen zur Biogr. K.s v. M., S. –; R. Hankeln: K. v. M., der Musiker, S. –). – G. Drossbach: Neue Forschungen zur spätma. Rezeptionsgesch. K.s v. M. In: Zs. für bayerische Landesgesch. () S. –. – K. v. M. Regensburger Domherr, Dompfarrer und Gelehrter (–). Zum . Geburtstag. Ausstellung in der Bischö ichen Zentralbibl. Regensburg [...]. Hg. v. Paul Mai (Bischö iches Zentralarch. und Bischö iche Zentralbibl. Regensburg. Kataloge und Schr. ). Regensburg (darin: Werner Chrobak: Die Schr. K.s v. M., S. –). Hagiographische Schriften: Roman Hankeln: Zur ‹Historia Sancti Erhardi› des K. v. M. (–). Neues Material aus Regensburger und Münchener Quellen. In: Choralhss. in Regensburger Bibliotheken. Kat. zur Ausstellung in der Bischö ichen Zentralbibl. Regensburg [...]. Katalogbearb.: Raymond Dittrich. Regensburg , S. –. Kirchenpolitische Schriften: Hermann Grauert: K.s v. M. Chron. und sein Planctus ecclesiae in Germaniam. In: Hist. Jb. () S. –. – Philipp Schneider: K.s v. M. Traktat ‹De limitibus parochiarum civitatis Ratisbonensis›. Ein Beitr. zur Gesch. des Pfarrinstituts aus dem . Jh. Regensburg . – Hermann Meyer: Lacrima ecclesiae. Neue Forschungen zu den Schr. K.s v. M. In: Neues Arch. der Ges. für ältere dt. Geschichtskunde () S. –. – Horst Kusch: Philologisches zum Planctus. In: K. v. M.: Klagelied [s. Ausg.], S. IX–XXXIII. – Gerhard Zschäbitz: Historisches zum Planctus. In: ebd., S. XXXV–LXX. – Charles Kenneth Brampton: Bemerkungen zu den ‹Exerpta› aus einem Traktat K.s v. M. In: DA () S. –. – Heiner Faulenbach: Die Vorstellung von weltlicher und geistlicher Macht im ‹Planctus Ecclesiae in Germaniam› des K. v. M. In: Relationen. Stud. zum Übergang vom SpätMA zur Reformation. FS
. Hälfte . Jh. Karl-Heinz zur Mühlen. Hg. v. Athina Lexutt/ Wolfgang Matz (Arbeiten zur Hist. und Systematischen Theologie ). Münster , S. –. – Jörg Oberste: Das Bistum Regensburg im SpätMA zwischen Krise und Erneuerung. Zwei Reformschr. K.s v. M. († ). In: Zs. für bayerische Landesgesch. () S. –. Ökonomik: Richard Salomon: Zur Oeconomica des K. v. M. In: Neues Arch. der Ges. für ältere dt. Geschichtskunde () S. –. – Th. Kaeppeli/August Pelzer: L’Oeconomica de Conrad de M. retrouvée. In: Revue d’histoire ecclésiastique () S. –. – Hermann Heimpel: Seide aus Regensburg. In: MIÖG () S. –. – S. Krüger: Zum Verständnis der Oeconomica K.s v. M. Griechische Ursprünge und spätma. Lehre vom Haus. In: DA () S. –. – Dies.: Fische im ‹Buch der Natur› und in der ‹Oeconomica› des K. v. M. In: Die Naturwiss. () S. –. – Christoph Fasbender: Funktionalisierte Naturkunde in K.s v. M. «Yconomica» – und im «Buch der Natur». In: Mediaevistik () S. –. – G. Drossbach: Die ‹Yconomica› des K. v. M. Das «Haus» als Norm für politische und soziale Strukturen (Norm und Struktur ). Köln u. a. . – Dies.: Hof ohne Herrschaft? «Haus» und «Hof» in den ‹Leges Palatinae› König Jakobs III. von Mallorca und in der ‹Yconomica› K.s v. M. In: Das Öffentliche und Private in der Vormoderne. Hg. v. Gert Melville/Peter von Moss (Norm und Struktur ). Köln u. a. , S. –. –G. Drossbach: Sciencia de regimine domus regie: Der Hof zwischen Ideal und Wirklichkeit in der «Yconomica» K.s v. M. In: Höfe und Hofordnungen –. Hg. v. Holger Kruse/Werner Paravicini (Residenzforschung ). Sigmaringen , S. –. – Jacques Verger: ‹Venerabilis mater universitas Parisiensis›. La présentation de l’université de Paris dans l’‹Yconomica› de Conrad de M. In: Finances, pouvoirs et mémoire. Mélanges offerts à Jean Favier. Hg. v. Jean Kerhervé/Albert Rigaudière. Paris , S. –. Naturkundliche und medizinische Schriften: S. Krüger: Krise der Zeit als Ursache der Pest? Der Traktat ‹De mortalitatis in Alamannia› des K. v. M. In: FS Hermann Heimpel. Hg. v. den Mitarbeitern des Max-Planck-Inst. für Gesch. Bd. (Veröff. des Max-Planck-Inst. für Gesch. /II). Göttingen , S. –. – Holger A. Pausch: Die naturwissenschaftliche Terminologie K.s v. M. in
. Hälfte . Jh. der ‹Dt. Sphaera›. Stud. zur Sprachlogik in der Vernacularlit. des MA. Montreal . – Klaus Arnold: K. v. M. als Kommentator der ‹Sphaera› des Johannes von Sacrobosco. In: DA () S. –. – Jean-Paul Deschler: Die astronomische Terminologie K.s v. M. Ein Beitr. zur ma. Fachprosa (Europäische Hochschulschr. , ). Bern/Frankfurt/ M. . – Francis B. Brévart: Zur Überlieferungsgesch. der ‹Dt. Sphaera› K.s v. M. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Christian Hünemörder: Antike und ma. Enzyklopädien und die Popularisierung naturkundlichen Wissens. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Walter Blank: Mikro- und Makrokosmos bei K. v. M. In: Geistliche Denkformen in der Lit. des MA. Hg. v. Klaus Grubmüller u. a. (MMS ). München , S. –. – Rainer A. Müller. Edelsteinmedizin im MA. Die Entwicklung der spätantiken und ma. Lithotherapie unter besonderer Berücksichtigung des K. v. M. (Schriftenreihe der Münchener Vereinigung für Gesch. der Medizin e. V. ). Gräfel ng . – Nigel F. Palmer: «Von den naturlichen troymen». Zur Integration griechisch-arabischer Medizin in die ma. Enzyklopädik und deren Umdeutung bei K. v. M. und Heinrich von Mügeln. In: FS Walter Haug und Burghart Wachinger. Hg. v. Johannes Janota u. a. Tübingen , S. –. – Johannes Gottfried Mayer: K. v. M. und Paracelsus. Beobachtungen zu einem Wandel in der volkssprachlichen naturwissenschaftlichen Lit. des späten MA. In: Würzburger Fachprosa-Stud. Beiträge zur ma. Medizin-, Pharmazie- und Standesgesch. aus dem Würzburger medizinhist. Institut. Michael Holler zum . Geburtstag. Hg. v. Gundolf Keil (Würzburger medizinhist. Stud. ). Würzburg , S. –. – Jens Pfeiffer: Macht der Sterne oder Miasmen der Erde. Heinrich von Mügeln und K. v. M. über die Pest von . In: ‹Artes› im MA. Hg. v. Ursula Schaefer. Berlin , S. –. – D. Gottschall: Scienza in volgare: Corrado di M. e la peste del . In: Filoso a in volgare nel medioevo. Hg. v. Nadia Bray/Loris Sturlese (Textes et études du Moyen Âge ). Louvain-la-Neuve , S. –. – Wolfgang Wegner: I. H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – D. Gottschall: Wiss. bei K. v. M. Seine Texte zur Pest von . In: K. v. M. (–) und sein Werk (s. o.) , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA
Konrad von Megenberg und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . Buch der Natur: Annemarie Brückner: Quellenstud. zu K. v. M. Thomas Cantipratanus ‹De animalibus quadrupedibus› als Vorlage im ‹Buch der Natur›. Diss. Frankfurt/M. . – Franz Kirnbauer: Das Steinbuch des K. v. M. (Leobener grüne Hefte ). Wien . – Walther Mitzka: Landschaftliches Wortgut im ‹Buch der Natur› des K. v. M. . In: Hessische Bll. für Volkskunde / () S. S. –. – Krüger (s. Ökonomik). – G. Steer: Zur Nachwirkung des ‹Buches der Natur› K.s v. M. im . Jh. In: Volkskultur und Gesch. Festgabe für Josef Dünninger zum . Geburtstag. Hg. v. Dieter Harmening u. a. Berlin , S. –. – Traude-Marie Nischik: «Forscher». Eine etymologische Studie, unter besonderer Berücksichtigung von K. v. M.s «Buch der Natur». In: Konzeption und Begriff der Forschung in den Wiss. des . Jh. Referate und Diskussionen des . Wissenschaftstheoretischen Kolloquiums . Hg. v. Alwin Diemer (Stud. zur Wissenschaftstheorie ). Meisenheim am Glan , S. –. – Uwe Ruberg: Allegorisches im ‹Buch der Natur› K.s v. M. In: Frühma. Stud. () S. –. – Claude Lecouteux: K. v. M.: Von den Wundermenschen. In: Études Germaniques () S. –. – Hubert Schuler: Lehnprägungen in K.s v. M. Traktat ‹von der sel›. Unters. zum mhd. theologischen und philosophischen Wortschatz (Münchener germanistische Beitr. ). München . – T.-M. Nischik: Das volkssprachliche Naturbuch im späten MA. Sachkunde und Dinginterpretation bei Jacob van Maerlant und K. v. M. (Hermaea NF ). Tübingen . – G. Hayer: ‹zu lob dem hochgebornem fürsten Rudolfen dem vierden herczog in Österreich›. Zur Rezeption von K.s v. M. ‹Buch der Natur›. In: FS Ingo Reiffenstein. Hg. v. Peter K. Stein u. a. (GAG ). Göppingen , S. –. – Ders.: Die Überl. von K.s v. M. ‹Buch der Natur›. Eine Bestandsaufnahme. In: Dt. Hss. –. Oxforder Kolloquium . Hg. v. Volker Honemann/N. F. Palmer. Tübingen , S. –. – Christa Baufeld: Zu spätma. Enzyklopädien. In: Ergebnisse der XXI. Jahrestagung des Arbeitskreises «Dt. Lit. des MA». Hg. v. Peter Richter (Dt. Lit. des MA / Wissenschaftliche Beitr. der Ernst-Moritz-ArndtUniv. Greifswald). Greifswald , S. –. – Traude-Marie Nischik: ‹... und haizt ze däutsch ...›. Zur Übertragung lat. ‹nomina rerum› im ‹Buch der
Konrad von Megenberg Natur› des K. v. M. In: FS Herbert Kolb. Hg. v. Klaus Matzel/Hans-Gert Roloff, unter Mitarbeit von Barbara Haupt und Hilkert Weddige. Bern u. a. , S. –. – G. Hayer: Zu Kontextüberl. und Gebrauchsfunktion von K.s v. M. ‹Buch der Natur›. In: Latein und Volkssprache im dt. MA –. Regensburger Colloquium . Hg. v. Nikolaus Henkel/N. F. Palmer. Tübingen , S. –. – Manfred Günter Scholz: Quellenkritik und Sprachkompetenz im ‹Buch der Natur› K.s v. M. In: FS Walter Haug und Burghart Wachinger. Hg. Johannes Janota u. a. Bd. . Tübingen , S. –. – Helgard Ulmschneider: ‹Ain puoch von Latein ... daz hât Albertus meisterleich gesamnet›. Zu den Quellen von K.s v. M. ‹Buch der Natur› anhand neuerer Handschriftenfunde. In: ZfdA () S. –. – Walter Blank: ‹des geloub ich Megenbergær niht› – K.s v. M. ‹Naturwiss.› zwischen Tradition und Empirie. In: Vielfalt des Deutschen. FS Werner Besch. Hg. v. Klaus J. Mattheier u. a. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – W. Buckl: M. aus zweiter Hand. Überlieferungsgeschichtliche Stud. zur Redaktion B. des ‹Buchs von den natürlichen Dingen› (Germanistische Stud. und Texte ). Hildesheim u. a. . – Ders.: M. am Fürstenhof. Das ‹Buch der eygenkeit der dinge› des Dietrich von Tuchern. In: Die Funktion außer- und innerliterarischer Faktoren für die Entstehung dt. Lit. des MA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. Ch. Baufeld (GAG ). Göppingen , S. –. – Johanna Baumann: Zur Neuedition von K.s v. M. «puoch von den naturleichen dingen». In: Editionsber. zur ma. dt. Literatur. Beitr. der Bamberger Tagung «Methoden und Probleme der Edition ma. dt. Texte», .–. Juli . Hg. v. Anton Schwob unter Mitarbeit von Rolf Bergmann u. a. (Litterae ). Göppingen , S. –. – Mireille Schnyder: ‹sunder ich pin ein armer rab›. Zu einer autobiographischen Anekdote in K.s v. M. ‹Buch der Natur›. In: Wirkendes Wort () S. –. – H. Ulmschneider: ‹Ain puoch von latein›. Nochmals zu den Quelle von K.s v. M. ‹Buch der Natur›. In: ZfdA () S. –. – W. Buckl: ‹Dannoch wær dâ zweivel›. Das «Buch von den natürlichen Dingen» des K. v. M. In: Das . Jh. Krisenzeit. Hg. v. dems. (Eichstätter Kolloquium ). Regensburg , S. –. – Ch. Fasbender: Daz vêch tierl. Zu K.s v. M. Buch der Natur , ff. In: PBB () S. –. – Herfried Vögel: Sekundäre Ordnungen des Wissens im ‹Buch der Natur›
. Hälfte . Jh. des K. v. M. In: Enzyklopädien der Frühen Neuzeit. Beiträge zu ihrer Erforschung. Hg. v. Franz M. Eybl u. a. Tübingen , S. –. – Ch. Baufeld: Gesellschafts- und Individualkritik im ‹Buch der Natur› K.s v. M. In: Spannungen und Kon ikte menschlichen Zusammenlebens in der dt. Lit. des MA. Bristoler Colloquium . Hg. v. Kurt Gärtner u. a. Tübingen , S. –. – Fasbender (s. Ökonomik). – Gerold Hayer: K. v. M. ‹Das Buch der Natur›. Unters. zu seiner Textund Überlieferungsgesch. (MTU ). Tübingen . – Norbert H. Ott: Wege zur Landschaft. Randbemerkungen zu den Illustrationen einiger spätma. Hss., insbesondere K.s v. M. In: Natur und Kultur in der dt. Lit. des MA. Colloquium Exeter . In Zusammenarbeit mit Frank Fürbeth und Ulrike Zitzlsperger hg. v. Alan Robertshaw und Gerhard Wolf. Tübingen , S. –. – Dagmar Gottschall: Sprachtheoretische Überlegungen K.s v. M. Zum Prolog des ‹Buch von den natürlichen Dingen›. In: Freiburger Zs. für Philosophie und Theologie () S. –. – Angelika Gross: La représentation de l’insipiens et la catégorisation esthétique et morale des parties corporelles dans le Buch der Natur de K. v. M. In: Le beau et le Laid au Moyen Age. Hg. v. Centre Universitaire d’Études et de Recherches Médiévales d’Aix (Séné ance ). Aix-en-Provence , S. –. – Klaus Speckenbach: Zwischen pragmatischer Wissensvermittlung und Traumbuch. Zur Überl. von K.s v. M. ‹lere Rasis von den traymen›. In: ‹Als das wissend die meister wol›. Beitr. zur Darstellung und Vermittlung von Wissen in Fachlit. und Dichtung des MA und der frühen Neuzeit. Walter Blank zum . Geburtstag. Hg. v. Martin Ehrenfeuchter/Thomas Ehlen. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Günther Rohr: Etymologie und Deutung der Natur bei K. v. M. und Jacob von Maerlant. In: Jacob von Maerlants «Der naturen bloeme» und das Umfeld. Vorläufer – Redaktionen – Rezeption. Hg. v. Amand Berteloot/Detlev Hellfaier (Niederlande-Stud. ). Münster u. a. , S. –. – G. Steer: Das ‹Buch von den natürlichen Dingen› K.s v. M. – ein ‹Buch der Natur›? In: Die Enzyklopädie im Wandel vom HochMA bis zur frühen Neuzeit. Akten des Kolloquiums des Projekts D im Sonderforschungsbereich (..–..). Hg. v. Christel Meier (MMS ). München , S. –. – Jürgen Hamel/ Kurt Heydeck: K. v. M.: Buch von den natürlichen Dingen. In: Aderlaß und Seelentrost. Die
. Hälfte . Jh. Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. – (Nr. und ). – H. Ulmschneider: K.s v. M. «Buch der Natur»: Der Michelstädter Codex D , die verlorene Erbacher Hs. und der Heidelberger Codex Cpg. . Zu einer Familie von Bilderhss. der ältesten dt. Naturgesch. In: Bewahren und Erforschen. Beitr. aus der Nicolaus-Matz-Bibl. (Kirchenbibl.) Michelstadt. Festgabe für Kurt Hans Staub zum . Geburtstag. Hg. v. Wolfgang Schmitz (Rathaus- und Museumsreihe ). Michelstadt , S. –. – D. Gottschall: K. v. M.s ‹Buch von den natürlichen Dingen›. Ein Dokument deutschsprachiger Albertus-Magnus-Rezeption im . Jh. (Stud. und Texte zur Geistesgeschichte des MA ). Leiden/Boston . – Klaus Grubmüller: Laiengelehrsamkeit. Über volkssprachliche Wiss. im MA. In: ‹Scientia poetica›. Lit. und Naturwiss. Hg. v. Norbert Elsner/Werner Frick. Göttingen , S. –. – Robert Luff: Autorschaft im ‹Buch der Natur› K.s v. M. In: Autor – Autorisation – Authentizität. Beitr. der Internationalen Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft für germanistische Edition [...] (editio Beih. ). Tübingen , S. –. – Andrea Moshövel: ‹Der hât ainen weibischen muot ...›. Männlichkeitskonstruktionen bei K. v. M. und Hildegard von Bingen. In: Männer – Macht – Körper. Hegemoniale Männlichkeiten vom MA bis heute. Hg. v. Martin Dinges (Gesch. und Geschlechter ). Frankfurt/M., New York . – Ulrike Spyra: Das ‹Buch der Natur› K.s v. M. Die illustrierten Hss. und Inkunabeln (Pictura et Poesis ). Köln u. a. (vgl. dazu: G. Hayer, ZfdA [] S. –). – Löwen, Liebstöckel und Lügensteine. Illustrierte Naturbücher seit K. v. M. Hg. v. Maria Effinger/ Karin Zimmermann unter Mitarbeit von Margit Krenn (Schriftenreihe der Universitätsbibl. Heidelberg ). Heidelberg . – Alfredo Ramazzotti: Dal «De universo» di Rabano Mauro al «Buch der Natur» di K. v. M.: «Naturkunde» e «Naturallegorese» nelle enciclopedie naturalistiche del medioevo tedesco. In: La letteratura tecnico-scienti ca nel Medioevo germanico: ‹Fachlit.› e ‹Gebrauchstexte›. Hg. v. Letizia Vezzosi. Alessandria , S. –. – Thomas Bein: K.s v. M. «Buch der Natur» als germanistisch-mediävistisches Paradigma für einen innovativen, interkulturellen akademischen Unterricht. In: Zs. für interkulturelle Germanistik () H. , S. –. – Mechthild Habermann: Textmusterkonventionen in K. v. M.s
Pariser Pestgutachten «Buch der Natur». In: Textsortentypologien und Textallianzen des . und . Jh. Hg. v. ders. (Berliner Sprachwissenschaftliche Stud. ). Berlin , S. –. – K. v. M. (–): ein spätma. ‹Enzyklopädist› im europäischen Kontext. Unter redaktioneller Mitarbeit von Nina Pri ing hg. v. Edith Feistner (JOWG [/]). Wiesbaden . – Andreas Kraß: Poetik der Stimme. Der Gesang der Sirenen in Homers ‹Odyssee›, im ‹Tristan› Gottfrieds von Straßburg und im ‹Buch der Natur› K.s v. Me. In: Der âventiuren dôn. Klang, Hören und Hörgemeinschaften in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Ingrid Bennewitz/William Layher (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , S. –. BJ Pariser Pestgutachten (Compendium de epidemia compilatum Parisiis per magistros facultatis medicorum [Visi effectibus]; Traictie que les maistres de medicine et les astronomiens de Paris rent de la pestilence [Veus et consideres les effets]). – Wirkmächtiges Consilium der Pariser Medizinischen Fakultät, /. Das P. P. zählt zu den herausragenden fachliterarischen Dokumenten zur Pest im ma. Europa; es besaß überregionale Strahlkraft bis nach Südwestund Osteuropa. Der französische König Philipp VI. hat es im Sommer – vermutlich unter dem Eindruck der Pesterkrankung seiner Ehefrau – an der Pariser Universität in Auftrag gegeben. Es soll von insgesamt Gelehrten unter dem Vorsitz des Dekans Gérard de Saint-Dizier und womöglich unter der Federführung von Pierre Gas de Saint-Flour konzipiert worden sein. Das offiziell bestellte und anonym publizierte akademische Gemeinschaftswerk war in der lat. Version vermutlich im Oktober abgeschlossen. Eine französische Fassung konnte vor Juni vorgelegt werden. Das Consilium ist doppelt zweigliedrig gestaltet und besteht aus zwei «summae», die wiederum in je zwei Traktate untergliedert sind. Der erste Hauptteil behandelt Ursache und Prognosen, der zweite Prophylaxe und Therapie. Die beiden Sprachfassungen des Gutachtens unterscheiden sich auf signi kante Art und Weise, d. h. die französische Fassung ist mehr als eine bloße Übersetzung des lat. Gutachtens. Der lat. Text richtet sich primär an Ärzte, während die volkssprachige Version für Laien bestimmt ist. Demzufolge sind hier die Quellenangaben vereinfacht und Erklärungen ergänzt worden. Außerdem wurde der Rezeptteil verknappt
Pariser Pestgutachten zugunsten diätetisch-prophylaktischer Aspekte. In seinen medizinischen Grundideen und Ansätzen ist das P. P. zwar nur wenig originell, es bahnte aber dennoch den Weg zu neuen Formen der Seucheneindämmung. Wichtigster Ausgangspunkt ist das «Pesthauchmodell» des Römers Gentile da Foligno, das selbst wiederum auf der hippokratischen Miasma-Vorstellung aufbaut. Im Pariser Gutachten wurde Gentiles Ansatz so moduliert, das er für prophylaktisch-therapeutische Verfahren nutzbar wurde. Die enorme Wirkung des P. P. ging ausschließlich von der lat. Version aus und lässt sich nicht nur an den Textzeugen des Gutachtens selbst bemessen. Es hat die nationalen (lat. wie volkssprachigen) Fachliteraturen eminent beein usst. So lebt es zum Beispiel im dt. Sprachraum in der immensen Zahl an Textzeugen des böhmischen Pestraktats → Sinns der höchsten Meister von Paris fort, der womöglich noch in Prag quasi als praktisch-therapeutische Umsetzung des P. P. erstellt wurde. Auch → Johann von Sachsen baut in seinem Compendium de Epidemia auf dem P. P. auf. Die Wirkung der Pariser Pestschrift auf das dt. Fachschriftum ist jedoch nicht systematisch erfasst (vgl. z. B. Berchtold → Bloemenstein, Hans → Hartmann von Luzern, Hans → Rosenbusch, Konrad → Schelling, Johann → Simmering, → Fuldaer Pestrezepte, Schaz der wîsheit [Albert von Parma, → Bernhard von Rostock, → Heinrich von Lübeck, → Heinrich von Sachsen, Rudolf → Schwenninger]). Ü: Eine Gesamtschau der lat. Überl. liegt nicht vor. Sudhoff , S. – nennt lat. und drei französische Hss., von denen zwei lat. nach Korrektur von Sies (s. Ausg.) S. ausscheiden. – Die älteste französische Fassung ndet sich in: Paris, Nationalbibl., Français , v–r (Perg., Mitte . Jh.). – Eine mitteldt. Kurzfassung des P. P. in: Bad Berleburg, SaynWittgensteinsche Schlossbibl., Ms. RT / (olim F ; Sammelhs. des → Bernhard von Breidenbach) va–va (Pap., /, rheinfränkisch). A: Lat.: Justus Friedrich Carl Hecker: Compendium de Epidemia per Collegium facultatis medicorum Parisiis ordinatum . In: Wissenschaftliche Annalen der gesammten Heilkunde () S. –. – Documents inédits sur la grande peste de . Publiés avec une introduction et des notes par L. A. Joseph Michon. Paris , S. – (mit Lücken). – Robert Hoeni
. Hälfte . Jh. ger: Der schwarze Tod in Deutschland. Ein Beitr. zur Gesch. des . Jh. Berlin (Neudr. Walluf ) S. –. – Hippolyte-Émile Rébouis: Étude historique et critique sur la peste. Paris , S. – (mit neufranzösischer Übersetzung). – Sudhoff , S. –. – Andrea Birgit Schwalb: Das P. P. v. . Eine Textedition und Interpretation der ersten Summe. Diss. Tübingen (Teilausg.). – Altfranzösisch: Raymond Arveiller: Textes médicaux français d’environ . In: Romania () S. – (Teilausg.). – Rudolf Sies: Das ‹Pariser Pestgutachten› von in afrz. Fassung (Würzburger medizinhist. Forschungen /Unters. zur ma. Pestlit. ). Pattensen . L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Der schwarze Tod im . Jh. Nach den Quellen für Aerzte und gebildete Nichtärzte bearb. von J. F. C. Hecker. Berlin (Neudr. Walluf ) S. – (mit dt. Teilübers. des lat. Textes). – Karl Sudhoff: Ein dt. Pest-Regiment aus dem . Jh. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f. – Ders.: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «Schwarzen Todes» . Tl. : Pestschr. aus Frankreich, Spanien und England. In: ebd. () S. –, hier S. –. – Alfred Coville: Écrits contemporains sur la peste de à . In: Histoire littéraire de la France () S. –, hier S. . – Eduard Seidler: Die Heilkunde des ausgehenden MA in Paris. Stud. zur Struktur der spätscholastischen Medizin (Sudhoffs Arch. Beih. ). Wiesbaden , S. –. – Sies (s. Ausg.) – Kurt Baldinger: Rezension Ausg. Sies. In: Zs. für romanische Philologie () S. –. – Franz Gräser/Gundolf Keil: Die Pestrezepte des Fuldaer Kodex Aa . Unters. zu einem ostfränkischen Kompilat des . Jh. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – Schwalb (s. Ausg.). – Älterer dt. ‹Macer› – Ortolf von Baierland ‹Arzneibuch› – ‹Herbar› des Bernhard von Breidenbach – Färber- und Maler-Rezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhs. des Kodex Berleburg [...]. Farbmikro che-Edition, Einf. zu den Texten, Beschreibung der P anzenabb. und der Hs. v. Werner Dressendörfer u. a. (Codices illuminati medii aevi ). München , S. , (Teilabdruck der mitteldt. Kurzfassung). – Klaus Bergdolt: Der Schwarze Tod. Die Große Pest und das Ende des MA. München , , S. , f., , u. ö. – Sylvie Bazin-Tacchella: Rupture et continuité du discours médical à travers les écrits sur la peste de . Le Compendium de epi
. Hälfte . Jh. demia () et ses adaptations françaises. La relation de peste contenue dans la Chirurgia Magna de Guy de Chauliac (). In: Air, miames et contagion. Les épidémies dans l’Antiquité et au Moyen Âge. Hg. v. ders. (Hommes et textes en Champagne). Langres , S. –. – Dies.: La oraison des textes sur la peste aux XIVe et XVe siècles. Les pièces en vers. In: Travaux de littérature () S. –, hier S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. –, . VZ Sendbrief-Aderlassanhang. – Pestraktat von . Das therapeutische Verfahren des S.-A. legt nahe, dass dessen unbekannter Verfasser Wundarzt war. Er dürfte aus dem bair.-ostschwäbischen Sprachraum gestammt haben, auch wenn die handschriftliche Überlieferung von Prag – dem Zentrum der frühen dt. Pestliteratur – ihren Ausgang nahm. Das → Pariser Pestgutachten von / hat der Anonymus offensichtlich noch nicht gekannt. Der Traktat zählt zu den sehr frühen dt. fachliterarischen Auseinandersetzungen mit der Epidemie und könnte sogar der älteste dieser Texte überhaupt sein. Er besteht aus einem vierteiligen LassstellenKatalog, der die Lassstellen aber noch keiner Systematik unterwirft. Als zweiter Teil folgt eine nahrungsdiätetische Anleitung. Den Abschluss bildet ein Gebet. Der S.-A. hat mit seinem Lasskonzept einen erheblichen Ein uss auf die nachfolgende Pesttherapie im dt.-ndl. Raum gehabt und deren Schwerpunktsetzung auf den Blutentzug mitbestimmt. → Gallus von Prag, → Christian von Prachatitz, Jakob → Engelin oder Andreas → Reichlin d. Ä. haben das therapeutische Konzept übernommen, das bis in die Neuzeit weiterwirkt (vgl. auch die → Fuldaer Pestrezepte). Auch das Bildprogramm des → Pestlassmännlein ist vom S.-A. beein usst. Über Zwischenstufen verbindet eine textgenetische Kontinuität den S.-A. mit dem → Brief an die Frau von Plauen. Dieser Zusammenhang erlaubt es, den rund fünfzehn Jahre später entstandenen und äußerst breit überlieferten Brieftraktat als Redaktionsstufe des S.-A. zu bewerten. Ü: Der Traktat wird von über Hss. als Anhang früher böhmischer Pesttraktate überliefert. Besonders häu g ist die Überliefe
Sendbrief-Aderlassanhang rungsgemeinschaft mit dem Brief an die Frau von Plauen, dem → Sinn der höchsten Meister von Paris (in der Redaktion des → Hans von Lucken) und dem Prager Sendbrief Missum imperatori des Gallus von Prag. Streuüberl. besteht bis zu Pestdrucken des . Jh. (so noch bei Konrad → Schwestermüller). – Die einzelnen bekannten Textzeugen werden gelistet bei Rutz, S. ; Gräter, S. , f., ; Franke, S. , , , –, ; Keil , S. f., f.; Haage ; Dressendörfer u. a., S. , f. (s. jeweils Lit.). A: Franke (s. Lit.) S. –. – Diplomatische Abdrucke aus einzelnen Hss.: Ebd., S. –; Gräter (s. Lit.) S. –, f., –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Alexander Seitz: Sämtliche Schr. Hg. v. Peter Ukena. Bd. : Medizinische Schr. (Ausg. dt. Lit. des XV. bis XVIII. Jh. []). Berlin , S. f. – Andreas Rutz: Altdt. Übers. des Prager ‹Sendbriefs› (‹Missum imperatori›) (Unters. zur ma. Pestlit. ). Diss. Bonn . – Volker Gräter: Der Sinn der höchsten Meister von Paris. Stud. zu Überl. und Gestaltenwandel (Unters. zur ma. Pestlit. /). Bonn . – Hans-Peter Franke: Der Pest-‹Brief an die Frau von Plauen›. Stud. zu Überl. und Gestaltwandel (Würzburger medizinhist. Forschungen /Unters. zur ma. Pestlit. /). Pattensen , S. –, . – Heinz Bergmann/G. Keil: Das Münchner Pest-Laßmännchen. Standardisierungstendenzen in der spätma. dt. Pesttherapie. In: Fachprosa-Stud. Beitr. zur ma. Wiss.- und Geistesgesch. FS Gerhard Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Berlin , S. –, hier S. f. – Gloria Werthmann-Haas: Altdt. Übersetzung des Prager ‹Sendbriefs› (‹Missum imperatori›). Auf Grund der Ausg. von A. Rutz neu bearb. (Würzburger medizinhist. Forschungen /Unters. zur ma. Pestlit. ). Pattensen , S. f., , , . – G. Werthmann-Haas/G. Keil: ‹Sendbrief›-Anteile im St. Georgenberger Pest-Konsilium des Ulrich von Trient. Ein Beitr. zur Tiroler Seuchengesch. des frühen . Jh. In: Der Schlern () S. –, hier S. , . – Ortrun Riha: Wissensorganisation in medizinischen Sammelhss. Klassi kationskriterien und Kombinationsprinzipien bei Texten ohne Werkcharakter (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ
Sinn der höchsten Meister von Paris Remedium to ryme vor de pestilenciam. – Pesttraktat, um . Das R. enthält in dt. Reimpaarversen Anweisungen zur Vermeidung einer Ansteckung mit der Pest. Als wichtigste Quelle des Textes gilt das → Pariser Pestgutachten. Die Abfassung des R. wird um durch einen unbekannten Ostelbier vermutet. Dieser kannte offenbar die jüngere Fachliteratur der Prager Schule nicht und war auch mit vielen Fachbegriffen nicht vertraut, weshalb es sich möglicherweise um einen Laienarzt handelte. Ü: Göttingen, SUB, cod. Ms. hist. nat. , v–v (Pap., Rostock, , nd.). – Vgl. www.mr.de/. A: Wardale (s. Lit.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Walter L. Wardale: Some Notes on the Stockholm MS X and the Göttingen MS hist. nat. . In: Fachlit. des MA. FS Gerhard Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Stuttgart , S. –. – Wolfgang Wegner: R. to r. v. de p. In: In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . MM Sinn der höchsten Meister von Paris. – PestKurztraktat, um . Der Traktat ist als eine therapieorientierte und stark kürzende Adaption des → Pariser Pestgutachtens im Umfeld der Prager Universität entstanden. Bereits scheint die Pariser Schrift in Prag bekannt gewesen zu sein und die Arbeit an der böhmischen Pestschrift umgehend angestoßen haben. Erklärtes Ziel ist es, den «sinn der hogistin meyster von Paris» therapeutisch nutzbar zu machen, so dass auch der einfache Mensch von den für den französischen König erstellten Verfahren und prophylaktischen Ratschlägen pro tieren könne. Der Text mit seinen insgesamt elf Paragraphen ist dabei so knapp gehalten, dass er sich zur Distribution auf Flugblättern eignete. Sein unbekannter Verfasser verfügte sowohl über Erfahrungen in der Pesttherapie als auch in der Drogenkunde und war höchstwahrscheinlich akademischer Arzt. Eine Kurzredaktion wird → Hans von Lucken zugeschrieben. Zur Prophylaxe werden u. a. das ma. universale Heilmittel Theriak, Pestpillen oder ein Trank aus Salbei und Holunder (→ Salbeitraktat) eingesetzt. Auch wird vor Menschenansammlungen und Ansteckung gewarnt. Zur Behandlung von Pestbeulen emp ehlt der Traktat ein Anätzen mit Senföl. Der Aderlass
Mitte . Jh. hingegen spielt im S. d. h. M. eine nur nachgeordnete Rolle. Der Kurztraktat zählt zu den am breitesten rezipierten volkssprachigen Texten des dt. MA. Er war im gesamten dt. und ndl. Sprachgebiet verbreitet mit Ausläufern bis nach Dänemark. Hauptgrund hierfür dürfte sein, dass in der böhmischen Pestschrift einfache Verfahren, leicht verfügbare Heilmittel und eine ebenso schlichte wie verständliche Ausdrucksweise eine für die Nachahmung günstige Verbindung eingehen. Auffällig ist, dass der schlichte kurze Text auch auf zahlreiche Akademikerärzte nachhaltig gewirkt hat (vgl. etwa → Gallus von Prag, Berchtold → Bloemenstein, Gerhard → Hohenkirche, → Johann von Göttingen, Johannes → Lange, Ulrich → Rülein von Kalbe, Konrad → Schwestermüller) und ebenso auf nd./ndl. Laienärzte (→ Johann von Bregen, → Johann van Seghen). Ü: Es sind rund Textzeugen des .–. Jh. bekannt (darunter auch lat., mndl. und altdänische). Ein Beispiel für ein Flugblatt mit einem rückseitig notierten weiteren Kurztraktat (→ Brief an die Frau von Plauen) ist Breslau, UB Cod. I F , [a] (Pap., um , meißnisch/ostmitteldt.). Die häu g in Codices bestehende Überlieferungsgemeinschaft nicht nur mit dem Brief an die Frau von Plauen, sondern auch oft mit dem → Sendbrief-Aderlassanhang kann als Rudiment gemeinsamer Flugblattdistribution gedeutet werden. Neben Traktat-Schrumpfformen begegnen in der Überl. auch Erweiterungen des Paragraphenbestandes, etwa durch Passagen aus dem Sendbrief «Missum imperatori» des Gallus von Prag. – Nachweise von Hss. bei: Gräter (s. Lit.) S. –. – Gundolf Keil: Der ‹Kodex Kohlhauer›. Ein iatromathematisch-hauswirtschaftliches Arzneibuch aus dem ma. Oberfranken. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –, f. – Bernhard Dietrich Haage: Neufunde zur altdt. Pestlit. in Pfälzer Hss. der Vaticana. In: ebd. () S. –. – Vgl. auch: Zimmermann (s. Lit.) S. –, . – Ortrun Riha: Wissensorganisation in medizinischen Sammelhss. Klassi kationskriterien und Kombinationsprinzipien bei Texten ohne Werkcharakter (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. f. – Neben die selbstständige Überlieferung stellt sich die häu ge Aufnahme in Kompendien und Sammelhss. (etwa → Kodex Kohlhauer, Kodex Berleburg [→ Bernhard von Breidenbach],
Mitte . Jh. → Fuldaer Pestrezepte, Buch der Medizin → Ludwigs V. von der Pfalz). A: Poul Hauberg: En middelalderlig dansk Lægebog. Kopenhagen , S. , (altdänische Fassung). – Braekman/Dogaer (s. Lit.) S. –, – (mndl. Fassungen). – Gräter (s. Lit.) S. – (vier Fassungen). – Zimmermann (s. Lit.) S. f. (lat. Fassung). – Nachweise zu älteren Abdrucken einzelner Hss. bei Gräter (s. o.); Franke (s. Lit.) S. , ; Keil (s. Überl.) S. f. L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Willy L. Braekman/Georges Dogaer: Laatmiddelnederlandse pestvoorschriften. In: Verslagen en mededelingen der Koninklijke Academie vor Nederlandse Taal- en Letterkunde , S. – (dt. u. d. T.: Spätmndl. Pestvorschriften. In: Medizin im ma. Abendland. Hg. v. Gerhard Baader/G. Keil [WdF ]. Darmstadt , S. –). – Volker Gräter: Der S. d. h. M. v. P. Stud. zu Überl. und Gestaltenwandel (Unters. zur ma. Pestlit. /). Bonn . – Hans-Peter Franke: Der Pest-‹Brief an die Frau von Plauen›. Stud. zu Überl. und Gestaltwandel (Würzburger medizinhist. Forschungen /Unters. zur ma. Pestlit. /). Pattensen , passim. – Franz Gräser/G. Keil: Die Pestrezepte des Fuldaer Kodex Aa . Unters. zu einem ostfränkischen Kompilat des . Jh. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – Heinz Bergmann/G. Keil: Das Münchner Pest-Laßmännchen. Standardisierungstendenzen in der spätma. dt. Pesttherapie. In: Fachprosa-Stud. Beitr. zur ma. Wiss.und Geistesgesch. FS Gerhard Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Berlin , S. –, hier S. –. – Gloria Werthmann-Haas: Altdt. Übers. des Prager ‹Sendbriefs› (‹Missum imperatori›). Auf Grund der Ausg. von Andreas Rutz neu bearb. (Würzburger medizinhist. Forschungen /Unters. zur ma. Pestlit. ). Pattensen , Reg. – Volker Zimmermann: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachigen hsl. Kompendien des SpätMA (Ars medica /). Stuttgart . – G. Keil: Medizin und Demographie im MA. In: Determinanten der Bevölkerungsentwicklung im MA. Hg. v. Bernd Herrmann/Rolf Sprandel. Weinheim , S. –, hier S. –. – Klaus Bergdolt (Hg.): Die Pest in Italien. Fünfzig zeitgenössische Quellen. Mit einem Nachw. v. G. Keil. Heidelberg , S. f., –. – Christian Teuber: «Medicus Silesiacus». Martin Pansa (–), Sozialmediziner und Volksaufklärer Ostdeutschlands. Sein Leben, sein Werk als Beitr.
Hans von Lucken zur spätma.-frühneuzeitlichen «Medizin für den gemeinen Mann» (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. , , u. ö. – G. Keil/G. Werthmann-Haas: «Sendbrief»-Anteile im St. Georgenberger Pest-Konsilium des Ulrich von Trient. Ein Beitr. zur Tiroler Seuchengesch. des frühen . Jh. In: Der Schlern () S. –, hier S. f. – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. //B). Bern u. a. , S. f. – G. Keil: S. d. h. M. v. P. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Schnell: Prag und die Anfänge der dt. Pestlit. im MA. In: Deutschsprachige Lit. des MA im östlichen Europa. Forschungsstand und Forschungsperspektiven. Hg. v. Ralf G. Päsler/Dietrich Schmidtke (Beitr. zur älteren Literaturgesch.). Heidelberg , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. VZ Hans von Lucken («Johann van Lynge», «Johann van lebecke», «Johan van Lubeke»). – Urheber einer Kurzredaktion des → Sinns der höchsten Meister von Paris, Mitte . Jh. oder frühes . Jh. Alle Textzeugen der Kurzversion des überaus populären böhmischen Pestraktates, die zumeist in Überlieferungsgemeinschaft mit dem → SendbriefAderlassanhang tradiert wird, nennen H. als Urheber dieser Bearbeitung; immer mit dem Attribut «Meister» aber mit divergierenden Namensformen. Da die schwäbische Überlieferung im Cgm einen guten Textzustand bietet, darf man vielleicht auch deren Namensform «Lucken» als authentisch bewerten, zumal sie vom Kodex Berleburg (bei dessen zweiter Aufnahme des Traktats) gestützt wird. Da aber schon «Lucken» allein ambivalent ist, wird sich H.s tatsächlicher Herkunftsort nicht mehr ermitteln lassen. Die Vorschläge seitens der Forschung sind: Loccum (Weser), Luckau (Niederlausitz), Lucca (Toskana) und Lübeck. Ein besonderes Merkmal der mittel-/rheinfränkischen Traditionslinie ist die Ansiedlung der Entstehung des Traktats in Ungarn. Zweimal wird zudem der König von Ungarn als Adressat angeführt, einmal sogar der Papst. Schließlich ist auch die Datierung des Textes unsicher. Sie reicht in den einzelnen Zeugen von bis , wobei die schwäbische Tradition das Pestjahr angibt. ist, da es
Meister Berchtold vor der Abfassung des → Pariser Pestgutachtens liegt, gewiss zu früh gegriffen. Träfe zu, so wäre H.s Redaktion einer der frühesten dt. Pestraktate: sehr zeitnah zur Hauptredaktiuon des Sinns der höchsten Meister und nicht viel später als der SendbriefAderlassanhang (), dessen Verfasser das Pariser Pestgutachten noch nicht kannte. Ü: Trier, StB, Hs. / °, vab (Pap., Mitte . Jh., moselfränkisch). Explicit: «Dese arzedije wart gesant vnsme geystel[ik]en vader deym pais [Papst] ind deym konynck van Vngeren van Meister Johanne van Lynge in der stat zu D˚unen [Pressburg]». – München, Cgm , v–r (Pap., /, nordwestschwäbisch). Explicit: «Meister Hans von Lucken seyt dyß nachgeschriben [...] der best arczet einer der zytten was anno domini MCCCXLIX». – Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schlossbibl., Ms. RT / (olim F ; Sammelhs. des → Bernhard von Breidenbach) r und vb (unterschiedliche Fassungen) (Pap., /, rheinfränkisch). Explicits: «Dijse arczenye ist bewerdt yn vngeren von Meister Johan von lebecke du man schreiff nach gotz gebart dusint cccc vnd xi iar» (r); «Der heißet meister Jo de lucken residens in der stat zu dunen [...] da man zalte von gots geburt MCCCxlix jair» (b); Farbmikro che-Edition der Hs.: Dressendörfer u. a. (s. Lit.). – Stockholm, Kgl. Bibl., Cod. X (Arsedige-bûk des → Johann van Seghen) v–r (Pap., , moselfränkisch-westfälisch). Namensform: «Johann von Lubeke»; Datierung: . A: Karl Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «Schwarzen Todes» . Tl. VIII: Pestregimina aus dem westlichen Deutschland bis zur Mitte des . Jh. In: Sudhoffs Arch. (/) S. –, hier S. (Cgm ); Tl. XIII: Ausarbeitungen über die Pest nach der Mitte des . Jh. aus Nieder- und Mitteldeutschland. In: ebd. () S. –, hier S. (Bad Berleburg). – Helny Alstermark: Das Arzneibuch des Johan van Segen (Stockholmer germanistische Forschungen ). Stockholm , S. f., f., Nr. – (Stockholm). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f.; () Sp. . – Hans-Peter Franke: Der Pest‹Brief an die Frau von Plauen›. Stud. zu Überl. und Gestaltwandel (Würzburger medizinhist. Forschungen /Unters. zur ma. Pestlit. /). Pattensen , S. , . – Gloria Werthmann-Haas: Altdt.
Mitte . Jh. Übers. des Prager ‹Sendbriefs› (‹Missum imperatori›). Auf Grund der Ausg. von Andreas Rutz neu bearb. (Würzburger medizinhist. Forschungen / Unters. zur ma. Pestlit. ). Pattensen , S. . – Älterer dt. ‹Macer› – Ortolf von Baierland ‹Arzneibuch› – ‹Herbar› des Bernhard von Breidenbach – Färber- und Maler-Rezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhs. des Kodex Berleburg [...]. Farbmikro che-Edition, Einf. zu den Texten, Beschreibung der P anzenabb. und der Hs. von Werner Dressendörfer u. a. (Codices illluminati medii aevi ). München , S. , f. – Wolfgang Wegner: H. v. L. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . VZ Meister Berchtold. – Kompilator und Bearbeiter medizinischer Texte, . Jh. M. B. wird in einer Sammelhandschrift des späten . Jh. genannt, die medizinische und astrologische Texte enthält. Die Zusammenstellung des Codex wird von der Forschung um die Mitte des . Jh. im Benediktinerkloster St. Georgen vermutet. M. B. wird in der Handschrift durchgängig als «maister» bezeichnet. Der im gleichen Kontext benutzte Name «Julianus» oder «iulianus» gilt heute als Titel von B.s Textsammlung, nicht als Beiname des Kompilators. Die Forschung hat den Titel auf → Petrus Hispanus bezogen. Als historische Gestalt ist M. B. bis heute nicht fassbar. Identität mit einem gleichnamigen, zwischen und nachgewiesenen Münchner Stadtarzt ist möglich. Es dürfte sich bei M. B. jedoch nicht um Berchtold → Bloemenstein von Maulbronn gehandelt haben. Ein M. B. wird auch im Buch der Natur → Konrads von Megenberg erwähnt. Die M. B. zugewiesene Sammlung enthält dt. Texte unterschiedlicher Länge und Provenienz. Die erste Textgruppe befasst sich mit Aderlassen und enthält u. a. den sog. → VierundzwanzigParagraphen-Text, einen Aderlasstraktat. Dahinter sind astrologische Texte gruppiert, u. a. ein Lunar. Darauf folgt das sog. → Alemannische Kräuterbuch (auch Schwarzwälder Kräuterbuch). Am Ende steht das sog. St. Georgener Rezeptar (auch Berchtolds Rezeptar, Abhandlung über Krankheiten, r–r). Die Anordnung des kompilatorischen Rezeptars
Mitte . Jh. folgt dem menschlichen Körperbau vom Kopf bis zu den Füßen. Dieser Abschnitt der Handschrift enthält u. a. Teile des → Prüller Kräuterbuchs. Die Forschung hat außerdem Quellengemeinschaft mit weiteren Werken festgestellt (→ Bartholomäus, → Arzenîbuoch Ipocratis, → Benediktbeurer Rezeptar). Insgesamt gilt das Rezeptar als Aus uss einer reichen Überlieferung älterer medizinischer Texte, mit einem geringen Anteil neuerer oder zeitgenössischer Quellen. Die Sammlung des M. B. enthält zuletzt auch eine astrologische Abhandlung über den Donner sowie eine Diätetik für Menschen mit Nierenerkrankungen. Ü: Karlsruhe, LB, cod. St. Georgen , r–v (Pap., spätes . Jh., alemannisch). – Vgl. Theodor Längin: Dt. Hss. (Die Hss. der Badischen LB in Karlsruhe, Beil. II/). Karlsruhe . Erw. Neudr. Wiesbaden , S. –. – Keil (s. Lit.). – Schnell (s. Lit.). – http:// www.handschriftencensus.de/. A: Telle (s. Lit.; Teilausg.). – Ulrike Ott-Voigtländer: Das St. Georgener Rezeptar. Ein alemannisches Arzneibuch des . Jh. aus dem Karlsruher Kodex St. Georgen . Pattensen . L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Eine altdt. Sammelhs. aus Villingen. In: Medizinische Monatsschr. () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit. Amsterdam , S. –). – G. Keil/Manfred P. Koch: Die spätma. Gesundheitslehre des ‹Herrn Arnoldus von Mumpelier›. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –. – Joachim Telle: Erfabelte Rezeptautoren. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – Ders.: Beitr. zur mantischen Fachlit. des MA. In: Studia Neophilologica () S. –. – Ders.: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinlit. Unters. und Texte unter bes. Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg , S. – u. ö. – Wolfgang Wegner: B., M. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . – Bernhard Schnell: Das ‹Prüller Kräuterbuch›. Zu Überl. und Rezeption des ältesten dt. Kräuterbuchs. In: Mhd. Beitr. zur Überl., Sprache und Lit. FS Kurt Gärtner. Hg. v. Ralf Plate/Martin Schubert. Berlin/Boston , S. –, hier S. . MM
Alemannisches Kräuterbuch Alemannisches Kräuterbuch (auch: Schwarzwälder Kräuterbuch). – Niederalemannische Kräuterbuch-Kompilation, um oder bald nach entstanden. Die kürzere (S, F) der beiden, bereits vor bekannten Redaktionen des A. K.s gilt als die ursprünglichere gegenüber der um zahlreiche kleine Drogenmonographien angereicherten Langfassung (doppelt so viele Kapitel, insgesamt ). Diese ist Teil der Meister → Berchtold zugewiesenen Textsammlung, an deren Ende das St. Georgener Rezeptar steht. Die umfangreicheren Behandlungen der Drogen in der Kurzfassung sind Kompilate aus Werken wie (Älterer dt.) → Macer, → Circa instans, → Liber iste und De diaetis particularibus des Isaak Judäus, häu g jedoch aus den Exzerpten des → Bartholomäus Anglicus entnommen. Ü: F: Freiburg i. Br., UB, Hs. , r–r (Pap., drittes Viertel . Jh., niederalemannisch [Freiburg]) (Online-Ausg.: urn:nbn:de:bsz: -digilib-). – K: Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen , r–r (Pap., Ende . Jh., niederalemannisch). – S: Solothurn, ZB, cod. S , v–r (Pap., –, Ravensburg [?], niederalemannisch, rätoromanisch; durch den Ravenburger Arzt Hans Stoll zusammengestellte medizinische Sammelhs, die u. a. das Arzneibuch des → Ortolf von Baierland, Auszüge aus dem Thesaurus pauperum des → Petrus Hispanus, verschiedene Fassungen des Wacholderbeertraktats [→ KranewittbeerTraktat], Auszüge aus → Bartholomäus und dem Antidotarium Nicolai enthält; online: http://www.ecodices.unifr.ch/de/list/one/zbs/S-). Vgl. Winfried Hagenmaier: Die dt. ma. Hss. der Universitätsbibl. und die ma. Hss. anderer öffentlicher Sammlungen (Kataloge der Universitätsbibl. Freiburg im Breisgau ,). Wiesbaden , S. –, hier S. (weitere Lit.). – Bernhard Schnell/William Crossgrove (Hg.): Der dt. Macer. Vulgatfassung. Tübingen . S. f. – http:// www.handschriftencensus.de/werke/. L: Gundolf Keil, VL () f. – Gerhard Eis: Nachricht über eine altdt. Sammelhs. aus Villingen. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. . – Ulrike OttVoigtländer: Das St. Georgener Rezeptar. Ein alemannisches Arzneibuch des . Jh. aus dem Karlsruher Kodex St. Georgen . Tl . Text und Wörterverz. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen/Han. , S. –. – Bernhard Schnell: ‹Von den wurzen›. Text- und überlie
Buch von guter Speise ferungsgeschichtliche Stud. zur pharmakographischen dt. Lit. des MA. Habil.-Schr. Würzburg , S. –. BJ Buch von guter Speise (B˚uch von g˚uter spîse). – Älteste Abschrift einer Sammlung deutschsprachiger Kochrezepte, um . Das B. v. g. S., das älteste Kochbuch in dt. Sprache, wurde zuerst um im Hausbuch des → Michael de Leone, seit fürstbischö icher Protonotar in Würzburg, aufgezeichnet. Es ist in zwei Teile gegliedert und enthält insgesamt Rezepte: Der erste Teil (Bl. r–r) beginnt mit einer -zeiligen Reimvorrede und endet nach einem greimten Scherzrezept (Nr. ; Nr. bietet ein weiteres Scherzrezept, in Prosa) mit der Schlussschrift: «Diz ist ein g˚ut lere vˉo g˚uter spise». Für den zweiten Teil (Nr. –, ohne eigene Einleitung), der sich vom ersten in Inhalt, Stil und Wortschatz unterscheidet, hat der Schreiber (= Hauptschreiber B) mindestens eine weitere Quelle herangezogen, was auch die inhaltsgleichen, aber unterschiedlich formulierten Rezepte und bzw. und bezeugen. Im Unterschied zu Hajek (S. ) will Hayer den zweiten Teil «nicht einfach als ‹Nachtrag› verstanden wissen» (S. ). Dieser Teil schließt mit der Anmerkung «Hie get vz die lere von der kocherie». Während im ersten Teil kaum eine Ordnung in der Aneinanderreihung der Rezepte erkennbar ist, werden die Rezepte des zweiten Teils nach Fastenspeisen (Nr. – und –) und Fleischgerichten geordnet. Einen Einschub bildet die Rezeptgruppe blanc-manger (Nr. –a); Nr. und sind Schaugerichte. Im ersten Teil wiederholen sich die Gerichte für Stock sch (Nr. und ) und gefüllten Hecht (Nr. und ). Anders als die Reimvorrede suggeriert – «Ich wil v˚ ch vnderwisen / von den kochespisen / der sind niht versten kan / der sol diz b˚uch sehen an (Bl. r) – richten sich die Rezepte wohl eher an bereits erfahrene Köche, da die Zubereitung bestimmte Zutaten vorausgesetzt und auf Mengenangaben in den meisten Fällen, auf Garzeiten bis auf ein Rezept (Nr. : Met-Rezept) zur Gänze verzichtet wird. Bei den Speisen beider Teile handelt es sich fast durchweg um Luxusgerichte. In den Rezepten nden sich kostbare Nahrungsmittel, darunter aus dem Orient eingeführte Gewürze wie Nelken, Pfeffer, Safran und Zimt, ferner Reis, Mandeln und
Mitte . Jh. Rohrzucker. Der erste Teil bietet raffinierte Zubereitungsarten von Wildbret (Fasan, Hasel- und Rebhuhn, Hirsch, Wildschwein; im zweiten Teil Reiher), das bis ins HochMA dem Adel vorbehalten war. Die vom Schreiber verwendeten Vorlagen waren wohl «weit mehr als eine Sammlung loser Zettel» (Hajek, S. ). Durch nichts beweisen lässt sich der zuerst von Edward Schröder gemachte Vorschlag, im → König vom Odenwald, dessen Gedichte in derselben Handschrift stehen, den Verfasser oder Redaktor/Herausgeber dieser Rezeptsammlung zu sehen. Rezepte aus dem «Würzburger Kochbuch» nden sich – wenn auch mit mehr oder weniger großen Abweichungen – in anderen Kochbüchern (s. Parallelüberlieferung). Die ersten Rezepte des «Mondseer Kochbuchs» (insgesamt Rezepte) sind – bei minimal veränderter Abfolge – auch im «Würzburger Kochbuch» enthalten, das wiederum Rezepte mit dem «Wiener Kochbuch» gemeinsam hat. Zahlreiche Rezepte sind nur im «Mondseer» und im «Wiener Kochbuch» enthalten, nicht aber im «Würzburger Kochbuch» (vgl. Rezeptkonkordanz bei Hayer, S. –). Bei den Rezepten in der Dessauer Handschrift könnte es sich um eine verkürzende Abschrift des B. v. g. S. handeln, zu dem Rezepte der Berliner Handschrift Parallelen aufweisen. Ü: München, UB, ° Cod. ms. (zweiter Bd. des Hausbuchs des Michael de Leone [Würzburger Liederhs.]), ra–vb (Perg., Mitte . Jh. [ca. –], «ostfränkisch, gelegentlich mit bairischem oder mitteldt. Einschlag» [Kornrumpf/Völker, S. ], Würzburg). – Parallelüberlieferung (Auswahl): Wien, ÖNB, cod. , r–v («Mondseer Kochbuch»; Pap., Mitte . Jh.; weitere Rezepte bis r). – Ebd., cod. , r–v («Wiener Kochbuch»; Pap., ./. Jh.). – Dessau, Landesbücherei, Hs. Georg. . °, v–v (erste Hälfte . Jh.). – Berlin, SBB, mqg , r–v (erste Hälfte . Jh.). Vgl. Feyl (s. Lit.) S. f., f. – Gisela Kornrumpf/Paul-Gerhard Völker: Die dt. ma. Hss. der Universitätsbibl. München (Die Hss. der Universitätsbibl. München ). Wiesbaden , S. –, Ergänzung S. . – Hayer (s. Ausg.) S. –. – http://www.handschriftencensus.de/werke/. A: Maurer/Constant (Hg., anonym): Ein Buch v. g. S. (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ,). Stuttbart . – Daz b˚uch
Mitte . Jh. von g˚uter spise. Aus der Würzburg-Münchener Hs. neu hg. v. Hans Hajek (TspMA ). Berlin (krit. Ausg.; S. Hinweis auf die Teilausgaben von Wilhelm Wackernagel [] und Hans Naumann []); vgl. dazu: Emil Ploß, ZfdPh () S. –. – Die lêre von der kocherie. Von ma. Kochen und Speisen. [Übers. und] hg. v. Manfred Lemmer/Eva-Luise Schultz. Leipzig ( Rezepte und die Reimvorrede sind dem Würzburger Kochbuch [nach Hajek] entnommen, mit Übersetzung ins Nhd.). – Daz B˚uch von g˚uter spise. . Jh., Wirtzeburg; . Jh., Darmstadt. Neu geschrieben von Artur Kupfer. Kulturgeschichtliches Nachw. und sprachliche Erklärung von H. Hajek. Darmstadt (wieder [Frankfurt/M.] ). – Bayerische Bibl. Texte aus zwölf Jahrhunderten. Bd. . MA und Humanismus. Ausgewählt und eingel. v. Hans Pörnbacher. München , S. – (Auszug). – Daz Buoch von guoter Spîse. Hg. v. Trude Ehlert. Kulturgeschichtliches Nachw. und sprachliche Erklärungen von H. Hajek. [Frankfurt/ M. ]. – Weiss Adamson (s. Lit.) S. –. – Doris Aichholzer: «Wildu machen ayn guet essen ...». Drei mhd. Kochbücher: Erstedition, Übersetzung, Komm. (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie ). Bern u. a. (Mondseer Kochbuch, Innsbrucker Kochbuch, Kochbuch des Dorotheenklosters/Wiener Kochbuch). Faksimiles: Daz buoch von guoter spîse. Abb. zur Überl. des ältesten dt. Kochbuches. Eingel. und hg. v. Gerold Hayer (Litterae ). Göppingen . – Das Hausbuch des Michael de Leone (Würzburger Liederhs.) der Universitätsbibl. München (° Cod. ms. ). In Abb. Hg. v. Horst Brunner (Litterae ). Göppingen . Ü: Weiss Adamson (s. Lit.) S. – (engl.). L: Gerold Hayer, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Edward Schröder: Die Gedichte des Königs vom Odenwalde. Gesamtausg. mit einer Einleitung. In: Arch. für Hessische Gesch. und Altertumskunde NF () S. –. – Anita Feyl: Das Kochbuch Meister Eberhards. Ein Beitr. zur altdt. Fachlit. Diss. Freiburg i. Br. . – Peter Keyser: Michael de Leone († ) und seine literarische Slg. (Veröff. der Ges. für Fränkische Gesch., Reihe , Darstellungen aus der fränkischen Gesch. ). Würzburg . – Hans Wiswe: Kulturgesch. der Kochkunst. Kochbücher und Rezepte aus zwei Jahrhunderten mit einem lexikalischen Anhang zur
Bernhard von Rostock Fachsprache von Eva Hepp. München , S. u. ö. – Peter Assion: Altdt. Fachlit. (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , f. – Trude Ehlert: Indikatoren für Mündlichkeit und Schriftlichkeit in der deutschsprachigen Fachlit. am Beispiel der Kochbuchüberlieferung. In: ‹Durch aubenteuer muess man wagen vil›. FS Anton Schwob. Hg. v. Wernfried Hofmeister/Bernd Steinbauer (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss., Germanistische Reihe ). Innsbruck , S. –. – Doris Aichholzer: Die deutschsprachigen ma. Kochbücher der Österr. Nationalbibl. Edition, Übersetzung und kulturhist. Unters. Diss. Wien . – Dies.: Zwischen Feiern und Fasten: Drei österr.bayerische Kochbücher des . Jh. In: JOWG () S. –. – Melitta Weiss Adamson: ‹Daz b˚uch von g˚uter spise›. (The Book of Good Food). A Study, Edition, and English Translation of the Oldest German Cookbook (Medium aevum quotidianum, Sonderbd. ). Krems . – Bernhard Schnell: Würzburg und die dt. Sachlit. im SpätMA. In: Würzburg, der Große Löwenhof und die dt. Lit. des SpätMA. Hg. v. Horst Brunner (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , –, hier S. f. – Helmut Birkhan: Gesch. der altdt. Lit. im Licht ausgewählter Texte. Tl. VIII: Lehrhafte Dichtung zwischen und (Edition Praesens Studienbücher ). Wien , S. –. – Marianne Honold: Studie zur Funktionsgesch. der spätma. deutschsprachigen Kochrezepthss. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Würzburg . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. BJ Bernhard von Rostock. – Mitverfasser eines Pestregimen, Mitte . Jh. haben insgesamt fünf Mediziner für den Rat der Stadt Straßburg ein konventionell gestaltetes Pestregimen erstellt (Schatz der wîsheit), das zu den ältesten seiner Art zählt und in der Tradition des → Pariser Pestgutachtens steht. B.s Mitverfasser sind: Albert von Parma, → Heinrich von Lübeck, → Heinrich von Sachsen und Rudolf → Schwenninger. Ü: Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schlossbibl., Ms. RT / (olim F ; Sammelhs. des → Bernhard von Breidenbach) ra–vb (Pap., /, rheinfränkisch); Incipit.: «So vahet an der schatz der
Heinrich von Sachsen wijscheit vnd der kunst verborgenlich». Auf das Regimen folgen vier weitere Pesttraktate (vb–-rb: «eyn gut lere vor die pestilentie»; rb–ra: erweiterter → Sendbrief-Aderlassanhang; ra–va: → Skabiosenwasser-Traktat; va–va: mitteldt. Kurzfassung des → Pariser Pestgutachtens. – Faks. der Hs. (Mikro che) bei Dressendorfer u. a. [s. Lit.]. A: Karl Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «Schwarzen Todes» . Tl. XVI: Pesttraktate aus Südwestdeutschland und der Schweiz. In: Sudhoffs Arch. (/) S. –, hier S. –. L: Hartmut Broszinski, VL () Sp. f.; () Sp. . – Volker Zimmermann: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachigen hsl. Kompendien des SpätMA (Ars medica ). Wiesbaden , S. . – Älterer dt. ‹Macer› – Ortolf von Baierland ‹Arzneibuch› – ‹Herbar› des Bernhard von Breidenbach – Färber- und Maler-Rezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhs. des Kodex Berleburg [...]. Farbmikro che-Edition, Einf. zu den Texten, Beschreibung der P anzenabb. und der Hs. v. Werner Dressendorfer u. a. (Codices illluminati medii aevi ). München , S. , f. (Teilabdruck). – Wolfgang Wegner: B. v. R. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Heinrich von Sachsen. – Mitverfasser eines Pestregimen, Mitte/zweite Hälfte . Jh. Der angesehene Straßburger Klerikerarzt stammte aus Bernburg an der Saale. Mit dem in der Reichsstadt als «stadtphisicus» bezeugten H. von Northus ist er nicht identisch. Abwegig ist zudem die mitunter noch in der jüngeren Literatur begegnende Verwechslung H.s mit H. de Saxonia, einem angeblichen Schüler des → Albertus Magnus, der in einigen Drucken als Verfasser der ps.albertischen → Secreta mulierum genannt wird. In reichstädtischen Urkunden ist H. – bezeugt. Seit war er an der Klosterkirche der Straßburger Magdalenerinnen bepfründet und urkundet er als Bewohner eines Hauses des St. Bartholomäushofes der Dominikaner. Später erscheint H. als Domkanoniker zu Basel, seinen Straßburger Wohnsitz hat er aber beibehalten. Von seinem herausragenden Renomme als
Mitte . Jh. Arzt zeugt die Behandlung des Grafen Rudolf IV. von Habsburg-Laufenberg, der den Straßburger Arzt zur Kurierung seiner Zeugungsunfähigkeit aufsuchte. Die mechanistische Behandlung mit Gewichten, die an das Zeugungsorgan des Grafen gehängt wurden, blieb indes erfolglos. wurde «henricus von saißsen» gemeinsam mit vier Ärztekollegen vom Straßburger Rat mit der Erstellung eines Pestregimen beauftragt. Der im Textzeugen als Schatz der wîsheit betitelte Traktat ist eines der ältesten dt. Pestregimina überhaupt und steht in der Tradition des → Pariser Pestgutachtens. Die Mitverfasser sind: Albert von Parma, → Bernhard von Rostock, → Heinrich von Lübeck und Rudolf → Schwenninger. Ü: Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schlossbibl., Ms. RT / (olim F ; Sammelhs. des → Bernhard von Breidenbach) ra–vb (Pap., /, rheinfränkisch); Incipit: «So vahet an der schatz der wijscheit vnd der kunst verborgenlich». Auf das Regimen folgen vier weitere Pesttraktate (vb–-rb: «eyn gut lere vor die pestilentie»; rb–ra: erweiterter → Sendbrief-Aderlassanhang; ra–va: → Skabiosenwasser-Traktat; va–va: mitteldt. Kurzfassung des → Pariser Pestgutachtens. – Faks. der Hs. (Mikro che) bei Dressendorfer u. a. [s. Lit.]. A: Karl Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «Schwarzen Todes» . Tl. XVI: Pesttraktate aus Südwestdeutschland und der Schweiz. In: Sudhoffs Arch. (/) S. –, hier S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – K. Sudhoff: Pestschr. [...] Tl. XVII: Weitere Pesttraktate aus Italien bis zum Ende des . Jh. In: Sudhoffs Arch. (/) S. –, hier S. f. – Ernest Wickersheimer: Contribution à l’histoire des épidémies à Strasbourg pendant le moyen âge: Le régime de maître Jean de Saxe, suivi d’une note sur le régime des cinq médecins strasburgeoise. In: Janus () S. –, hier S. f. – Ders.: Dictionnaire biographique de médecins en France au moyen âge. Bd. . Paris (Nachdr. Genf ) S. . – Christoph Ferckel: Die ‹Secreta mulierum› und ihr Verfasser. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –. – Alexander Patschkowsky: Straßburger Beginenverfolgungen im . Jh. In: DA () S. – passim. – Bernhard Dietrich Haage: Handschriftenfunde und Nachträge zum ‹Pestgedicht› des Hans Andree. In: Sudhoffs Arch.
Mitte . Jh. () S. –, hier S. f. – Volker Zimmermann: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachigen hsl. Kompendien des SpätMA (Ars medica ). Wiesbaden , S. f. – Älterer dt. ‹Macer› – Ortolf von Baierland ‹Arzneibuch› – ‹Herbar› des Bernhard von Breidenbach – Färber- und Maler-Rezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhs. des Kodex Berleburg [...]. Farbmikro che-Edition, Einf. zu den Texten, Beschreibung der P anzenabb. und der Hs. von Werner Dressendörfer u. a. (Codices illluminati medii aevi ). München , S. , , f. (Teilabdruck). – Wolfgang Wegner: H. v. L. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – B. D. Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Heinrich von Lübeck. – Mitverfasser eines Pestregimen, Mitte . Jh. Die Versuche der Forschung, den im unikalen Textzeugen als «Henricus von lubelck» bezeichneten Straßburger Arzt zu identi zieren, sind spekulativ. Er könnte mit einem «H. v. Lübegge» identisch sein, von dem das → Straßburger Malerbuch Verfahren zur Herstellung von Wasserfarben enthält (Rosenfeld [VL], Sp. ). Der urkundlich bezeugte Arzt H. v. Weplo (Sudhoff [s. Ausg.], S. ) erscheint in diesem Kontext abwegig und die Identi kation des «H. v. Lübegge» der Farbanweisungen mit dem Löwener Schreiber Henri de Libbeck (Ploss , S. ; , S. ) scheidet aus chronologischen Gründen aus, da Henri bereits bezeugt ist. Halbwegs gesichert sind so für H. nur die Angaben im Codex des Pestregimen: Im Auftrag des Rats der Reichsstadt Straßburg erstellte er gemeinsam mit vier weiteren Medizinern (Albert von Parma, → Bernhard von Rostock, → Heinrich von Sachsen, Rudolf → Schwenninger) um die Pestschrift Schatz der wîsheit. Sie zählt zu den ältesten dt. Pestregimina und steht in der Tradition des → Pariser Pestgutachtens. Ü: Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schlossbibl., Ms. RT / (olim F ; Sammelhs. des → Bernhard von Breidenbach) ra–vb (Pap., /, rheinfränkisch); Incipit: «So vahet an der schatz der wijscheit vnd der kunst verborgenlich». Auf das Regimen folgen vier weitere Pesttraktate (vb–-rb: «eyn gut lere vor die pestilentie»;
Heinrich von Lübeck rb–ra: erweiterter → Sendbrief-Aderlassanhang; ra–va: → Skabiosenwasser-Traktat; va–va: mitteldt. Kurzfassung des → Pariser Pestgutachtens. – Faks. der Hs. (Mikro che) bei Dressendorfer u. a. [s. Lit.]. – Farbanweisungen: Straßburg, Seminarbibl., Cod. A. VI. (Pap., . Jh.); verbrannt; Abschrift (um /): London, Bibl. der National Gallery, Scienti c Department (Technical Library) . STR. A: Karl Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «Schwarzen Todes» . Tl. XVI: Pesttraktate aus Südwestdeutschland und der Schweiz. In: Sudhoffs Arch. (/) S. –, hier S. –. – Farbanweisungen: Berger (s. Lit.) S. – (auf Grundlage der Abschrift). – Viola und Rosamund Borradaile: The Strasburg Manuscript. A Medieval Painters’s Handbook translated from the Old German. Text and English translation. London , S. – (nach Berger). L: Hellmut Rosenfeld, VL () Sp. f. – Ernst Berger: Quellen und Technik der Fresko-, Oel- und Tempera-Malerei des MA von der byzantinischen Zeit bis einschliesslich der «Erndung der Ölmalerei» durch die Brüder van Eyck (Beitr. zur Entwickelungs-Gesch. der Maltechnik ). ., durchges. Au . München , S. –. – K. Sudhoff: Pestschr. [...] Tl. XVII: Weitere Pesttraktate aus Italien bis zum Ende des . Jh. In: Sudhoffs Arch. (/) S. –, hier S. f. – Gerhard Eis: Ma. Fachprosa der Artes. In: Dt. Philologie im Aufriß. Bd. . Hg. v. Wolfgang Stammler. Berlin , Sp. . – Emil Ploss: Die Fachsprache der dt. Maler im SpätMA. In: ZfdPh () S. –, –, hier S. . – Ders.: Ein Buch von alten Farben. Technologie der Textilfarben im MA mit einem Ausblick auf die festen Farben. Heidelberg/Berlin (., erw. Au . Gräfel ng ) S. . – Ders.: Das Amberger Malerbüchlein. In: Veröff. des Max-Planck-Inst. () S. –. – Volker Zimmermann: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachigen hsl. Kompendien des SpätMA (Ars medica ). Wiesbaden , S. f. – Älterer dt. ‹Macer› – Ortolf von Baierland ‹Arzneibuch› – ‹Herbar› des Bernhard von Breidenbach – Färber- und MalerRezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhs. des Kodex Berleburg [...]. Farbmikro cheEdition, Einf. zu den Texten, Beschreibung der P anzenabb. und der Hs. von Werner Dressendörfer u. a. (Codices illluminati medii aevi ). München , S. , f. (Teilabdruck). – Wolfgang
Fürstenspiegel nach Aegidius Romanus Wegner: H. v. L. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Andreas von Kolmar. – Maler, . Jh. A. erscheint im sog. → Straßburger Malerbuch als Gewährsmann des zweiten Abschnitts. Da die einzige Handschrift des Werks verbrannt ist, sind heute nur noch in begrenztem Maße Aussagen über den Text möglich. Unter Berufung auf A. enthielt das Straßburger Malerbuch Rezepte, u. a. für Wasserfarben und Tuchfärbungen. Die Forschung hat auf inhaltliche Parallelen zum Amberger Malerbüchlein und Prager Malerbuch hingewiesen. Die Entstehung der Rezepte wird im . und . Jh. vermutet. A. gilt heute nicht mehr als Urheber der Rezepte, sondern eher als Vermittler. Als historische Gestalt ist A. nicht eindeutig fassbar, wird aber oft als Elsässer angesehen. Ein gleichnamiger Glockengießer war um in Mutzig und Molsheim tätig. Die Forschung hat auch A.s Identität mit dem von bis nachgewiesenen Andreas Clamann erwogen, einem Maler aus Straßburg. Ü: S: Straßburg, Seminarbibl., cod. A. VI. in ° (, sog. Straßburger Malerbuch; verbrannt). – L: London, National Gallery, Technical Library, . STR (Abschrift von Hs. S aus dem . Jh.). – Vgl. Rudolf (s. Lit.) und http:// www.handschriftencensus.de/. A: Charles L. Eastlake: Beitr. zur Gesch. der Ölmalerei. Wien/Leipzig , S. –. – Quellen und Technik der Fresko-, Oel- und Tempera-Malerei des MA von der byzantinischen Zeit bis einschließlich der ‹Er ndung der Oelmalerei› durch die Brüder van Eyck. Bearb. v. Ernst Berger. München (Nachdr. ebd. ) S. –. – The Strasburg Manuscript. A Medieval Painters’ Handbook. Hg. v. Viola und Rosamund Borradaile. München/London []. L: Gerhard Eis, VL () Sp. f. – Rainer Rudolf, VL () Sp. f. – De Boor/ Newald / () S. . – Vera Trost/Gundolf Keil: Straßburger Malerbuch. In: VL () Sp. –; () Sp. . – [Red.]: Erste chronologische Glockengiesser-Reihe: . Jh. In: Organ für christliche Kunst () H. , S. –, hier S. f. – Eastlake (s. Ausg.). – Emil Ploss: Stud. zu den dt. Maler
Mitte . Jh. und Färberbüchern des MA. Ein Beitr. zur dt. Altertumskunde und Wortforschung. Diss. München . – Ders.: Das Amberger Malerbüchlein. Zur Verwandtschaft der spätmhd. Farbrezepte. In: FS Hermann Heimpel. Bd. . Hg. v. Mitarb. des Max-Planck-Inst. für Gesch. Göttingen , S. –. – Anna Bartl: Der ‹Liber illuministarum› aus Kloster Tegernsee. Edition, Übersetzung und Komm. der kunsttechnologischen Rezepte. Stuttgart , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Burchard von Mangelfelt. – Glossator von Rechtsbüchern (?), . Jh. (?). Die Artikel des Rechtsbuchs von der Gerichtsverfassung (auch: Magdeburger [Sächsisches] Weichbildrecht) sind im . Jh. glossiert und diese Glossen im Kontext der kompilatorischen Weichbildvulgata tradiert worden (→ Magdeburger Rechtsbücher). In der Glosse zu Artikel wird ein B. v. M., «professor theologiae und doctor decretorum unde legum» angeführt. Dieser habe im Auftrag des «rote[n] koning Otte» (= Kaiser Otto II. [!]) im Gefängnis nicht nur das Weichbildrecht, sondern auch den Sachsenspiegel glossiert. Weitere Zeugnisse zu B., welche diese (chronologisch unstimmige aber die Gesetzestexte legitimierende) Aussage ergänzen könnten, sind nicht bekannt. L: Peter Johanek, VL () Sp. . – A[lexander] von Daniels/Fr[iedrich] von Gruber (Hg.): Das Saechsische Weichbildrecht. Jus municipale saxonicum. Bd. : Weltchron. und Weichbildrecht in XXXVI Artikeln mit der Glosse (Rechtsdenkmäler des dt. MA []). Berlin /, Sp. . – Otto Stobbe: Gesch. der dt. Rechtsquellen. Erste Abth. (Gesch. des dt. Rechts /). Braunschweig , S. Anm. . VZ Fürstenspiegel nach Aegidius Romanus. – Lehrschriften des richtigen Verhaltens für Könige und Fürsten (ca. /–). Aegidius Romanus (ca. /–) studierte in Paris von an die Theologie; dort gehörte er zum engeren Schülerkreis des → Thomas von Aquin. musste er die Universität im Zuge des Verbots averroistischer Lehren verlassen, kehrte aber wieder von bis zurück. Nachdem
Mitte . Jh. er schon in den sechziger Jahren dem AugustinerEremitenorden beigetreten war, wurde er Ordensgeneral und bis zu seinem Tod Erzbischof von Bourges. Unter seinen mehr als Werken zur Theologie, Philosophie und Politik erfuhr sein Fürstenspiegel De regimine principum nicht nur mit über Handschriften und Drucken bis die größte Verbreitung im MA und in der frühen Neuzeit; er wurde zudem zu dem am meisten verbreiteten abendländischen Fürstenspiegel, wobei von dieser Beliebtheit auch Übertragungen und Bearbeitungen in insgesamt acht Volkssprachen zeugen. Dieser Erfolg von De regimine principum, den Aegidius um / dem französischen Kronprinzen Philipp dem Schönen widmete, hat vielerlei Gründe. Im Zuge der → Aristoteles-Rezeption ist der Fürstenspiegel nach der aristotelischen Einteilung der drei praktischen Wissenschaften in Ethik, Ökonomie und Politik geordnet, wobei der erste Teil eine Regentenlehre, eine Tugendlehre und Ausführungen über die Leidenschaften und die Sitten bietet, der zweite Teil eine Ehe-, eine Kinderund eine Haushaltslehre umfasst und der dritte eine Staatstheorie nach Aristoteles sowie Anleitungen zur Regierung eines Gemeinwesens für den Fall des Friedens und des Krieges enthält; die Kriegsinstruktionen stützen sich dabei weitgehend auf die Epitoma rei militaris des → Vegetius. Nach Auffassung des Aegidius ist diese Wissenseinteilung gleichzeitig ein natürlicher Ordo, weil er den Prozess der Wesenvervollkomnung des Menschen als Menschen («homo ut homo») vom Einzelmenschen über den Familienmenschen zum politischen Menschen abbildet. Damit richtet sich dieser Fürstenspiegel nicht nur an Regenten, sondern an jeden Menschen, insofern dieser danach streben soll, mit seiner moralischen Selbsterziehung dem Vollkommenen, also Gott, möglichst nahe zu kommen; dies erreicht er aber durch seine intellektuelle Klugheit, welche die moralischen Tugenden leitet. De regimine principum ist also nicht nur Fürstenlehre, sondern gleichzeitig auch eine Anleitung und eine Theorie der Ethik, der Wirtschaft und der Politik, die auf einer grundsätzlichen Klugheitslehre basiert; die Schrift bietet so zahlreiche Verstehensperspektiven, die sich in den unterschiedlichsten Formen der integralen, exzerpierenden, kommentierenden und bearbeitenden lateinischen wie volksprachlichen Rezeption deutlich manifestieren.
Fürstenspiegel nach Aegidius Romanus Die deutschsprachige Rezeption setzt um die Mitte des . Jh. ein und umfasst mindestens sieben Übersetzungen, von denen die älteste allerdings verloren ist; dazu kommen weitere, bislang noch nicht eingehender untersuchte Ein üsse auf die dt. Literatur, etwa auf den Ring Heinrich → Wittenwilers. Die älteste vollständige Übersetzung wurde von Johannes Brakel vor verfasst, der selbst Augustiner-Eremit im Kloster Osnabrück gewesen war und in Paris studiert hatte. Wahrscheinlich um die gleiche Zeit, in den siebziger Jahren, benutzte → Johannes von Vippach, ebenfalls Augustiner-Eremit, De regimine principum für seinen Fürstenspiegel Katharina divina, den er für die verwitwete Katharina von Hennegau schrieb; er übernahm dabei das Grundgerüst von Aegidius, kürzte aber und ergänzte um Auszüge aus Seneca, → Augustinus, Aristoteles und andere. Ebenfalls aus dem Umfeld der Augustiner stammt eine wenig später angefertigte Übersetzung für Albrecht III. von Österreich oder seinen Sohn; als Autor wird → Leopold von Wien oder eine anderer Person aus dem Wiener Übersetzerkreis um und für Albrecht III. vermutet. Ebenfalls wohl für einen jungen Regenten geschrieben wurde eine ostmitteldt. Bearbeitung, die große Teile der Vorlage auslässt, so etwa die theoretischen Ausführungen des ersten Teils zur Fundierung der Tugenden oder die Staatslehre und die Instruktionen zur Kriegsführung im dritten Teil, dafür aber andere Abschnitte, etwa über die Lüge nach Thomas von Aquin, einfügt; insgesamt stellt sich die Bearbeitung dar als eine lose Folge von Abschnitten aus De regimine principum mit besonderer Orientierung auf praktisch-weltliche Fragen. Diese Ausrichtung ermöglicht schließlich auch eine Teilrezeption der Bearbeitung, indem die Abschnitte aus dem zweiten Buch zur Kindererziehung separat als Kinderregimen überliefert wurden (→ Wie man kinder sal regiren). Diese Tendenz zur auswählenden Rezeption zeigen auch drei weitere Bearbeitungen. Die älteste, heute verlorene Exzerpt-Übersetzung fand sich in dem ersten Teil des sog., um / entstandenen Hausbuchs des → Michael de Leone; es handelte sich dabei, wie aus dem im zweiten Teil des Hausbuchs noch zu ndenden Register zu entnehmen ist, um eine Abschrift mit dt. Übersetzung des . und . Kapitels des . Buchs der Ökonomik (Qualia aedi cia debent reges), in denen es um die Errichtung von Gebäuden nach gesundheitlichen Aspekten geht und die zusammen mit
Fürstenspiegel nach Aegidius Romanus der ps.-Bernhardinischen Epistula de cura rei familaris programmatisch das Hausbuch eröffneten. Um übersetzte ein Anonymus die Kapitel – des zweiten Buchs der Politik (quomodo regenda est ciuitatis tempore pacis), in denen es um eine Theorie der Herrschaft nach Aristoteles geht; seine Quelle war allerdings nicht der lat. Text, sondern die für Philipp den Schönen von Henri de Gauchi angefertigte französische Übertragung; wenig später wurden die ersten beiden Kapitel des dritten Buchs der Politik über die besten Regierungsformen ins Ripuarische übertragen (Van der regirunge der stede). Ü: Die lat. Textzeugen sind verzeichnet bei Francesco del Punta (Hg.): Catalogo dei manoscritti (–): de regimine principum (Aegidii Romani Opera omnia ,). Florenz . – Die Textzeugen der deutschsprachigen Übersetzungen und Bearbeitungen sind verzeichnet bei den jeweiligen Editionen. A: De regimine principum: Egidio Colonna (Aegidius Romanus), De regimine principum libri III. Neudr. der Ausg. Rom . Aalen . – Mnd. Übersetzung des Johannes von Brakel: Axel Mante: Aegidius Romanus, De regimine principum. Eine mnd. Version. Diss. Lund . – Katharina Divina: Die «Katharina Divina» des Johann von Vippach. Ein Fürstenspiegel des . Jh. Eingel. und hg. v. Michael Menzel (Mitteldt. Forschungen ). Köln/Wien . – Wiener Übersetzung (Teilausg.): J. V. McMahon: Das ‹puech von der ordnung der fuersten›. A Critical Textedition of Book I of the Middle High German Version of the De regimine principum of Aegidius Romanus. Diss. (masch.) Univ. of Texas . – Ostmitteldt. Bearb.: Uta Störmer: Zwei Ostmitteldt. Bearbeitungen lat. Prosadenkmäler. […] Der ostmitteldt. Traktat ‹Welch furste sich vnde syne erbin wil in synem fursthethum festin› nach Aegidius Romanus, ‹De regimine principum›. Auf der Grundlage der Hs. Chart. B der Forschungsbibl. Gotha (DTM ). Berlin . – Michael de Leone: Anton Ruland. Die Ebracher Hs. des Michael de Leone. In: Arch. des hist. Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg () H. –, S. – (nur die lat. Vorlage). – Mnd. Bearb.: A. Tille: Eine mnd. Übersetzung des ‹Tractatus de regimine principum› von Egidius Romanus. In: Zs. für die gesamte Staatswiss. () S. –. – Van der regirunge der stede: Ausg. fehlt. L: De regimine principum: Gerardo Bruni: Il «De regimine principum» di Egidio Romano. Studio bibliogra co. In: Aevum ()
Mitte . Jh. S. –. – Wilhelm Berges: Die Fürstenspiegel des hohen und späten MA (Schr. der MGH ). Leipzig , S. –. – Adolar Zumkeller: Manuskripte von Werken der Autoren des Augustiner-Eremitenordens in mitteleuropäischen Bibliotheken (Cassiciacum ). Würzburg . – Heinz Gottwald: Vergleichende Studie zur Ökonomik des Aegidius Romanus und des Justus Menius. Ein Beitr. zum Verhältnis von Glaubenslehre einerseits und Wirtschaftsethik sowie des Sozialgebilde «Familie» andererseits (Europäische Hochschulschr. ). Frankfurt/M. u. a. . – Francesco del Punta (Hg.): Catalogo dei manoscritti (–): de regimine principum (Aegidii Romani Opera omnia ,). Florenz . – Charles F. Briggs: Giles of Rome’s «De regimine principum». Reading and writing politics at court and university, c. – c. (Cambridge studies in palaeography and codicology ). Cambridge u. a. . – HansJoachim Schmidt: Spätma. Fürstenspiegel und ihr Gebrauch in unterschiedlichen Kontexten. In: Text und Text in lat. und volkssprachiger Überl. des MA. Freiburger Kolloquium . Hg. v. Eckart Conrad Lutz (Wolfram-Stud. ). Berlin , S. –. – Die dt. Bearbeitungen: Gerd Brinkhus, VL () Sp. –. – Berges (s. o.), S. f. – Bruno Singer: Die Fürstenspiegel in Deutschland im Zeitalter des Humanismus und der Reformation (Humanistische Bibl. I, ). München , S. –. – Uta Störmer: Funktionen der Gattung Fürstenspiegel im SpätMA am Beispiel deutscher Aegidiusbearbeitungen. In: Dt. Lit. des SpätMA. Ergebnisse, Probleme und Perspektiven der Forschung (Wissenschaftliche Beitr. der E. M. Arndt-Univ. Greifswald ). Greifswald , S. –. – Frank Fürbeth: ‹nutz, tagalt oder mär›. Das wissensorganisierende Paradigma der ‹philosophia practica› als literarisches Mittel der Sinnstiftung in Heinrich Wittenwilers Ring. In: DVjs () S. –. – Hausbuch des Michael de Leone: Gisela Kornrumpf/Paul-Gerhard Völker: Die dt. ma. Hss. der Universitätsbibl. München. Wiesbaden , S. –, hier S. . – F. Fürbeth: Wissensorganisierende Komposithss. Materiale Konstituenten eines spätma. Handschriftentyps am Beispiel des sog. «Hausbuchs» von Michael de Leone. In: Materialität in der Editionswiss. Hg. v. Martin Schubert (Beihefte zur Editio ). Berlin , S. –. – Johannes von Brakel: Hartmut Beckers: Mnd. Lit. Versuch einer Bestandsaufnahme II. In: Mnd. Wort () S. –, hier
Mitte . Jh. S. –. – Wiener Übersetzung: Klaus Wolf: Hof – Univ. – Laien. Literatur- und sprachgeschichtliche Unters. zum dt. Schrifttum der Wiener Schule des SpätMA. Wiesbaden , S. –. – Wie man kinder sal regiren: Christine Stöllinger-Löser, VL (), Sp. f. – Störmer (s. o.), S. . – Van der regirunge der stede: Gerd Brinkhus, VL () Sp. ; () Sp. . FF Gerke von Kerkow (auch: Gercke von Gertaw, Gerke von Kertow), * vor , † nach . – Jurist. G. stammte aus einer Familie märkischer Ritter, die in enger Verwandtschaft mit dem Geschlecht des → Johannes von Buch standen. Als Johanns Mündel erscheint G. im ersten Buch der Landrechtsglosse zum Sachsenspiegels. Wie Johann erhielt auch G. und vom Brandenburger Markgrafen Ludwig verschiedene Pfründe. Zudem war G. wahrscheinlich am Richtsteig Landrechts oder am → Richtsteig Lehnrechts beteiligt. Im zehnten Kapitel der vor entstandenen Magdeburger Weichbildglosse (→ Magdeburger Rechtsbücher) wird G. als alleiniger Vollender eines Richtsteigs genannt. Die gleiche Glosse in der Bearbeitung von Nicolaus → Wurm erwähnt hingegen neben G. auch Johannes von Buch als Verfasser. Die Forschung hat darauf basierend zwei Möglichkeiten erörtert: G. könnte Johanns vor entstandenen Richtsteig Landrechts beendet haben, könnte aber auch Autor des Richtsteig Lehnrechts gewesen sein, der wohl in der zweiten Hälfte des . Jh. in der Mark Brandenburg entstand. L: Helmut Schlosser: Johann von Buch. In: HRG () Sp. f. – Ingeborg BuchholzJohanek, VL () Sp. f. (mit älterer Lit.). – De Boor/Newald / () S. . – Karl A. Eckhardt: G. v. K. In: Biogr. Wörterbuch zur dt. Gesch. . Bearb. v. Karl Bosl u. a. München , Sp. . – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA . Köln u. a. , S. . – Dieter Pötschke: Zisterzienserklöster und Rechtsbücher im Bereich des sächsischen Rechts. In: Gesch. und Recht der Zisterzienser. Hg. v. dems. Berlin , S. –, hier S. . MM Harpestræng, Henrik (He[i]nricus Dacus), † Roskilde. – Bedeutender dänischer Arzt und Fachschriftsteller, dt. Rezeption des unauthentischen Latinske Urtebog ab dem . Jh. Da H. mitunter als «magister» apostrophiert wird, dürfte er Akademiker gewesen sein. Vermutlich hat er Medizin in Salerno oder Montpellier
Gerke von Kerkow studiert. Nach seinem Studium diente er offensichtlich dem dänischen König Erik IV. (Plovpenning) als Leibarzt. Er starb als Kanoniker am Dom zu Roskilde. H. ist nicht identisch mit Henri de Danemarche. Zwar weisen die Quellen des ihm zugeschriebenen Œuvres darauf, dass H. eher in Salerno als in Montpellier studiert hat, allerdings wird die Aussagekraft dieses Quellenbefundes dadurch geschwächt, dass der Umfang seiner authentischen Schriften äußerst unsicher ist. Das überregionale Renommee des skandinavischen Mediziners hat zu zahlreichen Falschzuschreibungen an ihn geführt, was vor allem für rund ein Dutzend dänischer Kleinschriften gilt. Für ihn zweifelsfrei gesichert ist lediglich das Antoniusfeuer-Rezept Remedium contra sacrum ignem. Der pharmakographische Abführtraktat De medicinis laxativis (nach dem Regimen sanitatis Salernitanum, dem Antidotarium Nicolai [→ Nicolaus Salernitanus] und dem → Circa instans) wird in einer Handschrift des . Jh. einem «Henricus Dacus» zugewiesen und könnte zumindest teilweise auf H. zurückgehen. Diejenige Schrift hingegen, die seinen spätma. Nachruhm mitbefördert hat, das in der nordischen Fachliteratur schon im . Jh. breit rezipierte Danske Urtebog, ist mit höchster Wahrscheinlichkeit in großen Teilen unauthentisch (Quellen sind der Liber graduum [Constantinus Africanus] und De viribus herbarum [→ Macer]). Das Danske Urtebog wird erst seit dem . Jh. in der handschriftlichen Tradition vereinzelt mit H.s Namen verbunden. Offen ist die Authentizitätsfrage beim Mindre Lægebog, während das Größere Arzneibuch (Danske Lægebog), das Stenbog, das Kogebog und das Latinske Urtebog (Liber Herbarium) als Fehlzuschreibungen an H. angesehen werden. Das Latinske Urtebog, ein Herbar, das sich überwiegend Gewürzen widmet, ist die einzige Schrift der (Ps.-) H.-Tradition, die auch in dt. Sprache vorliegt. Zwar wird der Text in einem lat. Zeugen des . Jh. «henricus harpestrangh» untergeschoben, doch handelt es sich um einen Auszug aus dem Melleus liquor physicae artis des Alexander Hispanus. Nicht einmal eine Entstehung des Kräuterbuches im nordischen Raum kann als gesichert gelten. Galt die weite Verbreitung des Latinske Urtebog mit mindestens bekannten Textzeugen vormals als Ausweis der Strahlkraft des dänischen Arztes, so stellen der obd. Traditionsschwerpunkt und der Umstand, dass knapp zwei Drittel der Handschriften obd., nd. und ndl. Übersetzungen bieten, die skandinavische Entstehung nachhaltig in
Harpestræng Frage. Vielmehr dürfte es sich so zugetragen haben, dass die Melleus liquor-Auszugsbearbeitung im obd. Raum entstanden ist, in Übersetzungen Verbreitung im gesamten dt. Sprachraum gefunden hat und lat. auch im skandinavischen Raum rezipiert worden ist. Dort wurde sie dann H. zugeschrieben. Ü Latinske Urtebog: Von den mindestens Hss. stellen die deutschsprachigen mit bekannten Textzeugen gegenüber den lat. die Mehrheit. Die dt. Tradition reicht vom . bis ins . Jh. und auch die älteste bekannte Hs. ist volkssprachig. Verzeichnis der einzelnen dt. Überlieferungsträger bei Keil/Daems (s. Ausg.) S. –. Die älteste verzeichnete Hs. bietet mit Kap. aus dem Urtebog eine Teilüberl.: Wien, ÖNB, Cod. , va–ra (Pap., /, ostschwäbisch). A: Lægebøger med tilknytning til H. H. Udgivet af Poul Hauberg (Theriaca ). Kopenhagen . – Ältere Einzelausgaben: H. H.s Danske Lægebog fra det trettende Aarhundrede. Første Gang udgivet efter et Pergamentshaandskrift i det store Kongelige Bibliothek. Med Inledning, Anmaerkninger og Glossarium af Christian Molbech. Kopenhagen , S. – (Danske Urtebog). – John W. S. Johnsson: Henricus Dacus. De simplicibus medicinis laxativis. Udgivet for første gang af John W. S. Johnsson. Kopenhagen (wieder in: Janus [] S. –). – H. Gamle danske Urtebøger, Stenbøger og Kogebøger. Udgivne for Universitets-Jubilaeets danske Samfund ved Marius Kristensen. Kopenhagen –. – Christiern Pedersens Lægebog, Malmø . Udgivet i Facs. med Indledning af P. Hauberg (Fra Dansk Medicinsk-historisk Selskab til dets Medlemmer ,/). Kopenhagen (nahezu deckungsgleich mit dem Danske Lægebog). – Latinske Urtebog, lat.: H. H. Liber herbarum. Udgivet af P. Hauberg. Kopenhagen , S. –. – Latinske Urtebog dt.: Ebd., S. f., f. (Ausw. aus der Streuüberl.). – Willem F. Daems: Der Tractatulus ‹De speciebus› in Hs. F VII der Basler UB. In: Schweizerische Apotheker-Zeitung () S. –. – Ders./G. Keil: H. H.s ‹Latinske Urtebog› in den ma. Niederlanden. Mit einem Verz. altdt. ‹Urtebog›-Überl. In: Fachprosa-Stud. Beitr. zur ma. Wiss.- und Geistesgesch. FS Gerhard Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Berlin , S. – (zwei ndl. Fassungen). L: G. Keil, VL () Sp. –. – Ders., LexMA () Sp. . – P. Hauberg:
Mitte . Jh. Lidt om H. H.s Laegebog. In: Danske Studier () S. –. – J. W. S. Johnsson: H. H. A Danish Salernitan. In: Isis (/) S. –. – Alfred Otto: Liber daticus Roskildensis. Roskilde gavebog og Domkapitlets anniversarieliste. Roskilde , S. –. – Ernest Wickersheimer: La véritable origine de maître Henri de Danemarche, médicin orléanais au temps de Philippe Auguste. In: Janus () S. –. – Ingjald ReichbornKjennerud: Lægeskolen i Salerno og Sagatidens Kirurgi. In: Norsk Magasin for Lægevidenskab () S. –. – Hauberg (s. Ausg. ) S. –. – Vilhelm Møller-Christensen: Middelalderens Lægekunst i Danmark (Acta historica scientiarum naturalium et medicinalium ). Kopenhagen (Nachdr. Amsterdam ) S. –. – Sigvard Skov: H. Harpestreng og Middelalderens Medicin. In: Danske Studier () S. –. – G. Keil: H. H.s Latinske Urtebog. In: Pharmazeutische Zeitung . Jg. () Heft , S. . – Joachim Telle: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinlit. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg , S. f., , f. – Anne-Liese Thomasen: Salerno und das nordische MA. In: Pagine di storia della medicina , () S. –, hier S. –. – G. Keil/ Hans Reinecke: Der ‹kranewitber›-Traktat des «Doktor Hubertus». In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f. – Herbert Reier: Heilkunde im ma. Skandinavien. Seelenvorstellungen im Altnordischen. Habil.Schr. Kiel , Bd. , S. –. – Per-Gunnar Ottoson: Sveriges medeltida läkeböcker. In: Sydsvenska medicinhistoriska sällskapets årsskrift () S. –, hier S. , –. – William Crossgrove: Eine frühe Überl. des ‹Alexander Hispanus›. In: Sudhoffs Arch. (), S. f. – Ortrun Riha: M. A.s Monatsregeln. Unters. zu einem spätma. Regimen duodecim mensium mit krit. Textausg (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , Reg. – Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Krit. hg. v. Bernhard Schnell (TTG ). Tübingen , S. , –. – G. Keil: H. H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Ute Mauch: Das unter dem Namen Alexander Hispanus bekannte medizinische Kompendium im Cod. . der Biblioteca nacional in Madrid. Überlegungen zur
Mitte . Jh. Datierung und dem Entstehungsgebiet. In: Codices manuscripti / () S. –. – Dies.: Erste Überlegungen zur Wissensorganisation im Kodex der Biblioteca nacional in Madrid mit einer Edition des Traktats über die ‹Verworfenen Tage›, sowie Anmerkungen zur Strukturierung des Melleus liquor physicae artis Magistri Alexandri Yspani. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , , . – Johannes Hartlieb, Kräuterbuch. Zum ersten Mal krit. hg. v. Gerold Hayer/B. Schnell (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. mit Anm. . VZ Rhetorica ad Herennium (auch: De ratione dicendi ad C. Herennium). – Rhetorische Lehrschrift, um v. Chr.; dt. Rezeption ab dem . Jh. Die R. a. H. zählt neben De inventione von → Cicero zu den frühesten lat. Lehrwerken für Rhetorik. Wie Ciceros Schrift wird die R. a. H. meist auf das achte Jahrzehnt vor Christus datiert. Die R. a. H. wurde lange Cicero zugeschrieben, bevor Humanisten wie Lorenzo Valla und Giorgio Merula diese These in Frage stellten. Petrus Victorius (Piero Vettori) sprach das Werk dem Dichter und Militär Quintus Corni cius zu. Heute gilt die Autorschaft der R. a. H. als ungeklärt. Der Verfasser wird allgemein der römischen Oberschicht zugerechnet. Als Vorlage der Schrift vermutet man einen hellenistischen Text, möglicherweise in lat. Bearbeitung. Die R. a. H. ist an einen Herennius gerichtet und will diesen die Kunst der Rhetorik lehren. Das Werk zählte ursprünglich vier Bücher, doch erfolgte schon früh eine weitere Teilung des vierten Buchs, was den Gesamtumfang auf sechs Bücher erhöhte. Die ersten beiden Bücher behandeln die «inventio» (Stoff-Findung), Buch drei neben dieser auch «dispositio» (Gliederung), «actio» (Vortrag) und «memoria» (Erinnerung), Buch vier dann die «elocutio» (Ausschmückung). «Inventio» und «elocutio» werden also besonders ausführlich behandelt. In den modi zierten Fassungen werden im fünften bzw. sechsten Buch die Wort- und Sinnguren dargestellt. Rezeption und Überlieferung der R. a. H. sind erst mehrere Jahrhunderte nach ihrer Entstehung belegbar. Als frühester Nachweis des Werkes gilt eine Erwähnung bei → Hieronymus im späten
Rhetorica ad Herennium . Jh. Auch Grammatiker wie Priscian (. Jh.) bezogen sich auf die R. a. H. Die reiche handschriftliche Überlieferung der R. a. H. mit insgesamt über Textzeugen setzt im . Jh. ein. Häu g besteht Überlieferungsgemeinschaft mit Ciceros De inventione. Die Schwerpunkte der bekannten Überlieferung liegen im . und . Jh. sowie im späten . bis . Jh. Ab traten neben die Handschriften auch lat. Drucke. Von bis wurde das Werk erneut häu g tradiert. Diese große Popularität der R. a. H. wird u. a. auf ihre Zuschreibung an die Autorität Cicero zurückgeführt. Dessen De inventione wurde ab dem . Jh. z. B. als Rhetorica prima bezeichnet und durch die R. a. H. als Rhetorica secunda ergänzt. So entstand eine enge Bindung der R. a. H. an die Cicero-Tradition. Die ma. Rezeption der R. a. H. erfolgte ab dem ./. Jh. In der zeitgenössischen Literatur ist sie nachgewiesen in den Wiener Horazscholien sowie bei → Notker III. von St. Gallen, Anselm von Besate, Onulf von Speyer und Marbod von Rennes. Übernahmen von rhetorischen Figuren der R. a. H. werden auch bei Nikolaus von Dybin und in der Candela rhetorice vermutet. Als besonders stark von der R. a. H. beein usst gelten die Poetria nova des Galfrid von Vinsauf und der Laborintus von → Eberhard dem Deutschen. Weiterhin ging die R. a. H. in zahlreiche Texte der «ars dictandi» ein. Große Bedeutung hatte sie auch für die ma. Gedächtnislehren. → Albertus Magnus etwa beschäftigte sich in De bono mit den mnemotechnischen Aspekten des Werks. Kommentare und Glossen zur R. a. H. sind ab dem . Jh. erhalten, etwa bei Wilhelm von Champeaux, Thierry von Chartres, Petrus Helias und Alanus. Ihr Schwerpunkt lag oft auf der «inventio». Im . Jh. wurden sie auch mit De differentiis topicis von → Boethius tradiert. Eine Rezeption der R. a. H. wurde von der Forschung zudem im akademischen Bereich festgestellt, vor allem im . Jh. In Wien lehrte Philipp Mautter von Stockerau die R. a. H., während Paul Hebenkrieg sie in einem Kompendium verarbeitete. Im späten . Jh. beschäftigten sich Konrad Celtis (Epitoma in utramque Ciceronis rhetoricam, ) und Johannes → Kurtz mit dem Werk. Kurtz schuf eine komprimierte lat. Bearbeitung, die gedruckt wurde. Ab spätestens dem . Jh. erfolgten volkssprachige Übersetzungen der R. a. H. Bekannt sind italienische, französische und kastilische Bearbeitungen.
Rhetorica ad Herennium In Deutschland berief sich im . Jh. → Heinrich von Mügeln in einem dt. Spruchgedicht auf die Haupt guren der R. a. H. Im . Jh. griff → Niklas von Wyle in seinen Colores rethoricales auf die Rhetorik des Nikolaus von Dybin zurück, der selbst wohl die R. a. H. benutzt hatte. erschien dann der Spiegel der waren Rhetoric von Friedrich → Ried(e)rer, der im ersten Teil eine dt. Bearbeitung der R. a. H. enthielt. Er ergänzte das lat. Werk dabei aus anderen Schriften wie De inventione. Insgesamt blieb die dt. Rezeption der R. a. H. deutlich hinter der lat. Rezeption zurück. Dies ändert jedoch nichts an der Bedeutung der R. a. H. als Standardwerk der ma. Rhetorik. Ü: Zur umfangreichen Überl. mit über Hss. vgl. u. a. Manitius (s. Lit.). – Zelzer (s. Lit.). – Hafner (s. Lit.). – Birger Munk Olsen: L’Étude des Auteurs Classiques Latins aux XIe et XIIe Siècles : Catalogue des Mss. Classiques Latins Copiés du IXe au XIIe Siècle. Paris , S. f., –; Bd. /, ebd. , S. –. – Ders.: Chronique des Mss. Classiques Latins (IXe–XIIe Siècles). In: Revue d’Histoire des Textes () S. –; () S. –; () S. –; () S. –. – Spallone (s. Lit.). – Taylor (s. Lit.). Als älteste Hs. gilt: Bern, Burgerbibl., cod. , Bll. (ca. zweites Viertel . Jh.). D: . Lat.: Mehr als zwanzig lat. Drucke ab . – Verz. im GW, http://gesamtkatalogderwiegendrucke.de/docs/CICETUL.htm#Scripta Rhetorica. – Erstdruck: [Venedig: Nicolas Jenson, ] (GW ). . Dt.: Erstdruck von Riedrers Spiegel der wahren Rhetorik: Freiburg: Friedrich Riedrer, (GW M). – Vier weitere Drucke aus dem . Jh. im VD (VD R –). A: . Lat.: Incerti auctoris de ratione dicendi ad C. Herennium libri IV. Hg. v. Friedrich Marx. Leipzig (Nachdr. Hildesheim ). Leipzig (Nachdr. Stuttgart ). Korrigierte Neuausg. hg. v. Winfried Trillitzsch. Leipzig . – Rh. a. H. Hg. v. Theodor Nüsslein. Düsseldorf . – Rh. a. H. Hg. v. Harry Caplan. Cambridge (Mass.) . – Online-Faks. von GW : http://daten.digitale-sammlungen.de// bsb/images/. . Dt.: Friedrich Riedrer: Spiegel der wahren Rhetorik (). Hg. v. Joachim Knape/Stefanie Luppold. Wiesbaden . – Online-Faks.
Mitte . Jh. von GW M: http://diglib.hab.de/inkunabeln/–-rhet-f/start.htm. Ü: Nüsslein (s. Ausg.; dt.). – Caplan (s. Ausg.; engl.). L: Weitere Lit. bei Worstbrock (s. u.). – Vgl. zudem die Lit. zu Friedrich Riedrer. – De Boor/Newald / () S. , , . – Gian Carlo Alessio, LexMA () Sp. f. – Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –. – Karl Stackmann: Rhetoricae artis practica fontalisque medulla. Zu Theorie und Praxis des Blümens bei Heinrich von Mügeln. In: FS Hans Pyritz. Hg. v. Kollegen und Mitarbeitern. Heidelberg , S. – (wieder in: K. Stackmann: Kleine Schr. . Hg. v. Jens Haustein. Göttingen , S. –). – Karl Manitius: Zur Überl. des sog. Auctor a. H. In: Philologus () S. –. – Johannes Kibelka: Der ware meister. Denkstile und Bauformen in der Dichtung Heinrichs von Mügeln. Berlin , S. –. – Mary Dickey: Some Commentaries on the ‹De inventione› and ‹Ad Herennium› of the Eleventh and Early Twelfth Centuries. In: Mediaeval and Renaissance Studies () S. –. – H. Caplan: Of Eloquence. Studies in Ancient and Mediaeval Rhetoric. Ithaca u. a. , S. – u. ö. – James J. Murphy: Rhetoric in the Middle Ages. Berkeley/Los Angeles , S. –, – u. ö. – F. J. Worstbrock: Rhetorische Formtypen der ma. Lyrik. In: DVjs () S. – (wieder in: Ders.: Ausgewählte Schr. . Hg. v. Susanne Köbele/Andreas Krass. Stuttgart , S. –). – Karin M. Fredborg: The Commentaries on Cicero’s ‹De Inventione› and R. a. H. by William of Champeaux. In: Cahiers de l’Institut du Moyen-Âge Grec et Latin (Kopenhagen) () S. –. – Sandra Karauswertis: The Commentary of Bartolinus de Benincasa de Canulo on the R. a. H. In: Viator () S. –. – Maddalena Spallone: La Trasmissione della R. a. H. nell’Italia Meridionale tra XI e XII Secolo. In: Bollettino dei Classici, Ser. , () S. –. – Klaus Zelzer: Zur Überl. der Rhetorik a. H. In: Wiener Stud. () S. –. – Erich Kleinschmidt: Humanismus und. urbane Zivilisation. Friedrich Riedrer (um –um ) und sein ‹Spiegel der waren Rhetoric›. In: ZfdA () S. –. – F. J. Worstbrock: Die ‹Colores rethoricales› des Niklas von Wyle. In: Respublica Guelpherbytana. FS Paul Raabe. Hg. v. August Buck u. a. Amsterdam , S. – (wieder in: F. J. Worstbrock: Ausgewählte Schr. . Hg.
Mitte . Jh. v. Susanne Köbele/Andreas Krass. Stuttgart , S. –). – Anton Hafner: Unters. zur Überlieferungsgesch. der Rhetorik a. H. Bern u. a. . – P. Ruth Taylor: Codices integri and the Transmission of the A. H. in Late Antiquity. In: Revue d’Histoire des Textes () S. –. – Dies.: ‹Pre-History› in the Ninth-Century Manuscripts of the A. H. In: Classica et Mediaevalia () S. –. – Dies.: Post-Classical Scholarship as Evidence of Textual Authority. The Expleti-Recension of the A. H. Re-Examined. In: Revue d’Histoire des Textes () S. –. – M. Spallone: Testo e Dintorni in un Nuovo Testimone della R. a. H. In: Revue d’Histoire des Textes () S. –. – Annette Vol ng: Heinrich von Mügeln, ‹Der meide kranz›. A Commentary (MTU ). Tübingen , S. –. – J. Knape: Allg. Rhetorik. Stationen der Theoriegesch. Stuttgart , S. –. – Ders.: Friedrich Riederers ‹ars memorativa› (). In: Seelenmaschinen. Gattungstraditionen, Funktionen und Leistungsgrenzen der Mnemotechniken vom späten MA bis zum Beginn der Moderne. Hg. v. Jörg Berns/Wolfgang Neuber. Wien u. a. , S. –. – W. Neuber: Die vergessene Stadt. Zum Verschwinden des Urbanen in der ‹ars memorativa› der Frühen Neuzeit. In: ebd., S. –. – Gualtiero Calboli: Further Comments on the Tradition of the R. a. H. In: Alvarium. FS Christian Gnilka. Hg. v. Wilhelm Blümer u. a. Münster/Westf. , S. –. – G. Calboli: The Knowledge of the R. a. H. as ‹Prerequisite for Training in Dictamen›. In: Papers on Rhetoric () S. –. – John O. Ward: The Medieval and Early Renaissance Study of Cicero’s ‹De inventione› and the R. a. H. Commentaries and Contexts. In: The Rhetoric of Cicero in Its Medieval and Early Renaissance Commentary Tradition. Hg. v. Virginia Cox. Leiden u. a. , S. –. – J. Knape: Poetik und Rhetorik in Deutschland –. Wiesbaden , S. – u. ö. – A Companion to Roman Rhetoric. Hg. v. Jonathan M. Hall/William J. Dominik. Malden (Mass.) u. a. , passim. – G. Calboli: The Knowledge of the R. a. H. from Later Roman Empire to Early Middle Ages in Northern Italy. In: Papers on Rhetoric () S. –. – Komm. zu Friedrich Riederers ‹Spiegel der wahren Rhetorik›. Hg. v. J. Knape/Stefanie Luppold. Wiesbaden . – Peter Mack: A History of Renaissance Rhetoric –. Oxford u. a. , S. – u. ö. – Laura Ramello: La R. a. H. Fra Traduzioni, Compendi
Johannes de Mera e Filiazioni. In: Culture, Livelli di Cultura e Ambienti nel Medioevo Occidentale [...]. Hg. v. Francesco Benozzo. Rom , S. –. MM Johannes de Mera (Johannes Grammatica), * Meer (heute zu Hoogstraten/Belgien), † nach . – Verfasser von Wörterbüchern. Der in der Überlieferung vereinzelt auch als Magister bezeichnete J. ist biographisch kaum fassbar. Nach eigenen Angaben hielt er sich in Antwerpen und in Mecheln auf. Sein Hauptwerk umfasst zwei lat. Wörterbücher für den praktischen Schulgebrauch: Den Puericius stellte J. fertig, überarbeitete ihn aber bis zu einem neuen Wörterbuch (Brachylogus). Beide Texte sind mit Versepilogen und alphabetisch geordneten Wortverzeichnissen versehen. Inhaltlich beruhen Puericius und Brachylogus stark auf anderen Wörterbüchern und Lehrgedichten. Als Quellen J.s hat die Forschung Huguccio, → Guilelmus Brito, → Alexander de Villa Dei, Eberhard von Béthune und → Johannes de Garlandia nachgewiesen. Die Wirkung von J.s Werk blieb beschränkt und erreichte ihren Gipfel um . Die überschaubare Überlieferung gilt als primär geistlich geprägt. Im späten . Jh. erlangte J. noch einmal die Wertschätzung ndl. Gelehrter, wurde dann aber von den Humanisten kritisiert. Neben den Wörterbüchern hinterließ J. auch eine Reihe lat. Briefmuster. Ü: Verz. der bekannten Textzeugen bei Powitz (s. Lit.). – Powitz (s. Lit.). – Als älteste Hs. gilt: Erfurt, Wiss. Bibl., cod. Ampl. ° , Bll. (Pap., ). – Vgl. Wilhelm Schum: Beschreibendes Verzeichniss der Amplonianischen Hss.-Slg. zu Erfurt. Berlin (Nachdr. Hildesheim ) S. . L: Gerhardt Powitz, VL () Sp. –. – Johan P. Gumbert: Die Utrechter Kartäuser und ihre Bücher im frühen . Jh. Leiden , S. . – Gerhardt Powitz: J. d. M., ein Brabanter Lexikograph des . Jh. In: Mlat. Jb. () S. –. – Jean-Claude Boulanger: Les Inventeurs de Dictionnaires. De l’Eduba des Scribes Mésopotamiens au Scriptorium des Moines Médiévaux. Ottawa , S. f. MM Johannes von Lauburg. – Möglicher Autor einer Versgrammatik, . Jh. Mehrere Handschriften überliefern ab dem . Jh. ein Compendium metricum, das darin meist
Kranewittbeer-Traktat einem J. zugeschrieben wird. Vereinzelt werden aber auch ein Magister Konrad und ein Hermannus als Verfasser des Werks genannt. Der Text umfasst leoninische Hexameter in lat. Sprache. Thema ist der Satzbau im Sinne der traditionellen «constructio». Als Vorlage des Textes hat die Forschung die Grammatik des Thomas von Erfurt identi ziert. Vier Handschriften bieten zum Compendium metricum auch einen Kommentar, der jedoch wie das Gedicht bisher nicht weitergehend untersucht wurde. Ü: Sieben Hss. ab dem . Jh. – Verz. in: Initia carminum ac versuum medii aevi posterioris Latinorum. Bearb. v. Hans Walther. Göttingen , Nr. . – Worstbrock (s. Lit.). L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. . MM Klenkok, Johannes → Eike von Repgow. Kranewittbeer-Traktat. – Lat. Wunderdrogentext, um ; dt. Rezeption ab ca. . Der um entstandene lat. Traktat über Anwendung und Wirkungen der «grana juniperi» ist vielfach übersetzt worden. Neben isländischen, norwegischen, dänischen und schwedischen Übertragungen – bekannt ist auch eine Übersetzung ins Italienische (Kassel, LMB, Cod. ° med. , rv) – existieren zahlreiche dt. Fassungen in ingesamt zehn Übersetzungsgruppen. Während man früher wegen der umfangreichen skandinavischen Überlieferung von einem nordischen Verfasser ausgegangen ist, «macht ein Blick auf die sieben ältesten Überlieferungsträger eher eine oberdeutschböhmische Herkunft wahrscheinlich» (Keil , S. ). Der mit der drogenkundlichen Fachliteratur vertraute Verfasser, der Wacholderbeeren als allgemeines Purgiermittel betrachtet, stützte sich vor allem auf Dioskurides, Avicenna und den → Circa instans; «als strukturbestimmende Vorlage kann die (früh-)ma. Laus phlebotomiae gelten» (ebd., S. ). Der K.-T., dessen Überlieferung bis in das . Jh. reicht (vgl. Kurschat-Fellinger , S. ), ist dreimal versi ziert worden; zudem gibt es Schwellformen, Verkürzungen, lat. Rückübersetzungen sowie Zusatzkapitel in der Textschleppe (vgl. → Eichenmisteltraktat). Überlieferunggemeinschaften geht der K.-T. mit dem Kräuterbuch Melleus liquor physicae artis des Alexander Hispanus und
Mitte . Jh. im Hausbuch des → Michael de Leone mit einem Koriander-Traktat ein. Ü Verzeichnis der bisher mehr als Handschriften bei Kurschat-Fellinger, S. –, darunter: Aarau, Kantonsbibl., MsZQ , v (Pap., zweites Viertel . Jh., hochalemannisch). – Karlsruhe, LB, Hs. St. Georgen , v–r (Pap., zweite Hälfte . Jh.). – München, BSB, Clm , vb–ra (Pap., zweite Hälfte . Jh.). – Solothurn, ZB, Cod. S , v (Fassung b, Nr. ), v–r (Fassung g) (Pap., Nennung des Schreibers auf Bl. v: «scribtum per me Johannes Stoll de Rauvenspurgensis anno domini », –, alemannisch). – Vgl. http:// www.handschriftencensus.de/werke/. – Zur geschätzten Gesamtüberlieferung des K.-T.s: Nach Kurschat-Fellinger () ist «mit mehr als einem Vierteltausend an erhaltenen Handschriften (bzw. Drucken) zu rechnen» (S. , Anm. ). Vgl. Leng, S. und Keil , S. , Anm. .; Ortrun Riha: Wissensorganisation in medizinischen Sammelhandschriften. Klassi kationskriterien und Kombinationsprinzipien bei Texten ohne Werkcharakter (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. . A: Kurschat-Fellinger (s. Lit.) (alle bekannten Fassungen der dt. Rezeption). – Einzelne Texte auch bei Harpestræng (S. –), Werlin, Keil/Reinecke, Hirth (s. Literatur). L: Sabine Kurschat-Fellinger/Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Henricus Harpestræng: Liber herbarum. Hg. v. Poul Hauberg. Kopenhagen , S. f. – Josef Werlin: Drei dt. Wacholder-Traktate der SpätMA. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – G. Keil: Zauberp anzen und Wunderdrogentraktate. In: Leuvense Bijdragen () S. –, hier S. , . – Ders./Hans Reinecke: Der ‹kranewitber›Traktat des ‹Doctor Hubertus›. Unters. zur spätma. Pharmakologie der Baccae Juniperi. In: ebd. () S. –; () f. – Hartmut Broszinski: Manuscripta medica. (Die Hss. der Murhardschen Bibl. der Stadt Kassel und Landesbibl. ,). Wiesbaden , S. , . – G. Keil: Prosa und gebundene Rede im medizinischen Kurztraktat des Hoch- und SpätMA. In: Poesie und Gebrauchslit. im dt. MA. Würzburger Colloquium . Hg. v. Volker Honemann u. a. Tübingen , S. –, hier S. . – Christine Boot: Van jeneverbestraktaat tot recept. In: ‹gelêrter der arzenîe, ouch apotêker›. FS Willem F. Daems. Hg.
Mitte . Jh. v. G. Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ) Pattensen/Han. , S. –. – Wolfgang Hirth: Die älteste Überl. der dt. Wacholderbeertraktate. In: Fachprosa-Studien. Beitr. zur ma. Wissenschafts- und Geistesgesch. Hg. v. G. Keil. Berlin , S. –. – S. Kurschat-Fellinger: Kranewitt. Unters. zu den altdt. Übersetzungen des nordischen Wacholderbeertraktates (Würzburger medizinhist. Forschungen ; Ma. Wunderdrogentraktate ). Pattensen/Han. . – Rainer Leng: Ein lat. ‹Kranewittbeer-Traktat› im Hausbuch des Michael de Leone In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – G. Keil: ‹magister giselbertus de villa parisiensi›. Beobachtungen zu den Kranewittbeeren und Gilberts pharmakologischem Renommé. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – H.-P. Michael Freyer: Europäische Heilkräuterkunde. Ein Erfahrungsschatz aus Jahrtausenden (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Würzburg , S. –, –. – Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Krit. hg. v. Bernhard Schnell in Zusammenarbeit mit William Crossgrove (TTG ). Tübingen , S. , , . – G. Keil: K. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Gemanistik ). Berlin , S. . BJ Eichenmisteltraktat. – Wunderdrogentext, erste Hälfte/Mitte . Jh. Der von einem ostmittelbairischen Laienarzt verfasste E. ist seit ca. im obd. Raum breit überliefert. Aus der Zeit um ist ein westmitteldt. Einblattdruck sowie eine Übersetzung ins Altfranzösische bekannt; der Kompilator des zuerst in Lübeck gedruckten Promptuarium medicinae kannte den E. nicht. Der vermutlich geistliche Verfasser schrieb den Traktat, der nur im Textzeugen D (Einblatt-Wiegendruck) selbstständig überliefert ist, für Laienärzte, denen er die medizinische Wirkung der im Volksglauben verankerten Eichenmistel nahebringen wollte. Häu g wird der E. zusammen mit Pest- und anderen Wunderdrogentraktaten überliefert. In G und H folgt auf den E. die Epistula de virtute quercus (→ Arnald von Villanova), in G geht der → Eichentraktat (. Jh.), in H die aus dem «Quercus»-Kapitel des → Albertus Magnus stammende Gallapfelvorhersage voraus; in Ff
Eichenmisteltraktat folgt auf den E. der → Straßburger Eichentraktat. Die Spannbreite des stark zersetzten Textes, der neben Änderungen in der Reihenfolge vor allem solche im Umfang erfahren hat, «reicht vom Traktat bis zum einfachen Rezept» (Högemann, S. ). Der E. ist nur schwach gegliedert – abhängig auch von der verwendeten literarischen Kleinform; einem zweimal durchbrochenen Abschnitt, der «einem Tugend-Katalog am nächsten kommt» (Högemann, S. ), folgt der epische Fundbericht. Die Heilanzeigen konzentrieren sich auf die Fallsucht-Verhütung in den verschiedenen Lebensaltern. Zu den übrigen Heilanzeigen zählen u. a. die Aussatzprophylaxe, die Schwindsuchtund Hirnschlagtherapie sowie die Therapie von «Gicht»- und «Ritten»-Leiden. Zitiert werden medizinische (Hippokrates, Konstantin von Afrika), biblische (König David) und politische (Kaiser Hadrian, –) Autoritäten. Ü: Ö: Augsburg, UB, Cod. III..° , v–v. – K: Berlin, SBB, Hdschr. (früher Privatbesitz Antiquariat C.-E. Kohlhauer, Feuchtwangen) (Kodex Kohlhauer), S. –. – O: Budapest, Nationalbibl., Cod. Germ. , r–r (Pap., und , bair.-österr.). – O: Budapest, UB, Cod. germ. , v (Pap., Anfang/ Mitte . Jh., alemannisch). – Dessau, Landesbücherei, Hs. Georg. .°, r–r (Pap., erste Hälfte . Jh., ostmitteldt.; Raum für Illustrationen ausgespart). – E: Edinburgh, University Library, MS (aus vier Teilen [–, –, –, –] zusammengebunden), v–v (Perg. und Pap., / und Ende . Jh. [Ker, S. ], Tl. : um [Schnell/Crossgrove, S. ], ostmitteldt.). – Ff: Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. , vb–ra (Pap., erstes Viertel . Jh., elsässisch). – G: Göttingen, Georg-August-Univ., Diplomatischer Apparat, C, v–r (um , mitteldt.). – G: Göttingen, SUB, ° Cod. Ms. hist. nat. , v–r. – G: Ebd., ° Cod. Ms. jurid. , v (Pap., ). – H: Hamburg, SUB, Cod. med. , S. –. – P: Heidelberg, UB, Cpg , r-v (Pap., –, Elsass). – P: Ebd., Cpg (vor ), r. – P: Ebd., r. – P: Ebd., Cpg , rv. – L: London, British Library, MS Add. (Pap., . Jh., ripuarisch), rv. – D: Ebd., v. – L: Ebd., MS Sloane , v (spätes . Jh.). – M: München, BSB, Cgm , r (Pap., [vgl. Bl. v], mittelbair.). – M: Ebd., Cgm , v–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., alemannisch). – M: Ebd., Cgm ,
Eichenmisteltraktat r–r (Pap., [vgl. Bl. r) und Nachträge bis , mittelbair.). – M: Ebd., Cgm (Pap., Ende . Jh., mittelbair.), v–r. – M: Ebd., r–r. – M: Ebd., Cgm (aus zwei Teilen [–, – + –] zusammengebunden), r (Pap., aus Tegernsee, Tl. : drittes Viertel . Jh., mitteldt.-nordböhmisch, Nachtragshände mittelbair., Tl. : , mittelbair.). – B: Passau, Arch. des Bistums, Cod. Hist. prof. Xcq (früher Diözesanbibl., Cod. ), v–v (Pap., –, nürnbergisch [Högemann, S. ], bair.österr. [Hayer, S. ]). – R: Rom, Bibl. Nazionale Centrale, Cod. Vitt. Em. (früher Farfensis ), rv ( [vgl. Bl. r], obd. mit mitteldt. Elementen). – Sa: Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, Cod. b III , v–r. – Sa: Salzburg, UB, Cod. M III , ra–rb (Perg. und Pap.). – Solothurn, ZB, Cod. S , r (Meister Peter zugeschrieben) (Pap., Nennung des Schreibers auf Bl. v: «scribtum per me Johannes Stoll de Rauvenspurgensis anno domini », –, alemannisch). – St: Stuttgart, LB, Cod. HB XI , v–r. – V: Wien, ÖNB, Cod. , r-v (Pap., erste. Hälfte . Jh., bair.-österr. [Menhardt, S. ], mittelbair. [Hommers, S. ]). – V: Ebd., Cod. , v. – V: Ebd., Cod. , v–r (Pap., . Jh. [, ], bair.-österr.). – V: Ebd., Cod. , v–r. – V: Ebd., Cod. , hinterer Spiegel. – V: Ebd., Cod. , ra–rb (Pap.). – V: Ebd., Cod. , r. – V: Ebd., Cod. , r-v. – W: Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, vb–rb. – Z: Zürich, ZB, Cod. A , v–r (Pap., Grundstock [Bl. r]). Vgl. Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der Österr. Nationalbibl. Bd. (Veröff. des Inst. für dt. Sprache und Lit. ). Berlin , S. f. – Peter Hommers: Gesta Romanorum deutsch. Unters. zur Überl. und Redaktionengliederung. Diss. München. Markdorf , S. . – Ortrun Riha: Wissensorganisation in medizinischen Sammelhandschriften. Klassi kationskriterien und Kombinationsprinzipien bei Texten ohne Werkcharakter (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. . – Gerold Hayer: Konrad von Megenberg, ‹Das Buch der Natur›. Unters. zu seiner Textund Überlieferungsgesch. (MTU ). Tübingen , S. . – http://www.handschriftencensus. de/werke/. A Ü: London, Wellcome Institute Hist. Med., cod. , r/v (um , burgundisch).
Mitte . Jh. A: Annelore Högemann: Der altdt. ‹E.›. Unters. zu einer bair. Drogenmonographie des . Jh. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen (Einzelabdruck von Hss.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f.; () Sp. . – Ders.: Eichenmistel. In: LexMA () Sp. . – Karl Sudhoff: Zwei dt. Reklamezettel zur Empfehlung von Arzneimitteln – Petroleum und Eichenmistel – gedruckt um . In: Arch. für Gesch. der Medizin () – (mit Ausg. des Einblattdrucks). – Ders.: Handschriftliches von Eichenmistel. In: Arch. für Gesch. der Medizin (/) S. f. – H. Marzell: Mistel. In: Handwb. des dt. Aberglaubens. Hg. v. Hanns Bächtold-Stäubli. Bd. . Berlin/Leipzig /, Sp. –, hier Sp. f. – A. Knapp: Thomas von Wasserburg, ein obd. Wundarzt und Apotheker des . Jh. Diss. (masch.) München , S. f. (Ausg. von Hamburg, SB und UB, cod. med. ). – G. Keil: Die «Cirurgia» Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , S. . – Wilhelm Rieck: Materialien zur Viscum-albumForschung. In: Medizinische Montasschr. () S. – (mit Abdruck von Hamburg, SB und UB, cod. med. ; Passau, Bischö iche Ordinariatsbibl., cod. ; Einblattdruck von etwa ). – Willem Daems: Der Misteltraktat des Wiener Kodex . In: Sudhoffs Arch. () S. – (mit Abdruck von Wien, cod ). – Joachim Telle: Altdt. Eichentraktate aus medizinischen Hss. (Beitr. zur pharmazeutischen Kleinlit. im ausgehenden MA). In: Centaurus () S. – (mit Ausg. von Göttingen, SB, cod. hist. nat. und Heidelberg, cpg ). – G. Keil: Zauberp anzen und Wunderdrogentraktate. In: Leuvense Bijdragen () S. –, hier S. f., . – Neil R. Ker: Medieval Manuscripts in British Libraries. Bd. . Oxford , S. f. – G. Keil: Prosa und gebundene Rede im medizinischen Kurztraktat des Hoch- und SpätMA. In: Poesie und Gebrauchslit. im dt. MA. Würzburger Colloquium . Hg. v. Volker Honemann u. a. Tübingen , S. –, hier S. . – Högemann (s. Ausg.) . – Christian Probst: Der altdt. E. in einem baierischen Textzeugen aus dem späten . Jh. In: Licht der Natur. Medizin in Fachlit. und Dichtung. FS Gundolf Keil. Hg. v. J. Domes u. a. (GAG ). Göppingen , S. –. – H.-P. Michael
Mitte . Jh. Freyer: Europäische Heilkräuterkunde. Ein Erfahrungsschatz aus Jahrtausenden (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Würzburg , S. f., –. – Wolfgang Meid: Eichenkundliches. In: ‹Ir sult sprechen willekomen›. Grenzenlose Mediävistik. FS Helmut Birkhan. Hg. v. Christa Tuczay u. a. Bern u. a. , S. –. – Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Krit. hg. v. Bernhard Schnell in Zusammenarbeit mit William Crossgrove (TTG ). Tübingen , S. , . – Wolfgang Wegner: E. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. f. BJ Magdalenenbalsam. – Gruppe von Wunderdrogentraktaten, spätestens . Jh. Das Johannes-Evangelium berichtet von einer Maria, die Jesus mit einem kostbaren Öl die Füße salbte (Joh , –). Diese Erzählung wurde häu g auf Maria Magdalena bezogen. In der medizinischen Fachliteratur entwickelte sich aus der Verbindung von Maria Magdalena und der heilkräftigen Salbe der Begriff des M. Die Entstehung von Abhandlungen über die angebliche Wunderdroge wird spätestens im . Jh. vermutet. Ab dem . Jh. sind entsprechende Texte im dt. Sprachraum nachgewiesen. Die Cirurgia des → Peter von Ulm geht im . Kap. auf das M. ein. Das Rezeptar → Buch von alten Schäden enthält in Kap. umfangreiche balneologische Anweisungen zum M. Der Balsam wird hier zur Behandlung von Wunden und Muskel-Erkrankungen empfohlen. Der Text erläutert Heilanzeigen, Zutaten und Herstellung des M., u. a. durch Destillation. Der Anspruch des Traktats gilt als enzyklopädisch, da der Text unter den erwähnten Stoffen neben Heilp anzen auch eine große Zahl von Tierarten erfasst. Als Autor des Traktats wird ein alemannischer Praktiker vermutet, der spätestens um lebte und Kenntnisse der Pharmazie sowie der einschlägigen Fachliteratur besaß (u. a. → Geiertraktat/De Vulture, → Nikolaus von Polen). Ab um ist in vier Drucken und einer Handschrift ein weiterer M.-Traktat überliefert, Die eigenschafft des edlen balsam öles genant Balsam Marie magdalene. Die Herkunft der anonym tradierten Abhandlung wird in Südwestdtl. vermutet. Möglicherweise ossen mehrere Quellen in den Traktat ein. Der Text behandelt M. auf Grundlage von Erd- oder Nardenöl, weshalb die Forschung ihn
Magdalenenbalsam in die Nähe von Petroltraktaten gerückt hat. Die Abhandlung bietet einen nach dem traditionellen Prinzip «a capite ad calcem» geordneten Katalog von Krankheiten, die mit M. bekämpft werden können, darunter so unterschiedliche Leiden wie Rheuma und Unfruchtbarkeit. Sie alle werden auf einen Überschuss an Körperfeuchte zurückgeführt. Der Text beschreibt jedoch auch sonstige Wirkungen des M.s, etwa als Mittel gegen Motten. Ü: Einsiedeln, Stiftsbibl., cod. (), S. – (Pap., , hochalemannisch). – Vgl. u. a. www.handschriftencensus.de/. D: Vier Einblattdrucke ab etwa : [Basel: Bernhard Richel, um ] (GW N). – [Nürnberg: Friedrich Creussner, um ] (GW , N). – [Augsburg: Anton → Sorg, um ] (GW ). – Vgl. http://gesamtkatalogderwiegendrucke.de/docs/BALSAMU.htm. A: Sudhoff (s. Lit.). – Sigerist (s. Lit.) S. f. (Teilausg.). – Peters (s. Lit.) S. – (nach dem Buch von alten Schäden). – Online-Faks. von GW : http://inkunabeln.digitale-sammlungen.de/ Ausgabe B-.html. L: Gundolf Keil/Volker Zimmermann, VL () Sp. –; () Sp. . – Karl Sudhoff: Die heilsamen Eigenschaften des M.s. Ein Einblattdruck aus den letzten Jahren des . Jh. In: Arch. für Gesch. der Medizin () S. –. – Ders.: Zwei dt. Reklamezettel zur Empfehlung von Arzneimitteln – Petroleum und Eichenmistel – gedruckt um . In: ebd. (/) S. –. – Ernest Wickersheimer: Le Beaume et Ses Vertues. In: Bulletin de la Société Française d’Histoire de la Pharmacie () S. –. – Henry E. Sigerist: Dt. medizinische Hss. aus Schweizer Bibl. In: Arch. für Gesch. der Medizin () S. –. – G. Keil: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes. Ulm , S. f. – Ders.: Das ‹costelic laxatijf› Meister Peters van Dordt. Unters. zum DrogenEinblattdruck des SpätMA. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –. – Hans-Joachim Peters: Das ‹Buch von alten Schäden› . Text. Diss. Bonn , S. –, –. – V. Zimmermann: Der Rosmarin als Heilp anze und Wunderdroge. Ein Beitr. zu den ma. Drogenmonographien. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ingrid Rohland: Das ‹Buch von alten Schäden› . Komm. und
De taxone liber Wörterverz. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –, f. – G. Keil: Der medizinische Kurztraktat in der Lit. des dt. MA. In: Beitr. zur Überl. und Beschreibung dt. Texte des MA [...]. Hg. v. Ingo Reiffenstein (GAG ). Göppingen , S. –, hier S. . – W. Wegner: M. In: In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM De taxone liber (Dachstraktat). – Wunderdrogentraktat, ./. Jh.; dt. Rezeption ab Mitte . Jh. Als Vorläufer ma. Wunderdrogentraktate führt der Traktat in die organotherapeutische Verwertung des Dachses ein (z. B. Fett als Fiebermittel, Gehirn als Schmerztherapeutikum, Blut zur Geschwürsbehandlung, Hoden gegen Impotenz). Inhaltlich orientiert sich die Lehrschrift wie auch Marcellus Empiricus (De medicamentis ,) an Plinius d. Ä. (Naturalis historia , /). Formal steht D. t. l. in der Tradition des spätantiken Lehrbriefes, eine Formvorgabe, der auch die Epistula de vulture folgt (→ Geiertraktat, → Nikolaus von Polen). Das Lehnwort «taxo» (statt «meles») ist Beleg des frühen volkssprachigen Ein usses auf den Traktat. Die mit rund zehn bekannten Handschriften überschaubare lat. Tradition des Dachstraktates hat im dt./ndl. Raum erste volkssprachige Re exe nicht vor dem . Jh. hervorgerufen. Die bislang früheste Rezeption ist im St. Georgener Rezeptar nachgewiesen (um [auch: Berchtolds Rezeptar], s. Meister → Berchtold). Der Rezeptionsschwerpunkt mit Teilübersetzungen liegt im . Jh. im südöstlichen bairischen Raum. Die bayerische Laienärztin → Pohlhaimerin verwendet in ihren urologischen Verfahren «dachs-smalcz». Das Heilmittel dürfte bei ihr aber auf mündliche Vermittlung und nicht auf den Traktat zurückgehen, zumal «axungia daxi» in obd. Arzneitaxen des . Jh. (Wien, München, Andechs, Nördlingen) als offizielles Medikament geführt wurde. Ü: Lat.: s. Ausg., S. I–XXIV. – Dt./ndl.: St. Georgener Rezeptar: Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen , r, Zeile – (Pap., und . Jh., aus Villingen). – Debrezin, Großbibl. des Reformierten Kirchendistrikts, Cod. R. ,
Mitte . Jh. S. f. (Pap., um , ostmittelbair. mit mitteldt. Einschlag); Incipit: «Nu hebt sich an das p˚uch von den Tiern». – Wien, ÖNB, Cod. , v (Pap., –/, ostmittelbair.); Incipit: «Der dachs ist ain tier vˉo rains art». – Streuüberl.: Hattem (NL), Voermann Museum, Ms. Hattem, SM C, r (Pap., um , niederrheinisch). – Heidelberg, Cpg , r (Pap., letztes Drittel . Jh., südrheinfränkisch/niederalemannisch). A: Lat.: Ernst Howald/Henry E. Sigerist: Antonius Musa. De herba vettonica liber. Pseudoapulei herbarius. Anonymi de taxone liber. Sexti Placiti liber medicinae ex animalibus etc. (Corpus medicorum latinorum ). Leipzig/Berlin , S. –. – St. Georgener Rezeptar: Ulrike OttVoigtländer: Das St. Georgener Rezeptar. Ein alemannisches Arzneibuch des . Jh. aus dem Karlsruher Codex St. Georgen . Bd. : Text und Wörterverz. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen . L: Christian Hünemörder/Gundolf Keil: Dachs, LexMA () Sp. f. – G. Keil, VL () Sp. ; () Sp. . – H. E. Sigerist: Early mediaeval medical texts in the manuscripts of Montpellier. In: Bulletin of the History of Medicine () S. –, hier S. –. – G. Keil: Rezension Hermann Menhardt, Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. und Bd. . Berlin . In: AfdA () S. –, hier S. . – Rainer Möhler: ‹Epistula de vulture›. Unters. zu einer organotherapeutischen Drogenmonographie des FrühMA (Würzburger medizinhist. Forschungen /Ma. Wunderdrogentraktate ). Pattensen , S. f., . – Matthias Kreienkamp: Das St. Georgener Rezeptar. Ein alemannisches Arzneibuch des . Jh. aus dem Karlsruher Kodex St. Georgen . Tl. : Komm. (A) und textkrit. Vergleich. Diss. Würzburg , S. f. – Warren C. Hollister/Michael J. Wright: The remedies in British Library MS Cotton Galba A.xiv, fols. and r. In: Notes and Queries N.S. [] () S. f. – Zoltan Kádár: A ‹De T. L.› a római Casanatense Könyvtár Corvinkódexében (Cod.lat.). In: Társadalomtörténeti tanulmányok a közeli és a régmúltból. FS György Székely. Hg. v. Ilona Jónás. Budapest , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Francis B. Brevart: Between Medicine, Magic, and Religion: Wonder Drugs in German Medico-Pharmaceutical Treatises Thirteenth
Mitte . Jh. to the Sixteenth Centuries. In: Speculum () S. –. – Gianluca del Mastro u. a.: La traduzione del ‹Liber diaetarum particularium di Ishaq al Israili›, il ‹De taxone› e il ‹Liber medicinae› di Sesto Placito in un manoscritto della Biblioteca Oratoriana dei Girolamini di Napoli. In: Scripta () S. –. VZ Salbeitraktat. – Drogenmonographie, . Jh. Wie die äußerst reichhaltige und lang anhaltende Überlieferung nahelegt, dürfte es sich beim S. um den am breitesten rezipierten Kurztraktat der ma. dt. Literaturgeschichte überhaupt handeln. Sein Verfasser war mit großer Wahrscheinlichkeit akademischer Arzt, der mit der dt. medizinischen Fachsprache ebenso vertraut war wie mit pharmazeutisch-technologischen Verfahren. Die besondere Hervorhebung des Salbeis macht eine Entstehung des Traktas im obd. Raum wahrscheinlich. Dorthin weist auch die Überlieferungs- und Textgeschichte mit einem bairisch-alemannischen Schwerpunkt der frühen Tradition. Das zentrale Arzneimittel ist ein Heiltrank, der ähnlich dem Melissengeist (→ Melissentraktat) auf Branntwein setzt, hier in Kombination mit der Leitdroge Salbei. Eine tägliche Einnahme fördere Jugendlichkeit und steigere die Lebenserwartung. Die Makrostruktur des Textes folgt dem dreigliedrigen Aufbau der Wunderdrogentraktate: Teil gibt als Einleitung in acht Paragraphen Hinweise zu Arzneiform sowie Wirkung und emp ehlt das Heilmittel zur Anwendung. Teil widmet sich in Paragraphen der pharmazeutischen Technologie (Kompostion, Mischung, Auslösung des Wirkstoffes, Präparation, Destillation, Konservation). Teil umfasst je nach Redaktion oder nach Heilp anzen systematisch gegliederte Paragraphen, welche die Indikationen in Form eines Tugendkatalogs vorstellen. Einbezogen werden hier auch alchemistische und nahrungsmittelhygienische Anweisungen. Die Monographie scheint sich vor allem auf einen nicht erhaltenen aber rekonstruierbaren Branntweintraktat nach → Taddeo (degli) Alderotti zu stützen und auf weitere Texte aus dem TaddeoUmkreis und aus der salernitanischen Drogenkundetradition. Die vom Autor intendierten Adressaten des S. sind im Kreis der medizinischen Laien zu vermuten, doch wirkte er auch auf Apotheker oder Akademikerärzte (vgl. Kap. der Ausgebrannten Wässer des Michael → Puff von Schrick).
Salbeitraktat Das vorgestellte Heilmittel war als «Aqua salvie» im SpätMA offizinell, wurde im . Jh. in obd. Apotheken gehandelt und erscheint in der Arzneitaxe Johannes → Hartliebs. Um den überaus erfolgreichen aber anonymen Traktat durch eine Aurotinstanz zusätzlich zu legitimieren, wurde der S. im Laufe der Tradierung u. a. Hippokrates, Aristoteles, Roger Bacon oder dem königlich französischen Leibarzt untergeschoben. Auch liegen lat. Übertragungen vor, die zum Teil in die Volkssprache rückübersetzt wurden. Ü: Mindestens Hss. des .–. Jh., hinzu kommen elf Drucke von bis (Aufstellung bei Hlawitschka [s. Lit.] S. –). Die Überl. setzt im obd. Raum bereits im . Jh. breit ein und greift zur Mitte des . Jh. in das mitteldt. Sprachgebiet über. Bereits früher sind einige wenige nd. Fassungen bekannt, die sich aber auf das Elbostfälische beschränken. Die Drucke des . Jh. schließlich sorgen für eine noch weitere Verbreitung des Traktats. Die Überlieferungsvarianz ist schon zu einem frühen Zeitpunkt der Tradierung stark ausgeprägt und schlägt sich in drei Hyparchetypi nieder, deren jeweilige Traditionslinien selbst wiederum zahlreichen Modi kationen unterlagen in Form von Kürzungen, Erweiterungen oder verfahrenstechnischen Abweichungen. Kontaminiert wurde der S. oft mit Branntwein- oder Wunderdrogentraktaten (Melissentraktat, → Rosmarintraktat). A: Hlawitschka (s. Lit.) S. – (insgesamt differenzierbare Textgruppen). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Joachim Telle: Zur altdt. Monographie über Salbeiaquavit. In: «Gelêrter der arzenîe, ouch apotêker». Beitr. zur Wisssenschaftsgesch. FS Willem F. Daems. Hg. v. G. Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – Ekkehard Hlawitschka: «Wazzer der tugent, trank der jugent». Text- und überlieferungsgeschichtliche Unters. zum S. (Würzburger medizinhist. Forschungen /Ma. Wunderdrogentraktate ). Pattensen . – Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Krit. hg. v. Bernhard Schnell (TTG ). Tübingen , S. , (Überl.-Hinweise). – Iris Hübsch: Projektber. ‹Gesch. p anzlicher Arzneimittel für Frauen am Beispiel Salbei›. In: Arzneien für das «schöne Geschlecht». Geschlechterverhältnisse in Phytotherapie und Pharmazie vom MA bis zum . Jh. Hg. v. Bettina Wahrig (Braunschweiger Veröff. zur
Mittelniederdeutscher Bartholomäus Pharmazie- und Wissenschaftsgesch. ). Stuttgart , S. –. – Wolfgang Wegner: S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Mittelniederdeutscher Bartholomäus. – Arzneibuch, . Jh. Die Entstehung des M. B. wird im nordniedersächsischen Raum des . Jh. vermutet. Als Autor des anonymen Textes erwägt die Forschung einen Wundarzt oder einen Apotheker mit chirurgischer Praxis. Der M. B. verrät auch umfassende Vertrautheit mit der medizinischen Literatur in dt. wie lat. Sprache, weshalb von Lateinkenntnissen des Verfassers ausgegangen werden kann. Der M. B. ist meist zusammen mit der → Düdeschen Arstedie und dem → Kleinen mnd. Arzneibuch überliefert. Der Text umfasst fünf Hauptabschnitte, deren Umfang zwischen zwei und Kapiteln schwankt. Der erste und umfangreichste Abschnitt enthält Kapitel mit Rezepten, die nach dem traditionellen Prinzip a capite ad calcem angeordnet und nach Indikationen gruppiert sind. Der zweite Abschnitt beruht auf den Practica des → Bartholomaeus Salernitanus, bietet aber auch chirurgische Anweisungen. Im dritten Abschnitt nden sich Prognosen mit Todeszeichen und verworfenen Tagen. Der vierte Abschnitt ist u. a. der Behandlung von Geschwüren, Bränden und Fisteln gewidmet. Der kurze fünfte Abschnitt beschäftigt sich mit Harnschau. Um erfolgte schließlich noch eine Erweiterung des M. B. um kosmetische und aphrodisiakische Rezepte. Als Quellen benutzte der Autor des M. B. neben Bartholomaeus Salernitanus vor allem den → Bartholomäus. Hinzu kommen das Antidotarium des → Nicolaus Salernitanus, der Harntraktat des → Maurus, die → Verworfenen Tage, salernitatnische Kompendien sowie Rezepte von → Johannes Bartscherer und Hinrik → Krummessen. Dabei ging der Verfasser einerseits kompilatorisch vor, indem er Auszüge der genannten Quellen übernahm. Daneben hat die Forschung jedoch auch redaktionelle Anteile im M. B. herausgearbeitet, die einen größeren Eigenanteil des Autors aufweisen. So modizierte oder erweiterte er manche Stellen, indem er z. B. einen Harntraktat in eine Fieberlehre verwandelte. Auch gelten manche Textstellen als ei
Mitte . Jh. genständige Übersetzungen des Verfassers aus lat. Quellen. Obwohl so ein qualitativ anspruchsvolles Werk entstand, blieb die Wirkung des M. B. nur gering und auf den nordwestdt. Bereich beschränkt. Ü: Überliefert meist mit der Düdeschen Arstedie und dem Kleinen mnd. Arzneibuch (s. dort). – Ausgewählte Hss.: Gotha, LB, cod. chart. A , r–v (Pap., drittes Viertel . Jh., sog. Gothaer Arzneibuch). – Kopenhagen, Arnamagnaeanske Inst., Mscr. Arnamagnaeana No. , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh.). – Hamburg, SUB, cod. med. , S. – (Pap., letztes Drittel . Jh.). Vgl. Norrbom (s. Ausg.) S. –. – Mareike Temmen: Das ‹Abdinghofer Arzneibuch›. Edition und Unters. einer Hs. mnd. Fachprosa. Köln u. a. , S. –. – Falk Eisermann: Chart. A . , www.manuscripta-mediaevalia.de/ hs/projekt-Gotha-pdfs/Chart A .pdf. – www. mr.de/. – Streuüberlieferung bei Lindgren (s. Lit.). A: Angebliche Practica des Bartholomaeus von Salerno, Schüler des Constantinus Salernitanus. Introductiones et Experimenta Bartholomaei in Practicam Hippocratis, Galieni, Constantini, Graecorum Medicorum. Papier-Hs. der herzogl. Sachs.-Coburg-Gothaischen Bibl. No , fol. a bis b. Hg. v. Felix Oefele. Bad Neuenahr . – Das Gothaer mnd. Arzneibuch und seine Sippe. Hg. v. Sven Norrbom. Hamburg , S. –. L: Vgl. auch die Lit. zum Bartholomäus. – Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Franz Willeke: Das Arzneibuch des Arnoldus Doneldey. Münster/Westf. , S. –. – Christian Graeter: Ein Leipziger dt. B. Diss. Leipzig , S. –. – Norrbom (s. Lit.) S. f. – Arthur Elvert: Sprache und Quellen des Wolfenbüttler Heilkräuter- und Arzneibuches. Diss. Hamburg , S. –. – Walter L. Wardale: The ‹Excerpta Ipocratis vnde Bartholomei› of Göttingen MS. Hist. Nat. . In: Nd. Mitt. () S. –. – Agi Lindgren: Ein Stockholmer mnd. Arzneibuch aus der zweiten Hälfte des . Jh. Stockholm , S. –. – W. L. Wardale: Some Notes on the Stockholm MS X and the Göttingen MS hist. nat. . In: Fachlit. des MA. FS Gerhard Eis. Hg. v. Rudolf Keil u. a. Stuttgart , S. –. – Helny Alstermark: Das Arzneibuch des Johan van Segen. Stockholm , S. . – Bernhard D. Haa
Mitte . Jh. ge/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Mondwahrsagetexte (Mondbücher). – Laienastrologische Kurztexte, dt. ab dem . Jh. Unter der Bezeichnung M. werden alle diejenigen mantisch-divinatorischen Kurztraktate subsumiert, die ihre Zukunftsprognostik von den unterschiedlichen Eigenschaften des Mondes abhängig machen. Diese große Gruppe mondspezi scher Prognostiken ist nicht mit den → Lunaren gleichzusetzen, die spezi sche sowie überlieferungskonstante Gliederungsmerkmale aufweisen und eine Untergruppe der M. ausmachen. (Gleichwohl werden in der Forschung die Termini nicht immer differenziert, wie auch die Verwendung von «Mondbuch» keinen einheitlichen Kriterien folgt.) Teilweise dürften die M. antike Wurzeln haben, ohne dass die entsprechenden Traditionswege bis ins deutschsprachige MA hinreichend geklärt wären. In der dt. astrologisch/iatromathematischen Literatur begegnen M. – abgesehen vom fragmentarisch überkommenen Lunar der Tegernseer Prognostiken (überliefert um ) – ab dem . Jh. im gesamten dt. Sprachraum. Zumeist sind sie neben anderer prognostischer Kleinliteratur Kompilationsbestandteil von Sammelhandschriften, spätma. Kalendern und hausbuchartigen Kompendien (→ Bauernpraktik, → Iatromathematisches Hausbuch). Dem weitausgefächerten Prognosespektrum der ganz überwiegend anonym tradierten Traktate entspricht ein großer Adressatenkreis. Die Überlieferungskontexte und handschriftliche Besitzervermerke oder Namensnennungen machen sowohl akademische als auch Laien- oder Wundärzte als Benutzer von M. plausibel. Vor allem die spätma. Hausbücher legen zudem mantisch interessierte Laien aus dem Adel oder dem stadtbürgerlichen Patriziat als Rezipienten nahe. Neben den weit verbreiteten Lunaren lassen sich vier weitere Typen von M. ausmachen: Die ebenfalls sehr geläu gen Zodiakal-M. beziehen ihre Prognosen auf den Stand des Mondes innerhalb des Tierkreises. Entsprechungstabellen von Mondstand und Tierkreiszeichen erlauben eine einfache Ermittlung der Vorhersage. Die Varianz bei dieser Form der Prognoseerstellung ist allerdings beträchtlich. Zusätzliche Unterteilungen des Zodiaks
Mondwahrsagetexte oder die Miteinbeziehung planetarer Konstellationen im Tierkreis führen zu differenzierteren Aussagen und bedingen strukturell sehr unterschiedliche Ausgestaltungen der Zodiakal-M. Allen gemein ist aber, dass ihre Prognosen, die sich meist auf praktische Aspekte beziehen (wie Landbau, Reisen, medizinische Eingriffe, Aderlass usw.), nur für den Zeitraum gelten, in dem der Mond sich im entsprechenden, mehr oder weniger ausdifferenzierten Tierkreiszeichen be ndet. – Sehr viel seltener sind die Mondbücher nach den Mondstationen, die auch in dt. Versen vorliegen. Hier werden die Vorhersagen vom Weg des Mondes abgeleitet, den er im Laufe des Mondmonats durch Stationen («mansiones», «Häuser») durchläuft. Dieses originär babylonische Prognoseverfahren wurde seit dem ./. Jh. im arabischen Raum angewandt und ist im . Jh. vor allem über die Vermittlung des Übersetzers Johannes Hispalensis ins okzidentale Fachschrifttum eingegangen. Den Häusern wird ein Ein uss auf das Schicksal der in ihnen Geborenen unterstellt (z. B. hinsichtlich Aussehen, Charakter, Gesundheit oder Tod). Diese Mondbücher lassen sich in zwei Untergruppen differenzieren. Die erste nähert sich funktional den Lunaren an, indem zur Ermittlung der maßgeblichen Mondposition das Mondalter anhand einer Neumondtabelle ermittelt wird (gleichwohl ist die Mondposition nicht mit dem Mondalter gleichzusetzen). Bei der zweiten wird eine Verbindung von Mondposition und zodiakalem Mondstand hergestellt. Hier ähnelt die Prognoseform derjenigen der Zodiakalen M. Das von sechs Handschriften überlieferte Mondwahrsagebuch des Johannes → Hartlieb (De mansionibus) ergänzt die mondspezi schen Vorhersagen um eine nichtastronomische Methode, die von den Zahlenwerten des Taufnamens ausgeht. – Das mittelniederfränkische Magische Zodiakalmondbuch ist unikal und fragmentarisch überkommen. Es nimmt mit seinen detaillierten Zauberpraktiken zur Nutzbarmachung lunarer Ein üsse eine Sonderstellung innerhalb der Texttradition ein. Die Quellenlage ist ungeklärt. Die Hinweise auf Chaldäer und Ägypter im Text selbst sind ein mögliches Indiz für eine längere Texttradition, könnten aber auch ngiert sein. – Ferner begegnen Mondprognosen innerhalb von → Planetentraktaten, welche die Regentschaften der einzelnen un xen Himmelskörper einschließlich des Mondes behandeln. In einem Textzeugen nden sich innerhalb des gereimten → Planetenbuchs zwei Passagen, die dem Mond
Mondwahrsagetexte besonderen Ein uss auf die Kindesentwicklung zusprechen. Im ersten Abschnitt wird ihm die Regentschaft über die Entwicklung des Fötus während des siebten Schwangerschaftsmonats und die Herausbildung von Herz und Knochenmark zugesprochen, im zweiten die Prägung des fünften bis neunten Lebensjahres des Kindes. So korreliere z. B. sein beständiger Wandel mit der Sprunghaftigkeit des Kindes. – Das Gesamtspektrum ma. mondspe scher Texte wird erweitert durch zahlreiche astrologische Textgruppen, die mitunter einen lunaren Bezug noch peripher aufscheinen lassen, jedoch nicht als M. im eigentlichen Sinn gelten können (z. B. → Verworfene Tage, Monatsregeln, Losbücher). Ü: Zodiakal-M.: Die äußerst breite lat. und auch volkssprachige Überl. ist nicht zur Gänze erfasst. Über Textzeugen werden genannt bei: Ernst Zinner: Verz. der astronomischen Hss. des dt. Kulturgebietes. München , Nr. –, –. – Mondbücher ( Stationen): lat. Hss. bei Zinner (s. o.) Nr. –. – Dt.: Fragment: Gießen, UB, Hs. a, untere Blatthälfte in Teilen (Perg., Mitte . Jh., thüringisch); Reimpaare. – München, UB, ° Cod. ms. , Leimabdruck vom abgelösten Spiegel im Vorderdeckel (. Jh.). – Heidelberg, UB, Cpg , Bll. (Perg., um , südrheinfränkisch). – Berlin. Mgf , S. I–XXVIII (Pap., . Jh.); jeweils Reimpaare. – Magisches Zodiakalmondbuch: London, Wellcome Institute of the History of Medicine, MS , v–r (Pap., . Jh., mittelniederfränkisch). – M. in Planetentraktaten: Im Planetenbuch: Augsburg, UB, Cod. III..° (olim Harburg, Fürstl. Öttingen-Wallersteinsche Bibl. Cod. III..° ) rv, v–r (Pap., zweite Hälfte . Jh.); zu weiteren Textzeugen s. Zinner (s. o.) Nr. –, – und die Ausgaben. A: Zodiakal-M.: Schönfeldt, S. –. – Müller, S. –, –, –. – Weisser , S. –. – Mondbücher ( Stationen): Edward Schröder: Ockstädter Fragm. In: ZfdA (), S. –, hier S. f. (Abdr. Gießener Fragm.). – Vian, S. – (Cpg und Mgf in Synopse). – Bodo Weidemann: ‹Kunst der Gedächtnüß› und ‹De Mansionibus›. Zwei frühe Traktate des Johann Hartlieb. Diss. Berlin , S. –. – Magisches Zodiakalmondbuch: Willy F. Braekman: Magische experimenten en toverpraktijken uit een middelnederlandse
Mitte . Jh. handschrift. In: Verslagen en Mededelingen van de Koninklijke Academie voor Nederlandse Taal- en Letterkunde () S. –, hier S. –. – M. in Planetentraktaten: Viktor Stegemann: Aus einem ma. dt. astronomisch-astrologischen Lehrbüchlein. Eine Unters. über Entstehung, Herkunft und Nachwirkung eines Kapitels über Planetenkinder. Reichenberg (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Schönfeldt, S. –. – Müller, S. –. – Keil/Lenhardt/Weißer , S. –. L: Francis B. Brévart, VL () Sp. –. – Robert Vian: Ein Mondwahrsagebuch. Zwei altdt. Hss. des XIV. und XV. Jh. Halle . – Anton Hauber: Planetenkinder und Sternbilder. Zur Gesch. des menschlichen Glaubens und Irrens (Stud. zur dt. Kunstgesch. ). Straßburg . – V. Stegemann: Planeten. In: Handwb. des dt. Aberglaubens (/) Sp. –, hier Sp. –, f. – Gerhard Eis: Meister Alexanders Monatsregeln. In: Lychnos. Jb. der schwedischen Ges. für Gesch. der Wiss. / (Uppsala ) S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –). – E. Zinner: Der dt. Volkskalender des . Jh. In: Ber. der naturforschenden Ges. Bamberg () S. –. – Gundolf Keil: Die verworfenen Tage. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ders.: Das ‹Regimen duodecim mensium› der ‹Düdeschen Arstedie› und das ‹Regimen Sanitatis Coppernici›. In: Jb. des Ver. für nd. Sprachforschung () S. –. – Wilhelm Gundel: Sternglaube, Sternreligion und Sternorakel. Aus der Gesch. der Astrologie. ., Au . neu bearb. v. Hans Georg Gundel. Heidelberg , S. –. – G. Keil: Eine lat. Fassung von Meister Alexanders Monatsregeln. In: Ostbair. Grenzmarken () S. – (wieder in: Medizin im ma. Abendland. Hg. v. Gerhard Baader/G. Keil [WdF ]. Darmstadt , S. –). – Klaus Schönfeldt: Die Temperamentenlehre in deutschsprachigen Hss. des . Jh. Diss. Heidelberg . – G. Keil: Die Grazer frühmhd. Monatsregeln und ihre Quelle. In: Fachlit. des MA. FS G. Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Stuttgart , S. –. – Werner Abraham: Gereimtes Losbuch. In: ZfdPh () S. –. – Ute Müller: Dt. Mondwahrsagetexte aus dem SpätMA. Diss. Berlin . – Katharina Wäckerlin-Swiagenin: Der ‹Schüpfheimer Cod.›. Ein Medizinalbuch aus dem zweiten Vier
Mitte . Jh. tel des . Jh. (Veröff. der Schweizerischen Ges. für Gesch. der Medizin und der Naturwiss. ). Aarau/ Frankfurt/M. . – G. Keil: Prosa und gebundene Rede im medizinischen Kurztraktat. In: Poesie und Gebrauchslit. im dt. MA. Hg. v. Volker Honemann u. a. Tübingen , S. –. – F. B. Brévart: Zur Überlieferungsgesch. der ‹Dt. Sphaera› Konrads von Megenberg. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Bernhard Dietrich Haage: Das Heidelberger Schicksalsbuch, cpg . In: ZfdA () Sp. –. – Christoph Weißer: Stud. zum ma. Krankheitslunar. Ein Beitr. zur Gesch. laienastrologischer Fachprosa (Würzburger Medizinhist. Forschungen ). Pattensen . – Ders.: Wie benutzt man einen ma. Kalender? In: Vom Ein uss der Gestirne auf die Gesundheit und den Charakter des Menschen. Faks.-Ausg. des Ms. C der ZB Zürich (Nürnberger Kodex Schürstab). Bd. : Komm. Hg. v. G. Keil unter Mitarbeit v. Friedrich Lenhardt/C. Weißer. Luzern , S. –. – G. Keil: Kurzkomm [zum ‹Iatromathematischen Hausbuch›]. In: ebd., S. –. – Ders.: Der medizinische Kurztraktat in der dt. Lit. des MA. In: Beitr. zur Überl. und Beschreibung dt. Texte des MA. Hg. v. Ingo Reiffenstein (GAG ). Göppingen , S. –. – Ingrid Rohland/G. Keil: Randnotizen zum ‹Schüpfheimer Kodex›. Tl. : Allgemeines und Textbestimmung der Traktate. In: Gesnerus () S. –. – Ute Reichel: Astrologie, Sortilegium, Traumdeutung. Formen von Weissagung im MA (Bochumer hist. Stud.: Ma. Gesch. ). Bochum , S. f. – Frank Fürbeth: Johannes Hartlieb. Unters. zu Leben und Werk (Hermaea NF ). Tübingen , S. – u. ö. – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. //B). Bern u. a. , S. . – B. D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Christa Agnes Tuczay: Kulturgesch. der ma. Wahrsagerei. Berlin/Boston , S. –. VZ Senior Zadith ( lius Hamuel) (Muh.ammad ibn Umail at-Tamˉımˉı), * um (?), † um (?). – Arabischer Dichter und Autor alchemistischer Werke. S. Z.s Lebensumstände sind nur durch Angaben in seinen Werken annäherungsweise zu erschließen. Wahrscheinlich lebte er um die erste Hälfte des . Jh. in Ägypten, über das er gute Kennt
Senior Zadith nisse besaß. Er war mit den Werken arabischer, ägyptischer und griechischer Alchemisten vertraut. In seinen Schriften äußerte Z. Respekt für diese Autoren, während er zeitgenössischen Alchemisten teils heftig kritisierte. Möglicherweise gehörte Z. einer auf Eigenständigkeit bedachten Schule ägyptischer Alchemisten an, die sich von ihren Zeitgenossen abgrenzen wollte. Z.s arabische Schriften, darunter mehrere alchemistische Gedichte, sind nicht alle erhalten. Er verfasste u. a. Texte über den Stein der Weisen und Magneten-Eigenschaften. Die Forschung zählt Z.s Werk zur allegorisch orientierten Alchemie-Literatur, die nicht an praktischen Experimenten interessiert war. Ab dem . Jh. entstanden lat. Übersetzungen von Werken Z.s, die zwei seiner Schriften zu besonderer Popularität verhalfen: Risala as-Sams ila l-hilal («Sendschreiben der Sonne an den Halbmond») ist ein Gedicht im Radjaz-Versmaß mit Versen in Strophen und wurde lat. als Epistola Solis ad Lunam crescentem bekannt. Als Kommentar zu diesem Gedicht entstand nach Z.s eigenen Angaben Kitab al-Ma’ al-Waraqi («Silberwasser und Sternenerde»), das im MA unter dem Titel Tabula chemica (auch De chemia) rmierte. Die lat. Übersetzung gilt gegenüber dem arabischen Original jedoch als verstümmelt. Trotzdem erlangte das Werk in Handschriften und Drucken größere Verbreitung. Epistola und Tabula chemica enthalten allegorische Deutungen von Inschriften, Zeichnungen und Figuren, die angeblich aus dem ägyptischen Tempel von Busir stammen. Dort will sie zumindest der Erzähler an den Wänden und einer an der Statue eines Weisen angebrachten Marmortafel aufgefunden haben. Die Forschung ordnet die Tabula chemica in die Tradition der Tabula cebetis und der → Tabula smaragdina-Fundlegende des Hermes Trismegistos ein. Z.s Schriften erfuhren im MA auch dt. Übersetzungen. Auf das . Jh. wird eine mndl. Übersetzung der Tabula chemica datiert, die nur in einer Handschrift aus der zweiten Hälfte des . Jh. erhalten ist. Die Forschung hat in einzelnen Handschriften aus dem . und . Jh. auch weitere dt. Übertragungen des Textes lokalisiert. Auszüge der Tabula chemica nden sich weiterhin in dt. Fassungen des → Rosarium philosophorum und in Aurora consurgens (→ Ps.-Thomas von Aquin). Die im Text propagierte Fundlegende wurde verschiedentlich auch bildlich dargestellt, so in → Vera scientia alchi
Senior Zadith miae, Von der Heiligen Dreifaltigkeit (→ Ulmannus) und in der Nürnberger Handschrift N. Die Zeichnung in N zeigt die Statue des Weisen, umgeben von Vögeln, Drachen, Sol und Luna. S. Z.s Werk – vor allem die Epistola Solis ad Lunam crescentem – wurde natürlich primär in der alchemistischen Literatur und Dichtung rezipiert, so in → Sol und Luna, Vom Rebis, im → Rätselgedicht vom Stein der Weisen und noch im . Jh. in Atalanta fugiens () von Michael Maier. Aber auch Geoffrey Chaucer und Isaac Newton kannten Z.s Werk. Ü (.): . Mndl. Übersetzung: W: Wien, ÖNB, cod. (Med. ), ra–rb (Perg., Nordwestdeutschland, zweite Hälfte . Jh., nd.). . Weitere Übersetzungen: H: Halle/Saale, ULB, cod. /C a/, r–r (Perg. und Pap., . Jh.). – L: Leiden, UB, cod. Voss. chem. F , r–r (. Jh.). – L: Ebd., cod. Voss. chem. F , r–v (. Jh.). . Bild zur Fundlegende der Tabula chemica: N: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, cod. , r (Pap., Straßburg, –). Vgl. Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. – (Nr. ..), S. – (Nr. ..). – www.handschriftencensus.de/. – Zur sonstigen Überlieferung vgl. Sezgin und Ullmann (s. Lit.). D: Vier Drucke des . bis . Jh. – Ältester Druck: De chemia Senioris antiquissimi philosophi libellus [...]. [Straßburg: Samuel Emmel, ] (VD ZV ). A: Three Arabic Treatises on Alchemy. Hg. v. Henry E. Stapleton u. a. Kalkutta . – Marianne Marinovic-Vogg: Cod. , ra–rb der ÖNB. Die mndl. Übersetzung der lat. ‹Tabula chemica› des S. Z. Ibn Umail. Diss. Wien . – Ibn Umayl Abu ’Abdallah Muhammad ( . c. /). Texts and Studies. Hg. v. Fuat Sezgin/Carl EhrigEggert. Frankfurt/M. . – Book of the Explanation of the Symbols. Hg. v. Theodor Abt u. a. Bde. Zürich –. – Online-Faks. von Hs. N: http://dlib.gnm.de/item/Hs. – OnlineFaks. von VD ZV : http://reader.digitalesammlungen.de/. – Verzeichnis einzelner Abb. bei Telle (s. Lit.). Ü: Ruska (s. Lit.; dt. Teilübersetzung). – Marinovic-Vogg (s. Ausg.). – Abt – (s. Ausg.).
Mitte . Jh. L: Joachim Telle, VL () Sp. –; () Sp. . – Ders., LexMA () Sp. f. – H. E. Stapleton/M. Hidayat Husain: Report on the ‹Ma’ al-Waraqi›. In: Archeion () S. f. – Julius Ruska: Der Urtext der ‹Tabula Chemica›. In: ebd. () S. –. – Ders.: Stud. zu Muhammad Ibn Umail al-Tamimi’s ‹Kitab al-Ma’ al-Waraqi wa’l-Ard an-Najmiyah›. In: Isis () S. –. – H. E. Stapleton u. a.: The Sayings of Hermes Quoted in the ‹Ma’ al-Waraqi› of Ibn Umail. In: Ambix () S. –. – Emil Ploss u. a.: Alchimia. Ideologie und Technologie. München , S. . – F. Sezgin: Gesch. des arabischen Schrifttums. Bd. . Leiden , S. –. – Manfred Ullmann: Die Natur- und Geheimwiss. im Islam (Hdb. der Orientalistik //). Leiden , S. –. – Stanislas Klossowski de Rola: Alchemie. Die geheime Kunst. München , S. f. – J. Telle: ‹Sol und Luna› Literar- und alchemiegeschichtliche Stud. zu einem altdt. Bildgedicht. Hürtgenwald . – Barbara Obrist: Les Débuts de l’Imagerie Alchimique. Paris , S. – u. ö. – Jacques van Lennep: Alchimie. Contribution à l’Histoire de l’Art Alchimique. Brüssel , S. , u. ö. – M. Marinovic-Vogg: The ‹Son of Heaven›. The Middle Netherlands Translation of the Latin ‹Tabula chemica›. In: Alchemy Revisited. Proceedings of the International Conference on the History of Alchemy at the University of Groningen, – April . Hg. v. Zweder von Martels. Leiden , S. –. – Italo Ronca: Senior de Chemica. A Reassessment of the Medieval Latin Translations of Ibn Umayl’s ‹Al-ma’ alwaraqi wa-’l-ard an-najmiya›. In: Bulletin de Philosophie Médiévale () S. –. – Zohar Amar: The Production of Salt and Sulphur from the Dead Sea Region in the Tenth Century according to atTamimi. In: Palestine Exploration Quarterly () S. –. – Paola Carusi: Filoso a Greca e Letteratura nel ‹Ma’ al-waraqi› di lbn Umail al-Tamimi (X Secolo). In: Aristotele e Alessandro di Afrodisia nella Tradizione Araba. Atti del Colloquio ‹La Ricezione Araba ed Ebraica della Filoso a e della Scienza Greche›. Padova, – Maggio . Hg. v. Cristina D’Ancona. Padua , S. –. – Sezgin/Ehrig-Eggert (s. Ausg.). – T. Abt: The Great Vision of Muhammad Ibn Umail. In Memory of Marie-Louise von Franz (–). Los Angeles . – Abt – (s. Ausg.). – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein
Mitte . Jh. Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA. Baden-Baden , S. f., f. – Peter Starr: Towards a Context for Ibn Umayl, Known to Chaucer as the Alchemist Senior. In: Journal of Arts and Sciences (Ankara) () S. –. MM Unger, Peter. – Alchemistischer Rezeptautor, . Jh. Nach Angabe des unikalen Textzeugen stammte U. aus oder wirkte im schweizerischen «Friburch in Öchtland». Insgesamt sechs alchemistische Kleintexte werden von ihm tradiert: drei Vorschriften zum Goldmachen, eine zur Förderung der Hitzebeständigkeit von Kupfer, eine zum Herstellen von Lasurblau und schließlich auch ein andrologisches Verfahren zur Bein ussung der Spermienbildung, das Ein üsse des Konzeptes der Panspermie zeigt. Seine Rezepte weisen U. als Anhänger der aristotelischen Materietheorie aus und belegen seine unbedingte Überzeugtheit von der Wandelbarkeit aller Materie – durch Läuterung, Mischung oder auch durch magische Beein ussung. Ü: Berlin, SBB, Mgf , r (Pap., spätes . Jh., alemannisch/lat./italienisch). Die dreisprachige Sammelhs. enthält neben alchemistischen auch medizinische, hauswirtschaftliche sowie technische Rezepte und Verfahren (u. a. von Meister → Lorenz). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Rosarium philosophorum. – Alchemistisches Florilegium, . Jh. Der Kompilator des R. ph. lebte im . Jh. und ist bis heute unbekannt. Da das lat. Florilegium auch das in dt. Sprache verfasste → Sol und Luna (spätestens um ) enthält, hat die Forschung einen dt. Kompilator erwogen. Dieser muss freilich nicht der Autor von Sol und Luna gewesen sein. Frühere Zuschreibungen des R. ph. an → Arnald von Villanova, Peter von Toledo, Georg Aurach oder Johann von Sternberg gelten heute als überholt. Die Überlieferung des R. ph. setzt erst im . Jh. ein. Neben zahlreichen lat. und dt. Handschriften sind ab auch lat. und ab dt. Drucke erhalten. Daneben liegen englische, französische und tschechische Übertragungen des Werks vor. Die
Unger Textzeugen weisen häu g allegorische Illustrationen der alchemistischen Textinhalte auf. Die Textgestalt des R. ph. gilt als sehr instabil, weshalb ein Archetypus des Werks kaum zu rekonstruieren ist. Kurzfassungen des R. ph. wie in Handschrift L werden von der Forschung als vergleichseise authentisch bewertet. Daneben unterscheidet man eine erweiterte Redaktion des Florilegiums, deren Entstehung im . Jh. vermutet wird. Diese ab gedruckte Redaktion enthält u. a. auch das Bildgedicht Das → nackte Weib und Teile des → Donum Dei. Sie entfernte sich damit stark von älteren Fassungen des R. ph., erlangte aber große Verbreitung und dauerhafte Nachwirkung. Das R. ph. vereinigt Auszüge aus einem breiten Spektrum alchemistischer Werke von der Antike bis ins . Jh. Zu den im R. ph. nachgewiesenen, mehr als Quellen zählen u. a. → Corrector fatuorum (Ricardus Anglicus), → Turba philosophorum, → Tabula smaragdina und der → Tractatus aureus sowie Werke des Zosimos von Panopolis, → Senior Zadith, → Alphidius, → Alanus (ab Insulis), Arnald von Villanova, → Geber und → Albertus Magnus. Die Anordnung der Auszüge folgt thematischen Kriterien im Gesamtkontext alchemistischer Transformationstheorien zur Tinkturgewinnung. Entsprechend behandelt das Florilegium zunächst die theoretischen Hintergründe, dann die Abläufe der Elixier-Herstellung. Ergänzend bietet Sol und Luna die Lehren des R. ph. in literarischer Verdichtung und allegorischer Veranschaulichung. Das R. p. wurde bis in die Neuzeit rezipiert, u. a. von Andreas Libavius, Michael Maier, Isaac Newton, Friedrich Christoph Oetinger und C. G. Jung. Damit zählt das Werk zu den am nachhaltigsten wirkenden Texten der alchemistischen Fachliteratur. Ü: Mehr als lat. und dt. Hss. ab dem . Jh. – Verz. u. a. bei McLean (s. Übers.). – Telle (s. Lit.). – Erwähnt seien hier nur zwei Hss., deren Textgrundlagen zeitlich vor den Drucken liegen: L: Leiden, UB, cod. Voss. chem. F. , v–v (lat.), r–r (dt.) (. Jh., nach einer verlorenen Abschrift von ). – D: Dresden, LB, Ms. N , r–r (lat.), r–v (dt.) (). D: Früheste Drucke der lat. und dt. Fassungen: De alchimia opuscula complura veterum philosophorum : Rosarium philosophorum [...]. Frankfurt/M. (lat.). – Turba philosophorum, Das ist, Das Buch von der güldenen Kunst [...].
Corrector fatuorum Bd. . Hg. v. Philipp Morgenstern. Basel , S. – (dt.). Verz. bei Telle (s. Lit.; mit weiteren Drucken). – Repertorium edierter Texte des MA aus dem Bereich der Philosophie und angrenzender Gebiete. Bd. . Hg. v. Rolf Schönberger u. a. Berlin , S. f. A: Telle (s. Lit.). – Online-Faks. von Morgenstern (s. Drucke): www.mdznbn-resolving.de. Ü: Le Rosaire des Philosophes. Hg. v. Étienne Perrot. Paris (frz.). – The Rosary of the Philosophers. Hg. v. Adam McLean. Edinburgh (engl.). L: Joachim Telle, VL () Sp. –; () Sp. f. – Ders., LexMA () Sp. f. – John Ferguson: Bibliotheca Chemica [...]. Bd. . Glasgow , S. ; Bd. , ebd. , S. . – Julius Ruska: Tabula Smaragdina. Ein Beitr. zur Gesch. der hermetischen Lit. Heidelberg , S. f. – J. Ruska: ‹Turba Philosophorum› Berlin (Nachdr. New York u. a. ) S. . – Lynn Thorndike: A History of Magic and Experimental Science. Bd. . New York (Nachdr. ebd. ) S. f. – J. Telle: ‹Sol und Luna› Literar- und alchemiegeschichtliche Stud. zu einem altdt. Bildgedicht. Hürtgenwald , S. –, – u. ö. – McLean (s. Übers.). – Karen-Claire Voss: The Hierosgamos Theme in the Images of the ‹R. Ph.›. In: Alchemy Revisited. Proceedings of the International Conference on the History of Alchemy at the University of Groningen, – April . Hg. v. Zweder von Martels. Leiden , S. –. – ‹R. ph.›. Ein alchemisches Florilegium des SpätMA. Hg. v. J. Telle. Bde. Weinheim . – Ders.: Buchsignete und Alchemie im XVI. und XVII. Jh. Stud. zur frühneuzeitlichen Sinnbildkunst. Hürtgenwald , S. f. u. ö. – Lawrence M. Principe: The Secrets of Alchemy. Chicago u. a. , S. –, f. u. ö. MM Corrector fatuorum (auch: Correctio fatuorum, Correctorium fatuorum, Correctorium alchemiae). – Alchemistischer Traktat, . Jh. Die Entstehung der lat. Abhandlung wird im . Jh. vermutet. Der Verfasser des C. f. ist bis heute nicht zweifelsfrei zu bestimmen. In manchen Textzeugen wird die Schrift einem Bernardus Magnus oder Magister Bernardus zugeschrieben. Eine Identität mit → Bernardus Trevisanus wird von der
Mitte . Jh. Forschung aber abgelehnt. Häu g wird auch ein Ric(h)ardus Anglicus als Autor genannt, dem im MA verschiedene Schriften zugesprochen wurden. Auch dieser Name kann aber bisher nicht einer Person zugeordnet werden. Die verschiedentlich als Autoren erwogenen Richard von Wendover (Roger Wendover, † ), Richard von Middleton (Richard von Mediavilla, –) und Robert von York († um ) gelten heute nicht mehr als mögliche Verfasser des C. f. In jedem Fall war der Autor der Schrift gut mit der alchemistischen Fachliteratur des . Jh. vertraut. Der Text liegt in zahlreichen Handschriften und Drucken vor, die bisher kaum erforscht wurden. In den lat. Drucken unterscheidet die Forschung zwei Fassungen: Eine ab nachgewiesene AFassung und eine ab überlieferte, kürzere und anonyme B-Fassung. Inhaltlich wird der C. f. von grundsätzlichen Überlegungen zur Alchemie bestimmt, nicht von praktischen Anweisungen. Der Verfasser ist Anhänger einer auf Metallen basierenden Alchemie im Sinne griechischer und arabischer Traditionen sowie Sol-Luna-Lehren. Der C. f. behandelt u. a. die Eigenschaften von Mercurius, Sulphur und Gold, kritisiert die Unzulänglichkeiten der Mineralien-Alchemie und erläutert die Zusammenhänge zwischen Natur und Kunst. Als Autoritäten erscheinen im Text Aristoteles, Morienus, Rhazes, → Avicenna, → Albertus Magnus und → Arnald von Villanova. Auch auf die → Turba philosophorum griff der Autor zurück. Dt. Bearbeitungen des C. f. sind erst ab dem Übergang zur Frühen Neuzeit nachweisbar. Die früheste bekannte handschriftliche Übersetzung wurde um aufgezeichnet und ist nur in einer Handschrift überliefert. Der wohl erste dt. Druck des C. f. erfolgte als Correctorium alchymiae Richardi Anglici in Straßburg. Der Text beruhte auf der lat. A-Redaktion und wurde bereits von Lucas Pomisius († ) übersetzt. Nach Vermittlung der Übertragung durch Heinrich Wolff (–) und Michael Toxites (–) gab Johann Fischart (um –) den Text dann heraus. Der C. f. wurde bis ins . Jh. noch stark rezipiert. Die Forschung hat die Abhandlung wegen ihrer klaren Struktur und umfassenden Argumentation als wichtigen Beitrag zur ma. Alchemie gewürdigt. Ü: Verz. der zahlreichen lat. Hss.: Lynn Thorndike: A History of Magic and Experimental Science. Bd. . New York (Nachdr.
Mitte . Jh. ebd. ) S. f. – Lynn Thorndike/Pearl Kibre: A Catalogue of Incipits of Mediaeval Scienti c Writings in Latin. London , Sp. , , , , . – Telle (s. Lit.). Dt. Übersetzungen: Washington D. C., Catholic University of America, Ms. , r–v (Pap., um ). – Vgl. William J. Wilson: Catalogue of Latin and Vernacular Alchemical Mss. in the United States and Canada. Brügge (Neudr. Amsterdam ) S. –. – www. handschriftencensus.de/. – Vgl. auch Horchler (s. Lit.). D: Verzeichnis der zahlreichen lat. und dt. Drucke vom . bis . Jh. bei Telle (s. Lit.). – Jeweilige Erstdrucke: . Lat. A-Fassung: De alchemia [...]. Nürnberg: Johann Petreius, , S. – (VD R ). – . Lat. B-Fassung: De alchimia opuscula [...]. Frankfurt/M.: Cyriacus Jacob, , Tl. , S. – (VD A ). – . Dt. Fassung: Correctorivm alchymiae Richardi Anglici. Das ist Reformierte Alchimy [...]. Straßburg: Bernhard Jobin, (VD R ). A: Online-Faks. von VD R : BSB München. L: Joachim Telle, VL () Sp. –. – John Ferguson: Bibliotheca Chemica [...]. Glasgow , Bd. , S. ; Bd. , S. –. – Ernest Wickersheimer u. a.: Dictionnaire Biographique des Médecins en France au Moyen Âge. Bd. , Paris , S. –; Bd. , Genf , S. f. – James Corbett: Catalogue des Manuscrits Alchimiques Latins. Hg. v. Joseph Bidez. Bd. , Brüssel , Nr. , S. ; Bd. , ebd. , Nr. , S. . – John M. Stillman: The Story of Alchemy and Early Chemistry. New York (Nachdr. ebd. ) S. f. – Charles H. Talbot/Eugene A. Hammond: The Medical Practitioners in Medieval England. London , S. –. – Gerhard Baader: Mathematische und alchimistische Traktate, angeblich von R. A. In: Trudy XIII Meˇzdunarodnogo Kongressa po Istorii Nauki, Sekcii III/IV. Hg. v. Bonifatij M. Kedrov. Moskau , S. –. – Rosarium Philosophorum. Bd. . Hg. v. J. Telle. Weinheim , S. u. ö. – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA. Baden-Baden , S. –, . – Der Frühparacelsismus. Bd. /. Hg. v. Wilhelm Kühlmann u. a. Berlin/Boston , S. , u. ö. MM
Scola celestis exercitii Scola celestis exercitii (De schola caelestis exercitii, Speculum perfectionis, Vita religiosi, Schole [Ere] der hemmelschen ovinghe). – Traktat über gottgefällige Lebensführung, . Jh. oder früher. S. c. e. versammelt Anweisungen für eine tugendhafte und gottgefällige Lebensführung. Der Text propagiert u. a. Bescheidenheit, Wahrhaftigkeit, Frömmigkeit und gute Werke. S. c. e. ist in schmuckloser Prosa mit meist kurzen Sätzen geschrieben und spricht den Leser direkt und belehrend an. Auffällig ist das Fehlen von Zitaten und Verweisen auf Autoritäten. Die Forschung hat → Augustinus, → Seneca und Johannes Chrysostomus als mögliche Quellen erwogen. Ein bestimmtes Zielpublikum ist aus S. c. e. nicht zu erschließen, da der Traktat verschiedene Lebensbereiche erfasst. Allerdings werden Priester und Geistliche im Text ausdrücklich erwähnt. Die vorhandene Überlieferung deutet zumindest auf eine primär geistliche Rezeption hin, da die meisten Handschriften aus dem klösterlichen Bereich stammen. Verfasser und Entstehungszeit des Textes sind unbekannt. In zwei Handschriften wird der Traktat → Bernhard von Clairvaux zugeschrieben, für dessen Autorschaft es jedoch keine Anhaltspunkte gibt. Die Entstehung von S. c. e. ist spätestens im . Jh. zu vermuten, da zu dieser Zeit die Überlieferung einsetzt. Das Werk ist in lat., mndl., mnd. und obd. Fassungen erhalten. Lat. Textzeugen sind ab dem . Jh., die übrigen Fassungen erst ab dem . Jh. nachgewiesen. Eine nd. Fassung ist auch im → Spiegel der Tugenden enthalten, einem Lübecker Druck von . Die Inkunabel überliefert im III. Buch das Boeck der samwitticheyt effte consciencien (→ Spiegel der samwitticheit), das auf De interiori domo von Augustinus beruht. Die Anfangskapitel des Boeck geben hier allerdings nicht die Lehren des Augustinus, sondern den Text von S. c. e. wieder. Die Verbindung des Traktats mit De interiori domo wurde möglicherweise von der ältesten lat. Handschrift inspieriert. Darin folgt auf S. c. e. der lat. Text des Augustinus. Auch in den dt. Handschriften K, G und H sind die beiden Werke gemeinsam überliefert. Der Druck sowie die mnd. Handschriften K, E, G und H enthalten am Ende des Textes außerdem eine religiös gefärbte Ermahnung. Ü: Ausführliches Verzeichnis der Hss. bei Roth (s. Lit.) mit lat. Hss., fünf mnd. Hss., einer mndl. Hs. und zwei obd. Hss. – Hier nur die dt. und ndl. Hss.:
Spiegel der Sonden . Mnd. Hss.: W: Wolfenbüttel, HAB, cod. Helmst., v–v (Pap., . Jh.). – K: Kopenhagen, Kgl. Bibl., GKS Cod. ,°, ra–va (Perg., ). – E: Emden, Bibl. der Ges. für bildende Kunst und vaterländische Altertümer, Hs. , r–v (Pap., um ). – G: ’s-Gravenhage, Kgl. Bibl., cod. E (früher cod. V ), ra–vb (Perg., um ). – H: Halle/Saale, ULB, Quedl. cod. (früher Quedlinburg, Stifts- und Gymnasialbibl., cod. ), r–r (Pap., ). . Mndl. Hs.: M: München, BSB, cgm , r–v (Pap., Maaseik, Ende . Jh., limburgisch). . Obd. Hss.: W: Wien, ÖNB, cod. , r–v (Pap., Baden-Baden, , elsässisch). – M: München, BSB, cgm , r–r (Pap., Rebdorf, , nordbair.). Vgl. auch Conrad Borchling: Mnd. Hss. in Skandinavien, Schleswig-Holstein, Mecklenburg und Vorpommern. Zweiter Reiseber. In: Nachrichten von der Kgl. Ges. der Wiss. zu Göttingen, philol.hist. Kl. . Göttingen , Beih. S. –. – Jutta Fliege: Die Hss. der ehemaligen Stifts- und Gymnasialbibl. Quedlinburg in Halle. Halle/Saale , S. –. – Hss. in Nordwestdeutschland. Aurich, Emden, Oldenburg. Bearb. v. Irene Stahl. Wiesbaden , S. –. – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Die ma. Hss. aus Cgm – (Catalogus Codicum Manu Scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. – Vgl. www.handschriftencensus.de werke/. D: Druck im nd. Spiegel der Tugenden, Lübeck: Bartholomäus Ghotan, , Buch , Bl. CXCVIr–CCv (GW M). A: Alexander Reifferscheid: Geistliches und Weltliches in mnd. Sprache nach der Emder Hs. No. () . In: Jb. der Ges. für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden () S. –, hier S. – (mnd. Text). – Online-Faks. von GW M: http://daten.digitale-sammlungen. de/~db//bsb/images/index.html. – Online-Faks. von Hs. M: http://daten.digitalesammlungen.de/bsb/image . L: Gunhild Roth, VL () Sp. –. – Reifferscheid (s. Lit.). – Eva Schütz: Joseps Sündenspiegel. Eine nd. Lehrdichtung des . Jh. Kommentierte Textausg. Köln u. a. , S. –. MM
Mitte . Jh. Spiegel der Sonden. – Mndl. Bearbeitung der Summa de vitiis et virtutibus, . Jh. S. d. S. beruht auf dem lat. Traktat Summa de vitiis et virtutibus (um –) des Wilhelm Peraldus. Diese Lastersumme war im MA sehr verbreitet, wie hunderte von Handschriften belegen. Die in Paarreimen geschriebene Versbearbeitung S. d. S. wird auf das . Jh. datiert. Der Verfasser ist unbekannt und bezeichnet sich im Text als «een simpel clerc». Es dürfte sich bei ihm um einen Flamen gehandelt haben. Der west ämische Text weist außerdem französische Lehnwörter und in der Haupthandschrift M eine mnd. Färbung auf. Der Umfang des Werks beträgt in M Verse, doch ist diese Fassung sehr lückenhaft. Allein die Zahl der zu Beginn des Textes fehlenden Verse wird auf fast geschätzt. Weitere Teile des S. d. S. sind nur als Fragmente erhalten, deren Überlieferung im . Jh. einsetzt. Die Schrift liegt weiterhin in einer mndl. Prosafassung vor (Handschrift P). S. d. S. behandelt die Todsünden in der traditionellen Reihenfolge «gula», «luxuria», «avaritia», «acedia», «superbia», «invidia» und «ira». Hinzu kommen kleinere Tochtersünden und sog. Sünden der Zunge wie die Gotteslästerung. Die Sünden werden jeweils durch Exempla veranschaulicht. Ein in den «avaritia»-Teil eingefügter Exkurs propagiert außerdem tugendhaftes Verhalten, vor allem durch Nächstenliebe und das Geben von Almosen. Ausführlich werden im Text Autoritäten wie Salomon, → Augustinus, → Hieronymus und → Seneca zitiert. Der lat. Vorlage folgt die Bearbeitung meist eng, obwohl vor allem die Exempla durchaus Kürzungen, Erweiterungen und Umstellungen aufweisen. Diese Modi kationen sind in den M- und P-Fassungen wiederum unterschiedlich. Insgesamt wollte der Bearbeiter des S. d. S. mit seiner Schrift primär Laien ohne Lateinkenntnisse erreichen und sie durch eine systematische Darstellung menschlicher Sünden zu einem tugendhafteren Lebenswandel ermutigen. Ü: Trotz Lücken umfangreichste Hs. ist M: Münster/Westf., ULB, Hs. , Bll. (Perg., zweites Drittel . Jh., mndl. mit mnd. Färbung). – Mndl. Prosa-Bearb. in Hs. P: Oudenaarde, StB, Hs. /, r–v (Pap., erstes Viertel . Jh.). – Vgl. Eef Overgaauw: Die ma. Hss. der ULB Münster. Wiesbaden , S. f. – www. handschriftencensus.de/. – www.dbnl.org/ tekst/ spijver /colofon.php. – Verzeichnis
Mitte . Jh. weiterer Hss. mit Fragm. des Textes bei Verdam (s. Ausg.) und Claassens (s. Lit.). A: Middelnederlandsche Gedichten en Fragmenten . Hg. v. Napoléon de Pauw. Gent , S. – (Fragm.). – Die Spiegel der Sonden. Hg. v. Jakob Verdam. Bde. Leiden / . – Leonard Willems: Middelnederlandse Fragmenten . Een Onbekend Fragment van den ‹Spiegel der Sonden›. In: Verslagen en Mededeelingen der Koninklijke Vlaamsche Academie voor Taalen Letterkunde () S. – (Fragm.). – Neumann (s. Lit.; Fragm.). – Heeroma (s. Lit.; Fragm.). – Claassens (s. Lit.; Fragm.). L: Ältere Lit. u. a. bei Rein (s. u.). – Gunhild Roth, VL () Sp. –. – Verdam / (s. Ausg.). – Willems (s. Ausg.). – Hans Neumann: Der west ämische ‹S. d. S.› und seine Quelle. In: Unterscheidung und Bewahrung. FS Hermann Kunisch. Hg. v. Klaus Lazarowicz/Wolfgang Kron. Berlin , S. –. – H. Neumann: Neue Fragm. aus dem verschollenen Anfang des west ämischen ‹S. d. S.› (Nachr. der Akad. der Wiss. zu Göttingen, philol.hist. Kl. /). Göttingen . – Klaas Heeroma: Het Gruuthuse-Hs. en de ‹S. d. S.› In: Tijdschrift voor Nederlandse Taal- en Letterkunde () S. –. – Geert H. M. Claassens: Der ‹S. d. S.› Neuentdeckte Bruchstücke einer unbekannten Hs. In: ZfdPh () S. –. – Matthias Rein: Verwendungsweisen von ‹bekehren› in der gereimten Fassung des mndl. ‹S. d. S.› In: Stud. zu Lit., Sprache und Gesch. in Europa. FS Wolfgang Haubrichs. Hg. v. Albrecht Greule u. a. St. Ingbert , S. –. MM Systematisches sächsisches Landrecht → Eike von Repgow. Unsystematisches Schöffenrecht → Eike von Repgow. Bruder Thomas OESA. – Spruchautor, . Jh. (?). In der Zitatensammlung der Berliner Hs. mgq wird ein als Augustiner-Lesemeister bezeichneter B. T. namentlich erwähnt («Bruoder thoman»). Ihm wird dort ein König Salomon in den Mund gelegter Spruch über Gottesfurcht zugeschrieben. Die Forschung hat eine Identität T.s mit Thomas
Systematisches sächsisches Landrecht von Straßburg erwogen, da auch dieser dem Augustinerorden angehörte, als Lektor amtierte und verschiedentlich Thoman genannt wurde. Ü: Berlin, SBB, mgq , v (Pap. und Perg., erstes Viertel . Jh., alemannischelsässisch). – Vgl. Hornung (s. Lit.). – www. handschriftencensus.de/. A: Franz Pfeiffer: Sprüche dt. Mystiker. In: Germania () S. –, hier S. . L: Dagmar Gottschall, VL () Sp. f. – Wilhelm Preger: Gesch. der dt. Mystik im MA. Bd. . Leipzig (Nachdr. Aalen ) S. f. – Hans Hornung: Daniel Sudermann als Handschriftensammler. Ein Beitr. zur Straßburger Bibliotheksgesch. Diss. masch. Tübingen , S. . – Adolar Zumkeller: Mss. von Werken der Autoren des Augustiner-Eremitenordens in mitteleuropäischen Bibl. Würzburg , S. f. MM Verworfene Tage (Pariser V. T. [Dies Parisienses], Kritische Tage [Dies critici], Dies aegyptiaci, Dies incerti). – Laienastrologische Kurztexte, dt. ab dem . Jh. Der traditionsgeschichtliche Ausgangspunkt der V. T. liegt wie bei den meisten iatromathematischen Textgattungen im mesopotamischen Raum. In ihrer ursprünglichsten Form bestanden die V. T. aus bloßen Listen gefährlicher oder unheilvoller Tage, die in der reichen ägyptischen Tradition der Tagwählerei aufgingen und näher spezi ziert wurden. Von Ägypten aus gelangten sie in wiederum vereinfachter Form über die römische Spätantike in das ma. astromedizinische Schrifttum. V. T.-Texte geben Hinweise zu verschiedenen Tätigkeiten, die an bestimmten Tagen zu unterlassen seien. Zu den traditionellen starren, also unbeweglich im Kalenderjahr festgeschriebenen V. T. stellen sich astrologische, d. h. bewegliche V. T. Diese werden für jedes Jahr neu ermittelt, wobei planetare Konstellationen die Berechnungsgrundlage darstellen. Im MA waren die V. T. ursprünglich wohl nur auf den Aderlass bezogen. In der späteren Texttradition beziehen sie sich dann nicht mehr nur auf medizinische, sondern auf alle Lebensbereiche. Allerdings nden sich auch noch spätma. V. T., die sich auf Lassverbote beschränken. Die Anzahl der angegebenen Tage, an denen der Aderlass gefährlich sei, differiert hier zwischen drei, sechs, neun oder dreizehn Tagen. Die beweglichen Dies critici sind
Verworfene Tage nicht auf den Aderlass aber noch auf den medizinischen Bereich beschränkt. Nichtmedizinische V. T.-Texte warnen z. B. vor dem Beginn einer Reise, eines Gerichtsprozesses oder vor landwirtschaftlichen Tätigkeiten. Auch geburtsprognostische Texte kommen vor, die den → Wochentagsprognosen ähneln, oder divinatorische Texte, welche von den unheilvollen Konsequenzen orakeln, wenn die jeweilige Tätigkeit nicht am bestimmten Tag unterlassen wird. Zwei klar de nierte V. T.-Typen, die Dies aegyptiaci und die Pariser V. T. gehören zwar beide in die Kategorie der starren V. T., sind aber unabhängig voneinander entstanden: Die ursprünglich spätantiken Dies aegyptiaci listen zumeist zwei V. T. pro Monat, also insgesamt Tage im Jahr. Ursprünglich handelte es sich nur um Lassverbotstage, später beziehen sich die Anweisungen der Dies aegyptiaci auch auf außermedizinische Bereiche. Die Pariser V. T. umfassen in der Regel Tage. Ihre Bezeichnung verdanken sie der textinternen Berufung auf Pariser Astrologen und Magister. Neben in sich geschlossenen, autarken V. T.Texten begegnen auch Kontaminationen mit Lassanweisungen. Im Kontext diätetischer Kompilate kann es zudem zu inhaltlichen Überschneidungen mit Monatsregimina kommen. In der ma. europäischen lat. Fachliteratur begegnen V. T. sehr oft (z. B. im → Lorscher Arzneibuch [um ]). Im . Jh. hat Nikolaus Kopernikus V. T. in sein ‹Regimen sanitatis› integriert. Auch für die ma. Lebenspraxis waren sie trotz kirchlicher Verbote ein nicht unbedeutender Orientierungsfaktor. Präsent sind sie noch in der Gegenwart in sprichwörtlichen Wendungen wie «schwarzer Tag». In der dt. Überlieferung erscheinen V. T. Texte in aller Regel innerhalb (astro-)medizinischer Kompilationen und Kompendien: Bok van arstedye des → Albrecht van Borgunnien (Kap. ), → Bremer Arzneibuch (Kap. f.), → Düdesche Arstedie (Kap. ), → Iatromathematisches Corpus, → Iatromathematisches Hausbuch, → Mainauer Naturlehre, → Mittelniederdeutscher Bartholomäus (Kap. ), → Stockholmer Arzneibuch (Kap. ), → Utrechter Arzneibuch (Kap. ), → Wolfenbütteler Arzneibuch (Bl. r). Ü: Außer in den oben angeführten Kompilationen sind V. T. noch in folgenden Sammelhandschriften ohne Werkcharakter nachgewiesen: Madrid, Nationalbibl., Ms. , rv (Pap., . Jh., lat. mit geringen dt. Anteilen): die bair. notierten V. T. sind auf datiert. – Wien, ÖNB,
Mitte . Jh. Cod. , v–r (Pap., /, ostschwäbisch). – Berlin, SBB, Ms. lat. qu. , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh.). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , vb–ra (Perg., zweite Hälfte . Jh., mitteldt.). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, Cod. b IV , rv (Pap., zweite Hälfte . Jh., mitteldt. mit bair. Einschlag). – Wien, Zentralarch. des Dt. Ordens, Hs. , r–r (Perg., . Jh., mitteldt.). – Innsbruck, ULB, Cod. , v (Pap., /, südbair.). – Aarau, Kantonsbibl., MsZQ , v–r (Pap., zweites Viertel . Jh., hochalemannisch). – Heidelberg, Privatslg. Helko Eis (vormals Slg. Gerhard Eis, Schriesheim) Hs. , r–r (Pap., erste Hälfte . Jh.). – München, BSB, Cgm , v–r (Pap., , nordbair.). – Heidelberg, UB, Cpg , r (Pap., /, elsässisch). – Augsburg, SB und StB, ° Cod. , r (Pap., . Jh., obd.). – Heidelberg, UB, Cpg , v–v (Pap., . Jh., obd.). – Ebd., Cpg , v–r (Pap., um , alemannisch und südrheinfränkisch). – Ebd., Cod. Sal. VII , v (Pap., um , schwäbisch). – Ebd., Cpg , v–r (Pap., . Jh.). – Reval/Tallinn, Stadtarch./Tallinna Linnaarhiiv, Bestand , Verz. , Nr. Htr. , hsl. Doppelbll. mit Drucken des . Jh. zusammengebunden. – Vgl. www.handschriftencensus.de/werke/. A: Siehe die Verweisartikel; außerdem: Die Statuten des Dt. Ordens. Nach den ältesten Hss. hg. v. Max Perlbach. Halle (Nachdr. Hildesheim ) S. (Wien, Zentralarch. des Dt. Ordens, Hs. ). – Mauch (s. Lit.) S. – (Madrid, Ms. [mit Faks.]). L: Gundolf Keil: Krit. Tage, LexMA () Sp. f. – Christoph Weißer, VL () Sp. –. – Jules Loiseleur: Les jours égyptiens, leurs variations dans les calendriers du moyen âge. In: Mémoires de la société de antiquaires de France () S. –. – Robert Steele: Dies aegyptiaci. In: Proceedings of the Royal Society of Medicine, Section of the History of Medicine (Suppl.) (/) S. –. – Walter Wreszinski: Tagewählerei im alten Ägypten. In: Arch. für Religionswiss. () S. –. – Franz Boll/Carl Bezold/ Wilhelm Gundel (Hg.): Sternglaube und Sterndeutung. Stuttgart . . Au . mit einem bibliogr. Anhang v. Hans Georg Gundel. Darmstadt , S. , f. – Curt Ferdinand Bühler: Sixteenth-century prognostications. Libri Impressi cum Notis manuscriptis. Tl. . In: Isis ()
Mitte . Jh. S. –. – Franca Ageno: I ‹giorni egiziaci›. In: Lingua nostra () S. –. – Gerhard Eis: Zu den medizinischen Abh. des Nicolaus Coppernicus. In: Lychnos. Jb. der schwedischen Ges. für Gesch. der Wiss. (Uppsala ) S. –. – Gerd Schneider: Die v. T. des ‹Regimen sanitatis Coppernici›. In: Medizinische Monatsschr. () S. . – G. Keil: Die v. T. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Heather Stuart: A ninth century account of diets and Dies Aegyptiaci. In: Scriptorium () S. –. – Wolf-Dieter Müller-Jahncke: Astrologisch-magische Theorie und Praxis in der Heilkunde der frühen Neuzeit (Sudhoffs Arch. Beih. ). Wiesbaden , S. , . – Lorenz Welker: Das ‹Iatromathematische Corpus›. Unters. zu einem alemannischen astrologisch-medizinischen Kompendium des SpätMA mit Textausg. und einem Anhang: Michael Puffs von Schrick Traktat ‹Von den ausgebrannten Wässern› in der hsl. Fassung des Cod. Zürich, ZB, C b (Zürcher Medizingeschichtl. Abh. ). Zürich , S. –, f. – Ortrun Riha: Wissensorganisation in medizinischen Sammelhss. Klassi kationskriterien und Kombinationsprinzipien bei Texten ohne Werkcharakter (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – Giuseppe Dell’Anna: Dies critici. La teoria della ciclicità delle patologie nel XIV secolo. Bde. Galatina . – W.-D. Müller Jahncke: Krit. Tage. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Ute Mauch: Erste Überlegungen zur Wissensorganisation im Kodex Ms. der Biblioteca nacional in Madrid mit einer Edition des Traktats über die ‹V. T.›, sowie Anm. zur Strukturierung des Melleus liquor physicae artis Magistri Alexandri Yspani. In: Sudhoffs Arch. () S. –. VZ Vindicianus, Avianus (Helvius Afer, auch Vindician), * um , † um . – Römischer Mediziner; dt. Übersetzungen seit dem . Jh. Über V.s Leben sind nur wenige Details bekannt. Er stammte aus Afrika und war um «comes archiatrorum», also kaiserlicher Leibarzt. Um amtierte er als Prokonsul in Afrika und begegnete um → Augustinus, der ihn in den Confessiones lobend erwähnt. Daneben war V. medizinischer Mentor von Theodorus Priscianus. V. ver
Vindicianus fasste mehrere, meist anatomische und physiologische Schriften, die jedoch meist nur fragmentarisch erhalten sind. Der sog. Valentinianus-Brief (Epistula ad Valentinianum) ist an Kaiser Valentinian II. gerichtet. Er diente ursprünglich als Vorrede zu V.s De expertis remediis, einer nicht überlieferten Sammlung von Rezepten. Einem Neffen V.s galt der Pentadius-Brief (Epistula ad Pentadium). Diese Schrift erläutert die hippokratischen Lehren von den vier Säften des Körpers. Als V.s Hauptwerk gilt ein physiologischer und anatomischer Grundriss, der in verschiedenen Fassungen u. a. als Gynaecia überliefert ist. Die im . Jh. einsetzenden Handschriften werden von der Forschung in zwei Gruppen unterteilt: Die Handschriften in Gruppe A entstanden vor allem im . bis . Jh. und bieten oft korrupte Texte. Die primär im Bereich vom . bis . Jh. konzentrierten Texte der Gruppe B hingegen gelten als qualitativ besser. V. schrieb auch einen weiteren Abriss der Anatomie und Physiologie, zu dem eine Epitome altera gehörte. Auch De natura generis humani gehörte möglicherweise zu diesem Text, wird V. aber manchmal auch abgesprochen. Wohl von V. stammte weiterhin De semine, eine Schrift über menschlichen Samen. Unsicher ist V.s Verfasserschaft eines augenärztlichen Liber ophthalmicus. Obwohl die Forschung u. a. stoische Aspekte seiner Schriften herausgearbeitet hat, wird V.s Werk insgesamt keiner bestimmten Schule zugeordnet. V. bereitete vor allem existierende Erkenntnisse anderer Autoren für ein lat. Publikum auf. Rezipiert wurde V.s Werk primär in vorsalernitanischer Zeit, später in der Bamberger Chirurgie, im Speculum naturale des → Vinzenz von Beauvais und im Fasciculus medicinae des Johannes → Kirchheimer. Teile von V.s Schriften kursierten auch in Auszügen und Versatzstücken. Dt. Übersetzungen sind in zwei Handschriften erhalten. Der aus dem . Jh. stammende Codex B enthält eine obd. Kurzfassung des anatomisch-physiologischen Abrisses. Die darin praktizierte Vermischung von lat. und volkssprachigen Teilen wurde von der Forschung mit dem → Innsbrucker Arzneibuch verglichen. In Handschrift M ist eine weitere obd. Übersetzung enthalten, die auf das . Jh. datiert wird und hier mit einer dt. Bearbeitung des → Secretum secretorum überliefert ist. Der M-Text ist stark fehlerhaft, verrät aber fachterminologische Kenntnisse des Bearbeiters. Die B- und M-Fassungen gelten als die ältesten dt. Übersetzungen ihres Fachgebiets.
Konrad von Eichstätt Ü: . Zahlreiche lat. Textzeugen ab dem . Jh. – Verz. u. a. bei Deichgräber/Ensslin (s. Lit.) und Cilliers (s. Ausg.). – Als bester Text von V.s Hauptwerk Gynaecia gilt: München, BSB, clm , r–r (Perg., . Jh.). . Dt. Übersetzungen: B: Basel, UB, cod. B XI , r–v (Perg., . Jh., alemannisch). – M: München, BSB, cgm , v–v (Pap., nach im zweiten Viertel . Jh., mittelbair.). Vgl. Gustav Meyer/Max Burckhardt: Die ma. Hss. der UB Basel B/: Theologische Pergamenthss., Signaturen B VIII –B XI . Basel , S. –. – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. – www.handschriftencensus.de/. – www.hand schriftencensus.de/. – Zur sonstigen Überl. vgl. u. a. Rose (s. Ausg.). A: . Lat. Ausg.: Theodori Prisciani Euporiston libri III, cum physicorum fragmento et additamentis Pseudo-Theodoreis. Hg. v. Valentin Rose. Leipzig , S. –. – Die Fragmente der sikelischen Ärzte Akron, Philistion und des Diokles von Karystos. Hg. v. Max Wellmann. Berlin , S. –. – Sudhoff / (s. Lit.). – Schipper (s. Lit.). – Zurli (s. Lit.). – Louise Cilliers: Vindicianus’s ‹Gynaecia›. Text and Translation of the Codex Monacensis (clm ). In: Journal of Medieval Latin () S. –. – Verzeichnis weiterer Ausg. in: Bibliographie des Textes Médicaux Latins. Antiquité et Haut Moyen Age. Hg. v. Guy Sabbah u. a. SaintEtienne , S. Nr. –. . Dt. Ausg.: Friedrich Wilhelm: Medicinisches aus dem Basler Cod. B. XI. . In: Münchener Museum für Philologie des MA und der Renaissance () S. – (nach Hs. B). – Christoph Ferckel: Ein dt. anatomischer Vindiciantext. In: Arch. für Gesch. der Medizin (/) S. – (nach Hs. M). – Karl Sudhoff: Ein neues dt. anatomisches Vindizianfragm. und anderes Medizinische in einer Basler Hs. des . Jh. In: Arch. für Gesch. der Medizin (/) S. – (nach Hs. B). Ü: Cilliers (s. Ausg.; engl.). L: Klaus-Dietrich Fischer, LexMA () Sp. . – Gundolf Keil, VL () Sp. f.; () Sp. . – C. Ferckel: Quellen der Anatomie im . Jh. In: Arch. für die Gesch. der Naturwiss. und der Technik ()
Mitte . Jh. S. –. – Martin Schanz: Gesch. der römischen Lit. Bd. /: Die Lit. des . Jh. München (Nachdr. ebd. ) S. f. – K. Sudhoff: Zur Anatomie des V. In: Arch. für Gesch. der Medizin (/) S. –. – Josef Schipper: Ein neuer Text der ‹Gynaecia› des Vindician aus einer Münchener Hs. des . Jh. (Cod. lat. , Bl. –). Diss. Leipzig . – Erna Lesky: Die Zeugungs- und Vererbungslehren der Antike und ihr Nachwirken. Mainz , S. f. – Karl Deichgräber/Wilhelm Ensslin: V. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswiss. IX/A/. Hg. v. Georg Wissowa u. a. Stuttgart , Sp. –. – Jutta Kollesch: Therapeutische Grundsätze im Werk des Vindician. In: NTM. Zs. für Gesch. der Wiss., Technik und Medizin () S. –. – Gerhard Rossbach/Peter Proff: Cassius-Felix-Interpretationen, Tl. I und II. Würzburg , S. f., –, – u. ö. – Loriano Zurli: L’Epistola a Pentadio (e Altre Reliquie) di Vindiciano. In: Prefazioni, Prologhi, Proemi di Opere Tecnico-Scienti che Latine. Bd. . Hg. v. Carlo Santini u. a. Rom , S. –. – Klaus-Dietrich Fischer: Bibliogr. des Textes Médicaux Latins. Antiquité et Haut Moyen Age. Premier Supplément –. Saint-Étienne , S. f. – Alain Touwaide: V. Avianus. In: Der neue Pauly. Bd. /. Hg. v. Mandred Landfester mit Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Stuttgart , Sp. f. – L. Cilliers: V.’ ‹Gynaecia› and Theories on Generation and Embryology from the Babylonians up to Graeco-Roman Times. In: Studies in Ancient Medicine () S. –. – Wolfgang Wegner: V. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – John Scarborough: Helvius V. In: The Encyclopedia of Ancient Natural Scientists. The Greek Tradition and Its Many Heirs. Hg. v. Paul T. Keyser/Georgia L. Irby-Massie. London u. a. , S. f. – L. Cilliers: Roman North Africa in the th Century AD. Its Role in the Preservation and Transmission of Medical Knowledge. In: Asklepios. Studies on Ancient Medicine. Hg. v. ders. Bloemfontein , S. –. MM Konrad von Eichstätt, * nach , † August . – Stadtarzt und lat. Fachschriftsteller, volkssprachige Bearbeitungen ab der zweiten Hälfte des . Jh. Der Sohn des Eichstätter Stadtrichters Hiltbrandt praktizierte erfolgreich als Stadtarzt in seiner Heimatstadt, nachdem er um den Magistergrad
Mitte . Jh. in der Medizin erlangt hatte. Seine hervorragende Reputation als Mediziner führte / zu einer Berufung an das Regensburger Kloster St. Emmeram, wo er Abt Albert von Schmidmühlen (Adalbert II.) versorgte und bei einem Wundarzt «maister Hainrich» beherbergt war. wurde K. vom Eichstätter Bischof Gebhard III. mit dem «Zehnten zu Piburch» belehnt (Biburg, Niederbayern). Der Wohlstand des Stadtarztes wird von mehreren Eichstätter Urkunden bezeugt, die neben den Lehenseinkünften einen beachtlichen Grundbesitz ausweisen. Neben dem eigenen großzügigen Haus in Eichstätt betrieb er eine Badstube (die vor zu einem Brauhaus umgebaut wurde) und besaß mehrere Gehöfte, Fischgründe und Liegenschaften in der Umgebung. Seine Bibliothek war für einen Stadtarzt des . Jh. beachtlich und so umfangreich, dass die Bestände nach Formaten geordnet wurden. Von K. sind lat. diätetische Fachschriften überkommen: ein lat. Regimen sanitatis in zwei Redaktionen sowie ein nahrungsmitteldiätetischer Traktat. Das Regimen war vor allem in den landessprachlichen Adaptionen Regel der Gesundheit und Ordnung der Gesundheit sehr wirkmächtig. K. wertete für seine Kompilationen das latinisierte Schriftum arabischer Autoritäten aus: → Avicenna (Kanon der Medizin, Cantica canticorum), Averroës (Colliget), Rhazes (ar-Razi, Liber ad Almansorem), Isaak Judäus (Diaetae particulares). Ferner zog er das ps.-aristotelische → Secretum secretorum, das → Regimen sanitatis salernitanum und Galens Mikrotechne, wahrscheinlich in der Übersetzung Gerhards von Cremona (De ingenio sanitatis), heran. Einzelne Textpartien zwischen den jeweiligen Kompilationsteilen dürften von K. selbst verfasst worden sein (in mitunter holprigem Latein). Für die redaktionelle Komposition seiner Regimina zeichnet er indes nicht allein verantwortlich, da er sich auf ein diätetisch ausgerichtetes Kompilat stützen konnte, dass auch von → Arnold von Bamberg für dessen Tractatus de regimen sanitatis benutzt worden ist. Die erste Regimen-Redaktion, das sog. Urregimen, könnte zeitnah nach K.s Studium entstanden sein. Für sein gesamtes Schrifttum ist aufgrund einer datierten lat. Bearbeitung eine Abfassung vor gesichert und bald nach wahrscheinlich. Im Zentrum des Urregimen stehen Verhaltensregeln zur Balance der «sex res non naturales», die Leibesübungen, Ernährung sowie Schlafen und Wachen betreffen. Prominent abgehandelt wird die humoralpathologische Reinigung der Körpersäfte. Die
Konrad von Eichstätt Lehrschrift wird mit einigen Kapiteln über die Luft und Gemütsbewegungen abgeschlossen. Die spätere Redaktion dieses Urregimens, der Sanitatis conservator, geht höchstwahrscheinlich auf K. selbst zurück. Es handelt sich um eine inhalts- und strukturgleiche, dabei aber stark kürzende Bearbeitung. Vor allem im Bereich der Quellenzitate und theoretischen Exkurse hat K. erhebliche Abbreviaturen vorgenommen und so ein auch für medizinische Laien handhabbares Regimen erschaffen. Die dritte Schrift, der Ernährungstraktat De qualitatibus ciborum, ist von K. vielleicht zeitgleich zum Urregimen konzipiert worden. In der lat. Überlieferung erscheint der Traktat im Verbund sowohl mit der ursprünglichen als auch der zweiten RegimenRedaktion. Die älteste der volkssprachigen Bearbeitungen von K.s Schrifttum ist das ps.-ortol sche Regimen vitae, das in allen Inkunabeln dem Arzneibuch → Ortolfs von Baierland angehängt ist und dort gleichsam Ortolf zugeschrieben wird. Die auszugsweise Frühüberlieferung des Regimen vitae im → Fränkischen Arzneibuch belegt eine Entstehung des Textes spätestens in der zweiten Hälfte des . Jh., was insofern bemerkenswert ist, als dass die heute bekannte lat. Tradition erst um einsetzt. Die Vorlage des unbekannten obd. Übersetzers waren das Urregimen in seiner ursprünglichsten Gestalt (ohne die später ergänzten Abschnitte zur Phlebotomie) und einige Kapitel von De qualitatibus ciborum. Die vorlagengetreue Übertragung wirkt zwar sprachlich unbeholfen, steht dafür aber dem lat. Original K.s von allen dt. Fassungen am nächsten. In das nd. → Promptuarium medicinae sind einige Kapitel aus dem Regimen vitae in nd. Umschrift übernommen worden. Gleichsam noch im . Jh. und im obd. Raum ist die Regel der Gesundheit verfasst worden. Als Auftraggeber des Regimen werden die Brüder Bernabò (–) und Galeazzo II. (–) Visconti von Mailand genannt. Die Autorschaft wird einem «Arnoldus von Mumpelier» zugewiesen. Damit dürfte → Arnald von Villanova gemeint sein, der zeitweise in Montpellier gewirkt hat. Tatsächlich enthält das Kompilat zwei Kapitel aus Arnalds Regimen sanitatis ad regem Aragonum. Hauptsächlich schöpft die Regel aber aus dem Schrifttum K.s, namentlich aus dem Urregimen und aus De qualitatibus ciborum. Zu den weiteren Quellen zählen das lat. Gesundheitsregiment des Arztes → Gregorius und
Konrad von Eichstätt Alexander Hispanus. Die Aufnahme einer Version des Blutschaukatalogs B, der originär volkssprachig konzipiert worden ist (→ Hämatoskopie-Traktate), belegt, dass der Kompilator nicht nur lat. Vorlagen heranzog und übersetzte, sondern auch volkssprachiges Material auswertete. In der Texttradition der Regel der Gesundheit lassen sich neben der vollständigen Fassung (Große Regel) noch drei weitere, vom Umfang her stark divergierende Redaktionen ausmachen: Die Vermischte Regel isoliert die Versatzstücke aus dem Urregimen und präsentiert sie in der originären Reihung. Die Kleine Regel enthält überhaupt kein Stück aus dem Urregimen. Dieser Befund ist deutungsoffen. Es könnte sich bei der Kleinen Regel sowohl um eine spätere Kürzung, als auch um eine Vorstufe handeln. Schließlich gibt es noch eine balneologisch ausgerichtete Version der Kleinen Regel, die vier Kapitel aus dem Urregimen aufbietet. Obwohl die Verdeutschung der lat. Vorlagen in der Regel der Gesundheit kaum üssiger ausgefallen ist als diejenige des Regimen vitae, hat die Regel eine ungleich breitere Wirkung entfacht. Vor allem die verzweigte Streuüberlieferung ist hierfür verantwortlich. Noch wirkmächtiger war die schwäbische Ordnung der Gesundheit (auch Bämlersches Regimen, Hohenbergsches Regimen sanitatis). Die Bearbeitung wurde um in Rottenburg am Neckar verfasst und ist Graf Rudolf VI. von Hohenberg und dessen Gemahlin Margarethe von Tierstein gewidmet. Beim unbekannten Verfasser, der in jedem Fall akademisch gebildet war, könnte es sich um den Leibarzt Rudolfs gehandelt haben. In der ursprünglichen Gestalt ist die Ordnung, von der fünf Bearbeitungen bekannt sind, dreigliedrig angelegt. Das erste Buch bringt eine Jahreszeitenlehre und eine Zwölfmonatsregel, bevor es zwei «res naturales» («elementa», «temperamentum») vorstellt. Das zweite ist das eigentliche Regimen und an den «res non naturales» ausgerichtet. Das dritte enthält eine Pestprophylaxe. Das zentrale zweite Buch ist im Wesentlichen eine Übersetzung des Urregimen. Für die Ausführungen zu den Jahreszeiten und Monatsregeln des ersten Buches ist von volkssprachigen Vorlagen auszugehen (→ Ipocras, Secretum secretorum dt.). Beim dritten Buch besteht Quellengemeinschaft mit dem Pestraktat des Hans → Andree. Der planmäßige Aufbau der Ordnung hat in Verbindung mit der üssigen Übersetzung und souveränen dt. Sprachbeherrschung für die enorme
Mitte . Jh. Verbreitung und nachhaltige Wirkung des Regimen gesorgt. Auszüge begegnen z. B. im erstmals um gedruckten Kalender von Jakob → P aum oder im Buch der Gesundheit → Ludwigs V. von der Pfalz. Neben den volkssprachigen Bearbeitungen existiert von der Ordnung der Gesundheit auch ein Rückübersetzung ins Lateinische, die zahlreiche Kapitel unberücksichtigt ließ und auch die übersetzten Passagen stark kürzte. Vom Büchlein der Gesundheit sind nur drei Textzeugen aus dem bair.-österreichischen Raum bekannt, wo auch die Entstehung dieses Regimen zu vermuten ist. Obwohl der anonyme Kompilator eine der Ordnung der Gesundheit prinzipiell vergleichbare Gliederung gewählt hat, konnte er offensichtlich an deren Erfolg nicht anschließen. Im ersten Abschnitt werden neben Jahreszeitenund Monatsregeln die Komplexionen behandelt, im zweiten die «res non naturales», im dritten wird eine Nahrungsmitteldiätetik entwickelt und der letzte Abschnitt bringt einige Kapitel zu Fieber, Ruhr und Monats uss. Die dt. Übertragung ist trotz ihrer Nähe zu den lat. Vorlagen gut lesbar und fachterminologisch fehlerfrei. Der Übersetzer stützt sich auf K.s Urregimen und De qualitatibus ciborum, der Kompilationsleittext ist aber der Melleus liquor des Alexander Hispanus. Bereits in . Jh. fällt die Groß-SchützenerGesundheitslehre, deren Urheber aus dem österreichisch-ungarisch-slowakischen Grenzgebiet gestammt haben könnte. Für den zentralen nahrungsmitteldiätetischen Abschnitt hat der Übersetzer K.s Traktat De qualitatibus ciborum zur Vorlage genommen. Schließlich ist noch das Regimen der Gesundheit des Heinrich → Laufenberg anzuführen, dessen Abhängigkeitsverhältnis von K. ungeklärt ist. Umstritten ist die Quellenlage bei Laufenbergs fünftem Kapitel Die Ordnung der Gesundheit. Entgegen früherer Ansichten schöpft er wohl weder aus dem Sanitatis conservator, noch darf der Abschnitt als Versbearbeitung des Urregimen angesehen werden. Womöglich hat Laufenberg (neben anderen Vorlagen) nicht den lat. Text K.s, sondern eine dt. Übersetzung benutzt. Ü: Lat.: Urregimen: Wien, ÖNB, Cod. , v–v (Pap., ). – Berlin, SBB, Mgq (olim Cheltenham, Bibl. Phillippica, Ms. ) r–r (Pap., ). – London, British Library, Ms. Arundel , r–r (Pap., . Jh.). –
Mitte . Jh. London, Wellcome Institute of the History of Medicine, MS , r–v (Pap., um ). – München, BSB, Cgm , r–r (Pap., ). – Urregimen/De qualitatibus ciborum: München, BSB, Clm , r–r (Pap., um ). – Basel, UB, Cod. D III , r–v, r–v (Pap., ). – Sanitatis conservator: Heidelberg, UB, Cpg , r–r (Pap., ); auch De qualitatibus war vorgesehen, auf r ndet sich aber nur die Überschrift. – München, BSB, Clm , r–v (Pap., . Jh.). – Sanitatis conservator/De qualitatibus ciborum (unvollst.): Wolfenbüttel, HAB, Cod. Helmst., ra–vb (Pap., ). – München, BSB, Clm , ra–vb (Pap., . Jh.). – Sanitatis conservator/De qualitatibus ciborum (vollst.): Ebd. (alle: Pap., . Jh.) Clm , r–v. – Clm , v–r. – Clm , r–r. – Clm , r–v. – Clm , r–v (). Dt.: Regimen vitae: Hss.: s. → Fränkisches Arzneibuch; Inkunabeln: s. → Ortolf von Baierland. – Regel der Gesundheit: Hss. des . und . Jh. und eine Hs. mit Teilüberl. bei Strauß (s. Ausg.) S. und Koch/Keil , S. . Der älteste Textzeuge ist: Heidelberg, UB, Cpg , r–r (Pap., um [Faszikel ], ostfränkisch [mitteldt. Einschlag]). – Hinzu kommen: Fragm. (mit Kap. f.): Salzburg, UB., Cod. M I , Perg.-Bl. (erste Hälfte . Jh., schwäbisch). – Baderegeln: Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., , rheinfränkisch). – Zur Streuüberl. s. u. a. → Eberhard von Landshut, → Iatromathematisches Hausbuch, → Oberrheinisches Aderlassbüchlein, → Oberdeutsches Aderlassbüchel, → Darmstädter Arzneibuch, → Elsässisches Arzneibuch. Über das Iatromathematisches Hausbuch hat die Regel auch in die dt. Kalenderliteratur gestrahlt. – Ordnung der Gesundheit: Hagenmeyer (Ausg. ) S. – weist Hss. nach. Der älteste Textzeuge ist: Dillingen, Studienbibl., Cod. XV , ra–va (Pap., , westschwäbisch). Die Ordnung war im gesamten obd. Raum verbreitet, der Höhepunkt der Überl. ist um anzusetzen. Hinzu kommen: Berlin, SBB, Mgq , r–v (Pap., . Jh., bair.). – Leipzig, UB, Rep. II. b, Bll. (Pap., , ostfränkisch). – Bei Hagenmeyer (Ausg. ) S. als verschollen gelisteter Cod.: Warschau, Nationalbibl., Cod. III (olim Niem. F. VI.) (vormals St. Petersburg, Kaiserl. Öffentl. Bibl., Nem. F. VI.) Bll. (Pap., . Jh., schwäbisch-alemannisch). – Drucke: Inkunabeln und ein Druck des . Jh. bei Hagenmeyer (Ausg. ) S. –. Erstdruck: Augsburg:
Konrad von Eichstätt Johann Bämler, o. J. [] (GW M). Hinzu kommt ein weiterer Frühdruck: Basel: Wolfgang Frieß, (VD R , s. Hagenmeyer [Ausg. ] S. Anm. ). – Zur Streüberl. vgl. Hagenmeyer (Ausg. ) S. –. – Lat. Rückübersetzung: Augsburg, UB, Cod. II..° (vormals Harburg, Fürstl. Öttingen-Wallersteinsche Bibl. Cod. II..° ) r–r (Pap., . Jh.). – Büchlein der Gesundheit: Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, Cod. b IV , r–v (Pap., zweites Drittel . Jh., ostmittelbair.). – Budapest, Bibl. für Medizingesch., Hs. S. (Albich-Hs.) r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., ostmittelbair.). – München, BSB, Cgm , r–r (Pap., Ende . Jh., ostmittelbair.). – Groß-Schützener-Gesundheitslehre: Heidelberg, Privatslg. Helko Eis (vormals Slg. Gerhard Eis, Schriesheim) Hs. , Bll. (Pap., erste Hälfte . Jh., obd. Kanzleisprache ohne schriftsprachliche Eigenheiten); aus Großschützen/Vel’ké Leváre (Slowakei)? A: Lat.: Christa Hagenmeyer: Das Regimen sanitatis K.s v. E. Quellen, Texte, Wirkungsgesch. (Sudhoffs Arch. Beih. ). Stuttgart , S. – (krit.). – Ältere Ausg. nach einzelnen Textzeugen: Hugo Faber: Eine Diätethik aus Montpellier (‹Sanitatis Conservator›, dem Ende des . Jh. entstammend, und ‹Tractatus medicus de Comestione et Digestione vel regimen sanitatis›). Diss. Leipzig (Teilabdruck HAB, Cod. Helmst.). – Hagenmeyer (s. Ausg. dt.) S. – (Baderegeln aus dem Cpg ). – Dt.: Regimen vitae: Hagenmeyer (s. Ausg. lat.) S. –. – Regel der Gesundheit: Peter Strauß: Ernald von Villanova dt. unter besonderer Berücksichtigung der ‹Regel der Gesundheit›. Diss. Heidelberg , S. – (nach zwei Hss. der Großen Regel). – Ordnung der Gesundheit: C. Hagenmeyer: Die ‹Ordnung der Gesundheit› für Rudolf von Hohenberg. Unters. zur diätetischen Fachprosa des SpätMA mit krit. Textausg. Diss. Heidelberg [recte: ], S. –. – Büchlein der Gesundheit: Hagenmeyer (s. Ausg. lat.) S. –. – Ausg. der Budapester Hs.: Nemethy (s. Lit.) S. –. – Groß-Schützener-Gesundheitslehre: Gerhard Eis: Die Groß-Schützener Gesundheitslehre. Stud. zur Gesch. der dt. Kultur im Südosten (Südosteuropäische Arbeiten ). München , S. –. L: Wolfram Schmitt, NDB () S. . – Manfred Peter Koch/Gundolf Keil, VL
Dietmar von Meckebach () Sp. –; () Sp. f. – Michael E. von Matuschka, LexMA () Sp. . – James Follan (Hg.): Das Arzneibuch Ortolfs von Baierland (Veröff. der internationalen Ges. zur Gesch. der Pahrmazie NF ). Stuttgart . – M. P. Koch/G. Keil: Die spätma. Gesundheitslehre des «Herrn Arnoldus von Mumpelier». In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Günther Kallinich/Karin Figala: K. v. E., eine Arztpersönlichkeit des dt. MA. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – G. Keil: Acht Parallelen zu den Blutschau-Texten des ‹Bremer Arzneibuchs›. In: Nd. Mitt. () S. –; () S. –, hier () S. –. – Ders./Hans Reinicke: Der ‹Kranewitber›-Traktat des «Doctor Hubertus». In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. , f. – Hagenmeyer (s. Ausg. ) S. –. – W. Schmitt: Theorie der Gesundheit und «Regimen sanitatis» im MA. Habil.-Schr. Heidelberg , S. –, . – Bernhard-Dietrich Haage: Das gereimte Pestregimen des Cod. Sang. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). . – G. Keil: Sudhoffs Sicht vom dt. medizinischen MA. In: Nachrichtenbl. der Dt. Ges. für Gesch. der Medizin, Naturwiss. und Technik () S. –. – Willem Frans Daems/ G. Keil: Henrik Harpestraengs ‹Latinske Urtebog› in den ma. Niederlanden. Mit einem Verz. altdt. ‹Urtebog›-Überl. In: Fachprosa-Stud. Beitr. zur ma. Wiss.- und Geistesgesch. FS Gerhard Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Berlin , S. –. – M. P. Koch: Zur Quellenanalyse von Laufenbergs ‹Versehung des Leibs›. In: ebd., S. –. – Barbara Weinmayer: Stud. zur Gebrauchssituation früher dt. Druckprosa. Literar. Öffentlichkeit in Vorreden zu Augsburger Frühdrucken (MTU ). München , S. –. – Friedrich Lenhardt: Blutschau. Unters. zur Entwicklung der Hämatoskopie (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen . – Trude Ehlert: Wissensvermittlung in deutschsprachiger Fachlit. Oder: Wie kam die Diätetik in die Kochbücher? In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Manfred Vasold: Pest, Not und schwere Plagen. Seuchen und Epidemien vom MA bis heute. München (Nachdr. Augsburg ) S. . – Christine Boot: «an aderlaszen ligt grosz gesuntheit». Zur Repräsentanz von Ortolfs Phlebotomie in deutschsprachigen Aderlaßtexten. In: «Ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung
Mitte . Jh. medizinischen Wissens (Ortolf-Stud. /Wissenslit. im MA ). Hg. v. G. Keil. Wiesbaden , S. –, hier S. , . – Johannes G. Mayer: Das ‹Arzneibuch› Ortolfs von Baierland in medizinischen Kompendien des . Jh. Beobachtungen und Überlegungen zur Werktypologie medizinischer Kompendien und Kompilationen. In: ebd., S. –, hier S. f. (vgl. auch das Gesamtreg. des Bds.). – Walter Buckl: Zum . Todestags K.s v. E. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. // B). Bern u. a. , S. , . – Martin Kintzinger: Norma elementorum. Studien zum naturphilosophischen und politischen Ordnungsdenken des ausgehenden MA (Sudhoffs Arch. Beih. ). Stuttgart , Reg. – Hagenmeyer (s. Ausg.) S. –, –. – Konrad Goehl: Rezension Ausg. Hagenmeyer . In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Heinrich Laufenberg, Regimen der Gesundheit. Iatromathematisches Hausbuch. Michael Puff, Von den ausgebrannten Wässern. Farbmikro che-Edition der Hs. Zürich, ZB, Ms. C b. Einf. zu dem astromedizinischen Hausbuch von Bernhard Schnell, Beschreibung der Hs. von Marlies Stähli (Codices illuminati medii aevi ). München , S. –. – Rudolf Schmitz/Franz-Josef Kuhlen: Gesch. der Pharmazie. Bd. : Von den Anfängen bis zum Ausgang des MA. Eschborn , S. . – G. Keil: K. v. R. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – G. Keil: Regel der Gesundheit. In: ebd., S. . – B. D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. u. ö. VZ Dietmar von Meckebach. – (Mit-)Verfasser einer Medizinalordnung und eines Rotwelschverzeichnisses (?), Mitte/zweite Hälfte . Jh. D. wirkte langjährig als Notar in der kaiserlichen Kanzlei → Karls IV. in Prag. wurde er zum Kanzler des Herzogtums Breslau ernannt. In D.s Amtszeit fallen die ersten volkssprachigen Breslauer Urkunden. Von D. hat sich ein autographes Notatenbuch (Breslauer Handschrift) erhalten, das auch zwei dt. Eintragungen enthält, die beide als bedeutende und – mit ihrer Entstehung um die Mitte des
Mitte . Jh. . Jh. – auch als gattungspezi sch frühe Zeugnisse ihrer Art zu gelten haben. Der erste der beiden Texte, Statuta physicorum, apothecariorium et medicorum, ist die älteste bekannte dt. Medizinalordnung. Sie de niert die jeweiligen Tätigkeitsbereiche der drei ma. Heilberufe im Herzogtum: «kunstarczt» (akademischer Arzt), «apotheker» und «wundarczt». Für die Ausübung eines jeden der Berufe ist die ofzielle Bestellung und das Ablegen eines Eids vor dem Rat die Voraussetzung. Die Ver echtung beru icher Interessen (etwa durch Hausgemeinschaft von Arzt und Apotheker) wird untersagt. Die Statuta haben auf die Gesundheitspolitik des SpätMA gewirkt; sie sind in der Forschung auch als Reichsgesetz gedeutet und direkt auf Karl IV. zurückgeführt worden. Unabhängig hiervon ist D.s Anteil an der Entstehung der Verordnung unklar. Als Anreger oder womöglich sogar Urheber ist vielleicht eher der Prämonstratenser und spätere Titularbischof von Sarepta, Thomas von Neumarkt, denkbar. Der studierte Mediziner hielt sich seit dauerhaft in Breslau auf und ist – als Leibarzt Herzog Boleslaws III. nachgewiesen. Auch für den zweiten Text ist D.s Autorschaft umstritten – wenn auch wahrscheinlicher. Es handelt sich um ein Gilerverzeichnis, das elf Fachtermini der rotwelschen Gaunersprache zusammenstellt (vgl. → Basler Betrügnisse der Giler). Zwar zählt D.s Kollektion zu den frühesten schriftlichen Belegen des Rotwelschen überhaupt, stellt aber keine den Statuta vergleichbare Pionierleistung dar. Ü: Breslau, Staatsarch. (Archiwum Pa´nstwowe) Cod. Breslau VIII b (Pap., um , ostmitteldt. [schlesisch]); nach dem Zweiten Weltkrieg verschollen. A: Statuta: Carl Ludwig Klose: Beitr. zur Gesch. des Medicinalwesens des vierzehnten Jh. In: Zs. für die Staatsarzneikunde. Ergänzungsh. () S. –. – Alfred Adlung: Vergleichende Zusammenstellung der ältesten Apothekenordnungen (Veröff. der Ges. für Gesch. der Pharmazie ). Mittenwald , S. – und Tf. I–II. – Gilerverzeichnis: Heinrich Hoffmann von Fallerslee ben: Aeltestes Rotwalsch in Deutschland. Aus D.s Notatenbuch. In: Monatsschr. von und für Schlesien () S. . – Ders.: Rotwelsch. In: Weimarisches Jb. () S. –, hier S. f. – Friedrich Christian Benedict Avé-Lallemant: Das dt. Gaunerthum in seiner social-politischen, literarischen und linguistischen Ausbildung zu seinem heutigen Bestande. Tl. . Leipzig , S. . –
Weichbildglosse Friedrich Kluge: Rotwelsch. Quellen und Wortschatz der Gaunersprache und der verwandten Geheimsprachen. Bd. : Rotwelsches Quellenbuch. Straßburg (Nachdr. Berlin/New York ) S. . L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Hans Heckel: Gesch. der dt. Lit. in Schlesien. Bd. : Von den Anfängen bis zum Ausgang des Barock. Breslau , S. f., , . – Alfons Fischer: Zur Gesch. des Gesundheitswesens. Bd. : Vom Gesundheitswesen der alten Deutschen zur Zeit ihres Anschlusses an die Weltkultur bis zum Preußischen Medizinaledikt. Berlin , S. . – Manfred Stürzbecher: Betrachtungen zur Historiographie der Medizinalordnungen. In: Öffentlicher Gesundheitsdienst () S. –, hier S. –. – Ders.: Zur Gesch. des öffentlichen Gesundheitswesens in Deutschland. In: Das öffentliche Gesundheitswesen Bd. : Gesundheitsverwaltung. Hg. v. Josef Daniels u. a. Stuttgart , S. –, hier S. f. – Wilhelm Bachmann: Beitr. zur Apothekengesch. Schlesiens (Beih. zum Jb. der Schlesischen FriedrichWilhelms-Univ. zu Breslau ). Würzburg , S. f. – Karl-Heinz Bartels: Schlesische Pharmazie: Apotheken-Inventar und Apotheken-Recht. In: Anfänge und Entwicklung der dt. Sprache im ma. Schlesien. Hg. v. G. Keil/Josef Joachim Menzel (Schlesische Forschungen ). Sigmaringen , S. –. – Arno Lubos: Gesch. der Lit. Schlesiens /: Von den Anfängen bis ca. . Würzburg (Neufassung der Ausg. München ) S. . – Rudolf Schmitz: Gesch. der Pharmazie. Bd. : Von den Anfängen bis zum Ausgang des MA. Eschborn , S. –. – Ernst Schubert: Der betrügerische Bettler im MA und in der frühen Neuzeit. In: Festgabe für Dieter Neitzert zum . Geburtstag. Hg. v. Peter Aufgebauer (Göttinger Forschungen zur Landesgesch. ). Bielefeld , S. –, hier S. . – Martin Schüssler: Die Entwicklung der Gauner- und Verbrechersprache «Rotwelsch» in Deutschland von der Mitte des . bis zur Mitte des . Jh. In: Zs. für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –, hier S. . – K.-H. Bartels: Die Breslauer MedizinalStatuten aus der Mitte des . Jh. In: Jb. der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Univ. zu Breslau / (/) S. –. VZ Weichbildglosse → Burchard von Mangelfelt.
Wieck-Öseler Lehnrecht Wiecker Bauernrecht. – . Jh. (?). Das W. B. ist ein Rechtsbuch in zwölf Kapiteln, in dem wohl ältere Gewohnheitsrechte aufgenommen wurden und das Parallelen zum → Ältesten livländischen Ritterrecht, → Livländischen Spiegel und → Livländischen Bauernrecht aufweist. Die Überschrift, in der mitgeteilt wird, dass das W. B. von Bischof von Ösel-Wieck errichtet wurde, ist eine spätere Ergänzung. Es enthält Strafen und Bußentaxen für Personen- und Eigentumsdelikte, Injurien, Hausfriedensbruch, Bestimmungen zum Verhältnis von Herr und Bauer, zum Ehe- und Erbrecht der Bauern und zu gerichtlichen Verfahren. Über den Entstehungszeitraum und die Umstände der Entstehung können kaum Aussagen getroffen werden, da das W. B. nur als hochdt. Text im Wieck-Öseler Lehnrecht überliefert wurde; dort wird darauf hingewiesen, dass der Bischof von Ösel-Wieck das Bauernrecht mit Zustimmung seines Domkapitels für die Esten in der Wieck verabschiedete. A: Des Herzogthums Ehsten Ritter- und Land-Rechte. Sechs Bücher, mit erläuternden Urkunden und ergänzenden Beilagen. Hg. v. Johann Philipp Gustav Ewers. Dorpat , S. –. L: Bibliographien zur livländischen Rechtsgeschichte (Quellen und Literatur) bei: Eduard Winkelmann: Livoniae historica. Systematisches Verz. der Quellen und Hilfsmittel zur Gesch. Estlands, Livlands und Kurlands. Berlin (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Oswald Schmidt: Rechtsgesch. Liv-, Est und Curlands. Aus dem Nachlasse des Verfassers hg. v. Eugen v. Nottbeck. Dorpat (Nachdr. Hannover ) S. – (ebd. eine Besprechung der damaligen Archivbestände). – Dt. Gesch. im Osten Europas: Baltische Länder. Hg. v. Gert Pistohlkors. Berlin , S. –. Einen Überblick über die ma. Rechtsquellen Livlands in drei, immer aufs Neue verbesserten Ausgaben bietet Friedrich Georg von Bunge: Beitr. zur Kunde der liv-, esth- und curländischen Rechtsquellen. Riga/Dorpat . – Ders.: Einleitung in die liv-, esth- und curländische Rechtsgesch. und Gesch. der Rechtsquellen. Reval . – Ders.: Altlivlands Rechtsbücher, zum Theil nach bisher unbenutzten Texten. Leipzig . Hermann Blaese/Dietmar Willoweit: Baltische Länder. In: HRG () Sp. –. – Axel v.
Mitte . Jh. Gernet: Gesch. und System des bäuerlichen Agrarrechts in Estland. Reval . – Leonid Arbusow: Die altlivländischen Bauerrechte. In: Mitt. aus der livländischen Gesch. (/) S. –. – Leo Leesment: Die Verbrechen des Diebstahls und des Raubes nach den Rechten Livlands im MA. Dorpat (Nachdr. Goldbach ). – L. Arbusow: Livland. Mark des Reiches –. Ein Abschnitt dt. Verfassungs- und Rechtsgesch. Riga . – Baltisch-europäische Rechtsgesch. und Lexikographie. Hg. v. Ulrich Kronauer u. a. Heidelberg . DB/MM Wieck-Öseler Lehnrecht (auch: W.-Oeseler L.). – Mitte . Jh. (?). Das W.-Ö. L. gehört zu den wichtigsten livländischen Rechtsbüchern des MA, da nur in dieser Handschrift die unbearbeitete Fassung des → Livländischen Spiegels (Buch –), das → Wiecker Bauernrecht (Buch ) und die ältere Rezension des → Ältesten livländischen Ritterrechts überliefert sind. Die drei Texte zeigen auf, dass der Titel des W.-Ö. L. in die Irre führt, denn über lehnrechtliche Bestimmungen hinaus enthält es das Landrecht für die dt. Siedler im Hochstift Ösel-Wieck und die Rechte für die estnischen Bauern. Das W.-Ö. L. ist bis ins . Jh. in mehreren Abschriften in hochdt. Sprache überliefert (Bunge: Einleitung, S. f.); es wird davon ausgegangen, dass es sich dabei um eine Übertragung aus dem Nd. handelt. Über den Verfasser bzw. Kompilator liegen keine Hinweise vor. A: Des Herzogthums Ehsten Ritter- und Land-Rechte. Sechs Bücher, mit erläuternden Urkunden und ergänzenden Beilagen. Hg. v. Johann Philipp Gustav Ewers. Dorpat , S. –. L: Bibliographien zur livländischen Rechtsgeschichte (Quellen und Literatur) bei: Eduard Winkelmann: Livoniae historica. Systematisches Verz. der Quellen und Hilfsmittel zur Gesch. Estlands, Livlands und Kurlands. Berlin (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Oswald Schmidt: Rechtsgesch. Liv-, Est und Curlands. Aus dem Nachlasse des Verfassers hg. v. Eugen v. Nottbeck. Dorpat (Nachdr. Hannover ) S. – (ebd. eine Besprechung der damaligen Archivbestände). – Dt. Gesch. im Osten Europas: Baltische Länder. Hg. v. Gert Pistohlkors. Berlin , S. –. Einen Überblick über die ma. Rechtsquellen Livlands in drei, immer aufs Neue verbesser
. Hälfte . Jh. ten Ausgaben bietet Friedrich Georg von Bunge: Beitr. zur Kunde der liv-, esth- und curländischen Rechtsquellen. Riga/Dorpat . – Ders.: Einleitung in die liv-, esth- und curländische Rechtsgesch. und Gesch. der Rechtsquellen. Reval . – Ders.: Altlivlands Rechtsbücher, zum Theil nach bisher unbenutzten Texten. Leipzig . Hermann Blaese/Dietmar Willoweit: Baltische Länder. In: HRG () Sp. –. – August Wilhelm Hupel: Versuch einer Gesch. der lie ändischen Ritter- und Landrechte und hochdt. Uebersetzung der lie ändischen Ritterrechte [...] (Neue Nordische Miscellaneen, Stücke –). Riga . – Leo Leesment: Die Verbrechen des Diebstahls und des Raubes nach den Rechten Livlands im MA. Dorpat (Nachdr. Goldbach ). – Leonid Arbusow: Livland. Mark des Reiches –. Ein Abschnitt dt. Verfassungs- und Rechtsgesch. Riga . – Baltisch-europäische Rechtsgesch. und Lexikographie. Hg. v. Ulrich Kronauer u. a. Heidelberg . DB/MM Johannes (Johann[es] von Brünn). – Stadtschreiber von Brünn, Kompilator und Redaktor des Brünner Schöffenbuches, Mitte/zweite Hälfte . Jh. Das Brünner Schöffenbuch (B. S., zutreffender: Brünner Rechtsbuch) fasst in alphabetischer Artikelreihung die städtischen Rechtsgrundsätze und gerichtlichen Entscheidungen des Brünner Schöffenrats zusammen. In seiner originären Gestalt aus der Mitte des . Jh. sind rund Artikel im Werk enthalten (von «de actionibus» bis «in vulneribus»). Diese ursprüngliche Form wird gemeinhin dem von – beurkundeten Stadtschreiber J. zugeschrieben. Er wird im als «Codex Johannis» bezeichneten ältesten Textzeugen () abgebildet und in der Beischrift als «dominus Johannes notarius civitatis» bezeichnet. J. ist nicht identisch mit dem im späteren . Jh. bezeugten Brünner Stadtschreiber → Johannes von Gelnhausen. Über die Abkunft J.’ gibt es keine weiteren Kenntnisse. Archivalien belegen aber seinen Wohlstand: Er besaß mehrere Häuser und nahm Rentenkäufe vor. Das B. S. legt vor allem aufgrund der Schreiberkommentare und Ergänzungen zu den Schöffensprüchen eine juristische Ausbildung J.’ nahe. Nachgewiesen ist durch sein Testament aber lediglich der Besitz von «libri scholastici». Das B. S. orientiert sich an babenbergischen Stadtrechten (vor allem dem Wiener Stadtrecht)
Johannes und fußt auf dem von König Wenzel I. verliehenen Brünner Stadtrechtsprivileg, das von den späteren Pˇremsyliden und frühen Luxemburgern bestätigt wurde. Den konkreten Anlass zur Kompilation einer eigenen Brünner Judikatur könnte ein Erlass des Markgrafen Johannes von Mähren gewesen sein, der den Status Brünns als Oberhof der Städte in Mähren endgültig manifestierte. Der Schreiber J. hat Brünner Schöffensprüche kompiliert, kommentiert und gegebenenfalls ergänzt. Um das gesamte Stadtrecht abzudecken, hat er bei rechtlichen Problemkonstellationen, für die keine bereits ergangenen Sprüche zur Verfügung standen, eigene Lösungsansätze formuliert. Die eigentliche Substanz der ursprünglichen Brünner Rechtsprechung ist im B. S. durch diese Vorgehensweise erhalten geblieben. Die Ergänzungen J.’ sind vermutlich nur in eingeschränktem Maße aus dt. Rechtsquellen bezogen worden, wobei hier vor allem der → Schwabenspiegel in Frage käme. Ein ussreicher ist das römisch-kanonische Recht. In erster Linie sind die Glosse des Accursius und das Jus regale Montanorum zu nennen. Die Erweiterungen betreffen in der Regel die Kommentarebene, gelegentlich sind auch die Schöffensprüche selbst betroffen. Durch die Auswertung und Heranziehung der legistischen Literatur ist das B. S. auch als pragmatisches Handbuch für die Anwendung des römischen Rechts in der städtischen Gerichtsbarkeit benutzbar. Das B. S. ist in dt. und tschechischen Übersetzungen und verschiedenen Bearbeitungen in Brünn bis ins . Jh. in Gebrauch geblieben. In den er Jahren des . Jh. wurde J.’ Fassung kürzend überarbeitet (Manipulus vel directorium iuris civilis). Ein zweite lat. Kurzfassung ist im frühen . Jh. in Iglau entstanden und liegt in zwei Varianten vor (Liber [cursus] sententiarum civilium). Am Liber könnte Johannes von Gelnhausen mitgewirkt haben. Eine weitere Redaktion wurde von → Wenzel von Iglau in Brünn erarbeitet. Durch die Kontaminierung des Liber mit Artikeln aus Iglau entstand das Brünn-Iglauer-Recht in tschechischer Übersetzung. Über Iglau und Prag wirkte das B. S. in Form des Liber auf den gesamten Prager Rechtskreis (Knihy práva praˇzského [Bücher Prager Rechts]) und auf die Kodi zierung anderer mährischer und böhmischer Stadtrechte (Znaim, Deutsch-Brod, Olmütz). Der Liber war auch Grundlage des Knihy mˇestk´ych práva [Buch der Stadtrechte]) des Brikcí z Liˇcka (Briccius von Litschko [† ]). Auf Brikcí basieren wiederum die Koldinschen Stadtrechte von
Johannes , die im . Jh. zum allgemeinverbindlichen Stadtrecht in Böhmen, Mähren und im österreichischen Schlesien avancierten und so dem B. S. nicht nur eine lang anhaltende, sondern auch überregionale Wirkungsgeschichte verleihen. Ü (Auswahl): Lat.: Brünn, Archiv Mˇesta Brna, Ms. Nr. (olim Kasten Ia Fach Cod. ) Bl. – (Perg, ); Autograph J.’ (sog. «Codex Johannis»). Titel: «Sententie ... secundum alphabetum ... distincte». Nach den einzelnen Stichworten ist Raum für Ergänzungen gelassen. – Manipulus vel directorium iuris civilis: Ebd., Ms. Nr. (olim Kasten Ia Fach Cod. ) Bl. – (Pap., /). – Inkunabel: O. O., Drucker und J. [Nürnberg: Georg Stuchs, um ] (GW ). Der Druck beruht auf einer Redaktion des B. S. durch den Brünner Notar Stephan Stein (um ). – Dt.: Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., Anf. . Jh., mitteldt./lat.). – Brünn, Stani Oblastni Archiv, G Sbirka ruk. sign. , Bl. – (Pap., . Jh., mitteldt.); gekürzte, revidierte Fassung. – Knihy práva praˇzského: Prag, Knihovna Národního muzea, Kˇr ivokl. Knihovny I b , Bl. – (Pap., , tschechisch). – Zur Gesamtüberlieferung einschließlich der Tradierung in Auszügen und Kollation mit anderen Stadtrechten s. Oppitz (s. Lit.) Bd. , S. (Reg.) Bd. , S. –, f., f., . A: Emil Franz Rössler: Dt. Rechtsdenkmäler aus Böhmen und Mähren. Bd. : Die Stadtrechte von Brünn aus dem . und . Jh. Prag (Nachdr. Aalen ) S. – (auf Grundlager der Hs. Wien. ÖNB, Cod. [. Jh.]). – Miroslav Flodr: Právní kniha mˇesta Brna z poloviny . století. Bde. (Edition/Komm./Reg.). Brünn – (nach dem Codex Johannis). L: Peter Johanek, VL () Sp. –; () Sp. . – Ulrich-Dieter Oppitz: B. S. In: HRG () Sp. f. – Julius Weiske: Bemerkungen über das B. S., privatund prozessrechtlichen Inhalts. In: Zs. für dt. Recht () S. –. – Emil Ott: Beitr. zur Receptionsgesch. des römisch-kanonischen Processes in den böhmischen Ländern. Leipzig , ˇ S. –. – Jaromir Celakovsk´ y: O právních ruˇ ˇ kopisech mˇesta Brna. In: Casopis Ceského Musea ([Prag] ) S. –. – Berthold Bretholz: Johannes von Gelnhausen. In: Zs. des dt. Ver. für die Gesch. Mährens und Schlesiens () S. –, hier S. f., –. – Ders.: Gesch. der Stadt Brünn. Bd. . Brünn , S. –,
. Hälfte . Jh. ˇ f. – Miroslav Boháˇcek: Rímské právní prvky v právní knize brnˇenského písaˇre Jana, známá pod jménem Schöffenbuch (Práce ze Semináre ceského práva na Karlove Universite v Praze ). Prag . – Ders.: Jeˇstˇe k ˇr ímskoprávnímu obsahu brnˇenské právní knihy. In: Práce ze Semináre ceského práva na Karlove Universite v Praze () S. –. – Gertrud Schubart-Fikentscher: Das Eherecht im B. S. Stuttgart . – Dies.: Das B. S. Beitr. zur spätma. Rechts- und Kulturgesch. In: DA () S. –. – Otto Peterka: Der Kauf im Altstadt Prager und Brünner Recht. In: Zs. für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – G. SchubartFikentscher: Neue Fälle zum Brünner Recht. In: DA () S. –. – Dies.: Römisches Recht im B. S. In: Zs. für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Otto Ripka: Verbrechen und Strafe im B. S. Diss. Erlangen . – Wilhelm Weizäcker: Wien und Brünn in der Stadtrechtsgesch. In: Zs. für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – O. Peterka: Ursachen und Wege der Rezeption des Römischen Rechts in Böhmen und Mähren. In: Prager Festgabe für Theodor Mayer. Hg. v. Rudolf Schreiber. Freilassing/Salzburg , S. –, hier S. –. – Jaroslav Dˇr ímal: Archiv mˇesta Brna. Pr˚uvodce po fondech a sbírkách. Prag , S. –. – Winfried Trusen: Anfänge des gelehrten Rechts in Deutschland. Ein Beitr. zur Gesch. der Frührezeption (Recht und Gesch. ). Wiesbaden , S. f. – Hermann Eichler: Stadtrechtliches Privatrecht. In: FS Ernst Carl Hellbling. Hg. v. Hans Lentze/Peter Putzer. Salzburg , S. –, hier S. f. – M. Boháˇcek: Ein üsse des römischen Rechts in Böhmen und Mähren. In: Ius Romanum Medii Aevi V, () S. –. – Frantiˇsek Hoffmann: Brnˇenské mˇestské právo. In: Brno mezi mˇesty strˇedni evropy. Hg. v. Frantiˇsek Zˇr idkavesel´y. Brünn , S. –. – U.D. Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. : Beschreibung der Rechtsbücher; Bd. : Beschreibung der Hss. Köln u. a. , hier Bd. , S. f. – M. Flodr: Brnenské mestské právo: Zakladatelské období (–). Brünn . – Ders.: Brnenské mestské právo v období po smrti notére Jana. In: Casopis matice moravské () S. –. – Guido Christian Pfeifer: Ius regale Montanorum. Ein Beitr. zur spätma. Rezeptionsgesch. des römischen Rechts in Mitteleuropa (Abh. zur rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung ). Ebelsbach
. Hälfte . Jh. , S. –. – M. Flodr: Brnˇenské mˇestké právo po smrti notáˇre Jana, – (Brno v minulosti a dnes ). Brünn . – Hans-Georg Hermann: Der kanonistische Beitr. zur Begrenzung von Vertragsstrafen. In: Der Ein uss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur. Bd. : Zivilund Zivilprozessrecht. Hg. v. Orazio Condorelli u. a. (Norm und Struktur ). Köln u. a. , S. –, hier S. –. VZ Johann von Neumarkt (auch: Ioannes de Novoforo, J. Noviforensis, tschechisch: Jan ze Stˇredy), * um / Neumarkt (Schlesien), † .. Olmütz. – Kanzler Kaiser → Karls IV., gewählter Bischof von Naumburg, Bischof von Leitomischl, Bischof von Olmütz, Elekt von Breslau, Übersetzer. Der aus einer Patrizierfamilie stammende J. ist wohl nicht, wie lange Zeit behauptet (u. a. Klapper), mit Johannes von Hohenmauth (de Altamuta) identisch. Über seine Jugend und Ausbildung ist nichts bekannt. J. war als Landschreiber Herzog Nikolaus’ von Münsterberg und als Schreiber in der Breslauer Kanzlei Johanns von Böhmen († ) tätig. Ab ist J., der nicht nur Kenntnisse des Kanzleiwesens, sondern auch der Finanzverwaltung hatte, als Notar im Dienst Karls IV. bezeugt; vorübergehend war er auch Kanzler der Königin Anna von Schweidnitz (). Ab Protonotar, wirkte er von bis als Hofkanzler – mit kurzer Unterbrechung /. J. erhielt zunächst Pfründen in Schlesien (in Neumarkt, wohl /; Breslau, , ; Glogau, ), dann auch in Böhmen (Prag, ). Als das Naumburger Domkapitel ohne Zustimmung des Papstes Rudolf von Nebra († ) zum neuen Bischof wählte, wurde J. von Papst Clemens VI. zum Bischof ernannt, trat aber wegen Widerstands des Kapitels das Amt nicht an. Am .. wurde er zweiter Bischof des von Karl IV. gestifteten Bistums Leitomischl (Litomyˇsl; Bischofsweihe Anfang ; wegen seines überwiegenden Aufenthalts in Prag wurde er in diesem Amt durch den Offizial Nikolaus von Pilgrams (Pelhˇr imov) sowie durch seinen Bruder Mathias (als Weihbischof) vertreten. Ab .. Bischof von Olmütz (Olomouc), residierte er in seiner Diözese aber erst nach seiner Entlassung vom Hof aus nicht mehr bekannten Gründen. Wohl wegen der Auseinandersetzungen des Kapitels mit den mährischen Markgrafen und mit der Stadt strebte J. den
Johann von Neumarkt Bischofssitz in Breslau (Wrocław) an. wurde er zum Bischof von Breslau gewählt, starb jedoch vor dem Eintreffen der päpstlichen Bestätigung. J. liegt in dem von ihm gegründeten Kloster der Augustinereremiten in Leitomischl begraben. J. galt lange Zeit als ein Repräsentant des böhmischen «Frühhumanismus» im Umkreis Karls IV. (vgl. Burdach; seiner Auffassung steht man heute skeptisch bis ablehnend gegenüber, vgl. Vollmann und Nechutová). Seit stand J. brie ich mit Cola di Rienzo († ) in Kontakt, der in diesem Jahr zu Karl nach Prag gereist war, um ihn für seine Ideen zu gewinnen. / begleitete J. Karl IV. zur Kaiserkrönung nach Rom und begegnete in Mantua Francesco → Petrarca, der seit / mit Karl und Mitgliedern des böhmischen Hofes korrespondierte. Mit Petrarca traf J. wieder während dessen Aufenthalts in diplomatischer Mission in Prag und während der zweiten Italienreise mit Karl zusammen. Zu J.s reicher Privatbibliothek gehörte Dantes Divina Commedia, die er auf seiner zweiten Reise nach Italien erworben hatte, ferner → Vergils Bucolica in einer von Petrarca besorgten Handschrift. J. ließ Werke zeitgenössischer Autoren abschreiben, darunter De regimine principum des Aegidius Romanus und die Gesta Salvatoris des Simon de Cassia. Im Zusammenhang mit den Tätigkeiten an der kaiserlichen Kanzlei veranlasste J., der eine Reform der lat. Sprache durchsetzte, die Zusammenfassung seiner Dictamina und Briefe in Beispielsammlungen für Briefe, Urkunden und andere Dokumente: a) Summa Cancellarii (seit mehrfach redigiert), b) Cancellaria Johannis Noviforensis. Beide Sammlungen wirkten nachhaltig auf den Stil in den fürstlichen und städtischen Kanzleien und als Vorlagen späterer Formelbücher, u. a. für den Collectarius perpetuarum formarum des → Johann von Gelnhausen, der – bischö icher Notar und Protonotar J.s v. N. war. Im Auftrag Karls IV. übersetzte J. (wohl zwischen / und ) die pseudo-augustinische Schrift Soliloquia animae ad Deum als Buch der Liebkosung ins Deutsche, das für die Entwicklung der nhd. Schriftsprache und der Ausbildung einer dt. Kunstprosa von großer Bedeutung war. Die Soliloquia enthalten in Kapiteln Betrachtungen über Gottes Unendlichkeit, die Allgewalt der göttlichen Gnade und die sich ihrer Hinfälligkeit bewusste Menschenseele. Das Buch der Liebkosung wurde von
Johann von Neumarkt → Johannes von Tepl im Ackermann aus Böhmen und von Michel → Beheim verarbeitet. Während seiner Aufenthalte in Italien kam J. mit der besonders von dem Kirchenrechtler Johannes → Andreae (um –) geförderten Hieronymusverehrung (→ Hieronymus) in Verbindung. Von seiner zweiten Italienreise / brachte er ein Exemplar der so genannten → Hieronymus-Briefe mit. Sie wurden wie die dem → Augustinus zugeschriebenen Soliloquia zur damaligen Zeit für authentisch gehalten, waren aber eine Fälschung des . oder . Jh. Eine Redaktion (/) des lat. Werks widmete J. Karl IV., während er die zwischen und verfasste Übersetzung ins Deutsche der Markgrä n Elisabeth von Mähren († ) zueignete. In drei Briefen bezeugen Eusebius, Augustinus und Cyrillus Leben und Wirken des Heiligen, ohne allerdings eine eigentliche Vita zu bieten. Der erste Brief enthält eine ausführliche Schilderung des Todes des Heiligen. Im zweiten Brief, der mit einer Jenseitsvision die Rechtfertigung des Hieronymuskultes darstellt, erscheint Hieronymus neben Johannes dem Täufer und den Propheten. Der dritte Brief berichtet von den Wundern im Zusammenhang mit dem Wirken des Heiligen. Die in Kapitel unterteilten Briefe enthalten zahlreiche Gebete; so sind z. B. die Kapitel – des Kapitel umfassenden Eusebius-Briefes als Kommuniongebete gestaltet. Die dt. Hieronymus-Briefe hatten wahrscheinlich Ein uss auf → Martins von Amberg Gewissensspiegel und auf die Legendensammlung → Der Heiligen Leben. Ob J. auch den Stimulus amoris des Jakob von Mailand übersetzte, ist unsicher, da dieser meditative Text über das Leiden Christi und das Mitleiden der Menschenseele nur anonym überliefert ist. Falls der nicht abgeschlossen wirkende Text von J. stammt, so ist er wohl gegen Ende seines Lebens entstanden. Von den von Joseph Klapper edierten dt. Gebeten (stillschweigend vorgenommener Austausch von Gebeten in der zweiten Au age) werden nur die Texte Nr. , , , , und in der handschriftlichen Überlieferung J. zugeschrieben. Die Orationen Nr. , und sind den HieronymusBriefen und dem Buch der Liebkosung entnommen. Die Vorlagen der Gebete stammen vermutlich von Ambrosius, Augustinus, → Anselm von Canterbury, → Ekbert von Schönau u. a. Neben den zahlreichen lat. Briefen J.s sind zwei lat.-dt. und fünf dt. erhalten. Auch scheint J. einen
. Hälfte . Jh. sonst nicht überlieferten Spruch → Frauenlobs ins Lateinische übersetzt zu haben. J. förderte die Buchmalerei. Sein Liber Viaticus (–; Prag, Knihovna Národního muzea, XIII A ) gehört wegen der Ausschmückungen durch dem Meister des Liber Viaticus zu den bedeutendsten Handschriften, die am Hof Karls IV. entstanden sind. Ebenfalls mit reichem Initialen- und Miniaturenschmuck ausgestattet ist J.s Missale (um ; Prag, Knihovna Metropolitní kapituly u. Sv. Vita, Cim. ). Ü: a) Buch der Liebkosung: Bl: Berlin, SBB, mgq , ra–va (Perg., Anfang . Jh.; Auszug). – B: Breslau/Wrocław, UB, Cod. I O , r–v (Pap., . Jh.). – H: Heidelberg, UB, Cpg , r– (Pap., . Jh.). – Mk: Melk, Stiftsbibl., Cod. (; L ), vb–rb (Pap., Schreiber: Lienhard Peuger, [vgl. Bl. rb], mittelbair.-österr.). – Ebd., Cod. (; Q ), r–? (Pap., [vgl. Bl. v], mittelbair.; nur . Kap.). – Mk: Ebd., Cod. (; P ), – (Pap., Schreiber: Lienhard Peuger, vor , mittelbair., St. Lambrecht oder Altenburg [?]). – Ebd., Cod. (; L ) (Pap.; Auszug). – Ebd., Cod. (; L ), v–r (Pap., Schreiber: Lienhard Peuger [durch Schriftvergleich ermittelt], nach , mittelbair., Melk; Kap. ohne Anfangsteil). – Ebd., Cod. (; L ), r–v (nur . Kap.). – Ebd., Cod. (; L ), r–r (Pap., [vgl. Bl. v], nur . Kap.). – M: München, BSB, Cgm , r–v (Perg., drittes Viertel . Jh., böhmisch [Benedict, S. XXV, XLIII–LIII], bair.-österr. [Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss., S. ). – M: Ebd., Cgm , ra–rb (Pap., zweites Viertel . Jh., bair.österr.). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , ra–vb (Pap., Schreibernennung auf Bl. v: Wilhelm von Mansperg, [vgl. Bl. v], niederalemannisch). – P: Paris, Bibl. Nationale, Ms. allem. , r–v (Perg., um , bair.österr. mit mitteldt. Einschlag). – Ebd., Ms. allem. , v–v. – Prag, Nationalbibl., Cod. XVI.F. (früher Privatslg. Friedrich Katzer, Reichenberg [Böhmen], Deutsche Hs. ), r–v (Pap., Nennung der Schreiberin Bl. v: «Els», im vorderen Spiegel Besitzeintrag aus dem ./. Jh. für das Augustinerchorfrauenstift Inzigkofen, Mitte . Jh., alemannisch [Richter (s. Lit.), S. ], ostalemannisch [Fechter, S. ]). – S: Salzburg, Stiftsbibl. Nonnberg, Cod. B (früher B ;
. Hälfte . Jh. A ), r–r (Pap., [vgl. Bl. r], mittelbair.). – S: Ebd., Cod. B (früher B ; A ), r–v (Pap., , mittelbair.). – S: Ebd., Cod. b I , r–v (Pap., mittelbair.). – Stuttgart, LB, Cod. theol. et phil. ° , r–r (Pap., Schreiberin von Bl. r–r: Schwester Barbara von Rottenburg [vgl. Bl. r] im Dominikanerinnenkloster Reutin bei Calw, oder [Bl. r] und [Bl. r]). – Vorau, Stiftsbibl., (früher CLVI) (verschollen). – W: Wien, ÖNB, Cod. , ra–ra (Pap., [vgl. Bl. ra], niederalemannisch). – W: Wien, Schottenkloster, Cod. (früher .c.) r–r (Pap., . Jh. [, vgl. Bl. r; , vgl. Bl. v], bair.österr.). – Wiesbaden, LB, Hs. , r–v (Pap., . Jh.). Vgl. Anton Benedict (Hg.): Das Leben des heil. Hieronymus in der Übersetzung des Bischofs Johannes VIII. von Olmütz (Bibl. der mhd. Litteratur in Böhmen ). Prag , S. XXIV–XXVII (Nr. ). – Werner Fechter: Dt. Hss. des . und . Jh. aus der Bibl. des ehemaligen Augustinerchorfrauenstifts Inzigkofen (Arbeiten zur Landeskunde Hohenzollerns ). Sigmaringen , S. – (Nr. ). – Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Begonnen von Hella Frühmorgen-Voss, fortgeführt von Norbert H. Ott zusammen mit Ulrike Bodemann. Bd. ,. München , S. f. (Nr. ..) und Tf. I. – Florian Sepp/Bettina Wagner/Stephan Kellner: Hss. und Inkunabeln aus süddt. Frauenklöstern in der Bayerischen Staatsbibl. München. In: Nonnen, Kanonissen und Mystikerinnen. Religiöse Frauengemeinschaften in Süddeutschland. Beitr. zur interdisziplinären Tagung vom . bis . September in Frauenchiemsee. Hg. v. Eva Schlotheuber u. a. (Veröff. des Max-Planck-Inst. für Gesch. ; Stud. zur Germania Sacra ). Göttingen , S. –, hier S. , . – http:// www.handschriftencensus.de/werke/. b) Hieronymus-Briefe: Alba Julia/Karlsburg, Bibl. Bátthyáneum, Cod. R I (Kat.-Nr. ), r–v (Pap., [vgl. Bl. r], bair.-österr.; vier Illustrationen und ausgesparte Bildräume). – Augsburg, UB, Cod. III..° , r–r (Pap., von der Hand der Felicitas Lieberin, Schwester im Dominikanerinnenkloster Medlingen bei Dillingen, Ende . Jh., ostschwäbisch; auf Bl. eingeklebte Deckfarbenminiatur auf Pergament [Hl. Hieronymus]). – Bamberg, SB, Msc. Hist. (früher E.VI.), rb–vb (Pap., zweite Hälfte . Jh.
Johann von Neumarkt [nach ], ostfränkisch [Harris S. ], bair. [Masser/Siller, S. ], bambergisch/nürnbergisch [Südekum, S. ]). – B: Berlin, SBB, mgf (früher Cheltenham, Bibl. Phillippica, Ms. ) (Pap., Anfang . Jh. [Degering/Jacobs, S. ], . Jh. [Priebsch, S. , Degering S. ], ostmitteldt.). – Ebd., mgq , ra–vb (Perg., Anfang . Jh.; Auszug). – Ebd., mgq (früher Privatbesitz Antiquariat Ludwig Rosenthal, München, Nr. /; davor Privatbesitz Antiquariat Ludwig Rosenthal, München, Nr. /; davor Privatbesitz Carl Förster’sche Kunstauction, München, Nr. ) (Pap., aus Kartause Buxheim, . Jh., schwäbisch). – B: Ebd., mgq (aus zwei Teilen [–, –] zusammengebunden), r–r (Pap., [vgl. Bl. r], ostalemannisch). – Breslau/Wrocław, UB, Cod. IV Q , v–r (Pap., [Bl. v, r, r). – Chicago (Illinois), The Newberry Library, Case MS f. (Pap., [Bl. r]). – Colmar, StB, Ms. ,I (Kat.-Nr. ). – Dessau, Landesbücherei, Hs. Georg. .° (Pap., . Jh., ostmitteldt. mit bair. Einschlag). – Fulda, LB, Cod. B , ra–va (Pap., Raum für Illustrationen ausgespart, Schreibernennung auf Bl. vb/ra: «Jacoben Martins Richters sun von Pirne», [vgl. Bl. vb], alemannisch [Hausmann, S. ], niederalemannisch [Williams-Krapp, S. ]; Auszüge). – Go: Gotha, Bibl. des Gymnasiums Ernestinum, Bruchstück, o. Sign., das innerste Doppelbl. einer Lage (Ende . Jh.; verschollen; erhalten ist der alte Trägerband mit Abklatsch: Gotha, Forschungsbibl., Th ° ). – Go/Go: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A , ra–vb (Pap., vom selben Schreiber wie Melk, Stiftsbibl., Cod. [; G ], der sich dort [S. ] Johannes Torgau nennt [«von Johannis torgaws hant»; vgl. Löser/Stöllinger-Löser, S. ], Ende . Jh., ostmitteldt. [böhmisch]). – Ebd., Cod. Chart. A , ra–rb (Pap., [vgl. Bl. ra], ostfränkisch-nordbair.). – G: Göttingen, SUB, ° Cod. Ms. theol. (Perg., Anfang . Jh., mitteldt.). – Graz, ZB der Wiener Franziskanerprovinz, A /, r–r (Pap., drittes Viertel . Jh. [?], bair.-österr.). – Hb: Heidelberg, UB, Cpg (aus zwei Teilen [–c, d–] zusammengebunden), ra–rb (Pap., I: um , II: um ; Auszug). – Hb: Ebd., Cpg , r–r (Perg., Schreibernennung [Bl. r]: «Per manus Vlrici Prespiteri Curri cis De Eschenbach», [vgl. Bl. r], Bl. r: «Nachtrag einer etwa gleichzeitigen Hand» [Miller/Zimmermann,
Johann von Neumarkt S. ], südbair., Bl. r: bair.). – H: Hohenfurt/ Vyˇsˇsí Brod (Böhmen), Stiftsbibl., Ms. , r–v (Pap., [vgl. Bl. v], böhmisch-mitteldt.; Bl. v: Federzeichnung [Christus am Kreuz] und Wappen). – K: Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen (Pap., um , mitteldt.). – Ljubljana/ Laibach, National- und Universitätsbibl., Ms. , r–v (Pap.; zwischen und , bair.österr.; bis Klapper, S. , Schluss verloren). – Marburg, UB, Mscr. (früher Rinteln, Gymnasialbibl., ohne Sign.), r–v (Pap., erstes Viertel . Jh., mitteldt. [hessisch?]). – Mk/Mk: Melk, Stiftsbibl., Cod. (; Q ), r–r (Pap., [vgl. Bl. r], bair.-österr.). – Mk/Mk: Ebd., Cod. (; G ), S. – (Pap., Schreiber: Johannes Torgaw [vgl. S. ], erste Hälfte . Jh. [Klapper, S. X], Anfang . Jh. [Wasserzeichenbefund], ostmitteldt. [böhmisch]). – M: München, BSB, Cgm (Perg., um , bair.österr. mit mitteldt. Einschlag, Prag [?]; Deckfarbenminiatur vom sog. Meister der Paulusbriefe auf Bl. av: Hieronymus und der Löwe). – Ebd., Cgm , r–v (Pap., Anfang . Jh., mittelbair.). – Ebd., Cgm , r–r (Pap., Ende . Jh., nordbair.; Auszug: Cyrillusbrief, Kap. und –). – Ebd., Cgm , v–r (Pap., um , nordbair.; Auszug: Cyrillusbrief, Kap. –]. – Ebd., Cgm , r–r (Pap., drittes Viertel . Jh., mittelbair.; Auszug: Kommuniongebete). – Ebd., Cgm , va–va (Prosalegende Hieronymus, zum Teil nach Hieronymus-Briefen J.s v. N. (Perg. und Pap., drittes Viertel . Jh., nordbair.). – M: Ebd., Cgm , va–vb (Pap., [vgl. Bl. vb], mittelbair.). – M: Ebd., Cgm , rb–ra (Pap., [vgl. Bl. vb], ostschwäbisch, zum Teil alemannisch bzw. bair. gefärbt). – M: Ebd., Cgm , r–v (Pap., letztes Viertel . Jh., mittelbair.). – M: Ebd., Cgm , r–v (Pap., [vgl. Bl. v], mittelbair., zum Teil ostschwäbisch). – Ebd., Cgm (früher Budapest, Nationalbibl., Cod. Germ. + ) (aus zwei separaten Teilen zusammengebunden, hier Tl. A), r–r (Pap. ,Schreiber von A: Paulus Münchmayer de Everding [Bl. v], A: [Bl. v], B: zweite Hälfte/ Ende . Jh., bair.). – Ebd., Cgm , ra–vb (Ps.-Hieronymus: Regula monacharum ad Eustochium, dt., mit einem Vorspann zu Hieronymus, vielleicht aus den Hieronymus-Briefen J.s v. N.) (Perg. und Pap., Besitz- und Schreibereintrag auf dem vorderen Spiegel: «Diß puch gehört in das closter
. Hälfte . Jh. zu medingen, prediger ordens und daz puch hat geschriben swester Magdalena Topplerin, suppriorin zu nucz irem convent», ein weiterer Hinweis derselben Hand auf Bl. vb, , ostschwäbisch). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , ra–rb (Pap., Schreibernennung auf Bl. v: «Wilhelm von Mansperg», [vgl. Bl. v], niederalemannisch). – Nürnberg, StB, Cod. Cent. VI, , r–r (Pap., um /; Auszug). – Ebd., Cod. Cent. VII, , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., nürnbergisch; Auszug). – P: Paris, Bibl. Nationale, Ms. allem. , r–v (Perg., um , bair.-österr. mit mitteldt. Einschlag). – Pommersfelden, Grä . Schönbornsche Schlossbibl., Cod. (), – (Perg. und Pap., . Jh., nordbair.). – R: Raigern/Rajhrad (Tschechien), Benediktinerstift, Cod. R (früher Brünn/Brno, LB, Cod. R ], r–r (Pap., Schreibernennungen auf Bl. v: «Fridericus» und auf Bl. r: «per Johannem liebhardum de stein Eystetensis dyocesis», [vgl. Bl. v, r]). – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. , S. – (Pap., Schreiber: Friedrich Cölner und drei andere, den Beichttöchtern vom Kloster St. Georgen zugeeignet, . Jh., nordostschweizerisch; Auszug, . Brief: Ps. Cyrillus an Augustinus). – Ebd., Cod. , S. – (Pap., [S. ]). – Vorau, Stiftsbibl., (früher Cod. CLVI) (verschollen). – W: Wien, ÖNB, Cod. , ra–rb (Pap.). – W: Ebd., Cod. , rb–va (Pap., Ende . Jh., bair.-österr.). – W: Ebd., Cod. , ra–va (Pap., [vgl. Bl. va], bair.österr. mit mitteldt. Einschlag [Menhardt, S. ], nordbair. [Bertau, S. ]). – W: Ebd., Cod. , r–r (Auszug; Pap., . Jh., bair.-österr.; meist ganzseitige Federzeichnungen zum Christophorus A, etwa halbseitige Federzeichnungen zu Engel und Waldbruder, zwei weitere Federzeichnungen, zweites Viertel . Jh., um [?]). – W: Ebd., Cod. , va–v (Pap., [vgl. Bl. ra], niederalemannisch). – W: Wien, Schottenkloster, Cod. (früher .g.; Hübl ), r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., schwäbischalemannisch [Klapper, S. X]; erste Hälfte . Jh., hochalemannisch [Ruh, Sp. ]). – Z: Zürich, ZB, Cod. C , v–v (Pap., erste Hälfte . Jh., böhmisch [Ruh, Stud., S. ], . Jh. [Mohlberg, S. ]). – Privatbesitz Kunsthandlung Les Enluminures, Chicago/Paris, Bl. (Bild- [Cyrillus] und Textseite, Pap., um ). Vgl. Robert Priebsch: Dt. Hss. in England. Bd. . Erlangen , S. (Nr. ). – Hermann Degering/Emil Jacobs: Neue Erwerbungen
. Hälfte . Jh. der Handschriftenabt. I: Lat. und dt. Hss. erworben (Mitt. aus der Kgl. Bibl. II). Berlin , S. –. – H. Degering: Kurzes Verz. der germ. Hss. der Preußischen Staatsbibl. I. Die Hss. in Folioformat (Mitt. aus der Preußischen Staatsbibl. VII). Leipzig (Nachdr. Graz ) S. . – Leo Cunibert Mohlberg: Ma. Hss. (Kat. der Hss. der Zentralbibl. Zürich I). Zürich –, S. f., (Nr. ). – Kurt Ruh: Stud. über Heinrich von St. Gallen und den «Extendit manum»Passionstraktat. In: Zs. für Schweizerische Kirchengesch. () S. –, –, hier S. (Nr. ). – Sylvia C. Harris: German Translations of the ‹Historia Trium Regum› by Johannes de Hildesheim. In: The Modern Language Review () S. –, hier S. f. – Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der Österr. Nationalbibl. Bd. (Veröff. des Inst. für dt. Sprache und Lit. ). Berlin , S. –. – Karl Südekum (Hg.): Die dt. Otto-Vita des Konrad Bischoff aus dem Jahre (Veröff. der Ges. für Fränkische Gesch. I, ). Neustadt/Aisch , S. f. – Karl Bertau: Vorläu ges kurzes Verz. der Hss. der ‹Goldenen Schmiede› des Konrad von Würzburg. In: Germanistik in Erlangen. Hundert Jahre nach der Gründung des Dt. Seminars. Hg. v. Dietmar Peschel (Erlanger Forschungen A ). Erlangen , S. –, hier S. . – Achim Masser/Max Siller (Hg.): Das Evangelium Nicodemi in spätma. dt. Prosa. Texte (Germ. Bibl., . Reihe). Heidelberg , S. –. – Freimut Löser/Christine Stöllinger-Löser: Verteidigung der Laienbibel. Zwei programmatische Vorreden des österr. Bibelübersetzers der ersten Hälfte des . Jh. In: Überlieferungsgeschichtliche Editionen und Stud. zur dt. Lit. des MA. Kurt Ruh zum . Geburtstag. Hg. v. Konrad Kunze u. a. (TTG ). Tübingen , S. –, –. – Regina Hausmann: Die hist., philol. und juristischen Hss. der Hessischen Landesbibl. Fulda bis zum Jahr (B –, C –. , D –) (Die Hss. der Hessischen Landesbibl. Fulda ). Wiesbaden , S. f. – Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibl. Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kataloge der Universitätsbibl. Heidelberg VIII). Wiesbaden , S. –. – Werner WilliamsKrapp: Kultp ege und literarische Überlieferung. Zur dt. Hagiographie der Dominikaner im . und . Jh. In: Ist mir getroumet mîn leben? Vom Träumen und vom Anderssein. FS Karl-Ernst Geith.
Johann von Neumarkt Hg. v. André Schnyder u. a. (GAG ). Göppingen , S. – (wieder in: W. WilliamsKrapp: Geistliche Lit. des späten MA. Kleine Schr. Hg. v. Kristina Freienhagen-Baumgardt/ Katrin Stegherr [SpätMA, Humanismus, Reformation ]. Tübingen , S. –). – http:// www.handschriftencensus.de/werke/. c) Stimulus amoris: Siehe Falk Eisermann: ‹Stimulus amoris›. Inhalt, lat. Überl., dt. Übersetzungen, Rezeption (MTU ). Tübingen , S. –. d) Gebete: Aarau, Kantonsbibl., MsBN , v–v, v–r, v–r, v–v (Perg., erstes Viertel . Jh., böhmisch [Ochsenbein (s. Lit.) S. ], Ende ./erste Hälfte . Jh. [Bretscher-Gisiger/Gamper, S. ]). – Berlin, SBB, mgo , v, r, r, v, v (Perg., . Jh. [Degering, S. ], Ende . Jh., bair. mit mitteldt. Spuren [Klapper, S. XLIV]). – Breslau/Wrocław, UB, Cod. I O , r–r (Pap., . Jh.). – Ebd., Cod. I D (Ende . Jh., schlesisch). – Ebd., Cod. R (früher StB, Cod. R ), (Gebetbuch, [Bl. r], schlesisch). – Freiburg i. Br., UB, Hs. , r–v (Perg., Mitte . Jh., mittelfränkisch). – Heidelberg, UB, Cpg , r–v (Tagzeiten zum Mitleiden Mariä) (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.). – Ebd., Cpg (aus zwei Teilen [–c, d–] zusammengebunden), r–v (Gebete, u. a. von J. v. N.) (Pap., I: um , II: um ). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB , v–v (Gebet zum Eigenapostel nach der dt. Fassung J.s v. N.) (Pap., [vgl. Bl. r, r]). – Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. (aus vier Teilen [I: Bl. –, II: Bl. –, III: Bl. –, IV: Bl. –] zusammengebunden), Tl. I: r–r (Dreifaltigkeitsgebete), r–v (Mariengebete), Tl. IV: r–r (Passionsgebet), r–r (Kommuniongebete), r–r (Mariengebet) (Perg. und Pap., zwei bzw. vier Hände, Tl. I, III und IV: um [Ochsenbein, S. ], Tl. II: um [nach den Wasserzeichen, vgl. Haidinger/Stieglecker], nach [Ochsenbein, S. ], Tl. I, III und IV: südböhmisch-österr., Tl. II: bair.-österr.). – Mainz, StB, Hs. II (aus drei Teilen [–, –, –] zusammengebunden), r–r (Pap., Schreibernennung für Tl. II auf Bl. r: «Conrad Rumpf» (Kumpf?), Konventuale des Benediktinerklosters St. Stephan in Würzburg, . Jh. [Tl. II auf Bl. r datiert: ], ostfränkisch). – München, BSB, Cgm , r-v (Gebete, Gebet
Johann von Neumarkt zum Eigenapostel) (Pap., Ende . Jh., nordbair.). – Ebd., Cgm , r–r (Gebete, Gebet Summe sacerdos, dt.) (Pap., drittes Viertel . Jh., mittelbair.). – New Haven (Conn.), Yale Univ., Beinecke Rare Book and Manuscript Library, MS (früher Privatbesitz E. L. McAdam und George Milne, New York; davor Privatbesitz Antiquariat J. Halle, München, Nr. /; davor Privatbesitz Antiquariat Gilhofer und Ranschburg, Wien, Nr. /), r–v (Gebet zur Dreifaltigkeit, fünfteilig [Klapper, Nr. .–, und Zusatzgebet, wie S. , Apparat zu Z. ]) (Pap., Schreibernennung «S. Bawman von Nordlingen» und Datierung auf Bl. v, Bl. r–v von anderer Hand, [Bl. v], obd. [wohl schwäbisch]). – Prag, Nationalbibl., Cod. XVI.G., zumeist Gebete, u. a. von J. v. N. (Perg., von zwei Schreibern [Bl. r–r und v–v], erste Hälfte . Jh., böhmisch). – Schaffhausen, StB, Cod. Gen. (Gebetbuch), v–v (Anrufung) (Pap., Anfang . Jh., bair.). – Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Gebete, u. a. J.s v. N.) (Perg., [vgl. Bl. v], bair.-österr.). – Ebd., Cod. , r–v, r–r, v–r (Gebete, u. a. J.s v. N.) (Perg. und Pap., u. a. [vgl. Bl. r], bair.). – W: Wien, Schottenkloster, Cod. (Hübl ) (Gebetbuch), r (Gebet zum Schutzengel [Klapper, Nr. ]), r (Gebet vor dem Abendmahlsempfang [Klapper, Nr. , Tl. ], r (Gebet von der Marter Christi [Klapper, Nr. , Tl. ] (Pap., [vgl. Bl. r] und [vgl. Bl. r], bair.-österr.). Vgl. H. Degering: Kurzes Verz. der germ. Hss. der Preußischen Staatsbibl. III. Die Hss. in Oktavformat und Register zu Bd. I–III (Mitt. aus der Preußischen Staatsbibl. IX). Leipzig (Nachdr. Graz ) S. f. – Peter Ochsenbein: Deutschsprachige Privatgebetbücher vor . In: Dt. Hss. –. Oxforder Kolloquium . Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –. – Charlotte Bretscher-Gisiger/Rudolf Gamper. Kat. der ma. Hss. des Klosters Wettingen. Kat. der ma. Hss. in Aarau, Laufenburg, Lenzburg, Rheinfelden und Zo ngen. Dietikon-Zürich , S. –. – Alois Haidinger/Maria Stieglecker, unter Mitarbeit von Franz Lackner: WZMA – Wasserzeichen des MA (Datenbank), online: http:// www.ksbm.oeaw.ac.at/wz/wzma.php. – http:// www.handschriftencensus.de/werke/. e) Dt. Briefe: Gr: Graz, UB, Ms. , r (Brief an die Herzogin [Agnes?] von Schweidnitz, vor
. Hälfte . Jh. ; fragm.) (Perg. und Pap., aus dem Benediktinerkloster St. Lambrecht, Bl. – und – [Perg.]: erste Hälfte . Jh., Bl. –: zweite Hälfte . Jh., Bl. –: um ). – L: Leipzig, UB, Ms. a (Summa Cancellarii tempore Caroli IV. imperatoris, lat., darin dt.:) Bl. [?]: Brief an einen ungenannten dt. Herzog über die bevorstehende Ankunft der Herzogin Margarete Maultasch am kaiserlichen Hof in Nürnberg vom . März ), v: Brief an die Herzogin [Agnes?] von Schweidnitz, vor , dt. (als Nr. der Summa, hier nur lat. Überschrift, danach leerer Raum für Text) (Pap., Ende . Jh.). – W: Wien, ÖNB, Cod. , r–r (Summa Cancellarii tempore Caroli IV. imperatoris, lat., darin dt.:): Brief an einen ungenannten dt. Herzog über die bevorstehende Ankunft der Herzogin Margarete Maultasch am kaiserlichen Hof in Nürnberg vom .., v: Brief an die Herzogin (Agnes?) von Schweidnitz, vor (als Nr. der Summa, hier nur lat. Überschrift, danach leerer Raum für Text) (Pap., drittes Viertel . Jh.; Bl. –: . Jahrzehnt . Jh.). Vgl. http://www.handschriftencensus.de/werke/. f) Lat. Briefe: P. Piur (Ausg.) nennt Hss.; zudem Uppsala, UB, cod. C. . A: Schriften J.s v. N. Unter Mitwirkung Konrad Burdachs hg. v. Joseph Klapper. Tle. (Vom MA zur Reformation /–). Berlin – (der angekündigte Einleitungsband ist nicht erschienen). Buch der Liebkosung: Die pseudo-augustinischen Soliloquien. Hg. v. Anton Sattler. Graz . – Klapper (s. o.) Tl. : Buch der Liebkosung. Übersetzung des pseudoaugustinischen Liber soliloquiorum animae ad deum, . – SpätMA, Humanismus, Reformation. Texte und Zeugnisse. . Teilbd.: SpätMA und Frühhumanismus. Hg. v. Hedwig Heger (Die dt. Lit. ,). München (Nachdr. ebd. ) S. – (Vorrede und Kap. ). Hieronymus-Briefe: Das Leben des Heil. Hieronymus. Hg. v. Anton Benedict (Bibl. der mhd. Litteratur in Böhmen ). Prag (Nachdr. Hildesheim ). – Klapper (s. o.) Tl. : Hieronymus, die unechten Briefe des Eusebius, Augustin, Cyrill, Zum Lobe des Heiligen, . Stachel der Liebe: Klapper (s. o.), Tl. : Stachel der Liebe. Übersetzung des Liber, qui dicitur Stimulus Amoris, . Gebete: Klapper (s. o.), Tl. : Gebete des Hofkanzlers und des Prager Kulturkreises, . – Klapper (s. Lit.) S. –.
. Hälfte . Jh. Lat. Werke: Summa cancellariae (Cancellaria Caroli IV). Formuláˇr Král. kanceláˇre cˇ eské XIV. stoleti. Hg. v. Ferdinand Tadra (Historický archiv, ˇ vyd. I. Tˇr ída Ceské Akad. Vˇed a Umˇeni ). Prag . – Cancellaria Johannis Noviforensis Episcopi Olomucensis (–). Briefe und Urkunden des Olmützer Bischofs J. v. N. Hg. v. F. Tadra (Arch. für österr. Gesch. ,). Wien . – Briefe J.s v. N. Gesammelt, hg. und erl. v. Paul Piur (Vom MA zur Reformation ). Berlin (beschränkt sich im Wesentlichen auf die Privatbriefe J.s; enthält Hinweise auf weitere Abdrucke). – Briefwechsel des Cola di Rienzo. Hg. v. K. Burdach/P. Piur (Vom MA zur Reformation ,). Berlin (Nr. , , ). – Petrarcas Briefwechsel mit dt. Zeitgenossen. Unter Mitwirkung K. Burdachs hg. v. P. Piur (Vom MA zur Reformation ). Berlin (Nr. , , , , , , , ). – Rudolf Hendriks: A Register of the Letters and Papers of John of Hildesheim, O. Carm (d. ). In: Carmelus () S. –, hier S. , ff. – Gerhard Eis: Eine unbekannte Hs. von J. v. N.s Übersetzung des ‹Summe sacerdos›. In: PBB (Tüb.) () S. –. L: Alfons Huber, ADB , f. – Hans Jürgen Rieckenberg, NDB () S. f. – Werner Höver, VL () Sp. –; () Sp. . – Ivan Hlavácek, LexMA () Sp. . – Roland Böhm, BBKL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. – u. ö. – Christoph Huber, Killy () S. –. – Theodor Lindner: Das Urkundenwesen Karls IV. und seiner Nachfolger (–). Stuttgart . – Jean Lulvès: Die Summa Cancellariæ des J. v. N. Eine Handschriftenunters. über die Formularbücher aus der Kanzlei Kaiser Karls IV. Berlin . – Ludwig Erich Schmitt: Die dt. Urkundensprache in der Kanzlei Karls IV. – (Zs. für Mundartforschung, Beih. ). Halle (Saale) . – Joseph Klapper: J. v. N., Bischof und Hofkanzler. Religiöse Frührenaissance in Böhmen zur Zeit Kaiser Karls IV. (Erfurter theologische Stud. ). Leipzig . – Eduard Winter: Frühhumanismus. Seine Entwicklung in Böhmen und deren europäische Bedeutung für die Kirchenreformbestrebungen im . Jh. (Beitr. zur Gesch. des religiösen und wissenschaftlichen Denkens ). Berlin . – Herbert Thoma: John of N. and Heinrich Frauenlob. In: Mediaeval German Studies. FS Frederick Norman. London , S. –. – Jürgen Petersohn: Eine neue Hs. der
Johann von Neumarkt Summa Cancellarii des J. v. N. In: MIÖG () S. –. – Rudolf Schützeichel: Zur Entstehung der nhd. Schriftsprache. In: Nassauische Annalen () S. –. – Dieter Richter: Eine unbekannte Hs. der Übersetzungen J.s v. N. In: ZfdA () S. –. – Ders.: Eine weitere Hs. der Soliloquien-Übersetzung J.s v. N. In: ZfdA () S. f. – Franz Viktor Spechtler: Zwei neue Hss. mit der Übersetzung des ‹Liber soliloquiorum› J.s v. N. In: ZfdA () S. –. – Ernst Schwarz: J. v. N. In: Lebensbilder zur Gesch. der böhmischen Länder. Bd. . Hg. v. Karl Bosl. München/Wien , S. –. – H. J. Rieckenberg: Zur Herkunft des J. v. N., Kanzler Karls IV. In: DA () S. –. – Peter Ochsenbein: Die dt. Privatgebete J.s v. N. Überlieferungsgeschichtliche Stud. zu einer bislang unbekannt gebliebenen Londoner Hs. In: ABäG () S. –. – Winfried Baumann: Die Lit. des MA in Böhmen. Dt.lat.-tschechische Lit. vom . bis . Jh. (Veröff. des Collegium Carolinum ). München/Wien , S. –. – Josef Bujnoch: J. v. N. als Briefschreiber. In: Lebensbilder zur Gesch. der böhmischen Länder. Bd. : Karl IV. und sein Kreis. Hg. v. Ferdinand Seibt. München/Wien , S. –. – Helmut Henne: Literarische Prosa im . Jh. – Stilübung und Kunst-Stück. In: ZfdPh () S. –. – Peter Wiesinger: Das Verhältnis des Prager Kreises um Karl IV. zur nhd. Schriftsprache. In: Kaiser Karl IV. Hg. v. Hans Patze. Göttingen , S. –. – P. Ochsenbein: Eine bisher unbekannte böhmische Hs. mit Gebeten J.s v. N. In: ZfdPh () S. –. – Erika Bauer: Die sog. ‹Hieronymus-Briefe› und ihre volkssprachliche Überl. In: Historia et spiritualitas Cartusiensis. Hg. v. Jan de Grauwe. Destelbergen , S. –. – Dies.: ‹De morte Hieronymi›. J. v. N. u. die ‹Hieronymus-Briefe›. In: Zeit, Tod und Ewigkeit in der Renaissance-Lit. Bd. (Analecta Cartusiana ). Salzburg , S. –. – John M. Clifton-Everest: J. v. N. und Cola di Rienzo. In: Bohemia () S. –. – Benedikt Konrad Vollmann: Prager Frühhumanismus? In: WolframStud. XIII. Lit. im Umkreis des Prager Hofs der Luxemburger. Hg. v. Joachim Heinzler u. a. Berlin , S. –. – P. Ochsenbein: J. v. N. als geistlicher Schriftsteller. In: ebd., S. –. – B. K. Vollmann: J. v. N.: Lat. und dt. Stil. In: Mediävistische Komparatistik. FS Franz Josef Worstbrock. Hg. v. Wolfgang Harms u. a. Stuttgart/Leipzig , S. –. – Marie Bláhová: Kandidatura Jana ze
Otto der Rasp Stredy na úrad vratislavského biskupa [Kandidatur J.s v. N. für das Amt des Bischofs von Breslau]. In: Tysiacletnie dziedzictwo kulturowe diecezji wroclawskiej. Hg. v. Antoni Barciak. Katowice , S. –. – Jan Bistˇr ický: J. v. N. (um –). In: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. bis . Ein biographisches Lex. Hg. v. Erwin Gatz unter Mitwirkung von Clemens Brodkorb. Berlin , S. f. – M. Bláhová: Lux Romana v díle Jana ze Stredy [Lux Romana in der Tätigkeit von J. aus N.]. In: Lux Romana w Europie Srodkowej ze szczególnym uwzglednieniem Slaska. Hg. v. A. Barciak. Katowice , S. –. – Eisermann (s. Überl.). – Christoph Fasbender: ‹Frauenlobs Sterbegebet› in J.s v. N. Privatgebetslg. In: Stud. zu Frauenlob und Heinrich von Mügeln. FS Karl Stackmann. Hg. v. Jens Haustein/Ralf-Henning Steinmetz (Scrinium Friburgense ). Freiburg/Schweiz , S. –. – «der slecht weg zuo dem himelrich». Ein oberrheinisches Erbauungsbuch. Edition und Komm. Hg. v. Arnold Otto (TspMA ). Berlin , S. –. – Ugo Dotti: Petrarch in Bohemia: Culture and Civil Life in the Correspondence between Petrarch and J. v. N. In: Petrarch and his Readers in the Renaissance. Hg. v. Karl A. E. Enenkel/Jan Papy (Intersections ). Leiden/Boston , S. –. – Karl IV. Kaiser von Gottes Gnaden. Kunst und Repräsentation des Hauses Luxemburg –. Hg. v. Jiˇr í Fajt unter Mitarbeit von Markus Hörsch und Andrea Langer mit Unterstützung von Barbara Drake Boehm. München/Berlin . – Arnold Otto: Teaching Religion in the Later Middle Ages: Petrarch and J. v. N. Revisited. In: JOWG (/) S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. – Jana Nechutová: Die lat. Lit. des MA in Böhmen. Aus dem Tschechischen übers. v. Hildegard Boková/Václav Bok (Bausteine zur slavischen Philologie und Kulturgesch. NF. Reihe A: Slavistische Forschungen ). Köln u. a. , S. –. – Ricarda Bauschke: J. v. N.: ‹Hieronymus-Briefe›. Probleme von Epochengrenzen und Epochenschwellen am Beispiel des Prager Frühhumanismus. In: Humanismus in der dt. Lit. des MA und der Frühen Neuzeit. XVIII. Anglo-German Colloquium Hofgeismar . Hg. v. Nicola McLelland u. a. Tübingen , S. –. – Peter Moraw: Gesammelte Beitr. zur dt. und europäischen Univer
. Hälfte . Jh. sitätsgeschichte. Strukturen – Personen – Entwicklungen (Education and Society in the Middle Ages and Renaissance ). Leiden/Boston , S. , , . BJ Otto der Rasp, † vor ... – Theologe, Bearbeiter einer Satansprozess-Dichtung. O. gehörte wahrscheinlich zu den Raspen, einem Friesacher Ministerialengeschlecht. Er ist von bis belegt, u. a. als Pfarrer von Obervellach (Kärnten), Brixener Domherr () und Gläubiger des Abts Johann von Obernburg (). O. verfasste Dye ansprach des Tewffels gegen unsern Herren, eine dt. Dichtung in Reimpaarversen. Der Text ist nur in einer Handschrift des . Jh. erhalten, die den Schluss jedoch nicht überliefert. Es handelt sich bei O.s Werk um eine SatansprozessDichtung: Der Teufel verklagt Jesus, weil dieser ihm die Seelen aus der Hölle gestohlen habe. Gott selbst agiert im Text als Richter, Jesus als Angeklagter und der Erzengel Gabriel als sein Anwalt. Es folgen Wortgefechte und juristische Spitz ndigkeiten, in denen man sich u. a. auf die Bibel, → Ovid, Horaz, → Cato, → Seneca d. J. und die Kirchenväter beruft. Schließlich wird die Urteilsverkündung angekündigt, doch bricht der Text hier ab. Die Forschung hat O.s Werk mittlerweile als dt. Bearbeitung des anonymen lat. Dialogus lucis et tenebrarum (. Jh.) identi ziert. In dem lat. Text endet die Verhandlung mit dem Freispruch Jesu und der Verurteilung Satans. Ü: New Haven (Conn.), Yale Univ., Beinecke Library, MS (früher Paysandu/Uruguay, Karl Adolf von Auersperg, Ms. ; Ljubljana, Auerspergische Fideikommissbibl., Nr. ), ra–vb (Pap., um Mitte . Jh., bair.-österr.). – Vgl. www.handschriftencensus.de/ . – Zur Überl. des lat. Dialogus s. Hartmann (s. Lit.). A: Knapp (s. Lit.; nur Anfang). – Online-Faks. der Hs.: http://brbldl.library.yale.edu/vu nd/Record/. L: Wilhelm Baum, VL () Sp. f.; () Sp. . – Norbert H. Ott: Satansprozesse. In: LexMA () Sp. f. – Anton Emanuel Schönbach: Miscellen aus Grazer Hss. In: Mittheilungen des Hist. Vereines für Steiermark () S. –, hier S. –. – Franz Gustav Hann: O. d. R., Pfarrer von Obervellach. In: Carinthia () S. –. – Erich Nussbaumer: Geistiges Kärnten. Klagenfurt , S. f. –
. Hälfte . Jh. Gerhard Eis: Nachtr. zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. f. – W. Baum: Deutsche und Slowenen in Krain. Eine hist. Betrachtung. Klagenfurt , S. –. – Fritz P. Knapp: Gesch. der Lit. in Österreich. Bd. /: Die Lit. in der Zeit der frühen Habsburger bis zum Tod Albrechts II. . Graz , S. . – Lisa F. Davis: An Austrian Bibliophile of the Seventeenth Century. Wolfgang Engelbert von Auersperg, Count of the Holy Roman Empire. In: Codices Manuscripti () S. –. – Carmen Cardelle de Hartmann: Lat. Dialoge –. Lit.hist. Stud. und Repertorium. Leiden u. a. , S. – (Nr. R). MM Pfarrer zu dem Hechte. – Autor einer ostmitteldt. Versbearbeitung des lat. Schachtraktats des Jacobus de Cessolis; , vielleicht Deutschordensland. . Der Autor. Ein «pherrer zcu dem hechte» verfasste im Jahr eine ostmitteldt. Schachdichtung, bei der es sich um eine der fünf bekannten deutschsprachigen Versbearbeitungen des lat. Schachtraktats des Jacobus de Cessolis handelt (→ Schachzabelbücher). Mutmaßungen über Herkunft und Wirkungsort des urkundlich nicht belegten P.s z. d. H. lassen sich lediglich anhand der Sprache seiner Dichtung anstellen. In sein sehr charakteristisches Ostmitteldeutsch streut er punktuell Polonismen ein. Schon Sievers verglich die Sprache des P.s z. d. H. mit der des → Nikolaus von Jeroschin. Der Entstehungsraum der ostmitteldt. Schachdichtung wäre damit im Deutschordensland, vielleicht im Umkreis der slawischen Grenzgebiete zu suchen. Man wird ihn kaum genauer abstecken können, zumal sich im ehemaligen Preußen mehrere Orte nachweisen lassen, die im . Jh. Szczuka (dt. Hecht) oder ähnlich hießen (darunter auch das bei Schmidt, Sp. erwähnte Dorf Szczuka bei Strasburg im früheren Regierungsbezirk Marienwerder in Westpreußen). . Das Werk. Die Schachdichtung des P.s z. d. H. umfasst Verse. Von den rund Exempeln bei Jacobus fehlen hier zwölf, vielleicht waren sie bereits in der lat. Vorlage des P.s nicht enthalten. In seinen dt. Versen folgt der P. stets dem Inhalt des lat. Textes, vermag ihn aber stilistisch, metrisch und reimtechnisch geschickt umzusetzen. Er versieht seine Bearbeitung mit einem Pro- und Epilog, beide sind (auch im Vergleich zu den anderen dt. Schachbüchern in Versen) recht kurz gehalten. Der P. präsentiert sich in erster Linie als
Pfarrer zu dem Hechte Übersetzer und scheint bewusst hinter dem Verfasser des lat. Traktats zurückzutreten, den er namentlich nennt und dessen Pro- und Epilog er originalgetreu in Ich-Form übersetzt (Sievers, Sp. , V. : «Von Tessolis ich Jacobus»; Sp. , V. : «Von Thessolis ich munch Jacop»). Spuren der topischen Selbststilisierung des Erzählers, wie man sie etwa bei → Konrad von Ammenhausen und in Anklängen auch bei → Heinrich von Beringen ndet, lassen sich hier kaum konstatieren. Nach einer kurzen Einleitung, die auf den Brief des Paulus an die Römer rekurriert und ihn als eine Zuversicht und Hoffnung spendende Schrift für alle Christen erklärt, kündigt P. z. d. H. den «prologus» des Jacobus de Cessolis an und würdigt den Verfasser seiner Vorlage als einen «kunstige[n] und meistir in der heiligin schrift» (Sp. , V. , ). Auffällig ist der Gebrauch einer insbesondere im → Passional, einer im Dt. Orden intensiv rezipierten hagiographischen Dichtung (um ), geläu gen Metapher der Herzensfalte mit einem ebendort mehrfach belegten Reim («valdin» / «behaldin»), beim P. z. d. H.: «mogin baz behaldin / in iris herzcin valdin» (Sp. , V. f.). Dem Epilog nach Jacobus folgt ein epilogartiger Beschluss, in dem P. z. d. H. sich und das Entstehungsjahr seiner dt. Versbearbeitung nennt. Ü: London, British Library, Add. Ms. , r–v (Preußen, zweite Hälfte . Jh.). – Marburg, Staatsarch., Hr , () (Herkunft unbekannt, drittes Viertel . Jh.). A: Jakob Bächtold: Dt. Hss. aus dem Britischen Museum. Schaffhausen , S. – (falsche Signaturangabe; Abdruck der Anfangsund Schlussverse, laut Schmidt gelegentlich fehlerhaft). – Eduard Sievers: Mitteldt. Schachbuch. In: ZfdA () S. –. – Lehrhafte Litteratur des . und . Jh. Hg. v. Ferdinand Vetter. Tl. : Weltliches (Dt. Nationalliteratur. Hist.-krit. Ausg. ,). Berlin u. a. , S. – ( Verse nach Sievers’ Ausgabe). – Klaus Nass (s. Lit.). L: Gerard F. Schmidt, VL () Sp. –. – Robert Priebsch: Dt. Hss. in England. Bd. . Erlangen , S. (Nr. ). – Karl Helm: Die Lit. des Dt. Ordens im MA. In: Zs. für den dt. Unterricht () S. –. – Konrad Zwierzina: Vokalschwankungen in der Sprache der mhd. Ordensdichtung. In: Germanica. FS Eduard Sievers. Halle (Saale) , S. –. – Ernst John: Das Schachgedicht des P.s z. d. H.
Breslauer Landrecht Diss. Königsberg . – K. Helm/Walther Ziesemer: Die Lit. des dt. Ritterordens (Gießener Beitr. zur dt. Philologie ). Gießen , S. f., , Anm. –. – Hans-Jürgen Kliewer: Die ma. Schachallegorie und die dt. Schachzabelbücher in der Nachfolge des Jacobus de Cessolis. Diss. Heidelberg . – Klaus Nass: Die Fragmentenfunde aus dem Nachlaß Martin Last. In: ZfdA () S. – (mit Abdruck). – Oliver Plessow unter Mitwirkung von Volker Honemann und Mareike Temmen: Ma. Schachzabelbücher zwischen Spielsymbolik und Wertevermittlung. Der Schachtraktat des Jacobus de Cessolis im Kontext spätma. Rezeption (Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme. Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs , Bd. ). Münster , S. f., . IM Breslauer Landrecht (auch: Schlesisches Landrecht). – Bearbeitung des Sachsenspiegels von . Beim B. L. handelt es sich um eine überarbeitete und ergänzte Fassung des SachsenspiegelLandrechts → Eikes von Repgow, basierend auf einer Handschrift der Ordnung IIa (vierte dt. Fassung), gesetzt für das der böhmischen Krone zugehörige Herzogtum Breslau. Das Herzogtum Breslau, seit bestehend aus den Weichbildern Breslau, Neumarkt und Namslau, war nach dem Tod des letzten männlichen Vertreters der Breslauer Herzogslinie, Heinrich VI. (–), per Erbvertrag an den böhmischen König Johann den Blinden (–) aus dem Haus Luxemburg gefallen, der es durch Stellvertreter verwalten ließ. Er und sein ihm nachfolgender Sohn → Karl ( römisch-dt. König, König von Böhmen, Kaiser) versuchten u. a. durch von ihnen bestätigte Landrechte verbindliche Normen im Rahmen einer angestrebten administrativen Durchdringung in den an sie übertragenen bzw. erworbenen Territorien aufzurichten. Johann der Blinde hatte dazu den Ausschuss der «Sechser» für das Herzogtum Breslau, zusammengesetzt aus Breslauer Ratsherren, ins Leben gerufen, die sich der Mängel in der Rechtsprechung annehmen und diese beseitigen sollten. Da die Stadt Breslau im . Jh. mit Magdeburger Recht bewidmet worden war, dürfte die gerichtliche Anwendung von Sachsenspiegel und Magdeburger Stadtrecht in Form des sog. «sächsischen
. Hälfte . Jh. Landrechts» auch für das gleichnamige Herzogtum geläu g gewesen sein. Die «Sechser» haben das Landrecht des Sachsenspiegels unter Berücksichtigung des Magdeburger Rechts und königlicher Erlasse in Kapitel eingeteilt, Streichungen und Änderungen – vor allem das Erb- und Güterrecht betreffend – vorgenommen sowie dreizehn zusätzliche Kapitel hinzugefügt, so dass das B. L. einen Gesamtumfang von Kapiteln aufweist. Vom B. L. liegt keine ursprüngliche Fassung vor, sondern nur spätere Abschriften und ein Fragment mit einem Register einiger Kapitelüberschriften. Das Sachsenspiegel-Landrecht in Artikeln in einer Dresdner Handschrift in mitteldt. Mundart von (Dresden, SLUB, M. , fol. v–r) soll nach Goerlitz () die Vorlage für das B. L. gewesen sein. Ü: Berlin, SBB, Fragm. var. , (Fragm. mit dem Register der Überschriften von Art. –; Perg., ./. Jh., mitteldt.). – Breslau/Wrocław, Staatsarch. (Wojewódzkie Archivum Pa´nstwowe), Akta miasta Wrocł. J , v–v (in Art., daran anschließend der Breslauer Judeneid; Pap., , mitteldt.). – Ebd., Akta miasta Wrocł. J , – (in Art. und Zusatzart.; Pap., , mitteldt.). – Ebd., ohne Sign., –r (in Art.; Pap., Anfang . Jh., mitteldt.; verschollen): ist in einer Abschrift aus dem . Jh. überliefert in: Berlin, SBB, Nachlass Homeyer, Ms. KV. – Kattowitz/Katówice, Schlesische Bibl. (Bi´ aska), blioteka Sl ˛ DD IV , r–v (Pap., Ende . Jh., mitteldt.). – Eine mit Breslau, Staatsarch., Akta miasta Wrocł. J , wohl identische Hs. aus dem Breslauer Stadtarchiv gilt seit dem frühen . Jh. als verschollen. A: Keine Ausgabe vorhanden. – In: Ernst Theodor Gaupp: Das schlesische Landrecht oder eigentlich Landrecht des Fürstentums Breslau von , an sich und in seinem Verhältnis zum Sachsenspiegel dargestellt. Leipzig (Nachdr. Aalen ), be ndet sich auf den S. – ein Vergleich des B. L. mit dem Sachsenspiegel-Landrecht und auf S. – ein Abdruck der Zusatzartikel. L: Peter Johanek, VL () Sp. f. – Friedrich Ebel: Breslau. In: HRG () Sp. –. – Carl Gustav Homeyer: Die dt. Rechtsbücher des MA und ihre Hss. Berlin , S. . – Otto Stobbe: Gesch. der dt. Rechtsquellen. Bd. . Leipzig (Nachdr. Aalen )
. Hälfte . Jh. S. –. – Georg Bobertag: Die Rechtshss. der Stadt Breslau. In: Zs. des Vereins für Gesch. und Alterthum Schlesiens () S. –. – Theodor Goerlitz: Die Breslauer Rechtsbücher des . Jh. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Waldemar Geike: Das Löwenberger Rechtsbuch. Eine Gesamtdarstellung und Würdigung der im Löwenburger Rechtsbuch enthaltenen Aufzeichnungen. Breslau . – Verfassung, Verwaltung und Recht der Stadt Breslau. Bd. . Hg. v. Theodor Goerlitz/Ludwig Petry (Quellen und Darstellungen zur schlesischen Gesch. ). Würzburg , S. f. – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , S. f.; Bd. , Nr. , –, , , . – Der Sachsenspiegel aus der Dombibl. in Breslau/Wrocław. Einleitung, Edition und Glossar. Hg. v. Ilpo Tapani Piirainen/Ingmar ten Venne (Beihefte zum Orbis Linguarum ). Wrocław , S. . – I. T. Piirainen: Frühnhd. Hss. in Schlesien. In: Kulturgesch. Schlesiens in der Frühen Neuzeit. Hg. v. Klaus Garber. Bd. (Frühe Neuzeit ). Tübingen , S. –, hier S. . DB/MM Goldene Bulle. – Kaiserliches Reichsgesetz von . Mit der G. B. wird das durch Kaiser → Karl IV. (–) verkündete, in lat. Sprache verfasste Reichsgesetz bezeichnet, in dem die Verfahren der Königswahl, die Vorrechte der Kurfürsten und Bestimmungen, die Lehnrecht und Landfrieden betreffen, xiert wurden. Der Name rührt von dem goldenen Siegel (Bulle) her, mit dem die Ausfertigungen der G. B. versehen wurden. Kaiser Karl nannte die G. B. nachweisbar für das Jahr «unser keiserliches rechtbuch», die heute geläu ge Bezeichnung tritt ab im Zusammenhang mit der Absetzung König Wenzels (–) entgegen. Obwohl die in Kapiteln gegliederten Bestimmungen nur teilweise in der politischen Wirklichkeit zum Tragen kamen, gilt die G. B. als das wichtigste Reichsgesetz des dt. MA, das bis zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches in Kraft blieb. Sie wurde auf Hoftagen in Nürnberg (.., Kap. –) und Metz (.., Kap. –) verkündet. Es sind sieben originale Ausfertigungen überliefert, die meistenteils in der kaiserlichen Kanzlei entstanden und die alle durch das kaiserliche
Goldene Bulle Siegel rechtskräftig geworden sind: für den König von Böhmen (zum Teil Ausfertigung, zum Teil Abschrift aus der Reichskanzlei), den Erzbischof von Köln (Abschrift außerhalb der Reichskanzlei), den Erzkanzler und Erzbischof von Mainz (Ausfertigung der Reichskanzlei), den Pfalzgrafen bei Rhein (Ausfertigung der Reichskanzlei), den Erzbischof von Trier (Ausfertigung der Reichskanzlei), für Frankfurt/M. (Abschrift aus der Reichskanzlei) und Nürnberg (Abschrift aus der Reichskanzlei). Bald danach (vor ) war für Frankfurt/M. die erste bekannte dt. Übersetzung der G. B. angefertigt worden, die im Zweiten Weltkrieg verbrannte (Edition bei Altmann: Die alte Frankfurter, ). Es folgten zahlreiche weitere Abschriften, die meisten im . Jh., die letzte bekannte im . Jh. Oft wurden die lat. und dt. Fassung gemeinsam mit weiteren Rechtstexten und → Rechtsabecedarien in juristischen Sammelhandschriften überliefert. Bisher sind über handschriftliche Zeugen bekannt. Hinzu kamen Übersetzungen ins Französische und Spanische sowie ab dem . Jh. zahlreiche Drucke (erster Druck von ). Der Inhalt der G. B. ist – wie in vielen anderen ma. Rechtstexten auch – nur bedingt systematisch geordnet. Es lassen sich aber die o. g. drei Bereiche herausarbeiten: . Die Wahl betreffend: mit welchem Geleit die Kurfürsten zu einer Königswahl erscheinen sollen; wie die Wahl des Königs zu erfolgen hat (ohne Gegenstimmen, eine Mehrheit der Stimmen genügt für eine gültige Wahl); dass die Wahl in Frankfurt/M. und die Krönung in Aachen statt nden soll; Unteilbarkeit der Kurfürstentümer und Primogenitur in der Erbfolge der weltlichen Kurfürstentümer. – . Die Vorrechte der Kurfürsten betreffend: über die Tisch- und Sitzordnung der Kurfürsten bei festlichen Anlässen und Vorrechte der Kurfürsten auf Hoftagen vor anderen Fürsten; von den Ehrenämtern und die damit verbundenen Aufgaben, Funktionen und Insignien der Kurfürsten; Gerichtsfreiheit für die Kurfürsten und die Einwohner ihrer Länder; Bestätigung aller kurfürstlichen Zölle; den Kurfürsten wird das Münz-, Berg- und Judenregal bestätigt; jährliche Zusammenkunft der Kurfürsten zur Beratung über das Wohl des Reiches; es werden alle Privilegien widerrufen, die die Kurfürsten in ihren Freiheiten, Rechten, Herrschaften und in ihrer Ehre schmälern; jede Verschwörung gegen die Kurfürsten wird als Majestätsverbrechen verfolgt; über die
Goldene Bulle Zahlungen beim Empfang der Lehen aus der Hand des Königs (ausgenommen sind die Kurfürsten); damit die Kurfürsten ihrem Amt in vollem Umfang nachgehen können und weil unter dem Dach des Reiches mehrere Mundarten und Sprachen gesprochen werden, sollen die Söhne der Kurfürsten bis zum . Lebensjahr neben Deutsch auch Italienisch, Lateinisch und Slawisch (Tschechisch?) lernen. – . Den Landfrieden und das Fehderecht betreffend: sofortiger Entzug der Lehen und Ächtung der Delinquenten bei frevelhaftem Verhalten der Lehnsleute gegenüber ihren Herren (besonders mit Blick auf Fehden gegen die Herren); Ehrlosigkeit und Bußtaxen für Städte und Personen, die sich ohne Einwilligung ihres Herrn in einer Schwureinung verbinden (davon ausgenommen sind Landfriedensbündnisse); Bestrafung von Pfahlbürgern; Verbot unrechter Fehden (mit entsprechenden Verfahrensbestimmungen zur rechtmäßigen Fehde); Androhung von Sanktionen gegen Straßenräuber, unrechtmäßiges Geleit und ungewohnte Zölle. Die Bestimmungen lassen mehrheitlich auf ältere Vorbilder schließen, ohne dass in der G. B. diese Vorbilder genannt würden. Parallelen und Ähnlichkeiten lassen sich erkennen u. a. mit Passagen aus dem Schwabenspiegel, der Konklaveordnung Papst Gregors X. von (Ubi periculum), aus den Abschieden des → Kurvereins von Rhens(e), dem von Kaiser Ludwig IV. verabschiedeten Reichsgesetz Licet iuris aus dem Jahr und aus den (königlichen) Landfrieden. Über die Verfasserschaft der G. B. konnte bisher keine Gewissheit erlangt werden; in der Forschung wird die Beteiligung des kaiserlichen Hofkanzlers → Johann von Neumarkt († ), des Bamberger Bischofs und Rechtsgelehrten → Lupold von Bebenburg (–), des Kölner Erzbischofs Wilhelm von Gennep (–) und des Straßburger Bischofs Johann von Lichtenberg (–) geltend gemacht (s. dazu Hergemöller). Allerdings dürfte der vorliegende Text als Kompromiss zwischen den Wünschen des Kaisers und der Kurfürsten zu bewerten sein. Mit der G. B. sollte Rechtssicherheit bezüglich der Königswahl erlangt werden, Kaiser Karl musste sich dem Doppelkönigtum in Deutschland zweimal stellen. Damit verbunden war der Wunsch, längere Vakanzen bei der Besetzung des Königsthrones zu vermeiden und Verantwortliche während der Vakanzen zu bestimmen (Pfalzgraf bei Rhein:
. Hälfte . Jh. Reichsvikariat in den rheinischen und schwäbischen Gebieten sowie in denen mit fränkischem Recht; Herzog von Sachsen: Reichsvikariat in Gebieten mit sächsischem Recht). Die Bestimmungen zur Primogenitur und Unteilbarkeit der weltlichen Kurfürstentümer entsprachen nicht den Gewohnheiten der fürstlichen Erbfolgeregelungen und blieben in der Praxis oft unberücksichtigt. Im Pfälzer Kurfürstentum scheint die G. B. allerdings Widerhall in Festsetzungen vom .. zur Primogenitur, vom .. und .. zur Unveräußerlichkeit bestimmter Güter (Kurpräcipuum) sowie in der nur teilweise umgesetzten und auf den vorangegangenen Festsetzungen beruhenden Constitutio Rupertina von gefunden zu haben. Die Kurfürstentümer Brandenburg und Sachsen sind hingegen im späteren MA und in der Neuzeit mehrmals geteilt worden, jedoch konnte die Primogenitur für die Kurfürstenwürde mit wenigen Ausnahmen (z. B. Friedrich II. von Brandenburg, –) Fuß fassen. Die Festsetzungen zum Landfrieden sind älteren Bestimmungen ähnlich und haben aufgrund der Verbreitung der G. B. nachhaltig auf folgende gewirkt. Offenbar schenkte man diesen Teilen der G. B. ebenfalls große Aufmerksamkeit, denn sie sind überliefert mit älteren und jüngeren Texten dieserart, wie z. B. dem Mainzer Landfrieden Kaiser → Friedrichs II. von bzw. der Reformatio Friderici Kaiser Friedrichs III. von . Mit der G. B. waren die Königswähler als die herausragenden Fürsten endgültig etabliert und mit zahlreichen Vorrechten vor anderen ausgestattet; innerhalb dieses Siebenergremiums sollten sich die rheinischen Kurfürsten bei zahlreichen Gelegenheiten zu einer machtvollen Gruppe zusammennden (z. B. bei der Absetzung von Kaiser Karls Sohn Wenzel im Jahr ), während sich die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg, nicht zuletzt aufgrund ihrer räumlichen Nähe, spätestens seit dem Übergang der Kurwürden an die Hohenzollern () und Wettiner (), zu einem starken Machtfaktor in der Mitte des Reiches entwickelten. Der König von Böhmen spielte weiterhin eine Sonderrolle, nicht zuletzt aufgrund der Hussitenkriege in der ersten Hälfte des . Jh. und der nachrückenden, nicht dt. Könige seit der Krönung Georgs von Podiebrad (). Ü: Eine vorläu ge Übersicht gibt Marie-Luise Heckmann: Zeitnahe Wahrnehmung und internationale Ausstrahlung. Die G. B.
. Hälfte . Jh. Karls IV. im ausgehenden MA mit einem Ausblick auf die frühe Neuzeit (mit einem Anhang [unter Mitarbeit von Mathias Lawo]. Nach Überlieferungszusammenhang geordnete Abschriften der G. B.). In: Die G. B. Politik – Wahrnehmung – Rezeption. Bd. . Hg. v. Ulrike Hohensee u. a. (Ber. und Abh., Sonderbd. ). Berlin , S. –. Die sieben Originalausfertigungen: Böhmisches Exemplar in: Wien, Österr. Staatsarch., Abt. Haus-, Hof- und Staatsarch., erster Teil aus kaiserlicher Kanzlei mit Goldbulle, zweiter Teil: unbesiegelte Abschrift eines früheren zweiten Teils des böhmischen Exemplars. – Mainzer Exemplar ebd., aus der kaiserlichen Kanzlei, Goldbulle nicht mehr vorhanden. – Kölner Exemplar in: Darmstadt, ULB, unbekannter Schreiber. – Pfälzisches Exemplar in: München, Bayerisches Hauptstaatsarch. (online: Staatliche Archive Bayerns). – Trierer Exemplar in: Stuttgart, Hauptstaatsarch., aus der kaiserlichen Kanzlei, mit Goldbulle. – Frankfurter Exemplar in: Frankfurt/M., Inst. für Stadtgesch. im Karmeliterkloster, Abschrift des ursprünglichen böhmischen Exemplars. – Nürnberger Exemplar in: Nürnberg, Staatsarch., Abschrift des heutigen böhmischen Exemplars (zwischen und entstanden). Von den im Handschriftencensus aufgeführten Abschriften der G. B. in dt. und lat. Sprache stehen folgende als Digitalisat online zur Verfügung: München, BSB, Cgm , r–r (dt., mit Nachträgen; Pap., erste Hälfte . Jh., bairisch; online: BSB München). – Ebd., Cgm , r–r (dt., mit Nachträgen; Perg. und Pap., Mitte . Jh., mittelbair.; online: BSB München). – Tübingen, UB, Cod. Md , –ra (dt.; Pap., –, schwäbisch, Provenienz: Benediktinerkloster Zwiefalten; online: UB Tübingen). – Berlin, SBB, Ms. theol. lat. fol. , v–r (lat. und dt.; Pap., , Provenienz: Köln; online: SBB Berlin). – Dresden, SLUB, Mscr. H , r–v (dt.), r–v (lat.; Perg., . Jh.; online: SLUB Dresden). – Heidelberg, UB, Cpg , r–r (lat.), r–r (dt.; Pap., /, Provenienz: kurfürstliche Kanzlei Heidelberg; online: UB Heidelberg). – Ebd., Cpg (Pap., . Jh.; online: UB Heidelberg). – Ebd., Cod. Sal. IX , r–v (dt.), v–v (lat.; Perg., letztes Viertel . Jh., alemannisch-schwäbisch; online: UB Heidelberg). A F: (ohne Hg.) Abschrift der G. B. von Kaiser Sigismund vom Jahre für
Goldene Bulle die Reichsstadt Rottweil. In: Neue Mitt. des archäologischen Ver. zu Rottweil () S. –. – Wilhelm Altmann: Die alte Frankfurter Dt. Übersetzung der G. B. Kaiser Karls IV. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Die G. B. Kaiser Karls IV. vom Jahre (MGH, Fontes iuris ). Bearb. v. Wolfgang Friedrich Fritz. Weimar . – Die G. B. Kaiser Karls IV. Faksimiledruck nach der Original-Ausfertigung für Kaiser Karl IV., gefertigt in Nürnberg und Metz und heute im Österr. Staatsarch. Wien (Rechtsdenkmäler ). Osnabrück . – Die G. B. König Wenzels Hs. Cod. Vindobonensis der Österr. Nationalbibl. (vollst. Faks.). Bearb. v. Armin Wolf. Graz . – Heinrich Günter Thülemeyer: Copia manuscripti Aureae bullae Caroli IV. Die Kupferstichwidergabe von Cod. Vindobonensis . Um originalgetreue Faks.-Tafeln aus Cod. Vindobonensis erw. Nachdr. der älteren nach dem Original angefertigten Wiedergabe von König Wenzels Hs. Frankfurt . Erg. durch den Nachdr. der dieser Ausg. von beigeg. Übers. (Cod. Vindobonensis ) und durch den unveränd. Nachdr. des Komm. zur vollst. originalgetreuen Faks.Ausg. von Cod. Vindobonensis . Graz . – Die G. B. nach König Wenzels Prachths. Bearb. v. Konrad Müller/ Ferdinand Seibt (Die bibliophilen Taschenbücher ). Dortmund . – Die G. B. Das Reichsgesetz Kaiser Karls IV. vom Jahre . Bearb. v. W. D. Fritz/Eckhard Müller-Mertens. Weimar . – Die G. B. Kaiser Karls IV. von . Faks. der Ausfertigung für den Kurfürsten von Köln. Bearb. v. Kurt Hans Staub/Jörg- Ulrich Fechner. Darmstadt . – Quellen zur Verfassungsgesch. des Römisch-Dt. Reiches im SpätMA (–) (Ausgewählte Quellen zur dt. Gesch. des MA ). Bearb. v. Lorenz Weinrich. Darmstadt , S. – (lat. Edition mit dt. Übersetzung). – Die G. B. König Wenzels Hs. Cod. Vindobonensis der Österr. Nationalbibl. Bearb. v. Armin Wolf (Glanzlichter der Buchkunst ). Graz . Online-Übersetzung: Berlin-Brandenburgische Akad. der Wissenschaften. L: Peter Johanek, VL () Sp. –; () Sp. . – Armin Wolf, LexMA () f. – Adolf Laufs, HRG () Sp. –. – Theodor Lindner: Die G. B. und ihre Originalausfertigungen. In: MIÖG
Elbinger Rechtsbuch () S. –. – Max Georg Schmidt: Die staatsrechtliche Anwendung der G. B. bis zum Tode Sigmunds. Halle a. d. Saale . – K. Zeumer: Die G. B. Kaiser Karls IV. Bde. (Quellen und Stud. zur Verfassungsgesch. des Dt. Reiches in MA und Neuzeit /–). Weimar (Nachdr. Hildesheim ). – Wiltrud Wendehorst: Das Reichsvikariat nach der G. B. Reichsverweser und Reichsstatthalter in Deutschland von König Wenzel bis zu Kaiser Karl V. Diss. masch. Göttingen . – Ulrich Eisenhardt: Die Rechtswirkungen der in der G. B. genannten privilegia de non evocando et appellando. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt () S. –. – Bernd-Ulrich Hergemöller: Der Nürnberger Reichstag von / und die G. B. Karls IV. Münster . – Winfried Dotzauer: Das Königswahlgeleit für die Kurfürsten in der G. B. Karls IV. (). Ein Beitr. zur Interpretation der G. B. In: Beitr. zur mittelrheinischen Landesgesch. Johannes Bärmann zum . Geburtstag gewidmet (Geschichtliche Landeskunde ). Wiesbaden , S. –. – B.-U. Hergemöller: Die Verfasserfrage der G. B. Karls IV. In: Bohemia () S. –. – Jürgen Miethke: Die päpstliche Kurie des . Jh. und die G. B. Kaiser Karls IV. von . In: Papstgesch. und Landesgesch. FS Hermann Jakobs. Hg. v. dems. u. a. (AfK. Beih. ). Köln u. a. , S. –. – Erwin Frauenknecht: Eine unbekannte dt. Überl. der G. B. und ihr Druck von Lienhart Holl in Ulm . In: Zs. für Württembergische Landesgesch. () S. –. – Hiram Kümper: Zwischen «kaiserlichem Recht-Buch» und «Reichsgrundgesetz». Beitr. zur Wirkungs- und Literaturgesch. der G. B. Karls IV. zwischen und . In: Wolfenbütteler Beitr. () S. –. – Die G. B. von . Das vornehmste Verfassungsgesetz des Heiligen Römischen Reiches Dt. Nation. Jahre nach der Verabschiedung auf den Reichstagen in Nürnberg und Metz. Hg. v. Dietmar Dietmar Lutz. Lübeck . – Wahl und Krönung. Hg. v. Bernd Heidenreich/Frank-Lothar Kroll. Frankfurt/M. . – Die Kaisermacher. Frankfurt am Main und die G. B. – [Ausstellung]. Bde. (Kat. und Aufsätze). Hg. v. Evelyn Hils-Brockhoff/Michael Matthäus. Frankfurt/ M. . – Jenny Rahel Oesterle: Kodi zierte Zeiten und Erinnerungen in der G. B. Kaiser Karls IV. In: Zs. für Hist. Forschung () S. –. –
. Hälfte . Jh. Arno Buschmann: Johann Daniel von Olenschlager als Kommentator der G. B. von . In: Das Recht und seine hist. Grundlagen. FS Elmar Wadle. Hg. v. Tiziana J. Chiusi u. a. (Schr. zur Rechtsgesch. ). Berlin , S. –. – Die G. B. Politik – Wahrnehmung – Rezeption. Bde. Hg. v. Ulrike Hohensee u. a. (Ber. und Abh. BerlinBrandenburgische Akad. der Wiss., Sonderbd. ). Berlin . – Rudolf Hiestand: Magna Carta und G. B. In: Isti moderni. Erneuerungskonzepte und Erneuerungskon ikte in MA und Renaissance. Hg. v. Christoph Kann (Studia humaniora ). Düsseldorf , S. –. – Helmut Neuhaus: Die G. B. von in der Frühen Neuzeit. In: Schlüsseljahre. Zentrale Konstellationen der mittelund osteuropäischen Geschichte. FS Helmut Altrichter (Quellen und Stud. zur Gesch. des östlichen Europas ). Stuttgart , S. –. – Verfassungsänderungen. Tagung der Vereinigung für Verfassungsgesch. in Hofgeismar vom . bis . März (Der Staat. Beihefte ). Hg. v. Helmut Neuhaus. Berlin . DB/MM Oswald von Anhausen → Schwabenspiegel. Elbinger Rechtsbuch. – –. Bei dem nur aus einer Handschrift bekannten E. R. handelt es sich um eine überarbeitete Kompilation aus Teilen verschiedener Rechtsbücher und anderer spätma. Rechtstexte. Die einzige bekannte Handschrift ist heute verschollen, eine Edition steht nicht zur Verfügung. Deshalb ist eine Neubewertung des E. R. zum gegenwärtigen Zeitpunkt kaum möglich. Die wichtigste inhaltliche Beschreibung des Werkes liegt in den Publikationen Emil Steffenhagens vor, der die zugrunde liegenden Vorbilder ausführlich herausgearbeitet hat und einige zum Teil ausführliche Zitate aus der Handschrift wiedergibt. Die wohl genauste äußere Beschreibung des Codex gibt Ralf G. Päsler () auf Grundlage eines handschriftlichen Katalogeintrags von Heinrich Niewöhner aus der Elbinger Stadtbibliothek von (online: BerlinBrandenburgische Akademie der Wissenschaften. Deutsche Texte des Mittelalters. Handschriftenarchiv). Verfasser und Entstehungszeitpunkt sind ungewiss. Die weitläu ge Datierung ergibt sich aus der jüngsten zitierten Quelle, die zwischen und entstand (→ Meißner Rechtsbuch), und dem ersten Besitzvermerk der Handschrift von .
. Hälfte . Jh. Der in der Literatur zu ndende terminus post quem für das Jahr geht auf ein andernorts nachweisbares Magdeburger Weistum für Kulm aus diesem Jahr zurück. Steffenhagen wies aber für die Abfassung des E. R. die Nutzung des Meißner Rechtsbuchs überzeugend nach, dessen Entstehungszeit heute in die oben genannten Jahre verwiesen wird. Da der Anonymus von «wir alhir Im lande tzu prussen» schreibt, dürfte das E. R. auch dort entstanden sein. Den Namen soll das Rechtsbuch nach Steffenhagen durch Gustav Homeyer, der es in seinen Deutschen Rechtsbüchern des Mittelalters einem größeren Publikum bekannt machte und ebenfalls – nach Steffenhagen allerdings korrekturbedürftig – beschrieb. Homeyer schreibt allerdings nur von der Elbinger Handschrift; so dass Steffenhagen selbst als Kreateur des Titels in Frage kommt. Dem E. R. gehen mehrere lat. Texte voraus: ein Gebet an Jupiter, Über die Ehefrauen, drei Gebete an die Mutter Gottes und ein Satz über Adams Schöpfung. Auf der letzten Seite be ndet sich die Abschrift einer Verschreibung des Hochmeisters des Dt. Ordens, Michael Küchmeisters (–), zugunsten eines Bartusch von Wilten. Das E. R. selbst besteht aus einer Vorrede und mit einer Überschrift versehenen Kapiteln, die allerdings aufgrund einer Beschädigung der Handschrift bereits im . Jh. nicht mehr vollständig überliefert waren. In der Vorrede werden Teile der → Schwabenspiegel-Vorrede und des Prologs des Meißner Rechtsbuches verarbeitet. In den nachfolgenden Kapiteln wird dem Erbrecht, dem Leibgedinge und der Morgengabe, dem Strafrecht, dem Prozessrecht, der Vormundschaft, Ehrenhändeln, dem rechtmäßigen Stand einer Person, der Aussetzung von Magdeburger und Kulmer Recht sowie den Rechten der Juden ausgiebig Platz eingeräumt. Der Verfasser entlehnte einen Großteil seiner Kompilation dem Schwabenspiegel, dem Meißner Rechtsbuch, dem → Magdeburg-Breslauer Recht von , dem → Magdeburg-Görlitzer Recht von , dem → Richtsteig Landrechts sowie weiteren unbekannten Quellen. Möglich ist auch, dass nicht das Magdeburg-Breslauer und das MagdeburgGörlitzer Recht als primäre Quelle Verwendung fanden, sondern eine Redaktion des Magdeburger Schöffenrechtes. In der Vorrede und in Kapitel erwähnt der Verfasser, dass er auch geistliches Recht nutzte.
Elbinger Rechtsbuch Aufgrund der Entstehung des E. R. in Preußen ist das Fehlen des → Alten Kulm auffällig, obwohl dem Verfasser das Kulmer Recht und damit die → Kulmer Handfeste geläu g waren. Da der Alte Kulm bereits im . Jh. zur Quelle der → Magdeburger Fragen und der Neun Bücher des Magdeburger Rechts von Walther → Ekhardi wurde und er der Überlieferung zufolge spätestens seit dem ausgehenden ./ frühen . Jh. an Bekanntheit im Preußenland gewann, wäre es möglich, dass das E. R. bereits wenige Jahre oder Jahrzehnte nach der jüngsten aufgenommen Quelle, dem Meißner Rechtsbuch, entstanden ist, also in der zweiten Hälfte des . Jh. Ü: Elbing, StB, Q (Sign. bei Oppitz , Nr. ist falsch) (Pap., . Jh., mitteldt., Besitznotiz des Hans von Wilten zu Bartenstein von sowie des Merten Wullff von ); verschollen. L: Udo Arnold, VL () Sp. . – Johann August Merz: Gesch. der Gymnasiumsbibliothek, . Fortsetzung. In: Einladung zu der öffentlichen Prüfung der Schüler des Gymnasiums zu Elbing […]. Elbing , S. f. – Kat. der Elbinger Stadtbibl. Elbing , S. . – Gustav Homeyer: Die dt. Rechtsbücher des MA und ihre Hss. Berlin , S. f. und Nr. . – Wilhelm Wattenbach: Aus Preußischen Hss.-Verzeichnissen. In: Arch. der Ges. für ältere dt. Geschichtskunde () S. –, hier S. . – Emil Steffenhagen: De ineditio iuris Germanici monumento, quod codice manu scripto bibliothecae civitatis Elbingesis, no. quarto, continetur. Königsberg . – Ders.: Aus Altpreußens Rechtsgesch. In: Altpreußische Monatsschr. () S. –, hier S. –. – Ders.: Dt. Rechtsquellen in Preussen vom XIII. bis zum XVI. Jh. Leipzig , S. – und Nr. . – Ludwig Rockinger: Berichte über die Unters. von Hss. des sogenannten Schwabenspiegels, Tl. . In: Sb. der Akad. der Wiss. in Wien. Phil.-Hist. Kl. / () S. –, hier Nr. . – G. Homeyer: Die dt. Rechtsbücher des MA und ihre Hss. Im Auftrage der Savigny-Stiftung und mit Unterstützung der Forschungsnotgemeinschaft der dt. Wiss. neu bearb. v. Conrad Borchling/Karl August Eckhardt/Julius von Gierke. Bde. Weimar /, Nr. . – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Köln/Wien , Bd. , S. und Bd. , Nr. . – Ralf G. Päsler: Deutschsprachige Sachlit. im Preußenland bis . Unters. zu ihrer Überl. (Aus Archiven, Bibliotheken
Meißner Rechtsbuch und Museen Mittel- und Osteuropas ). Köln u. a. , f. Beim Artikel «E. R.» im HRG () Sp. – liegt eine Verwechselung vor; dort werden irrtümlich das «Älteste polnische Gewohnheitsrecht» und das E. R. miteinander in Verbindung gebracht. DB/MM Meißner Rechtsbuch (auch: Rechtsbuch nach Distinctionen, Schlesisches Landrecht [nicht mit dem → Breslauer Landrecht von zu verwechseln], Vermehrter Sachsenspiegel). – Entstanden zwischen und . Richard Schröder führte – nachdem das Stadtrechtsbuch bereits mit unterschiedlichen, zum Teil in die Irre führenden Titeln bekannt gemacht worden war – den heute üblichen Namen des M. R. in Anlehnung an seine Herkunft in die Forschung ein: Denn es wurde von einem unbekannten Verfasser in einer Stadt der Markgrafschaft Meißen niedergeschrieben, vielleicht in Zwickau. Der Anonymus unternahm den Versuch, «eyn buch dez rechten in wichbilde in sechsisszer art» auf Grundlage ausgewählter Land-, Weichbild- und Kaiserrechte vergleichend zusammenzustellen; er arbeitete Übereinstimmungen und Unterschiede heraus und schied ggf. Textpassagen aus. Innerhalb dieses Rahmens war das M. R. orientiert an den Gebrauch in Städten mit sächsischem und Magdeburger Recht. Dass dieser aufwendige Rundumschlag auf dankbare Rezipienten stieß, belegen die ca. vollständig und auch fragmentarisch überlieferten Handschriften, in denen das M. R. überliefert wurde (mit deutlichem Schwerpunkt im . Jh.). Damit ist dieses vor allem im wettinischen Raum, in Böhmen, Schlesien, Mähren und Altpreußen gelesene Werk das am weitesten verbreitete dt. Stadtrechtsbuch des MA. Es wurde zwischen und verfasst. Diese zeitliche Eingrenzung ergibt sich aus der Datierung der Zwickauer Krämerordnung und der ältesten datierten Handschrift in obersächsischer Sprache, die heute in Wien aufbewahrt wird (ÖNB, Cvp ). Möglicherweise ist das M. R. auch älter; dies lässt sich u. a. durch die Nichtnennung der → Goldenen Bulle von und frühe Datierungen jüngerer Redaktionen annehmen. Die unterschiedlichen Fassungen des M. R. werden zur Darstellung der Verbreitung der Handschriften anhand inhaltlicher Kriterien in vier Klassen (A–D) geschieden (siehe dazu die Arbeiten von
. Hälfte . Jh. Weizsäcker). Allerdings geht man davon aus, dass sich unter den überlieferten Textzeugen nicht die ursprüngliche Handschrift be ndet. Oppitz (, S. ) nimmt an, dass eine Wolfenbütteler Handschrift (HAB Cod. Guelf. . Aug. fol.) in sieben Büchern mit Reimnachwort, von einem Ulrich Lowe geschrieben, am ehesten die ursprüngliche Handschrift widerspiegeln könnte. Die verschiedenen Fassungen des M. R. sind in bis Bücher unterteilt und diese wiederum in Kapiteln und distinctiones (Ausscheidungen). Es werden Gegenstände erörtert und gegenübergestellt aus dem Familien- und Erbrecht sowie dem Hausverkauf und der Hausvermietung; hinzu kommen Bestimmungen zum Umgang mit Tieren, mit Pfand- und Bürgschaft, zum Prozessrecht, Judenrecht, Strafrecht, zur Weichbildverfassung/städtische Verfassung und zu Gegenständen, die die Verfassung des Reiches betreffen. Im Vorwort nennt der Verfasser «kaiserliche Bücher», das Landrecht des Sachsenspiegels, Weichbildbücher und geistliche Bücher als seine Quellen. Tatsächlich stellt das Landrecht des Sachsenspiegels → Eikes von Repgow neben der älteren Redaktion des → Stadtrechts von Goslar die wichtigste Grundlage für das M. R. dar (daher der durch Lauhn [] gebildete Titel des Werkes: Vermehrter Sachsenspiegel). Hinzu treten Mitteilungen der Magdeburger Schöffen, Privilegien für Juden (von , und ), Entlehnungen aus dem → Zwickauer Rechtsbuch und dem kanonischen Recht. Allerdings lassen sich die unmittelbaren Quellen, aus denen der Verfasser schöpfte, nur selten nachweisen. Drei Handschriften des M. R. wurden durch ein in Preußen entstandenes Lehnrecht in distinctiones ergänzt, das nach dem Vorbild des glossierten SachsenspiegelLehnrechts (→ Eike von Repgow) und des Magdeburger Dienstrechts erarbeitet wurde. Etwa zur gleichen Zeit treten Übertragungen des M. R. vom Dt. ins Tschechische auf (erste bekannte Handschrift von , insgesamt tschechischen Handschriften). Handschriften enthalten ein zum Ende des . Jh. erschaffenes Reimnachwort. Teile des M. R. wurden in jüngere Rechtstexte entlehnt, z. B. von dem Verfasser des → Elbinger Rechtsbuches, von Walther → Ekhardi (Neun Bücher des Magdeburger Rechts), Johannes → Rothe (Eisenacher Rechtsbücher), → Bernhard von Peisern (Posener Rechtsbuch) u. a. m.
. Hälfte . Jh. Ü: Zur Überlieferung – zu der in den letzten Jahren neue Textzeugen hinzugekommen sind – siehe neben online: handschriftencensus.de vor allem Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Köln/Wien , Bd. , S. –, f.; Bd. , Nr. , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , –, , –, , , a, , , , , , ,–, ,, , , , , , , , , , , , , , ( Hss.) sowie die Nachträge von Oppitz in: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. , Nr. a; () S. f., Nr. , a und a; () S. und . – Ders.: Fragmente dt. Rechtstexte des MA im Harzgebiet. In: Harz-Zs. / () S. –. – Glossen zum Sachsenspiegel-Landrecht. Buch’sche Glosse.Hg. v. Frank-Michael Kaufmann (MGH Fontes iuris, NS VII,). Hannover , S. , Nr. . – Andreas Petter: Ma. Stadtbücher und ihre Erschließung. Grundlagen und Gestaltung quellenkundlicher Arbeiten zur mitteldt. Überl. In: Sachsen und Anhalt. Jb. der Hist. Kommission für Sachsen-Anhalt (/) S. –, bes. S. mit Anm. . – Gunhild Roth: Meißner Recht in Leobschütz. Einige Beobachtungen zu den Hss. Oppitz und Oppitz . In: Lit. – Gesch. – Literaturgeschichte. Beitr. zur mediävistischen Literaturwiss. FS Volker Honemann. Hg. v. Nine Miedema/Rudolf Suntrup. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Ralf G. Päsler: Deutschsprachige Sachlit. im Preußenland bis . Unters. zu ihrer Überl. (Aus Archiven, Bibliotheken und Museen Mittel- und Osteuropas ). Köln u. a. , S. , –, –, , –, . – Das M. R. Hist. Kontext, linguistische Analyse, Edition. Hg. v. Vladimír Spáˇcil/ Libuˇse Spáˇcilová. Olomouc . – R. G. Päsler: Von Königsberg nach Berlin und anderswohin. Zu den ma. Hss. des ehem. Königsberger Staatsarchivs. In: Manuscripta germanica. Deutschsprachige Hss. des MA in Bibliotheken und Archiven Osteuropas. Hg. v. Astrid Breith u. a. (ZfdA. Beiheft ). Stuttgart , S. –. – U.-D. Oppitz/Karl Ernst: Ein Fragm. des Meißner Rechtsbuches im Stadtarchiv Pößneck. In: Zs. für thüringische Gesch. () [im Druck]. A: Johann Ehrenfried Böhme (Hg.): Nachricht von einigen Codicibus des ehemaligen durch ganz Schlesien üblich gewesenen Land
Meißner Rechtsbuch Rechtes. In: Ders.: Diplomatische Beitr. zur Unters. der Schlesischen Rechte und Gesch. Berlin –, Bd. I/, S. –; Bd. I/, S. –; Bd. I/, S. –; Bd. I/, S. –; Bd. II/, S. –. – Die Vorrede der Distinctionen oder des vermehrten Sachsenspiegels nebst der Einleitung und den vier ersten Capiteln des ersten Buches. Hg. v. August F. H. Geyder. Breslau . – Das Rechtsbuch nach Distinctionen. Nebst einem Eisenachischen Rechtsbuch. H. v. Friedrich Ortloff. Jena (Nachdr. Aalen ). – Gerhard Eis: Das Reimnachwort im M. R. In: Hans-Curt Claußen: Das Freisinger Rechtsbuch (Deutschrechtliches Arch. ). Weimar , S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Bern/München , S. –). – Das M. R. Hist. Kontext, linguistische Analyse, Edition. Hg. v. Vladimír Spáˇcil/ Libuˇse Spáˇcilová. Olomouc . L: Dietlinde Munzel, HRG () Sp. –. – Helgard Ulmschneider, VL () Sp. –. – Bernhard F. R. Lauhn: Entdeckte Wahrheit von dem sogenannten Sächsischen LehnRechte, als einer Slg. gemeiner teutscher Lehns-Gewohnheiten. In: Juristisches Wochenbl. () Stück . – Ernst Theodor Gaupp: Das schlesische Landrecht oder eigentlich Landrecht des Fürstentums Breslau von , an sich und in seinem Verhältnis zum Sachsenspiegel dargestellt […]. Leipzig , S. –. – Otto Göschen: Die Goslarischen Statuten mit einer systematischen Zusammenstellung der darin enthaltenen Rechtssätze u. Vergleichung des Sachsenspiegels und vermehrten Sachsenspiegels. Berlin . – Eduard Hase: Ueber eine auf dem Stadtarchive zu Altenburg be ndliche Hs. des Rechtsbuches nach Distinctionen. In: Mittheilungen der Geschichts- und Alterthumsforschenden Ges. des Osterlandes in Altenburg () S. –. – Otto Stobbe: Gesch. der dt. Rechtsquellen. Bd. . Leipzig (Nachdr. Aalen ) S. –. – Emil Steffenhagen: Dt. Rechtsquellen in Preussen vom XIII. bis zum XVI. Jh. Leipzig , S. f., f. – Richard Schröder: Lehrbuch der dt. Rechtsgesch. Leipzig (Berlin u. a. ). – Hans Planitz: Das Zwickauer Stadtrechtsbuch. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Wilhelm Weizsäcker: Zur Gesch. des M. R. in Böhmen und Mähren. In: ebd. () S. –. – Günther Ullrich: Zu den Quellen des M. R. In: H.-C.
Magdeburg-Breslauer systematisches Schöffenrecht Claußen: Das Freisinger Rechtsbuch (Deutschrechtliches Arch. ). Weimar , S. –. – Theodor Goerlitz: Das Rechtsbuch der Stadt Posen. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –, hier S. f. – Johann Werner Niemann: Das M. R. in Krakau. In: Die Burg. Vierteljahresschr. des Inst. für Dt. Ostarbeit in Krakau () S. –. – Ders.: Die Warschauer Hs. des M. R. In: ebd. () S. –. – W. Weizsäcker: Die Verbreitung des M. R. im Osten. In: Dt. Arch. für Landes- und Volksforschung () S. –. – Zwickauer Rechtsbuch. Unter Mitarbeit von H. Planitz bearb. v. G. Ullrich (Germanenrechte NF Abt. Stadtrechtsbücher ). Köln . – G. Ullrich: Zur Gesch. des M. R. In: Forschungen und Fortschritte () S. –. – Marianne Herdlitschka: Das Zwickauer Rechtsbuch als Vorlage zum M. R. Diss. masch. Würzburg . – Eisenacher Rechtsbuch. Bearb. v. Peter Rondi (Germanenrechte NF Abt. Stadtrechtsbücher ). Weimar , S. XXV–XXVIII. – Guido Kisch: Über Reimvorreden dt. Rechtsbücher. In: Nd. Mitt. () S. –, hier S. , . – Volker Zimmermann: Die Entwicklung des Judeneids. Unters. und Texte zur rechtlichen und sozialen Stellung der Juden im MA. Bern u. a. , S. –. – H. Ulmschneider: Die Rezeption dt. kanonistischer Lit. durch ma. Rechtsbücher. Zur Wirkungsgesch. der Rechtssumme Bruder Bertholds und des Buchs der Tugenden. In: Die Rechtssumme Bruder Bertholds. Unters. Bd. . Hg. v. dems./Marlies Hamm (TTG ). Tübingen , S. –. – U.-D. Oppitz: Das M. R. In: Wirkungen europäischer Rechtskultur. FS Karl Kroeschell. Hg. v. Gerhard Köbler. München , S. –. – Ders.: Das M. R. In: Sächsische Justizgesch. Bd. : Rechtsbücher und Rechtsordnungen in MA und früher Neuzeit (Schriftenreihe des Sächsischen Staatsministeriums der Justiz). Leipzig , S. –. – Margit J. Smith/Jim Bloxam: Das M. R. der Bayerischen Staatsbibl. in München. Ein Teil des Projekts zum ma. Beutelbuch. In: Einband-Forschung () S. –. – L. Spáˇcilová: Wer ist der Schreiber des jüngsten Olmützer Ms. vom M. R.? Ein Beitr. zur Unters. der frühnhd. Rechtsquellen. In: Historia vero testis temporum. FS Václav Bok. Hg. v. dems. u. a. (Schr. zur diachronen Sprachwiss. ). Wien , S. –. – Dies.: Eigennamen im M. R. In: Wie wir sprechen und schreiben. FS Helmut Glück. Hg. v. Wieland Eins/Friederike Schmöe. Wiesbaden , S. –. –
. Hälfte . Jh.
Dies.: Der tschechisch-dt. Bilingualismus und eine tschechische Übersetzung des M. R. aus den Jahren –. In: Brücken. Germanistisches Jb. () S. –. – Rolf Lieberwirth/Heiner Lück: Der Sachsenspiegel und verwandte Rechtsbücher in der Markgrafschaft Meißen. In: Sachsenspiegel: Die Dresdner Bilderhandschrift Mscr. Dresd. M . Vollständige Faks.-Ausg. im Originalformat der Hs. aus der Sächsischen Landesbibl. – Staatsund Universitätsbibl. Dresden. Aufsätze und Unters. Hg. v. H. Lück (Codices selecti ). Graz , S. –. – Libuˇse Spáˇcilová: Dt. Rechtstexte als Quelle pragmatischer Schriftlichkeit im MA und in der Frühen Neuzeit. In: Fachtexte des SpätMA und der Frühen Neuzeit. Tradition und Perspektiven der Fachprosa- und Fachsprachenforschung. Hg. v. Lenka Vaˇnková (Lingua Historica Germanica ). Berlin/Boston , S. –. DB/MM Magdeburg-Breslauer systematisches Schöffenrecht (auch nur: Systematisches Schöffenrecht). – Breslauer Rechtsbuch, –. Im M.-B. s. S. sind durch den Breslauer Rat bzw. in dessen Auftrag Magdeburger Schöffensprüche und Rechtsmitteilungen, das MagdeburgischBreslauer Recht von , und sowie weitere Privilegien für die Stadt Breslau zusammengestellt und einer vom römisch-kanonischen Recht unabhängigen Systematik unterworfen worden; fünf Bücher sind verzeichnet: . De consulibus bzw. De senatoribus (behandelt die städtische Verfassung Breslaus), . De scabinis et de iudice (behandelt in zwei Abteilungen die Gerichtsverfassung und das Prozessrecht, geschieden nach Schöffen und Richter), . De vulneribus, homicidiis et iniuriis (behandelt in der ersten Abteilung die Lehre von den Klagen und in der zweiten Rechtsverletzungen im Allgemeinen), . De resignationibus, dotalitiis, devolutionibus et tutoribus (behandelt in der ersten Abteilung den Umgang mit Erbgütern in Eheverträgen und in der zweiten das Erbund Vormundschaftsrecht), . Iura communia (behandelt allgemeine Rechtsgrundsätze). Eingeleitet wird das Werk durch die lat. Bestätigungsurkunde Herzog Heinrichs IV. Probus von Schlesien (–) vom .. für das gut zwei Jahrzehnte zuvor an Breslau verliehene Magdeburger Recht (). Auch das Incipit der fünf Bücher ist in lat.
. Hälfte . Jh. Sprache formuliert, während die Artikelüberschriften (bzw. Kapitelüberschriften) und der Haupttext in Mitteldt. gehalten sind. Nach Laband () ist ungewiss, ob das M.-B. s. S. von den Ratsherren und Schöffen Breslaus nur im Gebrauch war oder ob diese ihm auch Rechtskraft verliehen haben (wie dem Unsystematischen Schöffenrecht, einer Vorstufe des M.-B. s. S.). Laband hält letztere Annahme für «sehr wahrscheinlich» (S. XXIX), denn spätestens im Breslau des . Jh. wird das M.-B. s. S. «Stadtrecht» genannt. Über den oder die Verfasser liegen keine Informationen vor; aus dem aufgenommenen Material geht hervor, dass das M.-B. s. S. nach und vor abgefasst worden sein muss. In die acht bekannten Handschriften des M.-B. s. S. wurden Korrekturen und Ergänzungen eingearbeitet; insbesondere die Teschener Handschrift enthält neue Artikel im Vergleich zu den älteren Breslauer Handschriften mit Artikeln – um wird das M.-B. s. S. auf Artikel erweitert. Das M.-B. s. S. war Vorbild für bedeutende nachfolgende Rechtstexte, so für den → Alten Kulm, dem wichtigsten preußischen Rechtsbuch im ausgehenden MA, den Rechten Weg Kaspar → Popplaus, in dem das M.-B. s. S. als Breslauer Stadtrecht bezeichnet wird, für Breslauer Statuten aus dem . Jh. und das → Glogauer Rechtsbuch (Landrecht). Ü: Wrocław, Archiwum Pa´nstwowe, Akta miasta Wrocł. J (Perg., . Jh., mitteldt., Provenienz: Breslau). – Ebd., J (Pap., ./ . Jh., mitteldt.). – Breslau, Staatsarch., ohne Signatur (Pap., Anfang . Jh., mitteldt., Provenienz: Breslau); verschollen (Abschrift des . Jh. in: Berlin, SBB, Nachlass Homeyer Ms. KV). – ´ aska, Katówice, Biblioteka Sl ˛ DD IV (Pap., ca. , mitteldt., Provenienz: Teschen [Teschener Rechtsbuch]). – Praha, Knihovna Josefa Dobrovského, MS d . ( s) (Perg., . Jh., mitteldt.). – Praha, Knihovna Národního muzea, VII D (Pap., /, mitteldt., Provenienz: Breslau, Augustiner-Chorherrenstift St. Marien auf dem Sande). – Verschollene Hs. des Johann Heinrich Conrad, ehemals Rat des Herzogs von Oels, dann in den Diensten der Lichtensteiner (Pap., ). – Verschollene Hs. des Matthias Machner, Sekretär der Stadt Breslau (Pap., ). A: Johann Ehrenfried Böhme: Diplomatische Beyträge zur Unters. der schlesischen Rechte und Gesch. Tle. /–. Berlin /. –
Closener Das M.-B. s. S. aus der Mitte des XIV. Jh. Hg. v. Paul Laband. Berlin (Nachdr. Aalen ). Zum Vergleich mit den Magdeburger Rechtstexten siehe die Konkordanz bei Friedrich Ebel (Hg.): Magdeburger Recht. Bd. : Die Rechtsmitt. und Rechtssprüche für Breslau. Tl. : Die Quellen von bis (Mitteldt. Forschungen / .). Köln u. a. , S. XXIX–XXXIV (zum M.B. s. S. siehe S. XI–XX). – Für einen Vergleich mit den Magdeburger Sprüchen: Najstarsze Staropolskie tłumaczenie ortyli Magdeburgskich […]. Bde. Hg. v. Józef Reczek/Wacław Twardzik. Wrocław u. a. /. L: Hellmut Rössler/Günther Franz: Sachwb. zur dt. Gesch. München , Sp. . – Ulrich-Dieter Oppitz, VL () Sp. –. – Georg Bobertag: Die Rechtshss. der Stadt Breslau. In: Zs. des Ver. für Gesch. und Alterthum Schlesiens () S. –. – Wilhelm Weizsäcker: Die Rechtsmitteilung Breslaus an Olmütz. In: FS Otto Peterka. Hg. v. Franz Laufke. Brünn u. a. (Nachdr. Frankfurt/M. ) S. –. – Theodor Goerlitz: Die Breslauer Rechtsbücher des . Jh. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Frantiˇsek Hoffmann: Neznámý Vratislavský rukopis mìstkých práv. In: Studie o rukopisech () S. –. – F. Ebel: Aufzeichnungen von Ratsurteilen und Schöffensprüchen im Lübecker und Magdeburger Rechtskreis. In: Judicial Records, Law Reports and the Growth of Case Law. Hg. v. John Hamilton Baker. Berlin , S. –. – U.-D. Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Köln/ Wien , Bd. , S. f.; Bd. , Nr. , –, , , , , . DB/MM Closener, Fritsche (auch: Klosener), † zwischen und . – Geistlicher, Lehrer, Beamter der Stadt Straßburg, Verfasser eines lat.-dt. Wörterbuchs, einer der ältesten Chroniken in dt. Sprache und einer lat. Gottesdienstordnung. Der Sohn des Straßburger Bürgers Sifrid – die Mutter hieß Greta, geb. Sporer, lebte als Witwe noch – wurde «custos» am Marienaltar im Straßburger Münster (der Anstellungsbrief vom .. ist erhalten), der der Dombauhütte («unser frowen wergk») gehörte; C. war somit Geistlicher und städtischer Beamter. Am .. ist er als «capellanus» desselben Altars belegt. Der Nachfolger im Amt war ab Johannes Gabriel. Ab
Closener ist C. als Pfründner am Hauptaltar der Katharinenkapelle, als «summisarius» bezeugt. Über seine Ausbildung und seinen Werdegang vor Mitte des . Jh. ist nichts bekannt. C., der vor seiner kirchlichen Tätigkeit wahrscheinlich an Lateinschulen in Straßburg unterrichtet hatte, verfasste – vermutlich vor oder parallel zur Chronik ein lat.-dt. Vokabular. Es enthält ausschließlich Nominalwortschatz (Substantive, Adjektive, Namen), der weitgehend alphabetisch sortiert ist. Zum Zweck der Vermittlung der Bedeutung und der Bedeutungsunterschiede der lat. Lemmata sind diesen einzelne dt. Wörter, dt. oder lat. Worterklärungen, zum Teil auch lat. Merkverse an die Seite gestellt. Es überwiegen die einfachen lat.-dt. Wortgleichungen. Die zu erklärenden Wörter stammen vorwiegend aus spezi schen Sachbereichen (P anzen, Tiere, Steine, Geographie). Quellen des Vokabulars waren verschiedene Sachglossare, darunter möglicherweise der Vocabularius optimus des Johannes → Kotman und das → Summarium Heinrici. C. ist auch Verfasser einer abgeschlossenen, in großen Teilen auf → Martin von Troppau und → Ellenhard beruhenden Chronik. Sie enthält neben einer Papst-Kaiser-Chronik, die sich auch auf die sog. Erste Bairische Fortsetzung der → Sächsischen Weltchronik stützt, die Geschichte der Bischöfe von Straßburg bis und zeitgenössische Notizen zum Geschehen in Straßburg (u. a. Bürgerkämpfe, Judenverfolgungen, Pest, Geißlerzüge). Selbstständige Nachrichten bringt sie vor allem für die Zeit von bis . Die äußerst knapp gehaltene Papstgeschichte reicht von Christus bis Clemens V., der im März Avignon zum neuen Sitz der Päpste bestimmte, die Kaiserchronik von Julius Caesar bis zur Krönung → Karls IV. (). Die ausführlicheren Einträge ab → Friedrich II. verdanken sich vor allem dem Chronicon Ellenhardi. Das Zentrum der Geschichte des Bistums Straßburg, die rund die Hälfte der Chronik ausmacht, bildet C.s Übersetzung des Bellum Waltherianum, der den Kampf Bischof Walthers von Geroldseck (–) mit der Stadt Straßburg in den Jahren bis schildert. C. hat diese Übersetzung im Auftrag Johann Twingers, der Mitglied des Rats und mehrfacher «stettmeister» (, , ) war, vorgenommen – hundert Jahre nach den erfolgreichen Autonomiebestrebungen der Straßburger Bürgerschaft.
. Hälfte . Jh. Nach ausführlicher Verwendung des im EllenhardCodex (–) aufgezeichneten Textes, setzt C. die Bistumschronik für den Zeitraum von bis (Erwerb der Landgrafschaft Unterelsass durch Bischof Johannes II. von Lichtenberg [–]) durch selbstständigere Berichte fort. Den Abschluss der im Verwaltungsgebäude der Münsterfabrik aufbewahrten Chronik bildet – nach den nicht chronologisch geordneten Nachrichten über städtische Ereignisse – ein reichsgeschichtlicher Abschnitt, der von Philipp von Schwaben bis zur Wahl Rudolfs von Habsburg reicht. Vokabular wie Chronik C.s dienten Jakob → Twinger von Königshofen als Vorlage für sein Vocabularium de signi catione nominum (drei Autorfassungen, vermutlich , und ) bzw. seine Chroniken. Über Twinger hatte C.s Vokabular auch Ein uss auf den → Niger Abbas. Die als Nominalglossare konzipierten, fast ausschließlich auf den südwestdt. Raum beschränkten Vokabulare C.s und Twingers erlagen der Konkurrenz des in allen Schreibsprachregionen verwendeten → Vocabularius Ex quo, des verbreitetsten Wörterbuchs des SpätMA. Das vom Domkapitel genehmigte, in zwei Handschriften überlieferte Directorium chori C.s bietet eine umfassende Zusammenstellung der Zeremonien und liturgischen Gebräuche am Straßburger Münster. Die Chorordnung seines Vorgängers Baldulf war unvollendet geblieben. Ü: . Vokabular: Fs: Freiburg i. Ü./Fribourg, Bibl. des Franziskanerklosters, Cod. , r–v (Pap., [vgl. Bl. v], alemannisch, im Auftrag des Franziskanerprovinzials Friedrich von Amberg von einem Schreiber namens Gregorius in Freiburg i. Br. geschrieben [vgl. Bl. v]). – DnG/L: Leipzig, UB, Ms. (aus vier Faszikeln zusammengebunden, I: Bl. –, II: Bl. –, III: Bl. –, IV: Bl. –), r–v (Pap., letztes Viertel . Jh., alemannisch-südrheinfränksiches Übergangsgebiet [linksrheinisch], Franziskanerkloster Würzburg [?]). – Ss: Schlettstadt/Sélestat, StB, Ms. (olim ), r–r (Pap., Ende . Jh. [Bl. r–r] und . Jh. [Bl. r/v, v–v, elsässisch). – Ss: Ebd., Ms. (olim ), r–r (Pap., mehrere Hände vom Ende des . bzw. des beginnenden . Jh., elsässisch). – Straßburg, StB, Cod. B , – (Pap.; verbrannt). – Ebd., Cod. B , C.s Wb. am Ende der Hs. auf Bll. (Pap.; verbrannt). – Ebd., Cod. B (Pap., . Jh., aus dem
. Hälfte . Jh. Johanniterkloster Schlettstadt; verbrannt). – Wü: Würzburg, Bibl. des Franziskanerklosters, Cod. I , r–r (Pap., (vgl. Vermerk des Schreibers Johannes Sintram OFM [Bl. vb]: «scriprum anno in esslingen», ostfränkisch mit oberrheinischen Relikten). Register zum Vokabular: Mitüberlieferung im Freiburger (ra–vb) und im Schlettstädter Codex (ra–va). – Uppsala, UB, C , ra–rb (Twinger-Fragm., um von Georius Saßbach in Swelwigerhem geschrieben). – Rom, Bibl. Vat., cod. Pal. lat. , ra–vb (um ; im Anschluss an einen Vocabularius Ex quo). Vgl. Kirchert/Klein , Bd. , S. *–*. – http://www.handschriftencensus.de/werke/. . Chronik: Paris, Bibl. Nationale, Ms. allem. . Vgl. http://www.handschriftencensus.de/werke/. . Directorium chori: Melk, Benediktinerabtei, Bibl., cod. (olim ). – Schlettstadt/Sélestat, StB, cod. . A: Vokabular: Die Vokabulare von F. C. und Jakob Twinger von Königshofen. Hg. v. Klaus Kirchert zusammen mit Dorothea Klein. Bde. (TTG –). Tübingen (vgl. dazu: Reiner Hildebrandt, ZfdA [], H., S. –; Claude Lecouteux, Etudes germaniques [] Nr. , S. f.). – Chronik: Adam Walther Strobel: Strassburgische Chron. In: Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart . Straßburg [], S. – (urn:nbn:de:bsz:-digilib-). – F. C.s Chron. . In: Die Chron. der oberrheinischen Städte. Straßburg. Erster Bd. Hg. v. Carl Hegel (Chron.dt.St. ). Leipzig (Nachdr. Göttingen ) S. –. L: Harry Gerber, NDB () S. f. – Gisela Friedrich/Klaus Kirchert: F. Klosener. In: VL () Sp. –; () Sp. . – Karl Schnith, LexMA () Sp. . – Veronika Feller-Vest, HLS () S. . – Norbert H. Ott/Dorothea Klein, Killy () S. –. – Aloys Schulte: C. und Königshofen. Beitr. zur Gesch. ihres Lebens und der Entstehung ihrer Chron. In: Straßburger Stud. () S. –. – Franz Jostes: F. C.s und Jacob Twingers Vocabularien. In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins , NF () S. –. – Margarethe Neumann: Die sog. ‹Erste Bair. Fortsetzung› der Sächsischen Weltchron. und ihre Beziehungen zum Oberrhein. Diss. Greifswald . – Gerhardt
Closener Powitz: Zu dem Glossar des Straßburger Chronisten F. C. In: ZfdPh () S. –. – Klaus Grubmüller: Vocabularius Ex quo. Unters. zu lat.dt. Vokabularen des SpätMA (MTU ). München , S. – u. ö. – K. Kirchert: ‹Vocabularium de signi cacione nominum›. Zur Erforschung spätma. Vokabularlit. In: La Lexicographie au moyen âge. Hg. Claude Buridant. Lille , S. –. – Heinrich Hänger: Mhd. Glossare und Vokabulare in schweizerischen Bibliotheken bis (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. Völker []). Berlin/New York , S. f. – G. Powitz: Zur Überl. des C.-Glossars. In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins /NF () S. –. – Franz Ho nger: Stud. zu den dt. Chron. des F. C. von Straßburg und des Jakob Twinger von Königshofen. Diss. München . – K. Kirchert: Text und Kontext. Zu den «Wörterbüchern» von F. C. und Jakob Twinger von Königshofen. In: Brüder-Grimm-Symposion zur Hist. Wortforschung. Beitr. zu der Marburger Tagung vom Juni . Hg. v. Reiner Hildebrandt/Ulrich Knoop (Hist. Wortforschung ). Berlin/New York , S. –. – Dieter Mertens: Der Straßburger Ellenhard-Cod. in St. Paul im Lavanttal. In: Geschichtsschreibung und Geschichtsbewußtsein im späten MA. Hg. v. Hans Patze (Konstanzer Arbeitskreis für Ma. Gesch.: Vorträge und Forschungen ). Sigmaringen , S. –, bes. S. –. – D. Klein: Ad memoriam rmiorem. Merkverse in lat.-dt. Lexikographie des späteren MA. In: Überlieferungsgeschichtliche Editionen und Stud. zur dt. Lit. des MA. Hg. v. Konrad Kunze u. a. (TTG ). Tübingen , S. –. – Robert Damme: Zur Herkunft des volkssprachigen Wortguts in den dt.lat. Vokabularen des SpätMA. In: Franco-Saxonica. Münstersche Stud. zur ndl. und nd. Philologie. Jan Goossens zum .Geburtstag. Hg. von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Ndl. Seminars und der Nd. Abt. des Germanistischen Inst. der Westfälischen Wilhelms-Univ. und der Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens. Redaktion: R. Damme u. a. Neumünster , S. –. – D. Klein: Zur Praxis des Lateinunterrichts: ‹Versus memoriales› in lat.-dt. Vokabularien des späten MA. In: Latein und Volkssprache im dt. MA –. Regensburger Colloquium . Hg. v. Nikolaus Henkel/N. F. Palmer. Tübingen , S. –. – K. Kirchert: Städtische
Gallus von Prag Geschichtsschreibung und Schulliteratur. Rezeptionsgeschichtliche Stud. zum Werk von F. C. und Jakob Twinger von Königshofen (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden . – Rolf Sprandel: Chronisten als Zeitzeugen. Forschungenen zur spätma. Geschichtsschreibung in Deutschland (Kollektive Einstellungen und sozialer Wandel im MA NF ). Köln u. a. , S. –. – Norbert Warken: Ma. Geschichtsschreibung in Straßburg. Stud. zu ihrer Funktion und Rezeption bis zur frühen Neuzeit. Diss. Saarbrücken , S. –. – Susanne Schedl: Straßburg als Literaturstadt. Ein Grundriß in literarhist. Längsschnitten. Diss. München , S. – u. ö. – Harald Tersch: Unruhe im Weltbild. Darstellung und Deutung des zeitgenössischen Lebens in deutschsprachigen Weltchron. des MA. Köln u. a. , S. – u. ö. – Markus Müller: Die spätma. Bistumsgeschichtsschreibung. Überl. und Entwicklung. Köln u. a. , S. f. – Johannes Grabmayer: Zwischen Diesseits und Jenseits. Oberrhein. Chroniken als Quellen zur Kulturgesch. des späten MA. Köln u. a. , S. – u. ö. – Bernhard Schnell: Würzburg und die dt. Sachlit. im SpätMA. In: Würzburg, der Große Löwenhof und die dt. Lit. des SpätMA. Hg. v. Horst Brunner (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , –, hier S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . BJ Gallus von Prag (auch: Gallus Pragensis, Gallus de Summo Monte, Gallus de Monte Sion [Syon], Gallus de Hradecz Reginae, Havel ze Strahova, Havel von Strahov), * frühes . Jh. Königgrätz (?), † nach . – Arzt, Autor medizinischer Schriften. G.s Leben ist nur partiell historisch belegbar. Die Forschung hat verschiedentlich ein Studium G.s in Paris vermutet. war er erzbischö icher Vikar im Kreis Königgrätz. Er hatte außerdem ein Kanonikat in Strahov inne, wo er auch Eigentümer eines Weinbergs war. Seit / betreute G. als Leibarzt Kaiser → Karl IV., dem er auch als Rat diente. Daneben lehrte G. möglicherweise als Medizinprofessor an der Prager Universität und betätigte sich als Astronom. Seine ärztliche Tätigkeit scheint er auch noch unter Wenzel ausgeübt zu haben, der Karl als König nachfolgte. G. starb also vermutlich erst nach Karls Tod . In einer regelrechten Legendenbildung dichtete man G. im späten MA sogar ein Alter von Jahren an.
. Hälfte . Jh. G. werden vor allem medizinische Schriften in lat. Sprache – vereinzelt mit landessprachigen Einsprengseln – zugeschrieben. Besondere Bedeutung wird darunter den Pestschriften zugesprochen. Die größte Verbreitung erlangte der Sendbrief Missum imperatori, dessen Verfasserschaft bis heute unbestritten ist. Der an Karl IV. gerichtete Text wurde in Prag geschrieben. Er enthält acht Regeln gegen die Pest in insgesamt Abschnitten. Als inhaltliche Vorbilder gelten der → Brief an die Frau von Plauen und der → Sinn der höchsten Meister von Paris, aus denen der Text Empfehlungen übernimmt. Charakteristisch ist neben G.s Ausführungen zum Aderlass auch seine konzise Sprache. Das Missum imperatori erfuhr eine breite Überlieferung in lat. und dt. Sprache. Die mehr als dt. Texte werden von der Forschung in vier Fassungen eingeteilt, die sich u. a. im Umfang unterscheiden. Ein lat. Pestregimen G.s mit deutschsprachiger Ergänzung ist in einer Breslauer Handschrift von um erhalten. Der Text gilt als frühes Beispiel für die Auffassung von der Pest als ansteckender Krankheit. Eine weitere Pestschrift (Tractatus de apostematibus pestilentialibus) wird G. in einem Berliner Codex fälschlich zugeschrieben. Tatsächlich stammt der Text aber aus dem Theriak-Pesttraktat des → Christian von Prachatitz. G. verfasste außerdem ein Regimen sanitatis ad Carolum Imperatorem. Das Werk dürfte zu G.s Zeit als Leibarzt Karls entstanden sein und enthält Gesundheitsregeln für den Kaiser. Bei Sigmund → Albich ndet sich ein lat. Rezept G.s für Aquavit. Der Text beruht auf → Kaiser Karls Latwerge und ist in zwei Handschriften auch dt. überliefert. Ebenfalls in einem Albich-Codex sind medizinische Rezepte für König Wenzel erhalten. Weiterhin wird G. ein Harntraktat (Tractatus urinarum) zugesprochen. Als unsicher gilt G.s Autorschaft einer Abhandlung über Wässer, die möglicherweise zur Herstellung von Aquavit dienen sollte. In einer weiteren Handschrift wird eine kurze Prophezeiung auf (Vaticinium de regno Bohemiae) einem Magister und Astronomen namens G. zugeschrieben, den man verschiedentlich mit G. v. P. identiziert hat. Eine Rezeption von G.s Werk wird u. a. bei Sigmund Albich, Jakob Engelin, Gerhard Hohenkirche, Meister Konrad und Johann Weier vermutet. Die neuere Forschung hat vor allem G.s Missum imperatori als wirkmächtige Pestschrift gewürdigt. Ü: Zur Überl. insges. vgl. Keil und Spunar (beide s. Lit.). – . Missum
. Hälfte . Jh. imperatori: Über Hss. sind bekannt, darunter mehr als in dt. Sprache. – Verz. bei WerthmannHaas (s. Lit.). . Lat. Pestregimen: Breslau, UB, cod. I Q. , r (um ). . Regimen sanitatis ad Carolum Imperatorem: Schloss Nelahozeves, Roudnická lobkowická knihovna, Sign. VI Fc , adlig. (früher Raudnitz, Lobkowitzsche Bibl.), S. (. Jh.). . Tractatus urinarum: Prag, Nationalbibl., cod. XVII D , r–r (–). . Aquavit-Rezept: München, BSB, clm , v–r (. Jh., lat.). – Heidelberg, UB, cpg , v (. Jh., dt.). – Stuttgart, LB, cod. Donaueschingen E I , S. f. (dt.). . Abh. über Wässer: St. Paul im Lavanttal, Stiftsbibl., cod. / (früher ..), r–v. . Vaticinium de regno Bohemiae: Leiden, UB, cod. Vossianus chym. Q. , v (. Jh.). – Prag, Nationalbibl., cod. IV G. , Vorderdeckel (. Jh.). . Rezepte für König Wenzel: München, BSB, clm , r (. Jh.). A: . Missum imperatori: Sudhoff / (s. Lit.). – Sudhoff /–/ (alle s. Lit.). – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. . Leipzig , S. f. (Teilausg.). – Eis (s. Lit.). – Rutz (s. Lit.). – Werthmann-Haas (s. Lit.). . Regimen sanitatis ad Carolum Imperatorem: Vitae Vivendae Ratio in Gratiam Caroli Quarti a Magistro Gallo Medico, et Mathematico Conscripta. Hg. v. Franciscus Müller. Prag . . Aquavit-Rezept: Eis (s. Lit.; dt. Fassung). – Weitz (s. Lit.; lat.). . Vaticinium de regno Bohemiae: Codices Vossiani chymici. Hg. v. Petrus C. Boeren. Leiden , S. . L: Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. XIV, . – Ders., LexMA () Sp. f. – K. Sudhoff: Ein weiteres dt. Pest-Regiment aus dem . Jh. und seine lat. Vorlage, das Prager Sendschreiben ‹Missum Imperatori› vom Jahre . In: Arch. für Gesch. der Medizin (/) S. –. – Ders.: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des ‹Schwarzen Todes› . In: ebd. (/ ) S. –, –, hier S. –, –; (/) S. –, hier S. –, f.; (/) S. –, hier S. f.; (/) S. –, hier S. –; (/) S. f. –
Wilhelm von Lack Ders.: Ein neues Ms. des ‹Missum imperatori›. In: ebd. (/) S. . – Gerhard Eis: Nachr. über zwei medizinische Sammelhss. aus Augsburg. In: ebd. () S. –. – Ders.: Mitt. aus altdt. Hss. aus den Sudetengebieten. In: Stifter-Jb. () S. –. – Hans-Joachim Weitz: Albich von Prag. Eine Unters. seiner Schr. Diss. Heidelberg , S. –. – Andreas Rutz: Altdt. Übersetzungen des Prager ‹Sendbriefs› (‹Missum imperatori›). Diss. Bonn . – Heinz-Jürgen Bergmann: ‹Also das ein Mensch Zeichen gewun›. Der Pesttraktat Jakob Engelins von Ulm. Diss. Bonn , S. –. – Volker Gräter: Der Sinn der höchsten Meister von Paris. Stud. zu Überl. und Gestaltenwandel. Diss. Bonn , S. f., f. – Gloria Werthmann-Haas: Altdt. Übersetzungen des Prager ‹Sendbriefs› (‹Missum imperatori›). Pattensen (Neubearb. nach Rutz ). – Pavel Spunar: Repertorium Auctorum Bohemorum Provectum Idearum post Universitatem Pragensem Conditam Illustrans. Bd. . Breslau , S. –. – Bernhard Schnell: Prag und die Anfänge der dt. Pestlit. im MA. In: Deutschsprachige Lit. des MA im östlichen Europa. Forschungsstand und Forschungsperspektiven. Hg. v. Ralf G. Päsler/Dietrich Schmidtke. Heidelberg , S. –. – G. Keil: G. v. P. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Jana Nechutová: Die lat. Lit. des MA in Böhmen. Köln u. a. , S. f. MM Wilhelm von Lack (Lackh, Lag, Loick). – Oberkrainer Arzt, . Jh. W. v. L. verfasste einen therapeutischen Kurztraktat zum Harnstein. Der Provenienzname scheint sich laut Keil (VL, Sp. ) auf die Stadt ˇ Bischofslack in Krain zu beziehen (Skofja Loka, Slowenien). Darauf deutet sowohl die Überlieferung im Alpenraum als auch die von Ost nach West verlaufende Textausbreitung hin. Ü: Berlin, SBB, mgf , , ra (zweite Hälfte . Jh., alemannisch). – Einsiedeln, Stiftsbibl., Hs. , S. f. (, alemannisch). – Heidelberg, UB, cpg , v (nach , Abschrift von cpg ). – Ebd., cpg , v (Buch der Medizin Ludwigs V. von der Pfalz, Bd. , Heidelberg –). – Ebd., cpg , r (Slg. medizinischer und astronomischer Traktate, –, hochalemannisch). – Rom, Bibl. Nazionale Centrale, Cod. Vitt. Em. , r–v
Meister Lorenz ( [Bl. r], obd.). – Wien, ÖNB, Cod. , v–r (um , bair.). A: Henry E. Sigerist: Dt. medizinische Hss. aus Schweizer Bibliotheken. [I. Die Hs. der Einsiedler Stiftsbibl.]. In: Arch. für Gesch. der Medizin () S. –, hier S. f. – Klemmt (s. Lit.) S. f. (nach den Hss. in Wien und Rom). – Keil (s. Lit.) S. f. (nach cpg und cpg ). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der Österr. Nationalbibl. Bd. (Dt. Akad. der Wiss. zu Berlin. Veröff. des Inst. für dt. Sprache und Lit. ,). Berlin , S. f. – Gerhard Eis: Nachricht über eine altdt. Sammelhs. aus dem italienischen Kloster Farfa. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – Rolf Klemmt: Die ‹Kunst vom Blasenstein› W.s v. L. und einige andere Rezepte gegen Harnleiden von unbekannten Verfassern des MA. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – G. Keil: Zwei weitere Überlieferungen der ‹Kunst vom Blasenstein› Meister W.s v. L. In: ebd. () S. –. – Volker Zimmermann: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachlichen hsl. Kompendien des SpätMA (Ars medica IV, ). Stuttgart , S. . – Britta-Juliane Kruse: Verborgene Heilkünste. Gesch. der Frauenmedizin im SpätMA (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. []). Berlin/New York , S. . KR Ostbrabanter Theriaktraktat. – Pharmazeutisch-therapeutischer Pesttraktat, drittes Viertel . Jh. Die kurze Abhandlung dürfte im hochdt.-nd./ ndl. Grenzraum nach entstanden sein, dem Zeitpunkt des erstmaligen Ausbruchs der Pest auf deutschsprachigem Gebiet. Von den jüngeren Therapieverfahren, die sich in Pestschriften ab den er Jahren des . Jh. niedergeschlagen haben (→ Sinn der höchsten Meister von Paris, → Brief an die Frau von Plauen, → Gallus von Prag, → Christian von Prachatitz), hatte der Verfasser offensichtlich noch keine Kenntnis. Es ist daher von einer Abfassung des O. T. deutlich vor den anderen genannten Pestschriften auszugehen. Der Traktat hat drei Teile (Diagnostik, innerliche und äußerliche Therapie), auf die eine Schlussformel folgt. Bei der Diagnose bewertet der Verfasser die Schwellung der Lymphknoten als An
. Hälfte . Jh. zeichen einer Vergiftung, welche die Hautoberäche auftreibt. Die therapeutischen Maßnahmen sind Salbungen und anschließende orale Anwendungen. Das einzig verwandte Therapeutikum ist dabei Theriak («tyriaker»), eine im MA als universales Heilmittel eingesetze Mixtur. Ü: Köln, Hist. Arch. der Stadt, Best. (W) , rv (Perg., . Jh., ndl. [ostbrabantisch/niederrheinisch]). A: Holste (s. Lit.) S. . L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Willem Frans Daems: Boec van medicinen in Dietsche. Een middelnederlandse compilatie van medisch-farmaceutische literatuur (Janus Suppléments ). Leiden , S. . – Thomas Holste: Der Theriakkrämer. Ein Beitr. zur Frühgesch. der Arzneimittelwerbung (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. f. – Ders.: Vom Dosisproblem zum Arzneimittelbegleitschein. Wege der Vulgarisierung bei der Theriak-Diskussion. In: Med. Hist. Journal () S. –, hier S. . – Wolfgang Wegner: O. T. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Meister Lorenz. – Verfasser eines Therapieverfahrens zur Behandlung von Geschwüren, zweite Hälfte . Jh. Gemeinsam mit den Anweisungen zur Behandlung von Unterschenkelgeschwüren (Ulcus cruris) und tiefgehender Geschwüre wird nicht nur der Name des Urhebers («eyn meyster lorentz»), sondern auch dessen Berufstand («des keisers apoteker») überliefert. Hinzu kommt eine Herkunftsangabe, denn M. L. habe sein Verfahren «ze basel probiert», was mit oberalemannischen Formen des dt.lat. Mischtextes korreliert. Sollte die Berufsangabe korrekt sein, wäre M. L.’ Therapieplan das älteste bekannte schriftliche Zeugnis eines obd. Apothekers. Zudem legt der Text nahe, dass sich sein Verfasser als spätma. Pharmazeut auch auf dem Feld der praktischen Medizin betätigt hat. M. L.’ Heilverfahren ist dreiteilig: Versorgung des Geschwürumfeldes, Reinigung des Geschwürs und abschließende fördernde Maßnahmen zur Bildung des Granulationsgewebes sowie zur endgültigen Abheilung. Als therapeutische Mittel kommen Salben und Pulver zum Einsatz.
. Hälfte . Jh. Ü: Berlin, SBB, Mgf , r (Pap., spätes . Jh., alemannisch/lat./italienisch). Die dreisprachige Sammelhs. enthält neben medizinischen auch alchemistische, hauswirtschaftliche sowie technische Rezepte und Verfahren (u. a. von Peter → Unger). A: Gundolf Keil: «meister lôrenz, des keisers apotêker». Anmerkungen zur heilkundlichen Fachprosa dt. Apotheker des MA. In: Orbis pictus. Kultur- und pharmaziehist. Stud. FS WolfgangHagen Hein. Hg. v. Werner Dressendörfer u. Wolf-Dieter Müller-Jahncke. Frankfurt/M. , S. –. L: G. Keil, VL () Sp. f. – Ders.: Zur Frage der kurativ-konsiliarischen Tätigkeit des ma. dt. Apothekers. In: Perspektiven der Pharmaziegesch. FS Rudolf Schmitz. Hg. v. Peter Dilg. Graz , S. –. – Glenn Sonnedecker: Therapeutic counseling among medieval German pharmacists. In: Pharmacy in History () S. . – Wolfgang Wegner: M. J. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Johannes de Rupescissa (Jean de Roquetaillade, Giovanni di Rupescissa) OFM, Marcolès bei Aurillac, † um /. – Verfasser alchemistischer und prophetischer Schriften. J. stammte aus einer ritterbürtigen Familie aus der Auvergne. Ab etwa / studierte er in Toulouse Philosophie und schloss sich den Franziskanern an. In den folgenden Jahren erlebte er nach eigenen Angaben immer wieder religiöse, oft prophetische Visionen. Bis etwa setzte er seine Studien in Toulouse fort. Ab spätestens lebte er im Kloster Aurillac. Wahrscheinlich aufgrund seiner Visionen und kirchenkritischen Positionen wurde J. in Figeac inhaftiert. wurde ihm in Toulouse der Prozess gemacht. Er wurde der Häresie freigesprochen, aber bald darauf erneut festgenommen. / in Toulouse eingekerkert, brachte man ihn anschließend nach Rieux. / folgte ein weiterer Prozess in Avignon, wo J. sich auch vor Papst Clemens VI. rechtfertigen durfte. J. beharrte auf seiner Kritik am Klerus, wurde aber weiterhin nicht als Häretiker verurteilt. Trotzdem blieb er in Haft. Zuletzt ist J. schwer erkrankt im Kloster Avignon nachweisbar. Trotz seiner langjährigen Inhaftierung schuf J. ein umfangreiches lat. Werk, das nur partiell überliefert ist. J.s Texte enthalten u. a. apokalyptische
Johannes de Rupescissa Visionen, alchemistische Anweisungen und radikale Thesen zur Kirchen- und Ordensreform. J. wählte oft die Form der Prophetie, die bei ihm im Kontext eines detailliert ausgearbeiteten Chiliasmus joachimitischer Prägung steht. Insgesamt wird der Umfang von J.s Gesamtwerk auf rund Texte geschätzt, von denen acht erhalten sind. Nur in lat. Sprache bekannt sind Commentum super prophetiam Cyrilli (/), Liber secretorum eventuum (auch Visiones seu revelationes, ), Sexdequiloquium (/ ), Commentum super Veh mundo in centum annis (auch De oneribus orbis, /) und Liber ostensor (). Drei weitere Texte von um erfuhren auch dt. Bearbeitungen: Vade mecum in tribulatione, Liber de consideratione quintae essentiae (auch Liber de famulatu philosophiae) und Liber lucis (auch Liber [magisterii] de confectione veri lapidis philosophorum). Dt. Fassungen von J.s Vade mecum in tribulatione sind in vier Handschriften des . Jh. überliefert. Der Text prophezeit apokalyptische Ereignisse, darunter Kriege, die Unterdrückung der Christen und den Sturz mächtiger Adliger. Für die zweite Hälfte des . Jh. erwartet R. das Erscheinen zweier Antichrist-Gestalten im Westen und Osten sowie eine weitere Zuspitzung der Situation durch Epidemien und Naturkatastrophen. Erst ein franziskanischer Papst werde die Apokalypse aufhalten können. Ihm stellt R. einen französischen König zur Seite, der als Endkaiser ein neues Millenium einleiten soll. R.s Schrift enthält eine ausführliche Beschreibung dieses tausendjährigen Reichs, das von Frieden, Tugendhaftigkeit und Frömmigkeit bestimmt sein werde. Insgesamt zeigt das Vade mecum in tribulatione den Ein uss Joachims von Fiore und → Hildegards von Bingen auf J. Als Innovation J.s gilt die sehr detaillierte Schilderung des Milleniums, als charakteristisch die nationale Prägung der Schrift. Die Forschung hat in den dt. Fassungen eine Tendenz zur Reduktion des nationalen Aspekts festgestellt, vor allem hinsichtlich der Rolle des französischen Königs. Ebenfalls in dt. Sprache ist J.s Liber de consideratione quintae essentiae überliefert. Die Schrift wurde im MA häu g auch Raimundus → Lullus zugeschrieben und erlangte große Popularität. So sind lat. Fassungen des Textes in mehr als Handschriften und Drucken ab dem . Jh. erhalten. In Handschriften und ab auch in Drucken liegen weiterhin mehrere dt. Bearbeitungen vor, die Titel wie Wunder artzney und Daz buche von der heimelichkeit tragen. Im Liber entfaltet J. eine Quintessenzlehre
Johannes de Rupescissa auf der Grundlage antiker und ma. Elementen- und Destillationstheorien. Sein Ziel ist die Herstellung einer Arznei zum Schutz vor Krankheiten und zur Verlängerung des Lebens. Da die vier Elemente an der Vergänglichkeit teilhaben, postuliert J. ein fünftes, unvergängliches Element als Basis seiner Arznei. Es handelt sich um eine Quintessenz, die in ihrer stärksten und reinsten Form in mehreren destillatorischen Produktionsschritten aus Wein gewonnen werden soll. Daneben beschreibt J. auch die Herstellung von Quintessenzen aus anderen Stoffen, etwa aus P anzen, Metallen, Mineralien und sogar Blut. Weite Verbreitung erlangte außerdem J.s alchemistisches Liber lucis, das in dt. Sprache u. a. als Schatz der welt und Thesaurus mundi vorliegt. dt. Handschriften des Textes sind bekannt; dt. Drucke wurden erst ab dem . Jh. aufgelegt. Die erhaltenen Fassungen gelten als sehr unterschiedlich. Gemeinsam ist ihnen der inhaltliche Schwerpunkt, nämlich die Herstellung alchemischer Tinkturen zur Veredelung von Metallen zu Gold und Silber. Damit bewegt sich das Liber lucis einerseits im Kontext der traditionellen Alchemie, weist aber zugleich apokalyptische Bezüge auf, wie sie für J. charakteristisch sind. Als Autoritäten benennt J. in der Schrift u. a. Hermes Trismegistos, → Geber und → Arnald von Villanova. J. stand schon zu Lebzeiten im Ruf eines Visionärs und wurde trotz seiner Inhaftierung häu g um die Erstellung von Voraussagen gebeten. Sein Werk erlangte europäische Verbreitung und beein usste bis in die Frühe Neuzeit eine Vielzahl von Autoren, auch im dt. Sprachgebiet. Die Forschung hat J.s Wirkung bei Verfassern von Prophetien ebenso festgestellt wie bei Alchemisten und Chronisten. Zur ersten Gruppe zählen etwa Telesforus von Cosenza, Wolfgang Lazius und der → Oberrheinische Revolutionär. Unter den Alchemisten sind Hieronymus → Brunschwig, Johann Sternhals, Philipp Ulstad, Konrad Gesner und Caspar Hartung vom Hoff zu nennen, als Chronisten Heinrich → Taube von Selbach, → Heinrich von Herford, Konrad von Halberstadt, Aventinus, Werner → Rolevinck und Hartmann → Schedel. Paracelsus äußerte sich kritisch über J., rezipierte aber dessen Quintessenzlehre. Die Forschung hat sich bis ins . Jh. mit J.s Werk auseinandergesetzt und vor allem seine wirkmächtigen Prophetien gewürdigt. Ü: Teilverz. der dt. Hss. zuletzt bei Horchler (s. Lit.).
. Hälfte . Jh. . Vade mecum in tribulatione: Lat. Hss. bei Bignami-Odier (s. Lit.). – Herkommer (s. Lit.). – Vier dt. Hss. aus dem . Jh. sind bekannt. – Verz. bei www.handschriftencensus.de/ werke/. – Dt. Hss.: S: Straßburg, Nationalund UB, ms. (früher L germ. .°), r–r (Pap., drittes Viertel . Jh., nordbair.). – M: München, BSB, cgm , r–v (Pap., – und danach, nordbair.). – M: München, UB, ° cod. ms. , r–v (Pap., , mittelbair.). – A: Augsburg, UB, cod. I..° , r–v (Pap., Donauwörth, spätes . Jh., ostschwäbisch). – Vgl. Karin Schneider: Dt. ma. Hss. der UB Augsburg. Die Signaturengruppen Cod. I. und Cod. III. (Die Hss. der UB Augsburg II/). Wiesbaden , S. –. – www.handschriftencensus. de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.hand schriftencensus.de/. . Liber de consideratione quinque essentiae: Zur umfangreichen lat. Überlieferung mit mehr als Hss. ab dem . Jh. vgl. Halleux (s. Lit.). – Herkommer (s. Lit.; mit weiterer Lit.). – Hinzu kommen dt. Hss. ab dem . Jh. – Verz. bei Benzenhöfer (s. Lit.). – Horchler (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/werke/. – Als wichtigste Hs. gilt: Salzburg, UB, cod. M II , r–v (Pap., Elsass, um , elsässisch). – Vgl. u. a. Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. – (Nr. ..) mit Abb. f. – www.handschriftencensus.de/. . Liber lucis: Zur lat. Überlieferung vgl. u. a. Herkommer (s. Lit.). – dt. Hss. sind bekannt. – Verzeichnis bei Herkommer (s. Lit.). – Benzenhöfer (s. Lit.). – www.hand schriftencensus.de/werke/. – Wahrscheinlich früheste dt. Hs.: Bamberg, SB, Msc. Nat. (früher L.III.), r–v (Pap., um , bair.). – Vgl. u. a. Ott (s. o.) S. f. (Nr. ..). D: Lat. und dt. Drucke von J.s Werken setzen erst in der Frühen Neuzeit ein. – Verzeihnis bei Herkommer (s. Lit.). – Volker Fritz Brüning: Bibliogr. der alchemistischen Lit. Bd. : Die alchemistischen Druckwerke von der Er ndung der Buchdruckerkunst bis zum Jahr . München , Nr. , , u. ö. – Repertorium edierter Texte des MA aus dem Bereich der Philosophie und angrenzender Gebiete. Bd. . Hg. v. Rolf
. Hälfte . Jh. Schönberger u. a. Berlin , S. – (Nr. I). – Nennenswerte dt. Drucke: . Liber de consideratione quinque essentiae: Raimundus Lullus: Künstliche eröffnung aller verborgenhayten [...]. Augsburg (VD R ). . Liber lucis: Heptas Alchymica Das ist: Außerlesene Philosophische Tractätlein von dem Magisterio Lapidisso [...]. Hg. v. Theophilus Neander. Leipzig/Halle/Saale , S. – (D :V). A: . Vade mecum in tribulatione: Lat. Ausg.: Fasciculus rerum expetendarum et fugiendarum . Hg. v. Edward Brown. London . Nachdr. ebd. , S. –. – Dt. Teilausg.: Bignami-Odier (s. Lit.) S. –. . Liber de consideratione quinque essentiae: Lat. Ausg.: De consideratione quintae essentiae rerum omnium. Hg. v. Didier Kahn. Paris . – Dt. Ausg.: Buntz (s. Lit.) S. –. – Dt. Fachprosa des MA. Ausgewählte Texte. Hg. v. Wolfram Schmitt. Berlin/New York , S. –. – Das ‹Kunstbüchlein› des Alchemisten Caspar Hartung vom Hoff. In Abb. und Transkription. Hg. v. Bernhard Haage (Litterae ). Göppingen , S. –, –. – Benzenhöfer (s. Lit.). . Liber lucis: Lat. Ausg.: Il Libro della Luce. Hg. v. Andreas Aromatico/Marcella Peruzzi. Venedig . . Neuere Ausg. von anderen Werken J.s: Liber secretorum eventuum. Édition Critique, Traduction et Introduction Historique. Hg. v. Robert E. Lerner/Christine Morerod-Fattebert. Fribourg . – Casteen (s. Lit.). – Liber Ostensor quod adesse festinant tempora. Hg. v. André Vauchez/Marie-Henriette Jullien de Pommerol. Rom . Ü: Buntz (s. Lit.). L: Hubert Herkommer, VL () Sp. – (mit weiterer Lit.). – Ludwig Hödl, LexMA () Sp. f. – Amalie Fößel, LThK () Sp. . – Roger Aubert, DHGE () Sp. f. – Lynn Thorndike: A History of Magic and Experimental Science . New York (Nachdr. ebd. ) S. –, –. – Jeanne Bignami-Odier: Études sur Jean de Roquetaillade. Paris . – Robert P. Multhauf: John of Rupescissa and the Origin of Medical Chemistry. In: Isis () S. –. – Ernest F. Jacob: John of Roquetaillade. In: Bulletin of the John Rylands Library (/) S. – (wieder in: Ders.: Essays in Later Medieval History. Manchester/New
Johannes de Rupescissa York , S. –). – Robert P. Multhauf: The Origins of Chemistry. London (Nachdr. Langhorne ) S. –. – Herwig Buntz: Die europäische Alchimie vom . bis zum . Jh. In: Alchimia. Ideologie und Technologie. Hg. v. Emil Ploss u. a. München , S. –, hier S. –, . – J. Bignami-Odier: Jean de Roquetaillade (de Rupescissa). Théologien, Polémiste, Alchimiste. In: Histoire Littéraire de la France () S. –. – Robert J. Halleux: Les Ouvrages Alchimiques de Jean de Roquetaillade. In: ebd., S. –. – Udo Benzenhöfer: J.’ de R. ‹Liber de consideratione quintae essentiae omnium rerum› dt. Stud. zur Alchemia medica des . bis . Jh. mit krit. Edition des Textes. Stuttgart . – R. E. Lerner: Millénarisme Littéral et Vocation des Juifs chez Jean de Roquetaillade ou la Rencontre de l’Imaginaire. In: Les Textes Prophétiques et la Prophétie en Occident (XIIe–XVIe Siècle) [...]. Hg. v. André Vauchez. Rom , S. –. – Miquel Batllori Munné: La Sicile et la Couronne d’Aragon dans les Prophéties d’Arnaud de Villeneuve et de Jean de Roquetaillade. In: ebd., S. –. – Jean-Claude Maire Vigueur: Cola di Rienzo et Jean de Roquetaillade ou la Rencontre de l’Imaginaire. In: ebd., S. –. – Louis Boisset: Visions d’Orient chez Jean de Roquetaillade. In: ebd., S. –. – Martin Aurell: Prophétie et Messianisme Politique. La Péninsule Ibérique au Miroir du ‹Liber Ostensor› de Jean de Roquetaillade. In: ebd., S. –. – Jean-Pierre Torrell: La Conception de la Prophétie chez Jean de Roquetaillade. In: ebd., S. –. – Sylvie Barnay: L’Univers Visionnaire de J. de R. In: Fin du Monde et Signes des Temps. Visionnaires et Prophètes en France Méridionale (Fin XIIIe–Début XIVe Siècle). Hg. Centre National de la Recherche Scienti que. Toulouse , S. –. – A. Vauchez: Jean de Roquetaillade († ca.). Bilan des Recherches et État de la Question. In: Eschatologie und Hussitismus. Internationales Kolloquium, Prag .–. Sept. . Hg. v. Alexander Patschovsky/František Šmahel. Prag , S. –. – R. E. Lerner: ‹Popular Justice›. Rupescissa in Hussite Bohemia. In: ebd., S. –. – Mark Dupuy: The Unwilling Prophet and the New Maccabees. John of Roquetaillade and the Valois in the Fourteenth Century. In: Florilegium () S. –. – Elizabeth Casteen: John of Rupescissa’s ‹Letter Reverendissime pater› () in the Aftermath of the Black Death. In: Franciscana () S. –. –
Nikolaus von Birkenfeld Barbara Ferrari: La Prima Traduzione Francese del ‹Vade mecum in tribulatione› di Giovanni di Rupescissa (Parigi, BNF f. fr. ). In: Studi Mediolatini e Volgari () S. –. – Dies.: Le ‹Vade mecum in tribulatione› de Jean de Roquetaillade en Moyen Français (ms. BAV, Reg. lat. ). In: ‹Pour acquerir honneur et pris›. FS Giuseppe di Stefano. Hg. v. Maria Colombo Timelli/ Claudio Galderisi. Montréal , S. –. – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA. BadenBaden , S. –, –. – U. Benzenhöfer: J. d. R. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Clémence Thévenaz Modestin: Jean de Roquetaillade et les ‹Martyrs› de l’Inquisition. Le Témoignage du ‹Liber ostensor quod adesse festinant tempora› (). In: Frati Minori e Inquisizione. Atti del XXXIII Convegno Internazionale, Assisi, – Ottobre . Hg. Società Internazionale degli Studi Francescani. Spoleto , S. –. – Leah de Vun: ‹Human Heaven›. John of Rupescissa’s Alchemy at the End of the World. In: History in the Comic Mode. Medieval Communities and the Matter of Person. Hg. v. Rachel Fulton/Bruce W. Holsinger. New York , S. –. – R. E. Lerner: Analecta Rupescissiana. In: Franciscana () S. –. – Sylvain Piron: L’Ecclésiologie Franciscaine de Jean de Roquetaillade. À Propos d’une Édition Récente. In: Franciscan Studies () S. –. – Felicitas Schmieder: Prophetische Propaganda in der Politik des . Jh. J. v. R. In: Endzeiten. Eschatologie in den monotheistischen Weltreligionen. Hg. v. ders./Wolfram Brandes. Berlin/New York , S. –. – L. de Vun: Prophecy, Alchemy, and the End of Time. John of Rupescissa in the Late Middle Ages. New York u. a. . – S. Piron: Le ‹Sexdequiloquium› de Jean de Roquetaillade. In: Oliviana (), http://oliviana.revues.org/ .html. – Katelyn Mesler: John of Rupescissa’s Engagement with Prophetic Texts in the ‹Sexdequiloquium›. In: ebd., http://oliviana.revues.org/ .html. – R. E. Lerner, John the Astonishing. In: ebd., http://oliviana.revues.org/.html. – S. Piron: Un Traité Inconnu de Jean de Roquetaille. In: Revue d’Histoire des Textes NS () S. –. – Elena Tealdi: ‹Hic est angelus in manu habens libellum apertum.› The Use and Meaning of
. Hälfte . Jh. Apocalyptic Angels in Prophetical Works. The History of a Biblical Model from Joachim to R. In: Annali di Scienze Religiose NS () S. –. – S. Piron: Écrire en Aveugle. Jean de Roquetaillade ou la Dissidence par l’Obéissance. In: Autorität und Wahrheit. Kirchliche Vorstellungen, Normen und Verfahren (.–. Jh.). Hg. v. Gian Luca Potestà. München , S. –. – Graziana Ciola: Giovanni di Rupescissa. Autobiogra a, Profezia e Leggenda. In: The Medieval Legends of Philosophers and Scholars. Hg. v. Agostino Paravicini Bagliani. Florenz , S. –. MM Nikolaus von Birkenfeld, † ... – Verfasser zweier alchemistischer Verfahren. Der im Textzeugen als «Dominus» bezeichnete N. ist erstmals nachgewiesen. – war er Kustos des Augustiner-Chorherren-Stiftes im moselnahen Münstermaifeld. N. gehörte einem überwiegend klerikal geprägten Kreis an, der im Hunsrück-Eifel-Raum alchemistisches Wissen tauschte und Verfahren erprobte. Ob N. mit dem – als Kanoniker und Kustos am Trierer Stift St. Paulin bezeugten N. v. B. identi ziert werden kann, ist fraglich. Auf den Zirkel um N. geht eine Collectanea alchemica zurück, die zwei metallurgischverfahrenstechnische Traktate enthält, die N. zugewiesen werden. Diese «Experimenta» widmen sich der Scheidung von Edelmetallen («separandum aurum ab argento»). Ob N. sich auf eigene Experimente oder die alchemistisch-metallurgische Fachliteratur stützt, ist unklar. Allerdings verraten die rezeptgemäß strukturierten Texte, dass N. offensichtlich ein praxisorientiertes Alchemieverständnis p egte. Ü: London, British Library, MS Harley , v (lat.) v–r (moselfränkisch) (Pap., . Jh.). Verfasserangaben: «p[er] d[omi]nˉu ny[colaum] de birkinvelt» (v); «custos Mosterii meynefelt» (v). Die illustrierte Hs. ( Federzeichnungen und zusätzlicher Raum für nicht ausgeführte Illustrationen) versammelt auf Bll. verschiedene alchemistische und medizinische Traktate, Rezepte und Verfahren (darunter auch Texte von Heinrich → Domar). Die Handschrift aus dem Besitz des → Nikolaus von Kues ist mit Marginalkommentaren von dessen Hand versehen. – Vgl. zur Hs.: Robert Priebsch: Dt. Hss. in England. Bd. . Erlangen , S. f. (Nr. ). – Dorothea
. Hälfte . Jh. Waley Singer: Catalogue of Latin and vernacular alchemical manuscripts in Great Britain and Ireland dating from before XVIth century. Bd. . Brüssel , S. f. (Nr. ). L: Joachim Telle, VL () Sp. f. – Hermann Josef Hallauer: Krit. Verz. der Londoner Hss. aus dem Besitz des Nikolaus von Kues. In: Mitt. und Forschungsbeitr. der CusanusGes. () S. –, hier S. . – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA (DWV-Schr. zur Medizingesch. ). Baden-Baden , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Zum in Trier bezeugten N. v. B. vgl.: Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier. Bd. : Das Stift St. Paulin vor Trier. Bearbeitet v. FranzJosef Heyen (Germania sacra NF ). Berlin/New York , S. , . – Michael Embach: Trierer Literaturgesch. Das MA (Gesch. und Kultur des Trierer Landes ). Trier , S. , . VZ Kuno II. von Falkenstein, * um , † .. Burg Maus (bei St. Goarshausen). – Erzbischof von Trier, Verfasser alchemistischer Werke. K. stammte aus einer Familie von ehemaligen Reichsministerialen. Er war ein Sohn des Philipp IV. von Falkenstein-Münzenberg († ) sowie Großonkel des späteren Kölner Erzbischofs Friedrich III. von Saarwerden († ) und des späteren Trierer Erzbischofs Werner v. F. († ). K. wurde vor Scholaster am Domkapitel von Mainz, später auch Trierer Domherr. – war er Verwalter des Mainzer Erzstifts und – Dompropst. Bis war K. auch Pfarrer von NiederWeisel (Wetteraukreis). Seit päpstlicher Kaplan und Koadjutor des Erzbistums Trier, wurde er dort selbst Erzbischof. Daneben war er ab auch Administrator und – Koadjutor im Erzbistum Köln, dessen Verwaltung er als Administrator und Apostolischer Vikar noch bis innehatte. schloss K. ein formelles Bündnis mit Trier und Mainz. konnte er seinen Verwandten Friedrich als neuen Kölner Erzbischof durchsetzen. lehnte K. eine Berufung zum Erzbischof von Mainz ab. schloss er sich dem Rheinischen Landfrieden an. K.s Verhältnis zur Stadt Trier verschlechterte sich in den folgenden Jahren. Nachdem er in rechtlichen Auseinandersetzungen mit der Stadt /
Kuno II. von Falkenstein unterlegen war, residierte er meist in Pfalzel oder Ehrenbreitstein. Politisch unterstützte er den römisch-dt. König Wenzel und Papst Urban VI. Daneben förderte er die Karriere seines Großneffen Werner, der nach K.s Rücktritt Trierer Erzbischof wurde. Als wichtigste Erfolge K.s während seiner Amtszeit gelten die Konsolidierung der Bistums-Finanzen sowie Gebietserweiterungen (u. a. Engers und Dierdorf). Außerdem reformierte er Stifte in Trier, Pfalzel und Karden. K. förderte auch eine Handschriften-Werkstatt, die u. a. Auftraggeber in Trier und Metz bediente und mehrere bedeutsame Handschriften hervorbrachte. Für K. schuf die Werkstatt ein Perikopenbuch mit mehr als Miniaturen (Handschrift T), um die gleiche Zeit ein kunstvoll illustriertes Exemplar des Welschen Gasts → Thomasins von Zerklære (N) und einen reich ausgestalteten Kodex mit der Weltchronik des → Rudolf von Ems (S). Die Forschung hat bei K. zudem alchemistische Interessen nachgewiesen. So stand er in Verbindung mit dem englischen Alchemisten John Dombelay (auch Dumbeleius, Dumbaley, Dumbeler u. ä.). Dombeley lebte in der zweiten Hälfte des . Jh. und wird meist mit Johannes Bombelen (auch Bumbeles) gleichgesetzt. K. war wohl der Widmungsempfänger von Dombelays Stella alchimiae (). Auch der früher → Alanus zugeschriebene, aber wohl von Dombelay stammende Lehrbrief Von der Elementenwandlung war wahrscheinlich an K. gerichtet. Die Practica vera Alkimica () Dombelays werden auf eine Anregung K.s zurückgeführt. Der kompilatorische Text beruht auf einer Abhandlung des Pariser Alchemisten Ortolanus (auch Hortulanus, Ortolain) von . Rosenkreuzer des . Jh. kolportierten später die Behauptung, K. habe auch ein Compendium totius Philosophiae et Alchymiae fraternitatis Roseae Crucis Dombelays initiiert und sei selbst ein hoher Rosenkreuzer gewesen. Ab dem . Jh. erscheint K. in der alchemistischen Fachliteratur auch als Autor einschlägiger Schriften. So wird ihm im . Jh. ein lat. Opus aquarum und im . Jh. eine Expositio principis zugeschrieben, die in einem Katalog von Pierre Borel genannt wird. Daneben wird K. in mindestens fünf dt. Handschriften des . bis . Jh. als Verfasser von alchemistischen Rezepten und Praktika genannt, darunter eines Aurum potabile-Rezepts. Herkunft und Authentizität dieser meist kurzen Texte sind bis heute ungeklärt. Die Forschung hat in ihnen etwa Exzerpte aus lat. Werken vermutet,
Kuno II. von Falkenstein die jedoch nicht auf K. selbst zurückgehen müssen. Auch eine Entstehung in seinem alchemistischen Umfeld ist erwogen worden. Ü: Abriss der Überl. bei Telle (s. Lit.). . Opus aquarum: Boston, Medical Library, Ms. , v–v (Pap., Region Bamberg, ). – Vgl. William J. Wilson: Catalogue of Latin and Vernacular Alchemical Mss. in the United States and Canada. Brügge (Neudr. Amsterdam ) S. (Nr. ). . Dt. Überl.: London, British Library, Ms. Harley , r–v (Pap., . Jh., bair.-österr.). – Leiden, UB, cod. Voss. Chym. O. , r–v (Pap., . Jh., lat.-dt.). – Budapest, Nationalbibl., cod. germ. , v–v (Pap., um –, alemannisch). – Berlin, SBB, mgf , v–v (. Jh.). – Wolfenbüttel, HAB, cod. Nov. (. Jh.). Vgl. Petrus C. Boeren: Codices Vossiani chymici. Leiden , S. . – Telle (s. Lit.). – Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. f. (Nr. ..), S. f. (Nr. ..). Zu Von der Elementenwandlung vgl. die Überl. zu Alanus. . Von K. in Auftrag gegebene Hss.: T (Perikopenbuch): Trier, Domschatz, Hs. , Bll. (Perg., Trier, ). – N (Der Welsche Gast des Thomasin von Zerklaere): New York, The Morgan Library, MS G. , Bll. (Perg., Trier, um ). – S (Weltchronik des Rudolf von Ems): Stuttgart, LB, cod. bibl. °, Bll. (Perg., Trier, ). – Vgl. u. a. Knaus , Ronig , Beier und Schmid/ Hellenbrand (alle s. Lit.). L: Bernhard F. J. Endrulat, ADB () S. –. – August Franzen: Conrad II de F. In: DHGE () Sp. f. – Peter Moraw, NDB () S. f. – Joachim Telle: Kuno v. F. In: VL () Sp. –. – Dagmar Jank, LexMA () Sp. f. – Edith D. Sylla: Johannes Dumbleton. In: LexMA () Sp. f. – Michael Matheus, LThK () Sp. . – Regesten der Erzbischöfe von Trier von Hetti bis Johann II., –. Bearb. v. Adam Goerz. Trier . Korr. Neudr. Aalen . – Franz Ferdinand: Cuno v. F. als Erzbischof von Trier, Koadjutor und Administrator von Köln bis zur Beendigung seiner Streitigkeiten mit der Stadt Trier . Paderborn . – Fritz Vigener: K. v. F. und Erzbischof Gerlach von
. Hälfte . Jh. Mainz in den Jahren –. In: Mitt. des Oberhessischen Geschichtsver. NF () S. –. – Stephan Beissel: Das Evangelienbuch des Kurfürsten K. v. F. im Dome zu Trier (). In: Zs. für christliche Kunst () S. –. – Georg Parisius: Erzbischof Kuno II. von Trier in seinen späteren Jahren. –. Halle/Saale . – Gottfried Kentenich: Der Trierer Kurfürst K. v. F. (–) und seine Zeit. In: Trierische Chron. NF () S. –, –. – Margot Remy: Die Buchmalerwerkstatt des Trierer Erzbischofs Cuno v. F. In: Trierer Zs. () S. –. – Lynn Thorndike: A History of Magic and Experimental Science. Bd. . New York (Nachdr. ebd. ) S. –, –, , f.; Bd. , ebd. (Nachdr. ebd. ) S. f. – James R. Partington: Trithemius and Alchemy. In: Ambix () S. –. – Wilhelm Ganzenmüller: Die Alchemie im MA. Paderborn (Neudr. Hildesheim ) S. f., f. – Hermann Knaus: Über die Buchmalereiwerkstatt K.s v. F. In: Trier und das Reich. Trierer Jb. () S. –. – Ferdinand Pauly: Aus der Gesch. des Bistums Trier. Bd. . Die Bischöfe bis zum Ende des MA. Trier , S. –. – Arthur E. Waite: The Brotherhood of the Rosy Cross. Being Records of the House of the Holy Spirit in Its Inward and Outward History. Secaucus , S. –. – Erich Vierbuchen: Erzbischof K. II. v. F., Kurfürst von Trier (–). Seine Ein ussnahme in unserem Raum. In: Siegerland () S. –. – Alfred Haverkamp: ‹Zweyungen, Zwist und Missehel› zwischen Erzbischof und Stadtgemeinde in Trier im Jahr . In: Kurtrierisches Jb. () S. – (wieder in: Ders.: Gemeinden, Gemeinschaften und Kommunikationsformen im hohen und späten MA. Hg. v. M. Matheus u. a. Trier , S. –). – Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im MA. Bd. : – (Adolf von der Mark, Engelbert von der Mark, K. v. F.). Bearb. v. Wilhelm Janssen. Düsseldorf . – Dagmar Jank: Das Erzbistum Trier während des Großen Abendländischen Schismas (–/). Mainz . – Franz J. Ronig: Die Buchmalerei-Schule des Trierer Erzbischofs K. v. F. Ein Forschungsber. In: Florilegium Artis. FS Wolfgang Götz. Hg. v. Michael Berens u. a. Saarbrücken , S. – (wieder in: Geist und Augen weiden. FS F. J. Ronig. Hg. v. Michael Embach. Trier , S. –). – F. J. Ronig: Die Buchmalereiwerkstatt des Trierer Erzbischofs und Kurfürsten K. v. F. (–). In: Corona
. Hälfte . Jh. Amicorum. FS Alois Thomas. Hg. v. Dieter Ahrens u. a. Trier , S. –. – F. J. Ronig: Das Missale aus dem Buchmaleratelier des Erzbischofs K. v. F. (–). In: Kurtrierisches Jb. () S. –. – Hans-Joachim Jacobs: K. v. F. Persönlichkeit und Abbild. In: Arch. für mittelrheinische Kirchengesch. () S. –. – Wolfgang Seibrich/W. Janssen: Kuno v. F. (–). In: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches bis . Hg. v. Erwin Gatz. Berlin , S. –. – Christine Beier: Buchmalerei für Metz und Trier im . Jh. Die illuminierten Hss. aus der Falkenstein-Werkstatt. Grevenbroich . – Wolfgang Schmid: Trierer Buchmalerei im Herbst des MA. Das Atelier des Erzbischofs K. v. F. (–). In: Neues Trierisches Jb. () S. –. – F. J. Ronig: K. v. F. In: Kaiser, Gelehrte, Revolutionäre. Persönlichkeiten und Dokumente aus Jahren europäischer Kulturgesch. Hg. v. Gunther Franz. Trier , S. –. – W. Schmid/Karl-Heinz Hellenbrand: Erzbischof Egbert und Erzbischof K. v. F. Zur Rezeption ottonischer Buchmalerei im Trier des . Jh. In: Trierer Bücherschätze im MA. Hg. v. K.-H. Hellenbrand/Patrick Trautmann. Trier , S. –. MM Bernardus Trevisanus (B. Treverensis, Treviranus u. ä.; Bernhard von der Mark; Comes Marchiae Trevisanae, Graf von Trevigo, Graf von der Marck u. ä.). – Alchemistischer Schriftsteller, zweite Hälfte . Jh. B.s Herkunft ist ungeklärt, da seine Beinamen in der Tradition variabel sind und sich entweder auf Treviso oder auf Trier beziehen lassen. Möglich ist auch, dass es sich um zwei Personen handelt und die beiden Hauptwerke B.s diesen differenzierbaren Autoren zuzuordnen sind, die spätestens ab dem . Jh. in der Tradition zu einer Figur verschmolzen wurden. Einem Trierer B. (Treverensis) wäre dann der Brieftraktat Responsio (Trier , auch: Epistola) zuzuschreiben. Die Responsio ist eine Replik auf einen Brief des Thomas von Bologna, Leibarzt König Karls V. von Frankreich, die B. als Anhänger → Arnalds von Villanova ausweist. Laut → Christine de Pizan (der Tochter des Thomas) war dieser B. dt. Abkunft. Das andere Hauptwerk, die Chemia (auch: De chymico miraculo, De transmutatione metallorum, De alchimia, De secretissimo philosophorum opere chimico, Hermetische Philosophia), dürfte spätestens um entstanden sein
Bernardus Trevisanus und könnte dem oberitalienischen B. gehören. Die metalltransmutatorische Schrift basiert auf der seit dem . Jh. verbreiteteten reinen Quecksilbertheorie nach → Geber (Dschˉabir ibn H . ayyˉan). Beide Werke berufen sich zudem auf → Avicenna, Morienus, Hermes Trismegistos, Alexander Graecus u. a. Die literarische Gestalt B. T., die beide Autoren vereinnahmt, war bis ins . Jh. eine europaweit beachtete alchimestische Autorität, deren Popularität sich in einer Vielzahl von Abschriften, Nachdrucken, Übersetzungen, Kommentaren und Ps.Werken niedergeschlagen hat. Auch drei dt. (noch nicht eingehend untersuchte) Fachschriften werden unter B.s Namen in Handschriften des . Jh. tradiert, wobei die Authentizitätsfrage hier völlig offen ist: Das Buch mit der Sackpfeife (das aber auch Paracelsus zugeschrieben wird), Von bereitung deß Ehrwerdigen vnd gantz edelenn philosophischen steins und Symbolum. Ü: Zur lat. und europaweiten hsl. Tradition s. Thorndike (s. Lit.). Zur Drucküberl. und zu frühneuzeitlichen Ausg. s. VD /. Noch das . Jh. verzeichnet zahlreiche Neuau agen; s. zum gesamten Druckaufkommen: Volker Fritz Brüning: Bibliogr. der alchemistischen Lit. Bde. München –, jeweils Reg. – Buch mit der Sackpfeife: Bamberg, SB, Msc. Nat. (olim L.III.) r–v (Pap., . Jh.); Incipit: «Im namen Gottes will ich anheben die wahre heimlichkeit der philosophie anzuzeigen». – Von bereitung [...]: Kassel, UB/LB und Murhardsche Bibl., ° Ms. chem. , Bll. – (Pap., zweite. Hälfte . Jh., aus Böhmen [?]). – Symbolum: Ebd., ° Ms. chem. , v–v (Pap., um ); Incipit: «In diser folgenden ler wirstu nden die erkenntnis gottes». Digitalisate der Kasseler Hss. unter http:// orka.bibliothek.uni-kassel.de. L: Rainer Rudolf: Bernhard von der Mark, VL () Sp. f; () Sp. . – Joachim Telle, LexMA () Sp. f. – Ders., Killy () S. . – Karl Sudhoff: Versuch einer Kritik der Echtheit der Paracelsischen Schr. . Tl.: Paracelsus-Hss. Berlin , S. , . – John Ferguson: Bibliotheca chemica. A catalogue of the alchemical, chemical and pharmaceutical books in the collection of the late James Young of Kelly and Durris. Glasgow , Bd. , S. –; Bd. , S. f. – Lynn Thorndike: A History of Magic and Experimental Science during the rst thirteen centuries of our era. Bd. . New York , S. –. – Pearl Kibre: B. T. In: Dictionary
Synonima apotecariorum of scienti c biography () S. f. – Rudolph Zaunick: Der sächsische Paracelsist Georg Forberger. Mit bibliogr. Beitr. zu Paracelsus, Alexander von Suchten, Denys Zacaire, B. Trevirensis, Paolo Giovio, Francesco Guicciardini und Natale Conti. Aus dem Nachlaß hg. v. Hans-Heinz Eulner/Kurt Goldammer (Kosmosophie ). Wiesbaden . – Robert Halleux: Les Textes alchimiques (Typologies des sources du moyen âge occidental ). Turnhout , S. . – William R. Newman: B. Trevirensis, Alchemist. In: Alchemie. Lex. einer hermetischen Wiss. Hg. v. Claus Priesner/Karin Figala. München , S. . – Didier Kahn: Recherches sur le ‹Livre› attribué au prétendu Bernard le Trévisan ( n du XVe siècle). In: Alchimia e medicina nel medioevo. Hg. v. Chiara Crisciani/Agostino Paravicini Bagliani (Micrologus’ library ). Florenz , S. –. – Wilhelm Kühlmann/J. Telle (Hg.): Corpus Paracelsisticum. Dokumente frühneuzeitlicher Naturphilosophie in Deutschland. Bd. : Der Frühparacelsismus. Berlin/Boston , S. –. – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA (DWV-Schr. zur Medizingesch. ). Baden-Baden , S. f. VZ Bodenze, Conrad. – Verfasser alchemistischer Rezepte, . Jh. In einem alchemistisch-technischen Rezeptar wird C. B. zweimal als Rezeptautor genannt (neben Johannes Aurifaber und Henrik Warendorf). Das dt./lat. Rezeptar ist laut Überschrift eine Kompilation «extractum ex libris» und dürfte auf Vorlagen aus Würzburg und Trier beruhen. Zu B. gibt es keine weiteren Kenntnisse. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , v und r (Perg., zweite Hälfte . Jh., ripuarisch/ mainfränkisch nach mitteldt. Vorlage). L: Erhart Kahle, VL () Sp. . – Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. (Veröff. des Inst. für dt. Sprache und Lit. ). Berlin , S. . – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA (DWV-Schr. zur Medizingesch. ). Baden-Baden , S. . VZ Synonima apotecariorum. – Alphabetisch angelegtes P anzenglossar, überliefert im . und . Jh. Der Verfasser des im nd. Sprachraum entstandenen, sich dann über den ganzen dt. Sprach
. Hälfte . Jh. raum und darüber hinaus ausbreitenden, in mehr als Handschriften erhaltenen Glossars, das rund P anzennamen anführt, ist unbekannt. In den meisten Fällen werden die S. a. zusammen mit lat. medizinischen Fachschriften überliefert; Schreiber, Auftraggeber oder Besitzer waren oft gebildete Ärzte wie Hermann → Schedel und Hartmann → Schedel. Das Glossar beginnt mit den Wörtern «Albula, Argiofria, Arguofora, Fein perl» und ca. mineralogischen Drogen, dann folgen – ab «Arthemisia» – etwa Arzneistoffe. Neben lat. gibt es griechische, arabische und teilweise hebräische Synonyme, denen ein volkssprachiger Terminus zugeordnet wird. Der Text ist zweispaltig angelegt, die Lemmata sind fortlaufend nummeriert. Ab dem Buchstabenbereich «B» weist vor jedem weiteren Abschnitt ein Register mittels Artikelnummer auf all jene Synonyme hin, die in den vorangehenden Buchstabenbereichen unter einem anderen Lemma vorkommen. Die über volkssprachigen Heteronyme werden durch einen eigenen Index erschlossen. Die S. a. waren Quelle für das → Stralsunder Vokabular und das → Promptuarium medicinae. Ü: Aschaffenburg, Hofbibl., Ms. , r–r (Pap., erste Hälfte . Jh., lat.-dt.böhmisch). – Berlin, SBB, mgf , ra–vb (Pap., . Jh., fränkisch; Fragm.). – Breslau/Wrocław, UB, Cod. IV F , ra–rb (Perg. und Pap., um [Schnell , S. ], zweite Hälfte . Jh. [Honemann, S. ], S. a. im Jahr von Johannes Rosengart de Stregonia geschrieben, schlesisch). – Cambridge (GB), Trinity College, MS O. . , r–r. – Darmstadt, ULB, Hs. , ra–va. – Erfurt, UB, Cod. Ampl. ° , r–r (lat. Sammelhs., Perg. und Pap.; S. a.: erste Hälfte . Jh., nd.). – Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. , r–r (Pap., [vgl. Bl. v, v], südrheinfränkisch; Auszug). – Ebd., Ms. Praed. , ra–ra (Pap., Augsburg, [ra, ra], Schreiber: Siegfried Enemer). – Göttingen, SUB, ° Cod. Ms. Luneb. , ra–rc (Perg., . Jh.). – Graz, UB, Ms. , r–r (Pap., . Jh.; mehrere Bll. herausgeschnitten, so dass die Nummern – fehlen; ab Bl. [Tabula alphabetica], Buchstaben A und M ff. fehlen). – Ebd., Ms. , r–v (lat. Sammelhs., Pap., [Bl. v], zudem [Bl. v], [Bl. ], lat. und dt.). – Greifswald, UB, Ms. (früher Ms. lat. fol. ), r–r (?), r–r, r–r (Pap.). – Kassel,
. Hälfte . Jh. UB/LMB, ° Ms. med. , r–r (Pap., um , ostfälisch). – Leipzig, UB, Ms. , ra–va (Pap., erstes Drittel . Jh., lat. und ostmitteldt.). – Ebd., Ms. , ra–rb (Pap., um , lat. und dt. [teils mitteldt., teils nd.]). – Ebd., Ms. , ra–va (Pap, erste Hälfte . Jh., dt. und lat.). – Ebd., Ms. , ra–vb, ra–rc (Pap., , lat. und dt.). – London, British Library, MS Sloane b, r–r. – München, BSB, Cgm , ra–va (Pap., Anfang . Jh., ostmitteldt., ab v an den Rändern nachgetragene bair. Glossen). – Ebd., Cgm , ra–vb (Perg. und Pap., aus drei Teilen [–, –, –] zusammengebunden, I: . Jh., mitteldt., Nachtragshand bair., II: , bair. mit mitteldt. Anklängen, III: Ende ./Anfang . Jh., Randnotizen bair.). – Ebd., Clm , va–vb (–). – Ebd., Clm , ra–ra (. Jh.). – Ebd., Clm , v–v. – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , ra–rb (Pap., , nd.). – Prag, Nationalbibl., Cod. VIII.H., ra–rb (Pap., . Jh.). – Reval/Tallinn, Estn. Hist. Museum/ Eesti Ajaloomuuseum, –-, r–r (lat.dt. medizinisch-naturkundliche Sammelhs., Perg. und Pap., .–. Jh., lat, nd. und obd.). – Reval/Tallinn, Stadtarch./Tallinna Linnaarhiiv, Bestand Cm , r–v (lat. medizinische Sammelhs., Pap., Hamburg [Bl. v], [Bl. v]; lat., nd.). – Rom (Vatikanstadt), Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. , ra–rb. – Ebd., Cod. Pal. lat. , ra–va. – Ebd., Cod. Pal. lat. , ra–ra. – Ebd., Cod. Pal. lat. , ra–ra. – Ebd., Cod. Pal. lat. , ra–vb. – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, Cod. b II , r–r. – Ebd., Cod. b V , ra–vb. – Ebd., Cod. b VIII , rb–vb. – Stockholm, Kgl. Bibl., Cod. X , r–r (Ende . Jh., zweite Hälfte . Jh.). – Straßburg, Seminarbibl., Cod. A. VI. (Pap., . Jh.; verbrannt). – Utrecht, UB, Ms. ( C ), –. – Wien, ÖNB, Cod. , r–r. – Ebd., Cod. , r–v. – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, –hinterer Spiegel. – Ebd., Cod. Helmst. – Würzburg, UB, M. ch. f. , ra–va (= Nachtrag; Pap., [vgl. Bl. r], Nachtrag: westl. Mitteldt.). – Privatbesitz Antiquariat Karl & Faber, München, Nr. / (Verbleib unbekannt; früher Privatslg. Eduard Langer, Braunau [Böhmen], Ms. ; davor Privatbesitz Antiquariat Ludwig Rosenthal, München, Nr. /), ra–vb (Pap., ./. Jh.).
Philipp von Bergamo Vgl. Schnell . – Volker Honemann: Zur Überl. des ‹Abstractum-Glossars›. In: Lingua Germanica. Stud. zur dt. Philologie. Jochen Splett zum . Geburtstag. Hg. v. Eva Schmitsdorf u. a. Münster u. a. , S. –, hier S. (Nr. ). – http://www.handschriftencensus.de/werke/. A: Fehlt. L: Bernhard Schnell, VL () Sp. –. – Das Stralsunder Vokabular. Edition und Unters. einer mnd.-lat. Vokabularhs. des . Jh. (Nd. Stud. ). Hg. v. Robert Damme. Köln/ Wien , bes. S. – (vgl. dazu: B. Schnell, ZfdPh [] S. –). – Christel Seidensticker: Die S. A., eine Quelle des Promptuarium Medicinae. In: Korrespondenzbl. des Vereins für nd. Sprachforschung () S. –. – B. Schnell: Ma. Vokabularien als Quelle der Medizingesch.: Zu den ‹S. a.›. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. – (ohne die Hss. Aschaffenburg, Breslau, Leipzig Ms. und Ms. , Reval [beide], Würzburg, Antiquariat Karl & Faber). – Ders.: Zur Gebrauchsfunktion spätma. Texte. Methoden ihrer Erschließung am Beispiel von Vokabularen. In: Nd. Wort () S. –, hier S. . – Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. [...]. Krit. hg. v. B. Schnell in Zusammenarbeit mit William Crossgrove (TTG ). Tübingen , S. . – B. Schnell: Würzburg und die dt. Sachlit. im SpätMA. In: Würzburg, der Große Löwenhof und die dt. Lit. des SpätMA. Hg. v. Horst Brunner (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , –, hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . BJ Philipp von Bergamo (Philippus de Bergamo, Philippus Bergomensis u. ä.) OSB, † um . – Kommentator der Disticha Catonis. P. war Benediktinermönch und Prior von S. Maria di Vango in Padua. Er verfasste einen lat. Kommentar zu den Disticha Catonis (→ Cato), der unter mehreren Bezeichnungen überliefert ist. Übliche Titel sind Speculum regiminis, Super ethicam Catonis, Cato moralisatus und Postilla Catonis. Der umfangreiche Text enthält einen moralisierenden Kommentar geistlich-philosophischer Prägung. Das Speculum regiminis war nach heutiger Auffassung nicht für den Lateinunterricht geeignet. Ensprechend nden sich unter den zahlreichen Handschriften repräsentativ gestaltete Text
Johann von Posen zeugen, die auf ein wohlhabendes Publikum verweisen, nicht auf einen schulischen Gebrauch der Schrift. Das Speculum regiminis ist auch in vier Inkunabeln überliefert, die ab gedruckt wurden. Die Forschung unterscheidet zwei Fassungen von P.s Text. Die längere A-Fassung ist in Handschriften und im Druck GW erhalten. Die B-Fassung liegt u. a. in den drei übrigen Drucken vor. B ergänzt den gekürzten Kerntext um Widmungsbriefe und den Cato-Kommentar des Robertus de Euremodio. Eine genauere Erforschung der Überlieferungs- und Abhängigkeitsverhältnisse steht aber noch aus. Zwei Handschriften und ein Fragment überliefern das Speculum regiminis auch in dt. Sprache. Die Handschriften D und D enthalten unter dem Titel Spiegel der regyrunge eine ostmitteldt. Bearbeitung von P.s Schrift. D gilt als Abschrift des um – entstandenen D-Textes. Als dessen Vorlage vermutet die Forschung einen Text der lat. AFassung oder einer verwandten Bearbeitung. Das Verhältnis der beiden D-Handschriften zu dem auf um datierten Fragment F ist ungeklärt. Ü: . Lat. Hss.: Wahrscheinlich mehr als Hss.; ein systematisches Verzeichnis fehlt jedoch. Vgl. dazu die Hss. und Hinweise bei Baldzuhn (s. Lit.). . Dt. Übersetzungen: D: Dresden, LB, Mscr. M , r–v (Pap., , thüringisch). – D: Ebd., Mscr. M , r–r (Pap., um –, thüringisch). – F: Fritzlar, Dombibl., Ms. ,, Blattreste (Perg., um , Fragm.). – Vgl. Gerhard List: Die Hss. der Dombibl. Fritzlar. Wiesbaden , S. . – Baldzuhn (s. Lit.) S. f. – Werner Hoffmann, Mscr.Dresd.M., www.manuscriptamediaevalia.de/dokumente/html/obj. – Ders., Mscr.Dresd.M., www.manuscriptamediaevalia.de/dokumente/html/obj. – www.handschriftencensus.de/. – www.hand schriftencensus.de/. D: Vier lat. Inkunabeln ab (GW –). – Ältester Druck: Augsburg: [Anton → Sorg], (GW ). A: Online-Faks. von Hs. D: http:// digital.slub-dresden.de/ppn. – OnlineFaks. von Hs. D: http://digital.slub-dresden.de/ ppn. – Online-Faks. von GW : http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/ bsb/images/index.html. L: Gerd Brinkhus, VL () Sp. f. – Nikolaus Henkel: Beitr. zur Überl.
. Hälfte . Jh. der ‹Disticha Catonis› in dt. Übersetzungen. . Die Übersetzung des Clm . In: ZfdA () S. –, hier S. f. – N. Henkel: ‹Disticha Catonis›. Gattungsfelder und Erscheinungsformen des gnomischen Diskurses zwischen Lat. und Volkssprache. In: Gattungen ma. Schriftlichkeit. Hg. v. Barbara Frank u. a. Tübingen , S. –. – Michael Baldzuhn: Schulbücher im Trivium des MA und der Frühen Neuzeit. Bd. . Die Verschriftlichung von Unterricht in der Text- und Überlieferungsgesch. der ‹Fabulae› Avians und der dt. ‹Disticha Catonis›. Berlin u. a. , S. – (mit weiterer Lit.). MM Johann von Posen, † wahrscheinlich nach . – Bearbeiter von Meister → Albrants Rossarzneibuch. J. ist nur als Verfasser einer schlesischen Bearbeitung von Meister Albrants Rezeptar nachweisbar. Sein Name erscheint als «iohannes posenanie» und «Johannes de posenania» in der auch von ihm geschriebenen Handschrift des Textes. Der Kodex entstand um die Zeit zwischen und . Die Sammelhandschrift enthält u. a. auch den sog. → Vierundzwanzig-Paragraphen-Text, Färberezepte für Wolle sowie lat. und dt. Bezeichnungen von Krankheiten und Arzneimitteln. J.s Bearbeitung kompiliert Albrant-Texte des ältesten böhmischen Überlieferungsstrangs. J. benutzte dabei nach heutigen Forschungsstand mindestens drei unterschiedliche Vorlagen, die jedoch unbekannt sind. Mehrere volksmedizinische, teilweise mantische Rezepte in der Bearbeitung gelten als Hinzufügungen J.s. Ü: Breslau, UB, cod. III Q , rb–va (Pap., –, ostmitteldt.; wohl Autograph). – Vgl. www.handschriftencensus.de/ . A: Eis (s. Lit.). L: Rainer Rudolf, VL () Sp. . – Gerhard Eis: Meister Albrants Roßarzneibuch im dt. Osten. Reichenberg (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. –, –. – Siegfried Sudhof: Eine Tübinger Hs. von Meister Albrants Rossarzneibuch. In: ZfdPh () S. –. – G. Eis: Meister Albrants Ein uß auf die mnd. Roßarzneibücher. In: Nd. Mitt. () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –). MM
. Hälfte . Jh. Gernpaß, Michel (?). – Urheber einer dt. Versübersetzung des pseudoaristotelischen Secretum secretorum (?), zweite Hälfte . Jh. (?). G.s Name wird von einigen Überlieferungsträgern der dt. Versversion des → Secretum secretorum als Übersetzer genannt, einmal mit Vornamen. Das Secretum, eine enzyklopädische Geheimlehre, die aus verschiedenen orientalischen Quellen kompiliert wurde, fand im MA in fast allen europäischen Sprachen Verbreitung. Die Übersetzung G.s beruht auf der lat. Fassung des Philippus Tripolitanus (um ), die als ausführlicher Brief von → Aristoteles an Alexander den Großen gestaltet ist. Die G. zugeschriebene poetische Bearbeitung in nahezu Versen dürfte im bairischösterreichischen Raum in der zweiten Hälfte des . Jh. entstanden sein. Der Text ist stilistisch heterogen. Anfängliche Tendenzen zum geblümten Ausdruck und zu elaborierten Wendungen ebben im Verlaufe der Übersetzung ab, deren Verse zum Schluss hin sachlicher werden und auf stilistische Ausschmückungen weitgehend verzichten. Ü: Berlin, SBB, Mgq , S. – (Pap., Anfang . Jh., bair.) Namensnennung mit Vornamen. – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , vb–ra (Pap., , bair.-österr.; Fragm. [vollst. Quinternio]). – Ebd., Löffelholz-Archiv D , ra–vb, ra (Pap., Anfang/erste Hälfte . Jh., bair.) Epilog des Textes ist separat vorangestellt, Namensnennung («Gernvaß»). – Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol. Mgq (vormals Berlin, SBB, Mgq ) v–r (Pap., erstes Viertel [?] . Jh., bair.) Namensnennung. – Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., erste Hälfte . Jh.). – München, BSB, Cgm , r–r (Pap., um , ostschwäbisch). – Altenburg (Niederösterreich), Stiftsbibl., Cod. AB B , rb–va (Pap., um , bair.-österr.). A: Wendelin Toischer: Die altdt. Bearbeitungen der Pseudo-Aristotelischen SecretaSecretorum. In: Programm des K. K. Dt. Neustädter Staats-Ober-Gymnasiums zu Prag am Schlusse des Schuljahres , S. –, hier S. – (nach ÖNB, Cod. ). L: Volker Zimmermann, VL () Sp. f.; () Sp. . – Toischer (s. Ausg.). – Georg Kriesten: Über eine dt. Übersetzung des ps.-aristotelischen ‹Secretum secretorum› aus dem . Jh. Diss. Berlin . – Wolfgang Hirth: Zu den dt. Bearbeitungen der Secretum Secretorum des MA. In: Leuvensche Bij
Gernpaß dragen () S. –. – Ders.: Stud. zu den Gesundheitslehren des sog. ‹Secretum secretorum›. Unter besonderer Berücksichtigung der Prosaüberl. Diss. Heidelberg . – Friedrich Wurms: Stud. zu den dt. und lat. Prosafassungen des ps.aristotelischen ‹Secretum secretorum›. Diss. Hamburg . – Regula Forster: Das Geheimnis der Geheimnisse. Die arabischen und dt. Fassungen des pseudo-aristotelischen Sirr al-asrar/Secretum Secretorum (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. VZ Kleines mittelniederdeutsches Arzneibuch. – Medizinisches Handbuch, zweite Hälfte . Jh. Der geschlossene Block von Kapiteln, der das → Utrechter Arzneibuch eröffnet und als K. m. A. bezeichnet wird, dürfte in seiner überlieferten Form in etwa die originäre Gestalt der nd. Kompilation repräsentieren. Das K. m. A. ist im nordniedersächsischen, womöglich nordelbischen Gebiet entstanden und wurde (vor allem auszugsweise) im gesamten norddt. Raum und bis nach Dänemark rezipiert. Es beruht auf fränkischen, nordniedersächsischen und ostfälischen Quelltexten. Das hochschulmedizinische Arzneibuch wendet sich an den akademisch ausgebildeten praktizierenden Arzt und stellt geläu ge Erkrankungen in den Mittelpunkt. Auf eine knappe humoralpathologische Einleitung folgen im Einzelnen: . ein Malaria-Abschnitt, der Prognose, Diagnose und Therapie gleichermaßen berücksichtigt; . ein Kapitel zur Verdauung; . eine Erörterung des Trinkens im Krankheitsfall; . uroskopische Anleitung (zur Diagnose von Erkrankungen des Magens, der Milz und der Harnblase); . Anweisungen zur Behandlung von Lungenentzündung, Husten, Katarrh, Angina, Kopfschmerzen und Geschwülsten (der Aderlass wird dabei nur kurz angerissen). Um dem geläu gen Ordnungsschema «a capite ad calcem» zu entsprechen, wird wird das K. m. A. von einem Rezept für frostgeschädigte Füße beschlossen. Ü: Utrecht, UB, Ms. (Utrechter Arzneibuch) r–r (Perg., um , nordniedersächsisch). – Hamburg, SUB, Cod. med. , S. –, –, (Pap., letztes Drittel . Jh., nd.). – Teilüberlieferung (zu den genauen Fundstellen der einzelnen Kapitel aus dem K. m. A. in den jeweiligen Hss. s. Ausg. Lindgren, S. f.):
Stephan von Dorpat London, British Library, MS Add. (Pap., . Jh., ripuarisch) Kap. – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. ° (→ Wolfenbütteler Arzneibuch) (Pap., um , ostfälisch) Kap. – Kopenhagen, Kgl. Bibl., Cod. Thott. ,° (Perg., um , altdänisch) Kap. – Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A (Gothaer Arzneibuch) (Pap., drittes Viertel . Jh., nordniedersächsisch) Kap. – Hinzu kommen sechs Hss. mit Streuüberl. (weniger als Kap.; s. ebd.). A: Johan H. Gallée: Mnd. Arzneibuch. In: NdJb () S. –, hier S. –. – Agi Lindgren: Das Utrechter Arzneibuch (Ms. ,°, Bibliotheek der Rijksuniversiteit Utrecht) (Stockholmer Germanistische Forschungen ). Stockholm , S. –, – (online unter http://su.diva-portal.org/). L: A. Lindgren, VL () Sp. f. – Sven Norrbom: Das Gothaer mnd. Arzneibuch und seine Sippe (Mnd. Arzneibücher ). Hamburg . – Willi Kassun: Das Utrechter mnd. Arzneibuch grammatisch und exegetisch untersucht. Diss. Hamburg . – Poul Hauberg (Hg.): En middelalderlig dansk Lægebog. Kopenhagen . – Walter Lawrence Wardale: A LowGerman-Latin Miscellany of the Early Fourteenth Century. In: Nd. Mitt. () S. –. – Gerhard Eis: Zu dem Wurmzauber des Utrechter Arzneibuches. In: Korrespondenbl. des Ver. für nd. Sprachforsch. () S. f. – A. Lindgren: Ein Stockholmer mnd. Arzneibuch aus der zweiten Hälfte des . Jh. (Stockholmer germanistische Forschungen ). Stockholm . – Willy L. Braekman: Middelnederlandse geneeskundige recepten. Een bijdrage tot de geschiedenis van de vakliteratuur in de Nederlanden (Koninklijke Vlaamse Academie vor Taal- en Letterkunde. Publikaties /). Gent . – Ria Jansen-Sieben: Middelnederlandse vakliteratuur. In: Fachprosaforschung. Acht Vorträge zur ma. Arteslit. Hg. v. Peter Assion/G. Keil. Berlin , S. –, hier S. . – Lindgren (s. Ausg.). – G. Keil: K. m. A. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. . – Mareike Temmen: Das ‹Abdinghofer Arzneibuch›. Edition und Unters. einer Hs. mnd. Fachprosa (Nd. Stud. ). Köln u. a. , S. – u. ö. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. VZ
. Hälfte . Jh. Stephan von Dorpat. – Verfasser einer mnd. Versbearbeitung von Jacobus’ de Cessolis lat. Schachtraktat und einer mnd. Bearbeitung der → Disticha Catonis; ca. drittes Viertel des . Jh. . In der jüngsten der bekannten dt. Versbearbeitungen von Jacobus’ de Cessolis tugenddidaktischem Traktat De ludo scaccorum (→ Schachzabelbücher) nennt sich ihr nd. Verfasser lediglich mit seinem Vornamen: «Des bokes dichter het stephan» (Ausg. Schlüter, V. ). Im Prolog widmet S. seine Dichtung «Mime leuen werden heren / uan darpte dem vorsten her Johanne / Enem bisschoppe unde einem manne» (V. –). Anschließend versucht er den Namen Vifhusen allegorisierend als eine Ver echtung von fünf Tugenden auszulegen. So konnte der Adressat des nd. Schachbuchs als Johann von Vifhusen identi ziert werden, der – das Bischofsamt in Dorpat innehatte. Johann entstammte einem Lübecker Patriziergeschlecht. Ob S. ein Dienstverhältnis mit Johann verband oder ob er sich ihm als seinem «leuen werden heren» aus anderen Gründen verp ichtet fühlte und ob er von Johann mit der Verdeutschung des lat. Textes beauftragt wurde, lässt sich anhand der wenigen Informationen nicht mit Gewissheit sagen. Im Epilog teilt S. mit, dass ihm «der scholen arbeyt / Unde ander sorchuoldicheyt» (V. f.) das Dichten erschweren. Daraus kann allenfalls abgeleitet werden, dass S. im Hauptberuf ein Schulamt innehatte, also wahrscheinlich ein Lehrer war. S.s Dichtung, «en boek der sede» (V. ), also ein Buch der Sitte, der ethischen Normen, soll den «eddelen luden» (V. ) Impulse geben, ihr Land auf rechte Art und Weise zu regieren. Wahrscheinlich ist mit «edlen Leuten» das gehobene städtische Milieu gemeint, das mit Verwaltungsaufgaben betraut war. S.s «Schacktafelen»-Dichtung ist mit Versen die kürzeste aller dt. Versfassungen. Zu lange Werke führten zum Verdruss ihrer Hörer, so der Autor im Epilog (V. –), deshalb sei die Kürze seiner Bearbeitung Programm. Das Grundgerüst von Jacobus’ Schachtraktat hat S. beibehalten, etwa die Hälfte der Exempel hat er gestrichen, dafür aber eigene Ergänzungen eingefügt, insbesondere im Buch III., das auf bürgerliche Berufe eingeht. Seine Quelle erwähnt S. nicht. Bisher ist keine entstehungszeitnahe Überlieferung bekannt. Sowohl der Lübecker Druck als auch das jüngst aufgefundene handschriftliche Fragment in Krakau tradieren
. Hälfte . Jh. S.s Schachdichtung ca. Jahre nach ihrer Entstehung. . Anhand sprachlich-stilistischer Kriterien konnte eine weitere mnd. Dichtung, für die ein Stephan als Verfasser zeichnete, S. v. D. zugewiesen werden. Es handelt sich um die nd. Bearbeitung der Disticha Catonis, eines Bestsellers der ma. Schulliteratur. Überliefert ist der Text in zwei vollständigen Handschriften, einem Fragment und zwei Fragmentenpaaren; letztere entstammen ursprünglich jeweils einer Handschrift. Baldzuhn unterscheidet zwei Fassungen: eine knappere (A) und eine ausführlichere (B). Es spricht nichts dagegen, beide der Feder des Verfassers zuzuordnen. Die Überlieferung beschränkt sich auf den nd. Raum (vor allem Ostseeküstenraum), drei der fünf Überlieferungszeugen datieren – entstehungszeitnah – ins Ende des . Jh., zwei wurden um die Mitte des . Jh. geschrieben. Mit seinen Versen ist S.s Text der umfangreichste aller bekannten Cato-Verdeutschungen und nimmt auch sonst eine Sonderstellung unter seinesgleichen ein. S. integrierte den lat. Ausgangstext in seine Bearbeitung: einem lat. Hexameterdistichon folgen immer eine Inhaltsparaphrase und ein Kommentar in bis zu dt. Reimpaaren (lediglich im Rostocker Fragment fehlt der lat. Text, zwischen den dt. Abschnitten ist aber, dem ursprünglichen Werkkonzept folgend, konsequent Platz dafür ausgespart). In S.s Kommentaren konnten zahlreiche Bibel- und Kirchenväterzitate sowie Reminiszenzen an die Autoritäten der paganen und christlichen Antike nachgewiesen werden. Baldzuhn (S. ) spricht in diesem Zusammenhang von einer «Lokalisierung der Zusätze an der Systemstelle des Kommentars». – Dem Dorpater Schulmeister muss also die gelehrte Tradition der literarischen Kommentare vertraut gewesen sein, an der er sich in seinem Bearbeitungskonzept, zumindest formal, orientieren konnte. Nach einer stichprobenartigen Sichtung konnte Baldzuhn (S. ) in der für das SpätMA einschlägigen Kommentarliteratur zu den Disticha Catonis zunächst keine Parallelen zu S.s Cato-Bearbeitung nachweisen. Ob und inwiefern S.s Zusätze daher als seine kompilatorische Eigenleistung anzusprechen sind, bliebe noch zu untersuchen. Ü: . Schachbuch: Krakau, Biblioteka Jagiello´nska, ms BJ (Fragm., Bll., Ostseeraum, letztes Drittel . Jh.). – Jacobus de Cessolis: De ludo scachorum, nd. Druck; Lübeck, bei
Stephan von Dorpat Matthäus Brandis, um ; einfache Holzschnitte (Borchling/Claussen Nr. ). – . Disticha Catonis. a. Vollständige Hss.: Danzig (Gda´nsk), Bibl. der Polnischen Akad. der Wiss., Ms. , r–r (ca. zweite Hälfte . Jh.; Fassung A). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. Helmst., ra–va (erste Hälfte . Jh.; Fassung A). – b. Fragmente: Berlin, SBB, mgq ( beschnittene Doppelbll.) und Danzig (Gda´nsk), Bibl. der Polnischen Akad. der Wiss., Ms. ( beschnittenes Doppelbl.) entstammen ursprünglich einer Hs. (ca. zweite Hälfte . Jh.; Fassung B); Göttingen, Niedersächsische SUB, Cod. Ms. W. Müller I, ( quer durchgetrenntes Bl.) und Krakau, Biblioteka Jagiello´nska, Berol. mgq Nr. ( Doppelbll.) entstammen ursprünglich ebenfalls einer Hs. (ca. zweite H. . Jh.; Fassung A). – Rostock, UB, Mss. philol. a (. Jh.; Fassung A). A: Wilhelm Müller: Cato. In: ZfdA () S. – (mit Abdruck von a). – W. Schlüter: Meister S.s Schachbuch. Ein mnd. Gedicht des . Jh. In: Verhandlungen der gelehrten Estnischen Ges. zu Dorpat () S. – (Text); () S. – (Glossar). – Paul Graffunder: Mnd. Cato. In: NdJb () S. –; () S. –. – Claussen (s. Lit.). L: Peter Kesting: Cato. In: VL () Sp. –. – Hartmut Beckers, VL () Sp. –. – Georg Christian Friedrich Lisch: Nd. Übersetzungen der Sprüche des Dionysius Cato. In: Jb. des Ver. für meklenburgische Gesch. und Alterthumskunde () S. f. – Friedrich Zarncke: Der dt. Cato. Geschichte der dt. Übersetzungen der im MA unter dem Namen Cato bekannten Distichen bis zur Verdrängung derselben durch die Übersetzung Sebastian Brants am Ende des . Jh. Leipzig , S. f. – R. Sprenger: Zu Meister S.s Schachbuch. In: NdJb () S. –. – Paul Graffunder: Mnd. Cato. In: NdJb () S. –. – Ders.: Meister S.s mnd. Cato. In: NdJb () S. –. – Ernst A. Kock: Zu Meister S.s Schachbuch. In: NdJb () S. –. – C. Th. Saul: Stud. zu Meister S.s Schachbuch. Diss. Münster . – Walther Mitzka: Die dt. Catodichtungen des MA. In: ZfdPh () S. –. – Bruno Claussen: Die Rostocker Bruchstücke des mnd. Cato. In: Wissenschaftliche Zs. der Univ. Rostock (/) Sonderh., S. – (mit Textabdruck). – Conrad Borchling/B. Claussen: Nd. Bibliographie. Gesamtverz.
Thiederik von Cervia der nd. Drucke bis zum Jahre . Bde. Neumünster –. – Hans-Jürgen Kliewer: Die ma. Schachallegorie und die dt. Schachzabelbücher in der Nachfolge des Jacobus de Cessolis. Diss. Heidelberg , S. f. – W. Heinemann: Zur Ständedidaxe in der dt. Dichtung des MA. In: PBB (Halle) () S. –, hier S. ff. – Dieter Harmening: Neue Beitr. zum dt. Cato. In: ZfdPh () S. –, hier S. . – Hartmut Beckers: Mnd. Literatur. Versuch einer Bestandsaufnahme II. In: Nd. Wort () S. –, hier S. –. – Nikolaus Henkel: Dt. Übersetzungen lat. Schultexte (MTU ). München , S. f. – Ralf G. Päsler: Deutschsprachige Sachlit. im Preußenland bis . Unters. zu ihrer Überl. (Aus Archiven, Bibliotheken und Museen Mittelund Osteuropas ). Köln u. a. , S. f. (S. : irrtümlicher Hinweis auf den Pfarrer zu dem Hechte). – Mareike Temmen: Der erste hsl. Textzeuge des Schachbuches S.s v. D. – ein mnd. Fragm. in Krakau. In: Lit. – Gesch. – Literaturgeschichte. Beitr. zur mediävistischen Literaturwissenschaft. FS Volker Honemann. Hg. v. Nine Miedema/Rudolf Suntrup. Frankfurt/M. u. a. , S. – (mit Textabdruck). – Gero von Wilpert: Deutschbaltische Literaturgesch. München, , S. f., . – Lex. der deutschsprachigen Lit. des Baltikums und St. Petersburgs. Vom MA bis zur Gegenwart. Hg. v. Carola Gottzmann/Petra Hörner. Bd. . Berlin/New York, , S. f. – Oliver Plessow unter Mitwirkung von Volker Honemann und M. Temmen: Ma. Schachzabelbücher zwischen Spielsymbolik und Wertevermittlung. Der Schachtraktat des Jacobus de Cessolis im Kontext spätma. Rezeption (Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme. Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs , Bd. ). Münster , S. f., . – Michael Baldzuhn: Schulbücher im Trivium des MA und der Frühen Neuzeit. Die Verschriftlichung von Unterricht in der Text- und Überlieferungsgesch. der ‹Fabulae› Avians und der dt. ‹Disticha Catonis›. Bde. (Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgesch. NF ). Berlin/New York , S. –, –. – Chiara Benati: S. v. D. and his Low German translation of the Disticha Catonis. In: Medieval German Textrelations: Translations, Editions and Studies (Kalamazoo Papers –). Hg. v. Sibylle Jefferis (GAG ). Göppingen , S. –. IM
. Hälfte . Jh. Thiederik von Cervia (Te[o]derico dei Borgognoni; Dietrich von Cervia, von Lucca; Theodoricus Cervicensis, de Cervia u. ä.), * Lucca, † Bologna. – Chirurgischer Fachschriftsteller; dt. Rezeption ab der zweiten Hälfte des . Jh. Der Sohn des Chirurgen Ugo dei Borgognoni legte um / im Predigerkonvent von Bologna die Profess ab. wurde ihm die Verwaltung des apulischen Bistums Bitonto übertragen. Dieser Aufgabe kam er von Lucca aus nach, bevor er zum Bischof von Cervia (Adria) ernannt wurde. Neben einem Beizbuch und einem hippiatrischen Werk verfasste T. mit der Chirurgia (auch: Filia princeps) ein vor allem im romanischen Raum weit verbreitetes wundärztliches Lehrbuch, das er vor abgeschlossen hat. Da der Text von T.s Kompendium über weite Strecken mit der um vollendeten Chirurgia magna des → Bruno von Longoburgo identisch ist, wurde T. zunächst vom ämischen Chirurgen Jan Ypermann und schließlich auch von → Guy de Chauliac im Capitulum singulare von dessen Chirurgia magna des Plagiats bezichtigt. Aufgrund einer Vorstufe zu T.s Chirurgia von sind die tatsächlichen Abhängigkeitsverhältnisse aber unklar. Trotz des Erfolges der Chirurgia in der Romania, wo sie bis in die Neuzeit die ärztliche Ausbildung prägte und im Verbund mit Guys Chirurgia auch im Druck Verbreitung fand, hat T.s Schrift in den dt. Raum kaum hinein gewirkt. Volksprachige Re exe nden sich in der → Prager Wundarznei, in die eine Teilbearbeitung integriert ist. Für das . Jh. sind Zitate bei Hieronymus → Brunschwig nachgewiesen worden, die aber über Guy de Chauliac vermittelt worden sind. Außerdem hat offensichtlich Pankraz Sommer die Chirurgia herangezogen. A: Eine Edition des lat. Textes der Chirurgia liegt nicht vor. – Englische Übersetzung: The Surgery of Theodoric ca. A. D. . Translated from the Latin by Eldridge Campbell and James Colton. Bde. (History of medicine series ,/ ). New York /. – Italienische Übersetzung: Mario Tabanelli: La chirurgia italiana nell’alto medioevo. Bd. (Rivista di storia delle scienze mediche e naturali /). Florenz , S. –. – Rossarznei: Wilhelm Heinemeyer: Die Pferdeheilkunde des Bischofs Theodorich v. C., Abh. III. Diss. Berlin (Teilausg. mit nhd. Übersetzung). – María Isabel Montoya: Theodoricus de C. Texto y concordancias del ‹Libro de los caballos›. Escorial MS. b.IV.. Madison (Mikro che).
. Hälfte . Jh. L: Gundolf Keil: Tedorico dei Borgognoni, LexMA () Sp. f. – Ders., VL () Sp. f. – De ‹Cyrurgie› van Meester Jan Yperman. Naar de handschriften van Brussel, Cambridge, Gent en Londen. Hg. v. E. C. van Leersum (Bibliotheek van Middelnederlandsche Letterkunde []). Leiden , S. f. – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. . – George Sarton: Introduction to the history of science. Bd. /: From Rabbi ben Ezra to Roger Bacon. Baltimore (Nachdr. Huntington/NY ) S. –. – Vicenzo Busacchi: Fra Teodorico (Tederico) Borgognoni (–). In: Studi romagnoli () S. –. – Volker Zimmermann: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachigen hsl. Kompendien des SpätMA (Ars medica /). Stuttgart , S. . – Michael Rogers McVaugh: Alchemy in the Chirurgia of Teodorico Borgognoni. In: Alchimia e medicina nel medioevo. Hg. v. Agostino Paravicini Bagliani/ Chiara Crisciani (Micrologus’ Library ). Florenz , S. –. – G. Keil: Tedorico dei Borgognoni. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Nikolaus von Mumpelier (auch: Nicklas von Monpolir, Niklas von Montpellier, N. v. Polen). – Wohl pseudepigrapher Autor einer chirurgischen Kompilation, . Jh. (?). Eine südschlesiche Handschrift des . Jh. überliefert eine deutschsprachige Hübsch Chirurgia, als deren Verfasser in der Textüberschrift «meyster Nicklas von Monpolir» genannt wird. Die Zuschreibung bezieht sich auf den Dominikaner und Arzt → Nikolaus von Polen (um –nach ), der einen Anti-Hippokrates dichtete. Die Hübsch Chirurgia wird N. v. Polen heute jedoch meist abgesprochen. Die Forschung hat stattdessen einen unbekannten Mediziner aus dem Schlesien des . Jh. als Bearbeiter erwogen. Als angestrebte Leserschaft des Werks gelten landessprachig ausgerichtete Chirurgen. Die Hübsch Chirurgia versammelt in meist pathologischer Anordnung weit über hundert wundärztliche Rezepte gegen ein breites Spektrum von Erkrankungen. Kopf-, Haut-, Augen- und Ohrenleiden werden ebenso behandelt wie Verrenkungen, Geschwüre, Hämorrhoiden und Schwellun
Nikolaus von Mumpelier gen. Die Kompilation enthält außerdem drogenkundliche Hinweise, einen Schlangentraktat sowie Anweisungen für Wundtränke, Pulver, Verbände und Salben. Der Bearbeiter benutzte als Quelle vor allem die text- und überlieferungsgeschichtlich eng mit der Hübsch Chirurgia verknüpfte → Leipziger Rogerglosse, aus der er chirurgische Versatzstücke übernahm. Weiterhin griff er u. a. auf das → Circa instans und die N. v. Polen zugeschriebenen Experimenta zurück. Die Forschung hat weiterhin vermutet, der Autor der Hübsch Chirurgia könnte die von ihm benutzten Textauszüge zumindest partiell selbst in die dt. Sprache übersetzt haben. Ü: Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, cod. Pal. lat. , r–r (Pap., / , südschlesisch). – Vgl. u. a. Keil (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. A: Brata Mikolaja z Polski Pisma Lekarskie. Hg. v. Ryszard Ganszyniec. Posen , S. , –. – Keil/Würl (s. Lit.). – Keil (s. Lit.; Teilausg.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. . Leipzig , S. –. – G. Keil: Schlesien als Gegenstand medizinischer Fachprosaforschung. In: Schlesien als Gegenstand interdisziplinärer Forschung. Hg. v. Lothar Bossle u. a. Sigmaringen , S. –. – G. Keil/Elfriede Würl: Die ‹Leipziger Rogerglosse› und die ‹Hübsch Chirurgia› des Niklas v. M. Eine Konkordanz zu zwei Denkmälern altschlesischer Lit. des . Jh. In: Jb. der Schlesischen FriedrichWilhelms-Univ. zu Breslau () S. –. – Ders./Antoni Jonecko: Stud. zum Dichterarzt Nikolaus von Polen. Eine Skizze des ma. Arztes und Dichters unter besonderer Akzentuierung seiner ‹Antipocras›-Streitschr., seiner ‹Experimenta›, der ‹Chirurgie› sowie seiner Verbindungen nach Schlesien. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – G. Keil: ‹Ein hüpsch chirurgia›. Wundärztliches Schrifttum im spätma. Oberschlesien. In: Oberschlesische Dichter und Gelehrte vom Humanismus bis zum Barock. Hg. v. Gerhard Kosellek. Bielefeld , S. –. – G. Keil: Chirurgische Fachprosa des . bis . Jh. in Schlesien, Nordmähren und Nordböhmen. In: Deutschsprachige Lit. des MA im östlichen Europa. Forschungsstand und Forschungsperspektiven. Hg. v. Ralf G. Päsler/Dietrich Schmidtke. Heidelberg , S. –. – G. Keil: Acht WundtrankRezepte aus der ‹Hübsch Chirurgia› des Niklas
Leipziger Wundarznei v. M. In: Schr. der Sudetendt. Akad. der Wiss. und Künste : Forschungsbeitr. der Naturwiss. Kl. Red. Heinrich Männl. München , S. –. MM Hermann von Erfurt. – Wundarzt, Verfasser eines Bittbriefes an den Aachener Bürgermeister; zweite Hälfte . Jh. H. versah das Amt des Aachener Stadtwundarztes und wurde vom Bürgermeister Gerhard Chorus († ) gefördert. Auch sein Bruder, den H. als «meister Hartung» bezeichnet, wirkte als Chirurg. Um (spätestens ) wechselte H. in das e e Gefolge → Karls IV. als «artzt des romuschen keyseris», dem er nach Auskunft seiner Bittschrift vier Jahre diente. Nach seinem Ausscheiden aus dem kaiserlichen Dienst sei ihm auferlegt worden, sich in einer «riches statt» niederzulassen, worauf H. in Erfurt residierte. (Erfurt war zwar nicht reichsfrei, jedoch trotz seiner Zugehörigkeit zum Erzbistum Mainz vom Mainzer Bischofsstuhl relativ unabhängig.) Von seinem Erfurter Exil aus wandte sich H. in einem Bittschreiben an den Aachener Bürgermeister («Korusch czu Ochen»). Zum einen bat er Chorus um Unterstützung bei der Eintreibung eines offenen Rechnungsbetrages von Gulden aus seiner Zeit als Stadtarzt, zum anderen ersuchte er um seine Wiedereinstellung. Der offensichtlich hoch gebildete Bittsteller kleidet sein Anliegen in gewandte Formulierungen und elaborierte Satzgefüge. Er vermag auch argumentativ zu überzeugen. Ob seinen Bitten letztlich aber stattgegeben wurde, ist ungeklärt. Ü: Aachen, Stadtarch., Reichstädtisches Arch. (RA) I Urk. W (Pap., vor ); Autograph (?). Vgl. zum Dokument: Regesten der Reichsstadt Aachen (einschliesslich des Aachener Reiches und der Reichsabtei Burtscheid). Hg. v. der Ges. für Rheinische Geschichtskunde und der Stadt Aachen. Bd. : Datierte Stücke –, undatierte Stücke – bearb. v. Thomas R. Kraus. Düsseldorf , S. (mit Textauszügen). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Egon Schmitz-Cliever: Die Heilkunde in Aachen von römischer Zeit bis zum Anfang des . Jh. In: Zs. des Aachener Geschichtsver. / (/) S. –, hier S. (Nr. ; mit Textauszügen). – Wolfgang Wegner: H. v. E. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. . VZ
. Hälfte . Jh. Hueth, Georg (Jorge). – Urheber eines medizinischen Therapieverfahrens, zweite Hälfte . Jh. Der anderweitig nicht bezeugte H. dürfte Wund- oder Laienarzt gewesen sein. Ihm wird eine therapeutische Anleitung zugeschrieben, die hilfreich gegen unterschiedlichen Krankheiten («geseichte») sei. Notiert in bair. Schriftsprache umfasst das Verfahren eine Zweischritttherapie sowie ein Salben- und eine Baderezept. Ü: Berlin, SBB, Mgf , rb (Pap., spätes . Jh., obd./lat./italienisch). Die dreisprachige Sammelhs. enthält medizinische, alchemistische, hauswirtschaftliche sowie technische Rezepte und Verfahren (u. a. von Meister → Lorenz, Peter → Unger). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Wolfgang Wegner: G. H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Leipziger Wundarznei. – Chirurgischer Traktat, zweite Hälfte . Jh. Der Verfasser der L. W., der von sich in der ersten Person redet, dürfte ein Wundarzt mit feldchirurgischer Erfahrung gewesen sein, der in einem Bergbaugebiet gewirkt hat. Hierauf weist der Einsatz von Mineralien hin, wie sie typischerweise im Hüttenbetrieb anfallen. Autorsprachliche Rudimente im handschriftlichen Wortlaut legen eine west-oberschlesische Abkunft des Urhebers nahe. Das L. W. ist eine praxisbezogene Sammlung von Anweisungen und Ratschlägen für den wundärztlichen Fachmann und für Feldscher, die von der allgemeinen Traumatologie bis zur Behandlung sehr spezi scher Kriegsverletzungen reicht (Speerspitze im Hals, Klinge in der Lunge usw.). Einen besonderen Raum nimmt neben dem feldchirurgischen Extrahieren von Fremdkörpern die Geschwürsbehandlung ein. Die Anweisungen und Maßnahmen stehen – wie die Mitüberlieferung schon nahelegt – in der Roger-Tradition (→ Roger Frugardi) und lassen zudem einen Ein uss Rhazes’ (ar-Razi) erkennen. Ü: Leipzig, UB, Ms. , rb–va (Pap., erste Hälfte . Jh., lat/ostmitteldt. [meißnerisch]). Die L. W. wird im Anschluss an die → Leipziger Rogerglosse überliefert und ist
. Hälfte . Jh. vom gleichen Schreiber notiert worden wie das → Leipziger Drogenkompendium. A: Hilde-Marie Gross/Gundolf Keil: Die L. W. In: Sammeln – Erforschen – Bewahren. FS Ernst-Heinz Lemper. Hg. v. der Oberlausitzischen Ges. der Wiss. (Sonderh. Neues lausitzisches Magazin). Hoyerswerda/Görlitz , S. –. L: H.-M. Gross/Gundolf Keil, VL () Sp. . – Astrid Hirschmann: Die Leipziger Rogerglosse. Ein chirurgischer Text aus dem meißnisch-nordschlesischen Raum. Teil I: Text (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. f. – G. Keil: Chirurgische Fachprosa des . bis . Jh. in Schlesien, Nordmähren und Nordböhmen. In: Deutschsprachige Lit. des MA im östlichen Europa. Forschungsstand und Forschungsperspektiven. Hg. v. Ralf G. Päsler/ Dietrich Schmidtke (Beitr. zur älteren Literaturgesch.). Heidelberg , S. –, hier S. f., . VZ Prager Wundarznei. – Kriegschirurgische Lehrschrift, zweite Hälfte . Jh. Der Kompilator des sechsteiligen Feldbuches dürfte im ober- oder mährisch-schlesischem Raum gewirkt haben. Seine offensichtlich nur spärlichen Lateinkenntnisse machen eine akademische Ausbildung des P. W.-Verfassers nicht eben wahrscheinlich und lassen ein Laien-/Wundarzt vermuten. Ein besonderes Charakteristikum des Lehrwerks ist seine Strukturierung nach Waffengattungen und den für diese spezi schen Verletzungen. Erst auf der untergeordneten Ebene innerhalb der vier praktisch-chirurgischen Abschnitte bis wird die Materie nach anatomischen Kriterien geordnet, indem die Therapien in diesen Teilen dem «a capite ad calcem»-Muster folgen. Außerdem beginnen alle Paragraphen innerhalb dieser zentralen Abschnitte mit der lat. Bezeichnung des jeweilig betroffenen Körperteils. Die erste Abhandlung des Hauptblockes, Teil der gesamten P. W., thematisiert Hieb- und Stichverletzungen. Der dritte Teil fokussiert auf Pfeilverletzungen und warnt den behandelnden Arzt ausdrücklich vor Eingriffen bei lebensbedrohlichen Verletzungen. Im vierten Teil werden Reposition, Fixation und Heilung von Knochenbrüchen vorgestellt und im fünften das Reponieren von verrenkten Gelenken (jeweils vom Kiefer bis zum Fuß). Dem Hauptsegment der Teile bis hat der schlesische Anonymus eine
Prager Wundarznei Einleitung vorgeschaltet, in welcher er die Bedeutung der Humoralpathologie für die Traumatologie heraustellt. Außerdem differenziert er hier zwischen heil- und unheilbaren Wunden, widmet sich der Geschwürstherapie und bringt abschließend einige Salbenrezepte. Den vier Traktaten des Hauptteils nachgestellt ist ein Antidotarium das sich wiederum überwiegend aus Salbentexten zusammensetzt, in welche zwei Traktate aus den Experimenta des → Nikolaus von Polen eingeschoben sind. Ein Ein uss Nikolaus’ ist auch für die gesamte P. W. gesichert. Außerdem war deren Verfasser nachweislich mit dem Werk → Roger Frugardis vertraut, auf den er sich auch direkt beruft. Als Autoritäten werden im Text ferner Hippokrates, Galenos, Rhazes (ar-Razi), → Avicenna genannt. Auch die Chirurgia von Ugos Sohn → Thiederik von Cervia wurde herangezogen. Ü: Prag, Nationalbibl., Cod. XVI.F., r–v (Pap., Mitte . Jh., ostmitteldt. mit schlesischen Merkmalen). A: Christine Boot: Die ‹P. W.› des . Jh. Ein traumatologisches Feldbuch aus dem ma. Schlesien. Habil.-Schr. Würzburg . L: Christine Boot, VL () Sp. –. – Gundolf Keil: Gestaltwandel und Zersetzung. Roger-Urtext und Roger-Glosse vom . bis ins . Jh. In: Der Komm. in der Renaissance. Hg. v. August Buck/Otto Herding (DFG Kommission für Humanismusforsch. Mitt. ). Boppard , S. –, hier S. (wieder in: Medizin im ma. Abendland. Hg. v. Gerhard Baader/G. Keil [WdF ]. Darmstadt , S. –, hier S. ). – Wolfgang Löchel: Die Zahnmedizin Rogers und die Rogerglossen. Ein Beitr. zur Gesch. der Zahnheilkunde im Hochund SpätMA (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. f., , . – G. Keil: Schlesien als Gegenstand medizinischer Fachprosaforschung. In: Schlesien als Aufgabe interdisziplinärer Forschung. Hg. v. Lothar Bossle u. a. (Schlesische Forschungen ). Sigmaringen , S. –, hier S. –. – C. Boot: Die P. W. In: Anfänge und Entwicklung der dt. Sprache im ma. Schlesien (Schlesische Forschungen /Gerhard MöbiusInst. Verhandlungen ). Hg. v. G. Keil/Josef Joachim Menzel. Sigmaringen , S. –. – G. Keil/Hilde-Marie Groß: Naturwissenschaftlichmedizinisches und technisches Schrifttum aus Böhmisch-Schlesien vom .–. Jh. unter besonderer Berücksichtigung der P. W. In: Slezsky sbornik Bd. () S. –. – H.-M. Groß: Die
Jakob von Landshut ‹P. W.›. Ein Feldbuch der Kriegschirurgie als Beispiel frühnhd. medizinisch-naturwissenschaftlichen Schrifttums im mährisch-schlesischen Raum. In: Zur Erforschung des Frühnhd. in Böhmen, Mähren und der Slowakei. Hg. v. Hildegard Boková (Schr. zur diachronen Sprachwiss. ). Wien , S. –. – Lenka Vaˇnková: Medizinische Fachprosa aus Mähren. Sprache – Struktur – Edition (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. – u. ö. – G. Keil: P. W. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . VZ Jakob von Landshut, † vor . – Medizinischer Rezeptautor. Zwei medizinische Sammelhandschriften des . Jh. nennen als Gewährsmann für Rezepte einen J. v. L. Es ist anzunehmen, dass dieser (Wund-) Arzt mit einem jüdischen Mediziner zu identi zieren ist, den eine Urkunde des bayerischen Herzogs Stephans II. von «Jacoben den Juden vnsern Artz» nennt. Der herzogliche Leibarzt J. ist noch öfter nachgewiesen, woraus sich ein grobes biographisches Gerüst erstellen lässt: Demnach ist J. vor aus Schwäbisch Gmünd in die niederbayerische Residenzstadt Landshut gelangt, womöglich in Folge des Gmünder Judenpogroms von . Sein leibärztliches Salär für betrug Pfund. Auch nach dem Tod Stephans () blieb J. in bayerisch-herzöglichem Dienstverhältnis. J. war kontinuierlich in größere Finanzgeschäfte involviert und bis sind pekuniäre Zuwendungen J.s an den Herzoghof sowie an das Patriziat in Landshut nachgewiesen. Sein beträchtlicher Grundbesitz (u. a. auch in München) zeugt davon, dass ihm diese Zuwendungen leicht gefallen sein dürften. hat seine Witwe «Kathrey» ein Landgut aus dem Besitze J.s veräußert. Bei den J. namentlich zugeschriebenen Verfahren handelt es sich zum einen um eine Therapie von geschwürigen Gewebszerfall («essen des krebses») mit Sadebaum, zum anderen um zwei Anweisungen zur Bekämpfung des Ohrwurms für den Fall, dass jemandem «ain orholter in die oren gekrochen ist». In zeitgenössischer Vorstellung wurde der Ohrwurm für ohrspezi sche Leiden verantwortlich gemacht. Keines der Verfahren zeigt einen
. Hälfte . Jh. Ein uss der zeitgenössischen Schulmedizin. Stattdessen sind sie von magischen Vorstellungen und der Volksmedizin geprägt. Darüber hinaus kommt J. als Urheber für eine Badeanwendung in Betracht, in deren Überlieferungskontext zwar sein Name nicht aufscheint, dafür aber angeben wird, dass damit «ein Jud einem Ritter ze landsh˚ut gesunt gemacht» habe. Auch die Rezepte im unmittelbaren Überlieferungsumfeld dieses Baderezeptes könnten auf J. zurückgehen. Völlig offen und nicht eben wahrscheinlich ist J.s Autorschaft im Falle der zahlreichen Rezepte, die im Zuge der spätma. medizinischen Tradition vor allem im südwestdt. Raum nicht näher spezi zierten J.s zugeschrieben werden (vgl. → Jacobus). Ü: Sadebaum-Rezept: Salzburg, UB, Cod. M III , v (Pap. und Perg., um , rheinfränkisch); vermutlich aus Speyer (Besitzvermerk aus dem frühen . Jh.: «Johannes Krannch [i. e. Kranich] de kirchheim Cannonicus Spirensis est possesor meus» [→ Kolmarer Liederhandschrift]). – Ohrwurm-Anordnung: Metz, StB, Ms. , r (Pap., spätes . Jh., obd.); innerhalb der ‹Cyrurgia› Johann → Schenks von Würzburg. Autorangabe: «Probatum est per magistrum Jacobum de lanczhott». – Badeanwendung: München, UB, ° Cod. ms. , v (Perg., , bair.); weitere Rezepte die auf J. zurückgehen könnten im Abschnitt r–r. A: Ohrwurm-Anordnung: Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. . – Sadebaum-Rezept: Hirth , S. f. – Badeanwendung: Assion , S. f. L: Peter Assion, VL () Sp. f. – Fridolin Solleder: München im MA. München/ Berlin , S. . – Gerhard Eis: Nachricht über eine medizinische Sammelhs. der Donaueschinger Hofbibl. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – Theo Herzog: Landshuter Urkundenbuch (Bibl. familiengeschichtlicher Quellen ). Neustadt a. d. Aisch /. – Gundolf Keil: Die Bekämpfung des Ohrwurms nach Anweisungen spätma. und frühneuzeitlicher dt. Arzneibücher. In: ZfdPh () S. –. – Wolfgang Hirth: Zu J. v. L. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – G. Keil: Zu J. v. L. In: ebd., S. –. – P. Assion: J. v. L. Zur Gesch. der jüdischen Ärzte in Deutschland. In: ebd. ()
. Hälfte . Jh. S. – (wieder in: Medizin im ma. Abendland [WdF ]). Hg. v. Gerhard Baader/G. Keil. Darmstadt , S. –). – Josef Kirmeier: J. v. L., ein jüdischer Arzt des . Jh. In: Geschichte und Kultur der Juden in Bayern. Aufsätze. Hg. v. Manfred Treml/Wolf Weigand (Veröff. zur Bayerischen Gesch. und Kultur ). München , S. –. – Kay Peter Jankrift: Eigenes und Fremdes. Zur sozialen Stellung jüdischer Gelehrter und zu ihrer Rolle für die Vermittlung von Wissen im MA. In: Gesundheit – Krankheit. Kulturtransfer medizinischen Wissens v. der Spätantike bis in die frühe Neuzeit. Hg. v. Florian Steger/K. P. Jankrift (Beih. zum AfK ). Köln u. a. , S. –, hier S. , –. – Wolfgang Wegner: J. v. L. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , Reg. – Maximilian Monsees: Jüdische Heilkunst in Deutschland, Spanien und Italien. Eine Stud. zur ma. Gesch. Hamburg , S. –, . VZ Vicko von Geldersen (eigentl. Friedrich v. G.), † . – Kaufmann, Mitverfasser eines Handelsbuchs. V. stammte aus einer mit dem Lüneburger Ratsgeschlecht Elebeke verwandten Patrizierfamilie. Diese ist seit in Hamburg belegt, wo V. wahrscheinlich bald nach eine kaufmännische Tätigkeit aufnahm. Er handelte vor allem mit englischen und ndl. Tuchen, aber auch mit Baumwolle, Flachs, Pelzen, Holz und Metallen. Seit war er Jurat am Kirchspiel St. Petri, seit Mitglied im Hamburger Rat und daneben zeitweise Stadtkämmerer. V. wurde häu ger mit diplomatischen Missionen betraut. So war er während der Ämterunruhen Unterhändler des Rats, als dessen Sendbote er auch an den Hansetagen von Lübeck () und Wismar () teilnahm. V. starb als wohlhabender Mann. Sein Geschäft wurde danach von Sohn Johannes v. G. weitergeführt. Ein zweiter Sohn Vicko war ebenfalls als Kaufmann tätig. Im Rahmen seiner kaufmännischen Tätigkeit legte V. ein Handelsbuch mit geschäftlichen Aufzeichnungen an. Die Notizen darin stammen meist von Schreibern, manchmal aber auch von V. selbst. Nach V.s Tod setzte Johannes v. G. die Aufzeichnungen fort, die schließlich zu einer Handschrift
Vicko von Geldersen gebunden wurden. Die chronologisch frühesten Notizen sind im dritten Teil des Codex enthalten. Es handelt sich um ein Schuldbuch für die Zeit von bis . Den umfangreichsten Teil der Handschrift bildet ein Handlungsbuch für die Jahre bis . Daran schließt sich ein begonnenes Rentenbuch an, in dem u. a. Einnahmen aus Grundstücken festgehalten sind. Dieser Teil wurde nach V.s Tod noch bis fortgeführt. Die Handschrift enthält außerdem testamentarische Bestimmungen von Johannes v. G. aus den Jahren bis . Sprachlich sind die Aufzeichnungen im Handlungsbuch eine Mischung aus lat. und nd. Passagen. Neben vollständig lat. Abschnitten enthält der Text z. B. auch nd. Absätze mit einzelnen lat. Formulierungen. Die nd. Anteile nehmen im Verlauf der Aufzeichnungen zu. Das Handelsbuch erfasst das gesamte Spektrum von V.s Geschäftstätigkeit, darunter Verkäufe, Wechselgeschäfte, Beteiligungen an Handelsgesellschaften, Schulden und deren Konditionen, Namen von Geschäftspartnern und Bürgen. Darüber hinaus bietet der Text wichtige Informationen zum zeitgenössischen Handelswesen. Er erlaubt ebenso Rückschlüsse auf internationale Geschäftsbeziehungen wie auf alltägliche Grundlagen des Handels, z. B. Münzen, Maße, Gewichte und Warenpreise. Daher wird dem Handelsbuch für die Wirtschaftsgeschichte des Hanseraums ein bedeutender Rang zugesprochen. Das zu den frühesten Zeugnissen seiner Art zählende Werk gilt in der Forschung als ebenso wichtig wie die Aufzeichnungen von Hildebrand → Veckinchusen sowie Hermann und Johann → Wittenborg. Ü: Hamburg, Staatsarch., Bestand – Geldersen, V. v. G., Nr. , Bll. (Pap., –). A: Das Handlungsbuch V.’s v. G. Hg. v. Ver. für Hamburger Gesch. Bearb. v. Hans Nirrnheim. Hamburg . Mikro che-Ausg. Trier . – Bastian (s. Lit.) S. – (Teilausg.). – Dt. Fachprosa des MA. Ausgewählte Texte. Hg. v. Wolfram Schmitt. Berlin u. a. , S. – (Teilausg.). – Dollinger (s. Lit.) S. f. (Teilausg.). L: Erich von Lehe, NDB () S. f. – Helgard Ulmschneider, VL () Sp. –. – Nirrnheim (s. Ausg.) S. XI–LXXIX. – Franz Bastian: Das Runtingerbuch – und verwandtes Material zum Regensburger-südostdt. Handel und Münzwesen
Herforder Stadtrechtsbuch . Regensburg , S. –, –. – Hektor Ammann: Deutschland und die Tuchindustrie Nordwesteuropas im MA. In: Hansische Geschichtsbll. () S. – (wieder in: Die Stadt des MA . Hg. v. Carl Haase. Darmstadt , S. –). – Wiltrud Eikenberg: Das Handelshaus der Runtinger zu Regensburg. Ein Spiegel süddt. Rechts-, Handels- und Wirtschaftslebens im ausgehenden . Jh. Göttingen , S.. – Philippe Dollinger: Die Hanse. Stuttgart , S. , , f. – Albrecht Cordes: Spätma. Gesellschaftshandel im Hanseraum. Köln u. a. , S. –. – Doris Tophinke: Handelstexte. Zu Textualität und Typik kaufmännischer Rechnungsbücher im Hanseraum des . und . Jh. Tübingen , S. –. – Anja Voeste: Buchungspraxis und Sprachwahl im lat.-nd. Kaufmannsbuch V.s v. G. (vor –). In: Hist. Soziolinguistik des Deutschen. Bd. : Soziofunktionale Gruppe und sozialer Status als Determinanten des Sprachgebrauchs. Internationale Fachtagung, Rostock, .–... Hg. v. Gisela Brandt. Stuttgart , S. –. – Rolf Hammel-Kiesow: Schriftlichkeit und Handelsges. nd.-hansischer und obd. Kau eute im späten . und im . Jh. In: Von Nowgorod bis London. Stud. zu Handel, Wirtschaft und Ges. im ma. Europa. FS Stuart Jenks. Hg. v. Marie-Luise Heckmann/Jens Röhrkasten. Göttingen , S. –. MM Rüdiger von Hainburg, † wahrscheinlich nach . – Pfarrer, Schreiber, Autor eines Formularbuchs. R. war bis um / Pfarrer in Hainburg an der Donau (Niederösterreich). Er wird in den Quellen auch als Schreiber in der Kanzlei des österr. Herzogs Albrecht III. († ) bezeichnet. Die Forschung hat eine Identität R.s mit Rüdiger von Hendschiken erwogen. Dieser ist ab als Kanzleinotar unter Herzog Rudolf IV. († ) nachgewiesen, der sich auch für ein Kanonikat dieses R.s in Beromünster einsetzte. erhielt R. v. Hendschiken eine Pfarre in Ranten (Steiermark). R. wird ein Formularbuch mit Briefen und Urkunden zugeschrieben, die meist auf Albrecht III. zurückgehen. Die Sammlung ist in einem unvollständigen Textzeugen erhalten. Er wurde von einer Hand aufgezeichnet, die nicht Albrechts Kanzlei zugerechnet wird. Der das Formularbuch abschließende Brief ist auf datiert; ansonsten fehlen Angaben zur Abfassungszeit. Unter
. Hälfte . Jh. den enthaltenen Dokumenten sind etwa Schuldund Freibriefe sowie Bestätigungen von Pfründen. Der Charakter des jeweiligen Dokuments ist vom Schreiber meist in dessen Überschrift angegeben. Wissenschaftliche Bedeutung wird dem Formularbuch als früher volkssprachiger UrkundenSammlung und als Erstnachweis bestimmter Urkunden zugesprochen. Ü: Gießen, UB, Hs , r–r (Pap., Niederösterreich, um , bair.-österr.). – Vgl. Ulrich Seelbach: Hs . In: Kat. der deutschsprachigen ma. Hss. der UB Gießen (OnlineVersion). Gießen , http://geb.uni-giessen.de/ geb/volltexte///. A: Selecta iuris et historiarum tum anecdota tum iam edita sed rariora. Bd. . Hg. v. Heinrich Christian Senckenberg. Frankfurt/M. , S. – (Teilausg.). – Franz Kurz: Österreich unter Herzog Albrecht III. Nebst einer Übersicht des Zustandes Österreichs während des vierzehnten Jh. Bd. . Linz , S. –, , ; Bd. , ebd. , S. (nach Senckenberg ). – Die Rechte und Freiheiten der Stadt Wien. Bd. . Hg. v. Johann Adolf Tomaschek. Wien , S. f. (Nr. XCIV; Teilausg.). L: Ulrich Seelbach, VL () Sp. –. – Otto Brunner: Zwei Bücherverz. der Pfarre Hainburg an der Donau aus dem . Jh. In: Anz. der phil.-hist. Kl. der Österr. Akad. der Wiss. () S. –. – Christian Lackner: Hof und Herrschaft. Rat, Kanzlei und Regierung der österr. Herzoge (–) (MIÖG Erg.-Bd. ). Wien u. a. , S. f. u. ö. – Regesta Habsburgica. Bd. : Die Regesten der Herzoge von Österreich –. Tl. (–). Bearb. v. C. Lackner. Innsbruck , S. (Nr. ). MM Herforder Stadtrechtsbuch (auch: Herforder Rechtsbuch). – Entstanden zwischen und . Zwischen und stellte ein unbekannter Kompilator im Auftrag des Herforder Rates städtische Rechte in Artikeln zusammen, denen ein Prolog vorangestellt ist. Prolog und Rechtstext werden jeweils durch eine anspruchsvolle Miniatur mit einer Abbildung → Ciceros (?) bzw. des Vogtdinges (das Vogtgericht war das höchste Gericht der Stadt) eingeleitet. Eine diesem Kodex vorausgegangene Vorlage von ist nicht mehr erhalten.
. Hälfte . Jh. Im H. S. werden die für Herford bestätigten Rechte der Könige und der Stadtherrin, der Äbtissin des reichsfreien Stiftes Herford, auf Grundlage ältere Urkunden und Aufzeichnungen zusammengestellt und ergänzt durch Gewohnheitsrechte, gerichtliche Beispielfälle (u. a. Dortmunder Rechtssprüche; Dortmund war Oberhof Herfords) sowie durch mehr als zum Teil wörtlich zitierte Auszüge aus dem Sachsenspiegel des → Eike von Repgow (Ordnung IIa). Nach dem Prolog, in dem unter Berufung auf → Aristoteles, Cicero und → Cato die «Eintracht der Bürger» als die «größte Stärke der Städte» bekräftigt wird, folgen Ausführungen zum Ratsherren- und Schöffeneid, zu den bürgerlichen Freiheitsrechten, zur Aufnahme von Bürgern und Zuständigkeit der städtischen Gerichte. Daran schließen sich Artikel zum Verfahrens-, Familien- und Erbrecht an, zu den Gewerken der Stadt (Tuchmacher, Schneider, Wollenweber, Leineweber etc.) sowie zum Zusammenschluss von Alt- und Neustadt Herford. Als Redaktor des Ratskodexes soll ein Siffridus Hanteloye aus dem Umfeld der Herforder Äbtissin in Frage kommen, der als Notar belegt ist, in der Domschule Münster seine Ausbildung erhalten haben und aus dem Kirchspiel Überwasser nahe der Domstadt stammen soll. Überzeugende Belege fehlen allerdings. Nach dem Explizit der einzig bekannten Abschrift des H. S. von (heute in Detmold) wurde diese von einem Zehnjährigen geschrieben, der um Nachsicht für etwaige Fehler bittet. Ü: Herford, Kommunalarch., Msc. (Perg., /, mnd. mit ostwestfälischer Prägung). – Detmold, Nordrhein-Westfälisches Staatsarch., D Nr. (Pap., , mnd. westfälischer Prägung). A: Paul Wigand: Rechtsbuch der Stadt Herford. Aus dem . Jh. In: Arch. für Gesch. und Alterthumskunde Westphalens (/) S. –. – Rechtsbuch der Stadt Herford aus dem . Jh. Urtext mit Übersetzung und Anm. Hg. v. Julius Normann. Herford . – Urkundenbuch der Stadt Herford. Tl. : Urkunden von –. Bearb. v. Rainer Pape/Erich Sandow (Herforder Geschichtsquellen ). Herford , S. –, Nr. – (Auszüge). – Rechtsbuch der Stadt Herford. Vollständige Faks.-Ausg. im Original-Format der illuminierten Hs. aus dem . Jh. Hg. v. Theodor Helmert-Corvey. Bde. Bielefeld .
Zipser Willkür L: Peter Johanek, VL () Sp. f. – Heiner Lück: Herforder Rechtsbuch. In: HRG () Sp. –. – Theodor Ilgen: Zur Herforder Stadt- und Gerichtsverfassung. In: Zs. für vaterländische Gesch. und Altertumskunde () S. –. – Karl Nitzsch: Die Ravensbergische Territorialverfassung im MA (bis ). In: Jahresber. des Hist. Ver. für die Grafschaft Ravensberg () S. –. – K. Küster: Der Sachsenspiegel im Herforder Recht. Herfords Verkehrsrecht vor Jahren. In: Herforder Heimatbll. () S. f. – Friedrich Korte: Die staatsrechtliche Stellung von Stift und Stadt Herford vom . bis . Jh. In: Jahresber. des Hist. Ver. für die Grafschaft Ravensberg () S. –. – Wolfgang Schild: Stadtrechtsbuch der Stadt Herford. In: Stadt im Wandel. Kunst und Kultur des Bürgertums in Norddeutschland –. Ausstellungskat. zur Landesausstellung Niedersachsen . Hg. v. Cord Meckseper. Bde. Stuttgart , Bd. , S. –. – Dagmar Hüpper: Das Herforder Rechtsbuch und sein Verhältnis zum Sachsenspiegel. In: Nd. Wort. Beiträge zur nd. Philologie () S. –. – Ulrike Lade-Messerschmidt: Illuminierte Ratshss. im Westniederdeutschen. Auftraggeber und Besitzerhinweise im Buchschmuck. In: ebd., S. –. – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , S. . – Norbert H. Ott: Texte und Bilder. Beziehungen zwischen den Medien Kunst und Lit. in MA und Früher Neuzeit. In: Die Verschriftlichung der Welt. Bild, Text und Zahl in der Kultur des MA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. Horst Wenzel u. a. (Schriften des Kunsthist. Museums ). Wien , S. –. – Ruth Schmidt-Wiegand: Die Legitimation des Textes durch das Bild in illuminierten Hss. ma. Rechtsbücher. In: Pragmatische Dimensionen ma. Schriftkultur. Hg. v. Christel Meier u. a. (MMS ). München , S. –. DB/MM Zipser Willkür. – Deutschsprachiges Landrecht für die Region der Zips von . Im . Jh. wurde das seit dem . Jh. zum Königreich Ungarn gehörende und vorwiegend von sächsischen, schlesischen, thüringischen und bayerischen Siedlern bewohnte Gebiet der Zips (in der heutigen Ostslowakei unterhalb der Hohen Tatra) verwaltungsechnisch zum «Comitatus Scepusiensis» zusammengeschlossen. Der ungarische König Stephan V. bestätigte den Siedlern in einem Privileg ihre besonderen Rechte. Die Treue
Zipser Willkür der Zipser zum ungarischen Königshaus wird in der → Georgenberger Chronik eingehend gewürdigt. erhielt die «Provincia Saxonum de Cips» ein volksprachiges «Gemein Landtrecht». Es handelt sich um die älteste Aufzeichnug dt. Rechts in der Slowakei. Im selben Jahr wurde der Rechtstext von König Ludwig dem Großen bestätigt. Der Werktitel Z. W. ist handschriftlich nicht beglaubigt, die erhaltenen Textzeugen bezeichnen das Werk als «lantpuch», «Rechtsbüchlein» oder ähnlich. Zusammengestellt wurde die Textsammlung von den Richtern, Geschworenen und Ältesten der Zips («iudices, iurati et senatores provinciae terrae scepusiensis»). Ob es sich beim dt. Text der Z. W. um eine Übersetzung aus dem Lateinischen handelt oder ob das Rechtsbuch originär dt. verfasst wurde, ist unsicher. Die Z. W. umfasst in ihrer ältesten überlieferten Form Artikel, die Familien-, Erb-, Verwaltungs- und Handelsrecht ebenso einschließen wie die Organisation der Gerichtsbarkeit. Festgelegt wird ferner, dass die Zipser Siedler sich nur vor Zipser Richtern verantworten müssen und nicht etwa vor den Königshof geladen werden dürfen. Auch die Bestimmungen zur Grafenwahl sind festgehalten. Demnach ist jeder Zipser Vollbürger theoretisch für das Amt befähigt. Als Quelle bei der Erstellung der Rechtsammlung dienten offensichtlich der Sachsenspiegel des → Eike von Repgow, ferner die Rechtssprechung des sog. Brünner Schöffenbuches (→ Johannes, Stadtschreiber von Brünn) und das Iglauer Stadtrecht (→ Johann von Gelnhausen). Auch sind Parallelen zum ämischen Recht zu erkennen. Daneben stehen indes zahlreiche selbst konzipierte rechtliche Grundsätze, welche die hergebrachten Rechtsordnungen der Siedler an den neuen Rechtsraum anpassen. und wurde die Sammlung auf Beschluss des Bundes der Fünfstädte (Kaschau [Koˇsice], Leutschau [Levoˇca], Eperies [Preˇsov], Zeben [Sabinov], Bartfeld [Bardejov]) um jeweils einen Artikel ergänzt. Später folgten weitere Artikel, wie Textzeugen von und belegen. Ü: Bei den erhaltenen Codices handelt es sich durchweg um späte Abschriften des .–. Jh. Es sind Hss. bekannt und einsehbar, zwei weitere sind bezeugt (vgl. Oppitz [s. Lit.] Bd. , S. [Reg.]). Die beiden ältesten erhaltenen Zeugen aus dem . Jh. sind: Deutschendorf/ ˇ atny Poprad (Slowakei), Staatliches Kreisarch. (Stˇ
. Hälfte . Jh. Okresn´y Archiv), Cod. , r–r (Pap., obd., zweite Hälfte . Jh.); im zweiten Tl. der zehnblättrigen Hs. schließt sich die Georgenberger Chron. an (v–v). Der Schreiber der Hs. war ganz offensichtlich darum bemüht, idiomatische Eigenarten des Zipserdeutschen nicht in den Text ein ießen zu lassen. – Ebd., Cod. , Bll. (Pap., obd., ˇ Ende . Jh.). Vgl. zu den Hss.: Juraj Sediv´ y: Dt. Hss. in der Slowakischen Republik. Hist. und kodikologische Aspekte. In: Manuscripta germanica. Deutschsprachige Hss. des MA. in Bibl. und Arch. Osteuropas. Hg. v. Astrid Breith u. a. (ZfdA Beih. ). Stuttgart , S. –, hier S. f. A: Nach einzelnen Hss.: Karl Wagner: Analecta Scepusii Sacri et Profani [...]. Bd. . Wien , S. –. – Andreas Michnay Paul Lichner: Ofner Stadtrecht von MCCXLIV–MCCCCXXI. Preßburg , S. – (Beilage I). – Sandor Kolosvári/Kelemen Ovari: Monumenta Hungariae juridico-historica. Corpus statutorum Hungariae municipalium. Bd. II/. Budapest , S. –. – Kálmán Demkó, in: Szepesmegyei Történelmi Társulat évkönyve () S. –. – Herbert Weinelt: Das Stadtbuch von Zipser-Neudorf und seine Sprache. München , S. –. – Gesamtausgabe: Ilpo Tapani Piirainen/Mária Papsonová: Das Recht der Spiˇs-Zips. Texte und Unters. zum Frühnhd. in der Slowakei. Bde. (fortlaufende Seitenzählung). Oulo , S. –. L: Ulrich-Dieter Oppitz, VL () Sp. f. – Franz von Krones: Beitr. zur Städteund Rechtsgesch. Oberungarns. In: Arch. für österr. Gesch. () S. –, hier S. – (mit Teilausg.). – K. Demkó: A szepeso jog keletkezége, viszonya országos jogunkhoz és a némestorszagi anyajogokhoz. Budapest . – Wilhelm Weizsäcker: Das dt. Recht des Ostens im Spiegel der Rechtsaufzeichnungen. In: Dt. Arch. für Landes- und Volksforschung () S. –, hier S f. – Franz Klein-Bruckschwaiger: Ergebnisse einer Archivreise in der Slowakei. In: SüdostForschung () S. –. – Darina Lehotská: Vˇyvoj mestského práva na Slovensku. In: Zbornik Filozo ckej fakulty Univerzity Komenského. Historica () S. –, hier S. –. – Jan Beˇnko: Prechod severospiˇssk´ych osád z dedinského emfyteutického práva na mestské právo. In: Spiˇsské mestá v streduveko. Hg. v. Richard Marˇ sina. Kˇosice , S. –. – Stefania Mertanová: Vznik a vˇyvoj spiˇsského mestského práva. In: ebd., S. –. – Dies.: Vznik a vˇyvoj spiˇsského
. Hälfte . Jh. mestského práva. In: Pravnˇe historické Studié () S. –. – I. T. Piirainen: Sprachliches aus der Z. W. In: FS Lauri Seppänen (Acta Universitatis Tamperensis Ser. A, Vol. ). Tampere , S. –. – M. Papsonová: Die Z. W. aus Spiˇsská Sobota (Georgenberg). Unters. zum Lautund Formenbestand. In: PBB () S. –. – U.-D. Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. : Beschreibung der Rechtsbücher; Bd. : Beschreibung der Hss. Köln u. a. , hier Bd. , S. . – Piirainen/Papsonová (s. Ausg.). – M. Papsonová: Die Entwicklung der Schreibsprache in der Zips am Beispiel der Z. W. In: Dt. Sprache und Lit. aus Südosteuropa – Archivierung und Dokumentation. Hg. v. Anton Schwob/Horst Fassel (Veröff. des Südostdt. Kulturwerks B ). München , S. –. – Dies.: Dt. Recht in der ma. Slowakei. Dreizehn Hss. der Z. W. aus dem . bis . Jh. In: Die Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa. Gesch., Wirtschaft, Recht, Sprache. Bd. . Hg. v. Gerhard Grimm/Krista Zach (Veröff. des Südostdt. Kulturwerks B ). München , S. –. – U.-D. Oppitz: Z. W. In: HRG () Sp. f. – Béla Szábo: Sachsen in Ungarn und ihr Rechtsleben im MA und der frühen Neuzeit. Forschungsstand und Möglichkeiten der Erforschung der Rechtsverhältnisse der Zipser und der Siebenbürger Sachsen. In: Sachsen im Spiegel des Rechts. Ius commune propriumque. Hg. v. Adrian Schmidt-Recla u. a. Köln u. a. , S. –, hier S. – passim. – I. T. Piirainen (in Zusammenarbeit mit dem Zipser Hist. Ver. in Leutschau): Nachträge zum Zipser Recht. Die Hs. und der Z. W. Levoˇca . – Ders.: Tradition der dt. Rechte in Hss. der Frühen Neuzeit in der Zips. In: Terra Scepusiensis. Stav bádania o dejinách Spiˇsa. Hg. v. der Slovensko-Pol’skej Komisia Humanitn´ych Vied. Levoˇca u. a. , S. –. – Lázló Blazovich: Der Sachsenspiegel und das Recht der Zips. In: Rechts- und Sprachtransfer in Mittel- und Osteuropa. Sachsenspiegel und Magdeburger Recht. Hg. v. Heiner und Ernst Lück (Ivs saxonico-maidebvrgense in oriente ). Berlin , S. –. VZ Johannes von Vippach (Vitpech) OESA. – Lektor im Erfurter Augustinerkloster, von bis urkundlich bezeugt, Verfasser des Fürstenspiegels Katharina divina. Der mit großer Wahrscheinlichkeit aus einem der «Vippach» genannten Orte bei Erfurt stammende J. v. V. ist in Urkunden gut bezeugt, «zuerst
Johannes von Vippach zweimal als Konventsvertreter bei Kaufangelegenheiten der Augustiner-Eremiten» («bruder Iohann[.] von Vippeche der lesemeiter z˚u Erforte»), « als ‹Iohannes [...] lector[.]› und als ‹frater Iohannes de Vipeche›» (Menzel, S. ). Im Auftrag der Katharina von Hennegau (vor –; «edele, hochgeborne frouwe Katherin, marggraffynne von Myssen», Bl. va; «der egenantin frouwen und iren guten vorstendern, komelingen und dem werdin husse von Myssen», Bl. vb) verfasste er den Fürstenspiegel Katharina divina. Katharina war eine der vier Töchter des Grafen Heinrich VIII. (XII.) von Henneberg-Schleusingen († ) und der Jutta von Brandenburg († ). Nach dem Tod ihres Gemahls, des Markgrafen Friedrich III. (des Strengen) von Meißen (–), übernahm sie die Vormundschaft über ihre Söhne. Der Terminus «vorstender» in der erweiterten Widmung J.s weist auf eine Besonderheit der wettinischen Herrschaftsverfassung hin, die es «zur Zeit Katharinas von Henneberg vom Ende der Vormundschaft ihres Gemahls Friedrich des Strengen über seine Brüder bis zur Neustädter Örterung gegeben hat» (Menzel, S. ). Das Pluralwort «komelinge» trifft erst ab der Geburt Wilhelms II. im Jahr zu ( wurde Friedrich der Streitbare geboren; Katharinas erster Sohn Friedrich starb jung, um ). Die Entstehungszeit der Katharina divina ist daher in dem Zeitabschnitt zwischen und anzusetzen. Hauptvorlage für J.’ Fürstenspiegel ist der Traktat De regimine principum, den sein Ordensbruder Aegidius Romanus (ca. /–) um / für den französischen Kronprinzen Philipp den Schönen († ) geschrieben hat. Die um die Mitte des . Jh. einsetzende deutschsprachige Rezeption dieses Werks umfasst mindestens sieben Übersetzungen. J. v. V. war nicht bloß der Übersetzer des → Fürstenspiegels nach Aegidius Romanus, sondern er nahm in die Katharina divina, ein wichtiges Zeugnis des augustinischen Aristotelismus, – besonders in den Anfangsteilen – eine Vielfalt von Quellen auf, die sich bei den anderen Bearbeitern nicht nden lassen. J. v. V. behält das Gliederungsschema des Aegidius Romanus bei: Das erste Buch aus dem Bereich der Ethik beschäftigt sich in vier Teilen mit den Handlungszielen, den Tugenden, den Leidenschaften und den Sitten, das zweite Buch (Ökonomik) widmet sich der Ehe, der Erziehung und der Haushaltung, im dritten Buch (Politik) geht es um Staatsordnung, Frieden und Krieg.
Mantelboner Nacheinander wird ein Bild der Person (regimen sui), der Familie (regimen familiae) und des Staates (regimen regni) entworfen. J. v. V. hat die Anzahl der Kapitel verändert, komprimierte manches und ergänzte um Auszüge – zum Teil versi ziert – aus Werken → Senecas (Epistulae, De ira, De tranquilitate animi), Martins von Braga (Formula honestae vitae bzw. De quattuor virtutibus, unter dem Namen Senecas zitiert), des → Aristoteles, des → Augustinus («der grosse lerer der cristenheit», Bl. vb), → Isidors von Sevilla und des → Jacobus a Voragine; ferner fanden sechs Bibelzitate Verwendung. Der bei Aegidius auf die «reges et principes» zugeschnittene Text wird auf «herren und burgere» erweitert und wandelt sich durch J.s Bearbeitung von einer reinen Fürstenlehre zu einem philosophischen Bildungsbuch, das der Adressatin zur «korzceweyle» (Bl. ra) dienen sollte. Ü: G: Göttingen, SUB, ° Cod. Ms. philos. (aus zwei Teilen [–, –] zusammengebunden, die wohl von Anfang an als einheitlicher Codex konzipiert waren), vb–vb (Pap., Schreibernennungen: «Matthias Molitor de Weida» [Bl. vb], «Bernhardus» [Bl. v], [vgl. Bl. vb, v], mitteldt.). – K: Karlsruhe, LB, Cod. K , r–r (Pap., insgesamt Schreiberhände, zweite Hälfte . Jh., mnd.). Vgl. Menzel (s. Ausg.) S. –. – http://www. handschriftencensus.de/werke/. A: Die ‹Katherina divina› des J. v. V. Ein Fürstenspiegel des . Jh. Eingel. und hg. v. Michael Menzel (Mitteldt. Forschungen ). Köln/Wien (nach G); vgl. dazu: W. Günther Rohr, Jb. des Vereins für nd. Sprachforschung () S. –; Harald Tersch, MIÖG () S. –. L: Gerd Brinkhus, VL () Sp. ; () Sp. . – Fritz Paul: Des J. v. Vitpech «Katherina diuina». Diss. Berlin . – Bruno Singer: Die Fürstenspiegel in Deutschland im Zeitalter des Humanismus und der Reformation. Bibliographische Grundlagen und ausgewählte Interpretationen: Jakob Wimpfeling, Wolfgang Seidel, Johann Sturm, Urban Rieger (Humanistische Bibl. , ). München , S. . – Uta Störmer: Der Traktat «Welch furste sich vnde yne erbin» innerhalb der deutschsprachigen Überl. des Fürstenspiegels «De regimine principum» von Aegidius Romanus. Diss. Leipzig . – Dies.: Zur Autorschaft an dem J. v. V. zugeschriebenen Fürstenspiegel Katharina divina für Katharina, Markgrä n
. Hälfte . Jh. von Meißen. In: Jb. für Regionalgesch. () S. –. – Menzel (s. Ausg.) Einleitung. – Silvia P ster: Das Huhn, das goldene Eier legt – Katharina von Henneberg (vor –) und ihre Erbe. In: «Seien Sie doch vernünftig!» Frauen der Coburger Gesch. Hg. v. Gaby Franger u. a. Coburg , S. –. BJ Mantelboner, Motheis (auch: Montelboner, Mathei Muntelbaner, Matthäus oder Mathias [von] Montalban[er]), * vor , † spätestens . – Tiroler Dorfmeister, Verfasser eines Weistums. M. stammte aus dem Ministerialen-Geschlecht von Montalban und war ein Sohn des Hans von Monatalban (–vor ). M. lebte in Partschins (Südtirol) und erwarb dort weitere Güter, während er zugleich Familienbesitz in anderen Gemeinden veräußerte. ist er als Besitzer eines Meierhofs belegt. Daneben war er Dorfmeister von Partschins und vertrat die Gemeinde auf dem Landtag von Meran. verfasste er ein als Kopie erhaltenes Weistum, in dem das Dorfrecht für Partschins geregelt ist. Der dt. Prosatext beschreibt in Form eines Berichts M.s u. a. die Befugnisse der vom Dorfmeister geleiteten Versammlung der Dorfgemeinschaft. Das Weistum gilt als eines der ältesten Dorfrechte von Tirol. Ü: Innsbruck, Stadtarch., cod. (..; hier Abschrift von ). A: Österr. Weisthümer : Die tirolischen Weisthümer /: Burggrafenamt und Etschland. Hg. v. Ignaz von Zingerle/Josef Egger. Wien u. a. , S. . – Ausgewählte Urkunden zur Verfassungsgesch. der dt.-österr. Erblande im MA. Hg. v. Ernst von Schwind/Alfons Dopsch. Innsbruck (Nachdr. Aalen ) S. . – Tarneller (s. Lit.). – Wießner (s. Lit.). – Weitere Urkunden zu M. sind nachgewiesen bei Huter (s. Lit.). L: Josef Tarneller: Die Hofnamen im Burggrafenamt und den angrenzenden Gemeinden. In: Arch. für österr. Gesch. () S. –, hier S. . – Franz Huter: Die Herren von Montalban. In: Zs. für Bayerische Landesgesch. () S. – (wieder in: Ders.: Ausgewählte Aufsätze zur Gesch. Tirols. Hg. v. Josef Riedmann/Marjan Cescutti. Innsbruck , S. –). – Hermann Wießner: Beitr. zur Gesch. des Dorfes und der Dorfgemeinde in Österreich.
. Hälfte . Jh. Klagenfurt , S. . – Ernst Bruckmüller: Täler und Gerichte. In: Ders. u. a.: Herrschaftsstruktur und Ständebildung. Bd. . München , S. –, hier S. . MM Tierkreiszeichenlehre. – Abhandlungen und Anweisungen auf Grundlage von Sternzeichen, ab . Jh. (dt.). Der Tierkreis (Zodiakus) hat seine Ursprünge in babylonischen und ägyptischen Sternbildern. Während des ersten Jahrtausends v. Chr. entwickelte sich vor allem in Griechenland daraus das bis heute gültige System mit den zwölf Sternzeichen Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische. Der aus diesen Sternzeichen bestehende Tierkreis verläuft am Großkreis der Ekliptik entlang. Vom sog. Frühlingspunkt ausgehend, teilen die Sternzeichen den insgesamt Grad umfassenden tropischen Tierkreis in Abschnitte von jeweils Grad. Im astrologischen Gebrauch wurde dieser BasisTierkreis durch weitere Unterscheidungen verfeinert und mit zusätzlichen Bezügen angereichert. So wurden die zwölf Sternzeichen etwa bestimmten Planeten, den vier Elementen, den vier Jahreszeiten sowie den menschlichen Lebensaltern und Körperteilen zugeordnet. Daraus entwickelten sich elaborate Systeme zur Erstellung astrologischer Horoskope und Prognosen sowie zur Durchführung medizinischer Behandlungen. Die auf der T. basierende Astrologie wurde während des gesamten MA praktiziert und brachte ein reiches Schrifttum hervor. Die ma. T. ossen in lat. Werke wie das Liber de proprietatibus rerum des → Bartholomäus Anglicus, das Liber quatuor distinctionum von → Michael Scotus und zahlreiche anonyme Traktate ein. Zudem entstanden deutschsprachige T.-Schriften, die von der Forschung für die Zeit ab dem . Jh. nachgewiesen worden sind. In Überlieferung und Inhalt stehen die dt. T. verwandten Texttypen nahe, vor allem → Planetentraktaten, → Lunaren, → Mondwahrsagetexten, → Temperamentenlehren, → Traumbüchern sowie Aderlass- und Monatsregeln (→ Vierundzwanzig-Paragraphen-Text). Als beherrschende Textform der dt. T. gilt der Kurztraktat, häu g im Kontext iatromathematischer Kompilationen. Zugleich existieren T. in Versform. Eine systematische Erfassung entsprechender Texte wurde zuerst von
Tierkreiszeichenlehre Zinner geleistet, der zahlreiche Handschriften und Texte nach deren Incipits zusammenstellte. Später nahmen Mayer und Keil eine grundlegende Neubewertung und -einteilung der bekannten Überlieferung vor, die bis heute weitgehend Gültigkeit besitzt. Ein umfassender Hauptkomplex von dt. T. beruht danach auf einer Gruppe lat. Texte, die meist von «Aries est signum» und ähnlichen Incipits eröffnet werden. In den dt., oft lat. Stücke kompilierenden T. nden sich entsprechend Texteingänge wie «Der Widder ist ein Zeichen». Mehrere T. aus diesem Komplex fanden ihren Weg in bekannte Werke der ma. Fachliteratur. So enthalten die → Düdesche Arstedie, das Arzneibuch des → Albrecht van Borgunnien und das → Bremer Arzneibuch nds. T.-Texte des Hauptkomplexes. Weitere Traktate sind im → Iatromathematischen Hausbuch, im → Iatromathematischen Corpus, im Iatromathematischen Gesundheitsbüchlein des Konrad → Türst sowie im → Darmstädter Arzneibuch nachgewiesen. Dem gleichen T.-Komplex werden Textabschnitte zugerechnet, die im sog. → Kodex Kohlhauer (um ) und einem Edinburgher Kodex aus der zweiten Hälfte des . Jh. enthalten sind, außerdem die T. in einem wohl Würzburger Volkskalender von um . Die in mehreren Handschriften des . und . Jh. nachgewiesene T. «In dem Anfang» wird diesem Komplex ebenfalls noch zugerechnet, gilt aber partiell bereits als textlich eigenständig. Weitere dt. T. jenseits des Hauptkomplexes basieren auf dem Liber quatuor distinctionum des Michael Scotus. Das Ulmer Horoskop (zweite Hälfte . Jh.) bietet eine eigene, umfangreiche T. Ein Münchner Kodex von um enthält eine T., die als Verbindung von Zodiak- und Planetentraktat gilt und auch medizinische Aspekte des Tierkreises erörtert («Zu haben Erfahrung vnd Erkenntnis der Krankheit des menschlichen Leibs»). Der in Handschriften des . bis . Jh. erhaltene sog. Jahreszeiten-Tierkreistraktat hingegen bringt die Sternzeichen mit den Jahreszeiten in Verbindung. Zwei Handschriften von um bieten T.Traktate, die Sternzeichen zu biblischen Gestalten in Beziehung setzen («Im wider»). In einer Handschrift von um ist zudem eine T. mit Nativitätsprognose nachgewiesen. Auch das Passauer Kalendar () enthält mit dem sog. SammelZodialodium eine Prosa-T. mit Nativitätsprognose. Dt. T. in Versen nden sich etwa in Heinrich → Laufenbergs Regimen. Diese T. von wird
Tierkreiszeichenlehre von der Forschung auf eine Abhandlung aus dem Prosa-Hauptkomplex zurückgeführt. → Heinrich von Mügeln verfasste mehrere Strophen über die Wirkung der Sternzeichen auf die Menschen. Eine Wolfenbütteler Handschrift des ./. Jh. enthält zwölf Strophen, in denen aus dem Tierkreis Gesundheitsregeln abgeleitet werden. Ein sog. Verszodiologium ist in einem Berliner Kodex des . Jh. nachgewiesen. Eine Wiener Handschrift von um bietet ein T.-Gedicht über den Ein uss des Zodiaks («Got der hat das wol bedacht»). Weitere T.-Texte in dt. Sprache harren noch einer systematischen Einordnung. Insgesamt zeigt die Überlieferung eine vom . bis ins . Jh. reichende Kontinuität von dt. T., die gerade im Kontext medizinischer, astrologischer und astronomischer Sammelwerke besondere Verbreitung erlangten. D. Ü: Zahlreiche Hss. in: Ernst Zinner: Verzeichnis der astronomischen Hss. des dt. Kulturgebietes. München , darin in lat. Sprache die Nr. –, –, f., in dt. Sprache Nr. –, –, , –, –. – Die bei Zinner genannten Hss. und ihre Einteilung wurden mittlerweile revidiert von Mayer/Keil (s. Lit.), denen die hier gewählte Aufstellung weitgehend folgt. A. Prosa-T.: . Zu nds. T. vgl. die Überl. des Arzneibuchs von Albrecht van Borgunnien, der Düdeschen Arstedie und des Bremer Arzneibuchs. . T. im Iatromathematischen Hausbuch: Als vollständigste Fassung gilt: London, British Library, Ms. Add. , v–r (Pap., Mitte . Jh., alemanisch). – Vgl. www.handschriftencensus.de/ . – Zur weiteren Überl. vgl. Mayer: ‹Arzneibuch› (s. Lit.) S. –. . T. im Iatromathematischen Corpus: Hss. bei Welker (s. Lit.) S. f. . T. im Iatromathematischem Gesundheitsbüchlein von Konrad Türst: Vgl. die dortige Überlieferung. . T. im Darmstädter Arzneibuch: Vgl. die dortige Überlieferung. . T. in einem wohl Würzburger Hausbuch: Gotha, Forschungsbibl., cod. Chart. B , v–r (Pap., um , bair.). – Vgl. Falk Eisermann , www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/ projekt-Gotha-pdfs/Chart B .pdf (mit Hinweisen zu verwandten Texten). – www.hand schriftencensus.de/. . T. des Kodex Kohlhauer: Berlin, SBB, Hdschr. (früher Feuchtwangen, Antiquariat C.-E. Kohlhauer), – (um , rheinfränkisch). – Vgl.
. Hälfte . Jh. Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. – (Nr. ). – Als verwandter Text gilt: Edinburgh, UB, MS (früher DC .), r–r (Perg. und Pap., zweite Hälfte . Jh., oberfränkisch). – Vgl. www.handschriftencensus. de/. . Weitere Prosa-T. des Hauptkomplexes: Frankfurt, StB-UB, Ms. germ. qu. , va–va (Pap., erstes Viertel . Jh. elsässisch). – Salzburg, UB, M I , v–r (Perg. und Pap., , rheinfränkisch). – Jena, UB, cod. Sag. o. , v–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., nd.). – Wien, ÖNB, cod. , r–v (Pap., um , ripuarisch). – Wien, ÖNB, cod. , v–r, r–v (Pap., um –). – Wolfenbüttel, HAB, cod. .. Aug. °, v–r (Pap., um , alemannisch). – Vgl. Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. . Berlin , S. . – Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. (Nr. ..), – (Nr. ..). – www.handschriftencensus.de/ . – www.handschriftencensus.de/. . T. «In dem Anfang» (Zinner Nr. f.): Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. , ra–va (Pap., ./. Jh., niederalemannisch). – Darmstadt, LB, Hs. , ra–vb (Pap., drittes Viertel . Jh., elsässisch). – Heidelberg, UB, cpg , r–v (Pap., –, niederalemannisch). – Vgl. Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. – (Nr. ..), S. f. (Nr. ..). – Matthias Miller: Cod. Pal. germ. . UB Heidelberg , http://digi.ub.uniheidelberg.de/sammlung/werk/pdf/cpg.pdf. . T. im Liber quatuor distinctionum des Michael Scotus: Vgl. die dortige Überlieferung. . T. im Ulmer Horoskop: Tübingen, UB, Md , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., niederalemannisch). – Vgl. H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. – (Nr. ..). – www. handschriftencensus.de/. . T. «Zu haben Erfahrung vnd Erkenntnis der Krankheit des menschlichen Leibs» (Zinner Nr. ): München, BSB, cgm , r–r (Pap., um , bair.-ostschwäbisch). – Vgl. www. handschriftencensus.de/. – Als verwandter Text gilt Zinner Nr. : Darmstadt, ULB, Hs.
. Hälfte . Jh. , r–v (Pap., letztes Viertel . Jh./. Jh., elsässisch). – Vgl. www.handschriftencensus.de/ . . Sog. Jahreszeiten-Tierkreistraktat: Salzburg, St. Peter, Hs. b IV , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.-österr., Glossenfassung). – München, BSB, cgm , r–v (Pap., um , bair.). – Bamberg, SB, Msc. med. (früher L. III.), r–v (Pap., , ostfränkisch). – Wien, ÖNB, cod. , v–r (. Jh.). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. – www. handschriftencensus.de/. . T. mit biblischen Gestalten: München, BSB, cgm , v–v (Pap., , hochalemannisch). – Karlsruhe, LB, cod. St. Georgen , r–v (Pap., um –, südalemannisch). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. – www. handschriftencensus.de/. . T. mit Nativitätsprognose: Wolfenbüttel, HAB, cod. .. Aug. ° (früher Astron.), v–r (Pap., spätes ./frühes . Jh., alemannisch). – Vgl. Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA: Bd. . München , S. – (Nr. ..). . T. im Passauer Kalendar: Kassel, LMB, ° Ms. astron. , r–v (Perg., , bair.). – Vgl. Müller (s. Lit.). B. Vers-T.: . T. bei Heinrich Laufenberg: Vgl. die dortige Überl. . T. bei Heinrich von Mügeln: Vgl. die dortige Überlieferung. . T. mit Gesundheitsregeln: Wolfenbüttel, HAB, cod. .. Aug. °, r–r (Perg. und Pap., zweite Hälfte . Jh./. Jh., nordbair.ostfränkisch). . Sog. Verszodiologium: Berlin, SBB, mgf (früher Hannover, August von Arnswaldt, Nr. ), r (Pap., . Jh.). – Vgl. Hermann Degering: Kurzes Verz. der germ. Hss. der Preußischen SB. Bd. . Die Hss. in Folioformat. Leipzig (Nachdr. Graz ) S. . . Gedicht-T.: Wien, ÖNB, cod. , ara–arb (Pap., um , schwäbisch). – Vgl. Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB: Bd. . Berlin , S. –. . Weitere T.: Göttingen, Georg-August-Univ., Diplomatischer Apparat, E XVIII Nr. , Doppelbl. (Perg., . Jh., obd.). – Königsberg, SUB, Hs. , S. – (Pap., Mitte . Jh.; verschollen). – Oxford, Bodleian Library, MS Broxbourne . (R. ), r–v (Pap.,
Tierkreiszeichenlehre , bair.). – Vgl. www.handschriftencensus. de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. A: Lat. Ausg. bei Svenberg (s. Lit.). – Dt. Texte: A. Prosa-T.: . Zu nds. T. vgl. die Ausg. des Arzneibuchs von Albrecht van Borgunnien, der Düdeschen Arstedie und des Bremer Arzneibuchs. . T. im Iatromathematischen Hausbuch: Schönfeldt (s. Lit.) S. –. – Keil u. a. (s. Lit.). – André Parent: Das ‹Iatromathematische Hausbuch› in seiner bisher ältesten Fassung. Die Buchauer Redaktion Heinrich Stegmüllers von . Diss. Montréal , S. –. . T. im Iatromathematischen Corpus: Welker (s. Lit.). . T. im Iatromathematischem Gesundheitsbüchlein von Konrad Türst: Conrad Türsts Iatromathematisches Gesundheitsbüchlein für den Berner Schultheissen Rudolf von Erlach. Hg. v. Alfred Schmid. Bern , S. –. . T. im Darmstädter Arzneibuch: Gundolf Keil/ Christian Tenner: Das ‹Darmstädter Arzneibuch›. Randnotizen zu einer oberrheinischen Sammelhs. der Zeitenwende. In: Bibl. und Wiss. () S. –, hier S. –. . T. in einem wohl Würzburger Hausbuch: Medizinisch-astrologischer Volkskalender. Bd. . Hg. v. Hans-Joachim Poeckern. München , S. –. . T. des Kodex Kohlhauer: G. Keil: Der Kodex Kohlhauer. Ein iatromathematisch-hauswirtschaftliches Arzneibuch aus dem ma. Oberfranken. In: Sudhoffs Arch. () S. –. . T. im Passauer Kalendar: Müller (s. Lit.). – Online-Faks. der Hs.: http://orka.bibliothek.unikassel.de/viewer/image///. B. Vers-T.: . T. bei Heinrich Laufenberg: Das ‹Regimen› Heinrich Laufenbergs. Textologische Unters. und Edition (GAG ). Hg. v. Heinz H. Menge. Göppingen , S. –. . T. bei Heinrich von Mügeln: Die kleineren Dichtungen Heinrichs von Mügeln. Bd. . Die Spruchslg. des Göttinger Cod. Philos. . Hg. v. Karl Stackmann. Berlin , Nr. –. . T. mit Gesundheitsregeln: Hundert noch ungedruckte Priameln des . Jh. Hg. v. K. Euling. Paderborn , Nr. XLV. – Kleinere mhd. Erzählungen, Fabeln und Lehrgedichte. Bd. (DTM ). Hg. v. Karl Euling. Berlin , Nr. . L: Vgl. auch die Lit. zu den im Artikel genannten Werken und Autoren. – Johann G.
Wurmprecht Mayer/G. Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – Paul Kunitzsch: Tierkreis. In: LexMA () Sp. –. – Karl Sudhoff: Iatromathematiker vornehmlich im . und . Jh. Eine Stud. Breslau . – Ders.: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. . Leipzig , S. –. – Anton Hauber: Planetenkinderbilder und Sternbilder. Zur Gesch. des menschlichen Glaubens und Irrens. Straßburg , S. –. – Klaus Schönfeldt: Die Temperamentenlehre in deutschsprachigen Hss. des . Jh. Diss. Heidelberg , S. –, –. – Emanuel Svenberg: Lunaria et Zodiologia Latina. Stockholm u. a. , S. f., –. – Wilhelm Gundel/Hans Georg Gundel: Astrologumena. Die astrologische Lit. in der Antike und ihre Gesch. Wiesbaden , passim. – Ute Müller: Dt. Mondwahrsagetexte aus dem SpätMA. Diss. Berlin . – Franz J. Boll u. a.: Sternglaube und Sterndeutung. Die Gesch. und das Wesen der Astrologie. Stuttgart , passim. – Wolfgang Hübner: Die Eigenschaften der Tierkreiszeichen in der Antike. Ihre Darst. und Verwendung unter besonderer Berücksichtigung des Manilius. Wiesbaden . – Vom Ein uß der Gestirne auf die Gesundheit und den Charakter des Menschen. Bd. : Kommentarbd. Hg. v. G. Keil u. a. Bde., Luzern , S. –. – Wolf-Dieter MüllerJahncke: Astrologisch-magische Praxis in der Heilkunde der frühen Neuzeit. Stuttgart , passim. – Lorenz Welker: Das ‹Iatromathematische Corpus›. Unters. zu einem alemannischen astrologischmedizinischen Kompendium des SpätMA [...]. Zürich , S. –. – Ortrun Riha: Wissensorganisation in medizinischen Sammelhss. Klassikationskriterien und Kombinationsprinzipien bei Texten ohne Werkcharakter. Wiesbaden , S. –. – Johannes G. Mayer: Beobachtungen zur volkssprachlichen Rezeption des medizinischnaturwiss. Weltbilds im MA von Ortolf von Baierland bis Paracelsus. In: Geistliche Aspekte ma. Naturlehre. Symposium . November–. Dezember . Hg. v. Benedikt Konrad Vollmann. Wiesbaden , S. –. – J. G. Mayer: Das ‹Arzneibuch› Ortolfs von Baierland in medizinischen Kompendien des . Jh. In: ‹ein teutsch puech machen.› Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. G. Keil. Wiesbaden , S. –. – J. G. Mayer: Konrad von Megenberg und Paracelsus. In: Würzburger FachprosaStud. FS Michael Holler. Hg. v. G. Keil. Würzburg
. Hälfte . Jh. , S. –. – Markus Müller: Beherrschte Zeit. Lebensorientierung und Zukunftsgestaltung durch Kalenderprognostik zwischen Antike und Neuzeit mit einer Edition des ‹Passauer Kalendars› (UB/LMB ° Ms. astron. ). Kassel , S. – u. ö. MM Wurmprecht. – Verfasser eines illustrierten Kalenders, geschrieben . Der Kalender W.s galt bis in . Jh. als erstes deutschsprachiges Kalendarium überhaupt, dürfte selbst aber bereits auf dt. Vorlagen beruhen (s. Überlieferung). Ein frühes und bedeutendes Beispiel für einen dt. Kalender auf astronomisch-wissenschaftlicher Basis ist er in jedem Fall (vgl. auch die kalendarischen Erläuterungen im → Bremer Arzneibuch). Abfassungszeit des Werkes und der Abfassungsort Wien werden von W. im Kolophon selbst angegeben; weitere Kenntnisse zum Verfasser gibt es nicht. Der Kalender ist von W. als immerwährend konzipiert, weswegen bewegliche Feiertage nicht berücksichtigt sind. Vor dem eigentlichen Kalendarium steht eine Reiseprognostik, die sich am Stand des Mondes und den Tierkreiszeichen orientiert. Auch werden Anweisungen zum Gebrauch des Kalenders gegeben und die drei Schwendtage aufgezählt (vgl. → Verworfene Tage). Der eigentliche Kalender (r–v) listet auf zwölf Monatseiten mit je elf Spalten astronomische Anmerkungen, die jeweiligen Tageslängen (mit verschiedenfarbigen Stunden- und Minutenangaben), alte und neue «Goldene Zahl», Wochentagsbuchstaben, Heiligenfeste und Neumonde. Jeder Monatsseite ist ein mehrfarbiges Bild des korrespondierenden Tierkreiszeichens beigegeben. W.s Spaltenanordnung nimmt einen Kalendertypus vorweg, der im folgenden Jh. in den Kalendern des österreichischen Astronomen → Johannes von Gmunden eine beachtliche Verbreitung nden sollte. Dem eigentlichen kalendarischen Abschnitt folgen bei W. als Anhänge Erläuterungen zu Sonnnen- und Mondnsternissen («eclypsis der manen»), Angaben zur Länge von fünf Sonnen- und fünfzehn Mond nsternissen (aus den Jahren – bzw. –), Tafeln zum Stand des Mondes in den Tierkreiszeichen und zu den temporalen Stunden sowie Tafeln mit Berechnungen der Faschingslänge, des Sonntagsbuchstabens und der «Goldenen Zahl». Ferner sind Erläuterungen zum Ein uss des Mondes nach
. Hälfte . Jh. seinem Stand im Tierkreis beigegeben mit Prognosen, «was tenn ze tuen oder ze lassen ist». Die prognostischen Abschnitte des Kalenders am Anfang und im Anhang sind Ausweis dessen, dass Astrologie und wissenschaftlich fundierte Astronomie im . Jh. keinen prinzipiellen Widerspruch darstellen. Ü: Rein (Steiermark), Stiftsbibl., Cod. , r–v (Perg., /, obd.); Autograph (?). Der Kalender ist in den Codex, in dem der Psalmenkommentar des → Österreichischen Bibelübersetzers folgt, falsch eingebunden (Bl. gehört eigentlich an die erste Position); Incipit (v): «Daz ist der kalender oder die jarzal damit ir vintt an ydem plat wie lanch der tach oder die nacht ist»; Excipit (v): «Das ist der kalender von wurmprecht beschriben ze Wyenn nach Christi gepurtt drewczehen hundert jar darnach in lxxxiij an Sand Gregürgen abent in der vasten» (..). – Vgl. zur Hs.: Maria Mairold: Die datierten Hss. in der Steiermark außerhalb der UB Graz bis zum Jahre . Bde. (Text, Tafeln) (Kat. der datierten Hss. in lat. Schr. in Österreich ). Wien , Bd. , S. f. (Nr. ), Bd. , S. (Abb. ). – Eine kommentierte Teilabschrift des Wiener Bibliothekars Josef Diemer aus dem . Jh. be ndet in: Wien, ÖNB , r–v. – W.s konkrete Vorlage ist unbekannt, ein anonymer und undatierter Kalender aus einer Hs. des . Jh. (ohne Illustrationen) zeigt jedoch hinsichtlich Text und Tabellen signi kante Parallelen (bei anderer Reihung und ohne den Abschnitt zu den Finsternissen), so dass er W.s Vorlage zumindest nahe stehen dürfte (Wien, ÖNB , Bll. [Perg., letztes Viertel . Jh.]; Incipit: «Das ist der kalender oder die Iarzal. do vint ir yedem pl˚at wie lanch der t˚ag oder die nacht ist»). A: Kristof (s. Lit.) S. – (Teilabdruck). L: Christoph Weisser/Marianne Halbleib, VL () Sp. f. – Johann Georg Kohl: Hundert Tage auf Reisen in den oesterr. Staaten. Tl. : Reise in Steiermark und im baierischen Hochlande. Dresden/Leipzig , S. f. – John William Bradley: A dictionary of miniaturists, illuminators, calligraphers, and copyists, with references to their works, and notices of their patrons, from the establishment of Christianity to the eighteenth Century. Bd. . London (Nachdr. New York u. ö., Bristol u. a. ) S. . – Hans Kristof: Heinrich des Teichners Reimkalender in einer Zwettler Hs. und W.s Wiener Kalendarium . In: Jb. für Landeskunde von Niederösterreich NF () S. –. – Ute Müller:
Petrus de Crescentiis Dt. Mondwahrsagetexte aus dem SpätMA. Diss. Berlin , S. –. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/ –/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Petrus de Crescentiis (P. Crescentius, Crescentiensis; Pie[t]r[o] [de] Crescenzi), * um Bologna, † /. – Verfasser eines agronomischen Kompendiums, dt. Rezeption spätes . oder frühes . Jh. P. studierte in Bologna Logik, Medizin, Naturwissenschaften und schließlich die Rechte. Als Jurist und Diplomat wirkte er in den norditalienischen Städten Ravenna, Senigallia, Asti, Piacenza und Imola. / zog er sich auf sein Landgut bei San Pietro in Casale zurück und verschrieb sich der Landwirtschaft in Theorie und Praxis. Von – verfasste er dort die Ruralia commoda (auch: [Opus] Ruralium commodorum [libri XII], Liber cultus ruris). Die zwölf Bücher des Lehrbuches befassen sich nach einem kurzen Widmungsbrief an Karl II. von Anjou mit dem Bau der ländlichen Villa, den unterschiedlichen Böden und agronomischen Techniken, Aussaat und Anbau, Wein- und Obstbau, Weide- und Waldwirtschaft, Bienenzucht, Tierhaltung und -heilkunde oder der Jagd. Neben den dezidiert agronomischen Themen befasst sich P. auch mit weiteren zeitgenössisch wichtigen Aspekten des Landlebens wie Falknerei, Fischzucht und Gartenbau. Er stützt sich bei seiner Kompilation vor allem auf die römischen Fachschriftsteller Palladius (Opus Agriculturae) und Marcus Terentius Varro (De re rustica), zieht aber auch neuere Literatur heran, darunter die botanischen Schriften des → Albertus Magnus, die byzantinischen Geoponika in der Teilübersetzung des → Burgundio von Pisa für den Weinbau, Avicenna für medizinische Fragen, den → Circa instans für die Heilkräuter oder die Medicina equorum des Jordanus → Ruffus für die Pferdeheilkunde. Insgesamt sind in den Ruralia commoda rund unterschiedliche Quelltexte nachgewiesen, wobei freilich auch sekundäre Übernahmen sich darunter be nden dürften. Da P. zudem
Petrus de Crescentiis auf seinen diversen beru ichen Stationen unterschiedliche Formen des Landbaus persönlich kennengelernt hatte, konnte er das gesammelte Material auch aus seinen eigenen Erfahrungen heraus ergänzen und bewerten. Die kollationierten und redigierten Einzeltexte gruppiert er zu einem praxisorientierten enzyklopädischen Handbuch für den Gutsverwalter, das zum breit tradierten landwirtschaftlichen Standardwerk avancierte und noch bis in . Jh. seinen fachlichen Stellenwert behaupten konnte. Mitte des . Jh. wurde der Traktat erstmals ins Italienische, erstmals ins Französische und wohl wenig später ins Dt. übersetzt. Im . Jh. kam eine polnische Fassung in den Druck, die Grundlage für eine russische Bearbeitung wurde. Für den dt. Raum sind zwei Übersetzungen bekannt. Die ältere wird zwar erst in Handschriften ab der Mitte des . Jh. tradiert, könnte aber noch aus dem späten . Jh. stammen. Es handelt sich um eine Kurzredaktion, wobei unklar ist, ob der unbekannte ostmitteldt. Bearbeiter selbst für die Abbreviaturen verantwortlich zeichnet oder ihm schon eine lat. Kurzfassung vorlag. Die zweite, rheinfränkische Übersetzung des Bruder → Franziskus wurde in Speyer vom Drucker und Verleger Peter Drach d. J. herausgebracht. Ü: Lat. Es sind über Hss. bekannt, die sich nahezu über ganz Europa verteilen. Über stammen noch aus dem . Jh. Vgl. Richter (s. Lit.) und Richter (s. Ausg.) Bd. , Einleitung. Hinzu kommen zahlreiche Druckau agen des . und . Jh. Erstdruck: Augsburg: Johann Schüssler (GW ); weitere Drucke: s. GW, VD /. – Dt.: Ältere Übersetzung: Dessau, LB, Hs. Georg. .°, r–v (Pap., Mitte . Jh., ostmitteldt.). – Jena, ULB, Ms. El. q. /, r–r (Pap., , ostmitteldt.). – Brünn, LB, Cod. Mk , r–r (Pap., , ostmitteldt.). – Augsburg, UB, Cod. III..° , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., ostfränkisch); in der Hs. folgt das Pelzbuch → Gottfrieds von Franken. – Nur die Abschnitte zum Weinbau aus Buch IV: Berlin, SBB, Mgq , v–v (Pap., , ostmitteldt.); geschrieben von Johannes → Norennberga in Kmehlen (bei Meißen). – Jüngere Übersetzung: s. Bruder → Franziskus. A: Lat.: P. d. C. (Pier de’ Crescenzi): Ruralia commoda. Das Wissen des vollkommenen Landwirts um . Hg. v. Will Richter. Bde. (Editiones Heidelbergenses –, ). Heidelberg – (Bd. : Einleitung mit Buch I–III; Bd. :
. Hälfte . Jh. Buch IV–VI; Bd. : Buch VII–XII; Bd. : Indices). – Dt. Teilausg.: Das Jagdbuch des P. d. C. in dt. Übers. des . und . Jh. Eingel. und hg. v. Kurt Lindner (Quellen und Stud. zur Gesch. der Jagd ). Berlin , S. – (Buch X in beiden Übers.). – Johannes Erben: Ostmitteldt. Chrestomathie. Proben der frühen Schreib- und Druckersprache des mitteldt. Ostens (Dt. Akad. der Wiss. zu Berlin. Veröff. des Inst. für dt. Sprache und Lit. ). Berlin , S. – (Auszüge aus der Dessauer Hs.). Ü: (aus dem Lat.) P. de C: Erfolgreiche Landwirtschaft. Ein ma. Lehrbuch. Eingel., übers. und mit Anm. versehen von Benedikt Konrad Vollmann. Bde. (Bibl. der mlat. Lit. /). Stuttgart /. L: William C. Crossgrove, VL () Sp. –. – Bruno Andreolli, LexMA () Sp. f. – Ernst Heinrich Friedrich Meyer: Gesch. der Botanik. Bd. . Königsberg (Nachdr. Amsterdam ) S. –. – Paul Weise: P. de C. Ein Beitr. zur Gesch. der lat. Lit. des MA. (Programm Realgymnasium Johanneum). Hamburg . – Luigi S. Savastano: Contributo allo studio critico degli scrittori agrari italici: Pietro dei Crescenzi (nel VI centenario della sua morte). Acireale (Sonderdruck aus: Annali della Regia stazione sperimentale di agrumicoltura e frutticoltura [–]). – Anna Roeding: Studier till P. d. C. och hans antika källor. Diss. Göteborg . – Hermann Fischer: Ma. P anzenkunde (Gesch. der Botanik ). München (Nachdr. Hildesheim , ) S. –. – Tommaso M. Alfonsi u. a. (Hg.): Pier De’ Crescenzi (–). Studi e documenti (Società Agraria di Bologna). Bologna . – Lois Olson: Pietro d. Creszenzi. The Founder of Modern Agronomy. In: Agricultural History Society () S. –. – Gerhard Eis: Harburger PelzbuchHss. In: Zs. für Agrargesch. und Agrarsoziologie () S. –. – Lindner (s. Ausg.). – Hélène Naïs: «Le Rustican». Notes sur la traduction française du traité d’agriculture de Pierre de Crescens. In: Bibliothèque d’Humanisme et Renaissance () S. –. – Silvio Martini: Pier de’Crescenzi (–). Der erste Agronom Europas. In: Schweizerische landwirtschaftliche Monatshefte () S. –. – Roswitha Wedler: Ein neuer Handschriftenfund zur dt. Bearb. von P. de C. ‹Opus ruralium commodorum›. In: Zs. für Agrargesch. und Agrarsoziologie ()
. Hälfte . Jh. S. –. – Roswitha Ankenbrand: Das Pelzbuch des Gottfried von Franken. Unters. zu den Quellen, zur Überl. und zur Nachfolge der ma. Gartenlit. Diss. Heidelberg , S. –. – Gertrud Schröder-Lembke: P. de C. und sein Ein uß auf die frühe dt. Sachlit. In: Zs. für Agrargesch. und Agrarsoziologie () S. –. – Peter Assion: Altdt. Fachlit. (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. und Reg. – W. Richter: Die Überl. der Ruralia commoda des P. de C. im . Jh. In: Mlat. Jb. () S. –. – G. Eis: Der Ein uss der ma. Botanik auf die Gartenlit. des .–. Jh. In: Centaurus () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –). – Marilyn Stokstad/Jerry Stannard: Gardens of the Middle Ages. Lawrence (Kansas) , S. –, –. – Jean Louis Gaulin: Sur le vin au Moyen Âge. Pietro de’ Crescenzi lecteur et utilisateur des Géoponiques traduites par Burgundio de Pise. In: Mélanges de l’Ecole française de Rome / () S. –. – Sylviane Lazard: Le Destin des néologismes de P. Crescentius: Des vulgarisations à la tradition lexicographique italienne. In: Actes du XVIIIe Congrès International de Linguistique et de Philologie Romanes, Université de Trèves, . Hg. v. Dieter Kremer. Tübingen , Tl. , S. –. – W. C. Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. //B). Bern u. a. , S. und Reg. – Ders.: Das landwirtschaftliche Hb. von P. de C. in der dt. Fassung des Bruder Franciscus. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ders.: Medicine in the Twelve Books on Rural Practices of P. de C. In: Manuscript Sources of Medieval Medicine. A Book of Essays. Hg. v. Margaret R. Schleissner (Garland reference library of the humanities / Garland medieval casebooks ). New York , S. –. – Reinhilt Richter-Bergmeier: Zu Organisation und Ausstattung der Hs. Vat. lat. (P. de C., Ruralia commoda). In: Lit.: Gesch. und Verstehen. FS Ulrich Mölk. Hg. v. Hinrich Hudde/Udo Schöning. Heidelberg , S. –. – Johanna Baumann: Tradition and transformation. The pleasure garden in Piero De’ Crescenzi’s ‹Liber ruralium commodorum› (Studies in the history of gardens & designed landscapes /). London u. a. . – Eric F. Chenebier: Pierre de Crescens, à travers champs, siècles et livres. In: Le magazine du bibliophile et de l’amateur de manuscrits et
Losbuch (gereimt) I autographes () S. –. – Kurt Heydeck: P. d. C.: Ruralium commodorum libri XII, dt. (. Ausg.). In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. f. – Giancarlo Roversi: Sapori e profumi del Medioevo. Ricette, civiltà della tavola e piante aromatiche in uso nel ’ dalle opere di Olindo Guerrini e Pier de’ Crescenzi (Gastronomica ). Bologna . – Olof Kårström: Tycho Brahe och P. d. C. Om ett bokhistoriskt fynd i Kungl. Skogs- och Lantbruksakademiens bibliotek. In: Biblis () S. –. – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , , . VZ Losbuch (gereimt) I. – Astrologisch-astronomisches Losbuch, zweite Hälfte . Jh. Das L. ist in einem illustrierten Kodex überliefert, der in der zweiten Hälfte des . Jh. von mehreren Schreibern verfasst wurde. Der vordere Deckel des Einbands beherbergt einen Mechanismus mit ursprünglich drei Zahnrädern, von denen nur zwei erhalten sind. Auf der Innenseits des hinteren Deckels klebt eine unvollständige lat. Urkunde aus dem . Jh. Die Abfassung des anonymen L.s wird in der Region um Limburg an der Lahn vermutet. Eine nur teilweise erhaltene Widmung könnte sich auf einen unbekannten Adligen als Empfänger der Handschrift beziehen. Allerdings wird die Widmung erst auf das . Jh. datiert. Somit bleiben die Entstehungsumstände des L.s unklar. Der eigentliche Text ist in dt. Reimpaaren verfasst und enthält Fragen zu konventionellen Themen wie Liebe und Treue. Durch Benutzung des Mechanismus im Vorderdeckel gelangte der Leser zu der Antwort auf die von ihm ausgewählte Frage. In diesen Prozess ossen auch astrologische und astronomische Faktoren wie der Stand der Planeten oder das jeweilige Tierkreiszeichen ein. Die Antworten werden im Text biblischen und historischen Autoritäten in den Mund gelegt. Insgesamt gilt der Kodex als übliches Exemplar eines ma. Losbuchs. Er ist zugleich eines der frühesten Werke seiner Art. Direkte Parallelen zum L. wurden in zwei Handschriften aus der ersten Hälfte des . Jh. nachgewiesen. Ü: Wien, ÖNB, cod. Ser. nova , Bll. (Perg., zweite Hälfte . Jh., westmitteldt.). – Vgl. www.handschriftencensus.de/.
Johannes von Freiburg Verwandte Texte in: Heidelberg, UB, cpg (erste Hälfte . Jh.). – Olmütz, Staatsarch., C O (erste Hälfte . Jh.). – Vgl. u. a. Zatoˇcil (s. Lit.). A: Losbuch in dt. Reimpaaren. Hg. v. Werner Abraham. Bde. Graz / (Faks.). L: Francis B. Brévart, VL () Sp. f. – Johannes Bolte: Zur Gesch. der Losbücher. In: Georg Wickrams Werke. Bd. . Hg. v. J. Bolte. Tübingen , S. –. – Robert Vian: Ein Mondwahrsagebuch. Zwei altdt. Hss. des XIV. und XV. Jh. Halle/Saale . – Fritz Boehm: Los, Losen, Losbücher. In: Handwb. des dt. Aberglaubens. Bd. . Hg. v. Hanns BächtoldStäubli u. a. Berlin (Nachdr. Augsburg ) Sp. –. – Hellmut Rosenfeld: Losbücher vom Ende des . Jh. In: Arch. für Gesch. des Buchwesens () S. –. – W. Abraham: Stud. zu einem Wahrsagetext des späten MA. In: Hessische Bll. für Volkskunde () S. –. – Ders.: Gereimtes L. Codex Vindobonensis Series Nova . In: ZfdPh () S. –. – Leopold Zatoˇcil: Sprachliche und textkrit. Bemerkungen zu drei dt. Losbüchern aus dem . und . Jh. In: Sborník Prací Filozo cké Fakulty ˇ Brnˇenské Univerzity, Rada A () H. A , S. –. – Abraham / (s. Ausg.). – Manfred Caliebe: L. und mitteldt. ‹Marco Polo›. ArtesLit. aus dem Ordensland Preußen. In: Vom vielfachen Schriftsinn im MA. FS Dietrich Schmidtke. Hg. v. Freimut Löser/Ralf G. Päsler. Hamburg , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. u. ö. – Christian Gastgeber: Astronomie und Astrologie im MA zwischen den Kulturen. In: Juden, Christen und Muslime. Interkultureller Dialog in alten Schr. Hg. v. Andreas Fingernagel. Wien , S. –, hier S. –, f., Abb. f., f. MM Johannes von Freiburg (J. Rumsik [Rumsich]; J. Friburgensis, Choriantus, Teutonicus) OP, * um Haslach im Kinzigtal (Schwarzwald), † .. Freiburg i. Br. – Lektor, Kanonist und lat. Fachschriftsteller; dt. Rezeption seiner Summa confessorum durch Bruder → Berthold in der zweiten Hälfte des . Jh. (?). J. trat in Freiburg in den Dominikanerorden ein. wird er im Straßburger Predigerkonvent als
. Hälfte . Jh. Schüler → Ulrich Engelbrechts von Straßburg bezeugt, seine theologischen und kanonistischen Studien dürfte J. aber schon vor diesem Nachweis aufgenommen haben. Vielleicht ist er mit demjenigen J. identisch, der → Albertus Magnus auf dessen Reise nach Mecklenburg begleitet hat. Möglich ist auch, dass er sich vor in Paris aufhielt, um Vorlesungen bei → Thomas von Aquin zu hören. Einzig gesichert sind aber nur sein Amt als Lektor im Freiburger Dominkanerkonvent ab und seine Bestellung zu dessen Prior um . Das fachliterarische Œuvre J.’ kreist um Rechtsfragen der Beichtpraxis («forum internum») und ist im Kontext seiner Freiburger Unterrichtstätigkeit zu sehen, welche die theologisch-rechtliche Ausbildung zukünftiger Beichtväter miteinbeschloss. Grundlage von J.’ Schriften (und vermutlich auch seines Unterrichts) war die Summa de casibus paenitentae des spanischen Dominikaners Raymund de Peñafort, eine innerhalb des Ordens breitrezipierte Beicht- und Bußsumme, die zum dominikanischen Lehrbuch erklärt worden war. Offensichtlich hat J. in Raymunds Summa Dezite hinsichtlich ihrer Handhabbarkeit im Unterricht erkannt, denn bei seinen frühesten erhaltenen Arbeiten handelt es sich um ein Registrum seu Tabula super textu et apparatu seu glossa Raymundi secundum ordinem alphabeti und um die Additiones ad Summam Raymundi. Erstere sind ein alphabetisches Register zur systematisch organisierten Raymund-Summa. Bei den Additiones erweitert J. Raymunds Text um Versatzstücke aus den Werken unterschiedlicher Autoren und enthält sich dabei jeglicher persönlicher Stellungnahme. Sein erstes eigenständiges Werk, der Libellus de questionibus casualibus (nach ), gründet auf diesen Vorarbeiten. Der Libellus ist eine Sammlung von Fällen, die bei Raymund nicht oder nur marginal behandelt werden und die J. aus den Schriften zeitgenössischen Autoren kompiliert hat (darunter Albertus Magnus, Thomas von Aquin, Petrus von Tarantaise [Innozenz V.] und sein Lehrer Ulrich Engelbrecht). Der Libellus wurde offensichtlich nur mäßig rezipiert, vor allem weil er in J.’s Hauptwerk, der Summa confessorum (S. c.) aufgegangen und dadurch obsolet geworden ist. Bei der S. c. handelt es sich um eine kommentierende Bearbeitung der Summa Raymundi unter Einbeschluss der Quaestiones Summae de casibus Raimundi de Penyafort adiectae des Guillaume de Rennes und mit großzügigen Inseraten aus J.’ Additiones und dem Libellus. Sie gliedert
. Hälfte . Jh. sich in vier Bücher (Vergehen gegen Gott, Vergehen gegen den Nächsten, Klerikerrecht, kirchliches Eherecht). Den Haupttext hat J. kurz vor abgeschlossen, denn ein Anhang der S. c. rekurriert auf die Dekretalen aus dem Liber Sextus von Papst Bonifatius VIII., die J. für das eigentliche Werk nicht berücksichtigen konnte (Statua Summae confessorum ex sexto libro Decretal. addita). Für die S. c. behält J. die Grundkonzeption Raymunds zwar aufrecht, erweitert aber innerhalb dieses Rahmens das pastoral-kanonistische BeichtväterKompendium Raymunds zu einer theologischen Praxis-Summe mit enzyklopädischem Charakter. Zum einen durch eine gegenüber Raymund reichhaltigere Kasuistik und durch allgemeine Erörterungen der Einzelfälle; zum anderen, indem er wie schon beim Libellus über jüngste Quellen den Anschluss an die bedeutenden zeitgenössichen Theologen des Predigerordens Albertus, Thomas und Petrus von Tarantaise herstellt. Dabei neigt er dazu, die Quellen wortgetreu in seine Kompilation zu überführen, was in besonderm Maße für die Übernahme seiner eigenen älteren Texte gilt, die nahezu ohne Abänderung eingegliedert werden. Seine eigene auktoriale Rolle bewertet er folglich auch als «relator non inventor». Die S. c. ist das Hauptwerk der ma. Summa de poenitentia-Literatur und hat die Summa Raymundi bald verdrängt. Den Status eines offiziellen dominikanischen Lehrbuchs erhielt die S. c. indes nie. Den beträchtlichen Stellenwert der S. c. bezeugen nichtsdestotrotz die breite Überlieferung, die Bearbeitungen und die Übersetzungen. Zwei Bearbeitungen der S. c. gehen auf J. selbst zurück: Das Manuale super Summam confessorum ist eine Kurzversion, welche die formale Struktur, Quästionenzählung und Stofffülle der S. c. übernimmt und nur innerhalb der einzelnen Kapitel die Lehrmeinungen reduziert. Das Confessionale seu Tractatus de instructione confessorum ist als Begleitstück zum Manuale konzipiert und wird oft mit diesem gemeinsam tradiert. Es dient der praktischen Unterweisung weniger gelehrter Beichtväter. Außerdem sind sechs weitere lat. Bearbeitungen gebucht: ) Die Summa abbreviata des Guillaume de Cahieu ist, wie der Name schon indiziert, eine Kurzredaktion. Sie ist dem Manuale vergleichbar angelegt und um entstanden. – ) Auf Guillaumes Kurzversion geht wiederum die sog. Kaisheimer Summe (Summa confessorum Iohannem de Friburgo abbreviata) vom Anfang des . Jh. als alphabetische Bearbeitung zurück, die aber auch auf die S. c. selbst rekurriert (→ Rechtsabecedarien). – ) Zeitnah ist mit der
Johannes von Freiburg Summa casuum eine weitere alphabetische Kurzbearbeitung entstanden, die nur fragmentarisch überkommen ist. – ) Die Excerpta de Summa Johannis () bieten eine Auswahl von Quästionen, die von einem «Frater Fridericus» aus dem niederbayerischen Zisterzienserkloster Fürstenzell getroffen und als klösterliches Unterrichtsbuch gestaltet wurde. – ) Als elementares Lehrbuch für Kleriker diente die S. c.-Selektion in der Summa rudium (–). Die freie Bearbeitung löst die Gliederung ihrer Vorlage auf, führt aber keine alphabetische Neuordnung ein. – ) Die einzige lat. Bearbeitung mit nennenswerter Wirkmacht ist die Summa de casibus conscientiae (, auch: Summa Pisana) des → Bartholomäus von Pisa, die im . und . Jh. breit rezipiert und auch redigiert wurde. Im dt. Raum ist mit der Rechtssumme Bruder Bertholds eine umfangreiche volkssprachige Bearbeitung entstanden, die mit einer Überlieferung von über Handschriften und zahlreichen Drucken äußerst erfolgreich war. Die Rechtssumme stützt sich nahezu ausschließlich auf die S. c. und gilt als ältestes Handbuch des Kirchenrechtes in dt. Sprache und ältestes dt. abecedarisches Rechtsbuch. Teilrezeption der S. c. ist zudem für Der → Tugenden Buch, eine Bearbeitung der thomasischen Summa theologiae, nachgewiesen und für den Dekalogtraktat → Marquards von Lindau erwogen worden. Außerdem liegt mit der Règle de Marchands des Guy de Toulouse eine französische Auszugsübersetzung von vor, die Quästionen berücksichtigt und diese auf kaufmännisches Recht zuschneidet. Ü: Registrum/Additiones/Libellus: s. Kaeppeli, S. ; Bloom eld, S. (Nr. ). – S. c./Manuale: Kaepelli, S. – und Bloomeld, S. (Nr. ) listen rund Textzeugen, ohne zwischen den strukturgleichen Werken zu differenzieren. Vgl. hierzu auch Hamm , S. Anm. . – Drucke der S. c.: Erstdruck: o. O. [Augsburg: Günther Zainer] (GW M); weitere nachgewiesene Drucke: Lyon (VD ZV ), Paris . – Confessionale: Hss. s. Kaeppeli, S. –; Bloom eld, S. (Nr. ). Druck: «SImpliciores et minus expertos confessores de modo audiendi [con]fessiˉoes informare cupiˉes». [Magdeburg (?): Albert Ravenstein/Joachim Westval (?), um ] (GW M). – Lat. Bearbeitungen: ) Hss. bei Hamm , S. –. – ) München, BSB, Clm und , bzw. Bll. (Perg., . Jh., aus dem Zisterzienserkloster
Johannes von Freiburg Kaisheim). – Klagenfurt, UB, Perg.-Hs. , r–v (. Jh.). – München, BSB, Clm , Bll. (Perg., . Jh.). – ) Erlangen, UB, Ms , Bll. (Perg., Anfang . Jh.). – ) München, BSB, Clm , Bll. (Perg., , aus dem Kloster Fürstenzell). – St. Florian, Stiftsbibl., Cod. XI , v–r (Perg., . Jh.); Auszüge. – ) Hss.: s. Bloom eld, S. (Nr. ). – Druck: Reutlingen: Johann Otmar, (GW M , f.). – ) s. → Bartholomäus v. Pisa. – Règle de Marchands: Provins: Guillaume Tavernier, (GW ). L: Johann Friedrich von Schulte, ADB () S. . – Friedrich Merzbacher, NDB () S. f. – Pierre Michaud-Quantin, Dict. Spir. () Sp. –. – Marlies Hamm, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. –, . – Norbert Brieskorn, LexMA () Sp. . – Roland Böhm, BBKL () Sp. f. – Schulthess/Imbach (), S. f. – Thomas Zotz, LThK () Sp. . – Sabine von Heusinger, RGG () Sp. . – Sabine Schmolinsky, Killy () S. . – Roderich Stintzing: Gesch. der populären Lit. des römisch-kanonischen Rechts am Ende des fünfzehnten und im Anfang des sechszehnten Jh. Leipzig (Nachdr. Aalen ) S. –. – J. F. v. Schulte: Die Gesch. der Quellen und Lit. des canonischen Rechts von Gratian bis auf die Gegenwart. Bd. : Von Papst Gregor IX. bis zum Concil von Trient. Stuttgart (Nachdr. Graz ; Clark, New Jersey ) S. –. – Otto Geiger: Stud. über Bruder Berthold. Sein Leben und seine dt. Werke. In: Freiburger Diözesanarch. NF [] () S. –. – Heribert Christian Scheeben: Albert der Große. Zur Chronologie seines Lebens (Quellen und Forschungen zur Gesch. des Dominikanerordens ). Leipzig , S. , . – P. Angelus M. Walz: Hat J. v. F. in Paris studiert? In: Angelicum () S. –. – Albert Fries: J. v. F., Schüler Ulrichs von Straßburg. In: Recherches de théologie ancienne et médiévale () S. –. – Josef Georg Ziegler: Die Ehelehre der PönitentialSummen von –. Eine Unters. zur Gesch. der Moral- und Pastoraltheologie (Stud. zur Gesch. der katholischen Moraltheologie ). Regensburg . – P. Michaud-Quantin: A propos des premières ‹S. c.› – Théologie et droit canonique. In: Recherches de théologie ancienne et médiévale () S. –. – Ders.: Sommes de casuistique et manuels de confession au moyen âge
. Hälfte . Jh. (.–. siècle). In: Analecta medievalia Namurcensia () S. –. – Winfried Trusen: Forum internum und gelehrtes Recht im SpätMA. S. c. und Traktate als Wegbereiter der Rezeption. In: Zs. für Rechtsgesch. Kanonistische Abt. () S. –. – Leonard E. Boyle: The ‹s. c.› of John of F. and the popularization of the moral teaching of St. Thomas and some of his contemporaries. In: St. Thomas Aquinas –. Commemorative Studies. Tl. . Toronto , S. – (wieder in: Ders.: Pastoral Care, Clerical Education and Canon Law, – [Variorum Collected Studies Series ]. London , III [S. –]). – Thomas Kaeppeli: Scriptores ordinis praedicatorum medii aevi. Bd. . Rom , S. –. – Joseph Goering: The summa of Master Serlo and th century penitential literature. In: Medieval studies () S. –. – Morton Winfred Bloomeld (u. a.): Incipits of Latin works on the Virtues and Vices. – A.D. Including a section of incipits of works on the Pater Noster. Cambridge, Mass. . – M. Hamm: Die Entstehungsgesch. der ‹Rechtssumme› des Dominikaners Berthold. Ihr Verhältnis zur ‹S. c.› des J. v. F. und zu deren lat. Bearb. In: Die ‹Rechtssumme› Bruder Bertholds. Eine dt. abecedarische Bearbeitung der ‹S. c.› des J. v. F. Unters. Hg. v. Ders./Helgard Ulmschneider (TTG ). Tübingen , S. –. – Georg Steer: Zur dt. Werkbezeichnung der ‹S. c.›Bearb. Bruder Bertholds. In: ebd., S. –. – H. Ulmschneider: Kanonistische Lit. in ma. Rechtsbüchern: Zu den Quellen der Bücher Magdeburgischen Rechts in der Bearb. des Johannes Lose. In: Überlieferungsgeschichtliche Editionen und Stud. zur dt. Lit. des MA. FS Kurt Ruh (TTG ). Hg. v. Konrad Kunze u. a. Tübingen , S. –, hier S. – u. ö. – W. Trusen: Zur Bedeutung des geistlichen Forum internum und externum für die spätma. Ges. In: Zs. für Rechtsgesch. Kanonistische Abt. () S. –. – M. Hamm/H. Ulmschneider (Hg.): Die ‹Rechtssumme› B. B.s. Synoptische Edition der Fassungen B, A und C. Bde. /: Quellenkomm. (TTG /). Tübingen . – Detleff Mauss: J. Friburgensis: S. c. (). In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Christine Magin/Falk Eisermann: Rechtsgesch. und Überlieferungsgesch. am Beispiel der Rechsttexte des SpätMA. In: ZfdA () S. –. – Peter Biller: Confessors’ manuals and the avoiding of offspring. In: Handling Sin. Confession in the Middle Ages. Hg. v. dems./Alastair J. Minnis (York
. Hälfte . Jh. Studies in Medieval Theology ). Woodbridge , S. –. – Peter Jörg Becker: Der große Seelentrost; J. v. F.: Summa confessorum, dt. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. –. – Alessandro Palazzo: «Ulricus de Argentina [...] theologus, philosophus, ymmo et iurista». Le dottrine di teologia morale e di pastorale penitenziale nel VI libro del De summo bono e la loro diffusione nel tardo Medioevo. In: Freiburger Zs. für Philos. und Theologie () S. –. – T. Zotz: J. v. F. und Berthold (von Freiburg). Dominikanische Gelehrsamkeit in einer grä ichen Residenzstadt um . In: Poeten und Professoren. Eine Literaturgesch. Freiburgs in Porträts. Hg. v. Achim Aurnhammer/Hans-Jochen Schiewer. Freiburg i. Br. , S. –. – AnneKristin Lenk: Spätma. Bußbücher als Quellen zum religiösen Alltag. Bußsummen als Kenntnisquellen für Supplikanten der Poenitentiare und als Rezeptionsvehikel des römischen Rechts. In: Kirchlicher und religiöser Alltag im SpätMA. Hg. v. Andreas Meyer (Schr. zur südwestdt. Landeskunde ). Ost ldern , S. –, hier S. –. VZ Bruder Berthold (B. von Freiburg, Bertholdus Dominicanus) OP. – Verfasser einer dt. Bearbeitung der Summa confessorum des → Johannes von Freiburg und eines Horologiums in dt. und lat. Fassung (?), . Jh. Da keine sicher zuordenbaren außerliterarischen Zeugnisse zu B. bekannt sind, ist die Forschung hinsichtlich der Biographie B.s weitgehend auf dessen eigene Angaben in den Prologen seiner Werke angewiesen. Er bezeichnet sich als «pr˚uder Berchtold vnd priester» sowie als Mitglied des «prediger orden[s]». Mit der Abfassung der Summa habe er begonnen «wegen herren Hansen von Awr seye ligen des andachtigen ritters» (Namensvariante in der Überlieferung: «Au/Ow»). Die Arbeit an seiner Rechtssumme fällt vermutlich ins fortgeschrittene Lebensalter B.s, denn er führt aus, dass er seine rege Predigttätigkeit zugunsten eines «ainsidels leben» aufgegeben habe. Die Häu gkeit des Mönchsnamens B. und auch die Vielzahl der Adelsgeschlechter Au[er] machen eine valide Identi kation sowohl des Verfassers als auch seines Auftraggebers unmöglich. Hans von Auer könnte Ordensritter
Bruder Berthold gewesen und B. vielleicht mit demjenigen Bruder B. identisch sein, der und als Prior des Freiburger Predigerkonvents bezeugt ist. wirkt (derselbe [?]) B. im gleichen Kloster als Lektor der Theologie in der Nachfolge des Johannes von Freiburg. Der bairische Überlieferungsschwerpunkt der Textzeugen und die eindeutig bairische Ursprungssprache der Summa vermögen eine Entstehung des Werkes im Breisgau aber nicht zu stützen. Die einzig gesicherten Daten zu B. sind letztlich die Termini post und ante quem der Abfassung der Summa, die allerdings recht weit auseinanderliegen. Da B. marginal auch die Statuta summae confessorum ex sexto libro decretalium addita heranzieht, die wiederum auf den päpstlichen Liber sextus rekurriert, muss B.s Summa nach entstanden sein. Der Liber sextus selbst wird dreimal expressis verbis erwähnt. Da zudem → Thomas von Aquin als «Sanctus Thomas» apostrophiert wird, dürfte die Abfassung der Summa nach dessen Heiligsprechung am .. zu rücken sein (wenn kein späterer redaktioneller Eingriff für das «sanctus» verantwortlich zeichnet). , das Jahr der Niederschrift des ältesten Textzeugen, ist die zeitliche Obergrenze. Georg Steer (s. Ausg. Bd. , S. *) plädiert für eine Entstehung erst in der zweiten Hälfte des . Jh. und zieht die Identi kation B.s mit dem/den um in Freiburg wirkenden frater/fratres grundlegend in Zweifel. Problematisch und unübersichtlich ist B.s Verhältnis zu seinem Ordensbruder → Berthold(us), Verfasser des dt. Horologiums Zeitglöcklein. B. wurde als Urheber einer lat. Übersetzung des Zeitglöckleins in Betracht gezogen. Auch die Identität der beiden B.s ist von der Forschung erwogen worden. Steer (s. Ausg. Bd. , S. *–*) geht von zwei unabhängigen dt. Fassungen des Andachtsbuches aus. Außer dem Zeitglöckleins existiere ein Text von B.: Sager oder Mircker der tugent (Seger oder Wircker der tugent nach Dudík [s. Überl.] und Griese [s. Lit.]). Durch Verwechslung mit dem Zeitglöcklein sei dieser von der Forschung übersehen worden. Das dt. Horologium B.s stellt nach Steer den Ausgangspunkt des lat. Horologium devotionis circa vitam Christi dar und B. habe die lat. Übertragung des in der Sager oder Mircker-Fassung nur wenig rezipierten Andachtsbuches selbst vorgenommen. Die dt. Rückübertragung Zeitglöcklein könnte dann auf den anderen Berthold(us) zurückgehen: «[...] die drei Werke Rechtssumme, Horologium und dessen deutsche Vorlage [gehören] einem einzigen Autor an,
Bruder Berthold nämlich ‹Pr˚uder Perchtolt›» (Steer, Ausg. Bd. , S. *). In der Tat weisen alle drei Prologe – zur dt. Summa, zum Sager oder Mircker und zum Horologium devotionis – signi kante Parallelen auf. Zudem könnte Hans von Auer auch mit dem Sager oder Mircker in Verbindung gebracht werden, denn auch hier wird «eins andechtigen ritters seligen gedechtnusz» angeführt, freilich ohne explizite Namensnennung. Der genaue Umfang von B.s Œuvre bleibt aber letztlich unsicher, was gleichermaßen für Berthhold(us) zu gelten hat. Ob zwei weitere Dominikaner mit Namen B., auf die jeweils lat. Schriften zurückgehen und die in die Zeit B.s fallen könnten, in irgendeine Beziehung zum Autor der dt. Summa zu setzen sind, ist völlig offen: «Bertoldus, frater OP, lector wimpniensis» (Wimpfen), ist Verfasser eines Hortus spiritualis (Uppsala, UB, Cod. C , v–r); zwei Münchener Codices überliefern De passione Christi eines weiteren B. (BSB, Clm , r–v und Clm , r–v). Der als Lektor im Nürnberger Predigerkonvent bezeugte B., dem eine Bearbeitung von De laudibus sanctae crucis des → Hrabanus Maurus zugeschrieben wird (Gotha, Forschungsbibl., Memb. I , r–r), dürfte schon aus zeitlichen Gründen nicht mit dem B. der Rechtssumme identisch sein. Während der dt. Sager oder Mircker in unikaler Tradierung vorzuliegen scheint, sind vom Horologium devotionis, das B. laut Prolog dezidiert für litterati verfasst hat, zwölf Handschriften und fünf Inkunabeln erhalten. Eine ungleich breitere Wirkung erzielte B. indes mit der dt. Fassung der Summa confessorum des Johannes von Freiburg, die in der Forschung seit Berg () gemeinhin als Rechtssumme bezeichnet wird. Die ma. Textzeugen führen zumeist den Titel Summa Johannis (des decrets). B. selbst übersetzt den lat. Werktitel mit «p˚uch der summ der peichtiger». Die Vorlage von Johannes ist ein Hauptwerk der ma. Summa de poenitentiaLiteratur, das die ursprüngliche Charakteristik der Gattung als pastoral-kanonistisches Kompendium zu einer theologischen Praxis-Summe erweitert hat. Die Rechstsumme stützt sich nahezu ausschließlich und in Auswahl auf diese eine Quelle. B.s Bee arbeitung «ze tawczer sprach nach der Ordnung des ABC» ist dabei ein herausragendes Zeugnis der volkssprachigen Rezeption sowohl des ius canonicus als auch des lat. Dominikaner-Schrifttums. Sie gilt als ältestes Handbuch des Kirchenrechts
. Hälfte . Jh. in dt. Sprache und ältestes abecedarisches Rechtsbuch (→ Rechtsabecedarien). Die Rechtssumme hat Sach- und Verweisartikel. Durch deren alphabetische Anordnung (von Ablass bis Zwietracht) ist die Summa auch für diejenigen rezipierbar, die mit der Systematik des kanonischen Rechts nicht vertraut sind. B.s Auswahl aus der Vorlage beschränkt sich vor allem auf diejenigen Inhalte, die ein laikales Publikum betreffen und lässt das Gros des Klerikerrechts aus; so fehlt etwa das gesamte Weiherecht. In den Vordergrund rücken Moraltheologie oder diejenigen Aspekte des kanonischen Rechts, die das Leben der Laien direkt betreffen. Die kanonistischscholastische Beichtsumme des Johannes formt B. so zu einem didaktisch-praktischen Kompendium der Sitten und Rechte eines christlichen Lebens um. Dazu passt B.s Übersetzungsstil, der dem Wortlaut der Vorlage zwar stets verp ichtet ist, bei komplizierten Termini aber expli katorisch ausschweifen kann. Doch auch die simplices clerici, die nur eingeschränkt lateinkundigen Kleriker, dürfte B. als Adressaten im Blick gehabt haben. Manche Verweise im Text auf weiterführende Literatur sind sogar nur für hoch gebildete Kleriker verständlich. Man muss daher davon ausgehen, dass B. eine breite Verwendung seines Werkes von vornherein intendiert hat. Diese wird dann von der Überlieferung auch durchaus bestätigt. Viele Codices stammen nachweislich aus Laienbesitz. Aber auch der Gebrauch der Rechtssumme als Praxisliteratur für Prediger und Seelsorger ist belegt, freilich viel seltener. Zudem stellte die Rechtssumme eine der wenigen Möglichkeiten dar, auf die kanonischen Sätze in dt. Übertragung und in annähernder Vollständigkeit zurückzugreifen (die Dekrete und Dekretalenbücher selbst lagen im dt. Sprachraum offenbar volkssprachig nicht vor). Im . Jh. ist B.s Summa die nahezu einzige dt. Quelle für das ius canonicus. Daher wird die Rechtssumme als kanonistisches Parallelwerk zu weltlichen Rechtsbüchern signi kant oft im Kontext süddt. Rechtsbücher tradiert (→ Schwabenspiegel, → Oberbayerisches Landrecht, → Ruprecht von Freising). Auch die Rezeptionsgeschichte der Rechtssumme spiegelt diesen rechtsgeschichtlichen Stellenwert wider: In das umfangreichste Rechtskompendium des . Jh., das Rechtsabecedar der Artikel wurden über ein Drittel der Artikel von B.s Summa aufgenommen. Ü: Summa: Bekannt sind vollst. Hss., Fragm. und Hss. mit Auszügen (elf verschollene) ab dem späten . Jh. Der Überliefe
. Hälfte . Jh. rungsschwerpunkt liegt im bair./bair.-österr./bair.schwäbischen Raum. Alle alemannischen Hss. sind Abschriften bair. Vorlagen. Es lassen sich drei Hauptredaktionen unterscheiden, die unabhängig voneinander entstanden sind. Ältester bekannter Textzeuge ist: Innsbruck, ULB, Cod. , Bll. (Pap., , bair.-österr.); geschrieben von Heinz → Sentlinger auf Schloss Runkelstein bei Bozen. – Zwölf Drucke von bis (davon zehn Inkunablen). – Vgl. zur Gesamtüberl. Steer (s. Ausg.) Bd. , S. *–* (Au istung der Hss.) *–* (Redaktionsanalyse) *–* (Stemmata) und Weck (s. Lit.) passim. – Zusätzliche Hss.: Werner und Oppitz/Klein (s. Lit.); www.handschriftencensus.de/werke/. – Sager oder Mircker der tugent: Einzige Hs. nach Steer (Ausg. Bd. , S. * f.): Kremsier (Kromˇeˇr íˇz), Hist. Bibl. des Erzbischö . Schlosses, Cod. O/c VIII , Inv.-Nr. (vormals Fürsterzbischö iche Bibl., °Cod. ) v–v (Perg., zweite Hälfte . Jh., bair.-österr.); vgl. zur Hs.: Beda Dudík: Bibl. und Arch. im fürsterzbischö ichen Schlosse zu Kremsier. Wien , S. f. – Horologium devotionis: s. → Bertholdus und vgl. Griese (s. Lit.) S. –. A: Georg Steer u. a.: Die ‹Rechtssumme› B. B.s. Eine dt. abecedarische Bearbeitung der ‹Summa Confessorum› des Johannes von Freiburg. Synoptische Edition der Fassungen B, A und C. Bde. – (TTG –). Tübingen . L: Rudolf Stanka, NDB () S. . – Peter Johanek, VL () Sp. –. – Heribert Roßmann, LexMA () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. –, , f. – Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL () Sp. . – Thomas Zotz, LThK () Sp. f. – Otto Geiger: Stud. über B. B. Sein Leben und seine dt. Werke. In: Freiburger Diözesanarch. NF [] () S. –. – R. Stanka: Die Summa des B. v. Freiburg. Eine rechtsgeschichtliche Unters. Wien . – Heinrich Koller: Die Entstehungszeit der Summa des B. v. Freiburg. In: MIÖG () S. –. – Klaus Berg: Der Tugenden B˚uch. Unters. zu mhd. Prosatexten nach Werken des Thomas von Aquin (MTU ). München , S. –. – Thomas Kaeppeli: Scriptores ordinis praedicatorum medii aevi. Bd. . Rom , S. f., f. – Winfried Trusen: Forum internum und gelehrtes Recht im SpätMA. Summae confessorum und Traktate als Wegbereiter der Rezeption. In: Zs. für Rechtsgesch. Kanonistische Abt. () S. –. – Adolf Laufs u. a.:
Bruder Berthold Das Wimpfener Rechtsbuch. In: Zs. für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Hans-Wolfgang Strätz: Treu und Glauben. Bd. : Beitr. und Materialien zur Entwicklung von «Treu und Glaube» in dt. Privatrechtsquellen vom . bis zur Mitte des . Jh. (Rechts- und staatswissenschaftliche Veröff. der Görres-Ges. ). Bochum , S. –. – Marlies Hamm/Helgard Ulmschneider (Hg.): Die ‹Rechtssumme› B. B.s. Eine dt. abecedarische Bearb. der ‹Summa confessorum› des Johannes von Freiburg. Untersuchungen (TTG ). Tübingen . – Helmut Weck: Die ‹Rechtssumme› B. B.s. Eine dt. abecedarische Bearb. der ‹Summa confessorum› des Johannes von Freiburg. Die hsl. Überl. (TTG ). Tübingen . – M. Hamm/H. Ulmschneider: Übersetzungsintention und Gebrauchsfunktion. Die ‹Rechtssumme› B. B.s im Kontext volkssprachlicher kanonistischer Rechtslit. In: Überlieferungsgeschichtliche Prosaforschung. Beiträge der Würzburger Forschergruppe zur Methode und Auswertung. Hg. v. Hans-Jürgen Stahl/Kurt Ruh (TTG ). Tübingen , S. –. – G. Steer: Textgeschichtliche Edition. In: ebd., S. –. – Ders.: Die Bedeutung der Textgesch. für die hist. Fachwortgeographie. Beobachtungen zur Überl. des Rechtswortes «gerhab» in der ‹Rechtssumme› B. B.s. In: Text- und Sachbezug in der Rechtssprachgeographie. Hg. v. Ruth Schmidt-Wiegand (MMS ). München , S. –. – P. Johanek: Literaturgattung und Wirkungsgesch. Überlegungen zur Werkbezeichnung der ‹Summe› B. B.s. In: Sprache und Recht. Beitr. zur Kulturgesch. des MA. FS R. Schmidt-Wiegand. Hg. v. Karl Hauck/Karl A. Kroeschell. Berlin/New York , S. – (wieder in: P. Johanek: Was weiter wirkt ... Recht und Gesch. in Überl. und Schriftkultur des MA. Hg. v. Antje Sander-Berke/Birgit Studt. Münster , S. –). – W. Trusen: Zur Bedeutung des geistlichen Forum internum und externum für die spätma. Ges. In: Zs. für Rechtsgesch. Kanonistische Abt. () S. –. – M. Hamm/H. Ulmschneider (Hg.): Die ‹Rechtssumme› B. B.s. Synoptische Edition der Fassungen B, A und C. Bde. /: Quellenkomm. (TTG / ). Tübingen . – G. Steer: Die dt. ‹Rechtssumme› des Dominikaners B. Ein Dokument der spätma. Laienchristlichkeit. In: Laienfrömmigkeit im späten MA. Formen, Funktionen, politischsoziale Zusammenhänge. Hg. v. Klaus Schreiner (Schr. des Hist. Kollegs. Kolloquien ). München
Lange , S. –. – G. Steer: Bettelordenpredigt als «Massenmedium». In: Literarische Interessenbildung im MA. DFG-Symposion . Hg. v. Joachim Heinzle. Stuttgart/Weimar , S. –, hier S. – u. ö. – Daniel Schäfer: Texte vom Tod. Zur Darstellung und Sinngebung des Todes im SpätMA (GAG ). Göppingen , S. (Reg.). – Wilfried Werner: Zu einem bisher unbekannten Fragm. von B. B.s ‹Rechtssumme› in der Univ. Heidelberg. In: Alles was Recht war. Rechtslit. und literarisches Recht. FS R. SchmidtWiegand. Hg. v. Hans Hö nghoff (Item mediävistische Stud. ). Essen , S. –. – Uta Störmer-Caysa: Gewissen und Buch. Über den Weg eines Begriffes in die dt. Lit. des MA (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. []). Berlin/New York , S. –. – Christine Magin: «Wie es umb der iuden recht stet». Der Status der Juden in spätma. Rechtsbüchern. Göttingen , S. –. – Ulrich-Dieter Oppitz/Klaus Klein: Neue Textzeugen von B. B.s ‹Rechtssumme› (Handschriftenfunde zur Lit. des MA ). In: ZfdA () S. –. – Sabine Griese: Das Andachtsbuch als symbolische Form. B.s Zeitglöcklein und verwandte Texte als Laien-Gebetbücher und -Bilder. In: The Mediation of Symbol in Late Medieval and Early Modern Times – Medien der Symbolik in SpätMA und Früher Neuzeit. Hg. v. Rudolf Suntrup u. a. (Medieval to Early Modern Culture ). Frankfurt/ M. u.a. , S. –, bes. S. . – G. Steer: Überlieferungsgerechte Edition. In: Dt. Texte des MA zwischen Handschriftennähe und Rekonstruktion. Hg. v. Martin J. Schubert (Beih. zu editio ). Tübingen , S. –. – G. Steer/Heidemarie Vogl (Hg.): Die ‹Rechtssumme› B. B.s. Synoptische Edition der Fassungen B, A und C. Bd. , Tle. /: Wb. (TTG ). Tübingen . – T. Zotz: Johannes von Freiburg und B. (von Freiburg). Dominikanische Gelehrsamkeit in einer grä ichen Residenzstadt um . In: Poeten und Professoren. Eine Literaturgesch. Freiburgs in Porträts. Hg. v. Achim Aurnhammer/Hans-Jochen Schiewer. Freiburg i. Br. , S. –. – Anne-Kristin Lenk: Spätma. Bußbücher als Quellen zum religiösen Alltag. Bußsummen als Kenntnisquellen für Supplikanten der Poenitentiare und als Rezeptionsvehikel des römischen Rechts. In: Kirchlicher und religiöser Alltag im SpätMA. Hg. v. Andreas Meyer (Schr. zur südwestdt. Landeskunde ). Ost ldern , S. –, hier S. –. VZ
. Hälfte . Jh. Lange, Dietrich (Theodoricus Longus), von Einbeck. – Kanoniker, Verfasser eines historischen Gedichts, lebte in der zweiten Hälfte . Jh. L. ist nur über seine Rezeption durch Dietrich → Engelhus nachgewiesen. Engelhus bezeichnete ihn als Kanonikus in Einbeck und Goslar. Auch zitiert er L. in seiner Weltchronik sowie in einer Materialsammlung zur Chronik (Handschrift H). Engelhus schreibt ihm dort das lat. Gedicht Saxonia zu, das er mit Versen von Heinrich → Rosla (Herlingsberga) und Gottfried von Viterbo (Pantheon) verbindet. L.s leoninische Hexameter zählendes Werk wird auf die zweite Hälfte des . Jh. datiert, u. a. weil es noch das Jahr erfasst. Das Gedicht besingt in einer Mischung aus historischen Fakten, Legenden und allegorischen Elementen die sächsische Geschichte. Der von Engelhus aufgezeichnete Text war möglicherweise nur ein Teil eines längeren Werks über die braunschweigischen Herzöge. Als Zielgruppe von L.s Dichtung hat die Forschung Schüler vermutet, da der Text zu Beginn einen Knaben anspricht und umfangreiche Namenskataloge enthält. L.s Werk wurde neben Engelhus auch von Gobelin Person rezipiert. Ü: H: Hannover, LB, Ms. XIII , r–v (Pap., –; Autograph des Dietrich Engelhus). – Vgl. Helmar Härtel/Felix Ekowski: Hss. der Niedersächsischen LB Hannover . Ms I a-Ms Noviss. . Wiesbaden , S. –. A: Johann Heinrich Meibom: Henrici Roslae, Nienborgensis Saxonis, Herlingsberga [...]. Lüneburg , S. –. – Ders.: Scriptores Germanicos. Bd. . Helmstedt , S. –. – Vgl. auch die Ausg. zu Dietrich Engelhus. L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. f. – Ottokar Lorenz: Deutschlands Geschichtsquellen im MA seit der Mitte des dreizehnten Jh. Bd. . Berlin , S. f. – Dokumente zur ostfriesischen Gesch. –. Archivalienausstellung des Niedersächsischen Staatsarch. in Aurich. Hg. vom Niedersächsischen Staatsarch. Göttingen , S. f. – Der Weg zum Lande Niedersachsen. Vom Stammesgedanken zum Bundesland [...]. Hg. Niedersächsische Archivverwaltung. Göttingen , S. f. – Manfred Hamann: Überl., Erforschung und Darstellung der Landesgesch. in Niedersachsen. In: Gesch. Niedersachsens. Bd. . Hg. v. Hans Patze. Hildesheim , S. –, hier S. f. – Udo Kühnel: EngelhusStud. Zur Göttinger Schullit. in der ersten Hälfte des . Jh. Fribourg , S. –. MM
. Hälfte . Jh. Heinrich von Lauingen (H. v. Lougen). – Autor hippiatrischer Rezeptare, . Jh. H. werden zwei dt. Rezeptare in einem hippiatrischen Kompendium zugeschrieben, das in zwei alemannischen Handschriften ab etwa überliefert ist. Die Sammlung enthält auch Texte von Meister → Albrant und Papst → Clemens’ Rossarzt sowie die → Rossaventüre. In beiden Rezeptaren wird ein Meister H. genannt, dessen Identität jedoch ungeklärt ist. Die Forschung hat verschiedentlich den gleichnamigen Bruder des → Albertus Magnus als Autor erwogen. Dieser H. lebte im . Jh. als Dominikaner und Prior in Würzburg. Mittlerweile wird die Entstehung der Rezeptare jedoch in der Bodensee-Region des . Jh. vermutet, u. a. weil im Text ein Rossarzt aus Konstanz als Autorität erwähnt wird. Die H. zugeschriebenen Rezeptare umfassen neun bzw. Abschnitte. Eine ursprüngliche Einheit der beiden Rezeptare ist nicht auszuschließen. In den Handschriften sind die Rezeptare jeweils zwischen Stücken aus den hippiatrischen Arzneibüchern von Meister Albrant und Papst Clemens’ Rossarzt platziert. Das erste Rezeptar behandelt Erkrankungen der Augen, der Haut und des Verdauungstrakts, das zweite Rezeptar Krankheiten der Glieder. Charakteristisch für das zweite Rezeptar ist die Verwendung von Segenssprüchen. Insgesamt gelten beide Rezeptare als sehr eigenständig. Die Forschung hat nur eine allgemeine inhaltliche Nähe zu Autoren wie → Petrus de Crescentiis, Jordanus Ruffus und Laurentius → Rusius festgestellt, außerdem Parallelen zu Albertus Magnus. Ungeklärt ist das Ausmaß des Ein usses im Text genannter, ansonsten aber unbekannter Autoritäten wie Eberlin von Konstanz und Joachim von Ungarn. Ü: Einsiedeln, Stiftsbibl., cod. (Standortnr. ), r, v–r (Pap., Rheinau, um oder bald danach, schwäbisch-alemannisch). – Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , v–r, v–r (Pap., um , östliches hochalemannisch). Vgl. Ute Obhof: Ein Haus- und Arzneibuch des . Jh. aus der Bibl. des Sammlers Joseph von Laßberg. In: Schr. des Ver. für Gesch. und Naturgesch. der Baar () S. – (auch in: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen / [/] S. –). – www.handschriftencensus.de/werke/.
Heinrich von Lauingen A: Simmet (s. Lit.; Faks.). – Dusan Ludvik: Unters. zur spätma. dt. Fachprosa. Pferdebücher. Ljublana (Veröff. ), S. – (vgl. dazu Gundolf Keil. In: Centaurus [] S. –). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – Ludwig Simmet: Veit Hündlers Roßarzneibuch. Ein Beitr. zur Gesch. der dt. Pferdeheilkunde des . Jh. in Südosteuropa. Diss. München , S. –. – Gerhard Eis: Ein Vogeljagdbüchlein vom Bodensee. In: PBB (Tüb.) () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –, f.). – Ludvik (s. Ausg.) S. –. – Peter Assion: Altdt. Fachlit. Berlin , S. f. MM Rossaventüre. – Rosstäuscherrezeptar, . Jh. Die R. versammelt rund rosstäuscherische, magische und veterinärmedizinische Anweisungen in dt. Sprache. Hauptgegenstand der anonym überlieferten Sammlung sind Pferde, während etwa Hunde und Vögel nur am Rande behandelt werden. Die R. enthält u. a. Rezepte zur Steigerung oder Reduzierung der Leistungsfähigkeit, zur Färbung des Fells und Simulation vermeintlicher Gebrechen bei Pferden. Der Umfang der einzelnen Vorschriften schwankt zwischen wenigen Zeilen und längeren Abschnitten mit teilweise mehrere Tage andauernden Verfahren. Zur Anwendung kommen zahlreiche p anzliche, tierische und sonstige Zutaten, u. a. Blut, Salz, Wasser und Essig. Die manipulatorische Natur der Vorschriften wird im Text keineswegs verhehlt. Als angestrebte Leserschaft der R. vermutet die Forschung professionell mit Pferden befasste Gruppen wie Marstaller und Reiter. Die angewandten Methoden gelten als traditionell und wurden verschiedentlich auf antike und orientalische Wurzeln zurückgeführt. Inhaltliche Parallelen bestehen zum Anhang von Papst → Clemens’ Rossarzt. Die Entstehung der R. wird im mittelbair. Sprachgebiet vermutet, vereinzelt auch im Bodensee-Raum. Der Text wird auf das . Jh. datiert und ist ab um in zwei alemannischen Handschriften überliefert (E, D). E- und DFassung unterscheiden sich in einzelnen Rezepten. In beiden Textzeugen folgt die R. auf das Rossarzneibuch von Meister → Albrant. Die Handschriften enthalten zudem u. a. Werke von → Heinrich von Lauingen und Papst Clemens’ Rossarzt sowie
Jude von Säckingen das → Vogelfangbüchlein vom Bodensee. Die Textgeschichte der R. ist insgesamt nicht sicher zu rekonstruieren. So hat die Forschung die Sammlung mal als stufenweise erweiterte Rezeptschleppe zum Rossarzneibuch von Meister Albrant aufgefasst, mal als eigenständig entstandenes Werk mit ursprünglich thematischer Anordnung. Unstrittig ist die Bedeutung der R. als eine der frühesten Sammlungen ihrer Art. Ü: E: Einsiedeln, Stiftsbibl., cod. (Standortnr. ), v–v (Pap., Rheinau, um oder bald danach, schwäbisch-alemannisch). – D: Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , r–v (Pap., um , östliches hochalemannisch). Vgl. Ute Obhof: Ein Haus- und Arzneibuch des . Jh. aus der Bibl. des Sammlers Joseph von Laßberg. In: Schr. des Ver. für Gesch. und Naturgesch. der Baar () S. – (auch in: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen / [/ ] S. –). – www.handschriftencensus.de/ . – www.handschriftencensus.de/. A: Eis / (s. Lit.; nach E). – Dt. Fachprosa des MA. Ausgewählte Texte. Hg., erläutert und mit einem Glossar versehen von Wolfram Schmitt (Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen ). Berlin/New York , S. – (Teilausg. nach D). – Zimmermann (s. Lit.; nach D). L: De Boor/Newald / () S. . – Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – Reinhard Froehner: Historisches zu den Pferdefarben. In: Beitr. zur Gesch. der Veterinärmedizin (/) S. –, –; () S. –, –. – Gerhard Eis: Die R. In: ebd. (/) S. – (vgl. dazu: Richard Schmutzer, ebd. [] S. –, –; Erwiderung von G. Eis, ebd. [] S. –). – Karl Hoppe: Dunkles und Mißverstandenes in frühnhd. Veterinärlit. In: ebd. () S. –, hier S. . – R. Froehner: Kulturgesch. der Tierheilkunde. Bd. . Ein Hdb. für Tierärzte und Studierende. Konstanz , S. , u. ö. – G. Eis: Ein Vogeljagdbüchlein vom Bodensee. In: PBB (Tüb.) () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –, f.). – Werner Perino: Die Pferdearzneibücher des ausgehenden MA und der beginnenden Neuzeit. Eine geschichtliche Stud. über ihre Entwicklung und Entfaltung. Diss. München , S. , . – Dusan Ludvik: Unters. zur
. Hälfte . Jh. spätma. dt. Fachprosa. Pferdebücher. Ljublana (Veröff. ), S. – (vgl. dazu: G. Keil, Centaurus [] S. –). – Emil Ploss: Ein Buch von alten Farben. Technologie der Textilfarben im MA mit einem Ausblick auf die festen Farben. Heidelberg u. a. , S. , u. ö. (vgl. dazu: G. Keil, PBB [Tüb.] [] S. –). – G. Eis: Altdt. Zaubersprüche. Berlin , S. –. – Volker Zimmermann: Die R. aus dem Cod. der Donaueschinger Schloßbibl. Ein literatursoziologischer Beitr. aus der Zeit des Übergangs ma. Fachprosa hö scher Herkunft in das Bürgertum. In: Fachprosa-Stud. Beitr. zur ma. Wissenschaftsund Geistesgesch. Hg. v. G. Keil u. a. Berlin , S. –. MM Jude von Säckingen. – Wundärztlicher Rezeptautor, . Jh. Je ein Salben- und ein P asterrezept werden in der Überlieferung dem alemannischen Judenarzt zugeschrieben. Die schlicht gestalteten Anordnungen stehen in der Tradition des Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus) und verwenden überwiegend mediterrane und orientalische Ingredienzen (mit Ausnahme von Wachs, Harz und Regenwürmern). Die Rezepte des J. v. S. sind medizinhistorisch aufschlussreich, da sie belegen, dass die im . Jh. am Oberhein zahlreich als medizinische Laienpraktiker tätigen Juden pharmazeutisch auf dem Stand der zeitgenössischen Schulmedizin agierten. Ü: Berlin, SBB, Mgf , rb (Pap., spätes . Jh., obd./lat./italienisch); Urheberangabe: «gab der Jvd ze sekingen z˚u Miner hand». Die dreisprachige Sammelhs. enthält medizinische, alchemistische, hauswirtschaftliche sowie technische Rezepte und Verfahren (u. a. v. Meister → Lorenz, Peter → Unger, Georg → Hueth). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Bernhard Milt: Beitr. zur Kenntnis der ma. Heilkunde am Bodensee und Oberrhein. In: Vierteljahrsschr. der naturforschenden Ges. Zürich () S. –, hier S. –. – Gerhard Eis: Ein Judenarzt in Säckingen im späten MA. In: Sudhoffs Arch. () S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. f. – Wolfgang Wegner: J. v. S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ
. Hälfte . Jh. Meister Paulus. – Verfasser eines überwiegend aphrodisiakischen Rezeptars, zweite Hälfte . Jh. M. P. dürfte Apotheker oder Arzt gewesen sein. Sein Rezeptar ist in dt.-lat.-italienischer Mischsprache gehalten und umfasst insgesamt zehn bis elf Vorschriften. Davon sollen vier der männlichen Potenz dienlich sein und zwei die weibliche Fruchtbarkeit fördern. Hinzu kommen ein Rezept gegen die Ergrauung des männlichen Bartes, zwei technologisch-alchemistische sowie ein hippiatrisches Verfahren. Ob eine Anleitung zur Quecksilberverfestigung, die den aphrodisiakischen Rezepten vorangeht, den Anfang von P.s Rezeptar markiert oder diesem nicht zugehörig ist, muss offen bleiben. Zum Einsatz gelangen Wunderdrogen («mvrmel tier schmaltz», «aqua vite cum mele») oder heimische P anzenheilmittel wie Kastanienpulver, «das ein wib swanger werde». Ü: Berlin, SBB, Mgf , rb (Pap., spätes . Jh., obd./lat./italienisch). Die dreisprachige Sammelhs. enthält medizinische, alchemistische, hauswirtschaftliche sowie technische Rezepte und Verfahren (u. a. v. Meister → Lorenz, Peter → Unger, Georg → Hueth und dem → Juden von Säckingen). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Wolfgang Wegner: P., M. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. . VZ Johann von Teschen (J. v. Tetzen, Johannes de Teschen, J. Ticinensis, J. Tecenensis u. ä.). – Verfasser alchemistischer Schriften, . Jh. J.s Biographie ist unbekannt; man vermutet in ihm einen Geistlichen des . Jh. Er wird auch als Doktor bezeichnet, jedoch erst in Textzeugen des . Jh. Sein Name könnte sich auf das schlesische Cieszyn (Teschen) beziehen, vielleicht auch auf das böhmische Dˇecˇ ín (Tetschen). Unsicher ist seine gelegentliche Gleichsetzung mit einem Krakauer Kirchenrektor und Vizedekan des dortigen Domkapitels, der um nachweisbar ist. J. verfasste mehrere lat. Texte, die primär in Handschrift Y von um überliefert sind. Als J.s Hauptwerk gilt das gereimte Lehrgedicht Lumen secretorum, das auch als Processus de lapide philosophorum überliefert ist. Der Text beschreibt die alchemische Gewinnung des Steins der Weisen. Aufgrund ihrer hermetischen Sprache wird die Dichtung der allegorisch geprägten Fachliteratur zugerechnet. Als Autoritäten werden im Text Hermes
Meister Paulus Trismegistos, → Aristoteles und Rhazes genannt. Das Werk war bei späteren Alchemisten sehr beliebt. Mit der Abhandlung Aenigma (auch Enigmata) hinterließ J. auch einen alchemistischen Prosatext über die Verwandlung von Metallen nach der Sol-Luna-Mercurius-Lehre. Die knappen Probleuma zeigen J.s Rezeption der allegorischen Werke des → Alphidius. Von besonderem Interesse ist J.s Antiphona. Der Text ist in Y mit einer phrygischen Melodie in Hufnagel-Notation überliefert, in anderen Textzeugen ohne Noten. Der gregorianische Gesang preist den Stein der Weisen und vergleicht ihn mit einer Blüte. Auch beschreibt er die Erhöhung und segensreiche Wirkung des Steins. Aristoteles wird als Autorität herangezogen. Das Werk gilt als frühestes bekanntes Beispiel für die Vertonung eines alchemistischen Textes. Eine Rezeption von J.s Schriften ist u. a. bei Georg → Klett nachweisbar und reichte nachweislich der Drucküberlieferung bis ins Jh. Dt. Bearbeitungen von Lumen secretorum und Aenigma sind allerdings erst in der Frühen Neuzeit belegt. Die Erforschung der dt. J.Tradition gilt noch als Desiderat. Ü: Zur bisher kaum analysierten lat. Überl. vgl. Carbonelli (s. Lit.). – Zentrale Hs.: Y: New Haven, UB Yale, Beinecke Rare Book and Manuscript Library, Mellon MS , r–r, r–r (Perg., um ). – Dt. Überl. nur in frühneuzeitlichen Hss.: K: Kassel, LMB, ° Ms. chem. (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.). – K: Ebd., ° Ms. chem. , H. , v–v (um ). – G: Gotha, Forschungsbibl., cod. Chart. B , v–v (. Jh.). Vgl. Telle (s. Lit.). – Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA . München , S. – (Nr. ..). – http://brbl-net.library.yale.edu/ prems/docs/pre.mell.htm. D: Drey Vortreffliche und noch nie im Druck gewesene Chymische Bücher [...], Hamburg: Johann Naumann d. J., , S. – (Lumen secretorum mit dt. Reimübers.; lat.-dt. Aenigma; VD :B). – Johannis Ticinensis, Anthonii de Abbatia und Edoardi Kellaei vortreffliche und außführliche Chymische Bücher. Hamburg: Gottfried Liebezeit , S. – (VD :D). – Dt. Theatrum Chemicum. Bd. . Hg. v. Friedrich Roth-Scholtz. Nürnberg: Adam J. Feißecker, (Nachdr. Hildesheim/New York ) S. – (VD –).
Richtsteig Lehnrechts A: Online-Faks. von Hs. K: http://orka.bibliothek.uni-kassel.de/. – Online-Faks. von VD :B: http://reader.digitale-samm lungen.de/. – Online-Faks. von VD :D: http://reader.digitale-sammlungen.de/. – OnlineFaks. von VD –: http://reader. digitale-sammlungen.de/. L: Joachim Telle, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. , . – J. Telle, LexMA () Sp. . – Giovanni Carbonelli: Sulle Fonti Storiche della Chimica e dell’Alchimia in Italia. Rom , S. , f. – Lynn Thorndike: A History of Magic and Experimental Science . New York (Nachdr. ebd. ) S. f. – Gerhard Eis/Gundolf Keil: Nachtr. zum VL. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. f. – Wolfram Schmitt: Eine hsl. Slg. alchemistischer Traktate aus Böhmen. In: Stifter-J. () S. –, hier S. mit Abb. IV. – Moritz Landwehr von Pragenau: Gesch. der Stadt Teschen. Würzburg , S. . – Ian MacPhail u. a.: Alchemy and the Occult. A Catalogue of Books and Manuscripts from the Collection of Paul and Mary Mellon given to Yale University Library . Manuscripts –. New Haven , S. –. – Petr Vágner: Pˇr íspˇevek ke starˇsím dˇejinám cˇ eské chemie. In: Dˇejiny Vˇed a Techniky () S. –, hier S. f. – Christoph Meinel: Alchemie und Musik. In: Die Alchemie in der europäischen Kultur- und Wissenschaftsgesch. Hg. v. dems. Wiesbaden , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Richtsteig Lehnrechts. – Rechtsgangbuch, zweite Hälfte . Jh. Der R. L. gehört in das geistige Umfeld der von → Johann von Buch verfassten Glosse zum Sachsenspiegel-Landrecht und dem Richtsteig Landrechts sowie zu der → Glosse zum Sachsenspiegel-Lehnrecht, deren Verfasser bisher nicht zweifelsfrei ermittelt werden konnte. Mit diesen Texten erfuhr der Sachsenspiegel → Eikes von Repgow eine umfassende Kommentierung und systematische Aufarbeitung für den Gebrauch in Gerichtsverfahren nach damals aktuellen Vorbildern, vornehmlich aus dem Kirchenrecht. Ungeachtet dessen, dass keiner der vier Rechtstexte zum Sachsenspiegel datiert ist, darf angenommen werden, dass sie in zeitlich kurzer Abfolge entstanden
. Hälfte . Jh. sind. Johann von Buch plante jedenfalls nach einem Hinweis im Richtsteig Landrechts (Art. § ), auch einen R. L. zu verfassen. In der Forschung wird meistenteils davon ausgegangen, dass er diesen Plan nicht mehr selbst in die Tat umsetzen konnte. Stattdessen ndet sich in zwei späteren Werken, dem sächsischen Weichbildrecht (→ Magdeburger Rechtsbücher) und in der Bearbeitung der Weichbildglosse des Nicolaus → Wurm, die kurze Mitteilung, dass ein → Gerke von Kerkow bzw. das Gerke und Johann den «richtstig» verfasst hätten. Daraus ließe sich eine Verfasserschaft des Gerke für den R. L. folgern, aber nicht hinlänglich belegen. Da Gerke in der Landrechtsglosse von Johann selbst als Mündel erwähnt wird, liegt zumindest der Gedanke nahe, über diese rechtliche Beziehung der beiden Männer hinaus ein Lehrer-Schüler-Verhältnis oder Ähnliches zu verstehen. Ähnlich wie in der Lehnrechtsglosse wird der R. L. im Incipit des Prologs als Privileg Kaiser Friedrichs I. (–) bezeichnet. Durch mancherlei Laster sei – so berichtet der Verfasser im Prolog – das Verhältnis zwischen Lehnsherren und Lehnsleuten belastet. Zwar würden die Herren und Lehnsleute das Lehnrecht kennen, aber nicht den Rechtsgang selbst; deshalb sei es nötig, ein entsprechendes Werk nach dem sächsischen Lehnrecht zu erarbeiten – der Anonymus kommt dieser Forderung nach dem Vorbild des Richtsteig Landrechts nach: Er erläutert zu Beginn die Aufgaben und Funktionen der Richter, Kläger, Vorsprecher und Urteils nder und äußert sich zu Ort und Zeit des Gerichts, zur Strafgewalt des Gerichtsherrn und zur Ladung (Kap. –). Danach folgen systematisch die einzelnen Verfahren: Klagen der Lehnsherren gegen Lehnsleute (Kap. –), der Lehnsleute gegen die Lehnsherren (Kap. –) und Lehnsleute gegen Lehnsleute (Kap. –); die Urteilsschelte wird in Kap. besprochen. Da der R. L. dem Richtsieg Landrechts (entstanden in der Mitte des . Jh.) inhaltlich folgt, dürfte er etwas später entstanden sein. Die Fassungen des R. L. werden in drei verschiedene Klassen mit unterschiedlich vielen Artikeln geschieden; sind die Artikel in den Handschriften nummeriert, dann werden bzw. Artikel in Klasse I und II gezählt. Nach den Mundarten zu schließen, scheint der R. L. in der Mark Brandenburg, Westfalen, den wettinischen Herrschaften und in Schlesien rezipiert worden zu sein. Er ist
. Hälfte . Jh. mehrfach mit der «Cautela» und «Premis» überliefert und dürfte → Dietrich von Bocksdorf bei der Abfassung seiner «Weise des Lehnrechts» vorgelegen haben, in der er den R. L. ergänzte und konkretisierte. Bocksdorf fügte vor allem Passagen zu den Themenbereichen Ladung und Verfahren hinzu (bietet u. a. ein Formular zur Ladung). Ü: Zu den Handschriften siehe Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Köln/Wien , Bd. , S. f. – Zu den Drucken siehe Des Sachsenspiegels zweiter Theil, nebst den verwandten Rechtsbüchern. Bd. : Das Sächsische Lehnrecht und der R. L. Hg. v. Carl Gustav Homeyer. Berlin , S. –. A: Homeyer (s. Überl.) S. –. L: Dietlinde Munzel: Richtsteig. In: HRG () Sp. –. – Ingeborg Buchholz-Johanek: Gerke von Kerkow. In: VL () Sp. f. – Dies., VL () Sp. –. – Otto Stobbe: Gesch. der dt. Rechtsquellen. Bd. . Braunschweig , S. –. – Marek Wejwoda: Spätma. Jurisprudenz zwischen Rechtspraxis, Univ. und kirchlicher Karriere. Der Leipziger Jurist und Naumburger Bischof Dietrich von Bocksdorf (ca. –). (Education and society in the Middle Ages and Renaissance ). Leiden u. a. , S. . DB/MM Lehre von den Zeichen des Hirsches. – Jagdkundlicher Traktat, zweite Hälfte . Jh. Die anonym überlieferte Lehre gibt Anweisungen zur Bestimmung des Geschlechtes und weiterer Merkmale des Rotwilds (Größe, Alter, Gangart) anhand der hinterlassen Trittsiegel und der Losung. Die fachliterarische Darstellung soll den Jäger bei der Vorsuche zur Parforcejagd mit Hunden unterstützen, welche die vornehmste Form der ma. Jagd darstellte. Die Verschriftlichung ursprünglich mündlich tradierten waidmännischen Wissens steht im Kontext der spätma. Herausbildung des Berufsjägertums. Die Lehre hat außerhalb des dt. Fachschrifttums weder Vorbild noch Nachfolger. In seiner ursprünglichen Gestalt umfasst der Traktat oder Kapitel. Abgefasst in einem schlichten und anspruchslosen Stil, besticht der Text durch seinen Reichtum an jagdkundlicher und standesspezi scher Fachterminologie. Nach den erhaltenen Handschriften zu urteilen, war die Lehre weit verbreitet. Sie hat sich zudem in zahlreichen Derivattexten niedergeschlagen (darunter das
Lehre von den Zeichen des Hirsches Jägerbuch des Albrecht Retz, das Jagdbuch des Cornelius Latomus und die Zeichenlehre des → Kuno von Winenburg und Beilstein) und ist in der dt. jagdkundlichen Literatur bis ins . Jh. hinein nachweisbar (vgl. auch → Lehre von des Hirsches Gescheitheit und seinem Wandel). Die Lehrinhalte selbst halten allerdings einer zoologisch fundierten Nachprüfung überwiegend nicht stand, da beim Rotwild keine geschlechtsspezi schen oder anderweitigen Unterschiede bei der Losung oder bei den Hufen bestehen, die sich in differenzierbaren Fährten niederschlagen könnten. Ü: Lindner (VL [] Sp. ) listet elf Textzeugen der ursprünglichen Fassung (. und . Jh.) und vier Hss. mit Derivattexten. – Den autornächsten Textzustand dürfte bieten: München, BSB, Cgm , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., hochalemannisch). – Hinzu kommt: Berlin, SBB, Mgq (vormals Lana [Südtirol] Hausarch. der Grä ichen Familie von Brandis, Cod. XXIII D ) r–b (Pap., um , westschwäbisch). – Vgl. zur Berliner Hs.: Jacob Klingner: Gattungsinteresse und Familientradition. Zu einer wieder aufgefundenen Sammelhs. der Grafen von Zimmern (Lana XXIII D ). In: ZfdA () S. –. – Drucke des . Jh.: «MEysterliche stuck von Bayssen vnd Jagen». Augsburg: Heinrich Steiner, (VD M ). – Noe Meurer: «Von Forstlicher Oberherrligkeit vnnd Gerechtigkeit». Pforzheim: Georg Rab d. Ä., ; Frankfurt/M.: Ders./Weigand Han, (VD M f.). – Vgl. zu weiteren Drucken: Kurt Lindner: Bibliogr. der dt. und ndl. Jagdlit. von –. Berlin/New York . A: Die L. v. d. Z. d. H. Eingel. und hg. v. K. Lindner (Quellen und Stud. zur Gesch. der Jagd ). Berlin (einschließlich der Derivattexte). – Dt. Fachprosa des MA. Hg., erläutert und mit einem Glossar versehen von Wolfram Schmitt (Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen ). Berlin/New York , S. – (Auszüge). – Faks. des Erstdruckes: Lindner Bibliogr. (s. Überl.) Nr. ... L: K. Lindner, VL () Sp. –. – Lindner (s. Ausg.) S. –. – Ders.: Dt. Jagdtraktate des . und . Jh. Bd. (Quellen und Stud. zur Gesch. der Jagd ). Berlin , S. –. – Ders.: Die Anfänge der dt. Jagdlit. In: European Journal of Wildlife Research () S. –. – Peter Assion: Altdt. Fachlit. (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. –. –
Schröpfstellentexte Das Jagdbuch des Martin Strasser von Kollnitz. Hg. v. K. Lindner (Kärntner Landesarch. ). Klagenfurt , S. f. u. ö. – Martina Giese: Graue Theorie und Grünes Waidwerk? In: Arch für Kulturgesch. () S. –, hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Ältere (deutsche) Habichtslehre. – Abhandlung über die Beizjagd, zweite Hälfte . Jh. Die Ä. (d.) H. gilt als älteste und wichtigste dt. Abhandlung über die Beizjagd. Die Entstehung des Werks wurde lange im frühen . Jh. vermutet. Die neuere Forschung hat den Text jedoch eher auf die zweite Hälfte des . Jh. datiert. Das Original der Ä. (d.) H. ist nicht erhalten. Zentral für die Überlieferung sind zwei spätere Fassungen in den Handschriften N und M. N umfasst Kapitel ohne Überschriften, M hingegen Kapitel mit Überschriften. Beide Fassungen gingen wahrscheinlich auf unterschiedliche, nicht mit dem Original identische Vorlagen zurück. Der Verfasser der Ä. d. H. war ein unbekannter Jägermeister. Der nüchtern und zweckmäßig geschriebene Text ist primär an der Jagdpraxis orientiert. Das Werk beschäftigt sich überwiegend mit dem Beizvogel selbst, gibt aber auch Anweisungen zum Umgang mit Jagdhunden. Behandelt werden u. a. die äußeren Merkmale des Habichts, die P ege kranker Vögel sowie die Abrichtung von Habicht und Hund zur Jagd. Bis spätestens wurde die Ä. (d.) H. von einem unbekannten Redaktor stilistisch überarbeitet und um zusätzliches Material erweitert. Die so entstandene → Jüngere deutsche Habichtslehre war dann Grundlage des Beizbüchleins. Die Ä. (d.) H. war später auch Hauptquelle für das gedruckte Jagdbuch Waidwerck und Federspiel () von Eberhard Tappe. Die Forschung vermutet eine verlorene Handschrift der Ä. (d.) H. als Vorlage des Drucks. Tappes Werk folgt inhaltlich weitgehend der Ä. d. H. Ü: N: München, UB, ° cod. ms. , r–v (Pap., Mitte . Jh., bair., gilt als ältere Fassung). – M: München, BSB, cgm , ra–rb (Pap., , nordbair., Textfassung wohl jünger als N). – B: Büdingen, Fürstlich Ysenburgund Büdingensches Arch., Wald-Akten, ohne Sign. (Pap., . Jh.). Zu B vgl. auch Nieß und Giese (beide s. Lit.). Lt. Giese enthält B «Ent
. Hälfte . Jh. lehnungen» aus der Ä. (d.) H. – Zur Gesamtüberl. vgl. Giese (s. Lit.) und http://www. handschriftencensus.de/werke/. D: Eberhard Tappe: Waidwerck und Federspiel. Von der Häbichen vnnd Falcken natur, art, vnnd eygenthumb, wie mann sie berichten, gewehnen, ätzen, vnnd von allen jren krankheyten soll erledigen [...]. Straßburg: M. Jakob Cammerlander, (VD T ). A: Die dt. Habichtslehre. Das Beizbüchlein und seine Quellen. Hg. v. Kurt Lindner. Berlin . Erw. Neuausg. ebd. , S. – (Hs. M), – (Hs. N). – Online-Faks. von Tappes Werk von : http://reader.digitale-sammlungen.de. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. f. – Carl A. Willemsen: Über ma. Quellen zur Gesch. der Jagd. In: AfK () S. –. – Lindner (s. Ausg.). – David Dalby: Lexicon of the Mediaeval German Hunt. A Lexicon of Middle High German Terms (–) Associated with the Chase, Hunting with Bows, Falconry, Trapping and Fowling. Berlin , S. XXXVI. – Gisela Kornrumpf/Paul-Gerhard Völker: Die dt. ma. Hss. der UB München (Die Hss. der UB München ). Wiesbaden , S. –. – Walter Nieß: Die Forst- und Jagdgesch. der Grafschaft Ysenburg und Büdingen vom ausgehenden MA bis zur Neuzeit. Büdingen , S. . – Baudouin van den Abeele: Zum Phänomen der ‹Relatinisierung› in der ma. Fachlit. Die Entstehungsgesch. der ‹Jüngeren Dt. Habichtslehre›. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Martina Giese: Zu den Anfängen der deutschsprachigen Fachlit. über die Beizjagd. In: PBB () S. –. – Bernhard D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. , . – M. Giese: Die ‹Heidelberger Falkenheilkunde› des Cod. Palatinus germanicus . In: PBB () S. –, hier S. Anm. . – Dies.: Arzneien für Beizvögel in der Hs. München, UB, ° Cod. ms. . In: ZfdA () S. –. MM Schröpfstellentexte. – Therapeutisch-pragmatische Kurztraktate, dt. ab der zweiten Hälfte . Jh. Sowohl das Trockenschröpfen als auch die ursprünglich mesopotamische Blutlasstechnik des Nassschröpfens hatten in der abendländischen Medizin von der Antike bis zum HochMA einen zunächst nur nachrangigen Stellenwert, vor allem im Gegensatz zur Phlebotomie. Daher begegnen S.
. Hälfte . Jh. im europäischen Fachschrifttum erst ab dem frühen . Jh. Außerdem sind sie in der persischen Literatur bezeugt. Als strukturelles Vorbild vieler S. dürfte das De ventosis-Kapitel aus → Avicennas Kanon der Medizin gedient haben (auch für viele Lassstellen-Traktaten war der Kanon formbestimmend [→ Vierundzwanzig-Paragraphen-Text]). Der Avicenna folgende Aufbau der S. ist zweiteilig: Der erste Teil bringt Indikationen und Hinweise zur Applikation und der zweite den eigentlichen Schröpfstellen-Katalog, wobei die Anzahl der genannten Schröpfstellen schwankt. Am populärsten waren ein Sechser- und ein Vierzehnerschema. Die einzelnen Punkte werden körpertopographisch «a capite ad calcem» präsentiert. Ein textunterstützendes Bildprogramm ist häu g («Schröpfweiblein»/«Schröpfmännlein»). Die Illustrationen zum Trockenschröpfen scheinen oftmals abhängig von Brennstellen-Schemata zu sein. Vorbild für die Nassschröpf-Bebilderung waren Lassmännlein (→ Pestlassmännlein). «Schröpfweiblein» werden dabei von vorne, «Schröpfmännlein» von hinten gezeigt. Es gibt einteilige S., die nur den Stellen-Katalog bieten. Diese scheinen ursprüngliche Beischriften zu bildlich- gürlichen Darstellungen zu sein, deren Bildprogramm nicht mitüberliefert ist. Sie liegen auch in tabellarischer Gestalt vor. Da das Schröpfen als laienmedizinisches Verfahren üblicherweise von Badern (seltener von Wundärzten) ausgeführt wurde, begegnet das Schröpfen zumeist außerhalb des lat.-akademischen Schrifttums. In der europäischen laienärztlich-volkssprachigen Fachliteratur liegen S. auf dt., ndl., französisch, italienisch, englisch und tschechisch ab dem . Jh. vor, auf gälisch ab dem . Jh. und im nordischen und slawischen Schrifttum ab dem . Jh. Die dt. und ndl. S. werden überwiegend von ärztlichen Kompendium und Vademecums, vor allem von Aderlassbüchlein tradiert. Oft werden sie zwischen Aderlass und Blutschau (→ HämatoskopieTraktate) geschaltet. Eine systematische Bestandsaufnahme der dt. S. liegt nicht vor. Die bisher bekannten Texte sind: A: Zweiteilige Traktate: . «Köpfel»-Traktat des Tegernseer Bruders Chrysogonus aus dem späten . Jh. Überschrift: «Vmb welch vnd umb wie vil sach man lassen mit köpfel nutzet»; Incipit: «Es ist zu merken das man die köp ein setzt oder last durch achterlay nütz». (Sudhoff [s. Ausg.] S. – weist auf einen rund hundert Jahre älteren französischen Traktat hin, der ein hohes Maß an
Schröpfstellentexte Übereinstimmung aufweise.). – . Der «Van coppen te laten»-Traktat innerhalb des → Liber magistri Avicennae differenziert zwischen Nass- und Trockenschröpfen. Incipit: «Die ventosen purgeren cleyne bloet, dat in die anderen is tusschen vel ende vleysche, vele meer dan [dat] bloet laten doet». – . Schröpfstellentraktat im → Oberrheinischen Aderlassbüchlein. Incipit: «Die meister lerent daz man allewege schraffen sal so der mont erst vol ist». B: Einteilige Traktate: . Der vom → Obd. Aderlassbüchel und im → Bair. Aderlassbüchlein tradierte S. dürfte in die zweite Hälfte des . Jh. datieren und ist der am weitesten verbreitete dt. Schröpfstellentraktat, was in erster Linie der breiten Überlieferung des Obd. Aderlassbüchel (u. a. im → Iatromathematischen Hausbuch) geschuldet ist. Incipit (nach Parent [s. Ausg.]): «Alles das laussen das e man t˚ut vszwendig an dem libe mit kopffen das ist g˚ut wan man wirt davon nit als krangk als man von auder laussen t˚ut». – . Der Schröpfstellentraktat des → Iatromathematischen Corpus scheint von der selben «Schröpfmännlein»-Beischrift abhängig zu sein wie der vorhergehende. Incipit: «Item ader lassen vnd schrepffen sind beyde g˚utt aber mit schrepffen mag man jm nitt also wol gehelffen». – . Auf das lat., englisch und gälisch verbreitete Sechs-Stellen-Schröpfblatt geht ein Traktat in einer elsässischen astronomischen Sammelhandschrift aus dem . Jh. (Darmstädter Iatromathematisches Kompendium) zurück. Es handelt sich um eine kürzende dt. Bearbeitung der Bildbeischrift des Schröpfblattes. Incipit: «In funff enden screfft man gewonlich. zum ersten am obern teil des hals». – . Der brabantische Ventoosen-plaatsing-Traktat könnte nach einer ähnlichen Vorlage gearbeitet sein wie B. und oder auf das Vierzehn-Abschnitt-Schröpfmännlein zurückgehen. Incipit: «Item die bloet laten wille met coppen soe verkiest xiiij steden». – . Fünf Schröpfstellen nennt der Traktat im → Genter Aderlassbüchlein und ergänzt sie mit einer Vollmond-Regel. Incipit: «Nu wollen wir sagen von schraffen. wo man vnd warzu man koppen sal etc.». – . Nicht eingehend untersucht ist ein schwäbischer Text, der in einem umfangreichen Arzneibuch im Kontext von Phlebotomie-Traktaten erscheint. Incipit: «Hie vor hab ich gesagt von aderlaussen. So will ich aber n˚un e sagen lernnen von dem laussen mit den kopffen in dem bad». – . Gleiches gilt für einen Traktat aus dem Arzneibuch des Fraters Georg Karpf in Windberg (bei Straubing), der aus dem späten . Jh. stammen dürfte. Incipit: «Ain kopf under dem kyne
Schwenninger ist gut ze raingen das antclicz». – . Im → Wolfegger Hausbuch ist auf v eine «Schröpfmännlein» vorgesehen, aber nicht ausgeführt worden, so dass auch die Beischrift fehlt. Ü: A: . München, BSB, Cgm (bei Sudhoff [s. Ausg.] und in VL [] Sp. fälschlich Cgm ) r–r (Pap., , mittelbair.); innerhalb des Aderlasstraktats Jakob → Engelins. – . Neben der Tradierung im Liber magistri Avicennae auch selbstständig: Tongerloo, Noerbertijnenabtij, Ms. , r (Pap., . Jh., limburgisch). – Wien, ÖNB, Cod. , v–r (Pap., /, südndl.). – . Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schlossbibl., Ms. RT / (olim F ; Sammelhs. des → Bernhard von Breidenbach) ra-va (Pap., /, rheinfränkisch). – B: . s. Bair. Aderlassbüchlein, Obd. Aderlassbüchel, Iatromathematisches Hausbuch. – . s. Iatromathematisches Corpus. – . Darmstadt, ULB, Hs. , r (Pap., drittes Viertel . Jh., elsässisch). – . Brüssel, Kgl. Bibl., ms IV (I) rv (Pap., zweite Hälfte . Jh., brabantisch). – . Gent, UB, Hs. , v–r (Pap., zweites Drittel . Jh., rheinfränkisch). – . München, BSB, Cgm , v–r (Pap., /, nordwestschwäbisch). – . Ebd., Cgm , v–r (Pap., , mittelbair.). A: A: . Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –. – . Leo Vandewiele: De ‹Liber Magistri Avicenne› en de ‹Herbarijs›. Middelnederlandse handschriften uit de e eeuw (Ms. – Kon. Biblioteek te Brussel). Brüssel , S. –. – . Älterer dt. ‹Macer› – Ortolf von Baierland ‹Arzneibuch› – ‹Herbar› des Bernhard von Breidenbach – Färber- und Maler-Rezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhs. des Kodex Berleburg [...]. Farbmikro che-Edition, Einführung zu den Texten, Beschreibung der P anzenabb. und der Hs. von Werner Dressendörfer u. a. (Codices illluminati medii aevi ). München . – B: . (Auswahl:) Henry E. Sigerist: Dt. medizinische Hss. aus Schweizer Bibl. Tl. : Die Hs. der Einsiedler Stiftsbibl. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . – Hans Habernickel: Der Aderlaßabschnitt des Cod. palatinus germanicus . Quellenkrit. und sprachliche Unters. zu einem bair. ‹Aderlaßbüchlein› des SpätMA. Diss. (masch.) Nijmegen , S. f. – Vom Ein uß der Gestirne auf die Gesundheit und den Charakter des Menschen.
. Hälfte . Jh. Faks.-Ausg. des Ms. C der ZB Zürich (Nürnberger Kodex Schürstab). Bde. (Faks./Komm.) Hg. v. Gundolf Keil unter Mitarbeit v. Friedrich Lenhardt/Christoph Weißer. Luzern /, Bd. , rv. – André Parent: Das ‹Iatromathematische Hausbuch› in seiner bisher ältesten Fassung: Die Buchauer Redaktion Heinrich Stegmüllers von . Diss. (masch.) Montréal , S. f. – . Lorenz Welker: Das ‹I. C.›. Unters. zu einem alemannischen astrologisch-medizinischen Kompendium des SpätMA mit Textausg. und einem Anh.: Michael Puffs von Schrick Traktat ‹Von den ausgebrannten Wässern› in der hsl. Fassung des Cod. Zürich, ZB, C b (Zürcher Medizingeschichtliche Abh. ). Zürich , S. f. – Heinrich Laufenberg, Regimen der Gesundheit. Iatromathematisches Hausbuch [sic]. Michael Puff, Von den ausgebrannten Wässern. Farbmikro che-Edition der Hs. Zürich, ZB, Ms. C b. Einf. zu dem astromedizinischen Hausbuch von Bernhard Schnell, Beschreibung der Hs. v. Marlies Stähli (Codices illuminati medii aevi ). München . L: G. Keil, VL () Sp. –. – Ders., LexMA () Sp. . – Ders.: Schröpfen. In: RGA ( ) S. –, bes. S. . – Sudhoff (s. Ausg.) S. –. – Keil/Lenhardt/ Weißer (s. Ausg.) Bd. , S. f., , f. – Welker (s. Ausg.) S. f. – Ria Jansen-Sieben: Repertorium van de Middelnederlandse Artes-literatuur. Utrecht , S. , , , . – Dressendörfer u. a. (s. Ausg.) S. . – Das ma. Hausbuch/ The medieval housebook. Hg. v. Christoph zu Waldburg-Wolfegg. Bd. : Komm. Mit Beitr. v. G. Keil, Rainer Leng u. a. München/New York , S. , , , . – G. Keil: S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Schwenninger, Rudolf (Swenninger, S[ch]wenger), * Schorndorf (Schwaben), † vor . – Mitverfasser eines Pestregimen. S. ist seit als Arzt in Straßburg und seit als Grundbesitzer im elsässischen Appenweier bezeugt. zählte er zu den fünf Medizinern, die im Auftrag des Straßburger Rats den Schatz der wîsheit, eines der ältesten dt. Pestregimina, erstellt haben. Der Traktat steht in der Tradition des → Pariser Pestgutachtens. Die Mitverfasser sind: Albert von Parma, → Bernhard von Rostock, → Heinrich von Lübeck und → Heinrich von Sachsen. Ü: Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schlossbibl., Ms. RT / (olim
. Hälfte . Jh. F ; Sammelhs. des → Bernhard von Breidenbach) ra–vb (Pap., /, rheinfränkisch); Incipit: «So vahet an der schatz der wijscheit vnd der kunst verborgenlich». Auf das Regimen folgen vier weitere Pesttraktate (vb–rb: «eyn gut lere vor die pestilentie»; rb–ra: erweiterter → Sendbrief-Aderlassanhang; ra–va: → Skabiosenwasser-Traktat; va–va: mitteldt. Kurzfassung des → Pariser Pestgutachtens. – Faks. der Hs. (Mikro che) bei Dressendorfer u. a. (s. Lit.). A: Karl Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «Schwarzen Todes» . Tl. XVI: Pesttraktate aus Südwestdeutschland und der Schweiz. In: Sudhoffs Arch. (/) S. –, hier S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Ernest Wickersheimer: Dictionnaire biographique de médecins en France au moyen âge. Bd. . Paris (Nachdr. Genf ) S. . – Volker Zimmermann: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachigen hsl. Kompendien des SpätMA (Ars medica ). Wiesbaden , S. f., . – Älterer dt. ‹Macer› – Ortolf von Baierland ‹Arzneibuch› – ‹Herbar› des Bernhard von Breidenbach – Färber- und Maler-Rezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhs. des Kodex Berleburg [...]. Farbmikro che-Edition, Einf. zu den Texten, Beschreibung der P anzenabb. und der Hs. von Werner Dressendörfer u. a. (Codices illluminati medii aevi ). München , S. , f. (Teilabdruck). – Wolfgang Wegner: R. S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Vinzenz von Beauvais → Band , Sp. –. Troppauer Rechtsbuch. – Zweite Hälfte . Jh. Das T. R. ist eine Kompilation von Weichbildrecht (→ Magdeburger Rechtsbücher), Auszügen aus dem Sachsenspiegel → Eikes von Repgow, dem → Mainzer Landfrieden Kaiser Friedrichs II. (–) von und dessen Erneuerung durch König Albrecht I. (–) von . Eine vielleicht nachträglich (im . Jh.?), aber nicht vollständig ausgeführte Urkunde Herzog Pˇremysls I. von Troppau (–) für die Stadt Troppau (Opava) von bietet einen möglichen
Vinzenz von Beauvais Terminus post quem zur Datierung der einzig erhaltenen Handschrift, die von einem Anonymus in mitteldt. Sprache verfasst wurde. Bei diesem Kodex könnte es sich um eine Abschrift einer älteren ursprünglichen Handschrift handeln. In vier Büchern zu , , und Artikeln gegliedert, beginnt das T. R. nach einer kurzen, nicht zu identi zierenden Bemerkung des Schreibers mit der dem Weichbildrecht später hinzugefügten Reimvorrede. Dieser folgen ausgewählte Artikel aus dem Weichbildrecht selbst, in das ein Auszug aus dem Sachsenspiegel-Landrecht («Von deme kamphe») eingefügt ist, und nach dem Weichbildrecht schließen sich weitere Auszüge aus dem Sachsenspiegel-Landrecht an. Es folgt der von König Albrecht erneuerte Mainzer Landfrieden, diesem schließt sich noch ein Auszug aus dem ursprünglichen Landfrieden Kaiser Friedrichs II. an. Danach leiten die Vorrede «Von der Herren Geburt» und die Vorrede in Strophen (prologus) des Sachsenspiegels das Sachsenspiegel-Landrecht (. Buch, Art. –) und Lehnrecht (Art. –) ein. Die Handschrift schließt mit einer Federprobe und dem Beginn der Urkunde Pˇremysls I., der darin der Stadt Troppau das von Breslau erhaltene Magdeburger Recht unter Berufung auf vorangegangene Privilegien von und bestätigt und die Bürger darin anweist, sich in juristischen Zweifelsfällen an Breslau zu wenden; dabei könnte es sich abermals um eine Federprobe handeln. ˇ Ü: Praha, Národní knihovna Ceské republiky, Cod. XVI. F. (Pap., ./. Jh., mitteldt., entstanden in Troppau?). A: Fehlt. L: Ulrich-Dieter Oppitz, VL () Sp. f. – Johann Kelle: Ueber eine unbekannte in der Prager Universitätsbibl. aufgefundene Rechtshs. und eine bereits im Jahre von Breslau an Troppau gesandte Rechtsbelehrung. In: Zs. dt. Recht und dt. Rechtswiss. () S. –. – Magdeburger Rechtsquellen. Zum akademischen Gebrauch hg. v. Paul Laband. Königsberg , S. –. – Walther Dolch: Kat. der dt. Hss. der k. k. öff. und Universitätsbibl. zu Prag. Tl. : Die Hss. bis etwa z. J. . Prag , S. f., Nr. . – Eugen Rosenstock: Ostfalens Rechtslit. unter Friedrich II. Mit Beitr. zur Magdeburgischen Verfassungsgesch. Weimar , S. , Nr. . – Karl August Eckhardt: Rechtsbücherstud. . Heft: Die Textentwicklung des Sachsenspiegels von – (Abh. der Ges.
Wurm der Wiss. zu Göttingen, . Folge, ). Berlin , S. –. – Wilhelm Weizsäcker: Das dt. Recht des Ostens im Spiegel der Rechtsaufzeichnungen. In: Dt. Arch. für Landes- und Volksforschung () S. –. – U.-D. Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , S. f., Nr. . – Rukopisné Fondy Centrálních a Cirkevních Kniˇ hoven v Ceské Republice, Redaktor svazku: Marie Toˇsnerová (Pr˚uvodce Po Rukopisných Fondech V ˇ Ceské Republice IV). Prag , S. , Nr. . DB/MM Wurm, Nicolaus, * frühestens erste Hälfte . Jh. Neuruppin, † nach . – Ratsschreiber, Bearbeiter und Verfasser von Rechtsbüchern und -glossen. W. studierte nach eigenen Angaben bei dem Juristen Johannes von Lignano († ) in Bologna. Später war er für Herzog Ruprecht I. von Liegnitz († ) tätig. Zuletzt nachgewiesen ist W. , als ihm der Stadtrat von Görlitz eine Leibrente gewährte. Insgesamt sind W.s Lebensumstände noch immer Gegenstand von teils umstrittenen Vermutungen. So hat man ihn verschiedentlich mit einem Skriptorium in Liegnitz (Legnica) in Verbindung gebracht, das er geleitet haben könnte. Auch die Authentizität der W. zugeschriebenen Werke ist nicht abschließend geklärt, da sie oft anonym überliefert sind. Die Zuweisungen beruhen meist auf inhaltlichen Parallelen und Überlieferungsgemeinschaft mit anderen Texten. Nach heutigem Stand schuf W. mehrere dt. Bearbeitungen etablierter Rechtswerke und -glossen, war aber auch Autor von mindestens drei eigenen juristischen Texten in dt. Sprache. Die wahrscheinlich frühesten Arbeiten W.s waren Bearbeitungen von Glossen zum Sachsenspiegel. Er verfasste einmal eine erweiterte Bearbeitung der wohl in der ersten Hälfte des . Jh. entstandenen und meist → Johannes von Buch zugeschriebenen Glosse zum Sachsenspiegel. W.s Text war in mindestens vier Handschriften ab verbreitet. Neben dieser auf das Landrecht zielenden Schrift widmete sich W. um die gleiche Zeit dem Lehnrecht des Sachsenspiegels: In zwei Handschriften ab um / liegt eine ebenfalls erweiterte Bearbeitung der anonymen → Sachsenspiegelglosse vor. W. zugeschrieben wird auch eine ab dem späten . Jh. überlieferte Bearbeitung der sog. Magdeburger Weichbildglosse (Glosse zur sog. Weichbild-Vulgata;
. Hälfte . Jh. → Magdeburger Rechtsbücher). Die Glosse entstand vor und gilt als stark vom römischen und kanonischen Recht geprägt. W. bearbeitete möglicherweise auch den Richtsteig Landrechts (um ) des Johannes von Buch, ein Handbuch zu sächsischen Landgerichtsverfahren. Der W. zugesprochene Text ist in mindestens zwei Handschriften erhalten. Die Bearbeitung bezieht die landrechtliche, Buch zugeschriebene Glosse zum Sachsenspiegel ein. Als wichtigste inhaltliche Modi kation gegenüber dem ursprünglichen Richtsteig gilt dessen Erweiterung um Elemente des römischen Rechts. Die gleiche Tendenz ndet sich in ebenfalls W. zugeschriebenen Glossen: Unter König Albrecht I. († ) war der Mainzer Reichslandfrieden (ursprünglich ) erneuert worden. Diese manchmal als Nürnberger Reichslandfrieden bezeichnete Redaktion ist in vier Handschriften auch als glossierte Fassung erhalten. Die Glossen weisen durchgängig Bezüge zum römischen Recht auf. Als Verfasser wird aufgrund von inhaltlichen Übereinstimmungen mit der Bearbeitung der Sachsenspiegel-Glossen W. vermutet. Unsicher ist W.s Verfasserschaft eines Rechtsrepertoriums, dessen Handschrift verschollen ist. Spätestens um entstand die anonym überlieferte Blume von Magdeburg, die in zwei Textzeugen erhalten ist und als mögliche Schrift W.s gilt. Das praxisorientierte Rechtsgangbuch präsentiert sich als Rechtssammlung der Magdeburger Schöffen, wurde von der Forschung aber als Privatwerk entlarvt. Die Blume enthält zwei Hauptteile («Particula») mit bzw. über Kapiteln, die wiederum meist alphabetisch angelegt sind. Der erste Hauptteil bietet nach einer Einleitung zunächst zahlreiche Kapitel mit Klagen (Kap. –), auf die unsystematisch angeordnete Antworten folgen (Kap. –). Danach wird die Einteilung der Klagen in bürgerliche, peinliche und vermischte Klagen erläutert (Kap. –). Die weiteren Abschnitte enthalten u. a. De nitionen von Eigentum und Erbe sowie ein Nachwort. Der zweite Hauptteil wird inhaltlich von Urteilen und hunderten von Rechtsregeln dominiert, die u. a. Eigentums-, Straf-, Erb- und Verwandtschaftsrecht erfassen. Ein ganzer Unterabschnitt beruht auf dem kanonischen bzw. römischen Recht. Der Verfasser nennt seine Rechtsquellen jedoch nicht, was ebenso kritisch zu beurteilen ist wie die in der Blume praktizierte Anmaßung der Autorität des Schöffenstuhls.
. Hälfte . Jh. Aufgrund von Eigennennungen sicher W. zuzuschreiben ist die Blume des Sachsenspiegels (), die laut W. im Auftrag Ruprechts entstand und wahrscheinlich unvollendet blieb. Die rund zehn Handschriften umfassende Überlieferung des Textes setzt noch im . Jh. ein. Das Werk baut auf der Blume von Magdeburg auf. Neben Parallelen in der Gesamtanlage weist der jüngere Text auch erweiterte Übernahmen aus der früheren Schrift auf. Die Blume des Sachsenspiegels enthält allerdings Quellenangaben und gibt nicht vor, eine Publikation des Magdeburger Schöffenstuhls zu sein. Die Blume umfasst vier Bücher: Neben Abschnitten zur Rechtsgeschichte und Klagen (I) bietet sie Antworten und Urteile (II, III) sowie über Rechtsregeln in alphabetischer Anordnung (IV). Das Abecedar aus Buch IV erfuhr als Ad decus et decorum auch eine eigenständige Überlieferung. Ebenfalls im Auftrag Ruprechts verfasste W. das sog. Liegnitzer Stadtrechtsbuch, das in mindestens vier Handschriften aufgezeichnet wurde. Der irreführende Titel des Werks hat sich eingebürgert, obwohl der Text sich keineswegs mit dem Stadtrecht von Liegnitz beschäftigt. Das Stadtrechtsbuch war ausweislich des Registers ursprünglich auf Artikel angelegt, wurde nach heutiger Kenntnis aber nur bis Artikel abgefasst. Der Text ist als Lehrdialog zwischen dem fragenden Schüler Menius und seinem antwortenden Meister Gayus gestaltet. Das Stadtrechtsbuch behandelt u. a. Prozesse sowie Personen-, Sachen- und Obligationenrecht. Daneben waren auch strafrechtliche Abschnitte geplant. Damit erfasst das Werk ein Themenspektrum, das von Vormundschaftsregelungen über Erbschaftsfragen bis zu Kauf und Verkauf reicht. Insgesamt gilt das Stadtrechtsbuch als praxisorientiertes Werk, das Stadtrecht nach Magdeburger Vorbild mit dem gelehrten Recht in Einklang bringen sollten. Eine Rezeption erfolgte durch Kaspar → Popplau, der die Schrift um in seine Kompilation Der Rechte Weg aufnahm. Insgesamt erwarb sich W. Verdienste um die Harmonisierung von sächsischem und gelehrtem Recht. Eine abschließende Beurteilung W.s steht noch aus, ist angesichts unsicherer Zuschreibungen aber schwierig. Ü: Mehr als Hss. ab dem . Jh. – Gesamtüberblick und Verz. bei Schiewer/ Leuchte (s. Lit.). – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien
Wurm (Nr. der einzelnen Hss. s. u.). – Vgl. auch die Ausgaben. . Bearbeitung der Buchschen Glosse zum Sachsenspiegel: Oppitz (s. o.) Nr. , , , (unsicher), . . Bearbeitung der Sachsenspiegelglosse: Oppitz (s. o.) Nr. , d. – www.handschriften census.de/werke/. . Bearbeitung der Weichbildglosse: Oppitz (s. o.) Nr. , (unsicher), d (unsicher). – www.handschriftencensus.de/werke/. . Bearbeitung des Richtsteig Landrechts: Oppitz (s. o.) Nr. , (unsicher), . – www. handschriftencensus.de/werke/. . Glosse zum Mainzer Reichslandfrieden: Oppitz (s. o.) Nr. , , , d. – www. handschriftencensus.de/werke/. . Blume von Magdeburg: Oppitz (s. o.) Nr. , . – www.handschriftencensus.de/werke/. . Blume des Sachsenspiegels: Oppitz (s. o.) Nr. , , , , , , , , , (unsicher); Separatüberl. von Buch IV: Nr. , , . – www.handschriftencensus.de/werke/ . . Liegnitzer Stadtrechtsbuch: Oppitz (s. o.) Nr. , , , , (unsicher). – www. handschriftencensus.de/werke/. Unsicher ist W.s Verfasserschaft eines Rechtsrepertoriums, vgl. Oppitz (s. o.) Nr. . A: Des Sachsenspiegels zweiter Theil, nebst den verwandten Rechtsbüchern. Bd. : Das Sächsische Lehnrecht und der Richtsteig Lehnrechts. Hg. v. Carl G. Homeyer. Berlin , hier Anh. VI, S. (Anm. ) (Teilausg. der Lehnrecht-Glosse). – Der Richtsteig Landrechts nebst Cautela und Premis. Hg. v. C. G. Homeyer. Berlin , S. – (Blume des Sachsenspiegels). – Nove Constitutiones Domini Adalberti d. i. der Landfriede v. J. mit der Glosse des Nicolaus Wurm. Hg. v. Hugo Böhlau. Weimar , S. – (Blume von Magdeburg), – (W.s Texte zum Mainzer Reichslandfrieden, sächsischen Landrecht, Weichbildglosse, Blume des Sachsenspiegels). – Die Blume von Magdeburg. Hg. v. dems. Weimar . – Leuchte (s. Lit.). – U.-D. Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. /: Abb. der Fragm. Köln/Wien , S. –, f. (Blume des Sachsenspiegels). – Glossen zum Sachsenspiegel-Lehnrecht. Die längere Glosse. Hg. v. Frank-Michael Kaufmann (MGH Fontes iuris
Stadtrecht von Pettau an der Drau NS IX/). Hannover , S. f. (Glosse zum Sachsenspiegel-Lehnrecht). L: August von Eisenhart, ADB () S. f. – De Boor/Newald / () S. f. – Brigitte Janz, HRG () Sp. –. – Hans-Jochen Schiewer/HansJörg Leuchte, VL () Sp. –. – Friedrich Ebel: Blume des Sachsenspiegels. In: HRG () Sp. f. – Ders.: Blume von Magdeburg. In: ebd., Sp. f. – Richard Jecht: Über die in Görlitz vorhandenen Hss. des ‹Sachsenspiegels› und verwandter Rechtsquellen. In: Neues Lausitzisches Magazin () S. –. – Theodor Goerlitz: Eine unbekannte Hs. von W.s Stadtrechtsbuch und anderen Rechtsbüchern. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. f. – Ernst Kloss: Die schlesische Buchmalerei des MA. Berlin , S. –. – Helmut Coing: Römisches Recht in Deutschland (Ius Romanum medii aevi V/). Mediolani , S. –. – Renate Schelling-Schiewer: ‹Der Rechte Weg›. Zur Edition eines spätma. Rechtskompendiums aus Breslau. In: Jb. der schlesischen Friedrich-WilhelmsUniv. zu Breslau () S. –. – H.-J. Leuchte: Das Liegnitzer Stadtrechtsbuch des N. W. Hintergrund, Überl. und Edition eines schlesisischen Rechtsdenkmals. Sigmaringen . – U.-D. Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/ Wien , S. , f., , . – Peter Jessen: N. W. und seine Rechtsbücher. In: Zur Erhaltung guter Ordnung. FS Wolfgang Sellert. Hg. v. Jost Hausmann u. a. Köln u. a. , S. –. – Eberhard Isenmann: Gesetzgebung und Gesetzgebungsrecht spätma. dt. Städte. In: Zs. für hist. Forschung () S. –, –. – Ders.: Ratslit. und städtische Ratsordnungen des späten MA und der frühen Neuzeit. Soziologie des Rats, Amt und Willensbildung, politische Kultur. In: Stadt und Recht im MA. Hg. v. Pierre Monnet/Otto Gerhard Oexle. Göttingen , S. –. – Norbert Thiel: W., N. In: Liegnitzer Lebensbilder des Stadt- und Landkreises. Bd. . Hg. v. Hubert Unverricht. Hofheim/Taunus , S. f. – Bernd Michael: Sachsenspiegel-Lehnrecht (mit der von N. W. erweiterten Glosse). In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. –. – Ders.: N. W.: Blume des Sachsenspiegels. In: ebd.,
. Hälfte . Jh. S. f. – Heike Bierschwale/Jacqueline van Leeuwen: Wie man eine Stadt regieren soll. Dt. und ndl. Stadtregimentslehren des MA. Frankfurt/M. u. a. , S. f. u. ö. – Glossen zum SachsenspiegelLehnrecht. Die kürzere Glosse. Hg. v. F.-M. Kaufmann (MGH Fontes iuris NS VIII/). Hannover , S. XIII–XXXIV. – Tim Meyer: Gefahr vor Gericht. Die Formstrenge im sächsischmagdeburgischen Recht. Köln u. a. , S. f., – u. ö. – Kaufmann (s. Ausg.). MM Stadtrecht von Pettau an der Drau. – . Stadtherr der heute in Slowenien gelegenen Stadt Pettau (Ptuj) war vom hohen MA bis der Salzburger Erzbischof, der sie durch einen Vicedominus (Viztum) in Leibnitz/Steiermark verwalten ließ. Auf Begehren einer dieser Vicedomini, Hanns Genschker, und der Ratsleute von Pettau wurde das geltende Recht auf der Grundlage älterer Privilegien, Schiedssprüche und Gewohnheitsrechte während des Episkopats des Erzbischofs Pilgrim II. von Puchheim (–) zusammengestellt und wohl zum ersten Mal aufgezeichnet. Darüber hinaus sind Entlehnungen bzw. Ein üsse des → Schwaben- und Sachsenspiegel-Landrechts des → Eike von Repgow sowie des römischen Rechts nachgewiesen worden. In den Artikeln – werden die Rechte des Erzbischofs von Salzburg in Bezug auf die Herren von Pettau (Salzburger Ministerialengeschlecht, die den Schutz von Burg und Stadt Pettau im Auftrag des Erzbischofs wahrnahmen) dargelegt, anschließend folgen Bestimmungen zu Handel und Gewerbe (inklusive der Steuer- und Abgabenlast; Art. –), zum Straf- und Zivilrecht (Art. –), zur Ratsund Gerichtsverfassung (Art. –), zum auswärtigen Handel und Gastrecht (Art. –) sowie zum Güter-, Vormundschafts- und Erbrecht (Art. –). In den verbleibenden Artikeln werden u. a. das Verhältnis zwischen den Pettauer Bürgern und den Dienern der Herren von Pettau, der Umgang mit landschädlichen Leuten, die Stellung des erzbischö ichen Vicedominus und die Gerichtsbarkeit des Landrichters in Abgrenzung zum Stadtgericht behandelt. Das S. v. P. dürfte weiträumig an Bedeutung gewonnen haben, denn es wurde vom Ban in den windischen Landen sowie in den westungarischen
. Hälfte . Jh. Komitaten Zala megye und Vas megye in gerichtlichen Verfahren mit herangezogen. In das reformierte Stadtrecht von gingen fast Artikel des älteren Rechts ein, davon blieben mehr als ohne Veränderung (Hernja Masten/Kos: Statut mesta []). Ü: Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. . Aug. ° (Perg., Ende . Jh., obd.). A: Das Pettauer Stadtrecht vom Jahre . Hg. v. Ferdinand Bischoff. In: Sb. der phil.hist. Classe der kaiserlichen Akad. der Wiss. zu Wien () S. –. – Statut mesta Ptuj . Hg. v. Marija Hernja Masten. Bde. Maribor (mit Faks.). – Statut mesta Ptuja . Hg. v. M. Hernja Masten/Duˇsan Kos. Ptuj . L: F. Bischoff: Steiermärkisches Landrecht des MA. Graz , S. . – Arnold Luschin von Ebengreuth: Grundriss der österr. Reichsgesch. Bamberg , S. . – Hans Pirchegger: Die Gesch. Pettaus im MA. Pettau . – Franz Mensi: Steuerwesen im alten Pettau. In: Zs. des Hist. Ver. für Steiermark () S. –. – [Anon.]: let ustavne in upravne zgodovine mesta Ptuja. Katalog Razstave Zgodovinskega Arhiva v Ptuju. Ptuj , S. –. – Sergij Vilfan: Srednjeveˇski rokopis ptujskega statuta-ohranitev, nahajaliˇscˇ e in pot do prve objave. In: Ptujski Zbornik () S. –. – Mestni statut . Ptujsko mestno pravo v srednjeevropskem prostoru – Stadtrecht von . Das Pettauer Stadtrecht im mitteleuropäischen Raum. Hg. v. M. Hernja Masten (Publikacije Zgodovinskega arhiva v Ptuju. Gradivo in razprave ). Ptuj . – Janez Kranjc: Die Ein üsse des römischen Rechts auf das Statut von Ptuj (Pettau). In: Wirkungen europäischer Rechtskultur. FS Karl Kroeschell. Hg. v. Gerhard Köbler. München , S. –. – Kdor z mestom ne trpi, naj se z mestom ne krepi. Ptujski statut iz leta , cˇ len . Hg. v. D. Kos. Bde. Lubljana . – Statut mesta Ptuj iz leta . Mednarodni Simpozij Ptujsko Mestno Pravo v Srednjeevropskem Prostoru. Hg. v. M. Hernja Masten. Ptuj . DB/MM Johannes von Rheinfelden (auch: J. Teuto, J. von Basel, J. de Friburgo) OP, * um Freiburg i. Br. – Verfasser eines Traktats über das Kartenspiel. J.s Lebensumstände sind nur indirekt aus Äußerungen in seinem Werk zu erschließen. Danach stammte er aus Freiburg i. Br. und lebte dort später als Dominikaner. Früher angenommene Bezüge J.s zu Rheinfelden und Basel gelten mittlerweile
Johannes von Rheinfelden als unzutreffend. J. verfasste einen lat. Tractatus de moribus et disciplina humanae conversationis (auch Ludus cartularum moralisatus). Fünf Textzeugen des Werks ab sind bekannt, jedoch nur vier erhalten. Aufgrund von Indizien in den vorliegenden Abschriften nimmt die Forschung auch die Existenz illustrierter Handschriften an, die aber verloren sind. Als Grundlage des Traktats vermutet man Predigten J.s, die ebenfalls nicht überliefert sind. J.s dreiteilige Abhandlung bietet eine allegorische Ausdeutung des Kartenspiels nach dem Modell der Schachallegorie von Jacobus de Cessolis. Zunächst behandelt der Text die einzelnen Karten und Spielweisen. J. ordnet den vier Farben des Kartenspiels die vier Weltreiche von den Babyloniern bis zu den Römern zu. Die Kartenmotive bezieht er auf den adeligen Hof und mehrere Berufe, die für die Hofhaltung von Bedeutung sind (u. a. Arzt). Der zweite Teil unternimmt eine moralische Belehrung des Adels, dem anhand der Karten die Herrschaftsverhältnisse mit ihren Abhängigkeiten veranschaulicht werden. Dieser Abschnitt folgt weitgehend dem Muster der Schachallegorie. Die zwölf Kapitel des dritten Teils behandeln zahlreiche Berufe von überwiegend handwerklicher Prägung wie Maurer, Fischer und Maler, aber z. B. auch Kau eute und Ärzte. Sie werden von J. wie der Adel in ein feudal geprägtes Weltbild eingefügt, in dem jeder Stand eine Funktion besitzt und die Gesamtordnung klar festgelegt ist. Von Bedeutung ist J.s Traktat vor allem als sehr frühe Beschreibung des Kartenspiels in Deutschland. Interessant ist auch J.s Verzicht auf eine negative Beurteilung des Spiels, wie sie von anderen Autoren praktiziert wurde. Eine Rezeption erfuhr der Traktat u. a. bei Meister → Ingold. Ü: B: Basel, UB, cod. F IV , Bll. (Pap., ). – W: Wien, ÖNB, cod. , r–r (Pap., Straßburg, ). – U: Utrecht, UB, cod. , r–r (Pap., ). – L: London, British Library, cod. Egerton , Bll. (Pap., ). – S: Straßburg, ehemalige StB, cod. chart. D . (verbrannt). Vgl. u. a. Kaeppeli (s. Lit.). – Rosenfeld (s. Lit.). – http://data.onb.ac.at/rec/ AL. – molcat.bl.uk/illcat/record.asp? MSID=. A: Das Kartenspiel der Kgl. Staats- und Altertümer-Slg. in Stuttgart. Hg. v. Max Geisberg. Straßburg (Neudr. Baden-Baden ) S.
Silleiner Stadtrechtskodex (Teilausg.). – Wilhelm Ludwig Schreiber: Die ältesten Spielkarten und die auf das Kartenspiel Bezug habenden Urkunden des . und . Jh. Straßburg , S. f. (Teilausg.). – Kopp (s. Lit.) S. f. (Teilausg.). – Online-Faks. von Hs. W: http://data.onb.ac.at/dtl/. L: Hellmut Rosenfeld, LThK () Sp. . – Ders., NDB () S. . – Ders., VL () Sp. –. – Hellmut Rosenfeld: Das Alter der Spielkarten in Europa und im Orient. In: Arch. für Gesch. des Buchwesens (/ ) S. –. – Ders.: Die Beziehung der europäischen Spielkarten zum Orient und zum UrSchach. In: AfK () S. –. – Ders.: Zur Vor- und Frühgesch. und Morphogenese von Kartenspiel und Tarock. In: AfK () S. –. – Peter F. Kopp: Die frühesten Spielkarten in der Schweiz. In: Zs. für schweizerische Archäologie und Kunstgesch. () S. –. – Thomas Kaeppeli: Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi. Bd. . Rom , S. f. – P. F. Kopp: Basler Spielkartenfunde. In: Baseler Zs. für Gesch. und Altertumskunde () S. –. – Arne Jönsson: Der ‹Ludus cartularum moralisatus› des J. v. R. In: Schweizer Spielkarten. Bd. : Die Anfänge im . und . Jh. Schaffhausen , S. –. – Ders.: Card-Playing as a Mirror of Society. On J. of R.’s ‹Ludus cartularum moralisatus›. In: Chess and Allegory in the Middle Ages. Hg. v. Olle Ferm/ Volker Honemann. Stockholm , S. –. – Ulrike Wörner: Die Dame im Spiel. Spielkarten als Indikatoren des Wandels von Geschlechterbildern und Geschlechterverhältnissen an der Schwelle zur Frühen Neuzeit. Münster/Westf. u. a. , S. –, f. u. ö. – Jörg Sonntag: Er nder, Vermittler und Interpreten. Ordensleute und das Spiel im Gefüge der ma. Ges. In: Religiosus ludens. Das Spiel als kulturelles Phänomen in ma. Klöstern und Orden. Hg. v. dems. Berlin u. a. , S. –. MM Meichsner, Friedrich OCist, † .., um Wilhering. – Schreiber von Formularbüchern. M. lebte zunächst als Profess im Kloster Neuberg an der Mürz (Steiermark), dessen Rechtsbeistand er wurde. wechselte er in das Zisterzienserstift Wilhering. M. hinterließ mehrere Handschriften mit lat. Schriften und Formularbüchern. Er verfasste eine Conportatio ydiotalis (auch Tabula in parva naturalia, in Cod. , ) über das Compendium moralitatum des Jacobus von Lausanne († ).
. Hälfte . Jh. Auch zum Speculum historiale des → Vinzenz von Beauvais schrieb er eine Tabula (Cod. ). Weiterhin ist von M. die astronomische Abhandlung De cyclo lunae überliefert (Cod. ). Das älteste Formularbuch M.s (Cod. ) wird auf um datiert. Der Text gilt als von Johannes von Bologna (. Jh.) beein usst und inhaltlich auf die Erzdiözese Salzburg ausgerichtet. Diese örtliche Prägung ist auch in dem um / entstandenen Formularbuch (Cod. ) feststellbar, das sich u. a. auf die Provinzialsynode von in Salzburg bezieht. Ein drittes Formularbuch enthält neben Musterbriefen auch einen der Ars dictandi zuzurechnenden Text, der M.s Rezeption der Summa dictaminum des → Ludolf von Hildesheim zeigt. M. verarbeitete in dieser Mustersammlung auch Urkunden aus Wilhering, schrieb sie also wenigstens teilweise nach . Cod. enthält außerdem ein weiteres Formularbuch, das auf die Zeit um datiert wird. M. ist jedoch nur der Schlussteil sicher zuzuschreiben. M.s Formularbücher gelten als wichtige Beiträge zur Wilheringer Tradition, da sie spätere Mönche wie Konrad Päsdorfer zu ähnlichen Werken anregten. Ü: Wilhering, Stiftsbibl., cod. , r–r (Pap., um –). – Ebd., cod. , r–v (Pap., um /). – Ebd., cod. , v–v (Pap., . Jh.). – Ebd., cod. , r–r, v–v (Pap., . Jh.). – Ebd., cod. , r–v, r–v (Pap., . Jh.). – Vgl. u. a. Otto Grillnberger: Die Hss. der Stiftsbibl. zu Wilhering. In: Die Hss.-Verz. der Cistercienser-Stifte [...]. Bd. . Wien , S. –, hier S. f. (Nr. ), S. f. (Nr. –), S. f. (Nr. ). – Keplinger (s. Lit.). L: Friedrich Keplinger, VL () Sp. –. – O. Grillnberger: Zur P ege der Briefsteller- und Formularbücherlitteratur im Cistercienserorden. In: Mitt. der Ges. für dt. Erziehungs- und Schulgesch. () S. –. – F. Keplinger: Beitr. zur Gesch. der Wissenschaftsp ege im Zisterzienserstift Wilhering. Diss. Wien , passim. MM Silleiner Stadtrechtskodex (Silleiner Stadtrechtsbuch, S. Rechtsbuch). – –. ˇ Der Rechtskodex der slowakischen Stadt Zilina (dt. Sillein oder Silein) ist eine über knapp zwei Jahrhunderte fortgeführte Handschrift mit Texten des sächsischen Rechts und Rechtstexten, die mittel- und unmittelbar das Silleiner Rechtsleben
. Hälfte . Jh. betreffen. Städtische Privilegien sind nicht mit aufgenommen worden. Der Kodex wurde durch den namentlich genannten Schreiber «Nykolaus de Lucovia» (aus Luckau in Niederschlesien [?] oder Lukove im Kreis Altsohl [?]), der in der Forschung als Verfasser ausgeschlossen wird, um angelegt und durch nachfolgende zum Teil anonyme Hände ergänzt. Er zählt nicht nur zu den ältesten stadtrechtlichen Aufzeichnungen im ma. Königreich Ungarn, sondern er ist aufgrund seiner sprachlichen Besonderheiten ein viel beachteter Gegenstand insbesondere der slowakischen Sprachforschung. Nach einigen Namenseintragungen auf der Rückseite des ersten Blattes beginnt der S. S. mit Sprüchen des Silleiner Stadtgerichts in dt., lat. und tschechischer Sprache von bis , an die sich deutschsprachige Gebete von ca. anschließen. Es folgen das Artikelregister und ein Auszug aus der Weichbildchronik (→ Magdeburger Rechtsbücher) als Vorwort zum S. S. Daran schließt sich in nicht nummerierten Artikeln das Sachsenspiegel-Landrecht und in Artikeln das Sachsenspiegel-Lehnrecht an (Diese beiden Sachsenspiegel-Teile werden von Oppitz [] Nr. als «Silleiner Stadtrechtsbuch» bezeichnet). Es folgen wiederum Sprüche des Silleiner Stadtgerichts (in dt. Sprache) von –, das Bergrecht von Rodenau in Siebenbürgen (Rodna), weitere Sprüche des Silleiner Gerichts von – (in dt., lat. und tschechischer Sprache) und eine tschechische Übertragung des Landrechtsteils (ohne Art. –) von . Die räumliche Nähe Silleins zu Kleinpolen und Schlesien sowie der Zuzug dt. Siedler aus dem Herzogtum Teschen in die Stadt zu Beginn des . Jh. (die Stadt Sillein erhielt ihr erstes Recht von Teschen, von Karpfen [Krupina]) zeigt sich in den verwendeten Textvorbildern, so am zugrundeliegenden Sachsenspiegel (Ordnung IIa) mit den «Krakauer Extravaganten» und den Rechtsmittelungen der Magdeburger Schöffen an Breslau ( und ) und Görlitz (). In welchem Maß die städtischen Rechtsgewohnheiten aus Teschen und Karpfen in das S. S. eingegangen sind, kann nicht entschieden werden, da beide Rechte nicht erhalten sind. Die auf Wunsch des späteren Silleiner Vogtes Wenzel Pankraz von Szent-Miklós vorgenommene Übertragung des Landrechtsteils besorgte, so ist es am Ende des Textes vermerkt, «Wenceslaus de
Silleiner Stadtrechtskodex Kromierzyz» (Václav z Kromeríze). Er schrieb den Text in einem «slowakisierten» Tschechisch nieder, das eine frühe Entwicklungsstufe des Slowakischen widerspiegelt. Der S. S. ist der älteste bekannte Rechtstext in dieser Sprache. ˇ Ü: Zilina, Státny Okresný Archiv, o. Sign. (olim: G sign. ) (Pap., –, ostmitteldt. mit schlesischen und bair. Ein üssen, lat., slowakisiertes Tschechisch). ˇ A: Václav Chaloupecký: Zilinská kniha. Bratislava (tschechische Übertragung). – Ilpo Tapani Piirainen: Das Stadtrechtsbuch von Sillein. Einleitung, Edition und Glossar (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgesch. der germ. Völker, NF ). Berlin u. a. . L: Ulrich-Dieter Oppitz, VL () Sp. f. – Carl Gustav Homeyer: Die Extravaganten des Sachsenspiegels. In: Abh. der Kgl. Akad. der Wiss. in Berlin () S. –. – Ruˇ dolf Rauscher: O Zilinském právu Magdeburském Némekkým jazykem sepsaném z roku. Bratislava . – Theodor Goerlitz: Das ämische und das fränkische Recht in Schlesien und ihr Widerstand gegen das sächsische Recht. In: Zs. der SavignyStiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Wilhelm Weizsäcker: Das dt. Recht des Ostens im Spiegel der Rechtsaufzeichnungen. In: Dt. Arch. für Landes- und Volksforschung () S. –. – Ders.: Vom dt. Stadtrecht in der Slowakei. In: Deutschtumsfragen im Nordkarpatenraum. Käsmark , S. –. – Herbert Weinelt: Die Slowakisierung der Stadt Sillein im MA. In: Wörter und Sachen [NF ] () S. –. – Frantiˇsek Ryˇsánek: Slovník k ˇ Zilinskej knize. Bratislava . – Vincent Blanár: ˇ K hodnoteniu jazyka Zilinskej knihy. In: Jazykovedný cˇ asopis () S. –. – I. T. Piirainen: Das Stadtrechtsbuch von Sillein/Silina. Ein Beitr. zur dt. Rechtssprache des SpätMA. In: Neuphilologische Mitt. () S. –. – U.-D. Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Köln/Wien , Bd. , S. ; Bd. , Nr. . – Vladimírc ˇ Segeˇs: Zilinská mestská kniha. In: História. Revue o dejinách a spolocnosti () S. f. – Ruˇ dolf Kuchar: Zilinská právna kniha. Magdeburské právo. Bratislava . – Mária Papsonová: Das Silleiner Rechtsbuch – im Spiegel der Forschung. In: Brücken. Germanistisches Jb. () S. –. – Dies.: Zu semantischen Besonderheiten der dt. Rechtssprache am Beispiel des Silleiner Rechtskodexes. In: ebd. () S. –. –
Dat nuwe Boich ˇ R. Kuchar: Zilinská právna kniha. Zápisy právˇ nych úkonov zˇ ilinských meˇst’anov. Zilina . – Michal Bada: Ma. Silleiner in den «Rechtswirren» der Zeit. In: Nové perspektívy v sociálnych vedách a historická antropológia. Hg. v. Marta Botikova. Bratislava , S. –. – M. Papsonová: Das Magdeburger Recht und das Silleiner Rechtsbuch. Wb. zur deutschsprachigen Vorlage des Landrechts () und zu ihrer Übersetzung () (Regensburger Beitr. zur dt. Sprachund Literaturwiss. B ). Frankfurt/M. . – Dies.: «Iclich weyb erbet czweier wegene». Wörter aus dem Bereich des Erbrechts, ihre Verwendung und Übersetzung im Silleiner Rechtsbuch. In: Zur Erforschung des Frühnhd. in Böhmen, Mähren und der Slowakei. Hg. v. Hildegard Boková (Schr. zur diachronen Sprachwiss. ). Wien , ˇ S. –. – M. Bada: Zápisy v Zilinskej knihe. Pramˇen pre ˇstúdium kaˇzdodennosti v neskorostredovekom a ranonovovekom meste. In: Z Bardejova do Preˇsporku. Spoloˇcnost’, súdnictvo a vzdelanost’ v mestách v .–. Storoˇcí. Hg. v. Enik Csukovits u. a. Preˇsov u. a. , S. –. – ˇ ˇ Ders.: Zivot v Ziline v zrkadle jej mestskej knihy. ˇ canov na základe analýzy zápiKaˇzdodennost’ Zilinˇ ˇ sov Zilinskej mestskej knihy na prelome stredoveku a novoveku. Bratislava . DB/MM Twinger, Jakob, von Königshofen → Band , Sp. –. Dat nuwe Boich. – Kölner Prosachronik für den Zeitraum –. Die langwierigen Auseinandersetzungen zwischen den Zünften und den Geschlechtern des Kölner Patriziats endeten mit einem Sieg der Zünfte und einer neuen Stadtverfassung, dem sog. Verbundbrief, den der Kölner Ratsschreiber Gerlach von Hauwe (vom Anker) im September aufsetzte. Gerlach kommt auch als Verfasser des anonym tradierten Berichts in Betracht, der im Januar im unmittelbaren Anschluss an die geschilderten Ereignisse verfasst wurde. Der gebürtige Kölner war nach dem Studium in seiner Heimatstadt zunächst Schreiber am Schöffengericht. / begleitete er Hilger von Stesse, den Anführer der Patrizier-Partei der Greifen, auf einer diplomatischen Mission an den Prager Hof König Wenzels. wechselte Gerlach als Schreiber in den Dienst der Stadt und blieb dies auch nach dem Machtwechsel. Trotz seiner Beteiligung an den politischen Umbrüchen hat Gerlach seine patrizischen
. Hälfte . Jh. Kontakte offenbar weiter gep egt. Nachdem Hilger vom neuen Rat festgesetzt wurde, belastete er Gerlach so schwer, dass dieser im Mai inhaftiert und des Hochverrats bezichtigt wurde. Am . . wurde Gerlach hingerichtet. D. n. B. zählt zu den frühesten historiographischen Prosatexten aus Köln, wobei die wörtliche Übernahme von Versatzstücken aus Urkunden und Akten die Entscheidung für die Prosaform mitbestimmt haben dürfte. Historische Ereignisse, die nicht mit den Kölner Verhältnissen in Zusammenhang stehen, werden nicht thematisiert. Aufgrund der dezidierten Parteinahme der Chronik für die Zünfte ist letztlich nur der neue Stadtrat als Auftraggeber der Chronik plausibel. Programmatisch ist die Bezeichnung der neuen Obrigkeit als «gude gemeinde», die sich an die traditionelle Selbstauffassung der patrizischen Familien als «gude lude» anlehnt. Die alten Räte aus den Patrizierfamilien werden der Vettern- und Misswirtschaft bezichtigt und die Au ehnung der Zünfte als Akt der Notwehr dargestellt, um die wirtschaftliche Grundlage und die Freiheit Kölns zu gewähren. In episodenhaften Abschnitten zählt die Legitimationsschrift die Verfehlungen der patrizischen Führungsschicht auf, um darzulegen, dass den alten Räten Eigenwohl stets vor Gemeinwohl gegangen sei. Ein besonderes Augenmerk richtet der Chronist auf die jüngsten Ereignisse: die Auseinandersetzungen zwischen den patrizischen Gruppierungen der Greifen, die aus Ratsmitgliedern bestanden, und den sog. Freunden aus dem Schöffenkollegium. Trotz der Propaganda für die Zünfte gibt D. n. B. die historischen Ereignisse überwiegend zutreffend wieder, wie Abgleiche mit Archivalien erweisen. Seine tendenziöse Ausrichtung wird jedoch evident durch das bewusste Auslassen oder die verkürzte Darstellung von Vorgängen, deren ausführliche Wiedergabe die Zünfte weit weniger positiv erscheinen ließe. Nur knapp beleuchtet wird zum Beispiel der Weberaufstand von , der in der pro-patrizischen Verschronik von der → Weberschlacht hingegen detailliert geschildert wird. Dass D. n. B. von späteren Kölner Chronisten wie → Heinrich von Beeck oder in der → Koelhoffschen Chronik nicht ausgewertet wurde, könnte seinem originären Verwendungszweck geschuldet sein. Der Text sollte offensichtlich vor den neuen Räten vorgetragen werden («dit sal men lesen vor unsen heren»), um diese bei der Erstellung der neuen Stadtverfassung zu unterstützen. Nach
. Hälfte . Jh. Abschluss des Verbundbriefs wurde D. n. B. ad acta gelegt und nicht mehr rezipiert. Ü: Köln, Hist. Arch. der Stadt, Best. (Chron. u. Darst.) , v–r (Pap., Ende . Jh. [nach ], kölnerisch). A: Quellen zur Gesch. der Stadt Köln. Hg. v. Leonard Ennen/Gottfried Eckertz. Bd. . Köln (Neudr. Aalen ) S. –. – D. n. B. Hg. v. Hermann Cardauns. In: Die Chron. der niederrheinischen Städte. Cöln. Bd. (Chron.dt.St. ). Leipzig (Nachdr. Göttingen ) S. –. – Natalia Filatkina/Monika Hanauska: D. n. Boych – Das neue Buch. Digitale Neuedition, elektronische Publikation und Informationsnetzwerk einer Kölner Stadtchron. aus dem . Jh. (http://www.neuesbuch.uni-trier.de/). L: Hermann Keussen: Gerlach von Hauwe, ADB () S. –. – Hartmut Beckers, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Kasimir Hayn: Zur Kritik des ‹Neuen Buches›. In: Mitt. aus dem Stadtarch. von Köln () S. –. – H. Keussen: Der Verfasser des Verbundbriefes und des Neuen Buches. In: ebd., S. –. – Walther Stein: Zur Vorgesch. des Kölner Verbundbriefes vom . September . In: Westdt. Zs. für Gesch. und Kunst () S. –, –. – Johannes Bernhard Menke: Geschichtsschreibung und Politik in dt. Städtechron. des SpätMA. In: Jb. des Kölner Geschichtsver. () S. –, hier S. –. – Ursula Peters: Lit. in der Stadt. Stud. zu den sozialen Voraussetzungen und kulturellen Organisationsformen städtischer Lit. im . und . Jh. (Stud. und Texte zur Sozialgesch. der Lit. ). Tübingen , S. –. – Manfred Huiskes: Kölns Verfassung für Jahre: Der Verbundbrief vom . September . In: Quellen zur Gesch. der Stadt Köln. Bd. : Spätes MA und frühe Neuzeit (–). Hg. v. Joachim Deeters u. a. Köln , S. –. – Wilfried Ehbrecht: «... uppe dat sulck grot vorderffenisse jo nicht meer enscheghe». Konsens und Kon ikt als eine Leitfrage städtischer Historiographie, nicht nur im Hanseraum. In: Städtische Geschichtsschreibung im SpätMA und in der frühen Neuzeit (Städteforsch. A/). Hg. v. Peter Johanek. Köln u. a. , S. –, hier S. . – Wolfgang Hasberg: Reichsstädtisch-bürgerliches Geschichtsbewusstsein im spätma. Köln. In: Jb. des Kölner Geschichtsver. () S. –. – Volker Henn: Städtische Geschichtsschreibung in Köln
Kölner Jahrbücher und im Hanseraum. In: Spätma. Geschichtsschreibung in Köln und im Reich. Die ‹Koehlhoffsche Chron.› und ihr hist. Umfeld. Hg. v. Georg Mölich u. a. (Veröff. des Kölnischen Geschichtsver. ). Köln , S. –. – Kerstin Seidel: Freunde und Verwandte. Soziale Beziehungen in einer spätma. Stadt (Campus Hist. Stud. ). Frankfurt/M. u. a. , S. – u. ö. – M. Hanauska: Einf. in den Text. In: D. n. Boych – Das neue Buch (s. Ausg., online). VZ Kölner Jahrbücher. – Dt. Prosachroniken, von bis verfasst. Die sog. K. J. verzeichnen in meist annalistischer Form historische Ereignisse ab dem Berichtsjahr . Die Texte enthalten einerseits zahlreiche Angaben zur Kölner Geschichte, u. a. zu Nahrungsmittelpreisen, Bränden und Hinrichtungen. Daneben vermerken sie Ereignisse von überörtlicher Bedeutung, etwa im Zusammenhang mit Bischöfen und Königen. Die Namen der Chronisten sind nicht bekannt. Die Forschung vermutet die Entstehung der K. J. im Umfeld der städtischen Ratskanzlei. Es werden vier Redaktionen der K. J. mit jeweils abweichenden Berichtszeiträumen unterschieden. Die älteste Redaktion (A) ist nur in einer Handschrift überliefert. Kern der rein annalistischen A-Redaktion ist eine dt. Bearbeitung der Annales Agrippinenses (), die hier bis fortgesetzt werden. Die vier Textzeugen umfassende BRedaktion erweitert die K. J. bis und noch einmal bis . Die zwei Handschriften der CRedaktion bieten zwei sehr unterschiedliche Texte: C folgt bis der B-Redaktion und setzt diese bis fort. C enthält B bis , erweitert bis . In der D-Redaktion mit ihren zwei Handschriften wird die B-Grundlage bis fortgesetzt. Die Redaktion zeigen insgesamt eine Entwicklung von konzisen Annalen zur umfangreichen Chronik. Die K. J. gelten als Fundament der Kölner Prosageschichtsschreibung und wirkten etwa auf die → Koelhoffsche Chronik und → Heinrich von Beeck. Ü: Neun Textzeugen sind bekannt. – Verz. bei Küpper (s. Lit.). – Küpper (s. Lit.) S. –. – Älteste Hs. (A-Red.): Trier, StB, Hs. / ° (früher Hs. ), r–v (Perg., um –, ripuarisch; Fragm.). – Vgl. Betty C. Bushey: Die dt. und ndl. Hss. der
Hermann von Wartberge StB Trier bis . Wiesbaden , S. f. – www.handschriftencensus.de/. A: Kölnische Chron. (–). Hg. v. Heinrich Joseph Floss. In: Annalen des Hist. Ver. für den Niederrhein () S. –. – Die Chron. der niederrheinischen Städte: Cöln (Chron.dt.St. ). Hg. v. Hermann Cardauns. Leipzig (Nachdr. Göttingen ) S. –. L: Hartmut Beckers, VL () Sp. –; () Sp. . – Cardauns (s. Ausg.) S. –. – Johannes B. Menke: Geschichtsschreibung und Politik in den dt. Städten des SpätMA. In: Jb. des Kölnischen Geschichtsver. () S. –, hier S. –. – Karl J. Küpper: Notiz zu den Hss. der ‹K. J.› In: ebd. () S. f. – Ders.: Stud. zur Verbstellung in den ‹K. J.› des ./. Jh. Bonn . – Ders.: Sprache und Geschichtsbild in einer Trierer Hs. der ‹K. J.› In: Kurtrierisches Jb. () S. –. MM Hermann von Wartberge, † um Livland. – Kaplan im Dt. Orden, Chronist. H.s Herkunft ist unbekannt. Als Heimat seiner Familie wurde verschiedentlich Warburg (Kr. Höxter) vermutet, doch ist der Name W. im MA auch in Lübeck nachweisbar. H. hielt sich ab etwa in Livland auf, wo er Kaplan der dortigen Landmeister des Dt. Ordens war. Die genaue Dauer seiner Amtszeit ist unbekannt. Er war sicher unter Wilhelm von Vrimersheim Kaplan, der von bis als Landmeister amtierte. H. nahm an Kriegszügen und diplomatischen Missionen Wilhelms teil, erhielt aber auch selbst Verhandlungsmandate. So war H. in Danzig an den Verhandlungen zwischen seinem Orden und dem Rigaer Erzbischof beteiligt. weilte H. am Generalkapitel auf der Marienburg. war er bei Verhandlungen mit dem litauischen Großfürsten Jogaila († ) anwesend. H. verfasste ein Chronicon Livoniae, das nur in einer Handschrift des . Jh. überliefert ist. Die lat. Prosachronik schildert überwiegend schmucklos und annalistisch die Geschichte Livlands vom . Jh. bis . Im Mittelpunkt stehen meist kriegerische Auseinandersetzungen und territoriale Kon ikte. H. berichtet aber u. a. auch über wirtschaftliche Verhältnisse sowie Kirchen-, Burgenund Städtebau. Dabei ist der Text stets aus der Ordensperspektive geschrieben. Die Forschung vermutet daher als Motiv der Abfassung den Wunsch
. Hälfte . Jh. nach einer Rechtfertigung politischer und territorialer Ansprüche des Dt. Ordens. Als Quellen dienten H. → Heinrich von Lettland, Bartholomäus → Höneke, die Annalen aus dem Kloster Dünamünde und vielleicht auch → Hartmann von Heldrungen und die → Livländische Reimchronik. Außerdem konnte er als Ordenskaplan auf Urkunden und andere Texte in den Schlössern von Riga und Wenden zugreifen. Eine Rezeption von H.s Chronik erfolgte u. a. in der → Älteren Hochmeisterchronik, der Kleinen Meisterchronik, der Historia brevis magistrorum, den Thorner Annalen sowie bei → Johann von Posilge und → Wigand von Marburg. Der Text wurde auch von Ordensdiplomaten bei Verhandlungen benutzt. Insgesamt wird die Chronik heute kritisch bewertet, gilt sie doch als allzu spröde, knapp, parteiisch und propagandistisch. Im Zuge der Verhandlungen von in Danzig schrieb H. eine lat. Relatio de disceptatione inter Rigensem archiepiscopum ordinemque S. Mariae Theutonicorum Gedani anno habita. Der kurze Text schildert die Ereignisse aus der Sicht des Dt. Ordens. Ü: . Chronicon Livoniae: Danzig, Staatsarch., APG R Ll q , S. – (zweites Viertel . Jh.). – . Relatio: Berlin, Geheimes Staatsarch. Preuß. Kulturbesitz, XX. HA OF , – (). – Vgl. u. a. Arnold (s. Lit.). A: . Chronicon Livoniae: Chronicon Livoniae. Hg. v. Ernst Strehlke. In: Scriptores Rerum Prussicarum. Die Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit . Hg. v. Theodor Hirsch u. a. Leipzig (Nachdr. Frankfurt/M. ) S. –. – Livonijos kronikos. Hg. v. Juozas Jurginis. Vilnius . – Vartberges Hermana Livonijas Hronika. Hg. v. Evalds Mugureviˇcs. Riga . . Relatio: Strehlke (s. o., Nr. ) S. – (lat.). – Liv-, esth- und curländisches Urkundenbuch nebst Regesten. Bd. . Hg. v. Friedrich Georg von Bunge. Reval (Nachdr. Aalen ) Nr. (dt.); Bd. , Riga (Nachdr. Aalen ) Nr. (lat.). Ü: Die livländische Chron. Hermann’s von Wartberge. Hg. v. Ernst Strehlke. Berlin/Reval . Literatur: Joseph Girgensohn, ADB () S. . – Anneliese Triller, NDB () S. . – Udo Arnold, VL () Sp. f. – Manfred Hellmann, LexMA () Sp. f. – E. Strehlke: Nachr. über die livländische Chron. des
. Hälfte . Jh. H. v. W. In: Neue Preußische Provinzial-Bll. () S. –; () S. –. – Strehlke (s. Ausg.) S. –, f. – Georg Rathlef: Das Verhältnis der kleinen Meisterchron. zum ‹Chronicon Livoniae› H.s v. W. und zur Reimchron. In: Verhandlungen der gelehrten Estnischen Ges. () H. , S. –. – Karl Helm/Walther Ziesemer: Die Lit. des Dt. Ritterordens. Gießen (Nachdr. Amsterdam ) S. . – Odilo Engels: Zur Historiographie des Dt. Ordens im MA. In: AfK () S. –. – U. Arnold: Geschichtsschreibung im Preußenland bis zum Ausgang des . Jh. In: Jb. für die Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands () S. –, hier S. –. – Mugureviˇcs (s. Ausg.). – Carola L. Gottzmann/Petra Hörner: H. v. W. In: Dies.: Lex. der deutschsprachigen Lit. des Baltikums und St. Petersburgs vom MA bis zur Gegenwart. Berlin/New York , S. f. – Anti Selart: Die livländische Chron. des H. v. W. In: Geschichtsschreibung im ma. Livland. Hg. v. Matthias Thumser. Berlin , S. – (mit weiterer Lit.). MM Glosse zum Sachsenspiegel-Lehnrecht. – Vor . Die G. z. S.-L. des → Eike von Repgow entstand nach der von → Johann von Buch verfassten Glosse zum Landrecht des Sachsenspiegels (–) und noch vor ; aus diesem Jahr liegt die erste datierbare Glossenhandschrift des Nicolaus → Wurm vor. Ihr Verfasser ist namentlich nicht bekannt und aus den wenigen persönlichen Mitteilungen im Prolog sind keine Anhaltspunkte für die Identi kation einer Person zu entnehmen. Vermutungen, auch diese Glosse könnte Johann von Buch verfasst haben, sind zuletzt durch Kaufmann (Die Glossen zum Sachsenspiegel-Lehnrecht. Handschriftliche Überlieferung […], ) abgelehnt worden. Ungeachtet dessen nahm sich der Anonymus die Buschsche Glosse zum Vorbild, entlehnte weite Passagen daraus und benutzte wie Johann das Corpus iuris civilis mit der accursischen Glosse, Teile des späteren Corpus iuris canonici mit der Glossa ordinaria und die Libri Feudorum. So wie Johann für die Landrechtsglosse geht auch der Verfasser der Lehnrechtsglosse davon aus, dass seinem Kommentar ein durch den Kaiser privilegierter Text zugrunde liegt, und zwar von Kaiser Friedrich I. Barbarossa (–); das Landrecht wird
Glosse zum Sachsenspiegel-Lehnrecht als (Kaiser) «Carl[s] Satzung» im Sinne der Buchschen Glosse bezeichnet. Auch in der Lehnrechtsglosse geht es darum, kaiserliches und kirchliches Recht mit dem sächsischen zu harmonisieren und Widersprüche zwischen Sachsenspiegel-Landrecht und -Lehnrecht zu tilgen. Die vollständigen und zwei fragmentarischen Handschriften werden heute in drei Textklassen systematisiert: Klasse I (Kürzere Glosse, die älteste Handschrift datiert ins Jahr ): Sie ist durch den Beginn «Merke was lenrecht is» gekennzeichnet; entlehnt sind ca. Zitate aus dem Corpus iuris civilis und ca. aus dem Corpus iuris canonici. – Klasse II (Längere Glosse, älteste Handschrift von ): Auch diese, im Umfang größere Fassung dürfte vor und auf Grundlage der Textklasse I verfasst worden sein. Ihr ist eine Vorrede und der Kommentar zu Artikel , «Ein herschilt ist ein underscheit der riterschaft», hinzugefügt worden; entlehnt sind ca. Zitate aus dem Corpus iuris civilis und ca. aus dem Corpus iuris canonici. – Klasse III: Diese durch Nicolaus Wurm bearbeitete Fassung von vor zeigt deutliche Übereinstimmungen mit der Längeren Glosse der Klasse II. – Klasse IV: dt.-lat. Glosse, sog. → Stendaler Glosse (handschriftliche Überlieferung vom Anfang des . Jh.). Bei den überlieferten Handschriften überwiegen mittel- und ostmitteldt. Fassungen, nur zwei sind in Mittelnd. niedergeschrieben worden. Darüber hinaus besitzen wir von Drucken aus dem ./. Jh. und einem Druck aus dem . Jh. Kenntnis. Kaufmann (, S. XXXII f.) vermutet, dass entweder die Wurmsche Glosse oder die Längere Glosse die ursprüngliche Form abbilde. Wenn die erste Annahme stimmt, ist damit vielleicht auch der Verfasser gefunden. Unabhängig davon, für welche der beiden Varianten man sich entscheidet, nimmt Kaufmann (, S. XXXIV) an, dass die Lehnrechtsglosse in Schlesien entstanden sei. Ü: Zu den Handschriften und Drucken siehe neben Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Köln/Wien , Bd. , S. , die Aufstellung bei Kaufmann () S. XXIII–XXV. A: Des Sachsenspiegels zweiter Theil, nebst den verwandten Rechtsbüchern. Bd. : Das Sächsische Lehnrecht und der Richtsteig Lehnrechts. Hg. v. Carl Gustav Homeyer. Berlin , S. – (Auszüge). – Sassenspegel. Mit velen
Hermann von Oesfeld nyen Addicien san dem Leenrechte unde Richtstig. Hg. v. Hans Rynmann von Öhringen. Augsburg (VD D ), erneut hg. von Karl August Eckehardt (Bibliotheca rerum historicarum. Neudr. ). Aalen , S. – (Kl. I). – Glossen zum Sachsenspiegel-Lehnrecht. Die kürzere Glosse. Hg. v. Frank-Michael Kaufmann (MGH Fontes iuris NS ). Hannover . – Glossen zum Sachsenspiegel-Lehnrecht. Die längere Glosse. Bde. Hg. v. dems. (MGH Fontes iuris NS ). Hannover . L (siehe auch die Literaturhinweise bei → Johann von Buch): Rolf Lieberwirth: Glossen zum Sachsenspiegel. In: HRG () Sp. –. – Herbert Coing: Römisches Recht in Deutschland (Ius Romanum Medii Aevi ). Mediolani , S. f. – F.-M. Kaufmann: Die Glossen zum Sachsenspiegel-Lehnrecht. Hsl. Überl., Textstufen, Verfasserfragen. In: Zs. der SavignyStiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. DB/MM Hermann von Oesfeld. – Verfasser der Cautela und Premis, zweite Hälfte . Jh. H. v. O. (in mehreren Schreibvarianten überliefert, u. a. Ovesvelt) nennt sich in den beiden kurzen prozessrechtlichen Schriften Cautela und Premis selbst als Verfasser. Sein Namenszusatz geht vielleicht auf Oebisfelde an der Aller (Sachsen-Anhalt) zurück. Dieser Ort gehörte im . Jh. zum Erzstift Magdeburg. Darüber hinaus nden sich über ihn Notizen in der → Magdeburger Schöppenchronik (ca. –) und im ältesten Magdeburger Lehenbuch von ca. . In der Schöppenchronik wird berichtet, dass H. v. O. ein im Recht verständiger Magdeburger Bürger war, der ein Register zum «lantrecht» anfertigte. H. kann bislang allerdings keine Schrift dieser Art zugewiesen werden. Darüber hinaus wird erzählt, wie H. von der Stadt Magdeburg beauftragt wurde, im Frühjahr zu Kaiser → Karl IV. (–) nach Mainz zu reisen, um diesen zu bitten, in einem Streitfall zwischen Magdeburg und Kurfürst Rudolf II. von Sachsen (–) wegen der Burggrafschaft nach sächsischem Recht zu verfahren; diese Mission scheiterte jedoch. H. wurde wohl mit dieser Aufgabe betraut, weil er bereits in Wittenberg den Kaiser kennen gelernt (im Dezember ?) und mit diesem zu Urteils ndungen schon einmal verhandelt
. Hälfte . Jh. hatte. Im Lehenbuch wird H. v. O. als Lehnsmann des Erzbischofs von Magdeburg genannt. Diese Einträge bieten neben der handschriftlichen Überlieferung der Werke (der älteste bekannte Textzeuge datiert ins Jahr ) den einzigen Hinweis auf die mögliche Entstehungszeit der Cautela und Premis. Damit fallen die möglichen Jahre der Entstehung in jene Zeit, als die Glossen zum Sachsenspiegel Land- und Lehnrecht sowie die Richtsteige Land- und Lehnrechts in etwa dem gleichen Raum (im heutigen Sachsen-Anhalt und Brandenburg) verfasst worden sind. Der von Homeyer (, S. ) zuerst geäußerten Vermutung, Cautela und Premis wären noch vor entstanden, mangelt es an einer Begründung. Bei diesen beiden, meist gemeinsam überlieferten und mit den Richtsteigen zum SachsenspiegelLand- und Lehnrecht verbundenen Rechtsgangbüchern werden Anweisungen für die Kläger- und Beklagtenpartei zum Verhalten und zur Rede vor Gericht gegeben. Mit den Titeln (Cautela = lat., Vorsicht / Premis = nd., im Sinne von hemmen, bremsen, zwingen etc.) wird auf die Zielrichtung der Werke aufmerksam gemacht. In der Cautela weist H. v. O. auf Grundlage der Bibel, des Sachsenspiegel-Landrechts und des Kaiserrechts auf die Gründe hin, weshalb es für Richter, Vorsprecher und Schöffen unabdingbar sei, die entsprechenden Rechtsgrundlagen zu kennen. Es wird die richterliche Hierarchie erläutert, auf die Bedeutung der Schöffen verwiesen (von diesen habe der Richter das Urteil zu erfragen) und H. gibt zudem noch bespielhafte Klageformeln. Mit der Premis wird die Mahnung ausgesprochen (in Anlehnung an dieselben Vorbilder wie in der Cautela), dass der mehrdeutig sprechende Gegner vor Gericht angehalten werden soll, sich auf deutliche Antworten festzulegen; dazu ist der Premis eine Beispielklage hinzugefügt worden. Beide Werke sind in sechs Handschriften gemeinsam überliefert, die Cautela ohne Premis in zwei, die Premis ohne Cautela in einer Handschrift. Ü: Zu den Handschriften siehe Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Köln/Wien , Bd. , S. . – Zu den Drucken siehe Der Richtsteig Landrechts nebst Cautela und Premis. Hg. v. Carl Gustav Homeyer. Berlin , S. . A: Johann von Buch: Des Richtes Stig oder der Richtstig Landrechts sammt Cautela und Prems, nebst einem Stücke vom Zehnten, Mühlen
. Hälfte . Jh. und Höfen. Hg. v. Friedrich Wilhelm von Unger. Göttingen . – Homeyer: Der Richtsteig Landrechts nebst Cautela und Premis (), S. – (Cautela), f. (Premis). – Hermann von Ovesfelde: Die Cautela. Nach der ältesten datierten Hs. (). Oschatz . L: Ferdinand Frensdorff, ADB () S. f. – Helgard Ulmschneider, VL () Sp. –. – Dietlinde Munzel-Everling: Cautela und Premis. In: HRG () Sp. –. – Heiner Lück, HRG () Sp. –. – Otto Stobbe: Gesch. der dt. Rechtsquellen. Bd. . Braunschweig , S. . – Die Chroniken der dt. Städte vom . bis ins . Jh. Hg. durch die Hist. Kommission bei der Bayerischen Akad. der Wiss. Bd. : Magdeburg. Tl. . Leipzig (Nachdr. Göttingen ) S. . – Die ältesten Lehnbücher der Magdeburgischen Erzbischöfe. Bearb. v. Gustav Hertel (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete ). Halle u. a. , S. , , , , , , . – Peter Johanek: Rechtsschrifttum. In: Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zur Gegenwart. Begründet von Helmut de Boor. Bd. : Die dt. Lit. im späten MA. Tl. . München , S. –, hier S. . – Gerhard Köbler: Zielwb. europäischer Rechtsgesch. (Arbeiten zur Rechts- und Sprachwiss. ). Gießen , S. f., f. DB/MM Iselin, Heinrich und Konrad. – Verfasser einer Familienchronik, ./. Jh. H. lebte zunächst im schwäbischen Rosenfeld (Zollernalbkreis). zog er nach Basel und war dort für eine Clara Vorgassen tätig. Da der Bischof Johann von Vienne Pate einer Tochter H.s wurde, hat die Forschung außerdem eine beru iche Verbindung H.s zu Johann erwogen. H. ist zudem als Besitzer eines Hauses nachgewiesen, erwarb aber nie das Basler Bürgerrecht. Er starb am . November in Basel. Als drittes Kind H.s kam im Februar sein Sohn K. zur Welt. Er wurde Bürger von Basel und schloss sich der Safranzunft an. Er war zuerst Rats-, ab Mühlen- und ab Kaufhausschreiber. Im Juli starb K. H. und K. hinterließen eine kurze Familienchronik, die in einer Sammelhandschrift mit astrologischen, medizinischen u. a. Schriften erhalten ist. H. behandelte darin in lat. Sprache die Zeit von bis . K. setzte die Chronik zunächst in lat., ab auch in dt. Sprache bis fort. Der
Iselin konzise Text verzeichnet vor allem Geburten, Eheschließungen, Sterbefälle und ähnliche Ereignisse in der Familie. Die I.sche Chronik gilt in der Forschung als ähnliches Werk wie die um die gleiche Zeit entstandenen Aufzeichnungen des Ott Ruland oder der Familien Paumgartner und Runtinger. Gemeinsam sind ihnen die Kürze der Notizen und die Überlieferung mit pragmatischen Texten. Ü: Basel, UB, cod. D II , v (Pap., um –, dt. und lat.). – Vgl. www. handschriftencensus.de/. A: Weiss-Frey (s. Lit.). – Basler Chroniken. Bd. . Hg. Hist. und Antiquarische Gesellsch. in Basel. Bearb. v. August Bernoulli. Basel , S. –. L: Regine Schweers, VL () Sp. –. – Friedrich Weiss-Frey: H. I. von Rosenfeld und sein Geschlecht. [Basel] , S. –. – Bernoulli (s. Ausg.). – Paul Kölner: Die Safranzunft zu Basel und ihre Handwerke und Gewerbe. Basel , S. . – Gustaf Adolf Wanner: Seit Jahren in Basel. Lebensbilder aus der Familie I. Basel , S. II, u. ö. – Repertorium fontium historiae medii aevi . Hg. Istituto Storico Italiano per il Medio Evo. Rom , S. . MM Meister Alexander. – Verfassername für ein lat. Regimen duodecim mensium (. Jh.) mit dt. Übersetzungen ab der zweiten Hälfte des . Jh. Das M. A. zugeschriebene medizinische Werk ist als (Zwölf-)Monatsregel der diätetischen Kleinliteratur zuzurechnen. Die lat. Fassung des Regimen dürfte im bayerischen Raum aus unterschiedlichen medizinischen Texten kompiliert worden sein. Die Gesundheitsvorgaben der Schrift sind an den Kalendermonaten ausgerichtet. Da die Überlieferung vergleichbarer Texte in aller Regel anonym erfolgt, stellt M. A. gemeinsam mit → Ipocras eine Ausnahme dar. Ob sich allerdings hinter dem Autornamen eine historisch fassbare Figur verbirgt, ist unwahrscheinlich. Die Bezeichnung des Verfassers dürfte sich eher der Tradition des pseudoaristotelischen → Secretum secretorum verdanken und wird zunächst auch nur von einer der dt. Fassungen tradiert (Übersetzung ). Apostrophiert wird M. A. als «grozer weyser arczt» (nach Hs. Breslau; in den anderen Textzeugen von Übersetzung ähnlich). Zuverlässig differenzieren lassen sich bei den dt. Übersetzungen drei unabhängige Hauptfassungen: eine unikal tradierte originalgetreue Übersetzung, eine freiere Bearbeitung, die der lat. Vorlage
Kasseler Monatsregeln aber noch sehr nahe steht, und eine breit überlieferte eigenständige dt. Fassung, die auf einen mittelbairischen Bearbeiter zurückgehen dürfte. Die reichhaltige Überlieferung der dt. Übersetzungen in medizinischen Sammelhandschriften insgesamt, die schon im späten . Jh. einsetzt, belegt die rasche Verbreitung der ‹Monatsregeln› innerhalb der volkssprachigen Fachliteratur. Ü: Lat.: Hss. des . Jh., eine aus dem . Jh.: Madrid, Nationalbibl., Ms. , r–r. – Die Hs. München, BSB, Clm , Bl. – (Pap., . Jh.) enthält das Decretum über den gemain gebrech des Hans → Rosenbusch als dt. Inserat auf r–v. – Zur lat. Gesamtüberl. s. Riha (s. Ausg.) S. –, f. – Dt.: Übersetzung (wortgetreu): Wien, ÖNB, Cod. , ra–rb (Perg. und Pap., um /, bair.-österr.); Überlieferungsverbund mit dem Secretum secretorum dt. und Ipocras. – Übersetzung (vorlagennahe Bearb.): Prag, Nationalbibl., Cod. XI.D., r–r (Pap., . Jh.). – Heidelberg, Privatslg. Helko Eis (vormals Slg. Gerhard Eis, Schriesheim) Hs. , v–r (vgl. → Utrechter Monatsregeln). – Übersetzung (eigenständige Bearb.): München, BSB, Cgm , r–r (Pap., erstes Viertel . Jh., mittelbair.); Incipit: «Von den XII monaden des jars schreibt maister Alexander [...] was dem menschen uber jar bechomenlich ist in ainem yglichen manat» (in den anderen Textzeugen von Übers. ähnlich). – Ebd., Cgm , S. – (Pap., /, mittelbair.). – Breslau, UB, Cod. IV Q a, r–r (Pap., , schlesisch). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , r–v (Pap., /, niederalemannisch). – Ebd., Hs. , rb–va (Pap., /, bair.). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, Cod. a VI , r–r (Pap., . Jh.). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. Aug. °, v–r (Pap., . Jh.). – Heidelberg, UB, Cpg , r–v (Perg., zweite Hälfte . Jh., mittelbair. [aus Freising?]). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , r–r (Pap., Ende . Jh., bair.schwäbisch). – Mit Ipocras kontaminierte Fassung: Augsburg, UB, Cod. III..° (vormals Harburg, Fürstl. Öttingen-Wallersteinsche Bibl. Cod. III..° ) r–v (Pap., letztes Viertel . Jh., nordbair.). – Teilrezeption: München, BSB, Cgm , v–r (Pap., Ende . Jh., mittelbair.); innerhalb der medizinischen Kompilation Büchlein der Gesundheit (r–r). – Noch keiner Fassung zugeordnet ist die Übersetzung in: Innsbruck, ULB, Cod. , v–v (Pap., /, südbair.). A: Ortrun Riha: M. A.s Monatsregeln. Unters. zu einem spätma. Regimen duodecim
. Hälfte . Jh. mensium mit krit. Textausg. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. – (lat.), – (alle dt. Fassungen). – Ausg. nach einzelnen Hss.: Haupt (s. Lit.) S. – (Teilabdruck ÖNB, Cod. ). – Eis (s. Lit.) S. – (Parallelabdruck Cpg /Slg. Eis). – Christa Hagenmeyer: Die ‹Ordnung der Gesundheit› für Rudolf von Hohenberg. Unters. zur diätetischen Fachprosa des SpätMA mit krit. Textausg. Diss. Heidelberg , S. – (Cgm ). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Joseph Haupt: Ueber das mitteldt. Arzneibuch des Meisters Bartholomäus. In: Sb. der phil.-hist. Cl. der Ksl. Akad. der Wiss. . Wien , S. –. – Gerhard Eis: M. A.s Monatsregeln. In: Lychnos. Jb. der schwedischen Ges. für Gesch. der Wiss. / (Uppsala ) S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –). – G. Keil: Eine lat. Fassung von M. A.s Monatsregeln. In: Ostbair. Grenzmarken () S. – (wieder in: Medizin im ma. Abendland. Hg. v. Gerhard Baader/G. Keil [WdF ]. Darmstadt , S. –) (mit Abdruck der lat. Fassung). – Wolfgang Hirth: Zu den dt. Bearbeitungen der Secreta Secretorum. In: Leuvense Bijdragen () S. –. – W. Hirth: Regimina duodecim mensium in deutschsprachigen Tradierungen des Hoch- und SpätMA. In: Medizinhist. Jb. () S. –. – Riha (s. Ausg.). – O. Riha: Wissensorganisation in medizinischen Sammelhss. Klassikationskriterien und Kombinationsprinzipien bei Texten ohne Werkcharakter (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. . – G. Keil: Monatsregeln. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. VZ Kasseler Monatsregeln. – Dt. Monatsregimen, zweite Hälfte . Jh. Die Entstehung der sog. K. M. wird im nd., wohl ostfälischen Sprachraum der zweiten Hälfte des . Jh. vermutet. Der anonyme Text ist nur in zwei Handschriften aus dem ersten Viertel des . Jh. überliefert, von denen W die umfangreichere Fassung bietet. Die Forschung unterscheidet insgesamt fünf Hauptbestandteile des K. M.: Als Grundlage des Textes gilt eine noch aus dem frühen MA stammende Monatsdiätetik nach Art der → Utrechter
. Hälfte . Jh. Monatsregeln. Hinzu kommt eine nur in W überlieferte, zodialogische Kindsprognostik mit Parallelen zu ähnlichen Stücken in der → Düdeschen Arstedie und im → Ipocras. Drittes Element der K. M. sind Angaben zu monatlichen Tageslängen. Viertens wird jedem Monat und fünftens jeder menschlichen Körperregion ein Tierkreiszeichen zugeordnet. Eine weitergehende Rezeption der K. M. ist bisher nicht bekannt. Nur in der aus dem späteren . Jh. stammenden Handschrift H ist ein Text mit ähnlichem Aufbau nachgewiesen worden. Ü: W: Wolfenbüttel, HAB, cod. Helmst., r–r (Perg. und Pap., erstes Viertel . Jh., hochdt. mit nd. Einsprengseln). – K: Kassel, UB-LMB, ° Ms. med. , v–r (Pap. und Perg., um , ostfälisch, sog. Kasseler Arzneibuch). – Vgl. Keil (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/ . – www.handschriftencensus.de/. Monatsregimen mit ähnlichem Aufbau in: H: Heidelberg, UB, cpg , v–r (Pap., Elsass, –, niederalemannisch). – Vgl. dazu die Angaben bei: Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –, hier S. . A: Karin Häfner: Stud. zu den mnd. Zwölfmonatsregeln. Pattensen , S. – (nach Hs. K; vgl. dazu: Hans Wiswe, NdJb [] S. f.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Häfner (s. Ausg.). – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Krumestl, Heinrich. – Rezeptautor, wahrscheinlich . oder . Jh. Eine heute verschollene Handschrift des späten . Jh. enthielt ein Rezept von «meister Hinricus Krummesse», der in der Forschung auch als H. K. rmiert. Man hat aufgrund von Namensähnlichkeit seine Identität mit Hinrik → Krummessen erwogen. Das Rezept gilt als komplex und ist keiner speziellen Krankheit zuzuordnen. Ü: Königsberg, SUB, (WB) .°, v (Pap., spätes . Jh., mitteldt. [?]; verschollen). – Vgl. Ralf G. Päsler: Kat. der ma. deutschsprachigen Hss. der ehemaligen Staats- und UB Königsberg [...]. Hg. v. Uwe Meves. München ,
Krumestl S. f. – Päsler (s. Lit.) S. . – www. handschriftencensus.de/. L: Jan Frederiksen, VL () Sp. . – R. G. Päsler: Deutschsprachige Sachlit. im Preußenland bis . Unters. zu ihrer Überl. Köln u. a. , S. f. MM Krummessen, Hinrik. – Chirurg, lebte im . Jh. In der Überlieferung des Mnd. Bartholomäus erscheint K. als Urheber der Behandlungen in Kapitel und des Sammelwerks. Wie der → Mnd. Bartholomäus wird auch K. dem . Jh. zugeordnet. Man hat in ihm einen Chirurgen aus Norddeutschland vermutet. Sein Nachname verweist vielleicht auf Krummesse bei Lübeck. Die K. zugeschriebenen Kapitel erläutern die Behandlung inzierter Geschwüre mit Hilfe von Kräuterdestillaten und Bleiweißsalbe. K. wird verschiedentlich auch als Verfasser eines weiteren Rezepts erwogen (Heinrich → Krumestl). Ein sicherer Nachweis ist aufgrund lückenhafter Überlieferung jedoch nicht möglich. Ü: Vgl. die Überl. des Mnd. Bartholomäus. A: Das Gothaer mnd. Arzneibuch und seine Sippe. Hg. v. Sven Norrbom. Hamburg , S. , . L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Ralf G. Päsler: Deutschsprachige Sachlit. im Preußenland bis . Unters. zu ihrer Überl. Köln u. a. , S. f. – Wolfgang Wegner: H. K. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Nicolaus van Goudriaan (auch: Nicolaus de Gouderaen, Nicolaus van Goudriaan, Nicholaus de Godrian), wahrscheinlich Goudriaan, † nach . – Verfasser eines Magentraktats. Der wohl aus Goudriaan bei Utrecht stammende N. studierte an der Pariser Sorbonne und wurde dort Magister der Künste. Danach war er an der Medizinischen Fakultät der Pariser Universität tätig, wo er als Regent nachweisbar ist. N. war zudem Kanonikus in Utrecht und Maastricht. Er verfasste die Abhandlung Tractatus de stomacho, die nur in einer Abschrift von erhalten ist. Der Kodex überliefert die ursprünglich
Wiener Theriak-Arzneimittelbegleitschein wohl in lat. Sprache geschriebene Abhandlung in einer westnds. Fassung nach holländischer Vorlage. Die Handschrift enthält u. a. auch Texte von → Jonghe Lanfranc und Thomas Schelling. Der Tractatus de stomacho erläutert verschiedene Magenkrankheiten mit deren Symptomen sowie Behandlungsmöglichkeiten. Der Inhalt der Schrift ist teilweise nach den Temperamenten gegliedert. Zur Therapie der Magenleiden enthält der Text u. a. Rezepte für Abführmittel, Einläufe und Pillen. Als mögliche Quellen N.s hat die Forschung das Antidotarium Nicolai und den Harntraktat des Isaac Judaeus erwogen. Insgesamt gilt der Tractatus de stomacho als fachkundiges Werk eines gelehrten Mediziners. Ü: Oxford, New College, MS , v–r (Pap., ). – Vgl. Jansen-Sieben (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. A: Jansen-Sieben (s. Lit.). L: Ria Jansen-Sieben, VL () Sp. f. – Dies.: Het Maagtraktaat van Nicolaus van Goudriaan. In: Medizin in Gesch., Philologie und Ethnologie. FS Gundolf Keil. Hg. v. Dominik Groß/Monika Reininger. Würzburg , S. –. – Bernhard D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Lüneburger (Wiener) Stuhlschautext. – Koproskopischer Traktat, wahrscheinlich . Jh. Der anonyme lat. L. S. ist in zwei Handschriften aus der zweiten Hälfte des . Jh. erhalten. Als Verfasser wird von der Forschung ein dt. Akademiker des . Jh. mit artistischem oder medizinischem Studium vermutet. Entsprechend richtet sich der L. S. an Ärzte mit akademischer Ausbildung. Der Text beruht u. a. auf den Prognosen des Hippokrates und dem dazugehörigen Kommentar von Galen. Die vereinzelt vertretene These, der L. S. biete Auszüge aus einem Text von Gentile de Foligno, harrt noch der Überprüfung. Als ungewöhnlich gilt im Vergleich zu ähnlichen Traktaten das Fehlen von → Avicenna-Bezügen im L. S. Der unbekannte Autor übernahm häu g die Texte seiner lat. Quellen, kürzte oder erweiterte sie jedoch meist. Die Abhandlung ist nach humoralpathologischen Gesichtspunkten geordnet, insgesamt aber weder durchgängig systematisch, noch frei von Widersprüchen. Die Forschung hat im L.
. Hälfte . Jh. S. zugleich auch eigenständige Anteile des Verfassers nachgewiesen, u. a. die Behauptung, Würmer würden den Körper eines sterbenden Patienten über dessen Ausscheidungen verlassen. Ü: L: Lüneburg, Ratsbücherei, Ms. Miscell. D ° , vb–rb (Pap., Italien, zweite Hälfte . Jh.). – W: Wien, ÖNB, cod. , v–v (Pap., um –, bair.-österr.). – Vgl. Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. . Berlin , S. f. – Martin Wierschin: Hss. der Ratsbücherei Lüneburg. Miscellanea und Historica. Wiesbaden , S. –. A: Knoedler (s. Lit.) S. –. – Online-Faks. von Hs. W: http://data.onb.ac.at/ dtl/. L: Konrad Goehl/Gundolf Keil, VL () Sp. f.; () Sp. . – Gerhard Baader/G. Keil: Ma. Diagnostik. In: Medizinische Diagnostik in Gesch. und Gegenwart. FS Heinz Goerke. Hg. v. Christa Habrich. München , S. –. – Franz Knoedler: De egestionibus. Texte und Unters. zur spätma. Koproskopie. Pattensen , S. –, –. – Ria JansenSieben: Een Middelnederlandse Koproskopie. In: ‹Gelêrter der arzenîe, ouch apotêker›. Beitr. zur Wissenschaftsgesch. FS Willem F. Daems. Hg. v. G. Keil. Hannover , S. –. – K. Goehl: Zur Stuhlschau des Theophilus. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. MM Wiener Theriak-Arzneimittelbegleitschein. – Pharmakographischer Traktat, zweite Hälfte des . Jh. Der von einem Anonymus entworfene W. T.A. ist eine kurze pharmakographische Abhandlung, die sich an den aus einem bäuerlichen Umfeld kommenden, medizinisch unkundigen Käufer von Theriak wendet und ihm den richtigen Gebrauch sowie die Wirkung des im MA als Universalheilmittel gegen jegliche Krankheiten geltenden Präparats erklärt. Anknüpfend an den Stil der Branntweintraktate und des → Pestlatwergen-Beipackzettels, schildert der W. T.-A. nach einer knappen, auf die Theriak-Diskussion von Montpellier bezugnehmenden Einleitung in Paragraphen jeweils ein Krankheitsbild und die zur Heilung nötige Applikation, wobei neben Anwendungen aus dem Bereich der Humanmedizin auch zwei veterinärmedizinische Indikationen zur Behandlung von erkrankten Rindern und Pferden erläutert werden.
. Hälfte . Jh. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , r–r (um , östliches Mittelbairisch). A: Holste (s. Lit.) S. –. L: Thomas Holste/Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Th. Holste: Der Theriakkrämer. Ein Beitr. zur Frühgesch. der Arzneimittelwerbung (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen/Han. . – Ders.: Vom Dosisproblem zum Arzneimittelbegleitschein. Wege der Vulgarisierung bei der Theriak-Diskussion. In: Medizin-hist. Journal () S. –. – Ders./ G. Keil: Tierheilkundliches im altdt. TheriakTraktat. In: Historia medicinae veterinariae () S. –. CL Bremer Arzneibuch. – Nd. medizinische Kompilation, abgeschlossen . Das B. A. ist eine Auftragsarbeit für den Bremer Ratsherrn Arnoldus Doneldey, der seit Prokurator des dortigen St. Jürgenspitals war. Auf Grundlage unterschiedlicher Rezeptsammlungen hat der unbekannte Kompilator eine Sammlung erstellt, in der therapeutische und diagnostische Texte von einem astrologisch-iatromathematischen Kalenderteil abgeschlossen werden. Dieser thematische Aufbau ndet sich auch in anderen Kompilaten (z. B. → Düdesche Arstedie, → Wolfenbütteler Arzneibuch; Quellengemeinschaft besteht teilweise mit dem Arzneibuch des → Albrecht van Borgunnien). Die jeweiligen Vorlagentexte hat der B. A.Bearbeiter lediglich aneinandergereiht und dabei kaum modi ziert, so dass diese sich deutlich voneinander abgrenzen und die jeweiligen Vorlagen – sofern bekannt – sich identi zieren lassen. Die Bandbreite der Quellen reicht vom antiken Corpus hippocraticum über frühma. Texte bis hin zur Fachliteratur des . Jh. Zwei Rezeptare bauen auf dem → Bartholomäus auf; auch begegnen Anweisungen aus dem → Utrechter und → Kasseler Arzneibuch. An Quellen sind ferner belegt: der Kurze Harntraktat des → Maurus von Salerno, ein Aderlasstraktat (Ps.-→ Beda de Venerabilis), die Jahreszeitenlehre aus dem → Secretum secretorum, → Kaiser Karls Latwerge, Branntweintraktat nach → Taddeo (degli) Alderotti, die Pariser → Verworfenen Tage, Kurzfassung des → Liber iste, Epistula de vulture (→ Geiertraktat) und die Practica des → Bartholomäus Salernitatus. Auch aus dem Bereich der magischen und veterinärmedizinischen Literatur haben einige Versatzstücke Eingang in das B. A. gefunden.
Bremer Arzneibuch Ü: Hannover, Staatsarch, Ms. AA (im Zweiten Weltkrieg verbrannt) Bll., (Perg., , mnd.). A: Ernst Windler: Das Bremer mnd. Arzneibuch des Arnoldus Doneldey. Mit Einl. und Glossar (Nd. Denkmäler ). Neumünster . L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Conrad Borchling: Die mnd. Arzneibücher. In: Janus () S. –, –, –, hier S. . – Franz Willeke: Das Arzneibuch des Arnoldus Doneldey (Forsch. und Funde /). Münster . – Windler (s. Ausg.). – G. Keil: Die verworfenen Tage. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –. – Gerald Schröder: Arnoldus Doneldey. In: NDB () S. . – Willem F. Daems: De Middelnederlandse vertalingen van het Antidotarium Nicolai. In: Scientiarum Historia () S. –, hier S. . – G. Keil: Acht Parallelen zu den Blutschau-Texten des ‹B. A.s›. In: Nd. Mitt. () S. –; () S. –. – Willy L. Braekman/G. Keil: Fünf mndl. Übers. des «Antidotarium Nicolai». In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . – Gerhard Eis: Bemerkungen zu dem B. A. Arnold Doneldeys. In: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –, f. – Hartmut Bettin: Die Apotheke als medizinische und wirtschaftliche Einrichtung in norddt. Hansestädten des späten MA. In: Hansische Geschichtsbll. () S. –, hier S. . – G. Keil: B. A. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. f. – Mareike Temmen: Das ‹Abdinghofer Arzneibuch›. Edition und Unters. einer Hs. mnd. Fachprosa (Nd. Stud. ). Köln u. a. , Reg. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , , , . VZ Engelin, Jakob (Meister Jakob von Ulm; Jacobus de Ulma; Jacobus Angeli/us), * Ulm, † nach , vor Ulm. – Arzt, medizinischer Fachschriftsteller. E. enstammte einer Rottweiler Apothekerfamilie, die seit in Ulm ansässig war. Er studierte mit Unterstützung seiner Heimatstadt in Paris, wo er den Magistergrad in den artes und das Lizentiat der Medizin erlangte. Seit hat er in Wien studiert, wo er im Anschluss bis als Leibarzt des österreichischen Herzogs Leopolds IV. von Habsburg nachgewiesen ist. E. kehrte zwar
Engelin nach Ulm zurück, blieb aber wohl weiterhin dem Wiener Hof verbunden. ist er in seiner Heimatstadt letztmalig bezeugt. Neben seiner Lizentiats-Abhandlung De Cometis sind von E. drei weitere Medizinschriften bekannt. Das kurze lat. Consilium contra arenam behandelt u. a. Nierensteine. Bei den beiden weiteren Texten handelt es sich um dt. Traktate, die sich der Seuchentherapie und -prophylaxe widmen. Die Adressaten dieser volkssprachigen Schriftern dürften vornehmlich im Kreis interessierter Laien und handwerklicher Wundärzte ohne Lateinkenntnisse zu suchen sein. Die umfangreiche praxisbezogene Aderlassschrift Tractatus de variis medicinalibus materiis multum vtilis hat E. verfasst. Sein Pesttraktat Also das ein mensch zeichen gewun (um ) hat eine große Verbreitung erfahren und wurde auch ins Französische übersetzt. Hier entfaltet E. in Anlehnung an → Gallus von Prag eine Lehre, welche die Schwellung der Lymphknoten als Aposteme deutet und deren bevorzugten Auftrittsstellen (Leiste, Achseln, unter dem Unterkiefer) die drei Organe Leber, Herz und Hirn zuweist. Ü: Tractatus de Cometis Druck: o. O., Drucker, J. [Memmingen: Albrecht Kunne, um ] (GW ). – Consilium contra arenam: München, BSB, Clm , r/v (Pap., ./. Jh., lat.); aus der Slg. Hartmann → Schedels. – Aderlasstraktat: Einsiedeln, Stiftsbibl., Cod. (), S. – (Pap., , hochalemannisch). – Heidelberg, UB, Cpg , ra–rb (Pap., um , bair.-österr.); unvollst. am Schluss. – Linz, LB, Hs. (olim ) r–r (Pap., . Jh., bair.österr.). – München, BSB, Cgm , vb–va (Perg. und Pap., erste Hälfte . Jh., bair.österr.). – Ebd., Cgm , ra–vb (Pap., , bair.–österr.). – Ebd., Cgm , r–r (Pap., Ende . Jh., mittelbair.). – Ebd., Cgm , r–v (Pap.; Tl. mit J. E.: , mittelbair.). – Ebd., Clm , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh./frühes . Jh., mittelbair.). – Ebd., Clm , r–r (Pap., erstes Viertel . Jh.). – Ebd., ° Inc. c. a. ; der Inkunabel sind hsl. Bll. beigebunden (Pap., Ende . Jh.). – Wien, ÖNB, Cod. , va–ra (Pap., , ostmittelbair.). – Ebd., Cod. , r–r (Pap., um , bair.-österr.). – Pesttraktat: Mehr als dt. und mindestens vier französische Hss. Im Einzelnen nachgewiesen bei Bergmann (s. Ausg.) S. –. – Nachträge: Gundolf Keil: Rezension Ausg. Bergmann. In: Germanistik () S. . – Helny Alstermark: Das Arz
. Hälfte . Jh. neibuch des Johan van Segen (Stockholmer germanistische Forschungen ). Stockholm , S. , f. – Rudolf Sies: Das ‹Pariser Pestgutachten› von in altfranzösischer Fassung (Würzburger medizinhist. Forschungen /Unters. zur ma. Pestlit. ). Pattensen , S. . – Heinz Bergmann: Neufunde zum Pesttraktat J. E.s v. Ulm. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – www. handschriftencensus.de/werke/. A: Aderlasstraktat: Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. – (Teilabdruck nach Cgm ). – Pesttraktat: HeinzJürgen Bergmann: «Also das ein Mensch Zeichen gewun». Der Pesttraktat J. E.s v. Ulm (Unters. zur ma. Pestlit. ). Pattensen , S. –. L: H. Bergmann, VL () Sp. –; () Sp. . – G. Keil, LexMA () Sp. . – Karl Sudhoff: Ein dt. Pestregiment aus dem . Jh. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ders.: Ein weiteres dt. PestRegiment aus dem . Jh. und seine lat. Vorlage, das Prager Sendschreiben ‹Missum Imperatori› vom Jahre . In: ebd. () S. –, hier S. f. – Ders.: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «schwarzen Todes» . Tl. . In: ebd. () S. –, hier S. –; Tl. . In: ebd. () S. –, hier S. –; Tl. . In: ebd. () S. –, hier S. , –; Tl. . In: ebd. () S. –, hier S. . – Henry E. Sigerist: Dt. medizinische Hss. aus Schweizer Bibl. In: ebd. () S. –, hier S. –. – Arnold Carl Klebs/ K. Sudhoff: Die ersten gedruckten Pestschr. München , S. f. – Armin Wankmüller: Die Ulmer Apotheker des . Jh. In: Beitr. zur württembergischen Apothekengesch. (–) H. , S. –, hier S. . – G. Keil: Rezension Hermann Menhardt, Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. und Bd. . Berlin . In: AfdA () S. –, hier S. . – Bergmann (s. Ausg.) S. –. – Hans-Peter Franke: Der Pest‹Brief an die Frau von Plauen›. Stud. zu Überl. und Gestaltwandel (Würzburger medizinhist. Forschungen /Unters. zur ma. Pestlit. /). Pattensen , S. f., u. ö. – H. Bergmann/G. Keil: Das Münchner Pest-Laßmännchen. Standardisierungstendenzen in der spätma. dt. Pesttherapie. In: Fachprosa-Studien. Beitr. zur ma. Wissenschaftsund Geistesgesch. Hg. v. Gundolf Keil. Berlin
. Hälfte . Jh. , S. –. – Wolfgang Rohe: Zur Kommunikationsstruktur einiger Heidelberger Regimina sanitatis: Heinrich Münsinger, Erhard Knab, Konrad Schelling. In: Wissen für den Hof. Der spätma. Verschriftungsprozeß am Beispiel Heidelberg im . Jh. Hg. v. Jan-Dirk Müller (MMS ). München , S. –, hier S. . – G. Keil: J. E. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Klaus Wolf: Hof – Univ. – Laien. Literatur- und sprachgeschichtliche Unters. zum dt. Schrifttum der Wiener Schule des SpätMA (Wissenslit. im MA). Wiesbaden , S. , , . – BrittaJuliane Kruse: Pestbrief, Kräuterbuch und Segensspruch. Einblicke in illustrierte medizinische Hss. des späten MA. In: Bilder vom MA. Eine Berliner Ringvorlesung. Hg. v. Volker Mertens/Carmen Stange (Aventiuren Sonderbd.). Göttingen , S. –, hier S. . VZ Johann von Molsheim (Mollesheim, Moilßhem, Molsen [?]). – Wundärztlicher Rezeptautor, spätes . Jh. J. wird von Johann → Schenck von Würzburg in dessen Cyrurgia als Rezeptautor genannt und zudem als Meister ausgewiesen. Auch Straßburg als Wirkungsstätte des Chirurgen wird erwähnt. In städtischen Archivalien ist J., der dem niederelsässischem Molsheim entstammen dürfte, für das späte . Jh. gut bezeugt. / und war er Ratsvertreter der Bader- und Schererzunft. urkundet er als Besitzer zweier Häuser in der Reichsstadt. Offensichtlich hat J. operative Eingriffe vorgenommen und hierfür Narkotika entwickelt. Schencks Cyrurgia stellt einen Narkosetrank von J. vor, der auf Schlafmohn («mahensamen») und Myzelen knolliger Pilze («ernüsß»), Weißwein und Honig basiert. Der Rezeptautor verspricht schnelles Eintreten der Narkose («von stünd an»), doch dürfte die narkotische Wirkung des nicht ungefährlichen «potus sompniferus» nur schwer steuerbar gewesen sein. Vielleicht kommt J. außerdem als Gewährsmann für eine Zwölfbotensalbe (P astersalbe aus zwölf Bestandteilen) in Betracht, die ein «meister Johan von Molsen» laut Hinweis in der → Kopenhagener Wundarznei «gebrucht» und «probirt» habe. Der «brunnen apostolicum» kommt bei der Therapie von «altt schaden [...] an den beynen» zum Einsatz. Ü: Narkosetrank: Metz, StB, Ms. , r v–r (Pap., spätes . Jh., obd.); innerhalb der Cyrurgia Johann Schenks von Würzburg.
Johann von Molsheim Autorangabe: «probatum per magistrum Johannem Moilßhem cyrurgicum argentine». – Zwölfbotensalbe: Kopenhagen, Kongelige Bibliotek, GKS Cod. ,°, v, r, r (Pap., , niederalemannisch). Digitalisat unter: www.kb.dk/permalink/ /manus//eng/. A: Narkosetrank: Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. . – Zwölfbotensalbe: Gundolf Keil/ Christian Tenner: Die ‹Kopenhagener Wundarznei›. Ein chirurgisches Arzneimittel-Hb. von aus dem nördlichen Elsaß. Online () S. (Nr. ): http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/m/ /wundarznei.pdf. L: Ch. Tenner/G. Keil VL () Sp. . – Urkunden und Akten der Stadt Straßburg. Abt. : Urkundenbuch der Stadt Straßburg. Bd. : Privatrechtliche Urkunden und Rathslisten von bis . Bearb. v. Heinrich Witte. Straßburg , S. , , f., , , . – Ernest Wickersheimer: Dictionnaire biographique des médecins en France au moyen age. Bd. . Paris (Nachdr. Genf ) S. . – Wolfgang Wegner: J. v. M. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Benediktenöl-Traktat. – Wunderdrogen-Kurztraktat, dt. ab dem späten . Jh. Die pharmazeutisch-technologische Abhandlung über das «Oleum philosophicum»/«Oleum de lateribus», das aus Olivenöl und glühenden Ziegelsteinbrocken hergestellt wird, ist originär ein Abschnitt des Antidotariums Grabadin (Ps.→ Mesuë). Im medizinischen Fachschrifttum des SpätMA vagiert der Traktat auch losgelöst vom Grabadin. Die dt. Fassungen sind zumeist verkürzende Bearbeitungen und in der Regel in größere Kompendien oder Rezeptare integriert worden. Zunächst begegnet der Traktat nd. in der → Düdeschen Arstedie (Kap. ) und in der Cirurgia → Peters von Ulm (Kap. –). Spätere Kompilate dürften von diesen Fassungen zumindest teilweise abhängen: Arzneibuch → Albrechts von Borgunnien (Kap. ); Arsedige-bûk des → Johann von Seghen (Kap. ); → Kopenhagener Wundarznei (r–v); → Römische Chirurgie (r–r); Hamburg, SUB, Cod. med. , S. (Pap.,
Vocabularius Lucianus , niederalemannisch). Eine selbstständige Redaktion ndet sich im → Wolfenbütteler Arzneibuch (v–r). Im Anschluss an eine dt./lat. Fassung des Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus) ist der B.-T. notiert in Berlin, SBB, Mgq , rv (Pap., . Jh.). Auch die mndl. Bearbeitungen stehen im Kontext der Nicolaus-Tradition (vgl. Braekman/Keil [s. Ausg.]). A: Vgl. die jeweiligen übergeordneten Kompendien/Kompilationen. – Willy L. Braekman/Gundolf Keil: Fünf mndl. Übers. des ‹Antidotarium Nicolai›. Unters. zum medizinischen Fachschrifttum der ma. Niederlande. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. – (Teilausg. einer ndl. Fassung). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Ders.: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausgabe des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , S. . VZ Vocabularius Lucianus. – Lat. Universalglossar mit sporadischen dt. Glossen, überliefert ab der zweiten Hälfte des . Jh. Der V. L. ist ein lat., strikt alphabetisch geordnetes Universalglossar, das im Prolog den Anspruch erhebt, auch obskure und schwierige lat. Wörter zu ‹erleuchten› (daher der Name). Aus diesem dezidiert ‹gelehrten› Konzept, das nicht dem Pfarrgeistlichen in die Hände arbeitete, erklärt sich, dass der V. L. nur gelegentlich dt. Glossen enthält, deren Funktion vor diesem Hintergrund freilich noch zu untersuchen ist. Die Überlieferung des V. L. spielte sich vorrangig im bairisch-österreichisch-böhmischen Raum ab. Sie setzt nach der Mitte des . Jh. ein; die älteste datierte Handschrift stammt von (Schnell). Der Prolog lässt einen anonymen Augustinereremiten als Verfasser erkennen. Nur drei der über Überlieferungsträger benennen einen Henricus de Ratispona als Kompilator. Sie entstammen freilich dem ersten Viertel des . Jh., und nur zwei von ihnen tradieren als Entstehungsort des V. L. Paris, als Entstehungszeit bzw. . Beides dürfte Fiktion und Heinrich von Regensburg als Urheber des Werkes erledigt sein. Der Kompilator des V. L. schöpfte aus den großen lat. Wörterbüchern des . Jh., ohne eine Homogenisierung zu erzwingen. Die Lemmata aus den Magnae derivationes Huguccios von Pisa (vor ), den Expositiones vocabulorum biblie (um
. Hälfte . Jh. –) des → Guilelmus Brito und dem Catholicon des Johannes Balbus () gingen mehr oder weniger wörtlich in ihm auf. In der Überlieferung wurde der V. L. nicht grundlos zuweilen mit Britos Expositiones verwechselt. Der V. L. durchlief, wie andere Artgenossen auch, zahlreiche Entwicklungsstadien. Eingangs des . Jh. entstand eine zweite, stark erweiterte Fassung, eine dritte ist ab nachweisbar. Alle Fassungen wirkten in hohem Maße auf die sich nun breit entfaltende lat. und lat.-dt. Lexikographie. Der → Niger abbas (Elsass, um ) und der Hubrilugus des Hermann → Kappel von Mühlhausen/Thüringen (urk. /) griffen auf den V. L. zurück (letzterer verdankt das «lu» im akronymen Titel seiner Quelle), der Franziskaner Johannes → Sintram arbeitete ihn in seine Abschrift von Fritsche → Closeners lat.-dt. Wörterbuch ein. Die dritte Fassung des V. L. wurde zu einer Hauptquelle für die von den Augustinerchorherren zu Klosterneuburg protegierte Redaktion K des → Vocabularius Ex quo (ab ), die ihre Wirkkraft (ca. Handschriften) fast ausschließlich im Erzbistum Salzburg entfaltete. Ein kontinuierlicher Rückgang der Überlieferung bis ins dritte Viertel des . Jh. lässt bereits erahnen, dass der V. L. vom anbrechenden Druckzeitalter nicht mehr mitgenommen wurde. A: Fehlt. L: Bernhard Schnell, VL () Sp. –. – Klaus Grubmüller: Vocabularius Ex quo. Unters. zu lat.-dt. Vokabularen des SpätMA (MTU ). München , S. –. – Ders.: Heinrich von Regensburg. In: VL () Sp. f. – Ders.: «teutonicum subiungitur». Zum Erkenntniswert der Vokabularien für die Literatursituation des . Jh. In: Überlieferungsgeschichtliche Prosaforschung. Hg. v. Kurt Ruh (TTG ). Tübingen , S. –. – Die Vokabulare von Fritsche Closener und Jakob Twinger von Königshofen. Hg. v. Klaus Kirchert/Dorothea Klein (TTG ). Tübingen , S. *–*. – B. Schnell: Spätma. Vokabularienlandschaften. Ein Beitr. zur Text- und Überlieferungsgesch. des ‹Vocabularius Ex quo›, des ‹V. L.› und des ‹Liber ordinis rerum›. In: Regionale Literaturgeschichtsschreibung. Hg. v. Helmut Tervooren/Jens Haustein (Sonderheft zum Bd. der ZfdPh). Berlin , S. –. CF
. Hälfte . Jh. Vokabulariengruppe Abba – Avis – Abbreviare. – Gruppe lat.-dt. Glossare, vor . Als V. A.-A.-A. bezeichnet die Forschung drei lat.-dt. Glossare mit meist gemeinsamer Überlieferung. Die drei lat. Wörter im Titel benennen jeweils das erste Lemma jedes Glossars. Bis heute sind Handschriften und Fragmente bekannt. Die Textzeugen entstanden im . Jh. im ostmitteldt. und bair.-österr. Sprachraum. Die Verbreitung der Glossare ging von Schlesien aus, wo auch die Entstehung der V. A. – A. – A. vermutet wird. Über den unbekannten Autor der Gruppe sind keine sicheren Aussagen möglich. Fünf Textzeugen nennen einen Zisterzienser aus dem niederschlesischen Krzeszów (Grüssau) als Verfasser. In einer Handschrift von schreibt Pankraz Sommer die V. A. – A. – A. einem Otto von Grüssau zu. Den früher als Autoren erwogenen Konrad von Tanna und Johannes de Landsberg wird die Gruppe mittlerweile abgesprochen. Die drei Wörterbücher bieten Listen lat. Lemmata, denen jeweils dt. Einzelübersetzungen beigefügt sind. Das Abba-Glossar mit dem Incipit «Abba ebrayce» behandelt in alphabetischer Reihenfolge rund Nominalbegriffe und beruht zumindest teilweise auf dem → Abstractum-Glossar. Das AvisGlossar («Avis, Avicula, Auceps») listet Nominalia aus dem Bereich der Naturkunde. Der Text wird in sieben, jeweils alphabetisch geordnete Abschnitte eingeteilt, die sich u. a. mit Vögeln, Fischen, Vierfüßern, Insekten und P anzen beschäftigen. Die Forschung hat Variationen in der Abfolge der einzelnen Teile nachgewiesen: So ist der sehr umfangreiche Abschnitt über Heilp anzen in älteren Handschriften am Schluss, später aber am Anfang des Glossars platziert. Das Avis-Glossar gilt auch als das am häu gsten einzeln überlieferte Wörterbuch der Gruppe. Das Abbreviare-Glossar («Abbreviare, Abbibere, Abicere») enthält als einziger Teil der Gruppe nur Verben. In der älteren Überlieferung folgt es auf die anderen zwei Glossare, doch wird diese Reihenfolge nicht in allen Textzeugen übernommen. Auch löst sich die gesamte Gruppe im Lauf der Textgeschichte zunehmend in Einzelüberlieferungen auf. Insgesamt muss die V. A. – A. – A. nachweislich der Überlieferung als populäres Werk gelten, das aber bislang nur wenig erforscht ist. Insbesondere die Abhängigkeiten zu anderen Texten sind noch weitgehend ungeklärt. Ü: Hss. und Fragm. – Verz. bei Schnell (s. Lit.). – www.handschriftencensus.
Vokabulariengruppe Abba – Avis – Abbreviare de/werke/. – Zu den ältesten datierten Hss. zählen: B: Breslau, UB, cod. IV F , r–rb (). – B: Ebd., cod. IV F , ra–ra, rb–ra (). – P: Pommersfelden, Schönbornsche Schlossbibl., cod. (), va–ra (). L: Bernhard Schnell, VL () Sp. –; () Sp. . – Volker Honemann: Zur Überl. des ‹Abstractum-Glossars›. In: Lingua Germanica. Stud. zur dt. Philologie. Jochen Splett zum . Geburtstag. Hg. v. Eva Schmitsdorf u. a. Münster u. a. , S. –. – B. Schnell: Zur Überl. der lat.-dt. Vokabulare im spätma. Schlesien. Die ‹Vokabulariengruppe Abba – Avis – Abbreviare›. In: Stud. zu Forschungsproblemen der dt. Lit. in Mittel- und Osteuropa. Hg. v. Carola L. Gottzmann/Petra Hörner. Frankfurt/M. u. a. , S. –. MM Johann von Gelnhausen (tschechisch: Jan z Gelnhausenu), * vor , wahrscheinlich Gelnhausen/Wetterau, † nach , vielleicht Iglau/ Mähren. – Beamter der Prager Hofkanzlei → Karls IV., Notar, Stadtschreiber, Übersetzer des Bergrechts Königs Wenzels II. Der aus hessisch-nassauischer Familie stammende J. v. G., dessen Vater Konrad Reichmut hieß, studierte möglicherweise in Norditalien die Rechte. Zunächst im kurmainzischen Gebiet, dann als «Unterbergschreiber» und in der Folge als «Grubenschreiber» in Kuttenberg tätig, wurde er Notar, im folgenden Jahr Registrator in der Hofkanzlei Kaiser Karls IV. (in der Dedikation zum Collectarius bezeichnet er sich als «summus et eciam stipendiatus de sui [Karoli IV.] gracia litterarum registrator»), dann auch Sekretär von dessen Kanzler → Johann von Neumarkt. Wie dieser gehörte er zum kaiserlichen Gefolge bei der Reise nach Italien. verließ J. v. G. mit Johann von Neumarkt die Hofkanzlei, trat in Olmütz (Olomouc) in dessen Dienste und war dort als öffentlicher Notar tätig. wurde er Notar der Stadt Brünn (Brno), später der Stadt Iglau (Jihlava; – im Stadtbuch von Iglau bezeugt), wo er die Neuausgabe der berg- und stadtrechtlichen Schöffensprüche redigierte (Diffinitivae sententiae, quae super causis dubiis diversis civitatibus et opidis hic in Iglavia iura requirentibus in scriptis sunt transmissae, um ). Entgegen älterer Auffassung wurde ein Liber sententiarum mit Schöffensprüchen aus Brünn und Iglau nicht von J., sondern um von einem Notar aus
Johann von Gelnhausen Iglau angelegt (zum Brünner Schöffenbuch vgl. Pfeifer, S. –). In den Hinweisen zu seiner Biographie am Ende der Übersetzung des Bergrechtsbuches erwähnt J. v. G. seine Stellungen in Olmütz und Brünn nicht. Als Hofkanzlist sammelte J. zahlreiche Briefe, Briefmuster und Urkunden, die er nach dem Tod Karls () ordnete und für den Gebrauch der Notare in einem Formelbuch zusammenstellte (Collectarius perpetuarum formarum, in Brünn entstanden). Vorbild war vor allem das Formelbuch Johanns von Neumarkt; daneben diente auch die Summa dictaminum des Petrus de Vinea als Quelle. Die erste, mährische Redaktion dieser Formelsammlung ist Markgraf Jost von Mähren, eine jüngere, österreichische Fassung Herzog Albrecht III. von Österreich gewidmet. Der ersten Fassung ist eine wahrscheinlich ebenfalls durch J. v. G. verfasste theoretische Arbeit über die Abfassung von Briefen angeschlossen. J. v. G. übersetzte aus dem Lateinischen ins Deutsche die A-Redaktion des Iglauer Stadtrechtsprivilegs von und das Bergrechtsbuch König Wenzels II. (Ius Regale Montanorum, → Bergrecht von Iglau). Im Ius Regale Montanorum wird an einigen Stellen das an der Wende zum . Jh. im Silberbergbau aufstrebende Kuttenberg gegenüber Iglau, dem Sitz des Oberhofs in Bergsachen, bevorzugt. An mindestens zwei Stellen nahm wohl J. v. G. in seiner Übersetzung Umformungen zugunsten Iglaus vor (vgl. Pfeifer, S. –). Wahrscheinlich aus seiner Mainzer Zeit stammt von J. v. G. ein lat.-dt. Ave Maria-Glossenlied ( vierzeilige Strophen). Ü: Übersetzung des ‹Bergrechts› König Wenzels II.: Kuttenberg/Kutná Hora (Tschechien), Staatliches Kreisarch., Fond AM Kutné Hory ohne Sign. (st. sign. IV d/x), v–v (Pap., zweite Dekade . Jh. [Oppitz, S. ]; Ende . Jh. und [Rukopisné Fondy Archiv˚u, S. ], tschechisch, lat. und mitteldt.). – Stockholm, Kgl. Bibl., Cod. D , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., böhmisch). Mariengebet: Wien, Schottenkloster, Cod. (Hübl ), r–r (Pap., ./. Jh., mitteldt. (südböhmisch?); Incipit: «Ave trinitatis os, / Trost vnd gnade vns aws dir os»; mit Einleitung zu Autor, Form und Ablassverleihung. – Berlin, Geh. Staatsarch. Preuß. Kulturbesitz, XX. HA Hs. , Bd. (früher Königsberg, SUB, Hs. .), ein oben beschnittenes Bl. (Perg., ./. Jh., mitteldt.); Str.
. Hälfte . Jh. –, Incipit.: «Aue t[ri]ni[tat]is os, / trost vnde gnade vns vs dir os». Der für den Bedarf des Iglauer Stadtrats angelegte, illuminierte Codex Iglau/Jihlava, Mˇestský a okresní archiv Jihlava, Msc. (Perg., Brünn/Iglau, nach ) enthält Abschriften J.s v. G. (Abb. von Bl. v [‹Kreuzigung mit dem Stadtrat, der den Eid auf sie schwört›] in: Karl IV., Kaiser von Gottes Gnaden [s. Lit.], S. ). Vgl. Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. : Beschreibung der Hss. Köln/ Wien , S. f. (Nr. ). – Rukopisˇ né Fondy Archiv˚u v Ceské Republice. Redaktor svazku: Marie Toˇsnerová (Pr˚uvodce Po Ruˇ kopisných Fondech v Ceské Republice II). Prag [Einf. in dt. Sprache u. d. T.: Hss. in Archiven der Tschechischen Republik], S. . – Frantiˇsek Hoffmann: Soupis rukopis˚u Státního Okresního Archivu v Jihlavˇe. Catalogus codicum manu scriptorum Archivi Publici Districtus Iglaviensis [Einf. in dt. und lat. Sprache]. Vyd. . Jihlava . – http://www.handschriftencensus.de/ werke/. – http://www.handschriftencensus. de/werke/. A: Collectarius perpetuarum formarum: Johann Wilhelm Hoffmanns Slg. ungedruckter und zu den Geschichten, auch Staats-, Lehn- und andern Rechten des Heil. Römischen Reichs gehöriger Nachrichten, Documenten und Urkunden. Bd. . Halle , S. – (online: BSB München). – Collectarius perpetuarum formarum Johannis de Geylnhausen. Hg. v. Hans Kaiser. Innsbruck . – Schöffensprüche (Iglau): Der Oberhof Iglau in Mähren und seine Schöffensprüche aus dem XIII.–XVI. Jh. Aus mehreren Hss. hg. und erl. v. Johann Adolf Tomaschek. Innsbruck, (online: BSB München). – Adolf Zycha: Das böhmische Bergrecht des MA auf Grundlage des Bergrechts von Iglau. Berlin , Bd. , S. –. – Vgl. Bretholz, S. –. – Stadtrecht von Iglau: J. A. Tomaschek: Dt. Recht in Oesterreich im dreizehnten Jh. auf Grundlage des Stadtrechtes von Iglau. Wien , S. –. – Iglauer Stadthandfeste (Urkunde A): Adolf Zycha: Das böhmische Bergrecht des MA auf Grundlage des Bergrechts von Iglau. Bde. Berlin , hier Bd. , S. –. – Bergrecht Wenzels II.: Ebd., S. –. – Mariengebet: Guido Maria Dreves (Hg.): Pia dictamina. Reimgebete und Leselieder des MA III: Stunden- und Glossenlieder (Analecta hymnica medii aevi ). Leipzig , S. – (Nr. ) (nach der Wiener Hs.).
. Hälfte . Jh. Faksimile: Lotte Kurras: Dt. und ndl. Hss. der Kgl. Bibl. Stockholm. Handschriftenkat. (Acta Bibliothecae Regiae Stockholmiensis LXVII). Stockholm , S. und Abb. (= Bl. r). L: Hans Martin Schaller, NDB () S. . – De Boor/Newald / () S. , . – Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Ivan Hlavácek, LexMA () Sp. . – Hans Kaiser: Der Collectarius perpetuarum formarum des J. v. G. Diss. Straßburg . – Ferdinand Tadra: Zur Lebensgesch. J.’s v. G. In: MIÖG () S. –. – Adolf Zycha: Das böhmische Bergrecht des MA auf Grundlage des Bergrechts von Iglau. Bd. : Die Gesch. des Iglauer Bergrechts und die böhmische Bergwerksverfassung. Berlin , S. ff. u. ö. – Michael Simböck: Der Kodex Gelnhausen und seine Miniaturen. In: Jahresber. der Landes-Oberrealschule zu Iglau (/ ) S. –. – Berthold Bretholz: J. v. G. In: Zs. des dt. Ver. für Gesch. Mährens und Schlesiens () S. –, –. – Oskar Meister: Emil Franz Rößler, nebst einigen Bemerkungen über das Brünner Rechtsbuch des Johannes v. G. In: Zs. des Vereines für Gesch. Mährens und Schlesiens () S. –. – Anton Altrichter: J. v. G. In: Sudetendt. Lebensbilder. Bd. . Hg. v. Erich Sierach. Reichenberg , S. –. – Jaroslav Dˇr ímal: Brnˇenské mˇestské knihy, právo a listiny za písaˇre Jana z Gelnhausen [Die Brünner Stadtbücher, das Recht und die Urkunden während der Wirkungszeit J.s v. G.]. In: Sborník archivních prací () S. –. – Gerhard Eis: Die sudetendt. Lit. des MA. In: Ostdt. Wiss. Jb. des Ostdt. Kulturrates () S. –, hier S. f. – Paul Hupach: J. v. Geylenhusen, Registrator Kaiser Karls IV. In: Heimat-Jb. des Kreises Gelnhausen () S. –. – Frantiˇsek Hoffmann: K dílu Jana z Gelnhausenu a jeho pokraˇcovatel˚u v Jihlavˇe [Zum Werk des Johannes v. G. und seiner Fortsetzer in Inglau]. Studie o rukopisech () S. –. – Karel Kˇresadlo: Iglauer Bergund Stadtrecht. In: Silberbergbau und Münzprägung in Iglau. Sammelband der Beiträge. Hg.: Muzeum Vysoˇciny. Jihlava , S. –. – Guido Christian Pfeifer: Ius Regale Montanorum. Ein Beitr. zur spätma. Rezeptionsgesch. des römischen Rechts in Mitteleuropa (Münchener Universitätsschr., Juristische Fakultät, Abh. zur rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung ). Ebelsbach am Main , S. , f. – Jan Royt: Der Iglauer Cod. des J. v. G. In: Karl IV. Kaiser von Got
Runtingerbuch tes Gnaden. Kunst und Repräsentation des Hauses Luxemburg –. Hg. v. Jiˇr í Fajt unter Mitarbeit von Markus Hörsch und Andrea Langer mit Unterstützung von Barbara Drake Boehm. München/Berlin , S. (Kat.-Nr. ; Abb. von Bl. v auf S. ). – Jana Nechutová: Die lat. Lit. des MA in Böhmen. Aus dem Tschechischen übers. v. Hildegard Boková/Václav Bok (Bausteine zur slavischen Philologie und Kulturgesch. NF. Reihe A: Slavistische Forschungen ). Köln u. a. , S. , , . – Petr Hrub´y: Die Bergstadt Jihlava/Iglau im . Jh. – Stadt und Bergwerke – Bürger und Bergleute. In: Die Frühgesch. Freibergs im überregionalen Vergleich. Städtische Frühgesch. – Bergbau – früher Hausbau. Hg. v. Yves Hoffmann/Uwe Richter. Halle (Saale) , S. –. – Vojtˇech Vanˇek: Kuttenberg und Freiberg im späten MA. Zu den Kontakten zwischen den beiden mitteleuropäischen Bergstädten in vorhussitischer Zeit. In: ebd., S. –. BJ Runtingerbuch («rechenpuch», «chaufmanschaftund wegselpuch»). – Geschäftsbuch des Regensburger Handelshauses Runtinger, Einträge –. Die Handelsunternehmung der ursprünglich aus dem oberpfälzischen Runding stammenden Patrizierfamilie Runtinger konzentrierte sich auf den Fernhandel mit Luxusgütern und stützte sich dabei auf ein weit verzweigtes internationales Ge echt von Niederlassungen und Beziehungen. Dies geht vor allem aus dem zweiten Hauptbuch des Handelshauses hervor, auf das mit dem Terminus R. rekurriert wird. Das R. gilt als inhaltsreichstes und aussagekräftigstes Geschäftsbuch eines dt. ma. Handelsbetriebs und als eine der relevantesten Quellen der süddt. Wirtschafts- und Stadtgeschichte überhaupt. Auch ist es von herausragender Bedeutung für die regionale Sprachgeschichte. Das R. ist in mehrere Abschnitte untergliedert, die den gesamten Geschäftsbetrieb der Unternehmung für den entsprechenden Zeitraum buchführerisch abdecken: Drei zentrale Segmente erfassen die Handelsorte und einzelnen Handelsakte («Handlungsbücher»); ein weiteres widmet sich dem Finanzplatz Regensburg, den dortigen Münzprägungen und den nanzpolitischen Entscheidungen («Münzbuch»); den breitesten Raum nimmt die sorgfältige und tagesgenaue Dokumentation der Finanztransaktionen des Handelshauses
Runtingerbuch ein («Wechselbuch»); schließlich gibt es noch einen inhaltlich heterogenen Abschnitt, der einerseits Kapitalbeteiligungen, Kreditvergaben, Quittungsvermerke oder Inventarverzeichnisse au istet, andererseits aber auch familieninterne Angelegenheiten wie Heiratsverträge oder Leibrenten erfasst. Das statistische Material wird von narrativen Passagen ankiert, etwa über Probleme der Buchhaltung («geheimes Buch»). Teilweise ist dieses R.-Segment kapitelähnlich strukturiert. Von den insgesamt wohl Händen, die am R. beteiligt waren, sind die meisten Schreiber/Verfasser identi ziert worden: neben Firmengründer Wilhelm Runtinger († ), Matthäus Runtinger († ), dessen Ehefrau Margarethe (geb. Grafenreuther, † ) auch Gesellschafter, Gehilfen oder Unterkäufer sowie im Auftrag handelnde selbstständige Unternehmer. Zwar bestand im Zeitraum der Schriftlegung des R.s im obd. Raum keine Buchhaltungsp icht für Unternehmen, eine vollständige Buchführung – neben dem Hauptbuch wurden auch Nebenbücher geführt – war für ein komplex operierendes Handelshaus indes zur Notwendigkeit geworden, so dass auch weitere spätma. Geschäftsbücher überkommen sind (etwa das Hamburger Geldersenbuch [–] oder das Nürnberger Schürstabbuch [, /]), die aber dem Quellenreichtum des R. deutlich nachstehen. Aus späterer Zeit sind das inhaltsdichte Buch der Hantierung (–) des Nürnbergers Marquart Mendel d. J. oder das Handlungsbuch (–) des Ulmers Ott → Ruland vergleichbar. Ü: Regensburg, Stadtarch., Histor. II,, beschriftete S. (Pap., –). A: Franz Bastian: Das R. – und verwandtes Material zum Regensburger-südostdt. Handel und Münzwesen. Bd. : Text des R. (Dt. Handelsakten des MA und der Neuzeit ). Regensburg , S. –. Bastian folgt nicht der Texteinteilung des Manuskripts, sondern einer chronologischen Systematik. L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Alois Schmid: Runtinger. In: LexMA () Sp. f. – Franz Ebner: Ein Regensburger kaufmännisches Hauptbuch aus den Jahren –. In: Verhandlungen des Hist. Ver. für Oberpfalz und Regensburg () S. –. – F. Bastian: Das Manual des Regensburger Kaufhauses Runtinger und die ma. Frauenfrage. In: Jbb. für Nationalökonomie und Statistik . Folge [] () S. –. – Ders.:
. Hälfte . Jh. Das R. und seine Edition. In: Korrespondenzbl. des Gesamtver. der Dt. Geschichts- und AlterthumsVer. () S. . – Hermann Heimpel: Das Gewerbe der Stadt Regensburg im MA (Vjs. für Sozial- und Wirtschaftsgesch. Beih. ). Stuttgart , S. – u. ö. – F. Bastian: Die Bedeutung der R.-Publ. für die Geldgesch. des Vorkapitalismus. In: Mitt. der Bayerischen Numismatischen Ges. () S. f. – Ders.: Das wahre Gesicht des «vorkapitalistischen» Kaufmanns. In: Vjs. für Sozial- und Wirtschaftsgesch. () S. –. – H. Heimpel: Auf neuen Wegen der Wirtschaftsgesch. In: Vergangenheit und Gegenwart () S. – (wieder in: Die Stadt des MA. Bd. . Hg. v. Carl Haase [WdF ]. Darmstadt , S. –). – F. Bastian: Das R. (s. Ausg.) Bd. : Darstellung/Bd. : Urkunden, Briefe, Rechnungsauszüge (Dt. Handelsakten des MA und der Neuzeit /). Regensburg /. – Otto Brunner: Das R. und seine Bedeutung für die österr. Handelsgesch. In: Österr. Akad. der Wiss. Anzeiger phil.hist. Kl. () S. f. – Werner Schultheiß: Das R. Das größte Kaufmannsbuch des dt. MA. In: Der Zwiebelturm () S. –. – Karl Bosl: Die Sozialstruktur der ma. Residenz- und Fernhandelsstadt Regensburg. Die Entwicklung ihres Bürgertums vom .–. Jh. (Bayerische Akad. der Wiss. Phil.-hist. Kl. Abh. NF ). München , Kap. , (auch in: Unters. zur gesellschaftlichen Struktur der ma. Städte in Europa [Vorträge und Forsch. ]. Sigmaringen , S. –). – Wolfgang von Stromer: Das Schriftwesen der Nürnberger Wirtschaft vom . bis zum . Jh. Zur Gesch. obd. Handelsbücher. In: Beitr. zur Wirtschaftsgesch. Nürnbergs. Bd. . Hg. v. Stadtarch. Nürnberg (Beitr. zur Gesch. und Kultur der Stadt Nürnberg ). Nürnberg , S. –, hier S. –. – Isolde Brunner-Schubert: Wilhelm und Matthäus Runtinger, zwei Regensburger Kau eute. Eine Auswertung des Geschäftsbuches der Runtinger. In: Verhandlungen des Hist. Ver. für Oberpfalz und Regensburg () S. –. – W. von Stromer: Obd. Hoch nanz –. Bde. (Vjs. für Sozial- und Wirtschaftsgesch. Beih. –). Wiesbaden , Reg. – Wiltrud Eikenberg: Das Handelshaus der R. zu Regensburg. Ein Spiegel süddt. Rechts-, Handelsund Wirtschaftslebens im ausgehenden . Jh. (Veröff. des Max-Planck-Inst. für Gesch. ). Götingen . – Guido Halble: Die Regensburger Großkau eute R. In: Informationen aus dem Stadtarch.
. Hälfte . Jh. Regensburg () S. –. – Caroline Göldel: Handel und Geschäfte der Regensburger Firma R. (–). In: Scripta Mercaturae () S. –. – Klaus Fischer: Der Regensburger Fernhandel und Kaufmannsstand im . Jh. Diss. Erlangen , passim. – Heinrich Wanderwitz: Wilhelm und Matthäus R. Regensburger Patrizier und Fernhandelskau eute (. Jh.). In: Berühmte Regensburger. Lebensbilder aus zwei Jahrtausenden. Hg. v. Karlheinz Dietz/Gerhard H. Waldherr. Regensburg , S. –. – Ingo Reiffenstein: Zur Schreibsprache des R.s, –. In: Regensburger Deutsch. Zwölfhundert Jahre Deutschsprachigkeit in Regensburg. Hg. v. Susanne Näßl (Regensburger Beitr. zur dt. Sprach- und Literaturwiss. B ). Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Ders.: Sprachvariation in Regensburger Quellen des SpätMA (Urkunden des . Jh., R.). In: Bairisch in Bayern, Österr., Tschechien. Hg. v. Alfred Wildfeuer/Ludwig Zehetner (Regensburger Dialektforum ). Regensburg , S. –. – K. Fischer: Das R. als Quelle zum Wirtschaftsleben Regensburgs im SpätMA. In: Regensburg im SpätMA. Hg. v. Peter Schmid. (Forum MA. Stud. ). Regensburg , S. –. – Michael Rothmann: Marktnetze und Netzwerke im spätma. obd. Wirtschaftsraum. In: Netzwerke im europäischen Handel des MA. Hg. v. Gerhard Fouquet/HansJörg Gilomen (Vorträge und Forschungen ). Ostldern , S. –, hier S. –. – S. Näßl: Kanzleien auf hochdt. Sprachgebiet. Bairisch: Regensburg. In: Kanzleisprachenforsch. Ein internationales Hb. Hg. v. Albrecht Greule u. a. Berlin/ Boston , S. –, hier S. –. VZ Glogauer Rechtsbuch. – Land- und Lehnrechtsbuch, . Das G. R. ist in zwei juristischen Sammelhandschriften aus der zweiten Hälfte des . Jh. im Zusammenhang mit mitteldt. und schlesischen Schöffensprüchen, mit → Dietrichs von Bocksdorf Remissorium zum Sachsenspiegel (→ Eike von Repgow) und dem Weichbildrecht (→ Magdeburger Rechtsbücher) sowie mit wenigen Notizen zum Femrecht und Benediktinerkloster Pegau (–) überliefert. Der heutige Name geht auf die Lokalisierung des G. R. durch seinen ersten Herausgeber zurück. Wasserschleben sah im anonymen Verfasser einen «Untertan» des Glogauer Herzogs Heinrich VII. Rampold und konnte zahlreiche Belege für die
Glogauer Rechtsbuch engen Bezüge des Rechtsbuchs zur Stadt (Groß-) Glogau (–/) in Niederschlesien aufzeigen. Glogau war bewidmet mit dem Breslauer Stadtrecht und zum Zeitpunkt der Entstehung des G. R. in zwei Hälften geteilt: in jene der Herzöge von Glogau und in jene des böhmischen Königs, der seinen Anteil an die Herzöge von Teschen verliehen hatte. Der auf Grundlage Wasserschlebens angenommene Geltungsbereich des G. R. für das Herzogtum Glogau ist nicht erwiesen; die Belege aus dem G. R. sprechen in erster Linie für die Stadt Glogau und damit auch für das zugehörige Weichbild. Die Provenienz der beiden überlieferten Handschriften legt eine Verbreitung des G. R. in der unmittelbaren westlichen Nachbarschaft nahe: in Guben (Markgrafschaft Niederlausitz) und im Benediktinerkloster Pegau (Markgrafschaft Meißen). Das G. R. ist gegliedert in einen Lehnrechtsund einen Landrechtsteil (wie im → Löwenberger Rechtsbuch, gewöhnlich folgt das Lehnrecht dem Landrecht und nicht umgekehrt) und verfügt nicht über eine Kapitelzählung (wurde erst später durch den Herausgeber eingefügt, insgesamt Kap.). Während der Lehnrechtsteil, dessen erstes Kapitel vermutlich Vorbild für das → Elbinger Rechtsbuch wurde, dem Sachsenspiegel folgt, dienten dem Landrechtsteil das Magdeburg-Breslauer → Systematische Schöffenrecht (Synopse bei Laband, ), das → Breslauer Landrecht, Schöffensprüche und Rechtsweisungen aus der Stadt Breslau (Breslau war Oberhof der Stadt Glogau) sowie das «Landrecht nach Magdeburger Recht» (beruhend auf Magdeburger Stadtrecht und Sachsenspiegel). → Bernhard von Peisern könnte eine Handschrift des G. R. für das Abfassen des Posener Rechtsbuches benutzt haben (VL [] Sp. f.). Ü (nach Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , Nr. , ): Die im Gubener Stadtarchiv und als Depositum in Potsdam aufbewahrte Handschrift A ging im Zweiten Weltkrieg verloren (entstanden , mitteldt.). Handschrift B: Leipzig, UB, Hs. (Pap., wohl aus dem Benediktinerkloster Pegau, nach , mitteldt.). A: Hermann Wasserschleben: Slg. dt. Rechtsquellen. Bd. . Gießen (Nachdr. Aalen ) S. – (Hs. B). – Theodor Goerlitz: Die Gubener Hs. des G. R.s. In: Zs. der SavignyStiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt.
Magdeburger Fragen (und Magdeburger Urteile) () S. –, hier S. – (Teilabdruck des Lehnrechts, Hs. A). L: Sachwb. zur dt. Gesch. () f. – Peter Johanek, VL () Sp. f. – Das Magdeburg-Breslauer systematische Schöffenrecht aus der Mitte des . Jh. Hg. v. Paul Laband. Berlin (Nachdr. Aalen ) S. –. – Paul Rehme: Schöffen als «Boten» bei gerichtlichen Vorgängen im magdeburgischen Rechtskreise. Leipzig . – T. Goerlitz: Die Breslauer Rechtsbücher des . Jh. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. . – Ders.: Das Rechtsbuch der Stadt Posen, insbesondere seine Verwandtschaft mit anderen dt. Rechtshss. In: ebd. () S. . – Ludwig Petry: Die Schlesische Friedrich-Wilhelms-Univ. […]. Briefe an Theodor Goerlitz. In: Zs. für Ostforschung () S. f. – U.-D. Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , S. f. – Hiram Kümper: Sachsenrecht. Stud. zur Gesch. des sächsischen Landrechts in MA und früher Neuzeit (Schr. zur Rechtsgesch. ). Berlin . – Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen. Unters. zur Gesch. des Rechts und seiner Sprache. Hg. v. Inge Bily u. a. Berlin/Boston . DB/MM Magdeburger Fragen (und Magdeburger Urteile). – Rechtsbuch zum Magdeburger Recht, –. Allgemein: Bei den M. F. handelt es sich um eine vermutlich in Thorn entstandene Zusammenstellung von Rechtsmitteilungen der Magdeburger Schöffen an Krakau und weiterem ergänzenden Material, deren unmittelbares Vorbild eine unsystematische Zusammenstellung eben jener Schöffensprüche für Krakau ist und die als «Magdeburger Urteile» bezeichnet wird. Die M. F. zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht nur die Sprüche selbst überliefern, sondern auch die vorausgehenden Anfragen (zum Teil in verkürzter und konstruierter Form). Damit wurde die Absicht verfolgt, in einer handbuchartigen Aufarbeitung die Schöffensprüche für die Lösung vergleichbarer Rechtsfälle bereitzustellen. Aufgrund dieser Eigenschaft wurden die M. F als «Präjudicienbuch» bezeichnet (Martitz , S. ), da die in ihnen gesammelten Schöffensprüche in der gerichtlichen Praxis richtungweisend für nachfolgende Urteile sein konnten. Dieser Befund ist allerdings einzuschränken,
. Hälfte . Jh.
denn die M. F. stimmen in einigen Fällen nicht mit den Rechtsgewohnheiten in Preußen überein. Magdeburger Urteile: Die M. U. sind in neun deutschsprachigen, acht polnischen, fünf lat. und zwei tschechischen Fassungen überliefert, die vom Ende des . bis zum . Jh. entstanden sind. Sie fanden Verbreitung im Deutschordensland, in Polen, Schlesien und Böhmen (Leitmeritz). Dabei handelt es sich um eine Zusammenstellung Magdeburger Rechtsbelehrungen an die Stadt Krakau (bis nach ), in der die Sprüche und auch die Anfragen gleichermaßen mitgeteilt werden. Sie wurden (wie auch die M. F.) als Ergänzung zu den → Magdeburger Rechtsbüchern verstanden und verbreitet. Im . Jh. nutzte u. a. Kaspar → Popplau die Magdeburger Urteile zur Abfassung des Rechten Weges. Magdeburger Fragen: Die M. U. wurden von einem in Thorn wirkenden anonymen Verfasser noch vor bearbeitet und durch eine Thorner Schöffenspruchsammlung sowie Auszüge aus dem → Alten Kulm ergänzt. Dabei tilgte der Verfasser Orts- und Personennamen oder verallgemeinerte diese. Fehlten zu den Sprüchen die entsprechenden Anfragen, wurden diese nach eigenem Ermessen ergänzt. Es wurden auch mehrere Sprüche einer Anfrage zugeordnet, Sprüche mit mehreren Anfragen wurden hingegen aufgegliedert, um so eine Vergleichbarkeit mit künftigen Rechtsfällen zu ermöglichen. Diese noch unsystematisch zusammengestellten, in zwei Büchern gegliederten M. F. erschloss deren Verfasser durch ein Register. Noch vor brachte ein in Pommern (vielleicht in Stettin) wirkender Anonymus die unsystematischen M. F. in alphabetische Reihenfolge und ergänzte diese Sammlung um weiteres Material; von dort aus gelangten die M. F. im Zusammenhang mit dem → Meißner Rechtsbuch nach Sachsen. Die unsystematische Sammlung überführte vielleicht derselbe Verfasser in eine systematische Fassung. Er ließ wenige Stücke entfallen, fügte jedoch abermals neue Stücke aus der Thorner Schöffenspruchsammlung und dem Alten Kulm hinzu. Darüber hinaus ergänzte er Auszüge aus einer in Preußen, Polen und Schlesien bekannten Sammlung namens Von der unehelichen Geburt sowie eine Vorrede und ein neues Register. In der Vorrede wird dann auch der Charakter einer Präjudiziensammlung verdeutlicht, wenn der Verfasser schreibt, «das eyn iczlich man vrilich noch Magdeburgk rechte daruff mag buwin unde syne gruntfeste legen»
. Hälfte . Jh.
Magdeburger Fragen (und Magdeburger Urteile)
kann. Die systematische Fassung ist in drei Büchern (. Rat, Richter, Schöffen, Schenkungen, Erb- und Personenrecht; . Schuld und Besitz; . Verbrechen) und diese sind wiederum in Kapitel und Distinktionen gegliedert. Beide Fassungen, die systematische und die unsystematische, wurden im . Jh. rezipiert, die jüngere Fassung verdrängte nicht die ältere. Sie waren – zumindest in Preußen – eine «willkommene Ergänzung zum Alten Kulm», mit dem sie zum Teil überliefert wurden (Päsler , S. ). Ulrich → Tengler dürften bei der der Abfassung seines Laienspiegels die M. F. vorgelegen haben, denn er ordnete sein Rechtsbuch in Anlehnung an diese. Und auch die frühen Sachsenspiegeldrucke von (Sachsenspiegel. Mit vil newen Addicion. sampt Lantrechts vnd Lehenrechts richtsteige […]. Augsburg: Silvan Otmar/Johann Rynmann [VD D ; weitere Ausg. , VD D ; online: VD ]) und (Christoph Zobel: Sechsisch Weychbild vnd Lehenrecht/ Jtzt auffs naw/ nach den warhafften alden exemplarn vnd texten mit vleis corrigirt [...] sampt eim nawen Register oder Remissorio [...] vber diese zwey bücher/ vnd den Sachsenspiegel gemacht/ Darzu bey dem Weychbild vnd Lehenrecht vill nützlicher addiciones vnd concordancien/ Auch etliche Vrtell […]. Leipzig [VD D ; weitere Au . , VD D , VD ZV ; online: VD ] und Sachsenspiegel. Auffs newe vbersehen, mit Summarijs vnd newen Additionen, so aus den gemeinen Keyserrechten vnd vieler vornemer dieser Lande Doctorn, bericht vnd Radtschlegen […]. Durch den Hochgelarten Herrn Christoff Zobel, der Rechten Doctorn [...] zugericht, sampt einem […] Repertorio. Leipzig [VD D ; weitere Au . , VD D , , VD D , , VD D , , VD D ; online: VD ]) wurden im Anhang um die M. F. ergänzt; eine im . Jh. entstandene lat. Übertragung geht auf einen dieser Drucke zurück. Wohl dem Vorbild der M. F. folgend, entstanden vermutlich in Liegnitz und in Görlitz im . Jh. Parallelsammlungen, u. a. mit Schöffensprüchen aus Magdeburg, Halle, Leipzig und Dohna (Oppitz , Bd. , Nr. ). Ü: Emil Kałuˇzniacki: Die polnische Recension der Magdeburger Urtheile und die einschlägigen dt., lat. und czechischen Sammlungen. In: Sb. der Akad. der Wiss. in Wien, Phil.Hist. Kl. / () S. –. – Ulrich-Dieter Oppitz: Die dt. Rechtsbücher des MA. Weimar/
Köln , Bd. , S. f. – Ralf G. Päsler: Deutschsprachige Sachlit. im Preußenland bis . Unters. zu ihrer Überl. (Aus Archiven, Bibliotheken und Museen Mittel- und Osteuropas ). Köln u. a. , S. –. – Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen. Unters. zur Gesch. des Rechts und seiner Sprache. Hg. v. Inge Bily u. a. Berlin/Boston , S. –. A: Magdeburger Urteile: Johann Ehrenfried Böhme: Diplomatische Beyträge zur Unters. der schlesischen Rechte und Gesch. Bd. . Berlin , S. –. – Michała Wiszniewskiego historya literatury Polskiéj. Bd. : Przytém Facsimile Ortylów. Kraków , S. –. – Ortyle Magdeburskie. Przedruk homogra czny z Kodeksu Biblioteki. Hg. v. Michał Bobrzy´nski. Pozna´n . – Najstarsze Staropolskie tłumaczenie ortyli Magdeburgskich. Według rekopisu nr Biblioteki Zakładu Narodowego Im. Ossoli´nskich. Hg. v. Józef Reczek u. a. Bde. Wrocław –. Magdeburger Fragen: Eine Edition der unsystematischen Fassung fehlt. – Systematische Fassung: Jakob Friedrich Behrend: Die Magdeburger Fragen. Berlin . – Alphabetisierte Fassung: Dt. Rechtsquellen des MA. Gesammelt und hg. v. Herrmann Wasserschleben. Leipzig , –. L: Peter Johanek, VL () Sp. –. – Otto Stobbe: Gesch. der dt. Rechtsquellen. Bd. . Leipzig (Nachdr. Aalen ). – Magdeburger Rechtsquellen. Zum akademischen Gebrauch hg. v. Paul Laband. Königsberg (Nachdr. ) S. –. – Ferdinand von Martitz: Die M. F. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Emil Steffenhagen: Dt. Rechtsquellen in Preussen vom XIII. bis zum XVI. Jh. Leipzig , S. –. – Aleksander Brückner: Die M. Urtheile. In: Arch. für slavische Philologie () S. –; () S. –. – Theodor Goerlitz: Das Magdeburger Recht in Liegnitz. In: Liegnitz. Jahre eine Stadt dt. Rechts. Hg. v. Theodor Schoenborn. Breslau , S. –. – Karl von Amira/Karl August Eckhardt: Germ. Recht. Bd. (Grundriß der Germ. Philologie /). Berlin , S. –, . – Friedrich Ebel: Kulmer Recht. Probleme und Erkenntnisse. In: Jahre Kulm und Marienwerder. Hg. v. Bernhart Jähnig/ Peter Letkemann. Münster , S. –. – Bernd Kannowski: Der Laienspiegel, die M. F. und der Schwabenspiegel. In: Ulrich Tenglers Laienspiegel.
Berliner Schöffenrecht Ein Rechtsbuch zwischen Humanismus und Hexenwahn. Hg. v. Andreas Deutsch (Akademiekonferenzen ). Heidelberg , S. –. – Katarzyna Lortz: Das Magdeburger Recht in den M. F. Halle . DB/MM Magdeburger Urteile → Magdeburger Fragen (und Magdeburger Urteile). Berliner Schöffenrecht. – Vor . Das B. S. wurde im Berlinischen Stadtbuch überliefert, der ältesten Sammlung von Urkunden und anderen die Verwaltung und Gerichtsbarkeit der Stadt betreffenden Rechtstexten aus den Jahren von bis . Es gilt als wichtigste Quelle zum brandenburgischen Recht im MA und frühester Vertreter eines Rechtstextes, der von der → SachsenspiegelGlosse beein usst wurde. In Folge mehrere Stadtbrände entschied der städtische Rat, das Berlinische Stadtbuch anlegen zu lassen. Es entstand im letzten Jahrzehnt des . Jh. (ca. –) und wurde anschließend mit Ergänzungen versehen (siehe die Einleitung bei Clauswitz [], hier S. XIV). Das Stadtbuch ist in sieben Bücher gegliedert, denen Eidesformeln und ein Register vorausgehen: . Buch: städtische Einnahmen und Bestimmungen zur gemeinsamen Administration der Doppelstadt Berlin-Cölln; . Buch: städtische Privilegien; . Buch: B. S.; . Buch: «Buyk der Overtredungen» (Verzeichnis peinlicher Prozesse); . Buch: Renten- und Schuldverschreibungen des Rates; . Buch: Verzeichnis von Verpfändungen zinsp ichtiger Grundstücke; . Buch: Bürgerrolle. Die mit Brandenburger Recht bewidmete Stadt Berlin (Brandenburg ist Oberhof für Berlin) hatte sich mit der benachbarten Stadt Cölln in einer Einung zusammengeschlossen, insbesondere zur gemeinsamen Wahrnehmung der auswärtigen Angelegenheiten. Davon unabhängig blieb die innere Verwaltung der Städte weiterhin bestehen. Allerdings bildeten die Städte ein gemeinsames Gericht mit einem Berliner Schultheißen an der Spitze sowie vier Berliner und drei Cöllner Schöffen. Etwa in jener Zeit, als das Berlinische Stadtbuch angelegt wurde, erwarb Berlin vom Stadtherrn, dem Markgrafen von Brandenburg, die gesamte Gerichtsbarkeit (Hochgerichtsbarkeit) mit allen Einkünften (). Nach der Überschreibung des dritten Buches im Berlinischen Stadtbuch ist das B. S. eine Kompilation von Auszügen älterer Rechte («Utgetogen recht
. Hälfte . Jh. steit hir»), der in Anlehnung an den Sachsenspiegel → Eikes von Repgow eine Reimvorrede in Versen vorausgeht. Daran schließen sich sieben Abschnitte mit insgesamt nicht nummerierten Artikeln (eingeleitet durch «Item») an. Abschnitt ist mit der Zweischwerterlehre überschrieben (geistliches und weltliches Schwert), verbunden mit einer historischen Herleitung; es folgen vor allem Reichs- und Gerichtsverfassung sowie Verfahrensrecht. Abschnitt handelt von Schuldforderungen, Abschnitt vom Erbrecht, Abschnitt von der handhaften Tat, Abschnitt vom Recht der Frauen und ihrer Rechtsvertretung, Abschnitt von den Rechten der Juden und Abschnitt bietet verschiedene Nachträge. In der heute benutzten Edition von Clauswitz wird von A–E gezählt (A. Schuldforderungen, B. Erbrecht, C. handhafte Tat, D. Frauen- und Judenrecht, E. Nachtrag). Da ab Buch des Berlinischen Stadtbuches weitere Seiten dem Kodex beigebunden wurden und der früheste Eintrag auf diesen neuen Seiten ins Jahr datiert, ist das B. S., das dem ersten Teil der Handschrift angehört, noch vor diesem Jahr niedergeschrieben worden, also zwischen und . Es handelt sich allerdings um eine Abschrift einer älteren, nicht genau zu datierenden Quelle. Es wird vermutet, dass die Grundlage des B. S. ein Entwurf eines brandenburgischen Landrechts aus dem Umfeld des Johann von Buch bildet, der in einer fehlerhaften Abschrift für die Berliner Verhältnisse adaptiert wurde (Pötschke [] f.). Als Quellen des B. S. konnten das Sachsenspiegel-Land- und auch Lehnrecht, der Richtsteig Landrechts und die Glosse des → Johann von Buch, wenige Auszüge aus dem Weichbildrecht (→ Magdeburger Rechtsbücher) und zahlreiche Bestimmungen zum brandenburgischen Gewohnheitsrecht geltend gemacht werden: Von den Artikeln des Sachsenspiegel-Landrechts sind Artikel ins B. S. entlehnt worden; und von den Artikeln des B. S. rühren Artikel aus dem Sachsenspiegel insgesamt. Das Erbrecht ist durch westfälische Ein üsse geprägt. Ü: Berlin, Stadtarch., A Rep. , Nr. (Perg. und Pap., –, mnd.). A: Hist.-diplomatische Beitr. zur Gesch. der Stadt Berlin. Bd. : Berlinisches Stadtbuch. Hg. v. Ernst Fidicin. Berlin (Nachdr. ). – Das Berlinische Stadtbuch aus dem Ende des XIV. Jh. Hg. v. Paul Clauswitz. Berlin . – Berlinisches Stadtbuch. Neue Ausg. veranstaltet bei der Feier
. Hälfte . Jh. des fünfundzwanzigjährigen Hochzeits=Jubiläums [...], im Auftrage der Städtischen Behörden Berlins. Berlin . – Martin Ohm: Das ma. Stadtbuch von Berlin. Neu bearb. zu Studienzwecken auf Anregung der Verwaltungsakad. Berlin in den Jahren bis und mit vollständiger Übertragung in das Hochdeutsche versehen. O. O. masch. . L: Ingeborg Buchholz-Johanek, VL () Sp. –. – Winfried Schich: Berlin. In: HRG () Sp. –. – Ludwig Eduard Heydemann: Die Elemente der Joachimischen Constitution vom Jahre . Berlin (Nachdr. Graz ). – Ferdinand von Martitz: Das eheliche Güterrecht des Sachsenspiegels und der verwandten Rechtsquellen. Leipzig . – L. Korn: Das Güterrecht und Erbrecht der Eheleute nach dem brandenburgischen Provinzialrechte. Berlin u. a. . – Georg Sello: Die Gerichtsverfassung und das Schöffenrecht Berlins bis zur Mitte des . Jh. In: Märkische Forschungen () S. –; Nachträge ebd. () S. –. – Ders.: Brandenburgische Stadtrechtsquellen. In: ebd. () S. –. – Oskar Schwebel: Gesch. der Stadt Berlin, Bd. . Berlin , S. –. – Emil Steffenhagen: Der Ein uß der Buch’schen Glosse auf die späteren Denkmäler: Das Berliner Stadtbuch. Wien (Sb. der Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-Hist. Kl. /). – Joseph Seeboth: Das Privatrecht des Berliner Stadtbuches vom Ende des . Jh. (Einzelschr. der Hist. Kommission für die Provinzen Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin ). Berlin . – Berthold Schulze: Berlin und Cölln bis zum Dreißigjährigen Kriege. In: Heimatchron. Berlin (Heimatchron. der Städte und Kreise des Bundesgebietes ). Köln , S. –. – Volker Zimmermann: Die Entwicklung des Judeneids. Unters. und Texte zur rechtlichen und sozialen Stellung der Juden im MA. Bern u. a. , S. –. – Wolfgang Ribbe: Quellen und Historiographie zur ma. Gesch. von Berlin Brandenburg (Schr. des Ver. für die Gesch. Berlins ). Berlin , S. –. – Walter Röll: Zu den Judeneiden an der Schwelle zur Neuzeit. In: Zur Gesch. der Juden in Deutschland des späten MA und der frühen Neuzeit. Hg. v. Alfred Haverkamp (Monographien zur Gesch. des MA ). Stuttgart , S. –. – Hans Schlosser: Stadtrechtsentwicklungen in Berlin seit den Anfängen. In: Rechtsentwicklungen in Berlin. Hg. v. Friedrich Ebel. Berlin/New York , S. –. –
Honover W. Schich: Das ma. Berlin (–). In: Gesch. Berlins. Bd. . Hg. v. Wolfgang Ribbe. München , S. –. – Regina Rousavy: Das Berlinische Stadtbuch. Anm. zur Gesch. einer archivalischen Quelle und ihrer wissenschaftlichen Rezeption. In: Hansische Stadtgesch. – Brandenburgische Landesgesch. Eckhard Müller-Mertens zum . Geburtstag. Hg. v. Evamaria Engel u. a. (Abh. zur Handels- und Sozialgesch. ). Weimar , S. –. – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Köln/Wien , Bd. , S. ; Bd. , Nr. . – Dieter Pötschke: Sachsenspiegel und Glosse als Quellen des brandenburg-berlinischen Stadt- und Schöffenrechts. In: Dona Brandenburgica. FS Werner Vogel. Hg. v. Eckhart Henning/ Wolfgang Neugebauer (Jb. für brandenburgische Landesgesch. ). Berlin , S. –. – Ders.: Zur Rezeption des Sachsenspiegels in der Mark Brandenburg. Das Beispiel der Berliner Schöffenrechte. In: Der Sachsenspiegel als Buch. Vorträge und Aufsätze. Hg. v. Ruth Schmidt-Wiegand (Germanistische Arbeiten zu Sprache und Kulturgesch. ). Frankfurt/M. , S. –. – Peter Neumeister: Der Urfehdeeid des Berliner Stadtbuches. In: Berlin in Gesch. und Gegenwart. Jb. des Landesarchivs Berlin () S. –. – D. Pötschke: Utgetogen recht stet hir. Brandenburgische Stadt- und Landrechte im MA. In: Stadtrecht, Roland und Pranger. Zur Rechtsgesch. von Halberstadt, Goslar, Bremen und märkischen Städten. Hg. v. dems. (Harz-Forschungen ). Berlin , S. –. DB/MM Honover, Heinrich (eigentl. Hinricus de Honover Teynbint, auch Heinrich / Henricus Honofer, Henricus (de) Honover, Henricus Hanuber), * um Hannover, † Anfang . Jh. Sagan (?). – Kanonikus, Verfasser lat. Schriften. H. ist ab als Student der Künste in Prag nachgewiesen. wurde er Bakkalaureus und Magister. Anschließend unterrichtete er an der Prager Universität vor allem Grammatik. Ab absolvierte er dort ein Zweitstudium des Kirchenrechts. Von bis mindestens war er Domherr in Przemyˇsl, Deputierter der sächsischen Nation an der Universität Prag. Ab / lebte H. als Prediger bei den AugustinerChorherren in Sagan. H. hinterließ mehrere Schriften, die überwiegend aus seinen Tätigkeiten als Dozent und Prediger hervorgegangen sein dürften. H.s Haupt
Stetefeld werk Magisterium Christi in septem artibus liberalibus wurde vor verfasst. Der Text wurde früher → Heinrich von Bitterfeld zugeschrieben, was heute als widerlegt gilt. Die Abhandlung bezieht die sieben Künste und deren Lehrinhalte auf Jesus und die Bibel. So stellt etwa H.s umfangreicher Abschnitt über die Grammatik die acht Teile der Rede neben die acht biblischen Seligpreisungen. Auch wird Christus selbst als höchster Repräsentant der sieben Künste aufgefasst. Der Text mischt Prosa, Reimprosa und Hexameter-Verse. Als Quellen wurden u. a. Albert von Stade, Alan von Lille († um ) und der Jocalis nachgewiesen. Gleichzeitig gilt das Magisterium als durchaus eigenständiges Werk. H.s Questiones et sophismata circa Donatum beziehen sich in Titel und Inhalt auf die Ars minor des → Donat. Auf Grundlage dieses populären Standardwerks behandelt der Text die acht Teile der Rede. Die nur in einer Handschrift erhaltenen Questiones beruhen auf einer von H. in Prag gehaltenen Übung. Man vermutet in ihnen ein nachträgliches Diktat H.s. Eine im gleichen Kodex überlieferte Abhandlung zur Syntax, De regimine et construccione et que apud autores inveniuntur (), wird H. tendenziell ebenfalls zugesprochen. Hinzu kommen drei Sammlungen von Predigten: Sermones dominicales predicati et collecti Primislie wurde beendet, enthält Predigten und ist in Handschrift W überliefert. Kodex L bietet unter dem Titel Sermones dominicales per annum Predigten. In Handschrift Sa ndet sich eine weitere Sammlung, Sermones dominicales et festivales. H.s Verfasserschaft wird auch für Predigten eines Henricus in Kodex W erwogen. Als unsicher gilt weiterhin die Zuschreibung einer lat. Dichtung in der → Sterzinger Miszellaneen-Handschrift (S) an H.: De hospitalitate thematisiert im Spruchton der Alment (→ Stolle) die Gastfreundschaft. Ü: Verz. der Hss. bei Stohlmann (s. Lit.). – . Magisterium Christi in septem artibus liberalibus: Prag, UB, cod. IX A. , r–r (; Fragm.). – Wrocław, UB, cod. I. F. , r–v (erste Hälfte . Jh.). – Prag, Arch. der Prager Burg/Bibl. des Metropolitankapitels, cod. O , r–v (). – Warschau, Biblioteka Narodowa, cod. Lat. chart. Q. I. (verbrannt). . Questiones et sophismata circa Donatum: Warschau, Biblioteka Narodowa, cod. (früher Stettin, Marienstift-Gymnasium, cod. ), r–v
. Hälfte . Jh. (um ). – Ebd., r–r, auch der unsichere De regimine-Traktat. . Sermones: W: Wrocław, UB, cod. I. F. , r–r (). – W: Ebd., cod. I. Q. , – (; unsichere Zuschreibung). – L: Leipzig, UB, cod. , r–r (). – Sa: Sandomiercz, Diözesanbibl., cod. , –. . De hospitalitate: S: Sterzing, Stadtarch., [ohne Signatur], v (Pap., erstes Viertel . Jh., südbair.; sog. Sterzinger Miszellaneen-Hs.). – Vgl. www. handschriftencensus.de/. A: . Magisterium Christi in septem artibus liberalibus: Výbor ze Starˇsí Praˇzské Univerzitní Literatury. Textus Selecti Universitat Pragensis Vetustiores. Hg. v. Josef Tˇr íˇska. Prag , S. –, (Teilausg.). . De hospitalitate: Online-Faks. von Hs. S: www. literature.at/viewer.alo?objid=&page=& viewmode=fullscreen. L: Jürgen Stohlmann, VL () Sp. –. – Ferdinand Doelle: Ein Fragm. der verlorengegangenen Prager Universitätsmatrikel aus dem . Jh. In: Scritti di Storia e Paleograa . FS Francesco Ehrle. Hg. Biblioteca Apostolica Vaticana. Rom , S. –, hier S. . – Vladimír J. Koudelka: Heinrich von Bitterfeld († ca. ), Professor an der Univ. Prag. In: Archivum Fratrum Praedicatorum () S. –. – Franz Machilek: Ludolf von Sagan und seine Stellung in der Auseinandersetzung um Konziliarismus und Hussitismus. München , S. . – J. Tˇr íˇska: Literární cˇ innost pˇredhusitské university. Prag , S. –. – Thomas Kaeppeli: Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi. Bd. . Rom , S. . – Winfried Baumann: Die Lit. des MA in Böhmen. Dt.-lat.-tschechische Lit. vom . bis zum . Jh. München u. a. , S. . – Gisela Kornrumpf: Eine Melodie zu Marners Ton XIV in Clm . In: ZfdA () S. –. – Markus Wesche: Stud. zu Albert von Stade. Frankfurt/ M. u. a. , S. , . MM Stetefeld, Johannes, † nach (?) Erfurt. – Verfasser lat. akademischer Lehrschriften. Nach seinem Studium der Artes ( Baccalaureus, Magister) und seit auch der Rechte in Prag versah der aus Eisenach stammende S. ein akademisches Lehramt an der Universität Erfurt. Spätestens seit wirkte er als «Magister actu regens» an der dortigen Artistenfakultät. In Erfurt wurde sein Interesse an der Theologie geweckt,
. Hälfte . Jh. worauf S. im Sommersemester ein Theologiestudium in Heidelberg aufnahm. Er besuchte u. a. Lektionen → Konrads von Soltau. Eine Handschrift von dessen Quaestiones sententiarum hat S. später der Universität Erfurt vermacht (s. Ma. Bibliothekskat. Deutschland und die Schweiz. Bd. : Bistum Mainz, Erfurt. Bearb. v. Paul Lehmann. München [Nachdr. ] S. , ). Bereits im Folgejahr und höchstwahrscheinlich ohne theologischen Abschluss (zumindest hat er einen theologischen Grad nie geführt) kehrte S. nach Erfurt zurück und wurde zu einem der Vertreter der Artisten im universitären Leitungsgremium («Consilium secretum») bestimmt. Im Wintersemester / war er Rektor der Universität. Neben seiner universitären Tätigkeit stand S. zumindest zeitweilig () der Schule an der Erfurter Marienkirche als «rector parvulorum» vor. An der Marienkirche war S. bereits seit bepfründet, spätestens seit war er zudem Vikar. Noch in Prag hat S. zwei Lehrwerke für den Untericht der Artes verfasst: eine logische Abhandlung (Summa brevis parvorum loycalium) sowie eine Rhetorica. Letztere verbindet eine Ars dictandi mit einer rhetorischen Stillehre, die in ihren wesentlichen Zügen der Poetria nova des Gottfried von Vinsauf verp ichtet ist. Ferner nden sich Anklänge an Nikolaus von Dybin, → Eberhard den Deutschen, Boncompagno da Signa und Guido Faba. Kurze Abschnitte zur Metrik und Rhythmik schließen die Rhetorica ab, die in dieser Ausgestaltung der zeitgenössischen Prager Lehrkonvention entspricht. Vermutlich geht außerdem ein Sentenzenkommentar (→ Petrus Lombardus) auf S. zurück, der nur unvollständig überliefert ist (erste Distinktionen). Dieser weist einen signi kanten Ein uss der Quaestiones Konrads von Soltau auf. Im Prolog bezieht S. dezidiert Position gegen die Lehren des Jan Hus. Ü: Summa brevis: Prag, Nationalbibl. (Národní knihovny) Cod. X.F., r–v (Pap., spätes . Jh., lat.); Explicit: «Expliciunt parva loycalia pronuncciata Prage quondam per M. Johannem Stetefelt de Ysnach nita et scripta sub a. d. ». – Rhetorica: Freiburg i. Br., UB, Hs. , r–v (Pap., um /, lat.); Überschrift: «Rhetorica magistri Johannis Stetefeild». Der Rhetorica geht ein Konglomerat voran, das vor allem aus Briefen und Urkunden besteht, die teilweise auf → Johannes von Tepl zurückgehen (darun
Liechtenauer ter auch ein Begleitbrief zum Ackermann aus Böhmen); ein nachvollziehbarer Zusammenhang zur Lehrschrift Stetefelds lässt sich indes nicht erkennen. – Sentenzenkommentar: Trier, StB, Hs. / °, r–r (Pap., um , lat. [aus Erfurt]); Überschrift: «Modicum super sententias de lectura Stetefelt» (Lesung des Namens nach: Kurt Heydeck/Giuliano Staccioli: Die lat. Hss. aus dem Augustiner-Chorherrenstift Eberhardsklausen in der StB Trier. Tl. [Beschreibendes Verz. der Hss. der StB Trier. NS ]. Wiesbaden , S. ; Worstbrock, VL () Sp. und Becker hingegen: «Scerefelt»). L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –. – Jakob Feldkamm: Das Bene zialoder Vikarienbuch Erfurts. In: Mitt. des Ver. für die Gesch. und Altertumskunde von Erfurt / (/) S. –, hier S. . – Konrad Josef Heilig: Die lat. Widmung des Ackermanns aus Böhmen. In: MIÖG () S. –, hier S. f. – Matthias Becker: Lectura Scerefelt? In: Recherches de Théologie ancienne et médiévale () S. –. – Klaus Brandmeyer: Rhetorisches im ‹ackerman›. Unters. zum Ein uß der Rhetorik und Poetik des MA auf die literarische Technik Johanns von Tepl. Diss. Hamburg , ˇ S. f., –. – Josef Tˇr íˇska: Zivotopisn´ y slovník pˇredhusitské praˇzské univerzity –. Repertorium biographicum Universitatis Pragensis praehussiticae (Kniˇznice Archívu Univerzity Karlovy ). Prag , S. , . – Erich Kleineidam: Universitas Studii Erffordensis. Bd. . SpätMA, – (Erfurter theologische Stud. ). Leipzig (Erfurt/Leipzig , Nachdr. ) S. und Reg. – Sönke Lorenz: Stud. Generale Erfordense. Zum Erfurter Schulleben im . und . Jh. (Monographien zur Gesch. des MA ). Stuttgart , S. f. – Registrum baccalariorum de facultate arcium universitatis studii Erffordensis existencium. Das Bakkalarenregister der Artistenfakultät der Universität Erfurt –. Hg. v. Rainer C. Schwinges/Klaus Wriedt (Veröff. der Hist. Kommission für Thüringen. Große Reihe ). Jena/Stuttgart , S. LIII, . VZ Liechtenauer, Johannes (Hanns). – Ahnherr und Spiritus rector einer Fechtlehre, deren Verschriftung gegen Ende des . Jh.s einsetzt. Der Name L.s wird erstmals um in der Sammelhandschrift Hs a (Nürnberg, Germ. Nationalmuseum) im Zusammenhang mit der erstma
Liechtenauer ligen Niederschrift und Tradierung einer Fechtlehre mit dem ‹langen Schwert› erwähnt, die im . und . Jh. wesentlichen Ein uss auf die Fechtpraxis besitzt und deren Art und Weise ihrer erstmaligen Niederschrift in hohem Maße konstituierend auf die folgende Verschriftungspraxis fechtpraktischen Wissens einwirkt. Die Handschrift ist weder datiert – Rückschlüsse auf den Zeitpunkt ihrer Entstehung gibt eine Intervalltafel auf Bl. v – noch ist der Entstehungsort bekannt. Dialektale Merkmale verweisen zumindest auf einen Schreiber aus altschlesischem Gebiet. Auffallend ist auch, dass die Namen der in Folge genannten Fechtmeister sich geogra sch auch dieser Region zuordnen lassen. Neben den Fechtlehren enthält die Handschrift die verschiedensten Rezepte zur Herstellung von Explosivstoffen und Behandlung von Edelsteinen, sowie medizinische, alchemistische, Farb- und Kochrezepte. Über den Pfaffen Hanko Döbringer als Kompilator und Schreiber der Handschrift scheint in der Forschung seit Hils () Einigkeit zu bestehen, ohne sich allerdings die Problematik der zitierten Belegstelle vergegenwärtigt zu haben: Über der oberen Schriftspiegelbegrenzung und der rubrizierten Einleitung (r) «Hie hebt sich an der ander meister gefechte ×Andres Juden. Josts von der nÿssen. Niclas prewßen etc.» steht mit dem Verweiszeichen [×] die ebenfalls rubrizierte Textstelle «× hanko pfaffen doebringers». Diese Textkonstellation – der Name Döbringers ndet sich in der ganzen Handschrift kein zweites Mal – lässt aber nur die Interpretation zu, dass der im Genitiv genannte Hanko Döbringer nichts weiter als lediglich einer der nachfolgenden, ebenfalls im Genitiv stehenden Fechtmeister ist, der nach dem Verweiszeichen × vor «Andres Juden» an erster Stelle gelesen werden muss. Die Textstelle zeigt also lediglich die Korrektur eines Schreibersprungs. Diese Sichtweise ndet sich auch beim unbekannten Schreiber der Handschrift E... von , der Döbringer in die Fechtmeisteraufzählung mit «Hie hebt sich an ettlicher maistern gefechte Andres Juden, Jobs von der Nyssen, Nicklaß prewsn, Hans pfaffen Döbringers» (r) einreiht und nahezu wortkongruent die nachfolgenden Lehren der Genannten kopiert. Gleichwohl verweist die unterschiedlichste Themenauswahl und noch mehr die Art und Weise der Textpräsentation und seiner Auslegung auf einen in der Scholastik geschulten Literatus als Schreiber, wie er auch noch gegen Ende des . Jh.
. Hälfte . Jh. hauptsächlich in der Person eines Klerikers verkörpert ist. In der Vorrede zu L.s Lehre wird ihm nicht das Verdienst beigemessen eine eigene Fechtweise erfunden bzw. entwickelt zu haben, aber es wird darauf hingewiesen, dass in seiner Person die Fechtkunst ihre Vollendung fand, auch weil er unterschiedliche Länder bereiste, um dortige Fechtweisen zu studieren, um sein Handwerk als Kunst zu vervollkommnen. So heißt es: «das nur eyne kunst ist des swertes vnd dy mag vor manchen hundert Jaren seyn funden vnd irdocht. Vnd dy ist eyn grunt vnd kern aller künsten des fechtens. Vnd dy hat meister lichtnawer gancz vertik vnd gerecht gehabt vnd gekunst. Nicht das her sy selber habe funden vnd irdocht als vor ist geschreben. Sonder her hat manche lant durchfaren vnd gesucht durch der selben rechtvertigen vnd worhaftigen kunst wille. Das her dy io irvaren vnd wissen wolde …» (v). Wie aus dem verwendeten Perfekt Indikativ und dem weiteren Verlauf der Niederschrift zu schließen ist, war L. bei der Abfassung der Handschrift bereits nicht mehr unter den Lebenden. Eigene handschriftliche Hinterlassenschaften seiner Lehre sind nicht bekannt. Auch außerhalb der fechterischen Fachprosa ist er archivalisch (noch) nicht belegt; die bislang einzigen Nachforschungen durch Wierschin () erbrachten keine verwertbaren Hinweise zu seiner Person. Einen Hinweis zur tatsächlichen Existenz L.s, der sich mit der ihm attestierten Kunstfertigkeit und Welterfahrenheit deckt, liefert möglicherweise der friaulische Fechtmeister Fiore dei Liberi im Prolog seiner um entstandenen Handschrift (Codex Pissani-Dossi). Dort erwähnt er seine Ausbildung durch verschiedene italienische und deutsche Fechtmeister und hebt in besonderer Weise einen Deutschen (Schwaben) mit den Worten hervor «et maxime a magistro Johane dicto suueno, qui fuit scholaris magistri Nicholai de toblem mexinensis diocesis» (r). Bereits die erstmalige Verschriftung von L.s Lehre(n) durch den unbekannten Schreiber steht unter dem Primat der Legendenbildung seiner Person und Fechtkunst. Sein Wissen und Können ist gleichsam Ausgangs- und Endpunkt aller fechterischen Tätigkeit: «ich woelde gerne eynen sehen der do moechte nuer eyn gefeche ader eynen haw irdenken vnd tuen der do nicht aus lichtnawers kunst gynge» (r), und so ist seine Lehre bis auf wenige Ausnahmen (u. a. den sogenannten → GladiatoriaHandschriften) in den bislang nachweisbaren
. Hälfte . Jh. Zweikampfhandschriften unterschiedlicher Urheberschaft textlich als auch in ihrer bildlichen Interpretation präsent. Letztere ist in der Forschung immer noch ein Derivat. Eindrücklich dokumentiert Paulus → Kal L.s Kultstatus, indem er sich – und weitere namentlich erwähnte Fecht- und Ringkampfmeister – als Mitglied seiner (sich nicht im zünftischen Sinne zu verstehenden) «geselschafft» bezeichnet. In welcher schriftlichen Form L.s Lehre seinen Nachfolgern zugänglich war lässt sich nur unzureichend nachweisen. Die Art und Weise ihrer erstmaligen Verschriftung in HS a verfolgt zwar stringent und erfolgreich die Absicht, einen Ursprungsmythos zu schaffen, unmittelbare, d. h. direkte Abschriften aus dieser Handschrift sind jedoch nicht nachzuweisen. Möglicherweise wurde in Fechterkreisen der Kernbestand, somit die reinen Merkverse von L.s Lehre in Form von (losen) Merkzetteln – den lat. «schedulae» nachempfunden – weitergereicht; so lässt sich jedenfalls Cod. A entnehmen, wo es heißt: «Alhÿe hebt sich an dÿe zedel der Ritterlichen kunst des fechtens dye do geticht vnd gemacht hat Johans Liechtenawer» (r). Von den in der Hs a verzeichneten Lehren werden L.s «gemeyne lere des» [langen] «swertes» (v–r), das «fechten czu Rosse im harnische mit sper vnd swerte» (r–r) und das «vechten(s) czu fuße», i. e. das gewappnete Kampffechten zu Fuß mit dem kurzen Schwert (v–v) von den nachfolgenden Generationen am nachhaltigsten rezipiert. Ob die weiteren Lehren vom «fechten mit dem schilde» (r), «fechten mit der stangen» (r), «fechten mit dem langen messer» (r–v), «fechten mit dem degen» (r–r) ebenfalls L. zugewiesen werden können, lässt sich der Handschrift nicht entnehmen. Sie kommen über einen fragmentarischen Status nicht hinaus; das Schild- bzw. Bucklerfechten bricht bereits nach drei Zeilen unvermittelt ab («… der sal czu dem aller ersten wissen»). Die zwischengeschalteten Leerseiten zeigen jedoch, dass eine Fortführung oder Kommentierung, wie bei den drei Hauptlehren, beabsichtigt war. In der gesamten Handschrift weist jedoch nichts darauf hin, dass die Leerräume für eine Illustrierung vorgesehen waren, wie zum Teil in der Forschung gemutmaßt wird. Die vier Nebenlehren haben jedenfalls keinerlei weitere Beachtung erfahren und sind folglich in keiner anderen Handschrift verzeichnet. Ebenso erging es der umfangreicheren
Liechtenauer und eindeutig L. zugeschriebenen Lehre «von deme ringen» (r–r). Für den zwischen r–v eingeschalteten Textblock werden zwar die bereits genannten Meister Andreas, Jobst, Nicklas und Hanko als Urheber genannt, eine Zuweisung im Einzelnen gestattet der Text jedoch nicht. Es dürfte zudem unwahrscheinlich sein, dass die unmittelbar auf die Autorennennung folgende, -zeilige paargereimte Fechtertugendlehre eine Gemeinschaftsarbeit der vier Meister ist. Der Schreiber scheint – ohne dass der Anteil im Genauen zu bestimmen ist – hier und bei den sich anschließenden Prosaglossen zu sieben «gefechten» in hohem Maße textgestaltend und -bearbeitend eingegriffen zu haben: «Hie merke vnd wisse das ich vil deser meister gefechte vnderwegen lasse …» (r). Abgesehen von der Handschrift E... werden die Lehren dieser Meister weder in der hier bearbeiteten Version noch in irgendeiner anderen Form rezipiert. L.s Ruf gründet im Kern auf seiner Lehre des Fechtens mit dem langen Schwert; ein Umstand, der sicherlich durch die militärische Blütezeit dieses Waffentyps ab der Mitte des . Jh. begünstigt wurde. Der Schreiber muss L. persönlich gekannt haben, auch wenn er es expressis verbis nicht ausspricht, und mit dessen Lehre mehr als nur vertraut gewesen sein. Beides gibt ihm die Gewähr – durchaus in Verehrung – wiederholt behaupten zu können «… das meynt lichtnawer» oder «… Dorvm spricht lichtnawer». L.s Lehre beschränkt sich schriftsprachlich auf die Fechtpraxisvermittlung durch oft nur schwer verständliche Merkverse, die einer nachträglichen Glossierung bedürfen. Auch wenn es bei Sigmund → Ringeck heißt, dass die Merkverse geschrieben wurden «mit verborgen vnd verdeckten worten Darumb das die kunst nitt gemain solt werden» (v) so liegt ihnen doch vorrangig das Gestaltungsprinzip einer zuvor auf dem Wege der Mündlichkeit verbreiteten Wissensvermittlung zugrunde. Da der Schreiber sich manchmal ebenfalls des Stilmittels des Merkverses bedient, ist aus der Handschrift heraus nicht eindeutig zu unterscheiden was nun L.s und was des Schreibers Beitrag ist. Ein Textabgleich der Merkverse mit den in den nachfolgenden Handschriften verzeichneten bringt hier Aufschluss bzw. verdeutlicht den Textumfang, der von der nachfolgenden Generation L. zugeschrieben wurde. Erstmalig wurden dessen Merkverse fortlaufend in einem in sich geschlossenen Textblock ohne Glossen im Jahr mit Urhebernennung durch Hans
Liechtenauer → Talhoffer notiert. Zuvor ndet sich in einer Sammelhandschrift aus den Jahren um eine, erst jüngst bekanntgewordene, in der Textabfolge völlig durcheinandergeratene und stark bruchstückhafte Version der Merkverse, die einem nicht weiter bekannten, z. Zt. der Abfassung bereits verstorbenen Autor wohl ostmittel-/niederdt. Provenienz zugeschrieben wird («Sequitur bonus et verus modus dimicandi di Magistri .H. Beringois pie memorie») – damit wird eine in der Texttradierung bisher bestehende Lücke von etwa / Jahren geschlossen. Es zeigt sich, dass die umfangreiche Bearbeitung und Auslegung des Schreibers von a keinerlei Niederschlag in der gesamten nachfolgenden Handschriftenproduktion ndet. Dies hat seinen Grund in der völlig anders ausgerichteten Zielsetzung der späteren Glossatoren. Der Schreiber von a verfolgt mit seiner Glossierung zwei Ziele: . Etablierung von L.s Fechtkunst als allumfassende Erziehungslehre, auch im Sinne einer ethischmoralischen Unterweisung. Paradigmatisch stehen dafür die Eingangsverse in der Vorrede: «Jvng Ritter lere got lip haben frawen io ere. So wechst dein ere vebe ritterschaft vnd lere Kunst dy dich czyret vnd in krigen sere ho ret ...». . Reduktion der Lehre auf ihre Grundprinzipien anhand physikalisch-waffentechnischer Parameter, die erste Ansätze hin zu einer wissenschaftlichen Motorikanalyse zeigen, mit der Absicht L.s Lehre als ein universal gültiges und schlüssiges Zweikampfsystem zu begründen. Die nachfolgenden Glossatoren interessiert jedoch ausschließlich die praktische Anwendung. D. h., jeder Merkvers wird dahingehend ausgelegt, dass unter ihm in klar strukturierter Weise und ausführlicher Beschreibung mehrere, praktisch nachvollziehbare Einzeltechniken subsumiert werden. In der Mitte des . Jh. spaltet sich L.s Lehre auf der Sprachebene in zwei voneinander klar zu unterscheidende Traditionsstränge, die durch die beiden Handschriften von → Peter von Danzig und des → Juden Lew begründet werden. Oftmals nden sich der in sich geschlossene Textblock als auch die in bis zu Kurzversen mit direkt folgender Auslegung gesplittete Lehre gemeinsam in einer Handschrift. Der Glossator in beiden Strängen ist nicht bekannt. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit spricht vieles dafür, dass ihnen eine gemeinsame Quelle zugrunde liegt. Möglicherweise ndet sich diese im noch nicht aufgefundenen Archetyp einer fragmentarisch erhaltenen Abschrift
. Hälfte . Jh. (um ), des um anzusetzenden Sigmund Ringeck. Eine völlig eigenständige und praxisorientierte Auslegung, die nur in einer Handschrift aus dem Jahre überliefert ist, erfährt L. durch Hans → Medel von Salzburg. Dass L.s Prinzipien auch auf das Fechten mit dem langen Messer übertragbar sind, zeigt Hans → Lecküchner. Dabei adaptiert dieser die vorgegebene Darstellungsform von Merkvers und Glosse kongenial. Die Tradierung wird auch im . Jh. fortgesetzt. Letztmalig wird die glossierte Lehre um in Ms. Var. von Joachim Meyer – Straßburger Autor und Dokumentar des dt. Rapierfechtens – in der Version nach des Juden Lew aufgenommen. Verstärkt zeigt sich im . Jh. auch die Tendenz zur Illustrierung des Fechtens mit dem langen Schwert. Das umfangreiche Bildmaterial auf seine Ursprünge in L.s Lehre zu untersuchen ist auch weiterhin Desiderat. Nur wo die Illustrationen unmittelbar die verzeichneten Merkverse und Glossen interpretatorisch unterstützten, wie in Ms. Germ. quart , oder auch nur kurze Beischriften auf L. als Quelle hinweisen, wie z. B. bei Paulus Kal, kann bereits heute von einer Illustrierung der Lehre L.s gesprochen werden (die Angaben zur Überlieferung im bibliographischen Teil beschränken sich deshalb auf die reinen Textwiedergaben bzw. eindeutig bestimmten Text-/Bildversionen). Durch die Fokussierung der Forschung auf L.s Fechten mit dem langen Schwert wurde seiner Lehre vom Rossfechten bislang nur wenig Beachtung geschenkt; dabei liegt sie ebenfalls in paargereimten Merkversen vor, ist ähnlich umfangreich und verbreitet. In der Hs a wird sie ohne jeglichen Kommentar verschriftlicht, eine ausgiebige praxisorientierte Auslegung erfährt sie erst durch nachfolgende Autoren. Hierbei gehen Glossierung und Verbreitung den gleichen Weg wie das Fechten mit dem langen Schwert, doch wird lediglich in vier Handschriften L. auch als ihr Urheber genannt. In der Glossierung unterscheiden sich die beiden Traditionsstränge erheblich, so dass für jeden Traditionsstrang ein eigener unbekannter Glossator in Erwägung gezogen werden muss. Die paargereimten Merkverse des Kampffechtens mit Speer und kurzem Schwert bleiben in der Hs a ebenfalls unkommentiert. Auch hier lassen sich zwei Tradierungsstränge unterscheiden die von den glossierten Fassungen in den Handschriften Peters von Danzig und Sigmund Ringecks aus
. Hälfte . Jh. gehen. Außerhalb dieser Tradierungsstränge nden sich noch kleinste Textfragmente weit gestreut. Ü: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs a (um ), r–r. – Jena, ULB, Ms. G.B. f. a, LS: v. – Gotha, Forschungsbibl. Schloss Friedenstein, Ms. Chart. A (), LS: r–v; RF: v–r. – Rom, Bibl. dell’ Accad. Nazionale dei Lincei e Corsiniana, Cod. A (), LS: r–r, v–v; RF: v–r; KF: r–r. – Augsburg, UB, Cod. I..° (um ), LS: r–v; RF: r–r. – Kopenhagen, Det Kongelige Bibliotek, Thott ° (), LS: r–v. – Wien, Kunsthistorisches Museum, KK (–), LS/RF/KF: v–v. – Salzburg, UB, M. I. (), LS: r–r; RF: r–r. – Glasgow, Kelvingrove Art Gallery and Museum, E... (), LS: r–r; RF: r–r; KF: r–v. – Dresden, SLUB, C (um ), LS: v–v, r–v, r–v; RF: r–v, v–v; KF: r–r. – Wien, Albertina, Ms. (um ), RF: v–v; KF: r–v. – Nürnberg, StB, PP (um ), LS: r–r; RF: v–v, r–r; KF: r–v. – Augsburg, UB, Cod. I..° (/), LS: r–r. – Augsburg, UB, Cod. I..° (), LS: r–v. – München, BSB, Cgm (/), LS: r–r. – Glasgow, Kelvingrove Art Gallery and Museum, E... (), LS: v–r. – Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Ms. Germ. quart (/), LS: r–v; RF: r–v; KF: r–v. – Augsburg, Stadtarch., Schätze , (), LS: r–v; RF: r/v. – Dresden, SLUB, Mscr. Dresd. C / (nach ), LS: (C ) r–r; RF: (C) r–v. – München, BSB, Cod. ()/() (nach ), LS: () r–v (lat.); RF () r–v. – Wien, ÖNB, Cod. / (nach ), LS: r–v (dt.), r–v (lat.); RF: r–r (dt.), r–r (lat.). – München, BSB, Cgm (), LS: r–v, r–r; RF: r–v. – Rostock, UB, Ms Var. (/ ), LS: r–v; RF: r–r. – Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. . Aug. ° (zweite Hälfte . Jh.), LS: r–v. – Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. . Aug. ° (/), LS: Ir–Iv. A: Es gibt keine Ausg. der vollständigen Handschrift. L.s Text zum Fechten mit dem langen Schwert (v–r) wurde durch Wierschin beim Abdruck der Hs. C als Lesartenvariante herangezogen. – Das Ringkampfkapitel (r–r) bei Karl Wassmannsdorff: Die Ringkunst des dt. MA. Leipzig , S. –. – Eine Teilausg. mit den Meistergefechten des Andres Juden, Jost
Liechtenauer von der Nyssen … (r–v) bei Rainer Leng: Andreas der Jude, Jost von der Neißen und Niclas Preuß: Drei verhinderte «Verfasser» eines Fechtbuches. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. L (nur Angaben, die den Fecht- und Ringbuchteil betreffen): Rainer Leng: Döbringer, Hanko. In: VL () Sp. –. – HansPeter Hils, VL () Sp. –. – Ders.: Fechten, Fechtwesen. In: LexMA () Sp. f. – H[ans] F[erdinand] Maßmann: Über hsl. Fechtbücher. In: Serapeum () S. –. – Karl Wassmannsdorff: Die Ringkunst des dt. MA. Leipzig , S. II f. – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss. . Abt. München/Leipzig , S. (mit falscher Signatur). – Josef Schmied-Kowarzik/Hans Kufahl: Fechtbüchlein. Leipzig , S. –. – Gustav Hergsell: Die Fechtkunst im XV. und XVI. Jh. Prag , S. –. – Martin Wierschin: Meister Johann L.s Kunst des Fechtens (MTU ). München . – Gerhard Eis: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. f. – Lotte Kurras: Die dt. ma. Hs. Teil . Die naturkundlichen und hist. Hss. Rechtshss. Varia. Wiesbaden , S. –. – H.-P. Hils: Meister Johann L.s Kunst des langen Schwertes. Frankfurt/M. u. a. . – Ders.: Fecht- und Ringbuch/ Vermischtes Kampfbuch. Augsburg, Universitätsbibl., Cod. I..° . Farbmikro che-Edition. München , Begleitbuch S. –. – Jan-Dirk Müller: Bild – Vers – Prosakomm. am Beispiel von Fechtbüchern. Probleme der Verschriftlichung einer schriftlosen Praxis. In: Pragmatische Schriftlichkeit im MA. Hg. v. Hagen Keller u. a. München , S. –. – Rainer Welle: «… vnd wisse das alle höbischeit kompt von deme ringen». Der Ringkampf als adelige Kunst im . und . Jh. Pfaffenweiler , S. –. – J.-D. Müller: Hans Lecküchners Messerfechtlehre und die Tradition. Schriftliche Anweisungen für eine praktische Disziplin. In: Wissen für den Hof. Der spätma. Verschriftungsprozeß am Beispiel Heidelberg im . Jh. Hg. v. dems. München , S. –. – H.-P. Hils: Re exionen zum Stand der hauptberu ichen Fechter des Späten MA unter Berücksichtigung hist. Rechtsquellen. In: Würzburger Fachprosa-Stud. Michael Holler zum . Geburtstag. Hg. v. Gundolf Keil. Würzburg , S. ff. – Sidney Anglo: The Martial Arts of Renaissance Europe. New Haven/London , passim. – R. Leng: Andreas der Jude, Jost von der
Waffenhärtungstraktat Neißen und Niclas Preuß: Drei verhinderte «Verfasser» eines Fechtbuches. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Trude Ehlert/R. Leng: Frühe Koch- und Pulverrezepte aus der Nürnberger Hs. GNM a (um ). In: Medizin in Gesch., Philologie und Ethnologie. FS Gundolf Keil. Hg. v. Dominik Groß/Monika Reininger. Würzburg , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. f. – R. Leng: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Hg. Kommission für dt. Lit. des MA der Bayerischen Akad. der Wiss. Bd. /, Lfg. /, Nr. : Fecht- und Ringbücher. München , S. –. – Matthias Johannes Bauer: Fachsprache oder Geheimsprache? Sondersprachliches in frühnhd. Ring- und Fechtlehren. Probleme und Perspektiven eines germanistischen Untersuchungsansatzes. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen / (/ ) S. –. – M. J. Bauer: Langes Schwert und Schweinespiess. Die anonyme Fechths. aus den verschütteten Beständen des Hist. Archivs der Stadt Köln. Graz , S. f. – R. Welle: Ordnung als Prinzip. Eine Besprechung von Bd. /, Lfg. / , Nr. : «Fecht- und Ringbücher» des Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. In: Medium Aevum Quotidianum () S. –. RW Jost von der Neißen. – Fechtmeister, lebte vor . J. ist nur durch eine Erwähnung in der Hanko Döbringer zugeschriebenen Handschrift N bekannt. Ein um angelegter Teil von N enthält neben der Schwertkunst des Johannes → Liechtenauer auch Fechtanweisungen anderer Meister. Neben J. werden auch → Andres der Jude und ein Niclas Preuß als Urheber genannt. Die darauffolgenden Fechtvorschriften sind als dt. Verse gestaltet. Die Versi zierung der Anweisungen gilt in der Forschung allgemein als Werk Döbringers. Jenseits von N ist eine Rezeption von J.s Lehren nicht nachgewiesen. Ü: N: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. a, r–v (Pap. und Perg., um , ostmitteldt.). – Vgl. Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. /. München , S. – (Nr. ..). – www.handschriftencensus.de/. A: Leng (s. Lit.).
. Hälfte . Jh. L: Wolfram Schmitt, VL () Sp. . – Rainer Leng: Döbringer, Hanko. In: ebd. () Sp. –. – Martin Wierschin: Meister Johann Liechtenauers Kunst des Fechtens (MTU ). München , S. , , , . – R. Leng: Andreas der Jude, J. v. d. N. und Niclas Preuß. Drei verhinderte ‹Verf.› eines Fechtbuches. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Ders./Trude Ehlert: Frühe Kochund Pulverrezepte aus der Nürnberger Hs. GNM a (um ). In: Medizin in Gesch., Philologie und Ethnologie. FS Gundolf Keil. Hg. v. Dominik Groß/Monika Reininger. Würzburg , S. –. MM Döbringer, Hanko → Liechtenauer, Johannes. Waffenhärtungstraktat («Von dem herten»). – Schmiedetechnisch-alchemistische Kompilation, zweite Hälfte . Jh. Als Verfasser der Abhandlung wird in beiden bekannten Textzeugen ein «Meister Alkaym» genannt, was als Referenz an die arabisch vermittelte alchemistische Kunst (al-kˉımiyˉa) aufzufassen sein dürfte. Wiederholungen im Text und die geringfügige Parallelüberlieferung einiger Versatzstücke legen nahe, dass der dreiteilige Traktat nicht auf einen einzelnen Urheber zurückgeht, sondern aus der metallurgischen Fachliteratur kompiliert worden ist. Der erste Teil widmet sich der Stahlhärtung («stol herten») und der zweite der Härtung von Eisen und dessen Veredlung zu Stahl («mutandum in bonum calibem»). Das dritte Segment behandelt im Kontrast zu den beiden ersten die Erzeugung von geschmeidigem und formbaren Metall («gar weich und czehe»). Die verschiedenen Metallqualitäten werden für unterschiedliche Werkzeugtypen empfohlen, die hinsichtlich ihrer Gebrauchsfunktion differenziert werden (Hämmer zur Steinbarbeitung, Schmiedehämmer, Sensen usw.). Ü: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. a (Hs. Hanko Döbringers) r–r (Pap. und Perg., um , ostmitteldt.). – München, BSB, Cgm , v–r (Pap., um , böhmisch). A: Emil Ernst Ploss: Wielands Schwert Mimung und die alte Stahlhärtung. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. –. – Hans Peter Hils: «Von dem herten». In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang
. Hälfte . Jh. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Schaub, Heinz. – Verfasser von kriegstechnischen Rezepten, lebte spätestens in der zweiten Hälfte des . Jh. S. wird in einer Rezeptsammlung des . Jh. namentlich erwähnt. Die Angabe «von vales» könnte auf eine Herkunft S.s aus dem Wallis deuten. In dem Kodex werden ihm drei Anweisungen zugeschrieben, die in einer Mischung aus alemannischen, lat. und italienischen Sprachelementen verfasst sind. S.s Rezepte dienen zur Produktion eines als ebenso wirksam wie ungefährlich angepriesenen Flintenpulvers, einer Salmiakmischung und Mauersalpeters. Ein viertes Rezept zur Herstellung von Pulver aus Kalziumnitrat ist in der Handschrift nicht vollständig ausgeführt. Die Forschung zählt S. zu den ältesten namentlich bekannten Feuerwerkern und hat seine Rezepte als innovativ gewürdigt. Ü: Berlin, SBB, mgf , r (Pap., spätes . Jh.). – Vgl. Hermann Degering: Kurzes Verz. der germ. Hss. der Preußischen SB. Bd. . Leipzig (Nachdr. Graz ) S. . L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Seffner, Johann. – Kanonist, Verfasser einer Lehrschrift zum Kriegswesen (um ). Den eigenen Angaben in seiner Schrift zufolge war S. Lehrer für Kirchenrecht und Dekan an der Juristischen Fakultät der Universität Wien. Nicht zu klären ist seine mögliche Identität mit einem Johannes Säfner, der in Wien immatrikuliert und als Baccalaureus bezeugt ist, sowie mit einem in Wien und in den Diözesen Passau und Salzburg erwähnten Pfarrer Johann Seffner. Obwohl als Geistlicher ein militärischer Laie, gilt S. als Autor des wahrscheinlich ersten deutschsprachigen Textes mit einer systematischen Behandlung kriegswissenschaftlicher Fragen. Vermutlich aus Anlass einer Abschrift der Österreichischen → Chronik von den Herrschaften und unter dem Eindruck der darin geschilderten Niederlage der Österreicher gegen die Schweizer Eidgenossen in der Schlacht bei Sempach (..),
Schaub verfasste S. um oder kurz nach eine Lehrschrift zum Kriegswesen (Ain ler von dem streitten bzw. Ain ler von dem streitt). Der bislang nur in zwei Abschriften als Anhang zur Chronik überlieferte Text lehnt sich vor allem an eine Reihe antiker Autoren wie → Cicero, Flavius Josephus oder → Isidorus sowie an die Schriften der Kirchenväter → Augustinus und → Hieronymus an, wobei immer wieder biblische Beispiele mit kriegerischem Hintergrund herangezogen und erläutert werden. Sein wichtigster Bezugspunkt ist jedoch das um entstandene Werk Epitoma rei militaris des frühchristlichen römischen Autors Flavius Renatus → Vegetius. Trotz seiner geringen Praxistauglichkeit im Kriegswesen ist dieses über das gesamte MA hinweg als besonders ein ussreich anzusehen, weil es insbesondere über die Fürstenspiegelliteratur weithin gültige Maßstäbe für das Verhalten von Fürsten und Heerführern im Krieg setzte, die breit rezipiert wurden. Dies ist auch für die Einordnung der Lehrschrift S.s zu beachten, deren praktischer Nutzen von der Forschung wegen ihrer geringen Realitätsbezüge ebenfalls in Frage gestellt wurde (z. B. Schmidtchen ; Leng ). Erst jüngst konnte das Werk als didaktische Schrift neu eingeordnet und als deren hauptsächlichen Adressaten den Wiener Hof der Habsburger ausgemacht werden (Kalnig ). S.s Ziel war es demnach, mit erläuterten Beispielen aus biblischem Kontext und aus der vorrangig österreichischen Vergangenheit zum Lernen aus der Geschichte anzuregen. Der Text S.s behandelt auf wenigen Seiten grundlegende Fragen der Kriegstheorie und praktische Fragen der Schlacht. Die ersten Abschnitte, in denen er anhand von Beispielen über mögliche Kriegsgründe und den «gerechten Krieg» diskutiert, stützen sich besonders auf die Schriften des Isidorus. Seine, in strategischen und taktischen Fragen vor allem an Vegetius angelehnten, folgenden Abschnitte über den Vorbereitung und Durchführung der Schlacht sowie das Verhalten des Heerführers sind spürbar von den Erfahrungen aus der Schlacht bei Sempach beein usst. Insbesondere das Handeln Herzog Leopolds III. von Österreich, das seine Niederlage und Tod zur Folge hatten, wird durch S. kritisch beurteilt. Ü: A: Wien, ÖNB, Cod. Ser. nova , r–v (Pap., Schreiber: Paul von Nikolsburg [Mikulov], /, bair.-österr.). – B: Chicago (Illinois), University Library, Ms. /a,
Johannes Bartscherer r–r (Pap., Schreiber: Hermann Talner von Treffen [Trebina], , bair.-österr.). A: Joseph Seemüller (Hg.): Österr. Chron. von den Herrschaften (MGH. Dt. Chron. VI). Hannover/Leipzig , S. – (http://daten.digitale-sammlungen.de/ (nur A). – Pamela Kalning: Kriegslehren in deutschsprachigen Texten um . Münster , S. –. L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. –. – Seemüller (s. Ausg.) S. CCXCIX–CCCII. – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss. vornehmlich in Deutschland. Abt. . München/Leipzig (Nachdr. New York ; Hildesheim ) S. –. – Kalning (s. Ausg.) S. –. – Dies.: Funktionalisierung von Geschichtsschreibung in Kriegslehren des späten MA. In: Krieg und Frieden in der hist. Gedächtniskultur. Hg. v. Johannes Burkhardt (Schr. der Phil. Fakultäten der Univ. Augsburg ; Hist.-sozialwiss. Reihe). München , S. –. – Frank Fürbeth: Zur deutschsprachigen Rezeption der «Epitoma rei militaris» des Vegetius im MA. In: Die Wahrnehmung und Darstellung von Kriegen im MA und in der Frühen Neuzeit. Hg. v. Horst Brunner (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , S. –. – Rainer Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . u. . Jh. (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , S. . – Christopher Allmand: The De re militari of Vegetius. The reception, transmission and legacy of a Roman text in the Middle Ages. Cambridge/New York , S. . UT Gast, Merkln (auch: Merckiln Gast). – Büchsenmeister, um . Im Stadtarchiv von Frankfurt/M. hat sich ein Autograph G.s von um erhalten. Darin bewirbt sich G. bei der damaligen Reichsstadt als Büchsenmeister. Obwohl G.s weiteres Schicksal und der mögliche Erfolg seiner Bewerbung unbekannt sind, erlaubt das Dokument doch Rückschlüsse auf G.s beru iche Kenntnisse. Danach konnte er verdorbenes Pulver wieder in einen benutzbaren Zustand bringen, Salpeter läutern, ein Jahre lang haltbares Schießpulver herstellen und große sowie kleine Geschütze feuern. Auch gibt er an, kleine Handfeuerwaffen und andere Büchsen aus Eisen gießen zu können. Die Forschung misst dieser Behauptung eine besondere Bedeutung zu, da sie die früheste Erwähnung des Eisengussverfahrens zur Herstellung von Feuerwaffen darstellt. Die
. Hälfte . Jh. Richtigkeit von G.s Angaben ist heute freilich nicht mehr überprüfbar. Ü: Frankfurt/M., Inst. für Stadtgesch. (früher Stadtarch.), Reichssachen-Nachträge (um , Autograph). A: Klemm (s. Lit.). – Hdb. der dt. Gesch. Bd. . Hg. v. Herbert Jankuhn u. a. Konstanz , S. . – Volker Schmidtchen: Bombarden, Befestigungen, Büchsenmeister. Von den ersten Mauerbrechern des SpätMA zur Belagerungsartillerie der Renaissance. Eine Stud. zur Entwicklung der Militärtechnik. Düsseldorf , S. . – Schmidtchen (s. Lit.; zit.). L: V. Schmidtchen, VL () Sp. f. – Bernhard Rathgen: Der dt. Büchsenmeister M: G., der erste urkundlich (um ) erwähnte Eisengießer. In: Stahl und Eisen () S. –. – Das Feuerwerkbuch von . Jahre dt. Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. Hg. v. Wilhelm Hassenstein. München , S. . – Otto Johannsen: Gesch. des Eisens. Düsseldorf , S. f. – Friedrich Klemm: Technik. Eine Gesch. ihrer Probleme. Freiburg i. Br. u. a. , S. f. – Hans Schmidt: Bronze- und Eisenguß. Bilder aus dem Werden der Gießtechnik. Ein Ber. über die hist. Sonderschau der internationalen Gießereifachmesse . Düsseldorf , S. , . – Schmidtchen (s. Ausg.) S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Johannes Bartscherer. – Verfasser eines wundärztlichen Verfahrens, zweite Hälfte . Jh. Der → Mittelniederdeutsche Bartholomäus benennt J. B. als Gewährsmann für die Anweisung im . Kapitels des Kompendiums. Anderweitig ist ein nd. Wundarzt dieses Namens nicht nachgewiesen. Bei B.s Verfahren handelt es sich um eine zweischrittige Therapie von Gewebs-Nekrose in Folge von Blutunterversorgung. Die Überschrift «arsedye wedder dat vur» lässt den Ergotismus (Antoniusfeuer) als Auslöser der Gangrän vermuten. B.s Verfahren sieht zunächst die Ablösung des brandigen Gewebes und ein anschließendes Bad vor. Auf die nun gut durchblutete («rot to werdende») Wunde wird ein Salbenverband zur Förderung der Granulation und des Deckgewebes gelegt. Die Verordnung ähnelt derjenigen in der Cirurgia → Peters von Ulm. Ü: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A (Gothaer Arzneibuch) r (Pap., nord
. Hälfte . Jh. niedersächsisch, drittes Viertel . Jh.); Verfasserangabe: «per magistrum Johannem Bartscherer». A: Sven Norrbom: Das Gothaer mnd. Arzneibuch und seine Sippe (Mnd. Arzneibücher ). Hamburg , S. . L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Hartmut Bettin: Der therapeutische Gebrauch von Blut im ma. Abendland. In: Blood in History and Blood Histories. Hg. v. Mariacarla Gadebusch Bondio (Micrologus’ library ). Florenz , S. –, hier S. . – Wolfgang Wegner: J. B. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Kasseler Arzneibuch. – Nd. Medizinisches Vademecum, spätes . Jh. oder erstes Viertel . Jh. Das K. A. besteht aus fünf ursprünglich selbstständigen Faszikeln. Diese wurden aber bereits im ersten Viertel des . Jh. zusammengebunden, so dass seit diesem Zeitpunkt das Konvolut in seiner jetzigen Gestalt die Funktion eines medizinischen Handbuches für den behandelnden Arzt oder Laien erfüllt hat. Bei den Kompilatoren der einzelnen Abschnitte dürfte es sich um ostfälische Laienärzte gehandelt haben. Die Gesamtkompilation vereint neben nd. auch lat. medizinische Kleinliteratur (Herbare, Kurztraktate, Rezepte) mit einem breit gefächerten thematischen Spektrum, das von Diagnostik, Therapie und Prognostik über Drogenkunde und Arzneimittelherstellung bis zu farbtechnologischen Verfahren reicht. Auch einige rossarzneiliche Beiträge (Meister → Albrant) und (mitunter derbe) Scherzrezepte haben Aufnahme gefunden. Das Quellenspektrum korrespondiert mit der thematischen Vielfalt. Einige Rezepte schöpfen noch aus der vorsalernitanischen Tradition, mitunter über Vermittlung des → Bartholomäus (darunter → Kaiser Karls Latwerge). Demgegenüber spiegeln etwa die technologischen Anteile den zeitgenössisch modernsten Stand der Technik wider, wobei Parallelen zum → Stockholmer Arzneibuch und zum Kodex Berleburg (Sayn-Wittgensteinsche Schlossbibl., Ms. RT /) bestehen. Ein Regimen duodecim mensium (→ Kasseler Monatsregeln) lässt frühma. Ein uss noch erkennen, wurde aber mit Ergänzungen jüngeren Ursprungs versehen. Die pharmakologischen Vorschriften des K. A. sind teilweise dem dt. → Macer (Vulgatfassung) und dem Alexander Hispanus zugeschriebenen Kräuterbuch (Henrik → Harpestræng) entnommen, während pharmazeutische Verfahren
Kasseler Arzneibuch dem Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus) entlehnt sind. Der astromedizinisch geprägte zweite Faszikel zeigt Parallelen zum → Utrechter und → Kleinen mnd. Arzneibuch. Phlebotomiespezi sche Beiträge sind der → VierundzwanzigParagraphen-Text und die Blutschaukataloge A und B (→ Hämatoskopie-Traktate). Ferner nden sich im K. A. u. a. → Temperamentenlehren, Wunderdrogentraktate, Astrologisches (→ Planententraktate, → Tierkreiszeichenlehren), ein Diebsbann und ein P anzenvokabular (Artemisia-Vokabular). Der lat. Liber de diversis coloribus et aliis subtilitatibus naturalibus leitet die Sammlung ein und stellt eine geschlossene, aus einer Vorlage übernommene Rezeptgruppe dar. Hier ndet sich das Gros der Färbeverfahren und Scherzrezepte. Eine stringentes Ordnungsprinzip lässt sich weder dem K. A. in seiner Gesamtheit noch dem Gros der einzelnen Abschnitte attestieren. Lediglich der astromedizinische Faszikel stellt hier – neben dem Liber de diversis coloribus – eine Ausnahme dar. Seine Struktur erinnert an das → Iatromathematische Hausbuch. Ü: Kassel, UB/LB und Murhardsche Bibl., ° Ms. med. , Bll. (Perg. und Pap. [, x , cm], /, ostfälisch/lat.). Die Faszikel (r–r) und (r–v) gehen offensichtlich auf Berufsschreiber zurück. Spätma. Gebrauchsspuren am Codex stützen die Annahme einer intensiven Verwendung des K. A. als ärztliches Handbuch. – Katalogbeschreibung mit detaillierter Inhaltsangabe und Einzelstellennachweisen: Hartmut Broszinski: Manuscripta Medica (Die Hss. der Murhardschen Bibl. der Stadt Kassel und LB /). Wiesbaden , S. –. T: H. Broszinski: Zwei Rezepte mit dem Namen König Karls. In: Medizinische Monatsschr. () S. – (Kaiser Karls Latwerge). – Häfner (s. Lit.) S. – (Kasseler Monatsregeln). – Bosshammer (s. Lit.) passim. L: H. Broszinski/G. Keil, VL () Sp. –. – Karin Häfner: Stud. zu den mnd. Zwölfmonatsregeln (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. f. – Gerd Bosshammer: Technologische und Farbrezepte des Kasseler Cod. medicus ° . Unters. zur Berufssoziologie des ma. Laienarztes (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen . – Willem Frans Daems/G. Keil: Henrik Harpestrængs ‹Latinske Urtebog› in den ma. Niederlanden. Mit einem Verz. altdt. ‹Urtebog›-Überl. In: FachprosaStud. Beitr. zur ma. Wiss.- und Geistesgesch. FS
Lob des Aderlasses Gerhard Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Berlin , S. –. – Friedrich Lenhardt: Blutschau. Unters. zur ma. Hämatoskopie (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , Reg. – Ria Jansen-Sieben: Repertorium van de Middelnederlandse Artes-literatuur. Utrecht , S. f. – W. F. Daems: Nomina simplicium medicinarum ex synonymariis medii aevi collecta. Semantische Unters. zum Fachwortschatz hoch- und spätma. Drogenkunde (Studies in ancient medicine ). Leiden u. a. , S. –, – u. ö. – Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Kritisch hg. v. Bernhard Schnell in Zusammenarbeit mit William Crossgrove (TTG ). Tübingen , S. . – G. Keil: K. A. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Mareike Temmen: Das ‹Abdinghofer Arzneibuch›. Edition und Unters. einer Hs. mnd. Fachprosa (Nd. Stud. ). Köln u. a. , S. f., u. ö. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , Reg. – B. Schnell: Das ‹Artemisia-Vokabular›. Ein unbekanntes P anzenvokabular und seine primäre Funktion. In: Sprachwiss. () S.–, bes. S. . – Ders.: Werk, Textcorpus oder Sammelhs.? Zu den deutschsprachigen Arzneibüchern des MA. In: Textsortentypologien und Textallianzen des . und . Jh. Hg. v. Mechthild Habermann (Berliner Sprachwissenschaftliche Stud. ). Berlin , S. –, hier S. , Anm. . VZ Lob des Aderlasses (Laus phlebotomiae; Utilitas phlebotomiae; De minutionis utilitate). – Frühma. (?) lat. Kurztraktat, dt. Bearbeitungen ab dem späten . Jh. Die therapeutische Abhandlung wird in ihrer ursprünglichen Gestalt von einem Frage- oder Konditionalsatz eingeleitet, auf den knapp gefasste Paragraphen als Antwort folgen. Diese stellen die positiven Auswirkungen der Phlebotomie vor und bestehen syntaktisch oft aus nicht mehr als Objekt und Prädikat. Eine lockere Anordnung nach Indikationen ist erkennbar, die aber keinem übergeordneten Strukturprinzip folgt. In der Überlieferung ist die Reihenfolge der einzelnen Paragraphen unfest und vor allem in der jüngeren Tradierung treten neue hinzu. Zwar legt der älteste bekannte Textzeuge die Konzeption des lat. Textes im frühma.
. Hälfte . Jh. dt. Sprachraum nahe, doch kann dies als keinesfalls gesichert gelten. Die typische Überlieferungsform ist die unselbstständige als Bestandteil von größer angelegten Traktaten, Vademecums oder Regimina sanitatis (vgl. z. B. → Phlebotomia Hippocratis, → Hämatoskopie-Traktate, Fascilus medicinae [Johannes → Kirchheimer]). Aus dem . Jh. stammt eine Versi zierung, welche die Paragraphenstruktur nivelliert und den Text komprimiert. Die dt. Rezeption dürfte im späteren . Jh. eingesetzt haben und ist zuerst in ärztlichen Vademecums greifbar (→ Genter, → Haager, → Asanger Aderlassbüchlein). Über die Vermittlung des Fascilus medicinae erscheint das L. d. A. auch im Feldbuch der Wundarznei des → Johann von Gersdorff. Die Aufnahme in das → Iatromathematische Hausbuch erfolgte im Zuge der dt. → Konrad von EichstättÜbersetzungen. Auch als Inserat in den Aderlassvorschriften (Julianus-Regeln) von dt. → Petrus Hispanus-Bearbeitungen begegnet der Kurztraktat, der zudem im Kalenderteil des → Schüpfheimer Kodex nachwirkt (→ Iatromathematische Corpus). Auf den Erfurter Stadtarzt und Freund Luthers, Johannes Curio († ), geht eine Versübertragung in fünf paarreimenden Vierhebern zurück. Neben der direkten textlichen Rezeption ist ein mittelbarer formgebender Ein uss auf die dt. medizinische Kleinliteratur anzusetzen, der z. B. beim → Kranewittbeer-Traktat deutlich aufscheint. Ü: Lat.: Lenhardt (s. Lit.) S. f. listet lat. Zeugen des .–. Jh.; es ist von wesentlich mehr Textzeugen auszugehen. Die älteste bekannte Hs. ist: Paris, Bibliotheque Nationale, Ms. nouv. acq. lat. , r/v (Perg., . Jh., lat. mit spätahd./rheinfränkischen Inseraten). Der Traktat erscheint hier im Kontext vorsalernitanischen Schrifttums. – Dt.: Lenhardt (s. Lit.) S. f. listet dt. Zeugen des .–. Jh. – Ergänzungen: Kassel, UB/LB und Murhardsche Bibl., ° Ms. astron. (Passauer Kalendar) r (Pap., , bair.). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, Cod. a VI , r (Pap., . Jh.). A: Lat. (Auswahl): Romuald Czarnecki: Ein Aderlaßtraktat angeblich des Roger von Salerno samt einem lat. und einem griechischen Texte zur ‹Phlebotomia Hippocratis›. Diss. Leipzig , S. . – Hans Erchenbrecher: Der Salernitaner Arzt Archimatthaeus und ein bis heute unbekannter Aderlasstraktat unter seinem Namen: Cod. Berol. lat. No. . Diss. Leipzig ,
. Hälfte . Jh. S. . – Lenhardt (s. Lit.) S. (nach Czarnecki/Erchenbrecher). – Salvatore de Renzi: Collectio salernitana ossia Documenti inediti, e trattati di medicina appartenenti alla scuola medica Salernitana. Bd. . Neapel (Neudr. Bologna ) S. (Versi kation). – Zu weiteren Ausg. nach einzelnen Hss. s. VL () Sp. . – Dt.: Hermann Peters: Der Arzt und die Heilkunst in der dt. Vergangenheit (Monographien zur dt. Kulturgesch. ). Leipzig (, Nachdr. Köln u. ö.) S. f. (Versi kation Curios). – Gerhard Eis/ Wolfram Schmitt: Das Asanger Aderlaß- und Rezeptbüchlein (–) (Veröff. der internationalen Ges. für Pharmazie NF ). Stuttgart , S. . – Joachim Telle: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinlit. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg , S. . – Katharina WäckerlinSwiagenin: Der ‹Schüpfheimer Cod.›. Ein Medizinalbuch aus dem zweiten Viertel des . Jh. (Veröff. der Schweizerischen Ges. für Gesch. der Medizin und der Naturwiss. ). Aarau/Frankfurt/M. , S. . – Gerrit Bauer: Das Haager Aderlassbüchlein (Stud. zum ärztlichen Vademecum des SpätMA / Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. , . – Vom Ein uss der Gestirne auf die Gesundheit und den Charakter des Menschen. Faks.-Ausg. des Ms. C der ZB Zürich (Nürnberger Kodex Schürstab). Bde. (Faks./Komm.). Hg. v. Gundolf Keil unter Mitarbeit v. Friedrich Lenhardt/Christoph Weißer. Luzern /, Bd. , S. , , . – Welker (s. Lit.) S. f. – Markus Müller: Beherrschte Zeit. Lebensorientierung und Zukunftsgestaltung durch Kalenderprognostik zwischen Antike und Neuzeit. Mit einer Edition des Passauer Kalendars (UB/LMB ° Ms. astron. ) (Schriftenreihe der UB Kassel – LB und Murhardsche Bibl. ). Kassel , S. f. L: F. Lenhardt/G. Keil, VL () Sp. f. – F. Lenhardt: Utilitas phlebotomiae. Zu einer Quelle des Kranewittbeer-Traktats. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Ders.: Blutschau. Unters. zur ma. Hämatoskopie (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – Lorenz Welker: Das ‹Iatromathematische Corpus›. Unters. zu einem alemannischen astrologisch-medizinischen Kompendium des SpätMA mit Textausg. (Zürcher medizingeschichtliche Abh. ). Zürich , S. u. ö. –
Madelger-Traktat G. Keil: L. d. A. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . VZ Madelger-Traktat. – Wunderdrogen-Traktat, . Jh. (?). Der M.-T. war in einer heute verschollenen Handschrift überliefert, die u. a. auch das → Jüngere Hildebrandslied, → Wolfdietrich sowie Texte von → Boner und Hans → Raminger enthielt. Über den Verfasser der Abhandlung ist nichts bekannt, doch vermutet die Forschung bei ihm aufgrund fachkundiger Äußerungen im Text ein fundiertes botanisches Wissen. Eine Abfassung des M.-T. vor wird nicht ausgeschlossen, da der Text Spuren eines ausgedehnten Überlieferungsprozesses aufweist. Der jüngere Schlussteil der Abhandlung wird hingegen bereits dem . Jh. zugerechnet. Der M.-T. behandelt die Nutzung des KreuzEnzians (Madelger) für einen Liebeszauber. Gewinnung und Beschwörung der P anze werden ebenso beschrieben wie ihre Anwendung als Amulett. Der Schlussteil enthält Anweisungen zur Intensivierung des Zaubers durch Magneten und andere Hilfsmittel. Auch ergänzt er die Anwendung des Liebeszaubers durch Frauen. Der Text ist überwiegend in Prosa verfasst, die Beschwörung in Reimversen. Im ersten Teil des Traktats hat die Forschung eine inhaltliche Nähe zum → Verbenatraktat festgestellt. Ü: Wernigerode, Stolbergische Bibl., Hs. Zb m, rv (Pap., um zweite Hälfte . Jh., thüringisch; verschollen). – Ansonsten ist nur eine Abschrift bekannt: Freiburg i. Br., Dt. Volksliedarch. – Vgl. Keil/Halbleib (s. Lit.). – Ko er (s. Lit.). – www.handschriftencensus. de/. A: Nur Auszüge in der verfassten Handschriftenbeschreibung von Eduard Brodführer: www.bbaw.de/forschung/dtm/HSA/Wernigerode .html. L: Gundolf Keil/Marianne Halbleib, VL () Sp. f. – Walter Ko er: Ein Wernigeroder Arzneibuch. Texte und Abb. aus der verschollenen Hs. Zb m. In: ZfdA () S. –. MM
Brief an die Frau von Plauen Pernecker, Hans. – Rezeptautor, zweite Hälfte . Jh. P. wird in Sammelhandschrift N erwähnt, die ansonsten u. a. Abhandlungen zur Fechtkunst, Farbund Kochrezepte enthält. Sein Name steht darin unter einem dt. Rezept gegen GebärmutterBeschwerden. Der Text erläutert die Herstellung eines Mittels zur äußeren Anwendung, also zum Au egen auf den Körper der Patientin. Als Zutaten kommen u. a. Johanniskraut und Salz zur Anwendung. P.s Identität ist unbekannt. Ü: N: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. a, v (Pap. und Perg., um mit späteren Nachträgen, ostmitteldt.). – Vgl. Lotte Kurras: Die dt. ma. Hss. Bd. . Die naturkundlichen und hist. Hss., Rechtshss., Varia (Kat. des Germ. Nationalmuseum Nürnberg /). Wiesbaden , S. –. A: Eis (s. Lit.). L: Gerhard Eis: Bakterienlampen im MA. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ders.: Altdt. Rezepte von spätma. Verfassern aus Hss. und Frühdrucken. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. . – Ders./Gundolf Keil: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. . – Britta-Juliane Kruse: Verborgene Heilkünste. Gesch. der Frauenmedizin im SpätMA. Berlin/New York , S. f. MM Meister Peter (des Kaisers Arzt). – Mediziner, Gewährsmann einer Pestschrift, zweite Hälfte ./erste Hälfte . Jh. (?). M. P. wird in einem kurzen dt. Pestregimen erwähnt, das in der zweiten Hälfte des . Jh. wahrscheinlich in Kloster Tittmoning abgeschrieben wurde. Die Überschrift gibt an, diese Remedia und Unterweisung sei an den Papst geschickt worden. Der Text emp ehlt verschiedene Behandlungsmethoden, darunter einen aus Salbei, Beifuß und Wein hergestellten Trank. Als Quelle der Schrift gilt der → Sinn der höchsten Meister von Paris. Die in der Remedia erwähnten Anweisungen zum Umgang mit Pestbeulen berufen sich auf einen M. P., der im Text als kaiserlicher Arzt bezeichnet wird. Die Forschung hat P.s Identität mit einem gleichnamigen Akademiker erwogen, der aus Liegnitz stammte und an der Universität Prag nachweisbar ist. Er war Bakkalaureus der Medizin und Magister der Künste. Ü: Prag, Nationalbibl., cod. XI.D. , r–v (Pap., Tittmoning [?], um –). – Vgl.
. Hälfte . Jh. Walther Dolch: Kat. der dt. Hss. der k. k. öff. und UB zu Prag . Prag , S. – (Nr. ). A: Sudhoff (s. Lit.). L: Karl Sudhoff, VL () Sp. f. – Ders.: Pestschr. nach der Epidemie des ‹schwarzen Todes› . . In: Sudhoffs Arch. () S. – hier S. f. – Gerhard Eis: Das Deutschtum des Arztes Albich. In: ZfdPh () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit. Amsterdam , S. –). MM Brief an die Frau von Plauen. – Pesttraktat in Briefform, zweite Hälfte . Jh. Die äußerst breit überlieferte kurze Medizinschrift dürfte vor im böhmischen Raum entstanden sein. Adressiert ist das Schreiben an die Ehefrau eines der Vögte von Plauen. In der Tradition älterer obd. Aderlassschemata werden acht Körperstellen «a capite ad calcem» behandelt, an denen jeweils beim Auftreten von Pestbeulen Blut entzogen werden soll. Abschließend wird beim Sichtbarwerden von Beulen zu sofortigem Aderlass gemahnt und vor Schlaf gewarnt. Auch wird zu maßvoller Diät geraten. Vom → SendbriefAderlassanhang, einem wirkmächtigen Pesttraktat von , führen textgenetische Zwischenstufen zum B. a. d. F. v. P. Diese textliche Kontinuität erlaubt es, den Brieftraktat als Redaktionsstufe des Sendbrief-Aderlassanhangs zu bewerten. Ü: Es sind mindestens Hss. des . Jh. bekannt, deren Verbreitungsgebiet von Österreich bis in den ndl. Sprachraum reicht. Oft begegnet der B. a. d. F. v. P. im Überlieferungsverbund mit dem Pest-Rezeptar → Sinn der höchsten Meister von Paris. Im zeitlichen Tradierungsverlauf kam es zu zunehmender Verschränkung der beiden Texte. Oft begegnet der kurze Brief auch als Inserat innerhalb von Fachschriften. In der Regel sind medizinische Hausbücher oder Kompendien für privaten bzw. klösterlichen Gebrauch die Überlieferungsträger. – Zur Überl. s. Franke (s. Lit.). A: Sudhoff (s. Lit.) S. . – Braekmann/ Dogaer (s. Lit.) S. –. – Abdrucke unterschiedlicher Fassungen auch bei Franke und Gräter. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Karl Sudhoff: Die medizinische Fakultät Leipzig im ersten Jh. der Univ. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –. – Willy
. Hälfte . Jh. L. Braekman/Georges Dogaer: Laatmiddelnederlandse pestvoorschriften In: Verslagen en mededelingen der Koninklijke Academie vor Nederlandse Taal- en Letterkunde , S. – (dt. u. d. T.: Spätmndl. Pestvorschriften. In: Medizin im ma. Abendland. Hg. v. Gerhard Baader/G. Keil [WdF ]. Darmstadt , S. –). – Volker Gräter: Der Sinn der höchsten Meister von Paris. Stud. zu Überl. und Gestaltenwandel (Unters. zur ma. Pestlit. /). Bonn , passim. – Hans-Peter Franke: Der Pest-‹B. a. d. F. v. P.›. Stud. zu Überl. und Gestaltwandel (Würzburger medizinhist. Forsch. / Unters. zur ma. Pestlit. /). Pattensen . – G. Keil: Der Pest-‹B. a. d. F. v. P.› in einer ostmitteldt. Fassung des SpätMA. Ein Beitr. zur altschlesischen Fachprosa. In: Schlesien. Kunst, Wiss., Volkskunde () S. –. – Manfred Wilde: Alte Heilkunst. Sozialgesch, der Medizinalbehandlung in Mitteldeutschland. München , S. f. (mit Textabdr. nach Sudhoff). – Manfred Franz Maitz/ G. Keil: Der Pest-‹B. a. d. F. v. P.› im ‹Tractatus de pestilentia› des Bischofs Kamintus (Kanuntus) aus Ar(r)ubium in Dakien bzw. des Kanzlers Johannes Jakobi. In: Bibl. und Wiss. () S. –. – Ralf G. Päsler: Dt.sprachige Sachlit. im Preußenland bis . Unters. zu ihrer Überl. (Aus Arch., Bibl. und Museen Mittel- und Osteuropas ). Köln u. a. , S. , , , , . – Wolfgang Wegner: B. a. d. F. v. P. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Britta-Juliane Kruse: Pestbrief, Kräuterbuch und Segensspruch. Einblicke in illustrierte medizinische Hss. des späten MA. In: Bilder vom MA. Eine Berliner Ringvorlesung. Hg. v. Volker Mertens/Carmen Stange (Aventiuren Sonderbd.). Göttingen , S. –, hier S. –. VZ Nikolaus von Udine (Nicolaus de Utino). – Mediziner, Verfasser eines Pestregimens, lebte in der zweiten Hälfte des . Jh. Bei N. handelte es sich möglicherweise um jenen gleichnamigen Mediziner, der in Padua das Lizentiat erwarb. Im Wintersemester / schrieb sich N. an der Universität Wien ein. Die Matrikel bezeichnen ihn als Magister sowie Leibarzt des österr. Herzogs Albrecht III. († ). Noch lebte N. in Wien; ein weiterer Nachweis von gilt als unsicher. Ein Arzt namens N. ist von bis auch als Hausbesitzer in Wien nachgewiesen, doch könnte es sich hierbei
Nikolaus von Udine auch um Nikolaus von Hebersdorf († ) gehandelt haben. Für seinen Dienstherren Albrecht schrieb N. ein lat. Pestregimen, das in einer Handschrift des . Jh. überliefert ist. Darin führt er die Pest auf schlechte Luftqualität zurück und emp ehlt als Gegenmaßnahme u. a. den Verzehr von Wein und Pillen. N. kannte möglicherweise das Werk Avicennas, dessen Theorien und Rezepten er teilweise folgt. Insgesamt gilt N.s Schrift aber als durchaus eigenständig. Ü: München, BSB, clm , v–r (frühes . Jh.). A: Sudhoff (s. Lit.). L: Paul Uiblein, VL () Sp. f. – Gesch. der Stadt Wien. Bd. /: Von der Zeit der Landesfürsten aus habsburgischem Hause bis zum Ausgange des MA. Red. Albert Starzer. Hg. v. Alterthumsver. Wien. Wien , S. (Anm. ). – Karl Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des ‹schwarzen Todes› . In: Arch. für Gesch. der Medizin () S. –, hier S. –. – Die Matrikel der Univ. Wien. Bd. : –. Hg. Inst. für Österr. Geschichtsforschung. Graz u. a. , S. . – Harry Kühnel: Ma. Heilkunde in Wien. Wien u. a. , S. f. – P. Uiblein: Beziehungen der Wiener Medizin zur Univ. Padua im MA. In: Römische Hist. Mitt. () S. – (wieder in: Ders.: Die Univ. Wien im MA. Beitr. und Forschungen. Hg. v. Kurt Mühlberger/Karl Kadletz. Wien , S. –). – Christian Lackner: Hof und Herrschaft. Rat, Kanzlei und Regierung der österr. Herzoge (–). Wien u. a. , S. f. MM Scheyerer Fürstentafel (Tabula perantiqua Schirensis). – Holztafel aus dem oberbayerischen Kloster Scheyern mit chronikalisch-genealogischer Inschrift, spätes . Jh. Der Text der S. F. bietet einen Überblick über die Scheyerer Klostergeschichte im Verbund mit einer Genealogie der Wittelsbacher. Der Darstellungszeitraum der Familiengeschichte reicht vom letzten Agilol nger Herzog Tassilo III. († um ) bis zu Ludwig II. (dem Strengen) († ). Ludwig hatte durch die Stiftung des Klosters Fürstenfeld, das er für seine eigene Grablege bestimmte, den Stellenwert des Klosters Scheyern als familiäres Hauskloster relativiert. Die Originaltafel, die um / entstanden sein dürfte, ist verloren. In ihrer
Scheyerer Fürstentafel ursprünglichen Funktion diente sie der Ergänzung eines Zyklus von Wandgemälden zur Geschichte der Wittelsbacher in der Scheyrer Fürstenkapelle. Die S. F. steht in der Tradition Scheyerer Chronistik (Chronicon Schirense des Konrad von Scheyern) und stützt sich zudem auf die → Fundationes monasteriorum Bavariae, die Salzburger Annalen und auf mündliche Tradition. Gleichzeitig ist sie Zeugnis der dynastischen Propaganda, zu der sich die Wittelsbacher im späten . Jh. veranlasst sahen. Die S. F. nimmt hierfür eine grundlegende Neuinterpretation der Wittelsbacher Genealogie vor. Die Historiographie des . Jh. hatte die Bannung des Luitpoldinger Herzogs Arnulfs des Bösen als Schande für die Grafen von Scheyern aufgefasst. Da die Scheyerer Grafen wittelsbachische Vorfahren sind, übertrug sich der Makel auf das bayerische Herrschergeschlecht selbst. Indem dargelegt wird, dass nicht Arnulf, sondern dessen Bruder Berthold der eigentliche Ahnherr der Wittelsbacher sei, dient die S. F. der Rehabilitation der scheyerischen Vorfahren und der herzöglichen Legitimation der Wittelsbacher, die sich nun auf die Karolinger rückbeziehen. Diese propagandistische Intention der Chronik verdeutlichen die in der Tradition variierenden Einleitungen: «Jtem das ist die koronick der hochgeporen herren von payren [...] vnd wer Sprech daz die herren von payren nit Edell vnd von guttem geslecht wer[d]en der hat die koronick nicht gelesen» (nach München, UB, ° Cod. ms. ). Die zahlreichen Abschriften des Tafelinscripts, die zum Teil in Scheyern selbst angefertigt wurden, belegen den Erfolg der dynastischen Legitimationsschrift, deren Überlieferung in der zweiten Hälfte des . Jh. ihren Höhepunkt erreichte. Ihre Verbreitung wurde vor allem von den Klöstern Scheyern und Andechs aus gesteuert. Es lassen sich drei Redaktionen differenzieren: Auf die direkten Abschriften der Originaltafel folgt eine Überarbeitung des . Jh., die ab im Verbund mit der → Andechser Chronik überliefert wird. Noch im Text enthaltene Ansatzpunkte zu Zweifeln an der edlen Abstammung der Wittelsbacher sind hier eliminiert worden. Die dritte Fassung ist um in Andechs entstanden und verbessert Unstimmigkeiten der Zweitredaktion, wobei auch auf den ursprünglichen Text der Tafel zurückgegriffen wird. Dank ihrer für das bayerische Herzoghaus vorteilhaften genealogischen Darstellung
. Hälfte . Jh. wurde die S. F. Bestandteil der offiziösen Wittelsbacher Historiographie und ein Elementartext für die nachfolgende bayerische Geschichtsschreibung. → Andreas von Regensburg hat sie für die Reihe der bayerischen Herzöge in der Chronica de principibus terrae Bavarorum benutzt. Auch Hans → Ebran von Wildenberg, Ulrich → Füetrer oder Veit → Arnpeck stützen sich auf die Genealogie der S. F. Außerhalb Bayerns hat der am Heidelberger Hof der Wittelsbacher Pfalzgrafen wirkende → Matthias von Kemnat die Interpretation der S. F. für die wittelsbachische Propaganda innerhalb seiner Weltchronik übernommen, wobei hier auch an eine Vermittlung durch Andreas zu denken ist. Ü: Insgesamt sind über Hss. vom . bis zum . Jh. bekannt. Mindestens Hss. sind in Scheyern vermutlich als direkte Tafelabschriften entstanden. Au istung von Textzeugen: Moeglin , S. –; VL () Sp. . A: Stephan Reitberger: Chronicon originis et fundationis Monasterii Scheirn Ord. S. Benedicti Frisingensis Dioecesis in superiori Bauaria siti. A F. Conrado Philosopho ante annos CCCC eiusdem monasterii monacho conscriptum. [...]. Ingolstadt , S. –; Nachdr. durch Georg Christian Joannis: F. Conradi Philosophi, Ord. D. Benedicti. Chronicon Schirense, Saeculo XIII conscriptum [...]. Straßburg , S. –. – Hefner (s. Lit.) S. – (nach: München, BSB, Cgm und Clm ). – Martin von Deutinger: Eine alte Denktafel in Kloster Scheyern. In: Beyträge zur Gesch., Topographie und Statistik der Erzbisthum München und Freysing (Deutingers Beytr.) () – (nach: München, UB, ° cod. ms. ). – Magnus Sattler: Chron. von Andechs. Donauwörth , S. – (nach Augsburg, Arch. des Bistums, Hs. ). – Franz Genzinger: Tabula Perantiqua Schirensis. In: Wittelsbach und Bayern. Beitr. zur bayerischen Gesch. und Kunst. Bd. I/: Die Zeit der frühen Herzöge. Von Otto I. zu Ludwig dem Bayern. Hg. v. Hubert Glaser. München/Zürich , S. – (mit nhd. Übertragung und Komm. nach München, BSB, Clm ). – Moeglin, (s. Lit.) S. – (mit französischer Übersetzung nach München, BSB, Clm , Cgm und ). L: Birgit Studt, VL () Sp. –. – Jürgen Wolf, Encyclopedia of Medieval Chronicle () S. . – Joseph von Hefner: Über die Fürstengruft und die Fürstenkapelle zu Scheyern. In: Oberbayerisches Arch. für
. Hälfte . Jh. die vaterländische Gesch. () S. –. – Friedrich Hektor von Hundt: Kloster Scheyern, seine ältesten Aufzeichnungen, seine Besitzungen. Ein Beitr. zur Gesch. des Hauses ScheyernWittelsbach. In: Abh. der Hist. Kl. der Kgl.Bayerischen Akad. der Wiss. / () S. –, hier S. –. – Benedikt Kraft: Andechser Stud. In: Oberbayrisches Arch. für vaterländische Gesch. () S. –; () S. –, passim. – Johannes M. Hoeck: Die Fürstenbilder in der Wittelsbacher Grabkirche zu Scheyern: In: Der Scheyerer Turm / () H. , S. –; auch als Sonderdruck Scheyern , . – Michael Meuer: Die gemalte Wittelsbacher Genealogie der Fürstenkapelle zu Scheyern (Miscellanea Bavarica Monacensia /Neue Schriftenreihe des Stadtarch. München ). München , S. –. – Repertorium fontium historiae medii aevi () S. . – Pankraz Fried (Hg.): Die Chron. des Abtes Konrad von Scheyern (–) über die Gründung des Klosters Scheyern und die Anfänge des Hauses Wittelsbach. Weißenhorn , S. . – Ders.: Die Herkunft der Wittelsbacher. In: Wittelsbach und Bayern. Bd. I/ (s.o., Ausg.) S. –. – Albert Siegmund/F. Genzinger: Zur Scheyerer Tabula Perantiqua. In: ebd., S. –. – Jean-Marie Moeglin: Les ancêtres du prince. Propagande politique et naissance d’une histoire nationale en Bavière au moyen âge (–) (École Pratique des Hautes Études, IVe Section, Sciences Historiques et Philologiques /). Genf , S. –. – Michael Stephan: Die Traditionen des Klosters Scheyern (Quellen und Erörterungen zur bayerischen Gesch. NF /). München . – J.-M. Moeglin: Die Genealogie der Wittelsbacher. In: MIÖG () S. –. – B. Studt: Fürstenhof und Gesch. Legitimation durch Überl. (Norm und Struktur ). Köln u. a. , bes. S. –. – J.-M. Moeglin: Dynastisches Bewußtsein und Geschichtsschreibung. Zum Selbstverständnis der Wittelsbacher, Habsburger und Hohenzollern im SpätMA (Schr. des Hist. Kollegs. Vorträge ). München . – Günther Flohrschütz: Zur Genealogie der Grafen von Scheyern. In: Forsch. zur schwäbischen Gesch. Mit Ber. aus der landesgeschichtlichen Forschung in Augsburg. Hg. v. P. Fried (Veröff. der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft ,/Augsburger Beitr. zur Landesgesch. BayerischSchwabens ). Sigmaringen , S. – (wieder in: Jb. für bayerisch-schwäbische Gesch. []
Sachs S. –). – B. Studt: «Kleine Formen» der spätma. Geschichtsüberl. Zu Vermittlungsweisen und Verbreitungsmustern von Fürstengeschichten. In: Die Geschichtsschreibung in Mitteleuropa. Projekte und Forschungsprobleme. Hg. v. Jarosław Wenta (Subsidia historiographica ). Thorn , S. –, hier S. –. – Dies.: Zwischen hist. Tradition und politischer Propaganda. Zur Rolle der «kleinen Formen» in der spätma. Geschichtsüberl. In: Schriftlichkeit und Lebenspraxis im MA. Erfassen, Bewahren, Verändern (MMS ). Hg. v. Hagen Keller u. a. München , S. –, hier S. –. – Evemarie Clemens: Luxemburg-Böhmen, Wittelsbach-Bayern, Habsburg-Österreich und ihre genealogischen Mythen im Vergleich. Trier , S. –. – Toni Aigner: Das Andechser Heiltum. Religion und Politik im Haus Wittelsbach (Edition Andechs ). München , S. –. VZ Sachs, Konrad, * vor , † vor ... – Stadtschreiber, Notar, Kompilator Konstanzer Statuten. S. stammte aus einem Ort namens Sulgen, der im Kanton Thurgau oder Bern gelegen haben könnte. Er war Kleriker in Konstanz und ist dort von bis als Notar nachgewiesen. In dieser Eigenschaft entsandte ihn Mangold von Brandis († ) auch nach Avignon. Dort sollte S. über ein Bischofsamt für Mangold verhandeln. / war S. Konstanzer Stadtschreiber, verlor aber das Bürgerrecht. Die Forschung vermutet als Grund eine Verwicklung S.s in die damaligen Zunftaufstände. wurde S. erneut Stadtschreiber von Konstanz und befand sich im städtischen Auftrag in Rom. S. wurde verschiedentlich auch mit einem gleichnamigen Chorherren gleichgesetzt, der ein Kanonikat am Konstanzer Johannisstift erhielt und es bis mindestens innehatte. Heute gelten die beiden Personen meist als nicht identisch. S. schuf ab eine Sammlung von Ratsgesetzen, die u. a. als Codex Sachs, Statutenbuch oder Satzungen von Costenz bezeichnet wird. Die Kompilation enthält bedeutende Statuten aus verschiedenen Rechtsbereichen. Erfasst werden u. a. Gewaltdelikte wie Totschlag. Die enthaltenen Sätze werden zu den sog. geschworenen Satzungen gezählt, weil sie jährlich vor den Bürgern verlesen wurden, die auf sie schwören mussten. Der Codex Sachs blieb nach
Sentlinger seiner Aufzeichnung noch längere Zeit in Benutzung, wie zahlreiche Streichungen und Zusätze in der Handschrift belegen. Im . Jh. wurde S.s Werk durch das sog. Rote Buch ersetzt, das neuere Bestimmungen des Stadtrechts versammelte. Ü: Codex Sachs: Berlin, SBB, mgf , Bll. (Perg., –. Jh.). – Vgl. Hermann Degering: Kurzes Verz. der germ. Hss, der Preußischen SB. Bd. : Die Hss. in Folioformat. Leipzig (Nachdr. Graz ) S. . – Bader (s. Lit.). – Verz. von S.s Notariatsinstrumenten bei Schuler (s. Lit.). A: Otto Feger: Vom Richtebrief zum Roten Buch. Die ältere Konstanzer Ratsgesetzgebung. Darst. und Texte. Konstanz , S. –. L: Karl Langosch, VL () Sp. . – Diethelm Fretz, HBLS () S. . – Konstanzer Stadtrechtsquellen. Bd. : Das rote Buch. Hg. v. O. Feger. Konstanz , S. . – Karl Bader: Eine wieder aufgefundene Quelle zum Konstanzer Stadtrecht des . und . Jh. In: Zs. der SavignyStiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Feger (s. Ausg.). – PeterJohannes Schuler: Notare Südwestdtl. Ein prosopographisches Verz. für die Zeit von bis ca. . Textbd. Stuttgart , S. f. – Paul Baur: Testament und Bürgerschaft. Alltagsleben und Sachkultur im spätma. Konstanz. Sigmaringen , S. . – Peter Schuster: Eine Stadt vor Gericht. Recht und Alltag im spätma. Konstanz. Paderborn u. a. , S. f. u. ö. – Ders.: Zur Beharrungskraft alten Rechts in spätma. Städten. In: ‹Faire bans, edictz et statuz›. Légiférer dans la Ville Médiévale. Sources, Objets et Acteurs de l’Activité Législative Communale en Occident, ca. – [...]. Hg. v. Jean-Marie Cauchies. Brüssel , S. –. – Brigitte Hotz: Ein in Vergessenheit geratener Supplikenrotulus der Stadt Zürich aus der Frühzeit Clemens’ VII. Nachtr. zum ‹Repertorium Germanicum›. In: Kurie und Region. FS Brigide Schwarz. Hg. v. Brigitte Flug u. a. Stuttgart , S. –. MM Sentlinger, Heinz (Heinrich). – Schreiber; Redaktor der Weltchronik → Heinrichs von München, spätes . Jh. Schreibervermerke in eigenhändigen Codices liefern Hinweise zur Biographie des Scriptors: Demnach stammte er aus München und gehörte höchstwahrscheinlich dem Patriziergeschlecht der Sendlinger an. Spätestens seit war er auf der
. Hälfte . Jh. Burg Runkelstein bei Bozen im Dienst des kurz zuvor geadelten Südtirolers Nikolaus Vintler († ), dem Onkel Hans → Vintlers. Für einen weiteren Neffen, Leopold Vintler, der als Zöllner am Lueg (Brenner) amtierte, war S. offensichtlich ebenfalls tätig. Seine Dienstzeit auf Runkelstein (womöglich bis ins frühe . Jh.) fällt in den vermeintlichen Entstehungszeitraum des berühmten Runkelsteiner Freskenzyklus. Ob S. in irgendeiner Form in dessen Konzeption oder Entstehung involviert war, ist offen. Auch gibt es keine gesicherten Erkenntnisse zu seinem Dienstverhältnis. Diesbezügliche Vermutungen der älteren Forschung (Burgkaplan, Bibliothekar) sind reine Spekulation. Es sind zwei von S. geschriebene Handschriften mit chronikalischen Verskompilationen überkommen. Es handelt sich um Bearbeitungen desjenigen Chronik-Komplexes, der in der Überlieferung mit dem Namen Heinrichs von München verbunden wird. Bei einer per se offenen Texgattung wie den (Welt-)Chroniken ist Fassungsvarianz ein immanentes Phänomen und so hat auch S. seine nicht erhaltene(n) Vorlage(n) signi kant redigiert. Die persönlichen Eingriffe dürften so weitreichend sein, dass von zwei eigenständigen Redaktionen S.s gesprochen werden kann. In der gesamten Heinrich von München-Tradition ist S. der einzige namentlich bekannte Redaktor. Er selbst betont (Cgm ), dass er vom handschriftlichen Text «ein tail gedichtet» habe. Der Wahrheitsgehalt dieser Aussage oder welche kreativen Tätigkeiten S. unter «tichten» subsumiert, lässt sich allerdings nicht hinreichend beurteilen. Ohne Kenntnis der Vorlage ist es zudem nicht zu klären, wie groß der persönliche Anteil S.s an den Zusätzen einerseits und den Eingriffen in das Bestehende andererseits (Kürzung, Umstellung, Neustrukturierung etc.) tatsächlich ist. S.s Weltchronik-Redaktion (rund . Verse) stellt gemeinsam mit der Version in Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A die umfangreichste überlieferte Bearbeitung der Chronik-Kompilation dar. Abgedeckt wird der Zeitraum von der Schöpfung bis zu Kaiser Friedrich II. Signi kante Neuerungen sind die Zweiteilung des Buches Esra und die Eröffnung der Makkabäerbücher mit Karl dem Großen (nach I Makk ). Generell nimmt die profane Geschichtsschreibung gegenüber der biblischchristlichen einen größeren Raum ein, als es sonst in der Tradition üblich ist. Das schließt aber in Einzelfällen Kürzungen (Trojanischer Krieg, Karl der
. Hälfte . Jh. Große) und Auslassungen (Willehalm [→ Wolfram von Eschenbach]) nicht aus. Wie bereits andere Bearbeiter vor ihm hat S. als zusätzliche Quelle das → Passional herangezogen. Außerdem wurden von ihm erstmals auch die → Gesta Romanorum (in der dt. «Vulgat-Fassung») benutzt. In seiner Weltchronik-Redaktion (rund . Verse) formt S. das Chronikmaterial in eine zweiteilige Reimbibel um («Alte Ee»/«Neue Ee»), bei der im Gegensatz zur ersten Redaktion die Profangeschichte stark in den Hintergrund gedrängt wird. Der erste Teil ist wesentlich kürzer gestaltet und reicht nicht über den Pentateuch hinaus. Die «neue Ee» setzt mit Julius Cäsar ein und wird mit dem Wiederaufbau Jerusalems unter Kaiser Hadrian beschlossen. Die beiden Teile werden durch detaillierte Inhaltsverzeichnisse erschlossen. S. dürfte sich für diese grundlegende Neubearbeitung primär auf seine eigene ältere Chronik-Redaktion gestützt haben. Allerdings zieht er für die «neue Ee» im stärkeren Maße das Passional heran als er es bei dieser getan hat. Eine zusätzliche Quelle ist → Albrechts Jüngerer Titurel. Über Zwischenstufen war der zweite Teil von S.s chronikalischer Reimbibel grundlegend für die Historienbibel Die → Neue Ee. Ü: Weltchronik-Redaktion : München, BSB, Cgm , Bll. (Perg., , bair.österr.); Schreibernennung: «Haintz Sentlinger von e Munichen [...] an der Etsch auf dem Runckelstain pei meinem herren Niclas dem Vintler» (ra). – Von dieser Red. abhängige Weltchronik-Hss. sind: Wien, ÖNB, Cod. ; Graz, UB, Ms. . – Weltchronik-Redaktion : Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, Bll. (Pap., , bair.); Kolophon: «Ditz b˚uch ist geschriben an dem l˚ug pei Leuepolden dem Vintler der dieweil zollner do waz vnd ist [...]. Haintz Sentlinger» (v). Die Hs. gehörte später Ulrich Putsch und ging nach dessem Tod () in den Besitz der Augsburger Kaufmannsfamilie Mülich über (Jörg → Mülich, Hektor → Mülich). – Von dieser Redaktion abhängige Weltchronik-Hss. sind: München, Cgm und . – Weitere Hss. mit Schreibernennung: Innsbruck, ULB, Cod. (getreue Abschrift der Rechtssumme Bruder → Bertholds [von Freiburg]) Bll. (Pap., , bair.-österr.); «Hainrice Sente linger von Munichen» (r). T: Dorothea Klein: Stud. zur ‹Weltchron.› Heinrichs von München. Bd. /: Die wichtigsten Textfassungen in synoptischer Darstellung (Wissenslit. im MA /). Wiesbaden ,
Sentlinger passim (zahlreiche Textproben aus dem Cgm [= Sigel M]). L: Gisela Kornrumpf, VL () Sp. –. – Georg Leidinger: Münchener Dichter des vierzehnten Jh. (Festreden der Bayerischen Akad. der Wiss. ). München , S. –. – Paul Gichtel: Die Weltchron. Heinrichs von München in der Runkelsteiner Hs. des H. S. (Schriftenr. zur bayerischen Landesgesch. ). München , bes. S. f. – Helmut Weck: Die ‹Rechtssumme› Bruder Bertholds. Eine dt. abecedarische Bearb. der ‹Summa confessorum› des Johannes von Freiburg. Die hsl. Überl. (TTG ). Tübingen , S. –. – Betty C. Bushey: Neues Gesamtverz. der Hss. der ‹Arabel› Ulrichs von dem Türlin. In: Wolfram-Stud. () S. –, hier S. –. – Frank Shaw: Die Darstellung Karls des Großen in der ‹Weltchron.› Heinrichs von München. In: Zur dt. Lit. und Sprache des . Jh. Hg. v. Walter Haug u. a. (Reihe Siegen. Germanistische Abt. ). Heidelberg , S. –, hier S. –. – G. Kornrumpf: König Artus und das Gralsgeschlecht in der Weltchron. Heinrichs von München. In: Wolfram-Stud. () S. –, hier S. –. – Kurt Gärtner: Philipps ‹Marienleben› und die ‹Weltchron.› Heinrichs von München. In: ebd. S. –, hier S. , f. – Ders.: Zur Überlieferungsgesch. des ‹Passionals›. In: ZfdPh () S. –. – G. Kornrumpf: Die ‹Weltchron.› Heinrichs von München. Zu Überl. und Wirkung. In: FS Ingo Reiffenstein. Hg. v. Peter K. Stein u. a. (GAG ). Göppingen , S. –, hier S. –. – Konrad von Heimesfurt. ‹Unser vrouwen hinfart› und ‹Diu Urstende›. Hg. v. K. Gärtner/Werner J. Hoffmann (ATB ). Tübingen , S. LI–LXVI. – Elisabeth Lienert: Antikenroman als Geschichtswissen. Zu den kompilierten Trojanerkriegen in der ‹Erweiterten Christherre-Chron.› und in der ‹Weltchron.› Heinrichs von München. In: Die dt. Trojalit. des MA und der frühen Neuzeit. Materialien und Unters. Hg. v. Horst Brunner (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, hier S. f. – Dt. Weltchron. des MA. Hss. aus den Beständen der BSB München und die Sächsische Weltchron. der Forschungs- und LB Gotha (Ausstellung BSB Schatzkammer). München , S. f. (Nr. ) . – Andrea Spielberger: Die Überl. der ‹Weltchron.› Heinrichs von München. In: Stud. zur ‹Weltchron.› Heinrichs
Liber ordinis rerum von München. Bd. : Überl., Forschungsber., Unters., Texte. Hg. v. H. Brunner (Wissenslit. im MA ), Wiesbaden , S. –, hier S. –, –. – D. Klein: Text- und überlieferungsgeschichtliche Unters. zur Redaktion β. (Stud. zur ‹Weltchron.› Heinrichs von München. Bd. /; Wissenslit. im MA /). Wiesbaden , S. f. und Reg. – W. J. Hoffmann: Konrad von Heimesfurt. Unters. zu Quellen, Überl. und Wirkung seiner beiden Werke ‹Unser vrouwen hinvart› und ‹Urstende› (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, – u. ö. – Schloss Runkelstein. Die Bilderburg. Hg. v. der Stadt Bozen unter Mitwirkung des Südtiroler Kulturinst. Bozen , S. – (Nr. .–.). – Norbert H. Ott: Hö sche Lit. in Text und Bild. Der literarische Horizont der Vintler. In: ebd., S. –. – René Wetzel: Runkelsteiner Kaiserreihe und Runkelsteiner ‹Weltchron.›-Hs. im Trialog von Bild, Text und Kontext. In: Lit. und Wandmalerei. Bd. : Erscheinungsformen hö scher Kultur und ihre Träger im MA. Hg. v. Eckart Conrad Lutz u. a. (Scrinium Friburgense ). Tübingen , S. –, bes. S. –. – R. Wetzel: Bilderwelt – Bild der Welt? Von offenen Texten und unfesten Bildern. Überlegungen am Beispiel der Wandmalereien von Schloss Runkelstein bei Bozen. In: Akten des X. Internationalen Germanistenkongresses. Hg. v. Peter Wiesinger u. a. Bern u. a. , Teilbd. , S. –, hier S. f. – Fritz Peter Knapp: Die Lit. des SpätMA in den Ländern Österreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg und Tirol von bis . . Halbbd.: Die Lit. zur Zeit der habsburgischen Herzöge von Rudolf IV. bis Albrecht V. (–) (Gesch. der Lit. in Österreich /). Graz , Reg. – Die Weltchron. Heinrichs von München. Neue Ee. Hg. v. Frank Shaw u. a. (DTM ). Berlin , S. X f., XV–XXI passim. VZ Liber ordinis rerum (auch: Esse-EssenciaGlossar). – Lat.-dt. Glossar, spätes . Jh. Das L. o. r. ist in über Textzeugen ab reich überliefert. Die Forschung unterscheidet zwei Hauptfassungen des anonymen Werks: Die umfangreichere Redaktion A bietet nahezu Lemmata in Kapiteln. A ist bereits ab tradiert, weshalb die Entstehung des L. o. r. gegen Ende des . Jh. vermutet wird. Der ARedaktion werden elf Textzeugen des nd. oder
. Hälfte . Jh. mitteldt. Sprachraums zugerechnet, in dem auch die Herkunft des L. o. r. liegen dürfte. Die BRedaktion des Glossars ist mit Lemmata deutlich kürzer als A, liegt vereinzelt aber auch in umfangreicheren Fassungen vor. Es sind mehr als B-Handschriften seit bekannt, deren größter Anteil bairisch-österreichisch gefärbt ist. Häug besteht Überlieferungsgemeinschaft mit der KRedaktion des → Vocabularius Ex quo. U. a. wegen dieses Überlieferungskontextes wird ein schulischer Gebrauch des L. o. r. als Nachschlagewerk für Synonyme angenommen. Der unbekannte Verfasser des L. o. r. verzichtete auf eine alphabetische Gliederung und ordnete die Lemmata stattdessen grammatisch. Auf die Substantive (Kap. –) folgen Adjektive (Kap. –), Verben (Kap. –) und zuletzt Determinative (Kap. –). Innerhalb dieser Gruppen herrscht jeweils eine Sachgliederung vor. Das Spektrum der im L. o. r. enthaltenen Übersetzungen reicht von meist einzelnen Wörtern bis zu umfangreicheren Glossen, die lat. Lemmata in dt. oder auch lat. Sprache erläutern. Insgesamt konnte sich das L. o. r. nachweislich der Überlieferung während des gesamten . Jh. behaupten. Eine Rezeption des Werks ist auch im Vocabularius Theutonicus nachweisbar. Ü: Bis heute sind Hss. und Fragm. ab bekannt. – Verz. bei Schmitt (s. Ausg.). – www.handschriftencensus.de/werke/ . – Als älteste Hss. der beiden Redaktionen gelten: B: Berlin, SBB, mgq , v–r (Pap. , nd.; Langfassung A). – Sb: Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, cod. b IV , r–v (Pap., , bair.österr.; Kurzfassung B). Vgl. Gerold Hayer u. a.: Die dt. Hss. des MA der Erzabtei St. Peter zu Salzburg. Wien , S. f. – Schmitt (s. Ausg.) Bd. ., S. XIX f., LIX f. A: Sachse (s. Lit.). – Schmitt (s. Lit.). L: P. Schmitt, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. f. – Franz Sachse: Glossarium des XIV. oder XV. Jh. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – Louis de Man: Middeleeuwse systematische Glossaria. Brüssel . – Klaus Grubmüller: ‹Vocabularius ex quo›. Unters. zu lat.-dt. Vokabularen des SpätMA (MTU ). München , passim. – Liber ordinis re
. Hälfte . Jh. rum (Esse-Essencia-Glossar). Hg. v. Peter Schmitt. Bde. Tübingen . – William Jervis Jones: German Kinship Terms (–). Documentation and Analysis. Berlin/New York , S. –, – u. ö. – Bernhard Schnell: Spätma. Vokabularienlandschaften. Ein Beitr. zur Text- und Überlieferungsgesch. des ‹Vocabularius Ex quo›, des ‹Vocabularius Lucianus› und des L. o. r. In: Regionale Literaturgeschichtsschreibung. Aufgaben, Analysen und Perspektiven. Hg. v. Helmut Tervooren/Jens Haustein. Berlin , S. –. – Robert Damme: Zur Entstehung des ‹Vocabularius Theutonicus›. In: NdJb () S. –. MM Vocabularius Principaliter. – Lat.-dt. Universalglossar, entstanden zwischen etwa und Dezember . Der alphabetisch angeordnete V. P., der ausschließlich im schwäbischen Gebiet überliefert ist, war lernerorientiert und wandte sich – wie der → Vocabularius Ex quo – an die «pauperes» [scolares] (vgl. Incipit). Bislang liegen keine näheren Untersuchungen zur Quellenlage vor. Sicher verwendet wurden das → Abstractum-Glossar und das Nominalglossar (erste Fassung /, zweite Fassung ) Jakob → Twingers von Königshofen, dessen Vorwort der Kompilator des V. P. teilweise übernahm (z. B. die Erläuterungen zur alphabetischen Sortierung). → Johannes von Gablingen diente der V. P. seinerseits als Hauptquelle für den Vocabularius fundamentarius. Neben dem Konkretwortschatz enthält der V. P. einen Abstrakt- und Bildungswortschatz, darunter auch griechische und hebräische Wörter und Eigennamen (die hebräischen sind in den meisten Fällen etymologisch erschlossen). Jedes Lemma ist grammatisch klassi ziert (Sigle). Neben lat., mitunter umfangreicheren Interpretamenten bietet der V. P. lat.-dt. Wortgleichungen. Ü: München, BSB, Cgm , Bll. (Pap., drittes Viertel . Jh., schwäbisch; Text des Buchstabenbereichs A–L). – Ebd., Cgm , Bll. (Pap., Mitte . Jh., schwäbisch; Text des Buchstabenbereichs A–L). – Ebd., Cgm , Bll. (Pap., [vgl. Bl. r], in Kaufbeuren vom «scolaris» Johannes Müschel geschrieben, ostschwäbisch; Text des Buchstabenbereichs M–Z). L: Dorothea Klein, VL () Sp. f. – K. Kirchert: ‹Vocabularium de signi cacione nominum›. Zur Erforschung spätma. Vokabularlit. In: La Lexicographie au moyen âge.
Vocabularius Principaliter Hg. Claude Buridant. Lille , S. –, hier S. . – Karin Schneider: Die dt. Hss. der Bayerischen Staatsbibl. München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V, ). Wiesbaden , S. –. – Klaus Kirchert: Städtische Geschichtsschreibung und Schulliteratur. Rezeptionsgeschichtliche Stud. zum Werk von Fritsche Closener und Jakob Twinger von Königshofen (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. Anm. , . – K. Schneider: Die datierten Hss. der Bayerischen Staatsbibl. München. Tl. : Die dt. Hss. bis (Datierte Hss. in Bibliotheken der Bundesrepublik Deutschland IV, ). Stuttgart , S. und Abb. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . BJ Jutisch Lowbok. – Mnd. Übersetzung eines dänischen Rechtsbuchs, spätestens Ende . Jh. Die unter dem dänischen König Waldemar II. (–) vorangetriebene Rechtskodi zierung fand ihren Höhepunkt in dem jütischen Rechtsbuch Jyske Lov, das seine Geltung bis in die Neuzeit bewahrte. Spätestens gegen Ende des . Jh. erfuhr der Kodex als J. L. eine mnd. Bearbeitung, die in zahlreichen Handschriften ab etwa überliefert ist. wurde der Text als wahrscheinlich erstes skandinavisches Rechtsbuch auch gedruckt. Die Textzeugen überliefern das J. L. ohne Titel, daher wurde die heutige Bezeichnung von der Forschung eingeführt. Die Entstehung des J. L. wird aufgrund sprachlicher Indizien in Schleswig vermutet. Der Text des J. L. weist gegenüber dem Jyske Lov eine Reihe von Änderungen auf. So wurde die Prosa- durch eine Reimvorrede ersetzt. Der mnd. Text erfuhr später noch weitere Modikationen sowie hochdt. und nd. Bearbeitungen. Insgesamt gilt das J. L. als wichtiges Zeugnis der dänisch-nd. Sprachgeschichte. Ü: Mehr als Hss. ab etwa . – Verz. bei Brøndum-Nielsen (s. Ausg.) S. XXIX–XXXI. D: [Lübeck: Matthäus Brandis], (GW M). A: Danmarks Gamle Landskabslove. Bd. . Hg. v. Johannes Brøndum-Nielsen. Kopenhagen , S. –. – J. L. Lübeck . Hg. v. Klaus von See. Glashütten/Taunus (Faks. v. GW M).
Alter Kulm Ü: Das Jütsche Recht. Hg. v. K. v. See. Weimar . L: K. v. See, VL () Sp. –. – See (s. Übersetzungen). – See (s. Ausg.). MM Alter Kulm (auch: [Altes] Kölmisches Buch). – Stadtrechtsbuch, zweite Hälfte des . Jh. Der A. K. stellt eine Überarbeitung des → Magdeburg-Breslauer systematischen Schöffenrechts dar, die mit über Handschriften sowie frühneuzeitlichen Drucken das bedeutendste Rechtsbuch des Preußenlandes war, nicht zuletzt aufgrund der führenden Rolle Kulms im Preußenland und als Oberhof des Kulmer Rechts. Vermutlich entstand der A. K. in der zweiten Hälfte des . Jh., die vier ältesten Handschriften sind ins Jahr datiert (Päsler , S. ). Der Titel des Buches rührt von der Bezeichnung am Kulmer Oberhof her: «A. K.» oder auch «Altes Kölmisches Buch». Der unbekannte Verfasser des A. K. variierte die Anordnung der Artikel im Vergleich zu seinem Vorbild, ließ gelegentlich Textpassagen entfallen, fügte Magdeburger Schöffenurteile für die Stadt Kulm hinzu und übernahm eine Reihe von Artikeln aus dem → Schwabenspiegel-Lehnrecht. Er gliederte sein Werk in fünf Bücher (und folgt darin seinem Vorbild, Überschriften in Lat., Haupttext in Ostmitteldt.): . De senatoribus, . De scabinis et de iudice, . De vulneribus, homieidiis et de iniuriis, . De resignationibus, dotalitiis, devolutionibus et tutoribus, . Iura communi; das zweite bis vierte Buch ist jeweils in zwei Abteilungen unterteilt. Aus dem Überlieferungszusammenhang geht der häu ge Gebrauch des A. K. in Gerichts- und Verwaltungspraxis in Preußen hervor; auch ist zu vermuten, dass die Genese des A. K. in Verbindung mit der Oberhoftätigkeit des Kulmer Rates steht, jedoch ist der Entstehungsort nicht mit Gewissheit zu bestimmen. Der A. K. wurde zur Quelle der → Magdeburger Fragen und der Neun Bücher des Magdeburger Rechts von Walther → Ekhardi. In revidierter Fassung aus dem . Jh. blieb er in Ostpreußen bis zur Einführung des Landrechts des Herzogtums Preußen in Kraft; als Ius Culmense ex ultima revisione hatte er bis ins . Jh. als Statuargesetz der Stadt Danzig Geltung. In Handschriften des . und . Jh. wird der A. K. teils mit anonymer Glosse überliefert, die allerdings auch gesondert entgegentritt; ihr ist eine historische Vorrede auf den A.
. Hälfte . Jh. K. beigegeben. Sie entstand vermutlich in Königsberg und wird erstmals in der Underrichtunge, wie man sich in den Artickeln unnd Clausuln der Colmeschen handtfeste (die zum teil die stat Colmen und Thorn beruren), auch in den artickeln, die andere stete betreffent, halten sol […] von erwähnt; zwei Jahre später lässt sie sich in einer ersten Handschrift nachweisen. Ü: Emil Steffenhagen: Dt. Rechtsquellen in Preussen vom XIII. bis zum XVI. Jh. Leipzig , S. f. (mit den entsprechenden Beschreibungen im Handschriftenteil, S. –). – Gustav Homeyer: Die dt. Rechtsbücher des MA und ihre Hss. Im Auftrage der Savigny-Stiftung und mit Unterstützung der Forschungsnotgemeinschaft der dt. Wiss. neu bearb. von Conrad Borchling/ Karl August Eckhardt/Julius von Gierke. Bde. Weimar /, S. (Nr. , –, , , , , ). – Ralf G. Päsler: Deutschsprachige Sachlit. im Preußenland bis . Unters. zu ihrer Überl. (Aus Archiven, Bibliotheken und Museen Mittel- und Osteuropas ). Köln u. a. , S. , , , –, –, , , f., , , , , f. (siehe dazu Päslers Einträge in: www.handschriftencensus.de). – Alexander Rogatschewski: Zur Gesch. des «A. K.» und anderer preußischer Rechtsbücher nach St. Petersburger Sammlungen. In: Deutschsprachige Lit. des MA im östlichen Europa. Forschungsstand und Forschungsperspektiven. Hg. v. R. G. Päsler/Dietrich Schmidtke. Heidelberg , S. –. D: Das alte Cölmische Recht […]. Thorn (VD XL ; online: BSB München; Nachdr. hg. v. Witold Maisel/Zbigniew Zdrójkowski. Toru´n ; Heinrich Kaspers [Bearb.]: Vom Sachsenspiegel zum Code Napoléon. Kleine Rechtsgesch. im Spiegel alter Rechtsbücher. Köln [], S. – [Faks. und Verz. der übrigen älteren Drucke]). A: Das Alte kulmische Recht, mit einem Wörterbuche. Hg. v. Christian Karl Leman. Berlin . – Zum Vergleich: Das MagdeburgBreslauer systematische Schöffenrecht aus der Mitte des XIV. Jh. Hg. v. Paul Laband. Berlin (Nachdr. Aalen . Ist nach Laband – der Lemans Edition aufgrund der nachlässigen Transkription heftig kritisiert – auch als krit. Ausg. des A. K. zu verstehen; siehe Laband, S. VII f.). L: Peter Johanek, VL () Sp. –. – Otto Stobbe: Das alte Kulmer
. Hälfte . Jh. Recht. In: Zs. für dt. Recht und dt. Rechtswiss. () S. –. – Theodor Goerlitz: Die Breslauer Rechtsbücher des . Jh. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Janusz Małłek: Das Kulmer Recht im Ordensland Preußen (–) und im Herzogtum Preußen (–). In: Zs. für Ostforschung () S. –. – Zbigniew Zdrójkowski: Zarys dziejòw prawa chełmi´nskiego (–). Studium na siedemsetpiecdziesieciolecie ˛ wydania przywileju chełmi´nskiego oraz lokacji miast Chełmna i Torunia (Grundzüge der Gesch. des Kulmer Rechts –. Studie aus Anlass -Jahrfeier zur Kulmer Handfeste und Gründung der Städte Kulm und Thorn). Toru´n . – Antoni Czacharoski: Das Kulmer Recht im politischen Leben des Deutsch-Ordenslandes. In: Studia historica slavo-germanica () S. –. – UlrichDieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , S. . – Friedrich Ebel: Kulmer Recht. Probleme und Erkenntnisse. In: Ders.: Unseren fruntlichen grus zuvor. Dt. Recht des MA in mittel- und osteuropäischen Raum. Hg. v. Andreas Fijal u. a. Köln u. a. , S. –. – Danuta Janicka: Die Rezeption des Sachsenspiegels und des Magdeburger Rechts am Beispiel von Thorn im Kulmer Land. In: Rechts- und Sprachtransfer in Mittel- und Osteuropa. Sachsenspiegel und Magdeburger Recht. Hg. v. Heiner und Ernst Lück (Ivs saxonico-maidebvrgense in oriente ). Berlin , S. –. – Roman Czaja: Die Kulmer Handfeste, das kulmische Recht und die Stadt Kulm. Ein Beitr. zur Gestaltung der Städtelandschaft im Ordensland Preußen. In: Städtelandschaften im Ostseeraum im MA und in der Frühen Neuzeit. Hg. v. dems./Carsten Jahnke. Toru´n , S. –. DB/MM Baculus iudicii (Regimen seu B. i. secularis in Franckenford). – Frankfurter Rechtsbuch, um . Das B. i. ist in dt. Sprache anonym in einer Handschrift überliefert. Das Dokument wurde von mehreren Händen zu unterschiedlichen Zeiten geschrieben. Der ältere Teil wird von der Forschung auf um datiert und ist als Reinschrift vorhanden, der jüngere Teil von / nur als Entwurf. Als Autor werden ein oder mehrere Mitglieder der Stadtverwaltung vermutet, etwa Stadtschreiber. Im Mittelpunkt des B. i. steht das Schöffengericht von
Baculus iudicii Frankfurt/M. Wie der im Titel des Werks erwähnte Stab («baculus») soll das Werk seine Leser vor diesem Gericht unterstützen. Daher enthält die Schrift in Artikeln Informationen über Verfassung und Verfahrensweisen des Gerichts. Das B. i. richtete sich wahrscheinlich an Personen, die in amtlicher Funktion oder als Parteien an Prozessen teilnahmen. Charakteristisch für das Werk ist die oftmals direkte Anrede der Leser. Eine Rezeption erfuhr das B. i. bis ins . Jh. in Gerichtsordnungen der Stadt Frankfurt. Außerdem oss der Text in die sog. Reformationen der Jahre , und ein. Das B. i. wurde auch an den Nürnberger Stadtrat geschickt, der es in Vorbereitung der örtlichen Rechtsreform von angefordert hatte. Ü: Frankfurt/M., Stadtarch., A Gesetze , r–v (um und /). – Vgl. Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Beschreibung der Hss. Köln/Wien , S. . A: Johann G. C. Thomas: Der Oberhof zu Frankfurt am Main und das fränkische Recht in Beziehung auf denselben. Hg. v. Ludwig Euler. Frankfurt/M. , S. –. L: Elsbet Orth, VL () Sp. f. – Dieter Werkmüller, HRG () Sp. f. – Helmut Coing: Die Rezeption des römischen Rechts in Frankfurt am Main. Ein Beitr. zur Rezeptionsgesch. Frankfurt/M. , S. , f. MM Bernhard von Peisern (B. v. Pyzdry). – Verfasser des Posener Rechtsbuchs, spätes ./erstes Viertel . Jh. B. stammte aus Peisern/Pyzdry an der Warthe. Er ist – als Stadtschreiber in Posen bezeugt und / ebendort als Schöffe. Auf B. geht nicht nur das Posener Rechtsbuch zurück, sondern auch die Anlage des ersten Stadtbuchs von Posen, das am Beginn der chronikalischen Aufzeichnungen steht, welche über Posener Stadtschreiber bis ins späte . Jh. auf dt., lat. und polnisch fortführten (hg. v. Warschauer [s. Lit.] S. –). Die textliche Grundlage für das Posener Rechtsbuch, eines bedeutenden Repräsentanten des weit rezipierten Magdeburger Rechts (→ Magdeburger Rechtsbücher), stellt zunächst das Breslauer → Systematische Schöffenrecht in seiner ältesten Gestalt dar, das B. vermutlich über Glogauer Quellen vermittelt wurde (→ Glogauer Rechtsbuch). In insgesamt
Ekhardi ½ Kapiteln gliedert B. den Stoff in vier Bücher: Verfassung und Rechtsgang, Strafrecht, Erbrecht sowie Schuld- und Familienrecht. Diesen Bestand ergänzt er um weitere ½ Kapitel aus einem Krakauer Vorstufentext der → Magdeburger Fragen. Die abschließenden Kapitel des Rechtsbuchs gehen direkt auf die Posener Rechtspraxis zurück. Der von B. angelegte Grundstock wurde in den Büchern – um die für Posen ergangenen Magdeburger Schöffensprüche bis fortlaufend ergänzt. Zudem wurden später Auszüge aus dem → Meißner Rechtsbuch vorangestellt ( Artikel aus dessem . Buch, zwei aus dem zweiten und einer aus dem ersten). Das Posener Rechtsbuch war für lange Zeit Grundlage der Rechtssprechung an den Posener Stadtgerichten. Das juristische Textkonglomerat ist ein wichtiger Zeuge für die seit dem späten . Jh. vermehrt zu beobachtende Ausweitung der Rechtsliteratur Breslauer und Krakauer Provinienz nach Norden hin. Ü: Posen, Archiwum Pa´nstwowe (Staatsarch.), Akta miasta Poznania I (olim Varia Posn. Sign. , antea Varia Posn Nr. , antea Collect. ) r–v; Magdeburger Schöffensprüche nachgetragen auf r–v, r, r–r; Meißner Rechtsbuch (Auszüge): r–v (Perg., spätes . Jh. [nach ]); Teilautograph (Schreibernennung auf Bl. r). Vgl. zur Hs.: Oppitz (s. Lit.) Bd. : Beschreibung der Hss., S. f. A: Witold Maisel: Pozna´nska Ksiega ˛ prawa Magdeburgskiego i Mi´snie´nskiego (Das Posener Buch des Magdeburger und Meissner Rechts) (Starodawné Prawa polskiego pomniki / ,). Breslau u. a. . – Ältere Teilausg.: Theodor Goerlitz: Magdeburger Schöffensprüche für die Hansestadt Posen und andere Städte des Warthelandes (Die Magdeburger Schöffensprüche und Rechtsmitt. /). Stuttgart/Berlin . – Auszüge: Goerlitz (s. Lit.) S. –. L: Peter Johanek, VL () Sp. f. – Adolf Warschauer: Die Chron. der Stadtschreiber von Posen. In: Zs. der Hist. Ges. für die Provinz Posen () S. –, –, –, –, hier S. f. – Ders.: Stadtbuch von Posen. Bd. : Die ma. Magistratslinie. Die ältesten Protokollbücher und Rechnungen (–) (Sonderveröff. der Hist. Ges. für die Provinz Posen /). Posen , bes. S. *. – T. Goerlitz: Das Rechtsbuch der Stadt Posen, insbesondere seine Verwandschaft mit anderen dt.
. Hälfte . Jh. Rechtshss. In: Zs. für Rechtsgesch. [= Germanistische Abth. ] () S. –. – W. Maisel: Die Quellen des dt. Rechts im ma. Posen. In: Stud. zur Gesch. des sächsisch-magdeburgischen Rechts in Deutschland und Polen. Hg. v. Dietmar Willoweit/Winfried Schich (Rechtshist. Reihe ). Frankfurt/M. u. a. , S. –, hier S. . – Volker Honemann: Die Stadtschreiber und die dt. Lit. im SpätMA und der frühen Neuzeit. In: Zur dt. Lit. und Sprache des . Jh. Hg. v. Walter Haug u. a. (Reihe Siegen. Germanistische Abt. ). Heidelberg , S. –, hier S. . – Dietlinde Munzel: Posener Rechtsbuch. In: HRG () Sp. f. – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. : Beschreibung der Rechtsbücher. Köln u. a. , S. . – Inge Bily u. a.: Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen. Unters. zur Gesch. des Rechts und seiner Sprache (Ius saxonico-maidebvrgense in Oriente ). Berlin/ Boston , S. f. VZ Ekhardi, Walt(h)er (auch: Waltherus de Boleslavia), * um Mitte . Jh. Bunzlau, † nach Thorn (?). – Thorner Stadtschreiber, Verfasser eines preußischen Rechtsbuchs. E. stammte nach Angaben einer als Autograph geltenden Handschrift aus Bunzlau. Er ist seit als Stadtschreiber von Thorn nachgewiesen und war wahrscheinlich bis oder spätestens im Amt. E.s Hauptwerk ist die preußische Rechtssammlung Neun Bücher Magdeburger Rechts (–). Zahlreiche Handschriften des mitteldt. Textes sind bekannt, häu g aber – wie der wahrscheinliche Originalautograph – verschollen. Die erhaltene Überlieferung setzt in der ersten Hälfte des . Jh. ein. Inhaltlich sind die Neun Bücher eine meist wörtlich übernommene Kompilation existierender Rechtstexte. Als zentrale Quelle gilt der Sachsenspiegel in einer glossierten Fassung. Außerdem benutzte E. u. a. das → Meißner Rechtsbuch, die Magdeburger Schöffensprüche (→ Magdeburger Fragen), den → Alten Kulm, das sächsische Weichbildrecht (Magdeburger Rechtsbücher), den Richtsteig Landrechts, das Lehnrecht in Distinctionen, Sprüche des Kulmer Oberhofs, das Meißner Rechtsbuch und eine dt. Bearbeitung der Lectura arboris consanguinitatis des Johannes → Andreae. Die Neun Bücher enthalten jedoch keine Verweise auf Quellen des römischen oder kanonischen Rechts. Die Forschung vermutet daher eine Abfassung des Werks für den
. Hälfte . Jh. praktischen Gebrauch, nicht zur gelehrten Diskussion. Eine zweite Redaktion der Neun Bücher wurde möglicherweise noch von E. selbst fertiggestellt. In dieser gekürzten und gestrafften Fassung rückt der Praxisbezug weiter in den Vordergrund. Die zweite Redaktion verzichtet besonders auf Sachsenspiegel-Glossen. Um entstand wahrscheinlich in Königsberg eine neue Bearbeitung von E.s Text durch Johannes → Lose. Die Forschung unterscheidet zwei Redaktionen dieser Bearbeitung. Der größere Umfang vor allem der zweiten Redaktion verdankt sich Loses Einarbeitung zusätzlicher Quellen von Autoren wie → Thomas von Aquin, → Augustinus, → Gregor, Johannes → Andreae und Bartholomäus Pisanus. Lose übernahm auch zahlreiche Kapitel aus Der → Tugenden Buch. Auch im . Jh. wurden die Neun Bücher noch rezipiert, so im Rechtsbuch des Ambrosius Adler. Eine weitere Bearbeitung erschien erstmals als Druck. Herausgeber war der Königsberger Notar Albert Pölmann, weshalb diese Ausgabe auch als Pölmansche Distinctionen bekannt wurde. Textgrundlage war die zweite Redaktion der Neun Bücher von . Pölmann nahm jedoch inhaltliche Änderungen vor. So fügte er Stücke aus dem Schwabenspiegel und dem Richtsteig Landrecht hinzu. Diese Bearbeitung wurde noch bis gedruckt. Insgesamt wird den Neun Büchern eine juristische Nachwirkung bis ins . Jh. zugesprochen. E. stellte bis etwa zudem das lat. Formelbuch Formulare quarundam epistolarum (auch Thorner Formelbuch) zusammen. Die Schrift war für den Gebrauch durch die Thorner Stadtkanzlei bestimmt und enthält u. a. Formulierungsvorschläge für Dokumente. Ü: . Neun Bücher Magdeburger Rechts: Zahlreiche, teils verschollene Hss. und Fragm. ab der . Hälfte des . Jh. sind bekannt. Neuere Verz. der Überl.: Päsler (s. Lit.). – Päsler (s. Lit.). – www.handschriftencensus. de/werke/. – Ausgewählte Hss.: K: Königsberg, SUB, Hs. , Bll. (Perg., , mitteldt.; vermutlich Autograph, verschollen). – B: Berlin, SBB, mgf , Doppelbl. (Perg., erste Hälfte . Jh., mitteldt.; Fragm.). – M: Moskau, Staatliche Öffentliche Hist. Bibl., Rara-Abtl. OIK- (früher Königsberg, Staatsarch., Msc. A °), Bll. (Pap., , mitteldt.). – K: Königsberg, SUB, (WB) .°, ra–vb (Pap., ; verschollen). – W: Wilna, Bibl. der Litauischen Akad. der Wiss.,
Ekhardi Fond – (früher Königsberg, Staatsarch., Msc. A °), ra–ra (Pap., Mitte . Jh., ostmitteldt., wohl erste Red. der Bearb. von Johannes Lose). – P: Prag, Nationalbibl., Teplá MS. D (früher Tepl, Stiftsbibl., cod. D , davor cod. ), a–a (Pap., zweite Hälfte . Jh., ostmitteldt.; zweite Red. der Bearb. von Johannes Lose). . Formulare quarundam epistolarum: Danzig, Bibl. der Polnischen Akad. der Wiss. (BGPAN), Ms. Mar. F , – (um ). – Vgl. dazu Emil J. Polak: Medieval and Renaissance Letter Treatises and Form Letters . A Census of Manuscripts found in Eastern Europe and the former U.S.S.R. Leiden , S. . – Anders als Arnold (s. Lit.) schreibt Polak E. nur r–r namentlich zu. D: Verz. der Drucke im VD, dort jeweils mit Albert Pölmann als Verfasser. – Erster bekannter Druck (VD P ). A: Faks. von Fragm. B: UlrichDieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA /. Köln/Wien , S. –. – Online-Faks. des Erstdrucks von : http://daten.digitalesammlungen.de. L: Emil Steffenhagen, ADB () S. . – Udo Arnold, VL () Sp. f. (mit älterer Lit.); () Sp. f. – E. Steffenhagen: Die IX Bücher Magdeburger Rechtes oder die Distinctionen des Throner Stadtschreibers W. E. von Bunzlau. Ein Altpreußisches Rechtsbuch. In: Altpreußische Monatsschr. () S. –. – Ders.: Zu dem Thorner Formelbuche und dem Formelbuch Arnolds von Protzan. In: ebd. () S. –. – Ders.: Dt. Rechtsquellen in Preußen vom XIII. bis zum XVI. Jh. Leipzig , S. –. – Konrad Haberland: W. E. In: Altpreußische Biogr. Bd. . Hg. v. Christian Krollmann. Königsberg , S. . – Helgard Ulmschneider: Kanonistische Lit. in ma. Rechtsbüchern. Zu den Quellen der ‹ Bücher Magdeburgischen Rechts› in der Bearb. des Johannes Lose. In: Überlieferungsgeschichtliche Editionen und Stud. zur dt. Lit. des MA. FS Kurt Ruh. Hg. v. Konrad Kunze u. a. Tübingen , S. –. – Ralf G. Päsler: Deutschsprachige Sachlit. im Preußenland bis . Unters. zu ihrer Überl. Köln u. a. , S. – u. ö. – Wieland Carls u. a.: Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen. Unters. zur Gesch. des Rechts und seiner Sprache. Berlin/Boston , S. . – Ralf G. Päsler: Von Königsberg nach Berlin und anderswohin. Zu den ma. Hss. des ehem. Königsberger Staatsarch. In:
Buch von den vier Angeltugenden Manuscripta germanica. Deutschsprachige Hss. des MA in Bibl. u. Arch. Osteuropas (ZfdA Beih. ). Hg. v. Astrid Breith u. a. Stuttgart , S. –. MM Buch von den vier Angeltugenden. – Abhandlungen über die Kardinaltugenden, ab dem . Jh. Als B. v. d. v. A. bezeichnet die Forschung dt. Traktate, die nur die vier Kardinaltugenden behandeln, ohne diese – wie meist üblich – in den Kontext umfassender Tugend- und Lasterlehren einzubetten. Eine solche Abhandlung bildet den Schlussabschnitt des sog. → Fürstenspiegels Wiewol all menschen erstlich entsprungen aus ainer wurczel Adam. Die um die Mitte des . Jh. entstandene Kompilation wurde wahrscheinlich als Fürstenlehre für den bayerischen Herzog Ludwig IX. (–) verfasst. Das darin enthaltene B. v. d. v. A. ist auch eigenständig überliefert: Neben drei Drucken von um bis sind zwei wohl auf den Drucken beruhende Handschriften bekannt. Der Text erörtert die Tugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung. Die als Reden gestalteten Tugendkapitel sowie die beiden einleitenden Abschnitte werden jeweils einem Philosophen in den Mund gelegt. Vertreten sind → Boethius, Sokrates, → Aristoteles, Platon, → Cicero und → Seneca. Die Forschung hat für mehrere Zitate im Text Parallelen zwischen dem B. v. d. v. A. und dem Moralium dogma philosophorum nachgewiesen. Eine weitere Abhandlung über die Angeltugenden mit dem Incipit «Hie ist cze merkchen, wie man mit eren weislich leben mag auf erden» ist in fünf Handschriften des . Jh. erhalten. Es handelt sich um eine auszugsweise Übertragung der populären Schrift De quattuor virtutibus cardinalibus des Martin von Braga (. Jh.). Der dt. Text ist meist mit dem sog. → Fürstenspiegel Wye ein werltleich fürst überliefert und wurde von der Forschung als reine Abfolge von Merksätzen kritisiert. Eine weitere Übertragung des B. v. d. v. A. liegt in Handschrift N von vor. Als möglicher Übersetzer gilt Endres III. Tucher (–). Abhandlungen über die Kardinaltugenden wurden auch in der noch aus dem . Jh. stammenden Handschrift Z und in Kodex S aus dem . Jh. nachgewiesen. Der Text Von den vier angeltugent in Handschrift M wurde als dt. Teilübersetzung des Compendium theologicae veritatis von Hugo Ripelin von Straßburg identi ziert. Ü: . Im sog. Fürstenspiegel Wiewol all menschen erstlich entsprungen aus ainer wurczel
. Hälfte . Jh. Adam: Vgl. die dortige Überlieferung. – Eigenständige Hss. dieser Fassung: W: Wien, ÖNB, cod. , r–r (Pap., , bair.-österr.; Druckabschrift nach GW ). – F: Freiburg, Diözesanmuseum, Adelhauser Hs. O , r–v (gilt ebenfalls als Druckabschrift). . Hie ist cze merkchen ...: Wo: Wolfenbüttel, HAB, cod. Guelf. . Aug. °, v–v (Perg., . Jh., ostschwäbisch). – B: Berlin, SBB, mgf (früher Kreuzenstein, Bibl. der Grafen Wilczek, Nr. ), r–v (Pap., um , mittelbair.). – M: München, BSB, cgm , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.). – W: Wien, Schottenkloster, cod. (früher Hübl ), r–v (Pap., um –, bair.-österr.). – N: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs HR , r–v (Pap., , schwäbisch). . Mögliche Tucher-Übersetzung: N: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. Merkel ° , Bll. (Perg., ). . Weitere Texte zu den vier Angeltugenden: Z: Zürich, ZB, cod. C , va–va (Perg., letztes Viertel . Jh., hochalemannisch). – S: St. Gallen, Stiftsbibl., cod. , S. – (Pap., . Jh.). – M: München, BSB, cgm , r–r (Pap., erstes Viertel . Jh., mittelbair.; RipelinÜbersetzung). Zur Überl. vgl. Brinkhus (s. Lit.). – www. handschriftencensus.de/werke/. – www.hand schriftencensus.de/. – www.handschriftencen sus.de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. D: [Augsburg: Johann Schobser, um ] (GW ). – [Straßburg: Peter Attendorn, um ] (GW ). – Straßburg: Matthias Hupfuff, (VD ZV ). – Vgl. http://gesamtkatalogderwiegendrucke.de/docs/ANGELTU.htm. – VD. A: Brinkhus (s. Lit.). – OnlineFaks. von Hs. B: http://resolver.staatsbibliothekberlin.de/. – Online-Faks. von GW : http:// daten.digitale-sammlungen.de/. – Online-Faks. von GW : http://daten.digitale-sammlungen. de. L: Gerd Brinkhus, VL () Sp. f.; () Sp. . – Klaus Berg: Der Tugenden Bouch. Unters. zu mhd. Prosatexten nach Werken des Thomas von Aquin (MTU ). München , S. –. – Sibylle Mähl: Quadriga Virtutum. Die Kardinaltugenden in der Geistesgesch. der Karolingerzeit. Köln u. a. . –
. Hälfte . Jh. G. Brinkhus: Eine bayerische Fürstenspiegelkompilation des . Jh. Unters. und Textausg. (MTU ). München . – Lotte Kurras: Zwei unbekannte Ps. Seneca-Verdeutschungen. In: ZfdA () S. –. – Oliver Duntze: Ein Verleger sucht sein Publikum. Die Straßburger Offizin des Matthias Hupfuff (/–). München , S. –. MM Vogelfang und Hasensuche. – Gruppe von Jagdtraktaten, . Jh. Unter der Bezeichnung V. u. H. fasst die Forschung vier dt. Abhandlungen zusammen, die sich mit der Jagd auf Vögel, Hasen, Wölfe, Füchse und Marder beschäftigen. Ihre Entstehung wird vor im bair.-öst. Gebiet vermutet. Die Traktate «Vogelfang», «Hasensuche» sowie «Wolf und Fuchs» sind bereits ab etwa überliefert (Handschrift M), während die «Mardergeschleif»-Abhandlung erst seit nachweisbar ist (S). Keine Handschrift überliefert alle vier Traktate. M enthält die umfangreichste Textgruppe; «Mardergeschleif» ist nur allein (S) und mit der «Hasensuche» (N) überliefert. Die Verfasser der Texte sind unbekannt, doch werden die Traktate «Hasensuche» sowie «Wolf und Fuchs» aufgrund inhaltlicher Übereinstimmungen dem gleichen Autor zugeschrieben. Die Sprache der Texte ist einfach und gilt in ihrer verwendeten Terminologie vor allem im «Vogelfang»-Traktat als archaisch. Die im Text erörterten Methoden des Vogelfangs durch Kloben, Leimruten und Lockvögel sind bereits im . Jh. belegt. Der «Hasensuche»Traktat (auch «Kunst, Hasen zu pirschen ohne Hund») behandelt Tageszeit, Gelände und Wetterbedingungen für eine erfolgreiche Hasenjagd. In einem eigenen Kapitel geht der Text auch auf die Fellzeichnungen der Hasen ein. Die empfohlene Methode des Anpirschens bei Sonnenaufgang wird auch in «Wolf und Fuchs» aufgegriffen, dort aber auf berittene Jäger bezogen. In «Mardergeschleif» wird das Tier durch den Geruch von Honig angelockt. Innerhalb der Jagdliteratur wird V. u. H. besonderer Rang zugesprochen. Der «Vogelfang»-Text gilt als frühester abendländischer Traktat über die Federwildjagd und ältester bekannter Nachweis der Birkwildjagd. Auch bezeugt V. u. H. in herausragender Weise die zeitgenössische Jagdpraxis im bäuerlichen Milieu. Ü: M: München, UB, ° cod. ms. , r–r (Pap., um , mittelbair., enthält
Vogelfang und Hasensuche «Vogelfang», «Hasensuche», «Wolf und Fuchs»). – S: St. Florian, Stiftsbibl., cod. XI. , r (Pap., , enthält «Mardergeschleif»). – N: Neuenstein, Hohenlohe-Zentralarch., Hs. Hoh. B. / , r–r (Pap., , enthält «Hasensuche» und «Mardergeschleif»). Vgl. Albin Czerny: Die Hss. der Stiftsbibl. St. Florian. Linz , S. . – Lindner (s. Lit.) S. f. – Gisela Kornrumpf/Paul-Gerhard Völker: Die dt. ma. Hss. der UB München (Die Hss. der UB München ). Wiesbaden , S. –. A: Lindner (s. Lit.) S. –; Bd. , ebd. , S. . – Unter Tieren. Fabelhafte Ausstellung um Reineke, Isegrim & Co. Münster: . August–. September . Osnabrück: . Oktober–. November . Hg. v. Amand Berteloot/W. Günther Rohr. Siegen , S. (Teilausg. nach Hs. M). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Die Lehre von den Zeichen des Hirsches. Hg. v. Kurt Lindner. Berlin , S. –. – Dt. Jagdtraktate des . und . Jh. . Hg. v. dems. Berlin , S. –, –, Tf. I–XVI. – Sigrid Schwenk: Zur Terminologie des Vogelfangs im Dt. Eine sprachliche Unters. auf Grund der dt. didaktischen Lit. des . bis . Jh. Clausthal-Zellerfeld , S. –. – Baudouin van den Abeele: La Littérature Cynégétique. Turnhout , S. f. MM Müntzmeister, Konrad, * Kaysersberg im Elsass (?), † zwischen und , Freiburg i. Br. – Verfasser einer Klistierlehre. Der Sohn des gleichnamigen Freiburger Stadtschreibers († nach ) gehörte dem gehobenen Stadtbürgertum an. Zunächst wirkte er als Arzt in Straßburg, wo eine Urkunde von «Conradus Múnsmeister de Friburgo» als «magister in medicina» ausweist. ließ er sich in seiner Heimatstadt als Stadtarzt nieder und erlangte einen beträchtlichen Wohlstand. Eine medizinische Sammelhandschrift schreibt K. M. eine kurze praxisorientierte Klistierlehre zu. Diese beschreibt das Setzen des Klistiers und führt in purgierende Verfahren mittels rektaler Abführmittel ein. Ü: London, British Library, MS Add. , r (Pap., , alemannisch); Incipit: «Dise cristierung maht Meister Cunrat ein muntzmeister zu Freiburg im Brißgowe». Der K. M. (unter Missdeutung des Familiennamens als Berufsbezeichnung) zugeschriebene Text wird von zwei
Römische Chirurgie weiteren Kliestierlehren des → Johann von Sachsen und des → Nikolaus von Freiburg eingerahmt. A: Gerhard Eis: K. der M. und Konrad der Apotheker. In: Medizinische Monatsschr. () S. f., hier S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publikationen zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. f.). L: Hans-Peter Hils, VL () Sp. f. – Karl Baas: Gesundheitsp ege im ma. Freiburg i. Br. Eine kulturhist. Stud. In: Alemannia NF () S. –, –, hier S. . – Ders.: Gesundheitsp ege im ma. Freiburg i. Br. Ein Nachtrag. In: Zs. der Ges. für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, des Breisgaus und der angrenzenden Landschaften () S. –, hier S. f. – Ernst Theodor Nauck: Aus der Gesch. der Freiburger Wundärzte und verwandter Berufe (Veröff. aus dem Arch. der Stadt Freiburg i. Br. ). Freiburg i. Br. , S. . – Ulrich Knefelkamp: Das Gesundheits- und Fürsorgewesen der Stadt Freiburg i. Br. im MA (Veröff. aus dem Arch. der Stadt Freiburg i. Br. ). Freiburg i. Br. , S. u. ö. – H.-P. Hils: K. der M. oder Konrad der Apotheker? Zur Analyse eines spätma. Pesttraktates. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – e Ders.: «C˚unrat Muntzmeister, artzat». Zum Leben eines ma. Stadtarztes. In: Medizinhist. Journal () S. –. – Ders.: Perg. und Pap. zum Reden gebracht. Tl. : K. M. – zum Leben und Wirken eines ma. Stadtarztes. Dargestellt an Quellen aus dem Stadtarch. Freiburg i. Br. In: Papiermacher () S. –. – Wolfgang Wegner: M., K. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Römische Chirurgie. – Chirurgisches Handbuch, zweites Drittel . Jh. und . Jh. Textgenetisch lassen sich bei der R. C. zwei Segmente voneinander differenzieren, die auf zwei unterschiedliche Kompilatoren zurückzuführen sein dürften. Auf der übergeordneten Ebene stellt die R. C. ein nach traumatologischen Arzneiformen geordnetes Antidotarium dar, an das sich eine ungeordnete Sammlung mit Traktaten und Rezepten für unterschiedliche Indikationen anschließt.
. Hälfte . Jh. Sie dürfte von einem wundärztlichen Praktiker aus dem südwestdt. Raum zwischen und erstellt worden sein. Kurz vor dem Schluss des letzten, heterogenen Abschnitts ist eine kohärente Kleine Wundarznei inseriert (r–v), die schriftsprachlich abweicht, Eigenständigkeit in ihren Quellen beweist, formal schlichter gestaltet ist als der Rest und dabei fachlich höheren chirurgischen Ansprüchen gerecht wird. Dieser Teil dürfte deutlich früher als seine Umgebung kompiliert worden sein, wahrscheinlich noch im . Jh. Der Urheber scheint ostmitteldt. (schlesischer?) Herkunft zu sein. Mit ihrer Ordnung nach Arzneiformen (P aster, Salben, Pulver, Wässer, Öle) und dem heterogenen sechsten Teil mit Beirägen, die sich keinem der jeweiligen Heilmittel eindeutig zuordnen lassen, folgt die R. C. dem Schema der Cirurgia → Peters von Ulm (wie auch die → Kopenhagener, die Ulmer oder die → Würzburger Wundarznei). Die Kleine Wundarznei folgt bei ihrer Stoffpräsenttion dem «a capite ad calcem»-Muster. Sie behandelt chirurgisch relevante Verletzungen in sehr komprimierter Form, wobei sich der Verfasser auf chirurgisches Basiswissen beschränkt. Nicht nur formal, sondern auch in den Quellen ist die R. C. im Hauptsegment der oberrheinisch/ südwestdt. Tradition verp ichtet. Sie greift diese direkt auf (neben Peter von Ulm, Jakob → Engelin, → Buch von alten Schäden, → Hertwig von Passau) oder stützt sich auf Vorlagen, welche von dieser vermittel wurden (→ Ortolf von Baierland, → Bartholomäus, → Roger Frugadi, → Nicolaus Salernitanus, → Taddeo [degli] Alderotti). Auch in der Kleinen Wundarznei ist die rogersche Chirurgia nicht nur präsent, sondern sogar strukturbestimmend. Ansonsten weicht das Inserat in seinen Quellen aber deutlich ab und stützt sich vor allem auf international renommierte Fachautoren wie → Bruno von Longoburgo, → Wilhelm von Saliceto, → Lanfrank von Mailand oder → Heinrich von Mondeville. Anklänge an die → Leipziger Rogerglosse bzw. → Nikolaus von Mumpelier und Quellengemeinschaft mit der Olmützer Chirurgie (s. Vaˇnková ) stützen die These einer ostmitteldt. Abkunft des Kompilators der Kleinen Wundarznei. Ü: Rom, Biblioteca Nazionale Centrale, Cod. Vittorio Emmanuele (olim Farfensis ) r–v (Pap., /, südwestobd./ ostmitteldt.); geschrieben im Kloster Farfa (Latium).
. Hälfte . Jh. A (der Kleinen Wundarznei): Claus Ohm: Die Wundarznei des Cod. von aus dem Benediktinerkloster Farfa. Diss. Göttingen , S. –. – Hilde-Marie Gross/G. Keil: «von manicherley wunden». Die «kleine Wundarznei» des Cod. Farfensis : «Oberschlesische RogerAphorismen» des . Jh. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen () S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Gerhard Eis: Eine altdt. Sammelhs. aus dem italienischen Kloster Farfa in Latium. In: ebd. () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –). – Ohm (s. Ausg.). – Volker Zimmermann: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachigen hsl. Kompendien des SpätMA (Ars Medica /). Stuttgart , S. f., –. – Lenka Vaˇnková: Medizinische Fachprosa aus Mähren. Sprache – Struktur – Edition (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . – G. Keil/Christine Wolf: Die ‹R. C.›. Anm. zu einem schlesischen Arzneimittel-Hb. aus dem spätma. Kloster Farfa in Latium. In: Textsortentypologien und Textallianzen des . und . Jh. Hg. v. Mechthild Habermann (Berliner sprachwissenschaftliche Stud. ). Berlin , S. –. VZ Düdesche Arstedie. – Nd. medizinisches Kompendium, spätes . Jh. Die D. A. beruht als typischer Vertreter einer spätma. medizinischen Kompilation überwiegend auf gängigen obd. fachliterarischen Kurztexten. In ihrer umfangreichsten und vermutlich vollständigen Form als Eröffnung des Gothaer Arzneibuches umfasst die D. A. genau Kapitel. Sie ist prinzipiell einsprachig gestaltet, allerdings durchziehen den nd. Text zahlreiche lat., überwiegend fachterminologische Inserate. Die Kapitelanordnung nach Indikationen folgt dem «a capite ad calcem»Prinzip. Den einzelnen Rezepten und Verfahren geht ein siebenseitiges Kapitelverzeichnis voran. Die D. A. überzeugt in dieser Überlieferungsgestalt als durchdacht konzipiertes praktikables Arzneibuch, das auf einen akademisch gebildeten Arzt zurückgehen dürfte. In das Rezeptmaterial der D. A. ist auch eine frühe dt. Fassung des → Benediktenöl-Traktats
Düdesche Arstedie integriert. Gegen Ende wird das diagnostischtherapeutische Spektrum um einen Abschnitt ergänzt, der hauptsächlich diätetisch-astrologisches Material bietet (u. a. Auszüge aus dem pseudoaristotelischen → Secretum secretorum, → Wolfenbüttler Monatsregeln, Prognostiken [darunter die → Capsula eburnea und ein → Lunar], Aderlass mit Blutschau [→ Hämatoskopie-Traktate]). Einen vergleichbaren Aufbau haben z. B. auch das → Bremer oder das → Wolfenbütteler Arzneibuch. Das letzte Rezept der D. A. ist → Kaiser Karls Latwerge. Zu den Quellen der D. A. zählen der → Bartholomäus, der Thesaurus pauperum (→ Petrus Hispanus) und der Roger-Komplex (→ Roger Frugardi). Für den frauenheilkundlichen Abschnitt wurde die → Trotula herangezogen. Parallelen durch Quellengemeinschaft weisen das Arzneibuch des → Albrecht van Borgunnien, das → Kasseler, → Stockholmer, → Utrechter und das Wolfenbütteler Arzneibuch auf. Spätere Entlehnungen aus der D. A. sind bei → Kunsberg van Valkene und → Johann van Seghen nachgewiesen. Ü: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A (Gothaer Arzneibuch) v–r (Pap., drittes Viertel . Jh., nordniedersächsisch); Incipit. nach dem Kapitelverzeichnis (r): «Dyt is dat erste artikel van desser dudessche arstedie. Der artikele, ouer de an desseme boke begrepen sint, der synt sos vnde negentich vnde hundert» (zur Differenz zwischen dieser Kapitelangabe [] und den tatsächlichen s. Norrbom [s. Ausg.] S. ). – Kopenhagen, Arnamagnæanske Inst, Cod. AM .°, r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., nd.). – Rostock, UB, Mss. med. , r–r, r–r (Pap., . Jh., nd.) (Cod. AM .° und Mss. med. jeweils ohne diätetische und astrologische Kap.). – Kopenhagen, Kgl. Bibl., Cod. Thott. ,°, r–b (Pap., Ende . Jh., nd.) (mit Versatzstücken aus dem Bartholomäus kontaminierte Fassung). – Fragm.: Hamburg, SUB, Cod. in scrin., Tl. II: Längstreifen eines Perg.-Bl. aus dem Einbandspiegel der Hs. (erste Hälfte/Mitte . Jh., nd.). A: Sven Norrbom: Das Gothaer mnd. Arzneibuch und seine Sippe (Mnd. Arzneibücher ). Hamburg , S. –. – Auszüge: Karl Regel: Zwei mnd. Arzeneibücher, Cod. Chart. Goth. und Cod. Wolfenb. ,. In: NdJb () S. –. – Ders.: Aus dem Gothaischen Arzeneibuche. In: NdJb () S. –. – Fragm.: Gert Mellbourn: Ein Hamburger Fragm. der D. A. In: Germanistische Streifzüge. FS Gustav Korlén. Hg.
Fränkisches Arzneibuch v. G. Mellbourn u. a. (Stockholmer germanistische Forschungen ). Stockholm , S. –. L: Jan Frederiksen, VL () Sp. f.; () Sp. . – Norrbom (s. Ausg.) S. f., –. – Walter L. Wardale: Albrecht van Borgunnien’s Treatise on Medicine (Sloane Ms. , British Museum) (St. Andrews University Publication ). London/Edinburgh . – Agathe Lasch: Rezension Ausg. Wardale. In: AfdA () S. –. – Gundolf Keil: Das ‹Regimen duodecim mensium› der ‹D. A.› und das ‹Regimen Sanitatis Coppernici›. In: Jb. des Ver. für nd. Sprachforschung () S. –. – Ders.: Ein Rezept mit dem Namen Karls des Großen. In: ZfdPh () S. –. – Agi Lindgren: Ein Stockholmer mnd. Arzneibuch aus der zweiten Hälfte des . Jh. (Stockholmer germanistische Forschungen ). Stockholm . – Wolfgang Hirth: Stud. zu den Gesundheitslehren des ‹Secretum secretorum›. Unter besonderer Berücksichtigung der Prosaüberl. Diss. Heidelberg . – Joachim Telle: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinlit. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg . – Helny Alstermark: Das Arzneibuch des Johan van Segen (Stockholmer germanistische Forschungen ). Stockholm , S. f. u. ö. – G. Keil: Ortolf-Anleihe im ‹Promptuarium medicinae›. Unters. zur Textschleppe von Bartholomäus Ghotans mnd. Kräuterbuch. In: «Ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. dems. (OrtolfStud. /Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, hier S. –. – Irmtraud Rösler: Satz – Text – Sprachhandeln. Syntaktische Normen der mnd. Sprache und ihre soziofunktionalen Determinanten (Sprachgesch. ). Heidelberg , S. f., f. – G. Keil: D. A. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , f. – Regula Forster: Das Geheimnis der Geheimnisse. Die arabischen und dt. Fassungen der pseudo-aristotelischen Sirr al-asrˉar / Secretum secretorum (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. f. – Mareike Temmen: Das ‹Abdinghofer Arzneibuch›. Edition und Unters. einer Hs. mnd. Fachprosa (Nd. Stud. ). Köln u. a. , S. –, , f., f. u. ö. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. und Reg. VZ
. Hälfte . Jh. Fränkisches Arzneibuch. – Medizinisches Kompendium, zweite Hälfte . Jh. Das F. A. ist ein diätetisch, pharmazeutisch und allgemeinmedizinisches Handbuch, das chirurgische Aspekte weitgehend ausspart. Adressaten der Kompilation dürften daher eher Laiendenn Wundärzte gewesen sein. Der ostfränkische Kompilator, der einige Stücke des F. A. womöglich selbst aus dem Lateinischen übersetzt hat, scheint kein Arzt bzw. Wundarzt gewesen zu sein. Vielleicht war er Apotheker (wie Hans → Minner oder Konrad → Schreck von Aschaffenburg), wofür auch die Mitüberlieferung spricht: In allen drei Textzeugen ist dem F. A. ein Kräuterbuch (dt. → Macer [Vulgatfassung]) beigegeben. Gegenüber zeitgenössischen Vergleichssammlungen (→ Breslauer Arzneibuch, → Boec van medicinen in Dietsche, → Korpus der Klostermedizin) ist das F. A. mit seinen nur drei Handschriften weniger breit überliefert. Das F. A. besteht aus zwei Hauptteilen, deren größerer vor allem aus dem Arzneibuch → Ortolfs von Baierland schöpft (ohne den ChrirurgieTraktat). Der kleinere bietet einen Auszug aus dem ps.-ortol schen Regimen vitae (→ Konrad von Eichstätt). Das F. A. stellt die früheste Überlieferung dieses Textes dar. Die beiden Hauptstücke der Sammlung werden durch zahlreiche weitere Kleintexte ergänzt: → Oberdeutsches Aderlassbüchel, Branttweintraktat des → Taddeo (degli) Alderotti (. Bearbeitung), Schlangenhauttraktat des Johannes → Paulinus, → Ipocras-Monatsregeln sowie eine (leicht fehlerhafte) Gewichtstabelle nach dem Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus). Ferner sind kurze Rezepte und Verfahren aus gängigen Handbüchern (→ Roger Frugardis, → Lanfrank von Mailand) als Versatzstücke eingestreut. Ein übergeordnetes Gliederungsprinzip für die einzelnen Bestandteile der Sammlung konnte nicht nachgewiesen werden. Ü: Würzburg, UB, M. ch. f. , r–v (Pap., , ostfränkisch [mitteldt. Einschlag; aus Nürnberg]). – Heidelberg, UB, Cpg , r–v (Pap., um , ostfränkisch [moselfränkisch/hessischer Einschlag]). – Ebd., Cpg , r–v (Pap., um [Faszikel ], ostfränkisch [mitteldt. Einschlag]). – Die beiden Cpg sind als Digitalisate abrufbar unter: http://digi.ub.uniheidelberg.de/diglit/cpg und /cpg. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Josef Hofmann: Ein fränkisches Arzneibuch von mit Ortolfs von Bayerland «Mark
. Hälfte . Jh. aller Erzneien». In: Mainfränkisches Jb. für Gesch. und Kunst () S. –. – G. Keil: Das Arzneibuch Ortolfs von Baierland. Sein Umfang und sein Ein uß auf die ‹Cirurgia magistri Petri de Ulma›. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –. – Christa Hagenmeyer: Die ‹Ordnung der Gesundheit› für Rudolf von Hohenberg. Unters. zur diätetischen Fachprosa des SpätMA mit krit. Textausg. Diss. Heidelberg , S. . – G. Keil: «ich meister Ortolf, von Beierlant geborn, ein arzet in Wirzeburc». Zur Wirkungsgesch. Würzburger Medizin des . Jh. (Würzburger Universitätsreden ). In: Jb. der bayerischen JuliusMaximilians-Univ. Würzburg /. Würzburg , S. –, hier S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Francis B. Brévart: Between Medicine, Magic and Religion. Wonder Drugs in German Medico-Pharmaceutical Treatises of the Thirteenth to the Sixteenth Centuries. In: Speculum () S. –, hier S. f., Anm. . VZ Frauenlob, Nikolaus (von Hyersberg, Hiersperg, Hirschberg). – Verfasser eines Arzneibuchs, wohl vor der ersten Hälfte . Jh. F. wird ein Arzneibuch zugeschrieben, das u. a. als Elixir Nicolay Frawnlob von Hiersperg oder Das puech Nicolai Frawenlob von Hyersperg bekannt ist. F. ist als historische Gestalt nicht greifbar, der mit seinem Namen verbundene Ort nicht identi ziert. Nach Angaben des Vorworts in Handschrift S verfasste F. das Arzneibuch in lat. Sprache. Erhalten ist jedoch nur eine dt. Bearbeitung, als deren Auftraggeber der Bergwerks-Unternehmer Paul Kren gilt. Kren stammte aus Leoben und ist zwischen und belegt. Die Entstehung des dt. Textes wird von der Forschung in der Zeit von spätestens bis nach vermutet. Die Fertigstellung der Übersetzung könnte um erfolgt sein. Während der lat. Text nicht überliefert ist, liegt die dt. Bearbeitung in zwölf Handschriften vor. Die erhaltenen Textzeugen stammen aus dem . Jh. und sind meist in bairischer oder bairischösterreichischer Mundart verfasst. Die Textgestalt schwankt; so fehlt etwa das in S enthaltene Vorwort in anderen Fassungen. Umfangreichen Fassungen wie S und B stehen unvollständige Texte wie M und H gegenüber. F.s Arzneibuch umfasst neben einer Einleitung und einem Epilog (nur in B, P) vier Teile mit
Frauenlob unterschiedlichen Schwerpunkten. Der erste Teil ist ein Kräuter- und Gewürzbuch mit Kapiteln über die gleiche Zahl von P anzen. Zu diesen bietet der Text u. a. Angaben zu Standorten und medizinischen Anwendungen. Der zweite Teil widmet sich nach physiologischen und diagnostischen Abschnitten in sechs Kapiteln der Behandlung von Krankheiten, z. B. Fieber, Gicht, Epilepsie und Pest. Hinzu kommen Anweisungen für Aderlass und Blutegel-Behandlung sowie ein hippiatrisches Kapitel. Der dritte Teil des Arzneibuchs enthält ein Steinbuch sowie Kapitel über Bäume und Tiere. Während F.s Schrift überwiegend in Prosa geschrieben ist, werden Edelsteine und Säugetiere innerhalb des dritten Teils in Versen abgehandelt. Der vierte Teil des Arzbeibuchs befasst sich mit Obst- und Weinanbau. Als Quelle diente hier das Pelzbuch des → Gottfried von Franken. Die hippiatrischen Abschnitte des zweiten Teils beruhen auf dem Rossarzneibuch von Meister → Albrant. Weitere Quellen waren Werke von → Pseudo-Apuleius, → Thomas von Cantimpré, Marbod von Rennes und → Arnoldus Saxo. Der Text beruft sich außerdem auf Autoritäten wie → Avicenna, → Albertus Magnus und → Arnald von Villanova, weiterhin auf die hermetischen Autoritäten Morienus, Hermes Trismegistos und → Geber. Als Zielgruppe des Arzneibuchs vermutet die Forschung Laien, doch verweist die Überlieferung auf eine starke Rezeption in klerikalen Kreisen. Ü: M: München, BSB, cgm , r–v (Pap., . Jh., bair.). – F: St. Florian, Stiftsbibl., cod. XI , r–v (Pap., erste Hälfte . Jh., bair.-österr.). – S: Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, b VIII , ra–ra (Pap., um ). – B: Berlin, SBB-PK, Ms. germ. fol. , ra–vb (Pap., ). – M: München, BSB, cgm , r–v (Pap., um , bair.). – M: Ebd., cgm , ra–rb (Pap., um Mitte . Jh., bair.österr.). – S: Salzburg, UB, M I , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.-österr.). – W: Wien, ÖNB, cod. , ra–vb, ra–va, vb–rb (Pap., ). – W: Ebd., cod. , r–r, r–r (Pap., letztes Drittel . Jh., bair.). – H: Heidelberg, UB, cpg , r–v (Pap., Mattighofen, –, hochdt.). – P: Privatbesitz Kunsthandlung Les Enluminures, Chicago/Paris, Kat.-Nr. , ra–rb (Pap., , bair.-österr.). – H: Heidelberg, UB, cpg , r–r (Pap., ). Zur Überl. vgl. Hayer (s. Ausg.). – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München.
Gabriel von Lebenstein Die ma. Hss. aus Cgm –. Wiesbaden , S. –. – Schnell (s. Lit.). – William C. Crossgrove: Volmar. In: VL () Sp. –, hier Sp. . – Pamela Kalning: Cod. Pal. germ. . UB Heidelberg , http://digi.ub.uniheidelberg.de/. – www.handschriftencensus.de/ werke/. – Les Enluminures, Kat.-Nr. , www.textmanuscripts.com/. A: Volmar: Das Steinbuch. Ein altdt. Gedicht. Hg. v. Hans Lambel. Heilbronn , S. –. – Gerold Hayer: Elixir Nicolay Frawnlob von Hiersperg. Unters. zur Überl. eines spätma. heil- und naturkundlichen Hausbuches (mit Teiledition). In: Sprache, Text, Gesch. Beitr. zur Mediävistik und Germanistischen Sprachwiss. aus dem Kreis der Mitarb. – des Inst. für Germanistik an der Univ. Salzburg (GAG ). Hg. v. Peter Stein u. a. Göppingen , S. –. – Il Lapidario di Sankt Florian. Edizione Sinottica dei Codici Sankt Florian XI e Berlino Germ. Fol. . Hg. v. Elena di Venosa. Mailand . – Online-Faks. von Hs. H: http://digi.ub.uniheidelberg.de/diglit/cpg. – Online-Faks. von Hs. H: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/ cpg. L: Wolfram Schmitt, VL () Sp. . – Hayer (s. Lit.). – Bernhard Schnell: Von den Wurzen. Text- und überlieferungsgeschichtliche Stud. zur pharmakographischen dt. Lit. des MA. Habil.-Schr. Würzburg , S. –. – E. di Venosa: Die dt. Steinbücher des MA. Magische und medizinische Einblicke in die Welt der Steine (GAG ). Göppingen , S. –. – Martina Giese: Das ‹Pelzbuch› Gottfrieds von Franken. Stand und Perspektiven der Forschung. In: ZfdA () S. –. – Wolfgang Wegner: F., N. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . MM Gabriel von Lebenstein. – Theologe, Arzt, Verfasser eines medizinischen Wässertraktats, wohl . Jh. G. ist nur als Autor der Abhandlung Von den wassern, die man prent aus den creuttern vnd aus den plumen (auch Von den gebrannten Wässern) greifbar. G.s Biographie sowie die Entstehungsumstände der Schrift sind unbekannt. Von der Forschung wird G. gewöhnlich noch dem . Jh. zugerechnet, da die Überlieferung seines Werks im ersten Viertel des
. Hälfte . Jh. . Jh. einsetzt. G.s Name hat verschiedene Deutungen erfahren: Er könnte auf das württembergische Geschlecht der Grafen von Löwenstein verweisen, ebenso auf Orte wie das mährische Liebenstein, das oberpfälzische Lobenstein oder das schlesische Úvalno (Lobenstein). In der Überlieferung erscheint G. als Lehrer der heiligen Schrift und Meister der Medizin, der an der Universität Paris tätig gewesen sein soll. Urkundliche Nachweise dazu fehlen jedoch. G.s Traktat behandelt die medizinischen Wirkungen alkoholischer Kräuterdestillate. Der Umfang der Schrift beschränkte sich zunächst auf Kapitel. Im Laufe der umfangreichen Überlieferung entstanden erweiterte Textfassungen mit zusätzlichen Kapiteln. Teilweise besteht auch Überlieferungsgemeinschaft mit dem Büchlein von den ausgebrannten Wässern des Michael → Puff von Schrick. Von der Forschung wird G. in mehrerer Hinsicht als Pionier anerkannt: Seine Abhandlung gilt als früheste bekannte Schrift in dt. Sprache über alkoholhaltige Kräuterauszüge und über die medizinische Wirkung des Maiglöckchen-Destillats auf Herz und Kreislauf. G. ist auch als Begründer der Gattung des Wässertraktats bezeichnet worden. Ü: Der Text ist in Hss. erhalten. Vgl. Klemmt , Walther , Schmitt , Eis (alle s. Lit.); www.handschriftencensus. de/werke/. – Als älteste Hs. gilt: Wolfenbüttel, HAB, cod. Aug. °, r–r (Pap., erstes Viertel . Jh., bair.). A: Eis (s. Lit.). – Gabriel von Lebensteins Büchlein ‹Von den gebrannten Wässern›. Hg. v. Gerhard Eis/Hans J. Vermeer. Stuttgart . – Eis (s. Lit.). L: G. Eis, NDB () S. . – Wolfram Schmitt, VL () Sp. –. – G. Eis: G. v. L.s Schr. von den gebrannten Wässern in einer tschechischen Bearb. In: Arch. für Gesch. der Medizin () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit. Amsterdam , S. –). – Rolf Klemmt: Neue Funde zur Überl. des Traktates ‹Von den gebrannten Wässern› G. v. L.s. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – Gundolf Keil: Zum Geltungsbereich der ‹gebrannten Wässer› G.s v. L. In: Arch. für Gesch. der Medizin () S. –. – Helmut Walther: Acht Heidelberger und Münchner Handschriftenfunde zu den ‹gebrannten Wässern› G.s v. L. In: ebd.
. Hälfte . Jh. () S. –. – W. Schmitt: Zwei weitere Überlieferungen des Büchleins ‹Von den gebrannten Wässern› G. v. L.s. In: Fachlit. des MA. FS Gerhard Eis. Hg. v. Rudolf Keil u. a. Stuttgart , S. –. – G. Eis: Ein Tiroler Fragm. der ‹Gebrannten Wässer› G. v. L.s. In: Centaurus () S. –. – Peter Assion: Altdt. Fachlit. Berlin , S. f. – G. Keil: ‹Aqua ardens›. Vom Kurztraktat zum Beruf des Branntweinbrenners. In: Schriftlichkeit und Lebenspraxis im MA. Erfassen, Bewahren, Verändern. Hg. v. Hagen Keller u. a. München , S. –. – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA. Baden-Baden , S. –, f. – G. Keil: Das ‹Wässerbüchlein› G.s v. L. und die ‹Oberschlesischen Roger-Aphorismen›. Beobachtungen zu Wirkungsgesch. und Provenienz. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen () S.–. – Ders.: G. v. L. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , f. MM Geometria Culmensis. – Lat./dt. Geometrie und Feldmesskunst des . Jh. Die kurz vor entstandene G. C. gilt derzeit als die älteste praktische Geometrie, die (auch) in dt. Sprache vorliegt. Drei Überlieferungszeugen sind derzeit bekannt: Die Handschrift A, die wohl bald nach der Entstehung des Textes hergestellt worden ist, bietet die Messlehre zunächst als lat. Text und schließt dann eine dt. Fassung an, die weniger als Übersetzung, denn als Bearbeitung zu werten sein dürfte, wenngleich Auslassungen und Zufügungen gegenüber der lat. Fassung verhältnismäßig gering sind. Die Handschrift B, für die Mendthal noch konstatieren kann, lat. und dt. Text seien erst in jüngerer Zeit getrennt und einzeln eingebunden worden, wird von Päsler heute als dt. Fragment geführt. Das Fragment C belegt ebenfalls lediglich den dt. Text. Die G. C. erhielt ihren Namen vom Vorsatzblatt der Neubindung des lat. Teils von B, für das bei Mendthal die Aufschrift «G. C.» verzeichnet ist. Diese Bezeichnung orientiert sich vermutlich an dem im Text erwähnten kulmischen Maß, das in der Forschung titelgebend geblieben ist und das
Geometria Culmensis neben der recht ausführlichen Zueignung den einzigen Hinweis auf den Entstehungsort des Textes, das preußische Ordensgebiet, namentlich das Kulmer Land, gibt. Die Zueignung nimmt ihren argumentativen Ausgangspunkt bei der göttlichen Aufteilung der Welt und der Zuteilung bestimmter Herrscher zu den einzelnen Reichen. Sie mündet dann in ein Lob des von bis amtierenden Hochmeisters und ehemaligen Tresslers des Dt. Ordens, Konrad von Jungingen, der Preußen und den ihm zugeordneten Gebieten als Fürst und «vorsteer» (Mendthal, S. ) gegeben worden sei. Ausgehend von seinen Tugenden und mit Blick auf den schlechten Zustand anderer Reiche, wird die gute Herrschaft in Preußen hervorgehoben, die inneren Frieden mit einer Wehrhaftigkeit nach Außen vereint, die besonders den Ungläubigen gilt. Das zweite Argument der Zueignung führt den Wunsch des dermaßen gelobten Fürsten, die Rechtsordnung in seinem Herrschaftsgebiet weiter zu festigen, auf zwei Bibelstellen (Ps ,; Lk ,) zurück, die einerseits zur Gerechtigkeit mahnen, andererseits auffordern, ‹gute Maße› zu geben, und verbindet ihn mit der Notwenigkeit, «dy leygisschen messer» (ebd., S. ) besser zu instruieren. Diese standen, nicht zuletzt wegen ihrer mangelhaften Ausbildung, im Ruf, besonders fehleranfällig zu arbeiten. Die G. C. begründet ihr Entstehen demnach durch den Wunsch und das Gebot des Hochmeisters nach einer entsprechenden Lehrschrift. Der Zueignung folgt eine Vorrede, die die Agrimensorik noch vor einen zweiten heilsgeschichtlichen Hintergrund stellt, indem sie an die Aufteilung des gelobten Landes unter den Israeliten erinnert, und die auch erneut die Leistung gegenwärtiger Landvermesser rügt und die Neuartigkeit des Lehrbuchs betont, «dez materien in anderen bucheren alzo vsgedruckt nicht vnczher wunden yst» (ebd., S. ). Entsprechend dem Auftraggeber betitelt der anonyme Verfasser darum sein Werk genauer: Liber magni ci principis Conradi de Jungegen, [...], in quo tractandum est, de agrorum mensura, sub quacunque specie contineantur arearum bzw. Eyn buch des irluchten vorsten, heren Conrad von Jungegen, [...] der wirkende ertmose myt hantvbunge, in dem so sal man leren, wy man messen sal eyn yclych ackerlant vnde gevilde (ebd.). Damit ist die G. C. als agrimensorische Lehrschrift eingeführt, die nicht nur theoretische, sondern auch sehr praktische («myt hantvbunge» [ebd.]) Anweisungen zur Landmessung gibt. Ein
Geometria Culmensis dritter Prologteil, der nur in der dt. Fassung eigens mit einer ‹Überschrift› versehen ist, informiert über die Aufteilung der Kapitel, gibt eine grundlegende De nition von ‹Fläche› («super cies/area» bzw. «gevilde/hofreyte») und führt in die geltenden Flächen- und Streckenmaße ein. Die G. C. weist damit ein Repertoire an Peritexten auf, die punktuell bereits Elemente der Vorreden späterer, gedruckter Mess- und Geometrielehren (z. B. Jacob → Koebel) vorwegnehmen. Ihre Struktur gewinnt die G. C. vor allem über die unterschiedlichen geometrischen Figuren, auf deren Flächenberechnung die Messverfahren zulaufen. So ist der erste und zweite «tractatus» den dreieckigen Feldern gewidmet, deren Berechnung mittels des «kathetus» oder «mytteldrebom[s]» [ebd., S. ], also durch die Rückführung beliebiger Dreiecke auf rechtwinklige Konstruktionen, auch die Grundlage für die meisten der später eingeführten Figuren bildet. Der dritte erklärt, wie man viereckige Felder ausmisst, der vierte präsentiert Mess- und Rechenwege für Felder, die mehr als vier Winkel und Seiten haben und der fünfte schließlich widmet sich den Feldern, die von gekrümmten Linien begrenzt werden. Immer wieder wechseln dabei grundlegende Erklärungen und Beispielrechnungen einander ab, gelegentlich wird vor (gängigen?) Mess- und Rechenfehlern gewarnt. Der zweite «tractatus» bietet zudem Hinweise, wie ein Messgerät zu bauen und zu benutzen sei. Die dt. Fassung schließt hier noch die Konstruktion einer mechanischen Rechenhilfe an, die es erlaubt, dreieckige Feldformen in verkleinerten und handhabbaren Formaten zu simulieren. Dabei wird explizit zwischen der händischen und von technischen Hilfsmitteln abhängigen Messarbeit der Laien und dem ‹meisterlichen› Messen «sine omni instrumento/ ane alle geczeuwe» (ebd., S. ) dafür aber mit Hilfe des ‹Algorismus› unterschieden. Aus letzterem wird als «selczen vnde nycht me gehorte» (ebd., S. ) Lehre die Quadratwurzelberechnung im Rahmen eines Exkurses eingeführt, der abschließend die Unterscheidung der Messtechniken in materiell-technische und abstrakt-rechnerische wiederholt. Mit dem Verweis auf zwei Bücher mit dem Namen ‹Algorismus›, von dem eines den ganzen Zahlen, das andere den Brüchen gewidmet sei, könnten einerseits der Tractatus de algorismo des → Johannes de Sacrobosco, andererseits der Algorismus de minutiis des Johannes de Lineriis (Iohannes Ambianensis) gemeint sein, der als Algorismus
. Hälfte . Jh. de integris et minutiis jedoch auch bereits alleine beide Elemente enthalten würde. Neben diese Quellen benennt die G. C. die Elemente Euklids sowie die Practica geometriae des Dominicus de Clavasio (Dominicus Parisiensis), auf die besonders intensiv zurückgegriffen wird und aus der Formulierungen gelegentlich (fast) wörtlich übernommen werden. Letzterer könnte auch die Entlehnung arabischer Begriffe (‹Elimihahym› und ‹Elimpharipha›) zur Bezeichnung des Rhombus und des unregelmäßigen Vierecks entstammen. Es wird vermutet, dass die G. C. im Kontext konkreter Landmessungen entstanden sein könnte, wie sie das Marienburger Tresslerbuch für die Jahre – im Rahmen von Zahlungseinträgen für Messdienste belegt. Für eine Verwendung der G. C. als Lehrbuch sprechen nicht nur die erwähnten Mahnungen oder der instruktive Stil, sondern auch die Verschränkung von Verfahrenserläuterung, Beispielaufgabe und geometrischem Diagramm, die in den Handschriften auf sehr konkrete Weise Gestalt gewinnt: Das enge Zusammenspiel zwischen den Texten und den Diagrammen wird zum einen durch die lat. Beischriften deutlich, die entsprechende Figuren als «demonstrationis generalis» oder «dem. prima» eines bestimmten Verfahrens ausweisen, zum anderen durch die beigestellten Zahlenwerte und lat. Buchstaben, die den Beispielrechnungen entsprechen. Diese geometrischen Diagramme sind für beide Fassungen je erneut gezeichnet worden und werden also in A, abgesehen von wenigen Abweichungen zwischen den Bildprogramm für die lat. und die dt. Fassung, innerhalb einer Handschrift gleich zweimal präsentiert, sodass der dt. Text dem lat. hier durch Einrichtung und Ausstattung in nichts nachsteht. Die Handschrift B unterscheidet die Fassungen dagegen, so Mendthal, durch die Schriftart und trägt die lat. Fassung in Antiqua, die dt. in Fraktur ein. Sie führt zudem die Zählung der «proportiones» deutlich systematischer durch als A. Ü: A: Wrocław (Breslau), UB, Cod. IV Q m, r–v lat., r leer, v–v dt. (Perg., Anfang . Jh., mitteldt.). – B: Vilnius (Wilna), Bibl. der Litauischen Akad. der Wiss., Fond – (ehemals: Königsberg, Staatsarch., Msc. A °), nur dt. Text (Mitte . Jh.). – C: Toru´n (Thorn), Ratsbibl., Einband des Druckes K (M. Andreae Reyheri Gymn. Goth. Rectoris, Florilegium Epistolicum idque Latino-Germanicum
. Hälfte . Jh. [...], Gotha ), Teil eines Perg.-Doppelbl. (Ende . Jh./Anfang . Jh. [?], mitteldt.); verschollen. A: G. C. Ein agronomischer Tractat aus der Zeit des Hochmeisters Conrad von Jungingen (–). Hg. v. Hans Mendthal. Leipzig . – Dt. Fachprosa des MA. Ausgewählte Texte. Hg. v. Wolfgang Schmitt. Berlin/New York , S. – (Auszug). – Ralf G. Päsler: Ein unbekannt gebliebenes Fragm. der G. C. In: ZfdA () S. – (Abdruck von C nach der Archivbeschreibung Heinrich Niewöhners von ). L: Menso Folkerts, VL () Sp. f.; () Sp. . – Carl August Lückenrath: Konrad von Jungingen. In: LexMA () Sp. f. – Maximilian Curtze: Über den Dominicus Parisiensis der G. C. In: Bibliotheca Mathematica () S. –. – Moritz Cantor: Vorlesungen über Gesch. der Mathematik. Zweiter Band: von –. Leipzig , S. –. – H. Roedder: Zur Gesch. des Vermessungswesens Preussens, insbesondere Altpreussens, aus der ältesten Zeit bis in das . Jh. . Fortsetzung. In: Zs. für Vermessungswesen () S. –. – Kat. rekopisów ˛ dawnej Biblioteki Uniwersyteckiej we Wrocławiu [Kat. der Hss. der ehem. Universitätsbibl. Breslau]. Bde. (hsl. und masch.). Breslau ca. –, Bd. , Bl. (online, zu Hs. A). – Johannes Tropfke: Gesch. der ElementarMathematik in systematischer Darstellung mit besonderer Berücksichtigung der Fachwörter. Bd. : Ebene Geometrie. ., verb. und verm. Au . besorgt v. Kurt Vogel. Berlin . – Karl Reiner: Die Terminologie der ältesten mathematischen Werke in dt. Sprache nach den Beständen der BSB. Diss. München . – Bernhart Jähning: Konrad von Jungingen. In: Die Hochmeister des Dt. Ordens –. hg. v. Udo Arnold. Marburg , S. –. – Ralf G. Päsler: Deutschsprachige Sachlit. im Preußenland bis . Unters. zu ihrer Überl. Köln u. a. , bes. S. f., –, . – Helmut Minow: Um : G. C. Eine Anleitung für Landmesser im Preussenlande. In: VDV Magazin / () S. –. – R. G. Päsler: Von Königsberg nach Berlin und anderswohin. Zu den ma. Hss. des ehem. Königsberger Staatsarchivs. In: Manuscripta germanica. Deutschsprachige Hss. des MA in Bibliotheken und Archiven Osteuropas. Hg. v. Astrid Breith u. a. (ZfdA, Beih. ). Stuttgart , S. –, hier S. (zu Hs. B). CL
Papst Clemens’ Rossarzt Papst Clemens’ Rossarzt. – Kompilator eines Rossarzneibuchs (vor ). P. C. R. wird in der Überlieferung als ein Meister bezeichnet, der Rossarzt bei einem Papst Clemens gewesen sei. Allerdings ist P. C. R. als historische Gestalt nicht nachweisbar. Ebenso ist unsicher, welcher Papst gemeint ist. Möglicherweise wirkte P. C. R. im Raum Straßburg, da die Stadt in der ihm zugeschriebenen Kompilation im Zusammenhang mit einer Maßeinheit erwähnt wird. Die Forschung vermutet bei P. C. R. auch chirurgisches Wissen und gute Kenntnisse der veterinärmedizinischen Literatur seit der Antike. P. C. R. ist nicht – wie früher angenommen – mit Meister → Albrant identisch. Das dt. Rossarzneibuch von P. C. R. ist in drei Handschriften tradiert, deren früheste (R) auf die Zeit um datiert wird. Der Text dürfte also noch vor zusammengestellt worden sein. Eine frühe Entstehung der Schrift gilt auch aufgrund inhaltlicher Indizien als wahrscheinlich. So behandelt das Arzneibuch zwar Verwundungen durch Waffen, aber nicht durch Handfeuerwaffen. In den Handschriften ist die Kompilation u. a. mit der → Rossaventüre, dem Rossarzneibuch von Meister Albrant, Rezeptaren des → Heinrich von Lauingen und dem → Vogelfangbüchlein vom Bodensee überliefert. Das Arzneibuch umfasste nach Angabe der Überschrift ursprünglich Kapitel. Die Rezepte sind nach den jeweils behandelten Körperteilen gruppiert – von den Hufen über die Läufe und den Rumpf bis zum Kopf. Als Quellen der Kompilation hat die Forschung u. a. Werke von → Vegetius, Jordanus Ruffus, → Petrus de Crescentiis, → Albertus Magnus und Meister Albrant identi ziert. Der ursprüngliche Text des Arzneibuchs ist in den erhaltenen Handschriften jeweils um einen Anhang mit (D, R) bzw. (K) Kapiteln erweitert worden. Darin werden Erkrankungen wie Räude und Rhagade abgehandelt. Inhaltliche Übereinstimmungen bestehen im Anhang u. a. zur Rossaventüre, Albrants Rossarzneibuch und den → Schlägler Albrant-Anhängen. Die Anweisungen in den Anhangskapiteln sind häu g magischer Art. Ü: R: Einsiedeln, Stiftsbibl., cod. (Standortnr. ), r–v (Pap., um oder bald danach, schwäbisch-alemannisch). – K: Karlsruhe, LB, cod. St. Georgen , r–v (Pap., ./. Jh., schwäbisch-alemannisch). – D: Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , r–r (Pap., um , östliches Hochalemannisch).
Bernhard von Gordon Vgl. Ute Obhof: Ein Haus- und Arzneibuch des . Jh. aus der Bibl. des Sammlers Joseph von Laßberg. In: Schr. des Vereins für Gesch. und Naturgesch. der Baar () S. – (auch in: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen /, /, S. –). – www.handschriftencensus. de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. A: Ludvik (s. Lit.) S. – (nach Hs. D). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Meister Albrants Roßarzneibuch im dt. Osten. Reichenberg (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. f. – Ludwig Simeth: Veit Hündlers Rossarzneibuch. Ein Beitr. zur Gesch. der dt. Pferdeheilkunde des . Jh. in Südosteuropa. Diss. München , S. –. – Duˇsan Ludvik: Unters. zur spätma. dt. Fachprosa (Pferdebücher). Ljubljana , S. , –, , – (vgl. dazu G. Keil. In: Centaurus , / , S. –). – Steffi Tabeling: Eine anonyme Roßarzneihs. aus dem südwestdt. Raum (). Transkription und Besprechung. Diss. Hannover , S. , . MM Albich, Sigmund, * um Mährisch Neustadt (Uniˇcov), † Prag. – Arzt, Diplomat, Verfasser von medizinischen Werken. Nach dem Studium der Rechte und der Medizin in Prag und Padua war A. seit Leibarzt bei König Wenzel IV. und nach dessen Tod bei Kaiser Sigismund. Für König Wenzel war er daneben auch in diplomatisch-politischen Funktionen tätig, für die er den Prager Bischofsstuhl und die Propstwürde von Vyˇsehrad erhielt, womit er gleichzeitig auch das Kanzleramt am Hofe innehatte. Unter anderem soll er in einer von Wenzel einberufenen Schlichtungskommission zwischen der Kirche und Jan Hus vermittelt haben. Die Werke A.s sind rein medizinischer Natur und vor allem für seine fürstlichen Patienten entstanden; neben Consilien und Rezepten sind ein Gesundheitsregimen für König Wenzel (Vetularius, auch gedruckt ), ein Regimen gegen das Rheuma für Kaiser Sigismund, ein Regimen corporis (Medicinale) und ein Pestregimen erhalten. Die Schriften stehen zwar in der Tradition der ma. universitären Medizin, wie etwa der häu ge Rekurs auf die Komplexionenlehre und die Sex res non naturales oder die bevorzugten Heilpraktiken
um wie Aderlass und Purgation zeigen, der hohe Anteil von Rezepten, die sich zum Teil auch, wie etwa in der gedruckten Version des Vetularius, deutschsprachiger Terminologie bedienen, verweist aber auf die Herkunft aus der ärztlichen Praxis und auf einen laikalen Adressatenkreis. Die Überlieferung von mehr als Handschriften zeigt die Beliebtheit seiner Werke, wobei einige von ihnen auszugsweise von den Zeitgenossen auch in die dt. und tschechische Sprache übersetzt wurden. Ü: Die Handschriften sind verzeichnet bei den jeweiligen Editionen und bei Weitz (s. Literatur). A: Pestregimen, lat.: Karl Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des ‹schwarzen Todes› . In: Sudhoffs Arch. () S. – (Pestregimen, lat.). – Pestregimen, dt.: Eis (s. Lit.) S. –. – Rheumaregimen: Frantiˇsek Lenoch/Huldrych M. Koelbing: Le regime contre les «reumata» de Sigismond Albicus (vers –). Basel . – Buch der Arznei, Practica, Rezept, alles dt.: Weitz (s. Lit.) S. –. L: Rainer Rudolf, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Das Deutschtum des Arztes A. In: ZfdPh () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit. Amsterdam , S. –). – Hans-Joachim Weitz: A. von Prag. Eine Unters. seiner Schr. Diss. Heidelberg . – ˇ Milada Ríhová: Dvorní lékar poslednich Lucemburk˚u. Albík z Uniˇcova, lékaˇr král˚u Václava IV. a Zikmunda, profesor praˇzské university cˇ as i arcibiskup praˇzský. Prag . – Pavel Spunar: Repertorium auctorum Bohemorum provectum idearum post Universitatem Pragensem conditam illlustrans. Bd. (Studia Copernicana XXV). Breslau , S. –. – Bernhard Schnell: A. von Prag. Arzt und Erzbischof im Zeitalter der Hussiten. In: Dt. Lit. des MA in und über Böhmen. Hg. v. HansJoachim Behr/Václav Bok (Schr. zur Mediävistik ). Hamburg , S. –. FF Bernhard von Gordon (Bernardus de Gordonio). – Verfasser des medizinischen Lehrbuchs Lilium medicinae (abgeschlossen ), dt. Übersetzungen ab ca. . Der Kleriker und Magister der Medizin dürfte irischer Abkunft gewesen sein und lehrte als führender Mediziner an der Universität in Montpellier von ca. –. Im «General Prologue» von Geoffrey Chaucers Canterbury Tales wird B.
um als herausragende medizinische Autorität gewürdigt (V. ). B. verfasste Abhandlungen zur Prognostik, allgemeinen Therapie und Diätetik mit merklich arabischem Ein uss. Sein therapeutisches Hauptwerk, das siebengliedrige Lilium medicinae, war weit verbreitet, erschien erstmals im Druck und beein usste auch die spätma. medizinische Fachprosa im deutschsprachigen Raum, besonders hinsichtlich der Blut- und Lepraschau. Bereits im . Jh. wurde das umfassende Lehrwerk ins Französische, Spanische, Irische und Hebräische übersetzt. Außerdem sind vier dt. Übersetzungen bekannt. Die älteste ist um (→ Jodocus von Prag) die jüngste in der zweiten Hälfte des . Jh. entstanden (Hans → Minner; die Zuschreibungen an Jodocus und Minner sind nicht frei von Zweifeln). Während die Übersetzungen des Jodocus und Minners am Anspruch akademischer Ärzte bzw. Apotheker ausgerichtet sind, wenden sich die anonymen Übertragungen (spätes . Jh./frühes . Jh.) eher an Wundärzte. Ü (Lilium, dt.): Wien, ÖNB, Cod. , ra–va (Pap., um , bair.-österr. mit mitteldt. Einschlag); Übersetzung des Jodocus von Prag. – Ebd., Cod. , v–v (Pap., Anfang . Jh., mitteldt.); nur Buch und . – Dessau, Landesbücherei, Hs. Georg. .°, ra–rb (Pap., . Jh. ostmitteldt.). – Freiburg i. Br., UB, Hs. , r–v (Pap., /, südalemannisch); Auszugsübersetzung (r: «ist zogen uss Gordonio oder lilio»); geschrieben und wahrscheinlich auch übertragen von Hans Minner. A (Lilium, dt.): Teilabdruck Cod. : Carlowitz (s. Lit.) S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Hans Hugo Lauer, LexMA () Sp. . – Hans Carlowitz: Der Lepraabschnitt aus B. v. G.s ‹Lilium medicinae› in ma. dt. Übersetzung. Diss. Leipzig . – Karl Sudhoff: Zur Schriftstellerei B.s v. G. und deren zeitlicher Folge. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ernest Wickersheimer: Dictionnaire biographique des médecins en France au moyen age. Bd. . Paris (Nachdr. Genf ) S. f. – Charles Hugh Talbot/ Eugene Ashby Hammond: The Medical Practitioners in Medieval England. A bibliographical reg. (Publications of the Wellcome Historical Medical Library NS ). London , S. . – Louis Dulieu: La médicine à Montpellier. Avignon , S. f. – Volker Mertens: Noch einmal: Das
Jodocus von Prag Heu im ‹Armen Heinrich›. In: ZfdA () S. –, hier S. f. – Luke E. Demaitre: Doctor Bernard de G. Professor and practitioner (Studies and texts ). Toronto . – Friedrich Lenhardt: Blutschau. Unters. zur Entwicklung der Hämatoskopie (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. – u. ö. – Claude Thomasset: Aspects de la femme médiévale dans le ‹Lilium Medicinae› de Bernard de G. In: Femmes, mariages, lignages. e–e siècles. FS Georges Duby (Bibliothèque du moyen âge ). Brüssel , S. –. – Axel Karenberg/Irmgard Hort: Autoritätskritik bei B. v. G.? Das Apoplexie-Kapitel im ‹Lilium medicinae›. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Danielle Jacquart: Bernard de G. et l’astrologie. In: Centaurus () S. –. – G. Keil: B. v. G. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ
Jodocus von Prag. – Übersetzer des Lilium medicinae → Bernhards von Gordon, um . Die Urherberschaft J.s für eine der insgesamt vier bekannten dt. Übertragungen von Bernhards medizinischem Lehrbuch (s. auch Hans → Minner) ist zwar sehr wahrscheinlich aber nicht zweifelsfrei gesichert. J. war mit Sicherheit akademischer Arzt und hat seine «liligen der erczney» vermutlich während seines Prager Medizinstudiums angefertigt. Im Gegensatz zu den drei anderen Übersetzungen ist seine Fassung am akademischen Anspruch des universitären Lehrbetriebs ausgerichtet. Ohne Kürzungen bleibt J. eng am Wortlaut der lat. Vorlage und erweist sich als souveräner Kenner der volkssprachigen Fachterminologie. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , ra–va (Pap., um , bair.-österr. mit mitteldt. Einschlag); Titel: «Das puech ist genanntt liligen der erczney». Der spätma. Besitzeintrag des Olmützer Bürgers Padsold («ciuis Olmunczensis dictus Padsold») auf Bl. r gibt J. als Vorbesitzer an: «Iste liber fuit cuiusdam studentis Pragensis Iodoci». Die Schreibsprache unterstützt eine Prager Provenienz des Sammelbandes, der außer den «liligen» noch ein lat./dt. Kräuter-Synonymenverzeichnis (vb–va), das Kräuterbuch (lat.) des Alexander Hispanus (vb–va) und den lat. Sendbrief des → Gallus von Prag (vb–ra) enthält. Es dürfte
Fleckenreinigungs-Büchlein sich beim Cod. um ein Autograph handeln. Vgl. zur Hs.: Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. (Veröff. des Inst. für dt. Sprache und Lit. ). Berlin , S. f. T: Hans Carlowitz: Der Lepraabschnitt aus Bernhard von Gordons ‹Lilium medicinae› in ma. dt. Übers. Diss. Leipzig , S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Karl Sudhoff: Aus der Frühgesch. der Syphilis. Hss.- und Inkunabelstud., epidemiologische Unters. und krit. Gänge (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. . – Wolfgang Wegner: Jodokus v. P. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Klaus Wolf: Hof – Univ. – Laien. Lit.- und sprachgeschichtliche Unters. zum dt. Schrifttum der Wiener Schule des SpätMA (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . VZ Dietrich von Keppenbach. – Rezeptautor (?), . oder . Jh. D.s Name erscheint im Kontext eines Salbenrezepts auf Basis von Maulwurfsknochenmark, das im → Buch von alten Schäden überliefert wird: «ein salbe fur erlamte gelide. Diß lert her Dietrich von Keppenbach». Der Herkunftsname dürfte auf Keppenbach bei Emmendingen im Schwarzwald zu beziehen sein (heute zu Freiamt). In der ritterlichen Familie, die diesen Namen führte, sind von der zweiten Hälfte des . Jh. bis zur zweiten Hälfte des Jh. drei Träger des Vornamens D. nachgewiesen, die als Urheber denkbar sind. Es dürfte sich bei D. vermutlich um einen Laienmediziner und nicht um einen akademischen Arzt gehandelt haben. Ob D. Autor oder Vermittler des Rezepts ist, bleibt offen. Womöglich zeichnet D. auch für ein Ochsenzungensalbenrezept und eine Federkissenverordnung verantwortlich, die inhaltliche Parallelen aufweisen (vgl. Roland [s. Lit.]). Ü: München, BSB, Cgm , v (Pap., /, nordwestschwäbisch). – Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. ° , im Abschnitt r–v (Pap., /–frühes . Jh., bair.-schwäbisch). A: Hans-Joachim Peters: Buch von alten Schäden. T. : Text. Diss. Bonn , Kap. f. (Ochsenzungensalbe) (Knochenmarksalbe) (Federkissen).
um L: Red., VL () Sp. . – Karl Sudhoff: Ein dt. Buch von alten Schäden. In: Ders.: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –, hier S. . – Gundolf Keil/Gerhard Eis: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. . – G. Eis: Nachweise zur altdt. Rezeptlit. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. f. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. –). – Ingrid Rohland: Das ‹Buch von alten Schäden›. Tl. : Komm. und Wörterverz. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –, f., . VZ Fleckenreinigungs-Büchlein. – Rezeptar, um . Die Entstehung des F.-B. wird von der Forschung um im bairisch-ostfränkischen Gebiet angesetzt. Der unbekannte Verfasser wird im Milieu der Nürnberger Tuchhändler vermutet. Das dt. F.-B. gilt inhaltlich als systematisches Werk städtischer Prägung. Die enthaltenen Reinigungs-Vorschriften sind u. a. nach verschiedenen Arten von Tuchen geordnet. Das F.-B. speist sich aus traditionellen Rezepten, wie sie etwa im → Nürnberger Kunstbuch verzeichnet sind und auch später noch rezipiert wurden. Im F.-B. enthaltene Vorschriften sind etwa in einer Handschrift von um nachgewiesen worden (Heidelberg, UB, cpg , v–r). Ü: Heidelberg, UB, cpg , v–v (Pap., um , ostfränkisch-bair.). – Vgl. Karin Zimmermann: Cod. Pal. germ. . UB Heidelberg , http://digi.ub.uni-heidelberg. de/sammlung/werk/pdf/cpg.pdf. – www. handschriftencensus.de/. A: Tenner (s. Lit.). – Online-Faks. der Hs.: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg. L: Gundolf Keil/Christian Tenner, VL () Sp. f. – Peter Strauss: Arnald von Villanova dt. unter besonderer Berücksichtigung der ‹Regel der Gesundheit›. Diss. Heidelberg , S. . – Ch. Tenner: ‹Vieck’ ûz dem gewant ze bringen›. Ein bair.-ostfränkisches Fleckenreinigungsbüchlein aus dem Jh. In: Pharmazie und Gesch. FS Günter Kallinich. Hg. v. Werner Dressendörfer u. a. Straubing , S. –. – Bern
um hard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. MM Gothaer Medizinalwässer. – Mnd. medizinische Rezeptsammlung, spätes . Jh. oder erste Hälfte . Jh. Der unbekannte nd. Urheber der G. M. hat Anleitungen zur Herstellung von insgesamt «aquae medicinales» versammelt. Es lassen sich dabei drei Gruppen differenzieren: . Wässer aus einfachen p anzlichen Drogen; . aus zusammengesetzten mineralischen Drogen (inseriert in Gruppe ); . ganz überwiegend aus zusammengesetzten p anzlichen Drogen. Die Anleitungen der Gruppen und bieten zumeist eine Erklärung des Wirkstoffnamens, eine Beschreibung der Wasserherstellung (überwiegend im Destillierkolben) und Hinweise zu dessen Verabreichung. Gelegentlich nden sich Angaben zu Fundorten der P anzen. Die Anleitungen der dritten Gruppe sind umfangreicher und detaillierter. Auf die Vorstellung der einzelnen Ingredienzen folgt die Benennung und Beschreibung des komponierten Wassers und seines Wirkspektrums, wobei auch auf Variationsmöglichkeiten bei der Komposition eingegangen wird. Die insgesamt recht heterogene Textsammlung (nur die Anleitungen der Gruppe sind einheitlich gestaltet) erweckt nicht den Eindruck, als hätte der Kompilator mit einer direkten Vorlage gearbeitet. Gekannt hat er gewiss den → Liber iste, das → Circa instans und den → Macer oridus, die jeweils wichtige Quellen für die Gruppe darstellen. Die Texte der dritten Gruppe hat der Kompilator vermutlich überwiegend aus der «novem-aquae-philosophorum»-Tradition bezogen (s. Wien, ÖNB, Cod. , r [. Jh., lat.]), die auf antiken Grundlagen basieren dürfte und sich auch in mndl. Fassungen niedergeschlagen hat (Gent, UB, Hs. ; Den Haag, Kgl. Bibl., Cod. E [beide Mitte . Jh., mittelniederfränkisch]). Übereinstimmungen der mndl. Sammlungen mit den G. M. und mndl. Sprachrudimente in Gruppe der G. M. machen eine Vertrautheit des Kompilators zumindest mit der ndl.-volkssprachigen Tradition äußerst wahrscheinlich. Ob das G. W. selbst auf spätere Texte gewirkt hat, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit beantworten. Eine nd. Bearbeitung des Traktats Von den ausgebrannten Wassern des Michael → Puff von Schrick
Gothaer Medizinalwässer («Etlike kraft vnde doghede der branden watere», [Lübeck:] Bartholomäus Gothan [um ] [GW M]) weist zumindest in der insgeamt Erweiterungskapitel signi kante Übereinstimmungen mit den G. M. auf. Ü: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A (Gothaer Arzneibuch) r–r (Pap., nordniedersächsisch, drittes Viertel . Jh.); Überschrift/Incipit: «Aqua amenti/Aqua amente sint sunderlinghes gud to mennigen saken vnd is van mennigen krefften». – Das Gothaer Arzneibuch enthält zahlreiche einschlägige medizinfachliche Texte (darunter → Düdesche Arstedie, mnd. → Bartholomäus, → Kleines mnd. Arzneibuch) und handelt wie eine scholastische Summa in Abschnitten die verschiedenen Aspekten menschlichen Lebens und Tuns ab. A: Agi Lindgren: Die «aquae medicinales» des mnd. Gothaer Arzneibuchs (Acta Universitatis Stockholmiensis/Stockholmer germanistische Forschungen ). Stockholm , S. –. L: A. Lindgren VL () Sp. –. – Karl Regel: Das mnd. Gothaer Arzeneibuch und seine P anzennamen. In: Progr. des Gymnasium Ernestinum zu Gotha. Gotha , S. –. – Ders.: Zwei mnd. Arzeneibücher, Cod. Chart. Goth. und Cod. Wolfenb. ,. In: NdJb () S. –. – Ders.: Aus dem Gothaischen Arzeneibuche. In: NdJb () S. –. – Wilhelm Seelmann: Everhards von Wampen Spiegel der Natur. In: NdJb () S. –; () S. –. – Erik Björkman: Everhards von Wampen Spiegel der Natur. Ein in Schweden verfasstes mnd. Lehrgedicht (Upsala Universitets Årsskrift). Uppsala . – Sven Norrbom: Das Gothaer mnd. Arzneibuch und seine Sippe (Mnd. Arzneibücher ). Hamburg . – Lynn Thorndike: A History of Magic and Experimental Science during the rst thirteen centuries of our era. Bd. . New York , S. –. – Willem Frans Daems: Boec van medicinen in Dietsche. Een middelnederlandse compilatie van medischfarmaceutische literatuur (Janus. Suppléments ). Leiden , S. . – Willy L. Braekman: Middelnederlandse geneeskundige recepten. Een bijdrage tot de geschiedenis van de vakliteratuur in de Nederlanden (Koninklijke Vlaamse Academie vor Taal- en Letterkunde. Publikaties /). Gent . – Lindgren (s. Ausg.). – Gundolf Keil: G. M. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . –
Iatromathematisches Hausbuch Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . VZ Iatromathematisches Hausbuch. – Astrologisch-medizinisches Kompendium, um . Das I. H. dürfte auf einen Laienarzt zurückgehen, der auch auf dem Gebiet der Sternkunde äußerst bewandert war. Es ist vielleicht noch im späten . Jh. im obd. Raum entstanden, wobei die Überlieferung Nürnberg als möglichen Entstehungsort vermuten lässt. Die Beiträge der laienastrologischen Kompilation widmen sich den kosmisch-astrologischen Ein üssen auf die menschliche Gesundheit und re ektieren die allgemeine spätma. Weltvorstellung. Hinsichtlich der medizinischen Ausrichtung stellt die humoralpatholgische Krasenlehre das theoretische Fundament des unbekannten Kompilators dar (wie auch bei den prominenten Iatromathematikern Conrad → Heingarter von Appenzell und Konrad → Türst). Ziel ist es, das Gleichgewicht der Körpersäfte trotz verschiedenster jahreszeitlich oder astrologisch bedingter Ein üsse über den Jahreszyklus hindurch aufrecht zu erhalten. Um Dyskrasien zu vermeiden, setzt der Urheber sowohl auf Prognostik als auch auf Therapie, hier vor allem auf Aderlass und Purgatz. Wie auch bei vergleichbaren Kompilationen (vgl. Türst oder das → Iatromathematische Corpus) kommen als Adressaten des I. H. weniger Ärzte als vielmehr fachlich interessierte Laien in Frage, denen der Text nicht nur diätetische, divinatorische oder komputistische Ratschläge erteilt, sondern auch ein komprimiertes Weltbild präsentiert. Das I. H. in seiner vollständigen Ausprägung lässt sich in drei Hauptteile differenzieren, von denen der zweite den eigentlichen Hausbuchkern darstellt. Im ersten Teil wird der Kalender des → Johannes von Gmunden wiedergegeben und um diätetische Regeln ergänzt. Die Zusätze stammen aus drei unterschiedlichen Gesundheitsregimina. Der zentrale zweite Teil hat neun Unterabschnitte. Am Anfang stehen → Verworfene Tage, auf die eine → Tierkreiszeichenlehre folgt. Diese stellt den Ein uss des jeweiligen Tierkreiszeichens auf einzelne Körperteile dar, gibt astrologisch gestützte Handlungsempfehlungen und erläutert den Ein uss der Sternzeichen auf die Eigenschaften der unter ihnen geborenen Menschen.
um Es schließen sich eine Stundenregentschaft der Planeten für jede Stunde der Woche sowie eine Darstellung der Planetenkinder an, bevor ein kurzer Abschnitt den Lauf von Sonne und Mond durch den Zodiak thematisiert. Nach Wetterprognosen anhand der jeweils zu Neumond regierenden Planeten wird kurz auf den Sonnenlauf durch den Tierkreis und die zwölf Monate eingegangen, bevor die elf ptolemäischen Himmelssphären beschrieben werden. Eine stark vereinfachende Himmelslehre nach dem → Lucidarius ist der letzte kosmologische Abschnitt des Hauptteils. Dessen Abschluss stellt eine → Temperamentenlehre dar, die diätetisch und lasstechnisch ausläuft und dadurch dem folgenden → Oberdeutschen Aderlassbüchel, das den dritten abschließenden Teil des I. H. bildet, einen Anknüpfungspunkt bietet. Offensichtlich hat der Kompilator für den Mittelteil des I. H. ganz überwiegend auf dt. Vorlagentexte zurückgegriffen und nur für komputistische Anteile auf lat. Fachliteratur gesetzt. Der zeitliche Rahmen der Quellen reicht vom . Jh. (Lucidarius) bis ins späte . Jh. (Regel der Gesundheit nach → Konrad von Eichstätt). Weitere identi zierte Quellen sind das Arzneibuch → Ortolfs von Baierland und der → Vierundzwanzig-ParagraphenText. Das reichhaltige Bildprogramm des I. H. korrepondiert in seiner Vielfaltigkeit mit dem Text. Es umfasst zahlreiche Einzelbilder (u. a. Gelehrtendisput, Uroskopie, Lassmännlein) sowie vier ganze Zyklen: zwölf Monate, zwölf Tierkreiszeichen, sieben Planeten und vier Temperamente. Bei den zugrundeliegenden Bildtraditionen greifen verschiedeneTraditionslinien ineinander: kulturelle (abendländisch und arabisch) sowie disziplinäre (astrologisch, kalendarisch, naturwissenschaftlich). Die Zodiakbilder gehen nahezu ungebrochen auf die antike Sternbildersammlung Aratea zurück, während die Planeten einen arabischen Ein uss zeigen. In hochma. Darstellungstradition stehen die Monatsminiaturen, wenngleich auch hier spätantike Vorprägungen evident sind. Die Temperamentenbilder re ektieren zwar eine hochma. Darstellungskonvention wissenschaftlicher Inhalte, sind aber in ihrer im I. H. präsentierten Gestalt grundlegend originell. Neu bzw. spätma. sind auch die medizinischen Illustrationen und Lehrbilder wie das Lassmännlein. Die im . Jh. vergleichsweise breite Rezeption des I. H. dürfte sowohl der geschickten Themenkomposition als auch dem guten Ineinandergreifen
um von Text und Bild zu verdanken sein. In den Druck gelangte das Kompendium zwar auch noch, ndet sich aber ausschließlich in Inkunabeln. Ü: Es sind rund Hss. von bis bekannt, darunter vollständige (vgl. Keil/Lenhardt/Weißer und ergänzend: Schnell ; Johannes G. Mayer: Das ‹Arzneibuch› Ortolfs von Baierland in medizinischen Kompendien des . Jh. Beobachtungen und Überlegungen zur Werktypologie medizinischer Kompendien und Kompilationen. In: «ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. G. Keil [OrtolfStud. /Wissenslit. im MA ]. Wiesbaden , S. –, hier S. –; www.handschriftencensus. de/werke/; dort auch Nachweise von Digitalisaten). – Die älteste Hs. ist: Saint Louis (MO), Concordia Seminary Library, Rare book collection, ohne Sign., Bll. (Perg., , aus Nürnberg); mit Miniaturen vom «Ersten Meister des Mendelschen Brüderbuches». – Die älteste Fassung repräsentiert (nach Parent [s. Ausg.]): olim Donaueschingen, Fürstl. Fürstenbergische Hofbibl., Cod. ; heute Philadelphia, Privatbesitz Lawrence J. Schoenberg (Schoenberg-Collection an der University of Pennsylvania), LJS , Bll. (Perg., , aus Buchau bei Biberach); mit Miniaturen; geschrieben von Heinrich Stegmüller von Wiesensteig. – Ein wichtiger und umfassender Zeuge ist: Zürich, ZB, Hs. C (Kodex Schürstab) Bll. (Perg., um , aus Nürnberg); mit Miniaturen. – Hinzu kommen rund Kalenderdrucken von bis . Erstdruck: Augsburg: Johann Blaubirer, (GW M). – Die Varianz zwischen den einzelnen Textzeugen ist sowohl im Text- als auch im Bildbestand beträchtlich. A: Faksimile: Vom Ein uss der Gestirne auf die Gesundheit und den Charakter des Menschen. Faks.-Ausg. des Ms. C der ZB Zürich (Nürnberger Kodex Schürstab). Bd. : Faks. Hg. v. Gundolf Keil unter Mitarbeit v. Friedrich Lenhardt/Christoph Weißer. Luzern . – Teilausgaben: Gerhard Eis: Ein Lucidarius-Auszug. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Klaus Schönfeldt: Die Temperamentenlehre in deutschsprachigen Hss. des . Jh. Diss. Heidelberg . – Ders.: Lucidarius-Auszüge in astronomischen Hss. des . Jh. In: Centaurus () S. –. – André Parent: Das ‹I. H.› in seiner bisher ältesten Fassung: Die Buchauer Redaktion Heinrich Stegmüllers von . Diss. (masch.) Montréal .
Jan Bertrand L: Friedrich Lenhardt/Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – Henry E. Sigerist: Dt. medizinische Hss. aus Schweizer Bibl. Tl. : Die Hs. der Einsiedler Stiftsbibl. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Helmut H. Schmid: Augsburger Einzelformschnitt und Buchillustration im . Jh. (Stud. zur dt. Kunstgesch. ). Baden-Baden (Neudr. BadenBaden ) S. –. – Ders.: Ein Nürnberger Kalender von und Johann Blaubirer’s Kalender von . In: FS Eugen Stollreither. Hg. v. Fritz Redenbacher. Erlangen , S. –. – Vom Ein uss der Gestirne [...] (s. Ausg.). Bd. : Komm. Luzern . – Bernhard Schnell: Ein Würzburger Fragm. des ‹I. H.›. Ein Beitr. zu dessen Überlieferungsgesch. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Huldrych M. Koelbing: Der Cod. Schürstab um . Ein i. H. In: Lust zu schauen und zu lesen. ZB Zürich. Hg. v. Alfred Cattani. Zürich , S. –. – Ortrun Riha: Wissensorganisation in medizinischen Sammelhss. Klassi kationskriterien und Kombinationsprinzipien bei Texten ohne Werkcharakter (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. //B). Bern u. a. , S. . – Britta-Juliane Kruse: Astrologischmedizinische Hs. (‹I. H.›) mit ‹Volkskalender› (Fassung B). In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. –. – Ch. Weißer: I. H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , Reg. – Helgard Ulmschneider: Der dt. ‹Lucidarius›. Bd. : Die ma. Überlieferungsgesch. (TTG ). Berlin , S. – u. ö. VZ Jan Bertrand. – Flämischer Mediziner, Bearbeiter der sog. Rogerglosse, Wende ./. Jh. B. schuf eine niederfränkische Bearbeitung der ersten salernitanischen Rogerglosse (→ Roger Frugardi). Er ergänzte den Text durch Versatzstücke aus dem ursprünglichen Text Rogers, dessen Gliederung er auch folgte. Abschnitte zur Augenheilkunde übernahm er aus Jan Ypermanns Chirurgia. Daneben entlehnte er Material aus dem Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus), dem
Johann von Sachsen → Liber magistri Avicenne und von → Jonghe Lanfranc. Schließlich fügte er eine Einleitung und ein Antidotar hinzu, die B. selbst zugeschrieben werden. Als Zielgruppe der Bearbeitung werden volkssprachige Chirurgen vermutet. Obwohl B. mit den medizinischen Fachdiskussionen seiner Zeit vertraut war, gelten seine theoretischen Ausführungen als schwerfällig, seine praktischen Anweisungen hingegen als gelungen. Eine Rezeption von B.s Werk ist jenseits der einzigen überlebenden Handschrift nicht nachgewiesen. Ü: Den Haag, Kgl. Bibl., Hs. C , r–r (zweite Hälfte . Jh., nordostbrabantisch-nordniedersächsisch- ämisch). – Vgl. u. a. Jansen-Sieben (s. Lit.). – www. handschriftencensus.de/. A: Löchel (s. Lit.) S. – (Teilausg.). Ü: Löchel (s. Lit.). L: Rolf Müller/Gundolf Keil, LexMA () Sp. . – R. Müller, VL () Sp. f.; () Sp. . – Wolfgang Löchel: Die Zahnmedizin Rogers und der Rogerglossen. Ein Beitr. zur Gesch. der Zahnheilkunde im Hoch- und SpätMA. Pattensen , S. –, f. – R. Müller/G. Keil: Vorläu ges zu J. B. In: Fachprosa-Stud. Beitr. zur ma. Wissenschaftsund Geistesgesch. Hg. v. G. Keil u. a. Berlin , S. –. – Ria Jansen-Sieben: Repertorium van de Middelnederlandse Artes-Literatuur. Utrecht , S. f. u. ö. MM Burchard von Walldorf. – Verfasser eines lat. Pesttraktats auf Grundlage dt. Vorlagen, um . Der in der tradierenden Handschrift aus dem Zisterzienserkonvent Maulbronn nur mit dem Vornamen bezeichnete Autor des kurzen Documentum contra pestilentiam dürfte mit dem «magister Burkhard de Waltorf» identisch sein, dessen Grabstätte sich im Kreuzgang des Klosters be ndet. Die Inschrift weist diesen B. ferner als «sacerdos et phisicus» und Wohltäter des Klosters aus. Das Latein des Documentum verrät, das der umsichtig montierte Kompilationstext auf dt. Pestschriften des . Jh. basiert. Unter diesen ist auch der Prager Sendbrief des → Gallus von Prag, dessen Aderlassschema indes nicht ganz fehlerfrei wiedergegeben wird. Ü: Straßburg, National- und UB, Ms (olim Lat. ) rv (Pap., . Jh.); Autorangabe: «magister Burghardus bone memorie».
um A: Ernest Wickersheimer: Recettes contre la peste, extraites d’un manuscrit du XVe siècle, ayant appartenu à l’abbaye de Maulbronn. In: Janus () S. –, hier S. f. L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Eduard Paulus: Die Cistercienser-Abtei Maulbronn. Stuttgart , S. f. – E. Wickersheimer: La Médecine chez les Cisterciens de Maulbronn au XVe siècle. In: Janus () S. –, hier S. . VZ Johann von Sachsen. – Klerikerarzt und Fachschriftsteller, um . J. hat in Montpellier studiert und ist von bis ins frühe . Jh. in und um Straßburg bezeugt. konnte er in einem oberrheinischen Heerlager eine Fieberepedemie erfolgreich eindämmen. In der elsässischen Reichsstadt genoss J. ein so großes Renomme, dass er nicht nur in den Ratsprotokollen von lobend hervorgehoben wurde, sondern auch volkstümliche Anekdoten von ihm in Umlauf waren. Da sowohl Vor- als auch Herkunftsname des Straßburger Mediziners häu g begegnen, ist es notwendig, ihn von anderen zeitnahen Namensträgern zu differenzieren. So ist er weder mit dem Astronomen Johannes Danck de Saxonia (Hans Dan[e]k[ow] de Magdeborth u. ä.) gleichzusetzen, noch mit «Johannes de Saxonia episcopus Frisingensis». (Von diesem überliefert Wien, ÖNB, Cod. , v–v [Pap., /, lat.] den Traktat De sterilitate.) Auf J. geht mit dem Compendium de epidemia eine lat. Pestschrift zurück, die auch in einer anonymen dt. Auszugsübersetzung vorliegt. Der Text verbindet akademische Gelehrsamkeit mit volksnaher Praktikabilität. In seinen Verfahren und Rezepten ist J. einerseits → Avicenna, dem → Pariser Pestgutachten, → Guy de Chauliac und der TheriakDiskussion montpellierscher Prägung verp ichtet, andererseits ist er um leicht verfügbare einheimische Drogen bemüht. Auch berücksichtigt er die Bedürfnisse des «pawren» sowie dessen Sorge um «küe» und «viech». Darüberhinaus beweist J. im Compendium eine präzise Beobachtungsgabe hinsichtlich epidemiologischer Symptomatik (auch bei Ratten) und präsentiert mit dem Einsatz von Berberitzenfrüchten einen vermutlich selbst entwickelten Therapieansatz. Trotzdem hat J. mit seinem Pestraktat offensichtlich nur geringen Anklang gefunden, wie die spärliche Tradierung nahelegt.
um Womöglich kann J. zudem eine dt. Klistierlehre zugesprochen werden, als deren Autor eine alemannische Sammelhandschrift von einen J. v. S. nennt. Ü: Compendium lat.: Basel, UB, Cod. D III , r–v (Perg. und Pap., , lat./ südwestdt.). – Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A , r–r (Pap., . Jh., lat.). – Compendium dt.: Straßburg, National- und UB, Ms. (olim L lat. ) v–r (Pap., . Jh., lat./südwestdt.); Incipit: «Ich maister Johanns von Sachsen gedenck [...]». – Klistierlehre: London, British Library, MS Add. , rv (Pap., , alemannisch); auf den J. v. S. zugeschriebenen Text folgen weitere Kliestierlehren von Konrad → Müntzmeister und → Nikolaus von Freiburg. A: Compendium lat.: Karl Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «Schwarzen Todes» . Tl. XVI: Pesttraktate aus Südwestdeutschland und der Schweiz. In: Sudhoffs Arch. (/) S. –, hier S. – (Auszug aus dem Cod. Chart. A ). – Compendium dt.: Ernest Wickersheimer: Contribution à l’histoire des épidémies à Strasbourg pendant le moyen âge: Le régime de maître Jean de Saxe, suivi d’une note sur le régime des cinq médecins strasburgeoise. In: Janus () S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Karl Hegel: Die Chron. der oberrheinischen Städte. Straßburg Bd. (Chron.dt.St. ). Leipzig , S. f. – Martha Goldberg: Das Armen und Krankenwesen des ma. Straßburg. Straßburg , S. , , . – E. Wickersheimer: Dictionnaire biographique des médecins en France au moyen age. Bd. . Paris (Nachdr. Genf ) S. ; Supplément hg. v. Danielle Jacquart. Genf , S. . – Anke Berndzen: Ein Lübecker Pesttraktat aus dem Jahre . Tl. : ‹Bock van der pestilencien und Tractatus de peste›. In: Nd. Wort () S. –, hier S. . – G. Keil: J. v. S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . – Zu Johannes Danck s.: Emmanuel Poulle: John of Saxony. In: Dictionary of Scienti c Biography () S. – (online-Ausg. Detroit ). – Humbertus L. L. Busard: Johannes (Danck) de Saxonia. In: LexMA () Sp. . VZ
Johann von Bregen Johann von Bregen. – Verfasser eines Pesttraktats, um . Stand und Herkunft J.s, der sich selbst als «meyster» ausweist, sind ungeklärt. Vermutlich war er eher Wundarzt als akademischer Magister. Sein dreiteiliges Pest-Kompilat ist von textlichen Entstellungen der jeweiligen fachliterarischen Vorlagen geprägt. Die ersten beiden Teile des Traktats stehen in der Tradition des → Sinns der höchsten Meister von Paris. Der dritte Teil stellt eine Redaktion des → Sendbrief-Aderlassanhangs dar, die auf einer Kurzversion des verbreiteten Traktats zu beruhen scheint. Beim Lassstellen-Katalog wird die Aderlass-Seitenwahl nur in verstümmelter Form präsentiert. Zusätze und der Schluss des Traktats lassen darauf schließen, dass J. auch mit den Lassvorschriften Jakob → Engelins und dem → Brief an die Frau von Plauen vertraut war. Ü: London, British Library, MS Add. , r–v (Pap., um Mitte . Jh., moselfränkisch); auf v ndet sich J.s Name in einer Formulierung, wie sie auch in einer Traditionslinie des Sinns der höchsten Meister von Paris begegnet: «ein artzenie wart gesant dem babist vn dem konig von vngern von meyster Johan von bregen gesessen in der stat zw dülmˉe». Der Name J.s ist in die ansonsten aus der Vorlage übernommene Passage eingesetzt. Der Bezug auf Papst und Ungarn begegnet in genau dieser Form bei → Hans von Lucken, einem Redaktor des Sinns: «Dese arzedije wart gesant vnsme geystel[ik]en vader deym pais ind deym konynck van Vngeren van Meister Johanne van Lynge in der stat zu D˚unen» (Trier, StB, Hs. / °, vb). Vermutlich hat J. auch die geographische Angabe «dülmˉe» (verballhornt) aus seiner Vorlage übernommen. Damit wäre die Frage nach der Verortung von J.s Wirkungsstätte «dülmˉe» (Dülmen oder Düren) hinfällig. Vgl. zur Hs.: Robert Priebsch: Dt. Hss. in England. Bd. . Erlangen , S. . L: Jan Frederiksen/Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Wolfgang Wegner: J. v. B. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. VZ Nikolaus vom Schwert (Meister N. [von Gmünd]). – Grä ich württembergischer Leibarzt und Verfasser eines Pestraktats, um . Der Sohn des Schwäbisch-Gmünder Arztes Peter von Grünenberg († vor ) siedelte von der
Nikolaus vom Schwert heimatlichen Reichsstadt in das württembergische Göppingen über und trat in den Dienst des Grafen Eberhard IV. (des Milden) von Württemberg. In Göppingen ist N. im Zeitraum – gut bezeugt, oft im Kontext von Immobilienverkäufen. schlichtete N. einen Streit zwischen dem Esslinger Klarakloster und dem Mainzer Domherr (und späterem Erzbischof) Konrad Wild. Zu diesem Zeitpunkt war N. bereits Leibarzt Eberhards, der seinem Gefolgsmann Steuerfreiheit für dessen Güter gewährte. Als medizinische Autorität war N. auch in Esslingen und Stuttgart anerkannt, wie die Spätüberlieferung seines Traktats im Cpg nahelegt. Dort wird angegeben, dass die Apotheker in diesen beiden schwäbischen Städten unterschiedliche Pestarzneimittel («kuglen», «küchlein», «latwerge») feilboten, die auf Rezepten von «meister Niclaussen» beruhten. Der Pestraktat N.s selbst wird im Cpg auf datiert. Der Text ist zweigeteilt: Sein erster Teil ist an Ärztekollegen adressiert, der zweite richtet sich an die Patienten. N. berücksichtigt dabei die Prophylaxe («Beh˚utnust») und gibt zudem therapeutische «underwisunge». Explizit führt er aus, dass seine «gemein erczny» sowohl für den Reichen als auch für den Armen bestimmt sei. Darüber hinaus ist er um Verständlichkeit für «nit gelerte» Rezipienten bemüht. Der Traktat ist ganz überwiegend aus Versatzstücken gängiger Pestliteratur kompiliert worden. Gesicherte Quellen sind neben dem Theriak-Pestraktat des → Christian von Prachatitz als Kompilationsleittext der Sendbrief des → Gallus von Prag, der → Brief an die Frau von Plauen und der → Sendbrief-Aderlassanhang. Eigenständigkeit beweist N. nur in der Verbindung der ausscheidungsspezi schen «Dreckapotheke» mit «weißer Magie». N.s auch vor dem Hintergrund der entlehnungsintensiven ma. medizinischen Fachliteratur relativ geringe Originalität wurde bereits von → Ludwig V. von der Pfalz hervorgehoben, der den Traktat gemeinsam mit anderen Pestschriften in sein Buch der Medizin aufgenommen hat. Die Überschneidungen mit dem vorhergehenden Textmaterial hat Ludwig indes registriert und diesen Umstand mit dem Vermerk «Stedt vor auch zum thaile» kenntlich gemacht. Eine nennenswerter Nachwirkung war N.s Traktat nicht beschieden. Der «maister Niclas», der als Gewährsmann für ein Pillenrezept in der dt. Christian von Prachatitz-Tradition begegnet, dürfte auf → Nicolaus Salernitanus zu beziehen sein.
um Ü: München, BSB, Cgm , v–r (Pap., /, nordwestschwäbisch); e Incipit: «Beh˚utnust fur die pestelencz und ist ein underwysung meister Niclaussen ein arczet mins gnedigen herren von Wirtenberg». – Heidelberg, UB, Cpg (Bd. des Buchs der Medizin Ludwigs V. von der Pfalz) r–v (Perg., /, südrheinfränkisch); Überschrift: «Aber ein andere lere Wie man sich halten soll in zeit Der Pestelentz hodt gebraucht Mainster Nicklos vom Schwert Als man zalt Stedt vor auch zum thaile». – Die beiden Textzeugen tradieren mit einer Kurz- (Cgm ) und einer Langfassung (Cpg ) zwei unterschiedliche Redaktionen. Die kürzere Fassung im Cgm scheint dabei trotz der früheren Überlieferung nicht den ursprünglicheren Wortlaut zu bieten. A: Sudhoff (s. Lit.) S. – (Cgm ). – Telle (s. Lit.) S. f. (Cpg ). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Karl Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «schwarzen Todes» . Tl. VIII: Pestregimina aus dem westlichen Deutschland bis zur Mitte des . Jh. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f. – Gerhard Eis: Zur dt. Pestlit. des . Jh. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. . – Joachim Telle: Nachrichten über die Pestschriftautoren N. v. S. und die beiden Andreas Reichlin. In: Beitr. zur Gesch. der Pharmazie () S. –. – Ders.: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinlit. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg , S. Anm. , . – Emil Höring: Der schwäbische Theriak-Pesttraktat von . In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. . – Klaus Graf: N. v. S. (um ), ein Sohn des Schwäbisch Gmünder Arztes Peter von Grünenberg. In: Sudhoffs Arch. () S. – (grundlegend zur Biogr.). – Miriam Zitter: Die Leibärzte der württembergischen Grafen im . Jh. (–). Zur Medizin an den Höfen von Eberhard dem Milden bis zu Eberhard im Bart (Tübinger Bausteine zur Landesgesch. ). Leinfelden-Echterdingen , S. –. – G. Keil: N. v. S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ
um Pestlassmännlein. – Illustrierte Pesttraktate, um . Die P. gehen auf obd. Laienärzte zurück und richten sich nicht an Fachkollegen, sondern an akut Pestin zierte, denen die Selbstbehandlung empfohlen wird. Sie bauen auf der Standardisierung der Pesttherapie durch das Prager Fachschrifttum auf (→ Sinn der höchsten Meister von Paris, → SendbriefAderlassanhang, → Brief an die Frau von Plauen, → Gallus von Prag) und folgen in ihren Lassanweisungen der Methodik Jakob → Engelins. Die Textsegmente des Traktats sind beidseitig um eine anatomische Demonstrationszeichnung gruppiert. Diese ist durch pestbezogene Ergänzungen (Bubonen an den bevorzugten Auftrittsstellen) als epidemiologisch spezi ziertes Aderlassmännlein gestaltet. Die P.-Traktate, die als reine Textversionen überkommen sind, bieten zunächst die Beischriften zur rechten und dann zur linken Körperhälfte jeweils in «a capite ad calcem»-Reihung. Es lassen sich zwei unterschiedliche P.-Traktate differenzieren, ein bairisches und ein unikal überliefertes schwäbisches P. Der schwäbische Traktat ist vermutlich die jüngere Variante. Er ist weniger selbstständig in seinen Lassanweisungen und baut in stärkerem Maße auf Engelin auf, dem er oftmals wörtlich folgt. Auch die Illustration weicht vom Vorgänger ab und orientiert sich enger an herkömmlichen Lassmännlein-Illustrationen. Ü: Bair. P.: München, UB, ° Cod. ms. , r (Pap., erste Hälfte . Jh., mittelbair.); Graphik mit den ersten sechs Beischriften. – Ebd., BSB, Cgm , r–v (Pap., , mittelbair.); ohne Graphik. – Stuttgart, LB, Cod. HB XI , rv (Pap., /, ostfränkisch). – München, BSB Cgm , r–v (Pap., letztes Viertel . Jh., ostmittelbair.); ohne Graphik. – Wien, ÖNB, Cod. , r–r (Pap., Ende . Jh., ostmittelbair.); ohne Graphik. – Wien, ÖNB, Cod. , r (Pap., /, ostmittelbair.); korrupter Text und Graphik. Schwäbisches P.: München, BSB, Cgm , v (Perg., Mitte . Jh., schwäbisch). A: Heinz-Jürgen Bergmann: «Also das ein Mensch Zeichen gewun». Der Pesttraktat Jakob Engelins von Ulm (Unters. zur ma. Pestlit. ). Pattensen , S. (bair. P.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Hans-Peter Franke: Der Pest-‹Brief an die Frau von Plauen›. Stud. zu Überl. und Gestaltwandel (Würzburger medizinhist. Forschungen
Pestlassmännlein /Unters. zur ma. Pestlit. /). Pattensen , S. u. ö. – H. Bergmann/G. Keil: Das Münchner Pest-Laßmännchen. Standardisierungstendenzen in der spätma. dt. Pesttherapie. In: Fachprosa-Stud. Beitr. zur ma. Wiss.- und Geistesgesch. FS Gerhard Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Berlin , S. –. – Gloria Werthmann-Haas: Altdt. Übers. des Prager ‹Sendbriefs› (‹Missum imperatori›). Auf Grund der Ausg. von Andreas Rutz neu bearb. (Würzburger medizinhist. Forschungen /Unters. zur ma. Pestlit. ). Pattensen , S. . – G. Keil: Der medizinische Kurztraktat in der dt. Lit. des MA. In: Beitr. zur Überl. und Beschreibung dt. Texte des MA. Hg. v. Ingo Reiffenstein (GAG ). Göppingen , S. –, hier S. , . – G. WerthmannHaas/G. Keil: Zur Ikonographie der P. In: Fortschritte der Medizin () S. –. – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. //B). Bern u. a. , S. . – G. Keil: P. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Britta-Juliane Kruse: Pestbrief, Kräuterbuch und Segensspruch: Einblicke in illustrierte medizinische Hss. des späten MA. In: Bilder vom MA (Aventiuren Sonderbd.). Hg. v. Volker Mertens/Carmen Stange. Göttingen , S. –. VZ Straßburger Skabiosenwassertraktat. – Pharmazeutischer Kurztraktat zur Pestprophylaxe und -therapie, um . Der hohe arzneimittelspezi sche Sachverstand des unbekannten Verfassers, der im Text selbst einen Hinweis auf seine Straßburger Provenienz gibt, macht es plausibel, dass er Apotheker gewesen sein könnte (wie vermutlich auch der Urheber des → Straßburger Theriaktraktats). Neben Ein üssen des → Pariser Pestgutachtens sind bei den einleitenden Anweisungen, welche die Kontaktvermeidung mit In zierten und der «menige» thematisieren, Übereinstimmungen mit Hans → Andree und → Christian von Prachatitz erkennbar. Dennoch zeigt der Text ein hohes Maß an Eigenständigkeit, vor allem im Bereich der Prophylaxe. Neben dem Skabiosenwasser wird auch «rosenwaßer» und «ampfer waßer» – jeweils in anspruchsvollen Zubereitungen nach der galenischen Tradition – als Therapeutikum empfohlen. Außerdem werden
Wilhelm von Lubegge Pestpillen und das ma. Universalheilmittel Theriak eingesetzt. Die unikale Überlieferung des Textes lässt allerdings vermuten, dass die propagierten Heilmittel in der Praxis nur geringen Erfolg zeitigten. Ü: Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schlossbibl., Ms. RT / (olim F ; Sammelhs. des → Bernhard von Breidenbach) ra–va (Pap., /, rheinfränkisch); Incipit: «ltem aber eyn kunst vor die pestilentie». Der Text ist in der Hs. eingebettet in das Südwestdt. Kompendium aus Pestraktaten, eine Reihe ältester dt. Pestschriften. Voraus gehen u. a. der Straßburger Schaz der wîsheit (Albert von Parma, → Bernhard von Rostock, → Heinrich von Lübeck, → Heinrich von Sachsen, Rudolf → Schwenninger) und der → Sendbrief-Aderlassanhang erweitert mit Rezepten aus dem → Sinn der höchsten Meister von Paris; es folgt eine mitteldt. Kurzfassung des Pariser Pestgutachtens. T: Älterer dt. ‹Macer› – Ortolf von Baierland ‹Arzneibuch› – ‹Herbar› des Bernhard von Breidenbach – Färber- und Maler-Rezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhs. des Kodex Berleburg [...]. Farbmikro che-Edition, Einf. zu den Texten, Beschreibung der P anzenabb. und der Hs. v. Werner Dressendörfer u. a. (Codices illluminati medii aevi ). München , S. . L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Straßburger Theriaktraktat. – Pharmazeutischer Kurztraktat, um . Der unbekannte Verfasser des S. T. könnte Straßburger Apotheker gewesen sein, wie womöglich auch der Urheber des → Straßburger Skabiosenwassertraktats. Die elsässische Reichsstadt war ein spätma Zentrum der Produktion von Theriak, der im MA als universales Heilmittel Verwendung fand. In acht Paragraphen reiht der Anonymus unterschiedliche Indikationen aneinander. Auf eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Arzneimittel wird dabei verzichtet (ähnlich beim → Wiener Theriak-Arzneimittelbegleitschein). Lediglich in einigen ausführlichen Kommentaren zur
um Wirkungsweise der Droge erfährt die Materie Vertiefung. Bemerkenswert ist die indikationsspezi sche Ausweitung auf die Behandlung des erkrankten ungeborenen Föten. Der Einsatz des Theriaks im Pestfall ist vom → Sinn der höchsten Meister von Paris beein usst. Zur Pestprophylaxe wird eine Verabreichung der Droge im Wechsel mit Pestpillen empfohlen. Ü: Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. , va (Pap., , elsässisch). Überschrift: e e «Von driakers»; Incipit: «Driakers ist gut fur ein e bosen magen vnd cz˚u dem herczen». Digitalfaks. unter: http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/. A: Holste/Keil (s. Lit.) S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Thomas Holste/G. Keil: Ein Straßburger altdt. Theriaktraktat. In: «Gelêrter der arzenîe, ouch apotêker». Beitr. zur Wisssenschaftsgesch. FS Willem F. Daems. Hg. v. G. Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – G. Keil: S. T. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . VZ Wilhelm von Lubegge. – Mediziner, Verfasser eines Pestkonsiliums, um . Der Name ist unsicher und vielleicht ktiv, möglicherweise auf bekannte Pestautoren des . Jh. anspielend (→ Heinrich von Lübeck, → Hans von Lucken, → Wilhelm von Wallis). W. war wahrscheinlich Laienarzt aus Südwestdeutschland und kannte die im oberrheinischen Gebiet kursierenden Pestschriften, schrieb selbst um ein dt. Pestkonsilium für akut erkrankte Patienten. Der Text emp ehlt u. a. Heilkräuter, Riechäpfel und Räucherungen; Quellen waren der → Sinn der höchsten Meister von Paris, die Pestverse des Wilhelm von Wallis, der Sendbrief des → Gallus von Prag, der sog. → Sendbrief-Aderlassanhang und wahrscheinlich der erste Anhang des Schatzes der wîsheit (→ Heinrich von Sachsen). Zwei Handschriften überliefern eine kürzere (cpg ) sowie eine längere und zugleich jüngere Fassung (C ) des Pestkonsiliums. Ü: Heidelberg, UB, cpg , v–r (Pap., , südalemannisch). – Zürich,
um ZB, cod. C , v (Pap., , alemannisch, längere Fassung). A: Gerhard Eis: Mitt. aus altdt. Hss. süddt. Bibliotheken. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. f. – Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit (Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ). Amsterdam , S. . – Jochen Splett: Die ‹Alemannische Evangelienübersetzung›. Einige Randbemerkungen im Zusammenhang einer geplanten Edition. In: Metamorphosen der Bibel. Beitr. zur Tagung ‹Wirkungsgesch. der Bibel›. Hg. v. Ralf Plate u. a. Bern u. a. , S. –, hier S. . – Online-Faks. der Hs. cpg der UB Heidelberg: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/ diglit/cpg. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Eis (s. Ausg.) S. –. – Splett (s. Ausg.) S. –. MM Oberdeutsches Aderlassbüchel. – Lasstraktat, um . Der spätma. Traktat speist sich aus einer Texttradition, die bis in die Antike zurückreicht, sich im HochMA in der ps.-hippokratischen → Phlebotomia Hippocratis manifestierte und von → Maurus von Salerno in dessen Phlebotomia wirkmächtig elaboriert wurde. In vereinfachter und schematisierter Form geht der lat. Text im späten . Jh. in die volksprachige Fachliteratur ein. Das O. A. ist die standardisierte Erscheinungsform der dt. Versionen. Das O. A. setzt sich aus drei Textblöcken zusammen. Ein notwendiger Bestandteil des Kompilats ist zudem eine Aderlassmännlein-Illustration, auf die im Text mehrfach eingegangen wird (und die im Zuge der Tradierung in Folge wechselnder stilistischer Vorlieben variabel ist). Der erste Textabschnitt des O. A. zählt die Lassstellen in Form eines erweiterten → Vierundzwanzig PraragraphenTextes auf. Die Aufzählung beginnt zwar mit dem Kopf, folgt aber nicht zur Gänze dem «a capite ad calcem»-Prinzip, sondern kehrt wie bei einer Bildumschrift zum Kopf zurück. Der zweite Teil widmet sich der Blutschau. Er lehnt sich teilweise an die salernitanische Hämatoskopie des Maurus an und kombiniert diese mit dem Blutschaukatalog nach dem Arzneibuch des → Ortolf von Baierland. Die ortolfsche Hämatoskopie ist an Auszüge aus der Regel der Gesundheit (Ps.-→ Arnald von Villanova) und aus dem Gesundheitsregimen des → Konrad
Oberdeutsches Aderlassbüchel von Eichstätt gekoppelt. Eingerahmt wird dieser Abschnitt von den spätma. Blutschaukatalogen (A und B [Auszüge], → Hämatoskopie-Traktate). Der letzte Block bietet therapeutische Maßnahmen für Komplikationen beim Aderlassen. Die Hauptquelle ist die Phlebotomia Hippocratis, welche mit Anweisungen von Maurus ergänzt wird und auch mit Stücken aus derjenigen medizinischen Textradition, die sich später im Fascilus medicinae des Johannes von Ketham (s. Johannes → Kirchheimer) niedergeschlagen hat. Ü: Die Frühüberlieferung des O. A. ist von volkssprachigen Ausläufern der Phlebotomia Hippocratis-Tradition nicht eindeutig zu differenzieren. Innerhalb des → Iatromathematischen Hausbuches wird das O. A. als dessen . Hauptteil von ca. bis in mindestens vollst. Hss. und – auch in mindestens Inkunabeln tradiert. A: Vom Ein uss der Gestirne auf die Gesundheit und den Charakter des Menschen. Faks.Ausg. des Ms. C der ZB Zürich (Nürnberger Kodex Schürstab). Bde. (Faks./Komm.). Hg. v. Gundolf Keil unter Mitarbeit von Friedrich Lenhardt/Christoph Weißer. Luzern /, Bd. , S. –, . L: Friedrich Lenhardt, VL () Sp. –. – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , passim. – F. Lenhardt: «wann ain mensch geswillet von lassen». Anweisungen zur Therapie von Komplikationen beim Aderlaß. In: «Gelêrter der arzenîe, ouch apotêker». Beitr. zur Wissenschaftsgesch. FS Willem F. Daems. Hg. v. G. Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – F. Lenhardt: Blutschau. Unters. zur ma. Hämatoskopie (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. , . – Ders.: Zur Blutschau Heinrich Laufenbergs. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –, hier S. . – Löwen, Liebstöckel und Lügensteine. Illustrierte Naturbücher seit Konrad von Megenberg. Hg. v. Maria Effinger u. a. Heidelberg , S. , . VZ Konrad von Hirschhorn, † . oder ... – Verfasser eines Rezept- und Arzneibuchs. Eine Salzburger Handschrift des . Jh. überliefert neben dem sog. → Steinbuch der Salzburger
Küchenmeisterei Handschrift M III , dem → Eichenmisteltraktat und dem Arzneibuch des → Ortolf von Baierland auch eine dt. Ler von gesuochte. Der Text wird in der Überschrift einem «Conrad vom hirczhorn» zugeschrieben. Dieser wird von der Forschung gewöhnlich mit dem gleichnamigen Angehörigen eines Rittergeschlechts aus H. am Neckar gleichgesetzt. Er ist als Domizellar in Mainz nachweisbar und studierte ab in Heidelberg. Er wurde spätestens Mainzer Domherr und Domherr in Speyer. Dort war K. ab auch Domkustos und ab Domkantor. Daneben hatte er bis auch eine Dompfründe in Würzburg inne. Die Ler von gesuochte bietet in einem ersten Abschnitt zunächst Anweisungen für eine gesunde Ernährung und den Aderlass. Der zweite Teil enthält fünf Verfahren für P aster gegen Gliederschmerzen, der dritte Teil sechs Rezepte gegen Lähmungen, Schmerzen und Podagra. Im vierten Teil versammelt K. Aderlass- und Abführrezepte. In seinem Text beruft sich K. auch Rhazes und → Arnald von Villanova. Insgesamt gilt das Werk als zugleich kenntnisreich und unkonventionell. Ü: Salzburg, UB, cod. M III , va–vb (Perg. und Pap., Speyer [?], um , südrheinfränkisch). – Vgl. Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. (Nr. ..). – www.handschriftencensus.de/. A: Zimmermann (s. Lit.). L: Volker Zimmermann, VL () Sp. . – Siegfried Sudhof: Ein Salzburger Sammelcod. ma. Medizin und Naturwiss. In: Medizinische Monatsschr. () S. f. – Gerhard Eis: Engelhart v. H. In: PBB (Tüb). () S. –, hier S. Anm. . – V. Zimmermann: Der Rosmarin als Heilp anze und Wunderdroge. Ein Beitr. zu den ma. Drogenmonographien. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f. – Ders.: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachigen hsl. Kompendien des SpätMA. Stuttgart , S. –, u. ö. – Michael Hollmann: Das Mainzer Domkapitel im späten MA (–). Mainz , S. . – Wolfgang Wegner: K. v. H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . MM Küchenmeisterei. – Dt. Kochbuch, ./. Jh. Die Entstehung der anonym überlieferten K. wird im . oder . Jh. vermutet. Repräsentati
um ve Gerichte in dem Kochbuch legen eine patrizische oder adlige Zielgruppe nahe. Als möglichen Verfasser oder Bearbeiter hat die Forschung einen schwäbischen Koch erwogen, der wohl auch laienmedizinische Kenntnisse besaß. Auch die späteren Bearbeiter der K. sind weitgehend unbekannt. Inhaltlich umfasst die K. je nach Fassung sechs oder acht Teile. Der in den Drucken vorherrschende, sechsteilige Text behandelt Fasten-, Fleischund Eierspeisen sowie Musgerichte (I–III), Saucen, Sauerkraut, Senf und Latwergen (IV), Essig (V) und zuletzt Magen- und Darmleiden (VI), zu deren Therapie die K. ebenfalls Rezepte bietet. Andere Fassungen der K. enthalten zusätzlich noch ein Kapitel mit Pestanweisungen (VII) sowie ein Register mit Kräutern (VIII). Die Rezepte der ersten sechs Teile sind nach den jeweils benutzten Hauptzutaten geordnet. Die Forschung hat Parallelen zwischen Rezepten in der K. und in obd. Kochbüchern wie dem → Buch von guter Speise nachgewiesen. Der Verfasser war also mit der dt. KochrezeptTradition vertraut und kannte zudem die → Secreta mulierum und den → Macer. Die Überlieferung der K. erfolgte primär durch Drucke, die mit einer Nürnberger Inkunabel von einsetzen. Die K. wird daher zu den frühesten gedruckten Kochbüchern gezählt. Ebenfalls in der zweiten Hälfte des . Jh. beginnt die handschriftliche Überlieferung, zu der als rheinfränkische Bearbeitung der K. auch das sog. → Kölner Kochbuch (K) zählt. Handschriften und Drucke weisen teils sehr unterschiedliche Texte auf. So fehlen verschiedentlich Textteile wie die Vorrede oder die Reihenfolge der Rezepte wurde umgestellt. Die Forschung geht mittlerweile von mindestens einer unbekannten Vorlage aus, auf der Handschrift S und der Erstdruck von beruhen. Kodex K hingegen war möglicherweise eine Abschrift des Passauer Drucks von um , doch könnten beide Textzeugen auch auf einer unbekannten Vorlage beruhen. Die Vorrede aus den Drucken ist auch in Handschrift I nachgewiesen, deren Rezeptbestand sich jedoch stark von den Drucken unterscheidet. Die Drucke weisen ab etwa ein Titelbild auf, das einen Koch am Feuer seiner Küche zeigt. Die K. blieb auch im . Jh. ein populäres Werk, die zahlreiche Nachdrucke und mehrere Bearbeitungen belegen. Sie zirkulierte nun unter Titeln wie Von allen Speisen und Gerichten (ab ), Kochund Kellerei (ab ) oder Koch- und Kellermeisterei (ab ). Das Werk wurde nun auch fälschlich
um Bartolomeo Platina zugeschrieben. Textlich erfolgte ein Austauch von Versatzstücken zwischen der K. und dem Kochbuch des Gheeraert Vorselman von . Ab ging die K. in das Kochbuch des Johann Ballhorn ein. Erst im . Jh. erlahmte die Rezeption der K. Die Forschung hat das Werk u. a. deswegen gewürdigt, weil es in sonst seltener Einträchtigkeit Kochrezepte und medizinische Anweisungen kombiniert. Ü: K (sog. Kölner Kochbuch): Köln, Hist. Stadtarch., Best. (GB °) , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., westmitteldt.). – S: Solothurn, ZB, cod. S , Bll. (Pap., um oder später, alemannisch, Druckabschrift). – I: Innsbruck, ULB, cod. , Bll. (Pap., . Jh.). – Vgl. u. a. Ehlert (s. Lit.). – www. handschriftencensus.de/werke/. D: Zahlreiche Drucke von bis ins . Jh. – Verz. in GW (http://gesamtkatalog derwiegendrucke.de/docs/KUCHENM.htm) und VD. – Vgl. auch Notaker (s. Lit.). Früheste Drucke: [Nürnberg: Peter Wagner], (GW M). – [Ebd., um ] (GW M). – [Passau: Johann Petri, um ] (GW M). – [Nürnberg: Peter Wagner], (GW M). – [Mainz: Peter Schöffer, um ] (GW M). A: K. In Nürnberg von Peter Wagner um gedruckt. Hg. v. Hans Wegener. Leipzig (Faks.). – Van Soeter Cokene. Recepten uit de Romeinse en Middeleeuwse Keuken. Hg. v. Johanna M. van Winter. Bussum u. a. , S. – (Teilausg.). – Kuchemaistrey. Hg. Zentralantiquariat der DDR. Leipzig (Druckfaks.). – Aus Kochbüchern des . bis . Jh. Quellen zur Gesch. einer Textart. Hg. v. Hugo Stopp. Heidelberg , S. – (Teilausg.). – Kuchenmeysterey (Passau, Johann Petri, um ) (Litterae ). Hg. v. Rolf Ehnert. Göppingen . – Ehlert (s. Lit.; nach Hss. S und K, mit Faks. v. Hs. K). – Online-Faks. von GW M, M, M: http://daten.digitale-sammlungen.de/. Ü: Ehlert (s. Lit.; nhd.). L: Weitere und ältere Lit. bei bei Keil/ Wlodarczyk und Ehlert (s. u.). – Gundolf Keil/Marianne Wlodarczyk, VL () Sp. –. – Dies.: Kölner Kochbuch. In: VL () Sp. f. – G. Keil, LexMA () Sp. f. – Karl Sudhoff: Dt. medizinische Inkunabeln. Bibliogr.-literarische Unters. Leipzig , S. –. – Anita Feyl: Das Kochbuch Meister
Leimbüchlein Eberhards. Diss. Freiburg i. Br. , S. –. – Hans Wiswe: Die mnd. Kochrezeptüberl. In: NdJb () S. –. – Ders./Eva Hepp: Kulturgesch. der Kochkunst. Kochbücher und Rezepte aus zwei Jahrtausenden. München , S. , . – Eenen Nyeuwen Coock Boeck. Kookboek samengesteld door Gheeraert Vorselman en gedrukt te Antwerpen in . Hg. v. Elly CockxIndestege. Wiesbaden , S. – u. ö. – Mary E. Milham: Addenda to the History of the K. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Traudl Seifert/Ute Sametschek: Die Kochkunst in zwei Jahrtausenden. Das große Buch der Kochbücher und Meisterköche [...]. München , S. –. – Trude Ehlert: Wissensvermittlung in deutschsprachiger Fachlit. des MA oder: Wie kam die Diätetik in die Kochbücher? In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – T. Ehlert: Hsl. Vorläufer der K. und ihr Verhältnis zu den Drucken. Der Cod. S der Zentralbibl. Solothurn und die Hs. G.B. ° des Stadtarch. Köln. In: De consolatione philologiae. FS Evelyn S. Firchow. Bd. (GAG /). Hg. v. Anna Grotans u. a. Göppingen , S. –. – Thomas Gloning: Textgebrauch und sprachliche Gestalt älterer dt. Kochrezepte (–). Ergebnisse und Aufgaben. In: Textsorten dt. Prosa vom ./. bis . Jh. Akten zum Internationalen Kongress in Berlin . bis . Sept. . Hg. v. Franz Simmler. Bern u. a. , S. –. – Sabine Bunsmann-Hopf: Zur Sprache in Kochbüchern des späten MA und der frühen Neuzeit. Ein fachkundliches Wb. Würzburg . – Marianne Honold: Stud. zur Funktionsgesch. der spätma. deutschsprachigen Kochrezepthss. Würzburg , S. f. u. ö. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. – K. Edition, Übers. und Komm. zweier Kochbuch-Hss. des . Jh. Solothurn S und Köln, Hist. Arch. GB ° . Hg. v. T. Ehlert. Frankfurt/M. u. a. . – Henry Notaker: Printed Cookbooks in Europe, –. A Bibliography of Early Modern Culinary Literature. New Castle/Delaware , Nr. . – Marco Heiles: Die K. Das Kochbuch im Medienwechsel. München . – Ders.: Der Solothurner Codex S . Eine K.-Abschr. In: ZfdA () S. –. MM Leimbüchlein. – Rezeptar, um . Die Entstehung des L. wird um im ostmitteldt. Sprachraum vermutet. Der anonyme dt. Text
Hans von Dortmund ist jedoch nur in einer deutlich später verfassten Handschrift aus dem frühen . Jh. überliefert. Das L. enthält Rezepte zur Herstellung von Kaltleim, Glas- und Steinleim sowie wasserfestem Leim. Benutzt werden Zutaten wie Kalklauge, Bleifarbe, Eiklar und Schleifmehl. Die im L. versammelten Rezepte gelten im Kontext ihrer Zeit als innovativ, kenntnisreich und präzise formuliert. Ü: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , v–v (Pap., Anfang . Jh., mitteldt.). – Vgl. Lotte Kurras: Die dt. ma. Hss. Bd. (Kat. des Germ. Nationalmuseums /). Wiesbaden , S. f. A: Ploss (s. Lit.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Emil Ploss: Das älteste dt. L. In: Die BASF () S. –. – Christian Müller: Holzleimbau. Basel , S. . MM Londoner Wund- und Salbenbuch. – Wundärztliches Kompendium, um . Die Kompilation ist typischer Vertreter der spätma. chirurgischen Arzneibücher oberrheinischer Provenienz (vgl. z. B. → Kopenhagener Wundarznei, → Darmstädter, → Speyrer und → Elsässisches Arzneibuch). Da ihr Urheber ganz offensichtlich weder mit der Cirurgia → Peters von Ulm noch mit → Hertwig von Passau vertraut war, darf man in ihm einen Wundarzt der älteren oberrheinischen Tradition vermuten, dessen Wirken vielleicht noch ins späte . Jh. fällt. Der einzige (galenische) Kurztraktat ist das Judenp aster von Jerusalem, ansonsten setzt sich die Sammlung überwiegend aus traumatologischen Rezepten zusammen, unter denen sich einige wenige vorsalernitanische Kurzrezepte nden. Das Material ist vor allem nach therapeutischen Kriterien geordnet, indem Rezeptgruppen nach Indikationen zusammengestellt werden (faulende Wunden, Augenverletzungen, Schädelverletzungen, Schwellungen usw.). Gelegentlich sind pharmazeutische Aspekte ausschlaggebend, wenn etwa Rezepte mit tierischen Drogen oder mit prominenten Heilmitteln in direkter Abfolge präsentiert werden. Ein besonderer Schwerpunkt der Sammlung liegt auf der Behandlung von «vergifteten Wunden». Die Indikation wird mehrmals aufgegriffen, wobei es auch zu Wiederholungen kommt, die von der Handschriftenredaktion nicht ausgeglichen worden sind. Der letzte Abschnitt mit zehn jüngeren Nachtragskapiteln bricht mit der Beschränkung auf Rezepte, ohne den wundärztlichen Kontext zu verlassen, und
um bietet auch Wundsegen. Ferner werden pferdeheilkundliche Verfahren vorgestellt. Von besonderem Interesse sind hier aber die letzten beiden Rezepte, die sich Verletzungen widmen, die durch Büchsenschüsse («boissen steyn») hervorgerufen worden sind. Diese zählen zu den frühesten bekannten fachliterarischen Auseinandersetzung mit den Folgen der neuen Waffentechnik. Die Londoner Sammlung zeigt Übereinstimmungen vor allem mit dem → Buch von alten Schäden sowie mit → Von guten P astern und Salben, dem → Schüpfheimer Kodex oder mit den Rezeptbeständen bei → Johann von Seghen und Anton → Trutmann. Diese sind primär auf Quellengemeinschaft zurückzuführen. Als gesicherte Endquellen sind neben salernitanischen Antidotarien der → Bartholomäus und die langobardische chirurgische Schule (→ Roger Frugardi) ermittelt worden. Eine Vielzahl der Beiträge entstammt aber originär der oberrheinischen Tradition. Ü: London, British Library, MS Add. , r–v (Pap., um Mitte . Jh., ripuarisch). Überschrift: «Von wunden und salben». – Die auf r–v überlieferte Slg. → Salven, plaster, pulver, oley, wasser ist jünger und unabhängig vom Wund-und Salbenbuch. L: Agi Lindgren/Ingrid Rohland/Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Dagmar Schelleter/Anne Rappert/G. Keil: Aphorismen zur Arzneiform «Salbe» unter besonderer Berücksichtigung chirurgischer Fachprosa des dt. MA. In: Pratrum Floridum. FS Brigitte Hoppe. Hg. v. Menso Folkerts (Algorismus. Münchner Univ.Schr. ). Augsburg , S. –, hier S. . – G. Keil: L. W. u. S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Hans von Dortmund (Tremonia). – Verfasser eines Wunderdrogen-Traktats, um . Laut dem Nachsatz zu seinem kurzen Erdöltraktat wirkte H. von Tremonia (= Dortmund) in Venedig. Ob er mit Johannes Günterus de Tremonia, der um als Mitglied der Kölner Medizinischen Fakultät bezeugt ist, zu identi zieren sein könnte, ist völlig offen. Für eine Rückbeziehung des Textes auf Gerhard von Cremona (–; vgl. Überl.) ist der Erdöltraktat letztlich zu modern.
um Er entspricht vielmehr dem fachlichen dt. Schrifttum des späten . und frühen . Jh. In diesem Zeitraum waren dt. Ärzte nachgewiesenermaßen in großer Zahl in Italien tätig. Ein Nürnberger (?) Erdöl-Einblattdruck, der rund hundert Jahre später aufgesetzt worden ist, beruft sich mit «Johanne[s] von Karmona» vermutlich auf den selben Autor. Bei den beiden Traktaten handelt es sich um zwei differenzierbare Texte, die aber wörtliche Übereinstimmungen aufweisen. Der Druck dürfte vom älteren Traktat abhängen. Beide Traktate stellen in Paragraphen die therapeutischen Vorzüge des Erdöls vor. Dabei zeigen sie (der Druck in noch ausgeprägterem Maße) die stilistischen Merkmale spätma. Reklamezettel. Ihr ursprünglicher Gebrauchskontext dürfte deshalb in der Unterstützung des Verkaufs von Petroleum äschchen gelegen haben. Ü: Nachtrag zum Petroleumkapitel des Gart der Gesundheit (Johann → Wonnecke) in der Redaktion des Heinrich → Breyell: Halle, ULB, Ha (vormals Bibl. des Botanischen Inst. der Univ., °Ha ) Tl. (Pap., , Kölner Schreibsprache); Verfasserangabe: «das hait bewert der wirdyche doctor mit namen genant meister hanstz van tremonia in der stat tzo venedigen»; eigenhändige Randnotiz Breyells: «cremona». – Einblattdruck: o. O., Drucker und J. [Nürnberg (?): Ambrosius Huber (?), um (?)]. Als. Bl. r/v eingebunden in: Prag, Nationalbibl., Cod. XVII.D. (Pap., . lat./tschechisch/dt.); Verfasserangabe: «Nemlichen durch einen hochgelobten vnd weysen Doctorˉe Johannˉe von Karmona welcher wunderliche ding zu Venedig beweret hat». Digitalisat unter: www.manuscriptorium.com/apps/ main/en/index.php. A: Einblattdruck: Karl Sudhoff: Zwei dt. Reklamezettel zur Empfehlung von Arzneimitteln – Petroleum und Eichenmistel – gedruckt um . In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Rudolf Creutz/Johannes Steudel: Einf. in die Gesch. der Medizin in Einzeldarstellungen. Iserlohn , S. . – Otto Beßler: Das dt. Hortus-Ms. des Henricus Breyell. Ein Beitr. zur Gesch. der Pharmakognosie. In: Nova Acta Leopoldina NF () S. –, hier S. f., (auch als selbstständige Publ. [Halle ]). – Gerhard Eis/G. Keil: Nachträge zum VL. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. [G. Eis]. – G. Keil: Das «costelic laxatijf»
Alanus Meister Peters van Dordt. Unters. zum DrogenEinblattdruck des SpätMA. In Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f. – Willem F. Daems/G. Keil/Ria Jansen-Sieben: Petrol Reklamezettel. Text und Überlieferungsgesch. eines kardiotropen Wunderdrogentraktates mit einer Edition des ‹Middelburgischen Erdöl-Schreizettels›. In: «ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. G. Keil (Ortolf-Stud. /Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – Wolfgang Wegner: H. v. D. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Alanus. – Verfasser alchemistischer Schriften, um . A. ist historisch nicht nachweisbar, obwohl mehrere alchemische Schriften mit seinem Namen verbunden sind. In Handschriften erscheint er als «Alanus minimus philosophorum et alchemistarum» oder «Alanus philosophus». Die Forschung vermutet die Entstehung seiner Werke frühestens im . und spätestens im . Jh. Genauere Datierungen sind kaum möglich. Einen zeitlichen Anhaltspunkt liefert eine Handschrift des → Rosarium philosophorum von , in der A. zitiert wird. Die Zuschreibung des zitierten Werks ist jedoch nicht völlig gesichert. A. war wohl nicht mit → Alanus ab Insulis, Johannes Gier oder Albert Krantz identisch. Zu den A. oft zugeschriebenen Werken zählt die sog. Lehre vom metallischen Wasser. Der Text ist in lat. und dt. Fassungen seit dem . Jh. überliefert. Die Entstehung der dt. Übersetzung wird spätestens in der ersten Hälfte des . Jh. vermutet. Der Text lehrt die alchemische Produktion einer Tinktur auf Grundlage des arkanen Quecksilbers. Das Werk erfuhr eine Rezeption im Rosarium philosophorum und im Stein der Weisen von Hans → Folz. Als sicher gilt A.s Autorschaft der Spruchsammlung Dicta de lapide philosophorum. Das Werk beschäftigt sich mit der Herstellung des alchemischen Steins unter Verwendung von Quecksilber als Mittel zur Amalgamierung von Gold und Silber. Die enthaltenen Dicta werden bekannten Autoritäten in den Mund gelegt, u. a. Aristoteles, → Avicenna, Rhazes, → Geber, → Senior Zadith und Calid. Die Forschung datiert die lat. Dicta frühestens auf das
Sol und Luna . Jh. Eine aus dem lat. Original übertragene dt. Fassung ist erstmals für in Vermittlung durch Johannes Gier erwähnt. Der dt. Text ist von bis ins . Jh. in Drucken überliefert, handschriftlich in dt. Abschriften ab dem späten . Jh. Der alchemische Lehrbrief Von der Elementenwandlung wird A. heute nicht mehr zugeschrieben. Nach Angaben in lat. Textzeugen wurde er vom Alchemisten John of Dumbleton an → Kuno von Falkenstein, Erzbischof von Trier, geschrieben. Ü (dt.): . Lehre vom metallischen Wasser: R: Rom, Biblioteca Vaticana, cod. Vat. lat. , r–v (). – C: Coburg, LB, Ms. Cas. , ra–rb (. Jh.). – H: Halle, LB, Ms. /C a/, v–r (. Jh.). – D: Dresden, LB, Ms. N , r–v (. Jh.). – H: Heidelberg, UB, cpg (). . Dicta de lapide philosophorum: Nur frühneuzeitliche Überl. in Abschriften seit dem späten . Jh., teilweise als Druckabschriften oder in Auszügen. – Verz. bei Telle (s. Lit.). . Von der Elementenwandlung: H: Halle, ULB, cod. /C a/, – (. Jh.). – K: Kassel, LMB, ° Ms. chem. , Fasc. , v–v (Ende . Jh.). Zur Überl. vgl. insgesamt Telle (s. Lit.). Dort auch Hinweise zur lat. Überl.; zu dieser vgl. auch Barke (s. Lit.). D: Dt. Drucke der «Dicta» erst seit der Frühen Neuzeit. Frühester bekannter Druck: Bernardus Trevisanus: Von der Hermetischenn Philosophia [...]. Straßburg: Christian Müller (VD A , B ). – Verz. bei Telle (s. Lit.). – Weitere Drucke im VD (unter Alanus ab Insulis). A: . Lehre vom metallischen Wasser: Online-Faks. von Hs. H: http://digi.ub.uniheidelberg.de/diglit/cpg. . Dicta de lapide philosophorum: Barke (s. Lit.) S. –. – Online-Faks. von VD B : http://dx.doi.org/./e-rara-. . Von der Elementenwandlung: Online-Faks. von Hs. K: http://orka.bibliothek.uni-kassel.de. L: Joachim Telle, VL () Sp. –. – Lynn Thorndike: A History of Magic and Experimental Science . New York (Nachdr. ebd. ) S. , f.; Bd. , ebd. , S. f. – Karl R. H. Frick: Einleitung. In: Joachim Tancke: Promptuarium alchemiae. Bd. . Graz , S. V–XXXI. – Willy L. Braekman: Joos Balbiaen, Dokter, Alchemist en Legerkapitein Tijdens de Gentse Calvinistische Republiek (–).
um In: Handelingen der Maatschappij voor Geschiedenis en Oudheidkunde te Gent NF () S. –. – Jörg Barke: Die Sprache der Chymie. Am Beispiel von Drucken aus der Zeit zwischen –. Tübingen , S. –. – J. Telle: Zur Spruchdichtung ‹Der Stein der Weisen› von Hans Folz. In: ‹Der Buchstab tödt – der geist macht lebendig›. FS Hans-Gert Roloff. Hg. v. James Hardin/Jörg Jungmayr. Bern , Bd. , S. –, hier S. f. – Corpus Paracelsisticum . Dokumente frühneuzeitlicher Naturphilosophie in Deutschland. Hg. v. Wilhelm Kühlmann/J. Telle. Tübingen , Reg. MM Moeynen, Johannes. – Möglicher Autor einer alchemistischen Kompilation, . Jh./vor . M.s Name erscheint in einer um entstandenen Sammelhandschrift mit alchemistischen Rezepten und Traktaten. Darin wird ihm eine lat. Kompilation zugeschrieben, die in der Forschung unter den Bezeichnungen Practica alchemica und De aqua rubea et de aqua alba rmiert. Die Abfassung der Schrift wird frühestens im . Jh. vermutet. Ihre Entstehungsumstände sind jedoch ebenso unbekannt wie M.s eigene Lebensdaten und sein Anteil an dem Text. Inhaltlich lehrt Practica alchemica die Produktion alchemistischer Tinkturen zur Herstellung von Gold und Silber. M.s Schrift speist sich aus älteren Werken, auf die ma. Alchemisten häuger zurückgriffen. Als Hauptquellen gelten das → Secretum secretorum, der Thesaurus thesaurorum sive rosarius philosophorum des → (Ps.-)Arnald von Villanova, das Calid (Khalid ibn Yazˉıd) zugeschriebene Liber secretorum, das Korpus des Geber latinus und der Practica Mariae prophetissae-Dialog. Eine tiefere Erforschung der Practica alchemica steht noch aus. Ü: München, UB, ° Cod. ms. , ra–vb (Pap., um ). – Vgl. Gisela Kornrumpf/Paul-Gerhard Völker: Die dt. ma. Hss. der UB München (Die Hss. der UB München ). Wiesbaden , S. –. L: Joachim Telle, VL () Sp. f. MM Sol und Luna. – Alchemistisches Bildgedicht, um oder früher. Die anonyme dt. Dichtung umfasst Reimpaarverse und entstand spätestens um . Entstehung, Überlieferung und Inhalt von S. u. L. stehen im engen Zusammenhang mit dem populären Florilegium → Rosarium philosophorum (. Jh.). In dessen lat. wie dt. Handschriften und Drucken ist auch
um S. u. L. enthalten. Allerdings müssen beide Werke nicht vom gleichen Autor stammen. Möglicherweise übernahm der Kompilator des Rosarium philosophorum das Gedicht aus einer fremden Vorlage. Jenseits der Rosarium philosophorum-Überlieferung sind in Textzeugen ab um auch eigenständige Fassungen von S. u. L. erhalten. Drei Handschriften überliefern das Gedicht mit Illustrationen, rund weitere Handschriften nur den Text. Inhalt von S. u. L. ist die allegorische Darstellung eines alchemischen Prozesses: Die Hochzeit von König Sol (Gold) mit Königin Luna (Silber) bringt Mercurius (Quecksilber) hervor, aus dem wiederum die Universalmedizin der Alchemisten hervorgehen soll. S. u. L. vermittelt diese Lehren in enger Fügung von Bildern und Versen. Die Illustrationen zeigen u. a. Hermaphroditen, Philosophen, allegorische Tiergestalten, die nackten Figuren von Sol und Luna sowie König und Königin auf ihren Thronen. Der Text ist den Bildern eng angeschlossen. So enthält der erste Teil der Dichtung einen Dialog zwischen Sol und Luna, deren Abbildungen jeweils Verse zugeordnet sind. Der Dialog speist sich aus der Epistula Solis ad Lunam crescentem von → Senior Zadith. Andere Verse in S. u. L. beschreiben Illustrationen des Textes. Die Forschung hat zudem als Lehrdichtung gestaltete Elemente in der Schrift herausgearbeitet. Insgesamt gilt S. u. L. inhaltlich nicht als eigenständiges Werk, sondern als Bestandteil des Rosarium philosophorum. Es präsentiert Lehren des Florilegiums in literarisch zugespitzter Form und mit einem allegorischen Bildprogramm. In einer wahrscheinlich aus dem . Jh. stammenden Redaktion des Rosarium philosophorum ist eine modi zierte Fassung des Gedichts enthalten. Dieses wurde hier um die Dichtung Das → nackte Weib erweitert und an anderen Stellen gekürzt. Drei der Illustrationen wurden durch vier neue Bilder ausgetauscht, von denen zwei aus Von der heiligen Dreifaltigkeit des → Ulmannus stammen. Diese Redaktion wurde ab gedruckt und erlangte große Verbreitung. Die Forschung betrachtet diese Fassung des Gedichts daher als jene mit der stärksten Nachwirkung. Rezipiert wurde S. u. L. vor allem vom . bis zum . Jh. So entstanden im . Jh. neben einem Prosakommentar von Johann von Sternberg auch lat., englische und französische Übertragungen des Gedichts. Ferner wurde S. u. L. von → Lamspring, → Maximilian von Eger und in
Sol und Luna dem sog. → Rätselgedicht vom Stein der Weisen aufgregriffen. Im . Jh. beschäftigte sich C. G. Jung mit dem Werk. Ü: S. u. L. ist in lat. und dt. Hss. des Rosarium philosophorum erhalten (s. dort). Hinzu kommen drei eigenständige Hss. von S. u. L., die neben dem Text jeweils auch die Illustrationen enthalten. Reine Textfassungen von S. u. L. sind in rund Hss. überliefert. – Verzeichnis bei Telle (s. Lit.) mit Erg. in Telles VL-Artikel von (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/werke/. Als früheste Hs. außerhalb des Rosarium philosophorum gilt: Wien, ÖNB, cod. Vindob. , v–av (Pap., um , nordbair.). Vollfassungen von S. u. L. mit Bildern: K: Kassel, LMB, ° Ms. chem. , v–r (Pap., Mitte . Jh., bair.). – G: Glasgow, UB, Ms. Ferguson , Bll. (Pap., ./. Jh.). – U: Überlingen, Leopold-Sophien-Bibl., Ms. , r–r (. Jh.). – Vgl. Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. – (Nr. ..). – UB Glasgow: MS Ferguson , http://special.lib.gla.ac.uk/ manuscripts/search/detail c.cfm?ID=. D: Vgl. die Drucke des Rosarium philosophorum. A: Haage (s. Lit.) S. f. – Yates (s. Lit.). – Telle (s. Lit.) S. –. – ‹Rosarium philosophorum›. Ein alchemisches Florilegium des SpätMA. Hg. v. J. Telle. Bde. Weinheim . Ü: Le Rosaire des Philosophes. Hg. v. Étienne Perrot. Paris (frz.). – The Rosary of the Philosophers. Hg. v. Adam McLean. Edinburgh (engl.). L: Joachim Telle: Rosarium philosophorum. In: VL () Sp. –. – Ders., VL () Sp. –. – Ders.: Rosarium philosophorum. In: LexMA () Sp. f. – Perrot (s. Übersetzungen) S. –. – Das ‹Kunstbüchlein› des Alchemisten Caspar Hartung vom Hoff. In Abb. und Transkription. Hg. v. Bernhard Haage (Litterae ). Göppingen , S. –. – Donald Yates: Unbekannte frühnhd. Verse aus einer alchimistischen Hs. des . Jh. in der Stiftsbibl. Neukloster. In: Codices manuscripti () S. –. – J. Telle: ‹S. u. L.› Literar- und alchemiegeschichtliche Stud. zu einem altdt. Bildgedicht. Hürtgenwald . – McLean (s. Übersetzungen) S. –,
Vocabularius Brevilogus –. – Jacques van Lennep: Alchimie. Contribution à l’Histoire de l’Art Alchimique. Brüssel , S. f., –, –. – Nathan Schwartz-Salant: Archetypal Foundations of Projective Identi cation. In: Journal of Analytical Psychology () S. –. – Karen-Claire Voss: The Hierosgamos Theme in the Images of the ‹Rosarium Philosophorum›. In: Alchemy Revisited. Proceedings of the International Conference on the History of Alchemy at the University of Groningen, – April . Hg. v. Zweder von Martels. Leiden , S. –. – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA. Baden-Baden , S. –, –. MM Niger abbas. – Alphabetisch geordnetes, lat.mhd. Vokabular, um . Das wahrscheinlich im Elsass entstandene Werk ist laut Vorwort von einem Abt des «Schwarzen Ordens» (nach Flohr: Benediktinerorden) aus mehreren Quellen («ex dictis Ysideri, Papie, Huguicionis, Britonis, Luciani», nach der Tübinger Handschrift) zusammengestellt und von einem «scolaris» ergänzt worden. Während der Lemmabestand des Bibelvokabulars des → Guilelmus Brito und des → Vocabularius Lucianus zur Gänze wiedergegeben ist, wurde die zweite Fassung des Vokabulars Jakob → Twingers von Königshofen von und in geringerem Ausmaß das Vokabular Fritsche → Closeners nur ergänzend herangezogen. Ein Vergleich des N. a. mit den Quellen zeigt, dass der Tübinger Textzeuge diesem näher steht als der Metzer. Der vermutlich für die Verwendung im Kloster bestimmte N. a. blieb ohne Wirkung. Ü: Metz, Bibl. municipale, Ms. (Mitte . Jh.). – Tübingen, UB, Cod. Mc , r–r. – Straßburg, StB, ohne Sign. (; verbrannt [?]). Gustav Haenel, Catalogi Librorum Manuscriptorum qui in Bibliothecis Galliae, Helvetiae, Belgii, Britanniae maioris, Hispaniae, Lusitaniae asservantur. Leipzig (Nachdr. Hildesheim/New York ) Sp. . – Gerd Brinkhus/Arno MentzelReuters: Die lat. Hss. der Universitätsbibl. Tübingen. Tl. (Handschriftenkataloge der Universitätsbibl. Tübingen ,). Wiesbaden , S. f. A: F. J. Mone: Glossarium N. a. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit () Sp. – (Auszug aus dem Vorwort, der über den Namen
um und den Ursprung des Werks Auskunft gibt, sowie der Anfang des Glossars von «abacus, vulgariter entwerfftafel» bis «amidus herba, amedung», nach der Metzer Hs.). – Flohr (s. Lit.) S. – (Vorwort, dt. Glossen mit den lat. Stichwörtern, ohne lat. Worterklärungen), S. – (alphabetisches Verz. der dt. Glossen in Kategorien). L: Klaus Kirchert/Karin MiethanerVent, VL () Sp. –. – M. Flöhr: Dt. Glossen in dem Vocabular N. A. (Metzer Hs. ). Ein Beitr. zur dt. Lexicographie. Straßburg (wieder in: Straßburger Studien. Zs. für Gesch., Sprache und Litteratur des Elsasses [–] S. –). – Franz Jostes: Fritsche Closeners und Jacob Twingers Vocabularien. In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins , NF () S. –, hier S. , –. – Gerhardt Powitz: Zu dem Glossar des Straßburger Chronisten Fritsche Closener. In: ZfdPh () S. –, hier S. –. – Klaus Grubmüller: Vocabularius Ex quo. Unters. zu lat.-dt. Vokabularen des SpätMA (MTU ). München , S. , Anm. . BJ Vocabularius Brevilogus. – Lat. Wörterbuch mit dt. Glossen, um . Die Überlieferung des V. B. setzt (zwei datierte Hamburger Handschriften) ein und konzentriert sich zunächst im niedersächsisch-ostfälischen Raum. Aus der Überlieferung lassen sich wenigstens drei Redaktionsstufen abheben, deren älteste noch nicht konsequent durchalphabetisiert ist. Der anonyme, gewiss geistliche Konzepteur der Ausgangsfassung hat für sein dreiteiliges Wörterbuch die großen lat. Lexika des Huggucio von Pisa (vor ), Johannes Balbus (), des Papias und des → Guilelmus Brito (um –) geplündert. Nomina (I), Verben (II) und Indeclinabilia (III) werden jeweils konsequent in alphabetischer Reihenfolge gelistet und in punkto Wortbedeutung und Synonymik knapp glossiert. Die Anlage des V. B. ermöglichte zugleich seine Zerlegung nach besonderen Nutzerinteressen. Insbesondere Buch III führte in der Überlieferung im obd. Raum ein (anonymes) Eigenleben. Ü: Ca. Hss. ( hier erstmals): Augsburg, UB, Cod. II..° , r–v (; Auszüge). – Bamberg, SB, N. I. , r–r (Voc. Cornutus). – Berlin, SBB, Ms. Theol. ° , r–r. – Ebd., Ms. Lat. ° , r–r (). – Ebd., Ms. Lat. ° , r–r (). – Braunschweig, SB, Cod. XCVI, r–r
um (). – Bernkastel-Kues, Hospitalbibl., Cod. , r–r. – Breslau, UB, Cod. IV Q , r–v (Auszug). – Burgsteinfurt, Fürstlich BentheimSteinfurtische Schlossbibl., o. S. – Danzig, StB, Ms. , r–v (). – Ebd., Ms. Mar. F . – Erlangen, UB, Ms. , r–r. – Gießen, UB, Hs. , r–r (). – Ebd., Hs. , r–r (). – Ebd., Greifswald, Bibl. des Geistlichen Ministeriums, . D. III, r–r (). – Ebd., . E. V., r–v (um ; unvollst.). – Ebd., Hamburg, SUB, St. Jacobi , r–v (). – Ebd., St. Petri (). – Hameln, Gymnasialbibl., o. S. (). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen A II , r–r (). – [Klagenfurt, StudB, Pap. , r–v (Auszug)]. – Kremsmünster, Stiftsbibl., Cod. , r–v. – Liegnitz, Kirchenbibl., Cod. , r–v (). – Lüneburg, Ratsbücherei, Theol. ° , –. – Magdeburg, Domgymnasium, Cod. (). – München, BSB, Cgm , r–v (Auszug). – Ebd., Clm , r–v (unvollst.). – Ebd., Clm , r–v (unvollst.). – Ebd., Clm , r–v. – Ebd., Clm , r–v (unvollst.). – Ebd., Clm , v–v (; nur Verben). – München, UB, ° Cod. ms. , r (Auszug). – Münster, UB, Cod. (). – New York, Columbia University X. B. . Q. (). – Olmütz/Olomouc, Státni vˇedecká knihovna (Wissenschaftliche SB), Cod. M I (). – Prag, Národni knihovˇ na Ceské Republiky (Nationalbibl.), Cod. I. E. , r–r (unvollst.). – Rom, Vat., Cpl , v– (). – Rostock, UB, Fragm. philol. . – Tübingen, UB, Mc. , r–v. – Wien, ÖNB, Cod. , r–v. – Wolfenbüttel, HAB, .. Aug. °, r–r (). – Ebd., .. Aug. °, r–v. – Ebd., .. Aug. °, r–r. – Ebd., .. Aug. °, r–v (). – Ebd., Helmst., r-v (Fragm.). – Ebd., Helmst., r–v, r–r (WZ ). – Ebd., Helmst., r–r. – Ebd., Helmst., r–v. – Ebd., Helmst., r–r (). – Ebd., Helmst., r–r. – Ebd., Helmst., r–r. – Ebd., Novi, r–v (nur Verben). – Wolfenbüttel, Staatsarch., VI Hs Nr. , r–v. – Zwickau, Ratsschulbibl., Ms. .., r–v [!]. – Druckau agen zwischen und : GW M –. A: Fehlt. Der V. B. wurde im . Jh. verschiedentlich bearbeitet, auch in der Konzeption angetastet, im Grundbestand aber erhalten.
Vocabularius Brevilogus . In einer Mainzer Redaktion () wurden die Verben ins Alphabet der Nomina eingearbeitet: Mainz, StB, Cod. I (); Cod. I . . → Johannes de Bila (vor ): München, BSB, Cgm (). – Ebd., Cgm , r–v. . Johannes Reuchlin gilt als Herausgeber des Vocabularius breviloquus ( bei Amerbach in Basel), der zu weiten Teilen (einschließlich des Vorworts) unverändert oder leicht gekürzt aus dem V. B. übernommen wurde. Von den Bearbeitungen, die den Grundstock belassen, ist die exzerpierende Rezeption zu trennen. . Der V. B. ist die explizit im Vorwort genannte Hauptquelle des → Vocabularius Ex quo, der in mehreren Etappen seiner Entwicklung aus dem V. B. schöpfte. In München, BSB, Clm (aus der Lateinschule Chemnitz) stoßen der V. B. (Bl. r–v) und der Ex quo direkt und unvermittelt zusammen. . Auch das → Stralsunder Vokabular (um ) scheint aus dem V. B. geschöpft zu haben. . Wenzeslaus → Brack extrahierte für seinen Vocabularius rerum () den Verb-Teil aus dem V. B. L: Klaus Grubmüller: Brevilogus. In: VL () Sp. f. – Ders.: Vocabularius Ex quo. In: ebd. () Sp. –. – Wilhelm Padberg: Der Vocabularius Breviloquus und seine Bedeutung für die Lexikographie des ausgehenden MA. Diss. Münster . – Gerhardt Powitz: Zur Gesch. der Überl. des Engelhus-Glossars. In: NdJb () S. –. – K. Grubmüller: Vocabularius Ex quo. Unters. zu lat.-dt. Vokabularen des SpätMA (MTU ). München , S. –, –, –, –, –, –. – Ders.: «teutonicum subiungitur». Zum Erkenntniswert der Vokabularien für die Literatursituation des . Jh. In: Überlieferungsgeschichtliche Prosaforschung. Hg. v. Kurt Ruh (TTG ). Tübingen , S. –. – Hans-Jürgen Stahl: Text im Gebrauch. Rezeptionsgeschichtliche Unters. zur Redaktion Me des ‹Vocabularius Ex quo› und zum ‹Vokabular des alten Schulmeisters›. Diss. (masch.) Würzburg [angekündigt als Bd. der Reihe TTG (nicht erschienen)]. – Dorothea Klein: Zur Praxis des Lateinunterrichts: ‹Versus memoriales› in lat.-dt. Vokabularen des späten MA. In: Latein und Volkssprache im dt. MA –. Regensburger Colloquium . Hg. v. Nikolaus Henkel/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –. – Bernhard Schnell: Spätma. Vokabularienlandschaften. Ein Beitr. zur Text- und Überlieferungsgesch.
Vocabularius Ex quo des ‹Vocabularius Ex quo›, des ‹Vocabularius Lucianus› und des ‹Liber ordinis rerum›. In: Regionale Literaturgeschichtsschreibung. Hg. v. Helmut Tervooren/Jens Haustein (Sonderheft zum Bd. der ZfdPh). Berlin , S. –. – Nina Pleuger: Der Vocabularius rerum des Wenzeslaus Brack. Berlin/New York , S. –. – Gerald Dörner: Reuchlin, Johannes. In: VL Dt. Hum. () Sp. –, bes. Sp. f. – Christoph Fasbender: Schulhss. der mitteldt. Bildungslandschaft. In: Lateinschulen im mitteldt. Raum. Hg. v. dems./Gesine Mierke. Würzburg , S. –. – Ders.: Die Chemnitzer Lateinschule im späten MA. In: ebd., S. –. CF Vocabularius Ex quo. – Lat.-dt. Standardwörterbuch, um . Mit über erhaltenen oder bezeugten Handschriften bzw. Handschriftenfragmenten und mehr als Druckau agen ist der V. E. q. das erfolgreichste lat.-dt. Wörterbuch des MA. Anonym wie fast alle Wörterbücher, wirkte das Incipit der lat. Vorrede titelgebend. Wir beobachten sein Aufkommen um im nd. Sprachraum, seinen raschen Niedergang ab . Luthers Polemik folgte dem allgemeinen Trend, der mit neuen Maßstäben für den Spracherwerb zeitgemäße Hilfsmittel forderte. Die Ausgangskonzeption des V. E. q. orientiert sich an Aspekten der Menge bzw. Vielfalt und praktischen Benutzbarkeit. Lat. Begriffe aller Sachbereiche, Wortarten und Schwierigkeitsgrade erscheinen in alphabetischer Ordnung. Jedem Lemma ist eine grammatische Klassi zierung (als Sigle) vorangestellt, auf die das lat. Ausgangswort und dessen dt. Übersetzung folgen. Gelegentlich treten prosodische Anmerkungen oder Hinweise auf Homonyme und Homographe hinzu. Transparenter Aufbau und offene Form ermöglichten einen vielfältigen Gebrauch des V. E. q. Einschlägiger Verwendungsort blieb die ma. Lateinschule, in der eine ganze Reihe der Textzeugen nachweislich entstanden ist, dessen Besitz oder Vertrieb wir auch in → Schulordnungen nachvollziehen können. Dass der V. E. q. im Umfeld der Universität so gut wie nie erwähnt wird, bedeutet nicht, dass er dort auch verpönt war. Nachweislich scheint der Text in Erfurt Gegenstand einer Vorlesung gewesen zu sein. Außerhalb von Schule und Universität begegnet der V. E. q. vor allem im Besitz der
um Weltgeistlichkeit, aus dem er gelegentlich dann in Klöster gelangte. Für ein Jahrhundert prägte der V. E. q. die deutschsprachige (und ndl.) Bildungslandschaft, bildete dabei aber regionale Schwerpunkte aus, die in der Überlieferung eine gewisse Eigendynamik entfalteten. Da sich in fast jeder Schwerpunktbildung spezi sche Nutzerinteressen artikulieren, die auch in der Einbeziehung neuer Quellen manifest werden konnten, ist die Geschichte des V. E. q. nur in der Abfolge seiner Redaktionen zu verstehen. Als Gesamttendenz lässt sich aber festhalten, dass er im Verlaufe der Bearbeitungen stetig erweitert und stetig weiter latinisiert, das heißt: formal akademisiert wurde. Mit den Grenzen dieser Verfahren de nierte sich die Reichweite des Textes. Als Ausgangsredaktion des V. E. q. gilt die Redaktion S. Sie kommt um im nd. Sprachraum auf, wirkt aber bald ins Westmitteldeutsche und in die obd. Gebiete. Im Kern umfasst die Redaktion ca. . Lemmata. In ihrer Folge stehen sechs Redaktionen, von denen drei (P, M, W) den Grundbestand vor allem erweitern, während andere (I, K) ihn daneben auch kürzen. Die Überlieferungspraxis kennt eine Vielzahl möglicher Querverbindungen bis hin zum mechanischen Vorlagenwechsel (etwa Handschrift M). Nur unwesentlich, vielleicht kaum mehr als zehn Jahre jünger als S ist die Redaktion P, deren älteste Vertreter die Vatikanische Handschrift (R, dat. , nordhessisch) und das Kempener Fragment (Ke) zu sein scheinen, wobei Ke dem Lemmabestand nach ein Verbindungsglied zu S sein könnte. Die Redaktion vermehrt den S-Bestand um ca. Einträge auf . Lemmata. Es fällt auf, dass die dt. Übersetzung sich weniger am Stichwort, als am lat. Interpretament orientiert, das sie gelegentlich auch substituiert. Redaktion M wird erstmals in einer Mainzer Handschrift (Ma, dat. ) greifbar. Ihr Merkmal ist die Vermehrung insbesondere der lat. Bestandteile, wobei die Energie des Bearbeiters in einem ersten Anlauf nur bis zum Buchstaben «Ci» reichte. Der Schwerpunkt der Überlieferung liegt zunächst im Rheinfränkischen, breitet sich dann aber ins Bairische aus. Kennzeichen der vor (Handschrift S) aufkommenden V. E. q.-Redaktion W ist die weitere Hinzufügung zahlreicher, mitunter sehr ausführlicher lat. Sachartikel und lat. Merkverse. Der
um Überlieferungsschwerpunkt der Redaktion liegt im Schwäbischen und Alemannischen. Die um fassbare, in auffälliger Weise rund um das Stift Klosterneuburg orierende Redaktion K ( Handschriften) eliminiert rund Lemmata der ihr vorliegenden S-Redaktion, fügt indes rund neue hinzu. Die Kürzungen liegen mehrheitlich im Bereich der Monats-, Orts- und Personennamen, Zahlwörter und Amtsbezeichnungen. Für die Zusätze plünderte der Redaktor den → Vocabularius Lucianus (ca. Lemmata) und den → Liber ordinis rerum (ca. Lemmata). Schwerpunkt der Überlieferung ist der bairischösterreichische Raum, auf den die Fassung weitgehend beschränkt bleibt. Offenbar gezielt für eine Verbreitung im Buchdruck entstand die Inkunabel-Redaktion (I), die sich im Eltviller Frühdruck (, GW M ) erstmals zeigt und zahlreiche Nachdrucke erlebte. Der Redaktor nahm für seine Bearbeitung das Catholicon des Johannes Balbus von Genua (), eine umfangreiche philologische Summe, zu Hilfe. Der im Verhältnis von lat. Ausgangswort und dt. Äquivalent auf Ausgewogeneheit bedachte I-Text wurde für fünfzig Jahre zur Standardversion des V. E. q. In der Redaktion Me ( Handschriften), die zuerst durch eine Zittauer Handschrift (Me, ) des nachmaligen Melker Bruders → Konrad von Geisenfeld bezeugt ist, fällt die inzwischen sehr weit fortgeschrittene Verdrängung des Deutschen auf. Sie ist in Me dem Umstand geschuldet, dass der Redaktor den V. E. q. lediglich als eine Art Rahmen zu verwenden scheint, in den er dann in der Hauptsache den → Vocabularius Brevilogus einschiebt. Der Überlieferungsschwerpunkt der Redaktion liegt im Bairischen, daneben auch im Ostmitteldeutschen. Me wurde weiterverarbeitet im Vokabular des → Alten Schulmeisters. Die Erforschung der Textentwicklung und der Redaktionen dürfte im Zuge des monumentalen Editionsprojekts im wesentlichen geleistet worden sein. Es wäre nunmehr sinnvoll, die seither aus der Ausgabe gezogenen und in der Spezialliteratur verfeinerten lexikographischen (Detail-)Erkenntnisse zu einzelnen Lemmata zumindest in einer Datenbank bibliographisch festzuhalten. A: ‹V. E. q.›. Überlieferungsgeschichtliche Ausg. Hg. v. Klaus Grubmüller/Bernhard Schnell/Hans-Jürgen Stahl/Erltraud Auer/Reinhard Pawis. Bd : Einleitung (TTG ). Tübingen . – Bd. : Text A–C. Hg. v. K. Grubmüller/
Vocabularius Ex quo B. Schnell (TTG ). Tübingen . – Bd. : Text D–K. Hg. v. K. Grubmüller/B. Schnell (TTG ). Tübingen . – Bd. : L–P. Hg. v. K. Grubmüller/B. Schnell (TTG ). Tübingen . – Bd. : Q–Z. Hg. v. K. Grubmüller/B. Schnell (TTG ). Tübingen . – Bd. : Frühnhd. Glossenwb. Index zum dt. Wortgut des ‹V. E. q›. Hg. v. K. Grubmüller/Markus Stock (TTG ). Tübingen . L: Hans-Jürgen Stahl: Konrad von Geisenfeld. In: VL () Sp. –. – Klaus Grubmüller, VL () Sp. –. – Ders.: V. E. q. Unters. zu lat.-dt. Vokabularen des SpätMA (MTU ). München . – Ders.: ‹teutonicum subiungitur›. Zum Erkenntniswert der Vokabularien für die Literatursituation des . Jh. In: Überlieferungsgeschichtliche Prosaforschung. Hg. v. Kurt Ruh (TTG ). Tübingen , S. –. – Bernhard Schnell: Der ‹V. E. q.›. Zum wirkungsmächtigsten lat.-dt. Wb. im SpätMA. In: La lexicographie au Moyen Age (Lexique ). Lille , S. –. – Ders.: Die Inkunabelfassung des ‹V. E. q.›. In: Brüder-Grimm-Symposion zur Hist. Wortforschung. Hg. v. Reiner Hildebrandt/Ulrich Knoop (Hist. Wortforschung ). Berlin/New York , S. –. – Hans-Jürgen Stahl: Latein und Deutsch in den spätma. Vokabularen – vorgeführt am Beispiel des ‹V. E. q.›. In: ebd., S. –. – Ders.: Text im Gebrauch. Rezeptionsgeschichtliche Unters. zur Redaktion Me des ‹V. E. q.› und zum ‹Vokabular des alten Schulmeisters›. Diss. masch. Würzburg [angekündigt als Bd. der Reihe TTG (nicht erschienen)]. – K. Grubmüller: Wörterbücher aus Wörterbüchern. Methodisches zum Stellenwert von Vokabularien und Lexika des .–. Jh. In: Theorie und Praxis des lexikographischen Prozesses bei hist. Wörterbüchern. Hg. v. Herbert Ernst Wiegand (Lexicographica, Series maior ). Tübingen , S. –. – Ders./ H.-J. Stahl: Volkssprachig indizierte Wissensfelder in Vokabularien. In: Wissensorganisierende und wissensvermittelnde Lit. im MA. Hg. v. Norbert Richard Wolf (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – Dies.: ‹V. E. q.›. Zur Edition und Auswertung spätma. Vokabularien. In: Historical Lexicography of the German Language. Hg. v. Ulrich Goebel/Oskar Reichmann. Bd. . Lewiston u. a. , S. –. – William Jervis Jones: German Kinship Terms (–) (Studia linguistica Germanica ). Berlin/New York , S. –. – K. Grubmüller: Die dt. Lexikographie von den Anfängen bis zum Beginn des . Jh.
Scolaris In: Wörterbücher, Dictionaries, Dictionnaires. Hg. v. Franz Josef Hausmann u. a. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswiss. ,). Berlin/ New York , S. –. – Dorothea Klein: Zur Praxis des Lateinunterrichts: ‹Versus memoriales› in lat.-dt. Vokabularen des späten MA. In: Latein und Volkssprache im dt. MA –. Hg. v. Nikolaus Henkel/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –. – B. Schnell: Zur Gebrauchsfunktion spätma. Texte. Methoden ihrer Erschließung am Beispiel von Vokabularen. In: Nd. Wort () S. –. – Sabine Jordan: Der Revaler ‹E. q.› ist nicht verschollen! In: Korrespondenzbl. des Ver. für nd. Sprachforschung () S. –. – Robert Damme: Ein spätma. Wb. im Kempener Propsteiarchiv. In: Quellen und Beitr. aus dem Propsteiarchiv Kempen . Hg. v. Hanns Peter Neuheuser. Köln u. a. , S. –. – Thomas Frenz: Das Fragm. des ‹V. E. q.› der Zeit um im Propsteiarchiv zu Kempen. In: Die Hss. des Propsteiarchivs in Kempen. Hg. v. H. P. Neuheuser. Köln u. a. , S. –. – Ulrike Bodemann/Christoph Dabrowski: Hss. der Ulmer Lateinschule. Überlieferungsbefund und Interpretationsansätze. In: Schullit. im späten MA. Hg. v. K. Grubmüller (MMS ). Paderborn/München , S. –. – B. Schnell: Spätma. Vokabularienlandschaften. Ein Beitr. zur Text- und Überlieferungsgesch. des ‹V. E. q.›, des ‹Vocabularius Lucianus› und des ‹Liber ordinis rerum›. In: Regionale Literaturgeschichtsschreibung. Hg. v. Helmut Tervooren/Jens Haustein (Sonderh. zum Bd. der ZfdPh). Berlin . S. –. – R. Damme: Der ‹Vocabularius Theutonicus› als Quelle des ‹V. E. q.›? Ein merkwürdiger Befund im Mainzer Cod. I . In: FS Robert Peters. Hg. v. R. Damme/Norbert Nagel. Bielefeld , S. –. – Christoph Fasbender: Schulhss. der mitteldt. Bildungslandschaft. In: Lateinschulen im mitteldt. Raum. Hg. v. dems./ Gesine Mierke. Würzburg , S. –. – Ders.: Die Chemnitzer Lateinschule im späten MA. In: ebd., S. –. CF Johannes de Bila, † (?). – Bearbeiter eines lat. Vokabulars. Nach Angaben des Schreibers von Kodex M, Johannes Clingenstamm, war J. ein verstorbener Magister, der in Wien den → Brevilogus bearbeitete, ein auf das späte . Jh. datiertes lat. Vokabular. J.s Name dürfte auf seine Herkunft verweisen, ist aber nicht eindeutig zuzuordnen. Er könnte
um sich auf einen Ort namens Biel beziehen. Entsprechende Ortsnamen existieren etwa in Sachsen sowie in den Kantonen Bern und Wallis. Aber auch Orte wie Bielen (Thüringen) oder Pielach (Niederösterreich) sind nicht auszuschließen. Die J. zugeschriebene lat. Brevilogus-Bearbeitung ist ab der zweiten Hälfte des . Jh. in mindestens drei Handschriften erhalten, unter denen M und M umfangreichere Fassungen überliefern. Die genaueren Textverhältnisse harren noch einer genauen Analyse. Insgesamt gelten J.s Eingriffe in den Brevilogus-Text als geringfügig. Ü: M: München, BSB, cgm , r–v (Pap., Benediktbeuern/Polling, , mittelbair., Schreiber: Johannes Clingenstamm). – M: Ebd., cgm , ra–vb (Pap., Polling [?], drittes Viertel . Jh., bair.). – M: Ebd., clm , r–v (unvollst.). – Bisher noch nicht im Zusammenhang mit J. untersucht, aber zumindest teilweise textgleich: M: München, BSB, clm , ra–ra (Pap., Buxheim, zweite Hälfte . Jh.). Vgl. Hermann Hauke: Kat. der lat. Hss. der BSB München. Clm –. Wiesbaden , S. –. – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Die ma. Hss. aus Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. – www.handschriftencensus.de/ . – www.handschriftencensus.de/. A: Schneider (s. Überl.; zit.). L: Karin Miethaner-Vent, VL () Sp. f. MM Scolaris. – Lat. Schultext, um . Der S. ist der hinsichtlich seiner Überlieferung und Rezeption prominenteste Vertreter der Gruppe der lat. Carmina scolarium: gereimter Schultexte, die eine rudimentäre disziplinäre Orientierung der Schüler insbesondere für die Dauer des Schulbesuchs beabsichtigen. Mit den Drucken verbreiteten sich die Titel Regimen scolarium und Statuta vel precepta scolarium, die das Anliegen des Textes deutlicher zum Ausdruck brachten. . Der S. verbindet ca. paarweise gereimte Vagantenzeilen zu Verspaaren. Die anonyme lat. Ausgangsfassung wird frühestens ins ausgehende . Jh. gesetzt. Nach dem Schwerpunkt der bisher noch nicht vollständig aufgearbeiteten Überlieferung wird sie in Deutschland entstanden sein.
um Die textliche Ver echtung mit vergleichbaren Erzeugnissen (s. a. Heinrich → Stolberger) ist nicht hinlänglich untersucht. Viele der im S. enthaltenen Anweisungen dürften pädagogisches Allgemeingut sein. Sie nden sich in verwandtem Schrifttum, aber auch in den → Schulordnungen. Neben dem unablässigen Beharren auf den P ichten im Chordienst ermuntert der S. die Schüler etwa zu basaler Körperhygiene (Nr. f.), zum Schweigen in der Kirche (Nr. ), zum Abnehmen der Kapuze beim Gottesdienst (Nr. ), zur pünktlichen Zahlung des Schulgelds (Nr. ) oder zum gesitteten Verhalten auf dem Schulweg (Nr. ff.), wo im Winter möglichst keine Schneebälle iegen sollten (Nr. ). Im Unterricht ist ausschließlich Latein zu sprechen (Nr. ); Schulbücher sollen p eglich behandelt (Nr. ), der darin gebotene Text interpungiert, Fehler verbessert werden (Nr. ). An Feiertagen darf gespielt werden (Nr. f.). Ü: Basel, UB, cod. F IV , r–v. – Darmstadt, LB, cod. , r–v. – Engelberg, Stiftsbibl., Fragm. (altdt.) XI, p. –. – Fritzlar, Dombibl., Ms. , r-v. – München, BSB, Clm , r-v. – Stockholm, Kungliga Biblioteket, cod. A , r–v. – Wolfenbüttel, HAB, cod. Helmst., r-v. A: Paul Bahlmann: Schüler-Regeln aus dem Ende des . Jh. In: Mitt. der Ges. für dt. Erziehungs- und Schulgesch. () S. –. . In der zweiten Hälfte des . Jh. kommt eine Reimpaar-Übersetzung des S. auf. Vier dt. Verse versuchen, die beiden Vagantenzeilen angemessen zu umschreiben. Die Übersetzung ist stets im Verbund mit den lat. Versen überliefert. Im Umfang konstant, nden sich doch insbesondere im zweiten Teil einige Abweichungen der dt. Übersetzung bis hin zu weitgehenden Neufassungen. Ü: Erfurt, UB, CA. ° , r–v. – Innsbruck, ULB, Cod. , r–v. – Meiningen, ehem. Hofbibl., Hs. [verschollen], r–v (). – Melk, Stiftsbibl., Cod. , p. – (unvollst., Üs. interlinear). – München, BSB, Clm , v–r. – Ebd., Clm , r–v (). – Nikolsburg, ehem. Fürstlich Dietrichsteinsche Bibl., Cod. I [verschollen]. – Ottobeuren, Abteibibl., Ms. O. , r–v. A: Bahlmann (s. o.). . Der S. wurde seit ca. mehrfach mit variantem Titel gedruckt. Henkel rechnet mit «wohl Ausgaben», doch besteht auch hier Bedarf
Planetentraktate zur Überprüfung. Der GW verzeichnet: M [Leipzig, Drucker des Capotius = Martin Landsberg, um ]; M [Leipzig, Drucker des Capotius = Martin Landsberg, um ]; M [Heidelberg, H. Knoblochtzer, um ]; M [Augsburg, Johann Froschauer, um ]; M [Augsburg, Johannes Schönsperger, um ]; M Memmingen [Albrecht Kunne, um ]; M [München, Johann Schobser, nach ]; M [Augsburg, Johann Froschauer, nicht vor ]; dazu: Nürnberg, Hieronymus Höltzel, ; vgl. Henkel , S. . A: P. Maurus Weingart: Statuta vel Praecepta scolarium. Schüler-Regeln aus dem Ende des . Jh. Beilage zum Jahresber. des humanistischen Gymnasiums Metten / (nach M ). L: Nikolaus Henkel, VL () Sp. f. – Rudolf Peiper: Beitr. zur lat. CatoLitteratur. In: ZfdPh () S. –. – Johannes Müller: Quellenschr. und Gesch. des deutschsprachlichen Unterrichts bis zur Mitte des . Jh. Gotha (Nachdr. Darmstadt ) S. . – N. Henkel: Leipzig als Übersetzungszentrum am Ende des . und Anfang des . Jh. In: Lit. und Laienbildung im SpätMA und in der Reformationszeit. Hg. v. Ludger Grenzmann/Karl Stackmann. Stuttgart , S. –, hier S. . – Ders.: Dt. Übersetzungen lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit (MTU ). München , S. , , , –. – Michael Baldzuhn: Schulbücher des MA und der Frühen Neuzeit. Die Verschriftlichung von Unterricht in der Text- und Überlieferungsgesch. der ‹Fabulae› Avians und der dt. ‹Disticha Catonis› (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. ). Berlin/New York , S. f., , . – Christoph Fasbender: Die Chemnitzer Lateinschule im späten MA. In: Lateinschulen im mitteldt. Raum. Hg. v. dems./Gesine Mierke (EUROS. Chemnitzer Arbeiten zur Literaturwiss. ). Würzburg , S. –. CF Planetentraktate. – Gattung laienastrologischer Texte, ab ca. . Als P. werden Texte bezeichnet, die astrologische Eigenschaften und Wirkungen der sieben Planeten behandeln. Die Quellen der dt. P. des MA sind bis heute nicht sicher ermittelt worden. Die Forschung hat als Ursprung der dt. P. u. a. ein Kompendium von um erwogen, dessen Auszüge über ein lat. Planetenbuch in die dt. P.
Planetentraktate einge ossen sein könnten. Diese These ist jedoch umstritten. Als wahrscheinlichere Quellen gelten vier lat. Texte, in denen Parallelen zu mehreren P. nachgewiesen wurden. Unter den astrologischen Schriften des MA zählen P. neben → Lunaren und → Tierkreiszeichenlehren zu den populärsten Gattungen. Die überwiegend in Prosaform tradierten Texte weisen eine reiche Überlieferung auf. Bei aller Vielfalt der P. hat die Forschung jedoch eine Reihe gemeinsamer Charakteristika festgestellt. So sind die P.-Kapitel nach der traditionellen Reihenfolge der Planeten gegliedert. Meistens beginnen sie mit Saturn, vereinzelt auch mit Mond oder Sonne. Die einzelnen P.-Kapitel zeigen jeweils einen stark standardisierten Aufbau: Neben astronomischen Angaben wie Position, Erdentfernung, Größe und Umlaufzeit geben sie auch astrologische Eigenschaften der Planeten an, etwa ihr Verhältnis zum Tierkreis. Außerdem werden die jeweiligen Planetenkinder dargestellt. Hinzu kommen weitere astrologische Abschnitte mit Listen der von einem Planeten beherrschten Stunden und dazugehörigen Anweisungen. Immer wieder wurde die Grundgestalt der P. auch um zusätzliche Abschnitte erweitert. Ab dem . Jh. erklären P. z. B. auch die Berechnung persönlicher Stundenregenten für Empfängnis und Geburt. Andere P. beschreiben die Wirkung von Planetenregentschaften auf eine Schwangerschaft oder auf die sieben Lebensalter. Im Kontext der P. wird den aus der antiken Astrologie abgeleiteten Planetenkindern eine wichtige Bedeutung zugesprochen. Planetenkindertexte in Versen oder Prosa sind ab dem . Jh. in den meisten dt. P. enthalten. Sie übertragen die Eigenschaften des bei Empfängnis oder Geburt herrschenden Stundenregenten auf die zum jeweiligen Zeitpunkt gezeugten oder geborenen Kinder. Persönlichkeit und soziale Stellung der Planetenkinder werden auf diese Weise ebenso bestimmt wie ihr Aussehen. Häu g nden sich auch bildliche Darstellungen der Planetenkinder. Als besonders populär gelten drei dt. Dichtungen über Planetenkinder, die als Reden der jeweiligen Planetengötter gestaltet sind: Die erste Dichtung ndet sich in Gestalt vierzeiliger, die einzelnen Kapitel einleitender Reimpaar-Strophen in zahlreichen P. Der dt. Text wird auf die Zeit um datiert und einem obd. Verfasser zugeschrieben. Zwei weitere Gedichte in Reimpaaren sind den P.-Kapiteln in der Regel angegliedert, aber auch jenseits der P. überliefert. Die
um Entstehung dieser Zwölfzeiler wird ebenfalls um vermutet. Ab der gleichen Zeit sind P. in Deutschland nachgewiesen. Als Grundstein der dt. P.-Literatur gilt der Traktat im sog. → Iatromathematischen Corpus (auch Volkskalender A). Auf ihn greift der P. im sog. → Iatromathematischen Hausbuch (auch Volkskalender B) zurück, der in zahlreichen Handschriften und Drucken des . Jh. überliefert ist. Die Forschung hat zwei Unterfassungen des B-Textes nachgewiesen, die sich u. a. durch ein Erweiterungskapitel unterscheiden. Der P. aus dem Iatromathematischen Hausbuch ging dann in den gedruckten Teutschen Kalender ein. Weitere dt. P. nden sich im sog. Großen Planetenbuch und im Regimen des Heinrich → Laufenberg. Dessen P. weist deutliche Parallelen zu den A- und B-Fassungen auf. Johannes → Hartlieb fügte einen P. in seine → Secreta mulierum-Bearbeitung ein. Eine obd. Übertragung des gleichen lat. Textes aus dem . Jh. enthält ebenfalls einen dt. P. und ist in zahlreichen Handschriften überliefert. Abhängigkeit von dem P. im Volkskalender B ist in vier Planetengedichten feststellbar, die verschiedentlich dem → Mönch von Salzburg zugeschrieben wurden. Den Ein uss von P. vermutet man außerdem in Des grossen herren wunder, einem Lied → Oswalds von Wolkenstein, sowie im Bellifortis des Konrad → Kyeser. Der P. aus dem Liber quatuor distinctionum des → Michael Scotus ist in fünf dt. Fassungen erhalten, die ihn mal sehr originalgetreu übersetzen und mal mit anderen Texten kompilieren. Auch das sog. Passauer Kalendar () enthält einen P., der zwar noch Spuren der A-Fassung aufweist, aber insgesamt als Kompilation gilt. Weitere P. wurden von der Forschung in verschiedenen astromedizinischen Hausbüchern aufgefunden. Im . Jh. ging das Interesse an P. zurück, doch sind entsprechende Texte bis ins . Jh. nachweisbar. Ü: Weit über Hss. mit P. und Versen bzw. Bildern zu Planetenkindern, so Mueller (s. Lit.) S. (Anm. ). – Die hier gewählte Aufteilung der Überl. folgt weitgehend dem Verz. bei Brévart/Keil / (s. Lit.). . Einleitende Strophe: Ernst Zinner: Verz. der astronomischen Hss. des dt. Kulturgebietes. München , Nr. – (vgl. dazu die Erg. von Gundolf Keil. In: AfdA , , S. –, hier S. ). . Planetenkinder-Gedichte: Zinner (s. o.) Nr. –. – Obd. Nachahmungen: Brévart
um a (s. Lit.) S. –. – Brévart/Keil / (s. Lit.). . P. im Iatromathematischen Corpus: Zinner (s. Lit.). – Welker (s. Lit.). . P. im Iatromathematischen Hausbuch: Keil (s. Lit.) S. b, ab. – Brévart a (s. Lit.) S. , . – Parent (s. Lit.) S. –. . P. im Teutschen Kalender: Amelung (s. Ausg.) S. –. . P. im großen Planetenbuch: Vgl. die Überl. zum Planetenbuch. . P. bei Heinrich Laufenberg: Vgl. die Überl. zu Laufenbergs Regimen. . P. bei Johannes Hartlieb (Secreta mulierum): Vgl. die Überl. zu Hartlieb. . P. in obd. Secreta mulierum: Schleissner (s. Lit.) S. –. . Planetengedichte des Mönchs von Salzburg: Röll (s. Lit.) S. f. (Nr. –). . Lied des Oswald von Wolkenstein: Vgl. die Überl. zu Oswald. . P. bei Konrad Kyeser: Fritz Saxl: Verz. astrologischer und mythologischer illustrierter Hss. des lat. MA in römischen Bibl. Heidelberg , S. . – Ders.: Verz. astrologischer und mythologischer illustrierter Hss. des lat. MA. Bd. : Die Hss. der National-Bibl. in Wien. Ebd. , S. f., f. – Stegemann / (s. Lit.) Sp. . . P. aus dem Liber quatuor distinctionum des Michael Scotus: Vgl. die Überl. zu Scotus. . P. im Passauer Kalendar: Vgl. Mueller (s. Lit.). . P. in astromedizinischen Hausbüchern: Schmid (s. Ausg.). – Mitscherling (s. Lit.). Zu den möglichen lat. Quellen der P. vgl. u. a. Mueller (s. Lit.) S. f. D: . Planetenkinder-Gedichte: Verz. der Drucke bei Bechstein (s. Lit.). – Klug (s. Lit.). – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. Stuttgart , Nr. –. . P. im Teutschen Kalender: Vgl. Amelung (s. Ausg.). . P. im Iatromathematischen Corpus: Verz. bei Welker (s. Lit.). . P. im Iatromathematischen Hausbuch: Verz. bei Keil (s. Lit.) S. , . – Brévart a (s. Lit.) S. , . – Parent (s. Lit.). A: . Einleitende Strophe: Sigerist (s. Lit.) S. . – Keil (s. Lit.) S. –. – Parent (s. Lit.) S. –.
Planetentraktate . Planetenkinder-Gedichte: Klug (s. Lit.) S. (Teilausg.). – Schönfeldt (s. Lit.) S. –. – Müller (s. Lit.) S. (Teilausg.). . P. im Iatromathematischen Corpus: Stegemann / (s. Lit.) Sp. –, –, –, –, –, –, –. – Stegemann (s. Lit.) S. –. – Wäckerlin-Swiagenin (s. Lit.) S. – (Teilausg.). – Welker (s. Lit.) S. –. . P. im Iatromathematischen Hausbuch: Schönfeldt (s. Lit.). – Keil (s. Lit.) S. –. – Parent (s. Lit.) S. –. . P. im Teutschen Kalender: Das ist der teutsch Kalender mit den guren, gedruckt zu Ulm im Jahre von Johannes Schäffler. Hg. v. Peter Amelung. Dietikon-Zürich . . P. im großen Planetenbuch: Müller (s. Lit.; Teilausg.). . P. bei Heinrich Laufenberg: Heinz H. Menge: Das ‹Regimen› Heinrich Laufenbergs. Textologische Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. –. . P. bei Johannes Hartlieb (Secreta mulierum): Kristian Bosselmann-Cyran: ‹Secreta mulierum› mit Glosse in der dt. Bearb. von Johann Hartlieb. Pattensen , Kap. , –, – u. ö. . P. in obd. Secreta mulierum: Secreta mulierum cum commento. Hg. v. Margaret Rose Schleissner. Diss. Princeton , S. –, –. . Planetengedichte des Mönchs von Salzburg: Kersken (s. Lit.). . Lied des Oswald von Wolkenstein: Die Lieder Oswalds von Wolkenstein (ATB ). Hg. v. Karl Kurt Klein u. a. Tübingen , S. –. . P. bei Konrad Kyeser: Conrad Kyeser: Bellifortis : Umschr. und Übers. Hg. v. Götz Quarg. Düsseldorf , S. –. . P. im Passauer Kalendar: Mueller (s. Lit.). . P. in astromedizinischen Hausbüchern: Conrad Türsts Iatro-mathematisches Gesundheitsbüchlein für den Berner Schultheissen Rudolf von Erlach. Hg. v. Alfred Schmid. Bern , S. –. – Mitscherling (s. Lit.). L: Francis B. Brévart/G. Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – Ludwig Bechstein: Das Planetenbüchlein. In: Dt. Museum () S. –. – Albertus Magnus: Der vrouwen heimelijkheid. Dichtwerk der XIV eeuw. Hg. v. Philips Blommaert. Gent [um ], S. – u. ö. – Rudolf Kautzsch: Planetendarstellungen aus dem Jahr . In: Repertorium für Kunstwiss.
Pommersfeldener (schlesisches) Augenbüchlein () S. –. – Rudolf Klug: Der Astronom Johannes von Gmunden und sein Kalender. Linz , S. . – Anton Hauber: Planetenkinderbilder und Sternbilder. Straßburg . – Henry E. Sigerist: Dt. medizinische Hss. aus Schweizer Bibl. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Viktor Stegemann: Planeten. In: Handwb. des dt. Aberglaubens. Bd. . Hg. v. Hanns BächtoldStäubli. Berlin /, Sp. –. – Ders.: Aus einem ma. dt. astronomisch-astrologischen Lehrbüchlein. Eine Unters. über Entstehung, Herkunft und Nachwirkung eines Kapitels über Planetenkinder. Prag . Nachdr. Hildesheim . – E. Zinner: Der dt. Volkskalender des . Jh. In: Ber. der naturforschenden Gesellsch. Bamberg () S. –. – Gerhard Eis: Gematrische Bestimmung des Lebensplaneten. In: GRM () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –). – Wolfram Schmitt: Hans Hartliebs mantische Schr. und seine Beein ussung durch Nikolaus von Kues. Diss. Heidelberg , S. –. – Klaus Schönfeldt: Die Temperamentenlehre in deutschsprachigen Hss. des . Jh. Diss. Heidelberg , S. –. – Walter Röll: Zur Überl. der Lieder des Mönchs von Salzburg. In: ZfdA () S. –. – Ute Müller: Dt. Mondwahrsagetexte aus dem SpätMA. Diss. Berlin , S. –. – Heinz H. Schöffler: Zur ma. Embryologie. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Wolfgang Kersken: Genner beschnaid. Die Kalendergedichte und der Neumondkalender des Oswald von Wolkenstein (GAG ). Göppingen , S. f. – Katharina WäckerlinSwiagenin: Der Schüpfheimer Codex, ein Medizinalbuch aus dem zweiten Viertel des . Jh. Aarau (vgl. dazu: Ingrid Rohland/G. Keil, in: Gesnerus , , S. –). – Maria Mitscherling: Medizinisch-astrologischer Volkskalender . Leipzig , S. –. – Roman Hippéli/G. Keil: Zehn Monde Menschwerdung. Biberach , S. f. – Vom Ein uss der Gestirne auf die Gesundheit und den Charakter des Menschen. Bd. . Hg. v. G. Keil. Luzern , S. –. – Friedrich Lenhardt: Zur Blutschau Heinrich Laufenbergs. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – F. B. Brévart: The German Volkskalender of the Fifteenth Century. In: Speculum (a) S. –. – Ders.: Johann Blaubirers Kalender von und . Traditionsgebundenheit und experimentelle Innovation. In: Gutenberg-Jb.
um (b) S. –. – Lorenz Welker: Das ‹Iatromathematische Corpus›. Unters. zu einem alemannischen astrologisch-medizinischen Kompendium des SpätMA [...]. Zürich , S. –. – André Parent: Das ‹Iatromathematische Hausbuch› in seiner bisher ältesten Fassung. Die Buchauer Redaktion Heinrich Stegmüllers von . Diss. Montréal , S. –. – Dieter Blume: Regenten des Himmels. Astrologische Bilder in MA und Renaissance. Berlin . – Markus Mueller: Beherrschte Zeit. Lebensorientierung und Zukunftsgestaltung durch Kalenderprognostik zwischen Antike und Neuzeit. Kassel , S. –, –. – Siegfried Schmidt: Farbige Bilder, bunte Verse. Planetenkinder in der Hs. ÜB Salzburg M III und beim Mönch von Salzburg. In: Farbe im MA. Bd. . Materialität, Medialität, Semantik. Hg. v. Ingrid Bennewitz/Andrea Schindler. Berlin , S. –. MM Pommersfeldener (schlesisches) Augenbüchlein. – Augenheilkundlicher Traktat, um . Der Verfasser der bedeutendsten dt. ma. ophthalmologischen Abhandlung nennt sich selbst «meister johannes». Da in der ostmitteldt./schlesischen Abschrift des Büchleins aus dem . Jh. ndl. Sprachrudimente in puncto Vokabular, Lautstand und Morphemik noch deutlich durchschlagen und zudem Merkmale jiddischer Syntax signi kant aufscheinen, wird man in diesem «Johannes» einen konvertierten Juden gelderländisch-niederfränkischer Herkunft vermuten dürfen. Dieser kann das P. A. aber durchaus im ostmitteldt. Raum verfasst haben, denn offensichtlich konnte er auf ein hochentwickeltes Apothekenwesen vertrauen, wie es etwa in Breslau zur Verfügung stand (→ Dietmar von Meckebach). Zwar stellt sich der Verfasser des P. A. als äußerst erfahren in der Augenheilkunde dar, eine akademische Ausbildung dürfte er aber keinesfalls absolviert haben: Mangelnde Lateinkenntnisse und unkundiger Umgang mit den Quellen sprechen dagegen. Der vorgebliche äußere Anlass für die Abfassung des P. A. ist die kurzsichtige Geliebte, der das Werk gewidmet ist und die der Verfasser nach den Regeln medizinischer Kunst zu behandeln gedenkt. Psychologisch deutet er als Ursache für die Kurzsichtigkeit eine überstandene Krankheit, diätetisch geht er mit Bädern, Kopfgüssen und Ernährungsvorgaben vor und als Therapie hat er in seinem Büchlein zahlreiche ophtalmologische Rezepte kompiliert.
um
Traktat von schlafmachenden Stücken nach der arabischen Weise
Das P. A. ist in Kapitel gegliedert und hält das Grundmuster eines Konsiliums für die fehlsichtige Freundin nur sehr vordergründig aufrecht. Faktisch richtet sich der Verfasser mit seinem Traktat an seine chirurgisch/opthtalmlogischen Kollegen. Das Quellenspektrum des P. A. ist breit gefächert. Zum einen ist es ein frühes Zeugnis der Rezeption → Arnalds von Villanova, dessen Libellus regiminis de confortatione visus der Kompilationsleittext ist. Zudem ist das P. A. der einzige Beleg einer volksprachigen Rezeption des auf Optik spezialisierten islamischen Arztes Jesus Hali (Ali ibn Isa al-Kahhal) mit seinem Hauptwerk Kitab Tadkirat al-Kahhalin. Allerdings wird der Gelehrte aus Bagdad im P. A. als «iesu uz Gelrelant geborn» vorgestellt. Weitere Quellen sind → Circa instans, das Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus) und Wunderdrogentraktate (→ Momordica-, → Rosmarintraktat. Auch die alternativmedizinische Bewegung um → Nikolaus von Polen schlägt sich in der Einbeziehung spezi scher tierischer Drogen in das P. A. nieder. Abgesehen von den Abschnitten, die sich konkret der Kurzsichtigkeit widmen, ist das P. A. ein augenheilkundlicher Traktat für Wundärzte, der unter Aussparung operativer Verfahren in die ophtalmologische Pharmakologie, Anatomie und Physiologie einführt. Besonderes Augenmerk verdient die wiederholt empfohlene externe Applikation von Opiaten als schmerztherapeutische Maßnahme, welche die moderne Verwendung von Kokain als Analgetikum (. Jh.) vorwegzunehmen scheint. Ü: Pommersfelden, Grä . Schönbornsche Schlossbibl., Cod. (olim ) Bll. (Pap., Mitte . Jh., schlesisch mit ndl. [gelderländisch-niederfränkischem] Substrat). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. f. – Ders.: P. A. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . VZ Traktat von schlafmachenden Stücken nach der arabischen Weise (Ars somnifera). – Abhandlung über Narkosemittel, spätes . Jh. oder früher; dt. Bearbeitung um . Das anonyme lat. Original des Traktats ist nur in den Handschriften W und B erhalten. Die Entstehung des Textes wurde früher im . Jh. vermutet.
Die älteste Handschrift (W) wird heute jedoch auf das späte . Jh. datiert, was eine frühere Abfassung des Traktats nahelegt. Der Ursprung des Textes könnte in den Niederlanden oder in SchleswigHolstein gelegen haben. Im Text verwendete Bezeichnungen für Münzgewichte lassen zumindest auf eine nördlich gelegene Region schließen, in der Gulden als Währung benutzt wurden. Inhaltlich bietet der Traktat pharmazeutische Rezepte für Narkosemittel, die per Schwamm, als Aerosol oder Trank verabreicht werden. Sie enthalten damals gebräuchliche Zutaten wie Helleborus (Nieswurz), Mandragora (Alraune), Arsen und Mohn. Die den Text abschließenden vier Schlaftränke werden unter Verweis auf arabische Quellen beschrieben. Der Traktat erfuhr eine dt. Bearbeitung, die auf um datiert wird. Der nur in Handschrift R überlieferte Text liegt wie das lat. Original anonym vor. Die Forschung vermutet einen Schlesier als Bearbeiter. Die Bearbeitung beschreibt auch Zusätze, durch die Geruch und Geschmack der Narkosemittel angenehmer gestaltet werden können. In einem Anhang enthält der Text außerdem fünf zusätzliche, aus Deutschland stammende Rezepte für Narkosemittel. Darin kommen u. a. Alkaloide aus Schierling und Nachtschattengewächsen zur Anwendung. Ü: . Lat. Überl.: W: Wien, ÖNB, cod. , v–r (Perg., Südfrankreich, –). – B: Berlin, SBB, cod. Phill. , r–v (Perg., . Jh.). . Dt. Überl.: R: Rom, Biblioteca Vaticana, cod. Pal. lat. , r–v (Pap., Prag, –). Vgl. Valentin Rose: Verz. der lat. Hss. der Kgl. Bibl. zu Berlin : Die Meermann-Hss. des Sir Thomas Phillipps. Berlin (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. – (Nr. ). – Ludwig Schuba: Die medizinischen Hss. der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibl. Wiesbaden , S. f. – http://data.onb.ac.at/rec/AL (hier frühere Datierung v. Hs. W als bei Keil ; s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. A: Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA . Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Leipzig , S. – (dt. und lat.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Franz-Josef Kuhlen: Zur Gesch. der Schmerz-, Schlaf- und Betäubungsmittel in MA und früher Neuzeit. Stuttgart , S. –. – G. Keil: ‹Spongia somnifera›. Ma. Meilensteine
Utrechter Arzneibuch auf dem Weg zur Volk- und Lokalnarkose. In: Der Anaesthetist () S. –. – Bernhard D. Haage: Medizinische Lit. des Dt. Ordens im MA. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –, hier S. f. – Paul Ridder: Chirurgie und Anästhesie. Vom Handwerk zur Wiss. Stuttgart , S. . – G. Keil: Chirurgische Fachprosa des . bis . Jh. in Schlesien, Nordmähren und Nordböhmen. In: Deutschsprachige Lit. des MA im östlichen Europa. Forschungsstand und Forschungsperspektiven. Hg. v. Ralf G. Päsler/Dietrich Schmidtke. Heidelberg , S. –, hier S. . – B. D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . MM Utrechter Arzneibuch. – Nd. medizinisches Kompendium, um . Das U. A. ist im bremisch/hamburgischen Großraum kompiliert worden. Die Sammelhandschrift besteht aus drei voneinander unabhängigen Teilen, von denen in der Literatur zuweilen nur der mittlere als U. A. im engeren Sinne gilt (wobei die Verwendung des Werktitels in der Forschung nicht immer eindeutig ist). Den ersten Teil des Bandes macht das → Kleine mnd. Arzneibuch aus. Der letzte Teil ist nachträglich angefügt, mehrfach von Blattverlust betroffen und setzt sich wie folgt zusammen: . Rezeptar (Textverlust an Anfang und Ende); . dermatologische Anweisungen, die primär der Verwechslung von Hautkrankheiten mit Lepra (→ Lepraschautexte) vorbeugen sollen (Texverlust am Anfang); . Fragm. eines wundärztlichen Manuals (das älteste bekannte in dt. Sprache); . Lass→ Lunar; . → Verworfene Tage. Der mittlere Hauptabschnitt greift in seiner Verbindung von Rezeptar und Herbar einer später im . Jh. nicht untypischen Gestaltung von medizinischen Handbüchern voraus (→ Wolfenbütteler Arzneibuch, → Albrecht von Borgunnien). Das einleitende und umfangreiche Rezeptar ist nach Indikationsgruppen geordnet und dient als Ergänzung zum Kleinen mnd. Arzneibuch. Einen inhaltlichen Schwerpunkt bilden humoralpathologisch gedeutete feucht-kalte Krankheitsbilder. Traditionelles Textgut innerhalb dieser Sammlung sind der Jordansegen (volkssprachig seit dem . Jh. [→ Straßburger und → Millstätter Blutsegen, → Ad uxum sanguinis narium]), → Kaiser Karls Latwerge und ein Segen aus dem → Bartholomäus. Beim Herbar handelt es sich um den → Niederdeutschen Gewürztraktat. An die Rezept-Kräuterbuch-Kombination hat
um der Kompilator noch eine Sammlung von überwiegend iatromathematischen Beiträgen angeschlossen. Diese wird zunächst von einigen nicht systematisierten Medizintexten eröffnet (darunter der → Vierundzwanzig-Paragraphen-Text) bevor mit den lat. → Utrechter Monatsregeln zur iatromathematischen Materie übergegangen wird. Auf die Monatsregeln folgen eine → Neujahrsprognose, ein Krankheits-Spezial sowie ein Tagwähl-Lunar. Den Abschluss des zentralen Textblockes oder eigentlichen U. A. bildet eine Scheibe des Pythagoras mit krankheitsprognostischem Anteil. Das U. A. greift in seinen Quellen auf antikes, frühma. (Marcellus Empiricus, Bartholomäus), salernitanisches (Antidotarium Nicolai [→ Nicolaus Salernitanus]) und im Falle der wundärztlichen Materia auch auf zeitgenössisches Schrifttum zurück. Bei den pharmakobotanischen Abschnitten ist der Ein uss des → Macer evident und derjenige des → Circa instans spürbar. Adressaten des U. A. dürften vor allem Akademikerärzte gewesen sein, wobei zahlreiche balneologische Anweisungen im Hauptabschnitt auch den therapeutisch wirkenden Bader ansprechen dürften. Rezipiert wurde das U. A., wie die Streuüberlieferung nahelegt, bis ins . Jh. nicht nur im norddeutschen, sondern auch im ndl. Raum und im Norden bis nach Dänemark. → Kunsberg van Valkene hat aus dem Kompendium exzerpiert. Ü: Utrecht, UB, Ms. , Bll. (Perg., um , nordniedersächsisch). Drei Hauptsegmente und fünf Hände: Tl. : v–r (Hand ); Tl. : v–v (Hand ); Tl. : r–v (Hände –). – Lindgren (s. Ausg., S. –) listet Hss., die Textgut des U. A. bis in . Jh. auszugsweise tradieren (Konkordanz: ebd., S. –). Darunter nden sich auch niederfränkische, südholländische und dänische Auszugsbearbeitungen. – Als Fragm. hinzu kommt: Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol. Mgq (vormals Berlin, SBB, Mgq , Berlin-Utrechter-Arzneibuch) Perg.-Doppelbl. (nach , nd.). A: Johan H. Gallée: Mnd. Arzneibuch. In: NdJb () S. –. – Agi Lindgren: Das Utrechter Arzneibuch (Ms. ,°, Bibliotheek der Rijksuniversiteit Utrecht) (Stockholmer Germanistische Forschungen ). Stockholm (online unter http://su.diva-portal.org/). L: A. Lindgren/G. Keil, VL () Sp. –. – Franz Willeke: Das Arzneibuch des Arnoldus Doneldey (Forschungen und Funde /).
um
Nikolaus von Freiburg
Münster . – Sven Norrbom: Das Gothaer mnd. Arzneibuch und seine Sippe (Mnd. Arzneibücher ). Hamburg . – Willi Kassun: Das Utrechter mnd. Arzneibuch grammatisch und exegetisch untersucht. Diss. Hamburg . – Poul Hauberg (Hg.): En middelalderlig dansk Lægebog. Kopenhagen . – Willem de Vreese/Gerard Isaac Lieftinck: Bouwstoffen –. In: Middelnederlandsch woordenboek. Hg. v. Eelco Verwijs/Jacob Verdam. Bd. b. Den Haag , S. . – Walter Lawrence Wardale: A Low German-Latin Miscellany of the Early Fourteenth Century. In: Ndt. Mitt. () S. –. – Gerhard Eis: Zu dem Wurmzauber des U. A. In: Korrespondenbl. des Ver. für nd. Sprachforschung () S. f. – Willy L. Braekman: Middelnederlandse geneeskundige recepten. Een bijdrage tot de geschiedenis van de vakliteratuur in de Nederlanden (Koninklijke Vlaamse Academie vor Taal- en Letterkunde. Publikaties /). Gent . – Joachim Telle: Rezension Ausg. Lindgren. In: Centaurus () S. –. – Ria JansenSieben: Repertorium van de Middelnederlandse Artes-literatuur. Utrecht , S. . – Mareike Temmen: Das ‹Abdinghofer Arzneibuch›. Edition und Unters. einer Hs. mnd. Fachprosa (Nd. Stud. ). Köln u. a. , passim. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . VZ
A: Sutterer (s. Lit.) S. f. (Medizinalwasser). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Karl Baas: Gesundheitsp ege im ma. Freiburg i. Br. Eine kulturhist. Stud. In: Alemannia NF () S. –, – hier S. . – Gerhard Eis: Zur dt. Pestlit. des . Jh. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. f. – Ders.: Konrad der Müntzmeister und Konrad der Apotheker. In: Medizinische Monatsschr. () S. f. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –). – Ernst Theodor Nauck: Aus der Gesch. der Freiburger Wundärzte und verwandter Berufe (Veröff. aus dem Arch. der Stadt Freiburg i. Br. ). Freiburg i. Br. , S. . – Rainer Sutterer: Anton Trutmanns Arzneibuch. Tl. : Text. Diss. Bonn , S. f., . – Ulrich Knefelkamp: Das Gesundheits- und Fürsorgewesen der Stadt Freiburg i. Br. im MA (Veröff. aus dem Arch. der Stadt Freiburg i. Br. ). Freiburg i. Br. , S. . – Thomas Gleinser: Anton Trutmanns ‹Arzneibuch›. Medizin- und sozialgeschichtlicher Komm. Diss. Würzburg , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ
Nikolaus von Freiburg. – Wundarzt und Fachschriftsteller, um . N. ist und in Freiburg i. Br. bezeugt. Als «barbitonsor» und «multum expertus cyrurgicus» genoss er offensichtlich überregionales Ansehen. In der fachliterarischen Überlieferung des . Jh. begegnen zwei Texte, die ihm zugeschrieben werden: eine kurze praxisorientierte Klistierlehre sowie ein Rezept für ein Medizinalwasser gegen Harnsand, das Anton → Trutmann in sein Arzneibuch aufgenommen hat. Ü: Klistierlehre: London, British Library, MS Add. , rv (Pap., , alemannisch). Dem N. zugeschriebenen Text gehen zwei weitere Klistierlehren des Konrad → Müntzmeister und des → Johann von Sachsen voran. – Wasser gegen Harnsand: Bern, Burgerbibl., Ms. hist. helv. XI (Trutmanns Arzneibuch) v (Perg. und Pap., um , aus dem Raum Basel).
Treuchtlinger (Treichtlinger). – Verfasser medizinischer Segensformeln, spätestens . Jh. Die Identität des T.s ist unbekannt. Die Forschung vermutet in ihm einen Laienarzt. In einer Stuttgarter Handschrift des . Jh. werden ihm zwei Texte als «des Treichtlingers segen» namentlich zugeschrieben. Beide Texte enthalten medizinische Segensformeln mit Anweisungen zu deren Anwendung. Die Texte sind identisch strukturiert und beginnen jeweils mit vier Vierhebern in Paarreimen. Auf diese Segensformeln folgen Angaben, wie oft und unter welchen Umständen die Formeln vom Patienten zu sprechen sind – z. B. an drei aufeinanderfolgenden Tagen jeweils mit einem Fuß auf einem Stein stehend. Der erste Text soll gegen Hautkrankheiten helfen, der zweite gegen Verrenkungen. Die erhoffte magische Wirkung der Formeln beruht auf dem Analogieprinzip. So habe man Gott aufgehängt, ohne ihm einen Schaden zufügen zu
Gutalag und Gutasaga können, also sollten auch dem Patienten seine Verrenkungen nicht schaden. Zwei weitere, anonyme Texte in der Handschrift («wuntsegen» und «p lsegen») variieren den sog. Jordansegen und den Nikodemussegen. Da sie in ihrem Aufbau und ihrer Verwendung von Versen den Texten des T.s gleichen, wurden sie ihm vereinzelt zugeschrieben. Ein sicherer Nachweis ist aber bis heute nicht erfolgt. Ü: Stuttgart, LB, cod. med. et phys. ° , r–v, vielleicht auch rv (. Jh., schwäbisch). – Vgl. Der dt. ‹Macer›, Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Hg. v. Bernhard Schnell mit William Crossgrove. Tübingen , S. . A: [Franz Pfeiffer]: Aberglauben I. Segensformeln. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () Sp. f. – Für verrencken des treichtlingers segen. In: Dt. Lyrik von den Anfängen bis zur Gegenwart. Bd. : Gedichte –. Hg. v. Eva Willms. München (Nachdr. ebd. ) S. . – Dinzelbacher (s. Lit.) hier S. (Teilausg. von «Ich hab mich verruckht»). Ü: Dinzelbacher (s. Lit.) hier S. (engl.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Peter Dinzelbacher: Healing Rituals in the Mediaeval West. In: The Problem of Ritual Efficacy. Hg. v. William S. Sax u. a. Oxford u. a. , S. –. MM Gutalag und Gutasaga (dt.). – Gotländisches Gesetzbuch und Chronik, Wende ./. Jh. Die Entstehung von Gutalag (Gl.) und Gutasaga (Gs.) wird gewöhnlich um vermutet. Vereinzelt wird Gl. jedoch auch auf das spätere . Jh. datiert. Die Überlieferung der ursprünglich altgutnischen Texte setzt um mit Handschrift A ein. Gl. enthält gotländische Gesetze aus verschiedenen Rechtsbereichen. Erfasst sind u. a. Straf-, Erb-, Nachbarschafts-, Kirchen- und Steuerrecht. Das Gesetzbuch wird in einen älteren Teil mit Sachgruppen sowie einen jüngeren Teil mit neun Sachgruppen eingeteilt. Gl. gilt als landwirtschaftlich geprägt; so nden sich darin etwa Regelungen über den Umgang mit zugelaufenem Vieh. Daneben werden gängige Delikte wie Gewalttaten und Beleidigungen erfasst. Die kurze Gs. schildert in rund Wörtern die frühe Geschichte Gotlands. Thematisiert werden Landnahme, Kolonialisierung, Christianisierung und politische Entwicklung. Eine besondere
um Rolle spielt das Verhältnis zur schwedischen Krone, deren Schutz die Gotländer akzeptierten, während sie gleichzeitig ihre Eigenständigkeit zu bewahren suchten. Auch auf die heidnische Religionspraxis im alten Gotland geht der Text ausführlich ein. Die späteren Kapitel des Werks sind stark juristisch gefärbt, da sie sich häu g auf Verträge und Rechtsabkommen beziehen. Der Text ist überwiegend in epischer Prosa verfasst, weist aber auch einzelne Versabschnitte auf. Neben altschwedischen und dänischen Übersetzungen erfuhren Gl. und Gs. auch eine frühnhd. Übertragung, die in einer ostmitteldt. gefärbten Handschrift (S) von erhalten ist. Einträge in S benennen im Zusammenhang mit dem Text mehrere Personen: Danach war Johann Techwitz, Hauptmann des Dt. Ordens für Gotland, der Initiator der Übersetzung. Die eigentliche Übertragung wurde von einem Hospital-Vorsteher in Visby namens Sune geschaffen. Ein Peter Warthenberg identi ziert sich als Schreiber. Als Vorlage von S wird A ausgeschlossen und eine frühere Fassung der Texte vermutet. Der dt. S-Text modi ziert u. a. die Gliederung des Originals. In A wie S sind beide Texte in einem engen Verbund überliefert. Verbindendes Element dürften die in beiden Werken enthaltenen Rechtsaufzeichnungen gewesen sein. Ü: Zur skandinavischen Überl. vgl. u. a. Peel (s. Übers.) und die Ausg. – Zentrale Hs. A: Stockholm, Kgl. Bibl., cod. B (um ). Dt. Überl.: S: Stockholm, Kgl. Bibl., cod. B , ra–vb (Gutalag), vb–vb (Gutasaga) (Perg. und Pap., , ostmitteldt.). – Vgl. Lotte Kurras: Dt. und ndl. Hss. der Kgl. Bibl. Stockholm. Stockholm , S. f. – www.handschriftencensus.de/. A: Guta-Lagh, das ist: Der Insel Gothland altes Rechtsbuch. Hg. v. Karl Schildener. Greifswald (vgl. dazu: Peters , s. Lit.). – Corpus juris Sueo-Gotorum . Codex juris Gotlandici, cum notis criticis, variis lectionibus, nova versione Suecana, glossariis et in dicibus nominum propriorum. Hg. v. Carl Johan Schlyter. Lund . – Gutalag och gutasaga. Jämte Ordbok. Hg. v. Hugo Pipping. Kopenhagen . – Lex Gotlandiae. Svetice et Germanice, e codicibus B et B Bibl. Reg. Holm. Hg. v. Elias Wessén. Kopenhagen (Faks. der Hs. S). Ü: Schildener (dt.). – Guta lag. The Law of the Gotlanders. Hg. v. Christine Peel. London (engl.).
um L: Harald Ehrhardt, LexMA () Sp. . – Dieter Strauch: Gutalag. In: RGA () Sp. –. – Hans-Peter Naumann: Gutasaga. In: ebd., Sp. –. – Ralf G. Päsler, VL () Sp. –. – Torgeir Landro: Gutalagh. In: HRG () S. Sp. f. – Siegfried Gutenbrunner: Zur Gutasaga. In: ZfdA () S. –. – Karl von Amira: Rechtsdenkmäler. Bearb. v. Karl August Eckhardt. Berlin , S. f. – Birgitta Eimer: Gotland unter dem Dt. Orden und die Komturei Schweden zu Årsta. Innsbruck , S. –, – u. ö. – Helmut Coing: Hdb. der Quellen und Lit. der neueren europäischen Privatrechtsgesch. . MA (–). München , S. . – Stephen A. Mitchell: On the Composition and Function of ‹Guta Saga›. In: Arkiv för Nordisk Filologi () S. –. – Dietrich Hofmann: Gotlands alte Sprache und ihre Zeugnisse. In: Gotland. Tausend Jahre Kulturund Wirtschaftsgesch. im Ostseeraum. Bearb. v. Robert Bohn. Sigmaringen , S. –, hier S. f. – Thomas Birkmann: Zu den Lehnwörtern im altschwedischen Gutalag (und einem in Gutasaga). In: Verschränkung der Kulturen. Der Sprachund Literaturaustausch zwischen Skandinavien und den deutschsprachigen Ländern. FS H.-P. Naumann. Hg. v. Oskar Bandle u. a. Tübingen u. a. , S. –. – Hans Ulrich Schmid: Altnordisch auf Frühnhd. G. u. G. in einer Übers. von . In: ZfdA () S. –. – R. G. Päsler: G. u. G. dt. Literarische Interessenbildung und Literaturbeschaffung im Dt. Orden um . In: Deutschsprachige Lit. des MA im östlichen Europa. Forschungsstand und Forschungsperspektiven. Hg. v. dems./Dietrich Schmidtke. Heidelberg , S. –. – Barbara Peters: K. Schildener und sein ‹Guta-Lagh: Das ist der Insel Gothland altes Rechtsbuch›. In: Liber amicorum. FS Kjell Ake Modèer. Hg. v. Bernhard Diestelkamp. Lund , S. –. – Peel (s. Übers.). – D. Strauch: Ma. nordisches Recht bis . Eine Quellenkunde (RGA Erg.-Bd. ). Berlin/New York , S. – u. ö. MM Königsberger Gastrecht. – Gruppe mitteldt. Rechtssprüche, um . Eine angelegte Handschrift des → Alten Kulm enthält neben Magdeburger Schöffensprüchen auch das sog. K. G. Die Forschung vermutet den Kodex ursprünglich im Eigentum von Königsberger Schöffen. Das K. G. folgt als Nachtrag unmittelbar hinter dem Alten Kulm. Die Notiz wird
Königsberger Gastrecht auf um datiert und enthält drei Sprüche. Eine genauere Untersuchung des Inhalts fehlt. Ü: Berlin, Geheimes Staatsarch. Preuß. Kulturbesitz, XX. HA Rep. Städte Nr. (früher ebd., Nr. Stadt Tilsit XIV ,), v–r (Perg. und Pap., um , mitteldt.). – Vgl. Oppitz (s. Lit.). – Päsler (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. L: Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , S. f. (Nr. ). – Ralf G. Päsler: Deutschsprachige Sachlit. im Preußenland bis . Unters. zu ihrer Überl. Köln/Wien , S. f. MM Steirisches Landrecht (auch: Steyrisches L., Steiermärkisches L., Landlauf von Steyr). – Österreichische Rechtsaufzeichnung, spätestens an der Wende ./. Jh. Das sog. S. L. kodi zierte erstmals die bereits seit dem . Jh. gewohnheitsrechtlich angewandten Rechtsbestimmungen der Steiermark. Die Entstehungsumstände der frühesten Aufzeichnung sind unbekannt. Sie gilt meist als Privatwerk eines unbekannten Rechtskenners, nicht als offizielles Gesetzesbuch. Als mögliche Verfasser wird von der Forschung ein Grazer Gerichtsbeamter bzw. Landschrannschreiber aus der zweiten Hälfte des . Jh. erwogen. Das S. L. ist ab dem ersten Viertel des . Jh. in Handschriften überliefert, die in fünf Redaktionen mit jeweils bis zu Artikeln eingeteilt werden. Inhaltlich behandelt das Rechtsbuch u. a. gerichtliche Verfahren sowie Dienst-, Land-, Berg-, Erb-, Straf- und Verfahrensrecht, enthält aber auch Rechtsbestimmungen für Juden. Die Länge der Artikel schwankt stark: Während viele Artikel nur aus einem Satz bestehen, sind andere Abschnitte deutlich umfangreicher, weil sie etwa mehrstu ge Verfahren beschreiben. Das S. L. gilt in seiner schriftlich greifbaren Form als insgesamt sehr eigenständig. Nur bei vier Artikeln wurden deutliche Parallelen zum → Schwabenspiegel nachgewiesen (Art. – des S. L.). Mehrere Abschnitte werden auf das Bergbzw. Weinbergrecht der Steiermark zurückgeführt (Art. –, , , ). Ähnlichkeiten mit anderen bairisch-österreichischen Rechtsquellen sind durch gemeinsame Rechtstraditionen zu erklären. Umgekehrt wurde das S. L. auch außerhalb der Steiermark rezipiert, etwa in Kärnten. Ü: Mindestens Textzeugen. Verz. der Hss. bei Bischoff , und
Wiener-Neustädter Stadtrecht(sbuch) (alle s. Lit.) sowie in Bd. von Oppitz (s. Lit.). – Vgl. auch www.handschriftencensus.de/ werke/. Zu den frühesten Hss. zählen: Graz, Landesarch., Hs. , v–v (Pap., erstes Viertel . Jh.). – Nürnberg, Germ. Nationalmus., Hs. , ra–va (Pap., ). A: Bischoff (s. Lit.) S. –. L: Ulrich-Dieter Oppitz, VL () Sp. f. – Ders.: Landlauf von Steyr. In: HRG . Lfg. () Sp. f. – Ferdinand Bischoff: Steiermärkisches Landrecht des MA. Graz . – Ders.: Notiz über eine steiermärkische Landrechtshs. In: Beitr. zur Kunde steiermärkischer Geschichtsquellen () S. f. – Ders. Über zwei Hss. des steiermärkischen Landrechtes. In: ebd. () –. – Johann E. Scherer: Die Rechtsverhältnisse der Juden in den dt.-österr. Ländern. Leipzig , S. –. – Anton Mell: Das Steirische Weinbergrecht und dessen Kodi kation im Jahre . Wien u. a. , S. –. – Ders.: Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgesch. des Landes Steiermark. Graz u. a. , S. –. – Hermann Baltl: Österr. Rechtgesch. Graz , S. . – U.-D. Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , S. f. (mit älterer Lit.). MM Wiener-Neustädter Stadtrecht(sbuch). – ./. Jh. Bei dem im Wiener Neustädter Stadtarchiv überlieferten W.-N. S. handelt es sich um ein Kopialbuch, das um als «Nachschlagewerk» für den Stadtrat von Wiener Neustadt angefertigt wurde, um einerseits die aus dem . und . Jh. stammenden und das Stadtrecht kodi zierenden Originalurkunden zu schützen und andererseits den Zugriff auf deren Inhalte zu erleichtern. Abgesehen von Nachträgen aus den Jahren und , enthält das Rechtsbuch Abschriften und zum Teil dt. Übersetzungen von , zwischen und entstanden Rechtstexten, u. a. einzelne Privilegien, die der Stadt durch die Landesherren verliehen wurden (darunter auch offensichtliche Fälschungen, wie zwei Urkunden Kaiser → Friedrichs II. und eine die lokalen Rechtsvorstellungen des . Jh. widerspiegelnde Stadtrechtsurkunde Herzog Leopolds), die Judenordnung König Ottokars aus dem Jahre , seinen Friedensschluss mit
um König Rudolf I., dessen Landfrieden von sowie den → Schwabenspiegel. Neben diesem Kopiar existieren in Österreich sieben weitere, zum Teil nur fragmentarisch erhaltene Abschriften des Stadtrechts von Wiener Neustadt, darunter auch das von dem Notar Ulrich → Klenegker verfasste sog. Rottenmanner Formalbuch. Ü: Wiener Neustadt, Stadtarch., Bd. Nr. (früher A /), – (– Reg.) (Perg., um , obd. [bair.]). – Ebd., Bd. Nr. , – (Perg. und Pap., um , obd.). – Ebd., Bd. Nr. , – (Pap., , obd. [bair.]). – Wien, ÖNB, Cod. , v–r (Perg., , bair.österr.). – Ebd., Cod. , r–r (Pap., ./ . Jh., österr.). – Ebd., Cod. , r–r (Pap., . Jh. [], österr.). – Ebd., Cod. Ser. nova (Perg., Mitte . Jh., österr.; fragm.). – Graz, UB, Cod. Ms. , r/r–r (Pap., vor ). A: Einzelne Privilegien sind ediert in: Winter (s. Lit.) S. –. – Cod. diplomaticus et epistolaris regni Bohemiae. Bd. , : –. ˇ Hg. v. Jindˇr ich Sebánek/Sᡠsa Duˇsková. Prag , S. . – Urkundenbuch zur Gesch. der Babenberger in Österreich. Bd. : Die Siegelurkunden der Babenberger und ihrer Nachkommen von bis . Bearb. v. Heinrich Fichtenau und Erich Zöllner (Publ. des Inst. für österr. Geschichtsforschung, Reihe , Bd. ). Wien/München , S. –. L: Peter Csendes, VL () Sp. f. – Joseph von Würth: Das Stadtrecht von Wiener Neustadt aus dem . Jh. Ein Beitr. zur österr. Rechtsgesch. Wien . – Andreas von Meiller: Notizen über zwei in Privatarchiven bendliche Hss. österr. Rechtsalterthümer. In: Notizenbl. () S. –. – Gustav Winter: Das Wiener-Neustädter Stadtrecht des XIII. Jh. Kritik u. Ausg. In: Arch. für österr. Gesch. () S. –. – Gustav Homeyer: Die dt. Rechtsbücher des MA und ihre Hss. Abt. : Verz. der Hss. Bearb. v. Conrad Borchling/Julius von Gierke. Weimar , S. . – Erich Lindeck-Pozza: Jahre Stadtarch. Wiener Neustadt. In: Unsere Heimat () S. . – Gertrud Gerhartl: Wiener Neustadt. Gesch., Kunst, Kultur, Wiss. Wien , bes. S. ff. – P. Csendes: Die Wiener Neustädter Stadtrechtsfälschungen. In: Fälschungen im MA. Internationaler Kongreß der Monumenta Germaniae Historica München, .–. September . Tl. : Diplomatische Fälschungen (I) (Schr. der
um MGH , III). Hannover , S. –. – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. : Beschreibung der Hss. Köln/Wien , Nr. –, , , . – Eveline Brugger/Birgit Wiedl: Regesten zur Gesch. der Juden in Österreich. Bd. : Von den Anfängen bis . Hg. vom Inst. für Gesch. der Juden in Österreich. Innsbruck , S. f. CL Das Seebuch. – Nautisches Handbuch, ab etwa . Das anonyme S. bietet in je nach Fassung bis zu mnd. Kapiteln nautische Informationen zu europäischen Seefahrtsstrecken. Erfasst werden u. a. dt., ndl., französische, dänische, englische, irische, norwegische, marokkanische sowie estnische Häfen und Küstenabschnitte. Das S. enthält Angaben zu Strömungen und Gezeiten, außerdem Küstenpunkte, Lotungstiefen und andere Navigationshilfen. Diese Informationen werden in kurzen, oft nur wenige Wörter langen Abschnitten vermittelt, die nach Strecken gegliedert sind. Manche Strecken erscheinen mehr als einmal im S. Die Wurzeln des S.s werden im . Jh. vermutet. Grundlage des Handbuchs waren wahrscheinlich ältere Aufzeichnungen von bretonischer, ndl. und anderer Herkunft. Eine Sammlung dieser Texte gilt als mögliche Quelle des ersten S.-Teils. Die Forschung hat außerdem einen mndl. Archetypus des S.s erwogen, der um in Brügge entstanden sein könnte. Darin erfolgte eine Erweiterung und Bearbeitung der älteren Sammlung. Die Übersetzung und zusätzliche Ergänzung dieser Vorstufe des S.s wird in Hamburg vermutet und erfolgte möglicherweise im Kontext des hansischen Handelskriegs (–). Die Kap. sowie bis gelten als Zusätze dieser nd. Bearbeitung. Der Archetypus ist jedoch nicht erhalten. Stattdessen setzt die karge Überlieferung des S.s mit zwei Textzeugen aus der zweiten Hälfte des . Jh. ein. Während M nur ein Fragment tradiert, bietet Handschrift H zwei ursprünglich getrennte Fassungen (A, B) in einem Kodex. B gilt gegenüber A als die jüngere Fassung, da sie um die Kapitel , und erweitert ist. Der tatsächliche Gebrauch des S.s auf Segelschiffen wird vermutet, ist aber nicht nachweisbar. So hat die Forschung verschiedentlich aus der geringen Zahl von Textzeugen auf einen hohen Verschleiß durch Benutzung geschlossen. Nachweisbar ist nur eine Rezeption in Drucken des . Jh., die
Das Seebuch neben dem S. oft auch das Seerecht von Visby enthalten. Eine ndl. Fassung des S.s ist in Kaert vander zee ab erhalten, ein nd. Text in der ab gedruckten Seekarte. Von Bedeutung ist das S. als ältestes bekanntes Handbuch seiner Art in Nordwesteuropa. Es erlaubt wichtige Einblicke in nautische Kenntnisse, Techniken und Begrifflichkeiten seiner Zeit. Ü: H: Hamburg, Commerzbibl. der Handelskammer, cod. S , Bll. (Pap., um –, mnd.). – M: Moskau, Bibl. der Lomonossow-Univ., Dokumentenslg. Gustav Schmidt, Fonds /, Nr. (früher Halberstadt, Bibl. des Domgymnasiums, Fragm. ), Bll. (Pap., zweite Hälfte . Jh., mnd./ndl., Fragm.). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. – www. handschriftencensus.de/. D: Ndl. Drucke u. a. in der Kaert vander zee ab spätestens ; nd. in De Seekarte, die ab gedruckt wurde (VD S –). A: D. S. Hg. v. Karl Koppmann. Bremen . – Gustav Schmidt: Fragm. des S. In: NdJb () S. –. – De Kaert vander Zee van Jan Seuerszoon (). Het Oudste Gedrukte Nederlandsche Leeskaartboek. Hg. v. Johannes Knudsen. Kopenhagen (nach dem Druck von ). – Skvairs (s. Lit.; nach Fragm. M). – Spuren der Vergangenheit für die Gegenwart. Hundert nd. Texte zwischen dem . und . Jh. Hg. v. Jürgen Meier/Dieter Möhn. Leer , S. – (Nr. ). – Das nd. ‹S.› von . Hg. v. Albrecht Sauer/Dt. Schiffahrtsmuseum. Bremerhaven , www.dsm.museum/seebuch/ (Online-Faks. von Hs. H mit Transkription). L: Peter Assion, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. , . – Albrecht Sauer, LexMA () Sp. . – Koppmann (s. Ausg.). – Walter Behrmann: Über die nd. Seebücher des fünfzehnten und sechzehnten Jh. In: Mitt. der Geographischen Ges. in Hamburg () S. –. – Ders.: Nd. Seebücher, die ältesten kartographischen Quellen unserer Küste. In: Jb. für die Gesch. des Herzogtums Oldenburg () S. –. – Gustav Arnold Kiesselbach: Die Konzentration des hansischen Seeverkehrs auf Flandern nach den ältesten Schiffrechten der Lübecker, Hamburger und Bremer und nach dem S. In: Vjs. für Sozial- und Wirtschaftsgesch. () S. –; ()
Das Seebuch S. –. – Wolfgang Stammler: Die dt. Hanse und die dt. Lit. In: Hansische Geschichtsbll. () S. –. – Het ‹Zeeboek›. Handschrift van de Stedelijke Boekerij te Antwerpen (Nr. B. ). Hg. v. Jean Denucé/Désiré Gernez. Antwerpen . – Gerhard Eis: Ma. Fachlit. Stuttgart , S. f. – Peter Assion: Altdt. Fachlit. Berlin , S. . – Irmtraud Rösler: Zur Syntax eines mnd. Fachtextes. Das S. aus der zweiten Hälfte des . Jh. In: Beitr. zur Erforschung der dt. Sprache () S. –. – A. Sauer: Die Be-
um deutung der Küste in der Navigation des SpätMA. In: Dt. Schiffahrtsarch. () S. –. – A. Sauer: Das S. Das älteste erhaltene Seehb. und die spätma. Navigation in Nordwesteuropa. Hamburg . – Arthur Wise: Das S. der Hanse. Kiel , S. –, f. – Ekaterina R. Skvairs: Zum Fragm. des nd. S.s aus dem . Jh. In: NdJb () S. – (vgl. dazu: Arend Quak, ABäG [] S. –). – Günter Krause: Handelsschifffahrt der Hanse. Bentwisch/Rostock , S. f. u. ö. MM
Register der Personen und der anonym überlieferten Werke von Bruno Jahn
Namen und Werktitel, denen ein eigener Artikel gewidmet ist, erscheinen im Fettdruck; die Stelle des Artikels ist ebenfalls fett gedruckt. Kursiver Fettdruck wird dann verwendet, wenn es sich um einen Verweis auf einen Artikel in einem anderen Band des Lexikons handelt. Aaron → Volmar Abaelard, Petrus Abavus-Glossar , , Abba-Glossar → Vokabulariengruppe Abba – Avis – Abbreviare Abdinghofer Arzneibuch f., , , , , Abecedarium Nordmannicum – Abrogans deutsch –, , Abstractum-Glossar –, , , Abulkasim (Abu I-Qˉasim, Albucasis) Accursius Acelin Achillini, Alessandro Achmet ibn Sˉırˉın Ackermann, Marstaller Kaiser Friedrichs II. Adalbero, Bischof von Würzburg , Adalbert II., Graf von Calw Adalbert von Schmidmühlen → Albert von Schmidmühlen Adalbold von Utrecht Adalger Adam von Bremen Adam von Fulda Ad uxum sanguinis narium Admonter Briefsammlung f. Ado von Vienne , Adolf I., dt. König (von Nassau) , Adolf V., Graf von Holstein-Segeberg Aegidius Romanus OESA , –, , De aegritudinum curatione Aelred von Rievaulx Ältere (deutsche) Habichtslehre f. Ältere Hochmeisterchronik Ältestes livländisches Ritterrecht –, , , Ältestes polnisches Gewohnheitsrecht –
Aethicus (Ister) –, Affatim-Glossar De aggregation naturalium numerorum Agnes von Württemberg, Grä n von Helfenstein, Gemahlin Ulrichs von Helfenstein, dann Konrads von Schlüsselberg Agricola, Rudolf Alan von Lille Alanfranc → Lanfrank von Mailand Alanus , – Alanus ab Insulis , , , Alberich von Monte Cassino Albert von Augsburg Albertus Magnus , –, , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , Albertus Magnus und die Tochter des Königs von Frankreich Albert von Parma , , f., , Albert I., Bischof von Riga , Albert von Sachsen Albert von Schmidmühlen Albert von Siegburg – Albert von Stade Albert III., Bischof von Trient Albertin, Meister Albich, Sigmund , f. Albrant, Meister –, , , –, , , Albrecht, Dichter des Jüngeren Titurel Albrecht I., dt. König, Herzog von Österreich , , , , , , Albrecht II., dt. König, Herzog von Österreich (A. V), König von Böhmen und Ungarn , Albrecht von Bardewik , –, Albrecht van Borgunnien , , , , , , , , , ,
Register Albrecht von Brandenburg, Kardinal, Erzbischof von Magdeburg und Mainz (A. IV.), Kurfürst Albrecht von Eyb , Albrecht II., Herzog von Österreich Albrecht III., Herzog von Österreich , , , f. Albrecht V., Herzog von Österreich → Albrecht II., dt. König Albucasis → Abulkasim Albuinus Eremita Albuteus Levita Alchabitius → Alkabitius Aldhelm OSB, Abt von Malmesbury, Bischof von Sherborne, Hl. Aldobrandino del Garbo → Dino del Garbo Alemannisches Kräuterbuch , , f. Alexander der Große , , , , Alexander, Meister , , – Alexander III., Papst Alexander Graecus Alexander Neckam Alexander de Villa Dei Alfadol , – Alfraganus (al-Farghˉani) , Alˉı ibn al-Abbˉas → Haly Abbas Alˉı ibn ˉIsˉa → Jesus Haly Alkabitius – Alkuin , , , f., Allafranco → Lanfrank von Mailand Alpetragi (Al-Bitruiji) Alphadel → Alfadol Alphidius , Alsoet Aristoteles Alexander oversonde Altdeutsche Exodus Altdeutsche Genesis , Altdeutsche Gespräche → Pariser Gespräche Alter Kulm , , , , , , , –, , Alter Schulmeister Altfrid, Bischof von Hildesheim Althochdeutsche Lex Salica , –, Althochdeutscher Isidor f. Althochdeutsches Gesprächsbüchlein → Pariser Gespräche Altpolnisches Recht → Ältestes polnisches Gewohnheitsrecht Alyrone de’ Riccardi di Glugia Amarcius – Amberger Malerbüchlein Ambrosius Amerus
Amyntas III. von Makedonien Analogium Hippocratis → Capsula eburnea Anaxagoras Andechser Chronik Andreae, Johannes , , , , f. Andreas Capellanus Andreas der Jude → Andres der Jude Andreas von Kolmar f. Andreas von Regensburg f., , Andree, Hans , Andres der Jude , , Andronikos von Rhodos f. Anna, Tochter Johanns von Buch Anna von Schweidnitz, Kaiserin, röm.-dt. Königin, Königin von Böhmen Annales Agrippinenses Annales Hildesheimenses , Annales Lubicenses Annales Sangallenses Anonymus Leobiensis Anonymus Mellicensis Anselm von Canterbury Anselm von Besate Antidotarius magnus Anthimus Antidotarium Nicolai → Nicolaus Salernitanus Antiochus-Brief → Hippokrates, Pseudo-H. Antonius (Marcus A.) f. Apuleius (von Madaura) Apuleius, Pseudo- , , , , , , De aqua rubea et de aqua alba → Moeynen, Johannes Archelaos Aribo, Magister Aribo, Erzbischof von Mainz Aristoteles f., –, , f., , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , f., , , , –, , , , , , , , , Aristoteles und Phyllis Aristotiles, Bruder Arnald von Villanova , , , , –, , , f., , , , , , , , , Arnold von Bamberg , –, Arnold von Brüssel Arnold von Lübeck Arnoldus Saxo , , , Arnold de Verdala
Register Arnulf der Böse, Herzog von Bayern Arnulf von Orléans Ars somnifera → Traktat von schlafmachenden Stücken nach der arabischen Weise Arsedige-bûk → Johann von Seghen De arte bersandi f. Artemisia-Vokabular Articuli reprobati f. Artikel vom Lehngut und Lehnrecht , f. Aruch Arzenîbuoch Ipocratis –, f., , , , , Asanger Aderlassbüchlein , , , , Ascher ben Jakob Halevi f. Aselo Asilo von Würzburg , f., Attendorn, Peter Auctoritates secundum quod dixerunt Sancti et Doctores Auer, Franz Augsburger Sachsenspiegel f., Augsburger Stadtbuch , – August II., Herzog von Braunschweig-Lüneburg Augustinus , , –, , , , , , f., , , , , , , , , , , , , , Augustinus Hibernicus Aurach, Georg Aurifaber, Johannes Ave praeclara maris stella Aventinus Averroes , , f., , Avicenna (ibn Sˉınˉa) , , , f., , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , Avitus, Alcimus, Erzbischof von Vienne Ayrer, Marcus (Marx) Ayrinschmalz, Konrad OSB, Abt in Tegernsee Babiloth, Meister Bacon, Roger , , , Baculus iudicii f. Bämler, Johann , Baesecke, Georg , Bairisches Aderlassbüchlein , Bairisches Färbebüchlein f. Balderer, Simon
Balduin von Brandenburg Balduin, Erzbischof von Trier Balduinus Victoriensis → Baldwin von Viktring Baldwin von Viktring – Bamberger Arzneibuch → Arzenîbuoch Ipocratis Bamberger Rechenbuch Bartholomäus , , , , –, , , , , –, , , , , , , , f., , , , , , , , Bartholomäus Anglicus , , , , , –, , , Bartholomäus von Glanville Bartholomäus von Pisa OP , Bartholomaeus Salernitanus –, , , , , , , , Bartholomäus von Unkel Bartscherer, Johannes → Johannes Bartscherer Basler Betrügnisse der Giler Basler Rezepte – Bauernpraktik , Baumann, Michael , Baumgarten, Konrad Baumgartenberger Formularius – Bebel, Heinrich Beda Venerabilis , , , , , , , , , , , , Bedeutung der Buchstaben f. Beheim, Michel , , , , , Belfortis, Andreas Bellum Waltherianum Benedikt XII., Papst , , Benediktbeurer Rezeptar , –, , Benediktenöl Traktat f. Benediktinerregel Berchtold, Meister , , f., , Von bereitung deß Ehrwerdigen vnd gantz edelenn philosophischen steins → Bernardus Trevisanus Bergrecht von Iglau (Jihlava) –, , Berliner Schöffenrecht , , – Bern von Reichenau f., – Bernabò Visconti, Signore von Mailand Bernardus Bononiensis (Bernhard von Bologna) Bernardus Trevisanus , –, Berner kleiner Aruch
Register Bernhard von Breidenbach , , , , , , , Bernhard von Clairvaux , , , , , , Bernhard von Gordon , , , – Bernhard von der Mark → Bernardus Trevisanus Bernhard von Meung Bernhard von Peisern , , , – Bernhard von Rostock , f., , Berno Augiensis → Bern von Reichenau Bernold von St. Blasien , Beroaldo, Filippe Berthold, Bruder , –, Berthold von Eisenach Berthold (von Freiburg) Berthold VII., Graf von HennebergSchleusingen Berthold von Regensburg Berthold von Reichenau OSB , f. Bertrand, Jan → Jan Bertrand Biagio, Arzt des Königs von Jerusalem und Zypern Bitschin, Konrad Bloemenstein, Berchtold, OCist , , Blume von Magdeburg → Wurm, Nicolaus Blume des Sachsenspiegels → Wurm, Nicolaus Blumentrost, Berthold – Blutschau-Traktate → Hämatoskopie-Traktate Bocciaccio, Giovanni Bodenze, Conrad Boec van medicinen in Dietsche , , , f., f., , Boethius (Anicius Manlius Severinus B.) , , , , f., , , , , , , , , , , Bolesław II., Herzog von Schlesien Bolesław III., Herzog von Schlesien-Liegnitz Bollstatter, Konrad , , , Bollstatters Spruchsammlung , Bolquin, Meister des Schwertbrüderordens Bonaventura Boncompagno da Signa Boner Bonifatius , Bonifatius VIII., Papst , Bonus Socius
Boppe Brachylogus → Johannes de Mera Brack, Wenzeslaus , , , Braem, Konrad Brandis, Matthäus Brandis, Moritz , Brant, Sebastian , , Braulio, Bischof von Saragossa Braunschweiger Stadtrecht (Ottonianum) , , –, Bremer Arzneibuch , , , , , , , , , , , , f., Breslauer Arzneibuch , , , , , –, Breslauer Landrecht , –, , Breyell, Heinrich Briccius von Litschko (Brikcí z Liˇcska) Brief an die Frau von Plauen , , f., , , , f., f., Brief Ruodperts → St. Galler Schularbeit Brower, Christoph Brun von Schönebeck Brunfels, Otto Bruni, Leonardo Bruno von Longoburgo , f., , Bruno von Schauenburg-Holstein, Bischof von Olmütz Brunschwig, Hieronymus , , , Brunus Calabrius → Bruno von Longoburgo Buch von alten Schäden , , , , , Buch von guter Speise –, Das Buch der Tugenden → Der Tugenden Buch Buch von den vier Angeltugenden – Bücklin, Conrad Burchard III., Erzbischof von Magdeburg Burchard von Mangelfelt , Burchard von Walldorf f. Burger Landrecht – Burgundio von Pisa , , Burleiy, Walter Caesar (Gaius Iulius C.) , , Calid (Khalid ibn Yazˉıd) , Cambridger Handschrift von / Cammerlander, Jakob , Canones conciliorum
Register Cantica canticorum Capsula eburnea –, , Carmina Burana Cassiodor , , , , Cassius Felix , Catilina (Lucius Sergius C.) f. Cato, Disticha Catonis , , f., , , f., f., Cautela → Hermann von Oesfeld Cecco d’Ascoli Celtis, Konrad , Chaucer, Geoffrey De chemical → Senior Zadith Chirurg von der Weser , – Chirurgia magna → Lanfrank von Mailand Chirurgia parva → Lanfrank von Mailand Chorus, Gerhard Chotman, Johannes → Kotman, Johannes Cristannus, OSB, Frater in Tegernsee Christian, Magister Christian von Prachatitz , , , Christian, Bischof von Preußen Christine de Pizan , Christoph I., König von Dänemark f. Christoph II., König von Dänemark Christtagsprognosen → Neujahrsprognosen Chronicon Wirziburgense , Chronik von den Herrschaften Al-Chwarizmi Cicero (Marcus Tullius C.) , , –, , , , , f., f., , Circa instans , –, , , f., , , , , , , , , , , , , Cisiojani –, Cleine Lanfranc → Jonghe Lanfranc Clemens IV., Papst Clemens V., Papst Clemens VI., Papst , , , , Clemens‘ Rossarzt (Papst Clemens‘ R.) , f., f. Clingenstamm, Johannes Closener, Fritsche , , , , , , – Closener, Greta, geb. Sporer Closener, Sifrid Coccinius, Michael Codex Cumanicus → Komanisch-deutsches Glossar Codex Falkensteinensis – Codex Salernitanus
Codex veritatis → Turba philosophorum Cola di Rienzo Compendium de epidemia compilatum Parisiis per magistros facultatis medicorum [Visi effectibus] → Pariser Pestgutachten Compendium metricum → Johannes von Lauburg De complexionibus → Temperamentenlehre Confessionale seu Tractatus de instructione confessorum → Johannes von Freiburg Confoederatio cum principibus ecclesiasticis Conradus de Alemannia → Konrad von Halberstadt, d. Ä. Constantinus Africanus → Konstantin von Afrika Contra paralisin id est vergiht / Contra paralysin theutonice f. Corni cius, Quintus Corpus Constantini → Konstantin von Afrika Corpus hippocraticum → Hippokrates, PseudoH. Corpus iuris canonici Corpus iuris civilis Corrector fatuorum , – Cosmas Indicopleustes Creussner, Friedrich Curio, Johannes Cyrillus Dachstraktat → De taxone liber Danck, Johannes (de Saxonia) Dancus rex Danske Urtebog → Harpestræng, Henrik Dante, Alighieri , Darmstädter Arzneibuch , , , , David von Augsburg Decretum Gratiani , Demokrit, Ps.-D. , Demosthenes , Derrer, Konrad – Detmar von Lübeck , Deutschenspiegel , , f., – Deutsches salernitanisches Arzneibuch , , –, f., , , Dialogus lucis et tenebrarum Dicta Chrysostomi Diener, Konrad Dies aegyptiaci → Verworfene Tage Dies critici → Verworfene Tage Dies incerti → Verworfene Tage
Register Dies Parisienses → Verworfene Tage Dietmar von Meckebach –, Dietrich von Bocksdorf , , Dietrich von Freiberg Dietrich von Keppenbach f. Dietrich von Krosigk Dietrich von Pleningen f. Dietz, Ludwig Dino del Garbo , f. Dionysius Areopagita, Pseudo- Dioscorides alphabeticus Dioscorides langobardus → Dioskurides Dioscurides Pedanios Dioskurides (Dioscorides) , , , Ditmar, Heinrich → Domar, Heinrich Documenta Aristotilis ad Alexandrum Magnum , Documentum contra pestilentiam → Burchard von Walldorf Döbringer, Hanko , , , , f. Domar, Heinrich Dominicus de Clavasio (Dominicus Parisiensis) Dominicus Gundissalinus f. Donat , , , –, Donatus (Aelius D.) Doneldey, Arnold Donum Dei Dorotheos von Sidon Dositheus, Pseudo- Drucker des Capotius → Landsberg, Martin Düdesche Arstedie , , , , , , , , , , , , , , –, Dumbelay, Johannes (Dumbeler, John of Dumbleton) Dunchad Duns Scotus, Johannes OFM Durandus, Wilhelm , Dyascorides alphabeticus → Dioscorides alphabeticus Eberhard von Béthune f., , Eberhard von Bürglen Eberhard (der Deutsche) –, , Eberhart von Landshut Eberhard I., Erzbischof von Salzburg , Eberhard von Sayn (Seyne) OT, Deutschmeister Eberhard, Gründungsabt des Klosters Viktring Eberhard IV., Graf von Württemberg
Eberlin von Konstanz Ebran, Hans, von Wildenberg De ecclesiasticis officiis → Isidor von Sevilla Eckhart, Meister , f., De egestione → Lüneburger (Wiener) Stuhlschautext Eichentraktat Eichenmisteltraktat , , –, Eike von Repgow , , f., , –, f., f., , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , Eisenkrauttraktat → Verbenaraktat Ekbert von Schönau Ekhardi, Walt(h)er , , , , – Ekkehard I. von St. Gallen OSB Ekkehard II. von St. Gallen OSB Ekkehard IV. von St. Gallen OSB –, Elbinger Buch → Ältestes polnisches Gewohnheitsrecht Elbinger Rechtsbuch , , –, , Elisabeth, Tochter Johanns von Buch Elisabeth, Markgrä n von Mähren Elisabeth von Rapperswil Elsässisches Arzneibuch , , Elsässische Kräuterbuchkompilation Eltener Glossen Emmel, Samuel Emmeramer Kräuterbuch Empedokles , , Engelbert von Admont OSB , , Engelbert van der Wyck Engelhus, Dietrich , Engelin, Jakob , , , , –, , , Ennius (Quintus E.) Enzio, König von Sardinien, Sohn Kaiser Friedrichs II. Epistula de phlebotomia prior → Phlebotomia Hippocratis Epistola ad Alexandrum (Pseudo-Aristoteles) → Versepistel des Aristoteles an Alexander über den philosophischen Stein Epistola Solis ad Lunam crescentem → Senior Zadith Epistula de saquine cognoscendo → Hippokrates, Pseudo-H. Epistula de vulture ,
Register Erasmus von Rotterdam , Erectus Erfurter Judeneid – Erhard von Regensburg, Hl. , , Erik IV. Plovpenning, König von Dänemark Erich VI. Menved, König von Dänemark f. Ernst der Eiserne, Herzog von Österreich Erpho, Bischof von Münster f. Errores Iudaeorum ex Talmud → Theobaldus de Sexannia Erste (Salerner) Rogerglosse → Roger Frugard Erweitertes livländisches Ritterrecht , Erweitertes Rigaer Stadtrecht , , – Esdras Weissagungen → Neujahrsprognosen Esse-Essencia-Glossar → Liber ordinis rerum Essener Evangeliarglossen f. Essener Heberegister – Eugen III., Papst, OCist (Bernardus Paganelli) (–) Euklid , Eupolemius Eusebius von Caeserea , , Everhard von Wampen , – Everword Ewiger Landfrieden Experimenta → Nikolaus von Polen Expositio principis → Kuno II. von Falkenstein Faba, Guido , Faber de Lapide, Konrad Facetus al-Fadl ibn Sahl al-Farghˉani → Alfraganus Fechtbücher – Fehmarnsches Landrecht f. Feldkircher, Christian Femerechtsbücher Fibonacci, Leonardo , De de catholica contra Iudaeos → Isidor von Sevilla Finnold, kgl. Lehnsmann (. Jh.) Fleckenreinigungs-Büchlein , f. Florentina, Schwester Isidors von Sevilla Flores musicae omnis cantus Gregoriani → Spechtshart, Hugo Florista → Ludolf de Luco Folz, Hans , , , , , , Formularius de modo prosandi → Baumgartenberger Formularius Fortolf → Frutolf von Michelsberg
Fränkisches Arzneibuch , , , , f. Franko von Köln – Franz von Assisi Franziskus, Bruder Frauenbüchlein der Salzburger Hs. M III Frauenlob , Frauenlob, Nikolaus , – Frechulf, Bischof von Lisieux Freckenhorster Heberegister und Heberolle – Freiberger Arzneimittellehre , –, Freiberger Bergrecht –, Freiberger Stadtrechtsbuch , , – Freidank Freisinger Florileg Freyberg, Maximilian Prokop von Fridebold, Abt von St. Ulrich und Afra, OSB Friedrich I. Barbarossa, Kaiser, röm.-dt. König , , , , , , , Friedrich II. von Hohenstaufen, Kaiser, röm.-dt. König, König von Sizilien , , –, f., f., , , , f., , , f., , Friedrich der Schöne, dt. (Gegen-)König, Herzog von Österreich und Steiermark Friedrich III., Kaiser, röm.-dt. König, Herzog von Österreich (F. V.) , , Friedrich von Amberg OFM Friedrich, Bischof von Bamberg Friedrich II., Markgraf von Brandenburg, Kurfürst Friedrich III. der Strenge, Markgraf von Meißen Friedrich II., der Weise, Pfalzgraf bei Rhein, Kurfürst Friedrich III. von Saarwerden, Erzbischof von Köln Friedrich IV., der Streitbare, Markgraf von Meißen, Landgraf von Thüringen, Herzog, Kurfürst und Pfalzgraf von Sachsen Friedrich von Wangen, Bischof von Trient Fries, Lorenz, Arzt Friker, Johannes Froschauer, Johann , Frutolf von Bamberg Frutolf von Michelsberg f., , Fueros de Aragón
Register Fürstenspiegels Wiewol all menschen erstlich entsprungen aus ainer wurczel Adam , Fürstenspiegel Wye ein werltleich fürst Fürstenspiegel nach Aegidius Romanus –, Füssener Sprachproben f. Füetrer, Ulrich Fuldaer Pestrezepte , , Fulgentius von Sevilla, Bruder Isidors Funcke, Christian Gabriel Fundationes monasteriorum Bavariae Furia, Johannes f. Gabriel von Lebenstein , - Gäbelkover, Oswald Galeazzo II. Visconti, Signore von Mailand Galen(os) , , , , , , , , , , , , , Galfrid von Vinsauf , , , St. Galler Glossator f. St. Galler Schreibervers f. St. Galler Schularbeit , – St. Galler Spottverse – St. Galler Weltchronik Gallus, Hl. Gallus (Gaius Cornelius G.) Gallus de Hradez Reginae → Gallus von Prag Gallus de Monte Sion → Gallus von Prag Gallus von Prag f., , –, , , , , , , Gallus de Summo Monte → Gallus von Prag Gardolf von Harbke f. Gargilius Martialis , f. Gast, Merkln f. Geber , , , , , , Gebhard von Augsburg OSB Gebhard III., Bischof von Eichstätt Geiertraktat , –, f., , , , , Geiler von Kaysersberg, Johann Geißlerlieder Geldersenbuch → Vicko von Geldersen Gellert, Christian Fürchtegott Gennadius von Marseille Genschker, Hanns Genter Aderlassbüchlein , , , , , , , , Gentile da Foligno , Geometria Culmensis – Georg, Hl. Georg der Bärtige, Herzog von Sachsen St. Georgener Rezeptar → Berchtold, Meister
Georgenberger Chronik Gérard de Saint-Dizier Gerbert von Aurillac, Erzbischof von Reims, Erzbischof von Ravenna → Silvester II., Papst Gereon, Hl. Gerhard von Cremona , , , , Gerke von Kerkow , f., , Gerlach von Hauwe (vom Anker), Kölner Ratsschreiber f. Gernpaß, Michel (?) Gero, Erzbischof von Magdeburg Gesner, Konrad Gesselen, Konrad Gesta Romanorum , , , Gilbertus Anglicus , Ghotan, Bartholomäus Gier (Gyer), Johannes Gilles de Corbeil (Aegidius Corbolensis) Giovanni Frugardo Giovanni di Rupescissa → Johannes de Rupescissa Gladiatoria Glareanus, Henricus Glogauer Rechtsbuch , , , –, Glosarius f. Glossae Casselanae → Kasseler Glossen Glossarium abstractum → Abstractum-Glossar Glossarium Bernense – Glossarium St. Florianense Glossarium Harlemense Glossarium Trevirense Glosse zum Sachsenspiegel-Lehnrecht , , , – Gmünder Chronik Görlitzer Rechtsbuch , , – Goldene Bulle , , , , –, Gordian, Hl. Gothaer Medizinalwässer - Gothaer mittelniederdeutsches Arzneibuch , , Gottfried, Magister, Protonotar König Albrechts I. Gottfried von Admont Gottfried von Franken , –, , , Gottfried I., Graf von Habsburg-Laufenburg Gottfried von Vinsauf
Register Gottfried von Viterbo , Gottfried von Weißeneck, Bischof von Passau (G. II.) Gottfried, Johannes , , , Gottschalk von Hollen Gottsched, Johann Christoph Gotzkircher, Sigismund Gralap, Wilhelm , Gran, Heinrich Grazer Monatsregeln –, Gredinger, Johann Gregor I., der Große, Papst, Hl. , , , , , , , , , , , , , Gregor VII., Papst (Hildebrand) Gregor IX., Papst , , , Gregor X., Papst Gregor XI., Papst (Pierre Roger de Beaufort) , Gregor von Arezzo Gregorius de Gregoriis Gregor, Abt von Montesacro, OSB Gregor von Tours Gregorius, Arzt –, Grienewaldt, Franziskus Jeremias , Grohicki, Bartłomiej Groß, Erhart Grosseteste, Robert → Robert Grosseteste Groß-Schützener-Gesundheitslehre Große Heidelberger Liederhandschrift → Heidelberger Liederhandschrift C Grotius, Hugo Günther, Graf von Schwarzburg, dt. (Gegen-) König Günther XV., Graf von Schwarzburg Gürttler, Heinrich Guido von Arezzo OSB , , , Guilelmus Brito , , , , , f. Guilielmus falconarius Guillaume de Cahieu Guillaume de Rennes Gunthramn, kgl. Lehnsmann (. Jh.) Gutalag und Gutasaga (dt.) – Von guten P astern und Salben , , Guy de Chauliac , , , , , , , Haager Aderlassbüchlein , , , Hadlaub, Johannes Hadrian, röm. Kaiser
Hämatoskopie-Traktate , –, , , , , , , , Hätzlerin, Clara Hager, Konrad , Haimo von Hirsau Halberstädter ars dictaminis – Hali → Haly Abbas → Jesus Haly Haly Abbas (Alˉı ibn al-Abbˉas) Hamburg-Rigaer Stadtrecht f., Hamburgisches Recht → Jordan von Boizenburg Hammelburger Markbeschreibung – Hans von Dortmund (Tremonia) - Hans von Lucken f., –, , Hans von Monatalban Harburger Kompendium Harder, Konrad Harpestræng, Henrik , –, Hartlieb, Johannes , , , , , , f., , , f. Hartmann von Dillingen, Bischof von Ausgburg Hartmann von Heldrungen Hartmann, Hans, von Luzern Hartung, Caspar, vom Hoff Hauser, Johannes Havel von Strahov → Gallus von Prag Hebenkrieg, Paul Hebenstreyt, Hans Heidelberger Liederhandschrift C Der Heiligen Leben , Heiliggrabkalender auf Heimo, ostfränkischer Graf (. Jh.) Heinfogel, Konrad , Heingarter, Conrad Heinrich, Stadtschreiber von Zwickau Heinrich II., Kaiser, dt. König , , Heinrich III., Kaiser, dt. König , –, Heinrich IV., Kaiser, röm.-dt. König , , , Heinrich VI., Kaiser, röm.-dt. König, König von Sizilien Heinrich (VII.), dt. König, König von Sizilien , , f., Heinrich von Avranches Heinrich von Beeck Heinrich von Beringen , , , –, Heinrich von Bitterfeld Heinrich VI., Herzog von Breslau
Register Heinrich VIII. (XII.) von HennegauSchleusingen Heinrich von Herford Heinrich von Isernia – Heinrich von Langenstein , Heinrich von Lauingen , f., Heinrich von Lettland Heinrichvon Lougen → Heinrich von Lauingen Heinrich von Lübeck , , , –, , f. Heinrich III., Erzbischof von Mainz Heinrich I., Fürst von Mecklenburg Heinrich III. von Meißen, Markgraf (der Erlauchte), Landgraf von Thüringen , Heinrich von Merseburg – Heinrich von Mondeville , , –, Heinrich von Mügeln , , , f., , Heinrich von München f. Heinrich von Pirnbrunn, Erzbischof von Salzburg Heinrich von Plaue, Bischof von Meißen Heinrich von Rang Heinrich III., Herzog von Schlesien-Breslau Heinrich Raspe IV., Landgraf von Thüringen, dt. Gegenkönig Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Bayern f., , Heinrich von Sachsen , , –, , f. Heinrich de Saxonia Heinrich I., Herzog von Schlesien Heinrich IV. Probus, Herzog von Schlesien Heinrich XII., Graf von Schwarzburg Heinrich II. von Sternberg, Fürstbischof von Bambrerg Heinrich der Teichner , , Heinrich von Weplo Heinrich I., Bischof von Würzburg Heinricus, Verfasser des ‹Summarium Heinrici› → Summarium Heinrici Heinricus Dacus → Harpestræng, Henrik Hemold von Bosau Helvius Afer → Vindicianus, Avianus Henisch, Georg Henri de Gauchi Henri de Libbeck
Henricus Apulus → Heinrich von Isernia Henricus Dacus → Harpestræng, Henrik Henricus Francigena , Henricus Italicus → Heinrich von Isernia Henricus de Mondavilla → Heinrich von Mondeville Henricus protonotarius → Heinrich von Isernia Henricus von Ratispona Henricus de Sicilia → Heinrich von Isernia Henry de Bracton Herbarius communis → Hermann von Heilighafen Herbarius Moguntinus , De herbis mininis Herder, Johann Gottfried Herforder Stadtrechtsbuch - Herimannus Augiensis (Contractus) → Hermann von Reichenau Hermann von Altshausen → Hermann von Reichenau Hermann Balk Hermann von Erfurt f. Hermann von Fritzlar Hermann von Heilighafen , – Hermann der Lahme → Hermann von Reichenau Hermann von Oesfeld – Hermann von Reichenau , , –, f. Hermann, Graf von Salm, dt. Gegenkönig Hermann von Salza OT, Hochmeister Hermann von Schildesche – Hermann von Vehringen → Hermann von Reichenau Hermann von Wartberge – Hermannus, als Autor eines Compendium metricum genannt Hermannus Alemannus Hermes Trismegistos , , , f., Hermias Herolt, Johannes Herrad von Hohenburg , Herrgott, Kunigunde Hersfelder Annalen Von dem herten → Waffenhärtungstraktat Hertwig von Passau , , Herzebrocker Heberolle – Herzklosterallegorien Hesel, Erhart Heumann von Teutschenbrunn, Johann
Register Hieronymus (Sophronius Eusebius H.) –, f., , , , , , , , , , , , , , , , Hieronymus-Briefe Hilarius von Poitiers Hildebert von Lavardin Hildegard von Bingen , , , , f., Hildegard von Hürnheim , –, Hildesheimer Annalen → Annales Hildesheimenses Hilger von Stesse f. Hiltbrandt, Stadtrichter in Eichstätt Hiltrud, Mutter Hermanns von Reichenau Hippokrates, Pseudo-H. , , , , –, , , , , , , f., , , , , , , , , , , , , , , , Hippolytus von Rom Hispanus, Alexander , , , , f., , Hist, Konrad Historia brevis magistrorum Höltzel, Hieronymus , Höneke, Bartholomäus Hofzucht → Tischzucht(en) Hohenkirche, Gerhard , Homer Honorius III., Papst , Honorius Augustodunensis , , , , Honover, Heinrich – Horaz (Quintus Horatius Flaccus) , , , , Hortus sanitatis , Hoyer, Graf von Falkenstein (Valkenstein) , Hrabanus Maurus f., , , , , Hrabanisches Glossar → Samanunga worto Huber, Martin Hucbald von St-Amand OSB Hübsch Chirurgia → Nikolaus von Mumpelier Hueth, Georg , f. Hugo von Bologna Hugo von Folieto Hugo von Langenstein , , Hugo von Montfort Hugo Ripelin von Straßburg f., , f., f., Hugo von Santalla Hugo, Bischof von Sitten
Hugo von Trimberg , , f., , , , – Hugo von St. Victor , , Huguccio (Hugutio) von Pisa (Hugutius Pisanus) , , Huno, Alexander , f. Hupfuff, Matthias f., , Iatromathematisches Corpus , , , , , , , , , f. Iatromathematisches Hausbuch , , , , , , , , , , , , -, , f. Ibn al-Jazzar Idsteiner Sprüche der Väter Iglauer Bergrecht → Bergrecht von Iglau (Jihlava) Iglauer Stadtrecht → Johann von Gelnhausen Immanuel aus Saloniki Immo, Abt von Gorze (–) bzw. von Reichenau (–) Informacio ex speculo Saxonum Ingold, Meister, OP , f., In Jano claris , –, Innozenz III., Papst , Innozenz IV., Papst Innozenz V., Papst f. Innsbrucker Arzneibuch , , , –, , , Innsbrucker Kräuterbuch → Prüller Kräuterbuch Introductorium iuris → Hermann von Schildesche Ipocras , , –, , , , Isaak ben Eleasar Halewi Isaak Israeli → Isaak Judaeus Isaak Judaeus , , , , , , Iselin, Heinrich f. Iselin, Konrad f. Isidor von Sevilla , –, , , , , , f., , , f., , , , , , , , , , , , , Issachar Baer Teller Iupiter f. Iuristarum termini metrice → Termini iuristarum Jacob van Maerlant , , , Jacob, Cyriacus , , Jacobus, bair. Laienarzt Jacobus de Cessolis OP –, f., f., , ,
Register Jacobus von Lüttich , Jacobus de Theramo , Jacobus a Voragine , Jakob II. von Aragón Jakob Halevi Jakob von Landshut , – Jakob von Mailand Jakob van der Meer Jakob von Ulm → Engelin, Jakob Jamatus, Johannes Jan Bertrand , , , f. Jan van Boendale Jan van RuusbroecJan → Ruusbroec, Jan van Jan(s) von Wien (Jans[en] Eninkel) Jaroschka, Walter Jean de Dampiers et St. Dizier Jean de Roquetaillade → Johannes de Rupescissa Jenson, Nicolas Jesus Haly (Alˉı ibn ˉIsˉa) Jeßner, Andreas Jiddische Arzneibücher – Jilg, Walter Joachim von Fiore , Joachim von Ungarn Jobin, Bernhard Jodocus von Prag , , f. Jogaila, Großfürst von Litauen Johannes, Magister Johannes, Stadtschreiber von Brünn –, Johannes XXI., Papst Johannes XXII., Papst , Johannes von Afflighem f., Johannes Anglicus → Johannes de Garlandia Johannes Balbus von Genua, OP , Johannes Bartscherer , f. Johannes von Basel → Johannes von Rheinfelden Johannes von Biclaro Johannes de Bila , f. Johann der Blinde, König von Böhmen , , , Johannes von Bologna Johann von Bregen , Johann(es) von Brünn → Johannes Johann von Buch (d. Ä.) Johann von Buch (d. J.) , , , –, , f., , , Johannes von Buch, Sohn Johanns von Buch
Johannes Cassianus Johannes Choriantus → Johannes von Freiburg Johannes Chrysostomus , Johannes de Cuba (von Cube) → Wonnecke, Johann Johann von Dalberg, kurfürstl. Kanzler, Bischof von Worms (J. III.) Johannes Duns Scotus → Duns Scotus Johannes von Freiburg OP , –, f. Johannes de Friburgo → Johannes von Rheinfelden Johannes von Gablingen Johannes Galensis Johannes de Garlandia , , –, f., , Johannes von Geldersen Johann von Gelnhausen , , , , – Johann von Gersdorff , , , , Johann von Gmunden , Johann von Göttingen Johannes Grammatica → Johannes de Mera Johannes de Gregoriis Johann von Hamm Johannes Hispalensis (Hispanus, von Sevilla, von Toledo) , f. Johannes von Hohenmaut (de Altamuta) Johann III., Graf von Holstein-Plön Johannes von Indersdorf Johannes de Ketham → Kirchheimer, Johannes Johannes von Lauburg f. Johann van Lebecke → Hans von Lucken Johann von Lichtenberg, Bischof von Straßburg , Johannes von Lignano Johann van Lubeke → Hans von Lucken Johann von Luxemburg → Johann, König von Böhmen Johann van Lynge → Hans von Lucken Johann, Markgraf von Mähren Johannes Marchesinus Johannes de Mera Johann von Molsheim f. Johann von Morsheim Johannes de Muris Johann von Neumarkt , –, , f. Johann von Obernburg, Abt Johannes Petrus de Ferrariis Johannes de Piscibus
Register Johann von Posen , – Johann von Posilge Johann, Erzbischof von Prag Johannes von Rheinfelden – Johannes de Rupescissa , – Johann von Sachsen , , f., Johannes de Sacrobosco , , –, f., Johann II., Herzog von Schleswig-Holstein Johann(es) von Schönfeld → Schönfelder, Johann(es) Johann von Schwarzenberg , Johannes Scotus Eriugena , Johann van Seghen , , , , , , , Johannes von Sevilla → Johannes Hispalensis Johann von Soest Johann von Sternberg , Johannes von Tepl , , , Johann von Teschen – Johannes Teuto → Johannes von Rheinfelden Johannes Teutonicus → Johannes von Freiburg Johann von Toggenburg Johannes von Toledo → Johannes Hispalensis Johann, Bischof von Vienne Johann von Vifhusen, Bischof von Dorpat Johannes von Vippach , , - Johann III., Graf von Wertheim Johannitius (Hunayn ibn Ishaq) , John of Dumbleton → Dumbelay, Johannes John of Holywood (of Halifax) → Johannes de Sacrobosco Jonghe Lanfranc , , , –, , Jordan von Boizenburg –, , , Jordanus Ruffus → Ruffus, Jordanus Jordan von Sachsen OP Josep Joseph → Volmar Josephsspiel – Josephus Flavius , , Jost von der Neißen , , f. Jude von Kreuznach Jude von Säckingen , Jude von Salms (von Solms) Jüngere deutsche Habichtslehre Jüngeres Hildebrandslied Jung, Carl Gustav Jutisch Lowbok f. Jutta von Brandenburg
Juvenal (Decimus Iunius Iuvenalis) Jyske Lov al-K.abˉısˉı → Alkabitius Kachelofen, Konrad Kästlin, Hermann Kaiser Karls Latwerge f., , , , , , Kaiserchronik Kaisheimer Summe Kal, Paulus , al-Kˉamil, Sultan von Ägypten Kappel, Hermann Karl I., der Große, Kaiser, König der Franken , , , , , , , , f. Karl II., der Kahle, Kaiser, westfränkischer König f. Karl IV., Kaiser, röm.-dt. König, König von Böhmen , , , , , f., –, , , f., , f., , , f. Karl V., Kaiser, röm.-dt. König, König von Spanien Karl von Anjou → Karl II., König von Sizilien und Neapel Karl der Kühne, Herzog von Burgund Karl V., König von Frankreich Karl II., Erzherzog von Österreich Karl II., König von Sizilien und Neapel (von Anjou) Kasseler Arzneibuch , , , , –, Kasseler Gespräche → Kasseler Glossen Kasseler Glossen , –, Kasseler Monatsregeln , , f., Katharina von Alexandrien f. Katharina von Hennegau Kaub, Johann(es) → Wonnecke, Johann Kemli, Gallus Kemnater, Hans Kempf, Nikolaus Keronisches Glossar → Abrogans deutsch Kerung von Reichenau OSB f. Der kinder passien in der wiegen → Passiones puerorum adhuc in cunabilis iacentium al-Kindˉı , Kindlinger, Nikolaus Kirchheimer, Johannes , , , , , , Kitab al-Ma’ al-Waraqi → Senior Zadith Kitˉab as-siyˉasah Kleine, Johannes
Register Kleine Meisterchronik Der Kleine Renner Kleines Kaiserrecht → Rudolf II. von Sachsenhausen Kleines mittelniederdeutsches Arzneibuch , , , f., , , Klenegker, Ulrich Klenkok, Johannes Klett, Georg Kling, Melchior Klingenberg, Johann Klingler, Bernhard Klosener, Fritsche → Closener, Fritsche Knoblochtzer, Heinrich , , Koberger, Anton Kodex Berleburg , , Kodex Kohlhauer , , , Köbel, Jakob , , , Koelhoffsche Chronik , Kölmisches Buch → Alter Kulm Kölner Inschrift f. Kölner Jahrbücher f. Kölner Kochbuch König vom Odenwald Königsberger Gastrecht f. Königsschla(c)her, Peter , Koeppelsches Psalmenfragment mit Interlinearglossen f. Kolmarer Liederhandschrift , , , f., Komanisch-deutsches Glossar f. Komplexionenlehre → Temperamentenlehre Konrad, Magister, als Autor eines Compendium metricum genannt Konrad, Meister Konrad, Stadtschreiber in Zürich Konrad II., Kaiser, dt. König , , Konrad III., dt. König Konrad von Ammenhausen , –, Konrad, Bischof von Augsburg Konrad von Boizenburg Konrad von Buch f. Konrad von Butzbach , f., f. Konrad von Eichstätt , , f., , , , , , , , , –, , , , f. Konrad von Geisenfeld OSB Konrad VI. von Haimberg, Bischof von Regensburg Konrad von Halberstadt, d. Ä. –
Konrad von Halberstadt, d. J. , Konrad von Haslau , Konrad von Heinrichau OCist , – Konrad von Hirsau , Konrad von Hirschhorn f. Konrad von Jungingen OT Konrad von Lützelhard (Guizenardus) Konrad, Erzbischof von Mainz Konrad von Megenberg f., , , , , , , , , f., , , , f., –, Konrad von Mure , , f., Konrad von Oppeln , Konrad Reichmut von Gelnhausen Konrad von Sandomir , Konrad, Abt von Scheyern Konrad von Soltau Konrad von Tanna Konrad von Würzburg Konstantin von Afrika OSB , f., , , , f., , , , , , Kopenhagener Wundarznei , f., , Korner, Hermann Korpus der Klostermedizin , , , –, , , Kotman, Johannes , –, Kranewittbeer-Traktat , , , –, Kranich, Johannes Krantz (Crantz), Albert Kritische Tage → Verworfene Tage Krumestl, Heinrich f. Krummessen, Hinrik , , Kuchener, Hermann Küchmeister, Michael Küchenmeisterei – Kulmer Handfeste , , –, , Kunne, Albrecht , Kuno II. von Falkenstein –, Kuno von Gundel ngen, Abt des Klosters Ellwangen Kuno von Winenburg (und Beilstein) Kunsberg van Valkene , Kunstbüchlein → Martin, Alchemist Kurtz, Johannes Kurverein von Rhens(e) , –, Kuttenberger Bergordnung Kyeser, Konrad – Kyraniden f.
Register Laiendoctrinal → Der Leyen Doctrinal Lambert von St-Omer OSB Lamspring Landfrieden – Landlauf von Steyr → Steirisches Landrecht Landsberg, Martin Lanfrank von Mailand f., , –, , , , , Lange, Dietrich Lange, Johannes Langenbeck, Hermann Łaski, Jan Latinske Urtebog → Ps.- Harpestræng, s. auch Alexander → Hispanus Latomus, Cornelius Lauber, Diebold , f. Laufenberg, Heinrich , , , , , , f. Laurentius, Johannes Laus phlebotomiae → Lob des Aderlasses Leander, Erzbischof von Sevilla Lecküchner, Johannes Leeu, Gerard Lehre von des Hirsches Gescheitheit und seinem Wandel Lehre von den Zeichen des Hirsches – Leimbüchlein f. Leipziger Bartholomäus Leipziger Drogenkompendium Leipziger Rogerglosse , –, , , Leipziger Wundarznei f. Leobschützer Rechtsbuch Leopold III., der Heilige, Markgraf von Österreich (Babenberger) Leopold V., Herzog von Österreich (Babenberger) Leopold IV., Herzog von Österreich (Habsburger) Leopold von Wien Lepidus (Marcus Aemilius L.) Lepraschau-Texte , –, Lessing, Gotthold Ephraim Leszek II., Herzog von Kleinpolen Lew Lex Baiuvariorum Der Leyen Doctrinal Libavius, Andreas Liber Avicennae → Liber magristri Avicennae
Liber de generatione et corruptione → Secreta mulierum Liber [cursus] sententiarum civilium Liber Guicennantis → De arte bersandi Liber hermeneumatum Liber intitulatus pretiosissimum donum dei → Donum Dei Liber iste , , , –, –, , , Liber magristri Avicenn(a)e , –, , , , Liber medicinae ex animalibus → Placitus Papyriensis, Sextus Liber noster de simplici medicina Liber de numeris → Isidor von Sevilla Liber ordinis rerum , –, Liber de simplici medicina → Circa instans Liber veritatis Hippocratis → Capsula eburnean Lieberichs, Heinz Liechtenauer, Johannes , – Liegnitzer, Andreas Liegnitzer Stadtrechtsbuch → Wurm, Nicolaus Lienhart der Eckelzain , Limburger Monatsregeln –, , Livländische Reimchronik Livländischer Spiegel , , –, f. Livländisches Bauernrecht f., Lob des Aderlasses , , – Locatellus, Bonetus Löwenberger Rechtsbuch , , –, Londoner Wund- und Salbenbuch f. Lorenz, Meister , f., f., f. Lorscher Arzneibuch –, Lorscher Glossen f. Losbuch (gereimt) I , f. Loschi, Antonio Lose, Johannes , f. Lothar I., Kaiser, fränkischer König Lothar III., Kaiser, dt. König, Herzog von Supplinburg Lucan(us) (Marcus Annaeus L.) Lucidarius , , , Lucilius, Freund Senecas d. J. Luder von Ramesloh , Ludolf de Luco aus Hildesheim –, , Ludus Josephi → Josephsspiel Ludwig I., der Fromme, Kaiser, fränkischer König , ,
Register Ludwig II., der Deutsche, ostfränkischer König f., Ludwig IV., der Bayer, Kaiser, röm.-dt. König, Herzog von Bayern, Pfalzgraf bei Rhein , , , , , , f., , f., , , , Ludwig II. der Strenge, Herzog von (Ober-) Bayern , Ludwig V., der Brandenburger, Herzog von Bayern, als Ludwig I. Markgraf von Brandenburg, Graf von Tirol , , Ludwig VI. der Römer, Herzog von Bayern, Markgraf von Brandenburg (L. II.) Ludwig IX., der Reiche, Herzog von BayernLandshut Ludwig I., Markgraf von Brandenburg → Ludwig V., Herzog von Bayern Ludwig VII., König von Frankreich f. Ludwig X., König von Frankreich Ludwig V., Pfalzgraf bei Rhein, Kurfürst , , , , , , , , , , f. Ludwig I. der Große, König von Ungarn und Polen Lübisches Recht , –, , f., Lüneburger (Wiener) Stuhlschautext f. Lukan → Lucan(us) Lull[us], Raimund[us] Lunare , –, , , , , , , , , Lupold von Bebenburg , , Lûpold von Wîltingen f. Lutbertus, Braunschweiger Ratsschreiber Luther, Martin Macer , , f., –, f., , –, , , , , , , , , , , , Macrobius (M. Ambrosius Theodosius) Madelger-Traktat Magdalenenbalsam – Magdeburg-Görlitzer Rechtsweisung Magdeburg-Breslauer systematisches Schöffenrecht , , –, , , Magdeburger Fragen (und Magdeburger Urteile) , , –, , f. Magdeburger Rechtsbücher , –, –, , , , , f., , , , , , , , , , ,
Magdeburger Schöffenrecht → Magdeburger Rechtsbücher Magdeburger Schöppenchronik , Magdeburger Urteile → Magdeburger Fragen Magdeburger Weistum Magdeburgisches Recht → Eike von Repgow Magdeburgisches Weichbild → Magdeburger Rechtsbücher Magnae derivationes → Huguccio von Pisa Magnus Eriksson, König von Schweden und Norwegen , Magister Salernus Maier, Michael , Maimonides (Moses ben Maimon) Mainauer Naturlehre , -, Mainzer Beichte Mainzer Landfrieden , , –, , Mair, Paulus Hector f. Malbergische Glossen – Manegold, Bischof von Neuenburg Manegold von Lautenbach Manesse, Rüdiger Manfred, König von Sizilien und Apulien , Mangold von Brandis Mangold, Niklaus Manipulus vel directorium iuris civilis Mantelboner, Motheis f. Manuale super Summam confessorum → Johannes von Freiburg Marbod von Rennes , , Marcellus Empiricus , , , , , Margarete Sambiria, Königin von Dänemark Margarethe von Tierstein, Gemahlin Graf Rudolfs VI. von Hohenberg Marienfelder Glossen f. Marius Victorinus Der Marner Marquard von Lindau Marquard, Dietrich Marquard, Konrad Marquart von Stadtkyll f. Marsilius von Inghen Marsilius von Padua , Martianus Capella –, , , Martin, Hl. Martin von Amberg Martin von Laon
Register Martin von Leibitz OSB Martin von Troppau , , , , Masen, Jacob Matteo Visconti Matthaeus Paris Matthaeus de Platea → Platearius, Matthaeus Matthäus von Vendôme Matthias von Kemnat Matthijssen, Jan Maurus, Arzt in Salerno –, , , , , , , , , Maurus, Magister, Marstaller Kaiser Friedrichs II. Mautter, Philipp Maximilian I., Kaiser, röm.-dt. König , , Maximilian von Eger Mechthild, Tochter Johanns von Buch Mechthilde, Gemahlin Johanns von Buch Medel, Hans De medicamentis ex animalibus → Placitus Papyriensis, Sextus Medicina Plinii Medisch Vademecum van Heverlee Meichsner, Friedrich f. Meißner Rechtsbuch , , , , , f., –, , f. Meister des Liber Viaticus Melanchthon, Philipp Melber, Johannes Melchior von Königshofen , Melissentraktat f. Mendel, Marquard Menippos von Gadara Mennel, Jakob Mensa philosophica Mercator, Arnold Merseburger Glossen f. Merula, Giorgio Mesuë, Pseudo- , Methodius, Pseudo- Metlinger, Bartholomäus , Meyer, Joachim Michael de Leone , , , f., , Michael von Prag Michael Scotus , f., , –, f., f. Millstätter Blutsegen Millstätter Handschrift Minnebestiarium
Minneburg Minner, Hans , , f. De minutionis utilitate → Lob des Aderlasses Missum imperatori → Gallus von Prag Mittelniederdeutscher Bartholomäus , , , –, , , Mönch von Salzburg , , f. Moeynen, Johannes Momordica-Traktat Mon(d)seer Glossen – Mondwahrsagetexte , , –, Mone, Franz Josef Montelboner, Motheis → Mantelboner, Motheis Moralischer Physiologus Moralium dogma philosophorum , Moretus, Matthaeus Morienus , , Moshe ben Bin’jomin Wolf Mühlhäuser Rechtsbuch , –, Mülich, Hektor Mülich, Jörg Müller, Christian Müller, Hans Heinrich Müller, Vincent Münchner Psalter Münich, Johannes, von Ochsenfurt Münchner Salbenbuch Münnerstadt, Johannes Müntzmeister, Konrad f., , Muh.ammad ibn Umail at-Tamˉımˉı → Senior Zadith Muntelbaner, Mathei → Mantelboner, Motheis Murmellius, Johannes Musandinus, Petrus f. Das nackte Weib , , Natternhemdtraktat → Paulinus, Johannes Natuurkunde van het heelal f. Neuber, Johann Die Neue Ee Neujahrsprognosen , , –, , Neumarkter Rechtsbuch , – Neun Bücher des Magdeburger Rechts → Ekhardi, Walther Newton, Isaac Ein new Wund Artzney Meister Johans von Parisijs Nicolaus → Nikolaus Nidhart, ostfränkischer Graf (. Jh.)
Register Niederdeutscher Gewürztraktat , –, Niger Abbas , , f. Niklas von Wyle , Nikolaus, Meister, Lehrer Gottfrieds von Franken Nikolaus von Birkenfeld f. Nikolaus von Buch f. Nikolaus von Dinkelsbühl Nikolaus von Dybin , f., Nikolaus von Freiburg , , f. Nikolaus von Goudriaan f. Nikolaus von Hebersdorf Nikolaus von Jamsilla, Ps.[?]- Nikolaus von Jeroschin Nikolaus von Kosel Nikolaus von Kues Nikolaus von Lyra Nikolaus, Herzog von Münsterberg Nikolaus von Mumpelier , , , –, Nikolaus von Polen , , –, , , , , , , Nicolaus Salernitanus , , , , , , –, , , , , , , , , , , , , , Nikolaus vom Schwert – Nikolaus von Udine (de Utino) f. Nikomachos Nithard Norennberga, Johannes Notker I. von St. Gallen (N. Balbulus, der Stammler, N. Poeta) OSB Notker III. von St. Gallen (N. Labeo, N. Teutonicus, N. der Deutsche) OSB , , , , –, , Novus Cornutus → Otto von Lüneburg Nürnberger Arzenibuch Nürnberger Kunstbuch , Dat nuwe Boich – Oberbayerisches Landrecht Kaiser Ludwigs des Bayern , , , –, Oberdeutsches Aderlassbüchel , , , , , , , , f. Oberrheinischer Revolutionär Oberrheinisches Aderlassbüchlein , Odilo von Cluny Odo von Bamberg Odo von Cambrai Odo von Meung Öglin, Erhard
Österreichischer Bibelübersetzer Österreichisches Landrecht , –, Oetinger, Friedrich Christoph Ofener Stadtrechtsbuch Officium s. Meginardi → Bern von Reichenau Officium s. Uldarici → Bern von Reichenau Onulf von Speyer Opus aquarum → Kuno II. von Falkenstein Opus agriculturae → Palladius Ordeelbook (Hamburger Stadtrecht von ) → Jordan von Boizenburg De ordine creaturarum → Isidor von Sevilla Ordo ad paenitentiam dandam Ordo iudiciarius Origenes , , Orosius (Paulus O.) , Ortenburger Losbuch , – Ortolanus (auch Hortulanus, Ortolain) Ortolf von Baierland , , , , , f., , , , , f., , , , –, f., , f., , , , , , , , , Ortolf von Weißeneck, Erzbischof von Salzburg Ps.-Ortol sches Frauenbüchlein , Ortwin von Merkenstein Osbern von Gloucester Ostbrabanter Theriaktraktat f. Oswald von Wolkenstein , f. Otloh von St. Emmeram Otmar, Johann Otmar, Silvan Otto I., der Große, Kaiser, dt. König Otto II., Kaiser, dt. König , Otto IV., Kaiser, dt. König , , Otto I., das Kind, Herzog von BraunschweigLüneburg f., Otto II., der Milde, Herzog von Braunschweig f. Otto von Freising (Bischof O. I.) OCist , Otto von Grüssau Otto von Lüneburg , – Otto der Rasp f. Otto von Rottenbuch Ottokar II. Pˇremysl, König von Böhmen , , , , Ottonianum → Braunschweiger Stadtrecht Ovid (Publius Ovidius Naso) , , , ,
Register Päsdorfer, Konrad Palladius, griech. Arzt Palladius (Rutilius Taurus Aemilianus P.) Papias Papyrus Ebers Paradisus animae – Pariser Gespräche , – Pariser Pestgutachten –, , , –, f., Pariser Verworfene Tage → Verworfene Tage Passauer Anonymus Passauer Kalendar f. Passauer Wundarznei Passional , Passiones puerorum adhuc in cunabilis iacentium –, Paulinus, Johannes , , , –, Paulus, Apostel, Hl. Paulus, Meister Paulus Diaconus Pernecker, Hans Pestlassmännlein f., , , f. Pestlatwergen-Beipackzettel Peter, Meister f. Peter von Danzig f. Peter van Dordt Peter von Grünenberg Peter von Münster Peter van Os Peter von Schaumberg (Schaumburg), Kardinal, Bischof von Augsburg Peter von Toledo Peter von Ulm , , , , , , Peter van Zirn Petrarca, Francesco , Petreius, Johann Petri, Johann Petroncellus, Pseudo- , Petroneller Kräuterbuch Petrus Alfonsi (P. von Toldeo) , Petrus Comestor , , , Petrus de Crescentiis , , –, , Petrus Helie (Helias) , Petrus Hispanus , , –, , , Petrus Hispanus OP Petrus Hispanus «logicus» f. Petrus Hispanus «physicus»
Petrus Hispanus Portugalensis Petrus Lombardus , , Petrus von Tarantaise → Innozenz V., Papst Petrus Venerabilis OSB Petrus de Vinea Peuger, Lienhart Peutinger, Konrad Pfarrer zu dem Hechte , , – P aum, Jakob , , , P aundorfer, Heinz Pfordten, Ludwig von der Pharetra dei contra Iudaeos → Theobaldus de Sexannia Philipp von Bergamo - Philipp IV. von Falkenstein-Münzenberg Philipp IV., der Schöne, König von Frankreich , , , , Philipp VI., König von Frankreich Philipp II., König von Makedonien Philipp (I.), Pfalzgraf bei Rhein, Kurfürst (Ph. der Aufrichtige) Philipp von Rathsamhausen, Bischof von Eichstätt Philipp von Schwaben, röm.-dt. König Philippe de Beaumanoir Philippus Tripolitanus , , Phlebotomia Hippocratis , –, , f. Physica Plinii Bambergensis Physiognomik , , – Physiologus –, Pierre de Fontaines Pilgerfahrt des träumenden Mönchs f. Pilgrim, Erzbischof von Köln , Pilgrim von Puchheim, Erzbischof von Salzburg (P. II.) Placitus Papyriensis, Sextus , –, , f., Planetenbuch Planetentraktate , , , , – De plantatione arborum – Platearius, Johannes , Platearius, Matthaeus , (Pseudo-)Platearius-Glossen → Liber iste Plato(n) , , , Platterberger, Johannes Plinius d. Ä. (Caius P. Secundus) , , , , , f., , Poliziano, Angelo Pohlhaimerin
Register Polemon von Laodikeia Polenton, Sicco Polnisches Recht → Ältestes polnisches Gewohnheitsrecht Pomisius, Lucas Pommersfeldener (schlesisches) Augenbüchlein f. Pompeius (Gnaeus P. Magnus) Popplau, Kaspar , , Porphyrios, griech. Philosoph Posener Rechtsbuch → Bernhard von Peisern Practica alchemica → Moeynen, Johannes Practica Bartholomaei → Bartholomaeus Salernitanus Practica receptarum convenientium → Bloemenstein, Berchtold Practica secundam Trotam → Trotula Prager Malerbuch Prager Wundarznei , , , – Premis → Hermann von Oesfeld Pˇremysl I., Herzog von Troppau Preuß, Niclas , , Preußisches Recht , – Priscianus (Theodorus P.) , , , , , Privilegium Culmense → Kulmer Handfeste Problemata Aristotelis → Aristoteles Prognostica Democriti → Capsula eburnea Promptuarium medicinae , , , Proverbia Salomonis Prudentius (Aurelius P. Clemens) Prüller Kräuterbuch –, , , Prüller Steinbuch – Prüß, Johann, d. Ä. Przemysł II., König von Polen Prußisch-pomesanisches Recht → Preußisches Recht Ptolemaeus (Claudius P.) , , , f. Puericius → Johannes de Mera Puff, Michael, von Schrick , , , Purchard von Reichenau OSB Purgoldt, Johannes Putsch, Ulrich (Bischof Ulrich II. von Brixen) Pyling, Meister Pythagoras , , al-Qabˉıs.ˉı → Alkabitius Quaestiones de medicorum statu f. De quattuor speciebus ydropisis → Von der Wassersucht
Quentell, Heinrich Quinque genera inequalitatis → Asilo von Würzburg Radulfus Ardens Rätselgedicht vom Stein der Weisen , Rahewin Raminger, Hans Rashi (Salomon ben Isaak) Rasis (ar-Rˉazˉı) → Rhazes Ratdolt, Erhard , De ratione dicendi → Rhetorica ad Herennium Rattenberger Bergordnung Raymond von Avignon (Avillers) Raymund de Peñafort OP Vom Rebis Der Rechte Weg → Popplau, Kaspar Rechtsabecedarien , , , Rechtsbuch nach Distinctionen → Meißner Rechtsbuch Rechtsbuch von der Gerichtsverfassung (Sächsisches Weichbildrecht) → Magdeburger Rechtsbücher Regensburger Aderlassbüchlein Regimen sanitatis Salernitanum , , , , , , , , , , , , Regimen scolarium → Scolaris Das regiment gab Arestotiles Allexandro Regimina dudecim mensium De regimine et construccione et que apud autores inveniuntur → Honover, Heinrich Regino von Prüm , Regula Ypocratis Reichlin, Andreas, d. Ä. Reiner der Deutsche Reinmar von Zweter , , Remedium to ryme vor de pestilenciam Remigius von Auxerre , , Remissorien Reuchlin, Johannes –, Revaler Kodizes des lübischen Rechts , – Revelatio Esdrae → Neujahrsprognosen Rhazes (Abˉu Bakr Muh.ammad ibn Zakarˉıyˉa arRˉazˉı) , , f., , , , , , , , , , , , , Rheinische Monatsregeln , Rhetorica ad Herennium , , – Ricardus Anglicus , ,
Register Richard, Meister - Richard de Fournival Richard von Mediavilla (von Middleto[w]n) Richard von Wendover Ric(h)bod, Abt von Lorsch, OSB, Erzbischof von Trier , Richel, Bernhard , Richtsteig Landrechts → Johann von Buch Richtsteig Lehnrechts , , – Ried(e)rer, Friedrich Riedner, Otto , Ries, Adam , Rigaer Stadtrechte für Hapsal , –, Rithmimachia –, Robert Grosseteste, Bischof von Lincoln , Robert(us) Holcot Robert von York Rockinger, Ludwig , Rode, Johannes – Roelans, Cornelius, van Mechelen , Römische Chirurgie , , , – Rößlin, Eucharius, d. Ä. Roger Frugardi , , –, f., , , , , , , , f., , , , , , , , Roland von Parma f. Rolevinck, Werner Roman I., Bischof von Gurk Rosarium philosophorum , , , –, , f. Rosenbusch, Hans Rosla, Heinrich Rosmarintraktat , Rossaventüre , , –, Rothe, Johannes , , , f., Rotulus von Mülinen Rube, Eckhart OP Rudimentum noviciorum Rudolf I., dt. König (von Habsburg) , , , , , f., , Rudolf I., Herzog von Bayern → Rudolf I., Pfalzgraf bei Rhein Rudolf von Ems , Rudolf (III.) von Habsburg-Laufenburg f. Rudolf VI., Graf von Hohenberg , f., ,
Rudolf I. von Hürnheim Rudolf III., Bischof von Konstanz Rudolf von Nebra, Bischof von Naumburg Rudolf IV., Herzog von Österreich , f., Rudolf I., der Stammler, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Bayern, Kurfürst , Rudolf II., Pfalzgraf bei Rhein Rudolf von Rheinfelden, Herzog von Schwaben, dt. Gegenkönig Rudolf I., Kurfürst von Sachsen Rudolf II., Kurfürst von Sachsen Rudolf II. von Sachsenhausen – Rudolf von Schlettstadt Rüdiger von Hainburg f. Rüdiger von Hendschiken Rügerin, Anna Rülein, Ulrich, von Kalbe Ru(f)us, Johann(es) → Rode, Johann(es) Ruffus, Jordanus , , Ru nus von Aquileia Ruland, Ott Rumsik, Johannes Choriantus → Johannes von Freiburg Runtinger, Margarethe, geb. Grafenreuther Runtinger, Matthäus Runtinger, Wilhelm Runtingerbuch – Rupert von Reichenau OSB Ruprecht, dt. König, Pfalzgraf bei Rhein (R. III.) Ruprecht von Freising , –, , , Ruprecht I., Herzog von Liegnitz , Ruprecht I., Pfalzgraf bei Rhein Ruralium commodorum libri XII → Petrus de Crescentiis Rusius, Laurentius Ruusbroec, Jan van Rynmann, Johann Saalfelder Stadtrechtsbuch – Sachs, Hans Sachs, Konrad f. Sachsenspiegel → Eike von Repgow Sachsenspiegelglosse → Glosse zum Sachsenspiegel-Lehnrecht Sächsische Weltchronik , Sächsisches Weichbild → Magdeburger Rechtsbücher Salbeitraktat , –
Register Salerner Rogerglosse → Roger Frugardi Sallust (Gaius Sallustius Crispus) Salomo III., Bischof von Konstanz, OSB Salomonisches Glossar – Salus vitae → Paulinus, Johannes Salven, plaster, pulver, oley, wasser Salzburger Annalen Salzburger Bergordnungen , – Salzburger Geiertraktat → Geiertraktat Samanunga worto , – Sammonicus (Quintus Serenus S.) Samuel ben Baruch Sandarman von Wimpfen, jüd. Arzt Schachaufgaben f. Schachzabelbücher – Schaub, Heinz Schedel, Hartmann , , , Schedel, Hermann Schelling, Konrad Schelling, Thomas , Schenck, Johann(es), von Würzburg Schene, Herbord Scheyerer Fürstentafel – Schladminger Bergbrief → Lienhart der Eckelzain Schlägler Albrant-Anhänge Schlesisches Landrecht → Breslauer Landrecht Schlesisches Landrecht → Meißner Rechtsbuch Schlettstädter Glossar f. Schlosser, Hans Schlüter, Konrad, von Goslar Schmieher, Peter Schober, Hans Schober, Johannes Schobser, Johann , , , Schöffer, Peter Schöner, Johannes Schönfelder, Johann(es) f. Schönsperger, Johann, d. Ä. Schönsperger, Johann, d. J. , , f., , , , De schola caelestis exercitii → Scola celestis exercitii Schole [Ere] der hemmelschen ovinghe → Scola celestis exercitii Schreck, Konrad, von Aschaffenburg , , Schröpfstellentexte , – Schüpfheimer Kodex , , Schüssler, Johann Schulordnungen –, ,
Schwab, Ingo Schwabenspiegel , , , , –, f., , , , , , f., , f., , -, , , , , , , , , Schwarzwälder Kräuterbuch → Alemannisches Kräuterbuch Schweidnitz, Andreas , Schwenninger, Rudolf , , f., f., Schwestermüller, Konrad , Scola celestis exercitii f. Scolaris – Secreta Democriti → Capsula eburnea Secreta Hippocratis → Capsula eburnea Secreta mulierum –, , , , – Secreta salernitana Secretum secretorum , –, –, , , –, , , , , , , , , , , , , f., , , Das Seebuch – Seffner, Johann – Seiff, Hans → Seyff, Hans Sendbrief-Aderlassanhang , f., , f., f., , , , f., , f. Sendschreiben der lauteren Brüder Seneca d. J., Lucius Annaeus , , , , , , , Senior Zadith , –, , , Sentlinger, Heinz , – Serapion , , Sermones dominicales per annum → Honover, Heinrich Sermones dominicales et festivals → Honover, Heinrich Servius (Maurus S. Honoratius) Seuse, Heinrich f. Seyff, Hans , Sibot(o) Siboto IV., Graf von Neuburg-Falkenstein f. Siegfried von Buch f. Siegmund (Sigismund), Kaiser, röm.-dt. König, König von Ungarn und Böhmen Siegmund von Königgrätz Sigmund am Ringeck , Siegmund, Herzog von Tirol, Herzog (Erzherzog) von Österreich
Register Siegmund von Volkersdorf, Erbischof von Salzburg Siger von Brabant Silleiner Stadtrechtskodex , , – Silvaticus, Matthaeus Silvester II., Papst Simmering, Johann Simon de Cassia Sinn der höchsten Meister von Paris , , , –, , , , f., , , f. Sintram, Johannes Sirr al-asrˉar → Secretum secretorum Sisebut, König der Westgoten f. Sittich, Hanns Skabiosenwasser-Traktat f., , Snellaert, Christian Sokrates , , , Sol und Luna , , f., – Solinus (Caius Iulius) , Sommer, Pankraz Somniale Danielis f., f., Somniale Joseph f., – Sorg, Anton , , , , , , , Speculum perfectionis → Scola celestis exercitii Speculum regiminis → Philipp von Bergamo Spechtshart, Hugo, von Reutlingen , – Spechtshart, Konrad , Species Berchtoldi → Bloemenstein, Berchtold Speyrer Arzneibuch , Speyrer Kräuterbuch – Spiegel aller deutschen Leute → Deutschenspiegel Spiegel der Gottheit Spiegel der samwitticheit Spiegel der Sonden f. Spiegel der Tugenden Stadechronik Stadtrecht von Goslar , , – Stadtrecht von München –, , – Stadtrecht von Pettau an der Drau f. Stadtregimentslehren – Statius (Publius Papinius S.) Statuta vel precepta scolarium → Scolaris Vom Stein der Weisen Steinbuch der Salzburger Handschrift M III f.
Steiner, Heinrich , , , Steinhöwel, Heinrich Steinmar (Steinmarlin), Bruder, OP f. Steirisches Landrecht f. Stella maris → Johannes de Garlandia Stendaler Glosse Stephan II., Herzog von Bayern , Stephan von Dorpat , , – Stephan I., der Hl., König von Ungarn Sternhals, Johann Sterzinger Miszellaneen-Handschrift Stetefeld, Johannes – Stockholmer Arzneibuch , , , , Stolberger, Heinrich Stolle Stralsunder Vokabular , Straßburger Blutsegen Straßburger Eichentraktat Straßburger Eide –, Straßburger Malerbuch (Str. Manuskript) , Straßburger Skabiosenwassertraktat f. Straßburger Theriaktraktat , f. Der Stricker , , Strochner, Konrad Sturmi OSB, Abt von Fulda Stuttgarter Wundarznei Suchenwirt, Peter , , Suff, Hans → Seyff, Hans Sulpicius Severus Sulpitius Verulanus, Johannes Summa Iovis → Iupiter Summa recreatorum Summa rudium Summarium Heinrici , –, , Sune Super ethicam Catonis → Philipp von Bergamo Swigger von Mühlhausen Syf(er), Hans → Seyff, Hans Symbolum (alchem.) → Bernardus Trevisanus Synonima apotecariorum - Synthen, Johannes Systematisches sächsisches Landrecht → Eike von Repgow Systematisches livländisches Ritterrecht Systematisches Schöffenrecht → MagdeburgBreslauer systematisches Schöffenrecht Tabula chemica → Senior Zadith
Register Tabula perantiqua Schirensis → Scheyerer Fürstentafel Tabula smaragdina , , Taddeo Alderotti –, , , , , , Taegio, Francesco Talhofer, Hans f., f. Tammo von Bocksdorf Der Tannhäuser Tassilo III., bayer. Herzog Tatian f. Taube, Heinrich, von Selbach Tauler, Johannes f. De taxone liber , , – Techwitz, Johann Tegernseer Prognostiken Temperamentenlehre , –, , , , , , , Tengler, Ulrich Teoderico da Cervia (dei Borgognoni) → Thiederik von Cervia Terenz (Publius Terentius Afer) , Termini iuristarum – Terrer, Konrad → Derrer, Konrad Tesingen, Frau von f. Der Teutsch Kalender Thannhausen, Konrad Theobaldus de Sexannia – Theoderich von Erfurt Theodoricus Longus → Lange, Dietrich Thesaurus pauperum , Thiederik von Cervia , , , f., Thiemo von Michelsberg OSB Thierry von Chartres , Thomas, Bruder f. Thomas von Aquin , , –, , , , , , , f., , Thomas von Bologna Thomas II., Bischof von Breslau Thomas von Cantimpré OP , , , , , , , , , , , , , Thomas von Capua Thomas von Chobham Thomas von Erfurt , Thomas von Neumarkt OPraem Thomas von Straßburg f. Thomasin von Zerklære , –, , Thorner Annalen
Thüring von Ringoltingen Tierkreiszeichenlehre , –, , , Tischzucht(en) , – Tölner, Johann f. Toggenburger Anatomie f. Tommaso del Garbo Tornamira, Hans → Andree, Hans Torrentinus, Hermannus Toxites, Michael Tractatus de apostematibus pestilentialibus Tractatus aureus Tractatus de pestilentia → Bloemenstein, Berchtold Tractatus de stomacho → Nicolaus van Goudriaan Tractatus urinarum → Gallus von Prag Traictie que les maistres de medicine et les astronomiens de Paris rent de la pestilence [Veus et consideres les effets] → Pariser Pestgutachten Traktat von schlafmachenden Stücken nach der arabischen Weise – Traumbücher , –, Treuchtlinger f. Treuga Heinrici Trienter Bergwerksurkunden –, Trierer Capitulare , –, , Trithemius, Johannes , , De triumphis ecclesiae → Johannes de Garlandia Troppauer Rechtsbuch – Trotula , , , , –, Truchseß, Dietrich Trutmann, Anton , , , Tucher, Endres III. Türst, Konrad , f., , Der Tugenden Buch , –, , Tunstede, Simon Turba philosophorum –, , Twinger, Jakob, von Königshofen , , , , , , , Twinger, Johann Tzerstede, Brand von Ugo dei Borgognoni , Ulmannus , Ulmer Horoskop Ulmer Wundarznei , , Ulrich von Ausgburg, Bischof, Hl. , Ulrich Engelbrecht von Straßburg OP
Register Ulrich von Etzenbach , Ulrich von Pottenstein , Ulrich von Weispriach Ulstad, Philipp Umgearbeitetes livländisches Rittrrecht → Systematisches livländisches Ritterrecht Umgearbeitetes rigisches Stadtrecht → Erweitertes Rigaer Stadtrecht Unger, Peter , , , f. Unsystematisches Schöffenrecht → Eike von Repgow Urban V., Papst Urban VI., Papst Urregimen → Konrad von Eichstätt Urso von Salerno , Uthmann ibn Suwaid Utilitas phlebotomiae → Lob des Aderlasses Utrechter Arzneibuch , , , , , , , , , , , – Utrechter Monatsregeln , –, f., Vadian, Jochaim (J. von Watt) Valentinian II., röm. Kaiser Valla, Lorenzo , Varro (Marcus Terentius V.) , Vaticinium de regno Bohemiae Veckinchusen, Hildebrand , Veckinchusen, Sievert Vegetius (Publius Flavius V.) , , Veldener, Johann Vera scientia alchimiae , f. Verbenatraktat –, , Vergil (Publius Vergilius Maro) , , , , , , , , Vermehrter Sachsenspiegel → Meißner Rechtsbuch Vermehrtes rigisches Stadtrecht → Erweitertes Rigaer Stadtrecht Versepistel des Aristoteles an Alexander über den philosophischen Stein , , Versus de volucribus, bestiis, arboribus – Verworfene Tage f., , , , , –, , , , De vettonica herba Vicko von Geldersen , – Vicko von Geldersen d. J. Victor IV., Gegenpapst Vidal de Canellas Vier-Meister-Glosse → Roger Frugardi
Vierundzwanzig-Paragraphen-Text , –, , , , , , , , , Vindicianus, Avianus , – Vintler, Hans Vinzenz von Beauvais , , , , , , , , , , , , , De viribus (naturis) herbarum → Macer Visbysches Stadtrecht , –, Vita beatae virginis Mariae et salvatoris rhythmica Vita religiosi → Scola celestis exercitii Vitaspatrum , Vlaamsche leringe van orinen f. Vocabulari Català-Alemany de l’any Vocabularius Brevilogus , –, , f. Vocabularius Ex quo , , , , f., , f., , – Vocabularius Sancti Galli –, Vocabularius Lucianus f., , Vocabularius optimus → Kotman, Johannes Vocabularius Principaliter f. Vogelfang und Hasensuche f. Vogelfangbüchlein vom Bodensee , Vokabular des Alten Schulmeisters → Alter Schulmeister Vokabulariengruppe Abba – Avis – Abbreviare f. Volemar → Volmar Volgmar → Volmar Volkert, Wilhelm Volmar , – Volpertus Vorgassen, Clara Vorster, Johannes Vurster, Johann Waffenhärtungstraktat f. Wagner, Peter Wagner, Sebastian Walahfrid Strabo , , f., , , Waldecker, Balthasar Waldemar (Woldemar), Markgraf von Brandenburg Waldemar II., König von Dänemark , , , Waldemar-Erichsches Lehnrecht , –, Walram, Erzbischof von Köln Walther von Geroldseck, Bischof von Straßburg
Register Waltherus de Boleslavia → Ekhardi, Walt(h)er Warendorf, Henrik Warendorp, Hermann Wartburgkrieg Warthenberg, Peter Von der Wassersucht f. Watt, Joachim von → Vadian, Joachim Die Weberschlacht Weichbildchronik → Magdeburger Rechtsbücher Weichbildglosse → Burchard von Mangelfelt Weichbildrecht → Magdeburger Rechtsbücher Weichbild-Vulgata → Magdeburger Rechtsbücher Weier (Weyer), Johann Weingartner Buchunterschrift Weißenburger, Johann Wenck, Johannes , Wenzel I., König von Böhmen , Wenzel II., König von Böhmen , Wenzel IV., König von Böhmen, röm.-dt. König , , , , , , Wenzel von Iglau Wenzel Pankraz von Szent-Miklós Werdener Urbar – Werinher von Tegernsee OSB Werner von Falkenstein, Erzbischof von Trier Wernher von Elmendorf , – Wern(h)er von Reichenau OSB, Bruder Hermanns des Lahmen Weseler Spiegel des Rates Westfal, Joachim Widukind von Corvey Wie man kinder sal regiren Wieck-Öseler Lehnrecht , , , f. Wiecker Bauernrecht f. Wiener Briefsammlung – Wiener Kräuterbuch Wiener Stadtrechtsbuch , – Wiener Theriak-Arzneimittelbegleitschein f., Wiener Weichbildbuch → Wiener Stadtrechtsbuch Wiener-Neustädter Stadtrecht(sbuch) – Wigand von Marburg Wild, Konrad Wilhalm, Jörg
Wilhelm I., Herzog von Bayern-Straubing, als Wilhelm V. Graf von Holland und Seeland, als Wilhelm III. Graf des Hennegaus Wilhelm IV. der Standhafte, Herzog von Bayern Wilhelm von Brescia Wilhelm Burgensis (de Congeni[i]s) , f. Wilhelm von Champeaux Wilhelm von Conches Wilhelm Durandus → Durandus, Wilhelm Wilhelm von Gennep, Erzbischof von Köln Wilhelm von Hirnkofen, gen. Rennwart f. Wilhelm von Hirsau –, Wilhelm, Graf von Holland, dt. (Gegen-)König , Wilhelm von Lack f. Wilhelm von Lubegge f. Wilhelm von Malmesbury Wilhelm de Montibus Wilhelm von Ockham , , Wilhelm Peraldus , Wilhelm von Saliceto , , Wilhelm von Vrimersheim Wilhelm von Wallis –, Wilhelm von Ware Willibrord, Hl. Williram von Ebersberg Wimpfeling, Jakob , f., , Windberger Interlinearversion zum Psalter Witschuch von Alsfeld , Wittenborg, Elisabeth Wittenborg, Hermann –, Wittenborg, Johann –, Wittenborg, Margarethe, geb. Grope Wittenwiler, Heinrich , , Wizlaw III., Fürst von Rügen Władysław I. Ellenlang I., König von Polen Wochentagsprognosen , –, Wolfdietrich Wolfenbütteler Arzneibuch , , , , , , , , , , , , , , Wolfenbütteler Monatsregeln , –, Wolfenbütteler Wundarznei Wolff, Heinrich Wolfrad von Altshausen Wolfram von Eschenbach , Wonnecke, Johann , , , , , ,
Register Wouter van Casebancke Vom Würfelspiel – Würzburger Markbeschreibungen – Würzburger Wundarznei Wurm, Nicolaus , , , , , , –, f. Wurmprecht – Xenophanes Xenophon Ypermann, Jan , , , Ypocras → Ipocras Zainer, Günther , , , , f.,
Zainer, Johannes Zeiringer Bergordnung –, Zimmernsches Secretum secretorum Zipser Willkür , – Zitatensammlung der Berliner Hs. mgq Zosimos von Panopolis Der züchte lere Zürcher Arzneibuch → Arzenîbuoch Ipocratis Zürcher Richtebrief – Zwickauer Stadtrechtskodex , , –,