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German Pages 998 Year 2015
Deutsches Literatur-Lexikon Das Mittelalter
Deutsches Literatur-Lexikon Das Mittelalter Herausgegeben von Wolfgang Achnitz Band Das wissensvermittelnde Schrifttum im . Jahrhundert Mit einem Essay von Mario Müller
De Gruyter
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Bandes PD Dr. Wolfgang Achnitz, Münster; Matthias Johannes Bauer, M.A. MBA, Duisburg-Essen; Dr. Dörthe Buchhester, Hildesheim; Dr. Lars-Arne Dannenberg, Königsbrück; Prof. Dr. Christoph Fasbender, Chemnitz; Prof. Dr. Frank Fürbeth, Frankfurt am Main; Dr. Jenny Haas, Offenburg; Bruno Jahn, München; Claudia Kanz, M.A., Chemnitz; Christian Lieberwirth, B.A., Chemnitz; Dr. Mike Malm, München; Dr. Christoph Mauntel, Heidelberg; Dr. Irina Merten, Jena; Dr. Carla Meyer, Heidelberg; Dr. Gesine Mierke, Chemnitz; PD Dr. Mario Müller, Hildesheim; Prof. Dr. Katharina Philipowski, Mannheim; Konrad Reinhold, M.A., Chemnitz; Dr. Uwe Tresp, Potsdam; Dr. Rainer Welle, Pfaffenweiler; Thore Wilkens, M.A., Chemnitz; Dr. Volker Zapf, München
Redaktionelle Leitung Bruno Jahn
ISBN ---- e-ISBN (PDF) ---- e-ISBN (EPUB) ---- Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© Copyright Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Umschlagabbildung: Paris, Musée du Louvre: Quentin Massys, Der Geldwechsler und seine Frau, Satz: bsix information exchange GmbH, Braunschweig Druck: Strauss GmbH, Mörlenbach ⃝∞ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com
INHALTSVERZEICHNIS Mario Müller: Textsorten des wissensvermittelnden (pragmatischen) Schrifttums im Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Bruno Jahn: Autoren und Werke des wissensvermittelnden Schrifttums nach Sachgebieten und Textsorten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Abkürzungs- und Siglenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXVII Das wissensvermittelnde Schrifttum im . Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Textsorten des wissensvermittelnden (pragmatischen) Schrifttums im Mittelalter Mario Müller I. Begrifflichkeiten Der sechste und siebte Band des Deutschen LiteraturLexikons. Das Mittelalter stellten Herausgeber und Redaktion vor große Herausforderungen. Denn es galt, der Gesamtkonzeption des Handbuchs folgend, möglichst alle bekannten mittelalterlichen Textzeugen in deutscher Sprache aufzunehmen. Eifrige Besucher von Bibliotheken und Archiven wissen jedoch, dass die schriftliche Überlieferung aus mittelalterlicher Zeit, die unter dem Titel Das wissensvermittelnde Schrifttum aufzunehmen wäre, nicht zu überschauen ist. Dies trifft vor allem auf die Überlieferung des . und . Jahrhunderts zu, die nach einer ersten Konjunktur im hohen Mittelalter das bis zu dieser Zeit Entstandene um ein Vielfaches überbot, so dass bis heute keine systematische Aufarbeitung der Bestände vorliegt und ein großer Teil des Materials noch nicht durch Editionen erschlossen ist. Daher vermögen wir weder die Überlieferung in verlässlichen Zahlen wiederzugeben, noch können wir in jedem Fall Auskunft darüber erteilen, wann die ersten deutschsprachigen Stücke der jeweiligen Textsorten in den mittelalterlichen Kanzleien und Schreibstuben entstanden sind. Vor allem entzieht sich das angefallene Verwaltungsschriftgut der fürstlichen Höfe, Klöster und Ratsstuben einer zufriedenstellenden Erfassung. Wie auch an anderen Orten der Schriftlichkeit bevorzugten die Schreiber und ihre Auftraggeber spätestens seit dem . Jahrhundert in großem Umfang die deutsche Sprache, wobei abhängig von Anlass, Textsorte und standesgebundenem Umfeld das Lateinische weiter in Gebrauch blieb (siehe hierzu u. a. Greule/Meier/Ziegler ). Unter Berücksichtigung dieser historischen Umstände schließen die beiden Bände zum wissensvermittelnden Schrifttum, die durch einen Essay von Frank Fürbeth zur Erörterung der Begrifflichkeit des Titels eingeleitet werden (Band ,
S. VII–XXVII), mit einem Versuch, die vernachlässigten Textsorten in einem knappen Überblick zusammenzutragen. Dabei folgen wir Fürbeths Vorschlag, unter dem Begriff des «wissensvermittelnden Schrifttums» Textzeugen zu erfassen, die über die mittelalterliche Fach- bzw. Sachliteratur hinausgreifen. Wir schließen auch jene Textsorten ein, die seit geraumer Zeit unter der Bezeichnung «pragmatisches Schrifttum» in die Literatur- und Geschichtswissenschaft sowie in ihre Nachbardisziplinen eingeführt worden sind. Hagen Keller, einer der geistigen Wortführer, der diese Bezeichnung auf einer soliden Forschungsgrundlage verbreitete, versteht darunter «alle Formen des Gebrauchs von Schrift und Texten, die unmittelbar zweckhaftem Handeln dienen oder die menschliches Tun durch Bereitstellung von Wissen anleiten wollen» (zit. nach Keller , S. ). Die Anregungen Fürbeths und Kellers aufnehmend, werden die Begriffe «wissensvermittelndes» und «pragmatisches Schrifttum» im Folgenden synonym genutzt. Eine Systematisierung des mittelalterlichen Schrifttums nach Textsorten ist in historisch arbeitenden Wissenschaften ein durchaus übliches Vorgehen; u. a. nden sich solche Ordnungsverfahren in linguistischen Beiträgen, Handbüchern zum Archiv- und Bibliothekswesen und natürlich in fachspezi schen Überblickswerken zur Literaturgeschichte und Geschichtswissenschaft. Die dort vorgeschlagenen heterogenen Texttypologien variieren nach zeitlichen, räumlichen, formalen, inhaltlichen und anderen Einteilungsprinzipien in Abhängigkeit von Fachwissenschaft und Zielführung (im Überblick: Sonderegger, in: Sprachgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte [...]. Bd. , , S. f.). Da die vorausgehenden Bände des vorliegenden Handbuchs ohnehin nach inhaltlichen und formalen Kriterien geordnet wurden, wird dieser Zugriff auch dem vorliegenden Beitrag zugrunde gelegt. Dabei werden die geläu gen Gattungsbezeichnungen beibehalten und, VII
wenn es sich anbietet, auf die Quellenbegriffe zurückgegriffen. Bei dem unter Punkt IV. vorgestellten Textsortenverzeichnis handelt es sich um eine Zusammenstellung ohne Verweise auf Autoren und Werke. Wir müssen auch eine auf die Historizität der untersuchten Gegenstände orientierte Texttypologie schuldig bleiben. Diese Aufgabe wäre Ergebnis einer umfassenden Analyse der im vorliegenden Handbuch zusammengetragenen und auch der hier vernachlässigten Textzeugen. Eine konstruktive Annäherung an die Textsorten der deutschen Sprache im Mittelalter bringen beispielsweise die Beiträge im zweiten Band der Sprachgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung (., vollst. neu bearb. und erw. Au ., hg. v. Werner Besch u. a., ) oder die postum zusammengestellten Beiträge Hugo Kuhns im Band Entwürfe zu einer Literatursystematik des Spätmittelalters ().
II. Textsorten im Überblick Wir streben in unserem Überblick keine Vollständigkeit an. Es geht vielmehr darum, die Desiderate exemplarisch aufzuzeigen und einen Eindruck vom mittelalterlichen Schriftenreichtum im Zusammenhang mit dem Gesamtvorhaben des Handbuchs zu vermitteln. Denn mit dem Deutschen Literatur-Lexikon steht uns ein Hilfsmittel zur Verfügung, mit dem wir auf einer bisher in diesem Umfang nicht zur Verfügung stehenden Quellengrundlage erkennen können, wie umfassend die deutsche Sprache sich Schritt für Schritt der diversen schriftlichen Textsorten bemächtigte, als dem Deutschen der Weg geebnet wurde zur Sprache der Dichter und Dichterinnen, Gelehrten, Schriftkundigen und jener Schriftunkundigen, die über die Voraussetzungen verfügten, ihre Gedanken mit Hilfe anderer zu verschriftlichen. Wir verzichten in diesem Beitrag darauf, die jeweiligen Textsorten näher zu charakterisieren; eine solche Aufgabe bildet ein eigenes Vorhaben mit erheblichem Aufwand. Erfreulicherweise lässt sich auf gute Vorarbeiten verweisen: Eine umfassende Einführung in die spätmittelalterliche Verwaltungstätigkeit und des daraus hervorgegangenen Schrifttums bietet der erste Band der Deutschen Verwaltungsgeschichte (Jeserich/Pohl/Unruh ), in dem wichtige Textsorten in eigenen Unterkapiteln besprochen werden. Im Rahmen der Erforschung VIII
der Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich erschien ein grundlegender Band (Hof und Schrift, hg. v. Werner Paravicini), in dem informative Beiträge zu ausgesuchten Textsorten im Umfeld des Hofes bis weit in die Frühe Neuzeit geboten werden. Für die Fachliteratur verfügen wir neben den älteren Arbeiten mit Die deutsche Fachliteratur der Artes in Mittelalter und Früher Neuzeit von Bernhard Dietrich Haage und Wolfgang Wegner () über ein aktuelles und fundiertes Überblickswerk. Paravicini nahm zum ersten Mal in einem Handbuch eine übergreifende Sichtung der schriftlichen Quellen im Sinne der De nition zur pragmatischen Schriftlichkeit in Angriff, wodurch die Beein ussungen in der Entwicklungsgeschichte von Sachliteratur und Verwaltungsschriftgut deutlich wurden. Ausgehend davon, wären die gewonnenen Ergebnisse durch eine zielführende Aufarbeitung über die Schriftlichkeit am spätmittelalterlichen Hof hinaus voranzutreiben. Für die deutschsprachige Überlieferung bietet das vorliegende Handbuch eine umfängliche Ergänzung zur Kenntnisnahme der Überlieferungszeugen. Es vermag allerdings nicht die doch stattlichen Lücken gerade für die Überlieferung des späten . und des . Jahrhunderts zufriedenstellend zu füllen. Denn die meisten Fehlstellen im sechsten und siebten Band betreffen die Schriftproduktion für eben diesen Zeitraum, in dem wir Textsorten vor nden, die entweder erst in dieser Zeit der deutschen Sprache erschlossen wurden oder vor im Vergleich zum ausgehenden Mittelalter selten in Erscheinung getreten waren. Dazu gehören vier große Gruppen, die im Folgenden vorgestellt werden: . das an Höfen, in Städten und Klöstern angefallene Verwaltungs- und Geschäftsschrifttum, . Rechtstexte, . Briefwesen und . Texte im öffentlichen Raum und Text-BildKombinationen. Die einzelnen Vertreter der mittelalterlichen Fachliteratur nden hier keine Berücksichtigung, weil sie im vorliegenden Handbuch in großer Zahl erfasst worden sind. Allerdings geben wir unter Punkt IV. (Textsortenverzeichnis) eine Zusammenführung aller Textsorten der vier genannten Gruppen und der im Deutschen Literatur-Lexikon aufgenommenen Textsorten der Fachliteratur.
Gruppe : Das an Höfen, in Städten und Klöstern angefallene Verwaltungs- und Geschäftsschrifttum
Innerhalb der ersten Gruppe fallen Textsorten mit Verzeichnischarakter aufgrund ihrer großen Zahl besonders auf. Aus ihren Reihen fanden bekannte und vor allem sehr alte Sprachdenkmäler im sechste Band Aufnahme. Sie werden gelegentlich auch als «Scripta-Quellen» (Schmidt-Wiegand ) bezeichnet und sind wie die → Hammelburger und die → Würzburger Markbeschreibungen von bzw. / oder das → Werdener Urbar von / seit langem Gegenstand der Forschung. Solche Stücke treten in verschiedenen Formen auf, z. B. als Einzelstück bzw. in Amtsbüchern, Akten, Stadtbüchern und historiographischen Schriften. Textsorten mit Verzeichnischarakter dienten bei der Bewältigung administrativer Aufgaben zur Dokumentation oder Erschließung unübersichtlicher Bestände. Dazu zählen Güter- und Steuerverzeichnisse (u. a. als Urbar, Berain, Sal-, Güter- und Lagerbuch, Heberolle- und -register bezeichnet), Grundbücher (als eine vor allem in der städtischen Verwaltung vorkommende Textsorte mit diversen Bezeichnungsvarianten), Taxregister, Zinsbücher, Erbregister, Lehnbücher und -register. In diese Gruppe gehören auch sog. Anschläge und Matrikeln. Diese beiden Textsorten zeichnen sich durch inhaltlichen Variantenreichtum aus; sie fanden u. a. Anwendung, wenn es galt, einen Überblick zu erarbeiten, welche Personen einem König oder Landesherrn zum militärischen Dienst verp ichtet waren (z. B. in sog. Reichsanschlägen bzw. -matrikeln). Desgleichen nden wir in Archiven und Bibliotheken Personenverzeichnisse zu Mitgliedern des städtischen Rats, der Gerichte, des hö schen Personals, von Bruderschaften und (adligen bzw. bürgerlichen) Gesellschaften sowie von geistlichen und weltlichen Herrschaftsträgern. Hierzu kann auch ein Teil des Memorialschrifttums zum Beispiel in Form von Anniversarbüchern gerechnet werden. Weniger umfangreich ist die mittelalterliche Überlieferung zu deutschsprachigen Bibliotheksund Bücherverzeichnissen bzw. Inventaren. Inventare wurden in der Regel angefertigt, wenn sich Besitzverhältnisse an Gegenständen änderten (z. B. beim Erbgang) oder wenn Reformvorhaben angestrengt wurden, für die der Ist-Stand von Hab und Gut erschlossen werden sollte. Inventare und verwandte Textsorten bildeten nicht nur die Grund-
lage für interne Geschäftsführungen (Dokumentation und Kontrolle), sondern sie konnten auch zu Werbe- und Repräsentationszwecken der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Verzeichnisse von Reliquien in Form von Einblattdrucken und Heiltumbüchern informieren über die Schätze von Kirchen, Klöstern und Höfen, z. B. um zu Wallfahrten oder den Besuch von großen Heiligenfesten anzuspornen. Die wichtigsten Produzenten der Textsorten mit Verzeichnischarakter waren die städtischen Verwaltungsträger, die Kanzleien und Amtssitze von geistlichen und weltlichen Herrschaftsträgern. Dort wurden Verzeichnisse und Register zur Rechnungsführung und zur Dokumentation von Besitztiteln, Verp ichtungen und Abhängigkeitsverhältnissen erarbeitet: Das Ausstellen und der Erwerb von Urkunden führten zur Anlage von Kopialbüchern, in denen die Urkundeninhalte vollständig oder in verkürzter Form (in Regestenform) festgehalten wurden. Aktenbestände, Amts-, Stadtund Ratsbücher erschloss man durch Register (z. B. Kanzleiregister), mit denen auch umfangreiche Korrespondenzen zugänglich gemacht werden konnten. Im Laufe des späten Mittelalters fanden immer mehr Verwaltungsakte schriftlichen Niederschlag und waren von einem Anstieg bisher wenig verwendeter bzw. unbekannter Textsorten begleitet. Diese Entwicklung bewegte sich im Rahmen der Finanzverwaltung und Heeresorganisation, des diplomatischen Verkehrs, des Lehns- und Gerichtswesens und der regulativen Organisation von Institutionen und Hausständen, wobei diese administrativen Teilbereiche oft eng miteinander verbunden waren. Die Finanzverwaltung und Heeresorganisation erschließt sich uns – wenn wir von den jeweiligen Schriften aus der Fachliteratur absehen – in den oben genannten Anschlägen und Matrikeln, in Rechnungen und Rechnungsbüchern (inklusive Geschäfts- und Handelsbüchern, Quittungen, Soldverzeichnissen, Schuldverschreibungen und sog. Futter-, Küchen- und Zehrungszetteln), in Bestallungen von Dienstleuten (Bestallungsbriefe, -bücher, -dekrete, -reverse), in obrigkeitlichen oder kaufmännischen Instruktionen für ausführende Organe, in Prokurationen (Vollmachten) und Kredenzen (Beglaubigungen). Für das . Jahrhundert haben sich darüber hinaus Textsorten erhalten, mit deren Hilfe sich einzelne Schritte für bestimmte Entscheidungsprozesse IX
gut rekonstruieren lassen. Aus der Feder von Amtsund Dienstleuten entstanden Protokolle, Gutachten, Denkschriften, Memoranden und Diarien, in denen über Versammlungen, Gespräche und Ereignisse berichtet wird. Sie sind als Gedächtnisstützen, amtliche Dokumentationen, persönliche Einschätzungen und Ratschläge konzipiert. In der Regel nden wir solche Aufzeichnungen im archivalischen Aktenbestand; dort sind sie den jeweiligen Sachverhalten ergänzend zugeordnet. Administrative und rechtliche Rahmenbedingungen wurden vielerorts durch «Ordnungen» abgesteckt. Dieser mittelalterliche Quellenbegriff umfasst ein breites inhaltliches Spektrum, mit dem wir uns über die Bereiche Finanzverwaltung und Heeresorganisation hinaus bewegen. Es ist uns nicht möglich, dieses Spektrum zufriedenstellend zu behandeln; deshalb muss hier eine knappe Aufzählung ausgewählter Ordnungen genügen, deren inhaltliche Disposition sich in der Regel durch den Begriff selbst erklärt: Bau-, Heeres-, Hof-, Frauenzimmer-, Fest-, Tanz-, Meier-, Einzugs-, Speise-, Luxus-, Tisch- (Tischzuchten), Amtleute-, Almosen-, Berg-, Luxus-, Polizei-, Tauf-, Hochzeits-, Zunft-, Münz-, Pestund Schulordnungen. Viele dieser Ordnungen zeichnen sich durch einen verbindlichen Charakter aus; sie geben zum Teil detaillierte Richtlinien zur Ämterstruktur, zur Besoldung, zu Funktionsbereichen der erwähnten Amtspersonen, Handlungsspielräumen, Finanzierung u. a. m. vor. Ziel war es, bestimmte Personengruppen und Institutionen einer verp ichtenden Organisationsstruktur zu unterwerfen; Zuwiderhandlungen konnten entsprechend sanktioniert werden. Urheber der Ordnungen konnten gleichermaßen geistliche, weltliche oder bürgerliche Repräsentanten und Vorsteher von Institutionen sein. In diesen Zusammenhang gehören auch die Regeln (Ordines), die schriftlich niedergelegten Gewohnheiten (Consuetudines) und Regulative der geistlichen Orden, die – nicht nur, aber vor allem – im späten Mittelalter aus dem Lateinischen übersetzt oder in deutscher Sprache aufgezeichnet worden sind. Die Beschäftigung mit den volkssprachlichen Vertretern dieser Textsorten ist ein noch relativ junges Forschungsfeld, das u. a. Gegenstand der Forschungsstelle für Vergleichende Ordensgeschichte (FOVOG) an der Technischen Universität Dresden mit seiner ertragreichen Publikationsreihe Vita Regularis. Ordnungen und Deutungen religiosen Lebens im Mittelalter ist. X
Abschließend sei für die erste Gruppe noch auf wenige, nach formalen Kriterien abgegrenzte Textsorten verwiesen. Dazu zählen Schreiberverse, Notizen, (Rand-)Vermerke, Konzepte, Entwürfe und dergleichen mehr; sie sind in der Regel mit anderen Textsorten verbunden und spiegeln verschiedene Stufen eines Bearbeitungsvorgangs wider. Ihre Erwähnung an dieser Stelle ist insofern konsequent, da sie zu jenen Textsorten gehören, die in Editionen oft nicht mitgeteilt werden und damit einem breiteren Publikum verborgen bleiben. Gruppe : Rechtstexte
Mit den Rechtstexten betreten wir ein Feld des wissensvermittelnden Schrifttums, das sich inhaltlich nur schwer abgrenzen lässt. Wir beschränken uns hier auf Texte, mit denen Rechtshandlungen unabhängig von ihrer rechtskräftigen Beglaubigung schriftlich dokumentiert und gegebenenfalls kommentiert wurden (einige Textsorten, die mit dieser De nition erfasst werden, wie beispielsweise Lehnsbücher und Urkundenkopiare, sind bereits in Gruppe erwähnt worden). Aus dieser großen Gruppe wurden zahlreiche Vertreter der Rechtsbücher in die Bände und des vorliegenden Handbuchs aufgenommen. Dies bot sich mit Blick auf einen vertretbaren Arbeitsaufwand an, weil mit dem vierbändigen Werk Die Rechtsbücher des deutschen Mittelalters von Ulrich-Dieter Oppitz () eine umfassende Zusammenstellung von Rechtsbüchern, Rechtsgangbüchern, Rechtsglossen, Sammelwerken (Remissorien, Abecedarien) und Stadtrechten zur Verfügung steht. Die dort versammelten Beiträge wurden um einige Textzeugen ergänzt (u. a. um mehrere Bergrechte), ohne Vollständigkeit anzustreben. Dies trifft vor allem auf die Gruppe der Stadtrechte zu, deren Textzeugen vor über anderthalb Jahrhunderten mit viel Fleiß von Ernst Theodor Gaupp (Deutsche Stadtrechte des Mittelalters, /) zusammengetragen und kommentiert wurden. Seitdem entstand zu den jeweiligen Stadtgeschichten eine heute kaum noch überschaubare Literatur, die sich nur teilweise durch Überblickswerke wie beispielsweise die Bände aus der Reihe Handbuch der historischen Stätten Deutschlands (erscheint seit ) oder das von Erich Keyser begründete Deutsche Städtebuch ( ff.) erschließen lassen.
Eine herausragende Stellung innerhalb der Rechtstexte nehmen Urkunden und die mit ihnen verwandten Textsorten aufgrund ihres Alters, Formulars und ihrer Rechtskraft ein. Sie bilden «den abschließenden schriftlichen Niederschlag einer Rechtshandlung» und sind «ein mit öffentlichem Glauben ausgestattetes, rechtskräftiges Schriftstück über erworbene Besitz- und Rechtstitel» (Hartmann , S. ). Für die mittelalterliche Rechts- und Verfassungsgeschichte stellen sie die wichtigste Quellengattung dar und bieten besonders für quellenarme Zeiten ein wichtiges Zeugnis. Zwar verfügen wir erfreulicherweise über eine breite Forschung und zahlreiche Urkundeneditionen (insbesondere zur Geschichte der Könige, Landesherren, Städte und geistlichen Institutionen), die reiche Überlieferung steht jedoch einer Darstellung der Gesamtüberlieferung im Weg, sodass aus dem Korpus der deutschsprachigen Urkunden nur wenige Textzeugen – zum Beispiel in Zusammenhang mit stadtrechtlichen Texten – den Weg in das Deutsche Literatur-Lexikon gefunden haben. Unabhängig von landes- und stadtgeschichtlichen Zugängen bieten die seit geraumer Zeit auch im World Wide Web zur Verfügung stehenden Editions- und Regestenreihen der Monumenta Germaniae Historica (www.dmgh.de) und der Regesta Imperii (www.regesta-imperii.de) eine Vielzahl mittelalterlicher Königs- und Kaiserurkunden in lateinischer und deutscher Sprache. Mit den Urkunden wird eine Textsorte aufgrund formaler Kriterien generiert; weitere Unterteilungen werden u. a. nach Ausstellern (zum Beispiel Papst-, Kaiser- oder Herrscherurkunden) und Inhalten der Urkunden getroffen. Aufgrund der kaum überschaubaren Vielfalt von Rechtshandlungen, die mit Urkunden zum Abschluss gebracht wurden, fällt es schwer, eine inhaltliche Systematisierung vorzulegen. Mit Blick auf das deutsche Schrifttum liegt eine solche Aufarbeitung unseres Wissens noch nicht vor, trotz einer blühenden Urkundenforschung und Editionstätigkeit auf diesem Feld (siehe hierzu z. B. Hruza/Herold , Schulze und Maleczek ). Harry Bresslaus Klassiker zur Urkundenlehre () bietet im dritten Kapitel eine Systematik der Urkunden ohne Unterscheidung der Sprachen; im . Kapitel geht er auf die Sprachen der Urkunden ein. Einige der unten erwähnten Textsorten wie «Reichsgesetze» und «Landfrieden» bzw. der in den Bänden und aufgenommen Stadtrechtsprivilegien und Handfesten
wurden zum Teil in Urkundenform überliefert; damit wird allerdings nur ein verschwindend geringer Bruchteil der mittelalterlichen Urkundenproduktion aufgezeigt. Will man einen umfänglichen Überblick zu den Textsorten des Rechtswesens gewinnen, steht mit dem Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte (., völlig überarb. und erw. Au ., ff.) ein unerlässliches Nachschlagewerke zu Verfügung. Dort werden viele der mittelalterlichen Rechtstexte exemplarisch und in Sammelartikeln besprochen. Auf Grundlage dieses Handwörterbuchs und der ergänzend herangezogenen Geschichte der Gesetzespublikationen von Timo Holzborn () für den Zeitraum ab werden abschließend zur zweiten Gruppe noch weitere vernachlässigte (deutschsprachige) Rechtstexte summarisch genannt: – Achtbücher (auch Achtregister): Verzeichnisse der von einem Gericht verkündeten Ächtungen mit Nennung der Geächteten. – Amtsbücher: In ihnen wurde Schriftgut mit administrativer bzw. rechtlicher Relevanz in Buchform zusammengetragen; sie zeichnen sich u. a. durch ihren kompilativen Charakter von Textsorten aus. Der Begriff ist inhaltlich nur schwer abzugrenzen und rekurriert in erster Linie auf die Art und Weise der Überlieferung in Buchform. Eine wichtige Untergruppe bilden die Stadtbücher, die erfreulicherweise seit einigen Jahren nach und nach im Index Librorum Civitatum. Verzeichnis der Stadtbücher des Mittelalters und der Frühen Neuzeit erfasst werden (www.stadtbuecher.de). – «Corpus iuris civilis» und «Corpus iuris canonici» (Bezeichnung aus dem . Jahrhundert): Diese bedeutendsten Sammlungen des römischen und kirchlichen Rechts in lateinischer Sprache wurden im Mittelalter stark rezipiert; sie waren Ausgangspunkt zahlreicher Kommentierungen, Gutachten, juristischer Traktate u. a. m. Weder das «Corpus iuris civilis» noch das «Corpus iuris canonici» wurden während des Mittelalters vollständig oder nahezu vollständig ins Deutsche übertragen, stattdessen entstanden mit sog. Summarien volkssprachliche Zusammenfassungen (vgl. z. B. die Rechtssumme Bruder → Bertolds). – Eides- und Huldigungsformeln: Dabei handelt es sich um Textsorten, die seltener in Einzelstücken überliefert sind als vielmehr in Eides- und Huldigungsbüchern, Stadt- und Ratsbüchern, XI
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Amtsbüchern, Akten und gelegentlich in historiographischen Schriften. Halsgerichtsordnungen (auch Male zordnungen genannt): Zusammenstellung von Regeln für Verfahren, in denen an Hand und Hals gehende Strafen verhängt wurden. Früheste Belege für das Vorhandensein von Halsgerichtsordnungen gehen auf das späte . bzw. das . Jahrhundert zurück. Juristische Fachliteratur und Gutachten: Erste deutschsprachige Vertreter juristischer Fachliteratur (zum Beispiel Klage- und Laienspiegel) und Gutachten zu diversen juristischen Sachverhalten (die in der Regel in Akten überliefert worden sind) treten unseres Wissens im . Jahrhundert und später auf; über Anzahl und Überlieferung der Gutachten lässt sich auf Grundlage des aktuellen Forschungstands keine zuverlässige Aussage treffen. Landfrieden: Zu dieser Textsorte existiert ein Überblickslemma (Bd. , Sp. –), in dem Genese, Überlieferung und Forschungsstand knapp zusammengefasst sind. Protokoll-, Gerichts- und Urteilsbücher (inklusive Schöffenspruchsammlungen, Hader-, Wette- und Verfestungsbüchern, Prozess- und Gerichtsordnungen) königlicher, landesherrlicher und städtischer Gerichte (zuzüglich der darüber hinaus existierenden institutionellen Repräsentanten der Hoch- und Niedergerichtsbarkeit): Auch zu diesen Textsorten fehlt eine Zusammenstellung; zu den Schöffenspruchsammlungen besteht ein Überblicksarti. kel in Bd. , Sp. Reichsgesetze: Es fanden nur die bekanntesten deutschsprachigen Reichsgesetze wie z. B. der → Mainzer Reichslandfrieden Kaiser Friedrichs II. von , die → Goldene Bulle Kaiser Karls IV. von bzw. der → Ewige Landfriede König Maximilians I. von Aufnahme. Seerechte als Teil von Stadtrechten oder unabhängig von diesen werden im vorliegenden Handbuch im Zusammenhang mit dem → Visbyischen, → Hamburgischen und → Lübischen Recht erwähnt. Stadtrechts- und Landrechtsreformationen wurden in den Bänden und nur sporadisch aufgenommen, zum Teil werden sie als Entwicklungsstufe älterer Privilegierungen besprochen (z. B. → Braunschweiger Stadtrecht).
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– Testamente: Die historische Forschung befasste sich aus der Reihe dieser Textsorte vor allem mit Vertretern der politischen Testamente; eine Zusammenstellung der mittelalterlichen Testamente bzw. Erbverfügungen im deutschsprachigen Raum liegt nicht vor. – Weistümer (auch Taiding, Offnung, Landrodel, Jahrding, Ruge genannt): Rechtsquellen, die im Rahmen gerichtlicher Weisung entstanden sind. Gruppe : Briefwesen
Der Begriff «Brief» (oder Varianten davon) bezeichnete im Mittelalter eine umfangreiche Gruppe verschiedener Textsorten; dazu zählten auch Urkunden. Das heißt, eine begriffliche De nition auf Grundlage der historischen Semantik ist mit Blick auf bestehende Fachtermini nicht zielführend. Sinnvoll erscheint uns eine De nition nach formalen Kriterien. Danach verstehen wir unter Briefen Textzeugen, die durch Anrede, Inhalt und Conclusio gekennzeichnet sind. Geschrieben oder diktiert wurden Briefe durch einen oder mehrere bekannte(n) oder unbekannte(n) Absender; der oder die Adressaten müssen nicht erwähnt sein. Innerhalb dieses begrifflichen Rahmens verfügten mittelalterliche Briefe über ein variantenreiches Formular und inhaltliche Vielfalt. Als eine der ältesten Formen schriftlicher Mitteilung beein ussten Briefe, ihr Formular, ihre Inhalte und stilistischen Prinzipien viele mittelalterliche Genres. Das emsige Sammeln und Schreiben von Briefen und Briefformularen sowie das Erheben des Briefschreibens zur Kunstform ließ eine hocharti zielle Briefkultur entstehen. Mit ihr sind Alphabetisierung, Schreibstoff, Sprache, Schrift (handschriftlich, in gedruckter Form, autographisch), Beglaubigung, Briefbeförderung und die mit dem Briefschreiben und Schreiben-Lassen bzw. Brie esen und -vorlesen verbundene Performanz untrennbar verbunden. Das Korpus der deutschsprachigen Briefe des Mittelalters ist ungezählt und nicht überschaubar. Korrespondenzen bilden den größten Teil; ihre Absenderinnen und Absender gehörten nahezu jedem Stand an. Die umfangreichste Edition einer deutschsprachigen Korrespondenz mit mehr als Briefen für die Jahre von bis dokumentiert den Briefwechsel des Kurfürsten Albrecht Achilles von Brandenburg (Priebatsch, –).
Dass dieser Reichtum an brie ichen Zeugnissen keine Ausnahme bildet, zeigen andere Editionen, in denen deutsche Korrespondenzen den Hauptoder zumindest einen wesentlichen Anteil des zusammengetragenen Materials ausmachen. Die bekannteren unter ihnen sind die Ältere und Mittlere Reihe der Deutschen Reichstagsakten ( ff.), die Regesta Imperii ( ff., hier besonders die Bände zu Kaiser Friedrich III.) und Georg Steinhausens Deutsche Privatbriefe (/). Diese und andere Ausgaben geben Anlass genug, in Archiven und Bibliotheken mit einer sehr großen Zahl an noch ungehobenen Briefen im Rahmen politischer, geistlicher, gelehrter, administrativer und privater Korrespondenzen zu rechnen. Korrespondenzen waren gelegentlich Abschriften anderer Briefe oder Schriftsachen, Pläne, Zeichnungen u. a. m. beigelegt. Häu g nden wir als «zedula» oder «new zeitung» bezeichnete Beigaben. Der Inhalt dieser Zettel ergänzte den Inhalt des Briefs oder/und teilte losgelöst von diesem zusammengetragene Nachrichten mit. Ihre Bedeutung wird bereits aus dem Begriff «new zeitung» ersichtlich: Sie spielten für das mittelalterliche Nachrichtenwesen und die Entstehungsgeschichte der Zeitungen (seit dem frühen . Jahrhundert) eine wichtige Rolle. In produktiven Schreibstuben entstanden in lateinischer Sprache Formular- und Titularbücher – frühe Vorläufer der erst im späten Mittelalter auftretenden deutschen Briefsteller. Briefe wurden in Briefsammlungen aufgrund unterschiedlicher Motivationen zusammengestellt – oft nicht vollständig, sondern nur rudimentär. Es entstanden Sammlungen von Übungstexten, Briefkonzepten sowie Verzeichnissen, in denen Briefein- und Briefausgänge registriert wurden. Erst spät, wohl am Ausgang des Mittelalters, wurden Korrespondenzen in Akten bzw. Briefbündeln gesammelt und archiviert. Da das Schriftgut des in der Regel männlichen Hausvorstands mit mehr Sorgfalt als das der weiblichen Personen des Haushalts aufbewahrt wurde, nden wir oft gut «sortierte» Korrespondenzen von Briefschreibern, während die Korrespondenzen von Briefschreiberinnen oft mühselig aus mehreren Empfängerarchiven zusammengetragen werden müssen. Innerhalb der Korrespondenzen gibt es formal und inhaltlich vielfältige Briefsorten: Einladungen, Neujahrsgrüße, Bittbriefe, Berichte, Kondolenzen, Geburtsanzeigen, (Geschäfts-)Anweisungen
etc. Deutschsprachige Korrespondenzen waren in der Regel nicht für eine größere Öffentlichkeit bestimmt, sondern für eine Person oder einen eingeschränkten Personenkreis. Gelehrte Briefwechsel, die überarbeitet und nach sorgfältiger Auswahl zusammengestellt und publiziert wurden, waren innerhalb der Studia humanitatis beliebt, aber fast ausschließlich in Latein abgefasst. Öffentliche Briefe, auch «offene Briefe» genannt, variierten in Form und Inhalt stark. Sie bestanden in der Regel aus einem Blatt, konnten an öffentlichen Plätzen vorgetragen, angebracht oder auch verkauft werden. Sie fanden als handschriftliche oder gedruckte Briefe (also als Einblattdrucke) Verbreitung. In Form von öffentlichen Briefen wurden als Sonderformen u. a. Schmäh- und Schandbriefe, die gelegentlich illustriert sein konnten (Lentz ), sowie Himmels- und Teufelsbriefe publiziert. Letztere waren ngierte Briefe, mit denen der Anschein erweckt werden sollte, ihre Botschaften kämen unmittelbar vom Himmel oder aus der Hölle. Diese Briefe standen in der langen Tradition geistlichen Schrifttums. (Send-) Briefe sind ein aus der Bibel und der Kirchenpraxis bekanntes Mittel von Kirchenoberen, den Mitgliedern ihres Kirchenbezirks Mut und Trost zuzusprechen, sie zu ermahnen und ihnen den Weg zu weisen. Auch auf anderen Feldern, im diplomatischen Verkehr (Geleit- und Schutzbriefe) und im höschen Roman (vgl. Wand-Wittkowski ), hinterließ die mittelalterliche Briefkultur bleibende Spuren. Obwohl deren Bedeutung in der Forschung durchaus betont wird, liegt bis heute keine zufriedenstellende Geschichte des (mittelalterlichen) Briefwesens vor (aktuelle, auch fachübergreifende Forschungsüberblicke z. B. bei Antenhofer/Müller , Schmolinsky und Broser ). Gruppe : Texte im öffentlichen Raum und Text-Bild-Kombinationen
Unter die vierte Gruppe werden Textsorten subsummiert, die sich durch ihre Präsentationsform, ihren Adressatenbezug und ihren repräsentativen Charakter auszeichnen. Darunter fallen Inschriften und Graffiti, «beschriftete» Textilien, Glasmalereien und Gegenstände, Wand- und Tafelmalereien, Devisen (Wahlsprüche) und Emblemata (Kombination von Wahlspruch und Bild). Sie waren in der Regel Teil des öffentlichen Raums (natürlich besteht XIII
hier eine Reihe von Ausnahmen) und besaßen aufgrund der Beschreibstoffe (Stein, Glas, Holz, Textilien etc.) eine im Vergleich zu den Vertretern der ersten bis dritten Gruppe außergewöhnliche mediale Wirkung. Es handelt sich um kürzere Texte unterschiedlichen Inhalts; oft sind sie formelhaft oder zitieren bekannte Texte. Nicht selten erschließt sich der Sinn dieser Texte erst im Zusammenhang mit dem Beschreibstoff, dem Ort ihrer Präsentation und/oder einer bildlichen Darstellung. Aufgrund der Abhängigkeit des Textes von anderen Medien nehmen diese Textsorten eine Sonderstellung ein: Für eine Interpretation dieser Quellen genügen in der Regel nicht die herkömmlichen Instrumentarien zur Textkritik. Dies trifft auch für die hier nur zu erwähnende Gruppe der «beschrifteten» Pläne (Planzeichnungen), Karten und Globen zu, für die streng genommen der Begriff «Textsorte» nicht zutrifft. Zusammenstellungen der Textsorten der vierten Gruppe bieten u. a. die lokal bzw. regional orientierten Reihen zu Bau- und Kunstdenkmälern bzw. Kunstdenkmälern, die in Göttingen und Greifswald angesiedelten Inschriftenstellen Die Deutschen Inschriften des Mittelalters und der frühen Neuzeit mit ihren Print- und Online-Publikationen (www.inschriften.net) und Einzelarbeiten wie z. B. der Band Detlev Kraacks zu Inschriften und Graftis des späten Mittelalters ().
III. Resümee Der knappe Überblick zu vernachlässigten Textsorten des vorliegenden Handbuchs zeigt nicht allein Desiderate auf, sondern weist auch auf die Unmöglichkeit einer vollständigen Erfassung der Textzeugen zum wissensvermittelnden Schrifttum auf absehbare Zeit hin. Novum und Gewinn der Bände und des Deutschen Literatur-Lexikons liegen in dem Versuch, zum ersten Mal über die deutschsprachige Fachliteratur hinaus Verfasser und Werke im Sinne der weiten De nition zur pragmatischen Schriftlichkeit thematisch und chronologisch gebündelt zu erfassen. Damit wird ein beeindruckendes Korpus zur Verfügung gestellt, das ähnliche Projekte übertrifft bzw. ergänzt. So konnten im Vergleich zum Handschriftencensus mit seinen derzeit über Einträgen (www.handschriftencensus.de) mehr als dort noch nicht erfasste Titel hier vorgestellt werden. XIV
Die dennoch fehlenden Textzeugen schmälern die damit erbrachte Leistung nicht. Denn nur wer sich ehrgeizige Ziele steckt, wird am Ende wissen, welche Hürden auf dem Weg dorthin zu nehmen waren. Das gilt auch für die Bände zum wissensvermittelnden Schrifttum: Der hier erzielte Befund legt für kommende Projekte nahe, eine sinnvolle und auf absehbare Zeit umsetzbare Systematisierung des pragmatischen Schrifttums zu erarbeiten, um einerseits dringende Forschungsbedarfe punktgenau zu erkennen und um andererseits auf die mit den Forschungsbedarfen gekennzeichneten Desiderate mit einer sinnvollen Konzeption für Nachschlagewerke und Kompendien zu antworten. In diesem Sinne fehlt an erster Stelle ein erschöpfendes Überblickswerk zu den mittelalterlichen Textsorten. Ein solches Werk dürfte sich dann aber nicht mehr nur auf deutsche beschränken, sondern müsste sich auch auf lateinische Textzeugen beziehen; im besten Fall wären ergänzend Textsorten mit Vorbildfunktion aus anderen Volkssprachen zu berücksichtigen. Dann nämlich erst erschließt sich die Entwicklungsgeschichte einzelner Textsorten (für viele liegen schon einschlägige Ergebnisse vor). Die Herausgeber eines solchen Überblickswerks hätten sich auch der Aufgabe zu stellen, eine umfassende Charakteristik der jeweiligen Textsorten zu erarbeiten, auf deren Grundlage es möglich ist, textkritisch zu arbeiten. Diese Anforderung ist angesichts des fachübergreifenden pragmatischen Schrifttums nicht zu überschätzen. Letztlich beugt ein umfassender Textsortenüberlick der Lückenbildung in verfasser- bzw. werkorientierten Handbüchern wie dem Deutschen Literatur-Lexikon vor: Autoren und Werke könnten auf Grundlage einer systematischen Erfassung der Textsorten zielführender und repräsentativer ausgewählt und gegebenenfalls durch Sammellemmata ergänzt werden. Ungeachtet dieser vor allem für Herausgeber von Nachschlagewerken relevanten Vorteile würde eine möglichst tiefgreifende und präzise Systematisierung nach Textsorten, so wie sie in groben Zügen im Deutschen Literatur-Lexikon verwirklicht wurde, neue Forschungsimpulse geben: z. B. zum Verhältnis der deutschen und lateinischen Textzeugen des mittelalterlichen Schrifttums, zu wenig beachteten Textsorten wie den Hofordnungen (um nur eine zu nennen) und natürlich zur Geschichte der Schriftlichkeit an sich, die für den deutschen Sprachraum noch längst nicht in befriedigender Form vorgelegt wurde.
IV. Textsortenverzeichnis zum wissensvermittelnden (pragmatischen) Schrifttum In diesem Verzeichnis werden sowohl die oben besprochenen Textsorten dargestellt als auch Textsorten der Fachliteratur; Letztere auf Grundlage des nachfolgenden Verzeichnisses zu den in den Bänden und aufgenommenen Werken (S. XIX–XXXVI). . Grammatik . Rhetorik und Dialektik Brie ehren Gesprächsbüchlein Rhetoriklehren Werke zur Gedächtniskunst (Ars memorativa) . Mathematik (Arithmetik und Geometrie) . Musiktheorie . Astronomie und Astrologie (inkl. Mantik) Kosmographien Losbücher, Geomantien Nautische Schriften Planetenbücher Prognostik Tierkreiszeichenlehren Traumdeutung . Enzyklopädien . Glossen und Glossare . Schulschriften und -ordnungen . Moral-didaktische Texte und Tugendlehren Andachtsbücher (Horologien) Denkschriften und Memoranden Fürstenspiegel, Regierungsanweisungen (Karten-)Spieltraktate Satansprozess-Dichtung Schachzabel- und Schachbücher . Humanmedizin und Pharmakologie Aderlass (Phlebotomie) Antidotare Apothekenwesen
Arzneibücher Augenheilkunde (Ophthalmologie) Balneologie Chirurgie Destillierbücher, Branntweintraktate, Rezepte für Medizinalwässer Diagnostik Diätetik, Gesundheitsregimen Gelbsucht Gewerbehygiene Gicht Gynäkologie, Obstetrik Hämatoskopie Herbare, Kräuterbücher Klistierlehren Koproskopie Lepra Magen-Darm-Erkrankungen Pädiatrie Pesttraktate Rezeptare Steinbücher (Lapidarien) Syphilis Urologie Uroskopie Wunderdrogen- und Drogentaktate Zahnheilkunde Ärztlicher Stand, ärztliche Ethik . Rechtstexte Abecedarien Achtbücher Amtsbücher (inklusive Stadtbücher) Bergrechte Bettelordnungen Corpus iuris civilis und Corpus iuris canonici Eides- und Huldigungsformeln Femerechtsbücher Halsgerichtsordnungen (Male zordnungen) Kirchenrecht Land- und Lehnrechtsbücher Landfrieden Leges Münzrecht Protokoll-, Gerichts- und Urteilsbücher (inklusive Schöffenspruchsammlungen, Prozess- und Gerichtsordnungen, Hader-, Wette- und Verfestungsbücher) Rechtsbücher Rechtsgangbücher Rechtsglossen XV
Rechtsliteratur (Fachliteratur und Gutachten) Reichsgesetze Remissorien Seerechte Stadtrechte sowie Stadtrechtsreformationen Testamente Urkunden und Urkundenkopiare Weistümer (Taiding, Offnung, Landrodel, Jahrding, Ruge) . Verwaltungs- und Geschäftsschrifttum Amtsspiegel Anweisungen (auch Instruktionen) Bestallungsbriefe, -bücher, -dekrete, -reverse Briefe und Briefwesen Korrespondenzen Formular- und Titularbücher Briefsammlungen Brie ehren Einladungen Neujahrsgrüße Bittbriefe Berichte Kondolenzen Geburtsanzeigen (Geschäfts-)Anweisungen Offene Briefe (z. B. Schmäh- und Schandbriefe) Sendbriefe Denkschriften Diarien Entwürfe Gutachten Handels- und Rechnungsbücher Konzepte Kredenzen Memoranden Notariatslehren Notizen und Randglossen Ordnungen Prokurationen Protokolle Schuldverschreibungen Textsorten mit Verzeichnischarakter Anschläge und Matrikeln Bücherverzeichnisse und Bibliothekskataloge Erbregister Formular- und Titularbücher Futter-, Küchen- und Zehrungszettel Grundbücher Güter- und Steuerverzeichnisse Inventare XVI
Kanzleiregister Kopialbücher Lehnbücher und -register Personenverzeichnisse Soldverzeichnisse Taxregister Zinsbücher . Kunsthandwerk Farbenbücher Malerbücher Musterbücher . Baukunst Baumeisterbücher . Bergbau, Verhüttung, Metallurgie Bergordnungen Probier- und Kunstbüchlein Walenbüchlein . Waffenhandwerk, -technik, Kriegwesen Befestigungsbau Büchsenmeisterbücher Fechtbücher Feuerwerksbücher Kriegs- und Schlachtendarstellungen Ringbücher Turnierbücher Wagenburgordnungen . Jagd, Tiere und Tiermedizin Angel- und Fischereibücher Beizbücher Bestiarien (Tierbücher) Jagdtraktate Veterinärmedizin Pferde Greifvögel Jagdhunde Rinder . Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft Botanische Lehrwerke Forstwesen Gartenkultur Weintraktate . Monatsregeln, Almanache und Kalender
. Haushalt Hausbücher Kochbücher Reinigungsmittel . Alchemie . Zauberei . Texte im öffentlichen Raum und TextBild-Kombinationen Ansichten Beschriftete Glasmalereien Beschriftete Textilien Beschriftete Wand- und Tafelmalereien Globen Heraldik und Wahlsprüche Devisen Emblemata Inschriften und Graffiti Karten Pläne (Planzeichnungen)
Ausgaben und Literatur Regesta Imperii. Begründet v. Johann Friedrich Böhmer. Frankfurt/M. u. a. ff. Deutsche Stadtrechte des Mittelalters, mit rechtsgeschichtlichen Erläuterungen. Hg. v. Ernst Theodor Gaupp. Bde. Breslau /. Deutsche Reichstagsakten. Ältere Reihe. Hg. v. der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. ff. München/Göttingen ff. Deutsche Reichstagsakten. Mittlere Reihe. Hg. v. der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. ff. Göttingen u. a. ff. Harry Bresslau: Handbuch der Urkundenlehre für Deutschland und Italien. Bde. Berlin (). Felix Priebatsch (Bearb.): Politische Correspondenz des Kurfürsten Albrecht Achilles. Bde. (Publicationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven , , ). Leipzig –. Deutsche Privatbriefe des Mittelalters. Mit Unterstützung der K. Preußischen Akademie der Wissenschaften hg. v. Georg Steinhausen. Bde. Berlin /.
Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte. Begründet v. Erich Keyser. Stuttgart ff. Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Stuttgart ff. Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. Hg. v. Adalbert Erler und Ekkehard Kaufmann. Bde. Berlin –; ., völlig überarb. und erw. Au . hg. v. Albrecht Cordes, Heiner Lück, Dieter Werkmüller und Christa BertelsmeierKierst. Bd. ff. Berlin ff. Hugo Kuhn: Entwürfe zu einer Literatursystematik des Spätmittelalters. Tübingen . Ruth Schmidt-Wiegand: Altdeutsche ScriptaQuellen. Volkssprachliche Aufzeichnungen des Rechtslebens als Textsorten. In: Textsorten und literarische Gattungen. Dokumentation des Germanistentages in Hamburg vom . bis . April . Hg. vom Vorstand der Vereinigung der deutschen Hochschulgermanisten. Berlin , S. –. Deutsche Verwaltungsgeschichte. Im Auftrag der Freiherr-vom-Stein-Gesellschaft hg. v. Kurt G. A. Jeserich, Hans Pohl und Georg-Christoph Unruh. Bd. . Stuttgart . Hagen Keller: Pragmatische Schriftlichkeit im Mittelalter. Erscheinungsformen und Entwicklungsstufen. Einführung zum Kolloquium in Münster, .–. Mai . In: Ders. u. a. (Hg.): Pragmatische Schriftlichkeit im Mittelalter. Erscheinungsformen und Entwicklungsstufen (MMS ). München , S. –. Josef Hartmann: Urkunden. In: Die archivalischen Quellen. Eine Einführung in ihre Benutzung. Hg. v. Friedrich Beck und Eckart Henning (Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs ). Weimar , S. –. Detlev Kraack: Monumentale Zeugnisse der spätmittelalterlichen Adelsreise. Inschriften und Graffiti des .–. Jahrhunderts (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse, Folge , ). Göttingen . Sprachgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung. Hg. v. Werner Besch u. a. ., vollst. neu bearb. und erw. Au . Bd. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft ,). Berlin/New York . XVII
Volker Hertel: Textsortenbenennungen im Deutschen des . Jahrhunderts. In: Sprachgeschichte als Textsortengeschichte. FS Gotthard Lerchner. Hg. v. Irmhild Barz u. a. Frankfurt/M. u. a. , S. –. Christine Wand-Wittkowski: Briefe im Mittelalter. Der deutschsprachige Brief als weltliche und religiöse Literatur. Herne . Timo Holzborn: Die Geschichte der Gesetzespublikationen, insbesondere von den Anfängen des Buchdrucks um bis zur Einführung von Gesetzesblättern im . Jahrhundert. Berlin . Matthias Lentz: Kon ikt, Ehre, Ordnung. Untersuchungen zu den Schmähbriefen und Schandbildern des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit (ca. bis ) (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen ). Hannover . Quellenkunde der Habsburgermonarchie (.–. Jahrhundert). Ein exemplarisches Handbuch. Hg. v. Josef Pauser, Martin Scheutz, Thomas Winkelbauer (MIÖG, Ergänzungsbd. ). Wien u. a. . Wege zur Urkunde, Wege der Urkunde, Wege der Forschung. Beiträge zur europäischen Diplomatik des Mittelalters. Hg. v. Karel Hruza und Paul Herold. Wien u. a. . Bernhard Dietrich Haage und Wolfgang Wegner: Deutsche Fachliteratur der Artes in Mittelalter
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und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanisitik ). Berlin . Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Hof und Schrift. Hg. v. Werner Paravicini (Residenzenforschung /). Ost ldern . Christina Antenhofer und Mario Müller (Hrsg.): Le lettere nella communicazione politica dall’ Antico Oriente no al XX secolo – Briefe in politischer Kommunikation vom Alten Orient bis ins . Jahrhundert (Schriften zur Politischen Kommunikation ). Göttingen . Ursula Schulze: Studien zur Erforschung der deutschsprachigen Urkunden des . Jahrhunderts. Berlin . Kanzleisprachenforschung. Ein internationales Handbuch. Hg. v. Albrecht Greule, Jörg Meier und Arne Ziegler. Berlin/Boston . Sabine Schmolinsky: Sich schreiben in der Welt des Mittelalters. Begriffe und Konturen einer mediävistischen Selbstzeugnisforschung. Bochum . Urkunden und ihre Erforschung. Zum Gedenken an Heinrich Appelt. Hg. v. Werner Maleczek (Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung ). Wien u. a. . Kuriale Briefkultur im späteren Mittelalter. Gestaltung – Überlieferung – Rezeption. Hg. v. Tanja Broser. Köln u. a. .
Autoren und Werke des wissensvermittelnden Schrifttums nach Sachgebieten und Textsorten Bruno Jahn
Die nachstehende Übersicht verzeichnet die Autoren und Werke des deutschsprachigen wissensvermittelnden Schrifttums des Mittelalters strukturiert nach Sachgebieten und Textsorten und innerhalb dieser annähernd chronologisch. . Grammatik Alkuin (um –) Ludolf de Luco(he) aus Hildesheim, . Jh. Johannes de Garlandia (um –nach ) Cato (dt.), ab Mitte . Jh. Donat, ab spätestens um Spechtshart, Hugo, von Reutlingen (–/) Johannes von Lauburg, . Jh. Honover, Heinrich (um –Anfang . Jh.) Alexander de Villa Dei (um /–um /), dt. Rezeption ab . Hälfte . Jh. Fliscus, Stefanus (um –um ) Grammatellus, spätestens Mitte . Jh. Huwilogus, überliefert ab Mitte . Jh. Bücklin, Conrad (* um ) Mulich, Bartholomäus (um –um ) Perger, Bernhard († nach ) Karoch von Lichtenberg, Samuel († nach ) Seligenstädter Lateinpädagogik, nach Brant, Sebastian (–) Zenders, Wilhelm, von Wert, . Hälfte . Jh./ frühes . Jh. . Rhetorik und Dialektik . Brie ehren Cicero (– v. Chr.), dt. Übersetzungen ab dem späten . Jh. Admonter Briefsammlung, um – Halberstädter Ars dictaminis, / Wiener Briefsammlung, um Baumgartenberger Formularius, frühes . Jh. Iupiter, spätestens . Hälfte . Jh. Johann von Neumarkt (um /–) Rüdiger von Hainburg († wahrscheinlich nach ) Meichsner, Friedrich († um )
Anselm von Frankenstein, Ostschwäbisches Briefformular, spätestens Niklas von Wyle (um –) Huber, Christoph, . Hälfte . Jh. Ingolstädter Rhetorik, . Hälfte . Jh. Titelbüchlein, spätestens Karoch von Lichtenberg, Samuel († nach ) Geßler, Heinrich († [?]) Senff, Johann († ) . Gesprächsbüchlein Kasseler Glossen, . Viertel . Jh. Pariser Gespräche, spätes ./frühes . Jh. Baldwin von Viktring († ) Eberhardi, Ulrich (um –) Es tu scolaris?, gedruckt seit / . Rhetoriklehren Alkuin (um –) Notker III. von St. Gallen (um –) Konrad von Mure (um –) Rhetorica ad Herennium, dt. Rezeption ab dem . Jh. Iupiter, spätestens . Hälfte . Jh. Johann von Neumarkt (um /–) Stetefeld, Johannes († nach [?]) Bernhard von Kraiburg (/–) Luder, Peter (um –) Friedrich von Nürnberg, Mitte . Jh. Albrecht von Eyb (–) Formulare und deutsch Rhetorica, . Viertel . Jh. Karoch von Lichtenberg, Samuel († nach ) Riedrer, Friedrich (um –um ) . Werke zur Gedächtniskunst (Ars memorativa) Rosenheimer, Johann Ulrich, . Hälfte . Jh. Italicus, Nicolaus, um Meister Heinricus, spätestens um XIX
Johannes Bedellus, um Hartlieb, Johannes († ), Mitte . Jh. Hirschfelder, Bernhard († nach )
Virdung, Sebastian (um –/) Judenkünig, Hans (um –) Schlick, Arnold (um –um )
. Mathematik (Arithmetik und Geometrie) Josephsspiel, spätestens . Jh. Rithmimachia, ab ca. Boethius (um –vermutlich ): De institutione arithmetica Asilo von Würzburg, . Jh. Hermann von Reichenau (–) Johannes de Sacrobosco, um Alkabitius († ), dt. ab . Hälfte . Jh. Geometria Culmensis, . Jh. Johann(es) (Krafft) von Gmunden (um /–) Regiomontanus, Johannes (–) Algorismus Ratisbonensis, . Hälfte . Jh. Stolberger, Heinrich, Mitte/. Hälfte . Jh. Amann, Friedrich, Mitte/. Hälfte . Jh. Roritzer, Matthäus (um /–um ) Bamberger Rechenbuch (Blockbuch), / Trienter Algorismus, um Bamberger mathematisches Manuskript, . Hälfte . Jh. Deutsche Algebra, Wagner, Ulrich († /) Bamberger Rechenbuch Widmann, Johannes, von Eger (um –nach) Visierbüchlein, dt. ab . Hälfte . Jh. Geometria arismetricalis, spätes . Jh. Muntz, Johann († ) Rülein, Ulrich, von Calw (–) Heinfogel, Konrad († ) Köbel, Jakob (um /–)
. Astronomie und Astrologie (inkl. Mantik) Aristoteles (– v. Chr.), dt. Übersetzungen um und ab dem . Jh. Alkuin (um –) Aethicus (Ister), . Jh. Wilhelm von Hirsau (um –) Bedeutung der Buchstaben, . Jh. oder früher Johannes de Sacrobosco, um Konrad von Megenberg (um –) Planetentraktate, ab ca. Meichsner, Friedrich († um ) Johann(es) (Krafft) von Gmunden (um /–) Regiomontanus, Johannes (–) Mappa mundi, spätestens . Drittel . Jh. Amann, Friedrich, Mitte/. Hälfte . Jh. Von der Anfertigung astronomischer Instrumente, um Schleusinger, Eberhard (um oder später–nach ) Hartlieb, Johannes († ) Planetenbuch, spätestens . Viertel . Jh. Beham, Lazarus, . Jh. Johann(es) (Schelling) von Glogau (um [?]–) Engel, Johannes († ) Grünpeck, Joseph (–nicht vor ) Bonatti, Guido († /), dt. Übersetzungen um Sittich, Erhard, um Burkhard, Peter (um [?]–) Stöffler, Johannes (–) Pollich, Martin (um –) Heinfogel, Konrad († ) P aum, Jakob (* um [?]) Virdung, Johann, von Haßfurt (–/) Klainmüller, Johann(es) (* /) Köbel, Jakob (um /–) .. Nautische Schriften Seebuch, ab etwa . Prognostik Lunare, dt. ab dem . Jh. Tierkreiszeichenlehre, dt. ab dem . Jh. Neujahrsprognosen, ab dem . Jh. Wochentagsprognosen, dt. ab dem . Jh. Mondwahrsagetexte, dt. ab dem . Jh. Verworfene Tage, dt. ab dem . Jh.
. Musiktheorie Notker III. von St. Gallen (um –) Boethius (um –vermutlich ): De institutione musica Bern von Reichenau (um –) Hermann von Reichenau (–) Wilhelm von Hirsau (um –) Franko von Köln, . Jh. Spechtshart, Hugo, von Reutlingen (–/) Konrad von Zabern († /) Adam von Fulda († ) Ein tütsche Musica des gurirten gsangs, Egerer Tonlehre, . Hälfte . Jh. XX
Iatromathematisches Hausbuch, um Albohali (um –um ), dt. Bearbeitungen ab der . Hälfte . Jh. Iatromathematisches Corpus, . Hälfte . Jh. Konrad von Butzbach, . Hälfte . Jh. (Pseudo-)Hartlieb, Johannes (um –) Ortenburger Prognostiker (–nach Aug. ) Lichtenberger, Johannes (um [?]–vor März ) Stoll, Hans (vor –nach ) Petroneller Geburtsprognostik, . Hälfte . Jh. Seybold, Leonhard, . Hälfte . Jh. Bernhard von Eiching, . Hälfte . Jh. Hernsheimer, Peter, . Hälfte . Jh. Eckstein, Adam, . Hälfte . Jh. Türst, Konrad (um –) Schinnagel, Marcus (um –frühestens ) P aum, Jakob (* um [?]) Faber, Wenzel (um /–) Stöffler, Johannes (–) Pollich, Martin, von Mellrichstadt (um –) Behaim, Bernhard, Astrolabium planum, ab Reinhard der Lollarde, spätestens um Christoph von Glotz, spätes . Jh. Siegmund von Prüstat, spätes . Jh. Muntz, Johann († ) Bruder Valentin, spätes . Jh. Bauernpraktik, wahrscheinlich spätes . Jh. Erndorfer, Lukas, [] Bruder Valentin, spätes . Jh. Wyß, Hans, um Schrotbank, Hans (–) Muntz, Johann († ) Schönheintz, Jakob († nach ) Eck, Paul(us) († nach ) Leimbach, Georg (vor –wahrscheinlich frühestens ) Vischer, Matthias († ) Reynmann, Leonhard, ./. Jh. Seger, Johann, Wende ./. Jh. Virdung, Johann, von Haßfurt (–/) Tockler, Konrad (um –) Roslin, Stephan (um –) Neper, frühes . Jh. Lutz, Bernhard, um / Roßschwanz, Johannes, . Hälfte . Jh. Oberling, Hanns, . Hälfte . Jh. . Losbücher, Geomantien Alfadol, . Hälfte . Jh.
Ortenburger Losbuch, . Jh. Losbuch (gereimt) I, . Hälfte . Jh. Losbuch (gereimt) II, spätestens um – Würfelbuch für Liebende, . Viertel . Jh. oder früher Mainzer Kartenlosbuch, spätestens um . Traumdeutung Traumbücher Lobenzweig, Hans, von Riedlingen (* um ) Armer Nikolaus, . Hälfte . Jh. . Enzyklopädien Hrabanus Maurus (um [?]–) Hildegard von Bingen (–) Martianus Capella: De nuptiis Philologiae et Mercurii, früheste dt. Rezeption um Summarium Heinrici, . Hälfte . Jh. (?) Herrad von Hohenburg (/– oder später) Lucidarius, . Jh. Honorius Augustodunensis (um /– [?]) Secretum secretorum, ab dem frühen . Jh. dt. überliefert Bartholomäus Anglicus (vor –) Vinzenz von Beauvais (vor –) Jacob von Maerlant (um –um /) Hildegard von Hürnheim (um –nach ) Natuurkunde van het heelal, spätes . Jh. Hugo von Trimberg (um –nach ) Mainauer Naturlehre, um Konrad von Halberstadt d. Ä., † wahrscheinlich nach Gernpaß, Michel, . Hälfte . Jh. (?) Konrad von Megenberg (um –) Schweidnitz, Andreas, . Hälfte . Jh. Buch Sidrach, . Hälfte . Jh. Norennberga, Johannes, . Jh. Melchior von Königshofen, spätestens Mitte . Jh. Versepistel des Aristoteles an Alexander über den philosophischen Stein, vor Königschlacher, Peter, von Waldsee († frühestens ) Schober, Hans (um –frühestens ) Baumann, Michael, Lorchner, Johann, . Hälfte . Jh./frühes . Jh. . Glossen und Glossare Abrogans deutsch, etwa Mitte . Jh. Vocabularius Sancti Galli, . Hälfte . Jh. XXI
Samanunga worto, um Abecedarium Nordmannicum, spätestens . Hälfte . Jh. Lorscher Glossen, . Viertel . Jh. Mondseer Glossen, . Hälfte . Jh. Essener Evangeliarglossen, . Jh. Merseburger Glossen, frühes . Jh. Salomonisches Glossar, ab dem . Jh. Summarium Heinrici, . Hälfte . Jh. (?) Schlettstädter Glossar, – Albert von Siegburg, . Jh. Versus de volucribus, bestiis, arboribus, überliefert im .–. Jh. Marienfelder Glossen, um – Füssener Sprachproben, um Koeppelsches Psalmenfragment mit Interlinearglossen, um Johannes de Garlandia (um –nach ) Ascher ben Jakob Halevi (* um ) Abstractum-Glossar, um Glossarium Benense, um Termini iuristarum, spätestens um Komanisch-deutsches Glossar, . Hälfte . Jh. Glossarius, . Hälfte . Jh. Kotman, Johannes († ) Konrad von Heinrichau, um Johannes de Mera († nach ) Twinger, Jakob, von Königshofen (um –) Closener, Fritsche († /) Dietmar von Meckebach, Mitte/. Hälfte . Jh. Synonima apotecariorum, überliefert im . und . Jh. Vocabularius Lucianus, überliefert ab . Hälfte . Jh. Liber ordinis rerum, spätes . Jh. Engelhus, Dietrich (um –) Vokabulariengruppe Abba – Avis – Abbreviare, vor Vocabularius Principaliter, etwa – Niger abbas, um Vocabularius Brevilogus, um Vocabularius Ex quo, um Johannes de Bila († [?]) Erhard von Tepl, frühes . Jh. Frenswegener Vokabular, spätestens um – Kappel, Hermann, . Jh. Georg von Nürnberg, . Hälfte . Jh. Fliscus, Stefanus (um –um ) Johannes von Gablingen, . Jh. Huwilogus, überliefert seit Mitte . Jh. XXII
Münnerstadt, Johannes († ) Harghe, Johannes (* spätestens ), Vokabular des Alten Schulmeisters, um Melber, Johannes, um Zollner, Heinrich (um –) Stralsunder Vokabular, frühe er Jahre Seyff, Hans (vor –nach ) Brack, Wenzeslaus († ) Gert van der Schueren (um –nach ) Vocabularius teutonico-latinus, Vocabularius incipiens teutonicum ante latinum, / Vocabula pro iuvenibus, spätestens um Vocabula iuvenibus multum necessaria, spätestens Vocabularius praedicatoribus multum utilis propter Alemanicum, um Vocabolari molt pro tos per aprendre Lo Catalan Alamany y Lo Alamany Catalan, Hütlin, Matthias († ) . Schulschriften und -ordnungen St. Galler Schreibervers, Mitte . Jh. Aristoteles (– v. Chr.), dt. Übersetzungen um und ab dem . Jh. St. Galler Schularbeit, . Hälfte . Jh. Cicero (– v. Chr.), dt. Übersetzungen ab dem späten . Jh. Eberhard (der Deutsche), um Schulordnungen, . Hälfte des . Jh. Spechtshart, Hugo, von Reutlingen (–/) Otto von Lüneburg, spätestens . Jh. Derrer, Konrad, . Hälfte . Jh. Versus de materia, ne et ordine scienciarum omnium, dt. spätes . oder frühes . Jh. (vor ) Scolaris, um Die sieben Eigenkünste, . Viertel . Jh. Die sieben freien Künste, die vier Fakultäten und der Baum der Wissenschaft, . Drittel . Jh. Stolberger, Heinrich, Mitte/. Hälfte . Jh. Heinrichvon Keppel (vor –) Huber, Christoph, . Hälfte . Jh. Peter van Zirn (vor –wahrscheinlich nach ) . Moraldidaktische Texte und Tugendlehren Wernher von Elmendorf († nach /) Tischzucht(en), ab. . Jh.
Thomasin von Zerklære (um –) Paradisus animae, um Der Tugenden Buch, um Spiegel der Sonden, . Jh. Christine de Pizan (–) Philipp von Bergamo († um ) Buch von den vier Angeltugenden, ab dem . Jh. Der Kleine Renner, frühes . Jh. Vintler, Hans († ) Der Leyen Doctrinal, ab etwa Der Tugend Regel, Anfang . Jh. (?) Documenta Aristotilis ad Alexandrum Magnum, dt. Bearbeitungen ab der . Hälfte . Jh. Frowin von Krakau (um –nach ) Wie man kinder sal regiren, Mitte . Jh. Kopenschopp to vooren, spätestens / Frauenburg, Johannes (um –), Polethicon, dt. Teilübersetzungen, spätes . Jh. Schlüsselfelder, Heinrich, . Hälfte . Jh. Weiglin, Jakob († vor Mai ) . Fürstenspiegel, Regierungsanweisungen Stadtregimentslehren, ab . Hälfte . Jh. Fürstenspiegel nach Aegidius Romanus, ca. /– Johannes von Vippach, . Jh. Von gemeynem regement der stete lande und lude und sin selbest, . Jh. Gute Lehren über den gemeinsamen Nutzen, spätestens Mitte . Jh. Fürstenspiegel Wiewol all menschen erstlich entsprungen aus ainer wurczel Adam, Mitte . Jh. Lehre eines Kriegsrats, um Fürstenspiegel Von dem Adel, . Jh. Regierungsanweisung Eyn kurcz ordenonge in gemeyne allen den die da regieren huß dorffere oder stede, . Jh. Weseler Spiegel des Rats, wohl Ende . Jh. . Schachzabel- und Schachbücher Schachzabelbücher, erste dt. Bearbeitung ca. – oder . Viertel . Jh. Heinrich von Beringen, um – oder . Viertel . Jh. Konrad von Ammenhausen (um /–etwa Mitte . Jh.) Schachaufgaben, . Hälfte . Jh. Pfarrer zu dem Hechte, Stephan von Dorpat, . Viertel . Jh. Mennel, Jakob (um –) . Spieltraktate Vom Würfelspiel, ab . Jh.
Johannes von Rheinfelden (* um ) Jan van den Berghe (um –) Meister Ingold, . Hälfte . Jh. . Humanmedizin und Pharmakologie . Arzneibücher, Kompendien medizinischer Fachliteratur Lorscher Arzneibuch, um Aristoteles (– v. Chr.), dt. Übersetzungen um und ab dem . Jh. Arzenîbuoch Ipocratis, . oder . Jh. Jiddische Arzneibücher, ab dem HochMA Innsbrucker Arzneibuch, frühes . Jh. Capsula eburnea, dt. und nd. Übersetzungen ab etwa überliefert Bartholomaeus Salernitanus, . Jh. Maurus (von Salerno) (um –) Temperamentenlehre, ab dem späten . Jh. Bartholomäus, . Jh. Deutsches salernitanisches Arzneibuch, frühes . Jh. Roger Frugardi (vor –um ), dt. Rezeption ab ca. / Nicolaus Salernitanus: Antidotarium Nicolai, dt. Bearbeitungen ab Mitte . Jh. Taddeo Alderotti (um –) Nikolaus von Polen (um –nach ) Ortolf von Baierland († um ) Arnald von Villanova (um –) Freiberger Arzneimittellehre, spätes . Jh. Gregorius, ./. Jh. Korpus der Klostermedizin, um /. Hälfte . Jh. Liber magistri Avicenn(a)e, um Breslauer Arzneibuch, . Viertel . Jh. Arnold von Bamberg († /) Dino del Garbo († ) Leipziger Rogerglosse, . Jh. Boec van medicinen in Dietsche, . Hälfte . Jh. Everhard von Wampen, . Hälfte . Jh. Heinrich von Mondeville (um –um ), dt./ndl. Rezeption ab . Hälfte . Jh. Trotula, dt./ndl. Rezeption der Ps.-T.-Traktate ab . Hälfte . Jh. Blumentrost, Berthold († um ) Harpestræng, Henrik († ), dt. Rezeption des unauthentischen Latinske Urtebog ab dem . Jh. Meister Berchtold, . Jh. Mittelniederdeutscher Bartholomäus, . Jh. XXIII
Kleines mittelniederdeutsches Arzneibuch, . Hälfte . Jh. Vindicianus, Avianus (um –um ), dt. Übersetzungen ab dem . Jh. Konrad von Eichstätt (nach –), dt. Bearbeitungen ab der . Hälfte des . Jh. Bremer Arzneibuch, abgeschlossen Engelin, Jakob († nach , vor ) Kasseler Arzneibuch, spätes . Jh./. Viertel . Jh. Düdesche Arstedie, spätes . Jh. Fränkisches Arzneibuch, . Hälfte . Jh. Frauenlob, Nikolaus, wohl vor . Hälfte . Jh. Albich, Sigmund (um –) Bernhard von Gordon: Lilium medicinae, dt. Übersetzungen ab ca. Jodocus von Prag, um Iatromathematisches Hausbuch, um Jan Bertrand, Wende ./. Jh. Johann von Sachsen, um Konrad von Hirschhorn († ) Londoner Wund- und Salbenbuch, um Utrechter Arzneibuch, um Albrecht van Borgunnien, frühes . Jh. Elsässisches Arzneibuch, frühes . Jh. Denenat, Johannes, . Viertel . Jh. Agrius von Brune († . Viertel . Jh.) Konrad von Butzbach, . Hälfte . Jh. Peter von Münster, . Hälfte . Jh. Siegmund von Königgrätz († [?]) Olmützer medizinisches Kompendium, . Drittel . Jh. Schatz der Armen, . Hälfte . Jh. Ortol sche Anatomie, . Hälfte . Jh. Kodex Kohlhauer, um Medisch Vademecum van Heverlee, Mitte . Jh. Puff, Michael, von Schrick (um –) Wolfenbütteler Arzneibuch, Mitte . Jh. Birchtel, Albert(us), spätestens . Hälfte . Jh. Darmstädter Arzneibuch, . Hälfte . Jh. Norennberga, Johannes, . Jh. Huber, Martin, . Hälfte . Jh. Abdinghofer Arzneibuch, . Hälfte . Jh. Wagner, Sebald (um –) Hesel, Erhart, Mitte/. Hälfte . Jh. Johannes, Nikolaus, Kunsberg van Valkene, . Hälfte . Jh. Stockholmer Arzneibuch, . Hälfte . Jh. Umbehauwen, Hermann, . Hälfte . Jh. Ansbacher Arzneibuch, . Viertel . Jh. Johann van Seghen, . Hälfte . Jh. XXIV
Schwende, Valentin, . Viertel . Jh. Moiston, Heinrich († ) Trutmann, Anton, spätes . Jh. Burkhard, Peter (um [?]–) Ludwig V., Pfalzgraf bei Rhein (–) . Aderlass (Phlebotomie) Phlebotomia Hippocratis, dt. Rezeption ab dem späten . Jh. Vierundzwanzig-Paragraphen-Text, dt. ab dem frühen . Jh. Sendbrief-Aderlassanhang, Lob des Aderlasses, dt. Bearbeitungen ab dem späten . Jh. Oberdeutsches Aderlassbüchlein, um Genter Aderlassbüchlein, . Drittel . Jh. Haager Aderlassbüchlein, . Viertel . Jh. Bairisches Aderlassbüchlein, . Drittel . Jh. Klainmüller, Johann(es) (* /) Asanger Aderlassbüchlein, . Drittel . Jh. Siehe auch . Schröpfen . Antidotare Circa instans, um Liber iste, dt. Rezeption frühes . Jh. Nicolaus Salernitanus: Antidotarium Nicolai, dt. Bearbeitungen ab Mitte ab . Jh. Liber magistri Avicenn(a)e, um Bartholomäus (von) Montagna(na) (um –um ) Pseudo-Mesuë, dt. Rezeption ab dem . Jh. Salven, plaster, pulver, oley, wasser, . Jh. Von guten P astern und Salben, Mitte . Jh. Stuttgarter Wundarznei, . Viertel . Jh., gedruckt Vgl. auch Abschnitt über Chirurgie . Apothekenwesen Dietrich von Wesel, . Hälfte . Jh. . Augenheilkunde (Ophthalmologie) Pommersfeldener (schlesisches) Augenbüchlein, um Magister Narcissus, Reuchart von Salzburg, . Hälfte . Jh. Messinger, um Jörg zu Pforzen, . Hälfte . Jh. (?) Johann(es) von Toggenburg, . Hälfte . Jh. . Balneologie Wilhelm von Wallis (um /–nach ) Gotzkircher, Sigismund (um /–) Tömlinger, Jordan († nach ) Ellenbog, Ulrich (um –) Hartlieb, Johannes († ), Mitte . Jh. Maul von Enisheim, . Hälfte . Jh.
Widmann, Johannes (um /–) Wagner, Georg († nach ) . Chirurgie Chirurg von der Weser, Mitte . Jh. Bruno von Longoburgo (um –vor [?]), ndl. Rezeption im frühen . Jh., dt. Übersetzungen im . Jh. Lanfrank von Mailand (um –vor ), dt./ndl. Rezeption ab dem frühen . Jh. Jonghe Lanfranc, . Hälfte . Jh. Thiederik von Cervia, dt. Rezeption ab . Hälfte . Jh. Nikolaus von Mumpelier, . Jh. (?) Leipziger Wundarznei, . Hälfte . Jh. Prager Wundarznei, . Hälfte . Jh. Meister Lorenz, . Hälfte . Jh. Kurmmessen, Hinrik, . Jh. Johann von Molsheim, spätes . Jh. Johannes Bartscherer, . Hälfte . Jh. Römische Chirurgie, . Jh. und . Drittel . Jh. Londoner Wund- und Salbenbuch, um Nikolaus von Freiburg, um Treuchtlinger, spätestens . Jh. Guy de Chauliac (um –), dt. Adaptionen ab ca. Peter von Ulm (nach ) Buch von alten Schäden, . Drittel . Jh. Wundarzt von Brüx, . Hälfte . Jh. Hesse, der Jude von Salms, . Drittel . Jh. Beris, Johannes, . Jh. Wilhelm von Saliceto (nach –), dt./ndl. Rezeption ab . Drittel . Jh. Plechschmit, Michel, . Jh. Minner, Hans (um /–nach ) Olmützer medizinisches Kompendium, . Drittel . Jh. Börpful, Jost, von Konstanz, . Jh. (?) Richard von Weißenburg, . Hälfte/Mitte . Jh. Nikolaus von Rotenhaslach, . Hälfte/Mitte . Jh. Hans von Landshut I, . Jh. Heinrich van Ress († ) Heissingerin, . Jh. Hilbolt, . Jh. Konrad von Schamoppia, . Jh. Marquart von Stadtkyll, Mitte . Jh. Meister Oswald, Mitte . Jh. Schnaudigel, Hans, von Oppenheim, Mitte . Jh. Meister Wernher der Judenarzt, Mitte . Jh.
Peter von Worms, . Jh. Rüdiger zur Dijck, Mitte . Jh. Meister Jacobus, . Drittel . Jh. Heinrich von Pfalzpaint († vor ) Stuttgarter Wundarznei, . Viertel . Jh. Jost von Unterwalden, . Hälfte . Jh. Hans der Franzos, Mitte/. Hälfte . Jh. Niklas von Morchingen, Mitte . Jh. Andreas von Stuttgart, . Jh. Meyer Judeus, Mitte/. Hälfte . Jh. Kopenhagener Wundarznei, . Viertel . Jh. P aundorfer, Heinrich, . Drittel . Jh. Heinrich von Baldenstetten, . Hälfte . Jh. Ulmer Wundarznei, . Hälfte . Jh. Paul(us) von Freiberg, . Hälfte . Jh. Von den P astern, . Hälfte . Jh. Johann(es) von Toggenburg, . Hälfte . Jh. Gigelin, Franz, . Hälfte (?) . Jh. Meister von Arth, . Hälfte . Jh. Bartoldus von München, um Hagen, Niklas, . Jh. Magister Bartholomäus,. Hälfte . Jh. Deumgen, Hans, . Jh. (?) Seyff, Hans (vor –nach ) Matthias von Straßburg, . Jh., vor Schenck, Johann(es), von Würzburg, spätes . Jh. Anleitungen für einen Feldarzt, . Drittel . Jh. Keysersberg, spätes . Jh. Klaus von Matrei († nach ) Pfarrer, Hans, . Jh Wolfenbütteler Wundarznei, spätes . Jh. Würzburger Wundarznei, spätes . Jh. Kopenhagener chirurgisches Fragment, . Hälfte . Jh Friedrich von Olmütz († um ) Scherrenmüller, Bartholomäus (um –nach ) Erhard von Graz, . Hälfte . Jh. Johann von Wiesbaden († vor ) Passauer Wundarznei, um Bartholomäus von Montfort, um Brunschwig, Hieronymus (um –/) Caspar von Eyb, um Hartmann, Alexander, um Hurleweg, Regina, um Thomas von Wasserburg, um Schreck, Konrad, von Aschaffenburg († um ) Engelhart III. von Hirschhorn († ) Johannes von Gersdorff (/–) XXV
. Destillierbücher, Branntweintraktate, Rezepte für Medizinalwässer Taddeo Alderotti, um – Johannes de Rupescissa († um /) Gabriel von Lebenstein, wohl . Jh. Gothaer Medizinalwässer, spätes . Jh. oder . Hälfte . Jh. Puff, Michael, von Schrick (um –) Tugenden des Branntweins, . Hälfte/Mitte . Jh. Bartholomäus von Frankfurt, . Jh. Usel, . Jh. Jakob von Liechtenberg, . Hälfte . Jh. (?) Raußhofer, . Hälfte . Jh. Grießenpeck, Kaspar († ) Albert von Erfurt, . Jh. (?) Folz, Hans (/–) Brunschwig, Hieronymus (um –/) . Diätetik, Gesundheitsregimen Secretum secretorum, ab dem frühen . Jh. dt. überliefert Gregorius, ./. Jh. In Jano claris, dt. Bearbeitungen ab dem späten . Jh. oder dem . Jh. Ipocras, um /frühes . Jh. Arnald von Villanova (um –) Arnold von Bamberg, † / Konrad von Eichstätt (nach –) Everhard von Wampen, . Hälfte . Jh. Von der Wassersucht, . Hälfte bis Mitte . Jh. Meister Alexander, dt. Übersetzungen ab der . Hälfte . Jh. Kasseler Monatsregeln, . Hälfte . Jh. Regimen vite, . Hälfte . Jh. Jamboninus von Cremona (. Jh.), dt. Bearbeitung spätestens . Hälfte . Jh. Albich, Sigmund (um –) Hesse, der Jude von Salms, . Drittel . Jh. Anthimus, dt. Übersetzung im .Jh. Meister Michel, . Hälfte . Jh. oder früher Laufenberg, Heinrich von († ) Lochner, Hans († ) Münsinger, Heinrich (um –um/nach ) Rosenbusch, Johann (um –nach /vor ) Fleischbuch, spätestens um – Nikolaus von Essen, . Jh. Knab, Erhard (um –) Zollner, Heinrich (um –) Wagner, Sebald (um –) XXVI
Würzburger deutsch-lateinisches Gesundheitsregimen, . Hälfte . Jh. Stocker, Johannes (um /–) Scherringer, Michael († [?]) Meister Stenzel, Mitte/. Viertel . Jh. Burkhard von Horneck (um –) Scherrenmüller, Bartholomäus (um –nach ) Ficino, Marsilio (–) Rüss, Johannes, . Hälfte . Jh. Pfeiffelmann, Johann († vor ) . Diagnostik .. Hämatoskopie Maurus (von Salerno) (um –) Hämatoskopie-Traktate, dt. ab dem späten . Jh. Ortolf von Baierland († um ) Konrad von Eichstätt (nach –) Kasseler Arzneibuch, spätes . Jh. oder . Viertel . Jh. Düdesche Arstedie, spätes . Jh. Bernhard von Gordon: Lilium medicinae, abgeschlossen , dt. Übersetzungen ab ca. Oberdeutsches Aderlassbüchel, um Oberrheinisches Aderlassbüchel, . Viertel . Jh. .. Koproskopie Lüneburger (Wiener) Stuhlschautext, wahrscheinlich, . Jh. Salzburger Stuhlschautraktat, frühes . Jh. .. Uroskopie Maurus (von Salerno) (um –) Bartholomäus, . Jh. Ortolf von Baierland († um ) Korpus der Klostermedizin, um /. Hälfte . Jh. Vlaamsche leringe van orinen, um Kleines mittelniederdeutsches Arzneibuch, . Hälfte . Jh. Iatromathematisches Hausbuch, um Boec van medicinen in Dietsche, . Hälfte . Jh. Mittelniederdeutscher Bartholomäus, . Jh. Zwölf Stücke von dem Harne, frühes . Jh. .. Gelbsucht Der Henckt, . Jh. . Gewerbehygiene Ellenbog, Ulrich (um –) . Gicht Messinger, um Schirmer, . Hälfte . Jh. . Gynäkologie, Obstetrik Meister Pyling, um ./. Jh.
Secreta mulierum, spätes . Jh. Trotula, dt./ndl. Rezeption der Ps.-T.-Traktate ab . Hälfte . Jh. Frauenbüchlein der Salzburger Hs. M III , . Hälfte . Jh. Von der Natur der Frauen und ihren Krankheiten, . Hälfte/Mitte . Jh. Rezeptsammlung Wie man den frauwen ir czyt wider bringen solle, . Jh. Sieben Erklärungen zur weiblichen Sexualität und zur Reproduktion, . Jh. Hartlieb, Johannes († ) Streler, . Hälfte . Jh. Traktat von Empfängnis und Geburt, . Viertel . Jh. oder früher Ps.-Ortol sches Frauenbüchlein, . Hälfte . Jh. Scherrenmüller, Bartholomäus (um –nach ) Rößlin, Eucharius d. Ä. . Herbare, Kräuterbücher Walafrid Strabo (/–) Prüller Kräuterbuch, um (?) Speyrer Kräuterbuch, älteste Textbestandteile ./. Jh. Macer oridus, dt. Bearbeitungen ab der . Hälfte des . Jh. Hermann von Heilighafen, . Hälfte . Jh. Niederdeutscher Gewürztraktat, . Jh./spätestens . Viertel . Jh. Alemannisches Kräuterbuch, um oder bald nach Pseudo-Apuleius, dt. Übersetzungen ab der . Hälfte . Jh. Kräuter-Sammel-Kalender, dt. ab dem . Jh. Witschuch von Alsfeld, frühes . Jh. Petroneller Kräuterbuch, Mitte . Jh. Hartlieb, Johannes († ) Auslasser, Veit, . Jh. Minner, Hans (um /–nach ) Promptuarium medicinae, vor Herbarius Moguntinus, Wonnecke, Johann († /) Hortus sanitatis, Tallat, Johannes, spätes . Jh. Breyell, Heinrich, . Klistierlehren Müntzmeister, Konrad († /) Nikolaus von Freiburg, um . Lepra Lepraschau-Texte, dt. ab der . Hälfte des . Jh. Hohenkirche, Gerhard (um –)
Schedel, Hermann (–) Wagner, Sebald (um –) Münzer, Hieronymus (um –) Münsinger, Albrecht († ) Pinder, Ulrich († ) . Magen-Darm-Erkrankungen Kaiser Karls Latwerge, ab . Jh Nicolaus van Goudriaan († nach ) Küchenmeisterei, ./. Jh. Kölner Kochbuch, spätestens . Hälfte . Jh. Sächsl, Christian, . Hälfte . Jh. Deumgen, Hans, . Jh. . Pädiatrie Passiones puerorum adhuc in cunabilis iacentium, dt./ndl. Rezeption ab dem späten . Jh. Metlinger, Bartholomäus (nach –) Kinderbock, spätes . Jh. Rößlin, Eucharius d. Ä. (um –) . Pesttraktate Wilhelm von Wallis (um /–nach ) Konrad von Megenberg (um –) Pariser Pestgutachten, / Sendbrief-Aderlassanhang, Remedium to ryme vor de pestilenciam, um Sinn der höchsten Meister von Paris, um Hans von Lucken, Mitte . Jh. oder frühes . Jh. Albert von Parma, Bernhard von Rostock, Heinrich von Lübeck, Heinrich von Sachsen, Rudolf Schwenninger († vor ): Schatz der wîsheit, um Konrad von Eichstätt (nach –) Brief an die Frau von Plauen, . Hälfte . Jh. Nikolaus von Udine, . Hälfte . Jh. Gallus von Prag († nach ) Ostbrabanter Theriaktraktat, . Viertel . Jh. Meister Konrad, um Engelin, Jakob († nach , vor ) Burchard von Walldorf Johann von Bregen, um Nikolaus vom Schwert, um Pestlassmännlein, um Straßburger Skabiosenwassertraktat, um Straßburger Theriaktraktat, um Wilhelm von Lubegge, um Meister Peter, . Hälfte ./. Hälfte . Jh. (?) Lamme, Heinrich († ) Lange, Johannes (um –um /) Christian von Prachatitz (vor –) Meister Anshelmus XXVII
Guy de Chauliac (um –), dt. Adaptionen ab ca. Hohenkirche, Gerhard (um –) Iatromathematisches Corpus, . Hälfte . Jh. Münsinger, Heinrich (um –um/nach ) Peter von Münster, . Hälfte . Jh. Lochner, Hans († ) Stainer zu Matsee, . Hälfte/Mitte . Jh. Meister Eger, Mitte . Jh. (?) Bloemenstein, Berchtold (Mitte . Jh.) Medisch Vademecum van Heverlee, Mitte . Jh. Meurer, Johann(es), Mitte . Jh. Mirs, Friedrich, Mitte . Jh. Puff, Michael, von Schrick (um –) Reichlin (von Meldegg), Andreas d. Ä. (um –) Pestlatwergen-Beipackzettel, Mitte . Jh. Smidmer, Michel, Mitte . Jh. Wirker, Hans, Mitte . Jh. Schedel, Hermann (–) Waz du verwen wilt von sîden oder zendel, um Wolfenbütteler Arzneibuch, Mitte . Jh. Kölner Kochbuch, spätestens . Hälfte . Jh. Andree, Hans, . Jh. Ellenbog, Ulrich Kaiser Friedrichs III. Rezeptbuch, Mitte/. Hälfte . Jh. Anselmus, . Jh. Fuldaer Pestrezepte, . Hälfte . Jh. Burkhard von Horneck (um –) Wagner, Sebald (um –) Wipfel, Konrad, . Hälfte . Jh. Hartmann, Johannes, . Hälfte . Jh. Schindler, Jordan, . Hälfte . Jh. Salzburger Kochbuch, . Hälfte . Jh. Ulmer Wundarznei, . Hälfte . Jh. Johann(es) von Toggenburg, . Hälfte . Jh. Apollonius von Mainz, . Jh. Steinhöwel, Heinrich (um /– Der von Glarus, . Hälfte . Jh. Preining, Martin, . Hälfte ./frühes . Jh. Johann(es) (Schelling) von Glogau (um [?]–) Folz, Hans (/–) Engel, Johannes († ) Seyff, Hans (vor –nach ) Schwende, Valentin, . Viertel . Jh. Schwestermüller, Konrad (um –vor ) Schryver, Arent, von Dalen, spätes . Jh. Gresemund, Dietrich (d. Ä.) (–) XXVIII
Kulmacher, Philipp (vor –nach ) Hagen, Franz, . Hälfte . Jh. Bruder Peter van Hemerden, spätes . Jh. Hunolt, Heinrich, . Hälfte . Jh. Amman(n), Jörg (um –nach [?]) Grat, Heinrich, um oder früher Stocker, Johannes (um /–) Schelling, Konrad (um –) Widmann, Johannes (um /–) Jung, Ambrosius (–) Jörg von Hall, spätes . Jh. Grünpeck, Joseph (–nicht vor ) Beez, Andreas, um Münzer, Hieronymus (um –) Brunschwig, Hieronymus (um –/) Passauer Wundarznei, um Paul von Liechtenstein (um –) Rülein, Ulrich, von Calw (–) Wiener (ostmittelbairisches) Rezeptierbuch, um Levi, Isack, . Hälfte . Jh. Ludwig V., Pfalzgraf bei Rhein(–) Seitz, Alexander (um –um ) Kolbenschlag, Sixt(us), . Hälfte . Jh. . Rezepte (einzeln) und Rezeptare Basler Rezepte,vor Kaiser Karls Latwerge, ab . Jh. Placitus Papyriensis, Sextus Contra paralisin id est vergiht / Contra paralysin theutonice, ./frühes . Jh. Furia, Johannes, . Jh. Benediktbeurer Rezeptar, spätes . Jh. Frau von Tesingen, . Jh. Jakob von Landshut († vor ) Jude von Säckingen. Jh. Meister Paulus, . Hälfte . Jh. Pernecker, Hans, . Hälfte . Jh. Johann von Molsheim, spätes . Jh. Krumestl, Heinrich, wahrscheinlich . oder . Jh. Dietrich von Keppenbach, . oder . Jh. Denenat, Johannes, . Viertel . Jh. Meister Prüs, spätestens . Hälfte . Jh. Ungerech, Johann, . Hälfte/Mitte . Jh. Buch von alten Schäden, . Drittel . Jh. Hertwig von Passau, . Hälfte . Jh. Trenbekchin, . Hälfte . Jh. (?) Berner, (Johannes?), . Jh. Meister Ulrich, spätestens . Hälfte . Jh. Sailer, Johannes, . Hälfte . Jh. (oder . Hälfte . Jh.)
Freitag zu Boll, . Hälfte . Jh. Frauenhofer, . Jh. (?) Lange, Peter, spätestens . Hälfte . Jh. Meister Dietrich von Sulzbach, . Jh. Hans von Landshut I, . Jh. Meister Heinrich von Braunschweig, . Jh. Gägnreuterin, . Jh. Von guten P astern und Salben, Mitte . Jh. Pötze van Molenheim, . Jh. Institor, Mitte . Jh. Pärger, (Friedrich?), Mitte/. Hälfte . Jh. Meister Siato, spätestens Mitte . Jh. Schuster an der Wies, Mitte . Jh. Bischhof von Magdeburg, . Hälfte . Jh. Straßburger Malerbuch, . Jh./spätestens Zollner, Heinrich (um –) Gotzkircher, Sigismund (um /–) Gerhard von Como, wahrscheinlich vor Slyner, Berthold, Mitte/. Hälfte . Jh. Kaiser Friedrichs III. Rezeptbuch, Mitte/. Hälfte . Jh. Hans von Bayreuth, . Hälfte . Jh. Meister Arnold von Aachen, . Jh. Magister Jobin, . Hälfte . Jh. Etten, Bartholomäus, . Hälfte . Jh. Bartholomäus von Frankfurt, . Jh. Johann von der Etsch, . Hälfte . Jh. Grießenpeck, Kaspar († ) Stadtarzt von Landsberg, . Hälfte . Jh. (?) Ramsperger, Peter, . Hälfte . Jh. Sächsl, Christian, . Hälfte . Jh. Gotz, . Hälfte . Jh. Colmarer Kunstbuch, Preining, Martin, . Hälfte . Jh. oder frühes . Jh. Aichenfeld, Johannes, . Jh. Der Abt von Mariazell, . Hälfte . Jh. Fachner, . Hälfte . Jh. Jacobus, . Hälfte . Jh. Doktor Ebser, . Jh. Georg von Linz, vor Georg (Bader), vor Bischof von Freising, . Jh. (?) Hunolt, Heinrich, . Hälfte . Jh. Meister Lamprecht, spätestens um Lunder, Kaspar, . Hälfte . Jh. Münchner Salbenbuch, spätes . Jh. Mansfeld(t), Balthasar (–) Schwiegerin von Salzburg, vor Bernhard von München, spätes . Jh. Sigersdörfer, um
Pöckel, um Preisinger, Wilhelm, um Rülein, Ulrich, von Calw (–) Scherringer, Michael († [?]) Scheffer, Fritz, um Strauß, Oswald, . Jh./. Hälfte . Jh. Thomas von Wasserburg, um Wiener (ostmittelbairisches) Rezeptierbuch, um Engel, Georg († nicht vor ) Meister Wolfgang, . Jh. oder früher Stoffel, Blathasar, . Viertel . Jh. Jung, Ulrich (–) Meister Otto von Bamberg, spätestens um Magister Lauterfeld, spätestens um Siehe auch . Arzneibücher . Schröpfen Schröpfstellentexte, dt. ab der . Hälfte . Jh. . Steinbücher (Lapidarien) Prüller Steinbuch, . Hälfte . Jh. Volmar, Mitte . Jh. Steinbuch der Salzburger Handschrift M III , spätestens um . Syphilis Schelling, Konrad (um –) Widmann, Johannes (um /–) Jung, Ambrosius (–) Etzel, Anton, spätes . Jh. Jörg von Hall, spätes . Jh. P ster, Hans (vor –) Grünpeck, Joseph (–nicht vor ) . Urologie Vlaamsche leringe van orinen, um Gallus von Prag († nach ) Wilhelm von Lack, . Jh. Trenbekchin, . Hälfte . Jh. (?) Meister Stenzel, Mitte/. Viertel . Jh. Ellenbog, Ulrich (um –) Leinpucher, . Hälfte . Jh. Polhaimerin, . Hälfte . Jh. Bruder Wilbolt aus dem Bruderloch, . Viertel . Jh. Zweynick, Hans, frühes . Jh. . Wunderdrogen- und Drogentaktate Circa instans, um Geiertraktat, . Jh. Verbenatraktat, . Jh. Liber iste, dt. Rezeption frühes . Jh. Nikolaus von Polen (um –nach ): Experimenta, ab dem . Jh. überliefert Paulinus, Johannes, dt. Rezeption . Jh. XXIX
Kranewittbeer-Traktat, dt. Rezeption ab ca. Eichenmisteltraktat, . Hälfte/Mitte . Jh. Wiener Theriak-Arzneimittelbegleitschein, . Hälfte . Jh. De taxone liber, dt. Rezeption ab Mitte . Jh. Salbeitraktat, . Jh. Nikolaus von Mumpelier, . Jh. (?) Magdalenenbalsam, spätes . Jh. Benediktenöl-Traktat, dt. ab dem späten . Jh. Kasseler Arzneibuch, spätes . Jh./.Viertel . Jh. Madelger-Traktat, . Jh. (?) Rosmarintraktat, dt. und ndl. Fassungen ab dem späten . Jh. Hans von Dortmund, um Traktat von schlafmachenden Stücken nach der arabischen Weise, dt. Bearbeitung um Eichentraktat, um Momordica-Traktat, ./. Jh. Straßburger Eichentraktat, spätestens . Viertel . Jh. Leipziger Drogenkompendium, spätestens . Viertel . Jh. De vettonica herba, dt. . Jh. Simmering, Johann, spätes . Jh. Ostbrabanter Theriaktraktat, . Viertel . Jh. Promptuarium medicinae, . Viertel . Jh. Petroltraktate, ndl./dt. Redaktionen ab . Drittel . Jh. Trutmann, Anton, spätes . Jh. Simmering, Johann, spätes . Jh. Kardobenediktentraktat, dt. Fassungen ab dem späten . Jh. Melissentraktat, dt. Fassungen ab dem späten . Jh. . Zahnheilkunde Ottinger, . Hälfte (?) . Jh. Ernst, Peter, . Jh. . Ärztlicher Stand, ärztliche Ethik Magister Wilhelm, ./. Jh. Konrad von Bontenbach, Koburger, Heinrich, Mitte . Jh. Rumel, Nikolaus, Mitte . Jh. Thüring, Lorenz, Mitte . Jh. Quaestiones de medicorum statu, dt. Bearbeitung spätes . Jh. Die vier Angesichte des Arztes, . Hälfte . Jh. Radendorfer, Jörg, spätes . Jh./frühes . Jh. XXX
. Rechtstexte . Bergrechte Trienter Bergwerksurkunden, – Bergrecht von Iglau (Jihlava), ab Zeiringer Bergordnung, .(?)/. Jh. Freiberger Bergrecht, / Salzburger Bergodnungen, ab Johann von Gelnhausen (vor –nach ) Lienhart der Eckelzain, ./. Jh. Schwazer Bergrecht, ab / Rattenberger Bergordnung, Bergrecht von Hartberg (Steiermark), . Jh. Bleiberger Bergordnung, oder . Bettelordnungen Weydenberger, Hanns, . Jh. . Eides- und Huldigungsformeln Straßburger Eide, Erfurter Judeneid, Ende . Jh. . Femerechtsbücher Rechtsbücher, Weistümer und Reformationen der Feme, – Süddeutsche Rechtsaufzeichnung, um – Coesfelder Rechtsbuch, Mitte/. Hälfte . Jh. . Halsgerichtsordnungen Johann von Schwarzenberg (/–): Bambergische Halsgerichtsordnung, . Kirchenrecht Heinrich von Merseburg († um ) Durandus, Wilhelm (/–) Johannes von Freiburg (um –) Bruder Berthold, . Jh. Jacobus (Paladini) de Theramo (um /–) Andreae, Johannes (um –), dt. Rezeption ab . Hälfte . Jh. Toke, Heinrich (um –) Ordo iudiciarum, . Jh. Sprenger, Jakob (um –) Molitoris, Ulrich (um –) . Kurvereine Kurverein von Rhens(e), Kurverein von Bingen, . Landfrieden Landfrieden, seit dem späten . Jh. ( erstmals in dt. Sprache aufgezeichnet) Mainzer Landfrieden, Ewiger Landfrieden, . Land- und Lehnrechtsbücher Eike von Repgow: Sachsenspiegel (um –) Livländisches Bauernrecht, . Viertel . Jh. (?) Ältestes polnisches Gewohnheitsrecht, –
Augsburger Sachsenspiegel, – Schwabenspiegel, – Deutschenspiegel, um Österreichisches Landrecht, und Waldemar-Erichsches Lehnrecht, Ältestes livländisches Ritterrecht, – Wiecker Bauernrecht, . Jh. (?) Burger Landrecht, – Fehmarnsches Landrecht, um – Livländischer Spiegel, – Görlitzer Rechtsbuch, . Viertel . Jh. Rudolf II. von Sachsenhausen (um –) Preußisches Recht, Oberbayerisches Landrecht Kaiser Ludwigs des Bayern, Artikel vom Lehngut und Lehnrecht, – Wieck-Öseler Lehnrecht, Mitte . Jh. (?) Breslauer Landrecht, Amelung, Nikolaus, . Jh. Tzerstede, Brand († ) Zipser Willkür, Jutisch Lowbok, spätestens Ende . Jh. Steirisches Landrecht, spätestens an der Wende ./. Jh. Erweitertes livländisches Ritterrecht, vor Systematisches livländisches Ritterrecht, vor Landbuch der March, um Würder Landrecht, Dithmarscher Landrecht, P anzmann, Jodocus (um –nach ) . Münzrecht Zeichen der falschen Gulden, . (Stadt-)Rechtsbücher, Stadtrechtskodizes und Stadtrechtsreformationen Mühlhäuser Rechtsbuch, um – Braunschweiger Stadtrecht, um Kulmer Handfeste, Magdeburger Rechtsbücher, um Jordan von Boizenburg († zwischen und ) Lübisches Recht, erste dt. Fassung Visbysches Stadtrecht, nach (um ?)– Augsburger Stadtbuch, um – Hamburg-Rigaer Stadtrecht, – Rigaer Stadtrechte für Hapsal, – Revaler Kodizes des lübischen Rechts, – Saalfelder Stadtrechtsbuch, –ca. Wiener Stadtrechtsbuch, Ende . Jh. Freiberger Stadtrechtsbuch, / Neumarkter Rechtsbuch, nach
Erweitertes Rigaer Stadtrecht, Ende . Jh./Anfang . Jh. Zürcher Richtebrief, um Burchard von Mangelfelt, . Jh. (?) Löwenberger Rechtsbuch, . Hälfte . Jh. (?) bis Ruprecht von Freising, um Stadtrecht von Goslar, um Stadtrecht von München, Zwickauer Stadtrechtskodex, – Johannes (von Brünn), Mitte/. Hälfte . Jh. Elbinger Rechtsbuch, – Meißner Rechtsbuch, – Magdeburg-Breslauer systematisches Schöffenrecht, – Troppauer Rechtsbuch, . Hälfte . Jh. Alter Kulm, . Hälfte . Jh. Herforder Stadtrechtsbuch, – Berliner Schöffenrecht, vor Wurm, Nikolaus († nach ) Ekhardi, Walt(h)er (Mitte . Jh.–nach ) Stadtrecht von Pettau an der Drau, Silleiner Stadtrechtskodex, – Glogauer Rechtsbuch, Magdeburger Fragen (und Magdeburger Urteile), – Hebenstreyt, Hans (um [?]–nach ) Bernhard von Peisern, spätes ./. Viertel . Jh. Wiener-Neustädter Stadtrecht(sbuch), ./. Jh. Königsberger Gastrecht, um Van lehengude unde dat to entfangende, spätestens . Hälfte . Jh. Ofener Stadtrechtsbuch, frühes . Jh. Bitschin, Konrad (um /–/) Schöffenspruchsammlungen Landläu ge Kulmische Rechte, – Lose, Johannes, um Wenzel von Iglau (um /–nach /vor ) Rechtsbuch der Neustadt Slzwedel, –/ Emmerich, Johann(es) († ) Raymundus Neapolitanus, dt. Übersetzungen ab dem späten . Jh. Popplau, Kaspar († ) Purgoldt, Johannes (nachweisbar zwischen und ) XXXI
. Rechtsgangbücher Richtsteig Landrechts → Johann(es) von Buch (um –um ), → Gerke von Kerkow (vor –nach ) Hermann von Oesfeld: Cautela, Premis, . Hälfte . Jh. Richtsteig Lehnrechts, . Hälfte . Jh., → auch Gerke von Kerkow (vor –nach ) Wurm, Nikolaus († nach ) Baculus iudicii, um Dietrich von Bocksdorf (um –) . Rechtsglossen Malbergische Glossen, überliefert seit . Hälfte . Jh. Buchsche Glosse (/) → Johann(es) von Buch (um –um ) Glosse zum Sachsenspiegel-Lehnrecht, vor Burchard von Mangelfelt, . Jh. (?) Wurm, Nikolaus († nach ) Tzerstede, Brand († ) Langenbeck, Hermann (–) . Rechtsliteratur (Fachliteratur und Gutachten) Vener, Job (um –) Heimburg, Gregor (um –) Johannes von Breitenbach († [?]) Tengler, Ulrich (um –um ) . Reichsgesetze Althochdeutsche Lex Salica, . Viertel . Jh. Trierer Capitulare, Ende ./Anfang . Jh. Mainzer Landfrieden, Goldene Bulle, Ewiger Landfrieden, . Remissorien Tammo von Bocksdorf (um –) Dietrich von Bocksdorf (um –) Nikolaus von Popplau (um –) . Weistümer (Taiding, Offnung, Landrodel, Jahrding, Ruge) Codex Falkensteinensis, – Mantelboner, Motheis (vor –spätestens ) . Verwaltungs- und Geschäftsschrifttum . Brief- und Urkundenverzeichnisse Laucher, Johannes († nach ) . Bücherverzeichnisse und Bibliothekskataloge Volradi, Jakob (um –) Rot, Werner († /) XXXII
. Güter- und Steuerverzeichnisse, Traditionsbücher Hammelburger Markbeschreibung, Würzburger Markbeschreibungen, um bzw. um Werdener Urbar, um / Essener Heberegister, . Jh. Freckenhorster Heberegister und Heberolle, Herzebrocker Heberolle, spätes . Jh. (vor ) und Mitte . Jh. Codex Falkensteinensis, – . Handels- und Rechnungsbücher Wittenborg, Hermann († /) und Johann (/–) Vicko von Geldersen († ) Runtingerbuch, – Ordnungen und Rechnungen der Schützenbruderschaft St. Sebastian zu Goslar, ab überliefert Der Schreiber Endris (nach –nach ) Lerer, Heinrich († ) Ruland, Ott (um /–spätestens ) Veckinchusen, Hildebrand und Sievert, . Hälfte . Jh Starck, Ulrich (vor –) . Notariatslehren Nawer, Andreas (um –) . Schuldverschreibungen Meurer, Johann(es), Mitte . Jh. . Werbetexte Eggestein, Heinrich (um /– oder später) Sorg, Anton (um –) Peter van Dordt, um . Kunsthandwerk Bairisches Färbebüchlein, . Drittel . Jh. Andreas von Kolmar, . Jh. Fleckenreinigungs-Büchlein, um Leimbüchlein, um Göttinger Musterbuch, Mitte . Jh. Waz du verwen wilt von sîden oder zendel, Mitte . Jh. Straßburger Malerbuch, . Jh./spätestens Nürnberger Kunstbuch, . Hälfte . Jh. (nach ) Visierbüchlein, dt. ab . Hälfte . Jh. Colmarer Kunstbuch, Trierer Farbenbüchlein, spätestens . Viertel . Jh.
Schriber, Stephan (vor –wahrscheinlich . Hälfte . Jh.) Mischung aller Farben, spätestes / Rostocker Maler- und Färberrezeptbuch, frühes . Jh. . Baukunst Graser, Hans (vor –) Steinlinger, Lutz d. J. († /) Michael von Mühldorf, um Tucher, Endres II. (–) Roritzer, Matthäus (um /–um ) Schmuttermayer, Han(n)s (vor –nach ) Michael von Mühldorf, um Lechler, Lorenz (um /–vor [?]) . Bergbau, Verhüttung, Metallurgie Jaufner, Rudolf, . Hälfte . Jh. Kuchenmaister, Konrad Frydunk, . Hälfte . Jh. Walenbüchlein, . Hälfte . Jh. Johannes von Kassel, . Jh. Karpf, Johannes, spätestens . Jh. Rülein, Ulrich, von Calw (–) Vgl. auch . Gewerbehygiene und . Bergrechte . Waffenhandwerk, -technik, Kriegswesen Christine de Pizan (–) Waffenhärtungstraktat, . Hälfte . Jh. Seffner, Johann, um Kyeser, Konrad (–nach ) Rothe, Johannes (um /–) Wagenburgordnungen, dt. ab spätestens Der Hussitenkriegs-Ingenieur, um Ludwig VII., Herzog von Bayern-Ingolstadt (–) Vegetius, Publius Flavius dt. Übersetzungen und Bearbeitungen ab / Hohenwang, Ludwig (um –um ) (Pseudo-)Hartlieb, Johannes, um – Pixen, Kriegsrüstung, Sturmzeug und Feuerwerch, um – Praunperger, Johann(es), spätestens . Hälfte . Jh. Dachsberg, Augustinus, . Hälfte . Jh. Schürstab, Erhard d. J. († ) Taktik der Fehde, vor Albrecht von Lannenberg, . Jh. Hermannstädter Kunstbuch, . Hälfte/Mitte . Jh.
Gürtler, Konrad († nach ) Formschneider, Hans (vor –wahrscheinlich nach ) Merz, Martin († ) Hertenstein, Hans, . Hälfte . Jh. Helmschmid, Alexander, . Hälfte . Jh. oder . Jh. (?) Lehre eines Kriegsrats, um Stechhelm, . Hälfte . Jh. Kriegseid der Eidgenossen, Philipp von Seldeneck (um /–) Schermer, Hanns, spätestens um Ingenieur-, Kunst- und Wunderbuch, . Hälfte . Jh. bis um Ludwig von Eyb d. J. zum Hartenstein (–) Philipp von Kleve-Ravenstein (um –) Register der Hälte und Furten um Nürnberg, spätes . Jh. Zürcher Geschützbuch, – Rüst- und Feuerwerksbuch, um . Büchsenmeisterbücher Gast, Merkln, um Streitbuch, – Anleitung, Schießpulver zu bereiten, Büchsen zu laden und zu beschießen, . Viertel . Jh. Büchsenwerk, . Hälfte . Jh. Schlumberger Hans, . Hälfte . Jh Henntz, Hans, . Hälfte . Jh. Widerstein, Hans, . Hälfte . Jh. Widerstein, Hermann, . Hälfte . Jh. Jörg von Nürnberg († nach ) Feuerwerkkunst, spätes . Jh. Mönch, Philipp (um [?]–nach [?]) . Fecht- und Ringerbücher Fechtbücher (.–. Jh.) Liechtenauer, Johannes, . Hälfte . Jh. Jost von der Neißen, vor Hundtfeld, Martin, . Jh. Siber, Martin, . Jh. Galdiatoria, . Jh. Feuerwerker- und Büchsenmeisterbuch (der Stadt Frankfurt), um – Beugedantz, Johannes (* um ) Ott, . Hälfte . Jh. Talhofer, Hans, . Jh. Beringois, H., wohl . Jh. Liegnitzer, Andreas, . Jh. Peter von Danzig, . Jh. Ringeck, Siegmund, Mitte . Jh. Meister Lew, . Jh. XXXIII
Kal, Paulus († nach ) Lecküchner, Hans († ) Falkner, Peter († nach ) Hans von Speyer, . Hälfte . Jh. Medel, Hans, um Landshuter Ringerbuch, gedruckt um Kölner Fechtbuch, . Drittel . Jh. Paurnfeindt, Andre(as), Egenolffsches Fechtbuch, ca. /– Jobst von Wirtenberg, . Hälfte . Jh. Czynner, Hans, . Hälfte . Jh. . Feuerwerksbücher Schaub, Heinz . Hälfte . Jh. Feuerwerkbuch von Kauder, Konrad, um Abraham von Memmingen, . Hälfte . Jh. Feuerwerker- und Büchsenmeisterbuch (der Stadt Frankfurt), um – Pinchwanger, Jakob, . Hälfte . Jh. Heinrich von Hall, . Hälfte . Jh. Achilles Thabor, . Hälfte . Jh. Schulte, Hans, spätestens . Viertel . Jh. . Turnierbücher, Heroldstraktate und Wappenbücher Ludwig von Eyb d. J. zum Hartenstein (–) Vom Ursprung der Herolde, zwischen und Vom Stamm der Herolde, spätestens Maximilian I. (–) Walther, Marx (–) Siegmund von Gebsattel, spätes . Jh. . Tiere, Jagd und Veterinärmedizin . Tierkunde Albertus Magnus (um –): De animalibus München, Fritz, . Jh. Egidius, Magister, . Hälfte . Jh. oder früher Schlägler Albrant-Anhänge, spätestens um Diepold von Waldeck († ) Moralischer Physiologus, spätestens um . Schriften zur Jagd und zum Fischfang Friedrich II. von Hohenstaufen (–) De arte bersandi, . Hälfte . Jh. Lehre von den Zeichen des Hirsches, . Hälfte . Jh. Ältere (deutsche) Habichtslehre, . Hälfte . Jh. Vogelfang und Hasensuche, . Jh. Albertus Magnus (um –): De animalibus Ernesti, Werner, frühes . Jh. Blümlein, Peter, . Viertel . Jh. XXXIV
Stebenhasen, Rule, . Viertel . Jh. Vogelfangbüchlein vom Bodensee, . Hälfte . Jh. Siegmund von Tirol (–) Jüngere deutsche Habichtslehre, spätestens Lehre vom Arbeiten der Jagdhunde, spätestes um Hicfelt, Eberhard, . Hälfte . Jh. Münsinger, Heinrich (um –um/nach ) Fischbüchlein vom Bodensee, um oder früher Wiener Falkenheilkunde, . Jh. Lehre von des Hirsches Gescheitheit und seinem Wandel, Mitte . Jh. Kuno zu Winenburg und Beilstein (um –) Rittershofen, Johannes (vor –) Magister Lorenz, . Hälfte . Jh. Tegernseer Angel- und Fischbüchlein, spätes . Jh. Jüngere Zeichenlehre, spätestens . Jh./frühes . Jh. Fischereibuch Kaiser Maximilians I., . Veterinärmedizin Toggenburger Anatomie. . Jh. (?) Münsinger, Heinrich (um –um/nach ) Siegmund von Tirol (–) Ranck, Sebastian († nach ) .. Pferde Meister Albrant, . Hälfte . Jh. Meister Albertin, . Hälfte . Jh. Albertus Magnus (um –): De animalibus Johann von Posen († wahrscheinlich nach ) Heinrich von Lauingen, . Jh. Rossaventüre, . Jh. Papst Clemens‘ Rossarzt, vor Ruffus, Jordanus (* um ): Hippiatria, in dt. Übersetzung ab Liber de cura equorum, dt. Bearbeitungen ab dem frühen . Jh. Kestner, Johann, spätestens Anfang . Jh. Muler, Andreas, spätestens . Hälfte . Jh. Ernesti, Werner, frühes . Jh. Siegmund von Königgrätz († [?]) Schlapperitzin, Konrad, um Albrecht III. von Bayern (–) Rusius, Laurentius ( [?]–), dt. ab . Jh. Hündler, Veit (um –nach ) Ambros, . Jh. Prenner, . Jh. Münsinger, Heinrich (um –um/nach )
Herr Eberhard, vor Aschel, Wolfgang, . Jh. Jakob von Landsberg, . Hälfte . Jh. Marschalk von Venedig, spätestens . Hälfte . Jh. Philipp (I.), Pfalzgraf bei Rhein (–) Hartmann von Stockheim († ) Lamprechtshauser, Lukas († um ) Sigersdörfer, um Philipp, Pfalzgraf bei Rhein, Bischof von Freising (–) Spitzer von Salzburg, . Viertel . Jh. Ludwig V., Pfalzgraf bei Rhein (–) .. Rinder Rinderharn-Traktat, . Jh. (?) . Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft Walafrid Strabo (/–) Meister Richard, . Jh. Gottfried von Franken, . Jh. Petrus de Crescentiis (um –/): Ruralia commoda, dt. Rezeption spätes . oder frühes . Jh. De plantatione arborum, frühes . Jh./. Hälfte . Jh. Bruder Franziskus, spätes . Jh. Wilhelm von Hirnkofen gen. Rennwart (* Mitte . Jh.) Österreicher, Heinrich († ) . Weintraktate Gottfried von Franken, . Jh. Albert von Erfurt, . Jh. (?) Bulach, Hans (?), . Jh. Biburger Weinbuch, spätestens . Hälfte . Jh. . Monatsregeln, Kalender, Almanache Cisiojani, ab dem . Jh. Limburger Monatsregeln, spätes . Jh. (?) Grazer Monatsregeln, frühes . Jh. In Jano claris, dt. Bearbeitungen ab dem späten . Jh. oder dem . Jh. Rheinische Monatsregeln, um Utrechter Monatsregeln, dt./ndl. Bearbeitungen ab dem frühen . Jh. Wolfenbütteler Monatsregeln, frühes . Jh. Wurmprecht, Kasseler Monatsregeln, . Hälfte . Jh. Gredinger, Johann, . Hälfte . Jh. Türkenkalender, Almanache Perger, Bernhard († nach )
Hord, Jobst, . Hälfte . Jh. Hernsheimer, Peter, . Hälfte . Jh. Mansfeld(t), Balthasar (–) Honiger, Jakob (vor –nach ) Siegmund von Stockheim (um –) Schrotbank, Hans (–) Stöffler, Johannes (–) Rüss, Johannes, . Hälfte . Jh. . Haushalt . Hausbücher Lehre vom Haushaben, ab spätestens Sloesgin, Johann (–um) Konrad von Weinsberg (–) Norennberga, Johannes, . Jh. Schwarz, Ulrich (–) Tegernseer Wirtschaftsbüchlein, um – Colmarer Kunstbuch, Wolfegger Hausbuch, spätes . Jh. (nach ) Ludwig von Eyb d. J. zum Hartenstein (–) Tucher, Anton II. (–) . Kochbücher Buch von guter Speise, um Küchenmeisterei, ./. Jh. Meister Hans, . Hälfte . Jh. Eberhart von Landshut, . Hälfte . Jh. Kochbuch von St. Dorotheen zu Wien, . Hälfte . Jh. Jamboninus von Cremona (. Jh.), bair. Übersetzung (Püch von den chosten), . Hälfte . Jh. Rheinfränkisches Kochbuch, um Kochrezepte des Brixener Cod. I , um Mondseer Kochbuch, um Kölner Kochbuch, spätestens . Hälfte . Jh. Alemannisches Büchlein von guter Speise I und II, . Hälfte . Jh. Wolfenbütteler Kochbuch, spätestens . Hälfte . Jh. Kochbuch aus der Stiftsbibliothek Michaelbeuern, um Innsbrucker Kochbuch, Kochrezepte der Konstanzer Hs. A I , zwischen und Salzburger Kochbuch, . Hälfte . Jh. Reichenauer Kochbuch, um Königsberger Kochbuch, spätes . Jh. Kochbüchlein von guter Speise, um . Reinigungsmittel Meister Dietmar, . Hälfte . Jh. XXXV
. Alchemie Turba philosophorum, um Michael Scotus (* vor ) Senior Zadith ( lius Hamuel) (um [?]–um [?]), dt. Rezeption ab dem . Jh. Rosarium philosophorum, . Jh. Corrector fatuorum, . Jh. Johannes de Rupescissa († um /) Nikolaus von Birkenfeld († ) Konrad II. von Falkenstein (um –) Bernardus Trevisanus, . Hälfte . Jh. Bodenze, Conrad, . Jh. Johann von Teschen, . Jh. Waffenhärtungstraktat, . Hälfte . Jh. Moeynen, Johannes, . Jh./vor Alanus, um Sol und Luna, um oder früher Alphidius, dt. ab dem frühen . Jh. Winand vom Roten Schild, spätestens um Wul ng, Michael, frühes . Jh. Prapach, Michael († wahrscheinlich nach ) Jankowitz, Niklas († wahrscheinlich nach ) Archilaus, . Jh. Ulmannus († nach [?]) Vom Stein der Weisen, . Jh. oder früher Vera scientia alchemiae, um / Tractatus aureus, dt. spätestens ab / Bock, Johann, . Hälfte . Jh. Secreta antiquorum philosophorum, spätestens . Hälfte . Jh. Nikolaus von Paris, spätestens Mitte . Jh. Alchemey teuczsch, . Jh.
XXXVI
Konrad von der Weyden, . Hälfte . Jh. Münich, Johannes, von Ochsenfurt, spätestens . Hälfte . Jh. Kluge Hans, spätestens Mitte . Jh. Domar, Heinrich, . Jh. (?) Ediling, Johannes, . Jh. Magister Konradus Tonsor, spätestes . Hälfte . Jh. Johannes von Kassel, . Jh. Visio Arislei, dt. Rezeption ab . Jh. Isaak, um oder früher Gotz, . Hälfte . Jh. Martin, . Hälfte . Jh. Vellnhamer, Hans, . Hälfte . Jh. Kofski, Vinzenz († ) Colmarer Kunstbuch, Klett, Georg (–) Sternhals, Johann († nach ) Johann von Schönbrunn, spätestens . Hälfte . Jh. Lamspring, spätestens um Splendor solis, frühestens . Jh./spätestens um – Maximilian von Eger, spätestens . Viertel . Jh. Donum Dei, dt. Bearbeitungen ab . Hälfte . Jh. . Zauberei Merseburger Zaubersprüche, . Jh. Pro nessia/contra vermes, . Jh. Wul ng, Michael, frühes . Jh. Teufelsbeschwörung, spätestens . Viertel . Jh.
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Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik. Amsterdam ff. Allgemeine deutsche Biographie. Hg. durch die Historische Commission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bde., Leipzig – Anzeiger für deutsches Altertum und deutsche Literatur (beigeheftet der ZfdA). Leipzig u. a. – Archiv für Kulturgeschichte Analecta Hymnica Medii Aevi. Hg. v. C. Blume, G. M. Dreves (und H. M. Bannister). Bde., –. Nachdr. . Register hg. v. M. Lütolf. Bde., Altdeutsche Textbibliothek, ff, ff. Bayerische Bibl. Texte aus zwölf. Jh. Hg. v. Hans Pörnbacher und Benno Hubensteiner. Bde., München – Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon. Begr. und hg. v. Friedrich Wilhelm Bautz. Fortgeführt v. Traugott Bautz. Hamm (später Herzberg, Nordhausen) ff. Bibliothek deutscher Klassiker. Frankfurt/M. Bibliotheca hagiographica latina. Bde., Brüssel –. Suppl.-Bd. Bibliothek der gesamten deutschen National-Literatur von der ältesten bis auf die neueste Zeit Bibliothek des Mittelalters. Texte und Übersetzungen. Deutscher Klassiker-Verlag, ff. Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart. Begr. v.
Brunhölzl
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Helmut de Boor und Richard Newald. ff. Franz Brunhölzl: Geschichte der lat. Lit. des MA. Bd. –, München und Corpus Christianorum, Continuatio Mediaevalis. Turnhout ff. Corpus Christianorum, Series Latina. Turnhout ff. Die Chroniken der deutschen Städte. Hg. v. der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. – Thomas Cramer (Hg.): Die kleineren Liederdichter des . und . Jahrhunderts. Bde., München – Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum. Wien u. a. ff. Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Dictionnaire d’archéologie chrétienne et de liturgie. Hg. v. Fernand Cabrol u. a. Paris ff. Dictionnaire d’histoire et de géographie ecclésiastiques. Hg. v. Alfred Baudrillart u. a. Paris ff. Dictionnaire de spiritualité ascétique et mystique. Doctrine et histoire. Fondé par M. Viller ... Bde., Paris – Dictionary of the Middle Ages. Hg. v. Joseph R. Strayer. Bd. –, New York –. Suppl. , . Deutsche Texte des Mittelalters, ff. Der Deutschunterricht. Beiträge zu seiner Praxis und wissenschaftlichen Grundlegung. Seelze / ff. XXXIX
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Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. Stuttgart/ Weimar ff. Gustav Ehrismann: Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters. Bde. München – Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung. Begr. v. Kurt Ranke. Hg. v. Rolf Wilhelm Brednich und Hermann Bausinger. Berlin/New York ff. Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. In Verbindung mit Gereon Wolters hg. v. Jürgen Mittelstraß. Bde., Stuttgart/ Weimar /. ., neu bearb. und wesentlich erg. Au . In Verbindung mit Martin Carrier hg. v. Jürgen Mittelstraß. Stuttgart/ Weimar ff. Euphorion. Zeitschrift für Literaturgeschichte. Heidelberg ff. Göppinger Arbeiten zur Germanistik, ff. Germanisch-Romanische Monatsschrift. Heidelberg ff. Gesamtkatalog der Wiegendrucke. Bd.–, hg. v. der Kommission für den Gesamtkatalog der Wiegendrucke. Leipzig –. Bd., ff. hg. v. der Deutschen Staatsbibliothek zu Berlin. Stuttgart u. a. ff. Repertorium bibliographicum, in quo libri omnes ab arte typographica inventa usque ad annum typis expressi […]. Bd. –. Stuttgart u. a. –.
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HRG
Historisches Biographisches Lexikon der Schweiz. Bde., Neuenburg – Historisches Lexikon der Schweiz. Hg. v. der Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz. Basel ff. Minnesinger. Ges. und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Tle. in Bdn. –. Neudr. Leipzig Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. Hg. v. Adalbert Erler und Ekkehard Kaufmann, Bd. zusätzlich v. Dieter Werkmüller. Bde., Berlin –. ., völlig überarb. und erw. Au . Hg. v. Albrecht Cordes, Heiner Lück und Dieter Werkmüller. Berlin ff.
JOWG
Jahrbuch der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft. Marbach/N. u. a. ff.
Killy
Literatur-Lexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Hg. v. Walther Killy. Bd. –. Gütersloh/ München –. ., vollständig überarb. Au . u.d.T. Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. Hg. v. Wilhelm Kühlmann. Bd. –. Berlin/New York bzw. Boston –. Jacob Klingner/Ludger Lieb: Handbuch Minnereden. Mit Beiträgen von Iulia-Emilia Doroban˛tu, Stefan Matter, Martin Muschik, Melitta Rheinheimer und Clara Strijbosch. Bde., Berlin/ Boston . Kindlers Literatur-Lexikon. ., völlig neu bearb. Au . Hg. von Heinz Ludwig Arnold. Bde. Stuttgart/Weimar . Kindlers Neues LiteraturLexikon. Hg. v. Walter Jens. Bde., München –
Klingner/Lieb
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Carl von Kraus: Dt. Liederdichter des . Jh. Bd. : Text. . Bd. : Komm. besorgt v. H. Kuhn. . ., v. Gisela Kornrumpf durchges. Au . Bde., Tübingen
LACL
Lexikon der antiken christlichen Literatur. Hg. v. Siegmar Döpp u. a. ., vollständig neu bearb. und erw. Au . Freiburg u. a. Lexikon der christlichen Ikonographie. Bde., Rom u. a. – Lexikon des Mittelalters. Bde., München/Zürich – Lexikon der theologischen Werke. Hg. v. Michael Eckert, Eilert Herms, Bernd Jochen Hilberath und Eberhard Jüngel. Stuttgart . Lexikon des gesamten Buchwesens. ., völlig neu bearb. Augl. Hg. v. Severin Corsten u. a. Stuttgart ff. Rochus von Liliencron: Die historischen Volkslieder der Deutschen. Bde., und Nachtrag. Leipzig –. Neudr. Hildesheim Litterae. Göppinger Beiträge zur Textgeschichte. Göppingen ff. Lexikon für Theologie und Kirche. Begr. v. Michael Buchberger. ., völlig neu bearb. Au . Hg. v. Josef Höfer und Karl Rahner. Bde., Freiburg i. Br. –. ., völlig neu bearb. Au . Hg. v. Walter Kasper mit Konrad Baumgartner, Horst Bürkle, Klaus Ganzer, Karl Kertelge, Wilhelm Korff und Peter Walter. Bde., Freiburg i. Br. u. a. –.
LCI LexMA LexthW
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Manitius
Max Manitius: Geschichte der lateinischen Literatur des
Mittelalters. Tle., München – MarLex Marienlexikon. Hg. v. Remigius Bäumer und Leo Scheffczyk. Bde., St. Ottilien –. MF Des Minnesangs Frühling. Unter Benutzung der Ausgaben von Karl Lachmann und Moriz Haupt, Friedrich Vogt und Carl von Kraus bearb. v. Hugo Moser und Helmut Tervooren. Bde., Stuttgart (Bd. : Texte. ). MGG Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. Hg. v. Friedrich Blume. Bde., Kassel/ Basel –. ., neu bearb. Ausg. Hg. v. Ludwig Finscher. Bde., Registerbände, Supplement. Kassel u. a. –. MGH Monumenta Germaniae Historica. Hannover/Leipzig ff. Auct. ant. Auctores antiquissimi Briefe d. dt. Die Briefe der deutschen Kaiserzeit Kaiserzeit Capit. Capitularia regum Francorum Capit. episc. Capitula episcoporum Conc. Concilia Const. Constitutiones Dt. Chron. Deutsche Chroniken DD Diplomata Epp. saec. XIII Epistolae saeculi XIII Ep. (sel.) Epistolae selectae Fontes iuris Fontes iuris Germanici antiqui in usum scholarum separatim editi Fontes iuris NS Fontes iuris Germanici antiqui, Nova series Ldl Libelli de lite imperatorum et ponti cum Libri mem. Libri memoriales Libri mem. NS Libri memoriales et Necrologia, Nova series LL Leges LL nat. Germ. Leges nationum Germanicarum XLI
Necr. Poetae Quellen zur Geistesgesch. SS SS rer. Germ. SS rer. Germ. NS SS rer. Lang. SS rer. Merov. Staatsschriften MIÖG MMS MTU
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PBB (Halle)
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PG Phil.Stud.u.Qu.
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Necrologia Germaniae Poetae Latini medii aevi Quellen zur Geistesgeschichte des Mittelalters Scriptores Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi Scriptores rerum Germanicarum, Nova series Scriptores rerum Langobardicarum Scriptores rerum Merovingicarum Staatsschriften des späteren Mittelalters Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung (–: MÖIG) Münstersche MittelalterSchriften. München ff. Münchner Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters. Hg. v. der Kommission für deutsche Literatur des Mittelalters der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, ff.
PL
Patrologia Latina. Hg. J.-P. Migne. Bde., Registerbände, Paris –.
RAC
Reallexikon für Antike und Christentum. Sachwörterbuch zur Auseinandersetzung des Christentums mit der antiken Welt. Hg. v. Theodor Klauser u. a. Stuttgart ff. Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte. Hg. vom Zentralinstitut für Kunstgeschichte München. München ff. Reallexikon der germanischen Altertumskunde. ., völlig neu bearb. u. stark erw. Au . Hg. v. H. Beck u. a. Berlin, New York ff. Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. ., völlig neu bearb. Au . Hg. v. Kurt Galling in Gemeinschaft mit Hans Frhr. von Campenhausen, Erich Dinkler, Gerhard Gloege und Knud E. Løgstrup. Bde., Registerband. Tübingen –. Religion in Geschichte und Gegenwart. ., völlig neu bearb. Au . Hg. v. Hans Dieter Betz, Don S. Browning, Bernd Janowski und Eberhard Jüngel. Bde., Registerband. Tübingen –. Rheinische Vierteljahrsblätter Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. Hg. v. Paul Merker und Wolfgang Stammler. Bde. Berlin –. Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. . Au . Bde. –, hg. v. Werner Kohlschmidt und Wolfgang Mohr. Berlin –. Bd. hg. v. Klaus
RDK
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RGG
Neue Deutsche Biographie. Hg. v. der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin ff. Niederdeutsches Jahrbuch. Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung. Neumünster ff. Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur (Pauls und Braunes Beiträge), Halle ff. Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur (Pauls und Braunes Beiträge), Tübingen ff. Patrologia Graeca. Hg. J.-P. Migne. Bde., Paris – Philologische Studien und Quellen, Berlin ff.
RheinVjbl. RL
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Kanzog und Achim Masser. Berlin . Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. Hg. v. Klaus Weimar (Bd. I), Harald Fricke (Bd. II), Jan-Dirk Müller (Bd. III). Berlin/New York –. Repertorium der Sangsprüche und Meisterlieder des . bis . Jahrhunderts. Hg. v. Horst Brunner und Burghart Wachinger. Bde, Registerbände, Tübingen –.
Schulthess/Imbach Peter Schulthess/Ruedi Imbach: Die Philosophie im lateinischen Mittelalter. Ein Handbuch mit einem biobibliographischen Repertorium. Zürich u. a. . Tervooren
TRE
TspMA TTG Tusculum-Lex.
Helmut Tervooren: Bibliographie zum Minnesang und zu den Dichtern aus «Minnesangs Frühling». Berlin . Theologische Realenzyklopädie. Hg. v. Gerhard Krause (bis Bd. ) und Gerhard Müller in Gemeinschaft mit Horst Balz u. a. Bde., Berlin/New York –. Texte des späten Mittelalters. Berlin ff. Texte und Textgeschichte. Würzburger Forschungen. Tübingen ff. Wolfgang Buchwald/Armin Hohlweg/Otto Prinz: Tusculum-Lex. griechischer und lat. Autoren des
Altertums und des MA. ., neu bearb. und erw. Au . Darmstadt . Ueberweg
Grundriß der Geschichte der Philosophie. Begr. v. Friedrich Ueberweg. Neubearb. Ausg. Basel ff.
VL
Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Begr. v. Wolfgang Stammler. Fortgeführt v. Karl Langosch. ., völlig neu bearb. Au . hg. v. Kurt Ruh zusammen mit Gundolf Keil, Werner Schröder, Burghart Wachinger und Franz Josef Worstbrock. Ab Bd. hg. v. Burghart Wachinger. Bde., Berlin/New York –. Deutscher Humanismus –. Verfasserlexikon. Hg. v. Franz Josef Worstbrock. Bde. Berlin/New York bzw. Boston –. Franco Volpi (Hg.): Großes Werklexikon der Philosophie. Bde., Stuttgart .
VL Dt. Hum.
Volpi
WdF Wimmer/Melzer
ZfdA
ZfdPh
Wege der Forschung. Darmstadt ff. Otto Wimmer/Hartmann Melzer: Lexikon der Namen und Heiligen. Bearb. und erg. v. Josef Gelmi. ., verb. und erg. Au . Innsbruck/ Wien . Zeitschrift für deutsches Altertum (und deutsche Literatur). Stuttgart ff. Zeitschrift für deutsche Philologie. Berlin ff.
XLIII
BÜCHER DES AT UND NT Abkürzungen der biblischen Bücher nach der Neuen Jerusalemer Bibel
ORDENSBEZEICHNUNGEN OCarm OCart OCist OEDSA OESA OFM
Ordo Carmelitarum Ordo Cartusiensis Ordo Cisterciensis Ordo Fratrum Eremitarum Discalceatorum S. Augustini Ordo Fratrum Eremitarum S. Augustini Ordo Fratrum Minorum
OFMCap OMin OP OPraem OSA OSB
Ordo Fratrum Minorum Capuccinorum Ordo Minorum Ordo Fratrum Praedicatorum Ordo Praemonstratensis Ordo Sancti Augustini Ordo Sancti Benedicti
VERFASSER-SIGLEN BJ CF CK CL CM ChM DB FF GM IM JH KP
XLIV
Bruno Jahn Christoph Fasbender Claudia Kanz Christian Lieberwirth Carla Meyer Christoph Mauntel Dörthe Buchhester Frank Fürbeth Gesine Mierke Irina Merten Jenny Haas Katharina Philipowski
KR LAD MJB MM MMü RW TW UT VZ WA
Konrad Reinhold Lars-Arne Dannenberg Matthias Johannes Bauer Mike Malm Mario Müller Rainer Welle Thore Wilkens Uwe Tresp Volker Zapf Wolfgang Achnitz
Versus de materia, ne et ordine scienciarum omnium Versus de materia, ne et ordine scienciarum omnium (Materi, End und Ordnung aller Kunst). – Lat. Hexameterdichtung mit dt. Prosaübertragung über den Aufbau der Wissenschaften, zweite Hälfte . Jh.; dt. Prosa spätes . oder frühes . Jh. (vor ). Die mit einer Ausnahme stets zweisprachig tradierte Wissenschaftslehre ist in beiden Sprachfassungen «herczog Albrecht / Nobilis Alberte dux» gewidmet, womit Herzog Albrecht III. von Habsburg (–) oder Albrecht IV. (–) gemeint sein dürften. Denkbar ist, dass der Verfasser der lat. Verse ein Theologe an der Wiener Universität war und/oder dem akademisch-geistlichen Kreis um den Hof Herzog Albrechts III. angehörte. Für die in der frühen Forschung begegnende Zuschreibung der lat. Hexameter und auch der Übersetzung an → Heinrich von Langenstein nden sich weder im Text selbst noch in den Textzeugen oder anderweitig Hinweise. Die jüngere Forschung hat zudem überzeugend angezweifelt, dass es sich um eine originär zweisprachige Dichtung handelt. Ein Übersetzungsfehler im dt. Text macht die Vorzeitigkeit der lat. Fassung sehr wahrscheinlich, die zudem in einem Codex auch ohne Übersetzung tradiert wird. Die dt. Prosaübertragung wäre demnach als Verständnishilfe für die lat. Verse aufzufassen; sie kann zeitlich auch später als ihre Vorlage entstanden sein. Ihr Urheber hat zweifelsfrei auch den in allen Textzeugen vorangehenden dt. → Fürstenspiegel nach Aegidius Romanus übersetzt. Leopold Stainreuter (bzw. → Leopold von Wien) und Johannes Glacz, im frühen . Jh. Student in Wien und Schreiber des Codex Vindobonensis , sind als Übersetzer beider Texte vorgeschlagen worden. In letzterem Fall könnte man die Widmung der Übersetzung womöglich noch auf Albrecht V. (–) beziehen. Da sich aber keine der Urheberthesen hat validieren lassen, sind sowohl die lat. Verse als auch ihre Übertragung als anonym zu verbuchen. Bei der Lehrdichtung handelt es sich um eine poetische Charakterisierung der vier Universitätsfakultäten, die an Studenten adressiert ist. Der lat. Text umfasst Hexameter in Segmenten zu je zwei bis neun Versen. Dt. Prosa und lat. Verse alternieren abschnittsweise, wobei bis auf den Cgm in allen Zeugen die lat. Verse jeweils der dt. Prosa folgen. Zunächst werden die Septem artes der Aritstenfakultät aufgefächert, darauf folgen
. Hälfte . Jh.
Medizin, Jura und Theologie, die jeweils untergliedert sind («wuntharczt» und «pucharczt»; kaiserliches und geistliches Recht; AT, NT, «driualdichait», «verainigung gothait mit der menschhait» [«Misterium incarnationis»]). Die abschließenden Abschnitte mit direkter Wendung an die Adressaten («Nim bar du student» / «Ecce studens») erläutern das Verhältnis der Fakultäten zueinander. Demnach suchen alle «vier lernungen» den einen Gott, wie das Beispiel der vier Fakultätspatrone zeigt. Die einzelnen Disziplinen sind auseinander hervorgegangen, wobei am Anfang die Theologie als vorrangigste Wissenschaft, «domina» und «magistra» steht; ihr haben die «andern drei chunste» zu dienen. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , r–r (Pap., , bair.-österr.). – Ebd., Cod. , r–r (Pap., /, bair.-österr.); geschrieben von «Johannes Glacz de Lewbsa». – München, BSB, Cgm , va–vb (Pap., , bair.-österr.). – Kassel, LMB, Cod. ° ms. philos. , r–v (Pap., , obd.). – München, BSB, Cgm , r–v (Pap., , schwäbisch). – Nur die lat. Verse in: Tübingen, UB, Cod. Mc , v–v (Pap., um /). A: Rainer Rudolf: Die «V. d. m., f. e. o. scientiarum o.» und ihre dt. Prosaübersetzung. In: Fachprosaforschung. Acht Vorträge zur ma. Arteslit. Hg. v. Gundolf Keil/Peter Assion. Berlin , S. –, hier S. –. L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –. – Alphons Lhotsky: Die Bibl. des Kaisers Friedrich III. In: MIÖG () S. –, hier S. f. – Ders.: Zur Frühgesch. der Wiener Hofbibl. In: MIÖG () S. –, hier S. f. – Hans Rupprich: Das Wiener Schrifttum des ausgehenden MA (Österr. Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl. /). Wien , S. –. – Wolfgang Stammler: Ma. Prosa in dt. Sprache. In: Dt. Philologie im Aufriß. Bd. . Hg. v. dems. Berlin , Sp. –, hier Sp. . – Gundolf Keil: Rezension Hermann Menhardt, Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. und Bd. . Berlin . In: AfdA () S. –, hier S. – Helga Unger: Vorreden dt. Sachlit. des MA als Ausdruck literarischen Bewußtseins. In: Werk – Typ – Situation. Stud. zu poetologischen Bedingungen in der älteren dt. Lit. FS Hugo Kuhn. Hg. v. Ingeborg Glier u. a. Stuttgart , S. –, hier S. –. – Rudolf (s. Ausg.) S. –. – Thomas Hohmann:
. Hälfte . Jh. Dt. Texte unter dem Namen «Heinrich von Langenstein». In: Würzburger Prosastud. : Unters. zur Lit. und Sprache des MA. FS Kurt Ruh. Hg. v. Peter Kesting (Medium Aevum ). Würzburg , S. –, hier S. f. – T. Hohmann/Georg Kreuzer: Heinrich von Langenstein, VL () Sp. –, hier Sp. . – Fritz Peter Knapp: Die Lit. des SpätMA in den Ländern Österreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg und Tirol von bis . . Halbbd. (Gesch. der Lit. in Österreich /). Graz , S. . – Klaus Wolf: Hof – Univ. – Laien. Literatur- und sprachgeschichtliche Unters. zum dt. Schrifttum der Wiener Schule des SpätMA (Wissenslit. im MA). Wiesbaden , S. f., . – Stefan Abel: Johannes Nider. ‹Die vierundzwanzig goldenen Harfen›. Edition und Komm. (SpätMA, Humanismus, Reformation ). Tübingen , S. Anm. , . VZ Das Hausgeschirr. – Hausratgedicht, spätestens um . D. H. ist ohne Verfasserangabe in zwei Handschriften des . Jh. überliefert. In beiden Textzeugen wird das Gedicht durch eine anonyme Prosaaufstellung ergänzt, die den jährlichen Haushaltsbedarf einer dreiköp gen Familie enthält. Die Entstehung des H.-Texts wird verschiedentlich im frühen . Jh. vermutet, manchmal auch erst in der Zeit um . Das Gedicht umfasst elf Strophen mit jeweils sechs Zeilen in Paarreimen. Diese Form wird von der Forschung auch als H.-Strophe bezeichnet und ist in anderen Dichtungen ebenfalls nachgewiesen. In gleicher oder abgewandelter Gestalt erscheint sie z. B. bereits in einem lat. Spottlied von , das Rudolf → Losse aufzeichnen ließ, und in dem erst gedruckten dt. Lied Ich wil von bloßheit singen neuwen sank. Weiterhin erfuhr die H.Strophe geistliche Kontrafakturen in obd., nd. und ndl. Liedern. Inhaltlich wird D. H. zu den sog. → Hausratgedichten gezählt: Der Text beschäftigt sich mit dem umfangreichen Hausrat, der bei einer Eheschließung für den gemeinsamen Haushalt angeschafft werden muss. Die Ehe wird zu Beginn mit einem Orden verglichen, der zwar großes Ansehen besitze, aber seine männlichen Angehörigen in den Wahnsinn treibe. Der Grund dafür seien die vielen Gegenstände, ohne die ein Hausstand nicht auskommen könne und die im Gedicht ausführlich aufgezählt werden. Das stark ländlich geprägte
Das Hausgeschirr Spektrum reicht von einfachen Dingen wie Schüsseln über größere Objekte wie Salz- und Krautfässer bis zu Tieren wie Schaf, Schwein und Rind. Die Beschreibung des Hausrats ist dabei weniger humoristisch als sozialkritisch angelegt, erfolgt sie doch mit Blick auf einen armen Ehemann, der sich viele Dinge gar nicht leisten kann. Aufgrund dieser Thematik wurde D. H. mit dem → Hauskummer (um ) verglichen, der ebenfalls von einem besitzlosen Ehemann handelt und dessen Anfang das Gedicht entlehnt. Ü: H: Heidelberg, UB, cpg , rv (Pap., –, schwäbisch). – P: Prag, Nationalmuseum, cod. X A , v–v (Pap., / , Liederbuch der Clara → Hätzlerin). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. A: Liederbuch der Clara Hätzlerin. Hg. v. Carl Haltaus. Quedlinburg/Leipzig (Nachdr. Berlin ) S. f. (Nr. ). – Alte hoch- und niederdt. Volkslieder /. Hg. v. Ludwig Uhland. Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Hildesheim ) S. – (Nr. ). – Epochen der dt. Lyrik : Gedichte –. Nach Hss. und Frühdrucken in zeitlicher Folge. Hg. v. Hansjürgen/Eva Kiepe. München , S. –. – Online-Faks. von Hs. H: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg. – Online-Faks. von Hs. P: www.manuscriptorium.com/. L: Peter Assion, VL () Sp. f.; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. f. – Theodor Hampe: Gedichte vom Hausrat aus dem XV. und XVI. Jh. Straßburg , S. f. – Gisela Kornrumpf: Dt. Lieddichtung im . Jh. Ein Aspekt der Überl. In: Zur dt. Lit. und Sprache des . Jh. Dubliner Colloquium . Hg. v. Walter Haug u. a. Heidelberg , S. – (wieder in: G. Kornrumpf: Vom Codex Manesse zur Kolmarer Liederhs. [MTU ]. München , S. –). – Inta Knor: Das Liederbuch der Clara Hätzlerin als Dokument urbaner Kultur im ausgehenden . Jh. [...]. Halle/Saale , S. . MM Rosmarintraktat. – Altitalienische Drogenmonographie, . Jh.; europaweite lat. Rezeption sowie dt. und ndl. Fassungen ab dem späten . Jh. Der R. ist in seiner ältesten italienischen Gestalt ein Katalog mit Tugenden des Rosmarins, dem eine kurze Einleitung vorangestellt ist. Der Text schöpft sowohl aus der Fachliteratur (→ Circa
Rosmarintraktat instans, → Liber iste) als auch aus volksmedizinischen Quellen. Als primäre Darreichungsform des Kräuterheilmittels wird Rosmarinwein propagiert. Schon früh differenziert sich die italienische Tradition in eine kurze und eine längere Ausgestaltung. Die Langfassung enthält eine Auffindungslegende um einen englischen Mönch («monaco d’Inghilterra»). Bei den lat. R. nimmt die Textvarianz noch deutlich zu. So verlegt ein Zweig die Auffindung des R. nach Babylon; auch eine Versbearbeitung ist nachgewiesen. Dt. Fassungen: ) Diejenige dt. Fassung, die dem Ursprungs-R. am nächsten zu stehen scheint, ist eine Übersetzung der italienischen Langfassung, die vor vermutlich in Oberitalien entstanden ist. Alle Paragraphen und auch die Einleitung sind aufgenommen worden. Vereinzelt begegnen noch italienische Termini aus der Vorlage. Auf welcher italienischen oder lat. Fassung ein deutlich früher überlieferter dt. R. (noch . Jh., s. Überl. [Nr. ]) beruht, bedarf noch der Untersuchung. – ) Ebenfalls noch aus dem . Jh. stammt eine elsässische Redaktion, welche die Kurz- und Langfassung kontaminiert. Dieser dt. R. stützt sich vermutlich sowohl auf italienische als auch auf lat. Quelltexte. – ) Isack → Levi hat in sein Arzneibuch von («Des Juden buch von kreuczenach») eine Übersetzung der Kurzfassung integriert. Ob es sich um eine Übersetzung aus dem Italienischen oder aus dem Lateinischen handelt, ist unsicher. Ebenso ist fraglich, ob Levi selbst als Übersetzer in Frage kommt. Bei den letzten sieben Paragraphen wurde offenbar auch eine Langfassung benutzt oder die Vorlage war bereits eine Mischform. – ) Drei differenzierbare dt. Übersetzungen gehen sämtlich auf eine bestimmte lat. Redaktion des R. zurück, die sog. «pharmazeutische Version», welche den Tugendkatalog des ursprünglichen Traktats anhand der Arzneiformen neu gliedert. a) Die älteste, mittelbairische Übersetzung wird von einer Handschrift von / tradiert und ist ohne Rückbezug auf den lat. Text nur schwer verständlich. Da die lat. Fassung im unikalen Zeugen direkt auf den dt. Text folgt, dürfte diese Übersetzung als Lektürehilfe für das lat. Original konzipiert und zeitnah zur Niederschrift der Handschrift erstellt worden sein. b) Eine rheinfränkische Version bietet Paragraphen. Zwölf von diesen widmen sich dem Wein, die restlichen stellen den Einsatz des Rosmarin als Latwerge, Schweißbad und Destillat vor. c) Eine oberrheinische Bearbeitung
. Hälfte . Jh. schließlich verknappt den Umfang um die Hälfte und enthält nur noch die Weinabschnitte. Die Ndl. Fassung (um Mitte . Jh.) ist gegenüber den obd. Versionen breiter tradiert worden. Sie beruht weitgehend auf der italienischen Kurzfassung und bietet in geringem Maße auch Abschnitte aus der Langfassung sowie selbstständige Passagen. Die Zahl der Textzeugen mit dem vollständigen R. ist (unabhängig von der jeweiligen Sprache) gegenüber Vergleichstexten wie etwa dem → Salbeitraktat gering. Das dürfte auch daran liegen, dass «herba rosmarinum» erst relativ spät als Heilp anze breite Anerkennung gefunden hat. Über die Streuüberlieferung und Exzerpte hat der R. aber durchaus eine Rezeptionsgeschichte, die bis in die Moderne reicht. So kann der Taktat in adaptierter Form auszugsweise als Inserat oder Anhang in Kräuterbüchern erscheinen. Rezepte für Rosmarinwein, die auf R.-Paragraphen rückführbar sind, bieten außerdem Heinrich → Breyell in seiner Gart der Gesundheit-Redaktion (Johann → Wonnecke), ein Kochbuch aus der ersten Hälfte des . Jh. und das → Pommersfeldener (schlesische) Augenbüchlein. Tendenzen zum Ausbau des R. hin zu einem breiter angelegten Rosmarin-Buch nden sich schon bei → Ludwig V. von der Pfalz; im . Jh. schließlich gelangte ein elaboriertes Rosmarinbüchlein in den Druck. Ü: Italienisch/lat.: Nachgewiesen sind italienische Hss., fünf Hss. mit lat. Prosa und rund Hss. mit lat. Versen. Nachweise bei: Stussi (s. Ausg.) S. XXXIII f. mit Anm. ; Pezzella (s. Ausg.) S. –; Zimmermann , S. Anm. ; Rossell Hope Robbins: Medical Manuscripts in Middle English. In: Speculum () S. –, hier S. Anm. ; VL () Sp. ; () Sp. . – Lat. «pharmazeutische Version»: Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, Cod. b VI , r–r (Pap., /, lat./mittelbair.). – Dt. Fassungen: ) Rom, Biblioteca Nazionale Centrale, Cod. Vittorio Emmanuele (olim Farfensis ) v–r (Pap., /, südwestobd./ostmitteldt.); geschrieben von einem schlesischen Benediktiner im Kloster Farfa im nördlichen Latium. – ) London, British Library, MS Sloane , v–r (Pap., um , niederalemannisch). – ) Heidelberg, UB, Cpg , r (Pap., um , rheinfränkisch). – . a) Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, Cod. b VI , r–r (s. o.). – b) Ebd., UB, Cod. M III , vb–rb (Pap. und Perg., um , rheinfränkisch). Die Hs. stammt vermutlich aus Spey
. Hälfte . Jh. er (Besitzvermerk aus dem frühen . Jh.: «Johannes Krannch [i. e. Kranich] de kirchheim Cannonicus Spirensis est possesor meus» [→ Kolmarer Liederhandschrift]). – c) Darmstadt, ULB, Hs. , r–r (Pap., Mitte . Jh., niederalemannisch). – ) Wien, ÖNB, Cod. , r (Pap., ./ . Jh., obd.) bietet eine Kontamination aus R. und dem → Momordica-Traktat. – ) Nicht kategorisiert sind die R. in: München, BSB, Cgm , ra–rb (Pap., letztes Viertel . Jh., mittelbair.); Überschrift: «Rosmarinus daz ist mertaw daz ist ain edel chrawt und hat vil macht». – Washington (D.C.), National Library of Medicine, Cod. (olim WZ ..M ) v–v (Pap., , obd. [geschrieben von Cristan May]); Überschrift: «Hie sage ich von der Tugent des Kruttes Rosmarin». – Ndl. Fassung: Hasselt, Privatbesitz Stellingwerf, ohne Sign., rv (Pap., zweites Drittel . Jh., limburgisch-niederrheinisch). – Brüssel, Kgl. Bibl., Ms. IV , rv (Pap., zweite Hälfte . Jh., holländisch). – Ebd., Ms. IV , rv (Pap., um , ostndl.). – London, British Library, MS Sloane , v–r (Pap., , aus Den Haag). – Drucke (als Anhang zu: Thomas van der Noot: «Dit is de rechte conste om alderhande wateren te destillieren»): Antwerpen: Willem Vorsterman , ijr–iijr. – Vgl. zur ndl. Überl. und zu weiteren Druckau .: Ria Jansen-Sieben: Repertorium van de Middelnederlandse Artes-literatuur. Utrecht , S. f., , f., . – Streuüberlieferung: Kochbuch: Basel, UB, Cod. H V , rv (Pap., erste Hälfte . Jh., alemannisch). – Bd. des Buchs der Medizin Ludwigs V. von der Pfalz: Heidelberg, UB, Cpg , r–r (Perg., /, südrheinfränkisch); als Teil einer Gart der GesundheitBearbeitung. – Rosmarinbüchlein-Drucke: «Roßmae rin Buchlein». Amsterdam, Frankfurt/M. und Halberstadt . – Der Hinweis von Keil, VL () Sp. , die → Macer-Hs. olim Halberstadt, StB., ohne Sign. (verschollen) enthalte einen R., trifft nicht zu (vgl.: Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Krit. hg. v. Bernhard Schnell [TTG ]. Tübingen , S. ). A: Italienisch: Alfredo Stussi: Zibaldone da Canal. Monoscritto mercantile de sec. XIV (Fonti per la storia di Venezia Sezione V/Fondi vari []). Venedig , S. –. – Salvatore Pezzella: I segreti della «Medicina Verde» nell’epoca medicea da due manoscritti inediti della città di Firenze. Assisi , S. –. – Dt. Fassungen:
Eichentraktat ) Zimmermann , S. f. – /) Boot/Mayer (s. Lit.) S. . – . a) Zimmermann , S. –. – b) Zimmermann , S. –. – c) Keil/Staub/Zimmermann (s. Lit.) S. –. – Ndl. Fassung: (Faks.) Dirk Arnold Wittop Koning: Dit is de rechte conste om alderhande wateren te destillieren (Antwerpen ca. ) (Opera pharmaceutica rariora ). Gent . L: Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – Peter Dilg: Rosmarin, LexMA () Sp. . – G. Keil: Wunderdrogentraktate, ebd. () Sp. f. – Heinrich Marzell: Gesch. und Volkskunde der dt. Heilp anzen. ., verm. und verb. Au . Stuttgart (Nachdr. Darmstadt , St. Goar ) S. –. – Volker Zimmermann: Der Rosmarin als Heilp anze und Wunderdroge. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ders.: Der ‹R.› in der Hs. b. VI der Erzabtei St. Peter zu Salzburg. In: «Gelêrter der arzenîe, ouch apotêker». Beitr. zur Wissenschaftsgesch. FS Willem Frans Daems. Hg. v. G. Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – V. Zimmermann: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachigen hsl. Kompendien des SpätMA (Ars medica ). Wiesbaden , S. – u. ö. – Christine Boot/Johannes Gottfried Mayer: Zwei Neufunde zur altdt. Überl. des ‹R.›. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. //B). Bern u. a. , S. . – G. Keil/ Kurt Hans Staub/V. Zimmermann: Der ‹R.› aus einem alemannischen Apotheker-Autograph vom spätma. Oberrhein. In: Würzburger FachprosaStud. Beitr. zur ma. Medizin-, Pharmazie- und Standesgesch. aus dem Würzburger medizinhist. Inst. FS Michael Holler. Hg. v. G. Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Würzburg , S. –. – G. Keil: Wunderdrogentraktate. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f., hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Eichentraktat. – Pharmazeutisch-kompilatorische Abhandlung, um . Der dt. Text Die tugent des eychen pawns ist in zwei Handschriften ab überliefert (H, G). Seine Entstehung wird um vermutet. Als
Alphidius Verfasser wird ein unbekannter, wohl aus Nürnberg stammender Laienmediziner erwogen. Inhaltlich bietet der E. eine drogenkundliche Kompilation aus der hier in dt. Sprache ausgeschriebenen Epistula ad Ricardum de virtute quercus (Pseudo→ Arnald von Villanova) und Versatzstücken aus dem → Eichenmisteltraktat. Als charakteristisch für den E. gilt die bevorzugte Anwendung von pulverförmigen Mitteln. Eine freie alemannische Bearbeitung des E. mit dem Titel Von dugent und kraft des eichenbaums ndet sich in Handschrift L. Auch dieser Text wurde aus der Epistula und dem Eichenmisteltraktat kompiliert, ist aber umfangreicher als die E.-Fassungen in H und G. Möglicherweise handelt es sich um eine erweiterte Fassung des E. Eine Erforschung eventueller Abhängigkeiten steht noch aus. Ü: H: Heidelberg, UB, cpg , r–r (Pap., Nürnberg?, , nordbair.ostfränkisch). – G: Göttingen, SUB, cod. ° hist. nat. , r–v (Pap., um , nürnbergisch). – L: Lichtenthal, Klosterbibl., cod. Kl. L. , S. – (Pap., frühes . Jh., alemannisch). Vgl. u. a. Keil (s. Lit.). – Felix Heinzer/ Gerhard Stamm: Die Hss. von Lichtenthal (Die Hss. der Badischen LB in Karlsruhe ). Wiesbaden , S. f. – Pamela Kalning u. a.: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –. A: Telle (s. Lit.). – Schindele (s. Lit.; nach Hs. L). – Online-Faks. von Hs. H: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Joachim Telle: Altdt. Eichentraktate aus medizinischen Hss. In: Centaurus () S. –. – G. Keil: Zauberp anzen und Wunderdrogentraktate. In: Leuvense Bijdragen () S. –. – Wolfgang Meid: Eichenkundliches. In: ‹Ir sult sprechen willekomen›. Grenzenlose Mediävistik. FS Helmut Birkhan. Hg. v. Christa Tuczay u. a. Bern u. a. , S. –. – Maria P. Schindele: Ein altdt. Eichentraktat in einem Lichtenthaler Arzneibuch. In: Cistercienser Chron. () S. –. – Wolfgang Wegner: E. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . MM Straßburger Eichentraktat. – Wunderdrogentraktat, spätestens erstes Viertel . Jh. Der kurze Text behandelt in Abschnitten die Anwendung von Bestandteilen der Eiche zur Be
. Hälfte . Jh. handlung von Krankheiten, vor allem durch die Verarbeitung zu Pulver und P aster. Das S. E. ist nur als Teil einer handschriftlichen Kompilation überliefert, die sich aus dem → Macer, der Elsässischen Kräuterbuchkompilation und dem Buch der Natur → Konrads von Megenburg speist. Im Codex folgt der S. E. auf den inhaltlich ähnlichen → Eichenmisteltraktat. Die Forschung geht jedoch von einer unabhängigen Entstehung der beiden Texte aus. Als Bearbeiter des S. E. werden zwei Laienärzte vermutet, die mit der Epistula de virtute quercus (→ Arnald von Villanova) vertraut waren. Als Hauptquelle benutzten sie über das Buch der Natur vermittelte Versatzstücke des Liber de vegitabilibus von → Albertus Magnus. Ü: Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. , ab (Pap., erstes Viertel . Jh./vor , elsässisch). – Vgl. Birgitt Weimann: Die ma. Hss. der Gruppe Manuscripta Germanica (Kat. der Stadt- und Universitätsbibl. Frankfurt a. M. /). Frankfurt/M. , S. –. – Schnell/Crossgrove (s. Lit.). – www.handschriftencensus. de/. A: Keil/Högemann (s. Lit.) S. f. – Online-Faks. der Hs.: http://nbnresolving.de/urn:nbn:de:hebis::–. L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Annelore Högemann: Der altdt. ‹Eichenmisteltraktat›. Unters. zu einer bair. Drogenmonographie des . Jh. Pattensen , S. , f. – Dies./G. Keil: Der S. E. Ein zum Wunderdrogen-Text gewordenes Albertus-Magnus-Kapitel. In: Diversarum artium studia. Beitr. zur Kunstwiss., Kunsttechnologie und ihren Randgebieten. FS Heinz RoosenRunge. Wiesbaden , S. –. – Johannes G. Mayer: Zur Überl. des ‹Elsässischen Arzneibuchs›. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Der dt. ‹Macer›, Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Hg. v. Bernhard Schnell mit William Crossgrove. Tübingen , S. f. MM Alphidius (auch: Al[l] dius). – Verfasser alchemistischer Schriften (Übersetzungen ab dem frühen . Jh.). A. ist als historische Gestalt bis heute nicht greifbar. Die Forschung hat in ihm manchmal einen Araber vermutet, der vielleicht im . Jh. lebte. Er gilt als nicht mit Artephius identisch, ebenso wenig mit den bei → Senior Zadith erwähnten Alcides und Assiduus. Besonders im SpätMA war A.
. Hälfte . Jh. unter Alchemisten als Autorität anerkannt. A. zugeschriebene lat. Schriften sind seit dem . Jh. überliefert. Eingang in die dt. Literatur fand A.s Werk durch mehrere Übertragungen. Sein Domus thesaurorum ist in Auszügen in einer dt. Fassung des → Rosarium philosophorum vom frühen . Jh. enthalten, außerdem in der ebenfalls aus dem . Jh. stammenden → Vera scientia alchimiae. Die Übersetzung in Handschrift L ist die umfangreichste Fassung in dt. Sprache. In zwei Handschriften ab dem . Jh. ist A.s Von Körper, Seele und Geist (auch Eyne geleichnis von dem steyne der philosophenn) erhalten. Das Werk liegt ab auch in Drucken vor. Der allegorische Text in dt. Prosa kreist um die Begriffe «spiritus», «corpus» und «anima», die hier durch einen Sohn («spiritus»), dessen Vater («corpus») und einen Seelenführer («anima») veranschaulicht werden. Der Sohn lässt sich vom Psychopompos bis in die Höhen des Himmels leiten, kehrt dann zum Vater zurück und wird von diesem verschlungen. Nach einem göttlichen Verwandlungsprozess werden Vater und Sohn wiedergeboren. Spätestens bis schuf → Lamspring mit Vom Stein der Weisen eine dt. Versfassung von A.s Text. Als Lampsrings Vorlage gilt ein mit Handschrift M verwandter Text. In der Wiener Handschrift W ist außerdem ein Sermo enthalten, in dem «All dius der Maister» zitiert wird. Die Forschung hat erwogen, den Text als Streuüberlieferung einzuordnen. Weiterhin wird A. ein lat. Liber ad lium suum (auch Clavis philosophorum) zugeschrieben. Eine Rezeption erfuhr A. u. a. in Margarita pretiosa von Petrus Bonus, Aurora consurgens und → Splendor solis. Ü (dt.): . Domus thesaurorum: L: Leiden, UB, VCF , r–v (. Jh.). – Dt. Teilüberl. mit dem Rosarium philosophorum und der Vera scientia alchimiae. . Von Körper, Seele und Geist: M: München, BSB, cgm , r–v (Pap., erste Hälfte . Jh. mit Nachträgen bis erste Hälfte . Jh., bair.). – K: Kassel, LMB, ° Ms. chem. , Heft , r–v (. Jh.). . Sermo: W: Wien, ÖNB, cod. , v–v (. Jh.). D: Drucke des . und . Jh. ab ; vgl. Telle (s. Lit.). Zur lat. und engl. Überl. vgl. Dorothea Waley Singer: Catalogue of Latin and Vernacular Alchemical Manuscripts in Great Britain and Ireland. Bde. Brüssel –, Nr. , , –.
Winand vom Roten Schild A: Von Körper, Seele und Geist: Herwig Buntz: Dt. alchimistische Traktate des . und . Jh. Diss. München , S. –. – OnlineFaks. von Hs. K: http://orka.bibliothek.unikassel.de. – Vgl. auch die Ausg. zu Lamspring. L: H. Buntz, LexMA () Sp. . – Joachim Telle, VL () Sp. –. – Auguste Pelzer: Une Source Inconnue de Roger Bacon, Alfred de Sareshel, Commentateur des Météorologiques d’Aristote. In: Archivum Franciscanum Historicum () S. –. – Dorothea Waley Singer: Catalogue of Latin and Vernacular Alchemical Manuscripts in Great Britain and Ireland. Bde. Brüssel –, Reg. – Julius Ruska: Turba Philosophorum. Ein Beitr. zur Gesch. der Alchemie. Berlin (Nachdr. ebd. ) S. –. – Lynn Thorndike: A History of Magic and Experimental Science . New York (Nachdr. ebd. ) S. f., f., f. u. ö. – Dies./Pearl Kibre: A Catalogue of Incipits of Mediaeval Scienti c Writings in Latin. Cambridge/Mass. , S. . – Buntz (s. Ausg.) S. –. – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus Codicum Manu Scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. – Marie-Luise von Franz: Aurora Consurgens. Ein dem Thomas von Aquin zugeschriebenes Dokument der alchemistischen Gegensatzproblematik (C. G. Jung: Gesammelte Werke , Erg.bd.). Zürich u. a. , S. . – J. Telle: Sol und Luna. Literar- und alchemiegeschichtliche Stud. zu einem altdt. Bildgedicht. Hürtgenwald , S. –, . – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA. Baden-Baden , S. –, f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Winand vom Roten Schild (auch: Winandus de Rufo Clipeo, Wigand, Wymandus von dem roten Schild, manchmal irrtümlich auch Wigand v. R. S.). – Mediziner, Autor einer alchemistischen Abhandlung, lebte spätestens um . W. bezeichnet sich in seinem Traktat Gloria mundi als Magister und Medicus. Er lebte nach eigenen Angaben in Brabant. W.s Schaffenszeit wird aufgrund der von ihm benutzten Literatur im späten . Jh. vermutet. Auch die bereits um einsetzende Rezeption von Gloria mundi deutet auf
Der Leyen Doctrinal diesen Zeitraum hin. Inhaltlich zählt W.s Werk zur Transmutationsalchemie und enthält Anweisungen zur Metallveredelung. Charakteristisch für den Text ist die Parallelsetzung der sieben Verarbeitungsstufen mit den Weltaltern und den Stufen der Weisheit. Als Hauptquelle von Gloria mundi gilt die pseudo-aristotelische Abhandlung De perfecto magisterio. Daneben hat die Forschung bei W. die Benutzung weiterer alchemistischer Fachliteratur der arabischen und westlichen Welt nachgewiesen (→ Senior Zadith, Pseudo-→ Albertus Magnus). Als widerlegt gilt heute die Auffassung, Gloria mundi sei eine Bearbeitung des fälschlich Rhazes zugeschriebenen Lumen luminis. Die bis ins . Jh. reichende Gloria mundiÜberlieferung in lat. Handschriften umfasst vollständige, manchmal in zwei Bücher geteilte Fassungen ebenso wie Auszüge des Textes. Auch der Titel des Traktats wechselt in den Handschriften (u. a. Liber lumen luminum, Practica viridis aeris). Eine volkssprachige W.-Tradition ist in Deutschland vom . bis in das . Jh. feststellbar. In dt. Sprache gedruckt wurde Gloria mundi jedoch erst . Weitergehende Untersuchungen zu W. und seinem Werk stehen noch aus. Ü: Nahezu lat. und dt. Hss. des . bis . Jh. – Verz. u. a. bei Thorndike (s. Lit.). – Telle (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. Ausgewählte frühe Hss.: . Lat. Hss.: Alba Iulia, Bibl. Batthyányana, Ms. , r–v (). – Rom, Biblioteca Vaticana, cod. Pal. Lat. , r–r (). – Coburg, LB, Ms. Cas. , r–r (. Jh.). . Dt. und dt.-lat. Hss.: Venedig, Markusbibl., cod. San Marco fondo antico , v–v (. Jh., mit lat. Abschnitten). – Bamberg, SB, Msc. Nat. (früher L.III.), – (um , u. d. T. Practica und Ere der werlt). – St. Gallen, Kantonsbibl., VadSlg Ms. B, v–v (um –, mit lat. Abschnitten). – München, BSB, cgm , – (. Jh., u. d. T. Lumen luminum rasis). D (dt.): Des Hochgelahrten Philalethae Drey schöne und auserlesene Tractätlein Von Verwandelung der Metallen Samt Wigands vom rothen Schilde Philosophi und Medici beygefügtem Tractätlein genannt Die Herrligkeit der Welt [...]. Übers. v. Johann Lange. Hamburg/Jena (Neuau . u. d. T.: Des Hochgelehrten Philalethae und anderer auserlesene Chymische Tractätlein. Wien ).
. Hälfte . Jh A: Ruska (s. Lit.) S. f. (lat. Teilausg.). – Online-Faks. des Drucks von : http:// resolver.sub.uni-hamburg.de/. L: Joachim Telle, VL () Sp. –. – Lynn Thorndike: A History of Magic and Experimental Science. Bd. . New York (Nachdr. New York/London ) S. f.; Bd. . New York (Nachdr. New York/ London ) S. –, f. – Julius Ruska: Pseudoepigra sche Rasis-Schr. In: Osiris () S. –, hier S. –. – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA. Baden-Baden , S. f., f. MM Der Leyen Doctrinal. – Dt. Übertragungen eines ndl. Lehrgedichts, ab etwa . D. L. D. beruht auf dem Dietsche Doctrinale (), das in zahlreichen Handschriften überliefert ist und auch gedruckt wurde. Die Verfasserschaft des ndl. Originals ist umstritten. Als möglicher Autor gilt meist der Antwerpener Ratssekretär Jan van Boendale († um ), der auch als Jan de Klerk bekannt ist. Er trat u. a. mit Der leken spieghel und anderen Lehrgedichten hervor. Seine Urheberschaft des Dietsche Doctrinale ist jedoch nicht sicher belegt. Das Werk zählt mehr als Reimpaarverse, die in drei Bücher aufgeteilt sind. Inhaltlich beschäftigt sich das Dietsche Doctrinale mit Tugenden und Lastern, Liebe und Freundschaft sowie mit der Natur Gottes. Hauptquelle war die Abhandlung De amore et dilectione dei et proximi [...] () des → Albertanus von Brescia. Einzelne Stellen erinnern auch an ma. Stadtregimentslehren. Drei dt. Übertragungen des Dietsche Doctrinale sind bekannt. Der vielleicht älteste D. L. D.-Text ist eine nd. Übersetzung, die handschriftlich sowie in einem Druck von vorliegt. Die Handschrift wird von der Forschung mal auf um , mal erst auf das dritte Viertel des . Jh. datiert. Ihre Vorlage wird im südlichen nd. Raum vermutet. Der Text gilt als durch die Übersetzer und Abschreiber verderbt und die Qualität der Übersetzung als gering, mit besonderen Schwächen in der Übertragung der Reime. Der zweite dt. D. L. D.-Text ist in einer entstandenen Handschrift erhalten. Die anonyme ripuarische Übersetzung wurde bislang nicht eingehend erforscht. Bekannter ist die D. L. D.-Bearbeitung des Erhart → Groß. Der mittelfränkische Prosatext liegt als Autograph von
. Hälfte . Jh. vor und erschien danach in weiteren Handschriften und Drucken. Groß schuf die Bearbeitung für zwei Nürnberger Bürger. Er schrieb nach eigenen Angaben in Prosa, um die Lehren des Werks nicht durch literarische Überformung zu entstellen. Ü: . Dietsche Doctrinale: Mehr als Hss. und Fragm. ab dem . Jh. – Vgl. Ljunggren und (beide s. Lit.). – Boemans/Mayer (s. Lit.). – Vlist (s. Lit.). . Nd. Übersetzung: Wolfenbüttel, HAB, cod. Blankenburg a (früher Ms. Blankenburg fol.), r–v (Pap., . Jh.). . Ripuarische Übersetzung: Darmstadt, ULB, Hs. , r–r (Pap., ). Vgl. auch die Überl. zu Erhart Groß. – Zu den Hss.: Ljunggren und (beide s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. D: . Dietsche Doctrinale: Delft: [Christian Snellaert], (GW N). – . Nd. Doctrinale der Leyen: Magdeburg: Jakob Winter, (VD D ). – Vgl. außerdem die Drucke bei Erhart Groß. A: . Dietsche Doctrinale: Die Dietsche Doctrinale. Leerdicht van den jare , toegekend aan Jan Deckers, Clerk der Stad Antwerpen. Hg. v. Willem J. A. Jonckbloet. ’s-Gravenhage . – Boemans/Mayer (s. Lit.). – Vlist (s. Lit.). . Nd. Übersetzung: Der Laien Doctrinâl. Ein altsassisches gereimtes Sittenbuch. Hg. v. Karl Scheller. Braunschweig . – Ljunggren (s. Lit.). . Ripuarische Übersetzung: Online-Faks. der Darmstädter Hs.: http://tudigit.ulb.tu-darmstadt. de/show/Hs-. L: Gunilla Ljunggren, VL () Sp. –. – Jan A. Goris: Nieuwe Elementen voor de Biographie van Jan van Boendale. In: Verslagen en Mededelingen van de Koninklijke Vlaamse Academie voor Taal- en Letterkunde () S. –. – Klaas Heeroma: Nieuwe Middelnederlandse Fragmenten : Dat Boec Exemplaer. In: Tijdschrift voor Nederlandse Taalen Letterkunde (/) S. –. – Robrecht Lievens: Het Duits Sukses van de ‹Dietsche Doctrinale›. In: Leuvense Bijdragen () S. –. – G. Ljunggren: D. L. D. Eine mnd. Übers. des mndl. Lehrgedichts ‹Dietsche Doctrinale› (nach der Hs. Codex Guelf. Blankenburg A der HAB zu Wolfenbüttel). Lund . –
Magister Wilhelm Jos A. A. M. Biemans/Hartwig Mayer: Ein neues Fragm. des ‹Dietse Doctrinael›. In: ABäG () S. –. – Joris Reynaert: Geadresseerde en Geïntendeerd publiek in de ‹Dietsche doctrinale›. In: Cultuurhistorische Caleidoscoop. FS Willy L. Braekman. Hg. v. Christian de Backer. Brüssel , S. –. – J. Reynaert: Ethiek en ‹Filoso e› voor Leken. De ‹Dietsche doctrinale›. In: Ders. u. a.: Wat is Wijsheid? Lekenethiek in de Middelnederlandse Letterkunde. Amsterdam , S. –. – Ed van der Vlist: Nieuwe Fragmenten van ‹Die Dietsche Doctrinale›. In: Millennium () S. –. – Heike Bierschwale/Jacqueline van Leeuwen: Wie man eine Stadt regieren soll. Dt. und ndl. Stadtregimentslehren des MA. Frankfurt/M. u. a. , S. , u. ö. – Rita Schlusemann: Ndl. Lit. bis . Berlin/New York , S. f. – Vgl. auch die Lit. zu Erhart Groß. MM Magister Wilhelm. – Obd. (?) «fahrender» Arzt, ./. Jh. W. reiste zu Beginn des . Jh. nach seinem mit dem Magistergrad abgeschlossenen Medizinstudium in Norddeutschland umher und bot auf Märkten in verschiedenen Städten seine ärztlichen Dienste an. Durch Anschläge in nd. und lat. Sprache machte er den Bewohnern der jeweiligen Stadt seine Ankunft bekannt und ließ sie zugleich auf schlichte Art und Weise von seinen Fähigkeiten und dem daraus resultierenden Leistungsspektrum wissen. Als Spiegelblatt auf dem Pergamentdeckel einer Wolfenbütteler Handschrift geklebt, ist ein Exemplar seiner Niederlassungsankündigungen der Nachwelt im Original erhalten geblieben. Die Antwort auf die Frage, ob jener uns durch diesen Werbetext bekannte Meister W. identisch ist mit dem Verfasser des in der Handschrift Mgo , r (Berlin, SBB) überlieferten kurzen Traktats De aquis herbarum oder ob aus seiner Feder zwei in der Handschrift Cgm , fol. r und v (München, BSB) enthaltenen Wundrezepte stammen, steht noch aus. Ü: Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. . Aug. °, vorderer Spiegel (um ). A: Vier Niederlassungsankündigungen von Ärzten aus dem . Jh. Hg. v. Karl Sudhoff. In: Arch. für Gesch. der Medizin (/) S. f. L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Ders.: Die Niederlassungsankündigung
Elsässisches Arzneibuch eines Wundarztes aus dem . Jh. In: PBB () S. –, hier S. , . – Ahmed Malak: Drei wundärztliche Niederlassungsankündigungen des . Jh. Unters. zur Frühgesch. des medizinischen Werbeformulars in Deutschland. Diss. Würzburg . – Volker Honemann: Vorformen des Einblattdruckes. Urkunden – Schrifttafeln – Textierte Tafelbilder – Anschläge – Einblatthss. In: Einblattdrucke des . und frühen . Jh. Probleme, Perspektiven, Fallstudien. Hg. v. dems. u. a. Tübingen , S. –, bes. S. f. CL Albrecht van Borgunnien (auch: A. von B.). – Kompilator eines Arzneibuchs, frühes . Jh. A. ist nur im Zusammenhang mit einem nd. Arzbeibuch nachweisbar, das in einer Londoner Handschrift überliefert ist. Die Forschung vermutet die Abfassung des Codex in der Zeit nach . Als Entstehungsgebiete werden Jütland, Schleswig oder Schonen erwogen. A.s Lebenszeit wird auf den Anfang des . Jh. datiert. Nach Angaben im Prolog der Handschrift stammte er aus Flandern. Als mögliche Heimat A.s gilt ein ehemaliges Lehen bei Zonnebeke, das als Bourgogne, Borgoengen oder Borgoenien bekannt war. In der Handschrift wird A. außerdem als Meister bezeichnet. Das Arzneibuch beginnt mit einem Register und einer kurzen Vorrede. Es folgt ein Kräuterbuch mit alphabetisch geordneten Artikeln. Ein weiterer, umfangreicher Teil enthält Rezepte zur Herstellung von Arzneien. Zuletzt versammelt die Handschrift kleinere Texte über Aderlass, Urin und Monatsregeln, außerdem Heilrezepte (mit einem jüngeren Nachtrag). A. stellte sein Arzneibuch aus verschiedenen Vorlagen zusammen. So griff er etwa auf Abschnitte des → Nd. Gewürztraktats zurück, die er jedoch umformulierte, teilweise raffte und in eigenständiger Anordnung verstreut in sein Werk einfügte. Die Forschung hat auch Verbindungen des Arzneibuchs zur → Düdeschen Arstedie, zum → Utrechter Arzneibuch und → Kasseler Arzneibuch herausgearbeitet. Ü: London, British Library, MS Sloane , Bll. (Perg., nach , nd.). – Zur Überl. vgl. auch Robert Priebsch: Dt. Hss. in England. Bd. . Erlangen , S. f. (Nr. ); Temmen (s. Lit.) S. f. A: A. v. B.’s Treatise on Medicine. Hg. v. Walter L. Wardale. London (vgl. dazu: Agathe Lasch, AfdA , , S. –).
. Hälfte . Jh. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Rudolf Schewe: Empirische P anzenheilkunde bei A. v. B. und moderne Phythotherapie. München . – W. L. Wardale: A Low German-Latin Miscellany of the Early th Century. In: Nd. Mitt. () S. –. – Ders.: The ‹Excerpta Ipocratis vnde Bartholomei›. In: ebd. () S. –. – Agi Lindgren: Ein Stockholmer mnd. Arzneibuch aus der zweiten Hälfte des . Jh. Stockholm u. a. , S. u. ö. – W. L. Wardale: Some Notes on the Stockholm MS X. and the Göttingen MS hist. nat. . In: Fachlit. des MA. FS Gerhard Eis. Hg. v. Rainer Rudolf/G. Keil. Stuttgart , S. –. – Manfred P. Koch: Das ‹Erfurter Kartäuserregimen›. Stud. zur diätetischen Lit. des MA. Diss. Bonn , S. . – G. Keil/ G. Eis: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. f. – Joachim Telle: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinlit. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg , S. –. – G. Keil: Die Frau als Ärztin und Patientin in der medizinischen Fachprosa des dt. MA. In: Frau und spätma. Alltag. Internationaler Kongress Krems an der Donau .–. Oktober (Sb. der Akad. der Wiss. in Wien, philos.hist. Kl. ). Hg. v. Heinrich Appelt. Wien , S. –. – G. Keil: A. v. B. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin , S. . – Mareike Temmen: Das ‹Abdinghofer Arzneibuch›. Edition und Unters. einer Hs. mnd. Fachprosa. Köln u. a. , S. , u. ö. MM Elsässisches Arzneibuch. – Medizinisches Kompendium, frühes . Jh. Das E. A. bietet einen umfassenden Querschnitt durch das medizinfachliche volkssprachige Schrifttum des . und . Jh. Einen Schwerpunkt setzte der Kompilator, der in Straßburg oder in der Umgebung gewirkt haben dürfte, auf die Rezeptliteratur; er berücksichtigte aber auch Traktate. Bis in die er Jahre des . Jh. war nur ein fragmentarischer Textzeuge des E. A. bekannt, der mittlerweile um zwei Abschnitte aus zwei umfangreichen elsässischen medizinischen Sammelhandschriften ergänzt werden konnte. Auch hinausgehend über die Passagen, die sich mit dem Fragment decken, weisen die neuen Textzeugen einen so hohen Verwandtschaftsgrad mit dem Bruchstück auf, dass die Sammlungen aller drei Überlieferungs
. Hälfte . Jh. träger in ihrer Gesamtheit unter dem gemeinsamen Oberbegriff E. A. subsumierbar sind (Mayer ; Widerspruch: Hayer ). Die inhaltliche Zusammensetzung des E. A. weist signi kante Parallelen zu anderen oberrheinischen Manualen auf (→ Buch von alten Schäden, → Kopenhagener Wundarznei). Die Kompilate der E. A.-Handschriften schöpfen aus dem Arzneibuch → Ortolfs von Baierland, dem Buch der Natur → Konrads von Megenberg, der Regel der Gesundheit (→ Konrad von Eichstätt) und dem → Bartholomäus. In den neu hinzugekommenen Handschriften nden sich ferner die → Zwölf Stücke von dem Harne und der → Eichenmisteltraktat. Quellengemeinschaft beim Kernabschnitt, der allen Codices gemein ist, besteht mit dem → Darmstädter Arzneibuch und dem → Benediktbeurer Rezeptar. Ü: London, British Library, MS Sloane , r–v (Pap., , elsässisch [aus Straßburg]). – Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. , ra–vb (Pap., , elsässisch); Digitalisat unter: http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de. – Fragm.: Darmstadt, ULB, Hs. , Bll. (Pap., erstes Drittel . Jh., niederalemannisch). A: Anton Birlinger: Aus einem elsäßischen Arzneibuche des XIV. Jh. In: Alemannia () S. – (Ausg. des Darmstädter Fragm.). – Zwölf Stücke von dem Harne nach den E. A.-Hss. London und Frankfurt: Johannes Gottfried Mayer: ‹Zwölf Stücke von dem harne›. Eine Uroskopie aus den Hss. des ‹E. A.s›. In: Editionen und Stud. zur lat. und dt. Fachprosa des MA. FS Gundolf Keil. Hg. v. Konrad Goehl/J. G. Mayer (Texte und Wissen ). Würzburg , S. –. L: G. Keil, VL () Sp. f.; () Sp. f. – Joachim Telle: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinlit. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg , S. . – Ingrid Rohland: Das ‹Buch von alten Schäden›. Tl. : Komm. und Wörterverz. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , Reg. – ChristianTenner/G. Keil: Das ‹Darmstädter A.›. Randnotizen zu einer oberrheinischen Sammelhs. der Zeitenwende. In: Bibl. und Wiss. () S. –, hier S. . – J. G. Mayer: Zur Überl. der ‹Elsässischen Arzneibuches›. In: Würzburger medinzinhist. Mitt. () S. –. – Ders.: Das ‹Arzneibuch› Ortolfs von Baierland in medizinischen Kompendien des . Jh. Beobachtungen
Anselm von Frankenstein und Überlegungen zur Werktypologie medizinischer Kompendien und Kompilationen. In: «ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. G. Keil (Ortolf-Stud. /Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, hier S. , . – Gerold Hayer: Konrad von Megenberg, ‹Das Buch der Natur›. Unters. zu seiner Text- und Überlieferungsgesch. (MTU ). Tübingen , S. . – J. G. Mayer: ‹Zwoelf stúcke von dem harne›. Eine Uroskopie aus den Hss. des ‹E. A.›. In: Editionen und Stud. zur lat. und dt. Fachprosa des MA. FS Gundolf Keil. Hg. v. Konrad Goehl/J. G. Mayer (Texte und Wissen ). Würzburg , S. –, hier S. f. – Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Krit. hg. v. Bernhard Schnell (TTG ). Tübingen , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. –. VZ Anselm von Frankenstein (auch: Anshelm v. F.). – Möglicher Verfasser oder Bearbeiter eines dt.-lat. Formelbuchs (). A. studierte zunächst an der Universität Prag, wo er Abschlüsse als Bakkalaureus und Magister der Künste () erwarb. Anschließend setzte er sein Studium wohl im Fach Medizin fort. Wie zahlreiche andere dt. Studenten verließ er Prag und ging nach Leipzig. Dort wurde er wahrscheinlich oder später zum Doktor der Medizin promoviert. A. wird in einer anonymen Sammlung von lat. und dt. Musterbriefen namentlich als Prager Student erwähnt. Er erscheint in der Sammlung als Absender eines Briefgebets bzw. Adressat des Antwortbriefs. Die Sammlung enthält außerdem Ortsnamen aus der Region Frankenstein. In der Forschung gilt A. daher als möglicher Autor oder Bearbeiter der Sammlung. Die Entstehung zumindest eines Teils der Texte wird während A.s Studium vermutet. Insgesamt wird die Sammlung auf datiert. Sie ist in drei Handschriften überliefert, die vermutlich auf der gleichen Vorlage beruhten. Die Handschriften P und S gelten als besonders vorlagentreu. In der vollständigsten Handschrift P umfasst die Sammlung zwei Formelbücher. In S fehlt der mittlere Teil der Sammlung. Die Musterbriefe umfassen einerseits lat. und dt. Briefe von Adligen und Bürgern, außerdem lat. Briefe von Akademikern und Geistlichen. Hinzu kommen Briefgebete an Maria und
Ostschwäbisches Briefformular die heilige Katharina sowie ein Traktat über das Verfassen von Briefen. Die dt. Musterbriefe sind eng an ihre lat. Vorlagen angelehnt. Insgesamt wurde die Sammlung von der Summa cancellariae des → Johann von Neumarkt beein usst. Ü: P: Aigen, Prämonstratenserstift Schlägl, Stiftsbibl., cpl [] (Kat. Nr. ), r–v, r–r (Perg. und Pap., .–. Jh.). – S: Dresden, LB, Ms. Dresd. App. (früher Schneeberg, Gymnasialbibl., cod. II ), r–v (Pap., . Jh., sog. Schneeberger Formelbuch). – Sw: Schweidnitz, Stadtarch., cod. I , r–r (Pap., Ende . Jh., schlesisch-böhmisch; Verbleib wird heute im Staatsarch. Breslau vermutet, vgl. http://www.handschriftencensus.de/). Zur Überl. vgl. auch Burdach: Briefmuster, (s. Lit.) S, –. – Worstbrock (s. Lit.). – Renate Schipke: Die ma. Schneeberger Hss. der Sächsischen LB Dresden. Bestandsverz. aus dem Zentralinventar ma. Hss. Berlin , S. –. – http://www.handschriftencensus.de/. A: Burdach: Briefmuster, (s. Lit.) S. – (Sw-Teilausg.), Texte Nr. –, – (nach P und S). – Online-Faks. von Hs. S: http:// digital.slub-dresden.de/ppn. L: Wolfgang Stammler, NDB () S. . – Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –; () Sp. . – Konrad Burdach: Schlesisch-böhmische Briefmuster aus der Wende des . Jh. Berlin . – Ders.: Die Kulturbewegung Böhmens und Schlesiens an der Schwelle der Renaissance. In: Euph. () S. –. – Michael Stolz: Maria und die Artes liberales. Aspekte einer ma. Zuordnung. In: Maria in der Welt. Marienverehrung im Kontext der Sozialgesch. .–. Jh. Hg. v. Claudia Opitz u. a. Zürich , S. –. – Enno Bünz u. a.: Gesch. der Univ. Leipzig –. Bd. . Spätes MA und Frühe Neuzeit, –/. Hg. Senatskommission zur Erforschung der Leipziger Univ.- und Wissenschaftsgesch. Leipzig , S. (Anm. ). MM Ostschwäbisches Briefformular (auch: Nördlinger Rhetorik). – Briefrhetorik mit Formularsammlung, spätestens . Das Werk eines unbekannten Autors ist in der ältesten Handschrift M auf datiert und in dem Kodex u. a. mit dem → Vocabularius Ex quo überliefert. Die Forschung vermutet eine Herkunft des
. Hälfte . Jh. Texts aus der Region Nördlingen, da im O. B. entsprechende Orts- und Personennamen verwendet werden. Inhaltlich bietet das O. B. praxisorientierte Hilfstexte für das Abfassen von Briefen, Urkunden und anderen Schreiben. Der Schwerpunkt liegt auf offiziellen Dokumenten. Das O. B. beginnt mit einer Ständetabelle, die Anreden für geistliche und weltliche Personen bis hinauf zu Papst, Kaiser und König enthält. Darauf folgt ein Musterbrief. Der nächste Teil, die Brieflehre, versammelt Hilfestellungen und Standardformeln. Berücksichtigt werden weltliche und geistliche Absender und Adressaten, außerdem Abstufungen in deren Status. So enthält dieser Abschnitt ebenso auf höher- wie auf tieferstehende Personen anwendbare Formulierungen. Die Hilfestellungen im Text sind nicht abstrakt-theoretisch formuliert, sondern als konzise Anweisungen für die Praxis. Sie behandeln u. a. wichtige Grundlagen wie die Reihenfolge von Anrede, Datum und Absender. Der letzte Abschnitt des O. B. enthält eine umfangreiche Formularsammlung für geistliche und weltliche Schreiben. Die spätere Handschrift A bietet einen modi zierten Text. Die datierten Briefmuster erfassen Jahre von bis , was eine Entstehung der A-Fassung deutlich nach M nahelegt. Die Herkunft von A wird im schwäbischwürttembergischen Raum vermutet. Eine Angabe des Bearbeiters im Text deutet eine Tätigkeit für württembergischen Adel an. Die Ständetabelle, der darauffolgende Musterbrief und die abschließende Formularsammlung gelten als stark von M abweichend, die Brie ehre hingegen nur als gering verändert. Insgesamt wird die Brie ehre des O. B. von der Forschung zu den frühesten Ars dictandiTexten in dt. Sprache gezählt. Ü: M: München, BSB, cgm , ra–rb (Pap., , ostschwäbisch mit mittelbair. Färbung). – A: Augsburg, SuStB, ° cod. a, ra–v (Pap., um –, ostschwäbisch). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. – www. handschriftencensus.de/. A: Knape/Roll (Teilausg. von Hs. M). L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –. – Rhetorica dt. Rhetorikschr. des . Jh. Hg. v. Joachim Knape/Bernhard Roll. Wiesbaden , S. –. MM
. Hälfte . Jh. Hebenstreyt, Hans, * um (?), † nach . – Slowakischer Ratsherr, Autor einer Ratsordnung. Die Herkunft von H.s Familie wird in Nürnberg vermutet. Er selbst ist ab in Kaschau (Koˇsice) nachweisbar. Dort war er Ratsherr und ab spätestens auch Stadtrichter. Eine politisch ein ussreiche Position wird H. für den Zeitraum von bis zugesprochen. Im Vorfeld des Landtags von repräsentierte er die Stadt bei der Ausarbeitung jener Reformen, die im Decretum minus von König Sigismund (–) mündeten. Auch schrieb er die Urkunde jenes Privilegs, mit dem Sigismund der Stadt zahlreiche Vergünstigungen sicherte. Ziel der darin verbrieften Zoll-, Arbeits- und weiterer Erleichterungen war die Stärkung des örtlichen Barchenthandwerks. H. verfasste zudem eine Kaschauer Ratsordnung (auch Stadtbuch von ). Der Text ist ihm durch Eigennennung eindeutig zuzuschreiben. Es handelt sich nicht um ein offizielles Rechtsbuch, sondern um eine Privatarbeit. Die Schrift ist ab in neun Handschriften überliefert, in fünf davon mit der → Zipser Willkür. Sie ist überwiegend frühnhd. mit bairischen Anteilen geschrieben. Nur einige Artikel enden mit lat. Sentenzen oder enthalten kurze lat. Zitate. Die Forschung unterscheidet verschiedene dt. Fassungen, neben denen auch eine ungarische Bearbeitung erhalten ist. Inhaltlich ist die Schrift in einen Prolog und Artikel gegliedert. Die einzelnen Abschnitte enthalten Richtlinien für städtische Richter und Ratsherren, wie sie in zahlreichen → Stadtregimentslehren des MA zu nden sind. Die Mandatsträger sollen ihre Verschwiegenheitsp ichten einhalten, einträchtig zusammenarbeiten, sorgfältig beraten, sich angemessen benehmen, Gott und die Herrscher ehren sowie das Gemeinwohl achten. Die Kaschauer Ratsordnung beruft sich auf → Isidor von Sevilla, von dem sie auch ein Zitat anführt und übersetzt. Als weitere Quellen hat die Forschung die Bibel, das Decretum Gratiani, den → Schwabenspiegel, das → Secretum secretorum, den Fürstenspiegel → Karls IV. sowie Kaschauer Stadtrecht und römisches Recht identi ziert. Insgesamt wird H.s Werk heute als Grundstein der weiteren Entwicklung und Kodi kation des örtlichen Stadtrechts bewertet, in das es etwa römische Rechtselemente einführte. Außerdem gilt die Sprache der Kaschauer Ratsordnung als prägend für die Kanzlei der Stadt. Ü: K: Koˇsice (Kaschau), Stadtarch., Schwartzenbachiana , r–r (, frühnhd.
Hebenstreyt mit bair. Elementen; Autograph). – Acht weitere, überwiegend aus dem . und . Jh. stammende Hss. bei Tischler (s. Lit.). – Vgl. auch UlrichDieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , Nr. , , , . A: Krones (s. Lit.) S. – (nach Hs. K). – A magyar törvényhatóságok jogszabályainak gyüjteménye II/: Kiváltságolt kerületi statutumok – és városi statutumok –. Hg. v. Sándor Kolosvári/Kelemen Óvári. Budapest , S. –. – Supplementum Analectorum Terrae Scepusiensis . Szepesváralja , S. –. – Vizkelety (s. Lit.) S. – (Teilausg.). – Piirainen (s. Lit.; nach Hs. K). L: Maria Tischler, VL () Sp. –. – Franz X. Krones: Zur ältesten Gesch. der oberungarischen Freistadt Kaschau. Eine Quellenstud. In: Arch. für Kunde österr. Geschichts-Quellen () S. –. – Gerhard Eis/Rainer Rudolf: Altdt. Schrifttum im Nordkarpatenraum. München , S. . – András Vizkelety: Príspevky k právnym dejinám spiˇsských miest v stredoveku. In: Spiˇs / () S. –. – Ders.: Adalékok szepességi városok középkori jogtörténetéhez. In: Jogtörténeti Tanulmányok () S. –. – M. Tischler: Stredoveký richtár Hanns H. v Koˇsiciach. In: Historica. Zborník Filozo ckej Fakulty Univerzity Komenského () S. –. – Ilpo Tapani Piirainen: Die Satzung des Rates der Stadt Koˇsice/Kaschau aus dem Jahre . Edition und Unters. eines frühnhd. Textes aus der Slowakei. In: Neuphilol. Mitt. () S. – (vgl. dazu M. Tischler. In: Bohemia [] S. –). – Hashimoto Satoshi: Die Kaschauer Ratsordnung aus dem Jahre . In: Language and Culture () S. –. – M. Tischler: Das kaschauer Stadtsiegel von und die städtische Wappenbildung unter König Sigismund in Ungarn. In: Genealogica et Heraldica. . Internationaler Kongreß für Genealogische und Heraldische Wissenschaften. Hg. v. Iván Bertényi. Keszthely , S. –. – Heike Bierschwale/Jacqueline van Leeuwen: Wie man eine Stadt regieren soll. Dt. und ndl. S. des MA. Frankfurt/M. u. a. , S. – u. ö. – Duˇsan Buran: Hof, Rathaus, Kapitel. Bemerkungen zu den Wappenbriefen oberungarischer Städte im . Jh. In: Künstlerische Wechselwirkungen in Mitteleuropa. Hg. v. Jirí Fajt/Markus Hörsch. Ost ldern , S. –, hier S. f. MM
Ruffus Egidius, Magister. – Verfasser eines Rezepts für Giftköder, erste Hälfte . Jh. oder früher. In einem Haus- und Arzneibuch aus dem . Jh. ndet sich zwischen medizinischen Rezepten auch eine Herstellungsanleitung für sog. Wolfskugeln («wolfs chugeln»). Die Anleitung wird vom Schreiber einem M. E. zugeordnet. Die Forschung hat in E. einen ostbayerischen Arzt oder Pfarrer vermutet. Die Bezeichnung als Magister könnte auf einen Akademiker hindeuten, muss aber nicht historisch korrekt sein. Die M. E. zugeschriebenen Wolfskugeln dienten als Giftköder für Wölfe. Das Rezept ist in dt. und lat. Sprache abgefasst. Manche P anzen und chemischen Substanzen werden mit ihren lat. Bezeichnungen genannt (etwa «arsenicum»), andere mit ihren dt. Benennungen (z. B. «hüttrich», «zeytlos»). Unter den Zutaten ist auch Hunde eisch, damit die Kugeln nicht versehentlich von Hunden gegessen werden. Die Anleitung des M. E. gilt unter den deutschsprachigen Texten als ältestes bekanntes Rezept für Wolfskugeln. Ü: Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , r (Pap., um –, mittelbair.). – Vgl. auch Eis (s. Lit.). – www.manuscripta-mediaevalia.de/. – www.handschriftencensus.de/. A: Gerhard Eis: Wolfskugeln. In: ZfdPh () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –). – Dt. Jagdtraktate des . und . Jh. Bd. . Hg. v. Kurt Lindner. Berlin , S. . – Online-Faks. der Hs.: http://digital.blbkarlsruhe.de/urn/urn:nbn:de:bsz:–. L: G. Eis/Gundolf Keil: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. . – Lindner (s. Ausg.). – G. Eis: Eine Donaueschinger Sammelhs. aus dem unteren Inntal. In: Ostbair. Grenzmarken () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit. Amsterdam , S. –). – Ders.: Zur Beurteilung der Tierversuche des Paracelsus. In: Forschungen und Fortschritte () S. – (wieder in: Ders.: Vor und nach Paracelsus. Unters. über Hohenheims Traditionsverbundenheit und Nachrichten über seine Anhänger. Stuttgart , S. –). – Bernhard Dietrich Haage: Anwendungsmöglichkeiten und bisherige Anwendung von philol.-hist. Methoden bei der Erforschung der Fachsprachen der Artes. In: Fachsprachen. Ein internationales
. Hälfte . Jh. Hb. zur Fachsprachenforschung und Terminologiewiss. Halbbd. . Hg. v. Lothar Hoffmann u. a. Berlin u. a. , S. –, hier S. . MM Ruffus, Jordanus (auch: J. Rufus, Iordanus R., Giordano Ruffo u. ä.), * Kalabrien um . – Kaiserlicher Oberhofmarschall, Autor einer hippiatrischen Abhandlung (in dt. Übersetzung erstmals ). Das Leben des gebürtigen Kalabresen ist nur in Grundzügen bekannt. Er war ein Neffe von Petrus R. († um /), der unter Kaiser → Friedrich II. als Gouverneur und Großmarschall wirkte. R. selbst war wahrscheinlich ab Kastellan von Kloster Montecassino und später kaiserlicher Justiziar und Oberhofmarschall. Er war in dieser Eigenschaft ein Vorgesetzter Meister → Albrants. Nach Friedrichs Tod scheint R. an Ein uss verloren zu haben, da er angeblich geblendet wurde und in Gefangenschaft starb. Bald nach Friedrichs Tod, also um /, verfasste R. eine pferdekundliche Abhandlung in lat. Sprache. Der als Hippiatria oder De medicina equorum bekannt gewordene Text behandelt in sechs Teilen wichtige Grundlagen zum Umgang mit Pferden. So enthält der Traktat Kapitel über die Züchtung, Zähmung, Ausbildung und P ege von Pferden sowie über medizinische Indikationen und Behandlungen. Der medizinische Teil ist mit über Kapiteln sehr umfangreich und konzentriert sich auf Verletzungen, Probleme des Magen-Darm-Trakts und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Insgesamt gilt R.s Schrift als qualitativ hochwertiges und sehr systematisches Werk im Geist der Schule von Salerno. Obwohl R. wahrscheinlich ältere Texte wie die Mulomedicina Chironis (. Jh.) heranzog, zeigt De medicina equorum doch zugleich seinen umfassenden eigenen Erfahrungsschatz als Pferdefachmann. R.s Abhandlung wurde zu einem wichtigen Grundstein der späteren Pferdeliteratur. Sie ist nicht nur in zahlreichen Handschriften und Drucken unmittelbar überliefert, sondern wurde auch durch andere Autoren weitervermittelt. Eine wichtige Rolle spielten hierbei zwei Mediziner des . Jh.: Während → Petrus de Crescentiis R.s Text in seinem Hausbuch ausschrieb, benutzte Laurentius → Rusius ihn als Grundlage seiner Marescalcia. Bereits ab dem . Jh. sind auch volkssprachige Bearbeitungen von De medicina equorum bekannt, doch entstanden diese primär in Italien und Frankreich.
. Hälfte . Jh. In dt. Sprache erschien R.s Traktat wahrscheinlich erstmals in der sog. preußischen Redaktion des → Liber de cura equorum, die entstand und in einem Kodex aus der zweiten Hälfte des . Jh. überliefert ist. Diese Redaktion enthält R.s Abhandlung nach der lat. Fassung von Petrus de Crescentiis. Weitere dt. Texte von De medicina equorum sind in den Handschriften H bis H erhalten, die vom letzten Drittel des . Jh. bis in die erste Hälfte des . Jh. reichen. Der H-Text nennt R. dabei nicht als Verfasser und ist insgesamt durch Albrant-Elemente kontaminiert. H, ein Foliant des sog. Buchs der Medizin von Ludwig V., bietet nur die ersten drei Teile von R.s Traktat. Allen H-Fassungen gemeinsam ist der bairische Dialekt, zumindest in einzelnen Elementen. Die Übersetzungen in H, H, H und vielleicht H weisen textliche Ähnlichkeiten auf, gehören also möglicherweise zum gleichen Überlieferungsstrang. Eine genaue Untersuchung der textgenetischen Abhängigkeitsverhältnisse steht jedoch noch aus. Dt. R.Versatzstücke wurden von der Forschung auch bei Pfalzgraf → Philipp I. († ) und dessen Sohn, dem Freisinger Bischof → Philipp († ), nachgewiesen. Ü: . Zur lat. und volkssprachigen Überl. vgl. u. a. Roth (s. Lit.) S. –. – Perino (s. Lit.). – Guy Beaujouan u. a.: Médecine Humaine et Vétérinaire à la Fin du Moyen Âge. Genf/Paris , S. –. – Froehner (s. Lit.) S. f. – Prévot (s. Lit.). – Montinaro (s. Lit.). . Dt. Texte: H: Heidelberg, UB, cpg , r–v (Pap., letztes Drittel . Jh., niederalemannisch mit bair. und mitteldt. Elementen). – H: Ebd., cpg , v–r (Pap., um , obd. mit bair. Elementen). – H: Ebd., cpg , v–r (Pap., um , nordbair.). – H: Ebd., cpg , r–v (Pap., spätes . Jh., nordbair.). – H: Ebd., cpg , r–r (Pap., Heidelberg, um –, südrheinfränkisch mit nord- und mittelbair. Elementen, Slg. von Ludwig V.). – Vgl. auch die Überl. der preußischen Bearb. des Liber de cura equorum in Wien, ÖNB, cod. . Vgl. Karin Zimmermann u. a.: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg VI). Wiesbaden , S. –. – Dies./Matthias Miller: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg VII). Wiesbaden , S. –,
Ruffus –. – Dies.: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg VIII). Wiesbaden , S. –, –. A: . Lat. Text: Jordani Ruffi Calabriensis Hippiatria. Hg. v. Hieronymus Molin. Passau . – Prévot (s. Lit.). . Dt. Übersetzung: Roth (s. Lit.) S. – (Teilausg.). – Online-Faks. der Hss.: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg. – http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg. – http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg. – http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg. – http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg. Ü: Hiepe (s. Lit.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Robert Roth: Die Pferdeheilkunde des J. R. Diss. Berlin . – Werner Perino: Die Pferdearzneibücher des ausgehenden MA und der beginnenden Neuzeit. Eine geschichtliche Stud. über ihre Entwicklung und Entfaltung. Diss. München . – Ottomar Bederke: ‹Liber de cuna equorum›. Bearbeitungen von Albertus Magnus und J. R. aus dem Dt. Ritterorden (). Diss. Hannover . – Dieter Schmitt: Pferdeheilkundliche Bearbeitungen von Albertus Magnus, J. R. und Meister Albrant im Heidelberger Cod. palatinus germanicus . Diss. Hannover . – Sigmund Oehrl: Vergleichende Stud. zur altdt. Pferdeheilkunde. Diss. Hannover . – Reinhard Froehner: Kulturgesch. der Tierheilkunde. Bd. : Gesch. des Veterinärwesens im Ausland. Bearb. v. Hans Grimm. Konstanz , S. . – Lieselotte Klein: Stud. zur ‹medicina equorum› des J. R. Diss. Hannover . – Johannes Zahlten: Die ‹Hippiatria› des J. R. Ein Beitr. zur Naturwiss. am Hof Kaiser Friedrichs II. In: AfK () S. –. – Brigitte Prévot: La Marechaucie des Chevaux ou la Traduction Française du ‹De medicina equorum› de J. R. Bde. Diss. Reims . – Thomas Hiepe: Das ‹Buch über die Stallmeisterei der Pferde› von J. R. aus dem . Jh. Abschrift, Übersetzung und veterinärmedizin-hist. Bewertung. Diss. München . – B. Prévot: La Science du Cheval au Moyen Âge. Le Traité d’Hippiatrie de J. R. Paris . – Jean-Louis Gaulin: Giordano Ruffo et l’Art Vétérinaire. In: Micrologus () S. –. – Nelle Scuderie di Federico II Imperatore, Ovvero ‹L’Arte di Curare il Cavallo› (‹Hippiatria›). Hg. v. Maria A. Causati Vanni. Velletri . – Angela von dem
Liber de cura equorum Driesch: Gesch. der Tiermedizin. Jahre Tierheilkunde. Stuttgart u. a. , S. –. – Roberto Benedetti: La ‹Mascalcia› di Giordano Ruffo di Calabria Secondo le Prime Redazioni Volgari. Il Caso dei Frammento dell’Archivio di Stato di Udine. In: Lo Scaffale della Biblioteca Scienti ca in Volgare (Secc. XIII–XVI). Atti del Convegno di Studi, Matera, – Ottobre . Hg. v. Rita Librandi/Rosa Piro. Florenz , S. –. – Antonio Montinaro: Un Volgarizzamento Inedito da Giordano Ruffo: Cola de Jennaro, ‹Della natura del cavallo e sua nascita› (Tunisi, ). [O. O.] . – Ders.: Per la Tradizione del ‹De medicina equorum› di Giordano Ruffo (con un Elenco dei Testimoni Manoscritti). In: Medioevo Letterario d’Italia () S. –. MM Liber de cura equorum (Practica equorum, Rossarzneiliche Albertus-Magnus-Vorlage). – Lat. pferdeheilkundlicher Traktat, . Jh. oder frühes . Jh.; dt. Bearbeitungen ab dem frühen . Jh. Der L. d. c. e. zählt zu den wirkmächtigsten hippiatrischen Texten des MA und hat dies vor allem → Albertus Magnus zu verdanken, der den Traktat um / als . Kapitel in seine Tierkunde De animalibus integrierte. Die sachkundige und praxisorientierte Lehrschrift könnte in Deutschland entstanden sein, ihre Adressaten sind fachliterarisch gebildete Marstaller. Die einzelnen Kapitel des Liber sind überwiegend zweiteilig: Auf einen diagnostischen Abschnitt mit Symptombeschreibung folgt ein therapeutischer mit Heilverfahren und Rezepten. Es lassen sich zwei unterschiedliche Redaktionen der Textes differenzieren, die beide in der Überlieferung ab dem . Jh. bezeugt sind. Die erste ist diejenige, die von Albertus benutzt und modiziert wurde, die zweite läuft in der Überlieferung überwiegend unter dem Titel Practica equorum. Eine ursprüngliche Fassung als Ausgangspunkt der beiden Redaktionen ist handschriftlich nicht greifbar, aber vor allem durch volkssprachige Rezeption belegt. Der Traktat erscheint in beiden Fassungen der lat. Tradition überwiegend unselbstständig als Bestandteil rossarzneilicher Kompilate, so in den Pferdeheilkunden → Thiederiks von Cervia und Hubertus’ de Curtenova, in der Marescalcia equorum des Laurentius → Rusius, oder in der Practica avium et equorum (Ps.-→ Lanfrank von Mailand). Die volkssprachigen Adaptionen des Liber sind in der Regel von Albertus abhängig. Die drei Ausnahmen, die auf älteren Textstufen beruhen, sind
. Hälfte . Jh. das mittelenglische Boke of Marchalsi, die altfranzösische Chirurgie de Chevaux (beide . Jh.) und die sog. Preußische Bearbeitung aus dem Deutschordensland, die laut Kolophon abgeschlossen worden ist. Ihr Verfasser war ein theoretisch bewanderter Marstaller, der vermutlich dem Dt. Orden selber angehörte und schlesischer Abstammung war. Das «bucheleyn» wird in der Nachschrift ferner als Auftragsarbeit für «die lieben herren meyn / Dutsches ordens marien Spittal» ausgewiesen und ist Ulrich von Jungingen gewidmet, dem Hochmeister des Dt. Ordens. Der dt. Text zeichnet sich durch eine klare Sprache und fachliche Präzision aus. Neben dem L. d. c. e. zog der schlesische Anonymus auch die Preußische Kompilation von → Albrants Rossarzneibuch und die Medicina equorum des Jordanus → Ruffus in der Bearbeitung des → Petrus de Crescentiis heran. Den Liber selbst übertrug er nahezu vollständig ins Dt. und übernahm auch den Werktitel (L. d. c. e. cum registro). Der Bearbeiter hat den Wortlaut des Liber im chirurgischen Bereich ergänzt und zeichnet sich insbesondere durch seine tierpsychologischen Kenntnisse aus. Trotz der Ankündigung einer Übersetzung «von worte zcu worte» ist die dt. Fassung eher als freie volksprachigen Bearbeitung denn als getreue Übersetzung zu bewerten. Drei weitere bekannte dt. L. d. c. e.-Adaptionen beruhen auf Albertus: ) Werner → Ernesti: Seine Übersetzung aus De animalibus schließt die Pferdeheilkunde mit ein, deren allgemein gehaltene Eingangskapitel allerdings ausgelassen werden. – ) Heinrich → Münsinger: Seine Tierkunde B˚uch von den falcken, hebichen, sperbern, pferden vnd huenden beruht zum Teil auf dem L. d. c. e. nach Albertus. Vielleicht hat Münsinger an vereinzelten Stellen auch Versatzstücke aus dem Urtext des Liber übernommen. – ) Walther Hermann Ryff (Quintus Apollinaris): Der breitenwirksame wissenschaftliche Publizist († ) brachte das Thierbuch heraus, das die Bücher – aus De animalibus in dt. Fassung enthält. Die eigenständige und üssige Auswahlübersetzung beginnt mit dem L. d. c. e. Ü: Albertus-Magnus-Vorlage: Älteste Hs.: Oxford, Bodleian Library, MS Douce , r–v (Pap., . Jh., lat.). – Practica equorum: Fischer (s. Lit.) S. – weist neun Hss. nach. – Boke of Marchalsi: London, British Library, MS Sloane , r–v (Pap., um ). – Chirurgie de Chevaux: Paris, Nationalbibl., Ms. français (olim Anc. ) r–v (Pap., . Jh.). –
. Hälfte . Jh. Preußische Bearbeitung: Wien, ÖNB, Cod. , v–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., ostmitteldt.). – Ernesti: Heidelberg, UB, Cpg , r–r (Pap., , rheinfränkisch/bair.); Autograph Ernestis. Digitalisat des Codex unter: http://digi.ub.uniheidelberg.de/diglit/cpg. – H. Münsiger: mindestens zehn Hss.; s. → Münsinger und Lindner, Bd. , S. f., –. – Ryff: «Thierbuch. Alberti Magni. Von Art Natur vnd Eygenschafft der Thierer [...]. Durch Waltherum Ryff verteutscht». Frankfurt/M.: Cyriacus Jacob, (VD A ). A: Boke of Marchalsi: A late Middle English treatise on horses. Edited from British Library MS. Sloane , ff. –b by Anne Charlotte Svinhufvud (Acta Universitatis Stockholmiensis. Stockholm studies in English ). Stockholm . – Chirurgie de Chevaux: Guy Beaujouan u. a.: Médecine humaine et vétérinaire à la n du moyen âge (Hautes études médiévales et modernes /). Genf , S. – (Auszüge). – Preußische Bearbeitung: Ottomar Bederke: Liber de cura equorum. Bearbeitungen von Albertus Magnus und Jordanus Ruffus aus dem Dt. Ritterorden (). Diss. Hannover . – Ernesti: Lindner, Bd. , S. –. – H. Münsiger: Lindner, Bd. , S. –; weitere Ausg. s. → Münsinger. L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Kurt Lindner: Von Falken, Hunden und Pferden. Dt. Albertus-MagnusÜbersetzungen aus der ersten Hälfte des . Jh. Bd. (Quellen und Stud. zur Gesch. der Jagd ). Bde. Berlin . – Dieter Schmitt: Pferdeheilkundl. Bearbeitungen von Albertus Magnus, Jordanus Ruffus und Meister Albrant im Heidelberger Codex palatinus germanicus . Diss. Hannover . – Sigmund Oehrl: Vergleichende Stud. zur altdt. Pferdeheilkunde. Diss. Hannover . – Peter Assion: Altdt. Fachlit. (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Klaus-Dietrich Fischer: Zur Erstveröff. einer spätmittelenglischen Pferdeheilkunde (aus Ms. Sloane ) nebst Beobachtungen zu ihrer lat., von Albertus Magnus benutzten Vorlage. In: «Gelêrter der arzenîe, ouch apotêker». Beitr. zur Wisssenschaftsgesch. FS Willem F. Daems. Hg. v. G. Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – Jan-Dirk Müller: Naturkunde für den Hof. Die Albertus-Magnus- Übersetzungen des Werner Ernesti und Heinrich Münsinger. In: Wissen für den Hof. Der spätma. Verschriftungsprozeß Hg. v. dems. (MMS ). München
Kestner , S. –, hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . – Dagmar Gottschall: Albert’s Contributions to or In uence on Vernacular Literatures. In: A Companion to Albert the Great. Theology, Philosophy, and the Sciences. Hg. v. Irven M. Resnick (Brills Companions to the Christian Tradition ). Leiden , S. –, hier S. f. VZ Kestner, Johann, zu Schwarz (auch: Hanns Cestner; außerdem als «Restner» oder «Lestner» sowie als «Schwatz» lesbar). – Autor hippiatrischer Rezepte, spätestens Anfang . Jh. K. wird in einer Sammelhandschrift erwähnt, die u. a. auch den → Macer und medizinische Rezepte enthält. Die Lesart seines Namens und Herkunftsorts im Kodex ist umstritten. K. stammte möglicherweise aus Schwaz in Tirol oder einem Ort namens Schwarz (z. B. in Ebenthal/Kärnten). Ebenso unsicher ist der Umfang seiner Autorschaft. Im Kodex wird ihm ein ophthalmologisches Rezept für Pferde zugeschrieben, das auf ein Rossarzneibuch folgt. Möglicherweise stammt auch diese Sammlung von dt. Rezepten von K. Das Rossarzneibuch wird von der Forschung auf das . oder frühe . Jh. datiert, seine Entstehung im mittelbairischen Gebiet vermutet. Es enthält vor allem ophthalmologische Rezepte, aber auch Anweisungen zur Behandlung anderer Pferdekrankheiten (z. B. Würmer) und zur Ernährung der Tiere sowie Rosstäuschertricks. Die Forschung hat eine inhaltliche Verwandtschaft des Textes zur älteren hippiatrischen Fachliteratur herausgearbeitet. Dies betrifft einmal antike Autoren und Texte wie Plinius d. Ä. und aus dem . Jh. Apsyrtos, Hierokles, Pelagonius und die Mulomedicina Chironis. Hinzu kommen ma. Verfasser wie Jordanus Ruffus (. Jh.), Laurentius Rusius (–) und → Petrus de Crescentiis. Meister → Albrant jedoch wurde vom Autor des Rossarzneibuchs nach heutiger Kenntnis nicht rezipiert. Trotz der zahlreichen Bezüge gilt das vielleicht von K. stammende Werk als durchaus eigenständig. Ü: München, BSB, clm a, r–v (um ). – Vgl. Karl Halm u. a.: Catalogus codicum latinorum Bibliothecae Regiae Monacensis II/ (Catalogus codicum manu scriptorum
Kyeser Bibliothecae Regiae Monacensis IV/). München (Nachdr. Wiesbaden ) S. (Nr. ). A: Ludvik (s. Lit.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Dusan Ludvik: Unters. zur spätma. dt. Fachprosa. Pferdebücher. Ljublana [rechte ], S. –, –, f. – Gerhard Eis/G. Keil: Nachträge zum VL. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. . MM Kyeser, Konrad, * .. Eichstätt, † nach . – Verfasser der militärisch-technischen Lehrschrift Bellifortis (früheste Fassung ); Porträt (): Göttingen, Cod. Ms. philos. , r. K. gilt als der früheste namentlich bekannte dt. Autor einer kriegstechnischen Bilderhandschrift. Sein Werk Bellifortis (der «Kampfstarke», «Kriegsstarke» oder besser: «rüstig für den Krieg») steht am Beginn der Entwicklung einer eigenständigen Gattung militärisch-technischer Literatur nördlich der Alpen. Der Bellifortis fand ab der ersten Hälfte des . Jh. umfangreiche Verbreitung in mehreren Abschriften, die jedoch mit wachsendem zeitlichen Abstand in Text und Bildbestand immer stärker von der ursprünglichen Vorlage abweichen. Insbesondere die im Bellifortis enthaltenen zahlreichen Illustrationen zeitgenössischer und phantastischer Waffentechnik, aber auch ziviler Nutzanwendungen, waren vorbildlich für spätere Handschriften von Kriegs-, Büchsenmeister- und Feuerwerksbüchern und wurden vielfach übernommen (siehe z. B. → Allerley Kriegsrüstung, → Feuerwerkbuch von , (Pseudo-) → Hartlieb, Johannes oder → Pixen, Kriegsrüstung, Sturmzeug und Feuerwerch). K. war vermutlich der Sohn eines Kiesers, eines städtischen Wein- und Bierprüfers, nach neuester Ansicht (Cermann ) aber vielleicht auch der Sohn eines angesehenen Patriziers, der sich den Namen «Kieser» (im Sinne von mhd. «Schiedsrichter») zugelegt hätte. K. erwarb wahrscheinlich bei den Dominikanern in seiner Heimatstadt medizinische Kenntnisse, die er später auch in sein Werk ein ießen ließ. Allerdings ist eine Identität mit dem Arzt → Konrad von Eichstätt (gest. ) oder dessen Nachkommen abzulehnen. Eine Erwähnung K.s in den Prager Universitätsmatrikeln von könnte auf ein Jurastudium deuten, belegt jedoch lediglich das Versprechen einer Zahlung der Immatrikulationsgebühr. Eigenen Angaben zufolge war K. in weiten Teilen Europas von Spanien bis Skandinavien bekannt und besuchte, vielleicht
. Hälfte . Jh. im Gefolge der Grafen von Oettingen, mehrere Fürstenhöfe in Deutschland und Italien. Als seine Gönner nennt er namentlich den römisch-dt. und böhmischen König Wenzel IV., König Sigismund von Ungarn, Markgraf Jobst von Mähren, Herzog Stephan II. oder Stephan III. von Bayern, die Herzöge Wilhelm, Albrecht III. und Albrecht IV. von Österreich, einen «Herzog Johann von Oppeln» (entweder den Gnesener Erzbischof Johann von Oppeln oder Herzog Johann II. von Troppau) und Franz II. von Carrara. Um wirkte er in Prag und Kuttenberg (Kutná Hora) am Hof König Wenzels IV., als dessen Hö ing und Anhänger er sich später mehrfach zu erkennen gibt, von dem er möglicherweise nobilitiert wurde und ein Wappen erhielt. Am .. war er Augenzeuge der katastrophalen Niederlage des Kreuzfahrerheeres gegen die Türken in der Schlacht bei Nikopolis. Mehrfach äußerte er im Bellifortis deutlich seinen Unmut gegenüber dem ungarischen König Sigismund von Luxemburg, dem er Versagen in dieser Schlacht und später Verrat an seinem Bruder Wenzel IV. von Böhmen vorwarf. Diese Abneigung K.s gegen den ungarischen König verstärkte sich, als Sigismund Wenzel gefangen setzte. Allerdings dürfte die Deutung, dass K. anschließend seinen Lebensabend als Verbannter und vom Schicksal Gebrochener in der böhmischen Peripherie fristen musste, eine Überinterpretation durch die ältere Forschung sein. Wahrscheinlicher ist nach neuester Ansicht (Cermann ) eine Rückkehr K.s in seine Heimatstadt Eichstätt, nachdem er sich um erfolglos um eine neue Anstellung am Hof König Ruprechts von der Pfalz bemüht hatte. Sein Todeszeitpunkt ist unbekannt. Angeregt durch die Niederlage in der Schlacht bei Nikopolis () und vermutlich beein usst durch antike und italienische Vorlagen, die er in Padua kennengelernt haben könnte, begann K. um in Kuttenberg mit der Abfassung seines Buches Bellifortis in lat. Sprache. Damit wollte er zugleich die Bedeutung von Technik und Geheimwissen für eine erfolgreiche Kriegführung betonen und sich selbst als durch diese Schrift ausgewiesener militärischer Experte für den Fürstendienst empfehlen. Die wahrscheinlich älteste überlieferte Fassung vom März (Göttingen, Cod. Ms. philos. a) ist König Wenzel IV. gewidmet; eine zweite Fassung (Göttingen, Cod. Ms. philos. ) widmete K. am .. an König Ruprecht.
. Hälfte . Jh. Charakteristisch für den Inhalt des Bellifortis ist die Vermischung unterschiedlicher Wissenstraditionen und Genres zwischen «ars militaris», Technologie, heimlichen Künsten und Humor. Eine wichtige Rolle für die Wissensvermittlung spielen die je nach Fassung bis zu Illustrationen, die meist in hochwertiger Buchmalerei ausgeführt wurden. Sie werden meist durch mehrzeilige lateinische Hexameter kommentiert, deren Deutung aufgrund vielfacher verschlüsselter magischer oder scherzhafter Anspielungen oft schwierig ist und deren dt. Übersetzungen in späteren Fassungen häu g Missverständnissen unterliegen. Bei der inhaltlichen Ordnung des Bellifortis hat sich K. nach antiken Vorbildern grob an den militärischen Bereichen Feldschlacht, Belagerungskrieg, Verteidigungskrieg und Seekrieg orientiert. Die vermutlich ältesten Fassungen von / sind in zehn Kapitel gegliedert, denen jeweils Planetendarstellungen vorangestellt sind. Nach einer programmatischen Vorrede werden im . Kapitel Waffen und teils mit Geschützen bestückte Kampfwagen für die Feldschlacht beschrieben und dargestellt. Das . Kapitel behandelt die Waffen und Geräte für den Belagerungskampf, wie z. B. Sturmleitern, fahrbare Belagerungstürme und Wurfmaschinen. Im . Kapitel werden Wassertechniken für den Krieg (Boote, Schiffsbrücken, Taucheranzüge und Amphibienfahrzeuge) und für zivile Verwendung (Wasserräder, Brunnen, Rohrleitungen, eine archimedische Schraube) präsentiert. Das . Kapitel führt wieder zum Belagerungskrieg zurück und zeigt unterschiedliche Geräte zum Ersteigen von Mauern. Dem folgt thematisch auch das . Kapitel mit der Darstellung von mechanischen Schusswaffen wie Wurfmaschinen, Armbrüsten und Torsionsgeschützen. Das . Kapitel enthält hauptsächlich verschiedene Verteidigungstechniken wie Fallbrücken und -gruben. Hier nden sich aber auch Abbildungen von Kampfszenen, eines Prunkzeltes König Wenzels sowie Rezepte für Betäubungsmittel. Im . und . Kapitel werden verschiedene Nutzungsmöglichkeiten von Feuer oder Pyrotechnik in militärischen und zivilen Zusammenhängen vorgestellt. Gezeigt werden hier verschiedene Geschütze, Geschosse, Sprengmittel und Leuchtfackeln. Das . Kapitel behandelt die Wärmetechnik in Form von verschiedenen Öfen oder einer Dampfbadeanstalt. Das . Kapitel bietet in inhaltlich wenig zusammenhängender Form diverse Scherze (Entmannungsgerät, Keuschheitsgürtel) mitsamt dazugehörigen Anspielungen im Text, verschiedene kleinere
Kyeser eiserne Kriegswerkzeuge und – vermutlich ebenfalls scherzhaft gemeinte – magische Rezepte. Am Schluss folgen einige persönliche Äußerungen des Autors, u. a. eine Klage auf den baldigen eigenen Tod («Epichedion») samt Grabinschrift und ein Horoskop. Vor stellte vermutlich noch K. selbst die -Kapitel-Fassung auf eine -Kapitel-Fassung des Bellifortis um, die zur wichtigsten Grundlage der weiteren Rezeption wurde. Dabei straffte er das bereits vorhandene Material, ordnete es teilweise neu und verzichtete, möglicherweise mit Blick auf einen neuen, nichthö schen Publikumskreis, auf die Vorrede und die biographischen Äußerungen. Die Kapitel teilten sich inhaltlich nun wie folgt auf: ) Feldschlacht, ) Belagerung, ) Steigwaffen, ) Verteidigung, ) Wassertechnik, ) Pyrotechnik und Sprengmittel, ) natürliche und magische Rezepte, Scherze und diverse Werkzeuge. Vielleicht kurz nach dieser überarbeiteten Fassung entstand eine weitere Handschrift des Bellifortis, die neben dem lat. Text auch eine dt. (oberbairische) Übersetzung anbot (Rom, Cod. Pal. lat. ). Sollte auch diese Fassung K. selbst zuzuschreiben sein, wäre dies wiederum als Hinweis auf einen angestrebten veränderten Rezipientenkreis zu deuten. Erst in den Anfang der er Jahre lässt sich die früheste erhaltene vollständig dt. Übersetzung datieren (Göttingen, Cod. Ms. philos. ), die jedoch nicht mehr von K. erstellt wurde. Insgesamt sind aus dem . und frühen . Jh. über Codices mit lat., lat.-dt., dt., hebräisch-jiddischen und vollkommen textlosen Fassungen, ein Frühdruck (Marschalk ) sowie weiterhin zahlreiche Streuüberlieferungen, Fragmente und Teilrezeptionen des Bellifortis in anderen Werken und abhängige Schriften bekannt. Oft wurden nur die bildlichen Darstellungen übernommen und ohne Berücksichtigung inhaltlicher Zusammenhänge neu zugeordnet. Eine endgültige systematische Ordnung der vielgestaltigen Überlieferungen, Fortentwicklungen und Werksabhängigkeiten steht noch aus. Ü (-Kapitel-Fassung): Göttingen, SUB, ° Cod. Ms. philos. (). – Ebd., ° Cod. Ms. philos. a (). – (-KapitelFassung, weitere Bearbeitungen und Übersetzungen): Basel, UB, Cod. L II (drittes Viertel . Jh.). – Berlin, SBB, Ms. germ. quart. (drittes Viertel . Jh.). – Ebd., Ms. germ. quart. (). – Besançon, Bibl. municipale, Ms.
Kyeser (http://www.enluminures.culture.fr/). – Budapest, Magyar Tudományos Akadémia Könyvtára (Bibl. der Ungarischen Akad. der Wiss.), K (erstes Viertel . Jh.). – Chantilly, Musée Condé, Ms. (erstes Viertel . Jh.). – Colmar, Bibl. municipale, Ms. (Kat.-Nr. ) (um ). – Erlangen, UB, Ms. B (Anfang . Jh.). – Florenz, Bibliotheche d’Italia, Inv. Vol. II.III. (Magl. Cl. XIX, num. bis). – Frankfurt/M., UB, Ms. germ. Quart. (um ) (http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/). – Gotha, Forschungsbibl., Cod. Cart. B (Anfang . Jh.). – Göttingen, SUB, ° Cod. Ms. philos. (um ). – Heidelberg, UB, Cod. Pal. Germ. (nach ) (http://digi.ub.uniheidelberg.de/). – Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB (nach ). – Istanbul, Topkapi Sarayi Müzesi, Cod. (letztes Viertel . Jh.). – Karlsruhe, LB, Cod. Durlach . – Köln, Hist. Arch. der Stadt Köln, Best. (W*) () (http://historischesarchivkoeln.de/). – Kopenhagen, Kongelige Bibliotek, Thott , ° () (http://www.kb.dk/). – Leeds, Royal Armouries, Ms. I- (um ). – Madrid, Real Biblioteca de San Lorenzo de El Escorial, Ms. Y-II- (Anfang . Jh.). – München, BSB, Cod. Hebr. (um ) (http:// nbn:de:bvb:-bsb–). – Ebd., Cgm. (um ). – Ebd., Clm . (um ). – New York, Public Library, Spencer Collection, Ms. (ca. –). – Ebd., Ms. (ca. ). – Paris, Bibl. nationale de France, Ms. lat. . (Mitte . Jh.). – Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. (um ) (http://digi.ub.uniheidelberg.de/). – Ebd., Cod. Pal. lat. (erstes Viertel . Jh.). – Ebd., Cod. Pal. lat. (um ). – Ebd., Cod. Pal. lat. (erstes Viertel . Jh.) (http://digi.ub.uni-heidelberg.de). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Fol. (erstes Drittel . Jh. und ca. ) (http://oraweb.swkk.de/). – Wien, Kunsthist. Museum, KK A (ca. –). – Ebd., KK A (erstes Viertel . Jh.). – Ebd., KK B (Fragm., um , lat. und oberbair.). – Wien, ÖNB, Cod. (zweites Drittel . Jh.). – Ebd., Cod. (um ) (http://archiv.onb.ac.at:/). – Ebd., Cod. (ca. –). – Ebd., Cod. (letztes Drittel . Jh.). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. Blankenburg (letztes Viertel . Jh.) (http://diglib.hab.de/). – Privatbesitz: ehem. Antquariat Dr.
. Hälfte . Jh. J. Günther / (olim Donaueschingen, Hofbibliothek, Cod. ) (um ). – Privatbesitz: ehem. Antiquariat Heribert Tenschert, Rotthalmünster, Kat. XXV (), Nr. (vor ). F: Nikolaus Marschalk: Institutionum Reipublice Militaris Ac Civilis Libri Novem Nicolai, Marescalci, Thurii, LL, Ac Canonum Doctoris. Rostock (http://nbn:de:bvb:bsb–). A: Conrad K. aus Eichstätt. Bellifortis. . Bd.: Faksimiledruck der Perg.-Hs. Cod. Ms. Philos. der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibl. Göttingen; . Bd.: Umschrift, Übersetzung und Erläuterungen von Götz Quarg. Hg. v. Georg-Agricola-Ges. zur Förderung der Gesch. der Naturwiss. und der Technik. Düsseldorf . – Udo Friedrich/Fidel Rädle (Hg.): K. K. Bellifortis. Feuerwerkbuch. Farbmikro che-Edition der Bilderhss. ° Cod. Ms. philos. und a Cim. Einf. und Beschreibung der kriegstechnischen Bilderhss. von U. Friedrich. Anm. zum lat. Text, Transkription und Übersetzung der Vorrede von F. Rädle (Codices gurati-Libri picturati ). München . L: Franz Maria Feldhaus, ADB () S. f. – Eduard A. Geßler, VL () Sp. –. – Friedrich Klemm, NDB () S. f. – Volker Schmidtchen/Hans-Peter Hils, VL () Sp. –; () Sp. . – KarlHeinz Ludwig, LexMA () Sp. f. – August von Essenwein: Einige Feuerwaffen des . Jh. im germ. Museum bzw. Zur Gesch. der Feuerwaffen. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () Sp. –, –, –. – Ders.: Ma. Taucher- und Schwimmapparate. In: ebd. () Sp. –. – Ders.: Quellen zur Gesch. der Feuerwaffen. Bde. Leipzig (Nachdr. Graz ). – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss. vornehmlich in Deutschland. Abt. . München/ Leipzig (Nachdr. New York ; Hildesheim ) S. –. – Marcelin Berthelot: Histoire des machines de guerre et des arts mécaniques au moyen âge. Le livre d’un ingénieur militaire a la n du XIVe siècle. In: Annales de chimie et de physique (ser. ) () S. –. – F. M. Feldhaus: Die Technik der Antike und des MA. Potsdam . – Josef Krása: Bellifortis. In: Dˇejiny a souˇcasnost () S. – (wieder in ˇ ders.: Ceské iluminované rukopisy .–. století. Praha , S. –). – Götz Quarg: Der Bellifortis von Conrad K. aus Eichstätt, . In: Technikgesch. () S. –. – Hermann
. Hälfte . Jh. Heimpel: Rezension zu: Conrad K. aus Eichstätt. Bellifortis (Ausg. von Qurag ). In: Göttingische Gelehrte Anz. () S. –. – Csaba Csapodi: Ein «Bellifortis-Fragment» von Budapest. Mit sechs Abb. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Robert Elsie: The Bellifortis text and early Albanian. In: Zs. für Balkanologie () S. –. – Eberhard König: Bellifortis. In: Leuchtendes MA II. Kat. XXV Antiquariat Heribert Tenschert. Rotthalmünster , S. –. – Theresia Berg/Udo Friedrich: Wissenstradierung in spätma. Schr. zur Kriegskunst: Der «Bellifortis» und das anonyme «Feuerwerkbuch». In: Wissen für den Hof. Der spätma. Verschriftlichungsprozeß am Beispiel Heidelberg im . Jh. Hg. v. Jan-Dirk Müller (MMS ). München , S. –. – Udo Friedrich: Herrscherp ichten und Kriegskunst. Zum intendierten Gebrauch früher «Bellifortis»-Hss. In: Der Cod. im Gebrauch. Hg. v. Hagen Keller u. a. (MMS ). München , S. –. – K. K. Bellifortis. Clm . Präsentation einer neu erworbenen Hs. der Bayerischen Staatsbibl. Hg. v. Ulrich Montag (Patrimonia ). München . – Felicia Englmann: Der Zauber der Macht. Politik und Geheimwiss. in K. K.s Bellifortis (Reihe Politisches Denken ). Neuried . – Rainer Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , Bd. , S. –. – David McGee: The Origins of Early Modern Machine Design. In: Picturing Machines –. Hg. v. Wolfgang Lefèvre (Transformations. Studies in the History of Science and Technology). Cambridge/MA, London , S. –. – Jeffrey F. Hamburger/Todor Petev: «Feuerwerksbuch von » and K. K., «Bellifortis». In: The Splendor of the Word. Medieval and Renaissance Illuminated Manuscripts at the New York Public Library. Hg. v. Jonathan James Alexander u. a. New York , S. –. – R. Leng (Bearb.): Stoffgruppe . Feuerwerks- und Kriegsbücher (Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA, Bd. /, Lfg. /). München , S. –. – Ders. (): K., K.: Bellifortis. In: Hist. Lex. Bayerns (http://www.historischeslexikon-bayerns.de/artikel/artikel ). – Regina Cermann: Der «Bellifortis» des K. K. (Codices. Manuscripti & Impressi, Supplementum ). Purkersdorf . UT
Streitbuch Streitbuch (Pixen, Kriegsrüstung, Sturmzeug und Fewrwerckh / Streydpuch). – Büchsenmeisterbuch, Süddeutschland, zwischen und . Die umfangreiche illustrierte Handschrift eines unbekannten süddt. Autors gehört zu den frühesten Beispielen von spezialisierter Literatur über die Kunst der Büchsenmeisterei im deutschsprachigen Raum. Allerdings dürften dem Autor bereits verschiedene Textvorlagen zur Verfügung gestanden haben. Auf Fol. v verweist er selbst auf eine benutzte Vorlage, die jedoch nicht zu bestimmen ist. Inhaltliche und darstellerische Nähe besteht u. a. zu den vergleichbar frühen kriegstechnischen Handschriften München, BSB, cgm (→ Anleitung, Schießpulver zu bereiten, Büchsen zu laden und zu beschießen) und Wien, ÖNB, cod. und zum Teil auch zum → Feuerwerkbuch von , ohne jedoch direkte Abhängigkeiten oder wörtliche Übereinstimmungen erkennen zu lassen. Entgegen älterer Ansichten (zuletzt Schmidtchen ) sind nach jüngerer Feststellung (Leng ) keine Ein üsse des Bellifortis von Konrad → Kyeser festzustellen. In verschiedenen Abschnitten werden für Büchsenmeister hilfreiche schriftliche Anleitungen für Schirme, Feuerpfeile und Feuerkugeln, zum Verhalten bei Belagerungen und zu Pulverrezepten gegeben. Diese Texte werden zum Teil unzusammenhängend mit insgesamt Federzeichnungen von Karren- und Tarrasbüchsen, Mehrfachgeschützen, Lafetten oder Schutzhütten, Belagerungsgeräten, Richtmechanismen für Geschütze und weiteren Geräten ergänzt. Dabei schwankt die Handschrift zwischen reinem Text, Bildkatalog, beschrifteten Abbildungen und illustrierten Texten, lässt aber einen versierten und innovativen Umgang des Autors mit Texten und Bildern erkennen. Besonders hervorzuheben sind ein paargereimtes Lehrgedicht auf die Büchsenmeisterei (Bumbardia) auf Fol. v–v und ein Ehrenkodex für Büchsenmeister auf Fol. r, in denen die gesellschaftliche Funktion sowie die fachlichen, charakterlichen und moralischen Ansprüche an die kriegstechnischen Spezialisten re ektiert werden. Die Handschrift ist bereits in einem Katalog der Innsbrucker Bibliothek Kaiser → Maximilians aus dem Jahr nachzuweisen (Noch ain klains streytbuch in weiss pergamen gepunden), von wo aus sie in die Ambraser Schlossbibliothek überging. Erst wurde sie nach Wien verbracht und dort in die Sammlungen des Kunsthistorischen Museums eingegliedert.
Ernesti Ü: Wien, Kunsthist. Museum, KK , Bll. (Pap., zwischen und , bair.). A (nur Lehrgedicht Bumbardia): Leng (s. Lit.) S. –. L: Volker Schmidtchen: Pixen, Kriegsrüstung, Sturmzeug und Feuerwerch. In: VL () Sp. f. – Ders., VL () Sp. f. – August von Essenwein: Quellen zur Gesch. der Feuerwaffen. Bde. Leipzig (Nachdr. Graz ) Tf. A XVIII–XX. – Max Jähns: Hb. einer Gesch. des Kriegswesens von der Urzeit bis zur Renaissance. Bd. . Leipzig , S. , . – Ders.: Gesch. der Kriegswiss. vornehmlich in Deutschland. Abt. . München/Leipzig (Nachdr. New York ; Hildesheim ) S. –. – Bernhard Rathgen: Das Geschütz im MA. Neu hg. und eingel. von V. Schmidtchen. Reprint der Ausg. Berlin . Düsseldorf , S. . – Das Feuerwerkbuch von . Hg. v. Wilhelm Hassenstein. München , S. (Nr. c). – Bruno Thomas/Ortwin Gamber: Kat. der Leibrüstkammer. I. Tl. (Führer durch das Kunsthist. Museum ). Wien . – Rainer Leng: Gründe für berufliches Töten. Büchsenmeister und Kriegshauptleute zwischen Berufsethos und Gewissensnot. In: Der Krieg im MA und in der Frühen Neuzeit: Gründe, Begründungen, Bilder, Bräuche, Recht. Hg. v. Horst Brunner (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , S. –. – Anleitung, Schießpulver zu bereiten, Büchsen zu laden und zu beschießen. Eine kriegstechnische Bilderhs. im cgm der Bayerischen Staatsbibl. München. Hg. v. dems. (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , S. f. – Ders.: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , Bd. , S. –; Bd. , S. –. – Ders. (Bearb.): Stoffgruppe . Feuerwerks- und Kriegsbücher (Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA, Bd. /, Lfg. /). München , S. –. UT Ernesti, Werner, * St. Goar. – Übersetzer aus dem naturkundlichen Werk des → Albertus Magnus, frühes . Jh. E. erwarb an der Prager Universität den Baccalaureus in den Artes. wechselte er an die neugegründete Universität Heidelberg, um dort die Rechte zu studieren und war anschließend Notar am Mittelrhein. Er stand in enger Verbindung zum Hof König Ruprechts, an dessen Italienzug
. Hälfte . Jh. (/) er teilnahm. wurde er in Münstermaifeld und an St. Kastor in Koblenz bepfründet. – war E. Notar Königin Elisabeths. An die Universität Heidelberg kehrte er zurück, als ihm die Lehrerlaubnis für die iuris canonici erteilt wurde. Im Zuge des seit dem . Jh. gesteigerten Interesses an einer volkssprachig-schriftlichen Fixierung jagdkundlichen Wissens erhielt E. von Pfalzgraf Ludwig III. den Auftrag zur Übersetzung aus De animalibus des Albertus Magnus. Seine Übersetzung, das Buchelin von den suchten der fogel hunde vnd pferde, schloss E. am .. ab. Die Auswahl aus Albertus’ Büchern und beschränkt sich auf die ritterlich-waidgerechten Tiere (Jagdvögel, Hunde, Pferde) und hierbei primär auf veterinärmedizinische Aspekte. Adressat dürfte der lateinunkundige Praktiker sein, der direkt in Aufzucht und P ege der Tiere involviert ist. Für diesen sollen die Erkenntnisse der gelehrten Medizin zugänglich gemacht werden. Die wahrscheinliche Vorlage E.s war der Heidelberger Cpl von , an dessen Anfang die tierkundlichen Albertus-Bücher – sich bereits separiert nden. Die Quellenangaben bei Albertus werden von E. in der Übersetzung getilgt und Albertus selbst erscheint nur als «der meister». Bei der Einrichtung des Textes folgt E. dem in der medizinischen Literatur typischen «Rezeptstil», so dass seine Übersetzung den Charakter eines tierheilkundlichen Kompendiums aufweist. Aufgrund der prinzipiellen Unvertrautheit E.s mit sowohl jagdkundlichen als auch veterinärmedizinischen Details ist seine Übersetzung nicht frei von Missverständnissen und einigen sachlichen Fehlern, die sich oftmals aber auch auf seine direkte Vorlage zurückführen lassen (vgl. Müller [s. Lit.] S. Anm. ). Nichsdestotrotz dürfte dieser Umstand den Erfolg seiner Übertragung maßgeblich behindert haben. Die Übersetzung Heinrich → Münsingers jedenfalls, die keine vierzig Jahre später ebenfalls für den kurfürstlichen Hof entstand, war ungleich erfolgreicher. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , r–r (r–v: Falken und Habichte; r–v: Hunde; r–r: Pferde) (Pap., , rheinfränkisch/ bair.); Incipit: «Diß buchelin wirt sagen von den suchten der fogel zum eirsten von der ertznye der falken»; Excipit: «Scriptus et nitus est iste liber per Wernherum Ernesti Anno Domini Millesimo quadrigentesimo quarto. Ipso die Lucie virginis».
. Hälfte . Jh. Digitalisat des Codex unter: http://digi.ub.uniheidelberg.de/diglit/cpg. A: Kurt Lindner: Von Falken, Hunden und Pferden. Dt. Albertus-Magnus-Übers. aus der ersten Hälfte des . Jh. Bd. (Quellen und Stud. zur Gesch. der Jagd ). Berlin , S. –. L: Rainer Rudolf, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Gerhard Eis: Nachrichten zur Heidelberger Medizingesch. des . und . Jh. aus Hss. und Frühdrucken. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. . – Lindner (s. Ausg.) S. –. – Peter Moraw: Kanzlei und Kanzleipersonal König Ruprechts. In: Arch. für Diplomatik () S. –, bes. S. . – Peter Assion: Altdt. Fachlit. (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Martina Backes: Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg im . Jh. Ein Beitr. zur Gönnerforschung des SpätMA (Hermaea NF ). Tübingen , S. f. – Jan-Dirk Müller: Naturkunde für den Hof. Die Albertus-Magnus-Übersetzungen des W. E. und Heinrich Münsinger. In: Wissen für den Hof. Der spätma. Verschriftungsprozeß. Hg. v. dems. (MMS ). München , S. –. – Martina Giese: Sebastian Ranck († n. ) als Besitzer und Schreiber von Hss. Ein Beurener Pfarrer im Dienste Maximilians I. In: Von Sachsen bis Jerusalem. Menschen und Institutionen im Wandel der Zeit. FS Wolfgang Giese. Hg. v. Hubertus Seibert/ Gertrud Thoma. München , S. –, hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Barbara Hammes: Ritterlicher Fürst und Ritterschaft. Konkurrierende Vergegenwärtigung ritterlich-hö scher Tradition im Umkreis südwestdt. Fürstenhöfe – (Veröff. der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in BadenWürttemberg B/). Stuttgart , S. . – Dagmar Gottschall: Albert’s Contributions to or In uence on Vernacular Literatures. In: A Companion to Albert the Great. Theology, Philosophy, and the Sciences. Hg. v. Irven M. Resnick (Brills Companions to the Christian Tradition ). Leiden , S. –, hier S. f. VZ Witschuch von Alsfeld. – Verfasser eines Registers zum dt. → Macer mit gereimter Gebrauchsanleitung, frühes . Jh. In zwei Textzeugen der dt. Vulgat-Fassung des originär lat. Kräutertraktats Macer oridus ndet sich
Witschuch von Alsfeld nicht nur ein Register, sondern auch eine Anweisung für dessen Gebrauch in zwanzig Reimpaarversen. Die textimmanenten Autorangaben zu dieser Versanleitung differieren in der Überlieferung, doch ist die Nennung W.s durch die Reimbindung als ursprünglich anzusehen. W. bezeichnet sich selbst als «pfaff» und gibt das mittelhessische Alsfeld als Herkunftsort an. Es ist wahrscheinlich, dass sowohl Reimpaare als auch das Register selbst auf W. zurückgehen. Darüberhinaus gibt es zu diesem hessischen Kleriker keine Kenntnisse. Mit den gereimten Erläuterungen gibt W. dem Benutzer seines Macer-Registers eine pragmatische Hilfestellung. Er erklärt die Anordnung der Stichwörter «capite ad calcem» und erläutert, dass die römischen Ziffern des Registers für die Kapitel des Kräuterbuchs stehen, derweil die Buchstaben auf die Unterabschnitte innerhalb der Kapitel verweisen. Die Registeranordnung entspricht dem gängigen Typus spätma. Arzneibücher in der Nachfolge → Ortolfs von Baierland. Die Zahlen/Buchstaben-Systematik könnte der Bibelkonkordanz des Hugo von Saint-Cher († ) entlehnt sein. Register sind in der dt. Macer-Tradition des . Jh. keine Seltenheit, während die ausführliche Gebrauchsanleitung ein Alleinstellungsmerkmal des Registers von W. ist. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , vb–ra (Versanleitung) rb–va (Reg.) (Pap., /, mitteldt.); W. ist nicht nur Schreiber der Anleitung und des Reg. sondern auch des Macers (ra–vb) selbst. Incipit der Reimpaarverse: «WEr behendecichen [sic!] wil vinden / waz alden luden vnde kinden / Ist zu maniger suchte g˚ut / Der mirke rechte myne m˚ut / Daz schribe ich paffe witschuch / Von alsfelt uf dit selbe buch / Daz da mater ist genant». – Edinburgh, UB, MS , v–r (Versanleitung/Reg.) r–v (Macer) (Perg. und Pap., Macer-Abschnitt um [sonst: / und Ende . Jh.], ostmitteldt.). In dieser Hs. ist der Name W.s durch den Schreibernamen Johannes ersetzt, was den Reim auf «buch» zerstört. A: Joseph Haupt: Ueber das mitteldt. Arzneibuch des Meisters Bartholomäus. In: Sb. der phil.-hist. Classe der Ksl. Akad. der Wiss. . Wien. , S. –, hier S. . L: William C. Crossgrove, VL () Sp. f. – Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De
Ofener Stadtrechtsbuch viribus herbarum›. Krit. hg. v. Bernhard Schnell in Zusammenarbeit mit W. Crossgrove (TTG ). Tübingen , S. , , , . VZ Ofener Stadtrechtsbuch. – Bearbeitung des sächsisch-magdeburgischen Rechts in dt. Sprache aus dem frühen . Jh., in das Privilegien und spezi sche Rechtsnormen einge ossen sind. Das O. S. entstand zu Beginn des . Jh. als ursprünglich private Aufzeichnung eines Rechtsgelehrten, erlangte aber alsbald durch praktischen Gebrauch offiziösen Charakter, ohne dass das O. S. dadurch den Status einer Kodi kation erhalten hätte. Als Verfasser oder genauer Kompilator wird Johannes Siebenlindner (–) vermutet, der zunächst Rechtsgeschworener am Ofener Gericht war und später zum Stadtrichter von Ofen aufstieg. Die Sprache kann dem mitteldt. Idiom zugeordnet werden mit bairisch-österreichischen Einsprengseln. Die Aufzeichnungen orientieren sich gemäß dem Prolog bei «etlichen dingen oder stugken» an «Maidpurgischem rechten». Das «Ius Maideburgense» war aus einer Symbiose von Normen des Sachsenspiegels (→ Eike von Repgow), der ursprünglich für den ländlichen Raum konzipiert worden war, und dem Magdeburger Stadtrecht (→ Magdeburger Rechtsbücher) hervorgegangen. Im Zuge der Stadtgründungswelle im . und . Jh. hatte es starke Verbreitung in Ostmitteleuropa gefunden. So hatte schon zu Beginn des . Jh. Herzog Heinrich I. von Schlesien eine Abschrift des Privilegs Erzbischofs Wichmanns I. (–) für Magdeburg () erbeten, um es seiner neuen Stadt Goldberg (Złotoryja) zu erteilen. Angereichert wurde das Privileg, das vor allem Erleichterungen im Gerichtsgang vorgesehen hatte, durch die Spruchpraxis der Magdeburger Schöffen. Insbesondere auf seinem Weg über Schlesien, Polen, in das Baltikum und schließlich auch nach Oberungarn (ungefähr die heutige Slowakei) hat sich dann die Bezeichnung «ius Maideburgense» vor «ius Theutonicum» oder auch «ius Saxonicum» durchgesetzt. Der Kompilator des O. S.s hat offenbar neben dem Sachsenspiegel und dem Magdeburger Recht auch den → Schwabenspiegel benutzt. Als unmittelbare Vorlage könnten ihm das Iglauer (Jihlava) und das Wiener Recht (→ Wiener Stadtrechtsbuch) gedient haben, die er gekannt haben muss.
. Hälfte . Jh. Auch die Normen des privilegierten Breslauer (Wrocław) Oberhofs und des Görlitzer Rechts () (→ Görlitzer Rechtsbuch) hat er mit einiger Sicherheit gekannt. Aufgenommen wurde des Weiteren die erlassene Goldene Bulle König Bélas IV. (–), durch die die dt. Siedler wieder in ihre nach dem Mongoleneinfall aufgehobenen Vorrechte und Gewohnheiten eingesetzt wurden. Ferner sind Privilegien König Ladislaus’ IV. (–) von , Karls I. (–) und Sigismunds (–) von Bestandteil. Tatsächlich dürften die blutigen Auseinandersetzungen / zwischen dt. Patriziat in der Stadt und der ungarischen Minderheit, die eine Beteiligung an den städtischen Ämtern erreichen wollte, der Auslöser für die Aufzeichnung gewesen sein. Erst konnte die ungarische Partei die Gleichstellung bei der Besetzung der städtischen Ämter durchsetzen. Das O. S. besteht aus einem Prolog und Artikeln. Das Buch ist nicht in einem Stück entstanden, sondern zunächst wurde zwischen und der erste Teil zusammengesetzt, dem zwischen und noch einige Artikel hinzugefügt wurden. Der Prolog hält dem Leser in einer Art Tugendspiegel die positiven Eigenschaften eines Ratsherrn vor Augen. Die ersten Artikel enthalten Bestimmungen zur Stadtverfassung sowie zum Verhältnis gegenüber dem Stadtherrn, dem König. Dem folgen Artikel zur Wahl der Würdenträger analog einem Privileg des ungarischen und später auch dt. Königs und Kaisers Sigismund von , darunter die Wahl der Richter und der zwölf Schöffen, sodann Bestimmungen zum Stadtschreiberamt, über das Recht der Kau eute und der Handwerker, ebenso der Juden wie auch Stadtfremder. Auch die Vorrechte der Deutschen werden behandelt. Eine auf datierte Handelsordnung beschließt die Kompilation. Nur wenige Normen sind strafrechtlicher Natur, wie Art. , der als Strafe für begangene Unzucht, den Tanz mit dem Henker vorsieht. Auch privatrechtliche Vorschriften sind kaum enthalten. Das O. S. war die Grundlage für die Rechtsprechung des sog. Tavernikelgerichts, eine Art Oberhof für die sieben königlich-ungarischen Freistädte Ofen, Kaschau (slow. Koˇsice, ungar. Kassa), Preßburg (slow. Bratislava, ungar. Pozsony), Ödenburg ˇ (kroat. Sopron, ungar. Sopron), Tyrna, Bartfeld (slow. Bardejov, ungar. Bártfa) und Preschau (slow.
. Hälfte . Jh. Preˇsov, ungar. Eperjes). Zum Ofener Ballungszentrum gehörten die drei Städte Ofen, Pest und AltOfen (Óbuda) sowie die Vorstädte Budafelhéviz, das der Stadt Ofen unterstand und den Status eines Markt eckens bekommen hatte, Alhevíz (Minor-Pest) und Szentfalva, die der Stadt Pest unterstanden, der Klosterkomplex auf der Margareteninsel in der Donau mit dem Sitz des Bischofs von Gran (Esztergom) und dem Johanniterkloster sowie das Dorf Logod, das dem König gehörte. Später wurde auch Pest, das erst mit Buda und Altofen zu Budapest vereinigt wurde, diesem Gericht unterstellt. Das Ofener Stadtrecht wurde auch an andere ungarische Städte weiterverliehen, wie die Abschrift für das heute in Rumänien gelegene Klausenburg in Siebenbürgen (rum. Cluj-Napoca, ungar. Kolozsvár) belegt. Ü: Budapest, Hauptstädtische Bibl., Hs B / (Perg., Anfang . Jh., Abschrift angefertigt für Klausenburg, wurde die Hs von der Stadtbibliothek Budapest erworben; sie stammt aus dem Nachlass des Gymnasiallehrers Béla Bozsernyik, der sie wiederum in Frauenbach [rum. Baia mare, ungar. Nagybánya] in Siebenbürgen/Rumänien erstanden hatte). – Budapest, UB, Ms B (Perg., /, sog. Hs. Leonhard Cromer aufgrund des Besitzvermerks «sum Leonarti Cromer Ciuis et Jurati Cassouensis, scriptus Anno », Abschrift für Pressburg [Bratislava] oder Kaschau [Koˇsice]?). – Bratislava (Preßburg), Staatsarch., Ms , r–v (Perg., um / mit Nachträgen um /, kurz nach gelangte die Handschrift durch den Ofener Stadtrichter Peter Placzan auf der Flucht vor den Türken nach Preßburg, Mitte des . Jh. wurde sie dort von Andreas Michnay in der Bibliothek des evangelischen Gymnasiums wieder entdeckt und galt in der Forschung als Original des Ofener Stadtrechts, weshalb sie die Leithandschrift für Karl Mollays Edition bildete). A: A. Michnay/P. Lichner, Ofner Stadtrecht von MCCXLIV–MCCCCXXI. Buda városának törvénykönyve MCCXLIV– MCCCCXXI. Preßburg , S. –. – Das Ofener Stadtrecht. Eine deutschsprachige Rechtsslg. des . Jh. aus Ungarn. Hg. v. Karl Mollay. Weimar (auch in: Monumenta Historica Budapestinensia. I. Budapest , S. –). L: Peter Johanek, VL () Sp. –. – Dietlinde Munzel, HRG () Sp. –. – Gerhard Dilcher: Stadtrecht. In:
Hermann von Vechelde HRG () Sp. –. – Néda Davori Relkovi´c: Buda város jogkönyve [Das Ofener Stadtrecht]. Budapest . – György Didovácz: A budai jogkönyv (Ofner Stadtrecht) hangtana. Budapest . – N. Relkovi´c: A Budai Jogkönyv (Ofner Stadtrecht) harmadik kézirata a F˝ovárosi Könyvtárban [Die dritte Hs. des Ofner Stadtrechtes in der Budapester Stadtbibl.] (Tanulmányok ). Budapest . – K. Mollay: Das Ofner Stadtrecht. Eine deutschsprachige Rechtsslg. des . Jh. aus Ungarn. In Monumenta Historica Budapestinensia. I. Budapest , S. –. – A. Kubinyi: Budapest története a késöi középkorban Buda elestéig -ben. In: Budapest története az öskortói az Árpad-kor végéig. Bd. . Hg. v. Laszlo Gerevich. Budapest , S. –. – Günter Schödl: Ungarns Städtewesen im SpätMA. Zum dt. Anteil an Entfaltung und Krise. In: Stadt und Landschaft im Dt. Osten und in Ostmitteleuropa. Hg v. Friedhelm B. Kaiser/Bernhard Stasiewski. Köln/Wien , S. –. – Martyn C. Rady: Medieval Buda. A Study in Municipal Government and Jurisdiction in the Kingdom of Hungary. Boulder . – Buda im MA. Ausstellungskat. Hg. v. Gerd Biegel. Braunschweig . – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. : Beschreibung der Rechtsbücher. Köln/Wien , S. f. – Katalin Gönczi: Ungarisches Stadtrecht aus europäischer Sicht. Die Stadtrechtsentwicklung im spätma. Ungarn am Beispiel Ofen (Ius commune, Sonderh. ). Frankfurt/M. . – Heiner Lück: Ius Maideburgense. Sachsenspiegel und Magdeburger Recht in Osteuropa. In: scientia halensis () H. , S. f. LAD Hermann von Vechelde, * um Braunschweig, † .. Braunschweig. – Kaufmann, Politiker, Verfasser städtischer Aufzeichnungen. H. war der Sohn eines gleichnamigen Kaufmanns. Nachdem er sich zunächst erfolgreich im Fernhandel betätigt hatte, kam H. durch kluge Investitionen in Immobilien zu großem Vermögen. Er wurde spätestens Mitglied des Braunschweiger Rats, Kämmerer der Altstadt und bereits Kleiner Bürgermeister. wirkte er an der neuen Verfassung der Stadt mit. Ab gehörte er zu den drei Großen Bürgermeistern der Braunschweiger Altstadt. Nach dem Sieg Herzog Heinrichs I. († ) bei Winsen an der Aller
Lienhart der Eckelzain wurde H. noch auf dem Schlachtfeld zum Ritter geschlagen. H. gilt als Autor der in dt. Prosa abgefassten Hemelik rekenscop (Heimliche Rechenschaft). Sie behandelt in vier Teilen die Entwicklung der städtischen Finanzen und Verwaltung ab dem Tod von Herzog Magnus II. . Besonders ausführlich schildert sie die sog. Braunschweiger Schicht ab und ihre Folgen für die Stadt. Der Text wurde begonnen und reichte ursprünglich bis , erhielt aber , und zusätzliche Einträge. Erhalten ist nur eine von insgesamt drei Abschriften, die vom Stadtrat veranlasst wurden. Das Werk wird H. wegen großer stilistischer und anderer Parallelen zu seinem eigenhändigem Testament zugeschrieben. Die Hemelik rekenscop wurde wahrscheinlich von Mitgliedern des Stadtrats initiiert und sollte jedes Jahr für neue Ratsmitglieder verlesen werden. Wie auch die Bezeichnung als «heimlicher» Bericht im Titel andeutet, war das Werk also nicht für die Öffentlichkeit gedacht. Die Hemelik rekenscop sollte den angehenden Stadtpolitikern in schmuckloser Sprache vergangene Leistungen und Fehler darstellen. Aus heutiger Sicht handelt es sich um eine wichtige Quelle zur Braunschweiger Stadtgeschichte um die Zeit der sog. Großen Schicht. H. wird häu g auch der Braunschweiger Ordinarius von zugeschrieben. Er enthält Geschäftsordnung und Bestimmungen des Braunschweiger Rats, darunter eine Prozessionsordnung. Auch dieses Werk ist nur in späteren Abschriften überliefert. Ü: Braunschweig, Stadtarch., Nr. B I , Bd. , Bll. (Perg., Abschrift von ). – Zu den im . Jh. einsetzenden Abschriften des vielleicht von H. stammenden Braunschweiger Ordinars vgl. Werner Spiess: Braunschweig. Die Verfassung und Verwaltung der ma. Stadt. Hildesheim . A: Hemelik rekenscop. Hg. v. Ludwig Hänselmann. In: Die Chron. der dt. Städte vom . bis ins . Jh. : Die Chron. der niedersächsischen Städte: Braunschweig . Leipzig (Nachdr. Göttingen ) S. –. – Braunschweiger Ordinar: Urkundenbuch der Stadt Braunschweig : Statute und Rechtebriefe –. Hg. v. Ludwig Haenselmann/Heinrich Mack. Braunschweig , S. – (Nr. ). – Spiess (s. Überl.; Teilausg.). L: Uta Reinhardt, VL () Sp. f.; () Sp. . – De Boor/Ne
. Hälfte . Jh. wald / () S. f. – Hänselmann (s. Ausg.) S. –. – Werner Spiess: Von Vechelde. Die Gesch. einer Braunschweiger Patrizierfamilie –. Braunschweig , S. f. – Johannes B. Menke: Geschichtsschreibung und Politik in dt. Städten des SpätMA. In: Jb. des kölnischen Geschichtsver. () S. –, hier S. –. – Joachim Ehlers: Historiographie, Geschichtsbild und Stadtverfassung im spätma. Braunschweig. In: Rat und Verfassung im ma. Braunschweig. FS zum jährigen Bestehen der Ratsverfassung, –. Hg. v. Manfred R. W. Garzmann. Braunschweig , S. – (wieder in: Ders.: Ausgewählte Aufsätze. Hg. v. Martin Kintzinger/Bernd Schneidmüller. Berlin , S. –). – Andrea Boockmann: Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis . Wiesbaden , S. . – Matthias Puhle: Die Braunschweiger ‹Schichten› des MA im Überblick und Vergleich. In: Schicht – Protest – Revolution in Braunschweig. Beitr. zu einem Kolloquium der Technischen Univ. Braunschweig [...]. Hg. v. Birgit Pollmann. Braunschweig , S. –. – Josef Dolle: Hermann (II.) von Vechelde. In: Braunschweigisches Biographisches Lex. . bis . Jh. Hg. v. Horst-Rüdiger Jarck. Braunschweig , S. f. – Thomas Scharff: H. v. V. (–). In: Die Braunschweiger Bürgermeister. Von der Entstehung des Amtes im späten MA bis ins . Jh. Hg. v. Henning Steinführer/Claudia Böhler. Braunschweig , S. –. MM Lienhart der Eckelzain (auch: Leonhard Eggelzain, Egkltzain, Egkelzhain, Eckelstein u. a.). – Bergrichter, ./. Jh. L. wird bereits als Richter in Schladming/ Obersteiermark genannt und bis in Urkunden erwähnt. Schladming befand sich seit dem Ende des . Jh. in landesfürstlichem Besitz und wurde zum ersten Mal urkundlich als Stadt bezeichnet. Dank der in den benachbarten Tauerntälern aufgefundenen Erzlagerstätten (Silber, Kupfer, Blei) entwickelte sich die Siedlung zu einem der bedeutendsten Bergwerksorte des Landes. Im Schladminger Bergbrief von , nach seinem Verfasser auch der «Eckelzain» genannt, legte L. die damaligen Rechtsgebräuche, Verfahrensund Gewohnheitsrechte der Schladminger Bergknappen schriftlich nieder. Der Bergbrief ist da
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Rechtsbücher, Weistümer und Reformationen der Feme
mit nicht – wie damals üblich – eine vom Regalherrn obrigkeitlich erlassene Bergordnung. Eine gewisse Verwandtschaft mit der → Zeiringer Bergordnung, lässt sich feststellen, ohne dass jedoch eine unmittelbare Abhängigkeit gegeben wäre. Auch dürften die unter dem Trienter Bischof Friedrich von Wangen (–) aufgezeichneten → Trienter Bergwerksurkunden inhaltlich nicht ohne Wirkung auf den Schladminger Bergbrief gewesen sein. Die für «die damalige Zeit bemerkenswert vollständige Ordnung der bergrechtlichen Materie, auch unter Berücksichtigung der kollidierenden Unternehmerinteressen» (Kunnert , S. ), wurde Vorbild nicht nur für spätere Bergordnungen im Alpenraum und in Süddeutschland, sondern auch für andere Gegenden Mitteleuropas. In der von Herzog Friedrich IV. von Tirol erlassenen Bergordnung für Gossensaß-Sterzing erhielt das Schladminger Recht in ganz Tirol Gesetzeskraft. Über das → Schwazer Bergrecht ging der Schladminger Bergbrief in die → Rattenberger Bergordnung von über, beein usste aber auch die → Bleiberger Bergordnung ( bzw. /) und das in Venedig erlassene Statut Capitole et ordini minerali, das wiederum auch in Dalmatien eingeführt wurde. Zahlreiche Bestimmungen des Schladminger Bergbriefs wirkten auch in den zentralen österreichischen Bergordnungen des . Jh. nach; so stützte Kaiser → Maximilian I. seine beiden Bergordnungen auf die Bestimmungen des Schladminger Bergbriefs. Ü: Fünf Abschriften des . und . Jh. (vgl. Kunnert , S. , ), darunter: Innsbruck, Tiroler Landesarch., Abt. Schatzarch., Lade . – Freiberg/Sachsen, Bibl. der Bergakad., Hs. Nr. . A: Johann Georg Lori: Slg. des baierischen Bergrechts, mit einer Einleitung in die baierische Bergrechtsgesch. München , Beilage , S. – (der Brief ist fälschlich mit datiert). – Bischoff , S. – (in Artikel gegliedert, mit Überschriften). – Rosenberger (in Paragraphen gegliedert; ohne Hinweis auf die Vorlage = Lori). L: Lothar Schilling, VL () Sp. –. – Ferdinand Bischoff: Der S. B. In: Zs. des dt. und österr. Alpenver. () S. –. – Ders.: Beitr. zur Gesch. des süddt. Bergrechts. In: Zs. für Bergrecht () S. –, –. – Stephen Worms: Schwazer Bergbau im fünfzehnten Jh. Ein Beitr. zur Wirtschaftsgesch. Wien
. – Schwazer Bergbuch. Hg. v. der Gewerkschaft Eisenhütte Westfalia, Wethmar. Verantwortlich für die wissenschaftliche Bearb.: Heinrich Winkelmann. Bochum (mit Faks. der Handschrift [Dip. ] des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum). – Heinrich Kunnert: Der S. B. In: Der Anschnitt. Zs. für Kunst und Kultur im Bergbau () H. , S. –. – Ders.: Der Schladminger Bergbrief als europäisches Dokument. In: Der Bergmann, der Hüttenmann – Gestalter der Steiermark. [Landesausstellung,] veranstaltet vom Kulturreferat der Steiermärkischen Landesregierung [in der] Festhalle Graz, . Mai bis . Okt. . Redaktion: Friedrich Waidacher (Kat. der . Landesausstellung ). Graz , S. –. – Wilfried Rosenberger: Der Schladminger Bergbrief und die Bergordnung für die Hintere Grafschaft Sponheim (Leobener Grüne Hefte ). Wien . – Gertrud Smola: Persönlichkeiten im Bereiche des Berg- und Hüttenwesens in Innerösterreich. In: ebd., S. –, hier S. . – Siegfried Pirklbauer: Die Rechtsentwicklung des Salzburger Bergbaus. In: Der Anschnitt. Zs. für Kunst und Kultur im Bergbau () H. , S. –. – Raimund Willecke: Die dt. Berggesetzgebung. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Essen , S. –. – Rudolf Palme: Rechtliche und soziale Probleme im Tiroler Erzbergbau vom . bis zum . Jh. In: Montanwirtschaft Mitteleuropas vom . bis . Jh. Stand, Wege und Aufgaben der Forschung. Hg.: Vereinigung der Freunde von Kunst und Kultur im Bergbau e. V./ Dt. Bergbau-Museum Bochum. Bearb. v. Werner Kroker/Ekkehard Westermann (Der Anschnitt, Beih. /Veröff. aus dem Dt. Bergbau-Museum Bochum ). Bochum , S. –. – Karl Stadlober: Der Schladminger Bergbrief. In: res montanarum. Zs. des Montanhist. Ver. für Österreich, H. () S. –. – Lothar Suhling: L. d. E. und die wesentlichsten Bestimmungen seines «Schladminger Bergbriefs» von . In: Bergbau und Recht. Tagungsband . Internationaler Montanhist. Kongress, Schwaz . Hg. v. Wolfgang Ingenhaeff/Johann Bair. Innsbruck , S. –. BJ Rechtsbücher, Weistümer und Reformationen der Feme. – –. . Begrifflichkeiten: Die Bedeutung des Wortes «Feme» bzw. «Veme» konnte bislang nicht restlos
Rechtsbücher, Weistümer und Reformationen der Feme aufgeklärt werden. Dies dürfte auch schwer fallen, denn der Gebrauch des Wortes seit dem . Jh. (erste urkundliche Erwähnung des Wortes «vimenoth» und «veme» im Jahr ) weist darauf hin, dass über die Semantik bereits in dieser Zeit kein einhelliges Urteil bestanden hat. Der Begriff ndet sich in Rechtstexten und in lyrischen Werken, in Ableitungen und Zusammensetzungen (z. B. «wimenote» bzw. «vimenote») sowie in lat. Übertragungen («salizator» in der Bedeutung von «salicatores» [= Männer der Weide]). Er wurde gebraucht im Sinne von «Strafe», «Urteil», einer besonderen Form der königlichen Gerichtsbarkeit und Entsprechung der königlichen Reichsacht sowie von «Dinggenossen», bestehend aus Mitgliedern einer Gerichts- oder Landfriedenseinung. Unter anderem der Begriff «wimenote» und die personale Zusammensetzung der Gerichte gaben in der Vergangenheit Anlass dazu, Femegerichte als genossenschaftliche Zusammenschlüsse von freien Bauern zu begreifen, vielleicht in Konkurrenz bzw. in Abgrenzung zu den westfälischen Gogerichten, vor denen Auseinandersetzungen im nachbarschaftlichen Zusammenleben behandelt wurden. wird in einer Urkunde zum ersten Mal der Begriff «stilledinck» im Sinne von «Stillgericht» auf die Femegerichte bezogen. Im . Jh. erlebt dieser Begriff unter den Kaisern Ludwig dem Bayern (–) und Karl IV. (–) Konjunktur, wird aber bereits im . Jh. kaum noch gebraucht. Eine ursprüngliche Verwendung in der Bedeutung von «heimliches Gericht» habe nach Lindner (, S. ) dem Wort nicht innegewohnt, sondern es sei in sprachlicher Abgrenzung zu den Gogerichten (zu denen «cum gladio et clamore» geladen wurde) gewählt worden. Die Zusammensetzung «hemeliken gerichte» tritt in einer Urkunde aus dem Jahr zum ersten Mal in Erscheinung, um im Anschluss daran recht bald zur geläu gen Bezeichnung für Femegerichte zu werden. In dieser Zeit wird mit den «heimlichen Gerichten» unzweifelhaft auch auf die Heimlichkeit ihrer Verfahren und Rechtssätze Bezug genommen. Der Verrat der «Geheimnisse» der Femegerichte wurde mit harten Körperstrafen geahndet. Daher trugen die schriftlichen Rechtstexte zur Feme gelegentlich den Hinweis, dass sie von keinen anderem als von Freischöffen gelesen werden dürften. . Merkmale und Entwicklung der Femegerichte: Nach Absetzung Herzog Heinrichs des Löwen
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und der darauf folgenden Belehnung des Kölner Erzbischofs mit Teilen des ehemaligen Herrschaftsgebiets Heinrichs als Herzog von Westfalen und Engern blieb die königliche Gerichtsbarkeit in Westfalen bei den Grafengerichten und ging nicht an den neuen geistlichen Lehnsherrn über. Aufgrund dieser rechtlichen Sonderstellung werden diese Gerichte «Freigerichte» genannt (jedoch war nicht jedes Freigericht ein Femegericht, auch wenn beide Begriffe in der Forschungsliteratur häu g gleichgesetzt werden). Daraus leiteten die Gerichtsherren eine Befugnis ab, ihre Gerichtsherrschaft in königlicher Stellvertretung auszuüben. Anfänglich behandelten die Femegerichte handhafte Taten (Diebstahl, Raub, Mord, unrechtmäßige Fehde) und Meineid; als einzig mögliche Strafe erwartete die Verurteilten Tod durch Erhängen. Allerdings berichten die Quellen nur von wenigen tatsächlich vollzogenen Exekutionen, zu denen allein die Freischöffen befugt waren. Später erweiterte sich der Katalog an verhandelten Verbrechen; es kommen u. a. Ehr-, Geld- und Vermögenssachen hinzu. Herren der Freigerichte waren die Stuhlherren; ihre Herrschaften schlossen meistens mehrere Freistühle ein, die sie u. a. zur Erhebung der Königsbuße von Schillingen befugten. (Die Einnahmen aus den Femegerichten selbst wurden unter dem Stuhlherrn, dem Freigrafen und den Stuhlfreien bzw. Freischöffen geteilt.) Ursprünglich dürften die Stuhlherren dem Gericht (Freiding) selbst vorgesessen haben, später, ab dem . Jh., gaben sie ihren Vorsitz und damit das Richteramt an Stellvertreter (Freigrafen) weiter («vrigreve», zuerst ; «comes liberorum», zuerst ; «vrigrascaph», zuerst ). Bei deren Investitur wurden ihnen Schwert und Strick als Zeichen ihrer richterlichen Amtsgewalt übergeben. Während das Schwert ein verbreitetes richterliches Symbol darstellte, wurde der Strick aufgrund der durch die Gerichte verhängten Strafe (Tod durch Erhängen) verliehen. Freigrafen, die am eigenen Gericht nicht miturteilten (an anderen jedoch schon), konnten Ministeriale oder Knappen, also Dienstleute des Gerichtsherrn, oder auch Bürger werden. Das Urteil selbst fanden mindestens sieben Freischöffen, die zur ordentlichen Besetzung eines Femegerichts zählten. Freischöffen kamen ursprünglich aus der Gruppe der «Freien» der Freigrafschaft (Stuhlfreien). Diese waren dem Stuhlherrn zu unterschiedlichen Diensten verp ichtet (z. B. Leistung eines Grundzinses); dazu gehörte auch das
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Rechtsbücher, Weistümer und Reformationen der Feme
«Besitzen» des Gerichts, sie waren Mitwirkende und Zeugen der Freigerichte. Freischöffen mussten ehelich geboren sein, einen guten Leumund besitzen und eine bestimmte Summe Geldes an die Gerichtsherrschaft zahlen, um das Amt eines Freischöffen ausüben zu dürfen. Wenn sie den Freischöffeneid geleistet und eine Unterweisung durch den Freigrafen empfangen hatten, wurden sie in den Kreis der sog. «Wissenden» aufgenommen. Seit dem . Jh. vergrößerte sich dieser Kreis durch die Aufnahme von Königen, Fürsten, Ratsherren und anderer Personen nicht westfälischer Herkunft. Freischöffen waren allein oder auch gemeinsam mit den Stuhlfreien (die älteren Quellenbelege sind hier nicht eindeutig) im «offenen ding» (im ungebotenen Ding) oder in «stillen» Sitzungen (im gebotenen Ding) an einer meist örtlich gebundenen Gerichtsstätte (Freistuhl) mit der Urteils ndung beauftragt; wenn ein Freischöffe selbst angeklagt worden war, sollten nur Freischöffen mit der Urteils ndung betraut sein. Es gab zwar feste bzw. wiederholt besuchte Dingstätten der Freigerichte, doch das Gericht versammelte sich darüber hinaus auch an von den teilnehmenden Parteien vorgeschlagenen Orten. Im Laufe des . Jh. bildete sich unter den ursprünglich gleichberechtigten Freistühlen eine Hierarchie heraus: Spätestens seit wird Arnsberg «oberster Freistuhl» («Oberveymgericht zu Arnsberg») in den Quellen genannt. Vor den Freigerichten durften nur ernannte Freischöffen Klage erheben. Sie und die anderen Gerichtsgenossen hatten die P icht, alle ihnen zu Gehör gekommenen Straftaten dem Gericht anzuzeigen (zu «rügen»). Diese P icht weist Parallelen zu den älteren, bereits im Frankenreich bekannten Rügegerichten auf. Ein außen stehender Kläger musste daher zuerst dem Freigrafen sein Gesuch vortragen und dieser entschied, ob die Klage vor den Freistuhl kam. Der Beklagte besaß die Möglichkeit, ein Verfahren vor einem Femegericht abzuwenden: Entweder gelang es ihm, den König als obersten Gerichtsherrn über die Freigerichte zu überzeugen, die Klage vor sein Gericht zu ziehen, oder der Beklagte versprach mit Bürgschaft von mehreren Freischöffen, dem Kläger vor einem anderen Gericht Antwort zu stehen. Auf Grundlage des westfälischen Landfriedens von wurden die Freigerichte auch in die Wahrung des Landfriedens eingebunden; weitere Landfriedensgebote von , und bestätigten diese Funktion. Seit diesen Geboten griffen
einige Freigerichte nach und nach auch über die Grenzen Westfalens hinaus (eine Aufstellung der Freigrafschaften und Freistühle bei Lindner , S. –), im Laufe der Zeit beanspruchten etwa Freistühle Kompetenzen außerhalb der westfälischen Grenzen (bis in die Niederlande, nach Lothringen, ins Elsass, in die Schweiz, nach Tirol, Böhmen einschließlich Schlesien, Preußen und Livland). Sie richteten, wie es erstmals schriftlich belegt ist, nach «westfälischem Recht». Dieser weite Ein ussraum sollte bis zum . Jh. mit Erfolg ausgebaut werden: Fürsten, Geistliche, Bürger, Juden u. a. mehr wurden geladen; Geistliche, Frauen und Kinder waren jedoch ausgenommen. Außerhalb Westfalens war es mindestens drei Freischöffen erlaubt, in einem sog. Notgericht zur Urteils ndung und Vollstreckung zu kommen. Im Laufe des . Jh. gelang es den Erzbischöfen von Köln als Herzöge von Westfalen Herren aller in ihrem Herzogtum be ndlichen Freistühle zu werden und die Freigrafen zu investieren (seit durch königliches Gebot). Erzbischof Dietrich II. (–) wurde von Kaiser Sigismund (–), der selbst Freischöffe war, als Statthalter aller Freistühle (also auch jener außerhalb Westfalens) eingesetzt; dieser besaß nun das Recht, alle Freigrafen des Reiches einzusetzen und zu versammeln (spätestens seit , vielleicht schon ). Er war gewillt, die Verfahren der Gerichte einheitlich zu gestalten, und berief zu diesem Zweck die ersten Kapitel in Soest und Dortmund; weitere sollten ab mit weitgehend festem Veranstaltungsort und alljährlich im westfälischen Arnsberg folgen. Obwohl zur Versammlung alle Freigrafen geladen wurden, erschienen nur bis zu Personen, in Ausnahmen bis zu . Darüber hinaus traten zu besonderen Anlässen noch kleinere Kapitel zusammen. Aufgrund zunehmender Beschwerden über die Femegerichte ( schlossen sich u. a. sächsische Städte gegen die Ein ussnahme der Femegerichte zusammen, zwanzig süddt. Städte, die Städte der brandenburgischen Altmark, die Städte der brandenburgischen Mittelmark, Bündnis aus süd- und westdt. Fürsten und Städten gegen die Femegerichte, Fürstenbündnis, bestehend u. a. aus den Bischöfen von Hildesheim und Paderborn, gegen die Femegerichte) gab Kaiser Sigismund dem Kölner Erzbischof den Befehl, ein Kapitel einzuberufen, um die Ursachen der Klagen abzustellen. Das Ergebnis, die Arnsberger Reformation von , wurde Sigismund
Rechtsbücher, Weistümer und Reformationen der Feme zur Bestätigung überreicht, doch sein Tod im Dezember desselben Jahres könnte eine Rati zierung verhindert haben. Kaiser Friedrich III. (–) nahm jedenfalls diese Bewegung auf und gab den Verfahren der Freigerichte eine feste und übergreifende königliche Grundlage in seinem erlassenen Landfrieden («Frankfurter Reformation» oder «Reformation König Friedrichs III.»), den er durch weitere Privilegien ergänzte (.., ..). Friedrichs Reformation war «das erste wirkliche Reichsgesetz über die Vemegerichte» (Lindner , S. ). Dort wird die Arnsberger Reformation als gültige Rechtsgrundlage anerkannt. Als es mit der Ernennung des Grafen Gerhard II. von Sayn-Hachenburg-Homburg zum Statthalter der Freigerichte (er amtierte bis ) zwischen Kaiser Friedrich III. und dem gewählten Erzbischof von Köln, Pfalzgraf Ruprecht (–), zum Streit gekommen war, wurde die Arnsberger Reformation durch den Kaiser erneut verkündet und abermals als Rechtsgrundlage der Freigerichte bestätigt. Allerdings war der Kaiser daran interessiert, ihren Ein uss einzugrenzen, sodass schließlich die Freigrafen den Kaiser und dessen Gefolgsleute vorluden. Setzt man diese Entwicklung in Verbindung mit den Verhandlungen auf dem Nürnberger Reichstag unter König Albrecht II. (/) im Oktober , die u. a. die Beschränkung der Freistühle und ihrer Gerichtsbezirke sowie die Absetzung ungehorsamer Freigrafen zum Gegenstand hatten, begann also bereits nach Sigismunds Tod eine kritische Auseinandersetzung seitens der Könige mit den Femegerichten. In der zweiten Hälfte des . Jh. schränkte Kaiser → Maximilian I. (–) mit dem Ewigen Landfrieden und der Einrichtung des Reichskammergerichts () die Befugnisse der Femegerichte ein. Allerdings wurden die Femegerichte durch Maximilian nicht förmlich aufgehoben; dies geschah erst später und nicht mit jedem Femegericht. Bis in die Mitte des . Jh. lassen sich noch Verfahren außerhalb Westfalens nachweisen. In Westfalen selbst bestanden einige Freigerichte bis ins frühe . Jh. (letzte Verhandlung in Dortmund , Aufhebung des Freigerichts in Altena ), sie hatten aber ihre ein ussreiche Funktion bereits eingebüßt. . Rechtsquellen der Feme: Die Tätigkeit der Femegerichte schlug sich in zahlreichen Urkunden,
. Hälfte . Jh.
Rechtsweisungen, Korrespondenzen und Ladungen nieder, die zum Teil bis ins . Jh. zurückreichen. Die ältesten Zeugnisse mit Berichten zu bevorstehenden oder abgehaltenen Femeprozessen gehen auf die Jahre , und zurück. Rechtsgewohnheiten und verfahrensrechtliche Bestimmungen werden erst in der Überlieferung des . und . Jh. greifbar, beginnend mit den Ruprechtschen Fragen von . Mit den ersten Kapiteln in Dortmund und Soest und der daran anschließenden Arnsberger Reformation ießen die Informationen reicher. Es besteht seitdem offensichtlich das Bedürfnis, die Tätigkeiten der Femegerichte und ihre rechtlichen Grundlagen schriftlich festzuhalten, Urteile und Rechtsbelehrungen zu sammeln und mit relevanten anderen Texten in Verbindung zu setzen. Mit dem Verlust der Bedeutung der Femegerichte ging auch die Schriftlichkeit über sie zurück; eines der letzten Rechtsbücher dieser Zeit zur Feme dürfte die anonym verfasste Schrift Der Hailigen Haimlichen Echt, Freigraven und Schöpffen Westphälischen Gerichts-Ordnung und Statuten gewesen sein. Immer noch grundlegend für die Geschichte der Feme und ihrer Rechtsquellen ist die umfangreiche Arbeit von Theodor Lindner (zuerst ). Ihm lagen Handschriften und mehrere ältere Drucke vor, aus denen er folgende Texte extrahierte: . Ruprechtsche Fragen (). Dabei handelt es sich um ein Protokoll, das auf königlichen Befehl erstellt wurde und mit dem ein Frage- und Antwortkatalog von einigen Freigrafen festgehalten wird. . Zwölf Artikel des Freigrafenkapitels von Soest und Dortmund (; darin: über die Erhebung und Zulassung von Freischöffen, Verfahren der Ladung, P icht zum Anlegen von Registern über Kläger, Ladungen von Freischöffen etc., Verfemung). . Arnsberger Reformation von . . Frankfurter Reformation Friedrichs III. von . . Wie man einen Schöffen vorladen und schelten mag (ohne Datierung). . Wie man Gericht hegen soll (zwischen und ?). . Wie man Freischöffen machen soll (modi zierte Auszüge aus dem Sachsenspiegel [→ Eike von Repgow]). . Wie man einen Schöffen wieder in sein Recht setzen soll (erste Hälfte . Jh.?). . Formula zur Hegung eines offenen Freidings und das Wirken des Freibanns (erste Hälfte . Jh.?). . Rechtsweisung über Verfahren gegen angeklagte Freischöffen und Stuhlherrenverzeichnis (. Jh., ursprünglich wohl obd., ins Niederdeutsche übertragen und mit Ergänzungen versehen; ist als Anhang
. Hälfte . Jh.
Rechtsbücher, Weistümer und Reformationen der Feme
bzw. integrativer Bestandteil fast aller Handschriften der Ruprechtschen Fragen überliefert worden). . Zwei «Rechtsbücher Wigands». Dabei handelt es sich um zwei Arnsberger Handschriften zur Feme aus dem . Jh., die Wigand () herausgab und die schon am Ende des . Jh. als verschollen galten. . Großes Rechtsbuch zur Feme (ca. ). . → Coesfelder Rechtsbuch (nach ). . Kölner Rechtsbuch (auch: Hahnsches Rechtsbuch, vor ). . Nördlinger Rechtsbuch (), auch «Codex legum et consuetudinum judicii Westphalici summae sedis Tremoniensis» genannt. . Informatio ex speculo Saxonum (–). . Frankfurter Fragen zur Feme (nach ). . → Süddeutsche Rechtsaufzeichnungen (–). . Dortmunder Rechtsbelehrung («Wer einen scheffen heischen will […]»), entstanden zwischen und . . Reformation Graf Gerhards von Sayn (). . Kapitelbeschlüsse aus der Zeit um . . Bericht an die Stadt Bremen (, darin: abwertendes Urteil über Freigrafen). . Legendärer Ursprung der Femegerichte: Nach einer seit dem . Jh. greifbaren Legende gingen die Wurzeln der Femegerichte auf Kaiser Karl den Großen (–) zurück. Dieser und die ihm nachfolgenden Kaiser und Könige hätten geschworen, die Rechte der Feme zu achten und zu schützen. Die Formel, wonach der König «Mehrer des Reiches» sei, wurde von den Mitgliedern der Freigerichte dahingehend interpretiert, dass die Könige auch in der P icht ständen, den Ein uss der heimlichen Gerichte zu mehren. Dies und anderes mehr müsse das Reichsoberhaupt bei seiner Krönung bestätigen. Im Nördlinger Rechtsbuch von heißt es, der «Erbfreigraf von Dortmund» nehme dem König bei seiner Krönung in Aachen einen diesbezüglichen Eid ab. Dort befänden sich Gerüchten zufolge Goldbullen Kaiser Karls, in denen er die Privilegien der heimlichen Gerichte festgehalten habe (nach Heinrich von Seldenhorn). Das «westfälische Recht» gründe der Legende nach auf dem Sachsenspiegel; in einer Rechtsweisung von heißt es, Karl habe den Sachsen «af daz heymlich gericht und af all werntlich gericht und recht gegebin» (Lindner , S. ). Diese Ansicht wird zum ersten Mal bei Heinrich von Herford zur Zeit Kaiser Karls IV. greifbar und später weiter ausformuliert: Papst Leo habe mit Blick auf die widerspenstigen Sachsen Karl den Rat gegeben, die Feme einzurichten, um das Christentum in seinen eroberten sächsischen Gebieten zu
beschirmen und Frieden zu wahren. Andere Varianten der Legende berichten vom Heiligen Geist, der Karl dazu bewog, die heimlichen Gerichte ins Leben zu rufen. . Nachwirkung der ma. Feme: In der populären Literatur wurden die «heimlichen Gerichte» seit dem . Jh. zum Teil mythologisiert und legendär. Hierzu zählen Werke von Johann Wolfgang Goethe (Götz von Berlichingen, ), Justus Möser (Patriotische Phantasien, –), Nikolaus Kindlinger (Münstersche Beyträge zur Geschichte Deutschlands, hauptsächlich Westfalens, –), Heinrich von Kleist (Käthchen von Heilbronn, ), Karl Leberecht Immermann (Münchhausen, /), Ferdinand Freiligrath und Levin Schücking (Das malerische und romantische Westphalen, ) sowie Friedrich Hebbel (Agnes Bernauer, ). Von an brachte man den Begriff «Feme», ausgehend von den «Femetribunalen», in Verbindung mit menschenverachtenden Handlungen und sog. «Feme-Morden» (politische Morde in einem Akt geheimer Selbstjustiz). Seit dem Ende der Weimarer Republik fand der Begriff «Fememord» in der öffentlichen Polemik zum Teil auch über den Zusammenbruch des nationalsozialistischen Reiches hinaus noch Anwendung. A: Volumen rerum Germanicarum novum […]. Hg. v. Johann Philipp Datt. Ulm , S. (Arnsberger Reformation). – Melchior Goldast (Hg.): Melchiors von Haiminsfeld, genant Goldast, etc. […] Copeylicher Begriff verschiedener Reichs-Satzungen und anderer des Heil. Römischen Reichs Keyser, König, Churfürsten und Gemeiner Stände Constitutionen, Ordnungen, Rescript- und Außschreiben auff den gehaltenen Reichs-Tägen und Keyserlichen Höffen statuirt und außgangen [...]. Bd. . Frankfurt/M. , S. (Arnsberger Reformation). – Johann Joachim Müller (Hg.): Des Heil. Römischen Reichs Teutscher Nation ReichsTags Theatrum […]. Erster Theil. Jena , S. (Arnsberger Reformation). – Johann Christian Lünig (Hg.): Spicilegium Seculare Des Teutschen Reichs-Archivs, Worinn Viel merckwürdige Bündnisse, Reichs- und Friedens-Schlüsse [...] und andere Diplomata enthalten […]. Bd. . Leipzig , S. (Arnsberger Reformation). – Simon Friedrich Hahn (Hg.): Collectio monumentorum veterum et recentium ineditorum ad codicum dem restitutorum, selectiorum et rariorum […]. Bd. . Braunschweig
Rechtsbücher, Weistümer und Reformationen der Feme (Alte westfälische Gerichtsordnung, Rechtsweisung über Verfahren gegen angeklagte Freischöffen und Stuhlherrenverz., Arnsberger Reformation, Formula zur Hegung eines offenen Freidings und das Wirken des Freibanns, Wie man einen Schöffen wieder in sein Recht setzen soll, Wie man einen Schöffen vorladen und schelten mag, Wie man Gericht hegen soll, Wie man Freischöffen machen soll). – Gottfried Mascov: Notitia iuris et iudiciorum Brunsvico-Luneburgicorum. Göttingen , Anhang (Großes Rechtsbuch zur Feme). – J. Ch. Lünig: Neue und vollständigere Sammlung der Reichs-Abschiede, Welche von den Zeiten Kayser Conrads des II. bis jetzo auf den Teutschen ReichsTägen abgefasset worden [...]. Tl. . Frankfurt/M. , S. (Rechtsweisung über Verfahren gegen angeklagte Freischöffen und Stuhlherrenverz.), S. (Arnsberger Reformation), S. (Reformation König Friedrichs III.). – Heinrich Christian von Senckenberg (Hg.): Corporis iuris Germanici publici ac privati ex aevo medio [...]. Tom. I, pars II. Frankfurt/M. , S. (Arnsberger Reformation); tom. II (), S. (Nördlinger Rechtsbuch), S. (Wie man einen Schöffen vorladen und schelten mag), S. – (Wie man Gericht hegen soll). – Marquard Freher/Johann Heinrich David Göbel: De secretis iudiciis olim in Westphalia aliisque Germaniae partibus usitatis, postea abolitis […]. Regensburg , S. (Arnsberger Reformation). – H. Ch. von Senckenberg (Hg.): Epistola de iudiciis Westphalicis. Regenburg . – Vollständige Sammlung der die Verfassung des hohen Erzstiftes Köln betreffenden Stücke [...], aus gnädigstem Befehl Ihro Churfürstlichen Gnaden zu Cöln, Maximilian Friedrich, zusammengetragen [...]. Bd. . Köln , S. (Arnsberger Reformation). – Justus Friedrich August Lodtmann (Hg.): Acta Osnabrugensia oder Beyträge zu den Rechten und Geschichten von Westfalen, insonderheit vom Hochstifte Osnabrück. Bd. . Osnabrück . – Theodor Berck (Hg.): Gesch. der Westphälischen Femgerichte, nebst einem Rückblick auf die Vorzeit Westphalens, besonders auf das vormalige Justizwesen und den criminalrechtlichen Zustand überhaupt […]. Ein Beitr. zur Gesch. der dt. Reichs- und Justiz-Verfassung in den mittleren Zeiten vor, unter und nach Carl dem Grossen, mit mehreren Urkunden. Abt. Bremen / . – Arnold Mallinckrodt (Bearb.): Einige Urkunden aus dem Arch. von Dortmund, als Beyträge zur Kunde der westfälischen Frey- und Vehmgerichte. In: Neuestes Magazin der Geographie,
. Hälfte . Jh.
Gesch., Statistik, überhaupt der genauern Kunde Westfalens gewidmet () S. ff., ff. – Carl Wilhelm Grote (Bearb.): Reformacie (Koesfelder Codex). In: Hist.-geographisch-statistischliterarisches Jb. für Westfalen und dem Niederrhein () S. – (Arnsberger Reformation, Coesfelder Rechtsbuch, Formula zur Hegung eines offenen Freidings und das Wirken des Freibanns, Wie man einen Schöffen wieder in sein Recht setzen soll). – Josef Niesert (Bearb.): Beitr. zu einem Münsterschen Urkundenbuche, aus vaterländischen Archiven gesammelt. Bd. . Münster , Nr. (Protokoll des Arnsberger Kapitels von ). – Paul Wigand: Das Femgericht Westphalens. Nach den Quellen dargestellt und durch Urkunden erläutert. Ein Beitr. zur dt. Staats- und Rechtsgesch. Hamm (Halle ; Nachdr. der . Au . Aalen ; zwei Rechtsbücher, Arnsberger Hss., Wie man einen Schöffen vorladen und schelten mag, Wie man Gericht hegen soll, Wie man Freischöffen machen soll). – J. Niesert: Münstersche Urkundensammlung. Bde. Koesfeld –, passim. – Friedrich Philipp Usener: Die Frei- und heimlichen Gerichte Westphalens. Beitr. zu deren Gesch. nach Urkunden aus dem Arch. der Freien Stadt Frankfurt. Frankfurt/M. , Nr. und (Arnsberger Reformation). – Johannes Voigt: Die westphälischen Femgerichte in Beziehung auf Preussen, aus den Quellen dargestellt und durch Urkunden erläutert. Königsberg . – Joseph Chmel (Bearb.): Regesta Chronologico-Diplomatica Friderici IV. Romanorum Regis (Imperatoris III.), nebst Auszügen aus Original-Urkunden, Manuscripten und Büchern. . Abt. Wien , Anhang, Nr. (Reformation Friedrichs III.). – Die Stadt Halle dem Vemgericht . In: Neue Mitt. aus dem Gebiet hist.-antiquarischer Forschungen () S. –. – Bernhard Sökeland: Urkundliche Beitr. zur Gesch. des Fehmgerichts. Aus dem Archive der Stadt Coesfeld mitgeteilt. In: Zs. für vaterländische Gesch. und Alterthumskunde () S. –. – P. Wigand: Kaiser Ruprechts Fragen an die westphälischen Freigrafen über die Verfassung der Femgerichte. Nach einer Hs. des . Jh. In: Wetzlar’sche Beitr. für Gesch. und Rechtsalterthümer () S. –. – Johann Suibert Seibertz (Bearb.): Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgesch. des Herzogtums Westfalen. Bd. . Arnsberg , S. f. (Rechtsweisung über Verfahren gegen angeklagte Freischöffen und Stuhlherrenverz.), S. (Arnsberger Reformation). – Carl
. Hälfte . Jh.
Rechtsbücher, Weistümer und Reformationen der Feme
Gustav Homeyer: Über die Informatio ex speculo Saxonum. In: Abh. der Kgl. Akad. der Wiss. in Berlin () S. – (Auszüge). – Bernhard Werneke: Die westfälischen Fehmgerichte. Kurz dargestellt und mit einer Auswahl erläuternder Urkunden versehen. Soest . – Ernst Günther Förstemann: Urkundliche Nachrichten über Verhandlungen westphälischer Fehmgerichte mit der Reichsstadt Nordhausen im funfzehnten Jh. In: Rechtsdenkmale aus Thüringen. Hg. v. Andreas Ludwig Jakob Michelsen. Jena , S. –. – Ferdinand Frensdorff (Hg.): Dortmunder Statuten und Urtheile. Halle/Saale , passim. – Heinrich Duncker: Krit. Besprechung der wichtigsten Quellen zur Gesch. der westfälischen Femgerichte. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch., Germanistische Abt. () S. –, hier S. – (Ruprechtsche Fragen). – Theodor Lindner: Die Veme. Münster/Paderborn (, Nachdr. München u. a. , mit einer Einleitung von Wilhelm Janssen) S. – (Ruprechtsche Fragen), S. – (Wie man einen Schöffen vorladen und schelten mag), S. – (Wie man Gericht hegen soll), S. – (Wie man Freischöffen machen soll), S. f. (Wie man einen Schöffen wieder in sein Recht setzen soll), S. – (Frankfurter Fragen zur Feme), S. – (Süddt. Rechtsaufzeichnungen), S. – (Dortmunder Rechtsbelehrungen), S. – (Reformation Graf Gerhards von Sayn), S. f. (Kapitelbeschlüsse, ca. ), S. – (Urkunden, Briefe, Ladungen, Instruktionen). – Adalbert Novaˇcek: Vemeschr. aus dem Egerer Arch. (Sb. der kgl.-böhmischen Gesellschaften der Wiss., Classe für Philosophie, Gesch. und Philologie, /). Prag . – Ludwig Tross (Hg.): Sammlung merkwürdiger Urkunden für die Gesch. des Femgerichts. Hamm (u. a. Arnsberger Reformation, Großes Rechtsbuch). – Dt. Reichstagsakten. Ältere Reihe. Bd. . . Abt. Bearb. v. Hermann Herre. Hg. v. Ludwig Quidde. Stuttgart u. a. , S. f. (Frankfurter Reformation). – Zur Gesch. des Vemgerichts zu Zerbst. Beitr. zur Rechtsgesch. Anhalts im . und . Jh. Nach den Urkunden und Akten des Stadtarch. zu Zerbst. Bearb. v. Richard Siebert. Zerbst . – Hermann Bücker (Hg.): Ein Buch zum Lobe Westfalens, des alten Sachsenlandes von Werner Rolevinck (–). Der Text der lat. Erstausg. vom Jahre mit dt. Übersetzung. Münster (; u. a. hier wird die Herkunft der Femegerichte auf Karl den Großen zurückgeführt
und lebhaft geschildert). – Eberhard Fricke: Süderländische Vemeurkunden im Arch. der Herrschaft Pappenheim (bei Eichstätt im Altmühltal). In: Der Reidemeister / (/) S. –, –. L: Richard Schröder/Eberhard Frhr. von Künßberg: Lehrbuch der dt. Rechtsgesch. Berlin/Leipzig , S. –. – Hellmuth Rößler/Günther Franz: Sachwb. zur dt. Gesch. München , S. f. – Richard Gimbel: Feme. In: HRG () Sp. . – Ders.: Femgerichte. In: ebd., Sp. –. – Peter Johanek: Femerechtsbücher. In: VL () Sp. –. – Karl Kroeschell: Feme. In: LexMA () Sp. –. – Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. () S. –; Bd. () Nr. , , , f., , f., –, , , , , . – Heiner Lück: Feme. In: Enzyklopädie der Neuzeit. Bd. . Hg. v. Friedrich Jaeger. Stuttgart/Weimar , Sp. –. – Ders.: Feme, Femgericht. In: HRG () Sp. –. – Ders.: Freigericht. In: ebd., Sp. f. – Dietmar Willoweit: Freigrafschaft. In: ebd., Sp. –. – H. Lück: Freischöffe. In: ebd., Sp. –. – Ders.: Freistuhl. In: ebd. f. – Hist. Lex. Bayerns Online (Art. «Vemegerichtsbarkeit» vom .. und Art. «Fememorde» vom ..). – Carl Gerhard Wilhelm Lodtmann: De origine iudiciorum vemicorum. Helmstedt . – Justus Möser: Eine kurze Nachricht von den Westfälischen Freygerichten. In: Westphälische Beyträge zum Nutzen und Vergnügen () S. –. – Karl Hütter: Das Vehmgericht des MA nach seiner Entstehung, Einrichtung, Fortschritten und Untergang. Leipzig . – Carl Philipp Kopp: Über die Verfassung der heimlichen Gerichte in Westphalen. Vollendet und hg. v. Ulrich Friedrich Kopp. Göttingen (Nachdr. Osnabrück ). – Paul Wigand: Das Femgericht Westfalens. In: Der Sprecher () S. –, –. – Georg Heinrich Pertz: Zur Gesch. der Vemgerichte. In: Neues vaterländisches Arch. oder Beitr. zur allseitigen Kenntniss des Königreichs Hannover / () S. –. – Johann Suitbert Seibertz: Die Freistühle Westphalens. In: Arch. für Gesch. und Alterthumskunde Westphalens / () S. –. – P. Wigand: Zur Gesch. der Freien und der Freigrafenschaften in Westphalen. In: Arch. für Gesch. und Alterthumskunde Westphalens () S. –. – Heinrich August Erhard: Die Wirksamkeit der Fehmgerichte in den Elbgegenden. In: Allgemeines Arch.
Rechtsbücher, Weistümer und Reformationen der Feme für die Geschichtskunde des Preußischen Staates () S. –. – Leopold von Ledebur: Die Freigrafschaften der Münsterschen Diöcese. In: Allgemeines Arch. für Geschichtskunde des Preußischen Staates () S. –. – Jacob Dirks: De judiciis vemicis. Amsterdam . – Bernhard Thiersch: Vervemung des Herzogs Heinrich des Reichen von Baiern durch die heimliche Acht in Westphalen. Essen . – Ders.: Der Hauptstuhl des westphälischen Vemgerichts auf dem Königshofe vor Dortmund. Dortmund . – P. Wigand: Rechtsbelehrungen des Rathes zu Soest an den Rath und die Schöffen zu Siegen. In: Arch. für Gesch. und Alterthumskunde Westphalens () S. –. – P. Wigand: Kritisches zur Gesch. der Femgerichte. In: Wetzlar’sche Beitr. für Gesch. und Rechtsalterthümer () S. –. – B. Thiersch: Die Vemlinde bei Dortmund. Dortmund . – Ernest Geiß: Beitr. zur Gesch. der westphälischen Gerichte in Bayern. In: Oberbayerisches Arch. für vaterländische Gesch. (/) S. –. – Ludwig Heffner: Zur Gesch. der Westphälischen Gerichte in Franken. In: Arch. des hist. Ver. von Unterfranken und Aschaffenburg () S. –. – Franz Joseph Mone: Wirksamkeit der westfälischen Gerichte am Oberrhein. In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins () S. –. – J. S. Seibertz: Der Ober-Freistuhl zu Arnsberg. In: Zs. für vaterländische Gesch. und Alterthumskunde NF () S. –. – Ernst Theodor Gaupp: Von Fehmgerichten mit besonderer Rücksicht auf Schlesien. Breslau . – Reinier W. Tadama: Geschiedenis van het veemgerigt van het latere Duitsche Rijks-kamergerigt, in hunne betrekking tot Nederland. Leiden . – Heinrich Geisberg: Die Fehme. Eine Unters. über Namen und Wesen des Gerichts. In: Zs. für vaterländische Gesch. und Altertumskunde (Westfalen) / () S. –. – Joseph Heiserer: Beitr. zur Gesch. der westphälischen Gerichte in Bayern. In: Oberbayerisches Arch. für vaterländische Gesch. (/) S. –. – J. S. Seibertz: Zur Topographie der Freigrafschaften. In: Zs. für vaterländische Gesch. und Alterthumskunde () S. –; () S. –; () S. –; () S. –; () S. –; () S. –; () S. –. – Justinian P. Ladurner: Das Hereinragen des Fehmgerichtes in Tirol. Zugleich ein Beitr. zur Culturgesch. im . Jh. In: Arch. für Gesch. und Alterthumskunde Tirols () S. –. – Ernst Mummen
. Hälfte . Jh.
hoff: Die Bedeutung des Wortes Veme. In: Monatsschr. für Rheinisch-westfälische Geschichtsforschung () S. –. – Moritz Friedrich Esselen: Die westfälischen Frei- und Femgerichte. Schwerte . – Reinhold Brode: Freigrafschaft und Feme. Eine verfassungs- und rechtsgeschichtliche Studie. Halle . – Wilhelm Spancken: Zur Gesch. des Gaues Soratfeld und der Go- und Freigerichte im paderborner Lande. In: Zs. für vaterländische Gesch. und Altertumskunde (Westfalen) / () S. –. – Karl Bornhak: Die Veme. In: Preußische Jbb. () S. –. – Lindner (s. Ausg.) S. – (Verz. der Freigrafen). – Friedrich Philippi: Das westfälische Vemegericht und seine Stellung in der dt. Rechtsgesch. Stettin . – Friedrich Thudichum: Femgericht und Inquisition. Gießen . – Heinrich Finke: Vemegerichte und Inquisition? In: Hist. Jb. () S. –. – Th. Lindner: Der angebliche Ursprung der Vemegerichte aus der Inquisition. Eine Antwort an Herrn Prof. Dr. Friedr. Thudichum. Paderborn . – Julius Reinhard Dieterich: Vemegerichtsurkunden aus Tirol. In: Mitt. aus dem Germ. Nationalmuseum () S. –. – Otto Weerth: Die Veme oder das Freigericht im Bereiche des Fürstentums Lippe. Detmold . – Friedrich Techen: Wismar und die Vemgerichte. In: Mecklenburgische Jbb. () S. –. – Joseph Hörnes: Eingriffe der Vemgerichte in das Hochstift Wirzburg unter besonderer Berücksichtigung von Urkunden des Arch. der Stadt Wirzburg. Würzburg . – Meißner: Spuren der Veme in Altenburg. In: Mitt. der Geschichts- und Altertumsforschenden Ges. des Osterlandes (–) S. –. – Emil Pauls: Ein Vehmgerichtliches Verfahren gegen die Stadt Düren aus Anlaß eines Hexenprozesses (–). In: Zs. des Aachener Geschichtsver. () S. –. – Albert Michael Koeniger: Ein Vemegerichtsprozess der Stadt Lauingen. In: Jb. des Hist. Ver. Dillingen an der Donau () S. –. – Ferdinand Herold: Gogerichte und Freigerichte in Westfalen, besonders im Münsterland. Heidelberg . – Joseph Kemper: Die Femgerichte. Regensburg . – August Meinighaus: Die Dortmunder Freistühle und ihre Freigrafen. Dortmund . – Maria Zingsheim: Der Ausgang der Veme. Düren . – A. Meinighaus: Der alte Freistuhl zu Dortmund. Dortmund . – Friedrich Heine: Die Beziehungen der Stadt Zerbst zu den westfälischen Vemgerichten.
. Hälfte . Jh.
Rechtsbücher, Weistümer und Reformationen der Feme
In: Mitt. des Ver. für Anhaltische Gesch. und Altertumskunde () S. –. – Isidor Kracauer: Feme und Frankfurter Juden. In: Beitr. zur Gesch. der dt. Juden. FS Martin Philippsons. Leipzig , S. –. – Ludwig Schönach: Neue Beitr. zur Gesch. des Hereinlangens der Femgerichte nach Tirol. In: Forschungen und Mitt. zur Gesch. Tirols und Voralbergs () S. –. – A. Meinighaus: Freigrafenamt und Freigrafenlehen. In: Beitr. zur Gesch. Dortmunds und der Grafschaft Mark () S. . – Otto Schnettler: Die Veme. Entstehung, Entwicklung und Untergang der Freiund heimlichen Gerichte Westfalens. Münster (). – Eugen Schneider: Kampfgericht und Feme in Alt-Württemberg und benachbarten Reichsstädten. In: Literarische Beilage des Staatsanz. für Württemberg , S. ff. – Ferdinand Schmidt: Die letzte Feme. In: Die Heimat (Dortmund) () S. –. – Albrecht Stenger: Die Vemgerichte an den Freistühlen in Mengede und Bodelschwingh. In: Heimat-Kalender für den Landkreis Dortmund () S. –. – Karl von Amira: Das Femgerichtsbild des Soester Stadtarchivs. Leipzig . – Otto Schnettler: Vemefragen. In: FS zur . Versammlung dt. Bibliothekare in Dortmund. Hg. v. Erich Schulz. Leipzig , S. –. – Richter: amtliche Fememorde. Wie zu Eberts Zeiten das Vaterland gerettet wurde. Amnestieverräter heute, Fememordkommandeure damals. Berlin . – Franz Hüls: Die Veme und einiges über ihr Auftreten in der Herrlichkeit Lembeck. In: Heimatkalender der Herrlichkeit Lembeck () S. –. – A. Meinighaus: Das Dortmunder Freigrafenkapitel am Freistuhl zum Spiegel im Jahre . In: Beitr. zur Gesch. Dortmunds und der Grafschaft Mark () S. –. – Anton Voß: Vemgerichte im Bereiche des ehemaligen Hochstiftes Paderborn. In: Heimatborn (Paderborn) () S. f. – Karl Pagel: Die Feme des dt. MA. Leipzig . – O. Schnettler: Der Reichsgedanke in der Feme. In: Auf roter Erde. Beitr. zur Gesch. des Münsterlandes und der Nachbargebiete (/) S. –. – Agnes Maria Siedler: Gesch. des Niederganges der Westfälischen Feme und seine Ursachen. Teildruck: Besondere Mängel in Verfassung und Verfahren der Westfälischen Feme als Ursache ihres Niederganges. Münster . – Gerhard Francke: Das Oberlausitzer Femgericht. Dresden . – Albrecht Stenger: Die Veme. In: Jb. des Ver. für Westfälische
Kirchengesch. / (/) S. –. – Richard Borgmann: Die Frei- und Vemgerichte im Bewußtsein der Westfalen. In: Der westfälische Erzieher () S. –. – Ders.: Die dt. Freigrafschaften, Freiämter, Freivogteien und Freigerichte außerhalb Westfalens. Eine Zusammenstellung und ein Vergleich. In: Bll. für dt. Landesgesch. () S. –, –. – Irene Gasse: Frankfurts Kampf gegen die Veme nach Urkunden aus dem Stadtarch. In: DA () S. –. – O. Schnettler: Von der Grafschaft Arnsberg zum Oberfreistuhl der Veme. In: Arnsberg. Jahre Stadt. FS zur . Wiederkehr der Verleihung der Stadtrechte. Bearb. v. Ferdinand Menne. Arnsberg , S. –. – Carl Wilhelm Scherer: Die westfälischen Femgerichte und die Eidgenossenschaft. Aarau . – Willi Wachter: Cord von Langens Kampf mit Osnabrück und Dortmund um das Recht. Ein Beitr. zum Faustrecht und Femewesen des . Jh. In: Mitt. des Ver. für Gesch. und Landeskunde von Osnabrück () S. –. – R. Borgmann: Freie Bauern, Freigut und Freigericht. Zur Rechtsgesch. der freien Bauern Westfalens im MA. In: Aus westfälischer Geschichte. Festgabe für Anton Eitel. Hg. v. Heinrich Börsting. Münster , S. –. – Albert K. Hömberg: Grafschaft, Freigrafschaft, Gografschaft. Münster . – Robert Folz: Le souvenir et la légende de Charlemagne dans l’empire germanique médiéval. Paris (Nachdr. ) S. –. – A. K. Hömberg: Gesch. der Comitate des Werler Grafenhauses. In: Westfälische Zs. () S. –. – Ders.: Die Entstehung der westfälischen Freigrafschaften als Problem der ma. Verfassungsgesch. In: Westfälische Zs. / () S. –. – Heinrich Dannenbauer: Freigrafschaft und Freigericht. In: Das Problem der Freiheit in der dt. und schweizerischen Gesch. (Vorträge und Forschungen ). Lindau u. a. , S. –. – Wilhelm Engel: Mainfranken und die westfälischen Femegerichte im . Jh. In: Die Mainlande () S. f. – A. K. Hömberg: Die Veme in ihrer zeitlichen und räumlichen Entwicklung. In: Der Raum Westfalen. Bd. , . Tl. Hg. v. Hermann Aubin/Franz Petri. Berlin , S. –. – Ludwig Veit: Nürnberg und die Feme. Der Kampf einer Reichsstadt gegen den Jurisdiktionsanspruch der westfälischen Gerichte (Nürnberger Forschungen ). Nürnberg . – Luise von Winterfeld: Die Veme. Der Dortmunder Freistuhl. In: Der Märker ()
Rechtsbücher, Weistümer und Reformationen der Feme S. f. – Anton Hagemann: Die Stände der Sachsen. Mit besonderer Berücksichtigung Westfalens. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch., Germanistische Abt. () S. –. – Engelhart von Weichs: Ein Veme-Kollektivurteil des Freistuhls zu Assinghausen gegen die Stadt Kamen. In: Westfälische Zs. () S. –. – Emil Julius Gumbel: Vom Fememord zur Reichskanzlei. Heidelberg . – Walter Schlesinger: Bemerkungen zum Problem der westfälischen Grafschaften und Freigrafschaften. In: Ders.: Beitr. zur dt. Verfassungsgesch. des MA. Bd. . Göttingen , S. –. – Bernhard Siepe: Ein Vemerichter aus Borken [Bernhard Düker]. In: Unsere Heimat (Borken) () S. –. – H. Schneider: Ein Beitr. zur Gesch. der Veme, insbesondere im Raume Plettenberg. In: Der Märker () S. f. – Georg Droege: Landrecht und Lehrecht im hohen MA. Bonn , S. –. – Großer Hist. Weltatlas. Hg. vom Bayerischen Schulbuchverlag. Bd. . München , Karte b. – Johanna Naendrup-Reimann: Karl IV. und die westfälischen Femegerichte. In: Bll. für dt. Landesgesch. () S. –. – Karl-Friedrich Krieger: Die Lehnshoheit der dt. Könige im SpätMA (ca. –) (Unters. zur dt. Staats- und RechtsGesch. NF ). Aalen , passim. – Hermann Müller: Die Grafen von Sayn aus dem Hause Sponheim. In: Sayn – Ort und Fürstenhaus. Hg. v. Alexander Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn. BendorfSayn . – Diethard Aschoff: Die Feme und die Juden. In: Beitr. zur Gesch. Dortmunds und der Grafschaft Mark () S. –. – Dieter Stievermann: Freigut, Freigrafschaft und Territorialbildung im Grenzbereich der Grafschaften Arnsberg und Mark am Oberlauf der Hönne. In: ebd. () S. –. – Ludwig Zobel: Das VemeGericht zu Freienhagen, zu dem die Stadt Naumburg Schöffen stellen mußte. In: Jb. Arbeitskreis Heimatgesch. Naumburg (/) S. –. – Brigitte Lymant: Beschreibung Westfalens aus dem Jahre . Die Schedelsche Weltchron. verbindet Westfalen mit den Vemegerichten. In: Heimatbll. der Glocke () S. . – Wilhelm Hanisch: Anm. zu neueren Ansichten über die Feme. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch., Germanistische Abt. () S. –. – Johanna A. Kossmann-Putto: Het Westfaalse veemgerecht en de Noordelijke Nederlanden (veertiendevifftiende eeuw). In: Bijdragen en mededelingen betreffende de geschiedenis der Nederlanden
. Hälfte . Jh.
() S. –. – Friedrich Battenberg: Die Reichsacht und Anleite im SpätMA. Ein Beitr. zur Gesch. der höchsten kgl. Gerichtsbarkeit im Alten Reich, besonders im . und . Jh. Köln/Wien . – Wilhelm Janssen: A. K. Hömbergs Deutung von Ursprung und Entwicklung der Veme in Westfalen. In: Der Raum Westfalen. Bd. /. Hg. v. Franz Petri/Hermann Aubin. Münster , S. –. – Werner Schäfer: Agnes Bernauer und ihre Zeit. München . – Kurt Sontheimer: Die politische Kultur der Weimarer Republik. In: Die Weimarer Repbulik –. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft. Hg. v. Karl Dietrich Bracher u. a. Bonn , S. –. – Richard Gimbel: Die Reichsstadt Frankfurt am Main unter dem Ein uß der Westfälischen Gerichtsbarkeit (Feme). Frankfurt/M. . – Horst Nusser: Konservative Wehrverbände in Bayern, Preußen und Österreich –. Mit einer Biogr. von Forstrat Georg Escherich –. Bde. München . – Irmela Nagel: Fememorde und Fememordprozesse in der Weimarer Republik (Kölner hist. Abh. ). Köln u. a. . – Hans Rustemeyer: Schwert und Strick. Koblenz . – Volker Trugenberger: Württemberg und die Feme. In: Aus südwestdt. Gesch. FS für Hans-Martin Mauser. Hg. v. W. Schmierer u. a. Stuttgart , S. –. – Johann Peter Wurm: Veme, Landfriede und westfälische Herzogswürde in der . Hälfte des . Jh. In: Westfälische Zs. () S. –. – Albrecht Eckhardt: Wildeshausen . Die Katastrophe einer Stadt. Ein westfälisches Vemegerichtsurteil und seine Folgen. In: Arch. für Diplomatik () S. –. – Wolfgang Klopmeier: Gesch. der Freigrafschaft Züschen. In: Kunde und Urkunde eines Dorfes. Jahre Züschen. Hg. v. Walter Preis. Züschen , S. ff. – J. A. Kossmann-Putto: Het heimelijk gerecht. Het Westfaalse veemgerecht en de noordelijke Nederlanden in de late middeleeuwen. Hilversum . – W. Klopmeier: Gogericht und Freigrafschaft Medebach. In: Gesch. von Stadt und Amt Medebach (Hochsauerland). Hg. v. Harm Klueting. Münster , S. –. – H. Lück: Die Zurückdrängung der kgl. und kirchlichen Gerichtsbarkeit in Kursachsen während des . und . Jh. In: Gesch. der Zentraljustiz in Mitteleuropa. FS Bernhard Diestelkamp. Hg. v. F. Battenberg/Filippo Ranieri. Weimar u. a. , S. –. – Ders.: Mythos und Realität. Klassische Themen der dt. Rechtsgesch. in Immermanns «Münchhausen». In: Epigonentum
. Hälfte . Jh.
Rechtsbücher, Weistümer und Reformationen der Feme
und Originalität. Immermann und seine Zeit – Immermann und die Folgen. Hg. v. Peter Hasubek. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Klaus Baake: Der Imhoff-Prozeß. Die freie Reichsstadt Nürnberg gegen die westfälischen Femegerichte (Hist. Forschungen ). Rheinfelden . – Bernhard Diestelkamp: Einung thüringisch-sächsischer Städte () im Kampf gegen die Veme. In: Recht, Idee, Geschichte. Beitr. zur Rechts- und Ideengesch. für Rolf Lieberwirth anläßlich seines . Geburtstages. Hg. v. H. Lück/Bernd Schildt. Köln , S. –. – Ulrike Claudia Hofmann: «Verräter verfallen der Feme!» Fememorde in Bayern in den zwanziger Jahren. Köln . – Heinz Holzhauer: Die westfälischen Femegerichte. In: Ders.: Beitr. zur Rechtsgesch. Hg. v. Stefan Ch. Saar/Andreas Roth. Berlin , S. –. – B. Diestelkamp: Das Kgl. Hofgericht unter Karl IV., Wenzel und Ruprecht und die Veme. In: Rechtsgesch. und Interdisziplinarität. FS Clausdieter Schott. Hg. v. Marcel Senn/Claudio Soliva. Bern u. a. , S. –. – Klaus H. Lauterbach: Sendgericht, Missat und Feme im Werk des sog. «Oberrheinischen Revolutionärs». Mit einem Anhang über den «Todfall» als Abgabe zum Loskauf Gefangener. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch., Germanistische Abt. () S. –. – Wilhelm Feldhaus: Ein Vemebrief des Gemener Freigrafen Hermann Tüshues (Herme˛ tuschues). In: Gemener Geschichte(n). Eine Slg. von über Aufsätzen, die in den letzten Jahren zur Gesch. Gemens veröffentlicht worden sind. Bearb. v. Albert Storcks. Borken-Gemen , S. –. – Peter Kempf: Adolf von Schlebusch im «heiligen Veme-Gericht». Das Siegel des Wipperfürther Bürgermeisters in Lüdenscheid. In: Rheinisch-Bergischer Kalender () S. –. – Bernhard Sauer: Schwarze Reichswehr und Fememorde. Eine Milieustudie zum Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik. Berlin . – Adalbert Busl: Das Westfälische Gericht in Nordbayern. In: Oberpfälzer Heimat () S. –. – Ute Monika Schwob: Spuren der Femgerichtsbarkeit im spätma. Tirol (SchlernSchr. ). Innsbruck . Literatur von Eberhard Fricke: Zur Gesch. des Freigerichts und der Veme in Lüdenscheid. In: Der Reidemeister () S. –. – : Streit zwischen der süderländischen Vemegerichtsbarkeit und dem Reichskammergericht. In: Der Märker () S. f. – Die Frei- und Vemegerichte in ihrer räumlichen Beziehung zur westfälischen
Stadt. Zugleich ein Beitr. zum Standortproblem bei dem Lüdenscheider Freigericht. In: Beitr. zur Gesch. Dortmunds und der Grafschaft Mark () S. –. – Neue Forschungen zur Feme. In: Der Reidemeister () S. –; () f. – Die Valberter Veme. In: Meinhardus () S. –. – Das Limburger Vemeverfahren gegen den Herzog von Geldern (). In: Heimatbll. für Hohenlimburg und Umgebung () S. –. – Weitere Forschungen zur Veme im Süderland. In: Der Reidemeister () S. –. – Zur Gesch. des Frei- und Vemegerichts Neustadt. Ein Rechtsstreit aus dem Jahre . In: Zs. des Bergischen Geschichtsver. (/) S. –. – Rötger von Neuhof, gt. dey Duve, als Schöffe der «heiligen» Veme. In: Der Reidemeister / () S. –, . – Eine Vemeladung des Lüdenscheider Freigrafen auf der Tagesordnung des Reichstags zu Frankfurt (). In: ebd. / () S. –. – Herzog Adolf I. von Jülich und Berg (–) als Stuhlherr der süderländischen Frei- und Vemegerichte Lüdenscheid und Halver (Kierspe und Hülscheid). In: Zs. des Bergischen Geschichtsver. (/) S. –. – Die Veme im Süderland. Ein Beitr. zur Gesch. des ma. Gerichtswesens, vornehmlich der früheren Kreise Altena und Lüdenscheid. Altena . – Verurteilung der Stadt Zerbst durch das Frei- und Vemegericht Valbert (um ). In: Meinhardus () S. –. – Die Verurteilung des Herzogs Heinrich von Bayern-Landshut durch das Frei- und Vemegericht Limburg (). In: Heimatbll. für Hohenlimburg () S. –, –. – Eine Lagebestimmung für den Freistuhl zu Lüdenscheid (mit gleichzeitigen Hinweisen auf die Verhandlungsorte der anderen süderländischen Frei- und Vemegerichte). In: Der Märker () S. –. – Zur . Wiederkehr des Tages der spektakulärsten Vemeverhandlung im Süderland. Eine Rückbesinnung auf das Motiv für das Wappen der Stadt Halver. In: ebd. () S. –. – Die Veme. Eine Einrichtung Westfalens mit gesamtdt. Ausstrahlung. In: Damals () S. –. – Valberts Bedeutung für die Veme in Südwestfalen. In: Meinerzhagen (Märkischer Kreis). Beitr. zur Heimat- und Landeskunde () S. f. – Die Beziehungen der Städte Ulm, Würzburg und Wertheim zu dem Frei- und Vemegericht (Berg-) Neustadt. In: Zs. des Bergischen Geschichtsver. (/) S. –. – Die Ausstrahlung des Freistuhls zu Lüdenscheid in den Südosten des Rei
Rechtsbücher, Weistümer und Reformationen der Feme ches. Beziehungen der süderländischen Vemegerichtsbarkeit nach Riedenburg, Passau und Salzburg. In: Der Reidemeister () S. –, –. – Die Beziehungen der Städte Heilbronn, Rottweil, Kaufbeuren zu dem Frei- und Vemegericht (Berg-)Neustadt. In: Zs. des Bergischen Geschichtsver. () S. –. – Hinweise auf die westfälische Frei- und Vemegerichtsbarkeit in der politischen und privaten Korrespondenz des Herzogs Adolf I. von Jülich und Berg (–) mit dem Herzogshaus Bayern-München. In: Oberbayerisches Arch. / () S. –. – Neue Forschungen zur Gesch. der Veme in Lüdenscheid und im Süderland. In: Der Reidemeister () S. –. – Die westfälische Veme, dargestellt am Beispiel des Freistuhls zu Lüdenscheid. Die Gesch. einer spätma. Einrichtung in der Grafschaft Mark mit gesamtdt. Ausstrahlung. Altena . – Neue Forschungsergebnisse zur Gesch. der Freiund Vemegerichtsbarkeit im Raum MeinerzhagenValbert. In: Meinhardus () S. –. – Erinnerung an Geheimjustiz? Westfälische Veme – geheimnisvoll, aber nicht illegal. In: Jb. Westfalen () S. –. – Über die Veme. Gedanken und Perspektiven nach Jahrzehnten Forschung. In: Der Reidemeister () S. –. – Die Beziehungen der freien Reichsstadt Nördlingen zu den Frei- und Vemegerichten Lüdenscheid und Valbert (/ und /). In: ebd. () S. –. – Die Belehnung Evert von Spedinghausens mit der süderländischen Freigrafschaft im Jahre : ein Musterdokument aus der Spätzeit der westfälischen Veme. In: Der Märker () S. –. – Die Beziehungen der freien Reichsstadt Nördlingen zu den Frei- und Vemegerichten Lüdenscheid und Valbert (/ und /). In: Der Reidemeister () S. –. – Die Veme. Eine Einrichtung Westfalens mit gesamtdt. Ausstrahlung. In: Die Schwarzburg () S. –. – Zur Frage des Vemegerichtsplatzes in Valbert (Meinerzhagen). Neue Forschungsergebnisse. In: Der Märker () S. –. – Die Beziehungen der freien Reichsstadt Nördlingen zu dem Frei- und Vemegericht Valbert (/). In: Meinhardus () –. – Freistühle und Veme (Feme). In: Vergessene Zeiten. MA im Ruhrgebiet. Kat. zur Ausstellung im Ruhrlandmuseum Essen. . September bis . Januar . Hg. v. Ferdinand Seibt u. a. Bd. . Essen , S. –. – Friedrich mit dem steifen Bein als Kläger und andere Ereignisse am Freigericht. Neues zur Gesch.
. Hälfte . Jh.
der Veme im Süderland. In: Der Reidemeister / () S. –, –. – Der Freistuhl zu Kierspe. Über die Bedeutung der Vemerechtsprechung im Namen von Kaiser und Reich. In: Knierspe. Beitr. zur Heimat- und Landeskunde () S. –. – «An den fryen stoll nede(n) vor deme dorpe vor sun(n)te Nicolaese». Zum Standort des Frei- und Vemegerichts Valbert. In: Meinhardus () S. –. – Die Veme in Kierspe: war sie nur geheimnisvoll oder ein unaufklärbares Geheimnis? In: Kierspe. Beitr. zur Heimat- und Landeskunde () S. –. – Verfolgt, verachtet, vervemt. Die Veme im Vest, Land und Amt Gummersbach-Neustadt. Die Gesch. der Freigerichte (Berg-)Neustadt und Gummersbach in der Grafschaft Mark oder: Ein Stimmungsbild der oberbergischen Heimat mit ihrer vemerechtlichen Ausstrahlung in die Städte, Herrschaften und Territorien des Heiligen Römischen Reiches im späten MA. Köln . – Die Veme im Süderland. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse aus langjähriger Forschung. In: Der Reidemeister / () S. –. – : Ein Verfahren gegen die Reichsstadt Nördlingen am Freistuhl vor der Pforte zu (Berg-)Neustadt. In: Zs. des Bergischen Geschichtsver. (/) S. –. – Das Freigrafenamt nach Erlöschen der Veme im Süderland. In: Der Märker () S. –. – Die westfälische Veme und die Juden in der Stadt Erfurt. Ein Beitr. zur spätma. Gesch. der Stadt Erfurt mit einem Exkurs auf die Besteuerung der Juden durch das Reich sowie mit Hinweisen auf die Wirksamkeit der Veme in den Territorien des heutigen Landes Thüringen. In: Mitt. des Ver. für Gesch. und Altertumskunde von Erfurt () S. –. – Die westfälische Veme im Bild. Gesch., Verbreitung und Ein uss der westfälischen Vemegerichtsbarkeit. Münster . – Die westfälische Veme im Bild. Bde. Münster . – Die Freigrafschaft im Süderland. Regesten – (Altenaer Beitr. ). Altena . – Die Veme. Ihre Bedeutung für das Hl. Reich, Westfalen, das Süderland und Lüdenscheid (mit einem Exkurs über das Nachleben bis in die Gegenwart). In: Der Reidemeister () S. –. – Friedrich mit dem steifen Bein, Siegburg und die Veme. Aspekte einer Lebensgesch. im späten MA. In: Heimatbll. des Rhein-Siegkreises () S. –. – Vier in eine Erfurter Dokumentation eingefügte Grundsatzbeschlüsse der westfälischen Veme zur
. Hälfte . Jh. Stellung der Juden. Zugleich ein Ber. über Chancen für nützliche Forschungen zur westfälischen Freigerichtsbarkeit in den neuen Bundesländern. In: Der Märker () S. –. – Die Feme. Ein Beitr. zur Rezeptionsgesch. mit neuen Anm. zur Gesch. der spätmittelalter- und frühneuzeitlichen Frei- und Veme-Gerichtsbarkeit. In: Westfälische Zs. () S. –. – Die Veme im Sauerland. Deutung und Bedeutung der Freigerichtsbarkeit im MA. In: Heimatbll. für Gesch. (Märkischer Kreis) (). – Die Vemegerichtsbarkeit im kurkölnischen Herzogtum Westfalen. In: Das Herzogtum Westfalen. Bd. . Hg. v. H. Klueting. Münster , S. –. – Die Vemeprozesse im Herzogtum Westfalen. Eine Quellen- und Literaturübersicht. In: SüdWestfalen Arch. () –. – Vemegerichte in der Freigrafschaft Plettenberg. Am Schwarzberg lag vermutlich der Platz des Freigerichts. In: Heimatbll. für Gesch. (Märkischer Kreis) (). – Die westfälische Veme im Bild. Weitere Denkwürdigkeiten und Merkwürdigkeiten zur Gesch. der westfälischen Vemegerichtsbarkeit. Supplementband. Münster . MM Ruprechtsche Fragen → Rechtsbücher, Weistümer und Reformationen der Feme. Van lehengude unde dat to entfangende. – Lehnsrechtliche Abhandlung, spätestens erste Hälfte . Jh. V. l. u. d. t. e. ist anonym in einem Rechtsbuch der Stadt Göttingen überliefert. Spätestens in der ersten Hälfte des . Jh. verfasst, wird seine Entstehung von der Forschung aufgrund sprachlicher Indizien in der Altmark vermutet. Der nd. Text umfasst Artikel zum Lehnrecht. Insbesondere diskutiert der Traktat die Lehensfähigkeit von Bürgern. Der Verfasser wendet sich dabei gegen die Lehensprivilegien des Adels und betont stattdessen die Gleichheit der Menschen. Nach seiner Auffassung können daher auch Bürger Lehen empfangen. Der Text bezieht sich auf die Bibel, den Sachsenspiegel (→ Eike von Repgow) – dessen Lehnrecht er widerspricht – und die Sachsenspiegelglosse. Eine weitere Anregung war möglicherweise die Bescheidenheit des → Freidank: Die Forschung hat argumentative Parallelen zwischen V. l. u. d. t. e. und dem älteren Werk festgestellt. Ü: Gotha, Forschungsbibl., cod. Memb. I , r–v (Perg., ). – Vgl. Cornelia
Ruprechtsche Fragen Hopf: Die abendländischen Hss. der Forschungsund LB Gotha. Bestandsverz. . Großformatige Pergamenthss. Memb. I. Gotha , S. . – www.handschriftencensus.de/. L: Heinrich Niewöhner, VL () Sp. . MM Kule, Hinrik (Hinricus, Heinrich). – Lüneburger, Stadtschreiber, Notar, Theologe, frühestens . K. stammte vielleicht aus Lübeck, wo er zeitweise Notar des Domkapitels war. Von bis spätestens war er Stadtschreiber von Lüneburg; wurde er Pfarrer an der dortigen Johanniskirche, deren Patronat der Stadtrat im selben Jahr erworben hatte. In diesem Amt ist K. noch nachgewiesen. Ab war er zudem Kanoniker an der Hamburger Marienkirche. Während K.s Zeit als Stadtschreiber entstanden zahlreiche offizielle Aufzeichnungen, die sich im Lüneburger Stadtarchiv erhalten haben. Von besonderer Bedeutung ist der angelegte Donatus (AB ). Das Stadtbuch bietet u. a. die wohl älteste Fassung des Lüneburger Stadtrechts sowie Eidesformeln und Innungsregeln. K. selbst wird ein darin enthaltener, historischer Bericht zugeschrieben. Der schmucklose nd. Text schildert die Vorgänge um die Ursulanacht vom ./... Im Zuge des Lüneburger Erbfolgestreits elen damals die Truppen von Herzog Magnus II. (–) in die Stadt ein, wurden aber von den örtlichen Bürgern besiegt. Der Bericht nennt auch die Namen zahlreicher Gefallener und beschreibt die ihnen gewidmeten Gedenkrituale. Eine Rezeption des Berichts ist nicht bekannt. Weitere Berichte K.s nden sich in einem städtischen Rechnungsbuch (AB b) und einem Ratsbuch (AB ). Dort schildert K. jeweils Verhandlungen zur Eindämmung der städtischen Verschuldung. In K.s Amtszeit wurde zwischen und auch ein Sateregister erstellt (AB /a). Das Kopiar enthält neben Urkunden auch Abschriften von Briefen und Formularen. K. verantwortete weiterhin das Memorialbuch von , in dem Ratsverordnungen gesammelt sind (AB ), sowie zwei Privilegienbücher von (AB /). Darin ist u. a. eine Abschrift der Chronik des Nikolaus → Floreke überliefert, die als eine der frühesten dt. Chronikabschriften gilt. K. wird verschiedentlich auch die anonyme → Lüneburger Chronik bis zugeschrieben. Ü: Stadtbuch Donatus mit dem hist. Ber. zu : Lüneburg, Stadtarch., AB ,
Vener r (Perg., angelegt, Ber. wohl um – eingetragen). – Zu weiteren Hss. aus K.s Amtszeit als Stadtschreiber vgl. Thurich . – Ziegeler . – Droste (alle s. Lit.). – www.stadtarchiv-lueneburg. ndbuch.net/. A: Urkundenbuch der Stadt Lüneburg. Bd. . Hg. vom Hist. Ver. für Niedersachsen. Bearb. v. Wilhelm F. Volger. Hannover , S. – (Nr. ). – Die Chron. der dt. Städte vom . bis ins . Jh. : Die Chron. der niedersächsischer Städte: Lüneburg. Hg. v. Wilhelm Reinecke. Stuttgart (Nachdr. Göttingen ) S. –, . L: Uta Reinhardt, VL () Sp. f. – Reinecke (s. Ausg.). – Eckart Thurich: Die Gesch. des Lüneburger Stadtrechts im MA. Lüneburg , S. f. – Hans-Joachim Ziegeler: Der Löwe hinter Gittern. Lit. in Lüneburg um . In: Literarische Interessenbildung im MA. DFG-Symposium . Hg. v. Joachim Heinzle. Stuttgart , S. –, hier S. f. (wieder in: H.-J. Ziegeler: Orte der Lit. Schr. zur Kulturgesch. des späten MA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. Gerald Kapfhammer. Köln u. a. , S. –). – Heiko Droste: Schreiben über Lüneburg. Wandel von Funktion und Gebrauchssituation der Lüneburger Historiographie ( bis ). Hannover , S. –, –, – u. ö. – H. Droste: Zu zeitgenössischem Gebrauch und Wirkung von Stadtchroniken. Das Beispiel Lüneburg. In: Niedersächsisches Jb. für Landesgesch. () S. –, hier S. f. MM Vener, Job, * um Straßburg, † .. Speyer. – Jurist, Rat, Diplomat, Autor, Übersetzer. Der Sohn des Offizials Reinbold V. († ) gehörte zur Straßburger Linie eines ursprünglich aus Schwäbisch Gmünd stammenden Geschlechts. Zudem war V. mit Reinbold Slecht verwandt, mit dem er auch korrespondierte. Bereits in Speyer bepfründet, studierte V. ab in Paris und ab in Heidelberg die Artes. wechselte er nach Bologna, wo er Lizentiate im kanonischen () und weltlichen () Recht erwarb. Er war dort Kommilitone des späteren Trierer Erzbischofs Raban von Helmstatt († ). Er und V. standen ab im Dienst des neuen römisch-dt. Königs Ruprecht († ): Raban als Kanzler und V. als Rat. V. gilt als einer der ersten gelehrten Juristen in
. Hälfte . Jh. Deutschland, die trotz bürgerlicher Herkunft eine solche Position erlangten. Ab war V. auch Protonotar, ehe er in Bologna zum Doktor beider Rechte promoviert wurde. Ab erscheint er zudem als Speyerer Offizial, ab als Beisitzer am königlichen Hofgericht. Noch bis Ruprechts Kanzlei angehörend, war V. nach dem Tod des Königs als Jurist und Diplomat für Pfalzgraf Ludwig III. († ) und Bischof Raban tätig. Daneben hatte V., der nur die niederen Weihen empfangen hatte, Kanonikate in Straßburg und Speyer inne. In Heidelberg gehörte er der Juristischen Fakultät an, lehrte aber nicht. Dort war er auch mit dem Theologen → Matthäus von Krakau befreundet. nahm V. als pfalzgrä icher Kommissar an Ketzerprozessen teil. war er Gutachter im Bacharacher Zollstreit. Bei den Konzilen von Konstanz und Basel wirkte er im Sinne der Reichs- und Kirchenreform. Zuletzt ist V. mit einem Schiedsspruch nachgewiesen. Die von V. hinterlassenen, meist lat. Werke sind von seiner juristischen und diplomatischen Arbeit geprägt, zeigen aber zugleich seine reformerische Gesinnung und ein starkes Interesse an kirchlichen und geistlichen Themen. So kommentierte V. nicht nur die → Goldene Bulle, sondern auch die Hohelied-Predigten → Bernhards von Clairvaux. Im Zusammenhang mit dem Konzil von Konstanz verfasste er mehrere Denkschriften zur Kirchenund Reichsreform. So befürwortete er in einem Avisamentum von eine administrative Aufwertung gelehrter Juristen gegenüber den Fürsten sowie Reformen der Papst- und Kardinalswahlen. In einer anderen Abhandlung beschäftigte er sich mit Ablässen und anderen Privilegien, die im MA Kreuzfahrern gewährt wurden. Unsicher ist V.s Verfasserschaft des Traktats Compendium de vicio proprietatis, der meist → Heinrich von Langenstein zugeschrieben wird. Der Text wendet sich gegen den Besitz von privatem Eigentum in Klöstern. Das Werk erfuhr auch dt. Übersetzungen (→ Privatbesitz im Ordensleben). Daneben wirkte V. an mindestens zwei fremden Werken mit, die er juristisch überarbeitete: an der Abhandlung De praxi curiae Romanae (auch Squalores curiae Romanae, ) des Matthäus von Krakau und den Heidelberger Postillen () des Konrad → Koler von Soest. V. schuf auch eine Materialsammlung zu wichtigen Themen wie der Kirchenspaltung. Dazu stellte er Abhandlungen, Akten, Urkunden und
. Hälfte . Jh. andere Dokumente zusammen, die er selbst exzerpierte, zusammenfasste und mit Bemerkungen versah. Eine niederalemannische Handschrift des . Jh. überliefert auch zwei dt. Texte V.s. Die erste Schrift ist eine entstandene Übertragung der umfangreichen Abhandlung Vom Lob der neuen Ritterschaft des → Bernhard von Clairvaux. V.s Übersetzung gilt als weitgehend originalgetreu und wird in den Kontext des zeitgenössischen Kampfs gegen die Hussiten eingeordnet. Im gleichen Zusammenhang steht V.s dt. Exhortacio quedam contra Hussitas (auch Ermahnung gegen die Hussiten, ), die im gleichen Kodex auf die Bernhard-Übertragung folgt. V. wählte hier nach eigenen Angaben die dt. Sprache, um auch Laien und Priester ohne Lateinkenntnisse erreichen zu können. Der Text verteidigt einerseits Errungenschaften der Kirche gegen die als Ketzer dargestellten Hussiten. Zugleich analysiert die Schrift kirchliche De zite, die das Aufkeimen der hussitischen Lehren aus V.s Sicht begünstigten. So wird etwa der schwache Zustand des Klerus als wichtiger Nährboden ketzerischer Lehren identi ziert. Diese kritische Re exion hebt die Exhortacio von anderer antihussitischer Propaganda ab und fügt sie zugleich in die Kontinuität von V.s anderen Reformschriften ein. V.s Werk beein usste die Fuchsfalle des → Jos von Pfullendorf. Ü: . Dt. Texte V.s: Wien, ÖNB, cod. , r–v (Bernhard-Übersetzung), r–v (Traktat gegen die Hussiten) (Pap., erste Hälfte . Jh., niederalemannisch). – Vgl. Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. . Berlin , S. f. . Zur Überl. von V.s lat. Werken vgl. u. a. Heimpel (dort auch Schriftenverz.), Stump und Johanek (alle s. Lit.). A: . Dt. Bernhard-Übersetzung: Heimpel (s. Lit.), hier Bd. , S. – (Nr. ). – . Dt. Ermahnung gegen die Hussiten: Heimpel (s. Lit.), hier Bd. , S. – (Nr. ). – . Ausg. der lat. Werke V.s bei Heimpel , Bd. (s. Lit.). – Das Advisamentum () ist auch abgedruckt in: Quellen zur Reichsreform im SpätMA. Hg. v. Lorenz Weinrich. Darmstadt , S. f. L: Hermann Heimpel, LexMA () Sp. . – Peter Johanek, VL () Sp. –; () Sp. . – Joachim Leuschner: Zur Wahlpolitik im Jahre . In: DA (/) S. –. – Peter Moraw: Beamtentum
Vener und Rat König Ruprechts. In: Zs. für Gesch. des Oberrheins [NF ] () S. –. – Ders.: Kanzlei und Kanzleipersonal König Ruprechts. In: Arch. für Diplomatik () S. –, hier S. –. – H. Heimpel: Konrad von Soest und J. V., Verfasser und Bearbeiter der Heidelberger Postillen (Glossen) zu der Berufung des Konzils von Pisa. Zum Regierungsstil am Hofe König Ruprechts von der Pfalz. In: Westfalen. H. für Gesch., Kunst und Volkskunde () S. –. – Ders.: Stud. zur Kirchen- und Reichsreform des . Jh. Bd. : Zu zwei Kirchenreform-Traktaten des beginnenden . Jh. [...]. Heidelberg , S. – u. ö. – Hartmut Boockmann: Zur Mentalität spätma. gelehrter Räte. In: Hist. Zs. () S. – (wieder in: Ders.: Wege ins MA. Hist. Aufsätze. Hg. v. Dieter Neitzert u. a. München , S. –). – H. Heimpel: Die Vener von Gmünd und Straßburg –. Stud. und Texte zur Gesch. einer Familie sowie des gelehrten Beamtentums in der Zeit der abendländischen Kirchenspaltung und der Konzilien von Pisa, Konstanz und Basel. Bde. Göttingen . – Christoph von Brandenstein: Urkundenwesen und Kanzlei, Rat und Regierungssystem des Pfälzer Kurfürsten Ludwig III. (–) (Veröff. des Max-Planck-Inst. für Gesch. ). Göttingen , S. –. – H. Heimpel: Eine unbekannte Schr. über die Kurfürsten auf dem Baseler Konzil. In: Institutionen, Kultur und Ges. im MA. FS Josef Fleckenstein. Hg. v. Lutz Fenske u. a. Sigmaringen , S. –. – Winfried Eberhardt: Konrad Koler von Soest, Konzilstheologe und königlicher Rat. In: Von Soest – aus Westfalen. Wege und Wirkung abgewanderter Westfalen im späten MA und in der frühen Neuzeit. Hg. v. Heinz-Dieter Heimann. Paderborn , S. –. – Klaus Graf: Die Vener, ein Gmünder Stadtgeschlecht. Zu Hermann Heimpels Monographie. In: Gmünder Stud. () S. –, hier S. –. – Philipp H. Stump: The Reforms of the Council of Constance (–). Leiden u. a. , S. –, –, –. – Claudia Märtl: Der Reformgedanke in den Reformschr. des . Jh. In: Reform von Kirche und Reich zur Zeit der Konzilien von Konstanz (–) und Basel (–). Hg. v. Ivan Hlavácek/Alexander Patschovsky. Konstanz , S. –. – Dagmar Drüll-Zimmermann: J. (V.) v. Straßburg. In: Dies.: Heidelberger Gelehrtenlex. –. Berlin u. a. , S. –. – Birgit Studt: Reformverbände und Reformzirkel
Bulach in der politischen Kommunikation von Kirche und Reich im SpätMA. In: Zentrum und Netzwerk. Kirchliche Kommunikationen und Raumstrukturen im MA. Hg. v. Gisela Drossbach/HansJoachim Schmidt. Berlin , S. –. MM Bergrecht von Hartberg (Steiermark). – Aufzeichnung von Weinbergrecht, . Jh. Eine österreichische Handschrift des . Jh. überliefert ein Pergrecht Pey Der Stat Zu Hartperg. Eine Untersuchung des Textes fehlt bislang. In der Region Hartberg sind Weingärten seit dem . Jh. belegt. Hartberg selbst war im . Jh. noch in herzoglichem Besitz. Es handelt sich bei dem Text also möglicherweise um das B. an einem landesfürstlichen Weingut. Ü: New York, The Morgan Library, MS B., Bll. (Pap., Österreich, . Jh., mhd.). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. L: Anton Mell: Das Steirische Weinbergrecht und dessen Kodi kation im Jahre . Wien u. a. (allg. Unters. zum B. der Steiermark). – Fritz Posch: Gesch. des Verwaltungsbezirkes Hartberg /. Graz , S. u. ö. – John H. Plummer u. a.: Medieval and Renaissance Manuscripts. In: Twenty-First Report to the Fellows of the Pierpont Morgan Library –. Hg. v. Charles Ryskamp. New York , S. –, hier S. . MM Albert von Erfurt. – Verfasser eines Weintraktats, . Jh. (?). In einer Breslauer Handschrift des . Jh. ndet sich eine mitteldt. Abhandlung mit dem lat. Titel Proprietates et virtutes vini. Der Text lobt den Branntwein als Heilmittel gegen allerlei Gebrechen. Die Forschung hat das Werk mit zeitgenössischen dt. Bearbeitungen des Traktats De virtutibus aquae vitae (um ) von → Taddeo Alderotti verglichen. Proprietates et virtutes vini gilt als durchaus eigenständig. In der Handschrift wird die Abhandlung A. zugeschrieben, der dort auch als «kluger Meister» bezeichnet wird. Der Verfasser ist jedoch bis heute nicht identi ziert. Ein «Albertus de Ertfordia» studierte in Basel Rechtswissenschaften und erlangte seinen Abschluss als Bakkalaureus. Es kann sich jedoch auch um eine zufällige Namensgleichheit handeln. Ü: Breslau, UB, cod. I F , v (Pap., . Jh., meißnisch-ostmitteldt.). – Vgl. auch http://www.handschriftencensus.de/.
. Hälfte . Jh. A: Rudolf Kaiser: Dt. und lat. Texte des . und . Jh. über die Heilwirkungen des Weingeistes. Diss. Leipzig , S. f. L: Wolfram Schmitt, VL () Sp. . – Karl Sudhoff: Thaddäus Florentinus (Taddeo Alderotti) über den Weingeist. In: Arch. für die Gesch. der Medizin () S. –. – Hans G. Wackernagel: Die Matrikel der Univ. Basel. Bd. : –. Basel , S. . – Gundolf Keil: Der dt. Branntweintraktat des MA. Texte und Quellenunters. In: Centaurus (/) S. –, hier S. , . – Wolfgang Wegner: A. v. E. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . MM Bulach, Hans (?), von Rottweil. – Verfasser eines Kirschweinrezepts, . Jh. Die Autorangabe zum Rezept im Textzeugen liefert nur den Familien- und Herkunftsnamen. Die Identifkation B.s mit dem in Rottweil , und bezeugten Johann der B. bzw. H. B. (Eis [s. Lit.]) muss daher Spekulation bleiben, zumal es sich hier durchaus auch um zwei Personen handeln könnte. Dass der beurkundete Johann der B. kein Mediziner oder Apotheker, sondern Jurist war, schränkt seine potenzielle Autorschaft hingegen nicht ein, da für das Rezept spezi sche Fachkenntnisse keine Voraussetzung sind. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , rv (Pap., um , osthochalemannisch). Überschrift: «Kirßwin ze machen secundum B˚ulach in Rottweil». – Vgl. zur Hs. zuletzt: Ute Obhof: Ein Haus- und Arzneibuch des . Jh. («Buch vom Menschen, Tier und Garten») aus der Bibl. des Sammlers Joseph von Laßberg. Der Cod. Donaueschingen der Badischen LB Karlsruhe. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen / (/) S. –. A: Eis (s. Lit.) S. (S. ). L: Rainer Rudolf, VL () Sp. . – Gerhard Eis: Zu H. B. v. R. In: Medizinische Monatsschr. () S. f. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –). VZ
. Hälfte . Jh. Erhard von Tepl. – Verfasser (?) von lat.-dt. Vokabularien, frühes . Jh. E. ist der Schreiber einer Handschrift mit einem lat. Vokabular, mehreren lat.-dt. Vokabularien, einer lat./dt. Synonymliste sowie einigen lat. Rätselsprüchen auf dem letzten Blatt. Ob E. auch als (Teil-)Verfasser der Wörterbücher gelten kann, lässt sich nicht sicher entscheiden. Laut Explicit des Vocabularius latinus dictus Lucianus war er Vikar in Broˇ y Brod [?]). Dass E. zuda (Böhmisch Brod/Cesk´ dem einer Lehrtätigkeit nachging, ist angesichts des Inhalts seines Codex wahrscheinlich. Ü: Prag, Nationalbibl. (Národní knihovny) Cod. V.E., Bll. (Pap., –, lat./dt.). Schreibernennungen: «per manus dom. Erhardi protunc vicarii in Broda» (v); «per manus Erhardi de Tepla» (v und r). – Vgl. zur Hs.: Josef Truhláˇr: Catalogus codicum manu scriptorum latinorum qui in C. R. Bibliotheca publica atque Universitatis Pragensis asservantur. Pars prior: Codices –. Prag , S. . – Walther Dolch: Kat. der dt. Hss. der k. k. öff. und UB zu Prag. Tl. : Die Hss. bis etwa z. J. . Prag , S. f. L: Johann Kelle: Zur Räthsellit. – Mhd. Vocabulare. In: Serapeum () S. –. – Rudolf Wolkan: Böhmens Antheil an der dt. Litteratur des XVI. Jh. Bd. : Gesch. der dt. Litteratur in Boehmen bis zum Ausgange des XVI. Jh. Prag , S. . – Gerhard Eis: Die sudetendt. Lit. des MA. In: Ostdt. Wiss. () S. – (wieder in: Ders.: Kleine Schr. zur altdt. weltlichen Dichtung [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. ). VZ Frenswegener Vokabular. – Lat.-nd. Vokabular, spätestens um –. Das F. V. wurde nach heutiger Kenntnis um – aufgezeichnet. Die Originalhandschrift des lat.-nd. Glossars ist erhalten. Entstehungsort war das Kloster der Augustiner-Chorherren im niedersächsischen Frenswegen. Danach verbreitete sich das F. V. im ostndl., westnd. und niederrheinischen Raum. Insgesamt werden dem Typus des F. V. heute neun weitere Handschriften zugerechnet. Das F. V. ist alphabetisch geordnet und enthält auch seltene Wörter. Eine umfassende Untersuchung von Inhalt und Quellen fehlt. Die Forschung hat bisher vor allem den → Vocabularius Brevilogus als Grundlage des F. V. erwogen. Allerdings
Erhard von Tepl bietet das F. V. mehr dt. Glossen und weniger Erläuterungen. Auch die Handschriftengruppe D der Grammatik des Huguccio († ) wird als Einuss auf das F. V. vermutet, da u. a. die Stockholmer und Stuttgarter Handschriften des F. V.-Typus entsprechende Parallelen aufweisen. Ü: Cuyk, Kreuzherrenkloster St. Agatha, cod. C , Bll. (Perg. und Pap., um –). – Zum gleichen Vokabularientypus werden gezählt: Mainz, StB, Hs. I , – (um –). – Düsseldorf, ULB, Ms. F , r–v (Perg. und Pap., . Jh.). – Stockholm, Reichsarch., cod. E (früher Skoklostersamlingen, Avd. I Fol. ), – (Pap., erste Hälfte . Jh.). – Stuttgart, LB, cod. HB VIII , ra–ra (Pap., –). – Ebd., cod. HB VIII , r–v (Pap., –). – Düsseldorf, ULB, Ms. F , Bll. (Pap., spätes . Jh.). – Mainz, StB, Hs. I und I f. Vgl. u. a. Piet van Sterkenburg: Van Woordenlijst tot Woordenboek. Inleiding tot de Geschiedenis van Woordenboeken van het Nederlands. Leiden , S. . – Eickmans (s. Lit.). – Irene Stahl: Die Hss. der Klosterbibl. Frenswegen. Wiesbaden , S. (Nr. ). – www.handschriftencensus. de/werke/. A: Liljebäck (s. Lit.; Teilausg.). – Vermeeren (s. Lit.; Teilausg.). L: Klaus Grubmüller, VL () Sp. . – Erik N. Liljebäck: Aus einem lat.-nd. Vokabular. Beitr. zur mnd. Wortkunde. Lund , S. –. – Petrus J. H. Vermeeren: De Bibliotheca Neerlandica Manuscripta van Willem de Vreese. Utrecht , S. –. – Bernhard Nonte: Unters. über die Hss. des Augustiner-ChorherrenStiftes Frenswegen bei Nordhorn. In: Westfälische Forschungen () S. –. – Heinz Eickmans: Gerard van der Schueren: Teuthonista. Lexikographische und hist.-wortgeographische Unters. Köln/Wien , S. f. – Robert Peters: Lat.mnd. Glossarienkorpus. Vorstellung eines Projekts. In: Nd. Wort () S. –. MM Lehre vom Haushaben. – Gruppe dt. Bearbeitungen eines lat. Lehrbriefs, ab spätestens . Die L. v. H. beruht auf der Lehrepistel De cura et modo rei familiaris (auch Epistola de cura rei familiaris, Epistola de gubernatione rei familiaris, Epistola ad Raimundum). Die frühere Zuschreibung des lat. Textes an → Bernhard von Clairvaux gilt heute als falsch. Als möglicher Verfasser wird vielmehr
Lehre vom Haushaben Bernardus Silvestris (. Jh.) vermutet. Die nur wenige Druckseiten umfassende Schrift ist an einen Mailänder Ritter namens Raimundus gerichtet, der in manchen dt. Fassungen als Bernhards Neffe identi ziert wird. Inhaltlich bietet die Epistel zunächst eine Vorrede mit Nennung von Autor und Adressaten sowie mit einer kurzen Inhaltsangabe. Der Hauptteil des Werks enthält vor allem an den Hausvater gerichtete Empfehlungen zur Haushaltsführung im erweiterten Sinne. Behandelt werden einerseits unmittelbar die Familie und das eigene Haus betreffende Themen, etwa Hausbau, Gesinde und Viehhaltung. Daneben geht die Epistel u. a. auch auf kaufmännische und juristische Angelegenheiten ein, etwa Erbschaftsfragen. Die Epistel weist auch eine ethisch-moralische Dimension auf, die sich in Ermahnungen zu einem christlichen und sparsamen Lebenswandel manifestiert. Die Epistel war bis ins . Jh. in Handschriften und Drucken verbreitet. Neben englischen, französischen, italienischen, spanischen und anderen Übertragungen entstanden auch dt. und ndl. Übersetzungen. Die meisten dt. Fassungen werden auf den obd. Raum zurückgeführt, breiteten sich im . Jh. aber auch in nd. und mitteldt. Regionen aus. Häu g handelt es sich um – meist anonyme – Prosabearbeitungen, doch sind auch zwei Versfassungen der L. v. H. bekannt. Die Forschung hat neun Grundübersetzungen mit teils mehreren Versionen herausgearbeitet, die sich in ihrer Originaltreue stark unterscheiden. Manche Texte enthalten ganze Zusatzabschnitte der jeweiligen Bearbeiter. Als besonders eng an die lat. Epistel angelehnt gilt Übersetzung A, die zugleich in der ältesten bekannten Handschrift (Wi, ) der L. v. H. vorliegt, der aber heute auch Handschrift P von um zugerechnet wird. Als Bearbeiter ist von der Forschung der → Österreichische Bibelübersetzer erwogen worden. Einer zweiten Übersetzungsgruppe mit stark erweitertem Text werden die Versionen B, C, D und E zugeordnet, die u. a. zusätzliche Kommentare bieten. Die ab überlieferte Version B wurde vom Bearbeiter um Angaben zu seiner Übersetzungsarbeit ergänzt. Version C ist schwäbisch geprägt und in vier Drucken ab um / sowie in mindestens einer Handschrift erhalten. Schwäbisch ist auch die in einer Handschrift von überlieferte Version D, die merkspruchartige Verseinschübe aufweist. Die bislang nur in Handschrift B aus der Mitte des . Jh. nachgewiesene Version E wird vom ostfränkischen
. Hälfte . Jh. Dialekt bestimmt. Nur diese Version teilt die L. v. H. in Kapitel auf. In ihr wurden auch die umfangreichsten Ergänzungen nachgewiesen, darunter zusätzliche Merksprüche. Die Übersetzung F ist in zwei bairischen Handschriften aus der zweiten Hälfte des . Jh. überliefert. Als Bearbeiter identi ziert sich ein Melker Mönch namens Peter, der verschiedentlich mit Petrus von Rosenheim gleichgesetzt wird. Er fügte dem Text eine Reihe von Kommentaren hinzu. Weniger Zusätze weist die aus Böhmen stammende Übersetzung G von auf. Als moderat erweitert, doch stark fehlerhaft gilt Text H, der in elf bairischen Handschriften aus der zweiten Hälfte des . Jh. vorliegt. Als Version I der L. v. H. wird die dt. Übersetzung des → Niklas von Wyle bezeichnet. Dieser Text wurde ab um handschriftlich und ab auch gedruckt verbreitet. Er gilt als sehr originalgetreu mit nur wenigen Ergänzungen. Als einzige bekannte obd. Versbearbeitung der L. v. H. wurde Text J in einer bairischen Handschrift von identi ziert. Sie gilt jedoch als weniger vorlagentreu als eine ndl., wohl ältere Versübersetzung. Drei weitere Übertragungen wurden bislang nur in einer Reihe von Drucken aufgefunden. So wurden in Lübeck um / zwei nd. Inkunabeln hergestellt, die auf einem Druck von C beruhen und umfangreiche Zusätze aufweisen. Erstmals wurde die Übersetzung L eines Johann Spang (auch Spangenberg) gedruckt, die bis ins . Jh. neu aufgelegt wurde. Sie zeichnet sich u. a. durch einen lat. Einschub in der Vorrede aus. Der bairische Text K wurde in Dillingen gedruckt. Er besitzt Ergänzungen im einleitenden Teil, wird aber ansonsten als vorlagentreu bewertet. Neben vollständigen Bearbeitungen erfuhr die Epistel eine Verarbeitung in anderen Werken. Eine dt. Rezeption des Lehrbriefs ist erstmals im Ring des Heinrich → Wittenwiler nachgewiesen. → Michael de Leone verfasste zu der Epistel spätestens um einen Zusatzabschnitt über das Bauen. Das pseudo-bernhardinische Werk wirkte auch auf die Haussorge (→ Aristoteles), Die Hausordnung, Das → Haushalten, Tilemann → Elhen von Wolfhagen und die Ordentliche Haushaltung () des Johann Ober. Die L. v. H. kann insgesamt als Vorläuferin der frühneuzeitlichen Hausväterliteratur angesehen werden. Ü: dt. Textzeugen. – Vgl. www.handschriftencensus.de/werke/. – Älteres Verz. bei Cossar mit Erg. bei Johanek
. Hälfte . Jh. (beide s. Lit.). – Auswahl früher dt. Hss.: Wi: Wien, ÖNB, cod. , va–va (Pap., , österr.). – M: Melk, Stiftsbibl., cod. (früher cod. ; P ), v–v (Pap., , mittelbair.–österr.). – A: Augsburg, UB, cod. III..° , rb–va (Pap., , nordbair.). – P: Princeton, UB, Cotsen Children’s Library (CTSN) (früher u. a. Kreuzenstein bei Korneuburg, Bibl. der Grafen Wilczek, Nr. ), va–va (Pap., um , bair.-österr.). – S: Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, cod. b V , r–v (Pap., , bair.-österr.). – Wa: Warschau, Nationalbibl., cod. III (früher Przemy´sl, Bibl. des griechisch-katholischen Domkapitels, Nr. ), v–v (Pap., , bair.österr.). – Wo: Wolfenbüttel, HAB, cod. . Aug. °, ra–ra (Pap., , nordbair.). – B: Berlin, SBB, mgo , r–r (Pap., Mitte . Jh., ostfränkisch). D: Weit über lat., dt., französische, italienische, ndl. und spanische Drucke ab ca. . – Verz. bei: Cossar (s. Lit.). – GW (online). – VD. – Vgl. auch Burkhardt (s. Lit.). Dt. Drucke: . Schwäbische Übersetzung C: [Augsburg: Johann Schönsperger, um /] (GW ). – [München: Benedikt Puchpinder, um ] (GW ). – Augsburg: Johann Schaur, (GW ). – Augsburg: Johann Schönsperger d. J., (VD B ). . Nd. Drucke nach Übersetzung C: [Magdeburg: Simon Koch, um /] (GW f.; nd.). . Drucke der Wyle-Übersetzung I: [Esslingen: Konrad Fyner, nach ..] (GW M). – [Augsburg: Johann Blaubirer (?), um –] (GW N). – Straßburg: Johann Prüß d. Ä., (VD W ). – Augsburg: Heinrich Steiner, (VD W ). . Frühester Druck der Spangenberg-Übersetzung L: Wittenberg: Georg Rhau, (VD ZV ). . Bair. Übersetzung K: Dillingen: Sebald Mayer, (VD ZV ). A: PL () Sp. – (lat.). – Schmitt (s. Lit.; dt. Teilausg.). – Cossar (s. Lit.; dt. und lat.). L: Volker Zimmermann, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. f. – Gisela Kornrumpf: Österr. Bibelübersetzer. In: VL () Sp. –; S. XV. – Gerhard Eis: Die Harburger (ehemals Maihinger) Pelzbuchhss. In: Zs. für Agrargesch.
Meister Konrad und Agrarsoziologie () S. –. – Dt. Fachprosa des MA. Hg. v. Wolfram Schmitt. Berlin , S. –. – Clive D. M. Cossar: The German Translations of the Pseudo-Bernhardine ‹Epistola de cura rei familiaris› (GAG ). Göppingen (vgl. dazu: Peter Johanek, Germanistik [] S. f.; Volker Honemann, AfdA [] S. –). – Trude Ehlert: Die Rolle von ‹Hausherr› und ‹Hausfrau› in der spätma. volkssprachigen Ökonomik. In: Haushalt und Familie in MA und früher Neuzeit. Vorträge des Symposions vom .–. Juni in Bonn. Hg. v. ders. u. a. Sigmaringen , S. –. – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA. Bern u. a. , S. f. – Johannes Burkhardt u. a.: Altökonomik und Handelslit. in den Augsburger Druckmedien. In: Augsburger Buchdruck und Verlagswesen. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hg. v. Helmut Gier/Johannes Janota. Wiesbaden , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. – Ruth M. Franco: Traducción, Copia y Variación en dos Ejemplares Castellanos de la ‹Epistola de cura rei familiaris› del Pseudo Bernardo. In: Revista de Filología Española () S. –. – Repertorium edierter Texte des MA aus dem Bereich der Philosophie und angrenzender Gebiete. Bd. . Hg. v. Rolf Schönberger u. a. Berlin , S. –. MM Meister Konrad (auch: Konrad der Apotheker). – Apotheker, Autor eines Pesttraktats, lebte um (?). K. erscheint in zwei Sammelhandschriften des . Jh. als Verfasser eines kurzen dt. Pesttraktats. Der Text ist in beiden Fällen mit zahlreichen anderen human- und veterinärmedizinischen Werken überliefert, u. a. mit dem Arzneibuch des → Ortolf von Baierland. K.s Traktat enthält Anweisungen zur Behandlung der Pest u. a. durch Aderlass und Schwitzen. Als Quellen hat die Forschung mehrere Texte identi ziert, aus denen K. die Empfehlungen teils direkt übernahm: den Prager Sendbrief Missum imperatori () des → Gallus von Prag, den → Brief an die Frau von Plauen, den → Sinn der höchsten Meister von Paris und schließlich den → Christian von Prachatitz zugeschriebenen Theriak-Pesttraktat (). Unsicher ist die Zuschreibung weiterer Texte an K. In den Handschriften gehen seinem Traktat jeweils Abschnitte voraus, die ebenfalls aus dem
Lamme Brief an die Frau von Plauen und dem Sinn der höchsten Meister von Paris kompiliert sind. Eine Autorschaft K.s für diese Stücke wird nicht ausgeschlossen. Auch K.s Identität und Schaffenszeit sind bislang nicht abschließend geklärt. K.s Traktat ist in Kodex M auf datiert, in B aber auf . Da beide Handschriften wahrscheinlich vor geschrieben wurden, dürfte die korrektere Angabe darstellen. Die von K. benutzten Quellen entstanden vor , weshalb eine Abfassung des Traktats um diese Zeit durchaus plausibel wäre. K. wird in den Handschriften als Apotheker bezeichnet. Die Forschung hat eine bairische Herkunft K.s erwogen. Eine Identität mit dem Freiburger Arzt Konrad → Müntzmeister wird mittlerweile abgelehnt, u. a. weil dieser nicht als Apotheker nachweisbar ist und K.s Text als nicht sehr fachkundig gilt. Ü: M: B: Basel, UB, cod. D. II , vb–va (Pap., um –, bair.-österr.). – München, BSB, cgm , vb–ra (Pap., , mittelbair.). – Vgl. Elisabeth Wunderle: Cgm . München , www.manuscriptamediaevalia.de/hs/projekt-BSB-cgm-pdfs/ Cgm%.pdf (vorläu ge Beschreibung). – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. A: Eis (s. Lit.). – Hils (s. Lit.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Gerhard Eis: Konrad der Münzmeister und Konrad der Apotheker. In: Medizinische Monatsschr. () S. f. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit. Amsterdam , S. –.). – G. Keil: M. K. In: Dt. Apotheker-Biogr. . Hg. v. WolfgangHagen Hein/Holm-Dietmar Schwarz. Stuttgart , S. . – Hans-Peter Hils: Konrad der Münzmeister oder Konrad der Apotheker? Zur Analyse eines spätma, Pesttraktates. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Marianne Honold: Stud. zur Funktionsgesch. der spätma. deutschsprachigen Kochrezepthss. Würzburg , S. . – Wolfgang Wegner: K., M. In: Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . MM Lamme, Heinrich (auch: Heinrich von Lübeck II), * . Jh., † nach ... – Mediziner, Verfasser eines Pesttraktats. L. studierte in Montpellier und wurde zum Doktor der Medizin promoviert. Wohl schon im höheren Alter immatrikulierte er sich in Prag für die Künste. Er blieb bis in der Stadt, war
. Hälfte . Jh. in Göttingen und lebte zuletzt wohl in Lübeck. L. wird verschiedentlich ein Collectum de peste von zugeschrieben. Drei Handschriften des lat. Pesttraktats sind bekannt, darunter ein Kodex aus der Handschriftensammlung L.s. Im Text selbst wird der Autor nicht namentlich genannt. Die Forschung hat jedoch im Werk enthaltene Indizien für eine Verfasserschaft L.s herausgearbeitet, etwa die Vetrautheit des Autors mit Montpellier, Prag, Göttingen und Lübeck. Der Traktat verrät Kenntnisse der älteren Pestliteratur und beruft sich vor allem auf → Guy de Chauliac († ). Gleichzeitig gilt das Werk als durchaus eigenständig. In einer Handschrift L.s ist ein Gedicht in lat. Paarreimen verzeichnet, das ihm ebenfalls zugeschrieben worden ist (Incipit: «Praga modo doleas nunquam caritura dolore»). Thema ist die Abwanderung der dt. Studenten von der Universität Prag und die Gründung der Leipziger Universität . Der Text ist jedoch auch in anderen Fassungen überliefert. L. hat ihn also wohl nur aufgezeichnet, nicht verfasst. Erhalten hat sich zudem eine Bakkalaureatsrede L.s. Ü: Pesttraktat: L: Lübeck, StB, Ms. med. ° , r–r (nach im frühen . Jh.). – L: Ebd., Ms. med. ° (.), v–v (nach Hs. L im frühen . Jh.). – W: Weimar, HAAB, cod. Q , ra–va (./. Jahrzehnt des . Jh.). Vgl. Sudhoff (s. Lit.). – Jörg Fligge u. a.: Die nd. Hss. der StB Lübeck nach der Rückkehr aus kriegsbedingter Auslagerung. Forschungsbilanz nach einem Jahrzehnt (mit einer Liste aller nd. Hss.). In: Vulpis Adolatio. FS Hubertus Menke. Hg. v. Robert Peters u. a. Heidelberg , S. –, hier S. f. – Matthias Ei er: Q . Leipzig , www.manuscripta-mediaevalia.de/ hs/projekt-Weimar-pdfs/Q-.pdf. – Zur weiteren Überl. vgl. Sudhoff und Wickersheimer (beide s. Lit.). A: Sudhoff (s. Lit.; Ged.). – Wickersheimer (s. Lit.; Bakkalaureatsrede). – Sudhoff (s. Lit.; Pesttraktat). L: Hellmut Rosenfeld, VL () Sp. f. – Karl Sudhoff: Die medizinische Fakultät zu Leipzig im ersten Jh. der Univ. Jubiläumsstud. Leipzig , S. . – Ernest Wickersheimer: Le Discours de Réception d’un Bachelier en Médecine Montpelliérain au Début de e Siècle. In: Bulletin de la Société Française d’Histoire de la Médecine () S. –. – K. Sudhoff: Pestschr.
. Hälfte . Jh. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des ‹schwarzen Todes› , Tl. . In: Arch. für Gesch. der Medizin () S. –, hier S. – (Nr. ). – Henri Lamme. In: E. Wickersheimer u. a.: Dictionnaire Biographique des Médecins en France au Moyen Âge. Genf (Nachdr. ebd. ) S. . – Wolfgang Wegner: L., H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . MM Lange, Johannes (auch: J. von Wetzlar, J. de Wetslaria, Hans Lange von Wepfflar u. a.), * um wahrscheinlich Wetzlar, † um oder bald nach / . – Mediziner, Pädagoge. L. stammte aus einer Familie Wetzlarer Schöffen und studierte in Prag die Künste sowie die Medizin. Er wurde dort Bakkalaureus, später nach eigenen Angaben auch Magister und schließlich Doktor der Medizin. Nachdem er sich bis mindestens in Prag aufgehalten hatte, kehrte L. wohl nach Wetzlar zurück und war dort als Schulrektor tätig. Spätestens ging er an den Hof von Wertheim, wo er als grä icher Leibarzt diente, vielleicht auch als Lehrer. Daneben scheint er Wertheimer Bürger behandelt zu haben. Mindestens von bis / war er Stadtarzt in Frankfurt/M. zuletzt nachgewiesen, vermutet die Forschung L.s Tod bald danach. Ausweislich der Überlieferung verfasste L. vor allem lat. Vers- und Prosaschriften, während von ihm nur ein Text in dt. Sprache bekannt ist. Thematisch spiegeln L.s Werke seine Tätigkeiten als Pädagoge und Mediziner wider, zeigen aber auch religiöse Interessen. Zu den frühesten Werken L.s ist der Dialogus super Magni cat zu zählen. Die Entstehung der Schrift wird bereits um / in Form eines Prosatextes vermutet, der von Johann von Jenstein inspiriert wurde. Gegen Ende seines Lebens modizierte L. das Werk aber umfassend: So ist der Dialogus in der entstandenen Handschrift zu einer Versdichtung mit Hexametern umgearbeitet und Friedrich von Domneck († ) gewidmet, der damals Bischof von Worms war. Inhaltlich präsentiert der Text Lehren der Gottesmutter Maria, der auch Kommentare zu zeitgenössischen Ereignissen in den Mund gelegt werden. Vergleichbare historische Bezüge nden sich in L.s Rosarium Johannis (auch Forma vite cleri et monachi). Die Forschung hat in dieser lat. Prosamahnrede zum Teil enge Parallelen zum Dialogus nachgewiesen. Stärker pädagogisch geprägt ist die Graf Johann II. von Wertheim († ) gewidmete Schrift
Lange Aureae Claves (auch Auree Claves). Sie diente der Unterweisung von Johanns Sohn Johann d. J. († ). Neben einer Hexametervorrede enthält der Prosatext zwei Bücher über den Weg zur Weisheit und das Wesen der Künste. Das Werk propagiert u. a. Tugendhaftigkeit, Gehorsam, Beständigkeit und Geduld. Moralische Anweisungen bietet auch L.s Forma scholaris. Die lat. Schrift ist überwiegend in Prosa verfasst, weist aber auch Merkverse für den Schulgebrauch auf. In den Text ist zudem der Iubilus des Pseudo-Bernhard von Clairvaux eingefügt. Ein weiteres Werk L.s wird von ihm selbst im Dialogus erwähnt. Diesem Malleus Hussonis werden manchmal einige Hexameterverse zugerechnet, die in zwei Textzeugen erhalten sind. Grundsätzlich muss das Werk aber als verloren gelten. Unsicher ist die Zuschreibung einer schulischen Psaltereinleitung an L. Daneben sind vier medizinische Schriften L.s bekannt, die sich meist mit der Pest beschäftigen. Auf wird das Compendium de epidemia, de causa et effectibus eiusdem noviter factum datiert. Das Werk gilt als wenig originelle Bearbeitung des → Pariser Pestgutachtens und des Pestbriefs des → Gallus von Prag. Zur Behandlung der Pest steht bei L. vor allem der Aderlass im Vordergrund. Wohl bald vor seinem Tod verfasste L. ein Regimen contra pestilenciam für Heinrich II. von Kunnich († ), Abt von Amorbach. Auch dieses Pestregimen greift primär Gedanken älterer Werke auf. L. bediente sich dafür nicht nur erneut bei Gallus von Prag und dem Pariser Pestgutachten, sondern auch bei seinem eigenen Compendium de epidemia. Die gleichen Quellen benutzte er für seine einzige bekannte Schrift in dt. Sprache. Es handelt sich um ein weiteres Pestregimen und zugleich den kürzesten von L.s medizinischen Texten. Aufgrund inhaltlicher Parallelen nimmt man auch hier die Verwendung weiterer Pestschriften durch L. an. So dürfte L. den → Brief an die Frau von Plauen, den → Sinn der höchsten Meister von Paris und das Versregimen von Hans → Andree gekannt haben. Auf sein Compendium bezieht sich L. dann erneut in Archa, einer lat. Rezeptsammlung. Eine Rezeption von L.s Schriften ist nicht bekannt. Ü: . Dt. Pestregimen: München, BSB, cgm ,r–v (Pap., /, schwäbisch). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. . Lat. Werke: Compendium de epidemia: Paris, NB, ms. lat. nouv. acq. , r–v (zweite Hälfte . Jh.). – Archa: Ebd., r–v (zweite
Vintler Hälfte . Jh.). – Regimen contra pestilenciam: Würzburg, UB, cod. M. ch. q. , v–v (). – Dialogus super Magni cat: Stockholm, Kgl. Bibl., cod. Holm. A (). – Rosarium Johannis: Trier, Bibl. des Priesterseminars, cod. , r–r (). – Forma scholaris: Ebd., v–r. – Aureae Claves: Mainz, StB, Hs I , r–v (erste Hälfte . Jh.). – Malleus Hussonis: Leipzig, UB, cod. , v (letztes Viertel . Jh.). – Ebd., cod. , v. – Einleitung in den Psalter: Berlin, SB, cod. theol. lat. fol. , v–v (um ). A: . Dt. Pestregimen: Sudhoff (s. Lit.) S. (Nr. ). . Lat. Werke: Regimen contra pestilenciam: Sudhoff (s. Lit.) S. – (Nr. ). – Dialogus super Magni cat: Lehmann (s. Lit.; Teilausg.). – Bauer (s. Lit.). – Aureae Claves: Lehmann (s. Lit.; Teilausg.). – Bauer (s. Lit.) S. –. – Malleus Hussonis: Lehmann (s. Lit.). – Bauer (s. Lit.) S. . L: Gerhard Baader, NDB () S. . – Ders./Ernst-Stephan Bauer, VL () Sp. –. – Karl Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des ‹schwarzen Todes› . VIII. In: Arch. für Gesch. der Medizin () S. –. – Paul Lehmann: Ein vergessener mlat. Schriftsteller: J. de Wetslaria. In: Zs. für dt. Geistesgesch. () S. – (wieder in: Ders.: Erforschung des MA . Ausgewählte Abh. und Aufsätze. Stuttgart , S. –). – Jaroslav V. Polc: De Origine Festi Visitationis B.M.V. Rom , S. . – G. Baader: Die Pestschr. des J. L. aus Wetzlar. In: Dt. Apothekerzeitung () S. –. – E.-S. Bauer: Frömmigkeit, Gelehrsamkeit und Zeitkritik an der Schwelle der großen Konzilien. J. v. Wetzlar und sein ‹Dialogus super Magni cat› (). Mainz . – Gundolf Keil: L., J. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Klára Berzeviczy: Michael Baumanns Naturbuch. Abdruck der Unikaths. und Begleitstud. Berlin , S. –. MM Vintler, Hans, † Südtirol. – Urheber einer dt. Reimpaarfassung des italienischen Lehrgedichts Fiore di virtù. V. entstammte einem Südtiroler Geschlecht, das erstmals im . Jh. in Bozen nachgewiesen ist und seit dem . Jh. in Diensten der habsburgischen Grafen von Tirol stand. Sein Onkel Niklaus Vintler († , vgl. Heinz → Sentlinger) erwarb die
. Hälfte . Jh. Burg Runkelstein bei Bozen und ließ den berühmten Runkelsteiner Freskenzyklus anlegen (u. a. mit Motiven aus der hö schen, heroischen und geistlichen Literatur). Zu V. selbst gibt es nur wenige biographische Zeugnisse. wurde er Mitglied des im selben Jahr gegründeten Falkenbundes, in dem sich Tiroler Landherren und Städte in Opposition zur habsburgischen Landesherrschaft zusammenschlossen. In Folge der Niederlage des Bundes mussten die Vintler ihre Residenz räumen, in die sie aber zurückkehren konnten. Ungeklärt ist die Einbindung H. V.s in diese Ereignisse, der seit als Dienstmann des Grafen Friedrich IV. von Tirol (mit der leeren Tasche) bezeugt ist: zuerst als P eger des Gerichts Stein auf dem Ritten (bei Bozen), als Amtmann an der Etsch und als Friedrichs Gesandter in Venedig. gewährte Kaiser Sigismund die Besserung von V.s Wappen. Laut Explicit der Innsbrucker Handschrift der Pluemen der tugent hat V. sein Übersetzungswerk abgeschlossen. Damit kann er als einer der frühesten Vermittler italienischer Literatur im dt. Sprachraum gelten. Seine Vorlage, die Fiore di Virtù, sind im ersten Viertel des . Jh. in der Umgebung von Bologna entstanden und werden (nicht ohne Widerspruch) dem Bologneser Dominikaner Tommaso Gozzadini zugeschrieben. Die italienische Prosadidaxe führt in Kapiteln Tugenden und Laster vor, deren Auswahl und Abfolge sich an der Summa theologiae des → Thomas von Aquin orientieren. Die einzelnen Kapitel folgen stets dem gleichen Muster: Die Tugenden und Laster werden jeweils als Gegensatzpaar über die Assoziation mit bestimmten Tieren vorgestellt, durch Autoritätenzitate (aus zumeist zweiter Hand) erläutert und durch abschließende Exempla veranschaulicht. Hauptquellen der Fiore sind → Bartholomäus Anglicus, → Albertus Magnus, → Vinzenz von Beauvais und Bestiarien der → Physiologus-Tradition. In einer Langredaktion der Fiore ist das Kapitel zur «moderanza» (Mäßigung) mit zusätzlichen Exzerpten aus dem Traktat De doctrina (arte) dicandi et tacendi des → Albertanus von Brescia angereichert worden. Eine solche Langfassung hat auch V. benutzt, wobei seine genaue Vorlage nicht ermittelt ist. Die Fiore waren in Italien überaus populär, wovon rund Handschriften sowie über Drucke bis zeugen. In Unterrichtskontexten wurden sie dort noch bis ins . Jh. rezipiert. Aber auch außerhalb Italiens blieb die Tugend-Laster-Didaxe nicht ohne Wirkung. Vom . bis zum . Jh.
. Hälfte . Jh. wurde sie vollständig oder in Auswahl in zahlreiche andere Volkssprachen übertragen (französisch, kroatisch, spanisch, katalanisch, griechisch, armenisch, rumänisch, kirchenslavisch, englisch). In der zweiten Hälfte des . Jh. ist nach V.s Bearbeitung noch eine zweite dt. Übersetzung der Fiore entstanden. Deren mutmaßlicher Urheber Heinrich → Schlüsselfelder hat die Prosa des italienischen Originals beibehalten und einen von V. abweichende Fiore-Text benutzt. Die Pluemen der tugent umfassen in der umfangreichsten Überlieferung . Reimpaarverse. Nicht nur bei der präzisen Übersetzung des italienischen Werktitels beweist V. Vorlagentreue. Auch ansonsten legt er – abgesehen vom Wechsel in den Vers – eine recht getreue Übertragung der Fiore vor. Im Prolog stellt V. seinen persönlichen Anteil am Textbestand der Pluemen heraus. Neben der Bibel habe er auch eine große Zahl an antiken, patristischen und ma. Autoritäten und Lehrschriften zusätzlich herangezogen. Tatsächlich ndet sich vieles des hier genannten aber bereits in den italienischen Fiore. Dennoch ist V.s Eigenanteil unbestritten. Neben dem neuen Prolog hat er einige neue Autoritätenzitate, Exempel und Historien beigegeben, wobei er vor allem die Valerius-MaximusAuslegung → Heinrichs von Mügeln ausgewertet hat. Die Ergänzungen V.s nden sich vor allem im «moderanza»-Abschnitt, dessen Langfassung von V. noch einmal erweitert worden ist, und im letzten Dritel des Werkes. Hier hat V. außerdem eine Auflistung abergläubischer Praktiken nach dem Gewissensspiegel des → Martin von Amberg inseriert und auch originäre zeitkritische Bemerkungen beigesteuert. An das Ende seiner Pluemen hat V. ein vollständig neues Schlusskapitel über menschliche Torheiten gestellt. Hauptziel seiner selbst verfassten Gesellschaftskritik ist der hoffärtige Adel, der habgierig seine P ichten vernachlässige. V. interpretiert die Tugend als adlige Standesp icht, wodurch er sich aber keinesfalls als Propagandist des Tugendadels erweist. Vielmehr betont er die notwendige Einheit von (Geblüts-)Adel und Tugend und verurteilt untugendhaftes Gebaren von Adeligen als Standesvergehen. Aufgrund dieser Kritik ist der Adressatenkreis der Dichtung in erster Linie in der adligen Oberschicht zu vermuten. Die Pluemen der tugent erweisen sich so als Versdidaxe eines adligen Laien für dessen Standesgenossen. In der dt. Dichtung des . und . Jh. hat sich V.s Fiore-Bearbeitung nur in geringem Maße niedergeschlagen. Sie war die direkte Vorlage für eine
Vintler Meisterlied-Strophe in → Stolles Alment, die um die Mitte oder in der zweiten Hälfte des . Jh. in Tirol entstanden sein dürfte (RSM: Stolb, Str. ; neueste Edition: Zapf [s. Lit.] S. [w..]). Die Strophe veurteilt den Ein uss des Geldes auf die Gesellschaft und weist viele wörtliche Entlehnungen aus dem entsprechenden Abschnitt in den Pluemen der tugent (V. –) auf. Außerdem hat Asmus → Mayer die Dichtung zwischen und für ein Reimpaargedicht ausgewertet (Ein newer spruch von der Zauberey und dem unglauben). In seiner Kritik des zeitgenössischen Aberglaubens zitiert Mayer wie schon der anonyme Meisterlieddichter wörtlich aus den Pluemen der tugent (V. –, –). Ü: Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Dip. , r–v (Pap., erste Hälfte . Jh., bair.-österr.); fragm. (rund Verse fehlen), noch kolorierte Federzeichnungen. Die Hs. ist der einzige Textzeuge, der V. namentlich als Autor nennt: «Explicit liber Conradi Vintler». – Stockholm, Kgl. Bibl., Cod. Vu , r–v (Pap., zweites Viertel . Jh., bair.-österr.); Aussparungen für nicht ausgeführte Illustrationen. – Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., erste Hälfte . Jh., bair.-österr.); noch Federzeichnungen. – Ebd., Cod. Ser. nova , noch Bll. (Pap, Mitte . Jh., bair.-österr.); noch kolorierte Federzeichnungen. – Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A , v–v (Pap., um , schwäbisch [aus Augsburg ?]); noch Federzeichnungen. – Melk, Stiftsbibl., Cod. (; H ) S. – (Pap., letztes Viertel . Jh., mittelbair), geringfügiger Textverlust und Aussparungen für nicht ausgeführte Illustrationen. – Auszüge: Innsbruck, ULB, Cod. , Sammelbd. bestehend aus drei Heften mit , und Bll. (Pap., erste Hälfte . Jh., bair.); Auszüge aus den Pluemen der tugent sind über alle drei Hefte verteilt. D: «Das b˚uch der tugent». Augsburg: Johann Blaubirer, [] (GW M); mit rund Holzschnitten. Digitalisat unter: inkunabeln. digitale-sammlungen.de/. Die dt. Tradition der Pluemen hat gegenüber der italienischen Fiore-Tradition ein neues Bildprogramm, das weniger stark auf Tierdarstellungen fokussiert und Historiendarstellungen favorisiert. Innerhalb der dt. Tradition erweist sich der Bilderkernbestand als relativ fest. A: Die pluemen der tugent des H. V. Hg. v. Ignaz V. Zingerle (Ältere Tiroler Dichter ). Innsbruck (nach Hs. Gotha).
Vintler L: Oswald von Zingerle, ADB () –. – Ehrismann ,, () S. f. – De Boor/ Newald / () S. u. ö. – Norbert H. Ott, LexMA () Sp. f. – Jan-Dirk Müller, VL () Sp. –. – Sabine Schmolinsky/Red., Killy () S. f. – Friedrich Zarncke: H. Vindlers ‹Blume der Tugend›. In: ZfdA () S. –. – I. V. Zingerle/Johann Martin Lappenberg: Zu V.s ‹Blume der Tugend›. In: ZfdA () S. –. – I. V. Zingerle: Beitr. zur älteren tirolischen Lit. II: H. V. In: Sb. der Kaiserl. Akad. der Wiss. Wien, phil.hist. Cl. () S. –. – Carlo Frati: Ricerche sul ‹Fiore di virtù›. In: Studi di Filologia Romanza () S. –. – Max Bartels/Oskar Ebermann: Zur Aberglaubensliste in V.s ‹Pluemen der tugent›. In: Zs. des Ver. für Volkskunde () S. –, –. – Margarete Hamecher: Der nominale Wortschatz im Sinnbezirk des Verstandes bei H. V. Diss. Marburg . – Grete Solbach: Beitr. zur Beziehung zwischen dt. und italienischer Lehrdichtung im MA. Diss. Köln , S. f. – Otto Lehmann-Brockhaus: Tierdarstellungen der ‹Fiore di Virtù›. In: Mitt. des Kunsthist. Inst. in Florenz (/) S. –. – Eugen Thurnher: Wort und Wesen in Südtirol. Die dt. Dichtung Südtirols im MA. Innsbruck , S. –. – Maria Corti: Le fonti del ‹Fiore di virtù› e la teoria della ‹Nobilità› nel duecento. In: Giornale storico della letteratura italiana () S. –. – Wolfgang Ziegeler: Möglichkeiten der Kritik am Hexen- und Zauberwesen im ausgehenden MA. Zeitgenössische Stimmen und ihre soziale Zugehörigkeit (Kollektive Einstellungen und sozialer Wandel im MA ). Köln/Wien , , S. –. – Ion Chitimia: Fiore di virtù. In: EM () Sp. –. – Albrecht Classen: Zur Rezeption norditalienischer Kultur des Trecento im Werk Oswalds von Wolkenstein (GAG ). Göppingen , S. f. u. ö. – Franz-Josef Schweitzer: Tugend und Laster in der illustrierten didaktischen Dichtung des späten MA. Stud. zu H. V.s ‹Blumen der Tugend› und zu ‹Des Teufels Netz› (Germanistische Texte und Stud. ). Hildesheim u. a. (Rezensionen: Ulrike Bodemann, PBB [] S. –; Max Siller, Der Schlern [] S. –). – F.-J. Schweitzer: Die Rezeption der ‹Summa theologiae› des Thomas von Aquin im ‹Fiore di virtù› und in den ‹Blumen der Tugend› des H. V. In: Die Funktion außer- und innerliterarischer Faktoren für die
. Hälfte . Jh. Entstehung dt. Lit. des MA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. Christa Baufeld (GAG ). Göppingen , S. –. – F.-J. Schweitzer: H. V.s «Aberglaubensliste» und der Hexenbegriff. In: Lit. und Sprache in Tirol von den Anfängen bis zum . Jh. Hg. v. Michael Gebhardt/M. Siller. Innsbruck , S. –. – Elisabeth de Felip-Jaud: Die Sprichwörter in H. V.s ‹Pluemen der tugent› und in Tommaso Gozzadinis ‹Fiore di Virtù›. In: ebd., S. –. – U. Bodemann: ‹Blumen der Tugend›. In: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA, begonnen v. Hella FrühmorgenVoss, fortgeführt v. N. H. Ott zusammen mit U. Bodemann. Bd. . München , S. – (Nr. ..–) mit Abb. –. – E. de FelipJaud: «Wer do ze palde lauft, [das] der auch dester öfter straucht». Die Sprichwörter in H. V.s ‹Pluemen der tugent›. In: Lit. und Sprachkultur in Tirol. FS Notburga Wolf. Hg. v. Johann Holzner u. a. (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss., Germanistische Reihe ). Innsbruck , S. –. – M. Siller: Die Standesqualität der Vintler von Bozen zu Beginn des . Jh. Prolegomena zu einer Interpretation von H. V.s ‹Blumen der Tugend› (). In: ‹Durch aubenteuer muess man wagen vil›. FS Anton Schwob. Hg. v. Wernfried Hofmeister/Bernd Steinbauer (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss., Germanistische Reihe ). Innsbruck , S. – (wieder in: Krieg, Wucher, Aberglaube [, s. u.] S. –). – René Wetzel: Die Wandmalereien von Schloss Runkelstein und das Bozner Geschlecht der Vintler. Lit. und Kunst im Lebenskontext einer Tiroler Aufsteigerfamilie des ./. Jh. Habilschr. Freiburg i. Ue. . – Charles Zika: «Magie» – «Zauberei» – «Hexerei». Bildmedien und kultureller Wandel. In: Kulturelle Reformation. Sinnformationen im Umbruch –. Hg. v. Bernhard Jussen/ Craig Koslofsky (Veröff. des Max-Planck-Inst. für Gesch. ) Göttingen , S. –. – R. Wetzel: Quis dicet originis annos? Die Runkelsteiner Vintler. Rekonstruktion einer adligen Identität. In: Schloß Runkelstein – die Bilderburg. Hg. v. der Stadt Bozen unter Mitwirkung des Südtiroler Kulturinst. Bearb. v. Helmut Rizzolli. Bozen , S. –. – N. H. Ott: Hö sche Lit. in Text und Bild. Der literarische Horizont der Vintler. In: ebd., S. –. – H. Rizzolli: Geld und Geldadel. Der adelige Münzmeister Friedrich von Hauenstein und sein literarisch tätiger Schwiegersohn H. V. In: ebd., S. –. – Fritz Peter Knapp:
. Hälfte . Jh. Die Lit. des SpätMA in den Ländern Österreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg und Tirol von bis . . Halbbd.: Die Lit. zur Zeit der habsburgischen Herzöge von Rudolf IV. bis Albrecht V. (–) (Gesch. der Lit. in Österreich /). Graz , S. –. – R. Wetzel: La famille des Vintler et le programme des peintures murales de Castelroncolo (Runkelstein) près Bolzano dans le contexte de la civilisation courtoise. In: Paroles de murs. Peinture murale, littérature et histoire au Moyen Âge. Hg. v. Eckart Conrad Lutz/Dominique Rigaux (Les cahiers du CRHIPA ). Grenoble , S. –. – Volker Zapf: Stolle und die Alment. Einf. – Edition – Komm. (Nova Mediaevalia ). Göttingen , S. , –. – Krieg, Wucher, Aberglaube. [H. V. und Schloss Runkelstein]. Hg. v. der Stiftung Bozner Schlösser (Runkelsteiner Schr. zur Kulturgesch. ). Bozen (insges. neun Einzelbeitr.). – Hans Jürgen Scheuer: «Ex motu animalium». Spuren der Imagination in Schr. und Bild. H. V.s ‹Pluemen der Tugent› in der Hs. Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Dipauliana , und das Bestiar im Runkelsteiner Westpalas. In: Archäologie der Phantasie. Vom «Imaginationsraum Südtirol» zur «longue durée» einer «Kultur der Phantasmen» und ihrer Wiederkehr in der Kunst der Gegenwart. Hg. v. Elmar Locher/H. J. Scheuer (essay & poesie ). Bozen u. a. , S. –. – Nigel Harris: «Das es teutsche zung vernimpt». Zur Übersetzungslit. Tirols um . In: German Life and Letters () , S. –. – H. V. ‹Die Blumen der Tugend› () Symposium nach Jahren (Bozen, .-. September ). Hg. v. M. Siller (Schlern-Schr. ). Innsbruck (insges. Einzelbeiträge). VZ Denenat, Johannes (auch: De Nenat [?]). – Verfasser eines lat. medizinischen Kompendiums mit dt. Register und nachgetragenen dt.-lat. Rezepten, erstes Viertel . Jh. Das erste, lat. Register von D.s medizinischer Kompilation ist mit «registrum experiencarum notabiles magistri Johannis Denenat physici» überschrieben. Demnach war D. höchstwahrscheinlich Akademikerarzt. Anderweitig ist er nicht belegt, wobei nicht ausgeschlossen werden kann, dass die tradierte Namensform einen verderbten Zustand repräsentiert. Die ihm zugeschriebenen Experientiae notabiles medicae gliedern sich
Denenat in sechs Teile: ) Kinderkrankheiten («pro curis puerorum»); ) humoralpathologisch hergeleitete Krankheiten («de signis complexionum» [→ Temperamentenlehre]); ) Augenkrankheiten («in curis oculorum»); ) Pest, Hautkrankheiten, Fieber («in morbo pestilenciali etc.»); ) «cirurgie»; ) Geschlechtskrankheiten, Knochenverletzungen, Verbrennungen («de egritudinibus mamillarum etc.»). Die sich anschließende zweisprachige Rezeptsammlung ist indikatorisch breit gefächert und lässt keine planvolle Struktur erkennen. Als Gewährsleute für lat. Rezepte werden die Magister Johannes Schintel und Johannes Perner de Schlesia namentlich genannt. Das zweite, dt. Register schließt das Konvolut ab, das medizinhistorisch noch nicht eingehend untersucht worden ist. Es darf aber davon ausgegangen werden, dass D. mit → Avicennas Kanon der Medizin und der salernitanisch-fachliterarischen Tradition vertraut war. Ü: Cologny-Genf, Biblioteca Bodmeriana, Cod. Bodm. (olim Maihingen, Fürstl. Öttingen-Wallersteinsche Bibl., Cod. III..° ) ra-vb (lat. Register) ra–vb (lat. Kompendium) vb–rb (dt.-lat. Rezepte) ra–rb (dt. Register) (Pap., um , bair.-lat.). Die Hs. stammt aus dem Besitz des Benediktinerklosters St. Mang in Füssen und besteht aus zwei ursprünglich selbstständigen Teilen, die vermutlich in der zweiten Hälfte des . Jh. zusammengebunden worden ist. Dem Kompendium vorgebunden ist → Konrads von Megenberg Buch der Natur. L: Karl & Faber Antiquariat. Auktion XI. . Mai . Bibliophile Kostbarkeiten aus der Fürstl. Öttingen-Wallerstein’schen Bibl. in Maihingen (dabei ‹Marcus Fugger› Tl. IV) aus der SchachBibl. v. d. Lasa und Beitr. aus anderem Besitz. München , S. f. (Nr. ). – Gerold Hayer: Zu Kontextüberl. und Gebrauchsfunktion von Konrads von Megenberg ‹Buch der Natur›. In: Latein und Volkssprache im dt. MA. Regensburger Kolloquium . Hg. v. Nikolaus Henkel/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –, hier S. –. – René Wetzel: Dt. Hss. des MA in der Bodmeriana. Mit einem Beitr. von Karin Schneider zum ehemaligen Kalocsa-Cod. (Bibliotheca Bodmeriana Kataloge ). Cologny-Genève , S. –, bes. S. f. – Christoph Roth: Lit. und Klosterreform. Die Bibl. der Benediktiner von St. Mang zu Füssen im . Jh. (Studia Augustana ). Tübingen , S. . VZ
Prapach Wul ng, Michel (auch: Mich[a]el Wül ng). – Verfasser eines Zauberspruchs gegen Fieber und womöglich weiterer alchemistischer Kleintexte, frühes . Jh. Innerhalb der → Alchymey teuczsch stehen auf zwei Blättern drei alchemistische Sprüche. In der Kopfzeile des ersten Blatts ist der Name M. W. und der Titel des ersten Stückes angegeben. Für diesen Spruch kann W.s Urheberschaft als gesichert gelten. Ob er auch als Verfasser für die beiden anderen Texte in Frage kommt, ist völlig offen. Vermutlich gehörte W. einem ostbayerischen Alchemistenkreis im Umfeld der Landgrafen von Leuchtenberg und Grafen von Hals (bei Passau) an, dem auch Michael → Prapach und Niklas → Jankowitz zuzurechnen sein dürften. Die drei Autoren erscheinen im Textzeugen der Alchymey in direkter Nachbarschaft. Die These, wonach W. Mitarbeiter an der gesamten Alchymey teuczsch gewesen sein könnte (Eis [s. Ausg.] S. [Nachdr.: S. ]), lässt sich weder widerlegen noch erhärten. Der für W. gesicherte kurze Zauberspruch gegen Fieber («ruetten») stellt die rechte Lebensführung als Krankheitsvorbeugung in den Mittelpunkt. Auf den Fieberspruch folgt eine Spruch zur Liebeserweckung. Abgeschlossen wird das Konglomerat von einem Beschwörungstext («Visio generalis»), der in formelhaft-anaphorischem Aufbau (sieben Abschnitte setzen mit «Ich peswer dich» ein) christliche Gebetsformeln mit einer Anrufung der Elemente verbindet. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , r–v (Pap., , hochdt. mit bair. Einschlag); geschrieben in Ostbayern (Grafschaft Hals ?). Kopfzeile Bl. r: «czu den ruetten michell wulng». Incipits der einzelnen Texte: Fieberspruch: «Auch vspeut ich euch all falsch geng nebenn geng vnds geng vbs geng ir get den rechttˉn waren gang» (r); Liebeszauber: «Hie hebt sich an ds segen den sol mˉa sprechˉe wan mˉa erst auf stet gegen auf gang der sunn vnd sol ym an heben nicht anders dann» (r); Beschwörungsformel (Überschrift: «Visio generalis»): «Als so heylig sey nuë hewt der tag als der tag was da go [sic] peschueff himellreich vnd erdreich» (v). In der Hs. geht ein Text Michael Prapachs (v–r) voran; vgl. auch → Verworfene Tage. Nach drei leeren Blättern folgen alchemistische Rezepte des Niklas Jankowitz (r–r). A: Gerhard Eis: Alchymey teuczsch. In: Ostbair. Grenzmarken () S. –, hier S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa
. Hälfte . Jh. des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. f. [Auszug Liebeszauber], –). L: Joachim Telle, VL () Sp. f. – Wilhelm Wattenbach: Alchymey teuczsch. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () Sp. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Prapach, Michael von, † wahrscheinlich nach . – Verfasser alechemistischer Texte. P.s Name wird in der begonnenen → Alchymey teuczsch genannt, einer dt. Sammlung alchemistischer, kalendarischer, astrologischer und medizinischer Aufzeichnungen. Die Entstehung des unikal überlieferten Werkes wird von der Forschung in der Grafschaft Hals und im Umfeld des Hofes der Landgrafen zu Leuchtenberg vermutet. Neben P. erscheinen in der Schrift auch ein Niklas → Jankowitz und ein Michel → Wul ng. Die drei Männer arbeiteten mit einem ebenfalls genannten Helfer namens Friedrich an der Herstellung von Gold. In der Alchymey teuczsch dokumentierten sie u. a. diese Versuche. Außerdem überliefert der Kodex unter P.s Namen eine Liste guter und schlechter Tage und Tageszeiten (v). Die dreißig Einträge empfehlen z. B. bestimmte Tageszeiten für Arbeiten und raten von anderen Tagen ab. So sei etwa der dritte Tag mittags gut, der sechste Tag durchgängig schlecht. Der Liste folgt ein kurzer Absatz mit Bemerkungen zum Text. Dort wird die Liste auf ungenannte Meister zurückgeführt. Die Forschung hat dies auf den Traktat der Pariser Meister und Sternseher (→ Verworfene Tage) bezogen, der vielleicht als Vorlage diente. Insgesamt gilt P.s Text jedoch gegenüber ähnlichen Tabellen als sehr eigenständig. Ü: Heidelberg, UB, cpg , Bll. (Pap., begonnen, bair.). – Vgl. u. a. Eis (s. Lit.). – Pamela Kalning, Cod. pal. germ. . UB Heidelberg , http://digi.ub.uniheidelberg.de/sammlung/werk/pdf/cpg.pdf. – www.handschriftencensus.de/. A: Wattenbach (s. Lit.; Teilausg.). – Eis (s. Lit.). – Online-Faks. der Hs.: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg. L: Vgl. auch die Lit. zur Alchymey teuc(z)sch. – Herwig Buntz, VL () Sp. . –
. Hälfte . Jh. Wilhelm Wattenbach: ‹Alchymey teuczsch›. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () Sp. –. – Gerhard Eis: Von der Rede und dem Schweigen der Alchemisten. In: DVjs () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –). – Ders.: Astrologische Regeln für Holzfäller und Schlächter aus dem Anfang des . Jh. In: ZfdPh () S. –. – Ders.: ‹Alchymey teuczsch›. In: Ostbair. Grenzmarken () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit. Amsterdam , S. –). – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. MM Jankowitz, Niklas, † wahrscheinlich nach . – Verfasser alchemistischer Texte. J.s Name wird in der begonnenen → Alchymey teuczsch genannt, einer dt. Sammlung alchemistischer, kalendarischer, astrologischer und medizinischer Aufzeichnungen. Die Entstehung des unikal überlieferten Werks wird von der Forschung in der Grafschaft Hals und im Umfeld des Hofs der Landgrafen zu Leuchtenberg vermutet. Neben J. erscheinen in der Schrift auch ein Michael → Prapach und ein Michel → Wul ng. Die drei Männer arbeiteten mit einem ebenfalls genannten Helfer namens Friedrich an der Herstellung von Gold. In der Alchymey teuczsch dokumentierten sie u. a. diese Versuche. J. gilt dabei als Anführer der Gruppe. Auch wird verschiedentlich eine Tätigkeit J.s als Arzt erwogen, da ihm neben alchemischen vor allem humanmedizinische Teile der Alchymey teuczsch zugeordnet werden. Ü: Heidelberg, UB, cpg , Bll. (Pap., begonnen, bair.). – Vgl. Rudolf (s. Lit.) und http://www.handschriftencensus. de/. A: Wattenbach (s. Lit.; Teilausg.). – Online-Faks. der Hs.: http://digi.ub.uniheidelberg.de/cpg. L: Vgl. auch die Lit. zu Alchymey teuczsch. – Joachim Telle, VL () Sp. . – Wilhelm Wattenbach: ‹Alchymey teuczsch›. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () Sp. –. – Gerhard Eis: Von der Rede und dem Schweigen der Alchemisten. In: DVjs () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a.
Jankowitz , S. –). – Ders.: ‹Alchymey teuczsch›. In: Ostbair. Grenzmarken () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit. Amsterdam , S. –). – Bernhard D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. MM Archilaus. – Möglicher Verfasser einer alchemistischen Schrift, . Jh. Die alchemistische Sammelhandschrift M enthält zwischen kürzeren Texten und Rezepten auch die dt. «summe oder daz buchlein des naturlichen maisters Archilay von der kunst alchimi zw Mannelem dem kaiser zw Constantinopel». Das Werk wurde von einem Schreiber namens Johannes Thawbor aufgezeichnet. Auch in M nden sich einem «Magister Archylaus» zugeschriebene Rezepte. A. wird außerdem in Buch II von Alchimi vnd Bergwerck genannt. Als Rezeptautor erscheint A. in dessen handschriftlicher Vorstufe S (sog. Kunstbuch des Michael Cochem) ebenso wie im Erstdruck des Werks von . Die Forschung vermutet als Vorstufe der dt. A.Texte mlat. Schriften heute unbekannter Verfasser mit fälschlichen Zuschreibungen an Arisleus (Archelaos). Dieser galt den ma. Alchemisten als antikes Vorbild. Ü: M: München, BSB, cgm , r–r (Pap., zweites Viertel . Jh., Nachträge bis erste Hälfte . Jh., bair.). – M: Ebd., cgm (. Jh.). – S: St. Gallen, Kantonsbibl., Ms. Vadiana , v, r (Pap., –, sog. Kunstbuch des Michael Cochem). Vgl. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus Codicum Manu Scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. – Dies.: Die datierten Hss. der BSB München. Bd. . Die dt. Hss. bis . Stuttgart , S. . – Gantenbein (s. Lit.). D: Erwähnung A.s in Alchimi vnd Bergwerck. Erstdruck: Straßburg: Jakob Cammerlander, (VD K ). A: Emil E. Ploss u. a.: Alchimia. Ideologie und Technologie. München , S. (Teilausg. nach Hs. M). L: Joachim Telle, VL () Sp. . – Urs Leo Gantenbein: Das Kunstbuch des Michael
Jamboninus von Cremona Cochem (Ms. Vadiana ) aus dem Jahr . Seine Bedeutung für die medizinische Alchemie. In: Mitt. der Ges. dt. Chemiker, Fachgruppe Gesch. der Chemie () S. –. – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA. Baden-Baden , S. , . MM Magister Narcissus. – Verfasser eines auf datierten augenheilkundlichen Kurztraktats. Der anderweitig nicht bezeugte M. N. ist in der fachliterarischen Tradition mit einem Traktat zur Behandlung des grauen Stars vertreten. Der Text besteht aus einem diagnostischen und einem therapeutischen Teil und unterbreitet einen nichtoperativen Ansatz zur Therapie des grauen Stars: Auf den Starstich wird verzichtet, stattdessen steht die äußerliche, medikamentöse Behandlung des erkrankten Auges im Mittelpunkt. Dies entspricht der Vorgehensweise von Akademikerärzten bei der Starbehandlung. Da aber auch Wundärzte zunehmend bestrebt waren, den Star ohne operativen Eingriff zu behandeln, ist der Verzicht auf einen chirurgischen Eingriff kein hinreichender Beleg für eine universitäre Ausbildung des M. N. Daher muss es offen bleiben, ob dieser Akademikerarzt war oder aber den handwerklich-wundärztlichen Meistertitel führte. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , r (Pap., drittes Viertel . Jh., schwäbisch/lat.); aus dem Besitz Sigismund → Gossembrots. Incipit: e «Nota fur den starn in den augˉn»; Kolophon: «hoc magister narcissus medicus Ann[o]». L: Rainer Rudolf, VL () Sp. f. – Wolfgang Wegner: N., M. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Dietrich von Wesel (auch: Meister D., Meister Diether; D. v. Ress; Theodericus Reise). – Verfasser einer Reformschrift zum Basler Apothekenwesen, erste Hälfte . Jh. D. wurde an der Universität Köln zum Dr. med. promoviert. Er sammelte laut eigener Anga
. Hälfte . Jh. be praktische Erfahrungen in «welschen landen», ehe er zum Stadtarzt in Basel berufen wurde. In städtischen Archivalien ist er –, – und – nachgewiesen. In seiner Funktion als Stadtarzt verfasste D. wohl noch im ersten Viertel des . Jh. ein Memorandum, das er über die Basler Apotheken an den Rat richtete: «Meister Diether des arztes rat der apotheken halp». D. betont hierin die wichtige Funktion des Apothekers als unerlässlichem Partner des Arztes und fordert u. a. dessen Ausstattung mit Fachliteratur, Geräten und einem reichhaltigen Drogensortiment. Der Apotheker wiederum solle seine Medikamente rechtzeitig erneuern, genau den ärztlichen Rezepten folgen und bei der Veräußerung von Giften – insbesondere zur Verhütung und Abtreibung – äußerste behutsam vorgehen. Die bemerkenswert praxisnahen Vorschläge D.s nden sich zum Teil wörtlich in einer Basler Apothekenordnung von wieder. Ü: Basel, Staatsarch, Ratsbücher A : Liber diversarum rerum, r–r (Pap., – [Text D.s vor ]). A: [Richard Wackernagel/F. A. Flückiger:] Aus dem alten Basel Tl. . In: CorrespondenzBl. für Schweizer Ärzte () S. –. L: Wolfram Schmitt, VL () Sp. f. – Karl Baas: Gesundheitsp ege im ma. Basel (Zürcher medizingeschichtliche Abh. ). Zürich u. a. , S. –, , . – Yvonne Thurnheer: Die Stadtärzte und ihr Amt im alten Bern (Berner Beitr. zur Gesch. der Medizin und der Naturwiss. ). Bern , S. f. – Wolfgang Wegner: D. v. W. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Jamboninus von Cremona (auch: Iamboninus Cremonensis). – Übersetzer einer diätetischen Abhandlung, lebte wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des . Jh. (dt. Bearb. spätestens erste Hälfte . Jh.). J.s Lebensumstände sind nicht sicher zu bestimmen. In Handschrift P ndet sich die Angabe, er sei Magister gewesen und habe in Venedig gewirkt. Die Forschung hat J. verschiedentlich mit einem Magister Zambonino da Gaza aus Cremona gleichgesetzt. Dieser studierte in Paris Medizin und lehrte um in Padua. Zambonino gilt als möglicher Verfasser des lat. Regimens Tractatus de conservatione
. Hälfte . Jh. sanitatis, das in einer Handschrift des . Jh. überliefert ist (Padua, Biblioteca del Seminario Vescovile, cod. , ra–vb). Da auch J.s Werk auf die zweite Hälfte des . Jh. datiert wird und ebenfalls medizinisches Interesse verrät, ist eine Identität mit Zambonino insgesamt nicht unwahrscheinlich. Der in P behauptete Aufenthalt in Venedig könnte nur temporär gewesen sein, muss also Zamboninos Tätigkeit in Padua nicht widersprechen. J. wird in P als Übersetzer eines darin enthaltenen Liber de ferculis et condimentis genannt. Grundlage von J.s lat. Text war ein arabisches Werk des ˇ Bagdader Mediziners Ibn Gazla († ) aus der ˇ zweiten Hälfte des . Jh. Ibn Gazlas diätetische Schrift bietet in alphabetischer Ordnung mehr als tausend Einträge, darunter über Speiserezepte und zahlreiche Beschreibungen von Zutaten. Der Text enthält jeweils Bezeichnungen, Anweisungen zur Zubereitung, medizinische Indikationen und Nebenwirkungen. Insgesamt orientiert sich die Schrift an den Prinzipien der Humoralpaˇ thologie. J. schuf aus Ibn Gazlas Vorlage eine Teilübersetzung mit Artikeln, von denen in P jedoch nur rund Rezepte erhalten sind. Jeder Artikel behandelt ein Gericht; die alphabetische Anordnung folgt dem arabischen Original. Trotz Kürzungen und anderen, durch die Übersetzung entstandenen Abweichungen gilt J.s Übertragung insgesamt als recht vorlagengetreu. So behielt J. meist die arabischen Zutaten bei, die allerdings im damaligen Europa selten und teuer waren. Man vermutet daher ein adliges oder patrizisches Zielpublikum für die Übersetzung. Handschrift M aus der ersten Hälfte des . Jh. überliefert als Püch von den chosten eine bairische Übersetzung von J.s Text. Das anonyme Werk übernimmt die Artikel J.s und erfasst dabei ein breites Spektrum von Koch-, Brat- und Backspeisen. Die Rezepte wurden den dt. Gewohnheiten angepasst, vor allem bei den Zutaten. Hier werden besonders Fleisch, Salz, Zucker, Mandeln, Zimt und Koriander häu g genannt. Die Artikel bieten meist die arabischen Bezeichnungen der jeweiligen Speisen, manchmal auch dt. oder lat. Namen. Daneben nden sich im Text entstellte arabische Begriffe. Die Genauigkeit der Anweisungen schwankt, doch werden die medizinischen Aspekte der Rezepte ausführlich behandelt, etwa Symptome von Krankheiten. Der unbekannte Bearbeiter schrieb also für ein Laienpublikum, dem er den Text möglichst verständlich machen wollte.
Jamboninus von Cremona Ü: P: Paris, Bibl. Nationale, Ms. lat. (früher Suppl. lat. ), r–r (Perg., spätes . Jh., lat. Text). – M: München, BSB, cgm , r–v (Pap., erste Hälfte . Jh., mittelbair.). – Vgl. u. a. Martellotti (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/werke/. A: Martellotti (s. Lit., mit lat. Text). – Friedl (s. Lit.). – Online-Faks. von Hs. M: http://daten.digitale-sammlungen.de/. L: Wolfram Schmitt, VL () Sp. . – Francesco Novati: Maestro Jambobino da C. Traduttore dall’Arabo Fin qui Sconosciuto. In: Archivio Storico Lombardo (Ser. ) () S. –. – Donald Campbell: Arabian Medicine and Its In uence on the Middle Ages . London (Nachdr. Amsterdam ) S. ; Bd. , ebd. , S. . – Moritz Steinschneider: Die europäischen Übersetzungen aus dem Arabischen bis Mitte des . Jh. Graz , S. (Nr. ). – Hans Wiswe: Kulturgesch. der Kochkunst. Kochbücher und Rezepte aus zwei Jahrtausenden. München , S. . – Paolo Marangon: Il trattato ‹De conservatione sanitatis› di Zambonino da Gazzo († dopo il ). In: Quaderni per la Storia dell’Università di Padova () S. – (wieder in: Ad cognitionem scientiae festinare. FS P. Marangon. Hg. v. Tiziana Pesenti. Triest , S. –). – Peter Heine: Kulinarische Stud. Unters. zur Kochkunst im arabisch-islamischen MA. Wiesbaden , S. –. – Il ‹Liber de ferculis› di Giambonino da Cremona. La gastronomia araba in Occidente nella trattatistica dietetica. Hg. v. Anna Martellotti. Fasano . – Enrico Carnevale Schianca: Il ‹Liber de ferculis et condimentis›, un ricettario di cucina Araba nella traduzione di Jambobino da Cremona. In: Appunti di Gastronomia () S. –. – Ders.: Ancora a proposito di Jambobino e del ‹Liber de ferculis›. In: ebd. () S. –. – Marianne Honold: Stud. zur Funktionsgesch. der spätma. deutschsprachigen Kochrezepthss. Würzburg , S. f. u. ö. – Andrea Rzihacek-Bedö: Medizinische Wissenschaftsp ege im Benediktinerkloster Admont bis (MIÖG Erg.bd. ). Wien , S. f. – Melitta W. Adamson: Ibn Gazla auf dem Weg nach Bayern. In: Wissen über Grenzen. Arabisches Wissen und lat. MA. Hg. v. Andreas Speer/Lydia Wegener. Berlin , S. –. – Verena Friedl: ‹daz púch von den chósten›. Dynamische Edition des dt. J. v. C. nach Cgm . Mit einem Glossar und Zutatenregister. Masterarbeit Graz . MM
Ulmannus Meister Prüs. – Autor eines medizinischen Rezepts, spätestens erste Hälfte . Jh. M. P. wird in der Haupthandschrift der Cirurgia des → Peter von Ulm erwähnt. Dort wird ihm ein Rezept gegen Beingeschwüre zugeschrieben. Die Erkrankung wird im Text durch eine Salbe und einen genähten Verband behandelt. Die von M. P. empfohlene Anwendung von Hanf und einem Laugenbad wurde von der Forschung auch in anderen Rezepten nachgewiesen, weshalb man die Benutzung älterer Vorlagen durch M. P. vermutet. Die Lebensumstände P.s sind unbekannt; eine Identität mit Johannes → Beris gilt als unwahrscheinlich. Ü: München, BSB, clm , rb (Pap., Mitte . Jh.). – Vgl. Keil (s. Lit.). A: Keil (s. Lit.). L: Gundolf Keil: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes. Ulm , S. , f., f. – Ders./Gerhard Eis: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. f. MM Heinrich von Hall. – Autor eines Rezepts zur Salpeterherstellung, erste Hälfte . Jh. In einer mitteldt. Handschrift des . Jh. wird H. ein Rezept für gereinigten Salpeter zugeschrieben. Der Text steht inmitten von weiteren Anweisungen, die sich mit Feuerwaffen und Schießpulver beschäftigen. H.s Urheberschaft weiterer Rezepte ist aber ebenso unbekannt wie seine Lebensumstände. Die Forschung vermutet in ihm einen mitteldt. Alchemisten aus der ersten Hälfte des . Jh., der möglicherweise beru ich mit Artillerie befasst war. Man hat eine Identität H.s mit Heinrich Kudorfer erwogen, der um / in einem Ort namens Hall (Halle/Salle?) wirkte und alchemistische Texte schrieb. Bereits schrieb sich ein gleichnamiger Kleriker in Erfurt ein – der Name H. v. H. kam also in Mitteldeutschland durchaus vor. Ü: Hamburg, SUB, cod. alchim. , r–v (. Jh., mitteldt.). – Vgl. Telle (s. Lit.). L: Joachim Telle, VL () Sp. f. – Ders., LexMA () Sp. . – Gerhard Eis: Ma. Fachprosa der Artes. In: Dt. Philologie im Aufriß. Bd. . Hg. v. Wolfgang Stammler. Berlin , Sp. –, hier S. . MM
. Hälfte . Jh. Ulmannus (auch: Johannes U., Frater Almannus) OFM (?), † nach (?). – Verfasser einer alchemistischen Abhandlung. U. wird gewöhnlich das dt. Buch der Heiligen Dreifaltigkeit (auch Liber sancte trinitatis) zugeschrieben. Über sein Leben sind nur wenige, im Buch vermerkte Tatsachen bekannt. So stammte der im Text namenlos bleibende Verfasser nach eigenen Angaben aus einem «Jungfrauen Ort» und wanderte in Armut umher. Ab arbeitete er am Buch und hielt sich um / in Konstanz auf, wo zeitgleich ein kirchliches Konzil stattfand. Dort überreichte U. / dem König und späteren Kaiser Sigismund (–) eine erste Abschrift seines Werks. U. schrieb danach weiter am Buch und übergab eine zweite Fassung an Friedrich I. (–), Burggraf von Nürnberg und Markgraf von Brandenburg. Ab dem . Jh. wurde der Verfasser des Buchs mit einem U. genannten Minoriten identi ziert. Tatsächlich hat die neuere Forschung den Autor aufgrund von Indizien im Werk vorsichtig einem franziskanischen Milieu zugeordnet. Weitergehende Annahmen gelten jedoch als unwahrscheinlich – etwa eine nd. Herkunft U.s oder seine Mitgliedschaft im Hofstaat Friedrichs I. Auch Zuschreibungen weiterer Werke an U. sind mit Skepsis zu betrachten. Das Buch ist seit dem frühen . Jh. in mehr als Handschriften überliefert. Sie enthalten vollständige Fassungen mit teils ganzseitigen Illustrationen, aber auch Textauszüge, Fragmente oder allein die Zeichnungen des Buchs. U. a. in den Handschriften D und W ist die sog. Cadolzburger Fassung erhalten, die auf der gleichnamigen Burg geschrieben wurde. Möglicherweise ließ Friedrich I. sie für seinen Sohn Johann den Alchemisten (–) anfertigen. Die Einordnung der frühen Textzeugen ist strittig. Kodex B gilt verschiedentlich als jener Autograph, der an Friedrich I. überreicht wurde. Handschrift L wurde vereinzelt als U.-Autograph mit einer Konzeptfassung des Buchs aufgefasst, manchmal aber auch als Notizbuch des Redaktors der Cadolzburger Fassung angesehen. Inhaltlich mischt das Buch auf originelle Weise Alchemie, Astrologie, Prophezeiungen und christliche Theologie. Der erste Teil überträgt die Leiden Christi auf die Metalle. Der zweite Teil ist von alchemistischen und astrologischen Anweisungen geprägt. Der dritte Teil kehrt zur Passion Christi zurück, behandelt aber auch Maria sowie Tugenden und Laster. Die Schrift ist stellenweise tabellarisch angelegt, etwa bei den Hinweisen auf gute
. Hälfte . Jh. Tage für alchemische Arbeiten. Andere Abschnitte enthalten apokalyptische Visionen, in denen Gestalten wie der Endkaiser und der Antichrist auftreten. U. sieht sich hier als von Gott berufener Verkünder höherer Wahrheiten. In dieser Rolle ruft er auch zum Kampf gegen Ungläubige und Ketzer auf. Die alchemistischen Teile des Werks sind stark allegorisch geprägt und stehen im Kontext christlicher Lehren. So wird der Stein der Weisen zur Dreifaltigkeit in Bezug gesetzt, das Gelingen des alchemischen Werks zur Auferstehung Christi. Die sieben Wunden Christi werden sieben Tugenden und Planeten zugeordnet. In der Cadolzburger Fassung überwiegen die alchemistischen Anweisungen, während die religionspolitischen Positionen abgeschwächt wurden. Als Autoritäten erscheinen im Buch u. a. → Aristoteles, Hermes Trismegistos, → Albertus Magnus und die → Turba philosophorum. Daneben bestehen Parallelen des Buchs zur → Tabula smaragdina, zur Reformatio Sigismundi und zum → Oberrheinischen Revolutionär. Von besonderem Interesse sind außerdem die zahlreichen farbigen Illustrationen des Buchs. Sie zeigen chemische Gerätschaften wie Öfen und Kolben, Rebistrinitäten, den Antichrist und ein Planetenrad. Hinzu kommen Darstellungen von Christus – u. a. als Gekreuzigten und Weltenrichter –, Maria und Gottvater. Einzelne Illustrationen des Buchs wurden später in → Sol und Luna und in der → Vera scientia alchimiae wieder aufgegriffen. Die weitere Rezeption erfolgte durch Alchemisten des SpätMA und der Frühen Neuzeit, etwa Georg → Klett, Herbrandt Jamsthaler und Johann Conrad Creiling. Eine Rezeption des Buchs durch Paracelsus ist umstritten. Insgesamt gilt das Buch als Werk mit zahlreichen Schwächen, die u. a. in seinen textlichen Unebenheiten und seiner oft assoziativen Anlage begründet sind. Verschiedentlich wurde der Text sogar als Werk eines Geisteskranken denunziert. Zugleich wird U.s Schrift als frühem dt. Beispiel für die Verbindung von Alchemie und christlicher Theologie bis heute besondere Bedeutung eingeräumt. Ü: Mehr als Hss. – Verzeichnis bei Buntz (s. Lit.). – Obrist (s. Lit.). – Putscher (s. Lit.). – Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. –. – Telle (s. Lit.). – Horchler (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/werke/.
Ulmannus Ausgewählte Hss. mit illustrierten und vollständigen Fassungen des Buchs: W: Wolfenbüttel, HAB, cod. Guelf. Helmst., r–r (Pap., erste Hälfte . Jh., bair.). – B: Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett, cod. A , ra–rb (Pap., um –, bair.). – L: London, Wellcome Institute for the History of Medicine, MS , v–v (Pap., um – oder später). – N: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , ra–vb (Perg., um , mitteldt.). – P: Prag, Stadtarch., Rkp. , Bll. (zweite Hälfte . Jh.). – M: München, BSB, cgm , ra–ra (Pap., frühestens in der zweiten Hälfte . Jh., ostfränkisch). – S: St. Gallen, Kantonsbibl., VadSlg Ms. , r–r (Pap., ). Sog. Cadolzburger Fassung u. a. in: D: Dresden, LB, Mscr. N , r–v (Pap., , ostfränkisch). – W: Wolfenbüttel, HAB, cod. Blankenburg, r–v (Pap., , ostmitteldt.). Vgl. u. a. Ott (s. o.). – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/ . A: Junker (s. Lit.). – Abb. auch bei Duveen , Buntz , Obrist , van Lennep , Putscher und Bachmann/Hofmeier (alle s. Lit.). – Online-Faks. von Hs. M: http://daten.digitale-sammlungen.de/. – OnlineFaks. von Hs. D: http://digital.slub-dresden.de/. L: Joachim Telle, VL () Sp. –. – Gustav F. Hartlaub: Signa Hermetis. Zwei alte alchemistische Bilderhss. In: Zs. des dt. Ver. für Kunstwiss. () S. – (wieder in: Ders.: Kunst und Magie. Gesammelte Aufsätze. Hg. v. Norbert Miller. Hamburg , S. –). – Wilhelm Ganzenmüller: Das ‹Buch der heiligen Dreifaltigkeit›. In: AfK () S. – (wieder in: Ders.: Beitr. zur Gesch. der Technologie und der Alchemie. Weinheim/ Bergstraße , S. –). – Denis Duveen: Le ‹Livre de la Très Sainte Trinité›. In: Ambix () S. –. – Herwig Buntz: Dt. alchimistische Traktate des . und . Jh. Diss. München , S. –. – Ders.: Die europäische Alchimie vom . bis zum . Jh. In: Alchimia. Ideologie und Technologie. Hg. v. Emil Ploss u. a. München , S. –, hier S. –. – H. Buntz: Das ‹Buch der Heiligen Dreifaltigkeit›. Sein Autor und seine Überl. In: ZfdA () S. –. – J. Telle: ‹Sol und Luna› Literarund alchemiegeschichtliche Stud. zu einem altdt. Bildgedicht. Hürtgenwald , passim. – Barbara
Vom Stein der Weisen Obrist: Les Débuts de l’Imagerie Alchimique. Paris , S. –, –. – Jacques van Lennep: Alchimie. Contribution à l’Histoire de l’Art Alchimique. Brüssel , S. –. – Uwe Junker: Das ‹Buch der Heiligen Dreifaltigkeit› in seiner zweiten, alchemistischen Fassung (Kadolzburg ). Köln . – Marielene Putscher: Das Buch der Heiligen Dreifaltigkeit und seine Bilder in Hss. des . Jh. In: Die Alchemie in der europäischen Kultur- und Wissenschaftsgesch. Hg. v. Christoph Meinel. Wiesbaden , S. –. – Ingrid Flor: Die Krönung Mariae und der ‹ChristusAdler›. Zur Herrschaftssymbolik spätma. Endzeitprophetie. Die Marienkrönungsminiatur im ‹Buch der heiligen Dreifaltigkeit› des Franziskaners U. In: Umení () S. –. – Willem F. Daems: ‹Sal-Merkur-Sulfur› bei Paracelsus und das ‹Buch der Heiligen Dreifaltigkeit›. In: Ders.: ‹Denn der Himmel ist der Mensch, und der Mensch ist der Himmel ...› Paracelsica. Dornach , S. –. – Helmut Birkhan: Das alchemistische Zeichen. Allgemeines zur wissenschaftlichen Axiomatik der Alchemie und Spezielles zum ‹Buch der Heiligen Dreifaltigkeit›. In: Keith Griffiths: The Presence. Hg. v. Siegfried Zielinski mit Angela Huemer. Graz [], S. –. – Mino Gabriele: Alchimia e Iconologia. Udine , S. –. – Manuel Bachmann/Thomas Hofmeier: Geheimnisse der Alchemie. Basel , S. –. – Jörg J. Berns: Aquila Biceps. Die mnemotechnische Belastbarkeit des Reichsadlers und das Problem der Schemaüberblendung. In: Seelenmaschinen. Gattungstraditionen, Funktionen und Leistungsgrenzen der Mnemotechniken vom späten MA bis zum Beginn der Moderne. Hg. v. dems./Wolfgang Neuber. Wien u. a. , S. –, hier S. –. – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA. Baden-Baden , S. –, f. – I. Flor: Glaube und Macht. Die ma. Bildsymbolik der trinitarischen Marienkrönung. Graz , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f., u. ö. MM Vom Stein der Weisen. – Alchemistisches Lehrgedicht, . Jh. oder früher. Die Entstehung der anonymen dt. Dichtung wird von der Forschung spätestens im . Jh. ver
. Hälfte . Jh. mutet. Das wahrscheinlich im mitteldt. Sprachraum verfasste Werk ist in zahlreichen Handschriften und Drucken ab dem . Jh. erhalten. Die Abschriften und Bearbeitungen reichen bis ins späte . Jh. In vielen Textzeugen besteht Überlieferungsgemeinschaft mit einem auf der → Turba philosophorum beruhenden Spruchgedicht. Dieses ähnelt in Form und Inhalt V. S. d. W., gilt aber als eigenständiges Werk. Auch ist V. S. d. W. nicht mit anderen Texten zu verwechseln, die in der Forschung unter gleichem oder ähnlichen Namen rmieren – etwa einem Spruchgedicht von Hans → Folz, einer alchemistischen Dichtung von Georg → Klett und einem Vers-Bild-Traktat → Lamsprings. V. S. d. W. umfasst vierzeilige Strophen in Kreuzreimen. In belehrender und rhetorisch aufgeladener Sprache beschreibt der Text den Prozess zur Herstellung jener alchemistischen Substanz, die im Gedicht als «dy ware tingtur» bezeichnet wird und die Umwandlung niederer Metalle in Edelmetall ermöglichen soll. Die in dem Gedicht dargestellten Methoden der Fermentation und Elementewandlung entsprechen ebenso den Konventionen der zeitgenössischen Alchemistenliteratur wie die drei Arbeitsstufen Nigredo, Albedo und Rubedo. Als etwas eigenständiger gilt hingegen der Rückgriff des Verfassers auf die orientalische Zwei-SchwefelLehre. Jenseits der reichhaltigen Überlieferung erfuhr V. S. d. W. eine bis in die Frühe Neuzeit reichende Rezeption. Lamspring benutzte den Text wahrscheinlich um für seinen gleichnamigen Traktat. Im . Jh. griff Caspar Hartung das Gedicht in Von der Bereitung des Steins auf. Später erschien V. S. d. W. u. a. im Aureum vellus (), im Promptuarium Alchemiae (), in Philipp Morgensterns Ausgabe von Turba philosophorum () und im Promptuarium Alchemiae Ander Buch (). Im . Jh. entstand auch eine gedruckte Bearbeitung von V. S. d. W. in Paarreimen. Ü: Rund Hss. und Drucke ab dem . Jh. Verz. bei Telle und Telle (s. Lit.). – Die Überlieferungsgemeinschaft mit dem Turba philosophorum-Spruchgedicht zeigt sich u. a. in der frühen Sammelhs. H: Wien, ÖNB, cod. Vindob. , v–r (Pap., um , nordbair.). – Vgl. Telle (s. Lit.; mit H als Grundlage der Ausg.). – www.handschriftencensus.de/ .
. Hälfte . Jh. D: Verz. bei Telle und Telle (s. Lit.). – Druck der Bearbeitung in Paarreimen: Johann Schütze: Ein altes sehr schönes und herrliches Tractätlein von dem Gebenedeyeten Stein der uhralten Weisen worinnen gehandelt wird Von desselben Materie/ Bereitung und hohen Tugenden und Würckungen [...]. Hamburg: Johann Härtel, , S. – (VD :N). A: Telle (s. Lit.) S. –. – Online-Faks. von VD :N: www.mdznbn-resolving.de/. L: Joachim Telle, VL () Sp. –. – Ders.: Ein altdt. Spruchgedicht nach der ‹Turba philosophorum›. In: ZfdPh () S. –. – Zu weiteren Gedichten gleichen Namens vgl. J. Telle: ‹V. S. d. W.› Eine alchemoparacelsistische Lehrdichtung des . Jh. In: Analecta Paracelsica. Stud. zum Nachleben Theophrast von Hohenheims im dt. Kulturgebiet der frühen Neuzeit. Hg. v. dems. Stuttgart , S. –. – Ders.: Neptun unter Alchemikern. Ein dt. Lehrgedicht ‹Vom alchemischen Stein› des Görlitzer Juristen Georg Klet (). In: Realität als Herausforderung. Lit. in ihren konkreten hist. Kontexten. FS Wilhelm Kühlmann. Hg. v. Ralf Bogner u. a. Berlin/New York , S. –. MM Vera scientia alchimiae. – Alchemistische Kompilation, um /. Die anonyme Schrift wird von der Forschung auf um / datiert und ist in vier Handschriften ab ca. überliefert. V. s. a. kombiniert alchemistische Text- und Bildelemente aus verschiedenen Quellen zu einer inhaltlich locker gefügten Sammlung mit allegorischem Ansatz. Grundthema ist die heilende Wirkung der Alchemie auf Menschen und Metalle. So werden P aster, Bäder und Wasser des Lebens ebenso erwähnt wie die Herstellung von Gold und Silber. Der Text ist weitgehend in dt. Prosa abgefasst, enthält aber auch lat. Sätze und Begriffe sowie Abschnitte in gereimten Versen. Hinzu kommen Zeichnungen mit allegorischen Darstellungen in der Bildsprache der Alchemisten. Gezeigt werden u. a. Hermaphroditen, Doppeladler, Drachen, die Krönung Marias, Hermes Trimegistos und die sog. Rebis-Trinität, außerdem Öfen, Destillierkolben und andere Instrumente. Der Inhalt speist sich aus zahlreichen Werken der ma. Alchemie. So übernahm oder variierte der Kompilator Textteile und mindestens sechs
Vera scientia alchimiae Bilder aus dem Buch von der Heiligen Dreifaltigkeit des Frater → Ulmannus. Zu den weiteren Textund Bildquellen zählen das Domus thesaurorum des → Alphidius, die Tabula chemica des → Senior Zadith, der → Tractatus aureus und möglicherweise → Sol und Luna. V. s. a. wurde u. a. von Hieronymus Reusner in dessen erstmals gedruckter Pandora rezipiert und oss auch in Vom Tinkturwerk (zweite Hälfte . Jh.) ein. In der Forschung gilt V. s. a. als unsystematisch und kompilatorisch, zugleich aber als historisch bedeutsam. Das Werk dokumentiert in seinen Bildpartien frühe alchemistischen Darstellungen des dt. Raums, während die Versabschnitte seltene Beispiele spätma. Dichtungen alchemistischen Inhalts bieten. Ü: M: Manchester, John Rylands University Library, German. MS (früher Wigan, Biblioteca Lindesiana, MS German. ), r–v (Perg., um , bair.-öst.). – L: Leiden, UB, cod. Voss. Chym. F , r–r (Pap., Erfurt, , thüringisch-obersächsisch). – K: Kassel, LMB, ° Ms. chem. , r–r (Pap., Mittelhessen, . – B: Basel, UB, cod. L IV , – (Pap., ). Vgl. Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. – (Nr. ..), S. – (Nr. ..), S. – (Nr. ..). – Hartmut Broszinski: Manuscripta chemica in Quarto. Wiesbaden , S. –. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/ . – www.handschriftencensus.de/. D: PANDORA, Das ist Die Edleste Gab Gottes oder der Werde vnnd Heilsamme Stein der Weisen [...]. Hg. v. Hieronymus Reusner. Basel: Samuel Apiarius, , S. – (VD R ). – Weitere Drucke des . Jh.: Basel: Sebastian Henricpetri, (VD R ). – Ebd., (VD R ). A: Online-Faks. von Hs. K: http:// orka.bibliothek.uni-kassel.de/. – Online-Faks. von VD R : http://daten.digitale-sammlungen. de/. L: Joachim Telle, VL () Sp. –. – Barbara Obrist: Les Débuts de l’Imagerie Alchimique, XIVe–XVe Siècles. Paris , S. –. – J. Telle: Buchsignete und Alchemie im XVI. und XVII. Jh. Stud. zur frühneuzeitlichen Sinnbildkunst. Hürtgenwald , S. f. – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA. Baden
Tractatus aureus Baden , S. f., f. – J. Telle: ‹Vom Tinkturwerk›. Ein alchemisches Reimpaargedicht des . Jh. und seine Bearb. von Andreas Ortel () und J. R. V. (). In: Gesch. der Sprache. Sprache der Gesch. Probleme und Perspektiven der hist. Sprachwiss. des Deutschen. Hg. v. Jochen A. Bär/ Marcus Müller. Berlin , S. – (wieder in: J. Telle u. a.: Alchemie und Poesie. Dt. Alchemikerdichtungen des . bis . Jh. Unters. und Texte. Bd. . Berlin u. a. , S. –). – Wappen und Wappendichtung in der V. s. a. In: Telle (s. o.), Bd. , S. –. MM Tractatus aureus (Septem tractatus seu capitula Hermetis Trismegisti aurei). – Alchemistische Abhandlung, dt. ab spätestens /. Der T. a. vermittelt in stark verschlüsselter Form Lehren über das Elixier der Alchemisten. Die Gestalten von König und Königin veranschaulichen hier die Verbindung von männlichem und weiblichem Prinzip, durch die das arkane Werk der Gewinnung des Steins vollbracht werden soll. Der T. a. verschleiert die alchemischen Zusammenhänge durch zahlreiche Decknamen, zu denen u. a. in der Fachliteratur verbreitete Tiere wie Drache und Rabe gehören. Trotz seines hermetischen Charakters erlangte der Traktat nachhaltige Beliebtheit: Ursprünglich ein arabischer, dem Hermes Trismegistos zugesprochener Text, war er ab dem . Jh. in zwei lat. Bearbeitungen verbreitet. Zahlreiche, teils kommentierte Drucke belegen die über das MA hinausreichende Wirkung des Werks. Während die lat. Drucke bereits einsetzten, wurde der T. a. erst ab in dt. Sprache gedruckt. Die volkssprachige dt. Rezeption des T. a. begann aber bereits im MA. Der Text oss in ein alchemistisches Text-Wappen-Ensemble ein, das zuerst als Teil der um / entstandenen Kompilation → Vera scientia alchimiae überliefert ist. Autor und Entstehungsumstände des Ensembles sind unbekannt. Es umfasst zunächst zwei ktive Wappen, die jeweils durch eine Prosabeischrift und eine vierzeilige Versdichtung ergänzt werden. Darauf folgen ein Traktat und ein abschließendes Gedicht aus Reimpaarversen. Der im Ensemble enthaltene Traktat versammelt Auszüge aus dem Domus thesaurorum des → Alphidius und aus den Kapiteln und des T. a. Die T. a.-Exzerpte gelten als textlich stark verderbt und zersetzt. Daher erlauben sie keine Rückschlüsse auf ihre Vorlage. Die Wappen stellen tierische Decknamen aus dem T.
. Hälfte . Jh. a. bildlich dar. Die Triade der Schild guren Adler, Rabe und Ouroboros ist über ikonographische Bezüge mit der alchemistischen Aurora consurgens-Tradition verbunden. Insgesamt ist das TextWappen-Ensemble als frühester Beleg einer T. a.Rezeption in dt. Sprache von Bedeutung. Auch wird es zu den ältesten Beispielen wappenkünstlerisch gestalteter Alchemieliteratur in Deutschland gezählt. Ü (dt.): Hauptüberlieferung des dt. Text-Wappen-Ensembles: M: Manchester, John Rylands University Library, German Ms. (früher Wigan, Biblioteca Lindesiana, MS German. ), v–v (Perg., um , bair.-österr.). – L: Leiden, UB, cod. Voss. Chym. F , v (Pap., Erfurt, , thüringisch-obersächsisch; Fragm.). – K: Kassel, LMB, ° Ms. chem. , r–v, r (Pap., Mittelhessen, ). – B: Basel, UB, cod. L IV , S. – (Pap., ). – K: Kassel, LMB, ° Ms. chem. , Fasc. I, v (Pap., um /; Fragm.). – T: Tˇreboˇn, Státní oblastní archiv, Rosenberg , ohne Signatur, r (um , Fragm.). Vgl. u. a. Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. – (Nr. ..), S. – (Nr. ..), S. – (Nr. ..). – Telle und (beide s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/ . – Zur separaten Bildüberlieferung vgl. das Verz. bei Telle (s. Lit.). D: Dt. Erstdruck des Text-WappenEnsembles: Pandora, Das ist, Die Edleste Gab Gottes, oder der Werde vnnd Heilsamme Stein der Weisen, mit welchem die alten Philosophi, auch Theophrastus Paracelsus, die unvolkommene Metallen durch Gewalt des Fewrs verbessert [...]. Hg. v. Hieronymus Reusner. Basel: Samuel Apiarius , S. – (VD R ). A: Telle (s. Lit.). – Teilfaks. bei Ploss , Obrist , Lennep und Horchler (alle s. Lit.). – Online-Faks. von Hs. K: http://orka.bibliothek.uni-kassel.de/ viewer/image///. L: Joachim Telle, VL () Sp. –. – Emil Ploss u. a.: Alchimia. Ideologie und Technologie. München , S. . – Barbara Obrist: Les Débuts de l’Imagerie Alchimique. Paris , S. f. mit Abb. . – Jacques van Lennep: Alchimie. Contribution à l’Histoire de l’Art Alchimique. Brüssel , S. (Abb. ),
. Hälfte . Jh. S. (Abb. ). – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA. Baden-Baden , S. –, f. – J. Telle: Wappen und Wappendichtung in der ‹Vera scientia alchimiae›. In: Alchemie und Poesie. Dt. Alchemikerdichtungen des . bis . Jh. Bd. . Unters. und Texte. Hg. v. J. Telle. Mit Beitr. von Didier Kahn und Wilhelm Kühlmann. Berlin/Boston , S. – (mit weiterer Lit.). – Vgl. auch die Lit. zur Vera scientia alchimiae. MM Bock, Johann. – Verfasser alchemistischer Schriften, erste Hälfte . Jh. B. zählt zu den wenigen namentlich bekannten Autoren der frühen böhmischen alchemistischen Tradition. Unter seinem Namen sind zwei Fachschriften überliefert: Augmentum und Fixacio armoniaci. B. dürfte mit «deme clwgen meister Hansen Bock von Prage ein sone der hochgelobten kunst» identisch sein, für den → Konrad von der Weyden laut eigener Mitteilung eine alchemistische Practica aus dem angeblichen Besitz «cesaris Sigismundo» aus dem Lat. ins Dt. übersetzt hat. Im Umfeld des Hofes Kaiser Sigismunds sind alchemistische Bemühungen nachgewiesen, die vermutlich von dessen zweiter Gattin, Barbara von Cilli, gefördert wurden. Ü: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , r–r (Augmentum) r (Fixacio) (Pap., Mitte . Jh., ostmitteldt.). Die Practica Konrads ndet sich in diesem Codex auf v–v (Angaben zu B.: v). – Ebd., Hs. , v (Fixacio) v–r (Augmentum) (Pap., zweite Hälfte . Jh., ostmitteldt.). Auf v–v scheint eine Vorlesungsnachschrift o. ä. eingetragen zu sein: «reperetur etiam es relatu magistri Johannis Pogk». Auf r–v steht die Practica mit den gleichen Angaben wie in Hs. . – Vgl. zu den Hss.: Lotte Kurras: Die dt. ma. Hss. Zweiter Tl.: Die naturkundlichen und hist. Hss., Rechtshss., Varia (Kat. des Germ. Nationalmuseums Nürnberg /). Wiesbaden , S. f., . A: Horchler (s. Lit.; mit Abb. aus Hs. ) S. – (Augmentum) f. (Fixacio). L: Joachim Telle, VL () Sp. . – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA (DWVSchr. zur Medizingesch. ). Baden-Baden , S. f., f. VZ
Bock Secreta antiquorum philosophorum (auch: Alchimi vnd Bergwerck, Alchimia). – Kompilation chemisch-alchemistischer Rezepte, spätestens erste Hälfte . Jh. Die anonyme dt. Schrift ist unter verschiedenen Bezeichnungen überliefert. In den Hss. als S. a. p. betitelt, erscheint sie in Drucken auch als Alchimi vnd Bergwerck oder Alchimia, in der Forschungsliteratur außerdem u. a. als Practica des → Ps.-Albertus Magnus. Der Text ist in Kapitel unterteilt, deren Zahl je nach Fassung schwankt. Gewöhnlich sind mehr als Kapitel enthalten, innerhalb deren meist zwei Hauptteile unterschieden werden. Der erste Teil versammelt chemische Rezepte zur Herstellung von Zinnober, Lasur, Grünspan, Bleiweiß, Vitriol, Natron, Borax, Salpeter, Petroleum und anderen Substanzen. Diese werden in S. a. p. meist durch Kalzination gewonnen. Der zweite Teil der Sammlung beschreibt alchemistische Methoden zur Gewinnung von Gold und Silber. Der Kerntext von S. a. p. ist in mehreren Handschriften ab der ersten Hälfte des . Jh. überliefert. Die früheste Handschrift ist ostmitteldt., doch wurde von der Forschung auch schon eine Tiroler Herkunft der Sammlung vermutet. In den Handschriften wird der Text oft von Zeichnungen chemischer Instrumente begleitet. Besondere Wirkung entfaltete S. a. p. durch seine im . Jh. einsetzenden Drucke. Aus der Zeit von bis sind neun Ausgaben bekannt. Der als Alchimi vnd Bergwerck publizierte Erstdruck enthält die Vorrede eines Peter Kertzenmacher. Dessen Identität und Funktion für die Veröffentlichung sind unbekannt. Möglicherweise agierte er nur als Herausgeber. Die Forschung hat textliche Parallelen von Alchimi vnd Bergwerck zu anderen Drucken herausgearbeitet, aus denen sich Kertzenmacher vielleicht bediente – so zu Kunst vnd recht Alchameibüchlein (), Gebrauch der Alchimei () und Bergwerck vnd Probirbüchlein (). Die weiteren Drucke des Werks erschienen als Alchimia; sie wurden vor allem im zweiten Teil eigenständiger gegenüber den Fassungen der Handschriften. Der Kerntext wurde in den Drucken auch um Anhänge mit zwei älteren Traktaten erweitert: De aqua penetrativa, quae solvit omnia metalla (Gilberti Cardinalis kunst, alle Metall zu soluieren, ./. Jh.) und Von den gifftigen bösen dämpffen vnd rauchen der Metal () von Ulrich → Ellenbog. Ü: J: Jena, ULB, Ms. El. q. , r–v, r–v, v–r (Pap., erste Hälfte . Jh., ostmitteldt.). – A: Augsburg, SuStB, °
Toke cod. , Nr. , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.). – F: Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. , r–v (Pap., , südrheinfränkisch). – G: St. Gallen, Kantonsbibl./Vadiana, Ms. , r–r (Pap., , westmitteldt.-bair.). – H: Heidelberg, UB, cpg , r–v (Pap., um /, hochdt.). – K: Karlsruhe, LB, Hs. Bernus . Vgl. Birgitt Weimann: Die ma. Hss. der Gruppe Manuscripta Germanica (Kat. der Stadt- und UB Frankfurt a. M. /). Frankfurt/M. , S. –. – Powitz (s. Lit.). – Bernhard Tönnies: Die Hss. der Thüringer ULB Jena. Bd. : Die ma. lat. Hss. der ElectoralisGruppe. Wiesbaden , S. –. – Pamela Kalning: Cod. Pal. germ. . UB Heidelberg , http://digi.ub.uni-heidelberg.de/. – http:// archive.thulb.uni-jena.de/. – www.handschriftencensus.de/. D: Als Alchimi vnd Bergwerck unter dem Namen Peter Kertzenmachers: Straßburg: Jakob Cammerlander, (VD K ). – U. d. T. Alchimia erschienen weitere sieben Drucke von bis in Straßburg, Frankfurt/M. und Augsburg (VD –, VD :T). Auch wurde das Werk noch einmal gedruckt. – Vgl. auch Volker F. Brüning: Bibliogr. der alchemistischen Lit. Bd. . München , S. (Nr. ). A: Darmstädter (s. Lit.) S. (Teilausg.). – Alchimie und Bergwerk. In: Frühnhd. Lesebuch. Hg. v. Oskar Reichmann/Klaus-Peter Wegera. Tübingen , S. – (Teilausg.). – Gantenbein (s. Lit.; Teilausg.). – Online-Faks. von Hs. F: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hebis: :–. – Online-Faks. von Hs. J: http:// archive.thulb.uni-jena.de/. – Online-Faks. von Hs. H: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/ cpg. – Online-Faks. von VD K und VD K : http://daten.digitale-sammlungen. de/. L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Ernst Darmstädter: Berg-, Probirund Kunstbüchlein. München , S. –, . – Helmut Wilsdorf: ‹Alchimi und Bergwerck›. Zur Entdeckungsgesch. einiger Elemente aus bergmännischen Produkten. In: Abh. des Staatlichen Museums für Mineralogie und Geologie zu Dresden () S. –. – Joachim Telle: A. und B. In: Die dt. Lit. Biographisches und bibliographisches Lex. Reihe II, Abt. A, Bd. . Hg. v. Hans-Gert Roloff. Stuttgart-Bad Cannstatt , S. –. – Rosarium philosophorum. Bd. . Hg.
. Hälfte . Jh. v. J. Telle. Weinheim , S. . – Urs Gantenbein: Das Kunstbuch des Michael Cochem (Ms. Vadiana ) aus dem Jahr . Seine Bedeutung für die medizinische Alchemie. In: Mitt. der Fachgruppe Gesch. der Chemie der Ges. dt. Chemiker () S. –. – Gerhardt Powitz: Privater Buchbesitz in Frankfurt a. M. während des späten MA. In: Arch. für Frankfurts Gesch. und Kunst () S. –, hier S. (Anm. ). MM Nikolaus von Paris. – Verfasser eines alchemistischen Traktats, lebte spätestens um Mitte . Jh. Einem gleichnamigen Magister wird in zwei Handschriften ein alchemistischer Traktat in dt. Sprache zugeschrieben (Tractat in alchymia von silber vnde von golde). Beide Handschriften entstanden während des . Jh. im ostmitteldt. Raum. Der Text lehrt die Herstellung von Gold unter Zuhilfenahme von Silber, Salmiak, rotem Eisen und Pferdemist. Der als Verfasser genannte N. v. P. wurde bislang nicht identi ziert. Die Zuschreibung bezieht sich wohl nicht auf den Pariser Notar, Immobilienspekulanten und als angeblicher Alchemist berühmt gewordenen Nicolas Flamel († ), da diesem erst ab alchemistische Werke zugesprochen wurden. Ü: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., ostmitteldt.). – Ebd., Hs. , v–v (Pap., Mitte . Jh., ostmitteldt.). – Vgl. Lotte Kurras: Die dt. ma. Hss. Bd. (Kat. des Germ. Nationalmuseums Nürnberg /). Wiesbaden , S. –, f. – www.handschriftencensus.de/werke/. L: Lotte Kurras, VL () Sp. . – Gerhard Eis: Ma. Fachlit. Stuttgart , S. . – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA. BadenBaden , S. . – Mary A. Rouse: Archives in the Service of Manuscript Study. The WellKnown Nicolas Flamel. In: Patrons, Authors and Workshops. Books and Book Production in Paris around . Hg. v. Godfried Croenen. Louvain u. a. , S. –. MM Toke, Heinrich (auch: Tocke, Tok, Tokius, Henri de Bremen, Henri Toke, Henricus Chanoine de Magdeburg, Henricus de Brême, Henricus de Bremen, Henricus de Thocken, Henricus Token),
. Hälfte . Jh. * um Bremen, † nach .. Magdeburg. – Theologe. Der aus einer Bremer Kaufmannsfamilie stammende T. wurde am .. an der Universität Erfurt immatrikuliert («de Brema»; Baccalaureus, .. Magister artium) und hielt seit .. eigene Vorlesungen. Er widmete sich ab theologischen Studien (mit bezeugtem Studienaufenthalt in Paris). wurde er in das Concilium der Artistenfakultät aufgenommen. wechselte T. zusammen mit seinem jüngeren Bruder Hermann († ) an die neugegründete Universität Rostock und war / erster Dekan der Artistenfakultät (erneut Dekan im Sommersemester ); am .. wurde er zum Rektor der Universität gewählt. erfolgte die Promotion zum Dr. theol. an der Universität Erfurt. T. war Inhaber eines Domkanonikats mit Lektur in Magdeburg, wo er auch als Domprediger tätig war. Er hielt sich mehrmals in Lübeck und Bremen auf; spätestens war er auch Kanoniker in Bremen, wo er als Erzbischofskandidat unterlag. Seit setzte T. sich verstärkt für eine Kirchenreform ein. Im selben Jahr untersuchte er mit Heinrich Zolter die Bluthostie in Wartenburg, brachte sie nach Überwindung von Widerständen (u. a. der Berater der Witwe des sächsischen Herzogs) nach Magdeburg und widerlegte angebliche Wunder der Bluthostie in Jüterbog, Wittenberg und Zerbst. nahm T. möglicherweise am Reichstag in Nürnberg teil. Am .. wurde er als Vertreter des Erzbischofs Günther von Magdeburg, der Bischöfe von Merseburg und Brandenburg sowie der Universität Erfurt am Basler Konzil inkorporiert, das von Papst Martin V. einberufen worden war. In Basel beteiligte er sich an den Verhandlungen mit den Hussiten und gehörte / den Konzilsgesandtschaften nach Böhmen an – im Mai mit Johannes → Nider und → Johannes von Gelnhausen nach Eger, im April/Mai und erneut im Oktober/November mit Juan de Palomar nach Eger und Prag. Im Herbst begleitete T. Erzbischof Balduin von Bremen zum Nürnberger Reichstag, reiste mit einer kurfürstlichen Gesandtschaft erneut nach Basel und nahm im Frühjahr als Vertreter des Erzbischofs von Magdeburg am Reichstag in Mainz teil. Ab wieder in Magdeburg, bemühte T. sich verstärkt und teilweise erfolgreich um Kirchen- und Klosterreform (u. a. in Halle und Magdeburg) und trat
Toke besonders gegen die Anerkennung des Blutwunders von Wilsnack auf. Von bis zur Resignation kurz vor seinem Tod war er Thesaurar von St. Gangolf in Magdeburg. T. hat sich schriftlich fast ausnahmslos in lat. Sprache geäußert. In keiner seiner Predigten, Reden und Schriften, die in der Regel auf kirchenpolitische Verhältnisse und Situationen kirchlichen Lebens Bezug nahmen, verzichtete er auf Zitate aus Bibel, Kirchenrecht und den Kirchenvätern zur Unterstützung seiner Äußerungen, wobei er sich in der Auswahl der Autoritäten nach seinem Publikum richtete. Aus der Zeit seiner Lehrtätigkeit an der Artistenfakultät der Universität Erfurt sind erhalten: a) der Tractatus sophistrie (, eine Erörterung verschiedener philosophischer Begriffe und Fragen) sowie b) Kommentare zu folgenden Werken des → Aristoteles und pseudo-aristotelischen Schriften: De anima (), De mundo, zur «Ökonomie» (), zur «Politik» und zur Nikomachischen Ethik. Ü: a) Leipzig, UB, Cod. lat. , r–v. – b) Ebd., r–v (De anima), v–r (De mundo), r–v (Politik), r–v (Ökonomie). – Berlin, SBB, Ms. lat. qu. , ra–vb (Ethik). Zu den erhaltenen Predigten T.s, die meist in Sammelhandschriften verschiedener Autoren überliefert sind, gehören a) Predigten zu kirchlichen Feier- und Heiligentagen, die T. – und in Magdeburg gehalten hat, b) acht weitere Predigten (vor ), ferner c) die im Zusammenhang mit seiner Promotion in Erfurt gehaltene Predigt über Viderunt oculi mei (Lk , ; ..), drei Basler Konzilspredigten über d) Ecce, angeli accesserunt (Mt , ; ..), e) Qui sunt hii, qui ut nubes volant? (Jes , ; ..) und e) Ecce, re tuus venit (Mt , ; ..). Zu vier in Klöstern in und bei Magdeburg gehaltenen Visitationspredigten bzw. -reden zur Klosterreform siehe unten. Ü: a) Kopenhagen, Det Kongelige Bibliotek, GKS °, ra–va. – b) Lüneburg, Ratsbibl., Theol. Fol. , ra–vb, ra–ra, vb–rb, ra–vb, vb–vb, va–va. – c) Bamberg, SB, Cod. Theol. , r–v. – d) Innsbruck, LUB, Cod. , v–v. – Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. , v–r. – e) Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. Helmst. , v–v. – e) Wien. ÖNB, Cod. , r–v. A: a) Abdruck zweier kleiner Predigten, die T. am . und am .. in Magdeburg ge
Toke halten hat, bei Hölzel-Ruggiu , S. – (nach Hs. Kopenhagen, va–ra). Zu Fragen des Konzils und der Kirchenreform verfasste T. folgende Reden und Traktate: . a) In einer vierteiligen Rede vor dem Domklerus beim Antritt der Magdeburger Lektur (Collacio [...] in introitu ad lecturam suam, ) entwarf T. das Idealbild eines Klerikers; er solle gebildet sein, es verstehen, die P ichten der «cura animarum» zu erfüllen, sowie in der Lage sein, der Vorbildfunktion gegenüber Laien nachzukommen und den Klerus in theologischen Angelegenheiten unterweisen zu können. b) Sein Traktat Concepta pro reformatione () entstand vermutlich aus Anlass der für den .. geplanten Versammlung von Vertretern der sechs dt. Kirchenprovinzen in Koblenz. Der rund kirchenrechtliche und administrative Fragen behandelnde Katalog von Forderungen zur Kirchenreform betrifft neben Angelegenheiten der Metropolitan- und Diözesankirchen (u. a. Anstellung eines Magisters der Theologe an jeder Kathedralkirche; Einsetzung von «scrutatores», die eine Kontrollfunktion über die Geistlichen ausüben sollten) auch allgemeine Angelegenheiten wie die Einhaltung der Sonn- und Feiertage und die Kleidungsvorschriften für Frauen und Geistliche. Ü: a) Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. Aug. Fol. , , ra–va. – b) Leipzig, UB, Cod. , r–r. A: b) Loebel, S. –. . Im Zusammenhang mit den Gesandtschaften nach Böhmen, die das Ziel hatten, die Hussiten in die römische Kirche zurückzuführen, entstanden u. a. a) der Traktat De ecclesia militante catholica (Ende ), der den Konzilsteilnehmern – in Auseinandersetzung mit dem Tractatus de ecclesia des Jan Hus – die Grundthesen der hussitischen Ekklesiologe darlegte, und b) die Determinacio de communicacione corporis et sanguinis (um ), einen Traktat zur Kirchenreform und zur Sakramentenlehre der Hussiten. Den Friedenswillen der Teilnehmer des Basler Konzils unterstreichend, forderte T. in drei Reden die Böhmen ihrerseits zu Friedens- und Verhandlungsbereitschaft als unerlässlicher Voraussetzung für die Reform der Kirche im Sinne einer «unio ecclesie» auf: c) über Pax vobiscum (Collatio facta in oppido Egrensi, Eger, ..), d) über Joh , und Jak , (Prag, .., Propositio coram consulibus utriusque civitatis Pragensis in praetorio
. Hälfte . Jh. maioris civitatis) und e) über Sit vobicsum pax ( Joh ; Prag, .., Propositio facta ad reliquias universitatis Pragensis et clerum eiusdem civitatis). Die undatierte Schrift f) Utrum licitum sit fugere tempore persecucionis ecclesie ist wegen Erwähnung der Hussiten wahrscheinlich in der er/er Jahren abgefasst worden. Ü: a) Ca. zehn Hss. (vgl. Krämer, S. Anm. ), darunter Trier, StB, Cod. / , r–v, Dialog: r–v, Konklusionen: r. – b) Berlin, SBB, Ms. theol. lat. qu. , ˇ –. – Prag, Národní knihovna Ceske Republiky, Cod. IV. H. , Katalognr. , r–v. – c) Wien, ÖNB, Cod. , v–r. – Ebd., Cod. , r–v. – f) Wien, ÖNB, Cod. , r–v (unvollständig). A: a) Krämer, S. f. (Conclusiones tractatus de ecclesia militanti catholica). – d) Monumenta Conciliorum Generalium seculi decimi quinti. Bd. . Wien , S. –. – e) Ebd., S. –. . Zu den um Vermittlung bemühten Schriften bzw. Reden, die sich mit dem Streit zwischen Papst und Konzil sowie mit der Neutralität der Kurfürsten nach der Spaltung des Konzils auseinandersetzen, gehören a) das Manuale de ecclesia (bekräftigt die Suprematie des Konzils über den Papst), b) das undatierte Concilium de IIII [sic] contradictoriis pro unione ecclesie (Beschreibung der durch das Schisma entstandenen fünf Parteiungen in Kirche und Reich sowie Darstellung von Lösungswegen), c) die Konzilsrede über Consolabor te, virgo, lia Syon (Klgl , ), gehalten am .. in Basel, und d) eine für den Frankfurter Reichstag verfasste Denkschrift (..), in der zur Beseitigung des Schismas ein neues Konzil vorgeschlagen wird, da die gerechtfertigte Neutralität der Kurfürsten und ihrer Anhänger im Kirchenstreit nicht wirksam genug sei. Ü: a) Wien, ÖNB, Cod. , r–v. – b) Salamanca, UB, Cod. , v–r. – d) München, BSB, lat. , a–a. A: c) Dt. Reichstagsakten unter König Albrecht II. . Abt. . Hg. v. Helmut Weigel (Dt. Reichstagsakten ). Stuttgart , S. – (Nr. ). – d) Dt. Reichstagsakten unter Kaiser Friedrich III. . Abt. –. Hg. v. Hermann Herre/Ludwig Quidde (Dt. Reichstagsakten ). Stuttgart/Gotha , S. – (Nr. ). Ob der anonym überlieferte Reformtraktat Concilia wie man die halden sol () von T. stammt, ist
. Hälfte . Jh. umstritten (vgl. Hölzel , S. –, vs. Loebel, S. ), vor allem, weil sich der Verfasser der Schrift entschieden für Papst Felix V. einsetzt. Ü: Leipzig, UB, cod. ms. , r–v. A: Loebel, S. –. . Wohl im Kontext der Bemühungen um die Reform der Klöster entstanden a) vier Reden (bzw. Predigten), die T. bei Visitationen des Prämonstratenserinnenklosters Unser Lieben Frauen in Magdeburg, im Kloster Berge und bei den Zisterzienserinnen in Althaldensleben gehalten hat. T.s Verfasserschaft eines b) erst nach Durchführung der Reform abgefassten Traktats für die Zisterzienserinnen des Klosters Wöltingerode (um ) ist umstritten (wird auch → Jakob von Paradies zugeschrieben; vgl. Mertens, S. und S. Nr. , Achten, S. ; Fasbender, S. ff.). Die an ihre P icht zur «virginitas» und «humilitas» ermahnten Nonnen werden über Fragen der Armut und der Klausur belehrt, ehe im zweiten Teil des Traktats der rechtmäßige Empfang der Kommunion behandelt wird. Ü: a) Köln, Stadtarch., Cod W *, r–r. – b) Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. Helmst. , ra–vb, va–vb; Titel: «De virginibus reformatis in Woltingerode apud Goslariam». . Im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um das Hostienwunder im brandenburgischen Ort Wilsnack (→ Wilsnacker Wunderblut, Bd. , Sp. –) verfassten T. und der Augustinereremit Heinrich Zolter († um ) für das Zusammentreffen der Streitparteien am .. in Ziesar Articuli contra haec quae committuntur in Wilsnack, ein Gutachten in Artikeln, in denen sie dem örtlichen Klerus Götzendienst, gefälschte Wunder und Habgier vorwarfen. Noch im selben Jahr antworteten sie mit Dubia circa sacramentum quod dicitur esse in Welsnack ( Anfragen an die Universität Erfurt, während der Verhandlungen in Burg vorgelegt) auf die Gegenschrift des Provinzials der sächsischen Ordensprovinz der Franziskaner, Matthias Döring (vgl. Weigel, S. , Regest ). Ü: Dessau, Anhaltische Landesbücherei, Cod. BB , ra–vb. A: Breest , S. –. Gegen Anschuldigungen von seiten Kurfürst Friedrichs II. von Brandenburg, der für die Wilnacker Wallfahrt eintrat, rechtfertigte sich T. in ei
Toke nem nd. Brief vom .. an den Magdeburger Erzbischof Friedrich von Beichlingen. A: Matthäus Luidke [Ludecus]: Historia Von der er ndung, Wunderwercken vnd zerstörung des vermeinten heiligen Bluts zur Wilssnagk. Sampe den hierüber vnd dawider ergangenen schreiben. Wittenberg: Clemens Schleich, [VD L ], Nr. V. – Codex diplomaticus Brandenburgensis. Haupttheil : Gesch. der geistlichen Stiftungen, der adlichen Familien, so wie der Städte und Burgen der Mark Brandenburg. Bd. . Hg. v. Adolph Friedrich Riedel. Berlin , S. f. (Nr. XII, nach Luidke). Im Juni hielt T. auf dem Provinzialkonzil in Magdeburg in Anwesenheit des Kardinallegaten → Nikolaus von Kues eine Rede über die Gegebenheiten in Wilsnack seit (Tractatus contra cruorem bzw. Sermo synodalis). Ü: Dessau, Anhaltische Landesbücherei, Cod. BB , ra–vb (wohl unvollständig). A: Meier (s. Lit.) S. – (Teiledition von Tract. I, art. , c. auf Bll. a–c). Ü: Ernst Breest, in: Bll. für Handel, Gewerbe und sociales Leben. Beibl. zur Magdeburgischen Zeitung , S. f., –. T. verfasste ferner in nd. Sprache ein geistliches Lied über die Ewigkeit. Ü: Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. Helmst. b, . A: Hölzel , S. f. Um kirchenrechtliche Fragen geht es in Ex iure canonico, im Wesentlichen eine Kompilation von Zitaten aus dem Corpus iuris canonici. Erörtert werden u. a. die Jurisdiktionsgewalt von Geistlichen und die Folgen des Konkubinats von Geistlichen für die Sakramentsverwaltung. Ü: Wien, ÖNB, Cod. Ser. n. r–v; Überschrift: «Ex iure canonico per informacionem venerabilis magistri Hinr. Thoken et aliorum». Bei dem lange Zeit T. allein zugeschriebenen Rapularius handelt es sich um ein alphabetisch geordnetes Notizbuch vielfältigen Inhalts. Im Wesentlichen besteht er aus Exzerpten aus Bibel, weltlichen und kirchlichen Rechtsquellen, Kirchenvätern und anderen Autoren. T. gilt heute nicht mehr als alleiniger Verfasser; von ihm stammen etwa – Prozent der Texte. Eigene Exzerpte steuerte einer der beiden Schreiber der unikalen Handschrift, Thomas Hirschhorn (Cornucervinus), Arzt
Toke der Magdeburger Erzbischöfe, bei. Eigene Noitzen T.s, darunter Beschreibungen seiner Reisen nach Basel und Böhmen sowie Erinnerungen aus Paris, stellen nur einen geringen Anteil der Texte im Rapularius dar. Die Eintragungen sind alphabetisch geordnet. In inhaltlich breiter Streuung bietet das Werk u. a. Erörterungen dogmatischer, moralphilosophischer und grammatikalischer Fragen, geographische Mitteilungen, historiographische Texte und Merkverse zur lat. Formenlehre. Ü: Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. Helmst. b, ca. Bll. (Pap.; aus dem Vorbesitz von Matthias Flacius Illyricus). – Vgl. Hölzel , S. –. A: Der Wolfenbütteler «Rapularius». Auswahledition. Hg. v. Hildegund Hölzel-Ruggiu (MGH Quellen zur Geistesgesch. ). Hannover . – Auszüge bei Lehmann, S. – und Loebel, S. –. L: Knöp er: H. Tocke. In: Wetzer und Welte’s Kirchenlex. oder Encyklopädie der katholischen Theologie und ihrer Hülfswissenschaften. . Au ., in neuer Bearb., begonnen von Joseph Hergenröther, fortgesetzt von Franz Kaulen. Bd. . Freiburg i. Br. u. a. , S. –. – [Karl] Janicke, ADB () S. f. – Hildegund Hölzel, VL () Sp. –. – Martin Kintzinger, LexMA () Sp. f. – Detlef Metz, BBKL () Sp. –. – Johannes Helmrath, LThK () Sp. f. – Ernst Breest: Das Wunderblut von Wilsnack. (–). Quellenmäßige Darstellung seiner Gesch. In: Märkische Forschungen () S. –. – Ders.: Dr. H. T., Domherr zu Magdeburg. Beitr. zur Vorgesch. der Reformation, nach meist hsl. Quellen bearb. In: Geschichts-Bll. für Stadt und Land Magdeburg () S. –, –. – Paul Lehmann: Mitt. aus Hss. I. (Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss., Phil.hist. Abt., Jg. , H. ). München , S. – (wieder in: Ders.: Erforschung des MA. Ausgewählte Abh. und Aufsätze. Bd. . Leipzig/Stuttgart , S. –). – Peter Clausen: H. T. Ein Beitr. zur Gesch. der Reichs- und Kirchenreform in der Zeit des Baseler Konzils. Würzburg . – Ludger Meier: Christianus de Hiddestorf. O.F.M. Scholae Erfordiensis columna. In: Antonianum () S. –, –. – Frantiˇsek Michalek Bartoˇs: Jeˇstˇe nˇeco o Dr Jindˇr ichu Tokovi [Noch etwas zu Dr. H. T.]. In: Johoˇceský Sborník historický () S. f. – Hansgeorg Loebel: Die Reformtraktate des Magdeburger Domherrn H. T.
. Hälfte . Jh. Ein Beitr. zur Gesch. der Reichs- und Kirchenreform im . Jh. Diss. (masch.) Göttingen . – Paul Lehmann: Aus dem Rapularius des Henricus Token. In: Ders.: Erforschung des MA. Bd. . Stuttgart , S. –. – Elisabeth Schnitzler: Zur hansischen Universitätsgesch. In: Hansische Stud. Heinrich Sproemberg zum . Geburtstag. Red.: Gerhard Heitz/Manfred Unger (Forschungen zur ma. Gesch. ). Berlin , S. –, bes. S. f. – Erich Kleineidam: Universitas studii Erfordensis. Überblick über die Gesch. der Univ. Erfurt im MA –. Tl. : – (Erfurter theologische Stud. ). Leipzig , S. –. – Charles Lohr: Medieval Latin Aristotle Commentaries. In: Traditio () S. –. – Das Erzbistum Magdeburg. . Bd., . Tl.: Das Domstift St. Moritz in Magdeburg. Bearb. v. Gottfried Wentz (†) und Berent Schwineköper (Germania Sacra NF I,,,). Berlin/New York , –. – Joachim W. Stieber: Pope Eugenius IV, the Council of Basel and the Secular and Ecclesiastical Authorities in the Empire. The Con ict over Supreme Authority and Power in the Church (Studies in the History of Christian Thought ). Leiden , S. –, f. – Elisabeth Schnitzler: Beitr. zur Gesch. der Univ. Rostock im . Jh. (Stud. zur katholischen Bistums- und Klostergesch. ). Leipzig , S. , f. – Werner Krämer: Konsens und Rezeption. Verfassungsprinzipien der Kirche im Basler Konziliarismus. Mit Edition ausgewählter Texte (Beitr. zur Gesch. der Philosophie und Theologie des MA, NF ). Münster , S. –, –, f., u. ö. – Hartmut Boockmann: Der Streit um das Wilsnacker Blut. Zur Situation des dt. Klerus in der Mitte des . Jh. In: Zs. für Hist. Forschung () S. –, hier –. – Erich Kraft: Reformschr. und Reichsreform. Stud. zum Wirklichkeitsverhältnis der dt. Reformschr. im SpätMA, insbesondere des sog. «Oberrheinischen Revolutionärs». Diss TH Darmstadt, , bes. S. –. – Hermann Josef Sieben: Traktate und Theorien zum Konzil. Vom Beginn des Großen Schismas bis zum Vorabend der Reformation (–) (Frankfurter Theologische Stud. ). Frankfurt/M. , S. , f., . – Gerard Achten: Die theologischen lat. Hss. in Quarto der Staatsbibl. Preußischer Kulturbesitz Berlin. Tl. II: Ms. theol. lat. qu. –. Wiesbaden , S. –. – Erich Kleineidam: Universitas studii Erffordensis. Überblick über die Gesch. der Univ. Erfurt im MA –. Tl. :
. Hälfte . Jh. – (Erfurter Theologische Stud. ). Leipzig . S. –, f., –. – J. Helmrath: Das Basler Konzil –. Forschungsstand und Probleme (Kölner hist. Abh. ). Köln/ Wien . – Charles Zika: Hosts, Processions and Pilgrimages: Controlling the Sacred in FifteenthCentury Germany. In: Past & Present. A Journal of Historical Studies () S. –. – Wolfgang Milde: Wirkung und Wirkungswandel des Buches. Eine hussitische Sammelhs. im Streit der Meinungen. In: Das Buch in MA und Renaissance. Hg. v. Rudolf Hiestand (Studia humaniora ). Düsseldorf , S. –. – Acta Cusana. Quellen zur Lebensgesch. des Nikolaus von Kues. Bd. I, Lfg. a: Januar – September . Hg. v. Erich Meuthen. Hamburg , Nr. , . – H. Hölzel: H. T. und der Wolfenbütteler «Rapularius» (MGH, Stud. und Texte ). Hannover . – Die Rotamanualien des Basler Konzils. Verz. der in den Hss. der Basler Universitätsbibl. behandelten Rechtsfälle. Bearb. v. Hans-Jörg Gilomen. Hg. vom Dt. Hist. Inst. in Rom. Tübingen , Nr. , S. . – Christoph Fasbender: Ein dämonologisches Exempel Jakobs von Paradies im Nürnberger Katharinenkloster. In: Oxford German Studies () S. –. – Petra Weigel: Ordensreform und Konziliarismus. Der Franziskanerprovinzial Matthias Döring (–) (Jenaer Beitr. zur Gesch. ). Frankfurt/M. u. a. . – H. Hölzel-Ruggiu: Der Prediger Dr. theol. H. T. In: Predigt im Kontext. Hg. v. Volker Mertens u. a. Berlin/Boston , S. –. BJ Ungerech, Johann, von Frankfurt. – Medizinischer Rezeptautor, erste Hälfte/Mitte . Jh. U. war zweifelsohne Wundarzt und wird in der → Kopenhagener Wundarznei, die vier Verfahren von ihm tradiert, durchgehend als «meyster» angesprochen. Im entsprechenden zeitlichen Rahmen sind in Frankfurt zwei Ärzte mit dem Namen J. nachgewiesen, mit denen U. zu identi zieren sein könnte: der Arzt «Meister J.», dessen Fortgang aus der Reichsstadt bezeugt ist, und «Meister J. der Artz», der in Frankfurt urkundet. U. war offensichtlich auf pathologische Indikationen spezialisiert, die im spätma. dt. Fachschrifttum unter «brant» subsumiert werden (Rötungen, Verbrennungen, Verbrühungen, Erfrierungen, Gewebezerfall [Nekrose]). Zu den eingesetzten Arzneimitteln zählen eine «brant salb vnd zu erfroren gelider», Heillake und ein «rotte[s] selbelin» zur
Ungerech Granulationsförderung, das sich an → Roger Frugardi anlehnt. Bemerkenswert ist der Einsatz konzentrierten Bleizuckers zur Entzündungshemmung (Ausg. Nr. ). Ü: Kopenhagen, Kongelige Bibliotek, GKS Cod. ,°, v–r, v–r, r–v (Pap., , niederalemannisch); Namensnennungen: «meyster johan von pfrantpfurtt» (v, v), «meyster johan vngerech vˉo Ffrankpfurtt» (r, r). Digitalisat unter: www.kb.dk/ permalink//manus//eng/. A: Gundolf Keil/Christian Tenner: Die ‹K. W.›. Ein chirurgisches Arzneimittel-Hb. von aus dem nördlichen Elsaß. Online () unter: http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/m// wundarznei.pdf, S. (Nr. ) (Nr. ) f. (Nr. a/b). L: G. Keil, VL () Sp. . – Georg Ludwig Kriegk: Dt. Bürgerthum im MA. Nach urkundlichen Forschungen und mit besonderer Beziehung auf Frankfurt a. M. Frankfurt/M. , S. , . VZ Alchymey teuczsch. – Sammlung alchemistischer u. a. Texte, . Jh. Die Textsammlung ist nur in einer begonnenen Handschrift überliefert. Sie enthält alchemistische, kalendarische, astrologische und medizinische Notizen, darunter chemische Rezepte, Heilmethoden (etwa gegen Vergiftungen), Liebeszauber und ähnliche Beschwörungen. Die in dt. Sprache mit lat. Einsprengseln verfassten Texte sind häu g in der sog. verdeckten Rede geschrieben. Manche chemischen Substanzen oder Vorgänge sind also mit verschlüsselten Bezeichnungen versehen. Außerdem sind zahlreiche chemische Abschnitte in einer Chiffre aus graphischen Symbolen geschrieben. Eine Reihe von Textteilen sind aus unbekannten Gründen durchgestrichen. Der Codex enthält außerdem einfache Federzeichnungen von Tieren und chemischen Instrumenten. Die Entstehung der A. t. wird von der Forschung allgemein in der Grafschaft Hals und im Umfeld des Hofes der Landgrafen zu Leuchtenberg vermutet. Der Umschlag des Codex enthält eine Urkunde von Johannes und Georg zu Leuchtenberg für den Juden Salman Teublein (auch Salman von Hals). Das Dokument garantiert Teublein, seiner Ehefrau und seinem Gesinde eine Reihe von Rechten, etwa zum Geldverleih. Außerdem nennt sie Teublein im Zusammenhang mit nicht genau ausgeführten,
Der Tugend Regel vielleicht alchemistischen Praktiken. Teublein darf diese nicht enthüllen, solange er sich im grä ichen Herrschaftsgebiet aufhält. Bei Verlassen der Grafschaft soll er den Landgrafen seine drei besten Praktiken vollständig mitteilen. Die Handschrift enthält weiterhin eine Ergebenheitsadresse an den Passauer Bischof Leonhard (–). Auch drei Autoren der A. t. werden in der Sammlung erwähnt: Niklas → Jankowitz, Michael → Prapach und Michel → Wul ng. Diese Gruppe versuchte sich mit einem ebenfalls genannten Helfer namens Friedrich an der Herstellung von Gold. In der A. t. dokumentierte sie u. a. diese Bemühungen. Heute ist die Sammlung als eine der frühesten Aufzeichnungen dt. Alchemisten von historischer Bedeutung. Ü: Heidelberg, UB, cpg , Bll. (Pap., begonnen, bair.). – Vgl. Rudolf (s. Lit.) und http://www.handschriftencensus. de/. A: Wattenbach (s. Lit.; Teilausg.). – Online-Faks. der Hs.: http://digi.ub.uniheidelberg.de/cpg. L: Rainer Rudolf, VL () Sp. . – Joachim Telle, LexMA () Sp. . – Wilhelm Wattenbach: A. t. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () Sp. –. – Gerhard Eis: Von der Rede und dem Schweigen der Alchemisten. In: DVjs () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –). – Bernhard Bischoff: Übersicht über die nichtdiplomatischen Geheimschr. des MA. In: MIÖG () S. –, hier S. . – G. Eis: A. t. In: Ostbair. Grenzmarken () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit. Amsterdam , S. –). – Ders./Gundolf Keil: Nachträge zum VL. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. f. – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA. Baden-Baden , S. –, . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. – Gerd Mentgen: Jewish Alchemists in Central Europe in the Later Middle Ages. Some New Sources. In: Aleph () H. , S. –. – Daniel Jütte: Das Zeitalter des Geheimnisses. Juden, Christen und die Ökonomie des Geheimen (–). Göttingen u. a. , S. f. MM
. Hälfte . Jh. Blümlein, Peter und Stebenhasen, Rule (auch: Petter; Blumlein, Plumelin, Blümlin, Plümlein; Rüle, Rile; Stebehasen). – Gewährsleute für ein habichtheilkundliches Verfahren, erstes Viertel . Jh. (?). Das sechste Buch der → Jüngeren deutschen Habichtslehre ist eine Sammlung veterinärmedizinischer Anweisungen, die dem jagdkundlichen Traktat aus dem späten . Jh. womöglich erst später angehängt wurde. In diesem Anhang ndet sich ein zweiteiliges Verfahren zur Therapie des Keuchens bei Habichten («Für das keichen»). Zunächst wird empfohlen, den keuchenden Habicht in der warmen Stube iegen zu lassen; der zweite Teil setzt auf in Wein gekochte Wurzeln und Heilkräuter. Die Doppeltherapie wird den anderweitig nicht bezeugten Beizjägern zugewiesen: «von der warmen stuben ist Peter plümleins kunst von dem Kraut ist Rulen stebenhasen kunst». Es handelt sich um die einzige namentliche Nennung von zeitgenössischen Fachmännern in der Jüngeren deutschen Habichtslehre. Ü: Berlin, SBB, Mgq , r (Pap., . Jh., mittel- und oberdt.). – Ebd., Mgq , r (Pap., . Jh.). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , v (Pap., , aus Augsburg); geschrieben von Clara → Hätzlerin. – Hinzu kommen die Drucke des Beizbüchleins: Augsburg: Anton → Sorg, um – Ebd.: Johann Schobser, (GW f.). – Straßburg: Johann Knobloch, (VD ZV ). – Augsburg: Heinrich Steiner, / (VD P /). – Im Druck von wird nur «Peter blümlin» angeführt, in den Steiner-Drucken ndet sich gar keine Autorangabe. A: Lindner (s. Lit.) S. f. L: Kurt Lindner: Die dt. Habichtslehre. Das Beizbüchlein und seine Quellen. Die Wiener Falkenkunde (Quellen und Stud. zur Gesch. der Jagd ). ., erw. Ausg. Berlin , S. –. VZ Der Tugend Regel (früher: Fürstenspiegel Wye ein werltleich fürst). – Anfang . Jh. (?). Ausgehend vom bairisch-österreichischen Raum, wurde der anonyme Text in der zweiten Hälfte des . Jh. bis in ostschwäbisches Gebiet überliefert. W und N hängen zwar nicht direkt voneinander ab, sind aber unter den genannten Textzeugen am engsten miteinander verwandt.
. Hälfte . Jh.
Die sieben freien Künste, die vier Fakultäten [...]
Sie stimmen in zahlreichen Fällen mit S, in vielen anderen Fällen mit M überein; es muss mindestens eine ältere Handschrift gegeben haben, auf die sie zurückzuführen sind (zum Verhältnis der Handschriften vgl. Bartl, S. f., mit Stemma). Als eine der Quellen wurde das pseudoaristotelische → Secretum secretorum ausgemacht, das in Bezug auf die Regierungslehren rezipiert wurde. Einer Einleitung, in welcher der Inhalt kurz umrissen wird, folgen unsystematisch aneinandergereihte Kapitel; in S (bietet den vollständigsten Text) sind es Abschnitte. Wie alle Menschen ist der Fürst, dessen Titel etymologisch erklärt wird (Kap. «Warumb ein furst furst genenet ist»), dem natürlichen Lebensablauf und den Naturkräften unterworfen. Die persönliche Frömmigkeit des Fürsten wird ebenso besonders akzentuiert wie seine herausgehobene Stellung, die sich u. a. in kostbaren Gewändern und Festen zeigt (vgl. Incipit). Auch die ökonomischen Grundlagen werden bedacht; als guter Verwalter hat der Fürst dafür zu sorgen, dass die durch Handel etc. erzielten Einnahmen größer sind als die Ausgaben für «speys und zerung» (S. , Kap. «Wie der fürst reich wirt und sälig»). Weitere Themen sind die Kanzlei, die Schreiber, die gelehrten Juristen, die Streitmacht und das Kriegswesen. Ü: S: Wien, Schottenkloster, Cod. (Hübl ), r–v (Pap., . Jh. – [vgl. Bl. r] und [vgl. Bl. v], bair.österr.); Überschrift: «der tugnt regl», Incipit: «Wye ein werltleich furst mit got vnd der werlt salikleich mit ern vnd reichtum vnd gutem leunt wol auf erd gelebn mag». – M: München, BSB, Cgm , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.). – W: Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, r–v und v–r (Perg., . Jh., ostschwäbisch). – N: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. HR , r–v und r–v (Pap., [Bl. v, v], bair.-schwäbisch [Kurras, S. ], schwäbisch [Fürbeth, S. ]; Schreiber: vermutlich Claus → Spaun [Schneider, S. ]; kolorierte Federzeichnungen). – Cambridge/MA, Harvard College Library/Houghton Library, MS Lat (früher Seitenstetten, Stiftsbibl., Cod. ) (lat.-dt. Sammelhs., aus vier Teilen [I: –, II: –, III: –, IV: –] zusammengebunden) (Pap., Teil I: [vgl. Bl. r], Teil II und III: erste Hälfte . Jh., Teil IV: [vgl. Bl. v]; ursprüngliche Bibliotheksprovenienz: Univ. Wien, Philosophische Fakultät [Bl. r: «Facultatis philosophica Vienna »); online: http://nrs.harvard.edu/urn:FHCL.HOUGH:. – Berlin, SBB, mgf
(früher Privatbesitz Antiquariat Dr. Jörn Günther, Hamburg, Nr. /,; davor Privatbesitz Auktionshaus Sotheby’s, London, Nr. / ; davor Kreuzenstein bei Korneuburg/Niederösterreich, Bibl. der Grafen Wilczek, Nr. ), r–r (Pap., ca. [Wasserzeichenbefund], mittelbair.); online: SBB Berlin. Vgl. Lotte Kurras: ‹Der Fürsten Warnung›. Ein unbekanntes Wappengedicht Peter Suchenwirts? In: ZfdA () S. –. – Karin Schneider: Berufs- und Amateurschreiber. Zum LaienSchreibbetrieb im spätma. Augsburg. In: Literarisches Leben in Augsburg während des . Jh. Hg. v. Johannes Janota/Werner Williams-Krapp (Studia Augustana ). Tübingen , S. –. – Frank Fürbeth: ‹Vom Ursprung der Herolde›. Ein humanistischer Brief als heraldischer Lehrtext. In: PBB () S. –. A: Annemarie Bartl: Der tugent regel. Ein anonymer dt. Fürstenspiegel des . Jh. Unters. und Edition. In: PBB () S. – (nach S; zit.). L: Gerd Brinkhus: Fürstenspiegel ‹Wye ein werltleich fürst›. In: VL () Sp. ; () Sp. . – Red., VL () Sp. . – Franz von Krones: Kleine Beitr. zur ma. Quellenkunde. In: MIÖG () S. –, hier S. –. – Alphons Lhotsky: Quellenkunde zur ma. Gesch. Österreichs (MIÖG, ErgBd. ) , S. . – Bruno Singer: Die Fürstenspiegel in Deutschland im Zeitalter des Humanismus und der Reformation. Bibliographische Grundlagen und ausgewählte Interpretationen: Jakob Wimpfeling, Wolfgang Seidel, Johann Sturm, Urban Rieger (Humanistische Bibl. I, ). München , S. f. – Bartl (s. Ausg.) . – Klaus-Peter Schroeder: Fürstenspiegel. In: HRG () Sp. f. – Hans-Joachim Schmidt: Spätma. Fürstenspiegel und ihr Gebrauch in unterschiedlichen Kontexten. In: Text und Text in lat. und volkssprachiger Überl. des MA. Freiburger Kolloquium . Hg. v. Eckart Conrad Lutz u. a. (WolframStud. ). Berlin , S. –. BJ Die sieben freien Künste, die vier Fakultäten und der Baum der Wissenschaft. – Bildzyklus mit lat.-dt. Versen als Beischriften, erstes Drittel . Jh. Der Codex Vindobonensis wird auf den ersten fünf Seiten von einer Bilderfolge mit Personi kationen oder Vertretern der einzelnen uni
Christian von Prachatitz versitären Fakultäten und der septem artes liberales eröffnet (insgesamt zwölf kolorierte Federzeichnungen). Der Kleidermode der dargestellten Figuren nach zu urteilen, dürfte die Vorlage für diesen Zyklus um – entstanden sein. Es könnte sich hierbei um ein Wandbild aus dem universitären Bereich gehandelt haben. Zwei Fakultäten eröffnen das Bildprogramm: «Theologia» (Bild der Dreifaltigkeit) und «Phy[losophi]a» (bekrönte Frauen gur). Hierauf folgen die Artes als Teile der Philosophie. Zunächst das Trivium: «Gramatica» (Frau mit Löffel und Rute nebst Assistent [«inventor»] und Schülern), «Loyca» (Figur mit Hundskopf im Disput mit einem Geistlichen nebst Schüler und gekröntem Esel), «Rethorica» (Figur mit P anze [« ores rhetorici»] nebst Kleriker, Diktierendem und Skriptor); dann das Quadrivium: «Musica» (Figur mit Hahnenkopf, Instrumenten und Schülern), «Arismetrica» (Figur mit Rechensteinen), «Geometria» (Figur mit Zirkel und Winkelmaß), «Astronomia» (ge ügelte Figur mit Kreuzdiadem und Sphaera). Ein Rechtsgelehrter und ein Arzt als Vertreter der Fakultäten «iurista» und «physica» stehen am Ende der Figurenreihe. Die Abbildung eines Baums der Wissenschaft, der von Studenten bestiegen wird, beschließt das gesamte Bildprogramm. Die Artes-Darstellungen sind mit zweisprachigen Versen auf Spruchbändern und Spruchbandstreifen ausgestattet, wobei die dt. Verse keine Übersetzungen der lat. darstellen. Vor allem die sehr eingängigen dt. Kurztexte (z. B. «Jch loyca pin den lugen gram vnd mach mit warhayt zam») könnten vielleicht die Funktion von Merkversen erfüllt haben. Neben den Versen nden sich vereinzelte lat. Bilderläuterungen und Zusatzsprüche. Dem Baum der Wissenschaft ist in lat. Prosa der Hinweis auf dessen bitteren Wurzeln («radix amarissima») und süßen Früchte («fructus vero dulcissimus») beigegeben. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , r–r (Pap., um [Bildzyklus mit Beischr.], und , bair.-österr./lat.). A: Wirth , S. (lat. und dt.). – Stolz , Bd. , S. – (dt.). L: Karl-August Wirth/Ute Götz: Fakultäten, die vier. In: Reallex. zur dt. Kunstgesch. () Sp. –, hier Sp. , mit Abb. a, b. – K.-A. Wirth: Die kolorierten Federzeichnungen im Cod. der ÖNB. Ein Beitr. zur Ikonographie der Artes Liberales im . Jh. In: Anz. des Germ. Nationalmuseums () S. –, Abb.
. Hälfte . Jh. –. – Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA, begonnen von Hella Frühmorgen-Voss, fortgeführt von Norbert H. Ott zusammen mit Ulrike Bodemann/Gisela Fischer-Heetfeld. Bd. . München , S. f. (Nr. ..). – Michael Stolz: Artes-liberales-Zyklen. Formationen des Wissens im MA. Bde. (Bibliotheca Germanica ,/). Tübingen u. a. , passim, bes. Bd. , S. –, Bd. , S. f., Abb. . – Susanne Ripschler: Cod. . In: Mitteleuropäische Schulen , / (ca. –). Wien und Niederösterreich, bearb. v. Katharina Hranitzky u. a. Textbd./ Tafel- und Registerbd. (Österr. Akad. der Wiss., phil.-hist. Kl., Denkschr. /Veröff. zum Schriftund Buchwesen des MA /). Wien , Textbd. S. – (Nr. ), Tafelbd. Abb. –. VZ Christian von Prachatitz (heute Prachatice), * vor , † . – Arzt, Universitätslehrer, Verfasser von Werken des Quadriviums und der Medizin. Ch. v. P. studierte in Prag die Artes liberales und die Medizin und lehrte dort bis zu seinem Tod ; und war er Rektor der Universität. Obwohl Ch. für seinen Schüler Jan Hus Partei ergriffen hatte, wofür seine Briefe an Hus, aber auch eine Handschrift mit hussitischen Streitschriften (Prag, NB, XIII F ) aus seinem Besitz Zeugnis ablegen, musste er – wegen angeblicher romfreundlicher Gesinnung Prag verlassen. Ch.s Schriften sind aus seiner universitären Lehrtätigkeit und aus seiner ärztlichen Praxis erwachsen; neben einigen Quaestiones quodlibetales sind vor allem Texte zu mathematischen, astronomischen und astrologischen Themen erhalten; nach Ausweis der Überlieferung ist insbesondere seine Anleitung zum Gebrauch des Astrolabs auf großes Interesse bei den Zeitgenossen gestoßen und ca. gedruckt worden. In der Medizin ist er wie sein Prager Lehrer Sigmund → Albich vor allem mit Pestschriften in lat. und tschechischer Sprache hervorgetreten; daneben ndet sich auch kleineres medizinisches Schriftgut wie Rezepte und Consilien, außerdem ein aus den Autoritäten zusammengestelltes Kräuterbuch (Herbularium). Außer einem kleinen Pestregimen und einem Traktat über den Theriak als Pestheilmittel (Hinweis G. Keil, bei Höring, S. , Anm. ), bei denen die Verfasserschaft allerdings ungewiss ist, sind keine weiteren Schriften Ch.s ins Deutsche übersetzt worden.
. Hälfte . Jh. Ü: Die Handschriften sind verzeichnet bei den jeweiligen Editionen und bei Pavel Spunar: Repertorium auctorum Bohemorum provectum idearum post Universitatem Pragensem conditam illlustrans. Bd. (Studia Copernicana XXV). Breslau , S. –. A: Pestschrift: Karl Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des ‹schwarzen Todes› , VI. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f., –. – Arztbüchlein: Zdenka Tichá (Hg.): Lékaˇrské kniˇzky Mistra Kˇr iˇstana z Prachaticz z mnoh´ych vybrané (‹des Kristan von Prachatic›). Praha . – Theriaktraktat: Emil Höring: Der schwäbische TheriakPesttraktat von . Medizinische Monatsschr. () S. –. – Algorismus prosaycus: Zuzana Silagiová (Hg.): Kˇr istán z Prachatic, Základy aritmetiky (Fontes latini Bohemorum ). Praha . – De sanguinis minucione: Hana Florianová-Miskovská (Hg.): Kˇr istán z Prachatic, O poustení krve (Fontes latini Bohemorum ). Praha . L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Das Deutschtum des Arztes Albich. In: ZfdPh () S. –, hier S. f. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit. Amsterdam , S. –, hier S. –). – ˇ Frantiˇsek Smahel: Knihovní katalogy koleje Národa cˇ eského a koleje Reˇckovy. In: Acta Universitatis Carolinae () S. – (dt. Die Bücherkataloge des Collegium Nationis Bohemicae ˇ und des Collegium Reczkonis. In: F. Smahel: Die Prager Univ. im MA [Education and Society in the Middle Ages and Renaissance ]. Leiden u. a. , S. –). – Pavel Spunar: Repertorium auctorum Bohemorum provectum idearum post Universitatem Pragensem conditam illlustrans. Bd. (Studia Copernicana ). Breslau , S. – (Werk- und Überlieferungsverz.). – Alena Hadravová-Dohnalová/Petr Hadrava: Kˇr istán z Prachatic, Stavba a uˇzití astrolábu. Praha . – Dies.: Johannes von Gmunden und seine Version des Astrolabtraktats des Ch. v. P. In: Johannes von Gmunden (ca. –) Astronom und Mathematiker. Hg. v. Rudolf Simek/Kathrin Clench. Wien , S. –. FF Meister Anshelmus. – Mediziner, . Jh. M. A. ist in einer medizinischen Sammelhandschrift genannt, die u. a. das Arzneibuch des
Meister Anshelmus → Ortolf von Baierland, Texte von → Bartholomäus Salernitanus sowie verschiedene Rezepte enthält. M. A. wird ein P aster zur Wundheilung zugeschrieben («Daz ist daz p aster maister Anshelmis»). Die Forschung hat eine Identität von M. A. und Anselmus erwogen. Allerdings wird M. A. schon im ersten Viertel des . Jh. erwähnt, während A.s Pestregimen in der Überlieferung auf datiert ist. Das Pestregimen wäre möglicherweise erst nach M. A.s Tod aufgezeichnet worden. Ü: München, BSB, cgm , v (Pap., erstes Viertel . Jh., mittelbair.). – Vgl. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus Codicum Manu Scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. – Broszinski (s. Lit.) datiert die Hs. auf um . L: Hartmut Broszinski, VL () Sp. f. – Wolfgang Wegner: A., M. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . MM Zwölf Stücke von dem Harne. – HarnschauTraktat, frühes . Jh. Der anonym überlieferte elsässische Traktat stellt unter vergleichbaren uroskopischen Schriften eine unbedingte Besonderheit dar. Während ma. Harnlehren üblicherweise entscheidend von den beiden identisch betitelten Referenzschriften Liber de urinis des Ish.aˉ q al-Israili (Isaak Judäus) und des Aegidius von Corbeil geprägt waren (die auch auf den Harntraktat im Arzneibuch → Ortolfs von Baierland einwirkten), sind sie für die Z. S. v. d. H. ebensowenig grundlegend gewesen wie die uroskopischen Passagen im dt. → Bartholomäus. Die im Text namentlich angeführten Autoritäten Galen und Hippokrates – letzterer wird nur einmal im sechsten Stück angeführt – dürften eher ktive Quellenberufungen darstellen. Bei den Z. S. v. d. H. handelt es sich eigentlich nur um elf Stücke, wird doch der letzte Abschnitt doppelt gezählt («Daz elfte und das zwelfte zeichen»). Dieses Schlussstück bietet einen pseudogalenischen Harnfarbenkatalog neben allgemeinen Ausführungen zur Uroskopie, die man eigentlich am Beginn des Traktates erwartet hätte. Ein besonderes Interesse bei den restlichen zehn Abschnitten gilt der Säfte- und Temperamentenlehre, ohne dass der Autor die einzelnen Säfte oder Temperamente
Veckinchusen dezidiert benennt. Die einzelnen Stücke sind zunächst konventionell gestaltet: Auf die Beschreibung der Harnfarbe und -konsistenz, des Bodensatzes im Probenglas usw. folgt die Diagnose. Nun schließt der Anonymus noch therapeutische oder diätetische Empfehlungen an. Eine derartig umfassende Darstellung begegnet sonst nur in der Uroskopie des → Maurus von Salerno und bei Gualterus Agilinus (Summa medicinalis), ohne dass die Z. S. v. d. H. erkennbar von diesen beiden beinusst worden wären. Gänzlich originell sind die zusätzlichen Harnproben in den Stücken , und zur diagnostischen Absicherung (Mischungen mit «geisse milch» sowie «eier clar» und das Abkochen des Harns [«siet es ein halbe stunde»]). Ü: London, British Library, MS Sloane , r–v (Pap., , elsässisch [aus e Straßburg]); Überschrift: «Zwolf stúcke von dem harne». – Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. , ra–rb (Pap., , elsässisch); Überschrift: «Von xij stúcken des harnes die nottürftig sint z˚u wissende». – In beiden Textzeugen ndet sich der Traktat innerhalb des → Elsässischen Arzneibuches. A: Johannes Gottfried Mayer: ‹Z. S. v. d. h.›. Eine Uroskopie aus den Hss. des ‹Elsässischen Arzneibuchs›. In: Editionen und Stud. zur lat. und dt. Fachprosa des MA. FS Gundolf Keil. Hg. v. Konrad Goehl/J. G. Mayer (Texte und Wissen ). Würzburg , S. –. L: J. G. Mayer, VL () Sp. f. – Hans Christoffel: Grundzüge der Uroskopie. In: Gesnerus () S. –. – G. Keil: Die urognostische Praxis in vor- und frühsalernitanischer Zeit. Habil.-Schr. Freiburg i. Br. . – J. G. Mayer: Zur Überl. der ‹Elsässischen Arzneibuches›. In: Würzburger medinzinhist. Mitt. () S. –. – G. Keil: Harn, -schau, -traktate. In: LexMA () Sp. f. (allg.). – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Pfaffenbuch (Papenbok). – Historiographischer Bericht, . Das P. schließt sowohl zeitlich als auch sachlich an die begonnene Hemelik rekenscop (→ Hermann von Vechelde) an, die in vier Teilen die Entwicklung der städtischen Finanzen und Verwaltung ab dem Tod Herzog Magnus’ II. von Braunschweig-Lüneburg behandelt. Die in Kapitel unterteilten Aufzeichnungen beschäftigen
. Hälfte . Jh. sich mit dem zwischen dem Rat und dem Klerus der Stadt Braunschweig ausgebrochenen «Pfaffenkrieg» um die Besetzung einer Pfarrstelle von St. Ulrich. Berichtet wird nur über die Ereignisse bis zum Jahr . Der unbekannte Verfasser stand eindeutig auf Seiten des Rats. Zum Schluss folgen dem Text zwei Urkunden Herzog Bernhards von Braunschweig-Lüneburg vom ... Ü: Braunschweig, Stadtarch., B I , Bd. , Bll., davon nur beschrieben (Pap., Schreiber: Hans van Honlege?). – Stuttgart, LB, Cod. theol. et phil. ° , r–r (Abschrift, um /; http://www.handschriftencensus.de/). A: Ludwig Hänselmann (Hg.): Das P. Ein Fragm. . In: Die Chron. der niedersächsischen Städte. Braunschweig. Bd. (Chron.dt.St. ). Leipzig (Nachr. Göttingen ) S. –. L: Uta Reinhardt, VL () Sp. f. – L. Hänselmann: Einl. zur Ausg., , S. –. – Johannes Bernhard Menke: Geschichtsschreibung und Politik in dt. Städten des SpätMA. Die Entstehung dt. Geschichtsprosa in Köln, Braunschweig, Lübeck, Mainz und Magdeburg. In: Jb. des kölnischen Geschichtsvereins () S. –, hier S. f. BJ Veckinchusen, Hildebrand und Sievert. Geburtsdatum und -ort der Brüder H. und S. V. sind unsicher. Wahrscheinlich wurden sie zwischen und in Westfalen geboren. Die Forschung hat insbesondere Dortmund und Radevormwald als mögliche Geburtsorte erwogen. Verschiedentlich wurde ihre Geburt aber auch in Livland oder Hessen vermutet. H. absolvierte zunächst bis eine kaufmännische Ausbildung in Livland, die er in Flandern fortsetzte. In Brügge als Kaufmann tätig, war H. , und auch Aldermann des dortigen Kontors der dt. Hanse. Ab lebte er vorübergehend in Riga, wo sein Bruder Caesar wohnte. reiste H. geschäftlich nach Nowgorod und zog im selben Jahr nach Lübeck. Er wurde dort Bürger der Stadt, verlagerte seine kaufmännische Tätigkeit aber wieder nach Brügge. Während der folgenden Jahre baute H. ein internationales Netz von Geschäftsbeziehungen auf. Er handelte u. a. mit Nahrungsmitteln, Pelzen, Stoffen und Tuchen. gründete H. mit S. und anderen Kau euten eine Handelsgesellschaft, die Waren von Venedig in andere Länder importierte. Die Gesellschaft erwies
. Hälfte . Jh. sich für H. jedoch als teures Verlustgeschäft. Um hielt sich H. während des dortigen Konzils in Konstanz auf und gewährte dem König und späteren Kaiser Sigismund (–) ein umfangreiches Darlehen. Das Geld wurde H. nie zurückgezahlt, was seine nanzielle Situation weiter verschlechterte. oh H. vor seinen Gläubigern nach Antwerpen, kehrte dann nach Brügge zurück und wurde dort im Schuldturm inhaftiert. H.s Familie verarmte und geriet in soziale Isolation; auch H.s Verhältnis zu S. war nun zerrüttet. freigelassen, kehrte H. nach Lübeck zurück, wo er im Juli desselben Jahres starb. S. wurde zunächst mit H. in Livland und Flandern zum Kaufmann ausgebildet. Ab ist er in Brügge nachweisbar, wo er auch Aldermann der dt. Hanse war. Dann verlagerte er seine Tätigkeit nach Lübeck und beteiligte sich mit H. ab an der Venedischen Gesellschaft. Insgesamt agierte er jedoch deutlich vorsichtiger und erfolgreicher als H. Angesichts der Lübecker Ratsunruhen oh S. nach Köln. Ab Bürger der Stadt, führte er noch bis von dort aus seine Geschäfte. Später beteiligte er sich u. a. an einer Vertriebsgesellschaft und an einer Saline in Oldesloe. wurde S. in die elitäre Zirkelgesellschaft von Lübeck aufgenommen, was seinen hohen Status unter den Patriziern der Stadt bezeugt. Er starb als angesehener Kaufmann. H. hinterließ zahlreiche Geschäfts- und Privatunterlagen, die heute im Stadtarchiv von Tallinn (Reval) aufbewahrt werden. Die Forschung vermutet einen juristischen Hintergrund für das umfangreiche Depositum: Möglicherweise wurden die Papiere als Belege in einem Erbschaftsprozess verwendet. Zur Überlieferung zählen einerseits H.s Handelsbücher, außerdem Briefe, Testamente und Urkunden. Die Textzeugen sind meist mnd., teilweise mndl. und vereinzelt auch lat. abgefasst. H. hinterließ ursprünglich Handelsbücher, die jedoch aufgrund einer wechselvollen Überlieferungsgeschichte nicht mehr vollständig erhalten sind. Sie reichen von bis und werden von der Forschung in zwei Gruppen unterteilt: Die sog. Memoranda oder Schuldbücher enthalten meist unstrukturiert notierte Einträge verschiedenster Art (Nr. , , , ). Die Waren- oder Kontorbücher verzeichnen Geschäftsvorgänge in geordneter Form, z. B. nach Handelsgesellschaften gegliedert (Nr. –, –). Insgesamt erlauben die Handelsbücher Einblicke in den Warenverkehr, die
Veckinchusen Geschäftsbeziehungen und nanziellen Verhältnisse H.s. Nicht weniger aufschlussreich sind die weit über anderen Dokumente aus H.s Nachlass. Vor allem die Briefe besitzen einen hohen Quellenwert. Die Sammlung enthält private, geschäftliche und vermischte Korrespondenz H.s, seiner Familie und Geschäftspartner von bis über H.s Tod hinaus. Darunter sind zahlreiche Briefe S.s an seinen Bruder, während von H. selbst nur wenige Schreiben erhalten sind. Es handelt sich nicht in allen Fällen um Autographen. So ließen H.s Ehefrauen Briefe auch von ihren Töchtern oder professionellen Schreibern verfassen. Gegenstand der Briefe sind u. a. Warenverkehr, Konjunkturbedingungen, Rechenschaftsberichte, Mahnungen, Kredite, nanzielle Probleme und am Rande auch politische Ereignisse. Die Briefe berichten aber ebenso über familiäre Ereignisse und private Veränderungen. Mit Blick auf H. bilden sie die zunehmend prekäre Situation des Kaufmanns ab, etwa wenn er S. und andere Personen um Unterstützung bittet. Ebenso belegen sie S.s kaufmännisches Gespür. Insgesamt gelten die V.schen Handelsbücher und Briefe als bedeutende Zeugnisse der Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgeschichte ihrer Zeit. Insbesondere die Hanseforschung hat von ihnen pro tiert. In einem sonst kaum vorhandenen Umfang dokumentieren sie kaufmännische Vorgänge und ökonomische Zusammenhänge, aber auch persönliche Netzwerke und ma. Alltagswelten. Ü: Neun Handelsbücher und weitere Textzeugen in Tallinn (Reval), Stadtarch., urspr. Signaturen Af bis Af . – Zur wechselhaften Geschichte der Textzeugen vgl. u. a. die Ausgaben. A: . Handelsbücher: Michail P. Lesnikov: Torgovaia Kniga Ganzeiskogo Kuptsa Nachala XV Veka. In: Istoriˇceskij Archiv () S. –. – Lesnikov (s. Lit.). – Die Handelsbücher des H. V. Kontobücher und übrige Manuale. Hg. v. M. P. Lesnikov/Walter Stark. Köln . . Briefe: Wilhelm Stieda: Ein Geldgeschäft Kaiser Sigismunds mit hansischen Kau euten. In: Hansische Geschichtsbll. () S. –. – Ders.: Hansisch-Venetianische Handelsbeziehungen im . Jh. Rostock . – Ders.: H. V. Briefwechsel eines dt. Kaufmanns im . Jh. Leipzig (vgl. dazu Friedrich Techen. In: Zs. des Ver. für Lübeckische Gesch. und Altertumskunde []
Veckinchusen S. –). – Dollinger (s. Lit.) S. – (Teilausg.). L: Helgard Ulmschneider, VL () Sp. –; () Sp. . – Rolf Hammel-Kiesow, LexMA () Sp. . – Stieda (s. Ausg.). – Bruno Kuske: Die Handelsgeschäfte der Brüder V. In: Hansische Geschichtsbll. () S. –. – Luise von Winterfeld: Die Beziehungen der Brüder V. zu ihrer Heimatstadt Dortmund. In: Beitr. zur Gesch. Dortmunds und der Grafschaft Mark () S. –. – Dies.: H. V. Ein hansischer Kaufmann vor Jahren. Bremen . – Claus Nordmann: Die V.schen Handelsbücher. Zur Frage ihrer Edition. In: Hansische Geschichtsbll. / (/ ) S. –. – M. P. Lesnikov: Die livländische Kaufmannschaft und ihre Handelsbeziehungen zu Flandern am Anfang des . Jh. In: Zs. für Geschichtswiss. () S. –. – Ders.: Lübeck als Handelsplatz für osteuropäische Waren im . Jh. In: Hansische Geschichtsbll. () S. –. – Ders.: Der hansische Pelzhandel zu Beginn des . Jh. In: Hansische Stud. FS Heinrich Sproemberg. Hg. v. Gerhard Heitz/Manfred Unger. Berlin , S. –. – Franz Irsigler: Hansekau eute. Die Lübecker V. und die Kölner Rinck. In: Hanse in Europa. Brücke zwischen den Märkten (.–. Jh.). Hg. Kölnisches Stadtmuseum. Köln , S. –, f. – M. P. Lesnikov: Die Handelsbücher des hansischen Kaufmanns V. Berlin (vgl. dazu: Robert Delort, Bibl. de l’École des Chartes [] S. –). – M. P. Lesnikov: Zur Gesch. der Hansischen Handelsges. im XV. Jh. Die Handelsges. von H. V. In: Troisième Conférence Internationale d’Histoire Économique . Munich . Hg. École Pratique des Hautes Études. Paris u. a. , S. –. – Ahasver von Brandt: Die V.-Handlungsbücher. Vorgesch., Problematik und Verwirklichung einer Quellenedition. In: Hansische Geschichtsbll. () S. –. – Margot Lindemann: Nachrichtenübermittlung durch Kaufmannsbriefe. Brief-‹Zeitungen› in der Korrespondenz H. V.s (–). München u. a. . – Dies.: Die Herkunft der Familie V., Feckinghaus. In: Beitr. zur Gesch. Dortmunds und der Grafschaft Mark () S. –. – M. P. Lesnikov: Zur Frage des Pro tniveaus im hansischen Handel zu Beginn des . Jh. anhand des Nachlasses von H. V. In: Zins, Pro t, ursprüngliche Akkumulation. Hg. v. Konrad Fritze. Wei
. Hälfte . Jh. mar , S. –. – W. Stark: Die Handelsges. der Brüder V. im ersten Jahrzehnt des . Jh. In: ebd., S. –. – F. Irsigler: Der Alltag einer hansischen Kaufmannsfamilie im Spiegel der V.-Briefe. In: Hansische Geschichtsbll. () S. – (wieder in: Ders.: Miscellanea F. Irsigler. Hg. v. Volker Henn u. a. Trier , S. –). – Philippe Dollinger: Die Hanse. Stuttgart , S. –, , f. – Rolf Hammel: V., H. In: Biogr. Lex. für Schleswig-Holstein und Lübeck. Bd. . Hg. Schleswig-Holsteinische LB u. a. Neumünster , S. –. – Ders.: V., H. In: Lübecker Lebensläufe aus neun Jh. Hg. v. Alken Bruns. Neumünster , S. –. – Gerald Stefke: Sundisches, lübisches und andrisches Geld und der kaufmännische Wechselverkehr zwischen Brügge und Stralsund im ersten Jahrzehnt des . Jh. nach H. V.s Buchführung und anderen gleichzeitigen Quellen. In: ‹Kopet uns werk by tyden›. FS Walter Stark. Hg. v. Nils Jörn u. a. Schwerin , S. –. – Hans Jeske: Zur Lexikologie der mnd. Geschäftssprache veranschaulicht an einigen Handlungsbüchern des hansischen Kaufmanns H. V. In: FS Märta Åsdahl Holmberg. Hg. v. Dieter Krohn u. a. Göteborg , S. –. – Dieter Seifert: H. V. A Typical Hanseatic Merchant in the Low Countries? In: International Trade in the Low Countries (th–th Centuries). Merchants, Organisation, Infrastructure [...]. Hg. v. Peter Stabel u. a. Leuven , S. –. – Roswitha Schweichel: Kaufmännische Kontakte und Warenaustausch zwischen Köln und Brügge. Die Handelsges. von H. V., Werner Scherer und Reinhard Noiltgin. In: ‹... in guete freuntlichen nachbarlichen verwantnus und hantierung ...›. Wanderung von Personen, Verbreitung von Ideen, Austausch von Waren in den ndl. und dt. Küstenregionen vom .–. Jh. Hg. v. Dick E. H. de Boer u. a. Oldenburg , S. –. – Birgit Noodt: Ehe im . Jh. Einige statistische Ergebnisse und die Ehe von H. und Margarete V. In: Hansische Geschichtsbll. () S. –. – H. Jeske: Der Fachwortschatz des Hansekaufmanns H. V. Bielefeld . – Otfried Krafft: Eine Fehde, ein Reichsachtverfahren und das Ende zweier Grafschaften. Die Kau eute V. im Streit mit den letzten Grafen von Ziegenhain. In: Zs. des Ver. für Hessische Gesch. und Landeskunde () S. –. – Timo Reke: ‹Wete leyve wyf, dat ick dynen breyf wol vorstan hebbe.› Der Nebensatz in den Briefen von H. V. an seine Frau Margarethe. In: Dt.
. Hälfte . Jh. Sprache, dt. Kultur und nnisch-dt. Beziehungen. FS Ahti Jäntti. Hg. v. Christopher Hall. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – F. Irsigler: H. V. Ein spätma. Hansekaufmann in der Schuldenfalle. In: Zs. für Verbraucher- und Privat-Insolvenzrecht , Sonderh. () S. –. – Peter H. Stützel: Wachs als Rohstoff, Produkt und Handelsware. H. V. und der Wachshandel im Hanseraum von bis . Diss. Erlangen . – Angela LorenzRidderbecks: Krisenhandel und Ruin des Hansekaufmanns H. V. im späten MA. Unters. des Briefwechsels (–). Hamburg . MM Tucher, Endres I. (d. Ä.), * spätes . Jh. Nürnberg, † .. Nürnberg. – Nürnberger Patrizier, Chronist. T. stammte väterlicherseits aus einer wohlhabenden Patrizierfamilie, die lange Zeit die politischen Geschicke Nürnbergs mitbestimmte. So war sein Vater Hans I. T. Losunger der Stadt. T.s Mutter gehörte der Familie Behaim an, die ebenfalls zu den ein ussreichsten Patrizierfamilien Nürnbergs zählte. Wie sein Bruder Berthold III. → T. erhielt T. in Venedig eine Ausbildung zum Kaufmann. heiratete er eine Angehörige des Patriziergeschlechts Paumgartner, mit dem T. dann auch geschäftlich verbunden war. wurde er Mitglied des Großen Rats. Als Kaufmann gelangte er zu großem Wohlstand. T. gilt als Stammvater der jüngeren Linie seiner Familie. Zu seinen Söhnen gehörten Endres II. → T. und Hans VI. T. T. führte von bis zu seinem Tod ein dt. Memorial, das nur in einer Abschrift des . Jh. überliefert ist. Das Werk enthält knappe annalistische Notizen zu Ereignissen jener Jahre. Geographischer Mittelpunkt der Aufzeichnungen ist Nürnberg. Auswärtiges spielt nur eine untergeordnete Rolle. T.s Memorial erfasst einmal Politisches, z. B. Ratsbeschlüsse, Gebietsverkäufe des Markgrafen von Brandenburg (), Teilnehmer des Reichstags von und die Wahl Friedrichs III. († ) zum König (). Hinzu kommen gesellschaftliche und allgemeine Nachrichten, z. B. über Besuche von Adligen und kirchlichen Würdenträgern, über Turniere, Baumaßnahmen, die Renovierung des Nürnberger Rathauses (), die völlige Vereisung der Pegnitz aufgrund kalten Wetters (), einen großen Weinüberschuss in Franken (), einen örtlichen Unfall mit sechs Toten (), eine Sonnen nsternis () und den
Tucher Ausbruch einer Seuche (). Nur vereinzelt bietet das Memorial persönliche Mitteilungen T.s, etwa über den Tod seines Vaters. Zu den wenigen Rezipienten von T.s Aufzeichnungen gehörte Christoph Scheurl († ), dessen Mutter aus T.s Familie stammte. Scheurl benutzte das Memorial für die erste Fassung des Tucherbuchs (). Ü: Nürnberg, Scheurlsche Bibl., Collectaneenbd. F, Cod. , v–v (Pap., erste Hälfte . Jh.). – Vgl. u. a. www.handschriftencensus.de/. A: Die Chron. der dt. Städte vom . bis ins . Jh. Bd. : Die Chron. der fränkischen Städte: Nürnberg . Hg. v. Carl Hegel. Leipzig (Nachdr. Göttingen ) S. –. – Becker/ Kirchhoff (s. Lit.). L: Helgard Ulmschneider, VL () Sp. –. – Ludwig Grote: Die Tucher. Bildnis einer Patrizierfamilie. München , S. f. – Wilhelm Schwemmer: Das Mäzenatentum der Nürnberger Patrizierfamilie Tucher vom . bis . Jh. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –, hier S. . – Erich Strassner: Graphemsystem und Wortkonstituenz. Schreibsprachliche Entwicklungstendenzen vom Frühnhd. zum Nhd. untersucht an Nürnberger Chroniktexten (Hermaea NF ). Tübingen , S. , . – Joachim Schneider: Heinrich Deichsler und die Nürnberger Chronistik des . Jh. Wiesbaden , S. , –. – Matthias Kirchhoff: Gedächtnis in Nürnberger Texten des . Jh. Gedenkbücher, Brüderbücher, Städtelob, Chron. Nürnberg , S. –. – Ders./ Hans Becker: Das Memorial E. I. T.s. Neuedition, Kommentierung und Übersetzung des ältesten Tucherschen Gedenkbuchs (–). In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –. MM Vorster, Johannes, † Nürnberg (?). – Gerichtsschreiber, Autor einer → Hugo von Trimberg-Bearbeitung. V. war als Schreiber des Nürnberger Stadtgerichts tätig; er ist in der Stadt u. a. auch als Stifter an St. Sebald nachgewiesen. Zwischen und schuf er eine kürzende dt. Bearbeitung des Lehrgedichts Der Renner von Hugo von Trimberg. Als Vorlage wird ein Text der Klasse Ay vermutet. Die in Handschrift H als Autograph überlieferte Bearbeitung umfasst rund . Verse, al
Sloesgin so weniger als die Hälfte des Originals. V. kompilierte aus Hugos Dichtung einzelne Abschnitte von bis zu hundert Versen Länge und ordnete sie neu. So dient z. B. als Prolog eine moraldidaktische Passage über die Lerche, die bei Hugo erst später im Text erscheint. Darauf folgen Verse über Jugend und Alter sowie über die sieben Todsünden. Diese sind bei V. gemäß der traditionellen SALIGIA-Reihe angeordnet. Der Epilog entwirft das Gesamtbild einer wohlgeordneten Schöpfung. V. greift dabei ausführlich auf den sog. Exkurs im Renner zurück, verwendet auch Elemente der Trimbergschen Naturlehre sowie die Birnbaumund Leiterallegorien. Insgesamt gilt gegenüber Hugos Original die Darstellung der Schöpfungsordnung als charakteristischer Schwerpunkt V.s. Er ergänzte den Text um zahlreiche lat. Zitate aus Autoritäten wie → Augustinus, → Seneca oder der Bibel, die er als Marginalien hinzufügte. Außerdem weist H zahlreiche Zeichnungen auf. Die Illustration des Prologs gilt als eines der ältesten Handschriftenbilder, auf dem eine Landschaft ohne Menschen dargestellt ist. H enthält auch eine dt. Bearbeitung der → Tafel der christlichen Weisheit, die V. zwischen und nachtrug. In Kodex Z sind von V.s Hand lat. Gebete überliefert, die um entstanden. In jenem Jahr schrieb Erhart → Groß sieben lat. Psalmen, die er V. widmete und die in der gleichen Handschrift erhalten sind. Zwei weitere Autographen V.s von (N) und (N) bieten u. a. lat. Abschriften der Biblia Pauperum des → Alexander de Villa Dei und der Bücher des NT. Die von V. erhaltenen Texte entstanden wahrscheinlich für den Privatgebrauch und wurden daher nicht rezipiert. Ü: . Renner-Bearbeitung und Tafel der christlichen Weisheit: H: Heidelberg, UB, cpg . r–r (Perg. und Pap., –, ra–vb mit Nachträgen von ca. –; Autograph). – . Lat. Gebete: Z: Zürich, ZB, Ms. Rh. , r–r, r–r (Perg., um ; Autograph). – . Weitere lat. Hss. V.s: N: Nürnberg, StB, Cent. I , Bll. (Perg., ; Autograph). – N: Ebd., Cent. I , Bll. (Perg., ; Autograph). Vgl. Ingeborg Neske: Die lat. ma. Hss. Bd. . Bibelhss. und Liturgica einschließlich der griechischen Texte. Wiesbaden , S. f., f. – Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini
. Hälfte . Jh. germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –. – www.handschriftencensus.de/ . – www.handschriftencensus.de/. A: Renner-Bearbeitung: Lähnemann (s. Lit.). – Online-Faks. der Hs.: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg. L: Henrike Lähnemann, VL () Sp. . – Leonie von Wilckens: Regensburg und Nürnberg an der Wende des . zum . Jh. Zur Bestimmung von Wirkteppichen und Buchmalerei. In: Anz. des Germ. Nationalmuseums () S. –. – Rober Suckale: Die Regensburger Buchmalerei von bis . In: Regensburger Buchmalerei. Von frühkarolingischer Zeit bis zum Ausgang des MA. Ausstellung der BSB München und der Museen der Stadt Regensburg. München , S. f. (Nr. ). – Susanne Blöcker: Stud. zur Ikonographie der sieben Todsünden in der ndl. und dt. Malerei und Graphik von –. Münster/Westf. u. a. , S. f. – H. Lähnemann: Der ‹Renner› des J. V. Unters. und Edition des cpg . Tübingen/Basel . – Christoph Huber: ‹Der werlde ring und was man tuon und lassen schol›. Gattungskontinuität und Innovation in moraldidaktischen Summen. Thomasin von Zerklaere, Hugo von Trimberg, Heinrich Wittenwiler u. a. In: MA und frühe Neuzeit. Übergänge, Umbrüche und Neuansätze. Hg. v. Walter Haug. Tübingen , S. –, hier S. –. – Vgl. auch die Lit. zu Hugo v. Trimberg. MM Sloesgin, Johann (auch: Jan S., J. Slosgin), * .. Nijmegen, † um /. – Kaufmann, Verfasser eines Hausbuchs. S. wanderte aus den Niederlanden nach Köln ein, wo seine Familie vorher nicht belegt ist. Er erwarb das Kölner Bürgerrecht und heiratete . Als erfolgreicher Kaufmann trieb er Handel mit Deventer, Antwerpen und England. Auch vergab er Kredite an die Stadt Köln. S. schloss sich der Kaufmannsgilde Windeck an und wurde um Mitglied der Münzerhausgenossenschaft. kaufte er in Köln ein Haus, später auch weiteren Grundbesitz. Im November noch nachweisbar, dürfte S. um oder gestorben sein. S. legte am .. ein dt. Hausbuch mit privaten und geschäftlichen Aufzeichnungen an. Das in schlichtem Stil geschriebene Werk ist als Original überliefert. S.s Eintragungen füllen darin insgesamt
. Hälfte . Jh. Seiten und reichen bis . Ihr Inhalt besteht zum großen Teil aus Informationen über S.s Familienverhältnisse, darunter vor allem Angaben zu S., seiner Ehefrau und ihren zwölf Kindern. So vermerkt das Hausbuch Namen, Lebensdaten, Taufund Firmpaten, Schulbesuche und Berufsausbildungen der Kinder. Auffällig ist dabei die Konzentration auf S.s unmittelbare Kernfamilie. Weiterhin enthält das Hausbuch Angaben über die Zollund Hausgeldtarife von Geervliet, Antwerpen und Frankfurt/M. Außerdem dokumentierte S. in dem Kodex Immobilienangelegenheiten, etwa Ausgaben für Haus- und Bodenkäufe. Bei einer Gelegenheit trug er in das Hausbuch auch einige medizinische Anweisungen ein. Zwischen und gab S. das Hausbuch an seinen ältesten Sohn weiter, der ebenfalls als Kaufmann tätig war und das Werk mit seiner Ehefrau weiterführte. Danach wurde das Hausbuch von mindestens drei weiteren Familienmitgliedern mit Unterbrechungen bis fortgesetzt. So stammt ein großer Teil des Inhalts aus der Zeit von bis . Insgesamt ist S.s Hausbuch u. a. im Vergleich zu patrizischen Aufzeichnungen von Interesse, zeigt es doch den wirtschaftlichen Aufstieg eines Kölner Neubürgers, der nicht auf ein etabliertes Familiensystem zurückgreifen konnte. Stattdessen belegt das Hausbuch, wie S. sich z. B. durch die geschickte Auswahl von Kau euten als Taufpaten für seine Kinder ein eigenes Netzwerk schuf. S.s Angaben über den zeitgenössischen Handel und die Ausbildung seiner Kinder machen das Werk auch wirtschafts- und bildungshistorisch relevant. Ü: Köln, Hist. Arch. des Erzbistums, Pfarrarch. St. Andreas, betr. Filialkirche St. Paul, Sign. B II , Bll. (–; Teilautograph S.s). – Vgl. Kuske und Pawis (beide s. Lit.). L: Reinhard Pawis, VL () Sp. –. – Quellen zur Gesch. des Kölner Handels und Verkehrs im MA. Bd. . Hg. v. Bruno Kuske. Bonn (Nachdr. ebd. ) S. –. – Wolfgang Herborn: Bürgerliches Selbstverständnis im spätma. Köln. Bermerkungen zu zwei Hausbüchern aus der ersten Hälfte des . Jh. In: Die Stadt in der europäischen Gesch. FS Edith Ennen. Hg. v. Werner Besch u. a. Bonn , S. –. – Klaus Militzer: Führungsschicht und Gemeinde in Köln im . Jh. In: Städtische Führungsgruppen und Gemeinde in der werdenden Neuzeit. Hg. v.
Agrius von Brune Wilfried Ehbrecht. Köln/Wien , S. –. – Mathias Beer: Eltern und Kinder des späten MA in ihren Briefen. Familienleben in der Stadt des SpätMA und der frühen Neuzeit mit besonderer Berücksichtigung Nürnbergs (–). Nürnberg , S. , f., u. ö. – David Nicholas: The Later Medieval City, –. London u. a. , S. f., . – Kerstin Seidel: Freunde und Verwandte. Soziale Beziehungen in einer spätma. Stadt. Frankfurt/M. u. a. , S. –. MM Agrius von Brune, † erstes Viertel . Jh. (?). – Als medizinische Autorität erwähnt. A. ist nur durch eine Erwähnung in der Chirurgia von → Hesse, dem Juden von Salms (Solms), nachweisbar. Dort wird er neben einem Papst Leo und einem Surdiacus als Autorität für eine spezielle Tonsillitistherapie genannt. Die erwähnte Behandlungsmethode beruht auf der Verwendung von Pferdehoden. Der Text bezeichnet A. als Meister, de niert aber seine Rolle in der Entwicklung der Behandlungsmethode nicht genau. Auch A.s Lebenszeit ist unsicher. Hesse, der Jude von Salms, schloss sein medizinisches Kompendium um ab, also dürfte A. spätestens um diese Zeit gelebt haben. Ü: Zürich, ZB, cod. C a, v (Pap., ). – Erlangen, UB, Ms. B , Bll. (Pap., um ). – Vgl. Leo C. Mohlberg: Kat. der Hss. der Zentralbibl. Zürich. Bd. : Ma. Hss. Zürich , S. (Nr. ); Otto Pültz: Die dt. Hss. der UB Erlangen (Kat. der Hss. der UB Erlangen ). Wiesbaden , S. f. L: Wolfram Schmitt, VL () Sp. f. – Max Neuburger: Gesch. der Medizin /. Stuttgart , S. f. – Gundolf Keil: Peter von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes. Diss. Heidelberg , S. , –. – Gerhard Eis: Zu dem frühmhd. Hormonrezept. In: Sudhoffs Arch. () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –). – Bernhard D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . MM Engelhus, Dietrich → Band , Sp. –. Rothe, Johannes → Band , Sp. –.
Rosenheimer Scherer, Michel, * vor , † frühestens . – Schreiber. Der ansonsten unbekannte S. identi ziert sich durch Eigennennung als Schreiber von Handschrift P. Er gibt darin Straßburg als Schreibort und als Jahr der Abfassung an. Allerdings enthält der Kodex auch Einträge S.s, die sich auf Ereignisse von / beziehen. S. dürfte P also über einen längeren Zeitraum hinweg besessen und mit Nachträgen versehen haben. P gilt daher in der Forschung nicht als Auftragsprodukt, sondern als Handschrift für den eigenen Gebrauch. Primärtext in P ist eine Abschrift des Schachzabelbuchs → Konrads von Ammenhausen. Daneben trug S. aber eine bunte Mischung von dt. Marginalien in den Kodex ein. Darunter sind ebenso Prosaabschnitte wie Reimverse, religiöse wie weltliche Stücke. Zu den religiösen Einträgen zählen Gebete und Anrufungen, u. a. Marias und Sebastians, sowie Auszüge aus der Bibel und Zitate von Autoritäten wie → Bernhard von Clairvaux. Weltlicher Natur sind historische Notizen, etwa über Ludwigs XI. von Frankreich († ) Vorstoss ins Elsass im Jahr , aber auch Sprüche und Priameln, in denen S. z. B. das Konstanzer Konzil verspottet. Interessant ist S.s Kodex als Zeugnis privater literarischer Betätigung eines gebildeten Bürgers. Ü: P: Paris, Nationalbibl., Dep. Bibl. de l’Arsenal Ms. , Bll. (Pap., Straßburg, bis um , elsässisch; Autograph). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. A: Bächtold (s. Lit.; Teilausg.). L: Jakob Bächtold: Dt. Hss. in Paris. In: Germania () S. –. – Karl Euling: Das Priamel bis Hans Rosenplüt. Stud. zur Volkspoesie. Breslau (Nachdr. Hildesheim ) S. . – Gerhard Eis u. a.: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. . – Oliver Plessow u. a.: Ma. Schachzabelbücher zwischen Spielsymbolik und Wertevermittlung. Der Schachtraktat des Jacobus de Cessolis im Kontext spätma. Rezeption. Münster/Westf. , S. , f. – Vgl. auch die Lit. zu Konrad von Ammenhausen. MM Rosenheimer, Johann Ulrich, von Straßburg. – Verfasser lat. mnemotechnischer Traktate, von denen einer die Vorlage für Johannes → Hartliebs Kunst der Gedächtnüß darstellt; erste Hälfte . Jh. R. ist unabhängig von seiner Traktatüberlieferung nicht nachgewiesen. Er führte den (artistischen?) Magistertitel und stammte aus oder wirkte
. Hälfte . Jh. in Straßburg. Sein Familienname dürfte sich auf das elsässische Rosheim beziehen. Eine überwiegend lat. Sammelhandschrift, die vorherrschend Gebrauchstexte zur Verwendung im Unterricht enthält, überliefert eine Gruppe von drei mnemotechnischen Texten, von denen zwei R. zugewiesen werden. Der erste Text der Dreiergruppe, der anonyme Tractatus de arte memorativa cujusdam magistri Parisiensis, ist die Grundlage für R.s eigene Ars memorativa, die als letzter der drei Traktate in der Handschrift erscheint. Einige Kapitel hat R. wortgetreu übernommen, anderen folgt er nur inhaltlich. Am Schluss kürzt er seine Vorlage. Die einzige Erweiterung ist die Inserierung der Legende der hl. Katharina (→ Katharina von Alexandrien) im Kapitel zur Einprägung zusammenhängender Texte. Von literargeschichtlich größerem Interesse ist indes R.s anderer Beitrag, De scientia id est Notabilia mnemotechnica. Dieser Traktat lehnt sich zwar wie die beiden anderen der Dreiergruppe an antike Vorbilder an, ist dabei aber um breitere Verständlichkeit bemüht. Der Text ist zunächst lat. und wechselt ungefähr in der Mitte (r) in die Volkssprache. In der Übergangsphase begegnen auch mischsprachige Sätze. Beim zweisprachigen De scientia-Traktat handelt es sich um den ältesten bekannten Zeugen von Hartliebs Kunst der Gedächtnüß, die hier in noch nicht vollständig übersetzter Form vorliegt. Bei R.s vermutlich originär lat. (und in dieser Form nicht überlieferten) Traktat dürfte es sich demnach um die Vorlage für Hartliebs Übersetzung gehandelt haben. Hartlieb hat seine Kunst der Gedächtnüß um / erstellt, wobei seine Urheberschaft nicht unumstritten ist (vgl. zuletzt [pro Hartlieb] Schnell ). Demnach wären R.s Traktate für das erste Viertel oder Drittel des . Jh. anzusetzen. Ü: Wien, ÖNB, Cod. (Pap., , lat./bair.-österr.). Tractatus de arte memorativa: v–r; De scientia: v–v, Explicit: «Istud praeallegatum dictum magistri Johanis vdaltici doctissimi Rosenhaymiensis de Argentina»; Ars memorativa: r–r. L: Rainer Rudolf, VL () Sp. f. – Helga Hajdu: Das mnemotechnische Schrifttum des MA. Wien u. a. (Nachdr. Amsterdam , Frankfurt/M. ) S. –. – Gerhard Eis: Zur altdt. ‹Gedächtniskunst›. In: Medizinische Monatsschr. () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer
. Hälfte . Jh. Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –). – Martin Wierschin: Johannes Hartliebs «Mantische Schr.». In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. –. – Wolfram Schmitt: Biobibliographische Bemerkungen zu Hans Hartlieb. In: Fachprosa-Stud. Beitr. zur ma. Wiss.- und Geistesgesch. FS G. Eis. Hg. v. Gundolf Keil u. a. Berlin , S. –, hier S. , f. Anm. . – Sabine Heimann-Seelbach: Ars und scientia. Genese, Überl. und Funktionen der mnemotechnischen Traktatlit. im . Jh. Mit Edition und Unters. dreier dt. Traktate und ihrer lat. Vorlagen (Frühe Neuzeit ). Tübingen , S. . – Frank Willaert: Medieval memory. Image and text (Textes et études du moyen âge ). Turnhout , S. . – Bernhard Schnell: Neues zur Biogr. Johannes Hartliebs. In: ZfdA () S. –, hier S. . VZ Erweitertes livländisches Ritterrecht (auch: Mittleres l. R.). – Vor . Der Titel E. l. R. führt in die Irre und ist erst durch die Geschichtsforschung eingeführt worden; die Bezeichnung «Ritterecht» tritt in den Quellen erst mit Ausgang des MA entgegen (Leesment: Abweichungen, S. ). Bei dem E. l. R. handelt es sich um eine Kompilation und Bearbeitung von mindestens drei bekannten Land- und Lehnrechtsbüchern in Kapiteln und nd. Sprache: . Die jüngere Rezension des → Ältesten livländischen Ritterrechts wurde mit etlichen Abweichungen, die eine Annäherung an das → Waldemar-Erichsche Lehnrecht aufweisen, aufgenommen (Kap. –, , , , –). . Der → Livländische Spiegel wurde fast vollständig übernommen (Kap. –, , , –, –, –, –, , –, –, –, –, –). . Aus dem Sachsenspiegel → Eikes von Repgow wurden drei Kapitel wörtlich übernommen (Kap. –). Darüber hinaus be nden sich im E. l. R. weitere Textpassagen, dessen Vorbilder unbekannt sind. Es lässt sich kein Versuch einer systematischen Durchdringung und sinnhaften Anordnung der Kapitel erkennen. Über den Kompilator des E. l. R. können wir keine Aussagen treffen, jedoch wird angenommen, dass er aus dem Umfeld des Erzbischofs von Riga stammt. Es liegen keine handschriftlichen Zeugen des Textes vor; das E. l. R. wurde, ohne das ein Auftraggeber bekannt wäre,
Erweitertes livländisches Ritterrecht mit einer durch den Rigaer Erzbischof Michael Hildebrand errichteten Eininge van Uthantwerdinge der Buren zum ersten Mal in Druck gegeben. Es dürfte in allen livländischen Stiften zumindest subsidiäre Geltung besessen haben. Gut zwei Jahrhunderte später gab Gerhard Oelrichs das E. l. R. mit Dionysius Fabris Formulare procuratorum (–), dem → Erweiterten Rigaer Stadtrecht u. a. Rechtstexten heraus (Buddenbrock: Sammlung, , S. f.). E D: De gemenen stichtischen Rechte ym Sticht van Ryga, geheten dat Ridderrecht. S. l. . – Gerhard Oelrichs: Dat Rigische Recht und de gemenen stichtischen Rechte ym Sticht van Ryga […]. Bremen , S. –. A: August Wilhelm Hupel: Versuch einer Gesch. der lie ändischen Ritter- und Landrechte und hochdt. Uebersetzung der lie ändischen Ritterrechte [...] (Neue Nordische Miscellaneen, Stücke –). Riga , S. –. – Gustav J. von Buddenbrock: Slg. der Gesetze, welche das heutige livländische Landrecht enthalten. Bd. . Mitau , S. –. L: Bibliographien zur livländischen Rechtsgeschichte (Quellen und Literatur) bei: Eduard Winkelmann: Livoniae historica. Systematisches Verz. der Quellen und Hilfsmittel zur Gesch. Estlands, Livlands und Kurlands. Berlin (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Oswald Schmidt: Rechtsgesch. Liv-, Est und Curlands. Aus dem Nachlasse des Verfassers hg. v. Eugen von Nottbeck. Dorpat (Nachdr. Hannover ) S. – (ebd. eine Besprechung der damaligen Archivbestände). – Dt. Gesch. im Osten Europas: Baltische Länder. Hg. v. Gert Pistohlkors. Berlin , S. –. Einen Überblick über die ma. Rechtsquellen Livlands in drei, immer aufs Neue verbesserten Ausgaben bietet Friedrich Georg von Bunge: Beitr. zur Kunde der liv-, esth- und curländischen Rechtsquellen. Riga/Dorpat . – Ders.: Einleitung in die liv-, esth- und curländische Rechtsgesch. und Gesch. der Rechtsquellen. Reval . – Ders.: Altlivlands Rechtsbücher, zum Theil nach bisher unbenutzten Texten. Leipzig . Hermann Blaese/Dietmar Willoweit: Baltische Länder. In: HRG () Sp. –. – August Wilhelm Hupel: Versuch einer Gesch. der lie ändischen Ritter- und Landrechte und hochdt. Uebersetzung der lie ändischen Ritterrechte [...] (Neue Nordische Miscellaneen, Stücke –). Riga . –
Feuerwerkbuch von Leo Leesment: Die Verbrechen des Diebstahls und des Raubes nach den Rechten Livlands im MA. Dorpat (Nachdr. Goldbach ). – Leonid Arbusow: Livland. Mark des Reiches –. Ein Abschnitt dt. Verfassungs- und Rechtsgesch. Riga . – Baltisch-europäische Rechtsgesch. und Lexikographie. Hg. v. Ulrich Kronauer u. a. Heidelberg . DB/MM Feuerwerkbuch von . – Fachkompendium der Büchsenmeisterei, er Jahre des . Jh. Bei dem seit der Ausgabe von Hassenstein () so genannten F. handelt es sich um eine weit verbreitete und oft rezipierte Sammlung von chemischen und physikalischen Ratschlägen für das Büchsenmeisterwesen vom Anfang des . Jh., die ein unbekannter fachkundiger Autor zusammenstellte. Als Vorlage für zumindest einige Passagen könnte dabei u. a. die → Anleitung, Schießpulver zu bereiten, Büchsen zu laden und zu beschießen gedient haben. Die Entstehungszeit des F. kann zwischen und eingegrenzt werden. Überliefert sind jedoch nur Abschriften; die ältesten bekannten stammen aus den Jahren (München, Cgm ), (Heidelberg, Cod. Pal. germ. ) und (Freiburg, Hs. ). Insgesamt lassen sich derzeit ganz oder teilweise identische Textfassungen und Bearbeitungen ausmachen, von denen einige auch gemeinsam mit Abschriften des Bellifortis des Konrad → Kyeser (/) überliefert sind. Bemerkenswert für eine kriegstechnische Lehrschrift ist der kaum zu verzeichnende Einsatz von Illustrationen, die nur in wenigen Fassungen und dann sehr sparsam den Text ergänzen. Anders als noch von Schmidtchen () angenommen, handelt es sich bei dem F. nicht um für den persönlichen Gebrauch von Büchsenmeistern bestimmte geheime Aufzeichnungen, die durch gruppeninterne Weitergabe verbreitet wurden. Leng () geht stattdessen davon aus, dass das F. ein für ein breit gespanntes Publikum – neben den Büchsenmeistern werden im Text ausdrücklich Fürsten, Grafen, Herren, Ritter, Knechte und Städte angesprochen – geschaffenes Kompendium praxisbezogenen Wissens um die Herstellung von Pulver und die Bedienung von Feuerwaffen war. Es bot den militärtechnischen Spezialisten einen schnellen Zugriff auf strukturiertes und didaktisch aufbereitetes Fachwissen und trug zur Ausbildung eines verfestigten Berufsbildes der Büchsenmeister bei. Die möglichen Dienstherren
. Hälfte . Jh. dieser Spezialisten konnten in wichtige Grundlagen von Technik und Chemie der Feuerwaffen eingeführt werden, um selbst kompetentere Entscheidungen im Hinblick auf die moderne Kriegstechnik und deren Personal treffen zu können. Durch diese Konzeption wurde das F. zur wichtigsten Vorlage der artilleristischen Literatur des . und . Jh. von beinahe kanonischer Bedeutung und zur meist verbreiteten deutschsprachigen kriegstechnischen Schrift des SpätMA, sogar der einzigen, die vom Oberdeutschen ins Niederdeutsche übertragen wurde (Berlin, Ms. germ. quart. , zweites Viertel . Jh.). Das F. hat eine klar erkennbare Gliederung. In der Vorrede wendet sich der anonyme Autor an die möglichen Auftraggeber der Büchsenmeister und betont, dass man im Kriegsfall ganz besonders auf die Verlässlichkeit und gute Ausbildung von Büchsenmeistern angewiesen sein wird, für die deshalb schon in Friedenszeiten Sorge zu tragen sei. Danach folgt ein Katalog von zwölf Büchsenmeisterfragen zu Grundlagen der Feuerwerks- und Schießtechnik, die man einem Kandidaten vorlegen sollte, den man als Büchsenmeister einstellen will. Im Text werden diese Fragen in Dialogform von einem sprechenden Meister musterhaft beantwortet und zum Teil auch ausführlich begründet oder erläutert. In vielen Handschriften schließt sich an die zwölf Fragen ein kurzer Abschnitt an, in dem die Er ndung der Pulverwaffen durch einen Meister oder Mönch Niger Berchtoldus, den ktiven Berthold Schwarz, beschrieben wird. Diese Legende diente wahrscheinlich der historischen Legitimation der Büchsenmeisterei. Im darauf folgenden Abschnitt werden die moralischen und fachlichen Anforderungen an Büchsenmeister erläutert: Gottesfurcht, Bescheidenheit, Mut, Nüchternheit, Schreib- und Lesefähigkeit. Hinzu kommen Ermahnungen zu gesundem Lebenswandel, auch beim Umgang mit den schädlichen Substanzen des Büchsenmeisterhandwerks. Dann folgen als eigentlicher praxisorientierter Kern der Schrift verschiedene Anleitungen zur Salpeterbereitung und eine umfangreiche Rezeptsammlung zur Pulverherstellung oder zur Wiederherstellung verdorbenen Pulvers. Daran schließen sich in unzusammenhängender Mischung Anleitungen für verschiedene Varianten des Ladens und Beschießens von Büchsen an. Mit einem erneuten eindringlichen Appell an die möglichen Auftraggeber zur sorgfältigen und vorausschauenden Bestellung von Geschützen, Munition, Zubehör und
. Hälfte . Jh. fachlich ausgebildetem Büchsenschützen leitet der Autor dann zum letzten Abschnitt über. Hierin benden sich jedoch in ungeordneter Sammlung verschiedene Anleitungen zum Antwerk und zu verschiedenen Schießtechniken sowie weitere Pulverrezepte und das Fragment eines zusätzlichen Fragenkatalogs. Dieser Teil des F. ist in den einzelnen Handschriften häu g durch Nachträge und Ergänzungen verändert worden. Der Intention des Autors entsprechend, lassen sich tatsächlich zahlreiche Hochadlige, Städte und Büchsenmeister als frühere Besitzer von Handschriften des F. nachweisen. Der praktischen Bedeutung dieses Kompendiums im . Jh. entspricht es auch, dass es als erstes deutschsprachiges technisches Buch zum Druck gelangte. Weitere Drucke, aber auch handschriftliche Überlieferungen, folgten im . Jh., so dass das F. die gesamte artilleristische Literatur des . Jh. beein usste. Ü: Augsburg, SuStB, ° Cod. , r–v, ° Cod. , r–v und ° Cod. , r–v. – Augsburg, UB, III. .° , r–v und III. .° , r–r. – Bad Arolsen, Fürstlich Waldecksche Hofbibl., IV Hs. . – Berlin, SBB, Hdschr. , Bll., Ms. germ. fol. a, r–v, Ms. germ. fol. , r–r, Ms. germ. fol. , r–r, Ms. germ. quart. , r–r, Ms. germ. quart. , r–r, r–r, Ms. germ. quart. , r–r, Ms. germ. quart. , v–v und Ms. germ. quart. , r–r. – Cambridge/MA, Harvard College Library – Houghton Library, MS Typ , S. –. – Darmstadt, ULB, Hs. , r–v. – Dillingen, Studienbibl., Ms. XV , r–r. – Dresden, LB, Mscr. App. , r–v und Mscr. C , r–r. – Freiburg, UB, Hs. , r–r. – Gotha, Universitäts- und Forschungsbibl. ErfurtGotha, Chart. B , r–v. – Göttingen, SUB, ° Cod. Ms. philos. , r–v. – Heidelberg, UB, Cod. Pal. germ. , r–r, Cod. Pal. germ. , v–v, Cod. Pal. germ. und Cod. Pal. germ. , r–r, r–r. – Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen , Fragm. ab fol. v. – Kassel, UB/LMB, ° Ms. math. , r–r. – Leeds, Royal Armouries, Inv. No. I/, r–r. – Leipzig, UB, Ms. , r–r. – Memmingen, StB, ° ., r–r. – München, BSB, Cgm. , S. –, –, Cgm. , r–v, Cgm. , r–v, Cgm. , r–r, Cgm. , r–v und Clm , r–r. – München, BayHStA, Kurbayern, Äußeres Arch. , Fragment. – New York, Public Library, Spencer Collection, Ms. , r–r. – Nürnberg, Germ.
Feuerwerkbuch von Nationalmuseum, Hs , r–v und Hs , r–v. – Privatbesitz: olim Ramsen, ehem. Antiquariat Heribert Tenschert, Rotthalmünster, Kat. XXV (), Nr. . – Roma, Città del Vaticano, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. , r–v. – Sibiu, Arhivele Statului, Ms. Varia II, , r–v. – Strasbourg, Bibl. Nationale et Universitaire, Ms. und Ms. , r–v. – St. Gallen, Kantonsbibl., VadSlg, Ms. , r–r. – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Q , r–v. – Wien, ÖNB, Cod. , v–v, Cod. , r–r und Cod. , r–v. – Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. . Aug. ° und Cod. Guelf. Extravag., r–v. E F: Flauii Vegetii Renati vier bucher der Ritterschaft […]. Mit einem zusatz / von Büchsen geschoß / Puluer / Fewrwerck, Augsburg, Heinrich Stainer , r–v. – Büchsenmeysterei. Von Gschoß / Büchsen / Puluer / Salpeter und Feurwerck etc. […]. Straßburg, Christian Egenolph (dann Frankfurt/M. , und ). A: Das Feuerwerkbuch von . Jahre Dt. Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. Nachdr. des Erstdruckes aus dem Jahre mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. München . – Werner Meyer: Eine Abschrift des Feuerwerkbuchs. Die Hs. XV der Studienbibl. Dillingen an der Donau. In: Liber Castellorum () S. –. – Gerhard Kramer: Berthold Schwarz. Chemie und Waffentechnik im . Jh. (Abh. und Berichte des Dt. Museums, NF ). München . – Manuel Baetz: Das F. von . Faks. mit Übertragung in modernes Deutsch. [Radolfzell] . L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. –. – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss. vornehmlich in Deutschland. Abt. . München/ Leipzig (Nachdr. New York ; Hildesheim ) S. –. – Eduard A. Gessler: Die Entwicklung des Geschützwesens in der Schweiz von seinen Anfängen bis zum Ende der Burgunderkriege. In: Mitt. der Antiquarischen Ges. Zürich () S. –. – Bernhard Rathgen: Das Geschütz im MA. Berlin , S. –. – Christa Hagenmeyer: Kriegswissenschaftliche Texte des ausgehenden . Jh. Schermers Basteienbau – Wagenburgordnung – Feuerwerksrezepte. In: Leuvense Bijdragen () S. –. – V. Schmidtchen: Bombarden, Befestigungen, Büchsenmeister. Von den ersten Mauerbrechern des
Anleitung, Schießpulver zu bereiten, Büchsen zu laden und zu beschießen SpätMA zur Belagerungsartillerie der Renaissance. Eine Studie zur Entwicklung der Militärtechnik. Düsseldorf . – Werner Meyer: Das Feuerwerkbuch. In: Burgen und Schlösser () S. –. – Theresia Berg/Udo Friedrich: Wissenstradierung in spätma. Schr. zur Kriegskunst: Der «Bellifortis» und das anonyme «Feuerwerkbuch». In: Wissen für den Hof. Der spätma. Verschriftlichungsprozeß am Beispiel Heidelberg im . Jh. Hg. vo. Jan-Dirk Müller (MMS ). München , S. –. – Rainer Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , Bd. , S. –. – Jeffrey F. Hamburger/Todor Petev: F. and Konrad Kyeser, «Bellifortis». In: The Splendor of the Word. Medieval and Renaissance Illuminated Manuscripts at the New York Public Library. Hg. v. Jonathan James Alexander u. a. New York , S. –. – R. Leng (Bearb.): Stoffgruppe . Feuerwerks- und Kriegsbücher (Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA, Bd. /, Lfg. /). München , S. –. UT Kauder, Konrad, von Schongau. – Früher Bearbeiter des → Feuerwerkbuchs von , lebte um . Eine in zwei Fragmenten erhaltene Handschrift von überliefert eine der ältesten datierten Fassungen des Feuerwerkbuchs von . Als Schreiber identi ziert sich in einer lat. Ergänzung zu dem dt. Text ein «Cunradum Kauder de Schongaw». K. stammte also wohl aus dem oberbayerischen Schongau. Die Abfassung der Handschrift erfolgte nach seinen Angaben aber in Altsteußlingen (heute zu Ehingen). Verschiedentlich wurde vermutet, K. könnte dort Stadtschreiber gewesen sein und den Kodex im städtischen Auftrag erstellt haben. Dies ist jedoch bislang unbewiesen. Der K.sche Text des Feuerwerkbuchs von zählt zu den nicht illustrierten Bearbeitungen des Werks und weist daher einen geringeren Umfang als andere Fassungen auf. Die Forschung hat in K.s Handschrift zugleich Erweiterungen des Feuerwerkbuchs nachgewiesen, die K. selbst zugeschrieben werden und als durchaus eigenständig gelten. Ü: München, BSB, cgm + cgm , r–v + r–r (Pap., , schwäbisch). – Vgl. u. a. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Die ma. Hss. aus Cgm –
. Hälfte . Jh.
(Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis /). Wiesbaden , S. f. – Leng (s. Lit.). – www.handschriftencensus. de/. A: Vgl. die Ausgaben des Feuerwerkbuchs von . L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. f. – Wilhelm Hassenstein: Das Feuerwerkbuch von . Jahre dt. Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. München , S. . – Gerhard Eis: Ma. Fachlit. Stuttgart , S. . – Peter Assion: Altdt. Fachlit. Berlin , S. . – Rainer Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Wiesbaden , Bd. , S. f.; Bd. , S. f. – Andreas Erhard: Unters. zum Besitz- und Gebrauchsinteresse an deutschsprachigen Hss. im . Jh. nach den Beständen der BSB München. Diss. München , S. , f. – Vgl. auch die Lit. zum Feuerwerkbuch von . MM Anleitung, Schießpulver zu bereiten, Büchsen zu laden und zu beschießen. – (München, Cgm ), erstes Viertel . Jh. Die erst später als A. betitelte Bilderhandschrift mit Blättern und Illustrationen ist gemeinsam mit dem eng verwandten Büchsenmeisterbuch Wien, ÖNB, cod. zu Beginn des . Jh. entstanden. Beide gehen aber offensichtlich auf eine nicht überlieferte gemeinsame, vermutlich in Südwestdeutschland entstandene Vorlage zurück, die sich aufgrund von stilistischen und modischen Merkmalen in Text und Abbildungen an das Ende des . Jh. einordnen lässt. Damit ist zwar die ältere, von Jähns eingeführte und seitdem oft wiederholte Datierung der A. auf die Mitte des . Jh. abzulehnen, dennoch ist sie mit ihrer unbekannten Vorlage als das vermutlich früheste Zeugnis einer schriftlichen Sammlung von fachspezi schem Wissen ma. Büchsenmeister anzusehen. In der Folge steht sie damit am Beginn der Genese einer eigenen Gattung von Büchsenmeisterbüchern und beein usste, ähnlich wie die kurz zuvor oder parallel entstandene kriegstechnische Handschrift Bellifortis des Konrad → Kyeser (/), spätere verwandte Werke. Es wird angenommen, dass die A. aus einer Sammlung von Zetteln entstanden ist und erst durch einen Bearbeiter geordnet, zusammengefügt und zum Teil ergänzt wurde. Der unbekannte Autor verfolgte wahrscheinlich die Absicht, sein
. Hälfte . Jh. Spezialwissen als Büchsenmeister an Gesellen oder Berufskollegen weiterzugeben. Für die Verwendung als praktische Gebrauchsanleitung sprechen auch das relativ niedrige Niveau der Abbildungen und das grobe Schriftbild gegenüber der parallelen Überlieferung in Wien, ÖNB, cod. . In der A. dominiert das nüchterne Interesse an der anwendungsorientierten Vermittlung von technischem und chemischem Wissen. Ein literarischer Anspruch, Naturverständnis oder Ein üsse von Magie fehlen völlig. Auf fol. v–r werden die kolorierten Pinselzeichnungen mit kurzen dt. (bairischen) Texten in gotischer Bastarda erläutert. Dargestellt sind hier Rezepte und Geräte zur Schießpulverherstellung sowie Techniken zum Laden und Abfeuern von Büchsen. Ab fol. r folgen Federzeichnungen von Geschützen, Kriegsgeräten und taktischen Varianten im Belagerungskampf. Das von der A. und der verwandten Handschrift Wien, ÖNB cod. , bzw. von beider älterer Vorlage bereitgestellte Bildmaterial fand Eingang in fast alle dt. kriegstechnischen Bilderhandschriften des . Jh. Weitere, darauf aufbauende Werke wie das → Feuerwerkbuch von , die anonymen Büchsenmeisterbücher Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. und Wien, Kunsthist. Museum, KK und auch die späteren Autoren → Formschneider, Martin Merz und Philipp Mönch führen die Tradition der A. bis um fort. Ü: München, BSB, Cgm (Pap., erstes Viertel . Jh., bair., südwestdt. beeinusst). A: A., S. z. b., B. z. l. u. z. b. Eine kriegstechnische Bilderhs. im cgm der Bayerischen Staatsbibl. München. Hg. v. Rainer Leng (Imagines medii aevi ). Wiesbaden . – Werner Meyer: Die Hs. cgm der Bayerischen Staatsbibl. In: Bulletin de l’Institut internationale des châteaux historiques () S. –. L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. f. – August von Essenwein: Quellen zur Gesch. der Feuerwaffen. Bde. Leipzig (Nachdr. Graz ) S. –, Tf. I–IX. – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss. vornehmlich in Deutschland. Abt. . München/Leipzig (Nachdr. New York ; Hildesheim ) S. –. – Das Feuerwerkbuch von . Hg. v. Wilhelm Hassenstein. München , S. –. – Karin Schneider: Die dt. Hss. der Bayerischen
Guy de Chauliac Staatsbibl. München: Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. f. – Ernst Berninger: Die technischen Hss. des . Jh. in der Bayerischen Staatsbibl. München. In: Konrad Kyeser Bellifortis. Clm . Präsentation einer neu erworbenen Hs. der Bayerischen Staatsbibl. Hg. v. Ulrich Montag (Patrimonia ). München , S. –. – Wilfried Tittmann: «Büchsenwerk» – die Kunst, aus Büchsen zu schießen. In: Waffen und Kostümkunde. Zs. für Waffen- und Kleidungsgesch. () S. –. – Rainer Leng: Katharsis und Gewissensnot. Lustfeuerwerk und Kriegstechnik in den Schr. der Büchsenmeister. In: Feuer. Hg. von Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH (Schriftenreihe Forum : Elemente des Naturhaushalts ). Köln , S. –. – R. Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , Bd. , S. –; Bd. , S. f. – Ders.: (Bearb.): Stoffgruppe . Feuerwerks- und Kriegsbücher (Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA, Bd. /, Lfg. /). München , S. f. UT Guy de Chauliac (auch: G. de Chaulhac, Gui[do] [de] Caul[i]ac[o], Guigo de C[h]aulh[i]aco), * um Chaulhac (Département Lozère), † .. zwischen Avignon und Lyon, Grablege bei der Kirche Saint-Just, Lyon. – Bedeutender französischer Chirurg und Fachschriftsteller, dt. Adaptionen ab ca. . Der südfranzösische Bauernsohn G. studierte mit Unterstützung seines Landherrengeschlechts, der Barone von Mercœur, Medizin in Montpellier und Bologna, womöglich auch in Toulouse und Paris. Seit führte G. den medizinischen und den chirurgischen Meistertitel. Nach dem Studium praktizierte er in Lyon sowie in Avignon und wurde in seiner heimatlichen Diözese Mende zum Priester geweiht. Seinem fachlichen Renomme verdankte er das Amt des Leibarztes für die drei Avignoner Päpste Clemens VI., Innozenz VI. und Urban V. Der berühmte Chirurg wurde zudem zum päpstlichen «capellanus» ernannt und mit Kanonikaten in Lyon (), Reims () und Mende () reich bepfründet. Das fachliterarische Frühwerk G.s besteht aus kürzeren Traktaten und Regimina (u. a. zur Pest, über → Verworfene Tage und Bruchoperationen),
Guy de Chauliac die offensichtlich kaum rezipiert wurden und auch nicht in die Volkssprachen ausstrahlten. Aus dem Frühwerk ragt das Regimen De subtilianti diaeta heraus, das für den böhmischen König Johann von Luxemburg (den Blinden) erstellt wurde, der an einer erblichen Augenerkrankung litt. Wesentlich wirkmächtiger als die kleineren Medizinschriften waren die chirurgischen Kompendien G.s. Das Formularium auxiliorum apostematum et pustularum (entstanden um in Paris) und das Formularium auxiliorum vulnerum et ulcerum (um , vermutlich in Avignon) bieten jeweils nach Indikationen geordnete wundärztliche Rezepte und Verfahren. In aller Regel werden diese beiden Rezeptreihen gemeinsam als zweiteilige Chirurgia parva tradiert und rezipiert. Der Textbestand dieser Kleinen Chirurgie ist teilweise im Inventarium seu collectorium chirurgiae (Chirurgia magna) aufgegangen, die von G. abgeschlossen wurde. Die Chirurgia magna pro tiert einerseits von G.s jahrzehntelanger wundärztlicher Praxis und andererseits von seiner herausragenden Kenntnis der fachliterarischen Tradition. Nach dem Vorbild des Arzneibuchs → Ortolfs von Baierland entwarf G. ein chirurgisches Kompendium in acht Teilen, das als umfassendes chirurgisches Lehrwerk Rezepte, pharmazeutisch-technische Anweisungen und Operationsanleitungen vereint. Zwar ist G. sowohl inhaltlich als auch hinsichtlich der Gliederung den gängigen wundärztlichen Vorläufertexten verp ichtet (→ Roger Frugardi, → Bruno von Longoburgo, → Lanfrank von Mailand), übertrifft diese aber in puncto systematischer Konzeption und Praktikabilität. Die Chirurgia magna avancierte zum maßgeblichen wundärztlichen Arzneibuch des SpätMA und der frühen Neuzeit, dessen Wirkungsgeschichte bis in das . Jh. reicht. Dabei ersetzte G.s Lehrwerk sukzessive die Chirurgien der Lanfrank-Tradition. Die volkssprachige Rezeption der Chirurgia magna setzt noch im . Jh. ein, in dem französische und okzitanische Fassungen entstanden sind. Im . Jh. treten auch landessprachige Bearbeitungen der Kleinen Chirurgie hinzu, wobei die Kleine Chirurgie gegenüber der Großen deutlich weniger volkssprachig rezipiert wurde. Auch wurde sie nie kommentiert oder in der akademischen Lehre verwandt. Neben dt./ndl. (Teil-) Bearbeitungen der wundärztlichen Lehrwerke G.s sind katalanische, italienische, spanische, englische und hebräische Adaptionen bekannt. Die dt./ndl. Rezeption setzt um mit Teilübersetzungen aus
. Hälfte . Jh. der Chirurgia magna ein. Wie in der europäisch-lat. konnte sich auch in der deutschsprachigen Tradition G.s Große Chirurgie im Verlauf des Jahrhunderts gegenüber älteren Konkurrenztexten durchsetzen und war ab ca. das maßgebliche Referenzwerk. Den Rezeptionsbeginn markiert → Peter von Ulm, der sich als erster dt. Fachvertreter nachweislich mit G. auseinandergesetzt hat. Rund Vorschriften in eigener Übersetzung hat Peter in seine Cirurgia (um /) aufgenommen. Die vollständigen bzw. umfangreichen Bearbeitungen der chirurgischen Kompendien G.s sind im Einzelnen: A. Dt./ndl. Chirurgia parva-Übersetzungen: ) Der Apotheker Konrad → Schreck von Aschaffenburg hat eine sich eng an den lat. Wortlaut haltende Übersetzung angefertigt. Er behandelt die beiden Rezeptreihen der Kleinen Chirurgie als selbstständige Teile und hat sie in seiner Abschrift durch die Zwischenschaltung einer von G. unabhängigen Rezeptsammlung räumlich voneinander geschieden. – ) Hans → Minner, ein Berufsgenosse Schrecks, richtet bei seiner Chirurgia parvaAdaption den Fokus auf die pharmazeutische Technologie und verknappt die Wundarznei unter Auslassung chirurgischer Anweisungen auf eine fachlich zuverlässige galenische Kurztextsammlung. – ) ist eine niederfränkische Version der Kleinen Chirurgie unter dem Titel Tractaetken van Cyrurgyen in den Druck gelangt. Der unbekannte Übersetzer hält sich wie Schreck eng an seine Vorlage und bietet beide Rezeptreihen in sowohl inhaltlich als auch sprachlich ansprechender Form. B. Dt./ndl. Chirurgia magna-Übersetzungen: Drei selbstständige und vollständige Übersetzungen der Großen Chirurgie datieren ins . Jh.: ) Die ältere von zwei niederfränkischen Übertragungen dürfte nach Ausweis des frühesten Textzeugen ungefähr im gleichen Zeitraum entstanden sein wie Peters Cirurgia. Der mndl. Text bleibt eng am lat. Original, der Übersetzer ist dabei aber bemüht, auch die Fachterminologie volkssprachig widerzugeben. – ) Etwas weiter östlich, im westmitteldt. Sprachraum, wurde vermutlich um die Mitte des . Jh. eine Übersetzung erstellt, die terminologische Präzision und Vorlagentreue mit einer souveränen sprachlichen Stilistik vereint. – ) Eine zweite niederfränkische Version dürfte die jüngste der vollständigen dt./ndl. Fassungen der Großen Chirurgie sein. Sie gelangte erstmals in den Druck. Das Kolophon weist den Text als Übersetzung aus
. Hälfte . Jh. dem Lateinischen aus, er könnte aber auch auf einer französischen Vorlage beruhen. Zu den vollständigen Übertragungen der Chirurgia magna stellt sich die volkssprachige Teilrezeption. Der unbekannte Kompilator des → Buchs von alten Schäden (erstes Drittel . Jh.) eröffnet sein wundärztliches Rezeptar mit einer dt. Fassung des Vorworts zur Chirurgia magna und des «Capitulum singulare». Diese beiden Stücke heben sich vom inhaltlich-sprachlichen Niveau des restlichen Textes deutlich ab. Vermutlich hat der südwestdt. Verfasser des Buchs die unbeholfene Übersetzung, die ihren Urheber ganz offensichtlich fachlich überfordert hat, nicht selbst erstellt. Häu ger als das «Capitulum singulare» begegnet die Anatomie der Chirurgia magna in Einzelüberlieferung. Die Anatomie tritt außer in der dt./ndl. Tradition bereits in der lat. und darüber hinaus in der englischen und französichen Tradition isoliert auf. Konrad → Bra(e)m hat die «Anathomia magistri Gwidonis» in seinen medizinischen Sammelband aufgenommen («Chirurgia p[arv]a magistri Lanfranci». Löwen [GW M], Eiv–Fiiv; Zweitau .: Antwerpen: Wilhelm Vorstermann , v–r). Hieronymus → Brunschwig hat sie nachträglich seiner Chirurgie angehängt, die im Übrigen in ihrer Gesamtheit von G.s Magna Chirurgia abhängt. Gleiches gilt für das Feldbuch der Wundarznei des → Johannes von Gersdorff. Ü: Lat: Während von der Chirurgia parva weniger als Hss. bekannt sind, sind es im Falle der Chirurgia magna vollständige und zwei Exzerpt-Hss. Von den vollständigen Textzeugen enthalten über ausschließlich die Große Chirurgie. Die älteste Hs. ist: Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. Lat. , va–ra (Pap., , aus Montpellier). – Als Erstdruck gilt: Venedig: Octavianus Scotus, (GW Sp.a); nicht erhalten. Ein möglicher früherer Druck ist: [Lérida (Lleida): Heinrich Botel, um (?)] (GW ). Der Erstdruck der französischen Übersetzung ist der älteste bekannte G.-Druck überhaupt: Lyon: Barthélemy Buyer, (GW ). – Zur gesamteuropäisch-landessprachigen Hss.- und Drucktradition vgl. Tittel (s. Ausg.) S. –. – Dt. Rezeption: A. ) Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. , v–v, v–v (Pap., ., bair.-ostmitteldt.); Autograph Konrad Schrecks. – ) Freiburg i. Br., UB, Hs. , r–r (Pap., /, südalemannisch); Autograph Hans Minners. – ) Inkunabel: [Delft: Jakob van der Meer (?),
Guy de Chauliac um ] (GW ); Incipit: «Hier beghint een notabel tractaetkˉe vˉa cyrurgyen gheordineert eˉu ghemaect tot parijs bi een glorioes eˉ vermaert cyrurgijn ende doctor in medicinˉe ghehietˉe guydo de caulyaco». Das einzige bekannte (fragmentarische) Exemplar ist verbrannt. – Druckabschrift: Middelburg, Zeeuwse Bibliotheek, Hs. , S. – (Pap., zweite Hälfte . Jh., brabantisch). – B. ) Utrecht, UB , Bll. (Pap., /, südmndl.). – Den Haag, Museum Meermanno-Westreenianum, Cod. C , r–r (Pap., . Jh., mndl.). – ) Metz, StB, Ms. , r–v (Pap., spätes . Jh., moselfränkisch). – ) Druck: Antwerpen: Hendrik Eckert van Hombergh, , ; Incipit: «Die Cyrurgie van meester Guido de Cauliaco, warachtich ende nootsakelijc allen den ghenen die wercken willen in die conste van cyrurgien». – Überarbeiteter Neudruck («Opt nieu ghedruct ende naerstelijck overghesien na het oude exemplaer»): Leiden: Jan Mathijs, . A (Auswahl): Lat.: Chirurgia magna Guidonis de Gauliaco. Unveränderter reprogra scher Nachdr. der Ausg. von (Lyon: Laurent Joubert). Mit einem Vorwort zum Neudr. von Gundolf Keil. Darmstadt . – Michael McVaugh: Inventarium sive Chirurgia magna. Bd. : Text (Studies in ancient medicine /). Leiden/New York . – Französisch: Edouard Nicaise: La grande chirurgie de G. d. C., chirurgien, maître en médicine de l’université de Montpellier, composée en l’an . Paris , S. –. – Sabine Tittel: Die ‹Anathomie› in der ‹Grande Chirurgie› des Gui d. C. Wort- und Sachgeschichtliche Unters. und Edition (Beih. Zs. für romanische Philologie ). Tübingen , S. –. – Englisch: Björn Wallner: The Middle English Translation of G. d. C.’s Anatomy. With G.s essay on the history of medicine (Lunds Universitets årsskrift NF / ). Lund . – Ders.: The Middle English Translation of G. d. C.s treatise on fractures and dislocations. Book of the Great Surgery (Acta Universitatis Lundensis /). Lund . – Ders.: A middle English version of the introduction to G. de C.’s ‹Chirurgia magna› (Acta Universitatis Lundensis /). Lund . – Margaret S. Ogden: The Cyrurgie of G. d. C. Bd. : Text [mehr nicht erschienen] (Early English Text Society ). London . – B. Wallner: The Middle-English translation of G. des C.’s treatise on wounds. Book of the Great Surgery. Tl. : Text; Tl. : Notes, Glossary
Guy de Chauliac and Latin-appendix (Acta Universitatis Lundensis / und ). Lund /. – Ders.: The middle English translation of G. d. C.’s treatise on ulcers. Text. Book of the Great Surgery. Tl. : Text; Tl. : Notes, glossary, marginalia (Acta Universitatis Lundensis / und ). Stockholm /. – Ders.: The Middle English translation of G. d. C.’s treatise on «Apostemes». Book of the Great Surgery. Tl. : Text; Tl. : Introduction, notes, glossary, marginalia and Latin appendix (Skrifter Vetenskapssocieteten i Lund /). Stockholm / . – Ders.: An interpolated Middle English version of the Anatomy of G. d. C. Tl. : Text; Tl. : Introduction, notes, glossary (Skrifter Vetenskapssocieteten i Lund /). Lund /. – Dt. Rezeption: A. ) Sudhoff (s. Lit.) S. – (Auszüge aus dem . Tl.). – Broszinski (s. Lit.) S. – (Auszüge aus dem . Tl.). – Gisela Weber: Eine altdt. Fassung der ‹Kleinen Chirurgie› G.s d. C. in der Abschrift Konrad Schrecks von Aschaffenburg (). Diss. Würzburg , S. –. – ) Broszinski (s. Lit.) S. –. – ) Ebd., S. – (Auszüge auf Grundlage der Druckabschrift). Ü: Leonard D. Rosenman: The major surgery of G. d. C., surgeon and master in medicine of the University of Montpelier. Written in , here re-edited and collated from Latin and French editions and complemented with illustrations, supplemented with notes and an historical introduction about the Middle Ages and the life and the works of G. d. C. Philadelphia . L: G. Keil, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. . – G. Keil, LexMA () Sp. f. – Nicaise (s. Ausg.). – Ernest Wickersheimer: Une version en bas-allemande de G. d. C. In: Janus () S. – (mit Textauszügen aus Metz, StB, Ms. [fehlerhaft]). – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –. – Karl-Wilhelm Grabert: Die Nomina anatomica bei den dt. Wundärzten Hieronymus Brunschwig und Hans von Gersdorff, ihre Beziehungen zu G. d. C. und ihr Verhältnis zu den Jenenser Nomina anatomica des Jahres . Ein Beitr. zur Gesch. der anatomischen Nomenklatur. Diss. Leipzig . – Johannes Steudel: Brunschwigs Anatomie. In: Grenzgebiete der Medizin () S. f. – G. Keil: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausgabe des Textes
. Hälfte . Jh. (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , S. –, –, –, –. – Leo M. Zimmermann/Ilza Veith: Great Ideas in the History of Surgery. Baltimore (Nachdr. San Francisco ) S. –. – Jordan Haller: G. d. C. and his ‹Chirurgia magna›. In: Surgery () S. –. – Markwart Michler: G. d. C. als Anatom. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – Hans von Gersdorff: Feldbuch der Wundarznei. Reprogra scher Nachdr. der Ausg. Straßburg . Mit einem Vorwort zum Neudr. von J. Steudel. Darmstadt , S. I–IX. – Hartmut Broszinski: Eine alemannische Bearb. der dem G. d. C. zugeschriebenen ‹Chirurgia parva›. Unters. und krit. Ausg. des Textes. Diss. Heidelberg . – Jean Enselme: Biogr. de Gui d. C. In: Revue Lyonaise de la Médecine () S. –. – G. Keil/Rolf Müller: Dt. Lanfrank-Übersetzung des . und . Jh. In: Medizingesch. in unserer Zeit. FS Edith Heischkel-Artelt/Walther Artelt. Hg. v. Hans-Heinz Eulner u. a. Stuttgart , S. –, hier S. f. – M. S. Ogden: The Galenic Works cited in G. d. C.’s ‹Chirurgia magna›. In: Journal of the History of Medicine and Allied Sciences () S. –. – Hans-Joachim Peters: ‹Buch von alten Schäden›. Tl. : Text. Diss. Bonn , S. –. – Ria Jansen-Sieben: Middelnederlandse vakliteratuur. In: Fachprosaforsch. Acht Vorträge zur ma. Arteslit. Hg. v. Peter Assion/G. Keil. Berlin , S. –, hier S. –, . – Ingrid Rohland: Das ‹Buch von alten Schäden›. Tl. : Komm. und Wörterverz. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , Reg. – Volker Zimmermann: Die ma. Frakturbehandlung im Werk von Lanfrank und G. d. C. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – R. Jansen-Sieben: Repertorium van de Middelnederlandse Artes-literatuur. Utrecht , Reg. – Klaus Bergdolt: Arzt, Krankheit und Therapie bei Petrarca. Die Kritik an Medizin und Naturwiss. im italienischen Frühhumanismus. Weinheim , Reg. – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. //B). Bern u. a. , S. –. – Sylvie Bazin-Tacchella: Un chirurgienclerc: G. d. C. In: Le Clerc au Moyen Âge (Séné ance ). Aix-en-Provence , S. –. – Dies.: Adaptations françaises de la ‹Chirurgia Magna› de G. d. C. et codi cation du savoir chirurgical au XVe siècle. In: Traduction, transcription, adaptation au Moyen Âge. Bd. (Bien dire et bien aprandre ). Villeneuve d’Ascq , S. –. –
. Hälfte . Jh. Dies.: Traduction, adaptation et vulgarisation chirurgicale. Le cas de la ‹Chirurgia parva› de G. d. C. In: Traduction et adaptation en France à la n du Moyen Âge et à la Renaissance. Hg. v. Charles Brucker (Colloques, congrès et conférences sur la Renaissance ). Paris , S. –. – M. McVaugh/M. S. Ogden: Inventarium sive Chirurgia magna. Bd. : Commentary (Studies in ancient medicine /). Leiden/New York . – André Thevenet: G. d. C. Père de la chirurgie. In: Bulletin de l’Académie des Sciences et des Lettres de Montpellier () S. –. – M. McVaugh: Therapeutic Strategies: Surgery. In: Western Medical Thought from Antiquity to the Middle Ages. Hg. v. Mirko D. Grmek. Cambridge Mass. , S. –, f. – Nicolas WeillParot: Les «images astrologiques» au Moyen Âge et à la Renaissance. Spéculations intellectuelles et pratiques magiques (XIIe–XVe siècle) (Sciences, techˆ à l’aube des niques et civilisations du Moyen Age Lumières ). Paris , S. –. – Erwin Huizenga: Tussen autoriteit en empirie. De Middelnederlandse chirurgieën in de veertiende en vijftiende eeuw en hun maatschappelijke context. Hilversum , S. –, – u. ö. – Plinio Prioreschi: A history of medicine. Bd. : Medieval medicine. Omaha , S. –. – Susanne Mahler: Die ‹Grande Chirurgie› von G. d. C. Jahre Vorbild (–). In: Dies.: Zwischen Texttradition und Methode. Gattungsentwicklung volkssprachlicher Texte der Medizin und Naturkunde in der französischen Renaissance. Eggingen , S. –. – M. McVaugh: Surgery in the fourteenth-century faculty of medicine of Montpellier. In: L’Université de Médecine de Montpellier et son rayonnement (XIIIe–XVe siècles). Hg. v. Daniel Le Blévec/Thomas Granier (De diversis artibus [NF ]). Turnhout , S. –. – Ortrun Riha: Lüge, Selbstbetrug und die Wahrheit des Möglichen. Die Er ndung (in) der ma. Medizin. In: Das MA () S. –. – G. Keil: G. d. C. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Geneviève Dumas: G. d. C. In: Medieval Science Technology and Medicine. An Encyclopedia. Hg. v. Thomas Glick u. a. New York , S. f. – Ronals Edward Zupko: G. d. C. French writer and historian. In: Great Lives From History. The Middle Ages, –. Hg. v. Shelley Wolbrink. Pasadena , S. –. – S. Bazin-Tacchella:
Peter von Ulm L’articulation des séquences textuelles dans la traduction française de la ‹Chirurgia Magna› de G. d. C. (XVe siècle). L’importance de la topicalisation. In: Texte et discours en moyen français. Hg. v. Anne Vanderheyden u. a. (Texte, Codex & Contexte ). Turnhout , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , Reg. – E. Huizenga: Unintended signatures: Middle Dutch translators of surgical works. In: Science translated: Latin and vernacular translations of scienti c treatises in medieval Europe. Hg. v. Michèle Goyens u. a. (Mediaevalia Lovaniensia /). Löwen , S. –. – S. Bazin-Tacchella: Traduction française et textes dérivés de la ‹Chirurgia magna› de G. d. C.: caractéristiques et enjeux de la transmission du savoir médico-chirurgical en français au XVe siècle. In: Scientia valescit. Zur Institutionalisierung von kulturellem Wissen in romanischem MA und Früher Neuzeit. Hg. v. Elmar Eggert u. a. (MA und Renaissance in der Romania ). München , S. –. – S. Bazin-Tacchella: Expérience et raison dans le ‹Chirurgia Magna› de G. d. C. In: Expertus sum: L’expérience par les sens dans la philosophie naturelle médiévale. Hg. v. Thomas Bénatouïl/Isabelle Draelants (Micrologus’ Library ). Florenz , S. –. – Dieter Schmidt: Bedeutende Wegbereiter der Medizin. Freiburg i. Br. , S. –. VZ Peter von Ulm (der Ältere), * Ulm oder Oberschwaben, † nach Heidelberg (?). – Wundarzt, kurpfälzischer Leibarzt und wirkmächtiger Fachschriftsteller. Der ein ussreiche Chirurg führte den handwerklichen Meistertitel. – ist er als Ulmer Stadtarzt bezeugt; im Frühjahr wurde er als Leibarzt an den Heidelberger Hof des Pfalzgrafen und Kurfürsten Ludwig III. (des Bärtigen) berufen. Dies könnte auf Empfehlung Heinrich → Münsingers erfolgt sein, der bereits seit ca. als kurpfälzischer Leibarzt amtierte und im Jahr von P.s Bestallung für ein oberitalienisches Medizinstudium einschließlich der handwerklichen Chirurgie Heidelberg verließ. Eine vergleichbare zweigleisige Schulung ließ der Pfalzgraf auch P. angedeihen: Der ausgebildete Wundarzt wurde von Ludwig auf die Heidelberger Universität geschickt, wo er sich als «cyrurgicus domini nostri ducis» immatri
Peter von Ulm kulierte. Ob P. einen akademischen Titel erwarb, ist unbekannt. Da er aber fortan auch als «medicus de Ulma» erscheint, dürfte er das Studium zumindest beendet haben. Seine Kenntnisse der lat. Fachliteratur und seine präzisen dt. Übersetzungen lat. Vorlagen sprechen gleichsam für einen erfolgreichen Studienabschluss. Vermutlich blieb P. auch nach der Rückkehr Münsingers aus Italien () in kurpfälzischen Diensten. Letztmalig als lebend bezeugt ist er , als sein Sohn Peter d. J. sich in die Heidelberger Matrikel einschrieb. Schon zu seiner Ulmer Zeit dürfte P. ein chirurgisches Kompendium für den Eigengebrauch erstellt haben. Dieses Ältere Ulmer Manual ist nicht in toto überkommen. Anhand der Streuüberlieferung einzelner Rezepte mit Herkunftsangaben wie «meister Peters scherers von Ulm» lässt sich das Manual skizzenhaft philologisch erschließen. Es scheint sich um eine Sammlung von P astersowie Salbenrezepten und traumatologischen Verordnungen gehandelt zu haben. Die Aufnahme einzelner Stücke bei → Hans von Landshut (I) und in der → Passauer sowie in der → Kopenhagener Wundarznei belegen eine Verbreitung der Sammlung auch in Niederbayern, Franken und im Elsass. Das Ältere Ulmer Manual hat P. nach seinem akademischen Studium um / zu einem umfassenden medizinischen Kompendium erweitert, das neben dem Fundus der dt. fachliterarischen Tradition auch einschlägige lat. Medizintexte auswertet: das Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus), die Rogerglossen (→ Roger Frugardi) und bevorzugt die beiden Formularia des → Guy de Chauliac. Die Exzerpte aus diesen Quellen hat P. kompetent in eine üssige dt. Fachprosa übertragen. Zu den volkssprachigen Quellen der Cirurgia magistri Petri de Vlma zählen der → Bartholomäus, das Arzneibuch → Ortolfs von Baierland, das → Londoner Wund- und Salbenbuch und das Buch → Von den P astern. Die Rezepte aus seinem Älteren Manual hat P. indes nicht vollständig, sondern nur in Auswahl übernommen, wobei er die ausgewählten Texte mitunter grundlegend revidierte. Auf die Übernahme traumatologischer Verfahren verzichtet er dabei weitgehend, wie auch die Cirurgia überhaupt vorwiegend aus Rezepten besteht. Trotz ihres Titels ist sie daher primär ein pharmazeutischer Leitfaden, der dem wundärztlichen Praktiker moderne und bewährte Rezeptformeln in bündiger Form offeriert. Die adressierten Chirurgen sollen
. Hälfte . Jh. in ihrer Rolle als sich selbst versorgende Arzneimittelhersteller gestärkt werden. Dieser thematischen Ausrichtung dient die Gliederung der Cirurgia nach Arzneiformen in fünf Traktaten: P aster, Salben, Wundtränke, Arzneiwässer und -öle. Der letzte Traktat ist in einen Textblock mit gemischten Rezepten inseriert. Die Kapitel der einzelnen Traktate bieten in der Regel elaborierte Rezeptformeln und seltener Kurzrezepte. Als einziger Kurztraktat ist das Judenp aster von Jerusalem aufgenommen. Vermutlich hat P. die Cirurgia als offizielle Pharmakopöe für kurpfälzische Chirurgen konzipiert. Diesen Status hat das Kompendium zwar nie erreicht – eine Pharmakopöe hat es für Wundärzte letztlich auch nie gegeben –, doch kann P. gemeinsam mit dem unbekannten Verfasser des → Buchs von alten Schäden als Begründer der oberrheinischen medizinliterarischen Manualtradition des SpätMA gelten. Die Cirurgia wurde von Wundärzten als unverbindliche Quelle für traumatologische Arzneimittel benutzt. Daher wurde das Kompendium nur kurz (und auch nur im süddt. Raum) als geschlossenes Werk tradiert, wobei bereits vor der Mitte des . Jh. sich unterschiedliche Tradierungsklassen mit teilweiser Textreduktion ausmachen lassen. Um erreicht die Tradition ihren Höhepunkt und ab dem letzten Drittel des . Jh. wird die vollständige Überlieferung von der Streuüberlieferung abgelöst, die dafür nahezu den gesamten dt. Sprachraum erfasst und über den Buchdruck auch in die Niederlande abstrahlte. Bemerkenswerterweise haben aber nicht nur Wund- und Laienärzte wie etwa Regina → Hurleweg zum Ende des . Jh. die Cirurgia ausgewertet, sondern auch Akademikerärzte wie Hermann → Schedel. Als das am weitesten verbreitete Rezept aus P.s Sammlung hat sich das Kap. des ersten Traktats erwiesen, das sog. Schneckenhaus-P aster, das noch im frühen . Jh. in wundärztlichen Rezeptsammlungen nachweisbar ist und bis nach England gelangte. Die Cirurgia hat sich aber nicht nur hinsichtlich ihres Rezeptguts als außerordentlich wirkmächtig erwiesen, sondern war vor allem strukturell stilprägend: Ihr pharmazeutisches Ordnungsprinzip war Vorbild für nachfolgende wundärztliche Manuale weit über den südwestdt. Raum hinaus; sie prägte jüngere Rezeptbücher entscheidend (Passauer, → Würzburger, Kopenhagener, → Ulmer, → Wolfenbütteler Wundarznei). Im . Jh. hatte sich die pharmazeutische Stoffgliederung als allgemeiner Standard für Arzneibücher durchgesetzt.
. Hälfte . Jh. Ü: Die älteste Hs. der Cirurgia ist ein Codex aus dem Besitz Hartmann → Schedels: München, BSB, Clm , va–rb (Pap., / , bair./schwäbisch); Textanfang: «Incipit Cirurgia magistri Petri de Vlma». – Weitere Hss. und Hss. mit Streuüberl. bei Keil (s. Ausg.) S. –, VL () Sp. . Hinzu kommt: Eichstätt, UB, Cod. st , r–v, v, v–v, r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh. bair.). Weitere hsl. Streuüberl. u. a. im → Ansbacher und → Darmstädter Arzneibuch, im → Buch von guten P astern und Salben, in der → Stuttgarter und Ulmer Wundarznei, im → Wolfegger Hausbuch, im → Münchner Salbenbuch, bei → Johann von Seghen und Anton → Trutmann und im Buch der Medizin → Ludwigs V. von der Pfalz. – Streuüberlieferung in Drucken: Oswald Gabelkover: Artzneybuch. Tübingen (Erstdruck [VD G ], zahlreiche weitere Au ., darunter eine ndl. und eine englische). – Joseph Schmid: Speculum Chirurgicum, Oder Spiegel der Wund-Artzney. Ulm (VD :L). – Zur Streuüberlieferung des Älteren Manuals ( obd. Hss. des . Jh.) s. Keil (s. Ausg.) S. f., –. A: Gundolf Keil: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , S. , f. (vier Rezepte aus dem Älteren Manual) – (Cirurgia). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Ders., LexMA () Sp. f. – Ders., NDB () S. f. – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –. – Gerhard Eis: Zur Überl. der Schr. des Wundarztes P. v. U. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – G. Keil: P. v. U. und die Passauer Wundarznei. In: Ulm und Oberschwaben () S. –. – G. Keil: Das Arzneibuch Ortolfs von Baierland. Sein Umfang und sein Ein uß auf die «Cirurgia magistri Petri de Ulma». In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ders. (s. Ausg.). – G. Eis: Nachr. über unbekannte Wundärzte in einer Weingartner Hs. um . In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. ). – Günther Kallinich/ Karin Figala: Ein Beitr. zu Leben und Wirken des
Peter von Ulm Arztes P. v. U. des Jüngeren. In: Ulm und Oberschwaben () S. –. – Ingrid Rohland/ G. Keil: Das ‹Judenp aster von Jerusalem›. In: Recente bijdragen tot de geschiedenis van de farmacie. Liber Amicorum Leo J. Vandewiele. Hg. v. Christian De Backer/Piet Nijs (Farmaceutisch tijdschrift voor Belgie , /). Brüssel , S. –. – I. Rohland: Das ‹Buch von alten Schäden›. Tl. : Komm. und Wörterverz. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –, –. – Christian Tenner/G. Keil: Das ‹Darmstädter Arzneibuch›. Randnotizen zu einer oberrheinischen Sammelhs. der Zeitenwende. In: Bibl. und Wiss. () S. –, hier S. . – Andrea Lehmann: Zwei wundärztliche Rezeptbücher des . Jh. vom Oberrhein. Bd. : Komm. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – Volker Zimmermann: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachigen hsl. Kompendien des SpätMA (Ars medica ). Wiesbaden , S. , . – G. Keil: Organisationsformen medizinischen Wissens. In: Wissensorganisierende und wissensvermittelnde Lit. im MA. Perspektiven ihrer Erforschung. Hg. Norbert Richard Wolf (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – William C. Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. // B). Bern u. a. , S. f. – Thomas Gleinser: Anton Trutmanns ‹Arzneibuch›. Medizin- und sozialgeschichtlicher Komm. Diss. Würzburg , Reg. – Manfred Gröber: Das wundärztliche Manual des Meisters Hans Seyff von Göppingen (ca. –). Der Cod. med. et phys. ° der Württembergischen LB Stuttgart (GAG ). Göppingen , Reg. – Fritz Hieninger: Die ‹Würzburger Wundarznei›. Ein chirurgisches ArzneimittelHb. des SpätMA. Textausg.: Tl. : Edition des dritten Segmentes (Pulverrezepturen). Diss. Würzburg , S. –. – G. Keil: P. v. U. d. Ä. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. und Reg. – G. Keil: Farbe und Struktur in wundärztlichen Rezeptaren des dt. MA. In: Farbe im MA. Materialität – Medialität – Semantik. Hg. v. Ingrid Bennewitz (Symposiumsakten des Mediävistenverbandes ). Berlin , Teilbd. , S. –, hier S. f., f. VZ
Hohenkirche Hohenkirche, Gerhard (auch: [von] Hohenkirchen, Ho[c]hkirch, Hoenkerken, Hog[h]enkerke, Hog[h]enkergh; Gerhardus [de] Hamborch, de Homburch), * um , † ... – Universitätsmediziner und kurpfälzischer Leibarzt, Verfasser von Pesttraktaten. Seinen nd. Namensformen zufolge stammte H. aus dem nordniedersächsischem Sprachraum. In Erfurt nahm er das Studium der Artes auf ( Bakkalaureus artium). Anschließend wechselte er an die Universität Prag, wo er erstmals belegt ist. in Prag zum Magister artium promoviert, wurde er an der dortigen Artistenfakultät in unterschiedliche administrative Ämter berufen. schloss H. sich dem Protest dt. Lehrender und Studenten der Universität Prag gegen den aufkommenden tschechischen Nationalismus an und verließ die böhmische Residenzstadt. Offensichtlich hat er noch in Prag neben seinen Verp ichtungen an der artistischen Fakultät Medizin studiert, denn an seiner Erfurter Heimatuniversität wird er als «doctor medicinae» geführt. Wenig später zählte H. in Leipzig zu den Begründern der dortigen Universität und wurde Teil des ersten Leipziger Lehrkörpers. war er erster Dekan der Medizinischen Fakultät, ehe er einem Ruf nach Köln folgte, wo er zwei Mal zum Universitätsrektor gewählt wurde. Auch wurde H. in den geistlichen Stand erhoben und in Wimpfen am Chorherrenstift St. Peter bepfründet. Nach seiner Berufung zum kurpfälzischen Leibarzt übersiedelte er nach Heidelberg und lehrte an der dortigen Universität, der er noch im selben Jahr und ein weiteres Mal als Rektor vorstand. Von seinem beträchtlichen Wohlstand zeugt H.s umfangreiche Bibliothek, die er dem «Collegium dionysianum» an der Heidelberger Universität vermachte. Die Burse für mittellose Studenten hatte H. selbst gegründet. Die Biographie H.s – und damit auch die Kohärenz seines Œuvres – steht unter einem Vorbehalt: Obwohl sehr viel dafür spricht, dass der im ostdt. Raum wirkende H. mit dem Kölner/Heidelberger Gelehrten gleichzusetzen ist, lässt sich diese Identität letztlich nicht zweifelsfrei belegen. Trotz seines hohen Renomees als Fachgelehrter ist H. nur mit zwei kurzen Pestschriften, einer volkssprachigen und einer lat., in der fachliterarischen Überlieferung greifbar. Der zweiteilige dt. Traktat Kapitel und Regel für die Pest eröffnet in einer rheinfränkischen Sammelhandschrift
. Hälfte . Jh. aus der Mitte des . Jh. eine Gruppe von Pesttraktaten. Der erste Teil bietet Rezepte und diätetische Vorschriften, der zweite Pestlassregeln. Die «a capite ad calcem» angeordneten Lassregeln sind eine wortwörtliche Übernahme des → Briefs an die Frau von Plauen. Auch der diätetische Abschnitt ist kaum selbstständiger, da es sich hier um Übersetzungen aus dem Sendbrief des → Gallus von Prag handelt. Allerdings hat H. die Reihenfolge der Vorlage variiert, auch inhaltlich eingegriffen und Material aus dem → Sinn der höchsten Meister von Paris interpoliert. Die Übersetzungen der Sendbrief-Abschnitte sind offenbar von anderen Verdeutschungen unabhängig. Während die Entstehung des dt. Traktats in H.s Prager oder Leipziger Zeit fallen dürfte, ist das lat. Regimen contra pestilenciam deutlich später entstanden, nämlich im Pestjahr . Widmungsempfänger des Textes ist der Wimpfener Chorherr bei St. Peter, Dietrich von Gießen (†). Höchstwahrscheinlich hat H. den Text zuerst volkssprachig verfasst und diese dt. Version dann ins Lateinische übersetzt. Der Aufbau des Textes folgt dem zweiten Hauptteil des → Pariser Pestgutachten, d. h. an die Prophylaxe nach den «Sex res non naturales» schließt sich die Therapie an. Auch beim Regimen stellen der Brief an die Frau von Plauen und der Sinn der höchsten Meister von Paris die wichtigsten inhaltlichen Bezugspunkte dar. Allerdings lässt H. auch pharmazeutische Empfehlungen und persönliche Aderlasserfahrungen in seinen Text einießen. H.s Interessen, Aufgabenfelder und Methoden werden ferner von drei autographen lat. medizinischen Sammlungen widergespiegelt, die er in einem Zeitraum von über Jahren bis kurz vor seinem Tod fortlaufend erweitert hat. Diese enthalten u. a. Textgut der → Hildegard von Bingen und womöglich einige originäre Texte H.s: LepraschauProtokolle, Fieber-Hexameter (Metrum de accidenti et morbo) und eine Glossa in «Metrum phlebotomia». Ob ein Faul- und Pest ebertraktat H. zugesprochen werden kann, ist umstritten (vgl. R. und H. H. Jansen [s. Lit.] S. ). Ü: Dt. Traktat: Salzburg, UB, Cod. M III , vb (Pap. und Perg., um , rheinfränkisch); die Hs. stammt vermutlich aus Speyer (Besitzvermerk aus dem frühen . Jh.: «Johannes Krannch [i. e. Kranich] de kirchheim Cannonicus Spirensis est possesor meus» [→ Kolmarer Liee derhandschrift]). Überschrift: «Ffur die pestelentze
. Hälfte . Jh. ein capittel vnd ein riegel meinster Gerhart Hohenkirche vnd ander me». – Lat. Traktat: Darmstadt, ULB, Hs. , Hs , v–rb (Pap., Mitte . Jh., aus Wimpfen [Faszikel mit H.s Traktat]); Überschrift: «Regimen contra pestilenciam a magistro Gerhardo Hohkirch, doctore in medicinis, traditum magistro Theodorico de Gießen, decano Wimpinensi, ». – Autographe Sammlungen: Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. , , und (Pap., /). LepraschauProtokolle: Cpl , v–v; Metrum de accidenti et morbo: Ebd., r–r; Glossa in «Metrum phlebotomia»: Ebd., r–v; Faul- und Pest ebertraktat: Ebd., v–cr. Vgl. zu den vatikanischen Cpl: Ludwig Schuba: Die medizinischen Hss. der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibl. (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. XIX f., XXXII, –, –, –. A: Dt. Traktat: Gerhard Eis: G. H. s «Kapitel und Regel für die Pest». In: Medizinische Monatsschr. () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –). – Lat. Traktat: Maitz/Staub/Keil (s. Lit.) S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Karl Sudhoff: Die medizinische Fakultät zu Leipzig im ersten Jh. der Univ. Jubiläumsstud. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –, . – Die Matrikel der Univ. Köln. Bearb. v. Hermann Keussen. Bd : – (Publ. der Ges. für rheinische Geschichtskunde /). Bonn (Nachdr. Düsseldorf ) S. (Nr. ). – Anneliese Maier: Mitt. zur dt. Universitätsgesch. aus vatikanischen Codices palatini. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Arch. und Bibl. () S. –, hier S. , . – Siegfried Sudhoff: Ein Salzburger Sammelcodex ma. Medizin und Naturwiss. In: Medizinische Monatsschr. () S. f. – Horst Rudolf Abe: G. Hohenkirchen (ca. –), ein Erfurter Universitätsmediziner des . Jh. In: Beitr. zur Gesch. der Univ. Erfurt () S. –. – Erich Kleineidam: Universitas Studii Erffordensis. Bd. : SpätMA, – (Erfurter theologische Stud. ). Leipzig (Erfurt/Leipzig , Nachdr. ) S. , . – H. R. Abe: Die Erfurter Medizinische Fak. in den Jahren – (Beitr. zur Gesch. der Univ. Erfurt ). Leipzig , S. – u. ö. – G. Keil: Der ‹Kodex Kohlhauer›. Ein iatromathematisch-hauswirtschaftliches
Iatromathematisches Corpus Arzneibuch aus dem ma. Oberfranken. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . – Rosemarie und Hans Helmut Jansen: Die Pest in Heidelberg. In: «Semper apertus». Sechshundert Jahre Ruprecht-Karls-Univ. Heidelberg. Hg. v. Wilhelm Doerr. Berlin u. a. , Bd. , S. –. – L. Schuba: Die medizinische Fakultät im . Jh. In: ebd., S. –, hier S. –. – Hermann Weisert: Die Rektoren und die Dekane der Ruperto-Carola zu Heidelberg –. In: ebd., Bd. , S. –, hier S. –. – Heinrich Schipperges: Ärzte in Heidelberg. Eine Chron. vom «homo heidelbergensis» bis zur «Medizin in Bewegung». O. O. [Heidelberg] , S. f., –. – Volker Zimmermann: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachigen hsl. Kompendien des SpätMA (Ars medica ). Wiesbaden , S. . – Bernd Lorenz: Allgemeinbildung und Fachwissen. Dt. Ärzte und ihre Privatbibl. (Stud. zur Medizin-, Kunst- und Literaturgesch. ). Herzogenrath , S. u. ö. – Hb. der hist. Buchbestände in Deutschland. Bd. : BadenWürttemberg und Saarland. A–H. Hg. v. Bernhard Fabian. Hildesheim , S. . – Wolfgang Rohe: Zur Kommunikationsstruktur einiger Heidelberger Regimina sanitatis: Heinrich Münsinger, Erhard Knab, Conrad Schelling. In: Wissen für den Hof. Der spätma. Verschriftungsprozeß am Beispiel Heidelberg im . Jh.. Hg. v. Jan-Dirk Müller (MMS ). München , S. –, hier S. –, , . – Laurence Moulinier-Brogi: Deux fragments inédits de Hildegarde de Bingen copiés par G. v. Hohenkirchen. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Manfred Franz Maitz/Kurt Hans Staub/G. Keil: G. H.s lat. Pesttraktat. In: Bibl. und Wiss. () S. –. – Wolfgang Wegner: H., G. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Iatromathematisches Corpus. – Astrologischmedizinisches Kompendium, erste Hälfte . Jh. Die Überlieferung des I. C. macht eine Entstehung der Kompilation im südwestdt. (alemannischen) Raum mehr als wahrscheinlich. Da nahezu alle Stücke der Sammlung schon vorher und zumeist eigenständig im Umlauf waren, bedurfte der Kompilator keiner tieferen Einsicht in
Iatromathematisches Corpus seine Materie. Ein akademischer Arzt oder Laienarzt ist als Urheber so zwar nicht ausgeschlossen, es könnte sich jedoch auch um einen interessierten, aber fachfremden Autor gehandelt haben. Das Themenspektrum des I. C. entspricht in etwa dem des → Iatromathematischen Hausbuchs (Laienastrologie, Diätetik, Aderlass), ist aber um Obstbau-Anweisungen erweitert. Die strukturelle Gestaltung der Themen erinnert an das Regimen Heinrich → Laufenbergs. Die medizinischen Inhalte im I. C. beschränken sich auf die Krankheitsprophylaxe; therapeutische Maßnahmen sind ausgespart. Diese Ausrichtung und die Aufnahme gartenbaulicher Inhalte machen praktizierende Ärzte als Adressaten des Kompendiums unwahrscheinlich (wie auch beim Iatromathematischen Hausbuch oder bei Konrad → Türst). Mögliche Rezipienten sind vielmehr im Kreis der medizinischen Laien zu suchen, wobei besonders an Hausvorstände zu denken ist. Am Anfang des I. C. stehen zwei Reihen mit Monatsregeln. Die erste ist eine hochdt. Übertragung der → Utrechter Monatsregeln, die zweite in dieser konkreten Zusammensetzung anderweitig nicht belegt. Sie wird aber teilweise auch von den → Grazer Monatsregeln und vom Lehrgedicht → In Jano claris tradiert. Nun folgt ein dezidiert prognostischer Abschnitt (mit → Neujahrsprognosen, einem Krankheits-→ Lunar und einer Liste mit → Verworfenen Tagen), an den sich ein astrologischer Block anschließt. Dieser wird mit zwei Traktaten eröffnet, dem → Planetentraktat und einer → Tierkreiszeichenlehre. Nur im Schüpfheimer Kodex (s. Überlieferung) ndet sich zusätzlich ein einleitender kosmologischer Kurztraktat, der im . und frühen . Jh. insgesamt noch drei Mal anderweitig überliefert ist, in einem Fall in einer lat. Fassung. Der Astrologieteil setzt sich fort mit einer Stundenregententafel, die für jede Stunde der einzelnen Wochentage den jeweils regierenden Planeten listet. Vergleichbares Tabellenmaterial begegnet auch bei Konrad Türst oder im Iatromathematischen Hausbuch. Den Bezug zum Menschen stellt eine (→ Temperamentenlehre mit charaktertypologischer Ausrichtung wieder her, bevor eine weitere Tierkreiszeichenlehre und ein Sammel-Lunar mit Prognosen zu jedem Tag des Mondmonats den astrologischen Block beschließen. Der Schlussteil des I. C. gestaltet sich thematisch heterogener als die vorhergehenden Abschnitte: Auf Meister → Richards Büchlein, wie
. Hälfte . Jh. man Bäume zweien soll, folgt eine Aderlasskomplex (→ Vierundzwanzig-Paragraphen-Text, → Lob des Aderlasses, → Schröpfstellentext), an dessen letzter Stelle ein → Hämatoskopie-Traktat einge ochten ist, der sowohl Parallelen zum Iatromathematischen Hausbuch als auch zum Arzneibuch → Ortolfs von Baierland aufweist. Eine Diätetik nach Ortolf und → Konrad von Eichstätt beschließt das Kompendium. Das I. C. war bei weitem nicht so wirkmächtig wie das reich illustrierte Iatromathematische Hausbuch, was auch dem im I. C. fehlenden Bildprogramm geschuldet sein dürfte. Ü: Zürich, Privatbesitz Huldrych M. Koelbing, ohne Sign. (Schüpfheimer Kodex) v–v (Pap., zweites Viertel . Jh., hochalemannisch). – Darmstadt, ULB, Hs. , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., elsässisch). – London, Wellcome Institute of the History of Medicine, MS , S. – (Pap., zweite Hälfte . Jh., alemannisch). – Ebd., Ms (Abschrift von Ms. ). – Karlsruhe, LB, Cod. K , r–r, r–v, v–r (Pap., drittes Viertel . Jh., elsässisch). – Zürich, ZB, Cod. C b, v–v (Pap., um , hochalemannisch). – Budapest, UB, Cod. germ. , r–r (Pap., erste Hälfte . Jh., alemannisch). – Mit Ausnahme des Schüpfheimer Kodex als ältestem Zeugen überliefern alle Hss. das I. C. im Verbund mit dem Regimen Laufenbergs. Das stützt zum einen die These einer alemannischen Provenienz des I. C. und ist zum anderen inhaltlich sinnvoll, da die Heilslehre des I. C. dadurch um die Schwangeren- und Pestvorschriften des Regimen ergänzt wird. Die therapeutische Lücke des I. C. schließt ein Rezeptar mit Pestschriften, das sich (äußerst variabel) in den meisten Hss. anschließt. A: Heinrich Laufenberg, Regimen der Gesundheit. Iatromathematisches Hausbuch [sic]. Michael Puff, Von den ausgebrannten Wässern. Farbmikro che-Edition der Hs. Zürich, ZB, Ms. C b. Einf. zu dem astromedizinischen Hausbuch von Bernhard Schnell, Beschreibung der Hs. von Marlies Stähli (Codices illuminati medii aevi ). München . – Welker , S. –. L: Lorenz Welker, VL () Sp. –. – Ernst Zinner: Verz. der astronomischen Hss. des dt. Kulturgebietes. München . – Viktor Stegemann: Aus einem ma. dt. astronomisch-astrologischen Lehrbüchlein. Eine Unters. über Entstehung, Herkunft und Nachwirkung eines Kapitels über Planetenkinder (Prager dt.
. Hälfte . Jh. Stud. ). Reichenberg (Nachdr. Hildesheim ). – Das Arzneibuch Ortolfs von Baierland. Nach der ältesten Hs. (. Jh.) (Stadtarch. Köln W *). Hg. v. James Follan (Veröff. der Internationalen Ges. für Gesch. der Pharmazie NF ). Stuttgart . – Heinz H. Menge: Das ‹Regimen› Heinrich Laufenbergs. Textologische Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. – passim u. ö. – Christoph Weißer: Stud. zum ma. Krankheitslunar. Ein Beitr. zur Gesch. laienastrologischer Fachprosa (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen . – Manfred Peter Koch: Zur Quellenanalyse von Laufenbergs Versehung des Leibs. In: Fachprosa-Stud. Beitr. zur ma. Wiss.- und Geistesgesch. FS Gerhard Eis. Hg. v. Gundolf Keil u. a. Berlin , S. –. – Vom Ein uss der Gestirne auf die Gesundheit und den Charakter des Menschen. Faks.-Ausg. des Ms. C der ZB Zürich (Nürnberger Kodex Schürstab). Bd. : Komm. Hg. v. G. Keil unter Mitarbeit v. Friedrich Lenhardt/Ch. Weißer. Luzern . – Ingrid Rohland: Das ‹Buch von alten Schäden›. Tl. : Komm. und Wörterverz. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen . – Dies./ G. Keil: Randnotizen zum ‹Schüpfheimer Kodex›. Teil : Allgemeines und Textbestimmung der Traktate. In: Gesnerus () S. –. – F. Lenhardt: Zur Blutschau Heinrich Laufenbergs. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – L. Welker: Das ‹I. C.›. Unters. zu einem alemannischen astrologisch-medizinischen Kompendium des SpätMA mit Textausg. und einem Anhang: Michael Puffs von Schrick Traktat ‹Von den ausgebrannten Wässern› in der hsl. Fassung des Cod. Zürich, ZB, C b (Zürcher medizingeschichtliche Abh. ). Zürich . – G. Keil: Der Hausvater als Arzt. In: Haushalt und Familie in MA und früher Neuzeit. Hg. v. Trude Ehlert. Sigmaringen , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , , . – Markus Müller: Beherrschte Zeit. Lebensorientierung und Zukunftsgestaltung durch Kalenderprognostik zwischen Antike und Neuzeit. Mit einer Edition des Passauer Kalendars (UB/LMB ° Ms. astron. ) (Schriftenreihe der UB Kassel – LB und Murhardsche Bibl. ). Kassel , S. f., , u. ö. VZ
Johann(es) (Krafft) von Gmunden Johann(es) (Krafft) von Gmunden (auch: Johannes de Gamundia, Johann von Gemünd), * um / Gmunden am Traunsee, † .. Wien. – Astronom, Mathematiker, Theologe. J. stammte wahrscheinlich aus der ursprünglich in Passau und dann in Österreich ansässigen Familie Krafft. Möglicherweise war er ein Sohn des Passauer Bürgermeisters und späteren Amtmanns und Mautners Friedrich Krafft († ). J. studierte ab die Künste in Wien, wo er Bakkalaureus und Magister wurde. Anschließend hielt er an der Wiener Universität mehrere Jahrzehnte lang Vorlesungen ab. J.s Hauptfelder, die er ab ausschließlich bearbeitete, waren Astronomie und Mathematik. So lehrte er u. a. die naturwissenschaftlichen Werke von → Aristoteles und Euklid. Er hatte auch mehrmals Ämter an der Universität inne; / und war er Dekan, Vizekanzler. Daneben studierte er die Theologie, in der er das Bakkalaurat erhielt. emp ng er die Priesterweihe. Bis war J. Mitglied des Collegium ducale, anschließend bis Kanonikus am Wiener Stephansdom; dann erhielt er die Pfarre in Laa an der Thaya. In seinem Testament von vermachte J. der Universität Schriften und Geräte aus seinem Besitz. J. war mit dem Klosterneuburger Augustinerchorherr Georg Muestinger († ) befreundet, der ebenfalls als Astronom wirkte. J. schuf ein umfangreiches Korpus von Schriften, die bis auf eine Ausnahme in lat. Sprache verfasst sind. Inhaltlich spiegeln die Texte überwiegend J.s astronomische und mathematische Schwerpunkte wider, wie sie auch seine Vorlesungen dominierten. Daneben beschäftigte sich J. vereinzelt mit theologischen Themen. Zu den am frühesten einsetzenden und zugleich am nachhaltigsten wirkenden Werken J.s zählen seine Neu- und Vollmondkalender. Er schuf vier Au agen für die Jahre –, –, – und –. J.s Kalender sind in über Handschriften überliefert. Mehrmals verfasste er auch Anleitungen für den Bau und die Benutzung astronomischer Geräte. Meist griff er dabei auf ältere Vorlagen zurück, die er jedoch aktualisierte und ergänzte. So benutzte er einen Text des → Christian von Prachatitz († ) für einen Astrolab-Traktat (um ). Für eine Anleitung zu dem sog. Aequatorium () griff er auf eine Schrift des Campanus von Novara († ) zurück. Das Torquetum beschrieb J. auf Grundlage des Traktats eines Franco de Polonia von um
Johann(es) (Krafft) von Gmunden . Jakob ben Machir Ibn Tibbon († ) lieferte die Vorlagen für J.s Schriften über Quadranten und Zylinder. Vor begann J. mit der Abfassung der Tabulae astronomicae cum canonibus, die auf den sog. Alfonsinischen Tafeln basieren. In umfangreichen Tabellen mit Kommentaren stellte J. darin astronomische Daten zusammen. Von den wohl ursprünglich fünf Tafeln sind nur drei erhalten, die bis in die erste Hälfte des . Jh. rezipiert wurden. entstand die trigonometrische Abhandlung De sinibus, chordis et arcubus über die Errechnung von Sinustafeln. Der gedruckte Tractatus de minutiis et physicis behandelt die Bruchrechnung im Sexagesimalsystem. Dazu erstellte J. auch Rechentafeln nach den Vorarbeiten des Johannes de Muris († / ). Daneben hinterließ J. ein Albion-Traktat nach Richard von Wallingford sowie Sternverzeichnisse. Unter seinen theologischen Schriften sind Predigten, Disputationen, Quaestiones und eine Rede vor Lizentiaten. J.s einziger bekannter Text in dt. Sprache ist gegen einen Meister Jakob von Erfurt gerichtet. Dieser hatte für September eine ungünstige Himmelskonstellation vorhergesagt. Als deren Konsequenz prophezeite Jakob eine Sonnen nsternis und verschiedene Katastrophen. J.s Schrift bietet einerseits eine astronomische Widerlegung der von Jakob erwarteten Konstellation. Sie wendet sich aber auch allgemein gegen astrologische Vorhersagen und identi ziert J. so als Anhänger einer streng wissenschaftlichen Astronomie. Weitere Schriften J.s sind ebenfalls in dt. Sprache überliefert, gehen aber in dieser Form nicht auf ihn selbst zurück. Es handelt sich vielmehr um vollständige oder teilweise Übertragungen bzw. Bearbeitungen von meist anonymen Autoren. Namentlich bekannt ist Martin von Hall († nach ), der an der Universität Wien belegt ist. Er verfasste einen dt. Astrolab-Traktat, in dem er ein Sternverzeichnis J.s übernahm. J.s Anleitung für das Aequatorium liegt in einer dt. Bearbeitung vor, die zahlreiche Kürzungen, Umstellungen und neue Abschnitte aufweist. Ein dt. Traktat über die Berechnung von Lunareklipsen wurde von der Forschung als stark komprimierte Kompilation J.scher Anweisungen identi ziert. Gekürzt, paraphrasierend und um eigene Beispiele des Bearbeiters ergänzt, wurde auch J.s Anleitung zur Proportionsrechnung in dt. Sprache übersetzt. Zur Kosmographie zählt die dt. Übertragung der
. Hälfte . Jh. lat. Beschreibung einer von J. stammenden Tafel. Das Werk ist in hoch- und nd. Fassungen überliefert. Rund zwanzig Handschriften enthalten dt. Kalender, die auf J.s Arbeiten beruhen. Die Kalenderdaten wurden darin teilweise durch die anonymen Bearbeiter aktualisiert. Die zahlreichen lat. Handschriften und die dt. Bearbeitungen belegen eine bis ins . Jh. reichende Rezeption von J.s Schriften im dt. Sprachraum. Die Aufarbeitung von J.s Werk gewann aber erst im . Jh. an Fahrt. Die Forschung hat sich seitdem zunehmend versucht, J.s bislang nicht vollständig ediertes Gesamtwerk in seiner vollen Breite zu erfassen und J.s wissenschaftliche Leistungen – etwa im Bereich der astronomischen Tafeln und Instrumente – zu würdigen. Heute gilt J. als einer der wichtigsten Astronomen seiner Zeit. Ü: Hunderte, überwiegend lat. und teils autographe Handschriften bis ins . Jh. – Verzeichnis in: Ernst Zinner: Verz. der astronomischen Hss. des dt. Kulturgebietes. München , S. –. – Lynn Thorndike/Pearl Kibre: A Catalogue of Incipits of Mediaeval Scienti c Writings in Latin. London , Reg. – Simek/ Chlench (s. Lit.) S. –. – Dt. Hss. J.s oder späterer Bearbeiter: . J.s Widerlegung der Prophezeiung des Jakob von Erfurt: St. Florian, Stiftsbibl., cod. XI , r (Pap., ). . Anleitungen für astronomische Instrumente u. a. Traktate J.s: Wien, ÖNB, cod. , r–r (Pap., . Jh.). – Ebd., cod. , r–r (Pap., um ). – Ebd., cod. , r–r (Pap., , Schreiber: Martin von Hall). . Kosmographie dt.: München, BSB, clm , v–r (Pap., um –). – Tübingen, UB, cod. Md , r–v (Pap., Mitte . Jh., sog. Tübinger Hausbuch). – München, BSB, cgm , r–r (Pap., um ). . Kalender: Rund zwanzig dt. Textzeugen werden mittlerweile auf J.sche Vorlagen zurückgeführt. – Verz. bei Simek/Chlench (s. Lit.) S. –. Vgl. u. a. auch: www.handschriftencensus.de/ werke/. – www.handschriftencensus.de/werke/. – www.handschriftencensus.de/werke/ . – www.handschriftencensus.de/werke/. – http://data.onb.ac.at/rec/AL. D (lat.): [Einblattdruck-Kalender. O. O., um ] (BVB-Nr. BV). – [Traktat De
. Hälfte . Jh. minuciis et physicis.] Wien: Johann Singriener d. Ä. u. a., (VD T ). A: . Dt. Texte: Klug (s. Lit.) S. – (Kosmographie dt.). – Widerlegung der Prophezeiung des Jakob von Erfurt . In: Die dt. Lit. /: SpätMA und Frühhumanismus. Hg. v. Hedwig Heger. München , S. f. – J. v. G. dt. Der Wiener Codex . Dt. Texte des Corpus astronomicum aus dem Umkreis von J. v. G. Hg. v. Kathrin Chlench. Wien . – Online–Faks. dt. Hss.: Wien, cod. : http://data.onb.ac.at/dtl/ . – Wien, cod. : http://data.onb.ac.at/ dtl/. – München, cgm : http://daten.digitale-sammlungen.de/. – Tübingen, Md : http://idb.ub.uni-tuebingen.de/diglit/Md. . Lat. Ausg. (Auswahl): Klug (s. Lit.) S. – (Kosmographie lat.). – Ad laudem dei omnipotentis. Hg. v. Francis S. Benjamin. In: Osiris () S. –. – Der Traktat ‹De sinibus, chordis et arcubus› von J. v. G. Hg. v. Hubertus L. L. Busard. Wien . – D’Occhieppo/Uiblein (s. Lit.; Tractatus cylindri). – Uiblein (s. Lit.; Testament J.s). – De Mateo (s. Lit.). – Verz. weiterer lat. Ausg. bei Simek/Chlench (s. Lit.) S. –. B: Simek/Chlench (s. Lit.) S. –. L: Christian Bruhns, ADB () S. f. – Kurt Vogel, NDB () S. f. – Menso Folkerts, VL () Sp. f. – John D. North, LexMA () Sp. . – De Boor/Newald / () S. f., u. ö. – John H. Mundy: John of G. In: Isis (/) S. –. – Rudolf Klug: J. v. G., der Begründer der Himmelskunde auf dt. Boden nach seinen Schr. und den Archivalien der Wiener Univ. Wien . – K. Vogel: J. v. G. In: Dictionary of Scienti c Biography. Hg. v. Charles C. Gillispie. Bd. . New York , S. –. – Heidelinde Jung: J. v. G., Georg von Peuerbach. Ihre geistigen Auswirkungen auf Oberösterreich. In: Beitr. zur Kopernikusforschung. Hg. v. Oberösterr. Landesmuseum. Red. Wilhelm Freh. Linz , S. –. – Konradin Ferrari d’Occhieppo/Paul Uiblein: Der ‹Tractatus cylindri› des J. v. G. In: ebd., S. –. – P. Uiblein: J. v. G., der Begründer der Wiener Mathematikerschule, Kanonikus von St. Stephan in Wien und Pfarrer von Laa a. d. Thaya († ). In: Beitr. zur Wiener Diözesangesch. () S. –. – Die Zeit kommt vom Himmel. Von der Astronomie zum Kalender. Zum Gedächtnis J. v. G.,
Systematisches livländisches Ritterrecht –. Hg. v. Elfriede Prillinger. Gmunden . – Maria Firneis: Der Astronom J. v. G. In: Mitt. der Österr. Ges. für Gesch. der Naturwiss. () S. f. – Helmuth Größing: J. v. G. in seiner Zeit. In: ebd., S. –. – E. Prillinger: J. v. G. Astronom und Begründer der Himmelskunde auf dt. Boden. In: Oberösterr. Kulturzs. () S. –. – P. Uiblein: J. v. G. Seine Tätigkeit an der Wiener Univ. In: Der Weg der Naturwiss. v. J. v. G. zu Johannes Kepler. Hg. v. Günther Hamann/H. Größing. Wien , S. – (wieder in: Die Univ. im MA. Beitr. und Forschungen. Hg. v. P. Uiblein. Wien , S. –). – M. Firneis: J. v. G. Der Astronom. In: ebd. , S. –. – Hans Kaiser: J. v. G. und seine mathematischen Leistungen. In: ebd., S. –. – Friedrich Herzog: J. v. G. Aderlasspraktiken in den Hss. österr. Zisterzienserklöster. In: Sancta Crux () S. –. – Christa Binder: Die erste Wiener Mathematische Schule (J. v. G., Georg von Peuerbach). In: Rechenmeister und Cossisten der frühen Neuzeit. Beitr. zum wissenschaftlichen Kolloquium am . September in Annaberg-Buchholz. Hg. TU Freiberg. Freiberg , S. –. – H. Größing: J. v. G. Ein Lehrer des Georg von Peuerbach. In: Der die Sterne liebte. Georg von Peuerbach und seine Zeit. Hg. v. dems. Wien , S. –. – Beatriz Porres de Mateo: Les Tables Astronomiques de Jean de Gmunden. Édition et Étude Comparative. Paris . – Johannes v. G. (ca. –). Astronom und Mathematiker. Hg. v. Rudolf Simek/K. Chlench. Wien . – Alena Hadravová/Petr Hadrava: John of G. In: Biographical Encyclopedia of Astronomers. Hg. v. Thomas Hockey u. a. New York , S. f. – Chlench (s. Ausg.). – Paul Kunitzsch: J. v. G. und das Astrolab. Eine Spurensuche. In: ‹Mathematics Celestial and Terrestrial›. FS Menso Folkerts. Hg. v. Joseph W. Dauben u. a. Halle/Saale , S. –. – J. v. G. Zwischen Astronomie und Astrologie. Hg. v. R. Simek/Manuela Klein. Wien . MM Systematisches livländisches Ritterrecht (auch: Umgearbeitetes liv. R. oder Livländisches Landrecht). – Vor . Das S. l. R. ist eine in hochdt. überlieferte Redaktion des → Erweiterten livländischen Ritterrechts mit dem Ziel, dieses zu systematisieren. Es ist in drei Bücher gegliedert (Buch : Kap., Buch : Kap., Buch : Kap.); zum Teil sind die Kapitel
Jacobus (Paladini) de Theramo mit Überschriften versehen und weichen in ihren Lesarten vom Erweiterten livländischen Ritterecht ab. Der Kompilator des Textes ist unbekannt. Neben mehreren frühneuzeitlichen Abschriften existiert eine lat. Übersetzung mit dem Titel Ius feudale Livonicum; die ursprüngliche, vielleicht nd. Fassung des S. l. R. gilt als verschollen (Bunge: Einleitung, , S. –). Es wird vermutet, dass dieses Rechtsbuch nicht nur in den livländischen Stiften, sondern auch im Deutschordensland Eingang gefunden hat (Schmidt: Rechtsgeschichte, S. ). A: Carl Julius Albert Paucker: Die Quellen der Ritter- Lehn- und Landrechte Est- und Livlands (Slg. der Rechtsquellen Liv-, Esth- und Curlands ). Dorpat , S. – (Synopse). – Monumenta Livoniae antiquae. Slg. von Chroniken, Berichten. Urkunden und anderen schriftlichen Denkmalen und Aufsätzen, welche zur Erläuterung der Gesch. Liv-, Ehst- und Kurlands dienen. Bd. . Riga u. a. , Abt. , S. –. L: Bibliographien zur livländischen Rechtsgeschichte (Quellen und Literatur) bei: Eduard Winkelmann: Livoniae historica. Systematisches Verz. der Quellen und Hilfsmittel zur Gesch. Estlands, Livlands und Kurlands. Berlin (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Oswald Schmidt: Rechtsgesch. Liv-, Est und Curlands. Aus dem Nachlasse des Verfassers hg. v. Eugen von Nottbeck. Dorpat (Nachdr. Hannover ) S. – (ebd. eine Besprechung der damaligen Archivbestände). – Dt. Gesch. im Osten Europas: Baltische Länder. Hg. v. Gert Pistohlkors. Berlin , S. –. Einen Überblick über die ma. Rechtsquellen Livlands in drei, immer aufs Neue verbesserten Ausgaben bietet Friedrich Georg von Bunge: Beitr. zur Kunde der liv-, esth- und curländischen Rechtsquellen. Riga/Dorpat . – Ders.: Einleitung in die liv-, esth- und curländische Rechtsgesch. und Gesch. der Rechtsquellen. Reval . – Ders.: Altlivlands Rechtsbücher, zum Theil nach bisher unbenutzten Texten. Leipzig . Hermann Blaese/Dietmar Willoweit: Baltische Länder. In: HRG () Sp. –. – August Wilhelm Hupel: Versuch einer Gesch. der lie ändischen Ritter- und Landrechte und hochdt. Uebersetzung der lie ändischen Ritterrechte [...] (Neue Nordische Miscellaneen, Stücke –). Riga . – Leo Leesment: Die Verbrechen des Diebstahls und des Raubes nach den Rechten Livlands im MA.
. Hälfte . Jh. Dorpat (Nachdr. Goldbach ). – Leonid Arbusow: Livland. Mark des Reiches –. Ein Abschnitt dt. Verfassungs- und Rechtsgesch. Riga . – Baltisch-europäische Rechtsgesch. und Lexikographie. Hg. v. Ulrich Kronauer u. a. Heidelberg . DB/MM Jacobus (Paladini) de Theramo, * um / Teramo, † Spoleto. – Bischof, Kanonist. Nach dem Studium des Kirchenrechts in Padua war J. ab Erzdiakon von Aversa. Möglicherweise vor , spätestens aber wurde er päpstlicher Kämmerer, Schreiber für die Pönitentiarien und Registrator der päpstlichen Breven. Ab hatte er nacheinander mehrere Bischofsämter inne, so zunächst in Monopoli, ab in Taranto, ab in Florenz und ab in Spoleto. Ein bislang nicht identi zierter Text J.s machte ihn der Häresie verdächtig, von der er aber in einer Bulle des Gegenpapstes Johannes XXIII. freigesprochen wurde. Der genaue Umfang von J.s schriftstellerischer Tätigkeit ist umstritten. So wird ihm manchmal eine lat. Abhandlung von zugeschrieben, De monarchia mundi ecclesiastica et temporali (auch Monarchialis id est de ponti cis Romani monarchia lib. I seu dialogus). Der Text ist in einer Handschrift des frühen . Jh. überliefert (Prag, NB, adlig. D , r–r) und behandelt die Kompetenzen des Papstes. Abgesprochen werden J. u. a. eine im gleichen Kodex enthaltene Abhandlung Exhortans Judaeos und ein → Petrus Lombardus-Kommentar. Gesichert ist hingegen J.s Autorschaft des lat. Satansprozesses Belial (). In der Überlieferung erscheint der Text u. a. auch als Liber de Judiciis et Victoria Christi contra Sathanam Regem Inferiorum, et de Consolatione Peccatorum, Litigatio Christi cum Belial sive Consolatio peccatorum, Lis Christi et Belial coram judice Salomone oder Processus Luciferi Principis Daemoniorum. Das Prosawerk ist in zahlreichen lat. Handschriften und Drucken erhalten, wurde aber um die erste Hälfte des . Jh. auch in andere Sprachen übertragen. So sind französische, italienische, spanische, ndl., dänische und polnische Fassungen des Textes bekannt. Die Forschung unterscheidet außerdem zwei anonyme dt. Übersetzungen des Belial: Eine ungekürzte, dem Wortlaut des Originals eng folgende Übertragung ist nur in drei Handschriften ab überliefert. Deutlich erfolgreicher war eine juristisch geprägte Übersetzung, die starke Kürzungen der theologischen
. Hälfte . Jh. Abschnitte aufweist. Von dieser freieren Übertragung sind über Handschriften des . Jh. und mehr als Drucke ab ca. bekannt. Viele Drucke und Handschriften des dt. Belial weisen auch Illustrationen auf, die meist das Prozessgeschehen darstellen. Als Vorlage der in den Drucken verwendeten Zeichnungen wird eine Münchner Handschrift vermutet (cgm ). Die dt. BelialÜbersetzer sind unbekannt; eine verschiedentlich angenommene Identität mit → Niklas von Wyle oder → Albrecht von Eyb ist nicht beweisbar. Inhaltlich veranschaulicht der Belial Ablauf und Instrumente des kanonischen Rechtsverfahrens am Beispiel einer heilgeschichtlich aufgeladenen Handlung: Die Hölle strengt vor Gott eine Klage gegen Jesus an, weil dieser die Höllentore aufgebrochen und die dahinter gefangenen Seelen befreit hat. Dieser Vorgang wird von der Hölle als Raub bewertet. Sie ernennt Belial zu ihrem Rechtsvertreter, während Moses als Fürsprecher Christi auftritt und Gott Salomon als zuständigen Richter bestimmt. Das Hauptverfahren endet zunächst mit Salomons Abweisung der Höllenklage. Nach erfolgreicher Anfechtung Salomons durch Belial geht der Prozess jedoch in die zweite Instanz, nun mit Joseph von Ägypten als Richter. Zuletzt wird ein u. a. aus Jeremias und Aristoteles bestehendes Schiedsgericht hinzugezogen, das Salomons ursprüngliches Urteil bestätigt. Diese Handlung dient der Darstellung formaler Elemente des kanonischen Prozessrechts wie Klage, Vorladung, Zeugenvernehmung, Beweisführung, Eingabe, Plädoyer, Appellation und Schiedsgerichtsbarkeit. Die besondere Qualität des Textes liegt dabei in der kunstvollen Verknüpfung dieser juristischen Aspekte mit einem theologisch fundierten Gesamtgeschehen: Der Belial stellt nicht nur musterhaft Stationen eines Rechtsprozesses dar, sondern auch die biblische Heilsgeschichte. Damit steht J.s Werk in der Tradition ähnlicher, bis ins . Jh. entstandener Werke, deren Satansprozesse mal die theologischen, mal die juristischen Elemente betonten. Der Belial gilt als rechtspragmatisches Exemplar dieser Gattung, ist er doch stark auf die Vermittlung von Rechtswissen ausgerichtet. Die Rezeption des lat. Belial erfolgte vor allem unter theologischen Vorzeichen. So wurde das Werk etwa von Prager Hussiten gelesen. Als Publikum der dt. Übersetzungen werden hingegen Laienjuristen vermutet, die an den rechtlichen
Jacobus (Paladini) de Theramo Aspekten des Textes interessiert waren. Entsprechend ist der dt. Belial häu g mit Werken wie dem → Schwabenspiegel oder der → Goldenen Bulle überliefert. Obwohl J.s Text von bis von der Kirche indiziert war, erfuhr er in der zweiten Hälfte des . Jh. zwei Bearbeitungen: Die dramatisierte Belial-Fassung des Sebastian Wild († nach ) von ist religiös geprägt. Juristisches Interesse zeigt hingegen die freie dt. Bearbeitung Historische Processus iuris () von Jakob Ayrer d. J. († ). Außerdem wirkte der Belial auf Ulrich → Tengler. Ü (dt.): Verz. von Textzeugen des dt. Belial: www.handschriftencensus.de/werke/. – Zur Überl. vgl. u. a. auch Ott, Rechtspraxis, (s. Lit.). – Die meisten Hss. werden der freieren Übersetzung des Belial zugerechnet, der wörtlichen Übersetzung nur drei Textzeugen: M: München, BSB, cgm (früher Luzern, Antiquariat Gilhofer und Ranschburg, Nr. /,; Nikolsburg, Fürstlich Dietrichsteinsche Bibl., cod. I ), Bll. (Pap., , bair.-österr.). – B: Berlin, SBB, mgf , r–r (Pap., zweites Viertel . Jh., ostfränkisch). – S: Schlierbach, Stiftsbibl., cod. , ra–va (Pap., um Mitte . Jh., bair.-österr.). D: . Lat. Belial: Zahlr. lat. Drucke ab . Wohl ältester Druck: Augsburg: Johann Schüssler, (GW M). . Dt. Belial: Mehr als dt. Drucke ab etwa . Frühe Inkunabeln: Bamberg: Albrecht P ster, [um ] (GW M). – [Augsburg]: Günther Zainer, (GW M). – Ebd.: Johann Bämler, (GW M). – Nd. Druck: Magdeburg: Moritz Brandis, (GW M). Verzeichnis der frühen Drucke: GW (online). – Außerdem zwei Drucke von (VD J f.). A: . Lat. Belial: Processus Iuris IocoSerius. Hg. v. Melchior Goldast. Hanau . – Online-Faks. von GW M: http://daten. digitale-sammlungen.de/. . Dt. Belial: Lehrhafte Litteratur des . und . Jh. Bd. . Hg. v. Ferdinand Vetter. Berlin (Nachdr. Tokio ) S. –. – Marx (s. Lit.; Teilausg.). – Smith (s. Lit.; Teilausg.). – Online-Faks. von Hs. B: http:// resolver.staatsbibliothek-berlin.de/. – Online-Faks. von GW M und GW M: http:// daten.digitale-sammlungen.de/. L: Norbert H. Ott, VL () Sp. –; () Sp. . – Hartmut Zapp, LexMA () Sp. . – De Boor/Newald /
Bitschin () S. . – N. H. Ott: Processus Sathanae. In: LexMA () Sp. f. – Alphons A. Marx: Zur Prosakunst des dt. Belial. Diss. Berlin . – Der Belial. Kolorierte Federzeichnungen aus einer Hs. des XV. Jh. Hg. v. Dittmar Heubach. Straßburg . – Friedrich W. Strothmann: Die Gerichtsverhandlung als literarisches Motiv in der dt. Lit. des ausgehenden MA. Jena . – Konrad Burdach: Der Dichter des Ackermann aus Böhmen und seine Zeit. Bd. . Berlin , S. –. – Paul B. Salmon: J. de Th. and Belial. In: London Mediaeval Studies () S. –. – Harry D. G. Smith: The Early New High German ‹Belial›. History, Relationship of Manuscripts and Partial Edition. Diss. Harvard, Cambridge/Mass. . – Kurt Ohly: Eggestein, Fyner, Knoblochtzer. Zum Problem des deutschsprachigen ‹Belial› mit Illustrationen. In: Gutenberg-Jb. () S. –; () S. –. – Hans-Rudolf Hagemann: Der Processus Belial. In: FS Max Gerwig. Hg. Juristische Fakultät der Univ. Basel. Basel , S. –. – Martin von Hase: Zwei Probedrucke des lat. ‹Belials› von J. de Th. des Augsburger Druckers Günther Zainer im Spielkartenmuseum Leinfelden. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Heribert Hummel: Der Heilbronner ‹Belial›. Zu einer illustrierten Hs. des . Jh. im Heilbronner Stadtarch. In: Jb. für schwäbischfränkische Gesch. () S. –. – N. H. Ott: Rechtspraxis und Heilsgesch. Zu Überl., Ikonographie und Gebrauchssituation des dt. ‹Belial› (MTU ). München . – Ders.: Handschriftenillustration und Inkunabelholzschnitt. Zwei Hypothesen zu den Bildvorlagen illustrierter ‹Belial›Drucke. In: PBB (Halle) () S. –. – Udo Arnold: Zur Gesch. der Deutschordenskommende Heilbronn im MA. Baumeister Mathis von Mensheim und die ‹Belial›-Hs. von [...]. In: Zs. für württembergische Landesgesch. () S. –. – N. H. Ott: Ikonographische Signale der Schriftlichkeit. Zu den Illustrationen des Urkundenbeweises in den ‹Belial›-Hss. In: FS Walter Haug und Burghart Wachinger. Hg. v. Johannes Janota u. a. Bd. . Tübingen , S. –. – N. H. Ott: Frühe Augsburger Buchillustration. In: Augsburger Buchdruck und Verlagswesen. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hg. v. Helmut Gier/ Johannes Janota. Wiesbaden , S. –. – Bernd Michael: J. d. T.: Belial (dt.). In: Aderlass und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg
. Hälfte . Jh. Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. –. – Klaus Gantert: J. d. T.: Belial (dt.). In: ebd., S. f. – Carmen Cardelle de Hartmann: Lat. Dialoge –. Literaturhist. Stud. und Repertorium. Leiden u. a. , S. f. – Akihiko Fujii: Günther Zainers druckersprachliche Leistung. Unters. zur Augsburger Druckersprache im . Jh. Tübingen , S. – u. ö. – Il ‹Liber Belial› e il Processo Romano-Canonico in Europa tra XV e XVI Secolo. Hg. v. Francesco Mastroberti u. a. Bari . MM Bitschin, Konrad, * um / Luckau/Niederlausitz, † /. – Stadtschreiber und Notar, Verfasser und Kompilator von Rechtstexten, pädagogischen und historiographischen Schriften. B. war ein in Preußen wirkender Gelehrter. Johannes Bitschin († ), Stadtschreiber in Liegnitz (Legnica), und dessen Sohn Ambrosius (seit ebenfalls Stadtschreiber, / Bürgermeister von Liegnitz) waren wohl nicht Vater und Bruder von K. B., wie es gelegentlich in der Literatur zu nden ist. B. wurde im Frühjahr als «Conradus Bitczen de Lukow de Lusatia» an der Universität Leipzig immatrikuliert und bereits ein Jahr später zum Bakkalaureus promoviert. Möglicherweise studierte er im Anschluss Theologie in Prag oder Paris. Seit stand er als Stadtschreiber («scriba») und Notar («notarius») im Dienst des Danziger Rats, und ab war er, wohl ohne seine Beziehungen in Danzig (Gda´nsk) aufzugeben, Stadtschreiber und Notar in Kulm (Chełmno). In seiner Kulmer Zeit engagierte er sich für die Gründung einer Universität in der Stadt und war / gemeinsam mit dem Kulmer Bürgermeister Johann Sterz Teilnehmer einer Gesandtschaft an Kaiser Sigismund (–). Danach bekleidete er mehrere geistliche Ämter: hatte er das Pfarramt in Nebrau (Nebrowo) inne, war Propst zum Hl. Geist in Marienwerder (Kwidzyn) und «subcollector camere apostolice in terris Culmensis et Pomeranie» für die Einwerbung des Peterspfennigs. Die letzte Nachricht aus eigener Feder datiert ins Jahr : B. nennt sich Pfarrer von Riesenburg (Pra´ buty) und Schwetz (Swiecie) sowie Vikar zu Kulm. Aus einer undatierten Notiz über sein Testament geht hervor, dass B. Vikar des St. Michaelaltars in Kulm war, dem eine Stiftung der KretschmerBruderschaft gewidmet war; nach seinem Tod sollten aus dieser Stiftung, an der B. beteiligt war, jährliche Geldbeträge zugunsten unbemittelter Schüler
. Hälfte . Jh. und des Schulmeisters gezahlt werden. In einer Urkunde von (ausgestellt in Subkau, heute: Subkowy) wird mitgeteilt, dass B. Inhaber einer Pfründe an der St. Marienkirche in Danzig war. Von B. sind mehrere lat. Schriften bekannt. Er verfasste einen Ehetraktat (De vita coniungali; die Schrift ist dem obersten Danziger Stadtsecretarius, Nikolaus Wrecht, und dessen Frau dediziert). entwarf B. einen Klagebrief über den Feldˇ ´ († nach zug des Hussitenführers Jan Capek ze San ) nach Preußen (Epistola ecclesie deplanctoria ad omnes terras et gentes cristicolas a nephariis Hussitis et hereticis dampnabiliter perturbatas) und setzte für den Zeitraum von bis die Chronica terrae Prussiae des → Peter von Dusburg fort (geschrieben ca. ). Aufgrund seines Ehetraktats, der weit über das eigentliche Thema hinausgreift, gilt B. als erster pädagogischer Theoretiker im dt. Sprachraum. Aus diesen Schriften geht eine bemerkenswerte Kenntnis der Heiligen Schrift, theologischer Verfasser wie Tertullian, Lactantius, → Augustinus, → Hieronymus, Chrysostomus, → Isidor, → Hugo von St. Victor u. a. m hervor. Gleichfalls sind ihm antike Dichter wie → Ovid, → Vergil, Terenz, Sallust und Sueton und Chronisten wie → Helmold von Bosau und Petrus Damianus, juristische, fortikatorische und landwirtschaftliche Klassiker bekannt. B. berichtet ausführlich aus den Werken Boccaccios und → Petrarcas. In seine zeitgenössischen Berichte dürften zahlreiche ihm mündlich zugetragene Informationen einge ossen sein, die für die heutige Geschichtswissenschaft von großem Interesse sind. Im Zusammenhang mit seinen Ämtern in Danzig und Kulm war B. bemüht, die für beide Städte rechtsrelevanten Texte zusammenzutragen und für den Gebrauch zugänglich zu machen (mehrheitlich in dt. Sprache). In Danzig legte er die ersten bekannten Kürverzeichnisse an (, Mitgliederverzeichnisse des Stadtrats, seit wurden diese Verzeichnisse in einem amtlichen Kürbuch geführt), ein Missivbuch mit dem Briefausgang der Stadt (), ein Manuale notarii civitatis Danczk (–) und eine Sammlung von Danziger Seerechtsurteilen (–). Außerdem wird ihm die Zusammenstellung von für Preußen bedeutenden Rechtstexten im sog. Danziger Schöffenbuch zugeschrieben; darin enthalten sind die → Landläu gen Kulmischen Rechte, die Neun Bücher Magdeburger Rechts (Walter → Ekhardi) und Danziger Rechtsaufzeichnungen in einem Gesamtum
Bitschin fang von Artikeln. Es entstand wohl in der ersten Hälfte des . Jh. Für Kulm fertigte er u. a. ein Manuale notarii civitatis Culmensis () mit der einzig erhaltenen älteren Fassung der → Kulmer Handfeste an. Beim Manuale aus Danzig handelt es sich um eine Art Stadtbuch, in dem Tagesordnungen der Ratssitzungen, gerichtliche Anzeigen, Urteile, Ordnungen u. a. m. verzeichnet wurden. Ü: Eine Zusammenstellung von B.s nachgelassenem Schrifttum, das aufgrund seiner langjährigen Verwaltungstätigkeit sicher umfangreicher ist, als hier dargestellt, liegt noch nicht vor. In den Scriptores rerum Prussicarum (), S. –, wird eine Ratsordnung über die Vergütung der in Diensten des Rats stehenden Personen aus dem Jahr mitgeteilt (mit Nachträgen bis zum Jahr ); dort wird auch das Amt des Stadtschreibers mit seinen Aufgaben beschrieben. Diese Beschreibung lässt auf eine umfangreiche schriftliche Tätigkeit schließen. A: Christoph Hartknoch: Petri de Dusburg [...] Chronicon Prussiae [...]. Frankfurt , S. – (online: BSB München). – Scriptores rerum Prussicarum. Die Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit bis zum Untergang der Ordensherrschaft. Hg. v. Theodor Hirsch u. a. Bd. . Leipzig (online: BSB München), S. – (Fortführung der Chronica terrae Prussiae), – (Auszüge aus De vita coniungali), – (Auszüge aus der Epistola ecclesia deplanctoria). – Dass., Bd. . Leipzig (online: BSB München), S. – (Kürverzeichnisse, über die Amtsjahre B.s hinausgehend), – (Manuale notarii civitatis Danczick). – M. Toeppen (Hg.): Das Danziger Schöffenbuch. Danzig (online: dLibra Digitale Bibliothek; auch erschienen als Beiträge des Gymnasialprogramms des kgl. Gymnasii Marienwerder, Nr. [Marienwerder ]). – K. B.s Pädagogik. Das vierte Buch des enzyklopädischen Werkes «De vita coniugali». Nach der lat. Hss. zum erstenmal hg., mit dt. Übersetzung, hist.-literarischer Einleitung sowie mit Erklärungen und Anmerkungen versehen von Richard Galle. Gotha . – Zu den Editionen der Kulmer Handfeste s. den Artikel in Bd. , Sp. –. L: Emil Steffenhagen, ADB () S. . – Arthur Methner, Altpreußische Biographie. Bd. . Hg. v. Christian Krollmann. Königsberg , S. . – Klaus-Eberhard Murawski, NDB () S. . – Udo Arnold, VL () Sp. –; () Sp. . – Oppitz ()
Bitschin S. f. (Danziger Schöffenbuch). – Compendium auctorum Latinorum Medii Aevi (–). Hg. von der Società Internazionale per lo Studio del Medioevo Latino. Bd. . Firenze , S. f. – Otto Stobbe: Beitr. zur Gesch. des dt. Rechts. Braunschweig , S. f. – Friedrich Wilhelm Schirrmacher: Ambrosius Bitschen. Der Stadtschreiber von Liegnitz und der Liegnitzer Lehnsstreit. Liegnitz (Einladungsschr. zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Königs in der Kgl. Ritter-Akad. in Liegnitz). – E. Steffenhagen: Zu Conrad B. In: Altpreußische Monatsschr. () S. –. – Franz Schultz: Conrad B. während seines Aufenthaltes in Culm (–). In: Altpreußische Monatsschr. NF () S. –. – W. Ketrzy´nski: Conrad B.’s Manuale notarii etc. In: ebd. NF () S. . – M. Töppen: Replik in Sachen C. B. In: ebd., S. –. – Ders.: Letztes Wort in Sachen Conrad B.s auf die Entgegnung des Oberlehrers Schulz. In: ebd., S. f. – F. Schultz: Gesch. der Stadt und des Kreises Kulm. Bd. : Bis zum Jahre . Danzig . – Richard Werner: Ambrosius Bitschen, der Stadtschreiber von Liegnitz. Ein geschichtliches Charakterbild. Liegnitz . – Franz Hipler: Die Pädagogik des K. B. In: Mitt. der Ges. für dt. Erziehungs- und Schulgesch. () S. –. – Richard Koebner: Die Eheauffassung des ausgehenden dt. MA. In: AfK () S. –, –. – A. Methner: Conrad B. als Danziger Stadtschreiber. In: Zs. des westpreußischen Geschichtsver. () S. –. – Ders.: Die Danziger Stadtschreiber bis . In: Danziger familiengeschichtliche Beitr. () S. –. – Erich Maschke: Der Peterspfennig in Polen und dem dt. Osten. Leipzig () S. . – Bruno Huth: K. B., der Stadtschreiber von Kulm. In: Dt. Monatshefte in Polen () S. –. – Regesta historico-diplomatica Ordinis S. Mariae Theutonicorum. Bearb. v. Erich Joachim. Hg. v. Walther Hubatsch. Tl. . Göttingen , Nr. . – Jerzy Serczyk: W sprawie husytyzmu w ziemi chełmi´nskiej w latach –. In: Zapiski historyczne Towarzystwa naukowe w Toruniu / () S. –. – Ewa Maleczy´nska: Ruch husycki w Polsce i w Czechach. Warszawa , S. –. – Brygida Kürbisówna: Próba zało˙zenia uniwersytetu w Chełmnie w roku . Opuscula Casimiro Tymieniecki [...] dedicata. Pozna´n , S. f. – Dies.: Losy przywileju uniwersyteckiego dla Chełmna. Ks˛ıga pamiatkowa ˛ [...] lecia Uniwersytetu Jagiello´nskiego. Pozna´n . –
. Hälfte . Jh. Zdeˇnka Hledíková: Neznámý protihusitský spis z ˇ Merseburku. In: Ceskoslovenský cˇ asopis historický () S. –. – Zenon Hubert Nowak: Starania o zało˙zenie uniwersytetu w Chełmnie w XIV i XV r. In: Zapiski historyczne Towarzystwa naukowe w Toruniu () S. – (dt.: Bemühungen um die Gründung einer Univ. in Kulm im . und . Jh. In: Der Deutschordensstaat Preußen in der polnischen Geschichtsschreibung der Gegenwart. Hg. Udo Arnold/Marian Biskup [Quellen und Stud. zur Gesch. des Dt. Ordens ]. Marburg , S. –). – Zoa Wardeska: ˛ K. B. z Łukowa zwany Konradem z Byczyny pedagog chełmi´nski [K. B. aus Luckau gen. Konrad von Pitschen, Kulmer Pädagoge]. In: Kwartalnik historyczny. Nauki i Techn. () S. –. – Sven Ekdahl: Die Schlacht bei Tannenberg . Quellenkrit. Unters. Bd. : Einf. und Quellenlage (Berliner hist. Stud. /). Berlin , S. . – Jarosław Wenta: Kierunki rozwoju rocznikarstwa w pa´nstwie zakonu niemieckiego w XIII–XVI w [Entwicklungslinien der Annalistik im Deutschordensstaat] (Roczniki towarzystwa naukowego w Toruniu rocznik /). Toru´n , S. –. – Pawel Kras: Furor Hussitarum. Husytyzm w wybranych relacjach dziejopisarskich z XV wieku [Hussitismus in ausgewählten chronikalischen Zeugnissen des . Jh.]. In: Uniwersalizm ´ i regionalizm w kronikarstwie Europy Srodkowo´ ˛ czasów noWschodniej. Sredniowiecze poczatek wo˙zytnych [Universalismus und Regionalismus in der Chronistik Ostmitteleuropas. MA und frühe Neuzeit]. Hg. v. Urszula Borkowska. Lublin , S. –. – Ursula Peters: Lit. in der Stadt. Stud. zu den sozialen Voraussetzungen und kulturellen Organisationsformen städtischer Lit. im . und . Jh. (Stud. und Texte zur Sozialgesch. der Lit. ). Tübingen , S. . – Andrzej Januszajtis: Wissenschaftliche Traditionen Danzigs als Brücke in die Zukunft. In: Dt.-polnische Begegnung zu Wiss. und Forschung im zusammenwachsenden Europa. Hg. v. Gilbert H. Gornig (Schriftenreihe der Danziger Naturforschenden Ges. ). Lübeck , S. –. – Edward Potkowski: K. B. Edukacja kobiet i po˙zytki czytania [K. B. Die Frauenbildung und der Nutzen des Lesens]. In: Prusy – Polska – Europa. Studia z dziejów ´sredniowiecza i czasów wczesnonowo˙zytnych. Prace o arowane Profesorowi Zenonowi Hubertowi Nowakowi w sze´sc´ dziesiat ˛ a˛ piat ˛ a˛ rocznice˛ urodzin i czterdziestolecie pracy naukowej [Preußen – Polen – Eu
. Hälfte . Jh. ropa. Stud. zur Gesch. des MA und der Frühneuzeit. FS Zenon Hubert Nowak]. Hg. v. Andrzej Radzimi´nski/Janusz Tandecki. Toru´n , ˇ S. –. – Frantiˇsek Smahel: Die Hussitische Revolution. Bd. (MGH Schriften /). Hannover , S. f. – Gisela Vollmann-Profe: Vom historiographischen Umgang mit Niederlagen. Die Schlacht von Tannenberg in preußischen Chroniken des . Jh. In: Vom vielfachen Schriftsinn im MA. FS Dietrich Schmidtke. Hg. v. Freimut Löser (Schr. zur Mediävistik ). Hamburg , S. –. MM Der Hussitenkriegs-Ingenieur (auch: Anonymus der Hussitenkriege). – Möglicher Autor eines Kriegs- und Ingenieurbuchs, lebte um (?). Die Lebensdaten und -umstände des sog. H.I.s sind unbekannt. Die Forschung hat in ihm verschiedentlich einen bairisch-oberfränkischen Wehrtechniker vermutet, der an den Hussitenkriegen (–) beteiligt gewesen sein könnte. Der H.-I. verfasste vermutlich in der Zeit um ein illustriertes Kriegs- und Ingenieurbuch in dt. Sprache, dessen Original verloren ist. Das Werk oss zu einem kleinen Teil in das deutlich jüngere Ingenieur-, Kunst- und Wunderbuch (um ) ein. Die Hauptüberlieferung des Buchs ndet sich aber im Anfangsteil (r–v) des ersten Faszikels von Handschrift M. Diese Fassung des Werks entstand frühestens in den siebziger Jahren des . Jh. Obwohl deutlich umfangreicher als der entsprechende Abschnitt im Wunderbuch, wird auch der M-Text von der Forschung als unvollständige Fassung angesehen. Zudem wurden in der M-Fassung textliche Zersetzungserscheinungen nachgewiesen. Zwischen M und dem ursprünglichen Text lagen also wahrscheinlich weitere, heute unbekannte Überlieferungsstufen. Die M-Fassung bietet zahlreiche kolorierte Federzeichnungen mit kurzen ostfränkischen Beischriften. Die mit grober Feder ausgeführten Illustrationen gelten als schlicht und teils fehlerhaft. Dargestellt sind verschiedene Gerätschaften für den militärischen Gebrauch, darunter Feuerwaffen, Steig- und Hebezeug, Züge und Wägen, Brücken, Mühlen, ein Schlaghammer und eine mit Wasser betriebene Bohrmaschine. Der Schlaghammer (v) und weitere Mechanismen (v) gelten im zeitgenössischen Kontext als sehr innovativ, das Werk trotz kompilativer Anteile als insgesamt recht
Der Hussitenkriegs-Ingenieur eigenständig. Der M-Text oss in das Büchsenmeisterbuch (–) des Christoph Sesselschreiber ein. Der zweite, jüngere Teil (r–v) des ersten Faszikels von M enthält einen anonymen Bildkatalog in der Tradition von Konrad → Kyeser und Hans → Formschneider. Die farbigen Federzeichnungen stammen von einem anderen Illustrator als jene im ersten Teil und sind feiner ausgeführt. Dargestellt sind u. a. Feuerwaffen, Hebezeug, Belagerungsmaschinen und Mühlen. Ü: M: München, BSB, clm , Faszikel I: Bll., hier r–v (Pap., Ostfranken, um –, ostfränkisch). – Faszikel II ( Bll., Pap., Italien, ) enthält De Ingeneis von Mariano Taccola. – Vgl. u. a. Leng II (s. Lit.). – Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA /. Hg. v. Ulrike Bodemann u. a. München , S. – (Nr. ..). A: Hall (s. Lit.; mit Faks.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. – (mit weiterer Lit.). – Theodor Beck: Beitr. zur Gesch. des Maschinenbaues. Berlin (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Franz M. Feldhaus: Die Technik der Vorzeit, der geschichtlichen Zeit und der Naturvölker. Leipzig u. a. (Nachdr. Wiesbaden ) S. , , f., , ; Abb. , , f. – Ders.: Die Gesch. der Schleifmittel. Hannover-Hainholz , S. f. – Ders.: Die Technik der Antike und des MA. Potsdam , S. , f. – Conrad Matschoss: Gesch. des Zahnrades, nebst Bemerkungen zur Entwicklung der Verzahnung von K. Kutzbach. Berlin (Nachdr. Hildesheim ) S. f.; Abb. , . – Abbott P. Usher: A History of Mechanical Inventions. Cambridge/MA (Nachdr. New York ) S. –; Abb. , , . – Bertrand Gille: Étude sur les Mss. d’Ingénieurs du XVe Siècle. Le Ms. dit de la Guerre Hussite. In: Techniques et Civilisations () S. –. – A History of Technology. Bd. . Hg. v. Charles Singer. Oxford (Nachdr. ebd. ) S. –; Abb. , f., f. – B. Gille: The Renaissance Engineers. London , S. – u. ö. – Alex G. Keller: Mechanical Linkages. In: Chartered Mechanical Engineer () S. –. – Bert S. Hall: The Technological Illustrations of the SoCalled ‹Anonymous of the Hussite Wars›. Codex Latinus Monacensis , Part . Wiesbaden . – Volker Schmidtchen: Kriegswesen im späten MA. Technik, Taktik, Theorie. Weinheim , S. ,
Wagenburgordnungen –. – Ernst Berninger: Die technischen Hss. des . Jh. in der BSB München. In: Konrad Kyeser, ‹Bellifortis›. Clm . Red. Ulrich Montag. Berlin , S. –, hier S. –. – Marcus Popplow: Militärtechnische Bildkat. des SpätMA. In: Krieg im MA. Hg. v. Hans-Henning Kortüm. Berlin , S. –, hier S. f. – Rainer Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Bd. . Wiesbaden , S. – u. ö.; Bd. , ebd. , S. f. MM Wagenburgordnungen. – Anweisungen für den Aufbau und Einsatz von Wagenburgen. Schon seit der Antike wurden die von einem Heer und seinem Troß mitgeführten Fahrzeuge bei Bedarf zu Wagenburgen verbunden. Deren Aufstellung erfolgte meist in runder oder quadratischer Form. Die Wagenburgen dienten gewöhnlich zur Abschirmung temporärer Lager oder als Schutz für Fußtruppen und Artillerie. Im MA perfektionierten die Hussiten unter ihrem Heerführer ˇ zka († ) die militärische WagenburgtechJan Ziˇ nik. Während der Hussitenkriege der ersten Hälfte des . Jh. kamen Wagenburgen zum Einsatz, die teilweise über Fahrzeuge umfassten. Manche Wagen hatten eine Besatzung von über Mann, die oft verschiedenen Waffengattungen angehörten. Beliebt waren Wagenburgen wegen ihrer Mobilität und ihrer zugleich offensiven und defensiven Qualitäten. Sie erlaubten einerseits den Gebrauch von Angriffswaffen und den Vorstoß von Truppen, beschützten aber andererseits auch die Soldaten in ihrem Inneren. Mit der Popularisierung der Wagenburgen im . Jh. entstanden auch schriftliche W. Passend zu ihren hussitischen Ursprüngen wurden sie zunächst in tschechischer Sprache abgefasst, bevor ab spätestens auch dt. Texte folgten. Diese W. konnten verschiedene Formen annehmen: Zunächst dominierten amtliche Vorschriften für die Verwendung von Wagenburgen im Kriegsfall. Sie enthielten u. a. Anweisungen für die Aufstellung der Mannschaften und die Ausrüstung der Fahrzeuge. Zu diesem Typus gehörte die vielleicht älteste dt. W., die in Grodków verabschiedet wurde. W.-ähnliche Abschnitte enthielten auf Reichsebene auch Heeresgesetze von und sowie eine Reichstagsverordnung von . Weitere W. entstanden in Frankfurt/M. () und Erfurt (). Markgraf Albrecht Achilles († ) erließ , und
. Hälfte . Jh. W., die z. B. die Einrichtung und Routen von Wagenburgen festlegten. Neben die amtlichen W. traten schon in der ersten Hälfte des . Jh. bildliche Darstellungen, die Aufstellung und Einsatz von Wagenburgen zeigten. Entsprechende Zeichnungen nden sich bei dem wohl um wirkenden → Hussitenkriegs-Ingenieur (München, BSB, clm , Faszikel I, v) und in dem Bildkatalog Iconismis bellicis () von Pseudo-Johannes → Hartlieb (Wien, ÖNB, cod. , r). Später entstanden W. im → Wolfegger Hausbuch von um (Wolfegg, Waldburg-Wolfeggsche Bibl., ohne Sign. , b, a, a) und in der → Feuerwerkkunst aus dem späten . Jh. (München, BSB, cgm , S. ). Weitere Darstellungen sind bis ins frühe . Jh. in Hans → Formschneider-Handschriften (Gotha, Forschungsbibl., cod. Chart. B , v–r) und im Kriegsbuch des → Ludwig von Eyb d. J. (Erlangen, UB, B , r–v) nachgewiesen. Eybs Wagenburg-Zeichnungen wurden noch in der Frühen Neuzeit rezipiert. Ab der zweiten Hälfte des . Jh. traten dann W. in Gestalt theoretischer Abhandlungen in den Vordergrund. wird in einem Brief an Albrecht Achilles von dessen Ehefrau ein zu einer Wagenburg gehörendes Büchlein erwähnt. Möglicherweise handelte es sich dabei um ein frühes Beispiel einer dt. W. in Traktatform. Um verfasste Hanns → Schermer eine W. Im späten . Jh. wurden W. in das Kriegsbuch des → Philipp von Seldeneck und eine Linzer Sammelhandschrift aufgenommen (Linz, LB, cod. ). Bereits dem . Jh. gehört die W. in den Instructions sur toutes manières de guerroyer tant par mer que par terre () des → Philipp von Kleve an. Die nachhaltige Popularität von W. belegen auch entsprechende Texte bei Franz Helm (), Reinhard zu Solms († ), Leonhard Fronsperger († ) und Jeremias Neuner († nach ?). Ü: Vgl. die Überl. der im Text genannten Autoren und Werke. – Zu den amtlichen W. vgl. Jähns (s. Lit.). – Weitere Hss. bei Leng (s. Lit.). – Zu Linz, LB, cod. vgl. www.mrfh.de/. A: Vgl. die Ausg. der im Text genannten Autoren und Werke. – Der Brief der Markgrä n Anna an Albrecht Achilles vom Dez. ndet sich in: Politische Correspondenz des Kurfürsten Albrecht Achilles. Bd. . Hg. v. Felix Priebatsch. Leipzig (Neudr. ebd. ) S. f.
. Hälfte . Jh. L: Miloslav Polívka: Heer, Heerwesen .: Hussiten. In: LexMA () Sp. f. – Ders.: Wagenburg. In: LexMA () Sp. . – Rainer Leng, VL () Sp. f. – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss. Bd. . München (Nachdr. New York ) S. , –, –. – Bernhard Rathgen: Das Geschütz im MA. Berlin (Nachdr. Düsseldorf ) S. f. – Jan Durdik: Hussitisches Heerwesen. Berlin , S. –. – Volker Schmidtchen: Karrenbüchse und Wagenburg. Hussitische Innovationen zur Technik und Taktik des Kriegswesens im späten MA. In: Wirtschaft, Technik und Gesch. FS Albrecht Timm. Hg. v. dems./Eckhard Jäger. Berlin , S. –. – Harald Kleinschmidt: Tyrocinium militare. Militärische Körperhaltungen und -bewegungen im Wandel zwischen dem . und dem . Jh. Stuttgart , S. f. – V. Schmidtchen: Kriegswesen im späten MA. Technik, Taktik, Theorie. Weinheim , S. –, –, . – R. Leng: Franz Helm und sein ‹Buch von den probierten Künsten›. Ein hsl. verbreitetes Büchsenmeisterbuch in der Zeit des frühen Buchdrucks. Wiesbaden , S. –, –. – Ders.: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Bd. . Wiesbaden , S. , f., , f., ; Bd. , ebd. , s. Reg. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Abraham von Memmingen. – Möglicher Verfasser eines pyrotechnischen Werks. A. ist als historische Gestalt kaum fassbar, seine in der Literatur übliche Herkunftsbezeichnung nicht belegt. Eine Urkunde vom .. erwähnt ihn ohne seinen Beinamen als Büchsenmeister im Dienst des österreichischen Herzogs Friedrich IV. (–). Danach zählte zu A.s Aufgaben u. a. das Abbrennen belagerter Gebäude. Er gilt auch als Autor eines für Friedrich geschriebenen Feuerwerkbuchs. Dieses wurde früher oft als das → Feuerwerkbuch von identi ziert. Es handelt sich dabei um ein populäres kriegs- und waffentechnisches Kompendium, das in zahlreichen Handschriften erhalten ist. A.s Autorschaft des Feuerwerkbuchs von wird heute jedoch von der Forschung abgelehnt. A. könnte das Feuerwerkbuch
Abraham von Memmingen aber auch nur zusammengestellt oder herausgegeben haben. Ü: Urkunde mit Erwähnung A.s: Innsbruck, Tiroler Landesarch. (ehem. Statthaltereiarch.), U (). – Hss. des Feuerwerkbuchs von bei Schmidtchen (s. Lit.) und http://www.handschriftencensus.de/werke/. A: Neuere Ausg. des Feuerwerkbuchs von bei Baetz (s. Lit.). L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. f. – Ders.: Feuerwerkbuch von . In: VL () Sp. –; () Sp. . – Franz M. Feldhaus: Verfasste A. v. M. das Feuerwerksbuch? In: Zs. für hist. Waffenkunde (/) S. . – Ders.: Ruhmesblätter der Technik von den Urer ndungen bis zur Gegenwart. Leipzig , S. . – Ders.: Die Technik der Antike und des MA. Potsdam , S. . – Conrad Matschoss: Große Ingenieure. Lebensbeschreibungen aus der Gesch. der Technik. München u. a. , S. . – Das Feuerwerkbuch von . Jahre dt. Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. Hg. v. Wilhelm Hassenstein. München , S. . – Gerhard W. Kramer: Berthold Schwarz. Chemie und Waffentechnik im . Jh. München , S. . – Das Feuerwerksbuch von . Mit einer Zeittafel zur Gesch. der Explosivstoffe. Hg. v. Manuel Baetz. Radolfzell/Norderstedt , passim. – Rainer Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. . Wiesbaden , S. , . MM Spruch vom Römischen Reich. – Antihussitische Dichtung mit Quaternionenteil, . Der S. v. R. R. ist anonym in zwei Handschriften des . Jh. überliefert. Dort folgt er jeweils auf dt. Fassungen der → Goldenen Bulle. Insgesamt Reimpaarverse des Spruchs sind erhalten, doch sind Textverluste nicht auszuschließen. Aus dem insgesamt deutschsprachigen S. v. R. R. sticht nur ein kurzes lat. Bibelzitat aus dem Lukasevangelium hervor (Lk ,). Als Entstehungsjahr des Spruchs wird in den letzten beiden Zeilen angegeben. Der Sprecher tritt in S. v. R. R. zwar in der IchForm auf, identi ziert sich aber nicht namentlich. Die Forschung hat in ihm einen Herold vermutet, da er im Text auf das Wappen- und Heroldswesen eingeht. Inhaltlich wendet sich der S. v. R. R. gegen die Hussiten, die als gefährliche Sekte, Ketzer und Bedrohung des Reichs dargestellt werden. Daher
Buch von alten Schäden ruft der Sprecher den römisch-dt. König Sigismund († ), die Fürsten und die Deutschen allgemein zu einem entschiedenen Vorgehen gegen die Hussiten auf. Die Fürsten bittet er um Einigkeit untereinander, Sigismund hingegen um einen guten Umgang mit den Fürsten. An der Spitze des Reichs wünscht sich der unbekannte Verfasser einen dt. Augustus. Dieser soll eine strenge, gerechte und fromme Herrschaft ausüben und die Christenheit befrieden, die im Text als gespalten bezeichnet wird. Idealisiertes Leitbild ist für den Sprecher die «christliche Ritterschaft» (V. ), deren Wappen und Schilde der Text ausführlich verherrlicht. Im Mittelteil bietet der S. v. R. R. einen Ständeüberblick, der sich am Quaternionenmodell orientiert. Die im Mittelalter entstandenen Quaternionen sind Aufzählungen der rechtlich voneinander abgesetzten Stände der Reichsverfassung. Jeder Stand ist darin mit vier namentlich genannten Vertretern präsent, die Kurfürsten jedoch in voller Zahl. Erfasst werden in den oft auch bildlich überlieferten Quaternionen-Darstellungen meist der Kaiser, die Kurfürsten, Herzöge, Mark-, Land- und Burggrafen, Grafen, Ritter, Freie, Städte, Dörfer und Bauern. Der Überblick im S. v. R. R. beginnt entsprechend mit den Kurfürsten und endet mit den Bauern. Die Freiherren fehlen, was allerdings auch auf unvollständige Überlieferung zurückgehen könnte. Von Bedeutung ist der S. v. R. R. als einer der frühesten schriftlichen Belege für das Quaternionenmodell. Ü: N: Nürnberg, Staatsarch., Rep. a (Reichsstadt Nürnberg), Hs. Nr. a, v–r (Pap., um ). – L: London, British Library, Ms. Arundel , v–r (Pap., , bair.; Autograph des Johannes Schumann). Vgl. u. a. Schubert (s. Lit.). – Staatsarch. Nürnberg: Reichsstadt Nürnberg. Hss. (Repertorium Nr. a). Nürnberg [], S. f. (Nr. a; Digitalisat: www.staatliche-archive. bayern.de/). – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. A: Henrici (s. Lit.). – Schubert (s. Lit.; Teilausg.). L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. –. – Ernst Henrici: ‹S. v. R. R.› aus dem Jahre . In: ZfdA () S. –. – Harry Gerber: Über die Quellen und verfassungsrechtliche Deutung der ma. Quatuorvirate und den geschichtlichen Wert der «Vier-Grafen-Würde». In:
. Hälfte . Jh. FS Edmund E. Stengel. Red. Erika Kunz. Münster/Köln , S. –, hier S. , , . – E. E. Stengel: Die Quaternionen der dt. Reichsverfassung. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch., Germanistische Abt. () S. –. – Eduard und Hertha Ziehen: Das Heilige Römische Reich in seinen Gliedern. Sinnbilder des körperschaftlichen Reichsgedankens –. In: Arch. für Frankfurts Gesch. und Kunst (), S. –. – Ernst Schubert: Die Quaternionen. Entstehung, Sinngehalt und Folgen einer spätma. Deutung der Reichsverfassung. In: Zs. für hist. Forschung () S. –, hier S. f. MM Buch von alten Schäden. – Balneologisches Spezialrezeptar für Unterschenkelgeschwüre, erstes Drittel . Jh. Das aus Südwestdeutschland, vermutlich aus dem Elsass stammende B. d. a. Sch. wurde vor von einem unbekannten Autor, der Bader, nicht Chirurg war, zu einer Zeit angelegt, «als sich → Peter von Ulm mit den Heidelberger Formeln seines chirurgischen Rezeptars (/) am Oberrhein noch nicht durchgesetzt hatte» (Keil , S. ). Die nach Heilanzeigen angeordneten Teile des Buchs, denen eine recht unbeholfene Übersetzung des Capitulum singulare des → Guy de Chauliac vorangeht (Bl. r-v), bieten Rezepte und einige Kurztraktate. Neben der Leitindikation des Unterschenkelgeschwürs (Ulcus cruris) werden traumatologische Nachbarindikationen wie Schwellungen, Abszesse und Dermatosen behandelt. Der auch Prävention, Diätetik und Nachsorge berücksichtigende Autor bezog sein Wissen aus der damaligen chirurgischen Tradition, die er teils eigenständig (vor allem bei der Leitindikation), teils kompilierend umsetzte. Zu seinen Quellen gehörte u. a. das Arzneibuch → Ortolfs von Baierland und der schlesische → Bartholomäus. Ü: München, BSB, Cgm , r–r (Pap., /, nordwestliches Schwäbisch); Incipit: «Diß b˚uch seit von alten schaden und gebresten und zerebrochen beinen wie man sie heie len solle»; r–r nachgetragenes Register. – Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. ° , r–v (Pap., um , schwäbisch). – Vgl. Karin Schneider: Die dt. Hss. der Bayerischen Staatsbibl. München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V, ). Wiesbaden
. Hälfte . Jh. , S. –, hier S. f. – http://www. handschriftencensus.de/werke/. A: Ein dt. B. v. a. Sch. In: Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Tl. (Stud. zur Gesch. der Medizin –). Leipzig , S. f., – (Auszüge aus Bl. r–r des Cgm ). – Hans-Joachim Peters (Hg.): Das B. v. a. Sch. Tl. : Text. Diss. Bonn , S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Peters (s. Ausg.). – Ingrid Rohland: Das ‹B. v. a. Sch.›. Tl. II: Komm. und Wörterverz. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen . – Wolfgang Wegner: B. v. a. Sch. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – G. Keil/Christine Wolf: Pathologie und Reihung. Der abnehmende Schweregrad als serielles Gliederungsprinzip der Rezeptliteratur. In: Pharmazie in Gesch. und Gegenwart. Festgabe für WolfDieter Müller-Jahncke zum . Geburtstag. Hg. v. Christoph Friedrich/Joachim Telle. Stuttgart , S. –, hier S. –. – G. Keil: Balneotherapie im ‹B. v. a. Sch.›, der ältesten balneotherapeutischen Spezialschr. des Abendlandes. In: Forschungsbeitr. der Geisteswissenschaftlichen Klasse. Red. Eduard Hlawitschka (Schr. der Sudetendt. Akad. der Wiss. und Künste ). München , S. –. BJ Kappel, Hermann, von Mühlhausen (auch: Cappil). – Verfasser eines lat.-dt. Vokabulars, . Jh. K. ist und als Geistlicher in Mühlhausen (Thüringen) bezeugt, das damals zum Erzbistum Mainz gehörte. Um die Jahreswende / ist er als Notar in Frankfurt/M. und Oberems/Taunus sowie als Gerichtsschreiber am Mainzer geistlichen Gericht urkundlich nachgewiesen. K. verfasste das lat.-dt. Hubrilugus-Vokabular. Sowohl in der Mainzer als auch in der Tübinger Handschrift wird das Vokabular unter dem Titel Hubrilugus und als ein Werk des H. K. bezeichnet. Bei weitgehender Übereinstimmung des Textes selbst weichen die Prologe völlig voneinander ab. K. schöpfte die lat. Textteile vorwiegend aus den Magnae derivationes des Huguccio von Pisa (vor ), den Exposiciones vocabulorum biblie (um –) des → Guilelmus Brito und dem → Vocabularius Lucianus, dessen Überlieferung nach der Mitte des . Jh. einsetzt. Der Titel
Kappel des Werks ergibt sich aus den Anfangssilben dieser drei Hauptquellen, neben denen K. eine Reihe weiterer Quellen nennt («Et dicitur Hubrilugus quasi tenorem Hugocionis Britonis et lucani maxime promulgans», Mainzer Handschrift, Bl. v). Hauptziel des Hubrilugus, der im Unterricht der Lateinschulen und für Studien im Kloster benutzt wurde, ist die «Bedeutungserklärung mit Hilfe lateinischer oder deutscher Wortübersetzungen und De nitionen» (Powitz , S. ). Mit dem grammatisch-lexikalischen Lehrgedicht → Huwilogus hat K.s Handwörterbuch nichts zu tun. Ü: Mainz, StB, Hs. I (früher: Ms. ), v–v (Pap., Untermaingebiet, zweites Viertel . Jh.; aus der Mainzer Kartause). – Tübingen, UB, Cod. Mc (Pap., Schreiber: «Johannes de Bylstein», «tunc temporis scolaris in gruningen» [Markgröningen] [vgl. Bl. r, r]; [vgl. Bl. *r], südwestdt.; mit Federzeichnungen, zum Teil koloriert); Prolog: «Hic excemplo [!] reminiscor magistrorum autendicorum [!] [...] tunc nomen eius Hubrilugus in dei nomine vocetur igitur, quia maxima eius pars ex Hugwicione et Britone sumptus est [...]». Die Anfangsbuchstaben der ersten Wörter des Prologs bilden das Akronym «Hermannus c[a]ppel presbiter fecit hoc opu[s]». – Basel, UB, Cod. B VII (Perg., Schreiber: Stephan Irmy, Mitte . Jh.; Exzerpte). Vgl. Gustav Meyer/Max Burckhardt: Die ma. Hss. der Universitätsbibl. Basel. Beschreibendes Verz. Abt. B: Theologische Pergamenthss. Bd. : Signaturen B I –B VIII . Basel , S. –, hier S. , . – Gerd Brinkhus/Arno MentzelReuters: Die lat. Hss. der Universitätsbibl. Tübingen (Handschriftenkataloge der Universitätsbibl. Tübingen , ). Wiesbaden , S. f. – http:// www.handschriftencensus.de/. L: Gerhardt Powitz, VL () Sp. f. – Lorenz Diefenbach: Glossarium Latino-Germanicum mediae et in mae aetatis e codicibus manuscriptis et libris impressis. Frankfurt/M. (Nachdr. Darmstadt ) S. XV (Nr. ) (als «°, nr. » bezeichnet). – Ludwig Gerber: Die Notariatsurkunde in Frankfurt am Main im . und . Jh. Marburg , S. (Nr. ), . – Heinrich Schreiber: Die Bibl. der ehemaligen Mainzer Kartause. Die Hss. und ihre Gesch. (Zentralbl. für Bibliothekswesen, Beih. ). Leipzig , S. . – Repertorium Germanicum. Hg. vom Dt. Hist. Inst. in Rom. Bd. IV:
Kurverein von Bingen Verz. der in den Registern und Kameralakten Martins V. vorkommenden Personen, Kirchen und Orte des Dt. Reiches, seiner Diözesen und Territorien. –. Teilbd. . Bearb. v. Karl August Fink. Berlin (Nachdr. Hildesheim ) S. , ; Teilbd. . Berlin , S. . – Paul Lehmann: Ma. Büchertitel. H. (Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl., , ). München , S. ; H. (Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl., , ). München , S. f. (wieder in: Ders.: Ma. Büchertitel. In: Ders.: Erforschung des MA. Ausgewählte Abh. und Aufsätze. Bd. . Stuttgart , S. –, hier S. , ). – Ders.: Hubrilugus und Huwilogus. In: ZfdA () S. –. BJ Kurverein von Bingen (auch: Binger Kurfürstenbund). – Erbeinung der dt. Kurfürsten vom ... Im K. v. B. schlossen sich die vier rheinischen Kurfürsten Dietrich II. von Köln (–), Konrad III. von Mainz (–), Otto von Trier (–) und Ludwig III. von der Pfalz (–) sowie die Kurfürsten Friedrich I. von Sachsen (–) und Friedrich I. von Brandenburg (–) in einer Erbeinung zusammen, d. h. sie verbanden sich in einem generationenübergreifenden Vertrag, der es den Rechtsnachfolgern der Vertragspartner ermöglichen sollte, auf eigenen Wunsch der Einung beizutreten. Zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses war der römisch-dt. König Sigismund (–) zugleich König von Böhmen und damit auch ein Kurfürst; aufgrund der politischen Konstellation und Zielrichtung des K. v. B. war er jedoch von der Erbeinung ausgenommen. Der in zehn Artikeln gegliederte Binger Vertrag umfasst fünf inhaltliche Schwerpunkte (nach Fassung B): . Die Kurfürsten einigten sich darauf, künftig alle Streitigkeiten untereinander friedlich beizulegen; Angriffen Dritter ist mit vereinten Kräften beizukommen. . Sie beschlossen, gemeinsam gegen die vom hussitischen Böhmen ausgehenden Unruhen einzutreten. . Im Streit zwischen dem Papst und den Anhängern des Konzilarismus wollten sie mit gemeinsamen politischen Zielstellungen vorgehen. . Desgleichen vereinbarten sie, ihre Positionen in allen Belangen der Reichspolitik abzustimmen (auch gegen den Willen des römisch-dt. Königs). . Die Kurfürsten schlossen sich zur Wahrung ihrer – u. a. in der → Goldenen Bulle von zugesicherten –
. Hälfte . Jh. Rechte gegen jedermann zusammen (die Bulle wird namentlich nicht genannt). Der Vertrag sah unter anderem Schlichtungsverfahren im Streit zwischen den Kurfürsten und gemeinsame Tage bei feindlichen Angriffen Dritter vor. Der jährlich wechselnde Vorsitzende des Kollegs aus den Reihen der Kurfürsten hatte bei Notständen im Reich oder einem erneuten kirchlichen Schisma einen Tag zur gemeinsamen Beratung einzuberufen. Der Zusammenschluss der Kurfürsten hatte einerseits tagespolitische Hintergründe; andererseits ging es darum, adäquate Antworten auf längerfristige Entwicklungen zu nden. Vordergründig waren die Kurfürsten in Bingen zu ihrem etwa zweiwöchigen Treffen wohl aufeinandergetroffen, um im Streit zwischen zwei Kandidaten für die sächsische Kurfürstenwürde zu beraten (Markgraf Friedrich von Meißen und Herzog Erich von SachsenLauenburg; die Wahl el auf den bereits vom König nominierten Friedrich). Der Vertragstext zum K. v. B. reagierte mit seinen Beschlüssen hingegen auf die politischen Ereignisse der vorausgehenden Jahre in der Kirchen- und Reichspolitik: Nach der Beendigung des Abendländischen Schismas (–) in der römisch-katholischen Kirche hatten sich die Fronten zwischen Anhängern des Papstes und der römischen Kurie einerseits sowie den Anhängern des Konzilsgedanken andererseits erhärtet. Im Heiligen Römischen Reich nahmen die Großen unterschiedliche Positionen ein, und auch die Kurfürsten suchten noch nach langfristigen Lösungen. Grundlegende Entscheidungen in dieser Sache wurden erst später, in der Mitte des . Jh. gefällt. Bis dahin versuchten die Kurfürsten u. a. im K. v. B. geschlossen aufzutreten und eine abschließende Entscheidung aufzuschieben bzw. Neutralität zu bewahren. Unmittelbare Kriegsgefahr ging von Böhmen aus. Dort hatten sich nach der Hinrichtung des Theologen Jan Hus () verschiedene militante Gruppierungen gebildet, die mit großem Erfolg ihre Feldzüge auf die benachbarten Herrschaften ausweiteten. Trotz umfassender Bemühungen konnte ihnen kein Einhalt geboten werden; die nach mehreren militärischen Niederlagen eingeleiteten diplomatischen Schlichtungsversuche durch Sigismund und Gerüchte von einer Entfremdung böhmischer Gebiete (das Königreich Böhmen war Teil des Heiligen Römischen Reiches) wurden durch das Kurfürstenkolleg nicht gebilligt, so dass die Kurfürsten nun selbst aktiver als zuvor gegen die
. Hälfte . Jh. Hussiten vorgehen wollten. Dafür sollte der K. v. B. eine wichtige Voraussetzung bieten, wenn er denn tatsächlich dauerhaft zum Tragen gekommen wäre und an Ein uss gewonnen hätte. Die rheinischen Kurfürsten spielten innerhalb der Reihe der Vertragspartner die wesentliche Rolle. Wie im vorangegangenen Bopparder Vertrag vom .. und dem Mainzer Kurverein vom .. suchten sie den römisch-dt. Königen aus dem Luxemburger Haus (Wenzel [–] und Sigismund) eine weitgehend geschlossene Allianz der Kurfürsten entgegenzustellen, die es in der Vergangenheit u. a. vermochte, Wenzel als römisch-dt. König im Jahr abzusetzen. Nachdem es dessen Bruder Sigismund zeitweilig gelungen war, insbesondere den Mainzer und Brandenburger Kurfürsten (wieder) auf seine Seite zu ziehen, bildete die erneute Initiative, die in den K. v. B. mündete, einen kurfürstlichen Triumph im Antagonismus zwischen König und Kurfürstenkolleg. Allerdings relativierten interne Meinungsverschiedenheiten zwischen den rheinischen Kurfürsten und die Annäherung des brandenburgischen und sächsischen Kurfürsten an Sigismund die Handlungsfähigkeit des K. v. B. und seiner Mitglieder. Bis sollten weitere Kurvereine ins Leben gerufen bzw. ältere Vorbilder reaktiviert werden. Sie waren wichtiger Bestandteil und Ausdruck zähen Ringens im Widerstreit zwischen Königtum und Kurfürstenkolleg während der angestrebten Verfassungsreformen innerhalb des Heiligen Römischen Reiches im . und . Jh. Wiederbelebungen der Kurvereine im . und . Jh. verliefen im Sande. Ü: Der Vertrag zum K. v. B. ist in zwei unterschiedlichen Fassungen überliefert und lehnt sich zum Teil wörtlich an den Text des Bopparder Vertrags von an (Dt. Reichstagsakten unter König Wenzel. . Abt. Hg. v. Julius Weizsäcker. München , S. –, Nr. ; einen Vergleich der Urkunden bietet Kerler [], S. ). Die erste Fassung richtet sich stärker als die zweite gegen den römisch-dt. König, sie übernimmt mehr Textpassagen aus der Vorlage von wörtlich als Fassung B. Dort wird die Stoßrichtung gegen den König abgeschwächt, wobei die zweite Fassung eine Überarbeitung und Erweiterung von A darstellt. Lindner () machte aufgrund dieser und weiterer Befunde zuerst darauf aufmerksam, dass es sich bei Fassung A um den tatsächlich in Bingen erarbeiteten Text handeln dürfte, während die andere Fassung wohl erst nach einer An
Kurverein von Bingen näherung des Kurkollegs an den König entstanden sei; nach Lindner wäre dabei zu vernachlässigen, dass beide Texte auf den .. datieren. Heuer () widersprach diesem Vorschlag und datierte Fassung B in den Juli . Ungeachtet dieser überlieferungsmäßigen Schwierigkeiten, waren beide Fassungen durch ihre Nähe zum Text des Bopparder Vertrags eine eindeutige Erinnerung an König Wenzels Absetzung für das derzeit amtierende Reichsoberhaupt und den königlichen Bruder Sigismund. Nach Kerler () ist Fassung B nur einmal, nämlich im Düsseldorfer Staatsarchiv, überliefert; Fassung B liegt hingegen in fünf Urkunden vor, nämlich in München (Geheimes Staatsarchiv), Koblenz (Staatsarchiv), Düsseldorf (Staatsarchiv), Dresden (Hauptstaatsarchiv) und Berlin (Geheimes Staatsarchiv). A: Dietrich Kerler (Hg.): Dt. Reichstagsakten. Bd. : Dt. Reichstagsakten unter Kaiser Sigismund. . Abt. –. Gotha , S. –, Nr. (Fassung A), Nr. (Fassung B). – Theodor Lindner: Zur dt. Gesch. im . Jh. . Der Binger Kurverein. In: MIÖG () S. – (Edition: S. –). – Karl Zeumer (Bearb.): Quellenslg. zur Gesch. der Dt. Reichsverfassung in MA und Neuzeit. Tübingen , S. –, Nr. (online: Dt. Rechtswörterbuch). – Wilhelm Altmann/Ernst Bernheim (Hg.): Ausgewählte Urkunden zur Erläuterung der Verfassungsgesch. Deutschlands im MA. Berlin (), Nr. . – Quellen zur Verfassungsgesch. des römisch-dt. Reiches im SpätMA (–). Ausgewählt und übers. von Lorenz Weinrich (Freiherr vom Stein-Gedächtnisausg. ). Darmstadt , S. – (Nr. ). L: Hans Patze, LexMA () Sp. f. – Hans-Jürgen Becker: Kurverein. In: HRG, . Lfg. () Sp. –. – Otto Heuer: Der Binger Kurverein . In: Dt. Zs. für Geschichtswiss. () S. –. – Th. Lindner: Zum Binger Kurverein. In: ebd. () S. –. – Erich Brandenburg: Der Binger Kurverein in seiner verfassungsgeschichtlichen Bedeutung. In: ebd. () S. –. – Winfried Becker: Der Kurfürstenrat. Grundzüge seiner Entwicklung in der Reichsverfassung und seine Stellung auf dem Westfälischen Friedenskongreß (Schriftenreihe der Vereinigung zur Erforschung der Neueren Gesch. ). Münster . – Gerd Keinheyer: Kurverein und Kurkolleg. In: FS
Wenzel von Iglau Werner Flume. Hg. v. Horst H. Jakobs. Bd. . Köln , S. –. – Christiane Mathies: Kurfürstenbund und Königtum in der Zeit der Hussitenkriege. Die kurfürstliche Politik gegen Sigmund im Kraftzentrum Mittelrhein. (Quellen und Abh. zur mittelrheinischen Kirchengesch. ). Mainz , S. –. – Sabine Wefers: Das politische System Kaiser Sigmunds (Veröff. des Inst. für Europäische Gesch. Mainz, Abt. Universalgesch. ). Stuttgart . – Jörg K. Hoensch: Kaiser Sigismund. Herrscher an der Schwelle zur Neuzeit –. Darmstadt . – Claudia Garnier: Die Politik der geistlichen Kurfürsten im SpätMA im Spiegel ihrer Einungen und Verträge. Der «Mainzer Kurverein» () und der «Binger Kurverein» (). In: Erbeinungen und Erbverbrüderungen in SpätMA und Früher Neuzeit. Generationsübergreifende Verträge und Strategien im europäischen Vergleich. Hg. v. Mario Müller u. a. (Stud. zur brandenburgischen und vergleichenden Landesgesch. ). Berlin , S. –. MM Schweidnitz, Andreas. – Übersetzer des → Secretum secretorum, erste Hälfte . Jh. S. stand in Beziehung zum Innsbrucker Herzoghof Friedrichs IV. von Tirol, in dessen Auftrag (und vermutlich auch in dessen näheren Umfeld) er seine Übersetzung anfertigte. Möglicherweise ist S. mit einem schlesischen «pruder» zu identi zieren, der sich zum Sommersemester an der Wiener Universität einschrieb. Dieser Mönch war der Sohn eines ebenfalls nicht weiter bezeugten Georg Schultheiß von Schweidnitz und könnte Franziskaner gewesen sein. Sein Artesstudium schloss der Mendikant als Magister ab. Anschließende theologischen Studien beendete er als Baccalaureus. Das pseudo-aristotelische Herrscherkompendium Secretum secretorum gestaltet der Übersetzer als dt. Prosafürstenspiegel, der seiner lat. Vorlage über die gesamte Textstrecke eng verp ichtet bleibt. Ü: Wien, Schottenkloster, Cod. (Hübl ) r–v (Pap., –, ostmittelbair.). A: Wurms (s. Lit.) S. – (Auszüge, synoptisch mit dem lat. Text). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Friedrich Wurms: Stud. zu den dt. und den lat. Prosafassungen des pseudo-aristotelischen ‹Secretum secretorum›. Diss. Hamburg , S. –. – Gerd Brinkhus: Eine bayerische Fürstenspiegelkompilation des . Jh. Unters. und
. Hälfte . Jh. Textausg. (MTU ). Zürich/München , S. . – Regula Forster: Das Geheimnis der Geheimnisse. Die arabischen und dt. Fassungen der pseudo-aristotelischen Sirr al-asrˉar/Secretum secretorum (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. VZ Wenzel von Iglau (auch: Wenceslaus, Wenceslas, Wenceslai; de Iglavia, di Jihlava; Václav z Jihlavy), * um / Iglau (Jihlavy), † nach / vor Brünn (Brno). – Stadtschreiber in Olmütz (Olomouc) und Brünn, Verfasser von Stadt- und Rechtsbüchern. Der aus einer bürgerlichen Iglauer Familie stammende W. könnte in seiner Heimatstadt die Schule besucht haben. immatrikulierte er sich an der Universität Wien. – war W. Stadtschreiber und öffentlicher Notar in Olmütz, wo er auch kaufmännisch erfolgreich tätig war und einen respektablen Wohlstand erlangte. wechselte er auf die Stadtschreiberstelle in Brünn. Dort ist er letztmals nachgewiesen. erscheint seine Frau urkundlich als Witwe. W. verfasste seine Niederschriften und Bücher hauptsächlich in lat. und dt., daneben aber auch in tschechischer Sprache. Insgesamt sind vier autographe Textsammlungen überkommen. Zwar ist W.s Latein nicht immer fehlerfrei, über eine schriftstellerische Begabung verfügte er aber gleichwohl. Dass er zudem literarisch interessiert war, erweist ein vermutlich eigenhändiger Codex aus seinem Besitz, der u. a. → Petrarcas Griseldis, die → Probra mulierum und das → Carmen satiricum des → Nikolaus von Bibra enthält. In Olmütz legte W. im Auftrag des Rats ein Copeybuch mit Korrespondenzniederschriften des Stadtrats an. Im selben Jahr erstellte er mit dem Liber memorialis civitatis Olomucensis (Gedenkbuch) eine Niederschrift von Ratsstatuten. Die Textsammlung enthält auch etliche historische Nachrichten. Rechts- und stadthistorisch am bedeutendsten von W.s überkommenen Büchern ist der Liber civitatis (auch: Wenzels [Rechts-]Buch, Codex Wenceslai, Prachtstadtbuch), den W. von bis geführt hat (und seine Nachfolger bis ). Neben aktuellen Ratsbeschlüssen nden sich im Liber civitatis eine umfassende Darstellung der Olmützer Rechtsgeschichte sowie Eintragungen zu geschichtlichen Ereignissen aus Olmütz und der Umgebung. Daher ist der Liber civitatis eine bedeutende Quelle zur Olmützer und nordmährischen Geschichte. Über die
. Hälfte . Jh. von ihm dargestellten Ereignisse ist W. in der Regel gut informiert. Außerdem erweist er sich als dezidierter Gegner des Hussitentums. Aufschlussreich für W.s Selbstverständnis als Stadtschreiber sind einleitende Bemerkungen, die er den einzelnen Textabschnitten vorangestellt hat. In Brünn hat W. das Brünner Schöffenbuch (Brünner Rechtsbuch) des → Johannes, Stadtschreiber von Brünn überarbeitet. Signi kante Neuerungen der Fassung W.s sind eine Vorrede über Rechte und P ichten der Richter, Schöffen und Notare sowie eine inseriertes dt. Reimgedicht mit Versen (Incipit: «Ein iczlicher Schöpp sal sein gleich / und gewogen armen und reich»). Ü: Copeybuch: Olmütz, Staatsarch. (Státní okresní arch. v Olomuci, Arch. mˇesta Olomuce) Knihy, sign. . – Liber memorialis: Ebd., Knihy, sign. . – Liber civitatis: Ebd., Knihy, sign. . – Brünner Schöffenbuch: Brünn, Stadtarch. (Arch. mˇesta Brna) Ms. Nr. ; spätere Abschriften bei Oppitz (s. Lit.) Bd. , S. . A: Copeybuch: Frantiˇsek Palack´y: Urkundliche Beitr. zur Gesch. des Hussitenkrieges vom Jahre an. Prag , Bd. , S. – passim; Bd. , S. –, f. (Teilabdruck zusammen mit zahlreichen anderen urkundlichen Texten). – Liber civitatis: Wilhelm Saliger: Über das Olmützer Stadtbuch des W. v. I. Brünn , S. – (unvollst.). – Libuˇse Spáˇcilova/Vladimir Spáˇcil: Památná kniha Olomoucká (kodex Václav ´ z Jihlavy) z let –, . Uvod, jazykov´y rozbor nˇemeck´ych text˚u, edice, rejstˇr íky. Olmütz . L: De Boor/Newald / () S. . – Volker Honemann, VL () Sp. –. – Emil Franz Rössler: Dt. Rechtsdenkmäler aus Böhmen und Mähren. Bd. : Die Stadtrechte von Brünn aus dem . und . Jh. Prag (Nachdr. Aalen ) S. XLIV–XLVI. – Ferdinand Bischoff: Dt. Recht in Olmütz. Ein rechtsgeschichtliches Fragm. Olmütz , S. –. – J[ohann] Loserth: Hist. Aufzeichnungen aus der Husitenzeit des Stadtschreibers W. v. I. In: Mittheilungen des Ver. für Gesch. der Deutschen in Böhmen () S. –. – Willibald Müller: Gesch. der kgl. Hauptstadt Olmütz von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Wien/Olmütz , S. f., , , , , . – Saliger (s. Ausg.). – ˇ Jindˇr ích Sebánek: Archivy zruˇsen´ych kláˇster˚u moravsk´ych a slezsk´ych. Bd. (Publikace zemského
Wenzel von Iglau archivu v Brnˇe. Nova ˇrada sv. ). Brünn . – Johann Kux: Gesch. der kgl. Hauptstadt Olmütz bis zum Umsturz (Sudetendt. Stadtgeschichten ). Reichenberg/Olmütz , S. –, – u. Reg. – Ders.: Verwaltungsgesch. der Stadt Olmütz (Publ. des Olmützer Stadtarch. ). Olmütz , S. –, f. u. Reg. – Jaroslav Dˇr ímal: Archiv mˇesta Brn. Pr˚uvodce po fondech a sbírkách. ˇ Prag , S. . – Frantiˇsek Cáda: Olomuck´y Kodex Václava z Jihlavy. In: Studie o rukopisech () S. –. – Ders.: Rukopisy mˇesta Olomuce. In: ebd. () S. –, hier S. –. – V. Spáˇcil: Poˇcátky, v´yvoj a osudy olomuck´ych mˇestsk´ych knih. In: Okresní archiv v Olomuci () S. –, hier S. –. – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/ Wien , S. f.; Bd. . Ebd. , S. . – L. Spácilová: Das Frühnhd. in der Olmützer Stadtkanzlei. Eine textsortengeschichtliche Unters. unter linguistischem Aspekt (Germanistische Arbeiten zur Sprachgesch. ) Berlin , Reg. – Miroslav Flodr: Brnˇenské mˇestské právo v období po ˇ smrti notáˇre Jana. In: Casopis Matice moravské () S. –. – L. Spácilová: Ausgewählte Phraseologismen in den Textsorten Testament und Ehevertrag im Olmützer Kodex W.s v. I. aus den Jahren –. In: Brücken. Germanistisches Jb. NF () S. –. – Ludmila Sulitková: V´yvoj mˇestsk´ych knih v Brnˇe ve stˇredovˇeku: v kontextu v´yvoje mˇestsk´ych knih v cˇ esk´ych zemích ˇ (Práce z Archivu Akademie vˇed Rada B/). Prag , Reg. – L. Spácilová: Die Textsorte Schlichtungsprotokoll in der Olmützer Stadtkanzlei von –. Eine textsortengeschichtliche Untersuchung. In: ZfdPh () S. –. – M. Flodr: Brnˇenské mˇestké právo po smrti notáˇre Jana, – (Brno v minulosti a dnes ). Brünn , S. f., . – Franz Machilek: Illuminierte Stadtrechtsbücher des . bis . Jh. aus Mähren. In: Künstlerische Wechselwirkungen in Mitteleuropa. Hg. v. Jiˇr í Fajt/Markus Hörsch (Studia Jagellonica Lipsiensia ). Ost ldern , S. –, passim. – Klaus Wolf: Hof – Univ. – Laien. Literaturund sprachgeschichtliche Unters. zum dt. Schrifttum der Wiener Schule des SpätMA (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. . – Repertorium fontium historiae medii aevi , () S. . – V. Honemann: Das Bild der Gerechtigkeit im Rechtsbuch des Johannes Rothe/Johannes Purgoldt und seine Tradition. In: Dichtung und Didaxe. Lehrhaftes Sprechen in der dt.
Amelung Lit. des MA. Hg. v. Henrike Lähnemann/Sandra Linden. Berlin/New York , S. –, hier S. f. – Marie Bláhová: Wenceslas of Jihlava. In: Encyclopedia of Medieval Chronicle () S. f. – F. Machilek: Illuminierte Stadtrechtsbücher des . bis . Jh. aus Brünn, Iglau, Olmütz und Zain als Zeugnisse städtisch-autonomen Bewusstseins und mährischen Landesbewusstseins. In: Gesch. – Erinnerung – Selbstidenti kation. Die schriftliche Kultur in den Ländern der Böhmischen Krone im .–. Jh. Hg. v. Lenka Bobková u. a. (Korunní zemˇe v dˇejinách cˇ eského státu. Sborník pˇr íspˇevk˚u pˇrednesen´ych na kolokviu ). Prag , S. –. – Vlastimil Brom: Zwei Brünner Fassungen der Belehrungen für illiterate Schöffen: «Pro eruditione juratorum illiteratorum». In: Brünner Beitr. zur Germanistik und Nordistik () S. –. VZ Vom Abschreiben deutscher Bücher. – Didaktischer Kurztraktat, erste Hälfte . Jh. Die Lehrschrift gibt Anweisungen für das Kopieren von «teutschen buch». Intention des unbekannten Verfassers ist es, die Verfälschung volkssprachiger Texte durch den Abschreibprozess zu vermeiden, da die dt. Sprache im Gegensatz zum Lateinischen schriftsprachlich variabel sei und keine genormte Rechtschreibung aufweise: «Vnd darvmb so schreibt sie yetlicher nach seinem haubt vnd nach seinem dorff als er kan.» Der Anonymus fürchtet ferner die mangelnde Bildung der Schreiber. Er mahnt nachdrücklich, von eigenmächtigen Veränderungen abzusehen und womöglich schon die Vorlagen von einem Sachkundigen «corrigiren vnd auch pessern» zu lassen. Der monastische Ursprung des Traktats, klösterliche Schreiber und Schreiberinnen als seine Adressaten und die Gebrauchsfunktion in Skriptorien sind evident. Die Überlieferung spricht für einen dominikanischen Verfasser. Abel geht von einer zisterziensischen Provenienz aus. Der kulturgeschichtliche Kontext der kurzen Schrift ist in der Wiederbelebung der Schreibtätigkeit in den Predigerkonventen im Zuge der dominikanischen Ordensreform zu sehen. Die These, Barbara Prucklerin, die dem Nürnberger Katharinenkloster einen Codex mit dem Traktat geschenkt hat (Nürnberg, StB, Cod. Cent. VI, ), sei auch dessen Verfasserin (Hamburger [s. Lit.]), ist abwegig. Ü: Nürnberg, StB, Cod. Cent. IV, , v–r (Pap., erste Hälfte . Jh., nürnbergisch). – Ebd., Cod. Cent. VI, , v–r (Pap.,
. Hälfte . Jh. Mitte . Jh., nürnbergisch). – Wien, Schottenstift, Arch., Hs. (Hübl ) rv (Pap., / , bair.-österr.). – Oettingen, Fürstl. OettingenSpielbergsche Bibl., Hs. , r–r (Pap., / , ostschwäbisch). – Das Überlieferungsumfeld des Traktats ist dominikanisch geprägt: Die Nürnberger Hss. stammen aus dem dortigen Katharinenkloster und die mitüberlieferten Texte in allen Codices sind oftmals dominkanischen Ursprungs (Johannes → Niders goldene Harfen, Heinrich → Seuses Büchlein der ewigen Weisheit, → Paradisus animae [Ps.-→ Albertus Magnus]). A: Edward Schröder: V. A. d. B. In: ZfdA () S. , (Cod. Cent. VI, ). – Wolfgang Stammler: Prosa der dt. Gotik. Eine Stilgesch. in Texten (Literarhist. Bibl. ). Berlin , S. , (Nr. ) (nach Schröder; Nachdr. bei Gerhardt und Hamburger [s. jeweils Lit.]). – Abel (s. Lit.) S. f. Anm. (nach Cod. Cent. IV, ). L: Werner Williams-Krapp: Ordensreform und Lit. im . Jh. In: JOWG (/) S. –, hier S. . – Christoph Gerhardt: Einige Fragen der Textkritik am Beispiel des Liedes ‹Willehalm von Orlens› (). In: Editio () S. –, hier S. f. mit Anm. . – Ursula Will: Der verschriftlichte Vortragsvers. Unters. zur Metrik dreier Überl. der ‹Goldenen Schmiede› Konrads von Würzburg (Erlanger Stud. ). Erlangen , S. –. – W. Williams-Krapp: Die überlieferungsgeschichtliche Methode. Rückblick und Ausblick. In: Internationales Arch. für Sozialgesch. der dt. Lit. / () S. –, hier S. . – MarieLuise Ehrenschwendtner: Die Bildung der Dominikanerinnen in Süddeutschland vom . bis . Jh. (Contubernium ). Stuttgart , S. f. – Jeffrey F. Hamburger: Rewriting History. The Visual and the Vernacular in Late Medieval History Bibles. In: Retextualisierung in der ma. Lit. Hg. v. Joachim Bumke/Ursula Peters (ZfdPh, Sonderh. ). Berlin , S. –, hier S. Anm. . – Stefan Abel: Johannes Nider. ‹Die vierundzwanzig goldenen Harfen›. Edition und Komm. (SpätMA, Humanismus, Reformation ). Tübingen , S. f. VZ Amelung, Nikolaus. – Verfasser eines Registers zum Landrecht des Sachsenspiegels, . Jh. Eine in Halle aufbewahrte Handschrift enthält ein Register zum Landrecht des Sachsenspiegels (→ Eike von Repgow). Im gleichen Codex wird das Register einem Pater N. A. aus Werben an der
. Hälfte . Jh. Elbe zugeschrieben. Die Identität A.s ist unsicher. Ein gleichnamiger A. erscheint in den Matrikeln der Universität Rostock, wo er zum Baccalaureus promoviert wurde. Zur gleichen Zeit lebte in Neisse (Nysa) ein gleichnamiger Kirchenvorsteher, der Bürgermeister wurde und starb. Dieser A. könnte das Register als junger Mann angelegt haben. Ü: Halle, ULB, Ye Nr. F., (Reg. auf Bll. –) (Pap., erste Hälfte . Jh., mitteldt.). – Vgl. auch Carl Gustav Homeyer: Die dt. Rechtsbücher des MA und ihre Hss. Berlin , S. f. (Nr. ). – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , S. . L: Helgard Ulmschneider, VL () Sp. . – August Müller: Neisser Kultstätten. In: Arch. für schlesische Kirchengesch. () S. –. – Die Matrikel der Univ. Rostock . Hg. v. Adolf Hofmeister. Rostock (Nachdr. Nendeln ) S. f. MM Pseudo-Apuleius (auch: Apuleius Platonicus, Apuleius Barbarus). – Verfasser eines Kräuterbuchs (. Jh.), Übersetzungen ins Deutsche seit der ersten Hälfte des . Jh. Aus dem . Jh. ist ein lat. Kräuterbuch überliefert, das u. a. als Herbarium Apulei, Herbarius oder De herbarum virtutibus große Verbreitung erlangte. Der ursprüngliche Verfasser ist unbekannt. Noch in der Spätantike galt der im . Jh. lebende Apuleius von Madaura als Autor des Werks. Heute wird das Herbar jedoch allgemein auf das . Jh. datiert. Der Text beruht möglicherweise auf einer griechischen Vorlage. Zahlreiche illustrierte Handschriften seit dem . Jh. sowie Drucke seit etwa sind bekannt. Das Herbar des Ps.-A. ist häu g mit De → vettonica herba, De herbis femininis und Werken des Sextus → Placitus überliefert. Der Umfang des Herbars schwankt in den verschiedenen Textzeugen. Meist umfasst der Text bis Kapitel. Jedes Kapitel ist einer P anze gewidmet, die zunächst in einer Abbildung dargestellt wird. Darauf folgen gebräuchliche Bezeichnungen, typische Fundorte und Sammelzeiten der jeweiligen P anzen. Auch die Heilwirkung der Gewächse wird erläutert und teilweise um Rezepte ergänzt. In manchen Fällen kommen Gebete und Beschwörungs- bzw. Zauberformeln hinzu. Inhaltlich steht das Herbar in der Tradition
Pseudo-Apuleius der Materia medica des Dioskurides und der Naturgeschichte des Plinius. Die Popularität des Herbars zeigt sich in seiner reichen Streuüberlieferung und breiten Wirkung, die übrigens auch von seinen Illustrationen ausging. Die Forschung hat u. a. eine Rezeption des Herbars in der → Circa instans (sog. Secreta-salernitana-Fassung A) und im Gart der Gesundheit (Johann → Wonnecke) nachgewiesen. → Wolfram von Eschenbach übernahm im Parzival die Namen von Schlangen aus dem Herbar des Ps.-A. Neben angelsächsischen entstanden dt. Übersetzungen des Werks. Diese sind in drei Handschriften seit der ersten Hälfte des . Jh. nachgewiesen, außerdem verstreut in anderen Werken wie dem → Wolfenbütteler Arzneibuch. Die Forschung unterscheidet zwei bairisch-österreichische Fassungen des dt. Textes: Die als lückenhaft geltende Fassung in Handschrift D wurde wahrscheinlich von einem Schreiber ohne medizinische Fachkenntnisse übersetzt. Die in den Handschriften S und W erhaltene Fassung wird auf die gleiche Vorlage zurückgeführt. Man nimmt jedoch einen Übersetzer mit zumindest rudimentärer Kenntnis medizinischer Terminologie an. Insgesamt blieb die Wirkung des dt. Textes deutlich hinter der Popularität der lat. Fassungen zurück. Ü (dt.): S: Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, cod. a VI , r–r (Pap., erste Hälfte . Jh., bair.-österr.). – D: Debrecen, Großbibl. des Reformierten Kirchendistrikts, cod. R. , – (Perg., Mitte des . Jh., bair.-österr.). – W: Wien, ÖNB, cod. , va–va (Pap., um , bair.österr.). – Zur dt. Überl. vgl. Keil (s. Lit.) sowie http://www.handschriftencensus.de/, http://www.handschriftencensus.de/, http:// www.handschriftencensus.de/. – Lat. Überl. mit Hss. bei Grape-Albers (s. Lit.). D: Lat. Erstdruck: [Rom: Johannes Philipp von Lignamine, um –] (GW ; vgl. auch Baumann [s. Lit.]). – Weitere Drucke bei bei Grape-Albers (s. Lit.). A: Antonii Musae de Herba Vettonica Liber. Pseudoapulei Herbarius. Anonymi de Taxone Liber. Sexti Placiti Liber Medicinae ex Animalibus. Hg. v. Ernst Howald/Henry E. Sigerist. Leipzig u. a. , S. –. – The Herbal of Ps.-A. From the Ninth-Century Manuscript in the Abbey of Monte Cassino Together with the First Printed Edition of Joh. Phil. de Lignamine Both in Facsimile. Hg. v. Friedrich Wilhelm Theodor Hunger.
Anthimus Leiden (lat.). – Herbarium Apulei. Hg. v. Erminio Caprotti. Bde. Mailand (lat.). – Antike Medizin. Die medizinische Sammelhs. Cod. Vindobonensis in lat. und dt. Sprache. Hg. v. Hans Zotter. Graz (lat.). – Online-Faks. von GW : http://daten.digitale-sammlungen.de. – Weitere und ältere Ausg. bei Keil (s. Lit.). Ü: Zotter (s. Ausg.). L: Irmgard Müller, LexMA () Sp. . – Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Richard Reitzenstein: Zum Asclepius des Ps.-A. In: Arch. für Religionswiss. () S. –. – Paul Diepgen: Zur Tradition des P. In: Janus () S. –, –. – Erhard Landgraf: Ein frühma. Botanicus. Leipzig , S. –. – Hermann Fischer: Ma. P anzenkunde. München (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Helmut-Johannes Lorenz: ‹Si mulier obticuerit.› Ein Hysterierezept des Ps.-A. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Veit Scherer: Die ‹Epistula de ventris vel viscerum›. Ein Beitr. zur Gesch. des Galenismus im frühen MA. Diss. Berlin . – Heide Grape-Albers: Spätantike Bilder aus der Welt des Arztes. Medizinische Bilderhss. der Spätantike und ihre ma. Überl. Wiesbaden , passim. – Linda Voigts: The Signi cance of the Name Apuleius to the ‹Herbarium Apulei›. In: Bulletin of the History of Medicine () S. –. – Guy Sabbah u. a.: Bibliogr. des Textes Médicaux Latins. Antiquité et Haut Moyen Age. Saint-Etienne , S. –. – Nigel F. Palmer/Klaus Speckenbach: Träume und Kräuter. Stud. zur Petroneller ‹Circa instans›-Hs. und zu den dt. Traumbüchern des MA. Köln , S. . – Arthur Groos: Wolframs Schlangenliste (Parzival ) und Ps.-A. In: Licht der Natur. Medizin in Fachlit. und Dichtung. FS G. Keil. Hg. v. Josef Domes (GAG ). Göppingen , S. –. – José Fortes: Hispanische P anzennamen im Pseudo-Dioskurides und Ps.-A. In: Glotta (/) S. –. – Frank Henning: ‹De Vettonica Herba› dt. Der Batungentraktat in südostdt. Überl. des SpätMA. Bd. . Diss. Würzburg , S. ; Bd. , ebd. , S. –. – Michael Freyer: Gesch. des medizinisch-naturkundlichen Lehrbuchbildes im Rahmen der Unterrichtsentwicklung. Fürth , S. –. – Arsenio Ferraces Rodríguez: Las Curae Herbarum y las Interpolaciones Dioscorideas en el Herbario del Pseudo-Apuleyo. In: Euphrosyne NS () S. –. – Ulrich Stoll: Ps.-A. In: Enzyklopädie Medizingesch.
. Hälfte . Jh. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Brigitte und Helmut Baumann: Die Mainzer Kräuterbuch-Inkunabeln ‹Herbarius Moguntinus› (), ‹Gart der Gesundheit› (), ‹Hortus Sanitatis› (). Wissenschaftshist. Unters. der drei Prototypen botanisch-medizinischer Lit. des SpätMA, unter Berücksichtigung der Vorläufer [...] ‹Pseudo-Apuleius-Platonicus› (/) [...]. Stuttgart , S. –. MM Anthimus. – Verfasser eines diätetischen Lehrbriefs (im . Jh. ins Deutsche übersetzt). A.s Biographie ist auf der Grundlage eigener und bei Malchus von Philadelphia vorhandener Äußerungen nur annähernd zu rekonstruieren. Danach war A. im . Jh. zunächst Leibarzt unter dem byzantinischen Kaiser Zenon in Konstantinopel. Da A. mit Theoderich Strabo und den Ostgoten in brie ichem Kontakt stand, wurde er / als Verräter verbannt. Anschließend suchte er möglicherweise bei Theoderich Strabo Schutz. Über A.s weiteres Leben bestehen divergierende Thesen. Er könnte in Ravenna in den Diensten Theoderichs des Großen gestanden haben. Nach einer anderen Forschungsmeinung kehrte A. unter Kaiser Anastasius zwischen und nach Konstantinopel zurück. Neben seiner ärztlichen Tätigkeit wurde er offenbar auch als Gesandter eingesetzt. So unternahm er nach eigenen Angaben eine diplomatische Mission zum fränkischen König Theuderich I. Einziges überliefertes Werk A.s ist De observatione ciborum, ein Lehrbrief über zahlreiche Nahrungsmittel. Der mit einer Vorrede versehene Text behandelt in Abschnitten vor allem Speisen, darunter Brot, Fleisch, Ge ügel, Fisch, Innereien, Pilze, Obst und Gemüse. Getränke spielen eine untergeordnete Rolle; im Mittelpunkt stehen Bier, Met und Wermut. A. ermahnt den Leser dabei zur Mäßigung bei Essen und Trinken. Das Werk verrät A.s Kenntnisse fränkischer und gotischer Essgebräuche sowie einschlägiger Literatur. In De observatione ciborum sind Anspielungen auf griechische Medizinschriften und Autoren wie Apicius, Galenos und Oribasius nachgewiesen worden. De observatione ciborum ist zwar in lat. Sprache geschrieben, enthält aber auch griechische und gotische Begriffe. Nach heutiger Kenntnis dürfte A. gute Griechischkenntnisse besessen haben. A.s Latein gilt hingegen als qualitativ schlechter. Wie die Forschung vermutet hat, wurde das Werk vielleicht auf Theuderichs
. Hälfte . Jh. Anregung geschrieben, um den König mit römischen Ess- und Trinksitten vertraut zu machen. Der Text enthält zugleich Zugeständnisse an den merowingischen Geschmack. Von Bedeutung ist De observatione ciborum u. a. als frühester Nachweis mancher lat. Namen von Nahrungsmitteln, etwa «tufera» und «nauprida». A.s Werk ist in zwei bairisch-österreichischen Handschriften ab der ersten Hälfte des . Jh. auch in dt. Sprache erhalten. Die mit → PseudoApuleius und dem sog. Batungentraktat (De → vettonica herba) überlieferte Übertragung gilt als selbstständig und zugleich genau. Ü: . Lat. Hss.: Neun Hss. des . bis . Jh. Als früheste bekannte Hs. gilt das Lorscher Arzneibuch: B: Bamberg, SB, Msc. med. (früher L.III.), r–v (Perg., um spätes . Jh., lat.). – Verz. in Liechtenhan (s. Ausg.) S. XI–XXIV. . Dt. Hss.: S: Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, cod. a VI , r–r (Pap., erste Hälfte . Jh., bair.österr.). – W: Wien, ÖNB, cod. , va–rb (Pap., , bair.-österr.). – Zur dt. Überl. vgl. Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB . Berlin , S. –. – Keil (s. Lit.). – Caparrini (s. Ausg.). – http:// www.handschriftencensus.de/werke/. A: . Lat. Text: Anthimi De Observatione Ciborum Epistula ad Theudericum Regem Francorum. Hg. v. Valentinus Rose. Leipzig . – Anthimi de Observatione Ciborum ad Theodoricum Regem Francorum Epistula. Hg. v. Eduard Liechtenhan. Berlin (zuerst ). – Das Lorscher Arzneibuch. Hg. v. Gundolf Keil. Bde. Stuttgart . – Brief des erlauchten A. an Theoderich, den König der Franken. De Observatione Ciborum ad Theodoricum Regem Francorum Epistula. Auszug aus dem Lorscher Arzneibuch. Übersetzung der Hss. Msc. Med. der Staatsbibl. Bamberg. Hg. v. Ulrich Stoll. Stuttgart (lat.-dt.). – U. Stoll: Das ‹Lorscher Arzneibuch›. Ein medizinisches Kompendium des . Jh. Text, Übersetzung und Fachglossar. Stuttgart , S. –. – De Obseruatione Ciborum. On the Observance of Foods. Hg. v. Mark Grant. Devon (lat.-engl.). – OnlineFaks. der lat. Hs. B: http://www.nbn-resolving.de/ urn:nbn:de:bvb:-dtl-. . Dt. Text: Adamson (s. Lit.). – Marialuisa Caparrini: Die dt. Bearb. der ‹Epistula Anthimi de Observatione Ciborum›. Edition und Komm. (GAG ). Göppingen .
Anthimus Ü: Grant (s. Ausg.). – Stoll (s. Ausg.). – Stoll (s. Ausg.). L: Gerhard Baader, LexMA () Sp. . – G. Keil, VL () Sp. –. – Nardus Groen: Lexicon Anthimeum. Amsterdam . – Carl Deroux: Des Traces Inconnues de la ‹Diététique› d’Anthime dans un Manuscrit du Vatican (Reg. Lat. ). In: Latomus () S. –. – Ders.: Les Interpolations d’une Version Latine du Livre II du Peri Diaites PseudoHippocratique dans le ‹Diététique› d’Anthime. In: ebd. () S. –. – Ders.: Alimentation et Médecine dans la ‹Diététique› d’Anthime. In: Voeding en Geneeskunde. Acten van het Colloquium, Brussel, ... Hg. v. Ria JansenSieben. Brüssel , S. –. – Christina Herbst: A. Eine Diätetik aus dem sechsten Jh. Einf. und sprachlicher Komm. Diss. Salzburg . – Melitta Weiss Adamson: Medieval Dietetics. Food and Drink in Regimen Sanitatis Literature from to . Frankfurt/M. , S. – u. ö. – Guy Serbat: Quelques Traits d’Oralité chez Anthime, ‹De Observatione Ciborum›. In: Les Structures de l’Oralite en Latin. Colloque du Centre Alfred Ernout, Université de Paris IV, , et Juin . Hg. v. Jacqueline Dangel/Claude Moussy. Paris , S. –. – C. Deroux: Anthime et les Tourterelles. Un Cas d’Intoxication Alimentaire au Très Haut Moyen Âge. In: Maladie et Maladies dans les Textes Latins Antiques et Médiévaux. Hg. v. dems. Brüssel , S. –. – Gerold Hayer: Konrad von Megenberg, ‹Das Buch der Natur›. Unters. zu seiner Text- und Überlieferungsgesch. (MTU ). Tübingen , S. , . – Paola Paolucci: Su una Recente ‹Riedizione› di A. In: Giornale Italiano di Filologia () S. –. – Dies.: Pro lo di una Dietetica Tardoantica. Saggio sull’‹Epistula Anthimi de Observatione Ciborum ad Theodoricum Regem Francorum›. Neapel . – C. Deroux: Anthime, un Médecin Gourmet du Début des Temps Mérovingiens. In: Revue Belge de Philologie et d’Histoire () S. –. – Liliane Plouvier: L’Alimentation Carnée au Haut Moyen Âge d’après le ‹De Observatione Ciborum› d’Anthime et les ‹Excerpta› de Vinidarius. In: ebd., S. –. – Andrew Kenneth Dalby: A. In: Ders.: Food in the Ancient World from A to Z. London u. a. , S. f. – Yitzhak Hen: Food and Drink in Merovingian Gaul. In: Tätigkeitsfelder und Erfahrungshorizonte des ländlichen Menschen in der frühma. Grundherrschaft (bis ca.
Documenta Aristotilis ad Alexandrum Magnum ). FS Dieter Hägermann. Hg. v. Brigitte Kasten. München , S. –. – M. Caparrini: La Rielaborazione in Tedesco dell ‹Epistola Anthimi de Observatione Ciborum›. In: Letture di Testi Tedeschi Medioevali. VIII Seminario Avanzato in Filologia Germanica. Hg. v. Vittoria Dolcetti Corazza. Alessandria , S. –. MM Documenta Aristotilis ad Alexandrum Magnum (auch: D. Aristotelis ad A. M.). – Didaktische Spruchsammlung; dt. Bearbeitungen ab der ersten Hälfte . Jh. Die ursprünglich lat. D. A. zählen zur pseudoaristotelischen Literatur des MA. Der anonyme Text enthält je nach Fassung rund bis Sprüche, die meist nur aus wenigen Worten bestehen und als Ratschläge des Aristoteles an Alexander den Großen präsentiert werden. Die Sprüche vermitteln überwiegend Verhaltensregeln allgemeiner oder moralischer Art. So raten sie zu Barmherzigkeit, Wahrhaftigkeit und Verschwiegenheit, warnen vor Alkoholkonsum und Leichtgläubigkeit. Auch soll der Herrscher nicht in Zorn verfallen. Zugleich wird er ermahnt, seiner eigenen Sterblichkeit zu gedenken und Feinden nicht zu vertrauen. Im engeren Sinne politisch ist nur die Aufforderung, Kriege zu vermeiden. Die Herkunft der Sprüche ist ungeklärt. Die Forschung hat die D. A. verschiedentlich auf die sog. Sprüche der sieben Weisen (um . Jh. v. Chr.) zurückgeführt, aber auch Bezüge zur Tradition des → Secretum secretorum hergestellt. Eine Rezeption der D. A. ist vor allem in zahlreichen Handschriften des . Jh. nachgewiesen, etwa bei Ulrich Gossembrot und anderen Humanisten. Die Spruchsammlung erfuhr ab der ersten Hälfte des . Jh. mehrere dt. Bearbeitungen in Prosa und Versen. Neben anonymen Übersetzungen sind auch Texte bekannter Autoren erhalten. So nahm → Johannes von Indersdorf die D. A. in seine Fürstenlehren (–) auf. Dort bilden die Sprüche den ersten Teil der sog. Aristoteleslehre, die zudem Auszüge aus dem Secretum secretorum enthält. Eine weitere, eigenständige dt. Prosafassung der D. A. ndet sich im Liederbuch der Clara → Hätzlerin von / («Die nachgeschrieben Lehr gab Aristotiles küng Allexandro»). Die Forschung unterscheidet außerdem zwei Versfassungen der D. A. Die A-Fassung stammt von ca. und gibt die Sprüche in unpräzisen Paarreimen wieder. Die ab etwa belegte B-Fassung weist
. Hälfte . Jh.
mehr als den doppelten Umfang auf, verzichtet aber auf die Erwähnung von Aristoteles und Alexander. Stattdessen werden die Ratschläge der D. A. hier als allgemeine menschliche Lehren präsentiert. In → Bollstatters Spruchsammlung erscheinen die Ratschläge als Reimpaarsprüche. Ü: Lat. und dt. Fassungen der D. A. sind in mehr als Hss. nachgewiesen. – Umfassende Angaben zur Überlieferung u. a. bei Wurms und Gärtner (beide s. Lit.). – Ausgewählte Hss.: . Lat. Text: Bern, Burgerbibl., cod. , v (Pap., . Jh.). – . Dt. Prosafassungen: Wolfenbüttel, HAB, cod. Guelf. Aug. °, r–r (Pap., um ). – London, University College, MS. Germ. (früher Cheltenham, Biblioteca Phillippica, Ms. ), v (Pap., , mittelfränkisch). – Cambridge/MA, Univ. Harvard, College/Houghton Library, Ms. Ger. , v (Pap., um –, obd.-ostschwäbisch). – Prag, Nationalmuseum, cod. X A , v (Pap., Augsburg, / , Liederbuch der Clara Hätzlerin). – Vgl. zudem die Überlieferung zu Johannes von Indersdorf. – . Dt. Versfassung A: Wolfenbüttel, HAB, cod. .. Aug. °, va–vb (Perg. und Pap., Nürnberg [?], um , nordbair.). – . Dt. Versfassung B: München, BSB, cgm , v–v (Pap., um , ostschwäbisch). – London, British Library, MS Add. , r–v (Pap., /, ostschwäbisch, sog. Bollstatters Spruchslg.). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. Merkel ° , r (Pap., –, Autograph des Valentin Holl). Vgl. Wenzel online (s. Ausg.). – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/ . – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. A: . Lat.: Selmer b (s. Lit.). – Selmer (s. Lit.). . Dt. Prosa: Selmer (s. Lit.). – Liederbuch der Clara Hätzlerin. Hg. v. Carl Haltaus. Quedlinburg/Leipzig (Neudr. Berlin ) S. LXIX f. (Nr. ). – Online-Faks. der Hs. Ms. Ger. : http://nrs.harvard.edu/urn:FHCL.HOUGH:. – Vgl. auch die Ausg. zu Johannes von Indersdorf. . Dt. Versfassung A: Kleinere mhd. Erzählungen, Fabeln und Lehrgedichte. Bd. : Die Wolfenbüttler Hs. . . Aug. . Hg. v. Karl Euling (DTM ). Berlin , S. . – Kathrin Wenzel: Wolfenbüttel, HAB, Cod. .. Aug. °. In: Repertorium der
. Hälfte . Jh. ma. Autoritäten, Nr. , www.uni-bielefeld.de/ lili/forschung/projekte/bra/Wo.html. . Dt. Versfassung B: Online-Faks. v. Hs. cgm : http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:bsb–. L: Vgl. auch die Lit. zu Johannes von Indersdorf. – Kurt Gärtner, VL () Sp. f.; () Sp. . – Carl Selmer: An Unpublished Collection of Pseudo-Aristotelian ‹Paroimiai›. In: Speculum (a) S. –. – Ders.: A Latin Collection of Pseudo-Aristotelian ‹Paroimiai› and Its Relation to the ‹Sayings of the Seven Sages›. In: Philological Quarterly (b) S. –. – Ders.: Eine spätmhd. und lat. pseudoaristotelische Spruchslg. In: PMLA () S. –. – Ders.: An Unpublished MHG Version of PseudoAristotelian Proverbs. In: Modern Language Notes () S. –. – Ders.: An Unnoticed Version of Pseudo-Aristotelian Proverbs. In: Publ. of the Modern Language Association of America () S. f. – Ders.: An Unnoticed Middle Bavarian Prose Version of Pseudo-Aristotelian Proverbs. In: Modern Language Notes () S. f. – Ders.: An Unpublished Middle Low German Version of Pseudo-Aristotelian Proverbs. In: Publ. of the Modern Language Association of America () S. –. – Ders.: A Metrical MHG Version of Pseudo-Aristotelian Proverbs. In: Mediaeval Studies () S. –. – Friedrich Wurms: Stud. zu den dt. und den lat. Prosafassungen des pseudo-aristotelischen ‹Secretum secretorum›. Diss. Hamburg, , S. –. – Regula Forster: Das Geheimnis der Geheimnisse. Die arabischen und dt. Fassungen des pseudoaristotelischen ‹Sirr al-asˉar›/‹Secretum secretorum› (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. , –. MM Meister Hans («des von wirtenberg koch»). – Koch, Kompilator eines Kochbuchs, erste Hälfte . Jh. M. H. ist nur als Autor eines in Handschrift B unikal überlieferten dt. Kochbuchs sicher nachweisbar. Der fertiggestellte Kodex ist eine Abschrift, M. H. könnte also auch schon früher gelebt haben. In B wird er als Koch «des von wirtenberg» bezeichnet, was möglicherweise auf eine entsprechende Tätigkeit für einen Grafen von Württemberg hindeutet. Auch die Exklusivität der in den Rezepten verwendeten Zutaten weist in diese Richtung. In den grä ichen Dienerbüchern von
Meister Hans um / ist an zwei Stellen ein gleichnamiger Koch nachweisbar. Dort ist er u. a. als «Hanns von wirtemberg ein koch» geführt, was an die Bezeichnung in B erinnert. Sollte dieser Koch mit M. H. identisch gewesen sein, dann stand er wahrscheinlich im Dienst Graf Ulrichs V. (–). Danach wurde er wohl von dessen Sohn und Nachfolger Eberhard (–) weiterbeschäftigt. Das Kochbuch bietet hunderte Rezepte für ein breites Spektrum von Gerichten, das von Beilagen (z. B. Saucen) bis zu repräsentativen Schaugerichten reicht. Neben allgemein verfügbaren Naturprodukten wie Eiern und Milch kommen hochwertige und damals sehr teure Zutaten zum Einsatz, die auf den Gebrauch in einer Adelsküche verweisen. Dazu zählen Tiere wie Reiher und Otter, aber auch exklusive Gewürze (etwa Safran) und ausländisches Obst (z. B. Feigen). Das Kochbuch enthält daneben regionale Rezepte aus dem süddt. Raum, u. a. für Hanf- und Hirsegerichte. Weiterhin wurden welsche und rheinische Gerichte aufgenommen. Besondere Planung und teils großen Aufwand erfordern die von M. H. beschriebenen Schaugerichte. Darunter sind mit Kornblumen blau eingefärbte Milch, ein brennender Schweinskopf und ein Riesenei aus zwei unterschiedlich großen Schweinsblasen. Der das Kochbuch abschließende, essbare Tiergarten mit Burg und Menschen guren gilt jedoch als zu aufwändig, um tatsächlich hergestellt zu werden. Die Rezepte berücksichtigen auch saisonale Besonderheiten. So weist das Kochbuch etwa spezielle Gerichte für die Fastenzeit auf. Daneben hat die Forschung jedoch keine durchgängigen Ordnungsprinzipien in der Sammlung feststellen können. Die eigentlichen Kochrezepte werden durch Anweisungen zur Konservierung von Lebensmitteln ergänzt (u. a. Einlegen in Salzlake). Hinzu kommen Rezepte und Empfehlungen aus anderen Bereichen: Rezepte für Farben, Tinten und Blattgold sowie zur Bekämpfung von Schädlingen; Anweisungen für das Färben von Tuch und die Herstellung von Leder; magisch-alchemistische Stücke, etwa für das Weichkochen von Steinen; eine dt. Bearbeitung des Branntweintraktats von → Taddeo (degli) Alderotti; ein Scherzrezept für eine aus Hosenträgern gemachte Sülze. Die genaue Herkunft der von M. H. gesammelten Rezepte ist nicht abschließend erforscht, doch dürften sie zum großen Teil nicht von ihm selbst stammen. Vielmehr werden sie einem bairischen Textkorpus zugerechnet,
Eberhart von Landshut das auch in anderen Handschriften präsent ist. Vor allem die Handschriften H und W überliefern zahlreiche Rezepte parallel. Die Forschung geht daher von mindestens einer älteren Sammlung aus, auf die auch M. H. zurückgriff. Trotz seines letztlich kompilatorischen Charakters ist das Kochbuch des M. H. aber von Bedeutung: Es zählt zu den wenigen selbstständig überlieferten Werken seiner Art aus der damaligen Zeit, bietet ein reiches Rezeptkorpus und erlaubt Rückschlüsse auf die adlige Küche des späten Mittelalters. Ü: B: Basel, UB, cod. AN V , r–v (Pap., , bair.-alemannisch). – Verwandte Rezeptsammlungen mit zahlreichen Überscheidungen in: H: Heidelberg, UB, cpg , r–r (Pap., . Jh., schwäbisch). – W: Wolfenbüttel, HAB, cod. . Aug. °, r–v (Pap., . Jh., mittelbairisch). Vgl. u. a. Ehlert, Indikatoren, (s. Lit.). – Honold (s. Lit.). – www.handschriftencensus. de/. A: Wackernagel (Teilausg.). – Ehlert (s. Lit., mit Faks.). L: Ehrismann ,, () S. . – Volker Zimmermann/Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Wilhelm Wackernagel: Kochbuch von Maister Hannsen des von Wirtenberg Koch. In: ZfdA () S. –. – G. Keil: Der dt. Branntweintraktat des MA. Texte und Quellenunters. In: Centaurus (/) S. –, hier S. . – Anita Feyl: Das Kochbuch Meister Eberhards. Diss. Freiburg i. Br. , S. . – Hans Wiswe/Eva Hepp: Kulturgesch. der Kochkunst. Kochbücher und Rezepte aus zwei Jahrtausenden. München , S. , , , , f., , , , , , . – Peter Assion: Altdt. Fachlit. Berlin , S. . – Christa Baufeld: Ma. Speisekultur. Eine Darstellung anhand von Denkmälern der Arteslit. In: JOWG (/) S. –. – Maister Hannsen des von wirtenberg koch. Transkription, Übers., Glossar und kulturhist. Komm. Hg. v. Trude Ehlert. Frankfurt/M. . – Dies.: Das Reichenauer Kochbuch aus der Badischen LB. Edition und Komm. In: Mediaevistik () S. –. – Dies.: Regionalität und nachbarlicher Ein uß in der dt. Rezeptlit. des ausgehenden MA. In: Essen und kulturelle Identität. Europäische Perspektiven. Hg. v. Hans Jürgen Teuteberg u. a. Berlin , S. –. – T. Ehlert: Indikatoren für Mündlichkeit und Schriftlichkeit in der deutschsprachigen Fachlit. am Beispiel der Kochbuchüberl. In:
. Hälfte . Jh. ‹Durch aubenteuer muess man wagen vil›. FS Anton Schwob. Hg. v. Wernfried Hofmeister. Innsbruck , S. –. – Thomas Gloning: ‹Umerdum›. Bemerkungen zur Wortgesch. und zur Textkritik von r. im Kochbuch des Maister Hanns von . In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Gertrud Blaschitz: Der Biber im Kopf und der Pfau am Spieß. In: ‹Ir sult sprechen willekommen›. FS Helmut Birkhan. Hg. v. Christa Agnes Tuczay u. a. Bern , S. –. – Jost Schneider: Sozialgesch. des Lesens. Zur hist. Entwicklung und sozialen Differenzierung der literarischen Kommunikation in Deutschland. Berlin/New York , S. f. – Marianne Honold: Stud. zur Funktionsgesch. der spätma. deutschsprachigen Kochrezepthss. Würzburg , S. –, f. u. ö. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Peter Peter: Kulturgesch. der dt. Küche. München , S. f. u. ö. MM Eberhart von Landshut (auch: Meister Eberhard). – Koch, Verfasser eines Kochbuchs, erste Hälfte . Jh. E. ist als historische Gestalt nur über eine Eigennennung am Anfang seines Kochbuchs zu erfassen. Dort bezeichnet er sich als Meister sowie als Koch eines Herzogs Heinrich zu Landshut. Die Forschung vermutet daher eine Tätigkeit E.s als Küchenmeister unter Heinrich dem Reichen (–), Herzog von Bayern-Landshut. Auch besaß er möglicherweise den Magistergrad. Er kannte Grundzüge medizinischer Vorstellungen des MA, was aber nicht zwangsläu g auf ein Studium der Medizin zurückgehen muss. E.s Kochbuch ist in einer Sammelhandschrift aus dem letzten Viertel des . Jh. fragmentarisch überliefert. Bis heute ist allerdings unklar, ob es sich dabei um die Abschrift einer bereits kompilierten Vorlage handelt, die E. möglicherweise selbst zusammenstellte. Er könnte dazu auf Werke in der herzoglichen Bibliothek zurückgegriffen haben. Die Rezepte des Kochbuchs sind meist in dt. Sprache geschrieben, nur vier in Latein. Inhaltlich gilt das Werk als unselbstständig, da die Rezepte auch in älteren Quellen nachweisbar sind, vor allem im → Buch von guter Speise. E. griff außerdem auf die Physica der → Hildegard von Bingen zurück, aus deren . Buch er das . Kapitel in dt. Sprache
. Hälfte . Jh. in sein Werk einfügte. Auch das Würzburger Kochbuch wird als Quelle erwogen. Dem eigentlichen Kochbuch folgen in der Handschrift zwei weitere Texte, die E. selbst hinzugefügt haben könnte. Eine dt.-lat. Diätetik (v–r) behandelt verschiedene Lebensmittel und deren gesundheitliche Wirkung, u. a. Gemüse, Obst, Fisch, Fleisch und Brot. Quellen waren hier → Konrad von Eichstätt und die Regel der Gesundheit. Dazwischen fügte der Kompilator weitere Abschnitte aus Hildegards Physica ein. Die dt. Abhandlung Von den Ölen (r–r) beruht auf der → Freiberger Arzneimittellehre. Immer wieder beruft sich E. außerdem auf ältere Autoritäten wie Hippokrates, → Avicenna, Averroes und → Albertus Magnus. Insgesamt hat die Forschung gegenüber anderen Kochbüchern insbesondere den diätetischen Chrarakter von E.s Werk gewürdigt. Ü: Augsburg, UB, Cod. III..° (früher Maihingen, Fürstlich Öttingen-Wallersteinsche Bibl., cod. III . fol. ), r–v (Kochbuch), v–r (Anhänge) (Pap., Nordbayern, letztes Viertel . Jh./um ?, nordbair.). – Abweichend von Keil (s. Lit.) vgl. zur Hs. auch: Karin Schneider: Dt. ma. Hss. der UB Augsburg. Die Signaturengruppen Cod. I. und Cod. III. (Die Hss. der UB Augsburg II/). Wiesbaden , S. –. – www.handschriftencensus.de/. A: Feyl (s. Lit.; Teilausg.). – Feyl (s. Lit.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Gerhard Eis/G. Keil: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. . – G. Eis: Eine Donaueschinger Sammelhs. aus dem unteren Inntal. In: Ostbair. Grenzmarken () S. –. – Anita Feyl: Das Kochbuch des Eberhard v. L. In: ebd. () S. –. – Dies.: Das Kochbuch Meister E.s. Diss. Freiburg i. Br. . – Wolfgang Hirth: Die Diätetik im Kochbuch des Küchenmeisters E. v. L. und eine dt. Regel der Gesundheit nach Arnald de Villanova. In: Ostbair. Grenzmarken () S. – (wieder in: Medizin im ma. Abendland. Hg. v. Gerhard Baader/G. Keil. Darmstadt , S. –). – Johanna M. van Winter: Van Soeter Cokene. Recepten uit de Oudheid en Middeleeuwen. Haarlem , S. –, Nr. –. – Christa Hagenmeyer: Die ‹Ordnung der Gesundheit› für Rudolf von Hohenberg. Unters. zur diätetischen Fachprosa des SpätMA mit krit. Textausg. Diss. Heidelberg , S. f. – Traudl Seifert/Ute Sametschek: Die
Kochbuch von St. Dorotheen zu Wien Kochkunst in zwei Jahrtausenden. Das große Buch der Kochbücher und Meisterköche mit OriginalRezepten von der Antike bis . München , S. f. – Christa Baufeld: Ma. Speisekultur. Eine Darstellung anhand von Denkmälern der Arteslit. In: JOWG (/) S. –. – Melitta Weiss-Amer: Die ‹Physica› Hildegards von Bingen als Quelle für das ‹Kochbuch Meister Eberhards. In: Sudhoffs Arch. () H. , S. –. – Michael Embach: Die Schr. Hildegards von Bingen. Stud. zu ihrer Überl. und Rezeption im MA und in der Frühen Neuzeit. Berlin , S. –. MM Kochbuch von St. Dorotheen zu Wien (auch: Wiener Kochbuch). – Erste Hälfte des . Jh. Das fragmentarisch überlieferte Kochbuch mit Rezepten beginnt auf Bl. r mit «Von manigerlay geproten, des ersten von hecht praten», auf Bl. r mitten im Text ein weiteres Mal mit «Hie hebt sich an ein geticht von maniglay essen» und bricht mitten in einem Metrezept auf Bl. v ab («Tü es in ein kessel, seud es rain, faym es rain und»). Es ist zusammen mit einem Ernährungstraktat des → Albertus Magnus (De nutrimento et nutribili, ra–vb), astronomischen Schriften desselben Autors und des Philippus Cornubiensis und dem medizinischen Tractatus de crisi überliefert. Charakteristisch sind Ausführlichkeit der inhaltlich nicht geordneten, größtenteils mit Überschriften versehenen Rezepte und die Genauigkeit, mit der Zutaten, Mengen und Kochzeiten der Speisen angegeben werden. Obgleich das Wiener Kochbuch mit dem → Buch von guter Speise und mit dem → Mondseer Kochbuch Rezepte gemeinsam hat – wenn auch in anderer Reihung –, handelt es sich bei beiden jedoch nicht um direkte Vorlagen. Zu den Schaugerichten im Wiener Kochbuch gehören eine mit lebenden Vögeln gefüllte Pastete (Rezept Nr. , Bl. v) und drei Gerichte, die Igel darstellen, darunter «Ein rotn ygel» (Feigen-Zucker-Mischung mit Stacheln aus versilberten Gewürznelken), zu den Imitationsgerichten ein aus Fischen hergestelltes Rebhuhn (Rezept Nr. , Bl. r). Ü: Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap. und Perg., . und . Jh., Dorotheenkloster, Wien). – Vgl. Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der Österr. Nationalbibl. Bd. (Veröff. des Inst. für dt. Sprache und Lit. ). Berlin , S. . – Aichholzer , S. –.
Hertwig von Passau A: Doris Aichholzer: «Wildu machen ayn guet essen ...». Drei mhd. Kochbücher: Erstedition, Übersetzung, Komm. (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie ). Bern u. a. , S. – (Transkription und Übersetzung), – (Rezeptkonkordanz) (zit.). L: Francis B. Brévart, VL () Sp. f. – Hans Wiswe: Kulturgesch. der Kochkunst. Kochbücher und Rezepte aus zwei Jahrtausenden mit einem lexikalischen Anhang zur Fachsprache von Eva Hepp. München . – Daz buoch von guoter spîse. Abb. zur Überl. des ältesten dt. Kochbuches. Hg. v. Gerold Hayer (Litterae ). Göppingen , S. , – (Rezeptkonkordanz), – (Faks. von Bl. v–r, r-v, r–r, r). – Trude Ehlert: Wissensvermittlung in deutschsprachiger Fachlit. des MA oder: Wie kam die Diätetik in die Kochbücher? In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Elvira Glaser: Die textuelle Struktur hsl. und gedruckter Kochrezepte im Wandel. Zur Sprachgesch. einer Textsorte. In: Textarten im Sprachwandel – nach der Er ndung des Buchdrucks. Hg. v. Rudolf Große/Hans Wellmann. Heidelberg , S. –. – D. Aichholzer: Zwischen Feiern und Fasten: Drei österr.-bayerische Kochbücher des . Jh. in: JOWG () S. –. – Dies.: Schachbretter aus Erbsen, Mandeligel und Nonnenfürze in Gesöff. Aus Kochbüchern des . Jh. der Österr. Nationalbibl. In: Mahl und Repräsentation. Der Kult ums Essen. Hg. v. Lothar Kolmer/Christian Rohr. ., durchges. und um ein Reg. erg. Au . Paderborn u. a. , S. –. – Melitta Weiss Adamson: Medieval Germany. In: Regional Cuisines of Medieval Europe. A Book of Essays. Hg. v. ders. New York/London , S. –. BJ Rheinfränkisches Kochbuch. – Um . Das Kochbuch ist Teil einer Sammelhandschrift ( Bll.), die nach einer astrologisch-mantischdiätetischen Sammlung (r–r, darin u. a. Kalender der Diözese Mainz) auch ein illustriertes Losbuch und Badevorschriften, ferner Rezepte zur Herstellung von Goldtinten und von Farbe für die Buch- und Ölmalerei sowie für Salben und medizinische Produkte (Sirup, Heiltränke, Ingwerkonfekt) enthält. Von den thematisch sortierten, einen versierten Koch voraussetzenden Rezepten betreffen Fastenspeisen, was auf einen klerikalen Gebrauchskontext hindeutet.
. Hälfte . Jh. Die meisten Rezepte hat die nicht aus dem obd. Raum stammende Handschrift mit diesem Überlieferungsstrang gemeinsam: Rezepte mit der Handschrift München, BSB, cgm (→ Alemannisches Büchlein von guter Speise I), Rezepte mit der Handschrift Karlsruhe, LB, Aug. Pap. (→ Reichenauer Kochbuch), Rezepte mit der Handschrift Basel, UB, cod. AN V (Kochbuch des Meister → Hans) (vgl. Ehlert, S. f. Anm. , und ). Die genannten Handschriften können jedoch nicht als die Quellen des Rh. K.s gelten, da sie jünger sind als die Berliner Handschrift. Ü: Berlin, SBB, mgf , r–v (Pap., um , rheinfränkisch); Incipit: «Wiltu machen kreppelin in der fasten so nym nusz vnde gˉe»; schwarzumrandete Blattgoldinitialen. – Vgl. Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Begonnen von Hella Frühmorgen-Voss, fortgeführt von Norbert H. Ott zusammen mit Ulrike Bodemann und Gisela Fischer-Heetfeld. Bd. . München , S. – (Nr. ..). – http:// www.handschriftencensus.de/werke/. A: R. K. um . [Text, Übersetzung, Anm. und Glossar von Thomas Gloning. Kulturhistorische Würdigung von Trude Ehlert]. Frankfurt/M. . L: Alexander Reck: Die deutschsprachigen Kochbücher des MA. In: MIÖG () S. –. – Britta-Juliane Kruse: Sammelhs. mit astrologischen und mantischen Schr. sowie Farbund Kochrezepten. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. – (Nr. ). BJ Hertwig von Passau. – Verfasser eines Salbenrezepts, erste Hälfte . Jh. Bei «meinster Hertwig von Passowe» dürfte es sich um einen Wundarzt gehandelt haben, der aus Passau stammte und im Oberrheingebiet praktizierte. Für Letzteres spricht die Überlieferung: Seine Salbenverordnung wird bevorzugt von oberrheinischen Rezeptaren tradiert. Im Buch Von → guten P astern und Salben, der → Stuttgarter Wundarznei und im → Darmstädter Arzneibuch erscheint sie jeweils als Abschluss einer Dreiergruppe, in welcher die H. zugeschriebene Salbe auf ein Grünes P aster und ein Wundp aster folgt. Die Indikationen der Salbe sind neben Gicht auch «sciatici» (Ischias, hier: Hexenschuss) und «arthritici». Die betroffene Körperpartie soll nach H.s
. Hälfte . Jh. Verfahren zweimal täglich mit einer nach humoralpathologischem Verständnis «heißen» Salbe bestrichen (→ Temperamentenlehre) und mit einem wärmenden Hasenfell bedeckt werden. Die Anordnung könnte einem chirurgischen Kompendium H.s entnommen worden sein, das nicht überkommen ist. Der Wundarzt des . Jh. ist nicht mit einem Passauer Kanoniker und Scholaster gleichen Namens zu verwechseln, der bereits seit als «canonicus» bezeugt ist und vermutlich um / verstarb. Dieser Magister Hertwig (auch: Hartwig) diente Herzog Heinrich XIII. von (Nieder-)Bayern als Kaplan und war in die Gründung des Klosters Fürstenzell involviert. Der Kanoniker H. wird allerdings auch als «physicus» bezeugt. Als Leiter der Passauer Domschule unterrichtete er womöglich auch Medizin. Dass außerdem ein lat. Hustenrezept von ihm überkommen ist, lässt eine Identi kation beider Namensträger zunächst plausibel erscheinen, doch schon allein aus chronologischen Gründen wird man diese ausschließen müssen. Ü: Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schlossbibl., Ms. RT / (olim F ; Sammelhs. des → Bernhard von Breidenbach) r (Pap., /, rheinfränkisch). – Salzburg, UB, Cod. M III , ra (Pap. und Perg., um , rheinfränkisch); innerhalb des Buchs Von guten P astern und Salben. Die Hs. stammt vermutlich aus Speyer (Besitzvermerk aus dem frühen . Jh.: «Johannes Krannch [i. e. Kranich] de kirchheim Cannonicus Spirensis est possesor meus» [→ Kolmarer Liederhandschrift]). – Rom, Biblioteca Nazionale Centrale, Cod. Vittorio Emmanuele (olim Farfensis ) r (Pap., /, südwestobd./ostmitteldt.); innerhalb der → Römischen Chirurgie. – Stuttgart, LB, Cod. HB XI , r (Pap., /, südwestdt.); innerhalb der Stuttgarter Wundarznei. – Darmstadt, ULB, Hs. (Darmstädter Arzneibuch) v–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., rheinfränkisch [nur ältester Faszikel]). – Heidelberg, UB, Cpg (Bd. des Buchs der Medizin → Ludwigs V. von der Pfalz) v (Perg., –, südrheinfränkisch). – Eine Salbenverordnung im Antidotarium → Salven, plaster, pulver, oley, wasser ist von H.s Rezept abhängig: London, British Library, MS Add. , ra–va (Pap., um Mitte . Jh., moselfränkisch). – Lat. Rezept des Kanonikers aus dem . Jh.: Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. , r (Pap., . Jh. und um , lat.); Überschrift: «Contra solutionem doctrina magistri Hertwici Pat[aviensis]».
Hertwig von Passau A: Gerhard Eis: Meister H.s Salbe. In: Centaurus () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –) (nach Rom, Salzburg, Stuttgart). – Dieter Lehmann: Zwei wundärztliche Rezeptbücher des . Jh. vom Oberrhein. Bd. : Text und Glossar (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. (Nr. ) (nach Stuttgart) S. (Nr. ) (nach Salzburg). – Farbmikro che-Edition der Hs. Berleburg: Dressendörfer u. a. (s. Lit.). L: Gundolf Keil/Christine Boot, VL () Sp. f. – Siegfried Sudhoff: Ein Salzburger Sammelcodex ma. Medizin und Naturwiss. In: Medizinische Monatsschr. () S. f. – Ders.: Medizinische Texte aus dem spätma. Passau. In: Ostbair. Grenzmarken () S. –, hier S. . – G. Eis: Eine altdt. Sammelhs. aus dem italienischen Kloster Farfa in Latium. In: ebd. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. ). – G. Keil: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , S. . – Joachim Telle: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinlit. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg , S. . – Christian Tenner/G. Keil: Das ‹Darmstädter Arzneibuch›. Randnotizen zu einer oberrheinischen Sammelhs. der Zeitenwende. In: Bibl. und Wiss. () S. –, hier S. , , , . – D. Lehmann (s. Ausg.) S. , , . – Andrea Lehmann: Zwei wundärztliche Rezeptbücher des . Jh. vom Oberrhein. Bd. : Komm. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. , , , , –, f., . – Volker Zimmermann: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachigen hsl. Kompendien des SpätMA (Ars medica ). Wiesbaden , S. , . – Johannes G. Mayer: «Anleitungen für einen Wundarzt». Zur Überl. des ‹Arzneibuchs› Ortolfs von Baierland. Die Hs. Ms. allemand der Pariser Nationalbibl. In: «Ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens (Ortolf-Stud. /Wissenslit. im MA ). Hg. v. G. Keil. Wiesbaden , S. –, hier S. . – Älterer dt. ‹Macer› – Ortolf von Baierland ‹Arzneibuch› – ‹Herbar› des
Ludwig VII., Herzog von Bayern-Ingolstadt
. Hälfte . Jh.
Bernhard von Breidenbach – Färber- und MalerRezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhs. des Kodex Berleburg [...]. Farbmikro cheEdition, Einf. zu den Texten, Beschreibung der P anzenabb. und der Hs. v. Werner Dressendörfer u. a. (Codices illluminati medii aevi ). München , S. mit Anm. , mit Anm. , . – Wolfgang Wegner: H. v. P. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . – Knut Bentele/ G. Keil: Die ‹Würzburger Wundarznei›. Anm. zu einem neugefundenen Arzneimittel-Handbuch des SpätMA. In: Scrinium Berolinense. FS Tilo Brandis. Hg. v. Peter Jörg Becker (Beitr. aus der SB zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz ). Berlin , Bd. , S. –, hier S. . Zum Kanoniker des . Jh.: Max Heuwieser: Fürstenzell. In: Alte Klöster in Passau und Umgebung. Geschichtliche und kunstgeschichtliche Aufsätze. Hg. v. Josef Oswald. Passau , S. –, hier S. f., . – Ludwig Schnurrer: Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssystem der Herzöge von Niederbayern (–) (Münchener Hist. Stud. Abt. Geschichtliche Hilfswiss. ). Kallmünz , S. , –. – Andrea RzihacekBedö: Magister H. v. P. und andere ma. Rezeptautoren in zwei Klosterneuburger Hss. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –, bes. S. –. VZ
als Landesfürst, nachdem er bereits seit den späten er Jahren des . Jh. in die aktuelle Politik und vor allem in die mitunter kriegerischen Konikte mit den anderen wittelsbachischen Herzogslinien miteinbezogen worden war. Insbesondere der Streit mit Herzog Heinrich XVI. von BayernLandshut währte Jahrzehnte. Am .. wurde L. auf dem Konzil von Konstanz bei einem Anschlag durch Heinrich lebensgefährlich verletzt, was den Wittelsbacher Hausstreit aufs Äußerste verschärfte, der – im Bayerischen Krieg gipfelte. Wegen kontinuierlicher Rechtsbrüche L.s führten sechs oberbayerische Klöster einen Kurienprozess gegen ihn, der schließlich dazu führte, dass L. auf dem Konzil von Basel mit dem verschärften Kirchenbann belegt wurde (nachdem er bereits – und gebannt worden war). Zudem erklärte ihn Kaiser Sigismund in die Reichsacht. Da L. seinen illegitimen Sohn Wieland gegenüber seinem legitimen und verkrüppelten Erben Ludwig VIII. (den Buckligen) bevorzugte, erhob sich Ludwig mit Unterstützung von → Albrecht von München und den Markgrafen von BrandenburgAnsbach gegen seinen Vater. wurde L. in Neuburg a. d. Donau gefangen gesetzt. Nach dem plötzlichen Tod des Sohnes behielten dessen Witwe Margarethe und deren Bruder Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg den Herzog in Haft und überführten ihn auf ihr Hausschloß Ansbach. wurde L. seinem Erzfeind Heinrich von Landshut übergeben und auf die Feste Burghausen gebracht, wo er, da er jegliche Zahlungen für seine Freilassung konsequent verweigerte, auch starb. In die Literaturgeschichte ist L. vor allem deshalb eingegangen, da er kurz nach die sog. → Ottheinrich-Bibel, die älteste bekannte illustrierte Neu-Testaments-Handschrift in dt. Sprache, in Auftrag gegeben hat. Außerdem schrieb er am .. seinem Sohn Ludwig einen Brief mit militärischen Ratschlägen. Dieses Schreiben ist das älteste bekannte dt. Zeugnis für eine theoretische Auseinandersetzung mit Fragen der Kriegsführung und insofern von hohem (literar-)historischen Rang. Zunächst hatte der Sohn sich offensichtlich in einem nicht erhaltenen Schriftstück an seinen Vater gewandt, da er im Zuge des bayerischen Haustreits mit niederbayerischen Adelsfamilien, namentlich den Zengern, in Kon ikt stand und einen Kriegszug plante. Der Herzog betont in seiner Antwort, dass er aus der Ferne kein guter Ratgeber sei und verweist den Sohn auf des-
Ludwig VII., Herzog von Bayern-Ingolstadt (L. der Bärtige), * (?), † .. Burghausen. – Verfasser eines Briefes zu Fragen der Kriegsführung. Der Sohn Herzog Stephans III. und der Thaddea Visconti von Mailand verbrachte die Jahre – am Pariser Hof Karls VI. bei seiner Schwester, Königin Isabeau de Bavière. Hier wurde er nicht nur entscheidend von der westlichen Hofkultur geprägt, sondern nach Karls geistiger Erkrankung auch in dessen vierköp gen Vormundschaftsrat aufgenommen. Zuerst mit Anna von Bourbon () und dann mit Katharina von Alençon () verheiratet, hielt L. sich bis überwiegend in Frankreich auf und verwandte französische Geldmittel zur Festigung und Erweiterung seiner bayerischen Hausmacht. beerbte er seinen Vater
. Hälfte . Jh. sen «kriegslewt» und «haubtleut». Wohl aber benennt L. «drew dingk», die er als essenziell für einen positiven Ausgang erachtet: gute Kundschafter, das sorgfältige Abwägen unterschiedlicher Ratschläge und die strenge Geheimhaltung der eigenen Pläne. Ferner emp ehlt L. eine abwechslungsreiche Kriegsstrategie («Nymer solt du deinen chrieg ainerlai treiben») und ermahnt den Sohn, streng darauf zu achten, dass keine Sympathisanten der Gegenpartei sich in den eigenen Reihen benden. Im konkreten Fall bedeutet dies, dass «dein gesellen allen Zengern zustund entsagen» sollen. Ü: Der Brief ist nur in der Transkription Baaders von (s. Ausg.) erhalten, der keinen Überlieferungsträger benennt. A: Joseph Baader: Zur Gesch. der Kriegskunst. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit () Sp. –, hier Sp. . – Dt. Fachprosa des MA. Ausgewählte Texte. Hg., erl. und mit einem Glossar versehen v. Wolfram Schmitt (Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen ). Berlin/New York , S. f. L: Zur Person allgemein (Ausw.): Sigmund Riezler, ADB () S. –. – Günther Franz, Biogr. Wb. zur dt. Gesch. () S. f. – Theodor Straub, NDB () S. –. – Gerhard Schwertl, LexMA () Sp. f. – Max Spindler (Hg.): Hb. der bayerischen Gesch. Bd. : Das alte Bayern. Der Territorialstaat vom Ausgang des . Jh. bis zum Ausgang des . Jh. ., überarb. Au . München , S. –. Zum Brief: Volker Schmidtchen, VL () Sp. f. – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss. vornehmlich in Deutschland. Abt. .: Altertum, MA, XV. und XVI. Jh. (Gesch. der Wiss. in Deutschland /). München/Leipzig , S. f. – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. //B). Bern u. a. , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Hundtfeld, Martin (auch: Martein, Mertein, Hundtfelder, Hundtsfelder, Hunzfeld). – Fechtmeister und Urheber verschiedener Fechtlehren. H. gehört zu den Zweikampfexperten, die Paulus → Kal als Mitglieder der sog. ‹Gesellschaft Liechtenauers› anführt. Biographische Details sind nicht bekannt. Da er aber in der Hs A aus
Hundtfeld dem Jahre mit der Formel «dem got genädig seÿ» (r) bezeichnet wird, dürfte seine aktive Wirkungszeit in die erste Hälfte des . Jh. fallen. H. wird erstmalig in der Handschrift A als Urheber dreier Fechtlehren namentlich erwähnt: . Fechten im Harnisch mit dem kurzen Schwert (r–r), . Dolchfechten (r–v) und . Fechten zu Ross (v–r). Alle drei Lehren sind reine Textunterweisungen in ungebundener Rede und erfahren in ihrer weiteren Tradierung keinerlei Illustration. Lediglich das Rossfechten beginnt mit einem -zeiligen Merkvers («Z˚u roß streıten / lere von paıden seítten […] dar nach ÿm abhau / czaum línck paín sunder Jm draw»), der in den folgenden Handlungsanweisungen aber keine Prosaauslegung erfährt. Der Wirkungskreis der Lesart nach A beschränkt sich bei auf die Handschriften KK , E..., Ms. germ. quart , bei auf Ms. germ. quart , E..., Cod. I..° , E..., den Druck E... und bei auf KK und Ms. germ. quart . An der Verbreitung der umfangreichsten Lehre, dem Harnischfechten, ist auch Cod. I..° des → Juden Lew beteiligt; dort – und in den nach ihm kopierenden Handschriften – wird sie allerdings Meister Lew («Hie hebt sich an meister lewen kunst fechtens Jn harnasch […]») zugeschrieben und mit den Merkversen «[W]Er ab synnet fechtens zu fus begÿnnet […] So solt Jm nahen vnd weislichen wart des vahen» eingeleitet, als deren Urheber gemeinhin Johannes → Liechtenauer angesehen wird. Ü: Rom, A , Bibl. dell’Acc. Nazionale dei Lincei e Corsiniana (), : r–r; : r–v; : v–r. – Augsburg, UB, Cod. I..° (um ), : r–r (Lew); : v–r (nur Merkvers). – Wien, Kunsthist. Museum, KK (–), : v–r; : r–r. – Salzburg, UB, M. I. (), : r–v. – Glasgow, Glasgow Museums, E... (), : v–v; : v–v. – Graz, UB, Ms (), : v–v. – Augsburg, UB, Cod. I..° (/), : r/v + r. ). – Glasgow, Glasgow Museums, E... (), : r/v. – Glasgow, Glasgow Museums, E... (Paurnfeindt-Druck, ), : r + r. – Augsburg, Stadtarch., Schätze (), : v–v. – Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Ms. Germ. quart (/), : r–v; : v–v; : v–r. – Wien, Albertina, Ms. (um ), : v, Sp. (nur Merkvers). – München,
Siber BSB, Cgm (), : r–r; : r (nur Merkvers). – Dresden, SLUB, Mscr. Dresd. C (nach ), : r–r. – München, BSB, Cod. () (nach ), : v–r (lat.). – Wien, ÖNB, Cod. (nach ), : r–v (dt.), r–r (lat.). A: Beatrix Koll unter http://www.ubs. sbg.ac.at/sosa/webseite/Fechtbuch.htm (Transkription von ). – Ute Bergner/Johannes Giessauf: Würgegriff und Mordschlag. Die Fecht- und Ringlehre des Hans Czynner. Graz , S. – (Transkription von ). L: Wolfram Schmitt, VL () Sp. . – H[ans] F[erdinand] Maßmann: Über hsl. Fechtbücher. In: Serapeum () S. . – Anz. für Kunde der dt. Vorzeit () Nr. , Beilage I, Sp. . – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss. . Abt. München/Leipzig , S. f. – Martin Wierschin: Meister Johann Liechtenauers Kunst des Fechtens (MTU ). München , S. , , , . – Hans-Peter Hils: Meister Johann Liechtenauers Kunst des langen Schwertes. Frankfurt/ M. u. a. , passim. – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . – Rainer Leng: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Hg. Kommission für dt. Lit. des MA der Bayerischen Akad. der Wiss. Bd. /, Lfg. /, Nr. : Fecht- und Ringbücher. München , passim. RW Siber, Martin (Merten, Mertin, Martein, Syber). – Fechtmeister, Autor und Kompilator diverser Fechttechniken unbekannter Autoren. S. und seine Lehre werden erstmals in der Handschrift von → Hans von Speyer erwähnt. Wie Schriftdetails nahelegen, dürfte sich die vorliegende Abschrift auf eine verloren gegangene bzw. noch nicht bekannte Quelle aus der ersten Hälfte des . Jh. oder auch dem letzten Viertel des . Jh. stützen. Damit ergäbe sich ein erster Hinweis auf S.s wahrscheinliche Lebenszeit. Ohne selbst namentlich darauf hinzuweisen, steht S. hinsichtlich formalen Aufbaus (Einleitung, Vorrede, paargereimter Fachtext) und Inhalt seiner Lehre gleichwohl in der Tradition von Johannes → Lichtenauer. Zum einen teilt er die Fechtbiographie Lichtenauers: Wie dieser wird er in der Vorrede als welterfahrener Fechter gepriesen, der das Wissen der besten Meister aus Ungarn,
. Hälfte . Jh. Böhmen, Italien, Frankreich, England, Deutschland («Alemania»), Russland, Preußen, Griechenland («Gretia», kann sich auch auf Süditalien oder den vorderasiatischen Raum beziehen), Holland, Brabant und dem Schwabenland («swenia») gesammelt haben soll; diese Erfahrung befähigt ihn, einen Auszug – ein «nuwe zettel» (r) – aus Lichtenauers Lehre mit einer fachpraktischen Auslegung eigener Prägung zu versehen: «nicht also als in der ersten zettel des puchs Sunder eyn ander vß legüng» (r). Die Absicht dieses biographischen Präsentationsmodells beider Fechter liegt auf der Hand. Da weder über S. noch über Lichtenauer archivalische Belege bekannt sind, ist ungeachtet seines tatsächlichen Wahrheitsgehalts möglicherweise auch ein hermetischer Topos in Erwägung zu ziehen. Zum anderen wird der Lehre ähnlich wie bei Lichtenauer eine Vorrede in () Reimpaarversen vorgeschaltet, in der Fechtertugenden, allgemein gehaltene Fechtregeln und das Selbstbewusstsein von S. zum Ausdruck kommen: «der volge mÿner lere der gesíget ymermere» (r). Zum dritten werden die Fechtvarianten zu den von L. bekannten Legern Ochs, P ug etc. ebenso in (–-zeilige) paargereimten Merkversen (mit metrischen Unregelmäßigkeiten) notiert, die einer – hier unterlassenen – weiteren Prosaauslegung bedürfen. In der Zwischenzeit wurden zwei weitere Textzeugen (siehe Überlieferung) bekannt, die vermuten lassen, dass die sich an den Finis-Vermerk anschließende Lehre doch nicht S. zuzuschreiben ist (entgegen Kern). Ü: Salzburg, UB, M. I. (), r–v. – Glasgow, Glasgow Museums, E... (), v. – Rostock, UB, Ms Var. (), v–r. A: Anna Jungreithmayr: Spätmhd. Fachlit. in Versen. Überlegungen anhand von Beispielen aus Hss. der Universitätsbibl. Salzburg. In: FS Ingo Reiffenstein. Hg. v. Peter K. Stein u. a. (GAG ). Göppingen , S. –. L: Manfred Kern, VL () Sp. f. (ohne Erwähnung der beiden anderen Textzeugen). – Hans-Peter Hils: Meister Johann Liechtenauers Kunst des langen Schwertes. Frankfurt/M. u. a. , S. f. – Anna Jungreithmayr: Die dt. Hss. des MA der UB Salzburg (Österr. Akad. der Wiss., Veröff. der Kommission für Schrift- und Buchwesen des MA III, ). Wien , S. f. – Dies. (s. Ausg.) S. –. RW
. Hälfte . Jh. Gladiatoria. – Sammelbezeichnung einer Gruppe von Fechthandschriften. Die Bezeichnung orientiert sich am Titel der Fechthandschrift Ms. germ. quart und vereint ein Konvolut von Handschriften, deren äußere Form, materielle Beschaffenheit, Inhalt und buchkünstlerische Gestaltung weitgehend übereinstimmen. Den Kern der Gruppe bilden die drei Handschriften () Ms. germ. quart (Krakau), () KK (Wien) und () Ms. U.F (= die seit Ende des Zweiten Weltkriegs vermisste Gothaer Signatur Ms. membr. II , jetzt New Haven). Alle drei Exemplare sind Pergamenthandschriften im Querformat und beschreiben in Text und Bild nahezu übereinstimmend vorrangig den Kampf zweier Gewappneter zu Fuß mit dem Kurzen Schwert (Merckch den anefangk des kurczen swertt, v – New Haven). Sie entstammen wohl einer einzigen süddt. Werkstatt – eine genauere Untersuchung steht noch aus –, wurden aber von unterschiedlichen Händen illustriert. Nicht datiert, dürften sie jedoch in den er Jahren des . Jh. entstanden sein; sie weisen jeweils unterschiedlich starke Blattverluste auf. Die Krakauer Ausgabe () zeigt die bildkünstlerisch ausgereiftesten, sich auf hohem Niveau illuminatorischer Ausgestaltung bewegenden Zeichnungen der drei Handschriften; darunter fällt auch der mit unterschiedlichem P anzenbewuchs realistisch gestaltete Rasengrund; darüber hinaus gibt es keine Hintergrundzeichnung. Mit kolorierten Federzeichnungen gilt sie als Leithandschrift, während () – mit kolorierten Federzeichnungen – wohl nach () – mit kolorierten Federzeichnungen – kopiert bzw. in enger Abstimmung verfertigt wurde. Thematisch wird eine realistische Abfolge des Ernstkampfes stringent veranschaulicht – vom Kampf mit den Langwaffen über den Fecht- und Ringkampf mit der Kurzwaffe zu den Überwindungs- und Tötungstechniken des zu Fall gebrachten und am Boden festgehaltenen Gegners. Über diesen Bildbestand hinaus enthält () gegenüber () und () noch zehn Illustrationen des Gerichtlichen Zweikampfes nach schwäbischem und fränkischem Recht sowie ein Fragment des Bloßfechtens mit verschiedenen Waffen «zu schimph» (v) – eine Art sportlichen Wettstreitens zur eigenen Unterhaltung wie auch Dritter. Bei der schriftlich xierten Wissensvermittlung beschreiten die drei Handschriften innerhalb der Fachprosa der Fecht- und Ringkampfmeister einen neuen Weg. Findet man bis dahin nur reine Text- bzw. reine Bildhandschriften – im besten
Gladiatoria Fall mit kurzen Beischriften versehen –, so wird nun die in der unteren Blatthälfte wohl ausformulierte Textanweisung durch eine über sie gesetzte Illustration ergänzt: Die Schriftsprache der ‹Gladiatoria-Gruppe› ist zwar fachterminologisch geprägt, aber weder theoriegebunden noch die Kommunikation beschränkend verschlüsselt wie die Lehre → Liechtenauers. Sie benötigt keinen Glossator und ist rein praxisorientiert. Dies und die Text-Bild-Verschränkung unterstützen und erleichtern zum einen die bildliche Vorstellungskraft, die einem Bewegungsnachvollzug vorausgeht. Zum anderen ergeben sich aber durch die inhärenten Schwachpunkte einer Einzelbebilderung und einer rein phänomenologischen Bewegungsbeschreibung selbst wieder Probleme, die z. B. den Lehrbuchcharakter dieser Art Wissensvermittlung motorischer Fertigkeiten in Frage stellen. Abgesehen von der Kongruenz in der bildlichen Darstellung von Kampftechniken und der Ausstattung der Kämpfer mit einem Vollharnisch (mit heruntergelassenem Visier) gibt es bildkompositorische Merkmale, aufgrund derer weitere Handschriften bzw. deren Kapitel des Harnischfechtens mit dem Kurzen Schwert zur ‹GladiatoriaGruppe› gehörig angesehen werden können: . Bis auf die gerade verwendete(n) Kampfwaffe(n), liegen sämtliche Waffen, die nicht zur Anwendung kommen, verstreut auf dem Rasengrund. . Auf allen Zeichnungen ist das Georgs-Kreuz zu nden, in der Regel auf den Fausttartschen. Wo diese nicht zum Waffenarsenal gehören, tragen die Fechter das Kreuz auf dem Waffenrock. . Die Kämpfer tragen an den Schulterkacheln befestigte sehr lange, wild wehende Zierärmel (oft in der Form von Spruchbändern). Auf diese Weise lassen sich die entsprechenden Kapitel in den Handschriften Cod. Guelf. . Aug. ° () und Cl. () als Kopien identi zieren, wobei die Vorlage aus dem Kernbestand der Gruppe (noch) nicht eindeutig zu bestimmen ist. Bei Hinzuziehung der genannten Kriterien ist die Aufnahme der Handschrift Cod. in diesen Kreis auszuschließen: Sie entspricht weder einer der drei Kriterien noch gibt es irgendwelche bildgleiche Übereinstimmungen. Zeichnerisch und bildgestalterisch weniger reichhaltig ausgestattet zeigt sich das zeitlich früher anzusetzende Kampfbuch in der Handschrift Cod. I..° (). Neben mehreren kongruenten Kampftechnikdarstellungen entspricht es mit graduellen Abweichungen den genannten Merkmalen – auch
Gladiatoria der Gerichtliche Zweikampf ist hier bereits vorgegeben –, sodass es ebenfalls dieser Gruppe zuzuordnen ist. Ob das Kampfbuch als direkte Vorlage diente, ist nicht eindeutig nachzuweisen, dazu weist auch die Provenienzgeschichte aller Textbzw. Bildzeugen zu große Lücken auf. Inhaltlich und bildkompositorisch kann es auf jeden Fall als Vorläufer der Gladiatoria-Thematik und ihrer Darstellung bezeichnet werden. Ü: Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Ms. Germ. quart (–). – Wien, Kunsthist. Museum (–). – New Haven, Yale Center for British Art, Ms. U.F (–). – Augsburg, UB, Cod. I..° , r–r. – Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. . Aug. °, r–v. – Paris, Musée national du Moyen Âge, Cl. , r–v. A: Hans-Peter Hils: «Gladiatoria» – Über drei Fechthss. aus der ersten Hälfte des . Jh. In: Codices manuscripti. Zs. für Handschriftenkunde () H. /, S. – (Transkription des Textes von Ms. germ. quart mit Lesartenapparat zu KK , mehrere Abbildungen). – Dierk Hagedorn/Bartlomiej Walczak: Gladiatoria. New Haven, MS U.F . Herne . L: Zu (): Gundolf Keil, VL () Sp. . – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss. . Abt. München/Leipzig , S. . – Hermann Degering: Kurzes Verz. der germ. Hss. der Preussischen Staatsbibl. II. Die Hss. in Quartformat. Leipzig , S. , Nr. . – Hans Wegener: Beschreibende Verzeichnisse der Miniaturen-Hss. der Preussischen Staatsbibl. zu Berlin. Leipzig , Bd. , S. f. – Martin Wierschin: Meister Johann Liechtenauers Kunst des Fechtens (MTU ). München , S. . – Wolfgang Milde: Dt. Hss. in der Universitätsbibl. Krakau. In: Wolfenbütteler BarockNachrichten () S. . – H.-P. Hils: Meister Johann Liechtenauers Kunst des langen Schwertes. Frankfurt/M. u. a. , S. – (allgemein zur Gladiatoria-Gruppe, passim). – Ders.: «Näheres ist hier nicht bekannt.» Neue Erkenntnisse zu verschollenen und wiederentdeckten Hss. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. ff. – Ders.: «Gladiatoria» – Über drei Fechthss. aus der ersten Hälfte des . Jh. In: Codices manuscripti. Zs. für Handschriftenkunde () H. /, S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. (unzureichend bis falsch!). – Rai
. Hälfte . Jh. ner Welle: «…vnd mit der faust ein mordstuck.» Baumanns Fecht- und Ringkampfhs. Edition und Kommentierung der anonymen Fecht- und Ringkampfhs. Cod. I..° der UB Augsburg aus den Beständen der Öttingen-Wallersteinschen Bibl. Bde. München , S. , , – (Bildkonkordanz). Zu (): Alois Primisser: Die kaiserlich-kgl. Ambraser-Slg. Wien , S. f., Nr. . – Eduard von Sacken: Die K. K. Ambraser-Slg. Wien , Bd. , S. , Nr. . – Bruno Thomas/Ortwin Gamber: Kat. der Leibrüstkammer. I. Tl. Wien , S. ; Abb. . – H.-P. Hils: Meister Johann Liechtenauers Kunst [...], (s. o.), S. f. – Ders.: «Gladiatoria» [...], (s. o.), S. –. Zu (): Fr. Jacobs/F. A. Ukert: Beitr. zur ältern Litterattur oder Merkwürdigkeiten […]. Leipzig , S. f. – Walter Benary: Ein unbekanntes hsl. Fragm. einer Lope’schen Komödie. In: Zs. für Romanische Philologie () S. f. – M. Wierschin (s. o.), , S. , Nr. . – Cornelia Hopf: Die abendländischen Hss. der Forschungsund Landesbibl. Gotha. Gotha , S. f. – H.P. Hils: Meister Johann Liechtenauers Kunst [...], (s. o.), S. f., (die hier als ‹T› verzeichnete Hs. ist inzwischen als der in New Haven wiederaufgetauchte Textzeuge [] identi ziert). – Rainer Leng: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Hg. Kommission für dt. Lit. des MA der Bayerischen Akad. der Wiss. Bd. /, Lfg. /, Nr. : Fecht- und Ringbücher. München , S. – (vgl. dazu: R. Welle: Ordnung als Prinzip [...]. In: Medium Aevum Quotidianum [] S. f.). – Mehrere Antiquariatskataloge, siehe hierzu H.-P. Hils () und R. Leng (). – Hagedorn/Walczak (s. Ausgaben). Im Folgenden nur Literatur, die das GladiatoriaKapitel der Handschriften auch als solches erkennen und erwähnen. Zu (): H.-P. Hils: Meister Johann Liechtenauers Kunst [...], (s. o.), S. f. – Ders.: «Gladiatoria» [...], (s. o.), S. f., . – R. Welle: «… vnd wisse das alle höbischeit kompt von deme ringen». Der Ringkampf als adelige Kunst im . und . Jh. Pfaffenweiler , S. f. – R. Leng: Katalog [...], (s. o.), S. –. Zu (): H.-P. Hils: Meister Johann Liechtenauers Kunst [...], (s. o.), S. – Ders.: «Gladiatoria» [...], (s. o.), S. . – R. Leng: Katalog [...], (s. o.), S. –.
. Hälfte . Jh.
Meister Ingold
Zu (): H.-P. Hils: Meister Johann Liechtenauers Kunst [...], (s. o.), S. (im Detail falsch, in der Schlussfolgerung richtig!) – R. Welle, , siehe Angaben zu (). RW Meister Ingold → Band , Sp. –. Laufenberg, Sp. –.
Heinrich
von
→ Band
,
Konrad von Butzbach. – Kompilator eines astromedizinischen Kompendiums, erste Hälfte . Jh. In der Vorrede seiner Textsammlung bezeichnet sich K. als «medicus» (v), er dürfte somit Akademikerarzt gewesen sein. Die eigenhändig geschriebene Kompilation hat er in Laubach in der Wetterau abgeschlossen, rund km entfernt von Butzbach. Der Mediziner könnte in Beziehungen zu Johannes Graf zu Solm-Braunfels († ) gestanden haben. Der Name des Landesherrn, dem nach einer Erbteilung die Stadt Laubach zuel, ndet sich im Codex als Besitzvermerk (v). K.s Urherberschaft für sein ganz überwiegend volkssprachiges Kompendium lässt sich nicht eindeutig spezi zieren. Teils dürfte er bereits dt. Vorlagen benutzt haben, teils selbst aus dem Lateinischen übersetzt haben. Wenn auch anderweitig tradierte Texte vorliegen, ist mitunter ein hohes Maß an redaktioneller Überarbeitung feststellbar. Inwieweit der hessische Gelehrte hierfür selbst verantwortlich zeichnet, lässt sich ohne Kenntnis der direkten Vorlagen allerdings nicht entscheiden. In der Vorrede führt K. zudem aus, auch «uß gedechtnus» Material beigesteuert zu haben. Diese Aussage ist zwar für die Gesamtheit des Konglomerats kaum glaubhaft, könnte aber zumindest Passagen erklären, bei denen sich K. nur grob inhaltlich mit seinen vermeintlichen Vorlagen deckt und sprachlich signi kant abweicht. K.s «buch uß allen vor reden vnd bewisunge vnd erfarunge der vordrigen naturlichen meister» ist ein typischer Vertreter der dt. spätma. astro-medizinischen Handbuchliteratur. Das enthaltene astronomische, astrologische und medizinische Textgut ist in drei entsprechnende Hauptteile gegliedert. Vorgeschaltet ist «Aratus das astrologi buch» (r–r). Es handelt sich um eine dt. Bearbeitung eines Kommentars zu den Phainomena des Aratos von Soloi. Die für die Hausbuchliteratur typische praktische Funktion erfüllt dieser «Aratus» nicht. Vermutlich sollte er vielmehr
der gelehrten Ausschmückung dienen. Verwertbare astronomische Daten liefert hingegen der erste Haupteil (r–v), der zunächst einen lat. immerwährenden Jahreskalender nach Art der auch volkssprachig tradierten Volkskalender bietet. An diesen schließen sich Festtagsberechnungen, Angaben zu Mondzyklen oder zu den «cursus planetarum» usw. an. Der zweite, reich illustrierte Teil (r–r) widmet sich der prognostischen Anwendung der astronomischen Daten. In Ergänzung zu den astrologischen Traktaten und Kurztexten unterschiedlicher Provenienz hat K. auch Beiträge aus dem Bereich der Traumdeutung (→ Traumbücher) und Chiromantik aufgenommen. Zudem ndet sich ein physiognomischer Abschnitt (rv), der Auszüge aus dem Liber ad Almansorem des Rhazes (ar-Razi) mit einigen Ausführungen aus dem → Secretum secretorum kombiniert (s. → Physiognomik [C. ]; vgl. auch → Konrad von Megenberg). Vor den medizinisch ausgerichteten dritten Teil hat K. eine zweisprachige praxisnahe Sammlung von technisch/technologischen und chemisch/alchemistischen Rezepten und Verfahren inseriert (v–v). Das medizinische dritte Segment (v–v) wartet mit gattungstypischen Bestandteilen auf, darunter Aderlass und Blutschau, eine Wundarznei (nach → Roger Frugardi), Rezepte, eine Kräuterkunde, diätetische Ratschläge, gynäkologische Verfahren aus den ps.-aristotelischen Problemata Aristotelis oder Ausführungen zu den Komplexionen (→ Temperamentenlehre). Immer wieder hat K. aus dem Arzneibuch → Ortolfs von Baierland entlehnt (Auszüge aus den Kap. –, –, , –, –). Am Schluss (r–v) stehen überwiegend gekürzte Kapitel aus dem dt. → Macer (= sog. Rheinfränkische Kurzredaktion). Ü: Salzburg, UB, Cod. M I , v–v (Perg. und Pap., , rheinfränkisch); geschrieben von K. v. B. in Laubach. Noch im . Jh. ist K.s Kompendium mit einer weiteren Mischhandschrift zusammengebunden worden (r–v), die u. a. einen P anzenkatalog mit zahlreichen Naturselbstdrucken [Abdruck eingefärbter P anzenteile] enthält (v, v–v). Die Drucke gelten als die ältesten dieser Art. – Beschreibung der Hs. mit detaillierter Inhaltsangabe: Anna Jungreithmayr: Die dt. Hss. des MA der UB Salzburg (Österr. Akad. der Wiss., phil.-hist. Kl., Denkschr. /Veröff. der Kommission für Schriftund Buchwesen des MA ,). Wien , S. –.
Vom Lesen L: William C. Crossgrove, VL () Sp. –; () Sp. . – Ernst Zinner: Verz. der astronomischen Hss. des dt. Kulturgebietes. München , Nr. , , , , , , . – Francis B. Brévart: The German Volkskalender of the Fifteenth Century. In: Speculum () S. –, hier S. , , , . – Nigel F. Palmer/Klaus Speckenbach: Träume und Kräuter. Studien zur Petroneller ‹Circa instans›-Hs. und zu den dt. Traumbüchern des MA (Pictura et poesis ). Köln/Wien , S. f. – Hilde-Marie Gross: Illustrationen in medizinischen Sammelhss. Eine Auswahl anhand von Kodizes der Überlieferungs- und Wirkungsgesch. des ‹Arzneibuchs› Ortolfs von Baierland. In: «Ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. Gundolf Keil (Ortolf-Stud. /Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, hier S. –, f., –. – F. B. Brévart: Chronology and Cosmology. A German ‹Volkskalender› of the Fifteenth Century. In: Princeton University Library Chronicle () S. –, hier S. . – Britta-Juliane Kruse: Verborgene Heilkünste. Gesch. der Frauenmedizin im SpätMA (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. NF []). Berlin/New York , S. . – Bernhard Schnell: «Gedihte von der physonomie». Eine dt. gereimte Physiognomie des . Jh. In: Vom MA zur Neuzeit. FS Horst Brunner. Hg. v. Dorothea Klein u. a. Wiesbaden , S. –, hier S. . – K. Speckenbach: Zwischen pragmatischer Wissensvermittlung und Traumbuch. Zur Überl. von Konrads von Megenberg «lere Rasis von den traymen». In: «Als das wissend die meister wol». Beitr. zur Darstellung und Vermittlung von Wissen in Fachlit. und Dichtung des MA und der frühen Neuzeit. FS Walter Blank. Hg. v. Martin Ehrenfeuchter/Thomas Ehlen. Frankfurt/M. , S. –, hier S. . – Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Krit. hg. v. B. Schnell (TTG ). Tübingen , S. . – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA (DWV-Schr. zur Medizingesch. ). Baden-Baden , S. f. – G. Keil: K. v. B. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Regula Forster: Das Geheimnis der Geheimnisse. Die arabischen und dt. Fassungen des
. Hälfte . Jh. pseudo-aristotelischen Sirr al-asrar/Secretum Secretorum (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . – Das Arzneibuch Ortolfs von Baierland. Auf der Grundlage des von G. Keil geleiteten Teilprojekts des SFB «Wissensvermittelnde und wissensorganisierende Lit. im MA» zum Druck gebracht, eingel. und komm. v. Ortrun Riha (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. . VZ Vom Lesen. – Didaktischer Kurztraktat, erste Hälfte . Jh. Der Traktat V. L. ist ein eindringliches Lob der Buchlektüre. Die Höherwertigkeit der Gelehrsamkeit gegenüber «gold vnd silber vnnd vber allenn schacz» wird besonders hervorgehoben. Mit der anaphorischen Aufforderung «liß gern» wird «embsicklich[es]» Lesen als das Mittel zum Erreichen der «weishait», aber auch der Tugend, der Gottes- und Selbsterkenntnis empfohlen. Diese Würdigung des Lesens ist im Kontext einer sich ausbreitenden (volkssprachigen) Schriftgelehrsamkeit im dt. SpätMA zu bewerten, die auch das städtische Bürgertum erfasste. Buchbesitz und Literalität waren nicht mehr klerikalen und adligen Kreisen vorbehalten und so sind als Adressaten des Traktats V. L. in erster Linie lesefähige Stadtbürger vorstellbar. Es ist davon auszugehen, dass der Text orignär auf dt. verfasst wurde. Hinweise auf seinen Urheber nden sich in keinem der immerhin zwölf bekannten Textzeugen. Die nachgewiesene Überlieferung ist ausschließlich bairisch und schwäbisch, weswegen man von einer Entstehung des Traktats in einem dieser beiden Sprachräume ausgehen darf. Tradiert wird V. L. in erbaulichlehrhaften Sammelhandschriften, wobei der Traktat in zwei Codices ganz an der Spitze steht und eine Prologfunktion für die gesamte Handschrift erfüllt. Signi kant ist die Überlieferungsgemeinschaft entweder mit dt. Übertragungen aus dem Œuvre des → Albertanus von Brescia oder mit dem → Fürstenspiegel Wiewol all menschen erstlich entsprungen aus ainer wurczel Adam. Ü: Die mit * gekennzeichneten Hss. überliefern auch Texte von Albertanus von Brescia, die mit ** gekennzeichneten auch den Fürstenspiegel Wiewol all menschen erstlich entsprungen aus ainer wurczel Adam; die mit *** gekennzeichnete Hs. tradiert sowohl den Fürstenspiegel
. Hälfte . Jh. als auch Albertanus-Texte. – **Leipzig, UB, Ms. , S. – (Pap., . Jh., schwäbisch). – **Eichstätt, UB, Cod. st , v–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.). – *München, BSB, Cgm , r–r (Perg. und Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.-schwäbisch). – *Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , S. – (Pap., /, schwäbisch). – *Straßburg, StB Ms. allem. (olim M N. ) rv (Pap., [?], schwäbisch). – **Berlin, SBB, Mgf , rv (Pap., zweite Hälfte . Jh. [nach ], bair.). – ***München, BSB, Cgm (vormals Nikolsburg, Fürstl. Dietrichsteinsche Bibl., Cod. II ), r (Pap., , bair.). – *London, British Library, MS Add. (→ Bollstatters Spruchsammlung) r–v (Pap., / , ostschwäbisch [aus Augsburg?], ganz überwiegend geschrieben von Konrad → Bollstatter). – *Hamburg, SUB, Cod. theol. b, v–r (Pap., Ende . Jh., schwäbisch; verschollen). – **Stuttgart, LB, Cod. poet. et phil. ° , rb-va (Pap., Ende . Jh., schwäbisch). – *München, BSB, Cgm , r (Pap., , bair.). – **Ebd., UB, ° Cod. ms. , v–r (Pap., um , mittelbair.). – Vgl. http://www.handschriftencensus. de/werke/. – Angus Graham: Manuscripts containing Albertano’s works in German translation and the associated short text V. L. Online () unter: freespace.virgin.net/angus.graham/ Germ-MSS.htm. A: Wieland Schmidt: Vom Lesen und Schreiben im späten MA in: FS Ingeborg Schröbler. Hg. v. Dietrich Schmidtke/Helga Schüppert (PBB Sonderbd.) Tübingen , S. –, hier S. (nach München, UB, ° Cod. ms. ). L: Wieland (s. Ausg.). – Gerd Brinkhus: Eine bayerische Fürstenspiegelkompilation des . Jh. Unters. und Textausg. (MTU ), München , S. –, f. VZ Mande, Hendrik, Dordrecht, † Beverwijk. – Ndl. Chorherr, Mystiker. M. war ursprünglich als Schreiber für die Grafen von Holland tätig. Nachdem er Predigten von Geert → Groote gehört hatte, gab er seinen Beruf auf und wurde Anhänger der «Devotio moderna». Er ging zunächst nach Deventer und Zwolle, bevor er ab spätestens in der Kongregation von Windesheim lebte. Dort war er als Maler und Illustrator tätig. wurde er zum Chorherren geweiht. Zeitlebens von schwacher Gesundheit, wurde M. auf dem Weg nach Delft von einer schweren
Mande Krankheit befallen, der er in einem Kloster bei Beverwijk erlag. M. schuf eine Reihe volkssprachiger Abhandlungen, die jedoch nicht alle erhalten sind. Johannes Busch schreibt ihm im Liber de viris illustribus insgesamt Texte zu. Einige dieser Schriften sind nur anonym überliefert. Manche Werke M.s schildern Visionen, die er teilweise selbst erfahren haben will, teils aber auch in Exempla andere Mönche erleben lässt. Zu diesen visionären Texten zählt M.s Apokalipsis. Andere Schriften sind allegorisch; so enthält Een devoet boecskijn vander bereydinghe ende versieringhe onser inwendigher woeninghen eine Beschreibung von Haus und Garten mit religiöser Auslegung. Daneben schuf M. Bearbeitungen und Kompilationen von Texten anderer Autoren: Vanden VII gaven des heiligen geest beruht z. B. auf Dat boec van den gheesteleken tabernacule von Jan van → Ruusbroec. In Een devoet boexken vanden binnensten ons lieft heren Jhesu Christi [...] benutzte M. De septem itineribus aeternitatis von → Bonaventura als Vorlage. Als weitere Werke M.s gelten Dat boec vanden licht der waerheid, Dialogus sive collocucio devote anime cum deo amato suo [...], Een spiegel der waarheid, Een boecskijn van drien staten eens bekierden mensche [...], Een corte enighe sprake der minnender sielen mit horen gheminden, Een devoet boexken vander volmaecster hoecheit der minnen [...], Een devoet boexken, hoe dat wij uit selen doen den ouden mensche mit sinen werken [...], Ene claghe of enighe sprake der minnender sielen [...], Eyne openbaringhe und ein Liber de vita contemplativa [...]. M. war insgesamt ein visionärer Mystiker mit apokalyptischen und kirchenkritischen Tendenzen sowie Vertreter einer stark subjektiv gefärbten Innerlichkeit. Sein Werk ist besonders von Geert Groote und Florens → Radewijns geprägt; auch → Hadewijch von Antwerpen wird von M. zitiert. Die Rezeption von M.s Schriften war nach heutiger Kenntnis gering, was auch für den dt. Raum gilt. Zwei Handschriften aus der zweiten Hälfte des . Jh. überliefern mit Ene sote unde suverlike apenbaringe de gesen heft en ynnych broder die nd. Fassung einer Vision M.s. Ein ebenfalls aus dem . Jh. stammender Kodex enthält als En innich boeck, wu dat wi uth doen sollen den oelden menschen nd. Auszüge aus M.s Een devoet boexken, hoe dat wij uit selen doen den ouden mensche mit sinen werken [...]. Möglicherweise kursierten in Deutschland noch an der Wende zum . Jh. Werke M.s, denn aus dieser Zeit ist eine entsprechende Sammlung aus einem Kölner
Meister Michel Kloster erhalten. Sie paraphrasiert in ndl. Sprache u. a. Stellen aus M.s Een boecskijn van drien staten eens bekierden mensche [...]. Ü (nd.): . Vision: Moskau, SB (RGB), Hss.-Abt., Fonds , Nr. (früher Lübeck, StB, Ms. theol. germ. ° ), r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., mnd.). – Lübeck, StB, Ms. theol. germ. ° , v–v (Pap., letztes Viertel . Jh.). . Een devoet boexken (Auszüge): Berlin, SBB, mgq , vb–rb (Pap., . Jh.). . M.-Kompilation: Köln, Hist. Arch. der Stadt, Best. (GB °) , r–v (Pap., Ende ./frühes . Jh.). Vgl. u. a. Hans-Jochen Schiewer/Regina D. Schiewer: Norddt. Hss. in Moskau. In: Scrinium Berolinense. FS Tilo Brandis. Bd. . Hg. v. Peter Jörg Becker u. a. Berlin , S. –, hier S. f. (Nr. ). – Roth (s. Lit.). – Catherine Squires: Hss. in dt. Sprache bis aus Moskauer Sammlungen. In: Manuscripta germanica. Deutschsprachige Hss. des MA in Bibl. und Arch. Osteuropas (ZfdA. Beih. ). Hg. v. Astrid Breith u. a. Stuttgart , S. –, hier S. . – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. – Zur ndl. Gesamtüberl. vgl. die Ausg. und die Arbeiten von T. Mertens (s. Lit.). A (mndl.): H. M. Bloemlezing uit zijn Werken. Hg. v. Bernard Spaapen. Tielt . – Alle Werken. Hg. v. Herman Vekeman. Nijmegen . – Visioen van H. M. vande geboorte ons Heren Exemple. Hg. v. Maurice Laudy. [Utrecht ]. – Een minnentilike claege. Hg. v. Thomas Mertens. Erftstadt . – Een spiegel der waerheit. Hg. v. dems. Ebd. . – Vanden licht der waerheit. Hg. v. dems. Ebd. . – Verz. weiterer Ausg. bei Mertens und (s. Lit.). Ü: ‹Apocalypse› (Excerpts), ‹A Love Complaint›, and Extract from ‹A Devout Little Book›. In: Late Medieval Mysticism of the Low Countries. Hg. v. Rik van Nieuwenhove u. a. New York u. a. , S. –. L: Jacob Cornelis van Slee, ADB () S. f. – T. Mertens, LexMA () Sp. . – Detlef Metz, RGG () S. . – Gunhild Roth, VL () Sp. –. – Regnerus Post: The Modern Devotion. Confrontation with Reformation and Humanism. Leiden , S. –, – u. ö. – T. Mertens: H.
. Hälfte . Jh. M. (–). Een geannoteerde Bibliogra e van de Werken over Hem en van de Uitgaven van zijn Geschriften. In: Ons Geestelijk Erf () S. –. – Ders.: De ‹Spiegel der waerheid› en ‹Vanden zeven gaven des heilige Geests› van H. M. als compositorische Eenheid. In: ebd. () S. –. – Ders.: H. M. en het Hoogliedcommentaar van (Pseudo-?) Richard van SintVictor. In: ebd. () S. –. – Ders.: H. M. en de middeleeuwse Overlevering van de ‹septem itineribus› van Rudolf van Biberach. In: ebd. () S. –. – Ders.: Het aspiratieve Gebed bij H. M. Invloed van Hugo de Balma. In: ebd. S. –. – Ders.: H. M. (?–). Teksthistorische en literairhistorische Studies. Diss. Nijmegen . – Ders.: H. M. als Visionär. In: Millennium () S. –. – Guido de Baere: H. M.s ‹Liber de sapida sapientia› teruggevonden? In: Ons Geestelijk Erf () S. –. – Kees Schepers: Hugo de Balma bij H. M., in ‹Vurighe begherten› en in Bedudinghe op ‹Cantiea Canticorum›. In: ebd. () S. –. – Kurt Ruh: Gesch. der abendländischen Mystik. Bd. : Die ndl. Mystik des . bis . Jh. München , S. –. – Mathilde van Dijk: Henry M. The Making of a Male Visionary in ‹Devotio moderna›. In: Saints, Scholars, and Politicians. FS Anneke Mulder-Bakker. Hg. v. M. v. Dijk/Renée Nip. Turnhout , S. –. – Rita Schlusemann: Ndl. Lit. bis . Berlin/New York , S. f. MM Meister Michel. – Mediziner, Rezeptautor, erste Hälfte . Jh. oder früher. M. M. wird in einer Sammelhandschrift aus der ersten Hälfte des . Jh. als Verfasser eines dt. Konsiliums genannt. Neben dem M. M. zugeschriebenen Text überliefert der Kodex auch eine dt. Fassung des → Secretum secretorum, den → Brief an die Frau von Plauen, den → Sinn der höchsten Meister von Paris sowie kleinere medizinische Rezepte und Vorschriften. M.s Konsilium bietet zunächst Anweisungen zur Behandlung von Nierensteinen, dann diätetische Empfehlungen gegen das gleiche Leiden. Zur Anwendung kommt u. a. ein Destillat auf P fferlingen. Als Adressaten des Konsiliums vermutet die Forschung einen wohlhabenden Kranken. M. M. selbst gilt als Mediziner mit akademischer Ausbildung, dessen Konsilium einfach und deutlich formuliert ist. Ü: Leipzig, UB, Ms. , v–r (Pap., erste Hälfte . Jh., ostmitteldt.). – Vgl.
. Hälfte . Jh. Franzjosef Pensel: Verz. der dt. ma. Hss. in der UB Leipzig (DTM /). Bearb. v. Irene Stahl. Berlin , S. f. – www.handschriftencensus.de/ . A: Keil/Boot (s. Lit.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Ders./Christine Boot: ‹M. M. der doctor›. Ein Konsilium gegen Steinleiden aus dem ma. Schlesien. In: Jb. der Schlesischen FriedrichWilhelms-Univ. Breslau () S. –. MM Muler, Andreas (auch: Müller). – Autor hippiatrischer Rezepte, spätestens erste Hälfte . Jh. Einem A. M. oder «Andream pistorem» werden in einem Haus- und Arzneibuch drei Rezepte zugeschrieben. Sie sind Teil eines Rezeptars, das im Kodex auf das Rossarzneibuch von Meister → Albrant folgt. In M. vermutet die Forschung aufgrund der Namensgebung und der Herkunft der Handschrift einen Müller oder Bäcker aus der Region Mühldorf am Inn. Die M. zugeschriebenen Rezepte sind in dt. und lat. Sprache verfasst. M. emp ehlt in Bier gesottene Weizenkleie zur Behandlung müder und hinkender Pferde. Zur Bekämpfung von Räude lehrt er die Herstellung einer einfachen Salbe. Eine Mischung aus Eigelb und Salz soll gegen Fußverletzungen helfen, die durch falsch genagelte oder eingetretene Nägel entstanden sind. Ü: Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , v–r (Pap., um –, mittelbair.). – Vgl. Ute Obhof: Das ‹Mühldorfer Hausund Arzneibuch› aus dem . Jh. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – www. handschriftencensus.de/. A: Eis (s. Lit.; Teilausg.). – OnlineFaks. der Hs.: http://digital.blb-karlsruhe.de/id/ . L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Kleine Rezeptfunde aus Hss. des . und . Jh. In: Tierärztliche Umschau () S. –, hier S. . – Ders.: Zwei Nachr. über Pferdekuren des Müllers Andreas. In: Dt. tierärztliche Wochenschr. () S. f. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit. Amsterdam , S. f.). – Ders.: Nachträge zum VL. In: Mlat. Jb. () S. –, hier S. . MM
Muler Ottinger (auch: Uttinger, Ottingen). – Zahnmedizinischer Fachschriftsteller, erste Hälfte (?) . Jh. Der Urheber einiger unikal überlieferter zahnmedizinischer Rezepte gilt als der älteste namentlich greifbare dt. Zahnarzt. Er dürfte im obd. Raum praktiziert haben. Die unsichere Lesung des Namens im Codex ist nur mit größtem Vorbehalt entweder auf das schwäbische Öttingen oder das oberbayerische Utting am Ammersee zu beziehen. Die einzelnen Verfahren widmen sich der Therapie von Karies, Zahnschmerz, Zahn eischerkrankungen und Zahnverfärbungen. Als Analgetikum emp ehlt O. einen Umschlag mit in Essig getränktem Hanf. Ü: Göttingen, SUB, ° Cod. Ms. hist. nat. , r–r (Pap., um [Nachträge . Jh.], obd.); die Lesung des Namens ist nicht zweifelsfrei («Ottinger»/«Uttinger»). Die Form «Ottingen» ist hsl. nicht belegt. Im Codex ndet sich nur eine Schreibung mit Nasalstrich («Ottingˉe», v), die nicht zwingend als «Ottingen» aufzulösen ist. A: Karl Brodmann: Dt. Zahntexte in Hss. des MA. Diss. Leipzig. Wittenberg , S. –. L: Francis B. Brevart: Ottingen, VL () Sp. – Brodmann (s. Ausg.) S. , . – Joachim Telle: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinlit. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg , S. . – Ders.: Medizinische und handwerkliche Aufzeichnungen von Willibald Pirckheimer und Nürnberger Zeitgenossen. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –, hier S. f. Anm. . – Wolfgang Wegner: Ottingen. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Trenbekchin (auch: Trenbekinn). – Verfasserin medizinischer Rezepte, erste Hälfte . Jh. (?). In einer Sammelhandschrift des . Jh. werden einer T. drei medizinische Rezepte zugeschrieben. Die T. ist ansonsten unbekannt. Ihre Herkunft aus der Adelsfamilie von Trennbach ist von der Forschung vermutet worden, kann aber nicht bewiesen werden. Die T. könnte Lateinkenntnisse besessen haben, da ihre ansonsten deutschsprachigen Rezepte einen lat. Satz enthalten (v). Das erste
Die sieben Eigenkünste und umfangreichste Rezept der T. dient zur Herstellung eines Augenwassers (v). Als Vermittler wird ein Meister Niklas genannt. Die Forschung hat dessen Identität mit → Nikolaus von Rotenhaslach erwogen. U. a. aufgrund arabischer Bezeichnungen von Zutaten hat man das Rezept außerdem zu der Schrift Al-Hawi von Rhazes in Bezug gesetzt, die der T. möglicherweise bekannt war. Die beiden anderen Rezepte (r) sind deutlich kürzer und dienen der Bekämpfung von Gelbsucht und Strangurie. Insgesamt gelten die Rezepte der T. als galenische Texte mit kultisch-magischen Untertönen. Ü: Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , v, r (Pap., um –, mittelbair.). – Vgl. www.manuscripta-mediaevalia.de/. – www.handschriftencensus.de/. A: Keil (s. Lit.). – Online-Faks. der Hs.: http://digital.blb-karlsruhe.de/id/. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Ders.: Eine Donaueschinger Sammelhs. aus dem unteren Inntal. In: Ostbair. Grenzmarken () S. – (wieder in: G. Eis: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit. Amsterdam , S. –). – Raja Tazi: Arabismen im Deutschen. Lexikalische Transferenzen vom Arabischen ins Deutsche. Berlin/New York , S. . MM Salzburger Stuhlschautraktat. – Koproskopischer Kurztraktat, frühes . Jh. Der diagnostische Kleinsttext (unter Wörter) orientiert sich an dem thematisch entsprechenden Abschnitt aus Galens Kommentar zu den hippokratischen Prognosen. Sein unbekannter hessischer Verfasser bietet unter Verzicht auf jegliches theoretisches Beiwerk einen zweiteiligen Stuhlzeichenkatalog, der als knapper Diagnoseleitfaden an Laienpraktiker oder Patienten gerichtet ist. Beide Teile umfassen je eine Vierergruppe koproskopischer «signa mortes». Die erste listet Symptome, die «doitlich», die zweite solche, die «ane zwivel doitlich» sind. Die Beschränkung auf die notwendigste Information unterscheidet den Text vom wortreichen Tongerloschen Stuhlschautraktat (vgl. auch → Lüneburger [Wiener] Stuhlschau-Text). Ü: Salzburg, UB, Cod. M I , r (Perg. und Pap., , rheinfränkisch); Überschrift: «Von dem stole gange». Die Hs. wurde von → Konrad von Butzbach in Laubach geschrieben. A: Goehl/Keil (s. Lit.) S. .
. Hälfte . Jh. L: Konrad Goehl, VL () Sp. . – Ders./Gundolf Keil: Eine Salzburger spätmhd. Stuhlschau. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Wolfgang Wegner: S. S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Die sieben Eigenkünste. – Berufskundlicher Traktat zu den Eigenkünsten (artes mechanicae), ostmitteldt., erstes Viertel . Jh. Der Traktat beschließt das Eisenacher Rechtsbuch des Johannes → Rothe; er wird in der Forschung in der Regel als eigener Text aufgeführt. Rechtsbuch und Traktat wurden um die Mitte des . Jh. gemeinsam mit Rothes Ritterspiegel zusammengebunden. Keiner dieser Texte ist anderorts parallelüberliefert. Huber/Kalning/Lähnemann vermuten in dem Traktat eine nachträgliche Einbindung, Crecelius einen Nachtrag, was jedoch beides nach Hilberg kodikologisch nicht gestützt wird; spätere Nachträge folgen erst im Anschluss an den Traktat. Der Verfasser ist aus dem ostmitteldt., wohl schlesischen (Haage/Keil , Sp. ) oder thüringischen (Hilberg : Eisenach?), Sprachraum stammend; Johannes Rothe wird als Verfasser nicht in Betracht gezogen. Dennoch bestehen intertextuelle Bezüge oder zumindest Anspielungen der s. E. auf einige Passagen des Ritterspiegels, wie Crecelius anhand mehrerer Textbelege glaubhaft macht. Der Textaufbau des Traktats orientiert sich am gängigen artes-Schema, das auf dem Didascalicon de studio legendi → Hugos von St. Victor basiert, hier jedoch stellenweise abgewandelt wurde (vgl. Eis ). Der Traktat stellt eine umfangreiche Systematisierung der handwerklichen Berufe dar. In der Einleitung über die ‹artes liberales› («syben […] fryen kunste»), denen die ‹artes mechanicae› («sebin eygin kunste») untergeordnet seien, werden deren sieben ‹Künste› zunächst allgemein aufgezählt: die «buwinde», «webinde», «schiffinde kunst», die «ackerkunst», die «spisinde kunst», die «arczinde kunst» und die «hofekunst». Der Textkern selbst besteht aus sieben Kapiteln und ist sprachlich stark formelhaft durchweg nach demselben, kaskadierenden Schema gegliedert: Die jeweilige ‹Kunst› wird in unterschiedliche ‹Haupthandwerke› («houpt handwerg») als
. Hälfte . Jh. «Gewerbe-Bereiche» (Haage/Keil , Sp. ) unterteilt, denen wiederum durch Aufzählung die jeweiligen ‹Unterhandwerke› im Sinne ihrer «einzelnen Berufe» (Haage/Keil , Sp. ) zugeordnet werden. Manche der ‹Künste› wie das Bauhandwerk oder das Bekleidung und Textilien herstellende Gewerbe scheinem dem Verfasser vertrauter als andere, weil hier sechs Haupthandwerke aufgezählt werden; die übrigen müssen mit nur zwei bis vier auskommen. Nach Haage/Keil spiegelt die geschilderte Professionalisierung stellenweise oderländische Verhältnisse wider. So bezeuge der «slangenfenger» der «arczinden kunst» spezi sch oberschlesische Sonderbedingungen der Heilberufe, die auf → Nikolaus von Polen (bzw. → Nikolaus von Mumpelier) zurückgehen. Die «vechter» als Haupthandwerk der «hofekunst» und ihre ‹Unterhandwerke› setzt Bauer in den Kontext der Fechtmeister als Protagonisten frühnhd. Fechtlehren. Für die Erforschung der volkssprachigen Fachprosa ist der Traktat über die s. E. zu besonderer Bedeutung gekommen, da Eis ihn seiner Untergliederung der «ungeordneten Masse» an «Denkmälern der Fachliteratur» zu Grunde legte. Auf diese Gliederung wird seither innerhalb der (altgermanistischen) Fachprosaforschung immer wieder zurückgegriffen. Ü: Kassel, UB/LMB, ° Ms. poet. et roman. , r–r (im Kontext des Eisenacher Rechtsbuchs des Johannes Rothe, erste Hälfte . Jh., ostmitteldt., wohl schlesisch [Haage/Keil , Sp. ] oder thüringisch [Hilberg : Eisenach?]). Vollständige Abbildung des Codex online zugänglich. A: Crecelius (s. Lit.). – Rondi (s. Lit.) mit nhd. Übersetzung. L: Bernhard D. Haage/Gundolf Keil, VL () Sp. f. – W. Crecelius: Die sieben freien [sic!] Künste. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit, NF () S. f., –. – Gerhard Eis: D. s. E. und ihre altdt. Literaturdenkmäler. In: Forschungen und Fortschritte () S. –. – Peter Rondi: Eisenacher Rechtsbuch (Germanenrecht NF, Abt. Stadtrechtsbücher ). Weimar . – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. : Beschreibung der Hss. Köln/Wien , S. f. (Nr. ). – Birgitt Hilberg: Manuscripta Poetica et Romanensia. Manuscripta Theatralia (Die Hss. der Gesamthochschulbibl. Kassel – Landesbibl. und Murhardsche Bibl.
Vogelfangbüchlein vom Bodensee der Stadt Kassel ,). Wiesbaden , S. f. – Christoph Huber u. a.: Johannes Rothe ‹Der Ritterspiegel›. In: «bescheidenheit». Dt. Lit. des MA in Eisenach und Erfurt. Kat. zur Ausstellung der Universitäts- und Forschungsbibl. Erfurt/Gotha in der Universitätsbibl. Erfurt vom . August bis . Oktober . Hg. v. Christoph Fasbender. Gotha , S. f. (B..). – Johannes Rothe, Der Ritterspiegel. Hg., übers. und komm. v. Ch. Fasbender/Pamela Kalning. Berlin/New York , S. – (zur Hs.). – Matthias Johannes Bauer: ‹Einen Zedel fechter ich mich ruem/Im Schwerd vnd Messer vngestuem›. Fechtmeister als Protagonisten und als (fach-)literarisches Motiv in den deutschsprachigen Fechtlehren des MA und der Frühen Neuzeit. In: Zweikämpfer. Fechtmeister – Kämpen – Samurai. Hg. v. Christian Jaser/Uwe Israel = Das Mittelalter. Perspektiven mediävistischer Forschung. Zs. des Mediävistenverbandes () S. –. MJB Vogelfangbüchlein vom Bodensee (auch: Vogeljagdbüchlein vom Bodensee, Von voglen zuo vahen). – Jagdtraktat, erste Hälfte . Jh. Das V. v. B. versammelt Anweisungen für die Jagd auf Feder- und Rotwild sowie den Fischfang. Der anonyme Verfasser emp ehlt dazu u. a. die Benutzung von Giftködern, lähmenden Kräutern (z. B. Bilsenkraut) und Blendlaternen. Die Forschung hat die Ähnlichkeit der im V. v. B. empfohlenen Methoden mit den Anweisungen in → Vogelfang und Hasensuche betont. Hauptquelle des Traktats ist die → Jüngere dt. Habichtslehre, aus der sich der erste Teil des Texts speist (r–v). Im zweiten Abschnitt behandelt das V. v. B. Federwild und Fische (v–v), anschließend die Jagd auf Rotwild. Das V. v. B. ist nur in einer Sammelhandschrift überliefert. Der Kodex enthält u. a. auch das Rossarzneibuch von Meister → Albrant, Rezeptare des → Heinrich von Lauingen, das Arzneibuch von Papst → Clemens’ Rossarzt sowie das → Fischbüchlein vom Bodensee. Eine Datierung des Traktats ist nur annähernd möglich: Das V. v. B. beruht teilweise auf der Jüngeren dt. Habichtslehre (um Wende ./. Jh.), während die Handschrift des Traktats auf um datiert wird. Diese Eckdaten legen eine Entstehung des Textes in der ersten Hälfte des . Jh. nahe. Ü: Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , r–r (Pap., um , östliches
Starck Hochalemannisch). – Vgl. www.handschriftencensus.de/, mit abweichenden Angaben zu Keil (s. Lit.). Vgl. auch Ute Obhof: Ein Haus- und Arzneibuch des . Jh. aus der Bibl. des Sammlers Joseph von Laßberg. In: Schr. des Ver. für Gesch. und Naturgesch. der Baar () S. – (auch in: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen /, /, S. –). A: Eis (s. Lit.). – Eis (s. Lit.; Teilausg.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Ein Vogeljagdbüchlein v. B. In: PBB (Tüb.) () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –, f.). – Ders.: Zur Beurteilung der Tierversuche des Paracelsus. In: Forschungen und Fortschritte () S. – (wieder in: Ders.: Vor und nach Paracelsus. Unters. über Hohenheims Traditionsverbundenheit und Nachrichten über seine Anhänger. Stuttgart , S. –). – Baudouin van den Abeele: La Littérature Cynégétique. Turnhout , S. . – V. v. B. In: SpätMA am Oberrhein / . Große Landesausstellung Baden-Württemberg ..–... Alltag, Handwerk und Handel –. Katalogbd. Red. Jürgen Krüger. Stuttgart , S. . MM Fischbüchlein vom Bodensee. – Sammlung von Rezepten für den Fischfang, um oder früher. Das F. v. B. ist in einer Sammelhandschrift mit überwiegend human- und veterinärmedizinischen Texten überliefert. Der Kodex enthält u. a. die → Rossaventüre, das Rossarzneibuch von Meister → Albrant, Rezeptare des → Heinrich von Lauingen, das Arzneibuch von Papst → Clemens’ Rossarzt sowie das → Vogelfangbüchlein vom Bodensee. Die Handschrift wurde um angelegt, also dürfte auch das F. v. B. spätestens um diese Zeit entstanden sein. Die enthaltenen Fischfangrezepte sind bis auf eine Ausnahme in dt. Sprache verfasst und verwenden meist Lockköder, die im Kodex teilweise auch bildlich dargestellt werden. Für den Fischfang unter Wasser emp ehlt das F. v. B. einen Helm mit Schnorchelatmung. Der Autor der Sammlung ist unbekannt. Man hat in ihm einen wohlsituierten Bürger vermutet. Er besaß wahrscheinlich rudimentäre Lateinkenntnisse, da ein Rezept lat. Bestandteile aufweist. Insgesamt gilt die Rezeptsammlung in der Forschung als durchaus eigenständiges Werk, das nicht
. Hälfte . Jh. auf eine bestimmte Quelle zurückgeführt werden kann. Die Rezepte stammen wahrscheinlich aus örtlicher, vielleicht mündlicher Überlieferung. Als Gewährsleute nennt das F. v. B. einen Fischer Johannes Morell, einen «Spengler von Tiengen» und einen «Schenken, der von Balb vogt». Ü: Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , r–v (Pap., um , östliches Hochalemannisch). Vgl. www.handschriftencensus.de/. – Ute Obhof: Ein Haus- und Arzneibuch des . Jh. aus der Bibl. des Sammlers Joseph von Laßberg. In: Schr. des Ver. für Gesch. und Naturgesch. der Baar () S. – (auch in: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen / [/] S. –). A: Hoffmeister (s. Lit.). L: Frieder Schanze, VL () Sp. . – Gerhard Eis: Ein Vogeljagdbüchlein vom Bodensee. In: PBB (Tüb.) () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –, f.). – Gerhart Hoffmeister: Fischer- und Tauchertexte vom Bodensee. In: Fachlit. des MA. FS G. Eis. Hg. v. Rudolf Keil u. a. Stuttgart , S. –. – G. Eis: Fachrezepte für Fischer. In: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –. – Ders.: Altdt. Fachschr. als Urkunden des zivilisatorischen Fortschritts. In: Fachprosaforschung. Acht Vorträge zur ma. Arteslit. Hg. v. Gundolf Keil/Peter Assion. Berlin , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Starck, Ulrich, * vor , † um den ... – Kaufmann, Verfasser von Wirtschaftsbüchern. S. war der Sohn des verstorbenen Hans II. S., eines Nürnberger Kaufmanns und Patriziers. Der Familie wurde ein kaiserlicher Wappenbrief ausgestellt. Im selben Jahr heiratete S. in die Patrizierfamilie Pirckheimer ein. Später gelangte er als Kaufmann zu großem Wohlstand und unternahm Reisen nach Venedig () und Rom (). Auch trat er als Stifter hervor. Ab gehörte er dem Nürnberger Stadtrat an. Von wirtschafts- und kulturhistorischem Interesse ist S. wegen der von ihm hinterlassenen Wirtschaftsbücher in dt. Sprache. Die erhaltenen Aufzeichnungen setzen ein und werden bis S. selbst
. Hälfte . Jh. zugeschrieben. Spätere, von anderen Familienmitgliedern erstellte Bände reichen bis . S.s Bücher vermerken zum einen grundlegende nanzielle bzw. wirtschaftliche Daten, etwa über S.s Einkünfte, Zinsen, Darlehen und Naturalienbesitz. Sie bieten zum andern Einblicke in S.s Geschäftsbeziehungen, die u. a. nach Leipzig, Zürich, Wien und Rom reichten. Daneben erlauben sie Rückschlüsse auf die von S. gehandelten Produkte, darunter zeitübliche Gebrauchsgüter (u. a. Wolle, Gewürze) und Luxuswaren wie Edelsteine. Die Bücher enthalten auch Gästelisten einer von S. betriebenen Kaufmannsherberge sowie ein mit einem Ehevertrag vergleichbares Übereinkommen zwischen S. und seinem Schwiegersohn aus dem Jahr . Weitere Schriften S.s, darunter Memorialbücher, sind durch Erwähnungen belegbar, gelten aber als verloren. S.s Wirtschaftsbücher werden zu der bedeutenden Gruppe früher kaufmännischer Aufzeichnungen in dt. Sprache gezählt, der auch das → Runtingerbuch und die Werke Ulmann → Stromers, → Vickos von Geldersen, der Brüder → Veckinchusen sowie Berthold und Endres → Tuchers angehören. Ü: Nürnberg, Staatsarch., Reichsstadt Nürnberg, Salbücher, Rep. , Nr. b (–; Autograph). – Ebd., Nr. c (–, Autograph). – Ebd., Nr. d (–; Autograph). – Spätere Fortsetzung ebd., Nr. e- h (–). L: Helgard Ulmschneider, VL () Sp. –. – Alfred Köberlin: Aus dem Hausbuch eines Nürnberger Kaufherren im . Jh. In: Allg. Ztg. (..) Beilage, S. f. – Aloys Schulte: Gesch. der Großen Ravensburger Handelsges. –. Bd. . Stuttgart , S. f. – Julie Meyer: Die Entstehung des Patriziats in Nürnberg. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –, hier S. –, . – Wolfgang Stromer von Reichenbach: Die Nürnberger Handelsges. Gruber-Podmer-Stromer im . Jh. Nürnberg , S. , . – Wilhelm G. Neukam: U. S., ein Nürnberger Handelsherr und Unternehmer († ). In: Beitr. zur Wirtschaftsgesch. Nürnbergs. Bd. . Hg. vom Stadtarch. Nürnberg. Nürnberg , S. –. – Wiltrud Eikenberg: Das Handelshaus der Runtinger zu Regensburg. Ein Spiegel süddt. Rechts-, Handels- und Wirtschaftslebens im ausgehenden . Jh. Göttingen , S. f. – Christa Schaper: Die Familie Tracht. Kau eute und Unternehmer.
Landbuch der March In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –, hier S. –, . – Gunther Friedrich: Bibliogr. zum Patriziat der Reichsstadt Nürnberg. Nürnberg , S. f. – Michael Diefenbacher: Stark von Röckenhof, Patrizierfamilie. In: Stadtlex. Nürnberg. Hg. v. dems./Rudolf Endres. Nürnberg , S. f. – Gerhard Fouquet: ‹Freundschaft› und ‹Feindschaft›. Stadtadlige Verwandtschaftsfamilien in dt. Städten des SpätMA. In: Die Familie in der Ges. des MA. Hg. v. Karl-Heinz Spieß. Ost ldern , S. –. MM Landbuch der March. – Um . Die March, heute ein Bezirk des Kantons Schwyz, konnte sich im . und . Jh. ungeachtet der herrschaftlichen Rechte der Habsburger und Grafen von Toggenburg eigenständig entfalten. So wird im L. d. M. erstmals ein aus Mitgliedern bestehender Landrat erwähnt; höchste Landesämter waren Landammann, Statthalter, Säckelmeister, Landschreiber, Landweibel und Baumeister. Zum Schutz und zur Bekämpfung (vor allem) äußerer Feinde hatte die March mit Schwyz in den Jahren und Landrechtsverträge geschlossen; seit übte Schwyz dank königlicher Privilegierung den Blutbann in der March aus. Die Entstehung des in obd. Sprache verfassten L. d. M. fällt mit den ersten Aufzeichnungen Schweizer Landrechte zusammen: dem Landbuch von Glarus (), dem Rechtsbuch von Zug (), dem Landbuch von Obwalden (Mitte des . Jh.?), dem «Rechtbuch» von Nidwalden () und dem Landrecht von Schwyz (Ende . Jh.?). Eingangs wird erwähnt, dass der Landammann, der Landrat und «gemein landlüt» einhellig das nachfolgende Landrecht («als es von allter her an uns ist kommen») niederschrieben ließen und bestätigten. In insgesamt Artikeln (mit Nachträgen bis ) werden folgende Inhalte behandelt: Nach verfassungsrechtlichen Gegenständen und Ausführungen zur Freiheit der Marcher Landleute folgen erbrechtliche Gegenstände (weitere Bestimmungen zum Erbrecht werden noch in späteren Artikeln nachgetragen). Daran schließt sich die «Ordnung» des Landammanns Arnold Hegner an sowie Bestimmungen zum Landfrieden und Prozessrecht. Viel Raum nehmen die Vereinbarungen der March mit Schwyz zum Güterverkehr und anderen Dingen ein. Es folgen u. a. Bestimmungen zu Beleidigung und Verleumdung, Eherecht und Morgengabe, Vormundschaft, Instandhaltung der Straßen,
Petrarca Waldnutzung, Aufnahme neuer Landleute, Jahrmärkten u. a. m. Insgesamt handelt es sich beim L. d. M. um eine unsystematische Zusammenstellung von landammannlichen Ordnungen, Vertragsinhalten mit Schwyz u. a. m., die mindestens bis in etwa die Mitte des . Jh. zurückreichen (in Art. ist von einer Verordnung aus dem «LXVII jar» die Rede, in Art. vom «LXVI jar»). Ü (nach Klothing ): Das L. d. M. liegt in vier Rezensionen aus dem Zeitraum von bis vor (zweite Rezension von , dritte Rezension von ca. ). Die älteste Fassung ist in einer Handschrift, in der dem eigentlichen Text ein Blatt mit der Jahreszahl vorangestellt wurde, mit Blättern erhalten, in der mehrere Schreiberhände nachgewiesen werden können. Sie wurde mit späteren Ergänzungen bis zum Jahr , aus dem die nachfolgende Rezension stammt, versehen. Daran schließen sich Namenslisten und Erneuerungen des Landbuches von bis an. Die zweite Rezension mit Nachträgen bis zum Jahr umfasst insgesamt Artikel mit dem «Großen Gebet» und historiographischen Notizen; die beiden nachfolgenden Rezensionen nehmen noch an Umfang zu und weichen von den ersten beiden Rezensionen erheblich ab. A: Martin Kothing (Hg.): Die Rechtsquellen der Bezirke des Kantons Schwyz als Folge zum Landbuch von Schwyz. Basel . L: Josef Wiget: March. In: HLS (online). – Johann Jakob Blumer: Staats- und Rechtsgesch. der schweizerischen Demokratien oder der Kantone Uri, Schwyz, Unterwalden, Glarus, Zug und Appenzell. Tl. . St. Gallen . – Henri Legras-Herm: Grundriss der schweizerischen Rechtsgesch. Zürich . – Regula Hegner: Gesch. der March unter schwyzerischer Oberhoheit. Schwyz . – Louis Carlen: Rechtsgesch. der Schweiz. Eine Einf. Bern (). – Johannes Heim (Hg.): Kleine Gesch. der March. Bd. . Siebnen . – Niklaus Flüeler (Hg.): Schwyz. Portrait eines Kantons. Schwyz . – René Pahud de Mortanges: Schweizerische Rechtsgesch. Ein Grundriss. Zürich u. a. . MM Petrarca, Francesco, * .. Arezzo, † .. Arquà. – Italienischer Dichter und Geschichtsschreiber. P. war der Sohn des Notars Ser Petracco (auch Petraccolo oder Patracholo, * oder ) und
. Hälfte . Jh. der Eletta de’ Canigiani († vermutlich oder ). Sein Vater, der / vorübergehend der Signoria in Florenz angehörte, wurde, als im Zuge der Parteienkämpfe die Guel Neri die Macht in Florenz übernahmen, als ein der Gegenpartei Nahestehender ins Exil geschickt; im selben Jahr wurde Dante Alighieri (–) aus Florenz vertrieben. Anfang zog P. mit seiner Mutter auf den Besitz der väterlichen Familie in Incisa (nördlich von Arezzo). Nach einem kurzen Aufenthalt in Pisa entschloß sich P.s Vater nach Südfrankreich überzusiedeln, wo er eine Beschäftigung im Umkreis des päpstlichen Hofes in Avignon fand. Die Familie wohnte im nahe gelegenen Carprentras; P. wurde von dem ebenfalls vertriebenen Notar Convenevole da Prato (/ –) mit dem Lateinischen und mit → Cicero vertraut gemacht. nahm P. in Montpellier das Studium der Rechte auf, das er ab in Bologna fortsetzte. Wesentlich größeres Interesse als für die Jurisprudenz brachte er für die lat. und volkssprachliche Literatur auf. Nach dem Tod seines Vaters brach er das nie mit Begeisterung betriebene Studium der Rechte ab, kehrte nach Avignon zurück, entschloss sich zu einem Leben im Dienst der Kirche, um so ein Auskommen zu nden, und emp ng die niederen Weihen. In diese Zeit der Umorientierung fällt die auf den frühen Morgen des .. datierte erste Begegnung mit «Laura» in der Kirche Sainte-Claire in Avignon, der P. im Lauf seines Lebens zahlreiche Gedichte widmete. wurde P., der in den Genuss von mehreren kirchlichen Pfründen kam, als «Capellanus continuus commensalis» Familiar des aus einem einussreichen römischen Adelsgeschlecht stammenden Kardinals Giovanni Colonna; im selben Jahr begleitete er dessen Bruder Giacomo, den er in Bologna kennengelernt hatte, zu dessen neuen Bischofsitz Lombez in der Gascogne. P. bereiste Nordfrankreich, Flandern und das Rheinland (Aachen, Köln), begab sich gegen Ende auf eine Reise nach Rom und zog sich im folgenden Jahr nach Vaucluse bei Avignon zurück. Den in das Jahr datierten Brief über seine Besteigung des Mont Ventoux und die damit verbundene Bekehrung, ein berühmtes Beispiel der literarischen Stilisierungen P.s, widmete er dem gelehrten Augustinereremiten Dionigi da Borgo San Sepolcro, durch den er die Confessiones des → Augustinus kennengelernt hatte. Von der ursprünglich geplanten Geschichte Roms – nach
. Hälfte . Jh. dem Muster des verehrten Livius – von den Anfängen bis auf Kaiser Titus blieb die auf Herrscher und Feldherren beschränkte Vitensammlung De viris illustribus übrig, die P. bis kurz vor seinem Tod überarbeitete. Um begann er mit der Niederschrift seines hexametrischen, vor allem an Livius, → Vergil und Cicero orientierten Epos Africa, in dessen Zentrum der römische Feldherr Scipio Africanus und der Sieg über Karthago im Zweiten Punischen Krieg stehen. An Ostern wurde P. – nach einem «examen privatum» durch König Robert von Anjou in Neapel – auf dem Kapitol in Rom zum Dichter gekrönt (vgl. Epistolae metricae II.). Als Gast Azzos da Correggio (–) in Parma schloss er im Sommer desselben Jahres die erste, in neun Bücher gegliederte Fassung von Africa ab. In die Zeit des Eintritts seines Bruders Gherardo (* vermutlich ) in das Kartäuserkloster Montrieux datieren P.s erste Entwürfe des Textes De secreto con ictu curarum mearum. Das sich als Niederschrift eines Gesprächs mit der personizierten Wahrheit und Augustinus gebende Werk wurde erst nach P.s Tod durch die Abschrift des Tedaldo della Casa (/) bekannt. in diplomatischer Mission bei Johanna I., der neuen Königin von Neapel, begann P. auf dem Rückweg in Parma die Arbeit an seinen Rerum memorandum libri, die sich anhand von Beispielen mit den Tugenden befassen; für deren De nition griff er auf Ciceros Werk De inventione zurück. Angesichts der Kon ikte in Parma nach dem Tod Simones da Correggio entschloss sich P. zur Flucht. Diese führte ihn über Bologna nach Verona, wo er in der Bibliothek der Kapitelkirche Ciceros Briefe an seine Freunde Atticus und Brutus sowie an seinen Bruder Quintus entdeckte. verfasste P., wieder zurückgezogen in Vaucluse lebend, De vita solitaria, dann De otio religioso (); in beiden Werken, die eine intensive Beschäftigung mit Augustinus erkennen lassen, befasste er sich mit dem Sinn menschlichen Lebens, Grundlage für seine künftige Auseinandersetzung mit Fragen der christlich-tugendhaften Lebensgestaltung. Durch P.s Parteinahme für Cola di Rienzo (–) und dessen Bestreben, eine römische Volksregierung zu errichten, kam es zum Bruch mit der Familie Colonna, seinen langjährigen Gönnern. Seit Ende hielt sich P. in Italien auf (u. a. in Parma, Padua, Ferrara, Mantua und Verona); lernte er auf der Rückkehr von Rom in Florenz Giovanni Boccaccio (–) kennen. Während
Petrarca P.s letzten Aufenthalts in Avignon und Vaucluse / entstanden die vier Bücher der Invective contra medicum, die aus einer Auseinandersetzung mit einem Arzt im päpstlichen Umfeld hervorgingen, und der größte Teil seiner Epistole sine nomine, einer heftigen Kritik an der Politik der Kurie und an den Sitten am Papsthof in Avignon (vgl. auch das zwölf lat. Eklogen umfassende Bucolicum carmen). trat P. in Mailand in den Dienst der durch tyrannische Politik ihren Ein ussbereich stetig vergrößernden Familie der Visconti (vgl. P.s Rechtfertigung in: Invectiva contra quendam magni status hominem sed nullius scientie aut virtutis. In: Opere latine. A cura di Antonietta Bufano. Turin , Bd. , S. –, hier S. –), für die er diplomatische Missionen übernahm, u. a. zu → Karl IV. nach Prag – seit stand P. in brie ichem Kontakt mit dem Kaiser, später auch mit dessen Kanzler → Johann von Neumarkt – und zu König Johann II. von Frankreich (–), der erst kurz zuvor aus seiner Gefangenschaft in London nach Paris zurückgekehrt war. oh P. vor der Pest, an der sein Sohn Giovanni (* ) starb, nach Venedig, wo ihm ein Palazzo an der Riva degli Schiavoni zur Verfügung gestellt wurde. Dort setzte er die Arbeit an der Briefsammlung Rerum familiarium libri (Familiares, –, ingsgesamt Bücher, Briefe) fort, deren Adressaten neun der hervorragendsten Schriftsteller der Antike sind, begann mit den Rerum senilium libri (Seniles, –, Bücher, Briefe; das letzte Buch hätte der mit den Ereignissen von abbrechende «Brief an die Nachwelt» [«Posteritati»] bilden sollen) und schloss das in Mailand begonnene Buch De remediis utriusque fortunae ab. Seit Ende in Padua lebend, wo es zu einem letzten Treffen mit Boccaccio kam, schrieb P. den polemischen Traktat De sui ipsius et multorum ignorantia. In dieser Streitschrift antwortete er von einem christlichen Standpunkt aus vier jungen venezianischen Averroisten, die ihn als «ydiotam» bezeichnet hatten, indem er, sich vor allem auf Platon («A maioribus Plato, Aristoteles laudatur a pluribus», S. ) und Cicero stützend, die Irrelevanz bloßen philosophischen Wissens gegenüber einer auf das menschliche Dasein ausgerichteten Tugendlehre betonte. Im selben Jahr vermittelte er in Pavia zwischen Kaiser Karl IV. und den Visconti. ließ sich P. endültig in Arquà (heute Arquà Petrarca) in den Colli Euganei südlich von Padua nieder, wo ihm Francesco da Carrara (–,
Petrarca – Signore der Stadt) ein Gründstück für ein Haus geschenkt hatte. Ab lebte auch P.s Tochter Francesca (* ; von ihrer Mutter ist wie im Fall von P.s Sohn Giovanni nichts bekannt), die schon in P.s Haus in Venedig gezogen war, mit ihrer Familie in Arquà. An seinem letzten Aufenthaltsort setzte P., der eine der größten Privatbibliotheken seiner Zeit besaß, neben der bearbeitenden Übersetzung der Boccaccio-Novelle Griseldis seine Arbeit an der Vitensammlung fort, die er ebensowenig abschloss wie die Ende der er Jahre begonnene allegorisch-didaktische Dichtung in Terzinen, den Trion , deren Teil Triumphus eternitatis er in seinem Sterbejahr verfasste. Bis zuletzt arbeitete P. an seinen Rerum vulgarium fragmenta, die er nach einer ersten Zusammenstellung einiger «Rime» – in insgesamt neun Redaktionen – zu einer Sammlung von Gedichten ausbaute. Durchgängiges Thema ist die unerfüllte Liebe des lyrischen Ich zu «Laura». Der erste Teil (–) des Canzoniere enthält die Gedichte an die lebende («In vita»), der zweite Teil (–) an die tote («In morte») Geliebte. A (Auswahl): Edizione nazionale delle opere di F. P. Florenz – (mit Bd. [recte Bd. ,] Erscheinen eingestellt). – Ältere Gesamtausgabe: Francisci Petrarchae [...] Opera quae extant omnia [...]. Bde. Basel: Henricus Petri, (Nachdr. Ridgewood/NJ, ). – Rime, Trion e Poesie latine. Hg. v. Ferdinando Neri/ Guido Martelotti/Enrico Bianchi/Natalino Sapegno (La letteratura italiana, Storia e testi ). Mailand/Neapel . – Prose. Hg. v. G. Martelotti/ Pier G. Ricci/Eugenio Carrara/E. Bianchi (La letteratura Italiana. Storia e testi ). Mailand/Neapel . – Opere latine. Hg. v. Antonietta Bufano, unter Mitarbeit von Basile Aracri und Clara Krauss Reggiani. Einleitung von Manlio Pastore Stocchi. Bde. Turin (Erstausg. ). – Opere italiene. Edizione diretta di Marco Santagata. Vol. I: Canzoniere. Edizione commentata a cura di M. Santagata. Vol. II: Trion , rime estravaganti, codice degli abbozzi. A cura di Vinicio Pacca e Laura Paolino. Introduzione di M. Santagata. Mailand (Vol. I: . ed., nuova ed. aggiornata. ; Vol. II: . ed. ). D Ü A (Auswahl): P.s Briefwechsel mit dt. Zeitgenossen. Unter Mitwirkung Konrad Burdachs hg. v. Paul Piur. Mit einem Anhang: P.s sonstige Berichte und Urteile über Deutschland (Vom
. Hälfte . Jh. MA zur Reformation. Forschungen zur Gesch. der dt. Bildung ). Berlin . – Dichtungen, Briefe, Schriften. Auswahl und Einleitung von Hanns W. Eppelsheimer. Frankfurt/M. . – Canzoniere. Nach einer Interlinearübersetzung von Geraldine Gabor in dt. Verse gebracht von Ernst-Jürgen Dreyer. Mit Anm. zu den Gedichten von Geraldine Gabor. Basel/Frankfurt/M. (., verb. Au . ). – De sui ipsius et multorum ignorantia. Über seine und vieler anderer Unwissenheit. Lat.-Dt. Übers. v. Klaus Kubusch. Hg. und eingel. v. August Buck. Hamburg (zit.). – Die Besteigung des Mont Ventoux. Aus dem Lateinischen übers. und mit einem Nachwort versehen von Kurt Steinmann. Stuttgart . – Stierle (s. Lit.) S. – (aus dem ‹Canzoniere›, zweisprachig). – Epistolae familiares XXIV. Vertrauliche Briefe. Lat. – Dt. Übers., komm. und mit einem Nachwort von Florian Neumann (excerpta classica ). Mainz . – Familiaria. Bücher der Vertraulichkeiten. Hg. v. Berthe Widmer. Bde. Berlin/ New York , . – Canzoniere. Gedichte mit Kommentar. Italienisch/Deutsch. Übers. und hg. v. Peter Brockmeier. Stuttgart . – Africa. Lat. – Dt. Hg., übers. und mit einem Nachwort von Bernhard Huss und Gerhard Regn. Bde. Mainz . – Secretum meum. Mein Geheimnis. Lat.-Dt. Hg., übers. und mit einem Nachwort von B. Huss und G. Regn. ., neu bearb. Au . Mainz . In dt. Sprache wurden im MA von den Werken P.s lediglich De remediis utriusque fortune, ein Brief (Sen XI ) aus der Sammlung Seniles und die Historia Griseldis rezipiert. . Das zwischen und entstandene Werk De remediis utriusque fortune enthält Lehrdialoge über Heilmittel sowohl gegen Unglück als auch gegen übergroßes Glück. Das in zwei thematisch geschlossene Bücher unterteilte Kompendium lässt im ersten Teil ( Kapitel) ratio, gaudium und spes, im zweiten Teil ( Kapitel) ratio, dolor und metus als allegorische Sprecher auftreten. Jedem Teil geht eine umfangreiche Einleitung voraus. a) Die älteste dt. Übersetzung von De remediis entstand in der ersten Hälfte des . Jh.; sie ist nur mehr etwa zu einem Achtel erhalten (Buch I, Kap. f., f., –, , f.; Buch II, Vorrede, Kap. –, –, –). Einzelne Kapitel hat der unbekannte Übersetzer gekürzt. b) Von den von ihm überaus geschätzten Lehrdialogen P.s übersetzte → Niklas von Wyle zwei
. Hälfte . Jh. Dialoge aus Buch II: , («De uxoris amissione»); , («De infamia»). c) Adam → Wernher (von Themar) übersetzte vier Kapitel aus dem Buch II: («De patria obsessa»), («De patria eversa»), («De incendio»), («De adversa valetudine»). Zeitpunkt und Adressat der nur in einem Druck Jakob → Köbels (Oppenheim ) überlieferten Übersetzungen sind ungeklärt. Dem Leser möglicherweise unbekannte historische Beispiele der Vorlage ersetzte Wernher durch zeitgeschichtlich bekannte. d) Für einen ersten Druck von P.s De remediis gewannen der Augsburger Stadtarzt und Apotheker Sigmund Grimm und der wohlhabende Kaufmann Marx → Wirsung, die seit eine gemeinsame Verlagsdruckerei betrieben, den Nürnberger Peter Stahel (– Genannter des Größeren Rats) als Übersetzer. Er übersetzte Buch I und erste Teile von Buch II; am Ende des ersten Buchs nennt er sich mit Namen («Peter Stae chel Burger z˚u Nurnberg / nachfolger der Poeterey»). Nach dessen Tod führte Georg Spalatin (–), Chronist und Hofkaplan Friedrichs III., die Arbeit zu Ende. Das erst von Heinrich Steiner († ; zur Vorgeschichte des Drucks vgl. Künast, S. f.) in Augsburg aus der Konkursmasse der bankrott gegangenen Ofzin Grimms herausgebrachte Werk aus den Jahren –, dem Sebastian → Brant († ) als Berater zur Verfügung gestanden hatte, enthält Holzschnitte (Schlussdatum ) des anonym gebliebenen Petrarca-Meisters. Das aufwendig gestaltete Werk mit seiner eng am Buchstaben der lat. Vorlage haftenden Übersetzung wurde jedoch kein Erfolg. Dieser stellte sich erst ein bei der neuen Übersetzung bzw. Paraphrase () durch Stephan Vigilius (Wacker, † ), der seit Lehrer an der Lateinschule bei St. Anna in Augsburg war. Die Neuübersetzung wurde bis ins . Jh. nachgedruckt (Augsburg , ; Frankfurt/M. , , , , , , ; vgl. Musper, S. –, Knape , f.). Über seine Lesart und sein Verständnis des Werkes, das er «in einen strikt theologischen Rahmen, den der neuen reformatorischen Theologie» (Worstbrock , S. ), stellt, gibt Vigilius in seiner Vorrede Auskunft. Er veränderte die literarische Form von P.s Text, indem er die kurzen Affektbekundungen zusammenstrich. Den so «nahezu zu bloßer ‹Ratio›-Rede redigierten» (ebd., S. ) P.-Text versah er durchgehend
Petrarca mit Marginalglossen und «stellte [...] jedem Kapitel nach der Überschrift ein lateinisches Distichon samt deutscher Übersetzung in zwei Reimpaaren voran» (ebd., S. ). Diese lat. und dt. Verse stammten von dem befreundeten Augsburger Kollegen Johannes Pinicianus (/–). Ü: a) Innsbruck, ULB, Fragm. , Doppelbll. (Perg., um –, [Ost-?]Tirol; Abschrift); vgl. Schönbach , S. –; Knape , S. –, –; Knapp. – b) Druck: Zuerst in den Translationen. Esslingen: Konrad Fyner, «Kurz nach .IV.» (urn:nbn:de:bvb:bsb–). Faks. der Bll. b–a bei Knape , S. –. – d) Druck: FRanciscus Petrarcha. Von der Artzney bayder Glück des g˚uten vnd widerwertigen. Vnnd weß sich ain yeder inn Gelück vnd vnglück halten sol. [...] Mit künstlichen fyguren durche auß gantz lustig vnd schon gezyeret. [...]. Esslingen: Heinrich Steiner, . A: a) Joachim Knape: Die ältesten dt. Übersetzungen von P.s ‹Glücksbuch›. Texte und Unters. (Gratia. Bamberger Schr. zur Renaissanceforschung ). Bamberg , S. –. – Heilmittel gegen Glück und Unglück. De remediis utriusque fortunae. Lat.-dt. Ausg. in Auswahl. Übers. u. komm. von Rudolf Schottlaender. Hg. v. Eckhard Keßler (Humanistische Bibl., Reihe II: Texte ). München . – Schönbach, S. – (Auszüge). – b) Translationen von Niclas von Wyle. Hg. v. Albrecht von Keller (Bibl. des Litterarischen Ver. in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – c) Knape , S. – (Faks. des KöbelDrucks). – d) Faksimileausgabe des Drucks von : Franciscus Petrarcha. Von der Artzney bayder Glueck, des guten vnd widerwertigen. Hg. und komm. von Manfred Lemmer. Leipzig/Hamburg . – Knape , S. – (die dem Innsbrucker Fragment entsprechenden Kapitel; synoptischer Abdruck). . Teilübersetzung des Briefs an Lombardo da Serico aus Arquà vom . November [?] (Seniles XI ) von unbekannter Hand. Ü: Melk, Stiftsbibl., Cod. (; O ), r-v (Pap., . Jh.); enthält daneben u. a. eine dt. → Benediktinerregel und dt. Predigten von Thomas → Ebendorfer. . Die im dritten Brief des XVII. Buchs der Seniles enthaltene lat. Nachdichtung (De insigni obedientia et de uxoria, ) der letzten Novelle (X ) des Decamerone (ca. –) Boccaccios zählte früh zu den verbreitetsten Arbeiten P.s. P. stellt sich im
Petrarca einleitenden Text als «interpres» (nicht als «renarrator») vor und betont im Nachwort den allegorischen Gehalt seiner Bearbeitung. Die Erzählung von dem armen Bauernmädchen Griseldis, das von dem reichen Marchese von Saluzzo zur Gemahlin genommen, dann aber verstoßen und erst nach kränkenden und demütigenden Ergebenheitsprüfungen angesichts ihrer virtus als ranggleich öffentlich rehabilitiert wird – der «novellatore» Dioneo stellte der «matta bestialità» des Marchese die selbstlose Großmut eines Bauernmädchens gegenüber –, erfährt bei P. eine Umdeutung im Sinne seiner von Augustinus geprägten Moralphilosophie. Während Boccaccio durch die Betonung des Tugendadels Kritik am zeitgenössischen Geburtsadel übte, hebt P. die «Novelle auf die Ebene eines religiösen Gleichnisses, bei der Griseldis beispielhaft das Verhalten des Menschen zu Gott symbolisieren soll» (Bertelsmeier-Kierst , S. ). a) Heinrich → Steinhöwel übersetzte P.s lat. Griseldis-Fassung ins Deutsche, tilgte allerdings den von P. geschaffenen brie ichen Rahmen, die Vorrede an Boccaccio und den Epilog. So elen P.s Bemerkungen über seine Rolle als «interpres rerum tuarum» sowie sein Hinweis auf sein Verständnis der Erzählung als geistliche Metapher für das Verhältnis von menschlicher Seele zu Gott weg. Weder bei Boccaccio noch bei P. sollte es um ein ehedidaktisches Exemplum gehen. In einem überleitenden Text für die Druckausgabe – nach drei vorhergehenden Einzeldrucken –, in der er seine Griseldis-Fassung seiner Übersetzung von Boccaccios De claris mulieribus als Schlusserzählung anhängt, begründet Steinhöwel seine Einbindung der Griseldis in die Erlüchten Frauen mit ihrer unübere troffenen «stattikait vnd getrúwer gemahelschafft», e «ob och solliche geschicht in warhait beschenhen oder vmb ander frowen manung z˚u gedult geseczet werden» (zit. nach Hess, S. ). Paraphrasierende, kürzende und erläuternde Eingriffe nahm Steinhöwel, dessen Griseldis weitaus erfolgreicher war – vor allem im dt. Südwesten – als alle anderen Bearbeitungen des Stoffes, vor allem mit Blick auf die dt. Rezipienten vor. Im Unterschied zu P.s lat. Fassung «erscheint die deutsche Übersetzung in den Handschriften immer in der Nachbarschaft anderer Erzählungsstücke, Geschichten von weiblicher Devotion und ehelicher Treue, wie ‹Melusine›, ‹Guiscard und Sigismunda›, ‹Melibeus und Prudentia›» (Karnein, S ). b) Bei der → Leipziger Griseldis handelt es sich um eine mitteldt. Prosabearbeitung der Fassung P.s.
. Hälfte . Jh. Sie ist anonym in einer Sammelhandschrift mit Exempeln, Reimpaargedichten und Prosaerzählungen überliefert. c) Die Überschrift der von Wolfgang Stammler in einer mittelfränkischen Handschrift von gefundenen Griseldis-Fassung lautet: «Eyn gut exempel von eyner togentlichen greffyn, die jre togenden edel machten». Ü: a) Bibliogr. und Beschreibung der neun Hss. und zahlreichen Drucke ( bis , zuerst: Augsburg: Günter Zainer, ) bei Hess, S. –. – b) Leipzig, UB, Ms. , v–r (Pap., Leipzig, erste Hälfte . Jh., ostmitteldt.). – c) Köln, Hist. Arch., cod. G. B. fo , v–v. A: b) G. Apollonius von Tyrus. Hg. v. Carl Schroeder. Leipzig , S. –. – c) Wolfgang Stammler: Spätlese des MA. Aus den Hss. hg. und erl. Bd. : Weltliches Schrifttum (TspMA ). Berlin , S. –. B: Giuseppe Jacopo Ferrazzi: Bibliogra a Petrarchesca. Bassano (Nachdr. Sala Bolognese ). – Emilio Calvi: Bibliogra a analitica petrarchesca –. In continuazione a quelle del Ferrazzi. Rom . – Bruno Basile: Rassegna Petrarchesca (–). In: Lettere Italiane () S. –; Rassegna Petrarchesca (–). In: ebd. () S. –; Rassegna Petrarchesca (–). In: ebd. () S. –. – Joseph G. Fucilla: Oltre un cinquantennio di scritti sul P.: –. Padua . – Petrarkismus-Bibliogr. –. Hg. v. Klaus W. Hempfer u. a. (Text und Kontext ). Stuttgart, . K P.-H D S: Agostino Sottili: I codici del P. nella Germania occidentale. Padua . – Ottavio Besomi: Codici petrarcheschi nelle biblioteche svizzere. In: Italia Medioevale e Umanistica () S. –. Z: Studi petrarcheschi. .–. (Bologna); NS . ff. (Rom/Padua). – Lectura Petrarce. Padua/Florenz ff. – Quaderni petrarcheschi. Pubbl. sotto gli auspici della Commissione per l’edizione Critica delle Opere di F. P. Pisa ff. L: Antonio Niero: Pétrarque. In: Dict. Spir. () Sp. –. – Irene Erfen: Griseldis. III. Dt. Lit. In: LexMA () Sp. . – Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –. – Ulrich Prill u. a., KNLL () S. –. – Martha Kleinhans, MarLex
. Hälfte . Jh. () S. f. – Luciano Rossi, LexMA () Sp. –. – Birthe Koch, BBKL () S. –. – Schulthess/Imbach (), S. . – Agostino Sottili, TRE () S. –. – Günther Böhme, Volpi () S. –. – Volker Kapp, LThK () Sp. f. – Eckhard Keßler, RGG () Sp. f. – Wolfgang M. Schröder: ‹Secretum›. In: LexthW (), S. . – Ulrich Prill/Thomas Haye u. a., KLL () S. –. – Kurt Enenkel, EM () Sp. –. – Anton E. Schönbach: Altdt. Funde aus Innsbruck, XII: Aus einer Übersetzung P.s. In: ZfdA [NF ] () S. –. – Karl Hartfelder: Adam Werner von Themar. In: Zs. für vergleichende Literaturgesch. NF () S. –, hier S. f. – Max Herrmann: Albrecht von Eyb und die Frühzeit des dt. Humanismus. Berlin , passim. – Käte Laserstein: Der Griseldisstoff in der Weltliteratur. Eine Unters. zur Stoffund Stilgesch. (Forschungen zur neueren Literaturgesch. ). Weimar , bes. S. –. – Theodor Musper: Die Holzschnitte des Petrarkameisters. Ein krit. Verz. mit Einleitung und Abb. München . – Walter Rüegg: Cicero und der Humanismus. Formale Unters. über P. und Erasmus. Zürich , S. – (wieder u. d. T.: Cicero und der Humanismus. P. In: Das neue Cicerobild. Hg. v. Karl Büchner [Wege der Forschung ]. Darmstadt , S. –). – Giuseppe Billanovich: P. letterato. I. Lo scrittoio del P. (Storia e Letteratura ). Rom (Nachdr. ebd. ). – H. Th. Musper: Nachlese zum Petrarkameister. In: Gutenberg-Jb. , S. –. – Alberto Del Monte: Prime schede per l’edizione critica del ‹De remediis fortunae›. Turin . – Walther Scheidig: Die Holzschnitte des Petrarca-Meisters zu P.s Werk Von der Artzney e e bayder Gluck des guten und widerwartigen, Augsburg . Berlin . – Klaus Heitmann: La genesi del ‹De remediis utriusque fortune› del P. In: Convivium NF () S. –. – Raffaele Amaturo: P. Con due capitoli introduttivi al Trecento di Carlo Muscetta e Francesco Tateo (Letteratura italiana Laterza ). Bari . – Hanns Wilhelm Eppelsheimer: P. Frankfurt/M. . – Hans-Dieter Mück: Oswald von Wolkenstein – ein Frühpetrarkist? Überlegungen zur literarhist. Einordnung. In: Oswald von Wolkenstein. Beitr. der philologischmusikwissenschaftlichen Tagung in Neustift bei Brixen . Hg. v. Egon Kühebacher (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss., Germanistische Reihe ). Innsbruck , S. –. – Ursula Hess: Heinrich Steinhöwels ‹Griseldis›. Stud.
Petrarca zur Text- und Überlieferungsgesch. einer frühhumanistischen Prosanovelle (MTU ). München . – P. –. Beitr. zu Werk und Wirkung. Hg. v. Fritz Schalk. Frankfurt/M. . – August Buck (Hg.): P. (Wege der Forschung ). Darmstadt . – Alberto Asor Rosa (Hg.): P. e la cultura del Trecento. Florenz . – E. Keßler: P. und die Geschichte. Geschichtsschreibung, Rhetorik, Philosophie im Übergang vom MA zur Neuzeit (Humanistische Bibl. Reihe I: Abh., Bd. ). München (). – Joachim Knape: De oboedientia et de uxoris. P.s humanistisch-moralisches Exempel ‹Griseldis› und seine frühe dt. Rezeption (Gratia ). Göttingen . – Charles Trinkaus: The Poet as Philosopher. Petrarch and the Formation of Renaissance Consciousness. New Haven/ London . – Guido Martellotti: Scritti petrarcheschi. Hg. v. Michele Feo/Silvia Rizzo (Studi sul Petrarca ). Padua . – A. Buck: P. und die ersten Ansätze zu einem Humanismus in Böhmen. In: Wolfenbütteler Renaissance Mitt. () S. – und –. – Ulrich Seelbach: Giessener Hs. pos. Ein Beitr. zur Publikumssoziologie der ‹Sieben weisen Meister›, Wyles . Translatze, Steinhöwels ‹Griseldis›, des Hohenberger ‹Regimen sanitatis› und Ringoltingens ‹Melusine›. In: Daphnis () S. –. – J. Worstbrock: P. ‹Griseldis› und ihre Poetik. In: Geistliche Denkformen in der Lit. des MA. Hg. v. Klaus Grubmüller u. a. München , S. –. – J. Knape: Die ältesten dt. Übersetzungen von P.s ‹Glücksbuch›. Texte und Unters. (Gratia ). Bamberg . – Ugo Dotti: Vita di P. (Collezione storica). Rom/Bari (überarb. und erw. Ausg. mit dem Untertitel: Il poeta, lo storico, l’umanista, Turin [Biblioteca Aragno]). – Christa Bertelsmeier-Kierst: ‹Griseldis› in Deutschland. Stud. zu Steinhöwel und Arigo (GRM-Beih. ). Heidelberg . – Alfred Karnein: P. in Deutschland. Zur Rezeption seiner lat. Werke im . und . Jh. In: Idee, Gestalt, Geschichte. FS Klaus von See. Stud. zur europäischen Kulturtradition. Studies in European Cultural Tradition. Hg. v. Gerd Wolfgang Weber. Odense , S. –. – Giuseppe Velli: P., Boccaccio e la grande poesia latina del XII secolo. In: Retorica e poetica tra i secoli XII e XIV. Hg. v. Claudio Leonardi/Enrico Menestò (Quaderni del «Centro per il Collegamento degli Studi Medievali e Umanistici» ). Perugia , S. –. – Andreas Kamp: P.s Philosophisches Programm. Über Prämissen, Antiaristotelismus und «Neues Wissen» von «De sui ip
Petrarca sius et multorum ignorantia» (Europäische Hochschulschr. XX, ). Frankfurt/M. u. a. . – Der Petrarkistische Diskurs. Spielräume und Grenzen. Akten des Kolloquiums an der Freien Univ. Berlin, ..–... Hg. v. Klaus W. Hempfer/Gerhard Regn (Text und Kontext ). Stuttgart . – G. Billanovich: P. e il primo umanesimo (Studi sul Petrarca ). Padua . – Andreas Kablitz: Nachahmung und Wahrheitsanspruch. Seneca – P. – Montaigne. In: Mediävistische Komparatistik. FS Franz Josef Worstbrock. Hg. v. Wolfgang Harms u. a. Stuttgart/Leipzig , S. –. – Hans-Jörg Künast: «Getruckt zu Augspurg». Buchdruck und Buchhandel in Augsburg zwischen und (Studia Augustana ). Tübingen . – Karlheinz Stierle: P. Fragmente eines Selbstentwurfs. Essay. Aus dem «Canzoniere». Zweisprachige Ausg. München . – Viktor Lau: Allegorien des Sehens, Auslegung des geschichtlichen Seins und skeptische Narrativität: F. P.: ‹Die Besteigung des Mont Ventoux›. In: Scientia Poetica () S. –. – Kathryn Kiff: Petrarch, F. (–). In: The Late Medieval Age of Crisis and Renewal, –. A Biographical Dictionary. Hg. v. Clayton J. Drees. Westport/CT, London , S. –. – Jürgen Geiß: Zentren der P.-Rezeption in Deutschland (um –). Rezeptionsgeschichtliche Stud. und Kat. der lat. Drucküberlieferung. Wiesbaden . – Ders.: F. P.: Historia Griseldis (dt. von Heinrich Steinhöwel). In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. – (Nr. und ). – Paola Manni: Il Trecento toscano. La lingua di Dante, P. e Boccaccio (La nuova scienza. Serie di linguistica e critica letteraria). Bologna . – P.-Lektüren. Gedenkschr. für Alfred Noyer-Weidner. Hg. v. Klaus W. Hempfer/Gerhard Regn (Text und Kontext ). Stuttgart . – K. Stierle: F. P. Ein Intellektueller im Europa des . Jh. München . – G. Regn/ Bernhard Huss: Pluralisierung von Wahrheit im Individuum: P.s ‹Secretum›. In: F. P.: Secretum meum. Mein Geheimnis (s. Ausg.) , S. –. – Klaus Bergdolt: P., F. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Albert Schirrmeister: P.s Dichterkrönung: Das Verschwinden des Ereignisses in seiner Erzählung. In: P. und die römische Lit. Hg. v. Ulrike Auhagen u. a. (NeoLatina ). Tübingen , S. –. – Ugo Foscolo: Essays über
. Hälfte . Jh. P. Übers., hg. und komm. v. Giuseppe Gazzola/ Olaf Müller. Tübingen . – Hans Grote: P. lesen (legenda ). Stuttgart . – Alfred Noe: Kulturgeschichtliche Aspekte der P.-Biographien. In: F. P. in Deutschland. Seine Wirkung in Lit., Kunst und Musik. Hg. v. Achim Aurnhammer (Frühe Neuzeit ). Tübingen , –. – Fritz Peter Knapp: Die älteste dt. Übersetzung von P.s ‹De remediis utriusque fortunae› im Kontext der Tiroler Lit. zu Anfang des . Jh. In: ebd., S. –. – F. J. Worstbrock: P.s ‹De remediis utriusque fortunae›. Textstruktur und frühneuzeitliche dt. Rezeption. In: ebd., S. –. – J. Knape: Verstand und Beredsamkeit. P.s ‹Memorialbuch› und seine dt. Rezeption. In: ebd., S. –. – Franziska Meier: Die De nition Europas im Italien der Renaissance. F. P. und Aeneas Silvius Piccolomini, Papst Pius II. In: Italien und Europa. Der italienische Beitr. zur europäischen Kultur. Hg. v. ders./ Italien-Zentrum Univ. Innsbruck. Innsbruck u. a. , S. –. – Karl A. E. Enenkel: Die Er ndung des Menschen. Die Autobiographik des frühneuzeitlichen Humanismus von P. bis Lipsius. Berlin/New York . – Thomas Ricklin: Einige vor allem biographische Hinweise zu P. und seinem Freund Boccaccio angesichts von Plato und Homer. In: Sol et homo. Mensch und Natur in der Renaissance. FS Eckhard Keßler. Hg. v. Sabrina Ebbersmeyer u. a. (Humanistische Bibl., Reihe I, Abh., Bd. ). München , S. –. – Michael Stolz: ‹Altitudo contemplationis humanae›. ‹Conversio› bei F. P. und Heinrich Seuse. In: Humanismus in der dt. Lit. des MA und der Frühen Neuzeit. XVIII. Anglo-German Colloquium Hofgeismar . Hg. v. Nicola McLelland u. a. Tübingen , S. –. – Paul Geyer/Kerstin Thorwarth (Hg.): P. und die Herausbildung des modernen Subjekts (Gründungsmythen Europas in Lit., Musik und Kunst ). Göttingen . – Mario Zanucchi: Von Boccaccios «Griselda» zu P.s «Griseldis». In: Die dt. Griselda. Transformationen einer literarischen Figuration von Boccaccio bis zur Moderne. Hg. v. A. Aurnhammer/Hans-Jochen Schiewer (Frühe Neuzeit ). Berlin/New York , S. –. – Ch. Bertelsmeier-Kierst: Steinhöwels ‹Griseldis› im Kontext der europäischen Hofkultur des . Jh. In: ebd., S. –. – Paolo Rosso: Iter germanicum di una leggenda. Forme e ambiti di ricezione della Griselda petrarchesca in Germania. In: Griselda. Metamorfosi di un mito nella società europea. [...]. Hg. v. Rinaldo Comba/Marco
. Hälfte . Jh. Piccat (Bollettino della Società per gli studi storici archeologici ed artistici della Provincia di Cuneo ; Marchionatus Saluciarum Monumenta. Studii ). Cuneo , S. –. – K. Stierle: P.-Stud. (Schr. der Phil.-hist. Kl. der Heidelberger Akad. der Wiss. ). Heidelberg . – Kurt Flasch: Das phil. Denken im MA. Von Augustin zu Machiavelli. Unter Mitarbeit von Fiorella Retucci und Olaf Pluta. ., vollst. durchges. und erw. Au . Stuttgart , S. –, – u. ö. BJ Buch Sidrach. – Enzyklopädischer Lehrdialog über das religiöse und profane Wissen des HochMA. Bei dem mndl. Boek van Sidrac handelt es sich um eine verkürzende Übersetzung des altfranzösischen Livre de Sidrac ou la fontaine des sciences. Seit Langlois ist klar, dass der Sidrac nicht um , sondern wegen der verwendeten Quellen erst später entstanden ist; das Datum des Prologs ist ktiv. Zu den Quellen, die der unbekannte Verfasser in seinen Text einarbeitete, zählen das didaktische Epos L’image du monde (erste Redaktion ) des Gossouin de Metz (wird auch Gautier de Metz zugeschrieben), der Imago mundi des → Honorius Augustodensis, das zwischen und von Johannes de Capua aus dem Hebräischen ins Lateinische übersetzte Directorium vitae humanae, die pseudo-aristotelischen → Secreta Secretorum und die dem Philosophen Wilhelm von Conches (um /–nach ) zugeschriebene Philosophia mundi. Im dt. B. S. wird in einem Prosaprolog die Überlieferungsgeschichte, in einem Nachtrag die Entstehungsgeschichte des Buches behandelt und im Hauptteil der Astrologe Sidrach durch König Boctus (nennt sich selbst «de groteste konnigh» des Orients) zu geistlichen und profanen Wissensbereichen befragt (mehr als Frage-Antwort-Komplexe). Die einzelnen Wissenselemente werden ohne erkennbare Ordnung vorgebracht. Das B. S. vermittelt wie der mhd. → Lucidarius theologisches und weltliches Wissen mit dem Ziel einer heilsorientierten Lebensbewältigung. Die Textgeschichte des mndl. Sidrac ist vielschichtig und noch nicht ausreichend geklärt. J stellt eine ziemlich genaue Übersetzung einer mndl. Vorlage dar, ob allerdings die Unterschiede zu O (u. a. Umstellungen) auf einer unbekannten mndl. Vorlage beruhen oder ob sie auf den Übersetzer zurückgehen, kann nicht mit Sicherheit
Buch Sidrach beurteilt werden. Einzelnen Handschriften ist ein Reimprolog und ein Reimepilog beigefügt. Keiner der Drucke enthält den Reimprolog, nur bei vier Drucken ndet sich der Reimepilog. Das B. S. war eine der Hauptquellen des Lehrgedichts Der leken spiegel (ca. –) des Jan van Boendale (auch: Jan de Clerc, Jan de Klerk; um /–um ). Ü: ) Mndl.: J. F. J. van Tol listet in seiner Dissertation über den mndl. Sidrac (, S. XLVI–LXVII) acht hsl. Textzeugen und elf Frühdrucke aus den Jahren – auf: G (bei Beckers : g): Gent, UB (Perg., Ende . Jh., ost ämisch; Fragm. mit Fragen). – K: Königsberg, SUB, Hs. (heute: Thorn/Toru´n, UB, Rps /II) (Perg., erste Hälfte . Jh., west ämisch; mit Prolog und Epilog, Fragen). – C: Stuttgart, LB, Cod. poet. et phil. fol. (Perg., erste Hälfte . Jh., ost ämisch; ohne Prolog und Epilog, Fragen). – H: Hamburg, SUB, Cod. germ. fol. (Perg., erste Hälfte . Jh., aus Utrecht; mit Prolog, Epilog und Einleitung, Fragen). – BRa (bei Beckers : b): Brabantische Perg.-Hs. (. Jh.; Fragm.). – B: Brüssel, Koninklijke Bibliotheek, Ms. IV (Pap., erste Hälfte . Jh., ost ämisch; mit Einleitung und Epilog, Fragen). – L: London, British Museum (Pap., . Jh., nordndl.; mit Einleitung, Fragen). – O: Oxford, Bodleian Library, Ms. Marshall (Pap., Ende . Jh., brabantisch; mit Einleitung und Prolog, Fragen). – Beckers () erwähnt vier seit gefundene Fragmente: b: Brüssel, Koninklijke Bibliotheek, ms. IV , (Perg. und Pap., zweite Hälfte/Ende . Jh.). – Ebd., ms. IV , Bll. (Pap.; Schreibernennung auf Bl. v: «Claisgin van Hirschfelt», , moselfränkisch). – d: Düsseldorf, ULB, Ms. fragm. K : F (Mitte . Jh., wohl westliches Brabant). – m: Münster, ULB, Fragmente-Kapsel I,, Fragm. (früher Hs. Nr. ), Bl. (Perg., letztes Viertel . Jh., Flandern). – ) Ripuarischer Überlieferungszweig: Köln, Hist. Arch. der Stadt, Best. (W*) , Bll. (Pap., Ende . Jh. [Beckers, Sp. ], um – [Handschriftencensus Rheinland, S. ], ripuarisch). – ) Nd. Überlieferungszweig: K (so Niewöhner, bei van Tol dagegen J): Kopenhagen, Arnamagnæanske Inst., Cod. AM .°, Bll. (Perg. und Pap., [vgl. Bl. v], nd.; mit Einleitung und Reimepilog); enthält fünf Fragmente, die in keiner der anderen Hss. oder in den bekannten Drucken vorkommen, die
Gredinger jedoch im altfranzösischen S. stehen. – S (nach ihrem ehemaligen Besitzer Suhm): Ebd., Det Kongelige Bibliotek, NKS f° (zweite Hälfte . Jh., nd., wohl aus Hamburg; unvollst.). – Vgl. Sick, S. –. – http://www.handschriftencensus.de/ werke/. A: a) Mndl. Original: Van Tol (s. Lit.) . – Abdruck neugefundener Fragmente bei Beckers. – b) Ripuarische Übersetzung: Auszüge bei Niewöhner und van Tol . – Nd. Übersetzung: Das B. S. Nach der Kopenhagener mnd. Hs. v. J. . Hg. v. Hermann Jellinghaus (Bibl. des Litterarischen Ver. in Stuttgart ). Tübingen . L: Hartmut Beckers, VL () Sp. –. – H[ermann] Jellinghaus: Syderak. In: NdJb () S. . – Napoleon de Pauw: Over den Sydrac en een nieuw middelnederlandsch Gedicht met dien Naam. In: Verslagen en Mededeelingen der Koninklijke Vlaamsche Academie voor Taal- en Letterkunde. Gent , S. ff. – Heinrich Niewöhner: Ein ripuarische Hs. des ‹B. S.›. In: ZfdPh () S. –. – Johannes Fredericus Josephus van Tol: Middelnederlandse en Middelnederduitse Sidrac-handschriften. In: Tijdschrift voor Taal en Letteren () S. –. – Ders.: Nederlandse drukken van de Historie van Sydrack. In: Leuvense Bijdragen () S. –. – Ders.: Fragment van een achtste Nederlands Sidrac-handschrift. In: Tijdschrift voor Taal en Letteren () S. –. – Ders. (Hg.): Het Boek van Sidrac in de Nederlanden. Met tekstuitgave naar Ms. Marshall der Bodleyan Library te Oxford. Amsterdam . – Charles Victor Langlois: La vie en France au moyen âge. Bd. : La connaissance de la nature et du monde. D’après des écrits français à l’usage des laics (Nachdr. der Ausg. Paris ). Genf , S. –. – H. Beckers: Bruchstücke unbekannter ‹Sidrac›-Hss. aus Münster, Düsseldorf und Brüssel. In: ABäG () S. –. – Vincenzo Minervini: Sul testo veronese del Libro di S. In: Estudis de llengua i literatura catalanes oferts a R. Aramon i Serra en el seu setanté aniversari. Tl. (Estudis Universitaris Catalans ). Barcelona , S. –. – Sylvie-Marie Steiner: Un témoignage de la diffusion encyclopédique au XIIIe siècle le ‹Livre de S.›. In: Perspectives Médiévales () S. –. – Christa Baufeld: Zu spätma. Enzyklopädien. In: Ergebnisse der XXI. Jahrestagung des Arbeitskreises «Dt. Lit. des MA» (Dt. Lit. des
. Hälfte . Jh. MA ). Greifswald , S. –, bes. S. . – S.-M. Steiner: Les quatre éléments dans ‹Le livre de S.› (Ms. B.N. fr. ). In: Perspectives Médiévales () S. –. – Ernstpeter Ruhe: Wissensvermittlung in Frage und Antwort. Der enzyklopädische Lehrdialog ‹Le Livre de Sidrac›. In: Wissenslit. im MA und in der frühen Neuzeit. Bedingungen, Typen, Publikum, Sprache. Hg. v. Horst Brunner/Nobert Richard Wolf (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – Beate Wins: ‹Le Livre de Sidrac› – Stand der Forschung und neue Ergebnisse. In: ebd., S. –. – Brigitte Weisel: Die Überl. des ‹Livre de Sidrac› in Hss. und Drucken. In: ebd., S. –. – Trude Ehlert: Komplexionenlehre und Diätetik in ‹B. S.›. In: Licht der Natur. Medizin in Fachlit. und Dichtung. FS Gundolf Keil. Hg. v. Josef Domes u. a. (GAG ). Göppingen , S. –. – Monika Sick: Der «Lucidarius» und das «B. S.»: Eine wissenssoziologische Unters. zweier ma. Wissensbücher. Diss. Bonn. . – Robert Luff: Wissensvermittlung im europäischen MA. ‹Imago mundi›-Werke und ihre Prologe (TTG ). Tübingen, , S. –, –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . BJ Gredinger, Johann. – Berufsschreiber, Verfasser (?) eines Kalenders für . Ob G. den Kalender, der mit seinem Namen überliefert wird, selbst erstellt hat, oder ob er nur dessen Schreiber war, lässt sich nicht zweifelsfrei klären. G. ist als Schreiber weiterer Codices nachgewiesen, deren ältester auf datiert ist. Da die Bände ganz überwiegend dominikanisch geprägtes Schrifttum enthalten, wird G. von der Forschung mitunter als Mitglied des Predigerordens angesehen, wofür es unabhängig von den Handschriften keine hinreichenden Indizien gibt. Der Kalender für ist sein letztes erhaltenes Autograph und wurde für die Nürnberger Losungsstube geschrieben. Er bietet außer gattungstypischen Bestandteilen (Feiertagsbestimmungen, Mond- und Sonnennsternisberechnungen bis , Geburtsprognostiken nach den Kalendermonaten, Donnerprognosen) auch zwei Regimina duodecim mensium (Zwölfmonatsregeln). Das erste folgt im Aufbau dem Regimen sanitatis Coppernici und dürfte auf vergleichbaren Quellen beruhen wie entsprechende Abschnitte in der → Düdeschen Arstedie und im Arzneibuch
. Hälfte . Jh. des → Albrecht van Borgunnien. Das zweite, sehr kurze Regimen ist in Versen gehalten und umfasst zu jedem Monat ein Reimpaar. Es handelt sich um eine Bearbeitung der Reimpaarfassung der → Grazer Monatsregeln, deren Verse derartig umgearbeitet worden sind, dass sie als eine Art Inhaltsverzeichnis für das vorangehende längere Regimen fungieren. Lyrisches Talent kann man G. (bzw. dem anonymen Bearbeiter) nicht attestieren: Die abgeänderten Verse weisen rhythmische Störungen sowie identische und unreine Reime auf. Ü: Nürnberg, Staatsarch., Rep. a (Reichsstadt Nürnberg), Hs. Nr. , Bll. (Perg., .–. Jh., ostfränkisch); Teilautograph. Die Hs. wurde in der Nürnberger Losungsstube benutzt; sie enthält außer dem Kalender Listen mit Namen von Nürnberger Losungern und Losungsschreibern (datiert –). – Weitere von G. geschriebene Codices sind u. a.: Nürnberg, StB, Cod. Cent. I, , Bll. (Perg., , lat.) und Cod. Cent. III, , Bll. (Perg., , lat.). Beide Hss. sind dem Nürnberger Predigerkonvent gestiftet worden. Die enthaltenen Texte sind dominikanisch: Postillae in Genesim/Exodum des Nicolaus de Gorra und Auszüge aus der Summa theologica des → Thomas von Aquin. A: Joseph Baader: Vorschr. eines ma. Kalenders über Gesundheitsp ege. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () Sp. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Die Chron. der fränkischen Städte. Nürnberg. Bd. (Chron.dt.St. ). Leipzig , S. . – Friedrich Bock: Das Nürnberger Predigerkloster. Beitr. zu seiner Gesch. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –, hier S. – G. Keil: Die Grazer frühmhd. Monatsregeln und ihre Quelle. In: Fachlit. des MA. FS G. Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Stuttgart , S. –, hier S. –. – Andrew Lee: Materialien zum geistigen Leben des späten . Jh. im Sankt Katharinenkloster zu Nürnberg. Mit besonderer Berücksichtigung der Predigten Johannes Diemars. Erlangen , S. (Nr. ). – Ma. Bibliothekskat. Deutschlands und der Schweiz. Hg. v. Bernhard Bischoff. Bd. /: Bistümer Passau und Regensburg. Bearb. v. Christine IneichenEder. München , S. . – Marie-Luise Ehrenschwendtner: Die Bildung der Dominikanerinnen in Süddeutschland vom . bis . Jh. (Contubernium ). Stuttgart , S. . – Wolfgang Wegner: G., J. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v.
Wundarzt von Brüx Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Christine Sauer: G., J. In: Nürnberger Künstlerlex. Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende und Mäzene vom . bis zur Mitte des . Jh. Hg. v. Manfred H. Grieb. Bd. . München , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Wundarzt von Brüx (auch: Cirologus de Brox). – Verfasser einer lat. Kompilation chirurgischer Anweisungen, erste Hälfte . Jh. Da der W. v. B. im Textzeugen als «Cirologus» tituliert wird, dürfte er akademisch ausgebildet worden sein. Praktiziert hat er in Brüx an den östlichen Ausläufern des Egerlandes (heute Most, Tschechische Republik); seine Herkunft ist ungewiss. Die dem W. v. B. zugeschriebene Cirologia probata scheint für den Eigengebrauch konzipiert zu sein; sie widmet sich Verletzungen sowohl des Kopfes als auch des Körpers. Hauptquelle des kompilatorischen Textes ist die Wundarznei → Ortolfs von Baierland einschließlich des Antidotars. Die Ortolf-Schrift wurde vom W. v. B. allerdings nicht in ihrer ursprünglichen Form benutzt. Wie auch Pankraz → Sommer zog er deren Umarbeitung zum Beitext der international verbreiteten medizinischen Demonstrationszeichnung Wundenmann heran, wobei die einzelnen Paragraphen mitunter neu geordnet werden. Diese textliche Grundlage wird vor allem beim Abschnitt zur Geschwürbehandlung mit Zusatzmaterial nicht ermittelter Provenienz kontaminiert. Einen Schwerpunkt der Bearbeitung des W.s v. B. stellt die Traumatologie dar. Volkssprachige Begriffe begegnen im lat. Text bei geläu gen Arzneimitteln («wintergrunen») oder einzelnen Bezeichnungen für krankhafte Zustände («w[i]lt eisch»), was indes schon in der Vorlage der Fall ist. Der muttersprachlich-dt. Hintergrund des Verfassers ist auch anhand einiger grammatischer Konstruktionen evident. Ü: Kopenhagen, Kgl. Bibl., GKS Cod. °, r–v (Pap., /, lat./dt. [aus Böhmen]); Incipit: «[I]Ncipit cirologia probata contra offensionem capitis et totius corporis humane [sic]»; Explicit: «Explicit cirologia probata per quendam cirologum in Brox qui per se ipsum hoc collegit etc.». Die medizinisch-astrologische Sammelhs. enthält an späterer Stelle (r–v)
Hesse, der Jude von Salms von anderer Hand eine Abschrift des WundenmannAntidotars, die vom W. v. B. unabhängig ist. T: Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Erltraud Auer/Bernhard Schnell: Der ‹Wundenmann›. In: «Ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. G. Keil (OrtolfStud. /Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, hier S. . – G. Keil: Technisches und wissenschaftliches Schrifttum im ma. Schlesien. In: Anfänge und Entwicklung der dt. Sprache im ma. Schlesien. Hg. v. dems./Josef Joachim Menzel (Schlesische Forschungen ). Sigmaringen , S. –, hier S. . – G. Keil: W. v. B. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. VZ Berner, (Johannes?). – Verfasser zweier medizinischer Verordnungen, . Jh. Unter dem Namen «berner» überliefert ein Schwarzwälder Codex innerhalb einer Sammlung volkstümlicher Heilverfahren zwei kurze Verordnungen: ein «koretyf», das durch Aufätzen (Korrosion) eine Verletzung offen hält, und eine Pille gegen Pestinfektion, Harngrieß und Verstopfung. Dieser B. könnte mit dem Autor eines lat. Regimen für den Tegernseer Abt Kaspar von identisch sein, das «per Johannem Berner phisicum» verfasst wurde. Ein Johannes B. «in medicina licentiatus» ist zudem als Arzt auf dem Basler Konzil nachgewiesen. Eine Identität der drei B. ist denkbar, angesichts der geläu gen Namens aber nicht eben wahrscheinlich. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen , v («koretyf») r («Byllulo fytii») (Pap., ./. Jh. [B.: . Jh.], alemannisch/schwäbisch). Vgl. zur Hs. zuletzt: Michael Buhlmann: Die ma. Hss. des Villinger Klosters St. Georgen. Hss. in der Badischen LB (Vertex Alemanniae ). St. Georgen , S. . – Regimen: München, BSB, Clm , r–v (Pap., ./. Jh.). A: Gerhard Eis: Nachricht über eine altdt. Sammelhs. aus Villingen. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. f. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ.
. Hälfte . Jh. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. f.). L: Wolfram Schmitt, VL () Sp. f. – Karl Baas: Gesundheitsp ege im ma. Basel (Zürcher medizingeschichtl. Abh. ). Zürich , S. . – Eis (s. Ausg.). – Lynn Thorndike/ Pearl Kibre: A catalogue of incipits of mediaeval scienti c writings in Latin (Mediaeval Academy of America. Publ. ). Revised and augmented edition. Cambridge/Mass. , Sp. . VZ Hesse, der Jude von Salms (Solms). – Leib- und Wundarzt, fachliterarischer Übersetzer und Kompilator, erstes Drittel . Jh. Laut Angaben in seinem medizinischen Sammelband wurde H. um geboren und hielt sich zur Zeit der Krönung Karls VI. in Paris auf. Spätestens seit stand er als Leibarzt in Diensten des hessischen Grafen Johann V. von Sponheim. Der Vorname des jüdischen Wundarztes wurde erst im späten . Jh. im Textzeugen identi ziert und bekannt gemacht. Zuvor lief der Mediziner nur unter der Bezeichnung «Jude von Salms» und die Forschung ist von einer französischen Provenienz H.s ausgegangen. Tatsächlich könnte er aber auch deutschsprachiger Herkunft gewesen sein oder aus einer Region gestammt haben, die von beiden Sprachen geprägt war. In diesem Fall könnte sein Herkunftsname nicht auf die hessische Stadt Solms und den Herrschaftsbereich des gleichnamigen Grafengeschlechtes zu beziehen sein, sondern vielleicht eher auf eine von zwei Grafschaften, die sich durch dt.-französische Zweisprachigkeit auszeichnen. Die entsprechenden Orte sind: das luxemburgische Vielsalm bzw. das nah gelegene Salm-Château, Stammsitz der Grafen zu Salm im heutigen belgisch-luxemburgischen Kreis Bastogne, oder Dorf und Burg Salm (Château de Salm) in den nördlichen Vogesen. Die fachliterarische Sammlung H.s besteht neben Übersetzungen aus Kompilationen originär volkssprachiger Texte, in die auch selbst verfasstes Material einge ossen sein dürfte, darunter das «P aster von Solmes». Die Übersetzungen sind: ) Die «heimlich practica», eine dt. Fassung des Secretarium practicae medicinae des okzitanischen Arztes Johannes Jacobi (vgl. auch → Siegmund von Königgrätz). Das Werk wurde von Johann V. in Auftrag gegeben. Angeblich hat H. für das dt. Secretarium mit einer hebräischen Vorlage gearbeitet, die er zuvor selbst auf Grundlage einer Fassung
. Hälfte . Jh. «in krichischer schrift vnd frantzos sprachen» erstellt habe. Ob diese Darstellung zutrifft, mag bezweifelt werden. Eine dt. Übertragung aus dem Hebräischen wäre eine zeitgenössisch äußerst rare kulturelle Transferleistung (im frühen . Jh. hat Isack → Levi ein hebräisches Arzneibuch verdeutscht). Generell sind fachliterarische Übersetzungen von einer Volkssprache in die andere im MA und in der frühen Neuzeit eine seltene Erscheinung. – ) Eine Chirurgia, die aus breitgefächerten Quellen schöpft und von H. dem «wunden maister» → Bartholomäus von Montfort zugeschrieben wird. – ) Eine Übertragung des → Circa instans. Die Übersetzungsarbeit H.s resultiert hier trotz seines medizinischen Sachverstands und seiner sprachlichen Kompetenz nicht durchgehend in einen üssigen dt. Text, was H. mit selbstkritischen Bemerkungen kommentiert. – Die kompilatorischen Texte sind: ) Ein medizinisches Kompendium, dessen Aufbau Parallelen zum Arzneibuch → Ortolfs von Baierland aufweist. – ) Ein Gesundheitsregimen für Johann V. von Sponheim. – ) Eine Zusammenstellung von Heilverfahren mit Wasser, Wein und Ölen. H. zeigt sich mit seinem Œuvre fachlich auf der Höhe des zeitgenössisch-medizinischen Standards. Auf die spätere Medizinliteratur hat er einige Wirkung gehabt. Das «P aster von Solmes» ndet sich in der Cirurgia → Peters von Ulm (Kap. ) und in der → Passauer Wundarznei (Kap. , vermutlich über Peters Vermittlung). Auch im Arsedigebûk → Johanns von Seghen ist H.s Ein uss greifbar. Ferner dürften die Autorangaben «von Hessen» (v/r) und «von Sulms» (r) im → Ansbacher Arzneibuch auf H. zu beziehen sein. Fragwürdig sind Zuschreibungen an H. im wundärztlichen Rezeptar Von → guten P astern und Salben (vgl. Anna Jungreithmayr: Die dt. Hss. des MA der UB Salzburg [Österr. Akad. der Wiss., phil.-hist. Kl., Denkschr. / Veröff. der Kommission für Schrift- und Buchwesen des MA /]. Wien , S. [Nr. ]). Ü: Gesamtœuvre: Erlangen, UB, Ms. B , Bll. (Pap., um , rheinfränkischhessisch). – Das Übersetzungswerk H.s ndet sich ˇ y Krumlov), Zweigstelle des auch in: Krumau (Cesk´ Staatl. Regionalarch. Wittingau (Tˇreboˇn), Cod. , Bll. (Pap., erste Hälfte . Jh., westmitteldt.). – Zürich, ZB, Cod. C a, Bll. (Pap., , mitteldt.). – In den beiden älteren Textzeugen aus Krumau und Zürich nden sich eindeutige
Hesse, der Jude von Salms Namensangaben («Hesse der Judde» u. ä.). Formulierungen im Erlanger Cod. wie «Ich hesse» (r) sind zunächst nicht auf den Namen hin gedeutet worden. Außerdem können Selbstnennungen wie «Ich heyße der Judde» (r) oder «ich heisße der Judde von salms» (v) als Missschreibungen des Namens interpretiert werden. L: Gundolf Keil: Jude von Salms, VL () Sp. –; () Sp. . – Michael E. v. Matuschka, LexMA () Sp. . – Heinrich Schubert: Die Passauer Wundarznei nach der einzigen Hs. hg. und untersucht. Diss. München . – G. Keil: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , S. – u. ö. – Ders.: Zur mnd. Blutschau. In: Nd. Mitt. () S. –, hier S. . – Ders.: Randnotizen zum ‹Stockholmer Arzneibuch›. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. . – Helny Alstermark: Das Arzneibuch des Johan van Segen (Stockholmer germanistische Forschungen ). Stockholm , S. f. – M. E. v. Matuschka: H. d. J. v. S. (Solms), Arzt und Schriftgelehrter. Ein vorwiegend namenkundlicher Exkurs. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Ralf Vollmuth: Die sanitätsdienstliche Versorgung in den Landsknechtheeren des ausgehenden MA und der frühen Neuzeit. Probleme und Lösungsansätze (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. f. – Franz-Josef Ziwes: Stud. zur Gesch. der Juden im mittleren Rheingebiet während des hohen und späten MA (Forschungen zur Gesch. der Juden, A/). Hannover , S. . – Václav Bok: Einige Beobachtungen zum sog. Juden von Solms anhand der Krumauer Sammelhs. seiner medizinischen Werke. In: «Ik lerde kunst dor lust». Ältere Sprache und Lit. in Forschung und Lehre. FS Christa Baufeld. Hg. v. Irmtraud Rösler (Rostocker Beitr. zur Sprachwiss. ). Rostock , S. –. – Bernhard Schnell: Übersetzen in der Medizinlit. des MA. Ein interkultureller Diskurs. In: Gesch. der Übersetzung. Beitr. zur Gesch. der neuzeitlichen, ma. und antiken Übersetzung. Hg. v. Bogdan Kovtyk (Angewandte Sprach- und Übersetzungswiss. ). Berlin , S. –, hier S. . – Volker Zimmermann: Jude von Salms (Solms). In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – G. Keil: Jan Yperman
Kodex Kohlhauer und die ndl. Chirurgie im SpätMA. in: Sartoniana () S. –, hier S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . VZ Kodex Kohlhauer. – Medizinisch-pharmazeutisch-hauswirtschaftliche Sammelhandschrift, um in südrheinfränkischem Gebiet entstanden. Die schmucklose Gebrauchshandschrift umfasst praktisch ausgerichtete Texte (Kurztraktate, Rezepte, Gesundheitsregeln, Lehrschriften) medizinisch-pharmazeutischen bzw. hauswirtschaftlichen Inhalts. Einem Tierkreiszeichentraktat (S. –; → Tierkreiszeichenlehre) folgen Auszüge (mit einigen Zusätzen) aus dem Pelzbuch (Kapitel über den Obstanbau) des → Gottfried von Franken (S. f.) und aus Henrik → Harpestrængs Liber Herbarum (Latinske Urtebog; Kapitel über die medizinische Wirkung der Heilp anze Ruta graveolens, S. –) sowie eine Rezeptgruppe mit Wetterregeln (S. f.). Aus einer dt. Übertragung von (Pseudo-)Henrik Harpestrængs Wacholderbeertraktat De virtutibus granorum Juniper (→ Kranewittbeer-Traktat) wurden einige Rezepte ebenso aufgenommen (S. ) wie die sieben Branntweinkapitel in dt. Übersetzung (S. –), um die → Taddeo (degli) Alderotti um seine Consilia erweiterte. Auf S. f. ndet man einen Auszug aus dem → Eichenmisteltraktat, auf S. – Abschnitte aus dem zweiten, den Weinbau behandelnden Teil von Gottfrieds Pelzbuch. Der folgende, sich medizinischen Themen widmende Teil enthält einen → Vierundzwanzig-Paragraphen-Text (Aderlasstraktat, S. –), einen Auszug (Uroskopie, «Von dem harne») aus dem thüringischen → Bartholomäus (S. –), einen Hinweis auf ‹drei besonders gefährliche Tage [Nächte]› (→ Verworfene Tage) nach (Pseudo-) → Beda Venerabilis und drei Rezepte aus dem dt. → Macer (S. ). An Schriften zur Pestprophylaxe und -therapie (→ Sinn der höchsten Meister von Paris in Verbindung mit dem → Pestbrief an die Frau von Plauen, S. –) schließen sich ein umfangreicher Textblock zum Aderlass und zur Diätetik aus → Konrads von Eichstätt Regel der Gesundheit (S. –) sowie eine Planetenlehre (S. –; → Planetentraktate) an. Bei dem nach einem Dysenterie-Kapitel von (Pseudo-)Alexander → Hispanus (S. f.) eingefügten Traktat über die Menstruation («Von der frauwen krangheit», S. –) handelt es sich um eine freie Bearbeitung
. Hälfte . Jh. des (Pseudo-) → Trotula-Textes De secretis mulierum unter Hinzuziehung unterschiedlicher weiterer Quellen. Die letzten Seiten (–) der Sammelhandschrift bieten zwölf medizinische Rezepte. Ü: Berlin, SBB, Hdschr. (früher Privatbesitz Antiquariat C.-E. Kohlhauer, Feuchtwangen), I + S. (Pap., Südrheinfranken, um ). A: Annelore Högemann: Der altdt. ‹Eichenmisteltraktat›. Unters. zu einer bair. Drogenmonographie des . Jh. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. f. (‹Eichenmisteltraktat›). – Sabine Kurschat-Fellinger: Kranewitt. Unters. zu den altdt. Übersetzungen des nordischen Wacholderbeertraktats (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. (‹Kranewittbeertraktat›). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Ders.: Der ‹K. K.›. Ein iatromathematischhauswirtschaftliches Arzneibuch aus dem ma. Oberfranken. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Willem F. Daems/G. Keil: Henrik Harpestraengs ‹Latinske Urtebog› in den ma. Niederlanden. Mit einem Verz. altdt. ‹Urtebog›Überlieferungen. In: Fachprosa-Studien. Beitr. zur ma. Wiss.- u. Geistesgesch. Hg. v. G. Keil im Zusammenwirken mit Peter Assion u. a. Berlin , S. –, hier S. (Nr. ). – KurschatFellinger (s. Ausg.) S. , . – Volker Zimmermann: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachigen hsl. Kompendien des SpätMA (Ars medica , ). Stuttgart , S. . – Ortrun Riha: Wissensorganisation in medizinischen Sammelhandschriften. Klassi kationskriterien und Kombinationsprinzipien bei Texten ohne Werkcharakter (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden . – Monica Helen Green: A Handlist of the Latin and Vernacular Manuscripts of the so-called Trotula Texts. In: Scriptorium () S. –; () S. –, hier S. . – Britta-Juliane Kruse: Verborgene Heilkünste. Gesch. der Frauenmedizin im SpätMA (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. []). Berlin/New York , S. – (mit Edition des Traktats über die Menstruation ‹Von den naturlichen frawen sichtagen [...]›, Stuttgart, LB, Cod. med. ° ; vgl. ‹Von der frauwen krangheit›). – Dies.: Medizinischpharmazeutisch-hauswirtschaftliche Sammelhs. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw (Staatsbibl. zu Berlin –
. Hälfte . Jh. Preußischer Kulturbesitz, Ausstellungskataloge NF ). Mainz , S. – (Nr. ). – G. Keil: K. K. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . BJ Heinrich van Rees (auch: H. Scherf v. R. [von Reyse]), † vor dem .. Düren. – Apotheker, Urheber eines Heilverfahrens gegen Brandwunden. Der niederrheinische H. ist nach Abschluss einer pharmazeutischen Ausbildung am Anfang des . Jh. in Köln als Apotheker bezeugt. Ganz offensichtlich erwarb H. sich in diesem Amt ein hervorragendes Renomme, denn er wurde von Herzog Rainald von Jülich und Geldern (†) nach Düren abgeworben, wohin er um / übersiedelte. Seine Witwe legte am .. eine Stiftung für das Dürener Karmelitenkloster auf. Vom fachlichen Wirken H.s zeugt sein Apothekerkollege Konrad → Schreck von Aschaffenburg. hat Schreck eine zweischrittige Brandwundentherapie H.s innerhalb von Nachträgen zur Chirurgia parva des → Lanfrank von Mailand aufgezeichnet. Die Anweisungen zielen auf die Vermeidung sichtbarer «wunt meler» ab. Zunächst wird zur Wundheilung wiederholt über «iij oder iiij tag» eine «bewerte salb zu der verprennung des feuers oder ander ding» auf Basis von Holunder und Schweineschmalz appliziert. Im zweiten Teil werden ergänzend zwei Bleioxid-Zubereitungen zur Eindämmung der Narbenwucherung vorgestellt. Ü: Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. , rv (Pap., ., bair.-ostmitteldt.); geschrieben von Konrad Schreck von Aschaffenburg. Überschrift: «Ein brant Salbenn», Autornennung (zwischen den beiden Therapieteilen): «vˉo eim gelerten meister der ertzenei Meister heinrich von rees». Es ist nicht zwingend, dass der «gelerte meister» und H. v. R. identisch sind. Der erste Teil der Autorangabe ist auch als Nachschrift zum Salbenverfahren, der zweite als Überschrift für die Bleioxidanwendung interpretierbar. In diesem Fall wäre nicht von einer Zweischritttherapie H.s sondern von zwei Verfahren zweier unterschiedlicher Autoren auszugehen. A: Eis (s. Lit) S. f. ( f.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Josef Geuenich: H. v. R., Apotheker in Düren, ältestnachweisbarer Apotheker im Herzogtum Jülich. In: Dürener Geschichtsbll. Mitt.
Heinrich van Rees des Dürener Geschichtsver. () S. –. – Gerhard Eis: Zu H. v. R. In: Centaurus () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –). – G. Keil: H. v. R. In: Dt. Apotheker-Biogr. Bd. . Hg. v. Wolfgang-Hagen Hein (Veröff. der internationalen Ges. für Gesch. der Pharmazie NF ). Stuttgart , S. f. – Armin Berg: Lanfranks ‹Chirurgia parva› in der Abschr. Konrad Schrecks von Aschaffenburg. (Altdt. Lanfrank-Übersetzung ). Pattensen , S. f. – Willem F. Daems/G. Keil: «meister der arzenîe, ouch apotêker». Zur Geltung des Apothekers im spätma. Deutschland. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . – Wolfgang Wegner: H. v. R. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – G. Keil: Farbe und Struktur in wundärztlichen Rezeptaren des dt. MA. In: Farbe im MA. Materialität – Medialität – Semantik. Hg. v. Ingrid Bennewitz (Symposiumsakten des Mediävistenverbandes ). Berlin , Teilbd. , S. –, hier S. . VZ Beris, Johannes (auch: Bires, Baris, Paris). – Mediziner, Verfasser einer chirurgischen Abhandlung, . Jh. Laut Überlieferung lebte B. in der Nähe von Metz in Lothringen. Die Forschung vermutet seine Lebenszeit in der ersten Hälfte des . Jh. B.’ gelegentliche Bezeichnung als Hans von Paris in jüngeren Textzeugen könnte auf ein Medizinstudium in Paris verweisen, was aber unsicher ist. B. war ein Lehrer des → Heinrich von Pfalzpaint, der ihn sehr schätzte. Von B. ist nur eine dt. Practica chirurgiae bekannt, die in einer Handschrift des Johann → Schenck von Würzburg erhalten ist. Teile des Werks sind auch bei Pfalzpaint und in Pfalzgraf Ludwigs Sammlung überliefert. Ab etwa wurde der Text in erweiterter Form als Ein new Wund Artzney Meister Johans von Parisijs mehrmals gedruckt. Die Practica chirurgiae enthält neben einem allgemeinen medizinisch-chirurgischen Teil auch Verfahren für konkrete Wundbehandlungen. Wie damals in Deutschland üblich, sind diese der topographischen Anordnung des → Roger Frugardi verp ichtet. Interessanterweise fehlen bei B. Anleitungen für den Aderlass. Als typisch für B.’ Werk gilt u. a. die Tendenz zu unblutigen Praktiken und seltenen Verbandswechseln. Besondere Wirkung entfaltete die Practica chirurgiae durch die in ihr erstmals
Wilhelm von Saliceto aufgezeichnete Theorie von Vergiftungen durch Schusswunden. Ü: Metz, Bibl. Municipale, cod. , r–r (/, moselfränkisch). – Streuüberlieferung von Teilen der Practica chirurgiae bei Heinrich von Pfalzpaint und in Pfalzgraf Ludwigs Sammlung. – Vgl. Keil (s. Lit.). D: Gedruckt als Ein new Wund Artzney Meister Johans von Parisijs; vgl. VD. – Wohl frühester Druck: Straßburg: Jakob Cammerlander, [um ] (VD J ). A: Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Bd. . Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Leipzig , S. –. – Online-Faks. eines Drucks von : http:// books.google.de/. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Imke Schmidt: Die Bücher aus der Frankfurter Offizin Gülfferich-Han Weigand HanErben. Eine literarhist. und buchgeschichtliche Unters. zum Buchdruck in der zweiten Hälfte des . Jh. Wiesbaden , S. –. – Wolfgang Wegner: B., J. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . MM Wilhelm von Saliceto (auch: W. Salicetus, W. von Piacenza; Guilelmus de Saliceto/de Piacenza, Guglielmo da Saliceto/da Piacenza), * nach Cadeo-Saliceto (bei Piacenza), † oder später Verona (?). – Lombardischer Chirurg und Fachschriftsteller, dt./ndl. Rezeption ab dem zweiten Drittel des . Jh. W. studierte wie → Bruno von Longoburgo in Bologna bei Ugo dei Borgognoni von Lucca und dessen Sohn Tederico dei Borgognoni (→ Thiederik von Cervia). In der lombardischen Metropole parktizierte er als Arzt spätestens seit und lehrte seit Chirurgie an der von → Taddeo (degli) Alderotti eingerichteten dritten Bologneser Universität. Zu W.s Schülern zählte → Lanfrank von Mailand. wurde W. auf Betreiben Buonos del Garbo, dem Schwiegersohn Taddeos und Vater → Dinos del Garbo, zum «physicus iuratus civitatis» von Verona bestellt. W. hat zwei bedeutende Fachschriften verfasst: das wundärztliche Lehrwerk Chirurgia und die diätetische Summa conservationis et curationis. Die erste Fassung der Chirurgia hat W. noch in Bologna abgeschlossen und Buono del Garbo gewidmet. Das Werk lehnt sich an die Chirurgien Brunos von
. Hälfte . Jh. Longoburgo an, geht aber in den operativen Techniken über W.s Lehrer hinaus. Das vierte Buch der Chirurgia gilt als fachliterarische Begründung der topographischen Anatomie. Die Summa ist oberächlich betrachtet von geringerem medizinhistorischen Stellenwert, hat aber vor allem über die beigefügte Arzneimittellehre gewirkt. Diese hat die pharmakologischen Schlussabschnitte der Chirurgien Lanfranks geprägt. Über die Vermittlung Lanfranks avancierten chirurgische Antidotarien zum standardgemäßen Schlussabschnitt wundärztlicher Kompendien. Außerdem hat die Summa W. zu einer diätetisch erweiterten Neubearbeitung der Chirurgia veranlasst, die er in Verona abgeschlossen und Lanfrank gewidmet hat. Neben den beiden umfangreichen Hauptwerken laufen noch einige kleinere Schriften unter W.s Namen, die sich teilweise inhaltlich mit der Summa überschneiden. W. wird in der Breite sowohl der lat. als auch der volkssprachigen Rezeption von seinem Schüler Lanfrank überschattet. Dennoch wurde sein Werk ab dem frühen . Jh. in die west-/mitteleuropäischen Kernsprachen übertragen. Bis lagen italienische, französische, englische, dt., und ndl. Adaptionen von W.s Schriften vor, wobei sich die dt./ ndl. Übertragungen nahezu gänzlich auf die Chirurgia beschränken. Dt. Chirurgia-Bearbeitungen: ) Vermutlich vor ist eine Teilübersetzung im südwestdt. Raum entstanden, die mit den Büchern – nur die Hälfte von W.s Lehrbuch abdeckt. Mit den volkssprachigen wundärztlichen Fachtermini geht der anonyme Bearbeiter souverän um. Er dürfte über eine entsprechende chirurgische Ausbildung verfügt haben. – ) Über Streuüberlieferung im Buch der Cirurgia des Hieronymus → Brunschwig und in der heilkundlichen Textsammlung → Engelharts III. von Hirschhorn (bzw. im Buch der Medizin → Ludwigs V. von der Pfalz) lässt sich eine jüngere dt. Übersetzung philologisch erschließen, die erst in der zweiten Hälfte des . Jh. entstanden sein dürfte. Der Neubearbeiter scheint die ältere dt. Fassung gekannt zu haben und hat diese einer Modernisierung unterzogen, die allerdings in einen fachlich ausgedünnten Textzustand resultierte. Ndl. Chirurgia-Bearbeitung: Als Urheber der um «gheduytscht[en] Cyrurgie» nennt sich ein Willem van der Egher. Dieser hat eine chirurgische Kompilation lombardischer Prägung erstellt,
. Hälfte . Jh. in der W.s Chirurgia den Kompilationsleittext darstellt, der mit Auszügen aus Bruno von Longoburgo und Lanfrank kontaminiert wird. Für den Einleitungsteil zieht Willem u. a. → Roger Frugardi und → Heinrich von Mondeville heran. Gereimte Prologe, Überleitungen und ein Epilog rahmen die Textstücke ein. Durch eine systematische Neugliederung des Materials (allgemeine Chirurgie, Geschwüre, Traumatologie, Frakturen, Pharmakologie, Dermatologie) kommt Willems «cyrurgie» Werkcharakter zu. Gleichwohl wird das Kompilat von W. dominiert. Auch unabhängig von diesen umfangreichen dt./ndl. Chirurgie-Bearbeitungen hat W. einen eminenten Ein uss auf das volkssprachige Fachschrifttum im dt. Sprachraum ausgeübt. Eine wichtige Vermittlerrolle nimmt hierbei neben Lanfrank auch → Guy de Chauliac ein. Der Umfang der Streuüberlieferung und der chirurgischen Verfahrenstexte, die von W. beein usst sind, ist in toto nicht erfasst. Dt. Summa-Bearbeitungen: ) Hinlänglich untersucht ist die Adaption der Summa in Bartholomäus → Scherrenmüllers Regimen und uffenthalt der gesunthait für Graf Eberhard V. (im Bart) von Württemberg von . Diese freie Teilbearbeitung beruht auf Buch , der Summa und modelt das Material um zu einem Leitfaden für die diätetische Lebensführung einer fürstlichen Familie. – ) Forschungsdesiderat ist die Analyse einer weiteren dt. Summa-Teilfassung, die im letzten Viertel des . Jh. in eine Tiroler medizinisch-alchemistische Sammelhandschrift eingetragen wurde. Übertragen wurden die Kapitel f. aus dem ersten Liber der Summa. Als möglicher Übersetzer kommt Heinrich Scharfenstein («hainricus scharffenstain»), Kaplan am Spital in Meran, in Betracht. Ü: Lat.: Die Zweitredaktion der Chirurgia und die Summa werden oft hsl. gemeinsam tradiert; sie sind auch gemeinsam in den Druck gelangt. Erstdruck: Summa conservationis et curationis. Chirurgia. Piacenza: [Joannes Petrus de Ferratis], (weitere europaweite Ausg. bis ). Hinzu kommt eine beträchtliche Streu- und Teilüberlieferung. Prominent vertreten in der Teilüberl. der Chirurgia ist die Anatomia. – Eine Gesamtschau der Überl. liegt nicht vor. Vgl. zuletzt Heimerl (s. Ausg.) S. –. – Dt. Chirurgia-Bearbeitungen: ) München, BSB, Cgm , r–v (Pap., /, nordwestschwäbisch). – Stuttgart, LB, Cod. med.
Wilhelm von Saliceto et phys. ° (wundärztliches Manual des Hans → Seyff) r–r (Pap., /–frühes . Jh., bair.-schwäbisch). – ) Brunschwigs Buch der Cirurgia: Erstdruck: Straßburg: Johann Grüninger, (GW ) . Traktat, Kap. , ; . Traktat, Kap. u. ö. – Arzneibuch Engelharts III. von Hirschhorn in den Bden. – des Buchs der Medizin Ludwigs V. von der Pfalz: Heidelberg, UB, – (Perg., /, südrheinfränkisch). Cpg , r; Cpg , v; Cpg , rv, rv, r; Cpg , rv, rv, rv; Cpg , rv, r, rv, r, r–v, r–v, r, r, rv; Cpg , v–r, rv, v–v, r–r, r–r, r–v, r–v, rv, r–r, r, v–r, r–v; Cpg , r–r, v–rv, r–r, r–r, r–v, rv, r–r, r–v; Cpg , r–v; Cpg , r–r, v–v, rv, rv, r–r, v–v, rv, r–v, rv, v–r, v, rv, v, rv; Cpg , r–r, rv, rv, v u. ö. – Stücke, die nicht von Engelhart übernommen worden sind und aus der jüngeren Chirurgia-Übersetzung stammen könnten, nden sich in den Bänden , und des Buchs der Medizin: Cpg , r («Wilhelmus in seiner Cirorgi»); Cpg , r, r, v–r; Cpg , v («Das geschahe in der stat Verona jm jore noch Christus geburt MCCClxxxviij»). – Fundstellen nach Keil, VL () Sp. ); vgl. auch: Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –. – Ndl. Chirurgia-Bearbeitung: Kassel, LMB, ° Ms. med. , Bll. (Pap., , holländisch). Zum detaillierten Aufbau der «cyrurgie» s. Hartmut Broszinski: Manuscripta Medica (Die Hss. der Murhardschen Bibl. der Stadt Kassel und LB ,). Wiesbaden , S. –. – Dt. Summa-Bearbeitungen: ) Berlin, SBB, Mgq , Bll. (Pap., , schwäbisch). – ) Innsbruck, ULB, Cod. , va–rb (Pap., letztes Viertel . Jh., österr.); Titel: «Practica Guiulhelmi de Placencia». Vgl. Walter Neuhauser u. a.: Kat. der Hss. der UB Innsbruck : Cod. – (Österr. Akad. der Wiss., phil.-hist. Kl., Denkschr. /Veröff. der Kommission für Schrift- und Buchwesen des MA //). Wien , S. –, bes. S. . A: Chirurgia: Mittelenglische/lat. Teilausg.: The Middle English version of William of S.’s «Anatomia». A critical edition based on Cambridge, Trinity College MS R. ., with a parallel text of «The medieval Latin Anatomia», edited
Wilhelm von Saliceto from Leipzig, UB. MS (Middle English Texts ). Hg. v. Christian Heimerl. Heidelberg , S. –. – Summa: Schmitt (s. Lit.) S. – (Teilausg. von Buch , mit quellenkrit. Komm.). – Dt. Chirurgia-Bearbeitungen: ) Keil/Müller (s. Lit.) S. – (synoptische Teilausg. der Fassungen Brunschwigs und Engelharts. – Dt. SummaBearbeitungen: ) Schmitt (s. Lit.) S. –. Ü: Paul Pifteau: La Chirurgie de Guillaume de Salicet. Toulouse ; Neuau . mit englischer Übersetzung u. d. T.: The surgery of William of S. written in . Translated and edited by P. Pifteau. English translation by Leonard D. Rosenman. Philadelphia . – Mario Tabanelli: La chirurgia italiana nell’alto medioevo. Bd. : Guglielmo, Lanfranco. (Rivista di storia delle scienze mediche e naturali /). Florenz , S. – (Teilübersetzung). L: Allgemein: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Ders., LexMA () Sp. f. – Ludwig Choulant: Hb. der Bücherkunde für die ältere Medicin. ., durchaus umgearb. und stark verm. Au . (Gesch. und Lit. der älteren Medicin ). Leipzig (Nachdr. Graz ) S. –. – Hermann Grunow: Die Diätetik des W. v. S., . Jh. Berlin . – Julius Leopold Pagel: Wann hat W. v. S. seine Chirurgie niedergeschrieben? In: Allgemeine medicinische CentralZeitung () S. f. (), f. (). – Wilhelm Herkner: Kosmetik und Toxicologie nach W. v. S. (. Jh.). Berlin . – Eugen Loewy: Beitr. zur Kenntnis und Würdigung W.’s v. S. (XIII. Jh.) als Arzt. Berlin . – Oscar Basch: Materialien zur Beurteilung des W. v. S. als Arzt, . Jh. Berlin . – Ernst Gurlt: Gesch. der Chirurgie und ihrer Ausübung. Bd. . Berlin (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –. – Franz Otto Scharschmidt: Die Anatomie des W. v. S. Borna . – Hans Georg Neugebauer: Die chirurgischklinische Kasuistik in den beiden Bearbeitungen der Chirurgia des W. v. S. (XIII. Jh.). Breslau . – George Sarton: Introduction to the History of Science. Bd. . Washington (Neudr. Huntington/New York ) S. f. – Arnold Carl Klebs: Incunabula scienti ca et medica. In: Osiris () S. – (Separat-Nachdr. Hildesheim u. a. , ) S. f. (Nr. .–.). – Maria Luisa Altieri Biagi: Guglielmo Volgare. Studio
. Hälfte . Jh. sul lessico della medicina medioevale (Studi e materiali; Istituto di Glottologia. Università di Bologna ). Bologna . – Wolfram Schmitt: Bartholomäus Scherrenmüllers Gesundheitsregimen () für Graf Eberhard im Bart. Diss. Heidelberg , S. –. – Ders.: Der ‹Tractatus de salute corporis›, ein dem W. v. S. zugeschriebenes Gesundheitsregimen aus der Schule von Bologna. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – Tinerario Zucconi: Guglielmo da S. nel settimo centenario della morte. In: Archivio storico per le province parmensi () S. –. – Helen Rodnite Lemay: William of S. on Human Sexuality. In: Viator () S. –. – Jole Agrimi/Chiara Crisciani: The Science and Practice of Medicine in the Thirteenth Century According to Guglielmo da S., Italian surgeon. In: Practical Medicine from Salerno to the Black Death. Hg. v. Luis Garcia Ballester u. a. Cambridge , S. –. – Nancy G. Siraisi: How to Write a Latin Book on Surgery. In: ebd., S. – (wieder in: Dies.: Medicine and the Italian Universities – [Education and society in the Middle Ages and Renaissance ] Leiden u. a. , S. –). – Stefano Arieti: Le discipline chirurgiche in età federiciana. In: L’Unicorno () S. –. – Plinio Prioreschi: A history of medicine. Bd. : Medieval medicine. Omaha , S. –. – Graziella Federici Vescovini: Su alcune versioni scienti che in volgare italiano tra XIII e XIV secolo. In: Filoso a in volgare nel Medioevo. Hg. v. Nadia Bray/Loris Sturlese (Textes et études du Moyen Age ). Louvainla-Neuve , S. –. – G. Keil: W. v. S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Heimerl (s. Ausg.) S. xi–lviii, –. – Francesca Di Stefano: Compilazioni, rifacimenti, traduzioni. Il caso della ‹Chirurgia› di Guglielmo da S. In: I luoghi della traduzione. Le interfacce. Hg. v. Giovanna Massariello Merzagora u. a. (Pubblicazioni della Società di Linguistica Italiana ). Rom , Teilbd. , S. –. – Lia Bianchini: Guglielmo da S. e Bernardino Mandelli, personaggi di spicco della sanità piacentina entrambi sepolti in S. Giovanni. In: Strenna piacentina () S. –. Zu den dt./ndl. Bearbeitungen: Sudhoff (s. o.) S. –, f. – Christian Probst: Brunschwig und sein ‹Buch der Cirurgia›. In: Hieronymus Brunschwig. ‹Buch der Cirurgia›. Gertenbach , S. –, hier S. . – Joachim Telle: Mitt. aus
. Hälfte . Jh. dem Zwölfbändigen ‹Buch der Medizin› zu Heidelberg. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . – G. Keil/Rolf Müller: Dt. LanfrankÜbersetzungen des . und . Jh. In: Medizingesch. in unserer Zeit. FS Edith Heischkel-Artelt und Walter Artelt. Hg. v. Hans-Heinz Eulner u. a. Stuttgart , S. –, hier S. , –. – Ria Jansen-Sieben: Repertorium van de Middelnederlandse Artes-literatuur. Utrecht , S. , f. (= K). – Erwin Huizenga: ‹Een nuttelike practijke van cirurgien›. Geneeskunde en astrologie in het Middelnederlandse handschrift Wenen, Österr. Nationalbibl., (Middeleeuwse studies en bronnen ). Hilversum , S. –. – Manfred Gröber: Das wundärztliche Manual des Meisters Hans Seyff von Göppingen (ca. –). Der Cod. med. et phys. der Württembergischen Landesbibl. Stuttgart (GAG ). Göppingen , S. –, f., f. – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. (Reg.). – W. Schmitt: Medizinische Lebenskunst. Gesundheitslehre und Gesundheitsregimen im MA (Medizingesch. ). Berlin/Münster , S. –. VZ Konrad von Bontenbach (Buntenbach). – Wundarzt, Verfasser eines Gesuches um Niederlassungserlaubnis in Frankfurt/M. von . Ein Frankfurter Dienstbrief von , Vermerke im Bürgermeisterbuch und K.s eigenes Schreiben vom .. geben einige Hinweise zum Leben des Laienarztes: So führte er den Meistertitel und wurde zum Frankfurter Stadtwundarzt (in der Nachfolge Johann → Langes) bestellt. Vor dieser Anstellung befand er sich im Dienst eines «hertzoge Lodewig». schied K. aus dem Amt, nachdem ihm, wie zahlreichen anderen Stadtärzten auch, das Gehalt um die Hälfte gekürzt worden war. Er habe danach als Wanderarzt «in viel landen» seine medizinischen Fähigkeiten verfeinert und um «fromde kunst» erweitert. Besonders hebt K. die medizinische Versorgung von «fursten, herren» auf dem Konzil von Basel hervor. Die Gründe seines Wunsches nach erneuter Sesshaftigkeit in Frankfurt teilt K. den «burgemeyster und raithern gemeynlich» nicht mit. Dennoch erteilte der Rat ihm das Niederlassungsrecht, freilich ohne K. wieder mit seinem besoldeten Amt auszustatten («hie czu seczen ane gelt»). Das Ziel der Neuniederlassung verfolgt K. im Text ohne Bescheidenheit. Seine Befähigungen
Konrad von Bontenbach und «groiss kuntschafft» preist er prahlerisch an und ist bemüht, seine fachlichen Vorzüge mit einem möglichst prunkhaften Stil herauszustellen. Die gedrechselten Satzgefüge ufern aber teils so weit aus, dass die Syntax mitunter nur schwer nachzuvollziehen ist. Ü: Frankfurt/M., Inst. für Stadtgesch., Städtisches Arch. bis , Bestand ... (Protokolle des Rats) Bürgermeisterbuch von , Abschnitt Januar. – K.s Dienstbrief von : Ebd., Bestand .. (Städtische Beamte). – Die iatromathematische Sammelhs. Salzburg, UB, Cod. M I , die von Johannes G. Mayer (Die Blutschau in der spätma. dt. Diagnostik. Nachträge zu Friedrich Lenhardt aus der hsl. Überl. des ‹Arzneibuchs› Ortolfs von Baierland. In: Sudhoffs Arch. [] S. –, hier S. ) als Autograph K.s ausgewiesen wird, geht nicht auf den Frankfurter Stadtarzt, sondern auf → Konrad von Butzbach zurück. A: Oswald Feis: Gesuch eines ma. Arztes um Wiederanstellung. In: Sudhoffs Arch. () S. f. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Georg Ludwig Kriegk: Dt. Bürgerthum im MA. Nach urkundlichen Forschungen und mit besonderer Beziehung auf Frankfurt a. M. Frankfurt/M. , S. . – Wolfgang Wegner: K. v. B. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Florenz von Wevelinghoven (auch: Florens, Florenz, Floris, Florenti[n]us v. W., Wevelinkhoven, Wevelkove[n] u. ä.), † .. Burg Hardenberg. – Bischof von Münster und Utrecht. F. stammte aus einer edelfreien, später grä ichen Familie. Mehrere Verwandte F.s waren Kölner Domherren. F. selbst ist seit belegt und hatte damals schon die Pfarre Bergdorf (Diözese Köln) inne. wurde er Kölner Domherr, Subdiakon im Kölner Domkapitel und Amtmann der Burg Neuerburg. Seit war F. zudem päpstlicher Legat und Kollektor der Apostolischen Kammer im Erzbistum Köln, seit auch Inhaber einer Propstei. – amtierte F. als Bischof von Münster. Während dieser Zeit musste er immer wieder politische Auseinandersetzungen bewältigen. verp ichtete er sich, den Landfrieden mit dem Kölner Erzbischof und mehreren Städten einzuhalten. wurde F. Bischof
Florenz von Wevelinghoven von Utrecht, wo er einzog. In seiner neuen Diözese war er Anfeindungen des Adels ausgesetzt, erhielt aber die Unterstützung der KabeljauPartei gegen Ansprüche Arnolds von Hoorn und Reinholds von Vianen. Gert → Groote, dem Begründer der Devotio moderna, erlaubte F. ab das Predigen im Bistum. erließ er jedoch ein auch Groote betreffendes Predigtverbot für Diakone. Möglicherweise waren Grootes Predigten F. zu radikal geworden. Weiterhin förderte F. die Klostergründung in Windesheim. Während seiner Kölner Zeit regte F. die Historia trium regum des → Johannes von Hildesheim an. Als Bischof von Münster veranlasste er ein lat. Lehnsregister, das als frühestes Lehnsbuch des Bistums von Bedeutung ist. Außerdem initiierte er die älteste Chronik der Bischöfe von Münster, De vita et gestis episcoporum Monasteriensium (Catalogus episcoporum Monasteriensium). Lat. und dt. Bearbeitungen sowie Fortsetzungen des Werks sind in zahlreichen Handschriften erhalten. Die Forschung unterscheidet mehrere Rezensionen mit unterschiedlichen Berichtszeiträumen, die in späteren Fassungen bis ins . Jh. reichen. Die von bis reichende Rezension A wurde wohl vor dem Sommer begonnen und nach F.s Abschied von Münster beendet. A enthält die Chronik in ihrer ursprünglichen Form, deren Original aber nicht erhalten ist. Sie umfasste ein Vorwort, den Bericht über die Gründung des Bistums sowie Bischofsviten. Den Abschluss bildete die Vita F.s, der auch die Einleitung des Werks verfasste. Als Quellen der Chronik dienten die Vita Liudgeri von Altfrid, ältere Kataloge, Nekrologe aus dem örtlichen Dom und andere Lokalüberlieferung. In Rezension B ist die Chronik bis fortgesetzt und inhaltlich überarbeitet. F.s Vorwort fehlt und seine Vita ist stark gekürzt. Hinzugekommen sind die Viten der Bischöfe Johann Potho von Pothenstein, Heidenreich von Lüdinghausen und Otto IV. von Hoya. B ist als Grundlage mehrerer dt. Bearbeitungen von großer Bedeutung für die weitere Entwicklung der Münsterschen Chronistik. Rezension C umfasst zwei Redaktionen, die nach im Kloster Marienfeld entstanden. Redaktion I wird auf ca. bis datiert, während Redaktion II wohl bis zur Mitte des . Jh. entstanden ist. Auch C erfasst die Zeit bis , enthält aber zahlreiche Ergänzungen und Erläuterungen, etwa zu Marienfelder Ereignissen. Eine
. Hälfte . Jh. weitere, bis reichende Bearbeitung der Chronik ist inhaltlich von der politischen Perspektive des Domkapitels geprägt. Weiterhin sind lat. Fortsetzungen bis und überliefert. Letztere stammt von Rudolf von → Langen und enthält auch die Vita des Heinrich III. von Schwarzburg. Die erste bekannte mnd. Bearbeitung von F.s Chronik wird auf die Zeit bald nach datiert. Der auf Rezension B beruhende Text reicht wie seine Vorlage bis . Die Übersetzung gilt als sehr originalgetreu, bietet aber auch kleinere Ergänzungen, u. a. bei Adolf von der Mark und Johannes von Virneburg. Eine Fortsetzung dieser B-Übersetzung reicht bis und dürfte bald danach entstanden sein. Als Autor galt lange Arnd → Bevergern, was in der neueren Forschung jedoch umstritten ist. Charakteristisch für diese Fortsetzung ist die dezidiert städtische Perspektive des Bearbeiters. Aus dem Jahr stammt eine weitere mnd. Bearbeitung von F.s Chronik, die größere inhaltliche Umstellungen aufweist und deren Stil als unkonventionell gilt. Um die erste Hälfte des . Jh. entstand eine weitere Bearbeitung, die in der Forschung u. a. als Kumulierende Redaktion bezeichnet wird. Dieser Text ist kompilatorisch angelegt und verarbeitet die mnd. Übersetzung von Rezension B, die ältere Marienfelder Redaktion I von Rezension C, die Bevergern zugeschriebene Bearbeitung und Teile der lat. Fortsetzung bis . Eine weitere volkssprachige Bearbeitung, die sog. Annalistische Fortsetzung, erweitert den Berichtszeitraum bis . Der erste Teil bis gilt noch als zeitgenössisches Werk des . Jh., während der Schlussteil bereits nicht mehr dem MA zugerechnet wird. Insgesamt stellt die von F. veranlasste Chronik einen wichtigen Grundstein der Münsterschen Geschichtsschreibung dar. Noch in der Mitte des . Jh. schöpfte Heinrich Stevermann für seine Stiftsgeschichte aus dem älteren Werk. Ü: Verzeichnis von fast lat. und dt. Handschriften der Chronik und ihrer Bearbeitungen bei Plessow (s. Lit.). – Auswahl wichtiger Hss.: . F.s Chronik in ihrer frühesten Textgestalt (Rezension A): Münster/Westf., Staatsarch., Msc. I , Bll. (Pap., zweites Drittel . Jh., Abschrift einer älteren Vorlage). . Erste Bearbeitung (Rezension B): Wolfenbüttel, HAB, cod. Gudiani, r–v (Perg. und Pap.,
. Hälfte . Jh. nach /). – Münster/Westf., Staatarch., Altertumsver. Münster, Mskr. Nr. , – (Pap., . Jh.). . Mnd. Übers. von Rezension B: Anholt, Fürstlich Salm-Salmsche Bibl., Hs. , r–r (Perg. und Pap., Mitte . Jh.). – Berlin, SBB, Ms. boruss. quart. , r–v (Pap., zweites Viertel . Jh.). – Göttingen, UB, Ms. hist. , r–r (Pap., drittes Viertel . Jh.). – Hannover, LB, Ms. XXII, Nr. , – (Pap., zweite Hälfte . Jh.). – Ebd., Ms. XXII, Nr. , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., mit annalistischer Fortsetzung). – Münster/Westf., Staatsarch., Msc. VII , Bd. , r–r (Pap., spätes . Jh.). – Burgsteinfurt, Fürstliches Arch., Bestand A Steinfurt , – (Pap., Ende . Jh.). . Bevergern zugeschriebene Bearbeitung: Münster/Westf., Staatsarch., Msc. , ra–v (Perg., . Jh.). . Mnd. Fortsetzung bis : Münster/Westf., Staatsarch., Altertumsver. Münster, Mskr. Nr. , r–r (Pap., mit Nachträgen von nach ). . Sog. Kumulierende Redaktion: Münster, ULB, Msc. , r–v (Pap., erstes Drittel . Jh.; verbrannt). A: Die Geschichtsquellen des Bistums Münster. Bd. : Die Münsterischen Chron. des MA. Hg. v. Julius Ficker. Münster/Westf. , S. –, – (lat. und nd. Fassungen). L: Pieter L. Müller, ADB () S. . – Heinrich Neu, NDB () S. f. – Regnerus R. Post: Floris van W. In: DHGE () Sp. f. – Katharina Colberg, VL () Sp. – (mit älterer Lit.). – Aloys Bömer: Das literarische Leben in Münster bis zur endgültigen Rezeption des Humanismus. Münster/Westf. , S. –. – Heinrich Börsting/Alois Schröer: Hb. des Bistums Münster. Bd. . Münster/Westf. , S. . – H. Börsting: Gesch. des Bistums Münster. Bielefeld , S. f. – R. R. Post: Kerkgeschiedenis van Nederland in den Middeleeuwen. Bd. . Utrecht , S. , –. – Elisabeth Christern: Johannes von Hildesheim, Florentius v. W. und die Legende von den Heiligen Drei Königen. In: Jb. des Kölnischen Geschichtsver. / () S. –. – Ulrich Herzog: Unters. zur Gesch. des Domkapitels zu Münster und seines Besitzes im MA. Göttingen , S. –. – Hermann Bücker: Epigramme, und Denksprüche zur Gesch. der Bischöfe von Münster. In: Monasterium. FS zum siebenhundertsten Weihegedächtnis
Sandberg des Paulus-Domes zu Münster. Hg. v. A. Schröer. Münster/Westf. , S. –. – J. Fortuyn Drooglever: De Muntslag van Floris van Wevelinkhoven, Bisschop van Utrecht –. In: De Beeldenaar () S. –. – Markus Müller: Die spätma. Bistumsgeschichtsschreibung. Überl. und Entwicklung. Köln u. a. , S. –, –. – Reinhard Jüstel: F. v. W. (gest. ). In: Lebensbilder aus dem Kreis Neuss. Bd. . Hg. v. Kreisheimatbund Neuss. Neuss , S. –. – A. Schröer/Jan van Herwaarden: F. (Floris) v. W. In: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches bis . Hg. v. Erwin Gatz. Berlin , S. – (mit Lit.). – Gabriele Broens: Ein Huhn für zwei ‹Wewelinghöfer›. Das Zahlungsmittel unter Bischof Florentius von Wevelinckhoven. In: Jb. für den Kreis Neuss () S. –. – Das Bistum Münster. Bd. /: Die Diözese. Bearb. v. Wilhelm Kohl. Berlin u. a. , S. –. – Oliver Plessow: Die umgeschriebene Gesch. Spätma. Historiographie in Münster zwischen Bistum und Stadt. Köln u. a. , S. –, – u. ö. MM Sandberg, Andreas (auch: Santperg), * wahrscheinlich vor Czarne (?), † ... – Theologe, Kanzler, Chronist. Ein Andreas de Hamerstein ist ab an der Universität Wien nachweisbar, wo auch ein Magister A. S. lehrte. Sollte es sich um dieselbe Person gehandelt haben, macht der Name eine Herkunft aus dem polnischen Czarne (dt. Hammerstein) wahrscheinlich. S. war möglicherweise mit diesem Akademiker identisch, ist aber erst einige Jahre danach sicher belegt. Er war ab spätestens in der Kanzlei des Dt. Ordens tätig und – Pfarrer in Brodnica (Strasburg an der Drewenz). Danach war er Schreiber, Kaplan und – Kanzler der Hochmeister des Dt. Ordens, ab spätestens auch Domherr in Königsberg. Noch in seinem Todesjahr wurde er von der Ordenspartei als Bischof von Kulm nominiert, vom Papst jedoch nicht bestätigt. S. verfasste in seinen letzten Lebensjahren eine dt. Chronik vom Bund und Vereinigung wider Gewalt und Unrecht, die als Autograph erhalten ist. Das Werk beginnt mit der Wahl des Ludwig von Erlichshausen († ) zum Hochmeister, behandelt im ersten Teil aber auch vorhergehende Ereignisse ab der Gründung des Preußischen Bundes
Seld . Danach schildert die Chronik vor allem die zum Dreizehnjährigen Krieg führenden Kon ikte zwischen Hochmeister und Ständen. Sie beschreibt detailiert politische Manöver, angewandte Rechtsmittel und gegenseitige Verhandlungen bzw. Verhandlungsangebote. Die Chronik beleuchtet auch die Rolle, die Papst, Kaiser und Landesherr während dieser Jahre spielten. So werden etwa die Vorgänge um den drohenden Inquisitionsprozess und den Besuch eines päpstlichen Legaten ausführlich dargestellt. Insgesamt zeigt die dialogreich geschriebene Chronik eine starke Betonung der juristischen Aspekte des Kon ikts, vor allem durch den Bezug auf rechtliche Dokumente und Konventionen. S.s Perspektive gilt dabei als primär rechtspraktisch, nicht als gelehrt. Politisch ist die Chronik von der Sichtweise der Ordenspartei geprägt. So kritisiert S. heftig den Preußischen Bund, dessen Vertretern er Verrat und Täuschung vorwirft. Von dem in Wien belegten S. ist auch eine rhetorische Abhandlung überliefert. Nach den Angaben in der einzigen bekannten Handschrift (M) wurde der lat. Text an der Wiener Universität vorgetragen. Inhaltlich wird dieser Tractatus rhetorice der Ars dictandi zugerechnet. Er behandelt die Abfassung von Briefen unter Berufung auf Galfrid von Vinsauf (. Jh.). Die Forschung hat in dem Text allerdings auch Ein üsse anderer Rhetoriklehren nachgewiesen, z. B. des Nikolaus von Dybin. Ü: . Chronik: B: Berlin, Geheimes Staatsarch., XX. HA OF a (früher Königsberg, Staatsarch., Msc. A ), r–r (Pap., um –, ostmitteldt.; Autograph). – Vgl. Heckmann/Heckmann (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. . Lat. Rhetorik-Traktat: M: München, BSB, clm , r–v (Pap., . Jh.). Zu Dokumenten aus S.s dienstlicher Tätigkeit vgl. Heckmann/Heckmann (s. Lit.). A: Scriptores Rerum Prussicarum. Die Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit. Bd. . Hg. v. Max Toeppen. Leipzig (Nachdr. Frankfurt/M. ) S. – (Teilausg.). – Heckmann/Heckmann (s. Lit.). L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. f. – Hartmut Boockmann: Laurentius Blumenau. Fürstlicher Rat, Jurist, Humanist (ca. –). Göttingen u. a. , S. , u. ö. – Kurt Forstreuter: Santberg, A. In: Altpreußische
. Hälfte . Jh. Biogr. /. Hg. v. dems. u. a. Marburg , S. . – Hist.-geographischer Atlas des Preußenlandes. Bd. . Hg. v. Hans Mortensen u. a. Wiesbaden , S. f. – H. Boockmann: Die Geschichtsschreibung des Dt. Ordens. Gattungsfragen und ‹Gebrauchssituationen›. In: Geschichtsschreibung und Geschichtsbewusstsein im späten MA. Hg. v. Hans Patze. Sigmaringen , S. –. – Bernhart Jähnig: Die diplomatische Tätigkeit des Hochmeisterkaplans A. Santberg. In: Kancelaria wielkich mistrzow i polska kancelaria krolewska w XV wieku. Materialy z miedzynarodowej konferencji naukowej Malbork – IX . Hg. v. Janusz Trupinda. Malbork , S. –. – Dieter Heckmann/Marie-Luise Heckmann: Die ‹Chron. vom Bund und Vereinigung wider Gewalt und Unrecht› des Hochmeisterkaplans A. Santberg zur Vorgesch. des Dreizehnjährigen Krieges in Preußen (–). Marburg . – D. Heckmann: Schriftbestimmung zur Datierung und Identi zierung am Beispiel der ‹Chron. vom Bund und Vereinigung wider Gewalt und Unrecht› des Andreas Santberg († ). In: Editionswiss. Kolloquien –. Methodik – Amtsbücher, digitale Edition – Projekte. Hg. v. Matthias Thumser. Toru´n , S. –. MM Seld, Johannes (de Lewbsa), † wahrscheinlich nach . – Theologe, Handschriftensammler. S. ist nicht identisch mit dem Juristen J. S. de Wyenna, der ab in Wien studierte und sowie Rektor der dortigen Universität war. Der hier behandelte S. stammte aus Langenlois (Niederösterreich) und wurde in Wien eingeschrieben. Später war er Pfarrer in Schleißheim (bei Wels/Oberösterreich). S. arbeitete mit dem nahegelegenen Benediktinerkloster Kremsmünster zusammen, u. a. durch eine Gebetsverbrüderung. stiftete S. im Kloster ein Anniversarium. Dazu vermachte er dem Stift mehr als Handschriften aus seinem Besitz. Die Forschung hat in dieser Sammlung vor allem theologische Schriften nachgewiesen. Die Bände enthielten aber z. B. auch das → Abstractum-Glossar, das Kremsmünsterer Osterspiel (→ Kremsmünsterer Passionsspielfragment) und das → Kremsmünsterer (schlesische) Dorotheenspiel. S. schrieb die Handschriften wahrscheinlich zumindest teilweise selbst. So wird er etwa als Schreiber des Evangelienkommentars von Nikolaus von Gorran in cod. erwogen. Weiterhin
. Hälfte . Jh. wurde S. früher als Übersetzer oder Schreiber einer in cod. erhaltenen → Donat-Bearbeitung vermutet. Heute gilt S. jedoch nur als ursprünglicher Besitzer des Donat-Teils der Handschrift. Ü: Verz. und Beschreibungen der von S. gestifteten Hss.: Neumüller (s. Lit.) S. (Anm. ). – Hauke Fill: Kat. der Hss. des Benediktinerstiftes Kremsmünster. Tle. in Bdn. Wien –, vgl. u. a. Tl. , Reg.-Bd., S. . – Schnell (s. Lit.). L: Bernhard Schnell, VL () Sp. f. – Adalbero Huemer: Eine ‹Ars minor› des Donat aus dem . Jh. In: Beitr. zur österr. Erziehungs- und Schulgesch. Bd. . Wien/Leipzig , S. –. – Willibrord Neumüller: Zur ma. Bibliotheksgesch. von Kremsmünster. In: FS. zum jährigen Bestande des öffentlichen Obergymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster. Hg. vom Professorenkollegium. Wels , S. –. – Erika Ising: Die Herausbildung der Grammatik der Volkssprachen in Mittel- und Osteuropa. Berlin , S. . – Elke Ukena: Die dt. Mirakelspiele des SpätMA. Stud. und Texte. Bern u. a. , S. f. – Oskar Pausch: Handschriftenfunde zur Lit. des MA . Das Kremsmünsterer Osterspiel. Ein Fragm. aus dem . Jh. In: ZfdA () S. –. – Georg Steer: Hugo Ripelin von Straßburg. Zur Rezeptions- und Wirkungsgesch. des ‹Compendium theologicae veritatis› im dt. SpätMA (TTG ). Tübingen , S. f. – Klaus Grubmüller: Der Lehrgang des Triviums und die Rolle der Volkssprache im späten MA. In: Stud. zum städtischen Bildungswesen des späten MA und der frühen Neuzeit [...]. Bearb. v. Ludger Grenzmann. Hg. v. Bernd Moeller u. a. Göttingen , S. –. – B. Schnell: Ein Würzburger Bruchstück der mhd. Donat-Übersetzung. Ein Beitr. zu deren Überlieferungsgesch. In: ZfdA () S. –. – Nikolaus Henkel: Dt. Übersetzungen lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit (MTU ). München , S. , f. – Paul Uiblein: Zur ersten Dotation der Univ. Wien In: Jb. des Stiftes Klosterneuburg NF () S. – (wieder in: Ders.: Die Univ. Wien im MA. Beitr. und Forschungen. Hg. v. Kurt Mühlberger/Karl Kadletz. Wien , S. –). – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM
Georg von Nürnberg Georg von Nürnberg (auch: Meister Jörg), * Nürnberg (?). – möglicher Auftraggeber oder Verfasser eines italienisch-dt. Lehrbuchs, erste Hälfte . Jh. G. ist nur über seine Erwähnung in einem italienisch-dt. Sprachlehrbuch belegt. Im Dialogteil des Werks wird ein aus Nürnberg stammender «maister Jorg» genannt, der in Venedig dt. Sprachunterricht gegeben habe. Die Forschung vermutet in G. meist den Betreiber einer privaten Sprachschule im Bereich der Rialtobrücke und des Fondaco dei Tedeschi. Als mögliche Zielgruppen der Schule gelten zukünftige Kau eute oder angehende «Sensale», also venezianische Amtspersonen mit Zuständigkeit für dt. Händler. Das Sprachbuch entstand wahrscheinlich im ersten Viertel des . Jh.; es könnte aus G.s Lehrbetrieb hervorgegangen sein. Allerdings ist unbekannt, welche Rolle G. selbst bei der Entstehung der Schrift spielte. Möglicherweise war er nicht Verfasser, sondern nur Auftraggeber des Werks. Das dreiteilige Lehrbuch beginnt mit umfangreichen Wortlisten. Diese führen jeweils links die italienischen und rechts die dt. Wörter auf und sind nach Sachgruppen geordnet. Erfasst werden u. a. Verwandtschaftsverhältnisse, Zahlwörter, chronologische Bezeichnungen, Körperteile, Waffen, Kleidungsstücke, Möbel und andere Gegenstände des Alltags. Zwischen den Einzelwörtern sind vereinzelt Redewendungen und Dialogteile eingestreut. Der zweite Teil des Sprachbuchs ist morphologisch orientiert und bietet vor allem Konjugationslisten. Der dritte Teil ist der Phraseologie gewidmet und enthält Szenen mit Musterdialogen. Darin verhandeln z. B. Kau eute über Tuchpreise und Schüler führen lockere Konversationen über Venedigs Nachtleben. In der weiteren Überlieferung blieben die Wortlisten des Buchs relativ konsistent, während die Dialogszenen verschmolzen, umgestellt oder erweitert wurden. Die Forschung unterscheidet drei Gruppen von Handschriften, von denen Gruppe A dem Original am nächsten steht. Der Text in Gruppe C hingegen kann bereits als eigenständiges Werk aufgefasst werden. Das Sprachbuch war Grundlage des gedruckten Vokabulars → Adams von Rottweil. Als Vorlage vermutet die Forschung eine unbekannte Handschrift aus der Region Venedig. Später wurde das Sprachbuch auch im Vocabulari català-alemany () rezipiert. Heute wird G.s Schrift besondere
Jos von Pfullendorf Bedeutung für die Entwicklung von Deutsch als Fremdsprache zugesprochen. Das Sprachbuch gilt als frühestes bekanntes Unterrichtswerk in diesem Bereich sowie als Beleg für die Institutionalisierung des Deutschunterrichts im damaligen Venedig. Die Forschung hat das Werk sprachwissenschaftlich untersucht, es aber ebenso in den Kontext der europäischen Wirtschaftsgeschichte gestellt. Immerhin wurden Dialogszenen und Vokabular des Sprachbuchs vor dem Hintergrund der dt.-italienischen Handelsbeziehungen gestaltet. Ü: Die Überl. wird von der Forschung in drei Gruppen (A, B, C) eingeteilt. Die älteste bekannt Überl. ist in Gruppe A zusammengefasst: H: Heidelberg, UB, cpg , Bll. (Pap., Augsburg?, frühes . Jh.). – M: München, BSB, cod. ital. , Bll. (Perg., Venedig, ). – W: Wien, ÖNB, cod. , Bll. (Pap., Venedig, ). – BE: Modena, Biblioteca Estense, ms. it. (früher Ms. alfa H. . ), Bll. (–). – F: Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, cod. Ashb. , r–r (Pap., um , Fragm.). – Nach Honemann (s. Lit.) beruht Hs. H auf M und W. Die neuere Datierung bei Blusch (s. Ausg.) lässt jedoch auch eine frühere Entstehung von H als möglich erscheinen. Die spätere, aber ebenfalls noch aus dem . Jh. stammende Überl. umfasst drei Hss. in Gruppe B (Sevilla, Biblioteca Colombina, cod. ..; Florenz, Nationalbibl., cod. Magl. IV ; Oxford, Bodleian Library, ms. Canon. Ital. ) und zwei Hss. in Gruppe C (München, BSB, cod. ital. ; Rom, Biblioteca Vaticana, cod. Palat. ; Capestrano, Franziskanerkonvent, Fragm.). – Zur Überl. vgl. die Ausg. sowie www.handschriftencensus.de/werke/. A: Das älteste italienisch-dt. Sprachbuch. Eine Überl. aus dem Jahr nach G. v. N. Hg. v. Oskar Pausch. Wien u. a. (vgl. dazu: Volker Honemann, AfdA , , S. –). – Vocabolari Veneto-Tedeschi del secolo XV. Hg. v. Alda Rossebastiano Bart. Bde. Savigliano . – I ‹Dialoghi› di Giorgio da Norimberga. Red. veneziana, versione toscana, adattamento padovano. Hg. v. ders. Savigliano . – Martina Blusch: Ein italienisch-dt. Sprachlehrbuch des . Jh. Edition der Hs. UB Heidelberg Pal. Germ. und räumlich-zeitliche Einordnung des dt. Textes. Frankfurt/M. u. a. . – Marialuisa Caparrini: Un Manuale di Tedesco per Italiani del XV
. Hälfte . Jh. Secolo. Lo ‹Sprachbuch› di Meister Jörg. Introduzione all’Opera e Edizione dei due Testimoni Fiorentini (Magl. IV e Ashb.) (GAG ). Göppingen . – Online-Faks. von Hs. H: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg. D: Vokabular des Adam von Rottweil: [Venedig]: Adam von Rottweil, (GW M). L: V. Honemann, VL () Sp. –; () Sp. . – A. Rossebastiano Bart: Dizionari a Stampa Italiano-InglesiTedeschi-Fiamminghi del Quattrocento e del Cinquecento. Diss. Turin . – Alfred Karnein: Dt. als Fremdsprache im . Jh. Das Sprachbuch Meister Jörgs. In: Jb. Dt. als Fremdsprache () S. –. – Blusch (s. Ausg.). – Caparrini (s. Ausg.). – A. Rossebastiano Bart: Dt.-italienische Vokabulare des . Jh. Inhalt, Struktur, Zielgruppe. In: Die Volkssprachen als Lerngegenstand im MA und in der frühen Neuzeit. Akten des Bamberger Symposions am . und . Mai . Hg. v. Helmut Glück. Berlin , S. –. – H. Glück: Dt. als Fremdsprache in Europa vom MA bis zur Barockzeit. Berlin , S. – u. ö. – Nicola McLelland: Dialogue and German Language Learning in the Renaissance. In: Printed Voices. The Renaissance Culture of Dialogue. Hg. v. Dorothea Heitsch/Jean-François Vallée. Toronto u. a. , S. –. – Ein Franke in Venedig. Das Sprachlehrbuch des G. v. N. () und seine Folgen. Hg. v. H. Glück. Wiesbaden . MM Jos von Pfullendorf (auch: Jodocus Fabri v. P.), * zweite Hälfte . Jh. Pfullendorf (?), † wahrscheinlich spätestens . – Notar, Schreiber, Autor von Lehrgesprächen. J. war wahrscheinlich mit einem Jodocus Fabri aus Pfullendorf identisch, der ab in Heidelberg studierte und dort Magister der Künste wurde. Von bis mindestens war J. Notar in Schwäbisch Gmünd und ab spätestens in Rottweil. Mindestens von bis war er dort Hofgerichts- und Stadtschreiber. reiste er in diplomatischer Mission für das Kloster St. Georgen (Schwarzwald-Baar-Kreis) nach Rom. J.s genaues Todesdatum ist unbekannt, doch wird er bereits als verstorben bezeichnet. Seine Tochter Beatrix († ) war Nonne im Augustinerchorfrauenstift Inzigkofen und Adressatin von zwei Werken
. Hälfte . Jh. J.s. Er war mit dem Juristen Job → Vener befreundet, den er vielleicht während seiner Zeit an der Universität Heidelberg kennenlernte. J. verfasste für Beatrix und ihre Mitschwestern die Fuchsfalle (), ein dt. Lehrgespräch über das Klosterleben. Der autograph erhaltene Text legt J.s Tochter kurze Fragen in den Mund, die dann von ihrem Vater ausführlich beantwortet werden. In mehr als Kapiteln mahnt J. seine Tochter zur Einhaltung ihrer Gelübde, warnt vor Versuchungen des klösterlichen Daseins und propagiert Klosterreformen. Das Buch wendet sich auch gegen Hussiten und andere Ketzer. Diese erscheinen hier in Anspielung auf Hld , als Füchse, die den göttlichen Weinberg verwüsten wollen. Die klösterlichen Tugenden dienen bei J. als jene titelgebenden Fuchsfallen, die diese zerstörerischen Kräfte eindämmen sollen. In J.s Hussitenkritik und der Quellenverwendung der Fuchsfalle hat die Forschung den Ein uss Job Veners nachgewiesen. J.s Schrift beruft sich zudem auf die Bibel und → Bernhard von Clairvaux. J. versammelt in der Fuchsfalle zahlreiche dt., möglicherweise von ihm selbst übersetzte Auszüge aus diesen Quellen. Vorlage für die Bernhard-Stellen war wohl eine Stuttgarter Handschrift, als deren Schreiber manchmal ebenfalls J. vermutet wird (Stuttgart, LB, HB VII , um /). Seiner Tochter und ihren Mitschwestern widmete J. auch das Buch mit den farbigen Tuchblättern der Beatrix von Inzigkofen. Die Forschung vermutet die Entstehung des Werks ab frühestens / , also in J.s letzten Lebensjahren. Der überlieferte Autograph ist unvollendet, da J. vor der Fertigstellung erkrankte und starb. Wie die Fuchsfalle bietet das Buch ein Lehrgespräch zwischen einer fragenden Nonne und einem antwortenden Vater. Während die ältere Schrift sich jedoch primär mit dem klösterlichen Leben beschäftigt, dient das Buch der dogmatischen Unterweisung. Glaubensinhalte werden hier an einem ktiven Kodex veranschaulicht, dessen Seiten aus Tuchen verschiedener Farben bestehen. Von den sechs ursprünglich vorgesehenen Farben behandelt das Buch nur zwei, bevor es abbricht: Weiß steht für die noch unschuldige Seele des getauften Kindes, Schwarz hingegen für die sündige Seele. Der erhaltene Text erläutert u. a. Gott, Dreifaltigkeit, Schöpfung und Sündenfall, Seele und Materie. Als Quelle dienten vor allem die Sentenzen des → Petrus Lombardus, aber
Jos von Pfullendorf auch → Bartholomäus Anglicus und wieder Bernhard von Clairvaux. Wie die Fuchsfalle gilt das Buch als stark kompilatorisch. Unsicher ist die Zuschreibung weiterer Werke an J. So gilt er manchmal als Verfasser oder zumindest Schreiber der alten Rottweiler Hofgerichtsordnung in Handschrift S. Jedoch ist die Datierung von S strittig: Mal wurde die Entstehung des Textzeugen noch zu J.s Lebzeiten vermutet, mal um oder später, also nach J.s wahrscheinlichem Todesjahr. Ausweislich des Wasserzeichens wurde S wohl zwischen und abgefasst, was J.s Autorschaft weder ausschließt noch sichert. Inhaltlich regelt das Werk die Verfahrensgänge des Rottweiler Hofgerichts, das seit dem späten . Jh. nachgewiesen ist und bis ins frühe . Jh. zu den höchsten Gerichten im Dt. Reich zählte. Der dt. Text ist mit einem lat. Prolog versehen, der über das Leben König Konrads III. († ) und dessen sagenhafte Gründung des Hofgerichts berichtet. Außerdem wird J. als möglicher Verfasser der frühesten bekannten Fassung der → Auslegung der Hymnen in Handschrift K erwogen. Der manchmal J. zugesprochene Kodex bietet lat. Hymnen mit dt. Prosaparaphrasen und Glossen. Als dt. Bearbeiter wird in der Handschrift ein anonymer Notar aus Rottweil identi ziert. Auch ist der Text einem Ulrich von Klingen gewidmet, der – als Hofrichter in Rottweil nachgewiesen ist. Beides spricht jedoch nicht zwingend für eine Autorschaft J.s. Ü: . Fuchsfalle: K: Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , Bll. (Pap., , Autograph). . Buch mit den farbigen Tuchblättern: B: Berlin, SBB, mgf , r–r (Pap., nach , schwäbisch; Autograph). . Rottweiler Hofgerichtsordnung: S: Stuttgart, LB, cod. HB VI , Iar–LXXXVIIr (Perg. und Pap., um –?, schwäbisch). . Hymnen: K: Karlsruhe, LB, cod. Aug. , va–ra (Pap., ./. Jh.). – Zur Überl. nach J. s. Janota/Wachinger (s. Lit.). Vgl. u. a. Fechter (s. Lit.). – Abel/Eichenberger (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/ . – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. A: . Fuchsfalle: Online-Faks. von Hs. K: http://digital.blb-karlsruhe.de/blbhs/content/ titleinfo/.
Johannes von Gablingen . Buch mit den farbigen Tuchblättern: Abel/Eichenberger (s. Lit.). . Rottweiler Hofgerichtsordnung: Heinrich Glitsch/ Karl Otto Müller: Die alte Ordnung des Hofgerichts zu Rottweil (um ). In: Zs. der SavignyStiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. – (auch als Sonderdruck, Weimar ). – Die Rottweiler Hofgerichtsordnung (um ) in Abb. aus der Hs. HB VI der Württ. LB Stuttgart (Litterae ). Hg. v. Wolfgang Irtenkauf. Göppingen . – Online-Faks. von Hs. S: http://digital.wlb-stuttgart.de/purl/bsz. . Hymnen: Alfred Holder: Die Hss. der Badischen LB in Karlsruhe : Die Reichenauer Hss. . Die Papierhss. Karlsruhe , S. –. – Online-Faks. von Hs. K: http://digital.blbkarlsruhe.de/urn/urn:nbn:de:bsz:–. L: Konrad Kunze, VL () Sp. –. – Johannes Janota/Burghart Wachinger: Hymnare und Hymnenerklärungen in dt. Sprache. In: ebd., Sp. –; () Sp. . – Karl Otto Müller: Zur Datierung der alten Rottweiler Hofgerichtsordnung um . In: Württemberg. Vierteljahrsh. für Landesgesch. NF (/ ) S. –. – Georg Grube: Die Verfassung des Rottweiler Hofgerichts. Stuttgart , S. f., f. – Hannes Kästner: Ma. Lehrgespräche. Textlinguistische Analysen. Stud. zur poetischen Funktion und pädagogischen Intention. Berlin , S. f. – Werner Fechter: Neues über J. v. P. In: ZfdA () S. –. – Irtenkauf (s. Ausg., Nr. ). – Hermann Heimpel: Die Vener von Gmünd und Straßburg –. Stud. und Texte zur Gesch. einer Familie [...] . Göttingen , S. – u. ö. – Peter-Johannes Schuler: Notare Südwestdeutschlands. Bd. : Ein prosopographisches Verz. für die Zeit von bis ca. . Stuttgart , S. f. (Nr. ). – Christoph Fuchs: Dives, pauper, nobilis, magister, frater, clericus. Sozialgeschichtliche Unters. über Heidelberger Universitätsbesucher des SpätMA (–). Leiden u. a. , S. . – W. Fechter: Dt. Hss. des . und . Jh. aus der Bibl. des ehemaligen Augustinerchorfrauenstifts Inzigkofen. Sigmaringen , S. –, f. u. ö. – Schwabenspiegel. Lit. vom Neckar bis zum Bodensee –. Bd. . Hg. v. Ulrich Gaier u. a. Ulm , S. f., . – Christian Gildhoff: ‹Hie Welf – hie Waibling›. Eine ‹ganz sicher unrichtige Fabel›? In: Zs. für württembergische Landesgesch. () S. –. – Stefan Abel/Nicole Eichenberger: J. v. P., Das Buch mit
. Hälfte . Jh. den farbigen Tuchblättern der Beatrix von Inzigkofen. Unters. und Edition (ZfdA Beih. ). Stuttgart . MM Johannes von Gablingen. – Leutpriester, Verfasser eines lat.-dt. Vokabulars, . Jh. Der Verfasser des umfangreichen Vocabularius fundamentarius nennt sich in beiden Textzeugen «Johannes presbiter humilis tunc temporis plebanus et rector in Gablingen» (cgm : «Gablungen») an der Schmutter (bei Augsburg). Das begonnene Werk stellt eine vor allem durch ein hebräisches Namenglossar erweiterte Bearbeitung des zwischen etwa und Dezember entstandenen → Vocabularius Principaliter dar, dem von den beiden Textzeugen der cgm näher steht. Als weitere Quellen werden im Prolog → Ovid, → Vergil, Huguccio († ), Catholicon (Johannes Balbus, † ), Priscian (um ), → Guilelmus Brito, Grecista (Grecismus, Eberhard von Béthune, † ), Papias (P. vocabulista, . Jh.), → Isidor und → Johannes von Garlandia angeführt. Ü: München, BSB, Cgm , r–r (Pap., , ostschwäbisch, Schreiber: «Caspar R˚udolf», scolaris in Augsburg [vgl. Bl. r und Bl. v], einige Marginalien verschiedener Hände des . Jh. und von ); zur Herkunft aus Indersdorf vgl. Bl. r unten: «Fratrum monasterii BVM in Undenstorff »; v–v: katechetischer Exkurs nach dem Lemma «Con rmacio». – Ebd., Cgm , r–r (Pap., Schreibernennung auf Bl. r: «Johannes Dyemer», drittes Viertel . Jh., ostschwäbisch); aus Augsburg, St. Ulrich und Afra. L: Klaus Kirchert/Gerhardt Powitz, VL () Sp. f. – Karin Schneider: Die dt. Hss. der Bayerischen Staatsbibl. München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V, ). Wiesbaden , S. f., f. – Klaus Grubmüller: Die dt. Lexikographie von den Anfängen bis zum Beginn des . Jh. In: Wörterbücher, Dictionaries, Dictionnaires. Ein internationales Hb. zur Lexikographie. [...]. Hg. v. Franz Josef Hausmann u. a. . Teilbd. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswiss. .). Berlin/New York , S. –, hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . BJ
. Hälfte . Jh. Tiergart, Johannes (auch: Thirgarte, Tirgarth, J. Curoniensis) OT, * um , † .. Piltene. – Bischof von Kurland, Generalprokurator. T. stammte aus einer Familie Danziger Patrizier, die u. a. als Ratsherren, Vögte, Großschäffer und Geistliche tätig waren. T.s Neffe war der Chronist Johannes → Lindau. T. selbst studierte zunächst in Prag die Artes und wurde Baccalaureus. schrieb er sich in Bologna ein, bevor er nach Leipzig wechselte. Dort schloss er sein Studium vermutlich als Magister ab. Ab war T. Priesterbruder des Dt. Ordens sowie dessen Generalprokurator an der Kurie in Rom. wurde er Bischof von Kurland. Mit Unterstützung des Hochmeisters Paul von Rusdorf konnte T. sich gegen den Mitbewerber Dietrich Tanke durchsetzen. T. führte zunächst sein Amt als Generalprokurator fort und hielt sich daher meist in Rom auf, während der Domherr Johann Hamel in Kurland die Geschäfte führte. wurde T. auf eigenen Wunsch vom Amt des Generalprokurators entbunden. Danach war er päpstlicher Statthalter in Fermo und Spoleto. nahm er vorübergehend am Konzil von Basel teil und reiste anschließend nach Kurland. T.s Amtszeit als Bischof war vor allem von Auseinandersetzungen mit dem Rigaer Domkapitel geprägt, das größere Autonomie gegenüber dem Dt. Orden erstrebte. In anderen Kon ikten des Ordens, etwa mit den livländischen Prälaten, wirkte T. als Mediator. hielt er sich in diplomatischer Mission in Preußen auf. Von bis betrieb T. erfolglos die Abgabe des Bistums an seinen Bruder Augustin. T. unterhielt u. a. Kontakte zu dem Danziger Bürgermeister Gerd von der Beke. Von T. sind neben verschiedenen Briefen und Urkunden vor allem zahlreiche Berichte erhalten, die er während seiner Zeit als Generalprokurator an den Hochmeister des Dt. Ordens schickte. Die oft eigenhändigen Schreiben sind meist in dt., teilweise auch in lat. Sprache verfasst. Der größte Anteil stammt aus den Jahren bis . Danach gingen Frequenz und Umfang der Schreiben deutlich zurück. In den ersten Jahren von T.s Tätigkeit als Generalprokurator behandelten seine Berichte besonders die Auseinandersetzungen um polnische Ansprüche auf Gebiete, die der Orden für sich reklamierte. T. teilte seinen Vorgesetzten dazu neben aktuellen Ereignissen auch den Stand von Verhandlungen mit und übersandte ihnen relevante Dokumente. Häu ges Thema der Schreiben sind
Tiergart auch Personalien, etwa Neubesetzungen kirchlicher Posten oder Ambitionen verschiedener Geistlicher. Immer wieder erwähnen die Berichte außerdem nanzielle Angelegenheiten, etwa Zehntstreitigkeiten, Geldsorgen T.s oder Schulden von Klerikern und Orden. T. besaß ferner juristische, darunter kanonistische Handschriften, die er zumindest teilweise innerhalb seiner Familie weitervererbte und von denen mehrere erhalten sind. Ü: Verz. der Quellen T.s bzw. über T. bei Koeppen / und Forstreuter / (beide s. Ausg.). Hss. aus T.s Besitz: Danzig, Bibl. der Polnischen Akad. der Wiss., Ms. Mar. F . – Ebd., Ms. Mar. F . – Ebd., Ms. Mar. Q . – Ebd., Ms. Mar. F . – Vgl. Koeppen , S. , . – Zu einer möglicherweise weiteren Hs. T.s vgl. Mentzel-Reuters (s. Lit.) S. . Briefe T.s werden im Briefarchiv des Dt. Ordens aufbewahrt: Berlin, Geheimes Staatsarch. Preußischer Kulturbesitz, XX. Hauptabt. (Hist. Staatsarch. Königsberg), Ordensbriefarchiv. A: Die Berichte der Generalprokuratoren des Dt. Ordens an der Kurie. Bd. . Bearb. v. Hans Koeppen. Halbbde. Göttingen und (Hauptausg. der Berichte aus T.s Amtszeit). – Die Berichte der Generalprokuratoren des Dt. Ordens an der Kurie. Bde. / und /. Bearb. v. Kurt Forstreuter. Teilbde. Göttingen und . L: Hartmut Boockmann, LexMA () Sp. . – Hermann Freytag: Die Geschäftsträger des Dt. Ordens an der Römischen Kurie von bis . In: Zs. des Westpreußischen Geschichtsver. () S. –, hier S. f. – Christian Krollmann: T., J. In: Altpreußische Biogr. Bd. . Hg. v. dems. Königsberg , S. . – Koeppen (s. Ausg.). – Jürgen Sarnowsky: Die Wirtschaftsführung des Dt. Ordens in Preußen (–). Köln u. a. , S. f., – u. ö. – Jan-Erik Beuttel: Der Generalprokurator des Dt. Ordens an der Römischen Kurie. Amt, Funktionen, personelles Umfeld und Finanzierung. Marburg , passim. – Ders.: J. T. (OT). In: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches bis . Hg. v. Erwin Gatz. Berlin , S. f. – Arno Mentzel-Reuters: Arma spiritualia. Bibliotheken, Bücher und Bildung im Dt. Orden. Wiesbaden , S. , , –. – Bernhart Jähnig: Die Rigische Sache des Dt. Ordens zur Zeit des Erzbischofs Henning Scharpenberg bis zur Landeseinung von . In: Aus der Gesch.
Andreae Alt-Livlands. FS Heinz von zur Mühlen. Hg. v. B. Jähnig. Münster/Westf. , S. –. – H. Koeppen: Peter von Wormditt und die Edition der Ber. der Generalprokuratoren des Dt. Ordens an der Kurie. In: Die Ber. der Generalprokuratoren des Dt. Ordens an der Kurie. Personen- und Ortsindex sowie Erg. zum . Bd. (–). Hg. v. B. Jähnig. Köln u. a. , S. –. – Schuldbücher und Rechnungen der Großschäffer und Lieger des Dt. Ordens in Preußen. Bd. . Hg. v. Cordelia Heß u. a. Köln u. a. , S. u. ö. MM Andreae, Johannes (auch: Giovanni d’Andrea), * um Rifredo, † .. Bologna. – Jurist. A. absolvierte das Studium beider Rechte in Bologna, u. a. bei Aegidius de Fuscarariis und Guido de Baysio. In Bologna war er seit Professor für kanonisches Recht, lehrte aber von bis sowie auch in Padua. A. war in Bologna an der Neugestaltung der Universitätsstatuten beteiligt. Für Papst Johannes XXII. war er auch in diplomatischer Mission unterwegs. Mit seinen umfangreichen Veröffentlichungen zum kanonischen Recht erarbeitete sich A. einen Ruf als hervorragender Jurist. Als historische Standardwerke von Bedeutung sind etwa seine Glossen zu päpstlichen Dekretalensammlungen, Glossa ordinaria in Sextum (um , Neubearb. ) und Glossa ordinaria in Clementinas (, – ergänzt). Kommentare zu päpstlichen Gesetzestexten nden sich in den Novella commentaria in quinque libros decretalium (–) und den Novella commentaria in Sextum (–). A.s Werk gilt insgesamt zwar als kompilatorisch, aufgrund seines Zitatreichtums aber zugleich als wichtige Quelle zur ma. Kanonistik. Eine ma. Rezeption in dt. Sprache erfuhr A.s Schrift über Verwandtschaftsgrade, Lectura super arboribus consanguinitatis et affinitatis (um ). Übersetzungen des Textes sind in zahlreichen illustrierten Handschriften und Drucken nachgewiesen. Auch der Esslinger Stadtschreiber Johannes → Barlierer schuf eine dt. Übertragung des Textes, während Stephan → Gerhard ihn in dt. Sprache kommentierte. Die dt. Fassungen der Lectura super arboribus consanguinitatis et affinitatis weisen Erweiterungen und Ergänzungen auf, darunter Kapitel mit Rätseln. Ü (dt.): dt. Hss. der Lectura super arboribus consanguinitatis et affinitatis, darunter auch Abschriften der dt. Drucke. – Verz. bei Eis
. Hälfte . Jh. (s. Lit.) S. VIII f. und http://www.handschriftencensus.de/werke/. D: Zahlreiche lat. Drucke ab . Dt. Drucke von Super arboribus consanguinitatis et affinitatis ab etwa (GW , , –). – Frühe dt. Drucke: [Augsburg: Günther Zainer, nicht nach ] (GW , Übersetzung von Johannes Barlierer). – Augsburg: Johann → Bämler, [] (GW , Übersetzung von Johannes Barlierer). Verz. der Drucke unter GW (online). – Spätere Drucke im VD. – Vgl. auch Eis (s. Lit.) S. IX f. A (dt.): Eis (s. Lit.) S. –. – Online-Faks. von GW : http://daten.digitalesammlungen.de. – Online-Faks. von GW : Ebd. L: Heiko Eis, VL () Sp. f.; () S. f., XIII. – Hartmut Zapp, LexMA () Sp. . – Susanne Lepsius, HRG () Sp. f. – Friedrich Carl von Savigny: Gesch. des römischen Rechts im MA . Heidelberg (Nachdr. Goldbach ) S. –. – Franz Gillmann: Zur Frage der Abfassungszeit der Novelle des J. A. zu den Dekretalen Gregors IX. In: Arch. für kath. Kirchenrecht () S. – (wieder in: Ders.: Ges. Schr. zur klassischen Kanonistik. Bd. . Hg. v. Rudolf Weigand. Würzburg , Nr. ). – H. Eis: Zur Rezeption der kanonischen Verwandtschaftsbäume J. A.’s. Unters. und Texte. Wuppertal-Elberfeld . – Stephan Kuttner: The Apostillae of J. A. on the Clementines. In: Etudes d’histoire du droit canonique dédiées à Gabriel Le Bras. Bd. . Hg. v. Roger Aubenas u. a. Paris , S. – (wieder in: S. Kuttner: Studies in the History of Medieval Canon Law. Aldershot u. a. , S. –). – Reinhard Elze: Stephanus Polonus und J. A. Eine Bologneser Quaestion von und ihre Wiedergabe in der ‹Novella in Sextum›. In: Collectanea S. Kuttner. Bd. . Hg. v. Giuseppe Forchielli/Alphons Maria Stickler. Bologna , S. – (wieder in: R. Elze: Päpste, Kaiser, Könige und die ma. Herrschaftssymbolik. Ausgewählte Aufsätze. Hg. v. Bernhard Schimmelpfennig. London , Nr. VIII). – John A. Watts: The Constitutional Law of the College of Cardinals. Hostiensis to J. A. In: Mediaeval Studies () S. –. – Kurt H. Staub: Ein sog. ‹Exemplar› der Glosse des J. A. zum ‹Liber Sextus› in der Hessischen Landes- und Hochschulbibl. Darmstadt. In: Scriptorium () S. –. –
. Hälfte . Jh. Hermann Schadt: Die Darst. der Arbores consanguinitatis und der Arbores affinitatis. Bildschemata in juristischen Hss. Tübingen , S. f. u. ö. – Kenneth Pennington: J. A.’s Additiones to the Decretals of Gregory IX. In: Zs. der SavignyStiftung für Rechtsgesch. Kanonistische Abt. () S. – (wieder in: Ders.: Popes, Canonists and Texts, –. Aldershot u. a. , S. –). – Knut W. Nörr: Ohne Ansehung der Person. Eine Exegese der . Regula iuris im ‹Liber sextus› und der Glossa ordinaria des J. A. hierzu. In: De Iure Canonico Medii Aevi. FS Rudolf Weigand. Hg. v. Peter Landau/Martin Petzoldt. Rom , S. –. – Vincenzo Colli/Giovanna Murano: Un Codice d’Autore con Autogra di Giovanni d’Andrea (ms. Cesena, Biblioteca Malatestiana, S.II.). In: Ius Commune () S. –. – Giorgio Tamba: Giovanni d’Andrea. In: Dizionario Biogra co degli Italiani. Hg. Istituto della Enciclopedia Italiana. Rom , Bd. , S. –. MM Tammo von Bocksdorf (d. Ä.) (auch: Tham[m]o, Damianus; von Boxdorf, von Buckendorf), * um , † kurz vor dem ... – Rechtsgelehrter, juristischer Fachschriftsteller. T. stammte aus einer niederadligen Familie, die sich nach ihrem ersten niederlausitzschen Stammsitz Cahnsdorf benannt hat (heute zu Luckau, ältere Namensform: «Buckansdorf»). Beim juristischen Schriftsteller T. v. B. dürfte es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um den Onkel des ein ussreichen Rechtsgelehrten und Bischofs von Naumburg, → Dietrich von Bocksdorf, gehandelt haben und nicht (wie die Forschung noch bis in das . Jh. vermutet hat) um Tammo d. J., den Bruder Dietrichs. hat T. sich an der Juristischen Fakultät der Universität Prag immatrikuliert. schloss er sich dem Protest dt. Lehrender und Studenten der Universität Prag gegen den aufkommenden tschechischen Nationalismus an und verließ die böhmische Residenzstadt, um sich als «Pragensis» in den Matrikeln der neugegründeten Universität Leipzig wiederzu nden. Nachdem T. bereits mit Pfründen an den lausitzschen Gemeindekirchen in Calau, Sommerfeld (heute zu Kremmen) und Triebel (Trzebiel) ausgestattet worden war, ist er als Pfarrer in Calau nachgewiesen. Im Dienst der kirchlichen Gerichtsbarkeit erscheint T. ab dem Jahr , in dem er zum Ofzial des Bischofs Rudolf I. von Meißen ernannt
Tammo von Bocksdorf (d. Ä.) worden ist. Später gelangte T. auf eines der beiden Leipziger Universitätskanonikate am Merseburger Dom. Sein Platz im Kapitel wurde päpstlich bestätigt, wobei im Kontext dieser Kon rmation T. nicht nur als Mitglied des Lehrkörpers der Leipziger Universität ausgewiesen, sondern er auch erstmals ausdrücklich als Doktor des kanonischen Rechts («doctor decretorum») apostrophiert wird. wurde T. von Papst Martin V. zum Nuntius und Kollektor für die Magdeburger Kirchenprovinz berufen. In diesen Funktionen ist er bis mehrmals nachgewiesen. Als Fachschriftsteller verfolgte T. tendenziell die gleichen Ziele wie sein Neffe Dietrich, nämlich die Bereitstellung von Hilfsmitteln für den Rechtspraktiker zur Benutzung sächsischer Rechtsbücher. Diese fachliche Nähe zu seinem bekannteren Verwandten führt allerdings auch dazu, dass sich beider Œuvres nicht sicher voneinander abgrenzen lassen. Dies gilt in besonderm Maße für die sog. Bocksdorfsche Vulgata (auch: Bocksdorfsche Glosse), die letzte Erweiterung der Buchschen Glosse zum Sachsenspiegel-Landrecht (→ Johannes von Buch) und die Bocksdorfschen Additiones (vgl. → Dietrich v. B.). Zumindest einzelne Abschnitte der Vulgata und der Additiones dürften auf T. zurückgehen. Außerdem könnten auch Dietrichs Sippzahlregeln auf Vorarbeiten seines Onkels beruhen. Durch Autornennung im unikalen Textzeugen kann für T. ein Remissorium zum Lehnrecht und Weichbildrecht des Sachsenspiegels (→ Eike von Repgow) sowie zum sächsischen Weichbild als gesichert gelten. Das registermäßige Erschließungswerk zu den beiden maßgeblichen sächsischen Rechtstexten erstellte T. im Auftrag des Magdeburger Erzbischofs Günther von Schwarzburg («Gunther erczbischoffe zcu Meideburg der mich Thamen von Buckendorf [...] lerer geistlichis rechtis dorumb gebetin hat»). Text und Glosse der unsystematisch aufgebauten sächsischmagdeburgischen Rechtsbücher hat T. alphabetisch nach Stichworten geordnet und dadurch für die zeitgenössische Rechtsprechung verfügbar gemacht. Die Wirkung von T.s nur unikal überlieferten Hauptwerk blieb allerdings weit hinter dem Remissorium zu den gleichen Texten zurück, das sein Neffe Dietrich um die Mitte des . Jh. verfasst hat und das auch in den Druck gelangte. Überhaupt wird T.s an sich respektable Karriere von Dietrichs Werdegang und Wirkmacht überstrahlt.
Münsinger Für Günther von Schwarzburg hat T. außerdem eine (nicht mehr existente) Handschrift des Sachsenspiegels mit Konkordanzen ausgestattet. Dies bezeugt zumindest der Merseburger Chronist Ernst Brotuff (–) in seiner Chronica Von den Antiquiteten des Keiserlichen Stiffts der Römischˉe Burg vnd Stadt Marsburg (Bautzen [VD B ]). Brotuff spricht «Doctor Tammo das ist Damianus von Boxdorff ein Thumbherre zu Marsburg» nicht nur das «Remissorium oder den indicem», sondern auch «concordantias vber das Sechsische Recht» zu (Cap. XLVII). Äußerst fraglich hingegen ist T.s Urheberschaft für die Erbschaftsregeln, die innerhalb des Processus vnd Practica der gerichtsleuffte nach Sechsischem gebrauch des Kilian König († ) in Leipzig erstmals in den Druck gelangten. Im KönigDruck wird T. der erbrechtliche Abschnitt zwar explizit zugeschrieben («mit den Regeln successionis D. Thammonis von Boxdorff»), doch könnte sein Name auch als Referenzwerbung eingesetzt worden sein. Die Forschung hat T.s Verfasserschaft für die «Regeln» jedenfalls nicht erhärten können. Ü: Remissorium: Halle, ULB, Ye ° , r–v (Pap., . Jh. mitteldt.). – Sachsenspiegel-Konkordanzen: Mainz, Dombibl., Mogunt. II; verbrannt; Abschrift des . Jh.: Celle, Bibl. des Oberlandesgerichts, Grupens App. B . – Processus vnd Practica: Neben dem Leipziger Erstdruck von (VD K ) mindestens weitere, teils revidierte Ausgaben aus Leipzig, Frankfurt/Oder und Bautzen von – (VD K –, ZV , ZV , ZV ; VD :T, :H, :C). L: Theodor Muther, ADB () S. f. – De Boor/Newald / () S. . – Helgard Ulmschneider, VL () Sp. –. – Marek Wejwoda, NDB () S. f. – Ernst Spangenberg: Beyträge zu den Teutschen Rechten des MA, vorzüglich zur Kunde und Kritik der altgerm. Rechtsbücher, und des Sachsen- und Schwaben-Spiegels. Halle , S. , f., f., , –. – Emil Julius Hugo Steffenhagen: T. v. B.’s Sippzahlregeln (Literärgeschichtliche und rechtshist. Mittheilungen aus Königsberger Hss ). In: Zs. für Rechtsgesch. () S. f. – Ders.: Die Entwicklung der Landrechts-Glosse des Sachsenspiegels. Tl. : Die Bockdorf ’schen Additionen. In: Sb. Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-Hist. Kl. () S. –; Tl. : Die Überl. der Buch’schen Glosse. In: ebd. () S. –, hier S. –; Tl. : Zur Stendaler Glosse und
. Hälfte . Jh. zu den Bockdorf ’schen Additionen (ebd. ,). Wien , S. –. – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Köln u. a. , Bd. , S. ; Bd. , S. f. (Nr. ) S. (Nr. ). – Markus Cottin: Die Leipziger Universitätskanonikate an den Domkapiteln von Meißen, Merseburg und Naumburg sowie am Kollegiatstift Zeitz im MA (–). Rechtliche, wirtschaftliche und prosopographische Aspekte. In: Universitätsgesch. als Landesgesch. Die Univ. Leipzig in ihren territorialgeschichtlichen Bezügen. Hg. v. Detlef Döring (Beitr. zur Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgesch. A/). Leipzig , S. –, bes. S. , , , . – Enno Bünz: Gründung und Entfaltung: Die spätma. Univ. Leipzig –. In: Gesch. der Univ. Leipzig –. Bd. . Hg. v. dems. u. a. Leipzig , S. –, hier S. . – M. Wejwoda: Dietrich v. B. (/–). Ein Niederlausitzer als Rechtsgelehrter und Universitätsprofessor. In: Niederlausitzer Stud. () S. –, hier S. . – Ders.: T. v. B. In: Sächsische Biogr. Hg. unter der wissenschaftl. Leitung von Martina Schattkowsky vom Inst. für Sächsische Gesch. und Volkskunde. Online: www.isgv.de/ saebi (Version vom ..). – M. Wejwoda: Die Leipziger Juristenfakultät im . Jh. Vergleichende Stud. zu Institution und Personal, fachlichem Pro l und gesellschaftlicher Wirksamkeit (Quellen und Forschungen zur sächsischen Gesch. ). Stuttgart , Reg. – Ders.: Spätma. Jurisprudenz zwischen Rechtspraxis, Univ. und kirchlicher Karriere. Der Leipziger Jurist und Naumburger Bischof Dietrich v. B. (ca. –) (Education and Society in the Middle Ages and Renaissance ). Leiden/Boston , S. – und Reg. – Ders.: Sächsische Rechtspraxis und gelehrte Jurisprudenz. Stud. zu den rechtspraktischen Texten und zum Werk des Leipziger Juristen D. v. B. (ca. –) (MGH Stud. und Texte ). Hannover , S. – passim, – u. ö. VZ Münsinger, Heinrich (auch: H. M. von Frundeck; Mynsinger, Munsinger, Münsingen; Henricus de Alemannia; eigentlich: Heinrich [der] Kröwel [Crowel/Krauel] [von Münsingen]), * um Münsingen (Schwäbische Alb), † um/nach . – Wund- und pfalzgrä icher Leibarzt, Fachschriftsteller und Übersetzer aus dem naturkundlichen Werk des → Albertus Magnus. Der Sohn des verarmten Edelmannes Hans Kröwel aus dem Zollern-Hohenbergschen Mi
. Hälfte . Jh. nisterialengeschlecht der Kröwel von Frundeck und Vater des kaiserlichen Leibarztes Albrecht → Münsinger sowie des Ulmer Stadtarztes Johannes Münsinger nahm an der Universität Heidelberg das Studium der Artes auf ( Bakkalaureus/ Magister). Bald nach dem Studienabschluss trat M. in den Dienst des Pfalzgrafen und Kurfürsten Ludwig III. (des Bärtigen). Offensichtlich hat M. neben seinen hö schen Dienstverp ichtungen bereits in Heidelberg Medizin studiert, da er mit Ludwig einen Ausbildungsvertrag abschloss, in dem eine Fortsetzung seines Medizinstudiums in Padua vereinbart wurde. Neben der akademisch internistischen Medizin («phisice») sah der Vertrag explizit eine Ausbildung in der handwerklichen «cyrorgie» vor. (Eine vergleichbare zweigleisige Schulung ließ der Pfalzgraf auch → Peter von Ulm zuteil werden, der als ausgebildeter Wundarzt von Ludwig auf die Heidelberger Universität geschickt wurde.) schloss M. sein oberitalienisches Medizinstudium mit dem Doktortitel ab und wurde als pfalzgrä icher Leibarzt am Heidelberger Hof angestellt. Nach dem Tod Ludwigs III. () war M. für dessen Sohn Friedrich I. (den Siegreichen) tätig. erwarb er ein Anwesen in Heidelberg. Den kon iktfreudigen Friedrich, der ab als Pfalzgraf amtierte, begleitete M. als Feldscher und persönlicher Leibarzt auf dessen Kriegszügen. Laut der Pfälzischen Reimchronik Michel → Beheims vermochte der «arzt löblich vnd kunstenrich» als Kriegschirurg mit schnellen Heilerfolgen («in kurtzer wyle») zu beeindrucken (Str. ). Ferner gibt Beheim Hinweise darauf, dass M. sein Heidelberger Wohnhaus zumindest zeitweise als Klinikum zur Behandlung und P ege von Verletzten genutzt hat (Str. f.). Das bezeugt auch Hans → Seyff, der seinen Dienstherren, den Grafen Ulrich V. (den Vielgeliebten) von Württemberg, nach der Schlacht bei Seckenheim (..) im Haus M.s medizinisch versorgte und dort vom Hausherren in wundärztlichen Techniken weiter ausgebildet wurde. Seyff nennt zudem in seinem wundärztlichen Manual M. den «alten Dockter Hainnrrichen Münsinger von Haidelberg» als Gewährsmann für mehrere Verfahren und Rezepte, darunter ein Pulverrezept zur Geschwürsbehandlung. Da Seyff ausführt, dass M. «gros g˚ut» mit diesem «buluer» verdient habe, ist es wahrscheinlich, dass M. auch als Arzneimittelproduzent erfolgreich tätig war. Seine Rezepte waren auch
Münsinger nach seinem Tod noch in Gebrauch. So ließ Albrecht Münsinger dem Ulmer Stadtarzt Johannes → Stocker ein P asterrezept seines Vaters zukommen. Das hohe medizinische Ansehen, das M. genoss, verdankte er nahezu ausschließlich seiner wundärztlichen Praxis. An die Heidelberger Universität wurde er nie berufen, obwohl er u. a. an deren Statuten mitarbeitete, Prüfungen abnahm und gutachterlich tätig war. Zum einen mag die starke zeitliche Inanspruchnahme M.s durch seine chirurgische Tätigkeit ursächlich gewesen sein, zum anderen der Ein uss des Ordinarius der Medizinischen Fakultät, Erhard → Knab. Nachdem M. gegen dessen Berufung erfolglos Einspruch erhoben hatte, dürfte Knab später M.s akademische Karriere entscheidend behindert haben. Für seine schöngeistige und offensichtlich humanistisch geprägte Bildung erfuhr M. Anerkennung von Petrus Antonius de Clapis (Finiarensis), einem italienischen Humanisten im Dienste Friedrichs des Siegreichen (in der Nachfolge Peter → Luders). Petrus lässt den Leibarzt in seinem Fürstenspiegel Dialogus de dignitate principum als einen der Dialogpartner auftreten (Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. ). Das Epitaph M.s, das den «vast bewerten fromen artzt» wegen seiner Heilerfolge und pharmazeutischen Kenntnisse preist, wird in der Chronik des → Matthias von Kemnat wiedergegeben. Das überkommene Schrifttum M.s ist thematisch heterogen und richtet sich an unterschiedliche Adressatenkreise. Es spiegelt seine medizinische Ausrichtung zwischen wund-/leibärztlicher Praxis und akademischem Interesse wider. Die einzelnen Schriften in chronologischer Reihung sind: ) Aus dem Jahr datiert eine lat. Verteidigungsschrift in Traktatform, die an das Heidelberger Universitätsgericht gerichtet ist. M. muss sich gegen den Vorwurf zur Wehr setzen, den Tod des hirnverletzten Studenten «Stephanus de Rotwila» durch unsachgemäße chirurgische Behandlung verursacht zu haben. Im Traktat beruft er sich auf anerkannte Autoritäten (Galen, → Roger Frugardi, → Lanfrank von Mailand, → Guy de Chauliac u. a.) und weist dem Studenten die Schuld zu. Dieser habe ärztliche Anordnungen nicht befolgt und sein Hirn durch übermäßiges Trinken und Bordellbesuche zusätzlich gefährdet. – ) gingen nach dem Tod Ludwigs III. Codices in den
Münsinger Besitz der Universität über. Die Empfangsurkunde der Universität enthält eine Katalogisierung der Bände nach Disziplinen, deren medizinischer Abschnitt auf M. zurückgehen dürfte. Die Bestandsaufnahme der medizinischen Bände ist präzise und erfüllt auch moderne Ansprüche. M. differenziert nach Beschreibstoffen, steuert Inhaltsangaben für Sammelhandschriften bei, notiert Incipits und listet die Vorbesitzer der Bände. – ) Um wurde das B˚uch von den falcken, hebichen, sperbern, pferden vnd huenden abgeschlossen, eine Übersetzung der jagd- und pferdeheilkundlichen Abschnitte aus De animalibus des Albertus Magnus (Buch , Kap. –). Obwohl das Werk dem Württemberger Grafen Ludwig I. gewidmet ist («Ludwig Grauen z˚u Wirtenberg»), dürfte es noch von Pfalzgraf Ludwig III. veranlasst worden sein, der Jahrzehnte zuvor bereits Werner → Ernesti mit einer De animalibus-Verdeutschung betraut hatte. Diese wurde von Ernesti vorgelegt, hat sich in der Folge aber nicht etablieren können. M.s Version greift nicht auf Ernesti zurück und war der Überlieferung nach erfolgreicher. Dabei beschränkt sich M. im Gegensatz zu Ernesti nicht auf pragmatische Aspekte wie Abrichtung und Heilung der Jagdtiere, sondern zeigt ein breiteres naturkundliches Interesse. Gleichwohl ist sein Text an die Praktiker adressiert: an «falckner», «beißmann», «marstaller», «h˚uff smid» und «roßarczat». Das B˚uch besticht sowohl durch fachliche und sprachliche Präzision als auch durch eine üssige dt. Prosa. Da M. auch das lat. Fachvokabular und exotische Ingredienzen übersetzt, ist sein Text fast durchgehend volkssprachig. Gegenüber Albertus zeigt M. ein beträchtliches Maß an fachlicher und darstellerischer Eigenständigkeit. Ins Habichtkapitel hat er eine Übersetzung eines ps.-hippokratischen Traktats zu den Habichtkrankheiten inseriert. Wo M. Klärungsbedarf gegenüber der Vorlage erkennt, paraphrasiert er mitunter oder fügt Erläuterungen bei. Demgegenüber spart er Passagen aus, deren Inhalt er als allgemein bekannt voraussetzt. Verbreitung fand das Jagdbuch M.s nicht nur im obd., sondern auch im mitteldt. Raum. Sebastian → Ranck (genannt Greiff) hat für Kaiser → Maximilian I. eine kürzende Bearbeitung erstellt. Das hippiatrische Kapitel wurde noch in der zweiten Hälfte des . Jh. in die Rossarzneibücher des Grafen Wolfgang II. von Hohenlohe und Friedrichs I. von Württemberg übernommen. – ) Das deutschsprachige Regimen sanitatis in uxu catarrhali ad pectus hat M. zwischen und für Friedrich den Siegreichen
. Hälfte . Jh. verfasst. Die Gesundheitsregeln zur Eindämmung von dessem rechtsseitigen Bronchialkatarrh sind in «sechs stucke» nach den Sex res non naturales geordnet. – ) Nicht exakt zu datieren ist der kurze Pesttraktat Wiltu sicher syn in der zyt der pestilentz (Consilium magistri Henrici Munsingen). Ohne signi kante persönliche Zusätze stellt sich M. in die Tradition der volkssprachigen dt. Pestliteratur und stützt sich vorwiegend auf den verbreiteten Traktat Jakob → Engelins mit einigen Anleihen aus dem → Brief an die Frau von Plauen. Die diätetischen Hinweise orientieren sich an den Sex res non naturales, der kurative Teil besteht primär aus einer Aderlasstherapie. – ) Rezepte und pharmazeutisch-technische Verfahren von M. begegnen nur in Streuüberlieferung in medizinischen Kollektaneen des . und . Jh. Ein geschlossenes wundärztliches Manual ist nicht erhalten. Ü: ) Heidelberg, Universitätsarch., Acta universitatis (–) ... – ) Karlsruhe, Generallandesarch., Hs. /, Z. – auf einem großformatigen Perg.-Bl.; Abschrift: Heidelberg, Universitätsarch., Rektorat bis , Acta universitatis I, Nr. , r–v. – ) Zehn Hss. bei Lindner (s. Lit.) Bd. , S. f., –. Vier von diesen sind Heidelberger Provenienz, von denen zwei aus dem späten . Jh. nurmehr den hippiatrischen Traktat bieten. Der zuverlässigste Text ndet sich nach Lindner in: Heidelberg, UB, Cpg , r–r (Pap., um , schwäbisch). Umgewidmet auf Ulrich V., den Bruder Ludwigs I. von Württemberg, ist die Abschrift in: Stuttgart, LB, Cod. cam. ° (Pap., / , schwäbisch). – ) München, BSB, Clm , r–r (Pap., um ); aus dem Besitz und geschrieben von Hartmann → Schedel, dessen Abschrift des Regimen die schwäbischen Sprachmerkmale beibehält. – ) Freiburg i. Br., Universitätsarch., B /, Bll. (Pap., zweite Hälfte . Jh.); Verwahrort nach Mayer (s. Ausg.). Rohe (s. Lit., S. f. Anm. ) kann die Angabe nicht bestätigen. – Einblattdruck (mit Umstellungen der Kapitelfolge): Augsburg: Johann Schaur, um /. Faks.: Hermann Peters: Der Arzt und die Heilkunst in der dt. Vergangenheit (Monographien zur dt. Kulturgesch. ). Leipzig (, Nachdr. Köln u. ö.) S. (Abb. ). Vgl.: Arnold Carl Klebs/Karl Sudhoff: Die ersten gedruckten Pestschr. München , S. (Nr. ). – ) Berlin, SBB, Mgq , v, v (Pap., zweite Hälfte
. Hälfte . Jh. . Jh., schwäbisch). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. (→ Ansbacher Arzneibuch) v (Pap., /, ostfränkisch); das Rezept entspricht einem Rezept im . Bd. des Buchs der Medizin des Pfalzgrafen → Ludwig V. (Cpg , r [s. u.], hier anonym). – Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. ° (wundärztliches Manual Hans Seyffs), r, v, v–r, v (Perg., nach bis frühes . Jh., schwäbisch). – Heidelberg, UB, Cpg , v–v; Cpg , r; Cpg , r (identisch mit: Cpg , r); jeweils ohne Vornamen: «doctor munsinger» = Bde. , , , des Buchs der Medizin des Pfalzgrafen Ludwig V. (Perg., /, südrheinfränkisch). – Ebd., Cpg , v (Pap., nach , obd. mit mittelfränkischen Formen); Rezept gegen Übergewicht, Zuschreibung unsicher («Meister Heinrichs Me[?]nsters kunst»). A: ) Urkundenbuch der Univ. Heidelberg zur fuenfhundertjaehrigen Stiftungsfeier der Univ., im Auftrage ders. hg. v. Eduard Winkelmann. Bd. : Urkunden. Heidelberg , S. – (Nr. ). – ) Schuba , S. XX–XXVII. – ) Konrad Dieterich Haßler: H. Mynsinger. Von den Falken, Pferden und Hunden (Bibl. des Litterarischen Ver. in Stuttgart ). Stuttgart (nach Stuttgart, LB, Cod. HB XI ). – Lindner (s. Lit.) Bd. , S. – (krit. auf Grundlage des Cpg ). – Teilrezeption des . Jh.: Walter Seele: Das erste Roßarzneibuch Graf Wolfgangs II. von Hohenlohe (). Diss. Berlin . – Walter Knobloch: Das Pferdearzneibuch des Grafen Friedrich von Württemberg (). Diss. Berlin . – ) Gerhard Eis: H. M.s ‹Regimen sanitatis in uxu catarrhali ad pectus›. In: Medizinische Monatsschr. () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –). – ) Nach der Hs.: Hermann Mayer: Zur Gesch. der Pest im . und . Jh. In: Schauinsland. Jahresheft des Breisgau-Geschichtsver. () S. –, –, hier S. –. – Nach dem Druck: K. Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «Schwarzen Todes» . Tl. : Pesttraktate aus Süddeutschland in der . Hälfte des . Jh. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –. – ) Aus dem Manual Seyffs: Eberhard Stübler: Gesch. der medizinischen Fakultät der Univ. Heidelberg. –. Heidelberg , S. –. – Gröber (s. Lit.) Nr. , , , , . L: Elias von Steinmeyer, ADB () S. . – Gundolf Keil, VL () Sp. –;
Münsinger () Sp. . – Ludwig Schuba, LexMA () Sp. f. – Conrad Hofmann: Quellen zur Gesch. Friedrich’s des Siegreichen. Bd. : Matthias von Kemnat und Eikhart Artzt; Bd. : Michel Beheim und Eikhart Artzt (Quellen und Erörterungen zur bayerischen und dt. Gesch. /). München / (Nachdr. Aalen ) Bd. , S. ; Bd. , S. , . – Heinrich Meisner: Die Lobriser Hs. von H. Minsinger. In ZfdPh () S. –. – Karl Baas: Anfänge des Heilwesens in Alt-Heidelberg. In: Fortschritte der Medizin () S. –. – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. f. – Kurt Lindner: Von Falken, Hunden und Pferden. Dt. Albertus-Magnus-Übersetzungen aus der ersten Hälfte des . Jh. Bde. (Quellen und Stud. zur Gesch. der Jagd /). Berlin , Bd. , S. – u. ö. – L. Schuba: Die medizinischen Hss. der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibl. (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. XXXIV, und Reg. – Colette Jeudy/L. Schuba: Erhard Knab und die Heidelberger Univ. im Spiegel von Hss. und Akteneinträgen. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken () S. –, hier S. , f. – Hermann Heimpel: Die Vener von Gmünd und Straßburg –. Stud. und Texte zur Gesch. einer Familie sowie des gelehrten Beamtentums in der Zeit der abendländischen Kirchenspaltung und der Konzilien von Pisa, Konstanz und Basel. Bd. (Veröff. des Max-Planck-Inst. für Gesch. /). Göttingen , S. f. – Jan-Dirk Müller: Der siegreiche Fürst im Entwurf des Gelehrten. Zu den Anfängen eines hö schen Humanismus in Heidelberg. In: Hö scher Humanismus. Hg. v. August Buck (Mitt. der DFG-Kommission für Humanismusforschung ). Weinheim , S. –, hier S. –. – Martina Backes: Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg im . Jh. Ein Beitr. zur Gönnerforschung des SpätMA (Hermaea NF ). Tübingen , S. f. – J.-D. Müller: Naturkunde für den Hof. Die Albertus-MagnusÜbersetzungen des Werner Ernesti und H. M. In: Wissen für den Hof. Der spätma. Verschriftungsprozeß. Hg. v. dems. (MMS ). München , S. –, bes. S. –. – Wolfgang Rohe: Zur Kommunikationsstruktur einiger Heidelberger Regimina sanitatis: H. M., Erhard Knab, Conrad Schelling. In: ebd., S. –, bes. S. –,
Peter von Münster –. – Roland Deigendesch (Bearb.): Arzt und Patient im MA. Zum . Geburtstag von Dr. H. M. Ausstellungskat. (Schriftenreihe Stadtarch. Münsingen ). Münsingen (darin u. a.: Oliver Auge: «Tu si vixisses, multis jam vita daretur». Der Leibarzt der Pfalzgrafen bei Rhein H. M., S. –). – Manfred Gröber: Das wundärztliche Manual des Meisters Hans Seyff von Göppingen (ca. –). Der Cod. med. et phys. ° der Württembergischen LB Stuttgart (GAG ). Göppingen , Reg. – Matthias Hofmann: Der Ulmer Stadtarzt Johannes M. und seine verwandtschaftlichen Beziehungen. In: Ulm und Oberschwaben () S. –, hier S. f. – Martina Giese: Sebastian Ranck († n. ) als Besitzer und Schreiber von Hss. Ein Beurener Pfarrer im Dienste Maximilians I. In: Von Sachsen bis Jerusalem. Menschen und Institutionen im Wandel der Zeit. FS Wolfgang Giese. Hg. v. Hubertus Seibert/ Gertrud Thoma. München , S. –, bes. S. f. – G. Keil: M., H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. f. – Klaus Wolf: Hof – Univ. – Laien. Literatur- und sprachgeschichtliche Unters. zum dt. Schrifttum der Wiener Schule des SpätMA (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , , . – Barbara Hammes: Ritterlicher Fürst und Ritterschaft. Konkurrierende Vergegenwärtigung ritterlich-hö scher Tradition im Umkreis südwestdt. Fürstenhöfe – (Veröff. der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg B/). Stuttgart , S. . – Dagmar Gottschall: Albert’s Contributions to or In uence on Vernacular Literatures. In: A Companion to Albert the Great. Theology, Philosophy, and the Sciences. Hg. v. Irven M. Resnick (Brills Companions to the Christian Tradition ). Leiden , S. –, hier S. –. VZ Peter von Münster. – Schreiber und Kompilator einer medizinischen Sammelhandschrift, erste Hälfte . Jh. In einer am Schluss seines Kompendiums eingetragenen lat. Niederlassungsankündigung weist P. sich als «magistrum petrum de monasterio phisicus» aus. Der Charakter und die Zusammenstellung des Sammelbandes lassen allerdings vermuten, dass P.
. Hälfte . Jh. kein Akademiker, sondern fahrender Laienarzt war. Auch sein mitunter holpriges Latein macht eine universitäre Ausbildung unwahrscheinlich. P. wirbt mit einem weit gefächerten Kompetenzspektrum, das letztlich alle Erkrankungen einschließt («volentes curari ab omnibus egrotantibus»). Insbesondere emp ehlt er sich aber als Spezialist für Fieberund eine unkonventionelle Pesttherapie. Als Referenzen nennt er den Lübecker Bischof («Johannis episcopi lubicensis») und einen Holsteiner Grafen («henrici comes de holsatia»). Damit dürften Johannes VI. (Hundebeke) (–) oder Johannes VII (Schele) (–) sowie Heinrich IV. von Holstein (–) gemeint sein. Diese Referenzen sind allerdings kaum glaubhafter als P.s akademische Ausbildung. Die westfälische Schriftsprache von P.s laienärztlichem Vademecum lässt mitunter noch den Sprachstand rheinischer und mitteldt. Vorlagentexte erkennen. Über zwei Drittel des Bandes füllt eine Redaktion des Arzneibuchs → Ortolfs von Baierland. Das ortolfsche Standardwerk ist von P. mit einer lat. «Quid pro quo»-Liste von Ersatzdrogen für Wirkstoffe, die in den Rezepturen genannt, aber nicht zu beschaffen sind, und einem Register ergänzt worden. Ferner hat H. ein lat./ dt. Rezeptar sowie eine kürzende niederfränkische Übersetzung des Liber isagogus des arabischen Astrologen → Alkabitius (Al-Qabisi) eingetragen. P.s Liber-Fassung scheint unabhängig von den beiden anderen bekannten dt. Übertragungen zu sein. Sie dürfte im zweiten Viertel des . Jh. entstanden sein, denn eine gereimte Widmung an Aleid († ), Ehefrau Wolfarts II. von Borsselen, geht dem Text voraus. Völlig außerhalb des restlichen Kontextes stehen fünf mehrstrophige Liebeslieder mit Refrain, von denen das erste nur fragmentarisch erhalten ist. Die Lieder könnten rheinländischer Provenienz sein. Ihre Funktion innerhalb der Sammlung ist unklar. Ü: Berlin, SBB, Mgq (vormals Cheltenham, Bibl. Phillippica, Ms. ) Bll. (mit Fehleinrückungen bei Neubindung) und Vorsatzbll. (Pap., um , nd. [westfälisch]/ hochdt./lat.); Autograph (r: «Explicit iste liber per manus petrus de monasterio»). r–v, rv: Ortolfs Arzneibuch; r–r, r–v: AlkabitiusÜbertragung; v–v: Drogenersatzliste; rv: Liebeslieder; v–v: Reg. zu Ortolfs Arzneibuch; v–r: Rezeptar; r: Niederlassungsankündigung. Neben den autographen Einträgen P.s n
. Hälfte . Jh. den sich einige Nachträge des Südtiroler Kartäusermönches Heinrich → Haller (Inhaltsverz. und Reg. auf den Vorsatzbll., lat. Rezepte auf v–r), in dessen Besitz sich die Hs. um befand (r: «Ego frater hainricus haller feci professionem anno domini »). T: Liebeslieder: Robert Priebsch: Dt. Hss. in England. Bd. . Erlangen , S. –. – Niederlassungsankündigung: Degering/Jacobs (s. Lit.) S. . – Weitere kurze Textproben: Ebd., S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Priebsch (s. Ausg.) S. f. – Hermann Degering/Emil Jacobs: Neue Erwerbungen der Handschriftenabt. : Lat. und dt. Hss. erworben (Mitt. aus der Kgl. Bibl. ). Berlin , S. –. – Walter Neuhauser: Beitr. zur Bibliotheksgesch. der Kartause Schnals. In: Die Kartäuser in Österreich. Bd. (Analecta Cartusiana /). Salzburg , S. –, hier S. , . – Ria Jansen-Sieben: Repertorium van de Middelnederlandse Artes-literatuur. Utrecht , S. . – Frank Willaert: «Dw welt dw ist an allen orten reinisch». Über die Verbreitung zweier rheinischer Liedgattungen im SpätMA. In: ZfdPh () Sonderh., S. –, hier S. f. – Wim van Anrooij: De reizende arts P. van M. In: Een School spierinkjes. Kleine opstellen over Middelnederlandse artes-literatuur. Hg. v. Willem P. Gerritsen (Middeleeuwse studies en bronnen ). Hilversum , S. –. – Martine de Bruin/Johan Oosterman: Repertorium van het Nederlandse lied tot . Bd. (Studies op het gebied van de Cultuur in de Nederlanden /). Gent/Amsterdam , S. f. – Lenny Veltman: Een astrologisch traktaat voor een adellijke dame. Aleid van Zandenburg en de Berlijnse codex mgq . In: «Een wereld van kennis». Bloemlezing uit de Middelnederlandse artesliteratuur. Hg. v. Erwin Huizenga u. a. Hilversum , S. –. – L. Veltmann: Een breed spectrum tussen hemel en aarde. Astronomie in verzamel-hss. In: Artes in context. Opstellen over het handschriftelijk milieu van Middelnederlandse Artesteksten. Hg. v. Orlanda Soei Han Lie (Artesliteratuur in de Nederlanden ). Hilversum , S. – passim. – Wolfgang Wegner: P. v. M. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ
Jan van den Berghe Jan van den Berghe (auch: Jean Vanden Berghe), * um Handzame (Kortemark/Flandern), † ... – Jurist, Verfasser einer allegorischen Abhandlung. J. stammte aus ämischem Landadel und war Herr von Watervliet. Er war ab Aldermann von Franc de Bruges und von bis nach mehrmals Bürgermeister von Franc. Ab stand er als Verwalter im Dienst des Grafen von Flandern, wurde grä icher Rat und erhielt einen Sitz im Rat von Flandern. Daneben verfasste er juristische Schriften. So begann er eine Zusammenstellung von Verwaltungsakten. Wohl in seinen späteren Lebensjahren schrieb er mit Juridictién van Vlaenderen eine Übersicht über das ämische Recht bzw. Rechtssystem. Der Text ist als Dialog zwischen einem fragenden jungen Mann und einem antwortenden älteren Mann gestaltet. Als Hauptwerk J.s gilt das Boecke van den Kaetspele von , das auch unter Bezeichnungen wie Kaetspel ghemoralizeert oder Dat boec van den Caetspele ghemoraeliseert bekannt ist. Nach J.s Angaben wurde der Text von einem Ritter angeregt, der vielleicht mit Rudolf van Uutkerke († ) identisch war. Im mndl. Boecke blieb J. seinen juristischen Interessen treu, wählte aber nun eine stärker literarische Form: Der Text behandelt die ämische Rechtsprechung in allegorischer Gleichsetzung mit einer frühen Form des Tennisspiels. Bei J. treten die drei Spieler Jan, Jacob und Pieter gegen drei andere Spieler namens Willekin, Reynkin und Desier an, die verschiedene Laster verkörpern. Das Boecke enthält auch Exempla. Sie stammen u. a. aus dem anonymen Scaecspel (um ), der Bibel und aus Werken von Seneca und Valerius Maximus. Das Boecke wurde zwischen und mehrmals gedruckt. Auch sind mehrere Handschriften bekannt, darunter die ripuarische Bearbeitung Eyn suuerlich boich van bedudynge des kaetschens. Sie wurde von einem Kölner Mönch verfasst. Insgesamt ist J.s Boecke heute als frühes Zeugnis zur Geschichte des Tennisspiels von Interesse. Ü: . Kaetspel: Brüssel, Kgl. Bibl., II , Bll. (. Jh., mndl.). – Kopenhagen, Kgl. Bibl., GKS cod. °, r–v (Pap., , mndl.). – Ebd., cod. Thott. °, r–r (Pap., spätes . Jh., mndl.). Vgl. Frederikse (s. Lit.). – Jan Deschamps: Middelnederlandse Hss. uit Europese en Amerikaanse Bibliotheken [...]. Leiden , S. – (Nr. ). – Ria Jansen-Sieben: Repertorium van de
Jacques Legrand Middelnederlandse Artes-Literatuur. Utrecht , S. , , f., f. . Eyn suuerlich boich van bedudynge des kaetschens: Köln, Hist. Arch. der Stadt, Bestand (G. B. °) , r–v (Pap., , ripuarisch). – Vgl. Karl Menne: Dt. und ndl. Hss. /. Köln , S. – (Nr. ). – Handschriftencensus Rheinland . Hg. v. Günter Gattermann. Wiesbaden , S. (Nr. ). – www.handschriftencensus.de/. D: Löwen: Johann von Paderborn, (GW M). – Delft: Hendrik Eckert, (GW M). – Antwerpen: Jacob van Liesvelt, . – Antwerpen: Adriaen van Berghen, [vor ]. – Leuven: Anton Maria Bergaigne, . Vgl. Deschamps (s. Überl.). – JansenSieben (s. Überlieferung). – GW (online). A: . Kaetspel: Frederikse (s. Lit.). – . Auszüge von Eyn suuerlich boich van bedudynge des kaetschens bei Menne (s. Überlieferung). L: De Boor/Newald / () S. . – Dat Kaetspel ghemoralizeert. Hg. v. Jacobus A. Roetert Frederikse. Leiden []. – Egied I. Strubbe: Jean van den B. Écrivain et Juriste Flamand (–). In: Bulletin de la Commission Royale des Anciennes Lois et Ordonnances de Belgique () S. – (wieder in: Ders.: De Luister van ons Oude Recht. Verzamelde Rechtshistorische Studies. Brüssel , S. –). – Ders.: Jean Vanden Berghe. In: Biographie Nationale Belgique. Hg. Académie Royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-arts de Belgique. Bd. . Brüssel , Sp. –. – E. I. Strubbe: De Briefwisseling tussen J. v. d. B. en Johanna van Harcourt (–). In: Bulletin de la Commission Royale d’Histoire () S. –. – Jacobus J. Mak/Joris Reynaert: B., J. v. d. In: De Nederlandse en Vlaamse Auteurs van Middeleeuwen tot Heden met Inbegrip van de Friese Auteurs. Hg. v. Gerrit Jan van Bork. Weesp , S. . – Cees de Bondt: ‹Heeft yemant lust met bal, of met reket te spelen ...?› Tennis in Nederland –. Hilversum , S. –. – Heiner Gillmeister: Tennis. A Cultural History. London , S. – u. ö. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Heiner Gillmeister: Chaucer’s Monk and Sports and Games in Medieval Monasteries and Cathedral Churches. In: Religiosus Ludens. Das Spiel als kulturelles Phänomen in ma. Klöstern und Orden. Hg. v. Jörg Sonntag. Berlin/Boston , S. –. MM
. Hälfte . Jh. Der Schreiber Endris, * nach , † nach . – Verfasser eines Rechnungsbuchs. Die Forschung vermutet eine rheinfränkische Herkunft E.s, der als Schreiber für → Konrad von Weinsberg tätig war. Von historischem Interesse sind E.s Aufzeichnungen über einen von seinem Herrn veranlassten Weintransport. Konrad betraute E. mit der Vorbereitung und mit der Durchführung des Transports. Der elsässische Wein wurde von Rappoltsweiler (Ribeauvillé) nach Lübeck gebracht. Über diese Unternehmung führte E. in zwei Heften Buch, von denen nur ein Heft überliefert ist. E.s Aufzeichnungen informieren über die Strecke, Kosten und organisatorischen Details des Weintransports – etwa über die zu entrichtenden Zölle oder die Bezahlung der für den Transport per Schiff angeheuerten Knechte. Das Rechnungsbuch enthält auch Notizen Konrads, der die Bücher nachträglich prüfte. In Konrads Archiv sind weitere Dokumente E.s erhalten, z. B. ein Rechnungsbuch für Konrads Reise nach Lüneburg und Kitzingen . Ü: Neuenstein, Zentralarch., Abt. Weinsberg, Rechenbuch, S. (/). – Zu weiteren erhaltenen Dokumenten E.s vgl. Fuhrmann . L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Hektor Ammann: Unters. zur Wirtschaftsgesch. des Oberrheinraumes . Konrad von Weinsbergs Geschäft mit Elsässer Wein nach Lübeck im Jahre . In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins () S. –. – Bernd Fuhrmann: Konrad von Weinsberg. Ein adliger Oikos zwischen Territorium und Reich. Stuttgart , S. –. – Enno Bünz: Adlige Unternehmer? Wirtschaftliche Aktivitäten von Grafen und Herren im späten MA. In: Grafen und Herren in Südwestdeutschland vom . bis ins . Jh. Hg. v. Kurt Andermann/Clemens Joos. Epfendorf , S. –, hier S. . MM Jacques Legrand (auch: J. Le Grand, Jacobus Magni) OESA, * um Paris, nach anderen Angaben Toulouse, † um /, nach anderen Angaben um Poitiers, nach anderen Angaben Paris. – Theologe, Prediger, Schriftsteller. J. gehörte den Augustinereremiten an und lehrte an der Universität in Paris. Als Hofprediger des französischen Königs Karl VI. († ) gelangte er zu politischem Ein uss. So wurde er – also während der Auseinandersetzungen zwischen
. Hälfte . Jh. Armagnacs und Bourguignons – von der Partei des Hauses Orléans als Unterhändler nach England entsandt. Als Prediger stellte er sich offen gegen Königin Isabeau († ), die er wegen ihres unmoralischen Lebenswandels kritisierte. Daneben betätigte sich J. als Autor meist lat., teils auch französischer Schriften. Sie erwuchsen häug aus seiner Lehrtätigkeit oder waren Angehörigen des französischen Adels und Klerus gewidmet. J. verfasste u. a. ein Compendium utriusque philosophiae, die Abhandlung De arte memorandi, die Zitatsammlung Aristotelis, Senecae, Boecii dicta communiora und eine Abbreviatio des Reductorium morale von Pierre Bersuire (Petrus Berchorius, † ). Überliefert sind auch eine kurze Universalchronik, eine → Augustinus-Vita, eine Psalmen-Auslegung, Sentenzenkommentare und Predigten. Die meisten dieser Werke liegen nur in wenigen Textzeugen vor. Deutlich umfangreicher ist die Überlieferung von J.s Hauptwerk Sophilogium. Der wohl um –, spätestens um / entstandene Text ist Michel de Creney († ) gewidmet, dem Bischof von Auxerre. Die Überlieferung umfasst mehr als Handschriften und zahlreiche, von um bis ins . Jh. reichende Drucke. Das Sophilogium ist ein Florilegium aus der Bibel sowie antiken und ma. Texten. Als Autoritäten erscheinen darin u. a. → Aristoteles, → Vergil, → Ovid, → Cicero, → Seneca, Lukan, Quintilian, Valerius Maximus und Augustinus. Viele antike Quellen kannte J. wohl nicht aus erster Hand. Stattdessen hat die Forschung in mehreren Fällen → Vinzenz von Beauvais und Johannes Gallensis als Vermittler nachgewiesen. Das Sophilogium gliedert sich in drei Teile mit insgesamt zehn Büchern: Zunächst beschäftigt sich J. mit der Liebe zur Weisheit und den Wissenschaften, dann mit den Tugenden und drittens mit Kirche, Adel und Ständen. J. selbst bearbeitete das Sophilogium in französischer Sprache, einmal als Archiloge Sophie (um / –) für Herzog Ludwig von Orléans († ) und dann als Le livre de bonnes mœurs (–) für Herzog Jean de Berry († ). Eine englische Rezeption erfuhr das Sophilogium durch die erstmals gedruckte Übersetzung von William Caxton († ). In Deutschland kannte Thomas Ödenhofer J.s Text. In zwei Handschriften des . Jh. ist außerdem eine spätestens entstandene Übertragung in dt. Sprache überliefert (Das puch der weisen
Jacques Legrand spruchen, des ende ist liephaben kunst vnd tugende). Ihr Autor ist unbekannt, doch hat die Forschung verschiedentlich eine bayerische oder fränkische Herkunft der Schrift vermutet. Der Schreiber von B, Konrad Lymmerstörfer, wird heute nicht mehr als Übersetzer angenommen. Insgesamt gilt die Übertragung als sehr originalgetreu. Ü: Dt. Übersetzungen des Sophilogium: B: Berlin, SBB, mgf (Perg. und Pap., . Jh.). – B: Berlin, SBB, mgf (Perg. und Pap., ). – Vgl. Hermann Degering: Kurzes Verz. der germ. Hss. der Preußischen SB. Bd. . Die Hss. in Folioformat (Mitt. aus der Preußischen SB ). Leipzig (Nachdr. Graz ) S. , f. – Zur lat. Überl. mit mehr als Hss. vgl. u. a. Zumkeller (s. Lit.). – Beltrán (s. Ausg.). D: Zahlreiche lat., französische und englische Drucke ab um . – Verz. der Frühdrucke: GW (online). – Hinweise zu Drucken des . Jh. bei Palmer (s. Lit.). A (lat.): Combes (s. Lit.) S. –; Combes (s. Lit.) S. – (Teilausg.). – Archiloge Sophie. Hg. v. Evencio Beltrán. Genf u. a. . B: Bibliogr. zur Gesch. und Theologie des Augustiner-Eremitenordens bis zum Beginn der Reformation. Hg. v. Egon Gindele. Berlin/New York , S. f. L: Jacques Chaurand, Dict. Spir. () Sp. –. – Nigel F. Palmer, VL () Sp. –; () Sp. . – Erwin Rauner, LexMA () Sp. . – Jacques Legrand, DHGE () Sp. . – Schulthess/Imbach () S. f. – Alfred Coville: De Jacobi Magni Vita et Operibus. Paris . – Francis Roth: J. L. (Jacobus Magnus) † . In: Augustiniana () S. –. – Ders.: The Epitaph of J. L. In: ebd., S. –. – André Combes: J. L., Alfred Coville et le ‹Sophilogium›. In: ebd., S. –, –; () S. –. – Robert H. Lucas: Two Notes on J. L. In: ebd. () S. –. – Adolar Zumkeller: Mss. von Werken der Autoren des Augustiner-Eremitenordens in mitteleuropäischen Bibl. Würzburg , S. – (Nr. –). – E. Beltran: J. L. († ) Prédicateur. In: Analecta Augustiniana () S. –. – Eelcko Ypma: Les Auteurs Augustins Français. Liste de Leurs Noms et de Leurs Ouvrages. In: Augustiniana () S. –, hier S. –. – E. Beltran: J. L. Étude Préparatoire à l’Edition Critique du ‹Sophilogium›. Diss. Paris . – Ders.: Un Sermon
Frowin von Krakau Français inédit Attribuable à J. L. In: Romania () S. –. – Ders.: J. L. OESA. Sa Vie et son Œuvre. In: Augustiniana () S. –, –. – Bengt Lindström: Some Remarks on two English Translations of J. L.’s ‹Livre de bonnes meures›. In: English Studies () S. –. – E. Beltrán: Une Source de l’‹Archiloge Sophie› de J. L.: L’‹Ovidius moralizatus› de Pierre Bersuire. In: Romania () S. –. – Ders. und Gilbert Dahan: Un Hébraïsant à Paris vers : J. L. In: Archives Juives () S. –. – E. Beltrán: Notes sur un Ouvrage Inconnu de J. L.: ‹Traduction et Exposition Françaises de la Genèse›. In: Revue des Études Augustiniennes () S. –. – Ders.: Christine de Pizan, J. L. et le ‹Communiloquium› de Jean de Galles. In: Romania () S. –. – Ders.: L’Idéal de Sagesse d’après J. L. Paris . – Josette A. Wisman: J. L., Christine de Pizan, et la Question de la ‹Nouveleté›. In: Medium Aevum () S. –. – Lydwine Scordia: ‹Le roi refuse l’or de ses sujets›. Analyse d’une Miniature du ‹Livre de Bonnes Meurs› de J. L. († ). In: Médiévales () S. –. MM Frowin von Krakau, * um , † nach . – Kanoniker, Verfasser einer Moral- und Sittenlehre mit Namen Antigameratus (um ); dt. Bearbeitung um /. F. v. K. ist in der ersten Hälfte des . Jh. mehrfach urkundlich nachgewiesen. Das letzte Dokument datiert von , danach verliert sich seine Spur. Der Zuname weist ihn als Angehörigen des Domstifts von Krakau aus. erscheint F. v. K. erstmals im Umfeld des Krakauer Bischofs Nanker († ), der ihn möglicherweise protegierte. Nach Nankers Wechsel auf den Breslauer Bischofsstuhl blieb F. v. K. in der Krakauer Diözese. F. ist – urkundlich als Propst des Kollegiatstifts St. Peter in Sandomir (Sandomierz) bezeugt. Sein um verfasster Antigameratus ist dem Krakauer Bischof Johann III. Grot (–) gewidmet, der sich in der unruhigen Zeit der Wiederetablierung des polnischen Königreichs auf die Seite der Piasten stellte, als dann unter dem letzten Piastenherrscher Kasimir III. d. Gr. (–) eine Blütezeit Polens begann. Neben dem Antigameratus wird F. neuerdings auch eine unikal in einer Prager Handschrift (UB, XIV. G. ) überlieferte lat. Ständesatire Summa bonorum zugeschrieben. Äußerlich gibt sie vor, ein
. Hälfte . Jh. Predigthandbuch, eine Anleitung für Prediger, zu sein. Der Verfasser könnte durch den Occultus Erfordensis des Nikolaus von Bibra inspiriert worden sein. Dieser in leoninischen Hexametern verfasste Text weist große Ähnlichkeiten mit dem Antigameratus auf. Dagegen umfasst der ebenfalls in Reimform verfasste lat. Antigameratus gerade einmal etwa Hexameter (versus differentiales). Der schon frühzeitig nachgewiesene Titel Antigameratus ist in seinem Wortstamm altpolnischen Ursprungs und leitet sich von ‹gamrat› (lasterhaft) ab. F. v. K. wollte mit dem Antigameratus mithin eine Art Tugendspiegel entwerfen. Er enthält allgemeine Morallehren, nimmt aber diesbezüglich auch zahlreiche Vorschriften zu Kleidung, Haartracht einschließlich der Bartmode auf. Er richtet sich nicht nur an die Geistlichkeit, sondern wendet sich mit unterschiedlichen Traktaten auch an weltliche Fürsten, an Richter und Bedienstete und bezieht selbst den Bauernstand in seine Unterweisungen ein. Auch für Eheleute hält der im Zölibat lebende Kanoniker Ratschläge bereit und unterweist diese in der richtigen Tischzucht. Für die Frau werden sogar Kochvorschriften mitgegeben. Insofern kann man den Antigameratus durchaus als Vorläufer der dann vom . bis in das . Jh. hinein verbreiteten «Hausväterliteratur» einstufen. Zumal sich diese Ratgeber- und Gebrauchsliteratur auf die Oikonomia des → Aristoteles zurückführt. Als direkte Vorlagen lassen sich jedoch die Facetus cum nihil utilius (→ Facetus) und die → Disticha Catonis ausmachen. Ferner hat er neben der Bibel wohl auch die Versus de differenciis des Serlo von Wilton benutzt. Der Antigameratus hat rasche Anerkennung erfahren. Bislang sind rund Textzeugen nachgewiesen. Schon wird das Werk von Hugo → Spechtshart von Reutlingen in seiner Forma discendi als Schulbuch empfohlen; das Florilegium Treverense aus der zweiten Hälfte des . Jh. kolportiert Verse. Auch der sog. Iglauer Anonymus (ca. –) übernimmt in seinen Briefformularen Candela rhetorica diese Empfehlung. Während der Frühhumanist → Niklas von Wyle (–) den Antigameratus noch mit → Cicero in eine Reihe stellt, verliert er mit der aufkommenden Renaissance gleich anderen ma. Traktaten an Wertschätzung. Der Humanist Heinrich Bebel (–) etwa, der gleichfalls in Krakau studiert hatte, lehnte ihn in seinen Libri facetiarum iucundissimi (–) als antiquiert ab. Dennoch gehört
. Hälfte . Jh.
Ordnungen und Rechnungen der Schützenbruderschaft [...]
der Antigameratus zu den frühesten Druckwerken; er ist bereits Anfang des . Jh. () in Leipzig bei Melchior Lotter erschienen. Für seine hohe Wertschätzung sprechen auch die volkssprachlichen Textzeugen. Aus dem . Jh. stammen vier Reimpaarübersetzungen aus dem obersächsischen und süddt. Raum in dt. Sprache: München, BSB, clm , r–v (Perg., geschrieben von dem Salzburger Wolfgang Kydrer / in Wien, seinem Kloster Tegernsee vermacht). – Wien, ÖNB, Ms. cod. , r–r (Perg., aus dem Besitz des Sigismund → Gossembrot). – Stuttgart, LB, Ms. cod. HB XII Poet. lat. , r–r ( vielleicht in Leipzig geschrieben). – Moskau, Russisches Staatsarch., Fond , Nr. (alte Sign. ), r–v (Perg., möglicherweise Provenienz aus dem Kloster Amorbach). – Hinzu kommt noch ein lat.-dt. Fragment: München, BSB, clm , r–r (Perg.). – Bei den drei Textzeugen süddt.-bairischer Provenienz wird der lat. Text zu jeweils zwei, mitunter auch vier Versen dem anschließenden volkssprachlichen Reimpaar vorangestellt. Auf diese Weise stehen beim Wiener Codex lat. Versen dt. gegenüber, die wiederum in elf Kapitel zwischen und Versen untergliedert sind. Die Münchner Handschrift benötigt Kapitel, die Stuttgarter Handschrift nur sieben. legte Habel eine Edition vor, die modernen wissenschaftlichen Anforderungen nicht mehr genügt. Derzeit entsteht an der Polnischen Akademie der Wissenschaften eine kritische Neuedition des Antigameratus. A: E. Habel: Der Antigameratus des Frowinus v. K. In: Stud. zur lat. Dichtung des MA. Ehrengabe für Karl Strecker. Dresden . L: Hedwig Heger, VL () Sp. ; () Sp. f. – Aleksander Brückner: Sredniowieczna Poezya lacinska w Polsce. In: Rozprawy Akademia U., wydz. Filol., serya II, tom. I . Kraków , S. . – Gesamtkat. der Wiegendrucke. Bd. . Leipzig , Sp. . – Teodor Tyc: Na marinesie Antigamerata. In: Studia staropolska. Kraków . – Gottfried Kentenich: Beschreibendes Verz. der Hss. der Stadtbibl. zu Trier () S. . – H. Heger. Antegameratus. Diss. masch., Wien . – Dies.: Zur didaktischen Lit. des dt. SpätMA. In: Forschungen und Fortschritte () H. , S. –. – Franz Brunhölzl: Florilegium Treverense. In: Mlat. Jb. () S. –; () S. –. – J. Wolny/
Mieczyslaw Markowski/Z. Kuksewicz: Polonia w sredniowiecznych rekopisach bibliotek Monachijskich. Kraków , S. , –, , –. – Gabriel Silagi: Aus der «Forma discendi» des Hugo Spechtshart von Reutlingen. In: FS Bernhard Bischoff. Hg. v. Johanne Autenrieth/F. Brunhölzl. Stuttgart-Bad Cannstatt , S. –. – Hans Butzmann: Kat. der Herzog August Bibl. Wolfenbüttel. Bd. . Frankfurt/M. , S. . – Jürgen Stohlmann: Nachtrag zu Hans Walther II. In: Mlat. Jb. () S. . – Nikolaus Henkel: Ma. Übersetzungen lat. Schultexte ins Deutsche. Beobachtungen zu Formtyp und Leistung. In: Poesie und Gebrauchslit. im dt. MA. Hg. v. Volker Honemann u. a. Tübingen , S. –. – Sophia Wlodek u. a.: Kat. Lacinskich rekopisów srediowiecznych bibl. Jagiellónskiej. Bd. . Wrocław , S. . – N. Henkel: Dt. Übersetzungen lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit. München/Zürich , S. . – Regina Dorothea Schiewer/HansJochen Schiewer: Amorbacher Hss. in Moskau. In: Fata libellorum. FA Franzjosef Pensel. Hg. v. Rudolf Bentzinger/Ulrich-Dieter Oppitz. Göppingen ´ , S. –. – S Mieczyslaw Mejor: Zródła literackie a przynale˙zno´sc´ gatunkowa wiersza «Antigameratus» Frowina z Krakowa [Literarische Quellen und genre des Gedichts «Antigameratus» von F. aus Krakau]. In: Studia Classica et Neolatina () S. –. – Thomas Haye: F. v. K. und die spätma. Ständesatire. In: Archivum latinitatis medii aevi () S. –. LAD Ordnungen und Rechnungen der Schützenbruderschaft St. Sebastian zu Goslar. – Aufzeichnungen einer Schützenvereinigung, ab überliefert. Im ma. Goslar existierte neben anderen Bruderschaften auch eine Genossenschaft der örtlichen Schützen. Ab nachweisbar, führte sie ab spätestens den heiligen Sebastian als Patron. Die Bruderschaft veranstaltete u. a. gemeinsame Mähler, unterhielt Verbindungen zu den Goslarer Minoriten und förderte ein Siechenhaus. Geleitet wurde sie von Vormündern und einem Schützenvogt. Über die Tätigkeiten und Finanzen der Bruderschaft wurden schriftliche Aufzeichnungen geführt, die für die Jahre – in Rechnungsbüchern erhalten sind. Die mnd. Notizen umfassen Satzungen von , und , Listen der Mitglieder für die Jahre , , und ,
Vegetius Abrechnungen von bis sowie Übergabeprotokolle bei Vorstandsneuwahlen. Als Schreiber der meisten Einträge werden die Vormünder der Bruderschaft vermutet, die sich bei manchen Zahlungen selbst identi zieren. Entsprechend unterschiedlich sind die Schrift- und Sprachbilder der Rechnungsbücher. Ü: Goslar, Stadtarch., Bestand Schützenbruderschaft (–, mnd.). – Vgl. Hillebrand (s. Lit.). A: Hillebrand (s. Lit.). L: Werner Hillebrand: Chron. der Goslarer Schützenges. In: Jahre Goslarer Schützen –. Hg. v. Friedrich-Wilhelm Schneider. Goslar , S. –. – W. Hillebrand: Die O. u. R. d. S. St. S. z. G. –. In: FS Gerhard Cordes. Bd. . Literaturwiss. und Textedition. Hg. v. Friedhelm Debus u. a. Neumünster , S. –. – Klaus Militzer: Bruderschaften als Ausdruck der Volksfrömmigkeit. Das Beispiel Goslar. In: Niedersächsisches Jb. für Landesgesch. () S. –, hier S. f. MM Vegetius, Publius Flavius. – Kaiserlicher Beamter, Verfasser einer Tierheilkunde und eines Kriegslehrbuchs, um . V. war wahrscheinlich Finanzminister am kaiserlichen Hof von Theodosius I. (–) und hat eine Tierkunde (Mulomedicina) und eine militärund kriegstheoretische Abhandlung geschrieben (Epitoma rei militaris). Diese letztere soll nach der Ausage des Autors eine Zusammenfassung des zu seiner Zeit bekannten, aber dem Vergessen anheim fallenden einschlägigen Wissens der älteren Autoren sein, von denen Frontinus, Celsus und Tarrutenius Paternus die Hauptquellen sind. V. gliedert das Material in vier Bücher, in denen es um die Rekrutierung und Ausbildung des Legionärs (I), um die Aufstellung und Gliederung der Legion, ihre Schlachtordnung und um weitere Waffengattungen (II), um logistische, strategische und taktische Fragen der Kriegsführung, insbesondere der Schlacht (III), sowie um Fragen eines Belagerungskrieges und der Seeschlacht (IV) geht. Im Gegensatz zur Mulomedicina hat die Epitoma rei militaris eine überaus weite Verbreitung im MA gefunden; das fortdauernde Interesse seit der Karolingerzeit zeigt sich nicht nur in mehr als Abschriften, sondern auch in Übernahmen in andere Werke wie Fürstenspiegel (→ Hrabanus Maurus, John of Salisbury, Aegidius Romanus), Lehrschriften (→ Vinzenz
. Hälfte . Jh. von Beauvais) und Exempel- und Spruchsammlungen (John of Wales, John Bromyard, → Mensa philosophica). Die Rezeption ist gekennzeichnet zum einen durch eine integrale Tradierung des Werkes, was insbesondere deshalb erstaunlich ist, weil das militärtheoretische Wissen der Römer sich auf die Kriegsführung mit den Fußtruppen der Legionen bezieht, der Krieg des HochMA aber durch die ritterlichen Reiterkämpfer bestimmt wurde; zu erklären ist dies vor allem dadurch, daß die Epitoma die einzige Lehrschrift zu diesem Thema war, die bis zum Ende des MA überhaupt zur Verfügung stand, und außerdem damit, dass sie den klerikalen und humanistischen Intellektuellen als historiographische und politische Autorität der Antike galt, die insbesondere in den Fragen der Herrschaftspolitik zu Zeiten des Krieges in den aristotelisch geprägten Fürstenspiegeln seit Aegidius Romanus herangezogen wurde. Zum anderen fokussierte sich das Interesse auf einzelne Teile der Epitoma, wobei vor allem das vierte Buch zum Belagerungskrieg auch für die Kriegsführung des MA interessant war; daneben wurden auch einzelne merkspruchartige Zitate, insbesondere aus den Regulae belli des dritten Buchs, in Florilegiensammlungen übernommen. Ab dem Ende des . Jh. wurde die Epitoma rei militaris auch in die Volkssprache übersetzt, wobei das Französische mit sechs (u. a. Jean de Meun, Jean Priorat, Jean de Vignai, → Christine de Pizan) den Schwerpunkt bildet; daneben entstanden Übertragungen in das Italienische (u. a. Bono Giamboni, Venanzio da Bruschino), Englische (u. a. Robert Parker, Richard Lotfut) und Kastilische (Fra Alonso de San Cristobal). Die beiden Schwerpunkte der lat. Rezeption zeigen sich auch in den Übersetzungen, Bearbeitungen und Übernahmen in der dt. Sprache. Um / wurde die Epitoma rei militaris erstmals vollständig ins Deutsche übertragen; die vielleicht an der Wiener Artistenfakultät für Herzog Albrecht V. entstandene Übersetzung aktualisiert den Stoff durch verschiedene Einfügungen und richtet ihn so für die zeitgenössische Kriegsführung zu. Die gleiche Tendenz verfolgt die um direkt für den Druck vorgenommene Übersetzung von Ludwig → Hohenwang, der allerdings bezüglich der avisierten Gebrauchsfunktion unsicher zu sein scheint; einerseits will der Autor den Text explizit als eine Kunst der Reiterei verstanden wissen, die er im Druck durch zahlreiche Holzschnitte kriegstechnischen Geräts ergänzte, die er aus dem kurz zuvor erschienenen Werk De re militari von Roberto
. Hälfte . Jh. Valturio (Venedig ) übernommen hatte; andererseits scheint das beigefügte Glossar eher auf ein humanistisch-historiographisch interessiertes Publikum zu zielen. Etwa zeitgleich ist eine weitere Übersetzung für den Südtiroler Adligen Anton von Annenberg entstanden; Vorlage war hier allerdings nicht die Epitoma rei militaris selbst, sondern eine lat. Bearbeitung (Pulcher tractatus de bello), die wohl Teil eines umfangreicheren Fürstenspiegels war. Außer in diesen mehr oder minder vollständigen Übersetzungen, die allerdings, sieht man von dem Druck ab, der bis noch mehrere Auflagen erlebte, nur eine eng begrenzte Rezeption erlebten, ist die Epitoma rei militaris vor allem durch eine mittelbare Weitergabe im deutschsprachigen Raum bekannt geworden. Am wirkmächtigsten war hier der → Fürstenspiegel nach Aegidius Romanus (geschrieben um /), der in dem dritten Teil zur «philosophia politica» die Epitoma rei militaris ausgeschrieben hatte; seit entstanden mehrere Übersetzungen, die auf diese Weise auch mit dem jeweils als Quelle benannten V. bekannt machten. Unabhängig von Aegidius entstanden um die Wende von . zum . Jh. zwei weitere Werke zur Fürsten- und Adelsunterweisung. In der kurz nach verfaßten Ler der Streitt des Wiener Universitätsjuristen Johann → Seffner, bei der es allerdings vor allem um das richtige Verhalten des Befehlshabers und weniger um praktische Fragen der Kriegsführung geht, wurde auch die Epitoma benutzt; und in seinem Ritterspiegel, der als Adelsdidaxe angelegt ist, bietet Johannes → Rothe um neben Informationen zur ritterlichen Tugendlehre, zur ma. Standesordnung, zum Wappen- und Ritterwesen auch eine Einführung in die Kriegsführung, die weitgehend auf V. beruht. In dem vordergründig als Bauernsatire erscheinenden, nach Intention und Wissensinhalt aber wohl auch eher als Adelslehre angelegten, um geschriebenen Ring des Konstanzer Kurienadvokaten Heinrich → Wittenwiler wird im dritten Teil zur Kriegsführung ebenfalls die Epitoma rei militaris benutzt, wobei hier, wie auch bei Seffner und Rothe, allerdings noch nicht abschließend untersucht ist, ob der Autor einen vollständigen Text der Epitoma benutzt oder sich bei schon auswählenden Quellen bedient hatte, wie sie in den Fürstenspiegeln und Florilegien zur Verfügung standen. Eindeutig ein solcher Fall der V.-Rezeption über mehrere Zwischenstufen liegt schließlich in der Übersetzung des Livre des fais d’armes et de la chevalerie
Vegetius von → Christine de Pizan (geschrieben um ) vor, die selbst für die ersten beiden Bücher ihres Werkes die V.-Übersetzung des Jean de Vignai ausgeschrieben hatte; ihr Livre wurde kurz vor ins Deutsche übersetzt, wurde aber, wie der einzig erhaltene Textzeuge vermuten lässt, nicht in weiteren Kreisen gelesen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Rezeption der Epitoma rei militaris im MA ebenso wie im Lateinischen so auch im Deutschen höchst disparat erscheint. Gekennzeichnet ist sie einerseits durch die verschiedensten Formen der Aneignung, die von einer integralen Übertragung über auswählende Kompilation bis zur Übersetzung schon selbst exzerpierender Bearbeitungen reicht, andererseits auf inhaltlicher Ebene von einem Interesse, das sich auf die historiographische Erzählung römischer Kriegstaten, auf deren exemplarische Funktionalisierung, auf die Aktualisierung militär- und kriegstheoretischen Wissens oder auf die politischen Aspekte der Kriegsführung fokussieren kann. Über all dem wird der Verfasser der Epitoma rei militaris zur grundlegenden Autorität in diesen Fragen; sein Name wird zur Chiffre, die nicht mehr erklärt werden muss. Die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Formen der Aneignung und ihren je spezi schen Interessenlagen müssen noch im Detail geklärt werden. Ob dagegen das Kriegslehrwissen der Epitoma rei militaris häu ger in praktischer Anwendung umgesetzt worden ist, bleibt angesichts der äußerst seltenen diesbezüglichen Quellenzeugnisse höchst fraglich. Ü: Verzeichnis der lat. Überlieferung bei Charles Reginald Shrader: The ownership and distribution of manuscripts of the De Re Militari of Flavius V. Renatus before the year . Diss. (masch.) Columbia . – Ders.: A handlist of extant manuscripts containing the De Re Militari of Flavius V. Renatus. In: Scriptorium () S. –. Dt. Bearbeitungen: Seitenstetten, Stiftsbibl., Cod. LXV, r–v (Wiener Übersetzung). – Innsbruck, Bibl. des Museums Ferdinandeum, cod. FB , r–r (Annenberger Übersetzung). D: Augsburg: Johann Wiener, um / (HC ) (Hohenwang-Übersetzung; Abschriften Karlsruhe, LB, Ms. Durlach , r–r; Linz, LB, cod. , S. –). A: P. Flavii Vegeti Renati Epitoma Rei Militaris. Hg. v. Alf Önnerfors (Bibliotheca Scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana).
(Pseudo-)Hartlieb Stuttgart/Leipzig . – V., Epitoma Rei Militaris. Hg. v. Michael D. Reeve (Oxford Classical Texts). Oxford . – P. F. V. Renatus, Abriß des Militärwesens. Lat. und dt. mit Einleitung, Erläuterung und Indices von Friedhelm L. Müller. Stuttgart . – Alfred Pichler: Der «pulcher tractatus de materia belli». Ein Beitr. zur Kriegs- und Geistesgesch. des MA (Veröff. des hist. Seminars der Univ. Graz IV). Graz u. a. . – Johann Seffners Lehre vom Krieg. In: Österr. Chron. von den Herrschaften. Hg. v. Joseph Seemüller (MGH Dt. Chron. ). Hannover , S. –. – Kalning (s. Lit.) S. –. – Johannes Rothe, Der Ritterspiegel. Hg., übers. u. komm. v. Christoph Huber und Pamela Kalning. Berlin/New York . – Heinrich Wittenwilers Ring nach der Meininger Hs. Hg. v. Edmund Wießner (Dt. Lit., Slg. literarischer Kunst- u. Kulturdenkmäler in Entwicklungsreihen, Reihe Realistik des SpätMA, ). Leipzig . – Das Feuerwerkbuch von . Jahre dt. Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. Neudr. des Erstdruckes aus dem Jahre mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. Mit Bildern. München [] (Faksimiledruck des Holzschnitt-Anhangs zu Hohenwangs Übersetzung in der Ausg. Augsburg ). – F. V. Romanus: Von der Ritterschaft. Aus dem Lateinischen übertragen von Ludwig Hohenwang. In der Ausg. Augsburg, Johann Wiener, /. Farbmikro che-Edition des Exemplars der Herzog August Bibl. Wolfenbüttel, . Hist. °. Einf. zum Werk und zur Druckgesch. von Frank Fürbeth. Beschreibung des Bildkatalogs kriegstechnischer Geräte von Rainer Leng. München . – Eine synoptische Edition der drei dt. Übersetzungen wird von Frank Fürbeth vorbereitet. L: Harald Kleinschmidt/Franz Brunhölzl, LexMA () Sp. f. – Frank Fürbeth, VL () Sp. –. – Charles Reginald Shrader: The ownership and distribution of manuscripts of the ‹De Re Militari› of F. V. Renatus before the year . Diss. (masch.) Columbia . – Ders.: A handlist of extant manuscripts containing the ‹De Re Militari› of F. V. Renatus. In: Scriptorium () S. –. – Foster Hallberg Sherwood: Studies in medieval uses of V.’ Epitoma rei militaris. Diss. (masch.) Los Angeles . – Bernard S. Bachrach: The Practical Use of V.’ ‹De Re Militari› during the Early Middle Ages. In: The Historian () S. –. – F. Fürbeth: Eine
. Hälfte . Jh. unbekannte deutschsprachige V.-Übersetzung aus der Bibl. des Anton von Annenberg. In: ZfdA () S. –. – Philippe Richardot: Végèce et la culture militaire au Moyen Âge (Ve–XVe siècles) (Bibl. stratégique). Paris . – F. Fürbeth: Die deutschsprachige Rezeption des V. im MA. In: Die Wahrnehmung und Darstellung von Kriegen im MA und in der Frühen Neuzeit. Hg. v. Horst Brunner (Imagines Medii Aevi ). Wiesbaden , S. –. – Michael D. Reeve: The Transmission of V.’ Epitoma Rei Militaris. In: Aevum. Rassegna di scienze storiche, linguistiche e lologiche () S. –. – F. Fürbeth: Die ‹Epitoma rei militaris› des V. zwischen ritterlicher Ausbildung und gelehrt-humanistischer Lektüre. Zu einer weiteren unbekannten dt. Übersetzung aus der Wiener Artistenfakultät. In: PBB () S. –. – Rainer Leng: ‹Ars belli›. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Bde. (Imagines Medii Aevi ). Wiesbaden . – Christopher Allmand: The ‹De re militari› of V. in the Middle Ages and the Renaissance. In: Writing War. Medieval Literary Responses to Warfare. Hg. v. Corinne Saunders u. a. Cambridge , S. –. – Pamela Kalning: Kriegslehren in den deutschsprachigen Texten um . Seffner, Rothe, Wittenwiler. Mit einem Abdruck der Wiener Hs. von Seffners ‹Ler von dem streitten› (Stud. und Texte zum MA und zur frühen Neuzeit ). Münster u. a. . – Aldo A. Settia: ‹De re militari›. Pratica e teoria nella guerra medievale. Rom . – R. Leng (Bearb.): Feuerwerksund Kriegsbücher. In: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. /. München , S. –, bes. S. f., f., – (Hohenwang). – Ch. Allmand: The ‹De Re Militari› of V. The Reception, Transmission and Legacy of a Roman Text in the Middle Ages. Cambridge . – R. Leng: Selektion und Missverständnisse. Rezeption antiker Kriegstechnik im späten MA. In: War in Words. Transformations of War from Antiqity to Clausewitz. Hg. v. Marco Formisano/Hartmut Böhme (Transformationen der Antike ). Berlin/ New York , S. –. FF (Pseudo-)Hartlieb, Johannes. – Mantische und kriegstechnische Texte und Bildkataloge (um –). Bei mehreren wissensvermittelnden Texten des späten MA wurde fälschlicherweise der Münchner Arzt und Übersetzer Johannes → Hartlieb als
. Hälfte . Jh. Autor angesehen, wobei diese Zuschreibung teils schon von den Zeitgenossen, teils erst von der späteren Forschung vorgenommen wurde. Bei der ersten Gruppe handelt es sich um eine Reihe von mantischen Prognoseschriften, bei denen eine um in Augsburg als Blockbuch gedruckte Chiromantie Hartlieb im Prolog als Autor nennt. Stemmatologische Untersuchungen zeigen jedoch, dass dies wohl aus verkaufstechnischen Gründen erfolgt ist, um von dem Renommee Hartliebs als Literat und früher Bestsellerautor (Alexanderroman) zu protieren. Gegen seine Verfasserschaft an diesem wie auch an den anderen ihm zugeschriebenen Texten der Zukunftsvorhersage aus den Mondstationen (Mondwahrsagebuch), den Eigennamen (Namenmantik) und aus Sandpunkten (Geomantie) spricht außerdem, dass Hartlieb in der sicher von ihm stammenden Warnschrift vor den Artes Magicae (Buch aller verbotenen Künste) auch diese Prognosetechniken zu den teu ischen Künsten zählt. Allerdings wird neuerdings (Schnell, ) eine Urkunde, in der ein Johannes Hartlieb als Verfasser nigromantischer Schriften erscheint, auf den Münchner Hartlieb bezogen, so dass diesem die genannten mantischen Schriften erneut zugeschrieben werden; hier besteht weiterer Klärungsbedarf. Die andere Gruppe wird zum einen von drei kriegstechnischen Handschriften (Wien, ÖNB, cod. ; Berlin, SBB, Ms. germ. qu. ; Privatbesitz) gebildet, die in leicht variierender Zusammensetzung das → Feuerwerkbuch von , den Liber ignium des Marcus Graecus, die ps.Hartliebsche Namenmantik sowie einen auf dem Bellifortis beruhenden Bildkatalog kriegstechnischer Geräte (Iconismis bellicis) enthalten. Die in der älteren Forschung zu ndende Zuschreibung an Johannes Hartliebs stützt sich vor allem auf die Abschrift der Namenmantik, wobei noch in jüngerer Zeit sogar die Vermutung geäußert wurde, daß ein Exemplar von Hartlieb selbst für König Albrecht II. gefertigt wurde. Neuerdings hat R. Leng aufgrund eines Schriftvergleichs der Beischriften wieder vorsichtig die Richtigkeit der Hypothese erwogen, wonach Hartlieb zumindest der Kompilator der Iconismis bellicis gewesen sei. Zum anderen wurde auch hinter einem Büchsenmeisterbuch aus dem frühen . Jh. (Wien, ÖNB, Cod. ) Hartlieb als Autor vermutet; der erstmals diese Zuschreibung vornehmende Katalog der Wiener Handschriften von / entbehrt hier allerdings jeder Begründung.
(Pseudo-)Hartlieb Ü: Die Textzeugen der Chiromantie, der Namenmantik, des Mondwahrsagebuchs und der Geomantie sind verzeichnet bei Fürbeth (s. Lit.), Weidemann (s. Ausg.) und Schmitt (s. Ausg.). Ein Nachweis weiterer Textzeugen ist von der Dissertation von Marco Heiles (Hamburg) zu erwarten (in Vorbereitung). Textzeugen des ‹Kriegsbuchs›: Wien, ÖNB, cod. , v–r; Berlin, SBB, Ms. germ. qu. , r–v. – Schweiz, Privatbesitz, v–v. – Vgl. auch Rainer Leng (Bearb.): Feuerwerks- und Kriegsbücher. In: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. /. München , S. –, hier S. –, –, –. Büchsenmeisterbuch: Wien, ÖNB, Cod. . – Vgl. auch Leng (s. o.), S. –. A: Chiromantie: Die kunst Cyromancia. Blockbuch ohne Ort und Jahr. Faksimiledruck durch Ernst Weil. München . – Mondwahrsagebuch: Bodo Weidemann: «Kunst der Gedächtnüß» und «De mansionibus», zwei frühe Traktate des Johann Hartlieb. Diss. Berlin , S. –. – Namenmantik: Wolfram Schmitt: Hans Hartliebs mantische Schr. und seine Beein ussung durch Nikolaus von Kues. Diss. Heidelberg , S. –. – Kriegsbücher: Ausgabe fehlt. L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. –. – Schmitt (s. Ausg.). – Martin Wierschin: Johannes Hartliebs ‹Mantische Schr.›. Eine Exegesis der hsl. Überl. In: Ders.: Philologia. Würzburg , S. – (Erstdr. ). – Eberhard König: Das Kriegsbuch König Albrechts II.? In: Leuchtendes MA II. Kat. XXV Heribert Tenschert. Rotthalmünster , S. –. – R. Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. (Imagines Medii Aevi ). Wiesbaden , Bd. , S. –, –; Bd. , S. –. – Bernhard Schnell: Neues zur Biogr. Johannes Hartliebs. In: ZfdA () S. –. – Frank Fürbeth: Das Johannes Hartlieb zugeschriebene ‹Buch von der hand› im Kontext der Chiromantie des MA. ZfdA () S. –. – Ders.: Der Blockbuchdruck des Johannes Hartlieb zugeschriebenen ‹Buch von der Hand› im Kontext des Augsburger Inkunabeldrucks. In: Blockbücher des . Jh. Eine Experimentierphase im frühen Buchdruck. Hg. v. Bettina Wagner (Bibl. und Wiss. ). Wiesbaden , S. –. FF
Achilles Thabor Feuerwerker- und Büchsenmeisterbuch (der Stadt Frankfurt). – Gebrauchshandschrift eines Büchsenmeisters, Bayern, um –. Die einfach gehaltene Handschrift mit dem zeitgenössischen Titel Buchsenmeister fewrwercker könnte aus dem Besitz eines Büchsenmeisters stammen und dessen Handbuch für den praktischen Gebrauch gewesen sein. Die einheitliche gotische Bastarda sowie die Wasserzeichen des Papiers deuten auf eine Entstehung um –. Als wichtigste Vorlage diente dem Verfasser offenbar das → Feuerwerkbuch von . Allerdings geht das F. bei einzelnen weiterentwickelten Waffen sowie bei der frühen Erwähnung von Giftgas und Feuerrädern über diese Vorlage hinaus. Hauptsächlich enthält die Handschrift zahlreiche Pulverrezepte und Anleitungen zur Herstellung von Geschossen sowie zu Besonderheiten des Ladevorgangs von Büchsen. In einem kleinen Abschnitt über die Herstellung von Brandkugeln wechselt die Sprache, vermutlich aus Gründen der Geheimhaltung, ins Lateinische. Von der Hand des Schreibers sind auch zwei einfache schematische Federzeichnungen eingefügt worden: Zum einen ein Schnitt durch eine Büchse mit einliegendem Stein und darüber ein Feuerrad, zum anderen ein Schnitt durch eine Büchse mit zwei eingelegten Kugeln. Ü: Frankfurt/M., Inst. für Stadtgesch., Reichssachen Nachträge Nr. (olim Kriegszeugamt Uglb B . Nr. ), Bll. (Pap., bair./alemannisch). L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. –. – Bernhard Rathgen: Das Geschütz im MA. Berlin , S. –. – Rainer Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , Bd. , S. –. – Ders. (Bearb.): Stoffgruppe . Feuerwerks- und Kriegsbücher (Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA, Bd. /, Lfg. /). München , S. f. (http:// www.manuscripta-mediaevalia.de). UT Pinchwanger, Jakob. – Bearbeiter des → Feuerwerkbuchs von , lebte in der ersten Hälfte des . Jh. Eine schwäbische Sammelhandschrift des . Jh. überliefert eine erweiterte Bearbeitung des Feuerwerkbuchs von , die P. zugesprochen wird. Der Text wird auf ca. – datiert und wurde wohl
. Hälfte . Jh. von P. selbst geschrieben. Der Kodex enthält nämlich von gleicher Hand auch den Entwurf einer Urkunde, in der P. sich in der Ich-Form nennt. Laut der Urkunde war P. Bürger von Memmingen, was auch zur schwäbischen Mundart der Handschrift passt. Verschiedentlich wurde P. in der älteren Forschung mit → Abraham von Memmingen gleichgesetzt, was jedoch nicht sicher belegbar ist. Die P. zugeschriebene Bearbeitung ist umfangreicher als andere Fassungen des Feuerwerkbuchs von . Zu den vielen Erweiterungen zählt ein als innovativ geltendes Rezept für ein hochexplosives «Schießwasser», das sich von den zeitüblichen Pulverrezepten deutlich abhebt. P.s Bearbeitung war möglicherweise eine Vorlage des Augsburger Feuerwerkbuch-Drucks von , zu dem sie viele Parallelen aufweist. Ü: Berlin, SBB, mgq (früher München, Carl Förster’sche Kunstauction, Nr. ), r–r (Pap., um –, schwäbisch; wahrscheinlich Autograph P.s). – Vgl. Leng (s. Lit.). – Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. /. Hg. v. Ulrike Bodemann u. a. München , S. – (Nr. ..). D: Augsburg: Heinrich Steiner, , r–v (VD V ). A: Romocki (Teilausg.). – Hassenstein (nach VD V ). – OnlineFaks. von VD V : http://reader.digitalesammlungen.de. L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. f. – Siegfried J. v. Romocki: Gesch. der Explosivstoffe. Bd. . Berlin (Nachdr. Radolfzell ) S. , . – Wilhelm Hassenstein: Das Feuerwerkbuch von . Jahre dt. Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. München , S. f., . – Rainer Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Wiesbaden , Bd. , S. ; Bd. , S. –, . – Vgl. auch die Lit. zum Feuerwerkbuch von . MM Achilles Thabor (Die Feuer des Achilles Thabor). – Möglicher Übersetzer eines pyrotechnischen Werks. A. T. ist nur durch einen pyrotechnischen Text nachweisbar, der ihm in drei Handschriften zugeschrieben wird. Das deutschsprachige Werk wird dort als «die fewer, die Meister Achilles Thabor geschriben hatt», bezeichnet. Die gleichen Handschriften enthalten u. a. auch Fassungen des
. Hälfte . Jh. → Feuerwerkbuchs von und der Namenmantik von Johannes → Hartlieb. A. T.s Text umfasst Abschnitte mit Anweisungen zur Herstellung von Explosivstoffen und Sprengkörpern. Enthalten sind auch Hinweise zu deren Benutzung, vor allem bei der Belagerung gegnerischer Befestigungen. So emp ehlt der Verfasser etwa bestimmte Sprengmittel für an Bergen gelegene Gebäude oder zum Gebrauch bei Nässe. Er bemüht sich zugleich um eine Verankerung des Textes in der pyrotechnischen Tradition der Antike, u. a. durch Bezüge auf Alexander den Großen. Der A. T. zugeordnete Text ist eine dt. Bearbeitung des Liber ignium. Dieses oft einem Marcus Graecus zugeschriebene Werk entstand wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des . Jh. und war in vielen Handschriften verbreitet. Der dt. Übersetzer nahm gegenüber den lat. Fassungen kleinere Erweiterungen vor. Die Forschung hat auch Johannes → Hartlieb als Autor der Übertragung erwogen, was jedoch nicht belegbar ist. Ü: Wien, ÖNB, cod. , r–v (Pap., , bair.-österr.). – Berlin, SBB, mgq , v–r (Pap., um –, bair.). – Ebd., mgq (früher ebd., Zeughausbibl., Ms. ), r–v (Pap., mit Nachtrag vom frühen . Jh., bair.). – Die Hs. mgq fehlt bei http://www. handschriftencensus.de/werke/ und ndet sich separat unter http://www.handschriftencensus.de/. – Vgl. Bodemann (s. Lit.). Zur Überlieferung des Liber ignium vgl. die Literaturhinweise bei Leng/Ehlert (s. Lit.). A: Siegfried Julius von Romocki: Gesch. der Explosivstoffe : Gesch. der Sprengstoffchemie, der Sprengtechnik und des Torpedowesens bis zum Beginn der neuesten Zeit. Berlin (Nachdr. [Radolfzell] ) S. –. L: Rainer Leng, VL () Sp. f., XIII. – Hermann Degering: Kurzes Verz. der germ. Hss. der Preußischen Staatsbibl. Bd. . Leipzig (Nachdr. Graz ) S. . – Ute Müller: Dt. Mondwahrsagetexte aus dem SpätMA. Diss. Berlin , S. f. – R. Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Bd. . Wiesbaden , S. f., f., ; zum ‹Liber ignium› vgl. Bd. , , S. – u. ö. – Ders./Trude Ehlert: Frühe Kochund Pulverrezepte aus der Nürnberger Hs. GNM a (um ). In: Medizin in Gesch., Philologie und Ethnologie. FS Gundolf Keil. Hg. v. Dominik Groß/Monika Reininger. Würzburg ,
Beugedantz S. –, hier S. . – Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA /. Hg. v. Ulrike Bodemann u. a. München , S. –. MM Beugedantz, Johannes (auch: Bengedans), * um . – Büchsenmeister. B. stammte nach eigenen Angaben aus dem hessischen Grebenstein und erwarb Kenntnisse in Chemie, Waffen- und Belagerungswesen. Er reiste wahrscheinlich im Gefolge des zukünftigen dänischen Königs Christoph III. (–) nach Skandinavien. Dort stand er in Christophs Diensten und gelangte durch Bergbaubeteiligungen zu Wohlstand. ist B. als Teilnehmer diplomatischer Verhandlungen des Dt. Ordens nachweisbar. Er dürfte also bereits vor Christophs Tod in die Dienste des Ordens getreten sein, für den er wohl auch als Büchsenmeister tätig war. Wie ein Brief an den Hochmeister Ludwig von Erlichshausen belegt, bemühte sich B. um den Erhalt ausstehenden Lohns. Stellung und Gesundheit B.s waren in seinen späteren Lebensjahren zunehmend prekär. B. verfasste ein belagerungs- und kriegstechnisches Handbuch in dt. Reimen. Er kann u. a. durch Akrosticha im Text als Verfasser identi ziert werden. Die einzige bekannte Handschrift des Werks gilt als Autograph. Die Entstehung des Handbuchs wird von der Forschung um – vermutet. Es wurde also möglicherweise noch für Christoph III. angelegt. Da der Text jedoch keine Widmung enthält, ist eine entsprechende Zuordnung nicht sicher möglich. Die Forschung hat auch eine Abfassung als Bewerbungsbuch erwogen. So gibt B. in einem Brief an, er habe seine Schrift dem Dt. Orden im Zusammenhang mit einem Dienstangebot vorgelegt. Inhaltlich ist B.s Handbuch von Konrad → Kyesers Schrift Bellifortis beein usst, die B. auch als Vorlage diente. Die Forschung hat enge Bezüge zwischen B.s Handbuch, dem sog. → Feuerwerkbuch von und der Handschrift KK (um ) im Kunsthistorischen Museum Wien herausgearbeitet. Rezepte und andere Teile dieser Texte wurden von B. nd. versi ziert, ansonsten aber übernommen. Die meist von B. selbst gezeichneten Illustrationen des Handbuchs greifen ebenfalls auf Bellifortis zurück. Als eigenständig gelten B.s
Landläu ge Kulmische Rechte Anweisungen zur Positionierung von Geschützen mithilfe von Quadranten. Neben dem Handbuch sind drei Briefe B.s von an den Hochmeister des Dt. Ordens überliefert. Ü: . B.s Kriegsbuch: Kopenhagen, Amamagnæanske Institut, cod. AM .°, r–v (Pap., um , hochdt./nd.; Autograph). . Briefe B.s: Berlin, Geheimes Staatsarch. Preußischer Kulturbesitz, XX. Hauptabteilung (Hist. Staatsarch. Königsberg), Ordensbriefarch. . Zur Überl. vgl. Ralf G. Päsler: Deutschsprachige Sachlit. im Preußenland bis . Unters. zu ihrer Überl. Köln u. a. , S. . – Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA /, Lfg. /: Feuerwerks- und Kriegsbücher. Bearb. v. Rainer Leng. München , S. – (Nr. ..), S. (Nr. ..). – http://www.handschriftencensus.de/. A: Bøssemester- og Krigsbog om Krigskunst og Kanoner. Hg. v. Hans Blosen/Rikke A. Olsen. Bde., Aarhus (mit Faks. der Hs.; enthält auch B.s Briefe; vgl. dazu R. Leng. In: PBB , , S. –). L: Christian Probst, VL () Sp. f. – Ders.: Salpetereinfuhr und Salpetersieder im Deutschordensland Preußen. In: Waffenund Kostümkunde () S. –. – R. A. Olsen: J. Bengedans Finnally Found Out. In: La Basse-Cour. Actes du Colloque International de Maynooth (Irlande), – Août . Hg. v. Peter Ettel u. a. Caen , S. f. – H. Blosen: ‹Johannes Bengedans van Grevensten in Hessenlant. Der hot diß buch ghescriben mit syner hant›. In: Neue Perspektiven der Sprachgesch. Internationales Kolloquium des Zentrums für Mittelalterstud. der Otto-Friedrich-Univ. Bamberg . und . Februar . Hg. v. Ursula Götz/Stefanie Stricker. Heidelberg , S. –. – Blosen (s. Ausg.). – Leng (s. Ausg.). – H. Blosen: J. Bengedans und sein Kriegsbuch. In: Beitr. zur Militärgesch. des Preußenlandes von der Ordenszeit bis zum Zeitalter der Weltkriege. Hg. v. Bernhart Jähnig. Marburg , S. –. MM Silbernes Buch. – Kopialbuch Luzerns aus dem Jahr . Die Abschriftensammlung des S. B. enthält als wichtig erachtete Dokumente und ist aufgeteilt in sieben Sachgruppen (Kopien des Geschworenenbriefs, von Bündnisbriefen, Freiheiten, Pri
. Hälfte . Jh. vilegien und weiteren rechtlichen Instrumentarien). Der Zusammenstellung geht ein Einführungsteil mit Register voran. Auch die Standorte der Originaldokumente sind vermerkt. Einige lat. Urkunden sind übersetzt, zudem sind das Register sowie Überleitungen und Überschriften teilweise volkssprachig gehalten. Das S. B. markiert die Reform des zentralen Rechnungswesens der Luzerner Kanzlei zur verbesserten Kontrolle der städtischen Finanzgeschäfte. Angelegt wurde es vom Luzerner Stadtschreiber Egloff Etterlin († /), dem Vater des Chronisten Petermann → Etterlin. Eine Beteiligung von Hans → Fründ, der bis als Unterschreiber auf der Luzerner Kanzlei unter Egloff Etterlin angestellt war, ist nicht auszuschließen. Ü: Luzern, Staatsarch., Staatliche Bestände A , COD , Bll. (Perg., , lat./dt. [Autograph E. Etterlins]). Der im Jahr prachtvoll ausgestattete Band (rote Holzdeckel mit blau-weißem Samtüberzug) verdankt seine Bezeichnung den je fünf Silberbuckeln auf der Vorder- und Rückseite. L: Peter Xaver Weber: Von alten Büchern im Luzerner Staatsarch. o. O. u. J. [Luzern ]. – Anton Gössi: Archivordnungen und Kanzleiregistraturen in Luzern bis ins . Jh. In: Mitt. der Vereinigung schweizerischer Archivare () S. –. – Martin Körner: Luzerner Staats nanzen –. Strukturen, Wachstum, Konjunkturen (Luzerner hist. Veröff. ). Luzern/Stuttgart , S. – und Reg. – Wolfgang Leesch: Etterlin, Egloff. In: Ders.: Die dt. Archivare –. Bd. : Ein biogr. Lex. München , S. . – Konrad Wanner: Schreiber, Chronisten und Frühhumanisten in der Luzerner Stadtkanzlei des . Jh. In: Jb. der Hist. Ges. Luzern () S. –. – Jeannette Rauschert: Herrschaft und Schrift. Strategien der Inszenierung und Funktionalisierung von Texten in Luzern und Bern am Ende des MA (Scrinium Friburgense ). Berlin , S. f., , –, f., , . – Gregor Egloff: Etterlin, Egloff. In: HLS (online, Version ..) www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D.php. VZ Landläu ge Kulmische Rechte. – Rechtsbuch, entstanden zwischen und . Bei den L. K. R. handelt es sich um eine bearbeitete und ergänzte Zusammenstellung älterer Rechtstexte. Die wichtigste Quelle war der
. Hälfte . Jh. → Alte Kulm; darüber hinaus lassen sich Parallelen zum Sachsenspiegel-Landrecht (→ Eike von Repgow), zu den → Magdeburger Rechtsbüchern, zu Willküren aus Danzig sowie zum Frieden von Brest zwischen dem Deutschordensland in Preußen, Königreich Polen und Großfürstentum Litauen (..) ausmachen. Steffenhagen () nahm an, dass die L. K. R. wohl in Danzig aufgezeichnet wurden, da eine Reihe von lokalen Rechtsgewohnheiten dieser Stadt in den Text Eingang gefunden haben. Nach Toeppen () entstanden die L. K. R. nach , der jüngsten datierbaren Quelle, und vor , als sich die Mitglieder des Preußischen Bundes (zu ihnen gehörte auch Danzig) unter den Schutz des polnischen Königs stellten. Die ältesten Handschriften nennen den Hochmeister des Dt. Ordens als alleinigen Landesherrn und den Hauskomtur als Richter. Jüngere Handschriften, die in der Zeit der polnischen Hoheit über Preußen entstanden sind, setzen anstelle des Hochmeisters und des Hauskomturs König und Burggraf. Nach dem VL () bestehe «der wesentliche Unterschied zwischen älteren und jüngeren Handschriften» darin, dass «die Handschriften des . Jh.s die Bezeichnung ‹L. K. R.› fallenlassen und sich als Willküren bezeichnen mit durchlaufender Zählung aller Kapitel, somit also als Landesordnung» zu verstehen seien. Die ältesten Handschriften der L. K. R. aus dem . Jh. umfassen nicht gezählte, aber mit Überschriften versehene Artikel. Darin werden u. a. behandelt: Rechte der Frauen, die Funktionen von Richter und Schöffen, Erbsachen und Vormundschaft, Vergabungen, Prozessrecht (Ladung, Berufung, Urteil, Vollmacht u. a. m.), Landfrieden, Pfandrecht, falsche Anschuldigungen vor Gericht, Körperverletzung und Totschlag, Wette und Spiel. Der Provenienz der überlieferten Handschriften zufolge waren die L. K. R. nicht nur in Danzig (Gda´nsk), sondern auch in Thorn (Toru´n), Konitz (Chojnice) und Königsberg (Kaliningrad) in Gebrauch. Fünf Handschriften entstanden im . Jh. und zehn im . Jh., zwei datieren ins ./. Jh., sodass der Überlieferung nach die stärkste Rezeption für das . Jh. auszumachen ist. Vier Artikel (– u. ) fanden Eingang in die «Gemeinen Laufenden Urteile» (älteste Handschrift von ); diese Rechtssammlung gelangte zwischen und in Druck, als Herausgeber wird der Königsberger Notar Albert Pölman (auch: Poelmann) genannt. Die Artikel – wurden in das Büchlein gemeiner Regeln aufgenommen. Diese Sammlung von
Landläu ge Kulmische Rechte Erbrechtsbestimmungen entstand wohl in Königsberg (?). Ü (nach Handschriftencensus online, Steffenhagen [] und Oppitz []): Das L. K. L. ist mit bekannten Textzeugen relativ gut überliefert; Steffenhagen (), dem vierzehn Handschriften bekannt waren, erwähnt noch eine weitere, die aber bereits ihm nicht mehr vorlag. Von den Handschriften sind heute zehn vollständige und eine fragmentarische in ostmitteldt. Sprache erhalten; eine weitere liegt in einer lat. Übertragung vor. Vier deutschsprachige und eine lat. Handschrift gelten hingegen als verschollen. Berlin, Geheimes Staatsarch. PKB, XX. HA, StA Königsberg OP Fol. (Pap., , ostmitteldt.; früher: Königsberg, SUB, Hs. .I]. – Danzig, StB, Fol. Nr. (Pap., , ostmitteldt.; verschollen). – Ebd., Ms. (Pap., , lat.; verschollen). – Gda´nsk, Biblioteka Gda´nska Polskiej Akademii Nauk (BGPAN), Ms. (Perg., . Jh., ostmitteldt.; früher: Danzig, StB, XVIII d. ). – Ebd., Ms. (Pap., . Jh., ostmitteldt.; früher: Danzig, StB, XVIII C. f. ). – Ebd., Ms. (Codex II; Pap., . Jh., ostmitteldt.; früher: Danzig, StB, Ms. ). – Ebd., Ms. (Pap., , ostmitteldt.; früher: Danzig, StB, Ms. ). – Ebd., Ms. (Pap., , lat.; früher: Danzig, StB, XVIII C. q. ). – Gda´nsk, Wojewódzkie Archiwum Panstwowe, R/Y (Perg., . Jh., ostmitteldt.; früher: Danzig, Stadtarch., Y. Fol. ). – Ebd., RW (Pap., . Jh., ostmitteldt.; früher: Königsberg, Staatsarch., Msc. A °). – Ebd., RW (nur vorderer Spiegel; Pap., . Jh., ostmitteldt.; früher: Königsberg, Staatsarch., Msc. A °, Vorderer Spiegel). – Hamburg, SUB, Cod. jur. (Pap., . Jh., ostmitteldt.). – Königsberg, SUB, Hs. (Pap., . Jh., ostmitteldt.; verschollen). – Königsberg, StB, Cod. S .° (Pap., . Jh., ostmitteldt.; verschollen). – Leipzig, UB, Ms. (Pap., , ostmitteldt.). – Lübeck, StB, Ms. jur. ° (Pap., . Jh., ostmitteldt.; verschollen). – Toru´n, Wojewódzka Biblioteka Publiczna i Ksiaznica Miejska im. Mikoaja Kopernika, Rps (Pap., . Jh., ostmitteldt.; früher: Thorn, Gymnasialbibl., R ° ). A: Max Toeppen (Hg.): Das Danziger Schöffenbuch. Danzig (online: dLibra Digitale Bibliothek; auch erschienen als Beiträge des Gymnasialprogramms des kgl. Gymnasii Marienwerder, Nr. [Marienwerder ]). L: Udo Arnold, VL () Sp. f. – Oppitz () ; () Nr. , f., ,
Süddeutsche Rechtsaufzeichung , , , f., , f., , , , . – Emil Steffenhagen: Catalogus codicum manuscriptorum bibliothecae regiae et universitatis Regimontanae. Bd. , Königsberg (Nachdr. Hildesheim/New York ) S. (Nr. ). – Ders.: Dt. Rechtsquellen in Preussen vom XIII. bis zum XVI. Jh. Leipzig , S. –. – Maximilian Curtze: Die Hss. und seltenen alten Drucke der Gymnasialbibl. zu Thorn. Thorn , S. –, hier S. (Nr. ). – August Bertling: Kat. der Hss. der Danziger Stadtbibl. Bd. : Kat. der die Stadt Danzig betreffenden Hss. der Danziger Stadtbibl. Danzig , S. f., . – Otto Günther: Kat. der Hss. der Danziger Stadtbibl. Bd. . Danzig , S. f., f. – August Seraphim: Hss.-Kat. der Stadtbibl. Königsberg i. Pr. (Mitt. aus der Stadtbibl. zu Königsberg i. Pr. ). Königsberg , S. f. – Zbigniew Zdrójkowski: Dzieje Chełmna i jego regionu. Zarys monogra czny. Hg. v. Marian Biskup. Toru´n , S. –. – Wiesław Litewski: Landrecht des Herzogtums Preußen von . Tl. : Strafrecht (Zeszyty Naukowe Uniwersytetu Jagiello´nskiego /Prace prawnice ). Warszawa/ Kraków . – Ralf G. Päsler: Deutschsprachige Sachlit. im Preußenland bis . Unters. zu ihrer Überl. (Aus Archiven, Bibliotheken und Museen Mittel- und Osteuropas ). Köln u. a. , S. –, –, f. – Vladimír Spáˇcil/ Libuˇse Spáˇcilová (Hg.): Míˇseˇnská Právní Kniha. Historický kontext, jazykový rozbor, edice/Das Meißner Rechtsbuch. Historischer Kontext, linguistische Analyse, Edition. Olomouc , hier S. . – Thomas Fuchs: Die neuzeitlichen Hss. der Signaturengruppe Ms (Ms –Ms ) sowie kleinerer Bestände (Cod. Haen., Ms Apel, Ms Gabelentz, Ms Nicolai, Ms Thomas) (Kat. der Hss. der Universitätsbibl. Leipzig, NF ). Wiesbaden , S. f. – Janusz Tandecki: Deutschsprachige ma. Hss. in Thorner Bibliotheken und Archiven. In: Manuscripta germanica. Deutschsprachige Hss. des MA in Bibliotheken und Archiven Osteuropas. Hg. v. Astrid Breith u. a. (ZfdA, Beih. ). Stuttgart , S. –, hier S. . MM Süddeutsche Rechtsaufzeichung. – Femerechtliches Handbuch, um –. Die sog. S. R. versammelt mehrere dt. Abschnitte über das westfälische Femerecht. Am Anfang steht ein Verzeichnis von elf dem Femerecht unterliegenden Straftaten, darunter Diebstahl, Raub,
. Hälfte . Jh. Mord und Vergewaltigung. Darauf folgt ein Abschnitt, der den Umgang mit eines Femevergehens schuldigen Personen regelt, u. a. die Bestrafung durch Aufhängen. Ein Teil der Überlieferung wiederholt danach den Katalog der elf Straftaten. Abschließend behandelt die S. R. den Umgang mit Freischöffen, die eines Verbrechens angeklagt werden, sich aber nicht vor einem Femgericht verantworten wollen. Länge und Zusammensetzung der S. R. schwanken in der Überlieferung. Als umfangreichste Fassung gilt jene in einer Wertheimer Handschrift. Alle Fassungen überliefern die S. R. mit den sog. Frankfurter Fragen (), teilweise auch mit der sog. Arnsberger Reformation (), einer bedeutenden Kodi kation des Femerechts. Die S. R. ist in fünf Handschriften ab der Mitte des . Jh. erhalten. Der süddt. Schwerpunkt der Überlieferung führte zur Bezeichnung des Werks als S. R. durch die Forschung. Die Entstehung der S. R. wird zwischen und in Mainz oder in der Region um Frankfurt/M. vermutet. Der anonym überlieferte Text gilt als Privatwerk. Die Forschung hat in der S. R. eine textliche Parallele zu einem Brief nachgewiesen, den der Mainzer Stadtschreiber Nikolaus von Werstadt (Nicolaus von Wörrstadt) an den Frankfurter Rat schrieb. Darin berichtet er über die Ergebnisse der Arnsberger Kapiteltage jenes Jahres. Nikolaus kommt also als möglicher Verfasser der S. R. in Frage. Eine Rezeption des Werks wird in reichsstädischen Verwaltungskreisen vermutet, die beru ich mit femerechtlichen Fragen befasst waren. Ü: München, BSB, cgm , r–v, v–r (Pap., um Mitte . Jh., ostschwäbisch). – Wertheim, Staatsarch., G VII B , S. –, f. (Pap., Mitte . Jh., mitteldt.). – Wolfenbüttel, HAB, cod. Extravagantes, v–r, v–r (Pap., –nach , bair.-schwäbisch, Hausbuch des Ulrich Schwarz). – München, BSB, cgm , r–r, r–v (Pap., Augsburg, letztes Viertel . Jh., nach , ostschwäbisch). – Nördlingen, Stadtarch., Bestand Stadtrechte und Ordnungsbücher, ohne Signatur, S. – (Pap., um , mitteldt.). Vgl. u. a. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm –. Wiesbaden , S. f. – Dies.: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm –. Wiesbaden , S. –. – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , S. (Nr. ), (Nr. ), (Nr. ), (Nr. ),
. Hälfte . Jh. (Nr. ). – www.handschriftencensus.de/ . – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. A: Corpus Iuris Germanici Publici ac Privati ex Aevo Medio /. Hg. v. Heinrich Christian von Senckenberg. Frankfurt/M. , S. . – Lindner (s. Lit.). L: Andrea Stühn, VL () Sp. –. – Friedrich Philipp Usener: Die Freiund heimlichen Gerichte Westphalens. Beitr. zu deren Gesch. nach Urkunden aus dem Arch. der freien Stadt Frankfurt. Frankfurt/M. , S. . – Heinrich Duncker: Krit. Besprechung der wichtigsten Quellen zur Gesch. der westfälischen Femgerichte. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –, hier S. –. – Theodor Lindner: Die Feme. Gesch. der ‹heimlichen Gerichte› Westfalens. Paderborn (Nachdr. ebd. ) S. –. – U.-D. Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , S. , f. – Klaus H. Lauterbach: Sendgericht, Missat und Feme im Werk des sog. ‹Oberrheinischen Revolutionärs›. Mit einem Anhang über den ‹Todfall› als Abgabe zum Loskauf Gefangener. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –, hier S. f. MM Rechtsbuch der Neustadt Salzwedel. – –/. Salzwedel war bis zu einer Verfügung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. (–) aus dem Jahr in Alt- und Neustadt geteilt, gelegen in der Altmark im Kurfürstentum Brandenburg bzw. im Königreich (Brandenburg-)Preußen (die Altmark gehört heute zu Sachsen-Anhalt). Während die Altstadt in der zweiten Hälfte des . Jh. Marktrecht erhalten hatte und zum ersten Mal als Stadt bezeichnet wurde, geht die Neustadt auf eine Gründung im Jahr zurück. Bis zum Ende des . Jh. sollte die wirtschaftliche und politische Entwicklung der Stadt an Fahrt gewinnen: Kau eute aus Salzwedel trieben vor allem im Hanseraum Handel (Salzwedel war seit Mitglied der Hanse), die Altstadt erwarb das Münzrecht und kurz darauf wurde der Ausbau der Stadtbefestigung weiter vorangetrieben. kam es zum Aufstand gegen den Magistrat, der mit Hilfe
Rechtsbuch der Neustadt Salzwedel des brandenburgischen Markgrafen niedergeworfen werden konnte, aber noch nicht zur Beschneidung der städtischen Privilegien führte wie gut ein halbes Jahrhundert später: Denn nachdem Salzwedel gemeinsam mit anderen Städten der Altmark etwa zwei Jahrzehnte lang abschlägig auf die landesherrliche Steuerpolitik regiert hatte, nahm Kurfürst Johann von Brandenburg (–) die Weigerung der altmärkischen Städte gegen eine erhobene sog. Bierziese (indirekte Steuer) zum Anlass, auch die Privilegien Salzwedels einzuschränken (Verlust der freien Ratswahl, des Burgenbrechens, des Bündnisrechts). Obwohl die Altstadt über deutlich ältere Stadtrechtsprivilegien verfügte als die Neustadt, wurden jene der Altstadt erst / aufgezeichnet, die der Neustadt jedoch schon im Jahr der Gründung . Salzwedel übernahm das Stendaler Recht (d. i. Magdeburger Recht) in modi zierter Form und gab es u. a. an Lenzen (Elbe) weiter. Darin waren Gewohnheitsrecht und Ein üsse aus dem lübischen Recht enthalten. Das Stadtrecht von Salzwedel blieb bis zur Einführung des Allgemeinen Landrechts für die Preußischen Staaten in Kraft (Erbrechtssachen wurden noch bis Anfang auf Grundlage des ma. Stadtrechts entschieden). Wenige Jahre nach dem städtischen Aufstand und noch vor Beschneidung der Privilegien Salzwedels durch den Kurfürsten entstand das R. d. N. S. Es ist von mehreren Schreibern aufgezeichnet worden, die sich zum Teil selbst genannt und ihrem Namen ein Datum beigefügt haben: Georg Gerlach (), Ludolph Lysten (auch: Liesten, ) und Georg Burmester («georgium Burmester in Solzwedel», ). wies laut einer Notiz Georg Gerlach die in Holzdeckeln eingefasste Schrift «in sui memoriam» an den Rat der Neustadt Salzwedel (daher wird die Neustadt als Entstehungsort angenommen). Aufgrund dieser Eintragungen dürfte davon auszugehen sein, dass die Handschrift im Zeitraum von ca. bis ca. bzw. entstand. Beim R. d. N. S. handelt es sich um ein Kopialbuch mit einer Zusammenstellung von für die Doppelstadt Salzwedel wichtigen Rechtstexten, teils lat., teils niederdeutsch. Darin sind enthalten: Sachsenspiegel-Landrecht in drei Büchern (Vulgata, lat., → Eike von Repgow) mit nd. Register; historiographische Notizen und Exzerpte aus De civitate Dei des → Augustinus (nur Blatt); Stadtrechtsprivilegien der Markgrafen Otto V. († )
Rechtsbuch der Neustadt Salzwedel und Albrecht III. († ) von Brandenburg für die Altstadt Salzwedel vom .. und .. in Artikeln (teils verkürzt und in vom Original abweichender Reihenfolge, lat. und nd.); Commentum super pace Constantiae des Baldus de Ubaldis (–; lat.); Distinctio aurea de successionibus; zwei Frieden des Erzbischofs von Magdeburg mit den Bischöfen von Halberstadt und Hildesheim sowie mit den Herzögen von BraunschweigLüneburg von und ; Bulle Salvator humani generis Papst Gregors XI. vom .. (siehe dazu Eike von Repgow), ein Schreiben des Konzils von Basel (–/) an mehrere dt. Bischöfe, Sachsenspiegel-Lehnrecht in Artikeln mit Register und Remissionen am Rand; Artikel aus der → Goldenen Bulle von : De vectigalibus et commissis; ein Breve an den Bischof von Verden von (Salzwedel lag im Bistum Verden); → Richtsteig Lehnrechts in Artikeln mit Register (nd.); Ius civile (Sentenzen). Zur Rezeption des R. d. N. S. liegen keine einschlägigen Forschungen vor; bisher interessierte die Handschrift vor allem wegen der enthaltenen Stadtrechtsprivilegien von /, der Bestimmungen zum Recht für Juden (zwei entsprechende Artikel im R. d. N. S.) und m. E. wegen der Rezeption des Sachsenspiegels. Bei dem Codex handelt es sich um ein Kettenbuch, d. h. es wurde vermutlich an einem öffentlichen Platz mit einer Kette gesichert; insbesondere die dt. Übertragung der Stadtrechtsprivilegien weist starke Gebrauchsspuren auf. Eine sinnvolle Gesamtschau des R. d. N. S. im Zusammenhang mit den ebenfalls für das . Jh. noch überlieferten Handschriften des Salzwedeler Rats fehlt, obwohl auffällig ist, dass für den Berichtszeitraum des R. d. N. S. ein Richtbuch beider Städte Salzwedel (–), ein Statutenbuch (–) und ein Register der Erlasse und Verordnungen des Rats (–) überliefert sind (siehe online: Index Librorum Civitatum). Ein Vergleich der Handschriften würde sicher Auskunft über ihre Funktionalität und Kohärenz geben. Ü: Salzwedel, Stadtarch., Rep. II, I C (Pap., –/, lat. und nd.). A (eine Gesamtausgabe fehlt, es sind nur Teileditionen zum Stadtrecht verfügbar): Das Salzwedelsche Stadtrecht. Bearb. von Johann Friedrich Danneil. In: Neue Mittheilungen aus dem Gebiet hist.-antiquarischer Forschungen ()
. Hälfte . Jh. H. , S. – (nd.). – Codex diplomaticus Brandenburgensis. Hg. v. Adolph Friedrich Riedel. . Hauptteil. Bd. . Berlin , S. –, Nr. – (lat. und nd.). – Dt. Stadtrechte des MA. Theils verzeichnet, theils vollständig oder in Probeauszügen mitgetheilt. Hg. v. Heinrich Gottfried Philipp Gengler. Neue Ausg. Nürnberg , S. – (nd.). L: Hb. der hist. Stätten Deutschlands. Bd. : Sachsen-Anhalt () S. –, f. – Oppitz () S. . – Ebd. () Nr. . – Sebastian Kreiker: Salzwedel. In: LexMA () Sp. . – Miscellaneen zum Lehnrecht. Gesammelt und hg. v. Karl Friedrich Zepernick. Halle , S. – (Nr. ). – Carl Gustav Homeyer: Des Sachsenspiegels zweiter Theil, nebst den verwandten Rechtsbüchern. Bd. . Berlin , S. f. (Nr. ). – Ders.: Johannes Klenkok wider den Sachsenspiegel (Aus den Abh. der Kgl. Akad. der Wiss. zu Berlin ). Berlin , S. f. – Otto Stobbe: Gesch. der dt. Rechtsquellen (Gesch. des dt. Rechts in Bdn. /). Braunschweig , S. , Anm. . – Erich Liesegang: Zur Verfassungsgesch. von Magdeburg und Salzwedel. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Gesch. () S. –. – Adolf Preuss: Chron. der Stadt Salzwedel. Magdeburg . – Franz Hartleb (Hg.): Salzwedel, die alte Markgrafen- und Hansestadt in der Altmark –. Beitr. zur jährigen Stadtgesch. Salzwedel . – Guido Kisch: The Jews in Medieval Germany. A Study of Their Legal and Social Status. Chicago , S. f., , f. – Ders.: Die Rechtsstellung der Juden in Deutschland im MA. In: Ders.: Ausgewählte Schr. Bd. . Sigmaringen , S. –, hier S. f. – Germania Judaica. Hg. v. Zvi Avneri u. a. Bd. /. Tübingen , S. ; Bd. . Ebd. , S. f. – Winfried Schich: Zum Problem der Juden in der frühen deutschrechtlichen Stadt im östlichen Mitteleuropa. In: Deutsche – Polen – Juden. Ihre Beziehungen von den Anfängen bis ins . Jh. Hg. v. Ste Jersch-Wenzel (Einzelveröff. der Hist. Kommission zu Berlin ). Berlin , S. –. – Jahre neue Stadt Salzwedel. Hg. vom Bürgermeister und der Stadt Salzwedel. Salzwedel . – Christine Magin: «Wie es umb der iuden recht stet». Der Status der Juden in spätma. dt. Rechtsbüchern (Göttinger Philosophische Diss. D ). Göttingen . – Dies.: «Waffenrecht» und «Waffenverbot» für Juden im MA. Zu einem Mythos der
. Hälfte . Jh. Forschungsgesch. In: Aschkenas () S. –, hier S. f. – Gesch. und Gegenwart der westlichen Altmark. Bearb. v. Cornelia Kessler (Beitr. zur Regional- und Landeskultur Sachsen-Anhalts ). Halle . – Joachim Stephan: Die Vogtei Salzwedel. Land und Leute vom Landesausbau bis zur Zeit der Wirren (Quellen, Findbücher und Inventare des Brandenburgischen Landeshauptarch. ). Frankfurt/M., New York . – Hiram Kümper: Sachsenrecht. Stud. zur Gesch. des sächsischen Landrechts in MA und früher Neuzeit (Schr. zur Rechtsgesch. ). Berlin , S. –. Online: Medieval Ashkenaz. – Index Librorum Civitatum. MM Leipziger Drogenkompendium (Von den eynveldighen arcztyen). – Dt. Drogenkunde, spätestens zweites Viertel . Jh. Das L. D. ist anonym in einem Kodex mit weiteren Fachschriften wie der → Leipziger Rogerglosse und der → Leipziger Wundarznei überliefert. Der vorliegende Text gilt als Abschrift eines verlorenen Originals. Der ostmitteldt. Schreiber stammte aus dem nordobersächsischen Raum. Das L. D. versammelt insgesamt Drogenmonographien. Im Mittelpunkt stehen P anzen, doch werden vereinzelt auch Tiere, Metalle und Mineralien behandelt. Aus dem p anzlichen Bereich erscheinen u. a. Aloe, Anis, Costus, Eruka, Fenchel, Knoblauch, Wermut und Zizania. Dargestellt werden neben Namen und Synonymen u. a. auch Aussehen, Fundorte, Heilanzeigen sowie Möglichkeiten der medizinischen Aufbereitung und Anwendung. Die Anordnung des L. D. folgt insgesamt den Anfangsbuchstaben der Drogen. Die Buchstabenbereiche selbst sind in sich jedoch nicht streng alphabetisch angelegt. Der Umfang der einzelnen Bereiche schwankt stark: Während der umfangreichste Teil (C) Monographien enthält, ist unter H z. B. nur ein einziger Abschnitt vorhanden. Die meisten Monographien bieten die Buchstabenbereiche A, C und S. Neben den Drogenmonographien bietet das L. D. auch zwei einleitende Kapitel und eine eingeschobene Gewichtslehre. Der Inhalt des L. D. beruht vor allem auf dem → Circa instans (um ), das hier in dt. Übersetzung einge ossen ist. Die zweite Hälfte des L. D. gilt sogar als reine Circa instans-Übertragung. Die im L. D. enthaltene Fassung des älteren Werks ist dabei umfangreicher als dessen lat. Standardtext.
Leipziger Drogenkompendium Als weitere Quelle des L. D. ist der Liber Serapionis aggregatus in simplicibus medicinis (auch Aggregator, . Jh.) von Pseudo-Serapion identi ziert worden. Teile daraus wurden in dt. Übersetzung als eigene Kapitel eingefügt, teilweise aber auch in die auf dem Circa instans basierenden Abschnitte inseriert. Dritte Hauptquelle des L. D. ist der Ältere dt. Macer (. Jh., → Macer), der für die Buchstabenbereiche A bis E benutzt wurde. Hinzu kommen Abschnitte aus dem → Liber iste und dem Liber graduum (auch De gradibus) des Constantinus Africanus. Beide Werke wurden auch für andere Fassungen von Circa instans benutzt; ihre Verwendung muss also nicht auf den Autor des L. D. zurückgehen. Sprachlich gilt das L. D. als Versuch einer möglichst originalgetreuen Übersetzung der lat. Quellen. Insgesamt ist das L. D. in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung: Es gilt als umfangreichste Drogenkunde vor in dt. Sprache sowie als älteste dt. Übertragung des Liber Serapionis aggregatus, bietet eine seltene dt. Komplettübersetzung des Circa instans und wird von der Forschung zudem als qualitativ hochwertig eingeschätzt. Ü: Leipzig, UB, Ms. , ra–vb, ra–vb (Pap., zweites Viertel . Jh., nordobersächsisch). – Vgl. u. a. Schnell (s. Lit.). – Der dt. ‹Macer›, Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Hg. v. Bernhard Schnell mit William Crossgrove (TTG ). Tübingen , S. . – www.handschriftencensus.de/. A: Damm (s. Lit.; Teilausg.). – Schnell (s. Lit.; Teilausg.). – Mayer (s. Lit.; Auszüge). L: Vgl. auch die Lit. zum Circa instans. – Johannes G. Mayer, VL () Sp. –. – Walter Damm: Die einzige bisher bekannte dt. Fassung des Buches ‹Circa instans› (‹de simplicibus›) nach einer Hs. des . Jh. (Leipzig, UB Nr. ). Diss. Berlin . – Hans Wölfel: Das Arzneidrogenbuch ‹Circa instans› in einer Fassung des XIII. Jh. aus der UB Erlangen. Text und Komm. als Beitr. zur P anzen- und Drogenkunde des MA. Diss. Berlin . – Claus H. Beck: Stud. über Gestalt und Ursprung des Circa instans, durchgeführt an den drei ältesten bisher bekannten Hss. Diss. Berlin . – Gundolf Keil/ Elfriede Würl: Die ‹Leipziger Rogerglosse› und die ‹Hübsch Chirurgia› des Niklas von Mumpelier. Eine Konkordanz zu Denkmälern altschlesischer
Lochner Lit. des . Jh. In: Jb. der Schlesischen FriedrichWilhelms-Univ. zu Breslau () S. –. – Bernhard Schnell: ‹Von den wurzen›. Text- und überlieferungsgeschichtliche Stud. zur pharmakographischen dt. Lit. des MA. Habil. Würzburg , S. –. – G. Keil: Phytotherapie im MA. In: Scientiarum Historia () S. –, hier S. . – J. G. Mayer: ‹Circa instans› dt. Beobachtungen zum Leipziger Kodex , dem bislang umfangreichsten Kräuterbuch in dt. Sprache vor dem Buchdruck. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – B. Schnell: ‹Von den eynveldighen arcztyen›. Zu den Quellen des Kräuterbuchs Ms. . Eine bislang unbekannte deutschsprachige Übersetzung des Ps.-Serapion. In: Fata Libellorum. FS Franzjosef Pensel. Hg. v. Rudolf Bentzinger/Ulrich-Dieter Oppitz (GAG ). Göppingen , S. –. – J. G. Mayer: Das L. D. (Leipzig, UB, Cod. ) und seine Quellen ‹Circa instans›, ‹Aggregator› (Pseudo Serapion), ‹Macer oridus› (bzw. ‹Älterer dt. Macer›), ‹Liber graduum› (Constantin) und ‹Liber iste›. In: Editionen und Stud. zur lat. und dt. Fachprosa des MA. Hg. v. dems./ Konrad Goehl. Würzburg , S. –. – J. G. Mayer/K. Goehl: Das Verhältnis der ma. Kräuterbücher zu ihren lat. Quellen, dargestellt am ‹Älteren dt. Macer›, dem ‹L. D.› (Leipzig UB, ) sowie dem ‹Gart der Gesundheit› (Mainz ). In: Sprachwiss. () S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – J. G. Mayer: Das ‹L. D.› und der ‹Gart der Gesundheit›. Ein Vergleich. In: Fachtexte des SpätMA und der Frühen Neuzeit als Objekt der Fachsprachenund Fachprosaforschung. Tradition und Perspektiven der Fachprosa- und Fachsprachenforschung. Hg. v. Lenka Vanková. Berlin , S. –. MM Lochner, Hans, † .. Neunkirchen am Brand. – Mediziner, Verfasser eines Reiseberichts und medizinischer Anweisungen. L. entstammte einem Nürnberger Patriziergeschlecht und war der Sohn eines Apothekers. noch Student in Erfurt, diente er später als Leibarzt unter Friedrich I. von Brandenburg († ). begleitete L. dessen Söhne Johann († ) und Albrecht Achilles († ) auf einer Reise zu den Heiligen Stätten in Palästina. Die Gruppe fuhr
. Hälfte . Jh. über Salzburg, Venedig und Zypern nach Jaffa, besuchte u. a. Jerusalem, Bethlehem sowie Jericho und kehrte über Venedig und Padua nach Deutschland zurück. Von bis mindestens war L. Stadtarzt in Nürnberg, außerdem Leibarzt Johanns und Friedrichs II. von Sachsen († ). und ist L. auch als Stifter von Sakralkunst nachgewiesen. Nach dem Tod seiner Gattin trat L. in das Augustinerchorherrenstift von Neunkirchen am Brand ein. L. verfasste über die Palästinareise von eine Beschreibung des zugß der fart zu dem heiligen grab. Der dt. Text ist in einer Handschrift des . Jh. erhalten. Er schildert neben der Hin- und Rückreise auch die Besuche der Pilgerstätten und zählt die Mitglieder der Reisegesellschaft auf. L.s Bericht enthält überwiegend die üblichen, meist chronologischen Angaben zu Ablauf und Stationen der Reise. Besonders detailiert ist die Beschreibung der Heiligen Stätten. Die Forschung vermutet daher den Gebrauch eines Reiseführers als Quelle. Weiterhin gilt der Text als stark religiös geprägt, da er ausführlich auf die religiösen und liturgischen Teile der Reise eingeht, etwa auf die von L. miterlebten Messen und Prozessionen. Auch wurden im Text eine Reihe von Bibelzitaten nachgewiesen. Rezipiert wurde L.s Bericht von Georg → P nzing, der Teile davon in seine eigene Reisebeschreibung übernahm. Als Autograph erhalten ist ein dt.-lat. Reisekonsilium, das L. für eine Romreise seines Sohns schrieb. Der umfangreiche Text war nie zur Veröffentlichung bestimmt, da L. seine Rezepte als Geschäftsgeheimnisse betrachtete. So ermahnte er seinen Sohn ausdrücklich zu einem vertraulichen Umgang mit dem Manuskript. Das Reisekonsilium selbst ist in zwei Teile gegliedert. Die erste Hälfte enthält zunächst eine Widmungsbrief an L.s Sohn über Motivation und Anlage des Textes, gefolgt von hygienischen, diätetischen und medizinischen Empfehlungen. Nach sechs vorbeugenden Anweisungen (u. a. Aderlassregeln, P aster und Pillenrezepte) und zwei Pesttraktaten endet der erste Teil mit einem weiteren Brief. Darin rechtfertigt L. seinen Gebrauch der lat. Sprache, in der er schneller und üssiger formulieren könne. Der zweite Hauptabschnitt des Reisekonsiliums beginnt mit einem lat. Pestregimen des ansonsten unbekannten Johannes Sutquit. Darauf folgen speziell für Arme und Dienstboten geschriebene Anweisungen gegen die Pest in dt. Sprache. Den Abschluss bilden
. Hälfte . Jh.
Coronacio Adalberti regis Romanorum, Ungarie et Boemie
kleinere Abhandlungen, Anweisungen und Rezepte gegen Erkältungen, Pest und andere Krankheiten. Als Quelle nennt L. einmal einen Hieronymus Vallensis aus Padua. Insgesamt gilt das Reisekonsilium als konventionelle, oft kompilatorische Rezeptsammlung. Die Vorlagen wurden teils den Bedürfnissen von L.s Sohn angepasst, teils wörtlich übernommen. Als individuelle Leistung werden von der Forschung primär die beiden Briefe bewertet, weil L. darin eigene Gedanken entwickelt. Eine Rezeption von L.s Schaffen als Rezeptautor ist im → Ansbacher Arzneibuch aus dem letzten Viertel des . Jh. nachweisbar. Die Sammlung überliefert unter L.s Namen ein lat. Pestrezept und dt. Anweisungen zur Anregung des Stuhlgangs. Ü: . Reisebericht: Nürnberg, Staatsarch., A.A. , Bll. (um ). – . Reisekonsilium: London, Wellcome Hist. Med. Library, MS , Bll. (, Autograph). – . Medizinische Anweisungen: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. (früher Hamburg, Slg. Günther, Ortolf-Hs.), r, r (letztes Viertel . Jh., sog. Ansbacher Arzneibuch). A: . Reisebericht: Felix Geisheim: Die Hohenzollern am heiligen Grabe zu Jerusalem, insbesondere die Pilgerfahrt der Markgrafen Johann und Albrecht von Brandenburg im Jahre . Berlin , S. – (vgl. dazu Kamann [s. Lit.] S. f.). – . Reisekonsilium: Vermeer (s. Lit.). L: Volker Zimmermann/Marianne Wlodarczyk, VL () Sp. –; () Sp. . – Johann Kamann: Die Pilgerfahrten Nürnberger Bürger nach Jerusalem im . Jh., namentlich die Reiseber. des Dr. med. H. L. und des Jörg P nzing. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –. – Dt. Pilgerreisen nach dem Heiligen Lande. Hg. v. Reinhold Röhricht/Heinrich Meisner. Berlin , S. –, f. – Hans-Joachim Lepszy: Die Reiseber. des MA und der Reformationszeit. Diss. Hamburg , S. –. – Hans Josef Vermeer: Johann L.s ‹Reisekonsilia›. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Claudia Märtl: Johann L., ‹il doctorissimo›. Ein Nürnberger zwischen Süddeutschland und Italien. In: Venezianisch-dt. Kulturbeziehungen in der Renaissance. Akten des interdisziplinären Symposions vom . und . Nov. im Centro Tedesco di Studi Veneziani in Venedig. Hg. v. Klaus Arnold u. a. Wiesbaden , S. –. –
Gundolf Keil: L., H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – L., Johann. In: Nürnberger Künstlerlex. Bd. . Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende und Mäzene vom . bis zur Mitte des . Jh. Hg. v. Manfred H. Grieb. München , S. . MM Coronacio Adalberti regis Romanorum, Ungarie et Boemie. – Historischer Bericht, um . Die C. A. ist anonym in einer Breslauer Handschrift überliefert. Der Titel bezieht sich auf den österreichischen Herzog Albrecht V. (–), der am .. zum böhmischen König (Albrecht II.) gekrönt wurde. Der dt. Text berichtet über die in Prag vollzogene Krönung, Albrechts anschließenden Böhmenzug und seine Aktivitäten in Breslau bis . Dort setzte er u. a. neue Ratsmänner ein und ordnete die Finanzen der Stadt. Die C. A. beschreibt diese Ereignisse aus dezidiert schlesischer Perspektive, was u. a. in der Sicht des Autors auf Albrechts Kon ikte mit den Polen deutlich wird. Die Forschung vermutet einen Bürger aus Breslau als Verfasser der C. A. Er dürfte manche Ereignisse selbst erlebt, andere z. B. aus Briefen übernommen haben. Die C. A. gilt insgesamt als eigenständiger Text, nicht als Bruchstück einer Chronik. Die neuere Forschung hat die C. A. nicht nur als historischen Bericht, sondern auch als kulturhistorisches Dokument gewürdigt: Die C. A. berichtet etwa über Auftritte von Narren während eines Festmahls und über ein in Prag aufgeführtes, polenkritisches Schauspiel. Ü: Breslau, UB, cod. I F , v–r (. Jh.). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. A: Geschichtschreiber Schlesiens des XV. Jh. Hg. v. Franz Wachter (Scriptores rerum Silesiacarum ). Breslau , S. –. L: Peter Johanek, VL () Sp. f. – Wachter (s. Ausg.) S. XI. – Alphons Lhotsky: Quellenkunde zur ma. Gesch. Österreichs. Graz/ Köln , S. . – Repertorium fontium historiae medii aevi. Bd. . Hg. Istituto Storico Italiano per il Medio Evo. Rom , S. . – Regesta Imperii XII: Albrecht II., –. Bearb. v. Günther Hödl. Köln u. a. , S. (Nr. a), S. – (Nr. f.). MM
Konrad von Weinsberg Konrad von Weinsberg, * , † .. Grablege Kloster Schöntal (Hohenlohekreis). – Reichserbkämmerer, Gelegenheitsdichter (?) und Verfasser von Haushaltsbüchern. Der Sohn des Reichshofrichters Engelhard von W. kam an den Prager Hof Sigismunds, wo er zu einem der ein ussreichsten Räte und Diplomaten des Königs und späteren Kaisers aufstieg. In den Jahren – reformierte er die Judensteuern und sicherte dem Reich so erhebliche zusätzliche Einnahmen. Seine späteren Bemühungen im Amt des Reichskämmerers um eine Konsolidierung des Reichshaushaltes und die Einführung einer geordneten Reichsmünze (/) waren aber jeweils erfolglos. Auch nach Sigismunds Tod blieb K. im Reichsdienst. Im Auftrag Albrechts II. war er / Protektor des Basler Konzils. Das Protektorat wurde von Albrechts Nachfolger Friedrich III. nicht verlängert. K. führte den Kämmerertitel zwar weiter, schied aber faktisch aus dem Dienst aus. In der Literaturgeschichte ist K. vor allem als Mäzen bekannt. Er war der erste Dienstherr Michel → Beheims (nach ) und förderte zudem → Muskatblut. Es sind zwei zumeist eigenhändig geschriebene Hefte überkommen, in denen K. seine persönlichen Einnahmen und Ausgaben für die Jahre – bilanziert. Diese geben weitreichende Einblicke in das geschäftliche und nanzielle Gebaren sowie in die amtlichen Verp ichtungen eines hochrangigen kaiserlichen Hofmannes des SpätMA. Das Rechnungsbuch von K.s Schreiber → Endris, das einige Jahre früher entstanden ist, ergänzt die Aufzeichnungen K.s um eine weitere Perspektive. Zudem hat K. zwei geistliche Reimpaargedichte eigenhändig notiert. Eine am Schluss auf datierte Anrufung des heiligen Blutes Christi mit Versen könnte auf ihn selbst zurückgehen. Beim anderen handelt es sich um eine Variation eines geläu gen Glossengedichtes über das Ave Maria mit Versen (→ Goldenes Ave Maria). Schließlich wird in → Bollstatters Spruchsammlung (Konrad → Bollstatter) das Reimpaar «Vor gott wurt er verschmacht / Wer recht zu vnrecht macht» einem «Graue Conrat von weynsperg» zugeschrieben. Ü: Haushaltsbuch/Geistliche Gedichte: Neuenstein, Hohenlohe-Zentralarch., Bestand GA : GHA Abteilung IV (Arch. der Herrschaft
. Hälfte . Jh. Weinsberg mit dem Nachlass des Reichserbkämmerers K. v. W.). – Reimpaar: London, British Library, MS Add. , r (Pap., /, ostschwäbisch [aus Augsburg ?], ganz überwiegend geschrieben von K. Bollstatter). A: Joseph Albrecht: Conrads v. W., des Reichs-Erbkämmerers Einnahmen- und Ausgaben-Register von und (Bibl. des Literarischen Ver. in Stuttgart ). Tübingen . – Geistliche Gedichte: Adolf Fischer: Der Streit zwischen Herrschaft und Stadt Weinsberg. Nach den Urkunden im fürstl. Hohenloheschen gemeinschaftlichen Hausarch. In: Württembergische Jbb. für Statistik und Landeskde. () S. –, hier S. f. L: Karl Weller, ADB () S. –. – Frieder Schanze, VL () Sp. f. – Ernst Schubert, LexMA () Sp. . – De Boor/Newald / () S. f., . – Robert Priebsch: Dt. Hss. in England. Bd. . Erlangen (Nachdr. Hildesheim/New York ) S. –, bes. S. . – Karl Schumm: Weinsberg, Auseinandersetzungen zwischen Herrschaft und Stadt. In: Veröff. des hist. Ver. von Heilbronn () S. –. – Hektor Ammann: Unters. zur Wirtschaftsgesch. des Oberrheinraumes. Tl. : K. v. W.s Geschäft mit Elsässer Wein nach Lübeck im Jahre . In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins /NF () S. –. – K. Schumm: K. v. W., des Reiches Erbkämmerer. In: Veröff. des hist. Ver. von Heilbronn. () S. –. – Karl H. Lampe: Die Reise K.s v. W. im Auftrage des Baseler Konzils im Jahre . In: Stud. zur Gesch. des Preussenlandes. FS Erich Keyser. Hg. v. Ernst Bahr. Marburg , S. –. – Dieter Karasek: K. v. W. Stud. zur Reichspolitik im Zeitalter Sigismunds. Diss. Erlangen . – K. Schumm: K. v. W. und die Judensteuer unter Kaiser Sigismund. In: Württembergisch Franken () S. –. – Helmut Bansa: K. v. W. als Protektor des Konzils von Basel –. In: Annuarium historiae conciliorum () S. –. – Hartmut Welck: K. v. W. als Protektor des Basler Konzils (Forschungen aus Württembergisch Franken ). Schwäbisch Hall . – Friedrich Battenberg: Reichskämmerer K. v. W. und die Falkensteiner Erbschaft. Die Prozesse am Reichshofgericht, am Hofgericht Rottweil und am königlichen Kammergericht –. In: Arch. für hessische Gesch. und Altertumskunde NF () S. –. – Wolfgang von Stromer: Zur Organisation des transkontinentalen Ochsen- und Textil
. Hälfte . Jh. handels im SpätMA: Der Ochsenhandel des Reichserbkämmerers K. v. W. anno . In: Internationaler Ochsenhandel (–). Akten des th International Economic History Congress Edinburgh . Hg. v. Ekkehard Westermann (Beitr. zur Wirtschaftsgesch. ). Stuttgart , S. –. – Franz Irsigler: K. v. W. (etwa –). Adeliger – Diplomat – Kaufmann. In: Württembergisch Franken () S. –. – William C. Mc Donald: «Whose Bread I Eat». The Song-Poetry of Michel Beheim (GAG ). Göppingen , S. – u. ö. – Manfred Günter Scholz: Zum Verhältnis von Mäzen, Autor und Publikum im . und . Jh. ‹Wilhelm von Österreich› – ‹Rappoltsteiner Parzifal› – Michel Beheim. Darmstadt , S. –, – u. ö. – Klaus Graf: Quellen zur Gesch. der Göppinger Oberhofenkirche (, ) aus dem Lehenkopialbuch K.s v. W. und dem Weinsberger Archiv. In: Hohenstaufen, Helfenstein. Hist. Jb. für den Kreis Göppingen () S. –. – Andreas Christoph Schlunk: Der Erbkämmerer und königliche Rat K. v. W. und die Hussitenpolitik im Reich. In: Husitství, reformace, ˇ renesance. FS Frantiˇsek Smahel. Hg. v. Jaroslav Pánek u. a. (Opera Instituti historici Pragae R. C. Miscellanea ). Prag , Teilbd. , S. –. – Michael Rothmann: Der Täter als Opfer. K. v. W.s Sinsheimer Überfall im Kontext der Territorialund Reichsgesch. In: «Raubritter» oder «Rechtschaffene vom Adel»? Aspekte von Politik, Friede und Recht im späten MA. Hg. v. Kurt Andermann (Oberrheinische Stud. ). Sigmaringen , S. –. – Bernd Fuhrmann: Das Rechnungswesen K.s v. W. Landesherr zwischen Territorium und Reich – Erste Eindrücke. In: Adel und Zahl. Stud. zum adligen Rechnen und Haushalten in SpätMA und früher Neuzeit. Hg. v. Harm von Seggern/Gerhard Fouquet (Pforzheimer Gespräche zur Sozial-, Wirtschafts- und Stadtgesch. ). Ubstadt-Weiher , S. –. – Friederike Niemeyer: «Ich, Michel Pehn». Zum Kunst- und Rollenverständnis des meisterlichen Berufsdichters Michel Beheim (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. u. a. , S. f. u. ö. – B. Fuhrmann: K. v. W. Ein adliger Oikos zwischen Territorium und Reich (Vierteljahrschr. für Sozial- und Wirtschaftsgesch. Beih. ). Stuttgart . – Ders.: Die Rolle von Krediten für das Wirtschaften K.s v. W. In: Hofwirtschaft. Ein ökonomischer Blick auf Hof und Residenz in SpätMA und Früher Neuzeit. Hg. v. Gerhard Fouquet u. a. (Residenzenforschung ).
Siegmund von Königgrätz Ost ldern , S. –. – B. Fuhrmann: Adliges Wirtschaften im SpätMA. Das Beispiel K. v. W. In: Zs. für Württembergische Landesgesch. () S. –. – Ders.: K. v. W. Facetten eines adeligen Lebens in der ersten Hälfte des . Jh. (Stud. zur Gesch. des MA ). Herne . VZ Siegmund von Königgrätz, † (?). – Kompilator und Schreiber einer human- und veterinärmedizinischen Sammelhandschrift. S. stand als Propst dem Allerheiligenkapitel auf der Prager Burg vor. Dass er auch medizinische Interessen verfolgte, belegt ein Kodex von seiner Hand, den er abgeschlossen hat. Die fachliterarische Sammlung ist überwiegend in Latein gehalten, bewegt sich auf einem sowohl fachlich als auch literarisch hohen Niveau und vereinigt u. a. diätetische und kosmetische Anweisungen, eine Krankheits- und Fieberlehre, eine Chirurgie, ein Herbar und mantische Kleinliteratur. Neben einzelnen inserierten dt. Rezepten oder Segenssprüchen nden sich zwei größere volkssprachige Abschnitte, die das lat. Textgut inhaltlich ergänzen: Meister → Albrants Rossarznei ist in das pferdeheilkundliche Segment des Codex eingebettet (v–v) und der Harntraktat aus dem Arzneibuch → Ortolfs von Baierland (r–r) schließt sich an eine lat. Harnschau an. Als potenziell eigene Beiträge S.s kommen zwei lat. Texte in Betracht: ein Scherzgedicht auf das Basler Konzil (v: «Rhythmi scholarium b. virg. ante Letam Curiam ad eosdem ambasiatores et notae hist. ad a. spectantes») und ein «Registrum» zum Secretarium practicae medicinae des okzitanischen Arztes Johannes Jacobi (r–r; vgl. auch → Hesse, der Jude von Salms). Ü: Prag, Nationalbibl., Cod. IV.E., Bll. (Pap., , lat./böhmisch); Nachschrift (r): «die Martis in vigil Andree per manus Sigismundi de Grecz a. d. »; zur Hs. vgl.: Josef Truhláˇr: Catalogus codicum manu scriptorum latinorum qui in C. R. Bibliotheca publica atque Universitatis Pragensis asservantur. Tl. : Codices –. Prag , S. f. – Walther Dolch: Kat. der dt. Hss. der k. k. öff. und UB zu Prag. . Teil: Die Hss. bis etwa z. J. . Prag , S. f. L: Ortrun Riha, VL () Sp. . – De Boor/Newald / () S. . – Gerhard Eis: Meister Albrants Roßarzneibuch im dt. Osten (Schr. der Dt. Wissenschaftlichen Ges. in Reichenberg ). Reichenberg (Nachdr.
Fliscus [Documenta Hippologica] Hildesheim u. a. ) S. –. – Ders.: Pferdekundliches aus Böhmen. In: Obd. Zs. für Volkskunde () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. – [vgl. auch das Gesamtreg.]). – Ders.: Die Sendung der dt. Kultur im Sudetenraum (Aus dem Sudetengau ). Reichenberg , S. f. – Ders.: Gottfrieds Pelzbuch. Stud. zur Reichweite und Dauer der Wirkung des mhd. Fachschrifttums (Südosteuropäische Arbeiten ). Brünn u. a. , S. , f. – Peter Assion: Altdt. Fachlit. (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Wolfgang Wegner: S. v. K. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Fliscus, Stefanus (eigentl. Fieschi, Stefano), * um , † um . – Italienischer Kanzlist und Schulmeister, Verfasser der Synonyma sententiarum. Stefano Fieschi wurde um in Soncino (Provinz Cremona) geboren. Um Sekretär des Bischofs von Lisieux in der Normandie, hörte er um die Rhetorikvorlesungen des Gasparino Barzizzi (Mailand, Pavia). treffen wir ihn als Kanzlisten in Ragusa (Dubrovnik), wo er – die Lateinschule leitet. erscheint er an Sta. Marina in Venedig; nach verliert sich seine Spur. Peter → Luder schrieb eine Hochzeitsrede für ihn. S. F. gehört zu den wirkmächtigsten Schulschriftstellern Europas im MA. Er verfasste u. a. Praecepta grammaticae und Synonyma verborum. Seine enorme Popularität verdankte er indes den Synonyma sententiarum, die er in mehreren Ausgaben zunächst (Oktober ) seinem Freund Giovanni Miglioranza, dem Vizekanzler von Padua, und dessen Söhnen, Benediktinern in Padua und Venedig, widmete. Früh schon wurden die Synonyma für alle Volkssprachen aufbereitet. Die dt.-lat. Version könnte bereits in Italien entstanden und von Studenten über die Alpen gebracht worden sein. Die Synonyma sind eine thematische phraseologische Synonymik mit dem Schwerpunkt «Liebe und Freundschaft». Auf volkssprachige Phrasen, die
. Hälfte . Jh. in den Handschriften durch größere Schrift hervorgehoben werden, folgen mehrere lat. Äquivalente. Die Anlage orientiert sich nur sehr ungefähr und keineswegs gleichgewichtig an den Regeln des klassischen fünfteiligen Briefaufbaus (Exordium; Narratio, Divisio, Con rmatio; Confutatio, Conclusio). Lob und Tadel des Freundes, Bekundung und Beweis der Freundschaft suggerieren durch den weitgehenden Verzicht auf rhetorische Topoi eine gewisse Authentizität. Die Synonyma entfalteten auch im dt. Sprachraum während des . Jh. eine breite, bisher in keiner Weise aufgearbeitete Wirkung. Johannes → Melber kopierte das Werk bereits , bevor er kurz darauf seinen Variloquus verfasste. Der Leipziger Humanist Gregor Hildebrandt kündigte eine Vorlesung über die Synonyma an (Intimatio: Stuttgart, LB, HB X ). Noch → Albrecht von Eyb zitiert F. in seiner Margarita poetica (gedr. ). Die Schwelle zum . Jh. scheinen die Synonyma zwar nicht wirklich genommen zu haben, doch ist angesichts der beträchtlichen Verbreitung der dt.lat. Fassung die Forschungslage kaum anders als desaströs zu nennen. Ü: Die hsl. Überlieferung ist bisher nicht gesichtet. Für den dt. Sprachraum fehlen Untersuchungen. Einige Hinweise: Ansbach, SB, Ms. lat. (um /). – Augsburg, SB, ° Cod. . – Augsburg, UB, II..° (nur lat.!). – Bamberg, SB, Msc. Class. . – Bergamo, StB, D. I.. – Chicago, Newberry Library, Ms. (.). – Chicago, Gallery Les enluminures Nr. (ital.-lat., ca. ). – Dresden, SLUB, M (). – Erfurt, UB, CA. ° (–; dt. Synonyme). – Ebd., CA. ° . – Ebd., CA. ° (lat.!). – Erlangen, UB, Ms. (ital.-lat.-dt., ). – Freiburg, UB, Hs. (/). – Fulda, LB, C (). – Hamburg, SUB (?). – [Königsberg, SUB, Hs. (um /)]. – Krakau, Biblioteka Jagiello´nska, Cod. . – Leipzig, UB, Ms. (). – München, BSB, Cgm (Exzerpte; ). – Ebd., Clm (). – Ebd., Clm (). – Ebd., Clm (). – Ebd., Clm (). – Ebd., Clm (). – Ebd., Clm (ital.-lat.; ). – Ebd., Clm (dt.-lat.; ). – Olmütz, SB, M II («»). – Prag, Arch. Praˇzského Hradu, M (Nr. ) (ca. ). – Rom, Bibliotheca Vaticana, Vat. lat. . – Schleusingen, Bibl. des Hennebergischen Gymnasiums, olim G. . – Weimar, HAAB, Q . – Wien, ÖNB, Cod. (). – Wilhering, Stiftsbibl., IX
. Hälfte . Jh. (Exzerpte; ). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. Helmst. – Würzburg, UB, M. ch. q. . – Der GW verzeichnet Drucke in allen Volkssprachen (GW –); dt: GW –; nd.: GW –; dazu noch VD , F –. Auch das Verhältnis der Drucke zu den späteren Handschriften bedarf der Erhellung. L: V. de Matteis, Dizionario biographico degli Italiani () S. f. – Daniela Mazzuconi: Stefano Fieschi da Soncino: Un allievo de Gasparino Barzizza. In: Italia medioevale e umanistica () S. –. – Germán Colón Doménech: Los sinónimos de F. y su aprovechiamento románcio. In: Antonio deNebrija: Edad Media y Renascimento. Hg. v. Germán Colón Domenech/J. A. González Iglesias. Salamanca , S. –. – Andrés Colón/Germán Colón: La ensenanza del latín en la Baja Edad Media. Estudio y edición sinóptica des las Variationes de F. Madrid . – Irina Denissenko: S. F., Synonyma sententiarum lat.-dt. In: ‹bescheidenheit›. Dt. Lit. des MA in Eisenach und Erfurt. Hg. v. Christoph Fasbender. Gotha , S. f. (Abb.) – Ulla Fix/Andreas Gardt/Joachim Knape: Rhetorik und Stilistik. Halbbd. . Berlin/New York , S. –. – Gesine Mierke: S. F., Variationes sententiarum sive synonyma. In: Des Himmels Fundgrube. Hg. v. Uwe Fiedler u. a. Chemnitz , S. f. (Abb.). CF Bernhard von Kraiburg (auch: Bernhard der Kraiburger; Geburtsname B. Kramer), * / Kraiburg am Inn, † .. begraben auf Herrenchiemsee. – Verfasser rhetorischer und theologischer Schriften. B. studierte in Wien, wo er in den Matrikeln als Doktor des kanonischen Rechts geführt wird. Um ist B. in die Kanzlei der salzburgisch-erzbischö ichen Kurie eingetreten, wo er bis wirkte und der er zuletzt als «cancellarius» vorstand. Im Auftrag der Kurie war B. auch diplomatisch tätig und vermittelte u. a. in den Kon ikten um die Klosterreform des → Nikolaus von Kues. war er als Administrator des Cusaners im Bistum Brixen vorgesehen. Im selben Jahr ist B. als Kanonikus in Friesach (Kärnten) bezeugt, wo er später auch die Propstwürde innehatte. Weitere Bepfründungen erhielt B. in den bayerischen Gemeinden Lohkirchen und Reut. wurde er Propst von St. Peter am Madron (bei Flintsbach am Inn). ernannte Papst
Bernhard von Kraiburg Pius II. (Aeneas Silvius → Piccolomini) B. zum Nuntius. Am .. erfolgte B.s Weihe zum Bischof von Chiemsee, ein Amt, das er bis zu seinem Tod innehatte. Er hinterließ eine umfangreiche Bibliothek. Rund Bände aus seinem Besitz konnten anhand des exlibris in München, Salzburg und Wien ermittelt werden. B.s überkommenes Œuvre – rhetorische und amtliche Gelegenheitschriften, Reden, Predigten und Briefe – weisen ihn als typischen Vertreter der zeitgenössischen humanismusnahen Kanzleikultur aus und sind Zeugnis für die Entwicklung der frühhumanistischen Kanzleisprache. Zudem ist der Ein uss des Nikolaus von Kues auf das Schrifttum B.s evident. Dessen Wertschätzung für B. wird wiederum dadurch erkennbar, dass Nikolaus in seinem philosophischen Dialog De possest einen der Gesprächspartner nach B. benannte. Das älteste bekannte Werk B.s, der Traktat Conceptum pro scientie rhetorice agressione aus seiner Studentenzeit (vor ), ist nur fragmentarisch erhalten und verbindet in geläu ger Form Jurisprudenz und Ars dictandi. Die zweite rhetorische Schrift, De obiectione de Deo plurali numero usum fuisse (), ist ein Verteidigungsbrief B.s gegen den Vorwurf der Ketzerei und hat damit auch eine theologische Dimension. Unter Einbeziehung nominalistischer Sprachtheorie zielt B. auf das cusanische Konzept der Pluralität in der Teilnahme am Göttlichen ab. Dem Ketzervorwurf sah B. sich ausgesetzt nach einen Brief, den er an die mit der Durchführung der Klosterreform beauftragten Visitatoren geschickt hatte (..). In diesem ruft B. zur Milde gegenüber Nonnenklöstern auf und verwendet beiläu g den im humanistischen Schrifttum verwendeten Plural «dei». Dieser Sprachgebrauch rief den scharfen Protest des Visitators Johann → Schlitpacher hervor. Ferner ist aus der Menge der pragmatischen Schriften, die aus den Ämtern B.s erwachsen sind, eine Begrüßungsadrese an Nikolaus von Kues auf der Provinzialsynode vom .. hervorzuheben. Sie verbindet in exemplarischer Weise Predigt und Laudatio. Auch zwei dt. Texte von sind überliefert, die beide von der Befreiung Belgrads aus türkischer Belagerung durch die Truppen unter → Johannes von Capestrano berichten. Außerhalb seiner direkten beru ichen Praxis stehen drei literarische Briefe, die am deutlichsten den humanistischen Einuss in B.s Werk erkennen lassen. Ein Klagebrief
Bernhard von Kraiburg über den Fall Konstantinopels () vereint topische Zeitklage mit dem humanistischen Interesse an der Rettung antiken Kulturguts. Der zweite Brief ist an den Salzburger Landespatron Ruprecht gerichtet. Sein klagender Gestus ist am Vorbild → Petrarcas geschult (). B. verfasste auch eine ngierte Antwort des Heiligen. Beide Texte sandte er an den ihm befreundeten Ruprecht Kreuzl, Abt von St. Peter in Salzburg. Der dritte Brief widmet sich dem ungeklärten Tod des jungen ungarischen und böhmischen Königs Ladislaus Postumus () und kombiniert Herrscherportrait mit Planctus und Laudatio funebris. Ü: Conceptum: München, BSB, Clm , r–r (Pap., . Jh., aus Tegernsee). – De obiectione: Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., . Jh.). – Epistola ad visitatores: Ebd., r–r. – Melk, Stiftsbibl., Cod. (olim G ). – Arenga ad Nicolai Cusanum: Salzburg, UB, Cod. M I , r–v (Pap., [Wien] / [Salzburg]; Autograph). Die Hs. enthält neben Abschriften aus B.s Studentenzeit fünf Sermones und Reden, darunter die Ansprache zur Bischofsweihe des Regensburger Bischofs Friedrich III. von Plankenfels (r–r). – Wien, ÖNB, Cod , r–v (Pap., ); Plankenfels-Ansprache auf r–v. – Dt. Berichte zur Entsetzung Belgrads: München, BSB, Clm , v und r (Pap., . Jh., bair. [aus Regensburg ?]). Die originär bair. Schreibsprache B.s zeigt Ein üsse ostmitteldt. Schreibkonventionen. – Epistola de Constantinopoli capta: Wien, ÖNB, Cod. , r–v (s. o.) Autograph (?). – Zehn weitere Hss. – Brief an den hl. Ruprecht: Budapest, Nationalmuseum, Cod. misc. n. fol., r–v (Pap., . Jh.). – Epistola de obitu regis Ladislai: Wien, ÖNB, Cod. , v–v (Pap., um ); enthält auf r–v auch die Epistola de Constantinopoli capta. – München, BSB, Clm , r–r (Pap., ./. Jh.). A: Conceptum: Joachimsohn (s. Lit.) S. f. (Auszug). – De obiectione: Joachimsohn (s. Lit.) S. –. – Bauer (s. Lit.) S. –. – Epistola ad visitatores: Bernhard Pez: Thesaurus anecdotorum novissimus Bd. (Cod. diplomaticohistorico-epistolaris). Augsburg/Graz , Tl. , S. f. – Arenga ad Nicolai Cusanum: Johann Übinger: Kardinallegat Nikolaus Cusanus in Deutschland –. In: Hist. Jb. der Görres-Ges. () S. –, hier S. f. (Auszüge). – Brief an den hl. Ruprecht: Joachimsohn (s. Lit.) S. –. – Epis
. Hälfte . Jh. tola de obitu regis Ladislai: Joseph Chmel: Ber. über die von ihm im Frühjahr und Sommer unternommene literarische Reise. In: Sb. der ksl. Akad. der Wiss. in Wien () S. –, –, hier S. –. L: Georg Westermayer, ADB () S. f. – Andreas Bigelmair, NDB () S. . – Werner M. Bauer, VL () Sp. –. – Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL () Sp. . – De Boor/Newald / () S. und Reg. – Johannes Helmrath, LThK () Sp. . – Paul Joachimsohn: B. v. K. (Progr. des Realgymnasiums Nürnberg). Nürnberg . – Hans Rupprich: Die Frühzeit des Humanismus und der Renaissance in Deutschland (Dt. Lit. Reihe Humanismus und Renaissance ). Leipzig (Nachdr. Darmstadt ) S. . – Paul Ruf: Eine altbayerische Gelehrtenbibl. des . Jh. und ihr Stifter B. v. K. In: FS Eugen Stollreither. Hg. v. Fritz Redenbacher. Erlangen , S. –. – Alphons Lhotsky: Quellenkunde zur ma. Gesch. Österreichs (MIÖG Erg.bd. ). Graz/Köln , S. . – Franz Babinger: Der Quellenwert der Berichte über den Entsatz von Belgrad am ./. Juli . In: Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss., Phil.-Hist. Kl. () , S. , –. – Engelbert Wallner: Das Bistum Chiemsee im MA (–) (Quellen und Darstellungen zur Gesch. der Stadt und des Landkreises Rosenheim ). Rosenheim , S. –, –. – W. M. Bauer: Die Schr. des B. v. K. Ein Beitr. zur Entwicklung der frühhumanistischen Rhetorik in Österreich. In: Sprachkunst () S. –. – Josef Hamberger/Reinhard Gruber: Bischof B. der Kraiburger (–). Gedenkschr. zum . Todestag am . Oktober . Kraiburg . – Katherine Walsh: Augustinus de Ancona as a conciliar authority. The circulation of his ‹Summa› in the shadow of the council of Basle. In: The church and sovereignty c. –. FS Michael Wilks. Hg. v. Diana Wood (Studies in church history. Subsidia ). Oxford/Cambridge , S. –, hier S. –. – Frank Fürbeth: Johannes Hartlieb. Unters. zu Leben und Werk (Hermaea NF ). Tübingen , S. – passim und Reg. – Erwin Naimer: B. v. K. In Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Ein biogr. Lex. Bd. : bis . Hg. v. Erwin Gatz. Berlin , S. –. – Reinald Becker: Bischof B. v. K. (/–). Eine bayerische Kirchenkarriere
. Hälfte . Jh. in Chiemsee zwischen Salzburg und Italien. Bayernspiegel , S. –. – Francesca Gallori: B. v. K. In: Compendium auctorum Latinorum Medii Aevi / () S. f. VZ Albohali (auch: Albuhali, Albuac, Albuatyn u. ä., eigentl. Abu Ali Al-Khaiyat), * um , † um . – Arabischer Astrologe; anonyme Bearbeitungen seiner Schriften in dt. Sprache ab der ersten Hälfte . Jh. A. soll mindestens zehn Werke verfasst haben, darunter eine Einführung in die Astrologie. Unter den zwei erhaltenen Texten A.s ist auch Kitˉab almawˉalˉıd, im europäischen MA bekannt als Liber de iudiciis nativitatum. Das Werk erläutert astrologische Berechnungen im Zusammenhang mit Konstellationen der Gestirne zum Zeitpunkt der Geburt. A.s Text erfuhr lat. Übersetzungen durch Plato von Tivoli () und Johannes von Sevilla (Johannes Hispaniensis, ). Auch wurde das Liber de iudiciis nativitatum mehrmals in lat. Sprache gedruckt, zuerst in Venedig und später ab auch in Nürnberg. Dort wurde es von Joachim Heller herausgegeben. Ab der ersten Hälfte des . Jh. sind in mehreren Handschriften auch anonyme Bearbeitungen in dt. Sprache überliefert. Die Übertragungen und ihre Entstehung sind bis heute kaum erforscht. Ü: Heidelberg, UB, cpg , ra–vb (Pap., . Jh.). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, cod. b XII , r–r (Pap. und Perg., Bamberg, ). – Wien, ÖNB, cod. , ra–ra (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.-österr.). – Wien, ÖNB, cod. , r–v (Pap., letztes Viertel . Jh., bair.). – Mainz, Gutenberg-Museum, k GM Hs , r–r (Pap., spätes . Jh., bair.). – Berlin, SBB, mgf , r–r (Pap., . Jh.). – Wien, ÖNB, cod. , r–r (Pap., Mitte . Jh., bair.-österr.). – Vgl. auch Zinner (s. Lit.), Schmitt (s. Lit.), http://www.handschriftencensus.de/werke/ und http://www.hss-census-rlp.ub.unimainz.de/mz-gm-gm-hs-. D: Lat. Drucke ab , vgl. zudem VD A , A . A: Online-Faks. von Hs. cpg : http://diglit.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg. Ü: Abu’Ali Al-Khayyat: The Judgments of Nativities. Hg. v. James H. Holden. Tempe (nach einem lat. Druck von ). L: Wolfram Schmitt, VL () Sp. f. – Ernst Zinner: Verz. der astronomischen Hss. des dt. Kulturgebietes. München ,
Albohali Nr. –. – George Sarton: Introduction to the History of Science. Bd. : From Rabbi Ben Ezra to Roger Bacon. Washington (Nachdr. Huntington ) S. . – Francis J. Carmody: Arabic Astronomical and Astrological Sciences in Latin Translation. A Critical Bibliography. Berkley/Los Angeles , S. –. – Holden (s. Übers.). MM Pixen, Kriegsrüstung, Sturmzeug und Feuerwerch (auch: Kriegs- und Pixenwerch). – Kriegsbuch, um –. Die anonym überlieferte Bilderhandschrift stammt aus dem süddt. Bereich, vielleicht aus Österreich. Der Verfasser oder Auftraggeber könnte ein Büchsenmeister gewesen sein, während die eigentliche Anfertigung der Handschrift in einer professionellen Buchmalerwerkstatt vermutet wird. P., K., S. u. F. war wohl einem hohen Adeligen gewidmet: Die Dedikationszeichnung zeigt einen thronenden Herrscher, dem der kniende Verfasser ein Buch überreicht. Aufgrund der dargestellten Wappen gilt heute Kaiser Friedrich III. († ) als wahrscheinlicher Widmungsempfänger. Verschiedentlich wurde aber auch Kaiser Sigismund († ) erwogen. P., K., S. u. F. ist nicht mit einem ähnlich betitelten Werk identisch, das auch als → Streitbuch bekannt ist. Inhaltlich besteht P., K., S. u. F. aus farbigen Federzeichnungen ohne Text. Die Bilder zeigen primär Gegenstände und Vorgänge aus Waffentechnik und Kriegsführung. Dargestellt sind z. B. die Gewinnung und Behandlung von Salpeter, die Herstellung von Schießpulver, Geschütze und deren Benutzung, Steig- und Hebezeug, Flechtwände, Schutzschirme und -hütten, Belagerungstechnik (u. a. fahrbare Türme), Brandbomben und Sprengvorrichtungen (darunter Brandsätze an Katzenschwänzen), aber auch Schiffe und andere militärische Geräte für den Gebrauch zu Wasser. Hinzu kommen nicht-technische Zeichnungen mit anschaulichen Szenen. Diese zeigen etwa Kämpfe und Belagerungen, ein Heerlager, eine Belehnung und die Arbeit in der Werkstatt eines Büchsenmeisters. Die Forschung hat zahlreiche Parallelen der Zeichnungen in P., K., S. u. F. zu thematisch vergleichbaren Bildhandschriften herausgearbeitet. So weist P., K., S. u. F. viele Gemeinsamkeiten mit der Anleitung, Schießpulver zu bereiten, Büchsen zu
Tugenden des Branntweins laden und zu beschießen auf (München, BSB, cgm ). Ähnlichkeiten bestehen auch zu einer Wiener Handschrift (Wien, ÖNB, cod. ). P., K., S. u. F. hatte die gleichen Vorlagen wie das bereits um – entstandene Kompendium Kriegs- und Befestigungskunde, Büchsen- und Pulvermacherei (Zürich, ZB, Ms. Rh. hist. b). Dieses ist mit P., K., S. u. F. eng verwandt, da es fast das gleiche Bildprogramm aufweist, unterscheidet sich aber durch einige Bildbeischriften von dem jüngeren Werk. Auch eine Benutzung des Kompendiums als Vorlage für P., K., S. u. F. wird nicht ausgeschlossen. Ü: Wien, Kunsthist. Museum, KK (auch P , früher cod. Ambras ), + + Bll. (Perg., um –). – Vgl. u. a. Leng (s. Lit.). – László (s. Lit.). – Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA / . Hg. v. Ulrike Bodemann u. a. München , Nr. .. (S. –). – www.handschriftencensus.de/. L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. f.; () Sp. . – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss. Bd. . München (Nachdr. New York ) S. . – Oskar Baaremann: Die Entwicklung der Geschützlafette bis zum Beginn des . Jh. und ihre Beziehungen zu der des Gewehrschaftes. In: Beitr. zur Gesch. der Handfeuerwaffen. FS Moritz Thierbach. Hg. v. Karl Koetschau. Dresden , S. –, hier S. . – Giulio Grassi: Ein Kompendium spätma. Kriegstechnik aus einer Handschriftenmanufaktur (SBZ, Ms. Rh. hist. b). In: Technikgesch. () S. –, hier S. f. (mit Abb. ). – Anleitung Schießpulver zu bereiten, Büchsen zu laden und zu beschießen. Eine kriegstechnische Bilderhs. im cgm der BSB München. Hg. v. Rainer Leng. Wiesbaden , S. – u. ö. – R. Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Bd. . Wiesbaden , S. – u. ö. – Veszprémy László: Anonymus, ‹Kriegs vnnd Pixenwerch›. In: Sigismundus rex et imperator. Kunst und Kultur zur Zeit Sigismunds von Luxemburg, –. Hg. v. Imre Takács. Mainz , S. f. (Nr. .). – Heiliges Römisches Reich Dt. Nation bis von Otto dem Großen bis zum Ausgang des MA. Bd. (Kat.). Hg. v. Matthias Puhle/Claus-Peter Hasse, Dresden , S. –. – R. Leng: Zum Verhältnis v. Kunst und Krieg in den illustrierten Kriegslehren des . und . Jh. In: Mars und die Musen. Das
. Hälfte . Jh. Wechselspiel von Militär, Krieg und Kunst in der Frühen Neuzeit. Hg. v. Jutta Nowosadtko. Münster/Westf. u. a. , S. –, hier S. f. MM Tugenden des Branntweins. – Arzneimitteltraktat, erste Hälfte/Mitte . Jh. Volkssprachige Branntweintraktate kommen in der dt. Fachliteratur ab dem . Jh. vor, wobei die dt. Tradition stark von → Taddeo (degli) Alderotti abhängt. Vorlagen und intertextuelle Abhängigkeiten innerhalb dieser Traktattradition sind in der Regel nur schwer zu ermitteln. Bei den T. d. B. handelt es sich um einen Tugendkatalog, der bei relativ festem Textbestand mehrfach überliefert wird und im Wesentlichen eine Au istung zahlreicher und sehr unterschiedlicher Indikationen für den Einsatz des «gebrant weyn» darstellt: darunter Gicht, Krebs, Harnstein, Mundgeruch, Magenbeschwerden, Ruhr oder Wundversorgung. Der Textaufbau ist repetitiv-anaphorisch (mit dem beständig wiederkehrenden Paragraphenanfang «Er ist auch gut ...»). Je nach Indikation wird die innere oder äußere Anwendung des Branntweins oder beides empfohlen. Da die pharmazeutische Technologie ausgespart wird, richtet sich der Traktat primär an (Laien-)Praktiker und Patienten. Beziehungen zu anderen Medizinschriften und mögliche Vorlagentexte sind nicht untersucht bzw. ermittelt. Ü: München, BSB, Clm , v–v (Pap., um , bair./lat.); mit Zusätzen am Schluss. – Ebd., Cgm , v–v, r–v (Pap., letztes Viertel . Jh., ostfränkisch); Incipit: «Vino combusto. Der gebrant weyn ist gut fur das gegicht aller glider». – Kremsmünster, Stiftsbibl., Cod. , v–r (Pap., Ende . Jh., österr./lat.); Incipit: «Das ist die kraft des geprenten wein der gut ist». – München, BSB, Cgm , v–v (Pap., , mittelbair.); am Schluss gekürzt. Incipit: «Hyenach vermerket dy tugent des geprannten wein. Item es ist zw merken was der tugent der geprannt wein hat. Des ersten ist gut fur das vergicht der zungen». – Augsburg, SuStB, ° Cod. , v–r (Pap., Mitte . Jh., obd./ lat./italienisch). Als Inserat innerhalb eines größeren «Aquam vite»-Abschnitts (laut Hlawitschka [s. Ausg./Lit.] eine Schwellform des → Salbeitraktats); Incipit: «Seine tugentt volgendtt hernach. Er jst guett für das vergichtt aller der gelider». – Zusammenstellung der Überl. nach: www.handschriftencensus.de/werke/. – Der Branntweintraktat in
. Hälfte . Jh. Heidelberg, Cpg , r–r (Pap., letztes Viertel . Jh., ober- und mitteldt.) weist die gleichen anae phorischen Absatzeingänge auf («Er ist auch gutt»), weicht aber ansonsten deutlich ab. A: Ekkehard Hlawitschka: «Wazzer der tugent, trank der jugent». Text- und überlieferungsgeschichtliche Unters. zum Salbeitraktat (Würzburger medizinhist. Forschungen /Ma. Wunderdrogentraktate ). Pattensen , S. f. (nach Augsburg). L: Gundolf Keil: Der dt. Branntweintraktat des MA. In: Centaurus () S. – (zur Gesamttradition). – Hlawitschka (s. Ausg.) S. . – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Die ma. Hss. aus Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis /). Wiesbaden , S. , . VZ Biburger Weinbuch. – Sammlung von Rezepten und Empfehlungen, spätestens erste Hälfte . Jh. Der anonyme dt. Prosatext ist in einer Sammelhandschrift aus der ersten Hälfte des . Jh. überliefert. Der gleiche Kodex enthält auch das sog. → Mondseer Kochbuch. Laut einer Angabe in der Handschrift wurde der Kodex von einem Benediktiner aus einem Ort namens Biburg nach Mondsee gebracht. Damit dürfte das niederbayerische Benediktinerkloster Biburg gemeint sein, das im . Jh. Beziehungen zu Mondsee unterhielt. Auch die schwäbisch gefärbte, bairische Mundart des Textes weist in diese Region. Das B. W. bietet Anweisungen von stark schwankender Länge zum Umgang mit Wein. Erfasst werden dabei auch fränkischer, ungarischer und Branntwein. Zwei kurze Abschnitte beschäftigen sich mit Sauerbier. Viele Rezepte behandeln die nachträgliche Geschmacksverbesserung des Weins durch allerlei Zutaten wie Hopfen und Fenchel. Hinzu kommen Handreichungen zur Optimierung der Gärung, u. a. durch Lehm und Kalk. Weitere Abschnitte beschreiben Mittel zur Reinigung von Wein, etwa durch Eiweiß, Nesseln und Tannenzapfen. Die Herstellung von Wermut- und Kirschwein wird ebenso erläutert wie der Ablauf einer Weinprobe und der Transport von Wein. Die Quellen des B. W. sind bislang unbekannt. Zum Pelzbuch des → Gottfried von Franken hat die Forschung kaum Parallelen aufgefunden. Insgesamt gilt das B. W.
Biburger Weinbuch daher als Sammlung eigener, also Biburger Weinbaupraxis. Ü: Wien, ÖNB, cod. , v–v (Pap., um , bair.-österr. mit schwäbischer Färbung). – Vgl. Werlin (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. A: Werlin (s. Lit.). – Hartinger/ Häußler (s. Lit.). L: Josef Werlin: Ein Weinbuch aus dem niederbayerischen Kloster Biburg. In: AfK () S. –. – Peter Assion: Altdt. Fachlit. Berlin , S. . – Christa Baufeld: Ma. Speisekultur. Eine Darstellung anhand von Denkmälern der Arteslit. In: JOWG (/) S. –. – Bettina Maleczek-Pferschy: Weinfälschung und Weinbehandlung in Franken und Schwaben im MA. In: Weinwirtschaft im MA. Zur Verbreitung, Regionalisierung und wirtschaftlichen Nutzung einer Sonderkultur aus der Römerzeit. Vorträge des gleichnamigen Symposiums vom . bis . März in Heilbronn. Hg. v. Christhard Schrenk. Heilbronn , S. –. – Andreas O. Weber: Stud. zum Weinbau der altbayerischen Klöster im MA. Altbayern, österr. Donauraum, Südtirol. Stuttgart , S. – u. ö. – Regina Wunderer: Weinbau und Weinbereitung im MA unter besonderer Berücksichtigung der mhd. Pelz- und Weinbücher. Bern u. a. . – Theodor Häußler: Weinbau in Altbayern. Der Baierwein einst und heute. Norderstedt , S. f. – Ders./Walter Hartinger: Ein spätma. Weinbuch aus der Gegend um Regensburg. Bach/Donau . MM Frauenbüchlein der Salzburger Hs. M III (Speyrer Frauenbüchlein). – Gynäkologisches Kompendium, erste Hälfte . Jh. Das Frauenbüchlein stellt bis zum Erscheinen des weit verbreiteten Rosengarten von Eucharius → Rößlin d. Ä. im frühen . Jh. die umfangreichste gynäkologische Kompilation innerhalb der dt. Fachliteratur dar. Ihr unbekannter Verfasser dürfte ein obd. Laienarzt gewesen sein, der auch in den Artes bewandert war. Zahlreiche andrologische Versatzstücke legen nahe, dass es sich um einen männlichen Urheber handelt. Sein Leitfaden ist direkt an Frauen adressiert und deckt neben der Frauenheilkunde an sich auch Geburtshilfe sowie sexualhygienische und kosmetische Aspekte ab. Der Stoff ist in sechs Traktate gegliedert: . Erkrankungen der «vrouwen brüstel»; . Anleitungen für Schwangere, Ammen, Wöchnerinnen
Von der Natur der Frauen und ihren Krankheiten und zur Säuglingsp ege; . Gebärmutter, Hysterie und Menstruation; . Fruchtbarkeitsförderung, Empfängnis und Niederkunft; . Menstruationsbeschwerden und -störungen, Sterilität; . Vermischtes. Das Textmaterial bezieht der Anonymus primär aus der dt. Medizinliteratur des . und . Jh., wobei er sich stark auf das Arzneibuch → Ortolfs von Baierland stützt. Mit den entsprechenden Kapiteln aus dem Arzneibuch wird ein jeder der sechs Traktate eingeleitet. Darauf folgen Kurzrezepte unterschiedlicher Provenienz, vorrangig aus dem → Bartholomäus. Der Kompilator ist außerdem vertraut mit demjenigen gynäkologischen Konglomerat, das in der lat. Tradition unter dem Namen → Trotula läuft und seit dem . Jh. im dt. Raum auch volkssprachig rezipiert wurde. Einige Rezepte könnten auf den unbekannten Kompilator selbst zurückgehen. Ü: Salzburg, UB, Cod. M III , r–v (Pap. und Perg., um , rheinfränkisch); vermutlich aus Speyer (Besitzvermerk aus dem frühen . Jh.: «Johannes Krannch [i. e. Kranich] de kirchheim Cannonicus Spirensis est possesor meus»). Der ursprüngliche Textbestand des Frauenbüchleins ist durch den Hauptschreiber des Codex (Hand B der → Kolmarer Liederhandschrift) erheblich erweitert worden. Nach jedem der sechs Traktate hat er einen Freiraum für Nachträge gelassen und in mehreren Redaktionsschritten hier insgesamt Textabschnitte ergänzt. Dabei stützt er sich vor allem auf die pharmakographische Fachliteratur, u. a. auf die Vulgatfassung des dt. → Macer. – Teilüberlieferung des Kernbestandes: Erlauer Arzneibuch: Erlau (Eger/Ungarn), Erzdiözesanbibl. (Föegyházmegyei Könyvtár) Cod. B. V. , ra–rb (Pap., . Jh., schwäbisch). – Innerhalb des Maister Constantini Buch: Ulm, StB, Cod. , r–r (Pap., um , schwäbisch). A: Siegmund (s. Lit.) S. –. L: Christine Boot/Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Volker Zimmermann: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachigen hsl. Kompendien des SpätMA (Ars medica ). Wiesbaden , S. f. – Gisela Kornrumpf: Die Kolmarer Liederhs. Bemerkungen zur Provenienz. In: «Ja muz ich sunder riuwe sin». FS Karl Stackmann. Hg. v. Wolfgang Dinkelacker u. a. Göttingen , S. –, hier S. –; bearb. wieder in: Dies.: Vom Codex Manesse zur Kolmarer Liederhs.: Aspekte der Überl., Formtraditionen, Text. Bd. : Unters. (MTU ). Tü
. Hälfte . Jh.
bingen , S. – (u. d. T.: Die Kolmarer Liederhs. Bemerkungen zu Plan, Provenienz und Funktion). – Roland Siegmund: Das ‹Speyrer Frauenbüchlein›. Diss. Würzburg . – Johannes Gottfried Mayer: Das ‹Arzneibuch› Ortolfs von Baierland in medizinischen Kompendien des . Jh. Beobachtungen und Überlegungen zur Werktypologie medizinischer Kompendien und Kompilationen. In: «ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. G. Keil (Ortolf-Stud. /Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, hier S. f. – Bernhard Schnell: Medizin und Lieddichtung. Zur medizinischen Sammelhs. Salzburg M III und zur Kolmarer Liederhs. In: Arch. für das Studium der neuerer Sprachen und Literaturen () S. –. – Britta-Juliane Kruse: Verborgene Heilkünste. Gesch. der Frauenmedizin im SpätMA (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. NF []). Berlin/New York , S. u. ö. – Annette Josephs: Der Kampf gegen die Unfruchtbarkeit. Zeugungstheorien und therapeutische Maßnahmen von den Anfängen bis zur Mitte des . Jh. (Quellen und Stud. zur Gesch. der Pharmazie ). Stuttgart , S. . – B.-J. Kruse: «Die Arznei ist Goldes wert». Ma. Frauenrezepte. Berlin/New York , Reg. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grudlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Von der Natur der Frauen und ihren Krankheiten. – Gynäkologisch-obstetrischer und sexualkundlicher Traktat, erste Hälfte/Mitte . Jh. Der unbekannte Kompilator der Abhandlung nennt in der Einleitung Eheleute als Adressaten des Textes. Diesen möchte er «der vrowen heimlikeit» näherbringen, also für bessere Einsicht in die biologischen Abläufe im weiblichen Körper sorgen. Die Primärintention des Autors ist, die Zeugung gesunder Kinder durch Aufklärung zu unterstützen. Der hohe Anteil an therapeutischen Maßnahmen im Text lässt aber auch an Hebammen und eigenbehandelnde Frauen als Zielgruppen der Lehrschrift denken. Der Traktat ist zweigeteilt. Der erste Teil erinnert im Aufbau an ein Gesundheitsregimen. Hier werden u. a. Sexualität und Zeugung, Schwangerschaft, Geburt, die weiblichen Sexualorgane, Schwangerschaftskomplikationen, Schwangerschaftsproben und Gründe für weibliche Unfruchtbarkeit abgehandelt. Die
. Hälfte . Jh. verschiedenen sexualkundlichen und embryologischen Theorien, die der Anonymus in sein Kompilat integriert hat, stehen allerdings mitunter im Widerspruch. Ein wichtiger Aspekt in der Darstellung ist der Ein uss der vier Temperamente auf den weiblichen Zyklus (→ Temperamentenlehre). Als Autoritäten werden Galen, Hippokrates und auch → Trotula erwähnt (letztere in der maskulinisierten Form «meister Trocula»). Ferner nden sich Exzerpte aus dem → Secretum mulierum, das der Konvention gemäß → Albertus Magnus zugesprochen wird. Den zweiten Teil des Traktats bildet ein gynäkologisches Rezeptar. Die einzelnen Rezepte sind nach Indikationen gruppiert (darunter Unfruchtbarkeit, Uterusvorfall, Brusterkrankungen und -krebs und Menstruationsstörungen, Erkrankung der Wöchnerin, Austreibung von Totgeburten und auch Empfängnisverhütung). Am Schluss nden sich noch sieben pädiatrische Anweisungen. Als Quellen des zweiten Teils sind bislang der → Bartholomäus und der → Macer nachgewiesen worden. Aus der Vulgatfassung des dt. Macer wurde das Beifußkapitel in toto übernommen. Ü: Berlin, SBB, Mgq , r–va (. Tl.) vb–rb (. Tl.) (Pap., zweite Hälfte . Jh., alemannisch/schwäbisch); innerhalb eines gynäkologischen Rezeptars. – Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. ° (letztes Drittel . Jh., schwäbisch). Vgl. zur Stuttgarter Hs.: Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Krit. hg. v. Bernhard Schnell (TTG ). Tübingen , S. , . A: Britta-Juliane Kruse: Verborgene Heilkünste. Gesch. der Frauenmedizin im SpätMA (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. NF []). Berlin/New York , S. – (nach Berlin). Ü: B. J. Kruse: «Die Arznei ist Goldes wert». Ma. Frauenrezepte. Berlin/New York , S. –, . L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – B. J. Kruse: «Das ain fraw snell genes» – Frauenmedizin im SpätMA. In: Lustgarten und Dämonenpein. Konzepte von Weiblichkeit in MA und früher Neuzeit. Hg. v. Annette Kuhn/Bea Lundt. Dortmund , S. –, hier S. f., . – Kruse (s. Ausg.) S. – u. ö. – Dies. (s. Übers.) S. f. u. ö. – Monica H. Green: Women’s Healthcare in the Medieval West. Texts and
Nikolaus von Rotenhaslach Contexts (Variorum collected studies ). Aldershot u. a. , Anhang S. . – Karin Maringgele: Fruchtbarkeitsstörung und Unfruchtbarkeit bei Männern und Frauen und deren Behandlung am Beispiel des ‹Trotula›-Textes. In: Aller Anfang: Geburt – birth – naissance. Hg. v. Gabriele Dorffner/Sonia Horn (Wiener Gespräche zur Sozialgesch. der Medizin ). Wien , S. –, hier S. . – B. J. Kruse: Frauenheilkunde. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. –, hier S. . VZ Nikolaus von Rotenhaslach. – Verfasser einer Therapie gegen Prellungen, erste Hälfte/Mitte . Jh. In der fachliterarischen Überlieferung ist N. nur mit einem kurzen Verfahren vertreten. Er wird als Magister vorgestellt, wobei der ihm zugewiesene Text offen lässt, ob sein Urheber den akademischen oder den handwerklichen Meistertitel führt. Die Herkunftsangabe könnte womöglich auf Raitenhaslach an der Salzach (bei Burghausen) zu beziehen sein. Die Verordnung N.s sieht eine Branntweinmassage mit einem Leinentuch vor, die zusätzlich darauf setzt, dass der Alkohol über die Haut absorbiert wird und so eine anästhetische Wirkung entfalten kann. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (Mühldorfer Haus- und Arzneibuch) r (Pap., /, mittelbair./lat.). Überschrift: «ß[secundu]m M[a]gi[stru]m Nicolaˉu de rotˉnhaslach»; Incipit: «fur ale swierige serichhait von valleˉods van stoßˉn». Digitalisat der Hs. unter: http://digital.blb-karlsruhe.de/. L: Manfred Peter Koch, VL () Sp. . – Gerhard Eis: Nachricht über eine medizinische Sammelhs. der Donaueschinger Hofbibl. In: Medizinische Monatsschr. () S. – (auch in: Ostbair. Grenzmarken [] S. – [u. d. T.: Eine Donaueschinger Sammelhs. aus dem unteren Inntal]; wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. ). – Ders.: Vier Mitt. aus altdt. Hss. süddt. Bibl. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [s. o.] S. –, hier S. ). – Wolfgang Wegner: N. v. R. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek
Kluge u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Knut Bentele/Gundolf Keil: Die ‹Würzburger Wundarznei›. Anm. zu einem neugefundenen Arzneimittel-Hb. des SpätMA. In: Scrinium Berolinense. FS Tilo Brandis. Hg. v. Peter Jörg Becker (Beitr. aus der SB zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz ). Berlin , Bd. , S. –, hier S. . VZ Konrad von der Weyden. – Übersetzer einer alchemistischen Abhandlung, lebte wahrscheinlich um die erste Hälfte . Jh. K. ist nur durch Eigennennung in zwei Handschriften des . Jh. nachweisbar. Beide Textzeugen überliefern eine dt. Praktik, die K. für Johann → Bock aus dem Lateinischen übersetzt haben will. Ein lat. Original dieser Practica ac via universalis ist bislang nicht bekannt. Bocks Schaffenszeit wird von der Forschung auf die erste Hälfte des . Jh. datiert. Sollte K. die Übersetzung tatsächlich für ihn vorgenommen haben, dürfte er um die gleiche Zeit gelebt haben. Für den gleichen Zeitraum spricht die Erwähnung von Kaiser Sigismund (–) in der Überschrift – allerdings muss diese nicht von K. selbst stammen. Inhaltlich bietet der Text eine vor allem auf Quecksilber basierende Anweisung zur Herstellung des alchemischen Steins. Als Autoritäten werden Hermes Trismegistos, Origenes und ein Astasius genannt. Ü: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , v–v (Pap., Mitte . Jh., ostmitteldt.). – Ebd., Hs. , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., ostmitteldt.). – Vgl. Lotte Kurras: Die dt. ma. Hss. Bd. (Kat. des Germ. Nationalmuseums Nürnberg /). Wiesbaden , S. –, f. – www.handschriftencensus.de/ . – www.handschriftencensus.de/. L: Lotte Kurras, VL () Sp. f. – Joachim Telle: Bock, Johann. In: VL () Sp. . – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA. BadenBaden , S. f. MM Münich, Johannes, von Ochsenfurt. – Möglicher Verfasser alchemistischer Texte, spätestens erste Hälfte . Jh. M. wird in einer Sammelhandschrift mit alchemistischen Rezepten und anderen Texten erwähnt.
. Hälfte . Jh. Dort wird er als «von ochsen furt» bezeichnet. Über M.s Identität sind jedoch nur Vermutungen möglich. Unter dem Namen J. M. war ein Johannes Tesser in Wien immatrikuliert. Er studierte in Prag und Wien die Künste und schloss sein Studium als Bakkalaureus ab. Tesser war dann Kleriker in der Diözese Würzburg und trat als Zeuge im Prozess gegen Hieronymus von Prag auf. Tesser stammte aus Bad Mergentheim, nicht aus Ochsenfurt. Andererseits gehörte Ochsenfurt zur Diözese Würzburg, in der Tesser später tätig war. Die Angabe in der Handschrift könnte sich also auf Tessers Wohnort beziehen, nicht seinen Geburtsort. Der die Nennung M.s enthaltende Teil der Handschrift (v–v) wurde von einem Gotthard Hartlieb in dt. Sprache geschrieben. In Gotthard vermutet die Forschung einen Sohn von Johannes → Hartlieb und Landrichter in Bad Tölz. Gotthard stellte für den Kodex alchemistische Rezepte und einen Text des → Alphidius zusammen. M.s Name erscheint unter einem Rezept zur Tinkturherstellung. Die Nennung könnte sich jedoch auch auf den alchemistischen Traktat beziehen, der auf das Rezept folgt. Darin hat die Forschung einen Rezeption → Senior Zadiths und der → Turba philosophorum festgestellt. Unklar ist, ob M. als Urheber oder Vermittler zu betrachten ist. Ü: München, BSB, cgm , v (alte Zählung: v) (Pap., erste Hälfte . Jh., bair.). – Vgl. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. – www.handschriftencensus.de/. L: Joachim Telle, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. . – Alfred A. Strnad: Die Zeugen im Wiener Prozess gegen Hieronymus von Prag. Prosopographische Anm. zu einem Inquisitionsverfahren im Vorfelde des Hussitismus. In: Husitství, Reformace, Renesance . FS Frantiska Smahela. Hg. v. Jaroslav Pánek u. a. Prag , S. –, hier S. . MM Kluge, Hans. – Autor einer alchemistischen Anweisung, lebte spätestens um die Mitte . Jh. K. wird in zwei ostmitteldt. Sammelhandschriften jeweils in einer Gruppe alchemistischer Rezepte namentlich genannt. Ihm wird dort eine dt. Anweisung zur alchemischen Umwandlung von
. Hälfte . Jh. Kupfer in Silber zugeschrieben. Als Zutaten dienen Quecksilber, Wasser, Weinstein, Salpeter, Arsen sowie Glas in verschiedenen Zuständen. Als Ergebnis des geschilderten Prozesses vermutet die Forschung ein silberähnliches Amalgam aus Kupfer und Arsen. K. wird in beiden Handschriften als Magister bezeichnet. Möglicherweise war er mit einem gleichnamigen Sachsen identisch, der zwischen und als oberster Bergmeister für Berggießhübel (Osterzgebirge) nachgewiesen ist. Dieser H. K. lebte damals in Freiberg, wo er auch Häuser kaufte, und unternahm spätestens eine Wallfahrt nach Rom. Dort erhielt er ein Privileg zur Prospektion von Blei- und Silbervorkommen in Rom und auf kirchlichen Gebieten. Ü: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , r (Pap., Mitte . Jh., ostmitteldt.). – Ebd., Hs. , v-r (Pap., zweite Hälfte . Jh., ostmitteldt.). – Vgl. Lotte Kurras: Die dt. ma. Hss. (Kat. des Germ. Nationalmuseum Nürnberg /). Wiesbaden , S. –, f. – www.handschriftencensus.de/ . – www.handschriftencensus.de/. L: L. Kurras, VL () Sp. . – Oswald Hoppe: Der Silberbergbau zu Schneeberg bis zum Jahre . Freiberg , S. f. u. ö. – Adolf Laube: Stud. über den erzgebirgischen Silberbergbau von bis . Berlin , S. , , f. u. ö. – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA. Baden-Baden , S. f. – Ulrich Thiel: Der sächsische Bergmeister H. K. im letzten Drittel des . Jh. In: Mitt. des Freiberger Altertumsvereins () S. –. MM Lehre vom Arbeiten der Leithunde. – Jagdtraktat, spätestens um . Die L. v. A. d. L. behandelt in neun Kapiteln sowohl den Leithund wie das zu jagende Rotwild. Beschrieben werden die Abrichtung und die Verwendung des Hundes, das Auffinden und Verfolgen der Wildfährte sowie die Eigenschaften und Zeichen des Jungwilds. Der dt. Prosatext entstand wahrscheinlich in der ersten Hälfte des . Jh. Einen «terminus ante quem» bietet die um vermutete Abfassung von Handschrift B. Der Verfasser ist unbekannt, doch erlaubt der Text allgemeine Rückschlüsse auf seinen Hintergrund. Die Forschung vermutet in dem anonymen Autor daher
Lehre vom Arbeiten der Leithunde einen Berufsjäger mit großer Praxiserfahrung und einer gewissen Bildung. Die L. v. A. d. L. ist insgesamt in drei Handschriften des . und . Jh. überliefert, darunter auch im B˚uch von den falcken, hebichen, sperbern, pferden vnd huenden des Heinrich → Münsinger (Kodex F). In allen Handschriften folgt der Text auf die → Lehre von den Zeichen des Hirsches. Während die Fassungen in B und H sich textlich nahestehen, ist die F-Fassung insgesamt stärker bearbeitet. Eine Rezeption des Traktats ist noch bis ins . Jh. nachgewiesen, u. a. im Jägerbuch des Albrecht Retz von und in einem Druck von . Heute gilt die L. v. A. d. L. als zweitwichtigster spätma. Text seiner Art nach der Lehre von den Zeichen des Hirsches. Ü: B: Berlin, SBB, mgq , r–v (Pap., um ). – H: Heidelberg, UB, cpg , v–v (Pap., nach , unvollst.). – F: St. Florian, Stiftsbibl., Hs. XI , Tl. , r–v (Pap., um ). – Vgl. die Arbeiten von Lindner (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. D: Jägerkunst vnd Waidgeschrey. Das ist: Wie man die Hirschen bey dem Gespor in und ausserhalb der Wälden uff mancherley weiß erkennen und erlernen mag [...]. Nürnberg: Georg Fuhrmann, , AVv–AVIr (VD :A; Teildruck). A: Lindner (s. Lit.). – OnlineFaks. von Hs. B: http://resolver.staatsbibliothekberlin.de/SBBA. – Online-Faks. von Hs. H: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/ cpg. – Online-Faks. des Drucks: http://diglib.hab.de/drucke/-quod-s/start.htm. L: Kurt Lindner, VL () Sp. –. – Ders.: Dt. Jagdtraktate des . und . Jh. Bd. . Berlin , S. –, –. – Gerhard Eis/Gundolf Keil: Nachträge zum VL. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. f. – Martina Giese: Graue Theorie und grünes Waidwerk? Die ma. Jagd zwischen Buchwissen und Praxis. In: AfK () S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Hicfelt, Eberhard. – Autor eines Kompendiums über Jagdvögel, erste Hälfte . Jh. H.s Name erscheint nur in einer Handschrift des . Jh., die heute als Autograph H.s gilt. Darin ist ein veterinärmedizinisches Aucupatorium herodiorum
Jüngere deutsche Habichtslehre H.s überliefert. Im lat. Prolog des dt. Texts bezeichnet sich H. als Magister und erwähnt einen Freund namens Johannes, der das Werk angeregt habe. Man hat in H. verschiedentlich einen Ungarn vermutet, u. a. weil er schlesisch schrieb und sich auf einen Ladislaus Ungarus beruft, der unter dem ungarischen König Ludwig I. (–) Falkner gewesen sein könnte. Sicher besaß H. Kenntnisse der Fachliteratur zur Beizjagd und beherrschte die lat., vielleicht auch die französische Sprache. Ansonsten ist über sein Leben nichts bekannt. Das Aucupatorium herodiorum besteht aus einem Prolog und drei Teilen mit insgesamt Kapiteln. Im Vorwort lobt H. die Beizjagd als traditionsreiche Kunst, die für Personen hohen Standes angemessen sei. Er kritisiert ältere Fachautoren, weil sie das Thema nicht systematisch genug behandelt hätten. Zugleich formuliert H. seinen eigenen Anspruch, ein besseres Werk zu verfassen, indem er ältere Quellen übersetzt und sinnvoll anordnet. H. reklamiert gegenüber anderen Verfassern also keine Originalität, sondern vor allem eine optimierte Systematik. Folgerichtig präsentiert sich das Aucupatorium herodiorum als Kompendium aus ursprünglich fremdsprachigen Vorlagen. Viele dieser Quellen werden von H. selbst an den jeweiligen Textstellen angegeben. Die Forschung hat bislang sieben Texte eindeutig identi ziert, geht aber von insgesamt mindestens elf Vorlagen H.s aus. Dazu zählen der sog. Ptolemäusbrief, De avibus tractatus des Adelard von Bath, die Ruralia commoda des → Petrus de Crescentiis, der Traité de fauconnerie von Adam des Aigles, Gerardus falconarius, Grisofus medicus, die pseudo-hippokratischen Practica avium sowie Texte eines Ladislaus Ungarus und verschiedener Falkner. H. teilte seine Vorlagen jeweils in kurze Textabschnitte auf und ordnete diese thematisch an. So beschäftigt sich der erste Teil des Aucupatorium herodiorum mit den Eigenschaften der Falken, der zweite Teil mit ihrer Abrichtung, der dritte mit ihren Krankheiten und deren Behandlung. Insgesamt gilt H.s Werk heute als substanzieller Beitrag zur zeitgenössischen Fachliteratur. H.s Verdienste werden dabei primär in der Übersetzung und Montage der Vorlagen gesehen, weniger in eigenen inhaltlichen Beiträgen. Auch literaturhistorisch ist das Aucupatorium herodiorum von Bedeutung: Das Werk bietet für manche Fachtexte die einzige bekannte Überlieferung bzw. dt. Übersetzung. Ü: Wien, ÖNB, cod. , Bll. (Perg., ca. erste Hälfte . Jh., schlesisch). –
. Hälfte . Jh. Burlington, UB Vermont, cod. MS Vindobonens. Philosophic. N. CCCXIII., Bll. (Pap., . Jh., Abschrift der Wiener Hs.). – Vgl. http://data.onb.ac.at/rec/AL. – www. handschriftencensus.de/. – http://cdi.uvm. edu/collections/item/mrmc. A: Dombrowski (s. Lit.). – Giese (s. Lit.; Auszüge). L: Rainer Rudolf, VL () Sp. f. – Altdt. Weidwerk : Meister E. H.’s ‹Aucupatorium Herodiorum›. Eine dt. Abh. über die Beizjagd aus der ersten Hälfte des . Jh. Hg. v. Ernst von Dombrowski. Wien . – Kurt Lindner: Die Anfänge der dt. Jagdlit. Ihre Entwicklung vom . Jh. bis zur Zeit der Reformation. In: Zs. für Jagdwiss. () S. –, hier S. . – Imre Hardegg: Die Falknerei am österr. Hof im . und . Jh. In: Der Falkner () S. –. – Martina Giese: Zu den Anfängen der deutschsprachigen Fachlit. über die Beizjagd. In: PBB () S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – M. Giese: Das ‹Aucupatorium herodiorum› des E. H. Ein veterinärmedizinisches Kompendium des . Jh. In: PBB () S. – (mit weiterer Lit.). MM Jüngere deutsche Habichtslehre. – Abhandlung über die Beizjagd, spätestens . Der Text beruht auf der → Älteren dt. Habichtslehre (etwa zweite Hälfte . Jh.), die als älteste und wichtigste dt. Abhandlung über die Beizjagd gilt. Das ältere Werk erfuhr bis spätestens eine erweiterte und stilistisch redigierte Neubearbeitung, die als J. d. H. bezeichnet wird. Der Bearbeiter ist unbekannt, doch hat die Forschung einen anonymen Geistlichen als Redaktor erwogen. Das Original der J. d. H. ist verloren. Der Text ist in dt. Sprache nur in Handschrift K eigenständig erhalten, die ihn mit einem Versprolog überliefert. Der erst im . Jh. entstandene Kodex H bietet nur Auszüge. Ansonsten erfolgte die Überlieferung der J. d. H. in den sechs Handschriften und Fragmenten des Beizbüchleins (A–D, J, S), einer dt. Kompilation von um oder bald danach. Auch die um einsetzenden Drucke des Beizbüchleins enthalten die J. d. H.. Im . entstand auch eine lat. Bearbeitung der J. d. H., die nur in Handschrift L erhalten ist und wie die K-Fassung vom Beizbüchlein textlich unabhängig ist. Die Forschung
. Hälfte . Jh. hat verschiedentlich Geistliche als Zielgruppe dieser Fassung vermutet. Die J. d. H. enthält fünf Bücher, im Beizbüchlein zusätzlich einen Anhang. Das erste Buch beschäftigt sich mit den Merkmalen des Habichters und seines Vogels. Das zweite Buch lehrt den jagdlichen Umgang mit dem Habicht. Das dritte Buch ist der Mauser und ihrer Wirkung auf die Fähigkeiten des Vogels gewidmet. Im vierten Buch ist eine Habichtheilkunde enthalten, während im fünften Buch der Beizhund im Mittelpunkt steht. Der Anhang bietet u. a. eine Falken- und Habichtheilkunde und Auszüge aus der Epistola ad Ptolom(a)eum. In den Anhang oss eine bis heute unbekannte lat. Quelle ein. Nachhaltige Wirkung entfaltete die J. d. H. vor allem im Kontext des Beizbüchleins. Es beein usste die einschlägige Fachliteratur bis ins . Jh. So wirkte es u. a. auf das → Vogelfangbüchlein vom Bodensee. Ü: Hss. der dt. Fassung der J. d. H. mit dem Beizbüchlein: K: Prag, Nationalbibl., cod. XI.E., r–r (Pap., ./. Jh.). – S: St. Florian, Stiftsbibl., cod. XI , Bll. (Pap., . Jh., bair.-österr.). – B: Berlin, SBB, mgq , r–v (Pap., ). – J: Basel, UB, cod. D II , r–v (Pap., um –, bair.-österr.). – D: Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , r–r (Pap., ). – C: Berlin, SBB, mgq , r–v (Pap., spätes . Jh., Fragm.). – A: München, BSB, cgm , r–r (Pap., spätes . Jh., hochalemannisch; Fragm.). – H: Heidelberg, UB, cpg , r–v (Pap., um , nordoberrheinisch, nur Auszüge). – Lat. Fassung in L: Berlin, SBB, Mlf , r–v (Pap., . Jh.). Vgl. Lindner (s. Ausg.). – Giese (s. Lit.). – Karin Zimmermann: Cod. Pal. germ. . UB Heidelberg , www.manuscriptamediaevalia.de/hs/projekt-cpg-pdfs/Cpg.pdf. – www.handschriftencensus.de/werke/. D: [Augsburg: Anton → Sorg, um ] (GW ). – Augsburg: Johann Schobser, [] (GW ). – Straßburg: Johann Knobloch d. Ä., (VD ZV ). – Augsburg: Heinrich Steiner, (VD M ). A: Die dt. Habichtslehre. Das Beizbüchlein und seine Quellen. Hg. v. Kurt Lindner. Berlin . Erw. Neuausg. ebd. . – Monumenta venatoria und . Faks.-Drucke seltener Jagdbücher des .–. Jh. Hg. v. dems. Hamburg u. a. (nach den Drucken GW und VD M ). – Online-Faks. von Hs. A:
Wiener Falkenheilkunde http://daten.digitale-sammlungen.de/. – OnlineFaks. von Hs. H: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/ cpg. – Online-Faks. von GW : http:// daten.digitale-sammlungen.de/. L: Vgl. auch die Lit. zur Älteren dt. H. – K. Lindner, VL () Sp. –. – Lindner (s. Ausg.). – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA. Bern u. a. , S. f. – Baudouin van den Abeele: Zum Phänomen der ‹Relatinisierung› in der ma. Fachlit. Die Entstehungsgesch. der J. d. H. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Martina Giese: Zu den Anfängen der deutschsprachigen Fachlit. über die Beizjagd. In: PBB () S. –. – Bernhard D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Wiener Falkenheilkunde. – Anonyme deutschsprachige Abhandlung über Zucht, Haltung und P ege der Falken, . Jh. Die Besonderheit dieses kurzen Traktats besteht darin, dass er einer der wenigen im deutschsprachigen Raum ist, der explizit die Haltung und P ege von Jagdfalken thematisiert und sich nicht mit der Habichtzucht beschäftigt (→ Habichtslehre), die in den hiesigen Regionen präferiert wurde. Inhaltlich widmet sich das Werk nach einer achtversigen, gereimten Vorrede zunächst dem Abrichten des Falken, erläutert die gängigen Methoden (u. a. das Abtragen) sowie die dafür benötigten Utensilien (u. a. Haube und Luder), ehe der Leser Hinweise zur richtigen Ernährung des Tieres und – dem Titel der Handschrift entsprechend – Ratschläge für dessen Behandlung im Krankheitsfall (Behandlungsverfahren, Rezepte) erhält. Die W. F. ist keine originelle, d. h. auf den Erkenntnissen ihres anonymen Verfassers beruhende Arbeit, sondern die Übersetzung einer unbekannten lat. Kompilation, deren unmittelbare Vorlage wiederum, neben anderen noch nicht nachgewiesenen Quellen, wohl die in einer überarbeiteten und gekürzten Version im Nachschlagewerk Liber de natura rerum des → Thomas von Cantimpré wiedergegebene Epistola Aquile, Symachi et Theodotionis ad Ptolomeum aus dem . Jh. gewesen sein dürfte. Neben der W. F. basieren mit dem «Beizbüchlein» und der «Heidelberger Falkenheilkunde» zwei weitere, ebenfalls aus dem . Jh. stammende Handschriften auf dieser Quellengrundlage.
Schatz der Armen Ü: Wien, ÖNB, Cod. , v–v (zweite Hälfte . Jh.). A: Anton Ritter von Perger: Zur Gesch. der Falkenjagd. (Nach bisher unbenützten Quellen). In: Akad. der Wiss. zu Wien, Sb. der Phil.Hist. Kl. () S. –. – Die dt. Habichtslehre. Das Beizbüchlein und seine Quellen. Hg. v. Kurt Lindner (Quellen und Stud. zur Gesch. der Jagd ). ., erw. Au . Berlin (Nachdr. ebd. ) S. –. L: Baudouin van den Abeele, VL () Sp. f. – Martina Giese: Zu den Anfängen der deutschsprachigen Fachlit. über die Beizjagd. In: PBB (Tüb.) () S. –, bes. S. f. – Dies.: Die ‹Heidelberger Falkenheilkunde› des Cod. Palatinus germanicus . In: ebd. () S. – (mit Text). CL Stainer zu Matsee. – Verfasser einer auszugsweisen Bearbeitung des → Sinns der höchsten Meister von Paris, erste Hälfte/Mitte . Jh. Der nicht weiter bezeugte S. war höchstwahrscheinlich Laienarzt (in oder aus Mattsee [bei Salzburg]). Die elf Paragraphen des böhmischen Pesttrakats verengte er nach dem Vorbild von → Kaiser Karls Latwerge auf ein einziges Arzneimittel und eine Applikationsform: die innere Anwendung eines Arzneipulvers, hier mit abführender Wirkung. Dieser starken Beschränkung steht eine Ausweitung der Indikationen gegenüber, so dass er sein Pulver als Quasiallheilmittel «fur alle inwendig geprechenn» darstellt. Dadurch tritt die ursprüngliche loimologische Indikation des Arzneimittels im Sinn der höchsten Meister in den Hintergrund. Vermutlich sollte der Kurztraktat die Funktion eines Arzneimittelbegleittextes oder Reklamezettels erfüllen. Hierfür spricht auch, dass im besondern Maße auf gute Verträglichkeit oder Dosierbarkeit abgehoben wird. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , va/b (Pap., , ostmittelbair.); Überschrift: «Das Pulfer von dem stainer zu Matsee». A: Eis (s. Lit) S. (Nachdr.: S. ). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Vier Mitt. aus altdt. Hss. süddt. Bibl. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. f.). –
. Hälfte . Jh. Wolfram Schmitt: S. v. M. In: Studia Neophilologica () S. f. – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA (DWV-Schr. zur Medizingesch. ). Baden-Baden , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Schatz der Armen (Thesaurus pauperum). – Medizinisches Kompendium, ca. . Hälfte . Jh. In der medizinischen Literatur bürgerte sich Thesaurus pauperum aufgrund der gleichnamigen Rezeptsammlung des → Petrus Hispanus als Titel für einschlägige Kompendien ein. Als S. d. A. bezeichnet die Forschung eine anonyme Sammlung mit Kapiteln in dt. Sprache. Als Verfasser des S. d. A. wird ein Laienarzt aus Nord- oder Mittelitalien vermutet, als Bearbeiter ein dt. Mönch mit medizinischen Kenntnissen. Der S. d. A. ist in vier Handschriften ab etwa der Mitte des . Jh. überliefert, könnte also noch in der ersten Hälfte des . Jh. entstanden sein. Die textliche Integrität des S. d. A. ist nicht in allen Handschriften gewahrt: Während Kodex L einen intakten Text enthält, weisen andere Fassungen teilweise umfangreiche Einschübe auf. Das Werk ist in L im Sinne der HispanusTradition als «schacz der armen» betitelt, bietet aber keine Abschnitte aus Petrus’ Werk. Vielmehr wurden im S. d. A. vor allem süddt. sowie italienische, krainische und lat. Ein üsse und Quellen identiziert – etwa der → Bartholomäus, der → Sinn der höchsten Meister von Paris, der → Brief an die Frau von Plauen sowie Werke von → Ortolf von Baierland, → Wilhelm von Lack, → Nicolaus Salernitanus und → Taddeo Alderotti. Die Bezeichnung «thezaurus pauperum» ndet sich als Zusatz auch unter einem dt. Wacholderbeertraktat in Handschrift H. Diese Abhandlung ist im Kodex Bestandteil einer umfangreicheren Sammlung medizinischer Kurztexte, die vor allem Rezepte enthält. Möglicherweise wurde «thezaurus pauperum» hier nur als generische Bezeichnung für ein medizinisches Kompendium gebraucht. Ü: . S. d. A.: K: Kremsmünster, Stiftsbibl., cod. , r–v (Pap., um Mitte . Jh.). – R: Rom, Biblioteca Nazionale Centrale, cod. Vitt. Em. (früher Farfensis ), v–r, r (Pap., , obd.-mitteldt.). – L: Ljubljana, Univ., Seminarbibl. der Theol. Fakultät, Ms. ,
. Hälfte . Jh. r–v (Pap., um , bair.-österr.). – E: Einsiedeln, Stiftsbibl., cod. (), –, – (Pap., , hochalemannisch). – Vgl. u. a. www. handschriftencensus.de/werke/. . Thezaurus pauperum: H: Heidelberg, UB, cpg , v (Pap., um –, nordbair.). – Vgl. Matthias Miller: Cod. Pal. germ. . UB Heidelberg , http://digi.ub.uni-heidelberg.de/ sammlung/werk/pdf/cpg.pdf. – www.handschriftencensus.de/. A: Sigerist (s. Lit.; Teilausg.). – Telle (s. Lit.; Teilausg.). – Online-Faks. von Hs. H: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg. L: De Boor/Newald / () S. . – Joachim Telle: Petrus Hispanus, In: VL () Sp. –. – Gundolf Keil: Thesaurus pauperum. In: VL () Sp. –. – Klaus Bergdolt: Thesaurus pauperum. In: LexMA () Sp. . – Henry E. Sigerist: Dt. medizinische Hss. aus Schweizer Bibl. In: Arch. für Gesch. der Medizin () S. –. – Janez Stanonik: Ostanki srednjeveˇskega nemˇskega slovstva na Kranjskem. Diss. Ljubljana , S. –. – J. Telle: Funde zur empirisch-mantischen Prognostik in der medizinischen Fachprosa des späten MA. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ders.: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinlit. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg , S. –. – Ortrun Riha: Wissensorganisation in medizinischen Sammelhss. Klassi kationskriterien und Kombinationsprinzipien bei Texten ohne Werkcharakter. Wiesbaden , S. f., u. ö. MM Meister Eger (Egen). – Mediziner, Verfasser einer Pestschrift, Mitte . Jh. (?). M. E. ist nur über eine Münchner Handschrift aus dem . Jh. indirekt nachweisbar. Der Codex versammelt Pestschriften von M. E., Berchtold → Bloemenstein, → Hans von Lucken, Johannes → Lange von Wetzlar und → Nikolaus vom Schwert. M. E. wird in der Überschrift zu seinem Text als guter und bewährter Arzt gelobt, der zu Brandenburg gelebt habe. Inhaltlich beschäftigt sich sein Text mit der Vorbeugung gegen die Pest und mit der Therapie der Krankheit. Die Schrift umfasst Anweisungen zu Ernährung, Medikamentierung, Aderlass und allgemeiner Lebensführung. Die Forschung hat in E.s medizinischen Ratschlägen den Ein uss der sog. Prager Schule konstatiert. Ü: München, BSB, cgm , r–v (Pap., München, Augustinerkloster,
Meister Eger /, nordwestschwäbisch). – Vgl. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus Codicum Manu Scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. A: Sudhoff und / (s. Lit.). L: Hartmut Broszinski, VL () Sp. f.; () Sp. . – Karl Sudhoff: Eine Slg. kurzer Pestanweisungen, größtenteils aus Südwestdeutschland. In: Arch. für Gesch. der Medizin () S. , f. – K. Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «schwarzen Todes» . X. In: Arch. für Gesch. der Medizin (/) S. –, hier S. . – Wolfgang Wegner: E., M. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. . MM Lerer, Heinrich, † . – Kaufmann, Verfasser eines Handlungsbuchs. L. war mit seinem Bruder Peter in München als Kaufmann tätig. ist er als Vierer – also Vorstandsmitglied – der örtlichen Kramerzunft belegt. In den städtischen Steuerbüchern erscheint er ab . wird er als Zeuge eines Hauskaufs genannt. Nach L.s Tod führte Peter L. die Geschäfte weiter. Heinrich legte ein Handlungsbuch mit geschäftlichen Aufzeichnungen an, das er bis zu seinem Tod weiterführte (sog. Lererbuch). Von bis wurde es von Peter fortgesetzt, der noch als Kaufmann nachgewiesen ist. Der Kodex vermerkt u. a. Waren- und Finanztransaktionen, Einnahmen und Ausgaben, Kredite, Schulden, Steuern und Kundennamen. Er enthält außerdem Hausratslisten und ein Verzeichnis von L.s Nachlass aus dem Jahr . Historisch aufschlussreich sind u. a. die Angaben über Handelsplätze, nationale und vereinzelt internationale Handelsverbindungen, die gehandelten Produkte und Kunden. Die kaufmännische Tätigkeit L.s erfasste dabei neben dem Großraum München auch Orte wie Passau, Regensburg, Bad Tölz, Kufstein, Salzburg, Bozen, Brixen, Meran und Trient. Er unternahm u. a. Handelsreisen nach Nürnberg, Wels, Steyr und Venedig. Die von L. gehandelten Produkte umfassten Lebensmittel (z. B. Gewürze) ebenso wie Haushaltswaren (u. a. Wachs und Garn). Zu seinem breit gestreuten Kundenstamm zählten Köchinnen und patrizische Bürgerfrauen. Insgesamt wird dem Lererbuch eine besondere Bedeutung zugesprochen, da sonst kaum ver
Tucher gleichbare Aufzeichnungen kleinerer Kau eute aus dem Oberdeutschland des . Jh. vorliegen. Ü: München, Stadtarch., Zimelie Nr. (früher III F. ), Bll. + Einzelbll. (–). – Vgl. Schwab (s. Lit.). A: Bastian (s. Lit.) S. f., f. (Faks.). – Schwab (s. Lit.). L: Helgard Ulmschneider, VL () Sp. f. – Balduin Penndorf: Gesch. der Buchhaltung in Deutschland. Leipzig , S. f. – Fridolin Solleder: München im MA. München (Nachdr. Aalen ) S. –. – Franz Bastian: Das Runtingerbuch – und verwandtes Material zum Regensburger-südostdt. Handel und Münzwesen. Bd. . Regensburg , S. –, –. – Wiltrud Eikenberg: Das Handelshaus der Runtinger zu Regensburg. Ein Spiegel süddt. Rechts-, Handels- und Wirtschaftslebens im ausgehenden . Jh. Göttingen , S. , . – Das Lererbuch. Ein Münchner Kaufmannsbuch des . Jh. Hg. v. Ingo Schwab. München . – I. Schwab: Das Manuale des H. L. Warenverkauf und Kreditgewährung eines Münchner Handelsmannes in der zweiten Hälfte des . Jh. In: Rechtssetzung und Rechtswirklichkeit in der bayerischen Gesch. Hg. v. Hans-Joachim Hecker u. a. München , S. –. – I. Schwab: Das Münchner Lererbuch. In: Netzwerke im europäischen Handel des MA. Hg. v. Gerhard Fouquet/ Hans–Jörg Gilomen. Ost ldern , S. –. MM Tucher, Berthold III., * .. Nürnberg, † .. Nürnberg. – Nürnberger Patrizier, möglicher Autor eines Memorialbuchs. T. stammte aus einer wohlhabenden und einussreichen Nürnberger Familie. Sein Vater war der Losunger Hans I. Tucher (–), sein Bruder Endres I. → Tucher und sein Großneffe Anton II. → Tucher. B. III. wurde zunächst in Venedig zum Kaufmann ausgebildet, bevor er Mitglied des Großen Rats von Nürnberg wurde. Ab war er Alter Genannter im Kleinen Rat, ab einer der Bürgermeister. ist er als städtischer Siegelbewahrer nachweisbar; wurde er unter die Älteren Herren aufgenommen. Er trat auch als Stifter zweier Kirchenfenster hervor. Zwei Handschriften überliefern ein dt. Memorialbuch, das Ereignisse von bis berichtet, also aus T.s Lebenszeit. Die Abfassung des Werks wird ab frühestens vermutet. Die erhaltenen
. Hälfte . Jh. Textzeugen sind Abschriften einer verlorenen Vorlage. Da B. im Memorialbuch in der dritten Person erscheint und aufgrund anderer Indizien, geht die Forschung von einer Autorschaft B.s und eines seiner Neffen aus. Nach dieser These stellte B. seinem Verwandten schriftliche Aufzeichnungen zur Verfügung, die von diesem zu einem Memorialbuch verarbeitet wurden. Als wahrscheinlicher Mitverfasser gilt B.s Neffe Endres II. → Tucher (–). Er wurde Alter Genannter, Nürnberger Stadtbaumeister und Kartäusermönch. Möglicherweise wollte Endres durch die Darstellung der Vita seines angesehenen Onkels und seiner patrizischen Familie eigene nanzielle oder politische Ansprüche legitmieren. Das Memorialbuch berichtet in meist knapper Prosa private, politische und andere Ereignisse in nicht immer streng chronologischer Anordnung. Häu ger Gegenstand der Aufzeichnung sind Geburten, Hochzeiten und Todesfälle in der Familie T., aber ebenso in anderen Patrizier- oder Adelsgeschlechtern. Erwähnt werden aber u. a. auch Jeanne d’Arc (), die Krönung von Kaiser Sigismund () und die Wahl von Albrecht II. zum römischdt. König (). Private und politische Ereignisse stehen im Text meist unmittelbar nebeneinander. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Familiengeschichte. Entsprechend wurde das Memorialbuch primär durch die T.sche Privathistoriographie rezipiert, etwa im Tucherbuch (/). Ü: G: Nürnberg-Großgründlach, Arch. Haller von Hallerstein, CHH-III (früher Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Scheurlscher Collectaneenbd. H), r–r (Pap., –erste Hälfte . Jh.). – W: Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., cod. Fol. , v–r (Pap., /, nordbair.-fränkisch). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/ . – Siehe auch Hans II. → Haller. A: Die Chron. der dt. Städte : Die Chron. der fränkischen Städte : Nürnberg. Hg. v. Theodor von Kern. Leipzig u. a. (Nachdr. Göttingen ) S. – (mit weiteren Quellen zur T.schen Familiengeschichte). – Hans Becker/ Matthias Kirchhoff: Neuedition und Übersetzung des Memorials Berthold III. Tuchers (–). In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –. Ü: Becker/Kirchhoff (s. Ausg.). L: Helgard Ulmschneider, VL () Sp. –. – Ludwig Grote: Die T. Bildnis einer Patrizierfamilie. München , S. ,
. Hälfte . Jh. f. – Wilhelm Schwemmer: Das Mäzenatentum der Nürnberger Patrizierfamilie T. vom . bis . Jh. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –, hier S. f., f. – Peter Assion: Altdt. Fachlit. Berlin , S. . – Erich Strassner: Graphemsystem und Wortkonstituenz. Schreibsprachliche Entwicklungstendenzen vom Frühnhd. zum Nhd. untersucht an Nürnberger Chron. (Hermaea NF ). Tübingen , S. f., , . – H. Haller von Hallerstein: Nürnberger Geschlechterbücher. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –, hier S. . – Peter Fleischmann: Das Bauhandwerk in Nürnberg vom . bis zum . Jh. Nürnberg , S. f., f. u. ö. – M. Kirchhoff: Gedächtnis in Nürnberger Texten des . Jh. Gedenkbücher, Brüderbücher, Städtelob, Chroniken. Nürnberg , S. – u. ö. – Ders.: Macht. Anspruch. Memoria. Zur Gattung Gedenkbuch am Beispiel des Memorials B. III. T.s. In: Erfahren, erzählen, erinnern. Narrative Konstruktionen von Gedächtnis und Generation in Antike und MA. Hg. v. Hartwin Brandt. Bamberg , S. –. – Becker/Kirchhoff (s. Ausg.). MM Tzerstede, Brand (auch: Tzerstedt; Brand v. T.; Hildebrand [von] T.), * Lüneburg, † .. Lüneburg. – Glossator des Sachsenspiegels. T. enstammte einer Lüneburger Patrizierfamilie, die seit dem Zuzug von T.s gleichnamigen Großvater in der Mitte des . Jh. in der Salzstadt ansässig war. immatrikulierte T. sich an der Universität Leipzig (Bakkalaureus ). wurde er in den Lüneburger Rat gewählt. In Lüneburg war T. in die Erstellung einer Rezension des Sachsenspiegel-Landrechts (→ Eike von Repgow) involviert. Seine spätestens abgeschlossenen Sachsenspiegel-Glossen stehen im Kontext der im . Jh. verstärkt auftretenden Bestrebungen, das Landrecht des Sachsenspiegels und dessen ältere Glossierungen (→ Johann von Buch, → Sachsenspiegelglosse) im Hinblick auf juristischzeitgenössiche Ansprüche weiterzuentwickeln und an regionale oder womöglich lokale Begebenheiten anzupassen. T. widmet seine Bearbeitung «Gode to lone vnde dem gemenen gude vnde besundergen deme rade to Luneborch to eren vnde to nutticheyd vppe dat recht werde gevorderd vnde sterket vnde vnrecht gekrenket». Die Intention der Glossierung ist demnach die Erschließung der juristischen Materie des Sachsenspiegels für die
Tzerstede Rechtspraxis des Lüneburger Rats. Bei seiner Glossenneufassung hat T. allerdings offensichtlich nur bei der Kommentierung der Vorrede des Sachsenspiegels («Von der Herren Geburt») eigenständig gearbeitet. Ansonsten stützt er sich auf die Vorarbeit Johanns von Buch. Für die Glossen zu den Schlussartikeln des Sachsenspiegel-Landrechts (III, –) ist die Quelle nicht ermittelt. Die Lüneburger Rezension zum Schlüssel des sächsischen Landrechts geht auf T. zurück und wertet insbesondere seine Schlussartikel-Glossen aus. Ü (jeweils im Verbund mit einer Landrecht-Abschrift): Lüneburg, Ratsbücherei, Ms. Jurid. , ra–ra (Perg. , nd.); Bildprogramm auf r–v. – Abschriften dieser Hs.: Celle, Bibl. des Oberlandesgerichts, Grupen’scher App. B. (Pap., . Jh.); geschrieben von Christian Ulrich Grupen. – Wolfenbüttel, HAB, Cod. Helmst., Bll. (Pap., , nd.). – Fragment: Zeitz, Stiftsbibl., Frgm. ms. perg. germ. a–c, Perg.-Bll. ( oder später, nd.). A: Ernst Spangenberg: Beytr. zu den Teutschen Rechten des MA, vorzüglich zur Kunde und Kritik der altgermanischen Rechtsbücher, und des Sachsen- und Schwaben-Spiegels. Halle , S. – (Glosse zur Vorrede). – Steffenhagen , S. – (Glossen zur Vorrede und zu den Schlussartikeln). – Frank-Michael Kaufmann: Glossen zum Sachsenspiegel-Landrecht Buch’sche Glosse. Tl. (MGH Fontes iuris NS /). Hannover , S. – (Glosse zur Vorrede). – Zeitzer Fragment: Kaufmann , S. f. (nur Frgm. ms. perg. germ. c); Ders. , S. – (a–c). L: August von Eisenhart, ADB () S. f. – Karl August Eckhardt, BWG () S. . – Gerhard Buchda: Landrechtsglosse. In: HRG () Sp. –. – Adalbert Erler: Schlüssel des sächsischen Landrechts. In: Ebd. () Sp. –. – Uta Reinhardt, VL () Sp. f. – F.-M. Kaufmann, HRG () Sp. . – Johann Heinrich Büttner: Geneaologie oder Stamm- und Geschlechtreg. der vornehmsten Lüneburgischen Adelichen Patricien-Geschlechter. Lüneburg (ohne Seitenzählung). – Carl Gustav Homeyer: Die Genealogie der Hss. des Sachsenspiegels. In: Abh. der Berliner Akad. der Wiss. () S. –. – Emil Julius Hugo Steffenhagen: Die Entwicklung der Landrechts-Glosse des Sachsenspiegels. Tl. : Die Tzerstedische Glosse (Sb. Akad. der Wiss. in Wien,
Sailer Phil.-Hist. Kl. ,). Wien , S. – (Neudr. aller Teile hg. v. K. A. Eckhardt [Bibl. Rerum Historicarum ]. Aalen , S. –). – Erika Sinauer: Der Schlüssel des sächsischen Landrechts (Unters. zur dt. Staats- und Rechts-Gesch. ). Breslau (Nachdr. Aalen ) bes. S. –, –. – Wilhelm Reinicke: Gesch. der Stadt Lüneburg. Bd. . Lüneburg , S. –. – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Köln u. a. , Bd. , S. f.; Bd. , S. f. (Nr. ) (Nr. ). – Hans-Joachim Ziegeler: Der Löwe hinter Gittern. Lit. in Lüneburg um . In: Literarische Interessenbildung im MA. Hg. v. Joachim Heinzle (Germanistische Symposien. Berichtsbde. ). Stuttgart , S. –, hier S. – (wieder in: Ders.: Orte der Lit. Schr. zur Kulturgesch. des späten MA und der frühen Neuzeit [Kölner germanistische Stud. NF ]. Köln u. a. , S. –, hier S. –). – F.-M. Kaufmann: Zu zwei neu gefundenen Handschriftenfragm. der Sachsenspiegelglosse. In: DA () S. –, hier S. –. – Ders.: Neu aufgefundene Rechtsbücherfragm. aus Zeitz. In: ebd. () S. –. – Kerstin Seidel: «Vorzeigen und nachschlagen». Zur Medialität und Materialität ma. Rechtsbücher. In: Frühma. Stud. () S. –, hier S. , –. – U.-D. Oppitz: Ergänzungen zu ‹Dt. Rechtsbücher des MA und ihre Hss.›. In: Zs. für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –, hier S. f. (Nr. a). VZ Meister Ulrich. – Autor humanmedizinischer Rezepte, lebte spätestens in der ersten Hälfte des . Jh. In Sammelhandschrift K aus der Mitte des . Jh. werden einem Magister U. mehrere dort überlieferte Rezepte zugeschrieben. Der Kodex enthält u. a. auch das Pelzbuch des → Gottfried von Franken sowie Schriften von Meister → Albrant, → Heinrich von Lauingen und Papst → Clemens’ Rossarzt. U.s Anweisungen sind in K Teil einer Textgruppe, der u. a. Rezepte von Johannes → Sailer angehören. Sicher von U. stammen Mittel gegen Pusteln und Hühneraugen. Die Forschung vermutet ihn aber auch als Verfasser zweier Rezepte gegen Würmer in der gleichen Textgruppe. U.s Lebensumstände sind unbekannt. Als möglich gilt eine Tätigkeit als reisender Laienarzt im westlichen Oberdeutschland. Eine aufgrund der ihm sicher zugesprochenen Rezepte angenommene Spe
. Hälfte . Jh. zialisierung auf Dermatologie ist fraglich, falls auch die Wurmrezepte von U. stammen sollten. Ü: K: Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , r–v (Pap., um , östliches Hochalemannisch). – Vgl. u. a. Obhof (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Ute Obhof: Ein Haus- und Arzneibuch des . Jh. aus der Bibl. des Sammlers Joseph von Laßberg. In: Schr. des Ver. für Gesch. und Naturgesch. der Baar () S. –. MM Sailer, Johannes (auch: Seiler). – Medizinischer (und alchemistischer [?]) Fachschriftsteller, erste Hälfte . Jh. (oder zweite Hälfte . Jh.). Eine hauswirtschaftliche Sammelhandschrift aus der Mitte des . Jh. enthält insgesamt vier medizinische Kurztexte, die J. S. zugesprochen werden. Da sich unter diesen eine lat. Verordnung und ein magisches Verfahren be nden, scheint S. sowohl unter dem Ein uss der lat. Schulmedizin als auch dem der Volksmedizin gestanden zu haben. Er könnte Wundarzt gewesen sein, der vermutlich aus dem südwestdt. Raum stammte. Die Texte sind im Einzelnen: Eine Therapie der «roten» Ruhr mittels eines rektal zu applizierenden Kräutermittels; ein Salbenrezept auf Basis gebrannter Eichenrinde zur Behandlung von Sehnenverletzungen und -kontrakturen; eine lat. Badeanweisung für ein Kräuterbad bei verletzten oder verspannten Arm- oder Beinsehnen mit dt. Überschrift («Und fúrbas von adren, die da sind zerhowen vnd ze kurcz vnd krumb worden»); ein Analogiezauber gegen Hühneraugen, bei dem die Haut eines Hühnermagens vergraben wird in der Hoffnung, dass mit dem Verfaulen der Magenhaut auch die Hornschwielen schwinden. Offen ist, ob J. Seiler, der Urheber alchemistischer Verfahren (Veredlung von Silber bzw. dessen Umwandlung in Gold) aus einem Codex des späten . Jh., mit dem medizinischen Autor gleichgesetzt werden kann. In diesem Fall gehörte S. noch dem . Jh. an. Hierfür spricht zudem ein Text in einer weiteren Handschrift aus der Zeit um , der womöglich auch für S. verbucht werden kann (s. Überl.). Es ist aber ebenso vorstellbar, dass es sich um zwei bis drei gleichnamige Autoren handelt. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , v (Ruhrrezept) rb (Sehnenrezepte) r (Hühneraugenzauber) (Pap., um ,
. Hälfte . Jh. osthochalemannisch); die Autorzuweisungen erfolgen ohne Angabe von Titeln oder Graden (z. B. «Item aliter secundum Johannem Sailer» [r]). Vgl. zur Hs. zuletzt: Ute Obhof: Ein Haus- und Arzneibuch des . Jh. («Buch vom Menschen, Tier und Garten») aus der Bibl. des Sammlers Joseph von Laßberg. Der Cod. Donaueschingen der Badischen LB Karlsruhe. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen / (/ ) S. –. – Alchemistisches Verfahren: Berlin, SBB, Mgf , v (Pap., spätes . Jh., obd./ lat./italienisch); Überschrift: «ego Johanes seiler». Die dreisprachige Sammelhs. enthält medizinische, alchemistische, hauswirtschaftliche sowie technische Rezepte und Verfahren (u. a. von Meister → Lorenz, Peter → Unger, Georg → Hueth, → Jude von Säckingen). – Inwiefern der Cod. () der Stiftsbibliothek Einsiedeln (Pap., alemannisch, um ) auf Bl. ein Rezept von S. überliefert (so Karl Sudhoff: Seiler, J., VL [] Sp. [dort fälschlich als Cod. ]), bedarf der Klärung durch Autopsie. L: Peter Assion, VL () Sp. ; () Sp. . – Wolfgang Wegner: S., J. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Freitag zu Boll. – Autor eines medizinischen Rezepts, erste Hälfte . Jh. F. ist nur durch eine Erwähnung im wundärztlichen Handbuch des Hans → Seyff aus dem späteren . Jh. nachweisbar. Er erscheint in den Handschriften als «alt Frürtag» (S) bzw. «alt Fritag der zu Bol saß» (S). Die Forschung bezieht diese Angabe auf Bad Boll im Landkreis Göppingen, da auch Seyff aus Göppingen stammte. F. dürfte spätestens um gelebt haben, wie unter Bezug auf Seyffs Lebenszeit (um –) vermutet wird. In Seyffs Manual wird F. ein dt. Rezept für Heilwasser zugeschrieben, das zur Behandlung von weichem Schanker (Ulcus molle) dient. Die Handschriften überliefern zwei Fassungen des Rezepts. Der S-Text ist umfangreicher und enthält mehr Latinismen als S. Ü: S: Stuttgart, LB, cod. med. et phys. ° , v (Pap., um /–um ). – S: Stuttgart, LB, cod. med. et phys. ° , r (Perg. und Pap., Göppingen, nach –). –
Freitag zu Boll Vgl. Manfred Gröber/Gundolf Keil: Seyff, Hans. In: VL () Sp. –. – Gröber (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. A: Sudhoff (s. Lit.; Teilausg.). – Gröber (s. Lit.). L: Peter Assion, VL () Sp. f. – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Bd. . Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Leipzig , S. . – M. Gröber: Das wundärztliche Manual des Meisters Hans Seyff von Göppingen (ca. –). Der Cod. med. et phys. ° der Württembergischen LB Stuttgart (GAG ). Göppingen , S. , , f., u. ö. – Wolfgang Wegner: F. z. B. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . MM Plechschmit, Michel (auch: Plechsmit). – Gewährsmann für ein wundärztliches Verfahren, . Jh. P.s Name begegnet in einer spätma. Sammelhandschrift im Kontext eines minimalinvasiven Verfahrens zur Therapie von Eingeweidebrüchen. Es dürfte sich bei ihm um einen Wundarzt aus dem bairisch-österreichischen Raum gehandelt haben. Die im MA nicht ungefährliche Operation am «gederm» versucht er durch den Einsatz von Salben, Wundträncken und Verbänden zu umgehen. Ob P. wirklich als Autor des Verfahrens betrachtet werden kann oder ob er nur als Referenz für dessen praktische Anwendung erscheint, ist offen. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , v (Pap., /, lat./südostbair.). Überschrift: «Zerbrochen lewt»; Incipit: «Item ein zuprochen mˉeschen vngeschniten zu haylen»; Namensnennung: «p[ro]bat michel plechschmit». Der Text des M. P. dürfte im frühen . Jh. in die Hs. eingetragen worden sein. Digitalisat der Hs. unter: www.onb.ac.at/bibliothek/digitaler lesesaal.htm. A: Eis (s. Lit.) S. . L: Gerhard Eis: Vier Mitt. aus altdt. Hss. süddt. Bibl. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. ). – Wolfram Schmitt: Plechsmit, M. In: Gundolf Keil/W. Schmitt: Nachträge zum VL (). In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. f. VZ
Minner Minner, Hans, * um / Zürich (?), † nach Zürich. – Apotheker, Fachschriftsteller. M. gilt als der bedeutendste Apotheker des dt. MA. Er war (wie etwa Konrad → Schreck von Aschaffenburg) vermutlich nicht nur pharmazeutisch tätig, sondern hat Patienten auch kurativkonsiliarisch betreut. Er entstammte einem wappenführenden Geschlecht, das im letzten Viertel des . Jh. von Wädenswil (am Zürichsee) nach Zürich gezogen war und dort ratsfähig wurde. M. urkundet erstmals im Kontext eines Streits mit dem Apotheker Hans Ludwig. Zu diesem Zeitpunkt war er Apothekerknecht der ältesten Zürcher Apotheke «zum Kiel», die vom Bürgermeisters Jakob Schwarzmurer geführt wurde. Zuvor hatte M. wahrscheinlich eine Schreiberlehre absolviert und die Lateinschule besucht. Im Zeitraum bis ist er archivalisch in Zürich mehrfach bezeugt. Seine Autographen belegen seine Anstellung bei Schwarzmurer bis . Demnach hat er seinem Dienstherrn mindestens Jahre lang gedient und nach Ausweis Zürcher Steuerbücher ein Leben nahe der Armutsgrenze geführt. Wahrscheinlich ist M. nach Schwarzmurers Tod und der Veräußerung der Offizin aus der Anstellung ausgeschieden. Das bemerkenswerte medizinisch-pharmazeutische Œuvre des fachliterarischen Autodidakten liegt ausschließlich handschriftlich, unikal und zumeist autograph vor. Es blieb lange unrezipiert und wurde erst ab der Mitte des . Jh. sukzessive neu entdeckt. Auf M. gehen Abschriften, Exzerpte, Kompilationen, Übersetzungen und eigenständige Pharmazieschriften zurück. Die einschlägige medizinische Fachliteratur hat er nach pharmazeutischen Gesichtspunkten ausgewertet im Bestreben, ein Korpus der Apothekenliteratur zu schaffen, das alles einschließen sollte, was «man jn den appenteggen brucht». Bei den meisten Kopien lat. Fachtexte in seinen autographen Codices greift M. signi kant redigierend ein. So hat er zum Beispiel die Abschrift des Antidotarium Nicolais (→ Nicolaus Salernitanus) auf pharmazeutische Ansprüche ausgerichtet und die salernitanische Formelsammlung erheblich zusammengestaucht. Seine Textsammlungen sind zudem vom Anspruch geprägt, das gebündelte Wissen kontextgebunden verfügbar zu machen. Zu diesem Zweck hat M. den Texten zahlreiche Register, Tabellen, Glossare und Schemata beigegeben,
. Hälfte . Jh. darunter ein zweisprachiges P anzen- und Krankheitsnamenglossar zum Antidotarium Nicolai und ein Lemmaverzeichnis zum Grabadin des → PseudoMesuë. Die beiden Liber De urinis collectus per venerabilis doctores artis medicinae sub brevi stilo comprehensus et magnae experimentae und De omnibus medicinis tam interius quam exterius sind geschickt komponierte Exzerptsammlungen; Letzterer hat Arzneibuchcharakter. Auch die von M. fachkundig aus dem Lateinischen übersetzten Medizinschriften sind zusätzlich redaktionell überarbeitet worden. Bei der Übertragung der Chirurgia parva → Guys de Chauliac verfuhr M. ganz ähnlich wie bei der Antidotarium Nicolai-Adaption, indem er die Wundarznei unter Auslassung chirurgischer Anweisungen auf eine fachlich zuverlässige galenische Kurztextsammlung verknappt. Nur unvollständig überliefert ist M.s dt. Fassung des Lilium medicinae → Bernhards von Gordon, die vergleichbaren Vorgaben folgt. Die als eigenständig einstufbaren Medizinschriften M.s sind alle erst zum Ende seiner beru ichen Laufbahn entstanden. Es handelt sich durchweg um Arzneimittelkompendien. Aufgrund der kontinuierlichen Verschränkung von Kopie, Redaktion und Eigenbeiträgen im gesamten minnerschen Textbestand, sind eigene Werke und Bearbeitungen allerdings nicht immer sicher zu differenzieren. Für das sog. Kleine Minner-Glossar stützte er sich auf die frühma. salernitanische Tradition und präsentiert ausschließlich Stichwörter für Arzneiformen. Beim abgeschlossenen Großen Minner-Glossar geht M. von den Clavis sanationis des Simon von Genua aus, kommentiert das Material und inseriert Materia medica aus anderen Quellen. Die Drogenkunde seines Tierbuchs widmet sich ausschließlich Arzneistoffen tierischen Ursprungs; sie ist nach Tierarten geordnet. M.s umfangreichste selbstständige Arbeit ist sein Kräuterbuch (Thesaurus Medicaminum), das neben den p anzlichen auch die mineralischen Drogen behandelt. Das Drogenbuch ist das Ergebnis langjähriger pharmazeutischer Praxis und übertrifft an Umfang sowohl den Gart der Gesundheit (Johann → Wonnecke) als auch das → Alemannische Kräuterbuch. Die Reinschrift der alphabetisch geordneten Drogenmonographien hat M. / abgeschlossen. Kompilationsleittext scheint der Aggregator des Ps. Serapion («meister Serappio») zu sein, dessen übersetztes und bearbeitetes Material mit eigenen Beiträgen M.s sowie Exzerpten u. a. aus dem Grabadin, dem Antidotarium Nicolai und aus
. Hälfte . Jh. Wundarzneien (→ Wilhem von Saliceto, Guy de Chauliac) ergänzt wird. Ferner werden Hippokrates, Plinius, Dioskurides, Haly Abbas (al Maˇgusi), Isaak Judäus (Ish.aˉ q al-Israili), Rhazes (ar-Razi) und → Avicenna zitiert. M.s Arzneimittellehren stehen den wirkmächtigen gedruckten dt. Drogenkunden des SpätMA (Gart der Gesundheit, → Herbarius Moguntinus, → Hortus sanitatis) in nichts nach. Tatsächlich übertrifft der Zürcher Apothekerknecht diese Druckwerke an fachlicher Präzision und thematischer Breite. Seine vor diesem Hintergrund bedauerliche Wirkungslosigkeit auf die literarische Tradition dürfte mehrere Gründe haben, darunter regionale (spät einsetzender Buchdruck in Zürich), werkbezogene (kaum Bildprogramme) sowie soziale und berufsbedingte: Ein gelehrt-schriftstellerischer Apothekerknecht dürfte den Zeitgenossen als Kuriosum erschienen sein, wie der akademisch geschulte Apotheker überhaupt sich erst viel später etablierte. Ü: Autographe: (alle: Pap., hochalemannisch/lat.) Marburg, UB, Mscr. , Bll. (/ und später); r–v: De omnibus medicinis, ferner u. a. Grabadin, Antidotarium Nicolai, Glossare. – Ebd., Mscr. , Bll. zusammengebunden aus zwei Teilen ( und ); v–r: De urinis; r–r: Lilium medicinae lat. – Ebd., Mscr. , Bll. (); r–r: Kräuterbuch, v–r: Tierbuch, v–r: Großes Minner-Glossar. – Nichtautographe Hs.: Freiburg i. Br., UB, Hs. (Pap., um /, südalemannisch); r–r: Chirurgia parva (dt.); r–r: Kleines Minner-Glossar, r–r: Lilium medicinae dt. – Detaillierte Inhaltsangabe und Beschreibung der Autographen: Sirka Heyne: Die ma. Hss. der UB Marburg. Wiesbaden , S. –, f. – Zur Freiburger Hs.: Winfried Hagenmaier: Die dt. ma. Hss. der UB und die ma. Hss. anderer öffentlicher Slg. (Kat. der UB Freiburg i. Br. /). Wiesbaden , S. –; Digitalfaks.: http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/hs. A: Stuhlschau nach Avicenna aus Mscr. : Knoedler (s. Lit.) S. –. – Chirurgia parva (dt.): Broszinski , S. –. – Kleines Minner-Glossar: Broszinski , S. f. – Tierbuch: Marian E. Polhill: H. M.s Tierbuch. (ca. ). Edition – Komm. – Wb. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Würzburg . – Kräuterbuch: U. Schmitz , S. –. L: Gundolf Keil VL () Sp. –; () Sp. . – Ders., LexMA () Sp. . – Ursula Schmitz, NDB
Minner () S. f. – Urs Leo Gantenbein, HLS (online, Version ..). – Rudolf Schmitz: Über dt. ma. Quellen zur Gesch. von Pharmazie und Medizin. In: Dt. Apotheker-Zeitung () S. –. – Hartmut Broszinski: Eine alemannische Bearb. der dem Guy de Chauliac zugeschriebenen ‹Chirurgia parva›. Unters. und krit. Ausg. des Textes. Diss. Heidelberg . – Ders.: Eine Freiburger medizinische Glossenslg. aus dem . Jh. In: Centaurus () S. –. – Irmgard Dübber: Zur Gesch. des Medizinal- und Apothekenwesens in Hessen-Kassel und Hessen-Marburg von den Anfängen bis zum Dreißigjährigen Krieg. Diss. Marburg , S. –. – Dies./R. Schmitz: Zur Gesch. des älteren dt. Apothekenwesens. Tl. : Über Klosterpharmazie in Hessen. In: Pharmazeutische Zeitung () Sp. –. – U. Schmitz: H. M.s Thesaurus medicaminum. Pharmaziehist. Unters. zu einer alemannischen Drogenkunde des SpätMA (Quellen und Stud. zur Gesch. der Pharmazie ). Würzburg . – Werner Dressendörfer: Spätma. Arzneitaxen des Münchner Stadtarztes Sigmund Gotzkircher aus dem Grazer Cod. . Ein Beitr. zur Frühgesch. des süddt. Apothekenwesens (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – G. Keil: M., H. In: Dt. Apotheker-Biogr. Hg. v. WolfgangHagen Hein/Holm-Dietmar Schwarz (Veröff. der internationalen Ges. für Gesch. der Pharmazie NF ). Bd. . Stuttgart, , S. –. – Franz Knoedler: De egestionibus. Texte und Unters. zur spätma. Koproskopie (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – G. Keil: Zur Frage der kurativ-konsiliarischen Tätigkeit des ma. dt. Apothekers. In: Perspektiven der Pharmaziegesch. FS R. Schmitz. Hg. v. Peter Dilg u. a. Graz , S. –. – Mikulas Simon: Die soziale Stellung der Apotheker in der Zürcher Stadtges. in MA und früher Neuzeit (Quellen und Stud. zur Gesch. der Pharmazie ). Stuttgart , S. –, f. – G. Keil: «meister lôrenz, des keisers apotêker». Anm. zur heilkundlichen Fachprosa dt. Apotheker des MA. In: Orbis pictus. Kultur- und pharmaziehist. Stud. FS W.H. Hein. Hg. v. W. Dressendörfer/Wolf-Dieter Müller-Jahncke. Frankfurt/M. , S. –. – François Ledermann (Hg.): FS zum jährigen Bestehen des Schweizerischen Apothekervereins. Bern , S. –. – R. Schmitz/Franz-Josef Kuhlen: Gesch. der Pharmazie. Bd. . Eschborn
Hartlieb , S. f. u. ö. – M. E. Polhill: Materia medica animalis. Unters. zum ‹Tierbuch› (ca. ) des Zürcher Apothekerknechts H. M. Diss. Ithaca . – G. Keil: M., H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek. Berlin/New York , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. (Reg.). – M. E. Polhill: Constructions of Gender and Class in a Late Fifteenth-Century Alemannic Pharmaceutical Bestiary. In: Medaevalia () S. –. VZ Hartlieb, Johannes, † ... – Arzt, Übersetzer, Literat. Die urkundlichen Nachweise zu J. H. sind erst ab eindeutig auf diesen zu beziehen; ab diesem Jahr war er bei Herzog → Albrecht III. von Bayern bis zu dessen Tod in München als Leibarzt angestellt; in gleicher Funktion diente er danach auch dessen Sohn, Herzog Siegmund. Besonders für Albrecht war H. auch in diplomatischen und beratenden Diensten tätig; daneben hat H. für ihn und seine Ehefrau, Herzogin Anna von Braunschweig, zahlreiche Werke der lat. Literatur in das Deutsche übersetzt. Für die Jahre vor ist heute nicht mehr veri zierbar, auf wen sich die verschiedenen urkundlichen und handschriftlichen Nennungen eines Johannes Hartlieb beziehen. Gesichert scheint lediglich, dass H. in Padua zum Doktor der Medizin promoviert wurde; ob und wo er vorher studiert hatte, ist unbekannt. Die literarische Tätigkeit H.s beginnt mit einer Übersetzung des liebestheoretischen Traktats De amore des Andreas Capellanus, die er auf Bitten des österreichischen Herzogs Albrecht VI. anfertigte. Zusammen mit seiner Übertragung des Alexanderromans, der seine erste Arbeit für Albrecht III. von Bayern war und wohl um enstand, sind dies die beiden erfolgreichsten Werke H.s; beide wurden in großer Zahl abgeschrieben und fanden dann auch ihren Weg in den frühen Buchdruck, wo insbesondere der Alexanderroman zu einem ersten Bestseller volkssprachlicher Literatur wurde. Für Herzogin Anna fertigte H. noch in den vierziger Jahren eine Übersetzung der Brandanlegende an, die in verschiedenen lat. und volkssprachigen Versionen ebenfalls einer der populären Texte des SpätMA war; mit den frühen Übersetzungen für seine bayerischen fürstlichen Auftraggeber hat sich H. also im Rahmen dessen bewegt,
. Hälfte . Jh. was für einen frömmigkeitspraktischen und fürstenunterweisenden Gebrauch, aber auch unter dem Aspekt der «curiositas», der Neugier auf das fremde Unbekannte, von Interesse war. Eine Übersetzung des Dialogus miraculorum des → Caesarius von Heisterbach, die H. vor für seinen Münchner Mitbürger Hans Püterich geschrieben hatte, diente wohl eher dem ersten Zweck; die Wundererzählungen des Textes sollen nach dem Prolog H.s dahingehend gelesen werden, den Sünder zu bekehren und den Guten zu bestätigen. H.s Werke und Übersetzungen konzentrieren sich in der Hauptsache allerdings auf den Bereich der wissensvermittelnden Literatur, wobei zwei Schwerpunkte zu unterscheiden sind. Der erste entstammt seinen eigentlichen Berufsfeld, der ma. Heilkunde. Hier hat er um ein Kräuterbuch zusammengestellt, das im Wesentlichen auf dem fünften Teil von → Konrads von Megenberg Buch der Natur basiert, wobei H. seine Vorlage meistens wörtlich übernommen hat; Auftraggeber und die weiteren Umstände der Entstehung des Kräuterbuchs sind unbekannt. Wohl kurz nach dem Tod seines Münchner Dienstherrn im Jahr übersetzte er für Herzog Siegmund die im MA → Albertus Magnus zugeschriebenen → Secreta mulierum, eine Frauenheilkunde, wie auch eine weitere einschlägige Fachschrift des MA, die von einer Salernitaner Äztin namens → Trotula stammen sollte. Problematisch wurde für H. dabei die durch seine volkssprachliche Übertragung ermöglichte Verfügbarkeit gynäkologischen Fachwissens wie auch verschiedener Rezepte zur Empfängnisverhütung für medizinische Laien; in dem Prolog beschwört er daher seinen Auftraggeber, der ihn zu dieser Übersetzung gegen seine eigenen Bedenken gedrängt hatte, dieses Wissen wenigstens als Geheimnis zu bewahren. Dass Herzog Siegmund dieser Bitte nicht folgte, zeigt sich darin, dass wohl über seine Vermittlung H. auch ein weiteres Exemplar für Kaiser Friedrich III. herstellen musste, den er ebenfalls in einem besonderen Prolog vor unerlaubtem Gebrauch «zuo puelerey», also außerhalb der Ehe, warnte. Ein ähnliches Problem des Wissenstransfers aus dem fachwissenschaftlichmedizinischen Diskurs für eine laikale Rezeption stellte sich H. auch bei seinem dritten heilkundlichen Werk, dem Buch von den Bädern, hier allerdings unter umgekehrtem Vorzeichen. Vorlage war der um geschriebene Tractatus de balneis naturalibus des Zürcher Juristen und Theologen Felix
. Hälfte . Jh. → Hemmerli; Hemmerlis Absicht war, das gesamte Wissen von der Heilkraft der sogenannten natürlichen Bäder, also der Thermal- und Mineralquellen, im dt. Raum zum Zweck der Selbstanwendung für den Patienten zusammenzustellen, wofür er sich bei den zu dieser Zeit neu entstandenen balneologischen Werken der italienischen Universitätsmedizin bediente. Hemmerli legitimierte seine lateinischsprachige Kompilation mit dem angesichts seiner Quellen offensichtlich falschen Vorwurf, die Ärzte würden aus Gewinnsucht ihr Wissen verheimlichen. H. hatte in einer geplanten Übersetzung diese Anschuldigungen richtigstellen wollen; zu diesem Zweck muss er in seiner (allerdings nicht erhaltenen) Handschrift des Tractatus de balneis entsprechende Korrekturen, Quellenverweise und Ergänzungen eingefügt haben. Wohl wegen seines Todes kam es nicht mehr zur Verwirklichung des Plans; Jordan → Tömlinger, der aus einer Münchner Apothekerfamilie stammte, hat dann diese Übersetzung fertiggestellt, wobei er die Entgegnungen H.s meistens als solche kenntlich machte. Tömlingers Übertragung der Redaktion H.s ist schließlich in starker Auswahl von Hans → Folz um als erste dt. Bäderschrift in den Druck gebracht worden. Eine zweite Werkgruppe kann dem Bereich der ma. «artes magicae et manticae» zugeordnet werden. Allerdings ist bei einzelnen Texten dieser Gruppe die Autorschaft H.s umstritten; so soll er eine Namenmantik, ein Mondwahrsagebuch, eine Geomantie und eine Chiromantie verfasst haben. Bei der wohl in den dreißiger Jahren entstandenen Namenmantik geht es um die Frage, wie aus dem Zahlenwert der Namen zweier Gegner die günstigste Stunde für den Zweikampf prognostiziert werden kann; das Verfahren bedient sich dazu einfachster laienastrologischer Methoden. Ebenfalls laienastrologischer Art ist das Mondwahrsagebuch, das nach den Mondstationen innerhalb des Tierkreises den Ein uss auf den unter ihm geborenen Menschen und dessen Schicksal vorhersagt; die Bestimmung der jeweilig zugehörigen Mondstation geschieht allerdings nicht durch eine Horoskopberechnung, sondern ebenfalls durch den Zahlenwert des Namens. Bei der Geomantie schließlich handelt es sich um ein prognostisches Verfahren, das mittels einer scheinbar komplexen Berechnung aus zufällig gesetzten Sandpunkten Antworten zu vorformulierten Fragen zur zukünftigen Entwicklung
Hartlieb in einzelnen Lebensbereichen bietet. Alle drei Texte sind nicht astrologisch im Sinne der ma. Wissenschaft, sondern versuchen nur, ihre Methoden durch entsprechendes Beiwerk in diesem Diskurs zu situieren und dadurch zu legitimieren; tatsächlich sind ihre Verfahren völlig beliebig und zielen lediglich in der Art der spätma. Losbücher und Planetenkinderverse darauf, dem Fragenden Informationen zu Charakter, Fähigkeiten und Zukunft zu geben. Als Autor nennt sich in der Namenmantik ein «Hanns Hartlieb»; in dem Mondwahrsagebuch wird ein «Johannes Hartlieb de Meglingen» als Verfasser genannt, und bei der Geomantie erscheint in einem Textzeugen der Vermerk «Collecta Johannis Hartlieb». Angesichts der Häu gkeit dieses Namens im . Jh. muss es sich allerdings nicht um den Münchner Johannes Hartlieb handeln; ein neu aufgefundener Brief Herzog Albrechts III. aus dem Jahr , in dem dieser den Papst um Dispens für einen Johannes Hartlieb wegen dessen Beschäftigung mit Astrologie und Nigromantie bittet, hat neuerdings jedoch wieder der Zuschreibung dieser drei Texte an den Münchner H. einiges Gewicht gegeben. Dagegen allerdings spricht ein sicher von H. verfasstes Werk, das Buch aller verbotenen Künste, das er kurz nach für den Markgrafen Johannes von Brandenburg geschrieben hatte. H. geht es hier um eine Warnung vor allen magischen und mantischen Verfahren, da diese, im Sinne der augustinisch-thomistischen Superstitionentheorie, immer implizit oder explizit einen Pakt mit den Dämonen schließen. Das Buch ist zweigeteilt; im ersten Teil entwickelt H. auf der Basis des im . Jh. weit verbreiteten Tractatus de superstitionibus des → Nikolaus Magni de Jawor eine knapp gefasste und mit Exempeln veranschaulichte Lehre des Dämonenpakts, im zweiten Teil folgt eine Darstellung von sieben magisch-mantischen Verfahren, die H. einerseits auf der Basis von einschlägigen Büchern des Hoch- und SpätMA, andererseits anhand eigener Erfahrungen und Versuche beschreibt. Da er durchgängig diese Verfahren als dämonisch und deshalb superstitiös verurteilt und dringend vor ihnen warnt, ist es wenig wahrscheinlich, dass Namenmantik, Mondwahrsagebuch und Geomantie von ihm stammen; eine Möglichkeit wäre, dass sie von ihm für seine nigromantischen Studien angelegt wurden, wofür auch die Bezeichnungen als «Sammlung» (Namenmantik) und «Collecta» (Geomantie) sprechen. Vielleicht aber wurden sie ihm auch erst von späteren Rezipienten zugeschrieben, was sicherlich für
Hartlieb die angeblich von H. für die Ehefrau seines fürstlichen Dienstherrn verfassten Chiromantie gilt, bei der es ebenfalls um eine laienastrologische Zukunftsdeutung, hier aus den Linien der Hand, geht; die Chiromantie erschien nach H.s Tod als Blockbuch in Augsburg, wobei sich der Drucker offensichtlich H.s literarisches Renommee und seine posthumen Druckerfolge zunutze machen wollte. Ebenfalls unsicher ist die Autorschaft H.s an einer Gedächtniskunst; es handelt sich um eine Übersetzung des Tractatulus igitur de arte memorativa des Johann Ulrich von Straßburg, der als Teil der Rhetorik darin unterrichtet, wie durch die Zuordnung von Texten zu Orten und Bildern erstere zu memorieren sind. Die Gedächtniskunst ist um im Auftrag → Ludwigs des Bärtigen von BayernIngolstadt verfasst worden; zusammen mit den Autornennungen in den bezüglich der Verfasserschaft unsicheren Texte scheint einiges darauf hinzudeuten, dass man es hier mit demjenigen Johannes de Mechlinia zu tun hat, der sich an der Universität Heidelberg einschrieb. Wie die beiden Personen zueinander standen, ob es sich dabei gar um Vater und Sohn handelte, und schließlich, wem die einzelnen Werke jeweils zuzuschreiben sind, bedarf noch weiterer Untersuchung. Ü: Verzeichnis der Textzeugen bei den jeweiligen Editionen. Ergänzend außerdem: Fürbeth, Unters. (s. Lit.). – Kristian BosselmannCyran: Ein weiterer Textzeuge von J. H.s ‹Secreta mulierum›- und ‹Buch Trotula›-Bearb.: Der Mailänder Kodex AE. IX. aus der Privatbibl. des Arztes und Literaten Albrecht Haller. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Monica Helen Green: A handlist of the latin and vernacular manuscripts of the so-called «Trotula» texts. In: Scriptorium () S. –; () S. –. – Daniel Könitz: Ein neuer Textzeuge von J. H.s «De amore deutsch» im Münchner Hauptstaatsarch. In: Grundlagen. Forschungen, Editionen und Materialien zur dt. Lit. und Sprache des MA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. Rudolf Bentzinger. Stuttgart , S. –. – Karin Zimmermann: Ein unbekannter Textzeuge der ‹Secreta mulierum›- und ‹Trotula›-Übersetzung des J. H. in Cod. pal. germ. . In: ZfdA () S. –. A F: Alexanderroman: Reinhard Pawis: Johann H.s ‹Alexander› (MTU ). München . – Brandan: Karl A. Zaenker (Hg.): Sankt Brandans Meerfahrt: ein lat. Text und
. Hälfte . Jh. seine drei deut. Übertragungen aus dem . Jh. (Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik ). Stuttgart (Erstdruck ). – Dialogus miraculorum: Karl Drescher: J. H.s Übersetzung des Dialogus miraculorum von Caesarius von Heisterbach (DTM ). Berlin . – De amore: Alfred Karnein: De amore dt. Der Tractatus des Andreas Capellanus in der Übersetzung Johann H.s (MTU ). München . – Kräuterbuch: Das Kräuterbuch des J. H. Eine dt. Bilderhs. aus der Mitte des . Jh. Mit einer Einf. und Transkription von Heinrich L. Werneck. Hg. v. Franz Speta. Graz . – Konrad von Megenberg: Das Buch der Natur. J. H.: Kräuterbuch. Einf. und Beschreibung der Hss. von Gerold Hayer. Farbmikro che-Edition der Hs. Heidelberg, Universitätsbibl., Cod. Pal. Germ. und der Bilder aus Cod. Pal. Germ. (Codices illuminati medii aevi ). München . – Irmgard Müller/Michael Martin/Peter Wiehl (Hg.): AnholterMoyländer Kräuterbuch. Das Kräuterbuch von J. H. in einer um entstandenen Abschrift aus der Fürstlich Salm-Salm’schen Bibl. der Wasserburg Anholt FSSB Ms. , zur Faks.-Ausg. Bde. Faks. und Wissenschaftlicher Begleitband. Bedburg-Hau . – J. H.: Kräuterbuch. Hg. v. G. Hayer/ Bernhard Schnell (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden . – Secreta mulierum: Kristian BosselmannCyran: «Secreta mulierum» mit Glosse in der dt. Bearb. von Johann H. Text und Unters. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen/ Hann. . – Trotula: Ausg. fehlt. – Bäderbuch: Frank Fürbeth: Heilquellen in der dt. Wissenslit. des SpätMA. Zur Genese und Funktion eines Paradigmas der Wissensvermittlung am Beispiel des ‹Tractatus de balneis naturalibus› von Felix Hemmerli und seiner Rezeption. Mit einer Edition des Textes, seiner lat. Redaktion und seiner dt. Übersetzung (Wissenslit. im MA). Wiesbaden . – Namenmantik: Wolfram Schmitt: Hans H.s mantische Schr. und seine Beein ussung durch Nikolaus von Kues. Diss. (masch.) Heidelberg , S. –. – Gedächtniskunst, Mondwahrsagebuch: Bodo Weidemann: «Kunst der Gedächtnüß» und «De mansionibus», zwei frühe Traktate des Johann H. Diss. Berlin , S. –, –. – Geomantie: Ausg. von Marco Heiles (Hamburg) angekündigt. – Chiromantie: Die Kunst Chiromantia des Dr. H. Hg. v. Ernst Weil. München . – Buch aller verbotenen Künste: Johann H.s Buch aller verbotenen Kunst. Untersucht und hg. v. Dora
. Hälfte . Jh. Ulm. Halle . – Das Buch der verbotenen Künste. Aberglauben und Zauberei des MA. Aus dem Mhd. übers., komm. und mit einem Glossar versehen von Falk Eisermann und Eckhard Graf (Diederichs gelbe Reihe ). München . L: Wolfram Schmitt, NDB () S. f. – Klaus Grubmüller, VL () Sp. – (mit älterer Lit); () Sp. f. – Francis B. Brévart: Mondwahrsagetexte (deutsche). In: VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. –, –. – Werner Röcke, Killy () S. f. – Alfred Karnein: De Amore in volkssprachlicher Literatur. Unters. zur AndreasCapellanus-Rezeption in MA und Renaissance (GRM, Beih. ). Heidelberg . – Sheila Edmunds: Questions on Transmission: Text, image and the technique in early copies of H.’s ‹Alexanderbuch›. In: Text and Image. Hg. v. David Burchmore. New York , S. –. – Trude Ehlert: Die Aufwertung der theoretischen Neugierde. In: Saeculum () S. –. – Dies.: Deutschsprachige Alexanderdichtung des MA. Zum Verhältnis von Lit. und Gesch. (Europäische Hochschulschr. I, ). Frankfurt/M. . – Margaret R. Schleissner: A fteenth-century physician’s attitude toward sexuality: Dr. Johann H.’s Secreta mulierum translation. In: Sex in the Middle Ages. A book of essays. Hg. v. Joyce E. Salisbury. New York , S. –. – Bernhard Schnell: Arzt und Literat. Zum Anteil der Ärzte am spätma. Literaturbetrieb. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Frank Fürbeth: J. H. Stud. zu Leben und Werk (Hermaea NF ). Tübingen (mit älterer Lit.). – Kristian Bosselmann-Cyran: Ein weiterer Textzeuge von Johann H.s ‹Secreta mulierum›- und ‹Buch Trotula›-Bearb.: Der Mailänder Kodex AE. IX. aus der Privatbibl. des Arztes und Literaten Albrecht Haller. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – F. Fürbeth: Bibliogr. der dt. oder im dt. Raum erschienenen Bäderschr. des . und . Jh. In: ebd., S. –. – Hans-Jürgen Bachorski: Briefe, Träume, Zeichen. Erzählperspektivierung in Johann H.s ‹Alexander›. In: Erzählungen in Erzählungen. Hg. v. Harald Haferland (Forschungen zur Gesch. der älteren dt. Lit. ). München , S. –. – F. Fürbeth: Die ältesten Mineralquellenanalysen des Gasteiner Thermalwassers durch Sigmund Gotzkircher (um ), J. H. (/) und Caspar Schober (um ). In: Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde () S. –. – K. Bosselmann-Cyran:
Hartlieb Gynäkologische und sexualkundliche Fachterminologie im . Jh. Deutsch als Wissenschaftssprache in einer Tabuzone. In: MA und Moderne. Entdeckung und Rekonstruktion der ma. Welt. Hg. v. Peter Segl. Sigmaringen , S. –. – Monica Helen Green: A handlist of the latin and vernacular manuscripts of the so-called «Trotula» texts. In: Scriptorium () S. –; () S. –. – Werner Röcke: Die nackten Weisen der fremden Welt. Bilder einer utopischen Ges. in Johann H.s ‹Alexander›-Roman In: Zs. für Germanistik () S. –. – Christoph A. Kleppel: Distanz überwinden – Distanz wahren. Überlegungen zum Briefeschreiben in Johann H.s ‹Alexander›. In: Fremdes wahrnehmen – fremdes Wahrnehmen. Stud. zur Gesch. der Wahrnehmung und zur Begegnung von Kulturen in MA und früher Neuzeit. Hg. v. Wolfgang Harms/Stephen C. Jaeger. Stuttgart u. a. , S. –. – Andrea Klein: Der Literaturbetrieb am Münchner Hof im fünfzehnten Jh. (GAG ). Göppingen . – Maria Sherwood-Smith: Forschung oder Vorurteil, Kultur oder Naturkunde? Zur Frage der Frauenfeindlichkeit in den dt. und ndl. Bearbeitungen der ‹Secreta Mulierum› von Pseudo-Albertus Magnus. In: Natur und Kultur in der dt. Lit. des MA. Colloquium Exeter . Hg. v. Alan Robertshaw/ Gerhard Wolf. Tübingen , S. –. – Sabine Heimann-Seelbach: Ars und scientia. Genese, Überl. und Funktionen der mnemotechnischen Traktatlit. im . Jh. Mit Edition und Unters. dreier dt. Traktate und ihrer lat. Vorlagen (Frühe Neuzeit ). Tübingen . – Dies.: Pragmalinguistische Aspekte dt. Fachprosa-Übersetzungen. Nicolaus Italicus, Magister Hainricus, J. H. In: Sprachgesch. als Textsortengesch. FS Gotthard Lerchner. Hg. v. Irmhild Barz. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Monica Helen Green: The Trotula. A medieval compendium of women’s medicine. Philadelphia . – Ralf Schlechtweg-Jahn: Macht und gender in Johann H.s ‹Alexanderroman›. In: Böse Frauen – gute Frauen. Darstellungskonventionen in Texten und Bildern des MA und der frühen Neuzeit. Hg. v. Ulrike Gaebel/Erika Kartschoke. Trier , S. –. – Karin Zimmermann: Ein unbekannter Textzeuge der ‹Secreta mulierum›- und ‹Trotula›Übersetzung des J. H. in Cod. pal. germ. . In: ZfdA () S. –. – Simone Loleit: Ritual und Augenschein. Zu Gedächtnis und Erinnerung in den dt. Übersetzungen der Navigatio Sancti Brendani und der dt.-ndl. Überl. der
Büchsenwerk Reise-Fassung (Essener Beitr. zur Kulturgesch. ). Aachen . – Britta-Juliane Kruse: Heilp anzen in der Gynäkologie – Darstellung und Indikationen in J. H.s Kräuterbuch. In: Arzneien für das «schöne Geschlecht». Geschlechterverhältnisse in Phytotherapie und Pharmazie vom MA bis zum . Jh. Hg. v. Bettina Wahrig (Braunschweiger Veröff. ). Stuttgart , S. –. – Irmgard Müller/Michael Martin: Krankheitsbezeichnungen und Heilmittelgebrauch in einem neuen Überlieferungszeugen von Johann H.s Kräuterbuch. In: Heilkunde im MA. Hg. v. Ortun Riha (Das MA , ). Berlin , S. –. – B. Schnell: ‹Als ich geschriben vant von eines wises meister hant›. Die dt. Kräuterbücher des MA – Ein Überblick. In: ebd., S. –. – F. Fürbeth: Das J. H. zugeschriebene ‹Buch von der hand› im Kontext der Chiromantie des MA. In: ZfdA () S. –. – B. Schnell: Neues zur Biogr. J. H.s. In: ebd., S. –. – M. H. Green: Making women’s medicine masculine. The rise of male authority in pre-modern gynaecology. Oxford/ New York . – Ewa Gossart: Johann H.s «Histori von dem grossen Alexander». Zur Rezeption des Werkes am Beispiel der bebilderten Hss. und Inkunabeln (Stud. zur Kunstgesch. des MA und der Frühen Neuzeit ). Korb . – B. Schnell: Wissenstransfer in ma. dt. Kräuterbüchern. Zu den Quellen Konrads von Megenberg und J. H.s. In: Konrad von Megenberg (–). Ein spätma. Enzyklopädist im europäischen Kontext. Hg. v. Edith Feistner (JOWG ). Wiesbaden , S. –. – Heike Riedel-Bierschwale: J. H. (?), Chiromantie. In: Vom ABC bis zur Apokalypse. Leben, Glauben und Sterben in spätma. Blockbüchern. Hg. v. Bettina Wagner (Bayerische Staatsbibl. Schatzkammer . Ausstellung . Februar bis . Mai ). Luzern , S. –. – F. Fürbeth: Der Blockbuchdruck des ‹Buchs von der hand›. Aspekte der Bild- und Texteinrichtung. In: Blockbücher des . Jh. Eine Experimentierphase im frühen Buchdruck. Beitr. der Fachtagung in der Bayerischen Staatsbibl. München am . und . Februar . Hg. v. B. Wagner (Bibl. und Wiss. ). Wiesbaden , S. –. – Daniel Könitz: Ein neuer Textzeuge von J. H.s «De amore dt.» im Münchner Hauptstaatsarch. In: Grundlagen. Forschungen, Editionen und Materialien zur dt. Lit. und Sprache des MA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. Rudolf Bentzinger. Stuttgart , S. –. FF
. Hälfte . Jh. Praunperger, Johann(es). – Autor einer waffentechnischen Abhandlung, lebte spätestens in der ersten Hälfte des . Jh. Über P.s Leben ist nichts bekannt, obwohl die Forschung eine bairische Herkunft vermutet hat. Nachweisbar ist er durch eine Erwähnung im Kunstbuch des Hans Haasenwein. Da dieses fertiggestellt wurde, dürfte P. spätestens in der ersten Hälfte des . Jh. geboren worden sein. Er erscheint im zweiten, kriegstechnisch orientierten Teil von Haasenweins Werk (Hübsche Ordnung [...]) zwischen Texten von Hans → Schlumberger und Ludwig → Hohenwang. Haasenwein teilt mehrere Anweisungen P.s zur Herstellung von Salpeterpulver mit. Ü: B: Bukarest, Nationalarch., Ms. , r–r (Pap., fertiggestellt, mit Ergänzungen bis , bair. und hochdt.). – Faks. von B in: Sibiu, Nationalarch., Filiale Sibiu, Ms. Varia II . – Vgl. Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. /. Hg. v. Ulrike Bodemann u. a. München , S. – (Nr. ..). – www.handschriftencensus.de/. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Vgl. auch die Lit. zu Hans Haasenwein. MM Büchsenwerk. – Waffentechnisches Lehrgedicht nach dem → Feuerwerkbuch von , um (?). Der anonyme dt. Text in rund Reimpaarversen ist nur in einer Handschrift des ./. Jh. überliefert. Der Kodex wurde von der älteren Forschung als Abschrift eines im frühen . Jh. entstandenen Manuskripts identi ziert, das jedoch verloren ist. Das B. behandelt zunächst die Er ndung des Schießpulvers, de niert dann Eigenschaften eines guten Büchsenmeisters und erteilt Ratschläge für dessen Amtsführung. Darauf folgen pyrotechnische Anweisungen, zehn Büchsenmeisterfragen, Kapitel über Geschütze und ihre Bedienung sowie sechs Anweisungen zur Pulverherstellung und Geschützführung. Inhaltlich beruht das B. auf dem Feuerwerkbuch von . Da dieses sonst nur als Prosatext überliefert ist, gilt das B. als einzige bekannte Versbearbeitung. Gegenüber der Vorlage weist das B.
. Hälfte . Jh. jedoch deutliche Kürzungen und textliche Umstellungen auf. Beide Bearbeitungstendenzen lassen sich an den Büchsenmeisterfragen veranschaulichen: Sie sind im B. vom Textanfang in die Mitte verschoben und ihre Zahl wurde auf zehn reduziert. Ü: Berlin, SBB, mgf a, Bll. (Pap., um Wende ./. Jh., alemannisch). – Vgl. Rainer Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Bd. . Wiesbaden , S. f. – www. handschriftencensus.de/. A: G. F. (Teilausg.). L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. f. – G. F.: B. Ein artilleristisches Gedicht des ten Jh. In: Zs. für Kunst, Wiss. und Gesch. des Krieges () S. –. – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss. Bd. . München (Nachdr. New York ) S. –. – Franz M. Feldhaus: Was wissen wir von Berthold Schwarz? In: Zs. für hist. Waffenkunde () S. –, –, hier S. . – Bernhard Rathgen: Das Geschütz im MA. Berlin (Nachdr. Düsseldorf ) S. . – Kurt Heydeck: ‹Neues B.› Ein Lehrgedicht. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. f. MM Dachsberg, Augustinus. – Schreiber (?)/Illustrator einer bebilderten Sammelhandschrift mit wehrtechnischem Schwerpunkt aus dem Jahr . Sämtliche Informationen zu D. entstammen seinem eigenen Codex. Archivalische Zeugnisse sind nicht bekannt. Demnach stammte er aus München und wirkte als Maler und Büchsenmeister. Er stand in Diensten eines Markgrafen von Hachberg-Sausenberg («min her marggraff von e rottelen» [r]). Es kommen zwei Grafen in Frage: Wilhelm (–) oder Rudolf IV. (–), die auch als Auftraggeber des «büxen b˚uchs» denkbar sind. Die alemannische Schreibsprache des Codex jedenfalls macht eine Entstehung in der Herrschaft Rötteln (bei Lörrach) wahrscheinlich, steht allerdings mit der bairischen Abkunft D.s im Konikt. Womöglich ist die Nennung D.s als Urheber der Handschrift (s. Überl.) lediglich als Hinweis eines alemannischen Schreibers auf den Münchner Illustrator zu bewerten. Das «büxen b˚uch» stellt in seinem überwiegenden Bestand eine unsystematische Teilabschrift des
Dachsberg Bellifortis von Konrad → Kyeser dar. Die Bezeichnung «büxen b˚uch» ist dabei für den Sammelband eigentlich zu eng gefasst. Am Beginn des Codex stehen Planetendarstellungen (r–r) mit dt. Planetenversen, die in ähnlicher Form in Kalendarien und auch in einer Wiener Bellifortis-Handschrift von ca. (ÖNB, Cod. ) begegnen. Ferner enthält das «b˚uch» neben dem dezidiert wehrtechnischen Bildprogramm (Kampfwägen, Burgeroberung, Belagerungstürme, Armbrüste usw.) auch Darstellungen von hydrotechnischen Apparaten und sogar eines Keuschheitsgürtels. Feuerwaffen fehlen bis auf eine Ausnahme gänzlich. Das könnte allerdings auch auf Überlieferungsverlust hindeuten. Die lat. und dt. Beischriften zu den Bildern stimmen nicht durchgehend überein. Überhaupt ist das Latein fehlerhaft. Als waffentechnisch aufschlussreich ist das einzige Beispiel einer Feuerwaffe hervorzuheben, das zudem nicht aus dem Bellifortis stammt. Die hier präsentierte Beschreibung eines Probeschusses mit einer Steinbüchse, die mit der Mündung senkrecht auf den Boden gestellt wird (r), ndet sich in ähnlicher Darstellung auch in der → Anleitung, Schießpulver zu bereiten, Büchsen zu laden und zu beschießen. Ü: Köln, Hist. Arch. der Stadt, Best. (W*) , Bll. (Pap., , lat./alemannisch). Urhebervermerk auf r: «Disses ist ein büxen b˚uch vnd hat gemachet augustinus dachßberger von münchen ein moler und ein büxsenschiesser in dem iore do man zalt von christus geburt. ». Insgesamt aquarellierte farbintensive Federzeichnungen. Der Text und die Illustrationen sind jeweils von einer Hand. Ob Schreiber und Illustrator identisch sind, ist offen. Eine Zugehörigkeit der Hs. zum Umkreis Diebold Laubers, die von der frühen Forschung postuliert wurde, ist unwahrscheinlich (s. Kautzsch, Grassi und SaurmaJeltsch [s. Lit.]). Vgl. zur Hs. zuletzt: Rainer Leng: Feuerwerks- und Kriegsbücher. Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA, begonnen v. Hella Frühmorgen-Voss und Norbert H. Ott, hg. v. Ulrike Bodemann u. a. Bd. / (Lfg. /). München , S. –. L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. f.; () Sp. . – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss. vornehmlich in Deutschland. Abt. : Altertum, MA, XV. und XVI. Jh. (Gesch. der Wiss. in Deutschland /). München/Leipzig (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Wilhelm Meyer: Hss. des Kölner Stadtarch. Tl. a:
Ott Kyesers Bellifortis. In: Mitth. aus dem Kölner Stadtarch. () H. , S. –. – Rudolf Kautzsch: Diebold Lauber und seine Werkstatt in Hagenau. In: Centralbl. für Bibliothekswesen () S. –, –, hier S. . – Hans Delbrück: Gesch. der Kriegskunst im Rahmen der politischen Gesch. Tl. : Das MA. Berlin (Nachdr. ebd. , ; Hamburg ) S. , . – Bernhard Rathgen: Das Geschütz im MA. Berlin (Nachdr. Düsseldorf , hg. und eingel. v. V. Schmidtchen) S. . – Giulio Grassi: Ein Kompendium spätma. Kriegstechnik aus einer Handschriftenmanufaktur (SBZ, Ms. Rh. hist. b). In: Technikgesch. () S. –, hier S. f., Anm. . – Christoph Graf zu Waldburg Wolfegg: Der Münchener ‹Bellifortis› und sein Autor. In: Konrad Kyeser. Bellifortis. Clm . Hg. v. der Kulturstiftung der Länder und der BSB (Patrimonia ). Berlin , S. –. – Lieselotte E. Saurma-Jeltsch: Spätformen ma. Buchherstellung. Bilderhss. aus der Werkstatt Diebold Laubers in Hagenau. Bd. . Wiesbaden , S. mit Anm. . – R. Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Bd. (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , S. . VZ Ott (auch: der Jude Ott). – Verfasser einer Ringerlehre, erste Hälfte . Jh. Biographische Informationen zu O. nden sich ausschließlich in den spätma. und frühneuzeitlichen Fecht- und Ringbüchern, die seine Ringkunst tradieren, sowie im Fechtmeisterkatalog des Paulus → Kal. Zumeist wird O. als «meister» apostrophiert. Oftmals wird zudem erwähnt, dass er in herzoglich-österreichischen Diensten gestanden habe. Auch die Information, dass er ein konvertierter Jude gewesen sei, ndet sich nur in einigen und nicht allen handschriftlichen Zeugen. Alle in den Handschriften tradierten Kenntnisse zu O. fasst ein bairischer Codex aus den er bis er Jahren des . Jh. zusammen (Wien, Kunsthist. Museum, KK , v): «ein tauffter jud genant maister ott der herrnn vonn osterreich ringer». Im ältesten Textzeugen von O.s Ringerlehre, einer Handschrift des Fechtbuches von Hans → Talhofer aus Talhofers eigenem Besitz, wird von O. in der Vergangenheitsform gesprochen («ott der eyn tauffter jud ist gewesen» [Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A , v]). Der Terminus post quem für seinen Tod ist daher um , der Entstehungszeit des Gothaer
. Hälfte . Jh. Talhofer-Codex anzusetzen, auch wenn hier die stereotype posthume Segensformel fehlt. Eine solche ndet sich erstmals in Rom, Cod. von : «maister ott dem got genädig sey» (v). Die Ringkunst O.s ist in schlichter allgemeinverständlicher Prosa verfasst, die weitgehend ohne Fachtermini auskommt. Im Vorwort werden «drew ding» herausgestellt, die für das Ringen essenziell seien: Geschicklichkeit («kunst»), «snellikayt» und der in rechtem Maße dosierte Einsatz der Körperkraft («rechtew abgevung der sterck» [nach Gotha; spätere Codices haben zumeist «ablegung»]). Es folgen kampftechnische Anweisungen, die systematisch Angriffs- und Verteidigungsaktionen vorstellen. Die ersten Stücke behandeln das Ringen mit ausgestreckten Armen und die restlichen das sog. «Bauernringen» («lyp ringen» o. ä. bei O.). Der Bogen der Ringanweisungen reicht von Klemmgriffen über das Brechen von Knochen und das Auskugeln von Gelenken bis hin zu schmerzhaften Griffen in das Gesicht oder Stößen mit dem Ellenbogen gegen den Hals. In der Überlieferung ist der Text O.s von den jeweiligen Fechtbuch-Redakteuren überarbeitet worden. Am stärksten modi ziert wurde O.s Ringerlehre vom Juden → Lew, dessen Bearbeitung die Tradition nach ihm maßgeblich determiniert. Bereits bei Talhofer ist O.s kampfdidaktisches Werk mit einem umfangreichen Bildprogramm verbunden, das über den Textbestand der Lehre hinausgeht. In der späteren Überlieferung erscheint die Ringkunst auch ohne direkte illustratorische Umsetzung der konkreten Kampfanweisungen. Zwar nden sich auch hier zumeist Bilderzyklen im unmittelbaren Überlieferungsumfeld, doch repräsentieren diese nicht die in der Ringkunst O.s vorgestellten Praktiken, sondern schreiben eine Tradition fort, die sich im teilweise von O. gelösten Bildprogramm bei Talhofer schon angekündigt hat. Der Augsburger Ratsdiener Paulus Hector Mair (–), ein Bewunderer der Kampfkunst und Sammler sowie Initiator entsprechender Codices, hat O.s Ringerlehre ins Lateinische übersetzt. Das Bildprogramm seiner aufwendigen Handschrift (München, BSB, Cod. icon. ) greift auf den Zyklus bei Talhofer zurück. Der bibliophile Mair ist Repräsentant eines gewandelten Interesses an der didaktischen Kampfprosa, was sich in der Form und Gestaltung seiner kampftechnischen
. Hälfte . Jh. Bücher niederschlägt. Erfüllten Fecht- und Ringkunst originär wehrpraktische Funktionen, so sind beide im . Jh. angesichts militärtechnischer Entwicklungen zum sportlichen Wettkampf und zur gesellschaftlichen Unterhaltung umgewertet worden (vgl. zu Mair: Rainer Leng: Fecht- und Ringbücher [Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA, Bd. /, Lfg. /]. München , S. f.). Ü (durchweg im Verbund mit der Fechtlehre des Johannes → Liechtenauer, ab dem späten . Jh. auch gemeinsam mit der Fechtlehre des Johannes → Lecküchner): Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A (Hans Talhofers Fechtbuch) v–v (Text), v–v (Abb.) ( [Beginn der Illustrationen] / [Text], ostfränkisch/nordbair.); Talhofers Fechtbuch als ältester Überlieferungsträger könnte unter Umständen eine «autorisierte» Fassung der Ringkunst bieten. Abschriften: Göttingen, SUB, ° Cod. Ms. philos. , r–r (Text), r–v (Abb.) (spätes . Jh.) und München, BSB, Cod. icon. , S. – (Text), S. – (Abb.) (um ). – Rom, Biblioteca dell’Academia Nazionale dei Lincei e Corsiniana, Cod. (Standortnummer A ) v–v (Pap., , bair.); Hs. des → Peter von Danzig. – Augsburg, UB, Cod. I..° (olim Oettingen-Wallerstein) r–v (Pap., Mitte . Jh., obd.); Hs. des Juden Lew. – Wien, Kunsthist. Museum, KK (olim P , davor Ambras ) v–v (Pap., /, bair.). – Salzburg, UB, Cod. M I , r–v (Pap., , südwestdt.). – Ehemals Schloss Tambach (bei Coburg), Grä ich Ortenburgische Bibl. (ohne Signatur) r–r (Pap., , aus Augsburg); Verbleib der Hs. unbekannt (vgl.: Franz Schmidt: Die Hss. der grä ich Ortenburg’schen Bibl. zu Tambach in Oberfranken. In: Serapeum [] S. –, –, hier S. [Nr. ]; Christine Elisabeth Ineichen-Eder: Ma. Bibliothekskat. Deutschlands und der Schweiz. Bd. /: Teil : Bistümer Passau und Regensburg. München , S. ). – Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol. Mgq (olim Berlin, SBB, Mgq ) v–v (Pap., /, fränkisch/bair.). – Dresden, LB, Mscr. C /, Bd. (C ) r–v (Pap., Mitte/zweite Hälfte . Jh. [nach ], bair.); erstellt im Auftrag Paulus Hector Mairs. – Wien, ÖNB, Cod. /, Bd. () r–r (dt.) r–r (lat. Auszüge) (Pap., /, schwäbisch/lat. [aus Augsburg]); erstellt im Auftrag P. H. Mairs, lat. Übersetzung
Talhofer von Mair. – München, BSB, Cgm , r–v (Pap., , bair./schwäbisch). – Lat.: München, BSB, Cod. icon. , Bd. , r–v (Pap., Mitte . Jh.); mit Abb., erstellt im Auftrag P. H. Mairs, lat. Übersetzung von Mair. – Im Fechtmeisterkatalog des Paulus Kal (Gesellschaft Liechtenauers) erscheint O. als «Ott iud der der herrn Von e Ostereicher ringer gewesen ist» (München, BSB, Cgm , r [zweite Hälfte . Jh.]). A: Gustav Hergsell: Talhoffers Fechtbuch (Gothaer Cod.) aus dem Jahre . Gerichtliche und andere Zweikämpfe darstellend. Prag , S. – (Text), Tf. – (Illustrationen). – Chron. alter Kampfkünste. Zeichnungen und Texte aus Schr. alter Meister, entstanden –. Berlin , . S. – (Vorwort und Abb. nach Talhofer/Hergsell). – Dierk Hagedorn: Peter von Danzig: Transkription und Übersetzung der Hs. A (Bibl. der hist. Kampfkünste ). Herne , S. – (nach Rom). L: Hans-Peter Hils, VL () Sp. –. – Die Ringer-Kunst des Fabian von Auerswald erneuert v. G. A. Schmidt, mit einer Einleitung von K[arl] Wassmannsdorff. Leipzig . – Peter Assion: Altdt. Fachlit. (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – H.-P. Hils: Die Hss. des obd. Fechtmeisters Hans Talhoffer. In: Codice Manuscripti () S. –. – Ders.: Meister Johann Liechtenauers Kunst des langen Schwertes (Europäische Hochschulschr. /). Frankfurt/M. u. a. . – Rainer Welle: ‹... und wisse das alle höbischeit kompt von deme ringen›. Der Ringkampf als adelige Kunst im . und . Jh. Eine sozialhist. und bewegungsbiographische Interpretation aufgrund der hsl. und gedruckten Ringlehren des SpätMA (Forum Sozialgesch. ). Pfaffenweiler , passim. – Ernst Schubert: Fahrendes Volk im MA. Bielefeld , S. . – Markus J. Wenninger: Von jüdischen Rittern und anderen waffentragenden Juden im ma. Deutschland. In: Aschkenas () S. –, hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. –. VZ Talhofer, Hans (auch: Dalhofer, Dalhover, Talhouer, Thalhoffer, Talhoffer). – Fechtmeister des . Jh., Autor und Urheber mehrerer Fecht- und Ringkampfschriften. Über T.s genaue Lebensdaten lassen sich nur Vermutungen anstellen. Anhand der unter seiner
Talhofer Leitung entstandenen datierten Handschriften und einer nicht mehr überprüfbaren, inzwischen verschollenen Frankfurter Originalquelle – T. soll der Bruderschaftskasse noch ein Geldbetrag schuldig gewesen sein (Wassmannsdorff , S. ) – lässt sich eine ungefähre Lebenszeit von bis erschließen. Wie die Auftraggeber bzw. Adressaten seiner Handschriften ausweisen, ist sein Wirkungskreis im schwäbisch-bairischen Sprachraum zu verorten. Weitere, inzwischen bekannt gewordene außerhandschriftliche archivalische Dokumente mit biographischen Details belegen von an bis zwar auch eine Person seines Namens in eben diesem (und fränkischem) Gebiet – T.s erste Handschrift von weist fränkische Sprachmerkmale auf –, jedoch ohne Hinweis auf eine fechterische (Berufs-)Tätigkeit. Eingehendere biographische Nachforschungen stehen noch aus. Diese sind gerade bei T. von besonderem Interesse, da bisher in der Forschung über dessen Person, wie sie sich in ihren Handschriften darstellt, zum einen ein übertrieben positiver («kann wohl von ihm gesagt werden, daß er nicht nur der beste, sondern auch erfolgreichste und erfahrenste Fechtmeister seiner Zeit gewesen sein muß», Hils , S. ) oder auch allzu martialisch-brachialer Mythos («ausgebildet von Meister → Ott, als knochenbrechender Ringer», Keil, Sp. ; die Ausbildung durch Ott ist nicht nachweisbar) und zum anderen unzureichende Beurteilungen des sozialen Standes der Fechtmeister des ausgehenden MA vermittelt wurden. Selbst die Spezi zierung von T.s ureigensten Tätigkeitsbereichs ndet sich in der Forschung als eine als Faktum formulierte Vermutung, die archivalisch (derzeit) nicht zu belegen ist («unterzog sich als ‹kemphe› (bezahlter Lohnkämpfer) auch stellvertretend für seine Auftraggeber dem gerichtlichen Kampfordal», Keil, Sp. ). Von T. sind fünf Originalhandschriften erhalten, die zu seinen Lebzeiten, unter seiner Anleitung und zum Teil für die Zeichnungen selbst Modell stehend entstanden («Jtem daz b˚uch ist Maister hannsen talhofers vnd der ist selber gestanden mit sinem lybe bis daz man daz b˚uch nach Im gemalet hat», Thott °, v; «Das buch hat angeben hans talhoffer vnd gestanden zu Mallen», Cod. icon. a, v). Drei davon (, , ) sind wohl unmittelbare Auftragsarbeiten und dokumentieren in Wort und Bild schwergewichtig die Einübung in den Gebrauch der Waffen innerhalb der Schranken einschließlich des Ernstkampfes. Dementsprechend
. Hälfte . Jh. bestimmt der soziale Kontext des Gerichtlichen Zweikampfs – auch der zwischen Mann und Frau – und seine Vorbereitung darauf den Typus der bildlichen Darstellung; entsprechend realistisch sind deshalb die jeweiligen Finalaktionen illustriert. In der Handschrift () evoziert die Darstellung die Annahme eines tatsächlich stattgefundenen Gerichtlichen Zweikampfes; trotz dieser Ausführlichkeit lässt sich ein solcher archivalisch jedoch nicht nachweisen. T. hat keine eigene Textlehre hinterlassen. In der überwiegend szenischen Aufbereitung seines Themas – die auch seine Person immer wieder in besonderer Weise hervorhebt («Da will Lwtold von Küngs egg lernen ringen von dem talhoffer», XIX, –, r) – bricht T. mit dem in der Fecht- und Ringkamp iteratur geläu gen Vermittlungsmuster zugunsten eines bildlichen Verlaufsprotokolls, das einer Vorstufe lmischer Wiedergabe und des Dokumentar lms nahekommt. T.s Dokumente sind keine Lehrschriften im eigentlichen Sinne – auch wenn der gewaltige Bildumfang von Einzeltechniken wie z. B. in der Handschrift () es vorerst vermuten lässt –, dafür sind die Textanteile zu gering und ist die Bildkomposition nicht ausreichend didaktisch ausgerichtet. Sie wurden nicht konzipiert, um Schüler im richtigen Umgang mit der Waffe zu unterrichten und sind somit nur insofern den wissenvermittelnden Schriften zuzuordnen, als sie der Nachwelt einen Teilbereich spätma. Alltagswirklichkeit – mit etwas mehr als Illustrationen in den fünf Handschriften und T. als Hauptperson – anschaulich konservieren. Außer → Liechtenauers unglossierter Fecht- und des Juden → Ott Ringkamp ehre – bis heute die frühest bekannte erstmalige Niederschrift in T.s Handschrift () – nden bei T. keine Lehren vergangener oder zeitgenössischer Fechtmeister Eingang in seine Schriften. Dabei ist er bemüht, sich selbst als Kenner und Meister aller Kampf- und Kriegskünste auszuweisen und ergänzt sein eigenes Bildrepertoire in zwei Handschriften (, ) um Auszüge aus → Kyesers Bellifortis bzw. in enger Anlehnung daran und in einer davon () zusätzlich um eine Textvariante von Hans Hartliebs Namensmantik (letztere Zuschreibung wird in jüngster Zeit wieder in Zweifel gezogen). T.s thematisch umfangreichste Handschrift () verzeichnet zusätzlich noch medizinische, astronomische und hebräische Schriften, deren Herkunft noch ungeklärt ist. Obwohl Hils () erstmalig die Schriften liation gewinnbringend ord
. Hälfte . Jh. nete, bleibt eine umfassende Gesamtschau von T.s Wirken bis heute ein Desiderat. Abgesehen von seinem unmittelbaren Zeitgenossen und wohl auch Rivalen Paulus → Kal, scheint bei den nachfolgenden Fechtmeistern das Werk T.s – im Gegensatz zu Liechtenauers, → Liegnitzers, → Hundtfelds, → Peters von Danzig und vieler anonymer Autoren – nur geringe bis keine Beachtung gefunden haben. Zwar wurden seine Schriften im Ganzen mehrmals (von anonymer Hand) kopiert, aber kein Kampfbuchautor späterer Zeit machte sich in seinem eigenen Werk das reichhaltige Bildprogramm T.s zu eigen. Ü: () Gotha, Universitäts- und Forschungsbibl. Erfurt/Gotha, Ms. Chart. A (). – () Berlin, Kupferstichkabinett Stiftung Preußischer Kulturbesitz, A (um ). – () Königseggwald, Grä . Schloss, Hs. XIX, – (um ). – () Kopenhagen, Konegliche Bibl., Thott ° (). – () München, BSB, Cod. icon. a (). – Kopien: () Wien, Kunsthist. Museum, KK (/; Kopie von ). – () Augsburg, UB, Cod. I..° (/; Kopie von ). – () Ehem. Wien, ÖNB (jetzt Privatbesitz), Cod. Ser. nov. (um ?; Kopie von ). – () New York, Metropolitan Museum of Art, Arms and Armor Collection, Akzessions-Nummer . (. Jh.; Kopie von ). – () Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. . (. Jh.; Teilkopien aus und ). – () Coburg, LB, Inv. Nr. Hz. (zweite Hälfte . Jh.; Teilkopien aus und ). – () Kassel, LMB, ° Ms. iurid. (./. Jh.; Teilkopien aus und ). – () Göttingen, SUB, Philos. (Ende . Jh.; Kopien aus und ). – () München, BSB, Cod. icon. (um ; Kopie von ). – () Ebd., Cod. icon. (um ; Kopie von ). A: () Gustav Hergsell: Talhoffers Fechtbuch (Gothaer Codex) aus dem Jahre . Gerichtliche und andere Zweikämpfe darstellend. Prag . – Ders.: Livre d’escrime de Talhoffer (Code de Gotha) de l’an . Prag . – () Johannes Graf zu Königsegg-Aulendorf/ André Schulze: Der Königsegger Codex. Die Fechths. des Hauses Königsegg. Mainz . – () http://www.kb.dk/da/nb/materialer/haandskrifter/HA/e-mss/thalhofer/thott- .html. – () G. Hergsell: Talhoffers Fechtbuch aus dem Jahre . Gerichtliche und andere Zweikämpfe darstellend. Prag . – Ders.: Livre d’escrime de Talhoffer (Code de Gotha) de l’an . Prag . – urn:nbn:de:bvb:-bsb–. – () G.
Talhofer Hergsell: Talhoffers Fechtbuch (Ambraser Codex). Gerichtliche und andere Zweikämpfe darstellend. Prag . – Ders.: Livre d’escrime de Talhoffer (Code d’Ambras) de l’an . Prag . L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Johann Carl Heinrich Dreyer: Anmerckung von den ehemaligen gerichtlichen Duellgesetzen, und von einem seltenen und unbekannten Codice, worinnen des Talhoefers KampRecht be ndlich. In: Slg. vermischter Abh. zur Erläuterung der teutschen Rechten und Alterthuemer, wie auch der Critic und Historie. Rostock , . Theil. – Nathanael Schlichtegroll: T. Ein Beitr. zur Lit. der gerichtlichen Zweikaempfe im MA. München . – Friedrich Kobler/Alexander von Reitzenstein: Fechtbuch. In: Reallex. zur dt. Kunstgesch. München , Bd. , Sp. . – Hans-Peter Hils: Die Hss. des obd. Fechtmeisters H. T. Ein Beitr. zur Fachprosaforschung des MA. In: Codices manuscripti () S. –. – Ders.: Zum Stand der hauptberu ichen Fechter nach ma. Rechtsquellen. In: Zs. der Savigny-Stifung für Rechtgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Ders.: Meister Johannes Liechtenauers Kunst des langen Schwertes. Frankfurt , passim. – Jan-Dirk Müller: Bild – Vers – Prosakomm. am Beispiel von Fechtbüchern. Probleme der Verschriftlichung einer schriftlosen Praxis. In: Pragmatische Schriftlichkeit im MA. Hg. von Hagen Keller u. a. München , S. –. – Rainer Welle: «… vnd wisse das alle höbischeit kompt von deme ringen». Der Ringkampf als adelige Kunst im . und . Jh. Pfaffenweiler , S. –. – J.-D. Müller: Hans Lecküchners Messerfechtlehre und die Tradition. Schriftliche Anweisungen für eine praktische Disziplin. In: Wissen für den Hof. Der spätma. Verschriftungsprozeß am Beispiel Heidelberg im . Jh. Hg. v. dems. München , S. –. – H.-P. Hils: Re exionen zum Stand der hauptberu ichen Fechter des Späten MA unter Berücksichtigung hist. Rechtsquellen. In: Würzburger Fachprosa-Stud. Michael Holler zum . Geburtstag. Hg. v. G. Keil. Würzburg , S. ff. – Sidney Anglo: The Martial Arts of Renaissance Europe. New Haven/London , passim. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . Zu den einzelnen Handschriften: Zu (): Fr[iedrich] Jacobs/F[erdinand] A[ugust] Ukert: Beitr. zur ältern Litteratur oder Merkwür
Beringois digkeiten der Herzogl. öffentlichen Bibl. zu Gotha. Leipzig , H. , S. –. – H[ans] F[erdinand] Maßmann: Über hsl. Fechtbücher. In: Serapeum () S. f. – Gustav Hergsell: Die Fechtkunst im XV. und XVI. Jh. Prag , S. –. – Hans-Joachim Rockar: Abendländische Bilderhss. der Forschungsbibl. Gotha. Ein kurzes Verz. Gotha , S. . – J. D. F. Sotzmann: Die Loosbücher des MA. In: Serapeum () Nr. , S. –. – Martin Wierschin: Meister Johann Liechtenauers Kunst des Fechtens (MTU ). München , S. f. – H.-P. Hils: Meister Johannes Liechtenauers Kunst des langen Schwertes. Frankfurt , S. –. – Rainer Leng: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Hg. Kommission für dt. Lit. des MA der Bayerischen Akad. der Wiss. Bd. /, Lfg. /, Nr. : Fecht- und Ringbücher. München , S. –. – Falk Eisermann: Chart. A . In: Kat. der deutschsprachigen ma. Hss. der Forschungsbibl. Gotha (vorläu ge Beschreibung vom .. unter http://www.manuscriptamediaevalia.de/hs/projekt-Gotha-pdfs/Chart A .pdf). Zu (): Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss. vornehmlich in Deutschland. München/Leipzig , S. . – Paul Wescher: Beschreibendes Verz. der Miniaturen, Hss. und Einzelbll. des Kupferstichkabinetts der staatlichen Museen Berlin. Leipzig , S. –. – H.-P. Hils, (s. o.), S. –. – Ders.: Meister Johannes Liechtenauers Kunst des langen Schwertes. Frankfurt , S. –. – R. Welle, (s. o.), S. –. – R. Leng, (s. o.), S. –. Zu (): H.-P. Hils, (s. o.), S. et passim. – Ders.: Meister Johannes Liechtenauers Kunst des langen Schwertes. Frankfurt , S. –. – J.-D. Müller, (s. o.), S. –. – R. Leng, (s. o.), S. . – Otto Mazal/Franz Unterkirchner: Kat. der abendländischen Hss. der Österr. Nationalbibl.: «Series nova» (Neuerwerbungen): Tl. : Cod. Ser. n. –. Wien , S. . – Martin Wierschin: Meister Johann Liechtenauers Kunst des Fechtens (MTU ). München , S. . – H.-P. Hils, (s. o.), S. et passim. – Ders.: Meister Johannes Liechtenauers Kunst des langen Schwertes. Frankfurt , S. . – Christie’s London: Valuable manuscripts and printed books. Auktionskat. , S. f. – R. Leng, (s. o.), S. –. Zu (): R. Welle: Ordnung als Prinzip. Eine Besprechung von Bd. /, Lfg. /, Nr. : «Fecht
. Hälfte . Jh. und Ringbücher» des Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. In: Medium Aevum Quotidianum () S. f. Zu (): H.-P. Hils, (s. o.), S. . – Ders.: Meister Johannes Liechtenauers Kunst des langen Schwertes. Frankfurt , S. f. Zu (): R. Leng, (s. o.), S. . Zu (); R. Welle, (s. o.), S. . Zu (): Wilhelm Meyer: Die Hss. in Göttingen. Berlin , Bd. , S. –. – H.-P. Hils, (s. o.), S. , , . – Ders.: Meister Johannes Liechtenauers Kunst des langen Schwertes. Frankfurt , S. f. – R. Welle, (s. o.), S. . – R. Leng, (s. o.), S. . Zu (): H.-P. Hils, (s. o.), S. . – Ders.: Meister Johannes Liechtenauers Kunst des langen Schwertes. Frankfurt , S. f. Zu (): H.-P. Hils, (s. o.), S. . – Ders.: Meister Johannes Liechtenauers Kunst des langen Schwertes. Frankfurt , S. . RW Beringois, H. – Fechtmeister, wohl . Jh. Meister B. ist der Verfasser einer gereimten Fechtlehre zum Langen Schwert. Er wird jedoch nicht als Autor erwähnt. Zur Person B.s ist nichts bekannt. Der Prolog der Fechtlehre legt nahe, dass er zum Zeitpunkt der Niederschrift bereits verstorben war: «Sequitur bonus et verus modus dimi candi Magistri H. Beringois pie memorie» (f. va, ‹Hier beginnt die gute und wahre Art des Fechtens nach Meister H. Beringois, gedenkt seiner›). Die Fechtlehre zum Langen Schwert gleicht der Lehre Johannes → Liechtenauers. Sie wird allerdings verkürzt und in anderer Reihenfolge wiedergegeben, als es in den großen Überlieferungssträngen der Fall ist (vgl. Chidester/Hull , S. ). Hervorzuheben ist die Abweichung der Fachsprache im Bereich der Schwerthaltungen. Die Position «vom Tage» (Position, in der das Schwert über dem Kopf gehalten wird; Germ. Nationalmuseum, Hs. a, r) wird in B.s Lehre «vom himel» genannt (vgl. Ms. G. B. f. a, va). Diese Abweichung rückt sie in die Nähe der Fechtlehre des Hans → Folz, welche die gleiche fachsprachliche Abweichung aufweist (vgl. Weimar, HAAB, Ms. Q , r). Folz und B. könnten somit die Überlieferer einer bisher unbekannten Fassung der Lehre Liechtenauers sein (vgl. Chidester/Hull , S. f.). Die Handschrift befand sich seit dem . Jh. im Besitz des Erfurter Petersklosters, wo sie nach Denissenko aber nicht entstanden ist (vgl. Denissenko
. Hälfte . Jh. , S. ). Sie enthält weitere pragmatische Texte, u. a. einen Traktat zum Armbrustschießen, verschiedene Waffensegen und Schießpulverrezepte. Ü: Jena, ULB, Ms. G. B. f. a, va-b (erstes Viertel . Jh.). A: Michael Chidester/Jeffrey Hull: The ght-lore of Magister H. B. o. O. . L: Irina Denissenko: Beschwörungen und Segen. In: bescheidenheit. Dt. Lit. d. MA. in Eisenach und Erfurt. Hg. v. Christoph Fasbender. Gotha , S. . TW Toggenburger Erbschaftskrieg (auch: Alter Zürichkrieg). – Bewaffneter Kon ikt, Gegenstand historisch-politischer Publizistik, ab . Der von bis statt ndende T. E. war primär ein Kon ikt zwischen Österreich und den untereinander rivalisierenden Städten Zürich und Schwyz. Wichtigster Auslöser waren territoriale Forderungen: Als Graf Friedrich von Toggenburg ohne Nachkommen starb, erhoben Österreich und die beiden Städte Anspruch auf seine Ländereien. Der Kon ikt eskalierte, u. a. durch ein Züricher Handelsembargo, bis auch militärische Handlungen einsetzten. verbündeten sich Zürich und Österreich; schließlich griffen französische Söldner und dt. Fürsten in den T. E. ein. Außerdem dehnten sich die Kämpfe nach Osten aus. Nachdem es während des Kriegs nur zu vorläu gen Kampfpausen gekommen war, konnte der Kon ikt durch ein Friedensabkommen endgültig beendet werden. Zürich wurde tiefer in die Eidgenossenschaft eingebunden, die aus dem T. E. gestärkt hervorging. Als langjähriger und grenzüberschreitender Konikt fand der T. E. ein großes Echo in der zeitgenössischen und frühneuzeitlichen Publizistik. Nachhaltige Resonanz erfuhr der T. E. einmal in Chroniken. Eine entsprechende Aufarbeitung begann noch während des Kriegs. Eberhard Wüst († frühestens um ), kaiserlicher Notar und Stadtschreiber in Rapperswil, verfasste wahrscheinlich spätestens um die Darstellung des Kriegs in der Klingenberger Chronik. Dort werden Zürich und die Eidgenossen negativ dargestellt, was sich u. a. durch Wüsts Tätigkeit für Österreich im Jahr erklären lässt. Zu den ein ussreichsten frühen Chronisten des Kriegs zählt der aus Luzern stammende Hans → Fründ († /), Landschreiber
Toggenburger Erbschaftskrieg von Schwyz und Gerichtsschreiber in seiner Heimatstadt. Er verfasste eine historische Darstellung aus eidgenössischer Sicht. Fründs volkssprachige Chronik weist Zürich die Schuld am Krieg zu und kritisiert die österreichischen Verbündeten der Stadt. Das Werk wirkte auf Chronisten wie Benedicht → Tschachtlan, Diebold → Schilling und Aegidius Tschudi († ). Jenseits der historischen Chroniken führte der T. E. auch zu literarisch-polemischen Äußerungen. Als Prosawerk ist hier vor allem ein lat. Streitgespräch von Felix → Hemmerli zu nennen. Sein Liber de nobilitate (auch De nobilitate et rusticitate dialogus) entstand um – und wurde um in einer von Sebastian → Brant herausgegebenen Ausgabe gedruckt. Hemmerlis Schrift ist gegen die Eidgenossen gerichtet. Deren Bund wird im Text als rechtswidrig verurteilt, Zürichs Bündnis mit Österreich hingegen verteidigt. Daneben sind mehrere deutschsprachige Lieder über den T. E. bekannt. So ergriffen → Hans von Anwil () und der → Isenhofer () in Dichtungen Partei für Zürich. Der Text des Isenhofers bezichtigt die Eidgenossen des Unrechts und der Unvernunft. / entstand auch eine anonyme Polemik (b) in siebenzeiligen Strophen, die den Schwyzern u. a. Ketzerei und Leichenschändung vorwirft. Der Text ruft die Christengemeinschaft zu einem regelrechten Kreuzzug gegen die Eidgenossen auf. Ein anderes anonymes Lied (c) in vierzeiligen Strophen thematisiert die Niederlage der Eidgenossen bei der Schlacht von St. Jakob an der Birs im August . Das Agieren der Schwyzer wird hier als widerrechtlich kritisiert, während die österreichischen Ansprüche als legitim dargestellt werden. Auch von eidgenössischer Seite sind Dichtungen zum T. E. überliefert, darunter ein anonymes Lied (a) in achtzeiligen Strophen von /. Darin erscheint Zürich als fehlgeleitete Stadt, die von ihrem Rat in ein verhängnisvolles Bündnis mit dem als mordlüstern beschimpften Österreich getrieben wurde. Zu den publizistischen Unterstützern der Eidgenossen im T. E. zählte auch Hans → Auer. Er verfasste eine Dichtung mit achtzeiligen Strophen über die Schlacht bei Ragaz (Kanton St. Gallen) vom März . Darin kämpfen als fromm und redlich dargestellte Eidgenossen gegen den Zorn der «großen Herren». Ü: Anonyme Lieder: Lied a: Frankfurt/M., Stadtarch., Familienarch. Fichard
Weydenberger Nr. Ms. (um ; verbrannt, Fichards Liederbuch). – Lieder b und c: Zürich, ZB, Ms. A , S. , (um ; Urschrift der Chron. des Aegidius Tschudi). – Luzern, ZB, Ms. fol., v–r, v (./. Jh., Kollektaneen des Renward Cysat). – Vgl. auch die Überl. zu den im Text genannten Autoren und Werken. A: Anonyme Lieder: Liliencron () Nr. –. – Schweizerische Volkslieder. Bd. . Hg. v. Ludwig Tobler. Frauenfeld (Nachdr. Hildesheim ) S. –; Bd. , ebd. , S. –. – Leo Weisz: Die alten Eidgenossen. Geist und Tat der Innerschweizer in Zeugnissen aus dem . und . Jh. Zürich , S. –. – Gedenkbuch zur Fünfhundertjahrfeier der Schlacht bei St. Jakob an der Birs vom . August . Hg. Hist. und antiquarische Ges. zu Basel. Basel , S. . – Politische Lyrik des dt. MA. Texte . Hg. v. Ulrich Müller (GAG ). Göppingen , S. –. – Anonymus: Schmachlied der Österreicher gegen die Eidgenossen. In: In Helvetios – wider die Kuhschweizer. Fremd- und Feindbilder von den Schweizern in antieidgenössischen Texten aus der Zeit von bis . Hg. v. Claudius Sieber-Lehmann/Thomas Wilhelmi. Bern u. a. , S. –. – Ausg. der Wüstschen Chron. bei Stettler (s. Lit.). – Vgl. auch die Ausg. der im Text genannten Autoren und Werke. L: Liliencron () S. –. – Ulrich Müller/Frieder Schanze, VL () Sp. –. – Gregor Egloff: Fründ, Hans. In: HLS () S. . – Urs M. Zahnd, Killy () S. f. – Emil Dürr: Felix Hemmerli als Verfasser eines hist. Volksliedes. In: Anz. für Schweizer. Gesch. () S. –. – U. Müller: Tendenzen und Formen. Versuch über mhd. Kreuzzugsdichtung. In: Getempert und gemischet. FS Wolfgang Mohr. Hg. v. dems./Franz Hundsnurscher (GAG ). Göppingen , S. –, hier S. . – U. Müller: Unters. zur politischen Lyrik des dt. MA (GAG /). Göppingen , S. –. – Jean-Pierre Bodmer: Chron. und Chronisten im SpätMA. Bern . – Richard Feller/Edgar Bonjour: Geschichtsschreibung der Schweiz vom SpätMA bis zur Neuzeit. Basel , S. –, f. – U. Müller: Ein ZürichHabsburgisches Kreuzlied gegen die Eidgenossen. Beobachtungen zur Kreuzzugslyrik des späten MA. In: Adelsherrschaft und Lit. Hg. v. Horst Wenzel. Bern u. a. , S. – (wieder in: U. Müller: Gesammelte Schr. zur Literaturwiss. Bd. . Hg. v.
. Hälfte . Jh. Margarete Springeth [GAG ]. Göppingen , S. –). – Beate Rattay: Entstehung und Rezeption politischer Lyrik im . und . Jh. Die Lieder im ‹Chronicon Helveticum› von Aegidius Tschudi (GAG ). Göppingen , S. –, –, –. – Bernhard Stettler: Die Eidgenossenschaft im . Jh. Die Suche nach einem gemeinsamen Nenner. Menziken , S. –. – Die sog. Klingenberger Chron. des Eberhard Wüst, Stadtschreiber von Rapperswil. Hg. v. Bernhard Stettler. St. Gallen . MM Weydenberger, Hanns. – Oberster Bettelvogt von Wien, . Jh. Das erstmalig «Eisenbuch» genannte Wiener Stadtrechtsbuch (die Metallapplikationen des Einbands sind aus Messing, nicht aus Eisen), eine der zentralen Rechtsquellen Wiens, enthält eine von W. als «primus sterczermaister» unterzeichnete Bettelordnung der österreichischen Landverweser und des Rats von Wien. Es wurde bald nach mit landesfürstlicher Bewilligung angelegt; die letzten Texte stammen aus dem Jahr . Die Regelung des Bettlerwesens ist auf den .. datiert; sie ist damit jünger als diejenigen von Nürnberg () und Köln (). Nach allgemeinen Ausführungen zur Stellung der Sterzermeister (Bettelvögte), welche die Aufsicht und die Strafgewalt über die Bettler haben, werden Aufgaben und Befugnisse der Aufsichtsbehörden im einzelnen dargelegt. Vor der Verhängung von Strafen (u. a. «offenlich mit den precheln, die auf e den freithofen daczu georndt sind») sei eine Verwarnung auszusprechen; blutgerichtliche Fälle seien vom Stadtrichter zu ahnden; die erwachsenen Bettler sollten die vorgeschriebenen Gebete sprechen und einmal im Jahr nach der Beichte die Kommunion empfangen; wer singend betteln will, solle dies durch die Straßen gehend tun, nicht aber still stehend; berechtigende Briefe des Sterzermeisters seien mitzuführen. W. unterscheidet zwischen rechtmäßigen und betrügerischen Bettlern (u. a. Leute, die arbeiten könnten oder über Güter verfügen) und klärt zudem über Betrugspraktiken (u. a. Vortäuschung von Gebrechen und Schwangerschaften) auf (vgl. Liber vagatorum des Matthias → Hütlin, um ). Ü: Wien, Wiener Stadt- und Landesarch., Hs. A/, Bl. (Wiener Stadtrechtsbuch [‹Eisenbuch›]; Perg.; Wien, . Jh. [nach ] bis ).
. Hälfte . Jh. A: Wien, seine Geschicke und seine Denkwürdigkeiten. Bearb. und hg. v. Joseph von Hormayr. Bd. . Wien , S. CXXXII–CXXXV (Nr. CLVIII). – Tomaschek (s. Lit.) Bd. , , Nr. CXL. – Ausgewählte Urkunden zur VerfassungsGesch. der dt.-österr. Erblande im MA. Hg. v. Ernst von Schwind/Alphons Dopsch. Innsbruck (Neudr. Aalen ) Nr. , S. –. – Die Rechtsquellen der Stadt Wien. Hg. v. Peter Csendes (Fontes rerum Austriacarum III, ). Wien u. a. , S. – (Nr. ). L: Franz Irsigler: Bettlerwesen []. In: LexMA () Sp. f. – De Boor/Newald , () S. . – Wolfgang Wegner, VL () Sp. f. – Johann Adolph Tomaschek: Die Rechte und Freiheiten der Stadt Wien. Bde. (Geschichtsquellen der Stadt Wien I, und ). Wien –, hier Bd. , S. LXXXVI. – Ernst Schubert: Der betrügerische Bettler im MA und in der frühen Neuzeit. In: Festgabe für Dieter Neitzert zum . Geburtstag. Hg. v. Peter Aufgebauer u. a. (Göttinger Forschungen zur Landesgesch. ). Bielefeld , S. –. – Ferdinand Opll: Das große Wiener Stadtbuch, genannt «Eisenbuch». Inhaltliche Erschließung (Veröff. des Wiener Stadt- und Landesarch., Reihe A, Serie , H. ). Wien , S. f. – E. Schubert: «Hausarme Leute», «starke Bettler»: Einschränkungen und Umformungen des Almosengedankens um und um . Armut im MA. Hg. Otto Gerhard Oexle (Vorträge und Forschungen ). Ost ldern , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – «... daz e si ein recht puch solten haben ...». Kodikologische, kunsthist., paläographische und restauratorische Analysen zum Wiener Eisenbuch (.–. Jh.). Hg. v. F. Opll (Forschungen und Beitr. zur Wiener Stadtgesch. ; Veröff. des Wiener Stadt- und Landesarch., Reihe C, Bd. ). Innsbruck u. a. . BJ Walenbüchlein. – Schatzsucherbuch, etwa erste Hälfte . Jh. Im MA wurden Gold- und Erzsucher, Italiener (insbesondere Venezianer) oder sonstige Fremde manchmal als Welsche oder Walen bezeichnet. Über die vor allem als Schatzsucher wahrgenommenen Walen kursierten Sagen, die den mysteriösen Figuren allerlei magische Kenntnisse zusprachen. So konnten sie sich angeblich unsichtbar ma
Walenbüchlein chen und auf wunderbare Weise Metalle verwandeln. Sie hinterließen auf Bäumen und Steinen sog. Walenzeichen, um ergiebige Fundorte zu markieren. Als schriftliche Wegweiser zu Gold- oder Erzvorkommen und anderen verborgenen Schätzen sind ab dem . Jh. die sog. W. nachgewiesen, die auch als Berg-, Schiefer- oder Regierbüchlein bezeichnet werden. Als Verfasser werden meist Bergleute vermutet, die auf die guten Ortskenntnisse Einheimischer zurückgriffen. Als lokale Gewährsleute könnten etwa Glasmacher gedient haben. Als geographische Schwerpunkte der W.-Literatur gelten dt. Mittelgebirge wie Harz-, Fichtel-, Riesen- und Erzgebirge. Als Ursprung der W. hat die Forschung einen heute unbekannten Archetypus erwogen, den spätere Autoren je nach Örtlichkeit modi zierten. Als frühestes bekanntes W. gilt ein Abschnitt im Liber Bene ciorum Dioecesis Cracoviensis des polnischen Historikers Jan Długosz (–). Das älteste erhaltene W. in dt. Sprache stammt wahrscheinlich aus Breslau; es war nur in einer inzwischen verschollenen alchemistischen Sammelhandschrift von um überliefert. Das W. entstand vermutlich um die gleiche Zeit wie der Liber oder bald danach. Im Kodex wurde ein Ant(h)onius Wale als Autor des Textes genannt. Es könnte sich dabei um einen gleichnamigen Italiener gehandelt haben, der auch als Antonio Giovanni Ser Mattei de Ricci belegt ist. Er ist ab in Breslau nachgewiesen und war dort u. a. als Kaufmann tätig. Er wurde Bürger und Ratsmitglied der Stadt. Daneben war er in Krakau Bergwerksvorsteher und Salinenteilhaber (–, –). Er starb vor dem ... Wales Autorschaft ist jedoch umstritten, da sich der Verfasser auch nur seines Namens bedient haben könnte. Inhaltlich bietet der schlichte Prosatext u. a. Wegbeschreibungen durch das Weißbach- und das Hirschberger Tal sowie durch Altvater-, Warthaund Reichensteiner Gebirge. Er enthält auch Walenzeichen und andere Hinweise für Schatzsucher. Eine Rezeption dieses W.s ist nicht bekannt; als früher dt. Text ist er von historischem Interesse. Ü: Breslau, StB, cod. R , r–v (Pap. und Perg., Breslau [?], um ; verschollen). – Vgl. u. a. Roswitha Ankenbrand: Das Pelzbuch des Gottfried von Franken. Unters. zu den Quellen, zur Überl. und zur Nachfolge der ma. Gartenlit. Diss. Heidelberg , S. . – Schmilewski/Keil (s. Lit.).
Schwazer Bergrecht A: Wutke (s. Lit.). – Boehlich (s. Lit.). L: Ulrich Schmilewski/Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Codex diplomaticus Silesiae. Bd. : Schlesiens Bergbau und Hüttenwesen. Urk. (–). Hg. v. Konrad Wutke. Breslau , S. –. – Das älteste schlesische Walenbuch. Hg. v. Ernst Boehlich u. a. Breslau . – Lily Weiser-Aall: Walen. In: Handwb. des dt. Aberglaubens. Bd. . Hg. v. Hanns BächtoldStäubli. Berlin , Sp. –. – Schlesische Sagen. Hg. v. Will-Erich Peuckert. Düsseldorf , S. –, –. – Hans Peter: Geschichtliches Volkssagengut in den Sudetenländern. Marburg , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Jaufner, Rudolf. – Rat, Verfasser eines bergbaulichen Gutachtens, erste Hälfte . Jh. Die Kammerräte J. und Konrad Frydunk → Kuchenmaister schrieben zusammen mit anderen Bergleuten ein Gutachten über die Bergbausituation in Schwaz und Gossensass. Die Entstehung des undatierten Textes wird um / vermutet, sicher aber vor dem ... J.s und Kuchenmaisters Erläuterung und Er ndung umfasste Artikel. Durch Herzog Siegmund von Tirol (–) für Schwaz bestätigt, wurde sie Teil der Schwazer Bergordnung (→ Schwazer Bergrecht) von /, die bis mehrmals ergänzt wurde. Ü: Innsbruck, Landesarch., Schatzarch. cod. , r–v. – Wien, Innenministerium, V B ad (Dez. ), S. – (Abschrift von ). – Vgl. Worms (s. Lit.; mit Korrektur bei Wopfner ). A: Worms (s. Lit.) S. –. – Thomas Sokoll: Bergbau im Übergang zur Neuzeit. Idstein , S. – (Teilausg.). L: Rainer Rudolf: Kuchenmaister, Konrad Frydunk. In: VL () Sp. . – Gundolf Keil/Erich Egg: Schwazer Bergrecht. In: VL () Sp. –. – Stephen Worms: Schwazer Bergbau im fünfzehnten Jh. Ein Beitr. zur Wirtschaftsgesch. Wien (vgl. dazu Hermann Wopfner. In: Forschungen und Mitt. zur Gesch. Tirols und Vorarlbergs [] S. –). – Gerhard Eis/Gundolf Keil: Nachträge zum VL. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. . – Sokoll (s. Ausg.). MM
. Hälfte . Jh. Kuchenmaister, Konrad Frydunk. – Rat, Verfasser eines bergbaulichen Gutachtens, lebte in der ersten Hälfte des . Jh. Die Kammerräte K. K. und Rudolf → Jaufner schrieben zusammen mit anderen Bergleuten ein Gutachten über die Bergbausituation in Schwaz und Gossensass. Die Entstehung des undatierten Textes wird um / vermutet, sicher aber vor dem ... Jaufners und K.s Erläuterung und Er ndung umfasste Artikel. Durch den Herzog → Siegmund von Tirol (–) für Schwaz bestätigt, wurde sie Teil der Schwazer Bergordnung (→ Schwazer Bergrecht) von /, die bis mehrmals ergänzt wurde. Ü: Innsbruck, Landesarch., Schatzarch. cod. , r–v. – Wien, Innenministerium, V B ad (Dez. ), S. – (Abschrift von ). – Vgl. Worms (s. Lit.; mit Korrektur bei Wopfner ). A: Worms (s. Lit.) S. –. – Thomas Sokoll: Bergbau im Übergang zur Neuzeit. Idstein , S. – (Teilausg.). L: Rainer Rudolf, VL () Sp. . – Gundolf Keil/Erich Egg: Schwazer Bergrecht. In: VL () Sp. –. – Stephen Worms: Schwazer Bergbau im fünfzehnten Jh. Ein Beitr. zur Wirtschaftsgesch. Wien (vgl. dazu Hermann Wopfner. In: Forschungen und Mitt. zur Gesch. Tirols und Vorarlbergs [] S. –). – Gerhard Eis/Gundolf Keil: Nachträge zum VL. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. . – Sokoll (s. Ausg.). MM Schwazer Bergrecht. – Ab /. Die mit Abstand bedeutendsten europäischen Zentren des Silber- und Kupfererzbergbaus im . und . Jh. waren Schwaz in Tirol, Neusohl in Oberungarn (heute Banská Bystrica, Slowakei) und Mansfeld in Thüringen. Jedes dieser drei Reviere unterschied sich in den Organisationsformen des Bergbaus und der Verhüttung von den beiden anderen. Der um / in Schwaz einsetzende Bergbau erreichte um seinen Höhepunkt. Zur Blütezeit des Bergbaus im . und . Jh. war Schwaz als die größte Bergbaumetropole Europas mit rund . Einwohnern nach Wien die zweitgrößte Siedlung im Habsburgerreich. Der Abbau der Schwazer Lagerstätten erfolgte in den Revieren Alte Zeche, Falkenstein und Ringenwechsel. Als Grundlage des aus der Praxis entstandenen S. B.s gelten der Schladminger Bergbrief → Lienharts des
. Hälfte . Jh. Eckelzains von und die Bergordnung Herzog Friedrichs IV. von Tirol für Gossensaß bei Sterzing (Gossensasser Ordnung von ). Das S. B., neben Ulrich → Rüleins Bergbüchlein das wirkungsmächtigste Zeugnis altdt. Montanliteratur, lässt sich in zwei Haupttextstufen untergliedern: ) Die nach Herzog → Siegmund von Tirol benannte «siegmundianische Ordnung» von / ( Artikel) ist kodi ziertes Gewohnheitsrecht in dt. Kanzleisprache, das die Rechte alle drei beteiligten Gruppen regelt: der «Herren», der «Gemein» (u. a. Knappen, Häuer; mit Streikrecht!) und der herzoglichen Beamten (u. a. Bergrichter, Bergmeister, Geschworene). Das S. B., das eine detaillierte montanistische Arbeitsverfassung bietet, wurde zwischen und viermal novelliert, wobei jeweils der Text von / durch Anhänge (Er ndungen) erweitert wurde (u. a. «Holzordnung» [vgl. → Rattenberger Bergordnung], Gewerbeverbot für Beamte und Fristsetzung für das Behandeln von Klagen durch den Bergrichter, / Regelungen zum Versammlungsrecht). ) Die «maximilianische Ordnung» entstand aufgrund der Weisung → Maximilians I. vom ... Maximilian, seit dt. König, war nach Siegmunds Rücktritt auch Landesherr von Tirol (ab zudem römischer Kaiser). Die neu gefasste Ordnung, die für alle Tiroler Reviere galt, wurde durch neue Rechtssetzungen im Gefolge der Bergsynoden ( zwischen und ) erweitert; eine wesentliche neue Redaktion wurde vorgenommen. Die auf den Schwazer Berggerichtsschreiber Ludwig Lässl zurückgehende zweite Neuredaktion von / integrierte alle Nachträge und nahm spätere Ordnungen auf (Perckwerch zu Schwaz, mit Miniaturen des Schwazer Malers Jörg Kolber). Ü: ) Innsbruck, Tiroler Landesarch., codd. , , , , , . – Ebd., Schatzarch., Urkk. , , , , . – ) Sieben Hss. bei Winkelmann , S. VI f. A: ) Worms , S. –. – ) Schwazer Bergbuch. Faks. von cod. dip. des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum zu Innsbruck. Hg. v. Heinrich Winkelmann. Wethmar , S. – (Transkription), – (Faks. von Bl. r–r). – Schwazer Bergbuch. Cod. .. Wien/Essen [Faks.-Nachdr. des in der Österr. Nationalbibl. Wien be ndlichen Exemplars von (wahrscheinlich) ].
Schwazer Bergrecht Bergbau und Recht. Schwazer Silber. Tagungsband. . Internationaler Montanhistorischer Kongress Schwaz . Hg. v. Wolfgang Ingenhaeff/ Johann Bair. Innsbruck/Wien . – Wolfgang Tschan/Gerd Hofmann: Das S. B. der frühen Neuzeit. Eine Quellenedition. Reutte []. L: Erich Egg/Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Joseph von Sperges: Tyrolische Bergwerksgesch. mit alten Urkunden und einem Anhange, worinn das Bergwerk von Schwaz beschrieben wird. Wien , S. –. – Ferdinand Bischoff: Beitr. zur Gesch. des süddt. Bergrechts. In: Zs. für Bergrecht () S. –, –; () S. –. – Max Isser von Gaudententhurm: Schwazer Bergwerksgeschichte. In: Berg- und Hüttenmännisches Jb. der k.k. montanistischen Hochschulen zu Leoben und Pribram () S. –; () S. –. – Stephen Worms: Schwazer Bergbau im fünfzehnten Jh. Ein Beitr. zur Wirtschaftsgesch. Wien . – Max Jansen: Die Anfänge der Fugger (bis ) (Stud. zur Fugger-Gesch. ). Leipzig . – Adolf Zycha: Zur neuesten Lit. über die Wirtschaftsund Rechtsgesch. des dt. Bergbaues. In: Vierteljahrsschr. für Sozial- und Wirtschaftsgesch. () S. –; () S. –. – Franz Mayer: Das Schwazer Bergwerksbuch vom Jahre . In: Beitr. zur Gesch. der Technik und Industrie () S. –. – Robert R. v. Srbik: Überblick des Bergbaues von Tirol und Vorarlberg in Vergangenheit und Gegenwart. In: Berichte des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereines in Innsbruck (/–/) S. – (als Sonderdruck: Innsbruck ; vgl. dazu: Otto Stolz, Vierteljahrschr. für Sozial- und Wirtschaftsgesch. [] H. , S. –). – Ludwig Knapp: Die ersten Rechtsgrundlagen des Schwazer Bergbaues. In: Tiroler Heimatbll. () S. –. – Franz Kirnbauer: Das «S. B.». In: Zs. für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im Dt. Reich () S. –. – E. Egg: Die Schwazer Bergwerkshalden. In: Schwazer Buch. Beitr. zur Heimatkunde von Schwaz und Umgebung. Hg. v. R. Klebelsberg (Schlern-Schr. ). Innsbruck , S. –. – Hermann Hämmerle: Cod. Maximilianeus. Zur Gesch. des S. B.s. In: ebd., S. –. – Josef Weingartner: Aus der alten Schwazer Bergwerksgesch. In: ebd., S. –. – E. Egg: Ludwig Lässl und Jörg Kolber, Verfasser und Maler des Schwazer Bergbuchs. In: Winkelmann (s. Ausg.) S. –. – Ders.: Schwaz
Schwazer Bergrecht ist aller Bergwerke Mutter. In: Der Anschnitt () H. , S. – (wieder in: Beitr. zur Gesch. Tirols. Festgabe des Landes Tirol zum . Österr. Historikertag in Innsbruck vom . bis . Oktober. Hg. v. dems./Meinrad Pizzinini. Innsbruck , S. –). – Michael Mitterauer: Produktionsweise, Siedlungsstruktur und Sozialformen im österr. Montanwesen des MA und der frühen Neuzeit. In: Österr. Montanwesen. Produktion, Verteilung, Sozialformen. Hg. v. dems. Wien , S. –. – Othmar Pickl: Kupfererzeugung und Kupferhandel in den Ostalpen. In: Schwerpunkte der Kupferproduktion und des Kupferhandels in Europa –. Hg. v. Hermann Kellenbenz (Kölner Kolloquium zur Internationalen Sozial- und Wirtschaftsgesch. ). Köln u. a. , S. –. – Raimund Willecke: Die dt. Berggesetzgebung. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Essen , S. –. – Kurt Klein: Daten zur Siedlungsgesch. der österr. Länder bis zum . Jh. (Materialien zur Wirtschafts- und Sozialgesch. ). München . – Lothar Suhling: Bergbau, Territorialherrschaft und technologischer Wandel. Prozeßinnovationen im Montanwesen der Renaissance am Beispiel der mitteleuropäischen Silberproduktion. In: Technik-Geschichte. Hist. Beitr. und neuere Ansätze. Hg. v. Ulrich Troitzsch/Gabriele Wohlauf. Frankfurt/M. , S. –. – Rudolf Palme: Rechtliche und soziale Probleme im Tiroler Erzbergbau vom . bis zum . Jh. In: Montanwirtschaft Mitteleuropas vom . bis . Jh. Stand, Wege und Aufgaben der Forschung. Hg.: Vereinigung der Freunde von Kunst und Kultur im Bergbau e. V./Dt. Bergbau-Museum Bochum. Bearb. v. Werner Kroker/Ekkehard Westermann (Der Anschnitt, Beih. /Veröff. aus dem Dt. Bergbau-Museum Bochum ). Bochum , S. –. – E. Egg: Schwaz vom Anfang bis . In: Stadtbuch Schwaz. Natur, Bergbau, Gesch. Hg. v. dems. u. a. Schwaz . – Ders.: Schwazer Bergbau im . Jh. und Schwaz als europäisches Bergbauzentrum. Schwaz , S. –. – Ekkehard Westermann: Zur Brandsilber- und Kupferproduktion des Falkenstein bei Schwaz bis . Eine Kritik bisheriger Ermittlungen von Produktionsziffern. In: Tiroler Heimat () S. –. – Ders.: Zur Silber- und Kupferproduktion Mitteleuropas vom . bis zum frühen . Jh. Über die Bedeutung und Rangfolge der Reviere von Schwaz, Mansfeld und Neusohl. In: Der Anschnitt () S. –. – Wilhelm
. Hälfte . Jh. Baum: Sigmund der Münzreiche. Zur Gesch. Tirols und der habsburgischen Länder im SpätMA (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinst. ). Bozen , S. –. – E. Egg: Der Schwazer Bergbau und sein Bergbuch. [Einleitung zu:] Schwazer Bergbuch (s. Ausg.) , S. I–XXIII. – Ders.: Die Bergleute als neuer Berufsstand im Schwazer Silberbergbau –. In: Bergbau und Arbeitsrecht. Die Arbeitsverfassung im europäischen Bergbau des MA und der frühen Neuzeit. Hg. v. Karl Heinz Ludwig/Peter Sika (Böcksteiner Montana ). Wien , S. –. – R. Palme/ Wolfgang Ingenhaeff-Berenkamp: Stollen, Schächte, fahle Erze. Zur Gesch. des Schwazer Bergbaus. Schwaz . – Thomas Sokoll: Bergbau im Übergang zur Neuzeit (Hist. Seminar, NF ). Idstein , S. –. – R. Palme: Überblick über den Stand der Forschungen zur Bergbaugesch. Tirols unter besonderer Berücksichtigung der Krisen und Konjunkturen. In: Konjunkturen im europäischen Bergbau in vorindustrieller Zeit. FS Ekkehard Westermann. Hg. v. Christoph Bartels/Markus A. Denzel (Vierteljahrschr. für Sozial- und Wirtschaftsgesch., Beihefte ). Stuttgart , S. –. – Peter Fischer: Die gemeine Gesellschaft der Bergwerke. Bergbau und Bergleute im Tiroler Montanrevier Schwaz zur Zeit des Bauernkrieges (Stud. zur Wirtschafts- und Sozialgesch. ). St. Katharinen . – R. Palme/Peter Gstrein/ W. Ingenhaeff: Glück auf! Faszination Schwazer Silberbergwerk. Innsbruck . – W. Ingenhaeff/ Johann Bair (Hrsg.): Schwazer Silber – vergeudeter Reichtum? Verschwenderische Habsburger in Abhängigkeit vom obd. Kapital an der Zeitenwende vom MA zur Neuzeit. Schwazer Silber: . Internationales Bergbausymposium Schwaz . Tagungsband. Innsbruck . – Gerd Hofmann/ Wolfgang Tschan: «Bergordnungen» – eine exemplarische Quellenbeschreibung anhand der hist. Bergbauregion Tirol. In: Quellenkunde der Habsburgermonarchie (.–. Jh.). Ein exemplarisches Hb. Hg. v. Josef Pauser/Martin Scheutz/Thomas Winkelbauer (MIÖG, Erg.-Bd. ). Wien/München , S. –. – Manfred Hollegger: Maximilian I. (–). Herrscher und Mensch einer Zeitenwende. Stuttgart . – Franz-Heinz Hye: Stadt und Bergbau in Tirol mit besonderer Berücksichtigung der Städte Hall und Schwaz. In: Das kulturelle Erbe in den Montan- und Geowissenschaften. Bibliotheken – Archive – Sammlungen. . Internationales Symposium vom . bis .
. Hälfte . Jh. Oktober in Schwaz. Geschichte der Erdwissenschaften in Österreich. . Arbeitstagung vom . bis . Oktober in Schwaz. Hg. v. Tillfried Cernajsek (Berichte der Geologischen Bundesanstalt ). Innsbruck , S. –. – Philipp Strobl: Das Leben mit dem Silber. Die Bergbauregion Schwaz in der Frühen Neuzeit (Forum europäische Gesch. ). München . – Gesch. des dt. Bergbaus. Bd. : Der alteuropäische Bergbau. Von den Anfängen bis zur Mitte des . Jh. Hg. v. Ch. Bartels/Rainer Slotta. Münster . – W. Tschan: Montanregion als Rechts- und Verwaltungsbezirk am Beispiel Schwaz im . und . Jh. In: Montanregion als Sozialregion. Zur gesellschaftlichen Dimension von «Region» in der Montanwirtschaft. Hg. v. Angelika Westermann unter Mitwirkung von Josef Pahl. Husum , S. –. BJ Alexander de Villa Dei (auch: A. Villadeus, A. Dolensis, A. Gallus, A. Grammaticus, Alexandre de Villedieu) OFM, * um / Villedieu-lesPoêles (Normandie), † um / Avranches. – Verfasser lehrhafter lat. Dichtungen; dt. Rezeption ab der ersten Hälfte des . Jh. Nach einem Studium in Paris wurde A. Domherr in Avranches. Er war fachliterarisch vor allem im Bereich der Artes tätig. Unter seinem Namen laufen in der Überlieferung zahlreiche Lehrgedichte, von denen acht als für A. gesichert gelten. Zwei didaktische Gedichte sind volkssprachig im dt. Raum rezipiert worden. Das Doctrinale (puerorum) ist eine Versgrammatik in Hexametern, die nach Ausweis des ältesten Textzeugen abgeschlossen wurde. Es avancierte neben der Ars grammatica des → Donat zum wichtigsten Grammatiklehrbuch des europäischen SpätMA. wurde es an der Universität Paris als P ichtlektüre vorgeschrieben. Auch war es Gegenstand zahlreicher Kommentierungen und volkssprachiger Glossierungen. In dt. Sprache ist nur eine Übertragung einzelner Wörter und Phrasen aus dem ersten Teil des Doctrinale bekannt. Die dt. Ausdrücke sind als Lektürehilfe in eine Doctrinale-Teilabschrift integriert worden, die sich innerhalb eines Büchleins mit Grammatiktexten be ndet. Unsicher in der Zuschreibung an A. ist das Summarium biblicum, das in der handschriftlichen Überlieferung ohne festen Titel läuft (u. a. Biblia metrica, Biblia pauperum; Incipit: «Sex. Prohibet. Peccant. Abel Enoch. Archa t. Intrant»). Es handelt sich
Alexander de Villa Dei um ein Memoriergedicht ( Hexameter) zum Inhalt der Vulgata (exklusive der Psalmen): Jedes der weit über tausend Kapitel der biblischen Bücher wird von einem Lemma, einer Wortgruppe oder einer Phrase repräsentiert, die syntaktisch nicht miteinander verbunden werden. (Am Beispiel des Incipits: «sex» steht für die sechs Tage der Schöpfung [Gen ]; «Prohibet» für die verbotene Frucht [Gen ] usw.). Das Summarium war Vorbild für zahlreiche weitere metrische Bibelabbreviaturen und ist oft glossiert worden. Derartig glossierte Fassungen waren offenbar die Vorlagen für die dt. Prosaversionen des Summarium, die aus dem Nürnberger Raum stammen. Die direkten Vorlagen sind jeweils nicht bekannt. Die Übersetzungen der lat. Merkwörter und ihrer Glossierung ergeben zusammen jeweils knappe Angaben zum Inhalt der einzelnen Kapitel. Deshalb erfüllen die dt. Fassungen des Summarium in dt. Bibelhandschriften ab der Mitte des . Jh. die Funktion einer Inhaltsangabe. Außerhalb von Bibelhandschriften sind sie nicht bezeugt. In Einzelfällen ist es denkbar, dass der jeweilige dt. Bearbeiter selbstständig und unabhängig von seiner lat. Vorlage den übersetzten Lemmata originär dt. Glossen beigestellt hat. Ü: Doctrinale: Zur lat. Überl. s. Henkel , S. . – Dt./lat. Vokabular: Erfurt, UB, Cod. Ampl. ° , r–r (Pap., erstes Viertel . Jh.); vgl. Nikolaus Henkel, in: «bescheidenheit». Dt. Lit. des MA in Eisenach und Erfurt. Ausstellungskat. der Universitäts- und Forschungsbibl. Erfurt/Gotha. Hg. v. Christoph Fasbender. Gotha , S. f. (Nr. A..). – Summarium biblicum: Die lat. Tradition ist breit geklüftet und nicht systematisch erfasst. Bisherige Hinweise zu tradierenden Hss. stellt Wulf, VL () Sp. zusammen. – Dt.: Augsburg, UB, Cod. III..° und a (Pap. und Perg., und , nordbair.). – Nürnberg, StB, Cod. Cent. III, , , und (Pap. und Perg., , , erste Hälfte . Jh. und , nürnbergisch). – Oxford, Bodleian Library, MS Bodley / (Pap., /, nürnbergisch). – Stuttgart, LB, Cod. HB II (Pap., . Jh., nürnbergisch). – Die dt. Summaria werden nicht als geschlossener Textblock in die Bibelcodices aufgenommen, sondern in kleineren Texteinheiten vor den entsprechenden Bibelabschnitten inseriert. Es handelt sich bei den Textzeugen um Vertreter des zweiten Bibelübersetzungszweigs nach Walther: Wilhelm Walther: Die dt. Bibelübers. des MA. Tl. . Braunschweig
Alexander de Villa Dei (Nachdr. Nieuwkoop ) Sp. –, hier Sp. –; ergänzend: Hans Vollmer: Nd. Historienbibeln und andere Bibelbearbeitungen (Materialien zur Bibelgesch. und religiösen Volkskunde des MA /). Berlin , –. – Einziger Nachweis innerhalb eines der → Oberdeutschen Bibeldrucke: [Straßburg: Johann Mentelin, ] (GW ). A: Doctrinale: Dietrich Reichling: Das Doctrinale des A. d. V. D. Krit.-exegetische Ausg. (Monumenta Germaniae paedagogica ). Berlin (Nachdr. Leipzig ). L: Gregor Müller/Erwin Neuenschwander, LexMA () Sp. . – Schulthess/ Imbach () S. . – Christine Wulf, VL () Sp. –. – Nikolaus Henkel: Dt. Übersetzungen lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit (MTU ). München/Zürich , S. –. – Karl Stackmann: Die Bedeutung des Beiwerks für die Bestimmung der Gebrauchssituation vorlutherischer dt. Bibeln. In: De captu lectoris. Wirkungen des Buches im . und . Jh. Dargestellt an ausgewählten Hss. und Drucken. Hg. v. Wolfgang Milde/Werner Schuder. Berlin/New York , S. –, hier S. –. – Udo Kühne: Zur literarischen Tradition der ‹Biblia metrica›. In: Dietrich Engelhus. Beitr. zu Leben und Werk. Hg. v. Volker Honemann (Mitteldt. Forschungen ). Köln u. a. , S. –. – Ch. Wulf: Tituli, Kapitelreihen, Buchsummarien. In: Dt. Bibelübersetzungen des MA. Beitr. eines Kolloquiums im Dt. Bibel-Archiv. Unter Mitarbeit v. N. Henkel hg. v. Heimo Reinitzer (Vestigia bibliae /). Bern u. a. , S. –. – Olga Weijers: Le travail intellectuel à la faculté des arts de Paris. Textes et maîtres (ca. –). Bd. : Répertoire des noms commençant par A–B (Studia Artistarum ). Turnhout . – Franz Josef Worstbrock: Libri pauperum. Zu Entstehung, Struktur und Gebrauch einiger ma. Buchformen der Wissenslit. seit dem . Jh. In: Der Cod. im Gebrauch (Akten des Internationalen Kolloquiums .–. Juni ). Hg. v. Christel Meier u. a. (MMS ). München , S. –, hier S. f., . – Ulrike Bodemann/Hartmut Bleumer: Die Flores grammaticae des Ludolf de Luco. Materialien zur Überlieferungsgesch. In: Schullit. im späten MA. Hg. v. Klaus Grubmüller (MMS ). München , S. – passim; vgl. auch das Gesamtreg. des Bdes. auf S. . – Reinhold F. Glei: A. de V.
. Hälfte . Jh. D. (ca. –), Doctrinale. In: Lat: Lehrer Europas. Fünfzehn Portraits von Varro bis Erasmus von Rotterdam. Hg. v. Wolfram Ax. Köln , S. –. – Martin Irvine/David Thomson: ‹Grammatica› and literary theory. In: The Cambridge History of Literary Criticism. Bd. : The Middle Ages. Hg. v. Alastair Minnis/Ian Johnson. Cambridge , S. –. – Egbert P. Bos: An anonymous commentary on the second part of A. d. V. D.’s ‹Doctrinale› (circa ). In: Intellect and Imagination in Medieval Philosophy. Teilbd. . Hg. v. Maria Cândida Pacheco/José F. Meirinhos (Rencontres de Philosophie Médiévale /). Turnhout , S. –. – Bernhard Pabst: Text und Paratext als Sinneinheit? Lehrhafte Dichtungen des MA und ihre Glossierung. In: Text und Text in lat. und volkssprachiger Überl. des MA. Hg. v. Eckart Conrad Lutz u. a. (WolframStud. ). Berlin , S. –. – Henrike Lähnemann: Hystoria Judith. Dt. Judithdichtungen vom . bis zum . Jh. (Scrinium Friburgense ). Berlin/New York , S. –. – Bettina Wagner: Schülerleben im . Jh. Ein Wiegendruck des ‹Doctrinale› von A. d. V. D. als alltagsgeschichtliche Quelle. In: Reingard Düchting. «Sibi et amicis». Erinnerungen, kleine Stud., Schriftenverz. Hg. v. Jolanta Wiendloch. Heidelberg , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Carla Piccone: «Scribere clericulis paro Doctrinale nouellis». Il ‹Doctrinale› di Alessandro de Villedieu tra teoria e prassi. In: Dichten als Stoff-Vermittlung. Formen, Ziele, Wirkungen. Beitr. zur Praxis der Versi kation lat. Texte im MA. Hg. v. Peter Stotz/Philipp Roelli (Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen ). Zürich , S. –. – Michael Baldzuhn: Schulbücher im Trivium des MA und der Frühen Neuzeit. Die Verschriftlichung von Unterricht in der Text- und Überlieferungsgesch. der ‹Fabulae› Avians und der dt. ‹Disticha Catonis›. Bde. (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. / f.). Berlin/New York , Reg. – Frank-Joachim Stewing: Gedruckt und wieder eingestampft? Eine Basler Ausg. der Versgrammatik des A. d. V. D. (um ). In: Hss. und frühe Drucke aus der Zeitzer Stiftsbibl. Hg. v. dems./Uwe John. Petersberg , S. –. VZ
. Hälfte . Jh. Huwilogus (auch: Huwicio, Hugwicio, Hugwilogus [de signi catione terminorum]). – Grammatisch-lexikalisches Lehrgedicht mit lat. und dt. Glossen, überliefert seit Mitte . Jh. H. ist der Name eines grammatisch-lexikalischen Lehrgedichts ( Verse), gebildet in Anlehnung an Huguccio von Pisa, einen italienischen Lexikographen, dessen Magnae derivationes (vor ) der Verfasser kannte und nutzte. Die Handschriften bieten verschiedene Verfassernamen an: einen Nikolaus Sehusen oder Seesen, auch einen Nikolaus Engelhus. (Dietrich → Engelhus war Lehrer an der Lateinschule in Göttingen, woher die Trierer Handschrift stammt). Obwohl gelegentlich im Titel verwechselt, ist der Hubrilugus Hermann → Kappels von Mühlhausen (um ) kein Gedicht, sondern ein Handwörterbuch. Die Überlieferung des H. ist schmal. Sie setzt um die Mitte des . Jh. ein und konzentriert sich auf das nördliche Mitteldeutschland. In der Göttinger Lateinschule scheint der H. kommentiert worden zu sein (Trierer Handschrift von ). Der Katalog der Erfurter Kartause verzeichnete (um ) ein Exemplar, ebenso das Standortregister der Erfurter Artistenfakultät (nach ). Der Verfasser des H. erklärt in seiner Prosavorrede, er wolle die Bedeutung schwieriger Wörter in einprägsamer Versform vermitteln. Er teilte den H. in zwei Bücher über Nomina und Verben. Besondere Probleme identi ziert er beim Erlernen der Synonyme, homophoner und mehrdeutiger Wörter. Ü: Trier, StB, Hs. /, r–r. – Wien, ÖNB, Cod. , r–v (nur Buch I ab V. ). – Dazu die bei Lehmann verzeichneten Erfurter Bände. A: Fehlt. L: Gerhardt Powitz, VL () Sp. –. – Paul Lehmann: Ma. Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Bd. II: Bistum Mainz. Erfurt. München , S. , f., , . – G. Powitz: Hubrilugus und H. In: ZfdA () S. –. – Klaus Grubmüller: Vocabularius Ex quo. Unters. zu lat.-dt. Vokabularen des SpätMA (MTU ). München , S. . – Udo Kühne: Engelhus-Stud. Freiburg/Üe. , S. –. CF Harghe, Johannes, * spätestens Kiel. – Verfasser eines dt.-lat. Vokabulars, . H. verweist in dem von ihm geschriebenen Sammelband auf seine holsteinische bzw. genauer Kie
Huwilogus ler Herkunft. Die Familie Harghe war im SpätMA vermögend und politisch ein ussreich (vgl. Poppenborg, S. f.). Entgegen der Annahme von Powitz, H. sei wahrscheinlich anlässlich des Konzils nach Basel gekommen und habe dort ein Amt (wahrscheinlich Schreiber oder Sekretär) übernommen, zeigt Poppenborg anhand der von Gilomen veröffentlichten Rotamanualien des Basler Konzils auf, dass H. als Kleriker der Diöszese Lübeck bereits in Basel war, und zwar, um als Zeuge in einem kirchenrechtlichen Prozess auszusagen. Als inkorporierter Konzilsteilnehmer ist H. nicht verzeichnet; die Frage, worin sein angetretenes «officium» (Bl. vb) bestand, muss offen bleiben. H. dürfte aufgrund seiner Sprachkenntnisse in Kiel die Lateinschule besucht haben; ein Studium an einer dt. Universität lässt sich nicht nachweisen. Ob H. die in Basel vom Konzil eingerichtete Hohe Schule besuchte und wie lange er in Basel blieb, ist nicht bekannt. (vgl. Poppenborg, S. f.) H. verfasste ein umfangreiches dt.-lat. Wörterbuch, das Teil der von ihm – vermutlich von Anfang an für einen breiteren Benutzerkreis – geschriebenen, Blätter umfassenden Basler Sammelhandschrift Mscr. F IV ist. Diese enthält neben dem dt.-lat. Vokabular ( Bll.) und dem Vocabularius latino-saxonicus (ra–vb) kurze Einzeltexte, darunter ebenfalls alphabetisch geordnete P anzenglossare (vb–va, lat.-nd.; ra–vd: Alphita) und ein lat.-(nieder-)dt. Verzeichnis von mit verschiedenen Vorsilben zusammengesetzten Verben (Bl. va–ra); zwei Traumbücher (va–vc) und die grammatischstilistischen Lehrtexte für den Unterricht an Schulen und Universitäten (u. a. Ars minor des → Donat, Doctrinale des → Alexander de Villa Dei, Disticha Catonis [→ Cato]) sind ausschließlich in lat. Sprache verfasst. Am Ende nachgetragen sind zwei Notizen über im Ehebruch Gezeugte. Das nahezu . Wortartikel umfassene Vokabular gestaltete H. benutzerfreundlich, wozu besonders ein ausgeklügeltes Verweissystem beiträgt (vgl. Fischer). Häu g werden neben den lat. Übersetzungsäquivalenten Zusatzinformationen zum dt. Lemma geboten. Die ersten überlieferten Eintragungen im dt.-lat. Vokabular, bei dem wie beim Vocabularius latino-saxonicus der Anfang fehlt, lauten: «Abele arbor populus prompselauia, Ablate hostia, Ablatenbrot idem».
Grammatellus Als Quellen verwendete H. im Wesentlichen den im SpätMA vorwiegend im nd. Raum verbreiteten Vocabularius Theutonicus (Dietrich → Engelhus) und das hochdt.-lat. Registervokabular Fritsche → Closeners, daneben auch den umfangreichen Vocabularius latino-saxonicus. Letzterer ist alphabetisch sortiert und behandelt nach den Nomina in einem zweiten Teil, in den Indeklinabilien eingefügt sind, die Verben; der Anteil der volkssprachigen Wörter ist relativ gering. Ü: Basel, UB, Mscr. F IV (Pap., zwischen spätestens [Bll. vb, vb, rb] bis [Bl. vb], vgl. Bemerkung zum Beginn und zum Ende des Basler Konzils: «Jncepit prima marcij dissolucio aprilis» [Bl. vb], mnd. mit hochdt. Anteilen, Basel); Schreiber: «Johannes Harg(h)e» (aus Kiel): «Et Nota hoc opus est nitum [...] per me johannem harghe de holtzacia [...]» (Bl. vb), «Basel ciuitas vbi per me johannes harge conscripta [sic] est liber iste [...]» (Bl. ra), «Hanß johannes harge scripsit et quasi compilauit» (Bl. vb), « Johannes Harghe Explicit doctrinale egregie [sic] allexandri» (Bl. vb). Vgl. vor allem Poppenborg, S. –. – Heinrich Hänger: Mhd. Glossare und Vokabulare in schweizerischen Bibliotheken bis (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. Völker NF []). Berlin/New York , S. f. – Franz G. Becker: Pamphilus. Prolegomena zum Pamphilus (de amore) und krit. Textausg. (Beihefte zum Mlat. Jb. ). Ratingen u. a. , S. –. – http://www.handschriftencensus.de/. A: Poppenborg, Bd. . L: Gerhardt Powitz, VL () Sp. f. – Ders.: Zur Gesch. der Überl. des Engelhus-Glossars. In: Nd. Jb. () –, hier S. Anm. . – Robert Damme: Der ‹Vocabularius Theutonicus›. Versuch einer Überlieferungsgliederung. In: Nd. Wort () S. –. – Martin Steinmann: Die Hss. der Universitätsbibl. Basel. Übersicht über die Bestände und deren Erschliessung. ., nachgeführte Au . (Publ. der Universitätsbibl. Basel ). Basel . – Klaus Grubmüller: Die dt. Lexikographie von den Anfängen bis zum Beginn des . Jh. In: Wörterbücher. Dictionaries. Dictionnaires. Ein internationales Hb. zur Lexikographie [...]. Hg. v. Franz Josef Hausmann u. a. Teilbd. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswiss. [...] .). Berlin/New York , S. –. – Christian
. Hälfte . Jh. Fischer: Verweisstrukturen im mnd.-lat. Vokabular des J. H. In: Stand und Aufgaben der dt. Dialektlexikographie. II. Brüder-Grimm-Symposion zur Hist. Wortforschung. Beitr. zu der Marburger Tagung vom Oktober . Hg. v. Ernst Bremer/ R. Hildebrandt (Hist. Wortforschung ). Berlin/ New York , S. –. – Die Rotamanualien des Basler Konzils. Verz. der in den Hss. der Basler Universitätsbibl. behandelten Rechtsfälle. Hg. vom Dt. Hist. Inst. in Rom. Bearb. v. Hans-Jörg Gilomen. Tübingen . – Annette Poppenborg: Das dt.-lat. Vokabular des J. H. in der Hs. Universitätsbibl. Basel, Mscr. F IV . Edition und Unters. einer Vokabularhs. des . Jh. Bde. (Diss. Münster/Westf.) . BJ Grammatellus. – Sprachübungsbuch, spätestens Mitte . Jh. Der G. erlangte unter Bezeichnungen wie G. cum glosa almanica, G. pro iuvenum eruditione cum glosa almanica und Libellus quem grammatellum appellant größere Verbreitung. Die bekannten Handschriften setzen um die Mitte des . Jh. ein. Die mehr als Drucke reichen von ca. bis . Inhaltlich bietet der G. eine schlichte lat. Phraseologie, die in der Überlieferung häu g durch Interlinearglossen in dt. Sprache ergänzt wird. Die Glossen liegen in unterschiedlichen Fassungen wechselnden Umfangs vor. Besonders in den Drucken des G. sind sie als wörtliche Übersetzungen des lat. Textes gestaltet. Der Kerntext des G. umfasst zwei Teile: Modus latinisandi enthält Beispielsätze und Bezeichnungen für Situationen und Dinge des Alltags. De modo componendi epistolas bietet Gesprächs oskeln und Anredeformen. Die Vorrede des zweiten Teils stimmt mit der Einleitung eines verwandten lat. Lehrtextes überein. Dieser Tractatulus de modo addiscendj latinum ydeoma ist erst später überliefert als der G., entstand also möglicherweise nach diesem. Insgesamt gilt die Anlage des G. als unsystematisch, was seiner Popularität jedoch nicht schadete. Ü: Mindestens Hss. ab ca. Mitte des . Jh. – Verz. bei Bodemann/Grubmüller (s. Lit.) S. –. – Frühe Hss.: Graz, UB, Ms. , r–v (Pap., Mitte . Jh., bair.österr.). – Wien, ÖNB, cod. , v–r (Pap., ). – Ebd., cod. , r–v (Pap., , bair.-österr.). – Würzburg, UB, cod. M. ch. q. ,
. Hälfte . Jh. r–v (Pap., Leipzig, ; unvollst.). – München, BSB, clm (früher ebd., Nationalmuseum, cod. ), r–r (Pap., um ). Vgl. auch: Repertorium der lat. Hss. der BSB . Clm –. Hg. BSB. München [o. J.], S. . – Anton Kern: Die Hss. der UB Graz. Bd. . Wien , S. f. – Die Hss. der UB Würzburg. Bd. . Die Ebracher Hss. Bearb. v. Hans Thurn. Wiesbaden , S. –. – Worstbrock (s. Lit.). – Geoffrey L. Bursill-Hall: A Census of Medieval Latin Grammatical Manuscripts. Stuttgart-Bad Cannstatt , Nr. ., .., .., .., .., .. (vgl. dazu: Werner Wegstein, in: AfdA [] H. , S. –, hier S. ). – Henkel (s. Lit.). – www.mrfreidank.de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/ . D: Drucke ab etwa im GW (GW –; GW Sp.a entspricht VD ZV ). – Verz. unter GW (online). – Fünf weitere Drucke bis im VD (Nr. G –, ZV ). – Vgl. auch Müller (s. Lit.). – Frühester Druck: [Nürnberg: Friedrich Creussner, um ] (GW ). A: Online-Faks. von GW : http:// daten.digitale-sammlungen.de/. – Weitere Digitalisate im Online-GW und VD. L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. f.; () Sp. . – Johannes Müller: Quellenschr. und Gesch. des deutschsprachlichen Unterrichtes bis zur Mitte des . Jh. Gotha (Nachdr. Hildesheim ) S. f. – Nikolaus Henkel: Dt. Übersetzungen lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit mit einem Verz. der Texte (MTU ). München , S. , , f. – Ulrike Bodemann/Klaus Grubmüller: Schriftliche Anleitung zu mündlicher Kommunikation. Die Schülergesprächsbüchlein des späten MA. In: Pragmatische Schriftlichkeit im MA. Erscheinungsformen und Entwicklungsstufen. Hg. v. Hagen Keller u. a. München , S. –. – Frank J. Stewing: G. In: Aus den Slg. der Hist. Bibl. der Stadt Rudolstadt. Drucke, Hss., Autographen des . bis . Jh. Hg. v. Michael Schütterle. Rudolstadt , S. f., . – Oliver Duntze: Ein Verleger sucht sein Publikum. Die Straßburger Offizin des Matthias Hupfuff (/–). München , S. –, u. ö. MM
Melchior von Königshofen Melchior von Königshofen. – Geistlicher, Übersetzer des → Secretum secretorum, wahrscheinlich spätestens um Mitte . Jh. M. bezeichnet sich in Handschrift P als Meister der freien Künste und Kirchherr in Königshofen. Er gibt an, eine Übersetzung des Secretum secretorum für einen Ritter Sigmund «von Lenntershann zu Mur» angefertigt zu haben. Tatsächlich ist im . Jh. ein Ritter Sigmund von Lentersheim (heute zu Ehingen/Ansbach) nachweisbar, der starb. Das von M. genannte Königshofen wird von der Forschung mit Königshofen an der Heide (heute zu Bechhofen/Ansbach) identi ziert. M.s schwäbische Prosaübersetzung des Secretum secretorum beruht auf der lat. Fassung des Philippus Tripolitanus (sog. SS/T-Vulgata-Fassung). Dabei enthält M.s Text auch das De oculis-Kapitel und das komplette Medikamentenkapitel sowie ein Register. Die Übersetzung gilt insgesamt als recht originalgetreu, weist aber eine Reihe von Auslassungen und Verkürzungen auf. Es fehlen z. B. Abschnitte der Vorreden und Textteile enzyklopädischer Art. Die Übersetzung umfasst je nach Fassung rund Kapitel. Die ursprünglichen lat. Kapitel wurden dafür teilweise neu aufgeteilt oder zusammengefasst. Ein auf Fassung W beruhender Druck der Übersetzung erschien als Regiment der gesundtheit , und in Augsburg. Der in der Ausgabe von genannte Johann → Lorchner besaß wahrscheinlich die Vorlage des Drucks, war aber wohl nicht dessen Übersetzer oder Bearbeiter. Der Text von ist gegenüber Handschrift W teilweise unvollständig. Die Rezeption von M.s Übersetzung ist bisher kaum erforscht. Es gibt jedoch Hinweise auf eine vor allem medizinisch interessierte Leserschaft. Ü: W: Wolfenbüttel, HAB, cod. . Aug. °, r–r (. Jh.). – H: Halle/Saale, ULB, cod. G , r–v (Pap., drittes Viertel . Jh., ostfränkisch). – P: Philadelphia, Free Library, Lewis E (de Ricci Nr. ), r–v (Pap., um ). – L: London, Wellcome Institute of the History of Medicine, MS (früher München, Antiquariat Ludwig Rosenthal, Nr. / ), r–r (Pap., spätes . Jh., schwäbisch). – Vgl. Forster (s. Lit.). – www.handschriftencensus. de/werke/. D: Drei Drucke erschienen als Regiment der gesundtheit , und bei Heinrich Steiner in Augsburg. – Verz. im VD (A –A ).
Regiomontanus A: Hirth (s. Lit.; Teilausg. nach VD A ). – Forster (s. Lit.; Zit. in den Anm.). L: Wolfgang Hirth, VL () Sp. . – Ders.: Zu den dt. Bearb. der ‹Secreta secretorum› des MA. In: Leuvense Bijdragen () S. –, hier S. f. – Gisela Rhode: Bibliogr. der dt. Aristoteles-Übersetzungen vom Beginn des Buchdrucks bis . Frankfurt/ M. , S. f. – Friedrich Wurms: Stud. zu den dt. und den lat. Prosafassungen des pseudoaristotelischen ‹Secretum secretorum›. Diss. Hamburg , S. –. – Rosemarie Asche: Die Inschr. des Stadtkreises Ansbach bis . Diss. Erlangen-Nürnberg , S. . – Regula Forster: Das Geheimnis der Geheimnisse. Die arabischen und dt. Fassungen des pseudo-aristotelischen ‹Sirr al-asrˉar›, ‹S. s.›. Wiesbaden , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Versepistel des Aristoteles an Alexander über den philosophischen Stein. – Dt. Teilübersetzung des → Secretum secretorum, vor . Der anonyme Text enthält dt. Verse in Paarreimen und ist seit überliefert. Die Forschung vermutet einen Verfasser aus Westmitteldeutschland. Inhaltlich beruht die V. auf ausgewählten Abschnitten des Secretum secretorum. Grundlage war eine Vulgata-Fassung des Secretum secretorum aus der Tradition des sog. Philippus Tripolitanus (Redaktion SS/T). Die V. gilt dabei als in sich geschlossener Text, also nicht als Bruchstück einer umfangreicheren Übersetzung des Secretum secretorum. Die V. steht inhaltlich dem lat. Original nahe, auch wenn die Versform Umstellungen bei Satzbau und Reimen bedingt. Wie das Secretum secretorum insgesamt ist auch die V. als Brief des → Aristoteles an Alexander den Großen konzipiert. Auf die Einleitung folgt ein alchemistischer Teil (V. –) über den Stein der Philosophen und dessen Beziehung zu den vier Elementen. Dieser Abschnitt schließt mit der sog. → Tabula smaragdina. Der dritte Teil der V. (V. –) beschreibt einen magischen Stein, mit dessen Hilfe man sogar ein ganzes Heer besiegen können soll. Eine Rezeption der V. ist in einem dt. Druck der pseudo-geberschen Summa Perfectio (→ Geber) von nachweisbar.
. Hälfte . Jh. Ü: F: Frankfurt/M., Freies Dt. Hochstift, Hs. B/ (früher München, Antiquariat Karl & Faber, Nr. / bzw. Nr. /), r–v (Pap., , nordrheinfränkisch). – H: Heidelberg, UB, cpg , v–v (Pap., Neuburg/ Donau, um , bair.). Vgl. Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. D: Gebri Summa Perfectio Das ist Deß Königlichen weitberühmbten Arabischen Philosophi Geber Büchlin von der Gebenedeyten und allerhöchsten Vollkom[m]enheit der Allgemainen Artzeney [...]. Straßburg: Lazarus Zetzner Erben, , S. – (VD :W). A: Telle (s. Lit.) S. –. – Online-Faks. von Hs. H: http://digi.ub.uniheidelberg.de/cpg. – Ausgabe einer textlich mit der V. verwandten lat. Fassung des Secretum secretorum: Hildegard von Hürnheim: Mhd. Versübersetzung des «Secretum secretorum» (DTM ). Hg. v. Reinhold Möller. Berlin , S. –. L: Vgl. auch die Lit. zu Secretum secretorum. – Joachim Telle, VL () Sp. f. – Ders.: Aristoteles an Alexander über den philosophischen Stein. Die alchemischen Lehre des pseudo-aristotelischen ‹Secreta secretorum› in einer dt. Versübers. des . Jh. In: Licht der Natur. Medizin in Fachlit. und Dichtung. FS G. Keil (GSG ). Hg. v. Josef Domes u. a. Göppingen , S. –. – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA. Baden-Baden , S. –, . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Regiomontanus, Johannes (eigentl. J. Müller, auch: J. molitoris de Künigsperg, J. de monte regio, J. de Regio monte), * .. Königsberg (Franken), † . oder . . Rom. – Mathematiker, Astronom. R. war wahrscheinlich der Sohn eines Königsberger Müllers. Er studierte ab in Leipzig und ab in Wien, wo er Bakkalaureus wurde. Um die gleiche Zeit erstellte er bereits Horoskope
. Hälfte . Jh. für Eleonore von Portugal († ), die Gemahlin von Kaiser Friedrich III. († ). Nachdem R. den Magistergrad erlangt hatte, lehrte er an der Wiener Universität Mathematik und Naturwissenschaften, aber auch antike Literatur. Ab ist er als Erbauer astronomischer Instrumente nachgewiesen. Gleichzeitig arbeitete er als Schüler und Vertrauter mit Georg von Peuerbach zusammen. So beobachteten sie z. B. gemeinsam astronomische Phänomene wie die Mond nsternisse von . R. wirkte auch an einem von seinem Lehrer begonnenen Werk mit: Peuerbach war von Kardinal Bessarion († ) beauftragt worden, den Almagest des Ptolemäus zu bearbeiten und zu kommentieren. Als Peuerbach starb, ging R. mit Bessarion nach Italien und stellte den Text fertig. Außerdem widmete er sich in Italien dem Studium wissenschaftlicher Handschriften und hielt Vorträge in Rom und Padua. Ab lebte R. in Ungarn, wo er für König Matthias Corvinus († ) sowie für den Staatskanzler und Erzbischof Johann Vitez († ) tätig war. Ursprünglich an die neue Universität in Bratislava berufen, musste R. dort aber keine Lehrp ichten erfüllen. Stattdessen hielt er sich an den Höfen von Esztergom (dt. Gran) und Buda auf und arbeitete an astronomischen Tafeln und Jahrbüchern. Unterstützt wurde er dabei von dem ungarischen Hofastronom Marcin Bylica († ). konstruierte R. ein Astrolabium und ein Torquetum für Vitez. zog R. nach Nürnberg, wo er mit dem Kaufmann Bernhard Walther († ) zusammenarbeitete. R. vertiefte sich dort in seine wissenschaftlichen Forschungen, produzierte astronomische Geräte und verlegte Schriften aus seinem Fachgebiet. So ist aus dem Jahr eine lat. Bücheranzeige erhalten, die mehr als Veröffentlichungen ankündigt (GW M), u. a. Texte von Euklid, Ptolemäus und Archimedes. R. gilt damit als der früheste Verleger astronomischer und mathematischer Fachliteratur in Deutschland. Tatsächlich erschienen sind in R.s Druckerei neben seinen eigenen Schriften allerdings nur vier Werke anderer Autoren, darunter das Astronomicon des Marcus Manilius (um /) und Peuerbachs Theoricae novae planetarum (um ). Seine letzten Lebensmonate verbrachte R. in Italien. Nachdem er bereits kurzzeitig dorthin gereist war, hielt er sich ab ganz in Rom auf. R. sollte im Auftrag von Papst Sixtus IV. († ) an der Reform des julianischen Kalenders mitwirken, starb aber
Regiomontanus bereits im folgenden Jahr. Als Todesursache wird eine Seuche vermutet. R. verfasste zahlreiche, meist lat. Schriften zu mathematischen und astronomischen Themen. Manche der Texte sind verloren, viele wurden erst nach R.s Tod veröffentlicht. Den Schwerpunkt der Überlieferung bilden Drucke: mehr als allein bis und über weitere bis ins . Jh. Von den zu Lebzeiten R.s publizierten Werken wurden viele in Augsburg oder in Venedig bei Erhard Ratdolt gedruckt. R. selbst verlegte u. a. die Erstau agen seines Kalenders und der Ephemeriden. Diese Werke waren seine erfolgreichsten Schriften und entfalteten auch volkssprachige Wirkung. So veröffentlichte R. seinen Kalender nicht nur in lat., sondern auch in dt. Sprache. Beide Fassungen erfuhren zahlreiche Neuau agen im Umfang von meist oder Blättern. Inhaltlich bieten R.s Kalender astronomische und kalendarische Angaben wie goldene Zahl, Sonntagsbuchstaben, bewegliche Feste, Mondphasen, Sonnenund Mond nsternisse, Tag- und Nachtlängen. Die Kalender nennen dabei nicht nur konkrete Daten, sondern geben auch Hinweise zu deren Berechnung. Hinzu kommen Anweisungen für den Bau und Gebrauch von Sonnenuhren. Neben Tabellen und Textabschnitten enthalten die Kalender Abbildungen von Mondphasen, Sonnenuhren, astronomischen Scheiben und anderen Berechnungshilfen. Rezipiert wurden R.s dt. Kalender nicht allein über die populären Drucke, sondern auch handschriftlich, wie die dt. Druckabschrift in Kodex B belegt. erschienen erstmals R.s lat. Ephemeriden, die in ihren umfangreichsten Au agen rund Seiten umfassen. Sie enthalten astronomische, astrologische und kalendarische Daten für die einzelnen Tage des Berichtszeitraums, der von bis reicht. Angegeben werden u. a. die Positionen von Sonne, Mond und Planeten, außerdem Sonnen- und Mond nsternisse, kirchliche Festtage und Sonntagsbuchstaben. Die Ephemeriden etablierten sich bald als nautisches Standardwerk und wurden von Christoph Columbus, Vasco da Gama und Amerigo → Vespucci benutzt. Nicolaus Copernikus las R.s Almanach während des Studiums und versah seine Ausgabe mit eigenen Notizen. Zudem beein usste R.s Werk Almanache anderer Autoren. Die volkssprachige EphemeridenTradition setzte ein. Damals erschien in Venedig eine teilweise deutschsprachige Fassung für
Regiomontanus den Berichtszeitraum von bis . Im selben Jahr wurde dort eine lat. Ephemeriden-Ausgabe gedruckt (GW M), von der Handschrift M eine anonyme dt. Teilübersetzung überliefert. Der gegenüber der Vorlage gekürzte M-Text wurde möglicherweise als Übung verfasst. Um erschienen R.s lat. Disputationes contra Cremonensia in planetarum theoricas deliramenta. Darin treten zwei Magister aus Wien und Krakau auf, die allgemein als R. und Bylica identi ziert werden. Ihr polemischer Dialog wendet sich gegen Planetentheorien des . Jh. Spätestens wurden R.s Tabulae directionum profectionumque gedruckt, die er in Ungarn für Vitez geschrieben hatte. Die Tafeln dienten der Berechnung von Horoskopen aus astronomischen Grunddaten. erfolgte die Veröffentlichung der Bessarion gewidmeten Epitoma in Almagestum, deren Fortsetzung Problemata almagesti verschollen ist. Mit der Berechnung der Bewegungen des Sternenhimmels im Sinne der sphärischen Trigonometrie beschäftigten sich R.s Tabula primi mobilis (). Die Benutzung des Werks wird in den publizierten Fundamenta erläutert. R.s De cometae magnitudine longitudineque ac de loco eius vero problemata XVI () erörtert die Kalkulation der Größe, Position und Entfernung von Kometen. Die ähnlich betitelte Schrift De cometa () wurde lange ebenfalls R. zugeschrieben. Sie beruht aber auf De cometis () von Eberhard → Schleusinger, der mit R. in Wien studierte. Von großer Bedeutung für die Geschichte der Mathematik ist das fünfteilige De triangulis omnimodis. R. hatte bereits ab daran gearbeitet, doch erschien die unvollendete Schrift erst . Das Bessarion gewidmete Lehrbuch behandelt die Grundlagen der ebenen und sphärischen Trigonometrie. Es gilt in diesem Bereich als erstes westeuropäisches Überblickswerk seiner Art und beein usste spätere Mathematiker und Astronomen. Ebenfalls wurde der bereits um / verfasste Dialog De quadratura circuli publiziert. Darin widerlegt R. Theorien des → Nikolaus von Kues zur Quadratur des Kreises. wurde unter dem Titel Oratio [...] habita Patavii eine Rede gedruckt, die R. in Padua gehalten hatte. Der Text ist als eine der frühesten Vorlesungen über die Geschichte der Naturwissenschaften von Interesse. Weitere Schriften R.s beschreiben den Bau astronomischer Instrumente, etwa Problemata XXIX. Saphaeae [...] () und Scripta [...] de Torqueto, Astrolabio armillari [...] (). Das Geometrielehrbuch Commen
. Hälfte . Jh. surator wurde R. früher zugeschrieben, gilt heute aber als wahrscheinlich unecht. Überliefert sind auch Briefwechsel R.s mit dem Erfurter Mathematiker Christian Roder sowie den Astronomen Giovanni Bianchini und Jakob von Speyer. R. war einer der wichtigsten Astronomen und Mathematiker des späten MA. Mit seinen theoretischen Arbeiten gab er der Trigonometrie entscheidende Impulse. Die hohe Genauigkeit seiner Berechnungen machte Schriften wie die Ephemeriden zu Standardwerken. Seine Beschäftigung mit antiken Autoren wie Ptolemäus zeigte einen philologisch-kritischen Ansatz, der bereits den Geist des Humanismus erkennen lässt. Daneben erwarb R. sich Verdienste als Instrumentenbauer, erfolgreicher Kalenderautor und Verleger wissenschaftlicher Fachliteratur. Ü: . Dt. Kalender: B: Berlin, SBB, mgq , v–r (Pap., . Jh., Druckabschrift). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. . Ephemeriden dt.: M: München, BSB, cgm , r–r (Pap., nach im späten . Jh., bair.). – Vgl. Unterreitmeier/Keller (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. . Zur lat. Überl. vgl. Zinner (s. Lit.). D: . R.s eigene Werke: Mehr als meist lat. Drucke allein bis , zudem über weitere Drucke bis ins . Jh. – Verz. der Drucke: Zinner (s. Lit.). – GW (online), mit weiteren Drucken im Anhang. der Sphaera mundi von Johannes de Sacro Bosco. – VD. . Von R. verlegte Werke: Marcus Manilius: Astronomicon. Ebd., [um /] (GW M). – Basilius Magnus: De legendis libris gentilium. [Nürnberg: Johannes Regiomontanus, um ] (GW f.). – Georg von Peuerbach: Theoricae novae planetarum. [Ebd., um ] (GW M). – Mapheus Vegius: Dialogus inter Alithiam et Philalethen. [Ebd., um /] (GW M). . Dt. Kalenderdrucke bis : GW M, M, M, M f., M; VD M –. – Frühester dt. Kalenderdruck: Nürnberg: Johannes Regiomontanus, (GW M). . Ephemeriden mit dt. Einführung: Venedig: Erhard Ratdolt, (GW M). A: . Dt. Kalender: Dt. Calender für die Jahre bis . München (Faks.). – Der dt. Kalender. Nürnberg, um . Hg. v.
. Hälfte . Jh. Ernst Zinner. Leipzig (Faks.). – OnlineFaks. von Hs. B: http://resolver.staatsbibliothekberlin.de/. – Online-Faks. von GW M: http://daten.digitale-sammlungen.de/. . Weitere Werke: Opera collectanea. Hg. v. Felix Schmeidler. Osnabrück (Nachdr. ebd. ; Faks.). – Commensurator. Problemata geometrica omnimoda. Hg. v. Wilhelm Blaschke/ Günter Schoppe (Abh. der Akad. der Wiss. und Lit. Mainz, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Kl. ). Wiesbaden . – On Triangles/De triangulis omnimodis. Hg. v. Barnabas Hughes. Madison . – Häusertafeln nach Regiomontanus. Hg. v. Paul Szkalnitzky. Bde. Wien . – Scripta. Hg. v. Johann Schöner. Frankfurt/M. (Nachdr. der Ausg. Nürnberg ). – Grössing (s. Lit.; Paduaner Rede). . Briefe: Der Briefwechsel R.s mit Giovanni Bianchini, Jakob von Speyer und Christian Roder. In: Urkunden zur Gesch. der Mathematik im MA und der Renaissance. Bd. . Hg. v. Maximilian Curtze (Abh. zur Gesch. der mathematischen Wiss. ). Leipzig , S. –. – Gerl (s. Lit.). Ü: Hughes (s. Ausg.; engl.). L: Weitere Lit. bei Zinner (s. u.). – Siegmund Günther, ADB () S. –. – Helmuth Grössing, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. – u. ö. – Felix Schmeidler, LexMA () Sp. f. – Menso Folkerts/Andreas Kühne, NDB () S. f. – Fritz Krafft, Killy () S. f. – Karl Bopp: Ein Sendschreiben Regiomontans an den Cardinal Bessarion. In: Arch. für die Gesch. der Naturwiss. und der Technik () S. –. – Karl Fischer: Die Bücherslg. des Regiomontan. München . – E. Zinner: Die wissenschaftlichen Bestrebungen Regiomontans. In: Beitr. zur Inkunabelkunde NF () S. –. – Edward Rosen: R.’ ‹Breviarium›. In: Medievalia et Humanistica () S. f. – E. Zinner: Einige Hss. des Johann Regiomontan (aus Königsberg in Franken). In: Ber. des Hist. Ver. für die P ege der Gesch. des ehemaligen Fürstbistums Bamberg () S. –. – E. Zinner: Leben und Wirken des Johannes Müller von Königsberg, genannt R. Osnabrück (ergänzte Neuausg. in engl. Sprache: R. His Life and Work. Amsterdam u. a. ). – Marshall Clagett: A Note on the ‹Commensurator› Falsely Attributed to R. In: Isis () S. f. – N. G.
Regiomontanus Hairetdinova: On the Oriental Sources of the R.’ Trigonometrical Treatise. In: Archives internationales d’histoire des sciences () S. –. – Hans Lü ing: J. R. und Erhard Ratdolt. In: FS Josef Stummvoll. Bd. . Hg. v. Josef Mayerhöfer/ Walter Ritzer. Wien , S. –. – M. Folkerts: Regiomontans Euklidhss. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Jahre Regiomontan, Jahre Astronomie [...]. Hg. v. ‹Der Mensch und der Weltraum e. V.› und dem Germ. Nationalmus. Nürnberg . – Diedrich Wattenberg: J. Regiomontan und die vorcopernicanische Astronomie. Berlin-Treptow . – Schr. und Instrumente aus der Zeit Regiomontans. Johannes Müller, –, genannt Regiomontan aus Königsberg in Franken [...]. Bearb. v. Gudrun Wolfschmidt. Bamberg . – Rudolf Mett: Von Königsberg nach Rom. Der Weg des Johannes Müller genannt R. aus Königsberg in Franken. Königsberg (Haßberge) . – Claudia Kren: Planetary Latitudes, the Theorica Gerardi, and R. In: Isis () S. –. – M. Folkerts: R. als Mathematiker. In: Centaurus () S. –. – R.-Stud. Hg. v. Günther Hamann. Wien . – Maury D. Feld: Constructed Letters and Illuminated Texts: R., Leon Battista Alberti and the Origins of Roman Type. In: Harvard Library Bulletin () S. –. – H. Grössing: Der Humanist R. und sein Verhältnis zu Georg von Peuerbach. In: Humanismus und Naturwiss. Hg. v. Rudolf Schmitz/Fritz Krafft. Boppard , S. –. – Hans Unterreitmeier/Karl Heinz Keller: Eine dt. Einf. in die Astrologie aus Ingolstadt. Beschreibung des cgm . In: Sammelbl. des Hist. Ver. Ingolstadt () S. –. – H. Grössing: Humanistische Naturwiss. Zur Gesch. der Wiener mathematischen Schulen des . und . Jh. Baden-Baden , S. –,–, – u. ö. – Ders./Maria G. Firneis: Das Meteoroskop des R. In: Globusfreund / () S. –. – Irmela Bues: J. R. (–). In: Fränkische Lebensbilder. Bd. . Hg. v. Alfred Wendehorst/Gerhard Pfeiffer. Neustadt/Aisch , S. –. – M. Folkerts: R. als Vermittler algebraischen Wissens. In: Mathemata. FS Helmuth Gericke. Hg. v. dems./Uta Lindgren. Stuttgart , S. –. – Jane L. Jervis: Cometary Theory in Fifteenth-Century Europe. Dordrecht , S. – u. ö. – R. Mett: R. in Italien. Wien . – Armin Gerl: Trigonometrischastronomisches Rechnen kurz vor Copernicus. Der Briefwechsel R.-Bianchini. Stuttgart . – Ernst
Regiomontanus Glowatzki/Helmut Göttsche: Die Tafeln des R. Ein Jahrhundertwerk. München . – Franz Machilek: Astronomie und Astrologie. Sternforschung und Sternglaube im Verständnis von J. R. und Benedikt Ellwanger. In: Astronomie und Astrologie in der Frühen Neuzeit. Akten des interdisziplinären Symposions ./. April in Nürnberg (Pirckheimer-Jb. ). Hg. v. Stephan Füssel. Nürnberg , S. –. – Antonio Rigon: Bessarione, Giovanni Regiomontano e i loro studi su Tolomeo a Venezia e Roma (–). In: Studi veneziani NS () S. –. – Angelika Wingen-Trennhaus: R. als Frühdrucker in Nürnberg. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –. – Wolfgang von Stromer: Meister Konrad Scherp, Regiomontans Experte für Feinmechanik in der Nürnberger Officina Febrilis und für den wissenschaftlichen Buchdruck. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –. – Mieczyslaw Markowski: Ein unbekanntes Werk des J. R. über Kometen. In: Studia Mediewistyczne () S. –. – R. Mett: R. und die Entdeckungsfahrten im . Jh. In: Mitt. der Österr. Ges. für Gesch. der Naturwiss. () H. /, S. –. – Ingeborg Neske: Neues zu Regiomontan. Eine wiedergefundene Hs. aus seinem Besitz. In: Bibliotheksforum Bayern () S. –. – Ders.: R. Wegbereiter des neuen Weltbildes. Stuttgart/Leipzig . – M. Folkerts: J. R. – Algebraiker und Begründer der algebraischen Symbolik. In: Rechenmeister und Cossisten der frühen Neuzeit [...]. Hg. v. Rainer Gebhardt/Helmuth Albrecht. AnnabergBuchholz , S. –. – Karl Mütz: Der Kalender für Graf Eberhard im Bart und der Kalender von R. Zwei herausragende Werke ihrer Zeit. In: Zs. für Württembergische Landesgesch. () S. –. – Wolfgang Kokott: Regiomontans Ephemeriden für die Jahre –. In: Sterne und Weltraum () S. –. – Annette Hetzer: Das Schicksal einer Privatbibl. aus dem . Jh. Die Bibl. des R. und des Bernhard Walther. Bde. Erlangen/Nürnberg . – Michael H. Shank: R. and Homocentric Astronomy. In: Journal for the History of Astronomy () S. –. – Noel M. Swerdlow: R.’s ConcentricSphere Models for the Sun and Moon. In: ebd. () S. –. – Uta Lindgren: Regiomontans Wahl. Nürnberg als Standort angewandter respektive praktischer Mathematik im . und beginnenden . Jh. In: Anz. des Germ. Nationalmuseums
. Hälfte . Jh. () S. –. – R. Mett: J. R. Ein Schüler des Georg von Peuerbach. In: Der die Sterne liebte. Georg von Peuerbach und seine Zeit. Hg. v. H. Grössing. Wien , S. –. – Jürgen Hamel/ Kurt Heydeck: J. R.: Dt. Kalender. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. –. – J. Hamel: J. R.: Dt. Kalender für bis . In: ebd., S. . – Richard L. Kremer: Text to Trophy. Shifting Representations of R.’s Library. In: Lost Libraries. The Destruction of Great Book Collections since Antiquity. Hg. v. James Raven. Houndsmill u. a. , S. –. – Daniel Glowotz: J. R. (–). Musikanschauung und Weltbild eines Astronomen im . Jh. In: Kirchenmusikalisches Jb. () S. –. – F. Jamil Ragep: Ali Qushji and R.: Eccentric Transformations and Copernican Revolutions. In: Journal for the History of Astronomy () S. –. – James S. Byrne: A Humanist History of Mathematics? R.’s Padua Oration in Context. In: Journal of the History of Ideas () S. –. – M. Folkerts: The Development of Mathematics in Medieval Europe. The Arabs, Euclid, R. Aldershot u. a. . – M. H. Shank: R. as a Physical Astronomer. Samplings from ‹The Defence of Theon Against George of Trebizond›. In: Journal for the History of Astronomy () S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f., . – Sebastiano Gentile: Alberti, Regiomontano e la ‹Geographia› di Tolomeo. In: Leon Battista Alberti. Teorico delle arti e gli impegni civili del ‹De re aedi catoria›. Bd. . Hg. v. Arturo Calzona. Florenz , S. –. – David A. King: Astrolabes and Angels, Epigrams and Enigmas. From R.’ Acrostic for Cardinal Bessarion to Piero della Francesca’s Flagellation of Christ. An Essay. Stuttgart (mit CDROM). – Michela Malpangotto: Regiomontano e il rinnovamento del sapere matematico e astronomico nel Quattrocento. Bari . – M. H. Shank: The Geometrical Diagrams in R.’s Edition of his own Disputationes (c. ). Background, Production, and Diffusion. In: Journal for the History of Astronomy () S. –. – M. Malpangotto: Vienne, Rome, Nuremberg. R. et l’Humanisme. In: Europe et Sciences Modernes. Histoire d’un Engendrement Mutuel. Hg. v. Vincent Jullien u. a. Bern u. a. , S. –. MM
. Hälfte . Jh. Stolberger, Heinrich. – Mathematiker, Lateinschullehrer, Mitte/zweite Hälfte . Jh. H. S. aus Amberg, der seine Elementarbildung vermutlich in seiner oberpfälzischen Heimatstadt erhalten hatte, immatrikulierte sich vor dem .. in Heidelberg. Trotz mehrerer Unterbrechungen hielt er nahezu dreißig Jahre Kontakt zur Universität. Am .. wurde er in Heidelberg zum Magister promoviert, am .. zum Bakkalaureus des Römischen Rechts. Am .. nahm man ihn in den Rat der Artistenfakultät auf. Am .. immatrikulierte er sich, offenbar als Inhaber eines geistlichen Amtes in Regensburg, an der Universität Freiburg. Um scheint S. an der Stadtschule in Chemnitz, im selben Jahr dann aber bereits (wieder?) an der Lateinschule St. Martin in Amberg unterrichtet zu haben, als deren Rektor er von bis zum .. nachweisbar ist. Er stand mit Hartmann → Schedel in Kontakt, für den er – in Amberg eine Handschrift kopierte (München, BSB, Clm ). Eine Handschrift mit Schultexten, die sich heute in Dresden be ndet (Mscr. M ), ist offensichtlich in Amberg () und Chemnitz () entstanden; ein Zusammenhang mit S. ist wahrscheinlich. S.s Schriften sind noch nicht gesichtet. Sicher gehen auf ihn ein in Heidelberg () verfasster Algorismus-Kommentar und der lat.-dt. Lapillus de scholasticali informatione (Chemnitz, ) zurück. . Algorismus-Kommentar. Klassisches Lehrbuch ma. Rechenkunst war der Algorismus vulgaris des → Johannes de Sacrobosco (–, Paris), der an den Artistenfakultäten kommentiert wurde. In dieser Tradition steht auch H. S.s Kommentar, der freilich im Unterschied zu anderen Rechenlehren fast vollständig auf Rechenbeispiele verzichtet. Viel Raum nehmen dagegen Merkverse und Rätselaufgaben ein, worin sich der Gebrauchszusammenhang Lateinschule zur Geltung bringen dürfte. S.s Kommentar wurde vom Freiburger Rektor Nikolaus Matz (um –) verarbeitet. Ü: a) Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Vat. Pal. lat. , r–r (). – b) Michelstadt, Nikolaus-Matz-Bibl., Ms. D , r–r (). Ausgaben fehlen. Die Rätsel mit Übersetzung bei Hellmann (s. Lit.). . Lapillus de scholasticali informatione (). Der Lapillus ist ausweislich der Subskription in Amberg gelesen worden, ausweislich des letzten Distichons indes in Chemnitz entstanden. Das
Stolberger Werklein steht in der Tradition der lat.-dt. Schülerregeln, aus denen es auch schöpft. Durch den früher als «Capellus» verlesenen Titel (so noch Henkel) gliedert S. es einerseits den mit «Gemma» oder «Lapis» überschriebenen Lehrtexten an, anderseits greift er mit ihm auf das vorletzte Distichon zurück, in dem die Schüler dafür gerügt werden, einen Stein aus der Chemnitzer Kirchenmauer gebrochen zu haben. Das mag einen historischen Hintergrund haben, ndet sich freilich auch als Verbot im → Scolaris (Bahlmann Nr. ). Ü: Breslau, UB, Cod. Mil. VIII. ., r–v. – Eine wesentlich kürzere, jedenfalls ältere Fassung (aus Kloster Heinrichau in Schlesien) in Breslau, UB, Cod. IV. Q. , r-v. L: Robert Joachim: Freidanks Bescheidenheit. Lat. und dt. nach der Görlitzer Hs. veröffentlicht. In: Neues Lausitzisches Magazin () S. –. – Paul Bahlmann: SchülerRegeln aus dem Ende des . Jh. In: Mitt. der Ges. für dt. Erziehungs- und Schulgesch. () S. –. – Richard Stauber: Die Schedelsche Bibl. Freiburg , S. f., –. – Konrad Gusinde: Konrad von Heinrichau und die Bedeutung der altschlesischen Vokabulare für die Mundartenforschung und Volkskunde. In: Mitt. der Schlesischen Ges. für Volkskunde () S. –. – Maximilian Weigel: Die Rektoren der Martinsschule in Amberg. In: Zs. für bayerische Kirchengesch. () S. –. – Nikolaus Henkel: Dt. Übersetzungen lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit (MTU). München , S. f. – James Hankins: The Study of the Timaeus in Early Renaissance Italy. In: Natural Particulars. Hg. v. Anthony Grafton/Nancy G. Siraisi. Cambridge/Mass. , S. –, hier S. (Nr. ). – Dagmar Drüll: Heidelberger Gelehrtenlex. –. Berlin u. a. , S. f. – Martin Hellmann: Die Algorismus-Vorlesung von Nikolaus Matz aus Michelstadt (um –). In: Verfasser und Hg. mathematischer Texte der frühen Neuzeit. Hg. v. R. Gebhardt (Schr. des AdamRies-Bundes Annaberg-Buchholz ). AnnabergBuchholz , S. –. – Ders.: Von Pythagoras zum Liber de cosa. Bemerkungen von Nikolaus Matz über die Gesch. der Rechenkunst. In: Bewahren und Erforschen. FS Kurt Hans Staub. Hg. v. Wolfgang Schmitz. Michelstadt , S. –. – Ders.: Die Rätselaufgaben im Algorismus-Komm. von Henricus S. aus
Algorismus Ratisbonensis Amberg. In: Arithmetische und algebraische Schr. der frühen Neuzeit. Hg. v. R. Gebhardt (Schr. des Adam-Ries-Bundes Annaberg-Buchholz ). Annaberg , S. –. – Volker Honemann: Das Abstractum-Glossar in der Berliner Hs. Ms. germ. quart. und der Breslauer Hs. cod. IV. Q. . In: Äußern und Bedeuten. FS Eckard Rolf. Tübingen , S. –. – Christoph Fasbender: Die Chemnitzer Lateinschule im späten MA. In: Lateinschulen im mitteldt. Raum. Hg. v. dems./ Gesine Mierke (EUROS. Chemnitzer Arbeiten zur Literaturwiss. ). Würzburg , S. –. – Sandy Rücker: ‹Lapillus de scolasticali informatione› – ein Text aus der Chemnitzer Lateinschule aus dem Jahr . In: ebd., S. –. CF Algorismus Ratisbonensis. – Dt.-lat. Rechenbuch, erste Hälfte . Jh. Der aus dem Regensburger Benediktinerkloster St. Emmeram stammende A. R. wurde wahrscheinlich als Rechenbuch für den Mathematikunterricht der Klosterschule verfasst. Als älteste Fassung in der neun Handschriften umfassenden Überlieferung gilt F. Die erste datierbare Fassung in Handschrift A wurde in der Mitte des . Jh. aufgezeichnet. Die Entstehung des A. R. ist aber in der ersten Hälfte des . Jh. zu vermuten. Das in dt. und lat. Sprache geschriebene Werk umfasst drei Teile: Zunächst werden Rechenarten, -verfahren und -beispiele für das Rechnen mit positiven ganzen Zahlen dargestellt. Dieser Teil steht in der Traditon des populären Algorismus vulgaris (um ) von → Johannes de Sacrobosco. Der zweite Teil behandelt das Bruchrechnen und in einem Schlussabschnitt die Proportionen. Die Anordnung der Rechenarten folgt dem ersten Teil. Als Grundlage dieses Teils gilt der Algorismus de minutiis (um ) von Johannes de Lineriis. Der dritte Teil des A. R. ist auch als Practica bekannt. Er versammelt vor allem Aufgaben und Beispielrechnungen aus dem kaufmännischen Bereich, darunter Währungs-, Preis- und Gewinnberechnungen. Die Practica enthalten aber auch spielerische Rechenaufgaben. Die zunächst Aufgaben dieses Teils wurden in späteren Fassungen auf über Aufgaben erweitert. Insgesamt zeigen die Practica Einüsse von Leonardo von Pisa, Johannes Hispalensis und Abraham ibn Ezra. Die Forschung hat deutliche Unterschiede zwischen den Fassungen des Textes herausgearbeitet. Der A. R. liegt nur in A und F vollständig vor.
. Hälfte . Jh. Die Handschriften D, E und I enthalten jeweils nur den ersten Teil. C bietet eine gekürzte Fassung, jedoch mit erweiterten Practica. B, G und H gelten als Bearbeitungen. Die Fassungen A und B wurden von Friedrich → Amann geschrieben, der vor allem den B-Text der Practica veränderte und erweiterte. Eine Rezeption erfuhr der A. R. bereits in den Rechenbüchern des . Jh. Beispiele sind die Bamberger Rechenbücher von und sowie das Rechenbuch des Johann → Widmann von . Die Wirkung des A. R. erstreckte sich räumlich bis nach Österreich und zeitlich bis ins . Jh. Ü: F: St. Florian, Stiftsbibl., cod. XI (. Jh.). – A: München, BSB, clm (/ mit Nachtrag ). – B: Ebd., clm (–). – C: Ebd., clm (/). – D: Ebd., clm (–). – E: Ebd., clm (. Jh.). – I: Ebd., clm (. Jh.). – H: Ebd., clm (. Jh.). – G: Augsburg, SuStB, ° cod. (um ). – Vgl. u. a. Vogel (s. Ausg.) und Zimmermann (s. Lit.). A: Kurt Vogel: Die Practica des A. R. Ein Rechenbuch des Benediktinerklosters St. Emmeram aus der Mitte des . Jh. nach den Hss. der Münchener Staatsbibl. und der Stiftsbibl. St. Florian. München , S. – (Teilausg.). – Dt. Fachprosa des MA. Ausgewählte Texte. Hg. v. Wolfram Schmitt. Berlin u. a. , S. – (Teilausg.). L: Monika Zimmermann, VL () Sp. –; () Sp. . – Vogel (s. Ausg.). – Christoph Meinel: Maß und Zahl im MA. In: Gelehrtes Regensburg. Stadt der Wiss. Stätten der Forschung im Wandel der Zeit. Hg. Univ. Regensburg. Red. Angelika Reich. Regensburg , S. –. – Armin Gerl: Fridericus Amann. In: Rechenbücher und mathematische Texte der frühen Neuzeit. Tagungsband zum wiss. Kolloquium ‹Rechenbücher und Mathematische Texte der Frühen Neuzeit› [...]. Hg. v. Rainer Gebhardt. Annaberg-Buchholz , S. –. – Barbara Gärtner: Johannes Widmanns ‹Behende vnd hubsche Rechenung›. Die Textsorte ‹Rechenbuch› in der Frühen Neuzeit. Tübingen , S. f. u. ö. – Max Boeters: Die Gesch. der dt. ‹halb›-Zahlwörter. Unters. zur Neubesetzung eines lexikalischen Feldes und zur Univerbierung syntaktischer Gruppen. Heidelberg , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f., u. ö. MM
. Hälfte . Jh. Amann, Friedrich (auch: Fridericus A.; Frater Fridericus; Fridericus astronomus) OSB. – Mathematischer, astronomischer und geographischer Fachschriftsteller, Mitte/zweite Hälfte . Jh. A. hat sich an der Leipziger Universität immatrikuliert (als «Fridericus Ammon de Wysenfelt» [Waischenfeld bei Bayreuth [?]) und begegnet später im Regensburger Benediktinerkloster St. Emmeram. wurde er zum Subdiakon geweiht. Seine erste Messe zelebrierte er , um noch im selben Jahr die ersten Pfründen zu erhalten. verließ A. Regensburg und lebte zumindest zeitweise im Salzburger Stift St. Peter. Vor kehrte er nach St. Emmeram zurück und hielt sich vermutlich bis zu seinem Tod in Regensburg auf. Die These der frühen Forschung, wonach der angesehene Emmeramer Naturkundler Fridericus astronomus statt mit A. mit Friedrich → Gerhart zu identi zieren sei, wird nicht mehr vertreten. Beide waren Mitte des . Jh. Mönche in St. Emmeram. Da neben Angaben wie «frater fridericus» in einigen wenigen Handschriften auch Subskriptionen mit vollem Namen begegnen, konnten aufgrund der unterschiedlichen Schriften die fraglichen Codices jeweils einem der beiden Schreiber zugeordnet werden. Dadurch werden einige Emmeramer Handschriften, die als Autographe Gerharts galten, heute A. als Schreiber zugesprochen (s. Überl.). Seine Manuskripte fallen in den Zeitraum –. Im Einzelfall kann es schwer zu entscheiden sein, ob A. für die entsprechenden Aufgaben, Tabellen oder Texte als Autor, Kompilator oder lediglich Schreiber verantwortlich zeichnet. Zu A.s mathematischen Arbeiten zählt zunächst die Ergänzung des → Algorismus Ratisbonensis, der in St. Emmeram als mathematisches Lehrbuch gedient hat und vor entstanden sein dürfte. Dessen «Practica»-Teil hat A. zwischen und um zahlreiche neue lat. und dt. Aufgaben erweitert, die teils aus zusätzlichen Quellen stammen, teils aber auch von A. selbst erfunden worden sein dürften. Es waren A.s Erweiterungen auf dem Gebiet des kaufmännischen Rechnens, die in besonderem Maße auf die ersten gedruckten Rechenbücher gewirkt haben (→ Bamberger Rechenbuch , → Bamberger Rechenbuch (Blockbuch), Ulrich → Wagner, Johannes → Widmann; vgl. auch → Bamberger mathematisches Manuskript). Auch hat A. Berechnungen der ersten fünf vollkommenen Zahlen in dt. Sprache angestellt, die neben denjenigen des → Regiomontanus die frühesten be
Amann kannten derartigen Kalkulationen darstellen. Ferner gehen auf A. die erste dt. Algebra-Schrift zurück und womöglich auch Entwicklungsansätze einer Algebra-Symbolik (→ Deutsche Algebra). Die geographische/kartographische Hinterlassenschaft A.s wartet oftmals mit dt. Begleittexten auf und ist ein bedeutendes Rezeptionszeugnis der ptolemäischen Geographie (→ Ptolemäus). Aus den zahlreichen Koordinatentabellen, aus denen sich etwa Europa- oder Weltkarten rekonstruieren lassen, sticht die Klosterneuburger Fridericus-Karte hervor. Es ist indes unklar, ob diese Karte Mitteleuropas auf A. selbst zurückgeht oder ob er die Koordinaten der entsprechenden Tabelle aus einer Klosterneuburger Vorlagenkarte bezog. Für die sog. Etzlaubkarten aus dem frühen . Jh. war die Fridericus-Karte mit ihrem polaren Netzwerk ein maßgeblicher Bezugspunkt. Die astronomischen Codices von A.s Hand stellen überwiegend Abschriften bekannter lat. Texte dar, die A. vornahm, um die Lehre an der Emmeramer Klosterschule auf die Höhe der Zeit zu bringen. Dt. Einsprengsel begegnen hier äußerst selten. Ü (durchweg autograph): Der Algorismus Ratisbonensis wird von neun Hss. tradiert. Die Erweiterungen A.s nden sich in den Codices: München, BSB, Clm () und Clm (/). – Vollkommene Zahlen: Ebd., v–r. – Algebra-Schrift/-Symbolik: Ebd., v–v/v–v. – Geographische Arbeiten: München, BSB, Clm (Mitte . Jh.). – Eine astronomische Hs. mit dt. Anteil ist: Ebd., Clm , Bl. – (Mitte . Jh.) (Bestimmung von Mond- und Sonnen nsternissen). – Weitere naturkundliche (Teil-)Autographen A.s: Ebd., Clm und ; Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. . – Theologische Abschriften A.s: München, BSB, Clm , , , , , . A: Erweiterungen des Algorismus Ratisbonensis: Die Practica des Algorismus Ratisbonensis. Ein Rechenbuch des Benediktinerklosters St. Emmeram aus der Mitte des . Jh. nach der Hs. der Münchener SB und der Stiftsbibl. St. Florian. Hg. und erl. v. Kurt Vogel (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgesch. ). München (ohne Berücksichtigung des Clm ). – Vollkommene Zahlen: Maximilian Curtze: MathematikGesch. aus dem Cod. Latinus Monacensis No. . In: Arch. der Mathematik und Physik . Reihe () S. –. – Algebra-Schrift/
Schlapperitzin -Symbolik: Ders.: Ein Beitr. zur Gesch. der Algebra in Deutschland im . Jh. In: Abh. zur Gesch. der Mathematik () S. –, hier S. –. L: K. Vogel: Fridericus (eigentlich Gerhart, Friedrich). In: NDB () S. . – Armin Gerl, VL () Sp. –. – Dana Bennet Durand: The Vienna-Klosterneuburg Map Corpus of the Fifteenth Century. A Study in the Transition from Medieval to Modern Science. Leiden , S. –. – Ernst Zinner: Leben und Wirken des Johannes Müller von Königsberg genannt Regiomontanus. ., verb. und erw. Au . Osnabrück , S. –. – Wolfgang Kaunzner: Zur Entwicklung der Mathematik im . Jh. In: Österr. Akad. der Wiss. MathematischNaturwissenschaftliche Kl. Denkschr. / () S. –, hier S. (auch als selbstständige Publ. Wien ). – Christoph Meinel: Maß und Zahl im MA. In: Gelehrtes Regensburg – Stadt der Wiss. Stätten der Forschung im Wandel der Zeit. Hg. v. der Univ. Regensburg. Red.: Angelika Reich/ Hans Jürgen Höller. Regensburg , S. –, hier S. –. – Elisabeth Wunderle: Kat. der lat. Hss. der BSB München. Die Hss. aus St. Emmeram in Regensburg. Bd. : Clm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis IV//). Wiesbaden , S. XIV f. – A. Gerl: Fridericus A. In: Rechenbücher und mathematische Texte der frühen Neuzeit. Hg. v. Rainer Gebhardt (Schr. des Adam-Ries-Bundes ). Annaberg-Buchholz , S. –. – Ders.: Fridericus A. und Nikolaus von Kues. In: Neutraublinger Bll. () S. –. – Ders.: Fridericus A. und die Geographie. In: ebd. () S.–. – Ders.: Fridericus A. und die Mathematik seiner Zeit. In: Verfasser und Hg. mathematischer Texte der frühen Neuzeit. Hg. v. R. Gebhardt (Schr. des Adam-Ries-Bundes Annaberg-Buchholz ). Annaberg-Buchholz , S. –. – Ders.: Fridericus A. Astronom, Kosmograph und Mathematiker der frühen Neuzeit: seine astronomischen Arbeiten. In: Astronomy as a model for the sciences in early modern times. Hg. v. Menso Folkerts u. a. Ausgburg , S. –. – Ders.: Astronomisches Rechnen bei Fridericus A. In: Visierund Rechenbücher der frühen Neuzeit. Hg. v. R. Gebhardt (Schr. des Adam-Ries-Bundes ). Annaberg-Buchholz , S. –. – M. Folkerts: Fridericus A. und seine Bedeutung für die mathematischen Wiss. im . Jh. In: Gelehrtes Leben im Kloster. Sankt Emmeram als Bildungszentrum im SpätMA. Hg. v. Peter Schmidt. München
. Hälfte . Jh. , S. –. – Wilhelm-Heinz Alten u. a.: Jahre Algebra. Gesch. Kulturen. Menschen. ., überarb. Au . , S. . VZ Schlapperitzin, Konrad. – Verfasser eines Spruchgedichts, Schreiber, lebte um . S. wird in Handschrift S als Autor eines dort überlieferten Spruchgedichts genannt. Als Jahr der Abfassung wird angegeben; der Kodex selbst wurde jedoch erst später geschrieben. Der in dt. Reimpaarversen gedichtete Text (Incipit: «So verr ich mich kan verstan») ist unter Titeln wie Anlaster eines Pferdes oder Was anlaster ein ross moeg han bekannt. Zielpublikum waren mit Pferden und Rosshandel befasste Personen wie Marstaller und Pferdeknechte. Für diese bietet der Text eine Aufzählung zahlreicher pferdetypischer Erkrankungen (z. B. Entzündungen) und körperlicher De zite (z. B. gebogener Rücken). Das im Text versammelte Wissen soll den Lesern helfen, Pferde richtig einzuschätzen und nicht auf Rosstäuscher hereinzufallen. Die Aufzählung folgt dem traditionellen Muster «vom Scheitel bis zur Sohle», weist aber auch Untergliederungen auf, etwa nach Symptomen oder Körperbereichen. Das Werk gilt als durchaus eigenständig, doch wird bei S. auch Kenntnis des Rossarzneibuchs von Meister → Albrant vermutet. Ein K. S. identi ziert sich durch Eigennennung auch als Schreiber der Handschrift N von . Der Kodex bietet eine dt. Übersetzung des AT nach der Vulgata und der sog. Historienbibel Ia. Von Interesse ist die Handschrift durch ihre über farbigen Federzeichnungen. Die meist ganz- oder doppelseitigen Illustrationen zeigen überwiegend Bibelszenen. Ü: N: New York, Public Library, MA Ms. , Bll. (Pap., , alemannisch; Autograph). – S: St. Gallen, Stiftsbibl., cod. , S. f. (Pap., hier frühes . Jh.). – Vgl. Norbert H. Ott/Ulrike Bodemann: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. – (Nr. ..); Bd. /, ebd. , S. f. (Nr. A..); Bd. , ebd. , S. f. (Nr. ..). – Beat Matthias von Scarpatetti: Die Hss. der Stiftsbibl. St. Gallen . Abt. IV, Codices –. Wiesbaden , S. –. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. A: Ludwig Ettmüller: Anlaster eines Pferdes. In: Anz. für Kunde des dt. MA ()
. Hälfte . Jh. Sp. –. – Froehner (s. Lit.). – OnlineTeilfaks. von Hs. N: http://digitalgallery.nypl.org/ nypldigital/. – Online-Faks. von Hs. S: www.ecodices.unifr.ch/de/description/csg/. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Reinhard Froehner: Kulturgesch. der Tierheilkunde. Bd. : Die Tierheilkunde in Deutschland im MA und in der Neuzeit. Konstanz , S. –. – Gerhard Eis: Altdt. Zaubersprüche. Berlin , S. . – Ders.: Die überlange Pferdemähne. Zu Wolframs ‹Parzival› ,). In: Ders.: Kleine Schr. zur altdt. weltlichen Dichtung. Amsterdam , S. –, hier S. . – Bernd Kratz: Hippiatrisches in der ‹Crône› Heinrichs von dem Türlin. In: In hôhem prîse. FS Ernst S. Dick. Hg. v. Winder McConnell (GAG ). Göppingen , S. –. MM Albrecht III. von Bayern (auch: A. der Fromme), * .. München, † .. München. – Herzog von Bayern-München, Graf von Vohburg. A. war der Sohn von Herzog Ernst von Bayern. In erster Ehe war A. seit mit Agnes Bernauer verheiratet, die er möglicherweise bei einem Turnier kennengelernt hatte. Die nicht standesgemäße Ehe mit einer Bürgerstochter weckte bei Ernst Sorge um die Erbfolge. Er ließ Agnes daher bei Straubing in der Donau ertränken. Die Ereignisse bildeten den Stoff für die populäre Volksballade von der → Bernauerin. Nach dem Mord an seiner Frau schien A. seinen Vater zunächst aus Rache angreifen zu wollen, versöhnte sich aber bald mit ihm. A. heiratete Anna von Braunschweig-Grubenhagen und wurde Herzog von Bayern-München. wurde ihm auch die böhmische Krone angetragen, die er jedoch ablehnte. Zu A.s Nachkommen gehörten u. a. die späteren Herzöge Sigismund, Albrecht IV. und Johann IV. Der als religiös geltende A. initiierte eine Reform der bayerischen Klöster, an der auch → Nikolaus von Kues mitwirkte. Zu A.s Errungenschaften zählt etwa die Gründung des Benediktinerklosters Andechs . Außerdem versammelte A. an seinem Hof Literaten und Künstler. Johannes → Hartlieb war sein Leibarzt und Berater. A.s Beichtvater war → Johann von Indersdorf, der Fürstenlehren für A. schrieb. Der Herzog förderte u. a. auch Conrad Paumann und Hans → Schiltberger. Mit A. wird ein Rezept in Verbindung gebracht, das unter der Bezeichnung «von hertzog Albrecht
Albrecht III. von Bayern rennen» erhalten ist. Es handelt sich um einen Zusatz für Pferdefutter zur Verbesserung der Rennleistung eines Pferds. Als Ursprung des Rezepts erscheint in der Überlieferung ein Pferderennen, das angeblich in Augsburg stattfand und von einem herzoglichen Pferd gewonnen wurde. Die Forschung hat ein ähnliches Rezept jedoch bereits in der → Rossaventüre von um nachgewiesen. Die A. zugeschriebene Fassung ist erst im . Jh. nachweisbar. Als früheste Handschrift gilt H, in der das Rezept im Rossarzneibuch des → Hartmann von Stockheim enthalten ist. Danach erscheint der Text in H sowie weiteren Handschriften und Drucken zur Pferdemedizin, etwa in den Arzneibüchern des Wolfgang II. von Hohenlohe und des rheinischen Pfalzgrafen Reichart. Insgesamt ist A.s Rolle bei der Entstehung des Rezepts ungeklärt. A. war aber nachweislich an Pferderennen interessiert. So geht auf ihn die Ordnung des rennens im jarmarckht zu Munichen anno XLVIII zu einem Pferderennen von zurück. Ü: H: Heidelberg, UB, cpg , v (Pap., Heidelberg?, nach im . Jh., bair.). – H: Ebd., cpg , v (Pap., Heidelberg, um –, südrheinfränkisch mit nord- und mittelbair. Elementen). – Vgl. Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –, –. A: Hans Roth: Pfalzgrä iche Pferdeheilkunst. [Trebbin] , Rezept Nr. . – Eis (s. Lit.). – Online-Faks. der Hs. cpg : http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg. – Abdruck der Rennodnung von bei Kalb (s. Lit.). L: Karl Theodor von Heigel, ADB () S. –. – Hans Rall, NDB () S. f. – Wolfram Schmitt, VL () Sp. f. – Gerhard Schwertl, LexMA () Sp. . – Eugen Gehr: Die Fürstenlehren des Johannes von Indersdorf für Herzog A. III. von Baiern München (–) und seine Gemahlin Anna. Amberg []. – Werner Subklew: Das zweite Rossarzneibuch Graf Wolfgangs II. von Hohenlohe (). In: Quellen und Stud. zur Gesch. der Naturwiss. und Medizin () S. –, hier S. f., f. – Gerhard Eis: Die Roßaventüre. In: Beitr. zur Gesch. der Veterinärmedizin () S. –. – Ders.: Zum Roßarzneibuch Meister Albrants. In: ebd. (/) S. –. –
Ortol sche Anatomie Annelie Kalb: Beitr. zur geschichtlichen Entwicklung der Pferderennen in Bayern unter besonderer Berücksichtigung der Vollblutrennen (bis ). Diss. München . – W. Schmitt: Hans Hartliebs mantische Schr. und seine Beein ussung durch Nikolaus von Kues. Diss. Heidelberg , S. f. u. ö. – Bernhard Haage: Der Traktat ‹Von dreierlei Wesen der Menschen›. Diss. Heidelberg , S. –. – G. Eis: Zu den zeitgenössischen Aufzeichnungen über die süddt. Pferderennen im . Jh. In: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –. – Gerda Maria Lucha: Kanzleischriftgut, Kanzlei, Rat und Regierungssystem unter Herzog Albrecht III. von Bayern-München (–). Frankfurt/M. u. a. . – Georg A. Gut: A. III., Herzog in Bayern. Gemahl der Agnes Bernauer. Das Leben des Herzogs und das Geschehen in München und Bayern. München . – Ermengard HlawitschkaRoth: Herzog A. III. von Bayern-München und die Gründung des Benediktinerklosters in Andechs. In: Andechser Anfänge. Beitr. zur frühen Gesch. des Klosters Andechs. Hg. v. ders./Eduard Hlawitschka. St. Ottilien , S. –. – Claudia Märtl: Herzog A. III., Nikolaus von Kues und die Gründung des Benediktinerklosters Andechs im Jahr . Festgabe des Freundeskreises Kloster Andechs e. V. aus Anlass der . Wiederkehr der Klostergründung. Starnberg . – Reinhard Stauber: Die Herzöge von München. Die Wiederherstellung der Landeseinheit. In: Die Herrscher Bayerns. hist. Portraits von Tassilo III. bis Ludwig III. Hg. v. Alois Schmid/Katharina Weigand. München , S. –. MM Olmützer medizinisches Kompendium. – Internistisches Handbuch, zweites Drittel . Jh. Der Urheber des O. m. K. gibt sich mitunter auch als Rezeptautor und Therapeut zu erkennen, weswegen seine Rolle über die des bloßen Kompilators hinausgehen könnte. Er ist sowohl mit der dt. als auch der lat. Fachsprache vertraut und zeigt insbesondere eine vertiefte Kenntnis von Arzneimitteln. Womöglich war er kein Arzt sondern Apotheker (wie Hans → Minner oder Konrad → Schreck von Aschaffenburg). Über weite Strecken liegt dem O. m. K. der innermedizinische Traktat aus dem Arzneibuch → Ortolfs von Baierland als Kompilationsleittext zugrunde. Der Bestand von Krankheitsbildern bei Ortolf wird vom mährischen Bearbeiter aber
. Hälfte . Jh. nicht nur modernisiert, sondern auch mehr als verdoppelt. Die einzelnen Kapitel des O. m. K. sind zwar primär auf die Krankheitsbilder ausgerichtet, bieten aber jeweils einen diagnostischen und einen drogenkundlichen Anhang in lat. Sprache. Die Quellen für die Heilmittelzusätze sind dabei im gesamten obd. Raum, zu nden und reichen von Tirol und der Steiermark über Basel bis in den Elsass. Das Rezept für einen narkotischen Dollentrank begegnet auch als Anaesthetikum in der Wündarznei → Heinrichs von Pfalzpaint. Originell sind die Ausführungen des Verfassers, der Fachausdrücke mitunter nur verschlüsselt wiedergibt, zur Psychiatrie und auch seine Behandlungsansätze bei Schlafstörungen. Das O. m. K. ist von vornherein als offenes und erweiterbares Werk angelegt, weswegen sich nach jedem Abschnitt Raum für Ergänzungen ndet, der von mindestens acht Nachtragshänden aus dem schlesisch-mährischen Sprachraum bis ins frühe . Jh. genutzt wurde. Ü: Olmütz, Wissenschaftliche Bibl. (Vˇedecká knihovna), Cod. M I (olim VIII = I h ) (Olmützer Arzneibuch) r–v (Pap., zweites Drittel . Jh. [Nachträge bis ins frühe . Jh.], südmährisch [alemannische Rudimente]). A (Auszüge): Lenka Vaˇnková: Medizinische Fachprosa aus Mähren. Sprache – Struktur – Edition (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. *–*. L: L. Vaˇnková, VL () Sp. f. – Dies.: Wissensorganisation im O. m. K. Zur Relation zwischen Makrostruktur und Textsegmentierung. In: Aspekte der Textgestaltung. Hg. v. ders./Pavla Zajícová. Ostrava , S. –. – L. Vaˇnková/Johannes Gottfried Mayer/Gundolf Keil: «Von unrechtem wachen». Ein spätma. Schlafkapitel aus dem ‹O. m. K.›. In: Scientiarium Historia () S. –. – L. Vaˇnková: Der Anteil des Lat. als wichtiger Hinweis auf Autor und Adressat in der ma. medizinischen Fachprosa. In: Sprachwiss. () S. –. – Dies. (s. Ausg.) S. –, –, – u. ö. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Ortol sche Anatomie. – Anatomischer Kurztraktat, erste Hälfte . Jh. Der unbekannte ostfränkische Verfasser der O. A. hat in seinen Traktat nicht nur Exzerpte aus dem
. Hälfte . Jh. Arzneibuch → Ortolfs von Baierland (Kap. –, ) inseriert, sondern imitiert auch den Stil und die inhaltliche Schwerpunktsetzung des wirkmächtigen Fachschriftstellers. So hebt er wie Ortolf die Bedeutung der «membra principalia» (Hirn, Herz, Leber) hervor und führt in die Diagnose von Erkrankungen dieser Hauptorgane ein. Hierzu weist er körpertopographisch diejenigen Schmerzen nach, die für jedes Organ im Erkrankungsfall spezi sch seien. Weitere Quellen neben Ortolf sind Constantinus Africanus, der Liber almansoris des Rhazes (arRazi), → Vindicianus und frühma. medizinisches Kleinschriftum. Im letzten Segment werden auch theologische Aspekte angesprochen. Zwei Appellativformeln («Man sol merckˉe»/«wissen») legen nahe, dass der Traktat – wie auch Ortolfs Arzneibuch – im Unterricht Verwendung gefunden hat. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , r–r (Pap., /, ostfränkisch). Digitalisat unter: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/ cpg. A: Karl Sudhoff/Christoph Ferckel: Ein weiterer anatomischer Text in dt. Sprache aus der Mitte des . Jh. In: Sudhoffs Arch. () S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Steinhöwel, Heinrich → Band , Sp. –. Lose, Johannes. – Bearbeiter der IX Bücher Magdeburger Rechts, lebte um . L. verfasste die sog. zweite Bearbeitung der IX Bücher Magdeburger Rechts (–) von Walther → Ekhardi. Dieser hatte in seiner mitteldt. Schrift Rechtstexte wie den Sachsenspiegel (→ Eike von Repgow) kompiliert und so ein wirkmächtiges Kompendium preußischen Rechts geschaffen. Auf eine erste, beendete Neufassung des Werks folgte L.s Bearbeitung. L. selbst ist biographisch kaum greifbar. Er besaß Lateinkenntnisse und wirkte in Königsberg, möglicherweise im Umfeld des Dt. Ordens. Man hat in ihm verschiedentlich einen Geistlichen oder Königsberger Stadtschreiber vermutet. L.s Bearbeitung war in mindestens sechs Handschriften ab überliefert, die jedoch nicht al
Steinhöwel le erhalten sind. Die Forschung unterscheidet zwei Redaktionen des Textes. Redaktion A ist in den Handschriften K und V überliefert, Redaktion B in E, D, P und R. Ausweislich der Handschriften dürfte B bereits um /, also bald nach A, entstanden sein. L. erweiterte Ekhardis Text vor allem in B um Auszüge aus weiteren Quellen. So übernahm er allein aus Der → Tugenden Buch Kapitel auf Grundlage der Werke von → Thomas von Aquin. Er benutzte auch Schriften von → Augustinus, → Gregor und Bartholomäus von Pisa. Im Kontext der Gesamtrezeption der IX Bücher Magdeburger Rechts konnte sich L.s Bearbeitung nicht gegen Ekhardis erste Bearbeitung durchsetzen, die zu größerem Ein uss gelangte. Ü: K: Königsberg, StB, H.B. J .°, r–r (Perg., ; verschollen). – D: Danzig, Ratsbibl., [ohne Signatur] (Pap., ; verschollen). – V: Vilnius, Bibl. der Litauischen Akad. der Wiss., Fond – (früher Königsberg, Staatsarch., Msc. A °), ra–ra (Pap., Mitte . Jh.). – E: Elblag, ˛ StB, cod. Fol. , ra–rb (Pap., [?], mitteldt.; verschollen). – P: Prag, Nationalbibl., Teplá MS. D (früher Tepl, Stiftsbibl., cod. D , davor cod. ), a–a (Pap., zweite Hälfte . Jh., ostmitteldt.). – R: Rostock, UB, Mss. jur. , r–v (Pap., um , mnd.). Vgl. u. a. Ulmschneider (s. Lit.). – UlrichDieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , S. (Nr. ). – Kurt Heydeck: Die ma. Hss. der UB Rostock (Kat. der UB Rostock ). Wiesbaden , S. –. – Päsler (s. Lit.). – www.handschriftencensus. de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. A: Emil J. Steffenhagen: Die IX Bücher Magdeburger Rechtes oder die Distinctionen des Throner Stadtschreibers Walther Ekhardi von Bunzlau. Ein Altpreußisches Rechtsbuch. In: Altpreußische Monatsschr. () S. –. L: Vgl. auch die Lit. zu Walther Ekhardi. – Udo Arnold: Ekhardi, Walther. In: VL () Sp. f.; () Sp. f. – E. J. Steffenhagen: Dt. Rechtsquellen in Preußen vom XIII. bis zum XVI. J. Leipzig , S. –. – Helgard Ulmschneider: Kanonistische Lit. in ma. Rechtsbüchern. Zu den Quellen der Bücher Magdeburgischen Rechts in der Bearbeitung des J.
Würder Landrecht L. In: Überlieferungsgeschichtliche Editionen und Stud. zur dt. Lit. des MA. FS Kurt Ruh. Hg. v. Konrad Kunze u. a. (TTG ). Tübingen , S. –. – Ralf G. Päsler: Deutschsprachige Sachlit. im Preußenland bis . Unters. zu ihrer Überl. Köln u. a. , S. –, f., –, , , –. MM
Würder Landrecht. – ... Das nd. Landrecht von Landwürden – auch: Land Würden, ein ehemals zur Grafschaft Oldenburg gehörender Landstrich östlich der Weser – ist nur in einer Urkunde Graf Johanns VII. von Oldenburg und Delmenhorst (–) aus dem Jahr überliefert. Dort wird berichtet, dass man Johann das alte W. L. «vererbt» habe. Es sei entstanden, unter Johanns Vater Anton I. (–) erweitert und durch ihn selbst nochmals um einige Artikel ergänzt worden. Wenn die Datierung des W. L.s ins Jahr stimmt, entstand es in einer Zeit, als sich das Würder Land in Pfandschaft und damit unter der Herrschaft der Stadt Bremen befand (–; siehe Rüthning, Bd. [], S. f., Nr. f.). Artikel liefert wenige Informationen über dieses älteste W. L., das man in einem «Bock» festgehalten habe und in das auch Grundstücksverkäufe eingetragen werden sollten (dies entsprach u. a. den Gewohnheiten der Hansestädte, zu denen Bremen seit zählte). Es wurde in einer mit drei Schlössern versehenen Lade aufbewahrt; die Schlüssel sollten im Besitz der «Herrschaft», des Landvogts und der Geschworenen sein. Diese ursprüngliche Fassung von Artikeln wurde unter Anton um die Artikel bis und unter Johann um die Artikel bis vermehrt. Spätestens bei der letzten Ergänzung wurden auch die ältesten Artikel überarbeitet, denn der «Herr van Oldenborg» wird in Artikel als Gerichtsherr erwähnt. Insgesamt erweckt das W. L. einen kryptischen, auf jeden Fall einen kompilativen Eindruck. Die nicht systematische und knappe Zusammenstellung schöpfte wohl aus den Erfahrungen der Vogtei über Land Würden und folgte einer durch den Bremer Rat erlassenen Ordnung zur Abhaltung von Tauf-, Hochzeits- und Begräbnisfeiern. Im ursprünglichen W. L. werden u. a. Tötungsdelikte, Beleidigungen, Hausfrieden und Zugehörigkeiten zu Gerichtsbezirken behandelt. Die Ergänzungen
. Hälfte . Jh. der Grafen scheinen auf aktuelle Anlässe Bezug genommen zu haben und betreffen u. a. den Verkauf von Gütern, Hofdienste und lehenrechtliche Gegenstände. In den nachfolgenden Jahren sollten noch weitere «Ordnungen» bzw. «Willküren» das W. L. ergänzen: «Sielordnung» vom .., «Willkür die Einschränkung des Luxus, Waffentragens, Unparteilichkeit der Land ndungen, Unterstützung Hilfsbedürftiger und Feldschaden betreffend» vom .., «Willkür die Beweisung bei Teilnahme mehrerer an einem Totschlage betreffend» und «Bahr-Recht» vom .., «Weistum die Eintragung von Verkäufen in das Landbuch betreffend» vom .., eine Verordnung Graf Antons vom .. die Deichsachen betreffend u. a. m. (siehe dazu Sello [], S. –). A: Johann Christoph Oetken (Hg.): Corpus Constitutionum Oldenburgicarum Selectarum, oder Verordnungen, In denen beyden Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst, Wie auch denenselben incorporirten Landen, als Stadt- und Butjadinger-, Würder und Stedinger-Lande, bis Johannis publiciret […]. Der Verordnungen Dritter Theil: Von Justitz- und VergantungsSachen, Bremen , Nr. , S. –. L: Johann Philipp Cassel: Hist. Nachrichten von der Reichsstadt Bremen ehemaligen Verbindung mit dem Lande Würden. o. O. . – Gerhard Anton von Halem: Gesch. des Herzogthums Oldenburg. Bd. . Oldenburg , S. f. – Otto Stobbe: Gesch. der dt. Rechtsquellen. . Abt. (Gesch. des dt. Rechts in sechs Bänden ). Braunschweig , S. . – Georg Sello: Beitr. zur Gesch. des Landes Würden. Oldenburg . – Die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst in der ersten Hälfte des . Jh. Oldenburg (auch in: Jb. für die Gesch. des Herzogtums Oldenburg [] S. –). – Gustav Rüthning (Hg.): Oldenburgisches Urkundenbuch. Bd. . Oldenburg . – Heinrich Schmidt: Grafschaft Oldenburg und oldenburgisches Friesland in MA und Reformationszeit (bis ). In: Gesch. des Landes Oldenburg. Ein Hb. Hg. v. dems./Albrecht Eckhardt. Oldenburg , S. –. – Hans Friedl u. a. (Hg.): Biographisches Hb. zur Gesch. des Landes Oldenburg. Oldenburg . – H. Schmidt: Die Oldenburger Grafen und das Oldenburger Land in MA und Früher Neuzeit. In: Jb. für das Oldenburger Münsterland () S. –. – Franziska Nehring: Graf Gerhard der Mutige von
. Hälfte . Jh. Oldenburg und Delmenhorst (–) (Kieler Werkstücke. Reihe A: Beitr. zur schleswigholsteinischen und skandinavischen Gesch. ). Frankfurt/M. . MM Dithmarscher Landrecht. – ... Das ma. Land Dithmarschen («terra Thitmarsie») war eine an der Nordseeküste, oberhalb der Elbmündung gelegene sog. Kirchspielförderation bzw. Pfarreirepublik (Kümin ), die im späten MA formell zum Erzstift Bremen-Hamburg zählte, faktisch jedoch einen (mit wenigen Einschränkungen) selbstständig organisierten Zusammenschluss freier Bauern bildete. Die verfassungsrechtliche Grundlage des Zusammenschlusses bildeten die Kirchspiele des Landes (Stand um ), vertreten durch zwei bis vier Schließer, – Geschworene und die Versammlung aller Pfarrgenossen. An der Spitze der Wehrverfassung standen die Vögte der vier bzw. fünf «Döfften» (Bezirke). Diese Struktur wurde mit Inkrafttreten des D. L. zugunsten des Gremiums der Achtundvierziger und der Landesversammlung (bestehend aus allen Amtsträgern und Vögten) aufgegeben. Die Achtundvierziger ( gewählte Richter auf Lebenszeit) nahmen nach und nach den Rang von «Obersten» der Förderation ein; darüber hinaus übten sie die vorher den Vögten zustehende Hochgerichtsbarkeit aus. In der «Letzten Fehde» mit den Herzögen Adolf und Johann II. von Schleswig-Holstein (– bzw. –) sowie König Friedrich II. von Dänemark (–) im Jahr verloren die Dithmarscher ihre Selbstständigkeit. Das D. L. wurde ohne Beteiligung und Zustimmung des Bremer Erzbischofs am .. durch die Landesversammlung kodi ziert; es umfasst Artikel zur Verfassung und (wohl meistenteils) zum Gewohnheitsrecht des Landes. Damit reiht es sich in etwa gleichzeitige Bestrebungen Anderer im Nordseeraum ein, z. B. in die nordfriesische → Siebenhardenbeliebung und Eiderstädter Krone der rechten Wahrheit (), das Weistum von Hadeln an der Elbmündung (), das Landrecht von Garding () und das Rote Buch von Tönning (; siehe hierzu Aubin: Rechtsgeschichtliche Betrachtungen, , S. f.). Es entstand nach inneren Spannungen zwischen führenden Geschlechtern des Landes und Auseinandersetzungen mit Hamburg und der Hanse ( beigelegt), in deren Folge auch Meldorf als Haupt- und Versammlungsort der Dithmarscher durch Heide
Dithmarscher Landrecht abgelöst wurde. Die nun eingesetzten Richter waren mit Inkrafttreten des D. L. den bis dahin durch die ein ussreichen Geschlechter dominierten Kirchspielen übergeordnet; anfangs wurden die Richter noch gewählt, jedoch ernannten sie späterhin ihre Nachfolger selbst. In den Jahren zwischen und wurden mehrere Artikel des D. L. ergänzt (nachweislich Art. f. und –). Anschließend, zwischen und , unterzog man es einer gründlichen Revision, die vielleicht im Zusammenhang mit der Anerkennung der Achtundvierziger als richterliches und regierendes Gremium unter Berücksichtigung der erzbischö ichen Rechte durch Papst Sixtus IV. (–) im Jahr stand. Bis zur Mitte des . Jh. folgten weitere Novellierungen; unter der neuen Landesherrschaft wurde ein abermals revidiertes Landrecht erlassen. Mit der rechtsgültigen und schriftlichen Fixierung des D. L. von ging ein Verbot anderer Rechte einher (Art. ), womit vielleicht einer Überlagerung von Gerichtszuständigkeiten vorgebeugt und der Ein uss des Kirchen- bzw. Römischen Rechts beschnitten werden sollte. Nach den ersten Artikeln vermischten Inhalts sind die nachfolgenden Artikel folgendermaßen überschrieben (nach Michelsen und dessen nhd. Übertragung): Streitigkeiten beim Kauf (Art. –), Von des Landes Gericht und Zusammenkunft, wie auch von den heiligen Gütern (Art. –), Von Diebstahl und dem zu leistenden Eidesrecht (Art. –), Vom Abfressen des Korns und der Wiesen (Art. –), Von dem zu leistenden Eidesrecht (Art. –), Vom Totschlag (Art. –), Die dem rechten Gerichte widerstehen (Art. –), Vom Sonnabendsfrieden (Art. ), Von den Schulden verstorbener Leuten (Art. –), Von leiblichen Schäden (Art. –), Von Beschädigung der Frauenzimmer (Art. –), Vom Hausfrieden (Art. –), Wem seine Pferde zur Nachtzeit genommen würden (Art. –), Vom P ug- und Deichfrieden (Art. –), Wer auf eines andern Hausstätte baut oder jemanden zu nahe baut (Art. –), Wer einem anderen seine Garben von dessen eigenem Acker wegnimmt (Art. –), Wem sein Gut binnen Friedens genommen würde (Art. f.), Vom Landkauf (Art. –), Von Pfandschaft (Art. f.), Von erbschaftlichen Gütern (Art. –), Vom Mundvorrat («mededele», Art. f.), Von der Ehe und vom Mundvorrat (Art. –), Vom Vormundschaftsrecht
Dithmarscher Landrecht (Art. –), Von der Mitgift (Art. –), Von Vermächtnissen zwischen Frau und Mann (Art. –), Von Zusagen (Art. –), Von eines Mannes Heergewette (Art. –), Wer Frauenzimmern Hohn oder Schmach bereitet (Art. –), Desgleichen ein Artikel von Verwundung der Frauen, Jungfrauen, Jünglinge oder Männer (Art. –), Von der Bauerschuld (Art. ), Von Eigentumsbelassung (Art. –), Von einem losen Weibe (Art. ), Von einem übergebenen Mann (Art. –), Von Belassung, von Ehe, von Erbschichtung (Art. –), Von der Friedensbuße, welche das rechte Gericht für leibliche Schäden zu nehmen hat (Art. –), Von Erwählung neuer Schließer (Art. ), Von Gaben auf dem Krankenbett (Art. ), Wer jemand antastet wider Recht (Art. f.) und Von handhafter Erzwingung der Friedensbuße (Art. f.). Das D. L. ist durch etliche zeituntypische Eigenheiten ausgezeichnet, die zum Teil an frühma. Leges erinnernde Inhalte aufweisen. Z. B. sieht es u. a. den Reinigungseid, Gottesurteile und einen Wergeld- und Bußenkatalog vor, auch die Rache der Verwandten («vrunt») bei der Tötung einer Person außerhalb des Friedens wird nicht untersagt. Den Inquisitionsprozess kennt das D. L. von hingegen noch nicht, dieser wird erst durch die Revision von eingeführt. Außergewöhnlich dürfte auch Art. sein, in dem das Mündigkeitsalter eines Jungen auf elf Jahre und sechs Wochen festgesetzt wurde. Ü (nach Michelsen , S. XI–XII; VL , Sp. und Ergänzungen): Bis ins . Jh. war das D. L. von in mindestens drei Manuskripten überliefert: Ein um entstandener Codex be ndet sich heute in Meldorf, Dithmarscher Landesmuseum, Nr. I (Perg., mittelnd., vorher Kirchspielarch. Büsum); eine Abschrift desselben nutzte Ernst Joachim von Westphalen (–) beim Abdruck des D. L. in seiner Momumenta inedita rerum Germanicarum praecipue et Megapolensium, quibus varia antiquitatum, historiarum, legum, iuriumque Germaniae, speciatim Holsatiae et Megapoleos Vicinarumque regionum argumenta illustrantur […], Bd. , Leipzig , S. –. Der zweite, verfasste Codex befand sich im Hamburger Stadtarchiv und enthielt neben dem D. L. auch das → Lübische Recht, das Lüneburger Stadtrecht, das Hamburger Ordeelbook (→ Jordan von Boizenburg) u. a. Privilegien (verschollen, verbrannt?). Eine dritte,
. Hälfte . Jh. im . Jh. verfasste Abschrift befand sich im Besitz des Herausgebers des D. L., Andreas Ludwig Jacob Michelsen (–); der Verbleib dieses Exemplars ist unbekannt. Die erste Revision des D. L. ist in einer Handschrift von ca. – die Vorlage einer wenig später oder gleichzeitig gedruckten (und heute nur fragmentarisch überlieferten) Ausgabe gewesen sein könnte (zwischen und ?) – überliefert: Kiel, UB, cod. ms. H () (Perg.). Von den zwei erhaltenen Druckfragmenten aus den er Jahren wurde eines im Zweiten Weltkrieg zerstört, das andere be ndet sich heute in der SUB Hamburg – Sondersammlungen, Sign. AC IV, . wurde das D. L. in einer von Nikolaus Bremer besorgten Abschrift um wenige Artikel, Überschriften und ein Register ergänzt (einige Artikel bzw. Zusätze wurden kassiert); bei Bremer handelt es sich um einen Notar und Landschreiber der Kirche in Heide. Diese Handschrift bendet sich heute in Kopenhagen, Kgl. Bibl./Dänische National- und Universitätsbibl., Det Arnamagnæanske Institut, AM. , ° (Perg.). Der Verbleib einer Abschrift aus der ehemaligen Grä ichRantzau-Breitenburgischen Bibliothek ist unbekannt. Diese Fassung von Bremer gelangte auch in den Druck (Dyth ys eyne Copia vth des Landes Boke tho Detmerschen recht ludende vnde volgende van Artikel tho Artikelen na synem rechten Originael, Lübeck: Johann Ballhorn d. Ä., ; davon bekannt: VD D ; ein weiteres Exemplar bendet sich in der SUB Hamburg, zwei Exemplare werden in der Kgl. Bibl./Dänische National- und Universitätsbibl. Kopenhagen aufbewahrt, online: Early European Books). A: A. L. J. Michelsen (Hg.): Slg. altdithmarscher Rechtsquellen. Altona (Nachdr. Aalen ). – Karl August Eckhardt (Hg.): Das D. L. von . Nach der Ausg. von A. L. J. Michelsen (Germanenrechte ). Witzenhausen . Vergleichend zum D. L. sind heranzuziehen: Urkundenbuch zur Gesch. des Landes Dithmarschen. Hg. v. A. L. J. Michelsen. Altona . – Claus Rolfs (Hg.): Urkundenbuch zur Kirchengesch. Dithmarschens besonders im . Jh. (Schr. des Ver. für schleswig-holsteinische Gesch. . Reihe: Größere Publ. ). Kiel . – Albert Panten (Hg.): Ergänzungen aus den Jahren bis zum Urkundenbuch zur Gesch. des Landes Dithmarschen, von A. L. J. Michelsen (). Heide .
. Hälfte . Jh. L: Dithmarscher Regional-Bibliogr. Hg. vom Ver. für Dithmarscher Landeskunde. (CD-ROM). – Inge-Maren Wül ng: Dithmarschen. In: LexMA () Sp. –. – Ulrich-Dieter Opitz, VL () Sp. –. – Bernd Kannowski, HRG () Sp. –. – Peter Mohr: Zur Verfassung Dithmarsens alter und neuer Zeit. In freier Beurtheilung, auch nach geschichtlichem Verlauf, besonders der Vorzeit Thaten und Leben wie auch nach landesbeschreibender Art. Altona . – Jakob Hanssen/Heinrich Wolf: Chron. des Landes Dithmarschen. Hamburg (Nachdr. Walluf ). – Wilhelm Volkmar: Gesch. des Landes Dithmarschen bis zum Untergange des Freistaates. Braunschweig . – Ernst Wislicenus: Gesch. der alten Dithmarschen auf der Westküste Holstens. Zugleich zur Erläuterung der politischen Verhältnisse von Schleswig-Holstein zu Dänemark seit der ältesten bis auf die neueste Zeit. Altona (). – Gesch. Dithmarschens. Nach F[riedrich] C[hristoph] Dahlmanns Vorlesungen im Winter . Leipzig (Nachdr. Leer ). – Robert Chalybaeus: Gesch. Dithmarschens bis zur Eroberung des Landes im Jahre . Kiel/Leipzig . – Rudolf Nehlsen: Dithmarscher Gesch. nach Quellen und Urkunden. Hamburg . – Ders.: Gesch. von Dithmarschen. Tübingen . – Oskar Beber: Kurze Gesch. Dithmarschens. Marne . – Isaak Collijn: Åter fundna fragment af den äldsta tryckta upplagan af Dithmarscher Landrecht. In: Nordisk Tidskrift för bok- och biblioteksväsen () S. –. – Willy Lüdtke: Neue Bruchstücke des gedruckten Dithmarscher Landrechtes. In: Nordelbingen () S. –. – Johannes Aloysius Antonius Hoppe: Das Strafensystem des Dithmarschen Rechts im MA. Emsdetten . – Werner Carstens: Bündnispolitik und Verfassungsentwicklung in Dithmarschen bis zur Mitte des . Jh. Neumünster (Sonderdruck aus: Zs. der Ges. für schleswig-holsteinische Gesch. [] S. –). – Ders.: Geschlecht und Beweisrecht in den Dithmarscher Landrechten. In: Zs. der Ges. für schleswig-holsteinische Gesch. () S. –. – Hermann Aubin: Das Schicksal der schweizerischen und friesischen Freiheit. In: Jb. der Ges. für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden () S. – (wieder in: Ders.: Grundlagen und Perspektiven geschichtlicher Kulturraumforschung und Kulturmorphologie. Auf
Dithmarscher Landrecht sätze zur vergleichenden Landes- und Volksgesch. aus viereinhalb Jahrzehnten [...]. Hg. in Verbindung mit Ludwig Petry von Franz Petri. Bonn , S. –). – Günter Will: Das Ende der Dithmarschen Freiheit. Eine politisch-militärische Studie zur Mitte des . Jh. Bde. Diss. Hamburg . – Karl-Heinz Gaasch: Die ma. Pfarrorganisation in Dithmarschen, Holstein und Storman. In: Zs. der Ges. für schleswig-holsteinische Gesch. () S. –; ebd. () S. –. – Heinz Stoob: Dithmarschens Kirchspiele im MA. In: ebd. () S. –. – H. Aubin: Rechtsgeschichtliche Betrachtungen zum Nordseeraum. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanist. Abt. () S. – (wieder in: Ders.: Grundlagen und Perspektiven [...], S. –). – H. Stoob: Dithmarschen und die Hanse. In: Hansische Geschichtsbll. () S. –. – Heinrich Martens: Die Entwicklung der Landesverfassung Dithmarschens bis zur Gegenwart. Diss. Kiel . – Karl S. Bader: Stud. zur Rechtsgesch. des ma. Dorfes. Bde. Köln –. – H. Stoob: Gesch. Dithmarschens im Regentenzeitalter. Heide . – Werner von Hadel: Die Eingliederung des Landes Dithmarschen in den Verband der Herzogtümer Schleswig und Holstein (–). Diss. Hamburg . – Gerhard Eickmeier: Das Strafverfahrensrecht in Dithmarschen von bis . Diss. Kiel . – Hans-Sieghart Schwarz: Eheliches Güterrecht und Erbrecht in Dithmarschen bis . Diss. Kiel . – Klaus Alberts: Friede und Friedlosigkeit nach den Dithmarschen Landrechten von und . Heide . – Peter Hermann Eggers: Das Prozeßrecht nach dem Dithmarscher Landrecht von und seine Entwicklung bis zum Ende der Gottorfer Herrschaft (Wirtschaftsund Rechtsgesch. ). Köln . – Nis R. Nissen: Kleine Gesch. Dithmarschens. Heide . – Ders.: Staat und Kirche in Dithmarschen. Heide . – William L. Urban: Dithmarschen. A Medieval Peasant Republic. Lewiston u. a. . – Jörg Mißfeldt: Die Republik Dithmarschen. In: Gesch. Dithmarschens. Hg. vom Ver. für Dithmarscher Landeskunde. Heide , S. –. – Hajo van Lengen: Die Friesische Freiheit des MA. Leben und Legende. Aurich . – Beat Kümin: Kirchgenossen an der Macht. Vormoderne politische Kulturen in den Pfarreirepubliken von Gersau und Dithmarschen. In: Zs. für Hist. Forschung () S. –. MM
Magister Heinricus Italicus, Nicolaus. – Mediziner, Bearbeiter eines mnemotechnischen Traktats, um . In der Überlieferung wird I. als Doktor der Medizin bezeichnet, der Plebanus an St. Jodok in Landshut gewesen sei. Die Forschung geht meist von einer Identität I.s mit Nycolaus Walch aus. Dieser stammte aus Lauingen an der Donau (Kr. Dillingen) und studierte ab in Erfurt, wo er Baccalaureus wurde. I. wird eine mnemotechnische Abhandlung in dt. Sprache zugeschrieben, die in zwei Textzeugen ab ca. erhalten ist. Der Text bietet Grundbestimmungen zur Gedächtniskunst und eine Reihe von Bildbeschreibungen. Erläutert werden etwa die unterschiedlichen Funktionen von Gedächtnisorten und -bildern. I. behandelt ferner die Anwendung von Bildern auf Kurz- und Langzeitgedächtnis. Auch de niert er Regeln für ein gutes Funktionieren von Gedächtnisbildern. Als Memorierbeispiel wird die Legende von der heiligen Lucia angeführt. Die Textbeispiele stammen vor allem aus der Bibel. I.s Text wurde mittlerweile als bearbeitende Teilübersetzung eines anonymen lat. Traktats aus dem . Jh. identi ziert. Diese Arti ciosa memoria ex locis (München, BSB, clm ) ist als Kurzfassung überliefert, lag I. aber wohl in einer heute verlorenen Langfassung vor. Der lat. Text beruhte wiederum auf einem Kapitel aus der Ars dicendi () des Goswinus de Ryt (Goswin van der Rydt, –). I. nahm gegenüber seiner Vorlage zahlreiche Kürzungen und Straffungen vor, vor allem bei den theoretischen Überlegungen. Dafür ergänzte er seine Bearbeitung um Textbeispiele und zusätzliche Regeln für Bildkombinationen. In I.s Schrift wurden viele Ähnlichkeiten zu thematisch verwandten Traktaten nachgewiesen, doch werden dem Text auch eigenständige Anteile zugestanden, etwa im Bereich der Merkbilder. Ü: W: Wien, ÖNB, cod. , r–r (Pap., um , bair.-österr.; Fragm.). – M: München, BSB, clm , v–r (Pap., um , mittelbair.). – Vgl. Heimann-Seelbach, Ars, (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/ . – www.handschriftencensus.de/. A: Heimann-Seelbach, Ars, (s. Lit.). – Online-Faks. von Hs. W: http://data. onb.ac.at/dtl/. L: Bernhard Dietrich Haage, VL () Sp. f. – Ludwig Volkmann: Ars memorativa. In: Jb. der Kunsthist. Slg. in Wien NF
. Hälfte . Jh. () S. –. – Sabine Heimann-Seelbach: Ars und scientia. Genese, Überl. und Funktionen der mnemotechnischen Traktatlit. im . Jh. Mit Edition und Unters. dreier dt. Traktate und ihrer lat. Vorlagen. Tübingen , S. – u. ö. – Dies.: Pragmalinguistische Aspekte dt. FachprosaÜbersetzungen: N. I., Magister Heinricus, Johannes Hartlieb. In: Sprachgesch. als Textsortengesch. FS Gotthard Lerchner. Hg. v. Irmhild Barz. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – S. HeimannSeelbach: Mnemonics in the Vernacular. More than a Linguistic Paradigm Shift? In: Medieval Memory. Image and Text. Hg. v. Frank Willaert u. a. Turnhout , S. –. – B. D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . MM Magister Heinricus (auch: Hainricus). – Verfasser einer mnemotechnischen Abhandlung, lebte spätestens um . Dem ansonsten unbekannten M. H. wird in Handschrift M ein darin enthaltener Traktat zugeschrieben. Der um entstandene Kodex überliefert das Werk in lat. und dt. Sprache. Daneben bietet die Sammelhandschrift rhetorische und medizinische Texte sowie weitere mnemotechnische Abhandlungen, u. a. von Johannes → Hartlieb, Jakob → Engelin und Nicolaus → Italicus. Wie andere Texte seiner Art beschäftigt sich M. H.s Traktat mit der Gedächtnislehre und deren praktischen Anwendungen. Die Schrift erläutert zunächst theoretische Grundlagen wie die traditionelle Einteilung in natürliches und künstliches Gedächtnis. Darauf folgen Regeln und Anweisungen zur praktischen Anwendung einzelner Techniken, vor allem der sog. Gedächtnisorte. Der Traktat erfasst das Memorieren von gewöhnlichen Texten, Namen und Zahlen, aber u. a. auch von logischen Schlüssen, Propositionen und fremden Begriffen. M. H. beruft sich auf zahlreiche Autoritäten und die Schrift → Rhetorica ad Herennium, aus der er zitiert. Als geistige Urväter des Werks hat die Forschung aber vor allem Platon, → Aristoteles und → Augustinus herausgearbeitet. Die lat. Fassung der Abhandlung gilt als der ältere Text. Als Zielgruppe werden aufgrund textlicher Eigenheiten dt. Muttersprachler vermutet. Die dt. Fassung stellt eine freie Bearbeitung des lat. Originals dar. Sie ist vor allem in den theoretischen Abschnitten gekürzt, an anderen Stellen aber um
. Hälfte . Jh. Erläuterungen oder um Beispiele erweitert worden. Die starke Verdichtung des lat. Textes ist damit in mehreren Passagen wieder aufgehoben. Insgesamt steht M. H.s Traktat deutlich im Kontext ähnlicher mnemotechnischer Schriften des späten MA. Die Forschung hat mehrere verwandte Texte nachgewiesen, die inhaltliche und teils wörtliche Parallelen zu M. H.s Werk aufweisen. Alle Texte stammen aus der Zeit um die zweite Hälfte des . Jh. und sind in lat. Sprache überliefert. Besondere Übereinstimmungen mit M. H.s Traktat weist die anonyme Abhandlung Omnes defectus auf. M. H.s Schrift übernimmt oder paraphrasiert Teile des Textes, bietet aber auch darin nicht enthaltene Abschnitte. Die Forschung vermutet daher einen älteren Text als Vorlage von M. H. und Omnes defectus. Ü: M: München, BSB, clm , v–v (dt.), r–v (lat.) (Pap., um , mittelbair.). – Als verwandte Texte gelten: Bamberg, SB, Ms. Class. , v–r, r–v. – Erlangen, UB, Ms. , r–v. – Göttingen, UB, Cod. ° theol. , r–v. – Mainz, StB, Ms. , r. – St. Gallen, Stiftsbibl., cod. , –. – Würzburg, UB, cod. M. ch. f. , r–r (alle zweite Hälfte . Jh.). – Vgl. die Arbeiten von HeimannSeelbach (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/ . D: Zu möglicherweise mit H.s Text verwandten Drucken vgl. Johann C. A. M. von Aretin: Systematische Anleitung zur Theorie und Praxis der Mnemonik, nebst den Grundlinien zur Gesch. und Kritik dieser Wiss. Sulzbach , hier Tl. III, S. –. – Heimann-Seelbach, Ars, (s. Lit.) S. . A: Heimann-Seelbach, Ars, (s. Lit.; dt. u. lat. Fassung). L: Bernhard Dietrich Haage, VL () Sp. f. – Ludwig Volkmann: Ars memorativa. In: Jb. der Kunsthist. Slg. in Wien NF () S. –, hier S. . – Helga Hajdu: Das mnemotechnische Schrifttum des MA. Wien u. a. (Nachdr. Frankfurt/M. ) S. – u. ö. – Bodo Weidemann: ‹Kunst der Gedächtnüß› und ‹De Mansionibus›. Zwei frühe Traktate des Johann Hartlieb. Diss. Berlin , S. . – Herwig Blum: Die antike Mnemotechnik. Hildesheim u. a. , S. (Anm. ), . – Sabine Heimann-Seelbach: Ars und scientia. Genese, Überl. und Funktionen der mnemotechnischen Traktatlit. im . Jh. Mit Edition und Unters. dreier dt. Traktate und ihrer
Konrad von Zabern lat. Vorlagen. Tübingen , S. – u. ö. – Dies.: Pragmalinguistische Aspekte dt. FachprosaÜbers. Nicolaus Italicus, M. H., Johannes Hartlieb. In: Sprachgesch. als Textsortengesch. FS Gotthard Lerchner. Hg. v. Irmhild Barz. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – S. Heimann-Seelbach: Konzeptualisierung von Mnemotechnik im MA. In: Kunst und Erinnerung. Memoriale Konzepte in der Erzähllit. des MA. Hg. v. Ulrich Ernst/Klaus Ridder. Köln , S. –. – S. Heimann-Seelbach: Mnemonics in the Vernacular. More than a Linguistic Paradigm Shift? In: Medieval Memory. Image and Text. Hg. v. Frank Willaert u. a. Turnhout , S. –. – B. D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Konrad von Zabern (auch: Conradus de Zabern, de Zabernia), Saverne (?), † zwischen und . – Musikpädagoge, Prediger, Dichter, Autor musiktheoretischer Schriften. Der laut Jakob Wimpfeling aus Saverne stammende K. war wohl mit einem Kleriker aus der Diözese Speyer identisch, der ab in Heidelberg studierte. Dieser wurde Bakkalaureus und Magister. Nach Angaben von Johannes Trithemius war K. auch Universitätsprediger in Heidelberg. Später hielt er u. a. an den Universitäten Freiburg i. Br., Ingolstadt und Basel Vorlesungen über den Gregorianischen Gesang und setzte sich für eine Reform des Choralgesangs ein. Zu diesem Zweck besuchte er Klöster in Basel, Straßburg, Speyer, Worms, Mainz, Koblenz, Trier und Würzburg. Mit seiner pädagogischen Tätigkeit und seinem Reformeifer erwarb K. sich schon zeitlebens großes Ansehen. K. hinterließ mehrere lat. Abhandlungen zur Musiktheorie und Choralreform. Als wohl früheste Schrift gilt der Novellus musicae artis tractatus (etwa /), eine Musik- und Gesangslehre. Der Text beruht vor allem auf den älteren Arbeiten von Pseudo-Odo (um ), Guido von Arezzo († ) und Johannes Affligemensis (um ). Die Abhandlung unterstreicht die Nützlichkeit des Monochords, das auch Hauptgegenstand von K.s Opusculum de monochordo (um /, Druck um ) ist. Das stark an Pseudo-Odo orientierte Opusculum lobt das Monochord als Unterrichtsinstrument, weil es musikalische Grund
Konrad von Zabern kenntnisse lehre und so richtiges Singen erleichtere. Die beiden Traktate zeigen deutlich K.s Fokussierung auf den Choralgesang und dessen korrekte Ausführung. Besonders deutlich manifestiert sich K.s Reformgeist in der Abhandlung De modo bene cantandi () mit ihren Anhängen De psalmodia irreprehensibiliter per cienda und De modo irreprehensibiliter legendi in choro. Der Text erläutert sechs Voraussetzungen für einen guten Choralgesangsvortrag, darunter die Einhaltung der Notenlängen und die Beachtung der Tonhöhen. Eine andächtige und dem jeweiligen Anlass angemessene Singweise wird von K. ebenso gefordert wie die für ihn sehr wichtige Harmonie der Sänger. K.s Traktat ist neben dem lat. Original auch in einer mainfränkischen Übertragung erhalten. Die anonyme Lehre vom Chorgesang ndet sich in einem Kodex, der u. a. Schriften des Thomas a Kempis († ) enthält. Die Herkunft der Handschrift aus der Würzburger Abtei St. Stephan verweist auf dortige Benediktiner als mögliche Übersetzer des Traktats. Die Entstehung des dt. Textes wird zwischen und um vermutet, also bald nach dem Erstdruck von K.s Werk. Die Übersetzung wendet sich an eine größere Zielgruppe als das Original. K.s Abhandlung hat die im kirchlichen oder pädagogischen Kontext mit Choralgesang befassten Personen im Blick. Die Lehre vom Chorgesang ist hingegen auch für singende Laien geschrieben. K. betätigte sich zudem als Dichter. Eine Handschrift aus dem zweiten Drittel des . Jh. überliefert sein sog. Gedicht vom Seelenheil. Die dt. Reimpaarverse sind K. durch Eigennennung zuzuschreiben. Das Werk kritisiert falschen Wunderglauben bei Pilgern, die Wallfahrten in der Hoffnung auf persönliche Genesung unternehmen und darüber ihr Seelenheil vernachlässigen. In diesem Zusammenhang nennt K. rheinhessische Wallfahrtsziele wie Armsheim. Der stilistisch schlichte Text stellt seine Pilgerkritik in den Kontext dekretaler Traditionen. Überliefert sind zuletzt auch mehrere lat. Predigten K.s von zu messliturgischen Bibelstellen. Von Bedeutung ist K. insgesamt als engagierter Reformer des Choralgesangs, dessen musiktheoretische Werke insbesondere in Druckform fortwirkten. Ü: . Dt. Gedicht vom Seelenheil: Frankfurt/M., UB, Ms. Barth. , rv (Perg. und Pap., zweites Drittel . Jh.). – Vgl. u. a. Gümpel
. Hälfte . Jh. (s. Lit.) S. f. – www.handschriftencensus. de/. . Lat. Predigten: München, BSB, clm , v–r (geschrieben spätestens um /). – Vgl. Winfried Eberhard: Koler, Konrad, von Soest. In: VL () Sp. –, hier Sp. . . Musiktraktate: Verz. der lat. Überl. bei Gümpel und (s. Lit.). – Dt. Lehre vom Chorgesang: Würzburg, UB, M. ch. q. , v–r (Pap., letztes Viertel . Jh., mittelfränkisch). – Vgl. Hans Thurn: Die Hss. aus St. Stephan zu Würzburg (Die Hss. der UB Würzburg /). Wiesbaden , S. –. – www.handschriftencensus.de/. D: Mehr als zehn lat. Drucke ab /. – Verz. in GW (online). – Außerdem VD C , D . A: . Gedicht vom Seelenheil: Fridrich Pfaff: K. v. Z. In: Germania () S. f. – Ernst Martin: K. v. Z. In: Straßburger Stud. Zs. für Gesch., Sprache und Litteratur des Elsaß () S. –. – Cramer () S. f. – Online-Faks. der Hs.: http://sammlungen.ub.unifrankfurt.de/. . Musiktraktate: Gümpel (s. Lit.; mit Lehre vom Chorgesang). – Joseph Dyer: Singing with Proper Re nement. From ‹De modo bene cantandi› () by Conrad v. Z. In: Early Music () S. –. L: Karl-Werner Gümpel, NDB () S. . – Ders./Gerhardt Powitz, VL () Sp. –. – Rudolf Denk: Lehre vom Chorgesang. In: VL () Sp. f. – K.-W. Gümpel: Conrad v. Z. In: MGG (Personenteil) () Sp. – (mit weiterer Lit.). – Ekkehard Federl: Spätma. Choralp ege in Würzburg und in mainfränkischen Klöstern. Diss. Würzburg , S. f., u. ö. – K.-W. Gümpel: Das Tastenmonochord Conrads v. Z. In: Arch. für Musikwiss. () S. –. – Ders.: Die Musiktraktate Conrads v. Z. Mainz/Wiesbaden . – R. Denk: ‹Musica getutscht›. Dt. Fachprosa des SpätMA im Bereich der Musik (MTU ). München/ Zürich , S. –. – Franz Müller-Heuser: Vox humana. Ein Beitr. zur Unters. der Stimmästhetik des MA. Hg. v. Dieter Gutknecht/Klaus Wolfgang Niemöller. Kassel , S. u. ö. – Heinrich Hüschen/Joseph Dyer: Conrad v. Z. In: The New Grove Dictionary of Music and Musicians . Hg. v. Stanley Sadie. London u. a. , S. f. – Bernhard Schnell: Würzburg und die dt. Sachlit. im SpätMA. In: Würzburg, der Große Löwenhof
. Hälfte . Jh. und die dt. Lit. des SpätMA. Hg. v. Horst Brunner (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , S. –, hier S. . – Wolfgang Bickel/Rudolf Post: Conrad v. Z. und das wundertätige Heilige Blut in Armsheim. In: Alzeyer Geschichtsbll. () S. –. MM Mappa mundi. – Kosmogonische Dichtung, spätestens zweites Drittel . Jh. Der bislang kaum erforschte Text ndet sich in einer ostschwäbischen Handschrift des . Jh., die auch ein → Planetenbuch und Die dt. Sphaera des → Konrad von Megenberg enthält. Die anonyme M. m. ist in dt. Sprache verfasst, erwähnt als Vorlage aber einen unbekannten lat. Text sowie verschiedene Quellen, die jedoch nicht konkretisiert werden. Inhaltlich tritt der Autor mit einem umfassenden Anspruch an: Die rund Reimpaarverse schildern ein kosmisches Panorama, das von der Hölle bis zum Himmel reicht und auch Menschen, Engel und Jahreslauf erfasst. Die literarische Qualität der M. m. gilt in der Forschung jedoch allenfalls als mittelmäßig, u. a. aufgrund zugleich ausufernder und inhaltsleerer Schilderungen. Ü: Privatbesitz N. N. () (früher Ulm, Schermarbibl., cod. med. ), v–r (Pap., um zweites Drittel . Jh., ostschwäbisch). – Vgl. Keil (s. Lit.). – Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. – (Nr. ..). – www. handschriftencensus.de/. A: Hauber (s. Lit; zit.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Anton Hauber: Planetenkinderbilder und Sternbilder. Zur Gesch. des menschlichen Glaubens und Irrens. Straßburg , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Markgrafenkrieg (Erster M.). – Gruppe historisch-politischer Ereignisdichtungen, ab . Politischer Kern des M. von / war eine Auseinandersetzung zwischen der Reichsstadt Nürnberg und Albrecht Achilles (–), dem Kurfürsten von Brandenburg und Markgrafen von Ansbach und Kulmbach. Es ging um Gerichtsbarkeiten sowie um Schutz- und andere Rechtsansprüche, zugleich aber auch um die Machtposition eines selbstbewussten Adligen gegenüber einer wirtschaftlich ein ussreichen Stadt. Zunächst
Mappa mundi wurde versucht, den Kon ikt durch Verhandlungen zu lösen. Im Juni kam es jedoch durch Albrechts Absage weiterer Gespräche und Ansage einer Fehde zum Bruch, worauf die Stadt im Juli ihrerseits mit einem Absagebrief reagierte. Während Albrecht zahlreiche Fürsten, Bischöfe und kleinere Adlige hinter sich versammelte, solidarisierten sich viele Städte mit Nürnberg. Die dann ausbrechenden Feindseligkeiten konnten im Juni durch die sog. Bamberger Richtung vorläu g beendet werden. Eine endgültige Einigung erfolgte erst nach dem Eingreifen Kaiser Friedrichs III. († ) im April . Der M. rief nicht nur politisch langfristig spürbare Erschütterungen hervor, sondern auch literarische Reaktionen. Dazu zählen einerseits historische Aufzeichnungen wie jene des Nürnberger Ratsherrn Erhard → Schürstab d. J. († ), andererseits Lieder und Reimreden. Bei diesen literarischen Werken handelt es sich primär um politisch parteiische Texte in dt. Sprache aus der Zeit von bis . Bereits vor dem Beginn der militärischen Feindseligkeiten beklagte sich Albrecht Achilles im Juni über einen ihn schmähenden Spruch, den die Nürnberger über ihn verbreitet hätten. Die einem örtlichen Bürger namens Viechtlein zugeschriebene Dichtung ist verloren und Albrechts Angabe nicht mehr überprüfbar. Die Beschwerde des Markgrafen zeigt jedoch die Bedeutung, die publizistischen Werken bereits im Vorfeld des Kriegs zukam. entstanden mehrere Dichtungen über den M. Auf der Seite der Fürsten stand dabei ein als → Bauernfeind bekannter Autor. In fünfzeiligen Strophen polemisiert sein Lied gegen die als überheblich kritisierten Städte. Eine städtefeindliche Tendenz prägt auch In gotes nomen vach ich an aus späteren Monaten desselben Jahres. Die Rede in Reimpaarversen ist nur anonym überliefert. Im Mittelpunkt der detailierten Schilderung steht der Kampf des württembergischen Grafen Ulrich V. († ) gegen die Stadt Esslingen. Noch demselben Jahr dürfte ein Lied von Ulrich → Wiest mit neun neunzeiligen Strophen angehören. Ziele der Kritik sind hier Adel und Klerus, denen Kriegstreiberei und Gier vorgeworfen werden. Zugleich beklagt der Text die der Zivilbevölkerung durch den Krieg abverlangten Opfer. Wiests Lied provozierte im darauffolgenden Jahr die literarische Reaktion eines anonymen Gegners. Jubileus ist vß verchünt umfasst Sechszeiler und wird noch auf
Markgrafenkrieg die Zeit vor der Bamberger Richtung datiert. In seiner politischen Tendenz Wiest diametral entgegengesetzt, polemisiert die Dichtung gegen die Städte, namentlich u. a. gegen Augsburg. Die Städte werden wie bei Bauernfeind als überheblich bezeichnet, die Fürsten als rechtmäßige Autorität gelobt. Im März ereignete sich die von Albrecht Achilles verlorene Schlacht am Pillenreuther Weiher (heute zu Nürnberg), die zwei anonyme Lieder in → Lindenschmidt-Strophen anregte. Beide sind aus städtischer Perspektive geschrieben. Sie verspotten den Fürsten und seine Niederlage in humorvollen bis drastischen Formulierungen; Albrechts Vorgehen wird mit einem erfolglosen Fischzug verglichen. schrieb Hans → Rosenplüt eine umfangreiche Reimrede über den M. In Kreuzreimversen widmet er sich vor allem der Schlacht von Rednitzhembach (heute Kreis Roth) im Juni . Rosenplüt präsentiert sich als Augenzeuge, der eine möglichst genaue Schilderung des Kampfs liefern will. Er betont die angeblichen Schwächen der Adelstruppen und lobt das städtische Militär als gut organisiert. Die Reimrede bezeugt den Lokalpatriotismus des Nürnberger Autors in kriegerischer Zeit. Zugleich zählt sie zu den literarisch hochwertigsten Schriften zum M. Ü: Vgl. die Überl. zu den im Text genannten Autoren. – Weitere Textzeugen: . Jubileus ist vß verchünt: Prag, Nationalmuseum, cod. X A , v–r (Pap., /, Liederbuch der Clara → Hätzlerin). – Eine weitere Hs. aus dem . Jh. wird in der Nürnberger Scheurl-Bibl. vermutet. . Lieder im Lindenschmidt-Ton: Nürnberg, StB, cod. Cent. VII , r–v (Pap., erste Hälfte . Jh. mit Nachträgen bis ; unvollst.). – München, BSB, cgm , v–r (Pap., ./. Jh.). – Eine weitere Hs. gilt als verschollen. Vgl. u. a. Karin Schneider: Die dt. ma. Hss. (Die Hss. der StB Nürnberg ). Wiesbaden , S. –. – Strassner (s. Lit.). – Kellermann (s. Lit.). – www.handschriftencensus. de/. A: Liederbuch der Clara Hätzlerin. Hg. v. Carl Haltaus. Quedlinburg/Leipzig (Nachdr. Berlin ) Nr. I . – Alte hoch- und niederdt. Volkslieder /. Hg. v. Ludwig Uhland. Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Hildesheim ) Nr. . – Karl Bartsch: Zwei Lieder auf Albrecht Achilles. In: Germania ()
. Hälfte . Jh. S. –. – Liliencron () Nr. –. – Epochen der dt. Lyrik : Gedichte –. Nach Hss. und Frühdrucken in zeitlicher Folge. Hg. v. Hansjürgen/Eva Kiepe. München , S. –. – Cramer () S. f.; () S. –, f. – Kellermann (s. Lit.) S. –, –, –, –, –, –, –, –. – Vgl. auch die Ausg. der im Text genannten Autoren. L: Liliencron () S. –. – Erich Strassner, VL () Sp. –; () Sp. . – Alfred Wendehorst, LexMA () Sp. f. – Karina Kellermann: Erster M. In: Killy () S. –. – Erich Straßner: Politische Relevanz ‹hist. Volkslieder›. Die Auseinandersetzungen zwischen der Reichsstadt Nürnberg und den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Kulmbach im Spiegel von Liedern und Sprüchen. In: Formen ma. Lit. FS Siegfried Beyschlag. Hg. v. Otmar Werner/Bernd Naumann (GAG ). Göppingen , S. –. – Emil E. Ploss: Akzente politischer Dichtung von Walther von der Vogelweide bis Ulrich von Hutten. In: Dichtung, Sprache, Gesellschaft. Akten des IV. Internationalen Germanisten-Kongresses in Princeton. Hg. v. Victor Lange/HansGert Roloff. Frankfurt/M. , S. –, hier S. f. – Hellmut Rosenfeld: Vorreformatorischer und nachreformatorischer Meistersang. Zur Augsburger Meistersingerschule von Ulrich Wiest bis Raphael Duller. In: Stud. zur dt. Lit. und Sprache des MA. FS Hugo Moser. Hg. v. Werner Besch u. a. Berlin , S. –. – Ulrich Müller: Unters. zur politischen Lyrik des dt. MA (GAG /). Göppingen , S. – u. ö. – Jörn Reichel: Der Spruchdichter Hans Rosenplüt. Lit. und Leben im spätma. Nürnberg. Stuttgart , S. –. – Stefan Hohmann: Friedenskonzepte. Die Thematik des Friedens in der deutschsprachigen politischen Lyrik des MA. Köln u. a. , S. –. – Katja Scheel: Die Städtekriege in der politischen Lyrik des späteren MA. In: Leuvense Bijdragen () S. –. – Sonja Kerth: ‹Der landsfrid ist zerbrochen›. Das Bild des Krieges in den politischen Ereignisdichtungen des . bis . Jh. Wiesbaden , S. – u. ö. – Frieder Schanze: Überlieferungsformen politischer Dichtungen im . und . Jh. In: Schriftlichkeit und Lebenspraxis im MA. Hg. v. Hagen Keller (MMS ). München , S. –. –
. Hälfte . Jh. Karina Kellermann: Abschied vom ‹hist. Volkslied›. Stud. zu Funktion, Ästhetik und Publizität der Gattung hist.-politische Ereignisdichtung (Hermaea NF ). Tübingen , S. –. MM Genter Aderlassbüchlein. – Medizinisches Vademecum, zweites Drittel . Jh. In seiner Funktion als Taschenbuch für den behandelnden Arzt ist das G. A. anderen spätma. Aderlasskompilationen vergleichbar (→ Asanger A., → Bairisches A., → Haager A., → Oberrheinisches A.). Der eigentliche Aderlassabschnitt ndet sich im Zentrum des Büchleins (v–r). Er folgt dem Modell des → Vierundzwanzig-Paragraphen-Textes, bezieht sich aber auch auf die Utilitas phlebotomiae (→ Lob des Aderlasses). Davor hat der Kompilator Kalendertabellen (mit den Sonntagsbuchstaben und der Goldenen Zahl), einen Tierkreiszeichenmann, eine Zeichenlehre und → Verworfene Tage in sein Handbuch aufgenommen. Die Textsammlung wird mit drogenkundlichen, balneologischen und meteorologischen Versatzstücken und Esdras’ Weissagung (→ Neujahrsprognosen) beschlossen. Das Quellenspektrum ist breit. Bei der Blutschau folgt das G. A. → Maurus von Salerno und der salernitanischen Tradition (→ Hämatoskopie-Traktate), greift für das geronnene Blut aber auf → Ortolf von Baierland zurück. Neben weiteren salernitanischen Texten lassen sich u. a. → Konrad von Eichstätt, → Petrus Hispanus, Henrik → Harpestræng und → Avicenna als Quellen nachweisen. Es ist davon auszugehen, dass der Kompilator ganz überwiegend volkssprachiges Material verwertet hat. Die Hämatoskopie des Maurus könnte er selbst übersetzt haben. Ü: Gent, UB, Hs. , Bll. (Pap., zweites Drittel . Jh., rheinfränkisch); Taschenbuch im Sedezformat mit einem Schriftspiegel von nur , x , cm. L: Friedrich Lenhardt/Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Hans Habernickel: Der Aderlaßabschnitt des Cod. palatinus germanicus . Quellenkrit. und sprachliche Unters. zu einem bair. ‹Aderlaßbüchlein› des SpätMA. Diss. (masch.) Nijmegen , S. –. – Gerrit Bauer: Das Haager Aderlaßbüchlein (Stud. zum ärztlichen Vademecum des SpätMA /Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – F. Lenhardt: Blutschau. Unters. zur ma. Hämatoskopie (Würzburger medizinhist. Forsch. ). Pattensen , Reg. – G. Keil: G. A. In: Enzyklopädie
Genter Aderlassbüchlein Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Bloemenstein, Berchtold OCist. – Verfasser lat. und dt. medizinischer Traktate, Mitte . Jh. B. war Mitbruder der Zisterzienserabtei in Maulbronn, sein Name legt jedoch eine nordwestdt. Abkunft nahe. Zum Studium freigestellt, immatrikulierte er sich in Heidelberg. Laut Matrikeleintrag war B. zu diesem Zeitpunkt bereits Doktor der Medizin. Aus B.s ärztlicher Praxis ist die Behandlung der Subpriorin des Maulbronn unterstellten Nonnenkonvents in Lichtenstern (heute zu Löwenstein) wegen einer Schwellung oder einer Geschwulst in der Brust bezeugt (vor ). B. werden vier therapeutisch-prophylaktische Traktate und ein Rezept zugeschrieben. Nur in drei Fällen kann seine Autorschaft als gesichert gelten: Das dt. Regimen praevisivum ist eine Kompilation von Texten zur Pest aus älteren volkssprachigen Quellen, namentlich dem Prager Sendbrief des → Gallus von Prag, dem → Sinn der höchsten Meister von Paris und dem → Brief an die Frau von Plauen. Der lat. Tractatus de pestilentia fußt nahezu ausschließlich auf dem → Pariser Pestgutachten mit gelegentlichen Versatzstücken aus u. a. → Avicenna, Galen und Jakob → Engelin. Eigenständiger als die beiden entlehnenden Pestschriften ist die lat. pharmakologische Practica receptarum convenientium, die sich an Rhazes (ar-Razi) orientiert, dabei aber auch aus B.s praktischer Tätigkeit schöpft und neben Avicenna u. a. Constantinus Africanus und → Petrus Hispanus zitiert. Die Zuweisung der zweiteiligen Practica Chirurgiae (Geschwürslehre und Wundheilung) in einem der mindestens sechs Textzeugen ist sicher falsch. Der lat. Text dürfte in Oberitalien entstanden sein, wo B. ihn im Zuge eines Medizinstudiums in Italien abgeschrieben haben könnte. Nicht auszuschließen (aber keinesfalls veri zierbar) ist B.s Urheberschaft für ein unter dem Titel Species Berchtoldi im schwäbisch-fränkischen Raum mehrfach überliefertes volkssprachiges Gewürzrezept. Ü: Regimen praevisivum: München, BSB, Cgm , v–r (Pap., /, nordwestschwäbisch); Titel: «Regimen previsivum magistri Berchtoldi monachi in Mulbrunnen». – Ebd., Cgm , ra (Verfasserangabe: «hec magister Berchtoldus»), ra (leicht abweichende Wiederholung ohne Autornennung) (Pap., Mitte . Jh., bair.-österr.). – Tractatus de pestilentia: Heilbronn,
Börpful Stadtarch., Hs. M. q, v–v (Pap., Mitte/zweite Hälfte . Jh.); Titel: «tractatus de pestelencia magistri Berchtoldi». – Practica receptarum convenientium: Straßburg, National- und Universitätsbibl., ms. (olim Lat. ) (Pap., . Jh.) r–r; Titel: «practica venerabilis magistri Berchtoldi monachi». – Practica Chirurgia (alle Hss. Pap., . Jh.): Mit den Autorangaben Petrus de Tussignano, Johannes de Mediolano (Mailand) oder Johannes de Ptraccia/Tracia [Braccia]: München, BSB, Clm , v–v. – Ebd., Clm , S. –. – Heidelberg, UB, Cpl , r–va. – Rom, Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Vat. lat. , r–v. – Wien, ÖNB, Cod. , v–v. – B. als Autor nur in einer Hs. aus dem Kloster Maulbronn: Straßburg, National- und Universitätsbibl., Ms (olim Lat. ) v–r; Titel: «practica venerabilis magistri et doctoris solempnissimi Berchtoldi monachi et professi Mawlenbrunn». – Species Berchtoldi: Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. ° (Manual des Hans → Seyff) r (Perg., . Jh., schwäbisch). – Heidelberg, UB, Cpg , rv (Pap., , nordbair./ostfränkisch). – Ebd., Cpg , v, v (Pap., /nach , schwäbisch). A: Regimen praevisivum: Karl Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «Schwarzen Todes» . Tl. VIII: Pestregimina aus dem westlichen Deutschland bis zur Mitte des . Jh. In: Sudhoffs Arch. (/) S. –, hier S. –. – Tractatus de pestilentia: Ders.: Pestschr. [...]. Tl. XVII: Weitere Pesttraktate aus Italien bis zum Ende des . Jh. In: ebd. (/) S. –, hier S. –. – Teilabdruck der Practica Chirurgia: nach Cgm /: Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –. – Species Berchtoldi: Gerhard Eis: Nachrichten zur Heidelberger Medizingesch. des . und . Jh. aus Hss. und Frühdrucken. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – Manfred Gröber: Das wundärztliche Manual des Meisters Hans Seyff von Göppingen (ca. –). Der Cod. med. et phys. ° der Württembergischen LB Stuttgart (GAG ). Göppingen , S. (Nr. ). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – Ernest Wickersheimer: La Médecine chez les Cisterciens de Maulbronn au XVe siècle. In: Janus () S. –. –
Mitte . Jh. Lynn Thorndike: Science and Thought in the fteenth Century. New York , S. –. – Ders.: Another manuscript of Leonard of Bertipaglia and John de Tracia. In: Bulletin of the Institute of the History of Medicine () S. –. – Ders.: More manuscripts of Leonard of Bertipaglia and John de Tracia. In: ebd. () S. –. – E. Wickersheimer: B. Bloemensteyn, Cistercien de Maulbronn, et les écrits médicaux sous son nom. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – G. Eis: Nachricht über eine altdt. Sammlhs. aus Villingen. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. ). – Joachim Telle: Petrus Hispanus und die altdt. Medinzinlit. Diss. Heidelberg , S. . – Volker Gräter: Der Sinn der höchsten Meister von Paris. Stud. zu Überl. und Gestaltenwandel (Unters. zur ma. Pestlit. /). Bonn , S. . – Gröber (s. Ausg.) S. , . – Wolfgang Wegner: B. B. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Börpful, Jost, von Konstanz. – Verfasser zweier kurzer medizinischer Verordnungen, . Jh. (?). Dem sonst nicht bezeugten alemannischen Wundarzt oder Bader werden handschriftlich ein Verfahren zur Behandlung von Geschwüren (ähnlich bei → Peter von Ulm und Alexander → Hartmann) sowie ein Rezept zur «bl˚ut stellung» zugeschrieben. Ein Vergleich mit medizinischen Praktiken am Straßburger Rossmarkt zeigt B.s überregionalen Erfahrungsschatz. Ü: Stuttgart, LB, Cod. HB XI , r und r (Pap., ./. Jh. [J. B.: . Jh.], niederalemannisch); Autorangaben: «Mayster Jostus börpful von constentz» und «Bropautum jos von constenz». A: Gerhard Eis: Nachricht über unbekannte Wundärzte aus einer Weingartner Hs. um . In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. f. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. f.). L: Peter Assion, VL () Sp. . – G. Eis/Gundolf Keil: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier
Mitte . Jh. S. . – Raja Tazi: Arabismen im Deutschen. Lexikalische Transferenzen vom Arabischen ins Deutsche (Studia linguistica Germanica ). Berlin/ New York , S. . – Wolfgang Wegner: J. B. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Dietrich von Bocksdorf (auch: Bucksdorf, Bockinsdorf, Buckenstorff u. ä; Theoderich), * um Zinnitz (heute zu Calau)/Niederlausitz (?), † .. Zeitz (Grablege im Dom zu Naumburg). – Rechtsgelehrter, juristischer Publizist, Bischof von Naumburg. D. enstammt einer niederadligen Familie, die zum Zeitpunkt seiner Geburt in Zinnitz residierte und sich nach ihrem ersten niederlausitzischen Stammsitz Cahnsdorf benannt hat (heute zu Luckau, ältere Namensform: «Buckansdorf»). schrieb sich D. an der Leipziger Artistenfakultät ein ( Baccalaureus artium) und studierte im Anschluss kanonisches Recht. Die juristische Laufbahn hatte vor D. innerhalb der Familie bereits sein Onkel → Tammo von Bocksdorf (d. Ä.) ergriffen, der noch bis in jüngste Zeit mit D.s Bruder, Tammo d. J., verwechselt wurde (vgl. Wejwoda [b] S. –). – setzte D. seine juristischen Studien in Perugia fort und wurde vermutlich ebendort zum Doctor utriusque iuris promoviert. Danach kehrte er an die Universität Leipzig zurück. Der Juristenfakultät stand er von bis vor und war zudem Rektor der Universität ( [?]). Seit las er das kanonische Recht, seit über beide Rechte. Neben seiner Lehrtätigkeit war D. in die strukturelle Reform der Universität Leipzig involviert und verkündete die neuen Universitätsstatuten. Außerhalb der Hochschule betätigte er sich als praktischer Jurist (Anwalt, Gutachter, kommissarischer Richter, Rechtskonsulent). D. zählte zumindest zeitweise zum Beraterkreis des sächsischen Kurfürsten Friedrich II., für den er auch diplomatisch tätig war (u. a. Besuch der Nürnberger Reichstage von / und des Regensburger Reichstags ). Ferner beriet D. den Markgrafen von Brandenburg sowie den Bischof von Meißen. Seine Tätigkeiten und Ämter verschafften D. einen beträchtlichen Wohlstand. In Glogau, Magdeburg und Naumburg sowie an der Leipziger Peterskirche war er mit Stiftskanonikaten reich bepfründet. D.s Vermögen spiegelt sich in seiner umfangreichen Bibliothek und in
Dietrich von Bocksdorf seiner Stipendien- und Bücherstiftung wider. Seine Wahl zum Naumburger Bischof am .. markiert das Ende der akademischen Laufbahn des vom Alter gezeichneten Juristen. Bei der Wahl setzte D. sich gegen den päpstlichen Kandidaten Rudolf von Rüdesheim durch. Am .. wurde er als Dietrich III. konsekriert, konnte aber in der geringen Zeit bis zu seinem Tod keine Akzente in diesem Amt mehr setzen. Als Gelehrter war D. auch über den Leipziger und sächsischen Raum hinaus bekannt. Er war ein herausragender Interpret des sächsischen Rechts, das er in seinen praktischen Aspekten mit dem römischen und kanonischen Recht harmonisierte. Diese Verbindung von gelehrtem römischen und traditionellem sächsischen Recht charakterisiert sowohl D.s rechtspraktische Tätigkeit als auch sein umfangreiches Schrifttum. Der Umfang des Œuvres ist allerdings unsicher und die Zuschreibungen sind mitunter umstritten. Es handelt sich primär um Hilfsmittel zur Benutzung sächsischer Rechtsbücher, Gerichtsformelsammlungen für Schöffen, Gutachten und Urteilsentwürfe. Zu seinen für ihn gesicherten Werken zählen: . Das Remissorium zum Lehnrecht und Weichbildrecht des Sachsenspiegels (→ Eike von Repgow) sowie zum sächsischen Weichbild. Es handelt sich um ein registermäßiges Erschließungswerk zu diesen sächsischen Rechtsbüchern, das um die Mitte des . Jh. verfasst worden sein dürfte und weite Verbreitung fand. Vor D. hatte bereits Tammo d. Ä. von Bocksdorf ein SachsenspiegelRemissorium erstellt. – . Die Informaciones domini ordinarii sind eine Sammlung von Klage- und Antwortformeln in zwei Teilen. Der erste Teil beruht auf Meißner Prozessen (aus dem Zeitraum um ), der zweite Teil auf Leipziger Akten von . Für die Zusammenstellung ausgewertet wurden die → Magdeburger Fragen und in geringerem Umfange auch das → Meißner Rechtsbuch, die → Sachsenspiegel-Glosse, die Glosse zum Weichbild (→ Magdeburger Rechtsbücher) und das Corpus iuris civilis. In Ergänzung zu den Informaciones sind mit D.s Kopialbuch und den Gerichtsformeln zwei weitere, vermutlich spätere Sammlungen D.s mit rechtspraktischen Formularen erhalten. Die beiden späten Kompilationen speisen sich überwiegend aus Prozessakten. – . Auch lassen sich zwei Schriften zur juristischen Regelung der Erbfolge D. zuweisen: Sippzahlregeln und Erbschaftsregeln [Regulae successionum de iure Saxonicum]). – . Unsicher (wenn
Dietrich von Bocksdorf auch weitgehend Opinio communis) ist die Zuschreibung der Weise des Lehnrechts an den Leipziger Juristen. Diese kurze Arbeit über den Lehnsprozess anhand eines konstruierten Rechtsfalls dürfte um entstanden sein. – . Als selbstständig überliefertes juristisches Consilium ist ein Gutachten für Kurfürst Friedrich II. aus dem Jahre erhalten. Die Summa der rechte Weg gnant (Der rechte Weg), eine Sammlung von juristischen Gutachten, wird in ihrer Gesamtheit nicht mehr für D. in Anspruch genommen, sondern wird Kaspar → Popplau zugesprochen, der allerdings acht Gutachten D.s in sein Kompilat aufgenommen hat. Zurückhaltend ist die heutige Forschung auch hinsichtlich der Urheberschaft D.s für die sog. Bocksdorfsche Vulgata (auch: Bocksdorfsche Glosse) und die Bocksdorfschen Additiones. Bei der Vulgata handelt es sich um die letzte Erweiterung der Buchschen Glosse zum Sachsenspiegel-Landrecht. Die Vermehrungen der vermeintlich bocksdorfschen Redaktion gegenüber der Glosse des → Johannes von Buch sind oftmals der Petrinischen Glosse (→ Petrus de Posena) entnommen. Eine Zuweisung der gesamten Redaktion an D. kommt aber schon allein aus chronologischen Gründen nicht in Betracht. Vermutlich dürften nur einige wenige Zusätze auf D. zurückgehen. Er könnte aber womöglich für die sprachliche Überführung der gesamten Glosse ins Hochdeutsche verantwortlich zeichnen. Die Additiones sind in der Überlieferung zumeist mit der Vulgata verbunden. Die Zusätze schöpfen aus anderen Glossen (u. a. der → Stendaler Glosse) und Rechtsbüchern sowie aus der Leipziger und Magdeburger Schöffenpraxis. Zumindest einzelne der Glossen dürften auf Tammo d. Ä. zurückgehen. Auf der Bocksdorfschen Vulgata beruht die lat. Fassung des Sachsenspiegels einschließlich Glosse in der polnischen Ausgabe von Nikolaus Jaskier (Krakau ). Von der Jaskier-Ausgabe wiederum ging die Rezeption sächsischen Rechts in Osteuropa wesentlich aus. Ü: Remissorium: Hss. aus der zweiten Hälfte des . Jh.; vgl. Oppitz, Bd. , S. . – Hinzu kommt die Aufnahme in Frühdrucke des Lehnrechts/Weichbildrechts: Augsburg: Anton → Sorg, (GW ); Nachdr.: Ebd.: Johann Schönsperger, und (GW f.). Ferner: VD D . – Informaciones domini ordinarii: Breslau, UB, Cod. Mil. II (vormals Görlitz, Ratsarch., Mscr. Varia , –v, r–r
Mitte . Jh. (Pap., , lat./dt.). – Kopialbuch: Zeitz, Domherrenbibl., Cod. , Bll. (Pap., Mitte . Jh., lat./dt.). – Gerichtsformeln: Breslau, Dombibl. (Biblioteka Kapitulna), Cod. , –r (Pap., Mitte . Jh., mitteldt.). – München, BSB, Clm , Bl. – (Pap., , lat./dt.). – Zeitz, Domherrenbibl., Cod. , Bl. – (Pap., Mitte . Jh., lat./dt.). – Zwickau, Ratsschulbibl., .. (olim Ms. II, VIII, ) v–v (Pap., , lat./dt.). – Sippzahlregeln: Jena, ULB, Ms. El. f. , va–r (Pap., drittes Viertel . Jh., ostmitteldt.). – Leipzig, UB, Ms. , v–r (Pap., , ostmitteldt.). – Fragm.: Ebd., Dt. Fragm. , Perg.Bl. (. Jh., ostmitteldt.). – Erbschaftsregeln: Breslau, UB, Cod. Mil. II (s. o.). – Weise des Lehnrechts: Oppitz, Bd. , S. weist Hss. nach. – Bocksdorfsche Vulgata/Additiones: Oppitz, Bd. , S. weist Hss. nach, die zumeist beide Werke tradieren. Erstdruck zusammen mit dem Sachsenspiegel-Landrecht: Basel: Bernhard Richel, (GW ). Weitere Drucke: GW –, VD D . – Zur Gesamtüberl. der Werke D.s vgl.: Oppitz, Bd. und , Reg. – Wejwoda (b) S. –. – Wejwoda (c) passim. A: Kopialbuch (Auszüge): Hugo Böhlau: Aus einem Kopialbuche (Volumen ingens consiliorum?) Dieterichs v. B. In: Zs. für Rechtsgesch. () S. –. – Erbschaftsregeln: Ders.: Theoderichs von Bocksdorff ’s Gerichtsformeln. In: ebd. () S. –. – Sippzahlregeln: Hermann Wasserschleben: Das Prinzip der Successionsordnung nach dt. insbesondere sächsischem Rechte. Ein Beitr. zur dt. Rechtsgesch. Gotha , S. –. – Erbschaftsregeln: Kisch (s. Lit.) S. – Anm. . – Weise des Lehnrechts: Carl Gustav Homeyer: Des Sachsenspiegels zweiter Theil, nebst den verwandten Rechtsbüchern. Bd. . Das sächsische Lehnrecht und der Richtsteig Lehnrechts. Berlin , S. –. – Gutachten für Kurfürst Friedrich II.: Theodor Distel: Eine Rechtsunterweisung Dittrich v. B.s. In: Zs. für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. (nach der Originalurkunde aus dem Hauptstaatsarch. Dresden). L: Theodor Muther, ADB () S. f. – Gertrud Schubart-Fikentscher, NDB () S. . – Karl August Eckhardt, Biogr. Wb. zur dt. Gesch. () S. f. – Helgard Ulmschneider, VL () Sp. –. – Ingeborg Buchholz-Johanek, LexMA () Sp. . – Heiner Lück, HRG () Sp. . – Th. Muther: Zur Quellengesch. des dt. Rechts. In: Zs. für
Mitte . Jh. Rechtsgesch. () S. –, hier S. – (wieder in: Ders.: Zur Gesch. der Rechtswiss. und der Univ. in Deutschland. Gesammelte Aufsätze. Jena [Nachdr. Amsterdam ] S. –, hier S. –). – Emil Friedberg: Die Leipziger Juristenfakultät. Ihre Doktoren und ihr Heim. – (FS zur Feier des -jährigen Bestehens der Univ. Leipzig ). Leipzig , S. , , , , , , . – Emil Julius Hugo Steffenhagen: Die Entwicklung der Landrechts-Glosse des Sachsenspiegels. Tl. : Zur Stendaler Glosse und zu den Bockdorf ’schen Additionen (Sb. Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-Hist. Kl. ,). Wien . – Guido Kisch: Zur sächsischen Rechtslit. der Rezeptionszeit. D. v. B.s ‹Informaciones› (Quellen zur Gesch. der Rezeption /). Leipzig (wieder in: Ders.: Forschungen zur Rechts- und Sozialgesch. des MA [Ausgewählte Schr. ]. Sigmaringen , S. –). – Winfried Trusen: Anfänge des gelehrten Rechts in Deutschland. Ein Beitr. zur Gesch. der Frührezeption (Recht und Gesch. ). Wiesbaden , S. , . – Helmut Coing: Römisches Recht in Deutschland (Ius Romanum medii aevi /). Mediolani , S. f. – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Köln u. a. , Bd. : Beschreibung der Rechtsbücher, S. f., , f., f.; Bd. : Beschreibung der Hss., Reg. – Clemens Brodkorb: B. (Buckenstorff, Burgsdorff) († ). – Bischof von Naumburg. In: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Ein biogr. Lex. Bd. : bis . Hg. v. Erwin Gatz. Berlin , S. . – Heinz Wiessner: Das Bistum Naumburg. Die Diözese. Teilbd. (Germania Sacra NF /). Berlin/New York , S. –. – Frank-Michael Kaufmann (Hg.): Glossen zum SachsenspiegelLandrecht, Buch’sche Glosse (MGH Fontes iuris NS /). Hannover , S. XXXVI. – Christoph H. F. Meyer: D. v. B. († ): Kleriker, Jurist, Professor. Zugleich zur «Unvernunft» heimischer Gewohnheit im Zeitalter der Rezeption. In: Tangermünde, die Altmark und das Reichsrecht. Impulse aus dem Norden des Reiches für eine europäische Rechtskultur. Hg. v. H. Lück (Abh. der Sächsischen Akad. der Wiss. zu Leipzig. Philol.Hist. Kl. ,). Stuttgart u. a. , S. –. – Enno Bünz: Gründung und Entfaltung: Die spätma. Univ. Leipzig –. In: Gesch. der Univ. Leipzig –. Bd. : Spätes MA und Frühe Neuzeit –/. Hg. v. dems. u. a. Leipzig , S. –, hier S. – u. ö. – Christoph
Domar Mackert: Früheste Schichten städtischen Buchbesitzes im Bestand der Leipziger StB. Die Bücherstiftung des D. v. B. in den Jahren /. In: Leipziger, Eure Bücher! Zwölf Kap. zur Bestandsgesch. der Leipziger StB. Hg. v. Thomas Fuchs/ Ch. Mackert (Schr. aus der UB Leipzig ). Leipzig , S. –. – Marek Wejwoda: D. v. B. (/ –). Ein Niederlausitzer als Rechtsgelehrter und Universitätsprofessor. In: Niederlausitzer Stud. () S. –. – Ders.: Aus der Praxis eines ma. Rechtsgelehrten. Das Kopialbuch des D. v. B. (um /). In: Hss. und frühe Drucke aus der Zeitzer Stiftsbibl. Hg. v. Frank-Joachim Stewing/ Uwe John. Petersberg , S. –. – Markus Cottin: Einblicke in das Tagesgeschäft bischö icher Räte. Das sogenannte Stiftshandelbuch des D. v. B. ( bis ). In: ebd. S. f. – M. Wejwoda: Die Leipziger Juristenfakultät im . Jh. Vergleichende Stud. zu Institution und Personal, fachlichem Prol und gesellschaftlicher Wirksamkeit (Quellen und Forschungen zur sächsischen Gesch. ). Stuttgart (a) passim. – Ders.: Spätma. Jurisprudenz zwischen Rechtspraxis, Univ. und kirchlicher Karriere. Der Leipziger Jurist und Naumburger Bischof D. v. B. (ca. –) (Education and society in the Middle Ages and Renaissance ). Leiden/Boston (b). – Ders.: Sächsische Rechtspraxis und gelehrte Jurisprudenz. Stud. zu den rechtspraktischen Texten und zum Werk des Leipziger Juristen D. v. B. (ca. –) (MGH Stud. und Texte ). Hannover (c). – Ders.: Jus commune und Gemeines Sachsenrecht – Sächsische Juristen zwischen Italienstudium und mitteldt. Rechtspraxis. Aus der juristischen Tätigkeit des Leipziger Ordinarius D. v. B. (ca. –). In: Italien, Mitteldeutschland, Polen. Gesch. und Kultur im europäischen Kontext vom . bis zum . Jh. Hg. v. Wolfgang Huschner (Schr. zur sächsischen Gesch. und Volkskunde ). Leipzig , S. –. VZ Domar, Heinrich (H. Ditmar/Diethmar [von Heidelberg]). – Alchemistischer Fachschriftsteller, . Jh. (?). Drei Handschriften des . Jh. tradieren alchemistische Texte entweder unter dem Familiennamen «Domar» oder «Dytmar/Diethmar», in jedem Fall aber mit dem Vornamen H. und der Herkunftsangabe Heidelberg. Die jeweiligen überlieferten Texte sind nicht eingehend analysiert worden, jedoch spricht einiges für eine Identität
Magister Konradus Tonsor der beiden Autoren. Archivalische Lebenszeugnisse sind zu keiner der beiden Namensvarianten bekannt. Auch ist der Umfang von D.s tradiertem Œuvre ungewiss. Dies betrifft vor allem die Textüberlieferung unter dem Namen «Domar». Hier könnte sich die Autorangabe entweder nur auf einen lat. Text beziehen, der auf dem selben Blatt des Textzeugen notiert ist, oder aber auf ein ganzes Konglomerat von lat./dt. alchemistischer Kleinliteratur (oder einen Teil davon), das sich über Blätter der Handschrift erstreckt und auf das in der Forschung mit Collectanea alchemica rekurriert wird. Ü: Collectanea alchemica: London, British Library, MS Harley (Pap., . Jh., lat./ bair.-österr.). Die illustrierte Hs. ( Federzeichnungen und zusätzlicher Raum für nicht ausgeführte Illustrationen) versammelt auf Bll. verschiedene alchemistische und medizinische Traktate, Rezepte und Verfahren (darunter auch Texte von → Nikolaus von Birkenfeld). Auf Bl. v die Nennung D.s: «Explicit Heinricus Domarus de Heildilberg». – Hamburg, SUB, Cod. alchim. (vormals Frankfurt, Bibliotheca Uffenbachiana, Cod. Vol. CXIV °) v–r (Pap., . Jh., westmitteldt.); aus dem Besitz des Zacharias Conrad von Uffenbach. Autorangabe: «Heinrich Dytmar». – Kassel, LMB, ° Ms. chem. , r–v [?] (Pap., . Jh. lat.); Autorangabe: «Heinricus Diethmarus de Heidelberg». L: Joachim Telle, VL () Sp. ; () Sp. f. – Robert Priebsch: Dt. Hss. in England. Bd. . Erlangen , S. f. (Nr. ). – Dorothea Waley Singer: Catalogue of Latin and vernacular alchemical manuscripts in Great Britain and Ireland dating from before XVIth century. Bd. . Brüssel , S. f. (Nr. ). – Gerhard Eis: Ma. Fachprosa der Artes. In: Dt. Philol. im Aufriß. Bd. . Hg. v. Wolfgang Stammler. . überarb. Au . Berlin , Sp. –, hier Sp. . – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA (DWV-Schr. zur Medizingesch. ). Baden-Baden , S. . VZ Ediling, Johannes (auch: Edilinnge). – Verfasser eines alchemistischen Rezepts, . Jh. (?). In einer Londoner Handschrift mit einer dt.-lat. Alchemiesammlung wird E. ein dt. Rezept zugeschrieben. Es dient zur Herstellung eines roten Pulvers auf Schwefelbasis, das zur Behandlung von Silber eingesetzt werden soll. Obwohl in dt. Sprache
Mitte . Jh. geschrieben, enthält E.s Rezept zahlreiche lat. Ausdrücke. Über E. selbst ist ansonsten nichts bekannt. Ü: London, British Museum, Ms. Harley , v–r (Pap., . Jh., mainfränkisch). – Vgl. Robert Priebsch: Dt. Hss. in England. Bd. . Erlangen , S. f. – Dorothea Waley Singer: Catalogue of Latin and Vernacular Alchemical Manuscripts in Great Britain and Ireland Dating from Before the XVI. Century. Bd. . Brüssel , S. ; Bd. , ebd. , S. . – Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. f. (Nr. ..). – http://www.handschriftencensus.de/. A: Hermann Hallauer: Cod. Harl. (Slg. alchemistischer Schr.). In: Mitt. und Forschungsbeitr. der Cusanus-Ges. . Hg. v. Rudolf Haubst. Mainz , S. –, hier S. (Teilausg.). L: Joachim Telle, VL () Sp. f. MM Magister Konradus Tonsor. – Autor alchemistischer Rezepte, lebte spätestens in der ersten Hälfte des . Jh. K.s historische Identität ist unbekannt. Die Bezeichnung «Tonsor» legt eine Tätigkeit als Barbier nahe, die Benennung als Magister einen akademischen Abschluss. Ihm werden drei Anweisungen in der alchemistischen Sammelhandschrift N zugeschrieben. Es handelt sich um kurze Rezepte zur Umwandlung von Blei in Quecksilber, zur Quecksilberreinigung und zur Herstellung von Gold aus Zutaten wie Weinstein, Silber und Zinnober. Das Goldrezept ist auch in den späteren Handschriften N und L erhalten. In Kodex P wird ebenfalls ein M. K. erwähnt. Nach Angaben des Schreibers soll er dessen lat. Abschrift der Praktika eines Leonardus de Vienna veranlasst haben. Identität dieses K.s mit M. K. T. wurde von der Forschung erwogen, aber nicht eindeutig nachgewiesen. Ü: N: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , r, r, r (Pap., Mitte . Jh., ostmitteldt.). – N: Ebd., Hs. , r (Pap., zweite Hälfte . Jh., ostmitteldt.). – L: London, Wellcome Library, MS. (Misc. Alch. XIX ), v (frühes . Jh., lat.-dt.). – Mögliche weitere Erwähnung K.s in P: Paris, Bibl. Nationale, Ms. lat. , v (./. Jh., Hs. des Leonhard von Maurperg). Vgl. Corbett (s. Lit.). – Lotte Kurras: Die dt. ma. Hss. (Kat. des Germ. Nationalmuseums.
Mitte . Jh. Nürnberg /). Wiesbaden , S. –, f. – http://catalogue.wellcomelibrary.org/. – www. handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. L: Lotte Kurras, VL () Sp. . – James A. Corbett: L’Alchimiste Léonard de Maurperg (XIVe Siècle). Sa Collection de Recettes et ses Voyages. In: Bibl. de l’École des Chartes () S. –. – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA. Baden-Baden , S. f. MM Frauenhofer. – Verfasser eines medizinischen Rezepts, . Jh. (?). Einem «ffrawnhoffer» wird in einer medizinischen Sammelhandschrift ein Rezept in dt. Sprache zugeschrieben. Der Text enthält Anleitungen für Beinp aster und -bäder. Als Zutaten werden u. a. Wachs und Honig genannt. Die Forschung erwägt als intendierte Verwendung des Rezepts die Behandlung von offenen Beinen (Ulcus cruris). Über F. selbst ist nichts bekannt. Man hat in ihm einen Wundarzt vermutet, der im . Jh. möglicherweise in der Region Nürnberg lebte. Ü: Bamberg, SB, J.H. Msc. Med. (früher III ), r (Pap., um , bair.). Vgl. Wolfram Schmitt: Zwei weitere Überlieferungen des Büchleins ‹Von den gebrannten Wässern› Gabriel von Lebensteins. In: Fachlit. des MA. FS Gerhard Eis. Hg. v. Rudolf Keil u. a. Stuttgart , S. –, hier S. . – www.handschriftencensus.de/. A: Eis (s. Lit.). L: Peter Assion, VL () Sp. . – Gerhard Eis: Vier Autorennennungen aus Hss. der ‹Helleriana›. In: Medizinische Monatsschr. () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit. Amsterdam , S. –). – Wolfgang Wegner: F. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , . MM Friedrich von Nürnberg OSB. – Verfasser rhetorischer Lehrschriften, lebte um die Mitte des . Jh. F. erscheint in der Überlieferung seiner Werke als Benediktiner und Meister, war also möglicherweise Magister. Nach eigenen Angaben konnte er
Frauenhofer auf eine Tätigkeit als Prediger und Universitätslehrer in verschiedenen Städten zurückblicken. Seine Schaffenszeit wird um die Mitte des . Jh. vermutet. Vielleicht ist er mit einem gleichnamigen F. v. N. identisch, der zunächst Weltpriester war und zwischen und im Kloster Melk nachgewiesen ist. F. verfasste eine lat. Rhetorica nova, die äußerlich dem klassischen Schema von inventio (Stoff ndung), dispositio (Gliederung), actio (Vortrag), memoria (Erinnerung) und elocutio (Ausschmückung) folgt, also den fünf officia des Redners. Anders als die traditionelle Rhetorik lehrt F.s Werk jedoch nicht die Abfassung von Reden, sondern von Briefen. So behandelt F. unter dem Aspekt der dispositio ausführlich die sieben Teile des Briefs, also salutatio, exordium, proverbium, narratio, petitio, captatio und conclusio. Darauf folgt eine ausführliche Ars dictandi mit zahlreichen Beispielen. Vergleichsweise kurz sind hingegen die Abschnitte über Erinnerung und Vortrag, die für die Briefkunst weniger bedeutsam sind. F. bezieht sich im Text ausdrücklich auf die → Rhetorica ad Herennium. Die Quellen für F.s Ausführungen zur Briefkunst sind bislang unbekannt. F. schuf auch eine dt. Übersetzung der in seiner Rhetorica nova enthaltenen Ars dictandi. Von Interesse ist die Übertragung, weil darin auch fast alle lat. Fachbegriffe übersetzt sind. Die Genauigkeit schwankt jedoch: So nden sich neben präzise wiedergegebenen Stellen auch solche, die freier und nur sinngemäß in die dt. Sprache übertragen wurden. Zielpublikum von F.s Dt. Rhetorik waren Laien ohne Lateinkenntnisse. F. bemühte sich daher nicht nur um einen möglichst durchgängig dt., sondern auch übersichtlich strukturierten Text. Die mit zwölf Handschriften recht ergiebige Überlieferung deutet allerdings weniger auf eine Lektüre durch Laien hin als auf eine Rezeption unter lateinkundigen Studenten und Akademikern. F.s Dt. Rhetorik wirkte u. a. auf die sog. Ingolstädter Rhetorik und die Brie ehre des Christoph → Huber. Insgesamt konnte sich F.s Schrift nicht gegen vergleichbare lat. Texte durchsetzen, ist bis heute aber als vielleicht älteste dt. Rhetorik von Bedeutung. Fünf Handschriften überliefern in stark abweichenden Fassungen eine lat. Ars praedicandi F.s. Wie in seiner Briefrhetorik folgte F. auch hier den fünf officia und wandte sie auf Predigten an. Als Hauptquelle diente ihm der → Heinrich von Langenstein zugesprochene Tractatulus de arte praedicandi. Daneben griff er auf seine eigene Rhetorica nova zurück.
Fürstenspiegel Wiewol all menschen [...] Ü: Dt. Rhetorik: Zwölf Hss. ab der zweiten Hälfte des . Jh. – Verz. u. a. bei Hausmann (s. Lit.). – www.handschriftencensus. de/werke/. – Zentrale Hs. mit allen Werken F.s (Ars praedicandi darin allerdings unvollst.): Einsiedeln, Stiftsbibl., cod. (), Bll. (Pap., zweite Hälfte . Jh.). F.s lat. Ars praedicandi ndet sich auch in: Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen . – München, BSB, clm . – Paris, Nationalbibl., Réserve des Imprimés D. . – Wien, ÖNB, cod. . – Vgl. Worstbrock (s. Lit.). A: Dt. Rhetorik: Joachimsohn (s. Lit.; Teilausg.). – Knape/Roll (s. Lit.). L: Franz J. Worstbrock, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. . – Paul Joachimsohn: Aus der Vorgesch. des ‹Formulare und dt. Rhetorica› In: ZfdA () S. –. – Hansjürgen Kiepe: Die älteste dt. Fibel. Leseunterricht und dt. Grammatik um . In: Stud. zum städtischen Bildungswesen des späten MA und der frühen Neuzeit [...]. Hg. v. Bernd Moeller u. a. Göttingen , S. –. – Joachim Knape/Bernhard Roll (Hg.): Rhetorica deutsch. Rhetorikschr. des . Jh. (Gratia ). Wiesbaden , S. –. – Albrecht Hausmann: Überlieferungsvarianz und Medienwechsel. Die dt. Artes dictandi des . Jh. zwischen Manuskript und Buchdruck. In: Revue Belge de Philologie et d’Historie () S. –. – Ders.: ‹tütsch brieff machen, och ho ich reden›. Zur Terminologie dt. Artes dictandi des . Jh. In: Im Wortfeld des Textes. Worthist. Beitr. zu den Bezeichnungen von Rede und Schrift im MA. Hg. v. Gerd Dicke u. a. Berlin/New York , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Fürstenspiegel Wiewol all menschen erstlich entsprungen aus ainer wurczel Adam. – Mitte . Jh. Die sich in drei Teile gliedernde Kompilation von Texten aus den Bereichen der Regierungslehren sowie der katechetischen und erbaulichen Schriften entstand wahrscheinlich als Fürstenlehre für den bayerischen Herzog Ludwig IX. (–; in der Widmung wird ein Fürst Ludwig genannt). Die nur formal miteinander verknüpften Texte (vgl. Kornrumpf/Völker) wurden mit Ausnahme von einzelnen Auslassungen
Mitte . Jh. und konzeptbedingten Umstellungen unverändert übernommen. Der auf die Widmung folgende erste, auch selbstständig in zwei Handschriften (München, BSB, Cgm ; Wien, Schottenkloster, Cod. ) überlieferte Teil «Fürstenregel» ist eine freie Bearbeitung der Regierungslehren des pseudoaristotelischen → Secretum secretorum. Er wurde um in Wien für Herzog Wilhelm von Österreich (–) geschrieben (vgl. das Akrostichon: «WILHALM Von Gotes Genaden Herczog In österreich»). Als Zusätze gegenüber der Vorlage gelten die ersten vier Kapitel («Das ist der fürsten regel», «Vier ding halten des fürsten reich», «Von der vorcht gottes», «Von der lieb gottes»), Kapitel («Von der engel fürsten tum»; Zehn-Chöre-Lehre) und das letzte Kapitel des ersten Teils (Episode um «pabst Urbanus»), wahrscheinlich auch das wie Kapitel mit «Amen» endende Kapitel , das die Vorstellung vom Fürsten als «vicarius dei» aufgreift. Der katechetisch-paränetisch ausgerichtete Mittelteil enthält neben den Fürstenlehren des → Johannes von Indersdorf, ab Beichtvater Herzog Albrechts III., katechetische Stücke zur Beichtbelehrung (z. B. Kapitel : «Wem ain fürst pichten sol, fragen die lerär» stammt aus Erchantnuzz der sund des → Heinrich von Langenstein) sowie zur Eucharistie- (vgl. auch die anonym überlieferte Eucharistiepredigt → Sermo de corpore Christi) und Ehelehre (vgl. auch die im . und beginnenden . Jh. weit verbreitete Ehepredigt Sermo de matrimonio), ferner kleinere Erbauungstexte, darunter «Von sybenerlay gedänck, die der mensch all tag haben sol» (Kap. ). Der klar aufgebaute Eucharistietraktat behandelt drei Fragenkomplexe. Wie dieser ist der folgende Traktat zur Institution der Ehe auf die Belehrung von Laien ausgerichtet. Den Schlussteil des Fürstenspiegels bildet das → Buch von den vier Angeltugenden, das auch eigenständig überliefert ist. Neben drei Drucken aus der Zeit um bis sind zwei wohl auf den Drucken beruhende Handschriften bekannt. Die als Reden gestalteten Kapitel zu den Tugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung sowie die beiden einleitenden Abschnitte werden jeweils einem Philosophen (→ Boethius, Sokrates, → Aristoteles, Platon, → Cicero und → Seneca) in den Mund gelegt. Ü: Berlin, SBB, mgf , ra–ra (Pap., [vgl. Bl. va], mittelfränkisch) (A). – Ebd., mgf , r–r (Pap., nach , bair.;
Mitte . Jh. im Besitz des Grafen Wilhelm von Starhemberg auf Riedegg [vgl. Bl. r]) (B). – Eichstätt, UB, Cod. st , r–r (mit den Sprüchen des Veit → Hündler) (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.). – Heidelberg, UB, Cpg , v–v (Pap., drittes Viertel . Jh., ostfränkisch) (G); online: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg. – Ebd., Cpg , br–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., rheinfränkisch) (H); online: http://digi.ub.uniheidelberg.de/diglit/cpg. – Leipzig, UB, Ms. , S. – (ohne Teil I,) (Pap, . Jh., schwäbisch). – München, BSB, Cgm , r-v (mystische Sammelhs., Perg., erste Hälfte . Jh., «wohl in den zwanziger Jahren entstanden, und damit [...] noch zu Lebzeiten Meister Eckharts [† ]» [vgl. Schneider S. –], hessisch [Petzet, S. ], Sprachmischung aus mitteldt. und obd. Formen [vgl. Schneider S. –]; Auszug [= Brinkhus II,]); online: http://daten.digitalesammlungen.de. – Ebd., Cgm (aus vier Teilen [–, –, –, –] zusammengebunden), r–r [Teil ] (Pap., zweites Drittel . Jh. [Schnell, S. ], Mitte . Jh. [Brinkhus, S. ], zweite Hälfte . Jh. [Berg, S. ], bair.-österr. [Berg, S. ; Brinkhus, S. ], Teil II: bair.-österr. [Schnell, S. ], Teil III: schwäbisch [Schnell, S. ]) (L). – Ebd., Cgm (früher Privatbesitz Antiquariat Gilhofer und Ranschburg, Luzern, Nr. /,; davor Nikolsburg, Fürstl. Dietrichsteinsche Bibl., Cod. II ), r–v (Pap., ) (M). – München, UB, ° Cod. ms. , r–r (Pap., um , mittelbair.) (U); darin: v–r: → Heinrich von Langenstein, Erkenntnis der Sünde (Auszug), v–r: → Sermo de corpore Christi (dt.), v–r: Vom → Lesen. – Stuttgart, LB, Cod. poet. et phil. ° , r–rb (Pap., Ende . Jh., schwäbisch) (S). – Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., mittelbair.) (W). – Wien, Schottenkloster, Cod. (Hübl ), r–v (Teil ) (Pap.) (K) Erich Petzet: Die dt. Perg.-Hss. Nr. – der Staatsbibl. in München (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V,). München , S. –. – Die dt. ma. Hss. der Universitätsbibl. München. Beschrieben von Gisela Kornrumpf und Paul-Gerhard Völker (Die Hss. der Universitätsbibl. München ). Wiesbaden , S. –, bes. S. . – Hartmut Beckers: Hss. ma. dt. Lit. aus der ehemaligen Schloßbibl. Blankenheim. In: Die Manderscheider. Eine Eifeler Adelsfamilie. Herrschaft, Wirtschaft, Kultur.
Fürstenspiegel Wiewol all menschen [...] Kat. zur Ausstellung. [...]. Köln , S. –, hier S. (Nr. ). – Karin Schneider: Die EckhartHs. M (Cgm ). In: Mittelhochdeutsch. Beitr. zur Überl., Sprache und Lit. FS Kurt Gärtner. Hg. v. Ralf Plate/Martin Schubert. Berlin , S. –. T: Augsburg: Johann Bämler, ca. («Hienach volgent guot nüczlich lere und underweysung in teütsch beschriben auß den parabolen und beysprüchen Salomonis [...]»; Hain ; online: BSB München). – Augsburg: Johann Bämler, («Hye nach volgen gut nützlich lere vnd vnderweysung im teütsch beschriben auß den parabolen vn[d] beysprüchen Salomonis Auch auß Kathone Tulio vn[d] auß andern lerern vn[d] Poeten gezogen [...]»; Hain ). – Augsburg: Johann Schobser, («Dises sind die vier angel Tugent, Weißheit, Gerechtigkeit, Sterck vnnd massigkeit Im Latein genant Quatuor, virtutes Cardinales, gar schone außgelegt durch die sinnreiche naturliche maister Boecium, Socratem, Aristotelem, Platonem, Tulium vnd Senecam»; GW ; online: BSB München). – Straßburg: Peter Attendorn, [um ] («Dis sint die vier angel Tugent Wißheit, Gerechtikeit, Stercke vnd Wessigkeit Im latin genant Quattuor virtutes Cardinales Garschön vßgelegt durch die Sinrichen Naturlychen Meister Boecium Socratem Aristotelim Platonem Tulium vnd Senecam»; GW ; online: BSB München). – [Straßburg]: [Matthias Hupfuff], («Dis sind die vier Angel tugent Wyssheit, Gerechtigkeit, Stercke und Mässigkeit Jm latyn genant Quattuor virtutes Cardinales. Gar schon ussgelegt durch die sinnrychen natürlichen meister Boecium, Socratem, Arestotelem, Platonem, Tullium und Senecam»; VD , ZV ). A: Gerd Brinkhus: Eine bayerische Fürstenspiegelkompilation des . Jh. Unters. und Textausg. (MTU ). München (zit.). L: G. Brinkhus, VL () Sp. –; () Sp. . – Klaus-Peter Schroeder: Fürstenspiegel. In: HRG () Sp. f. – Brinkhus (s. Ausg.) . – HansJoachim Schmidt: Spätma. Fürstenspiegel und ihr Gebrauch in unterschiedlichen Kontexten. In: Text und Text in lat. und volkssprachiger Überl. des MA. Freiburger Kolloquium . Hg. v. Eckart Conrad Lutz u. a. (Wolfram-Stud. ). Berlin , S. –. BJ
Göttinger Musterbuch Gute Lehren über den gemeinen Nutzen (Bone doctrine pro communi bono). – Traktat über gutes Regieren, spätestens Mitte . Jh. G. L. ist nur in einer Sammelhandschrift des . Jh. überliefert. Der Kodex enthält auch Werke von Arnt → Buschmann, Dietrich → Engelhus und → Josep sowie kleinere religiöse Texte. Der anonyme Traktat G. L. ist in nd. Prosa abgefasst, enthält aber auch einige kurze Zitate in lat. Sprache. Inhaltlich versammelt die Abhandlung Meinungen verschiedener Autoritäten. Kernthema ist die Wahrung des Gemeinwohls durch Klugheit, Gerechtigkeit, Frömmigkeit und andere Tugenden. Adressaten sind u. a. Monarchen und Richter, denen der Text Ermahnungen und Ratschläge für gutes Regieren bietet. Als positive Beispiele werden biblische Gestalten wie Abraham, Moses, David, Samuel und Judas Makkabäus genannt. Sie werden wegen ihrer Aufopferung für das Gemeinwohl gelobt. Möglicherweise ist G. L. auch noch ein dem Haupttext folgender Abschnitt zuzurechnen, der für Frauen angemessenes Verhalten erörtert. Der vom gleichen Schreiber wie G. L. aufgezeichnete Text schließt in seiner Sprache und zitatbetonten Anlage unmittelbar an den Traktat an. Der durchgängige Gebrauch von Zitaten ist insgesamt als prominentestes Merkmal von G. L. festzuhalten. Der unbekannte Autor beruft sich u. a. auf antike Autoren wie → Aristoteles, Platon, → Seneca und → Cicero sowie auf Kirchenväter wie → Augustinus, → Hieronymus, Ambrosius und → Isidor. Ü: Emden, Bibl. der Ges. für bildende Kunst und vaterländische Altertümer, Hs. , r–r (Pap., Mitte . Jh., nd.). – Vgl. u. a. Irene Stahl: Hss. in Nordwestdeutschland. Aurich, Emden, Oldenburg. Wiesbaden , S. –. – www.handschriftencensus.de/. A: Alexander Reifferscheid: Geistliches und Weltliches in mnd. Sprache nach der Emder Hs. No. () . In: Jb. der Ges. für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden () S. –, hier S. –. L: Gunhild Roth, VL () Sp. –. – Eva Schütz: Joseps Sündenspiegel. Eine nd. Lehrdichtung des . Jh. Köln u. a. , S. –. MM Göttinger Musterbuch. – Muster- und Lehrbuch für Buchmaler, Mitte . Jh. Das G. M. überliefert in Text und Bild Anleitungen zur Herstellung von Buchschmuck und Far
Mitte . Jh. ben. Es ist aus einer rheinfränkischen, wahrscheinlich in Mainz tätigen Buchmalereiwerkstatt hervorgegangen und ist bislang vor allem kunsthistorisch erschlossen. Eine nicht datierte, aber zeitlich nahe stehende Handschrift in Berlin, auch als Berliner Musterbuch (B. M.) bekannt, überliefert einen weitestgehend identischen Text; sie wurde im . Jh. um einige Farb- und Tintenrezepte ergänzt. Eine in Colmar geschriebene Handschrift in Bern (→ Colmarer Kunstbuch) enthält einige mit dem G. M. verwandte, teils stark gekürzte Textabschnitte. Hier wurden die für Bildbeispiele ursprünglich vorgesehenen Freiräume im Schriftspiegel leer belassen. Im Rahmen der Gattung Musterbuch nehmen das G. M. und sein Berliner Pendant aufgrund ihres in Text und Bild streng systematischen und betont didaktischen Charakters eine Sonderstellung ein. Alle drei Handschriften rekurrieren auf eine im alemannisch-rheinfränkischen Raum beheimatete Tradition der kunsttechnologischen Fachliteratur. Für das G. M. und das B. M. wird eine Abhängigkeit von einem gemeinsamen Archetyp erwogen (Oltrogge/Michon/Fuchs ). Die Kompilation des Colmarer Kunstbuchs integriert Rudimente dieser Tradition in ein enzyklopädisch angelegtes Hausbuch. Gegenwärtig werden aufgrund ihrer stilistischen Nähe zu den Illustrationen des G. M. an die zwischen und in Mainz und am Oberrhein illuminierte Handschriften und Drucke (darunter einige Gutenberg-Bibeln) der sog. Musterbuchgruppe zugerechnet (Vaassen, Sp. f.; Lehmann-Haupt, S. –; Fuchs/Oltrogge , S. ). Ihre genetische Abhängigkeit vom G. M. kann jedoch nicht in allen Fällen postuliert werden. Vielmehr geht man davon aus, dass um die Mitte des . Jh. im alemannisch-rheinfränkischen Raum mehrere Mustersammlungen kursierten. Sie überlieferten mit dem G. M. stilistisch eng verwandte Ziermuster, welche in der lokalen Buchmalerei Resonanz fanden (Fuchs/Oltrogge , S. f.). . Inhalt nach der Göttinger Handschrift. Das G. M. beginnt auf Bl. r mit Erklärungen zur Herstellung von Rankenornamentik, «laupp werk». Die einzelnen Arbeitsschritte (Vorzeichnung der Akanthusranken, Au age von einzelnen farbigen Schichten) werden ausführlich beschrieben und sukzessive mit Bildbeispielen veranschaulicht. Zur Kolorierung werden drei Farbkombinationen vorgestellt: Rot und Grün (Bl. r–v),
Mitte . Jh. Mennige und Purpur (Bl. v–r), Blau und Aurum musicum (Bl. v–r). Auf Bl. r folgt, ohne Zwischenüberschrift, das erste Farbherstellungsrezept. Weitere Erläuterungen zu Farbherstellung, -auftrag und -modellierung nden sich auf Bl. v–v unter der Überschrift «Wie du alle varbe temperieren und riben sullent». Hier wird differenziert auf Feinheiten wie die ideale Konsistenz der Zutaten, präzise Mischtechniken, richtiges Zubehör, Dauer der chemischen Reaktion eingegangen. Auf Bl. v–r folgen Erläuterungen und Bildbeispiele zur Herstellung von vier ornamentalen Bildgründen, «feldungen». Das erste Beispiel (Bl. v–r) veranschaulicht in Text und Bild die schachbrettartig gemusterten, das zweite (Bl. r–v) die rautenartigen Gründe. Die dritte «feldung» (Bl. r) integriert orale Elemente in das quadrierte und mit einem Goldraster strukturierte Muster. Der nächste Abschnitt «Dye vierde feldunge» (Bl. v) handelt von einem weiteren rautenartig gemusterten Grund. Die Schrift endet auf Bl. r–v mit einem Rezept zur Herstellung der Farbe Aurum musicum, eines Goldersatzes. Auf Bl. v–v folgen kunstvolle Bildbeispiele für Initial-, oralen und Rankenschmuck, u. a. in oben erklärten Maltechniken für das «laupp werk». Diese Bildbeispiele sind im B. M. nicht enthalten. Dagegen werden in der Berliner Hs. die einzelnen Arbeitsschritte ausführlicher als im G. M. mit Bildbeispielen veranschaulicht. Auch ist hier ein zusätzliches, im G. M. nicht vorhandenes Kapitel über Goldgrundprobleme enthalten. Auffällig ist die betont didaktische Diktion des G. M. In den Erklärungen wird stets explizit auf Bildbeispiele verwiesen («also hie stott»), die Querund Rückverweise («also do vornan geschrieben stott») ermöglichen eine bessere Orientierung im Text. Bei genau zu befolgenden Rezepturen wird ihre Verbindlichkeit unterstrichen; sind mehrere Optionen möglich, so wird auch dies thematisiert (Bl. v: «uff der hant odir war in ir wollent»). Alle Beschreibungen sprengen in ihrer Ausführlichkeit den eher knappen Rahmen eines Rezepts. Das G. M. ist somit weniger ein Nachschlagewerk zum sporadischen Konsultieren als vielmehr eine exakt zu befolgende Arbeitsvorlage zur Herstellung beschriebener Muster. Sie richtet sich vielleicht nicht ausschließlich an Anfänger, schließt aber die in den beschriebenen Techniken weniger erfahrenen Maler offenbar in ihren Adressatenkreis ein.
Göttinger Musterbuch . Paläographische Besonderheiten. Der Text der Göttinger Hs. ist in einer routinierten Schleifenbastarda aufs Pergament gebracht. Der Schreiber benutzt durchgehend die zu seiner Zeit geläu gen Abkürzungen wie Nasalstriche (am Wortende zum Teil mit einer schwungvollen Schleife mit dem vorangehenden Buchstaben verbunden), hochgestellte Hacken als er-Kürzel, daz wird oft als dz abgekürzt, quer durchgestrichener p-Schaft steht für per, hochgestellter waagerechter Strich über p für pur. Der Schreiber hat eine Vorliebe für das x-förmige r (was nach Schneider, Paläographie, S. eine kalligraphische Besonderheit des obd. Raums ist). Auf Bl. r versieht er sporadisch u und y mit hochgestellten schrägen Haarstrichen, was er bereits auf Bl. v wieder aufgibt. Die Rubrizierung der Handschrift ist uneinheitlich, aber nicht durchweg unsystematisch. Insgesamt bewegt sie sich in einem für pragmatische spätma. Handschriften konventionellen Rahmen. Auf Bl. r–v werden die in brauner Tinte ausgeführten Anfangsmajuskeln der neuen Abschnitte mit schlanken roten Zierelementen versehen. Sie werden auf Bl. r–v von roten Lombarden abgelöst. Ab Bl. r kehrt das erste Muster wieder. Hinter dieser Varianz scheint eine Systematik zu stehen, die für die Kapitel mit zahlreichen Bildbeispielen dezentere, für längere bilderlose Abschnitte dagegen markantere optische Gliederungselemente vorsieht. In die Letzteren sind auch zahlreiche Nota-Marginalien vor allem außerhalb und teils innerhalb des Schriftspiegels integriert. In längeren Absätzen werden die Satzanfänge mit roten Strichelungen an den Anfangsbuchstaben hervorgehoben. Trotz der offensichtlichen Bemühung, durch optische Strukturierung eine bessere Lesbarkeit der Handschrift zu erreichen, gehen dennoch einige Zwischenüberschriften im fortlaufenden Text ohne Hervorhebung unter (Bl. v: «vier feldu[n]g dar uß gan daz merteyl alle feldung»), einige Abschnitte sind gar nicht mit Überschriften versehen. Auch optisch lädt das Werk also mehr zum schrittweisen Lesen denn zum schnellen Nachschlagen ein. Anders wurde in der Berliner Handschrift verfahren: Sie ist sorgfältiger rubriziert, jeder neue Abschnitt wird mit einer Überschrift eingeleitet. . Sprachlicher Befund. Die Sprache der Göttinger Handschrift ist ein Konglomerat aus obd. (vor allem alemannischen) und westmitteldt. (mittel- und rheinfränkischen) Dialektspuren, das gut zum geographischen Entstehungs- und Verbreitungshintergrund
Henntz des G. M. passt. Punktuell begegnen dialektale Einsprengsel, die über die Entstehungsgegend des G. M. hinausweisen, z. B. die thüringisch-ostmitteldt. i-Schreibung in gedeckter Endsilbe («odir», «andir»). Ob und inwiefern diese sprachgeographische Besonderheit zusammen mit einer stilistisch der Musterbuch-Gruppe zugeordneten Initiale der Erfurter Matrikel von neue Belege für Kunsttransfer zwischen Mainz und Erfurt liefert, wäre noch zu untersuchen. Ü: Göttingen, SUB, ° Cod. Ms. Uffenb. Cim. – Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett, Cod. A , r–v (Mitte . Jh.). – Einige Abschnitte im Colmarer Kunstbuch: Bern, Burgerbibl., Mss. h. h. XII. ( in Colmar u. a. von Frater Jacobus Haller geschrieben). A: The Göttingen Model Book. A facsimile edition and translations of a fteenth-century illuminators’ manual. Hg. und komm. v. Hellmut Lehmann-Haupt. Columbia (). L: Heinz Roosen-Runge, VL () Sp. f. – Elgin Vaassen: Die Werkstatt der Mainzer Riesenbibel in Würzburg und ihr Umkreis. In: Arch. für Gesch. des Buchwesens () S. –. – Beat Matthias von Scarpatetti: Kat. der datierten Hss. in der Schweiz in lat. Schrift vom Anfang des MA bis . Bd. : Die Hss. der Bibliotheken Bern-Porrentruy, Text- und Abbildungsband. Dietikon-Zürich , Textbd. S. (Nr. ), Abbildungsbd. S. (Nr. ). – Doris Oltrogge/Solange Michon/Robert Fuchs: «Laubwerk» – zur Texttradition einer Anleitung für Buchmaler aus dem . Jh. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Robert Fuchs/D. Oltrogge: Unters. rheinischer Buchmalerei des . Jh. Hist., kunsthist., naturwissenschaftliche und konservatorische Aspekte. In: Imprimatur NF () S. –. – Robert W. Scheller: Exemplum: model-book drawings and the practice of artistic transmission in the Middle Ages (ca. – ca. ). Amsterdam . – Lieselotte E. Saurma-Jeltsch: Spätformen ma. Buchherstellung. Bilderhss. aus der Werkstatt Diebold Laubers in Hagenau. Bde. Wiesbaden , Bd. , S. – passim. – Eva Horváth/Hans-Walter Stork (Hg.): Von Rittern, Bürgern und von Gottes Wort. Volkssprachige Lit. in Hss. und Drucken aus dem Besitz der Staats- und Universitätsbibl. Hamburg. Ausstellungskat. (Schr. aus dem Antiquariat Dr. Jörn Günther, Hamburg, Bd. ). Kiel ,
Mitte . Jh. S. f. (Nr. ). – Eberhard König: Berliner Musterbuch. In: Lex. zur Buchmalerei. Hg. v. Helmut Engelhart (Bibl. des Buchwesens ). . Halbbd. Stuttgart , S. . – Ders.: G. M. In: ebd., S. . – D. Oltrogge: Musterbücher. In: ebd., . Halbbd. , S. f. IM Von gemeynem regement der stete lande und lude und sin selbest. – Politisch-religiöser Text, . Jh. Der dt. Text ist unikal in einem handschriftlichen Fragment des . Jh. überliefert. In dem unbekannten Verfasser hat die Forschung einen rheinischen Geistlichen vermutet. V. g. r. entwickelt auf Grundlage christlicher Werte Prinzipien eines funktionierenden Gemeinwesens. Im Zentrum seiner Lehren steht die Gerechtigkeit als Hauptpfeiler jeder Gemeinschaft. Hinzu kommt ein frommer Lebenswandel, wie er im Text etwa durch die christliche Ehe veranschaulicht wird. Auch Tugenden wie Glaube und Hoffnung werden vom Autor gelobt. Verurteilt werden u. a. Ungerechtigkeit, Ehebruch und Eidbrüchigkeit. V. g. r. bezieht sich immer wieder auf die Bibel (u. a. Kor ), nennt aber auch Platon als Autorität. Ü: Mainz, StB, Fragm. II ,, Bll. (. Jh.). – Vgl. Stammler / (s. Lit.). – Singer (s. Lit.). A: Stammler / (s. Lit.). L: Gerd Brinkhus, VL () Sp. f. – Wolfgang Stammler: Spätma. ‹Regierungskunst›. In: Wiss. Zs. der Univ. Greifswald. Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe (/) S. –. – Bruno Singer: Die Fürstenspiegel in Deutschland im Zeitalter des Humanismus und der Reformation [...]. München , S. . – Dietmar Peil: Unters. zur Staats- und Herrschaftsmetaphorik in literarischen Zeugnissen von der Antike bis zur Gegenwart. München , S. f. MM Henntz, Hans (auch: Hans Hentz). – Organist, wahrscheinlich Verfasser eines Rüst- und Büchsenmeisterbuchs, lebte in der zweiten Hälfte des . Jh. H.s Name erscheint auf einem vorgehefteten Blatt zu Handschrift W. Dort wird er als Organist an einer Martinskirche identi ziert. Auch wird eine Herkunft aus Nürnberg erwähnt. Möglicherweise stammte H. aus einer gleichnamigen Familie von Pulvermachern, die bis in die Frühe Neuzeit in Nürnberg nachweisbar ist. H. gilt als Erstbesitzer von W und als wahrscheinlicher Verfasser
Mitte . Jh. eines darin enthaltenen Rüst- und Büchsenmeisterbuchs. Es handelt sich dabei um einen Katalog farbiger Federzeichnungen mit erläuternden Beischriften in dt. Sprache. Dargestellt sind kriegs- und feuertechnische Gerätschaften, die meist in seitlicher Ansicht gezeigt werden: u. a. Büchsen und Geschütze, Streitkarren und Kampfwagen, Schutzschirme, Rammen, Steig-, Brech- und Hebezeug, mobile Brücken, Bohrmaschinen für Geschütze, aber auch Destillieröfen, Mühlen und eine Drehbank. Als Hauptvorlage der Zeichnungen gilt Konrad → Kyesers Bellifortis. Daneben hat die Forschung Ähnlichkeiten der Illustrationen mit Darstellungen in anderen Bildkatalogen nachgewiesen (u. a. München, BSB, cgm und cgm ). Auf den Bildkatalog folgt in der Handschrift eine Bearbeitung des → Feuerwerkbuchs von . Interessant ist weiterhin eine auf dem Vorblatt von W enthaltene Zeichnung, die von anderer Hand stammt als H.s Katalog. Im Stil einer Karikatur zeigt sie drei Sänger mit einem Notenblatt. Ü: W: Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., cod. Quart , r–v (Perg., um –, nordbair.). – Vgl. Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. /. Bearb. v. Rainer Leng. München , S. – (Nr. ..). L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. f. – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss. Bd. . München (Nachdr. New York ) S. f. – Bernhard Rathgen: Das Geschütz im MA. Berlin (Nachdr. Düsseldorf ) S. , , f., , , . – Das Feuerwerkbuch von . Jahre dt. Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. Hg. v. Wilhelm Hassenstein. München , S. . – Heinrich Müller: Dt. Bronzegeschützrohre –. Berlin , S. , f. – Christoph Petzsch: Ungewöhnlicher Nachweis von Lochamber Liederbuch Nr. dreistimmig. In: Musik in Bayern () S. –. – Konrad Kratzsch: Kostbarkeiten der HerzoginAnna-Amalia-Bibl. Leipzig , S. –. – R. Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Bd. . Wiesbaden , S. –; Bd. , ebd. , S. –. MM Schlumberger, Hans. – Büchsenmeister, lebte spätestens in der ersten Hälfte des . Jh. S. wird im Kunstbuch des Hans Haasenwein (→ Hermannstädter Kunstbuch) als Autor meh
Schlumberger rerer pyrotechnischer Rezepte erwähnt. Da das Kunstbuch fertiggestellt wurde, dürfte S. spätestens in der ersten Hälfte des . Jh. gelebt haben. Die Forschung vermutet in ihm einen obd., wohl schwäbischen Büchsenmeister. Die S. zugeschriebenen Anweisungen werden im zweiten, kriegstechnisch orientierten Teil von Haasenweins Werk (Hübsche Ordnung [...]) neben Texten von Johann → Praunperger und Ludwig → Hohenwang wiedergegeben. Die S.schen, an der Artillerie orientierten Rezepte beschreiben die Herstellung von Schießpulver sowie Brand- und Sprengsätzen bzw. -geschossen, die bei Belagerung und Sturm eingesetzt werden konnten. Ob es sich – wie von der Forschung erwogen – bei der Rezeptgruppe um ein in sich geschlossenes Werk handelt, ist mangels Parallelüberlieferung schwer abzuschätzen. Ü: B: Bukarest, Nationalarch., Ms. , v–v (Pap., fertiggestellt, mit Erg. bis , bair. und hochdt.). – Faks. von B in: Sibiu, Nationalarch., Filiale Sibiu, Ms. Varia II . – Vgl. Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. /. Hg. v. Ulrike Bodemann u. a. München , S. – (Nr. ..). – www. handschriftencensus.de/. L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Doru Todericiu: Preistoria rachetei moderne. Manuscrisul de la Sibiu (–). Bukarest , S. , , , . – Vgl. auch die Lit. zum Hermannstädter Kunstbuch. MM Johannes von Kassel (auch: J. de Cassil). – Autor metallurgisch-alchemistischer Anweisungen, lebte spätestens im . Jh. Zwei Handschriften des . und . Jh. überliefern eine J. zugeschriebene Praktik in dt. Sprache. Der Text beschreibt die Amalgamierung von Gold, Blatt- und Quecksilber. Als Zutaten kommen Salz und Essig zum Einsatz. J. selbst ist bis heute nicht identi ziert. Er wird in Kodex B als Doktor bezeichnet, der in den Diensten eines burgundischen Herzogs gestanden habe. Die Forschung hat J. zeitlich im . Jh. verortet und bei ihm aufgrund des Textes technische Kenntnisse der Metallverarbeitung vermutet. In B wird auch ein kaiserliches Interesse an J.s Anweisungen behauptet, doch ist über seine Reputation ansonsten nichts bekannt. Ü: A: London, British Library, Ms. Harley , r–v (Pap., . Jh., bair.österr.). – B: Leiden, UB, cod. Voss. chem. Q. , r–v (Pap., um , bair.).
Kräuter-Sammel-Kalender Vgl. Petrus C. Boeren: Codices Vossiani chymici. Leiden , S. . – Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. f. (Nr. ..). – www.handschriftencensus.de/. L: Joachim Telle, VL () Sp. f. – Dietlinde Goltz u. a.: Der alchemistische Traktat ‹Von der Multiplikation› von PseudoThomas von Aquin. Unters. und Texte. Wiesbaden , S. –. MM Karpf, Johannes (auch: Karpff). – Autor von Texten zur Beschreibung metallverarbeitender Verfahren, spätestens . Jh. Der ansonsten unbekannte K. wird in einer lat.dt. alchemistischen Sammelhandschrift erwähnt, deren Entstehung in Nürnberg vermutet wird. Auch K. selbst wird in dem Kodex als Nürnberger bezeichnet. Im Text wird ihm ein Verfahren zur Kupfervergoldung zugeschrieben. Die Forschung spricht K. außerdem zwei darauf folgende Rezepte zu, die in dt. Sprache die Vergoldung bzw. Versilberung von Kupfer behandeln. Die Texte gelten als fachlich kenntnisreich, weshalb man eine professionelle Tätigkeit K.s in der Metallverarbeitung erwogen hat. Ü: Wolfenbüttel, HAB, cod. .. Aug. °, v–v (Pap., Nürnberg?, . Jh.). – Vgl. Otto von Heinemann: Die Hss. der Herzoglichen Bibl. zu Wolfenbüttel /. Wolfenbüttel (Nachdr. u. d. T.: Die Augusteischen Hss. . Frankfurt/M. ) S. f. L: Joachim Telle, VL () Sp. . – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA. BadenBaden , S. . MM Schulte, Hans. – Bearbeiter des → Feuerwerkbuchs von , lebte spätestens im zweiten Viertel des . Jh. Einem ansonsten unbekannten H. S. wird eine nd. Bearbeitung des Feuerwerkbuchs von zugeschrieben. Sein Name erscheint auf dem Einband von Handschrift B, wo der darin enthaltene Text als Kunst Bussenpuluer to maken [...] betitelt wird. Der Kodex zählt zu den nicht illustrierten Textzeugen des Feuerwerkbuchs. Ein sechsseitiges Inhaltsverzeichnis mit Einträgen bietet jeweils kurze Angaben zu den einzelnen Kapiteln. Der eigentliche
Mitte . Jh. Haupttext ist in zwei unterschiedlich lange Blöcke eingeteilt. Die Abfolge der Abschnitte gilt gegenüber der Standardfassung des Feuerwerkbuchs als stark verändert. Früher galt S. auch als Schreiber der schwäbischen Feuerwerkbuch-Fassung in Handschrift B. Aufgrund fehlender Beweise für S.s Beteiligung wird ihm diese aber heute nicht mehr zugeschrieben. Ü: B: Berlin, SBB, mgq , r–r, r–r (Pap., zweites Viertel . Jh., nd.). – S. mittlerweile abgesprochen: B: Ebd., mgq , + Bll. (Pap., drittes Viertel . Jh., schwäbisch). – Vgl. Leng (s. Lit.). – Ulrike Bodemann u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. /. München , S. , , (Nr. ..). – www.handschriftencensus.de/ . – www.handschriftencensus.de/. A: Vgl. die Ausgaben des Feuerwerkbuchs von . L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Ma. Fachlit. Stuttgart , S. . – Peter Assion: Altdt. Fachlit. Berlin , S. . – Rainer Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Wiesbaden , Bd. , S. f.; Bd. , S. f., f. MM Kräuter-Sammel-Kalender. – Gattung pharmazeutischer Fachtraktate, dt. ab dem . Jh. Die Gattung der K.-S.-K. ist im Keim bereits in der Materia medica des Dioskurides (. Jh.) angelegt. Die Schrift enthält Sammel- und Lageranweisungen für medizinisch verwertbare P anzen, wie sie später ähnlich in K.-S.-K. erscheinen. Manche K.-S.-K. übernahmen auch Angaben unmittelbar aus der Materia medica. Die eigentlichen K.-S.-K. treten ab dem späten . Jh. auf. Ihre Wurzeln werden in Salerno vermutet. Die Forschung unterscheidet zwei Gruppen (A, B), die beide den gleichen Aufbau zeigen: Eine meist Dioskurides folgende Einleitung behandelt zunächst die Grundlagen der P anzenernte und ergänzt sie teilweise um astrologische Elemente wie das Sammeln in bestimmten Mondphasen. Im zweiten Teil werden Sammelzeiten für einzelne P anzen empfohlen. Dieser Abschnitt ist in den Texten der AGruppe nach Monaten gegliedert. Allerdings sind nicht immer alle Monate erfasst; auch setzt die Monatsfolge manchmal nicht mit dem Januar ein. Die
Mitte . Jh. B-Gruppe bietet eine Gliederung nach jahreszeitlichen Segmenten statt Monaten. A weist lat. und dt. Überlieferungsstränge auf. Zu Beginn steht die pseudo-hippokratische, spätestens im . Jh. entstandene Epistula Hippocratis ad Alexandrum. Nachgewiesen sind drei Fassungen des Textes, die sich im Bestand der Monate und der Arzneimittel unterscheiden. Ab dem . Jh. ist auch eine dt. Epistula-Tradition bekannt. Eine erste dt. Übertragung des Traktats ndet sich in Handschrift Z, die jedoch noch fremdsprachige Fachbezeichnungen aufweist. Eine weitere, nun vollständig dt. Übersetzung wird ab im Feldtbuoch der wundtartzney des → Johannes von Gersdorff abgedruckt, der sie mal in den zweiten, mal in den dritten Teil seiner Kompilation einfügt. Handschrift B aus dem . Jh. überliefert mit Zu was zeit man kräuter colligiren oder insameln sol einen ebenfalls Gruppe A zugerechneten dt. Text mit einer lat. Vorrede. Die Entstehung dieser Schrift wird im frühen . Jh. im oberrheinischen Gebiet vermutet. Die Forschung hat inhaltliche Parallelen zur Epistula festgestellt, aber auch auf Unterschiede hingewiesen. So fehlen in Zu was zeit die Monate von November bis Januar, weil sie für die P anzenernte als ungeeignet galten. Die B-Überlieferung besteht nur aus lat. Texten wie dem Tractatulus de collectione medicinarum. Diese Abhandlung ist erst ab dem . Jh. überliefert, wird aber bereits auf die Zeit vor datiert und einem unbekannten Autor aus bairischostfränkischem Gebiet zugeschrieben. Auch hier fehlt der Winterzeitraum. Die erhaltenen Textfassungen gelten hinsichtlich der enthaltenen P anzennamen und ihrer Abfolge als sehr unterschiedlich. Eine Sonderrolle unter den K.-S.-K. kommt dem Compendium aromatorium (Mitte . Jh.) des Saladin Ferro von Ascoli (erste Hälfte . Jh.) zu: Während die meisten K.-S.-K. an Ärzte gerichtet sind, wendet Saladins Text sich ausdrücklich an Apotheker. Insgesamt gelten die K.-S.-K. als aufschlussreiche Quelle für die pharmazeutische Praxis des Mittelalters. Ü: Dt. A-Überl.: Z: Zürich, ZB, Ms. B , ra–vb (Pap., . Jh., rheinfränkisch). – B: Brüssel, Kgl. Bibl., Hs. –, r–r (. Jh.). – Vgl. Keil (s. Lit.). – www. handschriftencensus.de/. – Zu weiteren Texten s. auch Stoll (s. Lit.). D: Feldtbuoch der wundtartzney. Straßburg: Johann → Schott, , v–v (VD G
Kölner Kochbuch ). – An anderer Stelle im Text auch in späteren Drucken des Werks. A: Wickersheimer , und (s. Lit.; dt. und lat. Texte der A-Tradition). – Daems/Keil (nur lat. Texte der B-Tradition). – Online-Faks. von Hs. Z: www.e-manuscripta.ch/ zuz/content/titleinfo/. – Online-Faks. von Druck VD G : http://daten.digitale-sammlungen.de/. L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Ernest Wickersheimer: Epistola Ypocratis ad Alexandrum de tempore herbarum. In: Janus () S. –. – Ders.: Nouveaux Textes Médiévaux sur le Temps de Cueillette des Simples. In: Archives Internationales d’Histoire des Sciences () S. –. – Ders.: Sur le temps de Cueillette des Simples. Deux Textes Inédites. In: Homenaje a Millás-Vallicrosa. Bd. . Hg. Consejo Superior de Investigaciones Cienti cas. Barcelona , S. –. – Rainer Schnabel: Pharmazie in Wiss. und Praxis, dargestellt an der Gesch. der Klosterapotheken Altbayerns vom Jahre bis . München , S. , f. – Willem F. Daems/G. Keil: Die Solothurner Fassung des ‹Tractatulus de collectione medicinarum›. In: Neue Beitr. zur Gesch. der Pharmazie. FS HansRudolf Fehlmann. Hg. v. Gottfried Schramm. Zürich , S. –. – Ulrich Stoll: De tempore herbarum. Vegetabilische Heilmittel im Spiegel von K.-S.-K. des MA. Eine Bestandsaufnahme. In: Rhythmus und Saisonalität. Kongreßakten des . Symposions des Mediävistenverbandes in Göttingen . Hg. v. Peter Dilg u. a. Sigmaringen , S. –. – U. Stoll: K.-S.-K. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Kölner Kochbuch. – Sammlung von Koch- und Heilrezepten, spätestens zweite Hälfte . Jh. Das K. K. zählt zur handschriftlichen Tradition der populären → Küchenmeisterei, die ansonsten primär in Drucken überliefert ist. Die Kölner Handschrift wurde um die zweite Hälfte des . Jh. von einem westmitteldt. Schreiber nach einer obd. Vorlage aufgezeichnet. Der Kodex enthält neben dem K. K. auch lat. Texte, etwa Pestrezepte und eine bienenkundliche Abhandlung. Das eigentliche K.
Mondseer Kochbuch K. ist achtteilig angelegt, anders als die sechsteilige Drucktradition der Küchenmeisterei. Das handschriftliche Werk behandelt zunächst Fasten- (I), Fleisch- (II) und Eierspeisen (III), Sülze, Senf und Latwergen (IV) sowie Essig (V). Darauf folgen Rezepte gegen Magen- und Darmleiden (VI), Anweisungen gegen die Pest (VII) und ein P anzenverzeichnis (VIII). Die Rezepte der ersten sechs Teile sind nach den jeweiligen Hauptzutaten geordnet. Gegenüber den Drucken der Küchenmeisterei fehlen im K. K. das Vorwort, die Nachbemerkungen und zahlreiche Rezepte. Hinzu kommen textliche Differenzen, die auf redaktionelle Eingriffe, aber auch auf Irrtümer zurückgeführt werden. Das genaue Verhältnis des K. K. zur Drucktradition ist umstritten. Die ältere Forschung leitete den Text nicht aus den Drucken ab, sondern betrachtete ihn als eigenständiges Werk. Nach neueren Erkenntnissen könnte das K. K. aber auf dem Passauer Küchenmeisterei-Druck von um basieren oder mit diesem eine Vorlage gemeinsam haben. Unbekannt ist bislang der Redaktor des K. K. Da er an einer Stelle auf medizinische Fachliteratur als Quelle weitergehender Informationen verweist, könnte es sich bei ihm um einen Arzt oder medizinisch versierten Laien gehandelt haben. Ü: Köln, Hist. Stadtarch., Best. (GB °) , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., westmitteldt.). – Vgl. Ehlert (s. Lit.). – www. handschriftencensus.de/. A: Ehlert (s. Lit.). L: Vgl. auch die Lit. zur Küchenmeisterei. – Gundolf Keil/Marianne Wlodarczyk, VL () Sp. f. – G. Keil: Küchenmeisterei. In: LexMA () Sp. f. – Hans Wiswe/Eva Hepp: Kulturgesch. der Kochkunst. Kochbücher und Rezepte aus zwei Jahrtausenden. München , S. . – Trude Ehlert: Hsl. Vorläufer der ‹Küchenmeisterei› und ihr Verhältnis zu den Drucken. Der Cod. S der Zentralbibl. Solothurn und die Hs. G.B. ° des Stadtarch. Köln. In: De consolatione philologiae. FS Evelyn S. Firchow . Hg. v. Anna Grotans u. a. (GAG /). Göppingen , S. –. – Marianne Honold: Stud. zur Funktionsgesch. der spätma. deutschsprachigen Kochrezepthss. Würzburg , S. , –, – u. ö. – ‹Küchenmeisterei›. Edition, Übersetzung und Komm. zweier Kochbuch-Hss. des . Jh. Solothurn S und Köln, Hist. Arch. GB ° . Hg. v. T. Ehlert. Frankfurt/M. u. a. . MM
Mitte . Jh. Mondseer Kochbuch. – Um . Das Kochbuch folgt einem anonymen lat. Gesundheitsregimen sowie einem lat. und dt. Weintraktat. Diese Teile der Sammelhandschrift wurden um die Mitte des . Jh. mit einem kommentierten Grecismus des Eberhard von Béthune (r–r) und einem lat. Schemata mnemotechnica (r–v) zusammengebunden. Auf ein Inhaltsverzeichnis (r–v; berücksichtigt werden nur die Rezepte des ersten Teils, die Reihenfolge stimmt nicht immer mit den nachfolgenden Rezepten überein) und eine gereimte Vorrede (v–r, Überschrift: «Ain puoch von kochen») folgen Rezepte. Die sich in zwei Teile gliedernde Rezeptsammlung hat Rezepte mit dem um entstandenen Würzburger → Buch von guter Speise) im Hausbuch des → Michael de Leone gemeinsam, mit dem → Kochbuch von St. Dorotheen zu Wien und nur vier mit dem → Innsbrucker Kochbuch. Das M. K. enthält rund ein Drittel Fastenspeisen. Von den Schaugerichten sei der «Schweins koppff mit hellischen amen» ˉ (Bl. r, Nr. ; im Kochbuch des Meister → Hans auf Bl.. r) genannt. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , r–r (Pap., um / und Mitte des . Jh., bair.-österr. und lat.); Incipit: «Nota kasmad ze machen – pisces ad acetum post de cuccoem»; nach einem Vermerk auf Bl. v schenkte ein Frater Benedictus aus dem niederbayerischen Benediktinerkloster Biburg diesen Codex dem Kloster Mondsee («pro monasterio Lunelacensi»). – Vgl. Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der Österr. Nationalbibl. Bd. (Veröff. des Inst. für dt. Sprache und Lit. ). Berlin , S. . – Aichholzer (s. Ausg.) S. –. – http:// www.handschriftencensus.de/werke/. A: Birkhan (s. Lit.) (Auszug). – Doris Aichholzer: «Wildu machen ayn guet essen ...». Drei mhd. Kochbücher: Erstedition, Übersetzung, Komm. (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie ). Bern u. a. , S. (Faks. von Bl. r), – (Transkription und Übersetzung), – (Rezeptkonkordanz). L: Francis B. Brévart, VL () Sp. –. – Daz buch von guter spise aus der Würzburg-Münchener Hs. Hg. v. Hans Hajek (TspMA ). Berlin , S. f., f., –. – Anita Feyl: Das Kochbuch Meister Eberhards. Ein Beitr. zur altdt. fachlit. Diss. Freiburg i. Br. . – Josef Werlin: Weinrezepte aus einer Mondseer Hs.
Mitte . Jh. des . Jh. Neuere Forschungen auf dem Gebiet des ma. Gartenbaus und Haushalts. In: Die wissenschaftliche Red., H. () S. –. – Hans Wiswe: Kulturgesch. der Kochkunst. Kochbücher und Rezepte aus zwei Jahrtausenden mit einem lexikalischen Anhang zur Fachsprache von Eva Hepp. München . – Daz buoch von guoter spîse. Abb. zur Überl. des ältesten dt. Kochbuches. Hg. v. Gerold Hayer (Litterae ). Göppingen , S. , – (Rezeptkonkordanz), – (Faks. von Bl. v–r, v–r). – Helmut Birkhan: M. K. (Mitte . Jh.). In: Die Kuenringer. Das Werden des Landes Niederösterreich. [Niederösterr. Landesausstellung ] (Kat. des Niederösterr. Landesmuseums, NF ). Wien , S. f. – Trude Ehlert: Wissensvermittlung in deutschsprachiger Fachlit. des MA oder: Wie kam die Diätetik in die Kochbücher? In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Elvira Glaser: Die textuelle Struktur hsl. und gedruckter Kochrezepte im Wandel. Zur Sprachgesch. einer Textsorte. In: Textarten im Sprachwandel – nach der Er ndung des Buchdrucks. Hg. v. Rudolf Große/Hans Wellmann. Heidelberg , S. –. – D. Aichholzer: Zwischen Feiern und Fasten: Drei österr.bayerische Kochbücher des . Jh. in: JOWG () S. –. – Dies.: Schachbretter aus Erbsen, Mandeligel und Nonnenfürze in Gesöff. Aus Kochbüchern des . Jh. der Österr. Nationalbibl. In: Mahl und Repräsentation. Der Kult ums Essen. Hg. v. Lothar Kolmer/Christian Rohr. ., durchges. und um ein Reg. erg. Au . Paderborn u. a. , S. –. – Melitta Weiss Adamson: Medieval Germany. In: Regional Cuisines of Medieval Europe. A Book of Essays. Hg. v. ders. New York/ London , S. –. BJ Kochrezepte des Brixener Cod. I . – Mitte . Jh. Der Anfang des Kochbuchteils der Handschrift ist nicht erhalten. Auf das Ende einer Kochanweisung («tailt seÿ alz das vorgenant Essen») folgen Rezepte, von denen mit einer Überschrift (zum Teil in den Text integriert bzw. nach Tilgung im Text als Marginalglosse) versehen sind. Auf das letzte Rezept für einen «gefüllet opphel», das mit den Worten «vnd pezewch in in ainen taig vnd pach in da mit, so ist ez perait» endet, folgt das Schlusswort «amen». Die Rezepte «spiegeln eine relativ wohlhabende, aber nicht luxuriöse Küche wider, wie
Kochrezepte des Brixener Cod. I sie für den niederen Adel, Klerus und das gehobene Bürgertum im Bayern des fünfzehnten Jahrhunderts typisch war» (Weiss Adamson, S. ). Ü: Brixen, Bibl. des Priesterseminars, Cod. I (Nr. ) (aus zwei Teilen [–, –] zusammengebunden), r–v (Pap., Mitte . Jh., bair., von vier Händen [I: r–r, II: r–r, III: r–v, IV: r–v]; Bl. r–v: → Albertus Magnus: De proprietatibus rerum, lat. [Bl. r–r: Bücher –; Bl. v–v: Bücher –). – Vgl. http://www.handschriftencensus.de/werke/. A: Melitta Weiss Adamson: Die Kochrezepte in Codex J. (no.) der Bibl. des Priesterseminars Brixen. Edition und Komm. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. – (zit.; mit Hinweisen zur Parallelüberlieferung). L: Alix Prentki: Les Traités Culinaires du sud de l’Allemagne a la Fin du Moyen Âge. Diplôme d’Études Approfondies (DEA) Paris, . – Bruno Laurioux: Modes culinaires et mutations du goût a la n du Moyen-Âge. In: Artes mechanicae en Europe médiévale. Actes du colloque du octobre . Hg. v. Ria Jansen-Sieben (Archives et bibliothèques de Belgique, Numéro spécial ). Brüssel , S. –, hier S. (Nr. ). – Constance B. Hieatt/Carole Lambert/B. Larioux/ A. Prentki: Répertoire des manuscrits médiévaux contenant des recettes culinaires. In: Du manuscrit à la table. Essais sur la cuisine au Moyen Âge et répertoire des manuscrits médiévaux contenant des recettes culinaires. Hg. v. C. Lambert (Études médiévales). Montréal , S. –. – Helmut Birkhan: Some Remarks on Medieval Cooking: The Ambras Recipe-Collection of Cod. Vind. . In: Food in the Middle Ages. Hg. v. M. Weiss Adamson. New York/London , S. –. BJ Kochbuch aus der Stiftsbibliothek Michaelbeuern. – Um . Die Michaelbeuerner Sammelhandschrift Man. cart. enthält zwölf dt. Kochrezepte (Reiskuchen, Eierkuchen, Hirschragout, Fastenspeise, Kletzenmus, Hecht, Falsches Reh, Huhn, Lendenbraten, Karpfen, Erbsenspeise). Zehn Rezepte werden mit der «Item-» bzw. der «wildw/u-»Formel eingeleitet. Bei dem «Rech protten von vischen» handelt es sich um ein typisches Scheingericht in der
Kottanner Fastenzeit. Das Überwiegen der Rezepte für Fastenspeisen gegenüber solchen, die Fleisch als Zutat enthalten, könnte auf einen geistlichen Lebensbereich hindeuten. Die Frage, ob Michaelbeuern nicht nur Aufbewahrungsort, «sondern auch ihr Entstehungsort oder doch mindestens ihr primäres Gebrauchsumfeld gewesen sein könnte» (Ehlert u. a., S. ), ist offen. Ü: Michaelbeuern (bei Salzburg), Stiftsbibl., Man. cart. , r–v (Pap., Salzburg/ Bayern [?], zweites Drittel . Jh. [Bl. rb: ], Bl. r–r: letztes Drittel . Jh., bair.-österr.); Incipit: «Item wilt machen ain pachen ven Reyß so seud in in wasser». – Vgl. Kat. der Hss. des Benediktinerstiftes Michaelbeuern bis . Katalogband. Bearb. v. Beatrix Koll unter Mitarbeit von Josef Feldner. (Österr. Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl., Denkschr. ; Veröff. der Kommission für Schrift- und Buchwesen des MA II, ). Wien , S. –, hier S. . – Zur Parallelüberlieferung (u. a. Salzburg, UB, M I ) vgl. Ehlert. A: Ehlert u. a., S. f. (Edition), – (Übersetzung). L: Trude Ehlert in Zusammenarbeit mit Florian Bambeck u. a.: Das Kochbuch aus der Stiftsbibl. Michaelbeuern (Man. cart. ). Edition und Komm. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. BJ Kottanner, Helene (auch: Kottannerin, Kottaner, geb. Wolfram), * um Sopron (Ödenburg), † nach Wien. – Erzieherin und Kammerfrau, Autorin von Denkwürdigkeiten. K. stammte aus westungarischem Kleinadel und war mit Veit → Hündler verwandt. In erster Ehe war sie mit einem Soproner Bürgermeister und Patrizier verheiratet. Nach dessen Tod ehelichte sie Hans K., der in Wien als Kämmerer im Dienst des dortigen Dompropstes stand. K. selbst war seit spätestens am Hof des österreichischen Herzogs Albrecht († ) tätig, der römisch-dt. König wurde. K. wirkte als Kammerfrau und Erzieherin unter Albrechts Gemahlin Elisabeth († ). Sie betreute u. a. die Königstochter Elisabeth († ). ging K. mit der königlichen Familie nach Ungarn, wo Albrecht gegen die Türken kämpfte. Nach dem Tod des Königs im Oktober wurde seine Witwe vom ungarischen Adel bedrängt, aus machtpolitischen Erwägungen den jungen polnischen König Ladislaus III. († ) zu hei
Mitte . Jh. raten. Die schwangere Elisabeth signalisierte Zustimmung, hoffte aber insgeheim auf die Geburt eines männlichen Thronfolgers. Sie beauftragte K. im Februar , für ihr noch ungeborenes Kind die ungarische Stephanskrone zu stehlen. K. entwendete daraufhin die Krone und schaffte sie aus der Plintenburg (Visegrád) nach Komorn. Dort wurde kurz darauf Ladislaus Postumus († ) geboren. K. selbst durfte das Kind auf den Armen tragen, als es im Mai in Székesfehérvár (Stuhlweißenburg) gekrönt wurde. Später lebte K. noch bis nach in Wien. Von K. ist ein unvollständiger dt. Prosatext überliefert, der die Vorgänge um Elisabeth und ihren Sohn vom April bis zum Juli schildert. Ob K. auch noch spätere Ereignisse einbeziehen wollte, ist bislang unbekannt, da der erhaltene Text mitten im Satz abbricht. Die Entstehung des Werks wird in der Zeit nach Elisabeths Tod () bis spätestens um vermutet. Die Motive der Abfassung sind unbekannt. Möglicherweise wollte K. die Ereignisse aus persönlichen Beweggründen für die Nachwelt festhalten oder die politischen Ansprüche von Ladislaus verteidigen. Unsicher ist auch, ob K. ihre Denkwürdigkeiten selbst niederschrieb oder sie diktierte. Die einzige erhaltene Handschrift gilt gewöhnlich nicht als Autograph. Inhaltlich stellt K.s Schrift die politischen Hintergründe und Ereignisse ebenso dar wie die Vorgänge um den Kronraub und die Krönung. Die Schilderung ist einerseits oft historisch korrekt, zugleich aber eindeutig tendenziös. So wird der Diebstahl der Krone als gottgewollt gerechtfertigt. Für K.s Tat wird zudem göttliche Hilfe reklamiert. Stark persönlich gefärbt ist der Bericht über die Krönung des Ladislaus: K. betont ausführlich ihren Stolz, den König tragen zu dürfen. Andere Stellen zeigen eine literarische Gestaltung oder dramatisieren die Ereignisse, um Spannung zu erzeugen. So beschreibt K. etwa lebhafte Träume, die sie im Zusammenhang mit der Krone heimsuchen. Insgesamt sind K.s Denkwürdigkeiten in dreierlei Hinsicht von Bedeutung: als historische Quelle, als zeitgenössisches Zeugnis weiblicher Literatur und als eine der frühesten autobiographischen Aufzeichnungen, die im MA in dt. Sprache von einer Frau verfasst wurden. Rezipiert wurde der Text u. a. von Heimito von Doderer und in den letzten Jahrzehnten auch zunehmend von der Forschung zur ma. Frauenliteratur. Denn während die ältere Forschung das Werk eher als historischen Bericht
Mitte . Jh. würdigte, wurden in neuerer Zeit auch seine literarischen Aspekte herausgearbeitet. Ü: Wien, ÖNB, cod. , IV + + III Bll. (Pap., um Mitte . Jh., bair.-österr.). – Vgl. u. a. www.handschriftencensus.de/. A: Aus den Denkwürdigkeiten der H. Kottannerin. . . Hg. v. Stephan Endlicher. Leipzig . – Die Denkwürdigkeiten der H. Kottannerin (–). Hg. v. Karl Mollay. Wien . – Online-Faks. der Hs.: http:// archiv.onb.ac.at:/. Ü: The Memoirs of H. Kottanner (–). Hg. v. Maya Bijvoet Williamson. Cambridge u. a. (engl.). L: Franz von Krones, ADB () S. f. – Winfried Stelzer, VL () Sp. –. – Károly Mollay, LexMA () Sp. . – De Boor/Newald / () S. f., . – Astrid Breith, Killy () S. f. – Lothar Groß: Zur Biogr. der Helena Kotannerin. In: Monatsbl. des Ver. für Gesch. der Stadt Wien () S. –. – Bernhard Capesius: Die Herkunft von Veit Huendler und H. Kottanerin. In: Dt. Forschung im Südosten () S. –. – Mollay (s. Ausg.). – Franz Probst: H. Kottanerin. In: Tausend Jahre Österreich. Eine biogr. Chron. Bd. . Hg. v. Walter Pollak. Wien u. a. , S. –. – Maria Christina Bijvoet: The Austrian Chambermaid, H. Kottaner. In: Women Writers of the Renaissance and Reformation. Hg. v. Katharina M. Wilson. Athens u. a. , S. –. – Vilmos Ágel: Überlegungen zur Theorie und Methode der hist.-synchronen Valenzsyntax und Valenzlexikographie, mit einem Valenzlex. zu den ‹Denkwürdigkeiten der H. Kottannerin –›. Tübingen . – Williamson (s. Übers.). – Harald Tersch: H. Kottaner (um –nach ), Denkwürdigkeiten. In: Österr. Selbstzeugnisse des SpätMA und der Frühen Neuzeit (–). Eine Darstarstellung in Einzelbeitr. Wien u. a. , S. –. – Albrecht Classen: H. Kottannerin (. Jh). In: Frauen in der dt. Literaturgesch. Die ersten Jahre. New York u. a. , S. –. – Horst Wenzel: Zwei Frauen rauben eine Krone. Die denkwürdigen Erfahrungen der H. Kottannerin (–) am Hof der Königin Elisabeth von Ungarn (–). In: Der Körper der Königin. Geschlecht und Herrschaft in der hö schen Welt seit . Hg. v. Regina Schulte. Frankfurt/M.
Lobenzweig u. a. , S. – (wieder in: H. Wenzel: Hö sche Repräsentation. Symbolische Kommunikation und Lit. im MA. Darmstadt , S. –). – Andreas Rüther: Königsmacher und Kammerfrau im weiblichen Blick. Der Kampf um die ungarische Krone (/) in der Wahrnehmung von H. K. In: Fürstin und Fürst. Familienbeziehungen und Handlungsmöglichkeiten von hochadeligen Frauen im MA. Hg. v. Jörg Rogge. Ost ldern , S. –. – A. Classen: The Power of a Woman’s Voice in Medieval and Early Modern Literatures. New Approaches to German and European Women Writers and to Violence against Women in Premodern Times. Berlin/New York , S. –. – Barbara Schmid: Raumkonzepte und Inszenierung von Räumen in H. K.s Ber. von der Geburt und Krönung des Königs Ladislaus Postumus (–). In: Ausmessen, Darstellen, Inszenieren. Raumkonzepte und die Wiedergabe von Räumen in MA und früher Neuzeit. Hg. v. Ursula Kundert u. a. Zürich , S. –. – H. K. In: Gabriele Jancke: Selbstzeugnisse im deutschsprachigen Raum. Autobiogr., Tagebücher und andere autobiogr. Schr. –. Eine Quellenkunde. Unter Mitarb. v. Marc Jarzebowski u. a. Berlin , www.geschkult.fu-berlin.de/e/ jancke-quellenkunde/verzeichnis/k/kottanner/. – Heike Sahrn: Lizenz zum Stehlen. H. Kottaners ‹Denkwürdigkeiten›. In: Euph. () S. –. MM Lobenzweig, Hans, von Riedlingen, * um wohl in Riedlingen. – Übersetzer von Fachprosatexten. Von L. ist kaum mehr als der Name bekannt, der in den Handschriften gelegentlich genannt wird (u. a. «maister Hanns Lobenzweig von Riedlingen»). Im Sommersemester wurde er an der Univ. Wien eingeschrieben (laut Matrikel «Johane nes Lobenczweig de Rudling p.», MUW I A ). Da er sich selbst «maister» nannte, besaß er wahrscheinlich die Magisterwürde, wohl der Artes liberales. L. betätigte sich als Übersetzer lat. Texte; bekannt sind zwei Übersetzungen: a) Sein Traumbuch (um ; → Traumbücher) ist die einzige volkssprachige Rezeption des Liber thesauri occulti des → Paschalis von Rom (. Jh.; nach der Hs. Paris, Bibl. nationale, Ms. lat. [sic] ). L. nahm nicht nur umfangreiche Kürzungen vor,
Lobenzweig sondern gestaltete den Text als Meister-SchülerDialog. Auf die Frage des Schülers, was man in den Träumen erfahren könne, erhält er zur Ante wort: «Das Leben und den tod, armut vnnd reichtumb, kranckhait vnd gesunthait, laid vnd fréwd, sig vnd ucht» (Bl. v). Nach der Darlegung der Grundlagen der Traumdeutung bietet ein zweiter Teil konkrete Deutungen. Durch Berücksichtigung persönlicher Faktoren wie Geschlecht, Alter, Stand und Beruf ermöglichen die Trauminhalte, die nach Sachgruppen geordnet werden, eine verstärkt individualisierte Auslegung. Von gottgesandten Wahrträumen unterschied L. Träume ohne göttliche Einwirkung; auf diesen könne man keine Prognose aufbauen. In seine Prognostik bezog er neben astronomischen und astrologischen Betrachtungen u. a. die Viersäftelehre mit ein. L., der auf die körperlichen Auswirkungen des Traumlebens hinwies, wollte das Traumbuch als «Manual für die medizinische Diagnostik verstanden wissen» (Tuczay, S. ; sein Traumbuch sei «allen naturlichen maistern vnd ärczten» [Bl. r] unentbehrlich). Ü: Wien, ÖNB, Cod. , r–r (Traumbuch) (Pap.; aus der Erzbischö ichen Hofbibl. in Salzburg, . Jh. [, ], bair.-österr.). – München, BSB, Cgm (aus zwei Teilen [–, –] zusammengebunden), r–v (Pap., I: Ende . Jh., II: [Schneider, S. ], I: bair., II: mittelbair., möglicherweise aus Benediktbeuern [Schneider S. ]). Vgl. Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der Österr. Nationalbibl. Bd. (Veröff. des Inst. für dt. Sprache und Lit. ). Berlin , S. f. – Karin Schneider: Die dt. Hss. der Bayerischen Staatsbibl. München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V, ). Wiesbaden , S. –. A: Schmitt (s. Lit.) S. – (nach Wien, Cod. ; wichtigere Lesarten des Cgm im Apparat). – Dt. Fachprosa des MA. Ausgewählte Texte. Hg., erläutert und mit einem Glossar versehen von Wolfram Schmitt (Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen ). Berlin/New York , S. – (Auszüge). b) Das Buch vom Leben der Meister ist eine Übersetzung des Liber de vita et moribus philosophorum, der früher zu Unrecht dem englischen Philosophen Walter Burley (/–nach ) zugeschrieben wurde. Der je nach Redaktion bis Kapitel umfassende Liber de vita, von dem mehr
Mitte . Jh. als Handschriften nachweisbar sind (vgl. Stigall; Wedler , S. –; Wedler , Sp. ), enthält neben Biogrammen von Philosophen des griechischen Altertums und einigen der römischen Epoche – entgegen dem Titel – auch Viten einiger Dichter, Staatsmänner und Feldherren. L. hielt sich im Wesentlichen in Inhalt und Aufbau ( Kapitel von Thales bis Priscianus) eng an seine Vorlage. Wörter oder Teilsätze werden nur in erklärender Absicht hinzugefügt. In der Syntax weitgehend unabhängig von der Vorlage, «bevorzugt L. eine aktive, verbale und persönliche Aussageweise gegenüber der passiven, nominalen und unpersönlichen der Vorlage» (Wedler , Sp. ). Eine Liber-Übersetzung des Augsburger Druckers Anton → Sorg wurde gedruckt (Nachdr. ). Ü: Wien, ÖNB, Cod. (s. o.) r–v; Incipit: «Hie hebt sich an das puech von dem leben der haydnischen maister vnd irer suessen e tugentlichen raten aus der natur». A: Rainer Wedler: Walter Burleys «Liber de vita et moribus philosophorum poetarumque veterum» in zwei dt. Bearbeitungen des SpätMA. Diss. Heidelberg , S. –, – (Kommentar). L: Rainer Wedler, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. , . – John O. Stigall: The Manuscript Tradition of ‹De vita et moribus philosophorum› of Walter Burley. In: Mediaevalia et Humanistica. An American Journal for the Middle Ages and Renaissance () S. –, hier S. (Nr. ) (irrtümlich unter der Signatur ). – Otto Gotthardt: Über die Traumbücher des MA. Eisleben (Programm Kgl. Luthergymnasium Eisleben; Beilage zum Jahresber. ). – Charles Homer Haskins: Studies in the History of Mediaeval Science (Harvard Historical Studies ). Cambridge/MA (Nachdr. New York ). – Die Matrikel der Univ. Wien. Im Auftrag des Akademischen Senats hg. vom Arch. der Univ. Wien. Bd. : –. Bearb. v. Franz Gall u. a. (Publ. des Inst. für Österr. Geschichtsforschung, VI. Reihe: Quellen zur Gesch. der Univ. Wien, . Abt.). Graz/Köln , S. . – Josef Werlin: Das Traumbuch des Armen Nikolaus von Prag. In: Stifter-Jb. () S. –. – Wolfram Schmitt: Ein dt. Traumbüchlein aus dem späten MA. In: Studia Neophilologica () S. –. – Ders.: Das Traumbuch des H. L. In: AfK () S. –. – Ders. (s. Ausg.). –
Mitte . Jh. Gerhart Hoffmeister: Rasis’ Traumlehre. Traumbücher des SpätMA. In: AfK () S. –. – R. Wedler: Walter Burleys «Liber de vita et moribus philosophorum poetarumque veterum» in zwei dt. Bearb. des SpätMA. Diss. Heidelberg . – Peter Assion: Altdt. Fachlit. (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , , . – Mario Grignaschi: Lo pseudo Walter Burley e il «Liber de vita et moribus philosophorum». In: Medioevo. Rivista di storia della loso a medievale () S. –. – Ders.: «Corrigenda et addenda» sulla questione dello ps. Burleo. In: ebd., S. –. – Jan Prelog: «De Pictagora phylosopho». Die Biogr. des Pythagoras in dem Walter Burley zugeschriebenen «Liber de vita et moribus philosophorum». In: ebd., S. –, hier S. –. – Nigel F. Palmer/Klaus Speckenbach: Träume und Kräuter. Stud. zur Petroneller ‹Circa instans›-Hs. und zu den dt. Traumbüchern des MA (Pictura et Poesis ). Köln/Wien , S. , , f, . – Titiano Dorandi: La versio latina antiqua di Diogene Laerzio e la sua recezione nel Medievo occidentale: Il Compendium moralium notabilium di Geremia da Montagnone e il Liber de vita et moribus philosophorum dello ps.Burleo. In: Documenti e studi sulla tradizione loso ca medievale () S. –. – Dominik Perler: Walter Burleigh. In: Großes Werklex. der Philosophie. Hg. v. Franco Volpi. Bd. . Stuttgart , S. –. – Christa Agnes Tuczay: Kulturgesch. der ma. Wahrsagerei. Berlin/Boston , S. f. BJ Pseudo-Mesuë ([Johannes] M. junior; Filius M. junior/posterior; Johannes lii M. lii Hamech lii Heli lii Abdela regis damasci). – Verfassername für das lat. Antidotarium Grabadin, . Jh.; dt. Rezeption ab dem . Jh. Ein oberitalienischer, womöglich lombardischer Kompilator hat für sein Rezeptbuch als Autorpseudonym den Namen des berühmten syrischen Arztes Abˉu Zakarˉıyˉa Yˉuh.annˉa Ibn-Mˉasawaih (Johannes lius Mesuë [antiquior], um –) gewählt. Der Grabadin (G., in der Forschung auch: Antidotarium von M.) schöpft aus dem arabischgelehrten Schrifttum der zweiten arabistischen Rezeptionswelle. Er präsentiert in Vorschriften zusammengesetzte Arzneimittel, die nach Arzneiformen geordnet sind, und folgt dabei dem zwölfteiligen Aufbau von → Avicennas Kanon der Medizin. Neben Avicenna schöpft der G. außerdem aus
Pseudo-Mesuë den Schriften des Rhazes (ar-Razi) und des Abulcasis (Abu I-Qˉasim). Wegen des Renommes, das der G. im MA genossen hat, wurde um eine an den → Circa Instans angelehnte Drogenkunde (De consolatione medicinarum simplicium solutivarum et correctione operationum earum canones) ebenfalls unter den Namen Mesuë gestellt, ist dem unbekannten Autor des G. aber nicht zuzuweisen. Um avancierte der G. zum wichtigsten Konkurrenten des Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus), freilich ohne dieses gänzlich zu verdrängen. Auch war der G. im Gegensatz zum Antidotarium Nicolai wohl nie Gegenstand der akademischen Lehre. Sein pharmazeutisches Gliederungsprinzip und der Formelbestand der Sammlung war für die ma. Fachliteratur nichtsdestotrotz vorbildlich und wirkt in amtlichen Arzneibüchern bis in die Moderne nach. Das Antidotarium Nicolai und der G. treten im Verlauf der Überlieferung des . Jh. in einen inhaltlichen Austausch. Beispielhaft für diese gegenseitige Kontamination ist der → Benediktenöl-Traktat, ein originärer Abschnitt des G., der im medizinischen Fachschrifttum des SpätMA auch losgelöst von diesem in zahlreichen Kompendien begegnet und dies gerade in dt. Fassungen oft im Kontext der NicolausTradition. Während dt. Fassungen des Benediktenöl-Traktats schon für das späte . Jh. bezeugt sind, ist eine anderweitige volkssprachige Rezeption des G. im dt. Raum erst für das . Jh. nachgewiesen. Demgegenüber sind erste landesprachige Re exe des Antidotarium Nicolai schon im . Jh. zu verzeichnen. Zudem ist die Anzahl der dt. Medizinschriften mit identi zierten G.-Exzerpten verglichen mit dem Aufkommen der Übernahmen aus dem Antidotarium Nicolai gering. Und lediglich eine einzige dt. Komplettbearbeitung des G. ist bekannt: eine obd. Übersetzung, die um die Mitte des . Jh. ins Werk gesetzt wurde. Ihr unbekannter Urheber verfügte über herausragende Kenntnisse in der pharmazeutischen Fachsprache und überführte auch komplexe galenische Abschnitte in eine souveräne volkssprachige Terminologie. Es könnte sich bei diesem Anonymus um einen Apotheker gehandelt haben; zumindest weisen die Begleittexte des dt. G. im unikalen Textzeugen, darunter ein lat.-dt. Drogenglossar und ein pharmazeutisch ausgerichtetes Pestregimen, in das Apothekermilieu. Diesem entstammt auch Hans → Minner,
Richard von Weißenburg der großzügig lat. Passagen aus dem G. für einen autographen Sammelband exzerpiert hat (Marburg, UB, Mscr. , r–v). Auch Bartholomäus → Metlinger hat Material aus den G. übernommen. Ansonsten überwiegt vereinzelte Streuüberlieferung (so zum Beispiel im → Wolfegger Hausbuch). Eine Übernahme umfangreicher Abschnitte in einer dt. Rezeptsammlung ist lediglich für das → Darmstädter Arzneibuch nachgewiesen. Ü: Lat.: Die hsl. Überl. setzt im . Jh. ein und ist nicht systematisch erfasst. Von bis sind insgesamt Druckausgaben nachgewiesen. Erstdruck (früheste medizinische Inkunabel überhaupt): Johannes Mesue. Opera medicinalia [Padua: Laurentius Canozius de Lendenaria, ] (GW M). Vgl. zur Überl. die Nachweise in VL () Sp. . – Obd. Komplettübersetzung: Kunewald (Kunín/Tschechische Republik) Schlossbibl., Cod. R , r–r (Pap., um /, schwäbisch/alemannisch/bair.). A: Lat. Referenzausgabe: Divi Johannis Mesue medicorum evangelista opera [...]. Lyon , r–r. – Lat. Teilausgaben: Ingrid Klimaschewski-Bock: Die «Distinctio sexta» des Antidotarium Mesuë in der Druckfassung Venedig (Sirupe und Robub). Übersetzung, Komm. und Nachdr. der Textfassung von (Quellen und Stud. zur Gesch. der Pharmazie ). Stuttgart . – Ulrike Heuken: Der achte, neunte und zehnte Abschnitt des Antidotarium Mesuë in der Druckfassung Venedig (Trochisci, Pulver, Suffut, Pillen). Übersetzung, Komm. und Nachdr. der Textfassung von (Quellen und Stud. zur Gesch. der Pharmazie ). Stuttgart . – Obd. Komplettübersetzung: M. a jeho ‹G.›. Standardní dílo stˇredovˇeké farmacie. Edice – pˇreklad – komentáˇr / M. und sein ‹G.›. Ein Standardwerk der ma. Pharmazie. Edition – Übersetzung – Komm. Hg. v. Lenka Vaˇnková/Gundolf Keil (Edice Universum ). Sˇenov bei Ostrau , S. – (mit nhd. Übersetzung). N. Ü: Vandewiele (s. Lit.) S. –. L: G. Keil, VL () Sp. –. – L. Vaˇnková, Ebd., () Sp. f. – G. Keil: M. Junior, LexMA () Sp. f. – Theodor Meyer-Steineg/Karl Sudhoff: Gesch. der Medizin im Überblick mit Abb. Jena , S. ; , S. . – Leo J. Vandewiele: De G. van Ps.-Mesues (XIe–XIIe eeuw) en zijn invloed op de ontwikkeling van de farmacie in de zuidelijke
Mitte . Jh. Nederlanden. Diss. Gent . – Manfred Ullmann: Die Medizin im Islam (Hb. der Orientalistik /Erg.-bd. ,). Leiden , S. –, , , –, . – Peter Rittershausen: Stud. zur Gesch. des älteren Apothekenwesens der Freien Reichsstadt Frankfurt von den Anfängen bis zum Jahre . Diss. Marburg , S. . – Fuat Sezgin: Gesch. des arabischen Schrifttums. Bd. : Medizin, Pharmazie, Zoologie, Tierheilkunde. Leiden , S. . – Willy L. Braekman/ G. Keil: Fünf mndl. Übers. des ‹Antidotarium Nicolai›. Unters. zum medizinischen Fachschrifttum der ma. Niederlande. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –. – Christian Tenner/ G. Keil: Das ‹Darmstädet Arzneibuch›. Randnotizen zu einer oberrheinischen Sammelhs. der Zeitenwende. In: Bibl. und Wiss. () S. –, hier S. –. – Ria Jansen-Sieben: Repertorium van de Middelnederlandse Artes-literatuur. Utrecht , S. . – Rudolf Schmitz/FranzJosef Kuhlen: Gesch. der Pharmazie. Bd. : Von den Anfängen bis zum Ausgang des MA. Eschborn , S. – u. ö. – Ulrike Zeber: Die Gesch. des P asters. Von der traditionellen Arzneiform P aster zum Heftp aster (Heidelberger Schr. zur Pharmazie- und Naturwissenschaftsgesch. ). Heidelberg , S. –. – G. Keil: Mesuë. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. u. ö. VZ Richard von Weißenburg. – Verfasser eines Textes zu einem traumatologische Verfahren, erste Hälfte/Mitte . Jh. Die → Kopenhagener Wundarznei, ein oberrheinisches chirurgisches Manual, schreibt R. eine Anweisung zur Wundheilung bei Gewebsverlust zu («wen eynˉe eysch gebristett jn einer wunden»). Der anderweitig nicht nachgewiesene Rezeptautor war vermutlich ein Wundarzt aus dem elsässischen Weißenburg. Die These, R. könne auch der Kompilator des gesamten Arzneibuchs gewesen sein (erstmals Eis/Keil []), ist rein spekulativ. Die Verordnung R.s umfasst ein Salbenrezept und Applikationshinweise mittels eines Verbandes aus einem Fasergewebe («ffesselott»). Ü: Kopenhagen, Kongelige Bibliotek, GKS Cod. ,°, rv (Pap., , niederalemannisch); Überschrift: «Ein g˚ut styck, dz do
Mitte . Jh. machett eysch wahssen in wunden vnd hat bewert maister Rychard[us] von wyssen burck». Digitalisat unter: www.kb.dk/permalink//manus/ /eng/. A: Gundolf Keil/Christian Tenner: Die ‹Kopenhagener Wundarznei›. Ein chirurgisches Arzneimittel-Hb. von aus dem nördlichen Elsaß, S. (Nr. ). Online () unter: http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/m// wundarznei.pdf. L: G. Keil, VL () Sp. . – Ders.: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , S. . – Ders./Ch. Tenner: Die ‹Kopenhagener Wundarznei›. Ein chirurgisches Arzneimittel-Hb. von aus dem nördlichen Elsaß (Einl.). In: Bibl. und Wiss. () S. –, hier S. . – Wolfgang Wegner: R. v. W. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Lange, Peter. – Gewährsmann eines medizinischen Rezepts, lebte spätestens in der zweiten Hälfte des . Jh. L. wird in einer Leipziger Sammelhandschrift genannt, die neben Texten von → Heinrich von Langenstein und → Marquard von Lindau auch eine kleine Gruppe medizinischer Rezepte überliefert. Darin ndet sich auch ein dt. Rezept gegen Nierensteine und Leberleiden. Der Schreiber gibt zu Beginn der Anweisung an, ein «Langen Peter» habe das Rezept gelehrt. Ü: Leipzig, UB, Ms. , vb (Pap., zweite Hälfte . Jh., ostmitteldt.). – Vgl. Franzjosef Pensel: Verz. der dt. ma. Hss. in der UB Leipzig (DTM /). Berlin , S. –. – www.handschriftencensus.de/. A: Pensel (s. Überl.; zit.). L: Karl Sudhoff, VL () Sp. . MM Meister Dietrich von Sulzbach. – Verfasser eines P asterrezepts, . Jh. Hans → Seyff hat in sein wundärztliches Manual neben anderen namentlich genannten Autoren auch ein Rezept «Maister diettrichs von sulzbach» übernommen, das mit einem «g˚uez graw p aster»
Lange zur schnellen Heilung von «alt schaden» beitragen soll. Die Herkunftsangabe dürfte auf das schwäbische Sulzbach an der Murr zu beziehen sein und der anderweitig nicht bezeugte Wundarzt D. im . Jh. gewirkt haben. Ü: Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. ° , v (Pap., nach bis frühes . Jh., schwäbisch/lat.). – Ebd., Cod. med. et phys. ° , v, r (Perg., spätes . Jh., schwäbisch); Autographen Seyffs. A: Gröber (s. Lit.) S. . L: Peter Assion, VL () Sp. . – Karl Sudhoff: Ein Dt. Chirurgisches Manual aus dem Ende des . Jh. (auf der LB zu Stuttgart) des Maisters Hans Suff (Seyff, Siff) von Geppingen. In: Ders.: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –, hier S. . – Manfred Gröber: Das wundärztliche Manual des Meisters Hans Seyff von Göppingen (ca. –). Der Cod. med. et phys. ° der Württembergischen LB Stuttgart (GAG ). Göppingen , S. (Reg.). – Wolfgang Wegner: D. v. S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. . VZ Hans von Landshut I. – Wundarzt und Rezeptautor, . Jh. Eine Identität des Chirurgen H. v. L. mit dem gleichnamigen Meisterlieddichter → Hans von Landshut (II) ist nicht gänzlich auszuschließen. Hans → Folz erwähnt einen «pader zu Lanßhut» lobend als Meistersänger (RSM: Folz/). Dieser «pader» könnte mit dem Dichter H. v. L. identisch sein. Durch den Umstand, dass Wundärzte oftmals Badestuben betrieben, erfährt die Gleichsetzung von Dichter und Wundarzt H. v. L. zwar eine gewisse Unterstützung, bleibt aber dennoch im Spekulativen. Die Rezepte und Verfahren die unter H.s Namen überliefert werden, sind mit einer Ausnahme Entlehnungen aus dem Älteren Ulmer Manual → Peters von Ulm. Zumeist beschränkt sich H. auf stilistische Änderungen und Neuerungen hinsichtlich der Applikation. Ü: Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, vb–va, va–vb (Pap., vor , ostfränkisch [nur Tl. mit H. v. L.-Rezepten]); Autorangabe: «Von Meister Hannsen von Lansshut». L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Ders.: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu
Von guten P astern und Salben einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , S. –. – Wolfgang Wegner: H. v. L. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Meister Heinrich von Braunschweig. – Verfasser eines nd. Skorbutregimen, . Jh. Im Kolophon des «regiment contra scarbueck» gibt sich dessen Urheber als «de olde meyster hinrik to brunswick» zu erkennen. Zu ihm gibt es keine weiteren Kenntnisse. Der Text bietet Verhaltensregeln, die sich an den Komplexionen ausrichten (→ Temperamentenlehre), Badeanweisungen und nahrungsmitteldiätetische Vorschriften. In der Auswahl seiner Heilmittel erweist sich H. als originell: Viele der eingesetzten Substanzen erscheinen ansonsten nur sehr selten in der zeitgenössischen Fachliteratur. Ü: Laut Herausgeber Mielck hat der Textzeuge fünf Pap.-Bll. ( x , cm) umfasst und sich im Besitz Wilhelm Crecelius’ befunden, dessen Nachlass verbrannt ist. Nähere Angaben zur Hs. werden nicht gemacht. A: M. H.s v. B. Vorschriften gegen den Scorbut. Nach einer Abschrift aus dem Besitze und mit Besserungen von W[ilhelm] H. Mielck. In: Nd. Jb. () S. –. L: Hartmut Broszinski, VL () Sp. . – Wolfgang Wegner: H. v. B., M. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Gägnreuterin. – Gewährsfrau für Heilwasserrezept, . Jh. Die G. wird in einer Handschrift des Veit → Auslasser erwähnt. Der Kodex enthält neben Auslassers Herbar auch den Macer Floridus de viribus herbarum (→ Macer), die Epistola de arbore quercino des → Arnald von Villanova sowie kleinere Rezepte. Die in einem Abschnitt namentlich erwähnte G. wird als Witwe aus Passau bezeichnet. Sie habe den Schreiber ein Heilwasserrezept gegen Grieß gelehrt. Das in der Handschrift angeführte Rezept dient zur Herstellung eines sauren, gebrannten Heilwassers aus Taubenkot und anderen Zutaten. Ü: München, BSB, clm , r (Pap., . Jh./wohl vor , sog. Ebersberger Co
Mitte . Jh. dex, Autograph des Veit Auslasser). – Vgl. Willem F. Daems: Auslasser, Veit. In: VL () Sp. f. A: Eis (s. Lit.). L: Volker Zimmermann, VL () Sp. . – Gerhard Eis: Heilmittel gegen Harnleiden aus altdt. Hss. In: Medizinische Mschr. () S. –. – Ders.: Meister Hertwigs Salbe. In: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –. MM Heissingerin (auch: Heitzingerin). – Verfasserin von Texten zu traumatologischen Verfahren, . Jh. Die Überlieferung der medizinischen Kurztexte, die unter H.s Namen laufen, und die Angabe «zu munichen» aus dem Cgm weisen nach München, wo der Familienname Heis(s)inger seit dem . Jh. bezeugt ist. Eine Hebamme oder Wundärztin dieses Namens hat sich indes archivalisch nicht nachweisen lassen. In zwei Sammelhandschriften werden H. insgesamt vier Anweisungen zugeschrieben: ) Rezept für eine Salbe zur Behandlung des männlichen Genitals («czers») auf Grundlage von Eiern, weißem Weihrauch und Talg; ) ein Wundp aster aus Aloe und Korallen; ) Rezept für eine Mixtur aus Tonheilerde und Rosenwasser; ) Geschwürsbehandlung mit einem Saft aus Schafgarbe. Ü: München, BSB, Cgm , r (Pap., zweites Viertel . Jh., mittelbair.). – Ebd., Cgm (→ Münchner Salbenbuch) v (Pap., spätes . Jh., mittelbair); nur das Salbenrezept. A: Salbenrezept nach dem Cgm : Ralph Günther Brachvogel: Das ‹Münchner Salbenbuch›. Eine spätma. Rezeptslg. vom Ende des . Jh. Diss. München , S. . L: Werner Dressendörfer, VL () Sp. . – Wolfgang Wegner: H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Von guten P astern und Salben. – Wundärztliches Rezeptar, Mitte . Jh. Die Sammlung V. g. P. u. S. dürfte auf einen rheinfränkischen, womöglich Speyrer Wundarzt zurückgehen, der überregional verbreitetes Rezeptgut kompiliert hat. Insgesamt werden
Mitte . Jh. Rezepte für P aster, Salben, Pulver, Kräutertränke nebst einem Wundsegen aufgeboten. Eine konsequente Ordnung des Materials ist nicht erkennbar, allerdings lassen sich mitunter Gruppen von Rezepten mit ähnlichen Wirkstoffen ausmachen, die teilweise mit Überschriften versehen sind. Diese scheinen indes eher auf die Vorlagen denn auf den Kompilator zurückzugehen. Auch der Verweis auf ein Kap. (ra) ist eine Quellenübernahme, da V. g. P. u. S. keine Kapiteleinteilungen aufweist. Lediglich die Pulver am Ende der Sammlung sind in Kapitelform organisiert, was vermutlich gleichsam der Vorlage geschuldet sein dürfte. Offensichtlich war der Kompilator aber bemüht, eine Strukturierung des Materials nach den Farben der Arzneimittel durchzuführen, was sich auch im Incipit des Rezeptars niederschlägt: «Hie vahet an eyn b˚uch von g˚uten p astern vnd salben grüen swartz wiß rot brün gra gele». Das Vorhaben ist ihm aber wohl auch deshalb nicht geglückt, weil nur für rund ein Fünftel des Gesamtbestandes an Rezepten Farbinformationen vorlagen, die er für die geplante Makrostruktur verwerten konnte. Eine signi kante Anzahl von Rezepten teilt das Speyrer Rezeptar mit der Cirurgia → Peters von Ulm. Oft gehen eben diese gemeinsamen Texte selbst wiederum auf ältere Quellen zurück (→ Bartholomäus, Antidotarium Nicolai [→ Nicolaus Salernitanus], Arzneibuch → Ortolfs von Baierland). Quellengemeinschaft besteht zudem mit zwei obd. medizinischen Sammelhandschriften (Stuttgart, LB, Cod. HB XI [/]; Rom, Biblioteca Nazionale Centrale, Cod. Vitt. Em. []). Bei fünf Rezepten werden Gewährsmänner genannt. Es sind dies neben → Hertwig von Passau und Meister → Anselmus, ein gewisser Valckenstein (Rezept für Kopfwunden), ein Meister Friedrich (weiße Salbe) und ein griechischer Arzt Palladius (Rosenöl). Ü: Salzburg, UB, Cod. M III , ra–vb (Pap. und Perg., um , rheinfränkisch); vermutlich aus Speyer (Besitzvermerk aus dem frühen . Jh.: «Johannes Krannch [i. e. Kranich] de kirchheim Cannonicus Spirensis est possesor meus» [→ Kolmarer Liederhandschrift]). A: Dieter Lehmann: Zwei wundärztliche Rezeptbücher des . Jh. vom Oberrhein. Bd. : Text und Glossar (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. L: Christine Boot, VL () Sp. –; () Sp. . – Siegfried Sudhof: Ein Salzburger Sammelcod. ma. Medizin und
Hilbolt Naturwiss. In: Medizinische Monatsschr. () S. f. – Gerhard Eis: Eine altdt. Sammelhs. aus dem italienischen Kloster Farfa in Latium. In: ebd. () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –). – Ders.: Meister Hertwigs Salbe. In: Centaurus () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –). – Gundolf Keil: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm . – Joachim Telle: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinliteratur. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg , S. –. – Andrea Lehmann: Zwei wundärztliche Rezeptbücher des . Jh. vom Oberrhein. Bd. : Komm. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – Johannes G. Mayer: «Anleitungen für einen Wundarzt». Zur Überl. des ‹Arzneibuchs› Ortolfs von Baierland. Die Hs. Ms. allemand der Pariser Nationalbibl. In: «Ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens (Ortolf-Stud. /Wissenslit. im MA ). Hg. v. G. Keil. Wiesbaden , S. –, hier S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – G. Keil: Farbe und Struktur in wundärztlichen Rezeptaren des dt. MA. In: Farbe im MA. Materialität – Medialität – Semantik (Symposiumsakten des Mediävistenverbandes ). Hg. v. Ingrid Bennewitz. Berlin , Teilbd. , S. –, hier S. –. VZ Hilbolt. – Verfasser eines Textes zu einem wundärztlichen Verfahren, . Jh. Der unikal und nur im Kontext einer einzigen kurzen Anweisung bezeugte H. dürfte ein obd. Wundarzt gewesen sein – zumindest zeugt die ihm zugeschriebene zweiteilige Verordnung mit Rezept und Applikationsanleitung von einer wundärztlichen Praxiserfahrung: Eine Salbe auf Basis p anzlicher Drogen wird zur Behandlung und Reinigung von Schusswunden, in denen noch der Pfeil steckt oder die durch Schießpulver verunreinigt sind, auf
Konrad von Schamoppia ein Hasenfell gestrichen und damit auf die Wunde appliziert. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen , v (Pap., ./. Jh. [H.: zweite Hälfte . Jh.] alemannisch/schwäbisch [aus Villingen]); Überschrift: «So du pfyl oder bulfer us ainer wonden tryben welst nst hie nach Hilbolcz konst». A: Gerhard Eis: Nachricht über eine altdt. Sammelhs. aus Villingen. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier: S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. f.). L: Wolfram Schmitt, VL () Sp. . – Wolfgang Wegner: H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Knut Bentele/Gundolf Keil: Die ‹Würzburger Wundarznei›. Anm. zu einem neugefundenen Arzneimittel-Hb. des SpätMA. In: Scrinium Berolinense. FS Tilo Brandis. Hg. v. Peter Jörg Becker (Beitr. aus der SB zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz ). Berlin , Bd. , S. –, hier S. f. VZ Mirs, Friedrich (auch: Federl Mir[s]). – Möglicher Autor medizinischer Rezepte, Mitte . Jh. M.s biographischer Hintergrund ist unbekannt. Die Forschung hat eine obd., wohl bairische Herkunft M.s erwogen. Man hat in ihm vereinzelt auch einen Mönch vermutet, der in einer Klosterverwaltung tätig war. M. war als Schreiber an der Sammelhandschrift P beteiligt, deren Seiten r–v und r–v von ihm stammen. Die von M. aufgezeichneten Texte umfassen u. a. Aderlassanweisungen, astrologische Stücke, ein Kochbuch und verschiedene medizinische Rezepte, u. a. gegen die Pest. Eine Reihe daran anschließender Farbrezepte wurde verschiedentlich ebenfalls M. zugeschrieben, stammt aber wohl nicht von seiner Hand. In der Forschung rmiert M. außerdem als Autor eines in P enthaltenen Rezeptars gegen verschiedene Augenleiden wie Sehschwäche, Hornhautwucherungen und tränende Augen. Quellen des Rezeptars waren u. a. der → Bartholomäus und der → Geiertraktat. Ü: P: Prag, Nationalbibl., Cod. XI.D., r–v (Pap., um Mitte . Jh., bair.). – Vgl. Walther Dolch: Kat. der dt. Hss. der k. k.
Mitte . Jh. öff. und UB zu Prag. Bd. . Prag , S. – (Nr. ). – www.handschriftencensus.de/. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Karl Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des ‹schwarzen Todes› . In: Arch. für Gesch. der Medizin (/) S. –, hier S. . – Anna Bartl: Der ‹Liber illuministarum› aus Kloster Tegernsee. Edition, Übersetzung und Komm. der kunsttechnologischen Rezepte. Stuttgart , S. – u. ö. – Marianne Honold: Stud. zur Funktionsgesch. der spätma. deutschsprachigen Kochrezepthss. Würzburg , S. (Anm. ). – Wolfgang Wegner: M., F. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . MM Konrad von Schamoppia (Scharnoppia). – Wundärztlicher Fachschriftsteller, . Jh. Hans → Seyff hat in sein wundärztliches Manual einen geschlossenen chirurgischen Rezeptblock mit «funff sticklen» aufgenommen, als deren Urheber er «mayster Cuonrat de scharnoppia» angibt. Der Herkunftsname ist nicht geklärt. Es dürfte sich bei K. um einen obd. Wundarzt gehandelt haben. Lokalisierungen des Mediziners in München oder Regensburg sind spekulativ. Ü: Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. ° , rv (Perg., spätes . Jh., schwäbisch; Autograph Seyffs). A: Gröber (s. Lit.) S. – (Nr. –). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Karl Sudhoff: Ein Dt. Chirurgisches Manual aus dem Ende des . Jh. (auf der LB zu Stuttgart) des Maisters Hans Suff (Seyff, Siff) von Geppingen. In: Ders.: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –, hier S. . – Fridolin Solleder: München im MA. München/Berlin (Neudr. Aalen ) S. . – Gerhard Eis: Konrad der Münzmeister und Konrad der Apotheker. In: Medizinische Monatsschr. () S. f., hier S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. ). – Manfred Gröber: Das wundärztliche Manual des Meisters Hans Seyff von Göppingen (ca. –). Der Cod. med. et phys. ° der Württembergischen LB Stuttgart (GAG ).
Mitte . Jh. Göppingen , S. , , f. u. ö. – Wolfgang Wegner: K. v. S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Thüring, Lorenz (auch: Doring). – Verfasser einer augenärztlichen Niederlassungsankündigung, Mitte . Jh. Zur Biographie T.s ist nur das bekannt, was er selbst in seiner Eigenwerbung über sich preisgibt. Diese Informationen müssen schon allein wegen des Gattungskontextes unter Vorbehalt stehen. Demnach habe er zuletzt in Wien als «arczt vnd dyner» Kaiser Sigmunds († ) und König Albrechts II. († ) gewirkt. Beide «hern vursten» werden als verstorben apostrophiert, wodurch sich der Terminus post quem für die Abfassung des Textes ergibt. T.s Niederlassungsankündigung zählt zu den ältesten Gattungsvertretern und könnte die älteste rein deutschsprachige überhaupt sein (vgl. auch Magister → Wilhelm, → Johann von Toggenburg, Pankraz → Sommer). Der dreiteilige Aufbau enstpricht demjenigen der meisten bekannten Werbeformulare: Auf die einleitende allgemeine Bekannntmachung folgt eine Au istung der Krankheiten, welche der Arzt behandeln kann. Beschlossen wird der Text durch Referenzen vorheriger Patienten mit bestätigenden «brieffen vnd Insigeln» und durch eine formelhafte Ankündigung der Behandlungskosten. Als behandelbare «augen gebrechen» werden im Mittelteil «stare», «optalmia» (Ophthalmie) und « uß der augen» genannt. Aber auch gegen Podagra oder «zcu vil andern kranckheyten des lybes» wird «gute hulffe» versprochen. Ü: Leipzig, UB, Ms. (Vorderspiegel) eingeklebtes Bl. (Pap., Mitte . Jh., ostmitteldt.). Der Text ist unvollständig und bricht am Ende bei der Bekanntmachung der Behandlungskosten ab: «vnd wil nemen eynen glichen lon von ...». A: Malak (s. Lit.) S. –. L: Franzjosef Pensel, VL () Sp. f. – Gundolf Keil: Die Niederlassungsankündigung eines Wundarztes aus dem . Jh. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. –. – Ahmed Malak: Drei wundärztliche Niederlassungsankündigungen des . Jh. Unters. zur Frühgesch. des medizinischen Werbeformulars
Thüring in Deutschland. Diss. Würzburg , S. –. – Volker Honemann: Vorformen des Einblattdruckes. Urkunden – Schrifttafeln – Textierte Tafelbilder – Anschläge – Einblatthss. In: Einblattdrucke des . und frühen . Jh. Probleme, Perspektiven, Fallstudien. Hg. v. dems. u. a. Tübingen , S. –, hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Koburger, Heinrich. – Wundarzt, Urheber einer Niederlassungsankündigung, Mitte . Jh. In einer schwäbischen Sammelhandschrift wird eine Abschrift des Reklamezettels des Wund- und Wanderarztes K. überliefert, der sich selbst als «meister» ausweist und angibt, aus dem fränkischen Forchheim zu stammen. Der Text dürfte um entstanden sein; er folgt nur bedingt der gattungstypischen Dreigliedrigkeit (Einleitung, therapeutisches Angebot, Referenzen/Honorar): An die Einleitung mit Anpreisung der allgemeinen Fähigkeiten schließen sich die Referenzen («g˚ut brieff vnd insygel») sowie Hinweise auf das honorarspezi sche Maßhalten des Arztes an. Der zweite Hauptteil zählt die behandelbaren Krankheiten auf. In einem abschließenden Paragraphen gibt K. an, auf die detaillierte Aufzählung weiterer Indikationen zu verzichten und endet mit einer Schluss oskel. Die an dieser Stelle fehlende Angabe von Namen und Anschrift des Arztes könnte auch vom Schreiber der Handschrift ausgelassen worden sein. Mit seinen zehn angepriesenen ärztlichen Fertigkeiten («stuck siner ercznye») von Geschwürsbehandlung bis zur augenheilkundlichen Therapie gewährt K. einen beispielhaften Einblick in das therapeutische Repertoire spätma. Wanderärzte. Die wundärztlichen Fähigkeiten K.s sind dabei als durchschnittlich zu bewerten und erreichen bei weitem nicht das Niveau der dt. spätma. Chirurgie, wie es etwa anhand der Aufzeichnungen von Hans → Seyff oder → Heinrich von Pfalzpaint erkennbar ist. Auch ist K.s Versuch, den prunkvollen Stil der zum Teil humanistisch gebildeten Akademikerärzte zu imitieren, kaum geglückt. Seine hochtrabenden Formulierungen werden von einer oftmals irritierenden Syntax begleitet. Der unbeholfen und schwerfällig anmutende Text hinterlässt den Eindruck, seinen Verfasser deutlich überfordert zu haben. Ü: München, Cgm , v–v (Pap., /, nordwestschwäbisch); Incipit:
Marquart von Stadtkyll «Kunt vnd wissen sy allermengklich das herkommen ist ein bewerter meister der erczenny mit namen Heinrich Koburger von Forcham». A: Gundolf Keil: Die Niederlassungsankündigung eines Wundarztes aus dem . Jh. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. –. L: G. Keil, VL () Sp. . – Keil (s. Ausg.) S. –. – Ahmed Malak: Drei wundärztliche Niederlassungsankündigungen des . Jh. Unters. zur Frühgesch. des medizinischen Werbeformulars in Deutschland. Diss. Würzburg . – Volker Honemann: Vorformen des Einblattdruckes: Urkunden – Schrifttafeln – Textierte Tafelbilder – Anschläge – Einblatthss. In: Einblattdrucke des . und frühen . Jh. Probleme, Perspektiven, Fallstudien. Hg. v. dems. u. a. Tübingen , S. –, hier S. –. – Wolfgang Wegner: K., H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Marquart von Stadtkyll (auch: M. von Taigelen/ Tegelen). – Übersetzer aus dem Werk des Rhazes (ar-Razi), wundärztlicher Fachschriftsteller, Mitte . Jh. In der Überlieferung erscheint M. mit dem Beinamen Barlaam («Warlam»). Dieser chaldäische Name und der Umstand, dass Isack → Levi Texte von M. in seine medizinische Kompilation Des Juden buch von kreuczenach integriert hat, machen eine jüdische Abkunft M.s wahrscheinlich. Zwingend ist diese Annahme aber keineswegs, zumal Isack ansonsten keinerlei Präferenzen für Textgut aus nachweislich jüdischen Quellen zeigt und das buch von kreuczenach den wenigen erhaltenen → Jiddischen Arzneibüchern inhaltlich wie strukturell nicht vergleichbar ist. Die geographische Angabe «stat z˚u Killen»/«kylen», die sich in den beiden Textzeugen ndet, dürfte auf Stadtkyll in der Eifel zu beziehen sein, wo M. als Wundarzt gewirkt haben könnte. Archivalisch bezeugt ist er in Stadtkyll nicht. Dorthin ist M. offensichtlich nur zugezogen. Er selbst macht Angaben zu seinem Herkunfstort. Diese divergieren aber in der Überlieferung («Taigelen»/ «kaigelen») und lassen sich keiner bekannten Gemeinde sicher zuordnen. Der T-Schreibung zufolge könnte das limburgische Tegelen gemeint sein. M. hat den siebten, chirurgisch ausgerichteten Traktat des Liber ad Almansorem des Rhazes vom
Mitte . Jh. Lateinischen ins Deutsche übersetzt und dabei auch großzügige Partien aus dem Urtext der Cyrurgia des → Roger Frugardi inseriert. Nach eigener Angabe hat M. sein Übersetzungswerk am «grienen donderstag» abgeschlossen. Ferner hat er eine Abhandlung über die «zaichen des dodes» bei schwer Verwundeten verfasst, die sich der Frage widmet, «ob der wundt mensch sterb oder genesen möge» (Cpg ). Sein Text folgt der ps.-hippokratischen → Capsula eburnea und sieht den Einsatz von Probetränken vor, um an der Reaktion der Patienten auf deren Verabreichung Rückschlüsse auf die Überlebenschancen zu ziehen. Möglicherweise ist M. zudem der Kompilator einer praxisorientierten wundärztlichen Rezeptsammlung, die sich im Cod. Bodm. an die beiden anderen, für M. gesicherten Texte anschließt. Zumindest fügt sich das Rezeptar gut in das Bild des Fachschriftstellers M. ein, der in seinen Schriften die Kenntnisse der medizinliterarischen Tradition und persönliche Erfahrungen aus der ärztlichen Praxis in sprachlich souveräne Fachbeiträge überführt. Ü: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana (vormals Wien, Privatbesitz Ignaz Schwarz) Cod. Bodm. , r–r (Liber ad Almansorum) v–v (Signa mortis) r–r (Rezeptslg.) (Pap., ./. Jh., alemannisch); Explicit des Liber (r): «marquart der da geheissen iste Warlam von der stat z˚u Killen ein artz genant von Taigelen der stat das súben b˚uch Rasis des meisters bracht usz dem late tin in das tusche [...] und han volbracht mit der hilff des almechtigen gottes jn den joren als man zalt von Cristus geb˚urt dusigt jor vnd xxxviij jor». – Heidelberg, UB, Cpg (Des Juden buch von kreuczenach) r–r (Liber ad Almansorum) r–v (Signa mortis) (Pap., um , rheinfränkisch). Das Explicit des Liber entspricht dem im Cod. Bodm. mit leichten Abweichungen bei den geographischen Angaben («kylen», «kaigelen»). L: Peter Assion, VL () Sp. f.; () Sp. . – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. f. – Gerhard Eis: Die Todeszeichen im Nibelungenlied. In: Euph. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Kleine Schr. zur altdt. weltlichen Dichtung [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. f.) – Gerd Schneider: M. v. S. Ein dt. Wundarzt aus der Eifel. In: Medizinische Monatsschr. () S. f. –
Mitte . Jh. G. Eis: Zum dt. Wortschatz des Paracelsus. In: Zs. für dt. Wortforschung () S. –, hier S. . – Joachim Telle: Funde zur empirischmantischen Prognostik in der medizinischen Fachprosa des späten MA. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . – Ortrun Riha: Wissensorganisation in medizinischen Sammelhss. Klassikationskriterien und Kombinationsprinzipien bei Texten ohne Werkcharakter (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. . – René Wetzel: Dt. Hss. des MA in der Bodmeriana. Mit einem Beitr. von Karin Schneider zum ehemaligen Kalocsa-Cod. (Bibliotheca Bodmeriana Kataloge ). Cologny-Genf , S. –. – Daniel Schäfer: Texte vom Tod: zur Darstellung und Sinngebung des Todes im SpätMA (GAG ). Göppingen , S. . – Wolfgang Wegner: M. v. S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. . – Michael Embach: Trierer Literaturgesch. Das MA (Gesch. und Kultur des Trierer Landes ). Trier , S. , . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Eva Shenia Shemyakova: Des Juden buch von kreuczenach. Ein Beitr. zur jüdischen Medizin des MA. Diss. Göttingen , S. , . VZ Meister Oswald. – Verfasser eines Textes über ein traumatologisches Therapieverfahren, Mitte . Jh. Unter den dt. Einträgen im chirurgischen Abschnitt von Hartmann → Schedels Rezeptbuch (Liber receptarum) aus dem Jahr ndet sich eine zweiteilige Anleitung zur Wundversorgung, die einem M. O. zugeschrieben wird. Die Überschrift seines Heilverfahrens (s. Überlieferung) lässt darauf schließen, dass O. als Feldscher (militärischer Laienarzt) in Diensten des ansbachischen Markgrafen Albrecht Achilles (–) stand und in dieser Funktion an dessen kriegerischen Auseinandersetzungen teilgenommen hat. M. O.s zweiteilige Therapie besteht aus einem Heiltrank zur innerlichen und einem P aster zur äußerlichen Anwendung, das mit einem HonigWeizenmehlbrei und armenischer Tonerde zu bestreichen ist. Ü: München, Clm , r und r (Pap., , nürnbergisch/lat.); Überschrift: «meister Oswaltz wunttranck do mit er marggraff Albrecht geheilt hat do er von dem paumgarten
Meister Oswald geschossen worden». Der Einrichtungskonvention vergleichbarer Kompendien folgend (→ Johann von Seghen, → Kopenhagener Wundarznei, → Peter von Ulm, → Wolfenbüttler Wundarznei), hat Schedel das Chirurgie-Segment seiner Sammlung nach den Behandlungsformen unterteilt. Der Trank erscheint daher unter den «potiones vulneratorum» und das P aster bei den «emplastra». Im gleichen Segment nennt Schedel auch → Niklas von Morchingen. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Wolfgang Wegner: M. O. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Schnaudigel, Hans, von Oppenheim (auch: Johann de Oppenheim). – Wundarzt und Fachschriftsteller, Mitte . Jh. Der kurpfälzische Mediziner wirkte laut Ausweis der Cyrurgia des Johann(es) → Schenck von Würzburg in Heidelberg und führte den chirurgischen Meistertitel. In der fachliterarischen Tradition ist S. mit einem Frakturverfahren und einem Salbenrezept vertreten. Das Erstere ist von Schenck in dessen wundärztliches Handbuch aufgenommen worden. Es sieht die Erweichung und Neufraktur schlecht verheilter Brüche mit anschließender Schienung vor. Bemerkenswert ist S.s artikulierte Empathie mit den Patienten. Den Berufskollegen emp ehlt er, eine vorsichtige Vorgehensweise und ein «guet hertz» zu haben, da es sich um eine «henckersarbeit» handele. Beim Salbenrezept geht es um die Variation einer bis weit in die Neuzeit verbreiteten Wundheilsalbe («unguentum fuscum»). S. beschreibt die Herstellung, Streichfähigmachung und Applikation mittels P aster. Sein «schwartz plaster» war offensichtlich erfolgreich, da es sich in mehreren chirurgischen Kompendien wieder ndet. Ü: Frakturverfahren: Metz, Bibl. Municipale, Ms. , rv (Pap., /, moselfränkisch); Autograph Schencks; Autorangabe: «datum hedelberge magister Johann de Oppenheymt cyrurgicus». – Salbenrezept: Darmstadt, ULB, Hs. (→ Darmstädter Arzneibuch) v–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., rheinfränkisch); Überschrift: «Diß ist das schwartz plaster von oppenheym». Digitalisat: http://tudigit.ulb.tudarmstadt.de/show/Hs-. – München, BSB, Cgm (→ Münchner Salbenbuch) r (Pap., spätes . Jh., mittelbair.); Überschrift: «Schnaudigels von Openhaym kunst». – Nürnberg, Germ.
Momordica-Traktat Nationalmuseum, Hs. , r (Pap, / , schwäbisch/bair.); Überschrift: «Das p aster von Oppenhaim»; innerhalb einer chirurgischen Rezeptsammlung, die überwiegend auf oberrheinische Vorlagen zurückgeht (v–v); weitere hier namentlich genannte Autoren sind: → Peter von Ulm, Johannes → Beris, → Bernhard von München, → Keysersperg. – Heidelberg, UB, Cpg (Bd. des Buchs der Medizin von → Ludwig V. von der Pfalz) v–r (Perg., / , südrheinfränkisch). Überschrift: «Solchs ist hans schnaudigels kunst». Das Rezept wurde Ludwig von → Engelhart III. von Hirschhorn vermittelt. Digitalisat: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/ diglit/cpg/. A: Frakturverfahren: Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. . – Salbenrezept: Ralph Günther Brachvogel: Das ‹Münchner Salbenbuch›. Eine spätma. Rezeptslg. vom Ende des . Jh. Diss. München , S. f. (Nr. ). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Sudhoff (s. Ausg.) S. . – Gerhard Eis: Mitt. über fünf unbekannte Rezeptautoren des . Jh. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. f.). – G. Keil: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , S. , . – Brachvogel (s. Ausg.) S. . – Wolfgang Wegner: S., H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Tömlinger, Jordan, † nach . – Übersetzer eines balneologischen Fachbuchs. J. T. entstammte einer angesehenen Münchner Apotheker- und Wundarztfamilie, die durch vielfältige beru iche und freundschaftliche Beziehungen mit der Elite der Stadt, darunter Johannes → Hartlieb und Sigmund → Gotzkircher, verbunden war. Mit den beiden teilte er auch das zu dieser Zeit neue Interesse an den Heilmöglichkeiten
Mitte . Jh. der dt. Thermal- und Mineralquellen; wohl nach dem Tod Hartliebs stellte er daher dessen unvollendete lat.-dt. Redaktion des Tractatus de balneis naturalibus (um ) des Zürcher Chorherrn Felix → Hemmerli fertig. Mit diesem Buch von allen warmen Bädern wurde er zum Mitverfasser der ersten dt. Bäderschrift, die wiederum zur Vorlage der ersten dt. Bäderbuchs im Druck, des Bäderbüchleins von Hans → Folz (um ), geworden ist. Ü: München, BSB, cgm . – Ebd., cgm . – Ebd., clm , r–v. – Berlin, SBB, Mgf . A: Frank Fürbeth: Heilquellen in der dt. Wissenslit. des SpätMA. Zur Genese und Funktion eines Paradigmas der Wissensvermittlung am Beispiel des ‹Tractatus de balneis naturalibus› von Felix Hemmerli und seiner Rezeption. Mit einer Edition des Textes, seiner lat. Redaktion und seiner dt. Übersetzung (Wissenslit. im MA). Wiesbaden . L: F. Fürbeth, VL () –. – Gerhard Eis: Nachträge zum Verfasserlex. In: Studia neophilologica () S. . – F. Fürbeth: J. T. statt Johannes Hartlieb: Ein Nachtrag zum Verfasserlex.? In: ZfdA () S. –. – Ders.: Bibliogr. der dt. oder im dt. Raum erschienenen Bäderschr. des . und . Jh. in: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –, hier S. , Nr. und . FF Momordica-Traktat (auch: Balsamöl-Traktat, Libellus de virtute herbe momordice). – Wunderdrogentraktat, ./. Jh. Als Verfasser des anonym überlieferten M.-T. vermutet die Forschung einen italienischen Mediziner, der möglicherweise als Laienarzt praktizierte und im . oder frühen . Jh. lebte. Die bekannte Überlieferung des lat. M.-T. setzt um ein. Im Mittelpunkt des Textes steht eine Wunderdroge, über deren p anzliche Basis verschiedene Thesen vorliegen. In der neueren Forschung wird die im Text erörterte P anze meist als die Momordica balsamina L. identi ziert, die in dt. Sprache auch Balsam- oder Jerusalemsapfel genannt wird. Der M.-T. umfasst Paragraphen, die in drei Hauptabschnitte eingeteilt werden. Während die ersten fünf Paragraphen pharmakographischer Art sind, loben die Abschnitte bis die Tugenden der P anze. Die übrigen Paragraphen enthalten Anweisungen
Mitte . Jh. zur Herstellung eines heilsamen P anzenöls aus der Momordica. Wahrscheinlich im . Jh. entstand eine dt. Übersetzung des Textes. Einziger Textzeuge ist eine Handschrift, die von bis im Benediktinerkloster Farfa entstand. Der gleiche Kodex überliefert auch das Rossarzneibuch von Meister → Albrant, das Pelzbuch des → Gottfried von Franken, den → Eichenmisteltraktat, die → Römische Chirurgie und den → Macer. Als Vorlage der anonymen Bearbeitung hat man eine schlesische Fassung erwogen. Die Übersetzung gilt als sehr originalgetreu. Der unbekannte Bearbeiter fügte Zwischenüberschriften und inhaltliche Hinweise ein. Insgesamt wird der M.-T. heute im Kontext der Erdöltraktate des SpätMA bewertet. Der Autor der Abhandlung bemühte sich wahrscheinlich, die Entstehung und Wirkung des Erdöls mit seinem P anzenextrakt nachzuahmen. Eine Rezeption des M.-T. wurde in mehreren späteren Kräuterbüchern nachgewiesen. Ü: Lat. Text: Montpellier, UB, cod. , v–r (um ). – Dt. Fassung: Rom, Biblioteca Nazionale Centrale, cod. Vitt. Em. (früher Farfensis ), r–v (Pap., wahrscheinlich Kloster Farfa, –, obd. mit mitteldt. Anteilen). – Vgl. Eis (s. Lit.). – Der dt. ‹Macer›, Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Hg. v. Bernhard Schnell mit William Crossgrove. Tübingen , S. f. – www.handschriftencensus.de/. A: Lat. Text: Henry E. Sigerist: A thCentury Text on the Medicinal Virtues of Madder (Rubia tinctorum). In: Bulletin of the Institute of the History of Medicine () S. –. – Dt. Text: Domes/Keil (s. Lit.). L: Josef Domes, VL () Sp. f.; () Sp. . – Otto Penzig: Flora Popolare Italiana. Raccolta dei Nomi Dialettali delle Principali Piante Indigene e Coltivate in Italia. Bd. . Genua (Neudr. Bologna ) S. . – H. E. Sigerist: A Doctor’s Family in the Fifteenth Century. In: Bulletin of the Institute of the History of Medicine () S. –. – Ders.: Herba momordica. In: ebd. () S. –. – Gerhard Eis: Nachrichten über eine altdt. Sammelhs. aus dem italienischen Kloster Farfa. In: Medizinische Monatsschr. () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit. Amsterdam , S. –). – Volker Zimmermann: Rezeption und
De vettonica herba Rolle der Heilkunde in landessprachigen hsl. Kompendien des SpätMA. Stuttgart , S. , . – J. Domes/Gundolf Keil: Der ‹M.-› oder ‹BalsamölTraktat›. Ein Beispiel für die Indikationsübertragung vom Erdöl auf den Jerusalemsapfel. In: ‹Ein teutsch puech machen›. Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. G. Keil u. a. Wiesbaden , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM De vettonica herba (Batungentraktat). – Drogenmonographie, . Jh; dt. . Jh. Der Wunderdrogentraktat könnte noch vor dem Herbarius des → Ps.-Apuleius enstanden und stilistisch auf diesen gewirkt haben. Das formale Vorbild von D. v. h. selbst war wahrscheinlich der → Geiertraktat. Der Text beginnt gattungstypisch mit einer Beschreibung der Merkmale der Heilp anze und mit Hinweisen zur pharmazeutischtechnologischen Verwendung der Batunge (auch Heilziest [Stachys officinalis]). In einem zweiten Teil werden die einzelnen Heilwirkungen «a capite ad calcem» vorgestellt. Diese Liste mit Paragraphen trägt Züge eines Rezeptars, dessen pharmazeutische Hinweise nicht auf diejenigen des ersten Teils abgestimmt sind. Der Schlussteil mit Auszügen aus der Drogenkunde des Dioskurides ist eine nachträgliche Ergänzung, die noch aus dem späten . Jh. stammen könnte. Vermutlich schon in der frühen Tradition wurde der Traktat Antonius Musa, dem Leibarzt des Kaiser Augustus, zugewiesen und als Briefunterweisung an Augustus’ Schwiegersohn oder Enkel ausgestaltet. Überliefert wird der Text in der Regel im Verbund mit dem Herbarius, dem Tierbuch des Sextus → Placitus Papyriensis und dem Dachstraktat (De → taxone liber). Auf die dt. Fachliteratur hat D. v. h. später als in anderen Sprachräumen gewirkt (eine angelsächsische Bearbeitung datiert ins . Jh.). Im zentralen Rezeptar des → Lorscher Arzneibuchs sind einige der Paragraphen in die zweite «capitulatio» eingegangen, doch beim volkssprachigen Schrifttum sind Spuren des Traktats erst sehr viel später nachweisbar: bei → Circa instans- und → MacerÜbersetzungen, im → Speyrer Kräuterbuch (Kap. ) und im Kodex Berleburg (s. Überlieferung). Hierbei handelt es sich aber durchweg um Beispiele
Meister Wernher der Judenarzt mittelbarer Beein ussung. Eine direkte Übernahme ndet sich ebenfalls im Kodex Berleburg als umfangreiches Exzerpt. Dazu treten zwei vollständige Übersetzungen aus dem . Jh., von denen eine selbstständig ist und die andere im Kontext der Apuleius-Rezeption steht. Ü: Lat.: Es sind über Hss. bekannt, dazu Drucke vom späten . bis zum . Jh. Vgl. Howald/Sigerist (s. Ausg.) S. V–XVII; Heide Grape-Albers: Spätantike Bilder aus der Welt des Arztes. Medizinische Bilderhss. der Spätantike und ihre ma. Überl. Wiesbaden , S. –. – Dt.: Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schlossbibl., Ms. RT / (olim F ; Sammelhs. des → Bernhard von Breidenbach) ra-b (Exzerpt) r (mittelbare Rezeption) (Pap., /, rheinfränkisch). – Debrezin, Großbibl. des Reformierten Kirchendistrikts, Cod. R. , S. – (Pap., um , mittelbair. mit mitteldt. Einschlag); mit einer Farbillustration. Incipit: «Das krawt haisset Bethonica zu dewthsch Paton». Auf S. – steht eine dt. Übersetzung des Herbarius des Ps.-Apuleius. Vgl. zur Hs.: András Vizkelety: Beschreibendes Verz. der altdt. Hss. in ungarischen Bibl. Bd. . Wiesbaden , S. . – Wien, ÖNB, Cod. , ra–va (Pap., um , ostmittelbair.); Incipit: «Ayn Arzt genant Anthonius Musa was pey e dem dem kunig Agrippa der hat geschriben ainem kayser hies Augustus von dem krawt Bethanica». Der Text ist das Eröffnungssegment eines umfangreichen Herbariums mit Bestandteilen aus Ps.Apuleius. A: Lat.: Antonii Musae De herba vettonica liber. Pseudoapulei herbarius. Anonymi de taxone liber. Sexti Placiti liber medicinae ex animalibus etc. Hg. v. Ernst Howald/Henry E. Sigerist (Corpus medicorum latinorum ). Leipzig , S. –. – The Herbal of Pseudo-Apuleius from the th-century manuscript in the abbey of Monte Cassino (Cod. Casinensis ) together with the rst printed edition of Joh. Philippus de Lignamine (Ed. princeps Romae ) both in facsimile. Hg. v. Friedrich Wilhelm Tobias Hunger. Leiden , S. –, –. – Herbarium Apulei . Herbolario volgare . Hg. v. Erminio Caprotti/William T. Stearn (Libri rari ). Bde. Mailand , Bd. , S. []–[]. – Dt.: Älterer dt. ‹Macer› – Ortolf von Baierland ‹Arzneibuch› – ‹Herbar› des Bernhard von Breidenbach – Färber- und MalerRezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhs. des Kodex Berleburg [...]. Farbmikro cheEdition, Einf. zu den Texten, Beschreibung der
Mitte . Jh. P anzenabb. und der Hs. v. Werner Dressendörfer u. a. (Codices illluminati medii aevi ). München . – ‹D. v. h.› dt. Der Batungentraktat in südostdt. Überlieferungen des SpätMA. Tle.; Tl. : Frank Henning: Die Wiener Fassung. Einleitung, Text. Diss Würzburg . – Tl. : Bernd Schütz: Die Debreziner Fassung: Einleitung, Text. Diss. Würzburg . – Tl. : Axel Hagen: Nachträge, auch aus anderen dt. Sprachlandschaften: Einleitung, Text. Diss. Würzburg . L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Helmut Johannes Lorenz: De Ps.Antonii Musae et Ps.-Apulei genere dicendi. Diss. Bonn . – Dressendörfer u. a. (s. Ausg.) S. , , , , . – Ulrich Stoll: Das ‹Lorscher Arzneibuch›. Ein medizinisches Kompendium des . Jh. (Cod. Bambergensis medicinalis ). Text, Übersetzung und Fachglossar (Sudhoffs Arch. Beih. ). Stuttgart , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Bernhard Schnell: Die P anzenabb. in den deutschsprachigen Hss. des MA. Ein Werkstattbericht. In: Pharmazie in Gesch. und Gegenwart. FS Wolf-Dieter Müller-Jahncke. Hg. v. Christoph Friedrich/Joachim Telle. Stuttgart , S. –, hier S. . VZ Meister Wernher der Judenarzt. – Obd. Wundarzt, Mitte . Jh. Auf W. («meyster Werner dem juden artzet», Bl. v) und → Andreas von Stuttgart beruft sich die → Kopenhagener Wundarznei (, Bl. v–r) bei der Darstellung eines Verfahrens zur Reposition von Leistenhernien «one sniden» (Bl. v). Derselbe Traktat, jedoch ohne Nennung der beiden Ärzte, ist nach G. Keil auch in der Handschrift Wolfenbüttel, HAB, cod. . Aug. °, rv (vor ) enthalten. A: Die ‹Kopenhagener Wundarznei›. Ein chirurgisches Arzneimittel-Hb. von aus dem nördlichen Elsaß. Hg. v. Gundolf Keil/Christian Tenner. Digitalisat () http://webdoc. sub.gwdg.de/ebook/m//wundarznei.pdf (zit.). – Digitalisat der Kopenhagener Wundarznei: http://www.kb.dk/permalink//manus/ /eng/. L: G. Keil, VL () Sp. . – Ders.: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , S. . BJ
Mitte . Jh. Peter von Worms. – Wundärztlicher Fachschriftsteller, . Jh. «Maister peter von wurms» zählt zu den namentlich genannten Chirurgen, von denen Hans → Seyff Rezeptgut in seine wundärztlichen Manuale integriert hat. Der rheinfränkische Mediziner dürfte handwerklich ausgebildeter Wundarzt gewesen sein. Seyff hat zwei Kurztexte von P. aufgenommen: ein operativ-medikamentöses Verfahren zur Therapie von Synovial steln in Gelenken («glid wasser») sowie «noch ein P aster Maister Peters». Ü: Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. ° , rv (Pap., nach bis frühes . Jh., schwäbisch/lat.). – Ebd., LB, Cod. med. et phys. ° , rv (Perg., spätes . Jh., schwäbisch); Autograph Seyffs. A: Gröber (s. Lit.) S. . L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Karl Sudhoff: Ein Dt. Chirugisches Manual aus dem Ende des . Jh. (auf der LB zu Stuttgart) des Maisters Hans Suff (Seyff, Siff) von Geppingen. In: Ders.: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –, hier S. . – Manfred Gröber: Das wundärztliche Manual des Meisters Hans Seyff von Göppingen (ca. –). Der Cod. med. et phys. ° der Württembergischen LB Stuttgart (GAG ). Göppingen , S. f. u. ö. – Wolfgang Wegner: P. v. W. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Pötze van Molenheim. – Verfasser eines medizinischen Kurzrezeptars, . Jh. Aus welchem der zahlreichen Orte mit dem Namen Mühl(en)heim P. gestammt haben könnte, ist offen: Der Autor ist unabhängig von der für seine Texte unikalen Handschrift nicht bezeugt. Da er als «meister» apostrophiert wird, könnte P. den wundärztlich-handwerklichen Meistertitel geführt haben. Adressaten seiner insgesamt fünf Rezepte scheinen primär geistig tätige Menschen zu sein, denn die ersten vier Anweisungen haben zum Ziel, «dat gehirne» zu «stercken». Auch das Wasserlassen wird thematisiert. Am Schluss steht eine Therapie gegen Verstopfung.
Peter von Worms Ü: London, British Library, MS Add. , rb–v (Pap., um Mitte . Jh., moselfränkisch); Verfasserangabe: «Dit is versuicht vˉa meister poetzˉe vˉa molenheˉy». Das Rezeptar ist eingefügt zwischen einer gynäkologischen Kompilation und einer Abschrift des → Bartholomäus. L: Agi Lindgren, VL () Sp. . – Wolfgang Wegner: P. v. M. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Institor. – Verfasser eines Textes zu einem medizinischen Verfahren gegen Heiserkeit, Mitte . Jh. Wer sich hinter dem sprechenden Urhebernamen I. (= Krämer, Hausierer) verbirgt, ist ungeklärt. Die laryngologische Therapie I.s ist Teil einer kurzen Sammlung von medizinischen Exzerpten und Traktaten. Diese heterogene Kompilation ist vermutlich von Hans → Stoll, dem Schreiber des tradierenden Codex, angelegt worden. Einzelne Texte sind Straßburger, Würzburger (→ Ortolf von Baierland), Regensburger und Walliser Provenienz (→ Wilhem von Wallis). Hinweise auf eine Herkunft I.s ergeben sich dadurch nicht. Es könnte sich bei ihm um einen obd. Laienarzt, Apotheker oder einen fahrenden Arzneimittelhändler gehandelt haben. Ü: Solothurn, ZB, Cod. S , r (Pap., –, niederalemannisch); innerhalb einer Slg. von medizinischen Kurztexten (v–v). Autorangabe: «P[roba]tˉu e[st] p[er] Institorˉe». Digitalisat der Hs. und detaillierte Beschreibung unter: www.e-codices.unifr.ch/de. L: Peter Proff, VL () Sp. . – Wolfgang Wegner: I. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Medisch Vademecum van Heverlee. – Mndl. ärztliches Handbuch, Mitte . Jh. Das M. V. v. H. besteht aus zwei Hauptsegmenten, von denen das zweite Nachträge des . und . Jh. versammelt. Es handelt sich hierbei ganz überwiegend um medizinische und alchemistische Rezepte, die zum Teil noch ma. Ursprungs sind.
Puff Das vorangehende Segment ist noch im . Jh. notiert worden und wartet mit drei Traktaten auf, die aufgrund von Blattverlust jeweils nur fragmentarisch erhalten sind: ein Leitfaden der ärztlichen Praxis, ein Antidotarium und ein Pestregimen. Durch diese planvolle inhaltliche Zusammenstellung erfüllt das erste Segment des M. v. H. die Funktion eines medizinischen Begleitbuches für den behandelnden Arzt oder Laien. Über den Kompilator gibt es keine Kenntnisse. Der erste Traktat umfasst Kapitel, die sich in zwei signi kant unterschiedliche Gruppen mit siebzehn bzw. vierzehn Kapiteln differenzieren lassen. Die Abschnitte der ersten Gruppe sind durchweg länger als diejenigen der zweiten und schriftsprachlich einheitlich, d. h. sie sind frei von Rudimenten aus anderen Sprachräumen. Vermutlich gehen sie auf eine mndl. Übersetzung der Practica des → Bartholomäus Salernitanus zurück. Die vierzehn Kapitel der zweiten Gruppe hingegen weisen zahlreiche dt. Sprachformen auf (nd., niederrheinisch, sächsisch, moselfränkisch). Außerdem wird mehrmals Trier erwähnt. Die dt. Quellen für diese Kapitel sind nicht bekannt. Der zweite Traktat ist eine Bearbeitung der Ndl. Fassung des Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus). Die wundärztlichen Ergänzungen an deren Schluss begegnen auch im → Liber magistri Avicenne, beim → Jonghe Lanfrank sowie in der Surgie Jan Ypermans. Dies dürfte auf gemeinschaftliche Quellen zurückzuführen sein, zu denen womöglich auch die mndl. Practica des Bartholomäus zählte. Beim dritten Stück handelt es sich um Auszüge aus einem Pestregimen, das auch in vollständiger Fassung überliefert wird (London, British Library, MS Sloane , r–r [Pap., zweite Hälfte . Jh., mndl.]) und sich inhaltlich mit dem → Brief an die Frau von Plauen überschneidet. Ü: Heverlee (zu Löwen), Abdij van ’t Park (Norbertijnerabdij) Cod. (Pap., spätes . Jh., brabantisch-westlimburgisch [Segment ]). Der Cod. umfasst noch von ursprünglich mindestens Bll. Die ersten Bll. fehlen; hinzu tritt vereinzelter Blattverlust. Zudem sind einige Bll. nach Neubindung der Hs. an falsche Positionen gerückt. . Segment: r–v (von einer Hand durchgehend geschrieben); Traktat : r–v, rv, bis; Traktat : r–r, r–v; Traktat : r–v, rv. . Segment: r–v, mehrere Hände. Am Ende ndet sich ein unvollständiges Inhaltsverzeichnis («Tafele van desen bouck»).
Mitte . Jh. A: Willy L. Braekman: Een Middelnederlands medisch vademecum uit het hs. van de Norbertijnerabdij te Heverlee. In: Verslagen en mededelingen van de Koninklijke Academie voor Nederlandse taal- en letterkunde () S. – (Ausg. des ersten Traktats). – Ders.: Twee Middelnederlandse Prozatractaten en enkele Recepten tegen de Pest. In: Scientiarum Historia () S. – (Teilausg. des dritten Traktats). L: W. L. Braekman, VL () Sp. –. – Willem F. Daems: De Middelnederlandse vertalingen van het Antidotarium Nicolai. In: Scientiarum Historia () S. –. – Leo J. Vandewiele: De ‹Liber Magistri Avicenne› en de ‹Herbarijs›. Middelnederlandse handschriften uit de e eeuw (Ms. – Kon. Biblioteek te Brussel). Brüssel . – W. L. Braekman/Gundolf Keil: Fünf mndl. Übersetzungen des Antidotarium Nicolai. Unters. zum pharmazeutischen Fachschrifttum der ma. Niederlande. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –. – W. L. Braekman/Georges Dogaer: Laatmiddelnederlandse pestvoorschriften In: Verslagen en mededelingen der Koninklijke Academie vor Nederlandse Taal- en Letterkunde , S. –, hier S. f. (dt. u. d. T.: Spätmndl. Pestvorschriften. In: Medizin im ma. Abendland. Hg. v. Gerhard Baader/G. Keil [WdF ]. Darmstadt , S. –). – G. Keil: Der ‹Kodex Kohlhauer›. Ein iatromathematisch-hauswirtschaftliches Arzneibuch aus dem ma. Oberfranken. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ria JansenSieben: Repertorium van de Middelnederlandse Artes-literatuur. Utrecht , S. f. – G. Keil: M. V. v. H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Puff, Michael, von Schrick (M. aus S.; M. [von/ de] S., M. Schrick[h]ius), * um Wien (?), Schrick/Niederösterreich (?), † Wien (Grablege am .. im Stephansdom). – Hochschulmediziner und Fachschriftsteller. Am .. immatrikulierte sich P. an der Universität Wien. Das Studium der Artes schloss er als Magister ab. Seit hat P. an der Artistenfakultät Vorlesungen über Grammatik und Dialektik gehalten. Zum weiteren Studium wechsel
Mitte . Jh. te er an die Medizinische Fakultät ( Bakkalaureus, Lizentiat und Promotion zum Dr. med.), der er zum ersten und bis insgesamt elf Mal als Dekan vorstand. Als akademischer Lehrer war P. hochgeachtet und leitete den anatomischen Unterricht. Zusammen mit seinem Fakultätskollegen Johannes → Kirchheimer wurde P. von der Universität in die Kommission zur Ausarbeitung der Wiener Apothekerordnung von gesandt. Der angesehene Mediziner wurde trotz seines weitreichenden Rufes nie als habsburgischherzoglicher Leibarzt bestallt. Trotzdem wurde P. auf die Hofburg zur medizinischen Versorgung des schwer erkrankten Herzogs Albrechts VI. bestellt, wobei er den Vorzug vor Kirchheimer erhielt. Unter P.s Behandlung verstarb Albrecht am ... Schnell ging der Verdacht des Giftmordes um, wozu auch der Bericht über den Tod des Herzogs von Hans → Hierszmann beitrug. Für die Eröffnung eines gerichtlichen Verfahrens waren die Vorwürfe indes nicht hinreichend und der Tod des Herzogs blieb für P. folgenlos. Das überkommene Schrifttum P.s zeichnet sich durch Gattungsvielfalt aus (Traktate, Reden, Rezepte, Regimina, Konsilia). Einige Texte stammen noch aus der Zeit an der Artistenfakultät und sind rein innerakademischer Natur. Das medizinischfachliterarische Œuvre weist eine klare thematische Schwerpunktsetzung auf Pharmakologie und Seuchenbekämpfung auf. P.s volkssprachiger Medizinalwässertraktat ragt wirkmächtig aus dem Gesamtwerk heraus, was vor allem der Aufnahme des Traktats in das in Augsburg gedruckte Büchlein von den ausgebrannten Wässern zu verdanken ist, das allein bis nahezu Ausgaben erzielte. Ihm verdankt P. in erster Linie sein Renommee als «excellens medicus». So beruft sich etwa Johannes → Tallat von Vochenberg in seiner Redaktion des Gart der Gesundheit (Johann → Wonnecke) zur Referenzwerbung explizit auf den «aller erfarnistˉe maˉn der artzey doctor Schrick» und noch lobt Martin Stainpeis im Liber de modo studendi seu legendi in medicina die «multa egregia experimenta» des «magister Joannes [sic] Schrick» (Wien: Johann Singriener d. Ä. [VD S ] xxiiv). P.s bekannte Schriften in ungefährer chronologischer Reihung sind im Einzelnen: ) Drei Unterrichtstraktate, die aus der artistischen Lehrtätigkeit resultieren: a) Utrum actiones substantiarum materialium sint principaliores formarum
Puff substantialium quam qualitatem earumdem (zur Frage, ob stoffliche Wirkungen von den Primärqualitäten [→ Temperamentenlehre] oder vom Substanzbegriff abhängen). – b) Commentarius in veterem artem zum hippokratischen Traktat De prisca medicina. – c) Commentarius in Aristotelis libros I et II Primum. – ) Scripta pro licentiato qui recepit doctoratum in medicinis in Wienna (akademische Rede vom .. anlässlich der Promotion seines Schülers Kaspar → Grießenpeck). – ) Regimen doctoris Schrick in Wyenna für einen herzkranken Fakultätskollegen. – ) «In quodlibeto ven[erabi]lis ac eg[re]gii viri magistri Michaelis de schrick artis et medicine doctoris» (kurze Sammlung medizinischer Notizen mi diätetischem Schwerpunkt). – ) «Quaedam medicamenta ab excellentissimo doctore Michaele Stricks [sic] praescripta ad usum pauperum, ne semper ad apothecam recurrere necesse habeant», ein Rezeptar für arme Patienten, die keinen Zugang zu einem Apotheker haben, das ausschließlich auf leicht verfügbare regionale Arzneimittel zurückgreift. – ) Bei verstreut überlieferten Rezepten «contra pestem» könnte es sich um die Überreste eines Pestregimens handeln. Georg Tannstetter (Collimitius) zitiert in seinem Regiment für den lauff der Pestilentz (Wien: Johann Singriener d. Ä., [VD T ]) aus P.s verlorenen Regimen. Ein Hinweis auf ein weiteres Pestrezept des «excellentissimi (bonæ memoriæ) domini doctoris Schrick» ndet sich bei Martin Stainpeis im Liber de modo studendi (s. o., Bl. lxxiv). – ) Das Harnkonsilium für einen an Harnstein erkrankten Patienten ist neben den Wassertraktaten die einzige volkssprachige Fachschrift P.s («Consilium doctoris Michaelis Schrick dum quis non possit vrinare»). Der vierteilige Kurztraktat zeigt deutliche Parallelen zum Wässertraktat (s. u.), greift aber mit seiner Vielfalt an Arzneimitteln und Verfahren über dessen therapeutischen Bestand hinaus. Das Konsilium ist P.s selbstständigste Schrift, die auch seine profunde Kenntnis der heimischen Flora aufscheinen lässt. – . a) Der Traktat von Tugenden der ausgebrannten Wässer (Tractatus de virtutibus aquarum) hat eine handschriftliche Tradition vor seiner Aufnahme in das gedruckte Büchlein von den ausgebrannten Wässern. Eine Erstfassung hat P. abgeschlossen. Da sich mit eine zusätzliche Datierung in Explicits einiger Handschriften ndet, könnte P. den Text zu diesem Zeitpunkt redigiert haben. Der Leitfaden für die Anwendung alkoholischer Destillate aus Heilp anzen spart die pharmazeutische Technologie aus und
Puff richtet sich primär an (Laien-)Ärzte und Patienten. Das Kompilat umfasst mitunter sehr knappe Kapitel zu Medizinalwässern und einen zusätzlichen Abschnitt zum Einsatz von Rosenöl. An den Schluss hat P. ein Hippokrates-Zitat, einige vorwiegend diätetische Ratschläge und eine Redaktion des → Kranewittbeer-Traktats gestellt. Als Kompilationsleittext ist → Gabriel von Lebensteins Traktat Von den gebrannten Wässern benutzt worden. Neben landessprachigen Wunderdrogentraktaten wie dem → Salbeitraktat hat P. Branntweintraktate aus dem Überlieferungsumfeld der Consilia des → Taddeo (degli) Alderotti ausgewertet. – b) ließ der Augsburger Drucker Johann Bämler sein Büchlein von den ausgebrannten Wässern zunächst anonym erscheinen. Hinter Bämlers Kompilation verbirgt sich ein entweder anonym oder fälschlich unter dem Namen → Ortolfs von Baierland umlaufender Wässertraktat, der für die Ausgabe um P.s Kapitel einschließlich des Rosenölabschnitts erweitert wurde. Ferner hat Bämler einen Branntweintraktat nach Alderotti und auch eine (von den Handschriften abweichende) Redaktion des Kranewittbeertraktats angehängt. Obwohl P.s Anteil am Gesamtwerk also begrenzt ist, hat Bämler den Druck ab der Zweitausgabe von unter den Namen «meÿster Michel Schrick doctor der erczneÿ» gestellt, wodurch er für P.s Nachruhm maßgeblich verantwortlich zeichnet. Der seit in Lübeck tätige Drucker und Herausgeber Bartholomäus Ghotan hat der pseudepigraphen Zuweisung Bämlers offensichtlich misstraut. Für seine nd. Fassung des Büchleins (o. O. und J. [Lübeck um ] [GW M]) hat Ghotan P.s Namen getilgt und stattdessen «Bartholomes de Beneuento doctor der arstedie» als Urheber des «boke» eingesetzt (womöglich eine latinisierte Form des eigenen Namens). Außerdem hat Ghotan den Text mit Versatzstücken aus dem → Promptuarium medicinae angereichert, das er selbst noch in Magdeburg herausgebracht hat. Diese Zurückweisung der Autorschaft P.s ist aber ein vereinzeltes Phänomen geblieben. Durch die Aufnahme des Traktats von Tugenden der ausgebrannten Wässer in frühneuzeitliche Kompendien konnte das unter P.s Namen laufende Kompilat bis ins . Jh. seine führende Stellung im deutschsprachigen Schrifttum zur Heilp anzendestillation behaupten. Zu den gedruckten Arzneibüchern, die den Traktat inkorporiert haben, zählen das Kleine Destillierbuch, die Apotheke für den gemeinen Mann sowie der Thesaurus pauperum (in der
Mitte . Jh. Hausarzneibüchlein-Redaktion von ) des Hieronymus → Brunschwig, Groß-Gart-Ausgaben des Gart der Gesundheit (Johann → Wonnecke) und das vielgedruckte Kreütter B˚uch des Hieronymus Bock (Erstdruck [VD B ]). Ü: . a) Melk, Stiftsbibl., Cod (olim [A. ]) S. – (Pap., . Jh., lat.). – b) Ebd., Cod. (olim [N. ]) r–r (Pap., . Jh., lat.). – c) Ebd., r–v. – ) München, BSB, Clm , v–v (Pap., . Jh., lat.); aus der Bibl. Hartmann → Schedels. – ) Ebd., Clm , v–v (Pap., . Jh., lat.). – ) Heiligenkreuz (bei Wien), Stiftsbibl., Cod. , v–v, v–v (Pap., Mitte . Jh., lat./bair.). – ) Viˇsˇsí Brod (Hohenfurt/Böhmen), Stiftsbibl., Ms. , S. (Pap., , lat.). – ) Melk, Stiftsbibl., Cod. (olim [G. ]) eingelegtes Bl. zwischen S. und . – Codices aus der Bibl. H. Schedels: München, BSB, Clm , v und Clm , r (Pap., . Jh., lat.). – Wien, Schottenkloster, Cod. (Hübl ) r (Pap., , lat.). – Ebd., ÖNB , v (Pap., letztes Drittel . Jh., lat.). – ) Heidelberg, Cpg , r (Pap., /, mittel-südbair). Die seit Senfelder (s. Lit.) S. in der Lit. durchweg angeführte Sign. Cpg (so auch VL [] Sp. ) ist falsch. Die Hs. hat im Katalog Karl Bartschs (Die altdt. Hss. der UB in Heidelberg [Kat. der Hss. der UB in Heidelberg ]. Heidelberg , S. f.) die Nr. ; vgl. jetzt: Pamela Kalning u. a.: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –. – . a) Über zehn Hss. Der älteste bekannte Zeuge ist: Solothurn, ZB, Cod. S , v–v (Pap., –, niederalemannisch). – Vgl. zur Gesamtüberl. zuletzt Pogliani , S. –. – b) Erstdruck: Augsburg: Johann Bämler, .. (GW M). – Zweitausgabe mit Namensangabe: Ebd.: Ders., .. (GW M). – Mindestens weitere Inkunabeln mit breiter geographischer Streuung (s. GW). – Rund Drucke des . Jh. (s. VD S –S , S –S , S , S , ZV ). Vgl. zur Drucküberl. auch: Volker Fritz Brüning: Bibliogr. der alchemistischen Lit. Bd. : Die alchemistischen Druckwerke von der Er ndung des Buchdruckerkunst bis zum Jahre . München , Nr. –, , –, f., , , , , f., f., , , –, f. Zu Digitalfaks. der einzelnen Ausg. s. GW/VD online. – Die rund Hss.
Mitte . Jh. des . und . Jh. sind Druckabschriften oder zumindest von Drucken abhängig. Zur hsl. Gesamtüberlieferung vgl. zuletzt Pogliani , S. –. A: ) Senfelder (s. Lit.) S. –, –, f., – (mit Übersetzung und Komm.). – ) Ebd., S. – (mit Übersetzung und Komm.). – ) Ebd., S. f. – ) Ebd., S. . – ) Ebd., S. f. (zwei Rezepte). – ) Ebd., S. . – . a) Pogliani , S. – (nach Melk, Stiftsbibl., Cod. [; H. ]). – b) Welker (s. Lit.) S. –, – (Fassung des → Iatromathematischen Corpus’ nach Zürich, ZB, Cod. C b). – Heinrich Laufenberg, Regimen der Gesundheit. Iatromathematisches Hausbuch [sic]. M. P., Von den ausgebrannten Wässern. Farbmikro che-Edition der Hs. Zürich, ZB, Ms. C b. Einf. zu dem astromedizinischen Hausbuch von Bernhard Schnell, Beschreibung der Hs. von Marlies Stähli (Codices illuminati medii aevi ). München . – Pogliani , S. – (krit. nach den Bämler-Ausgaben). L: Julius Leopold Pagel, ADB () S. f. – Helmut Walther/Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – Joachim Telle, LexMA () Sp. f. – G. Keil, NDB () S. . – Leopold Senfelder: M. P. aus S. In: Wiener Klinische Rundschau () S. , , f., –, –, f., –, –, –, f.; Teilabdruck u. d. T.: Strei ichter auf die literarische Thätigkeit der ältesten Wiener medizinischen Schule. Tl. : M. P. aus S. –. In: Janus (/ ) S. –. – Karl Sudhoff: Dt. medizinische Inkunabeln. Bibliographisch-literarische Unters. (Stud. zur Gesch. der Medizin /). Leipzig , S. –. – Ignaz Schwarz: Gesch. des Wiener Apothekenwesens im MA (Gesch. der Apotheken und des Apothekerwesens in Wien ). Wien , S. , –, , f., , . – Harry Kühnel: Ma. Heilkunde in Wien (Stud. zur Gesch. der Univ. Wien ). Graz u. a. , S. –. – H. Walther: Acht Heidelberger und Münchner Handschriftenfunde zu den ‹gebrannten Wässern› Gabriels von Lebenstein. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Niels Kranemann: Anm. zur Wirkungsgesch. von Lebenstein und S. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – Sabine Kurschat-Fellinger: «Kranewitt». Unters. zu den altdt. Übersetzungen des nordischen Wacholderbeertraktats (Würzburger medinzinhist. Forschungen /Ma. Wunderdrogentrak
Puff tate ). Pattensen , S. –. – Peter Hans Pascher: M. P. aus S. und zwei weitere Textzeugen für ‹Die ausgebrannten Wasser› in einer medizinischen Sammelhs. im Schloß Ebenthal. In: Buchkunde () S. –. – Ders.: M. P. aus S.: Büchlein von den ausgebrennten Wässern (Armarium ). Klagenfurt . – Lorenz Welker: Das ‹Iatromathematische Corpus›. Unters. zu einem alemannischen astrologisch-medizinischen Kompendium des SpätMA mit Textausg. (Zürcher medizingeschichtliche Abh. ). Zürich , S. –. – Michael Giesecke: Kodewandel im . und . Jh.: Hss. und Drucke von M. S.s. ‹Büchlein von den ausgebrannten Wassern›. In: Ders.: Sinnenwandel, Sprachwandel, Kulturwandel. Stud. zur Vorgesch. der Informationsges. Frankfurt/M. , S. –. – Ortrun Riha: Ortolfus pseudepigraphus. In: «Ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. G. Keil (Ortolf-Stud. /Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, hier S. –. – Rudolf Büttner/Erwin Eminger: M. P. aus S. Ein früher Mitbegründer der Wiener medizinischen Schule. In: Kultur-Nachrichten aus dem Weinviertel / () S. f. – G. Keil: Gedruckte medizinische Lit. in der Frühdruckzeit. In: Augsburger Buchdruck und Verlagswesen. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hg. v. Hartmut Gier/Johannes Janota. Wiesbaden , S. –, hier S. f. – G. Keil: «Aqua ardens». Vom Kurztraktat zum Beruf des Branntweinbrenners. In: Schriftlichkeit und Lebenspraxis im MA. Erfassen, Bewahren, Verändern. Hg. v. Hagen Keller u. a. (MMS ). München , S. –, hier S. . – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA (DWV-Schr. zur Medizingesch. ). Baden-Baden , S. f. – G. Keil: P. v. S., M. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. –. – Klaus Wolf: Hof – Univ. – Laien. Literatur- und sprachgeschichtliche Unters. zum dt. Schrifttum der Wiener Schule des SpätMA (Wissenslit. im MA). Wiesbaden , S. – u.ö. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f., f. – Rudolf Werner Soukup: Chemie in Österreich. Bd. : Bergbau, Alchemie und frühe Chemie. Von den Anfängen bis zum Ende des . Jh.
Kirchheimer (Beitr. zur Wissenschaftsgesch. und Wissenschaftsforschung ). Wien , S. –. – Annarita Pogliani: II successo editoriale del ‹Buchlein von den ausgebrannten Wässern› di M. P. aus S. In: La letteratura tecnico-scienti ca nel Medioevo germanico. Fachlit. e Gebrauchstexte. Hg. v. Letizia Vezzosi (Bibliotheca Germanica ). Allesandria , S. –. – A. Pogliani: Le tradizioni delle ‹acque ardenti› di M. P. aus S. (GAG ). Göppingen . – Elisabeth Tuisl: Die Medizinische Fakultät der Univ. Wien im MA. Von der Gründung der Univ. bis zum Tod Kaiser Maximilians I. (Schr. des Arch. der Univ. Wien ). Göttingen , S. –, – u. ö. VZ Kirchheimer, Johannes (auch: J. Kellner von Kirchheim, J. v. Ketham, J. de Ketham [Alemannus], J. Charetanus/Karethanus, J. de Karthan/Karchan, J. Kircham), * um Kirchheim unter Teck, † Ofen. – Hochschulmediziner, fälschlich als Urheber des populären ärztlichen Vademecums Fasciculus medicinae angesehen. Als «Johannes Celearii de Kirchen» immatrikulierte sich der Sohn eines schwäbischen Küfers an der Universität Wien. Nach dem Lizentiat in den Artes studierte er Medizin ( Bakkalaureus, Lizenziat, Dr. med.). , und war er Dekan der Medizinischen Fakultät; wirkte er als Lektor und Demonstrator bei anatomischen Übungen. Von Kaiser Friedrich III. wurde er als «lector ordinarius» bestätigt und von der Fakultät in die Kommission zur Erarbeitung einer Wiener Apothekenordnung entsandt, der auch sein Kollege Michael → Puff von Schrick angehörte. Seinen Ämtern zum Trotz war K. als Mediziner äußerst umstritten; sein fachlicher Ruf blieb zeitlebens bescheiden. Zudem provozierte er Spannungen mit der Universität, indem er in Wien eine Arztpraxis entgegen des Verbots seitens der Fakultät betrieb. Nachdem K. im Zeitraum – erfolglos versucht hatte, sich in der schwäbischen Heimat zu etablieren, engagierte er sich zunehmend im Wiener Stadtrat. Als streitfreudiger Parteigänger Herzog Albrechts VI. war er in den Kon ikt zwischen Herzog, Kaiser und der Stadt involviert. Er p egte viele persönliche Feindschaften und wurde zweimal inhaftiert. Denoch gelang es K. , den missliebigen Bürgermeister abzusetzen und durch einen befreundeten Kandidaten zu ersetzen. Trotz seines Engagements für Albrecht wurde K. bei der Erkrankung des Herzogs nicht in die Hofburg zu dessen medizinischer
Mitte . Jh. Versorgung bestellt. Stattdessen wurde der angesehene Michael Puff ihm vorgezogen, obwohl dieser als Anhänger des Kaisers galt. Unter der Behandlung Puffs starb Albrecht am ... Der Verdacht des Giftmordes stand in der kon iktgeladenen Atmosphäre der Habsburger Metropole schnell im Raum, wozu der Bericht über den Tod des Herzogs von Hans → Hierszmann beitrug. Hierszmann bezichtigte Puff der gezielten Fehlbehandlung. Ob K. Ein uss auf die Berichterstattung genommen hat, ist offen. Um wurde K. aus der Medizinischen Fakultät ausgeschlossen, die ihm gegenüber Schuldeinforderungen erhob. Um sich diesen zu entziehen, oh K. nach Ofen, wo er womöglich im Hause seines Schwiegersohnes, des Apothekers Engelhard Wild, starb. Die zahlreichen Auseinandersetzungen K.s spiegeln sich in einem archivalischen Nachlass aus volkssprachigen Klagen, Repliken, Erklärungen und Ähnlichem wider. Der Gesamtbestand der überkommenen Akten ist nicht systematisch erfasst, die untersuchten Texte zeugen aber von K.s rhetorischem Talent. Der Stellenwert K.s in der Medizingeschichte beruht auf keiner eigenen Leistung. Vielmehr ist dieser dem pseudepigraphen Vademecum Fasciculus medicinae geschuldet, das unter der entstellten Namensform «Ketham» in Venedig erstmals in den Druck gelangte. Da anonyme Fassungen dieser Kompilation in älteren Handschriften überliefert sind, scheidet K. als Urheber des Fasciculus aus. Er könnte die Textsammlung in seinen Vorlesungen herangezogen und Schülern empfohlen haben. Womöglich benutzten die italienischen Drucker des Fasciculus eine Handschrift K.s als Druckvorlage. Das Kompendium vereint diagnostische, therapeutische und iatromathematische Kurztraktate (darunter die Blutschaukataloge A und B [→ Hämatoskopie-Traktate], → Lob des Aderlasses, → Phlebotomia Hippocratis, → In Jano claris). Die praxisnahe Ausrichtung des Fasciculus machte ihn zu einem idealen ärztlichen Begleitbuch, das weite Verbreitung fand und ins Deutsche, Niederländische, Italienische und Spanische übersetzt wurde. Der wundärztliche sechste Traktat aus dem Arzneibuch → Ortolfs von Baierland ist in einer lat. Übersetzung in den Fasciculus aufgenommen worden, die vom Wundenmann-Text der pathologischen Prager Dreibilderserie abhängig ist. In dieser lat. Ketham-Fassung gelangte der ortol sche Traktat zu internationaler akademischer Geltung. Die Fasciculus-Version wurde zudem ins
Mitte . Jh. Deutsche rückübersetzt. Der mehrfache Sprachwechsel ist ein Phänomen, das auch bei anderen Einzeltexten des Kompilats zu verzeichnen ist. Die sechs großformatigen Holzschnitte in den Drucken (Harnglasscheibe, Lasstellenmann, Tierkreismann, Schwangerenanatomie, Wundenmann, Krankheitsmann) sind für die Geschichte der medizinischen Illustration von eminenter Bedeutung: Leonardo da Vinci besaß eine Ausgabe des Fasciculus; vor allem der Aderlassmann dürfte auf seine anatomische Zeichenstudien nicht ohne Ein uss geblieben sein. Die Fasciculus-Illustrationen weichen in den einzelnen Druckausgaben voneinander ab. Sie beruhen zum Teil auf Vorlagen, die bereits in Handschriften des . Jh. umliefen. Bemerkenswert ist die Abbildung einer schwangeren Frau, deren einzelnen Körperteilen Buchstaben zugeordnet sind, die wiederum als Querverweise zu verschiedenen Rezepten dienen. Im Fasciculus erscheint diese Text-Bild-Einheit gemeinsam mit dem gynäkologischen Traktat Problemata Aristotelis. Der Verbund der Rezepttexte und der Problemata ist ohne Illustration in dt. Übersetzung in Handschriften des . Jh. auch unabhängig vom Fasciculus belegt, hier ergänzt mit weiteren Fachtexten wie den → Secreta mulierum oder den pseudepigraphen → Trotula-Traktaten in der Übersetzung Johannes → Hartliebs. Ü F : Lat.: Paris, Bibl. Nationale, Ms. Latin , v–r (Pap., frühes . Jh., lat.). – Heidelberg, UB, Cpg , r, r–r, r–v, r–r, v–v (Pap. und Perg., /, lat./bair., ober- und mitteldt.). – Kopenhagen, Kgl. Bibl., NKS Cod. b,°, Bll. (Perg., . und . Jh., lat.); Slg. von Fasciculus-Illustrationen und Texten unterschiedlicher Provenienz. – Der Pariser und der Heidelberger Codex stehen hinsichtlich Umfang und inhaltlicher Komposition dem Erstdruck des Fasciculus sehr nahe. Zu Druckabschriften des . Jh. s. Sudhoff (s. Ausg.) S. f. Zur hsl. Vorgeschichte der einzelnen Illustrationen s. ebd., S. – mit Nennung zahlreicher europaweit verbreiteter Textzeugen und Abb. zu allen Beispielen im Tafelteil. – Dt. Teilübers.: Heidelberg, UB, Cpg , v–v (Pap., , hochdt. mit bair. Einschlag). – Ebd., Cpg , v–v (Pap., , hochdt. mit bair. Einschlag); beide Hss. bieten die gynäkologischen Rezepttexte aus dem Fasciculus im Verbund mit den Secreta mulierum, Trotula-Traktaten und den Problemata Aristotelis.
Kirchheimer D: Lat.: Venedig: Johannes und Gregorius de Gregoriis, (GW M); Explicit: «Finis fasciculi medicine Johannis de ketham. Revisus per georgiˉu de monteferrato Artiˉu et medicine doctorem qui insuper apposuit titulum auctoritates et loca plura.» Drei weitere lat. Inkunabeln ( und ): GW M, M, M ; Explicit der Ausg. : «Fasciculus medicine compositus per excelentissimum artium ac medicine doctorem dominum Joannem de Ketham Alemanum.» Hinzu kommen zwei Venezianer Frühdrucke von und . – Italienisch: Venedig: J. und G. de Gregoriis, (GW M ). – Spanisch: Saragossa: [Pablo Hurus], . – Burgos: Juan de Burgos, . – Pamplona: Arnao Guillén de Brocar, . (GW M f., M ). – Sevilla: Jacobo Cromberger, . – Ndl.: Antwerpen: Claes de Grave, und . – Dt.: Es sind dt. (Teil-)Drucke von – nachgewiesen. Dt. Erstdruck: [Augsburg: Erhard Oeglin, um ] (VD J ). Titel: «Ain gut artznei die hie nach stet das frawen vnd maˉn an geet. Findest du vil sachen mit wenig worten antzal» (s. auch Matthias → Würgenbock). Weitere Au .: [Straßburg: Matthias Hupfuff, /] und [Mainz: Johann Schöffer, um ] (VD J f.). Andere Ausgaben: s. VD C – und ZV . – Der von Sigmund Feyerabend in Frankfurt/M. gedruckte Ps.-→ Albertus Magnus «Daraus man alle Heimligkeit deß Weiblichen geschlechts erkennen kan» ist keine Ausgabe der Secreta mulierum, sondern der Beitext zur Schwangerenanatomie aus dem Fasciculus, die mit Exzerpten aus dem Rosengarten des Eucharius → Rößlin kombiniert sind. – Zu Digitalfaks. der einzelnen Ausg. s. GW/VD online. A: Lat.: Der Fasciculus medicinae. J. de Alemanus Ketham. Mit einer hist. Einf. hg. v. Karl Sudhoff (Monumenta medica ). Mailand (Faks. des lat. Erstdrucks). – Fasciculus medicine. [...]. Weiler im Allgäu o. J. [] (Faks. der Ausg. Venedig ). – Ferckel (s. Lit.) S. – (Teilabdruck der Kopenhagener Hs.). – Italienisch: The Fasciculo di medicina. Venice . With an introduction etc. by Charles Joseph Singer (Monumenta medica ). Florenz . – Fasciculo de medicina vulgarizato per Sebastiano Manilio Romano (Collana di facsimili di libri celebri e rari). Lucca . – Fasciculus medicinae. Stampato in Venezia nell’anno [...] (Monumenta Longobardica ). Gorle/Bergamo . – Fasciculo de medicina in volgare. Venezia, Giovanni e Gregorio de Gregori,
Kirchheimer . Hg. v. Tiziana Pesenti. Bde. Trevisio (Faks. der italienischen Ausg.). – Spanisch: Compendio de la humana salud. Fasciculus medicinae. Hg. v. Maria Teresa Herrera (Fuentes de la medicina española). Madrid . – Ndl.: J. de Ketham. Fasciculus medicinae houdende in hem dese nauolgende tractaten [...] vertaald door Petrus Antonianus. Fotogra sche herdruk van de uitgave door Claes de Grave te Antwerpen uit . Brüssel . – Dt.: Henry E. Sigerist: Eine dt. Übersetzung der Kethamschen Gynäkologie. In: Sudhoffs Arch. () S. – (Abdruck von VD J ). Ü: The ‹Fasciculus medicinae› of J. de Ketham Alemanus. Facsimile of the rst (Venetian) edition of . With English translation by Luke Demaitre. Commentary by K. Sudhoff, translated and adapted by C. Singer (The Classics of Medicine Library). Birmingham . L: August Hirsch: Johann von Ketham, ADB () S. . – Gundolf Keil, Kellner v. K. (Ketham), J., NDB () S. f. – Ders., VL () Sp. –. – Ludwig Choulant: Graphische Incunabeln für Naturgesch. und Medizin. Enthaltend Gesch. und Bibliogr. der . naturhist. und medicinischen Drucke des . und . Jh. [...]. Leipzig (Nachdr. Hildesheim , ) S. f. – Fritz Weindler: Gesch. der gynäkologisch-anatomischen Abb. Dresden , S. –. – K. Sudhoff: Eine Pariser ‹Ketham›Hs. aus der Zeit König Karls VI. (–). In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ders.: Neue Beitr. zur Vorgesch. des ‹Ketham›. In: ebd. () S. –. – Christoph Ferckel: Zur Gynäkologie- und Generationslehre im ‹Fasciculus medicinae› des J. de Ketham. In: ebd. (/ ) S. –. – Walther Sudhoff: Die Lehre von den Hirnventrikeln in textlicher und graphischer Tradition des Altertums und MA. In: ebd. () S. –, hier S. , . – Ignaz Schwarz: Gesch. des Wiener Apothekenwesens im MA (Gesch. der Apotheken und des Apothekerwesens in Wien ). Wien , S. f., . – Ders.: J. K. Ein ärztliches Charakterbild aus dem ma. Wien. In: Buch- u. Kunstantiquariat Dr. I. Schwarz. Kat. Nr. : Gesch. der Medizin. Wien , S. I–VIII. – Sudhoff (s. Ausg.) S. –. – Pieter Boeynaems: De Antwerpse uitgave van Ketham’s Fasciculus Medicinae. In: Scientiarium historia () S. f. – Harry Kühnel: Ma. Heilkunde in Wien (Stud. zur Gesch. der Univ.
Mitte . Jh. Wien ). Graz u. a. , S. f. – Robert Herrlinger/Marielene Putscher: Gesch. der medizinischen Abb. Bd. : Von der Antike bis um . München , , S. –, – u. ö. – G. Keil: Der ‹Kurze Harntraktat› des Breslauer ‹Cod. Salernitanus› und seine Sippe. Diss. Bonn , S. . – Ders.: Gestaltwandel und Zersetzung. Roger-Urtext und Roger-Glosse vom . bis ins . Jh. In: Der Komm. in der Renaissance. Hg. v. August Buck/Otto Herding (DFG Kommission für Humanismusforschung; Mitt. ). Boppard , S. –, hier S. – (wieder in: Medizin im ma. Abendland. Hg. v. Gerhard Baader/ G. Keil [WdF ]. Darmstadt , S. –, hier S. –). – Friedrich Lenhardt: «wann ain mensch geswillet von lassen». Anweisungen zur Therapie von Komplikationen beim Aderlaß. In: «Gelêrter der arzenîe, ouch apotêker». Beitr. zur Wissenschaftsgesch. FS Willem F. Daems. Hg. v. G. Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – F. Lenhardt: Blutschau. Unters. zur ma. Hämatoskopie (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – Britta-Juliane Kruse: Verborgene Heilkünste. Gesch. der Frauenmedizin im SpätMA (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. NF []). Berlin/New York , S. –, –, –. – Giuseppe Ongaro: Il ‹Fasciculo de Medicina› (). In: Padova e il suo territorio [] () S. –. – Leonardo da Vinci, master draftsman. Ausstellungskat. Metropolitan Museum of Art, New York. Hg. v. Carmen C. Bambach. New Haven , S. , , – (Nr. ), . – Plinio Prioreschi: A history of medicine. Bd. : Medieval medicine. Omaha , S. –. – B.-J. Kruse: K., J. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Klaus Wolf: Hof – Univ. – Laien. Literatur- und sprachgeschichtliche Unters. zum dt. Schrifttum der Wiener Schule des SpätMA (Wissenslit. im MA). Wiesbaden , S. , . – Oliver Duntze: Ein Verleger sucht sein Publikum. Die Straßburger Offizin des Matthias Hupfuff (/–) (Arch. für Gesch. des Buchwesens; Stud. ). München , S. f., f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. und Reg. – Christian Coppens: De vele levens van een boek. De ‹Fasciculus medicinae› opnieuw bekeken (Academia Re
Mitte . Jh. gia Belgica Medicinae. Series Historica ). Brüssel . – Ders.: «For the bene t of ordinary people». The Dutch translation of the ‹Fasciculus medicinae›, Antwerp . In: Quaerendo () S. –. VZ Reichlin (von Meldegg), Andreas d. Ä. (auch: A. von Überlingen, A. de Constancia, A. Richlin, A. Richilus, A. Patavinus; Andres), * um Konstanz, † .. Überlingen; Grablege im Kloster Salem. – Stadtarzt, Apotheker, Hochschullehrer und Fachschriftsteller. R. entstammte einer Konstanzer Patrizierfamilie. immatrikulierte er sich an der Artistenfakultät in Heidelberg (Bakkalaureus , Lizentiat und Magister ). Er dürfte bereits in Heidelberg Medizinstudien betrieben haben, die er in Padua fortsetzte, wo er zum Dr. med. promoviert wurde. Ab Professor für Medizin an der Universität Heidelberg, wirkte er in den er Jahren als eingeschworener Stadtarzt und Apotheker in Konstanz und war ab auch für die dortige Kurie tätig. Während des Konzils von Basel wirkte er als Konzilsarzt. übersiedelte R. nach Überlingen, wo er das Bürgerrecht erwarb und eine Apotheke eröffnete. Er heiratete in eine Überlinger Ratsfamilie ein und erbaute eine repräsentative Residenz, die mit ihrer Rustikafassade zu den ältesten Repräsentanten der Frührenaissance in Deutschland zählen dürfte. wurde das Meldeggische Familienwappen von Kaiser Friedrich III. bestätigt und mit einer goldenen Krone gebessert. Es sind zwei kurze Fachschriften R.s überkommen, deren jeweiliger Entstehungszeitpunkt unbekannt ist: ein Pestregimen und ein Kopfschmerzkonsilium. Bei der Regierung und Ordnung wider die Pestilentz handelt es sich um einenTraktat mit zunächst präventiver, dann therapeutischer Schwerpunktsetzung. Im Zentrum steht zunächst der Aderlass sowohl als präventive als auch als kurative Maßnahme. Ferner wird ein zweiteiliges P asterverfahren (pharmazeutische Technologie/Applikation) vorgestellt, das auf die Erweichung der Pestbeulen abzielt. Das Regimen zeigt R. als Iatromathematiker, der von der Vorstellung der zodiakalen Melothesie geprägt ist, wonach die Tierkreiszeichen Ein üsse auf bestimmte Körperregionen ausüben. Allerdings ist R. als Pestschriftsteller wenig selbstständig: Das Gros des Textes besteht
Reichlin (von Meldegg) aus kurzen Exzerpten, die R. dem → SendbriefAderlassanhang, dem → Brief an die Frau von Plauen und dem Pesttraktat Jakob → Engelins entnommen und kleinfeldrig neu montiert hat. Gleichwohl wurde sein Regimen nicht nur handschriftlich tradiert, sondern ist auch im Druck erschienen. Die Kunst zu dem Haupt ist ein Kurzkonsilium mit drei Verordnungen: Fußbad, Kopfwaschung und medikamentös begleitete Kopfmassage. Alle Verfahren zielen auf die Erwärmung des Hirns im Sinne der Humoralpathologie ab (→ Temperamentenlehre). Die Rezepte des Konsiliums sind zwar einfach aufgebaut, aber wesentlich origineller als R.s Pestschrift und zudem Ausweis der pharmakologischen Kenntnisse ihres Verfassers. Auch ein Nachfahre R.s, Andreas Reichlin d. J. (um –), war medizinliterarisch tätig. Das von ihm verfasste Reise-Regimen contra pestem lehnt sich teilweise an das Kopfschmerzkonsiliums seines gleichnamigen Vorfahren an. Ü: Pestregimen: Stuttgart, LB, Cod. HB I , r–v (Pap., /, schwäbisch-alemannisch [aus Ravensburg]); Autorangabe: «Andreas Richlin». – Wien, ÖNB, Cod. , vb–r (Pap., und um , bair.-österr./ fränkisch/schwäbisch); Autorangabe: «Meister ˚ Andres Reichlin von Vberlingen». – London, Wellcome Institute of the History of Medicine, Ms , r–v (Pap., um , schwäbischalemannisch). Überschrift: «Sequitur nunc regimen tempore pestilencie doctoris andree de e uberlingen». – Ebd., Ms. , v–r (Pap., spätes . Jh., schwäbisch-alemannisch); Autorangabe: «maister endriss Richli uon uberlingen». – Zürich, ZB, Ms. A , r–v (Pap., um , hochalemannisch). – Hsl. Teilüberl. (nur . Tl.): Stuttgart, LB, Cod. HB XI , v–r (Pap., ./. Jh., niederalemannisch). – Einblattinkunabel: «Wie sich der mensch halten sol wider die pestilentz». Augsburg: Johann Schaur, o. J. [um ] (GW M; Falk Eisermann: Verz. der typographischen Einblattdr. des . Jh. im Heiligen Römischen Reich Dt. Nation [VE ]. Bd. : Kat. J–Z. Wiesbaden , Nr. P-). – Frühdruck: «Pestilentzb˚uchlin das da antzaigt Wie vˉn wamit man sich vor der Pestilentz bewaren soll». Augsburg: Johann → Otmar, (VD A ). Der Druck enthält zwei Pesttraktate, von denen der erste «dem Hochgelerten Maise ter Andres von Vberlingen der artzney berumpten Doctor» und der zweite «maister Andres Reichlin auch Doctor der artzney» zugewiesen wird. Der
Meurer zweite Traktat stimmt zumindest teilweise mit dem Einblattdruck überein, wobei die Reihenfolge der Paragraphen abgeändert ist. Eine genaue Untersuchung ist Forschungsdesiderat. Beide Drucke liegen als Digitalfaksimiles vor (s. GW/VD [online]). – Kunst zu dem Haupt: Aarau, Kantonsbibl., MsZQ , v (Pap., zweites Drittel . Jh., hochalemannisch); Überschrift: «Meists andres von überlingˉe It[em] ein g˚ut kunst vur dem haupt». – Regimen contra pestem des Andreas Reichlin d. J.: Heidelberg, Cpg , v–v (Pap., /nach , schwäbisch). A: Pestregimen: Karl Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «schwarzen Todes» . Tl. : Pesttraktate aus Süddeutschland in der . Hälfte des . Jh. In Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. – (Einblattdr.); Tl. : Pesttraktate aus Südwestdeutschland und der Schweiz. In: ebd. () S. –, hier S. – (ÖNB, Cod. ). – Telle (s. Lit.) S. . – Kunst zu dem Haupt: Ebd. – Regimen contra pestem des Andreas Reichlin d. J.: Ebd., S. . L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Fritz Harzendorf: Die Familie R. v. M. in Überlingen. In: Bodensee-Chron. () S. f., –. – Günther Goldschmidt: Katalogisierung der ma. medizinischen und alchimistischen Hss. der ZB Zürich. In: Gesnerus () S. –, hier S. . – Dieter Helmut Stolz: Jahre Reichlin-Meldeggsches Patrizierhaus in Überlingen. In: Schr. des Ver. für Gesch. des Bodensees () S. –. – Joachim Telle: Nachrichten über die Pestschriftautoren Nikolaus vom Schwert und die beiden Andreas Reichlin. In: Beitr. zur Gesch. der Pharmazie () S. –. – Gaspare Zonta u. a.: Acta graduum academicorum Gymnasii Patavini. Ab anno ad annum . Bd. /: – (Fonti per la storia dell’Università di Padova ). Padua , S. . – Ludwig Schuba: Die medizinischen Hss. der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibl. (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. . – Dagmar Drüll: Heidelberger Gelehrtenlex. –. Berlin u. a. , S. . – G. Keil: R., A. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. f. – Mathias Piana: Das Reichlin-Meldegg-Haus in Überlingen. Neue Befunde zur Baugesch. In: Schr. des Ver. für Gesch. des Bodensees () S. –, bes. S. –. –
Mitte . Jh. Marion Harder-Merkelbach: Das Reichlin-vonMeldegghaus (–). Eine «Villa» in der Stadt nach päpstlichem Vorbild. In: Jahre Kunst und Architektur in Überlingen (–). Hg. v. Michael Brunner/M. Harder-Merkelbach. Petersberg , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Ein hist. Roman mit A. R. als Protagonistem ist: M. HarderMerkelbach: Der Medicus vom Bodensee. Überlingen (rev. Ausg. ). VZ Meurer, Johann(es) (auch: J. Sprottau/Sprottow). – Hochschulmediziner, Fachschriftsteller und Leipziger Bürgermeister, Mitte . Jh. In Archivalien wird als Herkunftsort M.s Crossen genannt. Dieser Ortsname ist im mittel- und ostdt. Raum häu g. Ortschaften im erweiteren Umfeld Leipzigs sind Crossen an der Elster und Crossen bei Rochlitz. Zu denken ist auch an das schlesische Crossen. immatrikulierte sich M. an der Leipziger Artistenfakultät ( Bakkalaureus, Magister). Anschließend nahm er das Medizinstudium auf, das er mit der Promotion zum Dr. med. abschloss. In Folge gehörte M. dem Lehrkörper der Medizinischen Fakultät an. Auch in der Leipziger Stadtverwaltung konnte sich der Mediziner etablieren: wurde er in den Rat und zum Bürgermeister gewählt. Doch noch im selben Jahr wurde M. mit Kerkerhaft belegt. Ursächlich hierfür könnte der Tod des sächsischen Kurfürsten Friedrichs II. (des Sanftmütigen) gewesen sein, der am .. in Leipzig verstarb – womöglich als Patient M.s. Die Schriftstücke vom .., in denen M. als Häftling von allen seinen öffentlichen Ämtern zurücktritt und in die Zahlung der außerordentlich hohen Geldbuße von Gulden einwilligt, sind im Wortlaut erhalten. Kurz darauf scheint M. freigesetzt worden zu sein. Er urkundet ein letztes Mal am ..: Als Kollegiat des Frauenkollegs der Universität wird er mit sechs weiteren Kollegsmitgliedern aus unbekannten Gründen vor das geistliche Gericht nach Merseburg zitiert. Wo M. sich hiernach aufgehalten hat, ist unbekannt. Sudhoff (Ausg., S. ) nennt eine Quelle, die M.s Namen im Kontext des Breslauer Domkapitels anführt. Zwei Apothekenrechnungen des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich II. aus den Jahren / nennen einen «Dr.
Mitte . Jh. Mewrer». Wenn es sich um dieselbe Person handeln sollte, was freilich offen ist, hätte M. nach seiner Leipziger Zeit in Berlin gewirkt. Gleichsam in die Mark Brandenburg weist die Rezeptüberlieferung, die Hinweise auf eine mögliche Residenz M.s in Frankfurt/Oder liefert (s. u.). Die Annahme, dass M. zu den Ärzten des Kurfürsten Friedrich II. zählte, wird von M.s fachliterarischen Werk gestützt: Das lat. Gesundheitsregimen Doctrina bona et utilis scheint von Friedrich direkt angefordert worden zu sein; es ist auf den Kurfürsten zugeschnitten. Auf Grundlage der Sex res non naturales gruppiert M. detaillierte Vorschriften zur Lebensführung eines übergewichtigen, trinkfreudigen und herzschwachen Mannes, die er mit einer «generalis regula» abschließt. Ohne akademische Eitelkeit unterbreitet M. präzise diätetische Vorschläge in sachlichem und klaren Latein, dessen Syntax sich am dt. Satzbau orientiert. Die Doctrina gewährt wertvolle Einblicke in die Lebensgewohnheiten eines dt. Adligen des . Jh. Ferner ist von M. ein kurzes volkssprachiges Regimen pestilencie überkommen, das zeitgenössisch-konventionell gestaltet ist. Außerdem wird man M. womöglich als Rezeptautor verbuchen können: Ein medizinischer Sammelband, der heute in Breslau verwahrt wird, weist zwei Rezepte gegen Schorf sowie ein kurzes Gichtverfahren einem «doctor Mewrer» zu. In zwei Fällen erscheint der Name mit der Ortsangabe «in Franckenword». Ob es sich hierbei um den Leipziger M. handelt, ist unsicher. Ü: Gesundheitsregimen: Leipzig, UB, Ms. , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., lat.). Überschrift: «Doctrina bona et utilis conscripta domino generoso Frederico duci saxonie antiquo a quodam medicinae doctore lipczensi»; Kolophon: «[...] per vestrum Johannem Meurer Medicinae doctorem». – Pestregimen: Hannover, LB, Ms. I a, v (Pap., /, mnd. [v–v: hochdt.]). Überschrift: «Regimen pestilencie doctoris Mewerersch»; Incipit: «Czum yrsten wie wir vns halden sullen vnd bewaren vor der vorghifften lufft». – Rezepte: Breslau, UB, Cod. III Q , r («Con[tra] Scabiem») r («Con[tra] Podagrˉa») v («pillule doctore Mewrer c[ontra] scabiem») (Pap., Mitte . Jh., mitteldt./lat.). Die beiden Einträge auf r und r mit dem «Franckenword»Zusatz sind von Sudhoff () und der nachfolgenden Lit. übersehen worden. Digitalisat der Hs. und Katalogisat («Göber-Katalog») abrufbar unter: www.bibliotekacyfrowa.pl/dlibra. – Schuldschein/
Rumel Rücktrittserklärung: Leipzig, Sächsisches Staatsarch., Bestand : Ältere Urkunden, Nr. und . A: Gesundheitsregimen: Karl Sudhoff: Die medizinische Fakultät Leipzig im ersten Jh. der Univ. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –. – Schuldschein/Rücktrittserklärung: Ebd., S. f. Anm. . L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Sudhoff (s. Ausg.) S. –, f. – K. Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «Schwarzen Todes» . Tl. XVII: Weitere Pesttraktate aus Italien bis zum Ende des . Jh. In: Sudhoffs Arch. (/) S. –, hier S. . – Manfred Stürzbecher: Beitr. zur Entwicklungsgesch. des Berliner Apothekerwesens. In: Beitr. zur Gesch. der Pharmazie und ihrer Nachbargebiete () S. –, hier Anlage . – Ders.: Berlins alte Apotheken (Schr. zur Berliner Kunst- und Kulturgesch. ). Berlin , S. . – Gerhard Eis: J. M. in Berlin . In: Beitr. zur Gesch. der Pharmazie () S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. f.). – G. Keil: M., J. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Wolfram Schmitt: Medizinische Lebenskunst. Gesundheitslehre und Gesundheitsregimen im MA (Medizingesch. ). Berlin/Münster , S. f. VZ Rumel, Nikolaus. – Apotheker und Fachschriftsteller (?), Mitte . Jh. R. ist – als reichsstädtischer Apotheker im schwäbischen Nördlingen nachgewiesen. Deshalb ist es wahrscheinlich (wenn auch keinesfalls gesichert), dass R. als amtlich bestallter Pharmazeut für die älteste Nördlinger Arzneitaxe von verantwortlich zeichnet. Die Preisliste für Arzneimittel orientiert sich an den Preisen der überregional bedeutsamen Nördlinger Messe und liefert medizinhistorisch bedeutende Hinweise zur Entwicklung der obd. Medikamentenpreise. Vielleicht hat Bartholomäus → Metlinger bei der Erstellung einer neuen Taxe noch auf R.s Liste zurückgegriffen.
Schlägler Albrant-Anhänge Die Zuschreibung eines augenheilkundlichen Verfahrens, dass der Münchner Stadtarzt Sigismund → Gotzkircher um aufgezeichnet (und womöglich aus dem Lateinischen übersetzt) hat, ist nicht eindeutig. Zwar wird R.s Name genannt, doch mit der Provenienz «Ratispona». Im direkten Anschluss nden sich im tradierenden Codex Rezepte des in Regensburg tätigen Apotheker Nikolaus Rem. Es könnte sich demnach um eine Verwechslung handeln, oder aber Rem hat R.s Ratschläge an Gotzkircher vermittelt. Ü: Arzneitaxe: Graz, UB, Ms , r (Pap., zweite Hälfte . Jh. [nach ], bair.). – Rezept: München, UB, ° Cod. ms. , v (Pap., , lat./bair.); Überschrift: «Contra rubidinem et dolorem et omnem defectum oculorum per Nicolaum appotecarium de Ratispona et vocatur Rumel». Rezepte Rems: v–r. – Sowohl die Preisliste des Grazer Codex als auch das Rezept sind von Gotzkircher notiert worden. A: Arzneitaxe: Wolfgang-Hagen Hein: Die Preisverz. des Grazer Cod. . Tl. : Eine Drogenpreisliste von der Nördlinger Messe im Jahre . In: Pharmazeutische Zeitung () Sp. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Werner Dressendörfer: Spätma. Arzneitaxen des Münchner Stadtarztes Sigmund Gotzkircher aus dem Grazer Codex . Ein Beitr. zur Frühgesch. des süddt. Apothekenwesens (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. , –, , f. – G. Keil: Zur Frage der kurativ-konsiliarischen Tätigkeit des ma. dt. Apothekers. In: Perspektiven der Pharmaziegeschich. FS Rudolf Schmitz. Hg. v. Peter Dilg. Graz , S. –, hier S. , . – Ders.: R., N. In: Dt. Apotheker-Biogr. [] Erg.Bd. Hg. v. W.-H. Hein/Holm-Dietmar Schwarz (Veröff. der Internationalen Ges. für Gesch. der Pharmazie NF ). Stuttgart , S. f. – G. Keil.: Rem, Niklas. In: ebd., S. f. – Große Bayerische Biographische Enzyklopädie. Hg. v. Hans-Michael Körner unter Mitarb. v. Bruno Jahn. Bd. . München , S. . – Wolfgang Wegner: R., N. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Schlägler Albrant-Anhänge. – Rosstäuscherhandbuch, spätestens um . Die S. A.-A. sind anonym in einer Handschrift aus der Mitte des . Jh. erhalten. Im Kodex folgen
Mitte . Jh. sie auf die sog. Schlägler Fassung des Rossarzneibuchs von Meister → Albrant. Die Rezepte der S. A.-A. werden in eine schlesische (I–VI) und eine bairische Gruppe (VII–XIX) eingeteilt. Die schlesische Gruppe stammt von der gleichen Hand wie das Rossarzneibuch und folgte diesem möglicherweise schon in der vom Schreiber benutzten Vorlage. Die von einem anderen Schreiber vorgenommene Eintragung der bairischen Gruppe wird auf den gleichen Zeitraum datiert. Die Ursprünge der Rezepte in den S. A.-A. dürften freilich weiter zurück liegen: Aufgrund des schlechten Textzustands und anderer Indizien wird die Entstehung beider Einzelgruppen in der Zeit vor vermutet. Ihre Verbindung zu den S. A.-A. erfolgte wohl erst in der Schlägler Handschrift. Inhaltlich bieten die S. A.-A. eine Mischung aus hippiatrischen und rosstäuscherischen Vorschriften, etwa zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit oder Simulation vermeintlicher Gebrechen. Die manipulatorische Natur der Vorschriften wird in den S. A.-A. nicht verhehlt. Auch magische Rosszauber nden sich im Text. Der größte Teil der S. A.-A. ist in Prosa verfasst, doch enthalten einzelne Rezepte auch Reime. Insgesamt gilt in den S. A.-A. die ostdt. Rezepttradition als vorherrschend. In wenigen Fällen wurde Quellengemeinschaft mit der → Rossaventüre nachgewiesen. Eine Rezeption der Vorschriften erfolgte bis in die Frühe Neuzeit. Ü: Schlägl, Stiftsbibl., cpl. (Nr. ), r–r (Perg. und Pap., um , ostmittelbair.-schlesisch). – Vgl. u. a. Keil (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. A: Eis / (s. Lit.). – Keil (s. Lit.). – Verena Holzmann: ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin ...› Formen und Typen altdt. Zaubersprüche und Segen. Bern u. a. , S. (Nr. ), (Nr. ), (Nr. ), f. (Nr. ). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Meister Albrants Roßarzneibuch im dt. Osten. Reichenberg (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. –. – Ders.: Die Rossaventüre. In: Beitr. zur Gesch. der Veterinärmedizin (/) S. –, hier S. , (vgl. dazu: Richard Schmutzer, ebd. [] S. –, –; Erwiderung von G. Eis, ebd. [] S. –). – G. Eis: Die ‹S. A.› In: Beitr. zur Gesch. der Veterinärmedizin (/ ) S. – (vgl. dazu: R. Schmutzer, ebd. [/] S. f.). – G. Keil: Emendationen zu
Mitte . Jh. Slg. I der ‹S. A.› In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Dietz-Rüdiger Moser: Glaube im Abseits. Beitr. zur Erforschung des Aberglaubens. Darmstadt , S. . – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA. Bern u. a. , S. . MM München, Fritz. – Verfasser eines Pferdebuchs, . Jh. M.s Lebensumstände sind unbekannt. Er verfasste eine Kunst zu den lauffenden rossen, die bisher nur in einer Handschrift nachgewiesen ist. Das Pferdebuch wird von der Forschung auf das . Jh. datiert. Es enthält Anweisungen für das Training und die Fütterung von Rennpferden, ohne Reit- und Gangarten zu lehren. Vermutlich zielte das Werk vor allem auf Pferde, die in den sog. Scharlachrennen in Süddeutschland eingesetzt wurden. Ü: Pommersfelden, Grä . Schönbornsche Schlossbibl., cod. (früher ), r–r (. Jh.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. ; () Sp. . – Dusan Ludvik: Unters. zur spätma. dt. Fachprosa. Pferdebücher. Ljublana (Veröff. ), S. . – Gerhard Eis: Ma. Fachprosa der Artes. In: Dt. Philologie im Aufriß. Bd. . Hg. v. Wolfgang Stammler. Berlin , Sp. –, hier Sp. . – G. Keil/G. Eis: Nachträge zum VL. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. . – Peter Assion: Altdt. Fachlit. Berlin , S. . MM Rinderharn-Traktat. – Rinderheilkundlicher Kurztraktat, . Jh. (?). Der kurze anonyme Text führt in die Trächtigkeitsbestimmung und -früherkennung bei Kühen ein. Er orientiert sich an der humanmedizinischen Harnregionenlehre salernitanischer Prägung (→ Maurus von Salerno), vermutlich über Vermittlung des → Bartholomäus. Der Traktat ist zweigeteilt: Der erste Teil erläutert den allgemeinen Harnstatus (Farbe, Sedimente, Geruch, Geschmack), der zweite die Hinweise auf eine Trächtigkeit. Entscheidend für die urognostische Diagnose ist dabei eine vom Verfasser möglicherweise selbst konzipierte Rührprobe, die im Schwangerschaftsfall zu zwei farblich differenzierbaren Schichten führt. Ü: Ehemals Ulm, Schermarbibl., Ms. Med. (jetzt dt. Privatbesitz) r (Pap., Mitte/ zweite Hälfte . Jh., ostschwäbisch).
München e
A: Gundolf Keil: «Der kwe harem». Der Kuh-Harn – ein bujatrischer Harntraktat zur Schwangerschaftsprobe aus dem . Jh. In: Dt. tierärztliche Wochenschr. () S. a–b. L: G. Keil, VL () Sp. f. – Angela von den Driesch/Joris Peters: Gesch. der Tiermedizin. Jahre Tierheilkunde. ., aktualisierte und erw. Au . Stuttgart , S. . VZ
Rusius, Laurentius (auch: Lorenzo Rusio, L. Ruso, L. Ruzzius, L. de Ruccis u. ä.), * (?), † . – Tierarzt, Autor einer hippiatrischen Abhandlung. R. soll – als Tierarzt am päpstlichen Hof in Rom gewirkt haben. Er war ein Günstling des Kardinals Napoleon Orsini († ), dem er seine lat. Marescalcia widmete. Die hippiatrische Abhandlung beschäftigt sich im ersten Teil mit Qualitätsmerkmalen von Pferden (u. a. Gebiss), im zweiten Teil mit Pferdekrankheiten. Dem Werk werden literarische Qualitäten zugesprochen, während es fachlich auf bewährtes Wissen zurückgreift. Zu den wichtigsten Quellen R.s zählten Werke von Jordanus → Ruffus und → Albertus Magnus. Die Marescalcia ist in lat. Sprache in zahlreichen Handschriften überliefert und wurde ab spätestens auch gedruckt. Nach dem noch dem . Jh. angehörenden Speyerer Frühdruck erschien das Werk im . Jh. mehrmals in Paris. Daneben ist eine volkssprachige Rezeption der Marescalcia nachweisbar. Im . Jh. entstanden katalanische und mndl. Bearbeitungen. Im . Jh. folgten ab französische und ab italienische Übersetzungen. In Deutschland war R.s Text bereits im . Jh. verbreitet, doch erschien erst eine auszugsweise dt. Ausgabe. Der Augsburger Druck Wie man ains ieden roß oder pferds aigenschafft erkennen/ auch sein mancherlay kranckhaiten vilfaltig vnd hailsam [ae]rtzneyen mag bietet die Marescalcia als Anhang zum Rossarzneibuch von Meister → Albrant. Eine dt. R.-Rezeption erfolgte durch Wolfgang → Aschel, während bei → Heinrich von Lauingen und Johann → Kestner zu Schwarz von der Forschung nur allgemeine inhaltliche Ähnlichkeiten zu R.s festgestellt wurden. Ü (lat.): Vgl. u. a. Delprato/Barbieri (s. Ausg.). – Dorothea Walz: Die hist. und phil. Hss. der Codices Palatini Latini in der
Ordo iudiciarius Vatikanischen Bibl. (Cod. Pal. Lat. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. f. D: . Lat.: [Speyer: Konrad Hist, nicht nach ] (GW M). – Paris: Christian Wechel, u. ö. – Vgl. GW (online). – . Dt.: Augsburg: Niclas Vom Sand, (VD A , L ). A (lat.): La Mascalcía di Lorenzo Rusio. Hg. v. Pietro Delprato/Luigi Barbieri. Bde. Bologna . – Online-Faks. von GW M: http://diglib.hab.de/inkunabeln/ –-quod-/start.htm. L: Gundolf Keil: Liber de cura equorum. In: VL () Sp. –. – De Boor/ Newald / () S. . – Johann Schäffer/ Klaus-Dietrich Fischer: Tiermedizin. In: LexMA () Sp. –. – Georg W. Schrader: R., L. In: Ders.: Biographisch-literarisches Lexicon der Thierärzte aller Zeiten und Länder [...]. Stuttgart , S. f. – Delprato/Barbieri (s. Ausg.). – Ludwig Schnier: Die Pferdeheilkunde des L. R. Berlin . – Werner Perino: Die Pferdearzneibücher des ausgehenden MA und der beginnenden Neuzeit. Eine geschichtliche Stud. über ihre Entwicklung und Entfaltung. Diss. München , S. – u. ö. – Peter Assion: Altdt. Fachlit. Berlin , S. . – Dénes Karasszon: A Concise History of Veterinary Medicine. Budapest , S. . – Lia Brunori Cianti/Luca Cianti: La Pratica della Veterinaria nei Codici Medievali di Mascalcia. Bologna , S. – u. ö. MM Nikolaus von Essen. – Verfasser eines diätetischen Konsiliums, . Jh. Der nur unikal in der fachliterarischen Tradition erscheinende N. ist anderweitig nicht nachgewiesen. Seine diätetischen Ratschläge bewegen sich auf der Grundlage der Sex res non naturales und sind an einen als «lieber herr» apostrophierten Adressaten gerichtet. Einen persönlichen Zuschnitt lässt der Kurztext indes überwiegend vermissen. Lediglich die Verordnungen zur Ernährung («oft essen und ie ein wenigs») und zum Aderlass wird man als individuell und patientenbezogen einstufen können. Die übrigen Ratschläge begegnen in gleicher oder ähnlicher Form in den gängigen spätma. Gesundheitsregimina. Ü: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. , S. (Pap., . Jh., schwäbisch-alemannisch). L: Manfred Peter Koch, VL () Sp. . – Wolfgang Wegner: N. v. E. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek
Mitte . Jh. u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Ordo iudiciarius. – Volkssprachliche Überlieferung im SpätMA. Quellenmäßig ursprünglich auf jegliche normative Handlungsanweisung bezogen, verengt sich die Bezeichnung bereits im HochMA auf legistische wie kanonistische Schriften, während die neuzeitliche Forschung darunter Literatur zum römisch-kanonischen Prozessrecht subsummiert. Das ungebrochene Bedürfnis nach derartiger exegetischer Lektüre zeigt die volkssprachliche Überlieferung im SpätMA. Der Begriff meint ursprünglich ein kanonisches Gerichtsverfahren bzw. den Verfahrensablauf im Gegensatz zu dem auf römischem Recht basierenden ordo iudiciorum, der mit einem rechtsgültigen Urteil endet. Die im Decretum Gratiani verstreuten Normen (canones, päpstliche Dekretalen) zum Verfahrensrecht wurden in Prozessrechtstraktaten zusammengestellt, die unter der Bezeichnung ordines iudiciarii kursierten, während die Prozessrechtstraktate zum römischen Recht De iudiciis oder Libelli de ordine iudiciorum bezeichnet wurden. Seit dem ausgehenden . Jh. verschmolzen die ursprünglich getrennten Rechtskreisen angehörenden Normen des antiken römischen Rechts und die kirchlichen Normen zum römischkanonischen Recht. Die Entwicklung einer Prozessrechtsliteratur hängt eng mit diesem Verschmelzungsvorgang zusammen, der grundsätzlich mit der Promulgation des Liber Extra abgeschlossen war. Da sich insbesondere die ordines sowohl legistischer als auch kanonistischer Elemente bedienten, haben sie in erheblichem Maße zur Verknüpfung beider Rechtskreise beigetragen. Das römisch-kanonische Recht erfasste nahezu alle Lebensbereiche, vor allem kirchliche Angelegenheiten, wie die Wahlen von Kirchenoberen, wie Bischöfen oder Äbten, den Kanonisationsprozess, genauso wie genuin Kriminalsachen oder Eheverhältnisse, war doch die Ehe nach katholischem Verständnis ein Sakrament und el folglich in den Hoheitsbereich der Kirche. Doch enthielten die ordines nicht nur Aussagen zum eigentlichen Prozess, sondern sie charakterisieren mitunter auch die Prozessbeteiligten, erläutern Prozesstechniken, wie Einwendungen, und
Mitte . Jh. Rechtsinstitute, wie die Verjährung usw. Insofern lässt sich anhand der ordines nicht nur die Entwicklung von Recht und Gericht verfolgen, sondern es lassen sich auch sozial- und ideengeschichtliche Entwicklungen ablesen. Die abundante Überlieferung von ordines offenbart das stetige Bedürfnis nach dieser Literaturgattung, wobei bislang nur wenig über das Verhältnis zwischen ordines und Rechtswirklichkeit, das heißt ihrer praktischen Anwendung, bekannt ist. Q/E: Friedrich Bergmann (Hg.): Pilli, Tancredi, Gratiae libri de iudiciorum ordine. Göttingen . – Hermann Fitting (Hg.): Juristische Schriften des früheren MA. Halle . – Ludwig Wahrmund (Hg.): Quellen zur Gesch. des römisch-kanonischen Processes im MA. Bde. Heidelberg –. – Andrea Sirotti Gaudenzi (Hg.): Biblioteca iuridica medii aevi. Scripta anecdota antiquissimorum glossatorum. Bde. Bologna /. L: Friedrich Carl von Savigny: Gesch. des römischen Rechts im MA I–VII. Heidelberg (Nachdr. Bad Homburg ). – Moritz August von Bethmann Hollweg: Der Civilprozeß des Gemeinen Rechts in geschichtlicher Entwicklung. Bde. Bonn –. – Johann Friedrich von Schulte: Die Gesch. der Quellen und Lit. des canonischen Rechts von Gratian bis auf die Gegenwart. Bde. Stuttgart –. – Emil Seckel/Erich Genzmer: Über die dem Pillius zugeschriebene Summa de ordine iudiciorum ‹Invocato Christi nomine›. In: Sb. der Preußischen Akad. der Wiss. in Berlin, , S. –. – Alfons Stickler: Ordines judiciarii. In: Dictionnaire du droit canonique () S. –. – Knut Wolfgang Nörr: Ordo iudiciorum und O. i. In: Studia Gratiana () S. –. – Ders.: Zur Stellung des Richters im gelehrten Prozeß der Frühzeit: Iudex secundum allegata non secundum conscientiam iudicat. München . – Ders.: Päpstliche Dekretalen in den ordines iudiciorum der frühen Legistik. In: Ius commune () S. –. – Ders.: Die Lit. zum gemeinen Zivilprozeß. In: Hb. der Quellen und Lit. der neueren europäischen Privatrechtsgesch. Hg. v. Helmut Coing. Bd. . München , S. –. – Peter Weimar: Die legistische Lit. der Glossatorenzeit. In: ebd., S. –. – Johannes Fried: Die römische Kurie und die Anfänge der Prozeßrechtslit. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Kanonistische Abt. () S. –. – Linda Fowler
Pärger Magerl: Ordo iudiciorum vel o. i. Begriff und Literaturgattung. Frankfurt/M. . – Dies.: Ordines iudiciarii and Libelli de ordine iudiciorum. From the middle of the twelfth to the end of the fteenth century (Typologie des sources du moyen âge occidental ). Turnhout . – Scott L. Taylor: ‹Iudicium Dei, vulgaris popularisque sensus›: Survival of Customary Justice and Resistance to its Displacement by the «New» ‹Ordines iudiciorum› as Evidenced by Francophonic Literature of the High Middle Ages. In: Crime and Punishment in the Middle Ages and Early Modern Age. Hg. v. Albrecht Classen/Connie Scarborough. Berlin/ Boston , S. –. LAD Pärger, (Friedrich?). – Verfasser von Texten zu zwei Heilverfahren bei Lähmungen und Bettlägerigkeit, Mitte/zweite Hälfte . Jh. Abgesehen von der Autorangabe zu den zwei medizinische Kurztexten im Mühldorfer Haus- und Arzneibuch (bei welcher der Vorname nicht ausgeschrieben wird) gibt es keine Kenntnisse zu P. Wahrscheinlich war er Laienarzt aus dem Raum am unteren Inn. Das erste Rezept will motorische Lähmung mittels Erwärmung des Knochenmarks überwinden und setzt dabei auf «das mark aus den painˉe» eines Pferdes. Gegenüber diesem eher spekulativ ausgerichtetem Therapieansatz ruht das zweite Rezept gegen Dekubitus («ws sich vsreibt des nachcz») mit dem Einsatz einer «pewärte[n] ercznej» auf einer empirischen Basis und vertraut der Heilkraft zerstoßener Wacholderbeeren («chranbitper»). Das zweite Verfahren ist vom → Kranewittbeer-Traktat beein usst. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (Mühldorfer Haus- und Arzneibuch), r (Pap., /, lat./mittelbair.); Autorangabe: «Se[cun]dˉu d. [dominus?/doctor?] fr. Pärgs». A: Gerhard Eis: Nachricht über eine medizinische Sammelhs. der Donaueschinger Hofbibl. In: Medizinische Monatsschr. () S. – (auch in: Ostbair. Grenzmarken [] S. – [u. d. T.: Eine Donaueschinger Sammelhs. aus dem unteren Inntal]; wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. ). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Eis. (s. Ausg.). – Wolfgang Wegner: P., F. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ
Smidmer Pestlatwergen-Beipackzettel. – ArzneimittelKurztraktat, Mitte . Jh. Adressat des applikationsbezogenen Traktats war der Arzneimittelkäufer, der die Informationsschrift beim Erwerb des Pestpräparats als Beilage erhalten haben dürfte. Der Autor war vermutlich ein Kölner Apotheker oder Arzt. Sein Text gibt in zwölf Paragraphen Anweisungen zur Verabreichung der Pestlatwerge und macht die Dosierung von Alter und Geschlecht der erkrankten Person abhängig. Auch werden die thermischen Primärqualitäten (→ Temperamentenlehre) sowie Krankheitsverlauf und -dauer berücksichtigt. Großen Raum nehmen Ernährungshinweise und Ratschläge zum präventiven Gebrauch der Latwerge ein. Es ist wahrscheinlich, dass der Verfasser des P.-B. mit den Pestraktaten Jakob → Engelins und → Christians von Prachatitz vertraut war. Ü: Darmstadt, ULB, Doppelbl. im Quartformat ohne Signatur (Pap., zweites Drittel, . Jh. ripuarisch [aus Köln]). Der Text füllt drei Quartseiten; die dritte, freie Seite konnte als Nachtragsraum für weitere Indikationen oder indikationsgleiche Arzneimittel dienen. – Das Bl. befand sich in der Hs. der ULB Darmstadt, einem medizinischen Sammelband des . Jh., der zunächst im Kölner Grevenkonvent der FranziskanerTerzianerinnen verwahrt wurde und später im Besitz des dortigen Augustinerinneklosters St. Maria Magdalena war. A: Thomas Sänger/Christian Tenner: Ein Beipackzettel zu einer Pestlatwerge aus dem . Jh. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –, hier S. – (mit Faks.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Sänger/Tenner (s. Ausg.) S. –. – Thomas Richter: Arzneimittelversorgung vor dem Hintergrund der großen Pestepidemie des . Jh. Ein Beitr. zur Gesch. der medizinisch-pharmazeutischen Fachlit. In: Apotheke und die Arzneiversorgung in Notzeiten. Hg. v. Klaus Meyer/WolfDieter Müller-Jahncke. Stuttgart , S. –, hier S. f., . – G. Keil: P.-B. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Klaus Wolf: Hof – Univ. – Laien. Literatur- und sprachgeschichtliche Unters. zum dt. Schrifttum der Wiener Schule des SpätMA (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ
Mitte . Jh. Smidmer, Michel (auch: Michael Schmidmer). – Verfasser eines Pesttraktats, Mitte . Jh. Der Pestautor S. ist unabhängig von seinem Traktat nicht bezeugt. Es könnte sich bei ihm um einen Wund- oder Laienarzt gehandelt haben. Er stammte aus dem obd., womöglich bairischen Raum und war mit der gängigen volkssprachigen Pestliteratur vertraut. Im Schlusssatz des Textes beruft er sich darauf, dass seine Anweisungen «gewärt [seien] von fünfen der pësten maister die tewsch gesprochen haben». Und in der Tat lassen sich fünf Quelltexte für S.s Traktat nachweisen: das Arzneibuch → Ortolfs von Baierland (Kap. ), der Aderlasstraktat Jakob → Engelins, der → Sinn der höchsten Meister von Paris, der Sendbrief des → Gallus von Prag sowie der → Brief an die Frau von Plauen. Allerdings ist S.s Pestschrift mehr als eine bloße Kompilation. Er unterzieht die Exzerpte einer grundlegenden Neubearbeitung und lässt auch volksmedizinische Ein üsse erkennen. Außerdem hat er eigenständige Passagen inseriert, darunter eine Verurteilung des Nacktbadens. Ob die Warnung vor «unkewsch» hinreichend ist, um in S. einen Kleriker zu vermuten (Keil, VL [] Sp. ), ist offen. Allerdings vermag der geistliche Überlieferungskontext des Traktats im unikalen Textzeugen (Ordensregeln, Statuten für Kanoniker, Predigten, Hagiographisches) diese These zu stützen (vgl. Tannenberger [s. Überlieferung]). Ü: München, BSB, Clm , v–v (Pap., um , lat./bair.). Überschrift: «Contra Pestilentiam»; Autorangabe am Schluss: «Michel Smidmer». Digitalisat unter www.digitalesammlungen.de/. – Vgl. zur Hs. zuletzt: Tobias Tanneberger: «... usz latin in tutsch gebracht ...». Normative Basistexte religiöser Gemeinschaften in volkssprachlichen Übertragungen. Kat., Unters., Fallstud. (Vita regularis. Abh. ). Berlin/Münster , S. f. (Nr. ). A: Sudhoff (s. Lit.) S. f. L: Gundolf Keil: Schmidmer, Michael, VL () Sp. f. – Karl Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «schwarzen Todes» . Tl. : Pesttraktate aus dem südlichen Deutschland bis zur Mitte des . Jh. In: Sudhoffs Arch. (/) S. –, hier S. –. – Wolfgang Wegner: Schmidmer, Michael. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York ,
Mitte . Jh. S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Wirker, Hans (auch: Wür[c]ker, Wur[c]ker, Würcher, Wurcher; Johannes de Ulma). – Ulmer Stadtarzt und Pestautor, Mitte . Jh. Wenn der in den Matrikeln der Wiener Universität bezeugte Johannes aus Ulm mit dem Ulmer Stadtarzt gleichzusetzen ist, so war W. vermutlich gebürtiger Ulmer und hat sich im Sommersemester an der Wiener Artistenfakultät immatrikuliert ( Bakkalaureus). schrieb er sich an der Juristischen Fakultät ein. Auch ein medizinisches Studium hat W. angeschlossen (vermutlich nicht in Wien), denn zum Zeitpunkt seiner Residenznahme in Ulm führte W. einen Magister- und den medizinischen Doktortitel. trat W. als «physicus iuratus» in den städtischen Dienst. Gemeinsam mit seinem Nachfolger Heinrich → Steinhöwel, der zum Ulmer Stadtarzt berufen wurde, erarbeitete W. die Ulmer Apothekenordnung. Bei den überkommenen Texten W.s handelt es sich nahezu ausschließlich um Pestschriften. Johannes → Stocker (ein weiterer Amtsnachfolger W.s [Einsetzung ]), weist in einem seiner beiden «Libri medicinales» einige lat., vermutlich jedoch originär volkssprachige und aus dem Deutschen übersetzte Pestrezepte seinem Vorgänger zu. Außerdem hat W. zwei Pesttraktate verfasst, einen in städtischem Auftrag und einen für seine Söhne. Der offizielle Text, das Regiment sich z˚u behieten vor der vergiftigenn vnrainen bösen Pestilentz, ist auf datiert und schließt an Jakob → Engelins Pesttraktat Also das ein mensch zeichen gewun an. Auf eine religiös grundierte Vorrede folgen fünf deskriptivsymptomatisch und prophylaktische Kapitel. Das dritte Kapitel («War um ains enpfah die pestilentz und nit das ander») problematisiert in Anlehnung an das → Pariser Pestgutachten die individuelle Disposition und die Frage der Immunität. Zusätzlich stellt W. in den therapeutischen Abschnitten eine Vielzahl von innerlichen und äußeren Arzneimitteln vor. Dabei setzt er auf die Kooperation mit den Apotheken («des lauß dir den appotecker machen»). Der Enkel W.s, Johannes Straler, hat das Regiment auf Anregung Steinhöwels und Stockers kommentiert.
Wirker Das familiär motivierte («relictum suis pueris») kurze Regimen tempore pestilenciali ist konventionell in ein prophylaktisches und ein therapeutisches Segment unterteilt. Der erste Teil ist gemäß der «sex res non naturales» gegliedert, der zweite Teil bietet – wie schon das offizielle Regiment – neben ärztlichen Maßnahmen auch Rezeptanleitungen für Apotheker. Schließlich wird noch eine kurze humoralpathologisch ausgerichtete Badeanweisung tradiert, die differenziert zwischen Patienten mit kalter und «hitzyger matery». Ü: Regiment sich z˚u behieten: Augsburg, SuStB, ° Cod. , v–r (Pap., spätes . Jh. [vor ], schwäbisch); mit Stralers Kommentar in Form von Marginalglossen. – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB (Vintlersches Arzneibuch) r–v (Pap., , bair.-österr.). Incipit in beiden Textzeugen: «Pestilentz ist ain eber oder ain bestätte hitz des hertzen» (nach Innsbruck). – Der Cod. Freiburg i. Br., UB, Hs. (Pap., /, schwäbisch) überliefert keine Kurzredaktion des Traktats (so VL [] Sp. ). Als Teil einer Gruppe von Pestschriften, die um in oberrheinischer Schriftsprache nachgetragen worden ist, ndet sich auf r–r eine kurze Kompilation diätetischer Pestvorschriften, die sich auf → Bernhard von Gordon, Jakob Engelin und H. W. beruft. Eine Analyse des Kompilats ist Forschungsdesiderat. Auf v ist unter der Überschrift «Alium pomum Wurker de Ulma» ein lat. Rezept aus W.s Regiment notiert (im Abdruck von Sudhoff [s. Ausg.] S. , Z. –). Vgl. Winfried Hagenmaier: Die dt. ma. Hss. der UB und die ma. Hss. anderer öffentlicher Slg. (Kat. der UB Freiburg i. B. /). Wiesbaden , S. –. Digitalisat der Hs.: http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/hs. – Regimen tempore pestilenciali: München, BSB, Cgm , v (Pap., , schwäbisch). – Ebd., Clm , r (Pap., . Jh.). – Stockers Liber medicinalis: Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. Lat. , v (Pap., ); innerhalb eines umfangreichen «De peste»-Abschnitts («Jhs. Wurker»). – Badeanweisung: Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen , r (Pap., ./. Jh. [H. W.: spätes . Jh.], alemannisch/schwäbisch); Autorangabe: «maister hannsen würcker von ulm». A: Regiment sich z˚u behieten: Karl Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der
Andree Epidemie des «schwarzen Todes» . Tl. : Pesttraktate aus dem südlichen Deutschland bis zur Mitte des . Jh. In: Sudhoffs Arch. (/ ) S. – (nach Augsburg und ohne Stralers Kommentar). – Regimen tempore pestilenciali: Ebd., S. –. – Badeanweisung: Gerhard Eis: Nachricht über eine altdt. Sammelhs. aus Villingen. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. . (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. ). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Karl Ludwig Reichard: Beitr. zur Gesch. der Apotheken unter vorzüglicher Berücksichtigung der Apotheker und Apotheken in Ulm mit urkundlichen Belegen. Ulm . – Eugen Nübling: Das Medizinalwesen der Reichsstadt. In: Beschreibung des Oberamts Ulm. Bd. . Hg. vom Kgl. Statistischen Landesamt (Beschreibung des Königreichs Württemberg /). Stuttgart , S. –. – Karl Schwaiger: Ulmer Apotheker im MA und die Anfänge der Löwenapotheke (Tl. ). In: Beitr. zur württembergischen Apothekengesch. (–) S. –, hier S. –. – G. Keil: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , S., S. , f. – Die Matrikel der Univ. Wien. Bd. /: –. Hg. vom Inst. für Österr. Geschichtsforschung, bearb. v. Willy Szaivert/Franz Gall (Publ. des Inst. für Österr. Geschichtsforschung. R. : Quellen zur Gesch. der Univ. Wien /,). Graz u. a. , S. . – Hans Eugen Specker: Ulm. Stadtgesch. Ulm , S. f. – Jürgen Martin: Der Ulmer Wundarzt Johannes Stocker und sein nosologisch gegliedertes Arzneibuch. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –, hier S. . – Klaus Wolf: Hof – Univ. – Laien. Literatur- und sprachgeschichtliche Unters. zum dt. Schrifttum der Wiener Schule des SpätMA (Wissenslit. im MA). Wiesbaden , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Andree, Hans. – Verfasser eines Pestgedichts, . Jh. A. wird in der Überlieferung ein Pestgedicht in dt. Reimpaarversen zugeschrieben. Der Text
Mitte . Jh. versammelt vorbeugende Maßnahmen gegen die Krankheit, darunter diätetische Empfehlungen, Anweisungen für Hygiene und Aderlass sowie Angaben zu Medikamenten. Auch regt der Verfasser Gebete zu den Schutzheiligen Sebastian und Rochus an. Insgesamt gilt die Schrift inhaltlich als konventionell im Sinne der zeitgenössischen Pestlehre. Der Text beruft sich auf Rhazes; außerdem hat die Forschung eine starke Abhängigkeit vom → Pariser Pestgutachten von festgestellt. Die Entstehung des Gedichts wird nach und vor im schwäbisch-alemannischen Raum vermutet. In der ältesten bekannten Fassung (H) umfasst der Text Verse, variiert in der weiteren Überlieferung aber stark in Inhalt und Länge. Insbesondere die Druckfassungen weisen inhaltliche Erweiterungen und sogar Prosaabschnitte auf. Die Verfasserfrage ist bis heute nicht abschließend geklärt. In manchen Textzeugen wird als Autor A. genannt, dessen historische Identität jedoch nicht bekannt ist. In Konstanzer Steuerbüchern erscheint zwischen und ein Hans Andres, der auch als Kaplan im Konstanzer Spital nachgewiesen ist. Der Verweis auf medizinische Erfolge des Verfassers könnte auf eine Tätigkeit als Arzt hindeuten. In manchen Textzeugen wird der Autor als Hanß Tornamira, Hanns Thomauro, Hans Tormanita o. ä. bezeichnet. Die Forschung vermutet hier einen Bezug auf den italienischen Mediziner Johannes von Tornamira, der Professor in Montpellier war und starb. Zugleich gilt diese Namensnennung als pseudepigraphisch, da bei Johannes Nachweise für ein Pestgedicht fehlen. Möglicherweise sollte der Text durch die Nennung eines bekannten Autors aufgewertet werden. In einer Handschrift des . Jh. nennt sich ein Rüdesheimer Bürger namens Jörg Scherer als Verfasser. Er habe das Gedicht mit der Unterstützung seines «seligen», also wohl bereits verstorbenen Vaters geschrieben. Als unwahrscheinlich gilt heute ein Bezug des Pestgedichts zu dem Juristen Johannes → Andreae, auch wenn eine Namensähnlichkeit besteht. Ü: Hss. aus dem . und . Jh. sind bekannt. – Verz. bei Haage (s. Lit.); http://www.handschriftencensus.de/werke/ . – Wohl früheste Hs.: H: Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. , rb–vb (Pap., erstes Viertel . Jh./vor , elsässisch). D: Mehrere Einblattdrucke ab etwa : [Augsburg: Günther Zainer, um ] (GW
Mitte . Jh. M, M). – [Bamberg]: Marx → Ayrer, [um ] (GW M). – [Nürnberg: Johann Weissenburger, um –] (GW M). – Verz. bei Haage (s. Lit.); GW (online). A: Pestblätter des XV. Jh. Hg. v. Paul Heitz. Straßburg , Nr. (nach GW M), (nach GW M, jeweils Faks.). – Haage (s. Lit.) S. –. – Haage (s. Lit.) S. –. – Zimmermann (s. Lit.). – Online-Faks. von Hs. H: http://nbn-resolving.de. – Online-Faks. von GW M: http://inkunabeln.digitalesammlungen.de. – Online-Faks. von GW M: Ebd. L: Bernhard Dietrich Haage, VL () Sp. f.; () Sp. . – Ders.: Das gereimte Pestregimen des Cod. Sang. und seine Sippe. Metamorphosen eines Pestgedichtes. Pattensen . – Ders.: Handschriftenfunde und Nachträge zum ‹Pestgedicht des H. A.›. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ders.: Zur Überl. eines altdt. Pestgedichts. In: ‹gelêrter der arzenîe, ouch apotêker›. Beitr. zur Wissenschaftsgesch. FS Willem F. Daems (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Hg. v. Gundolf Keil. Pattensen , S. –. – Volker Zimmermann: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachigen hsl. Kompendien des SpätMA. Stuttgart , S. – u. ö. – Ortrun Riha: Wissensorganisation in medizinischen Sammelhss. Klassi kationskriterien und Kombinationsprinzipien bei Texten ohne Werkcharakter. Wiesbaden , S. f., u. ö. – B. D. Haage: A., H. In: Die dt. Lit. Biographisches und bibliographisches Lex. Reihe II, Abt. A, Bd. . Lfg. –. Hg. v. Wilhelm Kühlmann u. a. Stuttgart/Bad Cannstatt , S. –. – B. D. Haage: A., H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – B. D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . MM Liegnitzer, Andreas (auch: Andre, Lintzinger). – Fecht- und Ringkampfmeister, Autor diverser Kamp ehren. Über die Herkunft L.s kann nur spekuliert werden; sein Name verweist auf die Stadt Liegnitz, auf altschlesisches Gebiet und damit auf eine Region, in die sich mehrere bekannte Fechtmeister ebenfalls über ihren Namen verorten lassen. Paulus → Kal erwähnt L. um , zusammen mit seinem Bruder Jakob («Maister andre liegniczer. Maister iacob
Liegnitzer liegniczer. gepried[er]»), als Mitglied der sog. ‹Gesellschaft Liechtenauers› – ohne allerdings wie bei den restlichen Mitgliedern deren Herkunftsort anzugeben. Ob L. mit dem bei → Liechtenauer genannten jüdischen Fechtmeister Andreas («Andres Juden», Ms. a, r), der wohl auch aus Schlesien stammt, identisch ist, kann ebenfalls nur vermutet werden. Eine Klarstellung, die über einen Textvergleich erfolgen könnte, macht die stark redigierende Hand des Schreibers von Ms. a, der den entsprechenden Text auch noch gleich drei weiteren namentlich genannten Fechtmeistern zuordnet, unmöglich. L. ist der Urheber von vier nichtillustrierten Kamp ehren: . Kampffechten im Harnisch mit dem kurzen Schwert, . Fechten mit dem Buckler, . Fechten mit dem Degen bzw. Dolch, . Ringkampf. Alle vier Lehren nden sich erstmalig, jeweils mit namentlicher Zuweisung, in der Hs A von → Peter von Danzig aus dem Jahre ; ein Monograph ist nicht bekannt. L. dürfte zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben gewesen sein, wird er doch mit «dem got genädig seÿ» (r) bezeichnet. Während die Lehren (r/v), (r–r) und (r–v) ausschließlich nach dieser Version weitergegeben werden, überwiegt bei der Tradierung von (r–v) die Lesart in der etwa zeitgleich entstandenen Hs Cod. I.. des Juden → Lew – dort allerdings, und in den entsprechenden Handschriften nach ihr, unter dem Namen von Martin → Hundtfeld. Alle Lehren L.s sind textlich klar strukturiert, in wohl verständlicher Prosa formuliert und ohne jegliche theoretische Einführung ausschließlich praxisorientiert; derart verschriftet, verweist nichts (mehr) auf ihre zuvor mögliche (gereimte) Notierung auf den sog. Merkzetteln. Die von Hils festgestellte Übereinstimmung von L.s Ringkamp ehre mit einer der bei Siegmund → Ringeck verzeichneten ist nicht zu veri zieren, und die tatsächliche Übereinstimmung des Bucklerfechtens in beiden Handschriften verweist nicht zwingend auf einen Rückgriff L.s auf Ringeck, jedenfalls nicht auf die – in der Zwischenzeit in das erste Jahrzehnt des . Jh. datierte – Handschrift C . Ob beide, im Abstand von rund Jahren gemeinsam auf einen in das zweite Viertel des . Jh. zu datierenden Archetyp zurückgreifen, lässt sich in Ermangelung eines solchen nicht bestimmen. Das Dolchfechten stimmt entgegen Leng nicht mit der illustrierten Dolchfechtlehre bei Peter → Falkner (dort v–r) überein. Ebenso wurde auch keine
Peter von Danzig andere der vier Lehren in späterer Zeit illustriert. Um / war zwar in Ms. Germ. quart eine Illustrierung des dort notierten Kampffechtens und der Dolch- und Ringkamp ehre vorgesehen, kam jedoch nicht zur Ausführung. Ü: Rom, Bibl. dell’Accad. Nazionale dei Lincei e Corsiniana, Cod. A (), : r–v; : r/v; : r–r; : r–v. – Augsburg, UB, Cod. I..° (um ), : r–v (Hundsfeld); : r/v. – Wien, Kunsthist. Museum, KK (–), : v–r. – Salzburg, UB, M. I. (), : r–r (Hundtfeld, unvollständig). – Glasgow, Glasgow Museums, E... (), : r/v; : r–r. – Dresden, SLUB, C (um ), : r–v. – Glasgow, Glasgow Museums, E... (= Paurnfeindt-Druck, ), : r/v; : r/v. – München, BSB, Res/ Gymn. , Beibd. (= EgenolphDruck, ), : r/v; : v–v ( und ebenfalls in den nachfolgenden Au agen). – Glasgow, Glasgow Museums, E... (), : v–v (unvollständig). – Graz, UB, Ms (), : v–v (Hundtfeld, vermischt); : r–r. – Dresden, SLUB, Mscr. Dresd. C (nach ), : r–r. – München, BSB, Cod. ()/ () (nach ), : r–r. – Wien, ÖNB, Cod. (nach ), : r–v. – München, BSB, Cgm (), : v–r (Hundtfeld); : r–r (unvollständig). – Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Ms. Germ. quart (/), :v–r; : r–v; : v–r (unvollständig). – Augsburg, UB, Cod. I..° (), : v–r; : r/v. A: Edition der Ringkamp ehre (Nr. ) nach der Lesart in Ms. Germ. quart bei Karl Wassmannsdorff: Die Ringkunst des dt. MA. Leipzig , S. –. L: Hans-Peter Hils, VL . () Sp. f. – Anz. für Kunde der dt. Vorzeit () Nr. , Beilage I, Sp. . – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss. . Abt. München/Leipzig , S. . – H.-P. Hils: Meister Johann Liechtenauers Kunst des langen Schwertes. Frankfurt/M. u. a. , passim. – Rainer Welle: «… vnd wisse das alle höbischeit kompt von deme ringen». Der Ringkampf als adelige Kunst im . und . Jh. Pfaffenweiler , S. –. – Sidney Anglo: The Martial Arts of Renaissance Europe. New Haven/ London , S. . – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA
Mitte . Jh. und Früher Neuzeit. Berlin , S. . – Rainer Leng: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Hg. Kommission für dt. Lit. des MA der Bayerischen Akad. der Wiss. Bd. /, Lfg. /, Nr. : Fecht- und Ringbücher. München , S. f. (vgl. dazu: R. Welle: Ordnung als Prinzip. [...]. In: Medium Aevum Quotidianum [] S. –). RW Peter von Danzig (Danckgs, Tanczk). – Fechtmeister und Glossator von → Liechtenauers Kampffechtlehre. Wie dem Namenszusatz in der Handschrift A aus dem Jahr zu entnehmen ist, war P. v. D. wohl in Danzig gebürtig, muss sich aber zu einem späteren Zeitpunkt in Ingolstadt niedergelassen haben («peter von danckgs z˚u Jngelstat», r); urkundlich ist er bisher weder dort noch andernorts bezeugt, Paulus → Kal zählt ihn in seiner Handschrift Cgm mit weiteren Kampfexperten zur sog. ‹Gesellschaft Liechtenauers›. Von P. v. D. ist im Codex A eine Auslegung von Johannes Liechtenauers Merkversen zum Kampffechten im Harnisch mit dem kurzen Schwert überliefert («Hÿe hebt sich an die glos vnd die auslegung der kunst des kampffechtens die do geticht vnd gemacht hat peter von danckgs z˚u Jngelstat vber den text den do hat gesaczt Johannes liechtenawer», r). Die Auslegung ist – entgegen der in der Literatur immer noch anzutreffenden Meinung – eine Originalleistung und hat keine textlichen Vorläufer; sie unterscheidet sich grundlegend von anderen, namentlich nicht zugeschriebenen Versionen – von denen eine, für die nachfolgende Textzeugengeneration maßgebende ebenfalls in der Handschrift (r–r) verzeichnet ist. Zum einen segmentiert P. v. D. die Merkverse abweichend, zum anderen erläutert er die Merkverse mit anderen technischen Fertigkeiten, die auch im Wortlaut sich unterscheiden. P.s v. D. Glossierung erfährt im Weiteren keine Beachtung, ihre Verschriftung bleibt auf diese Handschrift beschränkt – ganz im Gegenteil zum restlichen Inhalt. Dieser ist Ausgangspunkt einer regen Kopiertätigkeit und begründet eine eigenständige Tradierungslinie. Die im zweiten Traditionsstrang – durch die Handschrift I..° begründet – stehenden Lehren gleicher Provenienz unterscheiden sich zum Teil wesentlich in Textumfang und Wortwahl. Wie bei dem Juden → Lew hat sich in der Forschung die Bezeichnung von Cod. A als
Mitte . Jh. Fechtbuch des P. v. D. verfestigt – dafür besteht jedoch kein Anlass. Es gibt keinen Eintrag, der P. v. D. als Schreiber oder etwa Besitzer ausweist; in diesem Sinne ist eher der wohl zeitgenössische Namenseintrag «Hanns Rot» (r) zu interpretieren. Es bleibt somit P. v. D. nur einer unter mehreren Autoren, deren Zweikampfanweisungen oder Glossierung von Liechtenauers Lehre(n) in der Handschrift verschriftet sind. Ü: Rom, Bibl. dell’Accad. Nazionale dei Lincei e Corsiniana, Cod. A (), r–v. A: Dierk Hagedorn: P. v. D. Transkription und Übersetzung der Hs. A (Bibl. der hist. Kampfkünste ). Herne . L: Anna Jungreithmayr, VL () Sp. . – Anz. für Kunde der dt. Vorzeit () Nr. , Sp. f; Nr. , Beilage I, Sp. f. – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss. . Abt. München/Leipzig , S. (mit falscher Datierung), . – Martin Wierschin: Meister Johann Liechtenauers Kunst des Fechtens (MTU ). München , S. f. – Hans-Peter Hils: Meister Johann Liechtenauers Kunst des langen Schwertes. Frankfurt/M. u. a. , passim. – Rainer Welle: «… vnd wisse das alle höbischeit kompt von deme ringen». Der Ringkampf als adelige Kunst im . und . Jh. Pfaffenweiler , passim. – Ute Bergner/Johannes Giessauf: Würgegriff und Mordschlag. Die Fecht- und Ringlehre des Hans Czynner (). Graz , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. , . – Rainer Leng: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Hg. Kommission für dt. Lit. des MA der Bayerischen Akad. der Wiss. Bd. / , Lfg. /, Nr. : Fecht- und Ringbücher. München , S. ff. RW Ringeck, Siegmund. – Obd. Fechtmeister, Mitte . Jh. R. war Schirmeister im Dienste von → Albrecht III. (–). Seine Fechtkunst steht in der Tradition → Liechtenauers. Dies wird nicht nur aus den Inhalten und der Gestaltung seiner Fechtlehre ersichtlich. Die vom Fechtmeister Paulus → Kal aufgestellte ‹Gesellschaft Liechtenauers› (München, BSB, cgm , r) erwähnt R. in der Schreibung «Maister Sigmund amring». R.s Fechtlehre fokussiert sich auf das Ernstgefecht. Sowohl die Waffenlehren als auch das Rin
Ringeck gen dienen der Selbstverteidigung. Die Charakteristika von R.s Fecht- und Ringlehren sind allerdings anders gelagert, als Hils es darstellt. Die von R. postulierte und von Hils weitergetragene Bereicherung des liechtenauerschen Fechtens durch das Streichen ist fragwürdig. R. behauptet, dass das Streichen in der «zedel» (Gereimte Lehre Liechtenauers) «nicht benampt sin» (Mscr. Dresd C , r), allerdings gilt dies nicht für alle Fassungen der Lehre. Die «zedel» der Hs. a des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg erwähnt das Streichen in imperativischer Form «strich» (Hs. a, r). Ein deutliches Alleinstellungsmerkmal ist dagegen die ‹Mordschlaggruppe› (paralysierende Schläge). Sie umfasst fünf Schläge und eine Tritttechnik und belegt die Anwendung von Schlagtechniken im Ringkampf. Ü: Dresden, LB, Mscr. Dresd. C (Anfang . Jh.). – Fragm. Bearb.: Augsburg, UB, Cod. OettingenWallerstein I .°. (). Der von zwei Schreibern angefertigte Codex enthält neben der gereimten liechtenauerschen Fechtlehre zum Langen Schwert (r–v) auch eine von R. stammende Glossierung (v–r und v–v). Dieser folgt die Erläuterung einer von R. bevorzugten Fechtweise, dem sog. Streichen (siehe Punkt III). Hinzu kommen das Fechten mit dem Einhändigen Schwert und Buckler (Faustschild) (r–v) sowie verschiedene Lehren zum Ringkampf (r–r). Zu diesen Formen des ungerüsteten Kampfes kommen der Kampf im Harnisch zu Pferd und zu Fuß (v–r) und ein Abschnitt, der ausschließlich den Reiterkampf thematisiert (r–v). Der Mscr. Dresd. C ist als Sammelhandschrift und nicht als Eigenleistung R.s zu betrachten. Als Vorlage diente vermutlich der Cod. A der Bibl. dell’Accademia Nazionale dei Lincei e Corsiniana in Rom. Im Falle der Ringerlehre des Meisters → Ott und den Texten zum Fechten mit Schwert und Buckler ist dies eindeutig nachzuweisen (vgl. für das Ringen Welle , S. ff.). Allerdings sind nicht alle Lehren dem Cod. A entnommen. Der Mscr. C. enthält eine Ringerlehre, die in keiner anderen Quelle überliefert ist. Ob es sich im Falle dieser Lehre um eine Eigenkreation R.s handelt, hält Welle allerdings für fragwürdig, da ein Großteil der Lehren übernommen wurde (vgl. Welle , S. ff.). R.s Fechtlehre zum Langen Schwert ist fragmentarisch im Cod. Oettingen-Wallerstein überliefert.
Meister Lew Die Handschrift enthält auf r–v eine teilweise veränderte Abschrift mit der Glossierung eines «Sigmund Schinning». Nach Hils handelt sich um eine Abwandlung des Namens R. (vgl. Hils , S. ). A: Martin Wierschin: Meister Johann Liechtenauers Kunst des Fechtens (MTU ). München , S. –. L: Hans-Peter Hils, VL () Sp. –. – Franz Schnorr von Carolsfeld: Kat. der Hss. der kgl. öffentlichen Bibl. zu Dresden. Bd. . Leipzig (Korr. und verb. Nachdr. des Kat. der Hss. der Sächsischen LB zu Dresden, Bd. , Dresden ), S. f. – Karl Falkenstein: Beschreibung der kgl. öffentlichen Bibl. zu Dresden. Bd . Dresden , S. . – H.-P. Hils.: Die Hss. des obd. Fechtmeisters Hans Talhoffer. Ein Beitr. zur Fachprosaforschung des MA. In: Codices manuscripti () , S. –. – Ders.: Meister Johann Liechtenauers Kunst des langen Schwertes (Europäische Hochschulschr. III, ). Frankfurt/ M. u. a. , S. –, Nr. . Schwarz-WeißAbb. von Bl. v–r: Wierschin, Abb. A und B. – Martin Wierschin: Meister Johann Liechtenauers Kunst des Fechtens. München , S. –. – Rainer Welle: «… und wisse das alle höbischeit kompt von deme ringen». Der Ringkampf als adelige Kunst im . und . Jh. (Forum Sozialgesch. ). Pfaffenweiler , S. –, . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Werner Hoffmann: Mscr.Dresd.C.. Siegmund a. R., Fechtlehre. Leipzig . TW Meister Lew (Lion). – Urheber bzw. Glossator verschiedener Fechtlehren. L. wird in der Hs Cod. I..° als Verfasser zweier Fechtlehren erwähnt und dabei als (Fecht-) «Meister» jüdischer Herkunft bezeichnet («des Juden kunst den man nant den lewen»). Wie der im Perfekt gehaltenen Bezeichnung zu entnehmen ist, dürfte L. zur Zeit der Abfassung der Handschrift (um ) bereits verstorben gewesen sein. Er zählt damit wie → Liegnitzer und → Hundtfeld zu den Fechtmeistern des frühen . oder auch ausgehenden . Jh., deren Biographie im Dunkeln liegt und von denen kein Autograph bekannt ist. In der Forschung gilt Cod. I..° als die Handschrift des Juden Lew; diese Übertragung auf das gesamte Manuskript kann nicht aufrechterhalten bleiben. So
Mitte . Jh. enthält die Handschrift auch eine Sammlung verschiedener, zum Teil unvollständiger Fecht- und Ringkamp ehren diverser Meister, die namentlich nicht erwähnt werden (Liechtenauer, Liegnitzer, → Ott) und nichts weist in ihr darauf hin, dass L. bereits zuvor deren Kompilator war. Ihren hohen Stellenwert behält die Handschrift dennoch weiterhin, begründet sie doch einen der beiden Traditionsstränge, nach dem die Lehren der älteren Meister im . und . Jh. kopiert werden. In der Handschrift erscheint L. als Verfasser einer Lehre des Fechtens im Harnisch (): «Hie hebt sich an meister lewen kunst fechtens Jn harnasch auß den vier hutten zu fus vnd zu kampffe etc.» und einer Rossfechtlehre (): «Hie hat ein ende des Juden kunst den man nant den lewen». Die Authentizität dieser Zuschreibungen muss allerdings hinterfragt werden: Zum einen wird die Harnischfechtlehre in der zeitnah entstandenen Handschrift Cod. A eindeutig Martin Hundtfeld zugeschrieben; sie enthält dort auch nicht Liechtenauers Merkverse zum Harnischfechten als Einleitung, mit der die Lehre hier – ohne auf Liechtenauers Urheberschaft hinzuweisen – beginnt. Zum anderen handelt es sich bei der Rossfechtlehre um die glossierte Fassung von Liechtenauers Merkversen zum Rossfechten; auch in diesem Fall wird dessen Urheberschaft nicht erwähnt. Der Hinweis am Ende der Lehre auf L. als Verfasser kann sich somit allenfalls auf die Glossen beziehen. Da in der anderen Leithandschrift Cod. A die Rossfechtlehre in nur leicht variierender Lesart mit der Ankündigung Liechtenauers als Urheber der Merkverse ohne Nennung des Glossators verschriftet ist («Hÿe hebt sich an die glos vnd die aus legung der zetel der kunst des Roß vechtens die gedicht vnd gemacht hat Johannes liechtenawer […] vnd die selbigen verporgen vnd verdackten wort des ross vechtens die stenn hie hernach Jn der glossen Also verklert vnd aus gelegt») ist nicht auszuschließen, dass L. tatsächlich für die Auslegung verantwortlich zeichnet. Die in der Forschung bis heute vertretene Meinung einer Harnischfechtlehre eines Meisters Cron (Kron) kann nicht weiter aufrechterhalten werden, ist sie doch nichts weiter als eine Kopie der gleichnamigen Lehre von L. in der Handschrift Cgm . Zudem beruht die bisherige Zuschreibung auf einem Lesefehler, der unbesehen weitergegeben wurde: L.s Lehre wurde in der angefertigten Handschrift als «Maister Lion Kumst [!] Fech
Mitte . Jh. tenns im harnasch» (r) verschriftet; der Name Lion (= Lew) wurde später zu Cron verlesen. Ü: Erwähnt werden nur Textzeugen die unter dem Namen Lew tradiert werden bzw. deren Kopie nach Cod. I..° als gesichert gilt; Entprechungen unter anderen Namen bei → Hundtfeld bzw. → Liechtenauer. – Augsburg, UB, Cod. I..° (um ), : r–r; : r–r. – Salzburg, UB, M. I. (), : r–v. – Graz, UB, Ms (), : v–v. – München, BSB, Cgm (), : r–r; : r–r. – Textzeugen, die ohne Nennung von Lew nach Cod. I..° kopieren: Dresden, SLUB, Mscr. Dresd. C (nach ), : r–r; : r–v. – München, BSB, Cod. () (nach ), : v–r (lat.); : r–v. – Wien, ÖNB, Cod. (nach ), : r–v (dt.), r–r (lat.); : r–r (dt.), r–r (lat.). A: Keine. L: Hans-Peter Hils: Lew (Der Jude Lew). In: VL () Sp. f. – Martin Wierschin: Meister Johann Liechtenauers Kunst des Fechtens (MTU ). München , S. f. – H.-P. Hils: Meister Johann Liechtenauers Kunst des langen Schwertes. Frankfurt/M. , passim. – Rainer Welle: «… vnd wisse das alle höbischeit kompt von deme ringen». Der Ringkampf als adelige Kunst im . und . Jh. Pfaffenweiler , passim. – Sidney Anglo: The Martial Arts of Renaissance Europe. New Haven/London , S. , , . – Ute Bergner/Johannes Giessauf: Würgegriff und Mordschlag. Die Fecht- und Ringlehre des Hans Czynner (). Graz , S. ff. – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . – Rainer Leng: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Hg. Kommission für dt. Lit. des MA der Bayerischen Akad. der Wiss. Bd. /, Lfg. /, Nr. : Fecht- und Ringbücher. München , S. , (vgl. dazu: R. Welle: Ordnung als Prinzip. [...]. In: Medium Aevum Quotidianum [] S. ff.). RW Petroneller Kräuterbuch. – Zweisprachiges illustriertes Herbarium auf Grundlage des → Circa instans, Mitte . Jh. Den ersten Teil und den Kernbestand des zweiteiligen P. K. bildet eine lat. → Circa instansAbschrift mit ostmitteldt. Glossierung, die um die
Petroneller Kräuterbuch Mitte des . Jh. in den Textzeugen eingetragen worden ist. Bei der hier repräsentierten Ausgestaltung der wirkmächtigen salernitanischen Drogenkunde handelt es sich um einen erweiterten Circa instans-Bildertext (auch: Tractatus de herbis), der vermutlich im . Jh. in Italien unter Heranziehung weiterer Quellen erstellt wurde. Allerdings weist die Fassung des P. K. deutlich gekürzte Kapitel auf. Dieser textliche Altbestand wurde gegen im Auftrag des Tiroler Adligen Lamprecht Kripp auf dessen Burg Hirschberg in Wenns/Tirol um einen zweiten Teil ergänzt. Dieser besteht hauptsächlich aus einer vollständigen dt. Circa instans-Übersetzung in bair.-österreichischer Schriftsprache, die dem lat.-dt. Tractatus de herbis auf durchschossenen Blättern beigebunden worden ist. Die Übersetzung bietet zehn Zusatzkapitel und zahlreiche Erweiterungen, deren Material u. a. aus dem → Macer und dem Buch der Natur → Konrads von Megenberg bezogen wurde. Die Quellen und der Kompilationsstil rücken das P. K. konzeptuell in die Nähe des zeitgenössischen äußerst populären Gart der Gesundheit-Drucks (Johann → Wonnecke). Zusammen mit dem dt. Circa instans wurden noch weitere fachliterarische Texte dem Grundstock der Handschrift beigebunden: De natura rerum → Isidors von Sevilla (lat.) und der Anfang des Buchs der Natur Konrads von Megenberg. In die Teilabschrift des Buchs der Natur sind die → Petroneller Geburtsprognostik und ein Traumbuch (Somniale Danielis; s. → Traumbücher, → Lunare) inseriert worden. Die Übersetzungen dieser beiden originär lat. Beigaben könnten zeitgleich mit der Circa instans-Verdeutschung vorgenommen worden sein und auf den selben Bearbeiter zurückgehen. Ü: Unbekannter Privatbesitz, vormals Petronell (Niederösterreich), Schlossbibl. der Grafen von Traun-Abensberg, Cod. cart. (zwischenzeitlich London, Auktionshaus Sotheby’s, Nr. /) (sog. Petroneller Circa instansHs.) ra–vb (Pap., Mitte . Jh./letztes Drittel . Jh., lat./ostmitteldt./bair.-österreichisch). Der beigebundene zweite Abschnitt der Hs. dürfte ein Autograph des Bearbeiters sein. Die Grundschicht des P. K. wurde vom sog. «Wellcome-Schreiber» aufgezeichnet, von dem mehrere Codices überliefert sind (heute u. a. in London, Wellcome Institute of the History of Medicine und Basel, UB). Unter diesen ndet sich auch eine Hs., die eine Abschrift des ersten Teils des P. K. enthält (lat. Bildertext mit
Rüdiger zur Dijck dt. Glossen): Basel, UB, K II (De simplici medicina-Hs.) Bll. (Pap., um , lat./ostmitteldt.); Digitalisat unter: www.e-manuscripta.ch. T: Blome , S. – (nach Basel). – Nigel F. Palmer: ‹P. K.›. In: Ders./Speckenbach (s. Lit.) S. – (nach olim Petronell). L: Nigel F. Palmer, VL () Sp. –. – Fritz Saxl: «Aller Tugenden und Laster Abbildung». Eine spätma. Allegorienslg., ihre Quellen und ihre Beziehungen zu Werken des frühen Buchdrucks. In: FS Julius Schlosser. Hg. v. Arpad Weixlgärtner/Leo Planiscig. Leipzig , S. –. – F. Saxl: A Spiritual Encyclopedia of the Later Middle Ages. In: Journal of th Warburg and Courtauld Institutes () S. –. – Tullia Gasparrini Leporace/Gino Pollaci/Siro L. Maffei (Hg.): Un inedito erbario farmaceutico medioevale (Rivista di storia delle scienze mediche e naturali. Biblioteca ). Florenz . – ‹De simplici medicina›. Kräuterbuch-Hs. aus dem . Jh. im Besitz der Basler UB. Faks. mit Begleittext von Arnold P ster. Basel und . – Felix Andreas Baumann: Das ‹Erbario Carrarese› und die Bildtradition des ‹Tractatus de herbis›. Ein Beitr. zur Gesch. der P anzendarstellung im Übergang vom SpätMA zu Frührenaissance (Berner Schr. zur Kunst ). Bern . – Jürg Blome: Transkription, Übersetzung und systematisch-botanische Bearb. der in der Basler UB aufbewahrten KräuterbuchHs. ‹Circa instans› aus dem letzten Viertel des . Jh. Diss. Basel (Kurzfassung u. d. T.: Fachnomenklatorische Unters. zu einem der ältesten bebilderten Kräuterbücher Mitteleuropas. In: «gelêrter der arzenîe, ouch apotêker». Beitr. zur Wissenschaftsgesch. FS Willem F. Daems. Hg. v. Gundolf Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – [Christopher de Hamel, in:] Western Manuscripts and Miniatures. Sotheby’s Auction, London .., Nr. . – N. F. Palmer/Klaus Speckenbach: Träume und Kräuter. Stud. zur Petroneller ‹Circa instans›-Hs. und zu den dt. Traumbüchern des MA (Pictura et poesis ). Köln/Wien . – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. //B). Bern u. a. , S. , f. – Gerold Hayer: Konrad von Megenberg, ‹Das Buch der Natur›. Unters. zu seiner Text- und Überlieferungsgesch. (MTU ). Tübingen , S. f. – Thomas Richter: P. K. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New
Mitte . Jh. York , S. f. – Bernhard Schnell: Als ich geschriben vant von eines wises meister hant. Die dt. Kräuterbücher des MA. Ein Überblick. In: Heilkunde im MA. Hg. v. Ortrun Riha (Das Mittelalter ). München , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . – Iolanda Ventura (Hg.): Ps. Bartholomaeus Mini de Senis. ‹Tractatus de Herbis› (Ms. London, British Library, Egerton ) (Edizione nazionale «La Scuola Medica Salrnitana»). Florenz , S. , f. – B. Schnell: Das ‹Prüller Kräuterbuch›. Zu Überl. und Rezeption des ältesten dt. Kräuterbuchs. In: Mittelhochdeutsch. Beitr. zur Überl., Sprache und Lit. FS Kurt Gärtner. Hg. v. Ralf Plate u. a. Berlin/ Boston , S. –, hier S. . VZ Rosenbusch, Johann → Band , Sp. –. Rüdiger zur Dijck (auch: Magister/Frater Rutgerus [z. D.]) OFM. – Verfasser eines zweisprachigen chirurgischen Traktats, Mitte . Jh. R. gehörte dem niederrheinischen Nikolauskloster der Franziskanertertiaren an (gelegen zwischen Neuss und Mönchengladbach). Sein Beiname dürfte sich auf die dem Kloster nahe gelegene Burg Dyck beziehen. Die fachlich anspruchsvolle «Ars fratrum zur dijk zu alden schaden vnd zu dem kreyfftz» lässt vermuten, dass der anderweitig nicht nachgewiesene R. eine wundärztliche Ausbildung absolviert hat. Im Nachsatz zum P asterrezept, das den Traktat eröffnet, wird er als «magister Rutgerus» apostrophiert. Die Überschrift schließt zwar auch die Indikation (Haut-)Krebs ein, im Kern handelt es sich aber bei R.s «Ars» – wie beim → Buch von alten Schäden – um einen Spezialtraktat zur Therapie von Krampfadern. Der Text richtet sich an R.s Mitbrüder «vom dijck». Er ist lat. verfasst, wobei durchgehend und zumeist mit dem Vorsatz «vulgariter» volkssprachige Fachtermini zur Verständnishilfe eingestreut sind («gel eisch», «eyttersalbe», «wullen laißbendell» etc.). Auf den pharmazeutischen P astervorspann folgt eine Geschwürstherapie, die nach diagnostischen Gesichtspunkten gegliedert ist. Für das . Jh. überaus bemerkenswert ist R.s operative Entfernung von Krampfadern mittels Spatel und zweiarmiger Venenhaken («instrumentum ferreum cum duobus truncis vulgariter hakelgin»)
Mitte . Jh.
Salven, plaster, pulver, oley, wasser
und die anschließende Anbringung einer Staubinde. An den therapeutischen Textkern schließt sich ein pharmazeutischer Teil als Abschluss des Traktats an. Das Indikationsspektrum ist hier breiter gefächert. Die kurzen Rezepttexte sind überwiegend volkssprachig abgefasst. Als zusätzlicher Gewährsmann wird ein Magister «Nikolau[s] Ratisponentiu[s]» genannt (Niklas → Hagen [?], Nikolaus Rem [?]). Dessen Urheberschaft beschränkt sich aber auf Anteile an den pharmazeutischen Abschnitten. Ü: Metz, StB., Cod. , va–vb (Pap., zweite Hälfte . Jh., lat./moselfränkisch). A: Sudhoff (s. Lit.) S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Georg Allmang: Gesch. des ehemaligen Regulartertiarierklosters St. Nikolaus (bei Schloß Dyck, Kreis Grevenbroich, Rheinland) von seiner Gründung bis zur Jetztzeit –. Essen , S. . – Karl Sudhoff: Kur alter Schäden und Hautkrebse, besonders des varikösen Unterschenkelgeschwüres durch Venenligatur und Exzision von Bruder Rutgerus z. D. bei Neuß. In: Ders.: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –. – Joachim Bischof u. a. (Hg.): Phlebologie. Von der Empirie zur Wiss. ., durchges. Au . Jena/Stuttgart , S. . – Wolfgang Wegner: R. zu D. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ
→ Peters von Ulm, d. h. die dargebotene Materia medica wird nicht nach Arzneiformen geordnet (wie etwa bei → Johann van Seghen oder in der → Kopenhagener Wundarznei). Stattdessen wechseln die Gliederungskriterien ab: Neben Abschnitten, die nach Indikationen, Therapiearten oder Leitdrogen geordnet sind, begegnen auch Textgruppen, die ihre Zusammenstellung dem Exzerpt aus einem bestimmten Vorlagentext verdanken (→ Ortolf von Baierland [va–rb], → Hertwig von Passau [ra-va]). Trotz des Fehlens einer einheitlichen Gliederung weist das Kompilat einen geschlossenen Werkcharakter auf und ist als wundärzliches Kompendium durchaus für den praktischen Einsatz geeignet. Ü: London, British Library, MS Add. , r–v (Pap., um Mitte . Jh., moselfränkisch). Auf r–v ist das etwas ältere Kompendium → Londoner Wund- und Salbenbuch eingetragen. Die Kompilate sind nicht voneinander abhängig, bieten aber beide den galenischen Kurztraktat zum Judenp aster von Jerusalem. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Ingrid Rohland/G. Keil: Das ‹Judenp aster von Jerusalem›. In: Recente bijdragen tot de geschiedenis van de farmacie. Liber Amicorum Leo J. Vandewiele. Hg. v. Christian De Backer/ Piet Nijs (Farmaceutisch tijdschrift voor Belgie , /). Brüssel , S. –. – Wolfgang Wegner: S., p., p. o. w. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ
Salven, plaster, pulver, oley, wasser. – Chirurgisches Antidotarium, . Jh. Der unbekannte Urheber der Kompilation war vermutlich Wundarzt oder womöglich Apotheker – zumindest verfügte er über pharmazeutischen und pharmakologischen Sachverstand. Die Sammlung steht merklich in der oberrheinischen wundärztlichen Tradition und berücksichtigt überwiegend spätma.-zeitgenössische Quellen. Nur gelegentlich ndet auch hochma. Material Berücksichtigung (→ Bartholomäus [vb], Antidotarium Nicolai, [rab, → Nicolaus Salernitanus]). Obwohl die pharmazeutische Technologie prominent vertreten ist, folgt die Sammlung in ihrem Gliederungsschema nicht dem Vorbild der Cirurgia
Sachs, Georg (auch: Jorig S.). – Verfasser eines Registers zum Alexander des Johannes → Hartlieb, Mitte . Jh. «Jorig Sachs aus Walhenstorff» hat eine Abschrift des Alexander mit einem Register versehen, das er vermutlich selbst erstellt hat. Nähere Kenntnisse zu S. gibt es nicht. Auch ist sein Herkunftsort nicht zweifelsfrei ermittelt (wahrscheinlich das niederbayerische Wallersdorf). Beim Register handelt es sich um einen kolumnigen Verzeichnisapparat, in dem einzelne Kleinabschnitte durch die in den Marginalien zugefügten roten Klammern in Gruppen zu zwei bis vier Texteinheiten gebündelt und mit roten Ziffern nummeriert werden.
Schedel Ü: Berlin, SBB, Mgf , r–v (Pap., , bair.). L: Karl Langosch, VL () S. . – Reinhard Pawis (Hg.): Johann Hartliebs ‹Alexander› (MTU ). München , S. . – Frank Fürbeth: Johannes Hartlieb. Unters. zu Leben und Werk (Hermaea NF ). Tübingen , S. . – Ewa Gossart: Johann Hartliebs ‹Histori von dem grossen Alexander›. Zur Rezeption des Werkes am Beispiel der bebilderten Hss. und Inkunabeln (Stud. zur Kunstgesch. des MA und der Frühen Neuzeit ). Korb , S. Anm. , Anm. , Anm. . VZ Schedel, Hermann, * Nürnberg, † .. Nürnberg, Grablege in St. Sebald. – Akademikerarzt, medizinischer Fachschriftsteller und Frühhumanist. Der ältere Vetter Hartmann → Schedels entstammte einer Nürnberger Kaufmannsfamilie. immatrikulierte er sich an der Leipziger Artistenfakultät ( Bakkalaureus, Magister artium unter Heinrich → Lur). Zum Medizinstudium ging S. nach Padua, wo er im Wintersemester erstmals in den Matrikeln erscheint und am .. zum Dr. med. promoviert wurde. Nach Deutschland zurückgekehrt, diente S. nach einem zweijährigen Aufenthalt in Nürnberg – dem Kurfürsten Friedrich II. von Brandenburg als Leibarzt. Über Vermittlung seines Paduaner Kommilitonen Hieronymus von Suntheim wechselte S. in die mit einer Kanonikerpfründe verbundene Position eines «medicus iuratus» am Domkapitel in Eichstätt, wo Bischof → Johannes von Eych einen frühhumanistischen Zirkel etabliert hatte. Dem Ruf an den Landshuter Hof Ludwigs des Reichen folgte S. nicht und ging stattdessen nach Augsburg, wo er vom bischöflichen Hof als Arzt besoldet wurde. Offensichtlich gab das geistig-kulturelle Klima der Stadt für S. den Ausschlag, der sich dort dem Frühhumanistenkreis um Sigmund → Gossembrot anschloss, dem auch Leonhard Gessel, Valentin Eber, Thomas Ödenhofer, Sigismund → Meisterlin und Laurentius → Blumenau angehörten. siedelte S. in seine Heimatstadt über, wo er bis zu seinem Tod die Position des «physicus civitatis» innehatte. erscheint S. in den Matrikeln der Universität Ingolstadt, eine Lehrtätigkeit an der dortigen Medizinischen Fakultät ist indes nicht nachgewiesen. Wie die Eintragungen in seinen nachgelassenen Handschriften erkennen lassen, hat S. als
Mitte . Jh. Arzt in Augsburg und Nürnberg ein bemerkenswert breit gefächertes Spektrum an Patienten aus allen Schichten versorgt, darunter befreundete Humanisten und Adlige aus dem gesamten fränkischen Raum. Einen Schwerpunkt bildeten das Stadtpatriziat und der Klerus. Die umfangreiche Bibliothek des humanistisch gesinnten Stadtarztes mit zahlreichen selbst kopierten Texten gehört zu den bedeutendsten Sammlungen des dt. Frühhumanismus; sie enthält neben medizinischem Schrifttum eine Vielzahl von Werken klassischer und nlat. Dichter. Schon zu Studienzeiten hatte S. mit dem Aufbau seiner Büchersammlung begonnen, die er bis an sein Lebensende p egte. Gemäß seines testamentarischen Willens wurden einzelne Bände an Klöster, Verwandte und Freunde verteilt, während das Gros karitativ veräußert werden sollte. Hartmann Schedel genoss ein Vorkaufsrecht; über dessen Besitz gelangten viele Bände in die Fuggerbibliothek und von dort in die Münchner Hofbibliothek (heute BSB, noch rund Codices). Seiner Profession und seinen Interessen entsprechend teilt sich das Œuvre S.s in das medizinische Fachschrifttum und die lat. Briefe seiner humanistisch geprägten umfangreichen Korrespondenz. Die medizinischen Kollektaneen versammeln eine Fülle an Kurztraktaten, Rezeptsammlungen, Gutachten und Konsilien, die je nach Adressat lat. oder volkssprachig verfasst sind. Systematisch untersucht auch im Hinblick auf den Gesamtbestand selbstverfasster Schriften ist der medizinische Nachlass nicht. In Edition liegen an Schriften S.s vor: ) Ein lat. Pestraktat für Johannes von Eych von («Tractatus de peste ad [...] Johannem Ecclesie Eystetensis Episcopum»). – ) Undatiert ist ein dt. prophylaktisches Pest-«rezept der latwergen [...] zu bewaren einen yglichen menschen vor der kranckheit pestilentz». – ) Die volkssprachige Nürnberger Medizinalordnung vom .. wurde von S. eigenhändig notiert; sie dürfte auch von ihm als zu diesem Zeitpunk amtierenden Stadtarzt verfasst worden sein. Geregelt werden u. a. die Zulassung zur ärztlichen Praxis, Apothekenprivilegien und Honorarfragen. – ) Gemeinsam mit seinem Cousin Hartmann, Hieronymus → Münzer und Johann Kramer hat S. um für den Nürnberger Stadtrat ein dt. Pestkonsilium erstellt («Regimen präseruatiuum a pestilencia ad peticionem consulatus Nurenberge»). Das präventiv-therapeutische Regimen ist geprägt vom «Pesthauchmodell» (→ Pariser
Mitte . Jh. Pestgutachten) und entspricht inhaltlich dem Niveau zeitgenössischer Vergleichstexte. Bemerkenswert sind die prophylaktisch-hygienischen Anweisungen, um die «tottengraber» von der «meng des volcks» zu scheiden. – ) Je drei lat. Lepragutachten (→ Lepraschautexte) von S. sind aus seiner Eichstätter und aus der Nürnberger Zeit überkommen. Die Nürnberger Texte sind Gemeinschaftsarbeiten: Ein Gutachten von hat S. zusammen mit Hieronymus Münzer und Johannes Finck erstellt, die zwei weiteren, datiert auf den . bzw. .., mit seinem Neffen Hartmann Schedel. Rund hundert Briefe, davon achtzig selbst verfasste, sind von S.s ausgedehntem Briefwechsel erhalten. Er deckt rund Jahre ab (um –) und stellt die umfangreichste überlieferte Korrespondenz des dt. Frühhumanismus dar. Die meisten Schriftstücke hat S. in Augsburg aufgesetzt. Rund ein Drittel der Briefe sind an den Neffen Hartmann Schedel gerichtet; weitere Adressaten sind u. a. Sigismund und Ulrich Gossembrot, Valentin Eber, Thomas Pirckheimer, Wilhelm von Reichenau und Heinrich Lur. Der italienische Einuss auf die Briefe S.s (vor allem Aeneas Silvius → Piccolomini) ist dabei über Zitate stets evident. Thematisch setzt sich S. mit der Verteidigung der Humaniora gegen ihre Kritiker, der Bibliophilie, von politischen Ereignissen oder der richtigen Lebensführung auseinander. Seinem Neffen Hartmann erteilt er Studienratschläge. Die schedelsche Korrespondenz ist ein frühes Zeugnis für die humanistische Briefstellerei im dt. Raum, die wichtigste Quelle für S.s eigenen humanistischen Kreis sowie eine bedeutende Quelle für den dt. Frühhumanismus überhaupt. Ü: Medizinschriften: Die Haupthandschriften für S.s selbst verfasstes medizinfachliches Schrifttum sind fünf Clm aus der BSB in München aus dem Besitz Hartmann Schedels (d. Ä.). Darunter nden sich Autographen und Teilautographen mit weiteren Einträge von Hartmann. – Alle Hss: Pap., zweite Hälfte . Jh. (teilweise Nachträge des . Jh.), überwiegend lat.: Clm , Bll.; Clm , Bll.; Clm , Bll.; Clm , Bll.; Clm , Bll. – ) Clm , r–r. – ) Ebd., rv. – ) Clm , r. – ) Ebd., r (Schluss fehlt). – Clm , rv, rv. – ) Eichstätter Gutachten: Bamberg, SB, Msc. Med. (olim L.III.) v (Pap., Mitte . Jh., lat.); Autograph. – Nürnberger Gutachten: Clm , v (vom ..) r (von ) r (vom
Schedel ..). – Eigenhändige Kollektaneenbände aus S.s Medizinstudium in Padua sind die Clm , , , , (vgl. Schnell , S. Anm. ). – Korrespondenz: Zahlreiche Briefe nden sich als Konzepte im Münchner Clm . Weitere Handschriften, darunter auch Abschriften Hartmanns: Clm , , , , , , , . Einzelnachweise beim jeweiligen Abdruck bei Joachimsohn (s. Ausg.). A: Medizinschriften: ) Karl Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «schwarzen Todes» . Tl. : Pesttraktate aus Süddeutschland in der . Hälfte des . Jh. In: Sudhoffs Arch. (/) S. –, hier S. – (nur Prolog, Kap. und ). – ) Ders.: Ebd., S. f. – ) Ders.: Kurpfuscher, Ärzte und Stadtbehörden am Ende des . Jh. In: Sudhoffs Arch. (/) S. –, hier S. f. – ) Ders.: Aus der Frühgesch. der Syphilis. Hss.- und Inkunabelstud., epidemiologische Unters. und krit. Gänge (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –. – ) Eichstätter Gutachten: Ders.: Weitere Lepraschaubriefe aus dem .–. Jh. In: Sudhoffs Arch. (/) S. –, hier S. f. – Nürnberger Gutachten: Ders.: Lepraschaubriefe aus dem . Jh. In: ebd. (/) S. –, hier S. –. – Korrespondenz: Paul Joachimsohn: H. S.s Briefwechsel (–) (Bibl. des Literarischen Ver. in Stuttgart ). Tübingen . – Ergänzend: Stauber (s. Lit.) S. . L: Bernhard Schnell, VL () Sp. –; () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. (Reg.). – Alfred Wendehorst, LexMA () Sp. . – Franz Fuchs, NDB () S. f. – Karl Heinz Burmeister/Red., Killy () S. . – Wilhelm Wattenbach: Hartmann Schedel als Humanist. In: Forschungen zur dt. Gesch. () S. –, bes. S. –. – Paul Joachimsohn (s. Ausg.) S. V–X. – Max Hermann: Die Reception des Humanismus in Nürnberg. Berlin , S. –. – Richard Stauber: Die schedelsche Bibl. Ein Beitr. zur Gesch. der Ausbreitung der italienischen Renaissance, des dt. Humanismus und der medizinischen Lit. Nach dem Tode des Verfassers hg. v. Otto Hartig (Stud. und Darstellungen aus dem Gebiet der Gesch. /–). Freiburg i. Br. (Nachdr. Nieuwkoop ) S. –. – Gustav Bauch: Die Anfänge des Humanismus in Ingolstadt. Eine litterarische Studie zur dt. Universitätsgesch. (Hist.
Graser Bibl. ). München , S. , . – Walter Höpfner: Die Nürnberger Ärzte des . Jh. DDr. H. und Hartmann S. und zwei Konsilien des letzteren für die Paralyse. Diss. Leipzig , bes. S. –. – Paul Ruf u. a. (Hg.): Ma. Bibliothekskat. Deutschlands und der Schweiz. Bd. /: Bistum Bamberg. München (Nachdr. ) S. –. – Arnold Reimann: Die älteren Pirckheimer. Gesch. eines Nürnberger Patriziergeschlechtes im Zeitalter des Frühhumanismus (bis ). Aus dem Nachlaß hg. v. Hans Rupprich. Mit einer Einf. von Gerhard Ritter. Leipzig , Reg. – Agostino Sottili: I codici del Petrarca nella Germania occidentale (Censimenti dei Codici Petrarcheschi ). Padua /, Reg. – Gerhard Gensthaler: Das Medizinalwesen der Freien Reichsstadt Augsburg bis zum . Jh. Mit Berücksichtigung der ersten Pharmakopöe von und ihrer weiteren Ausg. (Abh. zur Gesch. der Stadt Augsburg ). Augsburg , S. f. – Herrad Spilling: Hss. des Augsburger Humanistenkreises. In: Renaissance- und Humanistenhss. Hg. v. Johanne Autenrieth (Schr. des hist. Kollegs. Kolloquien ). München , S. –, hier S. –, . – Berndt Hamm: Hieronymus-Begeisterung und Augustinismus vor der Reformation. Beobachtungen zur Beziehung zwischen Humanismus und Frömmigkeitstheologie (am Beispiel Nürnbergs). In: Augustine, the Harvest, and Theology (–). FS Heiko Augustinus Oberman. Hg. v. Kenneth Hagen. Leiden u. a. , S. –, hier S. , – (wieder in: Ders.: Religiosität im späten MA. Hg. v. Reinhold Friedrich/Wolfgang Simon [SpätMA, Humanismus, Reformation ]. Tübingen , hier S. –). – B. Schnell: Arzt und Literat. Zum Anteil der Ärzte am spätma. Literaturbetrieb. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Klaus Fischer: Hartmann Schedel in Nördlingen. Das pharmazeutisch-soziale Pro l eines spätma. Stadtarztes. Mit Edition von Hartmann Schedels Nördlinger Apotheken-Manual «receptarius» (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Würzburg , S. –. – Gundolf Keil: Gedruckte medizinische Lit. in der Frühdruckzeit. In: Augsburger Buchdruck und Verlagswesen. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hg. v. Hartmut Gier/Johannes Janota. Wiesbaden , S. –, hier S. . – Franz Josef Worstbrock: Imitatio in Augsburg, Zur Physiognomie des dt. Frühhumanismus. In: ZfdA () S. –. – Martin Kirnbauer: Hartmann
Mitte . Jh. Schedel und sein «Liederbuch». Stud. zu einer spätma. Musikhs. (BSB München, Cgm ) und ihrem Kontext (Publ. der Schweizerischen Musikforschenden Ges. ). Bern u. a. , S. –. – Claudia Schmitz: Brie iche Auseinandersetzung zwischen H. S., Heinrich Lur und Leonhard Gessel um das humanistische Tugendideal. In: Dies.: Rebellion und Bändigung der Lust. Dialogische Inszenierung konkurrierender Konzepte vom glücklichen Leben (–) (Frühe Neuzeit ). Tübingen , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: S., H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. . – Harald Müller: Habit und Habitus. Mönche und Humanisten im Dialog (SpätMA und Reformation, Neue Reihe ). Tübingen , Reg. – B. D. Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. (Reg.). – Rüdiger Schnell: Zur Konversationskultur in Italien und Deutschland im . und . Jh. Methodologische Überlegungen. In: Konversationskultur in der Vormoderne. Geschlechter im geselligen Gespräch. Hg. v. dems. Köln u. a. , S. –, hier S. , . – Wolfgang Weber: Das Vermächtnis des «Wassermanns». Hans Jakob Fugger und die Münchener Hofbibl. In: Die Anfänge der Münchener Hofbibl. unter Herzog Albrecht. Hg. v. Alois Schmid. München , S. –. – H. Müller: Der Beitr. der Mönche zum Humanismus im spätma. Augsburg. Sigismund Meisterlin und Veit Bild im Vergleich. In: Humanismus und Renaissance in Augsburg. Kulturgesch. einer Stadt zwischem SpätMA und Dreißigjährigem Krieg. Hg. v. Gernot Michael Müller (Frühe Neuzeit ). Berlin/New York , S. –, hier S. –, . – Welten des Wissens. Die Bibl. und die Weltchron. des Nürnberger Arztes Hartmann Schedel (–). Hg. v. der BSB (BSB Ausstellungskat. ). München , S. – u. ö. VZ Graser, Hans (auch: Hanns Grasser), * vor , † zwischen .. und ... – Nürnberger Ratsherr, Stadtbaumeister, Verfasser eines Baumeisterbuchs. G. erscheint in Nürnberger Quellen von bis zu seinem Lebensende als Genannter im Rat der Stadt. ist er als Hausbesitzer nachweisbar. wurde er alter Genannter, städtischer Baumeister. Er hatte das Amt bis mindestens inne, nach anderen Angaben bis zu seinem Tod .
Mitte . Jh. Während seiner Amtszeit legte er ein Baumeisterbuch an, das zuletzt sechs Hefte umfasste und als ältestes Baumeisterbuch Nürnbergs gilt. Der Verbleib des Originals ist unbekannt und der Text nur indirekt und in Umrissen zu erschließen. So wird G.s Schrift in den Baumeisterbüchern seiner Amtsnachfolger Lutz → Steinlinger d. J. († ) und Endres → Tucher d. J. (–) erwähnt und paraphrasiert. Tucher erörtert in seinem ab entstandenen Baumeisterbuch besonders G.s Notizen zu den Jahren , , und . Danach dokumentierte G. Löhne für verschiedene Arbeiten von der Holzfällerei bis zur Wildp ege, außerdem Trinkgelder und Materialkosten, u. a. für Ziegel, Holz und Seile. Zugleich kritisiert Tucher G.s Aufzeichnungen als nachlässig und allzu summarisch. Aus heutiger Sicht ist eine Bewertung von G.s Werk aufgrund der ungünstigen Quellenlage schwierig. Die Forschung würdigt vor allem G.s Pionierleistung als Verfasser des wohl ersten Nürnberger Baumeisterbuchs. Ü: Zitate G.s zu den Jahren , , und nden sich im Baumeisterbuch des Endres Tucher: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. Merkel ° , v–r (Pap., – mit Nachträgen bis ). – Vgl. Dominik Radlmaier: Hss. der Welser. Die Bibl. der Paul Wolfgang Merkelschen Familienstiftung im Germ. Nationalmuseum Nürnberg. Neustadt/ Aisch , S. . – www.handschriftencensus. de/. A: Endres Tuchers Baumeisterbuch der Stadt Nürnberg (–). Hg. v. Matthias Lexer. Stuttgart (Nachdr. Amsterdam ) S. –. – Lutz Steinlingers Baumeisterbuch . Hg. v. Ernst Mummenhoff. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. – (auch als Sonderdruck, Nürnberg ). L: Volker Zimmermann, VL () Sp. f. – Peter Assion: Altdt. Fachlit. Berlin , S. . – Thomas Kliemann: Plastische Andachtsepitaphien in Nürnberg –. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –, hier S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Nürnberger Künstlerlex. Bd. . Hg. v. Manfred H. Grieb. München , S. . MM
Steinlinger Steinlinger, Lutz, d. J., * Nürnberg, † zwischen und Nürnberg. – Nürnberger Stadtbaumeister, Verfasser des ältesten erhaltenen dt. Baumeisterbuchs. S. enstammmte einer Nürnberger Kaufmannsfamilie. Über seine Ausbildung ist nichts bekannt. In städtischen Diensten ist er seit nachgewiesen, u. a. als Leiter der städtischen Schmelzhütte (–). Spätestens wurde er zum Nürnberger Stadtbaumeister in der Nachfolge Hans → Grasers bestellt. wird er letztmals in Nürnberger Archivalien als lebend bezeugt und als bereits verstorben. Offenbar sehr zeitnah zur Amtsübernahme hat S. ein Baumeisterbuch angelegt. Da ma. Baumeister keine Architekten sondern Verwaltungsfachleute waren, die nicht mit der Bauausführung sondern mit organisatorischen und nanziellen Belangen betraut waren, unterscheiden sich Baumeisterbücher prinzipiell von den architektonisch ausgerichteten Werkmeisterbüchern (vgl. Lorenz → Lechler, Matthäus → Roritzer). Wie nachfolgende Genrevertreter stellt L.s Buch eine Mischung aus Tätigkeitsbericht des Amtsinhabers für die Stadtverwaltung und Ratschlägen für spätere Amtsträger dar. Um eine Weiterführung des Buches zu ermöglichen, ist das Baumeisterbuch offen konzipiert, was der nach S. amtierende Baumeister Hans Coler für Ergänzungen und Nachträge genutzt hat. Trotz dieser inhaltlichen und strukturellen Offenheit des Baumeisterbuchs ist S. im Gegensatz zu den locker geführten Heften Grasers um eine systematische Darstellung des Nürnberger Bau- und Gebäudewesens bemüht. Zur Unterstützung der Systematik ist dem Buch nach einem Vorwort ein erschließemdes Register vorangestellt. Der darauf folgende Haupttext ist in vier Teile untergliedert: ) Au istung von Dienst- und Zinsp ichten einzelner namentlich genannter Grundbesitzer und Bürger. Der zweite Abschnitt dieses Segments ist nach den baulichen Objekten geordnet («steg» und «weg», «Prucken», «Prunnen»). Es werden «zins und gült» für die jeweiligen Objekte beziffert, welche deren «p eger [...] einnemen und vordern sullen». – ) Angaben zu den Besoldungen städtischer Bediensteter; oft wird für die einzelnen Berufe auch die jeweilige Formel des Diensteids zitiert. – ) Darstellung des städtischen Brandschutzes mit Beschreibung der unterschiedlichen Löschvorrichtungen und Standortangaben. – ) Aufstellung des Materialbestands des städtischen Bauhofs
Schürstab nach Baustoffen und Lagerplätzen. Der sich hieran anschließende Passus zur Nürnberger Straßenbeleuchtung dürfte ein Nachtrag aus Colers Zeit sein. Für sein Baumeisterbuch hat S. in erster Linie die Hefte Grasers ausgewertet und daneben städtische Archivalien herangezogen. Er selbst war wiederum die Hauptquelle für die Aufzeichnungen des zum Baumeister berufenen Endres → Tucher II. Dessen Baumeisterbuch stellt allerdings ein viel elaborierteres Werk dar, das sich mit S.s schlichten Au istungen nicht mehr vergleichen lässt. Ü: Nürnberg, Staatsarch., Reichsstadt Nürnberg, Amts- und Standbücher Nr. , Bll. (Pap., , nürnbergisch). – Abschrift: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Merkel Hs. ° (. Jh.). A: L. S.s Baumeisterbuch . Hg. v. Ernst Mummenhoff. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –, hier S. – (auch als Sonderdruck, Nürnberg ). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. . – Endres Tuchers Baumeisterbuch der Stadt Nürnberg (–) mit einer Einleitung und sachlichen Anm. von Friedrich von Weech. Hg. v. Matthias Lexer (Bibl. des Literarischen Ver. in Stuttgart ). Stuttgart (Nachdr. Amsterdam ) S. , , , , , f. – Mummenhoff (s. Ausg.) S. –. – Charlotte SchefflerErhard: Alt-Nürnberger Namenbuch (Nürnberger Forsch. ). Nürnberg , S. . – Beitr. zur Wirtschaftsgesch. Nürnbergs. Hg. vom Stadtarch. Nürnberg. Bd. (Beitr. zur Gesch. und Kultur der Stadt Nürnberg /). Nürnberg , S. , . – Wolfgang von Stromer: Obd. Hoch nanz – (Vierteljahrsschr. für Sozial- und Wirtschaftsgesch., Beih. ). Wiesbaden , S. , . – Peter Fleischmann: Das Bauhandwerk in Nürnberg vom . bis zum . Jh. (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgesch. ). Nürnberg , S. f., . – W. von Stromer: Die Saigerhütten-Industrie des SpätMA. Entwicklung der Kupfer-Silber-Scheidekünste zur «ars con atoria separantia argentum a cupro cum plumbo». In: Technikgesch. () S. –, hier S. . – Frank Rexroth: Stiftungen und die Frühgesch. von Policey in spätma. Städten. In: Stiftungen und Stiftungswirklichkeiten: Vom MA bis zur Gegenwart. Hg. v. Michael Borgolte. Berlin , S. –, hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang
Mitte . Jh. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Thomas Szabó: Die Straßen in Deutschland und Italien im MA. In: Strassenund Verkehrswesen im hohen und späten MA. Hg. v. Rainer Christoph Schwinges (Konstanzer Arbeitskreis für Ma. Gesch. Vorträge und Forschungen ). Sigmaringen , S. –, hier S. f. u. ö. – Jutta Zander-Seidel (Hg.): MA. Kunst und Kultur von der Spätantike bis zum . Jh. (Schauslg. des Germ. Nationalmuseums ). Nürnberg , S. , . – Dominik Radlmaier: Hss. der Welser. Die Bibl. der Paul-Wolfgang-Merkelschen Familienstiftung im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg (Nürnberger Werkstücke zur Stadtund Landesgesch. ). Neustadt a. d. Aisch , S. f. VZ Schürstab, Erhard, d. J., † . – Nürnberger Patrizier, Politiker, Hauptmann, möglicher Verfasser militärischer Schriften. S. stammte aus einer Nürnberger Patrizierfamilie. Als Sohn von Erhard S. d. Ä. († ) war er mit Erasmus S. d. J. verwandt und über seine Ehefrau mit Nikolaus → Muffel verschwägert. S. bekleidete mehrere politisch ein ussreiche Ämter der Reichsstadt. So wurde er Junger Bürgermeister, Alter Bürgermeister, Septemvir, Zweiter Losunger und Vorderster Losunger. – gehörte S. regelmäßig dem Wahlgremium für den Inneren Rat an. Außerdem amtierte er – als Spitalp eger. Neben seinen politischen Ämtern übernahm S. militärische Aufgaben: Während der Waldenfelser Fehde führte er als Hauptmann / Nürnberger Truppen gegen die Burgen Wartenfels (Kreis Kulmbach) und Lichtenberg (Kreis Hof). In dem gegen Albrecht Achilles († ) geführten ersten Markgrafenkrieg von / gehörte S. zu den Nürnberger Kriegsherren. In dieser Funktion spielte er bei der Schlacht am Pillenreuther Weiher im März eine wichtige Rolle. wurde S. dann Oberster Hauptmann von Nürnberg. Zu S.s politischen Errungenschaften zählte u. a. eine städtische Inventur mit Volkszählung im Jahr . regte er bei Endres II. → Tucher eine Bestandsaufnahme der Nürnberger Wasserversorgung an, die dann in Tuchers Baumeisterbuch einoss. Mehrmals vermittelte S. auch in diplomatischen Angelegenheiten, so auf dem Regensburger Reichstag. Als wohlhabender Finanzier mit einem aus dem Fernhandel stammenden
Mitte . Jh. Vermögen unterstützte er den bayerischen Herzog Ludwig VIII. († ). Daneben kultivierte S. literarische Interessen. So ist er als Besitzer von zwei Handschriften belegt, die ihm u. a. über darin eingezeichnete Wappen zugeordnet werden können: Der fränkisch-bairische Kodex W (um ) überliefert im Hauptteil eine Historienbibel, enthält auf einem Vorblatt aber auch einige genealogische Notizen S.s zu seiner Familiengeschichte. Handschrift B (um –) bietet dt. Fassungen der → Goldenen Bulle und des Spiegel historiael von → Jacob van Maerlant sowie ein Verzeichnis angeblicher Wunderheilungen des Johannes von Capestrano. Ungeklärt ist S.s Rolle bei der Abfassung oder Zusammenstellung einer Gruppe militärischer Schriften in dt. Sprache. Mit ihm in Verbindung gebracht werden ein Bericht über den Zug nach Lichtenberg im Jahr , eine amtliche Darstellung des Markgrafenkriegs von / und eine Sammlung dazugehöriger Kriegsordnungen mit Notfallmaßnahmen des Nürnberger Rats. Der Lichtenberg-Text wird S. mittlerweile eher abgesprochen, u. a. weil er als unpersönliche Erzählung gestaltet ist, obwohl S. an dem Kriegszug selbst teilnahm. Für den Kriegsbericht und die Kriegsordnungen wird S. insgesamt die Rolle des Auftraggebers oder Sammlers der Texte zugestanden. Nur die Kriegsordnung Nr. ist ihm durch Eigennennung eindeutig zuzuordnen. Nicht auszuschließen ist eine Mitwirkung S.s an der ausführlichen Schilderung der Schlacht am Pillenreuther Weiher, wie sie in der A-Redaktion des Kriegsberichts enthalten ist. Die als besonders lebendig geltende Schlachtbeschreibung verdankt sich vielleicht mündlichen Angaben des Augenzeugen S. Wohl weil er als Beleg für S.s heroischen Kriegseinsatz herangezogen werden konnte, wurde der Text der A-Redaktion in S.s Familie besonders geschätzt. Ü: . Kriegsber.: Hss. ab der Mitte des . Jh. – Vgl. Weech/Lexer (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/werke/ . – Als älteste Red. gilt: N: Nürnberg, Staatsarch., Rep. a (Reichsstadt Nürnberg), Hs. Nr. (früher ebd., Königliches Arch., Nr. ), Bll. (Pap., um ). . Hss. aus S.s Besitz: W: Wolfenbüttel, HAB, cod. . Aug. °, Bll. (Perg. und Pap., um , Historienbibel mit genealogischen Notizen S.s). – B: Berlin, SBB, mgq , Bll. (Perg.
Schürstab und Pap., um –, mit dt. Goldener Bulle und dem Spiegel historiael des Jacob van Maerlant in obd. Prosa). – Vgl. Ulmschneider (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. A: E. S.’s Beschreibung des ersten markgrä ichen Krieges gegen Nürnberg. Hg. v. Joseph Baader. München . – Weech/Lexer (s. Lit.). L: Friedrich von Weech, ADB () S. f. – Helgard Ulmschneider, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. , . – Joachim Schneider: S., Nürnberger Fernhandelsfamilie. In: LexMA () Sp. . – Michael Diefenbacher: S., Nürnberger Patrizierfamilie. In: NDB () S. f. – Nürnberg’s Krieg gegen den Markgrafen Albrecht (Achilles) von Brandenburg, und . Kriegsber. und Ordnungen, zusammengebracht von E. S. Hg. v. F. v. Weech/Matthias Lexer. In: Die Chron. der dt. Städte : Die Chron. der fränkischen Städte: Nürnberg . Hg. v. Karl Hegel. Leipzig (Nachdr. Göttingen ) S. – (vgl. dazu aber auch Hegels Vorwort auf S. V–VIII). – Erich Strassner: Graphemsystem und Wortkonstituenz. Schreibsprachliche Entwicklungstendenzen vom Frühnhd. zum Nhd. untersucht an Nürnberger Chroniktexten (Hermaea NF ). Tübingen , S. . – Rudolf Weigand: Vinzenz von Beauvais. Scholastische Universalchronistik als Quelle volkssprachiger Geschichtsschreibung (Germanistische Texte und Stud. ). Hildesheim u. a. , S. –. – M. Diefenbacher: S., Patrizierfamilie. In: Stadtlex. Nürnberg. Hg. v. dems./Rudolf Endres. Nürnberg , S. f. – Gabriel Zeilinger: Lebensformen im Krieg. Eine Alltags- und Erfahrungsgesch. des süddt. Städtekriegs /. Stuttgart , S. – u. ö. MM Schürstab, Erasmus, d. J., * .. Nürnberg, † Nürnberg. – Patrizier, Kaufmann, Politiker, Autor eines Geschlechterbuchs. S. gehörte einer Nürnberger Patrizierfamilie an, die durch Fernhandel und Finanzgeschäfte zu großem Wohlstand gelangt war. Er war ein Sohn des Kaufmanns Sebald H. († ) und mit Erhard → S. d. J. verwandt. Über seine Ehefrauen war S. zudem mit zwei bedeutenden Patriziergeschlechtern seiner Heimatstadt verbunden: heiratete er Dorothea Haller, die jedoch früh starb. schloss der Witwer eine zweite Ehe mit Ursula P ntzing.
Schürstab S. gehörte ab dem Nürnberger Rat an und diente seiner Heimatstadt als Brunnmeister. beauftragte ihn der Rat mit einer Darstellung jener politischen Entwicklungen, die im selben Jahr zur Eroberung und Zerstörung von Lüttich durch burgundische Truppen geführt hatten. S.s dt. Bericht ist in Handschrift N erhalten (v–r). Der gleiche Kodex überliefert ein deutschsprachiges Geschlechterbuch S.s, das zwischen und entstand. N bietet eine von S. selbst stammende Reinschrift des Texts mit eigenhändigen Änderungen und Ergänzungen. Der Kodex enthält auch Kriegsberichte und -ordnungen, die mit Erhard S. d. J. in Verbindung gebracht werden, außerdem → Sibyllenweissagungen und kleinere historische Aufzeichnungen aus den Jahren bis . Darunter sind eine Zeltordnung für Handwerker () sowie Aktenstücke zum Nürnberger Reichstag von . Das eigentliche Geschlechterbuch beginnt mit einer kurzen Vorrede, in der S. seine Intentionen darstellt. Danach habe er das Werk zur Freude und Ehre seiner Verwandten und Freunde verfasst. Auch beruft er sich zu Beginn des Texts auf Mitteilungen seiner Verwandten als Quellen für das Buch. Der Hauptteil des Werk schildert zunächst die Wurzeln des Geschlechts, die von S. gemäß der Familientradition in Siebenbürgen lokalisiert werden. Als erstes konkretes Datum wird das Jahr genannt. Danach arbeitet sich der Text durch zahlreiche Generationen von S.s Vorfahren bis in die Zeit des Verfassers vor. Erfasst werden dabei auch genealogische Verzweigungen in andere Patrizierfamilien. Am Ende steht die Geburt eines Heymratt S. im Jahr . Nach diesem letzten Eintrag S.s folgen noch mehrere, bis reichende Aufzeichnungen von S.s Sohn Sebald d. J. Die meisten Notizen S.s folgen dem gleichen Muster: Zunächst wird ein Elternpaar genannt, darunter die Namen der jeweiligen Kinder. Der Text enthält jedoch Lücken, weil S. einige Namen wohl nicht bekannt waren. Immer wieder sind Geburts- oder Todesdaten angegeben, vereinzelt auch Grabelegen, Berufe von Söhnen und Klosteraufenthalte von Töchtern. Der Text ist insgesamt knapp und schmucklos abgefasst. Damit eignet er sich vor allem für die genealogische Forschung. Weiterhin gab S. in seinen letzten Lebensjahren eine Abschrift des → Iatromathematischen Hausbuchs in Auftrag, die sich in Handschrift Z erhalten hat.
Mitte . Jh. Dieser sog. Kodex S. enthält auch das → Obd. Aderlassbüchel und einen Kalender des → Johann von Gmunden. Die durchgängig farbige Handschrift ist mit über hochwertigen Illustrationen versehen. Neben astrologischen Miniaturen ist darunter ein ganzseitiges Stifterbild, das mehrere Wappen, den gekreuzigten Christus sowie S. mit seiner Ehefrau zeigt. Auf S.s genealogische Forschungen verweisen in Z von ihm eingetragene Familiennachrichten für die Zeit von bis . Ähnliche Notizen nden sich in einer anderen Handschrift aus S.s Besitz (G), zusammen mit dem → Lucidarius sowie Texten von Meister → Wichwolt und Hans → Mair. Die erhaltenen Textzeugen zeichnen das Bild eines genealogisch, medizinisch und literarisch interessierten Patriziers, der auch den repräsenativen Wert exklusiver Handschriften schätzte. Ü: . Geschlechterbuch: N: Nürnberg, Staatsarch., Rep. a (Reichsstadt Nürnberg), Hs. Nr. (früher Nr. ), r–r (Pap., frühestens um –; Teilautograph). – Vgl. Ulmschneider (s. Lit.). – Staatsarch. Nürnberg: Reichsstadt Nürnberg. Hss. (Repertorium Nr. a). Nürnberg [], S. f. (Nr. a; online unter: www.staatliche-archive.bayern.de/ uploads/media/stanu a .pdf). – www. handschriftencensus.de/. . Kodex S. (Iatromathematisches Hausbuch): Z: Zürich, Zentralbibl., Ms. C , Bll. (Perg., spätestens um /; enthält auf Bl. r auch von S. eingetragene Familiennachrichten für –). – Vgl. www.handschriftencensus.de/ . – www.e-codices.unifr.ch/de/description/ zbz/C. . Weitere Hs. mit Familiennotizen S.s: G: Gießen, UB, Hs. , Bll. (Pap., drittes Viertel . Jh.; enthält auf Bl. IIr die von S. eingetragene Familiennachrichten für –). – Vgl. www. handschriftencensus.de/. A: . Geschlechterbuch: Weech (s. Lit.). – . Kodex S. (Hs. Z): Keil u. a. (s. Lit.; Faks.). – Online-Faks.: www.e-codices.unifr.ch/ de/description/zbz/C. L: Helgard Ulmschneider, VL () Sp. –. – Joachim Schneider: S., Nürnberger Fernhandelsfamilie. In: LexMA () Sp. . – Michael Diefenbacher: S., Nürnberger Patrizierfamilie. In: NDB () S. f. – Friedrich von Weech: E. S.s Geschlechterbuch, ein Beitr. zur Gesch. der Stadt Nürnberg im . und . Jh. In: Jahresber. des Hist. Ver. für Mittelfranken ()
Mitte . Jh. S. –. – Heinrich Schmidt: Die dt. Städtechron. als Spiegel des bürgerlichen Selbstverständnisses im SpätMA (Schriftenreihe der Hist. Kommission bei der bayerischen Akad. der Wiss. ). Göttingen , S. f. – Erich Strassner: Graphemsystem und Wortkonstituenz. Schreibsprachliche Entwicklungstendenzen vom Frühnhd. zum Nhd. untersucht an Nürnberger Chroniktexten (Hermaea NF ). Tübingen , S. f., . – Vom Einuß der Gestirne auf die Gesundheit und den Charakter des Menschen. Faks.-Ausg. des Manuskriptes C der Zentralbibl. Zürich (Nürnberger Kodex S.). Hg. v. Gundolf Keil u. a. Bde. Luzern , . – Friedrich Lenhardt: Codice S. Ms C della Zentralbibl. di Zurigo. In: KOS. Rivista di cultura e storia delle scienze mediche, naturali e umane () S. –. – Huldrych M. Koelbing: Der Codex S. (um ). Ein iatromathematisches Hausbuch. In: Zentralbibl. Zürich. Schätze aus vierzehn Jh. Hg. v. Alfred Cattani/Hans Jakob Haag. Zürich , S. –. – H. M. Koelbing: Der Codex S. (um ). Ein iatromathematisches Hausbuch. In: Zentralbibl. Zürich. Lust zu schauen und zu lesen. Hg. v. A. Cattani. Zürich , f. – M. Diefenbacher: S., Patrizierfamilie. In: Stadtlex. Nürnberg. Hg. v. dems./Rudolf Endres. Nürnberg , S. f. – Carmela Giordano: Pianeti, zodiaco e temperamenti in un libro medicomatematico tedesco del XV secolo. Alcune note sul ‹Codex Schürstab› (Zurigo, Zentralbibliothek, Ms. C ). In: Annali d’Istituto Universitario Orientale, Sezione Germanica NS () S. –. – Werner Gerabek/Gundolf Keil: Lorscher Arzneibuch, Wolfegger Hausbuch und Kodex Schürstab. Drei der bedeutendsten Hss. zur ma. Medizin. In: Schrift, Sprache, Bild und Klang. Entwicklungsstufen der Schr. von der Antike bis in die Neuzeit [...]. Hg. v. Irma Wehgartner. Würzburg , S. –. – Christoph Weißer: Kodex S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Matthias Kirchhoff: Gedächtnis in Nürnberger Texten des . Jh. Gedenkbücher, Brüderbücher, Städtelob, Chroniken. Nürnberg , S. , , u. ö. MM Meister Siato. – Autor eines Pillenrezepts, lebte spätestens um die Mitte des . Jh. Die entstandene Handschrift R überliefert ein Rezept in dt. Sprache, das im Kodex einem M. S. zugeschrieben wird. Es dient zur Herstellung
Meister Siato von Pillen gegen Kopfschmerzen. Solche «Pillule arabice» werden auch in anderen Handschriften zur Bekämpfung von Kopfschmerzen empfohlen. Laut R stellte M. S. die Pillen für einen Herzog von Mailand her und schickte sie diesem. M. S.s Identität ist unbekannt, sein genauer Name umstritten. In der Forschung werden nämlich unterschiedliche Lesarten seines Namens diskutiert, so neben «Siato» auch «Scoto» oder «Scato». «Scoto» könnte auf den dt. Namen Schott hindeuten. Eine Identität von M. S. mit dem Chirurgen Hans Schott gilt jedoch als unwahrscheinlich, da Schott erst nach Italien kam. Ü: R: Rom, Biblioteca Nazionale Centrale, cod. Vitt. Em. (früher Farfensis ), v (Pap., , obd.-mitteldt.). – Vgl. www. handschriftencensus.de/. A: Eis (s. Lit.; nur kurze Zitate). L: Karl Sudhoff, VL () Sp. . – Gerhard Eis: Eine altdt. Sammelhs. aus dem italienischen Kloster Farfa. In: Medizinische Monatsschr. () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit. Amsterdam , S. –). – Gundolf Keil/Christine Wolf: Die ‹Römische Chirurgie›. Anm. zu einem schlesischen Arzneimittel-Hb. aus dem spätma. Kloster Farfa in Latium. In: Textsortentypologien und Textallianzen des . und . Jh. Hg. v. Mechthild Habermann. Berlin , S. –. MM Rezeptsammlung Wie man den frauwen ir czyt wider bringen solle. – Gynäkologisches Kurzrezeptar, . Jh. Das anonym tradierte Kompilat ist durchdacht konzipiert und bietet insgesamt Rezepte, die sich über drei Kapitel erstrecken. Die Kapitel widmen sich jeweils einem medizinischen Leitthema (Ausbleiben der Menstruation; zu starke Monatsblutung; Fruchbarkeitsförderung). Untergeordnete Organisationskriterien für die Rezepte sind zunächst die eingesetzten Arzneimittel und ihre Applikationsmethoden, später auch ihre jeweilige Zuordnung zu einer medizinischen Autorität (Dioskurides, Isaak Judäus, → Avicenna, Galen, → Trotula, → Thomas von Cantimpré [«exemplator»], → Roger Frugardi). In der Regel sind diese Berufungen ohne Quellenwert. Die mitunter chemotherapeutischen Anwendungen (u. a. Pessare und Spülungen) beziehen sich ganz überwiegend
Schuster an der Wies auf den Genitalbereich, wobei gelegentlich auf Nebenwirkungen hingewiesen wird. Ü: Berlin, SBB, Mgo , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., thüringisch). A: Britta-Juliane Kruse: Verborgene Heilkünste. Gesch. der Frauenmedizin im SpätMA (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. NF []). Berlin/New York , S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. VZ Sieben Erklärungen zur weiblichen Sexualität und zur Reproduktion («Die gehaim der frowen»). – Gynäkologisch-sexualkundlicher Traktat, . Jh. Der souverän konzipierte siebenteilige Traktat zeugt vom hohen Sachverstand seines unbekannten, vermutlich südwestdt. Verfassers. Im Zentrum stehen die Menstruation und Störungen des weiblichen Organismus. Der theoretische Ausgangspunkt der Heilsverfahren ist die Humoralpathologie. Darüberhinaus zeigt sich der Anonymus mit zeitgenössischen Zeugungslehren vertraut. Zukünftigen Ehefrauen wird eine genaue Prüfung der sexuellen Hingezogenheit zum künftigen Partner angeraten, da sexuelle Unerfülltheit auch körperliche Schäden nach sich ziehen könne. Damit wird in den Sieben Erklärungen die Propagierung des vorehelichen Geschlechtsverkehrs aus medizinischen Gründen durch den württembergischen Arzt und Dramatiker Alexander → Seitz zum Teil vorweggenommen (Über «Solutus cum soluta», Basel [Staatsarch. Basel, AHA, Kirchen A , v; hg. v. Peter Ukena: Alexander Seitz: Sämtliche Schr. Bd. : Medizinische Schr. (Ausg. dt. Lit. des XV. bis XVIII. Jh. []). Berlin , S. –]). Ü: Berlin, SBB, Mgf , ra–vb (Pap., . Jh., alemannisch/schwäbisch); innerhalb eines gynäkologischen Rezeptars. – München, BSB, Cgm , r–r (Pap., Ende . Jh., mittelbair.). – Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. ° (Manual des Hans → Seyff) im Abschnitt v–r (Pap., /–frühes . Jh., bair.-schwäbisch). A: Britta-Juliane Kruse: Verborgene Heilkünste. Gesch. der Frauenmedizin im SpätMA (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. NF []). Berlin/New York , S. – (nach Mgf ).
Mitte . Jh. Ü: B.-J. Kruse: «Die Arznei ist Goldes wert». Ma. Frauenrezepte. Berlin/New York , S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Kruse (s. Ausg.) S. , , , , und Reg. – Dies. (s. Übers.) S. , , , und Reg. – Monica H. Green: Women’s Healthcare in the Medieval West. Texts and Contexts (Variorum collected studies ). Aldershot u. a. , Anhang S. . – Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Krit. hg. v. Bernhard Schnell (TTG ). Tübingen , S. , , (zum Überlieferungskontext). VZ Schuster an der Wies (auch: Wis). – Verfasser eines Salbenrezepts, Mitte . Jh. Eine mittelbairische medizinische Sammelhandschrift nennt den S. a. d. W., der offensichtlich nur nach Berufsstand und Wohnort bezeichnet wird, als Urheber für ein Rezept gegen «vergicht». Diese Indikation schließt neben Arthritis auch allgemeine Gelenkschmerzen und Lähmungserscheinungen mit ein. Der S. a. d. W., den man sich am ehesten als bairischen Laienpraktiker wird vorstellen dürfen, zeichnet womöglich auch für ein zweites, indikationsgleiches Salbenrezept verantwortlich, das im Codex direkt über dem namentlich ausgewiesenen steht. Beide Rezepttexte stehen in der Tradition des → Kranewittbeer-Traktats, wobei der S. a. d. W. das Ingredienzenspektrum organotherapeutisch erweitert hat und mit der Verwendung von «chinz harm» auch Ein üsse der Dreckapotheke zeigt. Die Hauptzutat ist in beiden Fällen ein Mus aus «faul chüttˉe» (Quitten). Es handelt sich bei den Rezepten um an sich einfache Hausmittel, deren Verständnis aber durch den teilweise kryptischen Stil der Texte unnötig erschwert wird. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (Mühldorfer Haus- und Arzneibuch), r (Pap., /, lat./mittelbair.). Überschrift Rezept : «vngˉetˉu fur das V[er]gicht»; Überschrift Rezept : «fur vergicht ß[ecundu]m schusts an ds wis». Digitalisat der Hs. unter: http://digital.blbkarlsruhe.de. A: Eis , S. . L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Gerhard Eis: Nachricht über eine medizinische Sammelhs. der Donaueschinger Hofbibl. In: Medizinische Monatsschr. () S. – (auch in: Ostbair. Grenzmarken () S. – [u. d. T.:
Mitte . Jh. Eine Donaueschinger Sammelhs. aus dem unteren Inntal, ohne Textabdruck]; wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. f. [ohne Textabdruck]). – Wolfgang Wegner: S. a. d. W. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Waz du verwen wilt von sîden oder zendel. – Färbehandbuch, um . Die Entstehung von W. d. v. w. wird in der Zeit um vermutet. Der obd. Bearbeiter war möglicherweise Nürnberger. Überliefert ist der Text nur im sog. Kodex Berleburg, der ab etwa geschrieben wurde. Die Sammelhandschrift enthält u. a. den → Macer, eine Bearbeitung des Arzneibuchs von → Ortolf von Baierland sowie zahlreiche Maler- und Färberrezepte. Entsprechende Anweisungen bietet auch das Handbuch W. d. v. w., als dessen Zielgruppe professionelle Färber gelten. Der Text wird in fünf Traktate eingeteilt, die nach Materialien und Verfahren geordnet sind. Die ersten drei Teile decken den Bereich der Textilfarben ab und behandeln jeweils Seide und Taft, Steifleinwand und Garn. Der vierte Traktat «Von farben machen» vermittelt Rezepte für Malfarben, mit kleineren Abschnitten über Zeugdruck, Tüchleinund Wachsfarben. Der fünfte Teil von W. d. v. w. wird in der Forschung auch als «Kunstbüchlein» bezeichnet. Das wohl ursprünglich selbstständige Kompendium geht inhaltlich über die Färbetexte der vorhergehenden Traktate hinaus. Seine acht Abschnitte beginnen mit Vorschriften zur Fleckenreinigung und zum Färben von Leder. Darauf folgen Rezepte für Stei einwand, die jedoch teilweise bereits im zweiten Traktat erscheinen. Der nächste Abschnitt lehrt u. a. die Herstellung von Perlen- und Korallenimitaten, das Aufweichen und Härten von Stahl sowie das Färben von Haaren. Zwei weitere Abschnitte bieten Anweisungen für verschiedene Kunst- und Zauberstücke. Dazwischen ist eine Kurzfassung des ersten Traktats (Seide und Taft) eingeschaltet. Der achte Abschnitt des Schlussteils versammelt medizinische Anweisungen, etwa zu
Waz du verwen wilt von sîden oder zendel gängigen Themen wie Pest und Aderlass. Dazwischen nden sich aber auch Rezepte für Schießpulver oder magische Fischfangpraktiken. Der unbekannte Bearbeiter des Handbuchs griff weitgehend auf existierende, teils schon in älteren Kompendien aufgezeichnete Traditionen zurück. So zeigt das Rezeptgut in W. d. v. w. u. a. Schnittmengen mit dem → Straßburger Malerbuch, → Nürnberger Kunstbuch, → FleckenreinigungsBüchlein, → Kasseler Arzneibuch und dem → Frauenbüchlein der Salzburger Handschrift M III . Trotzdem gilt W. d. v. w. im Kontext der für ein professionelles Publikum geschriebenen Fachliteratur als wichtiges Werk. Ü: Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schlossbibl., Ms. RT / (früher F ), va–vb (Pap., um – mit Erg. von –, rheinfränkisch; verschollen). – Zur Hs. vgl. u. a. Dressendörfer (s. Ausg.). – Keil (s. Lit.). – Der dt. ‹Macer›, Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Hg. v. Bernhard Schnell mit William Crossgrove. Tübingen , S. , , . – www.handschriftencensus.de/. A: Älterer dt. ‹Macer›. Ortolf von Baierland ‹Arzneibuch›. ‹Herbar› des Bernhard von Breidenbach. Färber- und Malerrezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhs. des Kodex Berleburg [...]. Hg. v. Werner Dressendörfer u. a. München . L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Dressendörfer (s. Ausg.) S. , , –, –. – G. Keil: The Textual Transmission of the Codex Berleburg. In: Manuscript Sources of Medieval Medicine. A Book of Essays. Hg. v. Margaret R. Schleissner. London/New York , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Straßburger Malerbuch (auch: Straßburger Manuskript). – Maltechnische und medizinische Rezeptsammlung, . Jh./spätestens . Das S. M. war ursprünglich in einer Straßburger Handschrift erhalten, die in der Forschung auf datiert wird. Der Codex verbrannte jedoch , weshalb der Text heute nur noch als Abschrift aus dem . Jh. überliefert ist. Die Rezepte der deutschsprachigen Sammlung stammen aus dem . und . Jh. Ihre Zusammenstellung im S.
Straßburger Malerbuch M. erfolgte also erst im . Jh., wenn nicht gar erst in der Straßburger Handschrift. Die Autoren der Sammlung sind unbekannt, doch werden im Text zwei Gewährsmänner genannt. Der erste Abschnitt des Werks wird auf einen → Heinrich von Lübeck zurückgeführt, der zweite Teil auf einen → Andreas von Kolmar. Der dritte Teil bleibt anonym. In der Forschung gelten Heinrich und Andreas heute nicht als Urheber, sondern als Vermittler der Rezepte. Der erste Teil des S. M. enthält Rezepte zur Produktion wasserfester Pigmentfarben. Der zweite Abschnitt versammelt Rezepte für Wasserfarben. Der dritte Teil lehrt u. a. die Herstellung von Ölfarben, Seifen und Elfenbeinimitaten. Die Sammlung vermittelt neben konventionellen Techniken auch für die damalige Zeit neuartige Methoden im Bereich der Öl- und Leimmalerei. Zwischen den drei Hauptteilen nden sich außerdem medizinische Rezepte wie der → Salbeitraktat. Zahlreiche Rezepte des S. M. sind auch in anderen spätma. Sammlungen überliefert, u. a. im Amberger Malerbüchlein, Prager Malerbuch, Bamberger Malerbüchlein (→ Mischung aller Farben), Liber illuministarum, → Kasseler Arzneibuch, → Colmarer Kunstbuch, → Trierer Farbenbüchlein (Trierer Malerbuch), im Kodex Berleburg (Ms. RT /) und in → Was du verwen wilt von siden oder zendel. Der Umfang der inhaltlichen Parallelen schwankt stark. Amberger Malerbüchlein und Prager Malerbuch zeigen z. B. Übereinstimmungen mit den ersten beiden Teilen des S. M., das Colmarer Kunstbuch hingegen nur mit dem dritten Abschnitt und das Trierer Farbenbüchlein nur mit einzelnen Rezepten der Straßburger Sammlung. Insgesamt wird das S. M. bis heute als bedeutendes Zeugnis spätma. Maltechniken bewertet. Ü: S: Straßburg, Seminarbibl., cod. A VI , r–v (; verbrannt). – L: London, National Gallery, Technical Library, cod. . STR (, von Charles L. Eastlake beauftragte Abschrift der Hs. S). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. A: Charles L. Eastlake: Beitr. zur Gesch. der Ölmalerei. Wien/Leipzig , S. – (Teilausg.). – Quellen und Technik der Fresko-, Oelund Tempera-Malerei des MA von der byzantinischen Zeit bis einschließlich der ‹Er ndung der Oelmalerei› durch die Brüder van Eyck. Bearb. v. Ernst Berger. München (Nachdr. ebd. ) S. – (Teilausg.). – The Strasburg Manuscript.
Mitte . Jh. A Medieval Painters’ Handbook. Das Straßburger Manuskript. Hb. für Maler des MA. Translated from the Old German by Viola & Rosamund Borradaile. Editors’ text translated into German by Johanna M. Franck. ., erw. Au . München (. Au . London ). – Sonja Teumer: Das Straßburger Manuskript. Die älteste bekannte deutschsprachige Quellenschr. für Maltechnik. Aus dem Mittelhochdeutschen in zeitgenössisches Deutsch übertragen und mit technologischen Erläuterungen versehen. Hildesheim/Holzminden (Diplomarbeit). Ü: C. L. Eastlake: Materials for a History of Oil Painting. Bd. . London (Nachdr. New York ) S. – (engl. Teilübersetzung). – Borradaile (s. Ausg.). L: Vera Trost/Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – Eastlake (s. Ausg.). – Berger (s. Ausg.). – Daniel V. Thompson: The Materials and Techniques of Medieval Painting. London (Nachdr. New York ) passim. – Emil Ploss: Die Fachsprache der dt. Maler im SpätMA. In: ZfdPh () S. –, –. – Ders.: Ein Buch von alten Farben. Technologie der Textilfarben im MA mit einem Ausblick auf die festen Farben. Heidelberg u. a. , S. f., . – Ders.: Ein Malerbüchlein aus dem Bamberger Karmeliterkloster. In: Ber. des Hist. Ver. für die P ege der Gesch. des ehemaligen Fürstbistums Bamberg () S. –. – Borradaile (s. Ausg.). – E. Ploss: Das Amberger Malerbüchlein. Zur Verwandtschaft der spätmhd. Farbrezepte. In: FS Hermann Heimpel. Hg. v. Mitarbeitern des Max-Planck-Inst. für Gesch. Bd. . Göttingen , S. –. – Gerd Bosshammer: Technologische und Farbrezepte des Kasseler Cod. medicus ° . Unters. zur Berufssoziologie des ma. Laienarztes. Pattensen , S. –, . – Richard Laufner: Über die spätma. Farbherstellung zur Illuminierung von Hss. nach dem Trierer Farbenbüchlein. In: Corona Amicorum. FS Alois Thomas. Hg. v. Dieter Ahrens u. a. Trier , S. –. – Älterer dt. ‹Macer›. Die oberrheinische medizinische Sammelhs. des Kodex Berleburg, Berleburg, Fürstliche SaynWittgenstein’sche Bibl., Cod. RT /. Hg. v. Werner Dressendörfer u. a. München , S. –, , f., f. u. ö. – Der ‹Liber illuministarum› aus Kloster Tegernsee. Edition, Übersetzung und Komm. der kunsttechnologischen Rezepte. Hg. v. Anna Bartl. Stuttgart , S. f. – Bernhard
Mitte . Jh. Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. – William Jervis Jones: German Colour Terms. A Study in Their Historical Evolution from Earliest Times to the Present. Amsterdam , S. – (mit Anm. ). MM Vokabular des Alten Schulmeisters. – Lat.-dt. Vokabular aus dem südwestdt. Raum, um . In seiner lat. Vorrede bezeichnet sich der Kompilator eines lat.-dt. Vokabulars als einen Mann, der Jahre (= ein Leben) lang Schulen geleitet habe. Damit ist vor allem der Gebrauchszusammenhang seiner Kompilation indiziert. Der Verfasser dürfte ein Lateinschullehrer im oberschwäbischalemannischen Raum gewesen sein. Dorthin verweist die einsetzende handschriftliche Überlieferung, die ca. Jahre andauerte und die Region nicht verließ. Die Intention des Schulmeisters war offenkundig die Optimierung des → Vocabularius Ex quo für den Schulgebrauch. Er ging vermutlich planmäßig von der Ex quo-Redaktion Me aus, deren Ursprünge ebenfalls in den Schulzusammenhang verweisen (Zittau ) und die bereits den Anteil des Lateinischen erheblich vermehrte. Das in der Vorrede angerissene Konzept, über Me hinaus Kenntnisse in der «grammatica positiva» zu mehren, spiegelt sich in der Aufnahme zusätzlichen grammatischen Stoffes. Damit entfernte er sich noch weiter vom Basiskonzept eines puristischen Ex quo (Redaktion S, vor ), und das hat dem Schulmeister in der Forschung zu Unrecht schlechte Noten eingebracht. Ü: Augsburg, SB, ° Cod. , r–v (, Donauwörth). – Ebd., ° Cod. , r–v. – Basel, UB, Cod. F IV (). – Ebd., Cod. F IV , r–r (). – Engelberg, Stiftsbibl., Cod. , r–r. – Karlsruhe, LB, Cod. Lichtenthal , r–r (, Freiburg). – München, BSB, Cgm , r–v. – New York, Union Theological Seminary Library, Ms. (). – Stuttgart, LB, Cod. HB VIII , r–r (, Ravensburg). – Ebd., HB VIII , r–r (). – Ebd., HB VIII (, Kaufbeuren). – Zürich, ZB, Cod. C (um /). L: Klaus Grubmüller, VL () Sp. f. – Ders.: Vocabularius Ex quo. Unters. zu lat.-dt. Vokabularen des SpätMA (MTU ). München , S. –. – Heinrich Hänger: Mhd.
Vokabular des Alten Schulmeisters Glossare und Vokabulare in schweizerischen Bibliotheken bis . Berlin/New York , S. , –. – K. Grubmüller: ‹teutonicum subiungitur›. Zum Erkenntniswert der Vokabularien für die Literatursituation des . Jh. In: Überlieferungsgeschichtliche Prosaforschung. Hg. v. Kurt Ruh (TTG ). Tübingen , S. –. – HansJürgen Stahl: Text im Gebrauch. Rezeptionsgeschichtliche Unters. zur Redaktion Me des ‹Vocabularius Ex quo› und zum ‹V. d. a. S.›. Diss. (masch.) Würzburg , S. – [angekündigt als Bd. der Reihe TTG (nicht erschienen)]. – Dorothea Klein: Zur Praxis des Lateinunterrichts: ‹Versus memoriales› in lat.-dt. Vokabularen des späten MA. In: Latein und Volkssprache im dt. MA –. Regensbuger Colloquium . Hg. v. Nikolaus Henkel/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –. – Klaus Kirchert: Städtische Geschichtsschreibung und Schulliteratur. Rezeptionsgeschichtliche Stud. zum Werk von Fritsche Closener und Jakob Twinger von Königshofen. Wiesbaden . – Klaus Grubmüller: ‹Vocabularius Ex quo›. In: VL () Sp. –. CF Melber, Johannes. – Verfasser des seit gedruckten Vocabularius predicatium sive Variloquus (?). J. M. aus dem unterfränkischen Gerolzhofen trug sich am .. in die Matrikel der Universität Heidelberg ein, wo er bereits am .. zum B. A. promoviert wurde. Nach einer mehr als dreißigjährigen Lücke begegnen wir ihm am .. als Pfarrer zu Neustadt an der Haardt (Bistum Speyer). Die Forschung hält den hier bezeugten J. M. dennoch «aus Gründen der geographischen Nähe» (Kirchert/Klein) für den Studenten von , nicht etwa für den gleichnamigen J. M. aus Nürnberg, der sich am .. ebenfalls in Heidelberg immatrikulierte und schon im Folgejahr als B. A. (..) bzw. als Magister (..) rmiert. Neue Untersuchungen (Fasbender) ergeben, dass M. die Synonyma des Italieners Stefano Fieschi (→ Fliscus) abschrieb (Dresden, SLUB, Mscr. M ). Er war damals offenbar Scholar an der Lateinschule St. Martin in Amberg (Oberpfalz), an der in diesen Jahren Heinrich → Stolberger unterrichtete, der seinerseits seit (mit Unterbrechungen bis ) in Heidelberg immatrikuliert war. J. M. wird in der Forschung meist als «Kompilator» des Vocabularius predicantium sive Variloquus
Peiser apostrophiert, da er sein Wortmaterial den Predigten des Heidelberger Theologen Jodokus Eichmann († ) entnahm, dessen Schüler er vielleicht war. Die Originalität des Variloquus verlangt indes die Annahme eines re ektierenden Konzepteurs. So lange Eichmanns Anteil sich nachweislich nur auf die Materialgrundlage beschränken lässt, sollte M., der ja bereits im Bereich der Synonymik tätig war, das Verdienst nicht abgesprochen werden. Die Datierungen der Forschung schwanken zwischen «um » bzw. und (älteste Hs.). M.s weitere Aktivitäten in den er Jahren stützen den früheren Ansatz. Zwei Fassungen sind zu unterscheiden. Fassung I besitzt ein ausführliches, zweigliedriges Vorwort (Prosa und Distichen), dessen Verfasser mit warmen Worten den Nutzen für den Kanzelredner darlegt, Fassung II nur einen knappen Prolog, dafür aber die Angaben zu M. («venerabilis magister») und Eichmann. Der Variloquus ist mehr als eine Synonymik. Er besticht geradezu durch seine unsystematische Fülle, die ganz auf das Ziel hingeordnet scheint, den Prediger als Redner zu schulen und ihm ein möglichst breites Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. So werden dem lat. Lexem Entsprechung, grammatische Analyse, Denition und Umschreibung nachgesetzt, aber auch Beispiele und Belegestellen gereicht. Die Auswahl der Lemmata ist an den Bedürfnissen des Geistlichen orientiert, was den beispiellosen Erfolg des Werkes maßgeblich beein usst haben dürfte. Sollte frühhumanistischer Heidelberger Geist die Konzeption beseelt haben, verläuft die Rezeption des Variloquus doch in den für vergleichbare Hilfsmittel einschlägigen Bahnen. Ü: Zwei erhaltene Hss.: München, BSB, Cgm , ra–va. – Ebd., Cgm , r–r. – Drucke zwischen und verzeichnet Franz Claes: Bibliographisches Verz. der dt. Vokabulare und Wörterbücher, gedruckt bis . Hildesheim/New York (Reg.). L: Klaus Kirchert/Dorothea Klein, VL () Sp. –. – Klaus Grubmüller: Vocabularius Ex quo. Unters. zu lat.-dt. Vokabularen des SpätMA (MTU ). München , S. . – Heinrich Hänger: Mhd. Glossare und Vokabulare in schweizerischen Bibliotheken bis . Berlin , S. –. – K. Grubmüller: ‹teutonicum subiungitur›. Zum Erkenntniswert der Vokabularien für die Literatursituation des . Jh. In: Überlieferungsgeschichtliche Prosaforschung. Hg. v. Kurt
Mitte . Jh. Ruh (TTG ). Tübingen , S. –. – Hans-Jürgen Stahl: Text im Gebrauch. Rezeptionsgeschichtliche Unters. zur Redaktion Me des ‹Vocabularius Ex quo› und zum ‹Vokabular des alten Schulmeisters›. Diss. (masch.) Würzburg [angekündigt als Bd. der Reihe TTG (nicht erschienen)]. – K. Grubmüller/H.-J. Stahl: Volkssprachig indizierte Wissensfelder in Vokabularien. In: Wissensorganisierende und wissensvermittelnde Lit. im MA. Hg. v. Norbert Richard Wolf (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – Dorothea Klein: Zur Praxis des Lateinunterrichts: ‹Versus memoriales› in lat.-dt. Vokabularen des späten MA. In: Latein und Volkssprache im dt. MA –. Regensbuger Colloquium . Hg. v. Nikolaus Henkel/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –. – K. Grubmüller: ‹Vocabularius Ex quo›. In: VL () Sp. –. – Ders. (Hg.): Schullit. im späten MA (MMS ). München . – Bernhard Schnell: Spätma. Vokabularienlandschaften. Ein Beitr. zur Text- und Überlieferungsgesch. des ‹Vocabularius Ex quo›, des ‹Vocabularius Lucianus› und des ‹Liber ordinis rerum›. In: Regionale Literaturgeschichtsschreibung. Hg. v. Helmut Tervooren/Jens Haustein (Sonderh. zum Bd. der ZfdPh). Berlin , S. –. – Wilfried Kettler: Unters. zur frühnhd. Lexikographie in der Schweiz und im Elsass. Bern u. a. , S. –. – Christoph Fasbender: Die Chemnitzer Lateinschule im späten MA. In: Lateinschulen im mitteldt. Raum. Hg. v. dems./Gesine Mierke (EUROS. Chemnitzer Arbeiten zur Literaturwiss. ). Würzburg , S. –. CF Peiser, Oswald (auch: Oswaldus Peysser, Oswald Trenker) OPraem, * vor Dorfen (Kr. Erding), † .. Wilten (heute zu Innsbruck). – Schreiber. P. stammte nach eigenen Angaben aus Dorfen. immatrikulierte er sich in Wien, ehe er dem Prämonstratenserstift Wilten inkorporiert wurde. Für ist er als Pfarrer von Ampass (Tirol) nachweisbar. Er wird häu g mit Oswald Trenker identi ziert, der / Abt von Wilten war. P. werden vier erhaltene Handschriften zugeschrieben, die ganz oder teilweise aus seiner Hand stammen. Kodex I überliefert eine von P. aufgezeichnete Fassung des → Vocabularius Ex quo, die mit «Abimelech» beginnt. Sie wird von der Forschung der Redaktion P und der Textstufe P-E des Vocabularius zugerechnet, weist aber auch
Mitte . Jh. Elemente der W-Redaktion auf. Insgesamt gilt der I-Text aber nicht als eigenständige Bearbeitung, sondern als konventionelle Abschrift. Um Autographen handelt es sich auch bei den Handschriften R-. Sie versammeln Dekrete der Konzilien von Konstanz und Basel. P. schrieb außerdem den zweiten, im Kodex auf datierten Teil von I. Der von P. stammende Abschnitt enthält neben kleineren geistlichen Texten auch die Erkenntnis der Sünde des → Heinrich von Langenstein. Ü: I: Innsbruck, Stiftsbibl. Wilten, cod. , Bll. (Pap., , bair.-österr.; Autograph). – I: Ebd., ULB, cod. , ra–vb (Pap., Hall, , Autograph). – R-: Rom, Biblioteca Vaticana, cod. Ottob. lat. und (. Jh.). Vgl. u. a. Grubmüller/Schnell, Bd. , (s. Ausg.) S. . – Walter Neuhauser: Kat. der Hss. der UB Innsbruck. Bd. : Cod. – (Denkschr. der Österr. Akad. der Wiss., phil.hist. Kl. ). Wien , S. –. – Gabriela Kompatscher Gu er u. a.: Kat. der ma. Hss. der Bibl. des Prämonstratenser-Chorherrenstiftes Wilten (Denkschr. der Österr. Akad. der Wiss., phil.hist. Kl. ). Wien , S. f. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. A: Vocabularius Ex quo. Überlieferungsgeschichtliche Ausg. (TTG –). Hg. v. Klaus Grubmüller u. a. Bde. Tübingen –. L: Hans-Jürgen Stahl, VL () Sp. f. – Sebastian Brunner: Das Nekrologium von Wilten von –. In: Arch. für österr. Gesch. () S. –, hier S. . – Adrian Zacher: Das Prämonstratenserstift Wilten in Tirol. In: Ein Chorherrenbuch. Gesch. und Beschreibung der bestehenden und Anführung der aufgehobenen Chorherrenstifte [...]. Hg. v. S. Brunner. Würzburg u. a. , S. –. – Anton Haidacher: Studium und Wiss. im Stifte Wilten in MA und Neuzeit. Bd. : Bis zur Gründung der Univ. Innsbruck (). In: Veröff. des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum () S. –. – K. Grubmüller: ‹Vocabularius Ex quo›. Unters. zu lat.dt. Vokabularen des SpätMA (MTU ). München , S. . – Walter Neuhauser: Bibliotheca Wilthinensis. Die Wiltener Stiftsbibl. in Vergangenheit und Gegenwart. Ein Beitr. der UB Innsbruck anläßlich des -Jahr-Jubiläums des Stiftes Wilten [...]. Innsbruck , S. , , , , . –
Wie man kinder sal regiren Jahre Praemonstratenser-Chorherrenstift Wilten. Hg. Stift Wilten. Innsbruck , S. , , . – Rudolf Palme: Zur spätma. und frühneuzeitlichen Sozial- und Rechtsgesch. der Juden in Tirol. In: Die Juden in ihrer ma. Umwelt. Hg. v. Alfred Ebenbauer/Klaus Zatloukal. Wien u. a. , S. –, hier S. . – Peter Wiesinger: Zu Sprache und Herkunft der ältesten Tiroler Spiele im Debs-Codex. In: Lit. und Sprache in Tirol von den Anfängen bis zum . Jh. Akten des . Symposiums der Sterzinger Osterspiele (.–. April ). Hg. v. Michael Gebhardt/Max Siller. Innsbruck , S. –, hier S. . MM Wie man kinder sal regiren. – Pädagogischer Kurztraktat, Mitte . Jh. Der lat. Fürstenspiegel De regimine principum des Aegidius Romanus liegt in fünf unterschiedlichen dt. Fassungen vor. Eine von diesen ist die anonyme ostmitteldt. Übersetzung mit dem Incipit «Welch furste sich vnde syne erbin wil in synem furstethum festin» (→ Fürstenspiegel nach Aegidius Romanus). Die freie Bearbeitung aus dem frühen . Jh. akzentuiert das zweite Buch des Regimen, das sich der Kindererziehung widmet. Der Kurztraktat W. m. k. s. r. stellt einen redigierten Auszug aus diesem mitteldt. Fürstenspiegel dar (Buch II, Kap. – bei Aegidius), der in einer von Johannes → Norennberga in Kmehlen (bei Meißen) geschriebenen Handschrift enthalten ist. Ü: Berlin, SBB, Mgq , v–r (Pap., , ostmitteldt.). A: Uta Störmer: Der ostmitteldt. Traktat ‹Welch furste sich vnde syne erbin wil in synem furstenthum festin› nach Aegidius Romanus, ‹De regimine principum› auf der Grundlage der Hs. Chart. B der Forschungsbibl. Gotha. In: Zwei ostmitteldt. Bearbeitungen lat. Prosadenkmäler. Hg. v. Hildegard Boková (DTM ). Berlin , S. – (krit. Ausg. des gesamten Traktats) hier S. –. L: Red., VL () Sp. f. – Adolar Zumkeller: Mss. von Werken der Autoren des Augustiner-Eremitenordens in mitteleuropäischen Bibliotheken (Cassiciacum ). Würzburg , S. . – Ursula Gray: Das Bild des Kindes im Spiegel der altdt. Dichtung und Lit. Mit textkrit. Ausg. von Metlingers Regiment der jungen Kinder (Europäische Hochschulschr. I, ). Bern/ Frankfurt/M. , S. . VZ
Lehre von des Hirsches Gescheitheit und seinem Wandel Lehre von des Hirsches Gescheitheit und seinem Wandel. – Jagdtraktat, um Mitte . Jh. Die dt. Abhandlung ist anonym und teilweise unvollständig in drei Handschriften überliefert, die bis ins frühe . Jh. reichen. Die Entstehung des Textes wird im obd. Raum des mittleren . Jh. vermutet. Als wahrscheinlicher Verfasser gilt ein unbekannter Berufsjäger, der in adligen Diensten stand, über mehrere Jagdknechte verfügte und langjährige Erfahrung besaß. Inhaltlich behandelt die L. v. d. H. G. u. s. W. die sog. Vorsuche, die der Jäger mithilfe des Leithunds vornahm. Der Traktat bietet allgemeine Ratschläge für das Verhalten während der Jagd, identi ziert auf die Anwesenheit von Hirschen hindeutende Zeichen und bringt Waidsprüche zur Kommunikation mit den Jagdhunden. Die L. v. d. H. G. u. s. W. wird von der Forschung deshalb besonders als Zeugnis für die dt. Jagdsprache des MA geschätzt. Eine Rezeption des Traktats ist zuletzt im Jägerbuch des Albrecht Retz von nachgewiesen. Ü: München, BSB, cgm (früher Bamberg, SB, cod. Tiliana ), r–v. – Innsbruck, ULB, cod. , r–r (Pap., frühes . Jh.). – Neuenstein, Hohenlohe-Zentralarch., cod. B. /, v–r (Pap., ; Fragm.). Vgl. Lindner und (beide s. Lit.). – Martina Giese: Zum Verkauf der Jagdbibl. von Kurt Lindner im Jahr . Ein Kurzber. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –, hier S. (Anm. ). – www.handschriftencensus.de/. A: Lindner (s. Lit.). – Lindner (s. Lit.). L: Kurt Lindner, VL () Sp. f. – Ders.: Die Lehre von den Zeichen des Hirsches. Berlin , S. f., – u. ö. – Ders.: Dt. Jagdtraktate des . und . Jh. Bd. . Berlin , S. –. – Gerhard Eis/Gundolf Keil: Nachträge zum VL. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Martina Giese: Graue Theorie und grünes Waidwerk? Die ma. Jagd zwischen Buchwissen und Praxis. In: AfK () S. –. MM Visio Arislei. – Alchemistische Traumallegorie arabischen Ursprungs; deutschsprachige Rezeption (über lat. Vorstufen) seit dem . Jh. Die V. A. ist ein Zeugnis der allegorischen Visionsliteratur alchemistischen Inhalts, die ihren
Mitte . Jh.
Ursprung im alchemistisch-kosmologischen Gedankengut der griechischen Antike hatte und über eine produktive Rezeptionsstufe im arabischislamischen Kulturraum in angereicherter Form in den lat. Westen gelangte. Die Entstehung der V. A. sieht die Forschung im Kontext der → Turba philosophorum (Versammlung der Philosophen), eines um von einem unbekannten Autor verfassten, nur fragmentarisch überlieferten alchemistischen Lehrkompendiums (lat. Rezeption setzt im . Jh. ein). Es ist als ein von Arisleus, einem Schüler des Pythagoras, verfasstes Protokoll eines Alchemikerkongresses stilisiert. Daran knüpft die Handlung der V. A. an: Pythagoras bittet Arisleus, in einem für alle Nachfahren verständlichen Gleichnis über die P anzung eines fruchttragenden Baums zu berichten, dessen Früchte für immer den Hunger stillen (d. h. über die Kunst der Alchemie zu berichten, deren Errungenschaften unsterblich zu machen vermögen, so Telle, Sp. ). Nach einem Tag Bedenkzeit trägt Arisleus seine allegorische Vision vor, in der ein chemischer Vorgang als eine fulminant inszenierte Zeugung versinnbildlicht wird. Der Erzähler Arisleus hilft einem unfruchtbaren Königreich am Meer, das nur gleichgeschlechtliche Partnerschaften kennt, die Fruchtbarkeit zurückzugewinnen. Dafür initiiert er die inzestuöse Vermählung des Königssohns Cabritis mit seiner Schwester Beida/Beya. Die sprechenden Namen der allegorischen Geschwistergatten sind arabischen Ursprungs und stehen für Sulphur und Mercurius. In dieser Verbindung des Männlichen und des Weiblichen nach dem Muster der menschlichen Fortp anzung wird eine der Grundlehren arabisch-lat. Alchemie allegorisiert: Die sog. metallogenetische Sulphur-Mercurius-Doktrin basiert auf der Vorstellung einer Vereinigung von Brennbarkeit (Sulphur) und Schmelzbarkeit (Mercurius). Die V. A. konnte – vollständig oder in Exzerpten überliefert – im Kontext einiger alchemistischer Kompendien nachgewiesen werden (Aurora consurgens; → Rosarium philosophorum). Eine systematische Sichtung lat. und deutschsprachiger Alchemica könnte zahlreiche bislang unbekannte Textzeugen zutage fördern. Ü: Unzureichend erschlossen; bisher sind drei dt. Textzeugen bekannt: Halle, ULB, Hs. /C a/, r–r (. Jh.). – Leiden, UB, Cod. Voss. Chym. F. , r–r ( vom Nürnberger Laienalchemiker Lorenz Zatzer, wohl für
Mitte . Jh. Eigenbedarf übersetzt und im Kontext eines alchemischen Florilegiums niedergeschrieben; entspricht dem lat. Druck Artis auriferae quam chemiam vocant. Bd. . Basel , S. –). – Turba philosophorum; Das ist das Buch von der güldenen Kunst. Übers. und hg. v. Philipp Morgenstern. Tle. Basel , Tl. , S. –. A: Julius Ruska: Die Vision des Arisleus. In: Hist. Stud. und Skizzen zur Natur- und Heilwiss. Festgabe Georg Sticker. Hg. v. Karl Sudhoff. Heidelberg , S. – (Ruskas dt. Übersetzung). – Ders.: Turba philosophorum. Ein Beitr. zur Gesch. der Alchemie. Berlin , S. – (zwei lat. Fassungen). – Hans Eduard Fierz-David: Die Entwicklungsgesch. der Chemie. Eine Studie. Mit einem Beitr. von Markus Fierz. ., erw. Au . Basel , S. – (lat., nach dem Druck Artis auriferae, Basel ). – Eine lat. Versfassung druckt Limbeck (s. unten unter Literatur) ab. – Frühneuzeitliche dt. Editionen s. oben unter Überlieferung. L: Joachim Telle, VL () Sp. –. – Ruska (s. Ausg.). – Manfred Ullmann: Die Natur- und Geheimwiss. im Islam (Hb. der Orientalistik. . Abt.: Der Nahe und der Mittlere Osten. Hg. v. B. Spuler. Erg.Bd. VI, . Abschnitt). Leiden/Köln , S. . – P[etrus] C[ornelis] Boeren: Codices Vossiani Chymici (Bibliotheca Universitatis Leidensis. Codices Manuscripti XVII). Leiden , S. –. – Achim Aurnhammer: Zum Hermaphroditen in der Sinnbildkunst der Alchemisten. In: Die Alchemie in der europäischen Kultur- und Wissenschaftsgesch. Hg. v. Christoph Merkel. Wiesbaden , S. –. – Sven Limbeck: Die V. A. Überl., Inhalt und Nachleben einer alchemischen Allegorie. Mit Edition einer Versfassung. In: Iliaster. Lit. und Naturkunde in der Frühen Neuzeit. Festgabe für Joachim Telle zum . Geburtstag. Hg. v. Wilhelm Kühlmann/Wolf-Dieter MüllerJahncke. Heidelberg , S. –. – Brigitte Pfeil: Kat. der dt. und ndl. Hss. des MA in der Universitäts- und Landesbibl. Sachsen-Anhalt in Halle (Saale) (Schr. zum Bibliotheks- und Büchereiwesen in Sachsen-Anhalt / und /). Halle (Saale) , Bd. , S. –. – Thomas Reiser: Mythologie und Alchemie in der Lehrepik des frühen . Jh. Die ‹Chryseidos Libri IIII› des Straßburger Dichterarztes Johannes Nicolaus Furichius (–). Berlin/New York , S. . IM
Isaak Isaak. – Fiktiver Verfasser eines alchemistischen Werks, um oder früher (dt. Text). Eine Wiener Handschrift aus der zweiten Hälfte des . Jh. überliefert einen manchmal als Buch von den acht Steinen bezeichneten alchemistischen dt. Prosatext, der in der Überschrift I. zugeschrieben wird. Dieser habe das Buch seinem Sohn gesandt, der ein Mercurius-Jünger – also Alchemist – gewesen sei. Der Name I. spielt hier möglicherweise auf den biblischen Patriarchen an, der Sohn Abrahams sowie Vater Jakobs und Esaus war. Der wahre Verfasser des Werks ist unbekannt. Die Forschung hat eine lat. Vorlage bislang nicht ausgeschlossen; mögliche Verbindungen zu anderen, I. zugeschriebenen Texten harren noch der Erforschung. Als wichtigste Quellen der I.-Schrift gelten die → Turba philosophorum und die Summa perfectionis von Pseudo→ Geber. Das Werk behandelt zunächst die alchemischen Eigenschaften von Stoffen und Elementen wie Wismut, Salpeter, Alaun, Schwefel, Arsen und Merkur (Quecksilber). Danach werden Lehren alchemistischer Autoritäten zur Gewinnung der Tinktur bzw. des Steins wiedergegeben. Ü: Wien, ÖNB, cod. (Med. ), v–v (Pap., um , bair.-österr.). – Vgl. Franz Unterkircher: Die datierten Hss. der ÖNB von bis . Wien , S. . – www.handschriftencensus.de/. A: Online-Faks. der Hs.: http://data. onb.ac.at/dtl/. L: Joachim Telle, VL () Sp. f. MM Wolfenbütteler Arzneibuch. – Nd. medizinisches Kompendium, Mitte . Jh. Der Kompilator des vermutlich im Großraum Hildesheim entstandenen W. A. dürfte weder Akademikerarzt noch Apotheker gewesen sein. Dies legen Irrtümer bei einigen Drogennamen und daraus resultierende Zuordnungsfehler im Ordnungssystem des W. A. nahe. Da er besondere Versiertheit bei chirurgischen Eingriffen aufscheinen lässt (Starstich, Darmnaht, Amputationen), dürfte er Wundarzt gewesen sein. Gleichwohl verfügte er über Wissen der Akademikerärzte, wie vor allem seine hämatoskopischen Ausführungen erweisen. Die zwei Haupteile der praxisorientierten alltagsmedizinischen Textsammlung sind ein Herbarium am Anfang des W. A. und ein darauf folgendes umfangreiches, therapeutisch ausgerichtetes Handbuch mit Rezepten und Traktaten. Der
Wolfenbütteler Arzneibuch Kräuterbuchteil ist halbalphabetisch nach den Anfangsbuchstaben der Drogenhauptnamen sortiert. Sein Kompilationsleittext ist der → Macer; zur Ergänzung zog der ostfälische Anonymus zahlreiche weitere Kräuterbuchtexte heran (darunter der → Niederdeutsche Gewürztraktat, der Herbarius des Ps.-→ Apuleius, De → vettonica herba, Älterer → Verbenatraktat). Die Rezepte, Rezeptgruppen und Traktate des zweiten Teils sind nach den Indikationen «a capite ad calcem» geordnet und beginnen mit denjenigen Erkrankungen, die körpertopographisch nicht zuordenbar sind. Geprägt wird der Therapieteil dabei nicht von den Rezepten, sondern von den äußerst zahlreichen Kurztraktaten, deren Spektrum von Wunderdrogentraktaten bis zur Pestschrift reicht (→ Hämatoskopie-Traktat, → Geiertraktat, Natternhemdtraktat des → Nikolaus von Polen, Schlangenhemdtraktat des Johannes → Paulinus, Branntweintraktat nach → Taddeo (degli) Alderotti, → Vierundzwanzig-Paragraphen-Text, Johannes → Furia, Antiochus-Brief aus dem → Bar.tholomäus, → Benediktenöltraktat [in selbstständiger Neubearbeitung]). Abgeschlossen wird der zweite Teil von einer traumatologischen Passage, die im Stil einer Wundarznei die Heilmittel nach chirurgisch-pharmazeutischen Kriterien präsentiert. Im zweiten Teil besteht teilweise Quellengemeinschaft mit dem → Stockholmer und dem → Utrechter Arzneibuch (vor allem mit dessen → Kleinem mnd. Arzneibuch). Als Quellen greifbar sind neben dem Bartholomäus → Roger Frugardi, das Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus), → Avicenna und auch → Lanfrank von Mailand sowie der dt. Macer (Vulgatfassung). Der abschließende dritte Teil ist iatromathematisch ausgerichtet und bietet für diese Disziplin typisches Textgut (→ Wolfenbüttler Monatsregeln, Pariser → Verworfene Tage, Prognosen (→ Neujahrsprognose, Donnerprognose, Geburtsprognose [→ Wochentagsprognose], Raunächte-Wind-Prognose) sowie ein unvollständiges Krankheits-Sammel-→ Lunar). Auf Seiten folgen noch überwiegend unsortierte, lat. Nachträge zu verschiedenen Themen mit iatromathematischem Schwerpunkt. An Prognosen, Monatsverse (Regimen sanitatis Coppernici, Regimen sanitatis Salernitanum) und Lassregeln schließen sich hier Auszüge aus dem pseudoaristotelischen → Secretum secretorum an. An letzter Stelle steht ein Aderlasstraktat, der den Vierundzwanzig-Paragraphen-Text mit einem Schröpfstellentext nach Avicenna kontaminiert.
Mitte . Jh. Tiefere Einsicht in seine Materie beweist der unbekannte Wundarzt im therapeutischen Teil, wo er originelle Heilansätze eindringlich beschreibt, etwa bei der Behandlung von Fieber, Aussatz, Harnsteinen, Männer- oder Frauenleiden, Ödemen und Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts. Ü: Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, v–r (Pap., um , ostfälisch). Tl. /Hand : v–v; Tl. /Hand : v–v; Schlussteil/Hand : v–v; Nachträge/Hand : v–r (mit Reg. der dt. Krankheitsnamen [v–v]). A: (nur einzelne Traktate aus Tl. ) Keil / (s. Lit.) S. f. – Stürmer (s. Lit.) S. –. L: Arthur Elvert/Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Karl Regel: Zwei mnd. Arzeneibücher, Cod. Chart. Goth. und Cod. Wolfenb. ,. In: NdJb () S. –. – Franz Willeke: Das Arzneibuch des Arnoldus Doneldey (Forschungen und Funde /). Münster , S. –. – Sven Norrbom: Das Gothaer mnd. Arzneibuch und seine Sippe (Mnd. Arzneibücher ). Hamburg , S. f. – A. Elvert: Sprache und Quellen des Wolfenbüttler Heilkräuterund Arzneibuches. Diss. (masch.) Hamburg . – G. Keil: Der dt. Branntweintraktat des MA. In: Centaurus (/) S. –, hier S. , u. ö. – Walter L. Wardale: The ‹Excerpta Ipocratis vnde Bartholomei› of Göttingen, Ms. hist. nat. . In: Nd. Mitt. () S. –. – G. Keil: Das. sog. ‹Regimen sanitatis Coppernici› im W. A. In: Korrespondenzbl. des Ver. für nd. Sprachforschung () S. f. – W. L. Wardale: Some Notes on the Stockholm MS X and the Göttingen MS hist. nat. . In: Fachlit. des MA. FS Gerhard Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Stuttgart , S. –. – Agi Lindgren: Ein Stockholmer mnd. Arzneibuch aus der zweiten Hälfte des . Jh. (Stockholmer germanistische Forschungen ). Stockholm u. a. , S. , –, . – Ders.: Das Utrechter Arzneibuch (Ms. ,°, Bibliotheek der Rijksuniversiteit Utrecht) (Stockholmer germanistische Forschungen ). Stockholm , S. – u.ö. – Helny Alstermark: Das Arzneibuch des Johan van Segen (Stockholmer germanistische Forschungen ). Stockholm , S. – u. ö. – Joachim Stürmer: «Von deme Gîre». Unters. zu einer altdt. Drogenmonographie des HochMA (Würzburger medizinhist. Forschungen /Ma. Wunderdrogentraktate ). Pattensen , S. . – W. L. Wardale:
. Hälfte . Jh. Der Hd. Bartholomäus. Krit.-kommentierter Text eines ma. Arzneibuches auf Grund der Londoner Hss. Brit. Mus. Add. ,, Brit. Mus. Arundel , Brit. Mus. Add. ,, Brit. Mus. Add. ,. Dundee , S. VII, f. u. ö. – Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Krit. hg. v. Bernhard Schnell (TTG ). Tübingen , S. . – Mareike Temmen: Das ‹Abdinghofer Arzneibuch›. Edition und Unters. einer Hs. mnd. Fachprosa (Nd. Stud. ). Köln u. a. , S. , , , , u. ö. – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. –. VZ Birchtel, Albert(us). – Verfasser einer medizinischen Abhandlung, lebte spätestens in der zweiten Hälfte des . Jh. B. stammte nach eigenen Angaben aus Stuttgart. Dort ist ein Aubertin B. belegbar, dessen Identität mit A. B. die Forschung erwogen hat. A. B. könnte ein Arzt oder medizinisch gebildeter Laie gewesen sein. Der in einer Londoner Handschrift enthaltene sog. Traktat von den sechzehn Latwergen kann ihm durch Eigennennung zugeschrieben werden. Der Text ist Teil einer Sammlung medizinischer Texte und steht im Kodex zwischen der Ars operatoria von Raimundus → Lullus und dem Pestregimen des Heinrich Heidenreich. B.s Traktat umfasst vier Abschnitte, beginnend mit einer Einleitung über die Aufgaben des Arztes. Es folgen Angaben über Eigenschaften und Grade von Heilp anzen und Krankheiten. B. emp ehlt zur Fieberbehandlung die Einteilung des Tages in vier Quadranten, denen er jeweils eine Komplexion zuordnet. Die einzelnen Quadranten werden in sich ebenso nach Graden differenziert wie die zur Behandlung dienenden Latwergen. Diese werden von B. in Vierergruppen eingeteilt und beruhen auf acht Substanzen. Entsprechend der Zeit ihres Auftretens sollen die Fieberschübe des Patienten vom behandelnden Arzt einem Quadranten zugeordnet werden, was wiederum die Auswahl geeigneter Latwergen erlaubt. Die Forschung hat vor allem den Ein uss der al-Kindischen Graduslehre auf B.s Werk herausgestellt. Ü: London, Wellcome Institute of the History of Medicine, Ms. , r–r (Pap., spätes . Jh., westniederalemannisch). – Vgl. auch Samuel Moorat: Catalogue of Western Manuscripts
Birchtel on Medicine and Science in the Wellcome Historical Medical Library . London , S. . A: Eis (s. Lit.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: A. B.s Traktat von den Latwergen. In: Medizingesch. in unserer Zeit. FS Edith Heischkel-Artelt und Walter Artelt. Hg. v. Hans-Heinz Eulner u. a. Stuttgart , S. – (wieder in: G. Eis: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit. Amsterdam , S. –. – Wolfgang Wegner: B., A. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. MM Matthias von Günzburg (auch: M. v. Guntzburg). – Schreiber deutschsprachiger Handschriften, lebte in der zweiten Hälfte des . Jh. M. ist durch Eigennennung in bislang drei dt. Handschriften des . Jh. nachgewiesen. Er identiziert sich darin durch seinen Namen (z. B. «von Guntzburg Mat.»), seine Initialen oder teils angereimte Kolophone. Die von ihm geschriebenen Texte sind in ostschwäbischer Mundart aufgezeichnet. In Handschrift B schrieb er die Verslegende → Georg und den entsprechenden Abschnitt aus Der → Heiligen Leben sowie Die → Heidin, → Schondochs Königin von Frankreich, Guido und Thyrus, Stadtschreibers Examen und die Rumpfbearbeitung des → Cato. In Kodex M verantwortete er die Sibyllen Weissagung und die Legende des Johannes Chrysostomus. Er trug auch das Märe → Kaiser Lucius’ Tochter in eine heute verschollene Handschrift ein. Früher wurde er verschiedentlich als Autor des Märes angesehen oder mit dem Lieddichter → Günzburger identi ziert. Beides wird von der neueren Forschung jedoch abgelehnt. Allein die letzten sechs Verse des Märes werden als mögliches Werk M.s bewertet. M. gilt heute vielmehr als Berufsschreiber, der auf dt. Versdichtung spezialisiert war. Ü: B: Berlin, SBB, mgq , r–v, r–v (Pap., drittes Viertel . Jh., ostschwäbisch). – M: München, BSB, cgm , r–r (Pap., –, ostschwäbisch). – Die Hs. von Kaiser Lucius’ Tochter ist verschollen. Vgl. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriften
Eghenvelder census.de/. – www.handschriftencensus.de/ . L: Michael Curschmann, VL () Sp. f. – Hanns Fischer: Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –. – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA. Heidelberg , S. . – Der Münchner Oswald (ATB ). Hg. v. M. Curschmann. Tübingen , S. f. MM Hechinger, Johannes, * erste Hälfte . Jh. Rheinfelden (Kt. Aargau), † nach . – Schreiber, Notar. H. stammte nach eigenen Angaben aus Rheinfelden. ist er als Schulmeister in Wil (Kt. St. Gallen) nachgewiesen. Daneben war er als Notar und Eherichter tätig. Ab etwa übernahm er Schreiberdienste für das Kloster St. Gallen. Von spätestens bis war er auch äbtlicher Hofammann. Zwischen und war er mehrmals in Rechtsstreitigkeiten verwickelt. H. leistete einen wichtigen Beitrag zur → Notker BalbulusÜberlieferung: Er notierte vor Auszüge aus Notkers ansonsten verlorenen Text Metrum de vita S. Galli. Um die gleiche Zeit entstanden auch die zumeist medizinischen Einträge auf den noch freien Seiten einer Sammelhandschrift, die bereits angelegt worden war. Als Schreiber der Notizen identi ziert sich ein J. H., bei dem es sich um den St. Galler Hofammann gehandelt haben könnte. Als Gewährsmann wird einmal der Pfarrer einer Ortschaft «Stain» genannt; möglicherweise ist Stein im Kanton St. Gallen gemeint. Die Aufzeichnungen enthalten sechs Rezepte, darunter Anweisungen zur Herstellung von P astern und von Seife. Ü: . Medizinische Aufzeichnungen: Wien, ÖNB, cod. , ra, va, ra–vb, vb, ra–r (Pap., , bair.-österr.). – Vgl. Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. . Berlin , S. . . Notker-Auszüge: Sankt Gallen, Stiftsarch., Bd. (früher ), Bll. (Perg. und Pap., vor ). – Vgl. http://scope.stiftsarchiv.sg.ch/. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Die Eidgenössischen Abschiede aus dem Zeitraume von bis . Bearb. v. Anton Philipp von Segesser. Luzern , S. , f., , . – Paul Staerkle: Beitr. zur spätma. Bildungsgesch. St. Gallens. St. Gallen , S. –, hier S. . – Marc Sieber: Die Univ. Basel und
. Hälfte . Jh. die Eidgenossenschaft bis . Eidgenössische Studenten in Basel. Basel , S. . – Walter Berschin: Notkers ‹Metrum de vita S. Galli›. Einleitung und Edition. In: Florilegium Sangallense. FS Johannes Duft. Hg. v. Otto Clavadetscher/ Stefan Sonderegger. St. Gallen , S. –, hier S. , . – Magdalena Bless-Grabher: Die Lateinschule der Stadt Wil (St. Gallen) im Wandel der Zeit. In: Variorum munera orum. FS Hans F. Haefele. Hg. v. Adolf Reinle u. a. Sigmaringen , S. –, hier S. . – Thomas D. Albert: Der gemeine Mann vor dem geistlichen Richter. Kirchliche Rechtsprechung in den Diözesen Basel, Chur und Konstanz vor der Reformation. Stuttgart , S. f. – Alfred Zangger u. a.: SanktGaller Gesch. Bd. : HochMA und SpätMA. Hg. Wiss. Kommission der Sankt-Galler Kantonsgesch. St. Gallen , S. , , . – Ludwig Schmugge: Ehen vor Gericht. Paare der Renaissance vor dem Papst. Berlin , S. –. MM Eghenvelder, Liebhard (auch Egkenfelder), * Wende ./. Jh. wahrscheinlich Eggenfelden/ Kr. Rottal/Inn, † / Pressburg (Bratislava). – Stadtschreiber, Schulmeister, Handschriftensammler. E. studierte in Wien die Artes und erwarb dort den Grad eines Bakkalaureus. Er war von bis um Schulmeister in Hainburg, wo er Kontakte zu Jörg Ruckendorffer unterhielt. Ab war er Stadtschreiber in Ödenburg und seit in Pressburg. Dort gehörte er auch der Gottsleichnam-Bruderschaft an. – war E. mehrmals in diplomatischen Angelegenheiten unterwegs, u. a. nach Ofen und Temesvár. Wie aus dem verfassten Testament E.s hervorgeht, besaß er eine umfangreiche Bibliothek mit wahrscheinlich mehr als Handschriften. Mindestens Handschriften waren in dt. Sprache abgefasst; über die Hälfte der Sammlung enthielt geistliche Texte. Handschriften hatte E. selbst geschrieben. Zu den namentlich bekannten Autoren in E.s Bibliothek zählen → Wirnt von Grafenberg, → Heinrich der Teichner und → Seifrit. Hinzu kamen Handschriften mit biblischen, liturgischen und erbaulichen Texten, Predigten und Gebeten. Zugleich enthielt E.s Sammlung philosophische, medizinische, juristische und historische Werke. Nur ein kleiner Teil von E.s Handschriften ist bis heute wieder aufgefunden worden, darunter W (sog. Schrattsche Handschrift), K und B.
. Hälfte . Jh. Während W und K noch aus E.s Hainburger Zeit stammen, dürfte B in Pressburg entstanden sein. Handschrift W enthält neben der Chronik des → Leopold von Wien auch das bedeutende Eghenverldersche Liederbuch. Darin nden sich Lieder von → Neidhart und Pseudo-Neidhart, → Frauenlob und Pseudo-Frauenlob, → Reinmar von Brennenberg und → Peter von Arberg sowie Texte des → Mönchs von Salzburg. Rund zwei Drittel der Lieder sind mit Melodien versehen. Während W somit E.s literarische Interessen dokumentiert, erlaubt K Einblick in den religiösen Teil seiner Sammlung. Der Codex umfasst lat. Predigten von → Nikolaus von Dinkelsbühl, Thomas → Ebendorfer, Bertrandus de Turre und PseudoBernardus Claravallensis. Handschrift B ist wegen persönlicher Aufzeichnungen E.s aus der Zeit von bis von Interesse. So beschreibt der Text u. a. einen Besuch von Ladislaus Posthumus in Pressburg. B enthält außerdem Texte von Thomas → Peuntner, → Heinrich von Langenstein und → Pseudo-Methodius sowie den → Streit der vier Töchter Gottes in einer Prosafassung. Von E. sind außerdem Briefe sowie beru iche Aufzeichnungen aus seiner Tätigkeit als Stadtschreiber erhalten. Ü: Ausgewählte Hss.: W: Wien, ÖNB, cod. Ser. nova , va, vb–rb, ra–rb, va–rb, va–ra, va–rb, ra-b, vb–va (Pap., Hainburg, um –, bair.-österr.; Autograph mit zusätzlichen Einträgen anderer Hände, sog. Schrattsche Hs.). – K: Klosterneuburg, Augustiner-Chorherrenstift, cod. , Bll. (Pap., Hainburg, /). – B: Brüssel, Kgl. Bibl., ms. –, Bll. (Pap., Pressburg?, –). Vgl. Maschek (s. Lit.). – Rudolf (s. Lit.). – Nagy (s. Lit.). – RSM () S. f. – Griese (s. Lit.). – Norbert H. Ott/Ulrike Bodemann: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA /. München , S. – (Nr. A..). – Vizkelety (s. Lit.). – http://manuscripta.at/ ?ID=. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. A: Rudolf (s. Lit.). – Das Liederbuch des Liebhard von Egkenfelden. Dokumentation über Liebhard und Transkription des Liederbuches. Hg. v. Julius Kehrer. Eggenfelden . – Weitere Ausg. von E.s Testament bei Spiritza (s. Lit.). L: Helmut Lomnitzer, VL () Sp. –. – Béla Pukánszky: Gesch. des dt.
Laucher Schrifttums in Ungarn. Bd. : Von der ältesten Zeit bis um die Mitte des . Jh. Münster/Westf. , S. , –. – Wolfgang Stammler: Prosa der dt. Gotik. Eine Stilgesch. in Texten. Berlin , S. f. – Franz Maschek: Die Handschriftenslg. des Stadtschreibers L. E. In: Unsere Heimat NF () S. –. – Gerhard Eis/Rainer Rudolf: Altdt. Schrifttum im Nordkarpatenraum. München , S. f. u. ö. – H. Lomnitzer: L. E.s Liederbuch. Neues zum lyrischen Teil der sog. Schratschen Hs. In: ZfdPh Sonderh. () S. –. – R. Rudolf: Die Bibl. des Preßburger Stadtschreibers L. E. Ein Beitr. zur Kulturgesch. des dt. Südostens. In: Königsteiner Stud. () S. –. – Ders.: Das Testament des Pressburger Stadtschreibers L. E. In: Karpatenjb. () S. –. – Ders.: Des PseudoMethodius ‹Revelationes› (Fassung B) und ihre dt. Übersetzung in der Brüsseler Hs. E.s. In: ZfdPh () S. –. – Ders.: L. E. Leben und Wirken eines Pressburger Stadtschreibers. In: Ostbair. Grenzmarken () S. –. – László Szelestei Nagy: L. E. egy Kódexe az Esztergomi Ferences Könyvtárban. In: Magyar Könyvszemle () S. –. – R. Rudolf: Eine Prosafassung des Gedichtes ‹Sich huob vor gotes trône› in der Brüsseler Hs. E.s. In: Fachprosa-Studien. Beitr. zur ma. Wissenschafts- und Geistesgesch. Hg. v. Gundolf Keil. Berlin , S. –. – Juraj Spiritza: Curriculum Vitae Bratislavského Mestského Notára a Skriptora Liebharda Egkenfeldera. In: Zborník Príspevkov k Slovenskym Dejinám. Hg. v. Vincent Sedlák. Bratislava , S. –. – Sabine Griese: Salomon und Markolf. Ein literarischer Komplex im MA und in der frühen Neuzeit. Stud. zu Überl. und Interpretation (Hermaea NF ). Tübingen , S. –. – András Vizkelety: Die Mobilität der weltlichen Intelligenz im deutschsprachigen Raum des spätma. Europas am Beispiel von L. E., Stadtschreiber in Preßburg. In: Dt. Sprache und Kultur im Raum Pressburg. Hg. v. Wynfried Kriegleder. Bremen , S. –. – Klaus Wolf: Hof, Univ., Laien. Lit.- und sprachgeschichtliche Unters. zum dt. Schrifttum der Wiener Schule des SpätMA. Wiesbaden , S. , u. ö. MM Laucher, Johannes, * erste Hälfte . Jh. wahrscheinlich Schmalkalden, † nach . – Bischöflicher Sekretär, Notar. L. stammte ursprünglich aus Schmalkalden und war später Kleriker des Bistums Würzburg. Un
Heinrich von Keppel ter dem Augsburger Bischof Peter von Schaumberg († ) war er bis mindestens als Schreiber und Sekretär tätig. Daneben hatte L. Ämter als päpstlicher Notar und Freischöffe inne. Zwischen und war er in Streitigkeiten um das Kanonikat von St. Moritz in Augsburg verwickelt, auf das L. Anspruch erhob. In seiner Eigenschaft als bischö icher Sekretär verfasste L. ein Kurtz register uber des Stiffts zu Augspurg brieve im gewelb zu Dillingen. Peter von Schaumberg hatte im selben Jahr veranlasst, die in Augsburg und Füssen vorhandenen Urkunden und Briefe im Residenzschloss von Dillingen an der Donau zusammenzuführen. L. katalogisierte die Bestände in seinem dt. Repertorium. Er verzeichnete u. a. Absender und Adressaten der einzelnen Dokumente und machte kurze Angaben zum jeweiligen Inhalt. Das Kurtz register gilt als ältestes Werk seiner Art für das Augsburger Bistumsarchiv. Aus L.s Amtszeit unter Peter sind außerdem offizielle Schreiben in dt. und lat. Sprache erhalten, die L. als Sekretär unterzeichnete. Ü: Dt. Repertorium: Augsburg, Arch. des Bistums, Hs. , Bll. (Pap., ). – Vgl. Benedikt Kraft: Die Hss. der Bischö ichen Ordinariatsbibl. in Augsburg. Augsburg , S. (Nr. ). – www.handschriftencensus.de/. Lat. Text L.s zum Kapitel von Königsberg (Kr. Hassberge) : Nürnberg, StB, cod. Cent. V , v–v, rv (Perg., Nürnberg, letztes Viertel . Jh.). – Vgl. Ingeborg Neske: Die lat. ma. Hss. : Varia: .–. und .–. Jh. (Die Hss. der StB Nürnberg II/). Wiesbaden , S. . A: Zwei von L. unterzeichnete lat. Schreiben von in: Monumenta Boica . Hg. Bayerische Akad. der Wiss. München , S. –. – Zwei dt. Schreiben von und in: ebd. NF /. München , S. –; NF /, S. –. L: Friedrich Zoep : Das Bistum Augsburg und seine Bischöfe. Bd. : Das Bistum Augsburg und seine Bischöfe im MA. München , S. . – Gundolf Keil u. a.: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –. – Peter-Johannes Schuler: Südwestdt. Notarszeichen. Sigmaringen , S. , , . – Ders.: Notare Südwestdeutschlands. Bd. : Ein prosopographisches Verz. für die Zeit von bis ca. . Stuttgart , S. (Nr. ). – Stefan Miedaner: Das Arch. des Bistums Augsburg.
. Hälfte . Jh. In: Der Archivar () S. –. – Agostino Sottili: Studenti Tedeschi dell’Università di Padova e Diffusione dell’Umanesimo in Germania: Ulrich Gossembrot. In: Studenti, Università, Città nella Storia Padovana. Atti del Convegno, Padova, – Febbraio . Hg. v. Francesco Piovan/Luciana Sitran Rea. Triest , S. –. MM Heinrich von Keppel (auch: Henricus de Keppel), * vor , † ... – Jurist, Kleriker, Autor dt. und lat. Schriften. H. stammte aus einem adligen Geschlecht mit Stammsitz in der Grafschaft Zutphen. Er war der Sohn eines Amtmanns der Bischöfe von Utrecht und wurde spätestens Domherr im westfälischen Münster. Ab studierte er in Köln die Artes und erwarb das Bakkalaurat. wurde er in Bologna zum «doctor decretorum» promoviert. Ab hatte H. als Offizial, Vicedominus und Propst mehrere kirchliche Ämter inne. – nahm er am Konzil von Basel teil. Er war dort Prokurator des Fürstbischofs von Münster, kirchlicher Richter und / auch stellvertretender Vorsitzender des Konzilgerichtshofs. Nach Münster zurückgekehrt, wurde H. wieder Offizial. Daneben war er ab Archidiakon zu Rorup und – Domscholaster. wurde er im Zuge der Münsterischen Stiftsfehde als Anhänger Erichs von Hoya († ) exkommuniziert, jedoch von dem neuen Bischof als Offizial bestätigt. H. blieb bis um im Amt. H. verfasste didaktische und theologische Schriften in dt. und lat. Sprache, die zum großen Teil in seinen letzten Lebensjahren entstanden. Unter H.s ganz oder teilweise nd. Texten ist der zweisprachige Tractatulus dans modum teutonisandi casus et tempora von besonderer Bedeutung. Er entstand bereits , ist aber nur noch in einer um gedruckten Inkunabel überliefert. Der Tractatulus bietet eine erläuternde Einführung in wichtige Grundlagen der lat. Sprache. Im Mittelpunkt stehen Substantive und Verben mit ihrer Deklination bzw. Konjugation. Besonders viel Raum nimmt der Konjunktiv ein. H.s Werk benutzt zur Veranschaulichung nicht nur isolierte Formen, sondern häu g auch Beispielsätze aus der Alltagswelt von Schülern und Klerikern. Charakteristisch ist die durchgängig parallele Verwendung der lat. und dt. Sprache. Dies dient H. wohlgemerkt nicht zur Abwertung des Lateinischen. Wie in der lat. Vorrede und dem nd.
. Hälfte . Jh. Schlusswort deutlich wird, betrachtet H. Lateinund Grammatikkenntnisse sogar als essenziell für Studium und Beruf. Es geht ihm vielmehr um eine Verbesserung des Elementarunterrichts: Die Einbeziehung der dt. Sprache in den pädagogischen Prozess soll den Zugang zum Lateinischen erleichtern. Der Tractatulus gilt deshalb heute als innovatives Lehrwerk im Geist des Humanismus. Ein weiteres dt. Werk H.s ist Et derde stucke des bokes der ghebuert unde eens deels des leven unde der werke unses leven heren ihesu christi (auch De nativitate et vita Domini). Der erhaltene Kodex von bietet nur den dritten Teil dieser ursprünglich wohl umfangreicheren Schrift. Der vorliegende Text reicht von der Ernennung der zwölf Apostel bis zu Christi Verklärung. Die biblischen Ereignisse dienen nur als Grundgerüst für eine Darstellung theologischer Lehren. So behandelt der Traktat u. a. Gebote, Tugenden und Todsünden, aber auch die Natur Gottes und der Dreifaltigkeit. entstand Et boek van den bekoringe (Tractatus de temptacionibus). Auch darin arbeitet H. zweisprachig: Die Abhandlung über Versuchungen enthält einen nd. Haupttext mit lat. Zitaten sowie einen lat. Teil. H. nimmt in dem Text eine theologische Einordnung von Versuchungen vor und erteilt Ratschläge zum Umgang mit ihnen. Das Werk lobt Glauben, Maß und Zurückhaltung; verurteilt werden Unkeuschheit, Geldgier und Machtstreben sowie andere Sünden und Laster. H. hinterließ auch rein lat. Werke: Das Opusculum de reliquiis Bachi () behandelt Volksbräuche, die H. als heidnisch und unsittlich emp ndet. Der Tractatulus de bucolicis Virgilii () vergleicht das Hohelied und die von H. als schamlos abgelehnten Eklogen Vergils. Nicht erforscht ist bislang der philosophische Tractatus de alio mundo (). Im Tractatus de ymaginibus et earum adoracione et veneracione (um –) beschäftigt sich H. mit der Praxis der Bilderverehrung im Christentum und anderen Religionen. Weitere Schriften können H. nicht eindeutig zugeschrieben werden. Darunter sind Parabola de rege et tyranno (), eine lat. Nacherzählung der Heilsgeschichte von der Genesis bis zum Jüngsten Gericht, sowie De ruwendale, horleberghe, hette et similibus locis, eine Abhandlung über die Rückkehr von Seelen verstorbener Menschen auf die Erde. Auch ein Gedicht über die Stiftsfehde von Münster stammt möglicherweise von H. Ü: . Et derde stucke des bokes der ghebuert [...]: Münster, Diözesanbibl., Bestand
Heinrich von Keppel Studien- und Zentralbibl. der Franziskaner, Ms. OFM , S. (, mnd.). – Cuyk, St. Agatha, cod. C aus Frenswegen, v–r (, mnd.; Teilabschrift von OFM ). . Et boek van den bekoringe: Cuyk, St. Agatha, cod. C aus Frenswegen, v–r (, mnd. und lat.). . Tractatus de ymaginibus et earum adoracione et veneracione: Berlin, SBB, Theol. Lat. Qu. , ra–vb (um , lat.). . Opusculum de reliquiis Bachi: Berlin, SBB, Theol. lat. fol. , ra–vb (, lat.). . Tractatulus de bucolicis Virgilii: Berlin, SBB, Theol. lat. fol. , ab (, lat.). . Tractatus de alio mundo: Berlin, SBB, Ms. Diez. C fol. , ra–va (). – Halle/Saale, ULB, Quedl. cod. , ra–ra (spätestens um ). Unsicher ist die Zuschreibung weiterer Texte in Berlin, SBB, Theol. lat. fol. , r–v. Vgl. u. a. Gerard Achten: Die theologischen lat. Hss. in Quarto der SB Preußischer Kulturbesitz Berlin. Bd. . Ms. theol. lat. qu. –. Wiesbaden , S. f. – Jutta Fliege: Die Hss. der ehemaligen Stifts- und Gymnasialbibl. Quedlinburg in Halle. Halle/Saale , S. –. – Ursula Winter: Die europäischen Hss. der Bibl. Diez . Die Manuscripta Dieziana C. Wiesbaden , S. f. – Töns und (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. D: Tractatulus dans modum teutonisandi casus et tempora: [Stendhal: Joachim Westval, um ?] (GW M). A: Tractatulus dans modum teutonisandi casus et tempora: Ernst Wilken: Eine Münstersche Grammatik aus der Mitte des XV. Jh. In: NdJb () S. –. – Müller (s. Lit.). – Frey (s. Lit.). L: Franz J. Worstbrock: Heinricus. In: VL () Sp. . – Johannes Müller: Quellenschr. und Gesch. des deutschsprachlichen Unterrichtes bis zur Mitte des . Jh. Gotha (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. –. – Josef Frey: Zur Gesch. der lat. Schulgrammatik. Münster/Westf. , S. –. – Aloys Bömer: Das literarische Leben in Münster bis zur endgültigen Rezeption des Humanismus. In: Aus dem geistigen Leben und Schaffen in Westfalen. Hg. UB Münster. Münster/Westf. , S. –. – Germania Sacra NF /: Bistum Münster : Das Domstift St. Paulus zu Münster . Bearb. v. Wilhelm
Wolfenbütteler Kochbuch Kohl. Berlin/New York , S. f. – Ulrich Töns: Aus dem Geistesleben des spätma. Münster. H. v. K. – ein bisher unbekannter Autor. In: Jahresspiegel Overberg-Kolleg Münster (/) S. –. – Ders.: Zwei Hss. nden ihren Autor. Zum Geistesleben im spätma. Münster. In: Kirchliches Buch- und Bibliothekswesen, Jb. () S. –. – Ders.: Leben und Werk des münsterischen Domherrn H. v. K. (ca. –). In: Nd. Wort () S. –. – Germania Sacra NF /: Bistum Münster : Die Diözese . Bearb. v. Wilhelm Kohl. Berlin , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. – U. Töns: ‹Tractatulus dans modum teutonisandi casus et tempora›. In: Plattdt. macht Gesch. Nd. Schriftlichkeit in Münster und im Münsterland im Wandel der Jahrhunderte. Hg. v. Robert Peters/Friedel Helga Roolfs. Münster/Westf. , S. – (Nr. ). – U. Töns: ‹Et derde stucke des bokes der ghebuert [...]›. In: ebd., S. f. (Nr. ). MM Alemannisches Büchlein von guter Speise I und II. – Sammlungen von Kochrezepten, zweite Hälfte . Jh. Unter der Bezeichnung A. B. v. g. S. rmieren in der Forschung zwei Rezeptsammlungen, die anonym in dt. Sprache überliefert sind. Sammlung I ist primär in einer Münchner Handschrift aus der zweiten Hälfte des . Jh. erhalten. Ihr Ursprung wird in einem Kloster der Bodenseeregion vermutet. Im gleichen Kodex nden sich auch der dt. → Macer, das Rossarzneibuch von Meister → Albrant und diverse medizinische Rezepte. Der Kochbuchtext I enthält u. a. Rezepte für Gänsebraten, gebratenes Spanferkel, Kalbskopf, Leber, Hecht, Bohnenbrei und Krapfen. Die nahezu Rezepte besitzen eine Parallelüberlieferung im sog. → Reichenauer Kochbuch (um ). Die dort aufgezeichneten Rezepte sind den Stücken in Sammlung I in Reihenfolge und Wortlaut sehr ähnlich. Die Forschung hat jedoch mundartliche, syntaktische und orthographische Abweichungen festgestellt. Möglicherweise entstand I nach einer lückenhaften Abschrift der vom Reichenauer Kochbuch benutzten Vorlage. Sammlung II ist zusammen mit medizinischen Rezepten in einer Nürnberger Handschrift von
. Hälfte . Jh. / überliefert. Die mehr als Kochrezepte bieten u. a. Anweisungen für Pasteten, Pfannkuchen, Kalbskopf und Rinderzunge. Die Forschung hat Parallelen zu den sog. → Kochrezepten der Konstanzer Hs. A I festgestellt, geht aber nicht von einer gemeinsamen Quelle aus. Insgesamt werden die Sammlungen I und II einem schwäbischalemannischen Textkorpus zugerechnet, das ursprünglich auf eine gemeinsame, heute unbekannte Vorlage zurückging. Ü: I: München, BSB, cgm , v–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., alemannisch mit schwäbischen Elementen). – II: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , r–r (Pap., um –, schwäbisch). – Vgl. Honold (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. A: Birlinger (s. Lit.). L: Trude Ehlert: Kochrezepte der Konstanzer Hs. A I . In: VL () Sp. f. – Anton Birlinger: Ein a. B. v. g. S. In: Sb. der kgl. bayerischen Akad. der Wiss. zu München, Jg. , Bd. . München , S. –. – T. Ehlert u. a.: Das Reichenauer Kochbuch aus der Badischen LB. Edition und Komm. In: Mediaevistik () S. –. – Dies.: Indikatoren für Mündlichkeit und Schriftlichkeit in der deutschsprachigen Fachlit. am Beispiel der Kochbuchüberl. In: ‹Durch aubenteuer muess man wagen vil.› FS Anton Schwob. Hg. v. Wernfried Hofmeister. Innsbruck , S. –. – Marianne Honold: Stud. zur Funktionsgesch. der spätma. deutschsprachigen Kochrezepthss. Würzburg , S. f., u. ö. MM Wolfenbütteler Kochbuch. – Sammlung von Speiserezepten, spätestens zweite Hälfte . Jh. Das W. K. ist in einer Handschrift des . Jh. überliefert, die u. a. auch die → Wolfenbütteler Wundarznei und den → Niederdeutschen Gewürztraktat enthält. Der ostfälische Schreiber war vermutlich nicht Urheber der Sammlung. Vielmehr handelt es sich bei dem Text um eine teilweise fehlerhafte oder unvollständige Abschrift. Die insgesamt Rezepte beginnen meist mit «Wyltu maken [...] so nym [...]» oder ähnlichen Formulierungen. Sie bieten Anweisungen für Fisch- und Fleischgerichte (Schwein, Wild, Ge ügel, Innereien), aber auch für Gemüse- und Obstspeisen. Saisonal orientiert sind etwa Rezepte für die Fastenzeit. Innerhalb der
. Hälfte . Jh. Sammlung hat die Forschung eine teilweise Gruppierung nach Speisearten und Hauptzutaten festgestellt. So gibt es mehrere Gruppen von Musrezepten (Nr. –, f., –) sowie Reihen von Erbsen- (Nr. –), Huhn- (Nr. –) und Eiergerichten (Nr. –, –). Das W. K. wurde ursprünglich vielleicht für eine Adelsküche geschrieben. Darauf deutet einmal die Verwendung von für damalige Verhältnisse exklusiven Zutaten wie Safran, Feigen, Reis und Ingwer hin. Auch die Aufnahme von repräsentativen Schaugerichten in die Sammlung spricht für diese Annahme. So beschreibt das W. K. z. B. die Herstellung eines Rieseneis aus zwei Schweinsblasen, wie sie auch im Kochbuch von Meister → Hans gelehrt wird (Nr. ). Andere Rezepte dienen der Anfertigung von Miniaturburgen aus Lebensmitteln (Nr. , ). Erwähnenswert ist auch ein Rezept für die Verp egung auf Heerfahrten (Nr. ). Insgesamt weist das W. K. zwar Überschneidungen mit anderen Rezeptsammlungen des MA auf, nimmt aber als wohl ältestes mnd. Kochbuch durchaus eine Sonderstellung ein: Das W. K. wird von der Forschung der nordischen Henrik → Harpestræng-Tradition zugerechnet und gilt als deren einziger dt. Textzeuge. Ü: Wolfenbüttel, HAB, cod. Guelf. Helmst., r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., nd.). – Vgl. u. a. Caparrini (s. Lit.). – www. handschriftencensus.de/. A: Wiswe (s. Lit.). – Caparrini (s. Lit.). Ü: Caparrini (s. Lit.; italienisch). L: Francis B. Brévart, VL () Sp. f. – Hans Wiswe: Ein mnd. Kochbuch des . Jh. In: Braunschweigisches Jb. () S. –. – Ders.: Nachlese zum ältesten mnd. Kochbuch. In: ebd. () S. –. – Ders.: Ma. Rezepte zur Färberei sowie zur Herstellung von Farben und Fleckenwasser. In: NdJb () –, hier S. . – Anita Feyl: Das Kochbuch Meister Eberhards. Ein Beitr. zur altdt. Fachlit. Diss. Freiburg i. Br. , S. , f. – H. Wiswe: Die mnd. Kochrezeptüberl. In: NdJb () S. –, hier S. –. – Marialuisa Caparrini: Il Ricettario Bassotedesco Medio del Cod. Guelf. Helmst. di Wolfenbüttel. Caratteri Stilistici e Sintattici. In: Annali NS () H. , S. –. – Marianne Honold: Stud. zur Funktionsgesch. der spätma. deutschsprachigen Kochrezepthss. Würzburg , S. , f. u. ö. –
Innsbrucker Kochbuch M. Caparrini: La Letteratura Culinaria in Bassotedesco Medio. Un’Indagine Linguistica e StoricoCulturale sulla Base del Ricettario di Wolfenbüttel (cod. Guelf. Helmst. ) (GAG ). Göppingen . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Innsbrucker Kochbuch (früher fälschlich: Ambraser Kochbuch). – . Das aus dem Besitz Kaiser → Maximilians I. stammende I. K. ist zusammen mit medizinischen (u. a. von → Arnaldus de Villanova) und astronomischen Texten sowie einer Schrift über die Vorzüge des Schnapses (Virtutes aque viue, v–v) in einer profanen Sammelhandschrift überliefert. Auf welcher Vorlage die Rezepte (ohne Überschriften), von denen ein Fünftel Fastenrezepte sind, beruhen, ist unbekannt. Die Anordnung der kurzen und variantenarmen Rezepte, die fast alle mit den Worten «Wildu machen» beginnen, erfolgte nach den jeweiligen Hauptzutaten (z. B. Eier, Erbsen). Zu den Imitationsgerichten im I. K. zählen ein Braten aus Eiern (Rezept Nr. , Bl. v) und ein Wildbraten aus Fischen (Rezept Nr. , Bl. r). Ü: Wien, ÖNB, cod. , r–v (Vorsatzbl. Perg., sonst Pap., . Jh. [, vgl. Bl. r], lat. und dt.); Incipit: «Wildu machen geprestew milch, so nim». – Vgl. Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der Österr. Nationalbibl. Bd. (Veröff. des Inst. für dt. Sprache und Lit. ). Berlin , S. f. – Aichholzer , S. –. A: Birkhan (s. Lit.) (Auszug). – Doris Aichholzer: «Wildu machen ayn guet essen ...». Drei mhd. Kochbücher: Erstedition, Übersetzung, Komm. (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie ). Bern u. a. , S. (Faks. von Bl. r), – (Transkription und Übersetzung), – (Rezeptkonkordanz). L: Doris Hecht-Aichholzer, VL () Sp. f. – Christa Hagenmeyer: Die ‹Ordnung der Gesundheit› für Rudolf von Hohenberg. Unters. zur diätetischen Fachprosa des SpätMA mit krit. Textausg. Diss. Heidelberg , S. f. – Helmut Birkhan: Ambraser Rezeptbuch (). In: Die Kuenringer. Das Werden des Landes Niederösterreich. [Niederösterr. Landesausstellung ] (Kat. des Niederösterr. Landesmuseums, NF
Kochrezepte der Konstanzer Hs. A I ). Wien , S. f. – Trude Ehlert: Wissensvermittlung in deutschsprachiger Fachlit. des MA oder: Wie kam die Diätetik in die Kochbücher? In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Carole Lambert (Hg.): Du manuscrit à la table. Essais sur la cuisine au Moyen Âge et répertoire des manuscrits médiévaux contenant des recettes culinaires. Montreal . – H. Birkhan: Some Remarks on Medieval Cooking: The Ambras Recipe-Collection of Cod. Vind. . In: Food in the Middle Ages. A Book of Essays. Hg. v. Melitta Weiss Adamson (Garland Reference Library of the Humanities /Garland Medieval Casebooks ). New York/London , S. –. – D. Aichholzer: Zwischen Feiern und Fasten: Drei österr.-bayerische Kochbücher des . Jh. in: JOWG () S. –. – Dies.: Schachbretter aus Erbsen, Mandeligel und Nonnenfürze in Gesöff. Aus Kochbüchern des . Jh. der Österr. Nationalbibl. In: Mahl und Repräsentation. Der Kult ums Essen. Hg. v. Lothar Kolmer/ Christian Rohr. ., durchges. und um ein Reg. erg. Au . Paderborn u. a. , S. –. – M. Weiss Adamson: Medieval Germany. In: Regional Cuisines of Medieval Europe. A Book of Essays. Hg. v. ders. New York/London , S. –. BJ Tegernseer Wirtschaftsbüchlein. – Klösterliches Speisenbuch, um –. Das T. W. ist in der gleichen Handschrift wie das → Tegernseer Angel- und Fischbüchlein überliefert, das ebenfalls im Kloster Tegernsee entstand. Das mehrteilige T. W. beginnt mit einem Wirtschaftskalender, der im Kodex auf das Jahr datiert ist (v–v). Der Kalender vermerkt Festund Feiertage, regionale Jahrmärkte sowie saisonale Ereignisse aus Jagd- und Landwirtschaft. Für den Monat Oktober erwähnt der Text z. B. die Jahrmärkte zu Bad Tölz und Holzkirchen sowie das jährliche Einhacken des Rübenkrauts. Darauf folgt eine ebenfalls kalendarisch angelegte Speiseordnung (r–v). Den letzten und umfangreichsten Teil des T. W. bildet ein Speisenbuch (r–r) aus den Jahren –. Es enthält Angaben über die zur Versorgung des Tegernseer Refektoriums notwendigen Mengen von Lebensmitteln. Die meisten Einträge sind für vierzig, manche auch für acht Personen berechnet. Das T. W. ist überwiegend in dt. Sprache geschrieben, weist aber auch lat. Einsprengsel auf, meist einzelne Begriffe oder Sätze.
. Hälfte . Jh. Insgesamt erlaubt das T. W. wertvolle Rückschlüsse auf die Bestandteile sowie wirtschaftlichen und saisonalen Zusammenhänge klösterlicher Verp egung. Ü: München, BSB, cgm (früher ebd., Nationalmus., cod. ), v–r (Pap., Kloster Tegernsee, zweite Hälfte ./erste Hälfte . Jh.). – Vgl. Hoffmann (s. Lit.). – www. handschriftencensus.de/. A: Anton Birlinger: Kalender und Kochbüchlein aus Tegernsee. In: Germania () S. – (Teilausg.). – Online-Faks. der Hs.: http://daten.digitale-sammlungen.de/. L: Monika Reininger, VL () Sp. f. – Wilhelm Koch: Zur Gesch. der bayerischen Fischerei. In: Allgemeine Fischerei-Zeitung () H. , S. –, hier S. . – Hans Wiswe: Kulturgesch. der Kochkunst. Kochbücher und Rezepte aus zwei Jahrtausenden. München , S. , , . – Richard C. Hoffmann: Fishers’ Craft and Lettered Art. Tracts on Fishing from the End of the Middle Ages. Toronto u. a. , S. – (zur Hs.). – Marialuisa Caparrini: La Letteratura Culinaria in Bassotedesco Medio. Un’Indagine Linguistica e Storico-Culturale sulla Base del Ricettario di Wolfenbüttel (Cod. Guelf. Helmst. ) (GAG ). Göppingen , S. . MM Kochrezepte der Konstanzer Hs. A I . – Zwischen und in Marginalien aufgezeichnet. Da die Rezepte ausschließlich an den Rändern einiger Blätter der Sammelhandschrift mit deutschsprachigen legendarischen, erbaulichen und chronikalischen Texten eingetragen sind, dürfte es sich um «eine eher gelegentliche Aufzeichung eines an der Kochkunst interessierten Laien» (Ehlert , S. ) handeln. Die insgesamt Texte in alemannischem Dialekt bieten neben Kochrezepten im engeren Sinn auch Kniffe für Küche und Keller, darunter Anweisungen zum Konservieren (u. a. von frischen Tauben bzw. von Wein) sowie Hinweise für das Propfen von P rsichen und den Fischfang. Für die Abschnitte über die diätetische Wirkung bestimmter P anzen (u. a. Quitten, Eicheln, Bilsenkraut) wurde → Konrads von Megenberg Buch der Natur ausgeschrieben – unter gelegentlicher Umordnung der Auszüge. Ähnlichkeiten einzelner Rezepte mit Texten in den heute bekannten ma. Kochrezeptsammlungen reichen nicht aus, um eine gemeinsame schriftliche Quelle annehmen zu
. Hälfte . Jh. können. Die meisten Kochrezepte werden mit der «Item-» bzw. der «wiltu-»Formel eingeleitet, z. B. «Item, wiltu machen ain köstlin von ainem hirn», «Item nim ain kiczin höbtlin», «wiltu frisch truben han alwegen» (Bl. v). Ü: Konstanz, Stadtarch., Hs. A I (olim W VI ), v (Incipit: «hirn, kiczi, toube, win, aiger m˚us, kreps k˚uchen, galrair sch, galrain von aisch»), r, r, v, r, v, r, r, r, r, v, r, r, r-v, r–v, v, v (Pap., erstes Viertel . Jh. [Neske, S. ], erste Hälfte . Jh. [Wolf, S. ], Chronikteil – [Wasserzeichen], Ehlert/VL: zwischen und entstandene Hs.). – Die Sammelhandschrift enthält auch den Gregorius (K) → Hartmanns von Aue (Bl. v–r), ein Marienleben (Bl. r–v), ein Sibyllen Buch (Ko) (Bl. v–v), Unser vrouwen klage (Red. II) (H) (Bl. v–v), chronikalische Teile (Bl. rb–vb: → Konstanzer Weltchronik) und Verslegenden (u. a. zu → Margarete und → Barbara). A: Trude Ehlert: Die (Koch-)Rezepte der Konstanzer Hs. A I . Edition und Kommentar. In: «Von wyßheit würt der mensch geert ...» FS Manfred Lemmer. Hg. v. Ingrid Kühn/Gotthard Lerchner. Frankfurt/M. , S. –. L: Trude Ehlert, VL () Sp. f. Zur Hs.: Ingeborg Neske: Die spätma. dt. Sibyllenweissagung. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. –, –. – Alexander Reck: Die deutschsprachigen Kochbücher des MA. In: MIÖG () S. –. – Melitta Weiss Adamson: Medieval Germany. In: Regional Cuisines of Medieval Europe. A Book of Essays. Hg. v. ders. New York/London , S. –. – Gregorius von Hartmann von Aue. Hg. v. Hermann Paul. Neu bearb. v. Burghart Wachinger. ., durchges. und erw. Au . (ATB ). Tübingen , S. XII f. – Jürgen Wolf: Einf. in das Werk Hartmanns von Aue (Einführungen Germanistik). Darmstadt , S. . – Diana Müller: Textgemeinschaften. Der «Gregorius» Hartmanns von Aue in ma. Sammelhs. Diss. Frankfurt/M. , S. –. BJ Bischof von Magdeburg. – Verfasser (?) eines Salbenrezepts, zweite Hälfte . Jh. In einem Kodex, der nahezu gänzlich dem Œuvre → Hesses, des Juden von Salms, gewidmet ist, nden sich auf der Versoseite des letzen Blattes einige Rezepte und Verfahren, von denen eines mit «bischoff von medburgk» überschrieben ist. Ob
Bischof von Magdeburg der hohe Kleriker Urheber der Verordnung oder prominenter Patient war, ist völlig offen. Auch ist ungeklärt, welcher Bischof gemeint sein könnte (im . Jh. amtierten vier Magdeburger Bischöfe). Beim Text handelt es sich um eine Anweisung zur Herstellung einer olivenölbasierten Salbe mit einem Quecksilber-Blei-Gemisch. Als Indikation wird u. a. «kretzen am lib» genannt, möglicherweise als Symptom einer Syphilisinfektion. Ü: Erlangen, UB, Ms. B , v (Pap., um , rheinfränkisch-hessisch); die Nachträge auf Bl. v stammen von einer von der Haupthand abweichenden aber zeitnahen Hand. L: Erhart Kahle, VL () Sp. ; () Sp. . VZ Christine de Pizan, * , † . – Schriftstellerin. Als Tochter des für Karl V. tätigen Astrologen und Mediziners Tommaso di Benvenuto im Umfeld des königlichen Hofs in Paris aufgewachsen, musste Ch. aufgrund früher Witwenschaft selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen. Nach anfänglicher Tätigkeit als Kopistin begann sie im Alter von etwa dreißig Jahren, mit literarischen Arbeiten die Gunst und Unterstützung des französischen Hochadels zu gewinnen, was sie zur ersten «Berufsschriftstellerin» Frankreichs machte. Eines ihrer ersten Werke war die Epistre Othea (), ein Traktat zur Rittererziehung für Herzog Ludwig von Orléans, gefolgt u. a. von einer kritischen Stellungnahme zu dem zweiten Teil des Rosenromans von Jean de Meun (Dit de la rose, ), die sie weit über die literarischen Zirkel von Paris bekannt machte, und besonders dem Livre de la cité des dames (/), in dem Ch. in allegorisch-didaktischer Form die misogynen Auffassungen der Zeit zurückweist, was sie unter moderner Perspektive als frühe Feministin erscheinen lässt. Nach dem Rückzug in ein Kloster bei Paris und ihrem dortigen Tod kursierten Ch.s Werke zuerst im Kreis ihrer fürstlichen Gönner, wobei der Hof der Herzöge von Burgund als Schwerpunkt auszumachen ist; ab der Mitte des . Jh. wurden ihre Texte aber auch in breiteren Kreisen gelesen und in andere Volkssprachen übersetzt, wobei der neu aufkommende Buchdruck eine nicht unwesentliche Rolle spielte. In diesem Kontext ist auch die erste Übersetzung eines ihrer Werke in das Deutsche zu verorten. Es handelt sich dabei um den Livre des fais d’armes et
Luder de la chevalerie, der für Herzog Johann Ohnefurcht von Burgund verfasst wurde und erstmalig und dann auch in einer englischen Übersetzung durch William Caxton in den Druck gelangte. Das Werk ordnet sich ein in die seit dem . Jh. beginnende volkssprachliche Aneignung der Epitoma rei militaris, einer spätantiken militär- und kriegstheoretischen Lehrschrift des → Vegetius, die auch ihr in der Übersetzung von Jean Vignai als Hauptquelle für die ersten beiden Bücher des Livre diente, in denen es um strategische, taktische, logistische und militärtechnische Aspekte der Kriegsführung geht, und die sie mit Auszügen aus den Strategemata des Frontinus und den Facta et dicta des Valerius Maximus ergänzte. Drittes und viertes Buch dagegen behandeln hauptsächlich juristische Fragen des Kriegs («ius in bello»), die Ch. aus dem um von Honoré Bouvet geschriebenen Arbre des batailles übernahm; diese Quellenbenutzung ngierte Ch. als ein Gespräch mit dem Autor, der ihr im Traum erscheint und ihre Fragen beantwortet. Eine dt. Übersetzung wurde vor im hochalemannischen Raum verfasst; die einzig erhaltene Abschrift stammt aus dem Besitz des Berner Patriziers Jakob I. vom Stein († ). Edition und Untersuchung dieser Übersetzung stehen noch aus; es lässt sich aber vermuten, dass auch diese Übersetzung in die Reihe der zwischen und mehrfach erfolgten deutschsprachigen Vegetius-Adaptionen zu setzen ist. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. fol. . A: Christine Moneera Laennec: Ch. «antygrafe». Authorship and Self in the Prose Works of Ch. de P. with an Edition of B. N. Ms. […]. Ph. Diss. Yale . – A. T. P. Byles: The Book of Fayttes of Armes and of Chyvalrye. Translated and printed by William Caxton. London . – Sumner Willard/Charity C. Willard: Ch., The book of deeds of arms and of chivalry. University of Pennsylvania Press (Übers.). – Teilabdruck der Hs. in: Ch. de P.: ‹Das Buch vom Fechten und von der Ritterschaft›. Hg. v. Staatsbibl. zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (Patrimonia ). Berlin . – Eine Edition der dt. Übersetzung ist von Wolfram Schneider-Lastin angekündigt. L: Wolfram Schneider-Lastin, VL () Sp. –. – Charity C. Willard: Ch. de P. on Chivalry. In: The Study of Chivalry. Resources and Approaches. Hg. v. Howell Chickering/ Thomas H. Seiler. Kalamazoo , S. –. –
. Hälfte . Jh. Bert S. Hall: «So notable ordynance». Ch. de P., Firearms, and Siegecraft in a Time of Transition. In: Cultuurhistorische Caleisdoscoop aangeboden aan Prof. Dr. Willy L. Braekman. Hg. v. Christian De Backer. Gent , S. –. – Bärbel Zühlke: Ch. de P. in Text und Bild. Zur Selbstdarstellung einer frühhumanistischen Intellektuellen (Ergebnisse der Frauenforschung ). Stuttgart/ Weimar , S. –. – W. Schneider-Lastin: Ch. de P. dt. Eine Übersetzung des ‹Livre des fais d’armes et de chevalerie› in einer unbekannten Hs. des . Jh. In: ZfdA () S. –. – Ders.: Prolog zum ‹Livre des fais d’armes et de chevalerie› in einer dt. Übersetzung des . Jh. In: Querelles. Jb. für Frauenforschung () S. –. – Philippe Richardot: Végèce et la culture militaire au moyen âge (Ve–XVe siècles). Paris . – Renate Schipke: Waffenhandwerk und weibliche Feder. Ch. de P., ‹Das Buch von dem Vechten und von der Ritterschaft›. In: Jb. Preußischer Kulturbesitz () S. –. – Everett L. Wheeler: Ch. de P.’s Livre des fais d’armes et de chevalerie: Gender and the Prefaces. In: Nottingham Medieval Studies () S. –. – Danielle Buschinger: Die Prosa im . Jh. Ch. de P. «dt.». In: Textsortentypologien und Textallianzen von der Mitte des . bis zur Mitte des . Jh. Akten zum Internationalen Kongreß in Berlin, . bis . Mai . Hg. v. Franz Simmler (Berliner Sprachwissenschaftliche Stud. ). Berlin , S. –. – Françoise Le Saux: War and knighthood in Ch. de P.’s ‹Livre des faits d’armes et de chevallerie›. In: Writing War. Medieval Literary Responses to Warfare. Hg. v. Corinne Saunders u. a. Cambridge , S. –. FF Luder, Peter, * um Herrschaft Kislau bei Heidelberg, † Wien. – Frühhumanistischphilologischer Fachschriftsteller und Gelegenheitsdichter. Im Wintersemester / immatrikulierte L. sich gemeisam mit Ludwig Dringenberg an der Universität Heidelberg. Er stammte aus ärmlichen oder zumindest einfachen Verhältnissen, da sich in den Matrikeln der Vermerk «pauper» ndet. Offensichtlich bot der scholastisch geprägte Heidelberger Lehrbetrieb für L. nur wenig Reize, denn spätestens reiste er nach Italien, wo er sich insgesamt rund Jahre aufhalten sollte. An einen Rombesuch schlossen sich laut L.s eigener Auskunft Wanderungen durch Italien an. Dabei bereiste er die maßgeblichen Zentren des italienischen
. Hälfte . Jh. Humanismus. Schiffsreisen von Venedig aus führten L. bis nach Griechenland. Seine grammatikalischen, poetologischen und rhetorischen Kenntnisse und Fertigkeiten dürften sich vor allem einem Studienaufenthalt in Ferrara verdanken, wo der berühmte Humanist Guarino Veronese lehrte. Ein in Venedig ausgestelltes Notariatsdiplom bestätigt L.s Kenntnisstand und belegt zudem, dass er zeitweise dem Hofgefolge des Dogen Francesco Foscari angehörte. Als Anerkennung seiner rhetorischen Fertigkeiten wurde L. in Venedig der Ehrentitel «Scutifer» verliehen. In Padua nahm L. ein Medizinstudium auf, das er aber spätestens abbrach, als er einem Ruf des Pfalzgrafen und Kurfürsten Friedrich I. (des Siegreichen) an die Universität Heidelberg als Lektor der Studia humanitatis folgte. Am .. hielt L. seine Antrittsvorlesung und war in der Folgezeit darum bemüht, das humanistische Bildungsprogramm im Sinne Veroneses in der dt. Universitätslandschaft zu etablieren. Für dieses Ziel war L. nicht nur an der kurpfälzischen Universität tätig, sondern wirkte zudem in Ulm (), Erfurt (/), Leipzig (), Basel (–) und Wien (ab ). In seinen Vorlesungen und Abhandlungen über die lat. Sprache, Literatur, Rhetorik und Verslehre folgte L. seinem Lehrer Veronese mitunter wortgetreu. Das Unterrichtsprogamm umschloss neben der Beschäftigung mit poetischen und rhetorischen Texten auch historische Werke. In erster Linie lehrte L. → Vergil, → Terenz, Horaz, → Ovid, → Cicero und Valerius Maximus. An keiner dt. Universität wurde zu Lebzeiten L.s ein Lehrstuhl für die Humaniora eingerichtet, weshalb L. zumeist über kein Professorengehalt verfügte. Hierin dürfte der Hauptgrund für die lebenslang prekären nanziellen Verhältnisse des unsteten Wanderhumanisten gelegen haben. Lediglich in Basel konnte L. als besoldeter Professor unterrichten, allerdings nicht für die Studia humanitas, sondern für Medizin. Gleichwohl hielt er auch hier humanistische Lektionen ab. Zuvor hatte L. in Padua sein medizinisches Studium wieder aufgenommen und im Juni mit der Promotion zum Dr. med. abgeschlossen. In Basel wirkte L. zudem im Amt des Stadtarztes (–) und erstellte gemeinsam mit dem medizinischen Ordinarius Werner Wölfflin die ersten Statuten der Medizinischen Fakultät der Universität Basel. Im Zeitraum zwischen seinen Basler und Wiener Lehrengagements ist L. im diplomatischen Dienst Herzog → Siegmunds von Tirol bezeugt.
Luder Als früher Repräsentant des Humanismus in Deutschland hat L. einen enormen Ein uss auf die Folgegeneration ausgeübt. Dabei war weniger sein schriftlich xiertes Œuvre ausschlaggebend – einzig seiner Ars oratoria wird man eine eingeschränkte Wirkmacht zusprechen dürfen – als vielmehr L.s Persönlichkeit als Lehrer. Der Erfolg seiner Lehrtätigkeit und seine Fähigkeit, ein nachhaltiges Interesse an humanistischen Lehrinhalten und Idealen zu wecken, spiegeln sich in zahlreichen Vorlesungsnachschriften seiner Schüler wider. Zu diesen zählten an den verschiedenen Lehrstationen so bekannte dt. Humanisten wie → Albrecht von Bonstetten, Stephan → Hoest, → Matthias von Kemnat und Hartmann → Schedel. An Schriften sind von L. Gedichte, Reden, philologische Abhandlungen und Vorlesungen sowie Briefe überkommen. Sein Werk ist durchweg lat. abgefasst, wobei zwei Texte auch ins Deutsche übertragen worden sind. ) Als Dichter ist L. nur in geringem Maße hervorgetreten. Das bekannteste und zugleich umfangreichste Gedicht L.s ist die Elegia ad Panphilam amicam von . Die Distichen stehen in der Tradition der römischen Liebeselegie. L.s Deutung der Dichtung als allegorische Werbung um Kurfürst Friedrich ist sekundär. Konrad Celtis hat in seinen Amores (,) den Auftakt von L.s Elegia variiert. Das Gedicht dürfte von Hartmann Schedel an Celtis vermittelt worden sein. – Ad mavortium virum Fridericum principem Rheni gloriosissimum wurde ebenfalls verfasst und stellt eine poetische Verherrlichung Friedrichs dar. ) Anlässlich seiner Amtsantritte an den jeweiligen Universitäten hat L. Inauguralreden zur Propagandierung des humanistischen Studiums gehalten. Die Heidelberger und Erfurter Reden sind im Wortlaut nahezu identisch und es ist zu vermuten, dass er auch in Leipzig, Basel und Wien den Vortragstext zu Gehör brachte. – hat L. eine panegyrische Rede auf Pfalzgraf Friedrich und das Wittelsbacher Haus gehalten (Laus Friderici), in der er die Geschichte der Pfalz und der kurpfälzischen Herrscher rhetorisch ausschmückt. Der in die Rede integrierte Lobpreis auf Heidelberg orientiert sich am Vorbild des italienischen Städtelobs. Matthias von Kemnat hat die Laus Friderici ohne Verweis auf ihren Verfasser in dt. Übersetzung in seine Prosaweltchronik übernommen, wo sie dem zweiten Teil als Einleitung dient. Die Übersetzung
Luder könnte auf Matthias selbst zurückgehen. – Als Diplomat Herzog Siegmunds hat L. eine Rede verfasst, die zum Vortrag vor dem französischen König Ludwig XI. bestimmt war (Oratio ad Francorum regem). ) Unter seinen Vorlesungen und Abhandlungen ndet sich mit der Ars oratoria (Medulla rhetorice) das einzige Werk L.s, das selbständig in den Druck gelangte (wenn auch anonym). Die Einführung in die Rhetorik enthält Musterreden, die als Ausgangspunkt für Erläuterungen einzelner Genera und Aspekte der Rhetorik dienen. Die Überlieferung mit fünfzehn handschriftlichen Textzeugen und vier Inkunabeln zeugt von einer gewissen Popularität der rhetorischen Lehrschrift, die zudem in einer anonymen alemannischen Übersetzung (aus Basel [?]) vorliegt. – Im Überlieferungsumfeld der Ars oratoria begegnet oftmals eine Brie ehre (Modus epistolandi), die auch auf L. zurückgehen könnte. Außerdem wird der italienische Humanist Gasparino Barzizza († um ) als deren Autor diskutiert (vgl. van der Laan [s. Lit.]). Der kurze Modus bietet Musterbriefe, von denen einer noch aus der italienischen Studentenzeit L.s herrühren könnte. – Die Verslehre De arte metri candi hat L. vermutlich erstmals in Leipzig vorgetragen. Neben weiteren Vorlesungen und kleinen Traktaten (s. das Werkverz. bei Bockelmann [s. Lit.] S. –) sind von L. zahlreiche Vorlesungsankündigungen überkommen, die wichtige Hinweise zur frühhumanistischen Lehrprogrammatik in Deutschland liefern. ) Hoher Zeugniswert kommt auch den wenigen erhaltenen Stücken aus den Briefwechseln L.s. zu. Sie sind wertvolle Dokumente des dt. Frühhumanismus und des geistesgeschichtlichen Wandels im Deutschland der zweiten Hälfte des . Jh. Ü: ) Elegia ad Panphilam: München, BSB, Clm , r–r (Pap., /); aus der Bibl. Hartmann → Schedels. – Drei weitere Hss. bei Baron , S. . – Ad mavortium virum Fridericum: Ebd., Clm , rv (Pap., ); Autograph Schedels. – Ebd., Clm , rv (Pap., /); aus der Bibl. Schedels. – ) Inauguralrede: Heidelberger Fassung: Cambridge, University Library, Cod Hh.I., r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh.; Autograph [?]). – Wien, ÖNB, Cod. , v–r (Pap., /). – Ebd., Cod. , r–v (Pap., und später). – Erfurter Fassung: Basel, UB, Cod. F IV , v–v (Pap., Mitte . Jh.). – München, BSB, Clm , r–r (s. o.). – Laus Friderici: Karlsruhe, LB,
. Hälfte . Jh. Cod. St. Peter pap. , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh./frühes . Jh.). – Wien, ÖNB, Cod. , r–v (s. o.). – München, BSB, Clm , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh.). – Laus Friderici dt.: Zu den Hss. der Chronik des → Matthias von Kemnat s. dort. – Unabhängig von der Chronik und gemeinsam mit einer Lobrede Kemnats auf Kurfürst Friedrich ndet sich der Text auch in: Rom, Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. , r–v (Pap., . Jh., lat./obd. [Autograph Kemnats]); auf r–v die Lobrede Kemnats. – Ad Francorum regem: Basel, UB, Cod. F VIII r–r (Pap., letztes Drittel . Jh.). – Wien, ÖNB, Cod , r–v (Pap., . Jh.). – ) Ars oratoria: Cambridge, University Library, Cod Hh.I., r–r (s. o.). – Bertalot (s. Lit.) listet zehn weitere Hss., wobei die Textvarianz vor allem bei den Musterreden erheblich ist. München, BSB, Clm , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh.) ist der einzige Textzeuge, der L. als Verfasser namentlich benennt. – Hinzu kommen: Freiburg i. Br., UB, Hs. , v–v (Pap., /, ). – Stuttgart, LB, HB XII , r–v (Pap., ). – München, UB, ° Cod. ms. , r–r (Pap., /). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , rb (Pap., [Ars oratoria: Nachtrag zweite Hälfte . Jh.]); Fragm. (nur der Anfang). – Erstdruck: [Deventer:] Jakob von Breda, [um /] oder [Paris: Antoine Caillaut, um /] (GW f.). Zwei weitere Inkunabeln (Basel und Leipzig, um und ; GW f.). – Ars oratoria dt.: Basel, UB, Cod. F V , Perg.-Bl. (drittes Viertel . Jh., oberalemannisch). – Modus epistolandi: Baron, VL () Sp. listet Hss. Vgl. auch Bockelmann (s. Lit.) S. . – Hinzu kommen: Freiburg i. Br., UB, Hs. , v–r (s. o.). – München, BSB, Clm , r–r (Pap., /). – Düsseldorf, ULB, Ms. B , r–r (Pap., um /). – Auch unselbstständig im Druck als Anhang der Elegantiolae des Augustinus Datus. Erstmals: [Köln: Ulrich Zell, um ] (GW ) weitere dt. Inkunabeln bis (GW –). – De arte metri candi: Breslau, UB, Cod. IV Q , r–r (Pap., –). – München, BSB, Clm , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh.). – Ebd., Clm , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh.); aus der Bibl. H. Schedels. – Stuttgart, LB, Cod HB X , v–v (Pap., zweite Hälfte . Jh.). – Vorlesungsankündigungen: Bertalot (s. Lit.) S. f. – ) Haupths. der Briefe ist: Wien, ÖNB, Cod. (s. o.). – Weitere Briefabschriften u. a. in Erlangen, UB, Ms. ;
. Hälfte . Jh. München, BSB, Clm , , , ; Ebd., UB, ° Cod. Ms. . A: ) Baron , S. – (beide Gedichte). – ) Inauguralrede: Wattenbach , S. –. – Laus Friderici: Wattenbach , S. –. – Laus Friderici dt.: Zu den Ausg. der Chron. s. → Matthias von Kemnat. Ausg. nach dem Cod. Pal. lat. : Paul Maria Baumgarten: Laudes Palacii et Palatini. Dt. Lobrede auf Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz. In: Römische Quartalschr. für christliche Alterthumskunde und für Kirchengesch. () S. –. – Auszüge: Kettemann a, S. ; b, S. . – ) Ars oratoria: Max Buchner: Eine humanistische Lobrede (P. L. ?) auf Kilian von Bibra, den spätern Würzburger Dompropst († ). Ein Beitr. zur Gesch. der Familie der Freiherrn von Bibra, zugleich zur Gesch. des dt. Frühhumanismus. In: Arch. des Hist. Ver. für Unterfranken und Aschaffenburg () S. – (Teilausg. mit einer Musterrede). – Ars oratoria dt.: Hacker (s. Lit.) S. –. – De arte Metri candi: Bockelmann (s. Lit.) S. –. – Vorlesungsankündigungen: Bertalot (s. Lit.) S. – (Nr. –). – ) Wattenbach , S. f., –. Ü: P. L., Vorlesungsankündigungen. In: Der dt. Renaissancehumanismus. Abriß, Auswahl und Übersetzung von Winfried Trillitzsch (RUB ). Stuttgart , S. –. – P. L., ‹Barbara me tellus genuit, mater quoque talis›/‹Niger sum, fateor sum parvus corpore toto›. In: Lat. Gedichte dt. Humanisten. Lat. und dt. Ausgewählt, übers. und erl. v. Harry C. Schnur (RUB ). ., durchges. und um ein Nachw. erg. Au . Stuttgart , S. –. L: Wilhelm Wattenbach, ADB () f. – Frank Baron, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. –. – F. Baron, NDB () S. f. – Helmut Zedelmaier, LexMA () Sp. f. – Heinz Scheible, RGG () Sp. f. – Alfred Zangger, HLS (online, Version ..). – Bernhard Coppel/ Wilhelm Kühlmann, Killy () S. f. – Wilhelm Wattenbach: P. L., der erste humanistische Lehrer in Heidelberg. In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins () S. – (auch als erweiterte selbstständige Publ. Heidelberg ). – Ders.: P. L.s Lobrede auf Pfalzgraf Friedrich den Siegreichen. In: ebd. () S. –; () S. . – Ders.: Nachträgliches über P. L. In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins () S. –; ()
Luder S. . – Georg Schepss: Zu P. L.s Briefwechsel. Erfurter Brand . In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins () S. –. – Ders.: Nachtrag zu P. L.s Briefwechsel. In: ebd. () S. f. – Gustav Bauch: Gesch. des Leipziger Frühhumanismus (Beih. zum Zentralbl. für Bibliothekswesen ). Leipzig , S. , f., . – Heinrich Hammer: Literarische Beziehungen und musikalisches Leben des Hofes Herzog Siegmunds von Tirol. In: Zs. des Ferdinandeums [] () S. –, bes. S. f. – G. Bauch: Die Univ. Erfurt im Zeitalter des Frühhumanismus. Breslau , bes. S. –. – Paul Joachimsen: Geschichtsauffassung und Geschichtsschreibung unter dem Ein uß des Humanismus (Beitr. zur Kulturgesch. des MA und der Renaissance ). Leipzig , S. –. – Ludwig Bertalot: Humanistische Vorlesungsankündigungen in Deutschland im . Jh. In: Zs. für Gesch. der Erziehung und des Unterrichts () S. – (wieder in: Ders.: Stud. zum italienischen und dt. Humanismus. Bd. . Hg. v. Paul Oskar Kristeller [Storia e letteratura ]. Rom , Bd. , S. –). – Gerhard Ritter: Aus dem Kreise der Hofpoeten Pfalzgraf Friedrichs I. In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins [NF ] () S. – passim. – Eva Matthews Sanford: Some literary interests of fteenth century German students. In: Transactions of the American Philosophical Society () S. –. – Karl Großmann: Die Frühzeit des Humanismus in Wien bis zu Celtis Berufung . In: Jb. für Landeskunde von Niederösterreich () S. –, hier S. –. – G. Ritter: Die Heidelberger Univ. Ein Stück dt. Gesch. Bd. : Das MA (–). Heidelberg , S. – u. ö. – Maria Humula: Beitr. zum humanistischen Bildungsprogramm des P. L., Rudolf Agricola und Conrad Celtis. Bde. Diss. masch. Wien . – F. Baron: The Beginnings of German Humanism. The Life and Work of the Wandering Humanist P. L. Diss. Berkeley . – Stephan Hoest. Reden und Briefe. Quellen zur Gesch. der Scholastik und des Humanismus im . Jh. Hg., übers. und eingel. v. F. Baron (Humanistische Bibl. /). München , Reg. – Helmut Reinalter: Der Wanderhumanist P. L. und seine Beziehungen zu Herzog Sigmund von Tirol. In: Mitt. des Österr. Staatsarch. () S. –. – Martin Steinmann: Die humanistische Schrift und die Anfänge des Humanismus in Basel. In: Arch. für Diplomatik, Schriftgesch., Siegel- und Wappenkunde () S. –, hier S. f. –
Luder Eckhard Bernstein: Die Lit. des dt. Frühhumanismus (Slg. Metzler ). Stuttgart , S. –. – Die Metrikvorlesung des Frühhumanisten P. L. Hg. mit Einleitung und Komm. von Eske Bockelmann (Gratia ) Wiesbaden . – Rudolf Kettemann (a): Heidelberg im Spiegel seiner ältesten Beschreibung (Oratio Petri Luder de Kyslauwe habita Haidelberge die XI Februarii ). Heidelberg , , Reg. – Ders. (b): Ein früher Preis Heidelbergs und seiner Universität. P. L.s «Laudatio» aus dem Jahre . Ruperto-Carola () H. , S. –. – Wilfried Barner: «Studia toto amplectenda pectore». Zu P. L.s Programmrede vom Jahre . In: Respublica Guelpherbytana. Wolfenbütteler Beitr. zur Renaissance- und Barockforschung. FS Paul Raabe. Hg. v. August Buck/Martin Bircher (Chloe ). Amsterdam , S. – (wieder in: Ders.: Pioniere, Schulen, Pluralismus. Stud. zu Gesch. und Theorie der Literaturwiss. Tübingen , S. –). – P. O. Kristeller: Scholastik und Humanismus an der Univ. Heidelberg. In: Der Humanismus und die oberen Fakultäten. Hg. v. Gundolf Keil u. a. (Mitt. der Kommission für Humanismusforschung ). Weinheim , S. – passim. – Agostino Sottili: P. L.s medizinische Promotion. In: Wolfenbütteler Renaissance Mitt. () H. , S. . – Jan-Dirk Müller: Der siegreiche Fürst im Entwurf des Gelehrten. Zu den Anfängen eines hö schen Humanismus in Heidelberg. In: Hö scher Humanismus. Hg. v. August Buck (Mitt. der DFGKommission für Humanismusforsch. ). Weinheim , S. –. – Veit Probst: Petrus Antonius de Clapis (ca. –). Ein italienischer Humanist im Dienste Friedrich des Siegreichen von der Pfalz (Veröff. des Hist. Inst. der Univ. Mannheim ). Paderborn u. a. , Reg. – Martina Backes: Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg im . Jh. Ein Beitr. zur Gönnerforsch. des SpätMA (Hermaea NF ). Tübingen , S. – u. ö. – F. Baron: P. L. In: Dt. Dichter der frühen Neuzeit (–). Ihr Leben und Werk. Hg. v. Stephan Füssel. Berlin , S. –. – J.-D. Müller: Sprecher-Ich und Schreiber-Ich. Zu P. L.s Panegyricus auf Friedrich d. S., der Chron. des Mathias von Kemnat und der Pfälzer Reimchron. des Michel Beheim. In: Wissen für den Hof. Der spätma. Verschriftungsprozeß am Beispiel Heidelberg im . Jh. Hg. v. dems. (MMS ). München , S. –. –
. Hälfte . Jh. Adrie H. van der Laan: Antonius Liber Susatensis – Familiarium Epistolarium Compendium. In: Humanistica Lovaniensia () S. –, hier S. f. – F. Baron: P. L. In: German Writers of the Renaissance and Reformation, –. Hg. v. James Hardin/Max Reinhart (Dictionary of Literary Biography ). Detroit u. a. , S. –. – Claudia Villa: Schede per una attribuzione: Pietro L. o Lorenzo Guglielmo Traversagni? In: Filologia Umanistica. Per Gianvito Resta. Bd. . Hg. v. Vincenzo Fera/Giacomo Ferraú (Medioevo e umanesimo ). Padua , S. –. – YvesFrançois Riou: Les commentaires médiévaux de Térence. In: Medieval and Renaissance Scholarship. Hg. v. Nicholas Mann/Birger Munk Olsen (Mlat. Stud. und Texte ). Leiden , S. –. – Y.-F. Riou: L’in uence italienne dans le commentaire à Térence de l’humaniste allemand Petrus L. de Kislau. In: Gli Umanesimi medievali. Atti del II Congresso dell’«Internationales Mittellateinerkomitee», Firenze. Hg. v. Claudio Leonardi. Florenz , S. –. – R. Kettemann: P. L. (um –). Die Anfänge der humanistischen Stud. in Deutschland. In: Humanismus im dt. Südwesten. Biogr. Pro le. Hg. v. Paul Gerhard Schmidt. Stuttgart , S. –. – Gregory E. Canada: L., P. (–). In: The Late Medieval Age of Crisis and Renewal, –. A Biographical Dictionary. Hg. v. Clayton J. Drees. Westport, CT/London , S. f. – Dagmar Drüll: Heidelberger Gelehrtenlex. –. Berlin u. a. , S. . – Vivien Hacker: Ars oratoria dt. In: Rhetorica dt. Rhetorikschr. des . Jh. Hg. v. Joachim Knape/Bernhard Roll (Gratia ). Wiesbaden , S. –. – Carl Joachim Classen: Antike Rhetorik im Zeitalter des Humanismus (Beitr. zur Altertumskunde ). München , S. –, , , . – V. Probst/Wolfgang Metzger: Zur Sozialgesch. des dt. Frühhumanismus. P. L.s Karriereversuch in Heidelberg –. In: Venezianischdt. Kulturbeziehungen in der Renaissance. Hg. v. Klaus Arnold u. a. (Pirckheimer-Jb. ). Wiesbaden , S. –. – Jörg Robert: Konrad Celtis und das Projekt der dt. Dichtung. Stud. zur humanistischen Konstruktion von Poetik, Philosophie, Nation und Ich (Frühe Neuzeit ). Tübingen , S. – u. ö. – Paolo Rosso: Tradizione testuale ed aree di diffusione della ‹Cauteriaria› di Antonio Barzizza. In: Humanistica Lovaniensia () S. –. – Thomas Liebscher: P. L. – der Frühhumanist aus Kieslau. In: Bad Schönborner Gesch.
. Hälfte . Jh. Die Chron. der wiedervereinigten Dörfer Mingolsheim und Langenbrücken. Hg. v. Klaus Gaßner. Bd. . Ubstadt-Weiher , S. –, f. – J. Knape/Stefanie Luppold: Rhetorische und stilistische Praxis des Dt. in den deutschsprachigen Ländern in Humanismus, Renaissance und Reformation. In: Rhetorik und Stilistik. Ein internationales Hb. hist. und systematischer Forschung. Hg. v. Ulla Fix. Halbbd. (Hbb. zur Sprach- und Kommunikationswiss. /). Berlin/New York , S. –, hier S. f. – Gesch. der Univ. Leipzig –. Hg. v. der Senatskommission zur Erforschung der Leipziger Univ.- und Wissenschaftsgesch. Bd. . Bearb. v. Enno Bünz u. a. Leipzig , S. f. u. ö. – Charles G. Nauert: Rethinking «Christian humanism». In: Humanism and Renaissance Civilization. Hg. v. dems. (Variorum Collected Studies Series ). Farnham u. a. , S. –. – Johannes Helmrath: Wege des Humanismus (SpätMA, Humanismus, Reformation ). Tübingen , S. f., . VZ König Lasla. – Gruppe historisch-politischer Ereignisdichtungen über Ladislaus Postumus, zweite Hälfte . Jh. Die Bezeichnung K. L. bezieht sich auf den böhmisch-ungarischen König Ladislaus Postumus (–). L. war der Sohn des römisch-dt. Königs Albrecht II. († ) und seiner Gemahlin Elisabeth († ). L. wurde fast einen Monat nach Albrechts Tod geboren und im Mai mit der von Helene → Kottanner gestohlenen Wenzelskrone zum ungarischen König gekrönt. Nach dem frühen Tod seiner Mutter stand er unter der Vormundschaft von Kaiser Friedrich III. († ). Aus dessen Aufsicht wurde L. von österr. Ständevertretern befreit. In den folgenden Jahren befand sich L. in politischen Auseinandersetzungen mit dem Geschlecht der Hunyadis. Die geplante Ehe mit der französischen Königstochter Magdalena († ) konnte L. nicht mehr eingehen, da er überraschend starb. Danach entstanden verschiedene Theorien über die Gründe von L.s Tod. So wurde u. a. kolportiert, L. sei auf Initiative Georgs von Podiebrad († ) von dessen Gattin vergiftet worden. Als wahrscheinlichere Todesursache gilt heute aber die Pest. L.s außergewöhnliche Lebens- und Todesumstände fanden in zeitgenössischen Schriften großen Widerhall. Dazu zählen einerseits Erwähnungen in Chroniken, Briefen, Predigten und autobiographischen Aufzeichnungen, u. a. bei Peter
König Lasla → Eschenloer, → Bernhard von Kraiburg und Helene Kottanner. Letztere schildert in ihren Denkwürdigkeiten anschaulich den Diebstahl der Wenzelskrone sowie andere Ereignisse um L. und dessen Mutter aus den Jahren /. Eschenloer berichtet u. a. über das große publizistische und literarische Echo von L.s Tod. Auch in dichterischen Werken hinterließ L. Spuren. Schon zu Lebzeiten des Königs verfasste Michel → Beheim mehrere Lieder für ihn, in denen er sich u. a. gegen die Hussiten wandte. Jakob → Vetter schuf eine Dichtung über L.s Befreiung . Auch mit L.s Tod und dessen Ursachen beschäftigen sich mehrere Lieder. Eine besonders bekannte Dichtung stammt von Hans → Wispeck. Ihre Entstehung wird frühestens im Herbst vermutet. Wispecks Lied präsentiert in → Lindenschmidt-Strophen die Theorie vom Gifttod L.s aufgrund einer Verschwörung des Georg von Podiebrad, seiner Gattin, des Prager Erzbischofs und des österr. Landesverwesers. L.s Ableben wird hier als Heldentod eines christlichen Herrschers dargestellt. Als Grund für den Erfolg von Wispecks Lied gilt die gelungene Verbindung von schlüssiger Erzählung und politischer Interpretation der Vorgänge. Von einem anonymen Verfasser ist das Lied Ach durch got vernempt die klag überliefert. Der Text ist in zwei Fassungen mit (a) bzw. (b) Lindenschmidt-Strophen erhalten. Die a-Fassung gilt als älter, wird auf die Zeit kurz nach L.s Tod datiert und einem unbekannten Katholiken zugeschrieben. Der Text beschreibt insbesondere die Trauer um L. und den Leichenzug des Verstorbenen. Die b-Fassung entstand wohl bald nach dem ... Neben den bereits in a enthaltenen Strophen bietet sie zusätzliche Verse, die u. a. weitere Details zum Trauerzug nennen. Drei der ergänzten Strophen stammen aus Wispecks Lied, mit dem b auch die politische Tendenz gemeinsam hat. Wie bei Wispeck wird L. hier als Opfer eines Anschlags dargestellt. Die Fürsten werden aufgerufen, L.s Ermordung zu rächen. Als Zielgruppe des Werks wird der österreichische Adel vermutet. Ebenfalls anonym ist die Moritat Nun wil ich aber heben an überliefert. Das Lied ist wie die anderen K. L.-Lieder in – hier – LindenschmidtStrophen abgefasst. Auch in der Moritat wird L.s Tod auf eine hussitsche Verschwörung unter Beteiligung Georgs von Podiebrad zurückgeführt. Das Lied enthält scharf polemische Angriffe auf Georg,
Taktik der Fehde der u. a. als Dieb und Verräter beschimpft wird, während L. wieder als christlicher Held erscheint. Der Text ist in einer Handschrift des frühen . Jh. sowie in zahlreichen Drucken ab erhalten. Die langjährige Drucktradition belegt die Popularität des Lieds, das im . Jh. auch in Des Knaben Wunderhorn aufgenommen wurde. Ü: Vgl. die Überl. zu den im Text genannten Verfassern. – Textzeugen der anonymen Lieder: . Klage: b: Melk, Stiftsbibl., cod. , (früher cod. ), S. f. (. Jh.). – Der Verbleib der Hs. mit der b-Fassung des Textes ist unbekannt. . Moritat: H: Heiligenkreuz, Stiftsbibl., cod. , v–v (frühes . Jh., bair.-österr.). – Fulda, LB, cod. B , r–v (Überlingen, –). Vgl. u. a. Schanze (s. Lit.). – Regina Hausmann: Die hist., philol. und juristischen Hss. der Hessischen LB Fulda bis zum Jahr (B –, C –. , D –) (Die Hss. der Hessischen LB Fulda ). Wiesbaden , S. f. – www.handschriftencensus.de/. D: Mehr als zehn Drucke der anonymen Moritat bis ins . Jh. – Verz. bei Liliencron () S. . – Schanze (s. Lit.). – VD. – Frühester bekannter Druck: Nürnberg: Wolfgang Huber, (VD H ). A: . Klage: Scriptores rerum Austriacarum. Bd. . Hg. v. Hieronymus Pez. Leipzig , S. –. – Liliencron () Nr. a–b. – Politische Lyrik des dt. MA. Texte . Hg. v. Ulrich Müller (GAG ). Göppingen , S. –. – Buchmann (s. Lit.). . Moritat: Liliencron () Nr. . – Das Weimarer Liederbuch. Hg. v. Max A. Pfeiffer. München /, S. –. – Hist. Volkslieder aus Österreich vom . bis zum . Jh. Hg. v. Leopold Schmidt. Wien , S. –. – Das Weimarer Liederbuch. Schätzbare Slg. alter Volkslieder. Hg. v. Konrad Kratzsch. Leipzig , S. – (Faks.). – Buchmann (s. Lit.). – Online-Faks. von Hs. H: http://manuscripta.at/ diglit/AT–. – Online-Faks. von VD H : http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/ SBBDE. – Weitere Ausg. bei Schanze (s. Lit.). Vgl. außerdem die Ausgaben zu den im Text genannten Verfassern. L: Liliencron () S. –, –. – Günther Hödl: Ladislaus Postumus. In: NDB () S. f. – Frieder Schanze, VL
. Hälfte . Jh. () Sp. – (mit älterer Lit.); () Sp. . – Erhard Kanter: Die Ermordung König Ladislaws. München . – Alphons Lhotsky: Quellenkunde zur ma. Gesch. Österreichs. Wien u. a. , S. . – Bertrand M. Buchmann: ‹Daz jemant singet oder sait ...› Das volkstümliche Lied als Quelle zur Mentalitätengesch. des MA. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Christoph Fasbender: ‹Ach durch got vernempt die klag›. Der Tod des Ladislaus Postumus, Königs von Ungarn und Böhmen, als mediales Ereignis. In: Daphnis () S. –. MM Taktik der Fehde. – Ratgeber für Burgenbau und Kriegführung, vor . Anders als der Titel nahelegt, sind in der kleinen Schrift nicht nur Ratschläge für die Fehdeführung versammelt, sondern vor allem Anweisungen für den Burgenbau sowie für im Kriegsalltag übliche kleinere Kampfhandlungen (den «täglichen Krieg») und für größere militärische Operationen. Der unbekannte, anscheinend kriegserfahrene Autor richtet sich an ein adliges Publikum, zu dessen Lebenswelt Kleinkrieg und Fehde gehörten. Dementsprechend sind die Ratschläge besonders an der Praxis aus adliger Perspektive orientiert. Der Text ist in zwölf Kapitel gegliedert. In den ersten vier Kapiteln («Wie man ain hoch vest berg schlosz puwen sol.» / «Wie man ain nider berg schlosz puwen sol.» / «Wie man ain vesten sitz jn die ebnin puwen sol.» / «Welt ain man aber jn ain mosz puwen.») gibt der Autor praktische Hinweise für die Auswahl von Bauplätzen für Burgen und der jeweiligen Geländesituation entsprechende notwendige Schutzvorkehrungen. Die drei folgenden Kapitel («Wie man ain schlosz bewaren für werffen.» / «Wie man ain schlosz sol bewaren für stigen.» / «Wie man ain schlosz sol bewaren für ablouffen.») beschreiben verschiedene bauliche, aber auch organisatorische Schutzmaßnahmen für Burgen. Direkt auf die Möglichkeit der Fehde nimmt das achte Kapitel Bezug («Wie man sol tuen, das er sin schlosz behalt.»), wobei neben einer besonderen Wachsamkeit bei Befehdungen vor allem der Rechtsaustrag vor einem landesherrlichen Gericht und der Schutz des Landesherrn gegen feindselige Nachbarn empfohlen wird. Das neunte Kapitel («Wie sich ain man versenhen sol, das er sich siner nd dester basz erwere.») gibt Ratschläge für die Ausstattung der Burg
. Hälfte . Jh. mit Personal, Waffen und Vorräten sowie zum sparsamen Umgang mit Schießpulver und Munition. Im zehnten Kapitel («Wie sich ain man halten sol, der muet haut, ain vest ze beligen.») ändert der Autor die Perspektive und gibt Ratschläge für eigene Kriegs- und Fehdehandlungen. Besonders empehlt er Wachsamkeit bei Belagerungen von Burgen oder Städten, um nicht durch feindliche Gegenmaßnahmen überrascht werden zu können. Die abschließenden beiden Kapitel behandeln verschiedene Kriegssituationen im Feld. Zunächst geht es im elften Kapitel («Wie man jn kriegen ordnung vnd ain geschick in ainem veld sol machen ains klainen zugs, daz gar guet ist.») um den «täglichen Krieg», der mit geringen Kräften in feindlichem Gebiet geführt wird. Und im zwölften Kapitel («Hie nach stat geschriben, ain grossen raissiger zug ordnung vnd schick wider ain andren grossen gezug jn ainem veld ze machent.») wird der Fall eines Feldzugs und einer Schlacht mit einem großen Heer besprochen. Bezeichnend für den Text ist eine konventionelle Sicht auf das zeitgemäße Kriegswesen. Technische Aspekte der modernen Feuerwaffen spielen lediglich am Rande eine Rolle; sie werden nicht durch Spezialwissen vertieft. Die T. steht daher nicht unmittelbar im Zusammenhang der zeitgenössischen Büchsenmeisterliteratur und taktisch-technischen Lehrtraktate des . Jh., auch wenn sie jeweils zusammen mit dem → Feuerwerkbuch von und bildlichen Darstellungen aus dem Kontext des Bellifortis (Konrad → Kyeser) überliefert ist. Ü: Wien, ÖNB, cod. , r–r (Pap., , schwäbisch/alemannisch). – Ehem. Berlin, Dt. Heeresbücherei, Hs. (olim Bibl. D. kgl. Vereinigten Artillerie- u. Ingenieur-Schule, cod. ), Kriegsverlust. A: Köhler (s. Lit.) Sp. –, –. – Rainer Wedler: Die «T. d. F.». In: Leuvense Bijdragen () S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Gustav Köhler: Eine Hs. über Kriegskunst aus der Mitte des . Jh. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () Sp. –, –, –, –. – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss. vornehmlich in Deutschland. Abt. . München/Leipzig (Nachdr. New York ; Hildesheim ) S. –, –. – Das Feuerwerkbuch von . Hg. v. Wilhelm Hassenstein. München , S. (Nr. c). – Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der
Albrecht von Lannenberg Österr. Nationalbibl. Bd. (Veröff. des Inst. für dt. Sprache und Lit. ). Berlin , S. f. – Wedler (s. Ausg.). – Peter Assion: Altdt. Fachlit. (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . – Rainer Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , Bd. , S. –. – Ders.: (Bearb.): Stoffgruppe . Feuerwerks- und Kriegsbücher (Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA, Bd. /, Lfg. /). München , S. –. UT Albrecht von Lannenberg. – Verfasser eines kriegstechnischen Textes, . Jh. A. wird nur in einer Berliner Handschrift von erwähnt. Darin wird er als Herr und sein Text als «kunst» bezeichnet, was hier auf die Kriegskunst zu beziehen ist. Der A. zugeschriebene Text enthält dt. Anleitungen und Federzeichnungen für Kriegsmaschinen und Pyrotechnik, z. B. für Fahrzeuge und Hebemechanismen. Die Illustrationen gelten als grobschlächtige Kopien verwandter Darstellungen aus früherer Zeit. A.s Kriegsbuch steht in der Handschrift hinter Werken von Johannes → Hartlieb und → Achilles Thabor sowie dem sog. → Feuerwerkbuch von . Die gleiche Textsammlung ndet sich auch in einer Wiener Handschrift (ÖNB, cod. ), dort jedoch ohne A.s Werk. Ü: Berlin, SBB, mgq (früher ebd., Zeughausbibl., Ms. ), r–r (Pap., mit Nachträgen vom frühen . Jh., bair.). – Vgl. auch Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. /. Hg. v. Ulrike Bodemann u. a. München , S. –. L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. ; () Sp. , XIII. – Franz M. Feldhaus: Ruhmesbll. der Technik. Von den Urer ndungen bis zur Gegenwart. Leipzig , S. . – Bernhard Rathgen: Das Geschütz im MA. Berlin . Düsseldorf , S. . – Sb. einer Zusammenkunft der Mitglieder des Berliner Zeughauses am . März . In: Zs. für hist. Waffen- und Kostümkunde NF (/) S. f. – Rainer Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Bd. . Wiesbaden , S. f. MM Hündler, Veit (auch: Vitus Hendl), * um Ödenburg, † nach . – Karmeliter. Der wohl um in Ödenburg geborene H., Verwandter der Kronenräuberin Helene
Knake → Kottanner, schloss vermutlich an der Universität Wien seine theologische Ausbildung ab und trat dort in den Karmeliterorden ein. Als späterer Provinzial des Ordens in Deutschland und Ungarn wurde er auf Antrag des Bischofs Andreas von Fünfkirchen (Pécs) von Papst Nikolaus V. im Jahr zum Titularbischof von Bodon (Widin) ernannt. Da dieses Bistum aufgrund der Auseinandersetzungen mit den Türken unzugänglich blieb, ernannte man ihn zunächst zum Suffragan in Fünfkirchen, dann auch in Großwardein. Später kehrte er nach Fünfkirchen zurück, wo zuletzt bezeugt ist. Da er lange in Wien lebte, ndet man häu g die Bezeichnung «de Wyenna». H. ist literarisch vor allem durch sein Briefbuch (–), Klosterneuburg, Augustiner-Chorherrenstift, Cod. , bekannt geworden, in dem er sich «Vitus episcopus Bodoniensis Suffraganeus venerabilis reverendus pater et orator» nennt. Das Büchlein enthält Abschriften von lat. und deutschsprachigen Briefen und Dokumenten sowie kürzeren Werken H.s aus den Jahren – nebst einer Darstellung des Vitus Hendl mit seinem redenden Wappen (v). Die Sammlung bezeugt seinen Karriereweg, dokumentiert seine theologischen und naturkundlichen Interessen, gibt Einblick in geschäftliche Korrespondenzen (Epistolae, r–r) sowie einen kurzen Überblick über die Geschichte des Karmeliterordens (r–r). Außerdem weist sie H. als Verfasser geistlicher Spruchdichtung aus, wie die Proverbia Germanica, v–v bezeugen, wobei insbesondere seine dt. Übersetzung der Ostersequenz Haec dies quam fecit dominus bemerkenswert ist. In den elf volkssprachlichen didaktischen Sprüchen befasst er sich in der Tradition alttestamentlicher Weisheitsliteratur mit den Merkmalen eines guten Königs («Ein kunig schol fonf tugent an im haben»), schlechten Richters, mit Tugenden und Lastern, verschiedenen Menschentypen und Charaktereigenschaften, um sein Publikum zu einem gottesfürchtigen Leben zu ermahnen und moralische Lehren zu vermitteln. Sein Interesse galt darüber hinaus alchemistischen und medizinischen Fragestellungen, wie das von ihm nach zusammengestellte, im Band nur unvollständig erhaltene, Rossarzneibuch (r–r; v–v), Erczeney von den rossen, das er Bischof Andreas von Fünfkirchen widmete, bezeugt. H. stützte sich hier vor allem auf das Rossarzneibuch von Meister → Albrant, wie er selbst nach Abschnitt angibt: «Das ist ein puechmaister der phert erczney, das maister albrecht kay
. Hälfte . Jh. ser fridrechs smyd und marstaler von Constantinopeln pracht hat» (Simmet, S. ). Albrants Rossarznei gibt Einblicke in die Therapie von Pferdkrankheiten. H. erweitert diese durch Kompilation zusätzlicher Vorlagen (vermutlich Johanns von Posenanie und → Siegmunds von Königgrätz) auf Rezepte, wie er mit Bezug auf «vil maistern» erklärt. In H.s Therapievorschläge, die sich im Ganzen in drei Teile gliedern lassen (I –; II –; III –), sind zwei alchimistische Anweisungen (a und b) und drei humanmedizinische Rezepte integriert (–). Ü: Klosterneuburg, AugustinerChorherrenstift, Cod. (–). A: József Koller: Viti Huendler proverbia germanica. In: Ders.: Historia episcopatus Quinqueecclesiarum IV. Preßburg . – Ludwig Simmet: V. H.s Roßarzneibuch. Ein Beitr. zur Gesch. der dt. Pferdeheilkunde des . Jh. in Südosteuropa. München . L: Gerhard Eis, NDB () S. . – Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Hans Rupprich: Das Wiener Schrifttum des ausgehenden MA. Österr. Akad. der Wiss. Phil.-hist. Kl. Sb. Bd. , . Abh. Wien , S. f. – Werner Perino: Die Pferdearzneibücher des ausgehenden MA und der beginnenden Neuzeit. Diss. München , S. . – G. Eis/Rainer Rudolf: Altdt. Schrifttum im Nordkarpatenraum. München , S. . – Gesine Mierke: V. H. In: Lex. der regionalen Literaturgesch. des MA: Ungarn und Rumänien. Hg. v. Cora Dietl/Anna-Lena Liebermann. Berlin/Boston (in Vorbereitung). GM Knake, Marquart, * vor , † ... – Kaufmann, Politiker, Briefautor. K. ist erstmals / in Brügge nachweisbar, wo er für einen Danziger Kaufmann arbeitete, und war dann selbstständig als Kaufmann tätig. Im Zuge politischer Auseinandersetzungen befand er sich in Gefangenschaft Heinrichs II. von Moers († ), des damaligen Bischofs von Münster. Von bis war K. Schöffe in Danzig. Dort wurde er Ratsherr im gemeinen Rat und zusätzlich Schulte der Danziger Schöffen. Zwischen und ist er als Vertreter der Stadt bei Ständetagen und auf diplomatischen Missionen belegt. Zwischen und übertrug man ihn zusätzlich militärischen Kompetenzen. Von K. selbst dokumentiert wurde eine Gesandtschaft von . Damals reiste K. nach Lübeck, um dort nanzielle
. Hälfte . Jh. und militärische Unterstützung für das von Dänemark bedrängte Danzig zu gewinnen. Er verfasste über diese Mission Briefe in nd. Sprache. Sie schildern K.s meist erfolglose Verhandlungen mit dem Lübecker Stadtrat und informieren über für Danzig relevante politische Vorgänge. Ü: Gda´nsk, Staatsarch. (Wojewódzkie Archiwum Pa´nstwowe), D (, nd.). A: Scriptores Rerum Prussicarum . Hg. v. Theodor Hirsch u. a. Leipzig (Nachdr. Frankfurt/M. ) S. – (Teilausg.). – Hanserecesse, Abt. /. Bearb. v. Goswin von der Ropp. Leipzig , S. – (Nr. –). L: Udo Arnold, VL () Sp. f. (mit älterer Lit.). – Regesta historico-diplomatica Ordinis S. Mariae Theutonicorum / (–). Bearb. v. Erich Joachim u. a. Hg. v. Walther Hubatsch. Göttingen , Nr. . – Gerhard Eis/Gundolf Keil: Nachträge zum VL. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. . MM Ruland, Ott, * um / (?) Ulm (?), † spätestens . – Kaufmann, Autor eines Handlungsbuchs. R. stammte aus einer Ulmer Patrizierfamilie und war mindestens von bis kaufmännisch tätig. Zunächst Hauptgesellschafter seines Unternehmens, scheint er die Geschäfte ab zunehmend abgegeben zu haben. Später ist er als Stifter einer Kapelle, einer ewigen Messe und von kirchlichen Pfründen nachgewiesen. Von wirtschaftshistorischem Interesse ist R.s dt. Handlungsbuch, das Einträge aus den Jahren bis enthält. Die von verschiedenen Schreibern wie R. und seinem Vetter Hans R. vorgenommenen Aufzeichnungen sind in einem Heft aus Quartblättern erhalten. Die Eintragungen folgen primär Geschäftsvorgängen und sind nicht immer chronologisch angeordnet. Vermerkt sind u. a. Warenbestellungen, Lieferungen, offene Schulden und Zahlungseingänge, meist mit den Namen der jeweiligen Geschäftspartner und Handelsorte. Aus den Eintragungen ergibt sich ein Netz von Handelsbeziehungen R.s, das u. a. Köln, Frankfurt/M., Nürnberg, Augsburg, Regensburg, Wunsiedel, Straßburg, Wien, Braunau am Inn, Znojmo und Venedig erfasste. Eine wichtige Rolle spielten für R.s Geschäfte dt. und österr. Messen und
Ruland Märkte, vor allem die Messen in Frankfurt. R. handelte u. a. mit Nahrungsmitteln, Tieren, Metallen, Stoffen und Tuchen. Zu seinen meistverkauften Produkten zählten Paternoster (Eichenmistelkränze) und die sog. Salzburger Tafeln. Letztere sind bis heute nicht zweifelsfrei identi ziert worden. Man hat in ihnen verschiedentlich wächserne Schreibtafeln, Reliquienkästen, kleine Bilder oder Modelle aus Holz vermutet. Das Handlungsbuch erlaubt auch Einblicke in R.s Geschäftsmethoden. So bevorzugte er offenbar langfristige Verträge, frühzeitige Bestellungen und Vorauszahlungen. Auch kultivierte er einen festen Stamm von Geschäftspartnern. R.s Handlungsbuch fügt sich als erhellende Sammlung wirtschaftlicher Daten in die Tradition ähnlicher Aufzeichnungen von Kau euten des . Jh. Ü: Ulm, Stadtarch, H Ott (früher ebd., U ), Bll. (–). – Vgl. u. a. Hans Eugen Specker: Die Bestände des Stadtarch. Ulm. Komm. Gesamtübersicht. Stuttgart , S. . – Rothmann (s. Lit.). A: O. R.s Handlungsbuch. Hg. v. Konrad Dietrich Hassler/Franz Pfeiffer. Stuttgart (vgl. dazu Bastian [s. Lit.] S. –). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Franz Bastian: Das Runtingerbuch – und verwandtes Material zum Regensburger-südostdt. Handel und Münzwesen. Bd. . Regensburg , S. –, –, – u. ö. – Rudolf Burckhardt: Die Ulmer Handelsherren im späteren MA. Diss. Tübingen , S. – u. ö. – Wiltrud Eikenberg: Das Handelshaus der Runtinger zu Regensburg. Ein Spiegel süddt. Rechts-, Handels- und Wirtschaftslebens im ausgehenden . Jh. Göttingen , S. , u. ö. – Rudolf Holbach: Frühformen von Verlag und Großbetrieb in der gewerblichen Produktion (.–. Jh.). Stuttgart , S. – u. ö. – H. E. Specker: Ulm. Stadtgesch. Ulm , S. –. – Michael Rothmann: Die Frankfurter Messen im MA. Stuttgart , S. – u. ö. – R. Holbach: ‹Item das ich O. R. ain kauf hab getroffen.› Zu den Handelsgeschäften des Ulmer Kaufmanns im . Jh. In: ‹Kopet uns werk by tyden.› Beitr. zur hansischen und preußischen Gesch. FS Walter Stark. Hg. v. Nils Jörn u. a. Schwerin , S. –. – M. Rothmann: Marktnetze und Netzwerke im spätma. obd. Wirtschaftsraum. In: Netzwerke im europäischen Handel des MA. Hg. v. Gerhard Fouquet/Hans-Jörg Gilomen. Ost ldern , S. –, hier S. –. MM
Kopenschopp to vooren Reicholf, Oswald, † .. Wien. – Politiker, Kaufmann, Verfasser eines Briefberichts. R. stammte aus einer wohlhabenden Familie, die bereits seit dem . Jh. politische Funktionen innehatte. Ab als Hausbesitzer in Wien nachweisbar, nahm R. dort ein Studium auf. Danach als Kaufmann tätig, übte er daneben öffentliche Ämter aus. Er war in Wien /, – und Ratsherr, / Stadtrichter, und Bürgermeister. Mehrmals übernahm er auch Gesandtschaften. Um / wurde er von König Ladislaus Postumus († ) zum Ritter geschlagen. R. zählte zu den Anhängern des österr. Adelsführers Ulrich von Eitzing († ) und war damit ein Gegner des Ulrich von Cilli († ). Auf Betreiben Ulrichs saß R. / in Kerkerhaft und verlor durch Beschlagnahmung sein Vermögen. In dem Kon ikt zwischen Kaiser Friedrich III. († ) und dessen Bruder, Herzog Albrecht († ), unterstützte R. den Kaiser. Diese politische Parteinahme wurde ihm zum Verhängnis: / erneut inhaftiert, wurde er als Mitverschwörer von Bürgermeister Wolfgang Holzer mit diesem enthauptet. Aus R.s politischer Tätigkeit ging ein brie icher Bericht in dt. Sprache hervor, der in einer Wiener Handschrift erhalten ist. Der Text bezieht sich auf eine Gesandtschaft R.s aus dem Jahr . Damals fanden in Breslau umfangreiche Judenverfolgungen statt, an denen der Prediger → Johannes von Capestrano maßgeblich beteiligt war. Zahlreiche örtliche Juden wurden u. a. der Hostienschändung bezichtigt, gefoltert, enteignet und schließlich verbrannt oder ausgewiesen. R. wurde am .. von Ladislaus Postumus offiziell nach Breslau entsandt, wo er wohl Anfang Juni eintraf. R. war bevollmächtigt, dort gegen verdächtige Juden vorzugehen und sie zu bestrafen. Noch in Breslau verfasste R. am .. einen Bericht an den Wiener Bürgermeister, Rat und Stadtrichter. Darin schildert er ausführlich Fallbeispiele von Juden und deren angeblichen Vergehen. Neben dem Hauptvorwurf der Hostienschändungen greift der Text auch einen Fall auf, in dem Juden ein christliches Kind ermordet haben sollen. Über die Judenverfolgungen und ihre Konsequenzen zeigt sich R. gut informiert. So erwähnt er Folterungen, Hinrichtungen und Selbstmorde von Breslauer Juden. Dabei hegt er in dem Bericht keine Zweifel an den gegen die Juden vorgebrachten Anschuldigungen. Vielmehr erkennt er Capestranos Autorität an und kündigt
. Hälfte . Jh. am Ende des Berichts voller Vorfreude einen Besuch des Predigers in Wien an. Ü: Wien, ÖNB, cod. , r–r, r (Pap., um , bair.-österr.). – Vgl. Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. . Berlin , S. . – www. handschriftencensus.de/. – R. ist als Mandatsträger auch in vielen anderen Quellen nachweisbar; vgl. etwa die zahlreichen Belege in: Wiener Ratsurteile des SpätMA. Hg. v. Heinrich Demelius. Wien u. a. . A: Fischer (s. Lit.). L: Christine Stöllinger-Löser, VL () Sp. f.; () Sp. . – Marcus Brann: Gesch. der Juden in Schlesien . In: Jahresber. des jüdisch-theologischen Seminars Fraenckel’scher Stiftung . Breslau , S. –, Anh. Nr. . – Ignaz Fischer: Ein neues Dokument zur Gesch. der Judenvertreibung aus Schlesien im Jahre . In: Monatsschr. für Gesch. und Wiss. des Judentums NF () S. –. – Doris Leithner: Die Familie R. (–). Ein Wiener Erbbürgergeschlecht. Diss. Wien . – Peter Csendes: Gesch. Wiens. München , S. . – Germania Judaica /. Hg. v. Arye Maimon u. a. Tübingen , S. –. – Richard Perger: Die Wiener Ratsbürger –. Ein Hb. Wien , S. , , u. ö. – R., O. In: Felix Czeike: Hist. Lex. Wien . Wien , S. . MM Kopenschopp to vooren. – Verhaltensregeln für Kau eute, spätestens /. Der nd. Traktat ist anonym in einer Handschrift überliefert, die auch geistliche Texte wie → Seelentrost, → Zeno, eine nd. → Apokalypse, die Sterbekunst des Dietrich → Engelhus sowie Verslegenden über Heilige versammelt. Der Entstehungskontext von K. t. v. ist unbekannt, doch vermutet die Forschung in dem Text eine Predigt für Kau eute oder zumindest Bürger. Als predigttypisch gelten insbesondere die direkte Ansprache des Publikums und die im Text enthaltenen Ermahnungen. Inhaltlich bietet K. t. v. Regeln, deren Einhaltung Kau euten eine ehrbare Geschäfts- und Lebensführung ermöglichen soll. Danach soll sich die kaufmännische Tätigkeit grundsätzlich an den Bedürfnissen des eigenen Lebensunterhalts ausrichten, das Gemeinwohl berücksichtigen und die Armen unterstützen. Weitere Regeln fordern ordentliche Buchführung, angemessene Preisgestaltung, korrekte Verwendung von
. Hälfte . Jh. Maßen und Gewichten sowie Rückerstattungen an Kunden bei Fehlverhalten des Kaufmanns. Abgelehnt werden in K. t. v. u. a. der Handel an Feiertagen und an heiligen Stätten, betrügerisches Verhalten (etwa durch den Verkauf fehlerhafter Waren), Wucher und unlauterer Wettbewerb. Auch die Lebensführung des Kaufmanns wird von den Regeln erfasst. So soll er über den Geschäften nicht seine Ehe vernachlässigen, regelmäßig beichten und die Messe besuchen, sein Personal zu einem ehrenwerten Lebenswandel motivieren und rechtzeitig sein Testament verfassen. Der unbekannte Autor von K. t. v. rezipierte mittel- oder unmittelbar die Summa theologiae des → Thomas von Aquin. Die Forschung hat große inhaltliche Parallelen zwischen K. t. v. und der . Quaestio in Teil II/ der Summa nachgewiesen. So fordert auch Thomas die Kau eute auf, das Gemeinwohl zu bedenken, richtig zu wiegen und angemessene Preise zu verlangen. Insgesamt wird K. t. v. in den Kontext einer Popularisierung scholastischer Lehren eingeordnet. Interessant ist der Traktat auch durch sein konsequentes Bemühen, die Tätigkeit des Kaufmanns christlich zu legitimieren. Ü: Hannover, LB, Ms. I a, r–v (Pap., /, mnd.). – Vgl. u. a. Heß (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. A: Mnd. Lesebuch. Hg. v. Wolfgang Stammler. Hamburg , S. f. – Spuren der Vergangenheit für die Gegenwart. Hundert nd. Texte zwischen dem . und . Jh. Hg. v. Jürgen Meier/Dieter Möhn. Leer , S. –. – Heß (s. Lit.). L: Harald Parigger, VL () Sp. –. – Wolfgang Stammler: Die ‹bürgerliche› Dichtung des SpätMA. In: ZfdPh () S. – (wieder in: Ders.: Kleine Schr. : Zur Literaturgesch. des MA. Berlin u. a. , S. –). – Klaus Berg: ‹Der tugenden bouch›. Unters. zu mhd. Prosatexten nach Werken des Thomas von Aquin (MTU ). München , S. f. – Kurt Ruh: Versuch einer Begriffsbestimmung von ‹städtischer Lit.› im dt. SpätMA. In: Über Bürger, Stadt und städtische Lit. im SpätMA. Ber. über Kolloquien der Kommission zur Erforschung der Kultur des SpätMA –. Hg. v. Josef Fleckenstein/ Karl Stackmann (Abh. der Akad. der Wiss. Göttingen, Philol.-Hist. Kl., . Folge, Nr. ). Göttingen , S. – (wieder in: Ders.: Kleine Schr. . Hg. v. Volker Mertens. Berlin u. a. , S. –). – Heribert R. Brennig: Der Kaufmann
Türkenkalender im MA. Lit., Wirtschaft, Ges. Pfaffenweiler , S. . – Meier/Möhn (s. Ausg.). – Cordelia Heß: Gerechtigkeit und Rechtfertigkeit. Unters. und Edition des ‹Gedichts von der Gerechtigkeit›, des ‹Henselyns bok› und des Traktats ‹K. t. v.› Stockholm . MM Türkenkalender (Eyn manung der cristenheit widder die durken). – Gereimter Neumondkalender auf das Jahr , . Entstehung und Druck des sog. T. werden im Dezember vermutet. Die Neujahrswünsche am Textende legen einen Verkauf des Buchs zum Jahresanfang nahe. Der T. wurde in der Gutenbergschen Donat-Kalender-Type vom Drucker der -zeiligen Bibel (GW ) gesetzt. Der Verfasser des Werks ist bis heute unbekannt. Sprachliche und inhaltliche Indizien wie Reime und Festtermine verweisen auf das Elsass als Ursprungsregion des Verfassers. Man hat in ihm aufgrund einer Anspielung im Text auch den Bewohner einer Reichsstadt, also wohl Straßburgs, vermutet. Als mögliche Autoren hat die Forschung Johannes Gutenberg, Johannes Mentelin († ) und Heinrich → Eggestein erwogen. Mentelin und Eggestein waren Elsässer und möglicherweise Schüler Gutenbergs. Daher hat man verschiedentlich angenommen, sie könnten sich um die Zeit des Drucks in Mainz aufgehalten haben, was aber nicht belegbar ist. Dies gilt auch für die Vermutung, Aeneas Silvius → Piccolomini habe auf dem Frankfurter Reichstag im Herbst die ersten Lagen der Mainzer Bibel gesehen und daraufhin den T. in Auftrag gegeben. Der T. ist wie ein fortlaufender Prosatext gesetzt, doch handelt es sich um insgesamt Reimpaarverse. Sie sind in einen Prolog und zwölf Monatsabschnitte eingeteilt. Die Einleitung ist als Gebet gestaltet und an den gekreuzigten Christus gerichtet. Mit Bezug auf die Eroberung Konstantinopels von bittet der Prolog um Hilfe für das Christentum. Auch bietet er kalendarische Informationen zum Jahr , etwa den entsprechenden Estomihi-Intervall. Die weiteren zwölf Abschnitte des Werks enthalten neben den Terminen der jeweiligen Neumonde vor allem Appelle an europäische Herrscher, Kleriker und Städte. Unter den Adressaten sind Papst Nikolaus V., Kaiser Friedrich III., der französische König Ludwig XI., der burgundische Herzog Philipp III. (–)
Türkenkalender sowie weitere Könige, Fürsten, Herzöge, Bischöfe und Reichsstädte. Sie werden mit dringlichen Worten zum Kampf gegen die Osmanen aufgefordert. Dabei bezieht sich der T. immer wieder auf historische Ereignisse und politische Zusagen im Zusammenhang mit der osmanischen Bedrohung. So wird etwa Philipp III. für sein erfolgtes Versprechen eines Feldzugs gegen die Osmanen in die P icht genommen. Der letzte Abschnitt ruft Maria um himmlischen Beistand an und schließt nach einem letzten Neumondtermin mit guten Wünschen zum neuen Jahr. Als Vorlage des T. gilt eine unbekannte Handschrift. Als inhaltliche Quellen werden zwei Dokumente vom Oktober vermutet: Der Beschluss des Frankfurter Reichstags über eine Reichshilfe sowie ein Brief des Papstes, der den Reichstag zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen die Osmanen aufruft. Die Benutzung dieser politischen Quellen im T. verweist auf die Gesamttendenz des Werks. Obwohl es als Neumondkalender gestaltet ist, steht die Gebrauchsfunktion nicht im Mittelpunkt. Vielmehr diente es der politischen Agitation und Mobilisierung gegen einen gefürchteten Gegner. Unter den seit nachgewiesenen, gereimten Neumondkalendern war der T. das erste Exemplar mit einer propagandistischen Stoßrichtung. Er wird auch zu den ersten Druckwerken der politischen Publizistik und zu den ältesten komplett erhaltenen Drucken gezählt. Ü: Zu Handschriften von weiteren gereimten Neumondkalendern vgl. Simon (s. Lit.). D: [Mainz: Drucker der -zeiligen Bibel (GW ), zwischen . und ..] (GW M). – Vgl. u. a. Wagner (s. Lit.). – http://gesamtkatalogderwiegendrucke.de/ docs/MAHNUNG.htm. – Zu Drucken von weiteren gereimten Neumondkalendern vgl. Simon (s. Lit.). A: Gutenbergs Türkenkalender für das Jahr . Rekonstruierter Typendruck von hölzerner Handpresse mit Handrubrizierung. Hg. Gutenberg-Ges. Mainz . – Geldner (s. Lit.). – Online-Faks. von GW M: http:// daten.digitale-sammlungen.de/. L: Eckehard Simon, VL () Sp. –. – Johannes Joachim: Die ‹Mahnung der Christenheit wider die Türken› aus dem Ende von . In: Beitr. zur Kenntnis des Schrift-, Buch- und Bibliothekswesens () S. –. –
. Hälfte . Jh. Paul Schwenke: Gutenberg und die Type des T. In: Zentralbl. für Bibliothekswesen () S. –. – Edward Schröder: Philol. Beobachtungen zu den ältesten Mainzer und Bamberger Drucken in dt. Sprache. In: ebd. () S. –. – P. Schwenke: Die Donat- und Kalendertype. Mainz , S. –. – Gustav Mori: Der T. für das Jahr . Eine druckhist. Stud. Mainz . – Gottfried Zedler: Gutenberg und Schöffer im Lichte des Mainzer Frühdrucks. Bd. : Gutenbergs älteste Type und die mit ihr hergestellten Drucke. Mainz . – Arno Schirokauer: Die Reimsprache des T. In: Modern Language Notes () S. –. – Djordje Radojicic: Nachrichten über Serbien (‹Sirphie›) in Gutenbergs T. für das Jahr . In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Ilona Hubay: Zum hist. Hintergrund des T. für . In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Strahinja K. Kostic: Der T. und die Südslaven. In: Die Welt der Slaven () S. –. – Friedrich A. Schmidt-Künsemüller: Gutenbergs Schritt in die Technik. In: Der gegenwärtige Stand der Gutenberg-Forschung. Hg. v. Hans Widmann. Stuttgart , S. –. – Ferdinand Geldner: Die ersten typographischen Drucke. In: ebd., S. –. – Ders.: Der Heiliggrabkalender für (Kreuzfahrtlied), sein Drucker Heinrich Eggestein und der T. für . In: Scritti in Onore di Mons. Giuseppe Turrini. Hg. v. Carlo Vanzetti. Verona , S. –. – F. Geldner: Eggesteiniana. In: Beitr. zur Gesch. des Buches und seiner Funktion in der Gesellschaft. FS Hans Widmann. Hg. v. Alfred Wierk. Stuttgart , S. –. – Der T. ‹Eyn manung der Cristenheit widder die Durken›, Mainz . Das älteste vollständig erhaltene gedruckte Buch. Rar der BSB. Hg. v. F. Geldner. Wiesbaden . – Ders.: Bemerkungen zum Text des ‹Türkenschreis› von Balthasar Mandelreiß, des ‹Türkenkalenders› () und der ‹Ermanung ... wider die Türken› von Niclas Wolgemut. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – E. Simon: The T. attributed to Gutenberg as a Strasbourg Lunation Tract. In: Daphnis () S. –. – Ders.: The T. () Attributed to Gutenberg and the Strasbourg Lunation Tracts. Cambridge/Mass. . – Dan RâpaBuicliu: Note Bibliologice cu Privire la ‹der T. für › (Mainz, ). In: Danubius () S. –. – Als die Lettern laufen lernten. Medienwandel im . Jh. Inkunabeln aus der BSB München. Red. Bettina Wagner. Wiesbaden , S. (Nr. ) u. ö. MM
. Hälfte . Jh. Eggestein, Heinrich, * um / Rosheim/Elsass, † oder später. – Buchdrucker. E. studierte seit in Löwen, wo er auch den Magistergrad erwarb. Er war – Siegelbewahrer am Straßburger Propsteigericht unter Bischof Ruprecht von Bayern. – auch Bürger von Straßburg, gehörte er dort der Wehrmannschaft der sog. Nachkonstoffler an, deren Mitglied auch Johannes Gutenberg bis war. Eine persönliche Bekanntschaft zwischen E. und Gutenberg gilt daher als wahrscheinlich. Auch ist verschiedentlich vermutet worden, E. habe sich seit etwa in Mainz aufgehalten und bei Gutenberg den Buchdruck erlernt. Später kehrte er nach Straßburg zurück, wo er seit etwa / mit Johann Mentelin die älteste Druckerei der Stadt führte. Er wurde wieder Straßburger Bürger und erneut Siegelbewahrer; dieses Amt wurde E. jedoch entzogen. Seit etwa betrieb er eine eigene Druckerei; erhielt er dafür einen Schutzbrief des Pfalzgrafen Friedrich I. gab E. sein Bürgerrecht auf und stellte bald darauf auch seine Druckproduktion ein. Mehr als Drucke aus E.s Offizin sind heute bekannt. E. druckte meist lat., aber auch dt. Werke. Auf Grundlage von Gutenbergs Bibeltext produzierte E. spätestens eine lat. Bibel (GW ), der bis spätestens zwei weitere lat. Ausgaben folgten. E. druckte seine lat. Bibeln zunächst -zeilig, dann -zeilig (GW ). Spätestens veröffentlichte er auch eine dt. Bibel, die sog. Eggestein-Bibel (GW , → Oberdeutsche Bibeldrucke). Sie folgte Mentelins Druck von um , mit dem sie vor allem im Satz übereinstimmt. Daneben druckte E. Werke von → Vergil, Caesar, → Cicero, → Thomas von Aquin, → Bonaventura, → Beda, Francesco → Petrarca, → Jacobus de Voragine, → Petrus Lombardus, → Ludolf von Sachsen, Johannes → Andreae, Johannes → Gerson, Angelus Gherardini, Johann → Geiler von Kaysersberg und Heinrich → Steinhöwel. Er verlegte zudem Texte wie → Barlaam et Josaphat, den Ackermann von Böhmen (→ Johannes von Tepl), verschiedene Almanache sowie päpstliche Dekrete und Bullen. Juristische Literatur stellte insgesamt einen Schwerpunkt von E.s Produktion dar. Von historischem Interesse ist E.s Werbeanzeige für seine -zeilige Bibel. Der um / entstandene Druck (GW ) gilt als älteste bekannte Buchhändleranzeige für ein gedrucktes Werk. Außerdem schrieb E. möglicherweise auch Texte für
Eggestein die von ihm produzierten Drucke. So enthält der Heiliggrabkalender auf (auch Kreuzfahrtlied, GW ) neben Neumondberechnungen auch epische Reimstrophen. Diese schildern Ereignisse aus der Geschichte der Kreuzzüge und Türkenkämpfe von bis . E. schrieb vielleicht auch einleitende Verse zum Druck des Goldenen Esels des Lukian nach → Niklas von Wyle (um , GW M). Um diese Verse wurde E.s Druck gegenüber seiner Augsburger Vorlage erweitert. Weitere Drucke wurden E. u. a. aufgrund mundartlicher Besonderheiten lange zugeschrieben, werden ihm heute aber abgesprochen. Ein astronomischer Kalender für (GW ) dürfte auf Gutenberg zurückgehen. Vom Drucker der -zeiligen Bibel aus Mainz stammen ein Laxierkalender auf (GW ), ein dt. → Cisioianus (GW ) und der → Türkenkalender (GW M). D: E.s heute bekannte Produktion umfasst mehr als Drucke, deren Zuschreibungen aber teilweise umstritten sind. – Verz. im GW (Nr. , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M). Werbeanzeige für die -zeilige Bibel: [Straßburg: H. E., um /] (GW ). – Heiliggrabkalender auf : [Straßburg: H. E., um ] (GW ). A: Buchhändleranzeigen des . Jh. in getreuer Nachbildung. Hg. v. Konrad Burger. Leipzig , Nr. (GW ). – Der Türkenkalender. ‹Eyn manung der Cristenheit widder die Durken›. Mainz . Das älteste vollständig erhaltene gedruckte Buch Rar der Bayerischen Staatsbibl. Hg. v. Ferdinand Geldner. Wiesbaden , S. –, (Teilausg. v. GW , ). – Online-Faks. von GW : http:// inkunabeln.digitale-sammlungen.de. – OnlineFaks. von GW : Ebd. – Verz. weiterer OnlineFaks. im GW (s. Drucke). L: Ernst Keichner, ADB () S. . – F. Geldner, NDB () S. . –
Zollner Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – Eckehard Simon: Türkenkalender. In: VL () Sp. –. – Ernst Zinner: Der astronomische Kalender von . In: Beitr. zur Inkunabelkunde NF () S. f. – Viktor Stegemann: Der Astronomische Kalender. Eine Planetentafel für Laienastrologen / Carl Wehmer: Mainzer Probedrucke in der Type des sog. Astronomischen Kalenders für . Ein Beitr. zur Gutenbergforschung. München (zwei Werke in Bd.). – Kurt Ohly: Ein unbeachteter illustrierter Druck E.s. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – François Ritter: Histoire de l’Imprimerie Alsacienne aux XVe et XVIe Siècles. Straßburg u. a. , S. –, . – Ferdinand Geldner: Unbekanntes vom ältesten Straßburger Buchdruck und Buchhandel. Hans, ein Buchführer H. E.s, und Johannes Ehenmayr, ein Buchführer Joh. Mentelins. In: Arch. für Gesch. des Buchwesens () S. –. – K. Ohly: E., Fyner, Knoblochtzer. Zum Problem des deutschsprachigen Belial mit Illustrationen. In: Gutenberg-Jb. () S. –; () S. –. – E. Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. Stuttgart , Nr. –. – F. Geldner: Die dt. Inkunabeldrucker . Ein Hb. der dt. Buchdrucker des XV. Jh. nach Druckorten. Stuttgart , S. f., –. – Ders.: Der Heiliggrabkalender für (Kreuzfahrtlied), sein Drucker H. E. und der Türkenkalender für . In: FS Giuseppe Turrini. Hg. Accademia di Agricoltura, Scienze e Lettere. Verona , S. –. – F. Geldner: Eggesteiniana. In: Beitr. zur Gesch. des Buches und seiner Funktion in der Gesellschaft. FS Hans Widmann. Hg. v. Alfred Wierk. Stuttgart , S. –. – Peter Amelung: Das Registrum bei E. und anderen oberrheinischen Frühdruckern. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Paul Needham: A Gutenberg Bible Used as Printer’s Copy by H. E. in Straßburg, ca. . In: Transactions of the Cambridge Bibliographical Society () S. –. – E. Simon: The Türkenkalender () Attributed to Gutenberg and the Strasbourg Lunation Tracts. Cambridge/MA . – P. Amelung: E., H. In: Lex. des gesamten Buchwesens. Bd. . Hg. v. Severin Corsten u. a. Stuttgart , S. f. – Otto Mazal: Die Überl. der antiken Lit. im Buchdruck des . Jh. Stuttgart , S. , –. – Christine Muller: L’Imprimeur Strasbourgeois H. E. (XVe Siècle). Éléments de Bio
. Hälfte . Jh. graphie. In: Annuaire de la Société des Amis du Vieux-Strasbourg () S. –. – Herbert Migsch: Stud. zum Jeremiabuch und andere Beitr. zum AT. Frankfurt/M. , S. –. MM Zollner, Heinrich (auch: Henricus Zolner, Gurtler, Sollner von Nürnberg, Meister von Zoll) CanAug, * um Nürnberg, † .. Neunkirchen am Brand. – Mediziner. Z. studierte seit in Leipzig die Artes ( Bakkalaureus, Magister). Nach Nürnberg zurückgekehrt, war er dort Rektor an der Lateinschule zu St. Sebald. Nach einem wahrscheinlich in Padua absolvierten Studium wurde Z. zum Doktor der Medizin promoviert. Seit etwa hielt er sich wieder in Nürnberg auf. bewarb Z. sich erfolglos um einen Medizinlehrstuhl in Heidelberg. wurde er Leibarzt des Herzogs Ludwig IX. von Bayern-Landshut. – praktizierte er als Stadtarzt in Nürnberg, stand aber zugleich noch bis im Sold Ludwigs. Dann lebte er zunächst bei den Dominikanern in Nürnberg, seit bei den Benediktinern und zuletzt als Augustiner-Chorherr im Stift Neunkirchen. Dort starb er an der Pest. Z. unterhielt zeitlebens freundschaftliche Verbindungen zu Hartmann und Hermann → Schedel, Stephan und Laurentius Kauer, Heinrich Leubing und Gregor → Heimburg. Nach zeitgenössischen Angaben besaß Z. medizinische Handschriften, von denen jedoch nur zwei überliefert sind. Codex M enthält von Z. selbst geschriebene Exzerpte und Notizen, u. a. aus dem Liber aphorismorum des Hippokrates und den Mineralia des → Albertus Magnus. Hinzu kommen Briefe, Rezepte und Glossare, aber auch religiöse Hymnen und Viten von Heiligen. M überliefert außerdem eine Vita Z.s aus der Hand Hartmann Schedels. Codex M versammelt die Synonyma medicinae des Simon de Janua, einen lat.-dt. Vocabularius rerum medicinalium sowie medizinische Rezepte, ein pharmazeutisches Glossar und Verse. Eigenhändig trug Z. in die Handschrift auch ein Briefformular ein und ergänzte im Vocabularius rerum medicinalium obd. P anzennamen. Z. werden weiterhin Rezepte in mehreren Sammlungen zugeschrieben, so P aster in Von → guten P astern und Salben (Kap. ) und in der → Würzburger Wundarznei (Kap. I,; vielleicht auch I, f.) sowie eine Steinarznei im Nürnberger Not- und Hilfsbüchlein (r). Die Forschung hat Z.
. Hälfte . Jh. auch als Verfasser einiger anonymer Anweisungen im → Ansbacher Arzneibuch erwogen. Verloren sind ein Gesundheitsregimen Z.s für Peter → Luder und ein medizinisches Konsilium für Ulrich Emssenfelder, Kaplan in Regensburg. Die erhaltenen Rezepte Z.s zeigen eine Vorliebe für unkonventionelle Zutaten, gelten aber zugleich als kompetent. Ü: M: München, BSB, clm , Bll. (. Jh.; Autograph Z.s mit dessen Notizbuch; enthält auf r–v die von H. Schedel aufgezeichnete Vita Z.s). – M: München, BSB, cgm , Bll. (Pap., erste Hälfte . Jh., ostmitteldt.bair.; enthält von Z. nachgetragene P anzennamen auf ra–va und auf r–v Notizen Z.s von –). Rezepte in anderen Hss.: Nürnberger Not- und Hilfsbüchlein: Göttingen, SUB, ° cod. Ms. hist. nat. , r (um ). – Vgl. außerdem die Überl. zu Von guten P astern und Salben, Würzburger Wundarznei und Ansbacher Arzneibuch. Vgl. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München: Cgm – (Catalogus Codicum Manu Scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. – Die datierten Hss. der BSB München. Bd. . Die dt. Hss. bis . Bearb. v. Karin Schneider. Stuttgart , S. f. A: . Z.s Vita von Schedel: Schnell (s. Lit.). – . Rezepte: Joachim Telle: Medizinische und handwerkliche Aufzeichnungen von Willibald Pirckheimer und Nürnberger Zeitgenossen. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –, hier S. . – Dieter und Andrea Lehmann: Zwei wundärztliche Rezeptbücher des . Jh. vom Oberrhein. Bd. . Pattensen , S. ; Komm. in Bd. , ebd. , S. –. – Heinrich Kaipert: Die ‹Würzburger Wundarznei›. Ein chirurgisches Arzneimittel-Hb. des SpätMA. Bd. . Diss. Würzburg , S. , . L: Gundolf Keil/Andrea Uhlig-Juse, VL () Sp. –. – Hermann Schedels Briefwechsel (–). Hg. v. Paul Joachimsohn. Tübingen , S. VIII, – u. ö. – Bernhard Schnell: Dr. H. Z. Ein Nürnberger Arzt aus dem . Jh. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Anton Mößmer: Ärzte, Bürger, Herzöge. Eine Dokumentation zur Medizinalgesch. der Stadt Landshut. Landshut , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . MM
Gotzkircher Gotzkircher, Sigismund (Walch), * ca. /, † . – Arzt. Nach dem Studium der Medizin in Padua ließ sich G. in München nieder, wo er von bis zu seinem Tod Stadtarzt und seit wie sein Kollege Johannes → Hartlieb auch Leibarzt am herzoglichen Hof war. Einige wenige kleinere Texte aus seiner ärztlichen Praxis, u. a. mit Rezepten, den Arzneimittelpreisen der Stadt und den Indikationen der Heilquellen in Gastein, die von München aus gerne besucht wurden, haben sich erhalten. Von besonderem Interesse für die Alltags- und Medizingeschichte des SpätMA sind seine Haushaltsaufzeichnungen; hier nden sich auch ein Inventar seines Buchbesitzes sowie eine Liste derjenigen Werke, die er bei Münchner Freunden und Kollegen zum Zweck der Abschrift auszuleihen beabsichtigte. Ü: München, BSB, clm (ehemals a; Haushaltsaufzeichnungen). – München, UB, Ms. quart . – Ebd., Ms. quart . – Berlin, SBB, Ms. lat. fol. . – Ebd., Ms. lat. fol. . – Graz, UB, cod. . – Ebd., cod. (Handschriften aus dem Besitz G.s mit eigenhändigen Notizen, Rezepten u. ä.). A: Haushaltsaufzeichnungen: Paul Lehmann: Haushaltsaufzeichnungen und Hss. eines Münchner Arztes aus dem . Jh. In: Ders.: Erforschung des MA. Ausgewählte Abh. und Aufsätze. Bd. . Stuttgart , S. – (Erstdruck des . Tl. ). – Bibliotheksinventar: Ma. Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Bd. . München , S. –. – Arzneipreise: Werner Dressendörfer: Spätma. Arzneitaxen des Münchner Stadtarztes Sigmund G. aus dem Grazer Cod. . Ein Beitr. zur Frühgesch. des süddt. Apothekenwesens (Würzburger medizinhist. Forschungen ). München . – Rezepte: Valentin Rose: Verz. der lat. Hss. der Kgl. Bibl. zu Berlin. Bd. II, . Berlin , S. –, –. – Balneologisches: Karl Sudhoff: Notizen über die Zusammensetzung und Heilwirkungen der Quellen und Bäder von Gastein aufgezeichnet von dem herzoglich bayerischen Leibarzt Dr. Sigmund G. um . In: Arch. für Gesch. der Medizin () S. f. L: Werner Dressendörfer, VL () Sp. –. – Lehmann (s. Ausg.). – Paul Lehmann: Aus einer Münchner Bücherslg. des ausgehenden MA. In: FS für Georg Leidinger. Hg. v. Albert Hartmann. München , S. –. –
Jörg von Mühldorf Anton Bauer: Neues über den Münchner Stadtarzt Dr. Sigmund G. In: Oberbayerisches Arch. () f. – Frank Fürbeth: Die ältesten Mineralquellenanalysen des Gasteiner Thermalwassers durch Sigmund G. (um ), Johannes Hartlieb (/) und Caspar Schober (um ). In: Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde () S. –. – Andrea Klein: Der Literaturbetrieb am Münchner Hof im fünfzehnten Jh. (GAG ). Göppingen , S. –. – Franz Fuchs: Arriginus von Busseto. Ein italienischer Humanist in Franken (–). In: Bayern und Italien. Politik, Kultur, Kommunikation (.–. Jh.). FS Kurt Reindel. Hg. v. Heinz Dopsch (Zs. für bayerische Landesgesch., Beih.). München , S. –, hier –. FF Gerhard von Como (auch: Eberhard v. C.). – Autor eines medizinischen Rezepts, wahrscheinlich vor . G. v. C. wird in der → Römischen Chirurgie erwähnt, die in einer Sammelhandschrift aus dem Benediktinerkloster Farfa enthalten ist. Das G. zugeschriebene Rezept dient zur Erfrischung oder Wiederherstellung des «gesichts», also der Sehkraft. G. selbst wird im Codex als «Meister girardi ader Erhart von Come yn walischen landen» bezeichnet. Die Forschung vermutet als Vorlage des Rezepts eine schlecht lesbare Handschrift, die bei dem Schreiber der Römischen Chirurgie zu Unsicherheit über G.s Namen führte. Der Schreiber könnte G. mit Gerhard von Cremona verwechselt haben. Man hat in G. auch einen Deutschen vermutet, da in Farfa damals dt. Mönche lebten. Letztlich ist G.s Identität jedoch unbekannt. Ü: Rom, Biblioteca Nazionale Centrale, cod. Vitt. Em. (früher Farfensis ), v (Pap., um , obd.-mitteldt.). – Vgl. Keil/ Wolf (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/ . A: Eis (s. Lit.; zit.). L: Helmut G. Walther, VL () Sp. . – Gerhard Eis/Gundolf Keil: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. f. – G. Eis: Eine altdt. Sammelhs. aus dem italienischen Kloster Farfa. In: Medizinische Monatsschr. () S. – (in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit. Amsterdam , S. –). – Wolfgang Wegner: G. (Erhard) v. C. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek
. Hälfte . Jh. u. a. Berlin/New York , S. . – G. Keil/ Christine Wolf: Die ‹Römische Chirurgie›. Anm. zu einem schlesischen Arzneimittel-Hb. aus dem spätma. Kloster Farfa in Latium. In: Textsortentypologien und Textallianzen des . und . Jh. Hg. v. Mechthild Habermann (Berliner sprachwissenschaftliche Stud. ). Berlin , S. –. MM Michael von Mühldorf. – Verfasser von Anweisungen zur Holzbehandlung, lebte um . Ein aus der Region um Mühldorf am Inn stammenden Haus- und Arzneibuch erwähnt «magistrum Michahelem ponti cem in Muldorf». Tatsächlich hat die Forschung einen Michael Weinmair nachgewiesen, der Kirchherr in Altmühldorf war. Die Handschrift überliefert unter M.s Namen dt. Anweisungen zum Schlagen und Lagern von Holz. Das Schlagen soll dabei in einer bestimmten Mondphase geschehen. M. empehlt ferner das Einfetten des Holzes mit Rindermark und eine mehr als einjährige Lagerung. Auf die M. zugeschriebenen Anweisungen folgt in der Handschrift ein kurzer Ratschlag für die richtigen Monate zum Holzschlagen. Zu dieser Empfehlung wird jedoch kein Urheber genannt. Ü: Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , v (Pap., um –, mittelbair.). – Vgl. Obhof (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. A: Eis (s. Lit.). – Online-Faks. der Hs.: http://digital.blb-karlsruhe.de/id/. L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Gerhard Eis: Eine Donaueschinger Sammelhs. aus dem unteren Inntal. In: Ostbair. Grenzmarken () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit. Amsterdam , S. –). – Ute Obhof: Das ‹Mühldorfer Haus- und Arzneibuch› aus dem . Jh. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Jörg von Mühldorf. – Badermeister und Fachschriftsteller, Mitte . Jh. J. ist als (Mitter-)Bader in Mühldorf am Inn bezeugt, wo er die Bürgerrechte gewann. Im Mühldorfer Haus- und Arzneibuch tritt er auch fachliterarisch in Erscheinung: Zum einen als Vermittler eines Nagelpulverrezepts von einem Bader mit
. Hälfte . Jh. Namen Hermann (ein solcher urkundet in Mühldorf), zum anderen als Autor für ein Zugp aster («praun zug»). Es ist nicht auszuschließen, dass J. mit → Georg (Bader) zu identi zieren ist, der als Rezeptautor in der (Rosenheimer [?]) Sammelhandschrift München, UB, ° Cod. ms. begegnet. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , r (Pap., /, lat./mittelbair.). Überschrift: «Maists Jorg pads zu Müldorf / das nag[e]l pulus des hsman pads»; «Praun zug ß[ecundu]m eundem». Digitalisat: http:// digital.blb-karlsruhe.de/. L: Friedrich Lenhardt/Harmut Broszinski, VL () Sp. . – Gerhard Eis: Nachricht über eine medizinische Sammelhs. der Donaueschinger Hofbibl. In: Medizinische Monatsschr. () S. – (auch in: Ostbair. Grenzmarken [] S. – [u. d. T.: Eine Donaueschinger Sammelhs. aus dem unteren Inntal]; wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. ). – Ute Obhof: Das ‹Mühldorfer Haus- und Arzneibuch› aus dem . Jh. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –, hier S. . – Bernhard Josef/Gerhard Stalla: Bücher und Autoren zwischen Inn und Salzach. Biogr. und Bibliogr. zur Lit. einer kulturellen Region. Nordhausen , S. . VZ Slyner, Berthold, * (Wolframs-)Eschenbach (?). – Medizinischer Rezeptautor, Mitte/zweite Hälfte . Jh. Der Akademikerarzt S. ist mit mehreren Beiträgen prominent im → Ansbacher Arzneibuch vertreten, das zwischen / und im Umfeld der markgrä ichen Residenz Ansbach entstanden ist. Außer den Angaben im Ansbacher Codex gibt es keinerlei Zeugnisse zu seiner Biographie, die folglich auch in diesen wenigen Eckpunkten unsicher bleiben muss. Er bezeichnet sich als «pertolt Slyner von Eschenbach doctor der ertzneÿ», habe in Paris studiert und unterhalte Beziehungen zum Ansbacher Hof. Die beiden Markgrafen Albrecht Achilles († ) und Johann (der Alchimist) von Brandenburg-Kulmbach († ) scheinen zu seinen Patienten gezählt zu haben. Dieser Umstand, die Datierung des Ansbacher Arzneibuchs und eine eigene Datumsangabe () ergeben für S. eine lange Wirkungszeit von ca. –.
Slyner Ob er auch als Kompilator am Arzneibuch beteiligt war, ist ungewiss. Dass er als Rezeptautor in der ersten Person Singular auftritt («probatum est per me» [v]), könnte eine unkritische Übernahme des Quellentextes seitens der Handschriftenredaktion sein, vielleicht aber auch als Hinweis auf eine wichtige Rolle von S. bei der Entstehung des Kompendiums interpretiert werden. Als medizinischer Fachautor bevorzugt S. für seine Zeit moderne Arzneimittelformen wie Dekokte (ölige Absude), Destillate, alkoholische Extrakte und Brände aus «krewttern vnd plumen». Ü: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. (Pap., /, ostfränkisch) v (Rezept gegen Räude) r («Nyßpulffer») v–r («Augen pulffer» und Augenwasser bei verschiedenen Indikationen) v–v (erweiternde Bearbeitung der Gebrannten Wässer → Gabriels von Lebenstein) v (Absud). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Meister Stenzel. – Verfasser eines diätetischen Lehrbriefs (Steinregimen), Mitte/drittes Viertel . Jh. Der Lehrbrief des M. S. ist für einen «herczig Kompold» verfasst worden. Sein Autor wird als herzöglicher Leibarzt vorgestellt. Übergeben wurde das Schreiben dem Kammerdiener des Herzogs, der das Regimen auch veranlasst hat und als «liber konig» angesprochen wird. Weder der zum Zeitpunkt der Abschrift um bereits verstorbene Herzog noch sein Leibarzt konnten identi ziert werden. Beim Text handelt es sich um eine knappe urologische Harnsteinprophylaxe, die drei orale Arzneimittel vorstellt. Von diesen werden zwei, das Hühnermagenrezept und das Krebsaugenpulver, nur kurz angerissen, da sie im SpätMA umläu g waren und als bekannt vorausgesetzt werden konnten. Ausführlicher wird die Gewinnung von Ziegenbockblut geschildert, dem harnsteinbrechende Wirkung attestiert wurde. Hierbei wird auch auf die Fütterung des Bockes und dessen Tränkung mit Wein rekurriert. Dank der diätetischen Ratschläge sei der Herzog von Harnsteinen verschont geblieben. Ü: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. B , v–r (Pap., um , ostmitteldt.
Almanache [schlesisch]); Incipit: «Wysset das ich euch beschreybe eyn ercztey von dem steyne dy meyster Stenczel meynem herczig Kompold den beyden got gnoden lis vnnd en stete do methe gesünt machte». Das Regimen des M. S. schließt sich an eine Sammlung von Rezepten und diätetischen Anweisungen für einen nicht benannten fürstlichen Adressaten («ewer gnoden») an, das im Stil eines Konsiliums unterschiedliche Kurztexte zu Krankheiten der inneren Organe «a capite ad calcem» bietet (r–v). Da der kodikologische Befund nicht eindeutig ist, kann der Lehrbrief aber auch als der Schlussabschnitt des Konsiliums interpretiert werden. Die Redaktion der Hs. betont, dass der Text des Regimen nach schriftlicher Vorlage im originären Wortlaut wiedergegeben wird («czu geschreben in solchen worten»). – Vgl. zur Hs.: Falk Eisermann: Kat. der deutschsprachigen ma. Hss. der Forschungsbibl. Gotha. Vorläu ge Beschreibungen. Online unter: www.manuscriptamediaevalia.de/hs/projekt gotha.htm (gedruckter Katalog ist in Vorbereitung). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. VZ Türkenbulle Papst Calixtus’ III. – Päpstliche Bulle, ... Die beginnende Amtszeit von Papst Calixtus III. (–) war politisch stark von der Auseinandersetzung mit den Osmanen geprägt. Schon in seiner Bulle Ad summi ponti catus (auch Ad summi apostolatus apicem) vom .. rief er die Christen zum Kreuzzug auf. In der Bulle Cum his superioribus annis vom .. wandte er sich erneut der Bedrohung durch die Osmanen zu. Damals war die Belagerung Belgrads durch die Osmanen im Gange, was dem Thema auch im restlichen Europa große Dringlichkeit verlieh. Die T. P. C. III. fordert alle Gläubigen zu Buße und Gebet auf und ordnet tägliches Glockengeläut zur Unterstützung der christlichen Kämpfer an. Wohl noch im selben Jahr erschienen in Mainz zwei Ausgaben der Bulle in lat. und dt. Sprache. Sie sind in der Donat-Kalender-Type Johannes Gutenbergs gedruckt. Der Übersetzer der dt. Ausgabe ist unbekannt. Die Forschung hat den Text vereinzelt Heinrich → Kalteisen zugeschrieben, der zeitweise Erzbischof von Trondheim war und damals als Kreuzzugsprediger durch Deutschland zog. Diese These ist jedoch nicht zu belegen. Die Übersetzung selbst gilt als fehlerhaft und weist z. B. ein
. Hälfte . Jh. falsches Datum für den Erlass der Bulle auf. Eine weitere dt. Übertragung T. P. C. III. ist in Handschrift K erhalten. Dort ist sie in die Chronik des Jakob → Twinger von Königshofen eingefügt. Ü: Lat. Text u. a. in: R: Rom, Vatikanisches Arch., Reg. Vat. , v–r (). – M: München, BSB, clm , r–r (frühestens im . Jh.). Dt. in Hs. K: Karlsruhe, LB, cod. Ettenheimmünster , r–r (Pap., Überlingen, hier um ; unvollst.). – Vgl. www.handschriftencensus. de/. D: Dt.: [Mainz: Drucker der -zeiligen Bibel (GW ), ] (GW ). – Lat.: [ebd., nicht vor ..] (GW N). – Vgl. GW (online). A: Schwenke/Degering (s. Lit.). – Online-Faks. von GW : http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/. – Online-Faks. von GW N: http://arks.princeton.edu/ark:// v. – Online-Faks. von Hs. K: http://nbnresolving.de/urn:nbn:de:bsz:–. L: Frieder Schanze, VL () Sp. f. – Paul Schwenke: Neue Denkmäler des ältesten Buchdrucks in der Berliner Kgl. Bibl. In: Zentralbl. für Bibliothekswesen () S. –. – Die Türkenbulle Pabst Calixtus III. Ein dt. Druck von in der ersten Gutenbergtype. Hg. v. P. Schwenke/Hermann Degering. Berlin . – Aloys Ruppel: Johannes Gutenberg. Sein Leben und sein Werk. Berlin , S. –. – George D. Painter: Gutenberg and the B Group. A Re-Consideration. In: Essays in Honour of Victor Scholderer. Hg. v. Dennis E. Rhodes. Mainz , S. –. – Ferdinand Geldner: Die ersten typographischen Drucke. In: Der gegenwärtige Stand der GutenbergForschung. Hg. v. Hans Widmann. Stuttgart , S. –, hier S. f. – Stephan Füssel: Johannes Gutenberg. Reinbek , S. –. MM Almanache. – Typus periodischer Schriften kalendarischen, astronomischen, medizinischen, literarischen u. a. Inhalts. Als A. bezeichnet man Schriften mit zumeist kalendarischen, astronomischen, medizinischen oder belletristischen Texten und Daten, die auf ein bestimmtes Jahr ausgerichtet sind. Für das dt. MA wird die Bezeichnung A. von der Forschung primär auf Einblattdrucke bezogen. Diese waren z. B.
. Hälfte . Jh. als Wandkalender gestaltet, wurden traditionell gegen Ende des Jahres veröffentlicht und zu Neujahr verkauft oder verschenkt. Die Ursprünge des Worts A. sind umstritten. Häu g wird es von dem arabischen Begriff «almanakh» abgeleitet, der im lat. MA als Bezeichnung für Kalender bekannt war. Astronomischkalendarische Tabellen und Tafeln existierten bereits im Orient. In Europa wurden sie während des MA in Form von A. zunehmend populär. A. entstanden u. a. in lat., englischer, dt., französischer, tschechicher und hebräischer Sprache. Die vielleicht früheste europäische Erwähnung eines A.s ndet sich im Opus maius des Roger Bacon. Im späten . Jh. entstand der älteste lat. A. Der Almanach perpetuum (um ) des Jakob ben Machir (Prophatius Judacus) erlangte unter den frühen A. große Bedeutung. Während A.-Kenntnis im engl. Sprachraum um schon bei Geoffrey Chaucer nachweisbar ist, sind engl. A. erst ab bekannt. Im dt. Raum erscheint die Bezeichnung A. zuerst in einem lat. Einblattdruck auf das Jahr . Da A. manchmal Terminempfehlungen für Aderlässe enthielten, wurden sie in Deutschland auch Lasstafeln oder Lasszettel genannt. A. waren zunächst auf die Vermittlung astronomischer und kalendarischer Informationen ausgelegt. Sie enthielten neben grundlegenden Kalenderdaten bewegliche Feste, Mondphasen und Sonnenzyklen, gewöhnlich für das Jahr nach der Veröffentlichung. Sie wurden um medizinische Ratschläge erweitert, schließlich auch um Prophezeiungen, Prognosen zu Wetter, Ernten und Seuchen, Neujahrswünsche, genealogische Tafeln oder literarische Beiträge. Die Forschung hat in Umfang und Gestaltung von A. lokale Tendenzen nachgewiesen, was zu einer weiteren Differenzierung der Inhalte führte. In Straßburg waren z. B. lunarische Reim-A. beliebt. Unter den in Deutschland publizierten A. unterscheidet die Forschung mittelrheinische (Mainz), oberrheinische (Basel, Straßburg), Augsburger und Nürnberger Grundtypen. Ab sind zudem illustrierte und verzierte A. mit Initialen, Spruchbändern oder Holzschnitten nachweisbar. Die im Laufe des . Jh. stark anschwellende Überlieferung umfasst hunderte, meist anonyme Drucke. Im dt. Sprachraum wurden dabei neben dt. auch lat. A. veröffentlicht. Eine reiche A.Produktion entfaltete sich vor allem in Augsburg, Nürnberg, Straßburg und Leipzig. A. entstanden
Almanache jedoch ebenso an zahlreichen anderen Standorten. Die A.-Drucke in Deutschland setzen um / in Mainz ein, wo wahrscheinlich Johannes Gutenberg die ersten Ausgaben verantwortete. Dort wurden ein dt. astronomischer Kalender (GW ) und ein lat. Laxierkalender (GW ) gedruckt. Am Beginn der bekannten österreichischen A.-Druckproduktion stand ein Wiener A. für (GW ). In Augsburg erschienen ab dt. (GW ) und ab lat. A. (GW ). In den folgenden Jahren verdichtete sich die A.Produktion und erfasste weitere Druckorte: In Basel entstanden ab dt. und ab lat. A., in Nürnberg ab dt. und lat. Drucke. In Straßburg lag ab der Schwerpunkt auf dt. Veröffentlichungen. In Erfurt hingegen entstanden zwar schon ab lat. A., dt. jedoch erst ab etwa . In Ulm setzte der dt. A.-Druck um ein. Weitere A. entstanden u. a. in Magdeburg, Bamberg, Passau, Speyer, Würzburg, Köln, Leipzig, Heidelberg, Regensburg, Ingolstadt und München. Zur A.-Überlieferung in dt. Sprache zählen auch nd. Drucke, wie sie z. B. / in Magdeburg (GW ) und um in Mainz (GW ) veröffentlicht wurden. Die dt. A.-Überlieferung ist jenseits der anonymen Werke mit zahlreichen namentlich bekannten Autoren verbunden. Es handelte sich oft um Astronomen, Mathematiker oder Mediziner. Einen großen Ein uss auf spätere A. übten die Ephemeriden des Johannes → Regiomontanus aus. Der astronomische Kalender wurde erstmals gedruckt und erfuhr dann Ausgaben in lat., dt. und italienischer Sprache. Auch wurde das Werk manchmal mit A. anderer Verfasser zusammen veröffentlicht. Zu den weiteren A.-Autoren zählen u. a. Johannes Angeli, Marx → Ayrer, Johannes Canter, Paul → Eck, Wenzel → Faber von Budweis, Sigismund Fabri, Peter → Hernsheimer, Jakob → Honiger, Jobst → Hord, → Burkhard von Horneck, Dionysius Kekh, Balthasar → Mansfeldt, Matthias von Wilimow, Johann → Muntz, Johann Neumann, Johannes von Passau, → Siegmund von Prüstat, → Siegmund von Stockheim, Eberhard → Schleusinger, Erhard → Sittich, Johannes Staffelsteiner, Johannes → Stöffler, Bruder Valentin von Grünberg, Johann → Virdung und Johannes Wonnecker. Als literarische A.-Interpretation sei zuletzt der Parodistische Almanach des Hans → Folz erwähnt, der in Nürnberg gedruckt wurde (GW ).
Almanache Die Forschung vermutet für die frühen A. ein Publikum aus gelehrten Medizinern sowie Stadtund Laienärzten. Bereits während des . Jh. verbreiterte sich jedoch die Leserschaft. In der Neuzeit entwickelten sich A. vollends zu einer sehr populären Konstante des dt. Druckwesens. Ab dem . Jh. waren sie zunehmend belletristisch geprägt oder thematisch spezialisiert (Reisen, Theater u. ä.). Sie dienten also nicht nur der Information, sondern zunehmend auch der Unterhaltung. Gleichzeitig waren sie Medium für literarisch hochwertige Inhalte, wie etwa der von Friedrich Schiller herausgegebene Musen-Almanachs verdeutlicht. Ü: Lat. A.-Hss. bei Lynn Thorndike/Pearl Kibre: A Catalogue of Incipits of Mediaeval Scienti c Writings in Latin. London . D: Vgl. primär GW – (mit den jeweiligen Unternummern) sowie die GW Sp. a, Sp. b, N, N, N, N, N. – Aktuelles Verz. anonymer Drucke mit Verweisen auf namentlich bekannte A.-Autoren im Online-GW (http:// www.gesamtkatalogderwiegendrucke.de). – Weiteres Verz. bei Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. Stuttgart . Auswahl früher Drucke: A. für . [Mainz: sog. Drucker des Almanachs für (Johannes Gutenberg), um /] (dt., eigentlich astronomischer Kalender für ; GW ). – A. für . [Mainz?: Drucker der -zeiligen Bibel (Johannes Gutenberg?), um /] (lat., eigentlich Laxierkalender; GW ). – Wiener A. für . [Deutschland: sog. Drucker des A.s für ] (dt., GW ). – A. für . Augsburg: Günther Zainer, [um ] (dt., GW ). – A. für . Augsburg: Günther Zainer, [um ] (lat., GW ). – A. für . [Basel: Bernhard Richel, um ] (dt., GW N). – A. für . [Augsburg: Johann Schüssler, um ] (dt., GW ). – A. für . Augsburg: Günther Zainer, [um ] (lat., GW ). A: Hundert Kalender-Inkunabeln. Hg. v. Paul Heitz/Konrad Haebler. Straßburg . – Zahlreiche A.-Digitalisate sind unter den jeweiligen Einträgen des Online-GW vermerkt. Online-Faks. von frühen A.-Drucken: GW von : http://arks.princeton.edu. – GW von ca. : http://inkunabeln.digitalesammlungen.de. – GW von ca. : Ebd.
. Hälfte . Jh. L: Erwin Neuenschwander/Joachim M. Plotzek, LexMA () Sp. . – Falk Eisermann, VL () Sp. –. – Karl Sudhoff: Lasstafelkunst in Drucken des . Jh. In: Sudhoffs Arch. (/) S. –. – Ders.: Dt. medizinische Inkunabeln. Bibliographisch-literarische Unters. Leipzig (Nachdr. Mans eld []) Nr. , –a. – Eustace F. Bosanquet: English Printed Almanacks and Prognostications. A Bibliographical History to the Year . London . – Carl Wehmer: Wehmer: Zwei seltene Aderlasskalender des XV. Jh. In: Beitr. zur Inkunabelkunde NF () S. –. – Victor Scholderer: An Almanac for the Year . In: The Library (/) H. , S. –. – Arnold P ster: Über Anfänge und erste Entwicklung des Druckes medizinischer Werke in Basel. In: FS Jacques Brodbeck-Sandreuter. Bearb. v. Karl Reucker. Basel , S. – (auch als Sonderdruck, Basel ). – Alban Dold: Ein neugefundener KalenderEinblattdruck auf das Jahr aus der Offizin des Anton Sorg zu Augsburg. In: Gutenberg-Jb. / (/) S. –. – C. Wehmer: Mainzer Probedrucke in der Type des sog. Astronomischen Kalenders für . Ein Beitr. zur Gutenbergforschung. München , S. . – Fritz Juntke: Ein unbekannter nd. A. des XV. Jh. In: Beitr. zur Inkunabelkunde / () S. –. – Klaus Matthäus: Zur Gesch. des Nürnberger Kalenderwesens. In: Arch. für Gesch. des Buchwesens () Sp. –, hier Sp. –, –. – Bernard S. Capp: Astrology and the Popular Press. English Almanacs –. London u. a. . – Peter Amelung: Zum Bilderschmuck der frühen Einblattkalender. Probleme um einen Augsburger A. auf das Jahr (GW ). In: GutenbergJb. () S. –. – Pierre van der Haeghen: Ein Kalendergedicht auf das Jahr . In: Basler Zs. für Gesch. und Altertumskunde () S. –. – Leonhard Hoffmann: A. des . und . Jh. und ihre Käufer. In: Beitr. zur Inkunabelkunde / () S. –. – Silvia P ster: Parodien astrologisch-prophetischen Schrifttums, –. Textform, Entstehung, Vermittlung, Funktion. Baden-Baden , S. –. – Helma Reimöller: Kalender im späten MA. In: Auf der Suche nach der Frau im MA. Fragen, Quellen, Antworten. Hg. v. Bea Lundt. München , S. –. – John L. Flood: Ein A. auf das Jahr mit einer Übersicht über die Augsburger Kalenderproduktion des . Jh. In: Gutenberg-Jb.
. Hälfte . Jh. () S. –. – Martin Germann: Fundort Bucheinband. Ein Zürcher Kalender auf das Jahr mit einem Überblick über die Zürcher Offizin und ihre Drucke bis um . In: ebd. () S. –. – Johann P. Gumbert: Über Faltbücher, vornehmlich A. In: Rationalisierung der Buchherstellung im MA und in der frühen Neuzeit. Ergebnisse eines Buchgeschichtlichen Seminars, Wolfenbüttel, .–. November . Hg. v. Ursula Baurmeister/Peter Rück. Marburg an der Lahn , S. –. – F. Eisermann: Ein Augsburger A. auf das Jahr . In: GutenbergJb. () S. –. – Ders./Volker Honemann: Die ersten typographischen Einblattdrucke. In: ebd. () S. –, hier S. –. – Madison Sowell: Almanacs and Romantic Non ctional Prose. In: Non ctional Romantic Prose. Expanding Borders. Hg. v. Steven P. Sondrup. Amsterdam u. a. , S. –. – Karin Reich: A., Kalender. In: Zählen, messen, rechnen. Jahre Mathematik in Hss. und frühen Drucken. Ausstellung der SB Bamberg zum Jahr der Mathematik . Hg. v. Werner Taegert. Petersberg , S. –. – F. Eisermann: Vademecum für den Alltag. Ein lat. A. auf das Jahr (um / ). In: Hss. und frühe Drucke aus der Zeitzer Stiftsbibl. Hg. Vereinigte Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatsstifts Zeitz. Bearb. v. Frank-Joachim Stewing. Red. Uwe John. Petersberg , S. f. – F.-J. Stewing: Im Auftrag der Univ. Zwei Erfurter A. für die Jahre und des Heinrich Löwe aus Rheinsberg (um /). In: ebd., S. f. MM Losbuch (gereimt) II. – Apostel-Losbuch, spätestens um –. Das L. II ist anonym in vier Handschriften aus der zweiten Hälfte des . Jh. überliefert. Der von Konrad → Bollstatter stammende Kodex M bietet jedoch nur die Versabschnitte. Der L.-Text ist in dt. Sprache abgefasst, enthält aber auch lat. Wörter. Daher vermutet die Forschung eine lat. Vorlage. Aufgrund inhaltlicher Parallelen wird hierfür die Ars vaticinandi ope punctorum (um /) erwogen (Wien, ÖNB, cod. , v–r). Dieses lat. L. wurde für den römisch-dt. König Wenzel († ) geschrieben. Der eigentliche Losprozess wird beim L. II über einen Mechanismus im Vorderdeckel der jeweiligen Handschrift ausgeführt. Darauf be ndet
Losbuch (gereimt) II sich ein drehbarer Zeiger in Gestalt einer Engelsgur. Um diesen sind kreisförmig zwölf Sektoren mit jeweils einem Apostelnamen angeordnet. Den Hauptteil des Textes eröffnet ein Katalog von Fragen, die der Losprozess zu beantworten helfen soll (z. B. ob man von seinen Freunden gemocht werde, ob man eine Wette gewinnen oder verlieren werde). Darauf folgen Tabellen und illustrierte Scheiben zur Ermittlung der richtigen Antwortverse. Jede Scheibe enthält Begriffe aus einem bestimmten Themenfeld, darunter P anzen, Fische, Vögel, Steine, Berge, Metalle, Flüsse, Städte, Planeten, Tierkreiszeichen, Wappen und kirchliche Ämter. Den Abschluss des L.s II bilden zahlreiche Vierzeiler, die in Reimpaarversen die im Katalog enthaltenen Fragen beantworten. Die Anordnung der Verse folgt den Büchern der Bibel. Der L.-Benutzer dreht zunächst den Zeiger auf dem Vorderdeckel und erhält so einen Apostelnamen, den er wiederum mit den Indexzeichen der jeweils gestellten Frage kombinieren muss. Damit gelangt er zu bestimmten Positionen auf den Themenscheiben, die wiederum auf einen Vierzeiler verwiesen. Rezipiert wurde das L. II in der Frühen Neuzeit durch einen Augsburger Pädagogen namens Bernhardt Heupoldt († nach ). Eine von ihm bearbeitete L.-Fassung wurde gedruckt. Ü: N: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs , r–r (Pap., um –, bair.). – M: München, BSB, cgm , r–r (Pap., Augsburg, , ostschwäbisch, Schreiber: Konrad Bollstatter; unvollst.). – M: Ebd., cgm , r–r (Pap., letztes Viertel . Jh., nordbair. mit mitteldt. Färbung). – H: Heidelberg, UB, cpg , v–v (Perg., Grünsfeld, , ostschwäbisch mit ostfränkischen und nordbair. Elementen). Vgl. Lotte Kurras: Die dt. ma. Hss. Bd. : Die naturkundlichen und hist. Hss., Rechtshss., Varia (Kat. des Germ. Nationalmuseums Nürnberg /). Wiesbaden , S. f. – Schneider (s. Lit.). – Pamela Kalning u. a.: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –. – www.handschriftencensus.de/ werke/. D: Ein kuenstlich Lustig vnnd sehr Kurtzweylig Loßbuechlin. Frankfurt/M.: [Christian Egenolff d. Ä.], (VD H ). A: Online-Faks. von Hs. H: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg.
Mainzer Kartenlosbuch L: Karin Schneider, VL () Sp. f. – Johannes Bolte: Zur Gesch. der Losbücher. In: Georg Wickrams Werke. Bd. . Hg. v. J. Bolte. Tübingen , S. –, hier S. –. – Fritz Boehm: Los, Losen, Losbücher. In: Handwb. des dt. Aberglaubens. Bd. . Hg. v. Hanns Bächtold-Stäubli u. a. Berlin (Nachdr. Augsburg ) Sp. –. – Wahrsagetexte des SpätMA aus Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Gerhard Eis. Berlin u. a. , S. . – Walter M. Brod: Fränkische Schreibmeister und Schriftkünstler. Würzburg , S. f. – Hermann Ehmer: Graf Asmus von Wertheim (?–). Ein Lebensbild. In: Beitr. zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften () S. –, hier S. – (mit Anm. –, Abb. –). MM Würfelbuch für Liebende. – Losbuch, drittes Viertel . Jh. oder früher. Die anonym überlieferte, in dt. Paarreimen abgefasste Schrift enthält Abschnitte zu je sechs Zeilen. Jedem Textabschnitt ist eine bildlich dargestellte Kombination von drei Würfeln zugeordnet. Zur Benutzung des Losbuchs soll der Leser drei Würfel werfen und über die resultierende Zahlenkombination den jeweils dazugehörigen Abschnitt heraussuchen. Die entsprechenden Verse enthalten Vorhersagen und Ratschläge zum Liebesleben des Lesers. Der Text prognostiziert z. B. eine Liebe aus einem «fremden Land» oder ein baldiges Stelldichein mit einer geliebten Person. Andere Abschnitte raten von vergeblichem Werben ab oder warnen vor allzu großer Vertrauensseligkeit. Das W. f. L. ist in zwei Handschriften Konrad → Bollstätters überliefert, darunter in dessen Losbuchsammlung. Beide Handschriften entstanden jeweils um das dritte Viertel des . Jh. Der Text dürfte also allerspätestens in dieser Zeit entstanden sein. Das W. f. L. wurde außerdem in zwei Drucken um und veröffentlicht. Die erhaltenen Fassungen unterscheiden sich in Umfang und Textgestalt. Handschrift M ordnet jedem Textabschnitt eine prominente Gewährsperson zu, u. a. König Salomon und den Dichter → Freidank. Die von Bollstätter selbst geschriebene Fassung in Handschrift M enthält nur die ersten sechs Strophen des Würfelbuchs. In dem Druck von ist der eigentliche Lostext um zwei gereimte Sprüche ergänzt worden, die den Druck einleiten bzw. abschließen. Die Sprüche werden dem Drucker Marx
. Hälfte . Jh. → Ayrer zugeschrieben. Er warnt darin unter Bezug auf die biblische Geschichte vom verlorenen Sohn vor möglichen Konsequenzen des Würfelspiels. Zwölf Abschnitte aus dem W. f. L. fanden Eingang in gedruckte Losbücher aus der Zeit um und um , in denen jedoch keine Würfel, sondern Drehscheiben verwendet werden. Ü: M: München, BSB, cgm , r–r (Pap., Raum Augsburg, –, ostschwäbisch). – M: München, BSB, cgm , v (Pap., Augsburg, –, ostschwäbisch; Autograph von Konrad Bollstätter). Vgl. Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. – (Nr. ..); ebd., Bd. /, , S. – (Nr. ..). – www.handschriftencensus. de/. – www.handschriftencensus.de/. D: Augsburg: Johann Blaubirer, [um ] (GW M). – [Nürnberg]: Marx Ayrer, (GW M). – [Basel: Martin Flach, um ] (GW M). – [Mainz: Johann Schöffer, um ] (VD L ). A: Eyn loßbuch auß der karten gemacht Und alleyn durch kurtzweyl redacht [...]. Hg. v. Adolf Hofmeister. Rostock (Faks. von VD L ). – Losbuch. Ein scherzhaftes Wahrsagebuch gedruckt von Martin Flach in Basel um . Hg. v. Ernst Voulliéme. Berlin (Faks. von GW M). – Walter Tauber: Das Würfelspiel im MA und in der frühen Neuzeit. Eine kulturund sprachgeschichtliche Darst. Frankfurt/M. u. a. , S. –, – Anm. – Online-Faks. von GW M: http://purl.dlib.indiana.edu/ iudl/general/VAB. – Online-Faks. von GW M: http://daten.digitale-sammlungen.de/. L: Christine Stöllinger-Löser, VL () Sp. f. – Georg Wickrams Werke. Hg. v. Johannes Bolte. Tübingen , S. –. – Das Straßburger Würfelbuch von . Hg. v. Alfred Götze. Straßburg , S. – (Anhang). – Hellmut Rosenfeld: Losbücher vom Ende des . Jh. In: Arch. für Gesch. des Buchwesens () Sp. –. – Tauber (s. Ausg.). MM Mainzer Kartenlosbuch («Loszbuch ausz der karten gemacht»). – Losbuch, spätestens um . Das M. K. ist nach dem Erscheinungsort des einzigen bekannten Drucks von um benannt, der acht Blätter mit dt. Reimpaarversen und Holzschnitten enthält. Die Entstehung des Werks wurde von der Forschung aber auch schon nach im
. Hälfte . Jh. ausgehenden . Jh. vermutet. Das M. K. könnte in Nürnberg geschrieben worden sein oder auf einer dort verfassten Vorlage beruhen. Die Holzschnitte stammen möglicherweise aus Ulm, da dort ähnliche Zeichnungen nachgewiesen wurden. Der Text des M. K. zeigt Parallelen zu zwei anderen Losbüchern: Zwölf Abschnitte überschneiden sich mit dem → Würfelbuch für Liebende, das spätestens im dritten Viertel des . Jh. entstand. Darin kommen allerdings Würfel zur Verwendung, während das M. K. Drehscheiben benutzt. Übereinstimmungen bestehen ferner zum Basler Tierlosbuch von um , das mit dem M. K. möglicherweise die Vorlage gemeinsam hatte. D: [Mainz: Johann Schöffer, um ] (VD L ). A: Eyn loßbuch auß der karten gemacht / Und alleyn durch kurtzweyl erdacht / wer aber zu glauben sich davon wolt keren / Das selbig ließ sich unrecht leren [...]. Hg. v. Adolf Hofmeister. Rostock (Faks.). L: Josef Benzing: Ein Mainzer Losbuch aus dem Anfang des . Jh. In: Mainzer Almanach () S. –. – Hellmut Rosenfeld: Losbücher vom Ende des . Jh. In: Arch. für Gesch. des Buchwesens () Sp. –. – Ders.: Das ‹M. K.› von und die Spielkartentradition. In: Gutenberg-Jb. () S. –. MM Johannes Bedellus. – Autor eines Memorialtextes, lebte um . B. ist nur durch Eigennennung zu Beginn seines Memorialtextes nachgewiesen. Aufgrund seines Beinamens hat die Forschung eine Tätigkeit als Pedell an einer österreichischen oder ungarischen Universität erwogen. Einziges bekanntes Werk B.s ist eine lat. Intervalltafel, die in zehn Handschriften und zwei Drucken erhalten ist. Sie entstand wahrscheinlich / und reicht von bis . Sie gibt für diese Jahre die Dauer der Zeiträume zwischen Weihnachten und Estomihi an, also dem siebten Sonntag vor Ostern (sog. Estomihi-Intervalle). Die Anzahl der im jeweiligen Intervall enthaltenen Wochen ist aus den Buchstaben der Wörter im Text zu erschließen. Inhaltlich konzentriert sich B.s Werk auf Ereignisse aus den Jahren und . Erwähnt werden etwa die Erscheinung des Halleyschen Kometen (), die zwischen Ungarn und Osmanen ausgefochtene
Johannes Bedellus Schlacht um Belgrad () und der frühe Tod des Königs Ladislaus Postumus (). Der in Nürnberg erschienene Druck von B.s Memorialtext erweitert das lat. Original um dt. Anweisungen zur Benutzung der Intervalltafel. Diese dt. Angaben nden sich auch in einer Gothaer Handschrift des frühen . Jh., bei der es sich um eine Druckabschrift handeln könnte. Eine Untersuchung der dt. Elemente der B.-Überlieferung steht noch aus. Ü (lat.): Erlangen, UB, Ms. , (. Jh.). – München, BSB, clm , v–r (Pap., zweite Hälfte . Jh.). – Zwettl, Stiftsbibl., cod. , r–v (Pap., ). – Stuttgart, LB, HB I , v–v (Pap., um ). – München, UB, ° cod. ms. , v–r (Pap., –). – Zwettl, Stiftsbibl., cod. , va–vb (Pap., Wien, ). – Augsburg, SuStB, ° cod. , r (Pap., /). – München, BSB, cgm , r (Pap., drittes Drittel . Jh.). – Ebd., cgm , r–r (Pap., hier um ). – Ebd., clm , v–r (Pap., spätes . Jh.). – Gotha, Forschungsbibl., cod. Chart. B , v–v (Pap., um –, bair.-schwäbisch). Vgl. u. a. Bischoff (s. Lit.) S. . – Johanne Autenrieth u. a.: Die Hss. der ehemaligen Hofbibl. Stuttgart. Bd. : Codices ascetici (HB I –) (Die Hss. der Württembergischen LB Stuttgart II//). Wiesbaden , S. –. – Natalia Daniel u. a.: Die Hss. der UB München. Bd. : Die lat. ma. Hss. der UB München. Die Hss. aus der Folioreihe . Wiesbaden , S. –. – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –; Bd. V/, ebd. , S. –. – Charlotte Ziegler/Joachim Rössl: Zisterzienserstift Zwettl. Kat. der Hss. des MA : Codex –. Wien/München , S. f.; Bd. , ebd. , S. –. – Wolf Gehrt: Die Hss. der Staats- und Stadtbibl. Augsburg. ° Cod –e (Handschriftenkat. der Staats- und Stadtbibl. Augsburg ). Wiesbaden , S. f. – Falk Eisermann: Chart. B (vorläu ge Beschreibung), , www.manuscripta-mediaevalia.de/ hs/projekt-Gotha-pdfs/Chart B .pdf. D: Lat.: [Bamberg: Johann Pfeyl, um ] (GW ). – Dt.: [Nürnberg:] Kaspar Hochfeder, (GW ). – Vgl. Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland
Grießenpeck zur Zeit der Renaissance. Stuttgart , S. , . – GW (online). A (lat.): Bischoff (s. Lit.). – OnlineFaks. von GW : http://inkunabeln.digitalesammlungen.de/. L: Bernhard Bischoff, VL () Sp. . – Ders.: Ostertagtexte und Intervalltafeln. In: Hist. Jb. () S. – (wieder in: Ders.: Ma. Stud. . Ausgewählte Aufsätze zur Schriftkunde und Literaturgesch. Stuttgart , S. –). MM Grießenpeck, Kaspar (auch: Griessenpekch, Gries[s]npek, Griessempekh; fälschlich: Grießenpeikh), † .. Wien. – Hochschulmediziner und Fachschriftsteller. G. wurde an der Universität Wien immatrikuliert; die habsburgische Residenzstadt dürfte er für einen längeren Zeitraum nicht mehr verlassen haben. Laut Matrikeleintrag («Caspar Griesseme pekh de Landshut») war er Niederbayer. Nach Erlangung des artistischen Magistergrads wechselte G. an die Medizinische Fakultät (Bakkalaureus , Lizentiat und Promotion zum Dr. med. ). Zu den akademischen Lehrern G.s zählte Michael → Puff von Schrick, der anlässlich der Promotionsfeier seines Schülers am .. eine akademische Rede gehalten hat (Scripta pro licentiato qui recipit doctoratum in medicinis in Wienna). G. war und Universitätsrektor sowie , , und Dekan seiner Fakultät. urkundet G. als Hausbesitzer in Wien. In den medizinliterarischen Diskurs hat G. offenbar nur begrenzt eingegriffen. Zumindest haben sich bisher erst zwei Kurztetxte nachweisen lassen, die ihn als Gewährsmann nennen. Der eine ist ein lat. Blasensteinrezept, das sich von zeitgenössischen Vergleichstexten nicht abhebt. Von größerem Interesse ist der andere, volkssprachige Beitrag. Dieser ist zwar auch mit «rezept» überschrieben, es handelt sich jedoch um eine übersichtliche Tabelle zu den therapeutischen Einsatzmöglichkeiten von insgesamt p anzlichen Destillaten, die in Indikationsgruppen geordnet sind. Das theoretische Fundament für die Zuordnung der jeweiligen Medizinalwässer zu den Heilanzeigen bildet die antike Qualitätenlehre (→ Temperamentenlehre). G.s Tabelle zeigt signi kante Parallelen zu einer schematischen Darstellung in zahlreichen Drucken des Büchleins von den ausgebrannten Wässern. Erstmals
. Hälfte . Jh. war die Übersichtsdarstellung der Augsburger Ausgabe Johann Blaubirers von (GW M) beigegeben, um dann fester Bestandteil der meisten nachfolgenden Ausgaben des Büchleins zu werden. Die Abhängigkeitsverhältnisse sind unklar. Zwar folgen die Drucke dem Codex unicus von G.s Tabelle (um ) zeitlich nach, doch steht das Büchlein wiederum in einem Traditionszusammenhang mit Michael Puffs Traktat von Tugenden der ausgebrannten Wässer. Den Traktat hat Puff vermutlich um in seiner Erstredaktion abgeschlossen, also drei Jahre vor G.s Promotion. Unter Puffs Materialien könnten sich auch tabellarische Darstellungen befunden haben. Dass G. Kenntnisse von Arbeiten seines Lehrers gehabt hat, kann als wahrscheinlich gelten. Ü: Gebrannte Wässer: München, BSB, Cgm , r–r (Pap., um , mittelbair.); Überschrift: «Item maister Gaspar Griessene pekch hat Martein Rawtter das hernach geschriben rezept der ausprenten wasser geben». – Lat. Steinrezept: Wien, ÖNB, Cod. , v (Pap., letztes Drittel . Jh., lat. [aus Wien]); «Pulvis contra arenam (vesicae)». A (Gebrannte Wässer): Eis (s. Lit.) S. – (Neudr. S. f.). L: Helmut Walther, VL () Sp. . – Gerhard Eis: Handschriftenstud. zur medizinischen Lit. des SpätMA. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –, hier S. –). – Harry Kühnel: Ma. Heilkunde in Wien (Stud. zur Gesch. der Univ. Wien ). Graz u. a. , S. . – G. Eis: Ma. Fachlit. (Slg. Metzler D ). ., durchges. Au . Stuttgart , S. . – Hans Hugo Lauer: Zur Überlieferungsgesch. der Salep-Wurzel. In: Fachlit. des MA. FS G. Eis. Hg. v. Gundolf Keil u. a. Stuttgart , S. –. – Peter Assion: Altdt. Fachlit. (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . – Anton Mößmer: Ärzte, Bürger, Herzöge. Eine Dokumentation zur Medizinalgesch. der Stadt Landshut. Straubing , S. . – Wolfgang Wegner: G., K. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Klaus Wolf: Hof – Univ. – Laien. Literatur- und sprachgeschichtliche Unters. zum dt. Schrifttum der Wiener Schule des SpätMA (Wissenslit. im MA). Wiesbaden , S. , . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der
. Hälfte . Jh. Germanistik ). Berlin , S. . – Elisabeth Tuisl: Die Medizinische Fakultät der Univ. Wien im MA. Von der Gründung der Univ. bis zum Tod Kaiser Maximilians I. (Schr. des Arch. der Univ. Wien ). Göttingen , S. f. u. ö. VZ Münnerstadt, Johannes → Band , Sp. . Usel. – Verfasser eines Medizinalwässer-Traktats, . Jh. In einem astromedizinischen Hausbuch werden «Vsel» Verfahren zur äußerlichen Anwendung «gebrannter Wässer» zugeschrieben. Gegliedert ist der Traktat nach den Indikationen, denen die jeweiligen alkoholischen Extrakte zugeordnet werden. Dadurch ähnelt der Textaufbau dem Rezept der ausprenten wasser Kaspar → Grießenbecks. Doch geht U. über diesen hinaus, indem er im Stil eines Rezeptars auf einige der Indikationen Hinweise zur Pharmazeutischen Technologie und zur Applikation folgen lässt. U. stützt sich in erster Linie auf die Gebrannten Wässer → Gabriels von Lebenstein; daneben zog er u. a. den ps.-ortol schen Wässertraktat heran (→ Ortolf von Baierland, Michael → Puff von Schrick). Ü: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. B , rv (Pap., um , nord-/mittelbair.). Die ersten Indikationen auf r («Wider den slag vnd das podegra etc.»; «Wider den krebss vnd die hitzigen rot an dem leib») sind mit U.s Namen versehen. Die folgenden (rv: «Wider stiaticam», «Fur die gelsucht», «Zu den augen», «Wider die feul an fussen oder sunst») sind anonym und daher in der Zuschreibung unsicher. Vgl. Falk Eisermann: Kat. der deutschsprachigen ma. Hss. der Forschungsbibl. Gotha. Vorläu ge Beschreibungen. Online unter: www.manuscriptamediaevalia.de/hs/projekt gotha.htm (gedruckter Kat. ist in Vorbereitung). A: Hans-Joachim Poeckern: Medizinischastrologischer Volkskalender (Bibliotheca historico-naturalis antiqua []). München ; Bd. : Faks.; Bd. : Einf. Transkription und Glossar von Maria Mitscherling, S. f. L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ
Münnerstadt Fuß der Buhler. – Bezeichnung für → Neidhart, verwendet. F. d. B. wird in einem von Konrad → Bollstatter aufgezeichneten Losbuch erwähnt. In einem Textteil mit Orakelsprüchen erscheinen mehrere Vierergruppen, u. a. von Evangelisten, Kirchenlehrern, Fürsten und Rittern. Auf eine Gruppe von Recken folgen vier «Buhler», also Liebhaber oder Minnende. Die ersten drei Personen sind sicher als → Wolfram von Eschenbach, → Heinrich von Morungen und → Reinmar von Brennenberg zu identi zieren. Der an vierter Stelle genannte F. d. B. galt früher als ein aus bayerischem Adel stammender, ansonsten unbekannter Minnesänger. Heute wird «Fuß» als «Fuchs» gelesen und auf den entsprechenden Beinamen des Dichters Neidhart bezogen. Der Lyriker stand im MA im Ruf eines leidenschaftlichen Minners und wurde schon seit dem späten . Jh. mit dem Fuchs in Verbindung gebracht. Wäre mit F. d. B. tatsächlich Neidhart gemeint, so handelte es sich bei Bollstatters Text um die früheste nachgewiesene Verwendung des Beinamens. Ü: München, BSB, cgm , v (Pap., Raum Augsburg, hier , ostschwäbisch; Autograph Konrad Bollstatters). – Vgl. u. a. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. – www.handschriftencensus.de/ . A: Ein Losbuch Konrad Bollstatters aus Cgm der BSB München. Hg. v. Karin Schneider. Bde. Wiesbaden –. – Ein ma. Wahrsagespiel. Konrad Bollstatters Losbuch in Cgm der BSB. Hg. v. ders. Wiesbaden . L: Ehrismann ,, () S. . – Volker Mertens, VL () Sp. . – Edward Schröder: F. d. B. In: ZfdA () S. . – V. Mertens: F. d. B. Ein unbekannter Minnesänger? In: ZfdA () S. – (mit älterer Lit.). – Schneider (s. Ausg.) S. f. MM Von der Anfertigung astronomischer Instrumente. – Illustrierter astronomischer Traktat, um . Der «tractat ettlicher instrument in astronomya warlich vnd gerecht leren z˚u machen» nimmt mehrmals den Silvestertag und den Anfang des Jahres als Ausgangspunkte für astronomische Berechnungen. Außerdem wird öfter Nürnberg erwähnt. Der Text dürfte somit kurz nach
Darmstädter Arzneibuch entstanden sein und könnte ursprünglich aus Nürnberg stammen, was mit der Schriftsprache des Textzeugen korreliert. Beschrieben wird die Herstellung eines astronomischen Geräts zur Berechnung der Planetenbahnen nach epizyklischem Verständnis. Eine Vorrede kündigt Kapitel an, von denen aber nur zwölf ausgeführt worden sind. Ein Grund für den abrupten Textabbruch nach der Überschrift für das . Kapitel ist nicht ersichtlich. Auch ist mechanischer Textverlust auszuschließen. Der Traktat ist noch nicht eingehend untersucht, aber womöglich handelt es sich um eine dt. Bearbeitung eines lat. Traktats (sog. Theorice novelle nach Poulle ; vgl. Eisermann ). Einzelne lat. Termini und mitunter ganze Phrasen sind beibehalten worden. Dem Traktat sind insgesamt scheibenförmige Diagramme beigegeben mit teilweise mehrteiligen drehbaren Aufsätzen. Vom Mittelpunkt der Scheiben gehen Fäden aus, um die verschiedenen Planetenbewegungen einzustellen und anzuzeigen. Ü: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A , Bll. (Pap. und Perg., um , nordbair.). L: Ernst Zinner: Verz. der astronomischen Hss. des dt. Kulturgebietes. München , Nr. . – Ders.: Dt. und ndl. astronomische Instrumente des .–. Jh. München , S. . – Oliver Schwarz u. a.: Quellen zur Astronomie in der Forschungs- und Landesbibl. Gotha unter besonderer Berücksichtigung der Gothaer Sternwarten (Veröff. der Forschungs- und Landesbibl. Gotha ), Gotha , S. . – Falk Eisermann: Kat. der deutschsprachigen ma. Hss. der Forschungsbibl. Gotha. Vorläu ge Beschreibungen. Online unter: www.manuscripta-mediaevalia.de/ hs/projekt gotha.htm (Stand: ..; gedruckter Kat. ist in Vorbereitung). – Zur Theorice novelle: Emmanuel Poulle: Les Instruments de la Théorie des Planètes selon Ptolemée. Équatoires et Horlogerie Planétaire du XIIIe aus XVIe siècle. Bde. (Centre de Recherches d’Histoire et de Philologie /Hautes Études Médiévales et Modernes ). Genf/Paris , Bd. , S. –. VZ Darmstädter Arzneibuch. – Medizinischer Sammelband, zweite Hälfte . Jh. Das D. A. in seiner überlieferten Gestalt wurde im . und . Jh. im Kapuzinerkloster von Bensheim aus mehreren, fast überwiegend frühneuzeitlichen Faszikeln zusammengebunden. Nur der erste und älteste der Faszikel entstammt noch dem
. Hälfte . Jh. SpätMA. Dieser Abschnitt enthält zwei rheinfränkisch aufgezeichnete Rezeptare oberrheinischer Provenienz, die in der zweiten Hälfte des . Jh. entstanden sein dürften. Beide Textsammlungen belegen den Ein uss der Cirurgia des am Heidelberger Hof wirkenden → Peter von Ulm im kurpfälzisch-südhessischem Raum. Das erste Rezeptar bietet zunächst eine Zeichenlehre sowie Auszüge aus der Regel der Gesundheit → Konrads von Eichstätt mit inseriertem → VierundzwanzigParagraphen-Text und wandelt sich dann zu einem chirurgischen Handbuch auf Grundlage des Arzneibuchs → Ortolfs von Baierland. Das zweite Rezeptar, dessen Kompilator Niederalemanne (Elsässer [?]) gewesen sein könnte, ist durchgängig als chirurgische Sammlung angelegt, die durch Rezepte aus dem Grabadin (→ Pseudo-Mesuë) ergänzt wird. Die Zusammenstellung zeigt deutliche Parallelen zu anderen oberrheinischen Manualen (→ Buch von alten Schäden, → Kopenhagener Wundarznei und → Elsässisches Arzneibuch). Eine thematische Anordnung des Textmaterials nach Indikationen oder Wirkstoffen ist in Ansätzen erkennbar, wird aber nicht konsequent durchgeführt. Ü: Darmstadt, ULB, Hs. (Pap., .–. Jh.). Der Sammelband ist aus mehreren Faszikeln unterschiedlicher Provenienz zusammengebunden. Ältester Faszikel: r–v (zweite Hälfte . Jh., rheinfränkisch); . Rezeptar: r–v, . Rezeptar: r–v. – Digitalisat: http:// tudigit.ulb.tu-darmstadt.de/show/Hs-. – Vgl. zur Gesamths.: Kurt Hans Staub/Thomas Sänger: Dt. und ndl. Hss. Mit Ausnahme der Gebetbuchhss. (Die Hss. der Hessischen Landes- und Hochschulbibl. Darmstadt ). Wiesbaden , S. f. A: Tenner/Keil , S. –; Glossar: S. –; textkrit. Anm. S. –. L: Christian Tenner/Gundolf Keil, VL () Sp. . f. – Ingrid Rohland: Das ‹Buch von alten Schäden›. Tl. : Komm. und Wörterverz. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , Reg. – C. Tenner/G. Keil: Das ‹D. A.›. Randnotizen zu einer oberrheinischen Sammelhs. der Zeitenwende. In: Bibl. und Wiss. () S. –. – Andrea Lehmann: Zwei wundärztliche Rezeptbücher des . Jh. vom Oberrhein. Bd. : Komm. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , Reg. – Johannes G. Mayer: Das ‹Arzneibuch› Ortolfs von Baierland
. Hälfte . Jh. in medizinischen Kompendien des . Jh. Beobachtungen und Überlegungen zur Werktypologie medizinischer Kompendien und Kompilationen. In: «ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. G. Keil (Ortolf-Stud. /Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, hier S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , f. VZ Ellenbog, Ulrich, * um Feldkirch, † .. Memmingen. – Arzt, Verfasser von medizinischen Werken. U. E. gehört zu den prominentesten dt. Ärzten des ausgehenden . Jh. Nach dem Studium in Wien, Heidelberg und Pavia, das er dort mit der medizinischen Promotion abschloss, war er zuerst in Feldkirch, dann von bis zu seinem Tod in Memmingen, Augsburg, Ravensburg und wieder Memmingen als Stadtarzt tätig. Daneben fungierte er auch als Leibarzt hochgestellter kirchlicher und fürstlicher Persönlichkeiten, so etwa des Herzogs Johann von Bayern, dem er auch einen Ruf an die neue Univ. Ingolstadt verdankte, besonders aber – des Erzherzogs Siegmund von Tirol. Aus der ärztlichen Tätigkeit für Stadt und Hof sind die Werke E.s entstanden, wobei es sich in der Hauptsache um handbuchartige Kompilationen sowie um Regimina und Consilien handelt. Seine schriftstellerische Tätigkeit beginnt mit einem Tractatulus de balneis, mit dem er explizit zu der kurz vorher geschriebenen ersten Bäderschrift des dt. Raums von Felix → Hemmerli Stellung nahm; und schrieb er für Herzog Johann zwei Consilien zur Behandlung von Vergiftungen (De venensis) und mit Ratschlägen für eine Seereise (Pro maris viatore). Für die Augsburger Goldschmiede verfasste E. eine vielleicht noch im selben Jahr gedruckte Anleitung mit Schutzmaßnahmen gegen die bei diesem Handwerk entstehenden Vergiftungsgefahren (Von den gifftigen besen tempffen vnd reuchen der metal), die damit als älteste gewerbehygiensche Schrift überhaupt gelten kann. entwarf er anlässlich der in Memmingen herrschenden Pest eine Ordnung wider die Pestilentz, die und nochmals gedruckt wurde. Wahrscheinlich von E. stammt auch Herzog Siegmunds Büchlein
Ellenbog von den Harnleiden, in dem sich der Verfasser allerdings nur als der «Unerkannte» nennt. Eine Gesamtausgabe der Werke E.s wollte sein Sohn, der Humanist Nikolaus Ellenbog, zum Druck bringen, was aber durch die Plünderung der Klosters Ottobeuren und der darin be ndlichen Bibliothek E.s im Rahmen des Bauernkriegs verhindert wurde. Gleichwohl haben fast Handschriften und Drucke aus dem Besitz E.s überlebt; die Rekonstruktion ihres Bestands zeigt, dass seine Bibliothek vor allem medizinische und theologischerbauliche Werke umfasste, während der Erwerb humanistischer Schriften nur kurzzeitig während seines Kontakts zum Augsburger Humanistenkreis um erfolgte. Ü: Die Handschriften sind verzeichnet bei den jeweiligen Editionen, der Buchbesitz bei Fürbeth, Bibliothek (s. Literatur). A: Franz Koelsch/Friedrich Zoep (Hg.): U. E., Von den gifftigen besen tempffen und reuchen. Eine gewerbe-hygienische Schr. des XV. Jh. (Münchener Beitr. zur Gesch. und Lit. der Naturwiss. und Medizin, Sonderh. ). München . – H[einz] Kürten: ‹De ptisi›. Ein Consilium des Memminger Stadtarztes Dr. U. E. vom Jahre für die Lungenschwindsucht und ihre Behandlung. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Anton Breher: Der Memminger Stadtarzt U. E. und seine Pestschr. Diss. Berlin . – Gerhard Eis: Herzog Siegmunds Büchlein von den Harnleiden. In: Ders.: Stud. zur altdt. Fachprosa (Germ. Bibl. ,). Heidelberg , S. –. L: Peter Assion, VL () Sp. –. – Robert Proctor: U. v. E. and the Press of S. Ulrich at Augsburg. In: Ders.: Bibliographical essays. London , S. –. – Karl Sudhoff: Dr. U. E. von Feldkirch, Stadtarzt zu Memmingen, und Dr. Heinrich Stainhöwel von Weil, Stadtarzt in Ulm, und ihre Pestschr. In: Arch. für Gesch. der Medizin (/) S. f. – Friedrich Zoep : Der Arzt U. E. In: Arch. für die Gesch. des Hochstifts Augsburg () S. –. – Ernst Weil: Bücher aus der Bibl. von U. E., Arzt und Bücherliebhaber, c. –, und Nicolaus Ellenbog, Theologe und Humanist, –. [München] [ca. ]. – Edwin Rosner: U. E. und die Anfänge der Gewerbehygiene. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – F. Zoep : Kloster Ottobeuren und der Humanismus. In: Ottobeuren. FS zur -Jahrfeier der Abtei. Hg. v.
Friedrichs III. Rezeptbuch Aegidius Kolb/Hermann Tüchle. Augsburg , S. –, hier –. – P. Assion: Der Hof Herzog Siegmunds von Tirol als Zentrum spätma. Fachlit. In: Fachprosa-Studien. Beitr. zur ma. Wissenschafts- und Geistesgesch. Hg. v. Gundolf Keil. Berlin , S. –, hier S. –. – Georg Schnitzlein: Der Cod. Vadiana und U. E. (–). Diss. München . – Vivian Nutton: Ellenbogiana. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Frank Fürbeth: Bibliogr. der dt. oder im dt. Raum erschienenen Bäderschr. des . und . Jh. Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –, hier S. , Nr. . – Karl Heinz Burmeister: Die Überreste der Bibl. des Feldkircher Frühhumanisten Dr. med. U. E. In: Rheticus () S. –. – F. Fürbeth: Die Bibl. des Memminger Arztes U. E. (–). In: Scrinium Berolinense. Tilo Brandis zum . Geburtstag. Hg. v. Peter Jörg Becker u. a. (Beitr. aus der Staatsbibl. zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz ). Berlin , Bd. , S. –. – Hans Schimpf-Reinhardt: ‹Wider die pestilenz›. Pestbüchlein des . Jh. In: Schwabenspiegel. Tl. . Hg. v. Ulrich Gaier u. a. Ulm , S. –. FF Friedrichs III. Rezeptbuch. – Verschollene Rezeptsammlung Kaiser Friedrichs III., tatsächliche Existenz unsicher; Mitte/zweite Hälfte . Jh. In der frühneuzeitlichen Überlieferung medizinischer Kleinliteratur begegnen fünf Rezepte, die in ihren Beischriften auf Friedrich III. (–) Bezug nehmen (. Pestverfahren; . Wunderdrogenrezept [Kardendistel ?]; . Aqua-vitae-Rezept; . Kardendistelrezept; . Rezept gegen Nierensteine). Bei diesen verstreuten Kurztexten könnte es sich um Überreste einer medizinischen Sammlung handeln, die womöglich vom Kaiser persönlich veranlasst wurde. Im → Wiener (ostmittelbair.) Rezeptierbuch wird ein «liber imperatoris» als Quelle erwähnt, womit das kaiserliche Rezeptbuch gemeint sein könnte. Angesichts des Überlieferungsbefundes erscheint der Rückschluss auf eine eigens für Friedrich erstellte Rezeptkompilation durchaus plausibel. Dies sollte indes nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich beim Rezeptbuch des Habsburgers um nicht mehr als eine philologische Spekulation handelt. Auch → Maximilian I., Friedrichs Sohn und Nachfolger, wird eine heute verschollene Rezeptsammlung unterstellt, wofür dessen Gedenkbücher Hinweise liefern.
. Hälfte . Jh. Wenn auch sein Rezeptbuch hypothetisch bleiben muss, so ist Kaiser Friedrich III. doch zumindest als Patient in die Geschichte der medizinischen Fachliteratur eingegangen. Seine Beinamputation, die in Linz vorgenommen wurde, ist gut dokumentiert. Federführend bei der Operation war der Göppinger Chirurg Hans → Seyff, zu den weiteren teilnehmenden Ärzten zählten → Erhard von Graz und → Friedrich von Olmütz. Ü: ./. Wien, ÖNB, Cod. (Wiener Rezeptierbuch) v–r, r (Pap., , ostmittelbair. [wenige lat. Beitr.]); Beischriften: «Ains von kaiser fridrichen» und «ex libero [sic] domini imperatoris». – . Artzneybuch des Oswald Gabelkover, herzoglich württembergischer Leibarzt. Erstdruck: Tübingen: Georg Gruppenbach (VD G ), hier: «III. Theil», S. f. Überschrift: «Ein Aqua vitæ contra pestem vnnd vil andere innerliche Kranckheiten zubrauchen von Keiser Frie derich dem dritten vilfaltig gebraucht» ( weitere Au . – in VD /). – . Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen , r (Pap., / ); Überschrift: «Das hernach volgente stuck hat Keisser friderich herzogen Sigmundten von Österreich [i. e. → Siegmund von Tirol, –] gelernet». – . Heidelberg, Privatslg. Helko Eis (vormals Slg. Gerhard Eis, Schriesheim) Hs. (Pap., zweite Hälfte . Jh., aus Österreich); Beischrift: «diß stuk hat der khayser Friderich seeliger gedechtnuß dem Herzog Sigmund von öesterreich zuegeschickt vnnd gelernet». – Schriftlicher Bericht des Hans Seyff über die Amputation: Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. ° r (Perg., nach bis frühes . Jh., schwäbisch). Eine Miniatur mit der Amputation wurde von Bl. r abgelöst; sie wird heute in der Albertina in Wien (Min. ) aufbewahrt. A: . Klemmt (s. Lit.) S. . – . Gerhard Eis: Auszüge aus dem verschollenen Rezeptbuch Kaiser Friedrichs III. In: Beitr. zur Gesch. der Pharmazie () S. f. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –). – ./. Ders.: Mitt. über fünf unbekannte Rezeptautoren des . Jh. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. f. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [s. o.] S. –). – . Ders.: Stud. zur altdt. Fachprosa (Germ. Bibl. Unters. und Einzeldarstellungen ). Heidelberg , S. . L: Rainer Rudolf, VL () Sp. . – Josef Werlin: Ein Rezeptbuch des Kaisers
. Hälfte . Jh. Maximilian I.? In: Fachlit. des MA. FS G. Eis. Hg. v. Gundolf Keil u. a. Stuttgart , S. –. – Rolf Klemmt: Besaß Kaiser Friedrich III. eine eigene Rezeptslg.? In: AfK () S. –. – Allan Soons: Ein bisher unveröffentlichtes Rezept von Kaiser Maximilian I. In: Medizinische Monatsschr. () S. f. – Peter Assion: Der Hof Siegmunds von Tirol als Zentrum spätma. Fachlit. In: Fachprosa-Stud. Beitr. zur ma. Wiss.- und Geistesgesch. FS G. Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Berlin , S. –, hier S. f. – Wolfgang Wegner: F. III. R. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . Zur Beinamputation: Georg Wacha: Die Fußamputation an Kaiser Friedrich III. zu Linz . In: Heilmittelwerke-Jb. () S. –. – Manfred Gröber: Kaiser Friedrich III. und Meister Hans Seyff. In: Kaiser Friedrich III. Innovationen einer Zeitenwende. Ausstellungskat. Linz. Redigiert v. Willibald Katzinger/Fritz Mayrhofer (Kat. des Stadtmuseums Nordico ). Linz , S. –. – Manfred Skopec: Die Beinamputation an Friedrich III. in Linz im Spiegel der Chirurgie seiner Zeit. In: ebd. S. –. – Daniel Carlo Pangerl: «Item als man dem kayser Fridrichen sin fuß abschnitt». Die Beinamputation an Kaiser Friedrich III. am . Juni in Linz. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ders.: Chirurgie im späten MA – Eine neue Quellenauswertung lässt darauf schließen, wie die Beinamputation an Kaiser Friedrich III. ablief. In: Spektrum der Wiss. () S. –. VZ Fleischbuch. – Lebensmitteltraktat, spätestens um –. Das sog. F. ist anonym in einer primär medizinischen Sammelhandschrift überliefert, die – im Kloster Farfa (Latium) geschrieben wurde. Der Kodex enthält u. a. auch den → Eichenmisteltraktat, die → Römische Chirurgie und die Chirurgia magna des → Bruno von Longoburgo. Die Forschung vermutet einen Schlesier als Verfasser oder zumindest Schreiber des dt. Textes. Inhaltlich beschäftigt sich das F. mit Fleischsorten und ihren Eigenschaften. Es behandelt zunächst gängige Sorten wie Schweine- und Rind eisch, dann Wildbret (vor allem Reh), Ge ügel und zuletzt Rind eisch in verschiedenen Zubereitungen. Die Fleischsorten wer
Fleischbuch den einmal nach ihrer Feuchtigkeit bzw. Trockenheit kategorisiert, außerdem nach ihrer Wirkung auf den Menschen (u. a. Blut und Verdauung). Als Vorbild des F. gilt die Diätetik des Philosophen und Medizinschriftstellers Isaak Judäus (./. Jh.) im Liber de diaetis particularibus (Valentin → Schwende). Bedeutung wird dem F. als wahrscheinlich einzigen selbstständigen Text seiner Art in dt. Sprache zugesprochen. Ü: Rom, Biblioteca Nazionale Centrale Vittorio Emanuele II, cod. (früher cod. Farf. ), r–r (Kloster Farfa, –, obd. mit mitteldt. Bestandteilen). – Vgl. u. a. www. handschriftencensus.de/. L: Volker Zimmermann, VL () Sp. . – Ders.: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachigen hsl. Kompendien des SpätMA. Stuttgart , S. , . – Valentin Schwendes ‹Buch von menicherhande geschlechtte kornnes und menicherley fruchtte› [...]. Hg. v. Susanne Nägele (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Würzburg , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Meister Jacobus. – Verfasser eines Textes zu einem wundärztlichen Heilverfahren, zweites Drittel . Jh. Eine medizinische Sammelhandschrift aus den er Jahren des . Jh. benennt einen M. J. als Urheber eines wundärztlichen Verfahrens mit Salbenrezept. Der Name Jacobus erscheint oft im Kontext spätma. Rezeptüberlieferung. Es ist völlig offen, ob der Wundarzt M. J. mit einem der zahlreichen weiteren überlieferten Namensträger identisch ist (vgl. auch → Jakob von Landsberg). Intertextuelle Bezüge lassen sich zumindest nicht feststellen. Auch fehlen biographische Informationen zu M. J. völlig. Der Schreiber des Textzeugen dürfte aus dem bayerischen Raum gestammt haben, bei M. J. selbst ist zumindest eine süddt. Herkunft naheliegend. Ob er Akademiker oder Laienarzt war, ist unklar. Der Text, der sich im Rahmen zeitgenössischer wundärztlicher Praxis bewegt, liefert hierzu keine signikanten Hinweise. Das M. J. zugeschriebene Verfahren setzt ein mit einem pharmakologischem Abschnitt, der auf die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten und die besondere Heilkraft der Salbe auf Kräuter- und Weißweinbasis abhebt. Als zweiter Teil folgt der
Heinrich von Pfalzpaint Rezepttext, der neben den Ingredienzien und der Herstellungsanleitung auch Hinweise zur Aufbewahrung der Salbe bietet. Die Zutaten und die Zubereitung der Salbe sind in ähnlicher Form in anderen spätma. heilkundlichen Texten reich belegt und auch Indikation oder Applikation entsprechen der zeitgenössischen Konvention. Ü: Rom, Bibl. Nazionale Centrale, Cod. Vitt. Em. (olim Farfensis ) r (Pap., /, bair. mit mitteldt. Einschlag, geschrieben im von dt. Mönchen bewohnten italienischen Kloster Farfa von einem vermutlich bair. Schreiber); Überschrift: «Meister Jacobus salbe». L: Volker Zimmermann, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Nachricht über eine altdt. Sammelhs. aus dem italienischen Kloster Farfa. In: Medizinische Monatsschr. () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –). – Gundolf Keil: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , S. , f. – G. Eis: Ma. Fachlit. (Slg. Metzler D ). ., durchges. Au . Stuttgart , S. f. – Wolfgang Hirth: Zu Jakob von Landshut. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – G. Keil: Zu Jakob von Landshut. In: ebd., S. –. – Peter Assion: Jakob von Landshut. Zur Gesch. der jüdischen Ärzte in Deutschland. In: ebd. () S. – (wieder in: Medizin im ma. Abendland [WdF ]). Hg. v. Gerhard Baader/G. Keil. Darmstadt , S. –). – Wolfgang Wegner: M. J. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Heinrich von Pfalzpaint (auch: Pfalzpeunt, Pfalspeundt, Pfolspeundt, Pholspeunt, Pfolspennt u. ä.; fälschlich auch: Pfohlsprundt) OT, Pfalzpaint (bei Eichstätt), † vor . – Wundarzt, Verfasser eines chirurgischen Kompendiums. H. entstammte einem bayerischen Ministerialengeschlecht, das erstmals im . Jh. bezeugt ist und seinen Stammsitz in Pfalzpaint im Altmühltal hatte. Er absolvierte eine wundärztliche Lehre und durchwanderte als Geselle laut eigener Auskunft vor allem den bayerischen und fränkischen Raum. In seiner Wundarznei nennt er Lehrer aus Eichstätt, Weißenburg, München, Tegernsee, Bamberg und Bayreuth (→ Hans von Bayreuth). Er gelangte
. Hälfte . Jh. aber auch nach Basel und Lothringen, wo in Metz der von H. besonders hervorgehobene Johannes → Beris praktizierte. Um trat der bayerische Chirurg in den Dt. Orden ein. Er war Mitglied der Kommende Marienburg und dürfte vor seiner ersten Bezeugung in der preußischen Ordensprovinz der fränkischen Ballei angehört haben. Zunächst scheint H. dem Orden weniger als Wundarzt als vielmehr in der Verwaltung gedient zu haben. Er beriet den Hochmeister Ludwig von Erlichshausen in militärischen Dingen und unternahm eine Visitationsreise auf die Ordensburg Rehden im Kulmerland. Von Rehden aus sandte H. zwei dt. Briefe an seinen Hochmeister. Einen Visitationsbericht verfasste er am .. kurz nach seiner Ankunft. In nüchternem Berichtsstil schildert H. den de zitären Zustand der Bewaffnung und verweist darauf, dass die Burg «nicht wol bemant» sei. Von Ludwig erbittet er Waffenmaterial und eine Verstärkung der Mannschaft. Auf den .. ist ein zweites Schreiben datiert. Darin beantragt H. die Niederschlagung einer Klage gegen den Hauskomtur der Burg Rehden. Klageführer war der Ritter Burkhard von Randenburg, der sich beschwerte, dass die Erhöhung verteidigungsbezogener Ausgaben die leibliche Verp egung der Mannschaft beeinträchtige, vor allem die Versorgung mit Bier. Vor dem Ausbruch des Dreizehnjährigen Kriegs zwischen dem Dt. Orden und dem Königreich Polen im Frühjahr kehrte H. auf die Marienburg zurück, deren dreijährige Belagerung durch die polnischen Verbände er als Eingeschlossener durchlebte. Gemeinsam mit Jakob Schillingholz, dem Leibarzt des Hochmeisters, übernahm H. die medizinische Versorgung der verwundeten Ordensritter und Söldner. Die Zahl seiner Patienten gibt er in der Wundarznei mit insgesamt drei- bis viertausend an. Außerdem habe er den späteren Hochmeister des Ordens Hans von Tiefen («Tyffen») und → Heinrich von Baldenstetten, Urheber einer Redaktion der Wundarznei, zu Chirurgen ausgebildet. Nach der Verpfändung der Marienburg an unbezahlte Söldner und dem anschließenden Verkauf der Feste an die Gegenpartei räumte Ludwig von Erlichshausen die Marienburg kamp os. Auch H. dürfte die Ordensburg zu diesem Zeitpunkt verlassen haben. Im Umfeld des Hochmeisters wird er allerdings nicht mehr bezeugt. Er könnte in die Ballei Franken zurückgekehrt sein. Da er in einer familiären Erbschaftsangelegenheit nicht mehr ur
. Hälfte . Jh. kundet, dürfte er zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben gewesen sein. Die Wundarznei hat H. verfasst, zu einem Zeitpunkt also, an dem er sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr am Ort der kriegerischen Auseinandersetzungen befand und insofern mit einer gewissen Distanz auf seinen Einsatz als Feldscher auf der Marienburg blicken konnte. Seine eigenen praktischen Erfahrungen bilden das Fundament des Kompendiums. Zusätzlich hat H. Heilverfahren und Rezepte seiner wundärztlichen Lehrer in den Text integriert. Auch die etablierte Fachliteratur ist in seinem Kompendium vertreten. Nachgewiesene Endquellen sind das → Circa instans, das Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus), der chirurgische Roger-Komplex (→ Roger Frugardi) und die Consilia des → Taddeo (degli) Alderotti. Wahrscheinlich handelt es sich um sekundäre Übernahmen. H. benennt die Autoritäten nicht; er dürfte diese auch nicht direkt rezipiert haben. Die Wundarznei ist in einen ersten Teil mit allgemeinen und einen zweiten mit speziellen Anweisungen gegliedert. Zwischen die beiden Segmente ist ein Register geschaltet. Bei der Binnengliederung folgt H. nicht dem gängigen Vorbild der Cirurgia → Peters von Ulm, d. h. er ordnet die dargebotene Materia medica nicht nach Arzneiformen, sondern nach therapeutischen und verfahrenstechnischen Gesichtspunkten. Hierin ist sein Kompendium dem → Buch von alten Schäden prinzipiell vergleichbar. Die Wundarznei ist souverän komponiert und Ausweis der fachlichen Kompetenz H.s, der sich durchweg auf dem hohen Niveau der spätma. obd. Chirurgietradition bewegt. Auch mit der technischen und chirurgischen Fachsprache geht H. selbstverständlich und gewandt um. Inhaltlich bemerkenswert sind seine Therapien von Schusswunden und Frakturen, sein Darmnahtverfahren, die plastische Chirurgie bei Hasenscharten und die Narkosetechnik. Das Rezept für einen narkotischen Dollentrank begegnet als Anaesthetikum auch im → Olmützer medizinischen Kompendium. Von herausragender medizinhistorischer Bedeutung ist H.s Erstbeschreibung einer Nasenersatzplastik, für die er einen italienischen Gewährsmann («Wallach») benennt. Sein elaboriertes Verfahren wurde im . Jh. in ganz ähnlicher Weise der Fachwelt neu vorgestellt, freilich ohne jegliche Kenntnis von H.s Vorleistung. Überhaupt hat H. keine sonderliche Wirkmacht entfaltet, obwohl er angesichts seiner Anweisungen
Heinrich von Pfalzpaint in der Wundarznei zu den bedeutendsten Chirurgen des SpätMA zu zählen ist. Da er sein Kompendium aber primär für den Kreis persönlicher Schüler konzipiert hat, blieb es ungedruckt und somit in der frühen Neuzeit weitgehend ein usslos. Eine hinreichende Würdigung seiner Stellung in der Medizingeschichte erfolgte erst im . Jh., da den Fachhistorikern des . Jh. die fachliche Einordnung H.s noch schwergefallen ist. Die Mischsprache aus bairischen und ostmitteldt. Elementen und seine eigenwillige Graphie führten zu Fehleinschätzungen und Missverständnissen, was im Übrigen schon bei den spätma./frühneuzeitlichen Kopisten zu beobachten ist. Kennzeichnend hierfür ist die fehlerhafte Deutung des Kompendiums als Verbandlehre («Bündth-Ertznei») in der modernen Erstausgabe von . Ü: Briefe: Berlin, Geheimes Staatsarch. Preußischer Kulturbesitz (vormals Königsberg, Stadtarch.) XX. HA, OBA (Ordensbriefarch.) Nr. und (Pap., ); Autographen. Siehe zur Auseinandersetzung um die leibliche Versorgung auf Burg Rehde auch die Briefe Nr. und . – Wundarznei: Bern, Burgerbibl., Mss. h.h. VII., r–r (Pap., , alemannisch); Red. des → Johann(es) von Toggenburg. – Ebd., Mss. h.h. VII., S. – (Pap., , alemannisch). – Olim Berlin, Privatbesitz Dr. Hübotter (Verbleib unbekannt) Bll. (Pap., um [?]). – Halle, ULB, Cod. G , r–v (Pap., um , ostmitteldt.). – Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. ° r–v (Pap., um , mitteldt.); Red. Heinrichs von Baldenstetten. – Budapest, Bibl. für Medizingesch., Hs. S. , r–v (Pap., , ostmitteldt.). – Dresden, LB, Mscr. C , Bl. – (Pap., um , ostmitteldt.). – Erlangen, UB, Ms. B , r–v (Pap., um/nach , obd. [?]). – Breslau, UB, Cod. III Q e, S. – (Pap., , ostmitteldt.); Red. Heinrich → Hentzes. – Dresden, LB, Mscr. C , r–r (Pap., . Jh., ostmitteldt.). – Prag, Nationalbibl., Cod. XIII.F., r–r (Pap., . Jh., ostmitteldt.). – Zur stemmatologischen Gruppierung der Hss. vgl. Leipold/ Ritter/Solms (s. Lit.) S. –. A: Briefe: Probst , S. und . – Keil , S. f. (Faks.). – Wundarznei: Buch der Bündth-Ertznei. Von H. v. Pfolsprundt, Bruder des dt. Ordens. . Hg. v. Heinrich Haeser/Albrecht Middeldorpf. Berlin (nach Breslau). – Auszüge: Gurlt (s. Lit.) S. – (aus Breslau). – Sudhoff (s. Lit.) S. f., – (aus Dresden
Heinrich von Pfalzpaint [Mscr. C ], Stuttgart und Prag). – Dt. Fachprosa des MA. Ausgewählte Texte hg. erl. und mit einem Glossar versehen von Wolfram Schmitt. Berlin/New York , S. f. – Ausgabe der Nasenersatzplastik: Weißer , S. –. Ü: (englische Teilübersetzung) Gnudi/Webster (s. Lit.) S. f. – Zimmermann/ Veith (s. Lit.) S. –. L: Gustav Roethe/Hermann Frölich: Pholspeunt, H. v., ADB () S. f. – Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – Ders., LexMA () Sp. f. – Karl August Muffat: H. v. Pfolspeunt (nicht Pfolsprunt), Bruder des dt. Ordens. Ein medizinischer Schriftsteller des fünfzehnten Jh., aus Bayern gebürtig. In: Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss. Phil.-hist. Kl. () S. –. – H. Haeser: Lehrbuch der Gesch. der Medicin und der epidemischen Krankheiten. Bd. : Gesch. der Medicin im Alterthum und MA. ., völlig umgearb. Au . Jena (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Ernst Gurlt: Gesch. der Chirurgie und ihrer Ausübung. Volkschirurgie – Altertum – MA – Renaissance. Berlin (Nachdr. Hildesheim ) Bd. , S.–. – Karl Sudhoff: Neue Hss. der ‹Bindarznei› H.s v. Pfalzpeunt (). In: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –. – Walter von Brunn: Kurze Gesch. der Chirurgie. Berlin (Nachdr. , ) S. f. – Albert Wiedmann: Über den Ursprung der Syphilis. In: FS Max Neuburger. Mit internationalen medico-hist. Beitr. (Wiener Beitr. zur Gesch. der Medizin ). Wien , S. –, hier S. . – Martha Teach Gnudi/Jerome Pierce Webster: The Life and Times of Gaspare Tagliacozzi, Surgeon of Bologna –. With a Documented Study of the Scienti c and Cultural Life of Bologna in the Sixteenth Century. Mailand/ New York , S. –. – Leo M. Zimmermann/Ilza Veith: Great Ideas in the History of Surgery. Baltimore (Nachdr. San Francisco) S. –. – Gerhard Eis: Kultische Keuschheit in der ma. Wundarznei. In: Medizinische Monatsschr. () S. – (wieder in: Vor und nach Paracelsus. Unters. über Hohenheims Traditionsverbundenheit und Nachrichten über seine Anhänger [Medizin in Gesch. und Kultur ]. Stuttgart , S. –). – Ders.: Die Lit. im Dt. Ritterorden und in seinen Ein ußgebieten. In: Ostdt. Wiss. () S. –, hier S. . – Pierre
. Hälfte . Jh. Huard/Mirko Draˇzen Grmek: Mille ans de chirurgie en Occident: Ve–XVe siècles. Paris , S. , . – Christian Probst: Zwei unbekannte Briefe des Chirurgen H. v. P. aus dem Jahr . In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ders.: Der Dt. Orden und sein Medizinalwesen in Preussen: Hospital, Firmarie und Arzt bis (Quellen und Stud. zur Gesch. des Dt. Ordens ). Bad Godesberg (Nachdr. Marburg ) S. –, . – G. Keil: Zur Gesch. der plastischen Chirurgie. In: Laryngo-Rhino-Otologie () S. –. – Ingrid Rohland: Das ‹Buch von alten Schäden›. Tl. : Komm. und Wörterverz. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , Reg. – G. Keil: Spongia somnifera. Ma. Meilensteine auf dem Weg zur Voll- und Lokalnarkose. In: Anaesthesist () S. –. – Bernhard Dietrich Haage: Medizinische Lit. des Dt. Ordens im MA. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –, bes. S. –. – G. Keil: H. v. P. und die plastische Chirurgie der Haut. In: Onkologische Dermatologie. Neue Aspekte, Altersbedingte Besonderheiten. Hg. v. Günther Burg u. a. (Fortschritte der operativen und onkologischen Dermatologie ). Berlin/Heidelberg , S. –. – Christoph Weißer: Die Nasenersatzplastik nach H. v. P. Ein Beitr. zur Gesch. der plastischen Chirurgie im SpätMA mit Edition des Textes. In: Licht der Natur. Medizin in Fachlit. und Dichtung. FS Gundolf Keil. Hg. v. Josef Domes u. a. (GAG ). Göppingen , S. –. – Ralf Vollmuth: «Von den geschosszenenn Wunden». Die Behandlung von Schußwunden in deutschsprachigen chirurgischen Werken des . Jh. In: Orvostörténeti közlemények. Communicationes de historia artis medicinae / () S. –. – Claudia Richter: Der Schlafschwamm – eine ma. Arzneiform. In: Dt. Apotheker-Zeitung () S.–. – Michael Sachs: Gesch. der operativen Chirurgie. Bde. Heidelberg –, Bd. , S. –; Bd. , Gesamtreg. – R. Vollmuth: Traumatologie und Feldchirurgie an der Wende vom MA zur Neuzeit. Exemplarisch dargestellt anhand der ‹Großen Chirurgie› des Walther Hermann Ryff (Sudhoffs Arch. Beih. ). Stuttgart , S. , , u. ö. – Christiane Koopmann: Aspekte der Mehrgliedrigkeit des Ausdrucks in frühnhd. poetischen, geistlichen und fachliterarischen Texten (GAG ). Göppingen , S. –. – C. Richter: Zwischen Kreuz und Krankenp ege. Medizinische und pharmazeutische Aspekte im Werk des spätma.
. Hälfte . Jh. Deutschordensritters H. v. P. In: Cistercienserchron. () S. –. – Dies.: Phytopharmaka und Pharmazeutika in H. v. P.s ‹Wündärznei› (). Unters. zur traumatologischen Pharmakobotanik im MA (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Würzburg . – Ortrun Riha: Lüge, Selbstbetrug und die Wahrheit des Möglichen. Die Er ndung (in) der ma. Medizin. In: Das MA () S. –. – C. Weißer: H. v. P. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – B. D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. u. ö. – C. Richter: P anzen in der Wundchirugie des Deutschordensritters H. v. P. In: Ma. Kultur und Lit. im Deutschordensstaat in Preußen. Leben und Nachleben. Hg. v. Jarosław Wenta u. a. (Publikacje Centrum Mediewistycznego Wydzialu Nauk Historycznych UMK / Seria: Sacra Bella Septentrionalia ). Thorn , S. –. – Bernhard Schnell: H. v. P. Ein Ahnherr der Plastischen Chirurgie auf der Marienburg. In: ebd., S. –. – Aletta Leipold/Jörg Ritter/Hans-Joachim Solms: Neue Wege zu Textzeugenvergleich und Edition am Beispiel der ‹Wundarznei› des H. v. P. In: Paradigmen der aktuellen Sprachgeschichtsforschung. Hg. v. Vilmos Ágel/ Andreas Gardt (Jb. für germanistische Sprachgesch. ). Berlin/Boston , S. –. VZ Hans von Bayreuth. – Bayerisch herzoglicher Leibarzt und Rezeptautor, zweite Hälfte . Jh. In den Matrikeln der Universität Ingolstadt aus den Jahren und ist H. in der Namensform «Joannes de Baireut» als «doctor ac professor medicinae» nachgewiesen. Außerdem amtierte er laut den Matrikeln als Leibarzt für die Herzöge von Bayern-Landshut Ludwig IX. (–) und dessen Sohn Georg (–). Der Wundarzt und Deutschordensritter → Heinrich von Pfalzpaint zählt «Meister Hans von Beyreit» im Registerteil seiner Wundarznei neben Johannes → Beris und anderen zu seinen chirurgischen Lehrern. (Einige Textzeugen der Wundarznei weisen die vermutlich sekundäre Namensform «Hans von Bayern» auf.) Außer Pfalzpaint dürfte H. auch den Wundarzt Heinrich → P aundorfer persönlich gekannt haben, der in den er im Umfeld von Georgs Hof bezeugt ist. Vielleicht war er auch an dessen Ausbildung beteiligt. P aundorfer hat in sein wundärztliches Manual einige Kurzrezepte «Vom
Hans von Bayreuth docktor fun Pairreüt» aufgenommen (zur Therapie von Menstruationsbeschwerden, Verstopfung und Meteorismus). Im zehnten Band des Buchs der Medizin des Pfalzgrafen → Ludwig V. ndet sich zudem ein Verfahren zur Blasensteinbehandlung, das einem «mainster Hansen von Baierreudt» zugeschrieben wird. Ü: P aundorfers Manual: München, BSB, Cgm , r (Pap., um , bair.schwäbisch). – Bd. des Buchs der Medizin: Heidelberg, UB, Cpg , r (Perg., /, südrheinfränkisch). H.s Therapie «Contra calculum» be ndet sich innnerhalb eines Blockes von medizinischen Kurztexten (v–v), die von Hensel von Schifferstadt, Zinsmeister in Heppenheim (Bergstraße), vermittelt wurden. L: Wolfram Schmitt, VL () Sp. . – Buch der Bündth-Ertznei. Von Heinrich von Pfolsprundt, Bruder des dt. Ordens. . Hg. v. Heinrich Haeser/Albrecht Middeldorpf. Berlin , S. . – Karl August Muffat: Heinrich von Pfolspeunt (nicht Pfolsprunt), Bruder des dt. Ordens. Ein medizinischer Schriftsteller des fünfzehnten Jh., aus Bayern gebürtig. In: Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl. () S. –. – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. f. – Joachim Telle: Mitt. aus dem Zwölfbändigen Buch der Medizin zu Heidelberg. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . – W. Schmitt: Zu den Aufzeichnungen des spätma. Chirurgen Heinrich P aundorfer. In: ebd., S. –, bes. S. . – Ders.: H. v. B., Heinrich von Pfolspeundt und Heinrich P aundorfer. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – Anton Mößmer: Ärzte, Bürger, Herzöge. Eine Dokumentation zur Medizinalgesch. der Stadt Landshut. Landshut , S. f., f. f., . – Wolfgang Wegner: H. v. B. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Stuttgarter Wundarznei. – Chirurgisches Antidotarium, drittes Viertel . Jh. Die praxisorientierte Sammlung wurde vermutlich in den späten er Jahren des . Jh. im westlichen Bereich des ostfränkischen Sprachraums von
Jost von Unterwalden einem Wund- oder Laienarzt kompiliert. Sie umfasst ein Vorwort sowie traumatologische Verfahren für externe Behandlungen mit «wuntsalben» und «wuntplaster[n]». Das Textmaterial ist sorgfältig und unter Berücksichtigung unterschiedlicher Gliederungsprinzipien geordnet worden. Ein indikatorischer Schwerpunkt liegt auf der Geschwürsbehandlung und der Versorgung offener Frakturen. Ferner ist für den Kompilator die pharmazeutische Technik von herausragender Bedeutung: Die Fähigkeit zur Heilmittelerstellung setzt er beim Rezipienten voraus, weswegen als Adressaten der S. A. vor allem an umfassend ausgebildete Wundärzte zu denken ist. Als Quelle hat der ostfränkische Anonymus zwei Traktate herangezogen, die auf → Hertwig von Passau zurückgehen könnten («meinster Hertwig von Bressaw»; Quellengemeinschaft mit dem → Darmstädter Arzneibuch und Von → guten P astern und Salben). Daneben ist der Ein uss der ostmitteldt. Medizinliteratur, vor allem der → Bartholomäus-Tradition spürbar. Ü: Stuttgart, LB, Cod. HB XI , r–v (Pap., /, südwestdt.); am Schluss der Sammlung sind zwei Rezeptetxte von späterer Hand nachgetragen worden. A: Dieter Lehmann: Zwei wundärztliche Rezeptbücher des . Jh. vom Oberrhein. Bd. : Text und Glossar (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Andrea Lehmann: Zwei wundärztliche Rezeptbücher des . Jh. vom Oberrhein. Bd. : Komm. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –, , , –, f., f. u. ö. – Ortun Riha/G. Keil: Wissensordnende Prinzipien in oberrheinischen Rezeptbüchern. In: Ergebnisse der XXI. Jahrestagung des Arbeitskreises «Dt. Lit. des MA». Hg. v. Wolfgang Spiewok (Wissenschaftliche Beitr. der ErnstMoritz-Arndt-Univ./Dt. Lit. des MA ). Greifswald , S. –, hier S. , f. – Wolfgang Wegner: S. A. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Jost von Unterwalden. – Feldscher (Wund- und Militärarzt) und Fachschriftsteller, zweite Hälfte . Jh. Anton → Trutmann hat in sein Arzneibuch drei chirurgische Verfahren des «Meister Jost» aufgenommen, der laut Trutmann als Kriegschirurg
. Hälfte . Jh. weitreichendes Ansehen genossen habe. Sein Herkunftsname bezieht sich auf die zentral in der alten Eidgenossenschaft gelegene rechtstopographische Gebietseinheit Unterwalden. Trutmann hat die drei Verfahrenstexte redaktionell stark überarbeitet und teilweise in eine Berichtsform überführt. Zunächst bietet Trutmann eine Therapie J.s gegen «fule schencklen» (Ulcus cruris), bei der verschiedene Pulver und ein Druckverband zum Einsatz kommen. Das zweite Verfahren widmet sich der Behandlung von Verletzungen der inneren Organe des Bauchraumes. Neben operativen Maßnahmen (Nähen verletzter Därme mit «zwirnfaden») und einem Druckverband wird als Medikation ein «wundtranck» empfohlen und eine strenge Diät mit «dün vnd licht spissen» verordnet. Diese verlangte den Soldaten einiges ab, denn sie wähnten «hungers [zu] sterben». Der Einsatz von Milch bei der Darmreinigung begegnet auch bei Hans → Deumgen. Abschließend wird J.s Vorgehen bei der Therapie äußerer Wunden vorgestellt. Bemerkenswert ist, dass J. frische Wunden nicht näht («heft»), sondern die Wundränder mittels eines Druckverbandes, der mit Pappelsalbe bestrichen ist, zusammenpresst. Bei allen drei Therapien arbeitet J. also mit dem Druckverband als zentralem Heilmittel. Seine Verfahren sind einerseits Beleg des hohen Standards in der zeitgenössischen südwestdt. Chirurgie, andererseits nimmt J. mit seinem Nahtverzicht und dem Vertrauen auf die natürlichen Heilprozesse bei der Wundbehandlung die spätere chirurgische Methodik vorweg. Weitere Verbreitung fand diese Vorgehensweise erst durch das traumatologische Grundlagenwerk De rara medicatione vulnerum des oberitalienischen Mediziners Cesare Magati von . Ü: Bern, Burgerbibl., Ms. hist. helv. XI , v–v (Ulcus-cruris-Therapie) rv (Bauchwundentherapie und äußere Wundbehandlung [letztere fragmentarisch durch Blattverlust]) (Perg. und Pap., um , alemannisch). A: Rainer Sutterer: Anton Trutmanns Arzneibuch. Tl. : Text. Diss. Bonn , S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Conrad Brunner: Die Verwundeten in den Kriegen der alten Eidgenossenschaft. Gesch. des Heeressanitätswesens und der Kriegschirurgie in schweizerischen Landen bis zum Jahre . Tübingen , S. , , , . – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud.
. Hälfte . Jh. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. . – Marta Meyer-Salzmann: Frühe Medizin in der Schweiz. Von der Urzeit bis . Aarau u. a. , S. f. – Thomas Gleinser: Anton Trutmanns ‹Arzneibuch›. Medizin- und sozialgeschichtlicher Komm. Diss. Würzburg , Reg. – Jörg Mildenberger: Anton Trutmanns ‹Arzneibuch›. Tl : Wb. Bd. (Würzburger medizinhist. Forschungen /). Würzburg , S. . – G. Keil: J. v. U. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . VZ Hans der Franzos. – Wundarzt und Rezeptautor, Mitte/zweite Hälfte . Jh. Die sechs überlieferten Rezepte des oberrheinischen Chirurgen, der im Textzeugen mit dem Titel «Meister» erscheint und dessen Beiname vielleicht auf eine Ausbildung oder einen längeren Aufenthalt in Frankreich hinweist, stehen überwiegend in der obd. wundärztlichen Tradition. Therapiert werden Geschwüre, Fieber, Pocken, Frauenleiden und (Schuss-)Wunden. Bemerkenswert ist das Verfahren, bei Verletzungen mit Feuerwaffen den Schusskanal mit heißen Öl auszugießen, das von der Methodik des Lothringer Wundarztes Johannes → Beris abweicht. H. verwendet Heilmittel auf mineralischer Grundlage, darunter eine BleiweißSalbe («wyss salb») zur Geschwürsbehandlung. Einige Rezepte lassen sich auf den Liber graduum des Constantinus Africanus und den → Macer zurückführen. Ü: Stuttgart, LB, Cod. HB XI , v–r, r (Pap., ./. Jh. [H. d. F.: . Jh.], niederalemannisch). A: Gerhard Eis: Nachricht über unbekannte Wundärzte aus einer Weingartner Hs. um . In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. –). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Ralf Vollmuth: Anm. zur Behandlung von Schußwunden durch Feuerwaffen in deutschsprachigen chirurgischen Werken des . Jh. Drei Nachträge. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Wolfgang Wegner: H. d. F.
Hans der Franzos In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Knut Bentele/G. Keil: Die ‹Würzburger Wundarznei›. Anm. zu einem neugefundenen Arzneimittel-Hb. des SpätMA. In: Scrinium Berolinense. FS Tilo Brandis. Hg. v. Peter Jörg Becker (Beitr. aus der SB zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz ). Berlin , Bd. , S. –, hier S. f. VZ Niklas von Morchingen. – Wundärztlicher Fachschriftsteller, Mitte . Jh. Im chirurgischen Abschnitt von Hartmann → Schedels vorwiegend lat. Rezeptbuch (Liber receptarum) aus dem Jahr nden sich auch mehrere dt. Einträge. Ein Wundtrankrezept wird N. von Schedel namentlich zugesprochen. Ein weiteres Trankrezept sowie ein kurzer Rezepttraktat weisen signi kante sprachlich-stilistische und therapeutische Ähnlichkeiten zum namentlich gesicherten Text auf. Vermutlich gehen auch diese beiden Stücke auf N. zurück. Der anderweitig nicht bezeugte Rezeptautor dürfte Wundarzt gewesen sein, der im ostfränkischen Raum praktizierte. Hierfür spricht seine Verwendung des Nürnberger Maßes. Er verfügte über ausgezeichnete Kenntnisse in der P anzenheilkunde und bewegt sich mit seiner pharmazeutischen Technologie bei der Trankherstellung, die sich an die Destillation anlehnt, auf der Höhe der Zeit. Ü: München, Clm , r–v (Pap., , nürnbergisch/lat.). Autornennung des ersten Rezepts: «niclaß von morchingen». Überschriften des zweiten/dritten Rezepts: «marggraf karls wunttranck»/«Pro vulneratis potio». Die Rezepttexte lagen Schedel volkssprachig vor. Während er den ersten Text größtenteils latinisiert hat, nahm er für die beiden weiteren davon Abstand. – Ob vier vorausgehende Rezepte (rv), die Rotkohl und Walderdbeere als zentrale Heilmittel aufbieten, gleichsam N. zuzusprechen sind, ist unsicher. Hinsichtlich der pharmazeutischen Technologie weichen sie ab, in puncto Zusammensetzung und Applikation ähneln sie den Folgetexten. Schedel gliedert das Chirurgiesegment seiner Sammlung nach den Behandlungsformen. Hierin folgt Schedel der Einrichtungskonvention vergleichbarer Kompendien (→ Johann von Seghen, → Kopenhagener Wundarznei, → Peter von Ulm,
Kopenhagener Wundarznei → Wolfenbüttler Wundarznei). N.s Rezepte werden unter den «potiones vulneratorum» gelistet. Im gleichen Segment wird auch Meister → Oswald angeführt. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Wolfgang Wegner: N. v. M. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Knut Bentele/ G. Keil: Die ‹Würzburger Wundarznei›. Anm. zu einem neugefundenen Arzneimittel-Hb. des SpätMA. In: Scrinium Berolinense. FS Tilo Brandis. Hg. v. Peter Jörg Becker (Beitr. aus der SB zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz ). Berlin , Bd. , S. –, hier S. . VZ Andreas von Stuttgart (auch: Meister Endris). – Mediziner, . Jh. A.s Lebensdaten sind unbekannt. Er war württembergischer Wundarzt unter Eberhard im Bart (–) und Stadtarzt in Stuttgart. Dort unterhielt er auch ein Haus zur P ege von Kranken. erscheint ein Wundarzt namens «Meister Endris» als Bürge in Heilbronner Urkunden. Es könnte sich dabei aber auch um einen anderen A. gehandelt haben. Ein adliger Patient A.s namens Gumpolt von Gültlingen starb durch einen Kunstfehler des Mediziners. Der Vorfall wird im Wundärztlichen Manual des Hans → Seyff erwähnt. Seyff wurde von Eberhard nach Stuttgart gerufen, um in dieser Angelegenheit zu konsultieren. Die → Kopenhagener Wundarznei nennt A. als Autorität für eine Wundöl-Herstellungsmethode sowie Behandlungen von Muskelatrophie und Brüchen im Unterleib. Bei der Bruchreposition beruft sich die Kopenhagener Wundarznei auch auf → Wernher den Judenarzt. Ü: Kopenhagen, Kgl. Bibl., GKS cod. , °, v f., v–r, r–r (Pap., , niederelsässisch). – Vgl. Keil (s. Lit.) und die Ausg. A: Die ‹Kopenhagener Wundarznei›. Ein chirurgisches Arzneimittel-Hb. von aus dem nördlichen Elsaß. Hg. v. Gundolf Keil/Christian Tenner. Online-Edition, [], http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/m//wundarznei. pdf. – Online-Faks. der Kopenhagener Wundarznei:
. Hälfte . Jh. http://www.kb.dk/permalink//manus// eng/. L: G. Keil, VL () Sp. f. – Urkundenbuch der Stadt Heilbronn. Bd. . Bearb. v. Moriz von Rauch. Stuttgart , S. . – Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. . Leipzig , S. . – G. Keil/Gerhard Eis: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. . – Manfred Gröber: Das wundärztliche Manual des Meisters Hans Seyff von Göppingen (ca. –). Der Cod. med. et phys. ° der Württembergischen LB Stuttgart (GAG ). Göppingen , Reg. – Wolfgang Wegner: A. v. S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin , S. . MM Meister Arnold von Aachen. – Mediziner, . Jh. Die → Kopenhagener Wundarznei bezeichnet M. A. als «meister Arnolt der stett artz von och». Ein A. ist als Aachener Stadtarzt nachweisbar. Die Handschrift überliefert unter seinem Namen ein P aster gegen Hodengeschwulste. Ü: Kopenhagen, Kgl. Bibl., GKS cod. , °, r (Pap., , niederelsässisch). – Vgl. Assion (s. Lit.) und die Ausgaben. A: Die ‹Kopenhagener Wundarznei›. Ein chirurgisches Arzneimittel-Hb. von aus dem nördlichen Elsaß. Hg. v. Gundolf Keil/Christian Tenner. Online-Edition, [], http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/m//wundarznei. pdf. – Online-Faks. der Kopenhagener Wundarznei: http://www.kb.dk/permalink//manus// eng/. L: Peter Assion, VL () Sp. . – G. Keil/Gerhard Eis: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. f.; () S. –, hier S. . – Egon SchmitzCliever: Die Heilkunde in Aachen von römischer Zeit bis zum Anfang des . Jh. Aachen , S. f. – Wolfgang Wegner: A. v. A. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . MM Kopenhagener Wundarznei. – Medizinisches Manual, drittes Viertel . Jh. Der Kompilator der erstellten K. W. dürfte Wundarzt oder Apotheker gewesen sein, der, wie Sprache und einige seiner Quellen nahelegen, im nördlichen Elsass gewirkt haben dürfte.
. Hälfte . Jh. Die Gliederung des Arzneimittel-Handbuchs folgt pharmazeutischen Aspekten, indem die einzelnen Rezepttexte nach den Arzneiformen zu Gruppen zusammengefasst werden (P aster, Salben, Pulver, Wässer, Öle). Damit übernimmt und elaboriert der elsässische Verfasser die Strukturvorgabe der Cirurgia → Peters von Ulm (im Aufbau vergleichbar sind die → Ulmer und die → Würzburger Wundarznei). Die K. W. ist in ihrer inhaltlichen Zusammensetzung prinzipiell anderen oberrheinischen Manualen vergleichbar (→ Buch von alten Schäden, → Elsässisches, → Darmstädter Arzneibuch), übertrifft diese aber an Quellenvielfalt. Neben oberrheinischen Vorlagen (u. a. → Richard von Weißenburg) ist auch für die K. W. das Arzneibuch → Ortolfs von Baierland eine wichtige Grundlage; daneben werden auch Peters erstes, noch in Ulm erstelltes Manual sowie der thüringische → Bartholomäus herangezogen. In ihren Quellen greift die K. W. aber auch auf niedere österreichisches («doctor von wien vß osteryche» [r]), rheinfränkisches (Johann → Ungerech) und mit → Arnold von Aachen auf niederrheinisches Material zurück. Die K. W. ist in Kapitel gegliedert. Da der Kompilator nicht alle Vorlagenexte in seine arzneimittelspezi sche Gliederung einfügen konnte, hat er in einem abschließenden siebenten Kapitel chirurgische Kurztraktate und vermischte Rezepte und Verfahren versammelt (Blutstill- und Ätzmittel, Wundtränke, Gliedwässer, Ulcus-cruris-Therapie, chirurgisches Verfahren von Meister → Wernher dem Judenarzt bzw. Meister → Andreas [von Stuttgart]). Ein besonderes Merkmal der K. W. ist, dass die Rezepttexte gegenüber den Vorlagen für die Anforderungen der Apotheken modi ziert worden sind. Das bedeutet auch, dass der Kompilator die pharmazeutische Technologie der Rezepte ins Lateinische übersetzt hat (aufgrund offensichtlich eingeschränkter Lateinkenntnisse indes nicht immer fehlerfrei). Ü: Kopenhagen, Kongelige Bibliotek, GKS Cod. ,°, Bll. (Pap., , niederalemannisch); Überschrift: «Dyß ist ein wund artz buch vnd ist gedeiltt in súben cappitel; aˉno d[omi]ni ». Auf den Bll. v–r nden sich Nachträge späterer Hände. Digitalisat unter: www.kb.dk/permalink//manus//eng/. A: Gundolf Keil/Christian Tenner: Die ‹K. W.›. Ein chirurgisches Arzneimittel-Hb. von
P aundorfer aus dem nördlichen Elsaß. Online () unter: http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/m// wundarznei.pdf. L: G. Keil, VL () Sp. f.; () Sp. . – Ders.: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausgabe des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , S. –. – Knut Bentele/G. Keil: Die ‹Würzburger Wundarznei›. Anm. zu einem neugefundenen Arzneimittel-Hb. des SpätMA. In: Scrinium Berolinense. Tilo Brandis zum . Geburtstag. Hg. v. Peter Jörg Becker u. a. (Beitr. aus der Staatsbibl. zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz ). Berlin , Bd. , S. –, hier f. u. ö. – G. Keil/C. Tenner: Die ‹K. W.›. Ein chirurgisches Arzneimittel-Hb. von aus dem nördlichen Elsaß (Einl.). In: Bibl. und Wiss. () S. –, online unter: http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/ m//einleitung.pdf. – G. Keil: K. W. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , –. VZ P aundorfer, Heinrich (auch: P aundarffer, P undorffer [von Landshut], P audörffer [?]; Heinz). – Bischö icher und herzoglicher Wundarzt, Fachschriftsteller, letztes Drittel . Jh. Um stand P. als Chirurg offensichtlich in Diensten des Eichstätter Fürstbischofs Wilhelm von Reichenau. Dies lässt sich aus P.s teilautographer Sammelhandschrift schließen, in der er seinen «genedigen herrn von eistet» anspricht. Der Kodex, der eine Datierung auf enthält (rb), liefert einige weitere biographische Hinweise, allerdings keine zu P.s genauer Herkunft. Ausgehend von seiner Schriftsprache stammte er in jedem Fall aus dem bayerischen Raum. Bereits vor hat P. offenbar eine Rückenmarksverletzung erlitten, die eine schwere Behinderung bedingte. (Die Hinweise auf va lassen Querschnittssymptome sowie Beinfehlstellungen vermuten.) Dennoch hat P. als Wundarzt weiter gewirkt. Vermutlich vor wechselte er als Leibchirurg an den Hof Herzog Georgs des Reichen von Bayern-Landshut. P. muss trotz seiner körperlichen Beeinträchtigung ein großes Renommee genossen haben, denn zählte der «P u˚ ndorffer von lanczh˚utt» zu denjenigen
P aundorfer Ärzten, welche in Linz die Beinamputation Kaiser Friedrichs III. vornahmen (Bericht hierüber im Manual des Hans → Seyff [Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. ° , r]). Neben seiner humanchirurgischen Praxis scheint P. auch auf dem Feld der Pferdeheilkunde tätig gewesen zu sein. So beruft sich ein hippiatrischer Sammelband aus dem späten . Jh. für eine Therapie gegen Hauterkrankungen an den Fesselgelenken («Strupffen») auf einen «P audörffer» (olim München, Univ., Bibl. des Inst. für Paläoanatomie, Domestikationsforschung und Gesch. der Tiermedizin, V. Fol. M , Nr. [Kriegsverlust]). Für seinen Sammelband zeichnet P. als Kompilator und Autor verantwortlich. Am Anfang des Bandes steht eine dt.-lat. iatromathematische Textsammlung, die Übereinstimmungen mit dem → Iatromathematischen Hausbuch aufweist. Daran schließt sich eine Abschrift des Arzneibuchs → Ortolfs von Baierland mit redaktionellen Eingriffen P.s an. Auf den folgenden knapp Blättern sind unterschiedliche medizinische Kurztexte eingetragen, darunter ein dt.lat. Synonymenverzeichnis von Arzneimitteln, der → Sendbrief-Aderlassanhang, eine Schwellform des → Vierundzwanzig-Paragraphen-Textes (mit Paragraphen) in der Tradition → Konrads von Eichstätt und einige Rezepte des → Hans von Bayreuth («Vom docktor fun Pairreüt»), der schon Ludwig IX., dem Vater Georgs des Reichen, als herzoglicher Leibarzt diente. Den größten Raum in der Handschrift nimmt P.s eigenhändig eingetragene Wundarznei ein, die er nach eigener Auskunft «selber gemacht hat». Das traumatologische Material ist «a capite ad calcem» geordnet und in mitunter unbeholfener Syntax und Stilistik ausgeschrieben. Einige Passagen sind mit einer Geheimschrift aus griechischen Buchstaben chiffriert. Sie sollten offensichtlich dem engsten Schülerkreis vorbehalten bleiben. Die Anweisungen zur Wundversorgung ergänzte P. mit Rezepten, wie es seit der Therapeutischen Rogerglosse (→ Roger Frugardi) Usus in der chirurgischen Fachliteratur ist. Als Gewährsleute für einige Rezepte nennt P. einen «Hainrich von schauburg» sowie «werner» und «Zenger». Bemerkenswert ist die als Einleitung vorgeschaltete Standeskunde, welche die Überlegenheit der praktischen Chirurgie gegenüber der Hochschulmedizin postuliert (vgl. Jörg → Radendorfer). Dabei instrumentalisiert P. seine eigene Leidensgeschichte und macht für sie
. Hälfte . Jh. Fehlbehandlung durch gelehrte Ärzte verantwortlich, «die so gar nichs dor zw wissen vnd kunnen do durch die leütt so gar verkurcz werden». Zur Verbesserung des medizinischen Hochschulstudiums schlägt P. vor, Mediziner nach dem Abgang von der Universität in ein wundärztliches Praktikum zu schicken. Auch kündigt P. eine pragmatischsystematische Heilmittelkunde an, die «alle vaistigkeit dor noch alle gumy dor noch alle metall vnd dor noch alle krewter» vorstellen und als Simplizienlehre dem Jungarzt vermitteln soll, «was itlich stuck alain kan». An anderer Stelle nden sich zusätzlich Ausführungen zu «stain, wassern» «salben» und «öllen». Seine postulierten Vorhaben hat P. mit der Drogenkunde, die sich tatsächlich im Kodex wieder ndet, nur bedingt umgesetzt: Geboten werden hier wenig systematische Ausführungen zu den medizinischen Eigenschaften von Metallen und Steinen, ein Kräuterbuch sowie Angaben zu den Verwendungsmöglichkeiten von Ölen, Fetten, gebrannten Wässern und einigen P anzen, bevorzugt Gewürzp anzen. Zur konsequenten Umsetzung seines ambitionierten Plans könnte es P. an literarischer Kenntnis und schriftstellerischem Geschick gemangelt haben. Im hinteren Abschnitt seiner Handschrift hat P. noch einige unterschiedliche Eintragungen vorgenommen. Weitere chirurgische Fachschriften sind ein fragmentarischer und ein vollständiger Entwurf eines rechtsmedizinischen Gutachtens. Es setzt sich mit der Fragestellung auseinander, ob ein Wundarzt für die Behandlung eines an seinen Verletzungen verstorbenen Patienten «artzlon» einfordern dürfe. P. spricht sich für die Entlohnung aus (wie auch die standeskundlichen → Quaestiones de medicorum statu). Neben einem Briefentwurf an Georg den Reichen hat P. zudem ein offenbar selbst verfasstes, sehr persönliches Gedicht niedergeschrieben (Incipit: «Ich hab geschifft auf merers uß»). In elegischem Tonfall und unter Verwendung der Metapher vom Leben als Seefahrt unternimmt P. einen resignativen Rückblick auf sein Leben und einen Ausblick auf den Weltlohn. Die holprigen Verse sind wenig künstlerisch, ihre laienhafte Unbedarftheit vermag den Rezipienten aber durchaus anzurühren. Ü: München, BSB, Cgm , Bll. (Pap., um , bair., schwäbisch, lat.); Teilautograph. Inhalt: r–v: iatromathematische Textsammlung; ra–ra: Ortolfs Arzneibuch
. Hälfte . Jh. («puch maister ortolff vnd p aundarffer in der erczeney»); va–rb: medizinische Varia (Synonymar: va–vb, Sendbrief-Aderlassanhang: ra–rb, Aderlass-Paragraphen: ra–va, Hans von Bayreuth: r); ra–v: Wundarznei («Das ander b˚uch», «heincz p aundarffers puch daz er selber gemacht hat»); r–v: zahlreiche leere Blätter, vereinzelte Rezepte und ein Pestregimen (ra–vb); ra–vb: Drogenkunde («puch der erczeney»); r–v: vermischte Rezepte und persönliche Aufzeichnungen (Gedicht [r], Briefentwurf an Georg den Reichen [r], Gutachtenentwürfe [rv]). Neben den Einträgen P.s (ab r) ist von zwei weiteren Händen auszugehen. Der sich als «Martinus Nar» (ra) zu erkennen gebende bairische Schreiber ist hauptverantwortlich für den Abschnitt ra–ra. Der Schreiber des iatromathematischen Teils zeigt schwäbische Sprachmerkmale. Bei Narr und dem unbekannten Schwaben könnte es sich um Gesellen P.s gehandelt haben. – Ob der Gewährsmann «Heinricus» in einem nordbairischen Wundarzneibuch mit P. identi ziert werden kann, ist offen: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Memb. II , v (um ); s. Falk Eisermann: Kat. der deutschsprachigen ma. Hss. der Forschungsbibl. Gotha. Vorläu ge Beschreibungen. Online unter: www.manuscriptamediaevalia.de/hs/projekt gotha.htm (gedruckter Kat. ist in Vorbereitung). A: Schmitt , S. (Gutachten) (Gedicht). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Wolfram Schmitt, LexMA () Sp. f. – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. f. – Gerhard Eis: Bemerkungen zu der Münchner Hs. V. Fol. M. . In: Dt. Tierärztliche Wochenschr. () S. f. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –). – Harry Kühnel: Ma. Heilkunde in Wien (Stud. zur Gesch. der Univ. Wien ). Graz u. a. , S. –. – W. Schmitt: Zu den Aufzeichnungen des spätma. Chirurgen H. P. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ders.: Hans von Bayreuth, Heinrich von Pfolspeundt und H. P. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – Christine Boot: «an aderlaszen ligt grosz gesuntheit». Zur Repräsentanz von Ortolfs Phlebotomie in deutschsprachigen Aderlaßtexten. In: «Ein
Fuldaer Pestrezepte teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. Gundolf Keil (Ortolf-Stud. /Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, hier S. . – Johannes G. Mayer: Das ‹Arzneibuch› Ortolfs von Baierland in medizinischen Kompendien des . Jh. Beobachtungen und Überlegungen zur Werktypologie medizinischer Kompendien und Kompilationen. In: ebd., S. –, hier S. Anm. . – Manfred Gröber: Das wundärztliche Manual des Meisters Hans Seyff von Göppingen (ca. –). Der Cod. med. et phys. ° der Württembergischen LB Stuttgart (GAG ). Göppingen , S. , Anm. , u. ö. – Erwin Huizenga: Tussen autoriteit en empirie. De Middelnederlandse chirurgieën in de veertiende en vijftiende eeuw en hun maatschappelijke context. Hilversum , S. , , , , . – Anton Mößmer: Ärzte, Bürger, Herzöge. Eine Dokumentation zur Medizinalgesch. der Stadt Landshut. Straubing , S. –. – G. Keil: P., H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Klaus Wolf: Hof – Univ. – Laien. Literatur- und sprachgeschichtliche Unters. zum dt. Schrifttum der Wiener Schule des SpätMA (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , f. u. ö. VZ Fuldaer Pestrezepte. – Kompilation von dt. Pesttraktaten und -rezepten, zweite Hälfte . Jh. Adressaten der F. P. sind Vetreter des niederen Klerus, die ihren seelsorgerischen und karitativen Aufgaben auch in Seuchenzeiten nachkommen. Der Verfasser dürfte Minorit, womöglich Kapuziner gewesen sein. Gegliedert ist der Traktat in Paragraphen, deren thematische Ordnung verschiedenen Ordnungskriterien folgt: epidemiologischen, diätetischen («sex res non naturales») und schließlich den Lassstellen. Diese Ordnung schlägt sich in drei differenzierbaren Abschnitten der F. P. nieder. Nachgewiesene Quellen der F. P. sind mit dem → Sinn der höchsten Meister von Paris, dem → Brief an die Frau von Plauen, dem TheriakPestraktat des → Christian von Prachatitz und dem Sendbrief des → Gallus von Prag vor allem in der böhmischen Pestliteratur zu nden. Ferner wurde der → Kranewittbeer-Traktat ausgewertet. Beim
Leinpucher Lassschema orientiert sich der Kompilator an Jakob → Engelin von Ulm und dem → Pariser Pestgutachten. Die F. P. sind sorgfältig ausgearbeitet, aufgrund ihrer Quellentreue jedoch wenig originell. Eine Ausnahme stellt ein Rezept für ein «Süpplein»Rezept (§ ) dar, das den Brüdern morgens zur Prophylaxe gereicht werden soll. Ü: Fulda, LB, Cod. Aa , v–r (Pap., drittes Viertel . Jh., ostfränkisch); Überschrift: «Von der pestilenczige». A: Franz Gräser/Gundolf Keil: Die Pestrezepte des Fuldaer Kodex Aa . Unters. zu einem ostfränkischen Kompilat des . Jh. In: ZfdA () S. –, hier S. –. L: G. Keil, VL () Sp. f. – Gräser/Keil (s. Ausg.) S. –. – G. Keil/Gloria Werthmann-Haas: «Sendbrief»-Anteile im St. Georgenberger Pest-Konsilium des Ulrich von Trient. Ein Beitr. zur Tiroler Seuchengesch. des frühen . Jh. In: Der Schlern () S. –, hier S. f. VZ Anselmus (auch: Meister Anshelmus). – Verfasser eines dt. Pestregimen, . Jh. Eine Handschrift aus dem Kloster Ebrach enthält unter A.’ Namen ein dt. Pestregimen (Contra pestilenciam). Der Text steht im Codex neben weiteren, meist dt. Pestschriften. A.’ Methode beruht u. a. auf Baldrian, Eisenkraut und Branntwein. Inhaltlich gilt der Text in der Forschung als typisches Beispiel einer spätma. Pestschrift. Die Identität des Verfassers ist ungeklärt. Er wird in der Handschrift als «Meyster Anshelmus des pfalczgrafen arczt» bezeichnet. Unbewiesen ist die Vermutung, er könnte in Heidelberg unter einem Pfalzgrafen bei Rhein gedient haben. Die Forschung hat eine Identität von A. und Meister → Anshelmus erwogen. Dieser wird jedoch bereits im ersten Viertel des . Jh. erwähnt, während A.’ Pestregimen in der Handschrift auf datiert ist. Das Pestregimen wäre dann möglicherweise erst nach dem Tod von Meister Anshelmus aufgezeichnet worden. Ü: Würzburg, UB, cod. M.ch.q. /, v (Pap., Ebrach, Mitte . Jh./). – Vgl. Die Hss. der UB Würzburg. Bd. : Die Ebracher Hss. Bearb. v. Hans Thurn. Wiesbaden , S. –. A: Karl Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des ‹schwarzen Todes› . VIII. In: Arch. für Gesch. der Medizin () S. –, hier S. f.
. Hälfte . Jh. L: Joachim Telle, VL () Sp. . – Sudhoff (s. Ausg.). – Wolfgang Rohe: Zur Kommunikationsstruktur einiger Heidelberger Regimina sanitatis. Heinrich Münsinger, Erhard Knab, Konrad Schelling. In: Wissen für den Hof. Der spätma. Verschriftungsprozeß am Beispiel Heidelberg im . Jh. Hg. v. Jan-Dirk Müller (MMS ). München , S. –, hier S. (Anm. ). – Wolfgang Wegner: Anshelmus, Meister. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . MM Magister Jobin. – Autor humanmedizinischer Rezepte, lebte spätestens um die zweite Hälfte des . Jh. Ein M. J. wird in einer dt.-lat. Sammelhandschrift erwähnt, die u. a. die → Gmünder Chronik, eine dt. Bearbeitung der Reisebeschreibung des Jean de → Mandeville sowie zahlreiche humanund veterinärmedizinische Rezepte enthält. Der Kodex wurde bereits um angelegt, weist aber auch deutlich spätere Einträge auf. Die Nennung J.s erfolgt in einem Teil, der möglicherweise erst aus dem frühen . Jh. stammt. Dort wird unter drei humanmedizinischen Rezepten auf J. verwiesen. Es handelt sich um Mittel gegen Epilepsie, Schwangerschaften und Aussatz. Zur Anwendung kommt u. a. gebranntes Wasser. Ü: München, UB, ° cod. ms. , rv (Pap., um ?, bair.). – Vgl. Gisela Kornrumpf/Paul-Gerhard Völker: Die dt. ma. Hss. der UB München (Die Hss. der UB München ). Wiesbaden , S. –. – www. handschriftencensus.de/. L: Bernhard Dietrich Haage, VL () Sp. . – Wolfgang Wegner: J., M. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. MM Leinpucher (in der Literatur auch: Lenipucher). – Urheber von Texten zu zwei urologischen Verfahren, zweite Hälfte . Jh. Eine astrologisch-medizinische Sammelhandschrift tradiert eine «Practica Leinpucher fur den grieß» (Lesung des Namens nach Eisermann [s. Überl.]). Anderweitig ist der Mediziner nicht nachgewiesen. Die «Practica» besteht aus zwei Trinkkuren zur Therapie von Harngrieß. Zur Anwendung kommen Destillate aus Knoblauch und Weißer Lilie. L.s Beitrag wird im Textzeugen eingerahmt von
. Hälfte . Jh. indikationsgleichen Rezepten («wider das grieß») von Doktor → Ebser und vom → Fachner («von Munchen»). Ü: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. B (Astromedizinisches Hausbuch) r (Pap., um , nord-/mittelbair.). In der Literatur überwiegt die Lesung «Lenipucher» statt «Leinpucher». Vgl. zuletzt: Falk Eisermann: Kat. der deutschsprachigen ma. Hss. der Forschungsbibl. Gotha. Vorläu ge Beschreibungen. Online unter: www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/ projekt gotha.htm (Stand: ..; gedruckter Kat. ist in Vorbereitung). Vgl. auch Schnell (s. Lit.). A: Hans-Joachim Poeckern: Medizinischastrologischer Volkskalender (Bibliotheca historico-naturalis antiqua []). München ; Bd. : Faks.; Bd. : Einf. Transkription und Glossar von Maria Mitscherling, S. . L: Gundolf Keil: Lenipucher. In: VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Gabriel von Lebensteins Traktat «Von den gebrannten Wässern». In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f. – Ders./Hans J. Vermeer: Gabriel von Lebensteins Büchlein ‹Von den gebrannten Wässern› (Veröff. der Internationalen Ges. für Gesch. der Pharmazie NF ). Stuttgart , S. . – Mitscherling (s. Ausg.) S. . – Bernhard Schnell: Die deutschsprachige Medizinlit. des MA. Stand der Forschung. Aufgaben für die Zukunft. In: JOWG () S. –, hier S. . – Wolfgang Wegner: Lenipucher. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Kraus, Johannes, † um . – Theologe, Chronist. K. studierte möglicherweise in Wien und war Priester («plebanus») in Niedermotzing, das zum Kollegiatstift St. Johann in Regensburg gehörte. erfolgte dort die Bestellung eines neuen Priesters, weshalb K.s Tod um diese Zeit vermutet wird. K. hinterließ eine bis reichende Bearbeitung der → Flores temporum. Der als Autograph vorliegende lat. Text beruht auf der bis reichenden Fassung II der Chronik. Für den Berichtszeitraum bis griff K. auf → Andreas’ von Regensburg Chronica ponti cum et imperatorum Romanorum und deren Fortsetzung zurück. Der Berichtszeitraum – wird von der Forschung
Kraus als Eigenleistung K.s angesehen. K. verzeichnet in seiner Flores-Bearbeitung u. a. Ereignisse und Erscheinungen aus Politik, Astronomie, Meteorologie und nordbayerischer Regionalgeschichte. Dabei erwähnt er neben historischen Begebenheiten wie dem Tod der Agnes Bernauer auch ktive Gestalten wie den Priesterkönig Johannes. In einer weiteren Handschrift ist eine von K. geschriebene lat.-dt. → Cato-Bearbeitung überliefert. Der Text wird von der Forschung zur dritten Übersetzungsgruppe der sog. mhd. Gesamtübersetzung des Cato gezählt. K. versah die Bearbeitung mit Marginalien zur inneren Gliederung. In die Handschrift trug er zusätzlich eine dt. Übersetzung der «Breves sententiae» ein. Diese gehören seit der Karolingerzeit zum Cato und sind auch im unmittelbar vorhergehenden lat.-dt. Text bereits enthalten. Die Sentenzen weisen aber jeweils eine andere Reihenfolge auf. Auch unterscheiden sich die dt. Texte der beiden von K. notierten Fassungen. K.s eigene Leistung als Übersetzer oder Bearbeiter des Cato ist insgesamt nicht zu bestimmen. Möglicherweise griff er auf heute unbekannte Vorlagen zurück. Der Codex K.s enthält von anderer Hand auch eine fertiggestellte Abschrift des Cato-Kommentars Speculum regiminis des → Philipp von Bergamo. K. versah den Text mit Randbemerkungen und einem Register. Die Forschung vermutet daher eine handbuchartige Nutzung des Codex durch K. Ü: . Bearb. der Flores temporum: Wolfenbüttel, HAB, cod. Extrav. , v–ra (Pap., um beendet). – Vgl. Henkel (s. Lit.). . Cato: München, BSB, clm , va–vb (Pap., –, bair.). – Vgl. Michael Baldzuhn: Schulbücher im Trivium des MA und der Frühen Neuzeit. Bd. . Die Verschriftlichung von Unterricht in der Text- und Überlieferungsgesch. der ‹Fabulae› Avians und der dt. ‹Disticha Catonis›. Berlin/New York , S. f. (auch in Baldzuhns Datenbank mit dt. Übersetzung der Disticha Catonis, www.uni-hamburg.de/distichacatonis/cato-.html). – www.handschriftencensus. de/. A: Cato: Henkel (s. Lit.). L: Nikolaus Henkel, VL () Sp. f. – Werner Goebel: Die ‹Flores temporum› des J. K. Diss. München (die Diss. wurde bis auf ihr Inhaltsverz. im Zweiten Weltkrieg vernichtet). – N. Henkel: Beitr. zur Überl.
Stralsunder Vokabular der ‹Disticha Catonis› in dt. Übersetzung (I). Die Übersetzung des Clm . In: ZfdA () S. –. – Baldzuhn (s. Ausg.) Bd. , Berlin , S. f. MM Steinbuch der Salzburger Handschrift M III . – Dt. Übersetzung zweier Edelsteintraktate, spätestens um . Als S. d. S. H. M III (S.) bezeichnet die Forschung zwei dt. Texte, die in einer rheinfränkischen Sammelhandschrift unmittelbar aufeinanderfolgen. Es handelt sich jeweils um dt. Übertragungen lat. Vorlagen. Der erste Teil des S. enthält De lapidibus pretiosis et eorum virtutibus, also die zweite Abhandlung aus dem zweiten Buch der Mineralia des → Albertus Magnus (ra–vb). Daran schließen sich die Kapitel und aus dem Liber de natura rerum des → Thomas von Cantimpré an (vb–ra). Beide Übertragungen sind außerhalb der Salzburger Handschrift nicht belegt, der oder die Übersetzer unbekannt. Der Schreiber des S. wurde von der Forschung als Schreiber B der → Kolmarer Liederhandschrift identi ziert. Die in lat. Sprache vielfach überlieferten Mineralia des Albertus Magnus liegen im S. in ihrer einzigen bekannten dt. Übersetzung des MA vor. Der übersetzte Traktat behandelt in alphabetischer Reihenfolge Edelsteine mit deren Farben, Fundorten und anderen Merkmalen. Besondere Aufmerksamkeit widmet der Text den medizinischen Eigenschaften der Steine. Entsprechend weist die als sehr vorlagentreu geltende Übersetzung in den medizinischen Abschnitten kaum Abweichungen vom Original auf. Dem dt. Text fehlen vor allem der Prolog sowie sieben Einzelabschnitte von Albertus’ Schrift; hinzu kommen kleinere Kürzungen. Auch der auf dem Liber de natura rerum beruhende Teil des S. gilt als weitgehend originalgetreue Übersetzung, der u. a. die zwei Prologe des lat. Textes fehlen und die unabhängig von anderen dt. Übertragungen der Schrift entstand. Der übersetzte Text befasst sich mit bildlichen Darstellungen auf Edelsteinen. Diesen Gravuren werden heilende und magische Wirkungen zugesprochen. So soll etwa das Bild eines Mannes mit Schwert in einem Kampf zum Sieg verhelfen. Insgesamt bezeugen die beiden Abhandlungen im S. ein medizinisches Interesse ihrer Bearbeiter. Dies wird auch an der Position des S. innerhalb der Handschrift deutlich. Es
. Hälfte . Jh. steht dort zwischen Von → guten P astern und Salben und dem → Eichenmisteltraktat. Ü: Salzburg, UB, cod. M III , ra–ra (Perg. und Pap., Rheinfranken, um , rheinfränkisch). – Vgl. Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. (Nr. ..). – www.handschriftencensus.de/. A: Schnell (s. Lit.; Teilausg.). L: Bernhard Schnell, VL () Sp. –. – Gisela Kornrumpf: Die Kolmarer Liederhs. Bemerkungen zur Provenienz. In: ‹Ja muz ich sunder riuwe sin›. FS Karl Stackmann. Hg. v. Wolfgang Dinkelacker u. a. Göttingen , S. –. – B. Schnell: Medizin und Lieddichtung. Zur medizinischen Sammelhs. Salzburg M III und zur Kolmarer Liederhs. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – Ders.: Zur deutschsprachigen Rezeption der naturkundlichen Schr. des Thomas von Cantimpré und Albertus Magnus. Zum S. d. S. Hs. M III . In: Licht der Natur. Medizin in Fachlit. und Dichtung. FS Gundolf Keil. Hg. v. Josef Domes u. a. (GAG ). Göppingen , S. –. – Elena Di Venosa: Die dt. Steinbücher des MA. Magische und medizinische Einblicke in die Welt der Steine (GAG ). Göppingen , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . MM Stralsunder Vokabular. – Mnd.-lat. Wörterbuch, in den frühen er Jahren. Das nach dem Aufbewahrungsort des einzigen erhaltenen Textzeugen benannte mnd. Wörterbuch ist Teil einer zusammengesetzten Handschrift, die auch ein alphabetisch geordnetes hebräisch-lat. Vokabular (Bl. –) und ein lat. Quodlibet des Matthias von Leghenitz (Bl. –) enthält. Das St. V. dürfte in oder in der Umgebung von Stralsund entstanden sein. Der Entstehungsort ist zwar nicht ausdrücklich angegeben, die zahlreichen Fluss- und Ortsnamen – etwa die Hälfte der mnd. geographischen Namen liegt im Gebiet Mecklenburg-Vorpommen – weisen jedoch auf diesen Entstehungsraum hin. Eine volkssprachige Lemmaliste wird ins Lateinische übertragen. Die Lemmata sind wohl gesammelt, d. h. sie entstammen nicht der Umkehrung eines lat.-dt.
. Hälfte . Jh. Vokabulars. Vereinzelte Erläuterungen zur Vermeidung von Missverständnissen lassen sich sowohl bei lat. als auch bei volkssprachigen Wörtern nden. Mit dem alphabetisch angelegten Universalglossar, das mit seinen beinahe . Stichwörtern als eines der umfangreichsten dt.-lat. Wörterbücher des SpätMA gilt, war der unbekannte Kompilator offensichtlich um eine möglichst vollständige Erfassung des volkssprachliches Wortschatzes bemüht. Eine benutzerfreundliche Anordnung in der Erstfassung gelingt ihm dadurch, «daß er erstens sein Material konsequent strukturiert, zweitens den Text beim Schreiben entwickelt und drittens im Bewußtsein der Vollständigkeit seines Werkes Raum für Nachträge ausspart» (Damme, Edition, S. ); als Platzhalter wurden Lemmaansätze benutzt. In diese Räume, die etwa ein Fünftel des Beschreibraums ausmachen, trugen spätere Schreiber bzw. Benutzer Ergänzungen ein. Mehrmals fehlen die lat. Entsprechungen. Wie die Anlage zeigt, handelt es bei dem «auf dynamische Vervollständigung hin angelegt[en]» (ebd.) St. V. also nicht um die Abschrift einer Vorlage. Im Unterschied zu den punktuellen Übernahmen aus einem Textzeugen des anonym überlieferten Vocabularius Theutonicus (Vocabularius quadriidiomaticus, um ; Dietrich → Engelhus) arbeitete der Kompilator das im nd. Sprachraum entstandene, sich dann über den ganzen dt. Sprachraum und darüber hinaus ausbreitende Glossar → Synonima apotecariorum, das rund P anzennamen anführt, nahezu vollständig ein. Ob auch der → Vocabularius Ex quo und der → Vocabularius Brevilogus als Quellen in Frage kommen, ist nicht geklärt. Vom St. V. ging keine Wirkung auf die spätere Lexikographie des Deutschen aus; erst die Wörterbücher ab dem . Jh. werteten es als Quelle für den vorpommerschen Wortschatz aus. Ü: Stralsund, Stadtarch., Hs. NB ° (), ra–rb (Pap., um , mecklenburgvorpommerisch). Das St. V. verfügt über eine eigene Foliierung. A: Robert Damme: Das S. V. Edition und Unters. einer mnd.-lat. Vokabularhs. des . Jh. (Nd. Stud. ). Köln/Wien , S. – (vgl. dazu: Bernhard Schnell, ZfdPh [] S. –). L: B. Schnell, VL () Sp. f. – R. Damme: Westslavische Reliktwörter im S. V. In: Sprachkontakt in der Hanse. Aspekte des Sprachausgleichs im Ostsee- und Nordseeraum.
Pirckheimer Akten des . Internationalen Symposions über Sprachkontakt in Europa, Lübeck . Hg. v. P. Sture Ureland (Linguistische Arbeiten ). Tübingen , S. –. – Damme (s. Ausg.) , S. –. – Ders.: Zur Herkunft des volkssprachigen Wortguts in den dt.-lat. Vokabularen des SpätMA. In: Franco-Saxonica. Münstersche Stud. zur ndl. und nd. Philologie. Jan Goossens zum . Geburtstag. Red.: R. Damme u. a. Neumünster , S. –. – Ders.: Formal auffällige lat. Interpretamente im S. V. In: Nd. Wort . () S. –. – Ders.: Ansätze zu einem volkssprachigen Wb. im S. V. In: ebd. . () S. –. – Ders./Tatjana Hoffmann: Fischnamen im S. V. In: ebd. () S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . BJ Pirckheimer, Hans, * um Nürnberg, † .. Nürnberg. – Humanist, Jurist, Diplomat. P. wurde als Sohn des Nürnberger Patriziers Franz (I.) P. geboren. Er war Vater des ebenfalls hochgelehrten Johannes P. und Großvater von Willibald und Caritas → P. Nach einem Studium in Köln (Immatrikulation ), seiner anschließenden Tätigkeit im Nürnberger Familienunternehmen und dem Tod seiner Ehefrau Barbara Holzschuher entschied P. sich für ein Studium der Rechte in Italien. Er ging zuerst nach Perugia, studierte in Bologna und seit Ende in Padua. Nach der Rückkehr nach Deutschland wurde er Mitglied des Nürnberger Rats; in dieser Funktion und als gebildeter Jurist vertrat er die Stadt in zahlreichen auswärtigen Missionen bis zum Jahr , als er etwa -jährig den Rat verließ. In Italien begründete P. seinen Ruf als leidenschaftlicher Anhänger der Studia humanitas. Auf ihn gehen u. a. eine umfangreiche Sammlung von Briefen, Reden und Traktaten, mehrere Glossierungen von Werken antiker Autoren und der abgeschlossene Liber de practica sive morali scientia (eine Summa über Tugenden und Laster) zurück. P. bekanntes deutschsprachiges Schrifttum entstand während seiner Tätigkeit als Nürnberger Gesandter am kaiserlichen Hof in Wien, Wiener Neustadt und Graz (unter Friedrich III.) und auf Reichstagen. Dabei handelt es sich um Briefe und die Übertragung zweier Reden des Enea Silvio → Piccolomini (–). Die Korrespondenzen
Arndes und Reden sind in den unveröffentlichten Habilitationsschriften von Franz Fuchs () und Johannes Helmrath () ediert und kommentiert. Zu P.s Lebzeiten fand keine seiner Schriften den Weg in den Druck. Ü: Nürnberg, Staatsarch., Rep. c, Akten des -farbigen Alphabets Nr. (Korrespondenz mit dem Nürnberger Rat). – Ebd., Rep. a, A-Laden, Akten S I L Nr. a und b (Übertragungen der Reden). L (siehe auch die Literatur bei Caritas und Willibald → P.): Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –; () f. – Arnold Reimann: Die älteren Pirckheimer. Gesch. eines Nürnberger Patriziergeschlechtes im Zeitalter des Frühhumanismus (bis ). Aus dem Nachlaß hg. von Hans Rupprich. Mit einer Einf. von Gerhard Ritter. Leipzig , S. –, –. – Helmut Wachauf: Nürnberger Bürger als Juristen. Erlangen , Nr. . – Franz Fuchs: «dem liecht der sunnen mit fackeln zu helfen». Zu H. P.s Gesandtschaftsberichten vom Hofe Kaiser Friedrichs III. In: Wissen und Gesellschaft in Nürnberg um . Akten des interdisziplinären Symposions vom . und . Juni im Tucherschloß in Nürnberg. Hg. v. Martial Staub/Klaus A. Vogel (Pirckheimer-Jb. für Renaissance- und Humanismusforschung ). Wiesbaden , S. –. – Ders.: H. P. am Hofe Kaiser Friedrichs III. (/ ). Habil. masch. Mannheim . – Ders.: H. P. († ), Ratsherr und Humanist. In: Die Pirckheimer. Humanismus in einer Nürnberger Patrizierfamilie. Akten des [...] in Nürnberg veranstalteten Symposions. Hg. v. dems. (PirckheimerJb. für Renaissance- und Humanismusforschung ). Wiesbaden , S. –. – Johannes Helmrath: Reichstag und Rhetorik. Die Reichstagsreden des Enea Silvio Piccolomini auf den Reichstagen /. Bde. Habil. masch. Köln . – Georg Strack: Thomas Pirckheimer (–). Gelehrter Rat und Frühhumanist (Hist. Stud. ). Husum , passim. MM Arndes, Johann(es), * vor , † nach . – Lübecker Ratssekretär, Verfasser historischer Nachrichten. Über die Ausbildung des aus Schleswig stammenden A. ist nichts bekannt. Die manchmal vermutete Identität A.s mit einem in Erfurt studierenden Johann Arnoldi wird heute bezweifelt.
. Hälfte . Jh. A. war zunächst Mitarbeiter der Lübecker Kanzlei; – ist er durch eigenhändige Einträge im sog. Niederstadtbuch nachweisbar. wurde er dritter Ratssekretär von Lübeck. Bis reiste er in städtischem Dienst nach Stockholm, Kopenhagen, Gotland und in die Hansestädte. Ab ist A. nicht mehr als Ratssekretär belegt. Die Forschung hat eine Entlassung A.’ aufgrund von Schulden vermutet. Ab spätestens betreute A. als Priester und Schulmeister zwei Schreibschulen, die ihm der Stadtrat übertragen hatte. ist er zuletzt nachgewiesen. Von A. sind Berichte über die Besuche zweier Adliger in Lübeck überliefert. machte der dänische König Christian I. auf dem Weg nach Wilsnack in der Stadt Station. Das Ereignis wurde zunächst von Johann Hertze, A.’ Vorgänger als Ratssekretär, in einem kurzen Entwurf aufbereitet. A. erweiterte und bearbeitete den Text unter dem Titel De schickinge unde ordinancie, alse koning Cristierne to Lubeke was. hielt sich Herzog Albrecht von Sachsen in Lübeck auf. Dieser Besuch war Grundlage von De ordinancie unde schickinge der werschopp des jungen koninges unde hertogen Albrechtes [...]. Beide Berichte sind in nüchternem Amtsstil geschrieben, weisen aber historisch interessante Details auf, z. B. bezüglich Ablauf und Gestalt von Zeremonien. Ausführlich zählt A. die adligen Teilnehmer der Festlichkeiten auf. Früher wurde A. verschiedentlich auch die Fortsetzung der → Lübecker Ratschronik von bis zugeschrieben, die jedoch von Johann Wunstorp stammt. Ü: Lübeck, Arch. der Hansestadt, Altes Senatsarch. Interna, Eide , v–r. – Es ist auch eine spätere, bearbeitete Abschrift bekannt; vgl. Hagedorn (s. Ausg.). A: Ernst Deecke: Memorial über die Aufnahme König Christian’s I. im J. und die Bewirtung Herzog Albrecht’s von Sachsen im J. . In: Arch. für Staats- und Kirchengesch. der Herzogthümer Schleswig, Holstein, Lauenburg und der angrenzenden Länder und Städte () S. –. – Anton Hagedorn: J. A. Berichte über die Aufnahme König Christians I. von Dänemark im Jahre und des Herzogs Albrecht von Sachsen im Jahre in Lübeck. In: Zs. des Ver. für Lübeckische Gesch. und Altertumskunde () S. –. L: Helgard Ulmschneider, VL () Sp. –. – Friedrich Bruns: Die lübische Ratschron. des . Jh. und ihre Verfasser. In:
. Hälfte . Jh. Hansische Geschichtsbll. () S. –, hier S. –. – Ders.: Die Lübecker Stadtschreiber von –. In: ebd. () S. –, hier S. –, , , –. – Johannes B. Menke: Geschichtsschreibung und Politik in den dt. Städten des SpätMA . In: Jb. des Kölnischen Geschichtsver. / () S. –, hier S. f. – Repertorium fontium historiae medii aevi. Bd. . Hg. Istituto Storico Italiano per il Medio Evo. Rom , S. . MM Hermannstädter Kunstbuch. – Wehrtechnische Handschrift, initiiert von Hans Haasenwein in der ersten Hälfte/Mitte des . Jh., fortgeführt von Conrad Haas im . Jh. Der erste Teil des H. K.s wurde vermutlich in Hermannstadt von Hans Haasenwein vollendet. Von der Zeit um bis ins letzte Viertel des . Jh. wurde der Codex fortgesetzt und zwischen und von Conrad Haas um weitere umfangreiche Abschnitte ergänzt, die abschließend dem Grundstock aus dem . Jh. beigebunden wurden. Entgegen früherer Annahmen dürfte Haasenwein nur für den frühen ersten Teil der Handschrift als Schreiber verantwortlich zeichnen, während die Teile und aus dem Zeitraum ab auf einen Hermannstädter Anonymus zurückgehen. Conrad Haas (–) aus Dornbach (heute zu Wien), seit kaiserlicher Zeugmeister in Hermannstadt, ist ein Nachfahre Haasenweins. Haas dürfte die Handschrift, die nach Vollendung des Grundstocks im Familienbesitz geblieben ist, geerbt haben. Er hat das kriegstechnische Sammelwerk nicht nur komplettiert, sondern auch die alten Teile ergänzt und mit Marginalkommentaren versehen. Werktitel des H. K.s und alle Kenntnisse zu Haasenwein als Initiator der Handschrift gehen auf das von Haas verfasste Titelblatt zurück: «Dieses hernach geschrieben künstbuch ist zu samengetragen und gerißenn worden durch Hanns Haasenwein auß dem haasenhoff beiy Landshut geborenn im Bayerland». Interessant ist die Auskunft Haas’, wonach das H. K. nur deswegen in handschriftlicher Form angelegt und fortgeführt worden sei, weil es von Haasenwein begonnen wurde, «ehr der truck ist auffkommen». Die weiteren Angaben zum Abfassungszeitraum des ersten Abschnitts («Angefangen im ten iar vollendet im iar der wenigern zaal ») dürften auf mündlicher Vermittlung durch etwaige Vorbesitzer beruhen und daher nur eingeschränkt belastbar sein. Aufschlussreicher
Hermannstädter Kunstbuch ist die Datierung von Haasenwein selbst am Ende des ersten Teils (v): «Et sic est nis proxima feria ta ante pentecostes Anno lviii» (). Der von Haasenwein geschriebene Teil des H. K.s ist nichts weiter als eine sorgfältige, illustrierte Abschrift des weit verbreiteten → Feuerwerkbuchs von . – Der zweite Teil (Überschrift: «Hie volgt Ein hupschee ordenunge von allen dem das man nuczen vnd prauchen mag jn stetten vnd slossen oder berckheüsern») ist eine Anleitung zur Verteidigung befestigter Plätze. Der Anonymus schließt in seine «ordenunge» die Versorgung mit Proviant, die Herstellung militärischer Utensilien und verschiedene Abwehrstrategien gegen feindliche Angriffe mit ein. Er stützt sich hierbei auf Schriften der bayerischen Büchsenmeister Johann → Schlumberger und Johann(es) → Praunberger, die jeweils namentlich genannt werden. Auch wurde die Übersetzung der Epitoma rei militaris des Flavius → Vegetius von Ludwig → Hohenwang nachweislich herangezogen, diese aber ohne Nennung der Quelle. – Der dritte Teil, ein Bildkatalog ohne Beischriften (Büchsen und Büchsenwagen; teilweise aquarellierte Federzeichnungen), beruht offensichtlich auf dem Bildkatalog des Nürnberger Büchsenmeisters Johannes Formschneider. – Umfangreicher als alle anderen Teile zusammengenommen sind die Beigaben des Conrad Haas, die einen technikgeschichtlich herausragenden Stellenwert haben. Zwar kompiliert auch Haas aus älteren Quellen, darunter auch die vorgehenden Abschnitte des H. K.s selbst, doch präsentiert der vierte Teil des Codex innovative und selbstständige Verfahren, die Haas laut eigener Angabe «z˚um teÿl selbst erfunden» hat. Vorrangig ist der raketentechnische Traktat Manigerleÿ fewrwerck ¨ zu nennen, der auf eigenen Feldversuchen aus dem Jahr basiert. Die hier beschriebenen bis zu dreistu gen Raketentriebwerke mit Sprengköpfen, Führungsgleisen und stabilisierenden Steuerungselementen haben überregionale Anerkennung gefunden und weisen Haas als einen Pionier der Raketentechnik aus. Ü: Bukarest, Nationalarch., Ms. , Bll. (Pap., erste Hälfte . Jh.–], bair. [Bestand des . Jh.] und hochdt. [Bestand des . Jh.], aus Hermannstadt). – Teile: ) r–v: Feuerwerkbuch von ; ) r–v: Büchsenmeisterbuch (anonym); ) r–r: Büchsenmeisterbuch (Bildkatalog; von Johannes Formschneider [?]); ) r–r: Kunst der Büchsenmeisterei von Con
Gürtler rad Haas; darin: Manigerleÿ fewrwerck ¨ (v–v); Titelbl.: «Diese Kunst der Büchsenmeisterei vnnd was zum Geschoß gehört seind geschrieben, gerissen und gebraucht, auch probiert worden durch einen ehrsam gelehrten Büchsengießer vnnd Meister Namens Connrad Haas von Dornbach bei Wien in Österreich»; alle Teile mit zahlreichen Federzeichnungen. – Drei Hände: Tl. : Hans Haasenwein; Tl. /: unbekannt; Tl. : Conrad Haas. – Ein Faksimile des Codex be ndet sich am Entstehungsort: Hermannstadt (Sibiu), Nationalarch. (Zweigstelle Sibiu) Ms. Varia II, . – Vgl. zur Hs.: Rainer Leng: Feuerwerks- und Kriegsbücher. Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA, begonnen v. Hella Frühmorgen-Voss und Norbert H. Ott, hg. v. Ulrike Bodemann u. a. Bd. / (Lfg. /). München , S. – (unter der SibiuSignatur). – Balázs J. Nemes: Ma. dt. Hss. in rumänischen Bibl. Eine vorläu ge Bestandsübersicht. In: Manuscripta germanica. Deutschsprachige Hss. des MA in Bibl. und Arch. Osteuropas. Hg. v. Astrid Breith u. a. (ZfdA Beih. ). Stuttgart , S. –, hier S. und . – www.handschriftencensus.de/. L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Friedrich Müller: Dt. Sprachdenkmäler aus Siebenbürgen. Aus schriftlichen Quellen des zwölften bis sechzehnten Jh. Hermannstadt (Nachdr. Bukarest ) S. XVI. – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss. vornehmlich in Deutschland. Abt. : Altertum, MA, XV. und XVI. Jh. (Gesch. der Wiss. in Deutschland /). München/Leipzig , S. . – Franz Maria Feldhaus: Die Technik der Antike und des MA (Museum der Weltgesch. ). Potsdam (Nachdr. Hildesheim/New York ; Paderborn ) S. . – Doru Todericiu: The Sibiu Manuscript. In: Revue roumaine d’histoire , () S. –. – Ders.: Raketentechnik im . Jh. Bemerkungen zu einer in Sibiu (Hermannstadt) vorhandenen Hs. des Conrad Haas. In: Technikgesch. () S. –. – Bernhard Haage: Zum Kunstbuch des Hans Haasenwein in Hermannstadt. In: Sudhoffs Arch. () S. f. – D. Todericiu: Preistoria rachetei moderne. Manuscrisul de la Sibiu (–). Studiu critic ¸si prezentare istoric˘a ¸si tehnic˘a-¸stiin¸ti c˘a (Ed. Academiei Republicii socialiste România). Bukarest . – Ders.: Nieznany mechanik z XVI. wieku prekursorem nowoczesnej rakiety. In: Kwartalnik Historii Nauki i Techniki ([Warschau] ) H. , S. –. – Ders.: Das
. Hälfte . Jh. Branntweinrezept in Hans Haasenweins H. ‹K.›. In: Sudhoffs Arch. () S. f. – Peter Assion: Altdt. Fachlit. (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . – Hans Barth: Conrad Haas. In: Von Honterus zu Oberth. Bedeutende siebenbürgisch-dt. Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner. Hg. und eingel. v. dems. Bukarest , S. –. – Ders.: Conrad Haas. Leben und Werk in Wort und Bild. Bukarest . – R. Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Bde. (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , Reg. – H. Barth: Conrad Haas. Raketenpionier und Humanist. Heilbronn . – Leng (s. Überl.) S. –. VZ Gürtler, Konrad, * spätes . oder frühes . Jh. Nürnberg, † nach wahrscheinlich Nürnberg. – Büchsenmeister, Verfasser eines Zeughausinventars. G. war Büchsenmeister und wurde bald nach Anschicker auf der Nürnberger Peunt, d. h. er beaufsichtigte auf dem städtischen Bauhof die Arbeiter und Materialien. Als Zeugmeister war er auch für die städtischen Waffen zuständig, die er in einem Inventar erfasste. Diese Aufzeichnis des Zeugs ist als selbstständiges Dokument erhalten, wurde aber auch von G.s Kollegen Hans → Formschneider in der frühesten Handschrift von dessen Büchsenmeisterbuch aufgegriffen. G.s Inventar teilt die Feuerwaffen in Stein- und Bleibüchsen ein. Beide Gruppen werden jeweils nach Kalibern geordnet dargestellt und beschrieben. Von historischem Interesse ist die Berücksichtigung von Kammerbüchsen. In der Forschung gilt G.s Inventar als bedeutendste Quelle zur Nürnberger Waffengeschichte des . Jh., da der Text aufgrund seiner exakten Beschreibungen weitgehende Rückschlüsse auf die militärische Ausrüstung der Stadt erlaubt. Ü: Nürnberg, Staatsarch., S II, L , Nr. (). – München, BSB, cgm , Bll. (Pap., um –, bair.; Autograph des Hans Formschneider). – Vgl. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus Codicum Manu Scriptorum Bibliothecae Monacensis V, ). Wiesbaden , S. –. – www. handschriftencensus.de/. A: Online-Faks. der Hs.: http://daten. digitale-sammlungen.de/. L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. . – August von Essenwein: Quellen zur
. Hälfte . Jh. Gesch. der Feuerwaffen. Facsimilierte Nachbildungen alter Originalzeichnungen, Miniaturen, Holzschnitte und Kupferstiche, nebst Aufnahmen alter Originalwaffen und Modelle. Textbd. Leipzig , S. –. – Paul Sander: Die reichsstädtische Haushaltung Nürnbergs. Dargestellt auf Grund ihres Zustandes von bis [...]. Leipzig , S. . – Bernhard Rathgen: Das Geschütz im MA. Berlin (Nachdr. Düsseldorf ) S. , f. – Johannes Karl Wilhelm Willers: Die Nürnberger Handfeuerwaffe bis zur Mitte des . Jh. Entwicklung, Herstellung, Absatz nach archivalischen Quellen. Nürnberg , S. – u. ö. – Hartwig Neumann: Das Zeughaus. Die Entwicklung eines Bautyps von der spätma. Rüstkammer zum Arsenal im deutschsprachigen Bereich vom XV. bis XIX. Jh. Bd. . Bonn , S. Anm. . MM Widerstein, Hans. – Büchsenmeister, zweite Hälfte des . Jh. W. war wie sein Bruder Hermann → W. als städtischer Büchsenmeister in Nürnberg tätig (im Bestallungsbuch kommt sein Name beim Datum .. bzw. bereits zum ersten Mal vor; vgl. Hampe, S. ), führte aber auch auswärtige Aufträge aus, u. a. für den Kurfürsten Friedrich den Siegreichen von der Pfalz und für Erzherzog → Siegmund den Münzreichen von Tirol (/; vgl. Egg, S. f.). Von den auf Bll. r–v (alte Zählung) seines Lehrbuchs (Gotha, Forschungsbibl. auf Schloss Friedenstein, cod. Chart. B ) erwähnten Rezepten für besondere Pulvermischungen schreibt der ansonsten unbekannte Büchsenmeister Hans Foltz die ersten sieben W. zu. W.s Sohn Hans W. d. J. trat wie sein Oheim Hermann in den Dienst Ludwig IX. von BayernLandshut, lieferte aber zahlreiche Büchsen nach Tirol. L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. f. – Theodor Hampe: Archivalische Forschungen zur Waffenkunde. V. Die Büchsenmeister und Geschützgießer Hans und Hermann W. in Nürnberger Diensten. In: Zs. für hist. Waffenkunde () S. –. – Erich Egg: Der Tiroler Geschützguß – (Tiroler Wirtschaftsstud. ). Innsbruck , S. , , f., . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Werner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der
Widerstein Germanistik ). Berlin , S. . – Nürnberger Künstlerlex. Hg. v. Manfred H. Grieb. Bd. . München , S. f. BJ Widerstein, Hermann. – Gießer, Büchsenmeister, zweite Hälfte . Jh. Der bei Hans von Nürnberg ausgebildete W., der wie sein – vermutlich älterer – Bruder Hans → W. in Nürnberger Diensten stand – seine erste Anstellung wurde im Rat am .. beschlossen (vgl. Hampe, S. ) –, führte auch auswärtige Aufträge aus, u. a. für Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut und für Erzherzog → Siegmund von Tirol (/, nach Androhung eines Handelsboykotts gegen Nürnberger Waren in Tirol). Von W. sind drei gereimte Geschützinschriften bekannt: auf der «Els von Nürnberg», einer in Nürnberg für Herzog Ulrich von Württemberg aus Bronze gegossenen großen Steinbüchse (Kanone), auf dem für Herzog Ludwig IX. von BayernLandshut gegossenen Stück «der narr» und auf der «poß Elß» für Kurfürst Friedrich von der Pfalz (die Geschütze sind nicht erhalten). Die in Ich-Form gehaltenen Spruchinschriften ( bzw. bzw. Reimpaarverse) nennen neben Auftraggeber und Gießer auch Name und bei den beiden letzten zudem die abschreckende Eigenschaft der Geschütze. L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. f. – D. Heinrich: Inschr. zweier Geschütze des Nürnberger Büchsengießers Hermann W. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit () S. f. – V. Schmidtchen: Bombarden, Befestigungen, Büchsenmeister. Von den ersten Mauerbrechern des SpätMA zur Belagerungsartillerie der Renaissance. Eine Studie zur Entwicklung der Militärtechnik, Düsseldorf , S. . – Nürnberger Künstlerlex. Hg. v. Manfred H. Grieb. Bd. . München , S. f. – Vgl. zudem die Lit. bei Hans Widerstein. BJ Formschneider, Hans (auch: Johannes F.), * vor , † wahrscheinlich nach . – Büchsenmeister, Verfasser einer Abhandlung über Waffentechnik. F. wurde Bürger von Nürnberg und war dort nach eigenen Angaben Jahre lang städtischer Büchsenmeister. Die Forschung hat auch eine spätestens begonnene Tätigkeit F.s als Formschneider erwogen. Er hätte sein Amt als Büchsenmeister dann wahrscheinlich neben diesem Beruf ausgeübt. Seit etwa schuf F. eine
Formschneider illustrierte Abhandlung über Waffentechnik. Als Auftraggeber dieses Büchsenmeisterbuchs wird der Nürnberger Rat vermutet; Anlass könnte F.s Amtsübergabe an einen Büchsenmeister namens Wagemeister gewesen sein. Die Amtsübergabe wird verschiedentlich auf um datiert. Dies basiert auf der Annahme, F. sei spätestens mit seiner Einbürgerung Büchsenmeister geworden und habe sein Werk Jahre später fertiggestellt. Inhaltlich wird F.s Büchsenmeisterbuch von farbigen und meist ganzseitigen Federzeichnungen beherrscht. Die Illustrationen zeigen Geschütze und anderes Kriegsgerät wie Steigleitern und Hebewerke. Häu g sind auch die ein Gerät bedienenden Mannschaften abgebildet. Die Zeichnungen sind sehr genau ausgearbeitet, um technische Details sichtbar zu machen. Die den Illustrationen beigefügten Texte enthalten kurze Grundangaben zu den abgebildeten Gerätschaften, etwa Zweck, Gewicht und Abmessungen. Als mögliche Quellen der Darstellungen gelten De re militari von Roberto Valturio und die Kurcze red von der Ritterschaft des Ludwig → Hohenwang. Es dürften aber auch von F. selbst hergestellte Waffen abgebildet sein. Aus den Illustrationen sticht die charakteristische, M einleitende Zeichnung eines Boten hervor, der sich mit einem Schwimmreifen durch ein Gewässer bewegt. Möglicherweise hat F. sich hier selbst porträtiert. Die Forschung hat Büchsenmeister nachgewiesen, die von ihren Dienstherrn auch für Botendienste benutzt wurden. Als früheste und autographe Handschrift des Büchsenmeisterbuchs gilt M, die eine Widmung mit Eigennennung F.s enthält. Danach erlangten vor allem F.s Zeichnungen in ganz Süddeutschland Verbreitung, indem sie für andere Handschriften kopiert oder nachgeahmt wurden. Sie sind häuger mit Bearbeitungen des → Feuerwerkbuchs von überliefert, u. a. in den Handschriften N, M, G und W. Auf Resonanz stieß F.s Werk primär in Fachkreisen. Entsprechende Handschriften waren oft im Besitz von Büchsenmeistern oder Gießern. Rezipiert wurde F. zunächst von Franz Helm und → Ludwig von Eyb d. J., später von Johannes Dilger, Christoph Tegernseer und noch im . Jh. von Nicolaus Kayser. Ü: Aus F.s Abhandlung kopierte oder daran angelehnte Zeichnungen nden sich in zahlreichen Hss. ab dem dritten Viertel des . Jh. – Verz. bei Leng (s. Lit.). – Auswahl wichti
. Hälfte . Jh. ger Hss. (jeweils mit Nennung von Abschnitten, die ganz oder teilweise auf F. zu beziehen sind): M: München, BSB, cgm , v–r (Pap., um /, bair.; Autograph). – N: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , r–v (Pap., Süddeutschland, um /, nordbair.-fränkisch). – M: München, Dt. Museum, Arch., Hs. –, Doppelbll. + Einzelbll. (Pap., Süddeutschland, um –, mittelbair.; Fragm.). – W: Weimar, Stiftung Weimarer Klassik/HAAB, Q , r–v (Perg., Nürnberg, um –). – M: München, BSB, cgm , S. – (Pap., um –, bair.). – S: Stuttgart, LB, cod. milit. ° , r–r (Pap., Nürnberg, um –). – F: Frankfurt/ M., UB, Ms. germ. qu. (Aust. ), ra–v, ra–v (Pap., um , rheinfränkisch). – G: Gotha, Forschungsbibl., cod. Chart B , r–v (Pap., frühes . Jh., bair.-schwäbisch). – E: Erlangen, UB, B (früher Ms. ), v–v, v–r (Pap., Amberg?, ?; Kriegsbuch des Ludwig Eyb). Vgl. Leng (s. Lit.). – Falk Eisermann: Chart. B , , www.manuscripta-mediaevalia.de/ hs/projekt-Gotha-pdfs/Chart B .pdf. – www. handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus. de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. A: Online-Faks. von Hs. M: http:// daten.digitale-sammlungen.de. – Online-Faks. von Hs. N: http://dlib.gnm.de. – Online-Faks. von Hs. F: http://nbn-resolving.de. – Gedruckte Einzelabb. sind bei Leng (s. Lit.) und im Handschriftencensus bibliographiert. L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. f. (mit älterer Lit.). – Bernhard Rathgen: Das Geschütz im MA. Berlin (Nachdr. Düsseldorf ) S. f. – Hansjürgen Kiepe: Die Nürnberger Priameldichtung. Unters. zu Hans Rosenplüt und zum Schreib- und Druckwesen im . Jh. (MTU ). München u. a. , S. f. – Rainer Leng: ‹Bornen, morden vnd alletzeit triegen / stechen, slahen in engsten kriegen›. Der Krieg im ma. Hausbuch. In: Das ma. Hausbuch. Faks. und Komm. Hg. v. Christoph zu Waldburg Wolfegg. München , S. –. – Anleitung Schießpulver zu bereiten, Büchsen zu laden und zu beschießen. Eine kriegstechnische Bilderhs. im cgm der BSB München. Hg. v. R. Leng.
. Hälfte . Jh. Wiesbaden , S. f. – Marcus Popplow: Militärtechnische Bildkat. des SpätMA. In: Krieg im MA. Hg. v. Hans-Henning Kortüm. Berlin , S. –. – R. Leng: Social Character, Pictorial Style, and the Grammar of Technical Illustration in Craftsmen’s Manuscripts in the Late Middle Ages. In: Picturing Machines –. Hg. v. Wolfgang Lefèvre. Cambridge u. a. , S. –. – R. Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Bd. . Wiesbaden , S. – u. ö.; Bd. , ebd. , S. –, – u. ö. (Reg.). – Matthias Röschner: Der Bote mit dem Schwimmreifen. Ein Handschriftenfragm. In: Arch.-Info Dt. Museum () H. , S. f. – R. Leng: Selektion und Missverständnisse. Rezeption antiker Kriegstechnik im späten MA. In: War in Words. Transformations of War from Antiquity to Clausewitz. Hg. v. Marco Formisano/Hartmut Böhme. Berlin u. a. , S. –. MM Merz, Martin (auch: Mercz), Vilseck (Oberpfalz) (?), † .. Amberg (Oberpfalz). – Büchsenmeister, Verfasser einer geschütztechnischen Abhandlung. M. war ab für den Pfalzgrafen Friedrich I. († ) tätig, dessen oberster Büchsenmeister er wurde. Anschließend nahm M. am sog. Weißenburger Krieg (–) teil. Auch unter Friedrichs Nachfolger → Philipp († ) blieb M. im Amt, wie Bestallungsurkunden von und belegen. Zuletzt lebte M. in Amberg, wo er ein Haus besaß. Er unterhielt beru iche Kontakte zu Philipp → Mönch, der ebenfalls Büchsenmeister und Autor eines Kriegsbuchs war. M. erwarb sich eine hervorragende fachliche Reputation, weshalb z. B. Herzog Ludwig IX. († ) seinen Zeugmeister von M. unterweisen ließ. M. verfasste eine kriegstechnische Abhandlung in dt. und lat. Sprache, Ain bewerte warhaffte kunst die aus den püxsen zu schiessen. Das in zwei Handschriften (C, M) überlieferte Werk entstand wahrscheinlich in den frühen siebziger Jahren des . Jh. Die Kunst lehrt die Verwendung von Quadranten beim Beschuss von Zielen. Sie zeigt zu diesem Zweck musterhaft die Konstruktion von Quadranten und Schussbahnen für verschiedene Arten von Zielen, Schüssen und Waffen. So geht der Text etwa auf unterschiedliche Höhen und Beschaffenheiten von Zielen – z. B. Mauern und Türmen – ein. Veranschaulicht werden die Lehrin
Merz halte durch mehr als Zeichnungen. Diese enthalten knappe, oft lat. Beischriften, während umfangreichere dt. Abschnitte auf den jeweils gegenüberliegenden Seiten genauere Erklärungen bieten. Die schmucklosen Illustrationen zeigen primär geometrische Darstellungen und Kriegsgeräte. Dargestellt werden etwa Beispiele für die Berechnung von Schusslinien mit Zielquadranten. M. ergänzte die Kunst durch autobiographische Notizen, in denen er u. a. die von ihm miterlebten Schlachten aufzählt. Obwohl M. zu den wichtigsten Büchsenmeistern seiner Zeit gezählt wird, war die Rezeption seines Werks ausweislich der Überlieferung sehr begrenzt. So fehlt der Text in späteren Sammelhandschriften. M. wird manchmal auch als Autor eines kriegstechnischen Bildkatalogs in Handschrift M vermutet. Die hier ohne Beischriften enthaltenen Zeichnungen zeigen u. a. Mauerkrallen, Steigleitern, Büchsen, Armbrüste und Hebezeug. Die Forschung hat eine Verwandtschaft der Bilder zur Illustrationen bei Philipp Mönch nachgewiesen. Die Zeichnungen in M gelten jedoch als älter. Das Bildkorpus wirkte auf waffentechnische Sammelhandschriften wie Erlangen, UB, Ms. B (→ Ludwig von Eyb d. J. zum Hartenstein). Weiterhin besaß M. zeitweise den Kodex M, der ursprünglich Hans → Formschneider gehörte und u. a. das → Feuerwerkbuch von enthält. Die Handschrift weist neben den Haupttexten auch zahlreiche kleinere Ergänzungen auf, darunter Schieß- und Ladeanleitungen, Zeichnungen von Geschützen und anderem Kriegsgerät, medizinische Rezepte, Liebestränke und ein Wettersegen. Die Forschung hat M. als Verfasser dieser Eintragungen erwogen. Ü: C: Cambridge/MA, Harvard College Library/Houghton Library, MS Typ (früher Vaduz, Fürstliche Bibl., Ms. ), S. – (Pap., frühestens um in der zweiten Hälfte des . Jh.; Autograph?). – M: München, BSB, cgm , r–v (Pap., um , ostfränkisch; verschiedentlich wird auch der um geschriebene Bildkatalog auf r–r M. zugeschrieben). – M: München, BSB, cgm , Bll. (Pap., drittes Viertel . Jh., bair.). Vgl. Leng (s. Lit.). – Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA /. Hg. v. Ulrike Bodemann u. a. München , S. – (Nr. ..), – (Nr. ..), –
Gutkorn (Nr. ..). – www.handschriftencensus.de/ . – www.handschriftencensus.de/. A: Leng (s. Lit.; nur zit.). – Online-Faks. der Hss. M und M: http:// daten.digitale-sammlungen.de. L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. f. – Anton Dollacker: Der berühmte Büchsenmeister M. Mertz von Amberg. In: Die Oberpfalz () S. – (auch als Sonderdruck, Kallmünz ). – Bernhard Rathgen: Das Geschütz im MA. Berlin (Nachdr. Düsseldorf ) S. , f. – Franz M. Feldhaus: Die Technik der Antike und des MA. Potsdam , S. . – Josef Wopper: Neues über Michael Ostendorfer, dem Regensburger Maler, und M. M., dem Büchsenmeister von Amberg. Gelegenheitsfunde. In: Die Oberpfalz () S. f. – V. Schmidtchen: Bombarden, Befestigungen, Büchsenmeister. Von den ersten Mauerbrechern des SpätMA zur Belagerungsartillerie der Renaissance. Eine Stud. zur Entwicklung der Militärtechnik. Düsseldorf , S. , –, Abb. . – JanDirk Müller: Wissen für den Hof. Der spätma. Verschriftlichungsprozeß am Beispiel Heidelbergs im . Jh. (MMS ). München , S. f. – Rainer Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Wiesbaden , Bd. , S. – u. ö.; Bd. , S. –, . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Bodemann u. a. (s. Überl.) S. –. MM Hertenstein, Hans. – Büchsenmeister, Rezeptautor, zweite Hälfte . Jh. Ein Meister H. H. wird in drei kriegstechnischen Sammlungen des späten . und des . Jh. genannt. Darin werden ihm Rezepte zur Herstellung von Schießpulver zugeschrieben. H. erscheint hier neben anerkannten Büchsenmeistern wie Hans → Widerstein. In Kodex M aus dem späten . Jh. wird H. als «des alten pfalczgrafen büchsenmaister» bezeichnet. Er war also möglicherweise für Kurfürst Friedrich I. († ) tätig, da dessen Nachfolger → Philipp († ) in einer zeitgenössischen, während seiner Amtszeit entstandenen Handschrift wohl nicht als «alter» Pfalzgraf bezeichnet worden wäre. H. könnte weiterhin mit Hermann H. identisch oder verwandt gewesen sein, der in manchen Quellen auch als Hans H. erscheint.
. Hälfte . Jh. Hermann H. war ab Büchsenmeister der Stadt Nürnberg und stand ab im Dienst von Herzog Ludwig IX. († ). Ü: M: München, BSB, cgm , S. , f. (Pap., spätes . Jh., bair.-ostschwäbisch). – G: Gotha, Forschungsbibl., cod. Chart. B , r (Pap., spätes ./frühes . Jh., bair.schwäbisch). – B: Berlin, SBB, mgf , r (Pap., um , obd.). – Vgl. die vorläu ge Beschreibung von Falk Eisermann (): www.manuscriptamediaevalia.de/hs/projekt-Gotha-pdfs/Chart B .pdf. – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis /). Wiesbaden , S. –. – Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA /. Hg. v. Ulrike Bodemann u. a. München , S. – (Nr. ..), – (Nr. ..), f. (Nr. ..). L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. . – Theodor Hampe: Archivalische Forschungen zur Waffenkunde. In: Zs. für hist. Waffenkunde () H. , S. –. – Rainer Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Bd. . Wiesbaden , S. , , . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Nürnberger Künstlerlex. Hg. v. Manfred H. Grieb. Bd. . München , S. . MM Gutkorn, Hans. – Autor eines zeithistorischpolitischen Gedichts, zweite Hälfte . Jh. Der Mainzer Bürger G. ist literarisch durch eine Eigennennung in der → Mainzer Chronik nachweisbar, die zwischen und entstand. Im Schlussteil eines darin enthaltenen Gedichts identi ziert G. sich als Verfasser der Verse. ist er als Hausbesitzer in Mainz belegt. Der Text in der Mainzer Chronik weist G. als Unterstützer des Mainzer Erzbischofs Diether von Isenburg (–) in dessen Kon ikt mit Adolf von Nassau (um –) aus. Im Zuge dieser sog. Mainzer Stiftsfehde eroberte Adolf Mainz. Nach eigenen Angaben musste G. als Anhänger Diethers daraufhin die Stadt verlassen. G.s Gedicht umfasst rund Verse in dt. Reimpaaren und ist in drei Handschriften ab dem . Jh. überliefert. Innerhalb der von bis reichenden Mainzer Chronik steht das Gedicht im
. Hälfte . Jh. Kontext der Aufzeichnungen über die Stiftsfehde. G.s Dichtung schildert die Umstände von Adolfs Einfall in Mainz aus der Perspektive eines Augenzeugen. Dem Bericht über die politischen Vorgänge folgt ein abschließendes Gebet mit der Bitte um Gottes Beistand. Insgesamt gilt G.s Text als literarisch mittelmäßig, doch zeitgeschichtlich bedeutsam. Aus dem Jahr ist auch eine mehr als Verse umfassende, polemische Dichtung gegen Adolf von Nassau überliefert. Der Verfasser nennt sich nicht mit Namen, doch hat die Forschung eine Autorschaft G.s erwogen. Ü: . Mainzer Chronik: A: Mainz, StB, Hs. IV , v–r (. Jh.). – B: Darmstadt, Staatsarch., cod. C Nr. (früher Slg. Bodmann-Habel Nr. ), v–v (erste Hälfte . Jh., erw. Abschrift von A). – C: München, BSB, cgm , S. – (. Jh., modi zierte Abschrift von B). . Schmähgedicht: Mainz, StB, Hs. II , S. – (. Jh./nach ). A: . Mainzer Chronik: Külb / (s. Lit.). – Die Chron. der mittelrheinischen Städte. Mainz. Bd. . Hg. v. Carl Hegel (Chron.dt.St. ). Leipzig (Nachdr. Göttingen ) S. –, hier S. –. . Schmähgedicht: Schädel / (s. Lit.) S. f. (Teilausg.). – Online-Faks. der Hs.: http:// commons.wikimedia.org/wiki/File:Mainz stadtbibliothek hs ii .pdf. L: Helgard Ulmschneider, VL () Sp. f. – Thomas Frenz: Mainzer Chron. In: VL () Sp. f. – Philipp H. Külb: Die Eroberung der Stadt Mainz im Jahre durch Adolf von Nassau, in Reimen erzählt von dem Mainzer Bürger H. G. In: Zs. des Ver. zur Erforschung der Rheinischen Gesch. und Alterthümer in Mainz (/) S. –. – Bernhard Schädel: Zum Kampf Adolfs von Nassau und Diethers von Isenburg im Rheingau. In: ebd. (/ ) S. –. – Hegel (s. Ausg.) S. . – Christian Thelen: Das Dichtergebet in der dt. Lit. des MA. Berlin/New York , S. f. – Karina Kellermann: Abschied vom ‹hist. Volkslied›. Stud. zu Funktion, Ästhetik und Publizität der Gattung hist.-politische Ereignisdichtung (Hermaea NF ). Tübingen , S. . MM Hierszmann, Han(n)s. – Verfasser eines Briefberichts über den Tod Herzog Albrecht VI. von Österreich aus dem Jahr .
Hierszmann Da H. in Archivalien nicht nachgewiesen werden konnte, beruhen die Kenntnisse über ihn auf den Angaben und Eigenheiten seines eigenen Berichts. Schriftsprachliche Merkmale lassen eine schwäbische Abkunft H.s vermuten. Hiermit korreliert die Erwähnung einer Reise zu seiner Schwester nach Augsburg. Dem Herzog Albrecht VI. habe er an dessem Wiener Hof als «thurhütter» gedient. Zahlreiche Formulierungen und Details im Text deuten darauf hin, dass H. zu seinem Dienstherrn ein Vertrauensverhältnis p egte. Der Bericht über den Tod Albrechts am .. wurde im Auftrag des Tiroler Adligen Leonhard von Felseneck († ) verfasst, der von H. zu Beginn direkt adressiert wird. Konkreter Anlass war offensichtlich eine Nachfrage Leonhards zu den Gerüchten, der herzogliche Rat Jörg vom Stain habe Albrecht vergiftet. Die Aufzeichnungen H.s bestechen durch ihre Detailliertheit. In chronologischer Reihenfolge und dabei äußerst penibel gibt der Dienstmann die Ereignisse von den ersten Krankheitserscheinungen am .. bis zu den Verrichtungen nach dem Tode des Herzogs im Januar des Folgejahres wieder. Neben dem eigentlichen Krankheitsverlauf schildert H. u. a. die geistlichen Sterbevorbereitungen oder Regelungen für den Nachlass. Die Angaben H.s zu einer Lymphdrüsenschwellung in der linken Achselhöhle («pule vunderm üchssen») könnten ngiert sein – gemäß der ma. medizinischen Vorstellung von den Lymphdrüsen als Reinigungsorgane könnte die Schwellung als Hinweis auf eine Vergiftung interpretiert werden. Für diese wären letztlich nur die Parteigänger von Albrechts Bruder, Kaiser Friedrich III., verantwortlich zu machen, zu denen ursprünglich auch Jörg vom Stain zählte. Eine gezielte Fehlbehandlung durch den angesehenen (und als «kaiserer» verdächtigen) Arzt Michael → Puff von Schrick hätte nach diesen Komplottvorstellungen zum Ableben des Herzogs zusätzlich beigetragen. Puff wurde zur medizinischen Versorgung Albrechts auf die Hofburg bestellt und erhielt dabei den Vorzug vor Johannes → Kirchheimer. Ü: Wien, Haus-, Hof- und Staatsarch., Familienakten, Karton , r–v (Autograph mit hsl. Zusätzen Leonhards von Felseneck). – Abschrift des . Jh. (durch Julius Max Schottky): Wien, ÖNB, Cod. , r–r. A: Joseph von Hormayr: KundschaftSchreiben Ortolfs Greumann, P egers zu Kogel
Nürnberger Kunstbuch [sic], an Erzherzog Sigmunden von OesterreichTyrol wegen des plötzlichen Ablebens seines Vetters Erzherzogen Albrechts . In: Arch. für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst () Nr. f., S. –; Nr. f., S. –. – Theodor Georg von Karajan: Hanns H.s, Thürhüthers Herzog Albrechts VI von Oesterreich, Ber. über Krankheit und Tod seines Herren. In: Ders.: Kleinere Quellen zur Gesch. Österreichs. Wien , S. –. – Hermann Maschek: Dt. Chron. (Dt. Lit. Slg. literarischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Entwicklungsreihen. Reihe [] Realistik des SpätMA. Bd. ). Leipzig (Nachdr. Stuttgart ) S. –, (nach Karajan). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Karajan (s. Ausg.) S. –. – Ottokar Lorenz: Deutschlands Geschichtsquellen im MA seit der Mitte des dreizehnten Jh. Bd. . Berlin (Nachdr. Graz , Augsburg , Paderborn ) S. , . – Karl Uhlirz: Quellen und Geschichtschreibung der Stadt Wien, von der Zeit der Landesfürsten aus Habsburgischem Hause bis zum Ausgange des MA (Gesch. der Stadt Wien /). Wien , S. . – Ignaz Schwarz: Gesch. des Wiener Apothekenwesens im MA (Gesch. der Apotheken und des Apothekerwesens in Wien ). Wien , S. f. – Maschek (s. Ausg.) S. . – Hans Rupprich: Das Wiener Schrifttum des ausgehenden MA (Sb. Akad. der Wiss. in Wien, Phil.Hist. Kl. /). Wien , S. . – Harry Kühnel: Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III. In: Mitt. des österr. Staatsarch. () S. –, hier S. f. – Alphons Lhotsky: Quellenkunde zur ma. Gesch. Österreichs (MIÖG Erg.-Bd. ). Graz/Köln , S. f. – H. Kühnel: Ma. Heilkunde in Wien (Stud. zur Gesch. der Univ. Wien ). Graz u. a. , S. , f. – Herbert Zeman: Österr. Lit. Zwei Stud. In: Jb. der Grillparzer-Ges. / () S. –, hier S. . – Paul Uiblein: Die Quellen des SpätMA. In: Die Quellen der Gesch. Österreichs. Hg. v. Erich Zöllner (Schr. des Inst. für Österreichkunde ). Wien , S. –, hier S. . – Repertorium fontium historiae medii aevi () S. . – Alois Niederstätter: –. Das Jh. der Mitte (Österr. Gesch. ). Wien , S. . – Michail A. Bojcov: Das Private und das Öffentliche im Leben und Sterben dt. Adeliger im SpätMA. In: Das Individuum und die Seinen. Individualität in der okzidentalen und in der russischen Kultur in
. Hälfte . Jh. MA und früher Neuzeit. Hg. v. Yuri L. Bessmertny/Otto Gerhard Oexle (Veröff. des Max-PlanckInst. für Gesch. ). Göttingen , S. –, hier S. , f. – Hubert Herkommer: Das allzumenschliche Ende Herzog Albrechts. Ein Sterbeprotokoll aus dem . Jh. In: Unipress. Forschung und Wiss. an der Univ. Bern () S. –. – Wolfgang Wegner: H., H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Klaus Wolf: Hof – Univ. – Laien. Literatur- und sprachgeschichtliche Unters. zum dt. Schrifttum der Wiener Schule des SpätMA (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. . – M. A. Bojcov: Die Plünderung der toten Herrscher als allgemeiner Wahn. In: Bilder der Macht in MA und Neuzeit. Byzanz, Okzident, Rußland. Hg. v. dems./G. A. Oexle (Veröff. des Max-Planck-Inst. für Gesch. ). Göttingen , S. –, hier S. –. VZ Moler, Jakob, * vor , † vor . – Kunsthandwerker. M. war Bürger von Nowy Sacz ˛ (Neusandetz), wo er ein Haus besaß. Krakauer Dokumente belegen ihn ab . Er war künstlerisch tätig, gelangte aber nicht zu Wohlstand. Davon kündet ein ostmitteldt. Brief, den M. an den Stadtrat von Bardejov (Bartfeld/Slowakei) schrieb. Darin erwähnt er seine prekäre Situation. Er bietet Bartfeld an, ein Bild aus Krakau dorthin zu transportieren. Dafür möchte er bereits im Voraus eine Zahlung erhalten, weshalb er auch Gewährsleute für seine unbescholtene Reputation anführt. Die Forschung hat M.s Brief einen gewissen Quellenwert zugestanden, da er Verbindungen zwischen deutschsprachigen Kommunen in Osteuropa dokumentiert. Ü: Bardejov, Stadtarch., Nr. (, ostmitteldt.). L: Herbert Weinelt: Kunstgesch. und Volksgesch. Zu einem Brief des Neusandetzer Bürgers J. M. an die Stadt Bartfeld vom Jahre . In: Dt. Forschung im Osten () S. –. – Gerhard Eis/Gundolf Keil: Nachträge zum VL. In: PBB (Tüb.) () S, –, hier S. . MM Nürnberger Kunstbuch. – Kunsttechnisches Lehrbuch, zweite Hälfte . Jh. (nach ). Die Entstehung des N. K. wird nach im Nürnberger Katharinenkloster vermutet. Der dt.
. Hälfte . Jh. Text wäre dann von einer anonymen Dominikanernonne kompiliert worden. Die einzige bekannte Handschrift des N. K. überliefert auch eine dt. Fassung der → Indulgentiae ecclesiarum urbis Romae. Das N. K. umfasst hundert Kapitel mit überwiegend kunstgewerblichen Anweisungen. Der erste Teil des Werks reicht bis Kapitel und behandelt Tuche und Abmessungen liturgischer Kleidung. Die Kapitel bis lehren verschiedene Druckarten, Färbemethoden und die Herstellung von Farben. Ausnahme sind die medizinischen und hauswirtschaftlichen Anweisungen der Kapitel bis . Die Kapitel bis beschäftigen sich mit der Produktion von Kirchenfenstern und mit Glasmalerei. Die übrigen Kapitel, die als Hinzufügung des späten . Jh. gelten, enthalten Rezepte zur Farbherstellung. Die Forschung hat zahlreiche Übereinstimmungen und Ähnlichkeiten zwischen den Anweisungen des N. K. und Rezepten in anderen obd. Sammlungen herausgearbeitet. Parallelen bestehen zum → Bairischen Färbebüchlein, zum → Fleckenreinigungs-Büchlein, zum → Kasseler Arzneibuch, zum → Stockholmer Arzneibuch sowie zu Texten von → Gottfried von Franken und → Reuchart von Salzburg, vereinzelt auch zum → Straßburger Malerbuch und zur → Mischung aller Farben. Zahlreiche ähnliche oder gleiche Rezepte weist auch das spätere Augsburger Kunstbüchlein () auf. Insgesamt gilt das N. K. als wichtige kunsthistorische Quelle, die sich an der kunsthandwerklichen Praxis des Katharinenklosters orientierte. Ü: Nürnberg, StB, cod. Cent. VI, , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., nürnbergisch). – Vgl. Karin Schneider: Die dt. ma. Hss. (Die Hss. der StB Nürnberg ). Wiesbaden , S. f. – www.handschriftencensus.de/. A: Ploss (s. Lit.) S. –. – Ploss (s. Lit.) S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Emil Ploss: Stud. zu den dt. Malerund Färberbüchern des MA. Ein Beitr. zur dt. Altertumskunde und Wortforschung. Diss. München , S. –. – Ders.: Die Fachsprache der dt. Maler im SpätMA. In: ZfdPh () S. –, –. – Ders.: Ein Buch von alten Farben. Technologie der Textilfarben im MA mit einem Ausblick auf die festen Farben. Heidelberg u. a. , S. – u. ö. – Gerhard Eis: Nachträge zum VL. In: Mlat. Jb. () S. –, hier S. . – Gerd
Schriber Bosshammer: Technologische und Farbrezepte des Kasseler Cod. med. ° . Pattensen , S. f., f., . – Christian Tenner: ‹Vieck’ ûz dem gewant ze bringen›. Ein bair.-ostfränkisches Fleckenreinigungsbüchlein aus dem Jh. In: Pharmazie und Gesch. FS Günter Kallinich. Hg. v. Werner Dressendörfer u. a. Straubing , S. –, hier S. f., . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , u. ö. – Ernst Striebel: Das Augsburger Kunstbuechlin von . Eine kunsttechnologische Quellenschr. der dt. Renaissance. Saarbrücken , passim. MM Schriber, Stephan (auch: Steffan scriptor de Urach, Stephan m˘aler, Steffan schreiber von aurach), * vor , † wahrscheinlich erste Hälfte . Jh. – Schreiber, Buchmaler. S.s genaue Lebensdaten und Ausbildung sind unbekannt. Er stammte wahrscheinlich aus Urach (Kreis Reutlingen), stand zumindest zeitweise im Dienst des württembergischen Grafen Eberhard im Bart († ) und war hauptsächlich als Schreiber und Illuminator tätig. ist in Urach ein Stefan Sesselschreiber nachweisbar, der möglicherweise mit S. identisch war. Er schuf die Initialen in einer schwäbischen Historienbibel (Wien, ÖNB, cod. , ). Ab ist S. im Uracher Steuerregister belegt. Er hatte eine ebenfalls malerisch tätige Schwester und aus seinen beiden Ehen eine Tochter und einen Stiefsohn. Ein gleichnamiger S. erscheint als Stifter zugunsten der Kartause Güterstein bei Urach. In diesem S. wird jedoch S.s verstorbener Stiefsohn vermutet, der am Hof zu Urach als Küchenschreiber arbeitete. S. wird ein spätestens fertiggestelltes Musterbuch zugeschrieben, das in Handschrift M erhalten ist. Der Kodex enthält eine Widmung an Graf Eberhard und ein Schriftmuster mit Nennung von S.s Namen. Inhaltlich bietet M eine Sammlung von teils farbigen Mustern für Schreiber, darunter Miniaturen, Initialen, Schriften, Lombarden, Randleisten, Rahmenbordüren und orale Ornamente, aber auch architektonische Skizzen. Als wichtige Quellen des Musterbuchs gelten ein lat. Stundenbuch französischer Herkunft von – (Wien, ÖNB, cod. ) und das sog. Sachsenheim-Gebetbuch von um (Stuttgart, LB, cod. brev. ), außerdem weitere Manuskripte in Bibliotheken der Region. Nur wenige Muster
Huber in M sind mit kurzen, erläuternden Bemerkungen versehen. Unklar ist, ob M als Lehrwerk oder für S.s Privatgebrauch intendiert war. Angesichts der vielen fehlenden Blätter sind abschließende Aussagen über das Musterbuch nur bedingt möglich. S. schuf vermutlich auch die Randdekoration in Kodex C von um –. Die Handschrift des Buchs der Beispiele der alten Weisen des → Antonius von Pforr entstand für Graf Eberhard. S. illuminierte außerdem den Winterteil eines Missales (Handschrift S), das nach entstand. S.s Name ist darin in einer Initiale enthalten. Die Forschung hat auch Parallelen zwischen den Initialen, Farben und Ornamenten des Missales S und des Musterbuchs M festgestellt. S.s Buchmalerei wird ein eigenständiger Stil mit Hybridmotivik zugesprochen. Aufgrund künstlerischer Ähnlichkeiten gilt auch die Illuminierung von Handschrift S als mögliches Werk S.s oder seines Kreises. Das für Graf Eberhard geschriebene Gebetbuch blieb unvollendet. Ü: . Musterbuch: M: München, BSB, cod. icon. , Bll. (Perg., um / –, ursprünglich mindestens Bll.). . Missale aus Zwiefalten: S: Stuttgart, LB, cod. HB XVII , Bll. (Perg., nach in der zweiten Hälfte des . Jh.). . Gebetbuchs Eberhards im Bart: S: Stuttgart, LB, cod. brev. , Bll. (Perg., –). . Buch der Beispiele der alten Weisen des Antonius von Pforr: C: Chantilly, Musée Condé, Ms. , Bll. (Perg., um –, schwäbisch). Vgl. u. a. Clytus Gottwald: Die Hss. der ehemaligen Hofbibl. Stuttgart. Bd. /. Wiesbaden , S. f. – Marianne Reuter: Die Codices iconographici der BSB. Bd. . (Kat. der illuminierten Hss. der BSB in München /). Wiesbaden , S. . – www.handschriftencensus. de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. A: Roosen-Runge (s. Lit.). – Online-Faks. von Hs. M: http://daten.digitalesammlungen.de/. – Online-Faks. von Hs. S: http://digital.wlb-stuttgart.de/purl/bsz. L: Marie Roosen-Runge-Mollwo, VL () Sp. –; () Sp. . – Hansmartin Decker-Hauff: Zur Herkunft des Oberstenfelder Altars. In: Neue Beitr. zur Archäologie und Kunstgesch. Schwabens. FS Julius Baum. Stuttgart , S. –. – Wolfgang Irtenkauf: Gebetbuch des Grafen Eberhard im Bart von Württemberg, Das Matthäus-Bl. Stuttgart , S. –. – M. und
. Hälfte . Jh. Heinz Roosen-Runge: Das spätgotische Musterbuch des S. S. in der BSB München Cod. icon. . Bde. Wiesbaden . – Schwabenspiegel. Lit. vom Neckar bis zum Bodensee –. Bd. . Hg. v. Ulrich Gaier u. a. Ulm , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Regina Cermann: S. S. und der Uracher Hof samt Neuinterpretation der Palme Graf Eberhards im Bart. In: Neue Forschungen. Stadt, Schloss und Residenz Urach. Hg. v. Klaus G. Beuckers. Regensburg , S. –. MM Huber, Martin. – Kompilator und Schreiber einer medizinischen Sammelhandschrift, Übersetzer (?) des → Macer; zweite Hälfte . Jh. Laut Kolophon des Sammelbandes, in dem er sich als «scriptor» bezeichnet, könnte H. das Amt des Stadtschreibers in Memmingen versehen haben. In einer abgeschlossenen Bibelabschrift bezeichnet H. sich zudem als «Tütscher schulmaister zu Memingen». Im medizinischen Codex nden sich zwei Datumsangaben. Diesen zufolge hat H. die Arbeit an seiner Kompilation zunächst (ra) nach der Abschrift einer vollständigen Vulgatfassung des dt. Macer abgeschlossen, um sie später wieder aufzunehmen und den Gesamtband (vb) zu vollenden. Die Zusammenstellung ist geschickt komponiert. Sie bietet neben dem Macer Auszüge aus dem Arzneibuch → Ortolfs von Baierland (Kap. –, –), dem Tractatus de urinis des Constantinus Africanus, dem → Secretum secretorum, der Practica des → Bartholomäus Salernitanus sowie verschiedene dt. und lat. Rezepte, Traktate, Regimina und Glossare. Fragen werfen zwei unterschiedliche Macer-Texte auf. Zunächst steht in der Handschrift eine selbstständige alphabetische und unvollständige Übersetzung ( Kap.) des Macer (ra–va). Auf diese folgt die vollständige Vulgatfassung (va–ra). Dieser Befund ist deutungsoffen. Die erste Übersetzung geht womöglich auf H. selbst zurück. Er könnte seine eigene Übersetzungsarbeit eingestellt haben, als er Zugriff auf eine bereits volkssprachige Vulgatfassung erhalten hat, die er dann in sein Kompilat integrierte. Ü: Freiburg i. Br., UB, Hs. , Bll. (Pap., /, ostschwäbisch/lat.); Autograph. Kolophon (v): «Finis est iste liber a me Martino H˚uber Scriptor Jn Memingˉ ˉ n». – Digitalfaks. der Hs. unter: http://dl.ub.uni-freiburg.de/
. Hälfte . Jh. diglit/hs; Beschreibung: Winfried Hagenmaier: Die dt. ma. Hss. der UB und die ma. Hss. anderer öffentlicher Slg. (Kat. der UB Freiburg i. Br. /). Wiesbaden , S. –. – Bibelhandschrift: Wolfenbüttel, HAB, Cod. .a Aug. ° und Cod. .b Aug. °, und Bll. (Pap., / , bair.-schwäbisch); Druckabschrift von insgesamt drei Schreibern für den Memminger Bürger Hans Sättelin mit H. als Hauptschreiber. Vgl.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA, begonnen von Hella Frühmorgen-Voss, fortgeführt von Norbert H. Ott zusammen mit Ulrike Bodemann. Bd. . München , S. –. L: William C. Crossgrove, VL () Sp. . – Wilhelm Walther: Die dt. Bibelübersetzung des MA. Tle. Braunschweig – (Nachdr. Nieuwkoop ) Sp. f. – William Kurrelmeyer: Manuscript Copies of printed German Bibles. In: The American Journal of Philology () S. –, hier S. –. – Wolfgang Hirth: Stud. zu den Gesundheitslehren des ‹Secretum secretorum›. Unter besonderer Berücksichtigung der Prosaüberl. Diss. Heidelberg , S. . – Gundolf Keil: Ortolfs Arzneibuch: Ergänzungen zu James Follans Ausg. In: ebd. () S. –, hier S. . – W. Crossgrove: Zur Erforschung des ‹Älteren dt. Macer›. In: ebd. () S. –, hier S. . – Helge Steenweg: Handschriftenproduktion im Inkunabelzeitalter am Beispiel der Wolfenbütteler Bibelhs. a./ b. Aug. fol. In: Arch. für Gesch. des Buchwesens () S. –. – Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Krit. hg. v. Bernhard Schnell (TTG ). Tübingen , S. , . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . VZ Oberrheinisches Aderlassbüchlein. – Medizinisches Kompendium, drittes Viertel . Jh. Das O. A., ein Abschnitt in einer medizinischen Sammelhandschrift des → Bernhard von Breidenbach, ist hinsichtlich seiner Zusammensetzung und Praxisbezogenheit anderen spätma. ärztlichen Vademecums vergleichbar (→ Asanger A., → Bairisches A., → Genter A., → Haager A.). In neun Segmenten werden u. a. allgemeine Lassregeln, Hämatoskopie, → Verworfene Tage, der Aderlass nach dem → Vierundzwanzig-Paragraphen-Text
Oberrheinisches Aderlassbüchlein und Schröpfung (→ Schröpfstellentexte) abgehandelt. Bei der Blutschau folgt das O. A. → Maurus von Salerno (→ Hämatoskopie-Traktate); eine weitere wichtige Quelle ist → Konrad von Eichstätt. Viele Quellen teilt das O. A. mit dem → Obd. Aderlassbüchel, das in überarbeiteter Gestalt ebenfalls Aufnahme in Breidenbachs Codex gefunden hat (vb–rb). Ü: Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schlossbibl., Ms. RT / (olim F ; Sammelhs. des Bernhard von Breidenbach) va–vb (Pap., /, rheinfränkisch). A: Älterer dt. ‹Macer› – Ortolf von Baierland ‹Arzneibuch› – ‹Herbar› des Bernhard von Breidenbach – Färber- und Maler-Rezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhs. des Kodex Berleburg [...]. Farbmikro che-Edition, Einführung zu den Texten, Beschreibung der P anzenabb. und der Hs. von Werner Dressendörfer u. a. (Codices illluminati medii aevi ). München . L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Dressendörfer u. a. (s. Ausg.) S. f. VZ Rattenberger Bergordnung. – Bayerische Rechtssatzung für die Herrschaften Kitzbühel, Rattenberg und Kufstein, . Die landesfürstliche Regelung, die im Eingangsprotokoll Herzog Ludwig IX. von BayernLandshut (–) als Aussteller nennt, geht zum Teil auf die Trienter Bergordnung von (→ Trienter Bergurkunden) und über das → Schwazer Bergrecht auf den Schladminger Bergbrief (→ Lienhart der Eckelzain) zurück. Neben dem Landesherrn werden in der Präambel eine Reihe weiterer Personen genannt, neben dem Landshuter Kanzler, dem Bergrichter und Bergmeistern auch Gewerken und Hüttenbesitzer, von denen wohl der eine oder andere an der Erarbeitung der Bergordnung beteiligt war. Auffallend ist die Forderung nach Führung von Bergrechtsbüchern (Gebot der Schriftlichkeit) sowie die Einführung des Verursacherprinzips zur Regulierung von Umweltschäden, wie überhaupt forsttechnischen Anweisungen viel Platz eingeräumt wird. Während Bergrichter, Bergmeister, Grubenschreiber und Markscheider selbst keinen Anteil am Berg haben durften, verbot dies die R. B. anderen Berufen (Wechsler, Fröner, Versucher [Probierer, Wardein]) nicht ausdrücklich. Der Text der R. B., die sich auf den Bergbau in Ober- und Niederbayern insgesamt auswirkte,
Vom Stamm der Herolde wurde , und revidiert. Die erlassene erste Salzburger Bergordnung (→ Salzburger Bergordnungen) mit einer Gültigkeit für den gesamten Bergbau im Bistum lehnte sich neben anderen Ordnungen auch an die R. B. an. Ü: Hss. bzw. Abschriften des . und . Jh. mit zum Teil umfangreicheren Veränderungen nden sich vor allem in bayerischen und tirolischen Archiven. A: Johann Georg von Lori: Slg. des baierischen Bergrechts, mit einer Einleitung in die baierische Bergrechtsgeschichte. München (in Paragraphen gegliedert). L: Karl-Heinz Ludwig, VL () Sp. –. – Ferdinand Bischoff: Beitr. zur Gesch. des süddt. Bergrechts. In: Zs. für Bergrecht () S. –, –, hier S. –. – Paul Puntschart: Zur Quellengesch. des Görzer und Tiroler Bergrechts. In: ebd. () S. –, hier S. . – Robert R. v. Srbik: Überblick des Bergbaues von Tirol und Vorarlberg in Vergangenheit und Gegenwart. In: Berichte des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereines in Innsbruck (/–/) S. – (als Sonderdruck: Innsbruck ). – Emil Hadamitzky: Die Entwicklung des Bergrechts im Bereich des Freistaates Bayern bis zum Erlaß des Berggesetzes von unter besonderer Berücksichtigung des Bergregals. Diss. TU Clausthal . – Michael Mitterauer: Produktionsweise, Siedlungsstruktur und Sozialformen im österr. Montanwesen des MA und der frühen Neuzeit. In: Österr. Montanwesen. Produktion, Verteilung, Sozialformen. Hg. v. dems. Wien , S. –. – Raimund Willecke: Die dt. Berggesetzgebung. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Essen , S. –. – K.-H. Ludwig: Bergordnungen, technischer und sozialer Wandel im Übergang vom MA zur Neuzeit. In: Technikgesch. () S. –, hier S. –. – Reinhold Reith: Umweltgesch. der Frühen Neuzeit (Enzyklopädie dt. Gesch. ). München , –. BJ Vom Stamm der Herolde. – Dt. Bearbeitung eines lat. Traktats über Herolde, spätestens . V. S. d. H. ist eine dt. Übersetzung von De origine heraldorum (auch De heraldis) von Aeneas Silvius → Piccolomini. Der lat. Traktat ist als Brief an den den späteren Bischof und Kanzler Johannes → Hinderbach gestaltet und auf den ..
. Hälfte . Jh. datiert. Piccolomini beschreibt darin die angeblich historische Entstehung und Entwicklung des Heroldsamtes (weitere Informationen unter Vom → Ursprung der Herolde). Das in zahlreichen Handschriften und Drucken überlieferte Werk gilt als der am häu gsten übersetzte Text Piccolominis. Es erfuhr dt., französische und englische Bearbeitungen, u. a. in Vom Ursprung der Herolde (um –) und durch Kaspar Sturm (). Die anonyme Übertragung V. S. d. H. ist in einer illustrierten Handschrift überliefert. Als Schreiber nennt sich ein Caspar Strengberger, der jedoch nicht als Übersetzer des Traktats angesehen wird. Der von Strengberger selbst auf datierte Kodex enthält auch den → Fürstenspiegel Von dem Adel. V. S. d. H. entstand wahrscheinlich unabhängig von Vom Ursprung der Herolde nach einer unbekannten Vorlage. Etwas umfangreicher als der Ursprung, bezeugt V. S. d. H. auch einen anderen, weniger freien Übersetzungsansatz: V. S. d. H. gilt als weitgehend vorlagentreue, teilweise sogar wortgleiche Übertragung, in der nur der lat. Satzbau häu ger den Gegebenheiten der dt. Sprache angepasst wurde. Insgesamt ist die Übersetzung jedoch nicht immer gelungen. Als intendierter Gebrauchskontext des Werks wird von der Forschung die Vermittlung von Informationen über den Berufsstand des Herolds vermutet. Ü: P: Princeton/NJ, University Art Museum, Inv. Nr. – (früher London, Auktionshaus Sotheby’s, Nr. /; Rajhrad, Benediktinerstift, cod. R ), r–r (Perg., ). – G: Gießen, UB, Hs. , r–ar (Pap., . Jh.). – Vgl. u. a. Fürbeth (s. Lit.) S. –. – www. handschriftencensus.de/. A: Fürbeth (s. Lit.). L: Ulrich Seelbach, VL () Sp. f. – Frank Fürbeth: ‹Vom Ursprung der Herolde›. Ein humanistischer Brief als heraldischer Lehrtext. In: PBB () S. –. – Paul Weinig: Aeneam suscipite, pium recipite. Aeneas Silvius Piccolomini. Stud. zur Rezeption eines humanistischen Schriftstellers im Deutschland des . Jh. Wiesbaden . – Gert Melville: Das Herkommen der dt. und französischen Herolde. Zwei Fiktionen der Vergangenheit zur Begründung einer Gegenwart. In: Kultureller Austausch und Literaturgesch. im MA. Kolloquium im Dt. Hist. Inst. Paris, .–... Hg. v. Ingrid Kasten u. a. Sigmaringen , S. –. – G. Melville: Durch Fiktionen von der Wirklichkeit zur Wahrheit. Zum
. Hälfte . Jh. ma. Umgang mit Widersprüchen zwischen Empirie und kultureller Axiomatik. In: Fiktion und Fiktionalität in den Literaturen des MA. FS Jan-Dirk Müller. Hg. v. Ursula Peters/Rainer Warning. Paderborn , S. –. MM Burkhard von Horneck, * um Horneck (bei Heilbronn), † .. Würzburg. – Kaiserlicher, herzoglicher und bischö icher Leibarzt, medizinischer und theologischer Schriftsteller. Der humanistisch geprägte B. zählte zu den berühmtesten Ärzten seiner Zeit. Er studierte in Padua, wo er zum Doktor promoviert wurde; vermutlich lehrte er dort auch Medizin. von Kaiser Friedrich III. zum Leibarzt berufen, wechselte er in den Dienst von dessen Vetter, Herzog Siegmund von Tirol. Am Innsbrucker Hof war B. bis angestellt, blieb in dieser Zeit aber mit Friedrich in Verbindung und behandelte zudem → Maximilian I., Herzog Albrecht von Österreich und Papst Sixtus IV. / übernahm B. einen Lehrauftrag in Freiburg i. Br. – wirkte er als Stadtarzt in Heilbronn, – in Würzburg, wo er zudem bischö icher Leibarzt war. Beein usst vom Würzburger Karmeliterprior Peter Schwicker, widmete sich B. auch theologischen Studien. Zudem stand er mit dem Abt des Schottenklosters, Johann → Trithemius, in freundschaftlicher Verbindung, der ihn in den Catalogus illustrium virorum Germaniae aufnahm. In seinen letzten Lebensjahren (–) praktizierte B. in Konstanz, kehrte jedoch kurz vor seinem Tod nach Würzburg zurück. Seinen handschriftlichen Nachlass und seine Bibliothek vermachte er dem Domkapitel (heute zu großen Teilen in der UB Würzburg). B.s medizinisches Œuvre ist größtenteils handschriftlich überkommen. Vorrangig wertete B. die Klassiker aus (Hippokrates, → Avicenna, Rhazes [ar-Razi]), ließ aber auch astrologisches Wissen aus der arabistischen Tradition ein ießen. Für den Dogen von Venedig, Christoforo Moro, schrieb B. das lat. Pestregimen Theisir contra omnem pestem und für Maximilian vor den Tractatus contra pestem inguinariam (lat. mit dt. Einsprengseln). Zahlreiche Rezepte, Heilverfahren und Konsilien verfasste er u. a. für Friedrich III. und Siegmund. Diese nden sich in Würzburger Handschriften, manches auch als handschriftlicher Eintrag in gedruckten Büchern aus B.s ehemaliger Bibliothek. Das für den Mainzer Erzbischof Berthold von Henneberg gedichtete Carmen de ingenio sanitatis erschien
Burkhard von Horneck im Druck; es wurde von Johann → Pfeiffelmann ins Deutsche übersetzt. B.s theologisches Schrifttum ist durchweg lat. und im Druck überkommen. Hervorzuheben ist eine lat. Übersetzung des → Fegefeuers des hl. Patrick, die auf einer der dt. Prosabearbeitungen der Visionen des Ritters → Georg von Ungarn beruhen könnte und Eberhard im Barte gewidmet ist. Zahlreiche weitere Werke auch aus anderen Fachgebieten sind von Trithemius bezeugt, aber nicht erhalten (darunter ein Regimen principum für Maximilian, ein Syphilistraktat, ein Carmen gegen Aberglauben und die Schrift De agricultura Bohemorum). Ü: Medizinische Schriften: Theisir contra omnem pestem: Salzburg, UB, v–r (Pap., /). – Würzburg, UB, M. ch. q. , r–v (Pap., drittes Viertel . Jh.; Teilautograph). – Tractatus contra pestem inguinariam: Salzburg, UB, r–r (s. o.). – Ein eigenhändige lat. Sammelhs. aus Paduanaer Zeit (u. a. Puls- und Fieberlehre) ist: Würzburg, UB, M. ch. q. , Bll. (Pap., Mitte . Jh.). – Eine spätere Rezeptund Konsiliensammelhs. mit Reg. ist: Ebd., M. ch. o. , Bll. (Pap., um ). – Aderlasstafel, dt. und lat. Rezepte: Ebd., M. ch. q. , r–v (Pap., erste Hälfte . Jh. [B. v. H.: Nachtrag von ]). – Autographes P asterrezept auf dem Vorsatzblatt von: Dinus de Garbo: Expositio super tertia, quarta, et partae quintae fen IV. libri Avicennae. Ferrara (GW ; Exemplar: UB Würzburg). – Carmen de ingenio sanitatis: Memmingen: [Albrecht Kunne, um ] (GW f.). – Übersetzung Pfeiffelmanns: «Ein kurtze vnterweisung zu enthaltung langkwiriger leiplicher gesuntheit». Würzburg: Martin Schubart (VD ZV ). – Theologische Schriften: Carmen de purgatorio divi Patricii: Ebd.: [Ders., /] (GW M). – Lat. Erklärungen zu Schwickers Bußpsalmen: «Petri Schwickeri [...]: sita in Septem penitentium psalmos elucidatio». Landshut: Johann Weißenburger, (VD S ). – Compendiˉu Theologiae, excerptˉu e Quattuor Libris Sententiarum Magistri Petri Lombardi: Nürnberg: Friedrich Peypus, (VD P ). – Sonstiges: Almanach auf , lat. und dt.: Ulm: Johann Schäffler, o. J. [/ ] (GW [lat.] [dt.]). A: Diplomatischer Abdruck des Carmen de ingenio sanitatis bei Gründel (s. Lit.). L: Manfred Peter Koch, NDB () S. . – Peter Assion, VL () Sp. –. –
Fricker Anton Ruland: Burcard v. H. In: Oesterr. Vierteljahresschr. für katholische Theologie () S. –. – Isidor Silbernagel: Johannes Trithemius. Eine Monographie. ., mit einem Anhang verm. Au . Regensburg , S. f. – Ignaz Schwarz: Die medizinischen Hss. der Kgl. UB in Würzburg. Beschreibendes Verz. mit literarhist. Anm. Würzburg . – Elfriede Gründel: Über das Carmen de ingenio sanitatis des Arztes und Doktor der Medizin Burckard v. H. Leipzig . – Max Voigt: Beitr. zur Gesch. der Visionenlit. im MA (Palaestra ). Leipzig (Nachdr. New York/London ) S. –. – Karl Sudhoff: Zur Lebensgesch. B.s v. H. In: Sudhoffs Arch. () S. f. – Heinrich Endres: Johannes Trithemius und Burkard v. H. Eine theologische Gelehrtenfreundschaft. Bausteine zur Gesch. des Frühhumanismus in Würzburg. In: Mainfränkisches Jb. für Gesch. und Kunst () –. – Ernst Theodor Nauck: Burchard v. H. In: Zs. für Gesch. des Oberrheins () S. –. – P. Assion: Der Hof Herzog Siegmunds in Tirol als Zentrum spätma. Fachlit. In: FachprosaStudien. Beitr. zur ma. Wiss.- und Geistesgesch. Hg. v. Gundolf Keil. Berlin , S. –, hier S. –. – Paul Gerhard Schmitt: Der Übergang vom MA zur Renaissance am Beispiel des B. v. H. In: Wolfenbütteler Renaissancemitt. () S. –. – Klaus-Dietrich Fischer: Das Gesundheitsgedicht des B. v. H. (). In: Gesnerus () S. –. – Klaus Arnold: Johannes Trithemius (Quellen und Forschungen zur Gesch. des Bistums und Hochstifts Würzburg ). ., bibliographisch und überlieferungsgeschichtlich neu bearb. Au . Würzburg , Reg. – Christoph Fasbender: Vorsorge oder Fürsorge? Jenseitslit. in Würzburg im ausgehenden MA. In: Würzburg, der Große Löwenhof und die dt. Lit. des SpätMA (Imagines medii aevi ). Hg. v. Horst Brunner. Wiesbaden , S. –, hier S. –. – G. Keil: B. v. H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Stoll, Hans, * vor , † nach . – Mediziner, Verfasser einer Prognostik. S. ist zwischen und in Ravensburg urkundlich belegt. Die Forschung vermutet bei ihm ein Studium der Artes und eine Tätigkeit als Laienarzt. S.s medizinische und astrologische Interessen spiegeln sich in einer Handschrift wider, die
. Hälfte . Jh. er zwischen und zusammenstellte und weitgehend selbst schrieb. Der Codex enthält u. a. Werke von → Ortolf von Baierland, → Wilhelm von Wallis, Michael → Puff, → Petrus Hispanus und → Konrad von Megenberg, außerdem Kräuterbücher, Pestraktate und eine dt. Fassung des → Secretum secretorum. Von S. selbst stammt eine dt. Neujahrsprognostik, die er in die gleiche Handschrift eintrug. Der Text bietet die üblichen Vorhersagen zu politischen Ereignissen, Wetter, Ernten, Seuchen und Preisentwicklung. Als charakteristisch gilt S.s Berechnung des Ein usses der Planeten bis in die Elemente hinein. Ü: Solothurn, ZB, cod. S , r–v (Pap., –, alemannisch; Autograph S.s). – Vgl. Alfons Schönherr: Die ma. Hss. der Zentralbibl. Solothurn. Solothurn , S. –. – www.handschriftencensus.de/. A: Online-Faks. der Hs.: www.e-codices. unifr.ch/en/list/one/zbs/S-?. L: Francis B. Brévart, VL () Sp. f. – Gernot Sandner: Spätmhd. Christtagsprognosen. Diss. Erlangen , passim. – Joachim Telle: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinlit. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg , S. –. MM Fricker, Thüring (auch Fri[c]kard, Frikart, Frikker), * um / Brugg/Aargau, † .. ebd. – Berner Stadtschreiber, Ratsmitglied. F. stammte aus einer Brugger Familie von Schreibern und Notaren. Sein Vater Niklaus war Schultheiß, Notar und Stadtschreiber in Brugg, später Stadtschreiber in Bern. F. studierte zunächst in Heidelberg die Artes, wo er zum Bakkalaureus und zum Magister promoviert wurde. / in Freiburg i. Br. und in Basel immatrikuliert, war er – mit kurzer Unterbrechung (/) Stadtschreiber in Bern. Dazwischen studierte er kanonisches Recht und wurde in Pavia zum Dr. iur. can. promoviert. Er vertrat die Stadt Bern zwischen und häu g bei Tagsatzungen. Nach seiner Tätigkeit als Schreiber gehörte F. dem Großen und Kleinen Rat von Bern an, wahrscheinlich –. Auch wurde er als Unterhändler und Vermittler mit diplomatischen Missionen betraut. F. stiftete eine Kapelle in Brugg und einen Münsteraltar in Bern. Er kehrte wohl nach Brugg zurück, wo er im
. Hälfte . Jh. nächsten Jahr starb. F. unterhielt zeitlebens freundschaftlichen Kontakt zu → Albrecht von Bonstetten. Die Forschung spricht F. als Stadtschreiber wichtige Verdienste um die Reform der Berner Kanzlei zu. So verbesserte er die schriftlichen Aufzeichnungen der städtischen Verwaltung in Ratsmanualen und Missivenbüchern. Von stadtgeschichtlicher Bedeutung ist auch das beendete zweite Udelbuch Berns, an dem F. zu Beginn seiner Amtszeit beteiligt war. Heute wird F. vor allem wegen einer Schrift über den sog. Twingherrenstreit geschätzt, der zwischen und ausgefochten wurde. Die Stadt Bern stritt damals mit vier adligen Twingherren um Privilegien und Kleidervorschriften. Der Kon ikt zwischen städtischem Bürgertum und etabliertem Adel konnte schließlich unblutig beigelegt werden. F.s nur in späteren Abschriften überliefertes Werk schildert den Twingherrenstreit in lebendiger Erzählung mit großen Anteilen wörtlicher Rede. So gibt der Text etwa die Wortwechsel im Berner Rat detailliert wieder. Die Forschung vermutet als literarischen Ein uss F.s hier Sallusts Schrift über die Verschwörung Catilinas. Politisch positioniert sich F. im Text auf der Seite des Adels. Insgesamt ist F.s Schrift eine zentrale zeitgenössische Quelle zum Twingherrenstreit. Ü: Der Autograph von F.s Werk ist nicht überliefert. Mehrere Abschriften sind erhalten, darunter ein als zuverlässig geltender, aber nicht vollständiger Text von , wohl aus der Hand Johanns von Schalen (Bern, Burgerbibl., Mss. h.h. I.). – Weitere Abschriften im Kat. der Burgerbibl., vgl. http://katalog.burgerbib.ch/. A: Beschreibung des Twingherrenstreits daselbst, im Jahr . Hg. v. Emanuel von Rodt. Bern . – Thüring Frickarts Twingherrenstreit. Hg. v. Gottlieb Studer. Basel , S. –, –, –. – F.s Testament ist abgedruckt bei Tobler (s. Lit.). L: Emil Blösch, ADB () S. f. – Guy P. Marchal, VL () Sp. f. – Regula Schmid, HLS Online (). – Gustav Tobler: T. F.s Testament. In: Berner Taschenbuch () S. –. – Hans von Greyerz: Stud. zur Kulturgesch. der Stadt Bern am Ende des MA. In: Arch. des Hist. Ver. des Kt. Bern () S. –, hier S. – u. ö. – Ders.: Nation und Gesch. im bernischen Denken. Vom Beitr.
Mildehovet Berns zum schweizerischen Geschichts- und Nationalbewusstsein. FS zur Gedenkfeier des sechshundertsten Jahrestages des Eintritts Berns in den Ewigen Bund der Eidgenossen. Bern , S. f. u. ö. – Richard Feller/Edgar Bonjour: Geschichtsschreibung der Schweiz vom SpätMA zur Neuzeit. Bd. . Basel , S. –. – Peter Liver: Abh. zur schweizerischen und bündnerischen Rechtsgesch. Chur , S. –. – Urs M. Zahnd: Die Bildungsverhältnisse in den bernischen Ratsgeschlechtern im ausgehenden MA. Verbreitung, Charakter und Funktion der Bildung in der politischen Führungsschicht einer spätma. Stadt. Bern , S. f. u. ö. – Christine Göttler/Peter Jezler: Doktor T. F.s ‹Geistermesse›. Die Seelgerätkomposition eines spätma. Juristen. In: Materielle Kultur und religiöse Stiftung im SpätMA. Internationales Round-Table-Gespräch, Krems an der Donau, . September . Hg. v. Gerhard Jaritz (Sb. der Akad. der Wiss. in Wien, phil.-hist. Kl. ). Wien , S. –. – R. Schmid: Reden, rufen, Zeichen setzen. Politisches Handeln während des Berner Twingherrenstreits –. Zürich , S. –. – Arnold Esch: Wahrnehmung sozialen und politischen Wandels in Bern an der Wende vom MA zur Neuzeit. T. F. und Valerius Anshelm. In: Ders.: Alltag der Entscheidung. Beitr. zur Gesch. der Schweiz an der Wende vom MA zur Neuzeit. Bern u. a. , S. –. – Nathalie Bäschlin: Die Spurensuche am Allerseelenaltar. Eine kleine Gesch. materieller Veränderungen an T. F.s spätma. Tafelmalerei. In: Der kleine Bund () S. f. – Barbara Katharina Studer Immenhauser: Verwaltung zwischen Innovation und Tradition. Die Stadt Bern und ihr Untertanengebiet –. Ost ldern , S. –, – u. ö. – Kathrin Jost: Konrad Justinger (ca. –). Chronist und Finanzmann in Berns großer Zeit. Ost ldern , S. , , . MM Mildehovet, Marquard, † . – Lüneburger Stadtschreiber, Übersetzer. M. studierte ab in Rostock Jura und erwarb den Grad eines Bakkalaureus. Ab ist er in der städtischen Kanzlei von Lüneburg nachgewiesen, wo er – Stadtschreiber war. Während dieser Zeit war M. ein enger Vertrauter von Bürgermeister Johann Springintgut († ). Wie dieser war M. in den Lüneburger Prälatenkrieg verwickelt, eine Auseinandersetzung zwischen dem
Mildehovet Stadtrat und den Prälaten um deren Beteiligung an der Tilgung der hohen städtischen Schulden. Der Kon ikt eskalierte bis zur Absetzung der amtierenden Ratsmitglieder . Auch M. wurde entmachtet; er zog sich ins Exil nach Hamburg zurück. Dort war er ab Ratssekretär, wurde aber / in Lüneburg wieder als Stadtschreiber geführt. Möglicherweise übte er beide Ämter gleichzeitig aus. In Lüneburg engagierte sich M. mit Springintguts Verwandten gegen den neuen Rat. hielt er sich in diplomatischer Mission am kaiserlichen Hof in Wien auf. Insgesamt zählte M. zu den bekannteren Protagonisten des Prälatenkriegs. Sein Name erscheint in einem Spottlied von ca. (Liliencron , , Nr. ) sowie in den Chroniken von Dirk → Bromes, Hinrik → Lange und Jakob Schomaker († ), aber auch in der → Chronik des Anonymus vom Prälatenkrieg. M. werden drei Texte im sog. → TzerstedeCodex zugeschrieben, einer nach angelegten Sammelhandschrift. Der Autor der dort auf datierten Stücke wird an einer Stelle als Lüneburger Stadtschreiber und Jurist identi ziert, aber nicht namentlich genannt. Bei den drei Texten handelt es sich um zwei nd. Fassungen lat. Abhandlungen, denen eine dt. Vorrede vorausgeht. In der Einleitung (v–r) gibt der Verfasser an, die Übertragungen im Auftrag seiner Vorgesetzten vorgenommen zu haben. Auch präsentiert er übersetzungstheoretische Überlegungen. Als ausgebildeter Jurist betont er die Bedeutung fachlicher Kenntnisse für das Verständnis juristischer Texte, selbst wenn diese übersetzt vorlägen. Die Vorrede bezieht sich auf das Remedium utriusque fortunae von → Petrarca. Danach folgt mit Von pinen vnde vorhoringen der misdeders (r–v) die erste Übertragung. Vorlage war die im . Jh. entstandene Abhandlung De questionibus et tormentis, die sich mit rechtlichen Aspekten von Verhör und Folter beschäftigt. Der lat. Text, der eine reiche handschriftliche und gedruckte Überlieferung mit mehreren dt. Übersetzungen aufweist, wurde im Laufe der Zeit verschiedenen Autoren zugeschrieben. Als unmittelbare Vorlage M.s hat die Forschung eine Handschrift der Lüneburger Ratsbibliothek erwogen (Ms. Jurid. E ° ). Der nächste Text im Kodex, Van hertekenen effte wapenen vnde van mercken vnde signeten (r–v), beruht auf De insigniis et armis (um –). Der heraldische Traktat des Bartolus von Saxoferrato († ) beschäftigt sich u. a. mit der Gestaltung,
. Hälfte . Jh. Verwendung und rechtlichen Aspekten von Wappen. M. schuf eine nd. Bearbeitung des Textes, die gegenüber der Vorlage Umstellungen und starke Kürzungen aufweist. Von M. ist weiterhin ein bislang kaum erforschter Text in lat. Sprache erhalten. Ausweislich der einzigen Handschrift wurde De vita et variis dictis Alexandri magni von M. in Hamburg aufgezeichnet. Ü: . Von M. übersetzte Traktate: Lüneburg, Stadtarch., AB a (früher Ratsbibl., A ), v–v (nach , nd., sog. TzerstedeCodex). . De vita et variis dictis Alexandri magni: Lüneburg, Ratsbücherei, Ms. Hist. C ° , r–r (Pap., Hamburg, , lat., Autograph M.s). Vgl. Conrad Borchling: Mnd. Hss. in Norddeutschland und den Niederlanden. Erster Reiseber. In: Nachrichten von der Kgl. Ges. der Wiss. zu Göttingen, philol.-hist. Kl. () S. –, hier S. –. – Martin Wierschin: Hss. der Ratsbücherei Lüneburg. Bd. : Miscellanea und Historica. Wiesbaden , S. –, –. – Marlis Stähli: Hss. der Ratsbücherei Lüneburg. Bd. : Die theol. Hss., Quartreihe, die juristischen Hss. Wiesbaden , S. –. – BuchholzJohanek (s. Lit.). – www.handschriftencensus. de/. L: Ingeborg Buchholz-Johanek, VL () Sp. – (mit weiterer Lit.). – Die Chron. der niedersächsischen Städte. Lüneburg. Hg. v. Wilhelm Reinecke (Chron.dt.St. ). Stuttgart (Nachdr. Göttingen ) S. u. ö. – Ders.: Gesch. der Stadt Lüneburg. Bd. . Lüneburg (Neudr. ebd. ) S. , , , . – Piero Fiorelli: La Tortura Giudiziaria nel Diritto Commune. Bd. . Mailand , S. –. – Winfried Trusen: Anfänge des gelehrten Rechts in Deutschland. Ein Beitr. zur Gesch. der Frührezeption. Wiesbaden , S. –. – Helmut Coing: Römisches Recht in Deutschland. Mediolani , S. –, f. – Hermann Kantorowicz: Stud. zum altitalienischen Strafprozeß. In: Ders.: Rechtshist. Schr. Hg. v. H. Coing/Gerhard Immel. Karlsruhe , S. –. – W. Trusen: Strafrecht, Strafprozess und Rezeption. In: Grundlagen, Entwicklung und Wirkung der ‹Constitutio Criminalis Carolina›. Hg. v. Peter Landau/Friedrich-Christian Schroeder. Frankfurt/M. , S. –. – Silke Springensguth: Tod im
. Hälfte . Jh. Turm. Die Rolle persönlicher und sozialer Beziehungen in Kon ikten des MA am Beispiel des Lüneburger Prälatenkrieges. Mönchengladbach , S. – u. ö. MM Lange, Hinrik (Heinrich), * um wahrscheinlich Lüneburg, † April . – Bürgermeister, Chronist. Der aus einer Lüneburger Patrizierfamilie stammende L. war ab zunächst Sülf- und Barmeister. Ab gehörte er dem Stadtrat an und war – Kämmerer. Daneben amtierte er – als Provisor von St. Nikolai bei Bardowick. – war er als Sodmeister auch höchster Beamter der Lüneburger Saline. vertrat er seine Heimatstadt auf dem Hansetag in Lübeck. wurde L. Bürgermeister von Lüneburg. Seine Amtszeit el in die Hochphase des sog. Lüneburger Prälatenkriegs, einer historisch bedeutsamen Auseinandersetzung zwischen Stadtrat und Prälaten um deren Beteiligung an der Tilgung der hohen städtischen Schulden. Der Kon ikt eskalierte in jener Zeit bis zur Absetzung der Ratsmitglieder. L. selbst stand – unter Hausarrest, ehe er in sein Amt zurückkehren konnte. L. nutzte diese zwei Jahre für die Abfassung einer dt. Chronik über den Prälatenkrieg. Der als Autograph erhaltene Bericht konzentriert sich auf die Zeit ab , schildert aber auch die schon früher einsetzenden Entstehungsumstände des Kon ikts. L. wollte mit dem Text nach eigenen Angaben Rechenschaft über die Ereignisse geben. Das Werk gilt als konziser und gut lesbarer Überblick, zugleich jedoch als politisch gefärbt und inhaltlich selektiv. Der Bericht wurde in der → Chronik des Anonymus vom Prälatenkrieg rezipiert, die ihn teilweise wörtlich übernahm. Daneben sind von L. mehrere autographe Dokumente überliefert, die im Zusammenhang mit seinen städtischen Ämtern entstanden. Dazu zählen das früheste Rechnungsbuch für St. Nikolai von bis , eine Sammlung von Sodmeisterrechnungen für bis , zwei städtische Rechnungsbücher aus dem Zeitraum zwischen und sowie ein Schuldbuch für bis . Hinzu kommen zwei Denkschriften von , die im Zuge des Prälatenkriegs eine Einigung zwischen dem Lüneburger Stadtrat und dem Lübecker Domkapitel herbeiführen sollten. Unter L.s zahlreichen Kindern war auch der humanistisch interessierte Gottfried L. († ..).
Lange Er studierte ab in Erfurt und ab in Bologna Kirchenrecht, wurde promoviert und war / Bischof von Schwerin. Er verfasste eine lat. Historia excidii et ruinae Constantinopolitanae urbis über die Belagerung und Eroberung Konstantinopels im Jahr . Außerdem schrieb er eine lat. Rede auf Hertnis von Stein († ), die von → Albrecht von Eyb in seine Margarita poetica () übernommen wurde. Ü: Die autographen Textzeugen be nden sich im Lüneburger Stadtarch.: AB (Rechnungsbuch von – und ). – AB a (Schuldbuch von –). – AB b (Rechnungsbuch von –). – AB (Reg. L.s zu St. Nikolai vor Bardowick von –). – AB – (Sodmeisterrechnungen von –). – AB (Denkschr. von ). – AB (Chron. von –). – Vgl. das Verzeichnis des Lüneburger Stadtarchivs: www.stadtarchivlueneburg. ndbuch.net. A: Reinecke (s. Lit.; enthält Chron., Rechnungsbuch und Denkschr. L.s). L: Karl E. H. Krause, ADB () S. f. – Franz Josef Worstbrock: Lange, Gottfried. In: VL () Sp. –. – Uta Reinhardt, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. . – Wilhelm Reinecke: Lüneburgs Chronistik. In: Niedersächsisches Jb. für Landesgesch. () S. –. – Ders.: Gesch. der Stadt Lüneburg. Bd. . Lüneburg (Nachdr. ebd. ) S. –. – Die Chron. der niedersächsischen Städte: Lüneburg. Hg. v. W. Reinecke, Gesamthg. Hist. Kommission der Bayerischen Akad. der Wiss. (Chr.dt.St. ). Stuttgart (Nachdr. Göttingen ) S. –. – Dieter Brosius: Die Rolle der römischen Kurie im Lüneburger Prälatenkrieg (–). In: Niedersächsisches Jb. für Landesgesch. () S. –. – Urs M. Zahnd: Stadtchron. und autobiographische Mitt. Stud. zur Selbstdarstellung spätma. Bürger. In: Das dargestellte Ich. Stud. zu Selbstzeugnissen des späteren MA und der frühen Neuzeit. Hg. v. dems. u. a. Bochum , S. –. – Heiko Droste: Schreiben über Lüneburg. Wandel von Funktion und Gebrauchssituation der Lüneburger Historiographie ( bis ) (Veröff. der Hist. Kommission für Niedersachsen und Bremen ). Hannover , S. – u. ö. – Silke Springensguth: Tod im Turm. Die Rolle persönlicher und sozialer Beziehungen in Kon ikten des MA am Beispiel des Lüneburger Prälatenkrieges. Mönchengladbach , S. f., f., u. ö. – Robert
Abdinghofer Arzneibuch Gramsch: Städtische Ges. und Kirche im sog. ‹Lüneburger Prälatenkrieg› (–). In: Städtische Ges. und Kirche im SpätMA. Arbeitstagung auf Schloss Dhaun . Hg. v. Sabine Klapp/Sigrid Schmitt. Stuttgart , S. –. MM Döring, Dirk (auch: Diri[c]k), * Lüneburg, † ebd. – Verfasser einer Chronik des Lüneburger Prälatenkriegs. D. dürfte der ursprünglich braunschweigischen Ratsfamilie Doring entstammt haben, die in der wel schen Residenzstadt vom . bis zum . Jh. nachweisbar ist. Seine Mutter Gesche Springintgut war eine enge Verwandte des Lüneburger Bürgermeisters Johann Springintgut, der während des Prälatenkrieges in Gefangenschaft eines ungeklärten Todes starb. Als Bar- und Sülfmeister (Vorsteher der Pfannenschmiede und Pächter von Siedepfannen) war D. ein hochangesehener Bürger der Salzstadt. wurde er in den Rat gewählt. D. hat eine Chronik zu den Ereignissen des Prälatenkrieges erarbeitet (vgl. auch → Chronik des Anonymus vom Prälatenkrieg, Hinrik → Lange, Lieder vom → Lüneburger Prälatenkrieg), die unter den Titeln «Historia van her Johan Springenguth» oder «Historia van der uneinicheit zwischen dem olden und nigen rade to Luneborg» nur in späten Abschriften überliefert ist. Sein Bericht, der weniger detailreich ausfällt als derjenige Hinrik Langes, reicht im Wesentlichen nicht über das Jahr hinaus und ist, was angesichts seines familiären Hintergrundes nicht verwundern kann, von dezidierter Parteinahme für den alten Rat geprägt, der abgesetzt und teilrehabilitiert wurde. Den Vertretern des neuen Rats wirft D. vor, Johann Springintgut vergiftet und ihm die Beichte verwehrt zu haben. Aufgrund seiner verwandtschaftlichen Beziehungen verfügte D. zwar über teilweise intime Einsichten in die Vorgänge, offizielle Ratspapiere standen ihm aber wohl nicht zur Verfügung. Ü: Zehn Hss. des .–. Jh., gelistet bei Reinecke (s. Ausg.) S. . Die Ausg. folgt: Lüneburg, Ratsbücherei, Ms. Lune. A ° a, Bll. (Pap., Ende . Jh., nd.). A: Wilhelm Reinecke: Historia der uneinicheit zwischen dem olden und nigen rade to Luneborg, anno , ex parte veteris senatus per dominum Theodericum Doring conscriptum.
. Hälfte . Jh. In: Die Chron. der niedersächsischen Städte: Lüneburg (Chron.dt.St. ) Stuttgart (Nachdr. Göttingen ) S. –. L: Thomas Sandfuchs, VL () Sp. f. – Heiko Droste, Encyclopedia of the Medieval Chronicle () S. . – Reinecke (s. Ausg.) S. –. – Repertorium fontium historiae medii aevi () S. . – H. Droste: Schreiben über Lüneburg. Wandel von Funktion und Gebrauchssituation der Lüneburger Historiographie ( bis ) (Veröff. der Hist. Kommission für Niedersachsen und Bremen ). Hannover , S. –. – Silke Springensguth: Tod im Turm. Die Rolle persönlicher und sozialer Beziehungen in Kon ikten des MA am Beispiel des Lüneburger Prälatenkrieges. Mönchengladbach , S. (Reg.) VZ Abdinghofer Arzneibuch. – Nd. medizinisches Handbuch, zweite Hälfte . Jh. Das A. A. ist im Paderborner Benediktinerstift Abdinghof entstanden und steht in der Tradition der nd. Arzneibücher (→ Utrechter Arzneibuch, → Kleines mittelniederdeutsches Arzneibuch). In Kapiteln widmet es sich primär der Drogenkunde und berücksichtigt daneben auch iatromathematisches Schrifttum. Zudem ist eine Anleitung zur Fischköderherstellung enthalten. Die Arzneimittel sind nicht namentlich, sondern thematisch nach Indikation oder Provenienz geordnet. Zahlreiche direkte Quellen haben sich für das A. A. nachweisen lassen: neben dem Utrechter und dem Kleinen mittelniederdeutschen Arzneibuch u. a. der → Niederdeutsche Gewürztraktat, der dt. → Macer (Vulgatfassung), das → Circa instans (B-Variante in nd. oder ndl. Übertragung [→ Boec van medicinen in Dietsche]), das Arzneibuch → Ortolfs von Baierland sowie zahlreiche Kurztraktate (→ Kaiser Karls Latwerge, Schlangenhauttraktat des Johannes → Paulinus, Pariser → Verworfene Tage, → Wolfenbüttler Monatsregel, → Capsula eburnea und eine → Neujahrsprognose). Mögliche Adressaten des Handbuchs sind pharmakologisch geschulte Laienbrüder, die Zugriff auf die Wirkstoffe hatten, aber offensichtlich keine Wundversorgung und dermatologische Behandlungen vornahmen. Hierfür scheint das Kloster auf externe handwerkliche Wundärzte zurückgegriffen zu haben. Ein solcher («Mester Conradus») wird
. Hälfte . Jh. zumindest im . Kapitel des A. A. explizit erwähnt und mehrfach zitiert. Ü: Paderborn, Erzbischö iche Bibl., Theodoriana VVa , Bll. (Pap., zweite Hälfte . Jh., ostwestfälisch). A: Mareike Temmen: Das ‹A. A.›. Edition und Unters. einer Hs. mnd. Fachprosa (Nd. Stud. ). Köln u. a. , S. –. L: M. Temmen/Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Temmen (s. Ausg.) S. –. VZ Ernst, Peter. – Zahnmedizinischer Rezeptautor, . Jh. Eine medizinische Sammelhandschrift aus dem südbairischen Sprachraum bietet neben auch anderweitig überliefertem Textbestand (u. a. → Gabriel von Lebenstein und Jakob → Engelin) drei unikale zahnmedizinische Verfahren, die einem archivalisch nicht identi zierbaren «Peter Ernst» zugewiesen werden. Zwei der Rezepte sind volkssprachig und widmen sich der Linderung von Zahnschmerzen. Der dritte, lat. Text behandelt die Zahnweißung («de albandis dentibus»). Ü: London, Wellcome Institute of the History of Medicine, MS , S. – (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.-österr./lat.). – Vgl. Samuel A. J. Moorat: Catalogue of Western manuscripts on medicine and science in the Wellcome Historical Medical Library. Bd. : Mss. written before A. D. (Publ. of the Wellcome Institute of the History of Medicine. Catalogue series ). London , S. . L: Christa Hagenmeyer, VL () Sp. f. – Josef Werlin: Drei Zahnrezepte von «P. E.». In: Centaurus () S. –. – Wolfgang Wegner: P. E. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Norennberga, Johannes (auch: Norrenberger). – Schreiber und vermutlich Kompilator eines abgeschlossenen Arznei-, Natur- und Hausbuchs. Der mitteldt. Schreiber hat sein human- und naturkundliches Sammelwerk vermutlich im meißnischen Kmehlen (heute zu Großenhain) erstellt. Es zählt zu denjenigen spätma. Büchern vom Menschen, Tier und Garten, die als Vorläufer der Hausväterliteratur des . bis . Jh. einzustufen sind. Dementsprechend breit gefächert ist das Themenspektrum
Ernst des Bandes, der Heilkräuter, Fischfang, Weinherstellung, Kindererziehung, Pferdezucht und Haushaltsführung abhandelt. Bei der Kompilation dürfte N. sich ausschließlich auf volksprachige Fachliteratur gestützt haben. Auch die einschlägigen originär lat. Texte, die von ihm herangezogen wurden, hat er vermutlich nicht selbst übersetzt, sondern bereits dt. Fassungen konsultiert. Die ermittelten Quelltexte sind: der dt. → Macer (Vulgatfassung) sowie eine dt. Fassung des Latinske Urtebog (s. Henrik → Harpestræng) für die Kräuterkapitel; das Pelzbuch → Gottfrieds von Franken sowie eine dt. Übersetzung der Ruralia commoda des → Petrus de Crescentiis für die weinbaulichen Abschnitte; Meister → Albrants Rossarzneibuch für die Hippiatrik. Beim pädagogischen Abschnitt handelt es sich um den Kurztraktat → Wie man kinder sal regiren, die Kurzredaktion einer mitteldt. Übersetzung von De regimine principum des Aegidius Romanus (→ Fürstenspiegel nach Aegidius Romanus). Ü: Berlin, SBB, Mgq , Bll. (Pap., , ostmitteldt.); Schreibernennungen auf r, r: «Johannes Norrennberga zcu kmelin». Vgl. zur Hs.: Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Krit. hg. v. Bernhard Schnell (TTG ). Tübingen , S. . L: William C. Crossgrove, VL () Sp. ; () Sp. . – Roswitha Ankenbrand: Das Pelzbuch des Gottfried von Franken. Unters. zu den Quellen, zur Überl. und zur Nachfolge der ma. Gartenlit. Diss. Heidelberg , S. –. – Roswitha Wedler: Ein neuer Handschriftenfund zur dt. Bearb. von Petrus de Crescentiis ‹Opus ruralium commodorum›. In: Zs. für Agrargesch. und Agrarsoziologie () S. –. – Gerhard Eis: Der Ein uß der ma. Botanik auf die Gartenlit. des .–. Jh. In: Centaurus () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –). – Wolfgang Wegner: Norrenberger, J. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. f. VZ Tucher, Endres II. (d. J.) OCart, * .. Nürnberg, † .. Nürnberg. – Stadtbaumeister, Patrizier, Verfasser eines Baumeisterbuchs. T. stammte aus einer Nürnberger Patrizierfamilie, deren Mitglieder immer wieder mit Memori
Tucher albüchern und anderen schriftlichen Aufzeichnungen hervortraten. Er war ein Sohn von Endres I. → T. (d. Ä.), Bruder von Hans VI. → T. und Neffe von Berthold III. → T. E. T. absolvierte als Jugendlicher eine kaufmännische Ausbildung, die ihn nach Venedig führte. heiratete er in die Bamberger Familie Gundlach ein und wurde Alter Genannter des Nürnberger Rats. Ab amtierte er als Stadtbaumeister von Nürnberg, zog sich aber als Laienmönch in das dortige Kartäuserkloster zurück. war E. T. mit seinen Brüdern Widmungsempfänger einer dt. Übersetzung der früher Seneca zugeschriebenen Schrift De quattuor virtutibus cardinalibus (Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. Merkel ° ). Anlässlich des Todes seiner Ehefrau stiftete E. T. in St. Jakob zu Bamberg ein Epitaph, das vom sog. Meister des Hersbrucker Hochaltars angefertigt wurde und eine der frühsten bekannten Vedutendarstellungen Jerusalems enthält. E. T. war möglicherweise am Memorialbuch seines Onkels Berthold III. beteiligt. Das Werk schildert private, politische und andere Ereignisse aus der Zeit von bis . Erwähnt werden etwa Geburten, Hochzeiten und Todesfälle in der Familie Tucher, aber auch Königswahlen und -krönungen Der vermutlich ab frühestens entstandene Text ist in zwei Handschriften erhalten, die auf eine verlorene Vorlage zurückgeführt werden. Die Autorschaft des Memorialbuchs ist unklar, wird aber gewöhnlich nicht allein Berthold zugeschrieben, u. a. weil dieser im Text nur in der dritten Person erscheint. Vielmehr nimmt die Forschung an, Berthold habe einem Verwandten schriftliche Aufzeichnungen zur Verfügung gestellt, die dann zu dem Memorialbuch umgearbeitet wurden. E. T. gilt als wahrscheinlicher Kandidat für diese Tätigkeit, da er zu seinem Onkel nachweislich ein enges Verhältnis hatte. Sicher von E. T. stammt ein als Autograph überliefertes Baumeisterbuch, in dem er sich selbst als Verfasser nennt. Der Hauptteil des dt. Textes entstand zwischen und . Abschnitte über die Nürnberger Wasserversorgung waren bereits von Erhard → Schürstab d. J. initiiert worden, der damals Vorderster Losunger der Reichsstadt war. E. T. fügte dem Baumeisterbuch bis mehrere Nachträge hinzu. Inhaltlich beschreibt E. T.s Werk das breite Aufgabenfeld des Nürnberger Stadtbaumeisters und seiner Mitarbeiter. Das
. Hälfte . Jh. Überblickswerk wurde von E. nach «guter Gewohnheit Herkommen» aufgeschrieben und sollte künftigen Baumeistern zur Orientierung dienen. Das Buch wird durch ein Vorwort E. T.s eröffnet und von einem dem Haupttext vorangestellten Kalender erschlossen. Dieser verknüpft fast jeden Tag des Jahres mit einem oder mehreren Abschnitten des Werks, weist also jedem Datum bestimmte Tätigkeiten zu. Daraus lässt sich z. B. ableiten, wann der Baumeister Abrechnungen erstellen oder bestimmte Bauwerke instand halten sollte. Das Buch regelt auch datumsunabhängige Vorgänge wie die Brandbekämpfung. Weiterhin bietet es Listen städtischer Immobilien, Beschreibungen Nürnberger Brunnen und Wasserleitungen, ein Inventar des im Rathaus vorhandenen Hausrats sowie Aufzählungen von Schlössern und Ketten an den Häusern namentlich genannter Bürger. Hinzu kommen Vorschriften für Steinmetze, Zimmerleute, Maurer und andere Handwerker, außerdem Angaben über deren Entlohnung. E. T.s Baumeisterbuch beruht zum einen auf mündlichen Angaben des langjährigen Anschickers Konrad → Gürtler, der auch unter E. noch im Amt war. Daneben benutzte E. schriftliche Aufzeichnungen seines Onkels Berthold sowie seiner Amtsvorgänger Hans → Graser und Lutz → Steinlinger, außerdem amtliche Dokumente und einen anonymen Kodex (Nürnberg, Stadtarch., Rst. Bauamt, Amtsbücher Nr. ). Von Interesse ist E. T.s Baumeisterbuch insgesamt nicht nur als umfassende Gesamtdarstellung der Tätigkeit eines spätma. Stadtbaumeisters. Es bietet auch eine Fülle von historisch wertvollen Angaben zum damaligen Nürnberg, etwa zur zeitgenössischen Geographie und Architektur, den ortsansässigen Bürgern und deren Wohnverhältnissen, aber auch zu Wirtschaft und Kultur der Stadt. Ü: . Baumeisterbuch: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. Merkel °, Bll. (Pap., –, mit Nachträgen bis ; Autograph). – Nürnberg, Staatsarch., Reichsstadt Nürnberg, Amts- und Standbücher Nr. und a (/). – Vgl. www.handschriftencensus. de/. – Dominik Radlmaier: Hss. der Welser. Die Bibl. der Paul Wolfgang Merkelschen Familienstiftung im Germ. Nationalmuseum Nürnberg. Nürnberg , S. –, (Nr. ), (Nr. ; Abschrift des . Jh.) u. ö. . Zum T.schen Memorialbuch vgl. die Überl. bei Berthold III. T.
. Hälfte . Jh. A: . Baumeisterbuch: Lexer (s. Lit.). – Die dt. Lit. Bd. : SpätMA, Humanismus, Reformation : SpätMA und Frühhumanismus. Hg. v. Hedwig Heger. München (Nachdr. ebd. ) S. f. (Teilausg.). – . Zum T.schen Memorialbuch vgl. die Ausg. bei Berthold III. T. L: Ernst Mummenhoff, ADB () S. f. – De Boor/Newald / () S. . – Helgard Ulmschneider: T., Berthold III. und E. II. in: VL () Sp. –. – Joachim Schneider: T. In: LexMA () Sp. f., hier Sp. . – Ulla Britta Kuechen/Red., Killy () S. f. – E. T.s Baumeisterbuch der Stadt Nürnberg (–). Hg. v. Matthias Lexer mit Anm. von Friedrich von Weech. Stuttgart (Nachdr. Amsterdam ). – Theodor von Kern: Das Geschlecht der Tucher in Nürnberg und seine Gedenkbücher nebst urkundlichen Nachrichten über die Brüder Berthold und E. In: Jahresber. des Hist. Ver. für Mittelfranken (/) S. –. – Karl Fischer: E. T. In: Nürnberger Gestalten aus neun Jh. Ein Heimatbuch zur -Jahrfeier der ersten urkundlichen Erwähnung Nürnbergs. Hg. v. Stadrat zu Nürnberg. Nürnberg , S. –. – Ludwig Grote: Die Tucher. Bildnis einer Patrizierfamilie. München , S. , f. – Wilhelm Schwemmer: Das Mäzenatentum der Nürnberger Patrizierfamilie Tucher vom .–. Jh. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –. – Helmut Haller von Hallerstein: Nürnberger Geschlechterbücher. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –, hier S. . – Peter Fleischmann: Das Bauhandwerk in Nürnberg vom . bis zum . Jh. Nürnberg , S. f., f. u. ö. – Paul-Gerhard Franke/Adolf Kleinschroth: Kurzbiographien Hydraulik und Wasserbau. Persönlichkeiten aus dem deutschsprachigen Raum. München , S. . – Unter Dach und Fach. Häuserbauen in Franken vom . bis ins . Jh. Hg. v. Konrad Bedal/Herbert May. Bad Windsheim , S. f. u. ö. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. – Matthias Kirchhoff: Gedächtnis in Nürnberger Texten des . Jh. Gedenkbücher, Brüderbücher, Städtelob, Chroniken. Nürnberg , S. f. u. ö. – Vgl. auch die Lit. zu Berthold III. T. MM
Georg von Ehingen Georg von Ehingen (auch: Jörg von E.), * um Hohenentringen, † .. Kilchberg (heute zu Tübingen). – Ritter, Rat, Verfasser einer Autobiographie. Der Sohn eines württembergischen Rats stammte aus einem schwäbischen Rittergeschlecht. Er wurde seit zunächst in Innsbruck am Hof Eleonores von Österreich erzogen und war dann Kammerherr. reiste er zur Krönung von Ladislaus Postumus nach Prag, wo G. zum Ritter geschlagen wurde. – unternahm er eine Reise nach Rhodos, Zypern und Palästina. Unterwegs kämpfte er auf Rhodos gegen die Türken, besuchte Jerusalem und war vorübergehend Gefangener der Araber. Anschließend hielt er sich am Hof in Rottenburg am Neckar auf. Dort wurde er Kämmerer und Mitglied des Salamanderordens. begab sich G. erneut auf eine ausgedehnte Reise, die ihn nach Frankreich, Spanien, Portugal, England und Schottland führte. Unterwegs besuchte er mehrere Königshöfe und kämpfte in Cauta gegen die Mauren. Er kehrte wahrscheinlich in seine Heimat zurück. Ab spätestens stand G. in württembergischen Diensten. Er wurde Obervogt und Burghauptmann in Tübingen, Hausvogt von Graf Eberhard im Bart. – war er Landvogt für die Grafschaft Mömpelgard. Weitere Reisen führten G. u. a. als Brautwerber nach Mantua und in gleicher Funktion nach München. – war er wieder Tübinger Obervogt und – Regentschaftsrat. Außerdem hatte G. leitende Funktionen im Schwäbischen Bund inne; – war er Hauptmann im Neckarviertel und seit Bundeshauptmann. Seinen Lebensabend verbrachte G. auf Schloss Kilchberg. G. verfasste eine Autobiographie, die in der Überlieferung unter dem Titel Reisen nach der Ritterschaft rmiert. Der dt. Prosatext ist nur in wenigen Handschriften mit Schwerpunkt im . Jh. erhalten. Er ist mit einer Familienchronik von G.s Enkel Sigmund von Hornstein (–) überliefert. Die Papierhandschriften S und I enthalten auch Pergamentblätter mit Illustrationen. Dargestellt sind neun Herrscher, denen G. auf seinen Reisen begegnet sein will – u. a. die Könige Karl VII. von Frankreich, Alfons V. von Portugal, Heinrich VI. von England und Jakob II. von Schottland. Der eigentliche Text beschreibt neben Ereignissen aus G.s Leben auch seine Fahrten und ist daher als ma. Reisebericht von Interesse. So enthält die Schrift ausführliche Schilderungen hö scher Sitten
Georg von Ehingen und Festlichkeiten in den von G. besuchten Ländern. Der Text erlaubt zudem einen Einblick in G.s dynamisches Verständnis von Rittertum. Nicht das Leben des Hö ings erscheint ihm erstrebenswert, sondern die Bewährung in der Fremde. Mehrere Charakteristika unterscheiden G.s Text von vielen anderen Reiseberichten. So erwähnt er weder den Ritterschlag am Heiligen Grab noch die Namen heiliger Stätten. Auch griff G. nach heutiger Kenntnis nicht auf fremde Quellen zurück. Die Sprache von G.s Autobiographie gilt als einfach, aber lebendig. Das Werk blieb trotz seiner Qualitäten jedoch ohne Rezeption. Im Zuge der zunehmenden Beschäftigung mit Reiseberichten wurde der Text von der Forschung wiederentdeckt. Mit seinem Sohn Rudolf erstellte G. gegen Ende seines Lebens noch das Vogt Gerichtbuch, auch rechtlich Ordnung und Satzung (), eine Sammlung von Rechtsvorschriften für Kilchberg. Ü: S: Stuttgart, LB, cod. Hist. ° , Bll. (Pap. und Perg., drittes Viertel . Jh. bis um ). – I: Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Dip. , Bll. (Pap. und Perg., drittes Viertel . Jh., schwäbisch). – S: Sigmaringen, Fürstlich Hohenzollernsche Hofbibl., H (Abschrift von ). – S: Ebd., cod. HB V , Bll. (Pap., –, schwäbisch). Vgl. u. a. Ehrmann (s. Ausg.). – Halm (s. Lit.). A: . Reisebericht: Des schwäbischen Ritters G. v. E. Reisen nach der Ritterschaft. Hg. v. Franz Pfeiffer. Stuttgart . – Reisen nach der Ritterschaft. Edition, Unters., Komm. Hg. v. Gabriele Ehrmann (GAG ). Bde. Göppingen . – Die Ritteridee in der dt. Lit. des MA. Eine kommentierte Anthologie. Hg. v. Jörg Arentzen/Uwe Ruberg. Darmstadt , S. f. (Teilausg.). – Herbers/Plötz (s. Lit.; Teilausg.). – Online-Faks. von Hs. S: http:// digital.wlb-stuttgart.de/purl/bsz. . Vogt Gerichtbuch: Monumenta Hohenbergica. Urkundenbuch zur Gesch. der Grafen von Zollern-Hohenberg und ihrer Grafschaft. Hg. v. Ludwig Schmid. Stuttgart , S. –. Ü: The Diary of Jörg v. E. Hg. v. Malcolm Letts. London . L: Wilhelm von Heyd, ADB () S. –. – Hans Jänichen, NDB () S. f. – G. Ehrmann, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Dietrich Huschenbett: Hermann von Sachsenheim. Ein
. Hälfte . Jh. Beitr. zur Literaturgesch. des . Jh. Berlin , S. –. – Wolfgang von Stromer: Die Bildnisse des Ehinger und des Peter Stromair und G. v. E.s ‹Reisen nach der Ritterschaft›. In: Waffenund Kostümkunde () S. –. – Horst Wenzel: Hö sche Gesch. Literarische Tradition und Gegenwartsdeutung in den volkssprachigen Chron. des hohen und späten MA. Bern u. a. , S. –, –. – G. Ehrmann: Die Fürstenbilder in den Hss. der Autobiogr. G.s v. E. in der Ehingischen Familienchronik. Die Bildnisse des Ladislaus Posthumus und Karls VIII. von Frankreich in der Bibl. Nationale und die Kupferstiche des Dominicus Custodis. In: Lit. und bildende Kunst im Tiroler MA. Die Iwein-Fresken von Rodenegg und andere Zeugnisse der Wechselwirkung von Lit. und bildender Kunst. Hg. v. Egon Kühebacher. Innsbruck , S. –. – Ulrich Müller: G. v. E., ‹Reisen nach der Ritterschaft›. Eine Autobiogr. des . Jh. In: ebd., S. – (wieder in: Ders.: Ges. Schr. zur Literaturwiss. Bd. . Hg. v. Margarete Springeth [GAG /]. Göppingen , S. –). – G. v. E. Hö ing, Ritter, Landvogt. Eine Ausstellung im Winter / . Städtische Slg., Universitätsstadt Tübingen. Hg. vom Kulturamt Tübingen. Text v. Ehrenfried Kluckert. Tübingen . – Schwäbische Mannsbilder. G. v. E. in Schilderungen und eigenen Texten. Hg. v. Diethard H. Klein. Bearb. v. Teresa Müller-Roguski. Mühlacker/Irdning . – Europäische Reiseber. des späten MA. Eine analytische Bibliogr. Bd. : Dt. Reiseber. Bearb. v. Christian Halm. Hg. v. Werner Paravicini. Frankfurt/M. u. a. , S. f. (Nr. ), – (Nr. ). – Klaus Herbers/Robert Plötz: Nach Santiago zogen sie. Ber. von Pilgerfahrten ans ‹Ende der Welt›. München , S. –. – Andres Betschart: Zwischen zwei Welten. Illustrationen in Ber. westeuropäischer Jerusalemreisender des . und . Jh. Würzburg , S. –. – Susanna Schmidt: G. v. E., ‹Reisen nach der Ritterschaft›. Stil und Darstellungsmuster einer Ritterbiogr. am Übergang vom späten MA zur frühen Neuzeit. Diss. Bonn . – Almut Höfert: Der Krieg in der Individualperspektive von reichsstädtischem Patriziat und Adel im SpätMA. Die Beispiele Nürnberg, Frankfurt und G. v. E. In: Krieg und Verbrechen nach spätma. Chroniken. Hg. v. Christoph Heiduk u. a. Köln u. a. , S. –. – G. I. v. E. –. Leben und Taten, Familie und Besitz, Stifter und Schlichter. Hg. v. Karl Kraus/Christa
. Hälfte . Jh. Freifrau von Tessin. Kilchberg . – W. Paravicini: G. v. E.s Reise vollendet. In: Guerre, Pouvoir et Noblesse au Moyen Âge. FS Philippe Contamine. Hg. v. Jacques Paviot/Jacques Verger. Paris , S. –. – Horst Brunner: ‹Dulce bellum inexpertis›. Bilder des Krieges in der dt. Lit. des . und . Jh. Wiesbaden , S. –. – Werner Rösener: Reise- und Länderbeschreibungen in autobiographischen Zeugnissen des Adels im SpätMA. In: Erkundung und Beschreibung der Welt. Zur Poetik der Reise- und Länderber. Vorträge eines interdisziplinären Symposiums vom . bis . Juni an der Justus-Liebig-Univ. Gießen. Hg. v. Xenja von Ertzdorff/Gerhard Giesemann. Amsterdam u. a. , S. –. – Günther Bärnthaler: ‹Reisen nach der Ritterschaft›. War G. v. E. ein Held? Schülerinnen und Schüler arbeiten an ihrer Geschlechtsidentität. In: JOWG () S. –. – Mark Mersiowsky: Adlige Sozialisation im spätma. Süddtl. In: Gelungene Anpassung? Adelige Antworten auf gesellschaftliche Wandlungsvorgänge vom . bis zum . Jh. Zweites Symposion ‹Adel, Ritter, Ritterschaft vom HochMA bis zum Modernen Verfassungsstaat› (./. Mai , Schloß Weitenburg). Hg. v. Horst Carl/Sönke Lorenz. Ost ldern , S. –. – Jan Hirschbiegel: G. v. E. und Eleonore von Schottland – Pontus und Sidonia. Ein Reiseber. und (s)eine (geheime) Botschaft? In: Relations, Échanges, Transferts en Occident au Cours des Derniers. FS Werner Paravicini. Hg. v. Bernard Guenée/Jean-Marie Moeglin. Paris , S. –. – Constanza Cigni: Il Viaggio per le Corti d’Europa. Il Diario di G. v. E. In: Hinc illae lacrimae! FS Carmen Maria Radulet. Hg. v. Gaetano Platania. Viterbo , S. –. – C. Cigni: I Forestierismi nel Diario di Viaggio di G. v. E. In: Il Tedesco Superiore. Tradizione Scritta e Varietà Parlate. Hg. v. Elisabetta Fazzini. Alessandria , S. –. MM Gossembrot, Sigmund (auch: Gossen-, Cosmiprot; Sigmund), * Augsburg, † .. Straßburg. – Frühhumanist. G. entstammt neben zwei Geschwistern einer bis in Augsburg nachweisbaren Patrizierfamilie; sein Vater Sigismund starb bereits . G. war ab in Wien immatrikuliert, wo er u. a. bei dem Scholastiker Konrad Säldner studierte, gegen den er / polemisierte. In das Jahr elen neben dem Abschluss des Studiums (bacc. art.)
Gossembrot sowohl der Tod der Mutter Anna, geb. Minner, als auch die Eheschließung mit der wohlhabenden Ursula Arzt, über die nichts weiter bekannt ist; womöglich lassen sich Zusammenhänge darin sehen, dass die Mutter Teile des Familienvermögens in die Handelsgesellschaft Arzt investiert hatte. Bis jedenfalls versuchte sich S. G. leidlich erfolgreich als teilhabender Kaufmann in Handel und Geldgeschäften. Ab ist er, verschiedene Ämter innehabend, als Mitglied des Augsburger Stadtrats nachweisbar, etliche Jahre als Richter, einige als Siegler, zusammen mit Georg Strauß als Bürgermeister, aber auch als Barchent- oder Weinungelter, Hochzeitmeister, Wollschauer, Fundkindp eger, Klagschatzer etc. G. zählt mit nur wenigen eigenen Werken zu den Augsburger Laienschreibern und literaten Humanisten (Henkel ), vor allem aber gilt er als Wissenschaftsförderer wie als wichtiger Vertreter und Initiator des Augsburgischen Humanistenkreises («Sodalitas Litteraria Augustana») und damit der frühhumanistischen Bewegung in Deutschland. Er stand im Austausch u. a. mit Peter von Schaumberg, Valentin Eber, Thomas Ödenhofer, Wilhelm von Reichenau und Hieronimus Rotenpeck. Ausgebaut wurde der Kreis ab ; hinzu kamen Hermann → Schedel, Sigismund → Meisterlin, Laurentius Blumenau. In diesem Zusammenhang entstand auch Meisterlins Augsburger Chronik. Insbesondere die überlieferten umfangreichen Briefwechsel geben über die Augsburger «congregatio» (so Blumenau, vgl. Boockmann, S. ) Auskunft. Religiös motiviert gab G. am .. seine Ämter und das Augsburger Bürgerrecht auf und trat für den Rest seines Lebens in das von Rulman → Merswin gestiftete Johanniterkloster zu Straßburg ein, wo er allerdings sowohl seine Studien weitertrieb als auch Kontakte aufrechterhielt bzw. z. B. zu Peter Schott, → Geiler von Kaysersberg, Ludwig Dringenberg und vielleicht zu Jakob Wimpfeling neu knüpfte. Dort wird er die meisten seiner Bücher zu Antike, Theologie und italienischem Humanismus erworben und auch etliche rhetorische Lehrbücher («ars dicendi», «rhetorica», «grammatica» etc.) abgeschrieben haben. S. G. hinterließ die drei Söhne Ulrich, Sigmund und Georg sowie die vier Töchter Anna, Ursula, Sibylla und Agatha. Sigmund und Ulrich studierten in Italien, Letzterer – in Padua und Ferrara bei Guarino; Sigmund und Georg wurden am .. durch → Maximilian in den Adelsstand
Gossembrot erhoben (Ulrich war bereits verstorben); Sibylla verfasste Stegreifgedichte, betrieb eine umfangreiche Briefkorrespondenz und erbte vom Vater Handschriften gelehrten Inhalts; Joachimsohn plädiert dafür, dass die Handschrift München, BSB, Cgm von G. an Anna weitergegeben worden sein könnte; Agatha trat in das Colmarer Dominikanerinnenkloster ein. Das hauptsächliche Schaffen G.s bestand einerseits im Aufbau einer Bibliothek, andererseits in der P ege einer umfassenden Korrespondenz. Seine eigenen Gelegenheitsschriften sind unerheblich, bekannt ist u. a. eine Votivtafelwidmung für St. Moritz in Augsburg, Clm und , abgedruckt bei Schädle ; Wattenbach überliefert ein möglicherweise G. zuzuschreibendes Lied (nach einer varianten Abschrift in Berlin, SBB-PK, Ms. theol. lat. fol. , v). Der Großteil der umfangreichen Bibliothek G.s mit humanistischen, theologischen und religiösen Schwerpunkten dürfte in Straßburg entstanden sein; Handschriften konnten als ihm zugehörig identi ziert werden (Joachimsohn ; Beutler ; Schädle ), zum Teil wird G. diese von seinem Studium in Wien mitgebracht haben. Ein verschlungenes S und ein G verweisen auf den Besitzer, so z. B. in München, BSB, Cgm , Clm – und Clm (Schnell ). Ü: Handschriften (Auswahl): London, British Library, Cod. Add. , v; die hier einem dt. Spruch über Beichtvätermangel zugeschriebene Verfasserschaft G.s («Gosseprot») ist ungeklärt geblieben. Heidelberg, UB, Cpg ; Einträge nach : Buchhandelsanzeige Diebold Laubers, lat. und dt. Kurztexte, Randnotizen (Schneider ). München, BSB, Cgm ; Augsburgisches Wappenbuch, . Mit einer Familienchronik (r–v), verschiedenen Briefwechseln (s. u.) und Urkunden gilt die Hs. als wichtigste biographische Quelle. Die Wappen der Stadt, der Geschlechter und Zünfte verorten das Geschlecht der Gossembrot repräsentativ innerhalb Augsburgs (Schädle ; Johanek ). München, BSB, Cgm ; laut Schreibervermerk von (v) kopierte G. bereits als Vierzehnjähriger Hss. München, BSB, Clm (Aug. Franc. ); «Sigismundi Gossenbrot Augustani liber adversariorum»; lat. und dt. Verse, Briefe, Rhetorik,
. Hälfte . Jh. von ihm gesammelt, zum Teil auch geschrieben, mit zahlreichen Randbemerkungen (Wattenbach ; Hammerstein ; Schneider ), um (Hammerstein ); eine eingebundene Lage (r–v) zeigt einen durch verschiedene Totentänze beein ussten, illustrierten Totentanz von fremder Hand, aber durch G. glossiert (Warda ), zwei Blockbücher (Heidelberg, Cod. Pal. germ. (–) und München, Xylogr. ) stehen in unmittelbarem Zusammenhang. München, BSB, Clm ; Sermones-Hs., um (v) (Hauke ). München, BSB, Clm ; Pastorale Sammelhs. (lat. katechetische Texte, geistl. Gedichte, Dicta, Proverbia) aus G.s Augsburger Bibliothek, vor von G. und Bernhard von Nördlingen bearbeitet (Hauke ; Schneider ). Wien, ÖNB, Cod. ; G. schrieb ein vom Straßburger Bürger Hans Erhart → Tüsch verfasstes und G. selbst gewidmetes dt. Lied ab, dessen Anfangssilben der . und . Strophe «Sigmund» ergeben; von G.s lat. Antwortgedicht zeugen auf derselben Seite (v) nur noch die Überschrift «Sequitur carmen a me in predictum [...] editum» und eine Vorbemerkung; das folgende Blatt der Handschrift wurde herausgeschnitten; zwischen und «Antigameratus», lat.-dt. (r–r) (Schneider ). Wolfenbüttel, HAB, Cod. . . Aug. °; lat.dt. Sammelhandschrift des . Jh. (); auf dem Vorderdeckel u. a. der Eintrag «Testamento de fratre Sigmundo» (Heinemann ). Briefe: Zur Chronographia Augustensium des Sigismund Meisterlin verfasster Widmungsbrief an den Augsburger Bischof Peter von Schaumberg, / [Augsburg ..?]: Augsburg, SuStB, Cod. Aug. (Joachimsohn , Nr. ). – Am .. schloss Meisterlin die Chronographia mit der Vorrede in Form eines traditionellen Widmungsbriefs an G. ab (Joachimsohn ; danach Schädle ). G. war Auftraggeber der dem Augsburger Rat überreichten dt. Bearbeitung der Chronik (Johanek ; Weber ) und selbst der Verfasser der Widmungsepistel an den Augsburger Bischof (Müller ). Briefwechsel mit Konrad Säldner von Rottenacker, – (unvollständig): München, BSB, Clm , –, , – u. a.; ebd., Clm , , u. a.; kommentierte Auszüge in Wattenbach . – Die Streitbriefe vom
. Hälfte . Jh. .. (dieser erste Brief an Säldner ist verschollen), .., .. und Dezember zwischen dem Wiener Theologieprofessor Konrad Säldner und G. sowie dessen Sohn Ulrich diskutieren ergebnislos in der Hauptsache die Gefährlichkeit bzw. Berechtigung der neuen, humanistischen Bildungsideale sowie die Geltung und Wahrheit der Dichtung im Vergleich zur Theologie (Großmann ). Sie gelten als «das erste literar. Dokument der Auseinandersetzung um die Berechtigung des Humanismus in Deutschland» (Tenberg ). Brief von Thomas Oedenhofer aus München: München, BSB, Clm , v (Wattenbach ; Schädle ). Briefe von Hermann Schedel aus Augsburg: München, BSB, Clm ; gedruckt in Hermann Schedels Briefwechsel . – , lat. «Glückwunsch zur erlangten bürgermeisterwürde» (fol. ; Nr. ); [], lat. «Lob der amtsführung» und «Klage über die lage der stadt» in humanistischer Überschwänglichkeit, Gedanken an Gott und Seelenheil (fol. ; Nr. ); .., lat. Trostbrief zum Tod Ulrich Gossembrots (fol. ; Nr. ). Briefwechsel mit Hieronymus Rotenpeck aus Rebdorf: München, BSB, Clm (Abschrift Hartmann Schedels) und Clm (Abschrift Valentin Ebers [?], aus Peutingers Besitz); abgedruckt in Hermann Schedels Briefwechsel . – An G.; Rom .., lat. «Glückwunsch zur erlangten bürgermeisterwürde und ratschläge für die zukunft» (Clm , fol. –b; Clm , fol. ff.; Nr. ); von G., Augsburg , lat. Antwort auf dessen Glückwünsche (Clm , fol. b–; Clm , fol. ff.; Nr. ). Brief an Peter von Schaumberg, Bischof von Augsburg, Augsburg ..: München, BSB, Clm , fol. (Abschrift Hartmann → Schedels); Hermann Schedels Briefwechsel , Nr. . – Lat. Bitte um eine Pfründe für den Sohn Ulrich. Briefwechsel mit Ulrich Gossembrot: München, BSB, Clm , fol. – (fol. –: «Udalrici Gossembrot ad Hermannum Schedel epistola a. , eiusdem duae aliar ad patrem suum, a. .»); Hermann Schedels Briefwechsel , Nr. ; an S. G., Padua .., Dank an den Vater für seine Bemühungen, lat. Lob mit → Cicero-Zitat, Nachrichten. Briefe von Valentin Eber aus Wien: München, BSB, Clm (Abschrift Hartmann Schedels; «Sigismundi et Udalrici Gossembrot Augustanorum
Gossembrot epistolae» [fol. –, –]; abgedruckt in Hermann Schedels Briefwechsel ; ... – Lat. «Nachrichten über politische und persönliche verhältnisse. Mahnung zur einigkeit», Mitteilung, dass alle für G.s Sohn Ulrich geeigneten Stellen besetzt seien (fol. v; Nr. ; Schädle ); .., lat. «Politische und persönliche nachrichten» (fol. v; Nr. ); Wien .., lat. «Ablehnung einer littera invectiva Gossembrots. Politische Nachrichten» (fol. ; Nr. ). Brief an Andreas Kaufringer, : München, BSB, Clm (Windberg ), r; unediert. – «f. Thomae Odenhofer rectoris scolarum in Augusta et Andreae Kaufringer de Augusta et S. Gossembrot de Augusta epistolae a. –.» (Halm ). Andreas Kaufringer «wurde in Wien Bakkalaureus, wozu ihn Gossenbrot beglückwünschte» (Schädle ). Brieftraktat an Ludwig Dringenberg, : München, BSB, Clm , fol. v (Wattenbach ; Rupprich ). – G. wendet sich in humanistischem Selbstverständnis und indem er Dichter wie → Petrarca und Enea Silvio → Piccolomini neben ma. legitimierten Autoritäten wie → Augustinus, → Beda, → Gerson, → Hrabanus Maurus, Laktanz und anderen gelten lässt, gegen Dringenbergs Unterscheidung von «poesis» und «theosis», «doctrina mundana» und «doctrina divina» (Tenberg ). Dringenberg war – Rektor der europaweit anerkannten Lateinschule in Schlettstadt und damit kein geringer Gegner G.s. Briefwechsel mit Ludwig Rad: Joachimsohn , S. ff., u. . – «Längere Zeit war in der bischö ichen Kanzlei in Augsburg auch der durch seine humanistischen Neigungen bekannte Ludwig Rad tätig, der in einem Brief an Gossenbrot auf das, was er diesem dort zu verdanken hatte, zu sprechen kam. Häu ger Gedankenund Büchertausch verband die beiden auch noch, nachdem Rad von Augsburg fortgekommen war.» (Schädle , S. ). Briefwechsel mit Sigismund Meisterlin, lat. – Sieben der überlieferten Briefe Meisterlins entstammen der Korrespondenz mit G. (Müller , S. ). – Vorrede zur Chronik im Brief an G., Augsburg .., Augsburg, SuStB, Cod. Aug. (Joachimsohn , Nr. ), Briefe von G., Augsburg c. , München, BSB, Clm , fol. (ebd., Nr. ), zwei Briefe von G.[?], Wien, ÖNB, Cod. , fol. b (ebd., Nr. und );
Gossembrot ein Brief an G., Padua , Cod. , fol. b (ebd., Nr. ), weitere Briefe von G. aus Straßburg [], München, BSB, Clm , fol. b (ebd., Nr. ), .., Clm , fol. , unvollständig in St. Chr. , Nr. (ebd., Nr. ), .., Clm , fol. , Auszug in St. Chr. , Nr. (ebd., Nr. ). Briefwechsel mit Peter Schott (Cowie , Nr. ; ). L: Friedrich Roth, ADB () S. –. – Friedrich Blendinger, NDB () S. f. – Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –. – Reinhard Tenberg/Red., Killy () S. f. – Wilhelm Wattenbach: Peter Luder, der erste humanistische Lehrer in Heidelberg. In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins () S. –; vgl. auch ebd. () S. –. – Ders.: S. G. als Vorkämpfer der Humanisten und seine Gegner. In: ebd. () S. –. – Ders.: Ulrich Gossembrot. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit. NF () S. –; NF () S. f. – Hermann Schedels Briefwechsel (–). Hg. v. Paul Joachimsohn. Tübingen . – Catalogus codicum latinorum Bibliothecae Regiae Monacensis ,: Codices num. –. München , S. –. – P. Joachimsohn: Aus der Bibl. S. G.s. In: Centralbl. für Bibliothekswesen () S. –, –. – Ders.: Zur städtischen und klösterlichen Geschichtsschreibung Augsburgs im fünfzehnten Jh. Bonn . – Ders.: Die humanistische Geschichtsschreibung in Deutschland. H. : Die Anfänge: Sigismund Meisterlin. Bonn , S. –, – u. ö. – Ders.: Frühhumanismus in Schwaben. In: Württembergische Vierteljahresschr. für Landesgesch. NF () S. –, –. – Die Augusteischen Hss. Bd. : Cod. Guelferbytanus . Augusteus ° bis . Augusteus °. Hg. v. Otto von Heinemann. Frankfurt/M. [= ], S. –. – Karl Großmann: Die Frühzeit des Humanismus in Wien bis zu Celtis Berufung . In: Jb. für Landeskunde von Niederösterreich. NF () H., , S. –. – Ernst Beutler: Forschungen und Texte zur frühhumanistischen Komödie. Hamburg , S. –, f. u. ö. – Hans Rupprich: Humanismus und Renaissance in den dt. Städten und an den Universitäten. Leipzig (Nachdr. Darmstadt ). – Jakob Strieder: Zur Genesis des modernen Kapitalismus. Forschungen zur Entstehung der großen bürgerlichen Kapitalvermögen am Ausgang des MA
. Hälfte . Jh. und zu Beginn der Neuzeit, zunächst in Augsburg. München/Leipzig , S. –. – Klaus Schädle: S. G., ein Augsburger Kaufmann, Patrizier und Frühhumanist. Diss. München . – Friedrich Zoep : Der Humanismus am Hof der Fürstenbischöfe von Augsburg. In: Hist. Jb. () S. –, bes. S. f. – Friedrich Heer: Augsburger Bürgertum im Aufstieg Augsburgs zur Weltstadt (–). In: Augusta –. Forschungen und Stud. zur Kultur- und Wirtschaftsgesch. Augsburgs. München , S. –, bes. S. ff. – Götz Freiherr von Pölnitz: Augsburger Kau eute und Bankherren der Renaissance. In: ebd., S. –, bes. S. ff. – F. Blendinger: Ulrich Artzt (um –). In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben () S. –. – Brigitte Ristow: Unters. zu Sigismund Meisterlins Widmungsbriefen an S. G. In: PBB (Tüb.) () S. –. – The Works of Peter Schott (–). Hg. v. Murray A. Cowie/Marian L. Cowie. Bde. Chapel Hill –, Bd. , S. ; Bd. , S. , , f., u. ö. – Hartmut Boockmann: Laurentius Blumenau. Fürstlicher Rat – Jurist – Humanist (ca. –). Göttingen u. a. , S. –. – Heinz-Otto Burger: Orthodoxae dei viro venerabili et perperito. Ein Humanistenbrief. In: FS Gottfried Weber. Hg. v. dems./Klaus v. See. Bad Homburg u. a. , S. –. – Samuel Peter Jaffe: Nicolaus Dybinus? Declaracio oracionis de beata Dorothea: studies and documents in the history of late medieval rhetoric. Wiesbaden , S. –. – Hermann Hauke: Kat. der lat. Hss. der Bayerischen Staatsbibl. München: Clm –. Wiesbaden . – Wolfgang Zorn: Die soziale Stellung der Humanisten in Nürnberg und Augsburg. In: Die Humanisten in ihrer politischen und sozialen Umwelt. Hg. v. Otto Herding/Robert Stupperich. Boppard . – Karl-August Wirth: Neue Schriftquellen zur dt. Kunst des . Jh. In: StädelJb. NF () S. –. – Eckhard Bernstein: Die Lit. des dt. Frühhumanismus. Stuttgart , S. –. – Reinhold Hammerstein: Tanz und Musik des Todes: Die ma. Totentänze und ihr Nachleben. Bern/München , S. . – Bernhard Schnell: Thomas Peuntner, ‹Büchlein von der Liebhabung Gottes›. München . – Dieter Weber: Geschichtsschreibung in Augsburg. Hektor Mülich und die reichsstädtische Chronistik des SpätMA. Augsburg . – Literarisches Leben in Augsburg während des . Jh. Hg. v.
. Hälfte . Jh. Johannes Janota/Werner Williams-Krapp. Tübingen , Reg. – Peter Johanek: Geschichtsschreibung und Geschichtsüberl. in Augsburg am Ausgang des MA. In: ebd., S. –. – Karin Schneider: Berufs- und Amateurschreiber. Zum LaienSchreibbetrieb im spätma. Augsburg. In: ebd., S. –. – Augsburger Eliten des . Jh. Hg. v. Wolfgang Reinhard. Berlin , S. –. – Peter Geffcken/Rolf Kießling: G., S. In: Augsburger Stadtlex. Hg. v. Günther Grünsteudel u. a. Augsburg , S. f. [= www.stadtlexikonaugsburg.de (..)]. – Harald Müller: Habit und Habitus. Mönche und Humanisten im Dialog. Tübingen , S. ff. – Humanismus und Renaissance in Augsburg. Kulturgesch. einer Stadt zwischen SpätMA und Dreißigjährigem Krieg. Hg. v. Gernot Michael Müller. Berlin/New York , S. [Lit. zum Augsburger Frühhumanismus], [Lit. zu Petrarca und Gossembrot], – [Meisterlins ‹Chronographia›], [Lit. zum Augsburger Frühhumanismus], – [Ein uss der Mönche]. – Susanne Warda: Memento mori. Bild und Text in Totentänzen des SpätMA und der Frühen Neuzeit. Köln , S. – [mit entsprechender Forschung]. – Barbara Fleith: Remotus a tumultu civitatis? Die Johanniterkommende ‹zum Grünen Wörth› im . Jh. In: Schreiben und Lesen in der Stadt. Literaturbetrieb im spätma. Straßburg (Kulturtopographie des alemannischen Raums ). Berlin/Boston , S. –. CK Sprenger, Jakob OP, * um Rheinfelden (Kt. Aargau), † .. Straßburg. – Inquisitor, Prediger. S. schloss sich in Basel den Dominikanern an und legte die Profess ab. Ab studierte er in Köln Theologie; folgte das Lizentiat und die Promotion. Danach als Universitätslehrer tätig, war S. Dekan der Theologischen Fakultät in Köln. wurde er Prior des Kölner Dominikanerkonvents und Generalvikar von Brabant. gründete S. in Köln eine Rosenkranzbruderschaft, die offiziell approbiert wurde. Zu ihren Mitgliedern zählten Kaiser Friedrich III. († ) und der spätere Kaiser → Maximilian I. († ). Ab betreute S. als Inquisitor die Erzdiözesen Köln, Mainz und Trier. In der dt. Provinz seines Ordens war er ab Vikar und ab Provinzial. Daneben wirkte er als Visitator und Kommissar im Geist der dominikanischen Ordensreform. In S.s Todesjahr strengte Papst Alexander VI. († ) eine Untersuchung
Sprenger gegen ihn an, die aber auf Bitten Maximilians I. eingestellt wurde. S. unterhielt u. a. Kontakte zu Johannes Reuchlin, der ihm auch eine NestoriusÜbersetzung widmete. S. hinterließ mehrere Schriften in dt. Sprache. In Handschriften und Drucken ist das um / entstandene Büchlein der Kölner Rosenkranzbruderschaft überliefert, ein dt. Prosatext mit teils lat. Zwischenüberschriften und einigen Illustrationen. Das in der Einleitung mit einer Eigennennung S.s versehene Werk entstand im Zusammenhang mit der von ihm initiierten Kölner Bruderschaft. Das Büchlein enthält Informationen über die Umstände von deren Gründung und teilt die Statuten der Rosenkranzbruderschaft mit. Der zweite Teil des Werks ist als Sterbebüchlein mit Prosagebeten gestaltet. Ab der zweiten Au age wurden dem Text, der S.s Abgrenzung der Bruderschaft von vergleichbaren Gemeinschaften zeigt, die Rosenkranzgeheimnisse hinzugefügt. Beitrittsvoraussetzungen, nanzielle Beiträge und ähnliche Formalitäten waren in der Kölner Organisation auf ein Mindestmaß reduziert, was die Bruderschaft auch für einfache Bürger attraktiv machte. Erhalten ist ferner eine dt. Predigt S.s von , die sich mit dem Evangelisten Johannes beschäftigt. Auf der Grundlage von Bibelpassagen werden Johannes’ Weisheit, Treue und anderen Tugenden gelobt. Aus dem Jahr ist eine weitere dt. Predigt S.s überliefert (Sermon an unser frawen visitacio tag), die anlässlich von Mariä Heimsuchung entstand und sich mit der Liebe zu Vater und Mutter beschäftigt. Daneben sind auch lat. Werke S.s bekannt: Der wie die Predigten nur handschriftlich überlieferte Sentenzenkommentar Commentarium in IV librum sententiarum wird auf die Zeit zwischen und datiert. Frühestens erschien dann in Köln als Einblattdruck ein Bruderschaftsbrief des Dominikanerordens, der ebenfalls S. zugeschrieben wird. Höchst umstritten ist S.s Beteiligung am lat. Malleus male carum. Das entstandene Handbuch beschäftigt sich in scholastischer Form mit der Hexerei und deren Bekämpfung. Der Text gewann große Popularität und erfuhr zahlreiche Neuauflagen. Hauptautor des Malleus war der Dominikaner und Inquistitor Heinrich → Institoris. Dieser behauptete eine Mitwirkung S.s an der Abfassung des Werks, was von der neueren Forschung jedoch häu g abgelehnt wird. Vielmehr gilt Institoris’ Äußerung als Versuch, den Text durch Assoziation mit
Sprenger einer angesehenen Autorität wie S. zu legitimieren. Tatsächlich bekämpfte S. seinen Ordensbruder Institoris und dessen Umtriebe in den achtziger und neunziger Jahren des . Jh. scharf, was eine Kooperation der beiden Dominikaner unwahrscheinlich macht. Auch passt der religiös-misogyne Eifer des Werks nicht zu S.s zurückhaltender Praxis als Inquisitor. S.s Nachfolger als Kölner Prior bestritt ausdrücklich eine Beteiligung seines Vorgängers an dem Text. Auf den Titelblättern der Malleus-Drucke erscheint S.s Name erst ab . Bis in die Neuzeit wurde er dann allgemein als Mitautor des Werks angesehen. Eine endgültige Aussage über S.s eventuelle Beteiligung am Malleus ist bislang nicht möglich. Ü: . Dt. Büchlein der Kölner Rosenkranzbruderschaft: Berlin, SBB, mgo , r–v (spätes . Jh.). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, cod. , v–v (–). . Dt. Johannespredigt: Engelberg, Stiftsbibl., cod. , r–v (). . Dt. Marienpredigt: Heidelberg, Helko Eis, Privatslg., Hs. (früher Schriesheim bei Heidelberg, Slg. Eis, cod. ), v–v (, gekürzt). . Lat. Sentenzenkomm.: Eichstätt, UB, cod. , r–v (frühestens –). Vgl. u. a. Lotte Kurras: Die dt. ma. Hss. : Die literarischen und religiösen Hss. (Kat. des Germ. Nationalmuseums Nürnberg /). Wiesbaden , S. –. – Schnyder (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. D: . Dt. Büchlein der Kölner Rosenkranzbruderschaft: [Augsburg: Johann Bämler, um ] (GW M). – [Basel (?): Bernhard Richel (?), nicht vor ..] (GW M). – Augsburg: Johann Bämler, (GW M). – [Venedig (?), (?)] (GW M; italienische Fassung). . Lat. Bruderschaftsbrief des DominikanerOrdens: [Köln: Ulrich Zell, nicht vor ..] (GW M). Vgl. GW (online). A: . Dt. Büchlein der Kölner Rosenkranzbruderschaft: Jakob H. Schütz: Die Gesch. des Rosenkranzes unter Berücksichtigung der Rosenkranz-Geheimnisse und der Marien-Litaneien. Paderborn , S. – (Teilausg.). – Quellen zur Gesch. der Kölner Laienbruderschaften vom . Jh. bis /. Bd. . Bearb. v. Klaus Militzer. Düsseldorf , S. –. – Online
. Hälfte . Jh. Faks. von GW M und GW M: http:// daten.digitale-sammlungen.de/. . Dt. Johannespredigt: André Schnyder: J. S.s Predigt auf Johannes Evangelist (). Edition und Beitr. zur Interpretation. In: ZfdA () S. –. . Dt. Marienpredigt: Peter Renner: Spätma. Klosterpredigten aus Nürnberg. In: AfK () S. –, hier S. f. . Lat. Bruderschaftsbrief des DominikanerOrdens: Online-Faks. von GW M: http:// tudigit.ulb.tu-darmstadt.de/show/inc-ii-. L: Johann von Schulte, ADB () S. . – Joachim Vennebusch, MarLex. () S. f. – De Boor/Newald / () S. . – Ingo Ulpts, LexMA () Sp. . – A. Schnyder, VL () Sp. – (mit weiterer Lit.). – K. Militzer, LThK () Sp. . – MarcAeilko Aris, KNLL () S. f. – Wolfgang Behringer, NDB () S. f. – Josef Hansen: Quellen und Unters. zur Gesch. des Hexenwahns und der Hexenverfolgungen im MA. Bonn (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. –, –. – Hans-Christian Klose: Die angebliche Mitarbeit des Dominikaners J. S. am ‹Hexenhammer› nach einem alten Abdinghofer Brief. In: Paderbornensis ecclesia. FS Lorenz Kardinal Jäger. Hg. v. Paul-Werner Scheele. Paderborn , S. –. – Gilles G. Meersseman/Gian Piero Pacini: Ordo Fraternitatis. Confraternite e pietà dei laici nel medioevo. Bd. . Rom , S. –. – Thomas Kaeppeli: Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi. Bd. . Rom , S. –. – Erich Meuthen: Kölner Universitätsgesch. Bd. . Köln u. a. , S. –. – Walter Rummel: Die Anfänge der Hexenverfolgung im Trierer Land. Alte und neue Quellen. In: Landeskundliche Vierteljahrsbll. () S. –. – Malleus Male carum (Litterae , ). Hg. v. A. Schnyder. Bde. Göppingen –. – Malleus male carum , mit Bulle und Approbatio. Hg. v. Günter Jerouschek. Hildesheim u. a. . – Schnyder (s. Ausg.). – Der Hexenhammer. Hg. v. G. Jerouschek/W. Behringer. München . . – W. Behringer: Heinrich Kramers ‹Hexenhammer›. Text und Kontext. In: Frühe Hexenverfolgung in Ravensburg und am Bodensee. Hg. v. Andreas Schmauder. Konstanz , S. –. – K. Militzer: Kölner Bruderschaften am Übergang vom MA zur
. Hälfte . Jh. Neuzeit. Beharren und Neuansätze. In: Rheinische Vierteljahrsbll. () S. –. – Siegfried Schmidt: Die Entstehung der Kölner Rosenkranzbruderschaft von . In: Der heilige Rosenkranz. Eine Ausstellung der Diözesan- und Dombibl. Köln [...]. Hg. v. Heinz Finger. Köln , S. –. – Rebekka von Mallinckrodt: Struktur und kollektiver Eigensinn. Kölner Laienbruderschaften im Zeitalter der Konfessionalisierung. Göttingen , S. –. – Malleus Male carum. Hg. v. Christopher S. Mackay. Bde. Cambridge u. a. . – Romy Günthart: Deutschsprachige Lit. im frühen Basler Buchdruck (ca. –). Münster/Westf. u. a. , S. – u. ö. – Peter Keller: Rosenkranz & Reihengebet. In: Edelsteine, Himmelsschnüre. Rosenkränze & Gebetsketten. Hg. v. dems./Johannes Neuhardt. Salzburg , S. –, hier S. f. – Vgl. auch die Lit. zu Heinrich → Institoris. MM Heimburg, Gregor, * um Schweinfurt, † August Wehlen/Elbe. – Jurist, Diplomat. Es wird angenommen, dass H.s Vater der viermal gewählte Bürgermeister von Schweinfurt (zwischen und ), Hans H., war, der wie sein Sohn ein viel gereister städtischer Diplomat gewesen ist, in fürstlichen Diensten stand und vermögend war. Nach Schulbesuchen in Schweinfurt (Schule der Johanniskirche?) und in Würzburg ließ H. sich zum Wintersemester / an der Universität Wien immatrikulieren. Er setzte seine Studien später in Italien fort (möglicherweise in Padua) und schloss sein juristisches Studium mit der Promotion zum Dr. iur. utr. ab (Doktor beider Rechte, des weltlichen und kirchlichen). Das Jahr der Graduierung kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden, nach Joachimsohn (, S. f.) liegt eine Promotion im Jahr nahe. Nach eigener Auskunft stieß das kanonische Recht auf H.s größtes Interesse. Noch in diesem Jahr kehrte H. nach Franken zurück, und zwar nach Nürnberg. Dort wird während des statt ndenden Reichstags Erzbischof Konrad von Mainz (–) auf den jungen Juristen aufmerksam und bestellt ihn am .. zum Generalvikar seiner Erzdiözese. Als dessen Gesandter traf H. im November auf dem Basler Konzil ein, um in einer vielgehörten Rede im Streit zwischen Konzil und Papst zu vermitteln; im Lauf der Verhandlungen wurde er stellvertretend für die Kurfürsten Wortführer in dieser Sache. Er nutzte
Heimburg die Zeit auf dem Konzil, für einige Fürsten und Städte in mehreren Rechtssachen tätig zu werden. Kaiser Sigismund (–), der ebenfalls das Konzil besuchte, gewann offensichtlich Gefallen an H., der sich ab Frühjahr in dessen Gefolge nachweisen lässt. Damit wurde Basel das Sprungbrett für H. in die höchsten Kreise der Reichs- und Kirchenpolitik, in denen er fortan wirkte und sich als ein begehrter Jurist und Diplomat etablieren konnte. Am .. verp ichtete H. sich für fünf Jahre als «Jurist und Diener» (Joachimsohn , S. ) dem Nürnberger Rat, übernahm aber in dieser Zeit auch weitere diplomatische Missionen und Rechtsgeschäfte für fürstliche Auftraggeber, wie z. B. die Kurfürsten Friedrich I. von Brandenburg (–) und Friedrich II. von Sachsen (–), für die er seine Fähigkeiten bis zu einem Jahr zur Verfügung stellte. In dieser Zeit wurde H. aufseiten der beiden Kurfürsten und gemeinsam mit dem Mainzer Gesandten Johann von Lieser († ) ein ein ussreicher Sprecher der kurfürstlichen Partei in den fortwährenden Querelen zwischen Papst und Konzil: von an, als die Kurfürsten ihre vorläu ge Neutralität in diesem Streit beschlossen, bis ins darauffolgende Jahr. Das Verhältnis H.s. zu seinem eigentlichen Dienstherrn, dem Nürnberger Rat, litt in dieser Zeit aufgrund der vielfachen Abwesenheit des Juristen, sodass der Fünf-JahresVertrag zwischen Nürnberg und H. vorerst nicht verlängert wurde, sondern H. erst am .. wieder nach Nürnberg ging (H. blieb bis in Nürnberg; seine Verträge mit der Stadt wurden zu unterschiedlichen Konditionen mehrfach erneuert: s. Joachimsohn , S. f.). An den abschließenden Verhandlungen der Kurfürsten mit Papst und Konzil , die mit der Aufhebung der Neutralität und dem Zerfall der mehrfach erneuerten Einungen und Zusicherungen der Kurfürsten untereinander schlossen (→ Kurverein von Rhense), war H. als Rat des Erzbischofs von Trier tätig (bis ); dieses Mal mit Zustimmung der Nürnberger. In Nürnberg wurde H. als eigenständig arbeitender Jurist, nicht als Stadtsyndikus, in zahlreichen Rechtshändeln tätig, u. a. in den weit über Franken hinausgreifenden Auseinandersetzungen zwischen Nürnberg und Albrecht Achilles, Markgraf von Brandenburg und Burggraf von Nürnberg (–), die in den Jahren / und – in zwei verheerende kriegerische Austräge mündeten. Als H. Anfang durch den Wegelagerer Jakob Auer im Herzogtum Bayern-München
Heimburg gefangengesetzt wird, verfasst er im Auftrag der Herzöge Ludwig von Bayern Landshut (–) und Albrecht von Bayern-München (–) ein Rechtsgutachten über das Nürnberger Landgericht, nachdem Markgraf Albrecht Achilles’ Pläne, die Zuständigkeit dieses Gerichts auch auf Bayern auszudehnen, an Schärfe zugenommen hatten. Eine wegweisende Etappe in H.s Leben war die Vertretung der Herzöge Albrecht IV. von Österreich († ), Wilhelm III. von Sachsen († ) und Siegmunds von Tirol († ) auf der Zusammenkunft im Herbst und Winter / in Mantua, zu der Papst Pius II. (–, → Piccolomini) geladen hatte, um über einen künftigen Kreuzzug gegen die in das christliche Abendland einfallenden Türken zu beratschlagen. H., der seit im Dienst Albrechts und Siegmunds stand, lehnte das päpstliche Begehren ab, machte Pius harte Vorwürfe und zog sich damit den Zorn seines einstmals feurigen Freundes im humanistischen Geist zu. In Mantua und den darauffolgenden Monaten verteidigte H. Siegmund von Tirol in dessen Auseinandersetzung mit Kardinal Nikolaus von Kues († ) um Rechtstitel im Bistum Brixen vor dem Papst. Die in diesem Zusammenhang von H. gehaltenen Appellationen fanden große Aufmerksamkeit, wurden aufgrund ihrer Popularität ins Deutsche übertragen und dürften die bekanntesten Schriftzeugnisse H.s sein. Als Pius H. und den Herzog in der zweiten Jahreshälfte exkommuniziert und Nürnberg und Würzburg aufgefordert hatte, H.s Hab und Gut zu kon szieren, und die Aufforderung ausgehen ließ, H. vor das päpstliche Gericht zu bringen, verschärfte sich der öffentliche Streit: Flugschriften des Papstes, des Kardinals und H.s kursierten in der Öffentlichkeit. H. nutzte diese Auseinandersetzung für eine grundlegende Abrechung mit dem Papsttum, indem er voll und ganz für die Konzilsidee eintrat und Pius sowohl persönlich als auch als Inhaber des päpstlichen Amtes verurteilte. Diese weit über das eigentliche Problem zielende Argumentation dürfte Grund dafür gewesen sein, dass H., als am .. Herzog Siegmund und seine Anhänger absolviert wurden, von dieser Begnadigung ausgeschlossen blieb. Aus welchen Gründen H. sich im Juni nach Prag zu dem ebenfalls häresieverdächtigen böhmischen König Georg von Podiebrad (–) begab, ist nicht überliefert: vielleicht auf Empfehlung der sächsischen Herzöge oder Martin Mairs,
. Hälfte . Jh. der lange Zeit zu den wichtigsten Diplomaten Georgs zählte, oder weil der König H.s Polemik für seine Zwecke zu nutzen gedachte. Jedenfalls war H. schon zuvor, von an, mit mehreren diplomatischen Aufträgen durch den böhmischen König Ladislaus Postumus († ) beauftragt worden und hatte in dieser Zeit die Verhältnisse in Böhmen und in dessen Nachbarreichen kennenlernen können: So befand sich H. am ungarischen Hof, wo er mit dem Kanzler des Reiches, Johann Vitez († ), eine nicht überlieferte Sammlung von Konzilsakten zusammentrug (Liber conciliorum). H. geriet kurz nach seiner Ankunft in Böhmen mit der Abfassung einer Apologie im Namen König Georgs an Matthias von Ungarn (–) vom .. schnell in weitere Wortgefechte, in denen er im Streit um die Basler Kompaktaten (..) und die bevorstehende päpstliche Erklärung, wonach Georg als Ketzer vom böhmischen Thron zu entsetzen sei (so geschehen am ..), erneut die päpstliche Kurie anklagte. Auch diese Schrift fand einigen Widerhall, selbst Mair antwortete mit einem ablehnenden Sendschreiben. H.s nachfolgendes Wirken fand nicht den gewünschten Erfolg, auch wenn Georg mit Waffenhilfe seine Politik erfolgreich zu verteidigen wusste. Mit dem Tod des böhmischen Königs wurde H. genötigt, das Land zu verlassen und sich in den Schutz der Sachsenherzöge auf die Burg Tharandt bei Dresden zu begeben; er starb, nachdem ihn der Meißner Bischof am .. absolviert hatte, auf Burg Wehlen (Sächsische Schweiz). H. war mit Christine Lober, der Tochter eines Würzburger Kaufmanns und Schwester des Würzburger Kanonikers Georg Lorber, verheiratet und hatte einen Sohn, Jakob, und drei Töchter; zwei von H.s Töchter heirateten Angehörige der Würzburger Ritterschaft. H.s Testament von stellt ihn als einen sehr vermögenden Mann dar, der allerdings einen großen Teil seiner Habe infolge der Exkommunikation verlor, als nämlich der Würzburger Bischof im päpstlichen Auftrag die heimburgischen Güter kon szierte. H.s Sohn Jakob soll das Gros der verlorenen Güter nach dem Tod des Vaters wieder erhalten haben. H. kann aufgrund seines Œuvres – von ihm sind Reden, Briefe, juristische Gutachten, Appellationen und Apologien überliefert (die während seiner Tätigkeit als gelehrter Rat und Jurist entstanden sind) – nicht zum engeren Kreis der dt.
. Hälfte . Jh. Humanisten gezählt werden. Er war aber gegenüber den Studia humanitatis durchaus aufgeschlossen und belesen in antiken Autoren (siehe z. B. seinen Brief an Johannes Rot von ). In Nürnberg gehörte er einer kleinen Versammlung von Gelehrten an, die nachweislich Platon, Livius, → Ovid, Plutarch, → Cicero, Ptolemäus, → Terenz und Plinius lasen und über diese disputierten, dabei jedoch die jüngeren (wie → Isidor von Sevilla) und heimischen Autoren nicht vergaßen. So weiß der Schweizer Humanist → Niklas von Wyle († ) in seinen Translationen () zu berichten, dass H. die dt. Sprache (wenn es sich um eine Übersetzung aus dem Lateinischen handelt) des gleichen «lobes [für] wirdig» hielt wie ihr lat. Vorbild (Keller , S. f.). In dieser Auffassung unterschied er sich von vielen seiner humanistischen Zeitgenossen. Zu diesem Nürnberger Gelehrtenkreis gehörten neben Niklas auch Heinrich Leubing († ), damals Pfarrer von St. Sebald in Nürnberg, der Stadtschreiber Ulrich Truchseß, der bekannte Jurist und Schüler H.s, Martin Mair († ), und zeitweilig auch der spätere Kardinal Juan Carvajal († ), mit dem H. ein längerer Briefwechsel verband, der allerdings verlorenging. Aufgrund seiner rhetorischen Fähigkeiten schätzte ihn der lange Zeit am Kaiserhof wirkende Enea Silvio Piccolomini († ), schrieb ihm sogar mehre bekannte Briefe, zum Teil voll des Lobes, während die politischen Ansichten der beiden weit auseinander elen und schließlich zur Exkommunikation H.s durch Piccolomini (seit Papst Pius II.) führten. Darüber hinaus ist bekannt, dass H. mit dem Venezianer Humanisten Paolo Morosini († ) persönlich bekannt war und brie ich mit diesem verkehrte. Der dt. Humanist Jakob Wimpfeling († ) rühmt H.s schmuckreichen Stil und Konrad Celtis († ), ein Verwandter H.s, lobt in seiner Grabinschrift für H. dessen Leistungen als Jurist des römischen Rechts. Aus Rechtsgutachten der Stadt Nürnberg aus dem . Jh. geht hervor, dass H.s juristische Ratschläge auch nach seinem Fortgang aus der Stadt bekannt blieben und zitiert wurden. Ü (H.s Werk ist bisher weder vollständig erfasst noch ediert worden, vor allem bei den archivalischen Beständen [z. B. den «Briefbüchern» und Ratsprotokollen des Nürnberger Rats] und H.s Korrespondenz fehlt es an systematischer Durchdringung. Joachimsohn [], der wichtigste Biograph H.s, liefert in seinen umfangreichen
Heimburg Anmerkungen die meisten Hinweise auf noch zu erhebendes Material.): . «Orario pro petendis insigniis doctoratus canonici» (München, BSB, clm , v–r; Eichstätt-Ingolstadt, UB, cod. st , v). – . Rede vor dem Baseler Konzil vom .. (Dt. Reichstagsakten unter Kaiser Sigmund. Abt. . Hg. v. Hermann Herre [Dt. Reichstagsakten. Ältere Reihe ]. Göttingen , S. f., erwähnt elf Handschriften; hinzu kommen noch: Casale Monferrato, Seminario Vescovile Ib , v–r; Praha, Národní knihovna ˇ Ceské republiky, VIII F , r–r). – . Rede vor Papst Eugen IV. als Leiter der kurfürstlichen Gesandtschaft am .. (Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarch., Religionssachen A, r; München, BSB, clm , r–v; Ebd., clm , r–r). – . Brief an Johannes Rot vom .. (Bamberg, SB, Msc. Class. , v–r; München, BSB, clm , v–r; Ebd., clm , r–v; Stuttgart, LB, HB VIII , r–v; Ebd., Cod. poet. et philol. ° , v–r). – . Rede zur Festnahme Ulrich Eizingers vom März (München, BSB, clm , v–r; Ebd., clm , r-v; Wien, ÖNB, cod. , r–r). – . Drei Reden auf dem Mantuaer Kongress für Herzog Albrecht von Österreich (..), Herzog Wilhelm von Sachsen (..) und Herzog Siegmund von Tirol (..) (Budapest, Országos Széchényi Könyvtár, Cod. Lat. , v–v [nur für Albrecht]; Ebd., cod. , r–r; Göttingen, SUB, ° Cod. Ms. philos. , v–r; München, BSB, clm , r–v; Ebd., clm , r–v [nur für Albrecht]; Ebd., clm , r–r; Nürnberg, StB, Cent V, App. , r–v). – . Appellation für Herzog Siegmund von Tirol vom .. (Bernkastel-Kues, Bibl. des St. NikolausHospitals, cod. , S. –; Leipzig, UB, Ms , r–v; Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Regin. lat. , r–r). – . Appellation G. H.s vom Januar (Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarch., Loc. ; Frankfurt/M., UB Johann Christian Senckenberg, Ms. Praed. , Nr. , v–r; Kremsmünster, Benediktinerabtei, Stiftsbibl., CC (CXLIX), v–v; Leipzig, UB, Ms , r–r; Ebd., Ms , r–r; Mainz, Stadtarch., Nr. , Sammelkasten II, ; Melk, Benediktinerabtei, Stiftsbibl., Cod. [alt ; B ], r–r; Ebd., Cod. [alt ; G ], S. –; München, BSB, cgm , v–r; Ebd., clm , r–r; Ebd., clm , r–v; Ebd., clm , r–r; Ebd., clm , v–v; Ebd.,
Heimburg clm , r; Nürnberg, StB, cod. Cent. V, App. , r–r; Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. , v; Ebd., cod. Reg. , r–v; Wien, ÖNB, cod. , r–v; Ebd., cod. , v–r; Wolfenbüttel, HAB, cod. Helmst., r–v; Würzburg, UB, M. ch. f. , v–v); dt. Übertragung der Appellation (München, BSB, cgm , r–v). – . Appellation für Herzog Siegmund von Tirol vom .. (Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarch., Loc. ; Leipzig, UB, cod. , v–r; Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, cod. Reg. , v–r; Aigen-Schlägl im Mühlkreis/Oberösterreich, Prämonstratenser-Chorherrenstift Schlägl, Bibl., Cpl [.b], r–v; Wien, ÖNB, cod. , r–r; Wien, Haus-, Hof- und Staats-Arch. [Bestand und Signatur unbekannt]; Wolfenbüttel, HAB, cod. Helmst., v–r); dt. Übertragung der Appellation (Fulda, Hochschul- und Landesbibl., cod. Aa , r–r; München, BSB, cgm , r–r). – . Invektive gegen Nikolaus von Kues vom .. (Kremsmünster, Benediktinerabtei, Stiftsbibl., CC , r–r; Leipzig, UB, cod. , r–r; München, BSB, lat. , r–v; Ebd., clm , r–v; Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, cod. Reg. , r–v; Wolfenbüttel, HAB, cod. Helmst., r–v). – . Appellation für Herzog Siegmund von Tirol vom .. (München, BSB, germ. , v–r); dt. Übertragung der Appellation (München, BSB, cgm , r–r). – . Apologie gegen Theodor Laelius, Bischof von Feltre (München, BSB, clm , ˇ r–r; Praha, Národní knihovna Ceské republiky, III G , r–r). – . Appellation Erzbischof Diethers von Mainz an ein zukünftiges Konzil im Zusammenhang mit der Mainzer Stiftsfehde (Verfasserschaft unsicher; Frankfurt/M., UB Johann Christian Senckenberg, Ms. Barth. , r–v; Leipzig, UB, cod. , ; Strasbourg, Bibl. du Séminaire protestant, cod. C V , – [Hs. vernichtet]). – . Apologie im Namen König Georgs von Podiebrad vom .. (Wrocław, Biblioteka Uniwersytecka, cod. IV F a, S. – [dt. Fassung]; Kremsmünster, Benediktinerabtei, Stiftsbibl., cod. , r–v [an Friedrich III. vom ..]; München, BSB, clm , v–r; Ebd., clm , r–v). – . Appellation König Georgs von Podiebrad vom .. (Praha, ˇ Národní knihovna Ceské Republiky, VIII F , S. bzw. ; Leipzig, UB, cod. , r–v; Wrocław, Biblioteka Uniwersytecka, cod. IV F
. Hälfte . Jh. a, S. – [dt. Fassung]). – . Apologie von ˇ (Praha, Národní knihovna Ceské republiky, XXIII D , S. –). – . «De militia et de ˇ re publica» (Praha, Národní knihovna Ceské republiky, XXIII D , S. –; Ebd., XXIII D , S. v–r; Bautzen, StB, Folio [unsicher]). – . Briefe während H.s Aufenthalt bei Georg von Podiebrad, erhalten im Formelbuch der königlich-böhmischen Kanzlei «Cancellaria Georˇ gii regis» (Praha, Národní knihovna Ceské republiky, und ). A: Melchior Goldast: Monarchiae S. Romani Imperii, sive tractatus de iurisdictione imperiali seu regia, et ponti cia seu sacerdotali […]. Tom. II. Frankfurt/M. (Nachdr. Graz ) S. – (Appellation für Herzog Siegmund vom ..), S. – (Appellation für Herzog Siegmund vom ..), S. – (Appellation G. H.s vom Januar ), S. – (Apologie gegen Theodor Laelius, Bischof von Feltre), S. – (Invektive gegen Nikolaus von Kues vom ..). – Marquard Freher/Burhard Gotthelf Struve (Hg.): Qui res in Germania et Imperio sub Friderico III., Maximiliano I., impp. memorabiliter gestas illo aevo litteris prodiderunt. Tom. . Straßburg , S. – (Appellation für Herzog Siegmund vom ..), S. – (Appellation für Herzog Siegmund vom ..), S. – (Appellation G. H.s vom Januar ), S. – (Invektive gegen Nikolaus von Kues vom ..). – Heinrich Christian von Senckenberg (Hg.): Selecta iuris et historiarum tum anecdota, tum iam edita, sed rariora. Tom. . Frankfurt/M. , S. – (Appellation Erzbischof Diethers von Mainz an ein zukünftiges Konzil im Zusammenhang mit der Mainzer Stiftsfehde). – Joseph Chmel: Regesta chronologico-diplomatica Friderici IV. Romanorum regis (Imperatoris III.). Auszug aus den im K. K. Geheimen Haus-, Hof- und Staatsarchive zu Wien sich be ndenden Reichsregistraturbüchern vom Jahre –, nebst Auszügen aus Original-Urkunden, Manuskripten und Bücher. Wien (Nachdr. Hildesheim ), Nr. (Appellation für Herzog Siegmund vom ..). – Ders. (Hg.): Materialien zur österr. Geschichte. Aus Archiven und Bibliotheken. Bd. . Wien , S. – (Appellation für Herzog Siegmund vom .., lat. Fassung). – Johann Martin Düx: Der dt. Cardinal Nicolaus von Cusa und die Kirche seiner Zeit. Bd. . Regensburg
. Hälfte . Jh. , S. – (Briefe aus den Jahren /, vor allem an den Erzbischof von Gran), S. – (Briefe von Martin Mair an H.). – J. Chmel: Reiseber. (Sb. der Akad. der Wiss. in Wien, Phil.hist. Kl., V/). Wien , S. – (Rede vor Papst Eugen IV. als Leiter der kurfürstlichen Gesandtschaft am ..). – Constantin Hö er: Das kaiserliche Buch des Markgrafen Albrecht Achilles. Vorkurfürstliche Periode – (Quellenslg. für fränkische Gesch. ). Bayreuth , S. – (Briefe aus den Jahren –). – Ders.: Böhmische Stud. /. Strei ichter durch die böhmische Gesch. In: Arch. für Kunde österr. Geschichtsquellen () S. – (Briefe aus den Jahren und , vor allem an den Erzbischof von Gran). – Józef Teleki: Hunyadiak kora Magyarországon. Bd. . Pest (Briefe). – František Palacký: Urkundliche Beitr. zur Gesch. Böhmens und seiner Nachbarländer im Zeitalter Georg’s von Podiebrad (–) (Fontes rerum Austriacarum II/). Wien , S. – und – (Briefwechsel H.s mit Juan Carvajal von ), S. – (Appellation König Georgs von Podiebrad vom ..), S. – (Apologie von ) und Teiledition der «Cancellaria Georgii regis». – Gustav von Hasselholdt-Stockheim (Hg.): Herzog Albrecht IV. von Bayern und seine Zeit. Bd. . Abt. : Urkunden und Beilagen zum Kampfe der wittelsbachischen und brandenburgischen Politik in den Jahren bis . Leipzig , S. – (Gutachten über das Nürnberger Landgericht vom Juli , Auszug). – Politische Correspondenz Breslaus im Zeitalter Georgs von Podiebrad. Zugleich als urkundliche Belege zu Eschenloers Historia Wratislaviensis. Hg. v. Hermann Markgraf. Bd. (Scriptores rerum Silesiacarum ). Breslau , Nr. , S. – (Apologie im Namen König Georgs von Podiebrad vom ..). – Heinrich von Zeissberg: Der österr. Erbfolgekrieg nach dem Tode des Königs Ladislaus Postumus (–) im Licht der habsburgischen Hausverträge. In: Arch. für österr. Gesch. () S. –, hier S. f. (Rede zur Festnahme Ulrich Eizingers vom März ). – Max Herrmann: Ein Brief an Albrecht von Eyb. In: Germania () S. – (Lob des Landshuter Kanzleischreibers Andreas Bavarus auf H.). – Paul Joachimsohn: G. H. (Hist. Abh. aus dem Münchener Seminar, /). München , darin enthalten: über H.s Gefangennahme durch Auer (S. Anm. ), Urkundenregest zu Erwähnungen H.s. etc. (S. –), H.s
Heimburg Testament vom .. (S. –), Appellation G. H.s vom Januar in Dt. (S. –), «Orario pro petendis insigniis doctoratus canonici» (S. f.), Briefwechsel mit Johannes Rot (S. –), Rede für Herzog Siegmund von Tirol in Mantua vom .. (S. –), Brief Martin Mairs an H. von (S. –). – Concilium Basiliense. Stud. und Quellen zur Gesch. des Concils von Basel. Bde. , und . Basel – (Nachdr. Nendeln ). – Hermann Herre (Hg.): Dt. Reichstagsakten unter Kaiser Sigmund. . Abt. (Dt. Reichstagsakten. Ältere Reihe ). Gotha , S. – (Rede vor dem Baseler Konzil vom ..). – Helmut Weigel (Hg.): Dt. Reichstagsakten unter König Albrecht II. (Dt. Reichstagsakten. Ältere Reihe /). Göttingen , S. –, Nr. (Brief an Herzog Friedrich von Sachsen vom ..). – Hans Rupprich (Hg.): Die Frühzeit des Humanismus und der Renaissance in Deutschland. Leipzig (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Brief an Johannes Rot vom ..). – Ma. Rechtsgutachten zur Mainzer Stiftsfehde –. Bearb. v. Adalbert Erler (Schr. der Wissenschaftlichen Ges. an der Johann-Wolfgang-Goethe-Univ. Frankfurt/ Main, Geisteswissenschaftliche Reihe ). Wiesbaden , S. – (Appellation Erzbischof Diethers von Mainz an ein zukünftiges Konzil im Zusammenhang mit der Mainzer Stiftsfehde). – Thomas Ebendorfer. Chronica Austriae. Hg. v. Alphons Lhotsky. Berlin/Zürich (Nachdr. München ; MGH SS ), S. – (Appellation G. H.s vom Januar ). – Gabriel Briel u. a. (Hg.): Defensorium obedientiae apostolicae et alia documenta. Cambridge/MA , hier S. –. – Raimund Kemper: «Gewalt sunder rat vervellet vnder seinem Laste». G. H.s Manifest in der Auseinandersetzung mit Pius II. Mannheim . – Ludwig von Eyb der Ältere: Schriften. Denkwürdigkeiten – Gültbuch – Briefe an Kurfürst Albrecht Achilles / – Mein Buch. Hg. v. Matthias Thumser (Veröff. der Ges. für fränkische Gesch., Reihe I: Fränkische Chron. ). Neustadt a. d. Aisch ., S. – (Gutachten über das Nürnberger Landgericht vom Juli ). – Gunhild Roth (Hg.): Gesch. der Stadt Breslau von Peter Eschenloer. Bde. (Quellen und Darstellungen zur schlesischen Gesch. /–). Münster u. a. , S. – (Apologie im Namen König Georgs von Podiebrad vom ..), S. – (Appellation König Georgs von Podiebrad vom ..).
Heimburg L: [Adolf] Bachmann, ADB () S. –. – Walter Kaemmerer, NDB () S. f. – Peter Johanek, VL () Sp. –; () Sp. . – Alfred Wendehorst, LexMA () Sp. f. – Heinz-Dieter Heimann, LThK () Sp. . – Ellen Widder, RGG () Sp. . – Sächsische Biogra e Online (Beitrag vom ..). – Enee Silvii Senensis Rerum familiarium epistole. De duobus amantibus Euryalo et Lucretia. Descriptio urbis Viennensis. De curialium miseria. De educatione puerorum. Nürnberg (GW M), Nr. (Brief an H. vom ..). – Cathalogus illustrium virorum Germaniam suis ingeniis et lucubrationibus omnifariam exornantium, domini Iohannis Tritemii abbatis Spanhemensis Ordinis Sancti Benedicti, ad Jacobum Vimpfelingum Sletstatinum theologum. Mainz (Wimpfeling über H.). – Johannes Gobellinus: Pii secundi ponti cis max. commentarii rerum memorabilium, quae temporibus suis contigerunt [...]. Rom (Nachdr. Frankfurt/M. ). – Enea Silvlio Piccolomini: Parallela Alfonsina, sive apophthegmata saesarum, principumque Germanorum et aliorum, Alfonsi Aragonum regis dictis et factis memorabilibus per Antonium Panormitam (Beccadellum) descriptis, sigillatim comparata. Ed. Marquard Freher. Hannover (polemische Behauptungen über H.s Eheleben u. a. m.). – Johann Arnold Ballenstedt: Vitae Gregorii De Heimburg, V. Iuris Doctoris, Principumque Diversorum Nec Non Reip. Norib. Consiliarii, Brevis Narratio. Helmstedt . – Analecta monumentorum omnis aevi Vindobonensia, opera et studio Adami Francisci Kollarii. Tom. . Wien (Nachdr. Farnborough ), S. . – Amoenitates literariae Friburgenses. Hg. v. Joseph Anton Stephan von Riegger. Ulm , B. , S. , (Wimpfeling über H.). – Johann Kaspar Bundschuh: Mannichfaltigkeiten aus der fränkischen Erdbeschreibung und Gesch. [...]. Bde. Rudolstadt , hier Bd. , S. –: Leben und Thaten D. Gregorius Heimburgs, eines großen fränkischen Rechtsgelehrten. – Joseph Chmel: Regesta chronologico-diplomatica Friderici III. Romanorum Imperatoris (Regis IV.). Anhang. Wien – (Nachdr. Hildesheim ), Nr. CA– und CA–. – Ders. (Hg.): Materialien zur österr. Geschichte. Aus Archiven und Bibliotheken. Bd. . Wien (Nachdr. Graz ), Nr. (im Dienst Herzog Albrechts VI. von Österreich). – Carl Ullmann: Johann von Goch und Johann von Wesel
. Hälfte . Jh. nebst reformatorischen Männern ihrer Umgebung, namentlich: Cornelius Grapheus, G. v. H., Jacob von Jüterbock und Matthäus von Cracow. Hamburg . – Karl Hagen: Zur politischen Gesch. Deutschlands. Deutschland unter Heinrich III. und Heinrich IV. G. v. H. Ulrich von Hutten in politischer Beziehung. Politische Flugschr. aus dem . und . Jh. Vier hist. Abh. Stuttgart . – Traugott Maerker: Das Burggrafthum Meissen. Ein hist.-publicistischer Beitr. zur sächsischen Territorialgeschichte. Aus archivalischen Quellen, nebst einem Urkundenbuche (Diplomatisch-krit. Beitr. zur Gesch. und dem Staatsrechte von Sachsen ). Leipzig , S. –. – Gustav P zer: Der Welsche und der Deutsche. Aeneas Sylvius Piccolomini und G. v. H. Hist.-poetische Bilder aus dem . Jh. Stuttgart . – Georg Voigt: Enea Silvio Piccolomini als Papst Pius der Zweite und sein Zeitalter. Bde. Berlin – (Nachdr. Berlin ). – Wilhelm Pückert: Die kurfürstliche Neutralität während des Basler Conzils. Ein Beitr. zur dt. Gesch. von –. Leipzig . – Annales Halesbrunnenses. Hg. v. Georg Heinrich Pertz (MGH SS ). Hannover (Erwähnung einer Stiftung H.s von ). – Clemens Friedrich Brockhaus: G. v. H. Ein Beitr. zur dt. Gesch. des . Jh. Leipzig (Nachdr. Wiesbaden ). – Translationen von Niclas von Wyle. Hg. v. Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Ver. in Stuttgart ). Stuttgart . – Albert Jäger: Der Streit des Cardinals Nicolaus von Cusa mit dem Herzoge Sigmund von Österreich als Grafen von Tirol. Ein Bruchstück aus den Kämpfen der weltlichen und kirchlichen Gewalt nach dem Concilium von Basel. Bde. Innsbruck . – Karl Menzel (Hg.): Regesten zur Gesch. Friedrichs des Siegreichen, Kurfürsten von der Pfalz (Quellen und Erörterungen zur bayerischen und dt. Gesch. ). München , Nr. (H. als Vertreter Herzog Ludwigs von Bayern-Landshut). – Ders.: Diether von Isenburg, Erzbischof von Mainz –. Ein Beitr. zur Gesch. der staatlichen und kirchlichen Reformbestrebungen des . Jh. Grösstentheils nach ungedruckten Quellen. Erlangen . – Bibliotheca Manuscripta ad S. Marci Venetiarum, digessit et commentarium addidit Joseph Valentinelli, Codices Mss. Latini. Tom. . Venedig , S. (Brief Paolo Morosinis an H.). – Urkunden und Actenstücke zur österr. Gesch. im Zeitalter Friedrichs III. und König Georgs von Böhmen (–). Gesammelt und hg. v. Adolph
. Hälfte . Jh. Bachmann (Fontes rerum Austriacarum ). Wien , passim (Quellenstücke zu H.s Aufenthalt am böhmischen Hof). – Fünf Bücher Epigramme von Konrad Celtes. Hg. v. Karl Hartfelder. Berlin (Nachdr. Hildesheim ), . Buch, Nr. (H.s Grabinschrift von Celtis). – E. Schneider: Eine Urkunde G.’s v. H. In: Zs. für Kirchengesch. () S. f. – Die Gesch. Kaiser Friedrichs III. von Aeneas Silvius. Übers. v. Theodor Ilgen. Bde. (Geschichtsschreiber der dt. Vorzeit in dt. Bearb. ). Leipzig / (. Gesamtausg. Leipzig ; Nachdr. Leipzig ), passim (Piccolomini über H.). – Paul Joachimsohn: G. H. (Hist. Abh. aus dem Münchener Seminar, / ). München . – Ders.: Zu G. H. In: Hist. Jb. () S. –. – Regesta Imperii. Bd. : Die Urkunden Kaiser Sigmunds (–). Verzeichnet von Wilhelm Altmann. Tl. . Innsbruck – (Nachdr. Hildesheim ), Nr. , , , , , , , und . – Adolf Bachmann: Über König Georg von Böhmen und G. H. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Deutschen in Böhmen () S. –. – Albert Gümbel: Ein päpstliches Breve wider G. H. vom Jahre . In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –. – Albert Werminghoff: Ludwig von Eyb der Ältere (–). Ein Beitr. zur fränkischen und dt. Gesch. im . Jh. Halle a. d. Saale , passim. – Die Reformation des Kaisers Sigmund. Die erste dt. Reformschrift eines Laien vor Luther. Hg. v. Heinrich Werner. Berlin . – Wilhelm Dersch: Dr. G. H. und Graf Wilhelm III. von Henneberg. In: Henneberger Bll. () S. f. – Gustav Sommerfeldt: Aus Doktor G. H.s letzten Lebensjahren. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Deutschen in Böhmen () S. –. – Richard Rösl: Der große Schweinfurter G. H. –. Ein Lebensbild aus der Zeit der Konzilienbewegung. In: Schweinfurter Heimatbll. () S. , , , . – Otto Eduard Schmidt: G. v. H.s Kampf und Vermächtnis. Eine sächsisch-böhmische Grenzlandgeschichte (Stimmen der Landschaft ). Dresden . – Georg Krüger: Nikolaus von Cues und G. H. ringen um das Reich. In: Volk im Werden () S. –. – Johannes Kist: Peter Knorr. In: Ber. des Hist. Ver. für die P ege der Gesch. des ehemaligen Fürstbistums Bamberg () S. –. – Rudolf Haubst: Stud. zu Nikolaus von Kues und Johannes Wenck. Aus Hss. der Vatikanischen Bibl.
Heimburg (Beitr. zur Gesch. der Philosophie und Theologie des MA. Texte und Unters. /). Münster , S. –. – Gerhart Bürck: Selbstdarstellung und Personenbildnis bei Enea Silvio Piccolomini (Pius II.). (Basler Beitr. zur Geschichtswiss. ). Basel u. a. , S. –. – Alphons Lhotsky: Quellenkunde zur ma. Gesch. Österreichs. Graz u. a. , S. f. – Hartmut Boockmann: Laurentius Blumenau. Fürstlicher Rat, Jurist, Humanist (ca. –) (Göttinger Bausteine zur Geschichtswiss. ). Göttingen u. a. . – Frederick Gotthold Heymann: George of Bohemia. King of Heretics. Princeton . – Otakar Odloˇzilík: The Hussite King. Bohemia in European Affairs –. New Brunswick . – J. Kist: Peter Knorr. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. . Hg. v. Gerhard Pfeiffer (NF der Lebensläufe aus Franken VII A). Würzburg , S. –. – Heinz Otto Burger: Renaissance, Humanismus, Reformation. Dt. Lit. im europäischen Kontext (Frankfurter Beitr. zur Germanistik ). Bad Homburg u. a. . – Erich Maschke: G. v. H. und der Dt. Orden. In: Ders.: Domus Hospitalis Theutonicorum. Europäische Verbindungslinien der Deutschordensgeschichte. Gesammelte Aufsätze aus den Jahren – (Quellen und Stud. zur Gesch. des Dt. Ordens ). Bonn , S. –. – Alfred Wendehorst: G. H. In: Fränkische Lebensbilder. NF der Lebensläufe aus Franken. Hg. v. Gerhard Pfeiffer. Bd. (Veröff. der Ges. für Fränkische Gesch. /A. ). Würzburg , S. –. – Morimichi Watanabe: Duke Sigmund and G. H. In: FS für Nikolaus Grass zum . Geburtstag. Hg. v. Louis Carlen/Fritz Steinegger. Bd. . Innsbruck , S. – (wieder in: M. Watanabe: Concord and reform. Nicholas of Cusa and legal and political thought in the fteenth century. Aldershot u. a. , S. –). – Ders.: Humanism in the Tyrol. Aeneas Sylvius, Duke Sigismund, G. H. In: Journal of Medieval and Renaissance studies () – (wieder in: Ders.: Concord and reform, S. –). – Regesta Imperii. Bd. : Albrecht II. –. Bearb. v. Günther Hödl. Köln u. a. , Nr. . – M. Watanabe: G. H. and Early Humanism in Germany. In: Philosophy and Humanism. Renaissance Essays in Honor to Paul Oskar Kristeller. Hg. v. Edward P. Mahoney. Leiden , S. – (wieder in: M. Watanabe: Concord and reform, S. –). – Rolf Schwenk: Vorarbeiten zu einer Biogr. des Niklas von Wyle und zu einer krit.
Heimburg Ausg. seiner ersten Translatze (GAG ). Göppingen . – Joachim W. Stieber: Pope Eugenius IV, the Council of Basel, and the secular and ecclesiastical authorities in the Empire. The con ict over supreme authority and power in the Church. Leiden , hier S. f., f., f., –. – Michael Mahr: Bildungs- und Sozialstruktur der Reichsstadt Schweinfurt (Mainfränkische Stud. ). Würzburg , S. –. – Alfred Wendehorst (Bearb.): Das Bistum Würzburg. Bd. (Germania Sacra, NF ). Berlin , S. , –, f. – Josef Hiksch: G. H. (um bis ). Politiker zwischen MA und Neuzeit. Ein Beitr. zur Gesch. des antipäpstlichen Kampfes und zur Herausbildung des weltlichen Denkens um die Mitte des . Jh. in Deutschland. Diss. masch. Potsdam . – M. Watanabe: Imperial reform in the mid- fteenth century. G. H. and Martin Mair. In: Journal of Medieval and Renaissance studies () S. – (wieder in: M. Watanabe: Concord and reform, S. –). – Winfried Trusen: Zum Kauf auf Wiederkauf im SpätMA. Ein Plädoyer von G. H. und seine Rechtsgrundlagen. In: Arbeiten zur Rechtsgeschichte. FS für Gustaf Klemens Schmelzeisen. Hg. v. HansWolf Thümmel. Stuttgart , S. –. – Raimund Kemper: «Ich bekenne, das ich zu gezeiten dem winde der worter mit lernung angelegen bin». G. H.s Manifest gegen Pius II. im Brixner Streit. In: JOWG (/) S. –. – Harald Zimmermann: Der Cancer Cusa und sein Gegner Gregor-Errorius. Der Streit des Nikolaus Cusanus mit G. H. bei Thomas Ebendorfer. In: Harald Zimmermann. Im Bann des MA. Ausgewählte Beitr. zur Kirchen- und Rechtsgeschichte. Festgabe zu seinem . Geburtstag. Hg. v. Immo Eberl/Hans-Henning Kortüm. Sigmaringen , S. –. – Regesta Imperii. Bd. : Regesten Kaiser Friedrichs III. (–). Nach Archiven und Bibliotheken geordnet. H. : Die Urkunden und Briefe des Kantons Zürich (vornehmlich aus dem Staatsarch. Zürich). Bearb. v. Alois Niederstätter. Wien u. a. , Nr. . – R. Kemper: Die «Festung der Freiheit» und der «Wind der Wörter» oder: Die Kunst der Rede und das Prinzip des Rechts. Zum Verhältnis von Humanismus und Jurisprudenz in G. H.s Konzilsappellation () gegen Pius II. In: Dt. Vierteljahrsschr. für Literaturwiss. und Geistesgesch. () S. –. – Karin Schneider: Die dt. Hss. der Bayerischen Staatsbibl. München. Die ma. Hss. aus Cgm –.
. Hälfte . Jh. Wiesbaden , S. –. – Christine Reinle: Ulrich Riederer (ca. –). Gelehrter Rat im Dienste Kaiser Friedrichs III. (Mannheimer hist. Forschungen ). Mannheim . – Hermann Josef Hallauer: Bruneck . Nikolaus von Kues, der Bischof scheitert an der weltlichen Macht. In: Stud. zum . Jh. FS Erich Meuthen. Hg. v. Johannes Helmrath/Heribert Müller. München , S. –. – H. Zimmermann (Hg.): Thomas Ebendorfer. Chronica ponti cum Romanorum (MGH, SS. rer. germ., NS ). Hannover , passim. – Krzysztof Baczkowski: Jan Ostroróg und G. v. H. Aus der Gesch. des dt. und polnischen politischen Denkens im . Jh. In: Stud. zur Gesch. der dt.-polnischen Kulturbeziehungen vom MA bis zum . Jh. Hg. v. Jan Pirozynski (Zeszyty naukowe Uniwersytetu Jagiellonskiego . Prace historyczne . Studia germano-polonica ). Krakau , S. –. – Kurt Stadtwald: Roman Popes and German Patriots. Antipapalism in the Politics of the German Humanist Movement from G. H. to Martin Luther. Genève . – Peter Landau: Die Bedeutung der Kanonistik für die Karriere einer aufsteigenden Bürgerschicht. In: Nikolaus von Kues als Kanonist und Rechtshistoriker. Hg. v. Klaus Kremer/Klaus Reinhardt. Trier , S. –. – Hans-Jürgen Becker: Der Streit der Juristen. Nikolaus von Kues in der Auseinandersetzung mit Herzog Sigismund –. In: ebd., S. –. – Regesta Imperii. Bd. : Regesten Kaiser Friedrichs III. (–). Nach Archiven und Bibliotheken geordnet. H. : Die Urkunden und Briefe des Österr. Staatsarchivs in Wien. Abt. Haus-, Hof- und Staatsarchiv. Allgemeine Urkundenreihe, Familienurkunden und Abschriftensammlungen (–). Bearb. v. Thomas Willich. Wien u. a. , Nr. und . – Ulrich Wagner/Walter Ziegler (Hg.): Chron. der Bischöfe von Würzburg – von Lorenz Fries. Bde. – (Fontes herbipolenses. Editionen und Stud. aus dem Stadtarch. Würzburg). Würzburg –, passim. – Georg Pick: Das Herz des Philosophen. Leben und Denken des Kardinals Nikolaus von Kues. Frankfurt/M. . – Regesta Imperii. Bd. : Regesten Kaiser Friedrichs III. (–). Nach Archiven und Bibliotheken geordnet. H. : Die Urkunden und Briefe aus den Beständen «Reichsstadt» und «Hochstift» Regensburg des Bayerischen Hauptstaatsarchivs in München sowie aus den Regensburger Archiven und Bibliotheken. Bearb. v. Franz Fuchs/
. Hälfte . Jh. Karl-Friedrich Krieger. Wien u. a. , Nr. . – André Thieme: Landesherrschaft und Reichsunmittelbarkeit. Beobachtungen bei den Burggrafen von Meißen aus dem Hause Plauen und anderen Nachfolgefamilien der Vögte von Weida, Gera und Plauen. In: Hochadelige Herrschaft im mitteldt. Raum (–). Formen – Legitimation – Repräsentation. Hg. v. Jörg Rogge/Uwe Schirmer (Quellen und Forschungen zur sächsischen Gesch. ). Stuttgart , S. –, hier f. – Spätma. dt. Niederadel. Ein landschaftlicher Vergleich (Monographien zur Gesch. des MA ). Stuttgart , S. –. – Regesta Imperii. Bd. : Regesten Kaiser Friedrichs III. (–). Nach Archiven und Bibliotheken geordnet. H. : Die Urkunden und Briefe aus Archiven und Bibliotheken der Stadt Nürnberg. Tl. : –. Bearb. v. Dieter Rübsamen. Wien u. a. , Nr. f., f., , , , , , , . – Petra Weigel: Ordensreform und Konziliarismus. Der Franziskanerprovinzial Matthias Döring (–). Frankfurt/M. u. a. . – Gundula Caspary: Späthumanismus und Reichspatriotismus. Melchior Goldast und seine Editionen zur Reichsverfassungsgeschichte. Göttingen . – Enea Silvio Piccolomini: Germania. Hg. v. Maria Giovanna Fadiga. Firenze , passim. – Tobias Daniels: Diplomatie, politische Rede und juristische Praxis im . Jh. Der gelehrte Rat Johannes Hofmann von Lieser (Schr. zur politischen Kommunikation ). Göttingen , passim. – Katrin Bourrée: Dienst, Verdienst und Distinktion. Fürstliche Selbstbehauptungsstrategien der Hohenzollern im . Jh. (Symbolische Kommunikation in der Vormoderne). Köln u. a. , passim. MM Planetenbuch (auch: Gereimtes P., Großes P.). – Laienastronomisch-astrologische Dichtung, spätestens drittes Viertel . Jh. Die Herkunft des anonym überlieferten Textes ist unbekannt. Aufgrund sprachlicher Indizien wird von der Forschung eine Entstehung im ndl. Raum vermutet. Erhalten ist das P. aber nur in dt. Reimpaarversen, nicht als ndl. Fassung. Die sieben Handschriften des Textes konzentrieren sich in der zweiten Hälfte des . Jh., während die Drucke erst einsetzen (Erstdruck: Das Planeten Buoch. Von natur eygenthumb vnd wirckung der siben Planeten vnnd zwoelff Zeychen deß himels [...]). Bis ins späte . Jh. erlebte das P. rund Neuau agen. Der Umfang des Werks schwankt stark: Handschrift O von
Planetenbuch und der Erstdruck von bieten jeweils Fassungen mit über Blättern, Kodex S gerade einmal Blätter. Die P.-Handschriften und -Drucke sind teilweise illustriert, etwa mit Genesis-Szenen und allegorischen Darstellungen der Planetengötter. Inhaltlich beschäftigt sich das P. hauptsächlich mit den Planeten und deren astrologischen Aspekten. In der umfangreichen Druckfassung beginnt die Schrift mit einem Register und einem kurzen Prolog. Darauf folgen eine Vorrede und ein allgemeiner Abschnitt, der biblische Schöpfungsgeschichte und Astrologie verknüpft. Der angebliche Ein uss der Planeten wird in diesem Abschnitt religiös legitimiert: Gott selbst habe das Firmament als verwaltenden «Amtmann» über die Menschen eingesetzt. Als zweiter Amtmann wird die Natur genannt, der die vier Elemente untergeordnet seien. Im gleichen Kapitel werden auch astronomische und kalendarische Informationen über die Planeten mitgeteilt. Im anschließenden Teil werden die einzelnen Planeten mit den ihnen zugesprochenen Wirkungen behandelt. Außerdem geht das P. auf den Tierkreis ein und bietet eine astrologische Deutung der Mondhäuser. Das Werk beruft sich dabei wiederholt auf → Alkabitius, zeigt aber vor allem Parallelen zu den Planetentraktaten, Planetenkindertexten und → Tierkreiszeichenlehren des MA. Formale und inhaltliche Züge dieser Textarten nden sich auch im P. Entsprechende Wechselwirkungen oder Abhängigkeiten sind aber noch nicht erforscht. Ü: A: Augsburg, UB, cod. Öttingen-Wallerstein III..°., r–r (zweite Hälfte . Jh., ostfränkisch). – P: Privatbesitz (früher Ulm, StB, cod. Schermar med. ), v–r (etwa zweite Hälfte . Jh., ostschwäbisch). – G: Gotha, Forschungsbibl., cod. chart. A , v–v (drittes Viertel . Jh., nd.). – S: Stuttgart, LB, cod. HB XI , r–r (um , süddt.). – O: Oxford, Bodleian Library, Ms. Broxbourne . (R. ), r–v (, bair.). – S: Straßburg, StB, cod. A VI in Quart (; verbrannt und nur als neuzeitliche Abschrift überliefert: Straßburg, Nationalbibl., cod. –). – M: Münster, Staatsarch., Depositum Freiherr von Rombergsches Gesamtarch., ohne Signatur, Bll. Vgl. Hauber (s. Lit.). – Karin Schneider: Dt. ma. Hss. der UB Augsburg. Die Signaturengruppen Cod. I. und Cod. III. (Die Hss. der UB Augsburg II/). Wiesbaden , S. –. – Brévart (s. Lit.). – Ulrich Hinz:
Martin von Bischo ack Handschriftencensus Westfalen. Wiesbaden , S. . – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. D: Straßburg: Jakob Cammerlander, (VD P ). – Nachdrucke im . Jh. u. a. VD G –. – Weitere und spätere Drucke im VD. A: Karl Regel: Das mnd. Gothaer Arzeneibuch und seine P anzennamen, Gotha , S. f. (Teilausg.). – Müller (s. Lit.) S. – (Teilausg.). L: Francis B. Brévart, VL () Sp. –. – Franz J. Mone: Gedichte über Natur-, Arznei- und Himmelskunde. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit () Sp. –. – Franz Boll: Die Lebensalter. In: Neue Jbb. für das klassische Altertum, Gesch. und dt. Lit. () S. – (wieder in: Ders.: Kleine Schr. zur Sternkunde des Altertums. Hg. v. Viktor Stegemann. Leipzig , S. –). – Anton Hauber: Planetenkinderbilder und Sternbilder. Zur Gesch. des menschlichen Glaubens und Irrens. Straßburg , S. –. – Wilhelm Schuster: Das P. In: NdJb () S. –, –. – Viktor Stegemann: Planeten. In: Handwb. des dt. Aberglaubens. Bd. . Hg. v. Hanns Bächtold-Stäubli. Berlin /, Sp. –. – Ders.: Aus einem ma. dt. astronomisch-astrologischen Lehrbüchlein. Eine Unters. über Entstehung, Herkunft und Nachwirkung eines Kapitels über Planetenkinder. Prag (Nachdr. Hildesheim ) S. . – Wolfram Schmitt: Hans Hartliebs mantische Schr. und seine Beein ussung durch Nikolaus von Kues. Diss. Heidelberg , S. –, –. – Bodo Weidemann: ‹Kunst der Gedächtnüß› und ‹De mansionibus›, zwei frühe Traktate des Johann Hartlieb. Berlin , S. –. – Ute Müller: Dt. Mondwahrsagetexte aus dem SpätMA. Diss. Berlin , S. f., –. – Agi Lindgren: Die ‹aquae medicinales› des mnd. Gothaer Arzneibuches. Stockholm , S. –. – Roman Hippéli/Gundolf Keil: Zehn Monde Menschwerdung. Biberach , S. –. – Werner WilliamsKrapp: Augsburger-Harburger Funde. In: ZfdA () S. –. – Kristian BosselmannCyran: ‹Secreta mulierum› mit Glosse in der dt. Bearb. von Johann Hartlieb. Pattensen , S. –. – F. B. Brévart: The German ‹Volkskalender› of the Fifteenth Century. In: Speculum
. Hälfte . Jh. () S. –, hier S. –. – Helmut Groschwitz: Mondzeiten. Zu Genese und Praxis moderner Mondkalender. Münster/Westf. u. a. , S. – u. ö. MM Martin von Bischo ack (auch: Martin aus Lak [Loka], Martinus de Lak[c]h). – Autor oder Schreiber eines astrologischen Traktats, lebte um . M.s Name erscheint in der lat. Überschrift eines Traktats, der an gleicher Stelle auf datiert wird. Nach Angabe des Textes stammt die Abhandlung von M.s Hand, er könnte also ihr Autor oder auch nur ihr Schreiber gewesen sein. M.s Beiˇ name bezieht sich auf das slowenische Skofja Loka in der Oberkrain. Dies passt zur dreisprachigen Anlage des Textes, der lat., bair. und slowenische Bestandteile aufweist. Der Traktat bietet zu jedem Kalendermonat einen kurzen Abschnitt über angebliche Eigenschaften der darin geborenen Menschen. So werden z. B. Märzgeborene als behende beschrieben, Novemberkinder als klug und im Oktober auf die Welt gekommene Menschen als zur Bösartigkeit neigend. Während die Vorhersagen dt. abgefasst sind, werden die Monatsnamen auch in lat. und slowenischer Sprache wiedergegeben. Die Forschung hat den kurzen Text als interessante Sprachquelle gewürdigt, da er eine südbairische Prägung der Krainer Mundart im späten MA dokumentiere. Ü: Wien, ÖNB, cod. , va–vb (Pap., , hier bair.-slowenischlat.). – Vgl. u. a. www.handschriftencensus.de/ . A: Radics (s. Lit.). – Mikhailov (s. Lit.). – Online-Faks. der Hs.: http://data. onb.ac.at/rec/AL. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f.; () S. XV. – Franz Miklosich: Die slavischen Monatsnamen. Wien , passim. – Peter Radics: Slovenˇscˇ ina v besedi in pismu po šolah in uradih. In: Letopis Matice Slovenske () S. –, hier S. f. – Janez Stanonik: Ostanki srednjeveˇskega nemˇskega slovstva na Kranjskem. Diss. Ljubljana , S. . – Gerhard Eis/G. Keil: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. f. – Nikolai Mikhailov: Frühslowenische Sprachdenkmäler. Die hsl. Periode der slowenischen Sprache (XIV. Jh. bis ). Amsterdam u. a. , S. , –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM
. Hälfte . Jh. Schwarz, Ulrich d. Ä., * Augsburg, † .. Augsburg. – Bürgermeister von Augsburg. Als Sohn des Augsburger Zimmermanns Hans Schwarz und urkundlich belegbarer Weinhändler (Deuerlein , S. ; Henkel , S. ) engagierte sich S. im Lauf seines Lebens politisch als Zünftevertreter und dies seit erfolgreich. So wurde er als Handwerkersohn und Händler nicht nur Mitglied einer Salzfertigergesellschaft und Ratsherr der Zimmerleute (Rogge , S. ), sondern auch , , und Augsburger Baumeister. , , und schließlich durchgehend von bis hatte S. das Amt des Zunftbürgermeisters inne. Aus erster Ehe stammte sein geborener Sohn Ulrich; seine zweite Ehe ging S. nach mit der vermögenden Witwe Thomas Seidenstetters ein. Einige von S. getroffene politische Entscheidungen wie die aufgrund eines Verleumdungsvorwurfs eilig und ohne kaiserliche Zustimmung angeordnete Hinrichtung Georg Vittels mögen den Ausschlag für das über ihn verhängte und bald vollstreckte Todesurteil gegeben haben, doch liegt außer der durch Steuerreformforderungen bedingten Spaltung der städtischen Regierung Augsburgs zu dieser Zeit einiges im Unklaren, was die eigentlichen Beweggründe für die Hinrichtung betrifft, da Quellenmaterial aus den entsprechenden Jahren nicht mehr auffindbar ist. Nach der Festnahme am .. wurde S. u. a. Korruption und Veruntreuung von Geldern vorgeworfen, ehe ihm auch im Namen des Kaisers der Prozess gemacht wurde (Panzer , S. f.; Henkel , S. f.). S. ist uns als Verfasser eines Hausbuchs, zweier Briefe und eines Chronikfragments bekannt, viel stärker gewirkt haben allerdings verschiedene Dichtungen über ihn, die allesamt seine Verurteilung befürwortet und über Jahrhunderte das Bild eines korrupten und tyrannischen Bürgermeisters verhärtet haben. Hausbuch: Die heute nicht mehr vollständige, durch das Inhaltsverzeichnis jedoch rekonstruierbare Sammelhandschrift des Hauptschreibers S. ist in Augsburg von (r) bis nach (v/ r), eventuell (v) entstanden. Der Papierkodex enthält vor allem Gebete, Segen, Regeln und Lehren, Ratschläge, medizinische, Hausund Kochrezepte, ein Feuerwerkbuch, aber auch den → Bartholomaeus und den → Cato, dt., dazu einige Notizen zu Ereignissen des Jahres .
Schwarz Die Gebrauchshandschrift zeigt viele Randnotizen des . Jh., Suchhilfen sowie einen Eintrag des Enkels Matthäus Schwarz (r) (Baldzuhn , S. –). Ü: Wolfenbüttel, HAB, Cod. guelf. Extravagantes. L: Hans Butzmann: Die ma. Hss. der Gruppen Extravagantes, Novi und Novissimi (Kataloge der Herzog August Bibl. Wolfenbüttel ). Frankfurt/M. , S. –. – Henkel . – Michael Baldzuhn: Schulbücher im Trivium des MA und der Frühen Neuzeit. Die Verschriftlichung von Unterricht in der Text- und Überlieferungsgesch. der ‹Fabulae› Avians und der dt. ‹Disticha Catonis›. Bde. (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. /. [/.]). Berlin/New York , Bd. , S. . – http://www. handschriftencensus.de/werke/ (..). Zwei Briefe nach München, dt., ..: Der wahrscheinlich ältere der beiden Briefe ist als Dienstversicherung und Bittstellung an den «erpern, weysen» Albrecht Offing, «burger ze münchen», gerichtet, der jüngere soll den wohlhabenden Münchener Bürger Andris Lochner in zuversichtliche Kenntnis über einige geschäftliche Vereinbarungen und Zusicherungen setzen. In beiden Briefen wird auf den je anderen verwiesen: Lochner wird mitgeteilt, dass Offing Nachricht erhalten habe, Offing, dass Lochner S. als Bürge diene. Panzer erwähnt Ton und Stil der Schreiben, die die Turbulenzen der Zeit auffallend nicht spiegeln. Ü: Augsburg, Staatsarch., Reichsstadt Augsburg MÜB [ehem. München, Hauptstaatsarch., RL Augsburg ], f. (Autographe). A: Panzer , S. f. A: Henkel , S. f. L: Henkel . – http://www.handschriftencensus.de/werke/ (..). Chronikfragment, dt.: Am St. Nikolaustag (r) schrieb S. seine im Jahr einsetzende Chronik und ergänzte sie bis ins Frühjahr . Neben der Au istung seiner Ämter überliefern die Aufzeichnungen Berichte über verschiedene politische und gesellschaftliche Ereignisse wie auch Notizen zu städtischen Angelegenheiten, dem Wetter und Lebensmittelpreisen. Die Darstellung unterscheidet sich von anderen Chroniken (→ Zink, → Mülich). Ü: Augsburg, Staatsarch., Reichsstadt Augsburg MÜB [ehem. München,
Schwarz Hauptstaatsarch., RL Augsburg ], r–v (Rogge , S. ). – Abschrift des Augsburger Stadtchronisten Clemens Jäger, .. (Panzer , S. ). A: Panzer , S. –. L: Rogge . – http://www.handschriftencensus.de/werke/ (..). [Ursprung und Anfang Augsburgs (Heiltumsbuch St. Ulrich und Afra): Die an S. vorgenommene Zuschreibung der und anonym bei Johann Bämler in Augsburg erschienenen Chronik, wie sie u. a. Kugler annimmt, bleibt unbegründet. Ü: München, BSB, Inc.c.a. d. – BSB-Ink A- (Digitalisat). – GW , GW N; Hain . L: Hartmut Kugler: Die Vorstellung der Stadt in der Lit. des MA (MTU ). München , S. . – Frieder Schanze: Seltene Drucke in einem Sammelband des . Jh. aus der Dombibl. Hildesheim. In: Bücherschicksale. Hildesheim , S. – Nr. .] Zu S., seiner Politik und der Hinrichtung sind mehrere Dichtungen (Liliencron , Nr. –; Hofmann ; Henkel , S. ; Neugart ) und zwei neuzeitliche Trauerspiele in je fünf Aufzügen überliefert (Philipp Schmid: Die Vittel, Augsburg, Stadtarch. [Autograph]; Ulrich Schwarz, anonym, Augsburg, StB, ° Cod. Aug. ° S.) (Panzer , S. f.). Lied über die Brüder Hans und Leonhard Vittel, anonym: In neun bis stollig gebauten Siebenzeilerstrophen des wohl zwischen April und April entstandenen Liedes wird das Schicksal der auf S.’ Betreiben hingerichteten Vittel-Brüder besungen. Vier Strophen schildern den Hergang der Geschichte, sieben weitere erzählen von der Unschuld, den Klagen und dem Abschied der Vittel. Die -strophige Fassung polemisiert zusätzlich gegen S. und begründet die Anonymität der Dichtung mit Vorsicht (Chroniken der schwäbischen Städte ). Ü: Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, r–r ( Str.); zu den verschollenen Zeugen vgl. Neugart . A: Placidius Braun: Notitia HistoricoLiteraria de Codicibus Manuscriptis in Bibliotheca Liberi ac Imperialis Monasterii Ordinis S. Benedicti ad SS. Udalricum et Afram Augustae Extantibus. Bd. : Augustae Vindelicorum [], S. . – Franz Eugen von Seida: Augsburgs Gesch. von der
. Hälfte . Jh. Erbauung der Stadt bis zum Tode Maximilian Josephs, ersten Königs von Bayern, . . Hälfte. Augsburg , S. f. – Liliencron , Nr. . – Die Chroniken der schwäbischen Städte , S. . – Ferdinand Wilhelm Emil Roth: Mitt. aus mhd. Hss. In: ZfdPh () S. –. Lied über die Gefangennahme des Ulrich Schwarz: Wahrscheinlich als destruierte Fassung eines ursprünglich längeren Spottliedes überliefert, thematisieren sechs unregelmäßige Strophen mit sieben bis acht Versen die Geschehnisse um S. Dass seine Frau ihn eines Traumes wegen am verhängnisvollen Tag nicht in den Rat gehen lassen will, perspektiviert das S. ansonsten im üblichen Tenor anklagende und verurteilende Lied auf besondere Weise. Ü: Heidelberg, Cpg , rv. – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, r–r. – Zu den verschollenen Zeugen vgl. Neugart . A: Franz Eugen von Seida: Augsburgs Gesch. (s. o.), S. f. – Joseph von Hormayr: Taschenbuch für die vaterländische Gesch. Jg. . München , S. –. – Friedrich Leonhard von Soltau: Ein Hundert dt. hist. Volkslieder. Leipzig , S. f. (nach Hormayr). – Liliencron , Nr. . – Ferdinand Wilhelm Emil Roth: Mitt. aus mhd. Hss. In: ZfdPh () S. f. Reimpaarspruch über den Aufstieg des Ulrich Schwarz (– Verse): Mit List und Tücke habe sich S. ins Amt geschlichen und seine Untergebenen entsprechend der eigenen Pläne ausgewählt. Der Verfasser spricht vom ‹schwarzen Raben›, der mit «alster krauen geiern und weien» auf die «guten vögel» Adler, Pelikan, Strauß «und ander gevügel» einhacke; Schwarz steht Georg Strauß gegenüber; die Vogelmetaphorik durchzieht das gesamte Gedicht. Die Schlussverse variieren, bleiben aber im Bereich von Re exion, Wunsch und Belehrung (Neugart ). Ü: Augsburg, UB, Cod. I.. ° , v–r. – Hamburg, SUB, Cod. hist. , S. –. – Heidelberg, Cpg , r–r, v–v ( Verse). – München, BSB, Cgm , v–r ( Verse). – Stuttgart, LB, Cod. hist. ° , v–v. – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, r–v, r–r ( Verse). A: Placidius Braun: Notitia HistoricoLiteraria de Codicibus Manuscriptis in Bibliotheca Liberi ac Imperialis Monasterii Ordinis S. Benedicti ad SS. Udalricum et Afram Augustae Extantibus.
. Hälfte . Jh. Bd. : Augustae Vindelicorum [], S. . – Liliencron , Nr. . – Die Chroniken der schwäbischen Städte , S. –. Reimpaarspruch über das Regime des S. ( Verse): Ausführlich wird im etwa ersten Drittel des Gedichts über die Taten des Bürgermeisters berichtet und währenddessen dessen Schlechtigkeit wie auch die Unehrenhaftigkeit seines Anhangs betont. Das zweite Drittel führt die als gerecht zu emp ndende Bestrafung aller Verantwortlichen vor, das letzte Drittel dient zugleich der Rechtfertigung wie der Mahnung zu Rechtschaffenheit. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , r–v ( Verse). – München, BSB, Cgm , r–v. – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . . Aug. °, r–r (stark abweichender Text). – Ebd., Cod. . Aug. °, v–r ( Verse). A: Liliencron , Nr. . Hans → Schneiders Spruch über die Taten und die Hinrichtung des S. ( Verse): S. werden u. a. Verleumdung, Bestechung und Erpressung, Veruntreuung und Urkundenfälschung vorgeworfen. Unter Folter soll er seine Vergehen gestanden haben, für die er unter großem Zuspruch der Bevölkerung hingerichtet wurde, worüber der Ausgburger Sprecher berichtet. Ü: München, BSB, Cgm , v–v (Nachtrag am Ende des → Augsburger Liederbuchs von ). – Salzburg, St. Peter, Cod. b IV , r–v (Ende . Jh.; Abschrift von Cgm ). A: Conrad Hofmann: Hans Schneiders hist. Gedicht auf die Hinrichtung des Augsburger Bürgermeisters S. In: Sb. der kgl. bayerischen Akad. der Wiss. zu München. München . Bd. I, S. –. L: Gerold Hayer: Die dt. Hss. des MA der Erzabtei St. Peter zu Salzburg (Verzeichnisse der dt. Hss. österr. Bibliotheken ). Wien , S. –. – Frieder Schanze: Schneider, Hans. In: VL () Sp. –. – Claudia Kanz: Schneider, Hans. In: DLL MA () Sp. –. – Dies.: ‹Also Hans Schneider gesprochen hat›. Unters. zur Ereignisdichtung des SpätMA. Diss. Würzburg . L: Johannes G. Mayer, VL () Sp. –; () Sp. . – Isolde Neugart: U. S. In: VL () Sp. –. – Paul von Stettens Lebensbeschreibungen zur Erweckung und Unterhaltung bürgerlicher Tugend. Bd . Augsburg , S. –. – Biographien hingerichteter
Schwarz Personen / die sich durch ihre hohe Würde, Gelehrsamkeit, Verbrechen, Unschuld oder Martern auszeichneten, aus den besten Schriften gesammlet. Nürnberg . – Liliencron . – Die Chron. der schwäbischen Städte. Augsburg. Bd. . Bearb. v. Friedrich Roth (Chron.dt.St. ). Leipzig . V: Chron. des Hector Mülich –. – Pius Dirr: Kau eutezunft und Kau eutestube in Augsburg zur Zeit des Zunftregiments (–). In: Zs. des Hist. Ver. für Schwaben () S. –. – Ders.: Stud. zur Gesch. der Augsburger Zunftverfassung, –. In: ebd. () S. –, bes. S. ff. – Georg Panzer: U. S., der Zunftbürgermeister von Augsburg –. [Diss. München ]. Bamberg (mit Quellenabdrucken). – Ernst Deuerlein: U. S. (um –). In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Hg. v. Götz Freiherrn von Pölnitz. München , S. –. – Friedrich Heer: Augsburger Bürgertum im Aufstieg Augsburgs zur Weltstadt (–). In: Augusta –. Forschungen und Stud. zur Kultur- und Wirtschaftsgesch. Augsburgs. München , S. –. – Wolfgang Zorn: Augsburg. Gesch. einer Stadt. Augsburg , S. f. – Augsburg. Gesch. in Bilddokumenten. Hg. v. Friedrich Blendinger/W. Zorn. München . – Rolf Kießling: Augsburg zwischen MA und Neuzeit. In: Gesch. der Stadt Augsburg von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Stuttgart , S. –. – Dieter Weber: Geschichtsschreibung in Augsburg. Hektor Mülich und die reichsstädtische Chronistik des SpätMA. Augsburg , S. –. – Peter Geffken: S., U. In: Augsburger Stadtlex. Hg. v. Wolfram Baer u. a. Augsburg , S. [= www.stadtlexikonaugsburg.de (..)]. – Literarisches Leben in Augsburg während des . Jh. Hg. v. Johannes Janota/Werner Williams-Krapp (Studia Augustana ). Tübingen , S. , , , , , , f., , .; ‹Hausbuch›, S. –, ; ‹Chronik›, S. –, –. – Nikolaus Henkel: Ein Augsburger Hausbuch des SpätMA. Der Wolfenbütteler Cod. des Bürgermeisters U. S. († ). In: ebd., S. –. – Jörg Rogge: Vom Schweigen der Chronisten. Überlegungen zu Darstellung und Interpretation von Ratspolitik sowie Verfassungswandel in den Chroniken von Hektor Mülich, U. S. und Burkhard Zink. In: ebd., S. –. – Jörg Rogge: Für den Gemeinen Nutzen. Politisches Handeln und Politikverständnis von Rat und Bürgerschaft in Augsburg im
Herr Eberhard SpätMA (Studia Augustana ). Tübingen . – Peter Geffken: Augsburg im Hoch- und SpätMA. Auf: http://www.stadtlexikon-augsburg.de/ index.php?id= (..). CK Ambros. – Verfasser eines hippiatrischen Rezepts. Das Vorsatzblatt einer Wiener Sammelhandschrift mit überwiegend geistlichen Texten enthält auch ein Rezept zur Bekämpfung von Pferderäude. Als Zutaten werden u. a. Honig, Öl, Salz und Essig genannt. Das Rezept wird in der Handschrift einem A. zugeschrieben. Eine Identität A.s mit Meister → Albrant wird von der Forschung abgelehnt. A. behandelt die bei Albrant getrennt aufgeführten Krankheiten Straubfuß und Räppigkeit im gleichen Rezept. Auch erfolgt die Behandlung mit anderen Zutaten als bei Albrant. Ü: Wien, ÖNB, cod. , v (Pap., , bair.-österr.). – Vgl. Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. . Berlin , S. –. L: Wolfram Schmitt, VL () Sp. . – Gerhard Eis: Meister Albrants Roßarzneibuch im dt. Osten. Reichenberg . Nachdr. Hilhdesheim u. a. . – Ders.: Mitt. aus spätma. Hss. in süddt. Bibl. In: Tierärztliche Umschau () S. –. – Bernhard D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . MM Prenner. – Autor eines hippiatrischen Rezepts, lebte spätestens um die Mitte des . Jh. Ein aus der Region um Mühldorf am Inn stammendes Haus- und Arzneibuch nennt P. mit anderen Rezeptautoren. Im Anhang zum Rossarzneibuch von Meister → Albrant wird einem «Her Prenner» die hippiatrische Anweisung «Zu prüchen der rossen» zugeschrieben. Ü: Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , v (Pap., um –, mittelbair.). – Vgl. Obhof (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. L: Gerhard Eis: Eine Donaueschinger Sammelhs. aus dem unteren Inntal. In: Ostbair. Grenzmarken () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit. Amsterdam , S. –). – Ute Obhof: Das ‹Mühldorfer Haus- und Arzneibuch› aus dem . Jh. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. MM
. Hälfte . Jh. Johannes (auch: Her Johannes). – Verfasser zweier Pferdemittel, zweite Hälfte . Jh. Das Mühldorfer Haus- und Arzneibuch, eine im Zeitraum – angelegte medizinische Sammelhandschrift, bietet zu einer vollständigen Abschrift des Rossarzneibuchs von Meister → Albrant als Anhang von späterer Hand fünf weitere pferdespezi sche Rezepte und Texte, von denen die beiden ersten einem («her[n]») J. zugeschrieben werden. Das erste Stück schlägt als diätetische Nahrungsergänzung Wegerich («wegwart das chraut vund dÿ pluemen») vor, das zweite gibt Ratschläge zur Sporenherstellung. Nicht auszuschließen ist, dass J. auch für die anderen Pferdemittel verantwortlich zeichnet. Ganz sicher nicht identisch mit dem J. der Pferderatschläge sind weitere Namensträger im Arzneibuch, zu denen nähere biographische Informationen fehlen. Diese haben auf dem Gebiet der Humanmedizin gearbeitet. Einem nicht näher spezi zierten Magister J. werden sechs kurze Rezepttexte zugeschrieben. Ein lat. Verfahren gegen Menstruationsbeschwerden («Cˉo[ntra] uxˉu mˉestruorum nˉıis diu ˉıvetsatum») geht auf einen Magister J. von Mühldorf zurück, ein lat. Pestmittel mit eingestreuten dt. Wörtern auf einen J. alchemista. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , r (Pap., /, lat./mittelbair., aus dem unteren Inntal [Mühldorf ?]); Autorangaben: «p[er] Joh[ann]ˉem ˉ aˉıcˉu dˉo[min]ˉı mei» (Rezept); «h[er] Jo[hannes]» (Sporen-Text). – Magister J.: v–v; Überschrift der Rezepte jeweils: «[Juxta] m[a]g[istr]um Joh[ann]ˉem» ˉ oder «[Juxta] eundem». – Lat. Texte: J. v. Mühldorf: v («ßˉu [secundum] m[a]g[istr]um Johaˉnnˉ de müldorf»). – J. alchemista: v («ß[secundum] Joh[annem] achimistˉa» [sic]). – Digitalfaks. der LB Karlsruhe: http://digital.blb-karlsruhe.de. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Kleine Rezeptfunde aus Hss. des . und . Jh. In: Tierärztliche Umschau () S. . – Ders.: Nachricht über eine medizinische Sammelhs. der Donaueschinger Hofbibl. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. b. VZ Herr Eberhard. – Möglicher Urheber eines Textes zu einem hippiatrischen Verfahren, vor . H. E. ist in Verbindung mit einem hippiatrischen Text in einer Wiener Sammelhandschrift indirekt
. Hälfte . Jh. nachweisbar. Der Kodex enthält u. a. das Buch der Natur des → Konrad von Megenberg. In dem dt. Text wird H. E. als «mein Herr» bezeichnet, der den Schreiber das dort beschriebene Heilverfahren gelehrt habe. H. E. behandelt mit hippiatrisch bewährten Heilmitteln Druckstellen am Pferderücken, die durch einen falsch aufgelegten Sattel entstanden sind und bereits Wundgeschwulste aufweisen. Druckstellen und Wund eisch werden getrennt auch im Rossarzneibuch von Meister → Albrant behandelt. Der Wiener Text gilt als durchaus eigenständig. Ü: Wien, ÖNB, cod. , va (Pap., , bair.-österr.). – Vgl. www.handschriftencensus.de/werke/. L: Wolfram Schmitt, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Meister Albrants Roßarzneibuch im dt. Osten. Reichenberg . Nachdr. Hildesheim u. a. . – Ders.: Mitt. aus spätma. Hss. in süddt. Bibl. In: Tierärztliche Umschau () S. –, hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . MM Aschel, Wolfgang. – Schreiber einer hippiatrischen Kompilation, . Jh. A. ist nur als Schreiber einer Handschrift von nachgewiesen. Darin bezeichnet er sich als «granator nouaforo», war also Kornschreiber in Neumarkt. Die Forschung hat die gleichnamige Stadt in der Oberpfalz als Herkunftsort A.s erwogen. Die Handschrift enthält drei Teile in dt. Sprache, denen weitere Einträge von anderer Hand folgen. A. wollte wahrscheinlich zunächst nur zwei Teile eintragen, fügte dann aber einen dritten hinzu. Alle drei Teile enthalten Rezepte und Heilmethoden zur Behandlung von kranken Pferden. Der erste Teil (bis r) wurde von der lat. Marstallerei des Laurentius → Rusius aus der Mitte des . Jh. sowie anderen spätma. Quellen angeregt. Der zweite Teil (r–v) enthält eine bearbeitete Fassung von Meister → Albrants Rossarzneibuch mit zusätzlichen Rezepten und Kommentaren. A. griff für diesen Teil auf mindestens zwei Fassungen des Rossarzneibuchs zurück. Der dritte Teil der Handschrift (v–r) bietet eine Rezeptsammlung, die ebenfalls auf Texten des Rossarzneibuchs beruht. Die Forschung hat eine besondere Verwandtschaft zwischen A.s Handschrift und
Aschel der böhmisch-schlesischen Albrant-Überlieferung konstatiert. Ü: Breslau, UB, Akc / (früher Görlitz, Bibl. der Oberlausitzischen Ges. der Wiss., cod. A III.I.), Bll. (Schreibernennung A.s auf Bl. v) (Pap., , bair.-österr. mit mitteldt. Einsprengseln). – Vgl. auch Eis (s. Lit.). – Grazyna Piotrowicz: Die deutschsprachigen ma. Hss. der UB Breslau/Wrocław. In: Manuscripta Germanica. Deutschsprachige Hss. des MA in Bibl. und Arch. Osteuropas (ZfdA Beih. ). Hg. v. Astrid Breith u. a. Stuttgart , S. –, hier S. . – http://www.handschriftencensus.de/ . A: Zum Rossarzneibuch vgl. die Ausg. zu Meister Albrant. L: Rainer Rudolf, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Eine roßarzneikundliche Hs. in Görlitz aus dem Jahre . In: Neues Lausitzisches Magazin () S. – (wieder in: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit. Amsterdam , S. –). – Ders.: Zum Roßarzneibuch Meister Albrants. In: Beitr. zur Gesch. der Veterinärmedizin (/) S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . MM Johannes von Rabenstein (auch: Rabstein; Johann der Jüngere; Jan Mladˇsí z Rabˇstejna), * , † .. Ofen (Buda), Ungarn. – Lat. humanistischer Schriftsteller. J. stammte aus dem Geschlecht der westböhmischen Ritter von Rabstein und ist von einem rund Jahre älteren gleichnamigen Mitglied seiner Familie zu unterscheiden, der Burggraf auf dem Vyˇsehrad zu Prag war. Sein älterer Bruder Prokop von Rabenstein war Kanzler des böhmischen Königs Ladislaus Postumus. J. selbst wurde jährig Propst am Vyˇsehrad. Dieses Amt war zugleich mit dem Titel des «Cancellarius regni Boemie» verbunden. Im Folgejahr nahm J. in Bologna das Studium des kanonischen Rechts auf und betrieb auch die Studia humanitatis. Dies dürfte auf Anregung Prokops erfolgt sein, der mit Aeneas Silvius → Piccolomini befreundet war. verstarb der ältere J. in Ofen an der Pest, worauf der jüngere seinen Aufenthalt in Italien abbrach und faktisch das Burggrafenamt des älteren übernahm. Bald nach der Wahl Georgs von Podiebrad zum böhmischen König () stand R. im Dienst
Johannes von Rabenstein des böhmischen Hofes. leitete er eine Gesandtschaft nach Rom zu Piccolomini, dem als Pius II. neugewählten Papst, um diesem Glückwünsche und die Obödienzerklärung des utraquistischen Georg zu übermitteln. Seine Studien schloss J. vermutlich in Pavia mit dem Doctor decretorum ab. war J., inzwischen zum päpstlichen «Prothonotarius et referendarius» ernannt, erneut in diplomatischer Mission in Rom, um zwischen Georg und der Kurie zu vermitteln. – hielt er sich vorwiegend in Pavia auf, unterbrochen von Reisen nach Rom () und Orléans (). Danach zog sich J. zunächst aus der Politik zurück und lebte hauptsächlich auf dem südböhmischen Familiengut in Prachatitz (Prachatice), wo er sich literarischen Studien und der Schriftstellerei widmete. Der literarische Nachlass J.s, darunter auch tschechische Briefe an Johannes von Rosenberg, stammt gänzlich aus der Zeit –. Der zeitgleich schwelende Kon ikt zwischen Georg von Podiebrad und dem vom Papst unterstützten ungarischen König Matthias Corvinus dürfte nicht ohne Ein uss auf J. verlaufen sein. Nach Georgs Tod wechselte er auf die Seite des Ungarn. vertrat er Matthias offiziell bei der Eröffnung der Universität Ingolstadt. geriet er bei einer Mission für den ungarischen König in polnische Gefangenschaft. J. starb kurz nach seiner Freilassung. Ein Großteil seiner umfangreichen Bibliothek aus Prachatitz wurde bald nach seinem Tod an das Kloster Schlägl veräußert, darunter auch Codices mit eigenhändigen Einträgen. Es sind zwei eigene lat. Werke von J. überkommen: der Gesprächstraktat Dialogus (auch Disputatio) von und die ‹Ingolstädter Eröffnungsrede› zur Einweihung der dortigen Universität (..). Der Dialogus zählt zu den ersten humanistischen Werke in Böhmen. Gestaltet ist die Schrift als Gespräch zwischen vier Adligen, von denen einer J. selbst ist. Adressiert ist sie an den Juristen Giovanni Grassi, den J. in Pavia kennengelernt hat und als seinen Lehrer benennt. Thema ist die politische Situation Böhmens von , namentlich der Kon ikt zwischen dem abgesetzten und gebannten König Georg und der katholischen Adelsopposition. Von den Sprechern im Dialogus vertreten je zwei die feindlichen Parteien, die beiden anderen sind um Ausgleich bemüht. J. verteidigt Georg (den «Hussitenkönig») und stellt humanitäre und gemeinnützige Aspekte über dogmatische. Allerdings endet die Schrift resignativ und
. Hälfte . Jh. ohne Hoffnung auf Einigung. Der Dialogus präsentiert die Gesprächspartner als individuelle Charaktere und ragt aus vergleichbaren zeitgenössischen Schriften im dt. Raum heraus. In seiner Wirkung war er zunächst auf wenige Gebildete beschränkt und erst für die späteren Humanisten in Böhmen ein signi kanter Ein uss. Die Ingolstädter Eröffnungsrede wurde nicht von J. selbst, sondern vom herzoglichen Rat Martin Mair gehalten. Der gattungstypisch gestaltete Text rühmt den Universitätsgründer Herzog Ludwig den Reichen und die Wissenschaften. Dabei betont J. die neuen Studiengänge «poete» und «hystoriographi» in besonderem Maße. Ü: Dialogus: Breslau, UB, Cod. I Q , r–v (fehlerhaft). – Ebd., Cod. I F a, S. –; Titel: ‹Dialogus sive Disputatio Baronuni Bohemiae, Zdenkonis de Sternberg, Wilhelmi de Rabie, Johannis de Schwanberg et Johannis Rabensteinii de bello contra regem Georgium › (beide Pap., . Jh.). – Eröffnungsrede: München, BSB, Clm , r–r (Pap., . Jh.); innerhalb der abgeschlossenen bayerischen Chronik Georg Hauers, Überschrift: «Oracio Johannis de Rabenstain in erectione achademie Ingelstatensis aliis orantibus tacite composita». Hauer, später Mönch in Niederaichtal, gehörte zu den Erstimmatrikulierten der Universität und könnte daher der Eröffnungsfeier beigewohnt haben. A: Dialogus: Jordan (s. Lit.) S. –. – Adolf Bachmann, Arch. für österr. Gesch. , Wien , S. –. – Bohumil Ryba: Iohannes Rabensteinensis. Disputacio (Bibliotheca scriptorum medii recentisque aevorum, saeculum XV,). Budapest . – Jana z Rabˇstejna Dialogus. Hg. v. B. Ryba, übers. von Frantiˇsek Palack´y (Památky staré literatury cˇ eské A,). Prag (lat. und tschechisch). – Dana Martínková, in: Dies. u. a.: Poselství ducha, Latinská próza cˇ esk´ych humanist˚u ˇ (Zivá díla minulosti ). , S. – (lat. und tschechisch). – Dt. Übersetzung: Palack´y (s. Lit.) S. –. – Eröffnungsrede: Waltzer (s. Lit.) S. –. L: A. Bachmann, ADB () S. f. – Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –. – Franz Machilek, LThK () Sp. . – Karen Lambrecht, NDB () S. f. (Rab[en]stein, Johann der Jüngere). – F. Palack´y: Gesch. von Böhmen. Bd. : Das Zeitalter Georgs von Podˇebrad. Prag / (Neudr. Osnabrück ) Teilbd. : Die Zeit von bis zu
. Hälfte . Jh. K. Ladislaws Tode , S. u. ö.; Teilbd. : K. Georgs Regierung –, passim. – Max Jordan: Das Königthum Georg’s von Podˇebrad. Leipzig , S. f. – A. Bachmann: Bemerkungen zu Johann’s v. R. ‹Dialogus› (. Jahresber. des dt. Staats-Real-Gymnasiums in Prag). Prag . – Heinrich Waltzer: Beziehungen des böhmischen Humanisten J. Rabstein zu Bayern. In: MIÖG () S. –. – Gottfried Vielhaber/Gerlach Indra: Catalogus Codicum Plagensium (Cpl.) manuscriptorum. Linz , passim. – Rudolf Urbánek: Tˇr i Janové z Rabˇstejna. In: Sborník lologick´y (/) S. –. – B. Ryba: K ˇ biogra i humanisty Jana z Rabˇstejna. In: Cesky ˇ Casopis historicky () S. –. – Ivan Dujˇcev: Jean de Rabˇstejn connaissait Theophane le Confesseur. In: Byzantino-Slavica () ˇ S. f. – Frantiˇsek Smahel: Knihovna Jana z Rabˇstejna. In: Zápisky katedry cˇ eskoslovensk´ych dˇejin a archivního studia () S. –. – Biographisches Lex. zur Gesch. der böhmischen Länder. Hg. v. Heribert Sturm. Bd. . München/ Wien , S. . – Walter Schamschula: Gesch. der tschechischen Lit. Bd. : Von den Anfängen bis zur Aufklärungszeit (Bausteine zur slavischen Philologie und Kulturgesch. A, NF , ). Köln u. a. ˇ , S. –. – F. Smahel: Pax externa et interna. Vom Heiligen Krieg zur Erzwungenen Toleranz im hussitischem Böhmen (–). In: Toleranz im MA (Vorträge und Forschungen ). Hg. v. Alexander Patschovsky/Harals Zimmermann. Sigmaringen , S. –, bes. S. f. – Peter Wolf: Humanismus im Dienst der Gegenreformation. Exempla aus Böhmen und Bayern. In: Funktionen des Humanismus. Stud. zum Nutzen des Neuen in der humanistischen Kultur. Hg. v. Thomas Maissen/Gerrit Walther. Göttingen , S. –, hier S. f. VZ Knab, Erhard (auch: Er[h]ardus; E. von Zwiefalten), * um Zwiefalten (Schwaben), † Februar Heidelberg. – Hochschulmediziner, medizinischer und artistischer Fachschriftsteller. Vermutlich hat K. in Zwiefalten die Benediktinerschule besucht. immatrikulierte er sich an der Heidelberger Artistenfakultät ( Bakkalaureus, Lizentiat und Magister artium). Anschließend unterrichtete K. in den Artes und nahm um das Medizinstudium auf ( Bakkalaureus, Lizentiat). Für ein mitunter in der Literatur erwähntes Studium in Bologna gibt es keine validen Hinweise. Ab war K. zudem eng
Knab mit der Heidelberger Universitätsverwaltung verwoben und hatte zahlreiche Ämter inne (/ und / Dekan der Medizinischen Fakultät; , , und Rektor der Universität; / Probst des Artistenkollegiums; / Vizekanzler). praktizierte K. für ein knappes Jahr als Arzt in Speyer, wurde aber bereits im Dezember desselben Jahres als Ordinarius der Medizin an die Universität Heidelberg berufen, verbunden mit der Verp ichtung, innerhalb eines Jahres die medizinische Promotion nachzuholen. Bis zu seiner erworbenen Promotion war K. nur kommisarisch im Amt. Der pfalzgrä iche Leibarzt Heinrich → Münsinger erhob gegen K.s vorzeitige Ordination erfolglos Einspruch. Gemeinsam mit Konrad → Schelling und Bartholomäus → Etten war K. an den beiden Fassungen der lat. Heidelberger Pharmakopöe von und beteiligt. Wohl schon während seines Medizinstudiums hatte K. als Kanoniker am Chorherrenstift St. Peter in Wimpfen Pfründen erhalten; um wurde er an der Heiliggeistkirche in Heidelberg zusätzlich bepfründet. Der literarische Nachlass K.s be ndet sich in Codd. Pal. Lat. der Biblioteca Apostolica Vaticana aus den Jahren –. Es handelt sich um eigenhändige oder in Auftrag gegebene Abschriften artistischer, philosophischer und medizinischer Referenztexte, die teilweise von K. glossiert worden sind. Die eigenen, ganz überwiegend lat. Schriften und Kompilationen re ektieren seine Rolle als Hochschulfunktionär (dekanale oder rektorale Berichte, akademische Reden, Disputationstexte, Beiträge zu den Statuten der Universität) und als akademischer Lehrer. Ärztlichen Praxisbezug haben nur einige Rezepte und drei Regimina. Auf den nachfolgenden fachliterarischen Diskurs hat K. nicht eingewirkt; abgesehen von Schülernachschriften ist er offensichtlich nicht rezipiert worden. Allerdings stellen vor allem die medizinischen Texte authentische Quellen für den universitären Unterricht an einer dt. Universität des . Jh. dar. Aus K.s artistischem Œuvre ist das Aggregatorium rhetoricae (um /) hervorzuheben, ein dreiteiliges Musterbuch für die Abfassung von Briefund Redetexten, dessen stilistische Ausführungen teilweise etwas weitschwei g geraten sind. Dafür gewähren die hier präsentierten Beispielreden und -briefe (teils selbst verfasst; ferner Schreiben u. a. von Pfalzgraf und Kurfürst Friedrich I. [dem
Knab Siegreichen] und von Kaiser Friedrich III.) einen durchaus repräsentativen Überblick über gesellschaftliche und politische Ereignisse des . Jh. Vermutlich als Grundlage für den eigenen medizinischen Unterricht hat K. seine Practica tam in phisicis quam in chirurgicis zusammengestellt. Das kompilatorische Handbuch wurde in Speyer begonnen und abgeschlossen. Seine Zweiteiligkeit entspricht den Vorstellungen des Heidelberger kurfürstlichen Hofes von einer zweischienigen medizinischen Ausbildung mit akademischen Studium und zünftischer Lehre in der praktischen Chirurgie (→ Peter von Ulm, Heinrich Münsinger). Der erste Teil (Viaticus) ist eine Rezeptsammlung, die zunächst «a capite ad calcem» geordnet ist. Dann folgen mit den «universales» Krankheiten, die sich körpertopographisch nicht zuordnen lassen. Gelegentlich nden sich Hinweise auf die eigene ärztliche Praxis. Der zweite Teil (Chirurgia bona) stellt in fünf Traktaten die ma. Chirurgie anhand ihrer prominentesten Autoren bis einschließlich → Guy de Chauliac vor. Volkssprachliche Einsprengsel begegnen in der Hinterlassenschaft K.s öfter, es sind aber nur zwei umfangreichere dt. Schriften von ihm bekannt. Zum einen die Teilübersetzung des Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus): Einer Abschrift der Rezeptsammlung hat K. um / für einzelne Abschnitte eine in schwäbischer Schriftsprache notierte Übersetzung beigegeben. Zum anderen hat K. eines seiner Gesundheitsregimina auf dt. verfasst. Das Regimen editum Contra arteticam siue podegram ist für einen ungenannten aber vermutlich vornehmen Adressaten angelegt worden. Bei dem Gichtregimen handelt es sich entgegen anders lautender Forschungsmeinungen nicht um eine Übersetzung des lat. Gichtregimen Bartholomäus Ettens, sondern um ein von Etten unabhängiges Werk (das allerdings vom gleichen Codex tradiert wird wie das Regimen Ettens). K. baut auf den «sex res naturales» auf und rückt neben medikamentösen Empfehlungen vor allem die Speisendiätetik in den Mittelpunkt. Ü: Nachlasscodices der Biblioteca Apostolica Vaticana (Pap., –, lat. [gelegentlich geringfügige schwäbische Anteile], teilweise Autographe): Cod. Pal. Lat. , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , . – Nachweise der einzelnen Texte bei: Ludwig Schuba: Die medizinischen Hss. der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibl. (Kat.
. Hälfte . Jh. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. (Reg., s. Erardus K.). – Vgl. auch: Dorothea Walz: Die hist. und phil. Hss. der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibl. (Cod. Pal. Lat. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. , . – Aggregatorium rhetoricae: Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. Lat. , v–r (Pap., [Tl. und ] und [Tl. ]); Autograph. – Schülerabschriften: München, BSB, Clm , r–r (Pap., /); nur Tl. . – Beromünster, Stiftsbibl., Cod. C , r–r (Pap., ); nur Tl. und . – Practica tam in phisicis quam in chirurgicis: Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. Lat. , r–r (Pap., /); Autograph. – Antidotarium Nicolai: Ebd., Cod. Pal. lat. , ra–rb (Pap., / , lat./schwäbisch); Teilautograph. – Gichtregimen: Heidelberg, UB, Cpg , r–r (Pap., / , lat./elsässisch); Digitalisat: http://digi.ub.uniheidelberg.de/diglit/cpg. A: Gichtregimen: Eis (s. Lit.) S. – (Neudr. S. –). – Heidelberger Pharmakopöe von : Wolfgang-Hagen Hein: Eine Heidelberger Arzneimittelliste von . In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Artistische Lehrschrift: Ludger Kaczmarek: E. K. von Zwiefalten (gest. ): Improbatio modorum signi candi. Edition nach den Hss. In: Individuation, Sympnoia pánta, Harmonia, Emanation. FS Heinrich Schepers. Hg. v. Klaus D. Dutz. Münster , S. –. L: Colette Jeudy, NDB () S. f. – L. Schuba, VL () Sp. –. – Ders.: LexMA () Sp. . – Steven J. Livesey: International Encyclopaedia for the Middle Ages-Online (Suppl. to LexMA-Online). Turnhout (www.brepolis.net/) (mit detaillierter Werkbibliogr.). – Theodor von Liebenau: E. K. In: Diözesanarch. von Schwaben () S. f.; () S. f. – Eberhard Stübler: Gesch. der medizinischen Fakultät der Univ. Heidelberg. –. Heidelberg , S. –. – Gerhard Ritter: Die Heidelberger Univ. Ein Stück dt. Gesch. Bd. : Das MA (–). Heidelberg , Reg. – Gerhard Eis: E. K.s Gichtregimen. In: Medizinische Monatsschr. () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –, –). – Charles M. Lohr: Medieval Latin Aristotle Commentaries. Authors A–F. In: Traditio () S. –, hier S. . – Jan
. Hälfte . Jh. Pinborg: Die Entwicklung der Sprachtheorie im MA (Beitr. zur Gesch. der Philosophie und Theologie des MA /). Münster , S. –. – Hermann Weisert: Die Rektoren der Ruperto Carola zu Heidelberg und die Dekane ihrer Fakultäten – (Anlage Ruperto Carola ). Heidelberg , S. (erw. wieder in: «Semper apertus». Sechshundert Jahre Ruprecht-KarlsUniv. Heidelberg. Hg. v. Wilhelm Doerr. Berlin u. a. , Bd. , S. –). – C. Jeudy/ L. Schuba: E. K. und die Heidelberger Univ. im Spiegel von Hss. und Akteneinträgen. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Arch. und Bibl. () S. –. – Schuba (s. Überl.) S. XXXI–XXXIII. – L. Schuba: Die medizinische Fakultät im . Jh. In: «Semper apertus». Sechshundert Jahre Ruprecht-Karls-Univ. Heidelberg (s. o.) Bd. , S. –, hier S. –. – Wolfgang Rohe: Zur Kommunikationsstruktur einiger Heidelberger Regimina sanitatis: Heinrich Münsinger, E. K., Conrad Schelling. In: Wissen für den Hof. Der spätma. Verschriftungsprozeß. Hg. v. Jan-Dirk Müller (MMS ). München , S. –. – Heinrich Schipperges: Ärzte in Heidelberg. Eine Chronologie vom «homo heidelbergensis» bis zur «Medizin in Bewegung». O. O. [Heidelberg] , S. f. u. ö. – Dagmar Drüll: Heidelberger Gelehrtenlex. Bd. : –. Berlin u. a. , S. f. u. ö. – Gundolf Keil: K., E. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Wolfram Schmitt: Medizinische Lebenskunst. Gesundheitslehre und Gesundheitsregimen im MA (Medizingesch. ). Berlin/Münster , S. . VZ Meyer Judeus. – Verfasser eines Textes über ein medizinisches Verfahren, Mitte/zweite Hälfte . Jh. Der ansonsten nicht bezeugte M. J. wird in der fachliterarischen Tradition nur von einem kurzen Text zur Schmerztherapie repräsentiert. Er dürfte Juden- oder Laienarzt mit chirurgischer Praxiserfahrung gewesen sein. Da er zur Dosierung das Würzburger Maß («ein halbe moß wurczb[ur]g») heranzieht, ist es wahrscheinlich, dass M. J. im Hochstift Würzburg praktizierte. Die Zweischritttherapie zur Behandlung von «wettachen» (pharmazeutische Technologie und
Meyer Judeus Applikation) verwendet feucht-warme Kompressen auf der Grundlage von Essig und Salz. Die Verordnung bewegt sich im Grenzbereich von Schulund Volksmedizin. Es ist vorstellbar, dass der kurze Abschnitt ein Exzerpt aus einem Traktat zur Schmerz-/Geschwürsbehandlung darstellt. Ü: Frankfurt/M., UB, Ms. Praed. , v (Pap., erste Hälfte und Mitte . Jh., lat./rheinfränkisch; Bll. v–v: /, oberfränkisch); Überschrift: «Meyer Judeus», Datierung: «anno lxx». Digitalisat unter: http:// sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/. A: Gerhard Eis: Mitt. über fünf unbekannte Rezeptautoren des . Jh. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. f.). L: Peter Proff, VL () Sp. f. – G. Eis: Ma. Fachprosa der Artes. In: Dt. Philologie im Aufriß. Bd. . Hg. v. Wolfgang Stammler. Berlin , Sp. –, hier Sp. . – Wolfgang Wegner: M. J. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Etten, Bartholomäus (auch: von/van E.; Et[h]en, Ethan). – Verfasser von medizinischen Rezepten und Regimina sanitatis, zweite Hälfte . Jh. E. erwarb den medizinischen Magister- und Doktorgrad (ein Textzeuge spricht ihm auch den Dr. der Artes zu). ist E. in erzbischö ichen Diensten in Mainz bezeugt, von wo aus er in Verhandlungen mit dem Magistrat von Frankfurt/M. trat. In Frankfurt residierte er –; erhielt er eine Zuwendung von Gulden. E. blieb der Reichsstadt verbunden. Noch erstellte er ein Gutachten über das Frankfurter Apothekenwesen. Mit → Bartholomäus von Frankfurt ist E. vermutlich nicht identisch – vor allem wegen dessen laienärztlichen Pro ls. erscheint E. als Leibarzt Landgrafs Heinrich III. von Oberhessen. Im letzten Drittel des . Jh. (letztmalig ) ist er vor allem im Umkreis des kurpfälzischen Hofes in Heidelberg bezeugt. Gemeinsam mit Erhard → Knab und Konrad → Schelling war E. an den beiden Fassungen der Heidelberger Pharmakopöe von und beteiligt. Diese Apothekenordnung mit Preisvorgaben entstand in kurfürstlichem Auftrag nach Basler Vorbild.
Bartholomäus von Frankfurt Von E. ist ein Rezept für ein Abführmittel erhalten, «Ein gud purgatz» (breiiges Arzneimittel, bestehend aus pulvrigen Wirkstoffen, gemischt mit Flüssigkeit), das auf teure Zutaten setzt. Ferner liegt ein Rezept für ein Pulver vor, dem ein außerordentlich breites Wirkungsspektrum bei zahlreichen Indikationen zukommen soll. Zwei weitere, lat. Rezepte (Gichtsalbe, Mittel gegen Flatulenz) werden im Kontext von E.s beiden Regimina tradiert. Deren erstes ist ein Gicht-Regimen («contra artheticam») für den kurpfälzischer Kanzler und Bischof von Speyer Matthias von Rammung. Das zweite Regimen, Ad alleuiandum partum, bietet eine kurze Rezeptfolge zur Geburtserleichterung. Im lat. Text erscheinen die Wirkstoffe oftmals volkssprachig – vermutlich im Hinblick auf die potenziellen Adressaten des Regimen wie Schwangere, Hebammen oder andere ungelehrte Geburtshelfer. Ü: Purgatz-/Pulverrezept: Bd. und des Buchs der Medizin → Ludwigs V. von der Pfalz: Heidelberg, UB, Cpg , r/Cpg , r (Perg., /); Autorangaben: «meinster Bartholomeus»/«von doctor Bartholomeo». – Regimina/ lat. Rezepte: Rom, Bibl. Vaticana, Cod. Pal. lat. , r–v («contra podagram», mit Widmung an Matthias von Rammung) r–r (lat. Rezepte) v (Ad alleuiandum partum) (Pap., –, lat., aus Heidelberg). – Gicht-Regimen auch in: Heidelberg, UB, Cpg , r–r (Pap., –, lat./elsässisch); ohne Widmung. Überschrift: «Regimen contra artheticam»; Autorangabe: «Bartholomeus de Eten / artium et medicine doctor». – Die Heidelberger Cpg liegen sämtlich als Digitalisate vor (http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/ cpg, /cpg, /cpg ). Zur vatikanischen Hs. vgl.: Ludwig Schuba: Die medizinischen Hss. der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibl. (Kat. der UB Heidelberg I). Wiesbaden , S. –, bes. S. . A: Heidelberger Pharmakopöe von : Wolfgang-Hagen Hein: Eine Heidelberger Arzneimittelliste von . In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Pulverrezept: Joachim Telle: Mitt. aus dem ‹Zwölfbändigen Buch der Medizin› zu Heidelberg. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f. – Hille/Rappert/Keil (s. Lit.) S. . L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Georg Kriegk: Das Bürgerthum im MA. Nach urkundlichen Forschungen und mit besonderer Beziehung auf Frankfurt a. M. . Tl. .
. Hälfte . Jh. Frankfurt/M. (Nachdr. ) S. f. – Gerhard Eis: Erhard Knabs Gichtregimen. In: Medizinische Monatsschr. () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –, –). – Ders.: Nachrichten zur Heidelberger Medizingesch. des . und . Jh. aus Hss. und Frühdrucken. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. . – Telle (s. Ausg.) S. f. – Petra Hille/Anne Rappert/G. Keil: Die Arzneiform Pulver in der chirurgischen Fachlit. des Hoch- und SpätMA. In: Ditor ut Ditem. FS Emil Schultheisz. Hg. v. Judit Forrai (Magyar Tudománytörténeti Szemle könyvtára ). Budapest , S. –, hier S. –. VZ Bartholomäus von Frankfurt. – Mediziner, Verfasser von Heilrezepten, . Jh. B. wird von der Forschung häu g mit dem Mediziner Bartholomäus → Etten identi ziert. Dieser war Doktor der Medizin und als Leibarzt für mehrere Adlige und Bischöfe tätig: von bis mindestens bei den Mainzer Erzbischöfen, ab bei Graf Philipp I. von Katzenelnbogen, ab bei Johann III. von Grumbach, Fürstbischof von Würzburg. B. v. Ethen lebte dann in Frankfurt/M. und war ab Leibarzt von Landgraf Heinrich III. von Hessen. Handschrift L überliefert eine B. v. F. zugeschriebene Abhandlung über ein Heilwasser, Von dem lebendigen Wasser, daz man nennet daz gueldin wasser. Der Verfasser behandelt die Zutaten, Herstellung, Wirkung und Anwendung des Heilmittels. Das Rezept gilt als eng verwandt mit ähnlichen Heilwässern im Arzneibuch der Herzogin Eleonora Maria Rosalie von Troppau und Jägerndorf. Auch in weiteren Handschriften ab etwa werden B. häu ger Rezepte zugeschrieben, u. a. ein Regimen contra artheticam in Handschrift H. Ü: H: Heidelberg, UB, cpg , r–r (Pap., –, niederalemannisch). – L: London, Wellcome Institute of the History of Medicine, MS , r–v (um ). – Weitere Erwähnungen in frühneuzeitlichen Hss.: Heidelberg, UB, cpg , r (um ). – Ebd., cpg , r (um ). – Ebd., cpg , v, r (um ). – Ebd., cpg , v, r (vor ). – Ebd., cpg , v (). – Ebd., cpg , v (um ). – Ebd., cpg , r (). Vgl. Samuel A. J. Moorat: Catalogue of Western Manuscripts on Medicine and Science in the Wellcome Historical Medical Library . London ,
. Hälfte . Jh. S. . – Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –, – u. ö. (s. Reg. der Rezeptzuträger, S. ). A: Helko Eis: Das Wasser der Gesundheit des B. v. F. In: Medizinische Monatsschr. () S. f. – Online-Faks. von Hs. H: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg. L: Rainer Rudolf, VL () Sp. f. – Gundolf Keil/Gerhard Eis: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. f. – Alfred Wendehorst: Das Bistum Würzburg. Bd. : Die Bischofsreihe von –. Berlin/New York , S. . – Wolfgang Rohe: Zur Kommunikationsstruktur einiger Heidelberger Regimina sanitatis. Heinrich Münsinger, Erhard Knab, Konrad Schelling. In: Wissen für den Hof. Der spätma. Verschriftungsprozeß am Beispiel Heidelberg im . Jh. Hg. v. Jan-Dirk Müller. München , S. –, hier S. . – Wolfgang Wegner: B. v. F. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . – Landgrafen-Regesten Online, Nr. , http://www.lagis-hessen.de/de/ subjects/idrec/sn/lgr/id/ (Stand ..). MM Der Henckt. – Verfasser eines Textes über ein Verfahren gegen Gelbsucht, . Jh. Mit dem ungewöhnlichen Urhebervermerk «Daz hat der henckt gelert» überliefert eine Sammelhandschrift eine zweiteilige Gelbsuchttherapie («Für die Gellsucht»). Der kryptische Verfassername ist anderweitig nicht bezeugt. Das Verfahren besteht aus einem Rezept und Anwendungsvorschriften. Der Ein uss ma. zahlenspekulativer Vorstellungen auf das Verfahren ist evident, da drei Kräuter zum Einsatz kommen («rute», «schellkrut», «huswurz»), von denen jeweils drei Blätter verwandt werden. Das hergestellte Heilmittel wird dreimal verabreicht. Die eingesetzten p anzlichen Drogen lassen zudem die hochma. Herbartradition aufscheinen: Raute und Schöllkraut setzt bereits der → Macer zur Gelbsuchtbahndlung ein (Kap. und der dt. Vulgatfassung) und der Hauswurz
Der Henckt ist aus dem → Circa instans bekannt, wo er der Behandlung von Leberleiden dient. Auch im salernitanischen Fachschrifttum begegnen die drei P anzendrogen als Gelbsuchttherapeutika. Ü: Memmingen, StB, Cod. ,.°, r (Pap., /, ostschwäbisch). A: Gerhard Eis: Vier Mitt. aus altdt. Hss. süddt. Bibliotheken. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. ). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Wolfgang Wegner: D. H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Reichenauer Kochbuch. – Rezeptsammlung, um . Das R. K. belegt eine eigene Lage in einer lat.dt. Sammelhandschrift. Der Kodex enthält auch theologische Texte wie den → Etymachietraktat und ein Gutachten von Johannes → Müntzinger. Die Entstehung des R. K. wird von der Forschung im alemannisch-schwäbisch-bair. Grenzgebiet des nördlichen Bodenseeraums vermutet. Die dt. Kochrezepte wurden von drei Händen in den Kodex eingetragen. Die Schreiber waren mit den Fischarten des Bodensees vertraut, aber wohl keine Kochexperten. Darauf lassen zahlreiche Fehler im Text schließen. Das R. K. kann in mehrere Rezeptblöcke eingeteilt werden, die nach bestimmten Hauptzutaten oder Zubereitungsarten zusammengefasst sind. So umfasst die Sammlung inhaltliche Blöcke zu Pasteten, Pfeffergerichten, Gelees, gebratenen Gerichten, Muß und Brei, Huhn, Rind, Mandeln, Sülzen, Backwaren, Salzgerichten, Kompotten und zuletzt Gemüsegerichten. Die meisten Rezepte enthalten Fleisch, doch sind viele Gerichte auch für die Fastenzeit geeignet. Auch ausländische – und damit teure – Früchte und Gewürze nden Verwendung, während Schaugerichte fehlen. Die Sammlung war also für eine gehobene Küche bestimmt. Die Forschung nimmt für das R. K. einen klösterlichen Gebrauchskontext an, etwa als Kochbuch für anspruchsvolle Klostergäste.
Eberhardi Textlich wird das R. K. einem schwäbischalemannischen Korpus zugerechnet. Parallelüberlieferung besteht zum → Alemannischen Büchlein von guter Speise I (München, BSB, cgm ). Dessen Rezepte sind auch im R. K. enthalten, unterscheiden sich aber mundartlich, syntaktisch und orthographisch von ihren dortigen Gegenstücken. Möglicherweise oss die Vorlage des R. K. als lückenhafte Abschrift in den cgm ein, bietet das R. K. doch gegenüber seiner Vorlage den vollständigeren Text. Weitere Parallelen bestehen zwischen dem R. K. und dem Kochbuch von Meister → Hans. Ü: Karlsruhe, LB, cod. Aug. (auch Aug. Pap. ), r–r (Pap., um , schwäbisch-alemannisch). – Vgl. Ehlert u. a. (s. Lit.). – SpätMA am Oberrhein : Alltag, Handwerk und Handel – : Kat. Badisches Landesmus. Karlsruhe, . Sept. –. Feb. . Hg. v. Badischen Landesmus. Karlsruhe. Stuttgart , S. f. (Nr. ). – www.handschriftencensus.de/. A: Ehlert u. a. (s. Lit.). L: Trude Ehlert u. a.: Das Reichenauer Kochbuch aus der Badischen LB. Edition und Komm. In: Mediaevistik () S. –. – T. Ehlert: Indikatoren für Mündlichkeit und Schriftlichkeit in der deutschsprachigen Fachlit. am Beispiel der Kochbuchüberl. In: ‹Durch aubenteuer muess man wagen vil.› FS Anton Schwob. Hg. v. Wernfried Hofmeister. Innsbruck , S. –. – Alexander Reck: Die deutschsprachigen Kochbücher des MA. In: MIÖG () S. –. – Marianne Honold: Stud. zur Funktionsgesch. der spätma. deutschsprachigen Kochrezepthss. Würzburg , S. , , u. ö. MM Eberhardi, Ulrich (auch: Ulricus, Udalricus, Ebrardi, Ebrardus, Eberlein u. a.), * um Wien, † .. Klosterneuburg. – Mediziner, Latinist. E. war nach eigener Angabe der Sohn eines Peter Eberhart. Er dürfte überwiegend in Klosterneuburg gelebt haben. erfolgte E.s erste Immatrikulation an der Universität Wien, wo er Bakkalaureus wurde. Die Forschung vermutet eine anschließende Tätigkeit E.s als Lehrer. erfolgte seine Zulassung zum Magisterium. ist er in Salzburg nachweisbar. E. schrieb sich als Magister der Artes an der Universität Wien ein und studierte dort Medizin; – lehrte er Grammatik an der Artistenfakultät. E. wurde zum Bakkalaureus der Medizin, zum Lizentiaten
. Hälfte . Jh. und zum Dr. med. promoviert. / war er Rektor der Universität Wien. E.s Hauptwerk war die lat.-dt. Phraseologie Modus latinitatis. Die Entstehungszeit des Werks ist unsicher; sie wird vereinzelt vor vermutet. Möglicherweise ging der Text aus E.s Arbeit als Lehrer hervor. Die knappe Überlieferung mit vier Handschriften setzt ein. Aus der Zeit von bis sind zudem mehr als Drucke des Werks erhalten. Inhaltlich zerfällt Modus latinitatis in zwei Teile: E. behandelt zunächst gewöhnliche Gesprächssituationen, dann Redewendungen für gehobenere Gelegenheiten. Die Schrift bietet dt. Phrasen mit oft mehreren lat. Übersetzungen sowie lat. Angaben zur korrekten Benutzung. In Handschriften und Drucken sind neben Modus latinitatis auch kleinere Schriften E.s überliefert. Die Drucke des Modus latinitatis enthalten immer auch XXIV regulae de arte dicendi, ab der zweiten Au age zumeist auch E.s lat. Tractatus de orthographia und weitere Anhänge, darunter die lat. Prosodie De accentu sowie Au istungen von Synonymen und schriftlichen Formeln für Briefe. Außerdem ist Korrespondenz E.s überliefert. Ü: . Modus latinitatis: Lambach, Stiftsbibl., cod. cart. , r–r, r–v (Pap., Ingolstadt, um ). – München, BSB, cgm , r–v (Pap., oder später, westbair.). – Augsburg, SuStB, ° cod. , r–v (Pap., Wien und Ingolstadt, , bair.-österr., mit Zusätzen). – München, BSB, clm , r–v (Ende . Jh.). Vgl. auch Bodemann (s. Lit.). – Zur Augsburger Hs. vgl. Herrad Spilling: Handschriftenkat. der Staats- und Stadtbibl. Augsburg. Bd. : Die Hss. ° Cod –. Wiesbaden , S. –. – Zur Münchner Hs. und ihrer Datierung vgl. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus Codicum Manu Scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. – Uiblein (s. Lit.). – www. handschriftencensus.de/. . Tractatus de orthographia (mit Anhängen): Basel, UB, cod. F V , r–v (Pap., um ). – Augsburg, SuStB, ° cod. , r–r (s. o., Nr. ). – München, BSB, cgm , r–v (s. o., Nr. ). – Ebd., clm , r–v (Pap., –). Vgl. die Lit. zu Nr. (s. o.) sowie: Karl Halm u.a., Catalogus codicum latinorum Bibliothecae Regiae Monacensis II/: Codices num. – complectens. München (Nachdr. Wiesbaden ) S. . – Schuh
. Hälfte . Jh. (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. – www.mrfh.de/. D: Mehr als Drucke des Modus latinitatis von bis . – Beispiele für frühe Drucke: Memmingen: Albrecht Kunne, (GW ). – Memmingen: Albrecht Kunne, (GW ). – [Nürnberg: Friedrich Creussner], (GW ). – Reutlingen: Johann → Otmar, (GW ). – [Speyer: Konrad Hist], (GW ). Verz. der Drucke im GW (GW bis , Sp.a). – Spätere Drucke im VD (VD E –E ). A: . Modus latinitatis: Online-Faks. von GW , GW und GW : http:// daten.digitale-sammlungen.de. – Weitere Faks. im GW und VD. . Korrespondenz E.s bei Uiblein (s. Lit.). L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. f.; () Sp. . – Karl Grossmann: Die Frühzeit des Humanismus in Wien bis zu Celtis Berufung . In: Jb. für Landeskunde von Niederösterreich NF () S. –, hier S. . – Ulrich Schindel: Die ‹auctores› im Unterricht dt. Stadtschulen im SpätMA und in der frühen Neuzeit. In: Stud. zum städtischen Bildungswesen des späten MA und der frühen Neuzeit. Ber. über Kolloquien der Kommission zur Erforschung der Kultur des SpätMA bis . Hg. v. Bernd Moeller u. a. Bearb. v. Ludger Grenzmann. Göttingen , S. –. – Paul Uiblein: Die Kanonisation des Markgrafen Leopold und die Wiener Univ. In: Jb. des Stiftes Klosterneuburg NF () S. – (wieder in: Ders.: Die Univ. Wien im MA. Beitr. und Forschungen. Wien , S. –). – Ulrike Bodemann: Schriftliche Anleitung zu mündlicher Kommunikation. Die Schülergesprächsbüchlein des späten MA. In: Pragmatische Schriftlichkeit im MA. Erscheinungsformen und Entwicklungsstufen (MMS ). Hg. v. Hagen Keller u. a. München , S. –. – Oliver Duntze: Ein Verleger sucht sein Publikum. Die Straßburger Offizin des Matthias Hupfuff (/ –). München , S. u. ö. – Maximilian Schuh: Aneignungen des Humanismus. Institutionelle und individuelle Praktiken an der Univ. Ingolstadt im . Jh. Leiden u. a. , S. , . MM Ficino, Marsilio, * .. Figline Valdarno, † .. Careggi bei Florenz. – Arzt, Philosoph, Übersetzer.
Ficino F. war der Sohn des Diotifeci (gen. Ficino) d’Agnolo di Giusto (/–), des Leibarztes Cosimo de’ Medicis (–), und der Alessandra di Nannoccio. Er studierte seit in Florenz, u. a. bei Piero di Antonio Dini, war Repetitor für Piero de’ Pazzi und veröffentlichte neben anderen scholastischen Traktaten die wohl unter dem Ein uss seines Lehrers Niccolò Tignosi († ) entstandene Summa philosophiae Marsilii ad Michaelem Miniatensem. Nach der Veröffentlichung der Institutiones ad Platonicam disciplinam (, verschollen) rieten ihm sein Lehrer Cristoforo Landino (–) und der ohne eigentlichen Titel in Florenz herrschende Cosimo de’ Medici, die platonische Literatur aus den Quellen zu studieren, worauf F. das Studium des Griechischen aufnahm, vermutlich bei Francesco da Castiglione. stellte ihm Cosimo für die Übersetzung griechischer Philosophen ein Haus in Careggi (heute Stadtteil im Norden von Florenz) zur Verfügung. Neben zehn Dialogen Platons, die er seinem Auftraggeber bis zu dessen Tod vorlegen konnte, übersetzte F. Werke u. a. von Hermes Trismegistos, Alkinnos, Speusippos, Xenokrates und Pythagoras; folgte die Übersetzung von Dantes staatstheoretischem Werk De monarchia ins Italienische. entstand der Symposion-Kommentar De amore; den frühestens im selben Jahr begonnenen Phaidros-Kommentar schloss er ab, die Arbeit an seinem philosophischen Hauptwerk, der Theologia Platonica de immortalitate animorum (Druck ), bereits um . emp ng F. die Priesterweihe; wurde er Canonicus am Dom von Florenz. zog er sich weitgehend aus dem öffentlichen Leben zurück. Nach der Hinrichtung Girolamo Savonarolas, dessen Auftreten er anfangs wohlwohlend verfolgte, im Mai verfasste F. eine Apologia contra Savonarolam. A: Opera omnia. Bde. [Bd. ab S. ]. Basel (Nachdr. Turin ). – Supplementum Ficinianum. Marsilii Ficini Florentini Philosophi Platonici opuscula inedita et dispersa. Hg. v. Paul Oskar Kristeller. Bde. Florenz (Nachdr. und ). – The Letters of M. F. Translated from the Latin by Members of the Language Department of the School of Economic Science, London. Bde. London –. – Lettere. [Bisher Bde. I: Epistolarum familiarium liber I. II: Epistolarum familiarium liber II]. Hg. v. Sebastiano Gentile. Florenz , . – Einzelschriften (in Auswahl): Commentaire sur le Ban
Ficino quet de Platon [lat./frz.]. Hg. v. Raymond Marcel. Paris . – E. Musacchio: Consilio contro la pestilenzia. Bologna . – Traktate zur Platonischen Philosophie. Übers. und mit Erläuterungen versehen von Elisabeth Blum, Paul Richard Blum und Thomas Leinkauf (Collegia). Berlin . – Platonic Theology. English translation by Michael J. B. Allen and John Warden. Latin text edited by James Hankins with William Bowen. . Bde. Cambridge/MA u. a. –. – Commentaire sur le Banquet de Platon, De l’amour. Commentarium in convivium Platonis, De amore [lat./frz.]. Hg. v. Pierre Laurens. Paris . – Teodoro Katinis: Medicina e loso a in Marsilio Ficino. Il Consilio contro la pestilenza (Centuria. Collana dell’Istituto Nazionale di Studi sul Rinascimento ). Rom . – Über die Liebe oder Platons Gastmahl [lat./dt.]. Mit einer Einleitung und Anm. hg. v. P. R. Blum (Philosophische Bibl. ). Hamburg . F.s medizinisches Hauptwerk sind die in den späten er Jahren verfassten De vita libri tres, ursprünglich drei eigenständige Traktate. Irreführend ist die Titelvariante De triplici vita der Basler Edition bei Amerbach um . Das sich insbesondere an – zur Melancholie neigende – Gelehrte («homines litteratum») richtende Werk, das die Heilkunde und die Krankheitsprävention zum Thema hat, vereinigt astrologische, philosophische und medizinische Theoreme. Das bereits entstandene erste Buch (De vita sana) bietet eine Diätetik für Gelehrte. Bei seinen Aussagen über die Entstehung von Melancholie und deren Merkmale greift F., dem es um die Erklärung des Zusammenhangs von Melancholie und Ingenium zu tun ist, auf Erklärungsmuster aus Viersäftelehre und Astrologie zurück. Das zweite Buch (De vita longa, ) behandelt die Geriatrie und gibt den Gelehrten Hinweise, wie sie ihr Leben verlängern können. Das dritte, ebenfalls entstandene Buch (De vita coelitus comparanda) basiert auf Plotins Liber de favore coelitus hauriendo (vgl. das Vorwort des dritten Buchs) und behandelt die Astromedizin. Von → PseudoMesuë übernahm F. zahlreiche Rezepturen. Die ersten beiden Bücher wurden wenige Jahre nach Erscheinen zweimal ins Deutsche übersetzt: Neben einer anonymen Übersetzung, deren Schreibdialekt und Überlieferung nach Heidelberg weisen (gegen die Vermutung, die Übersetzung stamme von dem Heidelberger Arzt Konrad → Schelling [Benesch, S. ] siehe Limbeck
. Hälfte . Jh. [Sp. ] und Miller [s. Überl.]), liegt eine Übersetzung Johannes Adelphus → Mulings von vor. Muling, der auch als Herausgeber lat. Schriften F.s hervortrat, kürzte insbesondere medizintheoretische und mythologische Abschnitte der ersten beiden Bücher; das dritte Buch übersetzte er nicht, da es «gar hoch zu verston» sei, was wohl auch für den unbekannten Übersetzer der Grund für das Weglassen dieses Teils gewesen sein mag. Ü: a) Heidelberg, UB, Cpg , *r–v (De vita libri tres, dt., Buch I); Titel: «Marsilius Ficinus orentinus von dem dryfaltigen leben»; gegen die Meinung von Benesch (S. ), der das Faszikel für ein Autograph Konrad Schellings hält, siehe Lembeck (Sp. ) und Miller; Digitaliat: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/ cpg. – Ebd., Cpg , r–v (De vita libri tres, dt., Buch II) (Perg., Anfang . Jh., südrheinfränkisch, Schreibort: Kurpfalz [Heidelberg?]). – Hamburg, SUB, Cod. alchim. , r–v (De vita libri tres, dt., Übersetzung des . Buchs; bricht unvollendet ab) (Pap., [Bl. v], [Bl. v], nd.). Vgl. Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibl. Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kataloge der Universitätsbibl. Heidelberg VIII). Wiesbaden , S. f. – M. Miller, in: K. Zimmermann/Pamela Kalning: Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibl. Heidelberg. Vorläu ge Beschreibungen (ab Cod. Pal. germ. ), hier: http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/ projekt-cpg-pdfs/Cpg.pdf. – http://www. handschriftencensus.de/werke/. D: De tripilici vita. Basel: [Amerbach], um . – De vita libri tres. Venedig . – De vita libri tres. In: Marsilii Ficini Florentini, insignis Philosophi Platonici, Medici atque Theologi clarissimi Opera [...]. Basel: Henricus Petri, , S. ff. M.s Übersetzung (Das buch des lebens. Marsilius cinus von Florentz von dem gesunden vnd langen leben [...]) ist nach der Destillierkunst Hieronymus → Brunschwigs das zweite Stück des Sammeldrucks Medicinarius Das buch der Gesuntheit. Straßburg: Joh. Grüninger, (VD, B ), Bl. [CXXXI]r–CLXVIIIv. – Die weiteren Drucke bei Gotzkowsky (s. Ausg.) S. –. A: Marsilii Ficini de vita libri tres. Krit. Apparat, erklärende Anm., Namenregister und Nachwort von Martin Plessner. Nach dem Manuskript ediert von Felix Klein-Franke. Nachdr.
. Hälfte . Jh. der Ausg. Venedig . Hildesheim/New York . – M. F.’s «De triplici vita» (Florenz ) in dt. Bearbeitungen und Übersetzungen. Edition des Codex palatinus germanicus und . Hg. v. Dieter Benesch (Europäische Hochschuleschr. I,). Frankfurt/M. u. a. , S. – (ohne Abdruck des Textes von Bl. v–r des Cpg ). – Das Buch des Lebens. Übers. und hg. v. Johannes Adelphus (Straßburg ). In: Johannes Adelphus: Ausgewählte Schr. Hg. v. Bodo Gotzkowsky. Bd. (Ausgaben dt. Lit. des XV. bis XVIII. Jh. ). Berlin/New York , S. – (Buch I und II; nach dem revidierten Druck von ). – M. F.: De vita libri tres / Drei Bücher über das Leben. Hg., übers., eingel. und mit Anm. versehen von Michaela Boenke (Humanistische Bibl., Reihe , Texte, Bd. ). Paderborn . Ü: M. F.: Three Books on Life. Hg. v. Carol V. Kaske/John R. Clark. Binghamton/NY (krit. Edition mit englischer Übersetzung). – A. Biondi/G. Pisani: De vita. Lat.italienisch. Pordenone . – Marsile Ficin: Les trois livres de la vie. Hg. v. Thierry Gontier. Paris (Neuausg. der französischen Übersetzung von Guy Le Fèvre de la Boderie, Paris ). veröffentlichte der Neumarkter (Oberpfalz) Stadtschreiber Michael Spielberger ( in Ingolstadt immatrikuliert, Promotion zum Dr. iur. civ.; vgl. Wolff) eine dt. Übersetzung eines Briefes F.s von (Epistola veritatis: De institvtione principis ad cardinalem Riarivm. Oratio Christiani gregis ad Xistum Ponti cem Romanum. Declamatiuncula ad humanum de Vitae institutione. De Officijs. Oratio ad Deum Theologica. Basel: Thomas Wolff, ; VD F ; Digitalisat: nbn:de:bvb:-bsb–). Es handelt sich dabei um einen Fürstenspiegel («Wie e sy ain Furst in seinem Regiment tugentlich soll halten») für Raffaele Riario (–), der im Alter von Jahren zum Kardinal ernannt worden war. D: [Furstlichs Furpildt. Componitur orbis Regis ad exemplum]. Ein sendbrief von dem Hochweisenn Marsilio Ficino vonn Florentz Ainem Cardinal / Vnder dem namen der Warhait [...] / durch Michel Spylperger Statschreiber zum newen/ marckt auff dem Norica. Dem [...] hertzog Friderichen jnn Bayrn [et]c. z˚u vnderthenigem geuallen.in teutsche sprach gezogen. [...]. [Nürnberg: Peypus, ] (Digitalisat: urn:nbn:de:bvb:-bsb–). Ob eine unter dem Namen des Ulmer Stadtarztes Johannes → Stocker gehende Übersetzung des
Ficino Consiglio contro la pestilenzia auf Stocker selbst zurückgeht, ist nicht geklärt. Ü: Ein kurtz Regiment für dˉe geprestˉe e der pestilentz. So ds hoch gelort herr Johˉa Stockar Doctor e der ertzney vˉn Statartzt zu Vlm geschriben vnd begrife fen vˉn bißher in ubˉug vˉn geprauch ghabt hatt. Nürnberg: Friedrich Peypus, (VD S ). – Dass. (Ain Regiment für die Pestilentz Durch den hochgelertˉe Johˉa Stockar Doctor der Ertzney vˉn Stat Artzt z˚u Vlm beschriben vnd in seynˉe lebˉe gebraucht vnd geyebt). Augsburg: Sigmund Grimm und Marx → Wirsung (VD S ; Druckjahr im VD Grundwerk fälschlich: ; Digitalisat: www.digitalesammlungen.de). B: Paul Oskar Kristeller: M. F. and his Work after Five Hundred Years (Quaderni di «Rinascimento»). Firenze . – Teodoro Katinis: Bibliogra a Ficiniana. Studi ed edizioni delle opere di M. F. dal . In: Accademia () S. – (seitdem in dieser Zs. regelmäßig aktualisiert). L: Paul Richard Blum, LexMA () Sp. f. – Werner Raupp, BBKL () Sp. –. – Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Volpi () S. –. – Sven Limbeck, VL () Sp. –. – Jürgen Mittelstraß, Enz Phil Wiss () S. f. – Franz Josef Worstbrock: Muling, Johann Adelphus. In: VL Dt. Hum. () Sp. –, hier Sp. , f. – Wilhelm Kahl: Die älteste Hygiene der geistigen Arbeit: Die Schr. des Marsilius Ficinus ‹De vita sana sive de cura valetudinis eorum, qui incumbunt studio litterarum› (). In: Neue Jbb. für das klassische Altertum, Gesch. und dt. Lit. und für Pädagogik () S. –, –, –. – O. Clemen: Eine Streitschr. des preusischen Kanzlers Michael Spielberger. In: Mitt. des Ver. für die Gesch. von Ost- und Westpreußen () S. –. – Paul Oskar Kristeller: Die Philosophie des M. F. Frankfurt/M. (überarb. Ausg. mit aktualisierter Bibliogr. u. d. T.: Il pensiero loso co di M. F. Firenze ). – Benesch (s. Ausg.) S. –. – Helmut Wolff: Gesch. der Ingolstädter Juristenfakultät – (Ludovico Maximilianea. Forschungen und Quellen ). Berlin , S. . – Raymond Klibansky/Erwin Panofsky/Fritz Saxl: Saturn und Melancholie. Stud. zur Gesch. der Naturphilosophie und Medizin, der Religion und der Kunst. Frankfurt/M. . – Ingo Schütze: Zur F.-Rezeption bei Paracelsus. Paracelsus in Vergangenheit und Gegenwart. In: Parer
Ficino ga Paracelsica. Hg. v. Joachim Telle (Heidelberger Stud. zur Naturkunde der frühen Neuzeit ). Stuttgart , S. –. – Sylvain Matton: Marsile Ficin et l’alchimie. Sa position, son in uence. In: Alchimie et philosophie à la Renaissance. Actes du Colloque International de Tours (– décembre ). Hg. v. Jean-Claude Margolin/S. Matton, Sylvain (De Pétrarque à Descartes ). Paris , S. –. – Werner Beierwaltes: Plotin und F.: Der Selbstbezug des Denkens. In: Stud. zum . Jh. FS Erich Meuthen. Hg. v. Johannes Helmrath u. a. München , Bd. , S. –. – Jörg Lauster: Die Erlösungslehre M. F.s. Theologiegeschichtliche Aspekte des Renaissanceplatonismus (Arbeiten zur Kirchengesch. ). Berlin/New York . – Burkhard Mojsisch: Epistemologie im Humanismus. M. F., Pietro Pomponazzi und Nikolaus von Kues. In: Freiburger Zs. für Philosophie und Theologie () S. –. – Tamara Albertini: M. F. Das Problem der Vermittlung von Denken und Welt in einer Metaphysik der «Einfachheit» (Die Geistesgesch. und ihre Methoden ). München . – Michael J. B. Allen: Synoptic Art. M. F. on the History of Platonic Interpretation. Firenze . – Accademia. Revue de la Société Marsile Ficin. ff. – Friend to Mankind. M. F. (–). Hg. v. Michael Shepherd. London . – Wilhelm Kühlmann: Der ‹Hermetismus› als literarische Formation. Grundzüge seiner Rezeption in Deutschland. In: Scientia Poetica () S. –. – Alfred Noe: Vom ‹Neuen Athen› zum Gottesstaat. Die orentinische Kulturpolitik zur Zeit von Reuchlins Italienreisen. In: Reuchlin und Italien. Hg. v. Gerald Dörner (Pforzheimer Reuchlinschr. ). Stuttgart , S. –. – Thomas Leinkauf: Reuchlin und der Florentiner Neuplatonismus. In: ebd., S. –. – Natural Particulars. Nature and the Disciplines in Renaissance Europe. Hg. v. Anthony Grafton/Nancy Siraisi (Dibner Institute studies in the history of science and technology). Cambridge/MA . – Celeste Chamberland: F., Marsiglio (–). In: The Late Medieval Age of Crisis and Renewal, –. A Biographical Dictionary. Hg. v. Clayton J. Drees. Westport/CT, London , S. f. – Arne Malmsheimer: Platons ‹Parmenides› und M. F.s ‹Parmenides›-Kommentar. Ein krit. Vergleich (Bochumer Stud. zur Philosophie ). Amsterdam/Philadelphia . – Marsile Ficin ou Les Mystères
. Hälfte . Jh. Platoniciens. Actes du XLIIe Colloque International d’Etudes Humanistes, Centre d’Etudes Supérieures de la Renaissance, Tours, – juillet . Hg. v. Stéphane Toussaint (Les Cahiers de l’Humanisme ). Paris . – M. F.: His Theology, his Philosophy, his Legacy. Hg. v. Michael J. B. Allen u. a. Leiden u. a. . – Th. Leinkauf: Philosophie und Religion bei M. F. In: Accademia. Revue de la Société Marsile Ficin [] () S. –. – Matthias Bloch/B. Mojsisch (Hg.): Potentiale des menschlichen Geistes: Freiheit und Kreativität. Praktische Aspekte der Philosophie M. F.s (–). Stuttgart . – M. F. Index nominum et index geographicus. Bearb. v. Dorothee Gall, Peter Riemer, Ursula Rombach, Roswitha Simons und Clemens Zintzen (Indices zur lat. Lit. der Renaissance III,). Hildesheim . – Paul Richard Blum: Philosophieren in der Renaissance (Ursprünge des Philosophierens ). Stuttgart . – Christoph Kugelmeier: Die Entwicklung einer philosophischen Fachterminologie durch die lat. Platon-Übersetzungen der Renaissance. Ausgewählte Beispiele – von Decembrio bis F. In: Beitr. zur Gesch. der Sprachwiss. () S. –. – Wolf-Dieter Müller-Jahncke: F., M. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , f. – M. F. Fonti, testi, fortuna. Atti del convegno internazionale (Firenze, – ottobre ). Hg. v. Sebastiano Gentile/Stéphane Toussaint (Studi e testi del Rinascimento europeo ). Rom . – Cesare Vasoli: F., Savonarola, Machiavelli. Studi di storia della cultura (Miscellanea Istituto Nazionale di Studi sul Rinascimento ). Torino . – Platon, Plotin und M. F. Studien zu den Vorläufern und zur Rezeption des Florentiner Neuplatonismus. Internationales Symposium in Wien, .–. Oktober . Hg. v. Maria-Christine Leitgeb u. a. (Wiener Stud., Beih. ). Wien . – Teodoro Katinis: A Humanist Confronts the Plague: F.’s Consilio contro la Pestilentia. In: Modern Language Notes () S. –. – Laus Platonici Philosophi. M. F. and his In uence. Hg. v. Stephen Clucas u. a. (Brill’s Studies in Intellectual History ). Leiden/Boston . – Bernd-Christian Otto: Magie. Rezeptions- und diskursgeschichtliche Analysen von der Antike bis zur Neuzeit (Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten ). Berlin/New York , S. – (Kap. : M. F., Giovanni Pico della Mirandola und die frühneuzeitliche Rezeption des Magiebegriffs). – D. Gall:
. Hälfte . Jh. Zur Rezeption der paganen Götter bei Boccaccio und F. In: Wechselseitige Wahrnehmung der Religionen im SpätMA und in der Frühen Neuzeit. II. Kulturelle Konkretionen (Lit., Mythographie, Wiss. und Kunst). Hg. v. Ludger Grenzmann u. a. (Abh. der Akad. der Wiss. zu Göttingen NF ). Berlin/Boston , S. –. – Antje Wittstock: Melancholia translata. M. F.s MelancholieBegriff im deutschsprachigen Raum des . Jh. (Berliner MA- und Frühneuzeitforschung ). Göttingen . – Steffen Schneider: Kosmos, Seele, Text. Formen der Partizipation und ihre literarische Vermittlung: M. F., Pierre de Ronsard, Giordano Bruno (Neues Forum für allgemeine und vergleichende Literaturwiss. ). Heidelberg . – M. F. Index rerum. Bearb. v. Christoph Kugelmeier, P. Riemer und C. Zintzen (Indices zur lat. Lit. der Renaissance III,). Hildesheim u. a. . – T. Katinis: Praise and Practice of Medicine in M. F. In: Medical Ethics. Premodern Negotiations between Medicine and Philosophy. Hg. v. Mariacarla Gadebusch Bondio (Aurora ). Stuttgart , S. –. – Th. Leinkauf: Cusanus, F., Patrizi – Formen platonischen Denkens in der Renaissance (Frankfurter Kulturwissenschaftliche Beitr. ). Berlin . – Maike Rotzoll: ‹Homo permeabilis›. Eine kleine Lektüre der ‹Bücher vom Leben› des M. F. In: Minera discipulorum. Vorstöße in das Fachschrifttum der frühen Neuzeit. Gedenkschr. für Joachim Telle. Hg. v. Laura Balbiani/Kathrin P ster. Heidelberg , S. –. – Marburger Repertorium zur Übersetzungslit. im dt. Frühhumanismus: MRFH (http://mrfh.de/). BJ Schober, Hans (auch: Hanns S., Johannes S.), * um Schwandorf (Oberpfalz), † frühestens . – Notar, Stadtschreiber, Übersetzer. S. war Kleriker des Bistums Regensburg und ab als Stadtschreiber und kaiserlicher Notar in Amberg (Oberpfalz) tätig. In die Auseinandersetzungen zwischen Amberg und Pfalzgraf Friedrich I. († ) verwickelt, verlor er nach der militärischen Unterwerfung der Stadt sein Amt als Stadtschreiber. Er lebte aber weiterhin dort. Nach mehreren Jahren als Inhaber einer Notarskanzlei war er – erneut Amberger Stadtschreiber. Das gleiche Amt übte er von bis mindestens in Nabburg aus. Aus S.s Zeit als Notar sind Briefe überliefert. Sie bezeugen Rechtsvorgänge von bis . Neben Amberg werden darin
Schober Nürnberg, Nabburg, Sulzbach und S.s Heimatort Schwandorf genannt. S. wird außerdem eine dt. Übertragung des → Secretum secretorum zugeschrieben. Der in einer wohl autographen Handschrift überlieferte Prosatext wird heute auf die Zeit um das dritte Viertel des . Jh. datiert. Die Übersetzung entstand nach einer lat. Vorlage aus der SS/T-Vulgata-Gruppe des Secretum secretorum. Entsprechend umfasst sie zwei Vorreden und acht Bücher. Die Übertragung gilt als sehr originalgetreu, was allerdings auch zur Übernahme offensichtlicher Fehler der Vorlage durch S. führte. Gekürzt sind bei S. die astrologischen Passagen. In den medizinischen Abschnitten des Textes nden sich häu g nicht übersetzte lat. Begriffe. Insgesamt ist S.s Übertragung als reines Privatwerk zu betrachten, das ohne literarische Rezeption blieb. Ü: . Secretum secretorum: Lütetsburg, Privatbesitz Familie zu Knyphausen, ohne Signatur (früher Aurich, Niedersächsisches Staatsarch., Depositum IX Nr. ; davor Lütetsburg fol. ), r–r (Pap., drittes Viertel . Jh., bair.). . Briefe: München, Bayerisches Hauptstaatsarch., Bayerische Franziskanerprovinz, Nr. U VIII . – Nürnberg, Stadtarch., Reichsstadt Nürnberg, farbiges Alphabet, Urk. . Vgl. u. a. Reininger (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. – Quellen zu S.s Zeit in Nabburg bei Scherl (s. Lit.). A: . Secretum secretorum: Rohde (s. Lit.) S. – (Teilausg.). – . Briefe: Rohde (s. Lit.) S. – (zit.). L: Monika Reininger, VL () Sp. f. – Otto Rohde: Über eine noch unbekannte spätmhd. Prosaübersetzung des pseudoaristotelischen Secretum secretorum. Diss. Hamburg . – August Scherl: Verfassung und Verwaltung der Stadt Nabburg bis zum Ausgang des . Jh. In: Verhandlungen des Hist. Ver. für Oberpfalz und Regensburg () S. –. – Friedrich Wurms: Stud. zu den dt. und lat. Prosafassungen des ps.-aristotelischen Secretum secretorum. Diss. Hamburg , S. f. – Wolfgang Hirth: Die älteste dt. ‹Sirr-al-Asrˉar›-Überl. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – Regula Forster: Das Geheimnis der Geheimnisse. Die arabischen und dt. Fassungen des pseudo-aristotelischen ‹Sirr al-asrˉar›, ‹Secretum secretorum›. Wiesbaden , S. –. – Vgl. auch die Lit. zum Secretum secretorum. MM
Frauenburg Frauenburg, Johannes, * um Frauenburg (Ostpreußen), † .. Görlitz. – Humanistischer Schulmeister und Stadtschreiber, Verfasser historischer Schriften. J. F. nahm das Studium der Artes in Leipzig auf, erwarb das Bakkalaureat und schloss als Magister ab. Von der ein ussreichen Görlitzer Familie Emmerich protegiert, wurde er Leiter der in hohem Ansehen stehenden Lateinschule. Seine Heirat begründete seinen sozialen Aufstieg. folgte er Johann → Bereith als Stadtschreiber; bald darauf wurde er Oberstadtschreiber. Repräsentant der städtischen Verwaltungselite, war er Ratsherr (), Schöppe () und sogar Bürgermeister von Görlitz (, ). In den Chroniken ist von einer umfangreichen städtischen Bautätigkeit F.s die Rede. zog er sich aus den Amtsgeschäften zurück. Nach langer, schwerer Krankheit starb er . Seine Witwe heiratete den Sohn des Beslauer Chronisten Peter → Eschenloer. Als Stadtschreiber und Vorsteher der Görlitzer Kanzlei verantwortete F. mehrere Stadtbücher. Seit führte er (bis ) ein offizielles Tagebuch seiner Amtshandlungen. Er legte ein bis geführtes Protokollbuch über kriminelle Sachen, ein Au assungsverzeichnis, ein Verzeichnis der Görlitzer Oberhofsentscheidungen an. Auch ließ er die Kriegszüge der Stadt verzeichnen und erarbeitete selbst eine Brauordnung. Als Außenpolitiker der Stadt war er insbesondere mit der Anerkennung des Böhmischen Gubernators Georg von Podiebrad durch den Sechsstädtebund befasst. F. war ein gebildeter Mann, dessen Schriften und Korrespondenz (Honemann , S. f.) deutliche humanistische Anklänge und Kenntnis klassischer Autoren erkennen lassen. Nach dem Zeugnis späterer Chronisten ließ er lat. Inschriften nicht nur an der Lateinschule, sondern an vielen öffentlichen Gebäuden anbringen. Über seinen Buchbesitz ist (noch) nichts bekannt. Secretarium (–): F.s in dt. Sprache abgefasstes Secretarium ist eine Art inoffiziellen, halbamtlichen Tagebuchs, das Traditionswissen unterschiedlichsten Zuschnitts festhält. Es dürfte sich um private, ad hoc entstandene Aufzeichnungen handeln, die einigen Wert für die Kenntnis der städtischen Verhältnisse haben (Wahlverhalten, Entwässerung, Handel mit Färberwaid, städtische Söldner). Ü: Breslau, UB, Akc. /, S. – (olim Görlitz, Bibl. der Oberlausitzischen Ges. der Wiss., Cod. L III , Bd. ).
. Hälfte . Jh. A: Moritz Oskar Sauppe: Das Tagebuch des Görlitzischen Stadtschreibers Johannes Frawenburg –. Nach der Abschrift und mit Anm. des Bartholomäus Scultetus. In: Neues Lausitzisches Magazin () S. –. Anweisung, wie der Bürgermeister sich in seinem Amte halten soll (): Als Neujahrsgabe dem Görlitzer Rat dediziert, ist die auf Pergament sauber geschriebene dt. Anweisung eine recht allgemein gehaltene Handreichung für Bürgermeister. F. entwickelt darin aus der Fülle der ihm bekannten Einzelfälle eine Verhaltens- und Handlungsethik für Stadtobere, deren Grundpfeiler genaue Beobachtung aller Verhältnisse und maßvolles Vorgehen darstellen. Ü: Breslau, UB, Akc. /, S. – (olim Görlitz, Bibl. der Oberlausitzischen Ges. der Wiss., Cod. L III , Bd. ). – Görlitz, Ratsarch., Mscr. Varia , r–r (Autograph). A: Otto Jancke. In: Neues Lausitzisches Magazin () S. –. – Richard Jecht: Die P ichten eines ma. Bürgermeisters. In: Dt. Geschichtsbll. () S. – (normalisierend). – Johannes Weidemann: J. F., Der Bürgermeisterspiegel vom Jahre . München (Übersetzung). Liebesgedicht: Im Urkundenbuch III des Görlitzer Ratsarchivs ndet sich, eingetragen von J. F.s Hand auf der Rückseite einer Urkunde von , ein dt. Liebesgedicht von paargereimten Versen. Der Text, noch von Honemann ( []) als «unbeholfene Reimerei» abgetan, bedürfte näherer Untersuchung. Ü: Görlitz, Ratsarch., UB III, v. A: Karl Gottlob von Anton: Dritter Beytrag zu alten dt. Gedichten. In: Dt. Museum /, S. –. – Walther Preusler: Ein Gedicht J. F.s? In: Neues Lausitzisches Magazin () S. –. L: Richard Jecht, VL () Sp. –. – Hubert Herkommer, VL () Sp. f. – Christian Speer, Encyclopedia of the Medieval Chronicle () Sp. f. – Otto Jancke: M. F. In: Neues Lausitzisches Magazin () S. –. – Ders.: Sculteti Registrum Consulum Gorlicensium. In: ebd. () S. –. – R. Jecht: Quellen zur Gesch. der Stadt Görlitz bis . Görlitz , S. f. – Ders.: Gesch. der Stadt Görlitz I/. Görlitz , S. –. – Roland Otto: . Todestag von J. F. In: Görlitz-Mosaik /, S. –. – Eberhard
. Hälfte . Jh. Isenmann: Ratslit. und städtische Ratsordnungen des späten MA und der frühen Neuzeit. In: Stadt und Recht im MA. Hg v. Pierre Monnet/Otto Gerhard Oexle. Göttingen , S. –, bes. S. –. – Heike Bierschwale/Jacqueline van Leeuwen: Wie man eine Stadt regieren soll. Dt. und ndl. Stadtregimentslehren des MA. Frankfurt/ M. , S. f., . – Volker Honemann: Mitteldeutschland. In: Bücher, Drucker, Bibliotheken in Mitteldeutschland. Hg v. Enno Bünz. Leipzig , S. –, hier S. f. – V. Honemann: Kanzlei, Stadt und Kultur im Leben und Werk des J. F. von Görlitz (gest. ). In: Literaturlandschaften. Hg. v. dems./Rudolf Suntrup. Frankfurt/M. u. a. , S. – [zuerst ]. – Christian Speer: Frömmigkeit und Politik. Städtische Eliten in Görlitz zwischen und . Berlin (Reg.). CF Reuchart von Salzburg. – Verfasser eines augenheilkundlichen Rezepts, zweite Hälfte . Jh. Eine medizinische Sammelhandschrift aus der Kartause Basel schreibt R. eine Anweisung für ein «ougen wasser» zu. Der Rezeptautor ist anderweitig nicht belegt, aber Hinweise auf den Wirkungsraum R.s gibt ein Nachsatz zum Rezept, der mitteilt, dass R.s Heilwasser auch «hett gehulfen dem probst von berchtalczgaden». R.s Herkunftsname korreliert also mit seinem vermutlichen Wirkungsraum, dem Erzbistum Salzburg. Sein Renommee könnte aber angesichts der Aufnahme in eine Schweizer Handschrift überregional gewesen sein. R.s Beitrag verwendet Arsenik («tutian») und Vitriol («burckhuß»), die mit Wein («maluasier») vermischt und mittels einer Kuttrolf-Flasche appliziert werden. Die Präferenz mineralischer Drogen ist typisch für die spätma. Ophthalmologie und R.s Verfahren daher wenig originell. Im Textzeugen folgt eine ophthalmologische Anweisung, die auf einen Ulrich zurückgeht, der «herczogs friderichs von osterichs kanczler» gewesen sei, und wörtliche Übereinstimmungen zu R.s Text aufweist. Gleiches gilt für ein weiteres augenheilkundliches Verfahren, das sich an das Kanzlerrezept direkt anschließt. Die inhaltlich-stilistischen Parallelen der drei Beiträge dürften das Ergebnis einer redaktionellen Überarbeitung durch einen Bearbeiter sein. Gleichwohl ist es möglich, dass auch die dritte Anweisung auf R. zurückgeht. Ü: Basel, UB, Cod. D III , r–r (Pap., um , alemannisch); Überschrift:
Reuchart von Salzburg «Aber ein gut ougen wasser vnd ist meister Reuchartz von Salczburg kunst». A: Eis (s. Lit.) S. (Neudr. S. ). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Handschriftenstud. zur medizinischen Lit. des SpätMA. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –, hier S. –). – Ders.: Nachweise zur altdt. Rezeptlit. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. ). – Wolfgang Wegner: R. v. S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Messinger (auch: Mässinger). – Laienmediziner, Rezeptautor, um . Ein M. wird in einem aus der Region um Mühldorf am Inn stammenden Haus- und Arzneibuch erwähnt. Dort werden ihm zwei medizinische Rezepte zugeschrieben, die gegen Augenerkrankungen und Gicht helfen sollen. Beide Vorschriften sind in einer Mischung aus dt. und lat. Formulierungen verfasst. Neben Wacholderöl werden als Zutaten auch junge Hunde, Frösche und Spechte verarbeitet. Während diese Tiere wahrscheinlich aus der volksmedizinischen Überlieferung stammen, griff der M. an anderen Stellen auf das Standardwerk → Circa instans zurück. Auch kannte er sich mit Destillationsverfahren aus. Die Forschung vermutet im M. einen Laienarzt mit Lateinkenntnissen. Ein gleichnamiger M. ist in Mühldorf nachweisbar; freilich muss es sich dabei nicht um den Autor der Rezepte gehandelt haben. Ü: Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , v (Pap., um –, mittelbair.). – Vgl. Ute Obhof: Das ‹Mühldorfer Hausund Arzneibuch› aus dem . Jh. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – www. handschriftencensus.de/. A: Keil/Riha (s. Lit.). – OnlineFaks. der Hs.: http://digital.blb-karlsruhe.de/id/ .
Bamberger mathematisches Manuskript L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Stadtarch. Mühldorf am Inn. Bearb. v. Edgar Krausen. München , S. . – G. Keil/Ortrun Riha: Spechtblut und Laubfrosch-Welpen. Die organotherapeutischen Heilmittel des spätma. Praktikers Mässinger. In: Sudhoffs Arch. () S. –. MM Jörg zu Pforzen. – Verfasser eines Textes über ein augenheilkundliches Verfahren, zweite Hälfte . Jh. (?). Der Name J. z. P. ist nur einmal in der spätma. fachliterarischen Überlieferung nachgewiesen. Eine alemannische Sammelhandschrift weist ihm eine zweistu ge «augen pulffer»-Verordnung zu (Herstellung und Applikation). Bei J. könnte es sich um einen Laienarzt gehandelt haben, der womöglich in Pforzen bei Kaufbeuren praktizierte. Denkbar ist zudem seine Urheberschaft für die thematisch verwandten Kurztexte des unmittelbaren Tradierungsumfeldes. Indikation der für ihn gesicherten ophthalmologischen Therapie ist die Wucherung der Hornhaut. Ein äußerst fein gemahlenes Pulver («wie ain mell») aus Harnsedimenten und Kochsalzkristallen wird zur Verätzung der Wucherung in das Auge eingebracht. Der volksmedizinische Charakter des Rezeptes ist anhand der Verwendung von Urin evident. Ü: Stuttgart, LB, Cod. HB XI , r (Pap., ./. Jh. [J. z. P.: . Jh.], niederalemannisch); Autorangabe: «Jerg z˚u pforcza». A: Gerhard Eis: Nachricht über unbekannte Wundärzte aus einer Weingartner Hs. um . In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. f (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. ). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Wolfgang Wegner: J. z. P. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Trienter Algorismus. – Kaufmännisches Rechenbuch, um . Der T. A. zählt zu den ältesten gedruckten europäischen Rechenbüchern überhaupt und könnte – je nach Datierung des → Bamberger Rechenbuchs (Blockbuch) (um /) – das älteste dt. Rechenbuch sein. Die bairische Schriftsprache des Druckes
. Hälfte . Jh. weist thüringische Rudimente auf. Die sieben mathematischen Operationen (Addieren, Subtrahieren, Halbieren, Verdoppeln, Multiplizieren, Dividieren und das Bilden arithmetischer Reihen) werden eingerahmt von einer Einführung in das Rechnen auf der Linie und elf exemplarischen Problemlösungen. Die merkantile Gebrauchsfunktion beim Gros der vorgestellten Aufgaben ist evident. Einige Aufgabenstellungen beziehen sich auf die Erbteilung; daneben nden sich unterhaltsame Rechenexempel für gesellschaftliche Ratespiele. Die auftretenden Währungen entstammen dem dt. Raum, aus dem die meisten Quellen bezogen wurden. Daneben sind auch italienische Vorlagen wahrscheinlich, etwa für die Dreisatzregel oder die Reisezeitberechnung für Rompilger. D: O. O., J. und Drucker [Trient: Albrecht Kunne, um ] (GW ); eingebunden in eine komputistische Sammelhs. (Dessau, LB, Hs. Georg. ° [Pap., zweite Hälfte . Jh., lat.]; aus Leipzig [?]). A: Kurt Vogel: Der T. A. von . In: Beitr. zur Gesch. der Medizin und der Naturwiss. FS Rudolph Zaunick. Hg. v. Erwin Reichenbach (Nova Acta Leopoldina NF /). Leipzig , S. –, hier S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Arnold Carl Klebs: Incunabula scienti ca. In: Osiris (; Nachdr. Hildesheim u. a. , ) S. –, hier S. (Nr. .). – Vogel (s. Ausg.). – Menso Folkerts (Hg.): Maß, Zahl und Gewicht: Mathematik als Schlüssel zu Weltverständnis und Weltbeherrschung (Ausstellungskat. der HAB ). Weinheim , ., überarb. und erg. Au . Wiesbaden , S. f., . VZ Bamberger mathematisches Manuskript. – Mathematisch-kaufmännisches Kompendium, zweite Hälfte . Jh. Beim B. m. M. handelt es sich um die umfangreichste bekannte ma. Sammlung von Rechenaufgaben in dt. Sprache. Während der Textzeuge gegen Ende des . Jh. geschrieben worden ist, dürften die Aufgaben selbst aus der Zeit um stammen, wie die vorkommenden Währungen und ihre Relationen zueinander nahe legen (das Äquivalent eines Rheinischen Gulden wird mit Pfennigen beziffert). Von den insgesamt Exempeln sind die letzten wegen Abrisses der hinteren Blätter
. Hälfte . Jh. nur bruchstückhaft erhalten. Einige Aufgaben haben einleitende Erläuterungen, andere sind mit begleitenden Rechenvorschriften versehen. Die Zusammenstellung enthält auch lat. oder überwiegend lat. Rechenbeispiele, doch liegt deren Anteil bei weniger als einem Zehntel des Gesamtbestandes. Die merkantile Gebrauchsfunktion des B. m. M. als Hilfsmittel für die Berechnung von Preisen, Löhnen, Arbeitszeiten usw. ist evident. Es dürfte im Ein ussraum des Handelszentrums Nürnberg angelegt worden sein. Neben den kaufmännischpragmatischen Exempeln nden sich aber auch unterhaltsame Aufgabenstellungen, die zum Beispiel als Ratespiel in kollegialer Gesellschaft vorstellbar sind. Außdem gibt es einige Ansätze zu abstrakteren Aufgaben. Insgesamt betrachtet ist der Aufgabenbestand für die damalige Zeit wenig originell. Mindestens Rechenbeispiele nden sich schon im → Algorismus Ratisbonensis, weitere überschneiden sich inhaltlich und formal mit dem Rechenbuch des Friedrich → Amann (Fridericus astronomus). Eine weitere Quelle war vermutlich ein arithmetischer Traktat, der gemeinsam mit dem Algorismus Ratisbonensis überliefert wird (St. Florian, Stiftsbibl., Cod. XI , v–r [erste Hälfte . Jh.]). Das B. m. M. stellt ganz offensichtlich eine Kompilation aus verschiedenen kleineren Sammlungen dar. Deren jeweilige ursprüngliche Gestalt ist aber in der Regel nicht mehr zu rekonstruieren. Nur die ersten Exempel sind deutlich als geschlossene Sammlung konturiert. Bei ihnen lässt sich eine plan- und schulmäßige Steigerung der jeweiligen Komplexität erkennen, die eine originäre Selbstständigkeit dieser Aufgabengruppe nahelegt: von Algebra über Bruchrechnung zum Dreisatz und weiter zur pragmatischen Anwendung bei Maß- und Währungskalkulationen. Auch Beispiele zur Gewinnsteigerung durch rechnerische Manipulation werden präsentiert. Dieser Abschnitt dürfte auf einen einzelnen Urheber zurückgehen, der vermutlich Rechenmeister war. Dessen Initialen könnten laut Explicit E. K. gewesen sein, wenn nicht der Schreiber gemeint ist. Das B. m. M. hat vermutlich auf das gleichsam kaufmännisch ausgerichtete → Bamberger Rechenbuch gewirkt. Dessen Übereinstimmungen mit dem B. m. M. dürften nicht nur gemeinsamen Quellen geschuldet sein: Bei Exempeln des er Rechenbuches bestehen wörtliche und numerische Entsprechungen (vgl. Schröder , S. ).
Bamberger Rechenbuch (Blockbuch) Ü: Bamberg, SB, ohne Sign.; im Schuber von Inc. typ. Ic I (Signatur des → Bamberger Rechenbuches [Blockbuch], dem das B. m. M. bis beigebunden war) noch Bll. (Pap., spätes . Jh.); Beschädigung und Blattverlust am Schluss der Hs. Die Blattzählung legt nahe, dass es sich um eine Druckvorlage handelt. A: Eberhard Schröder: Ein mathematisches Ms. aus dem . Jh. SB Bamberg. Hs. aus Inc.typ. Ic I (Algorismus ). München , S. – (Faks.) – (nhd. Übertragung). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Kurt Vogel (Hg.): Das Bamberger Blockbuch: Inc. typ. I der StB Bamberg. Ein xylographisches Rechenbuch aus dem . Jh. (Veröff. des Forschungsinst. des Dt. Museums für Gesch. der Naturwiss. und der Technik B []). München , S. , , , f. u. ö. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – E. Schröder: Die Bamberger mathematische Hs. und deren Beziehungen zum Algorismus Ratisbonensis und zum Bamberger Rechenbuch von Ulrich Wagner . In: Kaufmannsrechenbücher und mathematische Schr. der frühen Neuzeit. Hg. v. Rainer Gebhardt (Schr. des Adam-Ries-Bundes AnnabergBuchholz ). Annaberg-Buchholz , S. f. VZ Bamberger Rechenbuch (Blockbuch) (Regula von dre[y]). – Holzschnittdruck mit Rechenexempeln, /. Der schlichte und nur fragmentarisch überkommene Druck versammelt Musterexempel für kaufmännisches Rechnen (Preis-, Gewinn- und Wechselkursberechnungen oder einfache Gesellschaftsrechnungen). Das Büchlein im Taschenformat dürfte im Ein ussraum des Handelszentrums Nürnberg entstanden sein. Format und die Zusammenstellung der Aufgaben lassen vermuten, dass das Rechenbuch primär für den Gebrauch durch fahrende Händler, Handlungsdiener und Gelegenheitsgesellschafter konzipiert worden ist. Beim Verfasser dürfte es sich um einen (Nürnberger) Rechenmeister gehandelt haben. Dessen Identi kation mit Ulrich → Wagner (Schröder [s. Lit.]) lässt sich nicht veri zieren. Auf den jeweils ersten und letzten Blättern nden sich pragmatische Tabellen zum Einmaleins sowie zu Maß- und Währungseinheiten. Das Buch
Kuno zu Winenburg und Beilstein lässt sich in zwei Abschnitte unterteilen, die jeweils mit Erläuterungen zum Dreisatz eingeleitet werden (r: «Regula von dre ist drey dinck die du setzt [...]»). In repetitivem Aufbau («Jtem einer kauft ...», «Jtem Einer gibt ...» usw.) werden die einzelnen Beispiele vorgeführt. Dabei wird nur das Ergebnis angegeben. Der Rechenweg bleibt ausgespart. So ist unklar, wie der Verfasser zu seinen Ergebnissen gelangt, ob durch «Tolletrechnen» (mit Hilfstafeln) oder durch modernere okzidentalische Verfahren. Der Ein uss der Tradition der Regensburger Rechenbücher (→ Runtingerbuch, → Algorismus Ratisbonensis) ist unabhängig hiervon evident; direkte Entlehnungen scheinen aber nicht vorzuliegen. Rezipiert wurde das Blockbuch von Johannes → Widmann, der für seine Behende und hubsche Rechenung () zumindest einzelne Aufgaben übernahm und vielleicht auch partienweise das Blockbuch als Kompilationsleittext zugrunde legte. Ü: Bamberg, SB, Inc. typ. Ic I (/ [Wasserzeichenanalyse]). Erhalten sind zwei zusammengebundene Abzüge, beide sind unvollständig; insgesamt Blätter, von deren Seiten bedruckt sind. Ein Doppelblatt ist verloren. Bis war dem Blockbuch das → Bamberger mathematische Manuskript beigebunden. – Digitalisat der SB Bamberg unter: urn:nbn:de:bvb:dtl-. – Vgl.: Bernhard Schemmel: SB Bamberg. Hss., Buchdruck um in Bamberg, E. T. A. Hoffmann (Ausstellungskat.). Bamberg , S. f. (Nr. ). A: Kurt Vogel: Das Bamberger Blockbuch: Inc. typ. I der StB Bamberg. Ein xylographisches Rechenbuch aus dem . Jh. (Veröff. des Forschungsinst. des Dt. Museum für Gesch. der Naturwiss. und der Technik B []). München , S. – (Faks.) – (Transkription). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Vogel (s. Ausg.) – Ulrich Wagner. Das Bamberger Rechenbuch von . Mit einem Nachwort von Eberhard Schröder. Berlin , S. –. – E. Schröder (Hg.): Ein mathematisches Ms. aus dem . Jh. SB Bamberg. Hs. aus Inc.typ. Ic I (Algorismus ). München , S. –. – Barbara Gärtner: Johannes Widmanns ‹Behende und hubsche Rechenung›. Die Textsorte ‹Rechenbuch› in der Frühen Neuzeit (Reihe germanistische Linguistik ). Tübingen , S. , f. u. ö. VZ
. Hälfte . Jh. Kuno zu Winenburg und Beilstein (auch: K. III. von Winneburg u. B., Cuno zu Wunnenberg und Bilsteyn), * um Chochem, † .. Cochem. – Autor eines Jagdbuchs. K. stammte aus einem Adelsgeschlecht, das bei Cochem an der Mosel begütert war. Freiherr K. ist ab nachweisbar. Er führte den sog. Beilsteiner Krieg gegen den Trierer Erzbischof Johann II. von Baden (–), weil er dessen Lehensrecht nicht anerkannte. Erst Johanns Nachfolger Jakob II. von Baden (–) belehnte K. wieder mit Winenburg und Beilstein. Von K. ist in zwei Handschriften des . Jh. ein Jagdbuch in dt. Prosa überliefert. Der schwäbische Kodex S nennt K. namentlich und steht K.s Original nahe, während Handschrift K eine anonyme und überarbeitete Textfassung bietet. Das Jagdbuch gilt insgesamt als stark von der → Lehre von den Zeichen des Hirsches abhängig. Nach Auffassung der Forschung wird eine eigene, inhaltliche Leistung K.s besonders im ersten Teil des Textes deutlich, während K. im zweiten Teil primär die Vorlage sprachlich anpasste. Obwohl K.s Bearbeitung keine Wirkung entfaltete, wird ihr eine gewisse sprachhistorische Bedeutung zugesprochen, da sie seltene Begriffe der ma. Jägersprache überliefert. Ü: K: Köln, Hist. Stadtarch., Best. (W*) , r–v (Pap., . Jh., mainfränkisch). – S: Stuttgart, Hauptstaatsarch., cod. A (Bü ), r–v (um , schwäbischmainfränkisch). – Vgl. Lindner (s. Lit.). – Lindner (s. Lit.). – Handschriftencensus Rheinland. Bd. . Hg. v. Günter Gattermann. Wiesbaden , S. f. (Nr. ). – www. handschriftencensus.de/. A: Lindner (s. Lit.). – Lindner (s. Lit.). – Online-Faks. von Hs. K: http://historischesarchivkoeln.de/. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Johann Friedrich Schannat: Ei ia Illustrata oder geographische und hist. Beschreibung der Eifel /. Hg. v. Georg Bärsch. Trier (Nachdr. Osnabrück ) S. –. – Die Lehre von den Zeichen des Hirsches. Hg. v. Kurt Lindner. Berlin , S. –, –. – Ders.: Dt. Jagdtraktate des . und . Jh. Bd. . Berlin , S. –. – Gerhard Eis/G. Keil: Nachträge zum VL. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA
. Hälfte . Jh. und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Cuno III. von Winneburg. In: Rheinland-Pfälzische Personendatenbank, , www.lbz.rlp.de. MM Schleusinger, Eberhard (auch: Schleußinger, Schleisinger, Schleusingen), * um oder später Goßmannsdorf am Main, † nach . – Mediziner, Verfasser astronomischer und astrologischer Schriften. S. studierte in Wien die Artes; wurde er zum Magister artium, später auch zum Doktor der Medizin promoviert. / war er Schulmeister in Nördlingen. schrieb er sich in Basel ein. Wahrscheinlich um / kam S. nach Zürich, wo er das Bürgerrecht erhielt und bis Stadtarzt war. ist er als Stadtarzt und bischö icher Leibarzt in Bamberg nachweisbar, von wo aus er mit Konrad Celtis korrespondierte. S. verfasste möglicherweise die zuerst in Beromünster erschienene Abhandlung De cometis, die auch in Venedig veröffentlicht wurde. Der lat. Kometentraktat gilt als frühestes Druckwerk seiner Art. Anlass der Abfassung war ein / sichtbarer Komet (C/ Y). Das Titelblatt schreibt den Text einem anonymen Züricher Arzt zu. Neben S. hat die Forschung auch den Mediziner und Astrologen Konrad → Heingart(n)er (* vor , † nach ) als Autor erwogen, der aus Zürich stammte. Zuletzt galt aber eine Autorschaft S.s als wahrscheinlicher. Teile des Werks wurden ab fälschlich als Werk von Johannes → Regiomontanus veröffentlicht. Der erste Hauptteil von De cometis beschreibt zunächst Entstehung, Gestalt, Arten und Bahnen von Kometen. Der Text erfasst dabei nicht nur physikalische Phänomene, sondern enthält auch Bezüge zu Astrologie und Alchemie. Der gleiche Teil bietet Anweisungen zur Berechnung der Kometengröße. Grundlagen der Kalkulation sind der Abstand des Kometen zur Erde und die Größe seines Sehkegels. Auch vermeintliche Wirkungen von Kometen auf Menschen werden erläutert, darunter Krankheiten, Massensterben und Veränderungen von Gemütszuständen. Weitere Abschnitte beschreiben Kometen als Vorzeichen künftiger Ereignisse wie Kriege, Unruhen, Missernten und Naturkatastrophen. Der zweite Hauptteil der Abhandlung wendet die Erkenntnisse des ersten Teils auf
Schleusinger den Kometen von / an. Der Text analysiert seine Gestalt und Bewegung, berechnet seine Größe und Entfernung zur Erde und erläutert die astrologischen Aspekte seines Erscheinens. Als Vorzeichen wird dem Kometen eine moderate Wirkung ohne allzu negative Konsequenzen bescheinigt. Der Text beruft sich auf Autoritäten wie → Aristoteles (u. a. Meteorologica), Ptolemäus, Cassiodor, → Gregor, → Geber, → Avicenna, AlKindi und andere arabische Autoren. De cometis wirkte auf Johannes → Lichtenberger und erfuhr im . Jh. eine italienische Übersetzung. S. veröffentlichte mehrere Einblattdrucke, die ebenfalls astrologische Interessen bezeugen: Drei Almanache (einer davon lat.), ein Stundenregister und ein Freundschaftshoroskop erschienen in Zürich bei einem unbekannten Drucker, der möglicherweise mit Sigmund Rot identisch war. Eine Rezeption des Stundenregisters ist bei Jörg → Hochmut nachgewiesen. S. wird außerdem eine Assertio contra calumniatores astrologiae zugeschrieben. Das Werk verteidigt die Astrologie gegen ihre Gegner und liegt ab im Druck vor. Weitere frühneuzeitliche Zuschreibungen betreffen S.s medizinische Interessen: Der württembergische Leibund Hofarzt Oswald Gäbelkover († ) nennt ihn in seinem Arzneibuch von als Autor eines Zahnpulverrezepts. In Sechs Bücher auserlesener Artzney- und Kunststück () erscheint S. als Er nder eines Destilliergeräts. Diese Urheberschaft muss jedoch als unbewiesen gelten. Damit bleibt eine Gesamtbewertung S.s schwierig. Sollte er tatsächlich De cometis geschrieben haben, müsste er zumindest als Pionier der gedruckten Kometentraktate gelten. Ü: De cometis: Zürich, ZB, cod. Car. C a, r–r (Pap., ./. Jh.). – Wien, ÖNB, cod. , r–r (Pap., . Jh./erste Hälfte . Jh.). – Vgl. Ernst Zinner: Verz. der astronomischen Hss. des dt. Kulturgebietes. München , Nr. f. – Leo C. Mohlberg: Kat. der Hss. der Zentralbibl. Zürich. Bd. : Ma. Hss. Zürich , S. . – Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. . Berlin , S. f. – Monika Maruska: Die Hss. aus der Bibl. des fränkischen Gelehrten Johannes Schöner in der ÖNB. In: Aspekte der Bildungs- und Universitätsgesch. . bis . Jh. Hg. v. Kurt Mühlberger/Thomas Maisel. Wien , S. –, hier S. . Eine weitere Hs. von De cometis oder eines Auszugs daraus befand sich angeblich im . Jh. im
Beham Pembroke College in Cambridge. – Vgl. John Warkworth: A Chronicle of the First Thirteen Years of the Reign of King Edward the Fourth. Hg. v. James O. Halliwell. London (Nachdr. London/New York ) S. f. D: . De Cometis: [Beromünster: Helias Heliae, nach April ] (GW ). – [Venedig]: Hans Aurl, (GW ). – Nachdrucke und Teilnachdrucke bis ins . Jh. . Almanache: [Zürich: Drucker des S.-Almanachs für (Sigmund Rot?), um ] (lat.; GW M). – [Ebd., um ] (GW M). – [Ebd., um ] (GW M). . Stundenreg.: [Ebd., um ] (GW M). . Freundschaftshoroskop: [Ebd., um ] (GW M). . Assertio contra calumniatores astrologiae: Nürnberg: Johann Petreius, (VD ZV ). – S.s Text wurde in der Slg. Artis divinatricis [...] von Gervasius Marstaller nachgedruckt (Paris: Christian Wechel, ; BSB-ID Nr. ). Vgl. E. Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. Stuttgart , Nr. . – Stotz/Roelli (s. Ausg.). – GW (online). – VD. A: Hundert Kalender-Inkunabeln. Hg. v. Paul Heitz/Konrad Haebler. Straßburg , Nr. (Faks. von GW M). – Eis (s. Lit.) S. (Rezept). – De cometis. Traktat über den Kometen von . Hg. v. Peter Stotz/Philipp Roelli. Zollikon-Zürich . – Online-Faks. von GW M, GW M, GW , GW und VD ZV : http://reader.digitalesammlungen.de/. L: Diethelm Fretz, HBLS () S. . – Francis B. Brévart, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. . – Karl Sudhoff: Lasstafelkunst in Drucken des . Jh. In: Arch. für Gesch. der Medizin () S. –, hier S. , . – Wilhelm J. Meyer: Wer ist der Verfasser der Druckschr. über den Kometen von ? In: FS Richard Feller. Hg. v. Hist. Ver. des Kantons Bern (Arch. des Hist. Ver. des Kantons Bern /). Bern , S. –. – Paul Leemann-van Elck: Aus den Anfängen des Buchdrucks in Zürich. In: Gutenberg Jb. () S. –. – Gerhard Eis: Zwei unbekannte Nachrichten über E. S. In: Medizinische Monatsschr. () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –). – Adolf
. Hälfte . Jh. Dresler: Die Kalender des . Jh. In: Börsenbl. für den Dt. Buchhandel, Frankfurter Ausg. () S. –, hier S. . – Ernst Zinner: Leben und Wirken des Joh. Müller von Königsberg, genannt Regiomontanus. Osnabrück , S. f. u. ö. – Gisela Ecker: Einblattdrucke von den Anfängen bis . Unters. zu einer Publikationsform literarischer Texte. Bd. (GAG ,). Göppingen , S. . – Wolfgang Kokott: Die Kometen der Jahre bis und ihre Bedeutung für die spätere Entwicklung der Kometenforschung. Stuttgart , S. –. – Bruno Weber: Zeichen der Zeit. Aus den Schatzkammern der Zentralbibl. Zürich. Zürich , S. . – Martin Germann: Zürichs erste Druckerei (–). In: Bettelorden, Bruderschaften und Beginen in Zürich. Stadtkultur und Seelenheil im MA. Hg. v. Barbara Helbling u. a. Zürich , S. –. – Stotz/Roelli (s. Ausg.). MM Beham, Lazarus (auch: Behaim, Beheim). – Verfasser eines astronomischen Handbuchs, . Jh. Nach B.s eigenen Angaben war er «practicus» des Quadriviums und stammte aus einem Ort namens Sulzbach. Die Forschung hat verschiedentlich Sulzbach an der Murr als Heimatort vermutet. Nach einer anderen These stammte B. aus Sülzbach (Obersulm) und war ein geborener Sohn des Michel → Beheim. Ein gleichnamiger B. erscheint auch im Turnierbuch des → Ludwig von Eyb d. J. im Zusammenhang mit dem Ansbacher Turnier von . Einziges bekanntes Werk B.s ist das astronomisch-astrologische Handbuch Puech von der astronomien (auch Von den Wirkungen der Tierkreiszeichen und Planeten). Es ist vollständig in einem Druck von um überliefert. Der Text enthält ein Vorwort und Überschriften in lat. Sprache, ist ansonsten aber weitgehend dt. geschrieben. Der ausführliche Schlussteil des Handbuchs ist astrologisch geprägt und erörtert Gestirne und Tierkreiszeichen. B. geht z. B. auf die Eigenschaften von unter einem bestimmten Sternzeichen geborenen Menschen ein. Das Handbuch bietet außerdem zahlreiche Tabellen für astronomische und astrologische Berechnungen. Als Quellen benutzte B. nach eigenen Angaben u. a. → Alkabitius, Abenragel und das Centiloquium. Der Schlussteil des Werks ist auch in Handschrift M erhalten. Die Forschung hat B. selbst als Schreiber des Codex erwogen. Die Handschrift enthält auch Skizzen für Rundbilder sowie
. Hälfte . Jh. eingeklebte Holzschnitte mit astronomischen Darstellungen. Auch Handschrift M bietet nur den Schlussteil, allerdings als Abschrift des Drucks. In der verbrannten Handschrift W wurde ein Markus Beham aus Sulzbach als Verfasser des Handbuchs genannt. Ü: M: München, BSB, cgm , r–r (Pap., B.-Text zweite Hälfte . Jh., bair.schwäbisch; Autograph?). – W: Würzburg, Franziskanerkloster, cod. I , r–r (Perg., ; verbrannt). – M: München, UB, ° cod. ms. , ra–ra (Pap., / mit Nachträgen bis , bair., Abschrift von GW ). Vgl. Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. –. – http://www.handschriftencensus.de/werke/ (mit weiterer Lit.). Erwähnung bei Ludwig von Eyb: M: München, BSB, cgm , v, r (Pap., um , obd.). – Vgl. http://www.handschriftencensus.de/. D: [Köln: Nikolaus Götz, um ] (GW ). – Vgl. auch Ott (s. Überl.) S. . A: Online-Faks. von GW : http:// daten.digitale-sammlungen.de. – Online-Faks. von Hs. M: http://nbn-resolving.de. – Online-Faks. von Hs. M: http://daten.digitale-sammlungen.de. L: Wolfram Schmitt, VL () Sp. . – Frieder Schanze: Meisterliche Liedkunst zwischen Heinrich von Mügeln und Hans Sachs (MTU ). München u. a. , S. (mit Anm. ). – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . MM Albrecht von Eyb, * Schloss Sommersdorf bei Ansbach (Franken), † .. begraben in Eichstätt. – Spätscholastischer Moralist und Frühhumanist, früher und ein ussreicher Vermittler der «studia humanitatis». A. v. E. studierte in Erfurt, Bologna, Padua und Pavia Jura, um zum Doktor beider Rechte promoviert zu werden. Danach wurde er Domherr in Eichstätt, Bamberg, Würzburg und übernahm zudem juristische Gutachtertätigkeiten, u. a. für Fürst Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach. Seinen langen Aufenthalt in Italien nutzte er dazu, mit humanistisch gesinnten Autoren wie dem Moralphilosophen Balthasar Rasinus in Verbindung zu treten und eine Bibliothek zu sammeln. Unmittelbar nach seinem ersten Italienaufenthalt (/ ) nahm A. seine für die Entstehung des dt.
Albrecht von Eyb Frühhumanismus ein ussreiche Schriftstellertätigkeit durch die Abfassung von zunächst lat. Schriften auf, die erkennbar von der humanistisch beeinussten Liebesthematik dominiert sind. ließ er mit größtem Erfolg die Margarita poetica drucken, ein Florilegium rhetorischer, poetischer und historischer Schriften und ein frühhumanistisches Bildungsprogramm, das antike und zeitgenössische humanistische Autoren umfasst und diese teilweise erstmals einem dt. Publikum bekannt macht, das die Margarita poetica mit großem Interesse rezipierte. A. verfasste auch zwei dt. Schriften: Das Prosawerk Ehebüchlein («ob einem mann sey zunemen ein eelich weyb oder nit», ), das moralische und rechtliche Überlegungen und Ratschläge zum Familienleben umfasst sowie drei Renaissancenovellen (→ Marina, Gwiscardus und Sigismunda, → Albanus-Legende) und Texte, die auch schon in die Margarita poetica einge ossen waren. An das von A. entwickelte «lob der Ee» schließt sich ein «lob der frawen» an, das Frauen aus der Geschichte, der Mythologie und aus A.s Gegenwart aufführt. Auch das Ehebüchlein erfreute sich bis in die Reformationszeit hinein großer Beliebtheit. Die zweite dt. Schrift A.s ist der Spiegel der Sitten ( abgeschlossen, aber erst gedruckt), ein Traktat über die Todsünden, der der ma. Moralund Sündenlehre deutlich nahe steht. A. schöpft hier aus ma. Florilegien zum Thema, versucht aber, die patristischen Lehrmeinungen mit antiken und humanistischen zu verknüpfen. In einem Schlussteil enthält der Spiegel der Sitten die dt. Bearbeitung von zwei Plautus-Komödien sowie die Philogenia des Ugolino von Pisa. Ü . W: Ehebüchlein: Neun vollst. Hss. – Versbearbeitung Ehebüchlein/Spiegel der Sitten: Zwei Hss. – Spiegel der Sitten: Drei Drucke des . Jh. – Angaben aus ‹Handschriftencensus› und ‹Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus›. A (Dt. Schriften): A. v E. Hg. u. eingeleitet v. Max Herrmann. Berlin . Nachdr. Hildesheim/Zürich . – Die Plautusübersetzungen des A. v. E. Lat.-dt. Textausgabe. Hg. v. Peter Andreas Litwan. Bern, Frankfurt/M. . – A. v. E. Spiegel der Sitten. Hg. v. Gerhard Klecha (TspMA ). Berlin . – A. v. E. Ob einem manne sey zunemen ein eelichs weyb oder nicht. Reprographischer Nachdr. [der Ausg.] Nürnberg,
Königschlacher Koberg, . Sonderausg. Einf. von Helmut Weinacht. Darmstadt . – A. v. E. Das Ehebüchlein. Nach dem Inkunabeldruck der Offizin Anton Koberger, Nürnberg . Frühnhd. – Nhd. Ins Neuhochdeutsche übertragen und eingel. von Hiram Kümper. Stuttgart . L: Heinrich Grimm, NDB () S. f. – Gerhard Klecha, VL () Sp. –; () Sp. . – Eckhard Bernstein/Ursula Kocher, Killy () S. f. – G. Klecha: Zur moralphilosophischen Terminologie A.s v. E. im ‹Spiegel der Sitten›. In: Ethik im Humanismus. Hg. v. Walter Rüegg/Dieter Wuttke (Beitr. zur Humanismusforschung ). Boppard , S. –. – Barbara Weinmayer: Stud. zur Gebrauchssituation früher dt. Druckprosa. Literarische Öffentlichkeit in Vorreden zu Augsburger Frühdrucken. München/Zürich , S. –. – Reinhard K. Hennig: A.s v. E. ‹Lob der Ehre› und seine Vorlage. In: Journal of English and Germanic Philology () S. –. – Alan R. Deighton: Zwei unbekannte Hss. des ‹Ehebüchleins› A.s v. E. In: ZfdA () S. –. – Werner Oehme: Zum Leben und Werk A.s v. E. In: Sammlung, Deutung, Wertung. Ergebnisse, Probleme, Tendenzen und Perspektiven philologischer Arbeit. Hg. v. Danielle Buschinger. Amiens , S. –. – Monika Fink-Lang: Das Ehebüchlein des A. v. E. In: Nürnberg und Italien. Begegnungen, Ein üsse und Ideen. Hg. v. Volker Kapp/Frank-Rutger Hausmann (Erlanger romanistische Dokumente und Arbeiten ). Tübingen , S. –. – E. Bernstein: A. v. E. In: Dt. Dichter der frühen Neuzeit (–). Ihr Leben und Werk. Hg. v. Stephan Füssel. Berlin , S. –. – Ursula Rautenberg: A. v. E. und die Ehe-Diskussion in der Übersetzungslit. dt. Humanisten. In: Über die Ehe. Von der Sachehe zur Liebesheirat. Eine Literaturausstellung in der Bibl. Otto Schäfer, Schweinfurt . April – . Oktober . Hg. v. U. Rautenberg. Schweinfurt , S. –. – Elisabeth De Felip-Jaud: A. v. E.s Übertragung der ‹Menaechmen› des T. Maccius Plautus. Eine frühhumanistische Realienkunde. In: Daphnis () S. –. – Edith Feistner: Form und Funktion der Quaestio bei A. v. E. Ein Beitr. zur Rhetorik des Ehediskurses in der Frühen Neuzeit. In: GRM () S. –. – Steffen Krieb: Schriftlichkeit, Erinnerung und ritterschaftliche Identität: Die Herren von Eyb im . Jh. In: Adelige und bürgerliche Erinnerungskulturen
. Hälfte . Jh. des SpätMA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. Werner Rösener (Formen der Erinnerung ). Göttingen , S. –. – Manfred Lentzen: Auffassungen über Ehe und Familie in Francesco Barbaros ‹De re uxoria› () und A. v. E.s ‹Ehebüchlein› (). Textstruktur und Textfunktion. In: Deutschland und Italien in ihren wechselseitigen Beziehungen während der Renaissance. Hg. v. Bodo Guthmüller. Wiesbaden , S. –. – Maja Eib: Der Humanismus und sein Ein uß auf das Eheverständnis im . Jh. Eine philosophischmoraltheologische Unters. unter besonderer Berücksichtigung des frühhumanistischen Gedankenguts A.s v. E. (Stud. der Moraltheologie ). Münster . – John L. Flood: Parallel lives: Heinrich Steinhöwel, A. v. E., and Niklas von Wyle. In: The Camden House history of German literature () S. –. – Annette Vol ng: «Ich hab gemacht vnd geben ein wirtschafft on eßnn vnd trincken». A. v. E. und die Hochzeit zu Kana. In: Humanismus in der dt. Lit. des MA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. Nicola McLelland u. a. Tübingen , S. –. – Matthias Thumser: A. v. E. und seine Eheschriften: Humanstische Wissenstransformation. In: Mlat. Jb. () S. –. KP Königschlacher, Peter, von Waldsee, * vor wahrscheinlich Bad Saulgau, † frühestens . – Pädagoge, Kleriker, Übersetzer. K. war der Sohn eines gleichnamigen Lehrers und Notars. begann er in Heidelberg ein Studium der Künste, das er als Bakkalaureus abschloss. Ab ist er als Schulmeister in Saulgau nachweisbar. Von spätestens bis mindestens war er Stadtschreiber, Schulmeister und Notar in Waldsee (heute Bad Waldsee im Kreis Ravensburg). Während dieser Zeit schuf K. das Buch von Naturen der Ding, eine dt. Übersetzung des Liber de natura rerum (erste Hälfte . Jh.) von Thomas von Cantimpré. Das enzyklopädische Werk behandelt in zwanzig Büchern u. a. die Seele und Anatomie des Menschen, vierfüßige Tiere sowie Vögel, Fische und Amphibien, Bäume und Kräuter, Edelsteine und Metalle sowie astronomische und meteorologische Phänomene. K.s Text ist nur in einer einzigen, wohl autographen Handschrift von überliefert. Sie weist zahlreiche farbige Federzeichnungen auf, die u. a. Menschen– und Tierszenen, Naturdarstellungen, astrologische Figuren und Symbole zeigen. Der
. Hälfte . Jh. Kodex ist allerdings verstümmelt und die Übersetzung daher unvollständig. Als Anhang zum Buch von Naturen der Ding enthält die Handschrift eine dt. Übertragung von Gregorius’ Regimen sanitatis, die wohl ebenfalls von K. stammt. Auftraggeber K.s war nach Angabe des Übersetzers Truchsess Georg II. von Waldburg († ). Als lat. Vorlage K.s wird von der Forschung ein Text der Stufe Συ des Liber de natura rerum vermutet, also der zweiten Redaktion mit zwanzig Büchern. Man geht dabei von einer unbekannten Abschrift des lat. Textzeugen Wü aus (Würzburg, UB, cod. M.ch.f. , von ), die gegenüber diesem bereits Erweiterungen aufwies. Die eigentliche Übersetzung K.s ist sehr vorlagentreu und folgt dem lat. Text nicht nur syntaktisch streng, sondern teilweise auch Wort für Wort. So verzichtete K. auf Aktualisierungen oder andere inhaltliche Anpassungen der Vorlage. Zugleich weist der dt. Text einige Kürzungen und grammatikalische Schwächen auf. Insgesamt gilt K.s Übersetzung als im Sinne des Auftraggebers p ichtgemäßes, aber letztlich unselbstständiges Werk. Ü: Stuttgart, LB, cod. Med. et phys. ° , Bll. (Pap., Waldsee, , schwäbisch; gilt als Autograph K.s). – Darin enthalten die Cantimpré-Bearbeitung (ra–vb), die Gregorius-Bearbeitung (ra–ra) und ein lat. Schlusswort (rb). – Vgl. Stahl (s. Lit.). A: . Cantimpré-Bearbeitung: Jürgen W. Einhorn: Spiritalis unicornis. Das Einhorn als Bedeutungsträger in Lit. und Kunst des MA. München , S. f. (Teilausg.). – Stahl (s. Lit.). . Gregorius-Bearbeitung: Christoph Ferckel: Ein Gesundheitsregiment für Herzog Albrecht von Österreich aus dem . Jh. In: Arch. für Gesch. der Medizin () S. –, hier S. f. L: Peter Stahl, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Gesch. des humanistischen Schulwesens in Württemberg. Bd. . Hg. v. der Württembergischen Kommission für Landesgesch. Stuttgart , S. , , . – Christian Hünemörder: Die Bedeutung und Arbeitsweise des Thomas von Cantimpré und sein Beitr. zur Naturkunde des MA. In: Medizinhist. Journal () S. –. – Georg Steer: Die Gottes- und Engellehre des Bartholomäus Anglicus in der Übertragung des Michael Baumann. In: Würzburger Prosastud. . Wort-, begriffs- und textkundliche Unters. Hg. v. Peter Kesting (Medium Aevum ). München ,
Borgeni S. –. – G. Steer: Germanistische Scholastikforschung . In: Theologie und Philosophie () S. –. – Peter-Johannes Schuler: Südwestdt. Notarszeichen. Mit einer Einleitung über die Gesch. des dt. Notarszeichens. Sigmaringen , S. (Abb. Nr. ). – Ulla-Britta Kuechen: Wechselbeziehungen zwischen allegorischer Naturdeutung und der naturkundlichen Kenntnis von Muschel, Schnecke und Nautilus. Ein Beitr. aus literarischer, naturwissenschaftlicher und kunsthist. Sicht. In: Formen und Funktionen der Allegorie. Symposion Wolfenbüttel . Hg. v. Walter Haug. Stuttgart , S. –. – Traude-Marie Nischik: Das volkssprachliche Naturbuch im späten MA. Sachkunde und Dinginterpretation bei Jacob van Maerlant und Konrad von Megenberg (Hermaea NF ). Tübingen , S. –. – Bettina Brendel u. a.: Wort- und Begriffsbildung in frühnhd. Wissenslit. Substantivische Affixbildung. Wiesbaden , S. u. ö. – Das ‹Buch von Naturen der Ding› des P. K. Hg. v. P. Stahl. Jyväskylä (mit CD-ROM). – Maestro Gregorio: Libro de Conservar Sanitate. Volgarizzamento Veneto Trecentesco. Hg. v. Lorenzo Tomasin. Bologna . MM Borgeni, Caspar, † vor ... – Verfasser annalistischer Aufzeichnungen, letztes Drittel . Jh. Der Glogauer Domvikar, zu dem es keine näheren biographischen Kenntnisse gibt, verfasste eine lat. Chronik Schlesiens mit Schwerpunkt auf dem Herzogtum und der Stadt Glogau, die nach ihrer Erstausgabe gewöhnlich als Annales Glogovienses bezeichnet wird. Da der Text zahlreiche dt. Einsprengsel aufweist – womöglich ein Zeichen der nur begrenzten Lateinkenntnisse des Autors –, ist er auch von Interesse für die schlesische Dialektforschung. Ein Abschnitt über das Wetter und die Lebensmittelpreise von ist sogar durchgehend volkssprachig abgefasst. Die Annales schildern die Entwicklung Schlesiens von bis , wobei die Glogauer Regionalgeschichte von bis den breitesten Darstellungsraum erhält. Ab trägt die Chronik tagebuchähnliche Züge. Während die Darstellung der schlesischen Frühgeschichte nicht sehr präzise und mitunter fehlerhaft ist, haben die Annales für B.s eigene Gegenwart einen hohen Quellenwert. Dies gilt insbesondere für die Erhebung der Glogauer Stände gegen Johann II. von Glogau und Sagan im Jahr .
Bücklin Als Quellen B.s konnten nur die Epitaphia ducum Silesia und der Catalogus episcoporum Wratislaviensium Glogovienses identi ziert werden. In die zeitgenössischen Aufzeichnungen dürften aber auch Augenzeugenberichte und womöglich eigenes Erleben einge ossen sein. Ü: Breslau, Staatsarch. (Archiwum Pa´nstwowe) Außenstelle Zamek Ksia˙ ˛z (Schloss Fürstenstein) Ms. fol. . Bl. – (Abschrift aus dem . Jh.); mit Nachträgen zu Ereignissen aus den Jahren , und (verschollen). A: Hermann Markgraf: Annales Glogovienses bis zum Jahre nebst urkundlichen Beilagen (Scriptores rerum Silesiacarum ). Breslau , S. –. L: Paul Bretschneider, VL () Sp. . – Hiram Kümper/Wojciech Mrozowicz, Encyclopedia of the Medieval Chronicle () S. . – Markgraf (s. Ausg.) S. V–XV. – Paul Knötel: Der Verfasser der «Annales Glogovienses». In: Zs. des Ver. für Gesch. Schlesiens () S. –. – Colmar Grünhagen: Wegweiser durch die Schlesischen Geschichtsquellen bis zum Jahre . Breslau , S. . – Wacław Korta: ´ Sredniowieczna annalistyka ´slaska ˛ (Prace Wrocławskiego Towarzystwa Naukowego A ). Breslau , S. –. – Repertorium fontium historiae medii aevi () S. f. – Arno Lubos: Gesch. der Lit. Schlesiens /: Von den Anfängen bis ca. . Würzburg (Neufassung der Ausg. München ) S. f. – Christoph Heiduk: Die Diskussion über das Strafrecht in spätma. Chron. Schlesiens und der Lausitz. In: Krieg und Verbrechen nach spätma. Chron. Hg. v. dems. u. a. (Kollektive Einstellungen und sozialer Wandel im MA NF ). Köln u. a. , S. –, hier S. u. ö. – W. Mrozowicz: Die ma. Geschichtsschreibung in Schlesien. Stand und Bedürfnisse im Bereich der Quelleneditionen. In: Die Geschichtsschreibung in Mitteleuropa. Projekte und Forschungsprobleme. Hg. v. Jarosław Wenta (Subsidia historiographica ). Thorn , S. –. – W. Mrozowicz: Die deutschsprachige Annalistik Schlesiens im SpätMA. Aus den Arbeiten an der Gesamtedition. In: Editionswissenschaftliche Kolloquien –. Historiographie – Briefe und Korrespondenzen – Editorische Methoden. Hg. v. Matthias Thumser/Janusz Tandecki. Thorn , S. –. VZ Bücklin, Conrad (auch: Conradus [B.] de Wyla), * um Weil der Stadt oder Weil im Schönbuch. – → Donat-Bearbeiter und -Übersetzer.
. Hälfte . Jh. B. immatrikulierte sich im Juni als «Conradus Bücklin de Wyla Spir[ensis] dyoc[esis] p[auper]» an der Universität Heidelberg. Er selbst bezeichnet sich als kaiserlicher öffentlicher Notar (s. Überlieferung). B.s Bearbeitung von Donats lat. Schulgrammatik De octo partibus orationis ars minor gilt als älteste systematische Wiedergabe einer lat. Grammatik in dt. Sprache. Geboten wird zunächst abschnittsweise der «textus z˚u latin» auf den jeweils dt. Glossen folgen («Die Ußlegung») und eine freie Übertragung («Der sin jn tutschem»). Ü: Heidelberg, UB, Cpg , Bll. (Pap., , lat./niederalemannisch mit geringem bair. Einschlag) Autograph; Autor/Schreibernennung in der Subscriptio (v): «Conradus Búcklin von keÿserlichem gewalt ein offer Notarius etc. ». Überschrift: «Diß ist der Donat jm latin. Vnd die Vsslegung von wort z˚u wort Ouch der sin jn tutschem». Digitalfaks. der Hs.: http://digi.ub.uniheidelberg.de/diglit/cpg. – Druck: Leipzig: Valentin Schumann, (VD ZV ). A: Erika Ising: Die Anfänge der volkssprachlichen Grammatik in Deutschland und Böhmen. Dargestellt am Ein uß der Schr. des Aelius Donatus De octo partibus orationis ars minor. Bd. (Dt. Akad. der Wiss. zu Berlin. Veröff. der Sprachwissenschaftlichen Kommission ). Berlin , S. –. L: Christine Stöllinger, VL () Sp. f. – Ising (s. Ausg.) S. –. – Dies.: Die Herausbildung der Grammatik der Volkssprachen in Mittel- und Osteuropa. Stud. über den Ein uß der lat. Elementargrammatik des Aelius Donatus De octo partibus orationis ars minor (Dt. Akad. der Wiss. zu Berlin. Veröff. des Inst. für dt. Sprache und Lit. ). Berlin , S. f. u. ö. – Bernhard Schnell: Ein Würzburger Bruchstück der mhd. Donat-Übersetzung. Ein Beitr. zu deren Überlieferungsgesch. In: ZfdA () S. –, hier S. . – Nikolaus Henkel: Dt. Übersetzungen lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit (MTU ). München , S. f., . – Michael Baldzuhn: Schulbücher im Trivium des MA und der Frühen Neuzeit. Die Verschriftlichung von Unterricht in der Textund Überlieferungsgesch. der ‹Fabulae› Avians und der dt. ‹Disticha Catonis›. Bd. (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. /). Berlin/ New York , S. . VZ
. Hälfte . Jh. Helmschmid, Alexander. – Übersetzer einer herzoglichen Ordonnanz, zweite Hälfte . Jh. oder . Jh. (?). Als sich Herzog Karl der Kühne im Oktober oder November im Kloster St. Maximin bei Trier aufhielt, erließ er eine bedeutende Ordonnanz in französischer Sprache. Der auch als Große Burgundische Ordonnanz bekannte Text regelte u. a. die Ausbildung der Ordonnanzkompanien des burgundischen Heeres. In einer Wiener Handschrift ist eine dt. Übertragung der Ordonnanz erhalten, als deren Übersetzer sich ein A. H. identi ziert. Der Text ist in dem Kodex auf den .. datiert. Aufgrund der deutlich späteren Entstehung des Originals kann es sich hierbei jedoch nur um eine wohl irrtümlich falsche Angabe handeln. Entweder sollte sich das Datum auf den vermeintlichen Zeitpunkt des Erlasses beziehen, was durch die Erwähnung von St. Maximin an der gleichen Stelle gestützt wird. Oder es sollte das Datum der Übersetzung angegeben werden. So hat die Forschung häu g angenommen, die Ordonannz sei noch für → Maximilian I. in die dt. Sprache übertragen worden. Der Monat April passt jedoch nicht zur Entstehung der Ordonnanz im Herbst . Möglicherweise ist die Übersetzung erst für das folgende Jahrhundert anzusetzen, da die Handschrift heute auf das dritte Viertel des . Jh. datiert wird. In dieser Zeit ist tatsächlich ein A. H. nachweisbar. Er stammte aus einer Augsburger Familie von Plattnern, die häu g für die Habsburger tätig waren. So arbeitete Lorenz Helmschmid (um /–) für Maximilian I., während Desiderius Helmschmid (um –nach ) in den Diensten Karls V. und Maximilians II. stand. A. H. (um –nach ) war ein Bruder von Desiderius und ab Ratsdiener in Augsburg. Er könnte die Übersetzung um die Mitte des . Jh. für Maximilian II. geschaffen haben. Ein anderer A. H. war im . Jh. Trabant in der Leibgarde von Karl V., hatte also einen zur Ordonnanz passenden, militärischen Hintergrund. Eine abschließende Klärung von H.s Identität steht jedoch noch aus. Ü: Wien, ÖNB, cod. , r–r (Pap., drittes Viertel . Jh.). – Vgl. http://data.onb.ac.at/rec/AL. L: Alexander von Reitzenstein: Helmschmied, Lorenz. In: NDB () S. . – Ders.: Helmschmied, Desiderius. In: NDB () S. . – Rainer Rudolf, VL () Sp. . –
Helmschmid De Boor/Newald / () S. , . – Wendelin Boeheim: Augsburger Waffenschmiede, ihre Werke und ihre Beziehungen zum kaiserlichen und zu anderen Höfen. In: Jb. der Kunsthist. Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses () S. –, hier S. . – Gerhard Eis/Gundolf Keil: Nachträge zum VL. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. . – Charlotte Becher/Ortwin Gamber/Wolfgang Irtenkauf: Das Stuttgarter Harnisch-Musterbuch –. In: Jb. der kunsthist. Sammlungen in Wien /NF () S. –, hier S. , . – Volker Schmidtchen: Das Kriegsbuch des Herzogs Philipp von Cleve. Eine Lehrschr. zur Theorie und Praxis des Kriegswesens im Übergang vom MA zur Neuzeit unter Einschluß des Krieges um Festungen und seiner Methoden. In: Festung, Garnison, Bevölkerung. Hist. Aspekte der Festungsforschung [...]. Hg. v. dems. Wesel , S. –. – Bruno Scherff: Die Ordonnanz Karls des Kühnen von Burgund aus dem Jahre . In: Militärgeschichtliche Mitt. () H. , S. –. – Hermann Wies ecker: Österreich im Zeitalter Maximilians I. Die Vereinigung der Länder zum frühmodernen Staat, der Aufstieg zur Weltmacht. Wien , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Die Akten des Kaiserlichen Reichshofrats /: Alte Prager Akten . Hg. v. Wolfgang Sellert. Berlin , S. (Nr. ). MM Spittendorf, Markus (auch: Marcus Spittendorff), * vor , † wahrscheinlich um . – Unternehmer, Politiker, Autor chronistischer Aufzeichnungen. S. gehörte einer Patrizierfamilie aus Halle an, wo er selbst als Pfänner zu Wohlstand gelangte. Er war ab Mitglied des Engeren Rats sowie und Erster Ratsmeister. Daneben engagierte er sich öffentlich für die Interessen der Pfänner, vor allem in der ab eskalierenden Auseinandersetzung der Salzunternehmer mit den politischen Autoritäten, also mit Stadtrat und Landesherrschaft. Ab sah sich S. aufgrund seines Engagements obrigkeitlichen Repressalien ausgesetzt; er befand sich zeitweise in Haft oder stand unter Hausarrest. Da S. im letzten Jahrzehnt des . Jh. nicht mehr belegt ist, wird sein Tod um vermutet. S. verfasste über die Zeit von bis dt. Aufzeichnungen, die in drei Textzeugen ab dem
Turs späten . Jh. erhalten sind. Die Abfassung des Werks wird bald nach den darin geschilderten Vorgängen vermutet, doch enthalten S.s Notizen auch spätere Nachträge. Inhaltlich bieten die Aufzeichnungen vor allem eine ausführliche Darstellung der Ereignisse um den Pfänneraufstand. Die Vorgänge werden teils aus der Sicht des Zeitzeugen S. geschildert, teils auch durch Urkunden oder Briefe belegt. Daneben erlauben die Aufzeichnungen Aufschlüsse über die wirtschaftlichen Grundlagen des Pfännerwesens, also z. B. die Entwicklung von Preisen und Zinsen, Betriebskosten und geschäftliche Kalkulationen. Aufgrund des manchmal persönlichen Inhalts gilt S.s Schrift nicht als offizielle Publikation, sondern als Privatwerk. S. werden weitere chronikalische Notizen zur Geschichte Halles zugeschrieben, die wie sein Hauptwerk in Handschrift M überliefert sind. Sie betreffen die Jahre und . In ihrem schlichten und von der Perspektive des Augenzeugen geprägten Stil ähneln sie stark den anderen Aufzeichnungen S.s. Ü: Einziger ma. Textzeuge: M: Magdeburg, StB, Man. Fol. Nr. , r–v (Pap., spätes . Jh.; unvollständig, gilt nicht als Autograph). – Ansonsten sind nur zwei Abschriften aus dem späten . und . Jh. bekannt. – Vgl. Opel (s. Lit.) S. V–IX. A: Denkwürdigkeiten des Hallischen Rathsmeisters Spittendorff. Bearb. v. Julius Opel. Bde. Halle/Saale . L: De Boor/Newald / () S. , . – Klaus Wriedt, VL () Sp. f. – Opel (s. Ausg.). – Heinrich Schmidt: Die dt. Städtechroniken als Spiegel bürgerlichen Selbstverständnisses im SpätMA. Göttingen , S. u. ö. – Matthias Puhle: Der sächsische Städtebund im späten MA. Regionale ‹confoederatio› oder Tl. der Hanse? In: Hansische Geschichtsbll. () S. –. – Hanse – Städte – Bünde. Die sächsischen Städte zwischen Elbe und Weser um . Bd. : Kat. [...]. Hg. v. M. Puhle. Magdeburg , S. . – Barbara Frenz: Gleichheitsdenken in dt. Städten des . bis . Jh. Geistesgesch., Quellensprache, Gesellschaftsfunktion. Köln u. a. , S. f. – Walter Müller: Die Halensia-Slg. In: Jahre Marienbibl. zu Halle an der Saale. Kostbarkeiten und Raritäten einer alten Bücherslg. Hg. v. Heinrich L. Nickel. Halle/Saale , S. –. – M. S.
. Hälfte . Jh. In: Gabriele Jancke: Selbstzeugnisse im deutschsprachigen Raum. Autobiogr., Tagebücher und andere autobiographische Schr. –. Eine Quellenkunde. Unter Mitarb. v. Marc Jarzebowski u. a. Berlin , www.geschkult.fu-berlin.de/e/ jancke-quellenkunde/verzeichnis/s/spittendorf/. MM Turs, Johann, * Gurk (Kärnten), † .. wahrscheinlich Meiselding (Mölbling/Kärnten). – Theologe, Historiker. T. wurde spätestens Kaplan des Gurker Dompropsts Johann II. von Lind († ). Anschließend war er Hofkaplan des Gurker Bischofs Johannes V. Schallermann († ). Als dieser sein Amt aufgab, endete auch T.s Tätigkeit. Von bis mindestens war T. Kaplan der bischö ichen Schlosskapelle in Straßburg (Kärnten). Vor wurde er zudem Pfarrer von Meiselding und blieb dies bis zu seinem Tod. Spätestens erhielt er ein Kanonikat am Straßburger Kollegiatstift St. Nikolai. T. schuf eine Sammlung historischer Kollektaneen, die weitgehend verschollen ist. Nur einzelne Stücke wurden von Hieronymus Megiser gedruckt. T. stellte in dt. Sprache Quellen zur zeitgenössischen Kärntner Geschichte zusammen. Die heute bekannten Stücke erfassen besonders die damaligen Angriffe der Türken auf österreichisches Gebiet, etwa in den Jahren und . Auch die Gefangennahme österreichischer Adliger im Jahr wird thematisiert. Ein ebenfalls erhaltener Abschnitt über Aufstände Kärtner Bauern von wird T. selbst zugeschrieben. Sollte dies zutreffen, wäre er nicht nur als Sammler, sondern auch als Autor zu betrachten. Eine in sich geschlossene Chronik verfasste T. jedoch nach heutiger Kenntnis nicht. A: Hieronymus Megiser: Annales Carinthiae, das ist Chronica des löblichen Erzhertzogthumbs Khaerndten [...]. Bd. . Leipzig (Nachdr. Klagenfurt ) S. –, f., –, f. (Teilausg.). – Haider (s. Lit.) S. –, – (nach Megiser ). L: Winfried Stelzer, VL () Sp. f. – August von Jaksch: Über einige verlorene Geschichtsquellen Kärntens. In: MIÖG () S. –. – Hermann Menhardt: Neues von J. T. In: Carinthia I () S. . – Alphons Lhotsky: Quellenkunde zur ma. Gesch. Österreichs. Wien u. a. , S. . – Siegfried
. Hälfte . Jh. Haider: Der Gurker Hofkapellan und ‹Geschichtsschreiber› J. T. Zur Kärntner Historiographie in der zweiten Hälfte des . Jh. In: Carinthia I () S. –. MM Barlierer, Johannes (auch: Barlier, Polier, Polirer, Johann von Esslingen), * um Esslingen am Neckar, † kurz nach dem ... – Esslinger Stadtschreiber, Übersetzer. B.s Herkunft ist unsicher; die Forschung vermutet in ihm einen Sohn des Stadtbaumeisters Hans Hülin. B. studierte seit oder an der Universität Heidelberg, wo er Bakkalaureus und Magister Artium wurde. Er war zwischen und mehrmals Mitglied des Rats der Artistenfakultät, an dieser auch Dekan. ist B. zuletzt in Heidelberg nachgewiesen. erwarb er in Pavia das Lizentiat im kanonischen Recht. Seit in Esslingen nachweisbar, war B. dort mindestens von bis Stadtschreiber. Er repräsentierte die Stadt auch bei Verhandlungen mit Graf Ulrich V. von Württemberg. Zwischenzeitlich wurde B. in Pavia zum Doktor des kanonischen Rechts promoviert; wurde ihm von der Stadt ein Pfahlbürgerbrief ausgestellt. Auch war er um Beisitzer am württembergischen Hofgericht. Er verließ Esslingen wohl, nachdem er seine Ämter abgegeben hatte, und ist zuletzt beurkundet. B. schuf eine dt. Übersetzung der Abhandlung Super arboribus consanguinitatis et affinitatis (um ) von Johannes → Andreae. Die Schrift über Verwandtschaftsgrade erfuhr verschiedene dt. Übertragungen, die in zahlreichen Handschriften und Drucken erhalten sind. B.s Übersetzung liegt primär in zwei Drucken von um vor. Der → Bämler-Druck von war Grundlage für Zainers Ausgabe, die jedoch als fehlerhaft bis entstellt gilt. Abschriften des Bämler-Drucks von sind zudem in mehreren handschriftlichen Textzeugen überliefert. Ü: K: Karlsruhe, LB, cod. St. Georgen , r–r (Pap., um –, südalemannisch). – M: München, BSB, cgm , v–r (Pap., , bair.-ostschwäbisch). – S: Stuttgart, LB, cod. jur. ° , r–r (Pap., ./. Jh., schwäbisch). – Vgl. auch Eis (s. Lit.) S. VIII f., –; http://www.handschriftencensus. de/werke/. D: Dt. B.-Drucke von Super arboribus consanguinitatis et affinitatis ab etwa (GW ,
Barlierer , –). – Frühe dt. Drucke: [Augsburg: Günther Zainer, nicht nach ] (GW ). – Augsburg: Johann Bämler, [] (GW ). – Verz. der Drucke: GW (online). – Vgl. auch Eis (s. Lit.). A: Eis (s. Lit.) S. –. – Online-Faks. von Hs. M: http://mdz.bib-bvb. de. – Online-Faks. von GW : http:// daten.digitale-sammlungen.de. – Online-Faks. von GW : Ebd. L: Walther Ludwig, VL () Sp. f. – Helko Eis: Zur Rezeption der kanonischen Verwandtschaftsbäume Johannes Andreae’s. Unters. und Texte. Wuppertal-Elberfeld . – W. Ludwig: Südwestdt. Studenten in Pavia –. In: Zs. für Württembergische Landesgesch. () S. –. – Dagmar Drüll: Johann von Esslingen. In: Dies.: Heidelberger Gelehrtenlex. –. Berlin/Heidelberg , S. f. MM Mulich, Bartholomäus, * um , † um . – → Cato-Übersetzer, Theologe. M. war nach eigenen Angaben Jahre alt, dürfte also um geboren sein. Er wirkte bis mindestens als Leutpriester in Obereichstätt, wo er sein Haus verkaufte. Ab ist in der Gemeinde ein neuer Pfarrer nachweisbar. erbten die Augustiner-Chorherren in Rebdorf zwei Bücher M.s, wie aus dem Bibliothekskatalog des Klosters hervorgeht. M. könnte also im selben Jahr verstorben sein. Er hinterließ eine Handschrift mit einer Sammlung lat. Predigten. M. selbst bezeichnet sie als «sermones de tempore et de sanctis per circulum anni collecti ex oratore sagaci Cathone». Das Manuskript entstand zum größten Teil –, mit Nachträgen M.s bis . Es diente wahrscheinlich der Vorbereitung der von M. in dt. Sprache gehaltenen Predigten vor seiner Gemeinde. Die Predigten sind jeweils mit den dazugehörigen Bibelstellen notiert, die verkürzt wiedergegeben werden. Weiterhin werden die Predigten durch Zitate aus dem Cato ergänzt. In manchen Fällen hat M. an den Blatträndern auch dt. Übersetzungen der Zitate in Reimpaarversen eingefügt. kaufte M. einen Druck des Speculum regiminis → Philipps von Bergamo (GW Nr. ). Auch in diesen Text trug M. dt. Reimpaarübersetzungen von Cato-Distichen ein. Sie gingen möglicherweise auf M.s Kenntnis einer Gesamtübersetzung des Cato zurück. Die gleiche Inkunabel enthält
Metlinger als weitere handschriftliche Eintragungen M.s eine dt. Übertragung der Breves sententiae, ein lat. Widmungsgedicht an die Rebdorfer Mönche sowie ein Perikopenverzeichnis. Dieses verbindet Stellen aus den Evangelien mit Cato-Zitaten, könnte sich also auf M.s Predigtsammlung bezogen haben. Ü: München, BSB, clm (Pap., –; Autograph). – Die Inkunabel mit M.s Eintragungen ist verschollen. A: Reinhold Schmidt: Hsl. Eintragungen in einem Inkunabeln-Druck. In: Der Sammler () H. , S. f. – Ders.: Ein Bruchstück eines dt. Cato. In: Germania () S. –. – Henkel (s. Lit.) S. – (Übers. aus clm ). L: Günter Bernt u. a.: Disticha Catonis. In: LexMA () Sp. –. – Nikolaus Henkel, VL () –. – Schmidt (s. Ausg.). – Schmidt (s. Ausg.). – Leopold Zatoˇcil: Der Neusohler Cato. Ein krit. Beitr. zur Entwicklungsgesch. der dt. Catobearb. Berlin , S. . – N. Henkel: Beitr. zur Überl. der ‹Disticha Catonis› in dt. Übers. . In: ZfdA () S. –. – Ders.: Dt. Übers. lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit (MTU ). München , S. f. u. ö. – Ders.: ‹Disticha Catonis›. Gattungsfelder und Erscheinungsformen des gnomischen Diskurses zwischen Latein und Volkssprache. In: Gattungen ma. Schriftlichkeit. Hg. v. Barbara Frank u. a. Tübingen , S. –. MM Johann von der Etsch (auch: J. v. d. E. zu Korb; Johannes de Attes). – Medizinischer Rezeptautor, zweite Hälfte . Jh. Bei J. dürfte es sich um einen in Basel praktizierenden Akademikerarzt südtirolischer Provenienz gehandelt haben. Im unikalen Textzeugen seiner Verfahren wird ihm sowohl der Magistergrad als auch der Doktortitel zugeschrieben. Vermutlich hat J. auch in Basel studiert; zumindest erscheint in Basler Matrikeln von / ein «Johannes de Esch presbyter Bas[iliensis] dyo[cesis]». Demnach wäre J. auch Kleriker gewesen. Ungeklärt ist die geographische Angabe «Korb», die womöglich auf J.s Wohnhaus zu beziehen ist. Die unter seinem Namen tradierten Verfahren dienen der Therapie von Gelbsucht, Verdauungsstörungen, Gliederlahmheit und Schwindel. Ü: Basel, UB, Cod. D III , v, r, r (Pap., um , alemannisch [aus der Kartause Basel); Autornennungen: «doctor Johann von
. Hälfte . Jh. der Etsch»; «Johann von der Etzsch zu Korb»; «Magister Johannes de Attes residentem zum Korb anno []». – Die Hs. Solothurn, ZB, Cod. S (Pap., –, niederalemannisch) weist als Randmarginalie neben einigen lat.-dt. medizinischen Rezepten die Beischrift «m[a]g[iste]r Joh[ann]es» auf. Der Vorschlag Alfons Schönherrs (Die ma. Hss. der ZB Solothurn. Solothurn , S. , ), hier könnte J. v. d. E. gemeint sein, lässt sich nicht veri zieren. L: Willem F. Daems, VL () Sp. . – Hans Georg Wackernagel u. a. (Hg.): Die Matrikel der Univ. Basel. Bd. : –. Basel , S. . – Gerhard Eis: Handschriftenstud. zur medizinischen Lit. des SpätMA. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –, hier S. –). – Volker Zimmermann: Ma. Fachprosa und ihre Forschungsproblematik. In: Göttingische Gelehrte Anzeigen () S. –, hier S. . – Wolfgang Wegner: J. v. d. E. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Metlinger, Bartholomäus (auch: Mettlinger; Bartel; fälschlich auch: Mellinger, Meltinger, Merlinger, Mörlinger), * nach Augsburg, † Winter Augsburg. – Nördlinger und Augsburger Stadtarzt; Fachschriftsteller und Verfasser der ersten dt. Kinderheilkunde. Das Familienumfeld M.s war medizinisch geprägt. Bereits sein Vater Peter war Augsburger Stadtarzt; sein Bruder Matthäus wirkte als Apotheker in Frankfurt/M. immatrikulierte sich M. gemeinsam mit seinen Brüdern Johannes und Peter d. J. an der Freiburger Artistenfakultät ( Bakkalaureus). Wie sein Vater schloss M. ein Medizinstudium in Padua (vermutlich auch in Pavia und Ferrara) an. erhielt er von der Universität Bologna einen Lehrauftrag für die «Lectura medicinae». Zu diesem Zeitpunkt führte M. bereits den Doktortitel, wobei es sich vermutlich um einen in Freiburg in den Artes erworbenen Grad handelt. Nachdem er sich zwischenzeitlich in Heidelberg immatrikuliert hatte, wurde M. in Bologna zum Dr. med. promoviert. schrieb er sich außerdem in die Matrikel der neu gegründeten Universität Ingolstadt ein, um aber schon wenige Monate später in seiner Heimatstadt als Arzt
. Hälfte . Jh. zu residieren. – versah er das Amt des Stadtarztes in Nördlingen, behielt aber seinen Wohnsitz in Augsburg bei. trat M. die Nachfolge seines Vaters als «physicus civitatis Augustensis» an und hatte diese Position bis zu seinem verhältnismäßig frühen Tod inne. Die hinterlassenen Schriften M.s – neben seiner pädiatrischen Kompilation auch ein lat.-dt. medizinischer Sammelband – spiegeln seine fachlichen Interessen wieder, wobei ein Schwerpunkt im Feld der Pädiatrie und Hygiene auszumachen ist. Wohl schon in der Studentenzeit hat M. Material für sein thematisch breit gefächertes lat. Kompendium gesammelt, das in Italien von seinem Schreiber Johannes Gus begonnen und in Augsburg und Nördlingen von M. teils eigenhändig weitergeführt wurde. Der letzte datierte Eintrag bezieht sich auf M.s Bestellung zur Lepraschau im Jahr . Unter den zahlreichen Abschriften von Regimina, Kasuistiken, Konsilien, Rezepten, Drogenmonographien, naturkundlichen oder iatromathematischen Traktaten (detaillierte Angaben bei Schuba [s. Lit.]) nden sich gewiss auch von M. redigierte und selbst verfasste Abschnitte. Rezepteinträge und Regimina, die sich auf die Behandlung hochstehender Persönlichkeiten beziehen, sind Zeugnis des hohen fachlichen Renommees, das M. ganz offensichtlich genossen hat. Zahlreiche eigenhändige biographische Einträge M.s geben zusätzliche Informationen zu seinem Lebenslauf. Fachhistorisch ragt eine volkssprachige Gebärmutterpraktik (r–v) aus dem Konglomerat heraus, die M. womöglich für seine Ehefrau erstellt hat. Der pharmazeutisch ausgerichtete Text ist wie ein Regimen strukturiert und spricht die Patientin direkt an: «Item vermerkt wie ir die nache geschriben ding innemen und messen sult.» Über Buchstabenindizes werden dem Haupttext Rezepte zugeordnet, die apothekengängig lat. gehalten sind. Dadurch adressiert M. mit seiner Praktik sowohl die Patientin als auch den Pharmazeuten. Der Text dürfte zu den frühesten deutschsprachigen gynäkologisch-therapeutischen Traktaten zählen, die sich direkt an die Patientin richten. Einen Hinweis auf M.s pädiatrische Ausrichtung liefern einige therapeutisch-diätetische Aufzeichnungen zur Therapie von Brechdurchfall, die sich auf die Erkrankung seines zweijährigen Sohnes beziehen (v: «In uxu pueri mei existentis etatis II annorum»; nachfolgend im Codex mehrere autographe «De uxibus»-Kapitel).
Metlinger Überregionalen Erfolg hatte M. mit seiner erstmals im Druck erschienenen pädiatrischen Textsammlung, die seit der zweiten Au age von unter dem missverständlichen Titel Regiment der jungen kinder läuft. Tatsächlich nehmen pädagogische Aspekte in dem Kompilat, auf das M. selbst e als «buchlin» rekurriert hat, nur einen geringen Raum ein. Das Büchlein umfasst vier Traktate («Capitel») zu den Themen: Säuglingsp ege («wie man erst geborne kind halten sol», Stillen und Ernähe rung («wie man kind sagen und speisen sol»), Kinderkrankheiten («von den kranckheiten die kinden zuo merem teil zuo stond») und Erziehung bis zum siebten Lebensjahr («wie man die kinde halten und ziehen sol»). Der pädiatrische dritte Traktat ordnet die Krankheitsbilder «a capite ad calcem» und nimmt im Büchlein den bei weitem größten Raum ein ( Seiten von insgesamt des Erstdrucks). Im Aufbau orientiert sich M. am Libellus de aegritudinibus infantium seines Paduaner Lehrers Paolo Bagellardi, der ältesten gedruckten Kinderheilkunde überhaupt (, GW ). Beim zentralen dritten «Capitel» stützt sich M. inhaltlich auf das pädiatrische . Buch des Liber ad Almansorem des Rhazes (ar-Razi) – wie im Übrigen auch schon Bagellardi. Den lat. Text des Constantinus Africanus hat M. auszugsweise ins Deutsche übersetzt und redaktionell überarbeitet. Als Vorlage konnte er auf eine eigenhändige Abschrift aus der Bologneser Zeit in seinem Kompendium zurückgreifen (r–v: «De aegritudinibus puerorum»). Ferner hat M. die kinderheilkundlichen Abschnitte aus → Avicennas Kanon der Medizin und die Aphorismen des Hippokrates herangezogen sowie mehrere Paragraphen aus dem hochma. kinderheilkundlichen Kurztraktat → Passiones puerorum adhuc in cunabilis iacentium eingearbeitet. Beim ersten und zweiten «Capitel» des Büchleins orientiert sich M. zwar wiederum an Rhazes (Liber continens), erweist sich hier aber verglichen mit dem pädiatrischen Kernsegment als selbstständiger. Gleiches gilt auch für den vierten Traktat, in den – neben zahlreichen Valerius Maximus-Exempeln – auch die persönlichen erzieherischen Erfahrungen des Stadtarztes einge ossen sein dürften. Mit zahlreichen Au agen bis in die Mitte des . Jh. und Verbundausgaben mit andern Fachtexten, die noch im frühen . Jh. aufgelegt wurden, zählt M.s Kinderheilkunde zu den ein ussreichsten Pädiatrieschriften der Zeitenwende. Das Büchlein wirkte trotz der Konkurrenz
Metlinger durch den Libellus aegritudinium infantium des Cornelis Roelan(t)s van Mechelen über Streutradierung und textliche Brechungen bis in die Hausväterliteratur des . Jh. Als Stadtarzt von Nördlingen wurde M. um vom dortigen Magistrat mit der Erstellung einer Liste betraut, die alle einfachen Arzneimittel umfasst, die jede Apotheke vorrätig haben sollte. Komposita werden in dieser gemeinhin als Nördlinger Register oder Rezeptar bezeichneten Arzneimittelliste nur in geringem Umfang berücksichtigt. Insgesamt umfasst die Aufstellung über Medikamente. Es ist vorstellbar, dass M. das Register mit seinem in Frankfurt medizinalpolitisch engagierten Bruder Matthäus abgestimmt hat. Womöglich hat er auch auf die Nördlinger Arzneitaxe des Nikolaus → Rumel von zurückgegriffen. Mit seiner Auswahl an Arzneistoffen orientiert M. sich am standardgemäßen Repertoire des Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus) und des Grabadin (Ps.-→ Mesuë). Eine weitere Quelle stellt das pharmakobotanische Glossar Alphita (um ) dar. Ü: Medizinischer Sammelband: Rom, Biblioteca Vaticana, Cod. Pal. lat. , Bll. (Pap., –spätes . Jh. [Nachträge frühes . Jh.], lat./ostschwäbisch). – Kinderbüchlein: Mindestens zwölf Druckau agen bis . Erstdruck: Augsburg: Günther Zainer, (GW M); Autornennung in der Vorrede: «bin ich Bartholomes metlinger in ertzney doctor von Augspurg mer malˉe bewegt [...] disen kurtzˉe auszug ze begreiffen darauß ein yeglich vatter vnd m˚uter e [...] versten mogend wie erstgeborne kind vncz z˚u den siben iaren in gesuntheit auch in krankheiten gehalten werdˉe sollend [...]». – Zweitdruck: ebd.: Johann Bämler, (GW M); neue Überschrift: «Ein Regiment der jungen kinder». – Drei weitere nachgewiesene Augsburger Inkunabeln (, , [GW M, M, M]). Auch zwischen und dürften heute verlorene Ausgaben erschienen sein. – Elf Frühdrucke aus Augsburg, Frankfurt M., Mainz und Straßburg (–): VD A –, M f., M –). In Frankfurt erschienen ab Verbundausgaben, die M.s Kinderheilkunde mit älteren (→ Secreta mulierum) oder jüngeren Schriften kombinierten (EhestandsArtzneyb˚uch aus der Rosengarten-Tradition [Eucharius → Rößlin]). – Druckabschriften: München, BSB, Cgm , r–v (Pap., , aus Augsburg). – Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. ,
. Hälfte . Jh. va–vb, ra–v (Nachträge auf ursprünglich freien Seiten) (Pap., /, aus Wien oder Niederösterreich). – Paris, Bibl. Nationale, Ms. allem. , r–v (Pap., spätes . Jh., bair.schwäbisch). – Nördlinger Register: Nördlingen, Stadtarch., ohne Sign., Bll. (Pap., um . lat. [bis auf die dt. Überschrift]); Autograph.; Überschrift: «Diss register begreifft stuck so notturftlich ain yede appoteck habn soll [...] also z˚u sammend verordnet durch ewern willigen diener Bartholomeum Mettlinger doctor in arczney». A: Kinderbüchlein: Erstlinge der pädiatrischen Literatur. Drei Wiegendrucke über Heilung und P ege des Kindes. In Faks. hg. und in die literarische Gesamtentwicklung des Faches hineingestellt von Karl Sudhoff. München , S. XXIX–XXXI und Faks.-Tl. II. – Peter Amelung: Ein Regiment der jungen Kinder. Wie man sy halten und erziechen sol von irer Gepurt biss sy zu iren Tagen kommen. Faks.-Druck Augsburg, Schaur, . Zürich . – Gray (s. Lit.) S. –. – Nördlinger Register: Friedrich August Flückiger: Das Nördlinger Reg. In: Arch. der Pharmacie () S. –, hier S. –. Ü: Kinderbüchlein: Ludwig Unger: Das Kinderbuch des B. M. –. Ein Beitr. zur Gesch. der Kinderheilkunde im MA. Leipzig/Wien . – Quellen zur Gesch. der Kinderheilkunde. Zusammengestellt, eingel. und komm. von Albrecht Peiper (Hubers Klassiker der Medizin und der Naturwiss. ). Bern/Stuttgart , S. – (Auszug). – Günther Henner (Hg.): Quellen zur Gesch. der Gesundheitspädagogik. Jahre Gesundheitsförderung in Texten und Bildern. Ein wissenschaftliches Lesebuch. Würzburg , S. – (Auszug). – Englische Teilübersetzung: Pediatrics of the past. An anthology compiled & edited by John Ruhräh. New York , S. –. L: Gundolf Keil/Friedrich Lenhardt, VL () Sp. –. – Josef N. Neumann, LexMA () Sp. . – F. A. Flückiger: Die Frankfurter Liste. In: Arch. der Pharmacie () S. –, –, hier S. , f. – K. Sudhoff: Dt. medizinische Inkunabeln. Bibliographisch-literarische Unters. (Stud. zur Gesch. der Medizin /). Leipzig , S. –. – Hermann Frickhinger: Beitr. zur Medizinalgesch. der Stadt Nördlingen. In: Jb. des hist. Ver. Nördlingen und Umgebung (/) S. –, hier S. –; (/) S. –, hier S. f. – Sudhoff (s. Ausg.) S. XXIII–XXXII,
. Hälfte . Jh. XXXV. – George Frederic Still: The history of paediatrics. The progress of the study of diseases of children up to the end of the XVIIIth century. Oxford (Neudr. London ) S. –. – A. Peiper (Hg.): Chron. der Kinderheilkunde. Leipzig , , S. u. ö. – Josef Fleischmann: B. Mettlinger (um –). In: Lebensbilder aus dem bayerischen Schwaben (Veröff. der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für Bayerische Landesgesch. ) () S. –. – Peter Rittershausen: Stud. zur Gesch. des älteren Apothekenwesens der Freien Reichsstadt Frankfurt von den Anfängen bis zum Jahre . Diss. Marburg , S. , –. – Wolfgang-Hagen Hein: Eine Drogenpreisliste von der Nördlinger Messe im Jahre . In: Pharmazeutische Zeitung () Sp. –. – Hans Heintel: ‹Ein regiment der jungen kinder›. Die erste pädiatrische Monographie in dt. Sprache. In: Ulmer Forum (/) S. –. – Ursula Gray: Das Bild des Kindes im Spiegel der altdt. Dichtung und Lit. Mit textkrit. Ausg. von M.s Regiment der jungen Kinder (Europäische Hochschulschr. I, ). Bern/Frankfurt/M. . – P. Amelung: Die jungen Kinder (Komm. zur Faks.-Ausg.). – Werner Dressendörfer: Spätma. Arzneitaxen des Münchner Stadtarztes Sigmund Gotzkircher aus dem Grazer Codex . Ein Beitr. zur Frühgesch. des süddt. Apothekenwesens (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. , , , f. – Ludwig Schuba: Die medizinischen Hss. der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibl. (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –. – G. Keil: Der Hausvater als Arzt. In: Haushalt und Familie in MA und früher Neuzeit. Hg. v. Trude Ehlert. Sigmaringen , S. –, hier S. . – Elisabeth Loffl-Haag: Hört ihr die Kinder lachen? Zur Kindheit im SpätMA (Forum Sozialgesch. ). Pfaffenweiler , S. f., f. u. ö. – Otto Ulbricht: Der Einstellungswandel zur Kindheit in Deutschland am Ende des SpätMA. In: Zs. für hist. Forschung () S. –. – Albert Schlagbauer/Wulf-Dietrich Kavasch (Hg.): Rieser Biogr. Nördlingen , S. . – Britta-Juliane Kruse: Verborgene Heilkünste. Gesch. der Frauenmedizin im SpätMA (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. NF []). Berlin/ New York , S. u. ö. – Imke Schmidt: Die Bücher aus der Frankfurter Offizin GülfferichHan-Weigand-Han-Erben. Eine literarhistorische
Wagner und buchgeschichtliche Unters. zum Buchdruck in der zweiten Hälfte des . Jh. (Wolfenbütteler Schr. zur Gesch. des Buchwesens ). Wiesbaden , S. u. ö. – G. Keil: Gedruckte medizinische Lit. in der Frühdruckzeit. In: Augsburger Buchdruck und Verlagswesen. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hg. v. Hartmut Gier/ Johannes Janota. Wiesbaden , S. –. – Hans-Jörg Künast: «Getruckt zu Augspurg». Buchdruck und Buchhandel in Augsburg zwischen und (Studia Augustana ). Tübingen , S. , , . – G. Keil: Nachwort zu: Gynaecia Mustionis, der Hebammenkatechismus des Mustio (dt. und lat.) & Eucharius Rösslin’s ‹Rosengarten›. Bd. . Hg. v. Helmut H. Hess. Frankfurt/M. , S. –. – Joseph A. Dane: Note on two presumed editions of B. M., Regiment der Kindheit (Augsburg: Johann Schaur, und ). In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Samuel S. Kottek: La protection de l’enfance dans la ‹Hausväterlit.›. In: Vesalius () S. –. – G. Keil: M., B. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Ders.: Kinderheilkunde (Antike und MA). In: ebd., S. –, hier S. . – Mit Milchbrei und Rute. Familie, Schule und Bildung in der Reformationszeit. Ausstellungskat. Germ. Nationalmuseum. Hg. v. Daniel Hess (Kulturgeschichtliche Spaziergänge im Germ. Nationalmuseum ). Nürnberg , S. f. (Nr. ). – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , Reg. – Elisabeth Wunderle: Mettlinger, B. In: Augsburger Stadtlex. (online, Version ..) http://www.stadtlexikon-augsburg.de/. VZ Wagner, Sebald (auch: Sebald Mulner, Mullner, Müllner, Müller), * um Nürnberg, † .. Nürnberg. – Mediziner, Verfasser medizinischer Schriften. W. war ein Bruder von Konrad → Wagner und Onkel von Bernhard → Müller. Er begann das Studium der Medizin in Wien, wo er Bakkalaureus und Lizentiat wurde. Seit setzte er sein Studium in Padua fort. Dort war er Rektor der Medizinischen Fakultät; wurde er zum Dr. med. promoviert. Im selben Jahr zunächst an die Wiener Universität zurückgekehrt, trat W. in die Dienste des Agramer Bischofs. Er sah die Belagerung von Belgrad und
Die vier Angesichte des Arztes die Eroberung von Raab. wurde W. Stadtarzt in Nürnberg, wo er auch dem Medizinalkollegium angehörte. – besaß er ein Reichslehen bei Nürnberg. Seit stand er im Dienst Ottos II. von Pfalz-Neumarkt-Mosbach. Für Otto unternahm W. auch diplomatische Missionen zum König von Ungarn, was aber zu Spannungen mit Kaiser Friedrich III. führte. W. unterhielt freundschaftliche Verbindungen zu Hartmann und Hermann → Schedel. Hartmann übernahm nach W.s Tod mehrere medizinische Handschriften aus der Sammlung des Mediziners. Von W. sind medizinische Texte in lat. und dt. Sprache überliefert. Im → Ansbacher Arzneibuch aus dem letzten Viertel des . Jh. werden W. mehrere dt. Schriften zugeschrieben: ein Wässertraktat Krafft vnd tugent der wasser in Kapiteln, das Ölbuch Tugent der Ölle mit sechs Kapiteln, ein knappes Rezeptar sowie ein Augenrezept. Spätestens entstand ein dt. Konsilium W.s, das ein Rezept für einen Magentrank in verschiedenen Varianten enthält. Die Forschung hat den wahrscheinlich unvollständigen Text in die Tradition von → Kaiser Karls Latwerge eingeordnet. Als Adressat des Konsiliums wird aufgrund einer Anrede im Text eine hochrangige Person vermutet. nahm W. mit Hartmann Schedel, Ulrich → Pinder und Heinrich Rosenzweig an der Lepraschau bei einem Konrad Frey teil. Der darauf beruhende lat. Lepraschaubrief ist in einer Münchner Handschrift überliefert. Erhalten sind weiterhin drei Pestkonsilien W.s. Zwei dieser Texte sind in lat. Sprache verfasst und mit namentlichen Widmungen versehen. Diese richten sich an → Philipp von der Pfalz, Bischof von Freising, und einen Abt namens Antonius. Als Adressaten des dt. Pestkonsiliums vermutet die Forschung einen Heidelberger Kurfürsten, da der Text im Buch der Medizin → Ludwigs V. von der Pfalz enthalten ist. Inhaltlich gelten W.s Schriften als konventionell; sie beruhen u. a. auf den damals verbreiteten Lehren von Berthold aus Basel. Ü: . Pestkonsilien: Lat.: Leipzig, UB, cod. , r–v (um ). – Dt.: Heidelberg, UB, cpg , v (Perg., Heidelberg, –, südrheinfränkisch). . Lepraschaubrief: München, BSB, clm , ar (Pap., , Hs. aus dem Besitz von Hermann Schedel). . Dt. Konsilium: München, BSB, clm , v (Pap., , bair.).
. Hälfte . Jh. . Texte im Ansbacher Arzneibuch: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. (früher Hamburg, Slg. Günther), r–v, r (letztes Viertel . Jh., ostfränkisch). . Von W. an Hartmann Schedel übergegangene Hss.: München, BSB, clm . – Ebd., clm . – Ebd., clm . – Ebd., clm . Vgl. u. a. die Schriften von G. Keil zu W. (s. Lit.). – Ingeborg Neske: Kat. der lat. Hss. der BSB München, Clm –. Wiesbaden , S. f. – Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –. A: Karl Sudhoff: Lepraschaubriefe aus dem . Jh. In: Arch. für Gesch. der Medizin () S. –, hier S. f. – Ders.: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des ‹schwarzen Todes› , : Nachträge und Verbesserungen. In: ebd. () S. –, hier S. f. – Keil/Schild (s. Lit.; W.s Texte aus dem Ansbacher Arzneibuch). – Online-Faks. von Hs. cpg : http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg. L: Gundolf Keil: Mulner, Sebald. In: VL () Sp. –; () Sp. , XV. – Ders., VL () Sp. f.; () Sp. . – Richard Stauber: Die Schedelsche Bibl. Ein Beitr. zur Gesch. der Ausbreitung der italienischen Renaissance, des dt. Humanismus und der medizinischen Lit. Freiburg i. Br. (Nachdr. Nieuwkoop ) S. f., , . – Ernst Zinner: Leben und Wirken des Joh. Müller von Königsberg genannt Regiomontanus. Osnabrück , S. . – Joachim Telle: Mitt. aus dem ‹Zwölfbändigen Buch der Medizin› zu Heidelberg. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Nicolas Damm: Der Nürnberger Stadtarzt S. Mulner († ). Eine biographische Skizze. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –. – G. Keil/Immo Schild: S. Mulner im ‹Ansbacher Arzneibuch›. ‹Wässertraktat›, ‹Ölbuch›, Rezeptar. In: Organista et Homo Doctus. FS Rudolf Walter. Hg. v. Alfred Reichling. Sankt Augustin , S. –. MM Die vier Angesichte des Arztes. – Ndl. Verstraktat über ärztliche Honorarfragen, zweite Hälfte . Jh. Beim Verfasser der rund vierhebigen Reimpaare dürfte es sich um einen ndl., vermutlich
. Hälfte . Jh. holländischen Arzt oder Wundarzt gehandelt haben. Der deontologisch ausgerichtete Text wendet sich an dessen Standeskollegen und schildert, wie der behandelnde Mediziner vom Patienten je nach dessen Gesundheitszustand wahrgenommen wird: als «Deus», «Angelus», «Homo» und «Dyabolus». Während der schwer Kranke im Arzt noch eine gottgleiche Gestalt zu erblicken glaubt, stuft sich diese Wahrnehmung im Zuge des Heilungsprozesses merklich ab. Verlangt der Therapeut vom Genesenen schließlich sein Honorar, wird er für diesen zum Teufel. Der eindringliche Rat des anonymen Verfassers an seine Berufsgenossen ist folglich, den Arztlohn schon vor der Behandlung zu regeln. Hierbei zitiert der vermutlich durch persönliche Erfahrung von den Patienten enttäuschte Autor den ersten Vers der landläu gen Maxime «Accipe cum dolet, post morbum medicus olet». Neben dem ndl. Original war der Verstraktat auch in nd. Übertragung verbreitet. Der humanistische Dichter, Naturwissenschaftler und Arzt Euricius Cordus (–) dürfte während seiner Amtszeit als Braunschweiger Stadtarzt (um –) die Dichtung kennengelernt haben. Deren Kerngedanken fasste er in einem lat. Epigramm zusammen, wobei er allerdings nur drei der ärztlichen Erscheinungungsformen berücksichtigte (göttlich, engelsgleich, teu isch). Ab dem . Jh. ist auch eine ikonographische Tradition der «vier Angesichte» greifbar, in deren Zuge es zu Neubearbeitungen des Cordus-Epigramms kam: hat Hendrick Goltzius (–/) einer Folge von vier Kupferstichen nicht nur das Epigramm beigegeben sondern auch eine ndl. Nachdichtung in fünfhebigen und kreuzgereimten Versen. Eine weitere Versbearbeitung in ndl. und hochdt. Fassung ndet sich als Textzusatz zur bildlichen Interpretation des Kölner Kupferstechers Johann Gelle von (Abb. aller Stiche bei Jansen-Sieben [s. Ausg.] S. –). Ü: Wolfenbüttel, HAB, Cod. Aug. °, r–v (Pap., um , nordniedersächsisch [aus Braunschweig ?]). – Brüssel, Kgl. Bibl., Cod. II , r–v (Pap., , ndl.). A: Hans Wiswe: Ein mnd. Gedicht über das Arzthonorar. In: Sudhoffs Arch. () S. – (nur Hs. HAB). – Ria Jansen-Sieben: Vier aensichten van den meister. Deontologisch traktaat voor artsen, middelnederlands en noord
Armer Nikolaus nedersaksisch. In: Miscellanea Neerlandica. FS Jan Deschamps. Bd. . Hg. v. Elly Cockx-Indesteege/ Frans Hendrickx. Leuven , S. –. L: R. Jansen-Sieben, VL () Sp. –. – Friedrich Cunze: Der Humanist Euricius Cordus in Braunschweig. In: Braunschweigisches Magazin () S. –. – Paul Diepgen: Die Theologie und der ärztliche Stand (Stud. zur Gesch. der Beziehungen zwischen Theologie und Medizin im MA ). Berlin , S. –. – Heinrich Schipperges: Zur Tradition des «Christus medicus» im frühen Christentum und in der älteren Heilkunde. In: Arzt und Christ () S. –. – Euricius Cordus: De medicis/Der Arzt. In: Lat. Gedichte dt. Humanisten. Lat. und dt. Ausgewählt, übers. und erl. v. Harry C. Schnur (RUB ). Stuttgart , ; ., durchges. und um ein Nachw. erg. Au . (RUB ). Ebd. , S. f. – Peter Dilg: Das Botanologicon des Euricius Cordus. Diss. Marburg , S. f. – Elfriede Grabner: «Ein Arzt hat dreierlei Gesicht ...». Zur Entstehung, Darstellung und Verbreitung des Bildgedankens «Christus coelestis medicus». In: Materia Medica Nordmark () S. –. – Gerhard Fichtner: Christus als Arzt. Ursprünge und Wirkungen eines Motivs. In: Frühma. Stud. () S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Armer Nikolaus (auch: N. von Prag, Chodi Nicolasch). – Redaktor eines Traumbuches, zweite Hälfte . Jh. Im Titel eines in Augsburg gedruckten Traumbuchs (→ Traumbücher) erscheint der Name des A. N. in tschechischer Sprache: «Chodi Nicolasch» («chodi» = «chudé» im modernen Neutschechisch). Der A. N. habe in Prag gewirkt. Ferner wird ein Herzog Nikolaus von Liegnitz als dessen Dienstherr genannt, doch ist dieser ebensowenig nachgewiesen wie der A. N. selbst. Sein e «puchlein», für das der A. N. als Kompilator, Bearbeiter und womöglich auch Teilübersetzer in Betracht kommt, weist signi kante Übereinstimmungen zu einer in Nürnberg gedruckten Traumdeutung auf (→ Traumbücher [GW ]), allerdings ist der Textbestand beim A. N. erweitert. D: Nürnberg: Johann Sittich, ; Titel: «Vermerkt ain geschrift außgend von aim natür
Lehre eines Kriegsrats lychenn mayster genant der Chodi. Nicolasch. z˚u zeytten wonhafft in der stat prag im pechemer land e der das puchlein mit eiß z˚u samen gepracht hat auß vil andere piechern z˚u dienst vnd eren Hertzog Niclasen. jn lignis gegen presslaw in der schlesi vnd lernet von traumen vnd wz si bethüten». A: Werlin (s. Lit.) S. –. L: Gerhard Eis: Nachträge zum VL. In: Mlat. Jb. () S. –., hier S. f. – Josef Werlin: Das Traumbuch des A. N. von Prag. In: Stifter-Jb. () S. –. – Wolfram Schmitt: Das Traumbuch des Hans Lobenzweig. In: AfK () S. –, hier S. , . – Peter Assion: Altdt. Fachlit. (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . – Ders.: Fachprosaforschung und Volkskunde. In: Fachprosaforschung. Acht Vorträge zur ma. Arteslit. Hg. v. Dems./Gundolf Keil. Berlin , S. –, hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Eckstein, Adam (auch: Egkstain). – Verfasser einer dt. Praktik, zweite Hälfte . Jh. E.s Practica teutsch auf Iar ist in zwei Drucken mit je sechs Blättern überliefert. Die Drucke erschienen um in Ulm und Straßburg. E.s Werk enthält neben einer Einleitung auch Jahreshoroskope, Wetter- und Ernteprognosen sowie Voraussagen für Stände und andere Gruppen. Am Schluss seiner Schrift kündigt E. eine teilweise Mond nsternis an. E. wird auf den Titelblättern der Drucke als Magister aus Schwäbisch Hall bezeichnet. Die Forschung hat seine Identität mit einem gleichnamigen Studenten erwogen, der an der Universität Heidelberg immatrikuliert war und laut Matrikel aus «Weibstatt» stammte (wohl Waibstadt im Rhein-Neckar-Kreis). D: [Ulm: Johann Zainer d. J., um ] (GW ; vgl. zur Datierung auch ISTC ie). – [Straßburg: Matthias Hupfuff, um ] (GW N; vgl. zur Datierung auch ISTC ie). L: Wolfram Schmitt, VL () Sp. . – Gustav Hellmann: Beitr. zur Gesch. der Meteorologie. Bd. . Berlin , S. . – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. Leipzig , S. . – Oliver Duntze: Ein Verleger
. Hälfte . Jh. sucht sein Publikum. Die Straßburger Offizin des Matthias Hupfuff (/–). München , S. . MM Lehre eines Kriegsrats. – Fürstenunterweisung und Kriegslehre (für → Maximilian I. ?), um . Die versi zierte L. e. K. ist nach der Aussage ihrer Überschrift «dem Keyser Maximilian [–] inn seiner ersten jugent gemacht» und wird daher auf etwa datiert. Sie besteht aus einer kurzen Fürstenunterweisung (V. –), die sich in der Tradition der frühen Fürstenspiegel weitgehend auf eine Tugendlehre beschränkt, und der eigentlichen Kriegslehre (V. –). In einem Rückgriff auf das Alte Testament und auf ma. Kriegstheorie wird dem Adressaten empfohlen, grundsätzlich besser den Krieg zu vermeiden; für den Fall des Kriegs folgen dann Instruktionen zur Aufstellung eines Heeres, zur Heeresdisziplin, zur Schlachtvorbereitung, zur Schlacht selbst und zur Erstürmung befestigter Stätten. Die Quellen der Schrift sind noch nicht veri ziert; die Instruktionen erinnern allerdings an ähnliche Ausführungen in der während des ganzen MA rezipierten Epitoma rei militaris des → Vegetius. Aktuelle Entwicklungen des Kriegswesens spiegeln sich dagegen in der Klage über das Söldnerwesen («Es will niemants mer kriegen vmb sunst», V. ) und über die Unritterlichkeit der Kriegsführung (V. ff.). Die L. e. K. ist erst in Drucken ab überliefert, so dass die Zuschreibung an einen Lehrer des jungen Maximilian fraglich ist und sich vielleicht lediglich dem Kriegsruhm des ‹letzten Ritters› verdankt; der einzige handschriftliche Texzeuge, der nur den zweiten Teil überliefert, stammt erst aus dem Jahr . Ü: DJe vier bücher Sexti Julij Frontini. Mainz: Schöffer (VD F ) Bl. v–r (Erstdruck; der von Eis/Vermeer [s. Ausgaben], S. , Anm. und Vermeer [s. Lit.], Sp. genannte Erstdruck Mainz des Frontinus ist nicht nachweisbar). – Heidelberg, Slg. Eis, Hs. , a. d. J. . A: Erstdruck in: DJe vier bücher Sexti Julij Frontini. Mainz: Schöffer (VD F ) Bl. v–r. – Gerhard Eis/Hans J. Vermeer: Eine unbekannte Bearb. der für Maximilian I. gedichteten ‹L. e. K.›. In: Wahrheit und Sprache. FS Bert Nagel. Hg. v. Wilm Pelters/Paul Schimmelpfennig
. Hälfte . Jh. (GAG ). Göppingen , S. – (Abdruck des zweiten Teils nach der Handschrift). L: Hans J. Vermeer, VL () Sp. f. – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss. vornehmlich in Deutschland. Erste Abt. München/ Leipzig , S. –. – Bruno Singer: Die Fürstenspiegel in Deutschland im Zeitalter des Humanismus und der Reformation (Humanistische Bibl. I, ). München , S. –, Nr. . – Volker Schmidtchen: Maximilian und das Kriegswesen. In: Kaiser Maximilian I. Bewahrer und Reformer. Hg. v. Georg Schmidt von Rhein (Kat. Ausstellung Wetzlar). Ramstein , S. –. FF Fürstenspiegel Von dem Adel. – . Jh. Der nur wenige Seiten umfassende Traktat erläutert in aufeinander aufbauenden Abschnitten die mit der Bibel und durch römische Geschichte begründete Herkunft und hierarchisch aufsteigende Ordnung des Adels. Auf dieser Basis werden die Dienstverhältnisse sowie sowohl die äußeren Zeichen wie Kleidung und Wappen als auch die inneren P ichten und Tugenden genannt, dabei wiederkehrend Weisheit, Gerechtigkeit, Treue und Stetigkeit. Der Fürstenspiegel ist in vier Sammelhandschriften des . Jh. überliefert, im Münchner Cgm im Zusammenhang mit dem → Fürstenspiegel Wye ein werltleich fürst und dem → Buch von den vier Angeltugenden. Ü: Basel, UB, Druck EC VI , Nr. , r–v. – Sammelband mit Drucken (Nr. f., ) und Handschriften (Nr. f.), letztes Viertel . Jh. (– [Katalog], – [von Liebenau]). – Vorangestellt ist eine Widmung an «Herrn Friderichen zu Ryn, Ritter, Hoffmeister etc.», dem folgt die allgemeine Aussage: «Adel ist stete göttliche vnd brüderliche lieb. Adel ist volkomne tugent in aller geschöpht gottes». Der Text ist kürzer als die Münchner Variante; er endet wie der Cambridger Text bereits mit der Erklärung zu den Wappen. – Abdruck bei von Liebenau , der die Verfasserschaft aufgrund der einen ihm vorliegenden Hs. Johann Salzmann zuschreibt. Cambridge (Mass.), Harvard University, Houghton Library, MS Lat [früher Seitenstetten, Stiftsbibl., Cod. ], [Teil ] v–r. – Speculum humanae salvationis, lat.-dt. Sammelhandschrift, erste Hälfte . Jh., ostobd. (Digitalisat online). – Überschrift: «Was ist Adel», im Gegensatz zu Basel keine Widmungsvorrede, «Adel ist stete gotleiche vnd
Fürstenspiegel Von dem Adel Bruderleiche lieb Adel ist volkomne tugent in aller geschefft gottes». München, BSB, Cgm , r–r. – Sammelhandschrift, zweite Hälfte . Jh., bair. (Schneider ; Singer ). – Inhaltsübersicht bei von Krones . Princeton (New Jersey), University Art Museum, Inv. Nr. – [früher Privatbesitz Auktionshaus Sotheby’s, London, Nr. /; davor Raigern/Rajhrad (Tschechien), Benediktinerstift, Cod. R ], v–r. – Illustrierte Pergamenthandschrift des Caspar Strengberger (vgl. München, BSB, Clm ) von (Bl. r); Abschrift ‹Vom Stamm der Herolde› und des Fürstenspiegels in Gießen, UB, Hs. , –a [vermutlich alte Blattzählung] um (Adrian , Fürbeth ). L: Gerd Brinkhus, VL () Sp. ; () Sp. f. – Johann Valentin Adrian: Catalogus codicum manuscriptorum Bibliothecae Academicae Gissensis. Frankfurt/M. , S. f. – Österr. Chron. von den Herrschaften. Hg. v. Joseph Seemüller (MGH Dt. Chron. ). Berlin – (Nachdr. München ), LXI (Münchner Hs.), LXIV (Basler Hs.). – Karin Schneider: Die dt. Hss. der Bayerischen Staatsbibl. München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V,). Wiesbaden , S. f. – Franz von Krones: Anh. zu: Kleine Beitr. zur ma. Quellenkunde. In: MIÖG () S. –. – Theodor von Liebenau: Die Entstehung des Adels. In: Korrespondenzbl. des Gesamtvereins der Dt. Geschichtsund Alterthumsvereine () S. –. – Alphons Lhotsky: Quellenkunde zur ma. Gesch. Österreichs (MIÖG, Erg.-Bd. ). Graz , S. (Münchner Hs.). – Bruno Singer: Die Fürstenspiegel in Deutschland im Zeitalter des Humanismus und der Reformation. Bibliographische Grundlagen und ausgewählte Interpretationen: Jakob Wimpfeling, Wolfgang Seidel, Johann Sturm, Urban Rieger (Humanistische Bibl. I, ). München , S. (Nr. ) (Münchner Hs.). – Annemarie Bartl: Der tugent regel. Ein anonymer dt. Fürstenspiegel des . Jh. Untersuchung und Edition. In: Beitr. zur Gesch. der dt. Sprache und Lit. () S. –, hier S. (Münchner Hs.). – Frank Fürbeth: ‹Vom Ursprung der Herolde›. Ein humanistischer Brief als heraldischer Lehrtext. In: PBB () S. –, hier S. f. – http://www.handschriftencensus. de/werke/ (..). CK
Hartmann Regierungsanweisung Eyn kurcz ordenonge in gemeyne allen den die da regieren huß dorffere oder stede. – . Jh. Der lange Zeit – wenn auch mit Einschränkungen – als Fürstenspiegel bezeichnete Text ist «vielmehr Verhaltens- und Regierungsanweisung für Bürgermeister und Ratsmitglieder der Städte» (Brinkhus , Sp. ). Besonders betont wird die Anerkennung der Gerechtigkeit durch die Bürger als unabdingbare Voraussetzung für ein funktionierendes Gemeinwesen. Der anonym überlieferte Text ist in zehn Kapitel unterteilt. Ü: Berlin, SBB, mgf , ra–vb (Pap., [Bl. va], mittelfränkisch, geschrieben von einer Hand; aus Blankenheim in der Eifel, für Dietrich III., Graf von Manderscheid [Bl. va]; enthält auch den → Fürstenspiegel Wiewol all menschen erstlich entsprungen aus ainer wurczel Adam [Bl. r–r]); online: SBB Berlin. – Aschaffenburg, Stiftsbibl., Ms. Pap. (früher: Ms. ), v–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., [Bl. v und v]). – Vgl. www.handschriftencensus.de/werke/. L: Gerd Brinkhus, VL () Sp. f. – Wolfgang Stammler: Ma. Prosa in dt. Sprache. In: Dt. Philologie im Aufriß. Hg. v. dems. ., überarb. Au . Bd. . Berlin , Sp. –, hier Sp. . – Johannes Rothes Ratsgedichte nach den Hss. Hg. v. Herbert Wolf (TspMA ). Berlin , S. Anm. . – G. Brinkhus: Eine bayerische Fürstenspiegelkompilation des . Jh. Unters. und Textausg. (MTU ). München , S. –. – Josef Hofmann (†)/Hermann Hauke: Die Hss. der Stiftsbibl. und der Stiftskirche zu Aschaffenburg (Veröff. des Geschichts- und Kunstver. Aschaffenburg e. V. ). Aschaffenburg , S. –, hier S. . – Hartmut Beckers: Hss. ma. dt. Lit. aus der ehemaligen Schloßbibl. Blankenheim. In: Die Manderscheider. Eine Eifeler Adelsfamilie. Herrschaft, Wirtschaft, Kultur. Kat. zur Ausstellung. [...]. Köln , S. –, hier S. (Nr. ). BJ Wipfel, Konrad. – Verfasser (?) von Rezepten und Verhaltensregeln zur Pest, zweite Hälfte . Jh. K. W. ist der Schreiber einer westschwäbischen medizinisch-geistlichen Sammelhandschrift von . Weitere gesicherte Kenntnisse zu W. gibt es nicht. Ob und in welchem Ausmaß W. im medizinischen Abschnitt des Codex auch schriftstellerisch bzw. redaktionell tätig war, ist unsicher. Viel
. Hälfte . Jh. leicht geht die hier überlieferte leicht kürzende Bearbeitung des Pesttraktats Also das ein mensch zeichen gewun des Jakob → Engelin auf W. zurück. Der Schluss der Lehrschrift Engelins fehlt in der vorliegenden Fassung, dafür nden sich vor allem am Anfang einige diätetische, prophylaktische, diagnostische und therapeutische Ergänzungen. Auf den Traktat folgen einige Anweisungen für den Pestfall. Diese beruhen teilweise auf dem → Sinn der höchsten Meister von Paris, dem Prager Sendbrief des → Gallus von Prag und auch auf der Ordnung der Gesundheit für Rudolf von Hohenberg, die in W.s Sammelband an erster Stelle steht. Überwiegend werden hier aber originäre (oder zumindest anderweitig nicht überlieferte Verfahren) präsentiert, die auf W. als Autor zurückgehen könnten. Sichere Belege hierfür gibt es allerdings nicht. Der Verfasser beruft sich auf einen Juden als Vermittler der Maßnahmen: «Item es ist furbas ze wissen das ain Jud bi vnß ist der maint, das fur disen presten nit bessers sÿ [...]». Zunächst werden zwei medizinische Rezepte angeführt. Hinsichtlich der Ingredienzien wird betont, diese «vindet man in der appotek». Es folgen Hinweise zum rechten Schlaf, eine «Räusperprobe» und diätetische Ratschläge. Ü: Dillingen, Studienbibl., Cod. XV , va-vb (Pap., , westschwäbisch); im Anschluss an die Ordnung der Gesundheit für Rudolf von Hohenberg (ra–vb) und die Bearbeitung der Pestschrift Engelins (vb–va). Explicit: «Anno Domini M° CCCC° XXX etc. nitum per me C˚unradum Wipfel in vigilia exaltaciones sante crucis hora quarta post prandium etc.». Das ist ein sicherer Schreibernachweis und kann nur bedingt als Hinweis auf die Verfasserschaft W.s gelten (vgl. das nahezu gleichlautende Explicit zum Psalter-Eintrag auf ra). Der Codex in seiner Gesamtheit ist ein Autograph W.s. Vgl. zur Hs.: Elisabeth Wunderle: Die ma. Hss. der Studienbibl. Dillingen. Wiesbaden , S. –, bes. S. f. L: Marianne Halbleib, VL () Sp. . – Klaus Wolf: Hof – Univ. – Laien. Lit.und sprachgeschichtliche Unters. zum dt. Schrifttum der Wiener Schule des SpätMA (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. . VZ Hartmann, Johannes (auch: Hans H. von Luzern). – Luzerner Stadtarzt, Verfasser eines lat. Pestregimen, zweite Hälfte . Jh. In seiner Pestschrift Praevisium regimen contra mortiferam ac horribilem pestem epidemialem bezeichnet
. Hälfte . Jh. sich deren Verfasser «Johanes Hartman» als «arcium magister», «medicine doctoris» und «phisicus felicissime ciuitatis Lucernensis». Archivalische Zeugnisse zu H. sind bisher nicht nachgewiesen worden. Da er sein Regimen den Doktoren «in Erffordensi studio» widmet, ist davon auszugehen, dass H. zumindest Medizin in Erfurt studiert hat. Das Studium dürfte er spätestens zur Mitte des . Jh. abgeschlossen haben. Das Praevisium regimen orientiert sich am → Pariser Pestgutachtens, beschränkt sich aber auf die Prophylaxe. Die ernährungsdiätetischen Abschnitte des Textes rekurrieren auf das direkte Lebensumfeld des Arztes und die regionalzeitgenössischen Koch- und Essgewohnheiten. Besonders gelobt werden die Fische des Vierwaldstätter Sees und das Zürcher Brot. Ü: London, Wellcome Institute of the History of Medicine, MS , r–r (Pap., Ende . Jh., lat./schwäbisch). T: Karl Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «schwarzen Todes» . Tl. : Pesttraktate aus Südwestdeutschland und der Schweiz. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Albert Birchtels Traktat von den Latwergen. In: Medizingesch. in unserer Zeit. FS Edith Heischkel-Artelt/Walther Artelt. Hg. v. Hans-Heinz Eulner u. a. Stuttgart , S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. ). – Wolfgang Wegner: H., H., v. L. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Heyse, Johann, † Frankfurt/M. – Visierer und Eichmeister, Verfasser tagebuchartiger Aufzeichnungen (–). Der in VL genannte Johannes Heyse dürfte identisch sein mit dem im VL genannten Visierer und Eichmeister Johann Heise (vgl. Fasbender). Er entstammte einer Frankfurter Goldschmiedefamilie. Als Ratsprotokollant () und «bawmeister» () stand er im Dienst seiner Vaterstadt. Für die Jahre bis führte H. tagebuchartige Aufzeichnungen, die er als «Eine verzeichniß ettlicher alten beschehen dinge fast nötig und
Heyse nutzlich zu wissen» überschrieb. Die Aufzeichnungen wirken völlig unsystematisch. Ein Interesse am Menschlichen, am persönlichen Schicksal, am Sensationellen auch ist unverkennbar. H. vermerkt und kommentiert vorrangig städtische Ereignisse, darunter Prominentes wie die Auswirkungen der → Niklashauser Fahrt () und den Frankfurter Reichstag (), aber auch Partikulares wie Vorfälle während einer Prozession () und in der Pfarrgeistlichkeit (, ), den Selbstmord eines Bürgers (), die Aufführung geistlicher Spiele () oder die Reform des Dominikanerklosters (). Voller Stolz fügte H. seinen Aufzeichnungen ein datiertes lat. Gedicht ( Hexameter) auf den Neubau der «stub uf der Farpforten» ein (Abdruck: Wolf, S. ). Ob die Auswahl der Ereignisse beein usst ist durch einen Rückgriff auf Quellen, die ihm von Amts wegen zugänglich waren, müsste noch untersucht werden. Ü: Frankfurt, Stadtarch., Holzhausen-Archiv Kasten , Zum Jungen . Nach gelangte die Hs. in den Besitz der Familie Rorbach. Eine jüngere Abschrift befand sich im Besitz Zacharias Konrad von Uffenbachs. A: Richard Froning: Die Aufzeichnungen des J. Heise. In: Frankfurter Chron. und annalistische Aufzeichnungen des MA. Frankfurt , S. –. Einem Band mit zwei diätetischen Inkunabeln band H. ein schmales Konvolut bei (Darmstadt, LB, Hs ), in das er Exzerpte aus lat. Dichtung, medizinischer Fachliteratur (→ Regimen Salernitatum, → Kardobenediktentraktat), eine Elegie Johann Beckenhubs und ein auf datiertes Regimen sanitatis eintrug (f. r–v), für das Keil () H. als Verfasser reklamiert. H. war «kein unkritischer Frömmler, sondern […] ein nüchterner, sich vom religiösen Massenwahn im ‹gemein volk› überlegen abhebender Laie», dessen Aufzeichnungen auch im «Kontext von reformorientierter Laienfrömmigkeit» zu sehen sind (Wolf, S. ). Sein Diarium, dessen Protagonistin die Stadt ist, steht exemplarisch an der Schwelle zu einer Ablösung der Historiographie von den überkommenen Ordnungsschemata (vgl. Schwarz). L: Thomas Frenz, VL () Sp. . – Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Ferdinand Wilhelm Emil Roth. In: Romanische Forschungen () S. –. – Bernd Neumann: Geistliches Schauspiel im Zeugnis der Zeit.
Ingolstädter Rhetorik Bd. . München (MTU ), S. f. – Kurt Hans Staub/Thomas Sänger: Dt. und ndl. Hss. (Die Hss. der Hessischen Landes- und Hochschulbibl. Darmstadt ). Wiesbaden , S. f. – Klaus Wolf: Komm. zur Frankfurter Dirigierrolle und zum Frankfurter Passionsspiel. Tübingen , S. – (und Reg.). – Christoph Fasbender: Zum literarischen Pro l Frankfurts am Ausgang des MA. In: Frankfurt im Schnittpunkt der Diskurse. Hg. v. Robert Seidel/Regina Toepfer (Zeitsprünge ). Frankfurt/M. , S. –, bes. f. – Jörg Schwarz: Die Horizonte städtischer Historiogra e in Frankfurt am Main im späten MA. Das Beispiel des J. H. (gest. ). In: ebd., S. –. CF Ingolstädter Rhetorik. – Brie ehre, zweite Hälfte . Jh. Die I. Rh. ist nach dem Schreibort der Leithandschrift aus dem Jahr benannt. Da der niederbayerische Schulmeister und Skriptor Christoph → Huber bereits um / eine Kurzredaktion der I. Rh. notiert hat, muss die Brie ehre aber etwas älter als die Ingolstädter Handschrift sein. Aufgrund der Abhängigkeit von der Dt. Rhetorik des → Friedrich von Nürnberg ist die Abfassung der I. Rh. in jedem Fall in die zweite Hälfte des . Jh. zu setzen, wahrscheinlich sind die er oder frühen er Jahre. Ferner bestehen textliche Parallelen zum Briefsteller Modus epistolandi (s. Bernhard → Hirschvelder). Als Enstehungsgebiet der I. Rh. ist der bairische Sprachraum mehr als wahrscheinlich: Schriftsprache und Überlieferung weisen nach Bayern. Dieser Befund wird ergänzt durch eine beiläu ge Bemerkung im Abschnitt zur richtigen Verwendung der Anrede «herren»: «als daz exemplariter auch da inn dem buech begriffen ist aus der cantzley des durchleuchtigenn furstnn hertzog Ludwigen zw Bayernn». Damit dürfte Ludwig IX. (der Reiche) gemeint sein, der – Herzog von Bayern-Landshut war. Die Bemerkung selbst dürfte auf einen kanzlistisch tätigen Rhetoriklehrer zurückgehen. Dessen im Kontext der I. Rh. wertloser Hinweis könnte vom unbekannten Kompilator der Brie ehre mechanisch aus einer seiner Vorlagen – ganz offensichtlich ein Unterrichtstext – übernommen worden sein. In der Gliederung orientiert sich die I. Rh. an Friedrich von Nürnberg. Auf eine kurze Einleitung mit Begriffsde nition («[R]Hetorica haist ain geblumpte kunst ho icher redde vnnd kunstlicher
. Hälfte . Jh. geticht») folgen ein theoretischer Teil und abschließend eine umfangreiche Phrasen- und Formelsammlung («etlich colores vnnd exempla»). Der theoretische Teil ist gattungskonform zweigeteilt. Der erste Abschnitt widmet sich zunächst den Konditionen des Briefeschreibens («Wer wem was wie warumb wenn wo») und gibt dann Anweisungen zur Komposition des Briefes und zur Kunst der «straffung». Der zweite Abschnitt des Theoriesegments beschreibt die einzelnen Bestandteile eines Briefes von «Superscriptio» bis «Conclusio». Insgesamt ist die I. Rh. als Versuch zu bewerten, in einer volkssprachigen Brie ehre einem höheren Bildungsanspruch gerecht zu werden als dem der Dt. Rhetorik Friedrichs von Nürnberg. Ü: München, UB, ° Cod. ms. , r–v (Pap., , bair. mit westmitteldt. Einschlag). Die Hs. ist als epistolographisches Arbeitsbuch konzipiert; gegenüber der I. Rh. bietet sie weitere lat. und dt. Briefsteller, Synomina und Formelsammlungen. Detaillierte Inhaltsangabe bei: Gisela Kornrumpf/Paul-Gerhard Völker: Die dt. ma. Hss. der UB München (Die Hss. der UB München ). Wiesbaden , S. –. – Hannover, Kestner-Museum, E(rnst) Nr. , r–v (Pap., um , schwäbisch [aus Augsburg]). – Melk, Stiftsbibl., Cod. /– (a-b, G) r–r (Pap., spätes . Jh., nordbair.); Textverlust am Anfang. Ob es sich bei der Melker dt. Brie ehre tatsächlich um eine Fassung der I. Rh. handelt, bedarf noch der Validierung (vgl.: www.handschriftencensus.de/). – Redaktion Christoph Hubers: München, BSB, Cgm , r–r (Pap., /, mittelbair.); Autograph. – Der Text der Rhetorik in Würzburg, UB, M. ch. q. , r–r (Pap., ./. Jh., nordbair./lat.) dürfte als Auszugsbearbeitung direkt auf die Huber-Redaktion zurückgehen (Hausmann [] S. ). Eine Abhängigkeit von der I. Rh. (bei Unabhängigkeit von Huber) ist aber nicht auszuschließen. A: Joachim Knape: I. Rh. In: Ders./ Bernhard Roll: Rhetorica dt. Rhetorikschr. des . Jh. (Gratia ). Wiesbaden , S. –, hier S. – (nach München). L: Paul Joachimsohn: Aus der vorgesch. des ‹Formulare und teutsch rhetorica›. In: ZfdA () S. –, hier S. –, . – Knape (s. Ausg.) S. –. – Jürgen Fröhlich: Bernhard Hirschvelders Briefrhetorik (Cgm ). Unters. und Edition (Dt. Lit. von den Anfängen bis
. Hälfte . Jh. ). Bern u. a. , S. . – Albrecht Hausmann: Überlieferungsvarianz und Medienwechsel. Die dt. Artes dictandi des . Jh. zwischen Manuskript und Buchdruck. In: Revue Belge de Philologie et d’Historie/Belgisch Tijdschrift voor Filologie en Geschiedenis () S. –, hier S. . – Ders.: «tütsch brieff machen, och ho ich reden». Zur Terminologie dt. Artes dictandi des . Jh. In: Im Wortfeld des Textes. Worthist. Beitr. zu den Bezeichnungen von Rede und Schrift im MA. Hg. v. Gerd Dicke u. a. (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –, hier S. , f., . – Jörg Robert: Rhetorische und stilistische Praxis des Lat. in den deutschsprachigen Ländern in Humanismus, Renaissance und Reformation. In: Rhetorik und Stilistik. Ein internationales Hb. hist. und systematischer Forschung. Hg. v. Ulla Fix. Halbbd. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswiss. /). Berlin/New York , S. –, hier S. . VZ Jakob von Liechtenberg. – Verfasser von Rezepten für gebrannte Wässer, zweite Hälfte . Jh. (?). In eine überwiegend astronomisch-astrologisch und chiromantisch geprägte Sammelhandschrift ist ein kurzes «Erczeney Büechlein» integriert, das u. a. mit fünf gebrannten Wässern aufwartet. Eines dieser «gulden wasser» mit der Indikation Schlaganfall wird dezidiert J. zugeschrieben. Auch für die anderen vier Wässer ist seine Verfasserschaft denkbar. Da J. als «Juncker» apostrophiert wird, könnte er dem niederen Adel angehört haben. Weitere Kenntnisse zu ihm gibt es nicht; auch ist ungeklärt, auf welches der zahlreichen Lichtenbergs sein Beiname zu beziehen sein könnte. Die zur inneren Anwendung bestimmten Heilmittel werden durch Destillation eines Suds aus Branntwein und Kräutern gewonnen, wobei J. auf bewährte P anzendrogen wie Wacholder, Salbei oder Galgant setzt (vgl. auch die Wässer von → Gabriel von Lebenstein, Michael → Puff von Schrick oder Hieronymus → Brunschwig). Ü: München, UB, ° Cod. ms. , v (Pap., um [J. v. L.: frühes . Jh.], bair.); Überschrift: «Gulden wasser Fur den schlag etc. Juncker iacob von Liechtenpergs». Das Arzneibuch mit den Medizinalwässern ist ein geschlossener Nachtrag späterer Hand (r–r). – Vgl. Gisela Kornrumpf/Paul-Gerhard Völker: Die dt. ma. Hss.
Jakob von Liechtenberg der UB München (Die Hss. der UB München ). Wiesbaden , S. –, bes. S. . L: Wolfram Schmitt, VL () Sp. f. – Joachim Telle: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinlit. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg , S. , . – Wolfgang Wegner: J. v. L. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . VZ Senff, Johann, * Weismain (Oberfranken), † .. Bamberg. – Verfasser einer auf datierten Brie ehre. immatrikulierte sich S. an der Leipziger Artistenfakultät ( Bakkalaureus). Im Hochstift Bamberg ist er als Geistlicher bezeugt: wurde er als Frühmessherr in Mistelbach bepfründet; verzichtet er auf ein Kanonikat an St. Stephan in Bamberg; ist S. bischö icher Kammermeister und Kanoniker an St. Jakob in Bamberg; begegnet er als Frühmessherr in Ebensfeld; ist er als Kustos des Klosters Forchheim belegt; bendet sich S. wieder in Bamberg als Scholaster an St. Jakob. In Leipzig hat S. eine Sammelhandschrift mit artistischen Basistexten aus den Bereichen Grammatik, Poetologie und Rhetorik angelegt. Ein Schwerpunkt liegt auf der Ars dictandi. Die überwiegend lat. Lehrschriften hat S. um einige dt. Texte ergänzt, darunter die Dt. Rhetorik des → Friedrich von Nürnberg und eine dt. Bearbeitung von De epistolis brevibus edendis des Anthonius Haneron von Magister Friedrich (Fridericus), die im Codex S.s eigener Formularrhetorik direkt vorausgeht. Die Brie ehre S.s ist individuell gehalten; sie gliedert sich in einen sehr kurzen Theorieund einen Formularteil mit fünfzehn Musterbriefen. In den zehnten Brief ist S.s eigener Name oder der eines Verwandten als Absender inseriert («Ich, Hanns Sennf, burger zw .N.»). Der theoretische Abschnitt beschränkt sich auf die wesentlichen Grundlagen der Ars dictandi und hebt die Berücksichtigung von «standt vnnd grade» des Adressaten besonders hervor. Eine kurze Berufung auf → Aristoteles, wonach «exempel» Wissen am besten vermitteln würden, leitet zu den Musterbriefen über. Es handelt sich überwiegend um Beispiele
Perger für Briefe mit offiziellem Charakter wie Empfehlungen, Beglaubigungen, Kaufbestätigungen, Bitten um freies Geleit und dessen Gewährung. Ü: Würzburg, UB, M. ch. q. , v–r (Pap., , lat./ostfränkisch [aus Leipzig]); überwiegend autograph (Bll. –). Überschrift: «Wy mann sich haldenn sal wenn man wil brieff schreibenn»; Explizit: «et sic est nis huius artis. anno etc. sabbatho abte Oculi [...] per me Johannem Sennffenn». Vgl. Hans Thurn: Die Hss. der Zisterzienserabtei Ebrach (Die Hss. der UB Würzburg ). Wiesbaden , S. –. A: Joachim Knape: J. S.: Formularrhetorik. In: Ders./Bernhard Roll: Rhetorica dt. Rhetorikschr. des . Jh. (Gratia ). Wiesbaden , S. –, hier S. –. L: Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg –. Zusammengestellt und mit biographischen Angaben versehen von Johannes Kist (Veröff. der Ges. für Fränkische Gesch. : Matrikeln fränkischer Schulen und Stände ). Würzburg , S. . – Knape (s. Ausg.) S. –. VZ Perger, Bernhard (auch: Bernhard von Stencz [Stainz/Stanz]), Stainz (Steiermark), † nach Wien (?). – Verfasser einer lat. Grammatik, eines dt. Kalenders und einer lat. Totenrede. P. nahm im Sommersemester das Studium an der Wiener Artistenfakultät auf, wo er vielleicht noch von Georg Peuerbach unterrichtet wurde. Als Magister hielt P. seit selbst Vorlesungen (u. a. über Euklid und Optik) und studierte vorübergehend Medizin. Um hielt P. sich zu humanistischen Studien womöglich in Italien auf. Wieder in Wien, las er – über lat. Klassiker (→ Vergil, Horaz, Sallust) und begann das Studium des kanonischen Rechts ( Baccalaureus, Licentiatus decretorum). ist er als Rektor der Stephansschule bezeugt. Als Dekan der Artistischen Fakultät begegnet P. , als deren Rektor /. In den frühen er Jahren dürfte P. die Universität verlassen haben und in kaiserliche Dienste übergetreten sein. In der Wiener Hofkanzlei ist er seit bezeugt; bezeichnete P. sich selbst als «Cancellarius Austrie». In diplomatischen Diensten nahm er am Frankfurter Reichstag () teil und reiste u. a. nach Oberitalien und zur römischen Kurie. wurde P. zum kaiserlichen Superintendenten der Wiener Universität bestellt. Schon seine Lehrtätigkeit
. Hälfte . Jh. hatte P. in den Dienst der frühhumanistischen Reform des Wiener Artesstudiums und des Lateinunterrichts gestellt, nun konnte er den Fortschritt der Reform durch oganisatorische Maßnahmen oder zielgerichtete Berufungen fördern. Eine Berufung Konrad Celtis’ nach Wien verhinderte P. allerdings zunächst durch die Bevorzugung italienischer Gelehrter. Als Reaktion hierauf schrieb Celtis das bissige Epigramm «De Perger, scriba Caesareo» (hg. v. Karl Hartfelder: Fünf Bücher Epigramme von Konrad Celtes. Berlin [Nachdr. Hildesheim ] S. [III,]). Schließlich wurde Celtis gegen den Willen P.s von → Maximilian I. nach Wien berufen. schied P. aus dem Superintendentenamt, das nach ihm Johannes Cuspinian versah. P.s literarisches Hauptwerk ist die Grammatica nova (Introductorium artis grammaticae), die lange vor Jakob Wimpfeling mit der ma.-scholastischen Grammatiktradition bricht. Stattdessen beruht das Werk hauptsächlich auf Niccolò Perottis Rudimenta grammatices. Die Grammatica dürfte im Zusammenwirken mit weiteren Wiener Magistern entstanden sein; sie gilt als erste humanistisch geprägte Grammatik eines dt. Verfassers. Sie ist in drei Bücher gegliedert (Flexionslehre/Syntax/Brie ehre). Gegenüber Perotti geht P. zugunsten einer übersichtlichen und streng sytematischen Ausgestaltung stark kürzend vor. Ein Anhang zur Brie ehre mit grammatischen Figuren folgt Donatus, wobei die Kenntnis der Ars minor generell vorausgesetzt wird. Bis zu Jakob Heinrichmanns Grammaticae institutiones () war P.s Grammatica nova die maßgebliche grammatische Lehrschrift des dt. Frühhumanismus. Die beiden weiteren überkommenen Werke P.s sind Zeugnisse seiner Nähe zum kaiserlichen Hof. Für Friedrich III. berechnete er einen dt. astrologischen Kalender für die Jahre –, den er dem Kaiser überreichte. Jedem Monat ist im Manuskript ein Tierkreiszeichenbild und eine Mondtabelle beigegeben. Ferner sind die Termine von Neu- und Vollmond, Sonnen- und Mond nsternissen, beweglichen Feiertagen und von günstigen Tagen für Aderlass und Purgation verzeichnet. Eine Gebrauchsanleitung («auslegung») beschließt den kalendarischen Teil der Handschrift, auf den noch drei astrologische Texten folgen. Dem Kalender voran gehen zwei lat. Widmungsepigramme «Ad divˉu federicˉu Romanorˉu Imperatorem» mit fünf Hexametern bzw. zwei Distichen. Zudem ist von P. die Totenrede auf Friedrich überkommen
. Hälfte . Jh. (Oratio habita super funere imperatoris Friderici III), die als Zeugnis überschwenglicher Panegyrik rhetorisch überzeugt, aber ohne eigenen Quellenwert ist. Ü: Grammatica nova: Mindestens Drucke bis . Erstdruck: [Venedig: Leonhard Wild, um /] (GW M); ohne Titel. Überschrift der Vorrede/des ersten Buches: «Prefacio in artis grammatice introductorium»/«Introductorii in artes gramatices liber priˉus». – Geläuger Werktitel seit der Reutlinger Ausg. Johann → Otmars von (GW M) ist Grammatica nova. Seit dem ersten Memminger Druck Albert Kunnes von (GW M) ist P.s Grammatik zumeist Jakob Wimpfelings De arte metricandi angehängt. – Weitere Drucke s. GW ( Drucke) und VD (P –). – Kalender: Wien, ÖNB, Cod. , Bll. (Perg., , bair.österr./lat.). r: Epigramme, unterschrieben mit: «Berˉnardus de Stencz»; v–r: eigentlicher Kalender; v–v: Mondtafeln; r: bewegliche Feiertage; v–r: Aderlass-/Purgationstage; v–v: astrologische Texte. Zwar wechseln die Schriftarten, doch scheint mit Ausnahme der Illustrationen der gesamte Codex ein Autograph P.s zu sein. Digitalisat der Hs. abrufbar im «Digitalen Lesesaal» der ÖNB. – Totenrede: [Rom: Stephan Plannck, nach ..]. – Wien: [Johann Winterburg, nach ..]. – Nachdr. des Wiener Druckes hg. v. Jacobus Barinus: [Leipzig: Martin Landsberg, ]. – Redigierte Abschrift des Wiener Druckes: Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., lat. zweite Hälfte . Jh.). A: Totenrede: Haller (s. Lit.) S. –. L: Franz von Krones, ADB () S. f. – Erhart Kahle: B. v. Stencz, VL () Sp. ; () Sp. . – Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. (Reg.). – Helmuth Grössing/Red., Killy () S. . – Joseph von Aschbach: Gesch. der Wiener Univ. im ersten Jh.e ihres Bestehens. FS zur fünfhundertjährigen Gründungsfeier. Wien , S. –. – Ders.: Die Wiener Univ. und ihre Humanisten im Zeitalter Kaiser Maximilians I. (Gesch. der Wiener Univ. ). Wien , S. f., –, . – Gustav Knod: Zur Bibliogr. Wimpfelings. In: Centralbl. für Bibliothekswesen () S. –, hier S. . – Gustav Bauch: Die Reception des Humanismus in Wien. Eine litterarische Studie zur dt. Universitätsgesch. Breslau , S. –, – und
Hesel Reg. – Karl Großmann: Die Frühzeit des Humanismus in Wien bis zu Celtis Berufung . In: Jb. für Landeskunde von Niederösterreich () S. –, bes. S. –, –. – Der Briefwechsel des Konrad Celtis. Gesammelt, hg. und erl. v. Hans Rupprich (Veröff. der Kommission zur Erforschung der Gesch. der Reformation und Gegenreformation. Humanistenbriefe ). München , S. f., , Anm. . – Pauline Grant Waite Skarshaug: B. P. v. Stanz. In: The Papers of the Bibliographical Society of America () S. –. – Justus Schmidt: Lat. Linz. In: MIÖG () S. –, hier S. . – Brigitte Haller: Kaiser Friedrich III. im Urteil der Zeitgenossen (Wiener Diss. aus dem Gebiete der Gesch. ). Wien , S. f., f., –. – Alphons Lhotsky: Quellenkunde zur ma. Gesch. Österreichs (MIÖG Erg.bd. ). Graz/Köln , S. , . – Ders.: Die Wiener Artistenfakultät – (Sb. Akad. der Wiss. in Wien, Phil.Hist. Kl. /). Wien , S. f., –, –. – Conradin Bonorand: Die Dedikationsepisteln von und an Vadian (Personenkomm. zum Vadianischen Briefwerk /Vadian-Stud. ). St. Gallen , S. , . – H. Grössing: Humanistische Naturwiss. Zur Gesch. der Wiener mathematischen Schulen des . und . Jh. (Saecula spiritalia ). Baden-Baden , S. , . – Cornelia Faustmann/Daniel Luger: Humanist und Naturwissenschaftler? B. P. zwischen Kanzleihumanismus, griechischer Philologie und dem Erbe Georgs von Peuerbach. In: Wiss. und Kultur an der Zeitenwende. Renaissance-Humanismus, Naturwiss. und universitärer Alltag im . und . Jh. H. v. H. Grössing/Kurt Mühlberger. (Schr. des Arch. der Univ. Wien ). Göttingen , S. –. VZ Hesel, Erhart. – Kompilator oder Besitzer eines Arzneibuches, Mitte/zweite Hälfte . Jh. Ob dem anderweitig nicht bezeugten H. eine redaktionelle Eigenleistung für das unter seinem Namen tradierte «artzpuch» zugesprochen werden kann, ist völlig offen. Möglicherweise hat H. die Kompilation in Nürnberg angelegt oder anlegen lassen. Das Buch liegt als Abschrift innerhalb einer medizinischen Sammelhandschrift vor. Das primär als Rezeptar benutzbare Arzneibuch versammelt Rezepte. Hinzu treten vereinzelt andere medizinische Kurztexte wie Aderlassregeln oder Traktate. Ein erkennbares Ordnungsprinzip liegt dem
Johannes Konvolut offensichtlich nicht zugrunde; nur angelegentlich werden mehrere Stücke unter einer gemeinsamen Überschrift gruppiert. Auch die Struktur der Hauptquelle, des → Bartholomäus, hat sich im Kompilat nicht niedergeschlagen. Es ist von einer durch Textzersetzung bereits gestörten Vorlage auszugehen. Das längste Stück der Sammlung ist der Kurze Harntraktat aus dem Bartholomäus, der in toto übernommen worden ist. Daneben begegnen Ein üsse sowohl der Schul- als auch der Volksmedizin, der ausscheidungsspezi schen «Dreckapotheke», Theoretisches zur Humoralpathologie (→ Temperamentenlehre) sowie magischmantische Beiträge wie Prognostiken und Zauberamulette. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , r–r (Pap., /, nordbair. [Oberpfalz/Regensburg (?)] mit geringem mitteldt. Einschlag [mitteldt. Vorlage (?)]). Kolophon: «Daz ist das artzpuch des Erhartz hesel daz sein hausfrau selige liebhet ds got genad». Beträchtlicher Textverlust durch Nagerfraß. – Digitalisat der Hs.: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg; wissenschaftliche Beschreibung von Matthias Miller (): www.ub.uni-heidelberg.de/digi-pdf-katalogisate/sammlung/werk/pdf/cpg.pdf. A: Haage , S. – (teilweise mit Ergänzung der verlorenen Textpartien anhand von Parallelbelegen). L: Bernhard Dietrich Haage, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Bakterienlampen im MA. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/ München , S. –, hier S. –). – Gundolf Keil: Der ‹Kurze Harntraktat› des Breslauer ‹Cod. Salernitanus› und seine Sippe. Diss. Bonn . – B. D. Haage: Das Arzneibuch des E. H. (GAG ). Göppingen . – Wolfram Schmitt: H., E. In: Studia Neophilologica () S. f. – G. Keil: Rezension Haage . In: Germanistik () S. . – B. D. Haage: Zum hypothetischen Rezepteingang im Arzneibuch des E. H. In: Fachprosa-Stud. Beitr. zur ma. Wiss.- und Geistesgesch. FS G. Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Berlin , S. –. – Ortrun Riha: Wissensorganisation in medizinischen Sammelhss. Klassi kationskriterien und Kombinationsprinzipien bei Texten ohne Werkcharakter (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. , . – B. D. Haage: Wissenstradierende und gesellschaftliche Konstituenten ma.
. Hälfte . Jh. dt. Fachsprache. In: Fachsprachentheorie. Bd. : Fachsprachliche Terminologie, Begriffs- und Sachsysteme, Methodologie. Hg. v. Theo Bungarten. Tostedt , S. –, hier S. . – Christiane Koopmann: Aspekte der Mehrgliedrigkeit des Ausdrucks in frühnhd. poetischen, geistlichen und fachliterarischen Texten (GAG ). Göppingen , S. f. – B. D. Haage: H., E. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – B. D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , , . VZ Johannes, Nikolaus. – Verfasser eines von → Ortolf von Baierland abhängigen kurzen Arzneibuchs, datiert auf . Bei N., zu dem es keine biographischen Kenntnisse gibt und der sich selbst als «Meister» ausweist, dürfte es sich um einen Wundarzt aus dem ostmitteldt. Sprachraum gehandelt haben. Seine kleine medizinische Textsammlung ist dreigeteilt. Auf einen Harntraktat folgt ein Abschnitt «von dem puls». Einige therapeutische Paragraphen schließen als drittes Segment das Büchlein ab. Zwar behauptet J., selbstständig «auß dem latein» übersetzt zu haben, und verweist auf Gilles de Corbeil («Egidius») und dessen Verslehre «de vrinis». Tatsächlich hat J. weder aus «De urinis» noch aus «De pulsibus» selbstständig übersetzt, sondern vielmehr seinen dt. Text aus dem Arzneibuch Ortolfs von Baierland entlehnt (freilich ohne diesen zu erwähnen). Auch die therapeutischen Abschnitte könnten auf Ortolf zurückgehen. Ü: Dresden, LB, Mscr. C , r–r (Pap., ./. Jh., ostmitteldt.). Incipit: «Anno domini a natiuitate d[o]m[ini] millesimo quadringentesimoseptuagesimoquinto [...] Item hab ich Meister Nicl. Johannes vor meine Hußfrauwe gedicht, auß dem latein deutz zcu machen Egidiˉu de vrinis». Digitalisat der Hs. unter: http://digital.slub-dresden.de/werkansicht/ dlf///. L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Ders.: Das Arzneibuch Ortolfs von Baierland. Sein Umfang und sein Ein uß auf die ‹Cirurgia magistri Petri de Ulma›. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . – Ders.: Ortolfs Arzneibuch: Ergänzungen zu James Follans Ausg. In: ebd. () S. –, hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in
. Hälfte . Jh. MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Das Arzneibuch Ortolfs von Baierland. Auf der Grundlage des von G. Keil geleiteten Teilprojekts des SFB «Wissensvermittelnde und wissensorganisierende Lit. im MA» zum Druck gebracht, eingel. und komm. von Ortrun Riha (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. . VZ
Kunsberg van Valkene (auch: Cunsberch). – Verfasser eines Arzneibuchs, zweite Hälfte . Jh. In den ersten Hauptteil des → Stockholmer Arzneibuchs ist ein geschlossener Textblock mit Zuweisung an den «Monich Cunsberch van Valkene» integriert, auf den in der Forschung zumeist als Cunsberchs Arzneibuch rekurriert wird. Beim anderweitig nicht bezeugten K. hat es sich offensichtlich um einen medizinisch interessierten oder ausgebildeten Kleriker gehandelt. Die Herkunftsangabe konnte nicht lokalisiert werden, aber K. könnte westfälischer Abstammung gewesen sein und womöglich auch selbst praktiziert haben. Das Kompilat offenbart seine guten Kenntnisse in der volkssprachigen Fachliteratur und steht in der hochentwickelten medizinischen Tradition des nordniedersächsischostfälischen Raums. So lassen sich Entlehnungen aus der → Düdeschen Arstedie, dem → Utrechter Arzneibuch und dem Arzneibuch des → Albrecht van Borgunnien feststellen. Ferner bestehen Parallelen zum zeitgenössischen → Wolfenbütteler Arzneibuch und zu einem Abschnitt in der moselfränkischen Sammelhandschrift MS Add. der British Library in London. Diese Übereinstimmungen dürften auf Quellengemeinschaft beruhen. Die auch anderweitig bezeugten Partien aus Cunsberchs Arzneibuch sind in der jeweiligen Parallelüberlieferung ausführlicher als bei K. geraten. Dessen straffende Kompilationstechnik und sichere Stilistik könnten sich einer scholastischen Ausbildung verdanken. Das Arzneibuch ist in drei Teile gegliedert. Der erste ist eine bemerkenswert eigenständige Frauenheilkunde und mit rund Kapiteln umfangreicher als die beiden darauf folgenden zusammengenommen. Das zweite Segment bietet einige Rezepte und einen lat. Blutschaukatalog in leoninischen Versen (→ Hämatoskopietraktate, Katalog A; ähnlich in der Ordnung der Gesundheit für Rudolf von Hohenberg, → Konrad von Eichstätt). Im drit
Kunsberg van Valkene ten Abschnitt nden sich therapeutische Verfahren zur Behandlung von Sehnenzerrungen, Beinfrakturen, Gicht und einigen Augenleiden. Ü: Stockholm, Kgl. Bibl., Cod. X , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., westfälisch [nur der erste Teil]); Kolophon: «Dis is alle dey kunst dey Monich Cunsberch van Valkene io gelerde. Alle dey hyr inne sten dat is warheit unde dicke besocht». Der Abschnitt wurde von einer westfälischen Hand, die vom Rest der Handschrift abweicht, notiert und könnte autograph sein. A: Agi Lindgren: Ein Stockholmer mnd. Arzneibuch aus der zweiten Hälfte des . Jh. (Stockholmer germanistische Forschungen ). Stockholm u. a. , S. , –, –, –. L: A. Lindgren, VL () Sp. –. – Hans Reutercrona: De medellågtyska läkeböckerna. Föredrag vid sjunde nordiska lologmötet i Lund – aug. . In: Studier i modern språkvetenskap (Uppsala ) S. –, hier S. . – Gert Mellbourn: En medellågtysk läkebok i Kungl. biblioteket. In: Sydsvenska medicinhistoriska sällskapets årsskrift () S. –. – Ders.: Rezension Ausg. Lindgren. In: Nd. Mitt. () S. –. – Gustav Korlén: Stockholmer Arzneibuchstud. In: Fachlit. des MA. FS Gerhard Eis. Hg. v. Gundolf Keil u. a. Stuttgart , S. –. – Walter Lawrence Wardale: Some Notes on the Stockholm MS X and the Göttingen MS hist. nat. . In: ebd., S. –. – G. Keil: Zur mnd. Blutschau. In: Nd. Mitt. () S. –; () S. –. – Ders.: Randnotizen zum Stockholmer Arzneibuch. In: ebd. () S. –. – Gerrit Bauer: Das Haager Aderlassbüchlein (Stud. zum ärztlichen Vademecum des SpätMA /Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , Reg. – G. Keil: Die Frau als Ärztin und Patientin in der medizinischen Fachprosa des dt. MA. In: Frau und spätma. Alltag (Sb. Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-Hist. Kl. /Veröff. des Inst. für Ma. Realienkunde Österreichs ). Wien , S. –, hier S. , , . – Friedrich Lenhardt: Blutschau. Unters. zur ma. Hämatoskopie (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. f. – Ortrun Riha: Wissensorganisation in medizinischen Sammelhss. Klassi kationskriterien und Kombinationsprinzipien bei Texten ohne Werkcharakter (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. . – BrittaJuliane Kruse: Verborgene Heilkünste. Gesch. der
Raußhofer Frauenmedizin im SpätMA (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. NF []). Berlin/New York , S. . – B.-J. Kruse: «Die Arznei ist Goldes wert». Ma. Frauenrezepte. Berlin/New York , S. , (Nr. ). – G. Keil: K. (Cunsberg) v. V. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. VZ Stadtarzt von Landsberg. – Verfasser eines Salbenrezepts, zweite Hälfte . Jh. (?). Die Nachschrift zu einem Rezept einer «wißen gellen salb» benennt als dessen Gewährsmann den «berümpten statt artzat z˚u landsperg». Es ist naheliegend, hinter dieser Angabe einen obd. Wundarzt zu vermuten, der vor (dem Entstehungsjahr des Textzeugen) in Landsberg am Lech womöglich als Chirurgus iuratus gewirkt hat. Nicht auszuschließen ist, dass der S. v. L. mit → Jakob von Landsberg identisch ist, von dem eine veterinärmedizinische Schrift überliefert ist. Die vorgestellte Salbe therapiert offene Schäden und faule Wunden. Sie wird in einer Sammlung weiterer Salben- und P asterrezepte sowie unterschiedlicher chirurgischer Kurztexte überliefert, die den Charakter eines wundärztlichen Manuals aufweist und so anderen obd. Wundarzneien vergleichbar ist (→ Buch von alten Schäden, → Darmstädter Arzneibuch, Von → guten P astern und Salben, → Kopenhagener, → Passauer, → Ulmer, → Würzburger Wundarznei). Dass dem als «berümpt» attribuierten S. v. L. mehrere Stücke dieser Sammlung oder womöglich das gesamte Kompilat zuzusprechen sein könnten, ist vorstellbar. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , va (Pap., –nach [S. v. L.: ], schwäbisch [aus Heidelberg]). Innerhalb einer Rezeptsammlung (ra–vb = . Faszikel), die nach Zubereitungsformen oder Indikationen ordnet und Auszüge aus einem Rezeptar bietet, das ab der Mitte des . Jh. in der Überlieferung oftmals als Anhang zur Cirurgia → Peters von Ulm erscheint. A: Haage , S. . L: Gundolf Keil, VL () Sp. f.; () Sp. . – Bernhard Dietrich Haage: Wer war Jacob von Landsberg? In: Centaurus ()
. Hälfte . Jh. S. –. – Ders./Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Ramsperger, Peter. – Medizinischer Rezeptautor, zweite Hälfte . Jh. Im → Wiener (ostmittelbair.) Rezeptierbuch wird eine kurze Rezeptgruppe einem anderweitig nicht bezeugten P. R. zugeschrieben. Dieser dürfte ein Laienarzt gewesen sein, welcher der lat. Fachsprache mächtig war, die er mit dt. Sprachanteilen vermengt. Seine zweisprachigen Verfahren sind diätetisch-therapeutisch ausgerichtet, «a capite ad calcem» angeordnet und lassen mitunter Ein üsse des Volksglaubens erkennen. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , v (Pap., , ostmittelbair./lat.). L: Rainer Rudolf, VL () Sp. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Raußhofer. – Verfasser von Rezepten für Medizinalwässer, zweite Hälfte . Jh. Eine Gruppe von komplexen Anweisungen zur Herstellung von Heilwässern im → Wiener (ostmittelbair.) Rezeptierbuch ist mit «Aqua vite Rauszhofer» überschrieben. Ihr Verfasser dürfte Apotheker oder Arzt gewesen sein; er ist anderweitig nicht bezeugt. Das Textkonglomerat in seiner überlieferten Gestalt ist planvoll konstruiert. Wenn ein pharmazeutisch-technologisches Verfahren bereits eingeführt ist, wird in späteren Rezepten nur noch auf die schon erfolgte Beschreibung verwiesen («prout supra»). Die vorgestellten Verfahren sind durchaus anspruchsvoll. Zudem schöpft R. aus einer Vielzahl unterschiedlicher Ingredienzen. Ob R. noch als Urheber weiterer im Rezeptierbuch anonym präsentierter Kurztexte in Betracht kommt (wie z. B. für die Herstellungsanleitung eines bleioxidhaltigen Brillenputztuches) ist nicht auszuschließen. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , r–r (Pap., , ostmittelbair./lat.). L: Rainer Rudolf, VL () Sp. . – Wolfgang-Hagen Hein/Holm-Dietmar Schwarz (Hg.): Dt. Apotheker-Biogr. Erg.-Bd. . bearb. v. Karlheinz Bartels (Veröff. der Internationalen Ges. für Gesch. der Pharmazie NF ). Stuttgart , S. . – Wolfgang Wegner: R. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek
. Hälfte . Jh. u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Schindler, Jordan. – Verfasser eines Pestkonsiliums, zweite Hälfte . Jh. Berücksichtigt man das Quellenspektrum des kurzen Pestratschlags, so wird man das Tätigkeitsfeld seines Verfassers im südöstlichen Raum des dt. Sprachgebiets verorten dürfen, womöglich im österreichisch-böhmischen Grenzraum. Der als «Magister» apostrophierte S. dürfte Wund-, Laienarzt oder Apotheker gewesen sein. Seine «klaine erczney» ist im Wesentlichen ein Kompilat aus der böhmischen Übersetzung des Sendbriefs des → Gallus von Prag und dem gleichfalls böhmischen Traktat vom → Sinn der höchsten Meister von Paris. Das abschließende «wolgemut»-Destillat ist den Tugenden der ausgebrannten Wässer Michael → Puffs von Schrick entlehnt. Abgesehen von einigen sprachlichen Modernisierungen, hat S. gegenüber seinen Kompilationsvorlagen keine Veränderungen vorgenommen und die Versatzstücke zu einem therapeutischen Maßnahmenkatalog montiert. Das offensichtlich rasch zusammenge ickte Kurzkonsilium dürfte eine Reaktion auf eine Pestepidemie «in tewzschen landen voraus zw ostereich» gewesen sein. Adressaten sind medizinische Laien mit Zugang zu Apotheken, also die städtische Bevölkerung. Ü: München, BSB, Clm , rv und Clm , v–r (beide Pap., . Jh., bair.); Überschrift: «Contra pestilentiam Magister Jordanus Schindler» (Familienname nur im Clm ). A: Karl Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «schwarzen Todes» . Tl. : Pesttraktate aus dem östlichen Süddeutschland, Böhmen und Österreich in der . Hälfte des . Jh. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Gloria Werthmann-Haas: Altdt. Übersetzungen des Prager ‹Sendbriefs› (‹Missum imperatori›). Auf Grund der Ausg. von Andreas Rutz neu bearb. (Würzburger medizinhist. Forschungen / Unters. zur ma. Pestlit. ). Pattensen , S. . – Wolfgang Wegner: S., J. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. . – Bernhard Dietrich Haa
Schindler ge/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Sächsl, Christian. – Verfasser von Rezepten gegen Darmkoliken, zweite Hälfte . Jh. Das → Wiener (ostmittelbair.) Rezeptierbuch enthält e zwei kurze Verfahren eines «Cristan Sachsl», der anderweitig nicht bezeugt ist und vermutlich Laienarzt war. Die Verordnungen widmen sich krampfhaften Darmerkrankungen. Gegen das symptomatische «reissent jm bauch» emp ehlt S. die externe Applikation von Essig und Wärme direkt auf dem Bauch (mittels eines Wolltuchs, Backsteins oder Filzes). Die Beschreibungen der einzelnen Anwendungen sind leicht nachvollziehbar und lassen Vertrautheit im Umgang mit der medizinischen Fachsprache aufscheinen. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , v (Pap., , ostmittelbair./lat.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . VZ Schirmer. – Verfasser eines Kurztraktats gegen Gicht, zweite Hälfte . Jh. Der «schirmer des von mensen», den das → Wiener (ostmittelbair.) Rezeptierbuch als Gewährsmann für eine Mehrschritttherapie gegen «podagra» nennt, hatte sehr gute wundarzneiliche Kenntnisse und könnte als Leibarzt tätig gewesen sein. Im Zentrum seines Textes steht die Herstellung und wiederholte Anwendung einer speziellen Salbe aus «pannwasser», Branntwein, Eigelb, Olivenöl und Weizenmehl, die im Bedarfsfall zusätzlich durch Bilsenkrautsaft und Rosenwasser optimiert werden kann. Zusätzlich wird das Aufbringen eines speziellen P asters empfohlen, das S. von einem Herrn «von sternberg» vermittelt worden ist, der es «praucht hatte fur die podigra». Bei der Herstellungsanleitung für dieses P aster bricht der Text wegen Blattverlustes ab. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , v (Pap., , ostmittelbair./lat.). L: Peter Assion, VL () Sp. . – Wolfgang Wegner: R. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ
Seneca d. J. Seneca d. J., Lucius Annaeus, * um v. Chr. wahrscheinlich Córdoba, † . – Jurist, Politiker, Schriftsteller. . L: S. stammte aus einer wohlhabenden Ritterfamilie und war ein Sohn von Seneca d. Ä. († um /). Dieser lebte als Gutsbesitzer in seiner Heimatregion Córdoba, hielt sich aber auch mehrmals in Rom auf. S. d. Ä. war außerdem schriftstellerisch tätig: So verfasste er eine römische Geschichte, die von seinem Enkel Lucan († ) und von S. d. J. benutzt wurde, aber heute als verloren gilt. Hauptwerk S.s d. Ä. war das Kompendium Oratorum et rhetorum sententiae, divisiones, colores, das Äußerungen prominenter Redner zu Rechtsfällen versammelt. Eine gekürzte Fassung dieser Schrift wurde im MA häu g kopiert und kommentiert. Auch wirkte der Text u. a. auf die → Gesta Romanorum und auf Giovanni Boccaccio. Das Werk S.s d. Ä. wurde allerdings häu g nicht von den Schriften seines Sohns unterschieden. Der junge S. d. J. kam früh nach Rom, wo er eine philosophische und rhetorische Ausbildung genoss, sich aber auch mit den Naturwissenschaften beschäftigte. Bis lebte er bei einer Tante in Ägypten, ehe er nach Rom zurückkehrte und dort als Anwalt praktizierte. Noch vor wurde er durch die Unterstützung seiner Tante Quaestor. In den folgenden Jahren machte sich S. einen Namen als ausgezeichneter Redner. Durch seine zunehmende Prominenz weckte er jedoch den Unmut von Kaiser Caligula und zog sich in der Folge zeitweise aus der Öffentlichkeit zurück. wurde S. Opfer einer Intrige von Messalina, der Ehefrau des Kaisers Claudius. S. wurde des Ehebruchs mit einer Cousine und Gegnerin Messalinas bezichtigt. Zunächst zum Tod verurteilt, wurde S. schließlich begnadigt und nach Korsika relegiert. Damals musste S. zudem den Tod seines einzigen Kinds erleiden. Unter Protektion von Claudius’ vierter Gattin Agrippina konnte S. nach Rom zurückkehren. Er war dort Praetor und Erzieher von Agrippinas Sohn Nero. Als dieser Kaiser wurde, blieb S. als enger Berater an seiner Seite und unterstützte ihn auch gegen Agrippina. Zusammen mit dem Praefekten Burrus zählte S. zu den wichtigsten Gefolgsleuten Neros. Daneben amtierte er als Suffektkonsul und gelangte in der folgenden Zeit zu großem Wohlstand. Nach dem Tod des Burrus im Jahr zog S. sich zunehmend aus der Politik zurück. Als die sog. Pisonische Verschwörung gegen Nero aufgedeckt wurde, zählte S. zu den Beschuldigten.
. Hälfte . Jh. Seine Beteiligung an der Verschwörung gilt heute allerdings als fraglich. Entsprechend stritt S. seine Mitwisserschaft auch ab, erhielt von Nero aber trotzdem den Befehl zum Selbstmord. S.s darauffolgender Suizid ging durch die Schilderung des Tacitus in die Geschichte ein. Danach soll S. mit aufgeschnittenen Pulsadern im Bad gestorben sein. . W: S. hinterließ ein thematisch abwechslungsreiches Korpus literarischer und philosophischer Schriften. Darunter sind mindestens acht Tragödien: Medea, Phaedra, Oedipus, Agamemnon, Troades, Phoenissae, Thyestes und Hercules furens. Die Echtheit der Tragödie Hercules Oeteus ist umstritten. Nicht mehr zugeschrieben wird S. heute das Drama Octavia. Die Entstehungszeit von S.s Dramen ist unsicher, wird aber etwa zwischen / und vermutet. Inhaltlich beruhen die Texte meist auf traditionellen Stoffen, wie sie auch von griechischen Dramatikern benutzt wurden. S.s Tragödien gelten dabei als durchaus eigenständige, kunstvolle und spannungsreiche Dramen von pessimistischer Grundhaltung. Bald nach dem Tod von Kaiser Claudius im Jahr verfasste S. die menippeische Vers-Prosa-Satire Apocolocyntosis. Sie macht sich über Claudius lustig, dem im Text die Aufnahme in den Olymp verweigert wird. Stattdessen endet er als Sklave. S. verfasste auch literarische Briefe, die Epistulae morales (um –). Heute sind Briefe in Büchern überliefert, doch umfasste die Sammlung ursprünglich mindestens Bücher. Die Briefe behandeln eine Vielzahl von Themen wie Tod, Tugend, Freiheit, Freundschaft und richtige Lebensführung. S.s philosophische Texte sind insgesamt stark von stoischen Vorstellungen geprägt, zeigen aber auch S.s Bemühen um Eigenständigkeit. Er übernahm nicht nur Gedanken der griechischen Stoiker, sondern kritisierte diese auch und griff zudem kynische und epikureische Ein üsse auf. Auf S.s Werke wirkten mehrere ältere Philosophen: Den Stoiker Attalus kannte er noch persönlich, aber auch Sokrates, Zenon und Epikur waren für S. von Bedeutung. Die umfangreichste Gruppe philosophischer Schriften S.s ist in der Überlieferung ab dem . Jh. unter der Bezeichnung Dialogi zusammengefasst. Es handelt sich um zwölf Bücher, die wahrscheinlich zwischen / und entstanden. Sie enthalten überwiegend nicht echte Dialoge, sondern Moralpredigten. Die Diatribe gilt für S.s Schriften insgesamt als grundlegende Technik.
. Hälfte . Jh. Der vielleicht früheste Text der Dialogi ist die Consolatio ad Marciam über eine Mutter, die um ihren toten Sohn trauert. Das Werk bietet Gedanken über Tod, Trauer und deren Bewältigung. Auch die Consolatio ad Polybium und die Consolatio ad Helviam thematisieren den Schmerz um verstorbene oder verbannte Angehörige. De providentia beschäftigt sich mit der Vorsehung und dem Gewinn von Stärke durch den Kampf gegen die Widrigkeiten des Lebens. De constantia sapientis lobt die Weisheit als Schutz gegen Anfechtungen wie Unrecht, Kränkung und Furcht. De tranquillitate animi erteilt Ratschläge für das Erlangen von Seelenruhe. De brevitate vitae lehrt eine sinnvolle Lebensführung. Die oft zusammen überlieferten Texte De vita beata und De otio preisen die Tugend als Quelle wahren Glücks, erörtern den richtigen Umgang mit Wohlstand und das Verhalten des Weisen in der Politik. Das drei Bücher umfassende De ira handelt vom Zorn, seinem Wesen, seiner Entstehung und seiner Beherrschung. Zwischen und entstand De bene ciis, eine Schrift über Wohltaten und deren angemessene Anwendung, was unter Berücksichtigung zahlreicher Einzelfälle diskutiert wird. Um / verfasste S. die an Nero gerichtete Diatribe De clementia, die ab dem . Jh. überliefert ist. Der Text behandelt die Milde, die hier vor allem im Bezug auf den Herrscher untersucht wird. Um folgten die Naturales quaestiones, die ab dem . Jh. tradiert sind. Die Schrift behandelt in sieben Büchern die Bedeutung der Naturphilosophie, außerdem meteorologische, geologische und astronomische Phänomene wie Kometen, Erdbeben und Gewitter. Der Text will dem Leser diese Erscheinungen erklären und ihm so die Angst davor nehmen. Daher gelten die Naturales quaestiones insgesamt eher als moralphilosophisches denn als streng naturwissenschaftliches Werk. Weitere Schriften S.s sind verloren, darunter Abhandlungen über Moralphilosophie und Aberglauben. Unsicher ist die Authentizität von S. manchmal zugesprochenen Epigrammen. . W: S.s stilbewusste, rhythmische Prosa mit ihrer Tendenz zur Verknappung machte ihn schon in der Antike zu einem bekannten, aber nicht unumstrittenen Autor. Während Plinius d. Ä. ihn schätzte, kritisierte z. B. Quintilian S.s Stil. In den folgenden Jahrhunderten wirkte S. auf christliche Autoren wie Tertullian, Lactantius, → Prudentius, → Hieronymus und andere Kirchenväter. S.s philosophische Lehren wurden
Seneca d. J. sogar in die Nähe des Christentums gerückt, was u. a. auf einen unechten Briefwechsel mit Paulus zurückging. Diese Tendenz setzte sich im Mittelalter fort, mit einem Höhepunkt der S.-Rezeption im . Jh. Charakteristisch für S.s literarisches Fortleben ist dabei das Nebeneinander von echten und nur zugeschriebenen Werken. Eindeutig unecht sind mehrere Texte, die S. teils bis in die Renaissance zugesprochen und vielfach mit seinen eigenen Schriften überliefert wurden. Manche dieser Werke beruhen auf Auszügen aus S.s authentischen Texten. Die wohl wirkmächtigste pseudo-S.sche Schrift war De quattuor virtutibus cardinalibus des Martin von Braga (. Jh.). Obwohl Autoren wie → Wolfger von Prüfening und → Petrarca den Ethiktraktat noch Martin zuschrieben, wurde er ab dem . Jh. primär S. zugesprochen. Weit über Handschriften und Drucke bezeugen die Popularität des Werks, das sich inhaltlich stark an S. orientiert und sogar wörtliche Übernahmen aufweist. Ein ussreich war auch ein angeblicher Briefwechsel zwischen S. und dem Apostel Paulus. Vermutlich um entstanden, sind die moralphilosophischen Briefe in zahlreichen Handschriften erhalten. Sie wurden schon im . Jh. S. zugeschrieben, noch von → Alkuin entsprechend ediert und erst durch Erasmus von Rotterdam als apokryph entlarvt. Von Interesse sind sie als Versuch, heidnische und christliche Vorstellungen in Einklang zu bringen und S. so für das Christentum zu vereinnahmen. Häu g überliefert sind auch die Proverbia Senecae. Die Spruchsammlung stammt eigentlich von Publilius Syrus (. Jh.) und wurde im Lauf der Zeit um Stücke aus De moribus ergänzt. Diese spätestens im . Jh. zusammengestellte Sammlung bietet Auszüge aus S. und anderen antiken Autoren. Weitere S.-Exzerpte wurden in den Monita, De mundi gubernatione und De paupertate gesammelt. Ab spätestens dem . Jh. kursierte in etwa Handschriften De verborum copia. Das Werk vermischt De quattuor virtutibus cardinalibus mit Teilen der S.schen Epistulae morales. Im MA existierte mit De arbore virtutum auch ein S. zugesprochenes Gedicht. Auf Petrarca wirkte das unechte De remediis fortuitorum. → Isidor schreibt S. in den Etymologiae zudem die Ausarbeitung einer Kurzschrift zu. Die größte Breitenwirkung entfaltete S. im MA in der lat. Literatur. So sind literarische Versbearbeitungen von Auszügen aus den Epistulae morales
Seneca d. J. wie aus den Proverbia Senecae überliefert. De quattuor virtutibus cardinalibus war ab dem . Jh. Bestandteil der lat. Schultradition. Noch im späten . Jh. benutzte Konrad Celtis S.s Tragödien als Lehrmaterial. Auszüge und Zitate aus oder Anspielungen auf S.s Schriften nden sich immer wieder in Textzeugen aus dem Schulbetrieb, aber auch in Florilegien und anderen Sammlungen (→ Egbert von Lüttich, → Otloh von St. Emmeram, Proverbia Heinrici). Daneben griffen Verfasser von Fürstenspiegeln und weltlichen wie geistlichen Tugendlehren auf (Pseudo-)S. zurück: → Engelbert von Admont, → Vinzenz von Beauvais, Petrus Cantor, → Rupert von Deutz, → Wilhelm von St.-Thierry und das Quid suum virtutis. Nachgewiesen ist S.s Ein uss auch in in Enzyklopädien (u. a. Arnoldus Saxo) und Trostschriften (Meister → Eckhart, → Johannes von Dambach). Als Beispiele für eine lat. Rezeption der Naturales quaestiones gelten in der Forschung Wilhelm von Conches, Robert Grosseteste, → Hildegard von Bingen und → Honorius Augustodunensis. Zur lat. S.-Rezeption gehören auch Vers- und Prosaviten über den Schriftsteller, die oft mit S.s Werken und dazugehörigen Kommentaren, aber auch in Verfasserkatalogen überliefert sind. Als besonders ein ussreich gilt die in De viris illustribus enthaltene S.-Vita des → Hieronymus, der sich darin auf den Briefwechsel S.s mit Paulus bezieht. Diese Vita wirkte u. a. auf Johannes → Trithemius. S.s angebliche Verbindung zu Paulus ndet sich zudem in einer Versvita des . Jh., in der S.-Vita der Historia scholastica des → Petrus Comestor und im Speculum historiale des Vinzenz von Beauvais. Dessen S.Vita gilt als stark kompilatorisch und wird durch ein Verzeichnis von S.s Schriften ergänzt. Eine anonyme Vita ist in den dt.-lat. Drucken von De quattuor virtutibus cardinalibus enthalten. Der Humanist Hermann Buschius verfasste für die Epistulae moralesAusgabe von eine Vita, die als eine der ersten Lebensbeschreibungen S.s auf Tacitus zurückgriff. Eine volkssprachige S.-Rezeption erfolgte in MA und Renaissance u. a. in Italien, England und Spanien. So griffen Chaucer und Petrarca auf Werke S.s zurück; daneben entstanden spanische wie italienische Übersetzungen seiner Tragödien. Auch in Deutschland wurden volkssprachige Übertragungen verfasst, deren Überlieferung sich in der zweiten Hälfte des . Jh. konzentriert. Es handelt sich meist um anonyme Übersetzungen in Prosa. Wie in der lat. Tradition war das unechte De
. Hälfte . Jh. quattuor virtutibus cardinalibus bei den dt. Bearbeitern besonders beliebt: Spätestens um die Mitte des . Jh. wurden Teile daraus in eine dt. Sammlung von Sentenzen eingefügt, die wohl in einem geistlichen Kontext entstand (Kodex Be). Bald darauf wurden die miteinander verwandten Handschriften S () und N (um ) abgefasst, die Übersetzungen mehrerer authentischer und unechter S.Schriften bieten. Neben De quattuor virtutibus cardinalibus sind darunter auch De clementia, De paupertate und De remediis fortuitorum. Die gleiche Übertragung von De quattuor virtutibus cardinalibus wurde um als Anhang zur Hausordnung gedruckt (GW ). Dt. Auszüge aus dem pseudo-S.schen Text nden sich zudem in einer Fassung des → Buchs von den vier Angeltugenden, die mit dem → Fürstenspiegel ‹Wye ein werltleich fürst› überliefert ist. Handschrift N von / enthält eine Übersetzung von De quattuor virtutibus cardinalibus, die verschiedentlich Endres III. → Tucher († ) zugeschrieben wird. Der dt. Text ist den Brüdern Endres II. → Tucher und Hans VI. → Tucher gewidmet. De quattuor virtutibus cardinalibus wurde auch in dt. Reimpaarverse übertragen. Diese Fassung ist mit dem lat. Text und einem dazugehörigen Kommentar ab um gedruckt und handschriftlich (G, Be) erhalten. Als weiteres Werk unter den unechten Schriften wurde De remediis fortuitorum übersetzt, erstmals wohl schon im . Jh. (B, B). Daneben ist eine dt. Übertragung von Sentenzen aus Werken S.s bekannt, die möglicherweise im . Jh. entstand und als verloren gilt. Aus der zweiten Hälfte des . Jh. sind mehrere Sammlungen von dt. S.-Dicta erhalten. Darin stehen die S.-Dicta neben Textstücken von weltlichen und geistlichen Autoritäten wie → Cicero und den Kirchenvätern. In der Zeit vom späten . bis ins . Jh. traten dann mehrere namentlich bekannte Übersetzer hervor. So bearbeitete Johannes → Gottfried die Epistolae morales und → Dietrich von Pleningen veröffentlichte seine dt. Übertragung von De moribus. erschien unter dem Titel Sittliche Zuchtbücher eine philosophisch orientierte dt. S.-Kompilation von Michael Herr. folgte die Unterweisung eines sittlichen und ehrbaren Lebens von Bearbeiter Christoph Bruno. Neben den genannten Übersetzungen enstanden vereinzelt auch dt. oder dt.-lat. Glossen zu echten wie unechten S.-Schriften. Ein Beispiel sind die Glos
. Hälfte . Jh. sen zu De quattuor virtutibus cardinalibus in Kodex O von . Zusätzlich wird S. in zahlreichen Texten ma. dt. Autoren als Autorität, Quelle von Zitaten oder als Figur in Exempla genannt. Er wird oft im Zusammenhang mit Tugend- und Morallehren aufgeführt oder z. B. wegen seiner Weisheit gelobt. All dies erfolgt – wie in der lat. Tradition – auch im Kontext explizit christlicher Schriften. S. wird daher manchmal auch in einer Reihe mit kirchlichen Autoritäten wie den Kirchenvätern erwähnt. S. erscheint bei Theologen wie Johannes → Nider, Chronisten wie → Leopold von Wien oder Spruchsammlern wie Konrad → Bollstatter, in den → Autoritäten, im → Cato und dem Buch von den vier Angeltugenden. Sein Ein uss erstreckte sich zudem auf Fürstenspiegel, Stadtregimentslehren und verwandte Schriften (z. B. → Heinrich von Rang, → Gute Lehren über den gemeinen Nutzen). Daneben nennen ihn Texte wie → Manuel und Amande, → Spiegel der Sonden und → Der Meister, Propheten, Poeten und Könige Sprüche, schließlich auch so unterschiedliche Dichter wie → Thomasin von Zerklaere, → Hugo von Langenstein, Heinrich → Steinhöwel, → Hugo von Trimberg, Johannes → Rothe, → Otto der Rasp, Hans → Vintler, Jörg → Zobel, Michel → Beheim, → Boppe, → Freidank und Hans Sachs. S. besaß für die dt. Literatur des MA nicht die umfassende Wirkung eines → Vergil, wurde aber als philosophische Autorität besonders in ethischen Fragen weithin geschätzt. Ein wichtiger Faktor für die zeitgenössische S.-Rezeption war dabei die scheinbare Vereinbarkeit seiner Lehren mit christlichen Glaubensinhalten. Diese und andere Vorstellungen über S. beruhten zwar oftmals auf Texten, die gar nicht von ihm stammten. Dies unterstreicht jedoch gerade S.s wichtige Rolle als Autorität. Denn die ihm zugemessene Bedeutung zeigt sich eben auch an der großen Verbreitung, die unechte Schriften wie De quattuor virtutibus cardinalibus unter S.s Namen erlangten. S. eigene Werke sichern ihm bis heute einen hohen Rang als zentraler römischer Vertreter des Stoizismus, den er selbstbewusst und undogmatisch weiterentwickelte. Ü: I. Lat. Überl.: Hunderte von Hss. der echten und apokryphen Werke. – Vgl. u. a. Nothdurft , Reynolds , Haase , Olsen , Henkel /, Bergmann/Stricker und Baldzuhn (alle s. Lit.).
Seneca d. J. II. Dt. Überl.: . De clementia: S: Solothurn, ZB, cod. S I , v–v (Pap., ). – N: Nürnberg, StB, Solg. Ms. .°, v–v (Pap., um ). . De paupertate: S: Solothurn, ZB, cod. S I , r–v (Pap., ). – N: Nürnberg, StB, Solg. Ms. .°, r–v (Pap., um ). . De remediis fortuitorum: B: Basel, UB, cod. B IX , vb–ra (Perg., um Mitte . Jh.). – B: Ebd., cod. O I , rb–va (Pap., erstes Viertel . Jh.). – S: Solothurn, ZB, cod. S I , r–v (Pap., ). – N: Nürnberg, StB, Solg. Ms. .°, v–r (Pap., um ). . De quattuor virtutibus cardinalibus: a) Reimpaarübersetzungen: G: Gotha, Forschungsbibl., Gym. , r–v (Pap., um ). – Be: Berlin, SBB, Ms. Diez. C fol. , r–v (Pap., frühes . Jh.). b) Prosaübersetzungen: S: Solothurn, ZB, cod. S I , r–r (Pap., ). – N: Nürnberg, StB, Solg. Ms. .°, r–v (Pap., um ). – N: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. Merkel ° , Bll. (Perg., /). – Be: Berlin, SBB, mgo , v–v (Pap., Mitte . Jh.). c) Der Text wurde auch lat.-dt. glossiert und kommentiert, so in: O: Ottobeuren, Stiftsbibl., Ms. O , r–v (Pap., ). . Sammlungen mit S.-Dicta: Augsburg, UB, cod. III..° , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh.). – München, UB, ° cod.ms. , r–v, r (Pap., zweite Hälfte . Jh.). – Stuttgart, LB, cod. HB I , v–r (Pap., ). – Wien, ÖNB, cod. , r (Pap., ). – München, BSB, cgm , r–v (Pap., ). – Ebd., UB, ° cod.ms. , r–v (Pap., um ). – Erlangen, UB, Ms. B (früher Ms. ), r–r (Pap., ). – München, BSB, cgm , r–v (Pap., ). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, cod. b I , r–v (Pap., spätes . Jh.). – Augsburg, UB, cod. III..° , v–r (Pap., um ). Zur dt. Überl. vgl. u. a. Kurras , Henkel /, Ochsenbein , Bergmann/Stricker , Baldzuhn und Schipke (alle s. Lit.). – Vgl. auch die Überl. zum Buch von den vier Angeltugenden sowie zu Johannes Gottfried und Dietrich von Pleningen. D: Hunderte von meist lat. Drucken ab ca. . – Vgl. u. a. Miroslav Flodr: Incunabula classicorum. Wiegendrucke der griech. und römischen Lit. Amsterdam , S. –. – GW (online). – VD.
Seneca d. J. In dt. Sprache erschien das fälschlich S. zugeschriebene Werk De quattuor virtutibus cardinalibus. Früheste Drucke: [Straßburg: Georg Husner, um ] (GW , hier als Anhang zur Hausordnung). – [Leipzig: Konrad Kachelofen, um ] (GW M, auch mit lat. Komm. in GW M). – Vgl. auch die Drucke zum Buch von den vier Angeltugenden. Gedruckt wurde auch die dt. S.-Bearb. des Dietrich von Pleningen: Landshut: Johann Weißenburger, (VD S , S ). A: . Gesamtwerk und Ausgaben von Werkgruppen: Opera. Hg. v. Friedrich Haase. Bde. Leipzig – (Nachdr. Berlin ). – Opera. Hg. v. Alfred Gercke u. a. Bde. in Teilbdn. Leipzig –. – S. in Ten Volumes. Hg. v. John G. Fitch u. a. Bde. Cambridge/MA – (Loeb Library-Ausg.). – Dialogues. Hg. v. René Waltz. Bde. Paris –. – Sämtliche Tragödien lat. und dt. Hg. v. Theodor Thomann. Bde. Zürich u. a. , . – L. Annaei Senecae Ad Lucilium epistulae morales. Hg. v. Leighton D. Reynolds. Bde. Oxford (Nachdr. ebd. ). – L. Annaei Senecae Dialogorum libri duodecim. Hg. v. dems. Oxford (Nachdr. ebd. ). – Epistulae morales ad Lucilium/Briefe an Lucilius über Ethik . Hg. v. Franz Loretto u. a. Bisher Bde. –. – The Tragedies. Hg. v. David R. Slavitt. Bde. Baltimore , . – Werke. Phil. Schr. lat. und dt. Hg. v. Mandred Rosenbach. Bde. Darmstadt . – Fürst (s. Lit.; apokrypher Briefwechsel mit Paulus). . Ausgaben ma. S.-Übersetzungen: Kurras (s. Lit.; zugeschriebene Schr.). – Ochsenbein (s. Lit.; De remediis fortuitorum). – Vgl. ansonsten auch die Ausgaben der im Text genannten Autoren und Werke. Ü: Gesamtwerk und Übersetzungen von Werkgruppen: Fitch u. a. – (s. Ausg.; engl.). – Waltz – (s. Ausg.; französisch). – Thomann , (s. Ausg.; dt.). – Loretto u. a. – (s. Ausg.; dt.). – Slavitt , (s. Ausg., engl.). – Rosenbach (s. Ausg., dt.). – Six Tragedies. Hg. v. Emily Wilson. Oxford (engl.). – The Complete Works of Lucius Annaeus S. Hg. v. Elizabeth Asmis u. a. Bde. Chicago – (engl.). – Briefe an Lucilius. Hg. v. Marion Giebel. Stuttgart (dt.). L: Manitius () S. , , f. u. ö. – Nikolaus Henkel: S. d. Ä. In: VL () Sp. –. – Ders., VL ()
. Hälfte . Jh. Sp. –; () Sp. (mit weiterer Lit. zur ma. S.-Rezeption). – Reinhard Düchting/Matthias Laarmann, LexMA () Sp. –. – Richard Mellein u. a., KNLL () S. –. – Paul Stachel: S. und das dt. Renaissancedrama. Stud. zur Lit.- und Stilgesch. des . und . Jh. Berlin (Nachdr. New York ). – Richard M. Gummere: S. the Philosopher in the Middle Ages and the Early Renaissance. In: Transactions and Proceedings of the American Philological Association () H. , S. XXXVIII–XL. – Martin Schanz: Gesch. der römischen Lit. Bd. : Die römische Lit. in der Zeit der Monarchie bis auf Hadrian. München (Nachdr. ebd. ) S. –, –. – Walter Stach: Aus neuen Glossenfunden . In: PBB () S. –. – Cesare Questa: Accessus medioevali al ‹De Moribus› dello Pseudo-Seneca. In: Rivista di Cultura Classica e Medioevale () S. –. – Giorgio Brugnoli: Le tragedie di S. nei Florilegi medioevali. In: Studi Medievali, Ser. , () S. –. – Klaus-Dieter Nothdurft: Stud. zum Ein uß S.s auf die Philosophie und Theologie des . Jh. Leiden u. a. . – L. D. Reynolds: The Medieval Tradition of S.’s Letters. London . – Ders.: Medieval Tradition of S.’s Dialogues. In: The Classical Quarterly () S. –. – Franz J. Worstbrock: Zur Einbürgerung der Übersetzung antiker Autoren im dt. Humanismus. In: ZfdA () S. –. – Marion Lausberg: Unters. zu S.s Fragm. Berlin . – Winfried Trillitzsch: S. im literarischen Urteil der Antike. Darstellung und Slg. der Zeugnisse. Bde. Amsterdam . – Konrad Heldmann: Unters. zu den Tragödien S.s. Wiesbaden . – S. Hg. v. Charles D. Costa. London . – The Elder S. Declamations in Two Volumes. Hg. v. Michael Winterbottom. Bde. Cambridge/MA u. a. . – Concordantiae Senecanae. Hg. v. Roberto Busa u. a. Bde. Hildesheim . – F. J. Worstbrock: Dt. Antikerezeption –. Boppard , Nr. –, , , . – W. Trillitzsch: Seneca tragicus. Nachleben und Beurteilung im lat. MA von der Spätantike bis zum Renaissancehumanismus. In: Philologus () S. –. – Pierre Grimal: Sénèque ou la Conscience de l’Empire. Paris . – Lewis A. Sussman: The Elder S. Leiden . – Peter L. Schmidt: Rezeption und Überl. der Tragödien S.s bis zum Ausgang des MA. In: Der Einuss S.s auf das europäische Drama. Hg. v. Eckard
. Hälfte . Jh. Lefèvre. Darmstadt , S. – (wieder in: P. L. Schmidt: Traditio Latinitatis. Hg. v. Joachim Fugmann. Stuttgart , S. –). – Birger Munk Olsen: Les Classiques Latins dans les Florilèges Médiévaux anterieurs au XIIIe Siècle. In: Revue d’Histoire des Textes () S. –; () S. –. – Lotte Kurras: Zwei unbekannte Ps. S.-Verdeutschungen. In: ZfdA () S. –. – Janet Fairweather: Seneca the Elder. Cambridge u. a. . – L. D. Reynolds u. a.: The Younger S. In: Texts and Transmission. FS Roger Mynors. Hg. v. L. D. Reynolds. Oxford (Nachdr. ebd. ) S. –. – Gérard Verbeke: The Presence of Stoicism in Medieval Thought. Washington . – B. M. Olsen: L’Étude des auteurs classiques latins aux XIe et XIIe siècles. Bd. . Paris , S. , – u. ö. – Aufstieg und Niedergang der römischen Welt II/ : Lit. der julisch-claudischen und der avischen Zeit. Bd. . Hg. v. Wolfgang Haase u. a. Berlin (Teilbd. über S.). – Otto Zwierlein: Spuren der Tragödien S.s bei Bernardus Silvestris, Petrus Pictor und Marbod von Rennes. In: Mlat. Jb. () S. –. – N. Henkel: Dt. Übersetzungen lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit (MTU ). München , S. , u. ö. – Ulla Williams: ‹Schul der weisheit›. Spirituelle artes-Auslegung bei Johannes Nider. Mit Edition der . Harfe. In: Überlieferungsgeschichtliche Editionen und Stud. zur dt. Lit. des MA. FS Kurt Ruh. Hg. v. Konrad Kunze u. a. (TTG ). Tübingen , S. –. – S. A Critical Bibliography –. Scholarship on his Life, Thought, Prose, and In uence. Hg. v. Anna L. Motto/John R. Clark. Amsterdam . – Marcia L. Colish: The Stoic Tradition from Antiquity to the Early Middle Ages. Bde. Leiden . – The Classics in the Middle Ages. Hg. v. Aldo S. Bernardo/Saul Levin. New York . – Gregor Maurach: S. Leben und Werk. Darmstadt . . – Lambertus Okken: Chrétien, Hartmann und S., ‹De bene ciis›. In: ABäG () S. –. – Manfred Fuhrmann: S. und Kaiser Nero. Eine Biogr. Berlin . – Peter Ochsenbein: Handschriftenfunde zur Lit. des MA : Eine frühe dt. Übers. der PseudoSenecaischen Schr. ‹De remediis fortuitorum›. In: ZfdA () S. –. – Alfons Fürst: Pseudepigraphie und Apostolizität im apokryphen Briefwechsel zwischen S. und Paulus. In: Jb. für Antike und Christentum () S. –. – P.
Seneca d. J. Ochsenbein: ‹der wise heidenische meister S. sprichet›. S.-Dicta in der dt. Lit. des SpätMA. In: Florilegien, Kompilationen, Kollektionen. Literarische Formen des MA. Hg. v. Kaspar Elm. Wiesbaden , S. –. – Volker Riedel: Antikerezeption in der dt. Lit. vom Renaissance-Humanismus bis zur Gegenwart. Stuttgart . – Pasquale Smiraglia: Presenza di S. nella Cultura del XII Secolo. In: Aevum Antiquum () S. –. – Gualtiero Calboli: S., Nr. . In: Der Neue Pauly. Bd. . Hg. v. Mandred Landfester mit Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Stuttgart/Weimar , Sp. –. – Joachim Dingel: S. Nr. . In: ebd., Sp. –. – Andrea Balbo: Bibliogra a Senecana del XX Secolo. Hg. v. Ermanno Malaspina. Bologna . – Rolf Bergmann/Stefanie Stricker: Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bd. . Berlin/New York , S. – (Nr. ) u. ö. – Raban von Haehling: Der ktive Briefwechsel zwischen S. und Paulus. Ein Datierungsvorschlag. In: Eloquentia copiosus. FS Max Kerner. Hg. v. Lotte Kéry. Aachen , S. –. – Der apokryphe Briefwechsel zwischen S. und Paulus, zusammen mit dem Brief des Mordechai an Alexander und dem Brief des Annaeus Seneca über Hochmut und Götterbilder. Hg. v. A. Fürst. Tübingen . – Nadia Bray: ‹Ein heidenischer meister, Senecâ, sprichet›. Eckhart e S. In: Studi sulle fonti di Meister Eckhart. Bd. . Hg. v. Loris Sturlese. Fribourg , S. –. – Michael Baldzuhn: Schulbücher im Trivium des MA und der Frühen Neuzeit. Die Verschriftlichung von Unterricht in der Textund Überlieferungsgesch. der ‹Fabulae› Avians und der dt. ‹Disticha Catonis›. Bd. . Berlin/New York , S. – u. ö. – N. Henkel: Dialoggestaltung in dt. und französischen Romanen des . Jh. Das Modell der Dramen des Terenz und S. In: Redeszenen in der der ma. Großepik. Komparatistische Perspektiven. Hg. v. Monika Unzeitig. Berlin , S. –. – Bart Huelsenbeck: The Rhetorical Collection of the Elder S. Textual Tradition and Traditional Text. In: Harvard Studies in Classical Philology () S. –. – Die römische Lit. in Text und Darstellung. Bd. /: Von S. maior bis Apuleius. Hg. v. Michael von Albrecht. Stuttgart , S. – (S. d. Ä.), – (S. d. J.). – Ders.: Gesch. der römischen Lit. Bd. : Von Andronicus bis Boethius und ihr Fortwirken. Berlin , S. – (mit weiterer Lit.). – Renate Schipke: Ps.-S.s ‹De quattuor virtutibus cardinalibus›. Eine unbeachtete dt. Reimpaarübersetzung
P anzmann in der Berliner SB. In: Grundlagen. Forschungen, Editionen und Materialien zur dt. Lit. und Sprache des MA und der Frühen Neuzeit. FS Gisela Kornrumpf. Hg. v. Rudolf Bentzinger u. a. Stuttgart , S. –. – Brill’s Companion to S. Philosopher and Dramatist. Hg. v. Gregor Damschen/ Andreas Heil. Leiden u. a. . – Die Suasorien des älteren S. Einleitung, Text und Komm. Hg. v. Stefan Feddern. Berlin/Boston . – James W. N. Novoa: S. in Sefarad on the Eve of the Expulsion. A Fifteenth Century Senecan Florilegium in Aljamiado. In: Hispania Judaica Bulletin () S. –. – The Cambridge Companion to S. Hg. v. Shadi Bartsch. Cambridge u. a. . MM P anzmann, Jodocus, * um , † nach . – Jurist, Drucker, Übersetzer. Nach seiner möglicherweise in Italien absolvierten Ausbildung zum Juristen begann P. vor eine Tätigkeit als Notar. – war er in verschiedenen Augsburger Steuerbezirken registriert. Um war er Prokurator am geistlichen Gericht der Stadt. Daneben ist er als Rubrikator nachweisbar. P. besaß um – auch eine Druckerei; um war er in Augsburg Domvikar und um Syndikus zu St. Ulrich und Afra. gab P. das Augsburger Bürgerrecht auf. Danach verliert sich seine Spur. Die frühesten Drucke aus P.s Offizin entstanden um . Dort erschienen damals die lat. Indulgentiae et bene cia benefactoribus hospitalis ordinis S. Spiritus in Roma concessa (GW M), die Epistel von Rabbi Samuel in der dt. Übersetzung Irmhart → Ösers (GW M) und dt. Tituli psalmorum (Titel des psalters, GW M). P.s Psalmentext basiert auf der gleichen Übersetzung wie die Tituli in der um gedruckten Mentelin-Bibel (M, → Oberdeutsche Bibeldrucke), gilt dieser gegenüber aber als revidiert und modernisiert. Um , spätestens aber produzierte P. auch einen dt. Bibeldruck mit Blättern (GW ). Diese sog. P.-Bibel (P) wurde also etwa im gleichen Zeitraum wie die erste Zainer-Bibel hergestellt und war somit der dritte oder spätestens vierte Bibeldruck in dt. Sprache. Aus der langen Reihe der vorlutherischen dt. Bibeldrucke sticht P mit seinen Holzschnitten als erstes illustriertes Exemplar sowie als erster Druck mit Manasse-Gebet heraus. Textvorlage von P war die Eggestein-Bibel (E, spätestens ), doch wurde auch M hinzugezogen. P weist
. Hälfte . Jh. gegenüber E ebenso Verbesserungen wie neue Fehler auf. In den Jahren / lag der Schwerpunkt von P.s Druckproduktion auf Ablasswerken. So erschienen bei ihm eine Ablassbulle von Papst Sixtus IV. (GW M), mehrere Ablassbriefe für (GW –) sowie Ablassdrucke von Balthasar Hundertpfund (GW n f.) und Rudolf von Werdenberg (GW M, M). Mit laut P. mehr als . Exemplaren dürften die Ablassbriefe zu seinen erfolgreichsten Erzeugnissen gehört haben. Im gleichen Zeitraum druckte er auch die lat. Ordinatio confessorum des Johannes de Cardona (, GW M), ein Schreiben des Augsburger Bischofs Johannes von Werdenberg (, GW M) und Philipp → Frankfurters Pfarrer vom Kahlenberg (um , GW ). Nach dem Ende seiner Druckertätigkeit trat P. nur noch einmal als Übersetzer hervor. Er begann eine obd. Übertragung der Libri feudorum, einem bis ins . Jh. populären Standardwerk zum Lehnrecht. Die lat. Libri feudorum sind in rund Handschriften überliefert; sie wurden erstmals gedruckt. P.s und aufgelegte Übersetzung erschien mit einer Vorrede. Darin rechtfertigt P. seine Übertragung und erläutert Entstehung und Inhalt der Libri feudorum. P. fasste das Lehnrecht als kaiserliches Recht auf und sprach ihm damit eine große Autorität zu. Seine Übersetzung sollte den lat. Text nicht ersetzen, sondern dessen Verständnis verbessern. Insgesamt gilt P.s Werk aber als handwerklich mittelmäßige Übertragung, deren Unklarheiten den Zugang zum Text eher verstellen als erleichtern. Ü: Eine alemannische Abschrift von P.s Bibel ndet sich in: Basel, UB, cod. AN II – (Pap., . Jh.). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. D: . Als Drucker: Inkunabeln ab um im GW, Nr. –, , , , , N, n f., M, M, M, M, M, M, M, M, M. – Sog. P.-Bibel: [Augsburg: J. P., um /vor dem ..] (GW ). – Weitere frühe Drucke P.s von um : Epistel des Rabbi Samuel in dt. Übersetzung von Irmhart Öser (GW M). – Tituli psalmorum (dt., GW M). – Indulgentiae et bene cia benefactoribus hospitalis ordinis S. Spiritus in Roma concessa (lat., GW M). . P.s Übersetzung der Libri feudorum: Augsburg: Erhard Ratdolt, (GW ). – Augsburg: Lukas Zeissenmair, (GW ).
. Hälfte . Jh. A: . Sog. P.-Bibel: Online-Faks. von GW : http://daten.digitale-sammlungen.de/. – . Libri feudorum dt.: Kaiserliches Lehnrecht. Die ‹Libri feudorum› in der Fassung des Jodokus P. Hg. v. Ursula Altmann. Leipzig . – Online-Faks. von GW : http://daten.digitalesammlungen.de/. – Online-Faks. weiterer P.Drucke im GW. L: Heimo Reinitzer, VL () Sp. –. – Albert Schramm: Der Bilderschmuck der Frühdrucke. Bd. . Leipzig (Nachdr. Stuttgart ) Abb. , ; Bd. , Leipzig (Nachdr. Stuttgart ) S. . – Ferdinand Geldner: Die dt. Inkunabeldrucker. Bd. . Stuttgart , S. . – Ders.: Der Augsburger Procurator und Inkunabeldrucker J. P. als Notar und Rubricator. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Helmut Presser: Briefe des Frühdruckers J. P. In: ebd. () S. –. – Hans-Jörg Künast: ‹Getruckt zu Augspurg›. Buchdruck und Buchhandel in Augsburg zwischen und . Tübingen , S. , , u. ö. – Ders.: Dokumentation: Augsburger Buchdrucker und Verleger. In: Augsburger Buchdruck und Verlagswesen. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hg. v. Helmut Gier/Johannes Janota. Wiesbaden , S. –, hier S. . – Falk Eisermann: Au agenhöhen von Einblattdrucken im . und frühen . Jh. In: Einblattdrucke des . und frühen . Jh. Probleme, Perspektiven, Fallstudien. Hg. v. dems. u. a. Tübingen , S. –, hier S. f. – Bettina Wagner: Als die Lettern laufen lernten. Medienwandel im . Jh. Inkunabeln aus der BSB München. Wiesbaden , S. , , , u. ö. MM Krachenberger, Johann (auch: Graccus Pierius), * um Vilshofen (bei Passau), † . – Jurist, kaiserlicher Rat, Historiker. K. immatrikulierte sich an der Universität Wien, taucht im August in den Matrikeln der Universität Ingolstadt auf und war wenig später Sekretär an der kaiserlichen Kanzlei in Linz. zum Protonotar in Österreich ernannt, wurde er kaiserlicher Rat, Mitglied des Regiments der niederösterreichischen Länder und Gesandter in Ungarn. K. war Mitglied der «Sodalitas litteraria Danubiana». Gemeinsam mit Johannes Fuchsmagen setzte er sich bei → Maximilian I. erfolgreich für die Berufung von Konrad Celtis auf den neuge
Krachenberger schaffenen Lehrstuhl für Poetik und Rhetorik an der Wiener Universität ein. Dieser widmete ihm und Fuchsmagen die Ausgabe der Kosmographie des Apuleius () und einige seiner Gedichte. Cuspinian widmete K. seine Ausgabe der Hymnen des → Prudentius (), Vadian seine Aegloga, cui titulus Faustus (). Parallel zum Ulmer Stadtarzt Heinrich → Steinhöwel übersetzte K. das Speculum vitae humanae des spanischen Geistlichen Rodrigo Sánchez de Arévalo (Rodericus Zamorensis, –) ins Deutsche. Im Unterschied zu Steinhöwels Übersetzung wurde K.s unikal überlieferter Spiegel des menschlichen Lebens, den Nikolaus Henkel in Regensburg entdeckt hat, jedoch nie gedruckt. Da der von Henkel ausgemachte Auftraggeber, der herzogliche Kanzler und Rat Ludwigs des Reichen von Bayern-Landshut, Christoph Dorner, starb (Henkel, S. ), müsste K. diese Übersetzung vor seiner Immatrikulation in Wien angefertigt haben. Im lat. Widmungsbrief nennt er sich «Johannes de monte crepenti», im gereimten Nachwort, zwei dt. Strophen, «Hanns vom Krachen perg». In der ersten Strophe ist der «hochgelerte man vom Dorn Christoff» an Anreger der Übersetzung genannt. Dass K. auch selbst literarisch tätig war, wissen wir von Cuspinian, der in seiner Austria () K.s Elegien rühmte; Vadian wies auf K.s «provinciae annales» hin. Ü: Regensburg, Staatl. Bibl., angebunden an ° Ink. (= Robertus Caracciolus: Sermones quadragesimales de poenitentia. Straßburg [Martin Schott], . Sept. [GW ]), Bll. (letztes Drittel . Jh., vor ). – Vgl. http://www.handschriftencensus.de/werke/. A: Lat. Widmungsadresse und die beiden Liedstrophen: Henkel, S. . – Briefe K.s: Der Briefwechsel des Konrad Celtis. Gesammelt, hg. und erl. von Hans Rupprich (Veröff. der Kommission zur Erforschung der Gesch. der Reformation und Gegenreformation, Humanistenbriefe ). München , s. Reg. L: [Adalbert] Horawitz: Hans Crachenberger. In: ADB () S. f. – Hans Rupprich, NDB () S. . – Saturnino López Santidrian: Sánchez de Arévalo. In: Dict. Spir. () Sp. –. – Gerd Dicke: Steinhöwel, Heinrich. In: VL () Sp. –, hier S. –. – De Boor/Newald / () S. u. ö. – Karl Großmann: Die Frühzeit des Humanismus in Wien bis zu Celtis Berufung . In: Jb.
Spengler für Landeskunde von Niederösterreich () S. –, hier S. –. – Der Briefwechsel des Konrad Celtis (s. Ausg.) S. f. Anm. . – Heinz Lieberich: Die gelehrten Räte. Staat und Juristen in Baiern in der Frühzeit der Rezeption. In: Zs. für bayerische Landesgesch. () S. –. – Ders.: Klerus und Laienwelt in der Kanzlei der baierischen Herzöge des . Jh. In: ebd. () S. –, hier S. . – Nikolaus Henkel: Ein neues Übersetzungswerk des dt. Frühhumanismus. [...]. In: Bücherschätze in Regensburg. Frühe Drucke aus den Beständen der Staatlichen Bibliothek. Ausstellung in der Staatlichen Bibl. Regensburg, ..–... Bearb. v. Michael B. Bauer u. a. Hg. v. N. Henkel. Regensburg , S. f. – Dietrich Kurze: Lob und Tadel der artes mechanicae unter besonderer Berücksichtigung des Speculum vite humane des Rodrigo Sánchez de Arévalo () – mit drei Anhängen. In: Handwerk in Europa. Vom SpätMA bis zur Frühen Neuzeit. Hg. v. Knut Schulz unter Mitarbeit von Elisabeth MüllerLuckner (Schr. des Hist. Kollegs: Kolloquien ). München , S. –, hier S. f., f. – Heinz No atscher: Räte und Herrscher. Politische Eliten an den Habsburgerhöfen der österr. Länder – (Veröff. des Inst. für Europäische Gesch. Mainz, Abt. Universalgesch. ; Beitr. zur Sozial- und Verfassungsgesch. des Alten Reiches ). Mainz , bes. S. , , . – Marburger Repertorium zur Übersetzungslit. im dt. Frühhumanismus: MRFH (http://mrfh.de/). BJ Spengler, Georg, * Nördlingen oder Donauwörth, † Dezember Nürnberg. – Nürnberger Ratsschreiber und Chronist (?). Der Vater des lutherischen Publizisten Lazarus Spengler (–) dürfte mit demjenigen «Georgius Spengeler de Werdea» zu identi zieren sein, der sich in die Matrikel der Universität Leipzig eintrug. Auch Lazarus sollte später in Leipzig studieren. Seit oder war S. als Schreiber am kaiserlichen Landgericht in Ansbach beschäftigt. An der markgrä ichen Stiftskirche St. Gumbertus war er nach Empfang der niederen Weihen als Domherr bepfründet. Ab / wirkte S. in Nürnberg zunächst als Kanzleischreiber. wurde er Ratsschreiber und verwaltete als solcher auch die Ratsbibliothek, wo er mit dem Nürnber
. Hälfte . Jh. ger Ratsherrn und Pilgerfahrer Hans → Tucher zusammenarbeitete. Umfang und Authentizität von S.s Œuvre sind unklar. Seine Verfasserschaft für ein Verzeichnis seiner ehelichen Kinder dürfte unstrittig sein. Es wird innerhalb des Familienbüchlein Spengler überliefert, liegt aber auch in autographer Reinschrift vor. Das Familienbüchlein geht hauptsächlich auf Lazarus zurück und wurde nach dessem Tod von seinem Neffen Franz d. Ä. weitergeführt. Letzte Einträge stammen von Franz d. J., dem Sohn von Franz d. Ä. Das Kinderverzeichnis stellt in diesem kostbaren Hausbuch der Familie den Grundstock dar. Gelistet sind die Kinder, die S.s Frau Agnes zwischen und geboren hat, mit Angaben zu Taufe und Firmung sowie gegebenfalls dem Todesdatum. – Ferner könnte die Nürnberger Stadtchronik Etliche Geschicht für die Jahre – auf S. zurückgehen. Sie wird als anonyme Fortsetzung der dt. Nürnberger Chronik Sigmund → Meisterlins tradiert. Im Vordergrund der Geschicht stehen Ereignisse aus der fränkischen Reichsstadt selbst (wie Feste, Turniere, Prozessionen oder Besuche → Maximilians I.). Am Rande werden auch wichtige reichsgeschichtliche Ereignisse aus Nürnberger Sicht abgedeckt. Die geschilderten Begebenheiten sind in dreizehn kurzen Kapiteln thematisch angeordnet. Der Verfasser nimmt die Perspektive des Nürnberger Rats ein, wobei sein guter Kenntnisstand ein Indiz für Zeitgenossenschaft und Vertrautheit mit den städtischen Entscheidungsprozessen ist. Das trifft zwar auf S. zu, dennoch muss dessen Verfasserschaft spekulativ bleiben. – Offen ist gleichsam, ob S. in die Entstehung der Ordnung des Sebastianspitals involviert war (so Schmied, S. ; von Schubert, S. ). Der Text scheint in direkter Abhängigkeit von der dt. Stiftungsurkunde des Spitals zu stehen. Ü: Kinderverzeichnis: Nürnberg, Stadtarch. E , Gen. Pap. Spengler Nr. , Bll. (Pap., spätes . Jh., obd.); autographe Reinschrift des G. S. mit Nachträgen von Agnes (?), Lazarus und Franz d. Ä. Überschrift: «Die geburt Jorgen Spenglers rathschreibers zu Nuremberg eelicher Kinder». – Ebd., StB, Cod. Amb. .° (Familienbüchlein) v–r (Perg., –, obd./lat.); Kinderverzeichnis geschrieben von Lazarus. – Bei der in VL () Sp. genannten «Familienchronik» handelt es sich um eine Teilabschrift des Familienbüchlein aus dem . Jh. (Nürnberg, Stadtarch. E , Gen. Pap. Spengler Nr. ). – Vgl. zur Überl. Hamm (s. Lit.) S. f. – Etliche Geschicht:
. Hälfte . Jh. Lexer (s. Ausg.) S. – weist Handschriften in zwei Klassen nach (Klasse ohne Kapiteleinteilung). – Ordnung des Sebastianspitals: Staatsarch. Nürnberg, Altbestände, Stände im Fränkischen Reichskreis, Reichsstadt Nürnberg, Amtsund Standbücher Nr. , r–r. Dem Text liegt ein Bestätigungsschreiben des Bamberger Bischofs in dt. Übersetzung bei, das auf den .. datiert ist. A: Kinderverzeichnis: Gudrun Litz in Hamm (s. Lit.) S. – (Fassung des Familienbüchleins). – Etliche geschicht: Matthias Lexer: Etliche Geschichten –. In: Chron. der fränkischen Städte. Nürnberg. Bd. (Chron.dt.St. ). Leipzig , S. –. L: Volker Honemann, VL () Sp. –. – Lexer (s. Ausg.) S. –. – Johann Petz: Urkundliche Beitr. zur Gesch. der Bücherei des Nürnberger Rates –. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –. – Hans von Schubert: Lazarus Spengler und die Reformation in Nürnberg. Hg. und eingel. v. Hajo Holborn. Leipzig (Nachdr. London/New York ) S. –, . – Manfred J. Schmied: Die Ratsschreiber der Reichsstadt Nürnberg (Nürnberger Werkstücke ). Nürnberg , S. , f. – V. Honemann: Die Stadtschreiber und die dt. Lit. im SpätMA und der frühen Neuzeit. In: Zur dt. Lit. und Sprache des . Jh. Hg. v. Walter Haug u. a. (Reihe Siegen. Germanistische Abt. ). Heidelberg , S. –, hier S. . – Joachim Schneider: Heinrich Deichsler und die Nürnberger Chronistik des . Jh. (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. f., –. – Heike Sahm: Dürers kleinere Texte. Konvention als Spielraum für Individualität (Hermaea NF ). Tübingen , S. f., , . – Berndt Hamm: Lazarus Spengler (–). Der Nürnberger Ratsschreiber im Spannungsfeld von Humanismus und Reformation, Politik und Glaube: Mit einer Edition von G. Litz (SpätMA und Reformation NR ). Tübingen , S. (Reg., s. Georg [Vater]). – G. Litz: Zwei Spenglersche Gedächtnistafeln: Notizen zum Stiftungswesen im vorreformatorischen Nürnberg. In: Frömmigkeit – Theologie – Frömmigkeitstheologie. Contributions to European Church History. FS B. Hamm. Hg. v. G. Litz u. a. (Studies in the History of Christian Traditions ). Leiden u. a. , S. –, hier S. –, f. VZ
Salzburger Kochbuch Salzburger Kochbuch. – Rezeptsammlung, zweite Hälfte . Jh. Die Salzburger Handschrift S überliefert neben dem → Geiertraktat sowie Texten von Meister → Albrant und → Gottfried von Franken auch das S. K. Es enthält Rezepte in dt. Sprache, deren Zusammenstellung im Umfeld eines Klosters vermutet wird. Das S. K. bietet Rezepte für ein breites Spektrum von Speisen, das ebenso eischhaltige Hauptgerichte wie Süßspeisen und Getränke umfasst. Verarbeitet werden auch ausländische und damit teurere Zutaten. Daneben bietet das S. K. Anweisungen für repräsentative Gerichte mit aufwändiger Herstellung. Zugleich fehlen aber Detailangaben für die Zubereitung, weshalb von einem Zielpublikum mit fortgeschrittenen Kenntnissen ausgegangen werden muss. Zahlreiche Rezepte sind für die Fastenzeit geschrieben. Die Sammlung enthält zudem ein medizinisches Rezept gegen die Pest und eine gereimte Anweisung zur Herstellung von Speisefarben. Rezepte des S. K. wurden von der Forschung auch in Handschrift G nachgewiesen, die wie S aus der zweiten Hälfte des . Jh. stammt. Ü: S: Salzburg, UB, cod. M I , r–v (Perg. und Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.-österr.). – G: Graz, UB. Ms. , Bll. (Pap., ). – Vgl. Anna Jungreithmayr u. a.: Die dt. Hss. des MA der UB Salzburg. Wien , S. –. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. A: A. Jungreithmayr: Spätma. Fachlit. in Versen. In: FS Ingo Reiffenstein. Hg. v. Peter K. Stein u. a. (GAG ). Göppingen , S. – (Teilausg.). – OnlineFaks. der Hs. S: www.ubs.sbg.ac.at/sosa/lucull/ lucullimages.htm. – Online-Faks. der Hs. G: http://.../digbib/handschriften/Ms. –/Ms./index.html. L: Gerold Hayer, VL () Sp. –. – Ders.: ‹Daz Buoch von guoter Spîse›. Abb. zur Überl. des ältesten dt. Kochbuches (Litterae ). Göppingen , S. . – Carole Lambert: Du Manuscrit à la Table. Essais sur la Cuisine au Moyen Âge et Répertoire des Manuscrits Médiévaux Contenant des Recettes Culinaires. Montréal , S. (Nr. ). – Karin Kranich-Hofbauer: Die Suche nach der Ordnung im Chaos. Textallianzen in der Grazer Hs. . In: Textsortentypologien und Textallianzen von der Mitte des . bis zur Mitte des . Jh. Akten
Stockholmer Arzneibuch zum Internationalen Kongress in Berlin . bis . Mai . Hg. v. Franz Simmler. Bearb. v. Claudia Wich-Reif. Berlin , S. –. MM Stockholmer Arzneibuch. – Nd. Vademecum für Wundärzte, zweite Hälfte . Jh. Das S. A. besteht aus zwei Teilen. Deren prinzipielle Unabhängigkeit voneinander schlägt sich auch in den jeweiligen Schriftsprachen nieder: Der erste Teil, eine vergleichsweise systematische Rezeptsammlung, ist in westfälischer, der zweite Teil, der ein breites Themenspektrum bietet und dabei Systematik vermissen lässt, in ostfälischer Sprache notiert. Den beiden medizinischen Hauptabschnitten ist in der Handschrift ein fragmentarisches Kochbuch mit Tunken- und Würzrezepten für Berufsköche angehängt. Der erste Teil bietet außer vermischten medizinischen Rezepten u. a.: → Neujahrsprognosen; eine mit Anteilen der → Utrechter Monatsregeln kontaminierte Fassung der → Wolfenbütteler Monatsregeln; eine gynäkologische Darstellung ohne bekanntes Vorbild; Cunsberchs Arzneibuch (→ Kunsberg van Valkene); den Blutschaukatalog A (→ Hämatoskopie-Traktate); einen Aderlasskalender mit Drehscheibe. Einige uroskopische Verfahren sind in lat. Sprache aufgenommen. Der zweite Teil enthält neben zahlreichen pharmazeutischen Anweisungen, dermatologischen und augenheilkundlichen Rezepten auch Scherzrezepte, (farb-)technologische Anweisungen, Mantisches und Magisches (wie z. B. Liebeszauber-Praktiken in Briefform). Die technologischen Versatzstücke weisen Parallelen zum → Kasseler Arzneibuch und zum Kodex Berleburg (s. Lit.) auf. Die Quellen für beide Teile des S. A. stammen primär aus der → Bartholomäus-Tradition. Inhaltliche Parallelen bestehen ferner zu andern mnd. Sammlungen (→ Albrecht von Borgunnien, → Bremer Arzneibuch, → Düdesche Arstedie, → Johann van Seghen, → Utrechter Arzneibuch, → Wolfenbütteler Arzneibuch). Ü: Stockholm, Kgl. Bibl., Cod. X , Bll. (Pap., west- und ostfälisch [nordniedersächsische und hochdt. Einschläge im ostfälischen Tl.], zweite Hälfte . Jh.); Duodezformat. A: Agi Lindgren: Ein Stockholmer mnd. Arzneibuch aus der zweiten Hälfte des . Jh. (Stockholmer germanistische Forschungen ). Stockholm u. a. (online unter http://su.diva
. Hälfte . Jh. portal.org/). – Auszug in: Jürgen Meier/Dieter Möhn: Spuren der Vergangenheit für die Gegenwart. Hundert nd. Texte zwischen dem . und . Jh. (Schr. des Inst. für Nd. Sprache. Dokumentation ). Leer , S. –. L: A. Lindgren/Gudolf Keil, VL () Sp. –. – Gert Mellbourn: En medellågtysk läkebok i Kungl. biblioteket. In: Sydsvenska medicinhistoriska sällskapets årsskrift () S. –. – Ders.: Rezension Ausg. Lindgren. In: Nd. Mitt. () S. –. – Gustav Korlén: Stockholmer Arzneibuchstud. In: Fachlit. des MA. FS Gerhard Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Stuttgart , S. –. – Walter Lawrence Wardale: Some Notes on the Stockholm MS X and the Göttingen MS hist. nat. . In: ebd., S. –. – G. Keil: Zur mnd. Blutschau. In: Nd. Mitt. () S. –. – Ders.: Stockholmer Kochbuch. In: Studia Neophilologica () S. f. – Ders.: Randnotizen zum S. A. In: ebd. () S. –. – Karin Häfner: Stud. zu den mnd. Zwölfmonatsregeln (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. f., –. – Gerd Bosshammer: Technologische und Farbrezepte des Kasseler Cod. medicus ° . Unters. zur Berufssoziologie des ma. Laienarztes (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen . – Ortrun Riha: Die ‹Utrechter Monatsregeln›. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Älterer dt. ‹Macer› – Ortolf von Baierland ‹Arzneibuch› – ‹Herbar› des Bernhard von Breidenbach – Färber- und MalerRezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhs. des Kodex Berleburg [...]. Farbmikro cheEdition, Einf. zu den Texten, Beschreibung der P anzenabb. und der Hs. von Werner Dressendorfer u. a. (Codices illluminati medii aevi ). München , S. , Anm. u. ö. – O. Riha: Wissensorganisation in medizinischen Sammelhss. Klassi kationskriterien und Kombinationsprinzipien bei Texten ohne Werkcharakter (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , Reg. – Jürgen SchulzGrobert: Dt. Liebesbriefe in spätma. Hss. Unters. zur Überl. einer anonymen Kleinform der Reimpaardichtung (Hermaea NF ). Tübingen , S. –. – Wolfgang Wegner: S. A. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Mareike Temmen: Das ‹Abdinghofer Arzneibuch›. Edition und Unters. einer Hs. mnd. Fachprosa (Nd. Stud.
. Hälfte . Jh. ). Köln u. a. , passim. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f., . VZ Heinrich von Baldenstetten. – Urheber einer Redaktion der Wundarznei des → Heinrich von Pfalzpaint OT, zweite Hälfte . Jh. Nach Ausweis des Prologs zur Wundarznei des Heinrich von Pfalzpaint war «Heinrich von Palstett/Baldestett» Deutschordensritter und Schüler des von Pfalzpaint. Neben H. wird der spätere Hochmeister des Ordens Hans von Tiefen («Tyffen») als Chirurgieschüler genannt. Weder ist H.s Herkunft geklärt, noch ist er in Archivalien des Dt. Ordens nachgewiesen. Neben der Prologangabe ist daher die Selbstnennung des Wundarztes als «Heinrich von Baldenstetten teutsches ordens» in seiner eigenen Wundarznei-Bearbeitung das einzige weitere Zeugnis. Weiter führt er aus, dass er am .. mit der Arbeit an seiner Redaktion begonnen habe. Deren Text ist nur fragmentarisch überkommen, sodass außer der Nasenplastik die eigentlichen chirurgisch-praktischen Verfahren nicht abgedeckt sind. Die erhaltenen Abschnitte – neben dem Vorwort vor allem Rezepttexte – sind signi kant verändert und erweitert worden. Ü: Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. ° , r–v (Pap., um , mitteldt.). T: Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. f. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f.; () Sp. . – Heinrich Haeser: Lehrbuch der Gesch. der Medicin und der epidemischen Krankheiten. Bd. : Gesch. der Medicin im Alterthum und MA. ., völlig umgearb. Au . Jena (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Sudhoff (s. Teilausg.) S. –, , . – Christian Probst: Zwei unbekannte Briefe des Chirurgen Heinrich von Pfalzpaint aus dem Jahre . In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f. – Ders.: Der Dt. Orden und sein Medizinalwesen in Preussen: Hospital, Firmarie und Arzt bis (Quellen und Stud. zur Gesch. des Dt. Ordens ). Bad Godesberg (Nachdr. Marburg ) S. . – Christoph Weißer: H. v. B. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der
Heinrich von Baldenstetten Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . VZ Ulmer Wundarznei. – Chirurgisches Handbuch, zweite Hälfte . Jh. Die medizinische Sammelhandschrift, welche die U. W. unikal tradiert, ist vom Ulmer Magnus Bengger vermutlich um / geschrieben worden. Der Codex enthält Illustrationen zu pharmazeutisch-technischen Geräten (Kolben, Brennöfen, Blasebalg u. ä.), die Ausweis des Sachverstandes Benggers sind. Bengger ist daher auch als möglicher Kompilator der U. W. ins Spiel gebracht worden (Martin [s. Ausg.] S. ), was aber fraglich, zumindest nicht veri zierbar ist. In jedem Fall dürfte es sich beim Urheber um einen Apotheker, Wundarzt oder Bader gehandelt haben. Die U. W. ist nach traumatologischen Arzneiformen geordnet, die in vier Abschnitten behandelt werden (Salben, P aster, Pulver, Öle). Daran schließt sich ein fünfter Teil mit Traktaten und Rezepten an, die sich keiner der vier Heilmittelformen zuordnen lassen. Damit folgt die U. W. dem Schema der Cirurgia → Peters von Ulm (wie auch die → Kopenhagener und die → Würzburger Wundarznei oder die → Römische Chirurgie). Der fünfte Teil setzt sich zusammen aus einem «a capite ad calcem» angeordnetem Rezeptar mit augenheilkundlichem Akzent, einer ungeordneten Sammlung von «allerlay ertzny» und Traktaten (uroskopisch, humoralpathologisch, Lass- und → HämatoskopieTraktat) und einigen Gewürz- und Lauchp anzenbeschreibungen. Den Abschluss bildet eine kurze Zusammenstellung stillender/stopfender Arzneimittel. Als Quellen für die traumatologischen Abschnitte der U. W. haben sich neben Peters Cirurgia, auch Johannes → Stocker und Hans → Seyff ermitteln lassen; hinzu kommen weitere wundärztliche Texte vor allem der oberrheinisch-fachliterarischen Tradition. Den → Salbeitraktat hat der Kompilator gleich zweimal aufgenommen. Auch das Kräuterbuch des Alexander → Hispanus hat er herangezogen. Im . Teil konkurrieren vornehmlich Rezepte und Verfahren aus dem → Bartholomäus mit Stücken aus dem Arzneibuch → Ortolfs von Baierland. Die Pesttherapie folgt Jakob → Engelin. Originär könnten Beiträge zu Aderlass, Blutschau und Humoralpathologie sein. Ü: Schaffhausen, StB, Cod. Gen. , r–r (Pap., letztes Viertel . Jh., schwäbisch). Die medizinische Sammelhs. enthält vor der
Paul(us) von Freiberg U. W. Heinrich → Steinhöwels Büchlein der Ordnung der Pestilenz und im Anschluss den Traktat von Tugenden der ausgebrannten Wässer des Michael → Puff von Schrick. Auf Bl. v Schreibernennung: «Et sic est nis per me Magnum Bengger». Vgl. zur Hs.: Rudolf Gamper/Susan Marti: Kat. der ma. Hss. der StB Schaffhausen. Im Anhang Beschreibung von ma. Hss. des Staatsarch. Schaffhausen, des Gemeindearch. Neunkirch und der Eisenbibl., Klostergut Paradies. Zürich , S. –. A: Jürgen Martin: Die ‹U. W.›. Einleitung – Text – Glossar zu einem Denkmal dt. Fachprosa des . Jh. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Würzburg , S. –; Abb. einzelner Hss.-Seiten und der Illustrationen: S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Ekkehard Hlawitschka: «wazzer der tugent, trank der jugent». Text- und überlieferungsgeschichtliche Unters. zum Salbeitraktat (Würzburger medizinhist. Forschungen /Ma. Wunderdrogentraktate ). Pattensen , S. , , –, –. – Martin (s. Ausg.) S. –, –. – Johannes G. Mayer: «Anleitungen für einen Wundarzt». Zur Überl. des ‹Arzneibuchs› Ortolfs von Baierland. Die Hs. Ms. allemand der Pariser Nationalbibl. In: «Ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens (Ortolf-Stud. /Wissenslit. im MA ). Hg. v. G. Keil. Wiesbaden , S. –, hier S. . – Ralf Vollmuth: Anm. zur Behandlung von Schußwunden durch Feuerwaffen in deutschsprachigen chirurgischen Werken des . Jh. Drei Nachträge. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – G. Keil: U. W. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . – Knut Bentele/G. Keil: Die ‹Würzburger Wundarznei›. Anm. zu einem neugefundenen Arzneimittel-Hb. des SpätMA. In: Scrinium Berolinense. Tilo Brandis zum . Geburtstag. Hg. v. Peter Jörg Becker u. a. (Beitr. aus der Staatsbibl. zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz ). Berlin , Bd. , S. –, hier S. . VZ Paul(us) von Freiberg. – Verfasser eines Wundtrank-Kurztraktats, zweite Hälfte . Jh. Bei P. dürfte es sich um einen ostmitteldt.meißnischen (Laien-)Arzt gehandelt haben, der
. Hälfte . Jh. womöglich zum sächsischen Haus Wettin in Beziehung stand. Die Nähe zu den Wettinern suggerieren zumindest zwei der Textzeugen seines «wunt tranck»-Textes. Der dritte nennt einen «heren aus Osterreich», was aber höchstwahrscheinlich dem Entstehungsraum der Handschrift geschuldet ist. Ein Identi kationsversuch P.s mit einem außerhalb der fachliterarischen Tradition bezeugten Namensträger ist bislang nicht vorgenommen worden. P. war mit der volkssprachigwundärztlichen Manualliteratur vertraut und hat seinen therapeutisch-prognostischen Wundtranktraktat aus mehreren Versatzstücken unterschiedlicher Provenienz kompiliert. Neben der Cirurgia → Peters von Ulm (Kap. ) sind Prognostiken, Rezeptare, Drogenkunden und ein → KräuterSammel-Kalender ausgewertet worden. Das Kompilat zeugt vom sprachlichen Geschick seines Urhebers, ist aber nicht frei von inhaltlichen Widersprüchen. Ü: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A (Bd. . der Rezeptslg. Herzog Johanns des Beständigen von Sachsen) v–v (Pap., , ostmitteldt.); Überschrift: «Ein guter wunt tranck von Paulus von Freibergk». – Stuttgart, LB, Cod. Donaueschingen E I , v–r (Pap., , schwäbisch [aus Augsburg]); Überschrift: «Ain Cöstlich Wundertranckh des [sic!] Paulus von Freiberg hertzog Albrecht gelernet hat». – Memmingen, StB, Cod. ,, v–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.); Überschrift: «Das Jst ain wundtranckh daß pallus von freyberg Ainen heren aus Osterreich gelernet hat». L: Gundolf Keil, VL () Sp. ; () Sp. . – Gerhard Eis: Nachricht über zwei medizinische Sammelhss. aus Augsburg. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. ). – Wolfram Schmitt: Der Wundtrank des Paul v. F. In: Medizinische Monatsschr. () S. f. – Ders.: Eine hsl. Slg. alchemistischer Traktate aus Böhmen. In: Stifter Jb. () S. –, hier S. . – Ders.: Hans Hartliebs mantische Schr. und seine Beein ussung durch Nikolaus von Kues. Diss. Heidelberg , S. , Anm. (hierzu: Martin Wierschin: Johannes Hartliebs ‹Mantische Schr.›. In: PBB [Tüb.] [] S. –, hier S. Anm. [wieder in: Ders.: Philologia. Würzburg , S. –, hier
. Hälfte . Jh. S. Anm. ]). – G. Eis: Was ist ein Ackermann? In: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit (s. o.) S. –, hier S. . – Andrea Lehmann: Zwei wundärztliche Rezeptbücher des . Jh. vom Oberrhein. Bd. : Komm. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. , . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Von den P astern. – Wundärztliches Handbuch, zweite Hälfte . Jh. Die Kompilation von Rezepten und Heilverfahren ist dezidiert als Manual für handwerkliche Wundärzte bestimmt, insbesondere für denjenigen, «der ain arczt will sein in ainer statt». Deshalb kommt den «acht maister stuck» in der Sammlung eine zentrale Bedeutung zu, handelt es sich doch um essentielle Fertigkeiten, deren Kenntnis bei der Chirurgenprüfung vor den Medici iurati unter Beweis zu stellen war. Als Urheber kommt somit am ehesten ein ostfränkischer, womöglich Nürnberger Stadtwundarzt in Frage. Sein Material hat er überwiegend nach Indikationen geordnet (Schussverletzungen, Infektionen, Knochenbrüche, Feigwarzen usw.). Mit der Behandlung infektiöser Schusswunden erweist sich das Handbuch als aktuell, gleichzeitig wird aber auch zahlreiches traditionelles Material präsentiert. Kompilationsleittext ist die Cirurgia → Peters von Ulm, die dem Verfasser in mindestens zwei Fassungen vorlag. Ihr sind auch die «acht maister stuck» entnommen. Einige Beiträge entsammen dem Arzneibuch → Ortolfs von Baierland, aber auch die oberrheinisch chirurgische Tradition hat sich niedergeschlagen, so bestehen zum Beispiel Übereinstimmungen mit dem → Darmstädter Arzneibuch. Ü: London, Wellcome Institute of the History of Medicine, MS , r–r (Pap., letztes Drittel . Jh., ostfränkisch). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Johann(es) von Toggenburg (auch: Hans [Ritter] v. T., Tockenburg, Dockenburg). – Wundarzt, Augenchirurg (Starstecher), Diplomat; Fachschriftsteller und Auftraggeber einer alemanni
Von den P astern schen Redaktion der Wundarznei des → Heinrich von Pfalzpaint; zweite Hälfte . Jh. Der uneheliche Sohn Friedrichs VII., des letzten Grafen aus dem Thurgauer Dynastengeschlecht derer von Toggenburg (vgl. Graf → Kraft von Toggenburg), erhielt als freier Landmann zu Schwyz eine chirurgische und okulistische Ausbildung. Hieronymus → Brunschwig berichtet in seinem Buch der Cirurgia von im achten Kapitel des zweiten Traktats davon, dass «hanß von dockenburg» dem ungarischen König Matthias Corvinus um eine im Arm steckende Pfeilspitze operativ entfernt habe und dafür von Matthias «z˚u einem ritter vnd groffenn» geschlagen worden sei (Bl. XXIXvab des Erstdrucks [GW ]). Brunschwig betont, dass J. «selbs mit sinem mund» von der Operation berichtet habe. Die beiden Wundärzte könnten sich im späten . Jh. im Elsass begegnet sein. Im diplomatischen Dienst ist J. seit bezeugt. In diesem Jahr verhandelte er als eidgenössischer Gesandter mit Kaiser Friedrich III. warb er im Auftrag des brandenburgischen Markgrafen Albrecht Achilles um ein Bündnis mit den Eidgenossen. Ferner sind der Kauf des Schlosses Liebenfels im Thurgau beurkundet sowie ein Rechtstreit zwischen J. und seiner Ehefrau, die offensichtlich im allgäuischen Kempten residierte. wurde ihm für eine Prozessangelegenheit als Rechtsbeistand ein Dr. Friedrich von Guarleten vermittelt. pilgerte J. nach Tours, wo er für Schwyz vom dortigen Domkapitel eine Reliquie des hl. Martin erbat. Davon, dass J. neben seinen diplomatischen Diensten weiter chirurgisch tätig blieb, zeugt eine Niederlassungsankündigung, die J. im Oktober anlässlich seines Besuchs der Leipziger Messe verbreiten ließ. J.s Werbetext zählt zu den ältesten Gattungsvertretern (vgl. auch → Magister Wilhelm, Pankraz Sommer, Lorenz → Thüring). Die von J. beworbenen wundärztlichen Verfahren weisen ihn als Repräsentanten der südwestdt. chirurgischen Tradition aus. Auch eine Pesttherapie ndet sich in J.s Repertoire. Es könnte sich bei dieser «kunst [...] dy pestelencz czu vortreyben» um eben jene fünfschrittige Pesttherapie handeln, die Anton → Trutmann in etwa zeitgleich mit Brunschwigs Buch der Cirurgia als «deß von Dockenburg stuck contra pestem» in sein Arzneibuch aufgenommen hat. Die Lassvorschriften der Therapie zeigen den Ein uss Jakob → Engelins. Es ist denkbar, dass J. seinen Kollegen Trutmann auf der
Gigelin gleichen Elsassreise begegnete, auf der er womöglich auch Brunschwig traf. Auf seiner Reise nach Leipzig wiederum könnte J. die Wundarznei Heinrichs von Pfalzpaint kennen gelernt haben, deren Abschrift er noch veranlasst hat. Zudem ließ J. das Kompendium bei konsequenter Unterdrückung des Verfassernamens Heinrich von Pfalzpaint an die Begebenheiten des südwestdt. Raumes anpassen. Zum Beispiel ließ er das Verzeichnis berühmter Wundärzte stark erweitern. Es sind vor allem Schweizer Wundärzte, die neu hinzutreten, aber auch der Regensburger Niklas → Hagen erscheint hier. Vor und nach der eigentlichen «Wundarzney» hat J. zusätzliches Textmaterial eintragen lassen, darunter eine Harnschau, Frakturtherapien, ein Heilkräuterverzeichnis und die → Toggenburger Anatomie. Ü: Niederlassungsankündigung: Leipzig, UB, Ms. (vormals Jena, ULB, Ms. El. f. ) rv (Pap., um /, ostmitteldt.); Abschrift des Leipziger Theologieprofessors Johannes Weise († ). – Pesttherapie in Trutmanns Arzneibuch: Bern, Burgerbibl., Ms. hist. helv. XI , v–r (Perg. und Pap., um , alemannisch). – Pfalzpaint-Redaktion: Ebd., Mss. h.h. VII., r–r (Pap., , alemannisch); Hinweis auf den Auftraggeber auf r: «Herr Hans von togkenburg ritter ein lantmann zu schwiz hat diss b˚uch lassen machen der weit erkanntist wund artzet der da jezund lebat der keiser vnd küngen groß gedient hatt». Die eigentliche Wundarznei ist auf v–r eingetragen, die Toggenburger Anatomie auf r–r. A: Niederlassungsankündigung: Ahmed Malak: Drei wundärztliche Niederlassungsankündigungen des . Jh. Unters. zur Frühgesch. des medizinischen Werbeformulars in Deutschland. Diss. Würzburg , S. –. – Pesttherapie in Trutmanns Arzneibuch: Sutterer (s. Lit.) S. f. – Toggenburger Anatomie: Erich Hintzsche: Ein dt. anatomischer Text aus dem . Jh. (Berner Beitr. zur Gesch. der Medizin und der Naturwiss. ). Bern , S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f.; () Sp. . – Urs Leo Gantenbein, HLS (online, Version ..) www.hls-dhs-dss.ch/ textes/d/D.php. – Conrad Brunner: Die Verwundeten in den Kriegen der alten Eidgenossenschaft. Gesch. des Heeressanitätswesens und der Kriegschirurgie in schweizerischen Landen bis zum Jahre . Tübingen , S. f., –. –
. Hälfte . Jh. Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. f., . – Albert Bodmer: Ritter Hans v. T. In: Toggenburgerbll. für Heimatkunde [] () S. –. – Ders.: Ritter Hans v. T. Nachtrag. In: ebd. () S. f. – Rainer Sutterer: Anton Trutmanns Arzneibuch. Tl. : Text. Diss. Bonn , S. , , . – Thomas Gleinser: Anton Trutmanns ‹Arzneibuch›. Medizin- und sozialgeschichtlicher Komm. Diss. Würzburg , Reg. – Volker Honemann: Vorformen des Einblattdruckes. Urkunden – Schrifttafeln – Textierte Tafelbilder – Anschläge – Einblatthss. In: Einblattdrucke des . und frühen . Jh. Probleme, Perspektiven, Fallstudien. Hg. v. dems. u. a. Tübingen , S. –, hier S. . – Wolfgang Wegner: J. v. T. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Gigelin, Franz. – Verfasser von Texten über wundärztliche Heilverfahren, zweite Hälfte (?) . Jh. Von G. sind zwei Verordnungen überliefert, die sich der Behandlung von Schusswunden bzw. stelnden Gelenkentzündungen widmen. Ihr Urheber ist anderweitig nicht bezeugt. Es dürfte sich um einen Wundarzt aus dem Bodenseeraum gehandelt haben. Die Entzündungen sollen mit einem Brei aus Erbsenmehl therapiert werden. Bemerkenswerter ist das erste Verfahren, denn G. geht davon aus, dass die verbrennungsartigen Entzündungen der Wunde nicht von der heißen Kugel herrühren, sondern vom Pulverschmauch. Dadurch ist G. womöglich der erste, zumindest ein früher Vertreter der sog. Verbrennungstheorie. Seine Therapie mit einem Sirup aus Mohn (Diacodion) folgt der ma. Pharmakognosie, wonach Mohn als kalt und trocken gilt. Ü: Stuttgart, LB, Cod. HB XI , r (Pap., ./. Jh. [F. G.: frühes . Jh.], niederalemannisch); Autorangabe: «frantz gigelin». A: Gerhard Eis: Nachricht über unbekannte Wundärzte in einer Weingartner Hs. um . In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. f. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen
. Hälfte . Jh. Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. f.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Wolfgang Wegner: F. G. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. . VZ Umbehauwen, Hermann, * Rheinberg (Niederrhein). – Arzt und medizinischer Fachschriftsteller, zweite Hälfte . Jh. U. wurde in Erfurt zum Magister artium und im oberitalienischen Ferrara zum Dr. der Medizin promoviert. Nach ist er als praktizierender Arzt in Stendal, Lüneburg und Braunschweig bezeugt. Seine Verbundenheit mit der Erfurter Universität manifestiert sich in umfangreichen Buchschenkungen, teils an das Collegium maius, teils an die von Amplonius Rating de Berka gestiftete «Bibliotheca Amploniana» der Medizinischen Fakultät. Der Erfurter Bestand an medizinischem Fachschrifttum, der noch an Salerno und Toledo ausgerichtet war, wurde durch die Neuzugänge, zumeist Sammelbände, welche die zeitgenössisch modernen Strömungen aus Bologna und Montpellier repräsentierten (→ Arnald von Villanova u. a.), aktualisiert. Ob U. neben seiner Sammeltätigkeit auch in einem nennenswerten Maß selbst als medizinischer Autor wirkte, ist ungewiss. Überliefert sind lediglich zwei dt. Kurztetxte, die ihm im → Ansbacher Arzneibuch von / zugeschrieben werden: eine Klistieranweisung und Vorschriften für das Wildbaden. Außerdem enthält eine Handschrift aus seiner Schenkung an die «Bibliotheca Amploniana» zwei lat. Versdichtungen, die zwischen die Fachtexte inseriert sind; eine nähere Untersuchsuchung steht noch aus (Initien: «Dulcia non meruit qui non gustavit amara» [Hans Walther: Proverbia sententiaeque latinitatis medii aevi. Lat. Sprichwörter und Sentenzen des MA in alphabetischer Anordnung. Bd. (Carmina medii aevi posterioris latina /). Göttingen , Nr. ]; «Versus bene notandi a quolibet servire volenti»). Ü: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. (Ansbacher Arzneibuch) r (Wildbaden) v (Klistier) (Pap., /, ostfränkisch). – Lat. Verse: Erfurt, UB, Cod. Ampl. ° («Hermanni Umbehowen Rhenobergensis medici collectanea») Bl. f., f. (Pap., –, lat.). – Zwei lat. Consilia aus «Luneborch» (gegen Gicht und Schnupfen) wurden mit U. in
Umbehauwen Verbindung gebracht (Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, va–vb [Pap., /]), scheiden aber aus chronologischen Gründen (datiert auf ) aus. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Wolfgang Altmann: Das medizinische Schrifttum in der ma. Erfurter UB des «Collegium maius» und des «Collegium Amplonianum» (–). In: Beitr. zur Gesch. der Univ. Erfurt () S. –. – Horst Rudolf Abe: Die Erfurter Medizinische Fakultät in den Jahren – (Beitr. zur Gesch. der Univ. Erfurt ). Leipzig , S. f., , . – Bernd Lorenz: Notizen zu Privatbibl. dt. Ärzte des .–. Jh. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . – Konrad Goehl: Das ‹Gicht›- und ‹Schnupfenregiment› des Anonymus Luneburgensis. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Agostino Sottili: Humanismus und Universitätsbesuch. Die Wirkung italienischer Univ. auf die Studia Humanitatis nördlich der Alpen (Education and society in the Middle Ages and Renaissance ). Leiden/ Boston , S. . VZ Gotz. – Verfasser medizinisch-alchemistischer Rezepte, zweite Hälfte . Jh. Das → Wiener (ostmittelbair.) Rezeptierbuch schreibt einen geschlossenen Textblock mit sechs Anordnungen einem anderweitig nicht bezeugten «doctor gotz» zu. Die Rezepte sind alchemistisch geprägt, werden aber in medizinische Heilverfahren integriert. Es ist davon auszugehen, dass G. Arzt oder Wundarzt gewesen ist, der Ansätze der (präparacelsischen) Iatrochemie verfolgte. Birkhahn (s. Lit.) schließt nicht aus, dass es sich bei «gotz» um eine Zuschreibung an «Toz Graecus» handeln könnte (mit missinterpretiertem griechischen Tau [Τ]). «Toz graecus» ist eine Namensvariante des ktiven Hermes Trismegistos, der als Urheber der sog. hermetischen Schriften (Corpus hermeticum) galt. In diesem Fall hätte man es bei den sechs Verfahren mit anonym tradiertem Rezeptgut zu tun, das einer iatrochemischen Autorität untergeschoben worden ist. Die erste Anweisung widmet sich der Herstellung von Vitriolöl (Schwefelsäure), je zwei weitere beschreiben die Herstellung und Applikation medizinischer P aster respektive die Destillation von Goldwasser. Das letzte Stück bringt die Herstellungsanleitung für ein weiteres Öl.
Vellnhamer Ü: Wien, ÖNB, Cod. , r–r (Pap., , ostmittelbair./lat.). L: Volker Zimmermann, VL () Sp. f. – Helmut Birkhan: Die alchemistische Lehrdichtung des Gratheus lius philosophi in Cod. Vind. . Zugleich ein Beitr. zur okkulten Wiss. im SpätMA (Österr. Akad. der Wiss. Phil.Hist. Kl. Sb. ). Wien , Teilbd. , S. . – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA (DWV-Schr. zur Medizingesch. ). Baden-Baden , S. . – Wolfgang Wegner: G. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Martin (fälschlich auch: Wilhelm [von] M., M. Wilhelm). – Alchemist, zweite Hälfte . Jh. M.s historische Identität ist nur über Angaben in der Überlieferung in groben Umrissen zu bestimmen. Danach war er Magister und Doktor des kanonischen Rechts. Laut Ulrich → Ellenbog war er für Kaiser Friedrich III. tätig und genoss als Alchemist eine hohe Reputation. Er arbeitete mit einem Meister Wilhelm zusammen. M. und Wilhelm wurden früher häu g gleichgesetzt, doch geht die neuere Forschung von zwei verschiedenen Personen aus. Den beiden Alchemisten wird ein metallurgischer Text zugeschrieben, der ein Verfahren zur Herstellung eines Ersatzstoffs für Silber beschreibt. Die Schrift liegt in einer lat. Fassung von und ab dem . Jh. auch in dt. Fassungen vor, meist in Sammlungen metallurgischer Texte. Wirkung entfaltete M.s Schrift vor allem über den Abdruck in Rechter Gebrauch d’ Alchimei, Mitt vil bißher verborgenen, nutzbaren vnnd lustigen Künsten () und im Kunstbüchlein (). Der Text wurde bis ins . Jh. rezipiert. Ü: . Lat. Fassung: St. Gallen, Kantonsbibl., Vadiana Ms. , r (Pap., , Schreiber Ulrich Ellenbog). . Dt. Abschriften: Wolfenbüttel, HAB, cod. . Aug. °, r (zweite Hälfte . Jh.). – Kassel, UB/LMB, ° Ms. chem. , [ohne Foliierung] (um ). – Ebd., ° Ms. chem. I, Fasc. , r–v (um ). – München, BSB, cgm , Nr. (um ). – Karlsruhe, LB, cod. Allerheiligen , S. – (erste Hälfte . Jh.). Vgl. Tell (s. Lit.). D: Rechter Gebrauch d’ Alchimei [...]. [Frankfurt a. M.: Christian Egenolff d. Ä.,]
. Hälfte . Jh. (VD R ). – Weitere Drucke bis ins frühe . Jh. bei Telle (s. Lit.). A: Rechter Gebrauch d’ Alchimei [...]. Wien [] (Faks. von VD R ). – OnlineFaks. von VD R : www.e-rara.ch/doi/ ./e-rara-. L: Joachim Telle, VL () Sp. –. – Ernst Darmstädter: Berg-, Probirund Kunstbüchlein. München . – Gerhard Eis: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. . – David Paisey: Some Sources of the ‹Kunstbüchlein› of . In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Georg Schnitzlein: Der Cod. Vadiana und Ulrich Ellenbog (–). Diss. München , S. , , , , . – Rudolf Werner Soukup: Chemie in Österreich. Bd. . Von den Anfängen bis zum Ende des . Jh. [...]. Wien u. a. , S. . MM Vellnhamer, Hans (auch: Fellenhamer, Feltnhamer, Vollarhamer). – Verfasser alchemistischer Kurztexte, zweite Hälfte . Jh. Das → Münchner Salbenbuch wird von einem ursprünglich selbstständigen alchemistischen Vorspann eingeleitet, der mit einer nachgetragenen Überschrift versehen ist: «Vonn Hannsen Felhamer». Die Validität dieser Zuweisung ist offen, aber die genannte Person könnte mit dem – in München beurkundetem Goldschmied H. V. identisch sein, von dem Arbeiten im Münchner Stadtmuseum (Münzen) sowie in den Klöstern Andechs und Melk (Reliquiare) erhalten sind. Die Passage bietet zwei nahezu identische chemisch-metallurgische Begriffsreihen in «latein und teutsch» mit Metallen, «Geistern», Elementen, Salzen, Ölen und Wässern, «die zu dem saihen gehorent». Ü: München, BSB, Cgm , r–v (Pap., spätes . Jh., mittelbair.). A: Brachvogel (s. Lit.) S. –. L: Thieme/Becker () Sp. . – Herwig Buntz, VL () Sp. . – Max Frankenburger: Die Alt-Münchner Goldschmiede und ihre Kunst. München , S. und Reg. – Gundolf Keil: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , S. f. – Günther Brachvogel: Das ‹Münchner Salbenbuch›. Eine spätma. Rezeptslg. vom Ende des . Jh. Diss. München ,
. Hälfte . Jh. S. , f. – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA (DWV-Schr. zur Medizingesch. ). Baden-Baden , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. VZ Kofski, Vinzenz (auch: Wincenty Koffski, Koffsckius, Vinzentz Raöfski u. ä.) OP, Posen, † .. Danzig. – Angeblicher Verfasser alchemistischer Schriften. Einem V. K. werden in Handschriften und Drucken Hermetische Schriften zugesprochen. Deren erster Teil Unterricht vom großen Elixier entstand angeblich , der zweite Teil Vom Stein der Weisen . Die frühesten Handschriften (H) stammen allerdings erst aus dem . Jh. Das erste Buch des ersten Teils ist als Von der Tinkturwurzel ab dem späten . Jh. auch separat überliefert. Inhaltlich beschreiben die Hermetischen Schriften die Herstellung der alchemischen Tinktur zur Transformation von Metall. Das Werk gilt als stark christlich, allegorisch sowie farbsymbolisch geprägt und von der Drei-Stoffe-Lehre des Paracelsus beein usst. Auch hat die Forschung Parallelen zum Werk des – wohl ktiven – Alchemisten Basilius Valentinus nachgewiesen. Die Hermetischen Schriften sind mit einem in mehreren Fassungen vorliegenden Fundbericht überliefert, der angebliche Lebensdaten und -umstände zu K. mitteilt. Danach stammte K. aus Posen, lebte als Dominikaner in Danzig und mauerte den Text im Kreuzgang seines Klosters ein. Dort sei K.s Werk – je nach Fassung des Fundberichts – , oder von einem Prior Paul gefunden worden. Der Wahrheitsgehalt dieser Angaben ist bislang nicht sicher geklärt. Zwischen und ist in Polen ein Dominikaner Vincentius aus Posen nachgewiesen, ein Danziger Klosterbruder namens Paul. Dies belegt jedoch nicht zwingend die Angaben im Fundbericht. Dessen Ähnlichkeiten mit Fundlegenden zu anderen alchemistischen Werken sprechen durchaus für eine Fabrikation. Für eine Autorschaft der späteren K.Herausgeber ‹F. J. C. T. G.› und Benedictus Figulus gibt es ebenfalls keine Beweise. Aufgrund der Überlieferungslage sowie inhaltlicher Indizien hat
Kofski die Forschung die tatsächliche Entstehung der angeblichen K.-Texte in der zweiten Hälfte des . Jh. vermutet. Ü: . Von der Tinkturwurzel: W: Wien, ÖNB, cod. , r–v (Pap., Ende . Jh., schwäbisch). . Hermetische Schriften: H: Hamburg, SUB, cod. alchim. f. (. Jh.). – K: Karlsruhe, LB, Hs. Bernus (früher Nr. /), S. – (Pap., . Jh.; Typoskript mit hsl. Marginalien von Alexander von Bernus). Vgl. u. a. Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. . Berlin , S. –. – Telle (s. Lit.). – Annelies Stöckinger/Joachim Telle: Die Alchemiebibl. Alexander von Bernus in der Badischen LB Karlsruhe. Kat. der Drucke und Hss. Wiesbaden , S. . D: . Von der Tinkturwurzel: Nur nachma. Drucke, zuerst in: Thesaurinella Olympica aurea tripartita. Das ist: Ein himmlisch güldenes Schatzkämmerlein (...). Hg. v. Benedictus Figulus. Frankfurt/M. , S. –. . Hermetische Schriften: Hermetische Schr., denen wahren Schülern und Nachfolgern unserer geheimen spagirischen Kunst zum Nuz beschrieben und hinterlassen [...]. Hg. v. ‹F. I. C. T. G.› Nürnberg . A: Online-Faks. des Drucks von : http://reader.digitale-sammlungen.de/. Ü: Prinke/Paweska ˛ (s. Lit.; polnisch). L: J. Telle, VL () Sp. –. – John Ferguson: Bibliotheca Chemica [...]. Glasgow (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. f. – Roman Bugaj: Legenda o Wincentym Kowskim, badaczu antymonu. In: Farmacja () H. , S. –. – Włodzimierz Hubicki: O Wincentym Koffskim i jego traktacie. In: Kwartalnik Historii Nauki i Techniki () H. , S. –; () H. , S. –; () H. , S. –. – R. Bugaj: W sprawie Koffskiego i jego traktatu. In: ebd. () H. , S. –; () H. , S. f. – Herwig Buntz: Die europäische Alchimie vom . bis zum . Jh. In: Alchimia. Ideologie und Technologie. Hg. v. Emil E. Ploss. München , S. –, hier S. f. – Rafał T. Prinke/Irena Paweska: ˛ Wincenty Koffski, ‹Korze´n Tynktury›. In: Pismo LiterackoArtystyczne () H. /, S. –. – R. T. Prinke: Traktat o Pierwszej Materii Wincentego
Coesfelder Rechtsbuch Koffskiego na tle europejskiej tradycji alchemicznej. In: ebd., S. –. – R. Bugaj: Jeszcze o Wincentym Koffskim i jego traktacie. In: ebd. () H. , S. –. – R. T. Prinke: Sporu o brata Wincentego ciag ˛ dalszy. In: ebd., H. /, S. –. – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA. Baden-Baden , S. –. – R. T. Prinke: ‹Antemurale Alchimiae›. Patrons, Readers, and Practitioners of Alchemy in the Polish-Lithuanian Commonwealth. In: Early Science and Medicine () S. –. MM Würzburger deutsch-lateinisches Gesundheitsregimen. – Diätetisches Textfragment, zweite Hälfte . Jh. Das nach seinem Aufbewahrungsort benannte Regimen könnte in Österreich verfasst worden sein. Darauf lässt der Einsatz «steyrische[r] fele» schließen, ohne dass anhand der bairischen Schriftsprache hierin Sicherheit zu erlangen wäre. Auf den Autor gibt es keine Hinweise. Er hat offensichtlich für einen hochstehenden Kleriker gearbeitet, den er mit «Vestra Dignitas» apostrophiert und dem er zudem ein Pestregimen in Aussicht stellt. Ziel des «regimen sanitatis vere conseruatiuum ac preseruatiuum» sind Aufrechterhaltung der körperlichen Gesundheit und die Langlebigkeit des Patienten. Der Text ist nach den «sex res non naturales» gegliedert. Sein Urheber war mit den Gesundheitsregeln des → Secretum secretorum, → Avicennas Kanon der Medizin, dem Regimen sanitatis Salernitanum und der Pestliteratur im Allgemeinen vertraut. Die theoretischen Grundlagen der diätetischen Regeln werden gemeinhin lat. dargeboten, während die eher praktischen Hinweise in der Volkssprache gegeben werden. Die Namen der jeweiligen Arzneistoffe führt der Verfasser in beiden Sprachen an, wobei er die lat. Terminologie besser beherrscht als die landessprachige. Mitunter begegnet auch eine dt.-lat. Mischsprache, die der dt. Syntax folgt und in ihrer Charakteristik der Sprache des → Innsbrucker Arzneibuchs aus dem frühen . Jh. durchaus vergleichbar ist. Da das Regimen auf großen, einseitig beschrifteten Folioblättern überkommen ist, könnte es zur Präsentation als Wandtafeln bestimmt gewesen sein. Ein solcher Gebrauchskontext eines Gesundheitsregimen wäre bemerkenswert und ist in der fachliterarischen Tradition ohne weiteres bekanntes Beispiel.
. Hälfte . Jh. Ü: Würzburg, UB, M. p. med. f. , einseitig beschriebene Bll. (Perg., bair., zweite Hälfte . Jh.). L Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Bernhard Schnell: Würzburg und die dt. Sachlit. im SpätMA. In: Würzburg, der Große Löwenhof und die dt. Lit. des SpätMA. Hg. v. Horst Brunner (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , –, hier S. . – Klaus Wolf: Hof – Univ. – Laien. Literatur- und sprachgeschichtliche Unters. zum dt. Schrifttum der Wiener Schule des SpätMA (Wissenslit. im MA). Wiesbaden , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Coesfelder Rechtsbuch. – Femerechtsbuch für den Gerichtsgebrauch in Coesfeld oder der Freigrafschaft Merfeld, Mitte/zweite Hälfte . Jh. Bei den Femerechtsbüchern (→ Rechtsbücher, Weistümer und Reformationen der Feme) handelt es sich um juristische Formelsammlungen, die als textliche Grundlage für die Rechtsprechung in westfälischen Fem- oder Freigerichten dienten. Das C. R. dürfte direkt im münsterländischen Coesfeld entstanden sein, womöglich aber nicht für die Rechtsausübung in der Stadt selbst, sondern für die nah gelegene Bauerschaft Flanschen in der Grafschaft Merfeld. Den dortigen Freistuhl hatte Coesfeld erworben, vermutlich um Konkurrenzfähigkeit mit dem bischö ichen Gericht in Münster zu demonstrieren. Der Text setzt sich zusammen aus den beschlossenen femerechtlichen Verordnungen der Arnsberger Reformation sowie aus Formeln zur Regelung des Freidings, der Schöffenmachung, zum Schöffeneid und zu den Prozessverfahren. Die Formeln entsprechen im Großen und Ganzen den entsprechenden Abschnitten des Wigandschen Rechtsbuchs und des Großen Rechtsbuchs, enthalten aber auch originäre Zusätze, die unikal vom C. F. tradiert werden. Ü: Coesfeld, Stadtarch., Buch Nr. (olim IN. , N ) Bll. (Perg., . Jh. [nach ?], nd.); Umschlagbeschriftung: «Dit is een bouk vanden heymeliken rechte. des en mach ofte en moit nemant lesen. he en sy een vrischepene des hilgen romeschen rikes». A: Carl Wilhelm Grote: Beitr. zur Gesch. der Vehmgerichte. In: Hist.-geographisch
. Hälfte . Jh. statististisch-literarisches Jb. für Westfalen und den Niederrhein () S. –, hier S. –. L: Peter Johanek, VL () Sp . – Heinrich Duncker: Krit. Besprechung der wichtigsten Quellen zur Gesch. der westfälischen Femgerichte. In: Zs. für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –, hier S. . – Theodor Lindner: Die Veme. Münster/Paderborn , S. , f. – Inventare der nichtstaatlichen Archive der Provinz Westfalen (Veröff. der Hist. Kommission für Westfalen Reihe ). Bd. : Regierungsbezirk Münster. H. : Kreis Coesfeld. Münster /, S. . – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Köln u. a. , Bd. : Beschreibung der Rechtsbücher., S. ; Bd. : Beschreibung der Hss., S. f. (Nr. ). – Volker Honeman/Friedel Helga Roolfs: Volkssprachige Lit. des MA aus Münster und dem Münsterland. In: Plattdt. macht Gesch. Nd. Schriftlichkeit in Münster und im Münsterland im Wandel der Jh. Hg. v. Robert Peters/F. H. Roolfs. Münster , S. –, hier S. . VZ Hord, Jobst (auch: Joß H.). – Verfasser von Almanachen, zweite Hälfte . Jh. H. war Augsburger Bürger und möglicherweise Magister, da er in seinen Werken wiederholt als Meister bezeichnet wird. Die Forschung hat in ihm vereinzelt auch einen Stadtarzt von Augsburg vermutet. H. werden dt. Almanache zugeschrieben, die als Einblattdrucke in Augsburg veröffentlicht wurden. Als sicher von H. stammend gelten acht Almanache auf die Jahre , , (), , , und . Darin wird jeweils H.s Name genannt, was diese Drucke von den oft anonymen Werken anderer Almanachautoren unterscheidet. In sechs weiteren Almanachen auf die Jahre (), , , und erscheint H. nicht namentlich. Die Drucke weisen jedoch textliche Parallelen zu den gesicherten Almanachen auf und werden H. daher ebenfalls zugeodnet. H.s Almanache bieten die für ihre Zeit üblichen Angaben wie Feiertagstermine, Mondphasen und Aderlasskalender. Die Drucke sind meist schlicht gestaltet und verzichten weitgehend auf aufwändige Illustrationen. In den Almanachen ab erscheinen einzelne Finsternisscheiben, während der Druck für zwei farbige Holzschnitte aufweist. Am deutlichsten sticht aus den erhaltenen Drucken
Hord der Almanach auf hervor, der eine reich illustrierte Winkelleiste mit Tierkreisbildern und religiösen Motiven besitzt. D: Drucke im GW. – Verz.: GW (online). – Als früheste H.-Almanache gelten zwei bei Johann Bämler in Augsburg hergestellte Drucke auf das Jahr (GW , GW ). – Sicher H. zugeschriebene Drucke: [Augsburg: Johann Bämler, um ] (GW ). – [Ebd., um ] (GW ). – [Ebd., um ] (GW ). – [Augsburg: Anton → Sorg, um ] (GW ). – [Ebd., um ] (GW ). – Augsburg: Johann Blaubirer, [um ] (GW ). – [Ebd.: Anton Sorg, um ] (GW ). – [Ebd.: Johann Bämler, um ] (GW ). A: Online-Faks. von GW und GW : GW (online). – Weitere Digitalisate im GW (s. Drucke). L: Wolfram Schmitt, VL () Sp. f. – Karl Sudhoff: Lasstafelkunst in Drucken des . Jh. In: Arch. für Gesch. der Medizin () S. –. – Victor Scholderer: An Almanac for the Year . In: The Library Ser. , (/) S. –. – Helmut H. Schmid: Augsburger Einzelformschnitt und Buchillustration im . Jh. In: Arch. für Gesch. des Buchwesens () S. –. – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. Stuttgart , S. , –, –, . – Falk Eisermann: Ein Augsburger Almanach auf das Jahr . In: Gutenberg Jb. () S. –. MM Niklas von Wyle, * um Bremgarten (Aargau), † Stuttgart. – Ein ussreicher Lehrer, Schriftsteller und Übersetzer humanistischer Autoren. Nach seinem Studium in Wien hatte N. v. W. im Laufe seines Lebens das Amt eines Lehrers an der Schule des Großmünsters in Zürich, das Schreiberamt in Radolfzell (), des Ratsschreibers in Nürnberg (), des Stadtschreibers in Esslingen (), des Leiters der Esslinger Kanzlei, das Amt eines Konstanzer bischö ichen Kommissars und des Kanzlers in der Hofverwaltung der Grafen von Württemberg zu Stuttgart () inne. N. v. W. knüpfte und unterhielt – durch seine umfangreiche Korrespondenz wie durch rege Reisetätigkeit – ein weit gespanntes Netz von Kontakten und Freundschaften, das ihn mit Auftraggebern, Schülern, Gönnern und Förderern im gan
Niklas von Wyle zen Südwesten verband. Seine Beziehungen reichten bis in die führenden Adelskreise wie dem um die Pfalzgrä n Mechthild in Rottenburg und dem der Markgrafen von Baden. Einen besonderen Rang nimmt seine Beziehung zu Aeneas Silvius → Piccolomini, dem späteren Papst Pius II., ein, den N. v. W. als stilistisches Vorbild verehrte und mit dem er zwischen und korrespondierte. N. v. W. hat dem humanistischen Literatur- und Bildungsinteresse seiner Zeit und Region vor allem durch seine Übersetzungen, die mit lebhaftem Interesse aufgenommen wurden, eine Grundlage geschaffen. Seine Übersetzungsmethode der imitativen Wörtlichkeit, also der «möglichst unmittelbaren Nachprägung der Stilqualitäten der lat. Muster» (Worstbrock), die zum Ziel hatte, die stilistische Mustergültigkeit der lat. Schriftsprache beizubehalten, wurde von vielen seiner Schüler aufgegriffen. Auch im Bereich der Kanzleisprachlichkeit ist N. v. W. durch die Translatzen, Musterbriefe und andere Muster vorbildlicher kanzleisprachlicher Schriftlichkeit anhaltend ein ussreich gewesen. Die Translatzen, die erstmals im Verbund gedruckt wurden, sind eine Sammlung von Einzeltexten, die so unterschiedlichen literarischen Formen wie Rede, Novelle, Brief und Dialog zugehören. Gerade darin dokumentiert sich ihr humanistischer Charakter. Den Translatzen sind Widmungsbriefe zugeordnet. Worstbrock spricht in Hinsicht auf die Zusammenstellung der Translatzen davon, dass diese keiner besonderen Konzeption folge, aber ein literarisches und stilistisches Programm summiere (Worstbrock , Sp. ). Die meisten Translatzen entstammen dem italienischen Renaissancehumanismus und sind in der deutschsprachigen Überlieferung auch außerhalb des Translatzen-Verbundes verbreitet. Besonderen Ein uss hatte die erste Translatze, die novellistische Erzählung von der leidenschaftlichen Ehebruchsliebe zwischen dem jungen adlige Eurialus, der als Gefolgsmann Kaiser Sigismunds mit diesem nach Siena kommt, und der schönen Lucretia, die mit einem angesehenen Bürger der Stadt verheiratet ist. Nach einer kurzen Zeit heftiger, aber auch ernüchternder Liebesbegegnungen, die stets unter dem Zeichen von Angst vor Entdeckung und Ehrverlust stehen, kommt es zur Trennung und zum elenden Tod Lucretias. Vermutlich greift die Novelle eine Begebenheit aus dem Jahre auf, in die Kaspar Schlick verwickelt war.
. Hälfte . Jh. Sie wurde sowohl in der lat. Fassung wie auch in der dt. Übersetzung begierig gelesen und vielfach überliefert. Verzeichnis der einzelnen Translatzen: . Aeneas Silvius Piccolomini, De duobus amantibus: Handschriften; Drucke (. und . Jh.) . Boccaccio, Decamerone IV : vollständige Hss.; Drucke . Aeneas Silvius Piccolomini, De remedio amoris/ Rat wider die Buhlschaft: vollst. Hss.; Drucke . Poggio Bracciolini, Brief an Cosimo de’ Medici (). Die Handschrift, die Worstbrock angibt (München, UB, ° cod. , v–r; . Jh.), überliefert den lat. Text. . Poggio Bracciolini, Disceptatio convivalis I/ob ain wirt gest ladende danck sagen sölt: vollst. Hs.; Druck . Poggio Bracciolini, An seni sit uxor ducenda/ob ainem alten man zim vnd gebürr ain eewyb zenemen: Druck . Orationes ad Atheniensis/Die athenischen Räte: vollst. Hss.; Druck . Ps. Bernhard von Clairvaux, Epistola de cura domestica ad Raimundum militem/Lehre vom Haushaben: vollst. Hss.; Drucke . Felix → Hemmerli, Contra validos mendicantes/ Von den Lolharden und Begarden: Hss.; Druck . De studiis et litteris / Übersetzung von Aeneas Silvius Piccolominis Brief an Herzog → Siegmund von Tirol: vollst. Hs.; Druck . Poggio Bracciolini an Leonardo Bruni: Über die Verbrennung des Hieronymus von Prag: Hs., Drucke (des . Jh.) . Aeneas Silvius Piccolomini an Prokop von Rabstein (): Somnium de Fortuna/Traum über Fortuna: Drucke des . Jh. . Lukian, Asinus aus der lat. Übersetzung Poggio Bracciolinis: vollst. Hs. (Abschrift des Erstdrucks); Drucke . Buonaccorso da Montemagno, De nobilitate . → Petrarca, De remediis utriusque fortunae II (De infamia) und II (De uxoris amissione) . Lob der Frauen (enthält u. a. die Rede der Nicolosia Sanuda: Ad Ioannem Bessarionem cardinalem ut matronis ornamenta restituantur): Drucke des . Jh. . Poggio Bracciolini, Oratio ad summum ponticem Nicolaum V . Wie man aim yeden in sinem stande ain gebürlich überschrift setzen sölt (Teil einer Brie ehre): vollst. Hs.; Drucke des . Jh.
. Hälfte . Jh. Drucke (Gesamtausgabe der Translatzen): Esslingen: Konrad Fyner, . – Straßburg: Johann Prüß, . – Augsburg: Heinrich Steiner, . – Angaben nach ‹Handschriftencensus› und dem ‹Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus›. N. v. W. ist auch Autor einer Sammlung von Wort guren, den Colores rethoricales, von denen allerdings nur ein Teilstück zum Druck gelangt. Der Aufbau der Colores ist folgender: Der De nition einer Wort gur folgen Kurzbeispiele, daran schließen sich Musterbriefe an, in denen die vorangehende Wort gur an einer oder mehreren Stellen Verwendung ndet. Die Colores belegen Worstbrock zufolge «die enge Ver echtung von ‹literarischer› Übersetzung und Lehre der Kanzleischriftlichkeit». A: Aeneas Silvius Piccolomini (Pius II) and N. v. W.: The Tale of two Lovers / Eurialus and Lucretia. Ed. with introduction, notes and glossary by Eric John Morall (Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ). Amsterdam . – Brigitte Derendorf: Der Magdeburger Prosa-Äsop. Eine mnd. Bearb. von Heinrich Steinhöwels ‹Esopus› und N. v. W.s ‹Guiscard und Sigismunda›. Text und Unters. Köln u. a. . – Edition der . Translatze (S. –) und der . (S. –) in: Die Frühzeit des Humanismus und der Renaissance in Deutschland. Hg. v. Hans Rupprich. Leipzig . – Translationen von Niclas v. W. Hg. v. Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Ver. in Stuttgart ). Stuttgart (Nachdr. Hildesheim ). L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –; () Sp. . – Ders.: Die ‹Colores rethoricales› des N. v. W. In: Chloe, Beihefte zum Daphnis () S. –. – Ders.: N. v. W. In: Dt. Dichter der frühen Neuzeit (–). Hg. v. Stephan Füssel. Berlin , S. –. – Burghart Wachinger: ‹Eurialus und Lucretia›. Antike Muster bei der Verständigung über Frauen und Liebe in Latein und Volkssprache. In: Mediävistische Komparatistik. FS Franz Josef Worstbrock. Hg. v. Wolfgang Harms u. a. Stuttgart/Leipzig , S. –. – Eric John Morrall: Selbstmord und ‹amor illicitus› in der Übersetzungslit. von N. v. W., Arigo, Albrecht von Eyb und Johann Sieder: zu ‹Eurialus und Lucrecia›, ‹Guiscardo und Ghismonda› und ‹Amor und Psyche›. In: ZfdPh () S. –. – Frank Fürbeth: Die Vorreden in dem Translatzendruck ()
Niklas von Wyle des N. v. W.: Widmungen oder rhetorische Exempla? In: Chevaliers errants, demoiselles et l’Autre: hö sche und nachhö sche Lit. im europäischen MA. FS Xenja von Entzdorff. Hg. v. Trude Ehlert. Göppingen , S. –. – Vivien Hacker: Die Konstruktion der weiblichen Natur als Domestizierung der Frau. Zu Aspekten der Weiblichkeit bei Nicolosa Sanuda, N. v. W. und Albrecht von Eyb. In: Natur und Kultur in der dt. Lit. des MA. Colloquium Exeter . Hg. v. Alan Robertshaw/ Gerhard Wolf. Tübingen , S. –. – Christa Bertelsmeier-Kierst: Eine unbekannte Erstausg. von W.s ‹Guiscard und Sigismunda›. In: ZfdA () S. –. – V. Hacker: Frauenlob und Frauenschelte. Unters. zum Frauenbild des Humanismus am Beispiel der ‹Oratio ad Bessarionem› und der Translatze des N. v. W. Mit krit. Textedition, Quellenvergleich und Interpretation. Frankfurt/M. . – Friederike Voß: ‹Zu höchstgelerter mannen rät und lere›. Der Geist des Humanismus, N. v. W., Heinrich Steinhöwel und Konrad Fyner. In: Literarische Spuren in Esslingen. Hg. v. Irene Ferchl/Ute Harbusch/Thomas Scheufelen. Esslingen , S. –. – Hb. Gelehrtenkultur der Frühen Neuzeit. Bd. : Bio-Bibliographisches Repertorium. Hg. v. Herbert Jaumann. Berlin . – John L. Flood: Parallel lives: Heinrich Steinhöwel, Albrecht von Eyb, and N. v. W. In: The Camden House history of German literature () S. –. – Katharina Philipowski: Prosaisches Begehren: ‹Eurialus und Lucretia› im Kontext des frühhumanistischen Frauen-, Ehe- und Affektdiskurses. In: Eulenspiegel trifft Melusine. Hg. v. Catherine Drittenbas/André Schnyder (Chloe, Beiheft zum Daphnis). Amsterdam/New York , S. –. – Rolf Schwenk: Ergänzungen zu einer Biogr. des Frühhumanisten N. v. W., Stadtschreiber von Esslingen († . April ). In: Esslinger Stud. (/) S. –. – Michael Dallapiazza: Ehe- und Frauendiskurse in der neuzeitlichen Übersetzungsliteratur. Der Fall N. v. W. In: Die Bedeutung der Rezeptionslit. für Bildung und Kultur der Frühen Neuzeit (–). Hg. v. Alfred Noe/Hans-Gert Roloff. Bern u. a. , S. –. – K. Philipowski: Zügellosigkeit und Kontrollverlust. Zum frühhumanistischen Emotionsdiskurs am Beispiel von Piccolominis «Eurialus und Lucretia». In: Emotionen in MA und Renaissance. Hg. v. Christoph Kann. Düsseldorf , S. –. KP
Georg von Ungarn Christan, Michael (de Constantia, von Constentz), * Konstanz (?). – Frühumanistischer Übersetzer und Herausgeber, zweite Hälfte . Jh. C., der in brie ichen und urkundlichen Zeugnissen von bis nachgewiesen ist, bezeichnet sich selbst als Capellanus in Bernrein (Thurgau). ist er als Capellanus mit Bepfründung am Konstanzer Dom bezeugt. Als Repräsentant des schwäbischen Frühhumanismus (→ Albrecht von Bonstetten, → Niklas von Wyle) war C. in Konstanz einer der frühesten Förderer humanistischen Gedankenguts. Seine Vorliebe für das Œuvre des Aeneas Silvius → Piccolomini (Pius II.) wird man auch dem Ein uss Wyles zuschreiben dürfen, mit dem C. offenbar in freundschaftlichem Austausch stand. C. übersetzte von Piccolominis Schriften die Epistola ad Mahumetem sowie dessen kurzen Brief an Giovanni Peregallo und besorgte die erste Einzelausgabe von In Europam. Zudem übersetzte er den Traktat De contemptu mundi des Konstanzer Bischofs → Otto von Sonnenberg. Bei der Übersetzung des Sultansbriefs handelt es sich nicht um die Erstfassung. Wie aus der Vorrede hervorgeht, ist die Epistola erstmals auf Initiative des Konstanzer Domdekans Johann Zeller und Herzog Eberhards im Bart von Württemberg übersetzt worden. Letzterem war diese erste Fassung auch gewidmet, deren Manuskript jedoch bei einem Augsburger Drucker verloren ging. Wohl auch um möglichen Plagiatoren zuvorzukommen, entschloss sich C. zu einer Neufassung. Bei seinen Übersetzungen beruft sich C. zwar auf Wyles Wort-für-Wort-Prinzip, doch achtet er in stärkerem Maße auf die morphologischen und syntaktischen Begebenheiten der Zielsprache ohne dabei die notwendige Präzision bei der Sinnübertragung vermissen zu lassen. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Epistola ad Mahumetem mit Widmungsadresse an → Johannes Werner von Zimmern [..]) r–v (Brief an Peregallo mit Adresse an Eberhard im Bart [..]) (Pap., aus Konstanz). – De contemptu mundi dt.: [Basel: Johann Amerbach, nicht nach ] (GW M). – In Europam-Ausgabe: Memmingen: Albrecht Kunne, o. J. [vor April ]. Mit Widmungsvorrede von Otto von Sonnenberg (GW M). – Zu Digitalisaten beider Drucke s. GW (online). – Stuttgart, LB, Cod. hist ° (Pap., , lat.), ein Autograph C.s, enthält nach einer Justinus-Abschrift auf v
. Hälfte . Jh. die Schreibernennung: «per Michaelem Cristan de Constantia Capellanum in Bernrain». L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. f.; () Sp. . – Paul Joachimsohn: Frühhumanismus in Schwaben. In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgesch. NF () S. –, –, hier , , –. – Eric John Morall: Der Islam und Muhammad im späten MA. Beobachtungen zu Michel Velsers Mandeville-Übersetzung und M. C.s Version der ‹Epistola Mahumetem› des Papstes Pius II. In: Geschichtsbewußtsein in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Christoph Gerhardt u. a. (Publ. of the Institute of Germanic Studies ). Tübingen , S. –. – Paul Weinig: Aeneam suscipite, pium recipite. Aeneas Silvius Piccolomini. Stud. zur Rezeption eines humanistischen Schriftstellers im Deutschland des . Jh. (Gratia ). Wiesbaden , S. f. – Harald Müller: Habit und Habitus. Mönche und Humanisten im Dialog (SpätMA und Reformation Neue Reihe ). Tübingen , S. , . – Romy Günthart: Deutschsprachige Lit. im frühen Basler Buchdruck (ca. –) (Stud. und Texte zum MA und zur frühen Neuzeit ). Münster , Reg. (unter Otto von Sonneberg). VZ Georg von Ungarn (auch: Jörg v. U., Georgius de Hungaria, der Ungenannte Mühl[en]bacher, Captivus Septemcastrensis, Siebenbürger Anonymus) OP, * um / wahrscheinlich Romos/ Rumänien, † .. Rom. – Verfasser einer Abhandlung über die Türken. G.s Identität und Biographie sind bis heute nicht vollständig erschlossen. Hauptquelle bleibt sein Werk, dessen Wahrheitsgehalt nur teilweise überprüfbar ist. G. stammte wohl aus Siebenbürgen, lebte seit in Mühlbach (heute Sebes in Rumänien) und besuchte bei den dortigen Dominikanern die Schule. Als die Stadt von Sultan Murad II. erobert wurde, geriet G. in osmanische Gefangenschaft und wurde schließlich als Sklave verkauft. Er lebte in Edirne, Bergama und Bursa, u. a. mit einem Bauern als Herrn. G. unternahm mehrere Fluchtversuche, die jedoch scheiterten. Sein Aufenthaltsort zwischen und ist unbekannt. Während der folgenden Jahre war er Sklave eines Grundbesitzers, wahrscheinlich in der Gegend von Bursa. Aufgrund eines mit diesem Herrn
. Hälfte . Jh. geschlossenen Vertrags erlangte G. die Freiheit zurück. Danach hielt er sich wohl auf der Insel Chios auf und wurde Dominikaner. Seit etwa / lebte er in Rom. Die Forschung vermutet G.s Identität mit einem Dominikaner namens Georgius de Ungaria, der im römischen Dominikanerkonvent Santa Maria sopra Minerva starb und in der Konventskirche neben Fra Angelico beigesetzt wurde. Es handelt sich wahrscheinlich um jenen Dominikaner Georgius Alemanus, der mit den gleichen Todesumständen im Liber notarum des päpstlichen Zeremonienmeisters Johannes Burckard erwähnt ist. Seine Herkunft wird dort allerdings in Kärnten oder der Steiermark vermutet. G. verfasste eine lat. Schrift über die Osmanen und seine Zeit als Sklave. Der Tractatus de moribus, condicionibus et nequicia Turcorum beginnt mit einer Vorrede über die Intention des Werks und einem Prolog, in dem G. die Umstände seiner Gefangennahme schildert. Die eigentliche Abhandlung umfasst Kapitel, die von der Forschung in fünf Hauptabschnitte geteilt werden. G. beschreibt zunächst Aufstieg und Expansion der Osmanen, im zweiten Hauptteil positiv erscheinende Eigenschaften der Osmanen. Im nächsten Abschnitt versucht G., diese Wesensarten als teu isch zu entlarven. Im vierten Abschnitt skizziert er weitere negative Charakteristika der Osmanen, denen er im fünften Teil die Qualitäten des Christentums entgegensetzt. Im Epilog geht G. auf die Zeit bei seinem letzten Herrn ein. Der Tractatus schließt mit zwei türkischen Gedichten, die G. in europäischer Transkription und mit lat. Übersetzung wiedergibt. Die Abfassung des Tractatus wird zwischen August und Mai vermutet. G. bezieht sich nämlich auf die osmanische Eroberung Otrantos am .. und den erst am .. gestorbenen Sultan Mehmed II. G.s Werk entfaltet sich vor dem Hintergrund zeittypischer Endzeiterwartungen, wie sie durch die osmanische Expansion befeuert wurden. Im gleichen Zusammenhang ist auch G.s kritische Sicht auf den Zustand der christlichen Kirche zu sehen. Vor dieser Folie behandelt er ausführlich die islamische Religion mit ihren Praktiken. Neben Beschreibungen osmanischer Sitten und Gebräuche nehmen theologische Erörterungen im Tractatus daher breiten Raum ein. G.s Schrift drückt dabei ebenso Faszination wie Abstoßung aus: Der Verfasser schreibt den Osmanen positive Eigenschaften wie Frömmigkeit und Sauberkeit zu, stellt sie an anderen Stellen aber drastisch als
Georg von Ungarn Drachen der Apokalypse dar. Dabei beruft er sich auf Joachim von Fiore und verwendet zahlreiche biblischen Bezüge, vor allem aus der Offenbarung. G.s Tractatus ist primär in Drucken überliefert. Die sieben bekannten Handschriften enthalten nur Abschriften gedruckter Fassungen. Die ersten Drucke erschienen um , also noch zur G.s Lebzeiten und bald nach der vermuteten Abfassung des Werks. Besondere Bedeutung erlangte der Tractatus ab : Martin Luther gab eine lat. Ausgabe der Schrift heraus, zu der er auch eine Vorrede verfasste. Darin würdigte er die inhaltlichen Qualitäten des Werks, dem er antipäpstliche Tendenzen zuschrieb. Weiterhin wurden ab dt. Fassungen des Tractatus gedruckt. Die Forschung unterscheidet zwei dt. Bearbeitungen des Werks, auf denen jeweils weitere Drucke beruhten. Die erste Übersetzung erschien im Januar bei Christian Egenolph d. Ä. in Straßburg als Saracenisch Türckisch vnd Mahometisch Glaub Gesatz Chronic Gotsdienst Ceremonien [...]. Der Text fußt auf einem lat. Kölner Druck von und weist vor allem in den theologischen Abschnitten umfassende Kürzungen auf. Die zweite dt. Bearbeitung stammt von Sebastian Franck und erschien ab in insgesamt sechs Ausgaben als Cronica Abconterfayung vnd entwerffung der Türckey. Grundlage war wahrscheinlich die Luther-Ausgabe von . Die Forschung vermutet bei Franck außerdem Kenntnis der Straßburger Übersetzung. Auch in der Bearbeitung Francks fehlen die theologischen Abschnitte. Der Druck ist jedoch insgesamt umfangreicher als die erste dt. Ausgabe, da Franck den Text u. a. um Angaben zur türkischen Geschichte bis erweiterte. Eine Rezeption des Tractatus ist bald nach dem Erstdruck nachweisbar. Zahlreiche Übernahmen aus G.s Werk nden sich in der Geschichte von der Türkei (auch Tractat von den Türck, um ) des → Jörg von Nürnberg sowie in De captiuis christianis (). Die Schrift oss außerdem in Luthers Heerpredigt wider den Türken () und in Francks Weltbuch () ein. Der Tractatus galt bis in die Frühe Neuzeit als wichtige Beschreibung der osmanischen Welt. Aus heutiger Sicht ist G.s Schrift ein ebenso kenntnisreiches wie zwiespältiges Werk. Es vermittelt einerseits eine Vielzahl religiöser, politischer und kultureller Details, bezeugt zugleich aber islamkritische und milleniaristische Tendenzen. Ü: Der lat. Text ist in sieben Hss. erhalten, die jedoch allesamt Drucke als Vorlagen benutzten. – Verzeichnis bei Thomas Kaeppeli:
Georg von Ungarn Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi II. Rom , f. – Klockow (s. Ausg.). Früheste Hss.: Rom, Biblioteca Vaticana, Pal. lat. , r–v (um /). – Stuttgart, LB, HB V a, Bll. (um /). D: Mehr als Drucke in lat. und dt. Sprache. Lat. Drucke erschienen ab ca. , dt. Drucke ab . – Vgl. GW –, Sp. a; VD G –, E , K , S , ZV , darunter G – als lat. Drucke. – Frühester bekannter Druck: [Rom: Georg Herolt, um ] (GW ). – Als erster dt. Druck gilt: Straßburg: Christian Egenolph d. Ä., (VD G ). – Die Bearb. von Sebastian Franck ndet sich in den dt. Drucken aus Nürnberg und Augsburg (VD G bis , ). A: Chronica unnd Beschreibung der Türckey. Unveränderter Nachdr. der Ausg. Nürnberg sowie fünf weiterer ‹Türkendrucke› des . und . Jh. Hg. v. Carl Göllner. Köln u. a. . – Tractatus de moribus, condicionibus et nequicia Turcorum. Traktat über die Sitten, die Lebensverhältnisse und die Arglist der Türken. Hg. v. Reinhard Klockow. Köln u. a. . – Tractatus de moribus, condictionibus et nequicia Turcorum. Hg. v. Rolf Brotschi. Waiblingen . – Sebastian Franck: Sämtliche Werke. Bd. : Frühe Schriften. Hg. v. Hans-Gert Roloff. Bern u. a. , S. –. – Online-Faks. von GW : http://daten.digitale-sammlungen.de/. – OnlineFaks. von VD G : http://histbest.ub.unileipzig.de/. Ü: Klockow (s. Ausg.). – Brotschi (s. Ausg.). – Des Turcs. Traite sur les Moeurs, les Costumes et la Per die des Turcs. Hg. v. Joel Schnapp. Toulouse . L: Peter Johanek, VL () Sp. –. – Claus-Peter Haase, LexMA () Sp. . – Karl Foy: Die ältesten osmanischen Transscriptionstexte in gothischen Lettern. In: Mitt. des Seminars für Orientalische Sprachen zu Berlin (Abt. ) () S. –; () S. –. – Florio Ban : Fra Giorgio di Settecastelli O. P., detto Georgius de Hungaria. In: Memorie Domenicae () S. –, –. – Carl Göllner: Der ‹Tractatus de ritu et moribus Turcorum› des Ungenannten Mühlbächers. In: Dt. Forschung im Südosten () S. –. – Bernhard Capesius: Sebastian Francks Verdeutschung des ‹Tractatus de ritu et moribus Turcorum›. In: ebd. () S. –. – C. Göllner:
. Hälfte . Jh. Die Au agen des ‹Tractatus de ritu et moribus Turcorum›. In: ebd., S. –. – Julian Palmer: Fr. Georgius de Hungaria, O.P., and the ‹Tractatus de moribus condicionibus et nequicia turcorum›. In: Bulletin of the John Rylands Library (/) S. –. – B. Capesius: Der ungenannte Mühlbächer. In: Sie förderten den Lauf der Dinge. Dt. Humanisten auf dem Boden Siebenbürgens. Hg. v. dems. Bukarest , S. –. – Theobald Streitfeld: Wer war der Autor des ‹Tractatus de ritu et moribus Turcorum›? In: Forschungen zur Volksund Landeskunde () S. –. – C. Göllner: Zum ‹Tractatus› des Ungenannten Mühlbächers. In: ebd. () S. –. – Heribert Busse: Der Islam und seine Rolle in der Heilsgeschichte in G. v. U.s Türkentraktat. In: Scholia. Beitr. zur Turkologie und Zentralasienkunde. FS Annemarie von Gabain. Hg. v. Klaus Röhrborn. Wiesbaden , S. –. – R. Klockow: Die Erstausg. des ‹Tractatus de moribus, condicionibus et nequitia Turcorum› des G. v. U. Prolegomena zu einer krit. Ausg. Karl Stackmann zum . Geburtstag. In: Südost-Forschungen () S. –. – Ders.: Theologie contra Erfahrung. Die Argumentationsstruktur des ‹Tractatus de moribus, condicionibus et nequitia Turcorum› des G. v. U. In: Zs. für Balkanologie () S. –. – Stephen C. Williams: ‹Türkenchron.› Ausdeutende Übersetzung G.s v. U. ‹Tractatus de moribus, condictionibus et nequicia Turcorum› in der Verdeutschung Sebastian Francks. In: Reisen und Welterfahrung. Vorträge des XI. Anglo-Dt. Colloquiums, .–. September , Univ. Liverpool. Hg. v. Dietrich Huschenbett/John Margetts. Würzburg , S. –. – Klockow (s. Ausg.; mit weiterer Lit.). – Almut Höfert: Vom Antichrist zum Menschen. Der Wandel des westeuropäischen Türkenbildes in der frühen Neuzeit anhand des ‹Traktats über die Sitten, die Lebensverhältnisse und die Arglist der Türken› des G. v. U. In: Spagat mit Kopftuch. Essays zur Dt.-Türkischen Sommerakad. der Körber-Stiftung. Hg. v. Jürgen Reulecke. Hamburg , S. –. – Matthias Thumser: Türkenfrage und öffentliche Meinung. Zeitgenössische Zeugnisse nach dem Fall von Konstantinopel (). In: Europa und die osmanische Expansion im ausgehenden MA. Hg. v. Franz-Reiner Erkens. Berlin , S. –. – Anton Schwob: Toleranz im Türkentraktat des G. v. U. Eine Infragestellung. In: ‹swer sinen vriunt behaltet, daz ist
. Hälfte . Jh. lobelich›. FS András Vizkelety. Hg. v. Márta Nagy/László Jónácsik. Budapest , S. –. – R. Klockow: Georgius de Hungaria alias Georgius Alemanus. Neues zur Biogr. des Verfassers des ‹Tractatus de moribus, condictionibus et nequicia Turcorum› anlässlich seines . Todestages am . Juli . In: Südost-Forschungen / (/ ) S. –. – Albrecht Classen: The World of the Turks Described by an Eye-Witness. Georgius de Hungaria’s Dialectical Discourse on the Foreign World of the Ottoman Empire. In: Journal of Early Modern History () S. –. – Johannes Ehmann: Luther, Türken und Islam. Eine Unters. zum Türken- und Islambild Martin Luthers (–). Gütersloh , S. –. – Thomas Kaufmann: ‹Türckenbüchlein›. Zur christlichen Wahrnehmung ‹türkischer Religion› in SpätMA und Reformation. Göttingen , passim. – A. Höfert: ‹Turcica›. Annäherung an eine Gesamtbetrachtung repräsentativer Reiseber. über das Osmanische Reich bis . In: Text und Bild in Reiseber. des . Jh. Westliche Zeugnisse über Amerika und das Osmanische Reich. Hg. v. Ulrike Ilg. Venedig , S. –. – Juliane Schiel: Mongolensturm und Fall Konstantinopels. Dominikanische Erzählungen im diachronen Vergleich. Berlin , S. –. MM Stechhelm. – Rüstungstechnischer Kurztraktat, zweite Hälfte . Jh. Der zweiteilige illustrierte Traktat ist an Harnischmacher (Plattner) adressiert. Der erste Teil behandelt die Herstellung eines «stech helm» (ein froschmäuliger Turnierhelm [auch Krötenkopfhelm]) «auß der geometry». Es wird vorgeführt, wie die einzelnen passgenauen Stahlplatten zu berechnen sind. Die Abbildung eines mit einem quadratischen Raster hinterlegten Helmes unterstützt den Text. Der zweite Traktatteil ist ähnlich aufgebaut. Hier geht es um die Fertigung eines Schildes, dessen Kontur geometrisch anhand zweier Quadrate und eines Halbkreises ermittelt wird. Die rüstungstechnischen Berechnungen werden als Anhang zur zweiten Au age der bautechnischen Geometria dt. (um ) des Matthäus → Roritzer († um ) überliefert. In welcher Beziehung Haupteil und Anhang der Ausgabe zu einander stehen, ist nicht hinreichend geklärt. Vordergründig richten sie sich an unterschiedliche Handwerksgruppen, der rüstungstechnische Teil könnte jedoch als vertiefendes Rechenexempel aufgefasst
Stechhelm werden. Und so ist es zumindest nicht auszuschließen, dass Roritzer selbst die beiden Berechnungen noch persönlich konzipiert oder veranlasst hat. Ü: Als Anhang in der zweiten Au age der Geometria dt. des Matthäus Roritzer. Nürnberg: Peter Wagner, o. J. [um ] v–r (GW M; zu zwei digitalisierten Exemplaren s. GW online). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Matthäus Roriczer. Das Büchlein von der Fialen Gerechtigkeit. Faks. der Originalausg. Regensburg . Die Geometria dt. Faks. der Originalausg. Regensburg um /. Mit einem Nachwort und Textübertragung hg. v. Ferdinand Geldner. Wiesbaden (Neudr. Hürtgenwald ) S. , . – Wolfgang Strohmayer: Das Lehrwerk des Matthäus Roriczer. Hürtgenwald , S. –. VZ Adam von Rottweil (auch: Adamo de Rodvila, Adam Burchard). – Drucker. A.s Lebensumstände sind nur in Umrissen bekannt. Seine überlieferte Bezeichnung als «Adam lius Burchardi de Rottwil» verweist auf A.s Herkunft aus Rottweil. Später lebte er als Drucker in Italien: Er war – in Venedig und anschließend bis in Aquila tätig. Danach kehrte er nach Venedig zurück, wo er bis für Erhard Ratdolt arbeitete. Während seiner Zeit als Drucker kooperierte A. verschiedentlich auch mit Andreas Corvus de Corona. Zu den in Venedig von A. gedruckten Werken zählen die Expositio evangeliorum dominicalium et festivalium () des Albertus de Padua, die Carmina () des Georgius Sisgoreus, ein Vocabularius italico-teutonicus (), die Quaestiones mercuriales super regulis iuris () des Johannes → Andreae, De aqua vitae simplici et composita (um /) des → Arnald von Villanova, Secreta mulierum et virorum () von → Albertus Magnus, Theorica planetarum () von Gerardus de Sabloneto, ein lat. Prognostikon (/) des Paulus de Middelburgo sowie ein Breviarium Romanum (). In Aquila druckte A. u. a. die Chronica () des → Isidor von Sevilla, Plutarchs Vitae parallelae in italienischer Sprache () sowie mehrere Werke von Jacopo da Bagno: Il Settenario (), De censuris et poenis ecclesiasticis (um ) und Trattato dell’immacolata concezione della Vergine Maria (um ). Ebenfalls in Aquila
Adam von Rottweil druckte A. die Grammatica latina () des Johannes Sulpitius Verulanus und De bello Italico adversus Gothos gesto (um ) von Leonardo Bruni. Von besonderem Interesse ist das dt.-italienische Sprachbuch Vocabularius italico-teutonicus (auch bekannt als Introito e porta), das A. druckte. Das Werk enthält mehr als Lemmata in Sachgruppen und zwei Büchern. Die dt. Abschnitte des Vocabularius gelten als bairisch, die italienischen Teile als venezianisch gefärbt. Die Forschung hat zudem Parallelen zwischen A.s Druck und dem Liber in volgaro () des → Georg von Nürnberg herausgearbeitet, einem früheren dt.italienischen Sprachbuch. So weist der Vocabularius textliche Übereinstimmungen mit einer handschriftlichen Fassung des Liber in volgaro von auf. Eine mit dieser Fassung verwandte, venezianische Handschrift ist als Vorlage des Drucks erwogen worden. Allerdings ist eine solche Handschrift nicht überliefert. Insgesamt ist der Vocabularius gegenüber dem Liber in volgaro stark gekürzt, etwa in der Anzahl der Beispiele. Bis heute ist ungeklärt, ob A. das Werk nur druckte oder auch selbst bearbeitete. Der Vocabularius erfuhr – mindestens zehn Drucke, die aber nicht alle erhalten sind. Nur der Erstdruck stammt von A. Die auch als Solenissimo vochabuolista bekannten Nachdrucke entstanden in Bologna, Wien, Rom und Venedig. Alle Fassungen enthalten jeweils rund Lemmata in parallel gedruckten Spalten. Die kleinformatigen Drucke waren für den täglichen Gebrauch gestaltet und z. B. für Handwerker und Frauen gedacht, standen also nicht in einem gelehrten Kontext. Die Rezeption des ein ussreichen Werks reichte bis ins . Jh. A des Vocabularius italico-teutonicus: Introito e porta. Vocabolario italiano-tedesco, ‹compiuto per Meistro Adamo de Roduila, adí augusto›. Hg. v. Alda Rossebastiano Bart. Turin (Faks. des Drucks von , GW M). – Adam von Rottweil: Dt.-italienischer Sprachführer [...]. Hg. v. Vito R. Giustiniani. Tübingen (vgl. dazu: Dorothea Klein, ZfdA , , S. –). – Online-Faks. von GW M: http://daten.digitale-sammlungen.de. – Verz. von Digitalisaten späterer Vocabularius-Drucke im GW (online). D: . Drucke A.s: a) Venedig: GW , , , , , , , , , , M, M, M, M, M, M, M. – b) Aquila:
. Hälfte . Jh. GW , M, M, M, M, M, M. – c) Zuschreibung an A. als Drucker unsicher: GW M, M. – A. nicht mehr zugeschrieben wird ein Algorithmus (, GW ). . Drucke des Vocabularius italico-teutonicus von A. sowie anderen Druckern: GW M, M, M, M, M, M, M, M, M, M. – Zur Drucküberl. vgl. auch Giustiniani (s. Ausg.) S. f.; Frans M. Claes: Bibliographisches Verz. der dt. Vokabulare und Wörterbücher, gedruckt bis . Hildesheim u. a. , Nr. . L: Otto Mühlbrecht: Alemannus. In: ADB () S. f. – Otto Schottenloher, NDB () S. . – D. Klein, VL () Sp. –. – Konrad Haebler: Die dt. Buchdrucker des XV. Jh. im Auslande. München , S. f. – Victor Scholderer: Fifty Essays in Fifteenth- and Sixteenth-Century Bibliography. Amsterdam , S. –. – Ferdinand Geldner: Die dt. Inkunabeldrucker. Ein Hb. der dt. Buchdrucker des XV. Jh. nach Druckorten. Bd. : Die fremden Sprachgebiete. Stuttgart , S. , f. u. ö. – Bart (s. Ausg.). – Oskar Pausch: Das älteste italienisch-dt. Sprachbuch. Eine Überl. aus dem Jahre nach Georg von Nürnberg. Wien , S. –. – A. R. Bart: Antichi Vocabolari Plurilingui d’Uso Popolare. La Tradizione del ‹Solenissimo Vochabuolista›. Alessandria . – Giustiniani (s. Ausg.). – O. Pausch: Italienisch-dt. Aussprachregeln aus dem Quattrocento. In: ‹Ir sult sprechen willekommen›. Grenzenlose Mediävistik. FS Helmut Birkhan. Hg. v. Christa Tuczay u. a. Bern , S. –. – Helmut Glück: Dt. als Fremdsprache in Europa vom MA bis zur Barockzeit. Berlin u. a. , S. –, f., f. u. ö. – A. R. Bart: Dt.italienische Vokabulare des . Jh. Inhalt, Struktur, Zielgruppe. In: Die Volkssprachen als Lerngegenstand im MA und in der frühen Neuzeit. Akten des Bamberger Symposions am . und . Mai . Hg. v. H. Glück. Berlin , S. –. – Eugenio Coseriu/Reinhard Meisterfeld: Gesch. der romanischen Sprachwiss. Bd. . Tübingen , S. –, f. – Ein Franke in Venedig. Das Sprachlehrbuch des Georg von Nürnberg () und seine Folgen. Hg. v. H. Glück/Bettina Morcinek. Wiesbaden , passim (s. Reg.). – Werner Hüllen: English Dictionaries, –. The Topical Tradition. Oxford u. a. , S. –. – Federica Fabbri: Note su Alcune Varianti di Stampa
. Hälfte . Jh. Rinvenute sui Lessici Italiano-Tedeschi della Produzione Incunabolistica Italiana. In: Tra i Libri del Passato e le Tecnologie del Presente. La Catalogazione degli Incunaboli. Hg. v. Lorenzo Baldacchini/Francesca Papi. Bologna , S. –. MM Hohenwang, Ludwig, * um Elchingen (bei Ulm), † um Basel. – Schreiber, Drucker, Übersetzer. Als H. an der im Jahr zuvor gegründeten Universität Basel immatrikuliert wurde («Ludovicus Hochenwang de Elchingen»), war er bereits als Schreiber tätig. Er unterhielt in Augsburg (– wird er in den dortigen Steuerlisten geführt), nach der Rückkehr nach Basel zunächst auch dort eine Druckerwerkstatt; ist er als «Meister Ludwig von Elchingen» im Betrieb des Basler Buchdruckers Michael Wenßler bezeugt. Zu den nachgewiesenen lat. und dt. Augsburger Drucken gehören die vom Domkapitel unterstützte kirchenrechtliche Summa [...] super titulis Decretalium (, in fünf Teilen) des Henricus de Segusio (Hostiensis), die Guldin Bibel (um , ein Handbuch für Prediger) des Bindo de Seni, Kalender für und sowie der undatierte Asinus aureus des Lucianus Samosatensis. In Basel war H. auch als Herausgeber, Redaktor und Autor tätig. veröffentlichte er Jakob Wimpfelings Satire auf die Geistlichkeit De de meretricum in suos amatores, für die er wohl die Kapitelüberschriften und die dt Verse im Text beisteuerte. Für die von ihm herausgebene Alberti magni scripta in IV libros sententiarum verfasste H. eine Lobrede auf → Albertus Magnus. H. übersetzte um direkt für den Druck die vier Bücher der Epitoma rei militaris des spätrömischen Militärschriftstellers Flavius → Vegetius Renatus (um n. Chr.) ins Deutsche, ein Werk, das zu einem der wichtigsten kriegs- und militärtheoretischen Werke des SpätMA wurde (überliefert ist der Text u. a. im Kriegsbuch des → Philipp von Seldeneck). Die dem Grafen Johann von LupfenStühlingen († ) gewidmete Übersetzung erschien erstmals in einem nicht datierten, wohl aber in die er Jahre zu setzenden Druck (bei Johann Wiener?; vgl. Fürbeth [s. Ausg.] S. ). Als Vorlage dürfte H. das Manuskript von / aus der Bibliothek Hartmann → Schedels gedient haben. Die intendierte Gebrauchsfunktion der Übersetzung, der H. ein Glossar beifügte, ist unsicher (vgl.
Hohenwang Sp. f.). Um für den «puren layen» verständlich zu sein, verwendete H. ein klares Deutsch, versuchte militärische Fachbegriffe einzudeutschen (z. B. «castra» – Wagenburg; «ballista» – Schießzeug) und fügte seiner Übersetzung zur bildlichen Veranschaulichung und zum besseren Verständnis im Anhang einen Bildatlas bei. Diese , zum Teil kolorierten Zeichnungen stammen überwiegend aus den um abgefassten und in Verona gedruckten De re militari libri XII des Roberto Valturio (–) aus Rimini. Ü: Abschriften des Drucks, von dem heute noch Exemplare erhalten sind (u. a. Wolfenbüttel, HAB, . Hist. ° [früher Inc. Guelf. ]; vgl. Fürbeth [s. Ausg.] S. –): Karlsruhe, LB, Cod. Durlach , r–r (Pap., –, ostfränkisch); aquarellierte Zeichnungen am Ende der Hs.; Schreiber: u. a. Hans von Seldeneck (vgl. Bl. v); im Auftrag Philipps von Seldeneck angelegt; Widmung der H.-Übersetzung an Graf Johann von Lupfen (vgl. Holder, S. ; Fürbeth , S. f.). – Linz, LB, Cod. (früher: Studienbibl., Cc V ), Bll. ( S.) (Pap., Mondsee, Ende . Jh.); mit Widmung an Graf Johann von Lupfen. D: Anonyme Bearbeitung, gestützt auf H.s Übersetzung: Erfurt: Hans Knapp, (VD V ; online: BSB München); Augsburg: Heinrich Steiner, (VD V ; online: BSB München); Ebd.: Heinrich Steiner, . Nov. (VD V ). – Vgl. Worstbrock, S. –. A: Flavius Vegetius Renatus: Von der Ritterschaft. Aus dem Lateinischen übertragen von L. H. In der Ausg. Augsburg, Johann Wiener, / . Farbmikro che-Edition des Exemplars der Herzog August Bibl. Wolfenbüttel, . Hist. °. Einf. zum Werk und zur Druckgesch. von Frank Fürbeth. Beschreibung des Bildkatalogs kriegstechnischer Geräte von Rainer Leng (Monumenta xylographica et typographica ). München . – Eine synoptische Edition der drei dt. Übersetzungen der Epitoma rei militaris wird von Frank Fürbeth vorbereitet. L: Jakob Franck, ADB () S. f. – Volker Schmidtchen, VL () Sp. –; () Sp. . – Gundolf Keil/ V. Schmidtchen: Philipp von Seldeneck. In: VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. f. – Eckhard Bernstein/Red., Killy () S. . – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss. vornehmlich in Deutschland. Bd. : Altertum, MA,
Huber XV. und XVI. Jh. (Gesch. der Wiss. in Deutschland ). München/Leipzig (Nachdr. Hildesheim ) S. –, –. – Josef Karl Mayr: Die Linzer Hs. des dt. Vegez (Quellenstud. aus dem Hist. Seminar der Univ. Innsbruck ). Innsbruck . – E[rnst] Voulliéme: Die dt. Drucker des fünfzehnten Jh. Berlin , S. –, . – Hermann Weichardt: L. H., ein Übersetzer des . Jh. Neudamm (Diss. Greifswald). – Albert Schramm (†): Der Bilderschmuck der Frühdrucke. Fortgeführt von der Kommission für den Gesamtkat. der Wiegendrucke. Bd. : Die Drucker in Basel: . Tl.: L. H., Lienhart Ysenhut, Michael Furter, Johann Froben, Johann Bergmann, Drucker der Kopien, Nachträge. Hg. v. Wieland Schmidt/ Maria Möller. Stuttgart , S. , und Tf. . – Dass., Bd. : Die Drucker in Augsburg: Erhard Ratdolt, Johann Wiener, Jodokus P anzmann, L. H., Johann Blaubirer. Hg. v. M. Möller. Stuttgart , S. f., und Tf. –. – Edmund K. Heller: L. H.’s «Von der Ritterschafft». An Evaluation, and a Survey of His Military and Naval Terms. In. Univ. of California Publ. of Modern Philology (Berkeley/Los Angeles ) S. –. – Kurt Neubauer: Das Kriegsbuch des Philipp von Seldeneck vom Ausgang des . Jh. Untersuchung und krit. Herausgabe des Textes der Karlsruher Hs. Diss. Heidelberg , bes. S. –. – Ferdinand Geldner: Die dt. Inkunabeldrucker. Ein Hb. der dt. Buchdrucker des XV. Jh. nach Druckorten. Bd. : Das dt. Sprachgebiet. Stuttgart , S. f., , . – Franz Josef Worstbrock: Dt. Antikerezeption –. Tl. : Verz. der dt. Übersetzungen antiker Autoren. Mit einer Bibliogr. der Übersetzer (Veröff. zur Humanismusforschung ). Boppard am Rhein , S. –, . – Werner Fechter: L. H. als Schreiber. Neues zu seiner Biographie. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Eckhard Bernstein: Die Lit. des dt. Frühhumanismus (Slg. Metzler ). Stuttgart , S. –. – V. Schmidtchen: Kriegswesen im späten MA. Technik, Taktik, Theorie. Weinheim , S. –, –. – Hans-Jörg Künast: «Getruckt zu Augspurg». Buchdruck und Buchhandel in Augsburg zwischen und (Studia Augustana ). Tübingen , Reg. – Philippe Richardot: Végèce et la culture militaire au Moyen Âge (Ve–XVe siècles). Paris , S. (Anm. ), . – Frank Fürbeth: Zur deutschsprachigen Rezeption der ‹Epitoma rei militaris› des Vegetius im MA. In: Die Wahrnehmung und Darstellung von
. Hälfte . Jh. Kriegen im MA und in der Frühen Neuzeit. Hg. v. Horst Brunner (Imagines Medii Aevi. Interdisziplinäre Beitr. zur Mittelalterforschung ). Wiesbaden , S. –. – Ders.: «Des Vegecii kurcze red von der Ritterschafft». Die ‹Epitoma rei militaris› des Vegetius in der Übersetzung des L. H. In: Flavius Vegetius Renatus: Von der Ritterschaft (s. Ausg.) , S. . – Rainer Leng: Die Illustrationsfolge der dt. Vegetius-Ausg. von L. H. In: ebd., S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – R. Leng (Bearb.): Feuerwerks- und Kriegsbücher. In: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. /. Hg. v. Ulrike Bodemann u. a. München , S. –, bes. S. f., f., –. – Marburger Repertorium zur Übersetzungslit. im dt. Frühhumanismus: MRFH (http://mrfh.de/). BJ Huber, Christoph (auch: Hueber, Kristoff). – Berufsschreiber, Schulmeister und -autor, zweite Hälfte . Jh. Nachrichten zur Biographie H.s nden sich im autographen Münchner Cgm (/). Demnach war H. als «teutscher schuelmaister» in Eggenfelden, Dingol ng und Landshut tätig. Außerdem hat H. auf den Rückendeckel des Codex dt., österreichische, eidgenössische und italienische Orte aufgelistet, die er auf Reisen besucht habe und die ihn als vielgereisten Mann erscheinen lassen (u. a. Straßburg, Zürich, Wien, Salzburg, Preßburg, Innsbruck, Bozen, Meran, Padua, Verona, Florenz, Rom). Seine Handschrift enthält neben Unterrichtstexten auch medizinische und juristische Materie, Briefe und Verträge. Womöglich hat H. zusätzlich zum Schulmeisteramt eine weitere öffentliche Funktion als Stadtschreiber oder Notar ausgefüllt. H. kommt als Verfasser von zwei Schultexten in Betracht, die beide im Cgm auf datiert sind. Die kurze Anweisung zum Lesenlernen (Modus legenndy) präsentiert schematisch Vokale und Konsonanten in variierenden Zusammenstellungen zur Einübung unterschiedlicher Wörter. Ergänzend hat H. Ausführungen zu Orthographie und Aussprache beigestellt. Umstritten ist H.s Verfasserschaft für eine dt. Brie ehre (Rethorica vulgaris, Incipit im Cgm : «Rethorica haisset ein gelimpte kunst hofflicher red und kunstlicher gedicht»), die nicht nur von
. Hälfte . Jh. H.s autographem Codex tradiert wird. Die Namensnennung im Explicit des Cgm («per me Kristofforum Hueber rechktor deodunicorum Landshuete anno »), die Müller (S. ) bereits als Autorangabe interpretiert hat, ist keinesfalls ein sicherer Hinweis auf H.s Urheberschaft. Sie könnte auch bloße Schreibernennung sein. Die überwiegend tabellarisch gegliederte Rethorica enthält u. a. ein nach weltlichen, geistlichen oder gelehrten Adressaten differenziertes Verzeichnis von Anredeformeln. Der Text ist sehr eng mit der → Ingolstädter Rhetorik verwandt, die seit unter dieser Bezeichnung läuft (Knape/Roll [s. Lit.] S. ) und wiederum von der Dt. Rhetorik des → Friedrich von Nürnberg abhängig ist. Es scheint sich bei der Brie ehre H.s um eine Auszugsbearbeitung der Ingolstädter Rhetorik zu handeln. Während H. der früheren Forschung als der Verfasser auch der Ingolstädter Rhetorik galt, lässt sich dies für keine der drei überlieferten Fassungen dieser Brie ehre mehr aufrecht erhalten. Man wird dem niederbayerischen Schulmeister H. für die Fassung des Cgm einen Redaktorstatus attestieren dürfen, während der Verfasser/Hauptbearbeiter der Lehrschrift als unbekannt gelten muss. Ü: München. BSB, Cgm , r–r (Modus legenndy), r–r (Rethorica) (Pap., /, mittelbair.); Autograph. – Vgl. zur Hs. mit detaillierter Inhaltsangabe: Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis /). Wiesbaden , S. –. – Die Leiths. für die Ingolstädter Rhetorik ist: München, UB, ° Cod. ms. , r–v (Pap., , bair. mit westmitteldt. Einschlag). – Der Text der Rhetorik in Würzburg, UB, M. ch. q. , r–r (Pap., ./. Jh., nordbair./lat.) dürfte als Auszugsbarbeitung direkt auf H.s Rethorica zurückgehen (Hausmann [] S. ). Eine Abhängigkeit von der Ingolstädter Rhetorik (bei Unabhängigkeit von H.) ist gleichwohl nicht auszuschließen. L: Klaus Klein, VL () Sp. f.; (), Sp. . – Ludwig Rockinger: Zum Baierischen Schriftwesen im MA. Bd. . München , S. . – Johannes Müller: Quellenschr. zur Gesch. des deutschsprachigen Unterrichts bis zur Mitte des . Jh. Gotha (Nachdr. Hildesheim/New York mit einer Einf. von Monika Rössing-Hager [Documenta linguistica ]) S. –. – Paul Joachimsohn: Aus der vorgesch. des ‹Formulare und teutsch rhetorica›. In: ZfdA
Kriegseid der Eidgenossen () S. –, hier S. f. – Gerhard Eis: Ma. Fachlit. (Slg. Metzler D ). ., durchges. Au . Stuttgart , S. . – Joachim Knape/Armin Sieber: Rhetorik-Vokabular zur zweisprachigen Terminologie in älteren dt. Rhetoriken (Gratia ). Wiesbaden , S. . – Hartmut Bleumer: «Dt. Schulmeister» und «Dt. Schule». Forschungskritik und Materialien. In: Schullit. im späten MA. Hg. v. Klaus Grubmüller (MMS ). München , S. –, hier S. , –, . – J. Knape/Bernhard Roll: Rhetorica. dt. Rhetorikschr. des . Jh. (Gratia ). Wiesbaden , S. f. – Jürgen Fröhlich: Bernhard Hirschvelders Briefrhetorik (Cgm ). Unters. und Edition (Dt. Lit. von den Anfängen bis ). Bern u. a. , S. f. – Albrecht Hausmann: Überlieferungsvarianz und Medienwechsel. Die dt. Artes dictandi des . Jh. zwischen Manuskript und Buchdruck. In: Revue Belge de Philologie et d’Historie/Belgisch Tijdschrift voor Filologie en Geschiedenis () S. –, hier S. . – Ders.: «tütsch brieff machen, och ho ich reden». Zur Terminologie dt. Artes dictandi des . Jh. In: Im Wortfeld des Textes. Worthist. Beitr. zu den Bezeichnungen von Rede und Schr. im MA. Hg. v. Gerd Dicke u. a. (Trends in Medieval Philology ). Berlin/ New York , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. VZ Kriegseid der Eidgenossen. – Schweizer Kriegsordnung, . Der K. d. E. versammelt in der Originalfassung Artikel in hochalemannischer Prosa mit Richtlinien für das Verhalten von Soldaten und Offizieren. Neben Anweisungen für die gesamte Truppe enthält der Text auch Artikel, die auf spezielle Dienstränge wie Hauptmann und Fähnrich zugeschnitten sind. Die Artikel bieten Ge- und Verbote sowie Sanktionsbestimmungen. Erfasst werden u. a. Disziplin und Gehorsam gegenüber Vorgesetzten, Fahnen ucht, Kirchenschändungen, Plünderungen und Brandstiftung. Inhaltlich wird der K. d. E. von der Forschung in der Tradition des Sempacherbriefs () verortet. Der K. d. E. entstand in der Zeit der Burgunderkriege als Reaktion auf deren langjährige militärische Auseinandersetzungen. Im Kon ikt zwischen Karl dem Kühnen und den Eidgenossen kam es am .. zur Schlacht bei Grandson (Kt. Waadt).
Volradi Noch im gleichen Monat verabschiedete die Luzerner Tagsatzung den K. d. E. als neue Kriegsordnung. Das Original von ist in einer Basler Handschrift überliefert (B). Einige Jahre später nahm → Philipp von Seldeneck den Text in sein Kriegsbuch auf (K). Diese Fassung wurde jedoch mit Blick auf die Verhältnisse im dt. Heerwesen redigiert. druckte Christian Wurstisen († ) den K. d. E. in seiner Basler Chronik ab. Der Text gilt als Vorläufer der Artikelbriefe und Kriegsordnungen im Deutschland der Frühen Neuzeit. Ü: B: Basel, Staatsarch., Politisches G ,, r–r (, hochalemannisch; früheste Hs.). – K: Karlsruhe, LB, cod. Durlach , v–r (–, ostfränkisch; Kriegsbuch des Philipp von Seldeneck). – Vgl. Vollmuth (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. – http://mrfh.online.uni-marburg.de/. D: Christian Wurstisen: Baszler Chronick. Basel: Sebastian Henricpetri, , S. f. (VD W f., P f.). A: Gottlieb F. Ochsenbein: Die Urkunden der Belagerung und Schlacht von Murten, im Auftrage des Festcomites auf die vierte Säkularfeier am . Juni . Fribourg , S. – (nach Hs. B). – Frauenholz (s. Lit.) S. –. – Neubauer (s. Lit.) S. – (nach K). – Online-Faks. des Basler Drucks: http:// daten.digitale-sammlungen.de/. L: Ralf Vollmuth, VL () Sp. –. – Wilhelm Erben: Ursprung und Entwicklung der dt. Kriegsartikel. In: MIÖG Erg.bd. () S. –. – Eugen von Frauenholz: Entwicklungsgesch. des dt. Heerwesens /: Das Heerwesen der Schweizer Eidgenossenschaft. München , S. – u. ö. – Kurt Neubauer: Das Kriegsbuch des Philipp von Seldeneck vom Ausgang des . Jh. Unters. und krit. Herausgabe des Textes der Karlsruher Hs. Diss. Heidelberg , S. –, – u. ö. – Peter Assion: Altdt. Fachlit. Berlin , S. . – Hans-Michael Möller: Das Regiment der Landsknechte. Unters. zu Verfassung, Recht und Selbstverständnis in dt. Söldnerheeren des . Jh. Wiesbaden , S. –, –, f. u. ö. – Volker Schmidtchen: Kriegswesen im späten MA. Technik, Taktik, Theorie. Weinheim , S. f., f., – u. ö. MM Volradi, Jakob, * um Idstein/Ts., † Erfurt. – Erfurter Kartäusermönch, Verfasser des Bibliothekskatalogs der Erfurter Kartause.
. Hälfte . Jh. J. V. aus Idstein immatrikulierte sich im Wintersemester in Erfurt, wo er das artistische Bakkalareat erwarb. Da er angibt, etwa zwanzig Jahre lang Mitbruder → Jakobs von Paradies (gest. ) gewesen zu sein, dürfte er zwischen und in die wegen ihrer Frömmigkeit weithin berühmte Erfurter Kartause eingetreten sein, deren Bibliothek er seit etwa mit großem Aufwand verwaltete. Notizen in seinen eigenen Handschriften deuten auf vorübergehende Aufenthalte in fränkischen Ordenshäusern (/ Grünau bei Wertheim, Würzburg). V. durchzog den Kosmos der gewaltigen Erfurter Bibliothek mit einem Netz bibliographischer Querverweise, die er für die Nutzer in den Handschriften platzierte; dabei sprach er nicht nur Empfehlungen, sondern auch Warnungen vor schlechten Exemplaren oder problematischen Texten aus. Spätestens seit arbeitete er an seinem Vermächtnis, dem monumentalen Bibliothekskatalog der Erfurter Kartause. . Registrum librarie (Bibliothekskatalog). Ü: Erfurt, Bistumsarch., cod. Hist. . Das Erfurter Registrum gilt als der umfangreichste und in Struktur und Erschließungstiefe anspruchsvollste Bibliothekskatalog des MA. Es umfasst das sog. Prohemium longum (f. r–v), das Standortregister (f. r–v) und eine literaturkundliche Übersicht (f. v–v) sowie ein (lückenhaftes) Schlagwortregister (f. v–v, v–v, r–r). Besondere Aufmerksamkeit der Forschung hat die literaturkundliche Übersicht gefunden. In diesem Abschnitt versuchte V., sämtliche Autoren und Texte der verzeichneten Handschriften bio-bibliographisch zu erfassen und hinsichtlich ihres Wertes für eine fromme Leserschaft zu bestimmen, wobei er Sekundärliteratur wie das Speculum historiale des → Vinzenz von Beauvais, den Fasciculus temporum Werner Rolevincks (gedr. ) oder (Ps.-)Walter Burleighs De vita et moribus philosophorum exzerpierend heranzog. Obwohl bald nach noch De viris illustribus ordinis sancti Benedicti des Johannes → Trithemius hinzutrat, griff V.s Literaturkunde nicht über das offenbar angestrebte propädeutische Niveau hinaus. Nach V.s Tod führte ein eingearbeiteter Mitarbeiter den Katalog weiter. Funktion und Wesen gemäß blieb das Registrum ein ambitionierter Torso. . Vita Jakobs von Paradies (). Ü: Erfurt, Bistumsarch., Urk. III . Die Vita entstand Jahre nach dem Tod des berühmtesten Erfurter Frömmigkeitstheologen.
. Hälfte . Jh. . Sermones. In den verlorenen Bänden O und O verzeichnete der Katalog «Sermones Volradi aliqui pro certis dominicis et festis» und «Sermones et collaciones Volradi pauci». Beide Bände müssen als verloren gelten. . Indulgentiae pro devota inspectione armorum Christi (). Ü: Weimar, HAAB, Fol , r-v. Ablässe verschiedener Päpste, Überlegungen zu den Arma Christi. Der Text, in der Handschrift einem «pater Jacobus in Carthusia Erfordense» zugeschrieben, dürfte von V., nicht von Jakob von Paradies stammen. – Vgl. Christoph Fasbender: Der Erfurter Discissus der ‹Kaiserchronik› (A). In: ZfdA () S. –, hier S. f. . Erhaltene Handschrift, die V. besaß bzw. an deren Entstehung er beteiligt war: Eisleben, Turmbibl. an St. Andreas, cod. M . – Vgl. Paul Wilpert: Die Entstehung einer Miscellanhs. des . Jh. In: Mlat. Jb. () S. –. L: Almuth Märker, VL () Sp. –. – Paul Lehmann: Bücherliebe und Bücherp ege bei den Kartäusern. In: Miscellanea Francesco Ehrle OFM. Bd. . Rom , S. –. – Ma. Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Bd. : Bistum Mainz: Erfurt. Bearb. v. Paul Lehmann. München , S. –. – Erich Kleineidam: Die theologische Richtung der Erfurter Kartäuser am Ende des . Jh. In: Miscellanea Erfordiana. Hg. v. dems./ Heinz Schürmann. Leipzig , S. –. – Dieter Mertens: Iacobus Carthusiensis. Göttingen . – E. Kleineidam: Die Spiritualität der Kartäuser im Spiegel der Erfurter Kartäuser-Bibl. In: Die Kartäuser. Der Orden der schweigenden Mönche. Hg. v. Marijan Zadnikar/Adam Wienand. Köln , S. –. – Dirk Wassermann: Wiss. und Bildung in der Erfurter Kartause im . Jh. Ein anonymer Komm. aus dem Bibliothekskat. von St. Salvatorberg. In: Stud. zum . Jh. FS Erich Meuthen. Bd. . München , S. –. – Christoph Fasbender: Von der Wiederkehr der Seelen Verstorbener. Heidelberg , S. –, , u.ö. – A. Märker: Schweigen und Lesen. Das ‹Prohemium longum› des Erfurter Kartäuserkatalogs als Wissenschaftspropädeutik am Ende des . Jh. In: Bücher, Bibliotheken und Schriftkultur der Kartäuser. FS Edward Potkowski. Hg. v. Sönke Lorenz. Stuttgart , S. –. – Dies.: Das ‹Prohemium longum› des Erfurter Kartäuserkatalogs
Diepold von Waldeck aus der Zeit um . Edition und Unters. Bern u. a. . – Volker Honemann: Erfurter Kartäuser als Literarhistoriker. Die ‹Literaturkundliche Übersicht› des ‹Registrum librarie› der Kartause Salvatorberg. In: Ma. Sprache und Lit. in Eisenach und Erfurt. Hg. v. Martin Schubert u. a. Frankfurt/M. , S. –. CF Diepold von Waldeck, † ... – Verfasser zoologischer Notizen. D. enstammte dem seit der Mitte des . Jh. reichslehenbaren Geschlecht der Herren von Waldeck, das im Bereich des heutigen Landkreises Miesbach begütert war und mit der Burg (Hohen-) Waldeck seinen Sitz über dem Ostufer des Schliersees hatte. D. schlug eine klerikale Laufbahn ein; er ist als Kanonikus in Freising und an der Stiftskirche St. Sixtus am Schliersee bezeugt. Auch versah er die Pfarrei im niederbayerischen Altfraunhofen. Mit seinem ältesten Bruder Wolfgang starb der letzte Stammhalter der Familie. D. übertrug vor seinem eigenen Tod die Familiengüter an das Stift Schliersee. Die von D. überkommenen Aufzeichnungen nden sich an den Rändern von zwei Seiten seines persönlichen Handexemplars von → Konrads von Megenberg Buch der Natur und stammen aus den Jahren –. Sie behandeln neben Jagd und Bienenzucht den Erwerb seltener Vögel und Haustiere und geben Tierbeobachtungen D.s wieder. Die nur für den privaten Gebrauch bestimmten Skizzen kennzeichnen ihren Verfasser als Tierliebhaber und Hobbyzüchter. Die Notate D.s geben Einblicke in die Geschichte der heimischen Fauna. Wegen der ausschließlichen Verwendung volkssprachiger Tiernamen kommt ihnen auch ein kulturgeschichtlicher Wert zu. Ü: München, BSB, Cgm , vb (Pap., , mittelbair. [Freising?]). Hauptschreiber des Codex war «Sigmund Pockhorner de Mospurg» (va). Neben D.s Eintragungen, zu denen auch eine Haushaltsabrechnung auf v zu zählen ist, nden sich Nachträge einer weiteren unbekannten Hand. Die Hs. enthält neben Konrads Buch der Natur (ra–va) am Schluss einen Aderlasstraktat (vb–rb), Rezepte (va/b) sowie lat. Dicta, Verse und Aufzählungen (ra/b). Vgl. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. L: Gerhard Eis, VL () Sp. f. – Anton Mayr: Der Freisinger Domherr D. v. W.
Baumann († ) als Freund der Naturkunde und Raritätensammler. In: Frigisinga () S. –. – Gerold Hayer: Zu Kontextüberl. und Gebrauchsfunktion von Konrads von Megenberg ‹Buch der Natur›. In: Latein und Volkssprache im dt. MA –. Regensburger Colloquium . Hg. v. Nikolaus Henkel/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –, hier S. , . – G. Hayer: Konrad von Megenberg, ‹Das Buch der Natur›. Unters. zu seiner Text- und Überlieferungsgesch. (MTU ). Tübingen , S. f., , . VZ Baumann, Michael OCist. – Übersetzer einer naturkundlichen Enzyklopädie (). Von B. wissen wir nur, dass er Konventbruder des Zisterzienserklosters Bronnbach im Taubertal war. Für Graf Johann III. von Wertheim (–) verfasste er mit dem buch von der natür vnd eÿgenschafft der dingk die got der herre schüff eine deutschsprachige naturkundliche Enzyklopädie Zu den lat. Quellen gehörte vor allem der Liber de natura rerum des Dominikaners (seit ) → Thomas von Cantimpré (ra–rb). Spätma. Fassungen des Liber lagen bereits von → Jacob van Maerlant, → Konrad von Megenberg und Peter → Königschlacher vor; zur Eingrenzung der Übertragungsvorlage B.s vgl. Nischik, S. ff. B. zog ferner die ersten beiden Bücher von De proprietatibus rerum des Franziskaners → Bartholomäus Anglicus (rb–rb, ohne Kap. – des ersten und Kap. – des zweiten Buches) sowie katechetische Texte (Commentarius in Symbolum des Ru nus Tyrannius von Aquileia [va–rb] und Eucharistiegebete aus dem sog. → Hieronymusbrief des Eusebius [va–vb]) heran. Die Abfolge der einzelnen Abschnitte, die B. «buch» oder «büch» nennt, ist am «ordo creationis» ausgerichtet: Sie handeln der Reihe nach . «Von den landen» (va–vb), . «Von den Edelen stein» (ra–ra), . «Von den ertzen oder metallen» (ra–vb), . «Von den creuteren vnd von jren crefften» (ra–vb), . «Von den wol richenden wurtzen vnd spÿtzereÿ» (ra–rb), . a. «Von den baumen» (va–rb), b. «Getreÿdt» (va–vb), . «Von den wurmen» (ra–va), . «Von den slangen» (vb–vb), . «Von den ffischen der wasser des mers» (ra–rb), . «Von den wundern des meres» (va–vb), . «Von den vogelen» (ra–vb), . «Von den tiren» (ra–ra), . «Von den wilden leuten» (rb–ra), . a. «Von den glyderen des menschen» (rb–rb), b. «Von den
. Hälfte . Jh. krangkheÿten» (va–vb), . «Von den Elementen» (vb–ra), . «Von den feüchtikeÿten» (ra–va), . «Von den sternen» (va–rb), . «Von der sele» (rb–rb), . «Von den Engel natur» (rb–va) und . «Von got dem herren» (va–vb); zur Anordnung der ‹Bücher› und zur Gliederung auf Abschnittsebene unter Angabe der jeweiligen Quellen vgl. Berzeviczy, S. –. B. nimmt wiederholt Kürzungen, Vereinfachungen und Zusammenziehungen vor; zum andern lässt sich z. B. im Kräuterkapitel ein Anschwellen der angeführten Heilp anzen von (im Liber der natura rerum) auf feststellen. Im Unterschied zur «‹leken›-Anpassung Jacobs von Maerlant», aber auch zum «schulwissenschaftlichen Ergänzungseifer Konrads von Megenberg» ist B. durch seine Weise der «Weitergabe sachkundlicher Kenntnisse» um einen größeren Praxisbezug bemüht (Nischik, S. ). Zu den terminologischen Neubildungen bei der Trinitäts- und Engellehre in Kap. und im Vergleich zu den Scholastikern und Mystikern vgl. Steer , S. –. Ü: Wertheim, Fürstl. LöwensteinWertheim-Freudenbergsches Bibl., ohne Sign., Bll. (Pap., Schreibernennung auf Bl. ra: «Michael baümann Conuent Brüder zu Brunbach», [vgl. Bl. ra]). – Vgl. Steer , S. ; Berzeviczy, S. –. A: Klára Berzeviczy: M. B.s Naturbuch. Abdruck der Unikaths. und Begleitstudie (Accademia Nazionale di Scienze, Lettere e Arti Modena. Collana di studi ). Berlin/Modena . L: Georg Steer, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Ma. Fachlit. ., durchges. Au . (Slg. Metzler ). Stuttgart , S. . – G. Steer: Die Gottes- und Engellehre des Bartholomäus Anglicus in der Übertragung des M. B. In: Würzburger Prosastud. I. Wort-, begriffs- und textkundliche Unters. Hg. von der Forschungsstelle für dt. Prosa des MA am Seminar für Dt. Philologie der Univ. Würzburg (Medium Aevum ). München , S. –. – Traude-Marie Nischik: Das volkssprachliche Naturbuch im späten MA. Sachkunde und Dinginterpretation bei Jacob van Maerlant und Konrad von Megenberg (Hermaea NF ). Tübingen , S. –, – (Anhang). – Heinz Meyer: Die Enzyklopädie des Bartholomäus Anglicus. Unters. zur Überlieferungs- und Rezeptionsgesch. von ‹De proprietatibus rerum› (MMS ). München . – K. Berzeviczy: Das ‹buch von
. Hälfte . Jh. der natür vnd eÿgenschafft der dingk› des Zisterziensermönchs M. B. Diss. Eichstätt (Teildruck , online). – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . BJ Bruder Franziskus. – Übersetzer des agronomischen Kompendiums Ruralia commoda des → Petrus de Crescentiis, spätes . Jh. Der in Archivalien nicht identi zierte B. F. dürfte Mönch in oder aus der Nähe von Speyer gewesen sein. Er wurde vom Speyrer Drucker und Verleger Peter Drach d. J. mit der Übersetzung von Petrus’ europäischen Standardwerk zum Landbau beauftragt. Die Ruralia commoda sind zuvor, im späten . oder frühen . Jh., schon einmal ins (Ostmittel-)Deutsche übertragen worden, wovon weder Drach noch B. F. Kenntnis gehabt haben dürften. Da sich der klerikale Übersetzer nur an zwei Stellen innerhalb des Textes und nicht an dessem Anfang oder Ende nennt, ist er von der Forschung bis in die er Jahre des . Jh. als Verfasser des Petrus de Crecentiis zu teutsch-Druckes übersehen worden. B. F. war philologisch geschult. Im Stil frühhumanistischer Übersetzer ist er in viel stärkerem Maße um eine präzise Übertragung des lat. Wortlauts bemüht als sein ostmitteldt. Vorgänger, der eine Kurzredaktion bietet. Bei einigen in Mitteleuropa unbekannten P anzen hat B. F. indes Identi zierungsprobleme. Das stellt ihn insofern vor Probleme, als er die P anzen im fünften Buch alphabetisch nach ihren dt. Namen ordnet und deswegen auf die dt. Entsprechungen angewiesen ist, mitunter jedoch den lat. Begriff belassen muss. Von eigenen Ergänzungen zum Text sieht B. F. überwiegend ab. Nur im . Kapitel von Buch IX, das sich der Wundbehandlung an Pferdeläufen widmet, greift er in den Text ein, indem er anstelle der Kauterisation in seiner Vorlage eine Messerbehandlung vorschlägt, die er bei einem Marstaller «in einer statt groß glogaw gnant des landes slesia» gesehen habe. Die Übersetzung der Ruralia commoda des B. F. war für Drach ein Erfolg und schon etwa zwei Jahre später legte er den Text neu auf, der auch in kostengünstigen Auszugsdrucken im . Jh. noch erfolgreich war. Der populärste Gartentraktat des . Jh., das P antzbüchlein Johann Domitzers, stützt sich auf die Übersetzung des rheinfränkischen Mönchs. Domitzer kontaminierte Auszüge aus dem Petrus
Bruder Franziskus de Crecentiis zu teutsch mit Exzerpten aus dem Pelzbuch → Gottfrieds von Franken und erarbeitete ein praxisbezogenes Handbuch, das dutzendfach nachgedruckt wurde (Erstdruck [?]: Zwickau: Gabriel Kantz, [VD D ]). Ü: Erstdruck: «Petrus de Crescentiis zu teutsch mit guren». [Speyer: P. Drach], (GW ); Namensnennungen: «Ich bruder Franciscus dieses buchs in teutsche vß leger» (Bl. o iira); «Ich aber bruds Franciscus ein voranderer dieser schrift in teutscher zünge» (Bl. z virb); mit Holzschnitten. Die Bücher und sind ohne Illustration. Drachs undatierte lat. Ausgabe der Ruralia commoda ist hingegen vollständig bebildert; sie dürfte daher später entstanden sein. Um veranstaltete Drach eine dt. Neuausgabe mit vollständigem Bildprogramm (GW ). – Vier Frühdrucke von –: VD P –P . – Vier Auszugsdrucke (Buch X) u. d. T. «Weydtwergk»: VD P – (/). – Drei Drucke einer redigierten Fassung mit neuen Vorreden, Kapiteleinleitungen und Bildprogramm; zumeist u. d. T. «New Feldt und Ackerbaw»: VD P , ZV ; VD :Q (/, ). T: Das Jagdbuch des Petrus de Crescentiis in dt. Übersetzungen des . und . Jh. Eingel. und hg. v. Kurt Lindner (Quellen und Stud. zur Gesch. der Jagd ). Berlin , S. – (Buch X, gemeinsam mit der älteren Übersetzung). L: Siehe auch Petrus de Crescentiis – William C. Crossgrove: Das landwirtschaftliche Hb. von Petrus de Crescentiis in der dt. Fassung des Bruder Franciscus. In: Sudhoffs Arch. () S. –. VZ Colmarer Kunstbuch. – Enzyklopädisch angelegtes Hausbuch mit kunsttechnologischen, medizinischen, hauswirtschaftlichen und magischen Rezepten, . Das sog. C. K. ist nur in einer heute in Bern aufbewahrten Handschrift überliefert (daher vereinzelt auch Berner Malerbuch genannt). Ein Jacobus Haller (im VL , Sp. irrtümlich: Johannes) hat sie im Dezember vollendet und signiert: «[…] per me fratrum jacobum haller in Columbaria […] in die sancti johannis ewangelistem […]» (Oltrogge [], S. , Anm. ). Angesichts der sehr allgemeinen Bezeichnung als «frater» (Ordensbruder) und der Breite der ma. Colmarer Ordenslandschaft bedürfte die in der Forschung geäußerte Vermutung, Haller sei ein Zisterzienser gewesen, einer
Kal genauen Begründung. An der Herstellung des C. K.s war noch ein zweiter, anonymer Schreiber beteiligt. Ungeklärt ist, welchen Anteil H. selbst jenseits seiner Schreibertätigkeit als Kompilator oder Redaktor am C. K. hatte. Das C. K. versammelt in vier Gruppen gegliederte Rezepte in überwiegend dt., vereinzelt auch lat. Sprache. Die erste Gruppe enthält Rezepte zur Herstellung von Farben. Im zweiten Teil nden sich magische und alchemistische Rezepte. Der dritte Abschnitt bietet maltechnische Anweisungen, der vierte Teil humanmedizinische Rezepte. Vor allem im Hinblick auf Farben und Maltechniken ist das C. K. sehr vielfältig. Es behandelt u. a. die Herstellung von Tinten, Lasuren, Auripigment, Bleiweiß und anderen Farben, lehrt aber auch das Färben von Leder. Inhaltlich zeigt das C. K. Parallelen zum dritten Teil des lediglich in einer Abschrift des . Jh. erhaltenen Straßburger → Malerbuchs (ehem. Straßburg, Seminarbibl., Cod. A. VI. , spätestens , verbrannt). Viele Farbrezepte und Malanweisungen für Akanthusranken im C. K. sind auch im → Göttinger und im Berliner Musterbuch überliefert und rekurrieren somit auf eine spätmittelalterliche, im alemannischrheinfränkischen Raum bezeugte Tradition der kunsttechnologischen Fachliteratur. Ein wesentlicher Unterschied des C. K.s zum Göttinger und Berliner Musterbuch ist jedoch, dass es statt Malmuster lediglich ausgesparte Freiräume für nicht ausgeführte Illustrationen überliefert. Vielleicht deutet dies darauf hin, dass das C. K. nicht mehr im Kontext einer praktizierenden Buchmalerei-Werkstatt entstand. Die im C. K. mitüberlieferten Kalender, Ostertafeln, Aderlass- und Gesundheitsregeln und ein ausführliches Inhaltsverzeichnis verstärken diesen Eindruck. Mit seinen erhaltenen Blättern (mehrere wurden ausgeschnitten) gegenüber den und Blättern des Göttinger und des Berliner Musterbuchs ist das C. K. auch seinem Umfang nach ein thesaurierendes Kompendium des kunsttechnologischen und medizinischen Wissens. Ü: Bern, Burgerbibl., Mss. h.h. XII. (früher Mss. hist. helv. XII. b), S. – (Pap., Colmar, beendet im Dez. ). – Vgl. http://katalog.burgerbib.ch/detail.aspx?ID= . – www.handschriftencensus.de/. A: Oltrogge u. a. (s. Lit.; Teilausg.). – Moll-Thissen (s. Lit.; Teilausg.). L: Volker Zimmermann: Haller, Johannes. In: VL () Sp. f. – Emil Ploss: Stud.
. Hälfte . Jh. zu den dt. Maler- und Färberbüchern des MA. Ein Beitr. zur dt. Altertumskunde und Wortforschung. Diss. München , S. . – Ders.: Ein Buch von alten Farben. Technologie der Textilfarben im MA mit einem Ausblick auf die festen Farben. Heidelberg u. a. , S. . – Beat Matthias von Scarpatetti: Kat. der datierten Hss. in der Schweiz in lat. Schrift vom Anfang des MA bis . Bd. : Die Hss. der Bibliotheken BernPorrentruy. Text- und Abbildungsbd. DietikonZürich , Textbd. S. (Nr. ), Abbildungsbd. S. (Nr. ). – Doris Oltrogge u. a.: ‹Laubwerk›. Zur Texttradition einer Anleitung für Buchmaler aus dem . Jh. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Dies./Robert Fuchs: Unters. rheinischer Buchmalerei des . Jh. Hist., kunsthist., naturwissenschaftliche und konservatorische Aspekte. In: Imprimatur. Ein Jb. für Bücherfreunde () S. –. – Egbert Moll-Thissen: Das C. K. CKB. Mss Hist. Helv. XII der Burgerbibl. Bern (). Transliteration und Übersetzung der kunsttechnologisch relevanten Teile. Vergleich ausgewählter Rezepte und maltechnischer Anweisungen mit dem Straßburger Ms. (Mitte . Jh.) und dem Illuminierbuch des Boltz von Ruffach (). Bde. Masterarbeit Bern . – Anna Bartl: Der ‹Liber illuministarum› aus Kloster Tegernsee. Edition, Übersetzung und Komm. der kunsttechnologischen Rezepte. Stuttgart , S. , , f. – Sylvie Neven: Comparative Analysis of Painting Recipes. A New Contribution to the Study of the Texts of the Strasbourg Family. In: Sources and Serendipity. Testimonies of Artists’ Practice. Proceedings of the Third Symposium of the Art Technological Source Research Working Group. Hg. v. Erma Hermens/ Joyce H. Townsend. London , S. –. – Sabine Struckmeier: Die Textilfärberei vom SpätMA bis zur Frühen Neuzeit (.–. Jh.). Eine naturwissenschaftlich-technische Analyse deutschsprachiger Quellen. Münster/Westf. u. a. , S. , f., , , u. ö. MM/IM Kal, Paulus, † nach . – Fechtmeister, Verfasser von drei bzw. vier Fechtbüchern. K. trat am .. als Schirmmeister in die Dienste Ludwigs des Reichen (–). Aus den Soldbüchern geht seine Tätigkeit als Kommandeur, Botschafter, Edelsteinkäufer und Mautner hervor. Nach dem Tod Ludwigs trat er in die
. Hälfte . Jh. Dienste des Erzherzogs → Siegmund von Österreich (–). Der auf den .. datierte Vertrag, in dem er sich seinem neuen Herrn auf Lebenszeit verp ichtet, ist das letzte Lebenszeugnis K.s. Während seiner Zeit im Dienste Ludwigs verfasste K. mehrere Fechtbücher, die in ihrer Konzeption an die Werke → Talhofers angelehnt sind. Die Fechtbücher sind stark bildlastig und weisen nur kurze Texte zur Bilderläuterung auf. Alle Werke enthalten einen stabilen Disziplinkanon und thematisieren das Bloßfechten im Langen Schwert (Fechtweise mit dem zweihändig geführten Schwert mit beiden Händen am Griff), mit Schwert und Buckler (Faustschild), dem Langen Messer und dem Dolch. Hinzu kommen Kampftechniken für den Harnischkampf zu Fuß und zu Pferd mit Stangenwaffen und im Halbschwert (Fechtweise mit dem zweihändig geführten Schwert, die linke Hand ergreift die Klinge). Zudem werden der Ringkampf und verschiedene Formen des gerichtlichen Zweikampfes thematisiert. Hervorzuheben ist die von K. aufgestellte ‹Gesellschaft Liechtenauers›, eine genealogische Sammlung von Fechtmeistern, die mit Johannes → Liechtenauer beginnt und mit K. endet. Die zweite Besonderheit ist eine allegorische Fechter gur, welche die Kerntugenden eines guten Fechters verdeutlicht. Es handelt sich um einen Mann mit Falkenkopf (Beobachtungsgabe), Rehhufen (Schnelligkeit) und dem Abbild eines Löwen (Mut) auf der Brust. Ü (autornaher Werke): a. Bologna, Bibl. Universitaria, Ms. (–). Beim Ms. handelt es sich um die Entwurfsschrift des nachfolgenden Cgm (vgl. Welle , S. –). Sie enthält eine Widmung an Ludwig den Reichen (r), die sog. ‹Gesellschaft Liechtenauers› (v–r), K.s Wappen und die allegorische Fechter gur (v–r). Anschließend folgen Darstellungen zu verschiedenen Disziplinen des Harnisch- und Bloßfechtens (v–r). Auf den letzten Seiten beginnt eine unvollständig bleibende Fassung der Lehre Liechtenauers. b. München, BSB, Cgm (nicht nach ). Neben den auch im Ms. erwähnten Disziplinen des Harnisch- und Bloßfechtens (v–v und v–r) enthält der Cgm Darstellungen zum gerichtlichen Zweikampf nach fränkischem Recht
Kal (Stechschild und Kolben) (v–v) und zum gerichtlichen Zweikampf zwischen Mann und Frau (v–v). Ebenfalls vorhanden sind die Widmung an Ludwig (r) und die sog. ‹Gesellschaft Liechtenauers› (r). Neu ist dagegen die Darstellung K.s und Ludwigs zu Pferde, dem K. Treue gelobt (r). K.s Wappen ist in dieser Handschrift nicht enthalten. Nach Lorbeer ist der Cgm als Referenzhandschrift für KK und B zu betrachten. Nach Stangier bilden Handschrift a. und b. eine Gruppe, die für den fürstlichen Hof bestimmt war. Handschrift a. übernimmt die Funktion einer persönlichen Gebrauchshandschrift für den Fürsten und diente zugleich als Legitimation K. Handschrift b. ist vor allem als repräsentatives Werk zu sehen, welches anlässlich der Ritterpromotion von Ludwigs Sohn Georg von Bayern-Landshut gefertigt wurde (vgl. Stangier , S. ). c. Wien, Kunsthist. Museum, Hofjagd- und Rüstkammer, KK (bisher P , olim Ambras ; zwischen und ). Die Fechtsammelhandschrift überliefert auf r bis r nahezu vollständig den Inhalt des Cgm . Als Auftraggeber wird Ludwig der Reiche vermutet. Leng bemerkt allerdings, dass die Handschrift im Ambraser Verlassenschaftsinventar nicht klar zu identi zieren ist (Leng , S.). Neben verschiedenen anonymen Fechtlehren enthält die Handschrift auch die Lehren einiger Fechtmeister, die nach Aussage K.s Mitglied der sog. ‹Gesellschaft Liechtenauers› waren (z. B. Martin → Hundtfeld). d. Gotha, Universitäts- und Forschungsbibl. Erfurt/Gotha, Chart. B ( laut Buchdeckel, evtl. Jahr der Bindung, nach den Wasserzeichen oder ). Inhaltlich entspricht B den anderen Handschriften K.s. Sie enthält sein Wappen (v) und die allegorische Fechter gur (r). Diesem Vorfeld schließen sich die Disziplinen zum Harnisch(v–r) und Bloßfechten an (v–r). Die Darstellungen zum gerichtlichen Zweikampf sind nicht enthalten. e. Solothurn, ZB, Cod. S. (erstes Viertel . Jh.). Die Handschrift enthält textlose Bildtafeln zum Rossfechten, Bloßfechten, Harnischfechten sowie zum Dolchfechten, Ringen und zum gerichtlichen Zweikampf zwischen Mann und Frau sowie mit Stechschilden. Die von Leng postulierte Verwandtschaft der Bildtafeln zu den Werken Talhofers ist nicht schlüssig. Sowohl die graphische Gestaltung
Kal als auch die technischen Fertigkeiten weisen eindeutig auf die Werke K.s hin. Als Beispiel seien hier die Schnitttechniken mit dem Dolch (vgl. Cod. S., fol. v und r) erwähnt, welche in Talhofers Technikrepertoire nicht zu nden sind. Nach Lorbeer handelt es sich bei der Handschrift um eine Kopie des KK . f. München, BSB, Cod. Icon. Bd. II (Mitte . Jh.). Paulus Hector → Mair verfasste drei Prachtkompendien, in denen er die Kampfkünste des . und . Jh. zusammenfasste. Er verfasste eine Ausgabe in Deutsch (Dresden, LB, Mscr. C. /), eine weitere Ausgabe in Latein (München, BSB, Cod. Icon. a/b) und eine gemischtsprachige Ausgabe in Deutsch und Latein (Wien, ÖNB, Cod. / ). Cod. Icon. b enthält neun Darstellungen zum Kampf mit Schwert und Buckler (r– v), die den Handschriften K.s entnommen wurden. Die Techniken sind nur in der lat. Ausgabe enthalten. Im Falle des Fechtens im Langen Schwert steht K. klar in der Tradition Liechtenauers, was aus den dargestellten technischen Fertigkeiten und der Fachsprache erkennbar wird. Hils’ Vermutung, dass K. vor allem von den Handschriften Talhofers plagiiert habe, ist zumindest für die Darstellungen zum Ringkampf nicht haltbar. Welle vermutet zwar, dass K. Kenntnis von Talhofers Schriften hatte und sich an ihnen orientierte, dennoch sind Eigenleistungen erkennbar. Er überliefert zwölf Ringkampfstücke, die bei Talhofer nicht zu nden sind, und bemüht sich um eine systematische Reihung (vgl. Welle , S.). K.s Werke sind zudem die einzigen Fechtbücher des . und Jh., die Abbildungen von Schnitttechniken mit dem Scheibendolch enthalten. A: Carsten Lorbeer/Julia Lorbeer/Andreas Meier/Marita Wiedner: Die Hss. P. K.s. . Au . (nur online: http://www.pragmatischeschriftlichkeit.de/transkription/edition paulus kal.pdf). L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. –. – Hans-Peter Hils: Ott (der Jude Ott). In: VL () Sp. – (c). – Friedrich Jacobs/Ferdinand August Ukert: Beitr. zur älteren Lit. oder Merkwürdigkeiten der Herzoglichen öffentlichen Bibl. zu Gotha. . H. Leipzig , S. – (d). – Eduard von Sacken: Die k. k. Ambraser-Slg. Bd. . Wien , S. f. (c). – Robert Lucas Pearsell: Some Observations
. Hälfte . Jh. On Judicial Duels, As Practised In Germany. London [], S. –, Nachzeichnungen auf Plate XXXI–XXXV (b). – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss., vornehmlich in Deutschland. Oldenburg , S. f. (b). – Lodovico Frati: Bologna. R. Bibl. Universitaria (Inventari dei Manoscriti delle Biblioteche d’Italia XXI). Florenz , S. (a). – Martin Wierschin: Meister Johann Liechtenauers Kunst des Fechtens. München , S. f. (b), S. (Nr. ) (c), S. (Nr. ) (d). – Alois Primisser: Die Kais.-Kgl. Ambraser-Slg. Mit neuen Registern von Manfred Kramer. Graz [Nachdr. von ], S. f. (c). – Walter Koschatzky: Das Aquarell –. Ausstellungskatalog München –. München , Nr. , S. f., Abb. S. (r) (b). – Bruno Thomas/ Ortwin Gamber: Führer durch das kunsthist. Museum. Kat. der Leibrüstkammer. . Tl.: Der Zeitraum von –. Wien , S. (c). – Antonio G. Merendoni: Un poco conosciuto trattato di scherma tedesco della prima metà del secolo XV. In: Machia () S. – (a). – HansPeter Hils: Die Hss. des obd. Fechtmeisters Hans Talhoffer. Ein Beitr. zur Fachprosaforschung des MA. In: Codices manuscripti () , S. –, hier S. , Anm. u. ö. (b). – Ders.: Meister Johann Liechtenauers Kunst des langen Schwertes (Europäische Hochschulschriften III, ). Frankfurt/M. u. a. , S. – (Nr. ) (b), S. f. und (d). – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Die ma. Hss. aus Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V, ). Wiesbaden , S. – (b). – Rainer Welle: «… und wisse das alle höbischeit kompt von deme ringen». Der Ringkampf als adelige Kunst im . und . Jh. (Forum Sozialgesch. ). Pfaffenweiler , S. –, –. – Jan-Dirk Müller: Hans Lecküchners Messerfechtlehre und ihre Tradition. Schriftliche Anweisungen für eine praktische Disziplin. In: Wissen für den Hof. Hg. v. dems. München , S. –, hier S. f. (b). – Jörg Kastner: Mundus mirabilis ctus. Phantasie und Wirklichkeit in der Welt der Fabelwesen. Ausstellung in der SB Passau. Passau , S. , Nr. (b). – Rita de Tata: Paul K. In: Tesori della Biblioteca Universitaria di Bologna. Hg. v. Antonio Biancastella. Bologna , S. f. (a). – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin ,
. Hälfte . Jh. S. f. – Rainer Leng (Bearb.): Kat. der dt. illustrierten Hss. des MA. Stoffgruppe . Fecht- und Ringbücher. Bd. /, Lfg. /. München , S. f., f., Abb. und (a), S. –, Tf. VII, Abb. (b), S. –, Abb. , Abb. (c), S. f., Tf. VI, Abb. (d). – Thomas Stangier: Ich hab hertz als ein leb. Zweikampfrealität und Tugendideal in den Fechtbüchern Hans Talhoffers und P. K.s. In: Ritterwelten im SpätMA. Hö sch- Ritterliche Kultur der reichen Herzöge von BayernLandshut. Hg. v. Franz Niehoff. Landshut , S. – (a, b). TW Lecküchner, Hans (auch: Lebkommer, Lebküchner, Lechkochner, Lekucheler, Leckurchner), Nürnberg, † .. Herzogenaurach. – Verfasser einer Lehre des Fechtens mit dem langen Messer. L. wurde zum Sommersemester in Leipzig immatrikuliert («Johannes Lechkochner de nurenberga») und schloss dort sein Studium nach dem Sommersemester («Johannes Lekucheler de Nurembergha») mit dem ersten akademischen Grad (Baccalaureus artium) ab. Am .. erhielt er in Bamberg die niederen Weihen und immatrikulierte sich am .. in Heidelberg («Johannes Leckurchner de Nurenperga, presbiter Babenperg [Bamberg] dyoc[esis], die Junij ultima»). Am .. erhielt er die Pfarrstelle in Herzogenaurach. L. ist Autor einer umfangreichen ‹Messerfechtlehre›. Er popularisiert damit in der Fechtliteratur gegen Ende des . Jh. eine gegenüber dem langen Schwert etwas leichtere Waffe, die über eine nur gerade, in einer zweiten Ausführung auch leicht gebogene einschneidige Klinge mit Rückschneide verfügt. Auch wenn diese Waffe bereits in Textund Bildzeugnissen früherer Autoren belegt ist, so erfährt die Verschriftung ihrer Handhabung durch L. eine Aufwertung, der eine völlig neue dokumentarische Qualität zugrunde liegt. Diese besteht zum einen in der monographischen Beschränkung auf nur einen einzigen Waffentyp – frühere Autoren zeichnen sich durch die Dokumentation aller gebräuchlichen Nahkampfwaffen aus – und zum anderen in der daraus folgenden enzyklopädischen Ausarbeitung des Themas. In Aufbau und Stilistik orientiert sich L. dabei eng an → Liechtenauers Fechtlehre mit dem langen Schwert. Können terminologische Übereinstimmungen noch weitgehend auf eine gewisse Parallelität der Waffenfüh
Lecküchner rung zurückgeführt werden – bezeichnet Liechtenauer doch bereits Jahre zuvor das lange Messer als das Fundament des Schwertfechtens («wen aus dem langen messer ist das swert genomen vnd funden» – Cod. a, r) –, so stellt sich L. durch die Verschriftung der Lehre in Merkverse, von denen er ganze Versatzstücke von Liechtenauer entnimmt, mit anschließender Prosaglossierung selbst in dessen Wirkungskreis. L.s Lehre ist in zwei voneinander abweichenden Fassungen überliefert: Die Heidelberger reine Texthandschrift Cod. Pal. Germ. () – vermutlich ein Autograph – wurde von L. bzw. kurz zuvor geschrieben («DAs Ist Hansen Lecküchnerß von Nürnberg künst vnd zedel ym messer dÿ er selbs gemacht vnd getichtt hatt den text vnd dÿ auslegüng dar vber etc.», r). Auf Blättern verzeichnet L. Merkverse in vier bis acht leoninischen paarreimenden Hexametern, die jeweils durch in Prosa verfasste Fechtanweisungen ausgelegt werden. Der auf r–r geschriebene lat. Widmungsbrief weist Kurfürst → Philipp von der Pfalz als Empfänger der Handschrift aus. Mit der Münchener Handschrift Cgm () beschließt L. am .. («sed iste liber scriptus est et completus Anno secundo Jn vigilia sancti Sebastiani etc.», v) eine mit Abbildungen versehene illustrierte Fassung. Die nach ersten Auffassungen wohl in einer Nürnberger Werkstatt entstandene Handschrift enthält den Textbestand von () in oft leicht bearbeiteter Form und weitere Merkverse mit umfangreicher Prosaauslegung. Auch diese Fassung ist Kurfürst Philipp gewidmet (r), kam aber – wie die weitere Handschriftenwanderung zeigt – nicht in dessen Besitz. In welchem Umfang das glossierte Arsenal der Einzeltechniken in L. seinen unmittelbaren Urheber besitzt bzw. er nur bestehendes Wissen verschriftet, lässt sich aufgrund mangelnder Forschungsliteratur derzeit nicht beziffern; nachweislich stützt L. sich jedoch auf das Wissens- und Fertigkeitsrepertoire anderer Fechtmeister («vnd das ist meyster andres stuck von chamb», cpg , v). Eine vergleichende Analyse der beiden Fassungen, ihres Nachwirkens in der späteren Literatur sowie eine eingehende stilistische Bestimmung der Federzeichnungen von () stehen ebenso noch aus. Es scheint jedoch, dass () an der weiteren Tradierung der Lehre keinen Anteil hat; alle nachfolgenden Kopien und Bearbeitungen stützen sich auf die kürzere Textfassung von (). Diese gilt in der
Lecküchner Forschung bisher als einzige Vermittlungszeugin; eigene, noch nicht publizierte Vergleichergebnisse widersprechen allerdings dieser These. Als Urheber der ‹Messerfechtlehre› bleibt der Name L.s im Folgenden entweder gänzlich unerwähnt oder wird verballhornt; in zwei Fällen erfährt seine Lehre sogar eine namentliche Fehlzuweisung. Die wohl früheste und nahezu komplette Abschrift () ndet sich bei → Hans von Speyer aus dem Jahre . Bis auf das Verschweigen des Autors und vereinzeltes Auslassen ganzer Glossen sind bei ihm keine weiteren Texteingriffe zu erkennen. Auch wenn seine Fassung in der Texttradition von () steht, sollte in diesem Fall ein weiterer, bisher nicht bekannter Textzeuge als Kopiervorlage in Betracht gezogen werden. Etwa zur gleichen Zeit übernimmt Peter → Falkner ebenfalls ohne Hinweis auf L. Merkverse ohne die Prosaglossen und lässt diese nach eigenem Gutdünken illustrieren (). Die Urheberschaft an der Lehre schreibt er sich selbst zu («Hie enndet Maister Peter Falkners kunst Mitt dem Messer», r). In welchem Maße der textlose Bildkatalog des Messerfechtens in Cl. (r–v) unter Verwendung von Falkners Bearbeitung erstand und damit auch die Lehre von L. wiedergibt oder den von Falkner nicht berücksichtigte Teil von L.s Lehre illustriert, lässt sich beim gegenwärtigen Stand der Forschung – trotz gegenteiliger Auffassung – nicht bestimmen. Um nden ebenfalls nur die Merkverse ohne Verfasserangabe Eingang in die Albrecht Dürer zugeschriebene Wiener Handschrift Ms. (). Eine direkte Abhängigkeit dieser Fassung von Falkner besteht nicht, auch bleiben die Merkverse unillustriert. Eine stark gekürzte und die Prosaglossen bearbeitete Version ist Teil des erstmals bei Christian Egenolph in Frankfurt aufgelegten Drucks Der Altenn Fechter anfengliche Kunst […] (). L.s Name wird hier zu Lebkommer verballhornt («Herrn Hansen Lebkommers von Nürenberg […], v). nimmt der Maler und Bildhauer Gregor Erhart eine um ca. % gekürzte, ansonsten ziemlich wortgetreue Fassung von () in seine Handschrift E... () auf, die er allerdings Hans Liechtenauer zuweist («Hie hebt sich an maister hannsen liechtenauers Khunst des messer vechtens wie hernach voltt», r). Erharts Fassung ndet dann nahezu wortgetreu in die wahrscheinlich von Leonhard Sollinger
. Hälfte . Jh. angelegte Münchener Fecht-Sammelhandschrift Cgm () Eingang. In der Zwischenzeit wird L.s Lehre von dem Augsburger Paulus Hector Mair etwa um mit leicht bearbeiteten Prosaglossen in seine drei Handschriften aufgenommen. Während in der Wiener Handschrift Cod. Vindob. () sowohl die dt. als auch eine lat. Übersetzung verzeichnet sind, enthalten das Dresdner Exemplar Ms. Dresd. () nur die dt. und das Münchener Exemplar Cod. icon. / () lediglich die lat. Fassung. Mair gibt nicht nur keinen Hinweis auf L.s Urheberschaft, er ersetzt auf der Textebene auch L.s Messer durch den aus Holz gefertigten, beim dt. Bürgertum auf dem Fechtboden beliebten Dussack («Der Zetel des Duseggen Fechtens», Ms. Dresd. , r). Ü: () Heidelberg, UB, Cod. Pal. germ. (). – () München, BSB, Cgm (). – () Salzburg, UB, M. I. (), r–r. – () Wien, Kunsthist. Museum, KK (um ), v–v. – () Wien, Albertina, Ms. (um ), r–v. – () Christian Egenolph: Der Altenn Fechter anfengliche Kunst […]. Frankfurt , v–r. – () Glasgow, Glasgow Museums, E... (), r–v. – () München, BSB, Cgm. (), r–r. – () Wien, ÖNB, Cod. Vindob. (um ), r–r (dt.), r–v (lat.). – () Dresden, SLUB, Ms. Dresd. (um ), r–v (dt.). – () München, BSB, Cod. icon. (um ), r–r (lat.). A: () http://digi.ub.uni-heidelberg.de/ diglit/cpg. () urn:nbn:de:bvb:-bsb–. – Jeffrey Forgeng: The Art of Swordsmanship by H. L. Woodbridge, Suffolk (englische Übersetzung). () Transkription von Beatrix Koll unter http:// www.ubs.sbg.ac.at/sosa/webseite/-Fechtbuch. htm. () urn:nbn:de:bvb:-bsb–. () urn:nbn:de:bvb:-bsb–. () urn:nbn:de:bvb:-bsb–. L: K[arl] Bartsch, ADB () S. . – Hans-Peter Hils, VL () Sp. –. – H[ans] F[erdinand] Maßmann: Über hsl. Fechtbücher. In: Serapeum () S. –. – Gustav Toepke: Die Matrikel der Univ. Heidelberg –. Heidelberg , Bd. , S. . – K. Bartsch: Die altdt. Hss. der Universitäts-Bibl. in Heidelberg (Kat. der Hss. der Universitäts-Bibl. in Heidelberg I). Heidelberg , S. (Nr. ). –
. Hälfte . Jh. Karl Wassmannsdorff: Aufschlüsse über Fechthss. und gedruckte Fechtbücher des . und . Jh. Berlin , S. , –. – Georg Erler: Die Matrikel der Univ. Leipzig. Leipzig , Bd. , S. ; Leipzig , Bd. , S. . – Theodor Raspe: Die Nürnberger Miniaturmalerei bis . Straßburg , S. f., Tf. III. – Johannes Kist: Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg –. Würzburg , S. . – Martin Wierschin: Meister Johann Liechtenauers Kunst des Fechtens (MTU ). München , S. (mit falscher Signatur von ). – H.-P. Hils: Meister Johann Liechtenauers Kunst des langen Schwerts. Bern/New York , passim. – Elmar Mittler/ Wilfried Werner: Mit der Zeit. Die Kurfürsten von der Pfalz und die Heidelberger Hss. der Bibliotheca Palatina. Wiesbaden , S. –. – JanDirk Müller: Bild – Vers – Prosakomm. am Beispiel von Fechtbüchern. Probleme der Verschriftlichung einer schriftlosen Praxis. In: Pragmatische Schriftlichkeit im MA. Hg. v. Hagen Keller u. a. München , S. –, –. – Ders.: H. L.s Messerfechtlehre und die Tradition. Schriftliche Anweisungen für eine praktische Disziplin. In: Wissen für den Hof. Der spätma. Verschriftungsprozeß am Beispiel Heidelberg im . Jh. Hg. v. dems. München , S. –. – Sidney Anglo: The Martial Arts of Renaissance Europe. New Haven/London , passim. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . – Karin Zimmermann: Cod. Pal. germ , H. L.: Kunst des Messerfechtens. In: Matthias Miller/K. Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibl. Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kataloge der Universitätsbibl. Heidelberg VIII). Wiesbaden , S. f. RW Rorbach, Bernhard (auch: B. Rohrbach), * .. Frankfurt/M., † .. Frankfurt/M. – Patrizier, Kaufmann, Ratsherr, Chronist. R. stammte aus einer Frankfurter Patrizierfamilie. Sein Vater Heinrich († ) war u. a. als Ratsmitglied und Schöffe hervorgetreten. R. selbst wurde Geselle der Stubengesellschaft Ladarum und deren Stubenmeister. Nach seiner Heirat war er ab auch Stubengeselle der Gesellschaft Limburg, deren Stubenmeister er wurde. In jenen Jahren zeigte R. als Organist und Lautenschläger musikalische Interessen, sammelte aber auch Bücher. So besaß er z. B. seit das unter seinem Vater angelegte lat. Rorbach-Missale
Rorbach (Frankfurt/M., UB, Ms. Barth. , um ). Ab widmete sich R. kaufmännischen Tätigkeiten im Familienunternehmen. Ab war er auch Mitglied des Frankfurter Rats und P eger eines Spitals für Aussätzige. wurde er Zunftherr der Sattler, Mitglied der Frauenstein-Gesellschaft und Kornmeister. Zu R.s Nachkommen zählte sein Sohn Job → R., der wie R. historische Aufzeichnungen hinterließ. R. begann das Familienbuch Stirps Rorbach, dessen fertige Abschrift er noch wenige Monate vor seinem Tod beaufsichtigte. Das neben einzelnen lat. Stellen überwiegend dt. Werk verzeichnet Daten und Ereignisse aus der R.schen Familiengeschichte. Darunter sind u. a. Geburten, Eheschließungen und Todesfälle (mit Grablegen), Ämter und Mitgliedschaften sowie Stiftungen von Prozessionen und Messen. Die Stirps erfasst auch noch die Geburten von R.s eigenen Kindern und sogar seinen Tod, den R.s Ehefrau am Ende des Textes vermerkte. Die Gliederung des Werks ist primär genealogisch, dann chronologisch. Als Quellen nennt der Text überlieferte Familiendokumente (u. a. Briefe) sowie Aufzeichnungen und mündliche Auskünfte von R.s Großvater. Nur in späteren Abschriften überliefert ist R.s Liber gestorum, dessen Entstehung parallel zur Stirps vermutet wird. Wie diese ist der Liber gestorum in einer Mischung aus dt. und lat. Sprache geschrieben, doch ist der lat. Anteil hier deutlich größer. Inhaltlich bietet der Liber gestorum ein Nebeneinander von privaten und öffentlichen bzw. gesellschaftlichen Nachrichten. Besuche von Kaisern und Fürsten werden ebenso vermerkt wie die Mitglieder von R.s Stubengesellschaften und R.s eigene Aktivitäten. Der Text ist nach verschiedenen Themen gegliedert. So gibt es Kapitel über die Frankfurter Ratsherren, örtliche Prozessionen und die patrizischen Gesellschaften der Stadt. R.s Werk präsentiert einerseits knappe Fakten – etwa indem er bei Ereignissen oft nur das Datum und eine kurze Beschreibung angibt, oder indem er bei Listen von Amtsinhabern nur deren Namen und Amtszeiten mitteilt. An anderen Stellen wird R. ausführlicher. So gibt er einmal ein von ihm und anderen Stubenmitgliedern gesungenes Lied wieder oder beschreibt Feierlichkeiten der Gesellschaften. R.s Aufzeichnungen wurden von örtlichen Chronisten wie Philipp Eisenberger († ) häu g
Wilhelm von Hirnkofen rezipiert. Noch heute gelten sie als wertvolle Zeugnisse ihrer Zeit, da sie anschauliche Einblicke in die Netzwerke, Interessen und Rituale städtischer Patrizier des SpätMA geben. Ü: . Stirps Rorbach: Frankfurt/M., StB, Ff. M.S.S. (–). – Ebd., Stadtarch., S / (um /vor ..). . Liber Gestorum: Der Autograph gilt als verschollen. Zu den fünf erhaltenen Kopien vgl. Froning (s. Lit.) S. XXVIII–XXXVIII. A: . Stirps Rorbach: Steitz (s. Lit.). – Froning (s. Lit.). – . Liber Gestorum: Römer-Büchner (s. Lit.; Teilausg.). – Froning (s. Lit.). L: Helgard Ulmschneider, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. . – Benedikt J. Römer-Büchner: Wohlleben und Prachtliebe der Ges. Limburg zu Frankfurt a. M. im MA. In: Zs. für dt. Kulturgesch. () S. –. – Georg E. Steitz: Die Familienchron. Bernhard Rohrbach’s aus dem . Jh. In: Arch. für Frankfurts Gesch. und Kunst NF () S. –. – Richard Froning: Frankfurter Chron. und annalistische Aufzeichnungen des MA. Frankfurt/M. , S. XXVII–XLI, –, –, –, f. – Ders.: Die Familie R. In: Arch. für Frankfurts Gesch. und Kunst. . Folge, Bd. () S. –. – Heinrich Schmidt: Die dt. Städtechroniken als Spiegel bürgerlichen Selbstverständnisses im SpätMA. Göttingen , S. –. – Pierre Monnet: Les Rohrbach de Francfort. Pouvoirs, Affaires et Parenté à l’Aube de la Renaissance Allemande. Genf . – Ders.: Reale und ideale Stadt. Die obd. Städte im Spiegel autobiographischer Zeugnisse des SpätMA. In: Von der dargestellten Person zum erinnerten Ich. Europäische Selbstzeugnisse als hist. Quellen (–). Hg. v. Kaspar von Greyerz u. a. Köln u. a. , S. –. – Klaus Wolf: Komm. zur ‹Frankfurter Dirigierrolle› und zum ‹Frankfurter Passionsspiel› (Die hessische Passionsspielgruppe, Erg.bd. ). Tübingen , S. – u. ö. – Birgit Studt: Erinnerung und Identität. Die Repräsentation städtischer Eliten in spätma. Haus- und Familienbüchern. In: Haus- und Familienbücher in der städtischen Ges. des SpätMA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. ders. Köln u. a. , S. –. – B. R. In: Gabriele Jancke: Selbstzeugnisse im deutschsprachigen Raum. Autobiogr., Tagebücher und andere
. Hälfte . Jh. autobiographische Schr. –. Eine Quellenkunde. Unter Mitarbeit von Marc Jarzebowski u. a. Berlin , www.geschkult.fu-berlin.de/e/ jancke-quellenkunde/verzeichnis/r/rorbach/. MM Wilhelm von Hirnkofen gen. Rennwart, * Mitte des . Jh. Höchstadt/Aisch. – Übersetzer, Jurist, Anwalt, Landvogt. Über W. ist nur wenig mehr bekannt, als er in den Widmungen seiner Übersetzungen selbst äußert. Nach eigenem Bekunden wuchs er in Ulm auf, wo er eine Kanzleiausbildung absolvierte. oder kurz zuvor trat er in den Dienst der Stadt Nürnberg; dort ist er zwischen und als Anwalt und Jurist bezeugt. Unter anderem vertrat er die Nürnberger Interessen am Hof Herzog → Siegmunds von Tirol in Innsbruck; spätestens ab und mindestens bis war er Landvogt in Höchstadt/Aisch. Den Beinamen Rennwart hatte sein Vater Jörg von Hirnkofen als Anerkennung für seinen Einsatz bei der Erstürmung einer Festung erhalten und an den Sohn weitergegeben. In Frage kämen nach Joachimsohn (s. Lit.) die Eroberung der Nürnberger Burggrafenburg oder der Sturm auf die Feste Neufels bei Schwäbisch Hall . Dass W. Stadthauptmann gewesen sei – so mehrfach seit Stammler –, scheint nicht bezeugt, da er sich in den Widmungen stets ohne Amt und Titel nannte. Dass er in seiner zweiten Übersetzung bekundet, ein schlechter Reiter gewesen zu sein, weist laut Worstbrock (VL , Sp. ) nicht auf seine beru iche Stellung hin, sondern sei als Metapher auf seine bescheidene Übersetzertätigkeit zu verstehen. Mit «den Nürnberger Rats gericht losung und Cantzleischribern» scheint er persönlich bekannt gewesen zu sein, da er sie in selbiger Übersetzung namentlich nennt. Verbindungen hatte er wohl auch mit → Niklas von Wyle. Dessen dt. Stil, der durch seine Schüler in den Kanzleien Süddeutschlands üblich geworden war, scheint auch W.s Übersetzung von Aeneas Silvius → Piccolominis De miseriis curialium stark beeinusst zu haben. Der tractat Arnoldi de Noua villa [...] von bewarung und beraitung der wein beruht auf der Zusammenstellung und Übersetzung von Teilen des Liber de vinis → Arnalds von Villanova (frühes . Jh.) mit dem Tractatus de vino et eius proprietate → Gottfrieds von Franken. W. widmete ihn am .. dem Bürgermeister und Rat der Stadt Nürnberg. Bis in
. Hälfte . Jh. die er Jahre sollte er der erfolgreichste Traktat über Herstellung und Verwendung des Weins im deutschsprachigen Raum werden; Drucke erschienen in Augsburg, Ulm und Straßburg, aber auch in Erfurt, Wittenberg, Zwickau und Wien, insgesamt Ausgaben bis . Am .. widmete W. seine Übersetzung des Brieftraktats De miseriis curialium Piccolominis (Von Armut, Unruhe und Trübsal der Ho eute) «den Nürnberger Rats gericht losung und Cantzleischribern». Sie erlangte keine Verbreitung über Nürnberg hinaus. widmete Pankratz → Bernhaupt (gen. Schwenter) seine Histori Herculis Peter Vischer d. J. in einem Text, der im Wortlaut fast vollständig der Widmung W.s entspricht. A: Georg Wolfgang Panzer: Annalen der ältern dt. Litteratur, oder Anzeige und Beschreibung derjenigen Bücher, welche von Er ndung der Buchdruckerkunst bis MDXX in dt. Sprache gedruckt worden sind. Bd. : Von Er ndung der Buchdruckerkunst bis MDXX. Nürnberg , Leipzig (Nachdr. Hildesheim ) Nr. . – The Earliest Printed Book on Wine by Arnald of Villanova [...]. Now for the First Time rendered into English and with an Historical Essay by Henry E. Sigerist. With Facsimile of the Original Edition, . New York . – Faksimile der Ausgabe von : Der Weintraktat des Arnoldus de Villa Nova. Übers. aus dem Lateinischen von W. v. H. In Faks. hg. und mit einem Vorwort versehen von Lothar Hempe. Stuttgart . B: VD . – Hain . – GW –. L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –. – Paul Weinig/Red., Killy () S. . – Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten-Lex. [...]. Tl. . Nürnberg , S. . – Paul Joachimsohn: Frühhumanismus in Schwaben. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgesch. NF () S. –, –, hier S. – (wieder in: Ders.: Gesammelte Aufsätze. Beitr. zu Renaissance, Humanismus und Reformation, zur Historiographie und zum dt. Staatsgedanken. Ausgewählt und eingel. v. Notker Hammerstein. Bd. . Aalen , S. –). – Max Herrmann: Die Reception des Humanismus in Nürnberg. Berlin , S. –. – Wolfgang Stammler: Von der Mystik zum Barock, – (Epochen der dt. Lit. Geschichtliche Darstellungen ,). Stuttgart () S. ,
Formulare und deutsch Rhetorica . – Gerhard Eis: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. , f. – Dieter Wuttke (Hg.): Die Histori Herculis des Nürnberger Humanisten und Freundes der Gebrüder Vischer Pangratz Bernhaubt gen. Schwenter. Materialien zur Erforschung des dt. Humanismus um (AfK ). Köln/Graz , S. –, f. – P. Weinig: Aeneas Silvius Piccolomini ‹De curialum miseriis› dt. In: ZfdA () S. –, hier S. , –. KR Formulare und deutsch Rhetorica. – Kanzleihandbuch, drittes Viertel . Jh. Das anonyme dt. Werk erschien zwischen ca. und in mindestens Druckausgaben. In den bekannten Drucken unterscheidet die Forschung mehrere Redaktionen des Textes: Der Ulmer Erstdruck und mehrere Augsburger Exemplare bilden die schwäbische Redaktion, die noch den Titel Formalari trägt. Ab wurde nach heutiger Kenntnis eine oberrheinische Redaktion produziert, als deren Vorlage der Ulmer Erstdruck vermutet wird. Sie erschien in Straßburg, Heidelberg und Speyer und führte den Titel F. u. dt. R. Auf einer Vorlage aus der oberrheinischen Redaktion basierte dann eine nd. Ausgabe, die um in Köln veröffentlicht wurde und deren Text den niederrheinischen Gegebenheiten angepasst wurde, u. a. durch die Verwendung regionaler Namen. F. u. dt. R. behandelt Grundlagen der Abfassung von Briefen und Urkunden. Der erste Teil des Werks ist auch als Stadtschreibers Examen bekannt. Außer in den Drucken ist er ab dem dritten Viertel des . Jh. separat in vier Handschriften überliefert. Möglicherweise stammte der Text ursprünglich aus Schwaben, da die älteste Handschrift eine entsprechende Mundart aufweist. Stadtschreibers Examen enthält einen didaktischen Dialog zwischen Lehrer und Schüler. Vermittelt werden darin u. a. formale, stilistische und juristische Aspekte der Briefkunst. Darauf folgen in F. u. dt. R. eine Sammlung von Phrasen und Synonymen sowie ein Titularbuch. Zahlreiche Musterbriefe und -urkunden aus der Zeit bis bietet der Schlussteil des Werks. Er gilt als durch → Niklas von Wyle beein usst und wird auf Vorarbeiten von Bernhard → Hirschvelder zurückgeführt. Von Bedeutung ist F. u. dt. R. als eines der frühesten Kanzleihandbücher, die in dt. Sprache gedruckt wurden. Ü: Hss. von Stadtschreibers Examen: B: Berlin, SBB, mgq , r–v (Pap.,
Philipp von Seldeneck drittes Viertel . Jh., ostschwäbisch). – He: Heidelberg, UB, cpg , va–va (Pap., um , schwäbisch-bair.). – Ha: Hannover, KestnerMuseum, E(rnst) cod. , r–v (nach /; Fragm.). – M: München, BSB, clm , r–r (Pap., spätes . Jh., mittelbair.). Vgl. u. a. Karin Zimmermann u. a.: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –. – Hausmann (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/werke/. D: Mindestens Drucke von ca. bis . – Früheste Inkunabeln: [Ulm: Johann Zainer d. Ä., frühestens ..] (GW ). – Augsburg: Anton → Sorg, (GW ). – Straßburg: Johann Prüss, (GW ). – Straßburg: Heinrich Knoblochtzer, (GW ). – Vgl. GW (online). – VD F . A: Knape/Roll (s. Lit.; Stadtschreibers Examen). – Online-Faks. von Hs. B: http:// digital.staatsbibliothek-berlin.de/. – Online-Faks. von GW : http://daten.digitale-sammlungen.de/. – Online-Faks. von GW : http:// sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/id/. – Online-Faks. von GW : http://digi.ub.uniheidelberg.de/diglit/if. L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. f. – Paul Joachimsohn: Aus der Vorgesch. des ‹F. u. dt. R.› In: ZfdA () S. –. – Reinhard M. G. Nickisch: Die Stilprinzipien in den dt. Briefstellern des . und . Jh. Göttingen , S. –. – Ursula Bruckner: Über das Inhaltsverz. in ‹F. u. dt. R.› In: Das Buch als Quelle hist. Forschung. FS Fritz Juntke. Hg. v. Joachim Dietze u. a. Leipzig S. –. – Rhetorica dt. Rhetorikschr. des . Jh. Hg. v. Joachim Knape/ Bernhard Roll. Wiesbaden , S. –. – Albrecht Hausmann: ‹tütsch brieff machen, och hoflich reden›. Zur Terminologie dt. Artes dictandi des . Jh. In: Im Wortfeld des Textes. Worthist. Beitr. zu den Bezeichnungen von Rede und Schr. im MA. Hg. v. Gerd Dicke u. a. Berlin/New York , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Philipp von Seldeneck, * um /, † . – Adeliger, Autor militärtheoretischer Schriften. P. war Mitglied eines Adelsgeschlechts mit Stammsitz bei Creglingen (Main-Tauber-Kreis).
. Hälfte . Jh. Er war Dienstmann von Pfalzgraf Friedrich dem Siegreichen († ), der ihn mit Stolzeneck (bei Eberbach/Rhein-Neckar-Kreis) belehnte. Auch später erhielt P. noch verschiedene Lehen, die seinen Wohlstand deutlich vermehrten. Während der Mainzer Stiftsfehde nahm P. an der Schlacht bei Seckenheim teil, was ihm eine Erwähnung in der Reimchronik des Michel → Beheim einbrachte. ernannte Friedrich ihn zum Erbküchenmeister. war P. bei der Königswahl von → Maximilian I. anwesend, beim Krönungsmahl von König Karl V. († ) und bei dessen Krönung. Angaben über P.s Familie, Ämter und Besitztümer nden sich auf zwei Bronzetafeln für sein Grabmal. Als Verfasser der ostfränkischen Inschriften von um / wird P. selbst vermutet. P. ließ ab dem späten . Jh. ein handschriftliches Kriegsbuch anfertigen, das von vier Schreibern ausgeführt wurde. Der überlieferte Kodex versammelt militärtaktische und wehrtechnische Abbildungen und Schriften in dt. Sprache. Am Anfang steht die Epitoma rei militaris des Publius Flavius Vegetius in der dt. Übersetzung von Ludwig → Hohenwang (r–r). Vorlage war ein Augsburger Druck von um (GW M). Darauf folgen zwei → Wagenburgordnungen (r–r), der → Kriegseid der Eidgenossen (v–r) und schließlich vier Abhandlungen, die P. selbst zugesprochen werden. Als Schreiber dieser Traktate wird P.s Sohn Hans v. S. († ) vermutet. Ob dieser die Texte auch inhaltlich redigierte, ist bislang nicht bekannt. P.s Eid der Kriegsknechte (v–v) bietet Anweisungen für Schlachtordnungen und das Verhalten von Soldaten. Die daran anschließende Kriegsordung der Fußtruppen (auch Fußknechtordnung, r–r) enthält neben taktischen Überlegungen auch drei bildliche Darstellungen von Schlachtordnungen. Inhaltlich weist die Abhandlung große Ähnlichkeit mit einer Kriegsordnung des Philipp → Mönch auf. Die beiden letzten Texte sind als Lehrbriefe für P.s Sohn Friedrich v. S. († nach ) gestaltet. Ihre Abfassung wird nach vermutet. Es handelt sich um eine Feldbestellung der Reiterei (r–r) und eine Ordnung für große Heere und Schlachten (auch Feldbestellung für große Heere, v–r). Den Abschluss des Kriegsbuchs bildet ein mit Beischriften versehener Bildkatalog (r–r). Dessen farbige Federzeichnungen entstanden wohl unabhängig vom Rest der Handschrift. Der Illustrator kopierte
. Hälfte . Jh. die Bilder aus der Vegetius-Übersetzung Hohenwangs. P.s Kriegsbuch ist insgesamt eine wichtige Quelle zur militärischen Taktik im Spätmittelalter. Seine Angaben zur Aufstellung von Infanterie und Kavallerie dokumentieren ausführlicher als andere Werke die zeitgenössische Militärpraxis. Charakteristisch ist auch das Ein ießen eigener militärischer Erfahrungen P.s in sein Werk. Die Forschung hat außerdem P.s militärtheoretische Ansätze gewürdigt, die vergleichbare Texte der Zeit an Tiefe und Umfang übertreffen. Ü: K: Karlsruhe, LB, cod. Durlach , Bll. (Pap., um – bis um / , ostfränkisch). – Vgl. Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA /. Hg. v. Ulrike Bodemann u. a. München , S. , f. (Nr. ..). – www.handschriftencensus. de/. – http://mrfh.online.uni-marburg.de/ . A: . Kriegsbuch: Neubauer (s. Lit.). – Online-Faks. von Hs. K: http://digital.blbkarlsruhe.de/id/. . P.s Grabinschrift: Heinrich Weissbecker: Rothenburg o. d. T., seine Alterthümer und Inschriften. Rothenburg , S. . – Anton Ress u. a.: Die Kunstdenkmäler von Bayern //: Stadt Rothenburg o. d. T. Kirchliche BautenMünchen , S. f. L: Gundolf Keil/Volker Schmidtchen, VL () Sp. –. – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss. Bd. . München (Nachdr. New York ) S. –, –, f., –. – Hans Delbrück: Gesch. der Kriegskunst im Rahmen der politischen Gesch. Bd. . Berlin (Nachdr. ebd. ) S. , . – Hermann Weichardt: Ludwig Hohenwang, ein Übersetzer des . Jh. Neudamm , S. f. – Kurt Neubauer: Das Kriegsbuch des P. v. S. vom Ausgang des . Jh. Unters. und krit. Herausgabe des Textes der Karlsruher Hs. Diss. Heidelberg . – Franz J. Worstbrock: Dt. Antikerez. –. Boppard , S. (Nr. ). – V. Schmidtchen: Kriegswesen im späten MA. Technik, Taktik, Theorie. Weinheim , S. –, Abb. –. – Rainer Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Bd. . Wiesbaden , S. . – Hiram Kümper: Regimen von der Wehrverfassung. Ein Kriegsmemorandum aus der Gießener Hs. , zugleich ein
Jörg von Nürnberg Beitr. zur städtischen Militärgesch. des . Jh. Gießen , S. , , , f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Ritterwelten im SpätMA. Hö sch-ritterliche Kultur der Reichen Herzöge von Bayern-Landshut. Hg. Museen der Stadt Landshut. Landshut , S. f. u. ö. – Stefan Lawatsch: P. v. S. In: Marburger Repertorium zur Übersetzungslit. im dt. Frühhumanismus. (http://mrfh.de/). MM Jörg von Nürnberg, * Nürnberg (?), † nach . – Büchsenmeister, Verfasser einer Geschichte des osmanischen Reiches. J. verfasste eine Geschichte von der Türkei (auch Geschicht von der Turckey, Tractat von den Türck), die zugleich die einzige Quelle für seine Biographie ist. Danach stammte N. aus Nürnberg und war als Büchsenmeister tätig. Er stand ab im Dienst von Stepan Vukˇci´c Kosaˇca, eines verstorbenen Herzogs im Königreich Bosnien. Als sich Stepans Sohn Vladislav († ) mit den Osmanen verbündete und gegen den eigenen Vater erhob, wurde auch J. in den Kon ikt hineingezogen. Seit oder Gefangener der Osmanen, diente er unter Sultan Mehmed II. (–) als Büchsenmeister. entsandte man J. auf eine Mission nach Alexandria, während der er mit Unterstützung von Mönchen und Kau euten nach Venedig entkommen konnte. Danach war er Büchsenmeister von Papst Sixtus IV. in Rom. Über J.s weiteres Schicksal ist nichts bekannt. J.s Geschichte von der Türkei vermittelt in dt. Prosa historische, kulturelle und religiöse Informationen über die Osmanen. Der Text beginnt mit einem historischen Teil über den Aufstieg der Osmanendynastie unter Osman I. und die weitere Herrschaft der Sultane von Orhan bis Mehmed II. Als Zeitzeuge widmet J. Mehmeds Regierung besondere Aufmerksamkeit. Der Bericht zeichnet dabei ein negatives Bild des Sultans, der u. a. als zornig und unehrlich dargestellt wird. Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit der islamischen Religion. Im Schlussteil seiner Schrift schildert J. den Umgang mit Gefangenen sowie den Sklavenhandel im osmanischen Reich. J. verarbeitete in der Geschichte von der Türkei nicht nur seine eigenen Erfahrungen als türkischer Gefangener, er griff auch auf den lat. Tractatus de moribus, condicionibus et nequicia Turcorum
Johannes von Breitenbach des → Georg von Ungarn zurück, aus dem er Abschnitte übersetzte und in sein Werk integrierte. Die Geschichte von der Türkei wurde um niedergeschrieben, also bald nach dem Ende von J.s Gefangenschaft. Die Erstveröffentlichung erfolgte um / in Memmingen, wo auch ein weiterer Druck erschien. Eine dritte Ausgabe wurde in Nürnberg gedruckt. In der zweiten und dritten Ausgabe wurde die Geschichte von der Türkei jeweils um neue Anhänge erweitert. Darin nden sich u. a. Schilderungen der militärischen Auseinandersetzungen um Konstantinopel () und Rhodos (). Auch wurde eine MohammedVita aus dem Speculum historiale des → Vinzenz von Beauvais hinzugefügt. Handschriftlich ist J.s Werk nur in Kodex G überliefert, dessen Entstehung auf die Zeit von bis datiert wird. Nachträge wurden möglicherweise später hinzugefügt. Die Sammelhandschrift enthält vor allem Texte aus der zweiten Hälfte des . Jh., darunter einen Reichstagsbeschluss gegen die Türken von , verschiedene Schreiben Kaiser Friedrichs III., die Bamberger Turnierordnung von und eine Reihe historischer Berichte. J.s Geschichte von der Türkei steht in G zwischen anderen Texten von . Inhaltlich ist die G-Fassung bisher nur rudimentär erforscht worden. Sie zeigt deutliche Abweichungen von den Drucken. Diese nennen als Jahr von J.s Gefangennahme z. B. , während G angibt. In den Drucken wird J. mit Frau und Kindern gefangen genommen, in G mit einem Grafen und sieben Rittern. Möglicherweise bietet G eine Vorstufe des Textes, die für den Druck modi ziert wurde. Eine Untersuchung der genauen Abhängigkeitsverhältnisse steht noch aus. Die Wirkung der Geschichte von der Türkei war begrenzt. Die Forschung führt dies auf die publizistische Dominanz der Schrift Georgs von Ungarn zurück. Eine echte Rezeption von J.s Werk ist nur in der Türckisch Chronica () des Humanisten Johannes Adelphus → Muling nachweisbar. Ü: G: Gießen, UB, Hs. , r–r (Pap., Nürnberg [?], – mit Nachträgen, darunter auch J.s Text, nordbair.). – Vgl. Ulrich Seelbach: Kat. der deutschsprachigen ma. Hss. der UB Gießen, http://geb.uni-giessen.de/ geb/volltexte///. – www.handschriftencensus.de/. D: Drei Inkunabeln; Verzeichnis bei GW (online). – [Memmingen: Albrecht Kunne, um
. Hälfte . Jh. /] (GW M). – Memmingen: [Albrecht Kunne], (GW M). – [Nürnberg: Hans Mair], (GW M). A: Cronica lui J. v. N. Hg. v. Constantin Karadja. Bukarest (Faks. von GW M). – Georg von Ungarn: Chronica unnd Beschreibung der Türckey. Unveränderter Nachdr. der Ausg. Nürnberg sowie fünf weiterer ‹Türkendrucke› des . und . Jh. Hg. v. Carl Göllner. Köln u. a. , S. – (nach dem Erstdruck). – Müller (s. Lit.; Teilausg.). – Online-Faks. von GW M, GW M und GW M: http:// daten.digitale-sammlungen.de/. L: Peter Johanek, VL () Sp. –. – Richard Loewe: Die Reste der Germanen am Schwarzen Meere. Eine ethnologische Unters. Halle/Saale , S. f. – Alexander Vasiliev: J. of Nuremberg, a Writer Contemporary with the Fall of Constantinople (). In: Byzantion () S. –. – Agostino Pertusi: Premières Études en Occident sur l’Origine et la Puissance des Turcs. In: Bulletin de l’Association Internationale d’Études du Sud-Est Européen () H. , S. –, hier S. – (wieder in: Ders.: Bisanzio e i Turchi nella Cultura del Rinascimento e del Barocco. Tre saggi di Agostino Pertusi. Hg. v. Carlo Maria Mazzucchi. Mailand , S. –). – C. Göllner: Turcica. Bd. : Die Türkenfrage in der öffentlichen Meinung Europas im . Jh. Baden-Baden , S. f. – Johannes Adelphus: Ausgewählte Schr. : Historia von Rhodis. Die Türckisch Chronica. Hg. v. Bodo Gotzkowsky. Berlin/New York . – Michael Herkenhoff: Die Darstellung außereuropäischer Welten in Drucken dt. Offizinen des . Jh. Berlin , S. –. – Seelbach (s. Überl.). – Ralf C. Müller: Prosopographie der Reisenden und Migranten ins Osmanische Reich (–). Bd. . Berichterstatter aus dem Heiligen Römischen Reich, außer burgundische Gebiete und Reichsromania. Leipzig , S. –. – Günter Prinzing: Zu J. v. N., dem Geschützgießer Mehmets II., und seiner Schr. ‹Geschicht von den Turckey›. In: Sultan Mehmet II. Eroberer Konstantinopels, Patron der Künste. Hg. v. Neslihan Asutay-Effenberger. Köln u. a. , S. –. MM Johannes von Breitenbach, † (?) Leipzig. – Jurist. J. wurde in Sachsen oder Thüringen geboren (nach VL [] in Leipzig, nach Friedberg []
. Hälfte . Jh. in [Bad] Köstritz). Im Sommersemester ließ er sich an der Universität Leipzig immatrikulieren und erlangte dort den Grad eines Baccalaureus philosophiae, bevor er ein Jurastudium in Perugia antrat. Er wurde zum Doctor iuris utriusque (Doktor beider Rechte: des weltlichen und kirchlichen Rechts) promoviert, allerdings ist der Zeitpunkt dieser Graduierung unbekannt. Nach seiner Rückkehr aus Italien trat er in den Dienst des Meißner Bischofs Johann von Weißenbach (–) ein und übte das Amt des bischö ichen Offizials aus. Als Nachfolger Johanns von Eberhausen († ) wurde er zum Ordinarius an der Juristenfakultät in Leipzig und zum Mitglied des sächsischen Oberhofgerichts ernannt; er starb wohl in Leipzig (Wejwoda [] gibt als Ende von J.s Ordinariat das Jahr an). Von J. sind lat. Streitschriften, Glossen und Traktate sowie mehrere Rechtsgutachten und Decisionen in dt. und lat. Sprache erhalten. Diese liegen als Inkunabeln und in drei Handschriften vor. Nach Muther () soll er sich Verdienste bei der Rezeption des römischen Rechts in Sachsen erworben haben; nach Wejwoda () berücksichtigte J. in seinen Gutachten und Decisionen das römische, kanonische und sächsische Recht (Sachsenspiegel: Land- und Lehnrecht, Weichbild samt Glosse). Von den zahlreichen von J. behandelten Rechtsfällen wurden in der Forschungsliteratur drei besonders hervorgehoben: . J.s Streit aufseiten der Leipziger Franziskaner mit den Dominikanern um das Dogma der unbe eckten Empfängnis (), . J.s Position gegen einen päpstlichen Ablassbrief zum Wiederaufbau der Freiberger Kollegiatkriche () und . seine Schriften zur Landesteilung der Vettern Magnus I. († ) und Philipp I. († ) von Anhalt-Köthen. In seinen Additiones ad lecturam Ioannis Andreae super arbore consanguinitatis etc. () bezieht J. Stellung zum päpstlichen Primat und dessen rechtlicher Grundlagen; dort spricht er sich u. a. auch gegen den Zöllibat aus. Aufgrund seiner kritischen Auseinandersetzung mit bestehenden Dogmen und dem kanonischen Recht zählt er in der älteren Literatur zu einem Vordenker der Reformation. Die Schriften und das Wirken J.s harren noch einer eingehenden Untersuchung. Ü: Dessau, Anhaltische Landesbücherei, Hs. Georg . ° (Pap., Ende . Jh., mitteldt.). – Leipzig, UB, Ms (Pap., , lat. und
Johannes von Breitenbach mitteldt.). – Ebd., Rep. II. a (Pap., Ende . Jh., lat.). A D: Ein Verzeichnis der lat. Schriften (Handschriften und frühe Drucke) bringt Theodor Muther: Zur Quellengesch. des dt. Rechts. In: Zs. für Rechtsgesch. () S. –, hier S. –. Wissenschaftliche Editionen von J.s Schriften liegen mit einer Ausnahme nicht vor: Im «Urkundenbuch der Universität Leipzig von bis », hg. von Bruno Stübel, Leipzig (Codex diplomaticus Saxoniae regiae, II/), Nr. , S. , wird ein dt. Brief J.s an den sächsischen Kurfürsten aus der Zeit zwischen und wiedergegeben. L: Jöcher () S. . – [Theodor] Muther, ADB () S. f. – Franzjosef Pensel, VL () Sp. ; () Sp. f. – Christian Gottlieb Jöcher: De Iohanne de B. iureconsulto Lipsiensi iterum disserit. Leipzig (Programmschrift). – De Iohannis a B. iurisconsulti Lipsiensis celeberrimi scriptis quibusdam et praecipue de eius consiliis mss. CVI breviter disserit atque ad orationem memoriae viri nobilissimi Iohannis Gra i sacram [...] invitat Johannes Erhardus Kappius. Leipzig . – Ulrich Zasius: De ordinariis facultatis iuridicae Lipsiensis. Leipzig , S. f. – Scriptorum insignium, qui in celeberrimis […] Lipsiensi, Wittenbergensi, Francfordiana ad Oderam Academiis […] oruerunt, Centuria (). Hg. v. Theodor Merzdorf. Leipzig , Nr. XLII, S. . – Roderich Stintzing: Gesch. der populären Lit. des römisch-kanonischen Rechts in Deutschland am Ende des fünfzehnten und im Anfang des sechszehnten Jh. Leipzig , S. –. – Ders.: Gesch. der dt. Rechtswiss. (Gesch. der Wiss. in Deutschland /). München/ Leipzig , S. . – Karl Friedrich von Gerber: Die Ordinarien der Juristenfacultät zu Leipzig. In: Herrn Carl Georg von Wächter [...] zur Feier seines funfzigjährigen Professorjubiläums am . August überreicht von der Juristenfacultät zu Leipzig. Leipzig , S. –, hier S. f. – Th. Muther: Die Gewissensvertretung im gemeinen dt. Recht. Mit Berücksichtigung von Particulargesetzgebungen, besonders der sächsischen und preußischen. Erlangen , S. f. – Ders.: Zur Gesch. der ma. Rechtslit. für «pauperes» und «minores». In: Zs. für Rechtsgesch. () S. –, hier S. –. – Ders.: Zur Gesch. der Rechtswiss. und der Universitäten in Deutschland. Gesammelte Aufsätze. Jena , S. –. – Johann
Ingenier-, Kunst- und Wunderbuch Friedrich von Schulte: Die Gesch. der Quellen und Lit. des Canonischen Rechts von Papst Gregor IX. bis zum Concil von Trient. Bd. . Stuttgart (Nachdr. Graz ) S. f. – Emil Friedberg: Das Collegium Juridicum. Ein Beitr. zur Gesch. der Leipziger Juristenfacultät. Leipzig , S. . – Ders.: Die Leipziger Juristenfakultät. Ihre Doktoren und ihr Heim. – (FS zur Feier des jährigen Bestehens der Univ. Leipzig ). Leipzig , S. f. – Die Matrikel der Univ. Leipzig. Bd. . Hg. v. Georg Erler (Codex diplomaticus Saxoniae regiae II/). Leipzig , S. . – Walther Rachel: Verwaltungsorganisation und Ämterwesen der Stadt Leipzig bis (Leipziger Stud. aus dem Gebiet der Gesch. /). Leipzig , S. . – Ludwig Erich Schmitt: Unters. zu Entstehung und Struktur der nhd. Schriftsprache. Bd. (Mitteldt. Forschungen /). Köln u. a. , S. . – Verz. der altdt. Hss. in der Stadtbibl. Dessau. Bearb. v. F. Pensel (Verzeichnisse altdt. Hss. in der Dt. Demokratischen Republik ). Berlin , S. f. – Verz. der dt. ma. Hss. in der Universitätsbibl. Leipzig. Bearb. v. F. Pensel. Zum Druck gebracht von Irene Stahl (Dt. Texte des MA ). Berlin , S. –. – Uwe Schirmer: Unters. zur Herrschaftspraxis der Kurfürsten und Herzöge von Sachsen. In: Hochadelige Herrschaft im mitteldt. Raum ( bis ). Formen – Legitimation – Repräsentation. Hg. von dems./Jörg Rogge. Stuttgart , S. –, hier S. f. – Marek Wejwoda: Die Leipziger Juristenfakultät im . Jh. Vergleichende Stud. zu Institution und Personal, fachlichem Pro l und gesellschaftlicher Wirksamkeit (Quellen und Forschungen zur sächsischen Gesch. ). Stuttgart . MM Ingenier-, Kunst- und Wunderbuch. – Kriegstechnische Sammelhandschrift, zweite Hälfte . Jh. bis um . Das I.-, K.- u. W. wurde über mehrere Jahrzehnte hinweg von verschiedenen Händen angefertigt. Noch im . Jh. begonnen, wird seine Fertigstellung erst um vermutet. Eine süddt. Herkunft der Handschrift gilt als wahrscheinlich, doch sind die genauen Auftraggeber des I.-, K.- u. W. unbekannt. U. a. auf Grundlage zweier Wappen im Kodex existieren jedoch mehrere Hypothesen über ihre Identität. So sind die fränkischen Grafen von Hohenlohe, die oberpfälzische Adelsfamilie Wolfstein sowie König Ferdinand der Katholische von Aragón und Neapel († ) als mögliche
. Hälfte . Jh. Auftraggeber erwogen worden. Anonym sind auch die Schöpfer der farbigen Federzeichnungen, von denen mehrere hundert Stück insgesamt Seiten der Handschrift füllen. Die einfach, doch präzise ausgeführten Illustrationen zeigen die Bildgegenstände meist in schlichter Seitenansicht und sind mit oft kurzen dt. Beischriften versehen. Das Spektrum der im I.-, K.- u. W. enthaltenen Bilder reicht von technischen Darstellungen bis zu Genreszenen. Gezeigt werden einmal Offensivwaffen und -geräte wie Geschütze, Büchsen, Spieße, Schleudern, Armbrüste und deren Spanner, Pfeile und Bolzen, Streitwagen, Rammböcke, Bliden und Brandsätze. Hinzu kommen Abbildungen von Brech-, Hebe- und Steigzeug, Mühlen und Mahlwerken, Winden, Bohrern, Tunnelsystemen, Brücken, Türen, Fußeisen, Schilden, Sperrketten, Schirmwänden, Barrieren und Burgbefestigungen. Die zahlreichen hydrotechnischen Zeichnungen skizzieren u. a. Schiffe, Brunnen, Wasserräder, Schöpfketten und -räder, Pumpen, Wasserleitungen und archimedische Schrauben. Unter den weiteren Illustrationen sind Perpetua mobilia, Schwimm- und Keuschheitsgürtel, Destillieröfen, Belagerungs-, Kampf-, Spiel- und Trinkszenen, Darstellungen von Rechtsbräuchen und ein Inventar des Landshuter Zeughauses. Die Bilder und Beischriften im I.-, K.- u. W. zeigen Parallelen zu vielen anderen Bildwerken der mittelalterlichen Kriegstechnik. Eine wichtige Quelle war der Bellifortis von Konrad → Kyeser, der über eine Handschrift von um in das I.-, K.- u. W. ein oss (Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, cod. Pal. lat. ). Weiteres Bildgut stammt aus dem Bildwerk des → HussitenkriegsIngenieurs und aus der Hans → FormschneiderTradition der Münchner Handschrift cgm . Auch benutzten die unbekannten Zeichner eine Roberto Valturio-Handschrift und Holzschnitte von Ludwig → Hohenwang. Eine enge Verbindung besteht zwischen dem I.-, K.- u. W. und dem Kriegsbuch (um –) des → Ludwig von Eyb d. J. zum Hartenstein. Die Forschung vermutet zwischen den beiden Schriften einen direkten Austausch, zumindest aber einen Rückgriff auf die gleichen Quellen. Weitere Bezüge bestehen u. a. zur → Feuerwerkkunst und den Werken von Martin Merz, Philipp → Mönch und Ulrich Beßnitzer. Besondere Bedeutung besitzt das I.-, K.- u. W. aufgrund seiner Abbildungen, deren große Zahl es
. Hälfte . Jh. von anderen militärtechnischen Bildkatalogen seiner Zeit abhebt. Das Werk dokumentiert damit umfassend den zeitgenössischen Kenntnisstand in einem wichtigen Bereich der ma. Fachliteratur. Ü: W: Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., cod. Fol. , + Bll. (Perg., zweite Hälfte . Jh. bis um , bair.). – Vgl. u. a. Leng II (s. Lit.). – Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA /. Hg. v. Ulrike Bodemann u. a. München , S. f., –, – (Nr. ..) u. ö. – www.handschriftencensus.de/. A: Online-Faks. von Hs. W: http://oraweb.swkk.de/. L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. f. – Bernhard Rathgen: Das Geschütz im MA. Berlin (Nachdr. Düsseldorf ) S. . – Franz M. Feldhaus: Die Technik der Antike und des MA. Potsdam , S. –. – Heinrich Müller: Dt. Bronzegeschützrohre –. Berlin , S. . – Konrad Kratzsch: Das Weimarische ‹Ingenieurkunst- und Wunderbuch› und seine kulturgeschichtlichen Zeichnungen. In: Marginalien () S. –. – Ders.: Das Weimarische ‹Ingenieurkunst- und Wunderbuch›. Codex Wimariensis Fol . In: Stud. zum Buchund Bibliothekswesen () S. –. – Wolfgang Metzger: Ein Bildzyklus des SpätMA zwischen Hofkunst und ‹Magia naturalis›. Cod. Pal. lat. der Vatikanischen Bibl. und das Weimarische ‹Kunst- und Wunderbuch›, Cod. Fol. . In: Opere e giorni. FS Max Seidel. Hg. v. Klaus Bergdolt/Giorgio Bonsanti. Venedig , S. –. – Rainer Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Bd. . Wiesbaden , S. –; Bd. , ebd. , , S. –. – Regina Cermann: Der ‹Bellifortis› des Konrad Kyeser. Purkersdorf , S. – u. ö. – Dies.: ‹Astantes stolidos sic immutabo stultos›. Von nachlässigen Schreibern und verständigen Buchmalern. Zum Zusammenspiel von Text und Bild in Konrad Kyesers ‹Bellifortis›. In: Wege zum illuminierten Buch. Herstellungsbedingungen für Buchmalerei in MA und früher Neuzeit. Hg. v. Christine Beier/Evelyn Theresia Kubina. Wien u. a. , S. –. MM Meister von Arth. – Verfasser medizinischer Schriften. Der in der Forschung als Alemanne geltende M. v. A. wird auf einem verlorenen Blatt im Arznei
Meister von Arth buch des Anton → Trutmann erwähnt. Dort werden ihm Schriften über Medikation und chirurgische Maßnahmen zugeschrieben. Ü: Bern, Burgerbibl., Ms. Hist. Helv. XI °, (Pap. und Perg., um , niederalemannisch; Bl. verschollen). – Zur Hs. vgl. auch: Jörg Riecke: Die Frühgesch. der ma. medizinischen Fachsprache im Deutschen. Bd. . Berlin , S. . – http://www.handschriftencensus. de/. L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Conrad Brunner: Die Verwundeten in den Kriegen der alten Eidgenossenschaft. Bd. . Gesch. des Heeressanitätswesens und der Kriegschirurgie in schweizerischen Landen bis zum Jahre . Tübingen , S. . – Rainer Sutterer: Anton Trutmanns ‹Arzneibuch›. Diss. Bonn . – Wolfgang Wegner: A., M. v. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. MM Bartoldus von München. – Mediziner, Gewährsmann für eine Behandlungsmethode, um . B. wird in der Cyrurgia (/) des Johann → Schenck von Würzburg erwähnt. Danach nahmen Johann und B. als Feldärzte an der Schlacht gegen die Türken bei Rottenmann/Steiermark teil. Die Cyrurgia teilt außerdem eine Anleitung zur Wundbehandlung mit, die Johann B. zuschreibt. Der dt. Text ist speziell auf Wunden ausgerichtet, die von Pfeilen verursacht wurden. Johann gibt an, er selbst habe B. die Behandlungsmethode praktizieren sehen. Ü: Autograph der Cyrurgia des Johann Schenck von Würzburg: Metz, Bibl. Municipale, cod. , r–r (/, moselfränkisch). – Vgl. Gerabek (s. Lit.). A: Karl Sudhoff: Die ‹Cyrurgia› Meister Johann Schencks von Würzburg, Wundarztes zu Trier vom Jahre . In: Ders.: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Bd. . Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Leipzig , S. –, hier S. . L: Peter Assion, VL () Sp. . – Wolfgang Wegner: B. v. M. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. . – W. E. Gerabek: Schenck, Johann von Würzburg. In: ebd., S. . MM
Der von Glarus Apollonius von Mainz. – Verfasser eines Pestregimen, . Jh. A. schrieb ein dt. Pestregimen, das als Regimen contra pestilenciam oder Regimen magistri Appollony de Maguncia contra pestilenciam bekannt ist. Der Text ist in vier Handschriften ab dem letzten Viertel des . Jh. überliefert, außerdem als Druck von um oder . In den dt. Vorreden wird A. als hochgelehrter Arzt bezeichnet. Eine genauere Erforschung des Textes steht noch aus. Ü: M: München, BSB, cgm , r–v (Pap., letztes Viertel . Jh., ostmittelbair.). – W: Wien, ÖNB, cod. , r–r (Pap., spätes . Jh. ab , bair.-österr.). – B: Berlin, SBB, mgq , v–r (Pap., , obd.). – H: Heidelberg, UB, cpg , v–r (Pap., vor , bair.). Verz. bei http://www.handschriftencensus.de/ werke/. – Weitere Lit. zur bei Assion (s. Lit.) nicht komplett aufgeführten Überl.: Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. . Berlin , S. –. – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus Codicum Manu Scriptorum Bibliothecae Monacensis V, ). Wiesbaden , S. –. – Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –. – SB Berlin: Erwerbungen von bis . Bearb. v. Kurt Heydeck u. a. Online-Verz., http:// staatsbibliothek-berlin.de, S. – (Stand Febr. ). D: Ein Druck unsicherer Herkunft (GW N). Der GW erwägt [Passau: Benedikt Mayr, um ] oder [Reutlingen: Johann → Otmar, um ]. A: Karl Sudhoff: Pestregimen des A. v. M. In: Arch. für Gesch. der Medizin () S. f. – Online-Faks. von Hs. H: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg. L: Peter Assion, VL () Sp. . – K. Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des ‹schwarzen Todes› . XVII. In: Arch. für Gesch. der Medizin (/) S. –, hier S. . – Wolfgang Wegner: A. v. M. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . MM
. Hälfte . Jh. Der von Glarus (auch: von Glaritz). – Wundoder Laienarzt, Urheber eines Textes über ein Pestverfahren; zweite Hälfte . Jh. Anton → Trutmann weist in seinem Arzneibuch eine zweischrittige Pesttherapie dem nicht weiter spezi zierten Arzt «von Glaritz» zu. Trutmann benutzte gemäß seiner Angaben im Arzneibuch keine schriftliche Vorlage, sondern d. v. G. habe ihm das Verfahren mündlich vorgetragen («recitavit»), wobei er bei der Darstellung seiner Heilerfolge mit Eigenlob offensichtlich nicht gespart hat. Die Manier dieser Erfolgsdarstellung, wie Trutmann sie wiedergibt, gemahnt an den Duktus fahrender Drogenhändler. Der ostschweizerische Laienmediziner könnte demnach ein Wanderdrogist gewesen sein, was freilich Spekulation bleiben muss. D. v. G. vertraut vorwiegend auf p anzliche Wirkstoffe (insbesondere Baldrian und Bibernellen) und beweist eine gute Kenntnis der Heilp anzen aus dem südwestdt. Raum. An zwei aufeinanderfolgenden Tagen werden dem Pestkranken diverse Kräuterpulver verabreicht, die in Wein oder Wasser eingerührt worden sind. Damit habe d. v. G. laut Eigenwerbung «groß wunder» bewirkt. Ü: Bern, Burgerbibl., Ms. hist. helv. XI , rv (Perg. und Pap., um , alemannisch [aus dem Raum Basel]); Überschrift: «Item das ist das stuck contra pestem des von Glaritz». A: Rainer Sutterer: Anton Trutmanns Arzneibuch. Tl. : Text. Diss. Bonn , S. , , . L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Conrad Brunner: Die Verwundeten in den Kriegen der alten Eidgenossenschaft. Gesch. des Heeressanitätswesens und der Kriegschirurgie in schweizerischen Landen bis zum Jahre . Tübingen , S. . – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. . – Marta MeyerSalzmann: Frühe Medizin in der Schweiz. Von der Urzeit bis . Aarau u. a. , S. , . – Thomas Gleinser: Anton Trutmanns ‹Arzneibuch›. Medizin- und sozialgeschichtlicher Komm. Diss. Würzburg , S. , , Anm. . – Jörg Mildenberger: Anton Trutmanns ‹Arzneibuch›. Tl. : Wb. Bd. – (Würzburger medizinhist. Forschungen /–). Würzburg . – G. Keil: D. v. G. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York ,
. Hälfte . Jh. S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . VZ Preining, Martin. – Medizinischer Rezeptautor, zweite Hälfte . Jh. oder frühes . Jh. Ein medizinischer Sammelband aus der Mitte des . Jh. schreibt P. ein Pest- und ein Fiebermittel zu. Er stammte aus dem württembergischen Reichenbach an der Fils und führte den artistischen Magistergrad. Für eine medizinische Ausbildung P.s gibt es keine Hinweise. Es handelt sich bei P. vermutlich um einen medizinisch interessierten Laien. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen E I , v (Pap., , schwäbisch [aus Augsburg]). L: Gerhard Eis: Nachricht über zwei medizinische Sammelhss. aus Augsburg. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. ). VZ Haager Aderlassbüchlein. – Nd. medizinisches Vademecum, letztes Viertel . Jh. Das praxisbezogene Taschenbuch konnte vom behandelnden Arzt bei Visiten leicht mitgeführt werden. In seiner inhaltlichen Zusammensetzung ist es anderen spätma. Aderlasskompilaten vergleichbar (→ Asanger A., → Bairisches A., → Genter A., → Oberrheinisches A.). Sprachliche Merkmale des nordniedersächsischen H. A. erlauben die These, dass es über eine holländische Zwischenstufe auf einen ursprünglich ämischen Text zurückgehen könnte, der womöglich noch im . Jh. kompiliert wurde. Das H. A. ist taschenbuchtypisch in kurze versatzstückhafte Abschnitte gegliedert. In der Makrostruktur weist es drei Hauptteile auf (Harnschau, Aderlass [→ Lob des Aderlasses], Abführanweisungen); es berücksichtigt auch Lassregeln sowie Blutschau (→ Hämatoskopie-Traktate). Als Quelltexte sind der → Bartholomäus, die → Vlaamsche leringe van orinen und das → Boec van medicinen in Dietsche ermittelt worden, wobei der Kompilator redigierend in seine Vorlagen eingriff. Ü: Den Haag, Kgl. Bibl. Cod J , Quartbl. (Pap., um , nordniedersächsisch nach nordndl. Vorlage [Utrecht?]). A: A[rie] Geyl: Un traité de médicine du quatorzième siècle. In: Janus () S. –
Preining (mit französischer Übersetzung). – Gerrit Bauer: Das H. A. (Stud. zum ärztlichen Vademecum des SpätMA /Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen . L: Gundolf Keil/G. Bauer, VL () Sp. f. – J[acob] Verdam: Quelques observations littéraires sur le manuscript publié par le dr. Geyl. In: Janus () S. –. – Karl Sudhoff: Die gedruckten ma. medizinischen Texte in germ. Sprachen. Eine literarische Studie. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . – Johannes Munk: Een vlaamsche leringe van orinen uit de veertiende eeuw. Diss. Leiden , S. f. – Willy Braekman/G. Keil: Die ‹Vlaamsche leringe van orinen› in einer niederfränkischen Fassung des . Jh. In: Nd. Mitt. () S. –, hier S. Anm. . – G. Keil: Der ‹Kurze Harntraktat› des Breslauer ‹Cod. Salernitanus› und seine Sippe. Diss. Bonn , S. f. – Ders.: Acht Parallelen zu den Blutschau-Texten des ‹Bremer Arzneibuchs›. In: Nd. Mitt. () S. –, hier S. f. – Hans Habernickel: Der Aderlaßabschnitt des Cod. palatinus germanicus . Quellenkrit. und sprachliche Unters. zu einem bair. ‹Aderlaßbüchlein› des SpätMA. Diss. (masch.) Nijmegen , S. f. – Bauer (s. Ausg.). – Friedrich Lenhardt: Blutschau. Unters. zur ma. Hämatoskopie (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , Reg. – G. Keil: H. A. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Karoch von Lichtenberg, Samuel (auch: Caroch, Caroth, Hanoch; Samuel ex monte rutilo), † nach . – Frühhumanistischer Schriftsteller und (Universitäts-)Lehrer. Aus welchem der im dt. Sprachraum zahlreichen Orte mit Namen Lichtenberg K. stammte, ist ungeklärt. Kennzeichnend für seine Biographie sind die stetigen Ortswechsel. Es sind Aufenthalte des Wanderhumanisten an zahlreichen Orten belegt bzw. aus seinen Werken oder Briefen in Grundzügen rekonstruierbar. Auf seinen Stationen erlangte er weder ein festes Amt oder Einkommen noch die Zuwendungen eines Gönners. Auch fachliche Anerkennung blieb ihm versagt. Es gab zwar Kontakte zu Gelehrten, wie etwa zu Bohuslaus Lobkowicz von Hassenstein oder zum Columella-Übersetzer Heinrich → Österreicher, den K. in seinen lat.dt. Glossen zur Elegantiolae des Augustinus Datus
Karoch von Lichtenberg grüßt, ein Austausch mit den herausragenden humanistischen Zeitgenossen ist jedoch nicht belegt. Einzig Heinrich Bebel äußert sich in seinen Commentaria epistolarum con ciendarum zu K., allerdings abfällig. Im Wintersemester / immatrikulierte K. sich an der Universität Leipzig, wo er sich bis aufhielt. Nach einer kurzen Italienreise hat er seit oder dem ausgehenden Jahr an der Erfurter Universität gelehrt. Bereits im Frühjahr ndet sich K.s Name, jetzt mit dem Magistertitel, in den Matrikeln der neugegründeten Universität in Ingolstadt; im Jahr darauf wechselte er an die Universität Basel, wobei sich die Länge seines dortigen Aufenthalts zeitlich nicht genau bestimmen lässt. Am Ende des Jahrzehnts jedenfalls be ndet sich K. in Wien, von wo aus er nach Tübingen zog. Dort immatrikulierte er sich im Sommersemester als «poeta». In Schwaben residierte K. wohl für gut zwei Jahre. Vermutlich hat er als Lehrer in Biberach gewirkt. Ein anschließender zweiter Anlauf, sich in Erfurt zu etablieren, scheiterte. Von K.s Problemen in Erfurt zeugt eine auf / datierte dichterische Schmähung des «Samuelis stolidicapitis [= Dummkopf] ab Effurdia», die der nd. Frühhumanist H(e)inrich Boger († ) verfasst hat. An die Erfurter Zeit schloss sich höchstwahrscheinlich ein kurzes Zwischenspiel K.s in Heidelberg an, bevor er sich im Herbst an der Juristischen Fakultät in Köln einschrieb. In einem undatierten Brief berichtet K. von einer vierjährigen Italienfahrt. Diese könnte er nach dem Kölner Rechtsstudium angetreten haben. hielt K. sich nachweislich wieder in Wien auf. Hiernach verliert sich seine Spur. Innerhalb der dt. humanistischen Literaturgeschichte kommt K. die Rolle eines Vorreiters zu, der humanistische Bildung und Erneuerung gegen das zeitgenössisch herrschende akademische Klima zu etablieren versuchte. Die mit über bekannten Codices und vier Frühdrucken durchaus breite Überlieferung seiner Schriften zeugt zwar von einer gewissen Nachwirkung, da es sich aber bei den Handschriften überwiegend um studentische handelt, belegt die Überlieferung eher seine Strahlkraft auf seine Schüler und weniger eine Wirkung auf Fachkollegen oder auf ein breites Publikum. Seine literarische Verwurzelung in nichthumanistischen ma. Traditionen, die vor allem in seinen Gedichten evident ist, ließ K. der folgenden humanistischen Generation suspekt erscheinen, was wiederum sein
. Hälfte . Jh. Bild in der Forschung bis zur Mitte des . Jh. negativ bestimmte. K.s Œuvre zeichnet sich durch ein weit gefächertes Gattungsspektrum aus, das Vers- und Prosabriefe, Traktate, Glossenkommentare, Reden, Dialoge, Legenden, Novellistik und strophische Dichtungen miteinschließt. Worstbrock (s. Bibliographie) listet in K.s Werkbibliographie insgesamt Schriften. Diese lassen sich in vier Hauptgruppen differenzieren: ) Philologisches (zur Grammatik und Rhetorik): K.s philologische Lehrschriften, bei denen es sich um Glossen, Brie ehren und Unterrichtsbücher handelt, dienen vorwiegend der Optimierung der schriftlichen Korrespondenzfähigkeit seiner Schüler. Oftmals legt er die Elegantiolae des Datus zugrunde. Allerdings zog K. neben neuen italienischen Autoren und den antiken Autoritäten auch traditionelle ma. Lehrwerke heran wie etwa die Poetria nova des Galfrid von Vinsauf. Als hervorragende systematische Leistung ragt die Sinonima partium indeclinabilium () aus seinem Lehrwerk heraus. Das Synonymwörterbuch der indeklinablen Redeteile offeriert in seinen Beispielsätzen auch moralische oder pädagogische Inhalte. Bemerkenswert ist zudem das zweisprachige Schülergesprächsbuch, das die elementare sprachliche Unterweisung zum Lehrgegenstand hat. Zwei Schüler unterhalten sich in einfachen Mustersätzen und thematisieren dabei auch die Unterschiede zwischen alten und neuen Lehrmethoden. Es handelt sich bei K.s Schülergesprächsbuch um den ältesten bekannten humanistischen Gattungsvertreter. .a) Briefe: Unter den zahlreichen erhaltenen Briefen K.s nden sich reine Muster der Briefschreibekunst (u. a. ktive Liebesbriefe) und solche die Musterhaftigkeit und persönliche Ansprache verbinden, was vor allem auf die Briefe an seine Schüler zutrifft. Biographischen Zeugniswert haben z. B. seine Bittbriefe. .b) Reden: Die beiden überkommenen Reden K.s stammen aus der Anfangszeit seiner Laufbahn. Die Arenga petitoria hat K. an der Leipziger Universität vorgetragen, während er die Oratio seu arenga de magnis variisque caristiis ac tempestatibus nach seiner ersten Italienreise verfasst hat. ) Erzählungen: Das erste seiner fünf novellistischen Erzählwerke, De beano et studente, trug K. gemeinsam mit der Arenga petitoria vor. Die Erzählung verbindet pädagogischen Appell mit
. Hälfte . Jh. dem Lob der Universität, indem die steile Karriere eines tadellosen, tüchtigen Leipziger Studenten mit der eines grobianischen Klosterschülers kontrastiert wird. – Womöglich in Heidelberg ist die nur fragmentarisch überlieferte Historia de comite quodam ex Sopheya entstanden, deren Inhalt vom populären meisterlichen Erzählied → Graf von Savoyen vermittelt wurde. Der erhaltene Texbestand bei K. entspricht den ersten sechs der insgesamt fünfzehn Strophen des Liedes. K. deutet die Fabel vom Grafen humanistisch um. – ist in Wien die Epistola iucunda entstanden, die dem Wiener Arzt Bartholomäus Streber gewidmet ist. Es handelt sich um eine Variation der Schwankerzählung von → Kaiser und Abt, die K. nach eigener Angabe mündlich vermittel wurde. – Die Epistola de amore cuisdam studentis erga mulierem civaticam ist eine Liebesnovelle mit einem brie ichen Rahmen. Sie stützt sich im Grundmotiv auf Boccaccios Novelle vom geprügelten Ehemann (Decamerone V/) und entlehnt zudem aus Aeneas Silvius → Piccolominis Historia de duobus amantibus. – Gattungsspezi sch auf der Grenze zum Drama steht der Dialogus inter adolescentem et virginem. Die Erzählung vom erfolgreichen Liebeswerben eines jungen Mannes ist zwar rein dialogisch inszeniert und wird in einem Druck von als Comedia betitelt sowie in vier «actus» eingeteilt, dennoch wird man den Text schwerlich als Theaterstück auffassen können. Er dürfte von K. zur Lektüre und nicht zur Aufführung bestimmt worden sein. ) Gedichte: Neben der nur fragmentarisch erhaltenen Lamentatio bachantica sind insgesamt acht lyrische Dichtungen überkommen. Alle Gedichte sind durch Autorsignaturen in den Schlussversen für K. gesichert. Er verwendet keine antiken Versmaße, sondern rhythmische, gereimte Verse – diese Entscheidung K.s muss für einen humanistischen Dichter zumindest als ungewöhnlich gelten und wurde von Heinrich Bebel als ungebildet und barbaristisch abgeurteilt. Zudem orientierte er sich nicht nur an mlat. Mustern wie der Vagantenzeile, sondern folgte auch Formvorgaben der volkssprachigen Dichtung: Vier Gedichte weisen vierhebige Reimpaare auf, zwei weitere lassen den meisterlichen Gesang als Vorbild erkennen. Bei den beiden letzteren handelt es sich um die Arenga de commendatione studii humanitatis atque amenitate estivalis temporis und das Dictamen de ira, die beide mit drei stolligen Großstrophen und elaborierter Reimkunst aufwarten. Die Arenga ist mit
Karoch von Lichtenberg elf bekannten Textzeugen zudem das verbreitetste Gedicht K.s. – Die paarreimenden Dichtungen sind: die zweisprachige Liebeslehre der Barbaralexis ( Str., Incipit: «Quicumque velit amare Wyber oder junckfrowen»), bei der lat. und dt. Verse regelmäßig alternieren; der Liebesgruß Quot pluvia stillas quot Almania villas mit Versen; das satirische Briefgedicht an eine Alte Salve tu cara anus quam nec Boethius nec Alanus mit Versen; schließlich das sechsstrophige Lob der Nachtigall Superas pigmenta tu gaudii plena. – Hinzu kommen zwei umfangreiche Erzähldichtungen, die in der mlat. Formtradition stehen. Die Erzählung von → Simon von Trient mit Vagantenzeilen berichtet vom angeblichen Ritualmord Trienter Juden am Knaben Simon im Jahr . Die Simon-Geschichte wird von K. als christusgemäße Passio gestaltet. Da K. die offizielle judenfeindliche Position des Trienter Bischofs Johann → Hinderbach übernimmt, ist das Gedicht der antisemitischen Propaganda zuzurechnen, die auf den Trienter Judenprozess folgte. Die Verslegende von der hl. Barbara (Ad divam Barbarem dictamen) hat K. in der Kölner Kartause an einem . Dezember, dem Namenstag der Heiligen, abgeschlossen (/ [?]). In insgesamt Strophen mit je zwei Langversen folgt er bei seiner Darstellung des Heiligenlebens hauptsächlich der Historia sive Legenda Beatissimae virginis Barbarae des Johannes de Wackerzeele (BHL, Bd. [] ) und zieht wohl auch die Barbara-Passion aus dem Nachtrag der Legenda aurea (→ Jacobus a Voragine) heran. Ü: Insgesamt sind Handschriften bekannt, die Schriften K.s überliefern. Es handelt sich größtenteils um Textzeugen mit ein bis drei Stücken von K., die aus dem universitären Umfeld stammen und überwiegend (zumindest indirekter) Leipziger, Erfurter, Ingolstädter und Heidelberger Provenienz sind (detaillierte Aufstellung in der Werkbibliographie bei Worstbrock). – Die einzige in sich geschlossene K.-Handschrift, die ausschließlich von K. verfasste oder kommentierte Texte enthält, ist: Ottobeuren, Stiftsbibl., Ms. O. , Bll. (Pap., um , lat. [aus Biberach]); enthält u. a. die Sinonima partium indeclinabilium, Dictamen de ira (mit dt.-lat. interlinearer Glossierung), Simon-Erzählgedicht und einen auf den .. datierten Abschiedsbrief K.s an seine Biberacher Schüler (Epistola valedictoria). D: Sinonima partium indeclinabilium: [Speyer: Konrad Hist, vor ]. – [Leipzig: Wolfgang
Karoch von Lichtenberg Stöckel, um ] (GW M f.). Die Drucke repräsentieren eine gegenüber der Fassung der Ottobeurer Hs. erweiterte Version. – Epistola iucunda: Wien: [Johann Winterburg], (GW M). – Dialogus inter adolescentem et virginem: Leipzig: Jakob Thanner, (VD C ); hg. und mit einem Vorwort versehen von Balthasar Ludvici. – Die Barbaralexis ist mehrfach im . Jh. als Teil eines Sammelbandes gedruckt worden. Erstdruck: De de concubinarum in sacerdotes. [Basel: Jakob Wolff, um ] (VD O ). Weitere Drucke: VD E –, E , O , O , ZV , ZV . A: ) Schülergesprächsbuch: Aloys Bömer: Ein unbekanntes Schülergesprächsbuch S. K.s v. L. In: Neue Jbb. für Pädagogik () S. –. – .a) Wattenbach , S. , f. – Ders. , S. –. – Bohuslai Hassensteinii a Lobkowicz epistulae. Bd. : Epistulae ad familiares. Hg. v. Jan Martínek/Dana Martínková (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). Leipzig , Nr. . – Worstbrock, Neue Schr. und Gedichte S. K.s v. L. ( []) S. f. ( f.). – .b) Wattenbach , S. –. – Ders. , S. –. – ) Entner (s. Lit.) S. – (De beano et studente, Historia de comite quodam ex Sopheya, Epistola iucunda, Dialogus inter adolescentem et virginem). – Epistola de amore cuisdam studentis erga mulierem civaticam: Martin Montanus. Schwankbücher (–). Hg. v. Johannes Bolte (Bibl. des literarischen Ver. in Stuttgart ). Tübingen (Nachdr. Hildesheim/New York , Stuttgart ) S. –. – ) Barbara-Lexis: Friedrich Zarncke: Die dt. Universitäten im MA. Beitr. zur Gesch. und Charakteristik derselben. . Beitr. Leipzig , S. f. – Wilhelm Wattenbach: Arenga de commendatione studii. In: Germania () S. –. – Salve tu cara anus/Quot pluvia stillas: Wattenbach , S. –. – Ad divam Barbarem dictamen: Sack (s. Lit.) S. –. – Dictamen de ira: Worstbrock, Neue Schr. und Gedichte S. K.s v. L. ( []) S. – (–). Ü: Dialogus inter adolescentem et virginem: S. K. v. L. Gespräch zwischem einem Jüngling und einem Mädchen. In: Der dt. Renaissancehumanismus. Abriß und Auswahl von Winfried Trillitzsch (RUB ). Leipzig , S. –. – De beano et studente: S. K. v. L. Vom «Fuchs» und Studenten (). In: Die Kultur des Humanismus. Reden, Briefe, Traktate, Gespräche von Petrarca
. Hälfte . Jh. bis Kepler. Hg. v. Nicolette Mout. München , S. –. B: Worstbrock, Neue Schr. und Gedichte S. K.s v. L. ( []) S. – (–). – Marburger Repertorium zur Übersetzungslit. im dt. Frühhumanismus (online): http:// mrfh.de/ (Version vom . . ). L: W. Wattenbach, ADB () S. . – Frank Baron, NDB () S. f. – Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. f., , , , f., . – Frank Fürbeth/ Red., Killy () S. . – W. Wattenbach: S. K. v. L., ein Heidelberger Humanist. In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins () S. –. – Ders.: S. K. v. L. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () S. ; () S. –, –; () S. –. – Gustav Bauch: Die Univ. Erfurt im Zeitalter des Frühhumanismus. Breslau , S. , , , –. – Ludwig Bertalot: Humanistische Vorlesungsankündigungen in Deutschland im . Jh. In: Zs. für Gesch. der Erziehung und des Unterrichts () S. –, hier S. f., f. – Johannes Haller: Die Anfänge der Univ. Tübingen –. Zur Feier des jährigen Bestehens der Univ. Bde. Stuttgart / (Nachdr. Aalen ) Bd. , S. , Bd. , S. *, *. – Gerhard Streckenbach: Stiltheorie und Rhetorik der Römer als Gegenstand der imitatio im Bereich des dt. Humanismus. Untersucht bes. auf Grund der lat. Schülergespräche bis zu Erasmus’ ‹Colloquia familiaria›. Diss. masch. Berlin (Druck Göttingen , Mikro che: Egelsbach u. a. ) S. , –, f. – Heinz Entner: Frühhumanismus und Schultradition in Leben und Werk des Wanderpoeten S. K. v. L. Biographisch-literarhist. Studie mit einem Anhang unbekannter Texte (Veröff. des Inst. für Dt. Sprache und Lit. ). Berlin . – Heinz Otto Burger: Renaissance, Humanismus, Reformation. Dt. Lit. im europäischen Kontext (Frankfurter Beitr. zur Germanistik ). Bad Homburg u. a. , S. –. – Günther Hess: Dt.-lat. Narrenzunft. Stud. zum Verhältnis von Volkssprache und Latinität in der satirischen Lit. des . Jh. (MTU ). München , S. f., –, . – Vera Sack: Ein Gedicht des Wanderpoeten S. K. v. L. zur Feier des Barbaratags in der Kölner Kartause (um /). In: Landesgesch. und Geistesgesch. FS Otto Herding. Hg. v. Kaspar Elm u. a. Stuttgart , S. –. – Eckhard Bernstein: Die Lit.
. Hälfte . Jh. des dt. Frühhumanismus (Slg. Metzler ). Stuttgart , S. , , f., –. – F. J. Worstbrock: Neue Schr. und Gedichte S. K.s v. L. Mit einer Werkbibliogr. In: ZfdA () S. – (wieder in: Ders.: Ausgewählte Schr. Bd. : Schr. zur Lit. des Humanismus. Hg. v. Susanne Köbele/ Andreas Kraß. Stuttgart , S. –). – Ulrike Bodemann: Schriftliche Anleitung zu mündlicher Kommunikation. Die Schülergesprächsbüchlein des späten MA. In: Pragmatische Schriftlichkeit im MA. Erscheinungsformen und Entwicklungsstufen. Hg. v. Hagen Keller u. a. (MMS ). München , S. –, hier S. , f., . – Alfred Noe: Der Ein uß des italienischen Humanismus auf die dt. Lit. vor . Ergebnisse jüngerer Forschung und ihre Perspektiven (Internationales Arch. für Sozialgesch. der dt. Lit., Sonderh. ). Tübingen , S. , , , . – Carl Joachim Classen: Zu Heinrich Bebels Leben und Schr. (Nachrichten der Akad. der Wiss. zu Göttingen, Phil.-Hist. Kl. /). Göttingen , S. . – F. J. Worstbrock: K. v. L., S. In: Biographisches Lex. der Ludwig-Maximilians-Univ. München. Bd. : Ingolstadt-Landshut –. Hg. v. Lätitia Boehm u. a. (Ludovico Maximilianea: Forschungen ). Berlin , S. f. – Sönke Lorenz: Von Johannes Reuchlin und Jakob Locher zu Philipp Melanchthon: Eine Skizze zum Tübinger Frühhumanismus. In: Bll. für dt. Landesgesch. NF () S. –, hier S. f. – Thomas Haye: S. K. v. L. und die ‹Poliscena› des Leonardo della Serrata. In: PBB () S. –. – Maximilian Schuh: Aneignungen des Humanismus. Institutionelle und individuelle Praktiken an der Univ. Ingolstadt im . Jh. (Education and society in the Middle Ages and Renaissance ). Leiden/Boston , S. , , f., , . VZ Langenbeck, Hermann (auch: Lange[n]beke[n]), * Buxtehude, † .. Hamburg. – Hamburger Bürgermeister, juristischer Fachschriftsteller und Verfasser eines historischen Berichts. Der Sohn des Buxtehuder Bürgermeisters Garlef L. immatrikulierte sich nach dem Besuch der Lateinschule in Buxtehude und der Domschule in Hamburg im April an der Universität Rostock. Dort zählte u. a. Albert Krantz zu seinen Lehrern. An das artistische Grundstudium (/ Bakkalaureus, / Magister) schloss er ein juristisches Studium in Greifswald an, wo er zudem an der Artistenfakultät unterrichtete. wurde L.
Langenbeck als Kanoniker am Greifswalder St. Nikolaus-Dom bepfründet. Im Wintersemester / erwarb er den Grad des Bakkalaureus in beiden Rechten und erhielt anschließend eine Professur für weltliches Recht. / war er Rektor der Greifswalder Universität. wurde L. in Perugia zum Dr. utriusque iuris promoviert und siedelte bald darauf nach Hamburg über, wo er das Bürgerrecht erwarb. Bereits im März desselben Jahres stieg er zum Ratsherrn auf und wurde am .. zum Bürgermeister der Hansestadt gewählt. In dieser herausragenden Position war er maßgeblich an der Beilegung des Aufruhrs von beteiligt, zu dem es nach Bemühungen um eine Reform der Privilegien des Klosters Herwardeshude und nach Teuerungen des Getreidepreises gekommen war. Durch Zugeständnisse des Rats im sog. dritten Rezess konnte die angespannte Situation befriedet werden. Im Kontext der Kon iktlösung formulierte L. den Hamburger Bürgereid, der in der nd. Formgebung L.s bis ins . Jh. in Gebrauch geblieben ist. Der hamburgische humanistische Dichter Heinrich Boger hat in sein Etherologium (VD ZV ) auch zwei Dichtungen an L. aufgenommen. Eine Elogie unterstützt den «Hermannus Longirivio» in seinem Kurs während des Aufruhrs («grassante murmure»). Über die Unruhen des Jahres hat L. sehr viel später (nach ) einen nd. Bericht verfasst (Van dem uplope in Hamborch Anno und dessuluen ohrsaken). Der Text ist anonym, wobei L. auch von sich nur in der dritten Person schreibt. Vor allem ein vermutlich nachträglich eingefügtes lat. Inserat zu Währungsproblemen in den Jahren – erlaubt jedoch Rückschlüsse auf die Urheberschaft L.s. Der nd. Haupttext ist in einem sachlich-objektiven Stil gehalten, der mitunter dadurch konterkariert wird, dass L. sich selbst zur herausragenden Gestalt stilisiert, die maßgeblich für das Eindämmen des «uplop» gewesen sei. Auch leidet der Zeugniswert des Dokuments zusätzlich darunter, dass L. in die kon iktauslösenden Getreidespekulationen persönlich involviert gewesen sein könnte. Seine juristische Erfahrung hat L. in eine Neufassung des Hamburger Stadtrechts ein ießen lassen, die er vorgelegt hat. Im Wesentlichen stützt er sich dabei auf das Ordeelbook des → Jordan von Boizenburg von und einen Stadtrechtsentwurf von , das sog. Rode Book. Letzteres ist nie offiziell in Kraft getreten, aber dennoch vom
Langenbeck Rat vereinzelt angewandt worden. Das inoffizielle, aber faktische Nebeneinander von Ordeelbook und dem Rode Book in der Hamburger Rechtsausübung hat L. mit seinem nd. Stadtrecht von beendet. Allerdings hat er gegenüber seinen Vorlagen nur geringfügige Änderungen vorgenommen. Als ofzielles Stadtrecht blieb L.s Fassung bis gültig. Womöglich bereits seit ca. war L. mit der Glossierung der Hamburger Stadtrechtstexte beschäftigt. Die Glosse wurde von ihm aber wohl erst nach dem Abschluss seines neuen Stadtrechts ausformuliert, wodurch hier der außerordentliche Fall vorliegt, dass der Urheber eines Rechtstextes diesen selbst kommentiert. Bemerkenswert ist zudem, dass L. bei der Glossierung das römischkanonische Recht weitestgehend unberücksichtigt ließ. Noch von L. selbst stammen Ergänzungen der Glosse bis . Nach seinem Tod wurde sie von anonymen Schreibern fortgeführt. Es lassen sich in der Überlieferung drei Hauptredaktionen differenzieren. Die zweite Redaktion ist eine Erweiterung der ersten und die dritte bietet Auszüge aus den beiden ersten Redaktionen. Die Glosse avancierte zum festen Bestandteil der Hamburger Rechtspraxis und war wie das Stadtrecht von bis zur grundlegenden Neuformulierung der hamburgischen Gesetzestexte in Gebrauch. Schließlich ist von L. noch ein Traktat von über die juristischen Hamburger «privilegia» überkommen («Wo Hamborch in eyn ist gekamen unde mit wat privilegien begavet»). L. setzt sich kritisch mit den Kompetenzen des von → Maximilian I. begründeten Reichskammergerichts auseinander. Insbesondere wendet er sich gegen die Möglichkeit der Appellation an das Gericht zur Überprüfung von zivilrechtlichen Urteilen regionaler gerichtlicher Instanzen. Hierin sah L. eine Beeinträchtigung der Hamburger Rechtssouveränität. Ü: Aufstands-Bericht: Hamburg, Stiftung Hanseatisches Wirtschaftsarch., Safebestand Commerzbibl., S/ (olim H / °) Bll. (Pap., nd.); Abschrift des Autograph (?). – Stadtrecht mit Glosse: Über Hss., davon mit Glosse in zahlreichen Redaktionen bei Lappenberg (s. Lit.) S. CXVIII–CXXXII; von diesen Textzeugen sind zahlreiche nicht mehr nachweisbar. Noch acht Hss. bei: Eichler/Repgen (s. Ausg.) S. –; vgl. auch: Tilo Brandis: Die Codices in scrinio der SUB Hamburg – (Kat. der Hss. der SUB Hamburg ). Hamburg , S. (Reg.). – Die Referenzhs. ist: Hamburg, SUB, Cod. b
. Hälfte . Jh. in scrinio, r–v (Perg., , nd.); geschrieben von Bartholdus Eggheman. Auf Bl. r–r ndet sich auch S.s Traktat. – Traktat von : Fünf Hss. bei Hans Feldtmann: Der zweite Rezeß vom Jahre . In: Zs. des Ver. für hamburgische Gesch. () S. –, hier: S. –. – Hinzu kommen: Berlin, SBB, Mgf , r–v (Pap., . Jh., nd.). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , r–v (Pap., . Jh., nd.). A: Aufstands-Bericht: Johann Martin Lappenberg: Hamburgische Chron. in niedersächsischer Sprache. Hamburg , S. –. – Stadtrecht mit Glosse: Ders.: Die ältesten Stadt-, Schiff- und Landrechte Hamburgs (Hamburgische Rechtsalterthümer ). Hamburg (Nachdr. Aalen ) S. – (Glosse in Auszügen nach mehreren Hss. in den Anm.). – Die Bilderhs. des hamburgischen Stadtrechts von . Erl. v. Heinrich Reincke. Neu hg. v. Jürgen Bolland (Veröff. aus dem Staatsarch. der Freien und Hansestadt Hamburg ). Hamburg (ohne Glossen). – Die L.’sche Glosse zum Hamburger Stadtrecht von . Die vollständige Glossenhs. von Bartholdus Eggheman von , sowie Lappenbergs Auszüge aus späteren Hss. Hg. und übers. v. Frank Eichler. Mit Einf. v. dems./Tilmann Repgen. Hamburg , S. –. L: Thomas Frenz, VL () Sp. . – Lappenberg (s. Ausg.) S. CXVII–CXXXVII. – Lappenberg (s. Ausg.) S. XXIV f. – Karl Ernst Hermann Krause: Hammonia Tl. III. In: Mitth. des Ver. für Hamburgische Gesch. () S. f. – Ders.: Dr. theol. Hinrich Boger oder Hinricus Flexor, der Begleiter Herzogs Erich nach Italien –. In: Jbb. des Ver. für Mecklenburgische Gesch. und Altertumskunde () S. –, hier S. . – Ottokar Lorenz: Deutschlands Geschichtsquellen im MA seit der Mitte des dreizehnten Jh. Bd. . Berlin (Nachdr. Graz , Augsburg , Paderborn ) S. f. – Heinrich Reincke: Dr. H. L. aus Buxtehude. Lehr- und Wanderjahre eines hamburgischen Bürgermeisters. In: Ders.: Forschungen und Skizzen zu Hamburgischen Gesch. (Veröff. aus dem Staatsarch. der Freien und Hansestadt Hamburg ). Hamburg , S. –. – Helga Raape: Der Hamburger Aufstand im Jahre . Diss. Hamburg (Kurzfassung in: Zs. des Ver. für Hamburgische Gesch. [] S. –). – Ingeborg Klettke-Mengel: Dr. H. L. –. In: Heimatliches Buxtehude () S. –. –
. Hälfte . Jh. Hans-Dieter Loose: Hamburg, Gesch. der Stadt und ihrer Bewohner. Bd. : Von den Anfängen bis zur Reichsgründung. Hamburg , S. –. – Klaus Wriedt: Bürgertum und Studium in Norddeutschland im SpätMA. In: Schulen und Studium im sozialen Wandel. Hg. v. Johannes Fried (Vorträge und Forschungen ). Sigmaringen , S. – (wieder in: K. Wriedt: Schule und Univ.: Bildungsverhältnisse in norddt. Städten des MA [Education and Society in the Middle Ages and Renaissance ]. Leiden , S. –, hier S. , f.). – Gerald Stefke: Geldgeschichtliche Forschung in Norddeutschland um . Die währungspolitischen und geldhist. Aufzeichnungen des Hamburger Bürgermeisters Dr. H. L. (–) und die Hamburger ‹Münzchron.› aus dem späten . Jh. In: Wissenschaftsgesch. der Numismatik. Hg. v. Albert Rainer/Cunz Reiner (Schriftenreihe der Numismatischen Ges. Speyer ). Speyer , S. –. – Repertorium fontium historiae medii aevi () S. . – Gerhard Theuerkauf: Hinrich Murmester und H. L., Bürgermeister von Hamburg (–). In: Akteure und Gegner der Hanse. Zur Prosopographie der Hansezeit. Gedächtnisschr. Konrad Fritze. Hg. v. Detlef Kattinger (Hansische Stud. ). Weimar , S. –. – Ulrich Andermann: Albert Krantz. Wiss. und Historiographie um (Forschungen zur ma. Gesch. ). Weimar , Reg. – Rainer Postel: «Warumb ich disse Historiam beschrieben». Bürgermeister als Chronisten. In: Städtische Geschichtsschreibung im späten MA und in der frühen Neuzeit. Hg. v. Peter Johanek (Städteforsch A/). Köln u. a. , S. –. – Ders.: Bürgermeister Dr. H. L: In: Das MA in Hamburg. Kunstförderer, Burgen, Kirchen, Künstler und Kunstwerke. Hg. v. Volker Plagemann (Vorträge der Stiftung Denkmalp ege Hamburg ). Hamburg , S. –. – Karin Wiedemann: Dr. H. L. (–). In: Mitt. des Hamburgischen Richterver. () H. , S. –; H. , S. –. – Eichler/Repgen (s. Ausg.) S. –, –. – Hiram Kümper: L., H. In: Encyclopedia of the Medieval Chronicle () S. f. – Tilman Repgen: Naturrecht im Stadtrecht? Vernunft als Argument in der L.’schen Glosse. In: Naturrecht in Antike und früher Neuzeit. Symposion aus Anlass des . Geburtstages v. Klaus Luig. Hg. v. Matthias Armgardt/T. Repgen. Tübingen , S. –. VZ
Emmerich Emmerich, Johann(es), d. Ä. (Emerich), † .. . – Jurist, Verfasser eines Stadtrechtsbuchs. E. war der Sohn eines Bürgermeisters und Schöffen in Frankenberg/Eder. Er ist als Student der Rechte seit in Erfurt und seit in Leipzig nachweisbar. Er wurde Bakkalaureus und war seit spätestens Schöffe in Frankenberg. E. stellte zwischen und das sog. Frankenberger Stadtrechtsbuch (auch Sammlung der alten Rechte und Gewohnheiten der Stadt Franckenberg) zusammen. Das Werk ist in zwei Handschriften überliefert, von denen jedoch nur die ältere den vollständigen Text enthält. Die jüngere Handschrift weist Ergänzungen von der Hand des Wigand → Gerstenberg auf. E. erfasst im ersten Teil seines Werks städtisches Recht unter Bezug auf alte Privilegien, die beim großen Feuer von Frankenberg verbrannten. Daneben behandelt er im zweiten Teil auf Grundlage des → Schwabenspiegels und des → Kleinen Kaiserrechts auch Elemente des römischen und kanonischen Rechts. Im oberhessischen Alsfeld erfuhr E.s Werk eine lokal angepasste, ansonsten aber wörtlich übernommene Neufassung. Vor dem Hintergrund des Feuers von und des damit verbundenen Quellenverlusts ist das Frankenberger Stadtrechtsbuch als schriftliches Zeugnis der Frankenberger Rechtsgeschichte von großer Bedeutung. Ü: Kassel, UB/LMB, ° Ms. hass. , r–r (Pap., . Jh., mitteldt.). – Ebd., ° Ms. hass. , rb–rb (Pap., Hessen, um , hessisch; mit Ergänzungen des Schreibers Wigand Gerstenberg, ansonsten aber unvollständig). Vgl. Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , S. (Nr. f.). – Norbert H. Ott mit Ulrike Bodemann: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA /. München , S. f. (Nr. A..). – www.handschriftencensus.de/ . A: Johann Emerichs Samlung der alten Rechten und Gewohnheiten der Stad Franckenberg. In: Monimenta Hassiaca, darinnen verschiedene zur Hessischen Gesch. und Rechtsgelahrsamkeit dienende Nachrichten und Abh. an das Licht gestellet werden. Bd. . Hg. v. Friederich Christoph Schmincke. Kassel , S. – (OnlineFaks. unter http://archiv.ub.uni-marburg.de/eb/ //view.html). – Online-Faks. der Hs.: http://orka.bibliothek.uni-kassel.de. L: Emil Steffenhagen, ADB () S. f. – Hubert Herkommer, VL ()
Polethicon Sp. . – Wilhelm A. Eckhardt: Frankenberger Stadtrechtsbuch. In: HRG () Sp. f. – Die Chron. des Wigand Gerstenberg von Frankenberg. Bearb. v. Hermann Diemar. Marburg , S. * f., *, * f., *, . – Friedrich Küch: Quellen zur Rechtsgesch. der Stadt Marburg. Bd. . Marburg , S. –, f. u. ö. – Werner Spiess: Verfassungsgesch. der Stadt Frankenberg an der Eder im MA. Mit einem Anhang: Das Stadtrecht des Johann Emmerich von . Diss. Marburg . – Volker Honemann: Die Stadtschreiber und die dt. Lit. im SpätMA und der frühen Neuzeit. In: Zur dt. Lit. und Sprache des . Jh. Hg. v. Timothy R. Jackson u. a. Heidelberg , S. –, hier S. . – Hans-Jürgen Gerhardt: Das Alsfelder Stadtrechtsbuch. Entstehung, Verfasser, Inhalt, Verhältnis zum Frankenberger Stadtrechtsbuch und zum Schwabenspiegel. Diss. Freiburg i. Br. . MM Polethicon (auch: Polethycon, Poletychon; Polythec[h]on, Polit[h]echon; Flores poetarum de vitiis et virtutibus; Speculum poetrie). – Lat. Vers orileg, Mitte oder zweite Hälfte . Jh.; dt. Teilübersetzungen, spätes . Jh. Die Auswahl aus Werken antiker, spätantiker, frühchristlicher und ma. lat. Autoren ist mit großer Wahrscheinlichkeit im dt. Sprachraum entstanden. Auch ihre Rezeption blieb im Wesentlichen auf Deutschland beschränkt. Für eine dt. Provenienz sprechen sowohl die handschriftliche als auch die Drucküberlieferung des P. Da die jüngsten der zitierten ma. Autoren, → Bernhard von der Geist und → Eberhard der Deutsche, in die erste Hälfte des . Jh. datieren und der älteste Textzeuge des P. noch aus dem . Jh. stammt, ist von einer Entstehung des Florilegs etwa um die Mitte des . Jh. auszugehen. Die Kenntnisse über den anonymen Urheber gehen nicht über die direkten Rückschlüsse aus seinem Kompilationswerk hinaus: Er verfügte über herausragende literarische Kenntnisse von der römischen Literatur bis in seine Gegenwart, die für das . Jh. auch in hochgebildeten Milieus keinesfalls als selbstverständlich anzusehen sind. Seine Technik der Zitatmontage belegt dabei nicht nur ein tiefes Verständnis der eingebrachten Einzeltexte und ihrer literargeschichtlichen Relationen, sondern auch seine sprachlichformale Meisterschaft. Die rund Verse des P. sind inhaltlich und systematisch stringent in zehn Bücher ge
. Hälfte . Jh. gliedert, die jeweils wiederum in bis zu Kapitel unterteilt sind. Die Bücher – behandeln die sieben Kardinallaster und das «remedium contra luxuriam». Buch widmet sich der Tugend in Form einer Erziehungslehre; das abschließende Buch erläutert die Gaben des heiligen Geistes. Das Quellenspektrum ist bemerkenswert breit: Prominent werden römische Klassiker exzerpiert (→ Ovid, Horaz, → Vergil, Juvenal, → Persius). Unter den frühchristlichen Quellen be nden sich die Disticha Catonis (→ Cato), → Boethius und → Prudentius. Aus der hochma. Literatur zieht der Anonymus u. a. mehrere Elegienkomödien, Schulliteratur (darunter die Ecloga des → Theodolus und der Esopus des Anonymus Neveleti) sowie einschlägige französische Autoren (Bernardus Silvestris, Matthäus von Vendôme, Walther von Châtillon u. a.) heran. Das zehnte Buch beruht ausschließlich auf dem Anticlaudianus des → Alanus ab Insulis. Am Rande des Textes wird jeweils die exzerpierte Autorität genannt. Die volkssprachige Rezeption beschränkt sich auf zwei kurze zweisprachige Auszüge aus dem P. mit erziehungsspezi scher Thematik («Valery Marcialis Carmen Morale pro Informandis pueris» = Buch , V. –, –, –, –; «Carmen Poete Sathirici de Puerorum Instructione» = Buch , V. –, , –, –, f.). Sie nden sich in einem Codex des späten . Jh., der an der Universität Leipzig zu Studienund Unterrichtszwecken verwendet wurde. Zunächst werden die Abschnitte lat. zitiert, worauf eine dt. Reimpaarübetragung folgt. Ü: Lat.: Ein Pergamentblatt des . Jh. (mit den V. –) und neun Papierhandschriften des . und . Jh., nahezu ausschließlich aus dem dt. Sprachgebiet. Nachweise bei Orbán (s. Ausg.) S. VIII, XV–XXIII und Henkel , S. –. Die abweichenden Bezeichnungen des Florilegs in der hsl. Tradition lassen sich in zwei Gruppen differenzieren: «Polethicon» (u. ä. = «viel Ethisches umfassend») sowie «Polythecon» (u. ä. = «vieles umfassendes Buch»). Die erste Bezeichnung ist häu ger und dürfte die ursprüngliche sein. Hinzu kommen sechs Druckausgaben (um –; GW –, VD F ; vgl. auch Henkel , S. –). Überschrift im Erstdruck vor einer einleitenden Tabula: «(Tabula Circa) Flores poeta[rum] de virtutib[us] et vicijs ac donis sancti spiritus» (in den weiteren Ausgaben zumeist identisch). Dieser sich deskriptiv auf den Inhalt des P.
. Hälfte . Jh. beziehende Werktitel ist sicherlich sekundär. – Lat. Auszüge mit dt. Reimpaarübersetzung: Gotha, Forschungsbibl., Cod. gym. , r/v und r/v (Pap., /, lat./mitteldt.). A: Lat.: Polythecon. Cura et studio Arpád Peter Orbán (Corpus Christianorum/Continuatio mediaevalis ). Turnhout . – Lat. Auszüge mit dt. Reimpaarübersetzung: Henkel , S. –. L: Nikolaus Henkel, VL () Sp. –. – Ysengrimus. Hg. und erklärt v. Ernst Voigt. Halle (Nachdr. Hildesheim/New York ) S. CXXII. – N. Henkel: Anm. zur Rezeption der römischen Satiriker in Deutschland um . In: Befund und Deutung. Zum Verhältnis von Empirie und Interpretation in Sprach- und Literaturwiss. FS Hans Fromm. Hg. Klaus Grubmüller u. a. Tübingen , S. –. – N. Henkel: Dt. Übersetzungen lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit (MTU ). München , S. –, , . – Orbán (s. Ausg.) S. V–XXXIV. – N. Henkel: Anm. zum ‹P.› und seiner Überl. In: Mlat. Jb. () S. –. – Ders.: Was soll der Mensch tun? Literarische Vermittlung von Lebensnormen zwischen Latein und Volkssprache und die ‹Disticha Catonis›. In: Lit. und Wandmalerei. Bd. : Konventionalität und Konversation. Hg. v. Eckart Conrad Lutz u. a. Tübingen , S. –, hier S. . VZ Pollich, Martin, von Mellrichstadt (auch: Polich, Bolich, Pol[l]ichius [Mellerstadius], Polagk, [de/ von] Mellersta[d/t]t), * um Mellrichstadt (Hochstift Würzburg), † .. Wittenberg. – Kurfürstlicher Leibarzt; medizinischer, astrologischer, artistischer und theologischer Fachschriftsteller; Gelegenheitsdichter. P. immatrikulierte sich an der Leipziger Artistenfakultät ( Bakkalaureus, Magister artium) und absolvierte nach dem Studium an der Fakultät die zeitübliche Lehrtätigkeit. gehörte er einer kurfürstlich-sächsischen Delegation an, die in Rom die päpstliche Dispens für die Wahl des elfjährigen Ernst II. von Sachsen zum Erzbischof von Magdeburg einholte. Seit war P. Leibarzt des Kurfürsten Friedrich III. (des Weisen) von Sachsen. ist er erstmals als Dr. med. bezeugt – wann und wo P. sein Medizinstudium absolviert hat, ist ungeklärt. In Leipzig war er Mitglied der Medizinischen Fakultät, und
Pollich Vizekanzler der Universität. Er lernte Konrad Celtis kennen, den er am kurfürstlichen Hof einführte. begleitete P. seinen Dienstherrn auf eine Pilgerfahrt nach Palästina. Um schied P. zugunsten von theologischen Studien in Leipzig aus dem kurfürstlichen Dienst aus. Als Beiträger zu Celtis’ Erstausgabe der Werke → Hrotsvits von Gandersheim (VD ZV / H ) trat P. auf dem Reichstag zu Nürnberg auf. Im Frühjahr siedelte er von Leipzig nach Wittenberg über, um dort die Gründung der Universität zu begleiten, deren erster Rektor er bis war. Als Vizekanzler der «Alma Mater Leucorea» amtierte er bis zu seinem Tod. wurde P. als Nichtkleriker in einem beschleunigten Verfahren zum Dr. der Theologie promoviert. In seiner Wittenberger Zeit trat P. neben seinem administrativen Engagement vor allem als thomistischer Theologe (→ Thomas von Aquin) hervor. Der Theologischen Fakultät stand er –, und als Dekan vor. Andreas Meinhardi regte er zur Abfassung einer Werbeschrift für Wittenberg an, um den sinkenden Studentenzahlen entgegenzuwirken (Dialogus illustrate ac Augustissime urbis Albiorene vulgo Vittenberg dicte [VD M ]). gehörte P. dem Viererrat, einem universitären Kontrollgremium, an. Zu seinen Wittenberger Theologiestudenten zählte auch der lizenzierte Martin Luther. Charakteristisch für das überlieferte Œuvre P.s ist, dass er selten ohne konkreten äußeren Anlass schriftstellerisch tätig war: Die astrologischen Stücke sind Auftragsarbeiten der Universität oder der kurfürstlichen Herrschaft, während nahezu das gesamte medizinische und theologische Werk aus persönlichen Zwistigkeiten P.s mit anderen Gelehrten erwachsen ist. A) An astrologischen Schriften sind ein Kompendium von und sieben Jahresprognosen für die Jahre / und – überkommen (vgl. auch Leonhard → Seybold). Im Prolog des Compendium XV propositionum artikuliert P. zunächst seine generellen Vorbehalte gegenüber der Astrologie, um dann in «propositiones introductorie» im Erörterungsstil in astrologische und iatromathematische Grundkenntnisse einzuführen. Die Jahresprognostiken folgen alle demselben Muster: Auf die Bestimmung des Jahresregenten und Angaben zu Mondphasen, Eklipsen und den Äquinoktien folgen Vorhersagen zu Wetter, Handel, Krankheit oder Krieg. Auch in den Prognosen artikuliert P.
Pollich wiederholt seine Kritik an der Astrologie und betont den Auftragscharakter der Arbeiten. Fünf Prognostiken sind ins Hoch- und/oder Niederdeutsche übersetzt worden. Ob P. als Urheber einiger hochdt. Übertragungen in Betracht kommt, ist ungeklärt. B) Das medizinische Schrifttum P.s steht überwiegend im Kontext der eines Streits über den Ursprung der Syphilis mit dem Leipziger Fakultätskollegen Simon Pistoris. Ausgangspunkt war Niccolò Leonicenos in Mailand erschienener Libellus de epidemia quam vulgo morbum Gallicum vocant (GW M). Leoniceno weist eine astrologische Herleitung der Syphilis zurück und stieß damit bei P. auf Zustimmung, an der Leipziger Fakultät aber überwiegend auf Ablehnung (vgl. auch Joseph → Grünpeck). ) Zwei frühe Disputationen von /, die durch Abschriften Hartmann → Schedels überkommen sind, setzen sich bereits vor Leoniceno mit dem Morbus Gallicus auseinander. Die erste favorisiert gegenüber der astrologischen Erklärung das «Pesthauchmodell» (nach Gentile da Foligno), das auf der hippokratischen Miasmavorstellung aufbaut. Die zweite Disputatio bewertet Krankheiten allgemein als göttliche Strafe für Lasterhaftigkeit und diskutiert die Möglichkeit, durch Todsünden hervorgerufene Krankheiten ärztlich zu behandeln. Im Kontext des Edictum in blasphemos (Gotteslästeredikts) → Maximilians I. von , das in einer erweiterten Fassung von auch die «pösen plattern» (i. e. Syphilis) als Sündenstrafe deutete, dürfte P. aber auch hier vor allem auf die Syphilis abzielen. – ) De complexione quid est et quot sunt ist eine Abhandlung in Quästionenform. Erörtert wird das Gewicht von Objekten in den Zuständen «schlaff» und «angespannt» bei unterschiedlichen Temperaturen. – ) Die Defensio Leonicena von ist P.s erste Replik in der Auseinandersetzung mit Pistoris und Reaktion auf dessen Positio de morbo franco (GW M). Ohne Pistoris namentlich zu nennen, geht P. auf jede von dessen Thesen polemisch ein und lässt nur die mathematisch exakte Astrologie wissenschaftlich gelten. – ) Pistoris konterte mit seiner Declaratio defensiva positionis de malofranco (GW M), was P. wiederum zur Abfassung der Castigationes in alabandicas declarationes veranlasste. Erneut nennt P. seinen Kontrahenten nicht beim Namen, listet aber minutiös angebliche Fehler der Declaratio samt Widerlegung auf. – ) Im Frühjahr veröffentlichte P. eine
. Hälfte . Jh. Einladung an Pistorius zu einer öffentlichen Disputation, welcher der Kollege freilich nicht nachkam. – ) Abgeschlossen wird der Pistoris-Disput mit der Responsio in supadditos errores, der Entgegnung auf Pistoris’ Confutatio con atorˉu circa positionˉe quandˉa extraneˉa [et] puerilˉe doctoris Martini Mellerstadt de malefrˉaco (VD P ). In dieser letzten Replik führt P. insgesamt «errores» von Pistorius an. Im zweiten Teil der Schrift gibt er den Text der Confutatio im Stil einer kommentierten Textausgabe abschnittsweise mit Bemerkungen zu den jeweiligen Fehlern wieder. – ) Schließlich sind für P. noch fünf lat. Verordnungen gegen Wassersucht gesichert. C) Die theologischen Streitstiften aus den Jahren – resultieren aus einem Disput mit P.s ehemaligem Schüler Konrad Wimpina. Seinen Ausgangspunkt nahm der Streit in einem (nicht erhaltenen) Gedicht Sigismund Buchwalds. Wimpina unterstellt Buchwald, die Poesie als Quelle der Theologie aufzufassen und verteidigt das Vorrecht der Theologie. Wie im Falle des Pistoris-Streits liegen Repliken P.s auf Schriften des Streitgegners vor. ) Laconismos tumultuarius ist die polemische Entgegnung auf Wimpinas Apologeticus Jn sacretheologie defensionˉe (VD ZV f.). Der Vorwurf, die Dichter würden die göttliche Wissenschaft gering schätzen, wird zurückgewiesen. Gleichzeitig betont P. die Eigenständigkeit der Poesie. – ) Wimpinas Antwort, Responsio et Apologia Cˉoradi Wimpˉıe de Fagis ad Mellerstatinas offensiones [et] denigratˉoes Sacretheologie (VD K ), wurde von P. mit In Wimpinianas offensiones erwidert, und dies offensichtlich in großer Eile: Der Druck des Pamphlets ist durchzogen von Setzfehlern. Der Text bringt keine neuen Argumente und enthält viele Verunglimpfungen. – ) Das gleiche gilt für die Theoremata aurea, die mit einem Druckfehlerverzeichnis für In Wimpinianas offensiones ausgestattet sind. Noch im selben Jahr () legte Wimpina zwei Gegenschriften vor (Responsio et Apologia [...] ad Mellerstatinas offensiones [et] denigratˉoes Sacretheologie; De Ortu [pro]gressu [et] fructu sacretheologie [VD K /K ]). D) In seinen späten Lebensjahren – hat P. alte Unterrichtsmaterialien aus seiner Zeit an der Leipziger Artistenfakultät zu artistischen Lehrbüchern aufbereitet. Es entstanden zwei Kommentare zum Werk des → Aristoteles, von denen einer erst postum erschienen ist. Beide wurden im akademischen Unterricht an der Leucorea benutzt.
. Hälfte . Jh. Der Cursus logicus repräsentiert das Logikrepertoire des Artesstudiums nach der Via antiqua. Der Cursus physicus deckt als Kommentar zum aristotelischen Kanon (Physica, De caelo et mundo, De generatione et corruptione, De anima) den Bereich der Naturphilosophie des Artesstudiums ab. E) Als Dichter ist P. nur in geringem Maße hervorgetreten. Neben Titelepigrammen und kleineren Begleitgedichten zu einigen seiner eigenen und von ihm herausgegebenen Fachschriften wurde offensichtlich nur ein einziges selbstständiges poetisches Werk publiziert: Das Poema natale ist ein Nachruf auf einen ungenannten Fürsten in Hexametern, das wenig originell die üblichen Topoi des vorbildlichen Herrschers bemüht. Wahrscheinlicher Adressat ist trotz der späten Drucklegung Kurfürst Ernst von Sachsen († ). Das Gedicht wurde von Wimpina scharf kritisiert, was den Streit unter den Gelehrten zusätzlich befeuert haben dürfte. Ü: A) Kompendium: [Magdeburg: Bartholomäus → Ghotan, nach ..] (GW M). Ohne Titel; Kolophon: «Compendium quindecim positionum introductoriarˉu in astrologiˉa cˉu totidem regulis ex astronomia comportatis». – Prognostiken: Auf lat.: o. O., Drucker und J. []; einziges (fragmentarisches) Exemplar: Ebstorf, Klosterbibl., Ms. III . – Nd.: [Magdeburg: B. Ghotan ] (GW M). – Auf lat./hochdt.: [Leipzig: Marcus Brandis, um /] (GW M f.). – Auf lat.: «Carmina et prognosticationes» [Leipzig: Konrad Kachelofen, nach .. und um ] (GW M f.); [Köln: Heinrich Quentell, um ] (GW M). – Hochdt.: [Leipzig: Konrad Kachelofen, um /] (GW M); [Nürnberg: Friedrich Creussner, um /] (GW M). – Nd.: [Magdeburg: Albert Ravenstein/ Joachim Westval, um /] (GW M). – Auf lat.: Leipzig: [Martin Landsberg, um /]; [Leipzig: Drucker des Capotius, um ] (GW M). – Hochdt.: [Ebd.: Ders., um ] (GW M); [Leipzig: K. Kachelofen, um ] (GW M). – Auf lat.: [Nürnberg: F. Creussner, um /] (GW M). – Auf lat.: [Leipzig: M. Brandis, um /]; derzeit nicht nachweisbar (s. Schlereth [b] S. [Nr. ]). – [Nürnberg: F. Creussner, um / ] (GW M). – Auf lat.: [Leipzig: M. Landsberg, /] (GW M). – Hochdt.: [Ebd.: ders.], .. (GW M). – Nd.:
Pollich [Magdeburg: Simon Koch, um /] (GW M); [Lübeck: Steffen Arndes, um /] (GW M). B. ) München, BSB, Clm , r–v (Pap., , lat.); Überschrift: «Vtrum ex corrupcione aeris causetur Francosicus morbus pestilencialis et invadens»; «Vtrum omne peccatum mortale preter detraccionem potest medicus curare». – ) «De complexione. quid est et quot sunt: questio nup[er] in liptzensi vniuersitate p[er] Martinˉu mellerstat. artiˉu et medicine doctorˉe disputata». [Leipzig: Jakob Thanner], (GW M). – ) «Defensio Leoniceniana nuper edica in felici studio Lipczensi». Magdeburg: [M. Brandis], ... – ) «Castigationes in alabandicas declarationes D. S. pistoris Nuper edite in felici gymnasio Liptzensi Anno ». [Leipzig: J. Thanner], (GW M). – ) Einblattdruck: [Leipzig: Jakob Thanner, vor ..]; Incipit: «Martinus Mellerstat toti academie Lipsensi [...] Etsi prestantissimi viri plurib[us] annis ˉı hoc sacro et celiberrimo gymnasio me publice bonas artes docuisse» (GW M; Falk Eisermann: Verz. der typographischen Einblattdr. des . Jh. im Heiligen Römischen Reich Dt. Nation [VE ]. Bd. : Kat. J–Z. Wiesbaden , Nr. P-). – Eine Druckabschrift Virgilus Wellendorfers ndet sich in dessen persönlichen Exemplar von Pistoris Confutatio (München, BSB, Path. m, Bl. rv). – ) «Respˉosio Martini Mellerstadt in supadditos errores Simonis pistoris in medicina ad honorˉe almi gymnasij lipcensis». Nürnberg: Georg Stuchs (VD P ). – ) Lübeck, StB, Ms. med. ° , r (Pap., erstes Viertel . Jh., lat.); Autorzuweisung: «predicavit de ista cura et habuit pro magno secreto doctor Martinus Mellerstadt». C. ) «Laconismos tumultuarius Martini Mellerstad ad illustrissimos saxonie Prˉıcipes ˉı defensionˉe poetices [con]tra quendˉa Theologˉu editus». [Leipzig: J. Thanner, ] (GW M/VD ZV ). – ) «Martinus Mellerstadt Polichi[us] in VVimpinianas offensiones & denigrationes Sacre Theologiae». Wittenberg: Nikolaus Marschalk, (VD P ). – ) «Martini Mellerstat polichii Theoremata aurea pro studiosis philosophie & theologie iniciatis Thomistis Ex felici academia Albiorensi». Ebd.: Ders., (VD P ). D) Cursus logici cˉomentariorum nostra collectanea. Leipzig: Melchior Lotter d. Ä., . – Martini Polichij Mellerstadij exquisita Cursus Physici. collectanea. Ebd.: Ders., (VD ZV f.).
Pollich E) Poema natale cujusdam Flectorii principis Septentrionalis. Leipzig: M. Landsberg, (VD P ). Zu den zahlreichen Digitalisaten der Drucke s. GW (online), VD (online). A: B. ) Sudhoff , S. –. – ) Fuchs, S. –. – ) Ebd., S. –. – ) Otto Clemen: Eine Disputationsankündigung von M. P. aus Mellerstadt. In: Neues Arch. für sächsische Gesch. () S. f. – ) Fuchs, S. – (Auszüge). – ) Sudhoff , S. Anm. . D) Poema natale: Christian Gotthold Wilisch: Conradi Wimpinae Commentarius poeticus de Alberti animosi Saxonum ducis expeditioribus bellicis. Altenburg , S. –. – Verstreute Gedichte aus Gastbeiträgen und Herausgaben von P. bei: Sudhoff , S. f., f. – Schlereth (b) S. f., f. Anm. , Anm. ., f. Anm. . Ü: B. ) Schlereth (b) S. –. – ) Ebd., S. –. – ) Ebd., S. – (Auszüge). – ) Ebd., S. . – ) Ebd., S. – (Auszüge). B: Schlereth (b) S. – (chronologisches Werkverz.). – Zu verlorenen, zweifelhaften und von P. herausgebrachten Schriften s. auch El Kholi, VL Dt. Hum. () Sp. –. L: August Hirsch, ADB () S. f. – De Boor/Newald / () S. , , , . – Joachim Telle, LexMA () Sp. f. – Helmuth Schlereth, NDB () S. f. – Sebastian Lalla, Killy () S. f. – Susann El Kholi, VL Dt. Hum. () Sp. –. – Conrad Heinrich Fuchs: Die ältesten Schriftsteller über die Lustseuche in Deutschland von bis . Göttingen . – Gustav Bauch: Wittenberg und die Scholastik. In: Neues Arch. für sächsische Gesch. und Altertumskunde () S. – passim. – Ders.: Gesch. des Leipziger Frühhumanismus mit bes. Rücksicht auf die Streitigkeiten zwischen Konrad Wimpina und M. Mellerstadt (Zentralbl. für Bibliothekswesen, Beih. ). Leipzig . – Karl Sudhoff: Die medizinische Fakultät zu Leipzig im ersten Jh. der Universität. Jubiläumsstud. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , Reg. – Ders.: Aus der Frühgesch. der Syphilis. Hss.- und Inkunabelstud., epidemiologische Unters. und krit. Gänge (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , Reg. – Der Briefwechsel des Konrad Celtis. Gesammelt, hg. und erl. v.
. Hälfte . Jh. Hans Rupprich (Veröff. der Kommission zur Erforschung der Gesch. der Reformation und Gegenreformation, Humanistenbriefe ). München , Reg. – Theodor Grüneberg: M. P. v. Mellerstadt, der erste Rektor der Wittenberger Universität. In: Jahre Martin-Luther-Univ. HalleWittenberg. Bd. . Wittenberg –. Halle , S. –. – Max Steinmetz: Die Univ. Wittenberg und der Humanismus. In: ebd., S. –, hier S. f., f., f. – Gerhard Eis: M. P.s Vorhersage für . In: Libri (Kopenhagen /) S. –. – Ders.: Wahrsagetexte des SpätMA (TspMA ). Berlin u. a. , S. –, –. – Bronisław Kocowski: Z bada´n nas poczatkami drukarstwa w Magdeburgu. In: Rocniki Biblioteczne () S. –. – Gerd Heinrich: Frankfurt und Wittenberg: Zwei Universitätsgründungen im Vorfeld der Reformation. In: Beitr. zu Problemen dt. Universitätsgründungen der frühen Neuzeit. Hg. v. Peter Baumgart/Notker Hammerstein (Wolfenbütteler Forschungen ). Nendeln , S. –, hier S. f. – Heinz Scheible: Gründung und Ausbau der Univ. Wittenberg. In: ebd., S. –, hier S. f. – Bohuslai Hassensteinii a Lobkowicz epistulae. Bde. Hg. v. Jan Martínek/Dana Martínková (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). Leipzig , Reg. – Peter Hans Pascher: Praktiken des . Jh. (Armarium ). Klagenfurt , S. , . – Wolfram Kaiser/Arina Völker: Ars medica Vitebergensis (Wissenschaftliche Beitr. der Martin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg T/). Halle . – Wolf-Dieter Müller-Jahncke: Der Höhepunkt der Iatromathematik. In: Berichte zur Wissenschaftsgesch. () S. –, hier S. . – Hans Theodor Koch: Medizinische Promotionen an der Univ. Wittenberg in der Vorreformationszeit. In: Medizin und Naturwiss. in der Wittenberger Reformationsära. Hg. v. W. Kaiser/A. Völker (Wissenschaftliche Beitr. der Martin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg T/). Halle , S. –, passim. – H. Schlereth: Opera Pollichiana. Eine Übersicht über das literarische Schaffen M. P.s v. Mellrichstadt. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Ders.: Die Bedeutung M. P.s in seiner Zeit. Festvortrag anläßlich der Namensgebung des M.-P.-Gymnasiums in Mellrichstadt am . Juni . In: Jb. des M.-P.-Gymnasiums Mellrichstadt (/) S. –. – Karl Zeitel: M. P., Martin Luther und die Univ. Wittenberg – eine Hinführung. In: ebd., S. –. – Götz-Rüdiger
. Hälfte . Jh. Tewes: Die Bursen der Kölner Artisten-Fakultät bis zur Mitte des . Jh. (Stud. zur Gesch. der Univ. Köln ). Köln , S. – und Reg. – Hans Roser: M. P., der rhönfränkische Rektor Wittenbergs. In: Ders.: Franken und Luther. Portraits. München , S. f. – H. Schlereth: M. P. v. Mellrichstadt (geb. um , gest. ) und sein Streit mit Simon Pistoris über den Ursprung der «Syphilis» (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Würzburg (b). – Heinz Kathe: Die Wittenberger Phil. Fakultät. – (Mitteldt. Forschungen ). Köln u. a. , Reg. – Konrad Krause: Alma mater Lipsiensis: Gesch. der Univ. Leipzig von bis zur Gegenwart. Leipzig , S. , , . – Andreas Gößner: Die Anfänge des Buchdrucks für universitäre Zwecke am Beispiel Wittenbergs. In: Bücher, Drucker, Bibliotheken in Mitteldeutschland. Neue Forschungen zur Kommunikations- und Mediengesch. um . Hg. v. Enno Bünz. Leipzig , S. –, hier S. , , f. – Marcel Nieden: Die Er ndung des Theologen. Wittenberger Anweisungen zum Theologiestudium im Zeitalter von Reformation und Konfessionalisierung (SpätMA und Reformation NR ). Tübingen , S. –. – Volkhard Wels: Der Begriff der Dichtung in der Frühen Neuzeit (Historia Hermeneutica, Series Studia ). Berlin , S. –, , . – Roland Sauer: P. und Faust: zum . Todestag des M. P. v. Mellrichstadt. In: Heimat-Jb. des Landkreises Rhön-Grabfeld () S. –. – Stefan Wintersteiner: M. P. und seine Zeit. Festvortrag zum . Todestag von M. P. In: Jb. des M.-P.Gymnasiums Mellrichstadt (/) S. –. VZ Streler. – Frauenheilkundlicher Fachautor, zweite Hälfte . Jh. Ob der S., unter dessen Namen das → Wiener (ostmittelbair.) Rezeptierbuch ein Rezept und einen Kurztraktat überliefert, mit dem eher auf dem Gebiet der Artes und der Theologie tätigen Dominikaner Johannes Streler identi ziert werden kann, ist unwahrscheinlich aber auch nicht gänzlich auszuschließen (Eis [s. Lit.]). Viel eher dürfte es sich bei S. um einen lateinkundigen Laienarzt gehandelt haben. Als Adressaten der präzise formulierten Beiträge kommen (Laien-/Wund-)Ärzte oder auch Apotheker in Betracht. Zunächst lassen die Texte S.s die spätma. gynäkologische Fachtradition erkennen, wie sie
Streler etwa das → Frauenbüchlein der Salzburger Hs. M III repräsentiert. Außerdem stützen sie sich auf die krebsspezi schen Abschnitte des → Kardobenediktentraktat. Hinsichtlich Indikation (zu große Brüste, Mammakarzinom), Medikation und Pharmazeutischer Technologie ist S. seinen Vorlagen verp ichtet. Bei der Applikation beweist er mehr Eigenständigkeit und übernimmt zudem eine P asteranwendung von → Roger Frugardi. Äußerst originell sind die angepassten «secklenn dar die prust hin ein» und «ein gepunden» werden soll. Dank dieser Anwendung kann S. als möglicher Ernder des therapeutischen Büstenhalters gelten. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , v–r (Pap., , ostmittelbair./lat.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: S. (Nachtrag zum VL). In: Studia Neophilologica () S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Traktat von Empfängnis und Geburt. – Gynäkologische Kompilation, letztes Viertel . Jh. oder früher. Die anonyme dt. Schrift ist nur in einer bairischen Handschrift des späten . Jh. erhalten. Die Forschung zählt zu dem Traktat neben dem eigentlichen Kerntext auch drei um diesen gruppierte Rezeptsammlungen. Diese werden aufgrund inhaltlicher Indizien dem gleichen Bearbeiter wie der Kerntext zugeschrieben. Die Rezepte könnten von einer Hebamme oder einem gynäkologisch erfahrenen Laienmediziner zusammengestellt worden sein, da der Text entsprechende praktische Kenntnisse verrät. Der Traktat ist insgesamt vor allem auf die Vermittlung gynäkologischen und geburtstechnischen Wissens angelegt. Er enthält aber auch astrologische, allgemeinmedizinische oder auf männliche Patienten bezogene Abschnitte. Der Text behandelt verschiedene Formen der Geburt, darunter auch christliche Mythen wie die Entstehung Adams aus Lehm und Evas aus einer Rippe. Er erläutert zudem die Wirkung astronomischer Konstellationen auf das Leben des Menschen. Ausführlich beschäftigt er sich mit der Verbesserung weiblicher Fruchtbarkeit. Er erörtert günstige und negative Umstände für eine Empfängnis sowie den Umgang mit Menstruation, Ohnmachten und anderen Beschwerden während der Schwangerschaft. Der Ablauf einer Geburt wird ebenso
Ps.-Ortol sches Frauenbüchlein behandelt wie die Betreuung einer Frau im Kindbett und die Ernährung von Säugling und Mutter. Daneben bietet der Text aber auch Rezepte zur Steigerung kindlicher Fähigkeiten oder zur Behandlung von Erkrankungen wie Kopfschmerzen, Harnsteinen und Impotenz. Der Traktat beruft sich durchgängig auf Paulus von Ägina als Autorität, verweist aber auch auf Plinius d. Ä., → Avicenna, Ricardus Anglicus und die Bibel. Insgesamt verzichtet der Text auf theoretische Ausführungen und orientiert sich stattdessen an der Praxis. Ü: München, BSB, cgm , v–v, r–r (Pap., letztes Viertel . Jh., südbair.). – Der Umfang des Kerntextes wird in der Literatur unterschiedlich angegeben: Kruse (s. Lit.) nennt r–r, Keil (s. Lit.) hingegen r–v. – Vgl. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus Codicum Manu Scriptorum Bibliothecae Monacensis V, ). Wiesbaden , S. –. – www.handschriftencensus.de/. A: Kruse (s. Lit.) S. – (Teilausg.). – Online-Faks. der Hs.: http:// daten.digitale-sammlungen.de/. L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Britta-Juliane Kruse: Verborgene Heilkünste. Gesch. der Frauenmedizin im SpätMA. Berlin/New York , S. f. u. ö. – Annette Kuhn: Lustgarten und Dämonenpein. Konzepte von Weiblichkeit in MA und früher Neuzeit. Dortmund , S. f. – B.-J. Kruse: ‹Die Arznei ist Goldes wert›. Ma. Frauenrezepte. Berlin/New York , S. f., –, f. u. ö. – Monica H. Green: Women’s Healthcare in the Medieval West. Texts and Contexts. Aldershot u. a. , S. . MM Ps.-Ortol sches Frauenbüchlein. – Geburtshilfe-Kurztraktat, zweite Hälfte . Jh. Die Vorrede zum Erstdruck des Ps.-O. F. hebt an mit: «Jch Ortolffus doctor der erczney». Diese Autornennung wird von der Forschung einheitlich als ngiert zurückgewiesen. Die Inanspruchnahme des auch auf dem Gebiet der Frauenheilkunde prominent hervorgetretenen → Ortolf von Baierland ist dem Bemühen der verantwortlichen Offizin geschuldet, dem kurzen sachkundigen Text zusätzliches fachliches Gewicht zu verleihen. Auch die Erhebung Ortolfs zum promovierten Akademikerarzt ist in diesem Kontext plausibel. Der tatsächliche Urheber ist als schwäbisch/alemannischer
. Hälfte . Jh. Wundarzt mit gynäkologischen Erfahrungen vorstellbar. Sein Wissensstand im Bereich der Geburtshilfe ist bemerkenswert; er umfasst z. B. Blasenmole, Gebärmuttersenkung, Entzündung der Gebärmutterschleimhaut, Mastdarmvorfall nach Dammriss oder Einkindsterilität. Wenn der Verweis auf e die «walschen landen» (Erstdruck, Bl. iiijr) keine Quellenübernahme ist, könnte der Anonymus dort gelernt oder praktiziert haben. Im Vergleich zum etwas jüngeren, weit verbreiteten Rosengarten des Eucharius → Rößlin d. Ä. ist das Ps.-O. F. knapp gehalten: Es besteht aus drei Kapiteln mit Vor- und Nachrede und beschränkt sich auf die letzten beiden Wochen vor der Geburt, die Geburt selbst und das anschließende Kindbett. Neben den Schwangeren als Hauptzielgruppe des Kurztraktats werden auch Hebammen als Adressaten des Textes genannt. Die Anweisungen des Traktats zielen im ersten Kapitel u. a. auf Diätetik, Hygiene und das rechte Maß an Bewegung. Die Kop age des ungeborenen Kindes wird als optimal erkannt und Möglichkeiten der Kindswendung bei Beckenendlage vorgestellt. Die weiteren Ausführungen des zweiten Kapitels widmen sich der Erleichterung des Geburtsablaufs und der Plazentaaustreibung. Abschließend werden im dritten Kapitel Krankheiten vorgestellt, die nach der Geburt auftreten können. Der Anonymus verfügte nicht nur über eigene Erfahrung, sondern auch über gute Kenntnisse des medizinischen Fachschrifttums, die sich im Text u. a. durch stilistische Anlehnungen an → Nicolaus Salernitanus widerspiegeln. Da eine handschriftliche Vorstufe des Ps.O. F. bekannt ist, welche aufgrund von signi kanten Abweichungen zum gedruckten Text keine Druckvorlage darstellen kann, scheint der Traktat nicht originär für den Druck konzipiert worden zu sein. Gewirkt hat das Ps.-O. F. zumindest auf Rößlins Rosengarten, der ein Geburtsverfahren mithilfe eines Gebährstuhls in seinen Text übernommen hat (Synopse bei Kruse , S. ). Ü: Hsl. Vorstufe: (abweichender Anfang) Wien, ÖNB, Cod. , r–r (Pap., Ende . Jh., ostmittelbair.); Incipit: «Wie sich ain schwangre fraw halten sol beÿ tagen Ee sy geperen sol [...]». – Drucke: Erstdruck: [Augsburg: Johann Schönsperger (?), um ]; Titel: «Disz biechlin sagt wie sich die schwangern frawen halten süllˉe vor der gepurt in der gepurt vnd nach der gepurd» (GW M; Digitalisat unter www.digitale-sammlungen.de). – Nachdrucke:
. Hälfte . Jh. Ebd.: Melchior Ramminger, ; Freiburg i. Br.: Johann Wörlin (VD O f.). – Bearbeitung (?): Augsburg: M. Ramminger, (VD O ). A: Gustav Klein: Das Frauenbüchlein des Ortolff von Bayerland, gedruckt vor (Alte Meister der Medizin und Naturkunde in Facs.-Ausg. und Neudr. ). München (Faks. des Erstdrucks). – Hsl. Vorstufe: Kruse () S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Karl Sudhoff: Dt. medizinische Inkunabeln. Bibliographisch-literarische Unters. (Stud. zur Gesch. der Medizin /). Leipzig , S. –. – G. Klein: Die Geburtshilfe und Gynäkologie des Ortolf von Bayerland um das Jahr . In: Verhandlungen der Ges. dt. Naturforscher und Ärzte ( []) S. f. – Ders.: Zur Bio- und Bibliogr. Rösslins und seines Rosengartens. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –. – Oswald Feis: «Ortolff» und «Rößlin», ihre Bedeutung für die ärztliche Entbindungskunst. In: Monatsschr. für Geburtshilfe und Gynäkologie () S. –. – Arnold Carl Klebs: Incunabula scienti ca. In: Osiris () S. –, hier S. (Nachdr. Hildesheim u. a. , ). – Paul Diepgen: Frau und Frauenheilkunde in der Kultur des MA. Stuttgart , S. , . – Karin Figala: Mainfränkische Zeitgenossen «Ortolfs von Baierland». Ein Beitr. zum frühesten Gesundheitswesen in den Bistümern Würzburg und Bamberg. Diss. München , S. –. – G. Keil/ Rolf Müller: Dt. Lanfrank-Übersetzungen des . und . Jh. In: Medizingesch. in unserer Zeit. FS Edith Heischkel-Artelt/Walther Artelt. Hg. v. Hans-Heinz Eulner u. a. Stuttgart , S. –, hier S. , . – G. Keil: Die Frau als Ärztin und Patientin in der medizinischen Fachprosa des dt. MA. In: Frau und spätma. Alltag (Sb. Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-Hist. Kl. /Veröff. des Inst. für Ma. Realienkunde Österreichs ). Wien , S. –, hier S. , , f., , . – Cornelia Löhmer: Die Welt der Kinder im fünfzehnten Jh. Weinheim , S. , –. – Katherine Walsh: Ein neues Bild der Frau im MA? Weibliche Biologie und Sexualität, Geistigkeit und Religiosität in West- und Mitteleuropa. Ist-Stand und Desiderata der Frauenforschung. In: Innsbrucker Hist. Stud. / () S. –, hier S. . – Britta-Juliane Kruse: Neufund einer hsl. Vorstufe von Eucharius Rößlins Hebammenlehrbuch ‹Der
Ortenburger Prognostiker schwangeren Frauen und Hebammen Rosengarten› und des ‹Frauenbüchleins› Ps.-Ortolfs. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Dies.: Verborgene Heilkünste. Gesch. der Frauenmedizin im SpätMA (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. NF []). Berlin/New York , S. –, – und Reg. – Dies.: «Die Arznei ist Goldes wert». Ma. Frauenrezepte. Berlin/New York , Reg. – G. Keil: Ps.-O. F. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Ortenburger Prognostiker (Magister Jörg [?]), * .., † nach August . – Verfasser einer astrologischen Zettelsammlung, zweite Hälfte . Jh. Der O. P. dürfte als Berufsastrologe in Regensburg ansässig gewesen sein. Zumindest stand er in enger Beziehung zur Domstadt, auf die sich zahlreiche Hinweise innerhalb der Sammlung des O. P. nden lassen. Das Textkonglomerat ist zwischen September und dem .. angelegt worden. Da der O. P. seine Geburt auf datiert («Item jar jm augst monat am tag vnd stundt Pin ich geporen worden»), dürfte sein Todeszeitpunkt nicht wesentlich später als der letzte Beitrag zur Sammlung anzusetzen sein. Hinweise zum Leben des O. P. unabhängig von seinem eigenen Werk gibt es nicht. Sollte der in alemannischer Schriftsprache verfasste und an einen Magister Jörg adressierte Brief, der am Beginn der Sammlung steht (Nachtrag auf v), an den O. P. selbst gerichtet sein, so wären zumindest sein Vorname und sein akademischer Grad bekannt. In dem Schreiben wird um Hilfe bei der Horoskoperstellung gebeten. Die Aufzeichnungen des O. P. sind als Werkstattnotizen aus dem beru ichen Alltag eines professionellen Astrologen zu bewerten und in dieser Funktion sowie in ihrer Form einzigartig in der dt. Literatur. Sie sind fast durchgehend in dt. Sprache gehalten, nur gelegentlich nden sich lat. Einschübe. Bei den versammelten Einzeltexten handelt es sich überwiegend um Horoskope und Horoskopskizzen, die belegen, dass der O. P. überregional Aufträge bezogen hat. Hinzu kommen chronikalische Aufzeichnungen, zahlreiche Tabellen mit Breitengraden und Aszendenten dt. Städte, mit bestimmten Jahres- oder Monatstagen, Tafeln
Johann(es) (Schelling) von Glogau zu Finsternissen, astrologische Zirkel usw. Wiederholt nden sich Notizen zu den astrologischen Konstellationen bei der Geburt bestimmter Personen. Einige Stücke der Sammlung sind schulgemäße Anleitungen zur Berechnung von Aszendenten, zur Wettervorhersage und zur Horoskoperstellung. Sie belegen, dass der O. P. auch Schüler unterrichtet hat. Für den Eigengebrauch scheinen einige astrologische Kurztraktate gedacht zu sein. Diese dürften als Ergänzung zum fachlichen Kompendium aus dem Besitz des O. P., dem Ortenburger astronomischen Handbuch, verfasst worden sein. Seine Quellen benennt der O. P. in der Regel nicht. Er beschränkt sich auf nicht näher de nierte Angaben wie «Puch» oder «an einem andern ortt». Einzig → Alkabitius wird namentlich genannt. Da die Zettelsammlung ausschließlich für die eigene beru iche Praxis konzipiert worden ist, hat der O. P. – ungeachtet des wissenschaftshistorischen Stellenwertes seines astrologischen Nachlasses – keine eigene Rezeptionsgeschichte. Ü: Berlin, SBB, Hdschr. (vormals Schloss Tambach [bei Coburg], Grä ich Ortenburgische Bibl., ohne Sign.) Einzel- und Doppelbll. verschiedener Formate (Pap., letztes Viertel . Jh., überwiegend nordbair. [aus Regensburg]); Autograph bis auf alemannischen Brief (v) und wenige Nachträge anderer Hand (rv). – Vgl. zur Hs.: Tilo Brandis: Ma. dt. Hss. Jahre Neuerwerbungen der SB zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. In: Die Präsenz des MA in seinen Hss. Hg. v. Hans-Jochen Schiewer/Karl Stackmann. Tübingen , S. –, hier S. . – Jürgen Hamel/Kurt Heydeck. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – Tilo Brandis: Die Hs. zwischen MA und Neuzeit. Versuch einer Typologie. In: Gutenberg-Jb. () S. –, hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Johann(es) (Schelling) von Glogau, * um (?) Glogau (Głogów), † .. Krakau (Kraków). – Philosoph, Astronom, Astrologe. J. besuchte die Schule in Glogau und studierte ab in Krakau. Dort wurde er Baccalaureus
. Hälfte . Jh. und Magister. Anschließend lehrte er an der Krakauer Universität die Künste. Er war dort und / Dekan, und Provisor. begründete J. die Krakauer Borsa Nova. Zwischenzeitlich unterrichtete er / an der Universität Wien. Nachgewiesen sind Vorlesungen J.s u. a. über → Aristoteles, Aelius Donatus (→ Donat), → Alexander de Villa Dei und → Petrus Hispanus. Neben seiner Lehrtätigkeit hatte J. in Krakau ab eine Altarpfründe und ab ein Kanonikat inne. J. unterhielt u. a. Kontakte zu Augustinus Olomoucensis († ), Andreas Stiborius († ) und Otmar Luscinius († ). J. hinterließ in Handschriften und Drucken eine Fülle vorwiegend lat. Schriften. Darunter sind kurze Einblattdrucke wie längere Texte, Kommentare, Einführungen und Abhandlungen sowie Gedichte, Almanache, Kalender und astrologische Tabellen. Auch das inhaltliche Spektrum von J.s Werk weist eine große Breite auf: Ein wichtiger Schwerpunkt liegt auf astrologischen und astronomischen Texten, doch befasste sich J. außerdem mit Philosophie, Logik, Mathematik, Geographie, Naturwissenschaft und Medizin. So kommentierte er u. a. Schriften von Ptolemäus, Aristoteles, → Thomas von Aquin, Johannes → Regiomontanus und Petrus Hispanus. Sein philosophisches Interesse zeigt sich auch in Super Ethicam (o. J.) und in mehreren Exercitia zur Logik. Medizinischen oder biologischen Themen widmete er sich in einer Physiognomia (o. J.), De causis, signis, curis et praeservationibus pestilentiae (o. J.) und einem Tractatus de formacione corporis humani in utero materno (o. J.). Für mehrere Jahre zwischen und verfasste er Almanache. Als Dichter versuchte er sich in den Hexametri rhythmici in honorem B. M. (o. J.). Zu J.s astrologisch-astronomischen Schriften zählen u. a. Iudicium comete (), Iudicium eclipsis lunaris anno domini (), Accidentia stellarum () und die Canones exemplares super tabulas resolutas ad meridianum Cracoviens (). Ebenfalls entstand ein Computus chirometralis. Auf das Lehrbuch Introductorium in astrologiam (um ) folgten ein Tractatus de imaginibus celestibus () und eine Defensio astrologiae (um ). Mit den zwölf Planetenhäusern beschäftigt sich Canon ad explanandum tabulam XII domorum (). Während In scienciam nativitatum mortalium hominum introductorium () astrologisch ausgerichtet war, wandte sich J. in Introductorium in artem astronomiae (um ) wieder der Astronomie zu. Ebenfalls um
. Hälfte . Jh. dürfte das Kalendarium astrologicum anni super meridianum Viennesem calculatum entstanden sein, um De guracione stellarum et planetarum. Unbekannt ist das Entstehungsjahr eines Tractatus de astrologia. Die Drucke von J.s Schriften setzen um ein und reichen bis . Neben den lat. Texten erschienen bereits ab dem Berichtsjahr auch dt. Prognostiken J.s. Insgesamt veröffentlichte er bis mindestens neun dt. Drucke, die in Nürnberg, Leipzig, Wien und Lübeck produziert wurden. In Lübeck entstanden auch nd. Fassungen. Für manche Jahre sind bislang nur lat. oder dt. Prognostiken J.s nachgewiesen. Für andere Jahre wie , und erschienen sowohl dt. wie lat. Drucke, die jeweils an den gleichen Orten gedruckt wurden. J.s Anteil an den dt. Fassungen ist ungeklärt. Da er meist in lat. Sprache schrieb, ist eine Übersetzung der Texte durch Dritte zumindest nicht auszuschließen. Ü: J.s lat. Werke sind in zahlreichen, teils autographen Hss. überliefert. – Verzeichnis in: Gra˙zyna Rosi´nska: Scienti c Writings and Astronomical Tables in Cracow. A Census of Manuscript Sources (XIVth–XVIth Centuries). Wrocław u. a. . – Markowski, Astronomica, (s. Lit.). – Livesey (s. Lit.). D: Von ca. bis erschienen mehr als lat. und dt. Drucke von J.s Werken. – In dt. Sprache wurden folgende Prognostiken J.s veröffentlicht: [Nürnberg: Johann Sensenschmidt, um ] (GW M). – [Ebd., um ] (GW M). – [Leipzig: Markus Brandis, um / ] (GW M). – [Ebd., um /] (GW M). – [Wien: Johann Winterburg, um ] (GW M). – [Leipzig: Martin Landsberg, um ] (GW M). – [Lübeck: Lukas Brandis, ] (GW M). – [Leipzig: Martin Landsberg, um /] (GW M). – Lübeck: Georg Richolff d. Ä., (VD J ). Verzeichnis der Drucke: Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. Stuttgart (s. Reg.). – Markowski, Astronomica, (s. Lit.). – Livesey (s. Lit.). – http://gesamtkatalogderwiegendrucke.de/. – VD. A: Komentarz do Meta zyki. Hg. v. Ryszard Tatarzy´nski. Bde. Warschau . – Online-Faks. von GW M: http://digital. wlb-stuttgart.de/purl/bszX. L: Karl von Prantl, ADB () S. . – Felix Schmeidler, NDB () S. . –
Johann(es) (Schelling) von Glogau Wolfram Schmitt, VL () Sp. . – Gerard Labuda, LexMA () Sp. f. – De Boor/ Newald / () S. . – Schulthess/Imbach () S. f. – Helmut Werner: Beitr. zur Krakauer Universitätsgesch. : J. v. G. In: Dt. Forschung im Osten () S. –. – Stefan Swiezawski: Matériaux Servant aux Recherches sur Jean de Glogów. In: Mélanges offerts à Etienne Gilson de l’Académie Française. Hg. v. Callistus Edie. Toronto , S. –. – Zdzislaw Kuksewicz: Le Prolongement des Polémiques entre les Albertistes et les Thomistes vu à travers le ‹Commentaire du De anima› de Jean de Glogow. In: Arch. für Gesch. der Philosophie () S. –. – Marian Zwiercan: Jan z Glogowa. In: Polski Slownik Biogra czny . Red. Kazimierz Lepszy. Kraków u. a. , S. –. – Charles H. Lohr: Medieval Latin Aristotle Commentaries. Authors JacobusJohannes Juff. In: Traditio () S. –, hier S. –. – M. Zwiercan: Jan of Glogow. In: The Cracow Circle of Nicholas Copernicus. Hg. v. Józef Gierowski. Kraków , S. –. – Ivan Boh: John of Glogovia’s Rejection of Paradoxical Entailment Rules. In: Die Philosophie im . und . Jh. In Memoriam Konstanty Michalski (–). Hg. v. Olaf Pluta. Amsterdam , S. –. – Mieczyslaw Markowski: Repertorium Bio-Bibliographicum Astronomorum Cracoviensium Medii Aevi: Ioannes Schelling de Glogovia. In: Studia Mediewistyczne () S. –. – Ders.: Astronomica et Astrologica Cracoviensia ante Annum . Florenz , Nr. . – Ders.: Natur und Mensch in der Auffassung des J. v. G. In: Mensch und Natur im MA. Bd. . Hg. v. Albert Zimmermann/Andreas Speer. Berlin , S. –. – André L. Goddu: Consequences and Conditional Propositions in John of Glogovia’s and Michael of Biestrzykowa’s Commentaries on Peter of Spain and their Possible In uence on Nicholas Copernicus. In: Archives d’Histoire Doctrinale et Littéraire du Moyen Âge () S. –. – Katherine J. Walsh: Von Italien nach Krakau und zurück. Der Wandel von Mathematik und Astronomie in vorkopernikanischer Zeit. In: Humanismus und Renaissance in Ostmitteleuropa. Hg. v. Winfried Eberhard/ Alfred A. Strnad. Köln u. a. , S. –. – Steven J. Livesey: Johannes de Glogovia. In: International Encyclopaedia for the Middle AgesOnline. A Supplement to LexMA-Online. Turnhout (online). – Jonathan Green: Printing
Rittershofen the Future. The Origin and Development of the ‹Practica Teütsch› to . In: Arch. für Gesch. des Buchwesens () S. –. – J. Green/Oliver Duntze: J. v. G. and the Earliest German Practicas. On the Dating and Authorship of Fragmentary Prognostications. In: Gutenberg-Jb. () S. –. MM Bernhard von Eiching. – Verfasser astrologischer Kleinschriften, zweite Hälfte . Jh. Über B., der als Mitschreiber einer repräsentativen astrologischen Sammelhandschrift vier eigene Texte beigesteuert hat, gibt es keine weiteren Kenntnisse. Seine Beiträge haben den Charakter von schulgemäßen Lehrschriften für Berufsastrologen, die in das Berechnen und Erstellen astrologischer Prognosen einführen. Als Quellen nennt B. Leopoldus de Austria (Compilatio de astrorum scientia [GW M]), Albumasar (Introductorium magnum), → Alkabitius (Libellus isagogicus) und Haly Abenragel (Ali ibn Abi r-Rijal). Allerdings nimmt er auch von seinen Vorlagen abweichende Positionen ein, die er deutlich kenntlich macht. Die erste Fachschrift («von den teilen der hüßer») stellt die Untergliederungen der einzelnen Tierkreiszeichenhäuser vor und zieht aus den einzelnen Teilen divinatorische Rückschlüsse. Der zweite Beitrag erläutert Geburtsprognosen, die nicht von den Tierkreiszeichen, sondern von äußeren Konstellationen abhängen. Das dritte Stück ist eine Einführung in Jahresprognosen. Der Schlussteil kommt ohne Quellenberufungen aus und stellt die vermutlich selbstständigste Arbeit B.s dar. Er entfaltet eine Nativitätenlehre, um den Rezipienten in das Berechnen der menschlichen Lebensphasen einzuweisen. Ü: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , v–v ( hüßer), v–v (Geburtsprognostik), v–r (Jahresprognostik), r–r (Nativitätenlehre) (Pap., um /, bair.). B. nennt sich sowohl als Autor (z. B. v: «nach meinung Bernhardus de Eiching») als auch als Schreiber (r: «Ego Bernhardus de Eiching scripsi istum librum verus astrologus»). Vgl. zur Hs.: Ernst Zinner: Verz. der astronomischen Hss. des dt. Kulturgebietes. München , Nr. . – Lotte Kurras: Die dt. ma. Hss. Zweiter Tl.: Die naturkundlichen und hist. Hss., Rechtshss., Varia (Kat. des Germ. Nationalmuseums Nürnberg /). Wiesbaden , S. –.
. Hälfte . Jh. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Martin Behaim und die Nürnberger Kosmographen. Austellungskat. Germ. Nationalmuseum. Mit einer Einf. v. Werner Schultheiss. Nürnberg , S. (Nr. A ). – Kurt Pilz: Jahre Astronomie in Nürnberg. Nürnberg , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Christa Agnes Tuczay: Kulturgesch. der ma. Wahrsagerei. Berlin/Boston , S. . VZ Rittershofen, Johannes, * vor , † oder später. – Stadtschreiber, möglicher Kompilator eines Fisch- und Vogelfangbuchs. R. ist , und als Stadtschreiber in Neustadt an der Weinstraße nachweisbar. Er gilt als möglicher Kompilator eines dt. Textes über Fischfang und Vogeljagd. Das Werk ist unter Titeln wie Erfurter Fischbüchlein und Wie man Fische und Vögel fangen soll bekannt. Es bietet Anweisungen für Lock-, Leucht- und Tollköder, die meist für den Fischfang intendiert sind. Nur drei Rezepte dienen zur Jagd auf Vögel und Enten. Die Anweisungen weisen volkstümliche und abergläubische Züge auf, was an Zutaten wie Biberhoden und Menschenblut deutlich wird. In vielen Drucken ist das Büchlein mit einem Anhang aus zwei zusätzlichen Texten versehen: Ein Fischkalender informiert über geeignete Fangzeiten für Süßwasser sche wie Stichling und Gründling, für deren Zubereitung er auch kurze Anweisungen enthält. Ein weiterer Text setzt verschiedene Fische mit Ständen und Berufsgruppen gleich. So erscheint z. B. der Salm als Herr und der Näsling als Schreiber. Das Büchlein beruft sich u. a. auf → Albertus Magnus. Die Forschung hat vereinzelt auch die Existenz eines älteren Fischbüchleins vermutet, das möglicherweise um am Oberrhein entstand und dem Erfurter Fischbüchlein als Vorlage gedient haben könnte. Das Büchlein liegt in rund dt. Drucken vom späten . bis zum frühen . Jh. vor. Es wurde vor allem in Straßburg häu g gedruckt und erschien auch in ndl. und französischer Sprache. Außerdem existiert eine Handschrift (Mm) von mit einem Teil des Haupttextes, der deutliche Parallelen zur Druckfassung aufweist. Die Entstehung von Mm liegt laut Datierung vor dem um angesetzten dt. Erstdruck des Werkes. Allerdings dürfte die Mm-Fassung aufgrund ihres fragmentarischen
. Hälfte . Jh. Charakters wahrscheinlich nicht als Druckvorlage gedient haben. Entweder erfolgte der Erstdruck also früher als bisher angenommen, oder es gab eine verlorene Fassung, die als Vorlage für Mm und die Drucke diente. Für einen früheren dt. Erstdruck spricht auch die Datierung der erschlossenen ndl. Erstausgabe auf spätestens . Als widerlegt gilt heute die Annahme, das Büchlein sei ursprünglich ndl. Herkunft gewesen. Der Anhang des Werkes wurde bereits in einem Druck des Pfaffen vom Kalenberg (Philipp → Frankfurter) publiziert. Die Forschung vermutet in den beiden Texten des Anhangs daher ursprünglich eigenständige Stücke. Im Kontext dieser verwickelten Textgeschichte ist R.s Bedeutung für die Entstehung des Büchleins nicht klar zu umreißen. Sein Name erscheint in dem in mehreren Ausgaben des . Jh. enthaltenen Vorwort des Heidelberger Verlegers und Stadtschreibers Jakob → Köbel (um –). Die an den Mainzer Domherrn Gilbrecht von Buse(c)k adressierte Widmungsvorrede ist in den Drucken auf datiert, was aber ngiert sein könnte. Köbel bezeichnet R. im Vorwort als Vermittler des Büchleins. R. stellte möglicherweise existierende Anweisungen zusammen und formte sie zu einem Text. Da aber nicht alle Rezepte in älteren Werken nachgewiesen sind, könnte R. auch eigene Stücke eingefügt haben. Insgesamt ist das Büchlein als wohl ältestes gedrucktes Werk seiner Art von Bedeutung. Es wirkte auf das → Tegernseer Angelund Fischbüchlein, das Fischbuch des Gregor Mangolt () und weitere Werke des . Jh. Ü: Mm: Memmingen, StB, cod. ,.°, v–v (Pap., ; Fragm.). – Vgl. Klingner/Lieb , S. . – www.handschriftencensus.de/. – Weitere Angaben zur Überlieferung bei Zaunick, Fischbüchlein, (s. Lit.) S. –. Vgl. außerdem die Überlieferung des Tegernseer Angel- und Fischbüchleins. D: Frühe dt. Drucke: [Heidelberg: Jakob Köbel, um ] (GW N; erschlossen). – [Straßburg: Johann Grüninger, um ] (GW N; nur Fischkalender und -gleichnis). – Straßburg: Matthias Hupfuff, [] (GW ). – Erfurt: [Hans Sporer], (GW ). – [Straßburg: Matthias Hupfuff, um /] (GW ). – Spätere Drucke im VD (Nr. W –, F f., M , ZV ). Ndl. Drucke: [Antwerpen: Matthias van der Goes, nicht nach ] (GW ; erschlossen). –
Rittershofen [Antwerpen: Govert Bac, um ] (GW ). – [Ebd., um ] (GW ). Druck des Anhangs im Pfaffen vom Kalenberg: [Heidelberg]: Heinrich Knoblochtzer, [] (GW-Nr. ). Vgl. auch Zaunick, Fischbüchlein, (s. Lit.) S. –. – Cockx-Indestege (s. Lit.) S. –. – Duntze (s. Lit.) Nr. , , , im Druckverzeichnis. – GW (online). A: Zaunick, Fischbüchlein, (s. Lit.). – Nolden (s. Lit.; Faks.). – OnlineFaks. von GW : https://phaidra.univie.ac.at/ detail object/o:. – Online-Faks. von GW : http://idb.ub.uni-tuebingen.de/diglit/ Eg qt. L: Frieder Schanze, VL () Sp. –. – Rudolph Zaunick: Das älteste dt. Fischbüchlein vom Jahre und dessen Bedeutung für die spätere Lit. [...]. Berlin . – Ders.: Eine Bitte um Mitt. über hsl. Fischereitraktate des MA. In: Zoologische Annalen () S. –. – Ders.: Die Fischerei-Tollköder in Europa vom Altertum bis zur Neuzeit. In: Arch. für Hydrobiologie Erg.bd. () S. –, hier S. f., , , , f. – Ders.: Das Erfurter Fischbüchlein vom Jahre . In: Mitt. zur Gesch. der Medizin, der Naturwiss. und der Technik () S. –. – Gerhard Eis: Fragm. des spätma. Fischbüchleins. In: Zs. für Jagdwiss. () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –). – Ders.: Der Mythus vom Fischkönig in der altdt. Fachprosa. In: Arv () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –). – Heinrich Grimm: Neue Beitr. zur ‹Fisch-Lit.› des XV. bis XVII. Jh. und über deren Drucker und Buchführer. In: Arch. für Gesch. des Buchwesens (), Sp. –, hier Sp. –. – Elly Cockx-Indestege: Van een Boekje om Vogels en Vissen te Vangen naar een Zeldzame Antwerpse Postincunabel, nu in de Library of Congress te Washington. In: Refugium Animae Bibliotheca. FS Albert Kolb. Hg. v. Emile van der Vekené. Wiesbaden , S. –. – Peter Assion: Altdt. Fachlit. Berlin , S. . – Pirmin Spieß: Neustadter Ratsherren, Stadtschreiber und Schultheißen bis zum Ausgang des . Jh. In: Neustadt an der Weinstraße. Beitr. zur Gesch. einer pfälzischen Stadt. Bearb. v. Klaus-Peter Westrich. Neustadt an der Weinstraße , S. –. – Willy L. Braekman: The Treatise on Angling in the
Widmann Boke of St. Albans (). Background, Context and Text of ‹The Treatyse of Fysshynge wyth an Angle›. Brüssel , S. f. – Richard C. Hoffmann: Fishers’ Craft and Lettered Art. Tracts on Fishing from the End of the Middle Ages. Toronto u. a. , S. –, f. u. ö. – Ria Jansen-Sieben: Viskalenders. In: E codicibus impressisque . FS E. Cockx-Indestege. Red. Chris Coppens u. a. Leuven , S. –. – Oliver Duntze: Ein Verleger sucht sein Publikum. Die Straßburger Offizin des Matthias Hupfuff (/–). München , S. –. – Reiner Nolden: InkunabelEinblattdrucke der StB Trier. Census und Neufund eines bisher unbekannten Fischkalender-Bl. (Inc ° Bl. ). In: Arch. für Gesch. des Buchwesens () S. –. – O. Duntze/Ursula Rautenberg: Der Neufund eines InkunabelEinblattdrucks mit einem Fischkalender und Fischgleichnis (Straßburg: Johann Grüninger, um ) in der StB Trier. Bestimmung und Einordnung in die Überl. In: Der wissenschaftliche Bibliothekar. FS Werner Arnold (Wolfenbütteler Schr. zur Gesch. des Buchwesens ). Hg. v. Detlev Hellfaier u. a. Wiesbaden , S. –. – Reiner Nolden: Neues aus der Bibl. von Himmerod. In: Jahre Findung des Klosterortes Himmerod. Hic vere claustrum est beatae Mariae virginis. Hg. v. Bruno Fromme. Red. Franz Irsigler. Mainz , S. –. MM Deutsche Algebra. – Mathematische Abhandlung, . Der dt. Text ist anonym in einer Handschrift des Johannes → Widmann aus Eger von erhalten. Dort trägt er den Titel Meysterliche kunst dasß ist meysterlich zcu wysßnn rechnung zcumachnn. Seine Herkunft wird von der Forschung im fränkischpfälzischen Sprachgebiet vermutet. Zugleich wurden in der Dt. A. bairische und alemannische Elemente nachgewiesen. Inhaltlich behandelt das Werk Gleichungsfälle, darunter sechs Grundtypen, von denen die übrigen Fälle abgeleitet sind. Neben mathematischen Bezeichnungen und Symbolen bietet die Dt. A. Erläuterungen zur Potenzrechnung, Rechenexempel, Merkregeln und schließlich mehrere Gruppen von insgesamt Übungsaufgaben, u. a. zur Berechnung von Zinseszinsen. Die unmittelbaren Vorlagen der Schrift sind unbekannt, doch geht die Forschung aufgrund inhaltlicher Inkonsistenzen von mehreren Quellen aus.
. Hälfte . Jh. Als mögliche Vorlage der Dt. A. gilt eine Handschrift des Johannes → Regiomontanus von (New York, Columbia UB, Ms. Plimpton ). Eine darin aufgezeichnete Liste der abgeleiteten Gleichungsarten und ein dort notiertes mathematisches Problem zeigen große Parallelen zur Dt. A. Weitere Übereinstimmungen bestehen mit einer algebraischen Abhandlung in lat. Sprache, die in der gleichen Handschrift wie die Dt. A. überliefert ist. Rezipiert wurde die Dt. A. zunächst durch Johannes Widmann, der sie mit handschriftlichen Anmerkungen versah und als Quelle für seine Algebravorlesung benutzte. Außerdem wirkte sie auf Adam Ries. Heute wird die Dt. A. zu den frühesten größeren Algebraschriften in dt. Sprache gezählt. Ü: Dresden, LB, Mscr. C , r–v (Pap., ). – Vgl. Franz Schnorr von Carolsfeld: Kat. der Hss. der kgl. öffentlichen Bibl. zu Dresden. Bd. . Leipzig (Nachdr. Dresden ) S. –. – Folkerts (s. Lit.). A: Vogel (s. Lit.). L: Menso Folkerts, VL () Sp. –. – Moritz Cantor: Vorlesungen über Gesch. der Mathematik. Bd. . Leipzig , S. –. – Die Practica des Algorismus Ratisbonensis. Ein Rechenbuch des Benediktinerklosters St. Emmeram aus der Mitte des . Jh. nach den Hss. der Münchener SB und der Stiftsbibl. St. Florian. Hg. v. Kurt Vogel. München , S. –. – Die erste dt. Algebra aus dem Jahre . Nach einer Hs. aus C Dresdensis. Hg. v. K. Vogel. München . – M. Folkerts: Regiomontanus als Vermittler algebraischen Wissens. In: Mathemata. FS Helmuth Gericke. Hg. v. M. Folkerts/Uta Lindgren. Stuttgart , S. –. – Barbara Gärtner: Johannes Widmanns ‹Behende vnd hubsche Rechenung›. Die Textsorte ‹Rechenbuch› in der Frühen Neuzeit. Tübingen , S. f., . – Hans Wußing u. a.: Adam Ries. Leipzig , S. –. – Vgl. auch die Lit. zu Johannes Widmann von Eger. MM Widmann, Johannes, von Eger (auch: Weidemann, Weideman, Widman, Wideman), * um Eger (Böhmen), † nach . – Rechenmeister. Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende W. wurde im Wintersemester als «pauper» an der Universität Leipzig immatrikuliert («Iohannes Weidemann de Egra»; Baccalaureus artium,
. Hälfte . Jh. Magister artium). Er hielt dort seit Vorlesungen über Arithmetik und las als erster an einer dt. Hochschule über Algebra. Nach verließ er Leipzig und lebte um in Annaberg, wo er vermutlich Lehrer an der Lateinschule war. Als Werke W.s sind zu nennen a) seine auf Notizen zur → Deutschen Algebra von und zur Lateinischen Algebra aufbauende b) Algebravorlesung von , welche die damals üblichen Gleichungsarten behandelte (wurde durch W.s Schüler → Rülein von Calw weitergeführt). Das bis mindestens viermal nachgedruckte c) Rechenbuch Behende und hübsche Rechnung auf alle Kaufmannschaft von ist beein usst vom → Trienter Algorismus (um ) sowie von dem → Bamberger Rechenbuch (Blockbuch) (/) und dem → Bamberger Rechenbuch von . Das Rechenbuch, das – erstmals im Druck – Plus- und Minuszeichen (Bl. r: «was – ist dz ist minus» und «das + das ist mer») benutzt, besteht aus drei Teilen (Inhaltsverzeichnis bei Gärtner, S. –). Im ersten Teil werden nach der Einführung der indischarabischen Ziffern und der Positionsschreibweise die Anwendung der Grundrechenarten auf natürliche Zahlen behandelt, von der Addition bis zur Berechnung von Quadratwurzeln («radicem extrahiren»), des weiteren das Rechnen mit Brüchen und die Tolletrechung. Der zweite Teil enthält nach einem Abschnitt, der sich mit den Proportionen beschäftigt, Practica der kaufmännischen Rechnung («zal geordiniret auff kaufmanschafft»). Im dritten, der Geometrie gewidmeten Teil geht es um Figurenlehre, Aufgaben aus der Erdvermessung, Visierkunst etc. sowie um Aufgaben aus der Unterhaltungsmathematik. Nach Wappler stammen d) sechs weitere arithmetische Schriften (alle anonym erschienen) von W., darunter ein Algorithmus linealis (). Ü: a) Dresden, LB/SUB, Ms. C r–r bzw. r–v. – b) Ebd., Ms. C , r–v. – Leipzig, UB, cod. , r–v. – München, BSB, Clm , r–v. – Teile in: Wien, ÖNB, cod. , r–v. – Dresden, LB/SUB, Ms. C m, r–v. – c) Inkunabeldruck: Behende vnd hubsche Rechenung auff allen kauffmanschafft. Leipzig: Konrad Kacheloffen, . – Spätere Drucke: Pforzheim und , Hagenau , Augsburg (Faks. Berlin ). – d) Algorithmus linealis. Leipzig: Martin Landsberg, um (GW –). – Algorithmus integrorum cum probis annexis. Leipzig: Mar
Widmann tin Landsberg, um / (GW /). – Algorithmus minutiarum vulgarium. Leipzig: Martin Landsberg, um / (GW ). – Algorithmus minutiarum physicarum. Leipzig: Martin Landsberg, um / (GW ). – Regula Falsi apud Philozophantes Augmenti et Decrementi appellata. Leipzig (Cop. ). – Tractatus proportionum plusquam aureus. o. O. u. J. A: a) Wappler (s. Lit.) S. –, f. – Ders. (s. Lit.) S. –, –, –. – Ders. (s. Lit.). – Ders. (s. Lit.) S. f. – b) Ders. , S. – (nach Dresden, C ). – c) Abdruck des geometrischen Teils: Kaunzner (s. Lit.) S. –. L: Moritz Cantor, ADB () S. . – Gundolf Keil, LexMA () Sp. f. – Menso Folkerts, VL () Sp. –. – Hermann Emil Wappler: Zur Gesch. der dt. Algebra im . Jh. Zwickau . – Ders.: Beitr. zur Gesch. der Mathematik. In: Abh. zur Gesch. der Mathematik () S. –. – Georg Erler (Hg.): Die Matrikel der Univ. Leipzig. Bde. Leipzig , (Nachdr. Nendeln ) Bd. , S. ; Bd. , S. , . – H. E. Wappler: Zur Gesch. der dt. Algebra. In: Abh. zur Gesch. der Mathematik () S. –. – Ders.: Zur Gesch. der Mathematik im . Jh. (Zs. für Mathematik u. Physik, hist.-literarische Abt. ) , S. –. – Moritz Cantor: Vorlesungen über Gesch. der Mathematik. Bd. : Von –. Leipzig , S. –. – Franz Xaver Wilhelm: Zur Biogr. des Mathematikers Johann W. v. E. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Deutschen in Böhmen () S. f. – Wolfgang Kaunzner: Über J. W. von Eger. Ein Beitr. zur Gesch. der Rechenkunst im ausgehenden MA (Veröff. des Forschungsinst. des Dt. Museums für die Gesch. der Naturwiss. und der Technik C,). München . – Kurt Vogel: W., J. In: Dictionary of Scienti c Biography. Bd. . Hg. v. Charles C. Gillispie. New York , S. f. – Wolfgang Kaunzner: Über die Hs. Clm der Bayerischen Staatsbibl. München. Eine mögliche Quelle zu W.s dt. Rechenbuch von . Ein Beitr. zur Gesch. der Mathematik im ausgehenden MA (arbor scientiarum. Beitr. zur Wissenschaftsgesch. B, ). Hildesheim . – G. Keil u. a.: «ein kleiner Leonardo». Ulrich Rülein von Kalbe als Humanist, Mathematiker, Montanwissenschaftler und Arzt. In: Würzburger Fachprosa-Studien. Beitr. zur ma. Medizin-, Pharmazie- und Standesgesch. aus dem Würzburger medizinhist. Institut.
Visierbüchlein Michael Holler zum . Geburtstag. Hg. v. G. Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Würzburg , S. –, hier S. . – W. Kaunzner: J. W., Cossist und Verfasser des ersten großen dt. Rechenbuches. In: Rechenmeister und Cossisten der frühen Neuzeit. Beitr. zum wissenschaftlichen Kolloquium am . September in AnnabergBuchholz. Hg. v. Rainer Gebhardt/Helmuth Albrecht (Freiberger Forschungshefte D, : Wirtschaftswiss., Gesch.). Annaberg-Buchholz , S. –. – Barbara Gärtner: J. W.s ‹Behende vnd hubsche Rechenung›. Die Textsorte ‹Rechenbuch› in der Frühen Neuzeit (Germanistische Linguistik ). Tübingen (vgl. dazu: Sebastian Seyferth, Germanistik [] S. ). – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Karl Röttel: J. W. – Am Wendepunkt der Mathematikgeschichte. In: Schatzkammer der Rechenkunst. Historische Rechenbücher im Adam-Ries-Museum AnnabergBuchholz (Sächsische Museen, Fundus ; Schr. des Adam-Ries-Bundes Annaberg-Buchholz ). [Dößel] . – Ina Prinz: Rechnen wie die Meister. Die Rechenbücher von J. W., Adam Ries, Christoff Rudolff und Johann Albrecht (Dt. Rechenbücher des . Jh.). Berlin . BJ Visierbüchlein. – Abhandlungen zur Fassmessung, ab zweite Hälfte . Jh. (dt.). Die Bezeichnung V. bezieht sich auf die im MA so bezeichnete Tätigkeit des Visierens, also der Volumenbestimmung von Fässern (Doliometrie). Die Vermessung dieser Behälter erforderte die Entwicklung spezieller Näherungsverfahren, da die damals gebräuchlichen Fässer sich in Form, Wölbung, Wandstärke und Füllmenge unterschieden. Dies wurde schon früh als mathematische Herausforderung erkannt. Doliometrische Ansätze sind bereits seit der Antike bekannt und z. B. in der Metrika des Heron von Alexandria (. Jh.) nachgewiesen, später in der Geometria incerti auctoris (. Jh.). Die eigentliche Visierkunst erlebte dann im . und vor allem . Jh. ihre Blütezeit. In dieser Periode wurde sie zu einer eigenen Disziplin, war das Fass doch als Transportbehälter für Wein, Öl, Fette und andere Waren von wachsender Bedeutung. Händler und staatliche Stellen waren also auf möglichst genaue Volumenangaben angewiesen, um Preise und Zölle zu berechnen.
. Hälfte . Jh. In der Folge setzten sich standardisierte Messverfahren durch, die ein Visieren ohne größere Mathematikkenntnisse ermöglichten. Benutzt wurden dazu Messlatten – sog. Visierruten, die ab dem . Jh. wiederum in Quadrat- und Kubikruten eingeteilt wurden. Mit der besonders populären Quadratrute wurden in zwei Durchgängen Länge und Durchmesser des Fasses ermittelt. Mit der Kubikrute erfolgte eine diagonale Messung in einem Durchgang. Als weiteres Hilfsmittel diente das Medial, ein Vierkantstab zum Erheben des arithmetischen Längenmittels. Durchgeführt wurden die doliometrischen Messungen und Berechnungen meist von städtischen Visierern, die auch für die Kontrolle amtlicher Waagen zuständig waren. In Brügge sind Visierer bereits im . Jh. belegt. Im dt. Sprachraum ist z. B. aus Nürnberg ein Eid der städtischen Visierer von überliefert. Visierruten werden auch in dem ab entstandenen Püchel von mein geslechet und von abentewr des Ulman → Stromer erwähnt. Die praktische Tätigkeit der Visierer beein usste die Entwicklung der Visierkunst. So wurde die Volumenberechnung ab dem . Jh. nicht nur in geometrischen Abhandlungen gelehrt, in denen oft der Bezug auf die Visierrutenpraxis fehlte, sondern auch in selbstständigen V. Allein aus der Zeit bis um sind über , meist anonyme Handschriften und Drucke mit lat. und dt. V. bekannt. Darunter sind didaktische Texte ebenso wie Aufzeichnungen von Praktikern. Überliefert sind die V. oft im universitär-studentischen Kontext, aber auch im Zusammenhang mit geometrischen oder kaufmännischen Schriften. Die Inhalte der V. wechselten, umfassten typischerweise aber Anweisungen zur Herstellung geeichter Visierruten sowie zum Gebrauch von Visierrute, Medial und anderen Werkzeugen. Hinzu kamen Erläuterungen der zur Berechnung des Fassvolumens notwendigen, mathematischen Operationen. Die frühesten bekannten V. sind in lat. Sprache abgefasst: Zwischen und entstand in Köln der Tractatus de modo virgulandi sive mensurandi vasa des Peter von Jülich († ). Aus Nürnberg stammte das sehr populäre V. Collectiones ad virgas planam et scriptam pro capacitate vasorum inquirenda construendas (). Das Werk wird oft mit einem Korpus lat. Visiertraktate überliefert, deren Ursprung im Österreich der ersten Hälfte des . Jh. vermutet wird. Ab der zweiten Hälfte des
. Hälfte . Jh. . Jh. sind auch V. in dt. Sprache erhalten, deren Anzahl aber hinter den lat. Texten zurückbleibt. Dt. V. wurden u. a. in Augsburg, Nürnberg und dem oberpfälzischen Sulzbach aufgezeichnet. Zu den wenigen namentlich bekannten Autoren zählt Konrad → Heinfogel. Ein wichtiger Textzeuge der oft in Sammelhandschriften überlieferten V. ist Kodex G (–), der u. a. das V. Heinfogels, eine Druckabschrift von GW M sowie weitere dt. und lat. V. enthält. Besitzer von G war Georg Hartmann († ), ein Nürnberger Theologe, Mathematiker und Konstrukteur. Auch Johann → Virdung von Haßfurt zählte zu den Besitzern doliometrischer Handschriften. Als wohl früheste V.-Drucke in dt. Sprache sind zwei erstmals in Bamberg erschienene Inkunabeln zu nennen: Die stark praxisorientierte Schrift Ein fysier büchlein auff allerley eych (GW M) beschäftigt sich auf zwölf Blättern mit der Herstellung von Visierruten. Das mit vier Blättern deutlich kürzere Werk In dysem buchlein vindet man hubschlich wy man fysiren sol mit der fysierruten wo einer ist (GW M) erläutert hingegen den Gebrauch der Ruten. Danach erschien mit dem Vysierbuch des Jakob → Köbel erst wieder ein V.-Druck. Köbels Schrift zeichnet sich u. a. durch die Einbeziehung kaufmännischer Elemente aus. erschienen doliometrische Werke des Heinrich Schreiber in dt. und lat. Sprache. Schreibers Ayn new künstlich Buech gilt aufgrund der zahlreichen Beispiele und klaren Gliederung als gutes Einführungswerk für Laien. folgten das umfangreiche Eyn new Kunstlichs wolgegründts Visierbuch von Ulrich Kern und Ein New Visier büchlein von Johannes Frey. Auch Adam Ries († ) und Simon Jacob († ) verfassten Abhandlungen zur Visierkunst. Johannes Kepler († ) stellte schließlich die sog. Keplersche Fassregel auf, die bis heute Gültigkeit besitzt. Ü: Für ein umfassendes Verz. ma. und frühneuzeitlicher V. vgl. Folkerts (s. Lit.), mit über dt. und lat. Textzeugen allein aus der Zeit bis um . – Als Sammelhs. dt. und lat. V. von Bedeutung ist Hs. G: Gotha, Forschungsbibl., cod. Chart. B , v–v (Nürnberg, –). D: . Zwölfblättriger Druck: [Bamberg: Hans Sporer], (GW M). – Ebd., (GW M). – . Vierblättriger Druck: [Bamberg: Johann Sensenschmidt], (GW M). – Vgl. GW (online). – Zahlreiche wei
Wagner tere Drucke ab dem . Jh. bei Folkerts (s. Lit.). A: Geldner (s. Lit.). – Online-Faks. von GW M: http://inkunabeln.digitalesammlungen.de/. – Online-Faks. von GW M: http://daten.digitale-sammlungen.de/. L: Menso Folkerts: Visierkunst. In: LexMA () Sp. f. – Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Karl Schottenloher: Das Regensburger Buchgewerbe im . und . Jh. mit Akten und Druckverz. Mainz , S. f. – Grete Leibowitz: Die Visierkunst im MA. Diss. Heidelberg . – Lynn Thorndike: Visierkunst, Ars Visorandi, or Stereometry. In: Isis () S. f. – Ferdinand Geldner: Matthaeus Roritzers ‹Büchlein von der Fialen Gerechtigkeit› und die beiden Ausg. des ‹V.s› von . In: Gutenberg-Jb. () S. –. – M. Folkerts: Die Entwicklung und Bedeutung der Visierkunst als Beispiel der praktischen Mathematik der frühen Neuzeit. In: Humanismus und Technik () S. –. – Hermann Engel: Bamberg, der erste Druckort Marx Ayrers. In: Bibliotheksforum Bayern () S. –, hier S. . – Georg Schuppener: Visierbücher als frühnhd. Fachtextsorte. In: Fachtextsorten gestern und heute. FS Ingrid Wiese. Hg. v. Irmhild Barz/ Ulla Fix. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – M. Folkerts: Die Fassmessung (Visierkunst) im späten MA und in der frühen Neuzeit. In: Visier- und Rechenbücher der Frühen Neuzeit. Tagungsbd. zum Wiss. Kolloquium ‹Visier- und Rechenbücher der Frühen Neuzeit› vom .–. April in der Berg- und Adam-Ries-Stadt AnnabergBuchholz. Hg. v. Rainer Gebhardt. AnnabergBuchholz , S. –. MM Wagner, Ulrich (auch: Herr Paur), † / Nürnberg. – Rechenmeister. W. war Inhaber und Leiter einer privaten Rechenschule in Nürnberg, die nach gegründet wurde. Nach W.s Tod übernahm seine Witwe Kunigunde († ) die Leitung der Schule zusammen mit dem gemeinsamen Sohn Hans († ), der dem Institut nach dem Tod der Mutter allein vorstand, aber den Betrieb aufgrund starken Konkurrenzdruckes bald einstellen musste. W. war mit dem Nürnberger Bildhauer und Rotschmied Peter Vischer d. Ä. († ) versippt. Mit der lokalen Rechenmeisterkonkurrenz, namentlich Michael Jöppel und Rupprecht Kolberger, lag W. im Rechtsstreit, wie aus Ratsprotokollen von und
Wagner hervorgeht. Der Rat scheint über die Auseinandersetzungen um eine «afterwett» (Wettpfand) und eine «irrung» letztlich im Sinne W.s entschieden zu haben. Dies legt zumindest der Umstand nahe, dass er ein Haus in der Nürnberger Spitalgasse kaufen konnte. W. ist der gesicherte Verfasser des fragmentarisch überkommenen sog. Bamberger Rechenbuches von . Darüber hinaus werden ihm in der Forschung mitunter zwei weitere mathematische Schriften zugeschrieben: das → Bamberger Rechenbuch von und das → Bamberger Rechenbuch (Blockbuch) (/ ). Das er Rechenbuch wird W. vor allem wegen des Druckers Heinrich Petzensteiner zugeschrieben, der auch dasjenige von verlegt hat. Die beiden mathematischen Kompendien haben aber wenig Gemeinsamkeiten, was angesichts der zeitlichen Entstehungsnähe der Werke bei einem gemeinsamen Verfasser erwartbar wäre. Zudem ist es eine plausible Vorstellung, dass einer der Nürnberger Konkurrenten W.s sich zu einer Gegenpublikation veranlasst gesehen haben könnte. Demgegenüber stimmen mehrere Exempel des er Rechenbuchs mit solchen aus dem Blockbuch überein. Daher wird W.s Verfasserschaft für das Bamberger Rechenbuch von gegenwärtig kaum noch propagiert, während seine auktoriale Inanspruchnahme für das Blockbuch häu ger begegnet. Da W. als Autor in beiden Fällen zwar nicht ausgeschlossen, aber auch nicht belegt werden kann, wird an dieser Stelle nur das Rechenbuch von thematisiert. Im ersten, verlorenen Teil des Buchs sind höchstwahrscheinlich die Grundrechenarten behandelt worden. Der zweite, teilweise erhaltene Abschnitt widmet sich dem kaufmännischen Rechnen (Preisund Gewinnkalkulationen, Flächeneinheiten, Berechnungen von Wechseln und Wechselkursen, Anteilberechnungen bei Gesellschaften oder die Bestimmung von Feingehalten bei Edelmetallen). Angegeben werden für jedes Rechenexempel die Aufgabenstellung und die Lösung. Der Rechenweg bleibt ausgespart, setzt aber vermutlich Berechnungen mit einer Hilfstafel voraus («Tolletrechnen», dem im Bamberger Rechenbuch von ein eigener Abschnitt gewidmet ist). Die Rechenbeispiele spiegeln den kaufmännischen Alltag der fränkischen Handelsmetropole wieder. Die Maßeinheiten sind dabei auf den Nürnberger Raum abgestimmt. Die Aufgaben stehen teilweise in der Tradition der Regensburger Rechenbücher
. Hälfte . Jh. (→ Runtingerbuch, → Algorismus Ratisbonensis), die bei W. präsentierte Prozentrechnung hingegen ist moderner. Das Rechenbuch W.s dürfte ein Erfolg gewesen sein – zumindest lässt Petzensteiners nachgeschobene Publikation des Bamberger Rechenbuches von schon im Folgejahr auf eine entsprechende Nachfrage schließen. Eine direkte Rezeption von Aufgabenstellungen aus W.s Rechenbuch ist indes nicht belegt. Ü: Inkunabel: Bamberg: H. Petzensteiner, .. (GW M); Fragment: Ein einseitig bedrucktes Pergamentblatt, auf dem sechs Seiten mit je zwei Spalten abgedruckt sind, und zwei Bruchstücke vergleichbarer Blätter. Die drei Seiten der linken Spalte auf dem vollständigen Bogen sind mit , und nummeriert. Die oberste Seite in der rechten Spalte ist die Schlussseite des Druckes mit Drucker-, Datums- und Autorangabe («Ulrich wagner Rechˉemeister zu Nürnberg»). Offensichtlich hätte dieses Blatt in zugeschnittener Form die letzte Lage des kurzen Bandes ergeben, der insgesamt Seiten ohne Titelblatt umfasst haben dürfte. Vielleicht waren die überkommenen Blätter aber auch zum Aushang in einer Schule oder in einem kaufmännischem Geschäft bestimmt. – Digitalisat der SB Bamberg: urn:nbn:de:bvb:-dtl-. – Vgl. Bernhard Schemmel: SB Bamberg. Hss., Buchdruck um in Bamberg, E. T. A. Hoffmann (Ausstellungskat.). Bamberg , S. (Nr. ). A: Heinrich Brunner: Das erste dt. Rechenbuch. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –, hier S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Friedrich Unger: Die Methodik der praktischen Arithmetik in hist. Entwickelung vom Ausgange des MA bis auf die Gegenwart. Leipzig , S. f. – Moritz Cantor: Vorlesungen über die Gesch. der Mathematik. Bd. . Leipzig (Nachdr. Vaduz ) S. f. – Adolf Jäger: Der Nürnberger Rechenmeister U. W., der Verfasser des ersten dt. Rechenbuches. In: Mitt. für Gesch. der Medizin und Naturwiss. () S. –. – Brunner (s. Ausg.). – Kurt Vogel: Das älteste dt. gedruckte Rechenbuch, Bamberg . In: Gymnasium und Wiss. Festgabe zur Hundertjahrfeier des Maximiliansgymnasiums München. Hg. v. Andreas Schwerd. München , S. –. – K. Vogel (Hg.): Das Bamberger Blockbuch: Inc. typ.
. Hälfte . Jh. I der StB Bamberg. Ein xylographisches Rechenbuch aus dem . Jh. (Veröff. des Forschungsinst. des Dt. Mus. für Gesch. der Naturwiss. und der Technik B []). München , S. , f., –. – U. W. Das Bamberger Rechenbuch von . Mit einem Nachwort von Eberhard Schröder. Berlin , S. –. – E. Schröder (Hg.): Ein mathematisches Ms. aus dem . Jh. SB Bamberg. Hs. aus Inc.typ. Ic I (Algorismus ). München , S. –. – Ders.: U. W., Autor des ersten gedruckten kaufmännischen Rechenbuches von . In: Rechenmeister und Cossisten der frühen Neuzeit. Hg. v. Rainer Gebhardt (Schr. des Adam-Ries-Bundes Annaberg-Buchholz ). Annaberg-Buchholz , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – E. Schröder: Die Bamberger mathematische Hs. und deren Beziehungen zum Algorismus Ratisbonensis und zum Bamberger Rechenbuch von U. W. . In: Kaufmannsrechenbücher und mathematische Schr. der frühen Neuzeit. Hg. v. R. Gebhardt (Schr. des Adam-Ries-Bundes Annaberg-Buchholz ). Annaberg-Buchholz , S. f. VZ Bamberger Rechenbuch . – Mathematischkaufmännisches Kompendium. Das B. R. ist das älteste bekannte gedruckte Rechenbuch, das vollständig erhalten ist (älter, aber nur fragmentarisch überkommen sind das → Bamberger Rechenbuch [Blockbuch] [/] und das Bamberger Rechenbuch von des Nürnberger Rechenmeisters Ulrich → Wagner). Im Zentrum der Sammlung mathematischer Erläuterungen und Musteraufgaben steht das kaufmännische Rechnen. Die Autorfrage ist trotz der seit dem späten . Jh. bis in die Gegenwart propagierten Verfasserschaft Ulrich Wagners offen (vgl. vor allem das Nachwort zur Ausgabe von Schröder/Schröder [s. Lit.]). Das R. B. wird Wagner vor allem wegen des Druckers Heinrich Petzensteiner, der auch das er Rechenbuch verlegt hat, zugeschrieben. Die beiden Bücher haben aber wenig Gemeinsamkeiten. Inhaltliche Übereinstimmungen wären aber angesichts der zeitlichen Nähe beider Werke bei einem gemeinsamen Verfasser durchaus erwartbar. Da Wagners Publikation offensichtlich erfolgreich war, ist es vorstellbar, dass ein konkurrierender Nürnberger Rechenmeister dessen Erfolg wiederholen wollte. Das Kolophon der Druckschrift weist
Bamberger Rechenbuch den Drucker Petzensteiner als Verfasser aus. Das erscheint wenig wahrscheinlich, ist aber nicht gänzlich auszuschließen. Die inhaltliche Konzeption des B. R. weist dezidierte Parallelen zum → Algorismus Ratisbonensis auf. Insgesamt umfasst das Buch Kapitel, die sich in einen theoretischen Teil (–) und einen kaufmännisch-pragmatischen differenzieren lassen. Der praktische Abschnitt ist fast vier mal so umfangreich wie der theoretische und in dieser praxisorientierten Gewichtung liegt der Hauptunterschied zum Algorismus. Im ersten Teil werden Schritt für Schritt zunächst die Zahlen und Rechenarten erläutert bis zum Dreisatz («gulden regel»). Für das kaufmännische Rechnen irrelevante Rechenarten bleiben ausgespart (Wurzelziehen) oder werden schematisch-gerafft dargestellt (Teile der Bruchrechnung). Im zweiten Teil werden ausführlich Rechenmuster für die kaufmännische Praxis vorgeführt wie Preis- und Wechselkursberechnungen, Maßkalkulationen oder das «Tolletrechnen» mit einer Hilfstafel. Den größten Raum nehmen Gesellschaftsrechnungen ein (Kap. : «Von Gesellschaft»). Hier werden nicht nur Anteilberechnungen präsentiert, sondern auch Berechnungen zur Gläubigerentschädigung oder Erbschaftsverteilung. Auch einige unterhaltsame Aufgabenstellungen als mathematische Ratespiele für die gesellige Runde sind im B. R. enthalten. Dem Werk ist ein Register vorangestellt. Beschlossen wird es von Tabellen zu Münzen, Maßen, Gewichten und Edelmetallen. Als kompilatorisches Werk in der Tradition der Regensburger Rechenbücher bietet das B. R. nur wenig Originelles. Die Quellensituation ist – abgesehen von der grundsätzlichen Abhängigkeit vom Algorismus Ratisbonensis – nicht zur Gänze geklärt. Eine zusätzliche Quelle dürfte das → Bamberger mathematische Manuskript gewesen sein. Bei Exempeln des B. R. bestehen wörtliche und nummerische Entsprechungen zu dieser mathematischen Handschrift (vgl. Schröder , S. ). Es ist unwahrscheinlich, dass die Übereinstimmungen nur gemeinsamen Quellen geschuldet sind, die es nichtsdestoweniger gewiss gibt. Hierzu zählt vermutlich ein arithmetischer Traktat, der in einer Handschrift des Algorismus Ratisbonensis gemeinsam mit diesem überliefert wird (St. Florian, Stiftsbibl., Cod. XI , v–r [erste Hälfte . Jh.]). Für das B. R. kann dieser
Aichenfeld Traktat als Kompilationsleittext gelten. Eine weiterer denkbarer intertextueller Bezug könnte auch zu demjenigen dt. Rechenbuch bestehen, dass von einer bairisch-österreichischen Handschrift der ersten Hälfte des . Jh. überliefert wird (Wien, ÖNB, Cod. ). Eine breite Rezeptionsgeschichte scheint dem B. R. nicht beschieden gewesen zu sein. Johannes → Widmann dürfte es gekannt haben; im süddt. Raum hat das kaufmännische Kompendium offensichtlich einigen zeitgenössischen Zuspruch erfahren. Ü: Inkunabel: Bamberg: H. Petzensteiner, .. (GW M). Drei Exemplare (Augsburg, SStB [unvollst.]; Zürich, ZB; Zwickau, Ratsschulbibl.) sind erhalten. Diese Streuung lässt vorsichtige Rückschlüsse auf eine Verbreitung im gesamten süddt. Raum zu. A: Rechenpuchlein. B. R. . Mit einem Nachwort von J[ohann] J[akob] Burckhardt (Schweizer Bibliophilen-Ges.). Zürich (Faks. des Zürcher Exemplars). – Ulrich Wagner. Das Bamberger Rechenbuch von . Mit einem Nachwort von Eberhard Schröder Berlin , S. – (Faks. des Zwickauer Exemplars) – (Transkription). L: Monika Zimmermann, VL () Sp. –; () Sp. . – Joh[annes] Müller: Die ältesten dt. Rechenbücher. In: Dt. Bll. für erziehenden Unterricht . Jg. () H. , S. –. – Siegmund Günther: Gesch. des mathematischen Unterrichts im dt. MA bis zum Jahre (Monumenta Germaniae Paedagogica ). Berlin (Nachdr. Wiesbaden ) S. , f. – Friedrich Unger: Die Methodik der praktischen Arithmetik in hist. Entwickelung vom Ausgange des MA bis auf die Gegenwart. Leipzig , S. . – Moritz Cantor: Vorlesungen über die Gesch. der Mathematik. Bd. . Leipzig (Nachdr. Vaduz ) S. –. – Emil Rath: Über ein dt. Rechenbuch aus dem . Jh. In: Bibliotheca mathematica . Folge, (/) S. –. – Kurt Vogel: Das älteste dt. gedruckte Rechenbuch, Bamberg . In: Gymnasium und Wiss. Festgabe zur Hundertjahrfeier des Maximiliansgymnasiums München. Hg. v. Andreas Schwerd. München , S. –. – Die Practica des Algorismus Ratisbonensis. Ein Rechenbuch des Benediktinerklosters St. Emmeram aus der Mitte des . Jh. nach der Hs. der Münchener SB und der Stiftsbibl. St. Florian. Hg. und erl.
. Hälfte . Jh. v. K. Vogel (Schriftenr. zur bayerischen Landesgesch. ). München , Reg. – Wolfram Günther: Das B. R. v. . In: Sächsische Heimatbll. () S. –. – Burckhardt (s. Ausg.). – K. Vogel (Hg.): Das Bamberger Blockbuch: Inc. typ. I der StB Bamberg. Ein xylographisches Rechenbuch aus dem . Jh. (Veröff. des Forschungsinst. des Dt. Museums für Gesch. der Naturwiss. und der Technik B []). München , S. , , –. – Schröder (s. Ausg.) S. –. – E. Schröder (Hg.): Ein mathematisches Ms. aus dem . Jh. SB Bamberg. Hs. aus Inc.typ. Ic I (Algorismus ). München , S. –. – Ders.: Ulrich Wagner, Autor des ersten gedruckten kaufmännischen Rechenbuches von . In: Rechenmeister und Cossisten der frühen Neuzeit. Hg. v. Rainer Gebhardt (Schr. des Adam-Ries-Bundes ). Annaberg-Buchholz , S. –. – Barbara Gärtner: Johannes Widmanns ‹Behende und hubsche Rechenung›. Die Textsorte ‹Rechenbuch› in der Frühen Neuzeit (Reihe germanistische Linguistik ). Tübingen , S. –. – E. Schröder: Das B. R. des Ulrich Wagner von . In: Mathematik im Wandel. Anregungen zum fachübergreifenden Mathematikunterricht. Hg. v. Michael Toepell. Hildesheim u. a. , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f., . – E. Schröder: Die Bamberger mathematische Hs. und deren Beziehungen zum Algorismus Ratisbonensis und zum Bamberger Rechenbuch von Ulrich Wagner . In: Kaufmannsrechenbücher und mathematische Schr. der frühen Neuzeit. Hg. v. R. Gebhardt (Schr. des AdamRies-Bundes Annaberg-Buchholz ). AnnabergBuchholz , S. f. VZ Aichenfeld, Johannes (auch: Aychenfeld, Eichenfeld, Hans Palbirer u. ä.). – Autor medizinischer Rezepte, . Jh. A. wird mehmals in einer medizinisch-pharmazeutischen Sammelhandschrift aus dem Kloster Tegernsee genannt. Der Codex wurde aus zwei Teilen zusammengefügt und enthält Einträge mehrerer Hände. Erwähnungen A.s in der Handschrift stammen u. a. von Chrysogonus Krapf. A. erscheint in den Einträgen etwa als «magister Johannes palbirer Aychfeld» (v, ähnlich v, v, r), «mayster Hans palbirer» (r) und als «barbitonsor» (r). Er
. Hälfte . Jh. war also wahrscheinlich Barbier und stammte vielleicht aus einem Ort namens Eichfeld, Eichenfeld o. ä. In der Handschrift werden A. verschiedene medizinische Rezepte zur Herstellung von Arzneien und P astern zugeschrieben, u. a. zur Behandlung von Wunden, Knochenbrüchen, Blasensteinen und ausgerenkten Gliedmaßen. Ü: München, BSB, cgm , Bll. (–, – + –) (Pap., drittes Viertel . Jh. und mit Nachträgen bis , mittelbair.-mitteldt.-nordböhmisch). – Vgl. Schneider (s. Lit.) und http://www.handschriftencensus.de/. L: Hartmut Broszinski, VL () Sp. . – Karl Sudhoff: Aus der Frühgesch. der Syphilis. Hss.- und Inkunabelstud., epidemiologische Unters. und krit. Gänge. Leipzig , S. –. – Ders.: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. . Leipzig , S. , . – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus Codicum Manu Scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. – Wolfgang Wegner: A., J. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin , S. . MM Faber, Wenzel (auch: Wen[c]zeslaus Fabri de Budweis), * um / Budweis, † .. Budweis. – Mediziner, Publizist, Herausgeber. F. ist seit in den Matrikeln der Leipziger Universität nachweisbar. Dort wurde er Bakkalaureus und Magister der Artes. , und war er Examinator. / begann F. seine erfolgreiche Veröffentlichungstätigkeit mit Prognostiken und Almanachen, ohne jedoch seine akademische Karriere aufzugeben. So wurde er Bakkalaureus der Medizin und war / Rektor der Universität Leipzig. Um die gleiche Zeit lieferte er sich eine publizistische Auseinandersetzung mit Paul → Eck und Konrad Kachelofen. Diese waren durch ihre Druckproduktion Konkurrenten für F., weshalb man sich gegenseitig durch Schmähschriften zu diskreditieren suchte. F. konnte sich zuletzt durchsetzen, während Eck sich zurückzog. zum Dr. med. promoviert, wurde F. um Arzt in Brüx, Stadtpfarrer in Budweis. F. besaß eine umfangreiche Bibliothek, u. a. mit Werken von → Albertus Magnus, → Thomas
Faber von Aquin, → Avicenna, → Konrad von Halberstadt, → Hieronymus und Ptolemäus. Mit einem Prognostikon auf das Jahr begann nach heutiger Kenntnis F.s Veröffentlichung seiner Practica, die bis jährlich erschienen. Mehr als bekannte Drucke in dt. und lat. Sprache bezeugen den großen Erfolg dieser Schriften. Sie enthielten neben kalendarischen und astronomischen Angaben vor allem Vorhersagen für das jeweilige Titeljahr. F.s Prognosen erfassten neben dem Adel und anderen Ständen auch Landwirtschaft, Bergbau und Gesundheit. So traf F. etwa Vorhersagen über Ernten und Epidemien. Daneben veröffentlichte er ebenso erfolgreich jährliche Almanache, von denen über dt. und lat. Drucke bekannt sind. Im Gegensatz zu den mehrseitigen Practica erschienen F.s Almanache jedoch als Einblattdrucke. Die Produktion setzte mit einem Almanach auf das Jahr ein und reichte wie bei den Practica wahrscheinlich bis . Die Almanache enthielten meteorologische Vorhersagen, Mondtafeln und kalendarische Empfehlungen. Diese sollten u. a. die Auswahl geeigneter Tage für Bäder, Aderlässe und Aussaaten erleichtern. Der Druck F.s jährlicher Veröffentlichungen erfolgte primär in Leipzig, aber auch in Nürnberg, Augsburg und anderen Städten. Erstmals um / publizierte F. zudem Tabulae solis et lunae coniunctionum, eine tabellarische Zusammenstellung von Sonnen- und Mondkonjunktionen. Daneben gab F. eine von ihm kommentierte Ausgabe der Sphaera mundi des → Johannes de Sacrobosco heraus. Von besonderer Bedeutung war F. vor allem wegen seiner Almanache und Prognostiken. In diesem Bereich hat ihm die Forschung eine beherrschende Position auf dem zeitgenössischen Markt attestiert. D: Die reiche Drucktradition umfasst mehr als Drucke der Practica und mehr als Almanach-Drucke, zudem zwei Drucke der Tabulae solis et lunae coniunctionum. – Verz. im GW. Ausgewählte Drucke: . Almanache: Auf das Jahr : [Leipzig: Drucker des Capotius] (dt., GW ). – Auf : [Leipzig: Drucker des Capotius] (lat., GW ). – Auf : [Leipzig: Drucker des Capotius] (dt., GW ). – Auf : [Leipzig: Martin Landsberg] (dt., GW ). . Practica: Auf : [Leipzig: Markus Brandis, um /] (dt., GW ). – Auf : [Leipzig: Markus Brandis, um /] (lat., GW ). –
Hirschvelder Auf : [Leipzig: Martin Landsberg] (dt., GW N). – Auf (?): [Leipzig: Martin Landsberg] (lat., GW ). . Tabulae solis et lunae coniunctionum: [Leipzig: Martin Landsberg, um /, sicher aber vor dem ..] (GW ). – [Leipzig: Martin Landsberg, frühestens ] (GW ). . Johannes de Sacrobosco, Sphaera mundi: [Leipzig: Martin Landsberg] (GW M). – [Leipzig: Martin Landsberg, um ] (GW M). – Leipzig: Wolfgang Stöckel, (GW M). . F.s Schmähschrift gegen Konrad Kachelofen: [Leipzig: Martin Landsberg, um ] (GW ; Text nicht erhalten, wird von der Forschung aber aus GW abgeleitet). A: Vgl. die ausgewählten Drucke im folgenden Abschnitt. – Online-Faks. von GW und GW-Nr. : http://bvbm.bib-bvb.de. – Online-Faks. von GW und GW : http:// inkunabeln.digitale-sammlungen.de. – OnlineFaks. von GW M: http://diglib.hab.de. L: Christian Bruhns, ADB () S. . – Wolfram Schmitt, VL () Sp. f. – Joachim Telle, LexMA () Sp. . – Karl Sudhoff: Lasstafelkunst in Drucken des . Jh. In: Arch. für Gesch. der Medizin () S. –, hier S. , , . – Konrad Haebler: Paulus Eck gegen W. F. In: Zs. für Bücherfreunde NF (/) S. –. – Gustav Hellmann: Beitr. zur Gesch. der Meteorologie. Bd. . Berlin , S. f., f. – Ernest Wickersheimer: La Prenostication Nouvelle pour de Bernard de la Forest et la Grant Prenostication Nouvelle pour de Wenceslas Fabri. In: Bibliothèque d’Humanisme et Renaissance () S. –. – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. Stuttgart , s. Reg. – Karel Pletzer: Stredoveky Astronom Dr. Václav Fabri z Budejovic. In: Jihocesky Sborník Historicky () S. –. – Ursula Bruckner: W. F. v. B. oder Johannes Virdung? In: Beitr. zur Inkunabelkunde () H. , S. –. – Klaus A. Vogel: Sphaera terrae. Das ma. Bild der Erde und die kosmographische Revolution. Diss. Göttingen , S. f. – Falk Eisermann: Verz. der typographischen Einblattdr. des . Jh. im Heiligen Römischen Reich Dt. Nation. Bd. (VE ). Wiesbaden , S. u. ö. – Ders.: Leipziger Einblattdrucke des . Jh. In: Bücher, Drucker, Bibliotheken in Mitteldeutschland. Neue Forschungen
. Hälfte . Jh. zur Kommunikations- und Mediengesch. um . Hg. v. Enno Bünz. Leipzig , S. –. – Don C. Skemer: W. F. v. Budweis (c. / –). An Astrologer and His Library in the Early Age of Printing. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Richard L. Kremer: John of Murs, W. F. and the Computation of True Syzygy in the Fourteenth and Fifteenth Centuries. In: ‹Mathematics Celestial and Terrestrial›. FS Menso Folkerts. Hg. v. Joseph W. Dauben u. a. Halle/Saale , S. –. – F. Eisermann: Die schwarze Gunst. Buchdruck und Humanismus in Leipzig um . In: Der Humanismus an der Univ. Leipzig. Akten des [...] am ./. November in Leipzig veranstalteten Symposiums. Hg. v. E. Bünz. Wiesbaden , S. –. – Jonathan Green: Printing the Future. The Origin and Development of the ‹Practica Teütsch› to . In: Arch. für Gesch. des Buchwesens () S. –. – Ders.: Printing and Prophecy. Prognostication and Media Change –. Ann Arbor , S. f., – u. ö. MM Hirschvelder, Bernhard (auch: Hirs[ch]feld[er]), * Nördlingen, † nach Nürnberg (?). – Berufsschreiber; Verfasser eines mnemotechnischen Traktats und epistolographischer Hilfstexte. H. immatrikulierte sich an der Leipziger Artistenfakultät. Vermutlich wirkte er nach dem Studium als Berufsschreiber zunächst in Augsburg, ehe er nach Nördlingen zurückkehrte, wo er erstmals im Bürgerbuch urkundet. Er arbeitete als Schreib- und Schulmeister, war zwischenzeitlich in Straubing und Ansbach beru ich tätig und kehrte als Schreiblehrer nach Nürnberg zurück. Der Nördlinger Gelehrte erscheint in städtischen Akten als «guldenschreiber» und ist in der Reichsstadt bis nachgewiesen. In Nördlingen hat H. eine volkssprachige Ars memorativa kompiliert, die verschiedene Memoriersysteme präsentiert. Sein Traktat zieht neben Johannes → Hartliebs Kunst der Gedächtnüß bzw. dessen lat. Quellen weitere Texte heran. So ndet sich H.s mnemotechnisches System auf Grundlage der drei Punkte Orte, Personen, Handel nicht bei Hartlieb. Ein vergleichbares Vorgehen begegnet dafür in einem dt.-lat. Traktat, der in einer ungefähr zeitgleichen Handschrift notiert ist, die sich – wie auch der H.-Codex – im Besitz Hartmann → Schedels befand (München, BSB, Cgm
. Hälfte . Jh. a). H.s «kunst der gedechtnus» ist ein umfangreicher Bildteil beigegeben, in dem H. das erste in Deutschland nachgewiesene Beispiel für die Heranziehung städtischer Handwerke in graphischen Gedächtnisräumen beisteuert. Zu jedem Memorierstichwort werden fünf Berufe in jeweils vier Räumen pro Seite dargestellt, wobei H. italienischen Vorbildern folgt. Zwei weitere von H. überlieferte Texte entsprangen direkt seiner beru ichen Praxis und erfüllen die konkrete Funktion von Formulier- und Schreibhilfen: eine Au istung von «deutschen sinnonima» und eine Sammlung von Briefformeln (Floskeln, Anreden, Musterbriefe). Der Briefsteller Modus epistolandi, der diesen beiden Kompilationen im Münchner Cgm vorangeht, dürfte entgegen früherer Annahmen nicht auf H. zurückgehen (s. Überlieferung). Ü: Gedächtniskunst: München, BSB, Cgm , r–r (Pap., um , ostschwäbisch); Autograph H.s aus dem Besitz Hartmann Schedels. Überschrift: «Ars memorativa. Ein kurtzer tractat der edlen und hochgelopten kunst der gedechtnus». Explicit: «[...] collacionata per me Bernhardum Hirßvelder». Auf den Bll. r–ar nden sich Bildtafeln und Schemata als Memorierhilfen, zum Teil mit Merkversen. – Synonyma/Briefformeln: Ebd., Cgm , r–v (Synonyma) r–v (Briefformeln) (Pap., Ende . Jh., ostschwäbisch); Autornennung: «Bernhardus Hirschvelder von Norlingen burtig». Den Texten H.s geht auf r–v der Briefsteller Modus epistolandi voraus. In der Forschung (und noch in der Ausgabe Fröhlichs) gilt der Modus mitunter als Werk H.s. Der Cgm ist allerdings aus ursprünglich selbstständigen Teilen zusammengebunden und der Briefsteller in anderer Schriftsprache verfasst/notiert worden (schwäbisch-bairisch). Die beiden Handschriftenteile dürften wegen ihres verwandten Inhalts zusammengebunden worden sein. Die Verfasserschaft H.s für den Modus epistolandi ist nicht wahrscheinlich. Der Modus epistolandi wird in einer kürzeren Fassung (auch: Seybolt-Briefrhetorik) noch von einer weiteren Hs. tradiert: München, BSB, Cgm , *r–*v (Pap., letztes Viertel . Jh., ostschwäbisch). – Vgl. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Die ma. Hss. aus Cgm –/Die ma. Hss. aus Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis ,/,) Wiesbaden /, S. –, –/S. –.
Hirschvelder A: Fröhlich , S. – (einschließlich des Modus epistolandi). L: Gundolf Keil, VL () Sp. ; () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Paul Joachimsohn: Aus der vorgesch. des ‹Formulare und teutsch rhetorica›. In: ZfdA () S. –, hier S. –, –. – Alfred Herr: Ein dt. Briefsteller aus dem Jahr . In: Neue Jbb. für das klassische Altertum, Gesch. und dt. Lit. () S. –. – Ludwig Volkmann: Ars memorativa. In: Jb. der Kunsthist. Slg. des Allerhöchsten Kaiserhauses () S. –, hier S. –. – Helga Hajdu: Das mnemotechnische Schrifttum des MA. Wien u. a. (Nachdr. Amsterdam , Frankfurt/M. ) S. . – Gerhard Eis: Zur altdt. ‹Gedächtniskunst›. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. f.). – Herbert Antl: Das Elementarschulwesen der Reichsstadt Nürnberg. Die Dt. Schulen in Nürnberg vom . Jh. bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit. München , Reg. – Sabine Heimann-Seelbach: Memoriertraktate der Schedelschen Bibl. In: Ars memorativa. Zur kulturgeschichtlichen Bedeutung der Gedächtniskunst –. Hg. v. Jörg Jochen Berns/Wolfgang Neuber (Frühe Neuzeit ). Tübingen , S. –, bes. S. –. – Frank Fürbeth: Johannes Hartlieb. Unters. zu Leben und Werk (Hermaea NF ). Tübingen , S. , . – Reinhard Jakob: Schulen in Franken und in der Kuroberpfalz –. Verbreitung – Organisation – gesellschaftliche Bedeutung (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , Reg. – Hartmut Bleumer: «Dt. Schulmeister» und «Dt. Schule». Forschungskritik und Materialien. In: Schullit. im späten MA. Hg. v. Klaus Grubmüller (MMS ). München , S. –, hier S. –. – S. Heimann-Seelbach: Ars und scientia. Genese, Überl. und Funktionen der mnemotechnischen Traktatlit. im . Jh. Mit Edition und Unters. dreier dt. Traktate und ihrer lat. Vorlagen (Frühe Neuzeit ). Tübingen , S. , –. – W. Neuber: Die vergessene Stadt. Zum Verschwinden des Urbanen in der «ars memorativa» der frühen Neuzeit. In: Seelen Maschinen. Gattungstraditionen, Funktionen und Leistungsgrenzen der Mnemotechniken vom späten MA bis zum Beginn der Moderne. Hg. v. J. J. Berns/W. Neuber (FrühneuzeitStud. NF ). Wien u. a. , S. –, hier
Brack S. f. – Joachim Knape/Bernhard Roll: Rhetorica dt. Rhetorikschr. des . Jh. (Gratia ). Wiesbaden , S. , , , – passim, , . – Hans Pörnbacher: Schwäbische Literaturgesch. Tausend Jahre Lit. aus Bayerisch Schwaben. Weißenhorn , S. . – Jürgen Fröhlich: B. H.s Briefrhetorik (Cgm ). Unters. und Edition (Dt. Lit. von den Anfängen bis ). Bern u. a. . – Ders.: Spätma. Rhetorik im medialen Umbruch. In: Das MA. Perspektiven mediävistischer Forschung () S. –. – Albrecht Hausmann: Überlieferungsvarianz und Medienwechsel. Die dt. Artes dictandi des . Jh. zwischen Ms. und Buchdruck. In: Revue Belge de Philologie et d’Historie/Belgisch Tijdschrift voor Filologie en Geschiedenis () S. –, hier S. . – Ders.: «tütsch brieff machen, och ho ich reden». Zur Terminologie dt. Artes dictandi des . Jh. In: Im Wortfeld des Textes. Worthist. Beitr. zu den Bezeichnungen von Rede und Schr. im MA. Hg. v. Gerd Dicke u. a. (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –, hier S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. VZ Brack, Wenzeslaus, * Liebenwerda oder Meißen, † .. Salzburg. – Schulbuchautor. B. immatrikulierte sich als «Wenczeslaus Misna» an der Universität Leipzig und wechselte im Folgejahr nach Basel, wo er zum Bakkalaureus und zum Magister der Artes promoviert wurde. weist ihn das Vorwort seines Vocabularius rerum als Rektor der Konstanzer Domschule aus. wurde B. das Konstanzer Bürgerrecht verliehen. In einer Handschrift von / bezeichnet sich B. als «artis et medicine doctor» (s. Überl.). Wo und wann B. Medizin studiert hat, ist ungeklärt. Erst im Wintersemester ist er an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien nachgewiesen, erscheint aber bereits seit demselben Jahr als Leibarzt Kaiser Friedrichs III. wird B. ein kaiserliches Privileg erteilt. ist er als Leibarzt des Salzburger Erzbischofs Leonhard bezeugt. Von B. sind Teile seiner Bibliothek mit eigenhändigen Abschriften gelehrter Literatur erhalten. B.s eigenes Schrifttum fällt vor allem in die Zeit seiner Schultätigkeit. Mehrfach aufgelegt wurde sein fünfteiliges lat.-dt. Schulkompendium, das nach
. Hälfte . Jh. dem ersten Teil, einem Sachwörterbuch, mit Vocabularius rerum betitelt ist. Dieser erste Abschnitt ist ein zweisprachiges Nominalglossar mit zum Teil ausführlichen Erläuterungen. Auch die beiden folgenden Teile sind lexikographisch: ein alphabetisch geordnetes → Isidor-Vokabular (Auszüge aus Etymologia X) und ein Verbvokabular De Verbis, dessen Lemmatabestand sich mit demjenigen des Verbteils des → Vocabularius Brevilogus signi kant überschneidet. Den Abschluss des Kompendiums bilden eine lat. Brie ehre (De modo epistolandi, Briefexempel adressiert an Johannes Lantz, Probst [«preposito»] in Hofen) und das Didascalicon de studio legendi des → Hugo von St. Victor. Als zweites didaktisches Werk ist eine lat. Grammatik erschienen. Aus späterer Zeit ist eine volksprachige Verordnung zur Vertreibung von Maulwürfen überliefert. Ü: Vocabularius rerum: Erstdruck: [Basel: Peter Kollicker] (GW ); Autornennung: «WEnceslaus Brack arcis p[ro]fessor [et] examinator in Constaˉn». – Weitere elf Drucke von – (GW –), überwiegend nur mit dem Sachwörterbuch. – Hsl. Bearbeitung (nur Sachwörterbuch): Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , ra–rb (Pap., /). – Grammatica Latina: Memmingen: Albrecht Kunne, (GW ). – Maulwurf-Rezept: Freiburg i. Br., UB, Hs. , Vorderspiegel (Pap. und Perg., um /) Autograph. Incipit: «Wiltu talpas auß dem garten vertreyben ...». Die Hs. enthält ferner medizinische Exzerpte aus Galen, → Avicenna, Rhazes (ar-Razi) usw. Selbstnennung B.s als «artis et medicine doctor» auf Bl. ra. A: Nina Pleuger: Der Vocabularius rerum von W. B. Unters. und Edition eines spätma. Kompendiums (Studia Linguistica Germanica ). Berlin/New York , S. – (nur lexikographischer Teil). L: Peter Schmitt, VL () Sp. . – Johann Christoph Adelung: Fortsetzung und Ergänzungen zu Christian Gottlieb Jöchers allgemeinem Gelehrten-Lex. Bd. . Leipzig , Sp. . – Johannes Müller: Quellenschr. und Gesch. des deutschsprachlichen Unterrichts bis zur Mitte des . Jh. (Gesch. der Methodik des dt. Volksschulunterrichtes ). Gotha (Neudr. Hildesheim/New York ; Darmstadt [mit einer Einf. v. Monika Rössing-Hager]) S. . – Paul Joachimsohn: Frühhumanismus in Schwaben.
. Hälfte . Jh. In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgesch. NF () S. –, hier S. f. – Gesch. des humanistischen Schulwesens in Württemberg. Bd. : Bis . Hg. v. der WürttembergKommission für Landesgesch. Stuttgart , S. Anm. . – Ernst Philipp Goldschmidt: Eine Hs. v. W. B. In: Zentralbl. für Bibliothekswesen () S. –. – Heinrich Hänger: Mhd. Glossare und Vokabulare in schweizerischen Bibl. bis (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. Völker NF ). Berlin , S. –. – Peter Franz Kramml: Der Frühhumanist und kaiserliche sowie salzburgisch-erzbischö iche Leibarzt W. B. In: Salzburg-Arch. () S. –. – Pleuger (s. Ausg.) S. –. – Wilfried Kettler: Unters. zur frühnhd. Lexikographie in der Schweiz und im Elsass. Strukturen, Typen, Quellen und Wirkungen von Wörterbüchern am Beginn der Neuzeit. Bern u. a. , S. –. VZ Gert van der Schueren, * um Xanten, † nach . – Herzoglicher Sekretär in Kleve, Verfasser eines ndl.-lat/lat.-ndl. Wörterbuchs, Chronist. Über G.s v. d. S. Biographie liegen nur für die Zeit zwischen und gesicherte Daten vor. Anzunehmen ist, dass er die Xantener Stiftsschule besucht hat. Nach eigenen Angaben war er Kleriker, hat also die niederen Weihen empfangen. Urkundlich belegt ist G. in einer Akte über die Vergabe der Xantener Michaelskapelle vom .., die er als «notarius» unterzeichnet hat. Spätestens ab (vielleicht bereits ab ) war er herzoglicher Sekretär in Kleve (Adolf I., † ; Johann I., –; Johann II., –). Arnold Heymerick, der ab Dechant des Xantener Stifts war, nennt G. in seinem Brief vom .. seinen «Herrn» und «Hauptlehrer». G.s in ihrer Originalhandschrift überlieferte Cleefsche Chronik ist «in duytschen prosen, ind nyet in Rijmen» abgefasst («auermits wulck men mechtiger is to blijuen by geheelheyt der wairheyt, dan auermits den Rijmen»). Sie schildert die Geschichte der Klever Grafen und Herzöge bis (Johann I.). Zahlreiche sachliche Fehler sind wohl auf ungenaue Recherchen G.s zurückzuführen. Die Chronik enthält auch eine Variante der Schwanrittersage, nach der die Abkunft des Hauses Kleve auf den legendären Schwanenritter Elias von Grail zurückgeführt wird. G. stützte sich überwiegend
Gert van der Schueren auf das Chronicon comitum de Marca a. – des Levold von Northof und auf das Chronicon de genealogia, successione ac rebus gestis comitum ac postea ducum Clivensium. G. schildert u. a. Johanns von Kleve Pilgerfahrt ins Heilige Land (vgl. den Parallelbericht eines anonymen Verfassers, → Johanns von Kleve Pilgerfahrt). Die ebenfalls im Klever Quartband enthaltene Vorgeschichte (von Noah bis zu Elias von Grail) sowie die Fortführung bis ins beginnende . Jh. gehen auf den klevischen Registrator Johann Turck († ) bzw. dessen Sohn Heinrich Turck zurück. G. war auch Verfasser des Vocabularius qui intitulatur Teuthonista, vulgariter dicendo der duytschlender. Der Teuthonista besteht aus vier Teilen: a) einem niederrheinisch-lat. Wörterbuch (Bl. –), b) einem lat.-niederrheinischen Wörterbuch (Bl. –), c) als Anhang die Termini Grecorum (Bl. –) und d) als Nachtrag den Libellus de partibus indeclinabilibus (Bl –); die beiden Hauptteile, die jeweils mit einer Vorrede eingeleitet werden, sind alphabetisch geordnet. Als Quelle des ersten, im März abgeschlossenen Teils nennt G. nur die Magnae Derivationes (auch Liber derivationum) des Huguccio von Pisa; der zweite, zur Drucklegung fertiggestellteTeil geht hauptsächlich auf die Summa quae vocatur catholicon () des Dominikaners Johannes Balbus († ) zurück. G. lässt wissenschaftliche Begriffe des Catholicon weg und kürzt die Einträge stark. Seine volkssprachigen Interpretamente sind weniger eine Übersetzung des Lemmas als vielmehr eine des lat. Synonyms bzw. der lat. Umschreibung des Lemmas. Der Teuthonista überliefert über kleverländisch-niederrheinischen Wortschatz hinaus zahlreiche Wörter anderer Sprachlandschaften, darunter aus dem nd. Westfalen, dem mitteldt.kölnischen Rheinland, den Niederlanden und aus hochdt. Gebieten (vgl. dazu bereits A. H. Hoffmann von Fallersleben). Ü: Chronik: Kleve, Stadtarch., cod. , die begonnene Originalhs.; Übersicht über die jüngeren Abschriften bei Scholten, S. VI. – Theutonista: Druck: Köln: Arnold ther Hornen, . Mai (Hain ). – Vgl. Frans Claes: Lijst van Nederlandse woordenlijsten en woordenboeken gedrukt tot (Bibliotheca bibliographica Neerlandica ). Nieuwkoop , Nr. . – Ders.: Supplement op de lijst van Nederlandse woordenlijsten en woordenboeken gedrukt tot . In: De Gulden Passer. Bulletin van de «Vereeniging
Vocabularius teutonico-latinus der Antwerpsche bibliophielen» () S. –, Nr. . – Ders.: Bibliographisches Verz. der dt. Vokabulare und Wörterbücher, gedruckt bis . Hildesheim u. a. , Nr. . – Eickmans , S. f., – (Verzeichnis der nachweisbaren Exemplare). A: Chronik: G.’s v. d. Schüren Chron. von Cleve und Mark. Zum erstenmale hg. und mit kurzen Anm. versehen v. Ludwig Tross. Hamm (unvollständig). – Clevische Chron. nach der Originalhs. des G. v. d. Schuren nebst Vorgesch. und Zusätzen von Turck, einer Genealogie des Clevischen Hauses [...]. Hg. v. Robert Scholten. Cleve . – Teuthonista: Teuthonista of Duytschlender. Hg. v. C[ornelis] Boonzajer. Vorwort: J[acob] A[rnout] Clignett. Leiden (nur der dt.-lat. Teil). – Als Bearbeitung und nicht als Neuausgabe ist anzusehen (vgl. Eickmans , S. –): Teuthonista of Duytschlender. In eene nieuwe bewerking vanwege de Maatschappij der Nederlandsche Letterkunde uitgegeven door J. Verdam. Leiden . L: [Woldemar] Harleß, ADB () S. –. – Hartmut Beckers/Robert Peters, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/ Newald / () S. , . – J. F. D. Blöte: Das Aufkommen des clevischen Schwanritters. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – D. H. G. Bellaard: G. v. S.s Theutonista of Duytschlender. Diss. Utrecht. ’s-Hertogenbosch . – Otto Behm: Die ältesten clevischen Chron. und ihr Verhältnis zueinander: Wisseler Grafenreihe, Anonymi Chronicon und G. v. d. S. Ein Beitr. zur niederrheinischen Territorialgesch. Diss. Bonn . – G[ottfried] Kentenich: Eine vergessene Schr. G.s v. d. Schuren. In: Neues Arch. der Ges. für ältere dt. Geschichtskunde () S. –. – Wilhelm Levison: Zur Beurteilung des neuen, G. v. d. Schuren zugeschriebenen Fürstenspiegels. In: ebd., S. –. – A[ugust] G. Krüger: Die Quellen der Schwanritterdichtungen. Gifhorn . – J. Leenen: Teuthonista-overleefsels in Limburg. In: Taal en Tongval. Tijdschrift voor taalvariatie. Language variation in the Low countries () S. –. – Walther Mitzka: V. d. Schuerens Theutonista und seine Landschaft. In: NdJb () S. –. – F. Claes: Ontwikkeling van de Nederlandse lexicogra e tot . In: Tijdschrift voor nederlandse taal- en letterkunde () S. –. – Thomas Cramer: Lohengrin. Edition und Untersuchungen.
. Hälfte . Jh. München , S. –. – J. C. Arens: Teuthonista en Catholicon (Mainz ). In: Tijdschrift voor Nederlandse taal- en letterkunde () S. –. – Peter Assion: Altdt. Fachlit. (Grundlagen der Germanisitik ). Berlin , S. . – Willy Sanders: G.s v. d. S. ‹Teuthonista› und die hist. Wortgeographie. In: Nd. Beitr. FS Felix Wortmann. Hg. v. Jan Goossens. Köln/ Wien , S. –. – Frans Claes: Vijfhonderd jaar Nederlandse woordenboeken. In: Wetenschappelijke Tijdingen () S. –. – Heinz Eickmans: Gerard v. d. S.: Teuthonista. Lexikographische und historisch-wortgeographische Unters. Köln u. a. . – Klaus Grubmüller: Die dt. Lexikographie von den Anfängen bis zum Beginn des . Jh. In: Wörterbücher. Dictionaries. Dictionnaires. Ein internationales Hb. zur Lexikographie [...]. Hg. v. Franz Josef Hausmann u. a. Teilbd. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswiss. [...] .). Berlin/New York , S. –, hier S. f. – Wiltrud Schnütgen: Lit. am klevischen Hof vom hohen MA bis zur frühen Neuzeit. Kleve , S. –. – H. Eickmans: Die spätma. Sprache des Niederrheins im Wb. (‹Teuthonista›) und in der Chron. (‹Cleefsche Cronike›) des Xantener Gerard v. d. S. (Xantener Vorträge zur Gesch. des Niederrheins ). Duisburg . – Carola Kirschner: Land, Herrscher, Herrschaft. Formen und Funktionen spätma. regionaler Geschichtsschreibung am Beispiel von Geldern und Kleve. In: Regionale Literaturgeschichtsschreibung. Aufgaben, Analysen und Perspektiven. Hg. v. Helmut Tervooren/ Jens Haustein (ZfdPh , Sonderh.). Berlin , S. –. – Darko Senekovic: Ugutius «Magnae derivationes» – über den Erfolg einer lexikographischen Sprachphilosophie. In: Archivum latinitatis medii aevi () S. –. – Jens Lieven: Adel, Herrschaft und Memoria. Stud. zur Erinnerungskultur der Grafen von Kleve und Geldern im HochMA ( bis ) (Schr. der HeresbachStiftung Kalkar ). Bielefeld , S. –. BJ Vocabularius teutonico-latinus («Rusticanus terminorum»). – Dt.-lat. Wörterbuch, gedruckt. Das bei Konrad Zeninger in Nürnberg erschienene Vokabular, das in der Vorrede als «Rusticanus terminorum», im Kolophon als «vocabularius theutonicus» bezeichnet wird, ist alphabetisch
. Hälfte . Jh. nach dt. Lemmata geordnet. Diesen sind lat. Übersetzungsäquivalente als Interpretamente beigefügt. Obgleich als Hilfsmittel zum Erlernen der lat. Sprache (durch «nouelli et rudes», s. Vorrede) bzw. zur Förderung von deren Kenntnis vorgesehen, hat das Vokabular «in der Durchführung stellenweise geradezu die Form einer deutschen Synonymik» (Grubmüller, Ausg., S. XXIII*), d. h. stärker als in vergleichbaren Wörterbüchern von Fritsche → Closener und Dietrich → Engelhus ndet das Deutsche auch bei den Interpretamenten Verwendung. Die Quellenlage ist kaum erforscht. Die Benutzung weit verbreiteter lat.-dt. Vokabularien (u. a. → Vocabularius Brevilogus, → Vocabularius Ex quo) ist ebenso wahrscheinlich wie einige falsch umgesetzte nd. Wortformen auf die Benutzung einer nd. Quelle hinweisen. Ü: Stuttgart, LB, cod. poet. et phil. ° (früher Nikolsburg, Fürstl. Dietrichsteinsche Bibl., Cod. I ) (Pap., drittes Viertel . Jh., vielleicht aus Nürnberg). – Druck: Nürnberg: Konrad Zeninger ( erhaltene Exemplare, vgl. Grubmüller [s. Ausg.] S. XXXI*–XXXIII* und Claes, Nr. ). A: V. T.-L. Mit einer Einleitung von Klaus Grubmüller (Documenta Linguistica. Reihe ). Hildesheim/New York (Faks.-Nachdr. der Ausg. Nürnberg ; München, BSB, Inc. c. a. ). L: Klaus Grubmüller, VL () Sp. –; () Sp. . – Arno Schirokauer: Die Anfänge der nhd. Lexikographie. In: Modern Language Quarterly () S. –. – Grubmüller (s. Ausg.) S. V*–XXXIV*. – Frans M. Claes: Bibliographisches Verz. der dt. Vokabulare und Wörterbücher, gedruckt bis . Hildesheim u. a. . – Die Hss. der Württembergischen Landesbibl. Stuttgart I. Bd. : Codices poetici et philologici. Beschrieben von Wolfgang Irtenkauf und Ingeborg Krekler. Mit Vorarbeiten von Isolde Dumke. Wiesbaden , S. . – K. Grubmüller: Vokabular und Wb. Zum Paradigmawechsel in der Frühgesch. der dt. Lexikographie. In: Brüder-Grimm-Symposion zur Hist. Wortforschung. Beitr. zu der Marburger Tagung vom Juni . Hg. v. Reiner Hildebrandt/Ulrich Knoop (Hist. Wortforschung ). Berlin/New York , S. –. – Ders.: Die dt. Lexikographie von den Anfängen bis zum Beginn des . Jh. In:
Vocabularius incipiens teutonicum ante latinum Wörterbücher. Dictionaries. Dictionnaires. Ein internationales Hb. zur Lexikographie [...]. Hg. v. Franz Josef Hausmann u. a. Teilbd. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswiss. [...] .). Berlin/New York , S. –. – UlrichDieter Oppitz: Die deutschsprachigen Hss. der Fürsten Dietrichstein aus Nikolsburg/Mähren. In: ‹Fata Libellorum›. FS Franzjosef Pensel. Hg. v. Rudolf Bentzinger/U.-D. Oppitz (GAG ). Göppingen , S. –, hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . BJ Vocabularius incipiens teutonicum ante latinum. – Dt.-lat. Wörterbuch, zuerst um / gedruckt. Das alphabetisch nach dt. Lemmata geordnete Vokabular war als Hilfsmittel zum Erlernen der lat. Sprache («pro latini ideomatis clara intelligentia», s. Vorrede) vorgesehen. Ausschlaggebend für dieses Vorgehen seien praktische Gründe, denn es sei für den Anfänger im Lateinischen leichter und bequemer, von seiner Muttersprache auszugehen. Anders als beim → Vocabularius teutonicolatinus (), der stellenweise dt. Synonymik zu bieten versucht, überwiegen beim V. i. t. a. l. lat. Übersetzungsäquivalente als Interpretamente. Auf Probleme, die sich vor allem durch regional unterschiedliche Schreibung der dt. Wörter, besonders bei wechselndem Anlaut, für die alphabetische Ansetzung ergaben, macht der Verfasser zwar aufmerksam, bietet allerdings keine befriedigende Lösung. Die Quellenlage ist nicht erforscht. Die Benutzung weit verbreiteter lat.-dt. Vokabularien (u. a. → Vocabularius Brevilogus, → Vocabularius Ex quo) ist wahrscheinlich. Ü: Laut Grubmüller (, Sp. f.) zuerst um / bei Peter Drach in Speyer gedruckt (vgl. Hänger, S. ; Claes, Nr. ; Kettler, S. ; anders die von der Kommission für den GW hg. Nachträge zu Hain Nr. : um ; W. A. Copinger und D. Reichling setzen das Jahr des Druckes noch ca. sechs Jahre früher an); GW M; BSB-Ink V-; ISTC No. iv; online: urn:nbn:de:tuda-tudigit-. Weitere Au agen: Speyer: Peter Drach, ca. (GW M; BSB-Ink V-; ISTC No. iv; online: urn:nbn:de:tuda-tudigit). – Ulm: Johann Zainer d. Ä., ca. /
Zeichen der falschen Gulden (GW M; BSB-Ink V-; online: urn:nbn: de:bvb:-bsb–). – Hagenau: Heinrich Gran, ca. (GW M; BSB-Ink V-; ISTC No. iv: online: urn:nbn:de:tudatudigit-). – [Straßburg], [lt. BSB-Ink: Drucker des Jordanus, d.i. Georg Husner; lt. Goff: Drucker des Casus Breves Decretalium (Georg Husner?)], [ca. ] (GW M; BSB-Ink V; ISTC iv: online: urn:nbn:de:bvb:bsb–). – Straßburg: Johann Grüninger, ca. (GW M, BSB-Ink V-.; ISTC iv; online: urn:nbn:de:bvb:bsb–; GW M; BSB-Ink V-.; ISTC iv; http://diglib.hab.de/inkunabeln/-quod-/start.htm). – Speyer: Peter Drach, ca. . – Vgl. Claes, Nr. , , –, (mit Exemplarnachweisen). L: Klaus Grubmüller, VL () Sp. –. – Arno Schirokauer: Die Anfänge der nhd. Lexikographie. In: Modern Language Quarterly () S. –. – Heinrich Hänger: Mhd. Glossare und Vokabulare in schweizerischen Bibliotheken bis (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. Völker NF []). Berlin/New York . – Vocabularius teutonico-latinus. Mit einer Einleitung von Klaus Grubmüller. Nachdr. der Ausg. Nürnberg (Documenta Linguistica. Reihe ). Hildesheim , S. V*–XVII*. – Frans M. Claes: Bibliographisches Verz. der dt. Vokabulare und Wörterbücher, gedruckt bis . Hildesheim u. a. . – K. Grubmüller: Vokabular und Wb. Zum Paradigmawechsel in der Frühgesch. der dt. Lexikographie. In: Brüder-Grimm-Symposion zur Hist. Wortforschung. Beitr. zu der Marburger Tagung vom Juni . Hg. v. Reiner Hildebrandt/ Ulrich Knoop (Hist. Wortforschung ). Berlin/ New York , S. –. – Ders.: Die dt. Lexikographie von den Anfängen bis zum Beginn des . Jh. In: Wörterbücher. Dictionaries. Dictionnaires. Ein internationales Hb. zur Lexikographie [...]. Hg. v. Franz Josef Hausmann u. a. Teilbd. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswiss. [...] .). Berlin/New York , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Wilfried Kettler: Unters. zur frühnhd. Lexikographie in der Schweiz und im Elsass. Strukturen, Typen, Quellen und Wirkungen von Wörterbüchern am Beginn der Neuzeit. Bern u. a. , S. –. BJ
. Hälfte . Jh. Zeichen der falschen Gulden. – Münzverruf, . Im November wurde in Göttingen ein Falschmünzer verbrannt, der seine Fälschungen angeblich mit Wissen von Herzog Wilhelm II. von Braunschweig-Lüneburg verbreitet hatte. Zugleich wurden die von dem Falschmünzer hergestellten Falsi kate vernichtet. Der in dt. Sprache geschriebene Münzverruf Z. d. f. G. entstand als Reaktion auf diese Vorgänge. Entsprechend erwähnt der Text zu Beginn meist die Verbrennung des Göttinger Falschmünzers und seiner Falsi kate. Anschließend beschreibt die Schrift die Eigenschaften gefälschter Gulden aus angeblich norddt. Produktion, darunter Falsi kate von Münzen der rheinischen Kurfürsten. Der Text behandelt u. a. die auf die falschen Münzen geprägten Bilder und stellt sie in Holzschnitten dar. Außerdem geht Z. d. f. G. auf Materialunterschiede zwischen echten und falschen Münzen ein. So seien die Fälschungen aus Kupfer hergestellt und nur mit einer Goldschicht überzogen. Die überlieferten Einblattdrucke von Z. d. f. G. setzen ein. Sie erschienen u. a. in Augsburg, Magdeburg, München, Nürnberg, Reutlingen und Ulm. Die Forschung hat verschiedentlich eine handschriftliche Vorlage vermutet, auf deren Grundlage dann die Augsburger Drucke produziert worden sein könnten. Die große Zahl der bekannten Drucke legt weiterhin eine schnelle und au agenstarke Verbreitung der Schrift nahe. Die Drucke unterscheiden sich in ihrer jeweiligen Textgestalt und in ihren Holzschnitten. Z. d. f. G. ist außerdem in zwei zeitgenössischen Handschriften belegt, in die der Text jeweils eingetragen wurde. So ndet sich das Werk in einer Chronikhandschrift von Professor Johannes Weise aus Leipzig sowie in einem Kodex des Dingol nger Schulmeisters Christoph Hueber. Die handschriftlichen Textzeugen gelten als Abschriften von Druckfassungen des Werks. Obwohl manche Fassungen des Werks sich einen offiziellen Anschein geben, wird Z. d. f. G. von der Forschung u. a. aufgrund der uneinheitlichen Drucke nicht als amtliche Veröffentlichung eingeordnet. Möglicherweise war eine amtliche Verlautbarung Grundlage des Textes, doch wurde dieser wohl nicht im offiziellen Auftrag gedruckt. Vielmehr könnte die Veröffentlichung etwa von örtlichen Kau euten angeregt worden sein, die durch falsche Münzen ihre Geschäfte bedroht sahen und
. Hälfte . Jh. daher an einer Verbreitung warnender Informationen interessiert waren. Möglicherweise wollten ndige Drucker auch nur Leser gewinnen, indem sie Angst vor Falschgeld schürten. Ü: Leipzig, UB, Ms. (früher Jena, ULB, Ms. Elect. f. ), v–r (Pap., Eintrag von ). – München, BSB, cgm , v (Pap., Freising, Eintrag von , mittelbair.). – Vgl. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. – Griese (s. Lit.) S. , Anm. . – Franzjosef Pensel: Verz. der dt. ma. Hss. in der UB Leipzig (DTM /). Berlin , S. –. – www.handschriftencensus.de/ . – www.handschriftencensus.de/. D: Zahlreiche Drucke von bis um /. Verz. der Frühdrucke im GW: M, M–M, M. A: Münzdevaluations-Bekanntmachungen aus dem fünfzehnten Jh. In: Numismatischsphragistischer Anz. () S. – (zwei Texte nach Augsburger und Münchner Drucken). – Haebler / (s. Lit.) Abb. (Faks.). – Die Wiegendrucke des Kestner-Museums. Hg. v. Konrad Ernst. Bearb. v. Christian Heusinger. Hannover , Tf. (Faks.). – Wehmer (s. Lit.; Faks.). – . Kaiser, Reich, Reformen. Der Reichstag zu Worms. Ausstellung des Landeshauptarch. Koblenz in Verbindung mit der Stadt Worms [...]. Hg. Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz. Red.: Claudia Helm. Koblenz , S. (Faks.). – Eisermann (s. Lit.; Faks.). – Griese (s. Lit.) S. , (Faks.). – Online-Faks. von GW M, M, M und M: http:// inkunabeln.digitale-sammlungen.de/. – OnlineFaks. von GW M: http://daten.digitalesammlungen.de/. – Online-Faks. der Leipziger Hs.: http://archive.thulb.uni-jena.de/. L: Falk Eisermann, VL () Sp. –. – Konrad Haebler: ‹Falsche Gulden›-Blätter aus der Frühzeit der Druckerkunst. In: Zs. für Bücherfreunde (/) S. –. – Carl Wehmer: Dt. Buchdrucker des . Jh. Wiesbaden , Nr. . – F. Eisermann: ‹Z. d. f. G.›. In: Hanse – Städte – Bünde. Die sächsischen Städte zwischen Elbe und Weser um [...]. Bd. . Hg. v. Matthias Puhle. Magdeburg , S. f. – Sabine Griese: Falsche Gulden, gefälschte Ablässe, unerwünschte Bischöfe.
Teufelsbeschwörung Einblattdrucke als publizistische Gattung im SpätMA. In: Verhandlungen des Hist. Ver. für Oberpfalz und Regensburg () S. –. – Frieder Schanze: Inkunabeln oder Postinkunabeln? Zur Problematik der ‹Inkunabelgrenze› am Beispiel von Druckern und Einblattdrucken. In: Einblattdrucke des . und frühen . Jh. Probleme, Perspektiven, Fallstud. Hg. v. Volker Honemann u. a. Tübingen , S. –, hier S. (Nr. ). – F. Eisermann: Leipziger Einblattdrucke des . Jh. In: Bücher, Drucker, Bibl. in Mitteldeutschland. Neue Forschungen zur Kommunikations- und Mediengesch. um . Hg. v. Enno Bünz. Leipzig , S. –. – F. Eisermann: Archivgut und chronikalische Überl. als vernachlässigte Quellen der Frühdruckforschung. In: Gutenberg-Jb. () S. –. MM Teufelsbeschwörung. – Anleitung für magisches Ritual, spätestens letztes Viertel . Jh. Der anonyme dt. Text ist nur in einer umfangreichen Sammelhandschrift überliefert. Diese enthält neben dem dt. → Macer und dem → Eichenmisteltraktat auch Aderlass-, Pest-, Kräuterund Gewürztraktate sowie weitere human- und veterinärmedizinische Texte. Die T. wurde also zumindest im Fall dieses Textzeugen von Medizinern oder medizinisch interessierten Kreisen rezipiert. Inhaltlich bietet die T. praktische Anweisungen für ein Ritual zur Anrufung des Teufels. Der Beschwörende soll nachts auf freiem Feld mit lauter Stimme eine bestimmte Formel aufsagen. Zugleich soll er dem Teufel im Text benannte Geschenke darbieten, nämlich Kohle, Brot, Käse, drei Hufnägel, Gerste und Salz. Der Teufel werde dann als schwarzer Hund vor dem Beschwörenden erscheinen. Zweck des Rituals ist die Erlangung geheimen Wissens durch Befragung des Teufels. Aufgrund der Schlichtheit des Rituals und der benutzten Geschenke werden die Wurzeln der T. von der Forschung im volkstümlichen Aberglauben vermutet. So fehlen etwa jene elaboraten Schutzmaßnahmen, die sich in magischen Schriften aus gelehrter Tradition nden. Von Interesse ist die T. trotzdem, gilt sie doch als vielleicht älteste dt. Anleitung ihrer Art. Auch wenn der Text an manchen Stellen durch Runen verschlüsselt ist, hebt doch die Angabe einer konkreten Beschwörungsformel die T. deutlich von anderen Texten ab. Ü: Prag, Nationalbibl., cod. XXIII F (früher Lobkowitzsche Bibl., cod. ), v
Türst (Pap., letztes Viertel . Jh., niederalemannisch). – Vgl. u. a. Der dt. ‹Macer›, Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum› (TTG ). Hg. v. Bernhard Schnell mit William Crossgrove. Tübingen , S. f. – www.handschriftencensus.de/. A: Beckers (s. Lit.). L: Hartmut Beckers, VL () Sp. f. – Ders.: Eine spätma. dt. Anleitung zur T. mit Runenschriftverwendung. In: ZfdA () S. –. – Christa Tuczay: Der Dämonenpakt in den ma. Quellen. In: ‹So wold ich in fröiden singen›. FS Anthonius H. Touber (ABäG /). Hg. v. Carla Dauven-van Knippenberg/Helmut Birkhan. Amsterdam u. a. , S. –. MM Petroneller Geburtsprognostik. – Laienastrologischer Traktat, zweite Häfte . Jh. Die P. G. wird unikal als Inserat innerhalb einer Abschrift von → Konrads von Megenbergs Buch der Natur überliefert. Der Text ist nach den zwölf Kalendermonaten gegliedert. Geboten werden Vorhersagen über den Charakter eines neugeborenen Kindes auf Grundlage des Zeitpunkts der Geburt im jeweiligen Tierkreiszeichen. Die Geburtsprognosen stellen in der ma. deutschsprachigen mantischen Literaturtradition die größte Gruppe unter den Spezialprognostiken dar (vgl. auch → Wochentagsprognosen). Die konkrete lat. Vorlage ist nicht ermittelt. Die größte Verwandtschaft zur P. G. weisen die beiden lat. Prognostiken Qui natus fuerit in signo ariete und Puer natis in signo Arietis auf (s. Ernst Zinner: Verz. der astronomischen Hss. des dt. Kulturgebietes. München , Nr. –; Lynn Thorndike/Pearl Kibre: A catalogue of incipits of mediaeval scientic writings in Latin [The Mediaeval Academy of America. Publication ]. Cambridge/MA , Nr. . [vgl. auch .–]; Emanuel Svenberg: Lunaria et Zodiologica Latina [Studia graeca et latina Gothoburgensia ]. Göteborg , S. –). Auch die Geburtsprognostik im Kalenderteil des nd. → Bremer Arzneibuchs ist prinzipiell vergleichbar sowie dt. Tierkreiszeichenlehren aus zwei Codices aus der Mitte des . Jh. (Berlin, SBB, Mgf , r–v [Pap., um , rheinfränkisch]; Oxford, Bodleian Library, MS Broxbourne ., r–v [Pap., , bairisch]). Ü: Unbekannter Privatbesitz, vormals Petronell (Niederösterreich), Schlossbibl. der Grafen von Traun-Abensberg, Cod. cart.
. Hälfte . Jh. (zwischenzeitlich London, Auktionshaus Sotheby’s, Nr. /) v–r (Pap., letztes Drittel . Jh. [nur der Tl. mit der P. G.], bair.-österr.); sog. Petroneller → Circa instans-Hs.. Zusammengebunden aus zwei Teilen, deren erster (mit dem → Petroneller Kräuterbuch) aus der Mitte des . Jh. stammt. A: Nigel F. Palmer: ‹P. G.›. In: Ders./ Speckenbach (s. Lit.) S. –. L: N. F. Palmer, VL () Sp. f. – Wilhelm Gundel: Individualschicksal, Menschentypen und Berufe in der antiken Astrologie. In: Jb. für Charakterologie () S. –, hier S. –. – N. F. Palmer/Klaus Speckenbach: Träume und Kräuter. Stud. zur Petroneller ‹Circa instans›-Hs. und zu den dt. Traumbüchern des MA (Pictura et poesis ). Köln/Wien , S. f. u. ö. – William Crossgrove: Die dt. Sachlit. des MA (Germanistische Lehrbuchslg. //B). Bern u. a. , S. . – Gerold Hayer: Konrad von Megenberg, ‹Das Buch der Natur›. Unters. zu seiner Textund Überlieferungsgesch. (MTU ). Tübingen , S. f. VZ Türst, Konrad, * um Zürich, † .. Zürich. – Zürcher Stadt- und habsburgischköniglicher Leibarzt; astrologischer, iatromathematischer und historisch-geographischer Fachschriftsteller. Der Sohn eines Chorherrn am Zürcher Fraumünsterstift immatrikulierte sich gemeinsam mit Eberhard → Schleusinger an der Artistenfakultät in Basel. Als Magister artium bezog er die Universität in Pavia, wo er / ein Medizinstudium mit der Promotion zum Dr. med. abschloss. – ist T. in Bern im Umfeld des Appenzeller Mediziners und Astrologen Conrad → Heingarter nachgewiesen. schrieb er sich an der Universität Ingolstadt ein. In Ingolstadt könnte T. den späteren Pionier der modernen Kartographie, Johannes Stabius, kennengelernt haben. wurde T. zum Stadtarzt in Zürich in der Nachfolge Schleusingers bestellt. Der eidgenössische Mediziner stand in Beziehungen zum Mailänder Herzoghof. Der Kontakt war durch Konrad von Hohenrechberg, den Abt von Einsiedeln, vermittel worden. T. diente dem Hof als Astrologe und Diplomat und hielt sich und persönlich in Mailand auf. gewährte ihm Ludovico Sforza eine Pension. In der kon iktgeladenen Atmosphäre zwischen Habsburg und den Eidgenossen nahm T. offensichtlich
. Hälfte . Jh. eine vermittelnde Position ein, denn folgte er einem Ruf → Maximilians I. und wurde dessen Leibarzt in Innsbruck. Kurz vor seinem Tod scheint T. in seine Heimatstadt zurückgekehrt zu sein. Von T.s beträchtlichem Reichtum zeugt seine Bibliothek, die von Anton Klauser, dem Vater des späteren Nachfolgers im Zürcher Stadtarztamt, Christoph Klauser, für seinen Sohn käu ich erworben worden ist. Zur Mitte des . Jh. hat der Universalgelehrte Konrad Gessner mit T.s Bibliothek gearbeitet, die sich heute teilweise in der ZB Zürich be ndet. Im überkommenen bzw. bezeugten Œuvre T.s bilden drei lat. astrologische Gutachten die größte Textgruppe: ) Prognostica in a[nno] für Abt Johannes von St. Emmeram in Regensburg. – ) Prophetia de anno nach den Alfonsischen Tafeln für Jakob von Cham, den Propst des Großmünsters in Zürich. – ) Nativitätstafeln für Francesco Maria (–), den Sohn des Mailänder Herzogs Gian Galeazzo Sforza, von . Aus dem Kontext seiner ärztlichen Praxis ist nur eine Schrift T.s erhalten, das iatromathematisch ausgerichtete Gesundheitsbüchlein für den Berner Landeshauptmann Rudolf von Erlach aus dem Jahr . Das Büchlein ist getrennt in einen diätetischen und einen Kalenderteil. Auf eine inhaltliche Verschränkung der beiden Themenfelder zu einem konsequenten astromedizinischen Kompendium (wie etwa das → Iatromathematische Hausbuch oder das → Iatromathematische Corpus) hat T. verzichtet. Der erste Teil ist als Gesundheitsregimen für einen Choleriker mit melancholischem Einschlag (→ Temperamentenlehre) gestaltet. Eingerahmt wird das Regimen von einer standeskritischen Vorrede und einem persönlich gefärbten Schlusswort. T. orientiert sich an den «sex res non naturales» und bietet auch einen kurzen pharmazeutischen Abschnitt. Der sich anschließende «Kalender in tütscher zungen» für die Jahre , und ist wie die Prophetia de anno anhand der Alfonsischen Tafeln berechnet. Für jeden Monat werden Mondphasen, Tageslängen und Heiligenfeste angegeben. Darauf folgen u. a. Mondtafeln, Festtagsberechnungen, «Goldene Zahl», eine → Tierkreiszeichenlehre und eine Stundenregententafel, die für jede Stunde der einzelnen Wochentage den jeweils regierenden Planeten listet. Auch hat T. eine illustrierte Version des → VierundzwanzigParagraphen-Textes integriert.
Türst Seine einzige geographische Schrift De situ Confoederatorum descriptio (Beschribung gemeiner Eydgnosschaft) ist von fachliterarisch herausragender Bedeutung. Die zwischen und entstandene Beschreibung der zehn Orte der Eidgenossenschaft hat T. sowohl lat. als auch volkssprachig vorgelegt. Im Grundaufbau orientiert er sich an der ersten landeskundliche Darstellung der Schweiz durch → Albrecht von Bonstetten von (Der Obertütschheit Eidgenosschaft stett und lender gelägenheit). Im Gegensatz zu Albrecht minimiert T. die historiographischen Aspekte zu einem knappen historischen Rückblick am Beginn des Textes und stellt stattdessen die Topographie in den Vordergrund, vor allem detaillierte Stadtbeschreibungen. Er bietet auch exakte Entfernungsangaben, die allerdings angesichts einer beträchtlichen Fehlerquote geschätzt sein dürften. Je eine lat. und eine dt. Handschrift enthalten eine handgezeichnete Karte, welche die erste bekannte Karte der Schweiz darstellt und als älteste Regionalkarte der europäischen Kartographie überhaupt gilt. Die Karte ist nach Süden ausgerichtet mit einem ungefähren Maßstab :., verwendet die sog. Donnus-Projektion, die auf Donnus Nicolaus Germanus zurückgeht, und weist einige nicht unerhebliche Verzerrungen auf. Dennoch diente sie noch als Grundlage für die Schweiz-Karte in Johann Schotts Straßburger Ptolemaeus-Atlas von (VD P ). Ein Puechlin von den herrn von hapsburg von ist nur anhand eines Geschenks Maximilians an T. bezeugt, das als Belohnung für dessen Abfassung diente (Heinrich Zimerman/Franz Kreyczi [Hg.]: Urkunden und Regesten aus dem k. u. k. ReichsFinanz-Arch. In: Jb. der Kunsthist. Slg. des Allerhöchsten Kaiserhauses / [] S. I–LXXXI, hier S. IV [Nr. ]). Es könnte sich um ein genealogisches Werk gehandelt haben, für das sich T. womöglich abermals an Albrecht von Bonstetten orientiert hat (Historia Domus Austrie, ). Ü: Astrologische Gutachten: ) München, BSB, Clm , r (Pap., spätes . Jh.). – ) Bern, Burgerbibl., Cod. , r–v (Perg. und Pap., .–. Jh.). – ) Madrid, Biblioteca Nacional, Cod. , Bll. (Perg. spätes . Jh.); vgl. Inventario General de Manuscritos de la Biblioteca Nacional. Tomo (Mss. –). Madrid , S. ; Elisabeth Pellegrin: La Bibl. des Visconti el des Sforza ducs de Milán, au XVe siècle (Publ. de l’Inst. de recherche et d’histoire des textes ). Paris , S. . – ) Ein Astrologisches Consilium
Türst für Johann Konrad von Griessen, Abt von Rheinau, von nennt Höhener ( und ) ohne hsl. Nachweis. Der Text ist anderweitig nicht nachgewiesen. – Gesundheitsbüchlein: Zürich, ZB, Cod. Z VII , Bll. (Perg., , hochalemannisch). – Descriptio/Beschribung: Lat.: Berlin, SBB, Ms. Hamilton , Bll., (Perg., um ); Ludovico Sforza gewidmet. – Mailand, Arch. des Grafen Commendatore Ardua Sola (laut Ausg., S. ; nicht nachgewiesen); Maximilian I. gewidmet. – Modena, Biblioteca Estense, Ms. Lat. α. W. . (olim VI.C.; Kat.-Nr. CCXVI) v–v (Perg., spätes . Jh.); Maximilian I. gewidmet. – Wien, ÖNB, Cod. , Bll. (Perg., spätes . Jh.); Rudolf von Erlach gewidmet. – Dt.: Zürich, ZB, Ms. Z XI , Bll. (Perg., /, alemannisch); Rudolf von Erlach gewidmet. – Die beiden Maximilian I. gewidmeten Codices enthalten zusätzlich eine Au istung der in der Eidgenossenschaft ansässigen Adelsgeschlechter einschließlich ihrer Klostergründungen. Die beiden Rudolf von Erlach gewidmeten Codices sind mit den Landkarten ausgestattet. – Der ohne O., Drucker und J. als GW M gelistete Druck ist nur unzureichend belegt. A: Gesundheitsbüchlein: Conrad T.s iatromathematisches Gesundheitsbüchlein für den Berner Schultheißen Rudolf von Erlach. Mit Erl. hg. v. Alfred Schmid (Berner Beitr. zur Gesch. der Medizin und der Naturwiss. ). Bern , S. –. – Descriptio/Beschribung: Georg von Wyss/Hermann Wartmann: Conrad T. ‹De situ Confoederatorum descriptio›. In Quellen zur Schweizer Gesch. () S. –, – (lat.) – (dt. mit Faks. der Landkarte). L: Gundolf Keil/Peter Johanek, VL () Sp. –. – G. Keil, LexMA () Sp. f. – Hans-Peter Höhener, HLS (online, Version ..). – Theodor von Liebenau: Dr. Conrad T. als kaiserlicher Astronom. In: Anz. für Schweizerische Gesch. NF (/) S. f. – Heinrich Türler: Conrad T. In: ebd. (/ ) S. ; (/) S. . – Albert Büchi: Zu Dr. K. T. In: ebd. (/) S. . – Friedrich Hegi: Neues zur Lebensgesch. Dr. K. T.s In: ebd. (/) S. –. – Eduard Imhof: Die ältesten Schweizerkarten. Mit einem Faks. der ältesten gedruckten Schweizerkarte von . Zürich/Leipzig o. J. (). – Ders.: Die älteste gedruckte Karte der Schweiz. In: Mitt. der Geographisch-Ethnographischen Ges. Zürich
. Hälfte . Jh. (/) S. –. – Theophil Ischer: Die ältesten Karten der Eidgenossenschaft. Bern . – Schmid (s. Ausg.) S. –. – Georges Grosjean: Jahre Schweizer Landkarten. Zürich (Faks. der Karte aus dem Zürcher Ms. Z XI ). – Heinz Balmer: K. T. und seine Karte der Schweiz. In: Gesnerus () S. –. – Wolfram Schmitt: Theorie der Gesundheit und «Regimen sanitatis» im MA. Habil.-Schr. Heidelberg , S. , . – Arthur Dürst/Ugo Bonaconsa: Der Bodensee mit den angrenzenden Gebieten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz in alten Kartendarst. Tle. (Kat./ Kartenmappe). Konstanz (mit Faks. der Karte aus dem Cod. Vindobonensis ). – Jean-Pierre Bodmer: Chron. und Chronisten im SpätMA (Monographien zur Schweizer Gesch. ). Bern , S. f. – Richard Feller/Edgar Bonjour: Geschichtsschreibung der Schweiz vom SpätMA zur Neuzeit. Basel/Stuttgart , S. –. – Christoph Weißer: Wie benutzt man einen ma. Kalender? In: Vom Ein uss der Gestirne auf die Gesundheit und den Charakter des Menschen. Faks.-Ausg. des Ms. C der ZB Zürich (Nürnberger Kodex Schürstab). Bd. : Komm. Hg. v. G. Keil unter Mitarbeit von Friedrich Lenhardt/Ch. Weißer. Luzern , S. –. – Lorenz Welker: Das ‹Iatromathematische Corpus›. Unters. zu einem alemannischen astrologisch-medizinischen Kompendium des SpätMA mit Textausg. (Zürcher medizingeschichtliche Abh. ). Zürich , S. –. – Nils Beitmann: Digitaler Vergleich der ältesten Karten der Schweiz: T. –, Ptolemäus-Karte . Diplomarbeit Karlsruhe . – Wolfgang Wegner: T., Conrad. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , , , . – Urs Boschung: «Bys gesund ... !» Gesundheitsvorsorge in Bern um . In: Unipress () S. –. – H.-P. Höhener: K. T. in Bern und seine Beziehungen zu Rudolf von Erlach. In: Berns grosse Zeit. Hg. v. Ellen Judith Beer/Norberto Gramaccini. ., korrigierte Au . Bern , S. –. – Martin Bitschnau: K. T. und die ältesten Landkarten der Schweiz. Aspekte einer frühen Bildquelle aus Vorarlberger Sicht. In: Kunst Beziehung. FS Gert Ammann. Hg. v. Bernhard Braun/Leo Andergassen (SchlernSchr. ). Innsbruck , S. –. – Martina Stercken: Regionale Identität im spätma. Europa. Kartographische Darstellungen. In: Europa
. Hälfte . Jh. im Weltbild des MA. Kartographische Konzepte. Hg. v. Ingrid Baumgärtner/Hartmut Kugler (Orbis mediaevalis ). Berlin , S. – passim. – Ralph Adrian Ruch: Die Eidgenossenschaft im Bild. K. T.s Beitr. zur Kartographie spätma. Bünde. In: Ligues urbaines et espace à la n du Moyen Âge. Hg. v. Laurence Buchholzer/Olivier Richard (Sciences de l’histoire). Straßburg , S. –. – W. Schmitt: Medizinische Lebenskunst. Gesundheitslehre und Gesundheitsregimen im MA (Medizingesch. ). Berlin/Münster , S. f. VZ Engel, Johannes (auch: Angelus), * Aichach bei Augsburg, † .. Wien. – Astronomischer und medizinischer Gelehrter, Schriftsteller. E. nahm im Wintersemester / das Studium der Artes in Wien auf ( Bakkalaureus) und wechselte im August nach Ingolstadt. Nach seinem Magisterabschluss (Januar ) lehrte er an der dortigen Artistenfakultät und beteiligte sich an einem kurzlebigen und erfolglosen privaten Unterrichtsprojekt in den Humaniora. immatrikulierte sich E. an der Medizinischen Fakultät und wohl erst nach diesem Zeitpunkt dürfte auch sein mathematisches und astrologisches Interesse geweckt worden sein. Weitgehend mittellos, brach E. das Studium ab und verließ Ingolstadt. Er ist erst wieder in Augsburg bezeugt, wo er gemeinsam mit dem Augsburger Drucker Erhard Ratdolt einschlägige astronomische und astrologische Werke herausbrachte. E. betreute die Ausgaben als Korrektor. Ratdolt beförderte aber auch originäre Werke E.s zum Druck. Die editorische Tätigkeit scheint E. ein signi kantes Ansehen als mathematischer Gelehrter verschafft zu haben, denn wurde er nach Ingolstadt als erster dortiger Mathematiklektor berufen. Dort nahm er auch das Medizinstudium wieder auf. Im Ingolstädter Pestsommer von stellte E. seine medizinischen Kenntnisse in den Dienst der Stadt, was vom Rat entsprechend gewürdigt wurde. Zum humanistischen Kreis um Konrad Celtis, seit Lehrstuhlinhaber in Ingolstadt, hat E. offensichtlich erst spät Kontakt gehabt; zumindest gibt es vor keine Hinweise hierfür (vgl. Rupprich). Im selben Jahr wurde E. zum Dr. med. promoviert. Er verließ bald darauf Ingolstadt, um sich in Krems an der Donau als Arzt niederzulassen. Vermutlich um siedelte er nach Wien über, wo er sich gemeinsam mit
Engel Andreas Stiborius, der ebenfalls in Ingolstadt studiert hatte, astronomischen Forschungen widmete. Nach seinem Tod wurde E. nicht nur von Stiborius, sondern auch vom Theologen und poeta laureatus Thomas Resch sowie von Georg Tannstetter als herausragender Wiener Mathematiker gewürdigt. Tannstetter, von dem die Angabe des Todesdatums stammt, hat E. in seine Liste der «Viri mathematici» aufgenommen (Tabulae Eclypsiˉu Magistri Georgij Peurbachij [...]. Wien [VD P ] Bl. [aa]r). Bei den insgesamt vier Ausgaben astronomischer Werken von anderen Autoren aus Ratdolts Augsburger Offizin handelt es sich um Erstdrucke. Die Kolophone benennen E. als Korrektor (jeweils gleichlautend: «Magistri Joannis angeli viri peritissimi diligenti correctione»). Wer aber als Initiator oder eigentlicher Herausgeber verantwortlich zeichnet, lässt sich nicht klären. Die erhaltenen eigenen Werke E.s sind unter Umständen um zwei Titel zu ergänzen, von denen Tannstetter Nachricht gibt, ohne dass sich weitere Nachweise fänden: ein Libellum de correctione Calendarii und eine laut Tannstetter nicht abgeschlossene Vollendung der Tabulae aequationum motuum planetarum Georg Peuerbachs. Erstmals bei Claude François Milliet Dechales (Cursus seu Mundus mathematicus. Bd. . Lyon , S. a) wird eine Ephemerides coelestium motuum (o. ä.) genannt, die in den Jahren – von E. verfasst worden sei (GW Sp.a). Auch dieser Titel ist nicht nachweisbar. Erhalten sind hingegen vor allem zahlreiche → Almanache und Praktiken und auch ein Pesttraktat. Almnache erstellte E. seit und brachte sie (mit Ausnahme der beiden Almanache «nova» von und ) als Einblattdrucke heraus, zumeist sowohl in lat. als auch in dt. Sprache. Es ist zu vermuten, dass E. jährlich Almanache verfasst hat, von denen einige Jahrgänge nicht überliefert sind. Kennzeichen seiner Almanache sind die Kombination von Astrologie und Medizin. Feiertagsterminen oder Mondkalendern ist schon im ersten Almanach ein Kalender mit den günstigen Tagen für Purgation oder Aderlass beigegeben. Später – erstmals – erweitert E. das Spektrum um Wetterprognostik. Die Praktiken erschienen ausschließlich auf dt. und in Heftform. Beide – Almanache und Praktiken – stützen sich hinsichtlich ihrer astronomischen Grundlagen weitgehend auf die Ephemerides des Johannes → Regiomontanus und
Engel damit letztlich auf die Alfonsischen Tafeln. Ausnahme sind auch hier die beiden «neuen» Almanache, die sich grundsätzlich von den anderen unterscheiden. Dem Almanach novum atque correctum für hat E. ein programmatisches Vorwort beigegeben, in dem das alfonsische System als mangelhaft dargestellt wird. Der Haupteil des Druckes bietet die vollständigen Ephemeriden für . Deren Berechnungsgrundlage stellen neue, von den alfonsischen Darstellungsformen abweichende Planetentafeln dar, die von E. selbst erstellt worden sind. Leider sind sie nicht erhalten (Rekonstruktionsversuch bei Dobrzycki/Kremer [s. Lit.]). Die Praefatio des «neuen» Almanachs für bietet eine polemische Entgegnung E.s auf seine Kritiker, die seine Abkehr vom etablierten System auf den Plan gerufen hat. Das astrologische Hauptwerk E.s ist das Astrolabium planum in tabulis, eine Umsetzung des scheibenförmigen Instruments in astronomischen Tafeln. Für die beiden mittleren Abschnitte des insgesamt vierteiligen Werks greift E. auf etabliertes Material zurück: Im zweiten, zentralen Teil werden die Imagines des Petrus von Abano wiedergegeben (Abbildungen zu den Dekanen und Graden des Tierkreises nebst prognostischen Beischriften); im dritten Teil bietet E. Auszüge aus der Mathesis des Iulius Firmicus Maternus zu den Nativitäten. Der selbst verfasste erste Teil enthält Tafeln zur Berechnung der Aszendenten der Tierkreiszeichen sowie zu den Gleichungen der Himmelshäuser. Der abschließende vierte umfasst Tafeln zu den Tagesund Nachtlängen der unterschiedlichen Klimazonen. Die Abbildungen im zweiten Teil waren für einen großen Teil der späteren Imagines-Rezeption maßgeblich. Außerhalb seines astronomisch-astrologischen Schrifttums steht die einzige überkommene medizinische Schrift E.s, sein frühestens entstandener Pestraktat, der erst sechs Jahre nach seinem Tod erschienen ist. Er ist dreiteilig (Ursachen und Prophylaxe, Symptome und Diagnose, Therapie und Medikation), stützt sich auf die gängige Literatur (vor allem auf → Avicenna) und bietet auch eigene Beobachtungen und Konzepte, darunter als Medikation ein von E. hergestelltes Heilwasser. Ü: Von E. als Korrektor betreute Ausgaben Erhard Ratdolts: Abˉu-Ma’ˇsar: Albumasar de magnis coniunctionibus: annorum reuolutionibus. Augsburg (GW ). – Pierre
. Hälfte . Jh. d’Ailly (→ Petrus de Alliaco): Cˉocordˉatia astronomie cˉu theologia Cˉocordˉatia astronomie cˉu hystorica narratione. Et elucidariˉu duo[rum] precedentium d[omi]ni Petri de Aliaco cardinalis Cameracensis. Augsburg (Ludwig Hain: Repertorium bibliographicum. Bd. /. Stuttgart , Nr. ). – Johannes → Regiomontanus: Tabule directionˉu profectionˉuq[ue] famosissimi viri Magistri Joannis Germani de Regiomonte in nativitatibus multum utiles. Augsburg (Hain [s. o.] Bd. , [] Nr. ). – Guido bonatus de forliuio. Decem continens tractatus astronomie. Augsburg (GW ) Mit nachträglich vorgestelltem Register von Jacobus Canter. – Almanache: Auf das Jahr , dt.: Bamberg: Marx Ayrer (? [Typen von Johann Sensenschmidt]); anonym («von einem maister zu Ingolstadt») (GW ; Falk Eisermann: Verz. der typographischen Einblattdrucke des . Jh. im Heiligen Römischen Reich Dt. Nation [VE ]. Bd. : Kat. A–I. Wiesbaden , Nr. A- f.). – Auf das Jahr , dt.: Nürnberg: M. Ayrer (Fragm.) (GW ; VE A-). – Auf das Jahr , lat.: Ebd.: Ders. (GW ; VE A-). – Auf das Jahr , dt: Augsburg: E. Ratdolt (GW f.; VE A- f.). – Auf das Jahr , lat.: Ebd.: Ders. (GW ; VE A-). – Auf das Jahr , dt./lat.: Heidelberg: Friedrich Misch (GW /; VE A-/). – Auf das Jahr , dt./lat.: Augsburg: E. Ratdolt (GW /; VE A-/). – Auf das Jahr , dt.: Ebd., Peter Berger (Fragment) (GW N; VE A-). – Auf das Jahr und : Wien: Johann Winterburger (vgl. Seethaler [s. Lit.] S. f.). – Almanach novum atque correctum: Für und : Ebd.: Ders., und (VD E f.); die Ausgabe von ist vermutlich von Jörg → Radendorfer veranstaltet worden. – Praktiken: Undatierte «Practica maister engels von haidelberg [...]»: [Strassburg: Johann Grüninger (?)] (GW ). – Auf das Jahr : Nürnberg: M. Ayrer (GW ); Faks. in: Wetterprognosen und Wetterberichte des XV. und XVI. Jh. Mit einer Einleitung hg. v. Gustav Hellmann (Neudr. von Schr. und Karten über Meteorologie und Erdmagnetismus ). Berlin , Nr. . – Auf das Jahr : [Ingolstadt (?)] (GW a, kein nachgewiesenes Exemplar). – «Practica Magistri Johannis Engel zu Ingelstat» (Jahreshinweis am Textende: «Auff das XCvij Jare»): Ingolstadt: Georg Wirffel/M. Ayrer
. Hälfte . Jh. [um ]. – Umstritten ist eine fragmentarische Praktik: [Ebd.: Dies., um /] (?); Zuweisung auch an Marcus → Schinnagel [Ulm: Johann Zainer d. Ä., ] (?) (GW bzw. M). Vgl. Peter Amelung: Eine Ulmer Praktik auf das Jahr . Ein Beispiel für die Schwierigkeiten beim Bestimmen fragmentarischer Prognostiken. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Gerhard Stalla: Bibliogr. der in Ingolstadt gedruckten Inkunabeln. In: ebd. () S. –, hier S. . – Astrolabium planum in tabulis: Augsburg: E. Ratdolt, (GW ) mit Widmungsbrief von Ratdolt an Albrecht IV. von Bayern. – Venedig: Johann Emerich, (GW ); weitere Drucke: Ebd., und . – Englische Übersetzung von R. Turner: Εσοτρον Αστρολογικον. Astrologicall opticks, wherein are repres. the faces of every signe [...]. London . – Pestraktat: Tractat von der Pestilentz Joanni Engel der Freyen künsten vnd artzney Doctor [...]. Augsburg: Sigmund Grimm/ Marx → Wirsung, (VD E ). – Zu Digitalisaten zahlreicher Drucke s. GW/VD . A: Präfatio des Almanach novum atque correctum für : Dobrzycki/Kremer (s. Lit.) S. –. L: Wolfram Schmitt, VL () Sp. f.; () Sp. . – Franz Josef Worstbrock, VL Dt. Hum. () Sp. –. – Hundert Kalender-Inkunabeln. Hg. v. Paul Heitz. Mit begleitendem Text von Konrad Haebler. Straßburg . – G. Hellmann: Beitr. zur Gesch. der Meteorologie Bd. (Veröff. des Preußischen Meteorologischen Inst. ). Berlin , S. , , f. – Der Briefwechsel des Konrad Celtis. Gesammelt, hg. und erl. v. Hans Rupprich (Veröff. der Kommission zur Erforschung der Gesch. der Reformation und Gegenreformation, Humanistenbriefe ). München , S. , und Nr. . – Ernest Wickersheimer: Note sur J. E. (Angeli) d’Aichach, astrologue et médicin, mort à Vienne . In: FS Max Neuburger. Mit internationalen medicohist. Beitr. Wien , S. –. – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. ., unveränderte Au . der Erstau . von mit einem Nachtrag von Nummern. Stuttgart , Reg. – Ders.: Leben und Wirken des Joh. Müller von Königsberg, genannt Regiomontanus (Militaria /). ., verb. und erw. Au . Osnabrück , S. f., –. – Bernhard Dietrich Haage: Dekane und Paranatellonta des ‹Astrolabium planum›
Schlüsselfelder in einem Nürnberger Fragm. In: Arch. für Kulturgesch. () S. –, hier S. –. – Das Heidelberger Schicksalsbuch. Das ‹Astrolabium planum› dt. aus Cpg der UB Heidelberg. Bd. : Komm. von B. D. Haage. Frankfurt/M. , S. f., , , , , . – Josef Seethaler: Das Wiener Kalenderwesen von den Anfängen bis zum Ende des . Jh. Diss. (masch.) Wien . – Helmuth Grössing: Humanistische Naturwiss. Zur Gesch. der Wiener mathematischen Schulen des . und . Jh. (Saecula spiritalia ). Baden-Baden , S. f. – Eberhard Knobloch: Astrologie als astronomische Ingenieurkunst des HochMA. Zum Leben und Wirken des Iatromathematikers und Astronomen J. E. (vor –). In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Leonore Liess: Gesch. der medizinischen Fakultät in Ingolstadt von bis (Schriftenreihe der Münchener Vereinigung für Gesch. der Medizin ). Gräfel ng , S. f. – H. Grössing: Angelus, J. In: Arch. der Gesch. der Naturwiss. () S. –. – Christoph Schöner: Mathematik und Astronomie an der Univ. Ingolstadt im . und . Jh. (Ludovico Maximilianea. Forschungen ). Berlin , S. – und Reg. – Jerzy Dobrzycki/Richard L. Kremer: Peuerbach and Marˉagha Astronomy? The Ephemerides of J. Angelus and their Implications. In: Journal for the History of Astronomy () S. –. – C. Schöner: J. E. In: Biogr. Lex. der Ludwig-Maximilians-Univ. München. Bd. : Ingolstadt – Landshut. –. Hg. v. Laetitia Boehm (Ludovico Maximilianea. Forschungen ). Berlin , S. f. VZ Schlüsselfelder, Heinrich. – Übersetzer (?) des Fiore de Virtù, zweite Hälfte . Jh. Der Name H. S. begegnet im etwas jüngeren der beiden Textzeugen einer dt. Prosafassung des Fiore de Virtù. Da in der älteren Handschrift als Autorangabe sich nur «Arigo» ndet, die italienische Form des Vornamens, wurde seit Baesecke () der Fiore-Übersetzer mit demjenigen → Arigo gleichgesetzt, auf den die erste dt. Decamerone-Übertragung zurückgeht. Seit BertelsmaierKierst () wird die Identität der beiden Übersetzer nicht mehr angenommen, da u. a. dialektale und stilistische Argumente deutlich dagegen sprechen. Während das dt. Dekameron im bairischösterreichischen Sprachraum und damit in der alpinen Kontaktregion von dt. und italienischer Kultur
Schlüsselfelder entstanden sein dürfte, weist bei den Blumen der tugend sowohl die Sprache als auch der Familienname S. nach Nürnberg. Allerdings kann die Übersetzerschaft S.s nicht mit letzter Sicherheit postuliert werden, da der Namenszusatz «H. S.» keine zweifelsfreie Autornennung darstellt und die entsprechende Nachschrift auch als Schreibernotiz interpretierbar ist. Es spricht jedoch einiges dafür, dass es sich bei H. um den Autor handelt: Im entsprechenden Codex folgt auf die in den Haupttext integrierte erste Subscriptio mit der Namensangabe eine zweite, die deutlich abgesetzt ist und die Datierung der Abschrift liefert (s. Überl.). Außerdem bestehen wörtliche Übereinstimmungen zwischen der Vorrede zur Übersetzung und der ersten Nachschrift. S. dürfte der ratsfähigen Nürnberger Kaufmannsfamilie Schlüsselfelder angehört haben, die gegen Ende des . Jh. aus Bamberg in die Reichsstadt übergesiedelt ist. Der Vorname H. ist in diesem Geschlecht im entsprechenden Zeitraum in drei Generationen vierfach belegt. Zwei Namensträger kommen als Übersetzer in Betracht, bei denen es sich um Stiefbrüder gehandelt haben könnte: H. «der elt» († ) und H. «der jung» († ). Beide sind nur spärlich belegt; Hinweise auf literarische Tätigkeiten fehlen jeweils gänzlich. Die Übersetzung könnte fern der Nürnberger Heimat entstanden sein, worauf die Formulierung «mir armen Elenden» in der Nachschrift hindeutet. Die italienischen Fiore de Virtù sind im ersten Viertel des . Jh. in der Umgebung von Bologna entstanden. In Kapiteln werden Tugenden und Laster vorgeführt, deren Ordnung sich an → Thomas von Aquin anlehnt. Die einzelnen Kapitel folgen stets dem gleichen Muster: Die Tugenden oder Laster werden über die Assoziation mit bestimmten Tieren vorgestellt, durch Autoritätenzitate (aus zumeist zweiter Hand) erläutert und durch abschließende Exempla veranschaulicht. Welche Redaktion des Fiore der dt. Prosafassung zugrunde gelegen hat, ist nicht geklärt. Sicher ist, dass S.s Vorlage mit derjenigen Hans → Vintlers, Verfasser der dt. Reimpaarversion Pluemen der tugent, nicht identisch gewesen sein kann. S.s «puch der lere c¸ ucht vnd anweisung genant die plumen der tugˉet genade vnd c¸ üchtïche´yt» stellt eine freie Übertragung der italienischen Prosa dar. Späteren humanistischen Ansprüchen an werkgetreues Übersetzen vermag S. schwerlich schon zu entsprechen. Seine bairische Schreibsprache zeigt
. Hälfte . Jh. neben mitteldt. auch südbairische Elemente. Dieser Befund stützt die Nürnberger Provenienz des Textes, da im Sprachusus des nordbairischen Handelszentrums sich sprachliche Merkmale unterschiedlicher Provenienzen überlagerten. Das Übersetzungswerk könnte sich an literarturinteressierte Vertreter des Nürnberger Patriziats gerichtet haben. Angehörige des hö schen Milieus sind als Adressaten indes nicht auszuschließen. Ü: Hamburg, SUB, Cod. in scrin. (H) S. – (Pap., , nürnbergisch). In der Hs. folgen: → Albertanus von Brescia: De doctrina dicendi et tacendi, dt. (S. –) Rezepte und Tischzucht (S. –; → Tischzuchten). Signatur/Datierung nach den plumen der tugent: «ARIGO Opus per feci An dem ach und Cwan¸ ¸ cigsten tage des Augusten». – St. Gallen, Kantonsbibl., VadSlg Ms. (StG) Bll., (Pap., , bair. mit mitteldt. Einschlag); mit Federzeichnungen und eingeklebten Kupferstichen. Erste Subscriptio (S. ): «Also hat das puch der tugent vnd mein wercke ein Ende got der herre Jesu xpc mir armen Elenden he´ynrichen schlússelfelder das c¸ u gute sende amen». Zweite Subscriptio: «ANO DOMINI An dem vir vnd¸cwan¸cigsten tage des Nouember [...]». Digitalisat der Hs. unter: www.ecodices.unifr.ch/de/vad/. – Das Verhältnis der beiden tradierten hsl. Fassungen zueinander ist ungeklärt. Offensichtlich ist, dass StG keine Abschrift von H ist. Unabhängig von H scheint StG indes auch nicht zu sein. StG dürfte demnach eine Revision des Textes aus H enthalten. Die Abhängigkeit vom H-Text ist dadurch evident, dass Randvermerke (Korrekturen oder Ergänzungen) aus H in den Fließtext von StG integriert sind. Dass in StG gegenüber H auch zahlreiche Italianismen getilgt wurden, plausibilisiert die dt. Namensform in StG gegenüber der italienischen in H. A: Auszüge aus H bei Vogt (, s. Lit.) S. –. L (s. auch → Arigo): Ehrismann / / () S. f. – Jan-Dirk Müller, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. (Reg.). – Joachim Knape, LexMA () Sp. . – Christa Bertelsmeier-Kierst, Killy () S. f. – Johann Martin Lappenberg: Zu Vintlers Blume der Tugend. Tl. . In: ZfdA () S. –. – Friedrich Vogt: Rezension Max Herrmann, Albrecht von Eyb und die Frühzeit des dt. Humanismus. In: Göttingische Gelehrte Anzeigen , Nr. , S. –. – Hans Möller:
. Hälfte . Jh. Arigo und seine Decamerone-Übers. Diss. Leipzig . – F. Vogt: Arigos Blumen der Tugend. In: ZfdPh () S. –. – Karl Drescher: Arigo, der Übers. des Decameron und des Fiore di virtù. Straßburg (Rezensionen: Georg Baesecke, AfdA [] S. –; Gustav Ehrismann, ZfdPh [] S. –). – Georg Baesecke: Arigo. In: ZfdA () S. . – Hans Fehrlin: Zwei dt. Prosa-Hss. der «Blumen der Tugend». In: Festgabe für Samuel Singer. Hg. v. Harry Mainc. Tübingen , S. –. – Hans Kars: Arigo. Diss. Halle . – Ch. Bertelsmeier-Kierst: ‹Griseldis› in Deutschland. Stud. zu Steinhöwel und Arigo (GRM-Beih. ). Heidelberg . – Klaus Arnold: Arigo – H. S. aus Nürnberg? Arrigho die Federigho della Magna/Heinricus Martellus in Florenz? In: Pirckheimer-Jb. () S. –. VZ Henckel, Georg (auch: Georgius Henckl). – Schreiber, lebte um . H.s Lebensumstände sind insgesamt unsicher. Er wurde früher mit einem / in Wien nachgewiesenen Studenten identi ziert, was von der neueren Forschung jedoch abgelehnt wird. Im nicht weit von Eperies (Preˇsov) gelegenen Leutschau (Levoˇca) ist ein G. H. nachweisbar, der starb. Es könnte sich dabei freilich auch um einen Verwandten H.s gehandelt haben. Ein G. H. verfasste im slowakischen Eperies einen dt. Brief, dessen Text überliefert ist. Das Schreiben ist an einen Kleriker namens Hilarius gerichtet, der in Bartfeld (Bardejov) lebte. H. bezieht sich im Brief auf eine Handschriftenbestellung des Hilarius, erwähnt aber auch andere Kunden. Außerdem bittet H. um einen Vorschuss, um u. a. Gold und Farben kaufen zu können. H. bot also wahrscheinlich nicht nur einfache Schreibarbeiten an, sondern stellte auch aufwändiger ausgestattete Handschriften her. Von H. stammt möglicherweise eine erhaltene Rechtshandschrift von (Preˇsov, SB, cod. ). Ü: Vgl. Elemér (s. Lit.). – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , S. (Nr. b). A: Elemér (s. Lit.). L: Rainer Rudolf, VL () Sp. f. – Varjú Elemér: Egy eperjesi könyvfestö levele bol. In: Magyar Könyvszemle () H. , S. –. – Béla von Pukánszky: Gesch. des dt. Schrifttums in Ungarn. Münster/Westf. , S. , . – Gerhard Eis/R. Rudolf: Altdt.
Henckel Schrifttum im Nordkarpatenraum. München , S. f. – Kilián Szigeti: Denkmäler des Gregorianischen Chorals aus dem ungarischen MA. In: Studia Musicologica Academiae Scientiarum Hungaricae () S. –, hier S. . – Jozef Kuzmík: Slovník Starovekých a Stredovekých Autorov Pramenov a Knizných Skriptorov so Slovenskými Vztahmi. V Martine , Nr. . MM Bra(e)m, Konrad. – Drucker in Löwen, Redaktor und Übersetzer medizinischer Schriften, zweite Hälfte . Jh. B. entstammte der Kölner Region und immatrikulierte sich an der Universität Löwen, um Kirchenrecht zu studieren. Noch eröffnete er eine eigene Offizin in Löwen, wo seine Drucktätigkeit bis nachgewiesen ist. Sein Typeneinsatz legt nahe, dass er zuvor in Paris in der ersten französischen Buchdruckerei bei Martin Crantz, Michael Friburger und Ulrich Gering sein Handwerk erlernt hat. Das Programm war zunächst klassisch-philosophisch geprägt (→ Aristoteles [GW , N, f., ], Porphyrios [GW M, M]). berücksichtigte B. mit einem → PiccolominiDruck (GW M) auch den zeitgenössischen Frühhumanismus und nahm im Folgejahr mit einer Dionysius Cartusianus-Ausgabe (GW ; → Dionysius der Kartäuser) auch die spätma. Scholastik ins Programm. Im November druckte B. einen ndl. medizinischen Sammelband (GW M), wobei er nicht nur für Auswahl und Redaktion der Texte verantwortlich zeichnet, sondern einige Passagen selbst aus dem Lateinischen in die Volkssprache übertrug. Der Band bietet zunächst die Chirurgia parva des → Lanfrank von Mailand. Hier hat B. offensichtlich die niederfränkische Übersetzung aus dem . Jh. zugrunde gelegt, sie mit dem Original abgeglichen und gegebenenfalls den volkssprachigen Text durch eigene Übertragungen ersetzt. Beim zweiten Stück des Druckes, dem → Vierundzwanzig-Paragraphen-Text nach → Avicenna ist B.s Eigenanteil an der Übersetzung ungeklärt. B:: Andrew Pettegree/Malcolm Walsby (Hg.): Netherlandish books. Books published in the low countries and Dutch books printed abroad before . Bde. Leiden/Boston , Reg. (Bd. , S. ). L: Ernst Kelchner, ADB () S. f. – Gundolf Keil, VL () Sp. . –
Sorg Wytze und Lotte Hellinga: The fteenth century printing types of the Low Countries. Amsterdam , Nr. . – Rolf Müller: Der «Jonghe Lanfranc» (Altdt. Lanfranc-Übers. ). Diss. Bonn , S. . – Ferdinand Geldner: Die dt. Inkunabeldrucker. Ein Hb. der dt. Buchdrucker des . Jh. nach Druckorten. Bd. . Die fremden Sprachgebiete. Stuttgart , S. . – G. Keil/R. Müller: Dt. Lanfrank-Übersetzungen des . und . Jh. In: Medizingesch. in unserer Zeit. FS Edith HeischkelArtelt/Walther Artelt. Hg. v. Hans-Heinz Eulner u. a. Stuttgart , S. –, hier S. . – Heinz Ulrich Röhl/G. Keil: Tradition und Intention. Gliederungsprobleme in der ‹Kleinen Chirurgie› Lanfranks. In: Acta congressus internationalis XXIV historiae artis medicinae. Bd. . Hg. v. Jószef Antall u. a. Budapest , S. –. – Stefan Scholle: Lanfranks «Chirugia parva» in mittelniederfränkischer Übertragung (Altdt. LanfrankÜbersetzungen /). Diss. Würzburg . – Otto Mazal: Die Überl. der antiken Lit. im Buchdruck des . Jh. Bd. (Bibl. des Buchwesens ). Stuttgart , S. f. VZ Sorg, Anton, * um Augsburg, † vor September Augsburg. – Brief- und Kartenmaler, Buchdrucker und -führer, Besitzer einer Papiermühle, Übersetzer. Der vor als Brief- und Kartenmaler tätige S., Sohn des Kartenmachers Anton S. d. Ä., veröffentlichte während seiner -jährigen Druckertätigkeit knapp Bücher, zunächst ausschließlich lat., seit hauptsächlich deutschsprachige, zumeist mit Holzschnitten ausgestattete Werke, darunter → Ulrichs von Richental Geschichte des Konzils von Konstanz. S. verlegte von Beginn an deutschsprachige Reiseliteratur (u. a. Das b˚uch des edlˉe ritters vˉn landefarers Marcho → Polo, ), dt. Prosaromane (u. a. → Tristrant und Isalde, ) und Novellenübersetzungen (u. a. Aeneas Silvius → Piccolomini, Histori von Lucretia vnd Eurialo, ). Zu seinem Verlagsprogramm gehörten auch religiöse Erbauungswerke (u. a. Johannes → Nider, Die vierundzweinczig guldin harpffen, ), theologische Gebrauchsliteratur, juristische (u. a. Hie hebet sich an das keyserlich landtrechtbuch, ; Hie vahet an das register des ersten b˚uchs über den sachsenspiegel [...], ) und historiographische Texte, Ratgeber, populäre Wissensliteratur (u. a. → Konrad von Megenberg, Das b˚uch der natur, ), Arzneibücher (u. a. von → Ortolf von Baierland, ) sowie
. Hälfte . Jh. Kleindichtung in Reimpaarversen und Lieder. erschien seine erste dt. Bibel (→ Oberdeutsche Bibeldrucke); die zwei Teile des Drucks enthalten bzw. Holzschnitte. erwarb S. eine Papiermühle. Sein erster signierter Druck, die Quinquaginte des → Augustinus (GW ) erschien im Februar , sein letzter, die Epistolae et Evangelia (Hain ) in dt. Sprache, trägt das Datum vom ... S. arbeitete häu g mit Johann → Bämler (/–) und Johann Schönsperger d. Ä. (um –vor ..), den beiden anderen großen Augsburger Druckern der Zeit, zusammen. Eine Tochter S.s war mit dem Drucker Johann Schobser († ) verheiratet. Von S. stammt Das Buch vom Leben der Meister (Das b˚uch von dem leben vnd sitten der heydnischen maister, Druck , GW ; Nachdr. ), eine Übersetzung des früher dem englischen Philosophen Walter Burley (/–nach ) zu Unrecht zugeschriebenen Liber de vita et moribus philosophorum poetarumque veterum (s. dazu Hans → Lobenzweig). Als Vorlage benutzte S., der sich im Kolophon als Übersetzer nennt, nicht eine Inkunabel, sondern eine Handschrift. Er kannte vielleicht die versi zierte Druckausgabe von Johann Sensenschmidt (Bamberg ); eine Abhängigkeit ist jedoch ebensowenig erkennbar wie mit Sicherheit auszuschließen ist, dass S. Lobenzweigs Übersetzung benutzt hat. S. hielt sich in Inhalt, Syntax und Aufbau ( Kapitel von Thales bis Seneca) eng an seine Vorlage und zog keine anderen Quellen heran. Wörter oder Teilsätze werden nur in erklärender bzw. eine Aussage verstärkender Absicht hinzugefügt. Für die unterschiedlich langen Auslassungen im Text lassen sich keine systematischen Gründe erkennen. Durch das Weglassen der für einen Laien wohl unverständlichen Werktitel erfuhr das Seneca-Kapitel die stärkste Veränderung gegenüber der Vorlage. S. war auch der Urheber von gedruckten Buchanzeigen in dt. Sprache für deutschsprachige Bücher (–; vgl. u. a. GW M, Incipit: «Wäre yemants hie d da gute teütsche bücher mit diser geschrift gedruckt kauffen wölte der mag sich fügen in die herberg als vnden an diser zetel verzaichnet ist»). Ü: Augsburg, Anton Sorg (GW ). Von dieser Inkunabel sind noch Exemplare nachweisbar (Wedler, S. ); Nachdruck Augsburg: Sigmund Grimm und Marx → Wirsung, (Wedler, S. –).
. Hälfte . Jh. A: Bücheranzeige (s. o.): Schmidt (s. Lit.) S. f. L: Wilhelm Vogt, ADB () . – Rainer Wedler, VL () –. – R. Herz, LGB () S. f. – Norbert H. Ott, NDB () f. – Albert Schramm: Der Bilderschmuck der Frühdrucke. Bd. : Die Drucke von A. S. in Augsburg. Leipzig . Nachdr. Stuttgart . – E[rnst] Voulliéme: Die dt. Drucker des fünfzehnten Jh. Berlin , S. –. – Ders.: Eine neue Bücheranzeige des A. S. in Augsburg. In: Buch und Bucheinband. Aufsätze und graphische Bll. zum . Geburtstage von Hans Loubier. Hg. v. Max Joseph Husung. Leipzig , S. –. – Adolf Schmidt: Bücheranzeige von A. S. in Augsburg /. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Carl Wehmer: Zur Beurteilung des Methodenstreits in der Inkunabelkunde. In: ebd. () S. –. – Alban Dold: Ein neugefundener Kalender-Einblattdruck auf das Jahr aus der Offizin des A. S. zu Augsburg. In: Gutenberg-Jb. / (/) S. –. – Curt F. Bühler: A. S.’s German Passio Christi of . In: ebd. () S. –. – Sam Follett Anderson: A Variant Specimen of A. S.’s «Bücheranzeige» of –. In: The Papers of The Bibliographical Society of America () S. –. – Helmut H. Schmid: Augsburger Einzelformschnitt und Buchillustration im . Jh. (Stud. zur Dt. Kunstgesch. ). Baden-Baden/Straßburg (Nachdr. Baden-Baden ) bes. S. –. – Heinrich Grimm: Die Buchführer des dt. Kulturbereichs und ihre Niederlassungsorte in der Zeitspanne von bis um . In: Arch. für Gesch. des Buchwesens () Sp. –, bes. Sp. f. (S.s Bücheranzeige wird fälschlich als die erste deutschsprachige bezeichnet). – Ferdinand Geldner: Die dt. Inkunabeldrucker. Ein Hdb. der dt. Buchdrucker des XV. Jh. nach Druckorten. Bd. . Stuttgart , S. –. – R. Wedler: Walter Burleys «Liber de vita et moribus philosophorum poetarumque veterum» in zwei dt. Bearb. des SpätMA. Diss. Heidelberg . – Inge Leipold: Unters. zum Funktionstyp «Frühe deutschsprachige Druckprosa». Das Verlagsprogramm des Augsburger Druckers A. S. In: DVjs () S. –. – Severin Corsten/Reimar Walter Fuchs (Hg.): Der Buchdruck im . Jh. Eine Bibliogr. Stuttgart , Bd. , S. f.; Bd. , S. . – Falk Eisermann: Ein Augsburger Almanach auf das Jahr . In: GutenbergJb. () S. –. – Hans-Jörg Künast: «Ge
Ghotan truckt zu Augspurg». Buchdruck und Buchhandel in Augsburg zwischen und (Studia Augustana ). Tübingen , Reg. – Augsburger Buchdruck und Verlagswesen. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hg. v. Helmut Gier/Johannes Janota. Wiesbaden , Reg. – Jürgen Vorderstemann: Augsburger Bücheranzeigen des . Jh. In: ebd., S. –, bes. S. –, –. – H.-J. Künast: A. S. In: Augsburger Stadtlex. ., völlig neu bearb. und erheblich erw. Au . Hg. v. Günther Grünsteudel u. a. Augsburg, , S. . – Frieder Schanze: Einblattdruck-Fragmente A. S.s von ca. mit dt. Liedern – Relikte eines Mementomori-Flugblattes? In: Scrinium Berolinense. Tilo Brandis zum . Geburtstag. Hg. v. Peter Jörg Becker u. a. (Beitr. aus der Staatsbibl. zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz ). Berlin , Bd , S. –. BJ Ghotan, Bartholomäus, * vor Magdeburg (?), † vor September Russland. – Geistlicher, Drucker. G. war ursprünglich Domvikar in Magdeburg; er ist noch als Kleriker nachweisbar. Seit war er mit Unterstützung von Lukas Brandis als frühester Magdeburger Drucker tätig. Ab / lebte und arbeitete G. in Lübeck. expandierte G. nach Schweden. Er richtete in Stockholm eine weitere Druckerei ein und lebte zeitweise auch in der Stadt. Wegen eines Rechtsstreits kehrte er nach Lübeck zurück, druckte aber weiterhin für schwedische Auftraggeber wie den Bischof von Åbo. Dieser erlaubte G. die Gewährung von Ablässen und schenkte ihm eine wertvolle Reliquie. Im selben Jahr reiste G. nach Russland, da Großfürst Iwan III. (–) an seinen Diensten interessiert war. Möglicherweise benutzte G. diese Reise auch, um vor Gläubigern zu iehen: Die Quellen enthalten Hinweise auf nanzielle Probleme G.s in Lübeck. Zuletzt ist G. beim Erzbischof in Novgorod nachgewiesen. Im September wird G. als verstorben bezeichnet, sein Lübecker Haus verkauft. Reimar Kock gibt in seiner Lübecker Chronik von an, G. sei auf der Rückreise aus Russland ermordet worden. Die Forschung hat verschiedentlich vermutet, er sei bei Unruhen ums Leben gekommen oder als Spion getötet worden. Die wahren Hintergründe von G.s Tod sind aber bis heute unbekannt. Auch
Ghotan eine manchmal erwogene Beteiligung G.s an der → Lübecker Mohnkopf-Offizin ist nicht bewiesen. G.s Arbeit als Drucker war von Beginn an stark durch kirchliche Aufträge geprägt. Dies schlug sich in einer umfangreichen Produktion geistlicher und liturgischer Schriften nieder, darunter Ablässe, Psalter, Breviarien, Messbücher und Heiligenviten. G.s Drucke entstanden für Diözesen und Sprengel in Deutschland und Skandinavien, u. a. Magdeburg, Hamburg, Åbo, Strängnäs und Uppsala. Außerdem veröffentlichte G. Kalender, Almanache und Prognostiken, medizinische und grammatische Werke von namhaften und unbekannten Autoren. Er verlegte nd. und lat. Schriften, vereinzelt auch dt. und lat. Fassungen des gleichen Textes. G.s zahlreiche Drucke können hier nur in Auswahl vorgestellt werden: Seine erste Produktion war nach heutiger Kenntnis das Missale Praemonstratense von (GW M). publizierte er ein Missale Hildensemense (GW M), ein Missale Magdeburgense (GW M) und wahrscheinlich einen Ablassbrief des Johannes Nixstein (GW M). Im selben Jahr druckte G. auch einen nd. Almanach (GW ), dem bis mehrere Almanache folgten. Um / erschien bei G. ein lat. Leben und Tod-Druck (GW N), der um auch in dt. Sprache gedruckt wurde (GW M). Aus dem Jahr stammt → Zeichen der falschen Gulden (GW M). verwirklichte G. ein sehr umfangreiches Programm an Drucken. Von besonderer Bedeutung ist darunter das nd. Kräuterbuch → Promptuarium medicinae (GW M), eine der frühesten Inkunabeln ihrer Art. Das Werk bietet über Drogenmonographien und eine umfangreiche Textschleppe aus Traktaten, Lassregeln, einem Kräuterkalender und anderen Stücken. G. verfasste die Vorrede des Drucks; sein genauer Anteil an dem Werk ist unsicher. Das → Promptuarium medicinae wurde nachgedruckt, erfuhr ansonsten jedoch keine nennenswerte Rezeption. Ebenfalls druckte G. ein nd. Prognostikon von Martin → Pollich (GW M), ein von Bischof Berthold II. von Landsberg veranlasstes Breviarium Verdense (GW ), einen Ablassbrief des Hinricus Kannengeter (GW M) und die Bulle Sacrosanctis domini nostri von Papst Sixtus IV. (GW M). verlegte G. u. a. das Arzneibuch des → Ortolf von Baierland (GW M), das Licht der Seele (GW M) und eine nd. Vita des → Hieronymus (GW ). Um das selbe Jahr
. Hälfte . Jh. wurden ein Missale Hamburgense (GW M) und ein Breviarium Hamburgense (GW ) gedruckt, zudem ein Ablassbrief des Bartholomäus de Camerino (GW N) und der Wässertraktat des Michael → Puff von Schrick (GW M). Ab etwa publizierte G. mehrere nd. Stundenbücher, einen nd. → Spiegel der Tugenden (GW M). Um druckte G. eine nd. Fassung der Revelationes von → Birgitta von Schweden (GW ) und ab etwa demselben Jahr mehrere Ausgaben der Ars minor des → Donatus. Ab druckte G. mehrmals Schriften von Raimund → Peraudi. erschienen bei G. eine lat. Katharinenlegende (GW M) und ein Missale Strengense (GW M). Im Auftrag von Bischof Konrad Bitz produzierte er das Missale Aboense (GW M). Ebenfalls wurden ein Missale Fratrum Praedicatorum (GW M) und Missale speciale votivale (GW M) gedruckt. Unter den späteren Drucken G.s sind ein Prognostikon für von Johann → Virdung (GW M) und eine weitere Birgitta-Ausgabe (GW ). Der Druck entstand im Auftrag der Birgitten von Vadstena, enthält einen lat. Text von Birgittas Werk und ist großzügig mit Holzschnitten illustriert. Die Inkunabel wird daher zu G.s wichtigsten Drucken gezählt. Von Bedeutung ist G. als Pionier des Magdeburger Druckwesens und als Hersteller hochwertiger Inkunabeln. Außerdem zählt er wie Johann Snell und Steffen Arndes zu jenen Druckern, die im . Jh. eine kulturelle Vermittlungsfunktion zwischen Deutschland und Skandinavien erfüllten. Ü: Vgl. die Überl. zu → Leben und Tod. D: Verz. im GW, vgl. Nr. , , , , , , , , N, , , N, , , , , , , , , N, N, , , , , , , , , , , , M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M, M,
. Hälfte . Jh. M, M, M, M, M, M, M, M. – Vgl. auch Undorf (s. Lit.). A: Wilhelm Mantels: Zwiegespräch zwischen dem Leben und dem Tode. In: NdJb () S. –; () S. –. – Das Promptuarium medicinae. Magdeburg: Bartholomäus Ghotan . Hg. v. Peter Seidensticker. Lahr . – Dyaloghus vite et mortis. Zwiegespräch zwischen Leben und Tod. Magdeburg um . Zum . Jahrestag der Einführung des Buchdruckes in Magdeburg und aus Anlaß des Stadtjubiläums Jahre Magdeburg. Hg. Ver. der Bibliophilen und Gra kfreunde Magdeburg und Sachsen-Anhalt e. V. Magdeburg . L: Ernst Kelchner, ADB () S. ; () S. f. – Siegfried Joost, NDB () S. . – Friedrich Bruns: Lebensnachrichten über Lübecker Drucker des . Jh. In: Nordisk Tidskrift för Bok- och Biblioteksväsen () S. –. – Konrad Haebler: Der älteste Missaldruck des B. G. In: ebd. () S. –. – Isak Collijn: Ett Pergamentexemplar av Ghotans Prämonstratensermissale. In: ebd. () S. –. – Albert Schramm: Der Bilderschmuck der Frühdrucke. Bd. . Leipzig , Tf. –, . – Harald Raab: Zu einigen nd. Quellen des altrussischen Schrifttums. In: Zs. für Slawistik () S. –. – Ders.: Über die Beziehungen B. G.s und Nicolaus Buelows zum Gennadij-Kreis in Novgorod. In: Wiss. Zs. der Wilhelm-Pieck-Univ. Rostock (/) S. –. – Norbert Angermann: B. G. in Novgorod. In: Zs. des Ver. für Lübeckische Gesch. und Altertumskunde () S. –. – David B. Miller: The Lübeckers B. G. and Nicolaus Bülow in Novgorod and Moscow and the Problem of Early Western In uences on Russian Culture. In: Viator () S. –. – Ursula Altmann: B. G. Magdeburgs Erstdrucker um . Zum . Jahrestag der Einf. des Buchdruckes in Magdeburg. Magdeburg . – Esko Häkli: B. G., der Drucker des ersten Buchs Finnlands. In: Librarium () S. –. – P. Seidensticker: B. G.s ‹Promptuarium Medicinae› (). Auf der Fährte eines Meisters. In: NdJb () S. –. – Ders.: Ein dt. Inkunabeldruck in Moskau. In: Alma mater Philippina. Hg. Marburger Universitätsbund. Marburg , S. –. – Ders.: B. G. Druckerzeugnisse und Bibliogr. In: Zs. des Ver. für Lübeckische Gesch. und Altertumskunde
Auslasser () S. –. – Dieter Lohmeier: Nachträge und Berichtigungen zum Verz. der Drucke B. G.s. In: ebd. () S. –. – P. Seidensticker: Nochmals G. Zu Lohmeiers Nachträge und Berichtigungen. In: ebd. () S. –. – Gundolf Keil: Ortolf-Anteile im ‹Promptuarium medicinae›. Unters. zur Textschleppe von B. G.s mnd. Kräuterbuch. In: ‹Ein teutsch puech machen›. Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. dems. Wiesbaden , S. –. – P. Seidensticker: G., B. In: Biographisches Lex. für Schleswig-Holstein und Lübeck . Hg. Schleswig-Holsteinische LB. Red. Dieter Lohmeier. Neumünster , S. – (mit älterer Lit.). – P. Seidensticker: G. und Bulow in Rußland. Drucker und Ärzte als Vermittler neuer Kulturtechniken. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Catherine Squires: Ein unbekannter Druck des Zwiegesprächs zwischen Leben und Tod von B. G. In: GutenbergJb. () S. –. – Gerald Gödeke: Faksimiledruck eines unbekannten Magdeburger Druckes von B. G. (um ). In: Marginalien () S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Isabel Trueb: Stud. zum frühen russischen Buchdruck. Zürich , S. – u. ö. – Falk Eisermann: Essen, Trinken, Saitenspiel und Sünden. Zum ‹Licht der Seele› (Lübeck: B. G., ). In: Geistliche Lit. des MA und der Frühen Neuzeit. FS Rudolf Suntrup. Hg. v. Volker Honemann/Nine Robijntje Miedema. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Wolfgang Undorf: From Gutenberg to Luther. Transnational Print Cultures in Scandinavia –. Leiden , passim. MM Auslasser, Veit (auch: Vitus A.) OSB. – Botaniker, . Jh. A. ist durch eine von ihm selbst geschriebene Handschrift nachweisbar, den sog. Ebersberger Codex. A. kam nach eigenen Angaben aus Vomp/ Schwaz, lebte im Benediktinerkloster Ebersberg und war dort Profess und Presbyter. Die überlieferte Handschrift enthält zunächst den Macer oridus (→ Macer), die Epistola de arbore quercino des → Arnald von Villanova sowie kleinere Rezepte. Hinzu kommt ein von A. angelegtes Herbar. Dieses umfasst einmal Beschreibungen von
Promptuarium medicinae P anzen, die vor allem nach den Jahreszeiten ihres Blühens angeordnet sind. Außerdem trug A. farbig aquarellierte Zeichnungen in sein Herbar ein. Während ein Teil der Illustrationen von der Forschung auf ältere Vorlagen zurückgeführt wird, wurden viele Bilder von A. selbst geschaffen. Die Bilder sind mit dt. und lat. Bezeichnungen der P anzen versehen, die A. in einem Verzeichnis zusammenfasst. Da viele dt. P anzennamen A.s in Tirol gebräuchlich waren, dürfte A. seine botanischen Kenntnisse dort erworben haben. Unter den schriftlichen Quellen A.s war nach heutiger Kenntnis u. a. ein Glossar zum Macer Floridus de viribus herbarum. Von Bedeutung ist A.s Herbar durch die große Zahl von P anzennamen und die Illustrationen. Diese gelten als innovativ, da sie P anzen auch in unterschiedlichen Stufen ihrer Entwicklung zeigen. Ü: München, BSB, clm , r–v (Herbar) (Pap., , sog. Ebersberger Codex; Autograph). – Vgl. Daems (s. Lit.). A: Höhepunkte der Klostermedizin. Der ‹Macer oridus› und das Herbarium des Vitus Auslasser. Hg. v. Johannes Gottfried Mayer/ Konrad Goehl. Leipzig . Erw. Nachdr. ebd. . – Die P anzen der Klostermedizin in Darstellung und Anwendung. Mit P anzenbildern des Benediktiners Vitus A. (. Jh.) aus dem Clm der Bayerischen Staatsbibl. München. Hg. v. J. G. Mayer u. a. Baden-Baden . L: Gerhard Eis, NDB () S. . – Willem F. Daems, VL () Sp. f. – Irmgard Müller, LexMA () Sp. . – Hermann Fischer: Vitus A., der erste dt. Florist, und sein Kräuterbuch vom Jahre . In: Ber. der Dt. Botanischen Ges. () S. –. – Ders.: Vitus A., der erste bayrische Botaniker, und die Beziehungen seines Herbars von zu den Anfängen der bayrischen Botanik. In: Ber. der bayerischen botanischen Ges. () H. , S. –. – Heinrich Marzell: Einige Bemerkungen zu den P anzennamen im ‹Herbarius› des V. A. von Ebersberg (). In: Mitt. der Bayerischen Botanischen Ges. () S. –. – H. Fischer: Ma. P anzenkunde. München (Nachdr. Hildesheim ) S. –, f. – Romuald Bauerreiß: Das ‹Chronicon Eberspergense posterius›. In: Stud. und Mitt. zur Gesch. des Benediktinerordens und seiner Zweige () S. –. – Otto Kostenzer: Notizen zu Vitus A. und sein Herbar von .
. Hälfte . Jh. In: Veröff. des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum () S. –. – Mayer/Goehl (s. Ausg.). – Wolfgang Wegner: A., V. v. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. f. MM Promptuarium medicinae (Beredicheyt der artzedige; [Schone] Arstedyge boeck). – Nd. HerbariumInkunabel, vor . Das P. m. richtet sich als medizinisches Nachschlagewerk an Wund- und Laienärzte. Es zählt zu den ältesten dt. gedruckten Kräuterbüchern. Vor ihm ist nur das Arzneibuch → Ortolfs von Baierland mit seinen Kräuterkapiteln erschienen und erst nach dem P. m. gelangte der Gart der Gesundheit in den Druck (Johann → Wonnecke). Der Kompilator ist unbekannt, dürfte aber eng mit Bartholomäus → Ghotan zusammengearbeitet haben, der in Magdeburg den Erstdruck au egte. Auch die elbostfälische Schriftsprache des Erstdrucks weist in diese Region. Als geographische Angaben erscheinen im Text Burg bei Magdeburg («Ouer der elve vmme borch» [Bl. xxviirb]), «gosler» (cra) und «We hyr in sassen» (xxxvrb). Konzipiert ist das P. m. als pharmakologischnosologisches Handbuch mit einem Kräuterbuch als Hauptteil und einer Sammlung gemischter medizinischer Kleinliteratur als Anhang. Dem Kräuterbuch geht ein Vorspann voraus, der sich mit der ersten Lage des Buchs deckt. Er besteht aus einer Vorrede, einem Quellenverzeichnis mit antiken und ma. Autoren sowie aus einem detaillierten Inhaltsverzeichnis mit den einzelnen p anzlichen Substanzen des Kräuterbuchs (von «Appele sap» bis «walnote») und den Arzneimittelformen, Indikationen und Krankheiten des Anhangs des P. m. Bemerkenswert ist, dass die einzelnen Drogenmonographien im P. m. halbalphabetisch nach der nd. Schreibung angeordnet sind und nicht (wie zeitgenössisch üblich) nach den lat. Namen. Im Kräuterbuch-Hauptteil (ir–xcv) bietet das P. m. insgesamt Drogenbeschreibungen und zusätzliche Querverweise. Entgegen der Angabe im Vorspann beruft sich das P. m. in seinem Hauptteil auf Autoritäten. Ferner stellen die → Synonima apotecariorum, ein mnd./lat.-lat. pharmazeutisches Glossar, eine wichtige Quelle dar. Die folgenden Blätter des Anhangs (xcv–v)
. Hälfte . Jh. erweitern den herbarischen Textkern um zahlreiche Kurztraktate: Medizinalwässer (Kräuterabsude), Öle, Gewichtstabelle nach dem Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus), Arzneigrundstoffe, → Kräuter-Sammel-Kalender, Lassregeln (→ Vierundzwanzig-Paragraphen-Text), Katalog von Krankheiten und entsprechenden Behandlungen. Außerdem sind zwei Drogenmonographien zu Rettich und Meerettich nachgetragen. Der Krankheitenkatalog ordnet zunächst alphabetisch, dann aber «a capite ad calcem». Er folgt teilweise dem → Bartholomäus und vereinzelt auch Ortolf von Baierland. Es handelt sich indes um redigierte Ortolf-Anleihen, die über Streuüberlieferung vermittelt worden sein dürften. Auch begegnen Auszüge aus dem ps.-ortol schen Regimen vitae (→ Konrad von Eichstätt). Die Abschnitte zu den Absuden, Gewichten und Grundstoffen weisen streckenweise wörtliche Entsprechungen zur → Freiberger Arzneimittellehre auf. Durch die Beigabe des zweiten Teils stellt sich das P. m. als Kombination von Kräuterbuch und Arzneibuch dar, auch wenn Ghotan es expressis verbis als Herbarium bezeichnet (so im Kolophon: «Finitus est iste libellus herbarius»). Für eine solche Mischform gibt es auch vor dem P. m. Beispiele in der nd. Medizinliteratur (→ Albrecht van Borgunnien, → Wolfenbütteler Arzneibuch). Abgeschlossen wird das P. m. mit einem -seitigen Register zum Kräuterbuchkern (cxiira–cxxrb). Das Register listet Krankheitsnamen und Indikationen und gibt die Lemmata an, unter denen sie im Herbarium erscheinen; so wird dessen Text nach Sachthemen erschlossen. Diese stringente Sacherschließung von bemerkenswerter pharmakographischer Präzision rechtfertigt Ghotans Bezeichnung seines «bokelin» als «promptuarium» (s. Überl.). Nach dem P. m. weisen weder der → Herbarius Moguntinus, der Gart der Gesundheit noch der → Hortus sanitatis eine vergleichbare Erschließung auf. Nur Steffen Arndes hat in seiner nd. Gart/Hortus-Kontamination (GW M) das Register des P. m. imitiert. Gleichwohl waren gerade die nd. Gart-Ausgaben – wie auch die nd. Ortolf-Drucke – erfolgreicher als das P. m., das nach einer Zweitausgabe (um ) keine weiteren Au agen erzielte. D: Erstdruck: Magdeburg: Bartholomäus Ghotan, .. (GW M; es handelt sich um den letzten Magdeburger Druck Ghotans vor dessen Übersiedelung nach Lübeck); Titel: «Eyn schone Arstedyge boeck van allerleye
Promptuarium medicinae ghebreck vnnde kranckheyden der mynschen»; Betitelung in der Vorrede (*rb): «promptuarium medicine. dat is eyn beredicheyt der artzedige». Die Vorspannlage (*ra–*vb) hat Ghotan noch nach dem Druck der ersten Exemplare modi ziert. Daher lassen sich die mindestens zwölf erhaltenen Exemplare des Druckes nach dem Bearbeitungsstand des Vorspanns in frühe oder spätere Versionen differenzieren. – Zweitausgabe: Lübeck: Matthäus Brandis, o. J. [um ] (GW M). Der Druck von Brandis bewahrt den Wortlaut, weicht aber mit seinem nordnd./sächsischen Sprachstand von der ostfälischen Schriftsprache des Erstdrucks ab. – Beide Drucke liegen als Digitalfaks. vor (siehe GW online). A: Peter Seidensticker: Das P. m. Magdeburg: Bartholomäus Ghotan . Computative Bearb. und Beitr. von Harald Händler. Geleitwort von Gundolf Keil (Corpus herbariorum ). Lahr (mit Diskette). L: P. Seidensticker, VL () Sp. –. – G. Keil, LexMA () Sp. f. – Ludwig Choulant: Graphische Incunabeln für Naturgesch. und Medizin. Enthaltend Gesch. und Bibliogr. der . naturhist. und medicinischen Drucke des . und . Jh. [...]. Leipzig (Nachdr. Hildesheim , ) S. f., f. – Karl Sudhoff: Dt. medizinische Inkunabeln. Bibliographischliterarische Unters. (Stud. zur Gesch. der Medizin /). Leipzig , S. – (Nr. f.). – Konrad Häbler: Ein unbekannter Einblattdruck des Bartholomaeus Ghotan. In: Zs. für Bücherfreunde (/) S. –. – P. Seidensticker: Absorptionserscheinungen an nd. Lehnwörtern aus dem Slawischen im Bereich des palatalen «k». («kisseken» ‹Sambucus nigra L.› und seine Sippe). In: Zs. für Mundartforschung () S. –. – Ferdinand Geldner: Die dt. Inkunabeldrucker. Ein Hb. der dt. Buchdrucker des . Jh. nach Druckorten. Bde. Stuttgart /; Bd. , S. , –, f.; Bd. , S. –, . – P. Seidensticker: Bartholomäus Ghotans ‹P. M.› (). Auf der Fährte eines Meisters. In: Jb. des Ver. für nd. Sprachforschung () S. –. – Ders.: Bartholomäus Ghotans ‹P. M.› (). In: Librarium () S. –. – Ders. (s. Ausg.) S. –. – Ders.: «Überwiegend elbostfälisch». Zur Sprachmischung in frühen Drucken. In: Nd. Wort () S. –. – Christel Seidensticker: Die Synonyma apothecariorum, eine Quelle des P. M.
Herbarius Moguntinus In: Korrespondenzbl. des Ver. für nd. Sprachforschung () S. –. – G. Keil: OrtolfAnleihe im ‹P. m.›. Unters. zur Textschleppe von Bartholomäus Ghotans mnd. Kräuterbuch. In: «Ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. dems. (Ortolf-Stud. /Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – P. Seidensticker: Ghotan, Bartholomäus. In: Biographisches Lex. für Schleswig-Holstein und Lübeck. Bd. . Neumünster , S. –. – Ders.: «Die seltzamen namen all». Stud. zur Überl. der P anzennamen (Zs. für Dialektologie und Linguistik, Beih. ). Stuttgart , passim. – Ulrich Stoll: P. m. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . – Brigitte und Helmut Baumann: Die Mainzer Kräuterbuch-Inkunabeln: ‹Herbarius Moguntinus› (), ‹Gart der Gesundheit› (), ‹Hortus Sanitatis› (). Wissenschaftshist. Unters. der drei Prototypen botanisch-medizinischer Lit. des SpätMA unter Berücksichtigung der Vorläufer [...] (Denkmäler der Buchkunst ). Stuttgart , S. –. VZ Herbarius Moguntinus (auch: Herbarius latinus, Herbarius moguntie). – Lat. HerbariumInkunabel, Erstdruck ; Drucklegung einer ämischen Übersetzung noch im selben Jahr. Der von Peter Schöffer, dem Inhaber der Mainzer Gutenberg-Offizin, am .. auf der Frankfurter Ostermesse vorgestellte H. M. ist die zweitälteste illustrierte Kräuterbuch-Inkunabel überhaupt. Nur der römische Druck des pseudoapuleiischen Herbarius von geht dem satzund buchtechnisch stilprägenden Pionierwerk aus Mainz voraus. Der Kompilator des von Schöffer nur redaktionell betreuten Herbariums ist unbekannt. Erwachsen ist der H. M. aus dem Produktionsprozess des mit über sechzig Ausgaben überaus erfolgreichen dt. Kräuterbuchs Gart der Gesundheit, das von Johann → Wonneke im Auftrag des Mainzer Domdekans → Bernhard von Breidenbach konzipiert wurde und von Schöffer im März publiziert wurde. Wonnekes Urheberschaft ist auch für den H. M. erwogen worden, lässt sich aber nicht veri zieren. Die verzögerte Drucklegung des Gart dürfte Schöffer veranlasst haben,
. Hälfte . Jh. vor der Fertigstellung des dt. Kräuterbuches den Markt mit einem Herbarius latinus zu bedienen. In der Vorrede wird das «opusculum» als «Aggregator practicus de simplicibus» bezeichnet; es handelt sich beim H. M. demnach um einen praxisorientierten Leitfaden zum Einsatz p anzlicher Drogen, der sich nicht nur an (Laien-)Ärzte, sondern auch an Hausvorstände oder anderweitig fachlich Interessierte richtet. Vorgestellt werden daher mit nur fünf Ausnahmen Vertreter der heimischen Flora und nordalpin kultivierbare Kräuter. Zum weit verbreiteten Hausbuch konnte der H. M. indes nicht avancieren, da die vorausgesetzten Lateinkenntnisse den Rezipientenkreis per se einschränken. Immerhin werden in den Kapitelüberschriften die jeweiligen Drogennamen auch volkssprachig angegeben (z. B. «Absintheˉu»/«wermut»). Das Werk ist in sieben als «particulae» bezeichnete Abschnitte gegliedert, wobei der erste als pharmakobotanischer Haupteil («de virtutibus herbarum») der bei weitem umfangreichste ist und P anzenkapitel mit je einem Umrissholzschnitt aufbietet. Die folgenden sechs «particulae» zusammen präsentieren in kürzeren Kapiteln lediglich p anzliche, tierische und anorganische Wirkstoffe ohne Illustrationen (II: «simplicia laxativa, linitiva, seu lubricativa»; III: «confortativa seu aromatica»; IV: «fructus, semina et radices»; V: «gummi»; VI: «sales, minerae et lapides»; VII: «animalia et provenientia ab eis»). Die Holzschnitte des ersten Teils scheinen sowohl nach dem Vorbild lebender als auch gepresster Kräuter gearbeitet zu sein und stehen in der Darstellungstradition des → Circa instans. Auch die halbalphabetische Anordnung der Heilp anzen folgt dem Muster des Circa instans. Im Erstdruck füllt in der Regel jeweils ein Kapitel mit Illustration und rund Textzeilen die recto- und verso-Seite eines Blattes. Diese auffällige Normierung der einzelnen, ganz überwiegend in etwa gleich lang ausfallenden Kapitel macht es wahrscheinlich, dass der unbekannte Kompilator in Schöffers Auftrag direkt für die Drucklegung gearbeitet hat. Die Verbindung von Bild und Text sowie die drucktechnische Umsetzung können als meisterhaft und für genreverwandte Folgepublikationen vorbildlich gelten. Inhaltlich hat der H. M. Berührungspunkte mit der nd. Kräuterbuch-Inkunabel → Promptuarium medicinae von . Seine wahrscheinlichen Quellen sind neben dem Circa instans die enzyklopädische Werke Liber pandectarum medicinae des Matthäus Sylvaticus und Speculum naturale des → Vinzenz
. Hälfte . Jh. von Beauvais, das Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus), Averroës (Ibn Ruˇsd), De vegetabilibus des → Albertus Magnus sowie → Bartholomäus Anglicus. Noch im Verlauf des Jahres brachte der Würzburger Drucker Jan Veldener in Löwen eine ämische Übersetzung des H. M. heraus. Der lat. H. M. sei, so der «prologhe de ouersetters», in «eˉe cleenlich boeck vˉa dˉe ghemeinˉe simpel medicinen [...] in dyetsche» getreu überführt worden. Beim Übersetzer dieses in einem Nachdruck von / als «herbarius jn dÿetsche» bezeichneten Kräuterbuches könnte es sich um Veldener selbst gehandelt haben, der mit Sorgfalt und Sachkenntnis einen zuverlässigen und üssigen Text erarbeitet hat. Die Drucklegung dürfte allerdings unter Zeitdruck vorgenommen worden sein, worauf die zahlreichen Druckfehler im Erstdruck hinweisen. Offensichtlich wollte Veldener möglichst rasch mit einer volkssprachigen Ausgabe aufwarten. Um / druckte er zwei Herbarii latini nach. Außerdem erschien in Venedig bei Alessandro di Bindone eine italienische Übersetzung des H. M. unter dem Titel Herbolario volgare. Die italienische Fassung weist neben einem Übersetzervorwort ein Krankheits- und ein Heilmittelregister auf. Nicht zuletzt die italienisch-volkssprachigen Ausgaben sind ein eindringliches Zeugnis der überregionalen Wirkmacht des H. M., dessen Rezeptionszentrum zunächst in West- und Südostdeutschland gelegen hat. Für seine Redaktion des Gart der Gesundheit hat Heinrich → Breyell in Köln bei einem Kapitel auch den H. M. herangezogen. D: Lat.: Erstdruck: Mainz: P. Schöffer, (GW ); Bll. Titel: «Herbarius. Maguntie impressus. Anno [m].lxxxiiij». Schöffer hat die Satzgestaltung der Ausgabe mehrfach redigiert. Die Erstau age erschien in mindestens sechs Varianten, wobei nur die späteren das Titelblatt mit Angabe von Entstehungsort, -jahr und Druckoffizin aufweisen. – Zwölf Nachdrucke: Speyer: Johann und Konrad Hist, um . – Passau: Johann Petri, , um , . – Löwen: Jan Veldener, um , um /. – Paris: Jean Bonhomme, um . – Vicenza: Leonardus Achates/Guillelmus de Papia, (neues Bildprogramm) (GW –). – Vier Nachdrucke aus Venedig (– [darunter GW f.]) übernehmen das Vicenzer Bildprogramm. – Der lat. Text erweist sich in der Drucküberlieferung
Herbarius Moguntinus als relativ konstant. Die landessprachigen P anzennamen variieren in den dt. Drucken, werden im Pariser durch französische ersetzt und entfallen in den italienischen Drucken. – Herbarius in Dietsche: Erstdruck: Löwen: J. Veldener, (GW ). – Zwei Nachdrucke: Antwerpen: Wilhelm Vorstermann, um / und ebd.: Goevaert Back, . – Herbolario volgare: Venedig: Alessandro di Bindone, ; für das Bildprogramm wurden die Holzstöcke von Leonardus Achates der lat. Vicenzer Ausgabe (s. o.) benutzt.. – Sechs weitere Ausgaben: Ebd.: Giovanni Andrea Vavassore, ; zwei Zusatzkapitel und neues Bildprogramm auf Grundlage des → Hortus sanitatis. – Ebd.: Francesco di Bindone, ; neunzehn Zusatzkapitel mit jeweils neuen Holzschnitten. – Ebd.: Giovanni Maria Palamides, ; Vavassore-Redaktion, neues Bildprogramm. – Ebd.: Giovanni Padoanis Erben, ; zwei differenzierbare Ausgaben, Vavassore-Redaktion. – Ebd.: Francesco de Leone, ; Vavassore-Redaktion. A: Herbarius in Dietsche: Vandewiele (s. Lit.) S. – (Auszüge). – Den Herbarius in Dyetsche. With an introduction by Leo Jules Vandewiele (Opera pharmaceutica rariora ). Gent (Faks. der Antwerpener Ausg. von Willem Vorsterman). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Ders., LexMA () Sp. . – Ludwig Choulant: Graphische Incunabeln für Naturgesch. und Medizin. Enthaltend Gesch. und Bibliogr. der . naturhist. und medicinischen Drucke des . und . Jh. [...]. Leipzig (Nachdr. Hildesheim , ) S. –. – Arnold Carl Klebs: Herbals of the fteenth century (Incunabula Lists ). In: Papers of the Bibliographical Society of America () S. –, Nr. f.; () S. –, Nr. f. (auch als selbstständige Publ. [Chicago ]). – Ders.: A catalogue of early herbals, mostly from the well-known library of Dr. Karl Becher, with an introduction: Herbal fact and thoughts (L’art ancien bulletin ). Lugano . – Hans Amsler: Ein hsl. illustrierter Herbarius aus dem Ende des . Jh. und die medizinisch-botanische Lit. des MA. Diss. Zürich , S. – – Fritz Hommel: Zu den Quellen der ältesten Kräuterbücher. In: FS Alexander Tschirch. Leipzig , S. –. – Julius Schuster: Secreta salernitana und Gart der Gesundheit. Eine Stud. zur Gesch. der Naturwiss. und Medizin des MA. In: Ma. Hss. Paläographische,
Herbarius Moguntinus kunsthist., literarische und bibliotheksgeschichtliche Unters. FS Hermann Degering. Leipzig (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. –. – Rudolf Juchhoff: Drucker- und Verlegerzeichen des XV. Jh. in den Niederlanden, England, Spanien, Böhmen, Mähren und Polen (Die Druckerund Buchhändlermarken des XV. Jh. ). München , S. f., , f. – Hermann Fischer: Ma. P anzenkunde (Gesch. der Botanik ). München (Nachdr. Hildesheim u. a. , ) S. –, u. ö. – R. Juchhoff: Johann Veldener in Löwen als Buchdrucker und Buchbinder. In: Gutenberg-Jb. () S. – (wieder in: Ders.: Kleine Schr. zur Frühdruckforschung. Hg. v. Richard Mummendey [Bonner Beitr. zur Bibl.und Bücherkunde ]. Bonn , S. –). – A. C. Klebs: Incunabula scienti ca. In: Osiris () S. – (Nachdr. Hildesheim u. a. , ) S. –, Nr. . – Kurt Ohly: Der Wiegendruck. In: Arch. für Buchgewerbe und Gebrauchsgraphik () S. – (selbstständiger Sonderdruck: Leipzig ). – Alfred Schmid: Ueber alte Kräuterbücher. In: Schweizer Beitr. zur Buchkunde () S. –, hier S. f. (selbstständiger Sonderdruck: Bern/Leipzig , S. f.) – Claus Nissen: Die botanische Buchillustration. Bde. (Gesch./Bibliogr./Suppl.). Stuttgart , hier Bd. , S. f.; Bd. , S. f. (Nr. –). – Otto Beßler: Das dt. HortusMs. des Henricus Breyell. Ein Beitr. zur Gesch. der Pharmakognosie. In: Nova Acta Leopoldina NF () S. – (auch als selbstständige Publ. [Halle ]). – Reimar Walter Fuchs: Die Mainzer Frühdruck mit Buchholzschnitten –. Diss. Mainz (auch in: Arch. für Gesch. des Buchwesens [] S. –; Nachdr. Stuttgart ) S. –, hier S. –, u. ö. – Arnold P ster: Die P anze und das Buch. Grundsätze ihrer Darstellung in Hss. und Drucken älterer Zeiten. In: Librarium () S. –; () S. –. – L. J. Vandewiele: De ‹Herbarius in Dyetsche› en de verwantschap met ‹Herbarius latinus› en ‹Herbarius latinus cum guris›. In: Biologisch Jaarboek Dodonaea () S. –. – Wytze und Lotte Hellinga: The fteenth century printing types of the Low Countries. Bde. Amsterdam , Bd. , S. ; Bd. , Tf. f. – Karl Eugen Heilmann: Kräuterbücher in Bild und Gesch. München , ; überarbeitet und verb. durch Peter Norbert Heilmann (Die hist. Tb. ). Grünwald o. J. [um ] S. –, –. –
. Hälfte . Jh. Ferdinand Geldner: Die dt. Inkunabeldrucker. Ein Hb. der dt. Buchdrucker des . Jh. nach Druckorten. Bde. Stuttgart /; Bd. , S. , , ; Bd. , S. . – Ders.: Die ältesten Buchdrucker als Vives academici. In: Arch. für Gesch. des Buchwesens () S. –. – Catalogue of books, printed in the XVth century, now in the British Museum. Bd. –: London – (Nachdr. ) Bd. : , hier Bd. , S. ; Bd. , S. ; Bd. , S. ; Bd. /, S. –. – Carl Wehmer: Dt. Buchdrucker des . Jh. Wiesbaden (Nachdr. ) Nr. . – Horst Kunze: Gesch. der Buchillustration in Deutschland. Bde. Leipzig , Textbd. S. –, ; Bildbd. Tf. –. – G. Keil: ‹Gart›, ‹Herbarius›, ‹Hortus›. Anm. zu den ältesten Kräuterbuch-Inkunabeln. In: «Gelêrter der arzenîe, ouch apotêker». Beitr. zur Wissenschaftsgesch. FS Willem F. Daems. Hg. v. G. Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – Ria JansenSieben: Repertorium van de Middelnederlandse Artes-literatuur. Utrecht , S. . – H. J. T. M. Brok: «Den Herbarius in Dyetsche». In: Een school spierinkjes. Kleine opstellen over Middelnederlandse artes-literatuur. Hg. v. Willem P. Gerritsen u. a. (Middeleeuwse studies en bronnen ). Hilversum , S. –. – Michael Freyer: Europäische Heilkräuterkunde. Ein Erfahrungsschatz aus Jahrtausenden (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Würzburg , S. f. – Rudolf Schmitz/ Franz-Joseph Kuhlen: Gesch. der Pharmazie. Von den Anfängen bis zum Ausgang des MA (Gesch. der Pharmazie ). Eschborn , S. –. – Mechthild Habermann: Dt. Fachtexte der frühen Neuzeit. Naturkundlich-medizinische Wissensvermittlung im Spannungsfeld von Latein und Volkssprache (Studia linguistica Germanica ). Berlin/ New York , S. , . – Werner Friedrich Kümmel/Stefan Grus: «die nutzbar Kunst der Druckerey». Frühe medizinische Bücher aus der Stadt Gutenbergs. In: Moguntia medica. Das medizinische Mainz vom MA bis ins . Jh. Hg. v. Franz Dumont. Wiesbaden , S. –, hier S. . – Cornelia Schneider: Peter Schöffer. Bücher für Europa (Schriftenreihe des GutenbergMuseums Mainz ). Mainz . – Ulrich Stoll: H. M. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Thomas Bein: Medizinische Fachtexte. In: Van der Masen tot op den Rijn. Ein Hb. zur Gesch. der ma. volkssprachlichen Lit. im Raum
. Hälfte . Jh. von Rhein und Maas. Hg. v. Helmut Teervooren. Berlin , S. –, hier S. . – Otto Mazal: Gesch. der abendländischen Wiss. des MA. Bd. . Graz , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Helmut Baumann: Die Mainzer Kräuterbuch-Inkunabeln: ‹Herbarius Moguntinus› (), ‹Gart der Gesundheit› (), ‹Hortus Sanitatis› (). Wissenschaftshist. Unters. der drei Prototypen botanisch-medizinischer Lit. des SpätMA unter Berücksichtigung der Vorläufer [...]. (Denkmäler der Buchkunst ). Stuttgart , S. – u. ö. – Irmgard Müller/Werner Dressendörfer (Hg.): Gart der Gesundheit. Botanik im Buchdruck von den Anfängen bis (Museum Otto Schäfer Ausstellungskat. /Kat. der Franckeschen Stiftungen /Veröff. des Stadtarch. Schweinfurt ). Wiesbaden . VZ Wonnecke, Johann (auch: J. [W. von] Kaub u. ä.; Johannes von/de Cuba/Cube u. ä.; Dronnecke [Verlesung]), * Kaub am Rhein, † / Frankfurt/M. – Kompilator des Kräuterbuches Gart der Gesundheit. W. immatrikulierte sich an der Universität Köln und wechselte nach Erfurt, wo er das Bakkalaureat in den Artes erwarb. Dort dürfte er auch zum Magister medicinae promoviert worden zu sein, denn bereits – scheint W. als Arzt in Frankfurt/M. gewirkt zu haben. In den er und er Jahren begegnet er als Leibarzt gesellschaftlich exponierter Persönlichkeiten: zunächst am Mainzer Hof und ab im Dienst Friedrich I. des Siegreichen am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg. folgte er dem Ruf auf die Stadtarztstelle in Frankfurt, die er am .. besetzte und bis zu seinem Tod innehatte. Um hat W. im Auftrag des Mainzer Domdekans → Bernhard von Breidenbach mit der Arbeit am Gart der Gesundheit (G. d. G.) begonnen. Neben dem → Circa instans ist der G. d. G. das wirkungsmächtigste pharmakobotanische Handbuch des dt. MA und der frühen Neuzeit (über Auflagen und Neudrucke bis ins späte . Jh.). In Kapiteln beschreibt der G. d. G. P anzen, tierische Heilmittel und Mineralien. Der Entstehungsprozess wurde von Bernhard begleitet, der auch das Vorwort verfasste. W. kompilierte medizinische Texte aus älteren volkssprachigen handschriftlichen Quellen und schloss seine Arbeit vor
Wonnecke ab. Seine Autorschaft für den G. d. G. kann als gesichert gelten: Am Ende des . Kapitels («Bolus e armenus»/«rotelstain»; Bl. v im Erstdruck) nennt sich W. in der ersten Person als Anwender eines Heilverfahrens: «offt vers˚ucht an vil endˉe vˉo mir meister johan von Cube». Extern bestätigt wird sein Autorstatus durch Eucharius Rößlin d. J., der im Titel und im Vorwort zu seiner revidierten G. d. G.-Ausgabe von «Doctor Johan Cuba» benennt (VD W ). Im selben Jahr bestätigt Rößlins Frankfurter Verleger Christian Egenolff im Zuge eines gerichtlichen Urheberrechtsstreits mit dem konkurrierenden Drucker Johann Schott W.s Autorschaft, die auch von frühneuzeitlichen Bibliothekskatalogen gestützt wird. Bernhard gibt in der Vorrede (Bl. v) an, das Werk sei aus «dˉe bewerten meystern in ds ercznei» geschöpft (genannt werden u. a. Galen, → Avicenna oder Matthaeus Platearius) – also aus lat. Quellen. Dadurch hat Bernhard unwissentlich die Ermittlung der Vorlagentexte erschwert, denn tatsächlich hat W. das Textcorpus des G. d. G. auf Grundlage dt. Medizintexte zusammengestellt. Ob W. daneben und in geringerem Maße auch auf lat. Material zurückgriff, ist nicht auszuschließen aber ungeklärt. An keiner Stelle benennt W. seine dt. Quelltexte. Im Gegenteil: Er verschleiert die volkssprachigen Vorlagen durch Inserierung lat. Zitate vor allem von den Autoritäten, die Bernhard im Vorwort nennt. Mitunter sind die Zitate auch frei erfunden. Dadurch führte W. neben der neuzeitlichen Forschung vermutlich auch seinen humanistisch orientierten Auftraggeber Bernhard in die Irre und beförderte für die Heilmittelkunde den Durchbruch volkssprachiger medizinischer Fachprosa, wie es Eucharius → Rößlin d. Ä. im Bereich Geburtshilfe und Säuglingsp ege tat. In der groben Gliederung des G. d. G. folgt W. zunächst dem Muster des lat. Circa Instans (alphabetische Reihung der Arzneistoffe nach ihrem lat. Anfangsbuchstaben ohne qualitative Differenzierung), inseriert nun aber in diese Struktur originär volkssprachige Texte. Zu den gesicherten Vorlagen gehören die dt. Vulgatfassung des → Macer, der Liber de natura rerum des → Thomas von Cantimpré in der dt. Bearbeitung → Konrads von Megenberg, der → Bartholomäus, die → Vlaamsche leringe van orinen und der Liber simplicis medicinae → Hildegards von Bingen über die Vermittlung des → Speyrer Kräuterbuches. Dem Haupttext gehen zwei Vorworte voran. Auf Bernhards folgt ein weiteres, das vom Drucker und
Wonnecke Herausgeber Peter Schöffer nach der Endredaktion verfasst worden sein könnte. Schöffer, Inhaber der Mainzer Gutenberg-Offizin, stellte den G. d. G. auf der Frankfurter Frühjahrsmesse vor. Bereits hat er mit dem lat. → Herbarius Moguntinus erfolgreich ein illustriertes Kräuterbuch herausgebracht. Auch für den Herbarius, dessen Entstehung vermutlich mit den Vorarbeiten zum G. d. G. in direktem Zusammenhang stand, ist W.s Verfasserschaft erwogen worden, lässt sich aber nicht veri zieren. Außerdem könnte das erste der beiden Register am Schluss des Kräuterbuches auf Schöffer zurückgehen. Diese vermeintliche Erschließung des Textes nach Arzneigruppen harmoniert nicht mit dem G. d. G. und ist stattdessen dem Herbarius-Druck entlehnt. Das zweite Register ist ein fachkundiger und anatomisch geordneter Sachweiser, der dem G. d. G.-Text enstpricht und von W. selbst entworfen sein könnte. Das gilt offensichtlich nicht für die umständliche Benutzungsanleitung, die dem zweiten Register vorangeht. Rund ein Viertel der Abbildungen im Kräuterbuch fertigte vermutlich der Utrechter Zeichner und Formschneider Erhard Reuwich († ), dessen Teilurheberschaft für das Bildprogramm indes nicht unumstritten ist. Reuwich hatte bereits um beim Codex Berleburg (Sayn-Wittgensteinsche Schlossbibl., Ms. RT / [olim F ]) für Bernhard gearbeitet. Für das restliche Bildprogramm griff Schöffer aus nicht hinreichend geklärten Gründen auf andere Xylographen zurück, deren Arbeiten gegenüber den mutmaßlichen Beiträgen Reuwichs deutlich abfallen. Trotzdem hat das Bildprogramm des G. d. G. mit seinen insgesamt Abbildungen entscheidend zum Erfolg des Buches beigetragen. In der Rezeptiongeschichte gehen Text und Bildaustattung getrennte Wege. Die Abbildungen wurden in späteren Ausgaben oft modi ziert oder auch ersetzt durch Illustrationen aus anderen Kräuterbüchern. Demgegenüber erscheinen originäre G. d. G.-Schnitte auch in anderen Druckwerken (darunter eine Ausgabe des Destillierbuches von Hieronymus → Brunschwig durch Johann Grüninger [GW ]). Angesichts der reichen Druckgeschichte des G. d. G. können die zahlreichen und tiefgreifenden redaktionellen Eingriffe in W.s Text durch spätere Bearbeiter nicht verwundern. Hierbei spielt der → Hortus sanitatis von Jakob Meydenbach (Erstdruck ), eine Art lat. G. d. G.-Imitat mit schlichter Bildaustattung und vermehrten Heilmittelbestand, eine entscheidende Rolle. Das erste Beispiel einer Kontamination des G. d. G. mit
. Hälfte . Jh. übersetzten Hortus-Elementen ist eine nd. Inkunabel von (GW M). Für die spätere Tradition ist diese Verschmelzung (Groß-Gart) prägend: Von sämtlichen Postinkunabeln nden sich nur sechs, die keine Hortus-Ergänzungen aufweisen. Johann → Prüß leitete mit seiner zweibändigen Ausgabe (VD H ) die Tradition des Groß Gart ein. Die Übersetzung der Hortus-Texte für diese Ausgabe besorgte der Straßburger Humanist und Arzt Johann Adelphus → Muling. Das Nacheinander von G. d. G. und Hortus bei Prüß und seinen Nachfolgern hat Eucharius Rößlin d. J. in seiner Frankfurter Ausgabe von (s. o.) in eine textliche Einheit überführt und das Konglomerat zusätzlich mit Elementen aus Brunschwigs Destillierbuch angereichert. Die maßgebliche, oft nachgedruckte Zweitredaktion der Gart-Fassung Rößlins d. J. wurde unter dem Titel Kreutterb˚uch erstmals publiziert (VD R ) und von Rößlins Nachfolger im Frankfurter Stadtarztamt, Adam Lonitzer, weiter redigiert (letzte Redaktion: VD L ). Die letzte signi kante Neubearbeitumg in dieser Traditionslinie geht auf Peter Uffenbach zurück (; VD :G). Zu einem kurzen unbebilderten Rezeptar mit therapeutischem Schwerpunkt formte Johannes → Tallat von Vochenberg den G. d. G. um (Erstdruck ; GW M). Demgegenüber stellt das handschriftlich überkommene Kräuterbuch des Pfalzgrafen → Ludwig V. die umfangreichste, allerdings Fragment gebliebene Bearbeitung des G. d. G. dar (Heidelberg, UB, Cpg , r–v und Cpg , r–v [/]). Ludwigs Redaktion ist nicht nur stark modi zierend, sondern grundlegend kritisch gegenüber W., indem bei Anlehnungen an das Circa instans dessen Wortlaut wieder hergestellt wird. Die Bedeutung des G. d. G. für die Medizingeschichte lässt sich auch daran ablesen, dass er in der Form des Groß Gart mehrfach ins Lateinische übersetzt worden ist (u. a. von Theodor Dorsten [Botanikón, ] und von Adam Lonitzer [/ ]). Ü: Erstdruck: Mainz: Peter Schöffer, .. (GW M); in der Vorrede (v) benennt Bernhard von Breidenbach das Werk: «Vnd nennen diß b˚uch z˚u latin Ortus sanitatis vff teutsch ein gart der gesuntheit». Die Titelform «Ortus» mit Wegfall des h-Graphems begegnet auch in späteren Drucken neben dem geläu gen Synonym «Herbarius»; seit Rößlin d. J. auch in dt. Übersetzung «Kreuterbuch». – GW verzeichnet weitere obd.
. Hälfte . Jh. Inkunabeln und eine nd. (Lübeck: Steffen Arndes, [M; mit Hortus-Kontamination]). – Zu Drucken des ./. Jh. s. VD /. Insgesamt sind über Ausgaben bis zum Ende des . Jh. nachgewiesen. Der Erstdruck und zahlreiche weitere Ausgaben liegen als Digitalfaks. vor (s. GW, VD / online). – Handschriftliche Teilüberlieferung: Auszugsweise Abschriften begegnen häu g und dürften nicht in jedem Fall identi ziert worden sein (z. B. München, BSB, Cgm , v–r [letztes Viertel . Jh., südbair.], Kap. –, –). – Eine recht getreue Teilabschrift besorgte Heinrich → Breyell: Halle (Saale), ULB, Ha (vormals Bibl. des Botanischen Inst. der Univ., °Ha ) Bll. (); insgesamt Kap. A: Ortus sanitatis ... Und nennen diß Buch zu latin Ortus sanitatis uff teutsch ein Gart der Gesuntheit. München (Nachdr. ) (Faks. des Erstdruckes). – Kreuterbuch. Kunstliche Conterfeytunge der Bäume, Stauden, Hecken, Kräuter, Getreyd, Gewürtze etc. [...]. Naunhof bei Leipzig (Nachdr. München ) (Faks. eines Druckes der Uffenbach-Red., Ulm [VD :U]). – G. d. G. (Historical science ). Bremen (Faks. GW M). – Teilausg. der Bearb. von Rößlin d. J.: Eucharius Rösslin the Younger. On minerals and mineral products. Chapters on minerals from his ‹Kreutterbuch›. Critical text, English translation, and commentary by Johanna Belkin/Earle Radcliffe Caley (Ars medica /). Berlin/New York . L: Helmut Dolezal: Johannes von Cuba, NDB () S. f. – Gundolf Keil: G. d. G., VL () Sp. –; () Sp. . – Ders.: G. d. G., LexMA () Sp. f. – Ders., ebd. () Sp. f. – Ders., VL () Sp. f. – Wolf-Dieter Müller-Jahncke, Killy () S. f. – Karl Sudhoff: Dt. medizinische Inkunabeln. Bibliographisch-literarische Unters. (Stud. zur Gesch. der Medizin /). Leipzig , S. –. – Joseph Frank Payne: On the ‹Herbarius› and ‹Hortus sanitatis›. In: Transactions of the Bibliographical Society (/ []) S. –. – Wilhelm Ludwig Schreiber: Die Kräuterbücher des XV. und XVI. Jh. In: Ortus Sanitatis (s. Ausg.) S. I–LXII. – Fritz Hommel: Zu den Quellen der ältesten Kräuterbücher. In: FS Alexander Tschirch. Leipzig , S. –. – Julius Schuster: Secreta salernitana und G. d. G. Eine Stud. zur Gesch. der Naturwiss. und Medizin des
Wonnecke MA. In: Ma. Hss. Paläographische, kunsthist., literarische und bibliotheksgeschichtliche Unters. FS Hermann Degering. Leipzig (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. –. – Ellen Shaffer: The Garden of Health. An account of two herbals, the G. d. G. and the Hortus Sanitatis (Book Club of California ). [San Francisco] . – Otto Beßler: Prinzipien der Drogenkunde im MA. Aussage und Inhalt des Circa instans und Mainzer Gart. Habil. masch. Halle/Saale . – Reimar Walter Fuchs: Die Mainzer Frühdrucke mit Buchholzschnitten –. Diss. Mainz (auch in: Arch. für Gesch. des Buchwesens [] S. –; Nachdr. Stuttgart ). – Claus Nissen. Die botanische Buchillustration. Bde. (Gesch./Bibliogr./Suppl.). Stuttgart . – Lottlisa Behling: Die P anzen in der ma. Tafelmalerei. Köln/Graz , S. –. – Horst Kunze: Gesch. der Buchillustration in Deutschland. Bde. Leipzig , Textbd., S. –, Bildbd. Nr. –. – W.-D. Müller-Jahncke: «Deßhalben ich solichs an gefangen werck vnfolkomen ließ». Das Herbar des ‹Codex Berleburg› als eine Vorlage des ‹G. d. G.›. In: Dt. Apotheker-Zeitung () S. –. – Elke Boesherz Morgan: Stud. zum spätma. Kräuterbuch ‹G. d. G.›. Ein Beitr. zur dt. medizinischen Fachprosa des ./. Jh. Diss. masch. Columbus (Ohio) . – G. Keil: ‹Gart›, ‹Herbarius›, ‹Hortus›. Anm. zu den ältesten KräuterbuchInkunabeln. In: «Gelêrter der arzenîe, ouch apotêker». Beitr. zur Wisssenschaftsgesch. FS Willem F. Daems. Hg. v. G. Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – H. J. T. M. Brok: «Den Herbarius in Dyetsche». In: Een school spierinkjes. Kleine opstellen over Middelnederlandse artes-literatuur. Hg. v. Willem P. Gerritsen u. a. (Middeleeuwse studies en bronnen ). Hilversum , S. –. – Älterer dt. ‹Macer› – Ortolf von Baierland ‹Arzneibuch› – ‹Herbar› des Bernhard von Breidenbach – Färber- und Maler-Rezepte. Die oberrheinische medizinische Sammelhs. des Kodex Berleburg [...]. Farbmikro che-Edition, Einf. zu den Texten, Beschreibung der P anzenabb. und der Hs. von Werner Dressendorfer u. a. (Codices illluminati medii aevi ). München , S. –, –, –. – G. Keil: Phytotherapie im MA. In: Scientiarium Historia () S. –, hier S. f., f. – Christel Meyer-Staubach: Der ‹Hortus sanitatis› als enzyklopädisches Buch. Zur Pragmatisierung traditionellen Wissens und ihrer Realisierung in der
Jakob von Landsberg Illustration. In: Alles was Recht war. Rechtslit. und literarisches Recht. FS Ruth Schmidt-Wiegand. Hg. v. Hans Hö nghoff (Item mediävistische Stud. ). Essen , S. –. – Thomas Richter: Melissa officinalis L. Ein Leitmotiv für Jahre Wissenschaftsgesch. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Würzburg , S. –, –, – und Reg. – Rudolf Schmitz/ Franz-Joseph Kuhlen: Gesch. der Pharmazie. Von den Anfängen bis zum Ausgang des MA (Gesch. der Pharmazie ). Eschborn , S. –. – Mechthild Habermann: Dt. Fachtexte der frühen Neuzeit. Naturkundlich-medizinische Wissensvermittlung im Spannungsfeld von Latein und Volkssprache (Studia Linguistica Germanica ). Berlin/ New York , S. –, – und Reg. – Hartmut Broszinski: Der Seele und des Leibes Heil: Die «fart vber mer zu dem heiligen grab» und der ‹g. d. g.› Bernhards von Breydenbach (–). Kassel . – Johannes Gottfried Mayer/Konrad Goehl: Das Verhältnis der ma. Kräuterbücher zu ihren lat. Quellen. Dargestellt am ‹Älteren dt. Macer›, dem ‹Leipziger Drogenkompendium› (Leipzig UB, ) sowie dem ‹G. d. G.› (Mainz ). In: Sprachwiss. () S. –. – Cornelia Schneider: Peter Schöffer. Bücher für Europa (Schriftenreihe des Gutenberg-Museums Mainz ). Mainz . – G. Keil: G. d. G. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. –. – Ders.: J. W. v. K. In: ebd., S. f. – Peter Riethe: Hildegards von Bingen ‹Liber simplicis medicinae› im Mainzer ‹G. d. G.›. In Sudhoffs Arch. () S. – (wieder in: Ders.: Hildegard von Bingen. Eine aufschlussreiche Begegnung mit ihrem naturkundlich-medizinischen Schrifttum. Marburg , S. –). – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f., , und Reg. – M. Habermann: Koordination und Subordination in der Syntax von Gebrauchstexten aus der Inkunabelzeit. In: Probleme der hist. dt. Syntax unter besonderer Berücksichtigung ihrer Textsortengebundenheit. Hg. v. Franz Simmler/ Claudia Wich-Reif (Berliner sprachwissenschaftliche Stud. ). Berlin , –, hier S. , u. ö. – Löwen, Liebstöckel und Lügensteine. Illustrierte Naturbücher seit Konrad von Megenberg. Hg. v. Maria Effinger und Karin Zimmermann unter Mitarbeit von Margit Krenn (Schr.
. Hälfte . Jh. der Universitätsbibl. Heidelberg ). Heidelberg , S. –. – Brigitte und Helmut Baumann: Die Mainzer Kräuterbuch-Inkunabeln: ‹Herbarius Moguntinus› (), ‹G. d. G.› (), ‹Hortus Sanitatis› (). Wissenschaftshist. Unters. der drei Prototypen botanisch-medizinischer Lit. des SpätMA unter Berücksichtigung der Vorläufer [...] und der ‹G. d. G.›-, ‹Hortus Sanitatis›-Nachdr. [...] sowie die in der Bildtradition stehenden Werke [...] (Denkmäler der Buchkunst ). Stuttgart . – Irmgard Müller/W. Dressendorfer (Hg.): G. d. G. Botanik im Buchdruck von den Anfängen bis (Museum Otto Schäfer Ausstellungskat. /Kat. der Franckeschen Stiftungen /Veröff. des Stadtarch. Schweinfurt ). Wiesbaden . VZ Jakob von Landsberg. – Verfasser pferdeheilkundlicher Rezepte, zweite Hälfte . Jh. (?). Dem anderweitig nicht bezeugten J. v. L. werden in der hippiatrisch-fachliterarischen Überlieferung drei Verfahren zugewiesen: Zwei Rezepte gegen den Straubfuß («strupffen») in der Rossarzneilichen Sammlung → Ludwigs V. von der Pfalz sowie eine Verordnung zur Therapie von Gliedersteifheit (Rähe) im Pferdearzneibuch des Johann von Groenrodt († um ). Ob dieser J. v. L. mit einem der zahlreichen humanmedizinischen Rezeptautoren des . Jh. identi ziert werden kann, die ohne Namenszusatz in den jeweiligen Textzeugen geführt werden (vgl. → Jacobus, Meister → Jacobus), ist völlig offen. Nicht auszuschließen ist ferner, dass es sich bei J. v. L. um den → Stadtarzt von Landsberg handelt, von dem ein humanmedizinisches Salbenrezept überliefert ist. Ü: Straubfuß-Rezept: Heidelberg, UB, Cpg , v (Pap., um /, südrheinfränkisch); Autorangabe: «Jakob vonn lantspergk»; Digitalisat unter: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/ diglit/cpg. – Rähe-Therapie: Mit Verfasserangabe: München, Univ., Bibl. des Inst. für Paläoanatomie, Domestikationsforsch. und Gesch. der Tiermedizin, V. Fol. M , Tl. III (Kriegsverlust) (Pap., spätes . Jh.). – Karlsruhe, LB, Cod. R (Groenrodts Pferdearzneibuch) v (Pap., . Jh.); Überschrift: «Vor allerley Rehe von Jacob von Landtsberg gelernt». – Ohne Verfasserangabe in der Groenrodt-Redaktion des Langenburger Veterinärcodex (. Jh., s. Ausg. Roth); weitgehend übereinstimmend mit dem Karlsruher Textzeugen.
. Hälfte . Jh. A: Hans Roth: Pfalzgrä iche Pferdeheilkunst. (Diss. Berlin) Trebbin , S. –. L: Bernhard Dietrich Haage, VL () Sp. ; () Sp. . – Johannes Hung: Das Pferdearzneibuch des Johann von Groenrodt (Diss. Berlin ). Trebbin , S. , , Nr. . – Georg Piechatzek: Über eine bisher unveröffentliche Rossarznei-Hs. aus dem Ende des . Jh. (V. Fol. M ) im Besitze der Bücherei der Tierärztl. Fak. der Univ. München. Diss. München , Nr. . – Gerhard Eis: Bemerkungen zu der Münchner Hs. V. Fol. M. . In: Dt. Tierärztliche Wochenschr. () S. f. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –). – B. D. Haage: Wer war Jacob v. L.? In: Centaurus () S. –. – Ders./Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Marschalk von Venedig. – Autor hippiatrischer Rezepte, lebte spätestens in der zweiten Hälfte des . Jh. Ein nicht namentlich genannter M. v. V. wird erstmals im Rossarzneibuch des → Hartmann von Stockheim aus dem letzten Drittel des . Jh. genannt. Das in einer nach entstandenen Handschrift erhaltene Sammelwerk nennt den M. unter anderen Rezeptautoren und -gewährsleuten als «des hertzogen marsteller». Laut Hartmann bietet das Rossarzneibuch zahlreiche Rezepte des M.s. Diese wurden bislang allerdings nicht identi ziert. Zugeordnet werden können ihm aber Rezepte in drei jüngeren Handschriften von um –, und . Es handelt sich jeweils um Anweisungen zur Herstellung von Pulver, das gegen Erkrankungen von Pferden helfen soll. Die Forschung hat von M. ausgehende Traditionslinien zu anderen Verfassern von Rossarzneibüchern festgestellt, so zu Hannsen Stauber (um ) und Wolfgang II. von Hohenlohe († ). Ü: H: Heidelberg, UB, cpg , r–r (Pap., Heidelberg?, nach , bair.). – Zu H und der um einsetzenden, frühneuzeitlichen Überlieferung vgl. u. a. Eis (s. Lit.). – Schmitt (s. Lit.). – Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –)
Marschalk von Venedig (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –. – www.handschriftencensus.de/. A: Eis (s. Lit.). – Sigmund Oehrl: Vgl. Stud. zur altdt. Pferdeheilkunde. Diss. Hannover , S. – (Hartmanns Rossarzneibuch). – Online-Faks. v. Hs. H: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg. – Vgl. auch die Ausg. zu Hartmann von Stockheim. L: Vgl. auch die Lit. zu → Hartmann von Stockheim. – Wolfram Schmitt, VL () Sp. . – Gerhard Eis: Hippiatrische Lesefrüchte aus unbekannten Hss. In: Dt. tierärztliche Wochenschr. () S. (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –). – Ders.: Der Marschalk von Venedig, ein dt. Fachschriftsteller des . Jh. In: Dt. tierärztliche Wochenschr. () S. f. – Ders.: Pferderezepte von Pfalzgraf Philipp dem Aufrichtigen. In: Dt. tierärztliche Wochenschr. () S. – (wieder in: Eis [s. o.] S. –, ). – Oehrl (s. Ausg.) S. –. – Gundolf Keil u. a.: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Neithart, Hans (auch: Nithart, Nythart, Neythart), * um , † vor dem .. (?). – Richter, Bürgermeister, Übersetzer (?), Geschichtsschreiber (?). Der einer der bedeutendsten Ulmer Patrizierfamilien entstammende N. war der Sohn Bartholomäus N.s († ), der, als er Stadtschreiber in Nürnberg wurde, das Ulmer Stadtrecht beibehalten durfte. H. N. war seit Anfang der er Jahre mit der aus einer angesehenen Kaufmannsfamilie stammenden Augsburgerin Barbara Nördlinger verheiratet. wurde er P eger der von seinem Onkel Heinrich († ) in der Ulmer Pfarrkirche über der zwei Jahre vor seinem Tod gestifteten Neithart-Kapelle aufbewahrten Bibliothek. Ab war er Richter in Ulm, von bis ca. einer der drei Bürgermeister der Stadt. ließ er sich gemeinsam mit Heinrich → Steinhöwel und anderen Ulmer Bürgern in die Heilig-GeistBruderschaft in Rom aufnehmen. Felix → Fabri hob an der Familie Neithart in seinem um / verfassten Tractatus de civitate Ulmensi hervor, dass
Popplau «magni cum virum ex eadem stirpe» hervorgegangen seien, wobei er für seine Zeit H. N. besonders rühmt. In der Forschung wird N., der ohne akademische Ausbildung war, bislang – trotz mancher Zweifel – die Übersetzung der Komödie Eunuchus des → Terenz, die Konrad Dinckmut in Ulm druckte, zugeschrieben. Während N. im Kolophon dieses Drucks nur als Herausgeber benannt wird («Dise Comedia hat Hanns Nythart z˚u Vlm lassen trucken den C˚unrad Dinckm˚ut»), wird er in der Vorrede des Jahre später im Rahmen der dt. Gesamtausgabe der Komödien des Terenz aufgenommenen Eunuchus, die bei Johann Grüninger in Straßburg erschienen, als Übersetzer bezeichnet («Dˉe ersammen vnd wysen Hansen nythart Burger zu ulm das er die andern Comedi Eunuchum vor iaren getütscht hat»). Ob N. sich an der Fortsetzung der Schwäbischen Chronik’ des Thomas → Lirer redaktionell beteiligte, ist sehr zweifelhaft. D: Ulm: Konrad Dinckmut für Hans Neithart, (enthält auch Aelius Donatus: Commentum in Terenti comoedias, Auszug dt. bearb. v. H. N.; die Abtrennung des Monologs Parmenos zu einer eigenen Szene im . Akt des Eunuchus geht vermutlich auf eine falsche Lagenberechnung zurück). – Straßburg: Johann Grüninger, «Uff zynstag vor sant Gregorien tag» [. März] (N.s Eunuchus als Teil einer Gesamtausgabe des Terenz; die im Ulmer Erstdruck vorgenommene Abtrennung des Monologs Parmenos zu einer eigenen Szene wurde rückgängig gemacht; vgl. Amelung, S. ). Faksimile des Ulmer Drucks, hg. v. Peter Amelung, Dietikon/Zürich . A: Der Eunuchus des Terenz. Uebersetzt von H. Neidhart . Hg. v. Hermann Fischer (Bibl. des Litterarischen Ver. in Stuttgart ). Tübingen . L: Peter Amelung, VL () Sp. –. – Max Herrmann: Terenz in Deutschland bis zum Ausgang des . Jh. In: Mitt. der Ges. für dt. Erziehungs- und Schulgesch. () S. –. – Fischer (s. Ausg.) S. V–XI. – Hans Werner Mangold: Stud. zu den ältesten Bühnenverdeutschungen des Terenz (Hermaea ). Halle/Saale (Nachdr. Walluf ). – Karl Flad: Der erste dt. Terenz. Diss. Tübingen . – Ernst Erich Bidlingmaier: Die Terenzübersetzung des Neidhart. Tübingen . – P. Amelung: Konrad Dinckmut, der Drucker des Ulmer Terenz.
. Hälfte . Jh. Komm. zum Faksimiledruck . Dietikon/Zürich . – Franz Josef Worstbrock: Dt. Antikerezeption –. Tl. : Verz. der dt. Übersetzungen antiker Autoren. Mit einer Bibliogr. der Übersetzer (Veröff. zur Humanismusforschung ). Boppard am Rhein , S. , f. (mit weiterer Lit.). – Eckhard Bernstein: Die Lit. des dt. Frühhumanismus (Slg. Metzler ). Stuttgart , S. –. – Jürgen Geiß: Terenz: Euchuchus (dt. v. H. N.). In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. –. – Eckard Lefèvre: Terenz’ und Menanders «Eunuchus» (Zetemata ). München , S. –, . – Marburger Repertorium zur Übersetzungslit. im dt. Frühhumanismus: MRFH (http://mrfh.de/). BJ Popplau, Kaspar, † ... – Breslauer Kaufmann, Verfasser eines Rechtsbuchs und Remissoriums. P.s Vater Hans († ..) kam von Liegnitz nach Breslau; sein Bruder, → Nikolaus von Popplau († nach ..), mit dem P. von bis / das väterliche Handelshaus führte, war kaiserlicher Rat und verfasste einen an Kaiser Friedrich III. (–) gerichteten Bericht über eine ausgedehnte Reise durch Westeuropa. Über das Geburtsjahr P.s liegen keine Hinweise vor; er dürfte aber nicht vor geboren worden sein (sein Vater heiratete Hedwig Ungeraten [† ..]). Im Sommersemester ist P. als eingeschriebener Student an der Universität Krakau nachweisbar; dies und P.s Werke lassen erkennen, dass er Latein beherrschte; allerdings verfügte er über keine direkten Kenntnisse zum römischen Recht. Er leitete das Tuchhandelsunternehmen seines Vaters mit großem Erfolg, zuerst mit seinem jüngeren Bruder, seit allein. Auf einer Reise in die Niederlande geriet er auf der Straße von (Groß-) Glogau in Niederschlesien nach Frankfurt/Oder in Gefangenschaft (am ..); er begann nachweislich seit umfänglichen Grundbesitz zu erwerben und seit besaß er in Breslau eine eigene Kaufkammer (Verkaufsstätte und Lager). Von bis zu seinem Tod hatte P. mehrere städtische Ämter inne: Er war Schöffe (, –, –), Urteiler am Hofgericht (= Landgericht, –, –, ) und Mitglied des Rats (). Sein Testament vom .. ist ediert
. Hälfte . Jh. bei Gerhard Pfeiffer: Ein geistliches Testament aus dem Jahre , in: Der Oberschlesier () S. –, hier S. –. Wohl im Rahmen seiner juristischen Tätigkeit verfasste P. das anonym überlieferte Rechtsbuch Der Rechte Weg («summa der rechte weg genant») und ein damit inhaltlich verbundenes Remissorium. Zwar gilt die Verfasserschaft seit Goerlitz () als sicher, aber im Remissorium heißt es zum Stichwort «privilegium»: «Peter Krebil dixit et experiencia docet» und der Rechte Weg vermerkt in Buch O, Kapitel : «Mich duncket also, adir vergleiche P. K. dixit». Bei Krebil handelt es sich um einen Vetter P.s, der – die Geschäfte von Hans Popplaus nachgelassenem Unternehmen geführt hatte, bis die Leitung von den beiden Söhnen übernommen wurde. Da Krebil als verstorben gilt und nicht am Hofgericht als Beisitzer nachweisbar ist, wird er mit Blick auf die Entstehungszeit des Rechten Wegs und des Remissoriums als Verfasser ausgeschlossen. Der Rechte Weg ist eine zwischen und entstandene Kompilation von ungewöhnlich vielen Rechtstexten, die dem bedeutenden Breslauer Gericht «für seine Rechts ndung zur Verfügung stand» (Ebel [] S. XIII; es wird angenommen, dass das Buch X im Jahr nachgetragen wurde, siehe ebd., S. XI). P. hat diese Texte nach eigenem Ermessen ausgewählt. Einige davon übertrug er aus dem Lateinischen ins Deutsche und stellte sie – teilweise von der ursprünglichen Vorlage abweichend – zusammen; eine Systematik der Kompilation ist nicht erkennbar. Der Rechte Weg, dem P. einen Prolog vorausschickt, ist in Bücher (überschrieben mit den Buchstaben A–X) mit je Kapiteln gegliedert; nur das letzte Buch (X) umfasst mit Kapiteln deutlich weniger als die vorangehenden. P. inserierte in seiner Kompilation Magdeburger Schöffensprüche und das Buch der Magdeburger Urteile (Bücher A–C, G–I und M–N; → Magdeburger Rechtsbücher), Magdeburger Urteile für Liegnitz (Bücher C, E–F, P), Schöffenurteile aus Breslau, Leipzig und Halle (Bücher L, Q, X), Sprüche aus Liegnitz, Neiße/Oder und des Lehngerichts in Dohna (Bücher D, E, I, K, P, Q, R), Willküren aus Breslau (Bücher G, O, X) und Privilegien für diese Stadt (Bücher N, P; in Regestenform, aus den Jahren –), das unvollendete Liegnitzer Stadtrechtsbuch von (Buch V) und die Blume des Sachsenspiegels (hier
Popplau Ad decus et decorem genannt; Bücher S–T) des Nikolaus → Wurm, das ca. zusammengetragene Magdeburg-Breslauer unsystematische Schöffenrecht (Bücher C–F, H–I; → Magdeburg-Breslauer systematisches Schöffenrecht), das → Breslauer Landrecht von (Bücher N–P), das Magdeburg-Breslauer systematische Schöffenrecht von – (Bücher N–O), die → Magdeburger Fragen von – (Bücher M–N), acht juristische Gutachten des → Dietrich von Bocksdorf (Buch R) und einen Teufelsprozess in Buch D. Bocksdorfs Gutachten sind die «einzigen unmittelbar aus der Rechtspraxis stammenden Texte» im Rechten Weg, «die ein gelehrter Jurist verfasst hat» (Wejwoda [] ). Seine herausgehobene Bedeutung erlangt der Rechte Weg nicht nur durch seine breite Quellenbasis, sondern auch durch die Erschließung in Form eines Remissoriums. Remissorien werden zum ersten Mal im . Jh. für die inhaltliche Erschließung dt. Rechtstexte greifbar; in ihnen sind nach Schlagworten geordnet Zitate aus ausgewählten Rechtstexten zusammengestellt. Hierzu gehören u. a. die Remissorien des Dietrich († ) und → Tammo († nach ) von Bocksdorf zum Sachsenspiegel (→ Eike von Repgow), zum Magdeburger Weichbildrecht (→ Magdeburger Rechtsbücher) bzw. zum Sächsischen Landrecht mit Glosse sowie das zwischen und entstandene Remissorium P.s. Dabei handelt es sich um ein alphabetisch geordnetes Nachschlagewerk, das, der Kompilation des Rechten Weges entsprechend, folgende für Breslau wichtige Rechtstexte erschließt: das Land- und Lehnrecht des Sachsenspiegels, das Magdeburger Weichbildrecht, das Magdeburg-Breslauer systematische Schöffenrecht, das Breslauer Landrecht und Breslauer Gewohnheitsrechte. Randnotizen in der Handschrift machen auf Differenzen zwischen Magdeburger und Breslauer Stadtrecht aufmerksam. Beide Werke P.s waren vermutlich bis ins . Jh. hinein in Breslau in Gebrauch; eine Rezeption darüber hinaus ist nicht bekannt. Ü Der Rechte Weg: Wrocław, Archiwum Pa´nstwowe, Akta miasta Wrocławia J (Pap., –/, ostmitteldt.). – (Remissorium): Ebd., J (Pap., –, ostmitteldt.). A: Der Rechte Weg: Friedrich Ebel, unter Mitarbeit von Wieland Carls und Renate Schelling (Hg.): Der Rechte Weg. Ein Breslauer Rechtsbuch des . Jh. Bde. Köln u. a. (die älteren Teileditionen werden genannt im VL []).
Popplau Remissorium: Ernst Theodor Gaupp: Das Schlesische Landrecht oder eigentlich Landrecht des Fürstentums Breslau von . Leipzig (Nachdr. Aalen ) S. f. (Prolog). – Georg Bobertag: Beitr. zur Gesch. des dt. Rechts in Schlesien. In: . Ber. der Philomatie zu Neiße von bis () S. –, hier S. f. (Teile des Prologs). – Ders.: Die Rechtshss. der Stadt Breslau. In: Zs. des Ver. für Gesch. und Alterthum Schlesiens () S. –, hier S. – (Prolog). – Theodor Goerlitz: Der Verfasser der Breslauer Rechtsbücher «Rechter Weg» und «Remissorium». In: ebd. () S. –, hier S. f. (Teile des Prologs). – Guido Kisch: Jewry-Law in Medieval Germany. Laws and court decisions concerning Jews (Texts and Studies American Academy for Jewish Research ). New York , S. – (Stichwort «Jude»). L: Helgard Ulmschneider: Dietrich von Bocksdorf. In: VL () Sp. –. – Renate Schelling-Schiewer, VL () Sp. –. – Oppitz () S. , . – Ebd. () Nr. f. – W. Wegener: Schlesisches Landrecht. In: HRG () Sp. –. – Klaus Herbers: Nikolaus von Popplau. In: NDB () S. f. – Paul Laband (Hg.): Das MagdeburgBreslauer systematische Schöffenrecht aus der Mitte des XIV. Jh. Breslau (Nachdr. Aalen ). – Hugo Böhlau: Die «Summa Der rechte Weg gnant». in: Zs. für Rechtsgesch. () S. –. – Gustav Bauch: Schlesien und die Univ. Krakau im . und . Jh. In: Zs. des Ver. für Gesch. (und Alterthum) Schlesiens () S. –. – G. Pfeiffer: Das Breslauer Patriziat im MA. Breslau (Nachdr. Aalen [Darstellungen und Quellen zur schlesischen Gesch. ]). – Gustav Homeyer: Die dt. Rechtsbücher des MA und ihre Hss. Neu bearb. v. Conrad Borchling u. a. Zweite Abt.: Verz. der Hss. Bearb. v. C. Borchling und J. von Gierke. Weimar , S. (Nr. ). – Ludwig Petry: Die Popplau. Eine schlesische Kaufmannsfamilie des . und . Jh. (Hist. Unters. ). Breslau . – T. Goerlitz: Die Breslauer Rechtsbücher des . Jh. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. Germanist. Abt. () S. –. – Franz Klein: Eine bauernrechtliche Quelle des . Jh. aus Schlesien. In: ebd. () S. –. – Franz KleinBruckschwaiger: Die Magdeburger Schöffensprüche für Breslau in K. P.s «Rechtem Weg» In:
. Hälfte . Jh. ebd. () S. –. – T. Goerlitz: Verfassung, Verwaltung und Recht der Stadt Breslau. Bd. . Würzburg , S. –. – Rudolf Stein: Der Rat und die Ratsgeschlechter des alten Breslau. Würzburg , S. –. – F. Klein-Bruckschwaiger: K. P. In: Schlesier des . bis . Jh. Hg. v. Helmut Neubach/Ludwig Petry (Schlesische Lebensbilder ). Würzburg , S. –. – Volker Zimmermann: Die Entwicklung des Judeneids. Unters. und Texte zur rechtlichen und sozialen Stellung der Juden im MA. Bern, Frankfurt/M. , S. . – Oskar Pusch: Die Breslauer Rats- und Stadtgeschlechter in der Zeit von bis . Bd. (Veröff. der Forschungsstelle Ostmitteleuropa ). Dortmund , S. f. – R. Schelling-Schiewer: «Der Rechte Weg». Zur Edition eines spätma. Rechtskompendiums. In: Jb. der Schlesischen FriedrichWilhelms-Univ. zu Breslau () S. –. – Gundhild Roth: Breslauer Kau eute unterwegs in Europa. In: Reisen und Welterfahrung in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Dieter Huschenbett/ John Margetts (Würzburger Beitr. zur dt. Philologie ). Würzburg , S. –. – R. Schelling: Vom Schöffenspruch zum «Rechten Weg». In: Anfänge und Entwicklung der dt. Sprache im ma. Schlesien. Hg. v. Josef Joachim Menzel/Gundolf Keil (Schlesische Forschungen ). Sigmaringen , S. –. – Ilpo Tapani Piirainen/Ingmar ten Venne (Hg.): Der Sachsenspiegel aus der Dombibl. in Breslau/Wrocław. Einleitung, Edition und Glossar (Beihefte zum Orbis Linguarum ). Wrocław , S. . – Metryka Uniwersytetu Krakowskiego z lat – [Die Matrikel der Krakauer Univ. aus den Jahren –]. Hg. v. Antoni Gasiorowski u. a. Bde., Kraków (zu den Breslauer Studenten siehe Bd. , S. –). – I. T. Piirainen: Frühnhd. Hss. in Schlesien. In: Kulturgesch. Schlesiens in der Frühen Neuzeit. Hg. v. Klaus Garber. Bd. (Frühe Neuzeit: Stud. und Dokumente zur dt. Lit. und Kultur im europäischen Kontext ). Tübingen , S. –, hier S. . – Krzysztof Broda: Studenci Uniwersytetu Krakowskiego w pó´znym ´sredniowieczu [Die Studenten der Krakauer Univ. im SpätMA]. Kraków , S. –. – Wieland Carls: Rechtsquellen sächsisch-magdeburgischen Rechts im Untersuchungsgebiet Polen. In: Ders. u. a.: Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen. Unters. zur Gesch. des Rechts und seiner Sprache. Berlin/Boston , S. –, hier S. f. –
. Hälfte . Jh. Marek Wejwoda: Spätma. Jurisprudenz zwischen Rechtspraxis, Univ. und kirchlicher Karriere. Der Leipziger Jurist und Naumburger Bischof Dietrich von Bocksdorf (ca. –) (Education and Society in the Middle Ages an Renaissance ). Leiden , S. f. – Clausdieter Schott: Magdeburger Recht und Sachsenspiegel. Stadtrecht und Landrecht. In: Das Burger Landrecht und sein rechtshist. Umfeld. Zur Gesch. der Landrechte und ihrer Symbolik im MA von Rügen bis Niederösterreich. Hg. v. Dieter Pöschke u. a. (HarzForschungen ). Berlin , S. –, hier S. f. MM Seybold, Leonhard (Lienhart). – Verfasser einer Prognostik für . Der Augsburger S. nahm an der Universität Leipzig das Studium auf ( Bakkalaureus). Einer seiner akademischen Lehrer («meus preceptor») war der Frühhumanist Martin → Pollich, der seit dem sächsischen Kurfürsten Friedrich III. als Leibarzt diente. Die von S. überkommene Augsburger Praktik für orientiert sich stark an Pollichs beiden Leipziger Prognostika für die Jahre und (GW M f.) und ist wie diese sowohl dt. als auch lat. erschienen. Da in der Reihe der Prognostiken Pollichs von bis eine Publikation für fehlt, ist es möglich, dass er sich mit S. abgesprochen und diesem für das Feld überlassen hat. Dessen Praktik führt zwar Augsburg im Titel, schließt «yedoch andere land vˉn stet darmit» expressis verbis ein. In neun Kapiteln, die sich über sechzehn Druckseiten erstrecken, hat S. seine Prognosen nach «kriegˉe hˉuger ods e totlikait» sowie nach Jahreszeiten und Monaten geordnet. Auch iatromathematische Aspekte (Aderlass, «purgieren») werden behandelt. Die lat. Version geht über den Textbestand der volkssprachigen hinaus und bietet zusätzlich einen Ausblick auf die astralen Konstellationen des kommenden Jahres, einen fachliterarischen Diskurs, eine Widmung an den Augsburger Bischof Johann II. von Werdenberg und dessen Geistliche sowie ein vorangestellter Gedicht, das mit einem Zitat aus der dritten Satire des Aulus → Persius Flaccus einsetzt («Discite o miseri»). e D: Dt.: «Practica uber die stat augspurg». [Augsburg: Johann Blaubirer] (GW M). Namensnennung und Datierung (v): «Darˉub hab ich lienhart Seybolt nach meiner vsstendykait als best ich kan auff diß einkˉoment iar So mˉa zelt
Seybold im Lxxxv von dˉe geschichtˉe auff ertreich [...] gedacht». – Lat.: «Prognosticatio». [Würzburg oder Eichstätt: Georg Reyser oder Michael Reyser] (GW M); Autornennung: «Leonhardus Seybold». – Beide Drucke sind als Digitalisate abrufbar unter www.digitale-sammlungen.de. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. ., unveränderte Au . der Erstau . von mit einem Nachtrag von Nummern. Stuttgart , S. . – Ferdinand Geldner: Ein unbekannter Einblattdr. Johannes Blaubirers. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Ders.: L. S.s ‹Prognosticatio› für , ein unbekannter Druck Michael Reysers. In: Essays in Honour of Victor Scholderer. Hg. v. Dennis E. Rhodes. Mainz , S. –. VZ Wolfegger Hausbuch («Ma. Hausbuch»). – Aufwendig illustriertes Kompendium zeitgenössischen Wissens, spätes . Jh. (nach ). Aus der Gruppe der spätma. pragmatisch ausgerichteten Sammelhandschriften, die notwendige Kenntnisse für Haus- bzw. Burgbesitzer zusammenstellen, sticht das W. H. aus zwei Gründen hervor: einerseits wegen seiner einzigartigen thematischen Bandbreite, andererseits wegen seines aufwendigen Bildprogramms. Über den Initiator des ambitionierten Werkes gibt es keine gesicherten Kenntnisse. Im späten . Jh. ist noch primär an einen Auftrag aus der adligen Oberschicht zu denken. Die außergewöhnliche Themenkomposition allerdings, die Bergbau, Münz- oder Kriegswesen mitberücksichtigt, macht eher einen Vertreter des wohlhabenden gehobenen Stadtbürgertums wahrscheinlich, der an den im Codex präsentierten technischen Sujets auch ein unternehmerisches Interesse gehabt haben könnte. Das W. H. lässt sich in sechs bis acht inhaltliche Abschnitte untergliedern, die sich auf neun erhaltene Lagen der unvollständig überkommenen Handschrift verteilen. Die Abschnitte stimmen weitgehend mit den Lagengrenzen überein. Der inhaltlicher Aufbau gestaltet sich wie folgt (in der Übersicht fehlende Seiten sind leer): . (Lage , r–v): lat. Gedächtniskunst ohne Illustration. Die ganzseitige Gaukler-/Artistenminiatur auf r könnte eine einleitende Funktion zu den Abschnitten der Lagen und erfüllen. – . (Lage , v–r): dt. Planeten- und Planetenkinderverse
Wolfegger Hausbuch mit ganzseitigen Illustrationen. Im Anschluss fehlen zwei Lagen. – . (Lage , v–r): Bildkatalog zum ritterlichen Leben einschließlich Niederjagd mit sieben doppelseitigen Zeichnungen. – . (Lage , v–r): medizinische und hauswirtschaftliche Rezepte in dt. Prosa mit lat. Einsprengseln. Einige Zutaten sind hebräisch verschlüsselt. An zwei Stellen sind geplante Zeichnungen nicht ausgeführt worden (v: Schröpfstellenmännlein; r: → Pestlassmännlein). Die Zeichnung eines Spinnrades am Beginn der nächsten Lage (r) könnte sich noch auf diesen Teil des Hausbuches beziehen. – a. (Lage /, r–r): dt. Prosatexte und Zeichnungen zum Bergbau und zum Hüttenwesen. Erneut sind zahlreiche sinntragende (hier metallurgische) Begriffe hebräisch verschlüsselt. Auf v–r ndet sich die weltweit älteste bekannte graphische Darstellung einer Seigerhütte. – b. (Lage , r–r): Traktat für Münzmeister, auf den Tabellen mit Feingewichten, zur Umrechnung von Gold unterschiedlicher Karatgehalte und zum Wert unterschiedlicher Legierungen folgen sowie Exempel für Kosten-Nutzen-Rechnungen. – a. (Lage –, r–v): Kriegstechnischer Bildkatalog (Bearbeitung von Johannes → Formschneiders Büchsenmacherbuch); auf v–rI doppelseitig ausfaltbare Darstellung eines Heerzuges. – b. (Lage ): Ordnung für einen Burghauptmann (r–r) mit artelleristischen Rezepten (v–r). Seit das W. H. als «eine Art Quodlibet für die Kulturgeschichte des fünfzehnten Jh.» erstmals bekannt gemacht wurde (Konrad Dietrich Hassler: Ber. des Vorstandes über seine Reise nach Wolfegg. In: Verhandlungen des Ver. für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben / [] S. ), standen vor allem die Illustrationen im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Versuche, die Zeichnungen namentlich bekannten Künstlern zuzuweisen (darunter Erhard Reuwich [† ]), haben sich als nicht zielführend erwiesen. Die heutige Opinio communis ist, dass die Bildausstattung auf mindestens drei Illustratoren und mehrere Koloristen zurückgeht, die drei oder mehr Ateliergemeinschaften zuzuordnen sind. Die nicht immer mit dem Text korrelierenden Planetenzeichnungen werden dem namentlich nicht bekannten Meister des Amsterdamer Kabinetts (auch: Meister des Hausbuches, Hausbuchmeister) zugewiesen. Auch sind Ein üsse des Großen Kartenspiels vom (Spielkarten-)Meister
. Hälfte . Jh. E. S. konstatiert worden (Gauklerminiatur, Obszöner Liebesgarten innerhalb des Katalogs zum Ritterleben [v–r]). Die Formschneider-Tradition des militärischen Bildkatalogs rückt die Darstellungen in die Nähe des sog. → Hussitenkriegs-Ingenieurs und Konrad → Gürtlers. Der Textbestand des W. H. geht vermutlich nur im Fall der Feuerwerksrezepte am Ende des Codex auf das . Jh. zurück. Der direkt vorangehende Burghauptmann-Traktat entlehnt am Anfang aus dem → Feuerwerkbuch von und bietet ansonsten durchweg originelle Ratschläge zur Burgverteidigung und zur psychologischen Truppenführung. Im Heidelberger Cpg , v–v (. Jh.) wird der Text parallel überliefert. Ohne vergleichbares überliefertes Beispiel ist weitgehend auch der Abschnitt zum Münzwesen. Die Rezept- und Verfahrenstexte der medizinisch-hauswirtschaftlichen sowie bergbautechnisch-metallurgischen Teile und a des W. H. spiegeln den jeweiligen zeitgenössischen Kenntnisstand wieder. Die medizinischen Verfahren lassen sich in sechs internistische und fünf chrirurgische Kapitel untergliedern, die von einigen aphrodisiakischen und kosmetischen Rezepten abgeschlossen werden. Zu den dt. Quellen des medizinischen Rezeptbestandes im W. H. zählen → Peter von Ulm, der → Sendbrief-Aderlassanhang, der → Brief an die Frau von Plauen, → Hämatoskopie-Traktate, Michael → Puff aus Schrick und der → Salbeitraktat. Ferner nden sich Hinweise auf das Antidotarium Nicolai des → Nicolaus Salernitanus und den Grabadin des → Pseudo-Mesuë. Die Passage zum Schröpfen scheint unmittelbar → Avicennas Kanon der Medizin entnommen zu sein. Da sämtliche der entlehnten Texte einer starken redaktionellen Überarbeitung unterzogen worden sind, ist der originale Wortlaut oftmals nurmehr zu erahnen. Das gilt im gleichen Maße für die hauswirtschaftlichen Rezepte im direkten Anschluss. Das Spektrum der Themen reicht von der Herstellung von Seide- und Schmuckimitaten, Textilfärbung (vgl. → Was du verwen wilt von sîden oder zendel), Fleckenreinigung und Essig- oder Konfektzubereitung bis zur Rosstäuscherei. Hier sind die nachgewiesenen Vorlagen: → Gottfried von Franken, → Petrus de Crescentiis, Meister → Hans, das → Nürnberger Kunstbuch, die → Rossaventiure, der → Waffenhärtungstraktat und das → Buch von guter Speise. Im Abschnitt b verdient ein hüttentechnischer Traktat mit dem irreführenden Titel Fluß zum berckwergk (r–r) besondere Erwähnung, der mit präzisen Angaben in
. Hälfte . Jh. die Kupferverhüttung einführt. Ein Traktat zur Salpetergewinnung (r) erinnert an eine Anweisung Heinz → Schaubs. Ü: München, Privatbesitz August Baron von Finck (olim Wolfegg [Oberschwaben/ Allgäu] Fürstl. Waldburg-Wolfeggsche Bibl., ohne Sign.) noch Kleinfolio-Bll. in Lagen (Perg., bald nach , nordbair. nach mitteldt. Vorlage [Lage ] und ostfränkisch [Lage , /, Tl. b]); insgesamt teilweise kolorierte Federzeichnungen. Es ist vom Verlust dreier Lagen auszugehen (ursprünglich Bll.). Das (sprechende ?) Wappen auf r (Baumstamm mit abgesägten Ästen, Gold auf Blau) könnte auf den Auftraggeber verweisen, konnte aber keinem Geschlecht zugewiesen werden. Auf v wird das Wappen unkoloriert und mit leichten Abweichungen wiederholt. Diese Wiederholung sollte vielleicht ursprünglich zur Einleitung eines zweiten Teils oder Bandes des Hausbuchs dienen. Tatsächlich sind die hinteren Lagen des W. H. von einem zweiten (ostfränkischen, s. o.) Schreiber in schlichter Bastarda geschrieben worden. Auch sind sie illustratorisch weniger aufwendig ausgestattet (mit Ausnahme vor allem des Bergwerkspanoramas auf r). Das korrespondiert mit der pragmatischen Ausrichtung der behandelten Themen. Da allerdings auch die Rezeptsammlung der Lage von diesem Schreiber stammt, ist es naheliegend, dass der überlieferte Aufbau des W. H. nicht dem ursprünglichen entspricht. Die eigentliche Zäsur – zwischen repräsentativem Prachtband und pragmatischem Handbuch – liegt demnach zwischen Lage und . Die hebräischen Verschlüsselungen bei den Rezepten und Bergbauverfahren legen einen gemeinsamen Verfasser oder Kompilator der beiden Abschnitte nahe. Dieser könnte durchaus der ostfränkische Schreiber selbst gewesen sein. Ob der Auftraggeber in die Dechiffrierung der Verschlüsselungen eingeweiht war, ist offen. Seit dem . Jh. war die Handschrift bis zu ihrem Verkauf in Waldburg-Wolfeggschem Besitz. Die vorherigen Besitzer sind nicht ermittelt, da die aufretenden Namen zu gebräuchlich sind (Besitzereintrag auf r: «Dis Puech gehort Joachim Hofen»; v [jüngerer Eintrag]: «lug Hof der Junger zog zu Innsprugg»). – Vgl. zur Hs. zuletzt: Rainer Leng: Feuerwerks- und Kriegsbücher. Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA, begonnen v. Hella Frühmorgen-Voss und Norbert H. Ott, hg. v. Ulrike Bodemann u. a. Bd. / (Lfg. /). München , S. –.
Wolfegger Hausbuch (F-)A: Ma. Hausbuch. Bilderhs. des . Jh. mit vollst. Text und facsimilierten Abb. Mit einem Vorwort von A[ugust] Essenwein. Frankfurt/M. (Nachdr. Hildesheim u. a. ). – Das ma. Hausbuch. Nach dem Originale im Besitze des Fürsten von WaldburgWolfegg-Waldsee. Hg. v. Helmuth T. Bossert/ Willy F. Storck (Jahresgabe des Dt. Ver. für Kunstwiss. ). Leipzig . – Das ma. Hausbuch/ The medieval housebook. Hg. v. Christoph zu Waldburg-Wolfegg. Bd. : Faks. München/New York . L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. . – R[alf] von Retberg: Kulturgeschichtliche Briefe über ein ma. Hausbuch des . Jh. aus der fürstl. Waldburg-Wolfeggischen Slg. nebst Anh. Leipzig . – Hans Naumann: Das Hausbuch und der Meister des Amsterdamer Kabinetts. In: Repertorium für Kunstwiss. () S. –. – [Hans] Sterzel: Das W. H. und seine Bedeutung für die Waffenkunde. In: Zs. für hist. Waffenkunde () S. –, –, –. – Max Schefold: Das ma. Hausbuch als Dokument für die Gesch. der Technik. In: Beitr. zur Gesch. der Technik und Industrie () S. –. – Johannes Dürkop: Der Meister des Hausbuches. In: Oberrheinische Kunst () S. –. – Lottlisa Behling: Der Hausbuchmeister – Erhard Reuwich. In: Zs. für Kunstwiss. () S. –. – Johannes Graf Waldburg-Wolfegg: Das ma. Hausbuch. Betrachtungen vor einer Bilderhs. (Bilder aus dt. Vergangenheit ). München . – Alfred Stange: Der Hausbuchmeister. Gesamtdarstellung und Kat. seiner Gemälde, Kupferstiche und Zeichnungen (Stud. zur dt. Kunstgesch. ). Baden-Baden/Straßburg . – Jane Campbell Hutchison: The Master of the Housebook. New York . – Maria Lanckoro´nska: Das ma. Hausbuch der Fürstlich Waldburgschen Slg. Auftraggeber, Entstehungsgrund und Zeichner. Darmstadt . – Wilhelm Schlink: Taten und Leiden der Planetenkinder. Das ma. Hausbuch von Wolfegg. In: Journal Gesch. () H. , S. –. – Jan Piet Filedt Kok: ’S levens felheid. De meester van het Amsterdamse Kabinet of de Hausbuch-meester, ca. –. Ausstellungskat. Maarsen (dt. u. d. T.: Vom Leben im späten MA. Der Hausbuchmeister oder Meister des Amsterdamer Kabinetts. Amsterdam/Frankfurt/M. ). – Fedja Anzelewsky: Hausbuchmeister. In: LexMA ()
Ansbacher Arzneibuch Sp. . – J. Campbell Hutchison: Meister des Hausbuchs. In: NDB () S. f. – Ulrich Kunst: Körperhaltung und Bewusstseinsstruktur. Unters. über eine sich wandelnde Körperbe ndlichkeit anhand unterschiedlicher Darstellungsformen im Teppich von Bayeux und dem ma. Hausbuch. Diss. Bremen . – Daniel Hess: Meister um das ‹ma. Hausbuch›. Stud. zur Hausbuchmeisterfrage. Mainz . – Markus Nass: Meister E. S.: Stud. zu Werk und Wirkung (Europäische Hochschulschr. , ). Frankfurt/M. u. a. . – Das ma. Hausbuch/The medieval housebook (s. Ausg.) Bd. : Komm. Mit Beitr. v. G. Keil, R. Leng u. a. München/New . – Karl-Heinz Ludwig: Das ma. Hausbuch und die Montangesch. In: Der Anschnitt. Mitteilungsbl. der Vereinigung der Freunde von Kunst und Kultur im Bergbau () S. –. – Bernd M. Mayer: Das Ma. Hausbuch. Ein spätma. Kleinod auf Schloß Wolfegg. In: Im Oberland. Beitr. aus Oberschwaben und Allgäu () S. – (als Sonderdruck: Biberach ). – C. zu Waldburg Wolfegg: Venus und Mars. Das ma. Hausbuch aus der Slg. der Fürsten zu Waldburg Wolfegg (Anlässlich der Ausstellung im Städelschen Kunstinst. und Städtische Galerie, Frankfurt/M. [...]). München/New York . – Werner E. Gerabek/G. Keil: Lorscher Arzneibuch, W. H. und Kodex Schürstab – drei der bedeutendsten Hss. zur ma. Medizin. In: Schr., Sprache, Bild und Klang. Entwicklungsstufen der Schr. von der Antike bis in die Neuzeit. Hg. v. Irma Wehgartner. Würzburg , S. –. – D. Hess: Das ‹Hausbuchmeisterproblem› in der Nürnberger Glasmalerei. Das Bergwerk im Hausbuch und sein Verhältnis zu Nürnberg. In: Glas, Malerei, Forschung. FS Rüdiger Becksmann. Hg. v. Hartmut Scholz u. a. Berlin , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Ulrike Wörner: Die Dame im Spiel. Spielkarten als Indikatoren des Wandels von Geschlechterbildern und Geschlechterverhältnissen an der Schwelle zur Frühen Neuzeit (Regensburger Schr. zur Volkskunde/ vergleichenden Kulturwiss. ). Münster u. a. , S. –. VZ Der Abt von Mariazell. – Verfasser eines Heilrezepts. Der A. v. M. ist nur in einer Gothaer Handschrift von um nachweisbar, die heute auch als Astromedizinisches Hausbuch bezeichnet wird. Der Codex
. Hälfte . Jh. enthält eine Gruppe von Rezepten gegen verschiedene Krankheiten, u. a. auch gegen Grieß. Unter den Nierengrießrezepten ndet sich ein Text mit dem Incipit «Item practica des abbts von Marie zell». Die Forschung hat einen Bezug der Ortsbezeichnung auf Mariazell in der Steiermark oder Klein-Mariazell in Niederösterreich erwogen. Ü: Gotha, Forschungsbibl., cod. Chart. B , r (Pap., um , nord- oder mittelbair.). – Zur Hs. vgl. auch die Beschreibung von Falk Eisermann (www.manuscriptamediaevalia.de/hs/projekt-Gotha-pdfs/) sowie http://www.handschriftencensus.de/, Mitscherling (s. Ausg.) und Ott (s. Lit.). – Die Hs. wird bei Rudolf (s. Lit.) und Eisermann als nord- oder mittelbair. kategorisiert, bei Ott nur als bairisch. A: Medizinisch-astrologischer Volkskalender. Hg. v. Maria Mitscherling. Bde. Leipzig (mit Faks.). L: Rainer Rudolf, VL () Sp. . – Gerhard Eis: Gabriel von Lebensteins Traktat ‹Von den gebrannten Wässern›. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f. – Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. f. – Bernhard Schnell: Die deutschsprachige Medizinlit. des MA. Stand der Forschung. Aufgaben für die Zukunft. In: JOWG () S. –. MM Ansbacher Arzneibuch. – Medizinisches Kompendium aus dem Umfeld der markgrä ichen Residenz Ansbach, letztes Viertel . Jh. Das A. A. ist ein Sammelband für einen Fürstenhof und damit mit dem Buch der Medizin für → Ludwig V. von der Pfalz vergleichbar. Es bestehen aber auch Parallelen zum → Wolfegger Hausbuch. Mit letzterem teilt das A. A. u. a. ein Krebsheilverfahren, das hier auf einen unbestimmten «alt hertzog von Lutringen» (r) bezogen wird, im Wolfegger Hausbuch hingegen konkret auf die Heilung Renés II. im Winter /. Hieraus ergibt sich der Terminus post quem für das A. A., während das Todesdatum des Markgrafen und Kurfürsten Albrecht Achilles () der wahrscheinliche Terminus ante quem ist. Den Schwerpunkt der Kompilation stellen medizinische Rezepte dar; zudem nden sich Traktate, ärztliche Konsilia, Regimina sanitatis und
. Hälfte . Jh. einige pharmakognostische Beiträge. Das medizinfachliche Spektrum ist breit und reicht von Traumatologie über die innere Medizin, Zahn- oder Augenmedizin, prognostische Diätetik (→ Utrechter Monatsregeln), Blutschautexten (→ Hämatoskopie-Traktate) bis hin zur Pestliteratur. Neben → Albrants Rossarzneibuch haben zudem wenige verstreute nicht(human)medizinische Stücke Eingang in das Kompendium gefunden: Waffentechnik (Stahlhärtung und Rüstungsp ege) und technische Rezepte (Farben, Vergoldung, Boraxherstellung). Der Kompilator hat seine Texte sowohl anonym als auch mit Verfasserangaben aufgenommen. Die Sammlung wirkt heterogen, sodass zu vermuten ist, dass die einzelnen Texte ohne grundsätzliche Überarbeitung aus den jeweiligen Vorlagen übernommen worden sind. Zahlreiche Kapitel entstammen der Cirurgia → Peters von Ulm und dem Arzneibuch → Ortolfs von Baierland. Die mit Namen genannten prominenten Autoren sind ferner → Gabriel von Lebenstein, aus dessen Gebrannten Wässern zweimal zitiert wird. Aus dem Bereich der Pestliteratur ndet sich Jakob → Engelin (neben dem Prager Sendbrief des → Gallus von Prag und dem → Brief an die Frau von Plauen). Nicht alle der für einzelne Rezepte oder Traktate als Gewährsleute angeführten Ärzte lassen sich identi zieren. Zu den auch in anderen Kontexten nachgewiesenen Urhebern zählen → Hans von Bayreuth, Sebald → Wagner, Hans → Lochner, Heinrich → Münsinger und Hermann → Umbehauwen. Mit dem Chirurgen «Maister Arnold» (r) könnte → Arnold von Aachen gemeint sein, mit «Meister Hanns von Zurch» (v, r) Hans → Minner, und womöglich bezeichnen die Angaben «von Hessen» (v/r) und «von Sulms» (r) → Hesse, den Juden von Salms. Eine besondere Rolle kommt Berthold → Slyner zu, der für mehrere und längere Abschnitte als Urheber angeführt wird und an einer Stelle in der ersten Person Singular spricht («probatum est per me» [v]). Dies könnte eine unkritische Übernahme aus einem Quellentext sein oder aber ein Hinweis auf eine etwaige Beteiligung Slyners an der Kompilation des A. A.. Ü: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , Bll. (Pap., /, ostfränkisch). T: Immo Schild: Sebald Mulner im ‹A. A.›. ‹Wässertraktat› – ‹Ölbuch› – ‹Rezeptar›.
Bairisches Aderlassbüchlein Diss. Würzburg (auch in Keil/Schild [s. Lit.] S. –). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Ders./I. Schild: Sebald Mulner im ‹A. A.›. ‹Wässertraktat› – ‹Ölbuch› – ‹Rezeptar›. In: Organista et homo doctus. FS Rudolf Walter. Hg. v. Alfred Reichling (Veröff. der Ges. der Orgelfreunde ). St. Augustin , S. –. VZ Bairisches Aderlassbüchlein. – Medizinisches Kompendium, letztes Drittel . Jh. Das B. A. ist ein kurzer Abschnitt in einer medizinischen Sammelhandschrift und in seiner Zusammensetzung und Praxisbezogenheit anderen spätma. ärztlichen Vademecums prinzipiell vergleichbar (→ Asanger A., → Genter A., → Haager A., → Oberrheinisches A.). Im Wesentlichen beruht das B. A. auf den Aderlasskapiteln aus dem Arzneibuch → Ortolfs von Baierland. Auf die Exzerpte hieraus lässt der Kompilator die Ortolf-Kapitel zur Purgation und einige Versatzstücke unterschiedlicher Provenienz folgen (darunter einige → Verworfene Tage, Blutschauregeln, ein Abschnitt zum Galgant [nach dem Latinske Urtebog Henrik → Harpestrængs], ein → Schröpfstellen oder geläu ge Verfahren aus dem Umkreis des Regimen sanitatis Salernitanum). Offensichtlich hat der Kompilator für seine Zusammenstellung ausschließlich auf volkssprachiges Vorlagenmaterial zurückgegriffen. Primärfunktion des B. A. ist die schnelle Verfügbarmachung von Basiswissen für den ärztlichen Praktiker. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , v–r (Pap., /, nordbair. [Oberpfalz/Regensburg (?)] mit geringem mitteldt. Einschlag [mitteldt. Vorlage (?)]). Überschrift: «Item wo man lassen sol wem [sic] ainem menschen ein siechtag an kumpt». – Digitalisat der Hs.: http://digi.ub.uniheidelberg.de/diglit/cpg. A: Hans Habernickel: Der Aderlaßabschnitt des Cod. palatinus germanicus . Quellenkrit. und sprachliche Unters. zu einem bair. ‹Aderlaßbüchlein› des SpätMA. Diss. (masch.) Nijmegen . L: Gundolf Keil, VL () Sp. . VZ Beßnitzer, Ulrich (auch: Pesnitzer u. ä.), * um /, † .. begraben in Aspach (Oberösterreich). – Baumeister, Zeugmeister. B. stammte aus slowenischem Ritteradel. Sein gleichnamiger Vater war an der Fehde des Andreas
Fachner Baumkirchner beteiligt und befand sich deswegen zeitweise in kaiserlicher Ungnade. B. selbst stand seit spätestens im Dienst Herzog Georgs des Reichen von Bayern-Landshut. Seit ist er als herzoglicher Rat nachweisbar. ernannte Georg ihn zum obersten Hofbaumeister und Zeugmeister auf Lebenszeit. In der Folge verantwortete B. u. a. den Bau von Georgs Schloss in Ingolstadt und seit wahrscheinlich die Schlossbefestigungen in Burghausen. Nach Georgs Tod ist B. wieder als Bau- und Zeugmeister bezeugt. Damals lebte er in Burghausen. Auch war B. noch herzoglicher Rat. Eine auf datierte Handschrift überliefert ein Inventar des Zeughauses in Landshut. Darin identi ziert sich B. durch Eigennennung als Autor des Verzeichnisses. Der Umfang von B.s Urheberschaft ist jedoch unsicher: Die farbigen Zeichnungen in dem durchgängig illustrierten Codex könnten auch von einer anderen Person stammen. Die Illustrationen zeigen neben einfachen Werkzeugen und Gegenständen wie Leitern und Seilen auch kompliziertere Kriegsmaschinen und Waffen, etwa Mörser und Kanonen. Die Forschung hat eine Verwandtschaft von B.s Verzeichnis mit ähnlichen Inventaren von Konrad → Gürtler () und Hans Gossenbrott () festgestellt. Das Landshuter Inventar wird in eine Reihe mit den unter → Maximilian I. entstandenen Zeugbüchern von Bartlme Freysleben und Jörg Kölderer gestellt. Ü: Heidelberg, UB, cpg , r–v (Pap., Landshut, , bair.). – Vgl. die Handschriftenbeschreibung von Karin Zimmermann in: K. Zimmermann u. a. (Bearb.): Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg VI). Wiesbaden , S. . A: Online-Faks. der Hs.: http://digi.ub. uni-heidelberg.de/diglit/cpg. L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. f. (mit älterer Lit.). – Bernhard Rathgen: Das Geschütz im MA. Berlin (Nachdr. Düsseldorf ) S. , , . – Johann Dorner: Herzogin Hedwig und ihr Hofstaat. Das Alltagsleben auf der Burg Burghausen nach Originalquellen des . Jh. Burghausen , hier S. –. – Ders.: Der Erbauer der Burghausener Burg – U. Pesnitzer – liegt in Aspach begraben. In: Das Bundwerk () S. –. – Rainer Leng: Das Kriegsgerät in den wittelsbachischen Zeughäusern an der Wende vom MA zur Neuzeit. In: Der Landshuter
. Hälfte . Jh. Erbfolgekrieg. An der Wende vom MA zur Neuzeit. Hg. v. Rudolf Ebneth/Peter Schmid. Regensburg , S. –. – Franz Niehoff: Zeughausinventar, U. Peßnitzer. In: Ritterwelten im SpätMA. Hö sch-ritterliche Kultur der Reichen Herzöge von Bayern-Landshut. Hg. v. dems. u. a. Landshut , S. – (Kat.-Nr. ). – Stephan Hoppe: Baumeister von Adel. U. Pesnitzer u. Hans Jakob von Ettlingen als Vertreter einer neuartigen Berufskonstellation im späten . Jh. In: Aufmaß und Diskurs. FS Norbert Nußbaum. Hg. v. Astrid Lang/ Julian Jachmann. Berlin , S. –. MM Meister Dietmar. – Verfasser eines kurzen Reinigungsmittelrezepts, zweite Hälfte . Jh. Eine astrologisch-medizinische Sammelhandschrift tradiert in einer Gruppe kurzer medizinischhygienischer Verordnungen ein Mittel zur Kopfwäsche, das einem M. D. zugeschrieben wird. Dieser D. ist mit keinem bekannten oder urkundlich nachgewiesenem Namensträger identi ziert worden. Ü: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. B (Astromedizinisches Hausbuch) rv (Pap., um , nord-/mittelbair. [Raum Regensburg?]); Überschrift: «Ein raynigung zu dem haupt maister Diethmars». – Vgl. Falk Eisermann: Kat. der deutschsprachigen ma. Hss. der Forschungsbibl. Gotha. Vorläu ge Beschreibungen. Online: www.manuscripta-mediaevalia.de/ hs/projekt-Gotha-pdfs/Chart B .pdf. L: Heinrich Niewöhner, VL () Sp. . – Gerhard Eis: Gabriel von Lebensteins Traktat «Von den gebrannten Wässern». In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f. VZ Fachner. – Verfasser eines medizinischen Rezepts, zweite Hälfte . Jh. Einem F. wird im sog. Astromedizinischen Hausbuch ein Rezept gegen Harnsteine zugeschrieben. F. emp ehlt p anzliche Heiltränke gegen Harnsand. Sein Rezept folgt in der Handschrift auf ein Grießrezept von → Leinpucher. Als historische Gestalt ist F. nicht sicher greifbar. In der Handschrift wird er als Münchner bezeichnet. Die Forschung vermutet in ihm daher ein Mitglied der gleichnamigen Münchner Familie von Kau euten und Stadträten. Ein Sigmund F. war Kirchpropst; er ist und als Mitglied des Inneren Rats nachweisbar; unternahm er eine
. Hälfte . Jh. Visitation Münchner Apotheken. Möglicherweise geht das Rezept auf ihn zurück. Ü: Gotha, Forschungsbibl., cod. Chart. B , r (Pap., um , nord- oder mittelbair.; sog. Astromedizinisches Hausbuch). – Zur Hs. vgl. zuletzt die Beschreibung von Falk Eisermann (www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/ projekt-Gotha-pdfs/Chart B .pdf, ). – Zudem: Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. f. – www.handschriftencensus. de/. L: Joachim Telle, VL () Sp. . – Otto Titan von Hefner: Die Siegel und Wappen der Münchner Geschlechter. In: Oberbayerisches Arch. für vaterländische Gesch. (/) S. –, hier S. . – Fridolin Solleder: München im MA. München u. a. (Neudr. Aalen ) S. . – Gerhard Eis: Gabriel von Lebensteins Traktat ‹Von den gebrannten Wässern›. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f. – GerdBolko Müller-Fassbender: Das Apothekenwesen der bayerischen Haupt- und Residenzstadt München von seinem Anfang bis zum Ende des bayerischen Kurfürstentums. München , S. . – Chron. der Stadt München. Bd. : Herzogs- und Bürgerstadt. Die Jahre –. Hg. v. Richard Bauer/Helmuth Stahleder. München , S. f. – Bernhard Schnell: Die deutschsprachige Medizinlit. des MA. Stand der Forschung. Aufgaben für die Zukunft. In: JOWG () S. –. – Wolfgang Wegner: F. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . MM Jacobus. – Verfasser zweier medizinischer Kurztexte, zweite Hälfte des . Jh.; häu ge Autorenangabe für spätma. Rezepte. Im Zuge spätma. medizinischer Rezeptüberlieferung vor allem im südwestdt. und dort besonders im oberrheinischen Raum begegnet oft der Urhebername Jacob(us). Da weitere Angaben zu den Autoren in der Regel nicht beigegeben sind, lässt sich schon die Frage, um wie viele differenzierbare Namensträger es sich handelt, kaum beantworten. So könnte mitunter → Jakob von Landshut gemeint sein. Auch der als Meister → Jacobus überlieferte Urheber eines wundärztlichen Verfahrens lässt sich zu den anderen tradierten J. in keine gesicherte Beziehung setzen.
Jacobus Von diesen verbreiteten J.-Nennungen kann lediglich eine mit einer biographisch bezeugten Person assoziiert werden: Ein bayerischer Laienarzt, der als Schneider im späten . Jh. in Mühldorf am Inn lebte, dürfte mit demjenigen J. identisch sein, dem das Mühldorfer Haus- und Arzneibuch zwei sehr kurze medizinische Texte zuschreibt. Bei den Schriften handelt es sich um ein Rezept für ein bestrichenes «p asts» bei eitrigen Wunden sowie um ein Verfahren zur Einrenkung ausgekugelter Gelenke («glid ein zeziehˉn») mittels eines «hanttuch[s]». Zur Behandlung von etwaigen Blutergüssen in Folge dieser Behandlung wird wiederum ein spezielles P aster empfohlen. Es ist nicht auszuschließen, dass noch weitere Rezepttexte im Mühldorfer Codex auf J. zurückgehen (s. Überlieferung). Von den anderen prinzipiell unsicheren Nennungen eines J. als Rezepturheber verdienen einige weitere Erwähnung: Im → Buch von alten Schäden (erstes Drittel . Jh.), dem ersten Spezialrezeptar zum Krampfaderleiden der Beine, wird ein J. erwähnt (Nr. ). – Das elsässische chirurgische Antidotar → Kopenhagener Wundarznei nennt einen «meyster j.» (Kopenhagen, Kgl. Bibl., GKS Cod. ,°, rv []). – Ein solcher wird auch im Caput des zweiten Rezeptars im älteren Faszikel des → Darmstädter Arzneibuchs aus der zweiten Hälfte des . Jh. als Autor angeführt (Darmstadt, ULB, Hs. , r–v). – Einem «meister J.» werden im Arzneibuch Anton → Trutmanns zwei chirurgische Verfahren zugeschrieben (Bern, Burgerbibl., Ms. hist. helv. XI , v–r [um ]). – Ein weiterer «Maister J.» wird im vierten Band des Buchs der Medizin → Ludwigs V. von der Pfalz als Er nder einer Salbe bei Erfrierungen genannt (Heidelberg, UB, Cpg , v [/ ]). – Der «meyster J.» aus dem . Kapitel der Cirurgia → Peters von Ulm verweist auf keinen weiteren medizinischen Autor J., sondern ist auf → Avicenna zu beziehen. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , r (Pap., /, lat./mittelbair., aus dem unteren Inntal [Mühldorf ?]); Autorangaben: «ß [secundum] Jacobˉu», «Jäkl sneids» (erstes Rezept); [secundum eundem] (zweites Rezept). Auf v gehen fünf anonyme Rezepte zur Körperp ege voraus, für die aufgrund ihres laienärztlichen Charakters eine Verfasserschaft J.s zumindest nicht auszuschließen ist. Nach einem Einschub von → Thomas von Cantimpré-Exzerpten auf der
Haller (auf Ziegelstein) unteren Blatthälfte von r folgen auf v zwei Empfehlungen zur Sehkraftverbesserung und gegen Gliederschmerzen. Beide sind mit «ßuˉnd [secundum] eundˉe» überschrieben; sie könnten daher ebenfalls auf J. zurückgehen. – Die Hs. ist als Digitalfaks. der LB Karlsruhe abrufbar unter: http:// digital.blb-karlsruhe.de. L: Peter Proff/Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Nachricht über eine medizinische Sammelhs. der Donaueschinger Hofbibl. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. b. – Ders.: Eine Donaueschinger Sammelhs. aus dem unteren Inntal. In: Ostbair. Grenzmarken () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –). – G. Keil: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , S. , , . – Peter Assion: Jakob von Landshut. Zur Gesch. der jüdischen Ärzte in Deutschland. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. (wieder in: Medizin im ma. Abendland [WdF ]). Hg. v. Gerhard Baader/G. Keil. Darmstadt , S. –, hier S. ). – Rainer Sutterer: Anton Trutmanns Arzneibuch. Tl. : Text. Diss. Bonn , S. , –. – Wolfgang Wegner: J. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Doktor Ebser. – Mediziner, . Jh. Einem ansonsten unbekannten D. E. werden in ma. Sammelhandschriften mehrere medizinische Rezepte zugeschrieben. Zwei dt. und ein lat. Rezept von D. E. nden sich in einer Gothaer Handschrift (sog. Astromedizinisches Hausbuch), die u. a. Rezepte → Gabriels von Lebenstein verzeichnet. Zwei der enthaltenen Rezepte von D. E. sollen gegen Harngrieß helfen, ein weiteres Rezept gegen die Ruhr. Auch im → Olmützer medizinischen Kompendium wird D. E. ein Rezept gegen Harnstein zugeschrieben. Ü: Gotha, Forschungsbibl., cod. Chart. B , v–r, v (Pap., um , nord- oder mittelbair.; sog. Astromedizinisches Hausbuch). – Olmütz, Wissenschaftliche SB, cod. M I (früher VIII , I h ), r (zweites Drittel . Jh., obd.; sog. Olmützer Arzneibuch, darin das sog. Olmützer medizinische Kompendium).
. Hälfte . Jh. Zur Gothaer Hs. vgl. zuletzt die Beschreibung von Falk Eisermann (www.manuscriptamediaevalia.de/hs/projekt-Gotha-pdfs/). – Zudem: Rudolf (s. Lit.). – Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. f. – www.handschriftencensus.de/. – Zur Olmützer Hs. vgl. Vanková und (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. A: Gabriel von Lebensteins Büchlein ‹Von den gebrannten Wässern›. Hg. v. Gerhard Eis/Hans J. Vermeer. Stuttgart , S. , Anm. (Rezept aus der Gothaer Hs., r). L: Rainer Rudolf, VL () Sp. . – Lenka Vanková: Olmützer medizinisches Kompendium. In: VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Gabriel von Lebensteins Traktat ‹Von den gebrannten Wässern›. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f. – Wolfgang Wegner: E., D. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Lenka Vanková: Die Olmützer Quellen der medizinischen Fachprosa. In: Dt. Lit. und Sprache im Donauraum. Hg. v. Christine Pfau. Olmütz , S. –, hier S. . MM Haller (auf Ziegelstein), Ruprecht, d. Ä., * Nürnberg, † .. Nürnberg. – Nürnberger Patrizier, Verfasser historischer Aufzeichnungen. H. stammte aus einer alten Nürnberger Patrizierfamilie, die u. a. ein ussreiche Kau eute, Finanziers und Unternehmer hervorbrachte. H. selbst hatte seit das Amt des Losungers und damit eine der höchsten offiziellen Positionen der Reichsstadt inne. war er Abgeordneter zum Reichstag von Nürnberg. Von bis zu seinem Tod war er auch Kirchenp eger für St. Sebald. Zu H.s Nachkommen zählte sein Enkel Bartholomäus Haller von Hallerstein (–), kaiserlich-königlicher Rat und Reichsschultheiß. H. verfasste eine Ordnung des Ein- und Ausreitens Kaiser Friedrichs III. im Jahr (auch Beschreibung von Kaiser Friedrichs III. Empfang zu Nürnberg und seiner Abreise). Der dt. Text entstand aus Anlass eines kaiserlichen Besuchs in Nürnberg, der von Oktober bis November erfolgte. H. berichtet in der Ordnung die Vorgänge und Zeremonien rund um den Einzug und Aufenthalt des Kaisers. Der Text ist mit ähnlichen Stücken in einer Handschrift des Ratsarchivs überliefert, war also wahrscheinlich als offizieller Bericht intendiert. Die Schilderungen in
. Hälfte . Jh. der Ordnung dürften dabei weitgehend auf direkter Augenzeugenschaft H.s beruhen. Die Forschung hat jedoch auch Dokumente aus Ratskanzlei und Losungsstube als zusätzliche Quellen H.s erwogen. H. Ordnung erfuhr dann eine Bearbeitung durch Hans → Tucher VI., der sie in seine Fortsetzungen der sog. → Nürnberger Jahrbücher des . Jh. aufnahm. H. setzte außerdem die von Jobst Tetzel († ) eingeführten Ratslisten fort. Diese verzeichneten Amtsdauer und Funktionen der Nürnberger Ratsherren. H.s ursprüngliches Ratsbüchlein gilt als verloren, erfuhr aber Abschriften durch Hans → Haller II. (um –) und Michael Behaim VII. (–). Ü: . Ordnung des Ein- und Ausreitens Kaiser Friedrichs III. im Jahr : Nürnberg, Staatsarch., Reichsstadt Nürnberg, Krönungsakten Nr. , r–r. – Ebd., Krönungsakten Nr. . – Vgl. Johanek (s. Lit.). . Abschriften des H.schen Ratsbüchleins: a) Abschrift von Hans Haller II.: NürnbergGroßgründlach, Arch. der Freiherren H. von Hallerstein, Abt. Monumenta Familiae, Geschlechterbücher, CHH-II, r–v. – Ebd., CHH-III, r–v. – Vgl. Ulmschneider (s. Lit.). b) Behaimsche Abschrift: Nürnberg, Stadtarch., Familienarch. Behaim, Nr. . – Vgl. Strassner , Haller von Hallerstein und Fleischmann (alle s. Lit.). A: Die Chron. der fränkischen Städte. Nürnberg. Bd. . Hg. v. Karl Hegel (Chron.dt.St. ). Leipzig (Nachdr. Göttingen ) S. –. L: Helmut Haller von Hallerstein: H. von Hallerstein, Bartholomäus. In: NDB () S. f., hier S. . – Peter Johanek, VL () Sp. f. – Helgard Ulmschneider: Haller, Hans II. In: VL () Sp. –. – Hegel (s. Ausg.) S. –. – Anna M. Drabek: Reisen und Reisezeremoniell der römisch-dt. Herrscher im SpätMA. Wien , S. f. u. ö. – Erich Strassner: Graphemsystem und Wortkonstituenz. Schreibsprachliche Entwicklungstendenzen vom Frühnhd. zum Nhd. untersucht an Nürnberger Chroniktexten (Hermaea NF ). Tübingen , S. . – H. Haller von Hallerstein: Nürnberger Geschlechterbücher. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –. – Andrea Löther: Prozessionen in spätma. Städten. Politische Partizipation, obrigkeitliche Inszenierung, städtische Einheit. Köln u. a. , S. –
Sunthaym u. ö. – Gerrit Jasper Schenk: Zeremoniell und Politik. Herrschereinzüge im spätma. Reich. Köln u. a. , S. , u. ö. – Peter Fleischmann: Rat und Patriziat in Nürnberg. Bd. . Ratsgänge (/ bis /). Nürnberg [], S. . MM Sunthaym, Ladislaus (auch: Sunthaim, Sunthain, Suntheim u. a.), * um / Ravensburg, † Anfang , vor .. Wien. – Historiker, Genealoge, Geograph. S. ist ab als Student der Artes an der Universität Wien belegt und erlangte seinen Abschluss als Bakkalaureus. Ab spätestens war er Priester der Diözese Konstanz, hatte aber auch zwei Messpfründen am Wiener Stephansdom. Von mindestens an scheint S. endgültig in Wien gelebt zu haben. Er unterhielt dort Kontakte zu Konrad Celtis, dessen «Sodalitas litteraria Danubiana» er sich anschloss. erhielt er eine weitere Pfründe am Stephansdom. Ab stand S. als Genealoge und Historiker im Dienst von König → Maximilian I. († ). Zur Sichtung von Quellenmaterial unternahm S. mehrere Reisen, die ihn u. a. nach Kärnten, Tirol, Deutschland, in die Schweiz und das Elsass führten. wurde er Domherr in Wien. In der Folgezeit kam es zu Differenzen zwischen Maximilian und S. über dessen genealogische Arbeiten. Maximilian erwartete von seinem Mitarbeiter Nachweise für eine habsburgische Abstammung von Troja und eine Verwandtschaft mit den burgundischen Herzögen. Da S. keine entsprechenden Belege lieferte, verlor er am Hof an Bedeutung. Der zum kaiserlichen Rat ernannte Jakob → Mennel übernahm die Führungsrolle unter den Hofgenealogen, während S. seine Forschungen in untergeordneter Funktion fortsetzte. S. erlitt einen Schlaganfall und starb bald danach. S.s Hauptwerk sind die sog. Klosterneuburger Tafeln (Tabulae Claustroneoburgenses). Die deutschsprachige Auftragsarbeit entstand zwischen und etwa für das Stift Klosterneuburg. Anlass des Auftrags war die Heiligsprechung von Markgraf Leopold III. († ) im Jahr . S.s Schrift ist eine Darstellung der Geschichte und Genealogie der Babenberger. Der Text bietet vor allem eine Abfolge kurzer Porträts der Familienmitglieder. Darin werden u. a. Ereignisse aus dem Leben der jeweiligen Person sowie deren Nachkommen und Begräbnisort aufgeführt. Die im Text vorherrschenden Prosaabschnitte werden durch einige
Sunthaym Verse sowie bildliche Darstellungen der Familienstammbäume ergänzt. In der Originalhandschrift sind die farbig illustrierten Pergamentseiten repräsentativ auf Holztafeln angebracht. Unter dem Titel Der loeblichen fuorsten vnd des lands oesterrich altharkomen vnd regierung wurde S.s Werk auch gedruckt. In der Inkunabel ist der Text jedoch nur einfarbig illustriert; er wurde dem üblichen Druckformat angepasst. Auch enthält der Druck einen genealogischen Auszug aus dem Spiegel menschlichen Lebens des Heinrich → Steinhöwel. Daneben hinterließ S. kleinere Schriften und Sammelhandschriften mit historischen, genealogischen und topographischen Notizen. S.s meist dt., teilweise lat. Kollektaneen sind bis heute nicht in vollem Umfang erfasst und erforscht. Sie enthalten u. a. Forschungen zu den Welfen und weiteren süddt. Landesherren, aber auch Landesbeschreibungen mit statistischen und anderen Angaben. Darunter ist z. B. eine detailreiche Beschreibung von Oberdeutschland, deren Ausgangsmaterial S. auf seinen Reisen gesammelt haben dürfte. Außerdem erstellte er für Maximilian einen Stammbaum der Habsburger, der mit König Rudolf I. († ) einsetzt und bei dessen Gestaltung sich S. an den Tabulae Claustroneoburgenses orientierte. Erhalten sind schließlich auch dt. Briefe S.s, etwa an Matthäus Lang († ). Unsicher ist S.s Autorschaft einer dt. Teilübertragung der Historia Austrialis von Aeneas Silvius → Piccolomini. S. kannte das lat. Original aber in jedem Fall, da es in Handschriften S.s erscheint. Er verfasste möglicherweise auch eine lat. Summula de Guel s. Die Entstehung dieser Genealogie der Welfen wird von der Forschung im späten . oder frühen . Jh. vermutet. Zudem wird S. eine als verschollen geltende Schrift über die obd. Dialekte zugeschrieben (De lingua vulgari per superiorem Germaniam). Abgesprochen wird ihm mittlerweile der Spruch von den Tafelrundern, der in S.s Kollektaneen erhalten ist. S.s Forschungen wirkten auf Johannes Cuspinianus († ), Sebastian Münster († ) und Wolfgang Lazius († ). Seine Welfen-Genealogie wurde noch von Gottfried Wilhelm Leibniz rezipiert. Die moderne Forschung hat S. als gewissenhaften und durchaus innovativen Gelehrten gewürdigt. Vor allem sein genealogischen Arbeiten gelten heute als Pionierleistungen. Seine Forschungsreisen ermöglichten S. ein quellennahes Arbeiten. Sein Umgang mit historischen Dokumenten zeigt
. Hälfte . Jh. kritische Ansätze, was ihn von anderen zeitgenössischen Historikern in adligen Diensten unterscheidet. Ü: . Tabulae Claustroneoburgenses: Klosterneuburg, Stiftsbibl., CCl , Pergamenttafeln auf Holz (Originalhs.). – Mehrere Abschriften des . Jh. – Vgl. u. a. Lhotsky (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. . Kollektaneen und kleinere Schriften: Verstreute Überl. in Sammelhss., die häu g aus S.s letzten Lebensjahren stammen. – Zu den wichtigeren Textzeugen zählen: Stuttgart, LB, cod. hist. ° f. (./. Jh.). – Wien, Haus-, Hof- und Staatsarch., Blau (um ?). – Ebd., ÖNB, cod. (um ). – Linz, Oberösterr. Landesarch., Schlüsselberg-Arch., Nr. und (vor ?). – München, BSB, clm (; Abschrift des . Jh. in ebd., clm ). – Vgl. u. a. Stelzer (s. Lit.). – Graf (s. Lit.). D: Tabulae Claustroneoburgenses: Basel: [Michael Furter, nach ] (GW M). – Vgl. GW (online). A: . Tabulae Claustroneoburgenses: Scriptores rerum Austriacarum. Bd. . Hg. v. Hieronymus Pez. Leipzig , Sp. –. – Floridus Röhrig: Der Babenberger-Stammbaum im Stift Klosterneuburg. Wien , S. – (Faks. von GW M). – Online-Faks. von GW M: http://daten.digitale-sammlungen.de/. . Kollektaneen (Teilausg.): Rerum Boicarum Scriptores. Bd. . Hg. v. Andreas F. Oefele. Augsburg , S. –. – Franz Pfeiffer: Das Donauthal von L. Suntheim. In: Jb. für vaterländische Gesch. () S. –. – Julius Hartmann: Die älteste württembergische Landesbeschreibung. In: Württembergische Vierteljahresh. für Landesgesch. () S. –. – Burmeister (s. Lit.) S. –. – Uhde (s. Lit.; dort auch Briefe S.s). . Beschreibung Österreichs (Teilausg.): Eheim (s. Lit.). – Troger (s. Lit.). L: Wilhelm von Heyd, ADB () S. f. – De Boor/Newald / () S. , , f. u. ö. – Winfried Stelzer, VL () Sp. –. – Monika Maruska, Killy () S. . – Klaus Graf, NDB () S. f. – Josef von Bauer: L. v. Suntheim und die Anfänge genealogischer Forschung in Österreich. In: Jb. der heraldischen Ges. Adler in Wien NF () S. –. – Paul Joachimsen: Geschichtsauffassung und Geschichtsschreibung in Deutschland unter dem Ein uss des Humanismus. Leipzig
. Hälfte . Jh. (Neudr. Leipzig u. a. ) S. –, f., f. – Fritz Eheim: L. S. Leben und Werk. Diss. Wien . – Hermann Menhardt: Ein Spruch von den Tafelrundern. In: PBB (Tüb.) () S. –, –, hier S. –. – F. Eheim: Die älteste Topographie von Österreich. In: Jb. für Landeskunde von Niederösterreich NF () S. –. – Ders.: L. S. Ein Historiker aus dem Gelehrtenkreis um Maximilian I. In: MIÖG () S. –. – Ernest Troger: Tirol in der ältesten Topographie Österreichs. In: Beitr. zur geschichtlichen Landeskunde Tirols. FS Franz Huter. Hg. v. Georg Zwanowetz/E. Troger. Innsbruck , S. –. – Alphons Lhotsky: Quellenkunde zur ma. Gesch. Österreichs. Wien u. a. , S. –. – Karl-Heinz Burmeister: L. Suntheims Landesbeschreibung Vorarlbergs. In: Montfort () S. –. – F. Eheim: Hist. Landesforschung im Zeitalter des Humanismus. In: Ber. über den achten österr. Historikertag in St. Pölten, . bis . September . Hg. vom Verband Österr. Historiker und Geschichtsver. Red. Lorenz Mikoletzky. Wien , S. –. – W. Stelzer: Ein neuer Quellenfund zur Gesch. des Kärntner Vierbergelaufes. Der bisher älteste Ber. aus der Zeit um . In: Carinthia I () –. – Ders.: Jakob Unrest und L. S. Der Ber. über die Herzogseinsetzung aus den Kollektaneen S.s. Eine lat. Fassung der Kärntner Chron. Unrests. In: Carinthia I () S. –. – Richard Perger: S.-Beitr. In: Adler. Zs. für Genealogie und Heraldik (/) S. –. – Röhrig (s. Ausg.) S. –. – K. Graf: Gmünder Chron. im . Jh. Texte und Unters. zur Geschichtsschreibung der Reichsstadt Schwäbisch Gmünd. Schwäbisch Gmünd , S. – u. ö. – Brigitte Schürmann: Die Rezeption der Werke Ottos von Freising im . und frühen . Jh. Stuttgart , S. –, . – Helmut Binder: Descriptio Sueviae. Die ältesten Landesbeschreibungen Schwabens. In: Zs. für Württembergische Landesgesch. () S. –, hier S. f. – Hermann Wies ecker: Kaiser Maximilian I. Bd. . München u. a. , S. –, f. – Dieter Mertens: Die Habsburger als Nachfahren und als Vorfahren der Zähringer. In: Die Zähringer. Bd. . Hg. v. Karl Schmid. Sigmaringen , S. –, hier S. –. – Hansjörg Krug: Die älteste erhalten gebliebene kartographische Darstellung des Landes Niederösterreich. In: Mitt. der österr. Ges. für
Molitoris Gesch. der Naturwiss. () S. –. – D. Mertens: Zur frühen Gesch. der Herren von Württemberg. In: Zs. für württembergische Landesgesch. () S. –, hier S. –. – Wilhelm Baum: Sigmund der Münzreiche und L. S. Bemerkungen zum Geschichtsverständnis der Habsburger im . Jh. In: Der Schlern () S. –. – Karsten Uhde: L. S.s geographisches Werk und seine Rezeption durch Sebastian Münster. Bde. Köln u. a. . – Klaus Arnold: Kitzingen um . Die älteste Stadtbeschreibung des Humanisten L. S. In: ‹apud Kizinga monasterium›. Jahre Kitzingen am Main. Hg. v. Helga Walter. Kitzingen , S. –. – Regine Schweers: Albrecht von Bonstetten und die vorländische Historiographie zwischen Burgunder- und Schwabenkriegen. Münster/Westf. , S. –. – M. Wagendorfer: Die Editionsgesch. der ‹Historia Austrialis› des Eneas Silvius Piccolomini. In: DA () S. –, –, hier S. f. – K. Graf: Gottfried Wilhelm Leibniz, L. Sunthaim und die süddt. Welfen-Historiographie. In: Leibniz als Sammler und Hg. hist. Quellen. Hg. v. Nora Gädeke. Wiesbaden , S. –. – Martin Wagendorfer: L. S. und Codex latinus monacensis der BSB. In: Iohannes Cuspinianus (–). Ein Wiener Humanist und sein Werk im Kontext. Hg. v. Christian Gastgeber/Elisabeth Klecker. Wien , S. –. MM Molitoris, Ulrich (eigentl. Müller, auch: Molitor), * um Konstanz, † Konstanz. – Jurist. M. studierte ab in Basel und ab die Rechte in Pavia, wo er zum Doctor decretorum promoviert wurde. erhielt er eine Pfarrpfründe in Villingen im Schwarzwald. Er arbeitete zunächst als Notar am bischö ichen Gericht, dann am bischö ichen Vikariat und in der Stadt Konstanz. Aufgrund seiner Stellung war er in den Konstanzer Bistumsstreit (–) involviert, in dem die Kandidaten des Domkapitels (Otto von Sonnenberg, vor –) und des Papstes (Ludwig von Freiberg, † ) um das Amt des Bischofs von Konstanz konkurrierten. Vom zweiten Bann, den Ludwig von Freiberg am .. aussprach, war auch M. betroffen. erwarb er das Konstanzer Bürgerrecht. Im Lupfen-Hewen-Streit (/ ), in dem M. die Lupfen-Partei vertrat, entschied die Stadt Konstanz zugunsten der Hewen-Partei.
Molitoris wurde M. auf Lebenszeit zum Notar am bischö ichen Gericht ernannt. nahm ihn Herzog → Siegmund von Tirol († ..) unter seinen Schutz. Im Prozess Rotenstein/Pappenheim (–) vertrat M. die Rotensteiner vor dem Lehnsgericht in Kempten. wurde er zum herzoglichen Rat und zum Kanzler des Herzogtums Tirol ernannt. M. nahm als Vertreter Siegmunds am Wormser Reichstag teil und reiste Ende Januar im Auftrag des Herzogs zur eidgenössischen Tagsatzung. Im September nach Anklage wegen reichsfeindlicher Umtriebe verhaftet, wurde M. im Dezember auf Drängen der Eidgenossen freigelassen. Knapp drei Monate später wurde er durch Kaiser → Maximilian I. an das Reichskammergericht empfohlen, an dem er dann bis zu seinem Tod als Prokurator tätig war. Nach den Verhandlungen vor dem Reichskammergericht in der dritten Prozessphase entschied das Lehnsgericht in Kempten gegen die von M. vertretenen Rotensteiner. Im Zuge des Streits um die Neubesetzung des Konstanzer Bischofsstuhl reiste im Januar eine Gesandtschaft des Konstanzer Domkapitels nach Rom. Der die Interessen des vom Domkapitel gewählten Otto von Sonnenberg vertretenden M. begleitete die Gesandtschaft und berichtete in der ersten der erhaltenen Schriften, dem Somnium comedie Electionis Constanciensis Reuerendissimi patris et domini domini Ottonis de Sonnenberg electi, von den (erfolglosen) Verhandlungen an der päpstlichen Kurie. Der zur geträumten Gerichtskomödie stilisierte Bericht unter dem Datum .. knüpft formal an Aeneas Silvius → Piccolominis Somnium de Fortuna und → Ciceros Somnium Scipionis an. Nach einer einleitenden Warnung vor schismatischen Verhältnissen in der Diözese Konstanz schildert M., unterstützt von den positiven Charakteren Billigkeit, Nützlichkeit und Ehrlichkeit, die sich für das Konstanzer Domkapitel aussprechen, die Verhandlung vor dem Richterstuhl des zaudernden Papstes. Ü: Stuttgart, LB, cod. poet. et. phil. ° (ehem. Kloster Zwiefalten), r–v (dazwischen Bll. Textverlust), mit Datum vom ... A: Mauz (s. Lit.) S. –. – U. M. Schr. Hg. v. Jörg Mauz (Stud. zur Kulturgesch. ). Konstanz , S. –, – (Anm.). Um die Schulden an die Anhänger seines im Konstanzer Bischofsstreit unterlegenen Konkurrenten Ludwig von Freiberg begleichen zu können,
. Hälfte . Jh. wollte Bischof Otto IV. von Sonnenberg, auf der Suche nach zusätzlichen Einnahmen, in unmittelbarer Nähe des Konstanzer Münsters eine Gaststätte betreiben. Die Frage der Zulässigkeit eines solchen Vorhabens untersucht M., der zu dieser Zeit bereits im Dienst des Bischofs stand, abschlägig in einem Rechtsgutachten in dt. Sprache (Rattschlag in der hoptsach, ..). In einem zweiten Themenkomplex wendet er sich gegen eine großzügige Auslegung der geistlichen Steuerfreiheit. Ü: Konstanz, Stadtarch., Hs. A II , r–v. A: Mauz , S. –. – Mauz , S. –, – (Anm.). Nach dem Tod Bischof Ottos wurde Thomas Berlower zum Nachfolger gewählt, dessen Amtsführung sich scharf von der seines Vorgängers unterschied. Der Aufforderung des Generalvikars Konrad Winterbergs, nach Lindau zu gehen, verweigerte sich M., da dies eine massive Einschränkung der ihm von Otto von Sonneberg zugestandenen Bewegungsfreiheit bedeutet hätte. Nach zwei Verhandlungen vor dem bischö ichen Gericht (.. und ..), bei denen sich der Angeklagte M. weigerte, zum einen jährliche Zahlungen an den Generalvikar zu leisten, zum andern die neuen Statuten zu beschwören, verlor er sein Amt als bischö icher Notar. Im Anschluss daran erarbeitete er / mit Unterstützung des Konstanzer Rats eine Advokatenordnung, die der Stadt rechtliches Material gegen den Bischof an die Hand geben sollte, auch in Bezug auf die Wiedererlangung seines Amtes am Bischofshofes. Die «als Gutachten zu den bischö ichen Erlassen» (Mauz , S. ) aufgebaute Schrift, die den Laienstatus M.’ groß herausstreicht, beschäftigt sich u. a. mit der Loyalität bischö icher Beamter, der Spesenfrage und der Dienstp icht. Ü: Konstanz, Stadtarch., A II B a ( Bll.). A: Mauz , S. –. Als wirkungskräftigen Streiter gegen die Prozessführung des Heinrich → Institoris erweist sich M. mit seinem Werk De lamiis [auch: laniis] et phitonicis mulieribus tractatus (Hexenbüchlein), das / bei Johannes Zainer in Ulm erschien. Dieser in Reaktion auf den Hexenhammer (Malleus male carum, ) des Institoris und die «Hexenbulle» () Papst Innozenz’ VIII. entstandene Text über die Hexenfrage ist als Dialog gestaltet und in neun Themenkreise gegliedert: Wettermachen, Schadenzauber,
. Hälfte . Jh. Hervorrufen sexueller Impotenz, Verwandlung von Menschen, Hexenritt, Teufelsbuhlschaft, Zeugung von Teufelskindern, Prophezeiungen, Bestrafung der Hexen. Folgende Personen sind an dem Streitgespräch beteiligt: der Empfänger des Traktats, Erzherzog Siegmund, der Konstanzer Bürgermeister Conrad Schatz, M. selbst und als Schiedsrichter Konrad Stürzel. In dem ktiven Gespräch legte M. dar, dass Hexen ug, Tierverwandlung und Wetterzauber unmöglich seien. Als von Gott abgefallene Frauen, die sich dem Teufel verschrieben haben, seien die Hexen jedoch mit dem Tod zu bestrafen, obgleich M. den Beweiswert erfolterter Geständnisse in Zweifel zieht. Ü: Auf die lat. Urfassung von / folgten noch drei Drucke, denen sich mindestens zehn weitere Inkunabeln anschlossen, darunter: o. O. o. J. [Speyer?: Hist?, ?]. – Leipzig: Arnold von Köln, . – Ab wurde der Traktat häu g Malleus male carum beigebunden. Der Text erfuhr zahlreiche, Umfang und/oder Reihenfolge der Abschnitte verändernde Redaktionen. – Vgl. Arnold C. Klebs: Incunabula scienti ca et medica. In: Osiris () S. – (Nachdr. Hildesheim ; . Nachdr. der Ausg. Brügge , Hildesheim u. a. ) Nr. , –. – Hain –. – Mauz , S. –. A: Des sorcières et des devineresses [...] reproduit en facsimile d’après l’édition latine de Cologne (= . Au ., Cornelis de Zierikzee, um ) et traduit pour la première fois en français (Bibl. magique des XVe et XVIe siècles ). Paris . – Mauz , S. – (nach der vermutlich . Au ., Speyer: Conrad Hist, ). – Mauz , S. – (nach der Inkunabel I [o. O. o. J. (Speyer?: Hist?, ?)] der Wessenberg-Bibl., Konstanz), – (Anm.), – (Standortangaben alter Ausgaben von De laniis). Gleichzeitig mit dem lat. Original erschien eine vermutlich nicht von M. selbst stammende Übersetzung (vgl. Mauz , S. ) ins Deutsche u. d. T. Von den vnholden oder hexen, von der sich bis sechs Au agen nachweisen lassen (vgl. Mauz , S. –). Eine zweite dt. Übersetzung von Conrad Lautenbach wurde gedruckt und später in das Sammelwerk Theatrum de vene ciis (Frankfurt/ M. ) aufgenommen. Ü: Erstdruck: Ulm, Johannes Zainer, /. – Nachdrucke: Reutlingen: Michael Greyff, ; Straßburg: Johann Prüß, um ; Augsburg: Johann Otmar, . – Vgl. Klebs,
Molitoris Nr. . –; Hain und ; die Augsburger Postinkunabel bei Stintzing, S. . A: Mauz , S. – (Text der . Au .). – Mauz , S. – (nach der Ausg. Augsburg , Exemplar der BSB, München, Signatur: C ), – (Anm.). – Dt. Fachprosa des MA. Ausgewählte Texte. Hrsg., erl. und mit einem Glossar vers. von Wolfram Schmitt (Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen ). Berlin/New York , S. – (Auszüge, nach dem Reutlinger Druck). – U. M.: Von Unholden und Hexen. Neuübertragung aus dem Frühneuhochdeutschen. Diedorf . – Holzschnitte: Der Bilderschmuck der Frühdrucke. Hg. v. Albert Schramm. Bd. : Die Drucker in Esslingen, Urach, Stuttgart, Reutlingen, Tübingen, Blaubeuren. Leipzig (Nachdr. Stuttgart []), S. – (nach dem Reutlinger Druck). Der im August abgeschlossenen und gedruckten, seinem Sohn Augustin Molitoris gewidmeten Schrift Lantfrids auch ettlicher camergeriche tischer artickel vnd zu dyser zeit lantleuffiger hendel disputirung lag der auf dem Wormser Reichstag von verabschiedete Landfrieden zugrunde. Der als Dialog zwischen Vater und Sohn gestaltete Text behandelt in drei Komplexen a) den Wormser Landfrieden selbst, b) den Krieg allgemein, seine Ursachen etc. und c) den Regierungsstil. Abschließend wird der Text des Landfriedens von ausführlich glossiert, wobei M.’ von Kaiser und Reich bestimmte politische Einstellung deutlich zum Tragen kommt. Ü: Lantfrids auch ettlicher cameragee richtischer artickel vnd zu dyser zeit lantleuffiger hendel disputirung so doctor vlrich molitoris von Constentz seynem sun in form eynes dyalogus, da dann der sun fragt vnd der vatter antwort, gemacht. Nürnberg: Balthasar Schleyffer . A: Mauz , S. –. – Mauz , S. –, – (Anm.). L: K. Schulz, ADB () S. . – Peter Assion, VL () Sp. –. – Kathrin Utz Tremp, HLS () S. . – Jürgen Beyer, EM () Sp. –. – Stefan Christoph Saar, Killy () f. – Joseph Hansen: Quellen und Unters. zur Gesch. des Hexenwahns und der Hexenverfolgung im MA. Bonn . – Wolfgang Ziegeler: Möglichkeiten der Kritik am Hexenund Zauberwesen im ausgehenden MA. Zeitgenössische Stimmen und ihre soziale Zugehörigkeit (Kollektive Einstellungen und sozialer Wandel im
Österreicher MA ). Köln/Wien , S. –. – Jörg Mauz: U. M. aus Konstanz (ca. –). Leben und Schriften. Diss. (masch.) Konstanz . – Gerd Schwerhoff: Rationalität und Wahn. Zum gelehrten Diskurs über die Hexen in der frühen Neuzeit. In: Saeculum () S. –. – J. Mauz: U. M. Ein süddt. Humanist und Rechtsgelehrter. Einf. von Hedwig Heger. Wien . – Edward Beyer: U. M. (–). In: Encyclopedia of Witchcraft. The Western Tradition. Hg. v. Richard M. Golden. Bd. . Santa Barbara u. a. , S. f. – Tatjana Otradnych: SpätMA und Frühe Neuzeit. Misogyne Tendenzen in Texten. In: Totgeschrieben. Mythologische Aspekte und interpretatorische Kon ikte am Beispiel (ent-)dämonologisierter Lit. oder von ideologischen Mustern, die Wiss. Hg. v. Jürgen Rauter/Jasmin El-Assil (Aracne ; Scienze dell’antichità, lologico-letterarie e storicoartistiche ). Rom , S. –. – Jens Geiling/Thomas Gawron. U. M. In: Lex. zur Gesch. der Hexenverfolgung. Hg. v. Gudrun Gersmann/Katrin Moeller/Jürgen-Michael Schmidt. In: historicum.net, https://www.historicum.net/ purl/bzsh/ (..). BJ Österreicher, Heinrich OPraem, † .. Kloster Schussenried (bei Biberach). – Übersetzer des agronomischen Kompendiums De re rustica des Lucius Iunius Moderatus Columella. Ö. immatrikulierte sich als Mitglied des Prämonstratenserordens an der Universität Heidelberg zum Studium der kanonischen Rechte ( Bakkalaureus, Lizentiat, Dr. iuris canonici). Vor seiner Wahl zum Abt des Klosters Schussenried im April war Ö. Rektor der Pfarrkirchen in Otterswang (um /), Muttensweiler (um –) und Steinhausen (–), die alle im direkten Umfeld Schussenrieds gelegen sind. wurde Ö. zum Generalvisitator des schwäbischen Verwaltungsbezirks der Prämonstratenser berufen. Auch außerhalb seines Ordens genoss Ö. einen hervorragenden Ruf als Rechtsgelehrter. Er beriet Graf Eberhard V. (im Bart) von Württemberg und wurde von Friedrich III. zum kaiserlichen Rat ernannt. Gegenüber frühhumanistischen Strömungen war Ö. sehr aufgeschlossen. Davon zeugt nicht nur seine Übersetzung, sondern auch eine Salutatio Samuel → Karochs von Lichtenberg, der sich / in Biberach aufhielt. In Karochs Glossen zur Elegantiolae des Augustinus Datus grüßt er
. Hälfte . Jh. den «praeclaro viro Hainrico Esterricher» (Ottobeuren, Stiftsbibl., O. , r). Die Schussenrieder Bibliothek hat Ö. in seiner Amtszeit als Abt nachhaltig gefördert. Ob er aber auch als Auftraggeber zweier Drucke gelten kann, die ein anonymer Wanderdrucker in Schussenried angefertigt hat, ist unsicher. Es handelt sich um die nlat. Komödie Gracchus et Poliscena (Ps.-Leonardo Bruni, Leonardo della Serrata [?]) und um eine Terenz-Ausgabe (GW und M). Offenbar litt Ö. an einer Erkrankung der Augen, da der von – in Biberach tätige Arzt Ulrich → Ellenbog ihm zwei lat. ophthalmologische Traktate gewidmet hat. Bertelsmaier-Kierst (, s. Lit) hat die Identität Ö.s mit dem Decamerone-Übersetzer → Arigo erwogen. Diese These ist seither von der Forschung weder erhärtet noch geschwächt worden. Den Auftrag für seine dt. Fassung von De re rustica hat Ö. von Eberhard im Bart erhalten, der dt. Übertragungen antiker Autoren planvoll gefördert hat. Die Arbeit an der ersten dt. ColumellaÜbersetzung überhaupt hat der Abt abgeschlossen. Als direkte Vorlage Ö.s könnte ein Druck des Sammelbandes Scriptores rei rusticae gedient haben (Venedig oder Reggio d’Emilia [GW M/M]), ohne dass hierin Sicherheit erlangt werden kann. Auch handschriftliche Vorlagen lassen sich keines Falls ausschließen. Bei seiner Übersetzungsarbeit verfolgte Ö. zwei Ziele: dem lat. Original gerecht zu werden und gleichzeitig einen möglichst leicht zugänglichen Text zu erstellen. So bewahrt er einerseits die stilistischen Charakteristika seiner Vorlage, was sich in Syntax und Wortbildung des dt. Textes deutlich niederschlägt. In seinem latinisierenden Übersetzungsstil erinnert Ö. an → Niklas von Wyle. Andererseits fügt Ö. zusätzliche Erläuterungen ein, um auch für Rezipienten, die mit der antiken Lebenswelt und Begrifflichkeit wenig vertraut sind, verständlich zu sein. Auf kürzende Eingriffe verzichtet Ö. hingegen weitgehend; die wenigen Auslassungen betreffen in der Regel Bereiche, die für den nordalpinen Interessenten von nachrangiger Relevanz sind. Von den insgesamt zwölf Büchern von De re rustica lässt Ö. allerdings das in Hexametern abgefasste elfte Buch zum Gartenbau («Vilicus et hortorum») in toto aus. Vordergründig gibt Ö. zwar an, dass dieses Buch «sunder in versen und gesang» seine «verstentnúst» überfordere. Allerdings dürften eher praktische Erwägungen den Ausschlag
. Hälfte . Jh. für die Auslassung gegeben haben: Der Schussenrieder Abt hatte nicht nur ein humanistisch geprägtes Erkenntnisinteresse, sondern als Verantwortlicher für die klösterlichen Ländereien auch den praktischen Nutzwert seiner Übersetzung im Blick. Columella präsentiert im elften Buch vor allem Dichter und Erzählungen. Dadurch scheint für Ö. der eigentliche «nutz der gartenbúwung» zu sehr in den Hintergrund getreten zu sein, was ihn zur Ausparung des Abschnitts veranlasst haben dürfte. Graf Eberhard im Bart hat die Widmungshandschrift der Übersetzung Ö.s in seine Bibliothek aufgenommen. Auch wenn das Werk als erste systematisch angelegte Agronomie in dt. Sprache gelten kann, ist eine nennenswerte Wirkung des «b˚uch e [...] des púrischen geschaffts», das nicht in den Druck gelangte, nie belegt. Ü: Stuttgart, LB, Cod. cam. et oec. ° , Bll. (Perg., , schwäbisch); mit autographen Korrekturen Ö.s; Autornennung im Kolophon: «[...] usß beger Des Hochgebornen Hern her Eberharten Grauen z˚u Wierttemberg [...] gar schlecht getútscht durch den Erwirdigen hainrichen Apte Des gotzhuß Schussenrieth [...] Jn dem Jar . An dem zehenden tag Des monotz septembers». Aus der Bibliothek Eberhards V. von Württemberg. Der aufwendig illustrierte repräsentative Dedikationscodex weist keinerlei Benutzungsspuren auf. – Bei der Hs. Stuttgart, LB, Cod. brev. , Bll. (Perg., letztes Viertel . Jh., lat.) könnte es sich um das persönliche Gebetbuch Ö.s handeln. – Digitalisate beider Hss. unter: http:// digital.wlb-stuttgart.de/. A: Karl Löffler: L. Junius Moderatus Columella, De Re Rustica. Übers. durch H. Ö., Abt von Schussenried. Bd. : Buch I–VI, Bd. : Buch VII–XII (Bibl. des Litterarischen Ver. Stuttgart f.). Tübingen . B: Walter Hoffmann/Friedrich Wetter: Bibliogr. frühnhd. Quellen. Ein kommentiertes Verz. von Texten des .–. Jh. (Bonner Korpus) mit einem Geleitwort von Werner Besch (Europäische Hochschulschr. I, ). ., überarb. Au . Frankfurt/M. u. a. , S. (Nr. ). – Marburger Repertorium zur Übersetzungslit. im dt. Frühhumanismus (online): http:// mrfh.de/ (Version vom . . ). L: Paul Beck, ADB () S. f. – Jürgen Glocker, VL () Sp. –; () Sp. . – Löffler (s. Ausg.) Bd. , S. V–XXIV. – Wolfgang Stammler: Zur Sprachgesch. des XV.
Österreicher und XVI. Jh. In: Vom Werden des dt. Geistes. FS Gustav Ehrismann. Hg. v. Paul Merker u. a. Berlin , S. –, hier S. . – Emil Valvekens: Textes relatifs à la réforme de statuts prémontrés en . In: Analecta Praemonstratensia () S. –, hier S. . – Norbert Backmund: Monasticon Praemonstratense. Bd. . Straubing , S. . – Franz Josef Worstbrock: Zur Einbürgerung der Übersetzung antiker Autoren im dt. Humanismus. In: ZfdA () S. –, hier S. . – Ders.: Dt. Antikerezeption –. Tl. : Verz. der dt. Übersetzungen antiker Autoren. Mit einer Bibliogr. der Übersetzer (Veröff. zur Humanismusforschung /). Boppard , S. (Nr. ). – Peter Amelung: Komödien aus der Klosterdruckerei. In: Heimatkundliche Bll. für den Kreis Biberach () S. –. – Ders.: Der Frühdruck im dt. Südwesten –. Eine Ausstellung der Württembergischen Landesbibl. Bd. . Stuttgart , S. XIX. – Hermann Tüchle: Die Gemeinschaft der Weißen Mönche in Schussenried. In: Bad Schussenried. Gesch. einer oberschwäbischen Klosterstadt. FS zur -Jahrfeier der Gründung des Prämonstratenserstifts. Hg. v. Hubert Kohler. Sigmaringen , S. –, hier S. f., . – F. J. Worstbrock: Neue Schr. und Gedichte Samuel Karochs von Lichtenberg. In: ZfdA () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Ausgewählte Schr. Bd. : Schr. zur Lit. des Humanismus. Hg. v. Susanne Köbele/Andreas Kraß. Stuttgart , S. –, hier S. ). – Joachim Fischer/P. Amelung/Wolfgang Irtenkauf: Württemberg im SpätMA. Ausstellungskat. Hauptstaatsarch. Stuttgart/Württembergische LB. Stuttgart , S. f. (Nr. ). – Der Landkreis Biberach. Bearb. von der Abt. Landesbeschreibung des Staatsarch. Sigmaringen. Hg. v. der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Biberach. Bd. . Sigmaringen , S. –. – Christa Bertelsmeier-Kierst: ‹Griseldis› in Deutschland. Stud. zu Steinhöwel und Arigo (GRM. Beih. ). Heidelberg , S. –, . – Dies.: Übersetzungslit. im Umkreis des dt. Frühhumanismus. Das Beispiel Griseldis. In: Übersetzen im MA (Wolfram-Stud. ). Hg. v. Joachim Heinzle u. a. Berlin , S. –, hier S. . – Frank Piontek: Ein Fürst und sein Buch. Beitr. zur Interpretation des ‹Buch der Beispiele der alten weisen› (GAG ). Göppingen , S. . – Christa Baufeld: Antikerezeption
Hagen im deutschsprachigen Raum durch eine Landwirtschaftslehre: Columellas Werk ‹De re rustica› in der Übersetzung des H. Ö. In: «Ir sult sprechen willekommen». Grenzenlose Mediävistik. FS Helmut Birkhan. Hg. v. Christa Agnes Tuczay u. a. Bern , S. –. – Ulrich Gaier: Schwabenspiegel. Lit. vom Neckar bis zum Bodensee –. Ulm , Teilbd. , S. . – Felix Heinzer: Heinrich von Württemberg und Eberhard im Bart. Zwei Fürsten im Spiegel ihrer Bücher. In: Der württembergische Hof im . Jh. Hg. v. Peter Rückert (Veröff. der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg ). Stuttgart , S. –, hier S. , . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Regina Cermann: Stephan Schriber und der Uracher Hof samt Neuinterpretation der Palme Graf Eberhards im Bart. In: Stadt, Schloss und Residenz Urach. Neue Forschungen. Hg. v. Klaus Gereon Beuckers. Regensburg , S. –, hier S. Anm. . VZ Hagen, Niklas (auch: Nikolaus von Regensburg). – Wundarzt und Fachschriftsteller, . Jh. Johann(es) → Schenck von Würzburg schreibt in seiner abgeschlossenen Cyrurgia (auch: Feldarzneibüchlein) einem «Meister Niclais hagen wundartz etc. zu Regspurgk» sechs Verfahren und Rezepte zu. Archivalisch ist H. in Regensburg nicht nachgewiesen. Bei den Texten in Schencks Sammlung handelt es sich um zwei traumatologische Rezepte («wündt dranck», Salbe), drei Verordnungen zur Therapie schlecht verheilter Brüche und orthopädischer Missbildungen («krommen glideren») sowie um «eyn pulfer zu alten schaden an den beyn vnd an den krebß», das die Cyrurgia beschließt. Bei den orthopädischen Verfahren kommt u. a. der «geyßbock» zum Einsatz, ein Instrument zur Einrenkung von Gelenken, die «iij adir iiij jair vß der statt» gewesen sind. Zwei der Rezepte, eine Salbe mit tierischen Wunderdrogen («frosch», «wurm») und das abschließende Pulverrezept auf der Basis von Exkrementen («menschen dreck», «hundzdreck», «rinderen dreck»), zeigen volksmedizinische Ein üsse. Vielleicht sind H. noch zwei weitere Anweisungen zuzuschreiben (Knochenbruchtherapien mit P astern, Salben und Pulvern), die Schenck lediglich mit dem Zusatz «Datum Regesburgk» versehen hat. Formale Ähnlichkeiten der einzelnen Texte und inhaltliche
. Hälfte . Jh. Rückverweise lassen vermuten, dass Schenck seine Auswahl auf Grundlage eines umfangreichen und planhaft komponierten chirurgischen Kompendium des Regensburger Chirurgen H. getroffen hat, das nicht überkommen ist. Außer in Schencks Cyrurgia ist Material von H. in geringerem Umfang noch in drei weiteren medizinischen Kollektaneen nachgewiesen: Hans → Seyff weist H. in seinem wundärztlichem Manual drei traumatologische Rezepte zu (P aster, Umschlag) und das → Münchner Salbenbuch bietet ein P asterrezept unter H.s Namen. Ein weiteres P asterrezept H.s begegnet in einem nordbairischen Wundarzneibuch. Während bei Schenk sowohl die Namensform N. H. als auch N. v. Regensburg verwendet wird, laufen die Rezepte in den anderen Sammlungen ausschließlich unter dem Namen N. v. Regensburg. In dieser Form erscheint H. auch in einer Au istung berühmter zeitgenössischer Chirurgen in einer Redaktion der Wundarznei → Heinrichs von Pfalzpaint, die von → Johann(es) von Toggenburg veranlasst worden ist (Bern, Burgerbibl., Mss. h.h. VII.). Ü: Schencks Cyrurgia: Metz, Bibl. Municipale, Ms. , r, r, v, r, r (Pap., /, moselfränkisch); Verfahren mit «Datum regespurgk»-Angabe: rv, rv. – Seyffs wundärztliches Manual: Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. ° , v, r (Perg., nach bis frühes . Jh., schwäbisch). – Münchner Salbenbuch: München, BSB, Cgm , r (Pap., spätes . Jh., mittelbair. mit ostschwäbischem Einschlag); Nachtrag des frühen . Jh. – Nordbairisches Wundarzneibuch: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Memb. II , r (Perg., um , nordbair.). A: Schencks Cyrurgia: Sudhoff (s. Lit.) S. , – passim; Verfahren mit «Datum regespurgk»-Angabe: S. , f. – Seyffs wundärztliches Manual: Gröber (s. Lit.) S. f. (Nr. , ) (Nr. ). – Münchner Salbenbuch: Brachvogel (s. Lit.) S. . L: Volker Zimmermann, VL () Sp. f. – Conrad Brunner: Die Verwundeten in den Kriegen der alten Eidgenossenschaft. Gesch. des Heeressanitätswesens und der Kriegschirurgie in schweizerischen Landen bis zum Jahre . Tübingen , S. f. (zur Hs. des Johann von Toggenburg). – Karl Sudhoff: Die ‹Cyrurgia› Meister Johann Schenks von Würzburg, Wundarztes zu Trier vom Jahr . In: Ders.: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und
. Hälfte . Jh. textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –. – Ralph Günther Brachvogel: Das ‹Münchner Salbenbuch›. Eine spätma. Rezeptslg. vom Ende des . Jh. Diss. München , S. –. – Carolin Schmuck: Rosmarinwein oder: Wie man sich vor der Pestilentz schützen kann. Medizingeschichten aus Regensburg. In: Regensburg. Hist. Bilder einer Reichsstadt. Hg. v. Lothar Kolmer/Fritz Wiedemann. Regensburg , S. –, hier S. . – Manfred Gröber: Das wundärztliche Manual des Meisters Hans Seyff von Göppingen (ca. –). Der Cod. med. et phys. ° der Württembergischen LB Stuttgart (GAG ). Göppingen , S. (Reg.). – Wolfgang Wegner: H., N. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Magister Bartholomäus (auch: Magister Bartholomäus aus Andlau und Magister Bartholomäus aus Greiz). – Zwei (?) Verfasser von medizinischen Kurztexten, zweite Hälfte . Jh. In seiner Cyrurgia (auch: Feldarzneibüchlein) von / beruft sich der Trierer Wundarzt Johann → Schenck von Würzburg neben zahlreichen bekannten auch auf biographisch nicht weiter fassbare zeitgenössische Ärzte. Darunter nden sich zwei Träger des Namens B. Schenck zitiert zum einen ein wundärztliches Heilverfahren und benennt als dessen Autor «magister Bartholemeus Cyrurgicus» aus «andelawe» (Andlau im Elsass). Zum anderen gibt er als Verfasser eines Rezepts für einen Heiltrank gegen Kreislaufschwäche und Ohnmacht einen «magistrum Bartholomeum in greiz» (Thüringen) an. Der Beitrag des «Cyrurgicus» lässt auf hohen medizinischen Sachverstand des Urhebers schließen, während das Rezept auch auf einen Laienarzt zurückgehen könnte. Es ist daher höchst unwahrscheinlich, dass es sich bei den beiden Magistri um ein und dieselbe Person handelt. Der elsässische B. widmet sich in seinem versierten Beitrag der Beurteilung und Behandlung von Rückenverletzungen durch Spieße oder Hellebarden. Der Greizer B. gibt als Grundzutaten für seinen Heiltrank «Ambrosian daz krüyt» (Taubenkraut) und Kälberblut an. Ü: Metz, Bibl. Municipale, Ms. , r–r (Pap., /, moselfränkisch [Auto
Magister Bartholomäus graph Schencks]). M. B. aus Andlau: rv; Überschrift: «In dorso vulneratus aut trusus». M. B. aus Greiz: rv; Überschrift: «Eyn wasser vur das swynden». A: Karl Sudhoff: Die ‹Cyrurgia› Meister Johann Schenks von Würzburg, Wundarztes zu Trier vom Jahr . In: Ders.: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –, hier S. f. (M. B. aus Andlau), S. (M. B. aus Greiz). L: Hartmut Broszinski, VL () Sp. . – Wolfgang Wegner: M. B. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Deumgen, Hans. – Verfasser eines Textes über ein wundärztliches Verfahren, . Jh. (?). Die Cyrurgia (auch: Feldarzneibüchlein) Johann → Schencks von Würzburg schreibt J. D. eine originelle dt. Anweisung zur Behandlung von Bauchund Darmverletzungen zu. Zur Förderung des Abschwellens bloßliegender Därme wird eine Spülung mit lauwarmer Milch empfohlen (ähnlich bei → Jost von Unterwalden). Ein Wundtrankrezept beschließt die Behandlung. Ü: Metz, Bibl. Municipale, Ms. , r (Pap., /, moselfränkisch [Autograph Johann Schencks]); Explicit: «Ich haen yen von dem besten meyster der in dem lande zu sachsen ist datum hanß deümghin zu zwickau». A: Karl Sudhoff: Die ‹Cyrurgia› Meister Johann Schenks von Würzburg, Wundarztes zu Trier vom Jahr . In: Ders.: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –, hier S. . L: Peter Assion, VL () Sp. . VZ Seyff, Hans (auch: Seif[f], Siff, Syf[f], Syfer; irrtümlich: Suff, Súf[f]; auch: Hans Bader, Hans Scherer), * vor Göppingen (?), † nach Göppingen (?). – Bedeutender Chirurg, Verfasser eines wundärztlichen Manuals. S. ist als Sohn leibeigener Eltern geboren und besuchte vermutlich die Schule am Göppinger Chorherrenstift Oberhofen. Er arbeitete als Bader und wurde von Graf Ulrich V. (dem Vielgeliebten) von Württemberg mit einer der drei Göppinger Badestuben belehnt. Kurz darauf beglei
Seyff tete S. den württembergischen Grafen als Feldscher bei dessen zweitem Waffengang gegen Pfalzgraf Friedrich I. In der Schlacht bei Seckenheim (..) erlitten die Württemberger eine entscheidende Niederlage. S. wurde gefangengenommen und gemeinsam mit dem verwundeten Ulrich für elf Monate in Heidelberg festgesetzt, wo er im Haus des pfälzischen Leibarztes Heinrich → Münsinger den Grafen p egte und von Münsinger in wundärztlichen Techniken weiter ausgebildet wurde. Nach der Haftentlassung nahm S. in Göppingen die Badertätigkeit zwar wieder auf, wirkte aber auch als Wundarzt. Wann genau er den wundärztlichen Meistertitel erwarb, ist unbekannt aber vor anzusetzen: In diesem Jahr wurde der als Chirurg offensichtlich höchst erfolgreiche S. von Albrecht IV. von Bayern-München als persönlicher Leibarzt und Stadtwundarzt nach München berufen. Allerdings konnte S. dem Ruf erst folgen, da der württembergische Graf Eberhard V. (im Bart) auf die Dienste seines Eigenmannes zunächst nicht verzichten wollte. Schließlich gelang es S., den Landesherrn zur Aufhebung der Leibeigenschaft zu bewegen und in München eine stattliche Vergütung zu verhandeln. Als Chirurg besaß S. überregionales Renommee und unternahm Reisen bis nach Antwerpen und an den königlichen Hof → Maximilians I. in Wien. In einem Kon ikt mit Herzog Albrecht setzten sich Maximilian und → Philipp (I.), Pfalzgraf bei Rhein, für S. ein. Infolgedessen konnte S. wieder in Göppingen residieren, ohne sein bayerisches Amt aufzugeben. Seit verfügte er zudem über eine leibärztliche Bestallung am württembergischen Hof. Sein nach dem Vorbild Münsingers gestaltete Göppinger Haus hatte einen Anbau mit Krankenzimmern. Die Reputation seiner Operationskunst und seiner Rehabilitationsmaßnahmen war so weitreichend, dass S. als leitender Chirurg bei der Beinamputation Kaiser Friedrichs III. nach Linz bestellt wurde. Ein Testamentsentwurf S.s. erweist, dass er über ein beträchtliches Vermögen verfügte, das er zum Teil in Stiftungen einbrachte. S. hat ab ein wundärztliches Kompendium erstellt, für das er als Kompilator, Redaktor und teilweise auch als Autor verantwortlich zeichnet. Es wird in zwei Fassungen tradiert, die zwei Entwicklungsstufen repräsentieren. Beide überlieferten Versionen bieten zwar prinzipiell den gleichen Textbestand, aber der jüngere Codex hat insgesamt weniger Beiträge und bietet das noch vorhandene Material in redaktioneller Überarbeitung.
. Hälfte . Jh. Der Göppinger Wundarzt hat sein Manual überwiegend in der schwäbischen Volkssprache verfasst. Mitunter greift er aber auf die lat. Terminologie zurück, die er dt. erläutert (z. B. bei Arzneimittelglossaren oder kleineren pharmakographischen Beiträgen). Auch sind einige rein lat. Passagen inseriert. Zum einen enthält das Manual als Sammlung praxisbezogenen chirurgischen Wissens Rezepte und Verfahren, die auf S. selbst oder auf Zeitgenossen zurückgehen, die Gewährsleute für Vorschriften oder Materia medica werden von S. hierbei oftmals namentlich angeführt (z. B. Meister → Dietrich von Sulzbach). Zum anderen begegnen Übernahmen aus dem hinlänglich bekannten und bewährten Fachschrifttum. Diese textliche Zusammensetzung spiegelt sowohl die Kunstfertigkeit S.s als Operateur wider als auch seine Kenntnis des traditionellen und des zeitgenössischen Fachschrifttums. Was die originären Beiträge S.s betrifft, so sind vor allem seine Operationsberichte hervorzuheben. Diese unterstreichen seinen Stellenwert als Pionier der invasiven Chirurgie, besonders auf dem Feld der Bauchoperationen, Tumor- und Gefäßchirurgie. Der Anteil breit tradierter Fachliteratur ist in der älteren Fassung größer. Nur diese beginnt mit einer kompletten Übernahme des → Buchs von alten Schäden. Ferner nden sich Anleihen aus der Großen Wundarznei des → Wilhelm von Salecito, aus der Cyrurgia → Roger Frugardis und dem RogerKomplex und dem Buch der Natur → Konrads von Megenberg. Die gynäkologischen Versatzstücke sind den → Secreta mulierum, → Trotula und den → Sieben Erklärungen zur weiblichen Sexualität und zur Reproduktion entnommen. S.s Interesse an der fachlichen Ausbildung von Wundärzten spiegelt sich in einem chirurgischen Prüfungsfragenkatalog wider, der auf Grundlage der Großen Chirurgie → Lanfranks von Mailand konzipiert ist. Erwähnung verdient zudem eine therapeutischprophylaktische Zusammenstellung von Pestverfahren («Contra pestem»), welche das Münchner Pestjahr von mit chronikalischen Notizen reektiert. Es dürfte sich um prinzipiell eigenständige Ansätze handeln, die der Münchner Stadtarztpraxis zu entstammen scheinen. Gleichwohl lässt sich der Ein uss der prominenten Pestliteratur nicht verleugnen (→ Brief an die Frau von Plauen, Theriak-Pestraktat des → Christian von Prachatitz, → Straßburger Skabiosenwassertraktat). Einen individuellen Charakter erhält das Manual dadurch, dass
. Hälfte . Jh. S. häu g einzelne Verfahren oder Heilmittel kommentiert und bewertet. Zusätzliche, auch außermedizinische Beigaben zum Manual sind dt. und lat. Merkverse, Sentenzen und Lebensweisheiten. Das Handbuch S.s ist nicht auf Breitenwirkung angelegt, sondern für den Gebrauch durch persönliche Schüler oder Familienmitglieder bestimmt (zwei Söhne, Ulrich und Hans d. J., sind als Wundärzte belegt, ebenso der Enkel Johannes S.). Schon allein deshalb ist die Rezeption des gesamten Manuals oder einzelner originärer Rezepte begrenzt. In der → Würzburger und der → Ulmer Wundarznei, vielleicht auch im → Wiener Rezeptierbuch ndet sich Rezeptgut S.s und gelegentlich taucht sein Name als Autor in medizinischen Sammelhandschriften des . Jh. auf. Ein Stichp asterrezept begegnet im Buch der Medizin → Ludwigs V. von der Pfalz (Bd. ; Heidelberg, UB, Cpg , r, v) und im wundärztlichen Manual Münsingers. Auch Paracelsus betonte, dass sein Rezept für Opodeldok sich über Zwischenstufen aus diesem P asterrezept ableite, und zollte S. höchste Anerkennung. Ü: Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. ° , Bll. (Pap., nach bis frühes . Jh., schwäbisch/lat.). – Ebd., Cod. med. et phys. ° , Bll. (Perg., nach bis frühes . Jh., schwäbisch). Eine Miniatur mit der Beinamputation Friedrichs III. wurde von Bl. r abgelöst (schriftlicher Bericht über die Operation auf r) und wird heute in der Albertina in Wien (Min. ) aufbewahrt. – Beide Hss. sind Autographe, nur die Auszüge aus den chirurgischen Schriften → Guys de Chauliac in der Pap.-Hs. (r–v) sind Einträge von anderer Hand. Grundsätzlich sind die Codices im Aufbau identisch, wobei die Perg.-Hs. einen geringeren Textbestand und Merkmale redaktioneller Überarbeitung (Straffungen, Präzisierungen) aufweist. – Streuüberlieferung ist in zahlreichen Cpg der UB Heidelberg aus dem letzten Drittel des . Jh. nachgewiesen: Cpg , v, r; Cpg , v, r; Cpg , v; Cpg , r; Cpg , r, r; Cpg , r; Cpg , v; Cpg , r; Cpg , v; Cpg , v, r; Cpg , v. Vgl. auch Eis und Telle (s. Lit.). A: Manfred Gröber: Das wundärztliche Manual des Meisters H. S. von Göppingen (ca. –). Der Cod. med. et phys. ° der Württembergischen LB Stuttgart (GAG ). Göppingen , S. –. – Auszüge auch bei Sudhoff , S. f., f., –, , –
Seyff und bei dems.: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «Schwarzen Todes» . Tl. : Pesttraktate aus dem östlichen Süddeutschland, Böhmen und Österreich in der . Hälfte des . Jh. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –. L: M. Gröber/Gundolf Keil, VL () Sp. –. – G. Keil: LexMA () Sp. f. – Ders., NDB () S. f. – Daniel Carlo Pangerl, BBKL () Sp. –. – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. XXXIII f. – Georg Wacha: Die Fußamputation an Kaiser Friedrich III. zu Linz . In: Heilmittelwerke-Jb. () S. –. – Harry Kühnel: Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III. In: Mitt. des österr. Staatsarch. () S. –, hier S. –. – Gerhard Eis: Vor und nach Paracelsus. Unters. über Hohenheims Traditionsverbundenheit und Nachrichten über seine Anhänger (Medizin in Gesch. und Kultur ). Stuttgart , S. –. – H. Kühnel: Ma. Heilkunde in Wien (Stud. zur Gesch. der Univ. Wien ). Graz u. a. , S. f. und Tf. VIII. – Joachim Telle: Mitt. aus dem Zwölfbändigen ‹Buch der Medizin› zu Heidelberg. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. , . – G. Keil: Die Niederlassungsankündigung eines Wundarztes aus dem . Jh. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Ders.: Eichentraktate aus medizinischen Hss. In: Centaurus () S. – (wieder in: Medizin im ma. Abendland. Hg. v. Gerhard Baader/ G. Keil [WdF ]. Darmstadt , S. –, hier S. f.). – Hartmut Broszinski: Das Heilmittelglossar des H. S. v. Göppingen. In: Centaurus () S. –. – G. Keil/Rolf Müller: Dt. Lanfrank-Übersetzungen des . und . Jh. In: Medizingesch. in unserer Zeit. FS Edith HeischkelArtelt/Walther Artelt. Hg. v. Hans-Heinz Eulner u. a. Stuttgart , S. –. – Hans Peter Zelfel: Ableben und Begräbnis Friedrichs III. Diss. Wien . – Peter Assion: Der Hof Siegmunds von Tirol als Zentrum spätma. Fachlit. In: FachprosaStud. Beitr. zur ma. Wiss.- und Geistesgesch. FS G. Eis. Hg. v. G. Keil. Berlin , S. –, hier S. –. – G. Keil/Peter Proff: Das «opodeltoch»Rezept in der Hs. c der ZB Zürich. In: Nova acta Paracelsica () S. –. – G. Keil: Ma. Chirurgie. In: Acta medicae Historiae
Schenck Patavina (/) S. –. – Ahmed Malak: Drei wundärztliche Niederlassungsankündigungen des . Jh. Unters. zur Frühgesch. des medizinischen Werbeformulars in Deutschland. Diss. Würzburg , S. u. ö. – Andrea Lehmann: Zwei wundärztliche Rezeptbücher des . Jh. vom Oberrhein. Bd. : Komm. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. . – G. Keil: Hasso Schertlin und das «hasen-schärtlînphlâster». In: ZfdA () S. f. – Ders.: Aperçus zur Gesch. der Gefäßchirurgie. In: Gefahren, Fehler und Erfolge der vaskulären Chirurgie und ihre Wirklichkeit. Hg. v. Martin Sperling. Basel u. a. , S. –, f. – M. Gröber: Kaiser Friedrich III. und Meister H. S. In: Kaiser Friedrich III. Innovationen einer Zeitenwende. Ausstellungskat. Linz. Redigiert v. Willibald Katzinger/ Fritz Mayrhofer (Kat. des Stadtmuseums Nordico ). Linz , S. –. – G. Keil/P. Proff: Practica copiosa von dem rechten Grundt deß Bruch Schnidts. Komm. zur Faks.-Ausg. unter besonderer Berücksichtigung der Paracelsus-Rezeption und der Kommunikationsstruktur in chirurgischen Geheimbüchern der frühen Neuzeit. Darmstadt , S. f. – Gröber (s. Ausg.) S. –, –. – M. Gröber: Meister H. S. von Göppingen, Ein Wundarzt am Übergang vom MA zur Neuzeit. In: Hohenstaufen/Helfenstein. Hist. Jb. für den Kreis Göppingen () S. –. – G. Keil: S., H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Nina Pleuger: Der Vocabularius rerum von Wenzeslaus Brack. Unters. und Edition eines spätmma. Kompendiums (Studia Linguistica Germanica ). Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. und Reg. VZ Matthias von Straßburg. – Autor medizinischer Rezepte, vor im . Jh. Ein «meister Mathis von Strasburg» wird in einer schwäbisch-bairischen Sammelhandschrift des späten . Jh. genannt. Sein Name erscheint darin innerhalb einer Gruppe von chirurgischen Rezepten. Der Kodex enthält außerdem eine dt. Fassung des → Secretum secretorum, den → Bartholomäus, Aderlass- und Monatsregeln sowie vermischte Rezepte, u. a. von Hans → Schnaudigel von Oppenheim, → Peter von Ulm und Johannes → Beris. M.
. Hälfte . Jh. wird eine Anweisung für eine alkalische Lauge zugeschrieben, die im Text als «Corisifum» bezeichnet wird. Die Forschung vermutet in M. einen oberrheinischen Chirurgen des . Jh., bei dem es sich jedoch nicht um den in einem HandschriftenNachtrag von erwähnten Mediziner handelte (München, UB, ° cod. ms. , v). Ü: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , r–v (Pap., um –, schwäbisch-bair.). – Vgl. Lotte Kurras: Die dt. ma. Hss. Bd. . Die naturkundlichen und hist. Hss., Rechtshss., Varia (Kat. des Germ. Nationalmuseums Nürnberg /). Wiesbaden , S. –. – www.handschriftencensus.de/. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Bernhard D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Schenck, Johann(es), von Würzburg. – Verfasser eines wundärztlichen Kompendiums, spätes . Jh. S. war Wundarzt in Trier. Dort wurde er ins Zunftbuch der Krämer als «Johan vom Wirtzburch» eingetragen; ebenda hat er im selben Jahr mit der Niederschrift seiner Cyrurgia (auch: Feldarzneibüchlein) begonnen, die er abschloss. Ein Nachtrag in der Medizinschrift belegt, dass er noch in Trier gelebt hat (s. Überlieferung). Zuvor hat S. in Süddeutschland gewirkt, u. a. in Landshut. In den er Jahren des . Jh. hat er sich vermutlich bei den Rottenmanner Tauern in der Steiermark als Feldscher den Kampfverbünden gegen die Türken angeschlossen (r [Ausg. S. ]: «do wir zu dem roden man lagen wider dem durcken»). Vor seiner Trierer Zeit dürfte S. sich unweit der Moselstadt in Neuerburg (Eifel) aufgehalten haben. Die Cyrurgia spiegelt ganz offensichtlich S.s persönliche Berufserfahrung wider. Sie ist ein praxisorientiertes Handbuch und widmet sich fast auschließlich der Kriegs- und Verletzungschirurgie. Als typischer Vertreter spätma. feldärztlicher Literatur ist das Werk entscheidend von der volkssprachig oberrheinischen Chirurgietradition geprägt (vgl. auch → Prager Wundarznei, Wundärznei → Heinrichs von Pfalzpaint, Cirurgia des Hieronymus → Brunschwig). Die Kapitelüberschriften der Cyrurgia sind zumeist lat., ansonsten ist der Text durchgehend dt. verfasst. Im ersten, einleitenden Abschnitt macht S. Angaben zur Grundausstattung
. Hälfte . Jh. des im Feld tätigen Chirurgen hinsichtlich notwendiger Instrumente («p ellzange», «scruben zangen», «heft naelden», «zeend zangen», «geiß füeß», «bellican») und Arzneimittel («attractyff», «apostolicum», «fustum», «diaquilum», «eyter salb», «bluet verstellonge», «balsam»). Die zahlreichen von S. dargestellten wundärztlichen Heilverfahren sind auf der Höhe der zeitgenössischen chirurgischen Praxis. Als originell hervorzuheben sind: Tie agern des Kopfes nach Bauchschüssen, Abspülung vorgefallener Därme mit lauwarmer Milch und deren Reposition, Darmnaht auf eingeschobenen Silberröhrchen, Armlade bei Frakturen, Betäubungstrunk bei Operationen, Hochlagerung der Glieder nach Amputation, Maßnahmen zur Korrektur von Gelenksversteifungen und Verrenkungen sowie Anweisungen zum erneuten Brechen schief oder verkürzt verheilter Röhrenknochen. In seinen Leitfaden schiebt S. – vor allem in der zweiten Hälfte der Cyrurgia – Verfahren und Rezepte zeitgenössischer Wundärzte ein, die ihm offensichtlich zumeist persönlich bekannt waren. Ohne deren namentliche Erwähnung durch S. gäbe es von einigen dieser Kollegen überhaupt keine Kenntnis. Angeführt werden: Meister Eckarius zu Passau, Niklas → Hagen (auch als «Niclas zu Regenburgk»), «magister Bartholemeus Cyrurgicus» und «magist[er] Bartholomeu[s] in greiz» (s. Magister → Bartholomäus), → Bartoldus von München, Hans → Pfarrer, Johann → Deumgen, «magister Johann de Oppenheymt» (Hans → Schnaudigel), → Johann von Molsheim und → Jakob von Landshut. Ü: Metz, Bibl. Municipale, Ms. , r–r (Pap., /, moselfränkisch); Autograph, Überschrift: «Incipit Cyrurgia Magistri Johannis de Herbipoli quam dedit mihi et manu propria scripsit in Treueri Anno etc. octuagesimo primo». Nachträglicher Einschub nach einem Säurerezept (r): «Probatum est per me Johannem Schenk in Treuen M°cccclxxxvij». Excipit: «Completa est hec practica Cyrurgie per me Johannem Schencken de Erbipolis cyrurgicum quinta feria post natiuitatem Marie m.cccclxxxij°». A: Karl Sudhoff: Die ‹Cyrurgia› Meister Johann Schenks von Würzburg, Wundarztes zu Trier vom Jahr . In: Ders.: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –. – Teilausg. (nach
Schenck Sudhoff) in: Wider allen den suhtin. Dt. medizinische Texte des Hoch- und SpätMA. Eine Anthologie. Hg., mit einer Einf. versehen und komm. von Thomas Bein (Helfant-Texte T ). Stuttgart , S. («De ventre vulnerato» [Darmbehandlung mit Milch]). L: Werner Gerabek, VL () Sp. –. – Sudhoff (s. Ausg.) S. , f. – Gundolf Keil: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , S. f., , , f., . – Dieter Lehmann: Zwei wundärztliche Rezeptbücher des . Jh. vom Oberrhein. Tl. : Text und Glossar (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. , , . – Andrea Lehmann: Zwei wundärztliche Rezeptbücher des . Jh. vom Oberrhein. Tl. : Komm. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. , , f., f., –, –, f. – Ralf Vollmuth: Die sanitätsdienstliche Versorgung in den Landsknechtheeren des ausgehenden MA und der frühen Neuzeit. Probleme und Lösungsansätze (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. , , . – Johannes G. Mayer: «Anleitungen für einen Wundarzt». Zur Überl. des ‹Arzneibuchs› Ortolfs von Baierland. Die Hs. Ms. allemand der Pariser Nationalbibl. In: «Ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. G. Keil (Ortolf-Stud. /Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, hier S. , f. – Martin Gröber: Das wundärztliche Manual des Meisters Hans Seyff von Göppingen (ca. –). Der Cod. med. et phys. ° der Württembergischen LB Stuttgart (GAG ). Göppingen , S. , , , . – R. Vollmuth: Anm. zur Behandlung von Schußwunden durch Feuerwaffen in deutschsprachigen chirurgischen Werken des . Jh. Drei Nachträge. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Bernhard Schnell: Würzburg und die dt. Sachlit. im SpätMA. In: Würzburg, der Große Löwenhof und die dt. Lit. des SpätMA. Hg. v. Horst Brunner (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , S. –, hier S. . – W. E. Gerabek: J. S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. dems. u. a. Berlin/New York , S. . – Michael Embach: Trierer Literaturgesch. Das MA (Gesch. und Kultur des Trierer Landes ). Trier , S. , . – Bernhard Dietrich Haage/
Johann van Seghen Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – R. Vollmuth: Eine frühe Schusswundentherapie des Wundarztes J. S. v. W. In: Tempora mutantur et nos? FS Walter M. Brod. Hg. v. Andreas Mettenleiter (Aus Würzburgs Stadt- und Universitätsgesch. ). Pfaffenhofen , S. –. VZ Anleitungen für einen Wundarzt (Processus medici ad vulneratum). – Chirurgisch-pharmazeutischer Traktat, letztes Drittel . Jh. Die prominente Behandlung der Pharmazie und die gelegentliche Mitteilung von Arzneimittelpreisen machen einen Apotheker als Autor des Traktats wahrscheinlich (ohne einen Chirurgen ausschließen zu können). Der Anonymus dürfte aus dem bairisch-schwäbischen Sprachraum gestammt und könnte in Beziehung zu Matthäus und Bartholomäus → Metlinger gestanden haben. Das Nördlinger Register des Nördlinger und späteren Augsburger Stadtarztes Bartholomäus Metlinger weist Parallelen und eine Quellengemeinschaft zu den A. f. e. W. auf; zudem tradiert der unikale Textzeuge der A. f. e. W. auch Bartolomäus’ Kinderbüchlein von . Der Traktat lässt sich in zwei Hauptteile gliedern. Die ersten siebzehn kurzen Kapitel bilden eine geschlossene Wundarznei, welche neben den Therapien der geläu gen Verletzungen und Erkrankungen die wichtigsten wundärztlichen Instrumente vorstellt. Der pharmazeutische zweite Teil bringt P aster im ersten und Wundsalben im zweiten Abschnitt. Der Kompilator der A. f. e. W. hat vorwiegend oder vielleicht sogar ausschließlich lat. Quellen ausgewertet (darunter das Antidotarium Nicolai [→ Nicolaus Salernitanus] und der Grabadin [→ Ps.-Mesuë]). Hierfür sprechen auch die kurze lat. Vorrede und die lat. Überschriften bzw. Inhaltsangaben im zweiten Teil. Zu den volkssprachigen wundärztlichen Kompendium, wie etwa der Cirurgia → Peters von Ulm, → Von guten P astern und Salben oder der Wundarznei → Heinrichs von Pfalzpaint, sind hingegen keine intertextuellen Beziehungen nachgewiesen. Ü: Paris, Bibl. Nationale, Ms. allem. , v–v (Pap., spätes . Jh., bair.schwäbisch). Überschrift: «Incipit processus medici ad vulneratˉu Et p[rin]cipaliter Cirurgici»; Incipit
. Hälfte . Jh. des Haupttextes: «Hie ist ze mercken was sich ein ÿglicher wunt arczt halten sol». A: Mayer , S. –. L: Johannes Gottfried Mayer, VL () Sp. f. – Ders.: ‹A. f. e. W.›. Zur Überl. des ‹Arzneibuchs› Ortolfs von Baierland: Die Hs. Ms. allemand der Pariser Nationalbibl. In: «Ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. Gundolf Keil (Ortolf-Stud. /Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – Jörg Riecke: Zur Syntax und Semantik der Nominalgruppe in ma. medizinischen Texten. In: Zur Gesch. der Nominalgruppe im älteren Deutsch. FS Paul Valentin. Hg. v. Yvon Desportes (Germanistische Bibl. ). Heidelberg , S. –, hier S. , . VZ Johann van Seghen (auch: Siegen). – Nd. Wundarzt und Kompilator eines Arzneibuches, zweite Hälfte . Jh. Der Beiname J.s dürfte auf das südwestfälische Siegen zu beziehen sein, wobei der Tätigkeitsraum des Wundarztes nach dem Sprachstand des autographen Textzeugen seines Arsedige-bûks im moselfränkisch-südwestfälischen Grenzgebiet gelegen zu haben scheint. Auch die nachgewiesenen Quellen, die sowohl die nd. als auch die obd. Fachliteratur berücksichtigen, unterstützen diese Lokalisierung. Einige Textstellen könnten auf die Auseinandersetzungen zwischen der Reichsstadt Nürnberg und dem Ansbacher Markgrafen Albrecht Achilles zu beziehen sein. Womöglich diente J. im ersten Markgrafenkrieg (/) als Feldscher. Im Sommer hat J. mit der Arbeit am Arsedige-bûk begonnen: Die Stoffgliederung nach Arzneiformen folgt derjenigen in chirurgischen Manualen, wie der Cirurgia → Peters von Ulm oder der → Kopenhagener Wundarznei. Darüber hinaus führt J. als zweites Ordnungsprinzip die Gliederung nach Indikationen ein. Aus seinen Vorlagen übernahm er in der Regel keine einzelnen Rezepte oder Verfahren sondern integrierte ganze Textblöcke in das Arsedige-bûk. Zu den obd./mitteldt. Quellen zählen der → Bartholomäus, → Ortolf von Baierland, Peter von Ulm und → Hesse, der Jude von Salms. Außerdem übten oberrheinische chirurgische Manuale Ein uss aus (vgl. z. B. das → Buch von alten Schäden, die → Kopenhagener Wundarznei, das → Darmstädter
. Hälfte . Jh. oder → Elsässische Arzneibuch). Auch die enthaltene Pestliteratur ist obd./mitteldt. Provenienz (Jakob → Engelin, → Brief an die Frau von Plauen, → Sinn der höchsten Meister von Paris, → Hans von Lucken). Ob ein gynäkologisches Beifußrezept (Nr. ) auf das → Prüller Kräuterbuch zurückgeht, ist umstritten. Zwei komprimierende Bearbeitungen des → Vierundzwanzig-ParagraphenTexts wurden gleichsam einer obd./mitteldt. Vorlage entnommen, während der Blutschaukatalog B (→ Hämatoskopie-Traktate) nd. vermittelt wurde. Aus dem Bereich der nd. Medizinliteratur hat J. ferner die → Düdesche Arstedie und den → Mnd. Bartholomäus ausgewertet. Außerdem scheinen ihm nd. Kurztraktate und ein therapeutisches Kompendium vorgelegen zu haben, das dem Therapieabschnitt des → Wolfenbütteler Arzneibuchs verwandt gewesen sein dürfte. Die Endquellen (wie → Roger Frugardi, → Maurus von Salerno, → Lanfrank von Mailand oder der → BenediktenölTraktat) sind ausschließlich über die direkten Vorlagen J.s vermittelt worden. Inhaltliche Überscheidungen mit dem → Londoner Wund- und Salbenbuch, der → Wolfenbütteler Wundarznei oder dem → Stockholmer Arzneibuch dürften auf Quellengemeinschaft zurückzuführen sein. Eine Nachwirkung des Arsedige-bûks ist nicht belegt. Gleichwohl dürfte J. eine Vermittlerrolle für im nd. Raum vorher nicht verbreitetes obd./mitteldt. Fachschrifttum zuzusprechen sein. Ü: Stockholm, Kgl. Bibl., Cod. X , Bll. (Pap., , moselfränkischwestfälisch); Autograph. Incipit: «Dyt buck ist angehawen to schriwen jn dem yar als man schreif dusent cccc des mandages nasent johans dag johan van segen». Zahlreiche nd. Marginalkommentare belegen eine Benutzung des Arsedige-bûks im . Jh. Vgl. zur Hs.: Conrad Borchling: Mnd. Hss. in Skandinavien, Schleswig-Holstein, Mecklenburg und Vorpommern. Zweiter Reiseber. (Beih. Nachrichten von der Kgl. Ges. der Wiss. zu Göttingen, Philol.-hist. Kl. ). Göttingen , S. und zuletzt: Lotte Kurras: Dt. und ndl. Hss. der Kgl. Bibl. Stockholm. Handschriftenkat. (Acta Bibliothecae Regiae Stockholmiensis ). Stockholm , S. und Abb. . A: Helny Alstermark: Das Arzneibuch des Johan van Segen (Stockholmer germanistische Forschungen ). Stockholm . L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Hans Reutercrona: De medellågtyska läkeböckerna. Föredrag vid sjunde nordiska lologmötet i
Keysersberg Lund – aug. . in: Studier i modern språkvetenskap (Uppsala ) S. –. – H. Alstermark: «Ayn Buck van Arzeney». Stud. zu der Hs. X der Kgl. Bibl. zu Stockholm. Lizenziatsabh. (masch.) Stockholm . – Gustav Korlén: Stockholmer Arzneibuchstud. In: Fachlit. des MA. FS Gerhard Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Stuttgart , S. –. – G. Keil: Zur mnd. Blutschau. In: Nd. Mitt. () S. –. – Ders.: Randnotizen zum ‹Stockholmer Arzneibuch›. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. . – Hans-Peter Franke: Der Pest-‹Brief an die Frau von Plauen›. Stud. zu Überl. und Gestaltwandel (Würzburger medizinhist. Forschungen /Unters. zur ma. Pestlit. /). Pattensen , S. f. – Agi Lindgren: Das Utrechter Arzneibuch (Ms. ,°, Bibliotheek der Rijksuniversiteit Utrecht) (Stockholmer Germanistische Forschungen ). Stockholm , passim. – G. Keil: Die Frau als Ärztin und Patientin in der medizinischen Fachprosa des dt. MA. In: Frau und spätma. Alltag (Sb. Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-Hist. Kl. /Veröff. des Inst. für Ma. Realienkunde Österreichs ). Wien , S. –, hier S. . – Dorothée Leidig: Frauenheilkunde in volkssprachigen Arznei- und Kräuterbüchern des . bis . Jh. Eine empirische Unters. Diss. Würzburg , S. . – G. Keil: J. v. S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. u. ö. – Bernhard Schnell: Das ‹Prüller Kräuterbuch›. Zu Überlief. und Rezeption des ältesten dt. Kräuterbuchs. In: Mhd. Beitr. zur Überl., Sprache und Lit. FS Kurt Gärtner. Hg. v. Ralf Plate/Martin Schubert. Berlin , S. –, hier S. f. VZ Keysersberg. – Verfasser eines Textes über ein Heilverfahren, spätes . Jh. Der nicht weiter identi zierte K. dürfte obd. Wundarzt gewesen sein. Die Therapie gegen «alt schaden» (Ulcus cruris), die K. in einer wundärztlichen Textsammlung zugeschrieben wird, steht in der oberrheinisch-chirurgischen Tradition, wie sie für die Geschwürstherapie vor allem vom → Buch von alten Schäden repräsentiert wird. Von diesem Manual könnte K.s Text direkt abhängen. Ü: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , r (Pap, /, schwäbisch/
Klaus von Matrei bair.); Überschrift: «Das p aster von Keysersperg alt schaden». Innerhalb einer chirurgischen Rezeptsammlung, die überwiegend auf oberrheinische Vorlagen zurückgeht (v–v); weitere hier namentlich genannte Autoren sind: → Peter von Ulm, Hans → Schnaudigel von Oppenheim, Johannes → Beris, → Bernhard von München. A: Gerhard Eis: Mitt. über fünf unbekannte Rezeptautoren des . Jh. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. ). L: Wolfram Schmitt/Gundolf Keil, VL () Sp. . – Wolfgang Wegner: K. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Klaus von Matrei (auch: von Metry, von Mattern; Nicolaus de Metri), † nach . – Feldscher, Chirurg und Frauenarzt (?), Verfasser eines Arzneibuchs. Der Herkunftsname K.s ist vermutlich auf Matrei am Brenner oder (weniger wahrscheinlich) auf Matrei in Osttirol zu beziehen. In jedem Fall war K. Tiroler. Er nahm seit als Feldscher an den Burgunderkriegen teil, höchstwahrscheinlich als Begleiter der Truppen Herzog → Siegmunds (des Münzreichen) von Tirol. Dabei traf er vermutlich auf den elsässischen Wundarzt → Johannes von Gersdorff und bildete diesen chirurgisch fort. Johanns Feldbuch der Wundarznei nennt als persönlichen Lehrer einen «Meister Nicklaus», der in herzoglich-tirolischen Diensten gestanden habe und auf den auch mit dem Beinamen «der Mulartzt» rekurriert worden sei (Verballhornung von «medicus mulierum» = Frauenarzt). Außerdem habe K. an den Feldschlachten von Grandson, Murten und Nancy teilgenommen. wurde K. von Siegmund zum Ho eibarzt auf Lebenszeit ernannt; wurde sein Vertrag erneuert und das Jahressalär um ein Drittel erhöht. Am Hof sah K. sich den Invektiven der meist italienischen Akademikerärzte ausgesetzt, was ihn zu standeskritischen Gegenangriffen in seinem Arzneibüchlein veranlasst hat. Dessen drei einleitende Drogenmonographien, die auf
. Hälfte . Jh. die Flora um den Feldberg rekurrieren, legen zudem nahe, dass K. den Schwarzwald bereist hat. Die Texte dürften um entstanden sein, als er in herzoglichem oder bischö ichem Auftrag Straßburg und Freiburg i. Br. besuchte. Um verlor K. offensichtlich die Gunst Siegmunds, zumindest ist er hiernach nicht mehr in dessen Dienst belegt. Mit der Widmung an den «d˚urchle˚uchtigisten hochgebornnen Fürsten vnd heren heren hertzog Sigm˚unden» und «genedigisten herren» im Arzneibüchlein versuchte K. offensichtlich sich dem Herzog wieder anzuempfehlen. Die Textsammlung von , in der K. auf eine dreißigjährige Berufspraxis zurückblickt, ist das letzte Lebenszeugnis des Tiroler Mediziners, der bald nach dessen Abfassung verstorben sein könnte. Das Arzneibüchlein hat K. Siegmund nicht nur gewidmet, sondern auch explizit für diesen verfasst und inhaltlich auf ihn abgestimmt. Es besteht neben der Vorrede an den Herzog aus drei Hauptteilen. Der Hinweis K.s, das Material sei «all mit meiner Hanndt bewert», scheint zuzutreffen: Das Buch ist keine Kompilation auf Grundlage lat. oder anderweitiger Fachschriften. Stattdessen dokumentiert es mündlich tradiertes Fachwissen und spiegelt den persönlichen Erfahrungsschatz seines Verfassers sowie dessen Beobachtungen und eigenhändige Experimente wider. Autobiographische Inserate tragen zum individuellen Charakter des Arzneibüchleins zusätzlich bei. Im ersten Teil werden die drei Drogenmonographien («Serpentaria» [Einbeere], «Sigwurtz» und «Edrica» [Türkenbund ?]) geboten, die in den meisten Textzeugen illustriert sind, was der originären Anlage K.s entsprechen dürfte. Der zweite Teil bringt vermischte Rezepte auf überwiegend p anzlicher Basis (Bäder, Salben, Tränke etc.), die in ihrer geriatrischen Ausrichtung sich an den Bedürfnissen des mittlerweile über sechszigjährigen Herzogs orientieren. Eine herausragende Stellung nehmen die gynäkologischen Verfahren ein, deren Exponiertheit sich dem Umstand verdankt, dass Siegmund auch in zweiter Ehe noch erbenlos war. K.s empfängnisfördernde Mittel weisen ihn als den erfahrenen Gynäkologen aus, auf den schon der Beiname im Feldbuch der Wundarznei des Johannes von Gersdorff schließen ließ. Das abschließende dritte Segment des Arzneibüchleins widmet sich der Feldchirurgie (Wundtränke, P aster, Salben, traumatologische und frakturspezi sche Anweisungen). K. beruft sich auf seine Erfahrungen aus dem «gantzen burgonischen
. Hälfte . Jh. Krieg» und setzt einen deutlichen Schwerpunkt auf die Versorgung von Schussverletzungen. Das hohe Maß an Originalität des Arzneibüchleins resultierte in eine handschriftliche Verbreitung, die das bei Vergleichstexten übliche Maß übersteigt. Außerdem erschien noch über neunzig Jahre nach der Abfassung in Augsburg eine um ein Vielfaches erweiterte Druckausgabe. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , Bll. (Pap., um , bair.); Digitalisat: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg. – Wien, ÖNB, Cod. , r–r (Pap., . Jh., lat./bair.-österr. [aus Tirol ?]). – Kurzredaktion mit Umstellungen und Fremdinseraten: Hamburg, SUB, Cod. med. , S. – (Pap., spätes . Jh. [Nachträge bis Mitte . Jh.], niederalemannisch). – Vorrede und die drei einleitenden P anzenkapitel: München, BSB, Cgm , rv (Pap., um /, schwäbisch); medizinisch-alchemistische Sammelhs. des Augsburger Goldschmieds Hans Schweinperg. – Ein P asterrezept für Schussverletzungen in: Heidelberg, UB, Cpg , v (Pap., , bair. [aus Regensburg]); Digitalisat: http://digi.ub.uniheidelberg.de/diglit/cpg. – Von einer auf datierten Pergamenthandschrift gibt es Nachricht im Bibliothekskatalog des südtirolischen Schlosses Rodenegg (bei Brixen). Es könnte sich um das Original gehandelt haben (vgl. Anton Dörrer: Tirolisches aus der Bücherei des Freiherrn Christoph von Wolkenstein auf Rodenegg. In: Tirolensia. FS Konrad Fischnaler. Hg. v. Ludwig Steinberger [Schlern-Schr. ]. Innsbruck , S. –, hier S. ). – Kriegsverlust: Breslau, Dombibl. (Biblioteka Kapitulna), Cod. , r–v (Pap., . Jh., obd.); Auszüge. e D: «Artzneyb˚uch Deß Hochberumbten und Weyterfahrnen Herrn Nicolai de Metri, Weyland des Durchleuchtigisten und Hochgebornen Herren Sigismunden, Ertzhertzog inn Oesterreich [et]c. Leib und wundtartzet». Augsburg: Michael Manger für Georg Willer d. Ä., (VD M , Digitalisat unter www.digitalesammlungen.de). Als Herausgeber nennt sich auf dem Titelblatt der Augsburger Stadtarzt Jeremias Martius. Der Text des Arzneibüchleins ist in der Druckausgabe bei den P anzenkapiteln gekürzt und ansonsten stark erweitert worden ( Druckseiten). A: Heinrich Ebel: Der ‹Herbarius communis› des Hermannus de Sancto Portu und das
Klaus von Matrei ‹Arzneibüchlein› des Claus von Metry. Textübertragungen aus den Codices Bibl. Acad. Ms. , Erlangen und Pal. Germ. , Heidelberg. Zwei Beitr. zur Erkenntnis des Wesens ma. Volksbotanik (Texte und Unters. zur Gesch. der Naturwiss. ). Würzburg , S. –. – August Knapp: Thomas von Wasserburg. Ein obd. Wundarzt und Apotheker des . Jh. Diss. München , S. – (Auszug nach Hamburg, Cod. med. , mit irrtümlicher Zuweisung an → Thomas von Wasserburg). L: Peter Assion, VL () Sp. –. – Gundolf Keil, LexMA () Sp. f. – Heinrich Hammer: Literarische Beziehungen und musikalisches Leben des Hofes Herzog Siegmunds von Tirol. In: Zs. des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg () S. –, hier S. . – Margarete Ortwein: Der Innsbrucker Hof zur Zeit Erzherzogs Sigmunds des Münzreichen. Ein Beitr. zur Gesch. der materiellen Kultur. Diss. masch. Innsbruck , S. , . – Ebel (s. Ausg.) S. V–X. – Wilhelm Ganzenmüller: Einige Alpen- und Schwarzwaldp anzen im Volksglauben des . Jh. In: Obd. Zs. für Volkskunde () S. –. – Walther Zimmermann: Deutungen einiger P anzen bei K. v. Metry: Serpentaria, Sideron, Edrica. Obd. Zs. für Volkskunde () S. –. – Waltraud Lindner: Claus von Metry und Thomas von Wasserburg. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – Harry Kühnel: Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III. In: Mitt. des österr. Staatsarch. () S. –, hier S. . – G. Keil: Rezension Hermann Menhardt, Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. und Bd. . Berlin . In: AfdA () S. –, hier S. f. – Birgit Zimmermann: Das Hausarzneibuch. Ein Beitr. zur Unters. laienmedizinischer Fachlit. des . Jh. unter besonderer Berücksichtigung ihres humanmedizinischenpharmazeutischen Inhalts. Diss. Marburg , S. f. – P. Assion: Claus v. M. und Herzog Siegmund von Tirol. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – Ders.: Der Hof Siegmunds von Tirol als Zentrum spätma. Fachlit. In: Fachprosa-Stud. Beitr. zur ma. Wiss.- und Geistesgesch. FS Gerhard Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Berlin , S. –, bes. S. –. – Wilhelm Baum: Sigmund der Münzreiche. Zur Gesch. Tirols und der habsburgischen Länder im SpätMA (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinst. ). Bozen ,
Pfarrer S. f. – Ralf Vollmuth: «Von den geschosszenen wunden». Die Behandlung von Schußwunden in deutschsprachigen chirurgischen Werken des . Jh. In: Communicationes de Historia Artis Medicinae/Orvostörténeti Közlemények (Budapest) () H. f., S. –, bes. S. –. – Ders.: War K. v. M. der Lehrer Hans von Gersdorffs? In: Sudhoffs Arch. () S. –. – G. Keil: K. v. M. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . VZ Georg von Linz (auch: Jörg v. L., Jorg von Lincz). – Autor eines Salbenrezepts, vor . G. v. L. wird in einem wundärztlichen Kodex des Hans → Seyff als Autor eines Rezepts genannt (Handschrift S). Das aufgeführte Rezept enthält Anweisungen für die Herstellung und Anwendung einer Salbe zur Behandlung von Brandwunden. Als Zutaten dienen Wein, Rosenöl und ungelöschter Kalk. Das Rezept war nach Angaben des Schreibers sehr populär. Der biographische Hintergrund G.s ist unbekannt. Die Forschung vermutet in ihm einen Wundarzt aus dem oberösterreichischen Linz. Erwogen wird auch G.s Identität mit einem Jörg, der in Handschrift W als Gewährsmann eines schwarzen P asters erwähnt wird. Ü: S: Stuttgart, LB, cod. med. et phys. ° , r (Perg. und Pap., Göppingen, nach –); vgl. Gröber (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. – Unsicher: W: Wernigerode, Fürstlich Stolbergische Bibl., cod. Zb m, r (Pap., . Jh.; verschollen); vgl. www.handschriftencensus.de/. A: Gröber (s. Lit.) S. (Nr. ). L: Volker Zimmermann, VL () Sp. f. – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Leipzig , S. –. – Wolfgang Hirth: Stud. zu den Gesundheitslehren des sog. ‹Secretum secretorum› unter besonderer Berücksichtigung der Prosaüberlieferungen. Diss. Heidelberg , S. . – M. Gröber: Das wundärztliche Manual des Meisters Hans Seyff von Göppingen (ca. –). Der Cod. med. et phys. ° der Württembergischen LB Stuttgart (GAG ). Göppingen , S. . – Wolfgang Wegner: G. v.
. Hälfte . Jh. L. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . MM Maul von Enisheim. – Verfasser einer Badeanweisung, zweite Hälfte . Jh. Der Herkunftsname M.s, der Bader oder Wundarzt gewesen sein könnte, ist wahrscheinlich auf das elsässische Ensisheim zu beziehen. Sein Name erscheint in einem medizinischen Sammelcodex innerhalb einer Gruppe von balneologischen Therapien, von denen zumindest eine auf M. zurückgehen dürfte. Die Anweisung verdankt sich eher der Berufserfahrung M.s denn schulmedizinischer Kenntnisse. Sie umfasst die Nennung der Inhaltstoffe sowie Hinweise zur Herstellung und zur Applikation, wobei das Arzneimittel auch zur innerlichen Anwendung geeignet ist. Ü: Hamburg, SUB, Cod. med. , S. f. (Pap., spätes . Jh. [Nachträge bis Mitte . Jh.], niederalemannisch). A: August Knapp: Thomas von Wasserburg. Ein obd. Wundarzt und Apotheker des . Jh. Diss. München , S. f. (Zuweisung an → Thomas von Wasserburg). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Wolfgang Wegner: M. v. E. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Pfarrer, Hans. – Wundärztlicher Fachschriftsteller, . Jh. Der außerhalb der fachliterarischen Tradition nicht nachgewiesene Chirurg hat vermutlich in Würzburg praktiziert und den handwerklichen Meistertitel geführt. In der Cyrurgia Johann(es) → Schencks von Würzburg und im Kleinen Destillierbuch des Hieronymus → Brunschwig ist er mit wundärztlichen Therapien vertreten. Offensichtlich sind sowohl Schenck als auch Brunschwig ihrem Fachkollegen H. P. persönlich begegnet. Schenck weist ihm ein traumatologisches Mehrschrittverfahren zur Behandlung von Stichverletzungen zu. Zur Blutstillung setzt P. auf oral verabreichte Arzneimittel (Rhizom der Blutwurz, Wein mit Myrrhe) und zieht für die weitere Wundbehandlung u. a. Balsam und ein Destillat der Wald-Sanikel heran. Am fünften oder sechsten Tag
. Hälfte . Jh. schließt ein Aderlass die Behandlung ab. Brunschwig führt zwei Medizinalwässer an, die P. eingesetzt habe: Destillate des Lavendel (gegen Kopfschmerzen) und des Spitzwegerich (zur Wundversorgung). Ü: Anweisungen innerhalb der Cyrurgia Johann Schencks von Würzburg: Metz, StB, Ms. , v (Pap., spätes . Jh., moselfränkisch). Autorangabe: «Datum würtzburg meister Hanß Pharrer Cyrurgicuß». – Verfahren im Kleinen Destillierbuch Hieronymus Brunschwigs (Straßburg: Johann Grüninger, [GW ]): LXXIIva («lauender wasser»), CVvb («spitzem wegrich wasser»), CXXVIIIvb (Registerteil: «z˚u würtzburg von hans pfarrer ein wol beriempter wund artzot»). A: Karl Sudhoff: Die ‹Cyrurgia› Meister Johann Schenks von Würzburg, Wundarztes zu Trier vom Jahr . In: Ders.: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. –, hier S. . L: Werner Gerabek, VL () Sp. f. – K. Sudhoff: Dt. medizinische Inkunabeln. Bibliographisch-literarische Unters. (Stud. zur Gesch. der Medizin /). Leipzig , S. . – Ders. (s. Ausg.) S. . – Henry E. Sigerist: Nachwort zu: The book of Cirurgia by Hieronymus Brunschwig. Johann Grüninger, . Faks.-Ausg. Mailand (selbstständiger Nachdr. u. d. T.: Hieronymus Brunschwig and his work. A fteenth century surgeon. New York ) S. . – Bernhard Schnell: Würzburg und die dt. Sachlit. im SpätMA. In: Würzburg, der Große Löwenhof und die dt. Lit. des SpätMA. Hg. v. Horst Brunner (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , –, hier S. f. – W. E. Gerabek: P., H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. dems. u. a. Berlin/New York , S. f. VZ Wolfenbütteler Wundarznei. – Nd. Chirurgisches Handbuch, spätes . Jh. Der Kompilator der W. W. bezeichnet sich selbst als «wund arste». Er hat seine Textsammlung für Berufskollegen erstellt, denen er in der Ich-Form entgegentritt. Von Apothekern und Akademikerärzten grenzt er sich deutlich ab. Während er die Ersteren als bloße Weisungsempfänger betrachtet, ordnet er sich seinen studierten Kollegen dezidiert unter. Die W. W. lässt deutlich erkennen, dass ihr Verfasser eng mit einer städtischen, womöglich Braunschweiger Apotheke kooperiert hat. So hat er auf
Wolfenbütteler Wundarznei das dt. Handbuch eine apothekengängige und fehlerfreie lat. Zweitfassung folgen lassen. Das Textmaterial ist gattungstypisch nach Arzneiformen geordnet (Salben, P aster, Pulver, Wässer/Wundtränke; → Peter von Ulm). Diese vier Segmente stellen das eigentliche wundärztliche Manual dar, an das noch ein Abschnitt angeschlossen ist, in dem Rezepte nach Indikationen geordnet werden (Wund-/ Geschwürsbehandlung, Augenheilkundliches sowie als einziger nichtchirurgischer Bestandteil Pestprophylaxe und -therapie). Quellengemeinschaft besteht mit dem → Wolfenbütteler Arzneibuch (bei Texten des → Lanfrank von Mailand), mit → Johann van Seghen, → Thomas von Wasserburg und der → Passauer Wundarznei. Der Roger-Komplex (→ Roger Frugardi) und das Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus) sind gesicherte Ein üsse; beim Pestabschnitt haben → Gallus von Prag und der → Brief an die Frau von Plauen gewirkt. Einige Beiträge, vor allem aus dem pharmakobotanischen und pharmazeutisch-technologischen Bereich, dürften auf den unbekannten Wundarzt selbst zurückgehen. Bemerkenswert sind seine Äußerungen zur Tumoroperation, wo er zum «ghensliken vd snyden» mahnt (Kap. ). Erwähnung verdient auch die Sorge des Autors um unterprivilegierte Patienten. Für sie hält er preisgünstige Ersatzwirkstoffe bereit, die er bei «den wilden crudeneren» erwirbt (Kap. f., ). Ü: Wolfenbüttel, HAB, Cod. Helmst., v–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., ostfälisch [westfälische, nordniedersächsische und mitteldt. Einschläge]); Blattverlust zwischen Bl. und ; sich abwechselnde Hände. A: Ingegerd Ljungquist: Das mnd. Arzneibuch des Cod. Guelferbytanus Helmstediensis. Lizentiatenabh. (masch.) Stockholm , S. –. L: I. Ljungquist/Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Ljungquist (s. Ausg.). – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Würzburger Wundarznei. – Chirurgisches Kompendium, spätes . Jh. Beim unbekannten ostfränkischen Kompilator der W. W. dürfte es sich um einen Wundarzt oder Apotheker gehandelt haben, dessen groß angelegte
Würzburger Wundarznei Sammlung mit über Formeln an Umfang sogar das → Buch von guten P astern und Salben übertrifft. Die W. W. ist in ihren ersten acht Segmenten, die ausschließlich aus Rezepten bestehen, nach traumatologischen Arzneiformen geordnet (P aster, Salben, Pulver, blutstillende Mittel, Wässer [Absude], Entzündungshemmer, Öle, Wundtränke). Diese Struktur entspricht grob dem Schema der Cirurgia → Peters von Ulm; die Binnenstruktur der Teile – folgt einem geläu gen Muster, indem nach Provenienz, Indikation, Leitdroge und der Herstellungstechnik geordnet wird. Den Salben auf Eibisch-Basis wird im zweiten Abschnitt beträchtlicher Raum gegeben. Diesem Hauptblock der Teile – folgt ein ungeordneter neunter Teil mit Rezepten und auch einigen Kurztraktaten, die sich nicht eindeutig in die pharmazeutische Ordnung der vorstehenden Abschnitte einfügen lassen. Drei weitere angehängte Abschnitte (Fistelbehandlung, Gebrannte Wässer, [Pest-]Lassregeln) setzen sich formal und inhaltlich noch deutlicher vom Hauptsegment ab. Das Quellenspektrum der W. W. ist ihrem Umfang entprechend weit gefächert: Neben Peters Cirurgia sind oberrheinische, hessische, moselfränkische (Hans → Beris), schwäbische (Hans → Seyff) und fränkische (Heinrich → Zollner) Quellen gleichermaßen vertreten. Der Würzburger Raum ist durch zahlreiche Übernahmen aus dem Arzneibuch → Ortolfs von Baierland in besonderem Maße repräsentiert. Ü: Chicago/Paris, Privatbesitz Kunsthandlung Les Enluminures (zum Zeitpunkt der Drucklegung) Nr. (davor Hamburg, Antiquariat Dr. Jörn Günther, Nr. /XI) Bll. (Pap., /, ostfränkisch). Die Hs. ist auf den Bll. r–v unbeschriftet und weist zwischen den Segmenten zahlreiche weitere freigelassene Seiten auf, die teilweise von mehreren ostfränkischen Händen (um /frühes . Jh.) für Arzneimittelnachträge genutzt wurden. T: Die ‹W. W.›. Ein chirurgisches Arzneimittel-Hb. des SpätMA. Textausg.: Tl. [/]: Heinrich Kaipert: Edition des ersten Segments (P asterverbände). Diss. Würzburg . – Tl. /: Wolfgang Groeben: Edition des ersten Segments (P asterverbände). . Edition der Nachträge (/.–). Diss. Würzburg . – Tl. : Dagmar Schelletter: Edition des zweiten Segmentes (Salbenverbände). Diss. Würzburg . – Tl. : Fritz Hieninger: Edition des dritten Segmentes
. Hälfte . Jh. (Pulverrezepturen). Diss. Würzburg . – Tl. : Uwe Springer: Edition des vierten Segmentes (Styptika). Diss. Würzburg . – Tl. : Wolfgang Spangenberg: Edition des sechsten Segments (Antiphlogistika/Hitzelöschung). Diss. Würzburg . – Tl. : Christian Crone: Edition des siebten Segments (Arzneiöle). Diss. Würzburg . – Tl. : Klaus Müller: Edition des achten Segments (Wundtränke). Diss. Würzburg . – Tl. : Bernd Stiebeling: Edition des neunten Segments (das «ungeordnete» Schlußsegment). Diss. Würzburg . – Tl. [/]: Carsten Seidel: Edition des elften Segments («Gebrannte Wässer»). Diss. Würzburg. . – Tl. /: Hans-Michael Wellmer: Edition des chirurgischen Rezeptars, das auf den Wässer-Traktat folgt. Diss. Würzburg (auch in Wellmer/Keil [s. Lit.]). – Tl. : Stephan Matthias Ryssel: Edition des zwölften Segments ([Pest-] Laßregeln). Diss. Würzburg . L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – J. G. Mayer: ‹W. W.›. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Knut Bentele: Die ‹W. W.›. Anm. zu einem neugefundenen Arzneimittel-Hb. des SpätMA. Diss. Würzburg . – Ders./G. Keil: Die ‹W. W.›. Anm. zu einem neugefundenen Arzneimittel-Hb. des SpätMA. In: Scrinium Berolinense. Tilo Brandis zum . Geburtstag. Hg. v. Peter Jörg Becker u. a. (Beitr. aus der Staatsbibl. zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz ). Berlin , Bd. , S. –. – Petra Hille: Die Arzneiform «pulver» in der chirurgischen Fachlit. des Hoch- und SpätMA unter besonderer Berücksichtigung der «W. W.». Diss. Würzburg . – Dies./Anne Rappert/ G. Keil: Die Arzneiform «pulver» in der chirurgischen Fachlit. [...]. In: Ditor ut Ditem. FS Emil Schultheisz. Hg. v. Judit Forrai (Magyar Tudománytörténeti Szemle könyvtára ). Budapest , S. –. – Reinhard Platzek: Würzburger Medizin im MA. Anm. zu einer verpaßten Chance. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –. – H.-M. Wellmer/G. Keil: Das ‹Würzburger chirurgische Rezeptar›. Unters. zu einer wundärtzlichen Formelslg. des späten . Jh. mit Textausg. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen () S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , –. VZ
. Hälfte . Jh. Georg (Bader). – Autor medizinischer Rezepte, vor . In einer Sammelhandschrift mit medizinischen Rezepten gegen verschiedene Krankheiten werden einem «Jorg pader» zwei Rezepte zugeschrieben. Die Forschung vermutet in G. einen oberbayerischen Bader. Rezept I (r) wurde in die Handschrift nachgetragen und soll gegen Juckreiz in Wunden helfen. Das ebenfalls unter den Nachträgen be ndliche Rezept II (r) dient zur Behandlung von Schwellungen. Ü: München, UB, ° cod. ms. , r, r (Pap., / mit Nachträgen bis , Rezept I von , bair.). – Vgl. Gisela Kornrumpf/ Paul-Gerhard Völker: Die dt. ma. Hss. der UB München (Die Hss. der UB München ). Wiesbaden , S. –. – Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. f. – Wolfgang Müller: Die datierten Hss. der UB München, Textbd. Stuttgart , S. f. – www.handschriftencensus. de/. L: Helmut G. Walther, VL () Sp. . – Wolfgang Wegner: G. (B.). In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . MM Kopenhagener chirurgisches Fragment. – Wundärztlicher Traktat, zweite Hälfte . Jh. Der unbekannte Verfasser des nur bruchstückhaft überlieferten Traktats – aller Wahrscheinlichkeit nach ein Wundarzt aus dem nordniedersächsischostfälischen Raum – steht in der hochentwickelten chirurgischen Tradition, die sich für diese Region schon im . und . Jh. beim → Chirurgen von der Weser oder in der → Düdeschen Arstedie manifestiert hat. Seine Adressaten sind praxiserfahrene Wundärzte, denen er diagnostisches und therapeutisches Zusatzwissen vermittelt. Dabei greift er ganz offensichtlich auf seine eigene Berufserfahrung zurück. Er beschränkt sich auf wenige Arzneistoffe und pharmazeutische Technologien, verwendet aber hochentwickelte Werkzeuge. Der souverän strukturierte Beitrag des Anonymus gehört zu den herausragenden ma. volkssprachigen Werken der chirurgischen Fachliteratur in Deutschland. Vom Text erhalten haben sich Kapitel in sechs Gruppen. Jedes dieser Hauptsegmente ist anatomisch «a capite ad calcem» geordnet. Die einzelnen Kapitel folgen der konventionellen Aufteilung: De nition, Deskription und Diagnostik, Therapie. Die
Georg (Bader) Hauptteile sind im Einzelnen: . Krebsgeschwüre (Kap. –); . äußere Geschwülste, Aneurysmata, Skrofulose u. a. (Kap. –); . Verrenkungen (Kap. –); . Frakturen (Kap. –); . Hiebwunden (Kap. –); . Stichwunden (Kap. –). Verloren sind der Abschluss des Stichwundensegments sowie mindestens zwei weitere Hauptteile (Schussverletzungen und Rezeptar). Ü: Kopenhagen, Kgl. Bibl., GKS Cod. ,°, r–v (Pap., um , sächsischnd. [ostfälisch]). A: Agi Lindgren: Ein Kopenhagener mnd. Arzneibuch aus dem Ende des . Jh. In: Würzburger medinzinhist. Mitt. () S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – G. Keil: Arzt und Patientin im MA. In: TABU. Über den gesellschaftlichen Umgang mit Ekel und Scham. Hg. v. Anja Hesse u. a. (Braunschweiger kulturwissenschaftliche Stud. ). Berlin , S. –, hier S. f. VZ Friedrich von Olmütz, * wahrscheinlich Frankfurt/M., † um Olmütz. – Wundarzt. F. war wahrscheinlich ein getaufter Jude. Er stand seit als Wundarzt in Wien im Dienst von Matthias Corvinus. weilte F. mit Hans → Seyff und anderen Ärzten in Linz, um das Bein Kaiser Friedrichs III. zu amputieren. In seinem wundärztlichen Manual gibt Seyff an, F. sei als Mediziner allgemein und von Seyff im Besonderen sehr respektiert worden. Entsprechend griff Seyff in seinem Handbuch mehrere medizinische Rezepte F.s auf. Er übernahm von F. u. a. Wundp aster und -pulver, Augenwasser sowie Salben gegen Entzündungen, Eiter und Wunden. Unsicher ist F.s Identität mit einem Meister F., von dem Handschrift P ein Salbenrezept überliefert. Ü: S: Stuttgart, LB, cod. med. et phys. ° , v–r (Pap., um / –um ). – S: Ebd., cod. med. et phys. ° , v, r–v, r (Perg. und Pap., Göppingen, nach –). – Vgl. Gröber (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. Unsicher: P: Paris, Bibl. Nationale, Ms. allem. , v (Pap., ./. Jh.). – www.handschriftencensus.de/.
Schwende A: Gröber (s. Lit.). L: Peter Assion, VL () Sp. . – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. . Leipzig , S. f. – Eduard Wondrák: Meister F. v. O. Der vergessene Arzt eines Kaisers und Königs. In: Österr. Ärztezeitung () S. –. – M. Gröber: Das wundärztliche Manual des Meisters Hans Seyff von Göppingen (ca. –). Der Cod. med. et phys. ° der Württembergischen LB Stuttgart (GAG ). Göppingen , S. , f. u. ö. – Wolfgang Wegner: F. v. O. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . MM Schwende, Valentin (auch: Swende). – Kompilator eines medizinischen Kompendiums, letztes Viertel . Jh. Der anderweitig nicht nachgewiesene S. dürfte Laienarzt gewesen sein. Als seinen Herkunftsort gibt er «Werde by Rynne» an, womit Wörth am Rhein bezeichnet sein dürfte. Die in der Handschrift genannten Gewährsmänner für Rezeptbeiträge lassen einen oberschwäbischen Wirkungsraum S.s in Bodenseenähe vermuten. Die medizinische Sammelhandschrift S.s lässt sich in sechs Abschnitte untergliedern: ) Am Anfang steht das «b˚uche von der heymlichkeytte vnd bl˚umen aller ertzneien». Es handelt sich um die Abschrift einer rheinfränkischen Übersetzung des Liber de consideratione quintae essentiae omnium rerum von → Johannes de Rupescissa aus dem frühen . Jh. (vgl. [Pseudo-]→ Lull[us], Raimund[us]; Anton → Trutmann). – ) Eine niederalemannische Übersetzung der Diaetae particulares des Isaak Judäus (Ish.aˉ q al-Israili) ist überschrieben mit «von meniecher hande geschlechtte kornnes und menicherley fruchtt». Vorlage war die lat. Fassung des Constantinus Africanus, welcher der dt. Text sehr eng folgt. Die Sprache der dt. Diaetae ist dadurch sperrig und syntaktisch wenig elegant geraten. Es ist nicht auszuschließen, dass die Übersetzung auf S.s selbst zurückgeht. – ) Die folgenden Exzerpte aus den hippokratischen Aphorismen («gutt und boße zeichen ane dem siechen») sind unabhängig von der dt. Übersetzung im Arzneibuch → Ortolfs von Baierland. – ) Ein lat.-dt. P anzenglossar berücksichtigt auch einzelne chemische Substanzen. – ) Das Fragment eines lat.-dt. P anzenglossars weist Parallelen zum → Artemisia-Vokabular
. Hälfte . Jh. auf (in der Fassung Basel, UB, Cod. D II ; abgedruckt bei Daems [s. Lit.]). – ) Am Schluss steht ein nach Indikationsgruppen oder Therapieformen geordnetes wundärztliches Antidotarium mit pestspezi scher und augenheilkundlicher Ausrichtung, das von S. persönlich erstellt worden sein dürfte. Als Rezeptvermittler werden genannt: Thomas von Konstanz, «juncker» Ulrich von Grub «den man e nempt Burgy» und ein Schulmeister von Saulgau («sulgow»). Ü: Stuttgart, LB, Cod. HB XI , Bll. (Pap., /, rheinfränkisch-oberschwäbisch); Autograph (Schreibernennungen auf v, v, r, v mit den Datierungen // ; z. B.: «Vallenttin Schwende/Vallentinus Swende von Werde by Rynne/Rine»). r–v: Liber de consideratione; r–v: «von menicherhande geschlechtte [...]»;r–r/r–v: Glossare; v–v: Wundarznei. – Vgl. Maria Sophia Buhl/Lotte Kurras: Die Hss. der ehemaligen Hofbibl. Stuttgart. Bd. /: Codices physici, medici, mathematici etc. [...] (Die Hss. der Württembergischen LB Stuttgart II//). Wiesbaden , S. f. A: ) Benzenhöfer (s. Lit.) S. –. – ) Susanne Nägele: V. S.s ‹Buch von menicherhande geschlechtte kornnes und menicherley fruchtte›: Der ‹Liber de diaetis particularibus› (‹Kitˉab al-A˙gdiya›) des Isaak Judäus in oberschwäbischer Übersetzung des . Jh. Einleitung und krit. Textausg. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Würzburg . – ) Darius Paul Porwit: Die oberschwäbische Wundarznei des V. S. (Stuttgart, LB, Hs. HB XI, von /). Teil : Einleitung, Text. Diss. Würzburg (Mikro che). L: Gundolf Keil: Swende, V., VL () Sp. f.; () Sp. f. – Udo Benzenhöfer: Johannes’ de Rupescissa ‹Liber de consideratione quintae essentiae omnium rerum› dt. Stud. zur Alchemia medica des . bis . Jh. mit krit. Edition des Textes (Heidelberger Stud. zur Naturkunde der frühen Neuzeit ) Stuttgart , S. . – Willem Frans Daems: Nomina simplicium herbarum ex synonymariis medii aevi collecta. Semantische Unters. zum Fachwortschatz hoch- und spätma. Drogenkunde (Studies in ancient medicine ). Leiden u. a. , S. –. – Manfred Gröber: Das wundärztliche Manual des Meisters Hans Seyff von Göppingen (ca. –). Der Cod. med. et phys. ° der Württembergischen LB Stuttgart (GAG ). Göppingen , S. , . –
. Hälfte . Jh. G. Keil: Zwei altdt. Übers. der Diaetae particulares von Isaak Judäus. In: Medical Latin. From the Late Middle Ages to the Eighteenth Century. Hg. v. Wouter Bracke/Herwig Deumens (Dissertationes. Academie Regia Belgica Medicinae. Ser. hist. ). Brüssel , S. –, hier S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Simmering, Johann. – Verfasser einer Drogenmonographie, spätes . Jh. Der Wacholderbeeröl-Traktat, als dessen Autor sich S. per Nachschrift zu erkennen gibt, dürfte die Funktion eines Arzneimittelbegleittextes erfüllt haben; im Schlussteil zeigt er Züge von Reklamezetteln oder ärztlichen Niederlassungsankündigungen. Daher liegt die Vermutung nahe, dass S. als fahrender (Laien-)Arzt oder Apotheker tätig war. Seine Selbstausweisung als Doktor ist kein hinreichender Beleg einer tatsächlichen akademischen Ausbildung, sondern kann auch als bloßes Werbemittel fungiert haben. Das beworbene Präparat, «ein oley von wacholterberen», preist S. als «naturliche[n] balsam teutscher nation» an. Je nach Indikation kann das zunächst «on allen zu satz» destillierte Arzneimittel durch Adjuvanzen modi ziert werden. Formal ist der Text dreiteilig: pharmakographische Einleitung, Hauptteil mit fünf Kurztraktaten, affirmativer Schlussabsatz. Die ermittelten Quellen sind der → KranewittbeerTraktat, der Traktat Von den ausgebrannten Wassern des Michael → Puff von Schrick sowie Pestraktate, die Wacholder als Wirkstoff empfehlen (Prager Sendbrief Missum imperatori des → Gallus von Prag, → Pariser Pestgutachten, Schatz der wîsheit [Albert von Parma, → Bernhard von Rostock, → Heinrich von Lübeck, → Heinrich von Sachsen, Rudolf → Schwenninger]). Ü: Hamburg, SUB, Cod. med. , S. – (Pap., , niederalemannisch); Namensnennung am Schluss: «D[octor] m[edicine/magister ?] Jo. Simeringk». – Drucke: Naturb˚uch Von nutz eigenschafft wundere wircknng vnd Gebrauch aller Geschopff Element vnd Creaturn. Frankfurt/M: Christian Egenolff d. Ä., (VD C ) iiijrv (innerhalb einer Ausgabe von → Konrads von Megene berg Buch der Natur). – Ertzneybuchlein [...] von
Simmering e
dem Wacholderberoele. Zwickau: Wolfgang Meyerpeck d. Ä., o. J. [vor ]; kein Exemplar nachgewiesen (mögliche Verwechslung mit: Aqua Junie peri. Ein bewert Ertzneybuchlin Von den Wacholderbervasser. Zwickau: W. Meyerpeck d. Ä., o. J. [um ] [VD A ]; vgl. Rudolph Zaunick: Ein alter dt. Traktat über das Wacholderbeerwasser. In: Sudhoffs. Arch. [] S. f.). A: Josef Werlin: Drei dt. WacholderTraktate des SpätMA. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. – (nach Hamburg). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Ders./H. Reinicke: Der ‹Kranewitber›Traktat des «Doctor Hubertus». In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f. – Sabine Kurschat-Fellinger: Kranewitt. Unters. zu den altdt. Übers. des nordischen Wacholderbeertraktats (Würzburger medizinhist. Forschungen / Ma. Wunderdrogentraktate ). Pattensen , S. –, f. – Ahmed Malak: Drei wundärztliche Niederlassungsankündigungen des . Jh. Unters. zur Frühgesch. des medizinischen Werbeformulars in Deutschland. Diss. Würzburg . – Wolfgang Wegner: J. S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Behaim, Bernhard (auch: Beham). – Verfasser einer Geburtsprognostik von . B., der nicht dem Nürnberger Patriziergeschlecht Behaim von Schwarzbach angehörte, ist in den späten er Jahren des . Jh. als Nürnberger Bürger gut bezeugt. Für seine Heimatstadt war er diplomatisch tätig. – urkundet B. im Rahmen eines Prozesses vor dem Reichskammergericht in Worms, in dem der Kontrahent B.s bezichtigt wurde, die Ehefrau B.s beraubt zu haben. → Maximilian I. intervenierte im Prozess zugunsten B.s. Bald darauf dürfte der Günstling Maximilians gemeinsam mit seinem Bruder Sebastian in habsburgische Dienste getreten und nach Innsbruck übergesiedelt sein. Ein an einen B. B. gerichteter Brief aus der kaiserlichen Kanzlei könnte den Nürnberger Bürger B. zum Adressaten haben. Zur Ausbildung B.s liegen keine Nachweise vor, seine beru iche Tätigkeit und seine astrologischen Kenntnisse machen aber eine akademische Bildung wahrscheinlich. Vermutlich hat B. in Ingolstadt studiert: Der Codex, der die Prognostik enthält (die B. außerdem zumindest teilweise eigenhändig eingetragen haben dürfte), ist in der
Eck bayerischen Universitätsstadt entstanden. Die von B. horoskopierte Person wird namentlich genannt. Es handelt sich um den am .. geborenen Clemendt Karl, womöglich ein Kommilitone B.s. immatrikulierte sich ein «Clemens Karl de Spallt» (Spalt bei Nürnberg) an der Ingolstädter Universität, wobei es sich um den Sohn des Horoskopierten gehandelt haben könnte. Dem Prognosetext hat B. einen Prolog vorangestellt, der die Horoskopie aus der Theologie und den Autoritäten rechtfertigt. Der eigentlichen Nativitäts gur gehen noch einige Erläuterungen B.s zu «bedeutnuß vnd ein uß des rmamentzs vber die Nattiuitet des hernach gemellten menschen» voraus. Die astrologischen Berechnungen werden lehrbuchgemäß durchgeführt; sie liefern für jedes Jahr fortlaufende Aussagen zur Zukunft Karls ab dessen . Lebensjahr. Die letzten Abschnitte der Prognostik sind identisch mit den entsprechenden Passagen einer Nativität für Hans Waidgiesser, die im Textzeugen von denselben Händen an späterer Stelle eingetragen wurde (Abweichungen bestehen aufgrund verschiedener Aszendenten und daraus resultierender Häuserfolgen). Es dürfte sich bei den Praktiken um astrologische Übungen und kaum um Auftragswerke handeln. Ü: München, BSB, Cgm , r–r (Pap., spätes . Jh. [nach ], schwäbisch/mittel-/nordbair. [aus Ingolstadt]); Autornennung im Prolog: «Hab ich Bernhardt Behaim gedacht zu offenbarn in diser mainer practica gemacht aus den bewarten puechern der astrologia gezogen». Die Prognose für Waidgiesser steht auf r–v. – In B.s Besitz befand sich eine weitere astrologische Sammelhandschrift, der heutige Cod. der ÖNB in Wien. Dieser enthält ebenfalls eigenhändige Eintragungen B.s und eine Praktik auf Hans Waidgiesser. L: Ernst Zinner: Verz. der astronomischen Hss. des dt. Kulturgebietes. München , Nr. . – Hans Moser: Die Kanzlei Kaiser Maximilians I. Graphemik eines Schreibusus. Tl. : Unters. (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss., Germanistische Reihe ). Innsbruck , S. . – Hans Unterreitmeier/Karl Heinz Keller: Eine dt. Einf. in die Astrologie aus Ingolstadt. Beschreibung des cgm . In: Sammelbl. des Hist. Ver. Ingolstadt () S. –, hier S. –. – Christoph Schöner: Mathematik und Astronomie an der Univ. Ingolstadt im . und . Jh. (Münchener Universitätsschr. ). Berlin , S. . VZ
. Hälfte . Jh. Eck, Paul(us), * wahrscheinlich erste Hälfte . Jh. Sulzbach (Sulzbach am Main/Unterfranken?), † nach . – Astrologe, Alchemist. E.s Lebensumstände sind bisher nur in groben Umrissen greifbar. Er war wahrscheinlich mit jenem P. E. identisch, dem ein Grubenfeld im sächsischen Schneeberg verliehen wurde. Der gleiche E. bot den sächsischen Landesherren – Kurfürst Ernst (–) und dessen Bruder Herzog Albrecht (–) – seine Dienste an. Er bezeichnete sich selbst als Geometer und Astronom. / wurde in einem Schneeberger Schacht probeweise eine Wasserkunst E.s betrieben. schrieb sich E. an der Leipziger Universität ein, erlangte aber nach heutiger Kenntnis keinen Studienabschluss. war er vorübergehend Rat und Diener des hessischen Landgrafen Wilhelm III. (–), den er wohl medizinisch und astrologisch beriet. ist E. in Heidelberg nachgewiesen. Danach verliert sich seine Spur. E. ist als Handschriftenbesitzer und Publizist greifbar. Ihm gehörte etwa ein im . Jh. angelegter Kodex mit dem Liber Pantegni von Constantinus Africanus. Ab besaß er auch eine Sammelhandschrift mit dt. und lat. Quadriviumstexten (u. a. von Raimundus → Lullus), astrologischen Stücken, Pest- und Aderlasstraktaten. Daneben war er selbst als Autor astrologischer und medizinischer Texte tätig. So verfasste er eine Beschreibung und Deutung des Kometen von . Aus den Jahren bis sind Horoskope E.s bekannt – u. a. für den Nürnberger Kaufmann Sebald Schreyer (–), der wie E. zeitweise am Schneeberger Bergbau partizipierte. Mit einem lat. Almanach auf das Jahr begann eine rege Veröffentlichungstätigkeit E.s, die bis etwa anhielt. In diesem Zeitraum brachte er zehn Inkunabeln heraus, die meist als Einblattdrucke erschienen, häu g bei Konrad Kachelofen in Leipzig, aber auch in Nürnberg und anderen Orten. Inhaltlich lag E.s Schwerpunkt auf dt. und lat. Almanachen mit handelsüblichen Bestandteilen wie Mondkalendern, Finsternisscheiben und Aderlassvorschriften. Hinzu kamen ein Prognostikon für und ein Praesagium astrologicum für . E. besaß damit ein ähnliches publizistisches Prol wie Wenzel → Faber, einer der erfolgreichsten Autoren von Almanachen und Prognostiken seiner Zeit. Faber empfand E. und Kachelofen als Konkurrenten und griff sie um in einer Schmähschrift an. E. antwortete darauf mit einem eigenen,
. Hälfte . Jh. bei Kachelofen verlegten Druck. Faber konnte sich letztlich durchsetzen, führte er doch seine Publikationstätigkeit noch lange fort, während von E. nach keine zu Lebzeiten erschienenen Drucke mehr bekannt sind. Vielmehr scheint sich E. spätestens der Alchemie zugewandt zu haben: E.s Clavis philosophorum wird in seinem Erstdruck von auf genau jenes Jahr datiert. Der lat. Text schildert alchemistische Versuche E.s mit Quecksilber und dessen Erhitzung. Die Schrift wird von der Forschung in die Tradition → Gebers eingeordnet, gilt aber zugleich als innovativ. Sie wurde noch von Alchemisten der Frühen Neuzeit rezipiert. Auch Martin → Pollich (–) kannte offenbar Werke E.s, lobte er doch dessen astrologische Künste. Ü: . Deutung des Kometen von : M: München, BSB, clm , r–v (zweite Hälfte . Jh., Hs. von Hermann und Hartmann → Schedel). . Horoskope: N: Nürnberg, Staatsarch., Rep. a (Reichsstadt Nürnberg), Hs. (früher Budapest, Nationalbibl., cod. Germ. ), – (zweite Hälfte . Jh., Kopialbuch des Sebald Schreyer). . Sonstiges: a) Medizinisch-astrologische Sammelhs. E.s: Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, cod. Pal. lat. , Bll. (Pap., Einträge E.s ab , bair.). – Vgl. Ludwig Schuba: Die Quadriviums-Hss. der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibl. Wiesbaden , S. –. b) Constantinus Africanus-Hs. E.s: Leipzig, UB, Ms. (zweites Drittel .–. Jh.). – Vgl. Anette Löffler: Die Katalogisierung der medizinischen und naturwissenschaftlicher Hss. der UB Leipzig. In: Wissensaustausch in der Medizin des . bis . Jh. Wiener Gespräche zur Sozialgesch. der Medizin. Hg. v. Sonia Horn. Wien , S. –, hier S. . c) Archivalien zu E.: Vgl. Hoppe (s. Lit.). D: Zehn Drucke ab um / im GW. . Dt. Almanache: [Leipzig: Konrad Kachelofen, um /] (GW ). – Nürnberg: [Georg Stuchs, um /] (GW ). . Lat. Almanache: [Leipzig: Konrad Kachelofen, um /] (GW ). – [Ebd., um /] (GW ). – [Nürnberg: Friedrich Creussner, um /] (GW ). – Ebd.: [Georg Stuchs, um /] (GW ). . Prognostikon für : Dt.: [Leipzig: Markus Brandis, um /] (GW ). – Lat.: [Ham
Eck burg: Johannes und Thomas Borchard (?), um ] (GW ). . Weitere Drucke: Antwort auf Wenzel Faber: [Leipzig: Konrad Kachelofen, um ] (GW ). – Praesagium astrologicum für : [Zweibrücken: Jörg Gessler, um /] (GW N). A: . Almanache: Hundert KalenderInkunabeln. Hg. v. Paul Heitz/Konrad Haebler. Straßburg , Nr. , f. – Online-Faks. von GW : http://digital.wlb-stuttgart.de/ purl/bsz. . Antwort auf Wenzel Faber: Haebler / (s. Lit.). . Clavis philosophorum: De lapide philosophico tractatus gemini. Hg. v. Joachim Tancke. Frankfurt/M. , S. –. – Theatrum chemicum [...] . Hg. v. Lazarus Zetzner. Straßburg , S. –. L: Alphons Oppenheim, ADB () S. . – Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Joachim Telle, LexMA () Sp. f. – John Ferguson: Bibliotheca Chemica [...]. Glasgow (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. f. – Oswald Hoppe: Der Silberbergbau zu Schneeberg bis zum Jahre . Freiberg , S. f. – Karl Sudhoff: Dt. medizinische Inkunabeln. Bibliographischliterarische Unters. Leipzig (Nachdr. Manseld []) Nr. . – Ders.: Die medizinische Fakultät zu Leipzig im ersten Jh. der Univ. Leipzig , S. f. – Konrad Haebler: Paulus E. gegen Wenzel Faber. In: Zs. für Bücherfreunde NF (/) S. –. – Arnold C. Klebs: Incunabula scienti ca et medica. Brügge (Nachdr. Hildesheim ) Nr. . f., .. – Lynn Thorndike: Some Tracts on Comets, –. In: Archives Internationales d’Histoire des Sciences () S. –, hier f. – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. Stuttgart , Nr. , f., –, –, S. . – Klaus Matthäus: Zur Gesch. des Nürnberger Kalenderwesens. Die Entwicklung der in Nürnberg gedruckten Jahreskalender in Buchform. In: Arch. für Gesch. des Buchwesens (/ ) S. –. – E. Zinner: Leben und Wirken des Joh. Müller von Königsberg, genannt Regiomontanus. Osnabrück , S. . – Reinhard Butz u. a.: Sachsen. In: Höfe und Residenzen im spätma. Reich. Bd. /: Dynastien und Höfe. Hg. v. Werner Paravicini. Bearb. v. Jan Hirschbiegel. Ost ldern , S. –, hier S. . –
Roritzer Gerd Mentgen: Astrologie und Öffentlichkeit im MA. Stuttgart , S. . – Falk Eisermann: Die schwarze Gunst. Buchdruck und Humanismus in Leipzig um . In: Der Humanismus an der Univ. Leipzig [...]. Hg. v. Enno Bünz. Wiesbaden , S. –. MM Roritzer, Matthäus (auch: Roriczer, Roriezer; Matthias, Mattheis, Matthis, Mathes; fälschlich auch: Noritzer), * um / Regensburg oder Eichstätt, † um Krakau (?). – Regensburger Dombaumeister und Buchdrucker; Verfasser von Werkmeisterbüchern. R. enstammte einer vermutlich ursprünglich böhmischen Steinmetz- und Werkmeisterfamilie. Sowohl sein Großvater Wenczlaw als auch sein Vater Konrad wirkten bereits als Werkmeister am Regensburger Dom. Seine handwerkliche Ausbildung dürfte R. in Nürnberg und Regensburg absolviert haben. Ab unterstützte er seinen Vater beim Chorbau der Nürnberger Pfarrkirche St. Lorenz. Außerdem deutet ein Steinmetzzeichen am Kirchturm von St. Andreas im fränkischen Weißenburg darauf hin, dass R. möglicherweise mit dessem Bau betraut war, der hauptsächlich – ausgeführt wurde. erhielt R. das Nürnberger Bürgerrecht und übernahm nach dem Erwerb des Meistertitels die Leitung der Bauarbeiten an St. Lorenz. wurde er aus dieser Funktion entlassen und ist – als Mitarbeiter der Werkstatt des Hanns Böblinger in Esslingen nachgewiesen, wo er in den Bau des Turms der Frauenkirche involviert war. kehrte R. nach Regensburg zurück. Im Mai empfahl ihn sein Vater dem Stadtrat von Eger für den Bau der dortigen Pfarrkirche, wobei ungewiss ist, ob R. tatsächlich in Eger gewirkt hat. Im Folgejahr leitete er die Arbeiten an der Domkapitelsakristei des Eichstätter Doms und wurde zudem im Oktober als Gutachter für den Bau der Frauenkirche nach München berufen. erhielt R. die Regensburger Bürgerrechte. schließlich folgte er seinem Vater ins Amt des Regensburger «Thumbmaisters». Neben seiner werkmeisterlichen Tätigkeiten betrieb er in Regensburg eine kleine Druckoffizin und brachte zwischen und neben seinen eigenen Werkmeisterbüchern auf Veranlassung und auf Rechnung des Regensburger Rates fünf Einblattdrucke heraus. Um fertigte Hans Holbein d. Ä. ein Porträt von R. an (Kupferstichkabinett der Staatl. Museen zu Berlin, Ident.Nr. KdZ ). Letztmals ist er bezeugt. Da sein jüngerer Bruder Wolfgang im März
. Hälfte . Jh. als Dombaumeister im Regensburger Stadregister erscheint, dürfte R. vor diesem Zeitpunkt gestorben sein. Auf Anregung des Eichstätter Bischofs Wilhelm von Reichenau publizierte R. in den Jahren –/ drei sakralarchitektonische Lehrschriften. Es handelt sich um die ältesten gedruckten dt. Werkmeisterbücher überhaupt. Bewusst als Fortsetzungsreihe konzipiert, ergänzen sich die Drucke zu einem dreiteiligen Traktat, der sowohl der Verbesserung der Ausbildung und der Fertigkeiten von Steinmetzen als auch der Vertiefung der Fachkenntnisse auf Bauherrenseite dienen soll. Zu letzterem Zweck ist R. darum bemüht, Fachwissen auch für Laien zugänglich zu machen; seinen Berufskollegen wiederum möchte er vor allem mathematisch-geometrische Basiskenntnisse als Grundlage für ihre architektonische Arbeit vermitteln. Die Bücher stehen in der Fachtradition der Regensburger Dombauhütte, die von den zeitgenössisch stilprägenden Arbeiten von Steinmetzen aus der Familie oder dem Umkreis der Parler geprägt wurde. R. selbst beruft sich auf die «iungkhern von prage», womit Wenzel und Johannes Parler gemeint sind, die für den Bau des Prager Doms verantwortlich zeichneten. Sprachlichstilistisch sind die Traktate wenig elegant. Allerdings zeichnet sich R.s Schrifttum durch seine souveräne Beherrschung der dt. Fachtermini aus, weswegen die Pionierdrucke R.s für die architekturgeschichtliche Forschung eine bedeutende Quelle zur Entwicklung der werkmeisterlichen Fachterminologie in Deutschland darstellen. Die drei Drucke sind im Einzelnen: ) Büchlein von der Fialen Gerechtigkeit ([Älteres] Fialbüchlein, ). Im ersten Traktat demonstriert R. die Ableitung der Proportionen von Fialen (gotische Spitztürmchen) aus deren Grundrissmaßen in geometrischen Rechenschritten. Zur Veranschaulichung sind dem Text Holzschnitte mit Grund- und Aufrissen beigegeben. Große Ähnlichkeit mit R.s Publikation weist das Fialenbüchlein des Hans → Schmuttermayer auf, das ungefähr gleichzeitig entstanden ist und um / in Nürnberg in den Druck gelangte. Auch die Berufung auf die Prager Dombaumeister ndet sich bei Schmuttermayer. ) Wimperge-Traktat (Wimpergbüchlein, um / ). Vermutlich bald nach der Fertigstellung des Fialbüchleins brachte R. als Ergänzung auf nur zwei Quartblättern die Anleitung zur Errichtung von
. Hälfte . Jh. «wintbergen» (Dreiecksgiebeln) über Portalen oder Fenstern heraus, die mit vier Illustrationen ausgestattet ist. Er sieht einen Besatz der Giebel mit Kriechblumen (Krabben) vor und lässt sie in einer Kreuzblume auslaufen. ) Geometria deutsch (um /). In einer kurzen Vorrede kündigt R. an, einige geometrische Rechenexempel präsentieren zu wollen, deren architektonischer Praxisbezug dabei stets evident ist. Präsentiert werden Berechnungen von geometrischen Figuren (Winkel, Quadrat, Pentagon, Heptagon, Oktagon) und Lösungen für einfache geometrische Aufgaben (Berechung von Kreisumfang und -mittelpunkt). Elf Holzschnitte veranschaulichen die Aufgaben. Ü: ) Incipit: «Dem hochwirdigen [...] wilhelm bischoue zw eystet [...] entbeute ich Mathes Roriczer die czeit Tumbmeister zu Regennspurg Mein gehorsam vntertanig dinst [...]». Explicit: «Also hat ain ent dz puechleˉı ds alˉe gerechtikait». Bll., .. (GW M). – ) Incipit: «WIltu die maspreter vnd die plumen auf die wimpesgˉn machˉn». Bll., um /. – ) Incipit: «AUs der geometrey ettliche nuczpere stucklˉe die her nach geschriben sten». Bll., um / (GW M). – Nachdr. u. d. T. «Geometria deutsch»: [Nürnberg: Peter Wagner, um ] (GW M); im Anhang dieses Druckes ndet sich der rüstungstechnische Kurztraktat → Stechhelm. – Zu Digitalisaten s. GW (online). – Druckabschriften: Bamberg, SB, J. H. Msc, techn. , Bll. (Pap., ); ohne Abb. (Nr. –). – Köln, Hist. Arch. der Stadt, Best. (W*) , r–r (Pap., ); mit Abb. Geschrieben vom Architekten Jakob Facht aus Andernach (Nr. und ). Einblattdrucke aus R.s Offizin: Bekanntmachung über die Unterwerfung und Vereinigung der Stadt mit Herzog Albrecht IV. von Bayern (, GW M). – Landgebote an die Hofmarken, Landgerichte und an die Städte und Märkte durch Herzog Albrecht IV. von Bayern (, GW –). – Raumundus Peraudi: Ablassbrief (, GW M ). – Vgl. Falk Eisermann: Verz. der typographischen Einblattdr. des . Jh. im Heiligen Römischen Reich Dt. Nation (VE ). Wiesbaden , Bd. , Nr. A-–; Bd. , Nr. P-, R-. A: Carl von Heideloff: Die Bauhütte des MA in Deutschland. Nürnberg , S. – (Nr. nach der er Ausg.) S. – (Nr. . und ). – Siegmund Günther: Zur Gesch. der dt.
Roritzer Mathematik im XV. Jh. In: Zs. für Mathematik und Physik () Hist.-litt. Abth. S. –, –, –, hier S. f., Tf. I (Neuabdruck in: Ders.: Gesch. des mathematischen Unterrichts im dt. MA bis zum Jahre [Monumenta Germaniae Paedagogica ]. Berlin [Nachdr. Wiesbaden ] S. –) (Nr. nach der er Ausg.). – Karl Schottenloher: Des Dombaumeisters und Buchdruckers M. R. Büchlein von der Fialen Gerechtigkeit dem Urdruck nachgebildet. Regensburg (Faks. von Nr. und ). – M. Roriczer. Das Büchlein von der Fialen Gerechtigkeit. Faks. der Originalausg. Regensburg . / M. Roriczer. Die Geometria Deutsch. Faks. der Originalausg. Regensburg um /. Mit einem Nachwort und Textübertr. hg. v. Ferdinand Geldner. Wiesbaden (Nachdr. Hürtgenwald ) (Faks. von Nr. –). – Gothic Design Techniques. The fteenth-century design booklets of Mathes Roriczer and Hanns Schmuttermayer. Edited, translated and introduced by Lon R. Shelby. Carbondale u. a. , S. – (Nr. und ). – Coenen (s. Lit.) S. – (Nr. und ) – (Nr. ). – Auszüge aus Nr. : Dt. Fachprosa des MA. Ausgewählte Texte. Hg., erl. und mit einem Glossar versehen von Wolfram Schmitt (Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen ). Berlin/New York , S. –. – Bayerische Bibl. Texte aus zwölf Jh. Bd. . MA und Humanismus. Ausgewählt und eingel. v. Hans Pörnbacher. München , S. –. Ü: August Reichensperger: Das Büchlein von der Fialen Gerechtigkeit von Mathias Roriczer weyland Dombaumeister in Regensburg. Nach einem alten Drucke aus dem Jahre in die heutige Mundart übertragen und durch Anm. erläutert. Trier . – Geldner (s. Ausg.) S. – (Nr. –). – Englisch: John W. Papworth: Roriczer on the Construction of Pinnacles (Architectural Publications Society. Detached Essays and Illustrations Issued During the Years –). London (wieder in: The Dictionary of Architecture. Hg. v. Architectural Publication Society. Vol. . London ). – Shelby (s. Ausg.) S. – (Nr. – synoptisch zum dt. Text). L: Jakob Franck, ADB () S. f. – Otto Kletzl, Thieme/Becker () S. –. – Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – Doris Gerstl, LexMA () Sp. f. (Familienartikel) – L. R. Shelby, Dictionary of Art () S. f. –
Roritzer Ulrich Söding, LThK () Sp. . – Hartmut Harthausen, LGB () S. . – Peter Morsbach, NDB () S. f. (Familienartikel). – Carl Woldemar Neumann: Die drei Dombaumeister R. und ihr Wohnhaus, die älteste bekannte Buchdruckstätte in Regensburg. In: Verhandlungen des hist. Ver. für Oberpfalz und Regensburg () S. –. – Hugo von Walderdorff: Zusätze und Nachträge zu Neumann, Die drei Dombaumeister [...]. In: ebd. S. –. – C. W. Neumann: Zwei Nachträge zur Monographie «Die drei Dombaumeister [...]». In: ebd. () S. –. – Ders.: Neue Nachträge zur Monographie «Die drei Dombaumeister [...]». In: ebd. () S. –. – Günther (s. Ausg.) S. –. – Otto Schulz: Der Chorbau von St. Lorenz zu Nürnberg und seine Baumeister. In: Zs. des dt. Ver. für Kunstwiss. () S. –. – F. Geldner: M. R.s ‹Büchlein von der Fialen Gerechtigkeit› und die beiden Ausgaben des ‹Visierbüchleins› von . In: Gutenberg-Jb. , S. –. – Viktor Kotrba: Odkud pocházeli Roritzerové? In: Umˇení () S. – (mit dt. Zusammenfassung). – F. Geldner: Die dt. Inkunabeldrucker. Ein Hb. der dt. Buchdrucker des . Jh. nach Druckorten. Bd. . Stuttgart , S. , . – Franz Dietheuer: Das Dombaumeistergeschlecht der R. im ./. Jh. in Regensburg. In: Genealogie () S. –. – Ders.: Die Roritzer als Dombaumeister zu Regensburg. In: Der Regensburger Dom. Beitr. zu seiner Gesch. Hg. v. Georg Schwaiger (Beitr. zur Gesch. des Bistums Regensburg ). Regensburg , S. –. – Alajos Sódor: Mathes Roriczer -ban megjelent atorony könyve. In: Építés-építészettudomány () S. –. – Roland Recht: Le traité de géométrie de Mathieu Roriczer. In: Histoire et archéologie () Suppl., S. f. – Severin Corsten/Reimar Walter Fuchs (Hg.): Der Buchdruck im . Jh. Eine Bibliogr. Stuttgart , S. . – Renate Klinnert: M. R. In: Dt. Architekturtheorie zwischen Gotik und Renaissance. Hg. v. Hubertus Günther. Darmstadt , S. –, – (Abb. –). – Ulrich Coenen: Die spätgotischen Werkmeisterbücher in Deutschland als Beitr. zur ma. Architekturtheorie. Unters. und Edition der Lehrschr. für Entwurf und Ausführung von Sakralbauten. Aachen , bes. S. –. – F. Diethheuer: Das fränkische Geschlecht der R. Dombaumeister im . Jh. In: Lebensbilder aus der Gesch. des Bistums Regensburg. Bd. . Hg. v. G.
. Hälfte . Jh. Schwaiger (Beitr. zur Gesch. des Bistums Regensburg ). Regensburg , S. –. – Achim Hubel: La fabrique de Ratisbonne. In: Les Bâtisseurs des cathédrales gothiques. Hg. v. R. Recht. Straßburg , S. –. – Helmuth Gericke: Mathematik im Abendland. Von den römischen Feldmessern bis zu Descartes. Berlin/Heidelberg , S. –. – A. Hubel/Manfred Schuller: Der Dom zu Regensburg. Vom Bauen und Gestalten einer gotischen Kathedrale. Regensburg , S. –. – Susanne Wolf: Der Regensburger Dombaumeister M. R. [...]. In: Bücherschätze in Regensburg. Frühe Drucke aus den Beständen der Staatlichen Bibl. (Ausstellungskat. SB Regensburg ). Hg. v. Nikolaus Henkel. Regensburg , S. f. – P. Morsbach: Matthes Roriczers ‹Büchlein von der Fialen Gerechtigkeit›. Spätma. Fachprosa als Grundlage der dt. Wissenschaftssprache. In: «Der Weg führt durch Gassen ...». Aus Regensburgs Lit. und Gesch. FS Eberhard Dünninger. Hg. v. Thilo Bauer/Peter Styra. Regensburg , S. –. – Karl Röttel: ‹Der Fialen Gerechtigkeit› des M. Roriczer. In: Globulus () S. –. – Georg Stolz: R., Baumeisterfamilie. In: Stadtlex. Nürnberg. Hg. v. Michael Diefenbacher/ Rudolf Endres. Nürnberg , S. . – Christoph J. Scriba/Peter Schreiber. Jahre Geometrie. Gesch. Kulturen Menschen. Berlin , S. – u. ö. – Christiane Koopmann: Aspekte der Mehrgliedrigkeit des Ausdrucks in frühnhd. poetischen, geistlichen und fachliterarischen Texten (GAG ). Göppingen , S. –. – Wolfgang Strohmayer: Auffällige Merkmale in der ‹Geometria dt.›. In: Geometrie der Kathedrale. Elementargrundlagen im Hoch- und SpätMA. Hg. v. Dems. Tellingstedt , S. –. – Ders.: Die beiden letzten Aufgaben der ‹Geometria dt.›. In: ebd., S. –. – P. Morsbacher: «Technologietransfer» im SpätMA. Anm. zur Bedeutung der archivalischen Überl. In: Bayern und Slowenien in der Früh- und Spätgotik. Beziehungen, Anregungen, Parallelen. Hg. v. Janez Hö er/Jörg Traeger. Regensburg , S. – passim. – W. Strohmayer: Elementar-mathematische Grundlagen in der ‹Geometria dt.› (/) des M. Roriczer. In: Architectura () S. –. – Lothar Schmidt: Über die schwere Geburt des dt. Architekturtraktats. Die Wiegendrucke Mathes Roriczers und Hanns Schmuttermayers. In: Scholion () S. –. – W. Strohmayer: Das Lehrwerk des M. Roriczer. Hürtgenwald . –
. Hälfte . Jh. Eberhard Knobloch: Géométrie pratique, géométrie savante. In: Albertiana () S. –. – W. Strohmayer: M. Roriczer. Neue Erkenntnisse zum theoretischen Werk des Baumeisters. In: Arx () , S. –. – P. Morsbach: Die Regensburger Werkmeisterfamilie Roriczer. In: Das ma. Regensburg im Zentrum Europas. Hg. v. Edith Feistner (Stud. Forum MA ). Regensburg , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Marcel Carel Schurr: Die «Junker von Prag» und die mitteleuropäische Spätgotik. In: «Durst nach Erkenntnis ...». Forschungen zur Kultur und Gesch. der Deutschen im östlichen Europa. Hg. v. Heike Müns/Matthias Weber (Schr. des Bundesinst. für Kultur und Gesch. der Deutschen im östlichen Europa ). Oldenburg , S. –, hier S. f., –. – Peter Kidson: Roriczer’s Iceberg. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes () S. –. – P. Morsbach: Die Erbauer des Domes. Die Gesch. der Regensburger Dommeisterfamilie Roriczer-Engel (Regensburger Domstiftung ). Regensburg . – W. Strohmayer: M. Roriczer. Baukunst Lehrbuch. Hürtgenwald . – Ders.: Spätgotik – die Gestaltungskunst. Tetenhusen , bes. S. –. – Ders.: Geometrische Logik von M. Roriczer. Tetenhusen . – Markus T. Huber: Die Westfassade des Regensburger Doms. Konvention und Innovation in einem spätma. Hüttenbetrieb (Regensburger Domstiftung ). Regensburg , S. – u. ö. VZ Schmuttermayer, Han(n)s, * vor , † nach . – Goldschmied, Autor eines Fialenbüchleins. Ein H. S. «von Nürnberg» identi ziert sich im Vorwort eines sog. Fialenbüchleins als dessen Autor. Ein gleichnamiger Goldschmied ist ab in Nürnberg nachweisbar, wo er wahrscheinlich Handwerksmeister wurde. Ab war er Wardein an der Münzstätte der Markgrafen von Brandenburg im mittelfränkischen Schwabach. und tätigte er Hausverkäufe in Nürnberg. Von bis mindestens war S. Münzmeister in Bamberg. S.s deutschsprachiges Fialenbüchlein ist nur in einem Druck überliefert. Die Inkunabel wird heute auf um datiert (GW), doch wurde ihre Entstehung verschiedentlich auch schon um – vermutet. Der sechsblättrige Druck enthält neben acht
Schmuttermayer Textseiten auch zwei Seiten mit Kupferstichen. S.s Werk beschäftigt sich mit der Konstruktion von Fialen, also krönenden oder ankierenden Türmchen für gotische Ziergiebel. Der Text bietet Anweisungen für die sog. Vierung über Ort. Sieben kleinere Quadrate werden in bestimmten Winkeln in ein Grundquadrat eingezeichnet. Daraus ergeben sich Abmessungen für Fialen und Ziergiebel. Die Kupferstiche ergänzen den Text um Grundund Aufrisse einer Fiale und der ihr zugrundeliegenden Quadrate. Ein von S. im Vorwort angekündigtes Kapitel über Pfeiler ist nicht überliefert. S. widmete sein Werk den Steinmetzen und berief sich auf die legendären Junker von Prag und auf einen Niklas von Straßburg als Vorbilder. Möglicherweise entstand das Fialenbüchlein als Reaktion auf das wenig ältere Büchlein von der Fialen Gerechtigkeit () des Matthäus → Roritzer. S.s Schrift zeigt inhaltliche Ähnlichkeiten zu Roritzers Text, ohne von diesem jedoch völlig abhängig zu sein. Von Bedeutung ist das Fialenbüchlein als einer der frühesten architekturtheoretischen Drucke in dt. Sprache mit Kupferstichen. D: [Nürnberg: Georg Stuchs, um ] (GW M). – Vgl. GW (online). A: H. S.s Fialenbüchlein. Hg. v. August v. Essenwein mit Georg K. Frommann. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () Sp. – (mit Teilfaks.). – Shelby (s. Lit.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f.; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. , . – Günther Binding, LexMA () Sp. . – Carl F. Gebert: H. S. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () Sp. f. – Otto Schmitt: Junker von Prag. In: Allg. Lex. der bildenden Künstler. Bd. . Hg. v. Ulrich Thieme/ Felix Becker. Leipzig , S. –. – Matthäus Roritzer: Das Büchlein von der Fialen Gerechtigkeit. Hg. v. Ferdinand Geldner. Wiesbaden , S. f. – Lon R. Shelby: Gothic Design Techniques. The Fifteenth-Century Design Booklets of Mathes Roriczer and Hanns S. London u. a. . – Sabine Böhler: H. S. In: Dt. Architekturtheorie zwischen Gotik und Renaissance. Hg. v. Hubertus Günther. Darmstadt , S. –, f. (Abb. ). – Ulrich Coenen: Die spätgotischen Werkmeisterbücher in Deutschland als Beitr. zur ma. Architekturtheorie. Unters. und Edition der Lehrschr. für Entwurf und Ausführung von Sakralbauten. Aachen , S. u. ö. – Christoph J. Scriba, Peter Schreiber: Jahre Geometrie.
Geometria arismetricalis Gesch., Kulturen, Menschen. Berlin u. a. , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Stefan Paulus: Zwischen Kontinuität und Wandel. Deutschsprachige Architekturtraktate an der Schwelle vom MA zur Neuzeit. In: Kultureller Austausch. Bilanz und Perspektiven der Frühneuzeitforschung. Hg. v. Michael North. Köln u. a. , S. –. – S., H. In: The Grove Encyclopedia of Northern Renaissance Art. Bd. . Hg. v. Gordon Campbell. Oxford , S. f. – L. R. Shelby: S., Hanns. In: The Grove Encyclopedia of Medieval Art and Architecture. Bd. . Hg. v. Colum Hourihane. Oxford u. a. , S. f. MM Titelbüchlein (auch: Büchlein der Titel aller Stände). – Formelsammlung für Briefe, spätestens . Das sog. T. ist anonym ab überliefert. Bis ins . Jh. entstanden mindestens Drucke des deutschsprachigen Textes. Handschriften sind hingegen nicht bekannt. In der verbreiteten Standardfassung, dem sog. Kleinen T., umfasst das Werk sechs oder acht Blätter und besteht aus zwei, jeweils hierarchisch geordneten Teilen: Der weltliche Teil beginnt mit dem römisch-dt. Kaiser und erfasst danach u. a. Herzöge, Ritter, Bürgermeister, Ratsherren und Juden. Der geistliche Teil setzt mit dem Papst ein, auf den u. a. Bischöfe, Äbte und Kapläne folgen. Am Schluss steht die Anrede des türkischen Sultans. Jeder Eintrag nennt die jeweiligen Titel sowie beispielhafte Formeln für Briefbeginn und -ende. Das Kleine T. erschien zuerst in Nürnberg. Aufgrund von Unterschieden im Text, etwa bei den Namensformen der Adressaten, werden die frühen Drucke im GW in mehrere Gruppen eingeteilt, nämlich Nürnberger (GW , , ), Augsburger (GW , , f.), Leipziger (GW , f., ) und Straßburger (GW ) Gruppen. Unter den Inkunabeln ist auch eine nd. Ausgabe von (GW N). Eine erweiterte T.-Fassung mit über Blättern, das sog. Große T., erschien in Erfurt und in Straßburg. Der Text unterscheidet sich vom Kleinen T. u. a. durch vorangestellte Verse von Filippo Beraldo († ) und Decimus Magnus Ausonius († um ). Insgesamt reiht das T. sich in eine deutschsprachige Tradition ein, der auch die
. Hälfte . Jh. → Formulare und deutsch Rhetorica sowie die Werke von Friedrich → Riedrer und Heinrich → Geßler angehören. Ähnliche dt. Titelbücher wurden noch bis ins letzte Viertel des . Jh. publiziert (etwa VD K , T , ZV ). D: Mindestens T.-Drucke ab . – Vgl. GW –, N, N; VD T , W –, W f. – Verzeichnis u. a. bei Duntze (s. Lit.). – GW (online) – VD. Früheste bekannte Drucke: . Kleines T.: Nürnberg: Marx Ayrer, [] (GW ). – Augsburg: Johann Schobser, [] (GW ). – . Großes T.: Erfurt: Wolfgang Schenck, (GW ). – Straßburg: Matthias Hupfuff, (VD T ). A: Titelbüchlein. Nürnberg, Max Ayrer . Hg. v. Otto Clemen. Weimar (Faks.). – Online-Faks. von GW und GW : http://daten.digitale-sammlungen.de/. – OnlineFaks. von GW : http://diglib.hab.de/inkunabeln/–-theol-/start.htm. L: Peter Assion: Altdt. Fachlit. Berlin , S. f. – Oliver Duntze: Ein Verleger sucht sein Publikum. Die Straßburger Offizin des Matthias Hupfuff (/–). München , S. f., , u. ö. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Geometria arismetricalis. – Dt. mathematischer Traktat mit lat. Fortsetzung, spätes . Jh. Die anonym tradierte Lehrschrift dürfte als Übungstext im Umfeld der Ingolstädter Artistenfakultät entstanden sein, an der Johannes → Engel den ersten mathematischen Lehrstuhl besetzte. Der dt. Traktat beruht auf einer lat. Vorlage, die nicht ermittelt ist (vgl. Überl.), und steht in der Tradition Gerberts von Aurillac (des späteren Sylvester II. [† ]) und des zweiten Buches De geometria des Liber theoreumacie (. Jh. [?]). Die einzige fachliche Autorität, die im Text namentlich erwähnt wird, ist Dominicus de Clavasio («dominicus vonn parys», Practica geometrie []). Der dt. Teil der G. a. gliedert sich in drei Abschnitte: ) Figurenlehre; ) Demonstration einer arithmetischen Lösung für eine geometrische Aufgabe; ) praxisbezogene geometrische Rechenexempel (Fass, Leiter). Die kurze lat. Fortsetzung bietet theoretische Ausführungen zum «medium geometricum». Ü: München, BSB, Cgm , r–v (dt.), v–r (lat.) (Pap., spätes . Jh.
. Hälfte . Jh. [nach ], lat./schwäbisch/mittel-/nordbair. [aus Ingolstadt]); Incipit: «[G]eometria der syben freyen kunst eyne lernet messen». Einige Eintragungen im Codex stammen von Bernhard → Behaim. – Der dt. Tl. der G. a. auch in: ebd., Clm , r–v (Pap., . Jh.). – Lat. Arithmetiken, die der lat. Vorlage der dt. G. a. nahe stehen dürften, nden sich in: ebd., Clm , r–v und Clm , r–v; Wien, ÖNB, Cod. , v–v. L: Die Practica des Algorismus Ratisbonensis. Ein Rechenbuch des Benediktinerklosters St. Emmeram aus der Mitte des . Jh. nach der Hs. der Münchener SB und der Stiftsbibl. St. Florian. Hg. und erl. v. Kurt Vogel (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgesch. ). München , S. . – Hans Unterreitmeier/Karl Heinz Keller: Eine dt. Einf. in die Astrologie aus Ingolstadt. Beschreibung des cgm . In: Sammelbl. des Hist. Ver. Ingolstadt () S. –, hier S. –. – Christoph Schöner: Mathematik und Astronomie an der Univ. Ingolstadt im . und . Jh. (Münchener Universitätsschr. ). Berlin , S. . – Armin Gerl: Fridericus Amman und die Mathematik seiner Zeit. In: Verfasser und Hg. mathematischer Texte der frühen Neuzeit. Hg. v. Rainer Gebhardt (Schr. des Adam-Ries-Bundes ). Annaberg-Buchholz , S. –, hier S. . VZ Theodolus (auch: T. Poeta, T. Italus; Theodul[us], Teodulo). – Verfasser des lat. Streitgedichts Ecloga Theodoli, . oder frühes . Jh.; dt. Übersetzungen, spätes . Jh. Über Th. gibt es keine biographischen Kenntnisse. Seine seit dem . Jh. gemeinhin angenommene italienische und die in der Forschung diskutierte dt. Abkunft sind gleichermaßen spekulativ. Dies gilt auch für die Identi kation Th.’ mit → Gottschalk dem Sachsen, die vor allem auf etymologischen Erwägungen beruht (Th. = «Gottesknecht»). Schon bei Bernhard von Utrecht, dem Verfasser des ältesten Kommentars zur Ecloga Theodoli (E. Th.) aus dem letzten Viertel des . Jh., begegnet diese Etymologie («dei servus»). Bernhard hat zudem eine ktive Lebensbeschreibung Th.’ verfasst, die vollständig aus dem Text der E. Th. heraus konstruiert zu sein scheint: Demnach habe Th., ein Sohn christlicher italienischer Eltern, während seines Studiums in Athen Diskussionen zwischen Christen und Heiden beigewohnt und die gesammelten Argumente zuhause in Italien in
Theodolus der E. Th. verarbeitet. Dass Bernhard seinen Protagonisten früh sterben lässt (wobei er diesen zeitigen Tod als Erklärung für einige metrische Schwächen vorschiebt), dürfte eine bewusste Analogiebildung zu → Vergil sein, dessen dritter Ekloge die E. Th. nachgebildet ist. Bernhards «Vita» prägte das Th.-Bild bis in die Neuzeit. Ihr folgen nicht nur die späteren rund Kommentare und die Accessus ad auctores, sondern auch → Konrad von Hirsau, Sigebert von Gembloux, → Wolfger von Prüfening und → Hugo von Trimberg. Die E. Th. ist ein pastoral-didaktischer Dialog, in dem Th. einen Disput über die Mythen der Griechen und die Mysterien des AT als Gesangswettstreit inszeniert. Als Kontrahenten lässt er den athenischen Hirten Pseustis (= «Lüge») und die Hirtin Alithia (= «Wahrheit») aus dem Stamm Davids auftreten. Als Schiedsrichterin fungiert Fronensis (= «Vernunft»). Abwechselnd tragen die Wettstreiter vier zu einer strophenartigen Gruppe vereinte Verse vor. Diese Strophenpaare kontrastieren jeweils zwei motivverwandte Geschichten aus der griechischen Mythologie und dem AT, wie etwa das Goldene Zeitalter und das Paradies. Die zwei Hauptteile der E. Th. mit bzw. Strophenpaaren sind mit einem einleitenden und einem Schlussteil versehen. Letzterer präsentiert Alithia als nachsichtige Siegerin. Zwischengeschaltet ist eine Götteranrufung. Insgesamt umfasst die E. Th. nicht rein leoninisch gereimte Hexameter. Ein abschließendes achtzeiliges Gebet der Alithia stellt eine nachträgliche Ergänzung wohl aus dem . Jh. dar. Die E. Th. ist Ausweis der außerordentlichen Belesenheit ihres Verfassers. Konkrete Quellen außer der Bibel sind allerdings nicht nachgewiesen. Womöglich hat Th. die Metamorphosen → Ovids und mythographische Referenzwerke wie die Mythologiae des Fabius Fulgentius oder die Mytographi Vaticani benutzt. Konzipiert hat Th. seine E. Th. offensichtlich für den Sprachunterricht. In dieser Funktion ist sie schon bei Bernhard von Utrecht bezeugt. Als Übungstext, mit dem Schüler Lesen und Schreiben des Lateinischen erlernten, steht sie am Anfang einer Entwicklung, in deren Verlauf sich neu für den Schulunterricht verfasste lat. Verstexte zunehmend neben Texte der antiken und frühchristlichen Autoritäten stellten. Freilich führen das hohe sprachliche und metrische Niveau der E. Th., ihre geschickte Verbindung von Bibel
Theodolus und antiker Mythologie sowie ein zusätzlich entfaltetes marianisches Programm über die bloße Funktion des Übungstextes hinaus und heben die E. Th. von anderen Schultexten ab. Th.’ Streitgedicht zählt zu den bekanntesten Werken des europäischen MA und der frühen Neuzeit; es wurde oft kommentiert: Insgesamt unterschiedliche Kommentare sind bekannt. Die Überlieferung der E. Th. in Handschriften und im Druck wächst kontinuierlich bis ins . Jh. Auch gegenüber den neuen bukolischen Texten der Renaissance konnte die E. Th. ihre herausragende Stellung behaupten. Wenig erfolgreich waren hingegen die zwei Nachahmungen der E. Th., die das in Th.’ Gedicht fehlende heilsgeschichtliche Moment zu ergänzen suchten: die Synodus des Warnerius von Basel und der nicht erhaltene Pistulegus, der im Registrum multorum auctorum Hugos von Trimberg bezeugt ist. Aus dem späten . Jh. sind vier dt. Reimpaarübersetzungen bekannt. (Eine weitere Übersetzung in einer heute verschollenen Handschrift könnte noch aus dem . Jh. stammen. Da der Text nicht ediert ist und die Handschrift erst nach ihrem Verlust katalogisiert worden ist, muss der Zeitpunkt der Entstehung offen bleiben [s. Überlieferung]). Die vier erhaltenen Übersetzungen sind voneinander unabhängig. Gemeinsam ist ihnen, dass sie den lat. Originaltext mitüberliefern, also als Lektürehilfe konzipiert sind, und die formale Struktur der Vorlage dabei aufgeben. Es handelt sich in drei Fällen um Nacherzählungen in Reimpaaren, die abschnittsweise den Inhalt der einzelnen Mythen und alttestamentlichen Episoden des lat. Textes wiedergeben. Eine vierte fragmentarische Version bietet dt. Interlinearglossen. Ü: Lat.: Über Handschriften ab dem . Jh. mit europaweiter Streuung und knapp Drucke bis zum . Jh.; im Druck oftmals als Teil der Auctores octo. Siehe: Johannes Osternacher: Die Ueberl. der Ecloga Theoduli. In: Neues Arch. der Ges. für ältere dt. Geschichtskunde () S. – und ergänzend VL () Sp. f.; () Sp. . – Dt.: München, BSB, Clm , v–r (Pap., Ende . Jh., bair./mitteldt.); Leipziger Studienhs. – Gotha, Forschungsbibl., Cod. gym. , r–v (Pap., / , lat./mitteldt.); Leipziger Studienhs. – Bamberg, SB, Inc. typ. M.VI., r–v (eingebundener Hs.-Faszikel [Pap., um , mitteldt.]; möglicherweise aus Leipzig). – Halle, Arch. und Bibl.
. Hälfte . Jh. der Franckeschen Stiftungen, Sign. BFSt: F , r–r (Pap., spätes . Jh.); an einen Druck angebundene Hs. – Interlinearversion (fragm.): St. Florian, Stiftsbibl., Cod. XI , r–v (Pap., spätes . Jh.). – Mögliche Übersetzung des . Jh.: olim Königsberg, SUB, Hs. (Kriegsverlust) ra–rb (Perg., . Jh. [?], lat./bair.). Abschnittsweise Übersetzung: Auf einen lat. Passus folgt zunächst ein Kommentar und dann eine dt. Wort-fürWort-Übertragung. Die Bll. – mit der E. Th. sind als ursprünglich selbstständiger Codex nachträglich eingebunden worden. Ob die Datierung der Gesamthss. auch für diese Bll. gilt, ist fraglich. Vgl. Kat. der ma. deutschsprachigen Hss. der ehemaligen SUB Königsberg nebst Beschreibungen der ma. deutschsprachigen Fragm. des ehemaligen Staatsarch. Königsberg. Auf der Grundlage der Vorarbeiten Ludwig Deneckes erarbeitet von Ralf G. Päsler. Hg. v. Uwe Meves (Schr. des Bundesinst. für Ostdt. Kultur und Gesch. ). München , S. –. A: Lat.: August Emil Alfred Beck: Theoduli Ecloga. E codicibus Parisinis et Marburgensi uno recensuit et prolegomenis instruxit. Diss. Marburg . – Theoduli eclogam recensuit et prolegomenis instruxit J. Osternacher (Jb. des bischö ichen Privatgymnasiums Urfahr /). Urfahr , S. –. – Ders.: Quos auctores Latinos et sacrorum Bibliorum locos T. imitatus esse videatur (ebd. /). Ebd. , S. –. – Bernard d’Utrecht: Commentum in Theodolum (–). Hg. v. Robert B. C. Huygens (Biblioteca degli Studi Medievali ). Spoleto , S. – (Redaktion des Kommentars Bernhards von Utrecht). – Roger P. H. Green: Seven Versions of Carolingian Pastoral (Reading University: Medieval and Renaissance Latin texts). Reading , S. –, – (Komm.). – Teodulo: Ecloga. Il canto della verità e della menzogna. Hg. v. Francesco Mosetti Casaretto (Per verba ). Florenz (Text nach Osternacher mit italienischer Übersetzung). Ü (des lat. Textes): Dt.: Harry C. Schnur: Die Hirten öte. Bukolische Dichtungen von Vergil bis Geßner (RUB ). Leipzig , S. – (Auszüge). – Die ‹Ecloga› des Th. Übersetzung von Konrad Goehl. Mit einer Einf. und Erläuterungen von Jorit Wintjes (DWV-Schr. zur Erforschung des MA ). Baden-Baden , S. –. – Englisch: Ronald E. Pepin: An English Translation of Auctores octo. A Medieval Rea
. Hälfte . Jh. der (Medieval Studies ). Lewiston/NY u. a. , S. –. L: Manitius () S. , –; () S. f.; () S. . – TusculumLex. () S. . – Reinhard Düchting: Ecloga Theoduli, LexMA () Sp. . – Nikolaus Henkel, VL () Sp. –; () Sp. . – Udo Kindermann: Theodulus Italus, LThK () Sp. . – Joseph Frey: Über das ma. Gedicht ‹Theoduli ecloga› und den Komm. des Bernardus Ultraiectensis (Jb. Kgl. Paulinisches Gymnasium Münster ). Münster . – George Livingstone Hamilton: Th. A mediaeval textbook. In: Modern Philology () S. –. – Hans Walther: Das Streitgedicht in der lat. Lit. des MA. München , S. –. – Karl Strecker: Stud. zu den karolingischen Dichtern. In: Neues Arch. der Ges. für ältere dt. Geschichtskunde () S. –, hier S. –. – Ernst Robert Curtius: Europäische Lit. und lat. MA. Bern . ., durchges. Au . . Tübingen/Basel , S. –, (Reg.). – Josepha WeitzmannFiedler: Romanische Bronzeschalen mit mythologischen Darstellungen. Ihre Beziehungen zur ma. Schullit. und ihre Zweckbestimmung. In: Zs. für Kunstwiss. () S. –. – John M. Steadman: The ‹Ecloga Theoduli›, the ‹General Estoria› and the Perseus-Bellerophon Myth. In: Mediaeval Studies () S. –. – Frederic James Edward Raby: ‹Turris Alethie› and the ‹Ecloga Theoduli›. In: Medium Aevum () S. –. – Betty Nye Quinn: Ps. Th. In: Catalogus translationum et commentariorum. Mediaeval and Renaissance Latin translations and commentaries. Annotated lists and guides. Hg. v. Paul Oskar Kristeller. Bd. . Washington , S. –. – Shirley Law Guthrie: The ‹Ecloga Theoduli› in the Middle Ages. Diss. Indiana University . Mikro lm Ann Arbor . – Alan Soons: The didactic quality of the ‹Theoduli Ecloga›. In: Orpheus () S. –. – Arpád Peter Orbán: Anonymi Teutonici commentum in Theodoli eclogam e codice Utrecht, UB editum. In: Vivarium () S. –; () S. –; () S. –; () S. –; () S. –; () S. –; () S. –. – Christian Schmitt: Zum Kanon eines bisher unedierten TheodulKomm. In: GRM () S. –. – Volker Schupp: Stud. zu Williram von Ebersberg (Bibliotheca Germanica ). Bern. u. a. , Reg. – Hennig Brinkmann: Ma. Hermeneutik. Tübingen
Theodolus , S. –, –. – R. P. H. Green: The genesis of a medieval textbook. The models and sources of the Eclogia Theoduli. In: Viator () S. –. – Paul Klopsch: Mlat. Bukolik. In: Lectures médiévales de Virgile (Collection de l’École Française de Rome ). Rom , S. –. – Harry Vredeveld: Pagan and Christian Echoes in the Ecloga Theoduli. A Supplement. In: Mlat. Jb. () S. –. – N. Henkel: Dt. Übersetzungen lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit (MTU ). München , S. –, –. – Gregory Marshall Downing: Pastoral in early Christianity from the Gospels to Th. A sample of an analytic history of pastoralism in culture. Diss. New York . – N. Henkel: Die ‹E. Th.› und ihre literarischen Gegenkonzeptionen. In: Mlat. Jb. / (/) S. –. – Franz Brunhölzl: Gesch. der lat. Lit. des MA. Bd. . München , S. –, f. – F. Mosetti Casaretto: Alle origini del genere pastorale cristiano. L’‹Ecloga Theoduli› e la demonizzazione del paganesimo. In: Studi medievali () S. –. – Paul G. Schmidt: I «con ictus». In: Lo spazio letterario del Medioevo. : Il Medioevo latino. Bd. : La produzione del testo. Tl. . Hg. v. Gugielmo Cavallo u. a. Rom , S. –. – F. Mosetti Casaretto: L’immaginario di Prudenzio e la cornice «introduttiva» dell’‹Ecloga Theoduli›. In: Studi medievali () S. –. – Ders: Il topos misogino del «poculum mortis» nell’ ‹Ecloga Theoduli› e i suoi esiti in Pietro Abelardo. In: Studi medievali () S. –. – Jane Chance: Medieval mythography. Bd. . Gainesville u. a. , S. –. – Birger Munk-Olsen: L’atteggiamento medievale di fronte alla cultura classica. (Storia e Storia dell’Arte in Roma ). Rom , S. f. – F. Mosetti Casaretto: E «Teodulo» il poeta dell’ ‹Ecloga Theoduli›. In: Mlat. Jb. () S. –. – Ders.: ‹Ecloga Theoduli›. Una fonte strutturale (Hbr. ). In: Medioevo e rinascimento NS () S. –. – Antje Schäfer: Vergils Eklogen und in der Tradition der lat. Streitdichtung. Eine Darstellung anhand ausgewählter Texte der Antike und des MA (Stud. zur klass. Philol. ). Frankfurt/M. u. a. , S. – u. ö. – Jean Meyers: L’‹Églogue› de Théodule. «Démonisation» ou «sacralisation» de la mythologie? In: L’allégorie de l’antiquité à la Renaissance. Hg. v. Brigitte Pérez-Jean (Colloques,
Gottfried congrès et conférences sur la Renaissance ). Paris , S. –. – R. B. C. Huygens: Von Texten und ihrem Text. In: Vom Nutzen des Edierens. Hg. v. Brigitte Merta (MIÖG Erg.-Bd. ). Wien/München , S. –, hier S. . – Ruth Affolter-Nydegger: In bukolisches Gewand gekleidete Heilsgesch. Bernhard von Utrecht, Komm. zur ‹Ecloga Theoduli›. In: Stud. zur Gesch. von Exegese und Hermeneutik. Bd. . Hg. v. Paul Michel/Regula Forster. Zürich , S. –. – Michael W. Herren: Re ections on the Meaning of the ‹Ecloga Theoduli›. Where is the Authorial Voice? In: Poetry and exegesis in premodern Latin Christianity. The encounter between classical and Christian strategies of interpretation. Hg. v. Willemien Otten (Vigiliae christianae. Suppl. ). Leiden u. a. , S. –. – Michael Baldzuhn: Schulbücher im Trivium des MA und der Frühen Neuzeit. Die Verschriftlichung von Unterricht in der Text- und Überlieferungsgesch. der ‹Fabulae› Avians und der dt. ‹Disticha Catonis›. Bd. (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. /). Berlin/New York , S. (Reg.). – N. Henkel: Die Sinnerschließung des Mythos. Der Schultext der E. Th. (./. Jh.) und seine Komm. In: Mythos im Alltag – Alltag im Mythos. Die Banalität des Alltags in unterschiedlichen literarischen Verwendungskontexten. Paderborn/München , S. –. – Goehl/Wintjes (s. Übersetzungen) S. –, –. – F. Mosetti Casaretto: Il caso controverso dell’‹Ecloga Theoduli›. In: Studi medievali () S. –. VZ Gottfried, Johannes (auch: Godfridi, Gotfridi, Gogofridus, Gothofredus), * um Odernheim am Glan, † wahrscheinlich frühestens um / . – Theologe, Übersetzer. G. wurde als «clericus» in Heidelberg immatrikuliert. Er erwarb dort Abschlüsse als Bakkalaureus der Theologie und als Magister artium. Ab ist er als Pfarrer und Kanonikus in Oppenheim (Kr. Mainz-Bingen) nachgewiesen. Dort unterrichtete er möglicherweise auch Angehörige der ein ussreichen Adelsfamilie Dalberg. und wird G. als Inhaber von Pfründen in Rockenhausen (Donnersbergkreis) und Mosbach (Neckar-Odenwald-Kr.) geführt. Zuletzt ist er in einem Eintrag von im Auctarium de scriptoribus ecclesiasticis des Johannes Butzbach (–) genannt. G. unterhielt persönliche und literarische Kontakte zu Vertretern des dt. Frühhumanismus:
. Hälfte . Jh. Johannes → Trithemius erwähnt G. im Catalogus illustrium virorum und korrespondierte nach eigenen Angaben mit ihm. Jakob Wimpfeling verfasste ein kurzes Gedicht zu Ehren G.s. Die Forschung vermutet außerdem eine Bekanntschaft zwischen G. und Rudolf Agricola. Eine besondere Verbundenheit bestand offenbar zwischen G. und Friedrich von Dalberg (–, nach anderen Angaben –), dem jüngeren Bruder des Wormser Bischofs Johann von Dalberg (–). G. widmete seine Übersetzungen dem jungen Adligen, dessen Interesse an antiken Autoren Wimpfeling bezeugt. G. schuf zahlreiche dt. Übertragungen lat. Texte meist antiker Autoren. Als Vorlagen benutzte er überwiegend Drucke. Manche Übersetzungen wurden von G. datiert: Von → Cicero sind dies De fato (), Paradoxa Stoicorum (), Cato maior de senectute () und Somnium Scipionis (). Hinzu kommen die Defensio Epicuri () des Cosma Raimondi (um –), die pseudoaristotelischen Oeconomica I () nach der lat. Übersetzung des Leonardo Bruni, Brunis eigenes Isagogicon moralis disciplinae (), die Calumniae non temere credendum () des Lukian von Samosata sowie die pseudo-isokratischen Praecepta ad Demonicum () nach der lat. Übersetzung Rudolf Agricolas. Weitere Übersetzungen G.s sind undatiert: Lukians Charon und der zwölfte Dialogus mortuorum, der neunte Brief aus den Epistolae morales des → Seneca d. J., De regni administratione ad Nicoclem von Isokrates, die Invektive In Ciceronem et invicem invectivae des Pseudo-Sallust, ein Brief des Aeneas Silvius → Piccolomini (Pius II.) von sowie Auszüge aus der Alexander-Vita des Curtius Rufus und der römischen Geschichte des Titus Livius. Übertragungen von Ciceros De natura deorum und → Augustinus’ De civitate Dei werden von Wimpfeling, Trithemius und G. selbst erwähnt, gelten aber als verloren. Dt. Widmungsbriefe G.s an Friedrich von Dalberg begleiten die Übersetzungen von De fato, Cato maior, Paradoxa Stoicorum, Somnium Scipionis, Defensio Epicuri, Oeconomica I, Isagogicon moralis disciplinae, Calumniae, Praecepta ad Demonicum, Charon, De regni administratione und dem zwölften Totengespräch. Die Widmungsbriefe begründen die Auswahl der jeweiligen Texte und erläutern moralphilosophische Grundlagen und Exempla. Widmungsbriefe wie Übersetzungen G.s liegen in drei Handschriften vor, während als Druck nur die dt. Defensio
. Hälfte . Jh. Epicuri (um ) erhalten ist. Insgesamt gelten G.s Übertragungen als sehr vorlagentreu und werden in die Tradition des → Niklas von Wyle eingeordnet. Entsprechend eng folgen sie Satzbau und Stil der lat. Vorlagen. G.s Texte waren dabei stark auf Friedrich von Dalberg ausgerichtet, der die lat. Sprache nicht beherrschte. Die Übersetzungen gelten in der Forschung daher als Beitrag zur humanistischen Laienbildung. Zugleich verfolgte G. einen moralphilosophischen, stark von → Aristoteles beein ussten Ansatz. Von anderen Übersetzern seiner Zeit hebt sich G. durch den großen Umfang seines Werks ab. Überliefert ist daneben ein lat. Brief G.s von an Andreas Grindelhart, einen Verleger aus Schwäbisch Hall. Der Text erschien / in einem venezianischen Druck. Darin folgen dem Brief lobende lat. Distichen auf Grindelhart, als deren Verfasser ebenfalls G. erwogen wird. Trithemius erwähnt außerdem Predigten G.s, die aber bisher nicht aufgefunden wurden. Ü: B: Berlin, SBB, mgq (früher Cheltenham, Bibl. Phillippica, Ms. ), Bll. (Pap., um –, rheinfränkisch; umfangreichste Sammlung von G.s Übersetzungen). – H: Heidelberg, UB, cpg , r–v (Pap., bald nach , südrheinfränkisch). – H: Ebd., cpg , r–v (Pap., bald nach , rheinfränkisch). Vgl. Worstbrock (s. Lit.). – Drücke (s. Lit.). – Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg VIII). Wiesbaden , S. –, f. – http://mrfh.online.unimarburg.de/. – www.handschriftencensus. de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. D: . Lat. Brief G.s: Breviarium Moguntinum. Venedig: Bernardinus Stagninus für Andreas Grindelhardt, /, v (GW ). . Übersetzung der Defensio Epicuri von Cosma Raimondi: Ein schons buchlein [...]. [Speyer: Johann Eckhart, um ] (VD S ). A: Worstbrock (s. Lit.) S. – (Teilausg. der Widmungsvorreden). – Drücke (Übersetzung und Widmungsvorreden). – Drücke (s. Lit.; Brief von Pius II.). – Online-Faks. von Hs. H: http://diglit.ub.uniheidelberg.de/diglit/cpg/. – Online-Faks. von Hs. H: http://diglit.ub.uni-heidelberg.de/diglit/
Haller cpg/. – Online-Faks. von VD S : http:// reader.digitale-sammlungen.de/. L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –. – Karl Rühl: Das Auctarium de scriptoribus ecclesiasticis des Johannes Butzbach. Bonn , S. (Nr. ). – F. J. Worstbrock: Zur Einbürgerung der Übersetzung antiker Autoren im dt. Humanismus. In: ZfdA () S. –. – Martina Backes: Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg im . Jh. Ein Beitr. zur Gönnerforschung des SpätMA (Hermaea NF ). Tübingen , S. f. – Simone Drücke: Humanistische Laienbildung um . Das Übersetzungswerk des rheinischen Humanisten J. G. (Palaestra ). Göttingen (mit weiterer und älterer Lit.). – Dies.: Aeneas Silvius Piccolomini als humanistischer Epistolograph. Mit einer Edition der frühnhd. Übersetzung von Aeneas’ Brief an Wilhelm von Stein. In: Rom und das Reich vor der Reformation. Hg. v. Nikolaus Staubach. Frankfurt/M. , S. –. – Hubert Cancik: Europa – Antike – Humanismus. Humanistische Versuche und Vorarbeiten. Bielefeld , S. –. MM Haller, Hans II., * Nürnberg, † . oder .. Nürnberg. – Nürnberger Patrizier, Genealoge, Historiker. H. stammte aus einer Nürnberger Patrizierfamilie, die u. a. ein ussreiche Kau eute, Finanziers und Unternehmer hervorbrachte. Er war der Enkel von Konrad II. Haller († ) und Sohn von Konrad III. Haller († ). Als junger Mann stand er im Dienst von Kaiser Friedrich III. H. hielt sich vier Jahre lang an dessen Hof auf, wirkte an der Verteidigung von Friedrichs Wiener Burg mit und erhielt dafür einen kaiserlichen Gnadenbrief und Orden. – war H. Kirchenmeister der Nürnberger Sebaldskirche, in der er nach seinem Tod begraben wurde. Drei Textzeugen belegen H.s Wirken als Genealoge und Historiker. Am Anfang steht ein angelegtes Geschlechterbuch (CHH-I). Es verzeichnet die Angehörigen von H.s Familie ab dem / verstorbenen Ulrich I. Haller. H.s Schrift ergänzt die genealogischen Angaben durch Kopien von Urkunden und Wappen. Der gleiche Kodex listet die Nürnberger Schultheißen von bis sowie die Kirchenmeister und P eger der Sebaldskirche von bis auf. Ein ebenfalls von
Philipp (I.), Pfalzgraf bei Rhein H. aufgezeichneter, farbiger Stammbaum gilt als einer der frühesten seiner Art in Nürnberg, der Einband der Handschrift als besonders prächtig. H.s Geschlechterbuch wurde von seinen Nachfahren bis ins späte . Jh. fortgesetzt. Ein zweites, angelegtes Geschlechterbuch H.s (CHH-II) enthält auch die Cognaten seiner Familie mit deren Wappen. Die Handschrift bietet zudem eine Abschrift von Ruprecht → Hallers Ratsbüchlein. Dieses setzte die von Jobst Tetzel († ) eingeführten Ratslisten fort, in denen Amtsdauer und Funktionen der Nürnberger Ratsherren verzeichnet waren. Weitere Texte H.s von sind in einem Kodex enthalten, der um von dem Nürnberger Humanisten Christoph Scheurl II. (–) angelegt wurde (CHH-III). So stellte H. die zeitgenössischen ehrbaren Bürger Nürnbergs in einem Verzeichnis zusammen und schuf Abschriften der Geschlechterbücher von Ulman → Stromer und Konrad → Paumgartner. H. versah Stromers Werk mit genealogischen Anmerkungen und Verbesserungen. In der Forschung gilt H. aufgrund des dokumentarischen Charakters seiner Schriften als innovativer Autor, da er der Tradition Nürnberger Geschlechterbücher neue quellenkundliche Impulse verlieh. Ü: Bücher H.s: Nürnberg-Großgründlach, Arch. Haller von Hallerstein, Abt. Hallerarch., Geschlechterbücher CHH-I, II, III (früher Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Scheurl Cod. H) (Aufzeichnungen H.s – mit weiteren Einträgen aus späterer Zeit). – Testament H.s: Nürnberg, Staatsarch., Rep. Norica aus Ungarn, A (). A: Haller von Hallerstein (s. Lit.; Teilausg. von CHH-I). L: Helgard Ulmschneider, VL () Sp. –. – Ludwig Rothenfelder: Die Ausstellung für Familienforschung im Germ. Nationalmuseum Nürnberg. In: Das Bayerland () S. –. – Helmut Haller von Hallerstein: Die Haller zu Bamberg und Nürnberg. In: Ber. des Hist. Ver. für die P ege der Gesch. des ehemaligen Fürstbistums Bamberg (/) S. –, hier S. . – Ders.: Die Haller von Hallerstein. Eine Nürnberger Patrizier-Familie im europäischen Raum. In: Mitt. aus der StB Nürnberg () H. , S. –. – Die Haller von Hallerstein. Eine Nürnberger Patrizierfamilie im europäischen Raum [Ausstellungskat.]. Hg. v. Heinz
. Hälfte . Jh. Zirnbauer mit H. Haller von Hallerstein. Nürnberg . – Elisabeth Caesar: Sebald Schreyer. Ein Lebensbild aus dem vorreformatorischen Nürnberg. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –, hier S. . – H. Haller von Hallerstein/Ernst Eichhorn: Das Pilgrimspital zum Heiligen Kreuz vor Nürnberg. Nürnberg , S. f. – Erich Strassner: Graphemsystem und Wortkonstituenz. Schreibsprachliche Entwicklungstendenzen vom Frühnhd. zum Nhd. untersucht an Nürnberger Chroniktexten (Hermaea NF ). Tübingen , S. f. – H. Haller von Hallerstein: Nürnberger Geschlechterbücher. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –, hier S. –, . MM Philipp (I.), Pfalzgraf bei Rhein (Philipp der Aufrichtige), * .. Heidelberg, † .. Germersheim. – Pfälzischer Kurfürst, Mäzen, Sammler hippiatrischer Rezepte. Ph. war ein Sohn des Kurfürsten Ludwig IV. († ). Da Ph. bei dessen Tod noch ein Kind war, regierte zunächst Ph.s Vormund Pfalzgraf Friedrich der Siegreiche († ) die Pfalz. heiratete Ph. Margarethe von Bayern-Landshut († ). Aus der Ehe gingen u. a. Kurfürst → Ludwig V. († ), Pfalzgraf Friedrich II. († ) sowie die Bischöfe → Philipp († ), Georg († ) und Heinrich († ) hervor. Nachdem Ph. die Oberpfalz erhalten hatte, amtierte er nach dem Tod seines Vormunds als Kurfürst. Die größte Herausforderung in Ph.s Regierungszeit war der Landshuter Erbfolgekrieg, in den Ph. über seinen Sohn Ruprecht († ) verwickelt wurde. Dessen Schwiegervater Herzog Georg († ) hatte in seinem Testament Ruprechts Ehefrau Elisabeth († ) gegenüber den männlichen Agnaten bevorzugt, was zum Krieg führte. Der ganz Süddeutschland erfassende Kon ikt brachte Ph. in die königliche Reichsacht und endete mit kurpfälzischen Gebietsverlusten. Für die dt. Kulturgeschichte ist Ph. als Mäzen des Frühhumanismus von Bedeutung. Unter seiner Regierung entwickelten sich der kurpfälzische Hof und die Universität Heidelberg zu Zentren des gelehrten, literarischen und musikalischen Lebens. Ph. beschäftigte den Wormser Bischof Johann von Dalberg († ) als Kanzler, Johann → Virdung von Hassfurt als Hofastrologen, Adolf I. Occo als Leibarzt und → Johann von
. Hälfte . Jh. Soest als Sängermeister. Konrad Celtis († ), Johannes Reuchlin († ) und Adam → Wernher von Themar waren Erzieher seiner Kinder. Auch machte Ph. → Dietrich von Pleningen zum Rat und → Ludwig von Eyb d. J. Hartenstein zum Vicedeom der Oberpfalz. Autoren wie Hans → Lecküchner und Johannes → Wacker widmeten Ph. ihre Schriften. Er war außerdem Auftraggeber der ersten dt. Redaktion des → Astrolabium planum von (sog. Heidelberger Schicksalsbuch). Die Überlieferung bezeugt hippiatrische Interessen Ph.s., denn Rezeptsammlungen des . und . Jh. schreiben ihm entsprechende Anweisungen zu. So wird er im Rossarzneibuch des → Hartmann von Stockheim (Handschrift H), das um das letzte Drittel des . Jh. entstand, als Autor von drei Rezepten genannt. Danach erscheint Ph. in der umfangreichen Kompilation Bücher der Medizin (um –) seines Sohns Ludwig V. sowie im Kodex B (um –). Auch in einer Rezeptsammlung von Pfalzgraf Ludwig VI. († ) aus der Zeit von bis wird Ph. noch erwähnt. Im Gegensatz zu seinen Nachfolgern stellte Ph. also wohl selbst keine größere hippiatrische Kompilation zusammen, kann aber durchaus als Ausgangspunkt einer entsprechenden kurpfälzischen Tradition angesehen werden. Ü: Hippiatrische Rezepte: H: Heidelberg, UB, cpg , v–r (Pap., Heidelberg?, nach , bair., Rossarzneibuch des Hartmann von Stockheim). – B: Bamberg, Slg. Kurt Lindner, L. cod. XI, v–r (um –). Vgl. Eis (s. Lit.). – Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –. – www.handschriftencensus.de/ . – Vgl. auch die Überl. zu Ludwig V., z. B. Heidelberg, UB, cpg , v. A: Rossarzneibuch des Hartmann von Stockheim: Sigmund Oehrl: Vergleichende Stud. zur altdt. Pferdeheilkunde. Diss. Hannover , S. –. – Eis (s. Lit.). – Online-Faks. von Hs. H: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg. L: Gustav von Bezold, ADB () S. –. – Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Meinrad Schaab, LexMA () Sp. f. – Peter Fuchs, NDB () S. f. – Gerhard Eis: Der Marschalk von Venedig, ein dt. Fachschriftsteller des . Jh. In: Dt. tierärztliche Wochenschr. () S. f. – Ders.: Pferderezepte von Pfalzgraf
Hartmann von Stockheim Ph. dem Aufrichtigen. In: Dt. tierärztliche Wochenschr. () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –, ). – Pirmin Spieß: Die Stadtordnung Ph.s des Aufrichtigen für Neustadt aus dem Jahre . In: Mitt. des Hist. Ver. der Pfalz () S. –. – Martina Backes: Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg im . Jh. Ein Beitr. zur Gönnerforschung des SpätMA (Hermaea NF ). Tübingen , S. – u. ö. – Meinrad Schaab: Gesch. der Kurpfalz. Bd. . Stuttgart . – Ellen Widder: Der Amberger Hof . Entstehung und Funktion der ältesten kurpfälzischen Hofordnung. In: Manipulus orum. FS Peter Johanek. Hg. v. ders. u. a. Münster/Westf. , S. –. – Ulrich Maier: Der Feindsbrief des Kurfürsten Ph. v. der Pfalz an Herzog Ulrich von Württemberg im Jahre . In: Archivnachrichten Baden-Württemberg () S. –. MM Hartmann von Stockheim OT, † . – Verfasser eines Rossarzneibuchs. H. verfasste das nur in einer Abschrift des . Jh. erhaltene Rossarzneibuch Ertzney buchlen zu denn pferdenn. In dessen Einleitung bezeichnet H. sich selbst als Autor sowie als Mitglied des Dt. Ordens zu Horneck/Gundelsheim. H. wird von der Forschung daher meist mit einem gleichnamigen Ordensbruder identi ziert, der – Komtur zu Horneck und – Deutschmeister war. Die Entstehung des Ertzney buchlen wird auf das letzte Drittel des . Jh. datiert. Die Schrift besteht aus einer Einleitung H.s, hippiatrischen Rezepten und einem nach Krankheiten geordneten Verzeichnis der im Text erwähnten Arzneimittel. H. schöpfte bei der Abfassung seines Werks aus vorhandenen Quellen, die er in der Einleitung verschiedenen Gewährsleuten zuordnet. So nennt er den Pfalzgrafen → Philipp den Aufrichtigen (–), Kardinal Peter von Schaumberg (–), den sog. → Marschalk von Venedig sowie zwei Herzöge namens Albrecht und Siegmund. H. bezieht sich hier möglicherweise auf das als Herzog Siegmunds Rennen bekannte Rezept (→ Siegmund von Tirol). Im Ertzney buchlen erwähnt H. als weitere Quelle einen Heinz Deysen, der ansonsten jedoch unbekannt ist. Die Forschung hat außerdem Meister → Albrants Rossarzneibuch als Vorlage H.s identi ziert. Das Ertzney buchlen
Ludwig von Diesbach bietet neben klassischen Rezepten aber auch jüngere Anweisungen aus H.s Zeit. Insgesamt gilt H.s Schrift als gelungenes Werk der hö schen Pferdeheilkunde. Ü: Heidelberg, UB, cpg , r–r (Pap., Heidelberg?, nach , bair.). – Vgl. Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –. – www. handschriftencensus.de/. A: Sigmund Oehrl: Vgl. Stud. zur altdt. Pferdeheilkunde. Diss. Hannover , S. –. – Eis (s. Lit.; Teilausg.). – Sexauer (s. Lit.; Teilausg.). – Online-Faks. der Hs.: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg. L: Volker Zimmermann, VL () Sp. –; () Sp. . – Oehrl (s. Ausg.). – Gerhard Eis: Der Marschalk von Venedig, ein dt. Fachschriftsteller des . Jh. In: Dt. tierärztliche Wochenschr. () S. f. – Ders.: Mitt. aus spätma. Hss. in süddt. Bibl. In: Tierärztliche Umschau () S. –. – Ders.: Pferderezepte von Pfalzgraf Philipp dem Aufrichtigen. In: Dt. tierärztliche Wochenschr. () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –, ). – Wolfram D. Sexauer: Pferderezepte des Augsburger Bischofs Peter von Schaumberg. In: Dt. tierärztliche Wochenschr. () S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Otfried Kies: Stammt H. v. S. aus dem Zabergäu? In: Zs. des Zabergäu-Ver. () S. –. MM Ludwig von Diesbach, * .. (?) Godesberg, † .. Bern. – Ritter, Vogt, Verfasser autobiographischer Aufzeichnungen. L. gehörte einem ein ussreichen Geschlecht an, das in Bern immer wieder politische Ämter besetzte und geadelt wurde. L.s gleichnamiger Vater hatte Besitz in Godesberg erworben, wo L. zunächst aufwuchs. Da sein Vater vor L.s Geburt gestorben war, befand sich der Junge in der Obhut von P egeeltern. Auf Initiative seines Cousins Niklaus von Diesbach († ) kam L. nach Bern. wurde er Knappe eines Adligen in Beaufort (Savoyen), Page am Hof des französischen Königs Ludwig XI. († ). In den folgenden Jahren blieb L. in dessen Gefolge. So geriet
. Hälfte . Jh. er mit dem König in Gefangenschaft; und nahm er an Feldzügen Ludwigs teil. Auch bei diplomatischen Verhandlungen und Abschlüssen Ludwigs war L. anwesend, so in Feldkirch und in Amiens. nach Bern zurückgekehrt, heiratete L. Antonia, Tochter des → Thüring von Ringoltingen. Ab gehörte L. dem Großen Rat von Bern an und zählte ab auch zu den sog. Sechzehnern. – war er Schultheiss von Thun (Kanton Bern), – Landvogt für Baden (Kanton Aargau), – Gouverneur von Neuchâtel und – Landvogt von Aigle (Kanton Waadt). Die Stadt Bern betraute L. , , und mit diplomatischen Missionen, u. a. zu Kaiser → Maximilian († ) und König Karl VIII. († ). Nach dem Tod seiner Ehefrau () ging er eine zweite Ehe mit einer wohlhabenden Witwe ein, die ihn in seinen zunehmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten nach Kräften unterstützte. wurde L. in Pavia von Maximilian zum Ritter geschlagen. L. verfasste und um / Aufzeichnungen über sein Leben, die als Autograph erhalten sind. Über L.s Motive für die Abfassung der Aufzeichnungen gibt es verschiedene Vermutungen. Laut L. soll Niklaus von Diesbach ein – heute verschollenes – Familienbuch geschrieben haben, das L. möglicherweise zu seiner eigenen Arbeit anregte. Auch weitere Personen aus L.s Umfeld betätigten sich literarisch, was ihn vielleicht ebenfalls ermutigte: Thüring von Ringoltingen bearbeitete die Melusine, während der Diesbachsche Angestellte → Hans von der Gruben einen Reisebericht schrieb. Ein weiterer, wichtiger Anstoß war der Tod Antonias . Bald darauf begann L. seine Aufzeichnungen, in denen seine verstorbene Frau eine bedeutende Rolle spielt. Der erste Teil von L.s Werk behandelt zunächst seine Kinder- und Jugendjahre, L.s Ausbildung und die Zeit mit Ludwig XI., dann sein Leben nach der Eheschließung. Während L.s öffentliche Ämter von ihm kaum thematisiert werden, nehmen private Ereignisse breiten Raum ein. So berichtet er ausführlich über die Schwangerschaft und den Tod seiner Ehefrau, deren Bestattung am Ende des ersten Teils steht. Der zweite Abschnitt der Aufzeichnungen setzt nach Antonias Tod ein und schildert u. a. L.s nanzielle Probleme sowie Erbschaftsauseinandersetzungen innerhalb der Familie. Wieder spielt
. Hälfte . Jh. die Ehefrau eine zentrale Rolle, nun jedoch als verlässliche Helferin in wirtschaftlicher Not. Zugleich identi ziert L. verschiedene Gründe für seine desolate Lage, etwa Fehlinvestitionen, Preisverfall und geerbte Schulden. Selbstkritisch erwähnt er auch sein kostspieliges Interesse an der Alchemie. Auf diese Weise will L. gegenüber seinen Nachkommen Rechenschaft ablegen, für die er das Werk schrieb. Er verfügte für die Zeit nach seinem Tod einen rein familieninternen Gebrauch der Schrift, was deren Rezeption stark begrenzte. L.s Aufzeichnungen gelten als plastisch und kurzweilig formuliertes Werk. Sie stehen einerseits in der von Niklaus’ Familienbuch begründeten Tradition, sind also Bestandteil einer offiziellen Familiengeschichtsschreibung. Zugleich enthalten sie aber sehr persönliche Bekenntnisse, gegenüber denen L.s öffentliches Wirken in den Hintergrund tritt. So berichtet L. z. B. über die religiösen Zweifel, die ihn nach dem Tod seiner ersten Frau befallen. In dieser individuellen Offenheit differieren L.s Aufzeichnungen deutlich von anderen, überindividuell angelegten Familienbüchern. Gerade dieser private Charakter macht sie jedoch zu einem seltenen und wertvollen Zeugnis schweizerischen Adelslebens an der Schwelle vom MA zur Frühen Neuzeit. Ü: Bern, Burgerbibl., Mss. h.h. LII , Bll. (Pap., und um /). – Vgl. u. a. Zahnd (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. – http://katalog.burgerbib.ch/ detail.aspx?ID=. A: L.s v. D., Herrn zu Landshut und Diesbach, Chron. und Selbstbiographie. In: Der Schweizerische Geschichtsforscher () S. –. – Beyer-Fröhlich (s. Lit.). – Wenzel (s. Lit.). – Zahnd (s. Lit.). Ü: Chronique du Chevalier Louis de D., Page de Louis XI. Hg. v. Max v. Diesbach. Genf . L: Georg von Wyss, ADB () S. – (Familienartikel). – Helgard Ulmschneider, VL () Sp. –. – Urs Martin Zahnd, HLS () S. . – Ders., Killy () S. –. – Marianne Beyer-Fröhlich, Aus dem Zeitalter des Humanismus und der Reformation. Leipzig , S. –, –. – Hans von Greyerz: Stud. zur Kulturgesch. der Stadt Bern am Ende des MA. In: Arch. des Hist. Ver. des Kantons Bern () S. –, hier S. –. –
Vischer Richard Feller/Edgar Bonjour: Geschichtsschreibung der Schweiz vom SpätMA zur Neuzeit. Basel , S. f. – Horst Wenzel: Die Autobiogr. des späten MA und der frühen Neuzeit : Die Selbstdeutung des Adels. München , S. –. – Lorna Susan Bloom: German Secular Autobiography. A Study of Vernacular Texts from circa to . Diss. Toronto , S. –. – U. M. Zahnd: Die autobiographischen Aufzeichnungen L. v. D.s. Stud. zur spätma. Selbstdarstellung im obd. und schweizerischen Raume. Bern . – Stephan Pastenaci: Erzählform und Persönlichkeitsdarstellung in deutschsprachigen Autobiogr. des . Jh. Ein Beitr. zur hist. Psychologie. Trier , S. – u. ö. – Simon Teuscher: Bekannte – Klienten – Verwandte. Soziabilität und Politik in der Stadt Bern um . Köln u. a. , S. f., –, f. u. ö. – U. M. Zahnd: ‹Min allerliebster unn früntlicher, erlicher unn frommer gemachel›. Ehegatten in spätma. Selbstzeugnissen. In: Personen der Gesch., Gesch. der Personen. FS Rainer Christoph Schwinges. Hg. v. Christian Hesse u. a. Basel , S. –. – L. v. D. In: Gabriele Jancke: Selbstzeugnisse im deutschsprachigen Raum. Autobiogr., Tagebücher und andere autobiographischen Schr. –. Eine Quellenkunde. Unter Mitarbeit von Marc Jarzebowski u. a. Berlin , www.geschkult.fu-berlin.de/ e/jancke-quellenkunde/. – Simon Wenger: Zwischen Typik und Individualität. Eine Relektüre der Autobiogr. L. v. D.s. In: ZfdPh () S. –. – Franziska Ziep: Erzählen ohne Ende. Lebensgeschichten im . Jh. am Beispiel der autobiographischen Texte von L. v. D. (/) und Thomas Platter (). In: Selbstzeugnis und Person. Transkulturelle Perspektiven. Hg. v. Claudia Ulbrich u. a. Köln u. a. , S. –. MM Vischer, Matthias, † . – Priester, Verfasser einer Praktik. Der aus Ulm stammende Priester war in der Diözese Konstanz tätig und – Kaplan in Ulm. Dort ist er als Stifter einer Messe und Pfründe auf dem Stöcklinsaltar nachweisbar. V. verfasste eine Praktik auf das Jahr in dt. Sprache. Das Werk, das als sechsspaltiges Manuskript mit farbigen Federzeichnungen erhalten ist, enthält u. a. genau kalkulierte Angaben zu Mondphasen, Sonnenwenden, Tagundnachtgleichen und einer Sonnen nsternis. Geeignete Zeitpunkte für Aderlässe wurden von V. unter Ein
Der Mönch am Kreuz berechnung von Planeten, Tierkreis, Ekliptik und Mondbahn zusammengestellt. Ü: Sigmaringen, Hohenzollernsche Hofbibl., cod. , Bll. (Pap., ). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. L: Anne Rappert, VL () Sp. . – Hermann Tüchle: Die Münsteraltäre des SpätMA. Stifter, Heilige, Patrone und Kapläne. In: Jahre Ulmer Münster. Hg. v. Hans E. Specker/Reinhard Wortmann. Stuttgart u. a. , S. –, hier S. , . MM Der Mönch am Kreuz. – Belehrendes Text-BildEnsemble, spätestens letztes Viertel . Jh. D. M. a. K. ist anonym in lat. und dt. Sprache überliefert (Incipit: «Monachus est miles strenuus» bzw. «Ein münch ist ein gestrennger ritter»). Die dt. Handschriften setzen im letzten Viertel des . Jh. ein. Die beiden Einblattdrucke werden auf um , manchmal aber auch bereits auf um / datiert. Inhaltlich beschäftigt sich D. M. a. K. mit den P ichten und Qualitäten des Mönchs. Dieser wird im Text u. a. zu Gehorsam, Armut, Arbeit und Gebet ermahnt. Das Werk beruft sich dabei vor allem auf die Bibel, aber auch auf einen Hugo, mit dem vielleicht → Hugo von St. Victor gemeint ist. Als Verfasser von D. M. a. K. hat die Forschung einen reformerisch orientierten Zisterzienser oder Mendikanten erwogen. D. M. a. K. kombiniert Bild und Text: Im Zentrum der Seite ist in der Druckfassung ein Mönch abgebildet, der in sein Gewand gekleidet an ein Holzkreuz geschlagen ist. In seiner linken Seite klafft eine offene Wunde, durch die eine Schlange an seinem Herz frisst. Um die Illustration sind mehrere Textblöcke verteilt, deren Länge zwischen wenigen Worten und mehreren Zeilen variiert. Diese Abschnitte sind meist in Prosa, teilweise aber auch in Reimen verfasst. So bietet der einleitende Textblock am Kopf der Seite Merkverse über die mönchische Tugenden. Die das Akrostichon «Monachus» formenden Verse sind seit dem . Jh. belegt. Vorformen der Abbildung des gekreuzigten Mönchs wurden in zwei Handschriften aus der ersten Hälfte des . Jh. nachgewiesen, allerdings in Verbindung mit anderen lat. Texten. Das Bildmotiv wurde noch bis ins . Jh. von Zeichnern aufgegriffen. Die dt. Übersetzung von D. M. a. K. gilt als sehr originalgetreu, gibt die Texte jedoch nur in Prosa wieder. Ü: Dt. Fassungen: München, BSB, cgm , v–r (Pap., letztes Viertel . Jh.,
. Hälfte . Jh. westbair.). – Ebd., cgm , r–r (Pap., , ostschwäbisch). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, HR , r–v, r–v (Pap., , schwäbisch). Vorformen der Illustration mit einem anderen lat. Text sind nachgewiesen in: Rom, Biblioteca Casanatense, cod. , v (erste Hälfte . Jh.). – London, Wellcome Institute for the History of Medicine, Ms. , v (um ). Vgl. u. a. Eisermann und (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/ . D: Lat.: [Augsburg: Johannes Schobser, spätestens um ] (GW M). – Dt.: [Augsburg: Johann Schobser, spätestens um ] (GW M). – Vgl. u. a. Eisermann (s. Lit.). – www.gesamtkatalogderwiegendrucke.de/ docs/MONACHU.htm. A: Lat.: Eisermann (s. Lit.) S. . – Seebohm (s. Lit.) S. –. – Online-Faks. von GW M: http://inkunabeln.digitalesammlungen.de/. – Dt.: Holter (s. Lit.) S. . L: Falk Eisermann, VL () Sp. –. – Karl Dziatzko: M. a. K. (Einblattdruck). In: Beitr. zur Kenntnis des Schrift-, Buch- und Bibliothekswesens () S. –. – Fritz Saxl: Aller Tugenden und Laster Abb. In: FS Julius Schlosser. Hg. v. Arpad Weixlgärtner/Leo Planiscig. Zürich , S. –, hier S. , , . – Kurt Holter: Über einige unbekannte Wiegendrucke in oberösterr. Sammlungen. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Leopold Kretzenbacher: Bilder und Legenden. Erwandertes und erlebtes Bilder-Denken und Bild-Erzählen zwischen Byzanz und dem Abendlande. Bonn/ Klagenfurt , S. –. – Almuth SeebohmDésautels: Texts and Images in a Fifteenth-Century German Miscellany. Diss. London . – EvaMaria Bangerter-Schmidt: Erbauliche illustrierte Flugbll. aus den Jahren –. Frankfurt/M. u. a. , S. –, (Nr. ). – A. SeebohmDésautels: The Cruci ed Monk. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes () S. –. – F. Eisermann: Medienwechsel, Medienwandel. Geistliche Texte auf Einblattdrucken und anderen Überlieferungsträgern des . Jh. In: Das illustrierte Flugbl. in der Kultur der Frühen Neuzeit. Wolfenbütteler Arbeitsgespräch . Hg. v. Wolfgang Harms/Michael Schilling. Frankfurt/ M. u. a. , S. –. MM
. Hälfte . Jh. Seligenstädter Lateinpädagogik. – Illustrierte Elementargrammatik, nach . Die S. L., benannt nach dem Benediktinerkloster Seligenstadt bei Hanau, hat sich in einer rheinhessischen Pergamenthandschrift ( x cm, beschriebene Blätter) aus dem ausgehenden . Jh. erhalten. Das mit ausgeführten kolorierten Federzeichnungen illustrierte Werk, dessen Verfasser vermutlich Lateinlehrer war, ist anonym. Die zeitlichen Ansetzungen schwanken zwischen «nach » (Worstbrock) und «–» (Stolt). Der Terminus ante quem non ergibt sich aus der Benutzung moderner italienischer Grammatiker und des in Deutschland – nachweisbaren Spaniers Jacobus Publicius. Das Kloster war gewiss nur Aufbewahrungsort. Der in Uppsala lange Zeit übersehene Codex gilt als das «Werk eines pädagogischen Genies» (Stolt). Er enthält eine lat. Elementargrammatik, die sich in der Hauptsache auf die ersten Bücher der Institutiones grammaticae Priscians (den sog. Priscianus maior) stützt, die aber durch ihren re ektierten Aufbau und ihr hoch differenziertes Layoutkonzept besticht. Der Verfasser arbeitet, sichtlich angeregt durch die Möglichkeiten des Buchdrucks, mit verschiedenen Schriftarten und -größen, Rubriken, Diagrammen und Schaubildern. Das lat. Wortmaterial wird durch ca. dt. Wortglossen erläutert. Besonders intensiv wurde der Bereich der Verben illustriert. Hier ermuntert der Lehrer seine Schüler, sich die im Verb enthaltene Handlung, die erforderlichen Instrumente, ein sie repräsentierendes Symbol oder das Ergebnis der Handlung bildlich vorzustellen. Die mitunter drastischen Abbildungen sollen im Sinne der Ars memorativa Affekte evozieren, die beim Einprägen der Lerninhalte helfen. Die S. L. ist kein unzeitgemäßes Werk eines Einzelgängers. Sie nutzt vielmehr die durch den Buchdruck verfeinerten darstellerischen Möglichkeiten für einen individuellen Luxusartikel, der die seriellen Produkte der Mitwelt mitdenken und dabei vergessen lassen soll. A: Die «S. L.». Eine illustrierte Lateingrammatik aus dem dt. Frühhumanismus. Hg. v. Monika Asztalos/Jan Öberg/Astrid Stedje. Bde. Stockholm . L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. f. – Bursill-Hall .. – Birgit Stolt: Das Werk eines pädagogischen Genies. Die Ars Minor des Donat im Codex Ups. C . In: Daphnis () S. –. – Dies.: En barnvänling
Seligenstädter Lateinpädagogik språklära från slutet av -talet. In: Kungliga Vitterhets Historie och Antikvitets Akademiens Årsbok. Uppsala , S. –. – F. J. Worstbrock: Rezension von Asztalos et. al. In: ZfdA () S. –. – Leonie von Wilckens: Rezension von Asztalos et. al. In: Zs. für Kunstgesch. () S. –. – Margarete Andersson-Schmitt/Hakan Hallberg/Monica Hedlund: Ma. Hss. der Universitätsbibl. Uppsala. Kat. über die C-Slg. Bd. : C –. Stockholm , S. f. – Astrid Stedje: Vergessenes Wissen – Bemerkungen zur S. L. In: Sprachgermanistik in Skandinavien II. Hg. v. John Ole Askedal u. a. Oslo , S. –. – Helmut Puff: «Von dem schlüssel aller Künsten / nemblich der Grammatica». Deutsch im lat. Grammatikunterricht – (Basler Stud. ). Basel , S. , , . – Karl Heinz von Rothenburg: Gesch. und Funktion von Abb. in lat. Lehrbüchern. Frankfurt/M. u. a. , S. –. CF Zenders, Wilhelm, von Wert (auch: Zender[us], Zeen-/Zein-/Senders u. ä.; Wilhelm[us] [von] Vert/Wert; Guillelmus [de] Vert/Weert u. ä.), * Weert (Limburg). – Verfasser lat. grammatikalischer Lehrbücher, zweite Hälfte . Jh./frühes . Jh. Abgesehen von seiner limburgischen Abkunft, gibt es keine gesicherten biographischen Kenntnisse zu W. Von der frühen Forschung wurde der philologische Autor mit einem gleichnamigen Gelehrten identi ziert, der / als Immatrikulant und Bakkalaureus in Löwen und als Licentiatus und Magister an der Universität Köln bezeugt ist. Diese Gleichsetzung muss jedoch angesichts des sehr viel späteren Erscheinens von Z.’ Schriften im Druck (ab ) als sehr unwahrscheinlich gelten. Dagegen spricht auch die Berufung Z.’ auf moderne humanistische Autoren wie Aeneas Silvius → Piccolomini oder Agostino Dati, vor allem aber die Nennung des Lütticher Bischofs Johann IX. von Horn (–) im erstmals gedruckten Opus minus. Angesichts des schulpragmatischen Charakters seiner Werke dürfte Z. selbst eine Lehrtätigkeit ausgeübt haben. Seine Vertrautheit mit den Unterrichtsmethoden der Universitäten Löwen und Paris macht eine Ausbildung ebendort wahrscheinlich. Die häu ge Nennung von Löwen (neben Köln) und die ältesten Drucke aus Gouda
Zenders und Zwolle ergeben einen recht großen potenziellen Wirkungsraum Z.’, der sich nicht weiter einengen lässt. Insgesamt werden vier Schriften mit Z. verbunden. Bei dreien ist seine Autorschaft durch Bezeugung des Namens in sämtlichen Drucken gesichert: Opus minus (ein Kommentar zum Doctrinale des → Alexander de Villa Dei), Lilium grammatice und Parvum bonum grammatice. Die Zuweisung des Exercitium puerorum grammaticale, das zu den am weitesten verbreiteten Sprachbüchern des späten . Jh. zählt, kann aufgrund signi kanter Übereinstimmungen zwar als valide gelten, muss aber prinzipiell fraglich bleiben. Das Exercitium (Erstdruck ) erschien zunächst anonym und Z.’ Name begegnet erstmals in Drucken von begegnet. Ein Opus maius, womöglich ein umfassenderer Doctrinale-Kommentar, auf den sowohl im Opus minus als auch im Exercitium hingewiesen wird, hat Z. entweder nicht verfasst oder das Werk wurde nicht veröffentlicht. Ebenfalls nicht nachgewiesen ist ein Kommentar der Summulae logicales des → Petrus Hispanus, auf den Z. im Kolophon des zweiten Teils des Opus minus hinzuweisen scheint. In einigen Drucken wird Z. außerdem als Autor eines Kommentars zum Libellus de modo poenitendi et con tendi (auch: Poeniteas cito) geführt. Diese Buß- und Beichtlehre wird seit dem MA überwiegend → Johannes de Garlandia zugesprochen, was sich indes nicht veri zieren lässt. Eine Autorschaft Z.’ für den Kommentar zu diesem Werk erscheint angesichts des von seinem sonstigen Œuvre grundsätzlich abweichenden Sujets zweifelhaft; sie ist noch nicht näher untersucht worden. (Eine Auflistung der entsprechenden Drucke bei: Andrew Pettegree/Malcolm Walsby [Hg.]: Netherlandish books. Books published in the low countries and Dutch books printed abroad before . Leiden/ Boston , Bd. ., S. f. [Nr. –, f., f., –, f., f.]). Im Zentrum von Z.’ gesichertem Schaffen steht die Revision des hochma. Doctrinale, um die sich mit Alexander → Hegius und Johannes → Synthen weitere spätma. Grammatikautoren bemühten. Zu einer neuen, humanistischen Programmatik gelangt Z. nur ansatzweise; er bleibt der ma. Latinität verhaftet. Bemerkenswert sind sein didaktischer Einsatz der Volksprache und erste methodische Ansätze zur Vergleichung von Latein und Volkssprache.
. Hälfte . Jh. Im Folgenden werden die einzelnen Schriften in der mutmaßlichen chronologischen Abfolge kurz charakterisiert: Das Opus minus ist in zwei Teilen erschienen als fortlaufender Kommentar zu den ersten beiden Teilen von Alexanders grammatischen Lehrgedicht Doctrinale (Flexion und Syntax). In Paragraphen wird jeweils eine bestimmte Versgruppe Alexanders paraphrasiert und anschließend scholastisch erörtert. Dabei beschränkt sich Z. nicht auf die grammatischen Vorgaben des Doctrinale, sondern bezieht sich auch auf anderweitig belegte Regeln. Er stützt sich u. a. auf De linguae latinae elegantia des Humanisten Lorenzo Valla und auf die Flores grammatice des Hugo → Spechtshart. Die erste als humanistisch geltende Grammatik des Niccolò Perotti (Rudimenta grammatices []) kannte Z. aber offensichtlich noch nicht. Einigen Lehrexempeln stellt Z. ndl.-volkssprachige Übersetzungen als Interpretamente anbei. Der Kommentar wird von einem religiös-didaktischen Programm ankiert, das Z. in der Vorrede erläutert, indem er auf die Funktion des Lehrers als Vermittler von «scientia», aber eben auch von «virtus» abhebt. Auf diesen moralischen Aspekt wird schon im Titel der Drucke verwiesen: «Opus minus Prime partis Alexandri cum questiˉuculis de optimis moribus et virtutibus interpositis» (GW ). Die «questiunculae» sind kurze Unterweisungen nach dem Frage-AntwortMuster zu grundlegenden Glaubensfragen (Sakramente, Gebet, letzte Dinge usw.). Das Exercitium puerorum grammaticale ist wie das Opus zweigeteilt; auch hier entsprechen die Lehrinhalte den ersten beiden Teilen des Doctrinale, mit dem es teils wörtliche Übereinstimmungen gibt. Eigenständigkeit beweist Z. in einer didaktisch ausgerichteten Neuordnung des Stoffes in Tageslektionen: Beide Teile sind in zwölf «diaetae» für die Werktage zweier Wochen eingeteilt. Auch für das Selbststudium «sine preceptore» wird das Werk von Z. empfohlen. Im Gegensatz zum Opus wird Volkssprachiges nicht nur gelegentlich zur Lernunterstützung eingestreut: In der zentral im Werk platzierten beidseitigen Übersetzungslehre erscheinen alle Beispiele konsequent zweisprachig. Damit geht Z. über den zeitgenössisch üblichen Einsatz der Volkssprache in vergleichbaren Lehrschriften deutlich hinaus. Das Lilium grammatice schöpft als kurze Syntaxlehre durchweg aus den beiden Vorgängerschriften, ordnet die Beispiele dabei aber neu an. Auch hier
. Hälfte . Jh. ist der Hauptbezug also Alexander de Villa Dei (neben humanistischen Schriftstellern) und wiederum nden sich ndl. Verständnishilfen. Das Parvum bonum grammatice ist ein kurzes dreiteiliges Lehrbuch für Sprachanfänger, das hinsichtlich seiner Verbreitung deutlich hinter den anderen Schriften Z.’ zurücksteht. Die Ausführungen zur Flexionslehre und zur Syntax sind prinzipiell dem Exercitium und dem Lilium vergleichbar. Die Rezeption Z.’ dürfte schon um das zweite Jahrzehnt des . Jh. abgeebbt sein, wie die Drucküberlieferung nahe legt. Seine Programmatik war zu sehr an (hoch-)ma. Vorbildern geschult, als dass er in der Zeit des wissenschaftlich-philologischen Umbruchs hätte länger reüssieren können. Bereits Hegius äußerte sich abschätzig über Z. In den Dunkelmännerbriefen von werden das Opus und das Exercitium persi iert und dadurch als «scholastisch» gebrandmarkt. D (der volkssprachige Anteil der Drucke ist je nach Druckort ndl., nd. oder obd.): Opus minus: Tl. und sind zunächst separat im Druck erschienen. Tl. : Gouda: Drucker des Opus minus, . – Deventer: Richard Paffraet, , und (GW f., N; Reichling [s. Lit.] S. CCXLIV [Nr. ]). – Tl. : Erstdruck: Gouda: Drucker des Opus minus, (GW ). GW (–, Sp.a, ) verzeichnet zehn weitere Inkunabeln; zwei zusätzliche Drucke von und (Deventer und Antwerpen) bei Reichling (s. Lit.) S. CCXXXVIII f., CCXLVIII (Nr. , ). – Erst die letzten beiden bekannten Drucke bieten Tl. und gemeinsam: Antwerpen: Heinrich Eckert von Homberch, (Reichling [s. Lit.] S. CCLII f. [Nr. ]) und Köln: Heinrich Quentel (Erben), (VD A ). – Exercitium puerorum grammaticale: Erstdruck: Antwerpen: Gerard Leeu, (GW ). weitere Inkunabeln (GW –, ). Acht Drucke von – (VD ZV –, E , ZV ; ein weiterer Druck bei Puff [s. Lit.] S. f.). Die häu gsten Druckorte sind Köln, Straßburg und Hagenau. – Lilium grammatice: Erstdruck: [Zwolle, um ]. weitere Inkunabeln (GW –, Sp.a, Sp.a). Sechs Drucke von – (VD Z –, ZV ). Mit insgesamt sechs bekannten Drucken aus dem obd. und westlicheren Raum (Reutlingen, Augsburg, Nürnberg) hat das Lilium eine signikante Verbreitung außerhalb seines ndl. Entste
Zenders hungsraumes erfahren. – Parvum bonum grammatice: Löwen: Johann von Paderborn, (GW ). A: Exercitium puerorum grammaticale: (Teilausg.) Müller (s. Lit.) S. []–[.] L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –. – D[ietrich] Reichling: Beitr. zur Charakteristik der Humanisten Alexander Hegius, Joseph Horlenius, Jacob Mantanus und Johannes Murmellius. In: Monatsschr. für rheinischwestfälische Geschichtsforschung und Alterthumskunde () S. –, hier S. , . – Johannes Müller: Quellenschr. und Gesch. des deutschsprachlichen Unterrichts bis zur Mitte des . Jh. (Gesch. der Methodik des dt. Volksschulunterrichtes ). Gotha (Neudr. Hildesheim/ New York ; Darmstadt [mit einer Einf. von Monika Rössing-Hager]) S. –, f. – D. Reichling (Hg.): Das Doctrinale des Alexander de Villa-Dei. Krit.-exegetische Ausg. mit Einleitung, Verz. der Hss. und Drucke nebst Reg. (Monumente Germaniae Paedagogica ). Berlin (Nachdr. Leipzig um ; New York ) S. LXVI f., CCCV. – Nikolaus Henkel: Dt. Übersetzungen lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit (MTU ). München , S. –. – Kristian Jensen: Rhetorical Philosophy and Philosophical Grammar. Julius Caesar Scaliger’s Theory of Language (Humanistische Bibl. /). München , S. , , –. – Helmut Puff: «Von dem Schlüssel aller Künsten, nemblich der Grammatica». Dt. im lat. Grammatikunterricht – (Basler Stud. zur dt. Sprache und Lit. ). Tübingen/Basel , S. –, , , f. u. Reg. – K. Jensen: Die lat. Grammatik Melanchthons. Hintergrund und Nachleben. In: Melanchthon und das Lehrbuch des . Jh. Begleitbd. zur Ausstellung im Kulturhist. Museum Rostock. Hg. v. Jürgen Leonhardt. Rostock , S. –, hier S. –. – Corneille Henri Kneepkens: Some Notes on the Revival of Modistic Linguistics in the Fifteenth Century. Ps.-Johannes Versor and William Z. of Weert. In: John Buridan and beyond. Topics in the language sciences, –. Hg. v. Sten Ebbesen/Russel L. Friedman (Historisk- loso ske meddelelser ). Kopenhagen , S. –. – C. H. Kneepkens: Dyophysitism «in grammaticis». William Z.: Alexander de Villa Dei and Lorenzo Valla in One Mind. In: Erziehung, Bildung, Bildungsinstitutionen. Hg. v. Rudolf Suntrup u. a. (Medieval to early modern culture ). Frankfurt/M. u. a. , S. –. –
Raymundus Neapolitanus C. H. Kneepkens: Scholasticism versus Humanism. A Con ict of Interests? Late Fifteenth-Century Re ections on Grammar in Northwestern Europe. In: Language and Cultural Change: Aspects of the Study and Use of Language in the Later Middle Ages and the Renaissance. Hg. v. Lodi Nauta (Groningen studies in cultural change ). Löwen , S. – passim. – Oliver Duntze: Ein Verleger sucht sein Publikum. Die Straßburger Offizin des Matthias Hupfuff (/–) (Arch. für Gesch. des Buchwesens Stud. ). München , S. , , . – Ulrich Töns: «Fundamentum scholarium». Die Grammatik des Johannes Kerckmeister () als Zeugnis des Humanismus in Münster. In: Frühma. Stud. () S. –, hier S. –. VZ Sudermann, Hilbrant (auch: Suderman, Hildebrant). – Verfasser historischer nd. Notizen für die Jahre –. S. entstammte einer aus Dortmund zugewanderten Kölner Patrizierfamilie, die Mitglieder des Kölner «weiten Rats» stellte. In einen chronikalischen Sammelband aus seinem persönlichen Besitz hat S. kurze und zumeist unpolitische Eintragungen vorgenommen. Diese stellen die ältesten bekannten historiographischen Privataufzeichnungen aus dem dt. Nordwesten dar, die nicht in primär genealogischem Kontext stehen (wie etwa das Hausbuch Johann → Sloesgins). Ein planvolles Konzept hat S. bei seinen Niederschriften offenbar nicht verfolgt, sondern Augenblickserleben spontan in schlichtem Nd. festgehalten. Am häu gsten berichtet er von meteorologischen Ereignissen (Rheinhochwässer, Fröste und Hitzewellen) und deren Auswirkungen auf das Kölner Wirtschaftsleben. Daneben widmet er sich u. a. Unglücksfällen wie Bränden, Erdbeben oder Pestepidemien und bringt gesellschaftliche Nachrichten zu Turnieren oder Fasnachtsfeiern. Ü: Kopenhagen, Kgl. Bibl., GKS Cod. , °, r–v (Pap., spätes ./frühes . Jh., nd.); autographe Sammelhs. mit unterschiedlichen historiographischen Texten. Seine persönlichen Notizen hat S. auf freien Bll. zwischen den Hauptstücken eingetragen. A: H[ermann] Cardauns: Aufzeichnungen des Kölner Bürgers H. S. –. In: Annalen des Hist. Ver. für den Niederrhein () S. –. L: Hartmut Beckers, VL () Sp. f. – H. Cardauns (s. Ausg.) . VZ
. Hälfte . Jh. Raymundus Neapolitanus (auch: R. Parthenopeus, R. von Wiener Neustadt). – Autorpseudonym oder Autor bzw. Redaktor eines lat. Lehrbuchs zum weltlichen römischen Recht, . Jh.; dt. Übersetzungen ab dem späten . Jh. Das Rechtsbuch Summa legum brevis levis et utilis war im . Jh. handschriftlich in Österreich, Böhmen, Ungarn und Polen ohne Verfasserangabe verbreitet. Der Text wurde in die gedruckte offizielle polnische Gesetzessammlung Commune incliti Polonie regni privilegium integriert, und nur hier ndet sich eine Autorzuweisung: «doctor utriusque iuris Raymundus Parthenopensis alias Neapolitanus». Das plötzliche Auftauchen eines Autornamens nach rund hundertjähriger anonymer Texttradition lässt diese Zuschreibung allerdings wenig zuverlässig erscheinen. Es könnte sich um einen späteren Bearbeiter gehandelt haben, dessen Name der Redaktion des Privilegiums geläu g war. Auch konnte dieser Dr. beider Rechte bisher mit keiner archvalisch bezeugten Person identi ziert werden, zumal völlig offen ist, ob der Verfasser der Summa legum dt., italienischer oder anderer Abkunft war. In der Forschung wurde eine Herkunft R.s aus Magdeburg, Neapel oder Padua diskutiert. Was den Entstehungsort des Textes betrifft, so haben vermeintliche Reminiszensen zum Stadtrecht von Wiener Neustadt Anlass gegeben, eine Entstehung der Summa legum ebendort zu vermuten. Aber auch Parallelen zu Rechtszuständen in italienischen Gemeinden oder zum polnischen Recht sind konstatiert worden. Für eine polnische Provenienz der Summa legum könnte sprechen, dass im . Jh. das römische Recht in Polen breiter rezipiert worden ist als in Österreich. Die Summa legum ist ein populärwissenschaftliches Lehrbuch, das in das römische Recht einführt und dabei sowohl auf die Behandlung kontroverser juristischer Problemstellungen als auch auf einen Zitationsapparat verzichtet. Der Text ist der Konvention entsprechend in drei Bücher untergliedert («de iure personarum», «rerum», «actionum»). Eine spätere Redaktion ergänzt die drei Abschnitte um ein entstandenes . Buch zum kanonischen Recht («De vita et honestate clericorum»). Gesicherte Quellen des Kompilators waren neben dem Corpus iuris civilis (und für den vierten Teil das Corpus iuris canonici) Schriften von Johannes → Andreae, Aegidius Romanus, Hostiensis und Rolandinus Passagerii. Der Anteil spezi sch
. Hälfte . Jh. deutschrechtlicher Verordnungen an der Summa legum ist umstritten. Auch wenn die Summa legum in österreichischen rechtspraktischen Handschriften umläu g war, lässt sich keine fachliterarische Rezeption oder ein Ein uss auf die Rechtsprechung im österreichischen Raum nachweisen. In polnischen und ungarischen Gemeinden, die dt. Recht angewandt haben, hat die Gesetzessammlung allerdings eine größere Rolle gespielt. Das gilt in besonderem Maße für Polen, wo ihr die Rolle einer offiziellen Quelle für das römische Recht zugekommen ist, während sie in Ungarn von Stephan Werböczy in sein Tripartitum opus iuris () inseriert wurde. Im ma. westungarischen (und heute slowakischen) Raum sind zwei dt. Übersetzungen der Summa legum nach voneinander unabhängigen Vorlagen entstanden. Die ältere dürfte im späten . Jh. in Preßburg und die jüngere um in Tyrnau (Trnava) angefertigt worden sein. Die dt. Fassungen repräsentieren die ältere Redaktion mit nur drei Büchern und halten sich eng an das Original. Sie dürften primär als Verständnishilfe für die Lektüre der lat. Summa legum konzipiert worden sein und sind ohne nachgewiesene Rezeption geblieben. Ü: lat. Hss. des . und . Jh. bei Gál (s. Ausg.) S. –; Rebro (s. Lit.) S. ; VL () Sp. ; Oppitz (s. Lit). Polen und das ma. Ungarn bilden den Überlieferungsschwerpunkt. – Druck: «Commune incliti Polonie regni privilegium constitutionum et indultuum publicitus decretorum approbatorumque». Hg. v. Jan Łaski. Krakau: Jan Haller («Statut Łaskiego»). – Dt.: Preßburger Übersetzung: Preßburg, LycealBibl., ohne Sign. («Codex Ballusianus», Rückeneintrag: Jus germ. Ms.) r–v (Pap., um ). – Fragm. (Buch III, Kap. –): Ebd., Stadtarch., ohne Sign. (Die Angaben nach Gál [s. Ausg.] S. f. bedürfen einer Aktualisierung/Veri zierung). – Tyrnauer Übersetzung: Kronstadt (Bra¸sov, Rumänien) Arch. und Bibl. der Honterusgemeinde (Biserica Neagra Bra¸sov) Mns T. f. , r–v (Pap., frühes . Jh.); Überschrift: «Der Bergstetter geschribne Recht und Freystetter geschribne Recht»; Explicit: «Ende des dritten und letzten Buchs Raymundi der königlichen Stadt Tirnau». A: Alexander Gál: Die Summa legum brevis, levis et utilis des sogenannten Doctor R. v. Wiener-Neustadt. Bde. Weimar , S. – (Ausg. des lat. Textes mit der Preßburger Übersetzung in Synopse). – Die Tyrnauer Übersetzung
Raymundus Neapolitanus ist unediert. Rebro (s. Lit.) S. – bietet eine Gliederungsübersicht mit Wiedergabe der Kapitelüberschriften. L: Werner Ogris: R. v. Wiener Neustadt, HRG () Sp. –. – Helgard Ulmschneider, VL () Sp. –. – Johann Adolf Tomaschek: Ueber eine in Oesterreich in der ersten Hälfte des XIV. Jh. geschriebene Summa legum incertis auctoris und ihr Quellenverhältnis zu dem Stadtrechte von Wiener Neustadt und dem Werböozischen Tripartitum. In: Sb. der Akad. der Wiss. in Wien. Phil.-hist. Kl. / () S. –. – Emil Seckel: Beitr. zur Gesch. beider Rechte im MA. Bd. : Zur Gesch. der populären Lit. des römischen kanonischen Rechts. Tübingen , S. –. – Robert Bartsch: Das eheliche Güterrecht in der Summa R.s v. Wiener-Neustadt. In: Sb. der Akad. der Wiss. in Wien. Phil.-hist. Kl. () S. –. – A. Gál: Die Staatslehre in der Summa des R. Parthenopeus. In: Österr. Zs. für öffentliches Recht () S. –. – Ernst Landsberg: Rezension Ausg. Gál. In: Zs. für Rechtsgesch. Germanistische Abt. () S. –. – Hermann Baltl: Ein üsse des römischen Rechts in Österreich (Ius Romanum medii aevi /). Mailand , S. –. – Rafael Taubenschlag: Einüsse des römischen Rechts in Polen (Dass. / ). Ebd. , S. f. – György Bónis: Der Zusammenhang der ‹Summa Legum› mit dem ‹Tripartitum›. In: Studia Slavica Hungarica () S. –. – Karol Rebro: Eine weitere dt. Hs. der ‹Summa legum Raimundi›. In: FS Hans Lentze. Hg. v. Nikolaus Grass/W. Ogris (Forschungen zur Rechts- und Kulturgesch. ). Innsbruck/ München , S. –. – Krystyna Kami´nska: Summa Raymunda Partenopejczyka jako zabytek ´sredniowiecznego prawa rzymskiego. In: Czasopismo Prawno-Historyczne / () S. –. – Kasimierz Kolanczyk: ‹Summa legum brevis, levis et utilis›. Monument mistérieux du droit romain medieval et son application pratique en Pologne. In: Le droit romain et sa reception en Europe. Les Actes du Colloque [...] – octobre . Hg. v. Henryk Kupjszewski/Witold Wolodkiewicz. Warschau , S. –. – Siegfried Furtenbach/ Herbert Kalb: Die Rechtslit. in volkssprachiger Überl. in Österreich. In: Beiträge zur Überl. und Beschreibung dt. Texte des MA. Hg. v. Ingo Reiffenstein (GAG ). Göppingen , S. –. – Marlies Hamm/H. Ulmschneider: Übersetzungsintention und Gebrauchsfunktion. Die ‹Rechts
Wacker (de Sinsheim) summe› Bruder Bertholds im Kontext volkssprachlicher kanonistischer Rechtslit. In: Überlieferungsgeschichtliche Prosaforschung. Beitr. der Würzburger Forschergruppe zur Methode und Auswertung. Hg. v. Hans-Jürgen Stahl/Kurt Ruh (TTG ). Tübingen , S. –, hier S. –, , . – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. /: Beschreibung der Rechtsbücher/Beschreibung der Hss. Köln u. a. , hier Bd. , Reg. (S. , ). – Gertrud Buttlar: Wiener Neustadt. Gesch., Kunst, Kultur, Wirtschaft. Erg. und erw. Nachdr. der . Au . . Wien , S. f. – Katalin Gönczi: Ungarisches Stadtrecht aus europäischer Sicht. Die Stadtrechtsentwicklung im spätma. Ungarn am Beispiel Ofen (Stud. zur europäischen Rechtsgesch. ). Frankfurt/M. , Reg. – Peter Bónis: A ‹Summa legum› Raymundi Parthenopei magyarországi jelenléte és jelentösége. In: Jogtudományi közlöny () S. –. – Repertorium fontium historiae medii aevi () S. . – Martyn C. Rady: The Prologue to Werboczy’s ‹Tripartitum› and its Sources. In: English Historical Review () S. –. – K. Gönczi/Wieland Carls: Sächsischmagdeburgisches Recht in Ungarn und Rumänien. Autonomie und Rechtstransfer im Donauund Karpatenraum (IVS saxonico-maidebvrgense in Oriente ). Berlin/Boston , S. . VZ Wacker (de Sinsheim), Johannes (auch: Vigilius), † wohl nach dem ... – Jurist, Übersetzer. Der aus Sinsheim stammende W. studierte ab in Heidelberg die Künste und wurde Magister. Er wandte sich dann der Rechtswissenschaft zu, wurde Bakkalaureus und Lizentiat. war er Dekan der Artistenfakultät, und deren Rektor. wurde er ordentlicher Professor der Rechtswissenschaft und Doktor der Rechte. Daneben war er in Worms ab Stiftskapitular und ab Domherr. Nach dem Ende seiner Lehrtätigkeit in Heidelberg ging W. als Generalvikar nach Worms, wo er im August zuletzt belegt ist. W. unterhielt gute Verbindungen zu dem pfälzischen Kurfürsten → Philipp (–), dessen Rat er war, sowie zu dem pfälzischen Kanzler und Wormser Bischof Johann von Dalberg (–). Dieser betraute W. u. a. mit der Verwaltung des Klosters Lorsch. Wie Dalberg gehörte W. zu dem humanistischen Kreis um Konrad Celtis, Johannes Reuchlin und Jakob Wimpfeling. In W.s Haus traf
. Hälfte . Jh. sich die «Sodalitas litteraria Rhenana»-Gesellschaft. Während Reuchlins Streit mit den Dominikanern trat W. für seinen Freund ein. W. war auch Widmungsempfänger von Wimpfelings De hymnorum et sequentiarum auctoribus und einer Ode von Celtis. Von W. sind nur wenige im weitesten Sinne literarische Zeugnisse bekannt. Er gab mit Jodocus Gallus die lat. → Mensa philosophica heraus, eine anonyme Sammlung von Exempla. Aus dem Jahr ist eine lat. Rede W.s überliefert, die er anlässlich der Promotion von Adam → Wernher von Themar und Jakob Han († ) hielt. Erhalten haben sich auch Briefe W.s an seine Freunde Celtis, Reuchlin und Wimpfeling. Daneben wird W. eine dt. Übersetzung mit dem Widmungsjahr zugespochen. Vorlage war der Traktat De felicitate des italienischen Humanisten Filippo Beroaldo d. Ä. (–). Der Text erörtert Wege zum Erreichen der Glückseligkeit, die für Beroaldo durch Schicksal sowie seelische und körperliche Qualitäten bedingt wird. Die dt. Fassung ist nur in einer Handschrift erhalten; sie wurde früher vereinzelt auch dem Mainzer Theologen Johann Wacker († ) zugeschrieben. Heute gilt aber W. als wahrscheinlicher Autor, u. a. wegen der Widmung an Kurfürst Philipp und aufgrund seines humanistischen Umfelds. So hatte Wimpfeling schon Beroaldos De tribus fratribus übersetzt. W. kürzte und redigierte Beroaldos Werk, indem er u. a. eine Widmungsvorrede entfernte und den ursprünglich akademischen Hintergrund des Textes abschwächte. Insgesamt wird W.s Übersetzung von der Forschung als konzises und verständliches Werk geschätzt. Ü: . Promotionsrede: Schlettstadt (Sélestat), StB, Ms. , r–r (Pap., hier ). – . Beroaldo-Übersetzung: Mainz, StB, Hs. II , r–v (Pap., ). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/ . D: Lat. Ausg. der Mensa philosophica: Heidelberg: [Lindelbach-Drucker (Heinrich Knoblochtzer)], (GW M). A: . Promotionsrede: Hartfelder (s. Lit.). – . Beroaldo-Übersetzung: Benzing (s. Lit.) S. f. (Teilausg.). – . Online-Faks. des Mensa philosophica–Drucks: http://daten.digitalesammlungen.de/. – . Briefe: Zu W.s Korrespondenz s. die Ausg. der Briefwechsel von Konrad Celtis, Jakob Wimpfeling und Johannes Reuchlin. L: De Boor/Newald / () S. , . – Franz. Josef Worstbrock, VL ()
. Hälfte . Jh. Sp. –. – Karl Hartfelder: Zur Gelehrtengesch. Heidelbergs am Ende des MA. In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins [NF ] () S. – (wieder in: Ders.: Stud. zum pfälzischen Humanismus. Zum . Todestag. Hg. v. Wilhelm Kühlmann/Hermann Wiegand. Heidelberg , S. –). – Gerhard Ritter: Die Heidelberger Univ. Bd. . Heidelberg , S. , f. – Henry J. Cohn: The Early Renaissance Court in Heidelberg. In: European Studies Review () S. –. – Josef Benzing: Eine dt. Übersetzung des ‹Opus de felicitate› von Philipp Beroaldus (). In: The Library Chronicle of the Friends of the University of Pennsylvania Library () S. –. – Erich Schwan: Wormser Urkunden [...] –. Darmstadt , Nr. , , . – Martina Backes: Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg im . Jh. Ein Beitr. zur Gönnerforschung des SpätMA. Berlin , S. – u. ö. – Hans Peterse: Jacobus Hoogstraeten gegen Johannes Reuchlin. Ein Beitr. zur Gesch. des Antijudaismus im . Jh. Mainz , S. . – Udo Friedrich: Johannes Reuchlin am Heidelberger Hof. Poeta, Orator, Paedagogus. In: Reuchlin und die politischen Kräfte seiner Zeit. Hg. v. Stefan Rhein. Sigmaringen , S. –, hier S. (Anm. –). – Anna Rose: Filippo Beroaldo der Ältere und sein Beitr. zur Properz-Überl. München , S. f. MM Mensa philosophica. – Lat. Stoff- und Exempelsammlung mit dt. Einsprengseln, zweite Hälfte . Jh.; dt. Teilübersetzungen ab der ersten Hälfte des . Jh. Die als Schöpfbecken für unterhaltsame Tischgespräche konzipierte Kompilation ist vor / , dem Datum des Erstdruckes, entstanden. Einen gesicherten Terminus post quem gibt es hingegen nicht. Die jüngste nachgewiesene Quelle der M. p. sind die → Gesta Romanorum. Deren Ursprung ist zwar für die zweite Hälfte des . Jh. anzusetzen, eine nachhaltige Verbreitung im dt. Raum ist aber erst um die Mitte des . Jh. belegt. Allerdings sprechen zwei Aspekte für eine Entstehung der M. p. erst kurz vor ihrer Drucklegung: Zum einen das Fehlen einer hsl. Tradition und zum anderen der fast ausschließlich profan-unterhaltsame Charakter des präsentierten Materials. Im Text angeführte Personennamen liefern keine zusätzliche Datierungshilfe, da sie sich nicht zweifelsfrei haben zuordnen lassen. Allerdings geben sie gemeinsam mit den dt. geographischen Namen im Text
Mensa philosophica und vereinzelt inserierten dt. Wörtern valide Hinweise dafür, dass die M. p. auf einen Verfasser aus dem dt. Sprachraum zurückgehen. Außer seiner dt. Abkunft gibt es aber keine weiteren Kenntnisse zum Autor. Die Zuweisung in späten Drucken an → Michael Scotus ist als pseudepigraph zu bewerten und der Verfassername Theobaldus Anguilbertus Hibernensis dürfte ktiv sein. Zuspruch seitens der Forschung hat die These gefunden, ein dt. (womöglich Kölner) Dominikaner könnte für die M. p. verantwortlich zeichnen. Als rein spekulativ hingegen muss die postulierte Autorschaft → Konrads von Halberstadt d. Ä. gelten (so noch Paul-Gundolf Gieraths, NDB [] S. ). Die M. p. ist in vier thematisch differenzierte Bücher gegliedert: Buch ( Kap.) behandelt die richtige Zeit und den richtigen Ort des Mahles, die Ordnung der Speisen sowie einzelne Getränke und Gerichte. Buch ( Kap.) ist eine allgemeine Ständedidaxe mit ständisch geordneten Zitaten, Anekdoten, Dicta und Exempla. Buch ( Kap.) präsentiert «questiones mensales»: diätetische, medizinische und naturkundliche Quaestionen, die sich formal an die Quaestionen des gynäkologischen Traktats Problemata Aristotelis anlehnen. Die mitunter scherzhafthalbwissenschaftlichen Problemstellungen sollen die Unterhaltung bei Tisch befördern. Das umfangreichste Buch ( Kapitel) schließlich bietet eine wie in Buch ständisch geordnete Sammlung von Anekdoten, Schwänken und Fazetien. Die Quellen der M. p. variieren von Buch zu Buch. Für das erste sind neben antiken auch arabische Vorlagen anzusetzen, während Buch ausschließlich aus antiken Exempla schöpft (u. a. Valerius Maximus, Sextus Iulius Frontinus, Flavius Vegetius Renatus). Buch bedient sich überwiegend bei arabischen Autoren und bei → Albertus Magnus. Einzig Buch berücksichtigt neben antiken Quellen auch originär europäisch-ma. Vorlagen. Allerdings nden sich im vierten Buch nach den ersten elf Kapiteln kaum mehr Quellenangaben; zum Teil wird man hier auch von mündlich tradiertem Material ausgehen dürfen. Das Gros der einzelnen Kapitel der M. p. ist somit vorma. Ursprungs, wobei der unbekannte Kompilator nicht direkt auf antike Quellen zurückgriff, sondern selbst schon mit Textsammlungen gearbeitet hat: etwa dem Breviloquium de philosophia des Johannes Wallensis (John of Wales), der bereits ständisch geordneten Compilatio singularis exemplorum oder den Gesta Romanorum.
Mensa philosophica Für die medizinisch-naturwissenschaftlichen Abschnitte konnte der Anonymus auf das ma. enzyklopädische Schrifttum zurückgreifen (neben Albertus Magnus u. a. auf den Liber de natura rerum des → Thomas von Cantimpré). Beim vierten Buch dürfte der Kompilator mehrere Textsammlungen ausgewertet haben, darunter womöglich auch das Alphabetum narrationum des → Arnold von Lüttich. Das schlichte Kompilationswerk M. p., das diätetisches Wissen und Kurzerzählungen mit der Absicht der literarischen Unterhaltung vereint, war ein Publikumserfolg. Im Druck hat die M. p. europaweite Verbreitung gefunden und wurde bis ins . Jh. aufgelegt. Zeitnah hat sie auf den → Ulenspiegel gewirkt, dessen . «Histori» sich an die M. p. anlehnt. Heinrich Bebel hat für seine Fazetien (–) gleich mehrere Kapitel der M. p. übernommen. In dt. Übersetzung begegnen sieben Stücke der M. p. in der erstmals in Frankfurt/M. gedruckten Schwanksammlung Schertz mit der Warheyt (eine Redaktion von Johannes → Paulis Schimpf und Ernst []). Ganze Kapitel hat Johann Sommer (–) in dt. Nacherzählung in seine volkssprachige Fazetiensammlung Emplastrum Cornelianum () übernommen. Außerdem hat Johann Fischart mit einer Anspielung in seinem satirischen Roman Geschichtsklitterung () ein Zeugnis von der Bekanntheit der M. p. im dt. Raum abgegeben, indem er die Tischkonversation Gargantuas dadurch charakterisiert, dass sie in ihrer «form der philosophischen Mensae» entspräche (Kap. ). Außerhalb des dt. Sprachgebiets hat die M. p. nachhaltig in England gewirkt. Unter dem Titel The philosophers banquet erschien eine vollständige englische Übertragung. Außerdem stellt das vierte Buch der M. p. die einzige Quelle der Schwanksammlung Certayne Conceyts and Jeasts dar. D: Erstdruck: Köln: Johann Koelhoff. o. J. [um /]; Textanfang: «Incipit tabula Jn librˉu qui dicitur Menssa philosophica» (GW M ). – Weitere acht Inkunabeln vorwiegend aus Köln, Löwen, Paderborn, Heidelberg und Antwerpen (?) (GW M f., M–, M , M f.). Die Heidelberger von Jodocus Gallus und Johannes → Wacker (Vigilius) bei Heinrich Knoblochtzer besorgte Ausgabe (GW M) enthält am Ende drei zusätzliche längere Schwänke. – Drei Kölner (//) und zwei Pariser Frühdrucke (um /) (VD ZV , M f.; GW M/). – Drei
. Hälfte . Jh. Ausgaben des frühen . Jh. (Frankfurt/M. und Leipzig) mit Zuweisung an Michael Scotus (VD :T, :L, :N). – Schertz mit der Warheyt: Frankfurt/M: Christian Egenolff d. Ä., ; ebd.: C. Egenolffs Erben, (VD S f.). – Johannes Sommer: «Emplastrum Cornelianum / Heilp aster auff die Melancholische wunden und Cornelius stich». o. O. (VD :V). – The philosophers banquet: London: N[icholas] O[kes] für Leonard Becket. . Weitere Ausg.: Ebd., und . A: M. p. Faks. und Komm. Hg. v. Erwin Rauner/Burghart Wachinger in Verbindung mit Caroline Ruprecht-Alexander/Frieder Schanze (Fortuna Vitrea ). Tübingen . Ü: Wesselski , S. – ( Schwänke aus Buch ). – Teilübersetzung bei Wachinger , S. –. – Englische Gesamtübersetzung: The science of dining. A medieval treatise on the hygiene of the table and the laws of health. Translated by Arthur S. Way. London . L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –. – Artur Ludwig Stiefel: Über das Schwankbuch ‹Schertz mit der Warheyt›. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –, hier S. –, , , , , , . – Albert Wesselski: Johann Sommers Emplastrum Cornelianum und seine Quellen. In: Euph. () S. –. – Ders.: Mönchslatein. Erzählungen aus geistlichen Schriften des XIII. Jh. Leipzig , S. XLI–XLVI u. ö. – Goswin Frenken: Die Exempla des Jacob von Vitry. Ein Beitr. zur Gesch. der Erzählungslit. des MA (Quellen und Unters. zur lat. Philologie des MA ). München , S. –. – Eduard Kadlec: Unters. zum Volksbuch vom Ulenspiegel (Prager dt. Stud. ). Prag (Nachdr. Hildesheim ) S. f. – G. Frenken: Die älteste Schwankslg. des MA (Die M. p. eines Kölner Dominikaners). In: Jb. des Kölnischen Geschichtsver. / () S. –. – Jean-Thiébaut Welter: L’exemplum dans la littérature religieuse et didactique du moyen âge. Paris/Toulouse (Neuausg. New York ) S. –. – Thomas F. Dunn: The Facetiae of the M. P. (Washington University Studies. New Series, Language and Literature ). St. Louis . – Raymond Creytens: Le manuel de conversation de Philippe de Ferrare O.P. († ?). In: Archivum Fratrum Praedicatorum () S. –, hier S. –. – Brian Lawn: The Salernitan Questions. An Introduction to the History of Medieval and Renaissance Problem Literature. Oxford
. Hälfte . Jh. , S. f. – Thomas Kaeppeli: Scriptores ordinis praedicatorum medii aevi. Bd. . Rom , S. . – E. Rauner: Konrads von Halberstadt O.P. «tripartitus moralium». Stud. zum Nachleben antiker Lit. im späteren MA. Bde. (Europäische Hochschulschr. /). Frankfurt/M. u. a. , Bd. , S. –; Bd. , S. *–*. – Jürgen Schulz-Grobert: Das Straßburger Eulenspiegelbuch. Stud. zu entstehungsgeschichtlichen Voraussetzungen der ältesten Drucküberl. (Hermaea NF ). Tübingen , S. , f., , , . – B. Wachinger: Convivium fabulosum. Erzählen bei Tisch im . und . Jh., bes. in der M. P. und bei Erasmus und Luther. In: Kleinere Erzählformen des . und . Jh. Hg. v. Walter Haug/B. Wachinger (Fortuna Vitrea ). Tübingen , S. –. – Thomas Elsmann: Unters. zur Rezeption der ‹Institutio Traiani›. Ein Beitr. zur Nachwirkung antiker und pseudoantiker Topoi im MA und in der frühen Neuzeit (Beitr. zur Altertumskunde ). Stuttgart , S. –. – Iolanda Ventura: Der ‹Liber similitudinum naturalium› Konrads von Halberstadt und seine Quellen. Ein Fallbeispiel aus der naturwissenschaftlichen Textüberl. im SpätA. In: Frühma. Stud. () S. –, hier S. , , , . – B. Wachinger: Erzählen für die Gesundheit. Diätetik und Lit. im MA (Schr. der Phil.-Hist. Kl. der Heidelberger Akad. der Wiss. ). Heidelberg , S. –. – Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Krit. hg. v. Bernhard Schnell (TTG ). Tübingen , S. –, . – Dieter Mertens: Zum politischen Dialog bei den obd. Humanisten. In: Dialog und Gesprächskultur in der Renaissance. Hg. v. Bodo Guthmüller/Wolfgang G. Müller (Wolfenbütteler Abh. zur Renaissanceforschung ). Wiesbaden , S. –, hier S. f. – Dana Ruˇzicková: Where to Seek the Meeting Point of the Treatises ‹Summa recreatorum›, ‹M. p.› and ‹Responsorium curiosorum›. A Query into the History of their Origin. In: Graeco-Latina Brunensia () S. –. – Johannes Klaus Kipf: «Cluoge Geschichten». Humanistische Fazetienlit. im dt. Sprachraum (Lit. und Künste der Vormoderne ). Stuttgart , S. – u. ö. VZ Feuerwerkkunst. – Büchsenmeister-Handbuch, spätes . Jh. Als F. wird in der Forschung eine anonyme Handschrift mit militärtechnischen Illustrationen
Feuerwerkkunst und Texten in dt. Sprache bezeichnet. Die Entstehung der F. wird um die letzten Jahrzehnte des . Jh. in Süddeutschland vermutet. Der Schreiber ist unbekannt, doch dürfte der Kodex einem Büchsenmeister als Handbuch gedient haben. Die F. weist zahlreiche, meist farbige und ganzseitige Federzeichnungen auf, die vor allem technische Details hervorheben. Die Sammlung enthält eine unvollständige Abschrift des → Feuerwerkbuchs von (S. –, –) und das Büchsenmeisterbuch des Hans → Formschneider als Bildkatalog mit Beischriften (S. –). Hinzu kommen ebenfalls illustrierte, militärtechnische Anweisungen, u. a. für Geschütze, Büchsen, Geschosse, Bomben, Wagenburgen (→ Wagenburgordnung) sowie Steig- und Hebezeug. Darunter sind auch Empfehlungen für die Vorratshaltung im Belagerungsfall sowie eine Anleitung für Sturmangriffe. Bilder und Texte der F. zeigen Parallelen zu anderen Textzeugen aus der FormschneiderTradition wie den Münchner Handschriften cgm und cgm sowie dem Gothaer Kodex chart. B. . So bietet die F. z. B. wie der Formschneider-Autograph cgm die markante Darstellung eines Boten mit Schwimmreifen. Daneben hat die Forschung Bezüge zum Bellifortis des Konrad → Kyeser festgestellt. Zugleich gilt die F. in ihrer Geschütz-Darstellung als durchaus eigenständig. Rezipiert wurde die F. von Franz Helm, der sie als Vorlage für sein Buch von den probierten Künsten benutzte. Ü: München, BSB, cgm , Bll. (Pap., spätes . Jh., bair. mit ostschwäbischen Elementen). – Vgl. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. – Leng (s. Lit.). – Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA /. Hg. v. Ulrike Bodemann u. a. München , Nr. .. (S. –). – www.handschriftencensus.de/. A: Vgl. die Ausg. zum Feuerwerkbuch von und zu Johannes Formschneider. L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. . – Ders.: Bombarden, Befestigungen, Büchsenmeister. Von den ersten Mauerbrechern des SpätMA zur Belagerungsartillerie der Renaissance. Eine Studie zur Entwicklung der Militärtechnik. Düsseldorf , S. , , –. – Ernst Berninger: Die technischen Hss. des . Jh.
Finck in der BSB München. In: Konrad Kyeser, ‹Bellifortis›. Clm . Red. Ulrich Montag. Berlin , S. –, hier S. –. – Rainer Leng: Franz Helm und sein ‹Buch von den probierten Künsten›. Ein hsl. verbreitetes Büchsenmeisterbuch in der Zeit des frühen Buchdrucks. Wiesbaden , S. f., f. u. ö. – Ders.: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Bd. . Wiesbaden , S. f. u. ö.; Bd. , S. – u. ö. MM Finck, Heinrich, * um / Bamberg (?), † .. Wien. – Komponist, Vertoner dt. Lieder. Alle Angaben zu F.s frühen Lebensjahren sind unsicher. Das Geburtsdatum ist anhand einer Gedächtnismedaille rückberechnet und der Herkunftsort einem Eintrag von in den Matrikeln der Universität Leipzig entnommen: «Henricus Finck de Bamberga Bav., bonus cantor». Der für die Identi kation entscheidende «cantor»Zusatz ist allerdings ein späterer Nachtrag von anderer Hand. Laut Schilderungen seines Großneffens Hermann Finck (in dessen Practica musica von [VD ZV ]) habe F. seine musikalische Ausbildung in Polen erhalten und sich dort bereits um als musikalischer Praktiker und Theoretiker etabliert. Archivalische Nachweise hierzu bestehen nicht, aber in einem Brief an Konrad Celtis von oder berichtet F. davon, Polen verlassen zu haben, um über Ungarn nach Wien zu reisen. Der Musiker scheint sich danach noch ein weiteres Mal in Polen aufgehalten zu haben: – war ein «Cantor» bzw. «Magister Henricus», bei dem es sich um F. gehandelt haben könnte, Mitglied der Hofkapelle des Großfürsten Alexander von Litauen (ab König von Polen). ist F. als «capellmaister» und «singemaister» am Hof Herzog Ulrichs von Württemberg in Stuttgart bezeugt, zu dessen pompöser Hochzeit mit Sabina von Bayern er musikalisch beigetragen haben könnte. wirkte er in der Hofkapelle Matthäus Langs von Wellenburg, seit Erzbischof von Salzburg, wobei der Zeitpunkt des Dienstherrnwechsels oder etwaige Zwischenstationen unbekannt sind. Seine späten Lebensjahre verbrachte F. in Wien. Nach der Schottenkloster-Chronik des Johannes Rasch von (VD ZV ), die auch das Todesdatum des «musicus excellentissimus» nennt, sei F. bereits um als «archimusicus» in den Aufbau der Klosterkantorei involviert
. Hälfte . Jh. gewesen und habe im Kloster auch seine Residenz genommen. Nicht ganz ohne Widerspruch hierzu steht die Bezeugung F.s im Januar als Kapellmeister König Ferdinands I. Das überkommene kompositorische Œuvre F.s mit rund Werken ist in seiner Zusammensetzung zeitgenössisch repräsentativ: Messordinarien, Proprien, Responsorien, Antiphonen, Hymnen, Magni cat. Hinzu kommen Lieder zu dt. Texten, die einen Repertoireschwerpunkt bilden (Nr. – im Werkverzeichnis bei HoffmannErbrecht ). Die Erwähnungen des Komponisten in musiktheoretischen Schriften des . Jh. zeugen von einer fachlichen Anerkennung, wenngleich sein Individualstil mitunter Kritik erfährt. In der Musikwissenschaft des . Jh. fand F. als erster dt. Komponist und «echdeutscher Meister» (Ambros, S. ) Würdigung. Die obd., gereimten Texte der Lieder sind durchweg Anonyma und weitgehend Unikate. Neben einigen religiösen handelt es sich vorherrschend um Liebeslieder, wobei die Liedtexte sprachlich-stilistisch eher anspruchslos ausfallen. Die Liedersammlung ist in jüngerer Zeit in Untersuchungen zur Lieddichtung um einbezogen worden, eine eingehende Analyse des Corpus und seine literarhistorische Einordnung und Bewertung vor dem Hintergrund der dt. Liedichtung des . und . Jh. ist aber noch Forschungsdesiderat. Ü: Die Tradierung der Kompositionen F.s ist zerklüftet (insgesamt rund Codices, wobei er nur in fünf mittel- und ostdt. Hss. breit repräsentiert ist). Demgegenüber ndet sich das Liedschaffen nahezu gänzlich ( Lieder von insgesamt ) und zumeist unikal tradiert in einer postumen Ausgabe zu vier Stimmen («Tenor», e «Dicantus», «Altus», «Bassus»): «Schone auszerlese ne lieder des hoch berumpten Heinrici Finckens e sampt andern newen Liedern von den furnˉesten diser kunst gesetzt lustig zu singen vˉn auff die Jnstrument dienstlich. vor nie im druck außgangen». Nürnberg: Hieronymus Andreae (Formschneider), (VD ZV ; s. VD [online] zu Digitalisaten unterschiedlicher Exemplare). A . L: Rober Eitner: H. F. Eine Slg. ausgewählter Kompositionen zu vier und fünf Stimmen, bestehend in dt. geistlichen und weltlichen Liedern, Hymnen und Motetten (Aeltere praktische und theoretische Musikwerke ). Berlin , S. – ( Lieder). – H. F. Ausgewählte Werke. Bd. : Messen, Motetten und dt.
. Hälfte . Jh. Lieder. Hg. v. Lothar Hoffmann-Erbrecht/Helmut Lomnitzer (Erbe dt. Musik /Abt. Ausgewählte Werke einzelner Meister ). Frankfurt/M. , S. – ( Lieder). B (Werkverzeichnisse): HoffmannErbrecht , S. – (Ergänzung: HoffmannErbrecht ). – Internationales Quellenlex. der Musik/Répertoire International des Sources Musicales (RISM) online: www.rism.info/. L: Moritz Fürstenau, ADB () S. f. – L. Hoffmann-Erbrecht, NDB () S. f. – Jürgen Heidrich, MGG Personenteil () Sp. –. – August Wilhelm Ambros: Gesch. der Musik. ., verb. und mit Nachträgen versehene Au . von Otto Kade. Leipzig (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Robert Eitner: Das dt. Lied im mehrstimmigen Tonsatze aus der ersten Hälfte des . Jh. im Druck und Ms. In: Monatsh. für Musikgesch. () S. –. – Gustav Bossert: Die Hofkapelle unter Herzog Ulrich. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgesch. NF () S. –. – Der Briefwechsel des Konrad Celtis. Gesammelt, hg. und erl. v. Hans Rupprich (Veröff. der Kommission zur Erforschung der Gesch. der Reformation und Gegenreformation. Humanistenbriefe ). München , Nr. . – Leopold Nowak/ Adolf Koczirz: Das dt. Gesellschaftslied in Österreich von – (Denkmäler der Tonkunst in Österreich ). Graz (Nachdr. ). – L. Hoffmann-Erbrecht: H. F. in Polen. In: Ber. über den Internationalen Musikwissenschaftlichen Kongreß Kassel . Hg. v. Georg Reichert/Martin Just. Kassel , S. –. – Hans Joachim Moser: Musikgesch. in Lebensbildern. Tutzing , S. –. – L. Hoffmann-Erbrecht: Henricus F. – musicus excellentissimus (–). Köln (vgl. dazu: Martin Staehelin, Die Musikforschung [] S. –). – Friedhelm Brusniak: «Henricus Finck de Bamberga, bonus cantor». In: Musik und Kirche () S. –. – L. Hoffmann-Erbrecht: H. F. in Polen und Litauen. In: Die Musik der Deutschen im Osten und ihre Wechselwirkung mit den Nachbarn. Ostseeraum – Schlesien – Böhmen/Mähren – Donauraum. Hg. v. Klaus Wolfgang Niemöller/Helmut Loos (Dt. Musik im Osten ). Bonn , S. –. – Ryszard J. Wieczorek: Nochmals zum Thema H. F. in Polen: Aus der polnischen Sicht. In: ebd., S. –. – L. Hoffmann-Erbrecht: Zwei bisher
Vocabula pro iuvenibus unbekannte Kompositionen von H. F. In: Neues musikwissenschaftliches Jb. () S. –. – Hermann Danuser (Hg.): Musikalische Lyrik. Tl. : Von der Antike bis zum . Jh. Laaber , S. f., . – Harald Haferland: Frühe Anzeichen eines lyrischen Ichs. Zu einem Liedtyp der gedruckten Liederslg. aus der ersten Hälfte des . Jh. (Erhart Öglin, Peter Schöffer, Arnt von Aich, Christian Egenolff, H. F., Georg Forster, Johann Ott). In: Dt. Liebeslyrik im . und . Jh. Hg. v. Gert Hübner (Chloe ). Amsterdam/New York , S. –. – Albrecht Classen/Lukas Richter: Lied und Liederbuch in der Frühen Neuzeit (Volksliedstud. ). Münster u. a. , S. –. VZ Vocabula pro iuvenibus. – Lat.-dt. Glossar, spätestens um . Das nicht mit dem ähnlich betitelten, lat.-nd. Glossar → Vocabula iuvenibus multum necessaria zu verwechselnde Werk versammelt etwa lat.dt. Wortpaare. Enthalten sind nur Vokabeln, jedoch keine Worterläuterungen. Lat. Zwischenüberschriften gliedern die V. p. i. in Sachgruppen. Aus dem naturkundlichen Bereich bietet das Glossar etwa Bezeichnungen von P anzen, Tieren, Metallen und Edelsteinen. Aus der menschlichen Lebenswelt erfasst das Werk u. a. die Bereiche Religion, Moral, Recht, Familie, Gesellschaft, Handwerk, Landwirtschaft, Küche, Medizin, Anatomie, Bekleidung und Schiffahrt. Hinzu kommt ein für Glossare dieser Art ungewöhnliches Kapitel «De monstris», das ktive Gestalten wie Nixe und Wassermann behandelt. V. p. i. erfuhr bis über Druckau agen. Als Erstdruck vermutet die Forschung eine in Leipzig bei Konrad Kachelofen erschienene Ausgabe, deren Erscheinungsjahr jedoch unklar ist. Wahrscheinlich wurde der Text in der Zeit um – erstmals gedruckt. Auch die weiteren Drucke erschienen meist in Leipzig und gewöhnlich mit einem Umfang von rund bis Blättern. Die Drucke könnten ursprünglich auf einer handschriftlichen Fassung basiert haben, die umfangreicher als der Drucktext war. Als mögliche Vorlage der V. p. i. wird ein lat.-dt.-tschechisches Werk erwogen. So hat sich aus dem Besitz von → Maximilian I. das dreisprachige Glossar Trialogus bonus ac utilis () erhalten, das mit V. p. i. eng verwandt ist. Die lat.tschechischen Wortpaare des Trialogus gehen auf ein
Adam von Fulda zweisprachiges Hexameter-Glossar des Klaret (Claretus de Solencia, † um ) zurück. Das lat.tschechische Klaret-Glossar wurde vermutlich im . Jh. durch die Hinzufügung dt. Wörter zu einem dreisprachigen Text erweitert. Dieses lat.-dt.tschechische Glossar, so eine Hypothese der Forschung, wurde dann auf seine lat.-dt. Bestandteile reduziert und als V. p. i. gedruckt. Die V. p. i. gehören also mit dem verwandten Trialogus einer mehrsprachigen Glossarfamilie an. Diese verzweigte sich im . Jh. erneut. So sind ab erweiterte Bearbeitungen des Glossars mit drei- oder vier Sprachen erhalten. Diese Fassungen beziehen in wechselnden Kombinationen neben dem Tschechischen auch Polnisch und Ungarisch ein. Manche Bearbeitungen wurden bis ins . Jh. gedruckt, als die lat.-dt. V. p. i. schon nicht mehr aufgelegt wurden. Ü: Trialogus bonus ac utilis: Wien, ÖNB, cod. , Bll. (Pap., , lat.-dt.tschechisch). – Vgl. Pausch (s. Lit.). – http:// data.onb.ac.at/rec/AL. D: Rund Drucke von um / bis . – Verz. in: GW (online). – VD. – Zu den frühesten Drucken zählen: [Leipzig: Konrad Kachelofen, um /] (GW M). – [Leipzig: Konrad Kachelofen, um ] (GW M). – [Leipzig: Konrad Kachelofen, um /] (GW M). – [Leipzig: Gregor Boettiger, um ] (GW M). – [Reutlingen: Michael Greyff, um ] (GW M). Zu den Bearbeitungen mit osteuropäischen Sprachen vgl. Bedˇr iˇska Wizd’álková: Nejstarˇsí známý tiˇstˇený vokabuláˇr latinsko-ˇcesko-nˇemecký. In: Miscelanea oddˇelení rukopis˚u a vzácných tisk˚u () H. , S. –. – Müller (s. Lit.). A: Online-Faks. von GW M: http://daten.digitale-sammlungen.de/. – OnlineFaks. von GW M: http://digital.wlb-stuttgart.de/purl/bsz. L: Peter O. Müller: Dt. Lexikographie des . Jh. Konzeptionen und Funktionen frühneuzeitlicher Wörterbücher (TTG ). Tübingen , S. –, f. – Oskar Pausch: Lat.-dt.tschechische Vokabulare für Habsburger Regenten im . Jh. In: In: Die Volkssprachen als Lerngegenstand im MA und in der frühen Neuzeit. Akten des Bamberger Symposions am . und . Mai . Hg. v. Helmut Glück. Berlin , S. –. – Franz Dornseiff: Der dt. Wortschatz nach Sachgruppen. Berlin/New York , S. f. – O.
. Hälfte . Jh. Pausch: Imperator, Kaiser, Cyesars. Die dreisprachigen Vokabulare für Ladislaus Postumus und Maximilian I. Wien , S. f., u. ö. – Wilfried Kettler: Unters. zur frühnhd. Lexikographie in der Schweiz und im Elsass. Bern , S. –, f., f. u. ö. MM Adam von Fulda, * Fulda (?), † Wittenberg (?). – Komponist, Musiktheoretiker. A.s Geburt wird von der Forschung verschiedentlich um vermutet, was jedoch nicht belegbar ist. Nach eigenen Angaben hielt sich A. um im Benediktinerkloster Vornbach auf. Ob er dort als Mönch lebte, ist unbekannt. Da A. wahrscheinlich eine Ehefrau hinterließ, dürfte er zumindest im späteren Teil seines Lebens kein Mönch mehr gewesen sein. Danach trat er in die Dienste des sächsischen Kurfürsten Friedrich III. (–). Die Forschung nimmt häug A.s Identität mit einem Adam Singer an, der in den Thorgauer Kantoreiakten nachgewiesen ist. Er wurde mit der Anwerbung von Musikern und mit der Aufarbeitung historischer Quellen beauftragt. Für die Zeit nach wird eine primär historiographische Tätigkeit A.s angenommen. Er war damals mit der Abfassung einer Sachsenchronik beschäftigt. Noch / arbeitete er an dem Werk, konnte es aber nicht vollenden. Dies wird durch eine Äußerung des Johannes → Trithemius von bestätigt. kaufte A.s Witwe ein Haus in Wittenberg. All diese Angaben deuten auf A.s Tod hin. Aufgrund unsicherer Belege umstritten sind Tätigkeiten A.s als Kapellmeister der kursächsischen Hofkapelle seit sowie eine Dozentur an der Universität Wittenberg, wo ab ein A. aus Fulda nachweisbar ist. A. unterhielt zeitlebens Kontakte zu Konrad Mutian und Eoban Hessus, der A. als Erasmus-Kommentator schätzte. A. werden neben Musikstücken auch zwei Schriften zugesprochen. De musica ist ein lat. Lehrbuch zur Musiktheorie, das beendet wurde und Joachim Lüntaler gewidmet ist. Laut A.s Vorrede wurde die Schrift noch im Kloster Vornbach begonnen. Das vierteilige Werk behandelt die Musik zunächst von ihrer Entstehung her und de niert musikalische Kategorien. Als musikhistorisch interessant gilt A.s Unterscheidung von «musica naturalis» und «musica arti cialis», die in zeitgenössischen Schriften selten erscheint. In der Kategorie «musica arti cialis» ndet sich bei A. neben der Vokal- auch die Instrumentalmusik, die so
. Hälfte . Jh. eine Aufwertung erfährt. Im zweiten Teil von De musica erläutert A. unter Zuhilfenahme der guidonischen Hand die Solmisation, außerdem Tonschlüssel, -silben und -arten, Konsonanzen, Dissonanzen und Mutation. Der dritte Teil erklärt die Feinheiten von Notation und Komposition der Mensuralmusik. Im vierten Teil des Werks entfaltet A. eine musikalische Proportionslehre. Insgesamt ist De musica einerseits von A.s großer Literaturkenntnis geprägt. So beruft er sich u. a. auf Platon, → Aristoteles, Ptolemaios, → Augustinus, Ambrosius, → Boethius, Cassiodorus, → Isidor von Sevilla, Guido von Arezzo, Johannes → Gerson, Johannes de Muris, Guillaume Dufay und Antoine Busnois. Andererseits ist A.s Schrift eigenständig genug, um ihm den Rang eines wichtigen Musiktheoretikers seiner Zeit zu sichern. De musica wirkte u. a. auf das Opus aureum () des Nikolaus Wollick. Von A. stammt außerdem das erst gedruckte Andachtsbuch Ein ser andechtig Cristenlich Buchlein aus hailigen schrifften vnd Lerern. Die Verse des Werks sind überwiegend in dt. Sprache abgefasst, weisen aber auch zahlreiche lat. Einsprengsel auf. Jeder der fünf Teile des Werks wird von einem Gebet mit jeweils Versen abgeschlossen. Inhaltlich behandelt der Text u. a. Leben und Passion Christi, die Trinität und das Jüngste Gericht. Der Druck das Buchleins, das viele Bibelzitate enthält, ist mit Illustrationen von Lucas Cranach d. Ä. versehen. Ein Erasmus-Kommentar A.s von ist verloren. A. werden ferner geistliche und weltliche Kompositionen zugeschrieben. Zu den geistlichen Werken zählen eine Messe, ein Magni cat, Responsorien und Hymnen wie Nuntius celso veniens, Salve decus virginum und → Veni creator spiritus. Viele dieser Kompositionen beruhen auf gregorianischen Melodien und sind drei- bis fünfstimmig angelegt. Der Überlieferungsschwerpunkt dieser Werke lag im mitteldt. Raum. Vor allem im süddt. und schweizerischen Raum wurden hingegen A.s weltliche Lieder tradiert. Die vierstimmigen Werke sind stark durch antike, mythologische und literarische Bezüge geprägt. Die Texte Ach Jupiter hets tu gewalt und Apollo aller kunst ein hort können A. durch in ihnen enthaltene Akrosticha zugeordnet werden. Bei der weiblichen Liebesklage Ach hülff mich leid und senlich klag ist A.s Verfasserschaft des Textes umstritten. Dabei war gerade dieses Lied im . Jh. sehr populär; es wurde u. a. in die protestantischen Liederbücher von Joseph Klug und Valentin Babst auf
Adam von Fulda genommen. Auch erfuhr es schon früh eine geistliche Kontrafaktur. Drei Lieder A.s nden sich auch im Liederbuch des Arnt von Aich. Eine weitere Rezeption erfuhr A. in Peter Schöffers Liederbuch von und im Dodekachordon () des Heinrich Glarean. A.s Lieder wirkten zudem auf reformatorische Kirchenlieder. Von der neueren Forschung wird A. besonders als Musiktheoretiker geschätzt, der mit De musica ein umfassendes und kenntnisreiches Lehrbuch vorlegte. Als Musiker wird A. vor allem für sein Lied Ach hülff mich leid und senlich klag bis heute anerkannt. Ü: . De musica: Die einzige bekannte Hs. verbrannte in Straßburg. Abschrift des . Jh. in Bologna, Civico Museo Bibliogra co Musicale, Ms. A . . Geistliche Werke: Berlin, SBB, Ms. mus. , v, r–r, v–r, v, –r. – Leipzig, UB, Ms. mus. , v–r, v–r, v–r, v–r, v–r, v, v-r, v-r, v-r, v–r. – Warschau, UB, Rps. mus. (früher Breslau, Bibl. des musikwiss. Seminars der Univ., Mf. ), v–r, v–r. . Weltliche Werke: Augsburg, SuStB, cod. ° a, Nr. , . – St. Gallen, Stiftsbibl., cod. . – Ebd., cod. , S. f., –, f. (Liederbuch des Johannes Heer). – Zürich, ZB, cod. Z XI , v–r (Tabulaturbuch des Clemens Hör). Spätere Hss. bei Cramer (s. Lit.) und Hartmann (s. Lit.). D: Ein ser andechtig Cristenlich Buchlein aus hailigen schrifften vnd Lerern. Wittenberg: Symphorian Reinhart, (VD ZV ). A: . De musica: Martin Gerbert: Scriptores Ecclesiastici de Musica Sacra . Potissimum ex Variis Italiae, Galliae & Germaniae Codicibus Manuscriptis Collecti et Nunc Primum Publica Luce Donati. St. Blasien . Nachdr. Hildesheim u. a. , S. –. . Ein ser andechtig Cristenlich Buchlein aus hailigen schrifften vnd Lerern: Ein ser andechtig Cristenlich Buchlein. Hg. v. Eduard Flechsig. Berlin (Faks. des Drucks von ). – Gregor Richter: Eine Dichtung A.s v. F. In: Fuldaer Geschichtsbll. () S. f. (Faks.). . Geistliche Lieder: Walter Niemann: Stud. zur dt. Musikgesch. des . Jh. I: A. v. F. In: Kirchenmusikalisches Jb. () S. –, hier Nr. f., –, .
Ein tütsche Musica des gurirten gsangs . Weltliche Lieder: Hans Joachim Moser: Die weltlichen Liedsätze des A. v. F. nebst allen wichtigeren Bearbeitungen durch Tonmeister des . Jh. In: Jb. der staatlichen Akad. für Kirchen- und Schulmusik (/) S. –. – Das Liederbuch des Arnt von Aich. Hg. v. Eduard Bernoulli/ H. J. Moser. Kassel , S. –, –, f. – Der Mensuralkodex des Nikolaus Apel (MS. der Universitätsbibl. Leipzig). Hg. v. Rudolf Gerber. Kassel u. a. , S. f., f., f., , f., ; Bd. , ebd. , S. –, –, –. – Das Liederbuch des Johannes Heer von Glarus. Ein Musikheft aus der Zeit des Humanismus (Cod. der Stiftsbibl. St. Gallen). Hg. v. Arnold Geering/ Hans Trümpy. Basel , S. –, –. – Die Orgeltabulatur des Clemens Hör (ca. –) (Ms. Zürich, Zentralbibl., Z. XI. ). Hg. v. Hans Joachim Marx. Basel , S. f. (Nr. ). – Cramer (s. Lit.) S. –. Ü: Peter Slemon: A. v. F. on ‹Musica Plana› and ‹Compositio de Musica›, Book II: A Translation and Commentary. Diss. Vancouver . L: Arrey von Dommer, ADB () S. f. – Hans Engel, NDB () S. f. – Cramer () S. f. – Heinrich Hüschen, VL () Sp. – (mit älterer Lit.); () Sp. . – Dietmar von Huebner, MarLex () S. . – Jürgen Heidrich, MGG Personentl. () Sp. –. – H. J. Moser: Renaissancelyrik dt. Musiker um . In: DVjs () S. –. – Ders.: Leben und Lieder des A. v. F. In: Jb. der staatlichen Akad. für Kirchen- und Schulmusik (/) S. – (Nachdr. Kassel u. a. ). – Willibald Gurlitt: Ein Lütticher Beitr. zur A. v. F.-Frage. In: Kongreßber., Erster Kongreß, Internationale Ges. für Musikwiss., Lüttich, .–. September . Hg. Internationale Ges. für Musikwiss. Guildford , S. –. – Wilhelm Ehmann: A. v. F. als Vertreter der ersten dt. Komponistengeneration. Berlin . – W. Gurlitt: Die Kompositionslehre des dt. . und . Jh. In: Ber. über den Internationalen Musikwiss. Kongreß Bamberg . Hg. v. Wilfried Brennecke u. a. Kassel u. a. , S. –. – Christoph Petzsch: Die rhythmische Struktur der Liedtenores des A. v. F. Ein Beitr. zur Frage des Schwerpunkttaktes in der Zeit um . In: Arch. für Musikwiss. () S. –. – Ders.: Glareans lat. Textparodie zum ‹Ach hülff mich leid› des A. v. F. In:
. Hälfte . Jh. Die Musikforschung () S. –. – Kathleen Dell’Orto: A. v. F.’s ‹Ach hülff mich leid›. Text and Interpretation. In: Modern Language Notes () S. –. – Michela Garda: ‹Delectatio› e ‹Melancholia› nel Trattato ‹De musica› di Adamo da F. In: Danvbio. Una civiltà musicale. Bd. . Hg. v. Birgit Schneider/Carlo de Incontrera. Monfalcone , S. –. – Karl-Günther Hartmann: A. v. F. In: Die dt. Lit. Biogr. und bibliogr. Lex. Reihe II, Abt. A, Bd. . Hg. v. Hans-Gert Roloff. Stuttgart-Bad Cannstatt , S. –. – Martin Just: Anschaulichkeit und Ausdruck in der Motette um . In: Die Motette. Beitr. zu ihrer Gattungsgesch. Hg. v. Herbert Schneider mit HeinzJürgen Winkler. Mainz u. a. , S. –. – Jürgen Heidrich: Die dt. Chorbücher aus der Hofkapelle Friedrichs des Weisen. Ein Beitr. zur mitteldt. geistlichen Musikpraxis um . BadenBaden , S. –. – Slemon (s. Übersetzung). – Helmut Wagner: A. v. F. in Vornbach. Zur Musikgesch. des ehemaligen Benediktinerstifts. In: Ostbair. Grenzmarken () S. –. – Klaus W. Niemöller: A. v. F. In: The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Bd. . Hg. v. Stanley Sadie. London u. a. , S. f. – Volker Mertens: ‹Ach hülff mich leid›. Zur geistlichen Kontrafaktur weltlicher Lieder im frühen . Jh. In: Gattungen und Formen des europäischen Liedes vom . bis zum . Jh. Internationale Tagung vom . bis . Dezember in Münster. Hg. v. Michael Zywietz u. a. Münster/Westf. , S. –. – David R. Williams/C. Matthew Balensuela: Music Theory from Boethius to Zarlino. A Bibliography and Guide. Hillsdale , S. f. – [Red.]: A. v. F. In: Riemann Musiklex. . Hg. v. Wolfgang Ruf. Mainz u. a. , S. . MM Ein tütsche Musica des gurirten gsangs (Musica pro cantu gurativo lingua vulgari edita). – Musiktraktat, . Die anonyme dt. Abhandlung ist nur in einer einzigen Handschrift erhalten, deren Titelblatt das Jahr angibt. Mundart und Wasserzeichen des Kodex deuten auf Bern als Entstehungsort hin. Diese Indizien verweisen in Verbindung mit dem Datum auf einen möglichen Verfasser des Traktats, Bartholomäus (Götfreid) Frank, dem der Text oft zugesprochen wird. Frank stammte wohl ursprünglich aus der Diözese Würzburg; um / wurde er Kantor in Bern. Nachdem er in Lausanne die Priesterweihe empfangen hatte, leitete er
. Hälfte . Jh. ab spätestens die Kantorei von St. Vinzenz in Bern. Dort war er auch Chorherr, ab Helfer des örtlichen Kustos und – Succentor. Frank starb zwischen dem . August und dem . November . Ihm werden vier Motetten zugeschrieben: auf den Bischof Jost von Silenen († ) (Sitten/Wallis, Archive du Chapître, Ms. –, Bl., um /), auf Ravensburg (Augsburg, SB, ° cod. mus. , r, um ) und auf eine unbekannte Frau (Warschau, UB, Rkps. Mus. , v–r, um ); außerdem eine Motette ohne Text (Hradec Králové, Mus., cod. II A. , S. –, zweites Drittel . Jh.). E. t. M. d. f. g. bietet eine Einführung in die Figuralmusik. Im Vordergrund steht der Gesang, doch werden auch Pfeifenspieler berücksichtigt. Gemeint waren wahrscheinlich die Berner Stadtpfeifer. Der Text behandelt u. a. das Notationssystem, Notenwerte und -zeichen, Mensuralmodi, Tempora, Prolationen, Dimunition, Pausenstriche, Alteration und Imperfektion. Die beiden letzten Punkte sind jedoch in der fragmentarischen Handschrift nicht mehr enthalten. Auf den verlorenen Seiten wird von der Forschung auch eine Abbildung der Guidonischen Hand vermutet. Der Eigenanteil des Verfassers an der Abhandlung ist nicht sicher zu bestimmen. Die Forschung hat manchmal einen unbekannten lat. Text als Vorlage von E. t. M. d. f. g. angenommen, da auf den Seitenrändern des Kodex stellenweise lat. Kapitelnamen eingetragen wurden. Ansonsten sind im Text nur Fachbegriffe lat. wiedergegeben. Die Sprache des Traktats gilt als verständlich und anschaulich. Insgesamt ist E. t. M. d. f. g. als eines der frühesten Musiklehrbücher in dt. Sprache von Bedeutung. Ü: Bern, Burgerbibl., Mss. h. h. LI , Bll. (Pap., ; Fragm.). – Vgl. http:// katalog.burgerbib.ch/. A: Geering (s. Lit.). – Faks. der Motetten von B. Frank bei Staehelin (s. Lit.). L: Rudolf Denk, VL () Sp. –. – Kathrin Utz Tremp: Frank, Bartholomäus. In: HLS () S. . – Martin Staehelin: Frank, Bartholomäus. In: MGG (Personenteil) () Sp. f. – Arnold Geering: Die Vokalmusik in der Schweiz zur Zeit der Reformation. Leben und Werke von Bartholomäus Frank, Johannes Wannenmacher, Cosmas Alder. Aarau (Nachdr. Amsterdam ). – Ders.: Ein tütsche Musica des gurirten gsangs, . In:
Egerer Tonlehre FS Karl G. Fellerer. Hg. v. Heinrich Hüschen. Regensburg , S. –. – Ein tütsche Musica, . Hg. v. A. Geering. Bde. Bern (vgl. dazu: Karl-Werner Gümpel, Die Musikforschung [] S. –). – M. Staehelin: Neues zu Bartholomäus Frank. In: FS A. Geering. Hg. v. Victor Ravizza. Bern , S. –. – Rudolf Denk: Musica getutscht. Dt. Fachprosa des SpätMA im Bereich der Musik (MTU ). München u. a. , S. – u. ö. – K. Utz Tremp: Die Chorherren des Kollegiatstifts St. Vinzenz in Bern. In: Berner Zs. für Gesch. und Heimatkunde () S. –, hier S. f. – M. Staehelin: ‹Plaude ravensberga laudabilis›. Eine Wappenmotette des Bartolomäus Frank aus dem späten . Jh. In: Schr. des Ver. für Gesch. des Bodensees () S. –. – François de Capitani: Musik in Bern. Musik, Musiker, Musikerinnen und Publikum in der Stadt Bern vom MA bis heute. Bern , S. , f. MM Egerer Tonlehre. – Musiktheoretische Abhandlung, zweite Hälfte . Jh. Die Aufzeichnung der unikal überlieferten dt. E. T. wird in der zweiten Hälfte des . Jh. vermutet. Im gleichen Kodex nden sich auch Gesangsübungen, Psalmtöne und weitere liturgische Gesänge wie Vaterunser, Ave Maria und Credo. Verfasser und Entstehungsumstände der E. T. sind unbekannt. Der Text enthält Gebete und Anrufungen an die hl. Klara und erwähnt eine Vorsängerin. Die Forschung geht deshalb von einer Abfassung im Klarissenkloster Eger (Cheb) oder dessen Umfeld aus. Als wahrscheinliches Zielpublikum gelten die dortigen Ordensfrauen. Man vermutet auch eine lat. Vorlage. Die E. T. vermittelt die Grundlagen der zeitgenössischen Musiktheorie in Form eines Lehrgesprächs mit Fragen und Antworten. Die Abhandlung begint mit einer ganzseitigen, farbigen Darstellung der Guidonischen Hand. Darauf folgen zwanzig Abschnitte über jeweils einen Ton. Dazwischen sind Notenbeispiele eingefügt, die in römischer Choralnotation in Systemen mit drei bis fünf Linien ausgeführt sind. Der Text gilt insgesamt als knapp und präzise. Der Inhalt der E. T. entspricht dem üblichen, stark standardisierten Lehrstoff ihrer Zeit. Von Interesse ist die E. T. primär als frühes Beispiel einer volkssprachigen dt. Tonlehre. Ü: Prag, UB, cod. XI F , r–r (Perg., zweite Hälfte . Jh., obd. mit ostmitteldt.
Virdung Spuren). – Vgl. u. a. Luttu (s. Lit.). – Rukopisné Fondy Centrálních a Cirkevních Knihoven ˇ v Ceské Republice. Red. Marie Tošnerová. Prag , S. (Nr. ). – www.handschriftencensus. de/. A: Jessel (s. Lit.). – Denk (s. Lit.). L: Peter Assion: Altdt. Fachlit. Berlin , S. . – Lisa Jessel: Die ‹Tonlehre› der Prager Hs. XI f . Krit. Ausg. und Unters. zum Text. Diss. Columbus/OH . – Rudolf Denk: ‹Musica getutscht›. Dt. Fachprosa des SpätMA im Bereich der Musik. München u. a. , S. f., f. u. ö. – Gisela Luttu: Altdt. Schrifttum zur Musik, dargestellt anhand eines Manuskripts aus dem späten . Jh. (Codex Prag. XI.F..). In: Germanistica Pragensia . FS Eduardo Goldstücker. Hg. v. Freunden. Prag , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Virdung, Sebastian (auch: Vierdung; S. von Amberg; S. Grop[p]), * . oder ..(?) um Amberg, † zwischen und . – Liedkomponist und Sänger, Verfasser eines dt. Musiktraktats. Der Sohn des Amberger und späteren Nürnberger Bürgers Wenzel Vierdung, dem von Kaiser Friedrich III. zwei Wappen und der Name Grop verliehen wurden, hat vermutlich die St. Martinsschule in Amberg besucht. Spätestens nahm V. ein Universitätsstudium in Heidelberg auf. Etwaige akademische Grade sind nicht nachgewiesen. Ungefähr gleichzeitig zum Studienbeginn dürfte V. als Altist Aufnahme in die kurpfälzische Hofkantorei gefunden haben. wurde er mit der Pfarrei in Lengenfeld (Oberpfalz) und von bis als Kaplan der kurpfälzischen Burgkapelle in Staleck bei Bacharach bepfründet. Es ist wahrscheinlich, dass er um seinem Heidelberger Lehrer → Johannes von Soest in das Amt des kurpfälzischen Hofsängermeisters nachfolgte. Um / dürfte V. aus dem Heidelberger Hofdienst ausgeschieden sein, ohne dass die Gründe hierfür bekannt sind. ist er in Konstanz nachgewiesen, wo er (vermutlich nach einer kurzen zwischenzeitlichen Tätigkeit in der Stuttgarter Kantorei Herzog Ulrichs von Württemberg) vom Januar bis zum Januar an der Domkantorei als Sänger, Komponist und Singknaben-Praeceptor wirkte. Von Konstanz aus scheint V. nach Eichstätt ge
. Hälfte . Jh. reist zu sein. erschien in Basel seine Musica getutscht (M. g.), deren Vorrede zu entnehmen ist, dass sich V. während des Augsburger Reichstags von in der Fuggerstadt aufgehalten hat. Dort lernte er Otmar Luscinius (Nachtgall), wie V. ein Schüler des Johannes von Soest, und den Straßburger Bischof Ludwig von Hornstein kennen. Ludwig hat laut Titelblatt den Musiktraktat veranlasst und ihm ist er auch gewidmet. Die Publikation der M. g. ist V.s letztes Lebenszeugnis. Luscinius hat deren Text ins Lat. übersetzt und als ersten Teil in seine vor entstandene Musurgia seu praxis musicae übernommen. Im Vorwort zur Musurgia berichtet Luscinius davon, dass ein vorzeitiger Tod V. daran gehindert habe, ein weiteres geplantes Schriftwerk zu vollenden. Vielleicht ist damit das «gedicht der deutschen musica» gemeint, das V. selbst im Prolog zur M. g. erwähnt. Die M. g. selbst stellt V. hier als «ein cleins tractetlin» aus diesem größeren Werk dar. Außer dem Traktat sind von V. lediglich die Vokalsätze zu fünf vierstimmigen dt. Liedern überkommen. Das Marienlied «O haylge onbe eckte zart iunckfrawschaft Marie» ndet sich in der M. g. selbst (und damit auch in der Musurgia seu praxis musicae). Bei den vier weiteren handelt es sich um Liebeslieder, die in Peter Schöffers gedrucktes Liederbuch aufgenommen worden sind («Es kumbt noch wol was werden sol», «Ach ach wie schwach macht mich die sach», «Mit wee ich sag dir B. mein clag», «Was ich gedult vnd leiden trag»). Die Verfasserschaft für die Texte der Lieder ist ungeklärt und ihre literarhistorische Bewertung im Kontext der dt. Liedichtung des . und . Jh. Forschungsdesiderat. Die M. g. will V. als «instrumentische musica» verstanden wissen. Gestaltet ist der Traktat als ktiver Dialog zwischen V. selbst («meister Bastian») und seinem Schüler namens «Andreas Silvanus». Im ersten Teil bietet V. eine Übersicht über das zeitgenössische Instrumentarium mit zahlreichen Holzschnitten. Hierbei propagiert V. eine neue Instrumentensystematik, die nicht wie herkömmlich auf der Bauart, sondern auf der Spieltechnik beruht. Im Rahmen dieser Neueinteilung führt V. volkssprachig-fachterminologische Neologismen ein. Der zweite und umfangreichere Teil widmet sich der musikalischen Praxis. Als Anwendungslehre baut er auf der neuen Instrumensytematik des ersten Teils auf. V. erläutert Spielweisen und Notationspraktiken für Clavichord, Lauten
. Hälfte . Jh. und Flöten. Beim Abschnitt zur Mensuralnotation fügt V. zur Exempli kation das Marienlied ein. Die M. g. ist die erste dt. Monographie zur Instrumentenkunde und -praxis überhaupt und die zweite gedruckte dt. musikalische Fachschrift nach Arnolt → Schlicks Spiegel der Orgelmacher und Organisten (VD S ), der ebenfalls erschienen ist. Der laienfreundliche Ansatz V.s mit konsequent volkssprachiger Terminologie und reichhaltigem Bildprogramm hat dem Traktat zu einer überregionalen Rezeption verholfen. Von seiner Wirkmacht zeugen die Übersetzungen. Außer der lat. Adaption des Luscinius liegen zwei weitere, gekürzte Übersetzungen vor: eine französische und eine ndl., die respektive erschienen sind und auf den instrumentenkundlichen ersten Teil verzichten. Da die französische Fassung offensichtlich auf einer ndl. Vorlage beruht, scheint die zwar später gedruckte ndl. Version in ihrer Entstehung der französischen zeitlich vorauszugehen. Außerdem haben sich die Instrumenten-Ilustrationen des M. g.-Druckes in der fachliterarischen Tradition niedergeschlagen und begegnen auch unabhängig vom Traktat in süddt. Handschriften. Allerdings ist V. schon von Zeitgenossen für Fehler bei den Illustrationen, unpraktikable Tabulaturen oder mangelhafte Tonsätze kritisiert worden. Der prominenteste Kritiker war Schlick, dessen Kritik in Tabulaturen etlicher Lobgesang (Mainz ) im Kontext eines ohnehin schwelenden Gelehrtenstreites mit V. steht. Trotz der Einwände orientieren sich spätere einschlägige Fachbücher noch bis ins frühe . Jh. an V.s Pionierwerk (Martin Agricola: Musica instrumentalis deudsch. Wittenberg [Erstdruck, VD A ]; Michael Praetorius: Syntagma musicum. Tomus II: De Organographia. Wolfenbüttel , [VD :Y]). D: Lieder: [Liederbuch] «TENOR», «DISCANT[VS]», «ALTVS», «BASSVS». Mainz: P. Schöffer (VD ZV ) Nr. , , , . – «Was ich gedult vnd leiden trag» auch in: «Gassenhawerlin». Frankfurt/ M.: Christian Egenolff d. Ä., (VD G ) Nr. . – Die Angabe in MGG (Personenteil) () Sp. , wonach die Altstimmen zu den Liedern Nr. und in einem von Georg Forster herausgebrachten Liederbuch mit V.s Namen siginiert seien, lässt sich nicht veri zieren («Ein außzug guter alter vˉn newer Teutscher liedlein». Nürnberg: Johann Petreius, [VD
Virdung ZV ]). – Musica getutscht: Erstdruck: «MVsica getutscht vnd auszgezogˉe durch Sebastianˉu virdung Priesters von Amberg vnd alles gesang ausz den notˉe in die tabulaturˉe diser benantˉe dryer Jnstrumˉetˉe der Orgeln: der Lautˉe: vnd ds Flöten transferieren zu lernˉe [...]». Basel: Michael Furter, (VD V f. [zwei Varianten]); Holzschnitte von Urs Graf. – Nachdruck: [Augsburg: Johann Schönsperger d. J., um ] (VD V ). – Französische Fassung: «Livre plaisant et très utile pour apprendre a faire et ordonner toutes tabulatures hors le discant». Antwerpen: Willem Vorsterman . – Ndl. Fassung: «Dit is een seer schoon Boecxken om te leeren maken alderhande tabulatueren wten discante: daer duer men lichtelijck mach leeren spelen opt clavecordium luyte end uyte». Antwerpen: Jan van Ghelen , . – Musurgia seu praxis musicae: Straßburg: Johann Schott, und (VD V , ZV ). – Zu Digitalisaten s. VD (online). A: Faks.-Ausg. der M. g.: Hg. v. Robert Eitner (Publikation aelterer praktischer und theoretischer Musik-Werke ). Berlin (Nachdr. New York ). – Mit einem Nachw. neu hg. v. Leo Schrade. Kassel . – Hg. und mit einem Nachw. versehen v. Klaus Wolfgang Niemöller (Documenta musicologica /). Kassel , . – Französische/ndl. Fassung: Liure plaisant, & Dit is een seer Schoon Boecxke, . With an Introduction by John Henry Van der Meer (Early Music Theory in the Low Countries ). Amsterdam . – Lieder: Meyer (s. Übers.) S. –. – «Mit wee ich sag dir B. mein clag» auch in: Fünfzehn dt. Lieder für Singstimmen und Instrumente oder für gemischten Chor aus Peter Schöffers Liederbuch (). Hg. vom Musik-Inst. der Univ. Tübingen unter Leitung von Karl Hasse (Das Chorwerk ). Wolfenbüttel u. a. , . Ü: Französisch: Christian Meyer: S. V.: ‹M. g.›. Les instruments et la pratique musicale en Allemagne au début du XVIe siècle. Paris . – Englisch: Beth A. Bullard: Musical Instruments in the Early Sixteenth Century. A Translation and Historical Study of S. V.’s ‹Musica Getutscht›. Diss. University of Pennsylvania. Ann Arbor, MI . – ‹M. g.›. A Treatise on Musical Instruments () by S. V. Edited and translated by B. Bullard (Cambridge Musical Texts and Monographs). Cambridge (Paperback Version with Corrections ) S. –. – Russisch: Traktat o
Bartholomäus (von) Montagna(na) muzyke ( g.) Sebast’jan V. Übersetzt und kommentiert v. Marina S. Tolstobrova. St. Petersburg . L: Robert Eitner, ADB () S. . – Brockhaus-Riemann-Musiklex. () S. f. – Rudolf Denk, VL () –. – Thomas Röder, MGG (Personenteil) () Sp. –. – Bertha Antonia Wallner: S. V. von Amberg. Beitr. zu seiner Lebensgesch. In: Kirchenmusikalisches Jb. () S. –. – Karl Nef: S. V.s ‹M. g.›. In: Ber. über den Musikwissenschaftlichen Kongreß in Basel . Leipzig (Nachdr. Vaduz ) S. –. – Hans H. Lenneberg: The Critic Criticized: S. V. and His Controversy with Arnold Schlick. In: Journal of the American Musicological Society () S. –. – Jacob Eisenberg: V.s Keyboard Illustrations. In: Galpin Society Journal () S. –. – Gerhard Pietzsch: Quellen und Forschungen zur Gesch. der Musik am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg bis (Akad. der Wiss. und der Lit. Mainz. Abh. der Geistes- und Sozialwissenschaftliche Kl. Jg. Nr.). Mainz/Wiesbaden . – Manfred Schuler: Der Personalstatus der Konstanzer Domkantorei um . In: Arch. für Musikwiss. () S. –. – Franz Krautwurst: Bemerkungen zu S. V.s ‹M. g.› (). In: FS Bruno Stäblein. Hg. v. Martin Ruhnke. Kassel u. a. , S. –. – Albert van der Linden: Notes sur les traductions française et amande de la ‹M. g.› de V. In: Revue belge de musicologie , – () S. –. – Gerhard Stradner: Bemerkungen zu den besaiteten Tasteninstrumenten in S. V.s ‹M. g.›. In: Der klangliche Aspekt beim Restaurieren von Saitenklavieren. Hg. v. Vera Schwarz (Beitr. zur Aufführungspraxis ). Graz , S. –. – Uta Henning: The Lute Made Easy: a Chapter from V.’s ‹M. g.› (). In: The Lute Society journal () S. –. – Edwin M. Ripin: A Reevaluation of S. V.’s ‹M. g.›. In: Journal of the American Musicological Society () S. –. – G. Stradner: Neue Erkenntnisse zu S. V.’s ‹M. g.› (Basel ). In: Die Musikforschung () S. . – K. W. Niemöller: V., S. In: The New Grove Dictionary of Music and Musicians () S. f. – Martin Staehelin: Bemerkungen zum geistigen Umkreis und zu den Quellen des S. V. In: Ars Musica – Musica Scientia. FS Heinrich Hüschen. Hg. v. Detlef Altenburg. Köln , S. –. – R. Denk: ‹M. g.›. Dt. Fachprosa des
. Hälfte . Jh. SpätMA im Bereich der Musik (MTU ). München/Zürich , bes. S. –. – G. Stradner: Spielpraxis und Instrumentarium um . Dargestellt an S. V.’s ‹M. g.› (Basel ). Bde. (Forschungen zur älteren Musikgesch. /–). Wien . – Bullard und / (s. Übers.). – Sointu Scharenberg: S. V.s ‹M. g.›. Ein Sachbuch? Der Traktat von neu gelesen. In: Tibia () , S. –. – Claudia Knispel: Ein «onmöglich» Lautenstück aus S. V.s ‹M. g.› (). In: Concerto. Magazin für alte Musik (/) S. –. – Frank P. Bär: Holzblasinstrumente im . und frühen . Jh. Familienbildung und Musiktheorie (Tübinger Beitr. zur Musikwiss. ). Tutzing , S. – u. ö. – Theodor Göllner u. a.: Dt. Musiktheorie des . bis . Jh. Bd. : Von Paumann bis Calvisius (Gesch. der Musiktheorie /). Darmstadt , Reg. – Frederick R. Selch/ H. Reynolds Butler: Legacy of S. V.: an Illustrated Catalogue of Rare Books from the F. R. Selch Collection Pertaining to the History of Instruments. New York . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Markus Grassl: Einige Beobachtungen zu S. V. und Arnolt Schlick. In: NischeNiveauNimbus. Die Anfänge des Musikdrucks nördlich der Alpen. Hg. v. Birgit Lodes (Wiener Forum für ältere Musikgesch. ). Tutzing , S. –. VZ Bartholomäus (von) Montagna(na) (auch: Bartolomeo [da] Montagnana, Bartholomaeus Montagnanus), * um Padua, † um Padua. – Mediziner, Verfasser medizinischer Schriften. Der Sohn eines Wundarztes studierte an der Universität Padua Medizin und erwarb dort und entsprechende Studienabschlüsse. Seit lehrte B. in Padua Medizin, – als außerordentlicher, danach als ordentlicher Professor. B. erarbeitete sich früh einen Ruf als hervorragender Arzt; er behandelte Adlige und hohe Kleriker. Daneben verfasste er zwischen und zahlreiche Consilia und Abhandlungen. Von besonderer Bedeutung sind die Consilia medica. dieser lat. Fallstudien wurden gedruckt. B. verfasste auch Diffiniciones terminorum medicinalium, De urinarum iudiciis und De compositione et dosi medicinarum. B.’ vor entstandenes und erstmals gedrucktes Antidotarium ist auch in dt. Teilübersetzung erhalten. Der Text ist in einer Münchner
. Hälfte . Jh. Handschrift vom Ende des . Jh. überliefert. Der Codex enthält eine Auswahl von Rezepten in dt. Sprache, außerdem Rezepte B.s in lat. Sprache. Die Rezepte behandeln u. a. die Herstellung von Salben und P astern. Die lat. Rezepte entsprechen den ersten Rezepten der dt. Textgruppe; sie gelten als Teil der Vorstufe des dt. Texts. Als Übersetzer hat die Forschung einen bairischen, vielleicht in München lebender Mediziner namens Dunger erwogen, der im . Jh. einen Ritter Bernhard Pientzenauer behandelte. Ü (dt.-lat.): München, BSB, cgm , r–v (dt.), r–r (lat.) (Pap., Ende . Jh., mittelbair.-ostschwäbisch). – Vgl. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Die ma. Hss. aus Cgm – (Catalogus Codicum Manu Scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. – http://www.handschriftencensus.de/. – Zur lat. Überl. vgl. Pesenti (s. Lit.). D: Lat. Drucke der Consilia medica ab , De urinarum iudiciis ab ; s. GW M, M, M, M, M; spätere Drucke im VD. A: Brachvogel (s. Lit.) S. –, –. – Lat. Ausg. bei Pesenti (s. Lit.). L: Weitere und ältere Lit. bei Pesenti (s. u.). – Gundolf Keil, VL () Sp. . – Klaus Bergdolt, LexMA () Sp. . – Hb. der Gesch. der Medizin. Bd. . Hg. v. Max Neuburger/Julius Pagel. Jena , S. . – M. Neuburger: Gesch. der Medizin. Bd. II/. Stuttgart , S. , f. – J. Pagel/Wilhelm Haberling: B. M. In: Biogr. Lex. der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker. Bd. . Hg. v. Albert Hirsch u. a. Berlin u. a. , S. . – Augusto Botto Micca: Una Famiglia di Medici. I Montagnana. In: Scritti in Onore del Prof. P. Capparoni in Occasione del Anno di Laurea. Hg. v. Adalberto Pazzini. Turin , S. –. – Günter Brachvogel: Das ‹Münchner Salbenbuch›. Eine spätma. Rezeptslg. vom Ende des . Jh. Diss. München , S. –, f. – Gianfranco Folena: Storia della Cultura Veneta. Bd. /. Vicenza , S. f. – Tiziana Pesenti: Professori e Promotori di Medicina nello Studio di Padova dal al . Repertorio BioBibliogra co. Padua u. a. , S. –. – Piero del Negro: L’Università di Padova. Otto Secoli di Storia. Padua , S. f. – Paul F. Grendler: The Universities of the Italian Renaissance. Baltimore u. a. , S. f. – Marilyn Nicoud: Les Régimes
Falkner de Santé au Moyen Âge. Bd. . Naissance et Diffusion d’une Écriture Médicale (XIIIe–XVe Siècle). Rom , S. – u. ö. – Franco Bacchelli: M., B. In: Dizionario Biogra co degli Italiani . Hg. Istituto della Enciclopedia Italiana. Rom , S. –. MM Falkner, Peter, * spätestens zweite Hälfte . Jh., † nach . – Verfasser eines Fechtbuchs. F. wird in der Handschrift seines Fechtbuchs als Meister bezeichnet. Er wurde vor Mitglied der Marxbruderschaft, einer Frankfurter Fechtgruppe, in deren Chronik er bis erwähnt ist. Seit war er Hauptmann der Bruderschaft. F.s Schrift behandelt das Fechten zu Fuß und zu Pferd mit Langschwert, Messer, Dolch, Lanze und Hellebarde. Die ersten beiden Abschnitte über Schwertund Messerfechten sind in Paarreimen verfasst, der übrige Text in knapper Prosa. Das Fechtbuch ist fast durchgängig illustriert. Die nahezu farbigen Federzeichnungen stehen jeweils unter mindestens vierzeiligen Textabschnitten. Die darin enthaltenen Anweisungen werden in den Illustrationen durch zwei Kämpfer veranschaulicht. F.s genaue Rolle bei der Niederschrift des Fechtbuchs ist unsicher. Die einzige bekannte Handschrift stammt von zwei Schreibern, unter denen auch F. selbst gewesen sein könnte. In der Überschrift «Meister Peter Falkners kunste zu ritterlicher were» wird F. als Autor des Werks identi ziert. Mehrere Abschnitte des Schwert- und Messerfechtens stammen jedoch von Johannes → Lecküchner und Johann → Liechtenauer, die im Codex nicht erwähnt werden. F.s Fechtbuch wurde wahrscheinlich auch von Paulus → Kal beein usst. Ü: Wien, Kunsthist. Museum, KK (früher Inv. Nr. P ; Cod. Ambras ), v–v (Pap., Ende . Jh., obd., möglicherweise teilweise Autograph). – Zur Überl. vgl. Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA /. München , S. – (Nr. ..), S. (Nr. ..), S. (Nr. ..). – www.handschriftencensus.de/. A: Tobler (s. Lit.). L: Wolfram Schmitt, VL () Sp. ; () Sp. f. – Martin Wierschin: Meister Johann Liechtenauers Kunst des Fechtens (MTU ). München . – Hans-Peter Hils: Meister Johann Liechtenauers Kunst des langen Schwertes. Frankfurt/M. u. a. , S. –
Schwestermüller u. ö. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . – Christian H. Tobler: Captain of the Guild. Master P. F.’s Art of Knightly Defense. Wheaton/Illinois . MM Schwestermüller, Konrad (auch: Schwestermiller, Swestermullner), * um , † vor Berlin (?). – Kurbrandenburgischer Leibarzt, Verfasser eines Pestregimen. S. wird erstmalig im Dienst des brandenburgischen Kurfürsten Johann Cicero bezeugt und als Doktor der Medizin vorgestellt. Vermutlich hat S. zumindest teilweise in Norditalien studiert und wurde dort auch promoviert. Im Verlauf der mitteleuropäischen Pestepidemie von / gewann er als Epidemiologe überregionales Ansehen. Während eines erneuten Ausbruchs der Seuche / wurde S. daher von den mecklenburgischen Herzögen Magnus II. und Balthasar für zwei Jahre an deren Hof berufen. Die Mecklenburger suchten den Mediziner mittels eines stattlichen Salärs dauerhaft an sich zu binden, doch bewegten ernsthafte Drohungen seitens des kurbrandenburgischern Hauses den begehrten Arzt zu einer Rückkehr in den Dienst des mittlerweile erkrankten Johann Cicero. Nach dem Tod Johanns wurde S. von dessen Söhnen Joachim I. und Albrecht im Amt bestätigt. Seinen Pestraktat Regiment und lere wider die swaren kranckheit der pestilenz hat S. nach eigenem Bekunden auf «ersuchen vnd bete» seiner «gnedigen heren» erstellt. Abgeschlossen wurde die Arbeit am .. in Cölln a. d. Spree. Adressiert ist das Regimen an die gesamte Bevölkerung («yderman») mit explizitem Einbeschluss der «arme[n] leute» sowie an alle Heilberufe («doctores wundartzte apotecker»). Risikogruppen wie Schwangere, Kinder und Greise werden gesondert behandelt. In der Makrostruktur des Textes folgt S. dem → Pariser Pestgutachten. Ansonsten berücksichtigt er für seine kleinfeldrige Kompilation, bei der die Zergliederung und Kontamination der Quelltexte bis auf die Ebene von Teilsätzen gehen kann, vor allem Fachschrifttum der er Jahre (Ulrich → Ellenbog, Heinrich → Steinhöwel, Hieronymus → Münzer, Hermann → Schedel) und war auch mit dem Pestregimen in Versen des Hans → Folz vertraut. Darüberhinaus verfügt S. über eine exzellente Kenntnis der frühen pestspezischen Kleinliteratur (Jakob → Engelin, → Brief
. Hälfte . Jh. an die Frau von Plauen, → Sendbrief-Aderlassanhang, → Pestlassmännlein) und auch diätetischer Schriften (Regel der Gesundheit [→ Konrad von Eichstätt], → Iatromathematisches Hausbuch). Für einige pharmazeutische Verfahren scheint der ligran arbeitende Redaktor auch als Autor verantwortlich zu zeichnen. Bemerkenswert ist vor allem eine Anweisung zum chirurgischen Ausräumen der Bubonen. Der durch die herrschaftliche Bestellung offizinelle Charakter des Regimen hat sowohl dessen Drucklegung als auch Wirkmacht befördert. Auf der lokalen Verwaltungsebene hatte S.s Traktat ein langes Nachleben: Noch im . Jh. war er die Grundlage der Berliner Seuchenprophylaxe. Ü: Frankfurt/Oder: Ambrosius Lacher, (VD ZV ). Digitalisat unter: http://digisam.ub.uni-giessen.de/rara.html. A: K. Schwestermiller. Regiment und Lehre wider die schwere Krankheit der Pestilenz. Mit Einf. von Julius Schuster. Neu hg. vom Vorstand des Berliner Bibliophilenabends. Berlin . L: Gundolf Keil/Monika Reininger, VL () Sp. –. – August Blanck: Die mecklenburgischen Aerzte von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. . Au . besorgt v. Axel Wilhelmi. Schwerin , S. . – Karl Sudhoff: Dt. medizinische Inkunabeln. Bibliographisch-literarische Unters. (Stud. zur Gesch. der Medizin /). Leipzig , S. f. – Ders.: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «Schwarzen Todes» . Tl. XIII: Ausarbeitungen über die Pest nach der Mitte des . Jh. aus Nieder- und Mitteldeutschland. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –. – Konrad Haebler: Doctor K. S. und sein Pestregiment von . In: Aus den ersten Zeiten des Berliner Buchdrucks. [...]. Berlin , S. –. – Isak Collijn: Doktor K. Schwestermillers Pestregiment. In: Nordisk Tidskrift för bok- och biblioteksväsen () S. –. – Arnold Carl Klebs/Karl Sudhoff: Die ersten gedruckten Pestschr. München , S. . – A. C. Klebs: Incunabula scienti ca. In: Osiris () S. – (Nachdr. Hildesheim u. a. , ) hier S. . – JeanNoël Biraben: Les hommes et la peste en France et dans les pays européens et méditerranéens. Bde. (Civilisations et sociétés /). Den Haag/ Paris /, Reg. – Josef Benzing: Die Buchdrucker des . und . Jh. im dt. Sprachgebiet (Beitr. zum Buch- und Bibliothekswesen ). Wiesbaden
. Hälfte . Jh.
, S. . – G. Keil: Pest im MA: die Pandemie des «Schwarzen Todes» von –. In: Das . Jh. Krisenzeit. Hg. v. Walter Buckl (Eichstätter Kolloquium ). Regensburg , S. –, hier S. . – Michael Höhle: Univ. und Reformation. Die Univ. Frankfurt (Oder) von – (Bonner Beitr. zur Kirchengesch. ). Köln u. a. , S. , . – G. Keil: Seuchen. In: RGA () S. –, hier S. . – Wolfgang Wegner: S., K. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Christoph Reske: Die Buchdrucker des . und . Jh. im dt. Sprachgebiet. Auf der Grundlage des gleichnamigen Werkes von Josef Benzing (Beitr. zum Buch- und Bibliothekswesen ). Wiebaden , S. . – Oliver Auge: Handlungsspielräume fürstlicher Politik im MA. Der südliche Ostseeraum von der Mitte des . Jh. bis in die frühe Reformationszeit (MA-Forschungen ). Ostldern , S. . VZ Schryver, Arent, von Dalen. – Mediziner, Verfasser eines Pestregimen, spätestens . Jh. S. war nach eigenen Angaben ein Lizentiat der Medizin aus Dalen (Coevorden/Drenthe). Von ihm ist das Pestregimen Von der pestilencien überliefert. Die Forschung hat in dem dialektal komplexen Werk nordniedersächsische, westfälische, ostndl. und hochdt. Elemente nachgewiesen. Inhaltlich erörtert die wohl vor allem für ein medizisches Fachpublikum intendierte Schrift Ursprung, Prävention und Behandlung der Pest. Der Text enthält u. a. Rezepte zur Herstellung von Pulver und Anweisungen für den Aderlass. Als wichtige Quellen S.s wurden das → Pariser Pestgutachten, der → Straßburger Skabiosenwassertraktat sowie Werke von → Johann von Sachsen und → Gallus von Prag identi ziert. Zugleich kommuniziert die als kenntnisreich geltende Schrift immer wieder S.s eigene medizinische Vorstellungen. Ü: Isselburg, Schloss Anholt, SalmSalm’sche Bibl., Hs. , r–r (Pap., . Jh., hochdt.-ostmndl.). – Vgl. Inventare der nichtstaatlichen Arch. der Provinz Westfalen. Bd. /: Inventare der nichtstaatlichen Arch. des Kr. Borken. Bearb. v. Ludwig Schmitz-Kallenberg. Münster/ Westf. , S. (Nr. ). A: Jansen-Sieben (s. Lit.).
Schryver L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Ria Jansen-Sieben: Het pestregimen van A. S. In: De Pest in de Nederlanden. MedischHist. Beschouwingen Jaar na de Zwarte Dood [...]. Hg. Koninklijke Academie voor Geneeskunde van België. Brüssel , S. –. MM Gresemund, Dietrich (d. Ä.) (auch: Theoderich Gres[e]mund; Dietrich/Theoderich von Meschede; Theodoricus de Meschede [senior]), * Meschede/Westfalen, † . – Mainzer erzbischö icher Leibarzt, medizinischer Fachschriftsteller. D. G. war der jüngere Bruder der beiden Theologen und Erfurter Universitätsprofessoren Gottschalk → Gresemund und Hermann Gresemund sowie der Vater des Rechtsgelehrten und humanistischen Dichters Dietrich Gresemund d. J. (–). immatrikulierte sich G. an der Universität Erfurt und erwarb das artistische Bakkalaureat. lernte er ebendort Peter → Luder kennen. Sein Medizinstudium hat G. – absolviert und als Dr. med. abgeschlossen. Der Studienort ist unbekannt, allerdings wird ein Studium in Italien durch G.s humanistisches Interesse wahrscheinlich gemacht. Dieses manifestiert sich allerdings nicht in seinen beiden erhaltenen Schriften, die in der ma. scholastischhumoralpathologischen Tradition stehen, sondern in der Erziehung seines Sohnes Dietrich d. J. und in dem Umstand, dass sein Wohnhaus während seiner zweiten Mainzer Zeit ab Anlaufpunkt für namhafte Frühhumanisten war (darunter Konrad Celtis und Jakob Wimpfeling). / ist G. als Stadtarzt in Frankfurt/M. nachgewiesen, wurde er Leibarzt des Mainzer Erzbischofs Adolf von Nassau († ). Nach dessen Tod siedelte G. nach Speyer über. Ab versah er erneut das Amt des Frankfurter Stadtarztes, wobei er seinen Speyrer Wohnsitz nicht aufgab. Dies tat G. erst , als er wiederum in den Dienst des Mainzer Bischofsstuhls trat, dieses Mal unter Erzbischof Berthold von Henneberg († ), in dessen Umfeld ab auch Ivo → Wittich begegnet. In Mainz wurde G. Professor für Medizin an der Universität, Dekan seiner Fakultät und als deren Vetreter kurmainzischer Bücherzensor. Als Mitglied einer Kommission aus je einem Vertreter der vier universitären Fakultäten oblag ihm die Überwachung des lokalen Büchermarktes.
Kulmacher Während seiner zweiten Amtszeit als Frankfurter Stadtarzt hat G. ein Gutachten zur reichsstädtischen Apothekenordnung erstellt, das verloren ist. Überkommen sind hingegen zwei Medizinschriften aus den er Jahren. Gemeinsam mit Peter von Viersen und Albrecht → Münsinger hat G. ein lat. Lepragutachten für eine aussatzverdächtige Patientin erstellt (→ Lepraschautexte). Die «honesta mulier Notburgis de Wincella» ([Oestrich-]Winkel im Rheingau) wird für nicht aussätzig erkärt. Wohl bald darauf ist das kurze lat. Pestbüchlein entstanden, das auf dem → Pariser Pestgutachten von / aufbaut und auch auf das dt. Fachschrifttum rekurriert (etwa bei der Verwendung von Wacholder und Lorbeer). In der zweigliedrigen Grundstruktur folgt das Pestbüchlein dem zweiten Hauptteil des Pariser Pestgutachtens, indem es sich zunächst der Prophylaxe und dann der Therapie widmet. Die präventiven Gesundheitsregeln des ersten Abschnitts sind nach den «sex res non naturales» geordnet. Ü: Pestbüchlein: «Regimen p[re]seruatiuˉu breue t[empor]e pestilenciali in sex rebus nˉo naturalibus obseruandˉu cˉu cura succincta. Editˉu p[er] magistrˉu Theodericˉu de Meschede artium et medicine doctorem». [Mainz: Peter Schöffer, um ] (GW ). – Isak Collijn (Kat. der Inkunabeln der Kgl. Univ.-Bibl. zu Uppsala. Uppsala/Leipzig , S. f. [Nr. ]) nennt einen weiteren Druck (Augsburg: Johann Froschauer, um ), der aber vermutlich mit GW identisch ist. A: Lepragutachten: Franz-Joseph Bodmann: Rheingauische Alterthümer oder Landesund Regiments-Verfassung des westlichen oder Niederrheingaues im mittleren Zeitalter. Bd. : Die Landes-Verfassung. Mainz , S. (ohne Hinweis zur Überl.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f.; () Sp. f. – Melchior Adam: Vitae Germanorum medicorum, Qui Seculo Superiori, Et Quod Excurrit, Claruerunt. Heidelberg , S. . – Ferdinand Rothbauer: Dissertatio Inauguralis Medico-Litteraria Exhibens Loimographos Seculi XV. et XVI. Wien , S. f. – Friedrich Wilhelm Emil Roth: Geschichtsquellen aus Nassau. Bd. : Die Geschichtsquellen des Niederrheingaus. Theil : Regesten zur Gesch. des Niederrheingaus. Wiesbaden , S. (Nr. ). – Ders.: Niederrheinische Gelehrte an der Mainzer Univ. im XV.–XVII. Jh. In: Beitr.
. Hälfte . Jh. zur Gesch. des Niederrheins () S. –, hier S. –. – Gustav Bauch: Aus der Gesch. des Mainzer Humanismus. In: Arch. für hessische Gesch. und Altertumskunde NF ( = Beitr. zur Gesch. der Universitäten Mainz und Giessen) S. –, hier S. –, , u. ö. – Karl Sudhoff: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «schwarzen Todes» . Tl. XIII: Ausarbeitungen über die Pest nach der Mitte des . Jh. aus Nieder- und Mitteldeutschland. In: Sudhoffs Arch. (/) S. –, hier S. f. – Arnold Carl Klebs/K. Sudhoff: Die ersten gedruckten Pestschr. München , Nr. a, . – A. C. Klebs: Incunabula scienti ca. In: Osiris (; Nachdr. Hildesheim u. a. , ) S. –, Nr. . – Horst Rudolf Abe: Die Univ. Erfurt in ihren berühmten Persönlichkeiten. Tl. : MA (–). In: Beitr. zur Gesch. der Univ. Erfurt () S. –, hier S. f. (Nr. ). – Erich Kleineidam: Universitas Studii Erffordensis. Bde. (Erfurter theologische Stud. /). Leipzig /; Erfurt/Leipzig (Nachdr. ) Bd. , S. ; Bd. , S. f. – Hans-Heinrich Fleischer: D. G. der Jüngere. Ein Beitr. zur Gesch. des Humanismus in Mainz (Beitr. zur Gesch. der Univ. Mainz ). Wiesbaden , S. –, , f. – Repertorium fontium historiae medii aevi () S. . – Rolf Gelius: Neue Erkenntnisse in der Frage der «Lausitzer Alchimistenbriefe». In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . – Helmut Mathy: Stadtarzt, Leibarzt, Humanist. Der Mainzer Mediziner D. G. d. Ä. (–). In: Ärztebl. Rheinland-Pfalz () S. – (wieder in: Moguntia medica. Das medizinische Mainz vom MA bis ins . Jh. Hg. v. Franz Dumont. Wiesbaden , S. –). – Wolfgang Wegner: G., D. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Agostino Sottili: Humanismus und Universitätsbesuch. Die Wirkung italienischer Universitäten auf die Studia humanitatis nördlich der Alpen (Education and society in the Middle Ages and Renaissance ). Leiden u. a. , S. . VZ Kulmacher, Philipp (auch: Culmacher), * vor wahrscheinlich Eger, † nach . – Mediziner, Autor von Pesttraktaten. Der aus Eger stammende K. studierte ab in Köln und schloss dort als Bakkalaureus ab. immatrikulierte er sich in Leipzig, wurde dort Bakkalaureus und / Magister. Ab zum
. Hälfte . Jh. Studium in Wittenberg, wurde er dort zum Doktor der Medizin promoviert. Danach verliert sich seine Spur. Zwischen und erschienen in Leipzig mehrere Drucke K.s mit Anweisungen gegen die Pest. Darunter ist nur eine lat. Schrift (Elixir vite philosophice [...] contra quam plures egritudines, um ), während die übrigen Veröffentlichungen in dt. Sprache verfasst sind. Sie wurden als Regimen wider die Pestilenz bekannt. Die genauen Textverhältnisse sind bislang unerforscht. Auffällig ist: Der lat. Druck und der dt. Text von sind jeweils nur wenige Seiten lang, die dt. Drucke von um und hingegen mit jeweils Blättern deutlich umfangreicher. Sie stimmen auch in ihren Überschriften stark überein, enthalten also möglicherweise den gleichen Text. Inhaltlich bieten K.s Texte einerseits übliche Empfehlungen gegen die Pest, z. B. die Anwendung von Aderlässen. Hinzu kommen religiöse Überlegungen, etwa zur Pest als Strafe Gottes. Die Forschung hat bei K. eine intensive Rezeption des Pesttraktats von Heinrich → Steinhöwel festgestellt. D: . Lat.: [Leipzig: Martin Landsberg, um ] (GW ). . Dt.: [Leipzig: Martin Landsberg, um ] (GW ). – [Leipzig: Martin Landsberg,] (VD ZV ). – [Leipzig:] Jakob Thanner, (VD C ). – Vgl. GW und VD. A: Karl Sudhoff: Dt. medizinische Inkunabeln. Bibliographisch-literarische Unters. Leipzig , S. – (Faks. v. GW ). – Online-Faks. von GW und GW : http:// daten.digitale-sammlungen.de/. L: Bernhard Dietrich Haage, VL () Sp. ; () Sp. f. – Arnold Klebs/ K. Sudhoff: Die ersten gedruckten Pestschriften. München , S. (Nr. ), Tf. XXIII. – Hans-Theodor Koch: Medizinische Promotionen an der Univ. Wittenberg in der Vorreformationszeit. In: Medizin und Naturwiss. in der Wittenberger Reformationsära. Hg. v. Wolfram Kaiser/Arina Völker. Halle/Saale , S. –, hier S. . – Thilo Esser: Die Pest. Strafe Gottes oder Naturphänomen? Eine frömmigkeitsgeschichtliche Unters. zu Pesttraktaten des . Jh. In: Zs. für Kirchengesch. () S. –. – B. D. Haage: K. (C.), P. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . MM
Hagen Hagen, Franz. – Verfasser eines Pesttraktats, zweite Hälfte . Jh. Nur das Arzneibuch des Anton → Trutmann aus dem späten . Jh. überliefert Werk und Namen H.s. In dem Abschnitt des Buchs, der medizinische Traktate zeitgenössischer Autoren Trutmanns versammelt, wird H. eine Pesttherapie zugeschrieben, mit der dieser beim Straßburger Pestausbruch von Erfolg gehabt haben soll. Die Straßburger Provenienz ist die einzige halbwegs gesicherte biographische Erkenntnis zu H. Auch ist ungeklärt, ob er akademischer Wundarzt oder praktizierender Laienarzt war. Der kurze Traktat H.s bietet das Rezept für einen Trank, der bei akuten Symptomen der Beulenpest zu verabreichen ist. Die inhaltlichen Bestandteile sind Knoblauchsaft, Essig, Branntwein und die im MA als universales Heilmittel eingesetze Mixtur Theriak («driok»). Zu gleichen Teilen vermengt, soll diese Medizin möglichst direkt nach dem Anschwellen der Lymphknoten und -gefäße eingenommen werden. Bein usst ist H. vom Pesttraktat Jakob → Engelins und der Prager Pestliteratur (vgl. → Brief an die Frau von Plauen). Ferner ist davon auszugehen, dass H. mit der von Montpellier ausgehenden Diskussion über den Theriak vertraut war (vgl. → Arnold von Bamberg). Ü: Bern, Burgerbibl., Ms. hist. helv. XI , v (Perg. und Pap., um , aus dem Raum Basel); Überschrift: «Jtem contra pestem / jtem diß ist Francz Hagen stuck contra pestem». A: Rainer Sutterer: Anton Trutmanns Arzneibuch. Tl. : Text. Diss. Bonn , S. . L: Volker Zimmermann/Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Conrad Brunner: Die Verwundeten in den Kriegen der alten Eidgenossenschaft. Gesch. des Heeressanitätswesens und der Kriegschirurgie in schweizerischen Landen bis zum Jahre . Tübingen , S. . – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. . – Ernest Wickersheimer: Dictionnaire biographique des médecins en France au Moyen Âge. Paris , S. . – Sutterer (s. Ausg.) S. . – Thomas Gleinser: Anton Trutmanns ‹Arzneibuch›. Medizin- und sozialgeschichtlicher Komm. Diss. Würzburg , S. f. und Reg. – Jörg Mildenberger: Anton Trutmanns ‹Arzneibuch›. Tl. : Wb. Bd. – (Würzburger medizinhist. Forschungen /–). Würzburg . – Bernhard Dietrich
Bruder Peter van Hemerden Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Bischof von Freising. – Verfasser medizinischer Rezepte, . Jh. (?). Einem B. v. F. werden in zwei Handschriften Rezepte gegen Nierengrieß zugeschrieben. Der Verfasser wird darin jeweils ohne Eigennamen und nur mit seiner Amtsbezeichnung erwähnt, weshalb eine Identi zierung nicht möglich ist. Das Rezept in der Gothaer Handschrift besteht nur aus vier Wörtern in dt. Sprache («Recipe nußpluet in wein»). Die Heidelberger Handschrift überliefert hingegen ein umfangreicheres lat. Rezept mit eingeschobenen dt. Bezeichnungen der darin erwähnten Substanzen. Das Heidelberger Rezept ist anonym auch im gedruckten Arzneibuch der Herzogin Eleonore von Troppau und Jägerndorf enthalten. Ü: Gotha, Forschungsbibl., cod. Chart. B , v (Pap., um , nord- oder mittelbair.; sog. Astromedizinisches Hausbuch). – Heidelberg, UB, cpg , v (Pap., Regensburg, –, nordbair.; Rezeptslg. des Georg Prell). Zur Gothaer Hs. vgl. zuletzt die Beschreibung von Falk Eisermann (www.manuscriptamediaevalia.de/hs/projekt-Gotha-pdfs/ Chart B .pdf, ). – Zudem: Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. f. – www.handschriftencensus.de/. Zur Heidelberger Hs. vgl. Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg VII). Wiesbaden , S. –. – www.handschriftencensus.de/. A: Eis (s. Lit.). L: Rainer Rudolf, VL () Sp. . – Gerhard Eis: Nachricht über eine medizinische Sammelhs. der Heidelberger UB. In: Sudhoffs Arch. () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –). MM Bruder Peter van Hemerden. – Verfasser eines Pesttraktats, spätes . Jh. Im Explicit eines auf datierten Pesttraktats nennt sich als dessen Verfasser «broder peter van hemerden». Der Herkunftsname könnte auf das
. Hälfte . Jh. niederrheinische Hemmerden (heute zu Grevenbroich) verweisen, was mit der Schriftsprache des Traktats korreliert. Im zweiten Teil der Lehrschrift berichtet P. von einer Pestepidemie im westfälischen Lemgo, bei der er sich selbst in ziert habe (II.../.. in der Ausgabe von Mayer). Weitere Kenntnisse zum höchstwahrscheinlich klerikalen Traktatautor gibt es nicht. Dass P. Geistlicher war, legt nicht nur die Bezeichnung «broder» nahe, sondern auch der mitunter spirituell geprägte Wortschatz des Traktats. Der Text ist im unikalen Zeugen mit Regimen pestilenciale und Regimen de epidemia überschrieben. Mit über dreißig Folioseiten handelt es sich nach dem Pestbuch Arent → Schryvers von Dalen um den umfangreichsten deutschsprachigen ma. Pesttraktat. Das Regimen besteht aus drei Hauptteilen. Vorgeschaltet ist eine Einleitung mit einem Katalog medizinischer Autoritäten, einer Propaganda gegen die Laienmedizin sowie einem Ausblick auf die Gliederung des Traktats in drei Segmente: ) Prophylaxe («we sich men hoeden ind waren sal»); ) Therapie («wat men doen sal [...] wanner eyn mynschen dey pestilencien creghen hait»); ) P aster «om den aposteme offte pestilencien tzo heylen». Die tatsächliche Strukturierung des Textes entspricht dem Einleitungsentwurf nicht zur Gänze, denn tatsächlich beginnt der erste Teil des Regimen mit einer De nition der Pest und der Erörterung ihrer möglichen Ursachen. Dabei unterstellt P. gewissen Menschen aufgrund ihrer «complexien» (→ Temperamentenlehre) eine gewisse Disponiertheit für eine Erkrankung («tzo der pestilencien ghedisponeert»). In einem theologisch geprägten Diskurs betrachtet P. auch die Sündhaftigkeit des Menschen als mögliche Krankheitsursache. Erst dann schließen sich präventive Maßnahmen an wie das Vermeiden schlechter Luft oder die maßvolle Einnahme von Theriak, einer im MA als Universalheilmittel eingesetzen Mixtur. Der therapeutische Mittelteil besteht aus einem Aderlasstraktat, gemischten Rezepten («van den medicinen») und zwei Krankheitsregimina. Der kurze letzte Teil bietet gemäß der Ankündigung in der Einleitung drei P asterrezepte sowie ein «transplantatio morbi»Verfahren, bei dem die Pesterreger vom menschlichen Erkrankten auf einen Hahn übertragen werden sollen. Unmittelbare Textübernahmen aus älteren Fachschriften sind für das Regimen pestilenciale nicht nachgewiesen, doch ist es wahrscheinlich, dass P.
. Hälfte . Jh. mit dem → Pariser Pestgutachten bzw. mit einer der zahlreichen vom Pestgutachten direkt abhängigen Pestschriften vertraut war. Parallelen bestehen ferner zum Regimen des Hans → Andree. Ü: Darmstadt, ULB, Hs. , r–v (Pap., um , ripuarisch-niederrheinisch). A: Johannes Gottfried Mayer unter Mitwirkung von Kurt Hans Staub: Gegen Pest und Laienmedizin. Der niederrheinische Pesttraktat «Regimen de epidemia» von (Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibl., Hs. ). In: Editionen und Stud. zur lat. und dt. Fachprosa. FS Gundolf Keil. Hg. v. Konrad Goehl/J. G. Mayer (Tetxte und Wissen ). Würzburg , S. –, hier S. –. L: J. G. Mayer, VL () Sp. f. – Hippolyte-Émile Rébouis: Étude historique et critique sur la peste. Paris . – Rudolf Sies: Das ‹Pariser Pestgutachten› von in altfranzösischer Fassung (Würzburger medizinhist. Forschungen /Unters. zur ma. Pestlit. ). Pattensen . – Thomas Bein: Medizinische Fachtexte. In: Van der Masen tot op den Rijn. Ein Hb. zur Gesch. der ma. volkssprachlichen Lit. im Raum von Rhein und Maas. Hg. v. Helmut Teervooren. Berlin , S. –, hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Bernhard Beyer: Der niederrheinische Pesttraktat ‹Regimen de epidemia› des B. P. v. H. aus dem Jahre . Tl. : Wb. Diss. Würzburg . VZ Hunolt, Heinrich. – Kompilator und Schreiber einer medizinischen Sammelhandschrift, Rezeptautor (?); zweite Hälfte . Jh. Für die Pergamentfälze von H.s Arzneibuch ist eine dt. Urkunde von verwandt worden, in der ein «Leonhart Hunolt» erwähnt wird. Bei ihm dürfte es sich um einen Verwandten des H. H. gehandelt haben. Die Textauswahl in H.s Sammelband lässt vermuten, dass er als Laien- oder Wundarzt praktiziert hat und dies vermutlich im ostschwäbischen Raum. Der laienärztlich zugeschnittene Hauptteil besteht aus diätetischem und pestspezi schem Schriftgut: Ordnung der Gesundheit für Rudolf von Hohenberg (→ Konrad von Eichstätt), Pesttraktat des Jakob → Engelin, → Brief an die Frau von Plauen und der → Sinn der höchsten Meister von Paris. Dazu stellen sich Auszüge aus dem Arzneibuch
Hunolt → Ortolfs von Baierland, dem dt. → Macer (Vulgatfassung) und dem → Bartholomäus sowie einige Segensformeln. Größere Selbstständigkeit als das Hauptsegment zeigt ein gemischter Rezeptanhang. Dessen Salben- und Heilwasserverordnungen verdanken sich womöglich der wundärztlichen Praxis H.s, aber auch Pest-, Farb- und Tintenrezepte begegnen hier. Ü: München, BSB, Cgm , noch Bll. (Bl. – sind herausgeschnitten) (Pap., , schwäbisch); nachgetragene Rezepte: v–r. Dem Bartholmäus-Abschnitt (r–r) folgt ein Schreiberkolophon: «per me Hainricum Hunolt gescriben an dem zinstag vor sant Katerinen tag [= ..] anno domini M CCCC und im LXXXXIII jar». – Vgl. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Emil Ploss: Ein Buch von alten Farben. Technologie der Textilfarben im MA mit einem Ausblick auf die festen Farben. Heidelberg/Berlin (., erw. Au . Gräfel ng ) S. . – Johannes G. Mayer: Das ‹Arzneibuch› Ortolfs von Baierland in medizinischen Kompendien des . Jh. Beobachtungen und Überlegungen zur Werktypologie medizinischer Kompendien und Kompilationen. In: «ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. G. Keil (Ortolf-Stud. /Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, hier S. . – Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Krit. hg. v. Bernhard Schnell (TTG ). Tübingen , S. f. – Wolfgang Wegner: H., H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . VZ Kardobenediktentraktat (De cardo[ne] benedicto). – Lat. Wunderdrogentraktat, frühes . Jh.; dt. Fassungen ab dem späten . Jh. Die lat. Drogenmonographie zum Benediktenkraut (Centaurea benedicta), das in der spätma. Medizin bevorzugt bei Vergiftungen und zur Pesttherapie eingesetzt wurde, könnte nach Ausweis der Überlieferung südwestdt. oder burgundischer Provenienz sein. Die lat. Urfassung umfasst acht
Kardobenediktentraktat kurze Abschnitte. Die ersten beiden Paragraphen widmen sich Vergiftungen (oral [] und durch Schlangenbisse oder Skorpionstiche verursacht []), der dritte der Pest (die nach dem «Pesthauchmodell» des Römers Gentile da Foligno, quasi eine Vergiftung durch die Luft darstellt) und die folgenden der Malaria (), Epilepsie (/) und dem Krebs (/). Die dt. Bearbeitungen dürften nicht vor der zweiten Hälfte des . Jh. entstanden sein. Es lassen sich vier Fassungen differenzieren, von denen die ersten beiden nur unikal tradiert werden: ) Eine mitteldt. Kurzredaktion berücksichtigt nur die ersten vier Paragraphen. Der Pestabschnitt ist durch Fremdmaterial angereichert worden, u. a. aus dem → Brief an die Frau von Plauen. Der unbekannte Übersetzer tut seinen Zweifel am breiten Wirkspektrum der P anzendroge mit dem bemerkenswerten Vermerk «Ego non credo» kund. – ) Insgesamt Zusatzparagraphen mit weiteren Indikationen weist eine alemannische Bearbeitung auf, deren Urheber ganz offensichtlich über einen ausgewiesenen Sachverstand verfügt hat. Vermutlich war er Apotheker oder Wundarzt, der mit einer bereits volkssprachigen Vorlage gearbeitet zu haben scheint. Die Kompilation weist noch fünf Paragraphen aus der lat. Urfassung auf, die in abgewandelter Reihung erscheinen (, , , , ). Die Zusätze sind nach den ursprünglichen K.-Paragraphen und angestückt worden, wobei sich auch hier Auszüge aus dem Brief an die Frau von Plauen nden. – ) Vermutlich auf derselben dt. Vorlage wie die Fassung beruht eine weitere Schwellredaktion mit insgesamt Paragraphen, die alle acht ursprünglichen K.Abschnitte enthält (als Nr. –). Auch hier ist von einer alemannischen, zumindest süddt. Provenienz auszugehen. Diese K.-Bearbeitung diente höchstwahrscheinlich ursprünglich der Arzneimittelwerbung. Sie ist auf die gleiche Länge gebracht wie eine Redaktion des → Melissentraktats, mit der sie in zwei Textzeugen gemeinsam überliefert wird. Es ist naheliegend, dass beide Traktate dieser Redaktion ursprünglich gemeinsam auf einem Schreizettel Verbreitung fanden. Zur Unterstützung des Werbeeffekts sind dem K. außerdem zwei Auffindungslegenden beigegeben worden; beide postulieren einen indischen Ursprung der Drogenmonographie. Im einen Fall wurde sie von einem indischen König an Papst Martin V. gesandt, im anderen von → Priesterkönig Johannes an
. Hälfte . Jh. Kaiser Friedrich III. – ) Absude und Destillate des Benediktenkrauts präsentiert eine bairisch tradierte K.-Bearbeitung, die auf der dt. Fassung beruhen dürfte. In den insgesamt nummerierten Paragraphen begegnen vereinzelt auch Pulver. Die Indikationsabfolge lässt die orignäre Reihenfolge der lat. Ursprungsparagraphen noch erkennen. Ein Anhang bringt verschiedene Namensformen des Benediktenkrauts und eine Krankengeschichte, die einem «pruder kristoff siech maister» zugeschrieben wird. Eine tschechische Fassung des . Jh. mit Paragraphen geht vermutlich auf diese Benediktenwasser-Redaktion zurück. In der spätma.-frühneuzeitlichen dt. Fachliteratur begegnen auch Kardobenedikten-Verfahren, die vom K. in seinen unterschiedlichen Ausprägungen unabhängig sind. Die krebsspezi schen Abschnitte des K. (vermutlich in der dt. Fassung ) haben aber nachweislich auf den → Streler gewirkt. Ansonsten dominiert in der Streuüberlieferung die Pestindikation (z. B. Augsburg, UB, Cod. III..° , v [Pap., erste Hälfte . Jh., bairisch]). Ü: Lat.: Basel, UB, Cod. D III , rv (Perg. und Pap., , lat./alemannisch). – Paris, Bibl. Nationale, Ms. lat. (Manual des → Johann von Wiesbaden) v–r (Pap., . Jh., rheinfränkisch/französisch/lat.). – Dt.: ) Darmstadt, ULB, Hs. (Hs. aus dem Besitz des Johannes → Heyse) v (Pap., Ende . Jh., mitteldt. [aus Frankfurt/M.]); Überschrift: «De virtute cardi benedicti seu herbe caritatis». – ) Einsiedeln, Stiftsbibl., Cod. () S. – (Pap., , hochalemannisch); Überschrift: «Von der tugent des edlen tistels». – ) Hamburg, SUB, Cod. med. , S. – (Pap., spätes . Jh. [Nachträge bis Mitte . Jh.], niederalemannisch); dem Melissentraktat direkt vorausgehend. – Wien, ÖNB, Cod. (→ Wiener Rezeptierbuch) v–r (Pap., , ostmittelbair.); in direktem Anschluss an den Melissentraktat. – Heidelberg, UB, Cpg (Bd. des Buchs der Medizin → Ludwigs V. von der Pfalz) r–r (Perg., /, südrheinfränkisch); innerhalb einer Bearbeitung des Gart der Gesundheit (Johann → Wonnecke). – ) Augsburg, UB, Cod. III..° , r–r (Pap., /, nordbair. [aus Bamberg]). – Ebd., Cod. III..° , v (Pap., , bair.); nur Pestindikation. – Heinrich → Breyell gibt in seiner Redaktion des Gart der Gesundheit aus dem Jahr (Halle, ULB, Ha , r) den Hinweis auf einen «paru[us] libell[us] de
. Hälfte . Jh. destillatione aquarum», in dem sich auch eine Anweisung zum «cardo benedictus» befunden habe. Es könnte sich bei diesem «Büchlein» um einen weiteren, heute verschollenen Textzeugen handeln. – Tschechische Übersetzung: Heidelberg, Privatslg. Helko Eis (vormals Slg. Gerhard Eis, Schriesheim) Hs. , drei unpaginierte Seiten (Pap., um nach einer Vorlage des . Jh.). A: Dt.: ) Henry E. Sigerist: Dt. medizinische Hss. aus Schweizer Bibl. In: Sudhoffs Arch. (), S. –, hier S. . – ) August Knapp: Thomas von Wasserburg. Ein obd. Wundarzt und Apotheker des . Jh. Diss. München , S. – (nach Hamburg). – Vermeer (s. Lit.) S. – (nach Wien). – ) Ebd., S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Gerhard Eis: Zu dem Carlina-Bild des Münchner Cod. icon. . In: Sudhoffs Arch. () S. –. – G. Keil: Zauberp anzen und Wunderdrogentraktate. In: Leuvense Bijdragen () S. –, hier S. f. – Hans Josef Vermeer: «Cardo benedicta das edlist krautt». Handschriftentexte aus Wien, Hamburg und Böhmen. In: Fachlit. des MA. FS Gerhard Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Stuttgart , S. –. – Volker Zimmermann: Der Rosmarin als Heilp anze und Wunderdroge. Ein Beitr. zu ma. Drogenmonographien. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . – Jörg Mildenberger: Anton Trutmanns ‹Arzneibuch›. Tl : Wb. Bd. (Würzburger medizinhist. Forschungen /). Würzburg , S. f. – Michael Freyer: Europäische Heilkräuterkunde. Ein Erfahrungsschatz aus Jahrtausenden (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Würzburg , S. , . – Thomas Richter/ G. Keil: Klostermann/-Frau Melissengeist: Unters. zum Ein uss des Melissentraktates auf die neuzeitliche Kräuterbuchlit. In: Iliaster. Lit. und Naturkunde in der frühen Neuzeit. FS Joachim Telle. Hg. v. Wilhelm Kühlmann/Wolf-Dieter Jahncke. Heidelberg , S. –, hier S. . – G. Keil: Chirurgische Fachprosa des . bis . Jh. in Schlesien, Nordmähren und Nordböhmen. In: Deutschsprachige Lit. des MA im östlichen Europa. Forschungsstand und Forschungsperspektiven. Hg. v. Ralf G. Päsler/Dietrich Schmidtke (Beitr. zur älteren Literaturgesch.). Heidelberg , S. –, hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin
Melissentraktat , S. . – Francis B. Brévart: Between Medicine, Magic, and Religion: Wonder Drugs in German Medico-Pharmaceutical Treatises of the Thirteenth to the Sixteenth Centuries. In: Speculum () S. –, hier S. f. VZ Melissentraktat. – Okzitanischer (?) Wunderdrogentraktat, . Jh.; dt. Fassungen ab dem späten . Jh. Die Drogenmonographie zur Zitronenmelisse (Melissa officinalis) wird zwar erst ab dem . Jh. tradiert, ihre Entstehung dürfte aber ins . Jh. fallen. Die relativ breite und frühzeitige Überlieferung okzitanischer und französischer Fassungen machen eine romanische Entstehung des M.s wahrscheinlich. Zwar ist die älteste überlieferte Fassung in lat. Sprache, bei einer okzitanischen Version von könnte es sich aber durchaus um den Urtext handeln. Dieser ist dreiteilig: Auf pharmazeutischtechnische Anweisungen zum Brennen des Melissengeistes folgt ein nach Indikationen gegliederter Katalog der Vorzüge und des Heilpotenzials der Melisse. Abgeschlossen wird die vermeintliche Urfassung mit einem Hinweis auf ihren Urheber: «Rog[i]er Vachon», ein Franziskaner und «expert en grant science de medecine». Die dt. Tradition des M.s ist eng an die Überlieferung des → Kardobenediktentraktats (in der dt. Fassung ) gekoppelt. Es ist nur eine dt. Bearbeitung des M.s bekannt, die höchstwahrscheinlich alemannischer Provenienz ist. Womöglich war der Basler Codex des lat. M. (s. Überlieferung) die Vorlage der dt. Übersetzung. Diese diente vermutlich ursprünglich zur Arzneimittelwerbung. Sie hat die gleiche Länge wie die Fassung des Kardobenediktentraktats , die in beiden Textzeugen unmittelbar an den M. angrenzt. Es ist naheliegend, dass beide Traktate ursprünglich gemeinsam auf einem nicht überkommenen Schreizettel Verbreitung fanden. Zieht man die Datierungen der beiden Codices (/) in Betracht, so ist es wahrscheinlich, dass die Drogenreklame als Einblattdruck um die Jahrhundertwende im süd(west)dt. Sprachraum kursierte. Der postulierte romanisch-klösterliche Ursprung des M.s spiegelt sich noch in einem Werbezettel wider, den der Drogist Jacob Wackerwald in Frankfurt/M. wohl zu Beginn des . Jh. hat drucken lassen, um sein «Melissen-Wasser» anzupreisen (Würzburg, Inst. für Gesch. der Medizin, S [Abschrift]). Die Entstehung ist hier allerdings nach
Königsberger Kochbuch Paris verlegt worden und statt des Minderen Brue ders wird ein Mitglied der «Carmeliter-Barfusser» als Urheber genannt. Das breite Indikationsspektrum des M.s wird auf kardiale Indikationen eingeengt. Ü: Lat.: Basel, UB, Cod. D III , r–v (Perg. und Pap., , lat./alemannisch). – Französisch und okzitanisch: London, Wellcome Institute of the History of Medicine, MS , r–v (Pap., um , lat./okzitanisch). – Paris, Bibl. Nationale, Ms. Français , rv (Pap., . Jh., französisch). – Ebd., Ms. Français , r–v (Pap., . Jh., französisch). – Ebd., Ms. Latin , v–v (Pap., . Jh., lat./französisch). – Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Regin. lat. , v–v (Pap., . Jh., lat./franko-okzitanisch). – Französische Inkunabel: «Cy commence vng petit & vtile tractie des eaues artifficieles et les vertus et proprietes dicelles». [Vienne: Peter Schenk, um ] (GW ) Bl. b iiiir–b vv. – Dt.: Hamburg, SUB, Cod. med. , S. – (Pap., spätes . Jh. [Nachträge bis Mitte . Jh.], niederalemannisch); in direktem Anschluss an den Kardobenediktentraktat. – Wien, ÖNB, Cod. (→ Wiener Rezeptierbuch) r–r (Pap., , ostmittelbair.); dem Kardobenediktentraktat direkt vorausgehend. A: August Knapp: Thomas von Wasserburg. Ein obd. Wundarzt und Apotheker des . Jh. Diss. München , S. – (nach Hamburg). – Hans Josef Vermeer: «Cardo benedicta das edlist krautt». Handschriftentexte aus Wien, Hamburg und Böhmen. In: Fachlit. des MA. FS Gerhard Eis. Hg. v. Gundolf Keil u. a. Stuttgart , S. –, hier S. – (nach Wien). L: Willem F. Daems/G. Keil, VL () Sp. f. – G. Keil: Zauberp anzen und Wunderdrogentraktate. In: Leuvense Bijdragen () S. –, hier S. f. – Volker Zimmermann: Der Rosmarin als Heilp anze und Wunderdroge. Ein Beitr. zu ma. Drogenmonographien. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –. – G. Keil: «Aqua ardens». Vom Kurztraktat zum Beruf des Branntweinbrenners. In: Schriftlichkeit und Lebenspraxis im MA. Erfassen, Bewahren, Verändern (MMS ). Hg. v. Hagen Keller u. a. München , S. –, hier S. . – Thomas Richter: Melissa officinalis L. Ein Leitmotiv für Jahre Wissenschaftsgesch. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Würzburg . – Ders./G. Keil: Klostermann/-Frau Melissengeist: Unters. zum Ein uss des M.s auf die
. Hälfte . Jh. neuzeitliche Kräuterbuchlit. In: Iliaster. Lit. und Naturkunde in der frühen Neuzeit. FS Joachim Telle. Hg. v. Wilhelm Kühlmann/Wolf-Dieter Jahncke. Heidelberg , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Francis B. Brévart: Between Medicine, Magic, and Religion: Wonder Drugs in German Medico-Pharmaceutical Treatises of the Thirteenth to the Sixteenth Centuries. In: Speculum () S. –, hier S. Anm. , . VZ Königsberger Kochbuch. – Sammlung von Kochrezepten, spätes . Jh. Das fragmentarische K. K. enthält Rezepte. Sie waren möglicherweise für die Küche des Hochmeisters des Dt. Ordens bestimmt, die sich zur Entstehungszeit des K. K. in Königsberg befand. Auf eine praktische Benutzung der Sammlung deutet auch der einzige bekannte Textzeuge des K. K.s hin: Es handelt sich dabei nicht um einen repräsentativ ausgestatteten Kodex, sondern um eine handliches Heft mit Gebrauchsspuren. Der Inhalt des K. K.s besteht aus Rezepten unterschiedlicher Länge, die mal nur einen kurzen Satz, mal auch längere Abschnitte umfassen. Die Rezepte sind grob nach Zutaten und Zubereitungsmethoden gruppiert. Als Zutaten erscheinen im Text neben Schwein, Rind, Fisch und Ge ügel u. a. Eier, Wein, Kräuter, Trauben und Feigen. Zahlreiche Rezepte sind auch in anderen ma. Sammlungen überliefert. Das K. K. zeigt Schnittmengen mit dem → Alemannischen Büchlein von guter Speise, dem → Reichenauer Kochbuch und dem Kochbuch in clm . Ü: Berlin, Geheimes Staatsarch. Preußischer Kulturbesitz, XX. HA OBA , Bll. (Pap., spätes . Jh., bair. mit ostmitteldt. Elementen). – Vgl. u. a.: Honold (s. Lit.). – Ralf G. Päsler: Von Königsberg nach Berlin und anderswohin. Zu den ma. Hss. des ehemaligen Königsberger Staatsarch. In: Manuscripta germanica. Deutschsprachige Hss. des MA in Bibl. und Arch. Osteuropas (ZfdA, Beih. ). Hg. v. Astrid Breith u. a. Stuttgart , S. –, hier S. . – www. handschriftencensus.de/. A: Voigt (s. Lit.; Teilausg.). – Gollub (s. Lit.). L: Johannes Voigt: Aus einem hsl. Kochbuch des XV. Jh. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () Sp. –. – Hermann
. Hälfte . Jh. Gollub: Aus der Küche der dt. Ordensritter. In: Prussia () S. –. – Bernhart Jähnig: Organisation und Sachkultur der Deutschordensresidenz Marienburg. In: Vorträge und Forschungen zur Residenzenfrage. Hg. v. Peter Johanek. Sigmaringen , S. – (wieder in: Ders.: Vorträge und Forschungen zur Gesch. des Preußenlandes und des Dt. Ordens im MA. Ausgewählte Beitr. zum . Geburtstag am . Oktober . Hg. v. Hans-Jürgen/Barbara Kämpfert. Münster/ Westf. , S. –). – R. G. Päsler: Deutschsprachige Sachlit. im Preußenland bis . Unters. zu ihrer Überl. Köln u. a. , S. , –. – Marianne Honold: Stud. zur Funktionsgesch. der spätma. deutschsprachigen Kochrezepthss. Würzburg , S. f., f. u. ö. – Peter Peter: Kulturgesch. der dt. Küche. München , S. . MM Lorchner, Johann (zu Spalt). – Redaktor (?) einer dt. Übersetzung des ps.-aristotelischen → Secretum secretorum, zweite Hälfte . Jh./frühes . Jh. Johann Besolt, der Herausgeber einer in Augsburg erstmals erschienenen dt. Secretum secretorum-Ausgabe, schreibt die Übersetzung der Geheimlehre explizit J. L. zu, der aus dem fränkischen Spalt gestammt habe. Als Rat und «mathematicus» soll L. sowohl Kaiser Friedrich III. als auch → Maximilian I. gedient haben, hat sich aber archivalisch im kaiserlichen Umfeld nicht nachweisen lassen. Außerdem sind in der Forschung wiederholt Zweifel an den Angaben Besolts artikuliert worden. So dürfte die Augsburger Druckfassung auf die Übersetzung des → Melchior von Königshofen zurückgehen, wodurch L. allenfalls die Rolle eines Bearbeiters zukäme. Auch eine Abhängigkeit von der dt. Secretum secretorum-Fassung → Hildegards von Hürnheim ist erwogen worden, wird als These aber nicht mehr vertreten. D: Augsburg: Heinrich von Steiner, // (VD A –); Titel: «Das aller edlest vˉn bewertest Regiment der Gesundheit / Auch von allen verporgnen Künsten vnnd Künigklichen Regimenten Aristotelis [...] Auß Arabischer Sprach durch Mayster Philipsen dem Bischoff von Valentia [...] Jn das Latein verwandelt / Nachmals auß dem latein in das Teutsch gebracht / Bey Doctor Johann Lorchner z˚u Spalt (So beyder Kayser Fridrichs vnd Maximilians
Lorchner e
Loblicher gedechtnuß Ratt vnd Mathematicus gewesen) nach seinem Tod geschribˉe gefundˉe [...]». Zu Digitalisaten der Drucke s. VD online. L: Wolfgang Hirth, VL () Sp. f. – Joseph Haupt: Ueber das mitteldt. Arzneibuch des Meisters Bartholomäus. In: Sb. der phil.-hist. Classe der Ksl. Akad. der Wiss. . Wien , S. –, hier S. . – Richard Förster: Hss. und Ausg. des pseudo-aristotelischen Secretum secretorum. In: Zentralbl. für Bibliothekswesen () S. –, –, hier S. f. – Georg Kriesten: Über eine dt. Übersetzung des ps.-aristotelischen «Secretum secretorum» aus dem . Jh. Diss. Berlin , S. –. – Gerhard Eis: Ma. Fachprosa der Artes. In: Dt. Philologie im Aufriß. Bd. . Hg. v. Wolfgang Stammler. Berlin , Sp. –, hier Sp. . – Reinhold Möller: Hiltgart von Hürnheim, Mhd. Prosaübers. des ‹Secretum secretorum› (DTM ). Berlin , S. LXX–LXXI. – Gisela Rhode: Bibliogr. der dt. Aristoteles-Übersetzungen vom Beginn des Buchdrucks bis (Bibliographische Beitr. ). Frankfurt/M. , S. f. – Friedrich Wurms: Stud. zu den dt. und zu den lat. Prosafassungen des pseudoaristotelischen ‹Secretum secretorum›. Diss. Hamburg , S. –. – Volker Zimmermann: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachigen hsl. Kompendien des SpätMA (Ars medica ). Wiesbaden , S. . – Joachim Telle: Aristoteles an Alexander über den philosophischen Stein. Die alchemische Lehre des pseudo-aristotelischen Secreta secretorum in einer dt. Versübersetzung des . Jh. In: Licht der Natur. Medizin in Fachlit. und Dichtung. FS Gundolf Keil (GAG ). Hg. v. Josef Domes u. a. Göppingen , S. –, hier S. . – Wolfgang Wegner: L., J. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Regula Forster: Das Geheimnis der Geheimnisse. Die arabischen und dt. Fassungen der pseudo-aristotelischen Sirr al-asrˉar / Secretum secretorum (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Ludwig von Eyb d. Ä., * .. Sommersdorf bei Ansbach, † .. Zisterzienserkloster Heilsbronn bei Ansbach. – Verfasser/Sammler
Ludwig von Eyb d. Ä. von Verwaltungs-, Reise- und historiographischen Schriften. L. gehörte einer fränkisch-niederadligen Familie an, die im Unterschied zu Standesgleichen ungewöhnlich früh die hohen Kosten für eine schulische bzw. universitäre Ausbildung ihrer Söhne nicht scheute, um aussichtsreiche Karrieren in fürstlichen Diensten zu fördern. Während viele von L.s Brüdern und Söhnen in Erfurt und Pavia studierten, gibt es zu seinem eigenen Bildungsweg keine Anhaltspunkte. Dennoch kann mit Gewissheit von einer soliden Grundausbildung sowie einem regen Interesse an Rechtsfragen und Literatur ausgegangen werden. Seit war L. verheiratet mit Magdalene Adelmann von Adelmannsfelden (–), mit der er sechs Kinder hatte. Von ihnen gelangten → Anselm und → Ludwig der Jüngere durch ihre literarische Hinterlassenschaft sowie Gabriel als Bischof von Eichstätt zu größerer Bekanntheit. L.s Bruder, → Albrecht von Eyb, zählt zu den bedeutendsten dt. Frühhumanisten. L. selbst stellte während seines lebenslangen Dienstes für die fränkischen Zollern, insbesondere für die Markgrafen Albrecht Achilles (–) und Friedrich d. Ä. (–), sein herausragendes Talent in nanziellen und rechtlichen Angelegenheiten unter Beweis. Gleiches leistete L. für die eigene Familie, deren Besitz er erheblich mehrte und in deren Stammburg Sommersdorf er ein gut geordnetes Archiv sowie eine nicht weiter bekannte Bibliothek hinterließ. Seine Hingabe als Hofmeister, Hausvogt, Feldhauptmann, Statthalter, vertrauter Rat und Diplomat honorierte Markgraf Albrecht mit der Verleihung der Erbkämmererwürde der Burggrafschaft Nürnberg. L.s Dienstfertigkeit schlägt sich vor allem in Mein Buch (vor ) nieder. In dieser vermutlich für den persönlichen Gebrauch bestimmten Kollektion nahm er für seine Aufgabenbereiche wichtige Texte auf: Vorschläge zur Rechnungslegung, Heeresordnungen, Handelsverträge, Totenfeiern, verschiedene Urkunden, Formulare, Gutachten und ein Memorandum zur Wiedererrichtungdes Nürnberger Landgerichts (/), dem er seit als Richter vorsaß. Entsprechend L.s Tätigkeiten am markgrä ichen Hof dominieren in der Überlieferung nur in Teilen publizierte Schriftsätze, Briefe, Memoranden und Verordnungen, von denen die brandenburgische Hofordnung zu den bekannteren gehört (eine
. Hälfte . Jh. ältere Zusammenstellung des archivalischen Materials bei Werminghoff , S. –, zum edierten Material s. Thumser , S. –). Als erfahrener Rat in Finanzangelegenheiten hatte L. bereits in Franken die zollerische Administration tiefgreifenden Reformen unterzogen und er wurde, kurz nachdem Albrecht Achilles die Regentschaft in der Kurmark Brandenburg angetreten hatte, beauftragt, gemeinsam mit dem markgrä ichen Kanzler Georg von Absberg die nanzielle und administrative Organisation des Hofes von Albrechts ältestem Sohn Johann († ) festzuhalten und Verbesserungsvorschläge anzubringen. Die Hofordnung entsprach Albrechts Wunsch, durch schriftlich xierte Regelungen den Ho euten einen verbindlichen Tätigkeitsbereich zuzuordnen sowie die Ausgaben und Einnahmen seines stellvertretend regierenden Sohnes langfristig kalkulieren und einschränken zu können. Umfangreicheren Schriften widmete L. sich erst im hohen Alter. Vermutlich wollte er die Erfahrungen seines Lebenswerkes für nachrückende Generationen und seine eigenen neuen Tätigkeitsfelder in schriftlicher Form darlegen. Durch die vom persönlichen Erfahrungsschatz beherrschte Erzählperspektive werden Bezugsgrößen deutlich, über die L. sein Handeln de nierte: In dem genealogischbesitzgeschichtlichen Stamm- und Ankunftsbuch des Burggraftums Nürnberg (/), das L. nicht zweifelsfrei zugeordnet werden kann, und den Denkwürdigkeiten (), unter denen er nach eigener Aussage ein Geschichtswerk zur Vergegenwärtigung einer nachahmungswerten Vergangenheit verstand, wird der in der Realität fehlgeschlagene Versuch, Franken einer unangefochtenen Führung der Zollern zu unterwerfen, zu einem greifbaren Idealzustand erhoben und begründet. Die Verbindung von fränkischer Ritterschaft und ritterlichen Leitvorstellungen, die Markgraf Albrecht als Landesherr zeit seines Lebens vorbildlich vor Augen geführt habe, sei die Voraussetzung für dieses Ziel. Im Gültbuch (um ) emp ehlt L. seinen Kindern die Mehrung von familiärem Besitz, Ansehen sowie sozialer und verwandtschaftlicher Ver echtung. Dabei hebt er seine Leistungen für die Angehörigen und Liegenschaften der Familie besonders hervor, verzeichnet einen Katalog der Hinterlassenschaften zur besseren Handhabung nach seinem Tod, erinnert an die eigenen Vorfahren und versucht, den persönlichen wie familiären Gewinn
. Hälfte . Jh. ritterlichen Fleißes und Fürstendienstes den Nachfolgern nahe zu bringen. Vielleicht motiviert durch die eigene Romreise , die Pilgerfahrten seiner Söhne und die rasch aufeinanderfolgenden Todesfälle in seiner Familie (Tod der Gemahlin , des Bruders Albrecht , des Sohnes Anselm ) ließ L. eine bisher nicht edierte Handschrift diverser Reiseberichte zusammenstellen (Neustadt/Aisch, Kirchenbibliothek, Ms. ); darin sind enthalten: die Pilgerberichte seiner Söhne Anselm und Ludwig, → Ludolfs von Sudheim De itinere terrae sanctae, Marco → Polos Chinareise Il Milione, die Mirabilia Romae des Benedikt von St. Peter in Rom mit einer persönlichen Einleitung (zit. bei Werminghoff , S. ) sowie ein Statut der adligen Gesellschaft Unser lieben Frau (Schwanenorden), der er gemeinsam mit Georg von Zedwitz seit in Franken vorstand. Die zusammengestellte Reiseliteratur legt Zeugnis einer gelebten Frömmigkeitspraxis ab und dürfte in Verbindung mit dem Schwanenorden-Statut Ausdruck der von L. angemahnten Identi kation mit den Werten eines christlich geprägten, spätma. Ritterideals sein. L.s Werke besitzen für die gegenwärtige Forschung teils wegen ihrer vergleichsweise frühen Abfassung, teils wegen rezeptionsgeschichtlicher Zusammenhänge große Bedeutung. Die Hofordnung ist die erste für Brandenburg und gehört zu den wenigen Texten dieser Gattung im . Jh. Für die Denkwürdigkeiten und das Stamm- und Ankunftsbuch sind keine gleichwertigen Vorläufer der zollerischen Familiengeschichte überliefert (mit Ausnahme eines älteren Stamm- und Ankunftsbuches von ca. ). In den Denkwürdigkeiten vereint L. Momente aus der Biogra e Albrechts Achilles mit einer Analyse und Vorschau auf den künftigen politischen Handlungsspielraum der Zollern, gerichtet an Albrechts Sohn, Friedrich d. Ä. Der Text tritt aus dem Korpus der gattungsspezi sch nur schwierig einzugrenzenden ma. Geschichtsschreibung durch L.s Entscheidung hervor, die Lebensgeschichte seines verstorbenen Herrn als Vorlage für ein politisches Memorandum mit konkreten Vorschlägen zu nutzen, in dem er selbst als ein selbstbewusster, beinahe belehrender Rat auftritt. Dieses Selbstbewusstsein gründet in L.s vertrauensvoller, unentbehrlicher Stellung am markgrä ichen Hof. In diesem Sinn können auch die in Mein Buch zusammengestellten Texte verstanden werden: L.s angehäuftes Wissen ließ ihn zu einer festen Instanz
Ludwig von Eyb d. Ä. in nanziellen und rechtlichen Fragen werden – so sind u. a. seine Ausführungen zum Nürnberger Landgericht für die spätma. Rechtsgeschichte unverzichtbar. In der Neustädter Handschrift stellte L. Reiseberichte zusammen, die teilweise kaum bekannt waren und nur wenig rezipiert wurden. Insgesamt kann darin das verbreitete, spätma. Bemühen gesehen werden, Gebrauchsschriftgut und literarische Werke einem lese-, aber nicht lateinkundigen Publikum in entsprechender Volkssprache zugänglich zu machen. Die lateinisch- bzw. italienischsprachigen Reiseberichte von Benedikt, Ludolf und Marco Polo wurden nach aktuellen Übersetzungen wiedergegeben. Mit dem Gültbuch liegt eines der wenigen Familienbücher, die überwiegend in der städtischen Überlieferung aufzunden sind, aus dem niederadligen Milieu vor. Es bildet eine ausgezeichnete Grundlage für sozialgeschichtliche Zugänge zu diesem ansonsten schwer fassbaren Stand. Insgesamt übertreffen die Eyb’schen Familienmitglieder die meisten Standesgenossen durch die Vielzahl ihrer Werke aus dem ./. Jh., sodass ein umfängliches Bild ihres adligen Selbstverständnisses, ihrer Bildungs- und Karrierewege, ihres literarischen Schöpfertums u. a. m. gezeichnet werden kann. A: Adolph Friedrich Riedel (Hg.): Codex diplomaticus Brandenburgensis. Bd. C III. Bln. , S. – (Hofordnung). – Traugott Märcker: Das Stamm- und Ankunftsbuch des Burggrafthums Nürnberg. In: Märkische Forschungen () S. –. – Matthias Thumser (Hg.): L. v. E. d. Ä. (–). Neustadt/A. (Denkwürdigkeiten, Gültbuch, Mein Buch; ebd., S. , Verweise zu den verstreut publizierten Vorlagen u. einzelnen Abschriften der Reiseberichte). L: Wilhelm Vogel, ADB () S. –. – Günther Schuhmann, NDB () S. f. – Helgard Ulmschneider, VL () Sp. –. – Rudolf Graf Stillfried/Siegfried Haenle: Das Buch vom Schwanenorden. Ein Beitr. zu den Hohenzollerischen Forschungen. Berlin . – Albert Werminghoff: L. v. E. d. Ä. (–). Ein Beitr. zur fränkischen und dt. Gesch. im . Jh. Halle . – Ferdinand Koeppel/G. Schuhmann: L. v. E. d. Ä. In: Fränkische Lebensbilder. Hg. Gerhard Pfeiffer. Bd. . Würzburg , S. –. – Werner Paravicini (Hg.): Europäische Reiseberichte des späten MA. Bd. . Bearb. v. Christian Halm. Frankfurt/M. u. a. ,
Ludwig von Eyb d. J. zum Hartenstein S. –. – Steffen Krieb: Schriftlichkeit, Erinnerung und ritterschaftliche Identität. Die Herren von Eyb im . Jh. In: Adelige und bürgerliche Erinnerungskulturen des SpätMA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. Werner Rösener (Formen der Erinnerung ). Göttingen , S. –. – Matthias Thumser: Chronist und ritterlicher Bürokrat. L. v. E. d.Ä. (–) und seine Schr. aus dem Umkreis des Ansbacher Markgrafenhofes. In: Adelige Welt und familiäre Beziehung. Aspekte der «privaten Welt» des Adels in böhmischen, polnischen und dt. Beispielen vom . bis zum . Jh. Hg. v. Heinz-Dieter Heimann (Quellen und Stud. zur Gesch. und Kultur Brandenburg-Preußens und des Alten Reiches). Potsdam , S. –. – Sven Rabeler: Niederadlige Lebensformen im späten MA. Wilwolt von Schaumberg (um –) und L. v. E. d. J. (–). Würzburg , S. –. – Volker Ohlenschläger: Spätma. Hofwirtschaft im Spiegel von Hofordnungen. Das Beispiel Kurbrandenburg. In: Hofwirtschaft. Ein ökonomischer Blick auf Hof und Residenz in SpätMA und Früher Neuzeit. Hg. v. Jan Hirschbiegel/ W. Paravicini. Kiel , S. –. – W. Paravicini (Hg.): Höfe und Residenzen im spätma. Reich. Hof und Schrift. Ost ldern . – Katrin Bourrée: Dienst, Verdienst und Distinktion. Fürstliche Selbstbehauptungsstrategien der Hohenzollern im . Jh. (Symbolische Kommunikation in der Vormoderne). Köln u. a. . MM Ludwig von Eyb d. J. zum Hartenstein, * .., † ... – Verfasser ritterständischer (Fach-)Literatur. L. war der zweite Sohn des ein ussreichen und wohlhabenden markgrä ich-brandenburgischen Rats → Ludwig von Eyb d. Älteren (–) aus fränkischem Niederadel und dessen Frau Magdalena Adelmann von Adelmannsfelden (–). Er hatte drei Brüder (Anselm, Gabriel, Kaspar) und zwei Schwestern (Margarethe, Barbara): Anselm (–) befand sich Jahre lang im Dienst der Habsburger und war u. a. ständiger Beisitzer des kaiserlichen Kammergerichts (seit ), Gabriel (–) wurde Bischof von Eichstätt. Der bekannte Humanist → Albrecht von Eyb (–) war L.s Onkel. An den Höfen des Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg (–) und Pfalzgrafen Otto II. von Mosbach-Neumarkt († ) erhielt L.
. Hälfte . Jh. eine standesgemäße Erziehung. Vielleicht als Abschluss dieser Ausbildung pilgerte er gemeinsam mit Georg von Schaumberg zu Mupperg († spätestens ) ins Hl. Land. Bei seinem Reisebegleiter handelt es sich nicht um L.s gleichnamigen Schwager, wie in der älteren Literatur oft angenommen wird (Rabeler , S. f.). In Jaffa schlossen sich die beiden der Reisegesellschaft des sächsischen Herzogs Albrecht d. Beherzten († ) an, der L. am .. am Hl. Grab zum Ritter schlug. Über diese Reise entstanden insgesamt drei Berichte, in denen die Reiseteilnehmer jeweils am Schluss erwähnt werden. Einer der Berichte stammt aus der Feder L.s, die beiden anderen von Hans von Mergenthal (herzoglich-sächsischer Landrentmeister) und dem Nürnberger Patriziersohn Martin Ketzel (dieser war in Augsburg ansässig). Die Berichte L.s und Ketzels weisen viele Parallelen auf, jedoch lässt sich die Entstehung der textlichen Zusammenhänge nicht ohne Zweifel rekonstruieren (s. dazu Schepss und Rabeler , S. f.). L.s älterer Bruder Anselm hatte wenige Jahre zuvor ebenfalls eine Pilgerreise ins Hl. Land angetreten () und über diese berichtet. Mehr als ein Jahr nach Beendigung der Reise heiratete L. Margarethe Truchseß von Pommersfelden; aus dieser Ehe gingen drei Söhne (Georg Ludwig [–], Wilhelm [–], Ludwig [–]) und eine Tochter (Anna † ) hervor. Wohl noch im selben Jahr trat L. als Hofmeister und Hofrichter in den Dienst des Eichstätter Bischofs Wilhelm von Reichenau (–). Von dort aus wechselte er in der zweiten Jahreshälfte ebenfalls in hofmeisterlicher Funktion an den Hof seines früheren Herrn, zu Pfalzgraf Otto II. Dort dürften sich seine Einkünfte im Vergleich zu den Jahren davor deutlich verbessert haben, denn er erwarb Grundbesitz, anteilig Burgen und Gerechtsame. Nach dem Tod Ottos ging dessen Herzogtum im Erbgang an Kurfürst Philipp von der Pfalz (–) über. L. wurde unter diesem zuerst Viztum und damit oberster fürstlicher Amtmann in Neumarkt, dem Land seines verstorbenen Herrn, und zwei Jahre später () Viztum der gesamten Kurpfalz mit einem stattlichen Jahreseinkommen von rheinischen Gulden exklusive weiterer Einkünfte in Form von Naturalien. Damit hatte L. im Pfälzer Kurfürstentum ein vergleichbar hohes Amt inne wie sein Vater in den fränkischen Herrschaften der Markgrafen von Brandenburg. Nachdem L. durch
. Hälfte . Jh. den Kurfürsten mit Burg Hartenstein im heutigen Landkreis Nürnberger Land belehnt worden war, erweiterte er seine Privilegien an diesem Lehen und kaufte zielstrebig im Umland mehrere Güter. Hartenstein wurde zu L.s Stammburg, nach der er sich seitdem benannte: «L. v. E. zum Hertenstein, Ritter» (VL [], Sp. ). In seiner Dienstzeit als Hofmeister in Eichstätt und der Oberpfalz verfasste L. zwei heute verschollene Schriften: entweder im Auftrag seiner Herren oder als Hilfsmittel für die Ausübung seiner Tätigkeit am Hof. Dabei handelt es sich um ein ins Jahr datiertes Kunstbuch «von allerley nutzbaren und wunderbaren Künsten» und ein fertig gestelltes Wappenbuch mit «etlich tausend Wappen» (VL [], Sp. f.). Als L.s Vater und elf Jahre später () auch sein noch einziger lebender Bruder Kaspar gestorben waren, verfügte L. nicht nur über seinen eigenen beträchtlichen Besitz, sondern auch über das ebenfalls umfangreiche Vermögen seines Vaters und Bruders. L.s Vater hatte zur Verwaltung des Familienbesitzes das sog. Gültbuch angelegt, in dem er u. a. die Einkünfte und Ausgaben der Familie notierte. L. folgte ihm hierin und fertigte nach beiden Erbgängen ein Salbuch an, in dem er seine Einnahmen verzeichnete (nicht ediert). Nach dem Tod Kurfürst Philipps () quittierte L. nicht gleich, aber doch zeitnah seinen Dienst als pfalzgrä icher Viztum (zu den Hintergründen s. Rabeler , S. –), um für kurze Zeit als Hauptmann «auf dem Gebirg» (markgrä iche Herrschaft Kulmbach mit Sitz auf der Plassenburg) für Markgraf Friedrich d. Älteren von Brandenburg (–) tätig zu werden. Aus dieser Episode ist von L. ein Memorandum in brie icher Form an den Markgrafen überliefert, in dem er sich ausführlich über die aktuelle politische Lage der markgrä ich-fränkischen Herrschaften äußert und Empfehlungen gibt (vom .., nicht ediert). Auch dieses Memorandum weist Parallelen zu den Schriften und das Selbstverständnis seines Vaters auf, der in seinen «Denkwürdigkeiten» Markgraf Friedrich eine Art politisches Testament und eine Familienhistorie der fränkischen Zollern im . Jh. hinterließ (Thumser , S. –). Zudem verfasste L. in seiner Funktion als markgräflicher Hauptmann ein verschollenes Hausbuch «zu lehren, wie und an welcher Statt ein Schloß stehet und Frucht bauen soll, sich auch zu seiner Haushaltung geschickt soll machen». Datiert ist diese
Ludwig von Eyb d. J. zum Hartenstein Schrift allerdings ins Jahr , als L. nicht mehr Hauptmann auf der Plassenburg war (VL [], Sp. ). trat er als fürstlicher Rat wieder in den Dienst der Pfalzgrafen und wurde abermals Hofmeister und in Abwesenheit des Pfalzgrafen Friedrich (von – Kurfürst) Statthalter in der Oberpfalz. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tod inne; er wurde in der Klosterkirche Heilsbronn, der Eyb’schen Familiengrablege, beigesetzt (die ebenfalls den Zollern als Grablege diente). Wie viele seiner adligen Zeitgenossen war L. sowohl Teilhaber an einer Garnerbenschaft (auf dem Rothenberg bei Nürnberg) als auch Mitglied einer Adelsgesellschaft, in der sich die Mitglieder in Freundschaft verbanden und in gemeinsamen Zusammenkünften einem christlich geprägten Ritterideal nacheiferten. L. hatte für sich die gegründete Einhorngesellschaft ausgewählt, zu der er von Beginn an zählte. Darüber hinaus war er wie eine Vielzahl von markgrä ichen Adligen Mitglied des Schwanenordens, einem durch Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg (–) ins Leben gerufenen Ritterorden. Zu der von L. ausgiebig gelebten Ritterlichkeit, in der sich Standesethos und Reminiszenzen an eine sich im HochMA ausbildende ritterliche Kultur verbanden, gehörte der Besuch von Turnieren, die mit den sog. Vier-Lande-Turnieren in der zweiten Hälfte des . Jh. viel Aufsehen im südwestdt. Raum erregten. Er ist sicher auf den Turnieren in Heidelberg (), Ingolstadt (), Ansbach () und Bamberg () nachzuweisen; der Besuch weiterer Turniere ist wahrscheinlich (vgl. Stamm und Pöschko ). Dieses große Interesse fand Niederschlag in L.s fertig gestelltem Turnierbuch. Dabei handelt es sich um eine zweiteilige Sammlung älterer und aktueller Texte zum ma. Turnierwesen. Im ersten Teil wird die wohl um entstandene TurnierChronik widergegeben, nach der König Heinrich I. (–) Begründer des Turniers gewesen sein soll. Im zweiten Teil werden neun Turniere aus dem Zeitraum zwischen und beschrieben, die durch vier Turnierordnungen aus den Jahren zwischen und ergänzt werden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass L. dabei auf eigene Aufzeichnungen oder die seines Vaters zurückgreifen konnte, denn dieser hatte in seiner Schrift Mein Buch u. a. eine Bamberger Turnierordnung und eine Beschreibung des Turniers der Vier Lande in
Ludwig von Eyb d. J. zum Hartenstein Ansbach notiert (beide von ; Thumser , S. –). L.s Turnierbuch weist darüber hinaus auffällige Parallelen zum von Marx Würsung in Augsburg gedruckten Turnierbuch auf und zu jenem von Georg Rüxner von (. Au .). In den Jahren als pfalzgrä icher Viztum verfasste L. ein Kriegsbuch (, Vorwort von ), in dem er diverse ritterliche Übungen und das Kriegswesen des . Jh. am Beispiel zahlreicher detailverliebter Illustrationen und dokumentierender Texte widerspiegelt (nicht ediert). Es weist inhaltlich eine Reihe von Übereinstimmungen mit dem Bellifortis Konrad → Kyesers () und dem → Feuerwerkbuchbuch von auf; stilistisch dürfte es in den Umkreis des → Wolfegger Hausbuchs (nach ) einzuordnen sein. Es werden Fechtund Ringkunst vorgestellt, Wagenburgen, Belagerungstechniken, Geschütze u. a. m. Das Kriegsbuch wurde durch ein starkes persönliches Interesse L.s am Kriegshandwerk motiviert, der aufgrund seiner militärischen Erfahrungen u. a. im Landshuter Erbfolgekrieg (/) als Ratgeber in diesen Dingen auftrat und für die Kriegsvorbereitungen in seinem Amtsbezirk zuständig war (Leng , , S. – und Rabeler , S. –). Wenig später widmete L. sich einem völlig anderen Genre mit der Biographie Wilwolts von Schaumberg (um –), dem Bruder seines Schwagers Georg von Schaumberg, einem weitgereisten fränkischen Adligen, der sich auf zahlreichen Turnieren und Kriegsschauplätzen sowie in diplomatischen Missionen bewährt hatte; vor allem sein Dienst als Feldhauptmann des sächsischen Herzogs Albrecht d. Beherzten machte ihn zu einem prominenten und gefragten Mann. Wilwolts Lebensstationen an Kaiser-, Königs- und Fürstenhöfen und auf den bekanntesten Kriegsschauplätzen der zweiten Hälfte des . Jh. gaben für L. einen mitreißenden literarischen Stoff ab, in dem kriegerischer Alltag, Liebe, hö sches Fest und ritterliche Übung in glanzvollen Turnieren als wichtige Themenkreise eingeschrieben sind. L. verfasste dieses Werk, das vollendet und mit einem Vorwort um / versehen wurde, unter dem Pseudonym eines «regirer und haubtman der haubtstat des löblichen alten herzogtumbs zu Meran», das Ulmann () glaubwürdig entschlüsselte. Es ist ein Plädoyer für eine ritterliche Erziehung, in der geistiger Bildung und der Ausbildung im Waffenwerk zu gleichen Teilen Raum gegeben werden sollte (nach dem Vorbild der Römer,
. Hälfte . Jh. wie L. zu berichten weiß). Dies rekurriert natürlich auch auf den eigenen Lebensweg L.s und ist in diesem Sinne eine Selbstvergewisserung des Verfassers, der nicht versäumt, Andere durch das Zitieren von Ovid, → Wolfram von Eschenbach, → Gottfried von Straßburg und → Thomasin von Zerklaere an seinem Bildungsschatz teilhaben zu lassen. Die dürftige Überlieferung der erhaltenen Schriften L.s und die Kenntnis von den verlorenen Werken legen nahe zu vermuten, dass L. nicht an einer weiten Verbreitung seines Werks interessiert war, vor allem nicht, weil es ihm nanziell sicher möglich gewesen wäre, eine drucktechnische Vervielfältigung zu realisieren. Vielmehr präsentiert L. sich als ein viel belesener Mann, der in einem literarisch interessierten Haushalt aufgewachsen war und dessen Vater in die Ausbildung seiner Söhne investiert hatte. Von L. v. E. d. Älteren wissen wir u. a., dass er über eine eigene Bibliothek verfügte. Wir können also davon ausgehen, dass der Grundstock zu L.s Literaturkenntnissen bereits im Vaterhaus gelegt und durch eigene Anstrengungen erweitert wurde. L.s Werke waren wohl zum einen für den persönlichen Gebrauch und die Nutzung in der Familie gedacht. Zum anderen könnte es sich bei Schriften wie z. B. den Wappen-, Haus- und Kunstbüchern um Arbeiten im Auftrag der jeweiligen Dienstherren gehandelt haben. Dabei kristallisieren sich für L.s Œuvre zwei Themenkreise heraus: . Literatur, bestimmt für «Kurzweil» (wie es in der Sprache der Zeit heißt), und . Schriften zum praktischen Gebrauch in herrschaftlicher Verwaltung und Haushaltung. Beide Themenkreise sind ein Spiegelbild des ritterständischen Betätigungsfeldes und Selbstbewusstseins im fränkischpfälzischen Raum. Innerhalb dieser Pole wurde L.s Nachlass einschließlich des bekannten Verwaltungsschriftgutes nur punktuell gewürdigt. Mit der Dissertation von Sven Rabeler () liegt eine erste umfangreiche Arbeit vor, die diese Felder auf einer soliden Quellenbasis und am Beispiel der Geschichten und Taten des Wilwolt von Schaumberg zu verbinden weiß. Ü: . Bericht über die Reise ins Hl. Land : Neustadt a. d. Aisch, Evangelische Kirchenbibl., Ms. , S. –. – . Kunstbuch von : verschollen. – . Wappenbuch von : verschollen. – . Kriegsbuch von : Erlangen, UB Erlangen-Nürnberg, Ms. B ; Autograph; in der gleichen Hs. eine sprachlich erneuerte Abschrift
. Hälfte . Jh. aus dem . Jh.). – . Geschichten und Taten Wilwolts von Schaumberg von : Nürnberg, Staatsarch., Reichsstadt Nürnberg, Rep. a, Handschriften, Nr. ; autographe Reinschrift. – Wolfenbüttel, HAB, cod. . Aug. ° (. Jh.). – . Salbuch von : München, Hauptstaatsarch., Personenselekt Cart. Eyb. – . Memorandum vom .. für Markgraf Friedrich: Nürnberg, Staatsarch., Abgabe Germ. Nationalmuseum Brandenburg-Ansbach . – . Hausbuch von : verschollen. – . Turnierbuch: «buech mit anzaig des turnirs» von : München, BSB, Cgm (mit Miniaturen). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. (Nachzeichnung der Miniaturen und Abschrift der Einleitung, . Jh.). – Neuendettelsau, Freiherrlich von Eybsches Familienarch. (Abschrift). – L. ist über diese Werke hinaus noch in zahlreichen Urkunden und Korrespondenzen erwähnt bzw. ist Urheber derselben; diese liegen jedoch überwiegend nicht im Druck vor. Rabeler () hat sie akribisch, aber verstreut in seinem umfangreichen Anmerkungsapparat nachgewiesen. A: Adelbert von Keller (Hg.): Die Geschichten und Taten Wilwolts von Schaumburg (Bibl. des Literarischen Ver. in Stuttgart ). Stuttgart . – Gustav Freytag: Bilder aus der dt. Vergangenheit. Bde. Leipzig – (zahlreiche Au ., letzter Nachdr. Gütersloh ), hier Bd. , S. –, – (Auszüge). – Friedrich von Weech (Bearb.): Das Reißbuch anno . Die Vorbereitungen der Kurpfalz zum bair. Erbfolgekriege. In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins () S. –, hier S. –. – Christian Geyer: Die Pilgerfahrt L.s d. J. v. E. nach dem Heiligen Lande (). In: Arch. für Gesch. und Altertumskunde von Oberfranken () S. –. – Johannes Bühler (Bearb.): Fürsten und Ritter. Nach zeitgenössischen Quellen (Dt. Vergangenheit). Leipzig , S. – (Auszüge aus «Geschichten und Taten […]»). – Heide Stamm (Hg.): Das Turnierbuch des L. v. E. (cgm ). Edition und Untersuchung (Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik ). Stuttgart . – Horst Wenzel: Die Autobiogr. des späten MA und der frühen Neuzeit. Bd. . München , S. – (Auszüge). – Sven Rabeler: Niederadlige Lebensformen im späten MA. Wilwolt von Schaumberg (um –) und L. v. E. d. J. (–) (Veröff. der Ges. für fränkische Gesch., Reihe IX: Darstel
Ludwig von Eyb d. J. zum Hartenstein lungen aus der fränkischen Gesch. ). Würzburg , S. – (Auszüge aus L.s Korrespondenz). L (vgl. auch die Literatur zu L.s Vater → Ludwig von Eyb d. Älteren): Helgard Ulmschneider, VL () Sp. –; () Sp. . – Hans Rudolf Velten, Killy () S. –. – Wann und umb wellicher ursachen willen das loblich Ritterspil des turniers erdacht, und zum ersten geübet worden ist. Hg. v. Marx Würsung. Augsburg . – Georg Rüxner: Turnierbuch. Reprint der Prachtausg. Simmern . Eingel. v. Willi Wagner (Bibl. für Familienforscher ). Solingen . – Hans von Mergenthal: Gründliche und warhafftige beschreibung Der löblichen und Ritterlichen Reise und Meerfart in das heilige Land nach Hierusalem, des [...] Herrn Albrechten, Hertzogen zu Sachssen [...] gedechtnüs. Hg. v. Hieronymus Weller. Leipzig . – Johann Ludwig Hocker: Hailsbronnischer Antiquitäten-Schatz […]. Ansbach , S. (Gedächtnistafel für L. in der Klosterkirche Heilsbronn), S. . – Georg Matthäus Schnizer: Die Kirchenbibl. zu Neustadt an der Aysch. Erste Anzeige von den darinnen bendlichen Hss., mit vorausgeschickter Gesch. ihrer ersten Entstehung und mit literarischen Anm. versehen. Nürnberg , S. f. – Carl Theodor Gemeiner: Regensburgische Chron. Bde. Regensburg – (Nachdr. München und ), hier Bd. , S. f., –. – Ludwig Freiherr von Egkher: Gesch. der vormaligen Landschaft in der Oberpfalz. Amberg/München , S. f. – Chiliani Leibii Historiarum sui temporis ab an. MDII ad an. MDXLVIIII annales. Tl. . Hg. v. Andreas Felix Oefele. In: Beyträge zur Gesch. und Lit., vorzüglich aus den Schätzen der pfalzbair. Centralbibl. zu München () S. –, hier S. f. – Friedrich Rhenanus (Bearb.): Martin Ketzels von Augsburg Reise nach dem gelobten Lande im Jahre , von ihm selbst beschrieben. In: Altes und Neues für Gesch. und Dichtkunst () S. –. – Friedrich Albert von Langenn: Herzog Albrecht der Beherzte, Stammvater des königlichen Hauses Sachsen. Eine Darstellung aus der sächsischen Regenten-, Staats- und Cultur-Gesch. des XV. Jh., großentheils aus archivalischen Quellen. Leipzig , S. –. – Hans von und zu Aufsess: Das Turnierbuch L.s v. E. von . In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF (/) S. f. – Joseph Würdinger: Urkundenauszüge zur Gesch. des Landshuter Erbfolgekriegs (–). In: Verhandlungen des Hist. Ver. für
Ludwig von Eyb d. J. zum Hartenstein Niederbayern () S. –. – Ders.: Kriegsgesch. von Bayern, Franken, Pfalz und Schwaben von –. Bde. München , hier Bd. , S. f., f. – Johann Carl Martin Laurent (Bearb.): M. Wenceslaus Gurckfelders Chron., betitelt Stamm der von Eyb im Land zu Franken. In: Jahresber. des Hist. Ver. für Mittelfranken () S. – (erste Familiengeschichte zu den von Eybs). – August von Essenwein: Ma. Taucherund Schwimmapparate. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () S. –. – Ders.: Quellen zur Gesch. der Feuerwaffen. Facsimilierte Nachbildungen alter Originalzeichnungen, Miniaturen, Holzschnitte und Kupferstiche, nebst Aufnahmen alter Originalwaffen und Modelle. Hg. vom Germ. Museum. Bde. Leipzig / (Nachdr. Graz ), Bd. , S. , , ; Bd. , Tf. f. – Heinrich Ulmann: Der unbekannte Verfasser der Geschichten und Thaten Wilwolt’s von Schaumburg. In: Hist. Zs. () S. –. – Georg Muck: Gesch. von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit. Bde. Nördlingen / (Nachdr. Neustadt a. d. Aisch ), hier Bd. , S. f. (Gedächtnistafel für L. in der Klosterkirche Heilsbronn). – Rudolph Stillfried/Siegfried Haenle (Hg.): Das Buch vom Schwanenorden. Ein Beitr. zu den Hohenzollerischen Forschungen. Mit photolithographischen Abb. Berlin , S. f. – Eduard Beintker: Über die Hss. und den Verfasser der Geschichten und Thaten Wilwolts von Schaumburg. Tl. . In: Wissenschaftliche Beilage zu den Schulnachrichten des Gymnasiums zu Anklam , S. –. – Max Jähns: Gesch. der Kriegswissenschaften vornehmlich in Deutschland. Abt. (Gesch. der Wiss. in Deutschland ). München u. a. , S. –, , . – Heinrich Adelbert von Keller: Verz. altdt. Hss. Hg. v. Eduard Sievers. Tübingen (Nachdr. Hildesheim/New York ) S. (Nr. ). – Georg Schepss: Zu den Eybschen Pilgerfahrten. In: Zs. des dt. Palästina-Ver. () S. –. – Alwin Schultz: Dt. Leben im XIV. und XV. Jh. (große Ausg.). Wien , passim. – Felix Priebatsch (Bearb.): Politische Correspondenz des Kurfürsten Albrecht Achilles. Bde. (Publ. aus den K. Preußischen Staatsarchiven , , ). Leipzig –, hier Bd. , S. , ; Bd. , S. , f. – P. Sixl: Entwicklung und Gebrauch der Handfeuerwaffen. In: Zs. für hist. Waffenkunde (–) S. f. (Abb. a/b), (Abb. ),
. Hälfte . Jh. (Abb. ); (–) S. . – Reinhold Röhricht: Dt. Pilgerreisen nach dem heiligen Lande. Innsbruck , S. f., f. – Ottokar Kernstock: Die Uebergabe. In: Fliegende Bll. () S. f. (Nr. ; literarische Bearb. einer Episode aus den «Geschichten und Taten […]»). – Nina Cust: Gentlemen Errant. Being the Journeys and Adventures of Four Noblemen in Europe during the Fifteenth and Sixteenth Centuries. London , S. –, –. – Rudolf Smend: Das Reichskammergericht. Tl. : Gesch. und Verfassung (Quellen und Stud. zur Verfassungsgesch. des dt. Reiches in MA und Neuzeit /). Weimar , S. . – Albert Werminghoff: Ludwig von Eyb der Ältere (–). Ein Beitr. zur fränkischen und dt. Gesch. im . Jh. Halle a. d. Saale , S. f., , f., , –, f., . – Georg Grupp: Kulturgesch. des MA. Hg. v. Anton Diemand. Bde. Paderborn , hier Bd. , S. , ; Bd. , S. –. – Erich Kuphal: L. v. E. d. J. (–). In: Arch. für die Gesch. und Altertumskunde von Oberfranken () S. –. – Franz Maria Feldhaus: Kulturgesch. der Technik. Bde. Berlin (Nachdr. Hildesheim /), hier Bd. , S. f. – Eberhard Lutze: Die Bilderhss. der Universitätsbibl. Erlangen (Kat. der Hss. der Universitätsbibl. Erlangen ). Wiesbaden (Nachdr. ebd ) S. –. – Arie de Fouw: Philips van Kleef. Een bijdrage tot de kennis van zijn leven en karakter. Groningen , passim. – Albrecht Weber: Das Münster in Heilsbronn. Ansbach , S. . – Gerhard Eis: Ma. Fachprosa der Artes. In: Dt. Philologie im Aufriß. Hg. v. Wolfgang Stammler. Bd. /. Berlin , Sp. –, , , . – Ders.: Ma. Fachlit. Stuttgart , S. , . – Rudolf Herd: Ein fränkischer Ritterspiegel aus dem Jahre . In: Gesch. am Obermain (/) S. –. – Bertrand Gille: The Renaissance Engineers. London , S. , . – Kataloge der HAB Wolfenbüttel. Die Alte Reihe (Nachdr. der Ausgabe –). Bd. : Die Augusteischen Hss. : Codex Guelferbytanus . Augusteus ° bis . Augusteus °, beschrieben von Otto von Heinemann. Frankfurt/M. , S. . – Alexander von Reitzenstein: Rittertum und Ritterschaft (Bibl. des Germ. Nationalmuseums zur dt. Kunst- und Kulturgesch. ). München , S. –. – Die dt. Hss. der Universitätsbibl. Erlangen, neu beschrieben von Otto Pültz. Hg. v. Armin Dietzel/Günther Bauer (Kat.
. Hälfte . Jh. der Hss. der Universitätsbibl. Erlangen ). Wiesbaden , S. f. – Volker Press: Die Reichsritterschaft im Reich der frühen Neuzeit. In: Nassauische Annalen () S. –. – Horst Wenzel: Hö sche Geschichte. Literarische Tradition und Gegenwartsdeutung in den volkssprachigen Chron. des hohen und späten MA. Bern u. a. , S. –. – Hannes Kästner/Eva Schütz: Repräsentation und Zeremoniell an europäischen Fürstenhöfen im Spiegel von Rittermemoiren der Renaissancezeit. In: Europäische Hofkultur im . und . Jh. Hg. v. August Buck u. a. Bde. (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung –). Hamburg , hier Bd. , S. –. – Jan-Dirk Müller: Gedechtnus. Lit. und Hofges. um Maximilian I. (Forschungen zur Gesch. der älteren dt. Lit. ). München , S. , , , , f., f. – Turnierbuch aus der Kraichgauer Ritterschaft. Um , Cod. Ross. . Faks. und Komm. von Lotte Kurras. Bde. Zürich , hier Bd. , S. , , f. – Eberhard Freiherr von Eyb: Das reichsritterliche Geschlecht der Freiherren von Eyb. Neustadt/Aisch , S. –. – H. Wenzel: Exemplarisches Rittertum und Individualgeschichte. Zur Doppelstruktur der «Geschichten und Taten Wilwolts von Schaumberg» (–). In: Geschichtsbewußtsein in der dt. Lit. des MA. Tübinger Kolloquium . Hg. v. Christoph Gerhardt u. a. (Publ. of the Institute of Germanic studies ). Tübingen , S. –. – Werner Goez: Das Leben auf der Ritterburg. In: Mentalität und Alltag im SpätMA. Hg. v. Cord Meckseper/ Elisabeth Schraut. Göttingen , S. –, hier S. –. – Hans-Peter Hils: Meister Johann Lichtenauers Kunst des langen Schwertes. Frankfurt/ M. , S. –. – Hans H. Pöschko: Turniere in Mittel- und Süddeutschland von bis . Kat. der Kampfspiele und der Teilnehmer. Diss. Stuttgart , S. –. – Martina Backes: Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg im . Jh. Ein Beitr. zur Gönnerforschung des SpätMA (Hermaea NF ). Tübingen , S. . – Hartmut Boockmann: Die Ritter und ihre Harnische. In: Eisenkleider. Plattnerarbeiten aus drei Jahrhunderten aus der Slg. des Dt. Hist. Museums (Bausteine. Dt. Hist. Museum ). Berlin , S. –, hier S. –. – Hans-Otto Keunecke: L. v. E. d. J. zum Hartenstein und sein Kriegsbuch. In: Jb. des Hist. Ver. für Mittelfranken (/) S. –. – Rainer Welle: «… und wisse das alle höbischeit kompt von deme ringen». Der Ringkampf
Ludwig von Eyb d. J. zum Hartenstein als adelige Kunst im . und . Jh. Eine sozialhistorische und bewegungsbiographische Interpretation aufgrund der hsl. und gedruckten Ringlehren des SpätMA (Forum Sozialgesch. ). Pfaffenweiler , S. –. – Reinhard Stauber: Herzog Georg von Bayern-Landshut und seine Reichspolitik. Möglichkeiten und Grenzen reichsfürstlicher Politik im wittelsbachisch-habsburgischen Spannungsfeld zwischen und (Münchener Hist. Stud., Abt. Bayerische Gesch. ). Kallmünz , S. , , , , , . – H. Boockmann: Ritterliche Abenteuer – adlige Erziehung. In: Ders.: Fürsten, Bürger, Edelleute. Lebensbilder aus dem späten MA. München , S. –, hier S. –. – Andreas Ranft: Adelsgesellschaften. Gruppenbildung und Genossenschaft im spätma. Reich (Kieler Hist. Stud. ). Sigmaringen , S. f. – Daniel Hess: Meister um das «ma. Hausbuch». Stud. zur Hausbuchmeisterfrage. Mainz . – Klaus Rupprecht: Das früheste Urbarbuch der Garnerbschaft Rothenberg (). Edition und Erläuterungen. In: Jb. des Hist. Ver. für Mittelfranken (/) S. –. – Das ma. Hausbuch. Hg. v. Christoph Graf zu Waldburg Wolfegg. Faks.- und Kommentarbd. München . – Heinz Krieg: Fürstendienst und adliges Selbstverständnis. Wilwolt von Schaumberg zwischen Fürstenhof und niederadligem Milieu. In: Grenzgänger zwischen Kulturen. Hg. v. Monika Fludernik/Hans-Joachim Gehrke (Identitäten und Alteritäten ). Würzburg , S. –. – Steffen Krieb: Schriftlichkeit, Erinnerung und ritterschaftliche Identität. Die Herren von Eyb im . Jh. In: Adelige und bürgerliche Erinnerungskulturen des SpätMA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. Werner Rösener (Formen der Erinnerung ). Göttingen , S. –. – Stefan Löffler: Wilwolt von Schaumberg (um –). Das Leben eines ungewöhnlichen Mannes in einer ungewöhnlichen Zeit. In: Schaumberg – Schalkau. Burg – Stadt – Kirche. Schalkau , S. –. – Christian Halm (Bearb.): Europäische Reiseberichte des späten MA. Eine analytische Bibliogr. Hg. v. Werner Paravicini. Tl. . (Kieler Werkstücke ). Frankfurt/ M. , S. f. – Dt. Reichstagsakten. Mittlere Reihe: Dt. Reichstagsakten unter Maximilian I. Bd. /. Bearb. v. Reinhard Seyboth. Göttingen , S. (Nr. ). – Folker Reichert: Von Dresden nach Jerusalem. Albrecht der Beherzte im Heiligen Land. In: Herzog Albrecht der Beherzte (–). Ein sächsischer Fürst im Reich und in
Moiston Europa. Hg. v. André Thieme (Quellen und Materialien zur Gesch. der Wettiner ). Köln/Weimar/ Wien , S. –. – Rainer Leng: «Ars belli». Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Bde. (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , hier Bd. , S. –; Bd. , S. –. – H. Ulmschneider: «Greker, Troianer, die edln Romer und König Artus’ Tafelrunde». Exempel für den fränkischen Adel in den Geschichten und Taten Wilwolts von Schaumberg. In: Scripturus vitam. Lat. Biogr. von der Antike bis in die Gegenwart. Festgabe für Walter Berschin zum . Geburtstag. Hg. v. Dorothea Walz. Heidelberg , S. –. – Helmut Schnabl: L. v. E. gegen die Rundinger Bauern. In: Beitr. zur Gesch. im Landkreis Cham () S. –. – Sonja Kerth: Die letzten «ta runder»? Krieg in adligen Biographien des . und . Jh. In: «Dulce bellum inexpertis». Bilder des Krieges in der dt. Lit. des . und . Jh. Hg. v. Horst Brunner (Images medii aevi ). Wiesbaden , S. –, hier S. –. – Johannes Müllner: Die Annalen der Reichsstadt Nürnberg von . Bde. Nürnberg –, hier Bd. : –. Bearb. v. Michael Diefenbacher (Quellen und Forschungen zur Gesch. und Kultur der Stadt Nürnberg ), S. . – Sven Rabeler: Der Niederadel und die hö sche Festkultur des SpätMA. Wilwolt von Schaumberg. In: Hö sche Feste im SpätMA. Hg. v. Gerhard Fouquet (Mitt. der Residenzen-Kommission der Akad. der Wiss. zu Göttingen, Sonderh. ). Kiel , S. –. – Ders.: Niederadlige Lebensformen (s. Ausg.). – Hillay Zmora: Values and Violence. The Morals of Feuding in Late Medieval Germany. In: Feud in Medieval and Early Modern Europe. Hg. v. Jeppe Büchert Netterstrøm/Bjørn Poulsen. Århus , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin . – S. Rabeler: Ehre als Maßstab adligen Lebens. Ritterliche Idealvorstellungen und Lebenswirklichkeiten in den «Geschichten und Taten Wilwolts von Schaumberg». In: Ritterwelten im SpätMA. Hö sch-ritterliche Kultur der Reichen Herzöge von Bayern-Landshut [Ausstellungskat. der Museen der Stadt Landshut]. Landshut , S. –. – Ders.: Imaginationen von Fürst und Hof. Albrecht Achilles in den «Geschichten und Taten Wilwolts von Schaumberg». In: Kurfürst
. Hälfte . Jh. Albrecht Achilles (–). Kurfürst von Brandenburg – Burggraf von Nürnberg. Hg. v. Mario Müller (Jb. des Hist. Ver. für Mittelfranken ). Neustadt a. d. Aisch , S. –. MM Meister Lamprecht. – Mediziner, Rezeptautor, lebte spätestens um . Ein M. L. wird in einer Sammelhandschrift mit zahlreichen medizinischen Rezepten erwähnt. In einem um eingetragenen Teil des Kodex werden ihm acht humanmedizinische Anweisungen in dt. Sprache zugeschrieben. Sie dienen u. a. zur Behandlung von Hoden-, Leber- und Augenleiden. Auch ein Rezept für ein Wundp aster ist in der Gruppe enthalten. Als Zutaten werden u. a. Bohnen, Olivenöl, Weinhefe, Vitriol, Kampfer, Butter und Milchrahm verwendet. Insgesamt sind die Rezepte im Rahmen ihrer Zeit medizinisch konventionell. Als Quellen von M. L.s Rezepten hat die Forschung den → Eichenmisteltraktat und weitere dt. Texte identi ziert. Kenntnisse der lat. Fachliteratur gelten bei M. L. u. a. aufgrund terminologischer Fehler in den Rezepten als unwahrscheinlich. Ü: Stuttgart, LB, cod. HB XI , v–r (Pap., um , alemannisch). – Vgl. Maria Sophia Buhl/Lotte Kurras: Die Hss. der ehemaligen Hofbibl. Stuttgart. Bd. , [...] (Die Hss. der Württembergischen LB Stuttgart II//). Wiesbaden , S. –. – Eis (s. Lit.). A: Eis (s. Lit.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Gerhard Eis: Nachrichten über unbekannte Wundärzte aus einer Weingartner Hs. um . In: Medizinische Monatsschr. () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit. Amsterdam , S. –). – Wolfgang Wegner: L., M. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . MM Moiston, Heinrich (auch: H. Musel, H. von Prüll/Brühl/Bruel) OCart, † Kloster Prüll/ Regensburg. – Prior, Kompilator/Veranlasser eines Arzneibuchs. Der ursprünglich aus Straßburg stammende M. wurde nach seiner Versetzung an die Kartause Prüll zu deren Prior gewählt. Offensichtlich hegte er ein Interesse an der medizinischen Literatur, denn Auszüge aus einem volkssprachigen Arzneibuch erscheinen in der Überlieferung unter seinem Namen. Welchen Anteil M. an der
. Hälfte . Jh. Entstehung der Textsammlung aber tatsächlich gehabt hat, lässt sich nicht ermitteln. Fachliterarhistorisches Gewicht wird M.s Arzneibuch durch die These attribuiert, wonach der junge Paracelsus das Arzneibuch rezipiert haben könnte. Matthias Schach, der Vorgänger M.s im Amt des Prüller Priors, wechselte als Weihbischof nach Freising. Sollte die Prüller Kompilation Schach bekannt und dieser tatsächlich als bischö icher Lehrer maßgeblich in die Ausbildung des jungen Paracelsus involviert gewesen sein, dann könnte M.s «Liber medicinalis» auf das paracelsische Werk einen Ein uss ausgeübt haben. Die Vorbedingungen engen diese (ohnehin spekulative) Ein ussmöglichkeit allerdings entscheidend ein; in jedem Fall wird ein etwaiger Impuls als gering einzuschätzen sein. Ü: Passau, Arch. des Bistums, Cod. Hist. prof. Xcq (vormals Diözesanbibl., Cod. ) r–v (Pap., /, bair.-österr.); Überschrift: «De Medicinali quodˉa libro venerabilis c[uius]dˉa p[atri]s Heinricj prioris domus Chartusiensiˉu jn Bruel». A (T): Gerhard Eis: Heilmittel gegen Harnleiden aus altdt. Hss. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. , . L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Joseph Anton Zimmermann. Chur-BayerischGeistlicher Calender. Vierter Theil: Das Rent-Amt Straubing. München , S. . – Kurt Goldammer: Die geistlichen Lehrer des Theophrastus Paracelsus. Zu Hohenheims Bildungserlebnis und zur geistigen Welt seiner Jugend. In: Carinthia I () S. –, hier S. . – G. Eis: Vor und nach Paracelsus. Unters. über Hohenheims Traditionsverbundenheit und Nachrichten über seine Anhänger (Medizin in Gesch. und Kultur ). Stuttgart , S. . – Wolfgang Wegner: M., H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . Zum Verhältnis von Matthias Schach und Paracelsus: K. Goldammer: Die bischö ichen Lehrer des Paracelsus. Zum Hohenheimschen Werdeund Bildungsgang. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. , f. – Ders.: ParacelsusStud. Klagenfurt , S. . – Peter F. Kramml: Die Beziehungen des Paracelsus zu Fürsten und Bischöfen. In: Paracelsus (–). «Keines anderen Knecht ...». Hg. v. Heinz Dopsch u. a. Salzburg
Lunder , S. –, hier S. f. – Udo Benzenhöfer: Paracelsus. Reinbek , S. –. VZ Lunder, Kaspar. – Verfasser eines Salbenrezepts, zweite Hälfte . Jh. In der dt. fachliterarischen Überlieferung ist L. mit einem Salbenrezept gegen «alle [alte?] Schäden» vertreten. Sein Beitrag steht in der oberrheinischchirurgischen Tradition, wie sie für die Geschwürstherapie vor allem vom → Buch von alten Schäden repräsentiert wird. L. ist anderweitig nicht nachgewiesen. Er dürfte ein südwestdt. Wundoder Laienarzt gewesen sein. Ü: Paris, Bibl. Nationale, Ms. allem. , v (Pap., um , bair.); Verfasserangabe: «a quodam honesto viro de consolati lagingensi nomine Caspar L˚under». L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Ders.: Peter von Ulm und die Passauer Wundarznei. In: Ulm und Oberschwaben () S. –, hier S. Anm. . – Wolfgang Wegner: L., K. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . VZ Münchner Salbenbuch. – Wundärztliches Handbuch, spätes . Jh. Der unbekannte Kompilator des praxisorientierten M. S.s dürfte Wund- oder Laienarzt gewesen sein und in oder im Raum München gewirkt haben. Seine Zusammenstellung medizinischer Kleinliteratur ist, abgesehen vom ursprünglich selbstständigen alchemistischen Vorspann, ein fünfgliedrig angelegtes Rezeptar mit insgesamt rund überwiegend dt. Rezepten. Der vorgebundene kurze alchemistische Teil (r–v) mit zwei chemisch-metallurgischen Begriffslisten wird Hans → Vellnhamer zugesprochen. Im direkten Anschluss (v) sind lat. Tierkreiszeichen notiert. Als Eröffnung des Hauptteils dient ein Block von Rezepten aus dem Antidotarium des → Bartholomäus von Montagna (r–v), an den sich eine Sammlung von P asterrezepten anschließt (r–r), die u. a. auf → Peter von Ulm, → Ortolf von Baierland und Hans → Schnaudigel aufbaut. Drei lat. Rezepte von Bartholomäus von Montagna sind nachgetragen. Die folgenden gemischten (vor allem Salben- und Pulver-)Rezepte
Schermer (r–v) schöpfen aus dem Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus), → Avicenna, → Petrus Hispanus und → Roger Frugardi. Für ein Rezept auf Bl. v wird die → Heissingerin als Gewährsperson genannt. Der nächste kurze Abschnitt bringt eine erneute Auswahl aus Bartholomäus von Montagna (r–r); dieses Mal handelt es sich um lat. Salbenrezepte, die mit den ersten Rezepten der dt. Bartholomäus-Auswahl inhaltlich identisch sind. Auch die drei nachgetragenen lat. Bartholomäus-Rezepte (s. o.) werden wiederholt. Bei beiden Bartholomäus-Passagen wird ein gewisser «Dunnger» als Besitzer der Vorlage erwähnt (nachgetragene Überschriften r, r). Den Abschluss bildet eine dt. Übersetzung von De emplastris et unguentis («Über P aster und Salben») aus der Cirurgia → Dinos del Garbo, die im M. S. den größten Raum einnimmt (r–r). Auf den letzten Seiten des Arzneibuchs (v–r) sind im frühen . Jh. vermischte Rezepte nachgetragen worden, von denen sechs einer → Schwiegerin von Salzburg zugewiesen werden. Als weitere Autoren werden → Thomas von Wasserburg und «Niclaus von Regensburg» (Niklas → Hagen) genannt. Auffällig beim M. S. ist die Unterrepräsentanz des für wundärztliche Manuale oft typischen Roger- oder Ortolf-Textmaterials. Nur im zweiten und dritten Abschnitt nden sich geringfügige Anleihen bei bei diesen ma. chirurgischen Leitautoritäten. Ü: München, BSB, Cgm , Bll. (Pap., spätes . Jh. [Nachträge frühes . Jh.]). Zusammengebunden aus zwei Teilen. Tl. (r–v): mittelbair.; Tl. (r–v): mittelbair. mit ostschwäbischem Einschlag. Gemäß eines nicht eindeutigen Eintrags auf v scheint das M. S. (oder zumindest der erste Faszikel) um im Besitz eines «maister Hannsen statartzt zw ˚ Munichen» gewesen zu sein. Hiermit ist vermutlich der Münchner Stadtarzt Hans Neythart gemeint (und nicht etwa der früher wirkende Hans → Rosenbusch, der auch ansonsten in die Entstehung des M. S. nicht involviert war [entgegen früherer Ansichten; vgl. Solleder ]). Um war laut Vermerk im Vorderdeckel der Wundarzt Hans Schott Besitzer des Codex. – Kodikologische Beschreibung: Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Die ma. Hss. aus Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. A: Brachvogel , S. –.
. Hälfte . Jh. L: Fridolin Solleder: München im MA. München/Berlin , S. , , . – Gundolf Keil: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausgabe des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , S. –. – Ders.: Ortolfs Arzneibuch. Ergänzungen zu James Follans Ausg. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . – Ralph Günther Brachvogel: Krit. Gedanken zur Wasserzeichenkunde als Datierungshilfe. In: Acta congressus internationalis historiae pharmaciae, Pragae MCMLXXI (Veröff. der Internationalen Ges. für Gesch. der Pharmazie NF ). Stuttgart , S. –. – Ders.: Das ‹M. S.›. Eine spätma. Rezeptslg. vom Ende des . Jh. Diss. München . – Ute Mauch: Erste Überlegungen zur Wissensorganisation im Kodex der Biblioteca nacional in Madrid mit einer Edition des Traktats über die ‹Verworfenen Tage›, sowie Anm. zur Strukturierung des ‹Melleus liquor physicae artis Magistri Alexandri Yspani›. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . – Andreas Erhard: Unters. zum Besitz- und Gebrauchsinteresse an deutschsprachigen Hss. im . Jh. nach den Beständen der BSB München. München , S. . VZ Schermer, Hanns. – Autor einer befestigungstechnischen Abhandlung, lebte spätestens um . S. ist durch Eigennennung als Autor eines dt. Traktats nachweisbar, der in einer bairischen Handschrift von ca. überliefert ist (H). S.s Lebensumstände sind unbekannt. Ein gleichnamiger Rottmeister ist in Nürnberg belegt, muss aber nicht mit S. identisch gewesen sein. Der Inhalt von S.s Schrift lässt jedenfalls auf wehrtechnische Kenntnisse des Verfassers schließen. Die Abhandlung beschäftigt sich mit dem Aufbau von Basteien, wie sie in der Befestigungstechnik des . Jh. zunehmend an Bedeutung gewannen. S.s Werk bietet beschreibende Textabschnitte, die u. a. Maßangaben und Informationen zur Verwendung der Bauteile enthalten. Hinzu kommen mehrere einfarbige Illustrationen, die mal die gesamte Bastei, mal nur einzelne Bauelemente zeigen. Der überlieferte Text gilt als stark fehlerhaft, was von der Forschung aber nicht auf S., sondern auf den Schreiber von H zurückgeführt wird. Von militärhistorischem Interesse ist S.s Abhandlung als Zeugnis des Übergangs von der ma. zur frühneuzeitlichen Festungsanlage.
. Hälfte . Jh. Sie gilt als eines der frühesten dt. Werke zum Basteienbau von einem namentlich bekannten Autor. S.s Traktat wird in H durch eingeschobene Teile einer dt. → Wagenburgordnung unterbrochen, die jedoch nicht von S. stammen muss. Auch weitere Texte in dem Kodex – darunter eine Bearbeitung des → Feuerwerkbuchs von und eine Rezeptsammlung – sind S. nicht eindeutig zuzuordnen. Ü: H: Heidelberg, UB, cpg , r–v, darin v–v die Wagenburgordnung (Pap., um , nordbair.). – Vgl. Rainer Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Bd. . Wiesbaden , S. . – Karin Zimmermann u. a.: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –. A: Hagenmeyer (s. Lit.). – OnlineFaks. von Hs. H: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/ diglit/cpg. L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. –. – Ernst Mummenhoff: Die Nürnberger Ratsbücher und Ratsmanuale. In: Archivalische Zs. NF () S. –, hier S. (Anm. ). – Gerhard Eis: Ma. Fachlit. Stuttgart , S. . – Friedrich Klemm: Die Rolle der Technik in der italienischen Renaissance. In: Technikgesch. () S. –. – Christa Hagenmeyer: Kriegswissenschaftliche Texte des ausgehenden . Jh. S.s Basteibau, Wagenburgordnung, Feuerwerksrezepte. In: Leuvense Bijdragen () S. –. – Peter Assion: Altdt. Fachlit. Berlin , S. , . – V. Schmidtchen: Kriegswesen im späten MA. Technik, Taktik, Theorie. Weinheim , S. , . – Leng (s. Überl.) Bd. , S. u. ö. MM Siegmund (Sigismund, Sigmund) von Tirol (S. der Münzreiche), * .. Innsbruck, † .. Innsbruck. – Erzherzog von Österreich; Förderer der Literatur und der Wissenschaften, Gewährsmann für ein Fischereibuch sowie für (tier-[?])medizinische Rezepte. Der Sohn Herzog Friedrichs IV. (mit der leeren Tasche) gelangte nach dem Tod des Vaters unter die Vormundschaft seines Vetters, Kaiser Friedrichs III. Dieser versuchte, die auf vier Jahre begrenzte Vormundschaft über diesen Zeitraum hinaus auszudehnen, um S. an einer selbstständigen Herrschaftsausübung zu hindern. Nach einer Intervention der Tiroler Landschaft konnte S. aber am
Siegmund von Tirol .. die Regentschaft in seinen Stammlanden übernehmen. In den Folgejahren war S.s Innenpolitik zumeist von der innerhabsburgischen Konkurrenz zu Friedrich und zu Herzog Albrecht VI., einem weiteren Vetter, geprägt. Mit → Nikolaus von Kues, dem Bischof von Brixen, stand S. in besitzrechtlichem Streit um einige südtirolische Gebiete, der letztlich in einem Kirchenbann durch Pius II. (Aeneas Silvius → Piccolomini) kulminierte. verständigte S. sich mit Friedrich III. über das Erbe des verstorbenen Albrecht VI., wobei ihm Vorderösterreich sowie ein Drittel der Einkünfte Österreichs zugesprochen wurden. wurde S. von Friedrich zum Erzherzog erhoben. Außenpolitisch war S. nach Westen um eine Stärkung seiner Position gegenüber den Eidgenossen bemüht. Trotz seiner teils aggressiv-expansiven Bestrebungen gelang ihm mit der «Ewigen Richtung» eine belastbare Verständigung mit den westlichen Nachbarn. Nach Süden war er weniger erfolgreich. Der verlustreiche Krieg gegen Venedig von bildete hier nur den schmerzlichen Höhepunkt. Wirtschaftspolitisch förderte S. Bergbau und Salinenwesen. / initierte er neue Bergordnungen (→ Schwazer Bergrecht). – reformierte er das Tiroler Münzwesen (den Beinamen «der Münzreiche» verdankte er der großen Menge Silbermünzen, die er prägen ließ). Nach dem Venedigkrieg versuchte S. nanzielle Engpässe u. a. durch Verschreibungen an Herzog Albrecht IV. von Bayern-München zu überbrücken. Im Verbund mit Friedrich III. wehrten sich die Tiroler Landstände erfolgreich gegen S.s Finanzgebaren. musste S. die Herrschaft über Tirol an König → Maximilian I. übergeben. In Innsbruck hielt S. aufwendig Hof und trat auch als Mäzen in Erscheinung. Dabei zeigte er ein dezidiert humanistisches Interesse, worin der Ein uss A. S. Piccolominis nachgewirkt haben dürfte, den S. als junger Mann am Grazer Hof Friedrichs III. kennengelernt hatte. Selbst ist S. als Dichter nicht in Erscheinung getreten, obwohl ihm in einigen Inkunablen Piccolominis Epistola amatoria ad Lucretiam fälschlich zugeschrieben wird (GW , –). Dafür besoldete S. zahlreiche (dem Humanismus mehr oder weniger zugeneigte) Literaten, Historiographen oder Übersetzer oder unterhielt fördernde Beziehungen zu ihnen (vgl. etwa → Albrecht von Bonstetten, → Antonius von Pforr, Laurentius → Blumenau,
Siegmund von Tirol Peter → Luder, Heinrich → Steinhöwel oder Konrad Wenger). Eine planmäßige Förderung der humanistischen Literatur (wie z. B. am kurpfälzischen Heidelberger Hof) kann man S. allerdings nicht attestieren. Auch ist er als unmittelbarer Auftraggeber nur für das Hexenbüchlein des Ulrich → Molitoris gebucht. Seine Frau Eleonore von Österreich, eine Tochter Jakobs I. von Schottland, die S. in erster Ehe geheiratet hatte, veranlasste die Drucklegung des Prosaromans → Pontus und Sidonia. Der älteren Forschung galt Eleonore auch als Verfasserin des Romans, mittlerweile ist man aber von dieser These abgerückt. Schließlich kann S. auch als nicht unbedeutender Förderer der Medizin angesehen werden, da er einige der herausragenden Mediziner bzw. Wundärzte seiner Zeit als Leibärzte an sich gebunden hat (→ Burkhard von Horneck, Ulrich → Ellenbog, Adolf → Occo, → Klaus von Matrei). Der Name des Herzogs wird in Verbindung mit drei Fachschriften tradiert, wobei eine tatsächliche Verfasserschaft S.s jeweils äußerst unwahrscheinlich ist. Ein Fischbüchlein mit Rezepten für Fischköder erschien und zunächst mit dem Zusatz «Hertzog Friderichs Vischerey». In späteren Auflagen führte das Werk auch S.s Namen im Titelzusatz («Der durchlauchtigsten fürsten vnnd herren herren Friderichs loblicher gedechtnuß. vnnd hertzog Sigmunds Vischern mit vil bewerten Recepten vnd puncten»). Das Büchlein dürfte im Auftrag S.s von Tiroler Fischmeistern, die schon unter seinem Vater Friedrich IV. wirkten, verfasst worden sein oder zumindest auf deren Erfahrung zurückgehen. Es ist von einer handschriftlichen Tradition vor den Drucken auszugehen, die von Tirol aus bis in den dt. Südwesten ausstrahlte. In mindestens vier Fassungen ist ferner ein Rezept unter der Bezeichnung Herzog Siegmunds Wundtrank umläu g. Es sieht vor, bestimmte pulverisierte Kräuter in Weißwein zu kochen. Die Verordnung dürfte auf Klaus von Matrei zurückgehen, der in seinem dem Herzog gewidmeten und auf diesen abgestimmten Arzneibüchlein mit den gleichen Ingredienzen arbeitet. Ob ein herzstärkendes Verfahren für Rennpferde auf Kräuterbasis (Herzog Siegmunds Rennen) überhaupt in irgendeiner Form mit S. in Verbindung gebracht werden kann, ist völlig offen. Der Text könnte auch für Herzog Siegmund von Bayern-München (–) verfasst worden sein.
. Hälfte . Jh. Ü: Fischbüchlein: «Die kunst wie e man Visch vnd Vogel fahen soll [...]». Erstdruck: [Heidelberg: Jakob Köbel, um ] (GW N). – Zweitausg.: Straßburg: Matthias Hupfuff, (GW ). – S.s Name erscheint im Augsburger Nachdruck Hans Froschauers von (VD W ). – Zahlreiche weitere Ausgaben, zum Teil ohne den Hinweis auf Friedrich oder S., mit nicht hinreichend geklärten Abhängigkeitsverhältnissen (s. GW/VD [auch zu Digitalisaten]). – Wundtrank: Heidelberg, UB, Cpg , v, v (Pap., , schwäbisch); zwei Fassungen. Abschrift: Ebd., Cpg (Bd. des Buchs der Medizin des Pfalzgrafen → Ludwig V.) v, r (Perg., /, südrheinfränkisch). – Stuttgart, LB, Cod. HB XI , v (Pap., ./. Jh. [Wundtrank: . Jh.], niederalemannisch). – Ebd., LB, Cod. Donaueschingen E I , r (Pap., , schwäbisch [aus Augsburg]). – Heidelberg, UB, Cpg (Rezeptslg. des Ambrosius Prechtl) v (Pap., /, bair. [Regensburg ?]). – Ebd., Cpg , r (Pap., vor , bair.) – Ebd., Cpg , r (Perg., / , hochdt. mit bair. Einschlag). – Ebd., Cpg , r (Pap., um , hochdt. mit bair. Einschlag). – Artzneybuch des Oswald Gabelkover, herzoglichwürttembergischer Leibarzt. Erstdruck: Tübingen: Georg Gruppenbach (VD G ), «Vierdter Theil», S. f. – Vgl. auch Namensnennungen (vermutlich als Patient) in folgenden Slg.: Würzburg, UB, M. ch. q. , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., lat./mhd.). – Heidelberg, Cpg und , v und r (Pap., um , westobd.). – Ebd., Cpg (Arzneimittelverz. ohne Rezepttexte) r (Pap., /). – Ebd.: Cpg , v, v (Pap., nach , hochdt.). – Weitere anonyme Rezepte für S. in den Cod. Pal. lat. und der Biblioteca Apostolica Vaticana; vgl. Ludwig Schuba: Die medizinischen Hss. der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibl. (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. (Reg.). – Herzog Siegmunds Rennen: Häuger Überlieferungsverbund mit Herzog Albrechts Rennen (Albrecht III. von Bayern-München [?]). – Heidelberg, Cpg , v–r (Pap., nach , bair.); innerhalb des Rossarzneibuchs → Hartmanns von Stockheim. – «Roß Artzney Buch. Darinnen e zu nden, wie allerhand zufallige Kranckheiten vnd Gebrechen der Pferdt zu erkennen [...] vnd [...] zu wenen seyen». Mömpelgard (Montbéliard): Jakob Foillet, (VD R ; Nachdr.: Straßburg: Lazarus Zetzner, ) S. . – Eis (/
. Hälfte . Jh. , S. ) erwähnt eine breite Überl. ohne weitere Textzeugen zu listen). L: Franz von Krones, ADB () S. –. – Günther Franz, Biogr. Wb. zur dt. Gesch. () S. f. – Peter Assion, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. (Reg.). – Josef Riedmann, LexMA () Sp. . – Peter Schmid, BBKL () Sp. –. – Ders., NDB () S. f. – Anton Zingerle: Der Humanismus in Tirol unter Erzherzog Sigmund dem Münzreichen. Innsbruck . – Heinrich Hammer: Literarische Beziehungen und musikalisches Leben des Hofes Herzog S.s v. T. In: Zs. des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg () S. –. – Margarete Ortwein: Der Innsbrucker Hof zur Zeit Erzherzogs Sigmunds des Münzreichen. Ein Beitr. zur Gesch. der materiellen Kultur. Diss. (masch.) Innsbruck . – Gerhard Eis: Herzog S.s Büchlein von dem Harnleiden. In: Ders.: Stud. zur altdt. Fachprosa (Germ. Bibl. Unters. und Einzeldarst. ). Heidelberg , S. –. – Ders.: Altdt. Rezepte von spätma. Verfassern aus Hss. und Frühdrucken. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – Ders.: Zu den zeitgenössischen Aufzeichnungen über die süddt. Pferderennen im . Jh. In: Tierärztliche Umschau () S. –, hier S. f. (wieder in: Ders.: Forsch. zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/ München , S. –, hier S. –). – Joachim Telle: Mitt. aus dem Zwölfbändigen Buch der Medizin zu Heidelberg. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –. – Anton Dörrer: Nikolaus Cusanus und Verena von Stuben, Herzog Sigmund und Eleonore in schöngeistigen Verkörperungen zwischen und . In: Cusanus-Gedächtnisschr. Hg. v. Nikolaus Grass. Innsbruck , S. –. – Helmut Reinalter: Der Wanderhumanist Peter Luder und seine Beziehungen zu Herzog Sigmund v. T. In: Mitt. des Österr. Staatsarch. () S. –. – Morimichi Watanabe: Aeneas Sylvius, Duke Sigmund, Gregor Heimburg. In: The Journal of Medieval and Renaissance Studies () S. – (wieder in: Ders.: Concord and reform. Nicholas of Cusa and Legal and Political Thought in the Fifteenth Century [Variorum Collected Studies Series ]. Aldershot u. a. , S. –). – P. Assion: Der Hof Herzog Siegmunds in Tirol als Zentrum spätma. Fachlit. In: Fachprosa-Stud. Beitr. zur ma.
Siegmund von Tirol Wiss.- und Geistesgesch. FS G. Eis. Hg. v. Gundolf Keil. Berlin , S. –. – Werner Maleczek: Die Sachkultur am Hofe Herzog Sigismunds v. T. († ). In: Adelige Sachkultur des SpätMA (Sb. der Österr. Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl. ). Wien , S. –. – August Buck: Humanistische Bildung. Enea Silvio Piccolomini an Herzog S. v. Österreich. In: Interpretation. Das Paradigma der europäischen Renaissance-Lit. FS Alfred Noyer-Weidner. Hg. v. Klaus W. Hempfer/Gerhard Regen. Wiesbaden , S. – (wieder in: A. Buck: Stud. zu Humanismus und Renaissance. Gesammelte Aufsätze aus den Jahren –. Hg. v. Bodo Guthmüller [Wolfenbütteler Abh. zur Renaissanceforsch. ]. Wiesbaden , S. –). – Hannes Kästner: ‹Ponthus und Sidonia› in Innsbruck. Appell und Apologie im Hofroman des . Jh. In: JOWG (/ ) S. –. – Gert Ammann: Die Kunst unter Herzog Sigmund in Innsbruck und Hall. In: Der Herzog und sein Taler. Erzherzog Sigmund der Münzreiche: Politik, Münzwesen, Kunst. Hg. v. dems./Meinrad Pizzini (Ausstellungskat. Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum). Innsbruck , S. –. – Wilhelm Baum: Sigmund der Münzreiche. Zur Gesch. Tirols und der habsburgischen Länder im SpätMA (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinst. ). Bozen . – Reinhard Hahn: Hof und hö sche Lit. in Innsbruck zur Zeit Herzog S.s des Münzreichen (–). In: Zs. für Literaturwiss. und Linguistik () S. –. – Ders.: ‹Von frantzosischer zungen in teütsch›. Das literarische Leben am Innsbrucker Hof des späteren . Jh. und der Prosaroman P. u. S. (A) (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. u. a. . – Wilhelm Baum: Politische und literarische Beziehungen des Hofes Herzog Sigmunds v. T. zum Rottenburger Hof und zu den Grafen von Württemberg. In: Eberhard und Mechthild. Unters. zu Politik und Kultur im ausgehenden MA. Hg. v. Hans-Martin Maurer (Lebendige Vergangenheit ). Stuttgart , S. –. – Regine Schweers: Albrecht von Bonstetten und die vorländische Historiographie zwischen Burgunder- und Schwabenkriegen (Stud. und Texte zum MA und zur frühen Neuzeit ). München , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. (Reg.). – Hartmut Wulfram: «Nunquam tam multa experiundo
Trutmann videbis qam mulata legendo perdisces». Enea Silvio Piccolomis humanistisches Bildungsprogramm für Herzog S. v. T. In: Pontes VI: Der Altsprachliche Unterricht in der Frühen Neuzeit. Hg. v. Martin Korenjak/Florian Schaffrath (Comparanda ). Innsbruck u. a. , S. –. VZ Trutmann, Anton (auch: Truotmann, Antoni). – Kompilator eines Arzneibuchs, spätes . Jh. Bei T. dürfte es sich um einen oberelsässischen Laienarzt gehandelt haben, der über Fachkenntnisse sowohl aus dem Bereich der Chirurgie als auch der Inneren Medizin verfügte. Denkbar ist, dass T. Apotheker war. Hierfür sprechen seine beträchtlichen und präzisen Kenntnisse im Bereich der botanischen Arzneistoffe. Nach eigener Aussage lernte er von Kräutersammlern («wurtzlern», v) und besaß einen eigenen Kräutergarten. Sein Arzneibuch ist in einer makkaronisch anmutenden dt.-lat. Mischsprache verfasst. Dabei demonstriert T. seinen äußerst reichen fachsprachlichen Wortschatz, der sich über zahlreiche medizinische Disziplinen erstreckt und mit zahlreichen Neologismen aufwartet, die sich allerdings auf Komposita beschränken. Hinsichtlich der Quellen stützt sich T. für seine Kompilation zum einen auf namhafte medizinische Kompendien: neben dem Arzneibuch → Ortolfs von Baierland und wahrscheinlich auch dem → Bartholomäus vor allem auf eine dt. Übersetzung des Liber de consideratione quinque essentiae des → Johannes de Rupescissa, die unter dem Namen Raimund Lulls tradiert wurde (vgl. [Pseudo-]→ Lull[us], Raimund[us]; eine vergleichbare Fassung des Quintessenz-Traktats begegnet auch im Kompendum Valentin → Schwendes). Zum anderen zog er – und das in signi kant größerem Maße – medizinische Kleinliteratur heran. Besonders evident wird dieser Umstand bei den enthaltenen Wunderdrogentraktaten. Zu den hier repräsentierten Texten zählen u. a. der → Kranewittbeer-Traktat, der Natternhemdtraktat des Johannes → Paulinus oder Traktate nach → Taddeo (degli) Alderotti (Branntweintraktat, Epistula de sanguine, Blutkrauttraktat [auch: Schöllkrauttraktat). Auch → Lepraschau-Texte sind ins Arzneibuch aufgenommen worden. Manche Medizinschriften werden nur bruchstückhaft wiedergegeben (→ Vierundzwanzig-Paragraphen-Text, Chirurgie → Heinrichs von Mondeville). Außerdem nden sich manche Unika in T.s Kompendium, dies
. Hälfte . Jh. vor allem bei den Heilverfahren zeitgenössischer Wund- und Laienärzte, die T. in die Sammlung aufgenommen hat. Er führt nicht nur Vetreter verschiedener gesellschaftlicher Stände als Gewährsleute an, sondern auch bemerkenswert viele Frauen (namentlich genannt werden Franz → Hagen, der von → Glarus, Meister von → Arth, → Johannes von Toggenburg, → Jost von Unterwalden). Der konzeptuelle Aufbau des Arzneibuchs erschließt sich nicht unmittelbar. In der Regel hat T. seine Quelltexte zu verwandten Blöcken geordnet. Ein zwölfseitiges Register soll den Inhalt innerhalb dieser Themengruppen erschließen helfen. Als größere thematische Komplexe sind auszumachen: Leistenbrüche, Wundarznei, Beingeschwüre und -ekzeme («offenes Bein»), Abführmittel («purgazen»), Augenheilkunde, Pestmittel, Gynäkologie mit Geburtshilfe, Harnsteine, Kopfgrind, Fisch- und Entenköder, Pferdeheilkunde, Metall-Alchemie und Wundheiltränke. Ü: Bern, Burgerbibl., Ms. hist. helv. XI , Bll. (Perg. und Pap., um , aus dem Raum Basel). A: Rainer Sutterer: A. T.s Arzneibuch. Tl. : Text. Diss. Bonn , S. –. L: Gundolf Keil/Jörg Mildenberger, VL () Sp. –. – Sutterer (s. Ausg.) S. –. – Jerry Stannard: Botanical Data and Late Mediaeval ‹Rezeptlit.›. In: Fachprosa-Stud. Beitr. zur ma. Wiss.- und Geistesgesch. FS Gerhard Eis. Hg. v. G. Keil. Berlin , S. –. – HildeMarie Gross: Zur Repräsentanz von Ortolfs ‹Arzneibuch› bei A. T. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ortrun Riha: Wissensorganisation in medizinischen Sammelhss. Klassi kationskriterien und Kombinationsprinzipien bei Texten ohne Werkcharakter (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , Reg. – Christine Boot: «an aderlaszen ligt grosz gesuntheit». Zur Repräsentanz von Ortolfs Phlebotomie in deutschsprachigen Aderlaßtexten. In: «Ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. Gundolf Keil (Ortolf-Stud. /Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, hier S. –. – Thomas Gleinser: A. T.s ‹Arzneibuch›. Medizin- und sozialgeschichtlicher Komm. Diss. Würzburg . – J. Mildenberger: A. T.’s ‹Arzneibuch›. Tl : Wb. Bd. – (Würzburger medizinhist. Forschungen /–). Würzburg . – Jörg Riecke: Die Frühgesch. der ma. medizinischen Fachsprache im Deutschen. Bd. : Unters.
. Hälfte . Jh. Berlin/New York , S. –. – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA (DWV-Schr. zur Medizingeschich. ). Baden-Baden , S. –. – G. Keil: T., A. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , Reg. VZ Petroltraktate (auch: Erdöl-Schreizettel, -Reklamezettel). – Wunderdrogentraktate in frankoprovenzalischen, ndl. und dt. Redaktionen; ab dem letzten Drittel des . Jh. Unter dem Oberbegriff P. wird eine Gruppe von kurzen Drogenmonographien subsumiert, welche Erdöl als medizinisches Therapeutikum anpreisen. Verwendung haben die Kurztexte als Reklamezettel für die Verteilung oder als Arzneimittelbegleitschein von Öl aschen gefunden. Textgeschichtlich fußen die P. auf der Lehrschrift De oleorum principis olei Monzibinii situ, ortu, die von Francesco Ariosto (–) angeblich im Auftrag des Herzogs Borso d’Este von Modena und Reggio verfasst wurde (Modena, Biblioteca Estense, Ms. Est., α. G. . [olim XVI.HH.]; Erstdruck: «Francisci Ariosti de oleo montis Zibinii seu petroleo agri Mutinensis libellus». Kopenhagen: Holger Jacobaeus, ). Allerdings schrumpfen die P. Ariostos Text auf rund ein Fünfzigstel zusammen. Dessen dreiteilige Gliederung aus Drogenbeschreibung, Fallbeispielen und einer Indikationszusammenfassung ndet sich in den P. nur noch als knappe Beschreibung des Wirkungsbildes des Erdöls mit anschließendem Tugendkatalog wieder. Die überkommenen P. lassen sich in zwei Traditionszweige differenzieren, die von der Provenienz des jeweils verwendeten Rohöls de niert werden. Die Texte des älteren lombardischen Traditionsstranges verweisen (wie Ariosto) auf die Erdölquelle am Monte Zibino bei Modena und sind an den Vertrieb lombardischen Öls gekoppelt. Es ist eine frankoprovenzalische Fassung bekannt, in der an die Kurzbeschreibung und den Tugendkatalog (hier mit Paragraphen) ein Referenzteil angehängt ist. Dieser beruft sich nicht nur auf Ariosto, sondern auch auf weitere Gewährsmänner. Als Verfasser des
Petroltraktate frankoprovenzalischen P. wird der herzogliche Sekretär «Guillaume Grangier» genannt. Der älteste dt. P. wird in einer Handschrift von tradiert und dürfte daher vor der frankoprovenzalischen Fassung und zeitnah zu Ariostos Schrift entstanden sein. Der mit «Virttutes olium pettrolium dei gratia olie de monti Sibie» überschriebene Text bietet nur den Tugendkatalog, der ebenfalls Paragraphen aufweist, die in der Reihung aber mitunter von der frankoprovenzalischen Version abweichen. Ein weiterer dt. P. (gedruckt um , handschriftlich ) gestaltet den ersten, beschreibenden Teil grundlegend neu und bezieht das Material hierzu aus dem Erdölkapitel des Gart der Gesundheit (Kap. , s. Johann → Wonnecke). Dieses wiederum ist eine Übersetzung des entsprechenden Abschnitts aus dem → Circa instans. Die Übernahmen aus dem Gart sind für den Schreizettel leicht redigiert worden und bieten, um sie dem neuen Kontext anzupassen, Angaben zur italienischen Topographie (fälschlich allerdings zur toskanischen). Aus werbetechnischen Gründen nden sich außerdem Verweise auf den → Magdalenenbalsam und das Katharinenöl (→ Katharina von Alexandrien). Der Katalogteil ( Paragraphen) ist konventionell gehalten und auch hier schließt eine Referenzwerbung den Text ab. Als Autor wird «Johann[e]s von Karmona» genannt, womit → Hans von Dortmund gemeint sein könnte. Volker Zimmermann (VL [] Sp. f. ) hält Hans von Dortmund für den Verfasser beider Traktatfassungen und datiert die handschriftliche auf ca. . Von dieser sei die Druckfassung abhängig. Keil/Daems (VL [] Sp. f.) bewerten die Namensnennung als bloße Referenzwerbung und das Abhängigkeitsverhältnis genau andersherum. Die Texte datieren sie schon allein wegen der Abhängigkeit von Ariosto deutlich später. Als möglichen Bearbeiter vermuten Keil/Daems den Nürnberger Drucker Ambrosius Huber. Vom jüngeren dt. P. abhängig – wenn auch mit beträchtlichem textgeschichtlichen Abstand – ist ein knapper ndl. Traktat mit dem ersten deskriptiven Teil und Pragraphen im Katalog der «virtuten». Die Referenzen sind hier entfallen. Noch in der Mitte des . Jh. begegnen mit zwei picardischwallonischen Einblattdrucken des ämischen Chirurgen und Drogisten Karel de Minne Texte, die vom lombardischen Traditionszweig abhängen und über die dt. P. vermittelt wurden. Das Ausmaß der
Petroltraktate redaktionellen Überarbeitung ist hier allerdings beträchtlich. Als Urheber des Textes werden im älteren Minne-Druck zwei Kölner Ärzte genannt und im jüngeren die Meister «Jaspar» und «Alexandre van Basel», die in Frankfurt gewirkt hätten. Einen grundsätzlich anderen Traditionszweig der P. repräsentieren zwei Einblattdrucke aus dem Kloster Tegernsee, die im Kontext der Vermarktung von Petroleum bayerischer Provenienz stehen, des «heiligen Quirin-oeles». Unter dieser Bezeichnung vertrieben die Tegernseer Benediktiner ihr heimisches Petroleum. Die Drucke stammen zwar aus dem . Jh., lassen aber noch den Ein uss Ariostos erkennen und einen spätma./frühneuzeitlichen Ausgangstext vermuten. Signi kanter neuer Bestandteil ist der Bezug auf Quirinus von Tegernsee. Die nach ihm benannte, entdeckte Erdölquelle am Westufer des Tegernsees wird als postmortales Wunder gedeutet. Der Erdöltraktat in einer nordbairischen Handschrift (Augsburg, UB, Cod. III..° , v–v [Pap., /, aus Bamberg]) dient nicht der Arzneimittelwerbung und ist grundsätzlich von den hier behandelten P. zu unterscheiden. Er entstammt einer Tradition, die auch im . Kapitel der Cirurgia → Peters von Ulm fassbar ist. Ü: Frankoprovenzalische Fassung: Einblattdruck Genf, um (Exemplar: Staatsarch. des Kantons Genf [Bibl. des Archives d’Etat]; vgl. Arnold Carl Klebs: Incunabula scienti ca. In: Osiris () S. – (Nachdr. Hildesheim u. a. , ) Nr. .. – Dt. Fassungen: Heidelberg, UB, Cpg , v–v (Pap., , ostschwäbisch); vgl. Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –. – Einblattdruck: [Nürnberg (?): Ambrosius Huber (?), um (?)]. Als Bl. r/v eingebunden in: Prag, Nationalbibl., Cod. XVII.D. (Pap., . lat./tschechisch/dt.); vgl. Falk Eisermann: Verz. der typographischen Einblattdrucke des . Jh. im Heiligen Römischen Reich Dt. Nation (VE ). Bd. . Wiesbaden , S. . – Halle, ULB, Ha (vormals Bibl. des Botanischen Inst. der Univ., Ha ) Tl. (Pap., , Kölner Schreibsprache); als Teil des Gart der Gesundheit in der Red. Heinrich → Breyells. – Ndl. Fassung: Middelburg, Zeeuwse Bibliotheek, Hs. , S. – (Pap., zweites Viertel . Jh.). – Picardisch-wallonische Bearbeitung: Einblattdrucke, Antwerpen, um / und nach
. Hälfte . Jh. . – Oberbayerische Drucke: Illustrierte Einblattdrucke o. J. (. Jh.) aus dem Kloster Tegernsee. A: Frankoprovenzalische Fassung: A. C. Klebs: Une annonce médicale de pétrole en . In: Bulletin de la Société Française d’Histoire de la Médecine et de ses liales () S. –. – Forbes , S. – (nach Klebs, mit englischer Übersetzung auf S. –). – Dt. Fassung: Karl Sudhoff: Zwei dt. Reklamezettel zur Empfehlung von Arzneimitteln – Petroleum und Eichenmistel – gedruckt um . In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –. – Forbes , S. –, f. (nach Sudhoff, mit Faks.). – Otto Beßler: Das dt. Hortus-Ms. des Henricus Breyell. Ein Beitr. zur Gesch. der Pharmakognosie. In: Nova Acta Leopoldina NF () S. –, hier S. f., (Auszüge aus der Breyell-Fassung). – Ndl. Fassung: Daems/ Keil/Jansen-Sieben (s. Lit.) S. f. – Picardischwallonische Bearbeitung: Forbes , S. –, Tf. (mit englischer Übersetzung auf S. f.). – Indestege (s. Lit.) S. f., Tf. . – Oberbayerische Drucke: Forbes, , S. –, Tf. (. Druck nur in Auszügen). L: Willem Frans Daems/Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – G. Keil: Wunderdrogentraktate, LexMA () Sp. f. – Robert J. Forbes: Advertizing Crude Oil Four Hundred Years Ago. In: De Ingenieur (de Wereld petroleum congres). Den Haag , S. –. – Ders.: Studies in Early Petroleum History. Leiden , passim. – Elly Indestege: Een onbekende zestiende-eeuwse druk over de geneeskundige kracht van de petroleum. In: Scientiarum Historia () S. –. – R. J. Forbes: Vijftig eeuwen olie. De geschiedenis van de aardolie (Phoenix Pocket ). Zeist , passim. – G. Keil: Das «costelic laxatijf» Meister Peters van Dordt. Unters. zum Drogen-Einblattdruck des SpätMA. In Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. –. – Peter Assion: St. Katharinenöl für Reich und Arm. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – G. Keil: Der medizinische Kurztraktat in der dt. Lit. des MA. In: Beitr. zur Überl. und Beschreibung dt. Texte des MA. Hg. v. Ingo Reiffenstein (GAG ). Göppingen , S. –, hier S. . – Volker Zimmermann: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachigen hsl. Kompendien des SpätMA (Ars medica ). Wiesbaden , S. u. ö. – W. F. Daems/G. Keil/Ria Jansen-Sieben:
. Hälfte . Jh.
Von Virgilio dem Zauberer
Petrol Reklamezettel. Text und Überlieferungsgesch. eines kardiotropen Wunderdrogentraktates mit einer Edition des ‹Middelburgischen ErdölSchreizettels›. In: «ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. G. Keil (Ortolf-Stud. /Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – G. Keil: Wunderdrogentraktate. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f., hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Von Virgilio Sp. f.
dem
Zauberer → Band ,
Astrolabium planum. – Astrologisch-ikonographische Geburtsprognostik, ab . Die Entstehungsumstände des A. p. sind unbekannt. Seine inhaltlichen Wurzeln werden im Introductorium des Albumasar († ) vermutet. Als wahrscheinlichster Autor des lat. A. p. gilt Petrus de Abano (Pietro d’Abano, † um ), der an der Universität Padua lehrte. Dorthin weisen auch astronomische Berechnungen im Text, die auf einen Standort mit Grad nördlicher Breite ausgerichtet sind, wie es in Padua der Fall ist. Bekannt wurde das A. p. zunächst durch die lat. Bearbeitung des Johannes → Engel, die erstmals gedruckt wurde. Engel erweiterte das ursprüngliche Werk u. a. um astronomische Tabellen zur Aszendentenberechnung und um eine Tafel der Temporalstunden. Der Kerntext des A. p. enthält nach den zwölf Tierkreiszeichen geordnete Gradbilder zu Dekanen. Zu jedem Tierkreiszeichen bietet das A. p. eine Abbildung des jeweiligen Zeichens, darunter drei Dekane mit Abbildungen und Beischriften. Darauf folgen jeweils Gradherrscher mit Abbildungen, prognostischen Beischriften und Horoskopen, die um die Gradherrscherdarstellungen quadratisch angeordnet sind. Als Quellen der Illustrationen wurden von der Forschung u. a. die Sphaera barbarica von Teukros (. Jh.) und De judiciis stellarum von Abenragel (. Jh.) identi ziert. Auch gibt es Parallelen zu von Abano inspirierten Fresken aus der ersten Hälfte des . Jh. im Palazzo della Ragione in Padua. Der Grundtext des A. p. erfuhr in Deutschland auch eine volkssprachige Rezeption. Von besonderer Bedeutung ist eine dt. Fassung, die in den
Handschriften H, H und C überliefert ist. Die Forschung unterscheidet zwei Redaktionen dieser Fassung: Das Heidelberger Schicksalsbuch in Kodex H (mit Kopie in H) bietet den älteren Text. Diese bairische Übersetzung basiert auf dem lat. Druck Engels und dürfte frühestens begonnen worden sein. Sie bietet gegenüber dem Druck zusätzliche Textabschnitte und Illustrationen, die auf einen Augsburger Druck von zurückgehen (GW n). H weist hochwertige farbige Zeichnungen auf, die von Berthold Furtmeyr und wahrscheinlich Thomas Schilt stammen. Die zweite, jüngere bairische Redaktion ist nur in Kodex C erhalten. Sie geht textlich wohl mittelbar, also über eine vermutete Zwischenstufe, auf H zurück. Die Illustrationen sind hier aquarelliert und weichen inhaltlich von H ab. Eine weitere bairische Bearbeitung des A. p. ist nur unvollständig überliefert: L enthält zwei Fragmente einer Handschrift aus der zweiten Hälfte des . Jh. mit kolorierten Federzeichnungen, aber ohne Nativitätsquadraturen. Als Vorlagen vermutet die Forschung den Druck von (zugleich der Terminus post quem) und einen nicht erhaltenen Text in dt. Sprache. Kodex M aus der zweiten Hälfte des . Jh. schließlich bietet eine zweisprachige A. p.-Fassung. Auch dieser lat.-mitteldt. Text beruht auf dem Druck von und einer unbekannten dt. Vorlage, die möglicherweise mit jener der Bearbeitung in L identisch war. Charakteristisch für M sind jedoch den dt. Breitengraden angepasste Werte bei der Berechnung der Häuserspitzen. Ü: . Lat. Fassung: Y: New Haven/ CT, UB Yale, Beinecke Library, Mellon Ms. , Bll. (Perg., um ; Druckabschrift). . Fassung des Heidelberger Schicksalsbuchs: C: Coburg, LB, Ms. , r–v (Pap., um –, bair.). – H: Heidelberg, UB, cpg , r–r (Perg., bair., nach im . Jh.). – H: Ebd., cpg , v–v (Perg., –, bair.; Teilabschrift von H). . Bair. Fragm.: L: London, British Library, Add. MS. , r–v + Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs , Bll. (Pap., nach /zweite Hälfte . Jh., bair.). . Lat.-dt. Bearb.: M: München, BSB, clm , r–v, r–v (Perg., zweite Hälfte . Jh., lat.-mitteldt.). Vgl. u. a. die Arbeiten Haages (s. Lit.) sowie: Speckenbach (s. Lit.). – Norbert H.
Reinhard der Lollarde Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. – (Nr. ..). – Haage/Keil (s. Lit.). – www. handschriftencensus.de/. D (lat.): Früheste Drucke: Augsburg: Erhard Ratdolt, (GW ). – Venedig: Johann Emerich für Lucantonio Giunta, (GW ). A: . Lat. Fassung: Online-Faks. von GW und GW : http://daten.digitalesammlungen.de/. – Online-Faks. von Y: http:// brbl-dl.library.yale.edu/vu nd/Record/. . Fassung im Heidelberger Schicksalsbuch: OnlineFaks. von H: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/ diglit/cpg. – Online-Faks. von H: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg. – Haage, Schicksalsbuch, (s. Lit.; Faks.). – Speckenbach (s. Lit.). . Bair. Fragm.: Haage, Dekane, (s. Lit.). – Speckenbach (s. Lit.). . Lat.-dt. Bearb.: Online-Faks. von M: http:// daten.digitale-sammlungen.de/. L: Bernhard Dietrich Haage/Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Franz Josef Worstbrock: Johannes Engel. In: VL Dt. Hum. () Sp. –. – Lynn Thorndike: A History of Magic and Experimental Science. Bd. . New York (Nachdr. New York/London ) S. –. – Leo Norpoth: Zur Bio-, Bibliogr. und Wissenschaftslehre des Pietro d’Abano, Mediziners, Philosophen und Astronomen in Padua. In: Kyklos () S. –. – L. Thorndike: Manuscripts of the Writings of Peter of Abano. In: Bulletin of the History of Medicine () S. –. – George Sarton: Introduction to the History of Science. Bd. /. Washington (Nachdr. Huntington ) S. –. – B. D. Haage: Ein Handschriftenfund zum ‹A. p.› des Petrus von Abano (Germ. Nationalmuseum Nürnberg Hs. ). In: Litterae Ignotae. Beitr. zur Textgesch. des dt. MA. Neufunde und Neuinterpretationen. Hg. v. Uwe Müller (Litterae ). Göppingen , S. –. – B. D. Haage: Dekane und Paranatellonta des ‹A. p.› in einem Nürnberger Fragm. In: AfK () S. –. – Klaus Speckenbach: Eine neue dt. Übersetzung des ‹A. p.› Edition und Unters. zur Überl., Ikonographie und Deutung. In: ZfdA () S. –. – B. D. Haage: ‹A. p.› dt. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Das Heidelberger Schicksalsbuch. Das ‹A. p.› dt. aus Cpg der UB Heidelberg. Hg. v.
. Hälfte . Jh. B. D. Haage. Bde. Frankfurt/M. . – Eberhard Knobloch: Astrologie als astronomische Ingenieurkunst des HochMA. Zum Leben und Wirken des Iatromathematikers und Astronomen Johannes Engel (vor –). In: Sudhoffs Arch. () S. –. – B. D. Haage: Das ‹A. p.› des Codex palatinus germanicus . Ein Forschungsber. In: Heidelberger Jb. () S. –. – Graziella Federici-Vescovini: La teoria delle immagini di Pietro d’Abano e gli affreschi astrologici del Palazzo della Ragione di Padova. In: Die Kunst und das Studium der Natur vom . zum . Jh. Hg. v. Wolfram Prinz/Andreas Beyer. Weinheim ´ zy´nska-Stolotowa: As, S. –. – Ewa Snie˙ trological Iconography in the Middle Ages. The Decanal Planets. Kraków , passim. – B. D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Karin Zimmermann: Das Heidelberger Schicksalsbuch (Cod. Pal. germ. ). Astrologisch-astronomische Sammelhs. am Hof der Pfälzer Kurfürsten und Zimelie der UB Heidelberg. In: Berthold Furtmeyr: Meisterwerke der Buchmalerei und die Regensburger Kunst in Spätgotik und Renaissance [...]. Hg. v. Christoph Wagner/Klemens Unger. Regensburg , S. –. – Vgl. auch die Lit. zu Johannes Engel. MM Reinhard der Lollarde (auch: R. d. Lollhart, R. d. Nollhart, Reynhardus Lollardus u. a.). – Angeblicher Verfasser von Prophetien, lebte spätestens um (?). R.s Lebensdaten sind unbekannt. Da Johannes → Lichtenberger sich um auf ihn beruft, dürfte er spätestens um diese Zeit gewirkt haben. Auch die angeblich bei R. zu ndende Erwähnung von → Maximilian I. (–) verweist auf die zweite Hälfte des . Jh. Eigenständige Werke R.s sind nicht überliefert. Stattdessen wird er von späteren Autoren genannt und zitiert. Auf dieser Grundlage ist die Authentizität der ihm zugeschriebenen Prophetien alles andere als sicher. Ein im . Jh. erwähnter Wiegendruck seiner Voraussagen wurde bis heute nicht aufgefunden. Möglicherweise handelte es sich bei R. sogar um eine ktive Gestalt, die in der Weissagungsliteratur des ausgehenden . und . Jh. schlicht den Typus des prophetischen Waldbruders repräsentierte. Inhaltlich scheint sich R. in seinen Prophetien mit den übergeordneten
. Hälfte . Jh. politischen und religiösen Fragen seiner Zeit beschäftigt zu haben, etwa der Bedrohung durch die Osmanen. Als Autorität ndet sich R. u. a. beim sog. → Oberrheinischen Revolutionär und bei Lichtenberger. Dessen um gedruckte lat. Prognosticatio (GW M) nennt R. in einer Reihe mit → Aristoteles, Ptolemäus und → Birgitta von Schweden und gibt angebliche R.-Passagen wieder. Lichtenbergers Werk wirkte dann auf Wolfgang Aytinger († nach ). Er übernahm Lichtenbergers Angaben über R. für die erschienenen Revelationes divinae (GW M), die auch von Sebastian → Brant herausgegeben wurden (GW M). wurde R. Titelheld des Fastnachtsspiels Der Nollhart von Pamphilus Gengenbach († /). L: Dietrich Kurze, VL () Sp. f. – Friedrich Zoep : Wolfgang Aytinger. Ein dt. Zeit- und Gesinnungsgenosse Savonarolas. In: Zs. für dt. Geistesgesch. () S. –. – D. Kurze: Johannes Lichtenberger († ). Eine Studie zur Gesch. der Prophetie und Astrologie. Lübeck u. a. . – Ders.: Die festländischen Lollarden. In: AfK () S. –. – Marjorie Reeves: The In uence of Prophecy in the Later Middle Ages. A Study in Joachimism. Oxford , Reg. – Violanta Werren-Uffer: Der Nollhart von Pamphilus Gengenbach. Bern u. a. . – Jonathan Green: Printing and Prophecy. Prognostication and Media Change –. Ann Arbor , S. – u. ö. MM Lichtenberger, Johannes (auch: Lichtem-, Liechten-, -berg, -perger, Pseud.: Peregrinus [Pilger, Bilger], Ruth, in der Sekundärliteratur auch: Claromontanus, Claramonte), * um (?) Grünbach bei Baumholder, † vor März . – Astrologe, Pfarrer. Der Beiname des sich nach der pfälzischen Burg Lichtenberg (heute Landkreis Kusel) nennenden Astrologen war ursprünglich Grümbach (Grunbach, Grunenbach). Nachrichten über eine akademische Ausbildung liegen nicht vor. L. zog sich vermutlich Ende der er Jahre in seine pfälzische Heimat zurück, wo ihm vor die Pfarrstelle in Brambach (Niederbrombach) übertragen wurde, vermutlich mit Unterstützung des Veldenzer Pfalzgrafen Ludwig. strengte die Theologische Fakultät der Universität Köln wegen eines
Lichtenberger Horoskops einen Prozess gegen L. an («quidam astrologus cognomine Lichtenberg»). Da die Brambacher Pfarre im März neu ausgeschrieben wurde, dürfte L. um diese Zeit gestorben sein. Er soll in Otterstadt bei Speyer begraben liegen. L. verfasste seine vielleicht erste Schrift, a) eine Deutung des am. .. in den Zwillingen erschienenen Kometen, nach eigener Auskunft in diesem Jahr in Speyer. Er schrieb Horoskope, u. a. für b) Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut () und c) Markgraf Kasimir von Brandenburg und Kulmbach sowie für andere Persönlichkeiten (lat. und dt.). Sich zwischen und «astrorum iudex sacri imperii» (Hofastrologe Kaiser Friedrichs III.) nennend, warnte L. in der d) Coniunctio Saturni et Martis, die er angeblich am .. in Straßburg dem Kaiser und den Fürsten überreichte, vor Karl dem Kühnen. In dem e) endzeitlich gestimmten Horoskop zur Neusser Fehde, die er am .. dem Kaiser überreicht haben soll, zeichnet er Karl den Kühnen als den Feind der Kirche sowie des ganzen Reiches («burgundorum regulus venenosus»). Friedrich III. als «princeps Christi delium» werde Karl besiegen, so wie die Sonne den Mond auslöscht, und die Kirche in Rom reformieren, sich letztlich als zweiter Augustus erweisen. In seiner f) Preis- und Trostschrift auf Köln («felix Agrippina») vom .. erwähnt L. eine von ihm bereits vorgelegte g) Kometendeutung für Köln (Judiciolum de Cometa, qui apparuit in Januario; vgl. das Gedicht → Vom Kölnischen Krieg eines anonymen Autors über die Kölner Stiftsfehde, um ). L. verfasste auch h) Wetterregeln, die Leonhard → Reynmann in sein Werk Von warer erkanntnus des wetters (Augsburg ) aufnahm, und mit i) seinem Sortilegium (Bedeute vrteil vber die fragen, so man ernstlich begert aus der Kunst der Astrologie zw wissen) einen Katalog von Fragen aus dem geomantischen Bereich. Ü: a) Die Hs. scheint nicht erhalten zu sein. – b) Heidelberg, UB, Cpg , r–r (Pap., nach , Landshut [?]). – Vgl. http:// www.handschriftencensus.de/. – c) Wolfenbüttel, HAB, Cod. Novissimi ° (früher Privatbesitz Antiquariat Konrad Meuschel, Bad Honnef, Nr. /), Bll. (Pap., ; Autograph mit Federzeichnungen). – Vgl. http://www.handschriftencensus.de/. – d) Druck zusammen mit e) und zwei Briefen vom November und Dezember : o. O. u. J. [Lübeck (?): Lucas Brandis (?), nach dem .., vielleicht auch in Köln
Lichtenberger oder in Straßburg], r–r (Coniunctio), r–r (Horoskop). – f) Köln, Hist. Arch., Chroniken und Darstellungen Nr. *, S. –. – g) Augsburg, UB (ehem. Harburg), cod. Oettingen-Wallerstein I, , °, , v–r. – h) Leonhard → Reynmann, Von warer erkanntnus dess wetters, Augsburg, r-v; Faksimiledruck mit Einleitung in der Reihe «Neudrucke von Schr. und Karten über Meteorologie und Erdmagnetismus», hg. v. Gustav Hellmann, Bd. , Berlin . – i) Wien, ÖNB, cod. , r–v. – Leiden, UB, cod. Voss. Chym. F. , v–r. A: f) Kurze , S. –. – g) Liliencron () S. –. – i) Die Fragen bei Kurze , S. f. (nach der Wiener Hs.). Vermutlich in Brambach entstand seine auf den .. datierte, zunächst unter einem Pseudonym veröffentlichte Pronosticatio in latino, rara et prius non audita [...] Datum in vico umbroso [...] Anno domini MCCCCLXXXVIII Kalendas Aprilis per perigrinum Ruth (o. O. u. J.), der L. vor allem seine Popularität verdankte. Der bei Heinrich Knoblochtzer in Heidelberg gedruckten lat. Ausgabe folgte umgehend eine volkssprachliche Fassung: Pronosticatio zu theutsch. Ab (Straßburg: B. Kistler) erschien die lat. Version auch unter Titeln wie Hec practica narrat [...], die dt. Fassung ab (Wittenberg: Hans Lufft) als Die weissagung [...] (Übersetzung von Stephan Roth [–], der Martin Luther eine Vorrede [«Wie man dieselbige und dergleichen weissagunge vernemen soll»] beisteuerte). erschien eine erste italienische Übersetzung. Insgesamt sind mehr als Ausgaben, mehr als Teildrucke sowie einige wenige Handschriften bekannt. Ab dem Druck Practica meyster Johannem Liechtenbergers [...] uff ein newes getruckt mit seinen vil seltzamen guren (o. O. ) wird auch L.s Name auf dem Titelblatt genannt. Nachwirkungen der Pronosticatio lassen sich bis in das . Jh. erkennen. Die aus Anlass einer Konjunktion Jupiters mit Saturn Ende November verfassten Pronosticatio ist kein systematisches Werk, sondern «eine oft unharmonische Sammlung von Gedanken und Prophetien» (Kunze , S. ). Den bis zum Jahr reichenden, stark von Türkenfurcht und Endkaisererwartungen geprägten Weissagungen über die Kirche (das von den Stürmen und Wirbelwinden der Zeit umhergetriebene Schifflein Petri), das Reich und den Laienstand stellt L. eine ausführliche Einleitung voran, in der er sich mit
. Hälfte . Jh. Prophetie im Allgemeinen auseinandersetzt. Für sein kompilatorisches Werk verwendete L. zumindest folgende Vorlagen, die er zum Teil wörtlich abgeschrieben hat: a) die Prenostica ad viginti annos duratura (Köln ) des niederländischen Gelehrten Paul von Middelburg (–), der ab römisch-katholischer Bischof von Fossombrone (Italien) war, b) die zuerst in Beromünster, in Venedig erschienene Abhandlung De cometis eines «Thuricensis Phisici» (neben Eberhard → Schleusinger hat die Forschung auch den aus Zürich stammenden Mediziner und Astrologen Konrad Heingart(n)er [vor –nach ] als Autor erwogen, c) das Memoriale de prerogativa Romani imperii des als Kleriker im Gefolge des Kardinals Jakob Colonna an der Kurie im Rom lebenden Alexander von Roes (zweite Hälfte . Jh.), d) Prophetien → Reinhards des Lollarden und e) den auf datierten Traktat De causis, de statu, de cognitione ac ne praesentis scismatis et tribulationum futurarum des → Telesforus von Cosenza. Auf die heftige, aber erfolglose Invectiva in supersticiosum quendam astrologum (), in der sich Paul von Middelburg gegen die plagiatiorische Verwendung seiner Abhandlung wandte, hat L. nicht geantwortet. Hervorzuheben sind die beigefügten Holzschnitte; der Seiten umfassende Erstdruck enthält insgesamt Illustrationen, zum Teil von beträchtlichem Format (vgl. Kurze , S. –; Green). Ü: Bibliographie der Ausgaben der Pronosticatio bei Kurze , S. –. – Weitere Druckabschrift: Philadelphia (Pennsylvania), Univ. of Pennsylvania, Rare Book & Manuscript Library Collections, LJS (früher Kreuzenstein bei Korneuburg/Niederösterreich, Bibl. der Grafen Wilczek, Nr. ), Bll. (Bl. – an falscher Stelle eingebunden) (Pap., illustriert, um ); vgl. www.handschriftencensus.de/. Ü (Auswahl): Vgl. Max Sander: Le livre à gures italien depuis jusqu’ à . Essai de sa bibliographie et de son histoire. Bd. . Mailand , S. ff. (Nr. –). – Giancarlo Petrella: La ‹Pronosticatio› di J. L. Un testo profetico nell’Italia del Rinascimento. Con edizione anastatica di J. L., ‹Pronosticatione in vulgare›, Milano, Giovanni Antonio di Farre, luglio . Udine . L: Dietrich Kurze, VL () Sp. –. – Jakob Franck, ADB () S. –. – Hans-Josef Olszewsky, BBKL
. Hälfte . Jh. () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. f. u. ö. – Friedrich Lauchert: Materialien zur Gesch. der Kaiserprophetie im MA. In: Hist. Jb. () S. –, bes. S. –. – J. Rohr: Die Prophetie im letzten Jh. vor der Reformation als Geschichtsquelle und Geschichtsfaktor. Ein Beitr. zur Gesch. der öffentlichen Meinung. In: ebd., S. –, –, bes. S. –. – Aby M. Warburg: Heidnisch-antike Weissagung in Wort und Bild zu Luthers Zeiten. In: Sb. der Heidelberger Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl. Heidelberg , bes. S. –, , , , – (wieder in: Ders.: Ausgewählte Schr. und Würdigungen. Hg. v. Dieter Wuttke. ., durchges. und durch ein Nachw. erg. Au . [Saecvla spiritalia ]. BadenBaden, , S. –, hier S. –, , , , –). – Ernst Zinner: Verz. der astronomischen Hss. des dt. Kulturgebietes. München , Nrr. (?), –, (Paul von Middelburg: Fragen an J. L.). – Domenico Fava: La Fortuna del Pronostico di Giovanni L. in Italia nel Quattrocento e nel Cinquecento. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Lynn Thorndike: A History of Magic and Experimental Science. Vol. IV. New York , , bes. S. –. – Walther Haarbeck: J. L. Astronomus. In: Saarpfälzische Abh. zur Landes- und Volksforschung () S. –. – Will-Erich Peuckert: Die große Wende. Das apokalyptische Saeculum und Luther. Geistesgesch. und Volkskunde. Hamburg (Nachdr. Bde. Darmstadt ) S. –, –, – u. ö. – Otto Deneke: Lichtenbergs Ahnen. München , S. , . – Arthur Hübscher: Die grosse Weissagung. Texte, Gesch. und Deutung der Prophezeiungen von den biblischen Propheten bis auf unsere Zeit. [München] , S. , –, – u. ö. – D. Kurze: J. L. Leben und Werk eines spätma. Propheten und Astrologen. In: AfK () S. –. – Ders.: Prophecy and History. L.’s forecasts of events to come (from the fteenth to the twentieth century); their reception and diffusion. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes () S. –. – Ders.: J. L. († ). Eine Studie zur Gesch. der Prophetie und Astrologie (Hist. Stud. ). Lübeck/Hamburg . – W.-E. Peuckert: Astrologie. Gesch. der Geheimwiss. Bd. . Stuttgart , Reg. – Marjorie Reeves: The In uence of Prophecy in the Later Middle Ages A Study in Joachimism. Oxford , Reg. – Waldemar Lichtenberger: Er prophezeite den Neusser Krieg: Der
Christoph von Glotz kaiserliche Hofastrolog J. L. In: Mitt. der Westdt. Ges. für Familienkunde (/) S. –. – Paola Zambelli: Fine del mondo o inizio della propaganda? Astrologia, loso a della storia e propaganda politico-religiosa nel dibattito sulla congiunzione del . In: Scienze, credenze occulte, livelli di cultura. Convegno Internazionale di Studi (Firenze, – giugno ). Firenze , S. –, bes. S. ff., ff. – D. Kunze: Popular Astrology and Propheca in the fteenth and sixteenth Centuries: J. L. In: ‹Astrologii hallucinati›. Stars and the End of the World in Luther’s Time. Hg. v. P. Zambelli. Berlin/New York , S. –. – Heike Talkenberger: Sint ut. Prophetie und Zeitgeschehen in Texten und Holzschnitten astrologischer Flugschr. – (Stud. und Texte zur Sozialgesch. der Lit. ). Tübingen , S. –, –, –, –. – Barbara Baert: Iconographical Notes to the ‹Prognosticatio› by J. L. (), Using an Edition Printed by Peter Quentel (). In: Early Sixteenth Century Printed Books, – in the Library of the Leuven Faculty of Theology. Hg. v. Frans Gistelinck/Maurits Sabbe (Documenta Libraria ). Leuven , S. –. – Gerd Mentgen: Astrologie und Öffentlichkeit im MA (Monographien zur Gesch. des MA ). Stuttgart , S. , –, –, . – Jonathan Green: Bilder des ktiven Lesers als Imaginationslenkung in L.s ‹Pronosticatio›. In: Imagination und Deixis. Studien zur Wahrnehmung im MA. Hg. v. Kathryn Starkey und Horst Wenzel in Verb. mit Wolfgang Harms u. a. Stuttgart , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Petrella (s. Übersetzung). BJ Christoph von Glotz. – Verfasser astrologischer Jahresprognostiken, spätes . Jh. Zwei Schriften des ansonsten nicht bezeugten Magisters C. v. G., der aus dem niederschlesischen Glatz (Kłodzko) gestammt haben dürfte, gelangten in den Druck. Da die Hälfte der insgesamt sechs Drucke von C.s Werken in Nürnberg aufgelegt wurden, ist ein Wirken C.s ebenda wahrscheinlich. Das Prognosticon für ist sowohl auf Latein als auch auf Deutsch erschienen. Die Practica Winensis für ist, wie der Titel nahelegt, vermutlich in Wien oder für ein Wiener Publikum enstanden. D: Prognosticon : [Nürnberg: Peter Wagner] (GW [dt.] [lat.]). –
Hortus sanitatis Practica : Vier Drucke: [Nürnberg: Peter Wagner]; [Ebd.: Friedrich Creussner]; [Bamberg: Johann Pfeyl]; [Speyer: Konrad Hist (?)] (GW –). Autorangabe jeweils: «Magister Christofer v. Glotz». L: Wolfram Schmitt, VL () Sp. . – Gustav Hellmann: Beitr. zur Gesch. der Meteorologie Bd. (Veröff. des Preussischen Meteorologischen Inst. ). Berlin , S. . VZ Hans von Speyer (auch: Spier). – Fechtmeister (?) und Schreiber/Kompilator einer Fecht- und Ringkampfhandschrift ohne eigenen Beitrag. Der Schreiber, der mit (r, r) datierten reinen Texthandschrift M. I. nennt sich drei Mal (r, r, r) jeweils am Ende von Zweikampflehren, die bekannten Meistern zuzuordnen sind. Da neben den Lehren namentlich erwähnter Meister – abgesehen von einer kurzen paargereimten Lehre (r) – auch die in der Handschrift enthaltenen Lehren ohne Verfassernennung namentlich zuordenbar sind, beschränkt sich S.s Funktion auf die des Schreibers und wahrscheinlich auch Kompilators. Zu seiner Person ist so gut wie nichts bekannt. Möglicherweise ist er mit «Meister hanns frÿtag fechtmeister von spir» identisch, wie er in einer losen Blattsammlung des Stadtarchivs Zürich (Signatur A .) – angelegt in den Jahren – – bei der Schilderung einer Begebenheit, die sich auf seiner Fechtschule zugetragen hat, erwähnt wird. S. tradiert mit → Liechtenauers glossierter Lehre des Fechtens mit dem langen Schwert (r–r), den beiden Harnischfechtlehren (zum Problem der korrekten namentlichen Zuweisung der beiden Lehren siehe → Peter von Danzig bzw. → Lew) Martin → Hundtfelds (r–r) und des Juden Lew (r–v, unvollständig), Meister → Otts Ringen (r–v) und Liechtenauers Rossfechtlehre mit den Glossen des Juden Lew (r–r) weitgehend den Textkorpus der Hs Cod. I..° (des Juden Lew?). Gegenüber dieser enthält jedoch M. I. den kompletten Textbestand von Otts Ringen und verfügt auch bei den anderen Lehren über Textpassagen, die zwar in anderen Handschriften zu nden sind, nicht aber in Cod. I..° . Auch wenn ansonsten im intertextuellen Vergleich zwischen beiden Handschriften auffallend viele Gemeinsamkeiten bestehen, ist Cod. I..° dennoch als unmittelbare Vorlage auszuschließen. Möglicherweise gründen beide Schriften auf einer – als missing link zu betrachtenden –
. Hälfte . Jh. Handschrift aus der ersten Hälfte des . Jh. Keine Entsprechung in anderen Handschriften haben die Fechtlehre mit dem langen Schwert von Martin → Siber (r–v) und die Konkordanz(tabelle) der vier «hutten» oder «leger» eines Magisters Andreas (r–r): Bei Andreas’ Lehre handelt es sich um eine rein terminologische Abgrenzung zwischen gleichen ‹Stellungen› im langen Schwert und langen Messer; die der Tabelle vorgeschaltete Prosaerläuterung der Hutten im langen Schwert sind Kopien der entsprechenden Glossen in Liechtenauers Lehre. Außer der (Vor-)Namensgleicheit gibt es keinen Hinweis, dass Magister Andreas mit Andreas → Liegnitzer identisch sein könnte. S. verzeichnet ohne Autorenangabe weiterhin die Messerfechtlehre von Hans → Lecküchner (r–r) nach dessen Handschrift Cod. Pal. Germ. , die Merkverse des Unterkapitels ‹Kampfringen› (r–r) aus Liechtenauers Harnischfechten aus unbekannter Vorlage und eine -zeilige rubrizierte paargereimte Anweisung zu den Schlagvarianten im langen Schwert (r), die terminologisch nicht bei Liechtenauer zu nden sind. Ü: Salzburg, UB, M. I. (). A: Transkription von Beatrix Koll unter http://www.ubs.sbg.ac.at/sosa/webseite/ Fechtbuch.htm. – Otts Ringkamp ehre im Lesartenapparat zu Otts Ringen nach der Hs Cod. I..° bei Karl Wassmannsdorff: Die Ringkunst des dt. MA. Leipzig , S. IV, –. L: Manfred Kern, VL (), Sp. –. – Martin Wierschin: Meister Johann Liechtenauers Kunst des Fechtens (MTU ). München , S. (mit falscher Traditionszuweisung). – Hans-Peter Hils: Meister Johann Liechtenauers Kunst des langen Schwerts. Bern/ New York , passim. – Anna Jungreithmayr: Die dt. Hss. des MA der UB Salzburg. Wien , S. –. – Rainer Welle: «… vnd wisse das alle höbischeit kompt von deme ringen». Der Ringkampf als adelige Kunst im . und . Jh. Pfaffenweiler , passim. – Ute Bergner/Johannes Giessauf: Würgegriff und Mordschlag. Die Fecht- und Ringlehre des Hans Czynner (). Graz , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . RW Hortus sanitatis (Ortus sanitatis). – Lat. Herbarium-Inkunabel, Erstdruck . Der H. s. ist als lat. pharmakobotanisches Handbuch dem volkssprachigen Gart der Gesundheit (Jo
. Hälfte . Jh. hann → Wonnecke) nachgestaltet; beim Gliederungsprinzip folgt er dem → Herbarius Moguntinus. Diese beiden älteren Kräuterbücher sind vom Mainzer Drucker Peter Schöffer / äußerst erfolgreich auf den Markt gebracht worden. Offensichtlich wollte der am gleichen Ort tätige Drucker Jakob Meydenbach diesen Erfolg mit seinem Kräuterbuch imitieren und die beiden Vorbilder an Umfang und illustrativer Ausstattung sogar noch übertreffen. Bei diesem Unterfangen war Meydenbach, der den vom Umfang her tatsächlich monumentalen H. s. auch verlegerisch betreute, allerdings sehr auf Kosteneffizienz bedacht. Er griff sowohl beim Text als auch bei der Bildausstattung auf Material zurück, das leicht verfügbar und kostengünstig war. Am .. war laut Epilog der Setzvorgang abgeschlossen. Im frühen . Jh. wurde der H. T. auszugsweise ins Deutsche übersetzt. Diese Auszüge wurden bezeichnenderweise von der Gart der Gesundheit-Tradition absorbiert; sie begegnen nur unselbstständig in Gart-H. s.-Kontaminationen (Groß-Gart). Die Gliederung des Kernabschnitts des H. s. mit Monographien zu insgesamt Arzneimittelgrundstoffen orientiert sich wie der Herbarius Moguntinus nicht an pharmazeutischen Kriterien, sondern prinzipiell an der aristotelisch geprägten ma. Enzyklopädik (vgl. z. B. das Buch der Natur → Konrads von Megenberg). Allerdings stehen die Kräuter im H. s. und im Herbarius an der Spitze und werden hier wie dort am ausführlichsten behandelt. Darauf folgen drei Abschnitte mit animalischen Stoffen («de animalibus in terris», «de auibus» und «de piscibus»). Den Abschluss bildet ein Segment zu Edelsteinen, Erzen und Mineralien («de Lapidibus»). Der Kräuterteil umfasst Kapitel, während die anderen vier Teile lediglich mit bis Kapiteln aufwarten. Für den schon quantitativ maßgeblichen Kräuterteil konnte Meydenbach auf eine vermutlich vor angelegte handschriftliche Kompilation zurückgreifen. Diese wiederum beruhte auf einem um angelegten Codex. (Beide Handschriften sind verloren; vgl. Bibliotheca medii aevi manuscripta. Pars altera. [Antiquariat Jacques Rosenthal München. Kat. ]. München o. J. [um /] [Vorwort und Texte von Ernst Schulz]; Schuster [s. Lit.] S. f.; Fischer [s. Lit.] S. ). Der vermutlich dt. Verfasser dieses «Ur-Hortus» hat für seine wenig originelle Versatzstücksammlung enzyklopädische Werke ausgeschöpft: vor allem den Liber pandectarum medicinae
Hortus sanitatis des Matthäus Sylvaticus und das Speculum naturale des → Vinzenz von Beauvais. Dem enzyklopädischen Textkern hat Meydenbach nach dem Vorbild des Gart der Gesundheit zusätzliches Textmaterial beigestellt. Am deutlichsten wird die Abhängigkeit vom Gart beim Vorwort. Das Proömium des H. s. ist letztlich nichts anderes als eine lat. Übersetzung der Gart-Vorrede an → Bernhards von Breidenbach mit zusätzlichen Entlehnungen aus dem Vorwort zum Herbarius Moguntinus. Die Anpassung der Vorede den H. s. ist nur ober ächlich. Auch die Gliederung des Registers zum H. s. folgt dem anatomisch geordneten Sachweiser des Gart. Zwischen diesem Index und dem Kernbestand des H. s. ist dessen umfangreichster Zusatztetxt inseriert, ein Harntraktat («De Urinis»). Hierfür griff Meydenbach auf eine geläu ge akademische Harnlehre zurück, die unter den Zuschreibungen an Zacharias de Feltris und → Bartholomäus von Montagna im Umlauf war und Quellen mit dem Gart der Gesundheit teilt. Dem großen Gart-Vorbild folgt schließlich auch der Epilog des H. s., der im Stil früher Bücheranzeigen als Werbetext angelegt ist. Das Bildprogramm des H. s. mit seinen insgesamt Holzschnitten integriert alle GartIllustrationen in den H. s. (der Titelschnitt folgt der Erstausgabe des Gart und die weiteren Abbildungen sind nach den verkleinerten Schnitten der Straßburger Ausgabe Johann Grüningers [GW M] gerissen worden). Für weiteres Bildmaterial wurden u. a. → Circa-instans-Handschriften sowie der Hortus Moguntinus herangezogen, aber auch Randleisten, Musterbücher oder sogar Spielkarten. Meydenbach beauftragte hierfür mehrere Xylographen. Er griff dabei auch auf eine Mainzer Formschneiderwerkstatt zurück, die in der Tradition des Meisters des Amsterdamer Kabinetts stand (auch: Meister des Hausbuches, Hausbuchmeister [→ Wolfegger Hausbuch]). Herausragend sind der Titelschnitt und mehrere Abbildungen im Mineralienteil, die von einem Formschneider stammen, der auch am Heidelberger Totentanzdruck Heinrich Knoblochtzers (vor [GW M]; → Mittelrheinischer Totentanz) beteiligt war. Allerdings ist die Mehrzahl der Schnitte im H. s. weniger überzeugend, was einerseits dem für die handwerkliche Herstellung sehr umfangreichen Auftrag, andererseits dem Streben Meydenbachs nach möglichst einfacher Produktion geschuldet sein dürfte. Der vom Drucker und Verleger angestrebte Erfolg des Kräuterbuchs stellte sich zunächst nicht
Hortus sanitatis ein; Meydenbach selbst veranstaltete keine weitere Au age des H. s. Erst mit der setztechnisch umgestalteten, kosteneffizienteren Straßburger Zweitausgabe durch Johann Prüß von erzielte der H. s nachhaltige Wirkung. Alle späteren Neudrucke bis beruhen prinzipiell auf der Prüßschen Zweitausgabe. Breiter war indes die Tradierung volkssprachig übersetzter Auszüge in der Groß Gart-Kontamination. Erstmals erschienen übersetzte H. s.-Auszüge im nd. GartDruck von Steffen Arndes (GW M). Begründer der eigentlichen Groß Gart-Tradition war aber wiederum Prüß mit seiner zweibändigen Ausgabe von (VD H ). Der zweite Band bietet diejenigen H. s.-Einträge, für die der Gart keine Entsprechung hat. Übersetzt wurden die lat. Texte für diese Ausgabe vom Straßburger Humanisten und Arzt Johann Adelphus → Muling. hat Eucharius Rößlin d. J. in seiner Frankfurter Ausgabe das Nacheinander von Gart und H. s. bei Prüß und seinen Nachfolgern in eine textliche Einheit überführt und das Konglomerat zusätzlich mit Elementen aus Hieronymus → Brunschwigs Destillierbuch angereichert (VD W ; oft nachgedruckt in der Zweitredaktion von [Kreutterb˚uch, VD R ]; zur weiteren Groß Gart-Tradition s. → Wonnecke). Auch die Aufnahme dt. H. s. Exzerpte in das Arzneibuch des Kölner Benediktiners Heinrich → Breyell von geschah im Kontext der Gart-Tradition. Außerdem ist der H. s. ins Französische übersetzt worden. Um / erschien in Paris bei Antoine Vérard eine vollständige Übersetzung der Prüßschen Ausgabe in zwei Bänden («Le iardin de sante translate de latin en francois» [GW ]), die hinsichtlich ihrer typographischen Gestaltung und der Holzschnitte die dt. Drucke an Kunstfertigkeit übertrifft. D: Erstdruck: Mainz: J. Meydenbach, [GW f.]. – Zweitausgabe: Straßburg: J. Prüss, o. J. [um ] (GW f.). Durch Verwendung einer kleineren Type hat Prüß den Umfang der Erstausgabe um rund % verringert. Für das Bildprogramm verwendete Prüß Holzstöcke Johann Grüningers (aus dessen GartAusgabe und aus einer Ausgabe der Chirurgie Brunschwigs). – Weitere Straßburger Drucke: J. Prüß, o. J. [um ] (VD ZV ). – Reinhard Beck, . – Balthasar Beck, . – J. Grüninger, . – Matthias Apiarius (Auswahlausg.), (VD H und –). – Dritte Neubearbeitung: Venedig: Bernardino Benali, (GW
. Hälfte . Jh. Sp.nP); Neudr. der Prüßschen H. s.-Ausgabe unter Verwendung von Bildmaterial aus dessen Groß Gart von (s. o.). Der Text ist um Galens Peri euporiston (in der Redaktion des Niccolò da Reggio) als Anhang zum Harntraktat erweitert worden. – Ebd.: Giovanni Tacuiono, . Zu Digital-Faks. der jeweiligen Ausg. s. GW/VD online. A: Ortus Sanitatis (Faks.-Neudr. der Benali-Ausg. von ). Bde. Würzburg . – Eucharius Rösslin the Younger. On minerals and mineral products. Chapters on minerals from his ‹Kreutterbuch›. Critical text, English translation, and commentary by Johanna Belkin/Earle Radcliffe Caley (Ars medica /). Berlin/New York («de Lapidibus»-Traktat in der Übersetzung Mulings und der Redaktion Rößlins). – H. s. Edición facsímil del ejemplar rarísimo de la Real Colegiata de San Isidoro de León. Bde. Hg. v. José Manuel Martínez Rodríguez (Bde. f.)/Antonio Viñayo González (Bde. f.). León – (Faks. der Straßburger Ausg. von Prüß mit spanischer Übersetzung von Hipólito Benjamín Riesco Alvarez). – Catherine Jacquemard/Brigitte Gauvin/Marie-Agnès Lucas-Avenel. H. S. Livre IV, Les Poissons. Caen (Ausg. des «de piscibus»Traktats mit französischer Übersetzung). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – Ders., LexMA () Sp. f. – Ludwig Choulant: Graphische Incunabeln für Naturgesch. und Medizin. Enthaltend Gesch. und Bibl. der ersten naturhist. und medicinischen Drucke des XV. und XVI. Jh., welche mit illustrirenden Abb. versehen sind. Leipzig (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Paul Kristeller: Die Straßburger Bücher-Illustrationen im XV. und im Anfang des XVI. Jh. Leipzig (Nachdr. ). – Joseph Frank Payne: On the ‹Herbarius› and ‹H. s.›. In: Transactions of the Bibliographical Society (/ []) S. –. – Victor Prince d’Essling: Les Livres à gures vénitiens de la n du XV siècle et du commencement du XVIe. Bde. Florenz –. – Catalogue of Books printed in the XVth century, now in the British Museum. Bd. . London (Neudr. ) S. , . – Arnold Carl Klebs: Herbals of the fteenth century (Incunabula Lists ). In: Papers of the Bibliographical Society of America () S. –; () S. – (auch als selbstständige Publ. [Chicago ]). – Wilhelm Ludwig Schreiber: Die Kräuterbücher des XV. und XVI.
. Hälfte . Jh. Jh. In: Ortus sanitatis ... Und nennen diß Buch zu latin Ortus sanitatis uff teutsch ein Gart der Gesuntheit. München (Nachdr. ) S. I–LXII. – A. C. Klebs: A catalogue of early herbals, mostly from the well-known library of Dr. Karl Becher, with an introduction: Herbal fact and thoughts (L’art ancien bulletin ). Lugano . – Hans Amsler: Ein hsl. illustrierter Herbarius aus dem Ende des . Jh. und die medizinisch-botanische Lit. des MA. Diss. Zürich , S. –. – Fritz Hommel: Zu den Quellen der ältesten Kräuterbücher. In: FS Alexander Tschirch. Leipzig , S. –. – Alte Naturwiss. Astronomie, Alchemie, Bergwerkbücher, Tier- und Kräuterbücher, Mathematik, Microsopie (Antiquariatsliste Taeuber & Weil München ). München o. J. [um / ] S. f. u. ö.– Julius Schuster: Secreta salernitana und Gart der Gesundheit. Eine Studie zur Gesch. der Naturwiss. und Medizin des MA. In: Ma. Hss. Paläographische, kunsthist., literarische und bibliotheksgeschichtliche Unters. FS Hermann Degering. Leipzig (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. –. – Hermann Fischer: Ma. P anzenkunde (Gesch. der Botanik ). München (Nachdr. Hildesheim u. a. , ) S. –. – A. C. Klebs: Incunabula scienti ca. In: Osiris () S. – (Nachdr. Hildesheim u. a. , ). – Alfred Schmid: Über alte Kräuterbücher. Bern/ Leipzig , S. –. – Max Geisberg: Gesch. der dt. Graphik vor Dürer (Forschungen zur dt. Kunstgesch. ). Berlin , S. . – Albert Schramm: Der Bilderschmuck der Frühdrucke. Bde. Leipzig – (Nachdr. Stuttgart –). – Otto Beßler: Das dt. Hortus-Ms. des Henricus Breyell. Ein Beitr. zur Gesch. der Pharmakognosie. In: Nova Acta Leopoldina NF () S. – (auch als selbstständige Publ. [Halle ]). – Ellen Shaffer: The Garden of Health. An account of two herbals, the Gart der Gesundheit and the H. S. (Book Club of California ). [San Francisco] . – Claus Nissen: Herbals of ve centuries. A contribution to medical history and bibliography (L’Art Ancien S. A.). Zürich/München , S. . – Reimar Walter Fuchs: Die Mainzer Frühdr. mit Buchholzschnitten –. Diss. Mainz (auch in: Arch. für Gesch. des Buchwesens [] S. –; Nachdr. Stuttgart ) S. –. – Karl Eugen Heilmann: Kräuterbücher in Bild und Gesch. München , ; überarb. und verb. durch Peter Norbert Heilmann (Die hist. Tb. ). Grünwald o. J. [um ] S. –. – G.
Hernsheimer Keil: ‹Gart›, ‹Herbarius›, ‹Hortus›. Anm. zu den ältesten Kräuterbuch-Inkunabeln. In: «Gelêrter der arzenîe, ouch apotêker». Beitr. zur Wissenschaftsgesch. FS Willem F. Daems. Hg. v. G. Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – Christel Meyer-Staubach: Der ‹H. s.› als enzyklopädisches Buch. Zur Pragmatisierung traditionellen Wissens und ihrer Realisierung in der Illustration. In: Alles was Recht war. Rechtslit. und literarisches Recht. FS Ruth SchmidtWiegand. Hg. v. Hans Hö nghoff (Item mediävistische Stud. ). Essen , S. –. – Rudolf Schmitz/Franz-Joseph Kuhlen: Gesch. der Pharmazie. Von den Anfängen bis zum Ausgang des MA (Gesch. der Pharmazie ). Eschborn , S. (Reg.). – Mechthild Habermann: Dt. Fachtexte der frühen Neuzeit. Naturkundlich-medizinische Wissensvermittlung im Spannungsfeld von Latein und Volkssprache (Studia Linguistica Germanica ). Berlin/New York , S. –, –. – G. Keil: H. S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. – Brigitte und Helmut Baumann: Die Mainzer Kräuterbuch-Inkunabeln: ‹Herbarius Moguntinus› (), ‹Gart der Gesundheit› (), ‹H. S.› (). Wissenschaftshist. Unters. der drei Prototypen botanisch-medizinischer Lit. des SpätMA unter Berücksichtigung der Vorläufer [...] und der ‹Gart der Gesundheit›-, ‹H. S.›-Nachdr. [...] sowie die in der Bildtradition stehenden Werke [...] (Denkmäler der Buchkunst ). Stuttgart . – Joaquin Carrasco: Remedios zoológicos comunes en ‹De la Materia Médica› de Dioscórides (s. I) y el incunable ‹H. s., De animalibus› (s. XV) y su pervivencia en la farmacopea actual. In: Llull () S. –. – C. Jacquemard/B. Gauvin/M.-A. Lucas-Avenel: L’‹H. s.›. Transmission et réorganisation de la matière encyclopédique au XVe siècle. In: Revue d’histoire des textes () S. –. VZ Hernsheimer, Peter (auch: Hernßheimer, Hernssheimer). – Arzt in Mainz und Verfasser eines Almanachs auf das Jahr . Laut eigener Auskunft stammte H. aus Oppenheim am Rhein, wo eine Familie dieses Namens gut bezeugt ist. Ob er in Mainz Medizin studiert und dort den Magister- sowie den Lizentiatengrad
Mansfeld(t) erworben hat, ist unklar. Dort wurde er jedenfalls am .. von Albrecht → Münsinger zum Dr. med. promoviert und anschließend in die Mainzer Medizinische Fakultät aufgenommen. Später wechselte H. an die Universität Trier, zu deren Rektor er gewählt wurde. Vor seiner Promotion verfasste H. einen Almanach auf das Jahr , der in Mainz als Einblattdruck sowohl auf Deutsch als auch auf Latein erschienen ist. Auch ist H. als Autor eines lat. Almanachs auf erwogen worden (Fuchs [s. Lit.] S. ). Doch während H.s Urheberschaft für den er Almanach durch eine Autornennung gesichert ist, muss sie für denjenigen auf spekulativ bleiben. Ü: Almanach auf das Jahr dt./ lat.: Mainz: Peter von Friedberg (GW /). Incipit dt.: «DIsser Almanach ist gemacht in der hohen schule der groszwirdigen stat Mentz vff das Iar so man zalt nach Cristgeburt Mccccxcij». Autornennung lat.: «Magister Petrus Hernszheymer oppenheymeˉn in Moguncia etc. medicinarˉu licenciatus». Digitalisate beider Drucke unter: www.digitale-sammlungen.de. – Almanach ad annum Mccccxcj: Mainz: Peter Schöffer (GW ). – Vgl. auch: Falk Eisermann: Verz. der typographischen Einblattdrucke des . Jh. im Heiligen Römischen Reich Dt. Nation (VE ). Bd. : Kat. A–I. Wiesbaden , Nr. A- und H- f. A: Hundert Kalender-Inkunabeln. Hg. v. Paul Heitz. Mit begleitendem Text von Konrad Haebler. Straßburg , S. (Nr. ) und Abb. (Faks. GW ). – Fuchs (s. Lit.) S. (Faks. GW ). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Friedrich Wilhelm Emil Roth: Beitr. zur Mainzer Schriftstellergesch. des . und . Jh. In: Der Katholik II (), S. –, –, –, –, hier S. f. – Karl Sudhoff: Dt. medizinische Inkunabeln. Bibliographischliterarische Unters. (Stud. zur Gesch. der Medizin /). Leipzig , Nr. . – Buch- und Kunstantiquariat Rosenthal, München. Kat. : Auswahl seltener und wertvoller Bücher, Bilderhss., Inkunabeln und Autographen. München o. J. [], Nr. . – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. ., unveränd. Au . der Erstau . von mit einem Nachtrag von Nummern. Stuttgart , Nr. f. – Karl Ferdinand Schunk: Die Mainzer astronomischen Wiegendrucke. In: Mainzer Kalender () S. –, hier S. –. –
. Hälfte . Jh. Reimar Walter Fuchs: Die Mainzer Frühdrucke mit Buchholzschnitten, –. Frankfurt/M. , S. f. (Nachdr. Stuttgart ; auch in: Arch. für die Gesch. des Buchwesens [] S. –). – Michael Matheus: Das Verhältnis der Stadt Trier zur Univ. in der zweiten Hälfte des . Jh. In: Kurtrierisches Jb. () S. –, hier S. . – Ders.: Trier am Ende des MA (Trierer hist. Forschungen ). Trier , S. . – Cornelia Schneider: Mainzer Drucker – Drucken in Mainz. Tl. . In: Gutenberg. «aventur und kunst». Vom Geheimunternehmen zur ersten Medienrevolution. Austellungskat. hg. v. der Stadt Mainz anläßlich des . Geburtstages von Johannes Gutenberg. Mainz , S. –, hier S. mit Abb. ; vgl. auch den Katalogteil, S. . – Stephanie Irrgang: Peregrinatio academica. Wanderungen und Karrieren von Gelehrten der Universitäten Rostock, Greifswald, Trier und Mainz im . Jh. (Beitr. zur Gesch. der Univ. Greifswald ). Stuttgart , S. . – Gerd Mentgen: Dr. med. Michael Foresius, Rektor der Univ. Mainz im Jahr . In: Mainzer Zs. () S. –, hier S. . – Wolfgang Wegner: H., P. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Mansfeld(t), Balthasar, * , † . – Mediziner, Autor von Almanachen. Der promovierte Mediziner lebte seit spätestens in München, wo er – Stadtarzt war. Daneben praktizierte er als Leibarzt Herzog Siegmunds (–). ist er als Stifter eines Chorfensters nachweisbar. Er unterhielt u. a. Verbindungen mit Thomas Ödenhofer und dem Kloster Tegernsee. M. veröffentlichte dt. Almanache auf die Jahre , , und (). Die Einblattdrucke erschienen meist in München; nur der Almanach auf wurde in Augsburg publiziert. Die Drucke sind bis auf einzelne Zierleisten und Finsternisscheiben schmucklos gehalten. Inhaltlich bieten M.s Almanache zeitübliche Angaben wie Feiertagsdaten, Mondphasen und Aderlasskalender. Die medizinischen Anteile überwiegen jedoch gegenüber den astronomischen Informationen. Daneben werden M. in zwei ab dem späten . Jh. überlieferten Handschriften auch medizini
. Hälfte . Jh. sche Rezepte zugeschrieben. Die Zuschreibung in Kodex M («doctor walthasar mansuelt von minchen») ist eindeutiger als jene in M («doctoris Walthauser»). Das Verhältnis der Rezepte zu M.s Almanachen bislang nicht untersucht worden. M. führte zudem ein Tagebuch, in dem er u. a. Besuche bei Patienten und aktuelle Nachrichten festhielt. Ü: M: München, UB, ° cod. ms. , v–r (Pap., Nachträge vom Ende . Jh., bair.). – M: Ebd., BSB, cgm , r (Pap., Tegernsee, und später, mittelbair.). Vgl. Gisela Kornrumpf/Paul-Gerhard Völker: Die dt. ma. Hss. der UB München (Die Hss. der UB München ). Wiesbaden , S. –. – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Die ma. Hss. aus Cgm – (Catalogus Codicum Manu Scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. – www.handschriftencensus.de/. D: Fünf Almanache M.s sind bekannt: [München: Benedikt Puchpinder, um ] (GW M). – [München: Benedikt Puchpinder, um ] (GW M). – Augsburg: [Erhard Ratdolt, um ] (GW M). – München: [Johann Schobser, um /] (GW M). – München: Johann Schobser, [um /] (GW M). A: Hundert Kalender-Inkunabeln. Hg. v. Paul Heitz/Konrad Haebler. Straßburg , Nr. (GW M). – Lang (s. Lit.; GW M und M). – Online-Faks. von M, M und M: http:// inkunabeln.digitale-sammlungen.de/. – OnlineFaks. von M: http://data.onb.ac.at/dtl/ . L: Norbert H. Ott, VL () Sp. f. – Karl Schottenloher: Dr. B. M., ein Münchener Arzt des . Jh. In: Bayerland () S. f. – Fridolin Solleder: München im MA. München (Neudr. Aalen ) S. f. – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. Stuttgart , S. , , . – Ferdinand Geldner: Die dt. Inkunabeldrucker. Bd. . Ein Hdb. der dt. Buchdrucker des XV. Jh. nach Druckorten. Stuttgart , S. . – Helmut W. Lang: Ein Almanach auf , der erste Druck Hans Schobsers in München. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Markus Michalski: Dr. B. M. (–). Stadtarzt, Leib
Honiger arzt, Humanist. Diss. München (bisher unveröffentlicht, www.mag.geschichte.uni-muenchen.de/ forschung/promotion/markus michalski/index. html). MM Honiger, Jakob (auch: Honniger, Jacques [de Grüssen]), * vor Greußen, † nach . – Verfasser von Almanachen. H. studierte ab dem Sommersemester Medizin in Erfurt. Um bezeichnete er sich als Baccalaureus und als Magister. H.s Hauptwerk war ein Almanach auf das Jahr . Er wurde in dt. und lat. Sprache jeweils als Einblattdruck bei Kaspar Hochfeder in Nürnberg produziert. Beide Fassungen bieten weitgehend die gleichen Angaben, doch in unterschiedlicher Anordnung. Enthalten sind jeweils eine Einleitung über die Mondphasen, die Termine der wichtigsten Feiertage sowie Tabellen zu Neu- und Vollmonden mit den Zeiten der Auf- und Untergänge. Hinzu kommt eine Tafel mit zeitlichen Abweichungen gegenüber Erfurt für neun dt. Städte. Ein weiterer, sehr umfangreicher Teil des Almanachs enthält Aderlasszeiten und andere medizinische Empfehlungen. Im letzten Drittel des Almanachs sind jeweils die Zeiten dreier Sonnen- und Mond nsternisse angegeben. Unmittelbar darunter sind diese Ereignisse innerhalb von drei Tierkreisen auch bildlich dargestellt. Danach sind für einen längeren Zeitraum keine weiteren Publikationen H.s bekannt. Erst nahezu zwanzig Jahre später veröffentlichte er in Erfurt einen dt. Almanach auf das Jahr (Allmanach deuschs Magistri Jacobi honigers). D: [Nürnberg: Kaspar Hochfeder, um /] (lat., GW ). – [Nürnberg: Kaspar Hochfeder, um /] (dt., GW ). – [Erfurt: Hans Knappe], . – Vgl. GW Online. – Juntke (s. Lit.). A: Hundert Kalender-Inkunabeln. Hg. v. Paul Heitz/Konrad Haebler. Straßburg , Nr. (GW ). – Online-Faks. von GW : http://inkunabeln.digitale-sammlungen. de/. – Online-Faks. von GW (U.S. National Library of Medicine): www.nlm.nih.gov/hmd/ almanac/images/alman.jpg. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. Stuttgart , S. , , , Nr. f. – Fritz Juntke: Über drei Kalender J. H.s. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Frank
Purgoldt J. Stewing: H., J.: Almanach für Erfurt auf das Jahr . In: Aus den Slg. der Hist. Bibl. der Stadt Rudolstadt. Drucke, Hss., Autographen des . bis . Jh. Hg. v. Michael Schütterle. Rudolstadt , S. f. – Ute Fahrig: Sonne, Mond und Sterne... Einblick in die astronomisch-astrologische Slg. der Marienbibl. unter besonderer Berücksichtigung der astronomischen Kleinschr. In: Jahre Marienbibl. zu Halle an der Saale. Kostbarkeiten und Raritäten einer alten Bücherslg. Hg. v. Heinrich L. Nickel. Halle/Saale , S. –, f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. MM Siegmund von Stockheim (auch: Sigismund Thome v. S.), * um , † . – Universitätslehrer, Verfasser von Almanachen. S. studierte ab an der Universität Erfurt, wo er Magister der Künste wurde. Er war ab «Magister de communi» und ab Mitglied des «Collegium maius». stiftete er der Erfurter Universität ein Spital. Immer wieder übernahm S. an der Hochschule auch Verwaltungsämter. So war er mehrmals Dekan der Philosophischen Fakultät, zudem Collector und Taxator, schließlich Rektor. wurde er Kanonikus am Erfurter Marienstift. erfolgte seine Promotion zum Dr. theol. S. verfasste mehrere Jahre lang den Almanach erfordense, dessen Ausgaben als zweispaltige Einblattdrucke in Erfurt erschienen. Überliefert sind dt. Almanache S.s für und sowie lat. Almanache für , und . Die meisten dieser Veröffentlichungen wurden von dem sog. Drucker des Hundorn hergestellt. Nur der Almanach auf wurde bei Paul von Hachenburg gedruckt. S.s Almanache bieten neben üblichen Angaben zu Feiertagen sowie Sonnen- und Mond nsternissen auch geeignete Tage für Aderlässe, Abführungen und Bäder. Hinzu kommen Empfehlungen für landwirtschaftliche Tätigkeiten wie die Aussaat. Als charakteristisches Kennzeichen von S.s Drucken hat die Forschung deren Berechnungsmethode herausgearbeitet, die in anderen Almanachen des . Jh. nicht nachgewiesen ist. D: [Erfurt: Drucker des Hundorn, um ] (dt., GW ). – [Ebd., um ] (lat., GW M). – [Ebd., um ] (lat., GW M). –
. Hälfte . Jh. [Ebd., um ] (dt., GW M). – [Erfurt: Paul von Hachenburg, um ] (lat., GW M). A: Struif (s. Lit.) Abb. (nach GW M). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. Stuttgart , S. , (Nr. ), (Nr. , ), . – Erich Kleineidam: Die Univ. Erfurt in den Jahren –. In: Reformata Reformanda. FS Hubert Jedin. Hg. v. Erwin Iserloh/Konrad Repgen. Münster/Westf. , S. –. – Ferdinand Geldner: Die dt. Inkunabeldrucker. Bd. . Ein Hb. der dt. Buchdrucker des XV. Jh. nach Druckorten. Stuttgart , S. . – Fritz Wiegand: Das Studentenkrankenhaus der ehemaligen Univ. Erfurt und S. Thome von Stockholm [sic!]. In: Beitr. zur Gesch. der Univ. Erfurt (–) S. –. – Falk Eisermann: Erfurter Ephemeriden. Perspektiven eines vielseitigen Mediums. In: Bücher und Bibl. in Erfurt. Beitr. des gleichnamigen Wissenschaftlichen Symposiums [...]. Hg. v. Michael Ludscheidt/Kathrin Paasch. Erfurt , S. –, hier Nr. , –, . – Walter Blaha: Das lat. Viertel. In: Erfurt. Ein spätma. Wissenschaftszentrum. Eine Ausstellung des Stadtarch. Erfurt [...]. Hg. Landeshauptstadt Erfurt. Erfurt , S. –. – Bruno M. Struif: Paul von Hachenburg (–). Ein aus Hachenburg stammender Erfurter Inkunabel-Drucker. In: Nassauische Annalen () S. –. MM Purgoldt, Johannes. – (Nachweisbar zwischen und ), Verfasser eines nach ihm benannten Eisenacher Rechtsbuchs. Über P.s Vita ist nur wenig bekannt; er kann zwischen und als Beisitzer des Eisenacher Schöffenstuhls, als Ratsschreiber und für die Jahre , , und als Bürgermeister der thüringischen Stadt Eisenach nachgewiesen werden. Obwohl wir keine Hinweise auf P.s Ausbildungsweg besitzen, kann aus seinem Rechtsbuch geschlossen werden, dass er über gediegene Kenntnisse zum weltlichen und kirchlichen Recht, zum römischen Recht, zu grundlegenden Werken der Kirchenväter und einiger antiker Autoren verfügte. Bis dürfte sein Rechtsbuch inklusive einer Abschrift des Gothaer Stadtrechts (aus dem . Jh.?) vorgelegen haben, das in drei Handschriften, die zum Teil voneinander
. Hälfte . Jh. abweichen, überliefert wurde. Von der ältesten Handschrift aus Eisenach wird angenommen, dass sie auf P. selbst zurückgeht; dies legt u. a. der nachweisbare Besitz der Handschrift in der Familie Purgold nahe. Bei P.s Rechtsbuch handelt es sich um eine überarbeitete und ergänzte Kompilation älterer Rechtstexte. Das Eisenacher Rechtsbuch des Johannes → Rothe bot die wichtigste Vorlage: Aus den ersten vier Büchern dieses Rechtsbuchs schöpfte P. ausgiebig, die verbleibenden drei Bücher Rothes fanden keine Aufnahme (eine Aufstellung der Übereinstimmungen bei Ortloff , S. f.). Außerdem zog P. eine spätere Überarbeitung von Rothes Rechtsbuch, die «Eisenacher Rechtsläufte» aus dem . Jh., das Sachsenspiegel Landrecht (→ Eike von Repgow) und dessen Glosse mit heran. Die entsprechenden Parallelstellen nahm Ortloff () in seine Ausgabe mit auf und merkte sie an. Darüber hinaus führt P. zahlreiche weitere Textstellen aus den alttestamentarischen Büchern an, von antiken Autoren (→ Aristoteles, Platon, → Cicero, Sallust, → Seneca u. a. m.), kirchlichen Autoritäten (→ Augustinus, → Hieronymus, Ambrosius, → Gregor d. Große u. a. m.) sowie aus dem römischen und kirchlichen Recht. P.s Rechtsbuch umfasst zwölf Bücher. In den ersten vier Büchern werden Personenrecht sowie das Recht unbeweglicher und beweglicher Sachen behandelt. Die als «Schöffenbücher» bezeichneten Bücher fünf bis acht bieten vor allem Prozess- und Verfassungsrecht. Daran schließt sich ein Buch () mit Verhaltensnormen zu den Eisenacher Ratsleuten und ein weiteres Buch () zu den Eisenacher Amtsleuten an. Das Rechtsbuch schließt mit zwei Büchern zum Gothaer Stadtrecht, das wohl nur abgeschrieben worden ist, ohne es zu kommentieren oder zu ergänzen. Das Rechtsbuch folgt einer weitgehend einheitlichen Komposition: Jedes Buch beginnt mit einem gereimten Prolog (Ausnahmen bilden die Bücher und ), dem eine ausführliche Einleitung in das jeweilige Thema des Buchs folgt. Daran schließen sich die eigentlichen Rechtsbestimmungen für die Stadt Eisenach an. In den Prologen zum ., . und . Buch bilden die Anfangsbuchstaben der einzelnen Verse den Namen P. (Akrosticha) und in den Prologen zum . und . Buch bilden die entsprechenden Anfangssilben der fünf Strophen P.s Namen.
Purgoldt Die zwölf Bücher sind unterteilt in eine verschieden große Anzahl an Kapiteln, die sich durch einen stark kommentierenden Charakter auszeichnen, wobei am Ende der meisten Kapitel die Herkunft bzw. der Geltungsbereich der Bestimmung angezeigt wird (göttliches Recht, Kaiserrecht, Landrecht, Weichbildrecht, Stadtrecht, geistliches Recht u. a. m.). Gelegentlich wird auch auf andere Kapitel innerhalb des Rechtsbuchs verwiesen, allerdings sind diese Quervereise nicht immer richtig. Es ist auffällig, dass P. nur wenn er auf die Bücher Mose, das römische Recht und das Stadtrecht (hier aber nur in seltenen Fällen, z. B. in Buch , Kap. f.) zurückgreift, die entsprechenden Textstellen relativ genau benennt (Hinweise auf Buch, Kapitel und Artikel, allerdings nicht immer zutreffend), während die Verweise auf alle anderen Referenztexte bzw. -bereiche nur vage benannt werden, so dass eine Identi kation schwer fällt oder gar unmöglich scheint. Diese Praxis wirft u. a. die Frage auf, aus welchen Vorlagen P. unmittelbar schöpfte und aus welchen sekundär; darüber hinaus wäre auch nach P.s. Motivation bei der Abfassung seines Rechtsbuchs und das mögliche Publikum zu re ektieren. Die Gesamtkomposition und insbesondere die Bücher und lassen darauf schließen, dass P. als Bürgermeister der Stadt Eisenach zumindest den Mitgliedern des Magistrats und der städtischen Gerichtsbarkeit ein überarbeitetes Kompendium älterer Rechte und Verhaltensmaßregeln zur Verfügung stellen wollte. Denn das belehrende, moralisch-didaktische Element der Bücher und ndet seinen Vorlauf im Aufbau der vorangehenden Bücher, denen ein Prolog mit anschließender Vertiefung unter Rückgriff auf anerkannte Autoritäten vorausgeschickt wird, ehe die rechtlichen Bestimmungen folgen. Nimmt man dieses stringente Prinzip ernst, müssten die entsprechenden Kürzungen bzw. Ergänzungen P.s im Vergleich zu seinen Vorlagen darauf überprüft werden, inwiefern P. eine eigene Rechtsauffassung in seiner Überarbeitung entwirft. Zur Gliederung des Rechtsbuchs (eine detaillierte inhaltliche Systematisierung bei Ortloff , S. –): . Buch mit Kapiteln; Prolog «Ich mus die warheyth etwas meylden», danach wird Bezug auf Cicero (Kap. ), Platon (Kap. ), Seneca (. und . Kap.), AT (. Kap.), Ambrosius (Kap. ), Salomon (Kap. ) und zahlreiche weitere Textstellen
Purgoldt biblischer, antiker und christlicher Autoritätspersonen genommen. Im ersten Buch werden meistenteils Gegenstände behandelt, die im weitesten Sinne unter der modernen Terminologie des Familienrechts zu fassen sind (inkl. Eherecht, teilweise auch erbrechtliche und strafrechtliche Gegenstände). . Buch («Das andre buche vann deme erbe etc.») mit Kapiteln; ohne gereimten Prolog; wird durch eine in Prosa verfasste Vorrede mit alttestamentarischen Bezügen und einer Ständelehre eingeleitet. In diesem Buch wird auf städtische Willküren und kaiserliche Privilegien für bestimmte Städte verwiesen. Neben erbrechtlichen Gegenständen werden auch Miet-, Pfand-, Kauf- und Zinsrecht eingehend behandelt. . Buch («von farinder habe nach der stat rechte», Kap. ) mit Kapiteln; Prolog: «Ich thadt uff zceyt bedenckenn»; danach Bezüge zu Augustinus (Kap. ), → Hugo von St. Viktor (Kap. ), Salomon (Kap. ) und anderen. . Buch («Sequitur lieber [!] quartus tractans von deme vyhe, wye man dye rechte, dye sich doruber geborenn, entscheyden sall») mit Kapiteln; Prolog: «Ich lage dycke manche lange nacht»; es werden Haustiere, Wild und Huterecht behandelt. . Buch («Sequitur liber quintus, der scheppfen buch») mit Kapiteln; Prolog: «Almechtiger got von hymelrich» («vorredt» genannt); anschließend eine ebenfalls gereimte Vorrede in sieben Strophen («Recht komet von gerechtikeitt»); Bezüge zu → Isidor von Sevilla (Kap. ); behandelt werden: Prozessrecht, angemessenes Verhalten der Schöffen, gerichtliche Zuständigkeiten, Gerichtspersonal (In den nachfolgenden Schöffenbüchern, insbesondere in Buch , wird auf das Verhalten der Richter ausführlich eingegangen.). In Buch schreibt P. in Kap. zum ersten Mal von «unnser stadtrechtt», während er an anderen Stellen keine räumlichen bzw. kommunalen Bezüge herstellt, wenn er auf ein «Stadtrecht» als Referenz verweist (in Buch , Kap. wird eine Unterscheidung nach dem Alter der städtischen Verfassung getroffen: «Ditz ist der stadt aldes geseccze»). In anderen Kapiteln und Büchern wird gelegentlich auf die Stadt- bzw. Landesherren (die sächsischen Herzöge in ihrer Funktion als Landgrafen von Thüringen) verwiesen, ohne Amt und Namen mitzuteilen (z. B.: «unnsers gnedigen hern hoff», Buch , Kap. ).
. Hälfte . Jh. . Buch («das ander scheppffenbuech») mit Kapiteln; Prolog: «Wu lewth weyse wortt kunnenn». . Buch («von aufhalten, kommern, vorsprechern, pfenden undt burgen zu setzen, der schöppffenbuch das erste sub praeterio»; auch: «das dritte schepffenbuch») mit Kapiteln; Prolog: «Eynes guden weges begin». In diesem Buch wird zum ersten Mal auf Übereinstimmungen der Referenztexte bzw. -bereiche knapp hingewiesen; in Kap. heißt es: «Dit ist statrecht und auch eins mit dem lantrechte.» Im nachfolgenden Buch (Kap. ) wird aus P.s Referenzverweisen deutlich, dass er um einen praktikablen Abgleich seiner Vorlagen bemüht war, wenn er «eynung und gesetze der stete», «wilkor der stete», «ein teyl lantrecht» und «eyn teil statrecht» in Übereinstimmung zu bringen versucht. . Buch («Sequitur octavus liber tractans von kundtlichem moglichen schaden, also von leystungen nach der wyllekore undt von gesuche der cristen undt der joden. Titulus der richter buch das zcwelffete», auch: «das virde schepffenbuech») mit Kapiteln; der Prolog soll auf die «vorrede des frevelbuchs dieser stadt quarti libri» zurückgehen (Ortloff, S. Anm. ); Bezugnahme auf Salomon (Kap. ), Augustinus (Kap. ), Seneca und Cicero (Kap. ) u. a. m. . Buch («Von den radtsmannen das neunte buch, sagt vom ampt der obrickheit, was fur personen und wie sich ein ider darin verhalten sol») mit Kapiteln; beginnt mit einem Lobgedicht (wohl aus dem Jahr ) auf die Stadt Eisenach («Yßnach, du alde werde stadt»), in dem der Name P.s in Anfangssilben hervorgehoben ist: «HAN/NES/ PUR/GOLT». Es endet mit der Mahnung: «Lyße deyne bücher, derhalde dich / Deyn lob wyrth sich woll mehrenn.» Der vorletzte Vers lässt darauf schließen, dass der Magistrat über mehrere ratseigene Bücher verfügte, über Amts- und Rechtsbücher. Als Ratsschreiber konnte P. diese Bücher einsehen und war verp ichtet, diese weiterzuführen (siehe Buch , Kap. –). In der in den Büchern und ausgebreiteten «Verhaltenslehre» für die Eisenacher Rats- und Amtsleute greift er insbesondere auf die Bücher Mose, Salomon, Christus, Gregor d. Großen, → Bernhard von Clairvaux, Augustinus, Ambrosius, Hieronymus, Cicero, Aristoteles, Sokrates, Seneca, Sallust und das römische Recht zurück. . Buch («buch von den amptlewthen») mit Kapiteln; Prolog: «Ist wunder nicht, das mann
. Hälfte . Jh. do irreth». Die Bücher und bilden eine ergiebige Quelle für die Verfassungsgeschichte der Stadt Eisenach um (Beschreibung der Ämter und Zuständigkeiten, Besoldung, Rechnungsführung etc.). . Buch («Vonn orteylen, dye zcu gerichtte gehoren») mit Kapiteln; beginnt mit einem Prolog, in dem P. seine Motivation, das Rechtsbuch zu verfassen, darlegt; er schreibt: «Undt alle meyn begyr, Mehr dan zewyr / Das recht dyeser stadt, Des mangel man hadt / Sich wyder zcu erkunden.» In diesem Zusammenhang habe P. das folgende Gothaer Stadtrecht «abgeschryben, heymlich vorswygen». Auch in diesem Prolog be ndet sich P.s Name in Anfangssilben «HAN/NES / PUR/GOLT». Eisenach war Oberhof in Thüringen; vielleicht bestand daher Anlass, das Recht der unweit gelegenen Stadt Gotha aufzunehmen. . Buch («Von der syppe undt wanne sich dye syppe begynne undt wohe sye ende habe») mit Kapiteln; ohne Prolog. Eine fundierte Bewertung der Arbeit P.s ist bis zum heutigen Zeitpunkt nicht möglich. Weder Ortloff als Herausgeber des Rechtsbuchs noch nachfolgende Autoren haben P.s eigene Rezeptionsleistung und die Rezeption seines Werkes in ausreichender Breite dargestellt (am Beispiel der Prologe siehe Roth [] und Honemann []; zu den Büchern und siehe Isenmann []). In Ortloffs Edition fehlt es an Verweisen zu den entsprechenden Bibelstellen, zu den Werken der antiken und kirchlichen Vertreter sowie zum römischen und kirchlichen Recht. Insofern lässt sich nicht ermessen, welche Leistung P. bei seiner Bearbeitung der älteren Vorlagen erbracht hat. In jedem Fall lässt sich jedoch sagen, dass P. ausführlich über die Verschiedenheit des weltlichen und geistlichen Rechtsbereiches re ektierte und im Unterschied zu seinen Vorlagen das kirchliche und römische Recht viel stärker berücksichtigte. In welchem Maß P.s Rechtsbuch auch auf andere Rechtstexte ausstrahlte, ist noch nicht erschöpfend untersucht worden. Die drei Überlieferungszeugen weisen auf eine geringe Rezeption hin. Ob diese Einschätzung einem Vergleich mit der umfangreichen Sammlung zum thüringischen Recht von Andreas L. J. Michelsen (Rechtsdenkmale aus Thüringen, Jena ) Stand halten kann, bleibt zu überprüfen. Ü: Originalhandschrift J. P.s [?]: Eisenach, Kreisarch., Abt. Stadtarch. Hs. –/, Bl.
Purgoldt – (Pap., –, mitteldt.). – Hamburg, SUB, cod. jur. (°) fol. – (Pap., –, mitteldt.; seit verschollen). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. . Aug. fol., –v (Pap., ca. , mitteldt.; mit zwölf ganzseitigen, auf datierten Miniaturen; Buchmaler «F. T.»). A: Friedrich Ortloff (Hg.): Das Rechtsbuch J. P.s., nebst statuarischen Rechten von Gotha und Eisenach (Slg. dt. Rechtsquellen ). S. l. (Nachdr. Aalen ). – Erläuterungen und Korrekturen in: Karl Friedrich von Strenge/ Ernst Devrient (Hgg.): Die Stadtrechte von Eisenach, Gotha und Waltershausen (Thüringische Geschichtsquellen ). Jena , S. *–*. L (siehe auch Johannes → Rothe): Johann August von Eisenhart, ADB () f. – Rössler/Franz: Sachwb. zur dt. Gesch. () S. . – D. Munzel: J. Purgold. In: HRG () Sp. f.; dies., ebd. () f. – Karl Bosl: Biographisches Wb. () S. . – Friedrich Ebel: Eisenacher Rechtsbuch. In: LexMA () Sp. . – Volker Honemann, VL () Sp. f. – Ulrich-Dieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA () S. ; ebd., Bd. () Nr. , , . – Christiani Francisci Paullini Historia Isenacensis: Variis literis et bullis caesarum, ponti cum, principum, aliorumque [...]. Frankfurt/M. , S. . – Thuiskon Friedrich Sachse: Hb. des Großherzoglich-Sächsischen Privatrechts. Weimar , S. –. – F. Ortloff (Hg.): Das Rechtsbuch nach Distinctionen, nebst einem Eisenachischen Rechtsbuch (Slg. dt. Rechtsquellen ). Jena , S. LIV–LXII. – Carl Philipp Christian Schönemann: Zweites und drittes Hundert Merkwürdigkeiten der Herzoglichen Bibl. zu Wolfenbüttel. Hannover , Nr. . – Carl Gustav Homeyer: Die dt. Rechtsbücher des MA und ihre Hss. Berlin , S. . – Wilhelm Rein: Das Stadtregiment und der Schöppenstuhl zu Eisenach. In: Zs. des Ver. für Thüringische Gesch. und Altertumskunde (/) S. –, hier S. –. – Fedor Bech: Über Johannes Rothe. In: Germania () S. –. – Otto Stobbe: Gesch. der dt. Rechtsquellen. . Abt. Braunschweig , S. –. – Otto von Heinemann: Die Hss. der Herzoglichen Bibl. zu Wolfenbüttel. Bd. . Wolfenbüttel (Nachdr. Frankfurt/M. ), Nr. . – Hermann Helmbold: Gesch. der Stadt Eisenach. Eisenach . – Guido Kisch: The Jews in medieval Germany. A study of their legal
Weseler Spiegel des Rats and social status. Chicago , S. –. – Peter Rondi (Hg.): Eisenacher Rechtsbuch (Germanenrechte NF, Abt. Stadtrechtsbücher ). Weimar . – Hermann Krause: Kaiserrecht und Rezeption (Abh. der Heidelberger Akad. der Wiss., Phil.Hist. Kl., /). Heidelberg , S. –. – Herbert Motschmann: Gothaer Rechtsaltertümer (Veröff. der Landesbibl. Gotha, /). Gotha , S. f. – Helmut Coing: Römisches Recht in Deutschland (Ius Romanum medii aevi V/). Mediolani , S. f. – Ludwig Erich Schmitt: Unters. zu Entstehung und Struktur der nhd. Schriftsprache. Bd. (Mitteldt. Forschungen /). Köln u. a. , S. f. – Ursula Peters: Lit. in der Stadt. Stud. zu den sozialen Voraussetzungen und kulturellen Organisationsformen städtischer Lit. im . und . Jh. Tübingen , S. f. – Eberhard Isenmann: Ratslit. und städtische Ratsordnungen des späten MA und der frühen Neuzeit. Soziologie des Rats – Amt und Willensbildung – politische Kultur. In: Stadt und Recht im MA. La ville et le droit au Moyen Âge. Hg. v. Pierre Monnet/ Otto Gerhard Oexle. Göttingen , S. –, hier S. –. – Heike Bierschwale/Jacqueline van Leeuwen: Wie man eine Stadt regieren soll. Dt. und ndl. Stadtregimentslehren des MA (Medieval to early modern culture ). Frankfurt/M. , S. –. – Eva Schumann: Zur Rezeption frühma. Rechts im SpätMA. In: Humaniora. Medizin – Recht – Geschichte. FS Adolf Laufs. Hg. v. BerndRüdiger Kern u. a. Berlin u. a. , S. –, hier S. . – Gunhild Roth: Das «Rechtsbuch des J. P.» und seine Reimvorreden. In: Dichtung und Didaxe. Lehrhaftes Sprechen in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Henrike Lähnemann/Sandra Linden. Berlin/New York , S. –. – V. Honemann: Das Bild der Gerechtigkeit im Rechtsbuch des Johannes Rothe. J. P. und seine Tradition. In: ebd., S. –. – Hanna So a Hayduk: Rechtsidee und Bild. Zur Funktion und Ikonogra e der Bilder in Rechtsbüchern vom . bis zum . Jh. Wiesbaden . MM Weseler Spiegel des Rats («Speculum consulum», «Spiegel des raids»). – Anonymer, wohl Ende des . Jh. in Wesel entstandener Prosatraktat. Der in drei Handschriften sowohl in lat. als auch in dt. Sprache überlieferte Traktat, dessen Verfasser unbekannt ist, behandelt den Begriff und die Institution des ‹Rats›, beschäftigt sich mit richtigem
. Hälfte . Jh. Verhalten im städtischen Rat sowie mit den ethischen Anforderungen an dessen Mitglieder, betont die Bedeutung des Rechts für ein gelungenes Zusammenleben und erörtert schließlich die sittlichen Qualitäten des Richteramtes. Neben seiner primären Quelle, dem dritten Buch des Fürstenspiegels des Aegidius Romanus (De regimine principum; → Fürstenspiegel nach Aegidius Romanus) bietet der W. S. d. R. zahlreiche Zitate aus Werken von → Aristoteles, Valerius Maximus, → Cicero, Ambrosius, → Seneca und → Gregor I. sowie aus verschiedenen alttestamentlichen Büchern und Briefen des Paulus. Ü: Düsseldorf, Hauptstaatsarch., Hs. K III (olim A a), r–v (Pap., nach , lat. [Bl. r, Anfang verloren] und mnd. [Bl. v–v]). – Greifswald, UB, nd. Hs. , r–r (Anfang . Jh., lat. [Bl. r–r] und niederrheinisch [Bl. v–v]). – Wesel, Stadtarch., Hs. A /,, v–v (drittes Viertel . Jh., lat. und niederrheinisch). – Ebd., Hs. A //, v–r (; nur dt. Texte, ohne Allegationen oder Nachweise von Zitaten). – Alle vier Handschriften stammen ursprünglich aus Wesel. – Vgl. Bierschwale/ van Leeuwen, S. f. A: Isenmann, S. –. – Bierschwale , S. – (synoptische Edition des lat. und des dt. Textes nach der Greifswalder Hs.). L: H. Bierschwale, VL () Sp. f. – Ferdinand Frensdorff: Dortmunder Statuten und Urtheile (Hansische Geschichtsquellen ). Halle/Saale , S. –. – Josef Deutsch: Die Hs. des Weseler Stadtrechts in der Abt. für nd. Lit. bei der Universitäts-Bibl. in Greifswald. In: Westfälische Stud. Beitr. zur Gesch. der Wiss., Kunst und Lit. in Westfalen. FS Alois Bömer. Hg. v. Hermann Degering/Walter Menn. Leipzig , S. –, bes. S. . – Eberhard Isenmann: Ratslit. und städtische Ratsordnungen des späten MA und der frühen Neuzeit. Soziologie des Rats, Amt und Willensbildung, politische Kultur. In: Stadt und Recht im MA. Hg. v. Pierre Monnet/Otto Gerhard Oexle (Veröff. des Max-Planck-Inst. für Gesch. ). Göttingen , S. –, hier S. –. – H. Bierschwale/ Jacqueline van Leeuwen: Wie man eine Stadt regieren soll. Dt. und ndl. Stadtregimentslehren des MA (Medieval to Early Modern Culture/Kultureller Wandel vom MA zur Frühen Neuzeit ). Frankfurt/M. u. a. , S. f. (Nr. ), f. – H. Bierschwale: Belehrung städtischer Eliten? Das Weseler
. Hälfte . Jh. ‹Speculum consulum›. Mit einer Edition des Textes. In: Erziehung, Bildung, Bildungsinstitutionen. Education, Training and their Institutions. Hg. v. Rudolf Suntrup u. a. (Medieval to Early Modern Culture. Kultureller Wandel vom MA zur Frühen Neuzeit ). Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Jürgen Geiß: Ma. Hss. in Greifswalder Bibliotheken. Verz. der Bestände der Bibl. des Geistlichen Ministeriums (Dombibl. St. Nikolai), der Universitätsbibl. und des Universitätsarchivs. Wiesbaden , S. –. BJ Mennel, Jakob (auch: Manlius), * um Bregenz, † vor .. Freiburg i. Br. – Schriftsteller, Ordinarius für Zivilrecht an der Universität Freiburg, kaiserlicher Rat und Hofhistoriograph unter → Maximilian I. . Leben. J. M. war der Sohn der Bregenzer Bürger Dorothea und Jos Mennel. Er studierte seit an der neu gegründeten Universität Tübingen u. a. bei Johannes Nauclerus (Vergenhans) und erlangte den akademischen Grad des Magister artium. Knapp zehn Jahre war M. als Lehrer und Rektor an der Lateinschule in Rottenburg am Neckar und parallel als Notar tätig, lehrte dann an den Universitäten Freiburg und Basel und studierte in Freiburg Jura. wurde er Bürger und Stadtschreiber von Freiburg. war M. an der Organisation und Durchführung des Freiburger Reichstags wesentlich beteiligt. In diesem Kontext konnte er offenbar viele Kontakte knüpfen, die seiner Karriere dienlich waren. Im selben Jahr verfasste er eine kurze lat. Abhandlung über das Schachspiel in DisputatioForm (s. u.), die er keinem Geringeren als Kaiser Maximilian I. dedizierte und zusandte. wird M. erstmals als Kanzler des Johanniterordens erwähnt; Ende wurde er in Jura promoviert und lehrte an der Universität Freiburg. In diesem Jahr richtete er eine weitere lat. Schrift, eine Abhandlung über Wunderzeichen von der Sint ut bis zur Gegenwart, an Kaiser Maximilian I. M.s Anstrengungen wurden honoriert: seit war er kaiserlicher Rat; in einer Reimchronik aus dem Jahr bezeichnet er sich als «des Roemischen künig cronicist». In Maximilians Auftrag bereist M. Österreich, die Schweiz, Italien und die Niederlande und sammelt annalistische, hagiographische, epitaphische und andere verfügbare Zeugnisse zur habsburgischen Geschichte. M. war, gleichzeitig mit vielen anderen Intellektuellen seiner Zeit, Teil eines
Mennel komplex organisierten Apparats am Hofe Maximilians, der mit historiographischer, philologischer und politisch orientierter Forschung und literarischer Produktion unter kaiserlicher Anleitung und Aufsicht an der repräsentativen Selbstinszenierung, Herrschaftslegitimierung und Memoria-Sicherung Maximilians arbeitete. Parallel war M. als Rechtsberater der Stadt Freiburg und in politischen Missionen tätig. . Werk. M.s erste, lat. Schriften entstanden vor dem Hintergrund seiner Lehr- und Notartätigkeit in Rottenburg/Neckar: eine Abhandlung über den römischen Kalender und eine Rhetorik sind in einer Handschrift aus dem Jahr überliefert und wurden gedruckt. Die lat. Disputatio utrum tam a iure canonico quam civili ludus solo ex ingenio procedens sit admissus, mit der sich M. Kaiser Maximilian I. empfahl, behandelt die Frage nach der Legitimität des Schachspiels unter den Prämissen des römischkanonischen Rechts: Da es sich hierbei nicht um ein Glücksspiel handele, könne es als erlaubt gelten, so das Fazit. Die Schrift ist singulär in M.s Autograph überliefert. widmete M. seinem künftigen kaiserlichen Arbeitgeber eine weitere lat. Abhandlung, die in ihrem Umfang, Anspruch und dem Ausstattungsniveau der erhaltenen Handschriften die Disputatio weit übertraf: De signis portentis atque prodigiis tam antiquis quam novis cum eorundem typis et guris ist ein Kompendium der Wunderzeichen von der Sint ut bis zur Gegenwart, illuminiert mit sorgfältig ausgeführten, kolorierten Federzeichnungen des sog. Mennel-Meisters. wurde, zunächst in Konstanz, M.s deutschsprachiges Schachzabel gedruckt. Es ist ein nur geringfügig bearbeiteter Auszug aus dem entstandenen Schachzabelbuch → Konrads von Ammenhausen ( Verse gegenüber den . Versen der Vorlage). Das wichtigste Merkmal von M.s redaktionellen Eingriffen ist der vollständige Verzicht auf tugenddidaktische Elemente, die ja ursprünglich, seit Jacobus’ de Cessolis Schachtraktat (letztes Drittel des . Jh.) die Gattung → Schachzabelbücher konstituierten. M.s Interesse gilt lediglich dem Fachwissen um das Schachspiel an sich. Mit genau diesem Schwerpunkt scheint er aber den Geschmack des zeitgenössischen Publikums getroffen zu haben: das Schachzabel wird, nur wenige Jahre nach dem Erstdruck, noch zweimal verlegt, mit Holzschnitt-Illustrationen und zum
Mennel Teil mit Ergänzungen der Herausgeber in Prosa versehen. Ebenfalls erschien die gereimte deutschsprachige Cronica Habsburgensis nuper rigmatice edita (Druck: Konstanz, Hans Schäffeler ), M.s genealogisches Erstlingswerk. Als ihre mutmaßliche Vorlage wurde eine nicht erhaltene lat. Chronik des Konstanzer Bischofs → Heinrich von Klingenberg († ) erschlossen (Albert ); als solche gesichert ist sie bis heute nicht. M.s Selbstbezeichnung als Chronist des römischen Königs im Epilog (V. ) und der Hinweis auf seinen Mitarbeiterstab (V. : «Sampt seinr [= M.s] mitgsellen hilff tractiert») erlauben Rückschlüsse auf einen werkstattartigen Entstehungskontext der Chronik. Das Werk erfuhr eine zweite, von M. ergänzte Au age (Konstanz ). verfasste M. die deutschsprachige Passion in Form eines Gerichtshandels. Hier sind – formal nach den in der zeitgenössischen Rechtspraxis üblichen Mustern konzipierte – Briefe der agierenden Personen in den narrativen Rahmen der Passion Christi eingebettet. Vielleicht gab der in Eusebius’ Historia ecclesiastica erwähnte Briefwechsel zwischen dem König Abgar V. von Edessa und Jesus (H. e. I, und II, , ff.), den M. zitiert, einen Impuls zu diesem kompositorischen Kunstgriff. Die Verbindung des biblischen mit dem juristischen Wissen hat Tradition in der didaktischen Literatur des römisch-kanonischen Rechts (sog. Satansprozesse, ein prominentes Beispiel ist der Belial des → Jacobus de Theramo, /–, dt. Übersetzungen seit der ersten Hälfte des . Jh.). Obwohl die Formelhaftigkeit der Briefe einen lehrbuchartigen Mustercharakter der Kompilation suggeriert (Burmeister , S. spricht von einem juristischen Formularbuch), betont M. im Pro- und Epilog seine religiös-erbauliche «causa scribendi»: sein primäres Ziel sei die Vergegenwärtigung der Passion Christi «vff weltlich art». Sie richte sich an Menschen, die nicht so gern in die Kirche gehen, Predigten hören und in Gebetbüchern lesen. M.s Zeitgenosse, der Humanist Johannes Adelphus → Muling gab die Schrift bei Johannes Grüninger in Straßburg heraus und ergänzte sie um ganzseitige Holzschnitte (sie wurden zum Teil aus anderen, in Straßburg bereits gedruckten Passionen übernommen; einige gehen auf Vorlagen des oberrheinischen Zeichners, Druckgraphikers und Goldschmieds Urs Graf zurück). Der Landshuter
. Hälfte . Jh. Druck von ist mit künstlerisch und ikonographisch einfacheren, meist deutlich kleineren Holzschnitten bebildert. Als irreführend erwies sich die Erwähnung → Geilers von Kaysersberg auf den Titelseiten der Drucke und im Vorwort des Herausgebers: beide suggerieren Geilers Verfasserschaft. / entstand M.s erste hagiographische Schrift, die Urfassung des Habsburger Kalenders. Sie enthält den Kalender für den St.-Georg-Orden, ergänzt um einen Kalender der habsburgischen Heiligen und ein Verzeichnis der habsburgischen Grablegen. Wenige Jahre später legte M. eine zweite Fassung des Kalenders für den St.-Georg-Orden vor. Ein unbekannter Bearbeiter, wahrscheinlich aus dem Kreis von M.s Mitarbeitern, besorgte schließlich die dritte Fassung. Ein Zeugnis der herrschaftspolitischen Propaganda ist der genealogische Traktat für Karl V., einen Enkel Maximilians I. und späteren König von Spanien und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. M. verfasste ihn um ; überliefert ist der Text auf Französisch (in dieser Sprache wurde Karl am burgundischen Hof erzogen) in der Handschrift Wien, Staatsarchiv, Hs. Böhm – blau . überreichte M. sein Monumentalwerk, die deutschsprachige Fürstliche Chronik, an seinen Auftraggeber Maximilian I. Diese genealogische Enzyklopädie umfasste fünf Bücher (verteilt auf sechs Codices) und war das Ergebnis langjähriger Recherchen und Vorarbeiten eines Gelehrtenteams, in dem M. inhaltliche und konzeptionelle Leitungsfunktion innehatte. Anhand eines komplex verzweigten Stammbaums sollte die Verwandtschaft der Habsburger mit allen wichtigen europäischen Herrscherhäusern, Heiligen und Seligen aufgezeigt und damit ihr Vorrang vor allen anderen Dynastien postuliert werden. Die Evidenz der Narration sollte in der Wechselwirkung von Text und Bild gesteigert werden: zahlreiche kolorierte Federzeichnungen des sog. Mennel-Meisters begleiten den Text, in dem sie wiederum kommentiert und symbolisch gedeutet werden (s. Kellner). Die repräsentative Niederschrift wurde von dem Humanisten, Kartäuserprior und Maximilians Beichtvater Gregor Reisch beaufsichtigt; in jedem Band der Fürstlichen Chronik sind seine Kontrollvermerke überliefert (Fasbender, Sp. ). Als Quelle des . Buchs, Die Heiligen aus der Sipp-, Mag- und Schwägerschaft des Kaisers Maximilian I.‚ konnte das hagiographische Kompendium Der → Heiligen Leben ermittelt werden. Die Werkgenese kann zum Teil anhand
. Hälfte . Jh. von M.s Entwurf in der Handschrift Wien, ÖNB, Cod. nachvollzogen werden (s. WilliamsKrapp). Ebenfalls im Jahr hat M. eine Zusammenfassung der Fürstlichen Chronik, den Zaiger, fertiggestellt. Dieser Extrakt sollte dem vielbeschäftigten Kaiser Maximilian I. ermöglichen, sich die Geschichte der Habsburger in einem zeitsparenden Rezeptionsvorgang zu vergegenwärtigen. So werden die Texte auf ein Minimum reduziert, dafür treten die Bilder in den Vordergrund. Orientiert am Modell der Jakobsleiter werden hier die Vertreter der Habsburger in einer allegorisierenden Hierarchie vorgestellt: die silberne, goldene und edelsteinbesetzte Leiter führen jeweils die Adligen, die geistlichen Würdenträger und die Heiligen in den Mondhimmel, zur Sonne und zu Gottvater in den Himmel (s. Kellner, S. f.). Die Illustrationen besorgte auch hierfür der sog. Mennel-Meister ( ganzseitige Aquarelle, Seiten mit aquarellierten Stammbaumzeichnungen). Auch das Buch von den erlauchtigen und claren weybern des loblichen husz Habsburg hat M. vollendet. Es ist als eine Ergänzung der Fürstlichen Chronik anzusprechen (Burmeister , Sp. ). erschien außerdem in Augsburg bei Sigmund Grimm und Marx Wirsung die lat. Schrift De inclito atque apud Germanos rarissimo actu ecclesiastico Kalend. Augusti Auguste, celebrato anno domini . Sie ist dem Großmeister des Johanniterordens (dem M. als Kanzler selbst angehörte) Fabricius de Carreto gewidmet und berichtet von zwei historisch bedeutenden Zeremonien: der Erhebung des Kurfürsten von Mainz Albrecht von Brandenburg zum Kardinal und von der Überreichung der vom Papst gestifteten Schwerts und Helms an Kaiser Maximilian I. Noch im selben Jahr besorgte Johann Speiser eine dt. Übersetzung dieser Schrift und gab sie, mit einer Widmung an den Augsburger Finanzier Jakob Fugger, in Augsburg heraus. Über den Tod Maximilians I. am .. berichtete M. in einem mit drei Holzschnitten illustrierten, lat. Einblattdruck, den er an den Johannitergroßmeister Fabricius de Carreto richtete. De Diui Maximiliani Romanorum Cesaris Christiana vita Et felicissimo eius obitu ist in Wien, Graphische Sammlung Albertina, Inv.Nr. / überliefert. widmete M. die lat. Cartha fundatorum des Klosters Mehrerau dem Abt Kaspar Haberstro. Es handelt sich hierbei um eine historiographischhagiographische Kompilation mit einigen unkolorierten Federzeichnungen, die offenbar nach
Mennel der verlorenen Vorlage, einer älteren lateinischen Gründungsgeschichte des Klosters, frei gezeichnet wurden. Eine in M.s Originalfassung nicht mehr erhaltene, lat. Kurzgeschichte und Beschreibung des Bistums Konstanz, Chronicon episcopatus Constantiensis (andere Bezeichnung: Descriptio totius episcopatus Constantiensis), aus dem Jahr wurde anhand späterer handschriftlicher und Drucküberlieferung erschlossen (s. Maurer , ). Seel- vnd heiligenbuch Keiser Maximilians altfordern, ein enzyklopädisch angelegter Katalog der habsburgischen Grabstätten, wurde in Freiburg bei Johann Wörlin gedruckt. In kurzen Übersichtsartikeln wird auf das tugendhafte Leben und die Verdienste des jeweiligen Habsburger Vorfahren eingegangen; am Schluss wird der Begräbnisort genannt. Eine lat. Fassung ist in Madrid, Spanische Nationalbibliothek, Ms. überliefert. Das tabellenartig angelegte Werk Keyserall vnd Bapstall […] aller Römischen Keyser vnd Bäpst historien wurde in Basel bei Adam Petri gedruckt. M. hat es Maximilians Enkel Karl V. gewidmet. Die übersichtlich strukturierten Tabellen sind erkennbar einem erbaulich-moralisierenden Darstellungskonzept unterworfen. Sie enthalten außer den historiographischen Eckdaten auch Angaben zu Eygenschafft und eine kurze Historia. So trifft man bei den Kaisern auf die Eigenschaften «Der lasterlich», «Vergeßlich», «Der unmenschlich», «grym wütich», «Fromm», «Gut» und «Böß» etc.; die Geschichten fassen die Taten und Untaten (Verbrechen, Inzest etc.) der Kaiser zusammen. Die tabellarischen Übersichten zu Päpsten zentrieren die Tugenden der Protagonisten und ihre Verdienste für die Kirche. Für Keyserall vnd Bapstall verwertete M. seine Schrift Kayserart, die er Karl bereits im Jahr dedizierte (erhalten in Wien, ÖNB, Cod. ). erschien bei Johann Wörlin in Freiburg i. Br. Ain hübsche Chronick von Heidnischen vnd Christenkünigen der Teutschen vnd Welschen Francken. M. widmete sie Maximilians Enkel Ferdinand I., dem damaligen Erzherzog von Österreich und ab Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Die Chronik enthält kurze Herrscherportraits in Text und Bild. In einfachen kleinformatigen Holzschnitten werden ktive Herrscherbildnisse und ihre Wappen präsentiert. Bei den genealogischen Texten der lat.-dt. Sammelhandschrift München, BSB, Cgm könnte es sich laut Karin Schneider um Vorarbeiten zur
Mennel Fürstlichen Chronik aus dem Mitarbeiterkreis M.s handeln. Nicht aus M.s Feder stammt die lat. Schrift De Maiorvm Divi Maximiliani II. Roman. Imp. vita defunctorum Monumentum, die in Augsburg bei Georg Barreutter gedruckt wurde. Auf dem Titelblatt als «D. Iacobi Menlii libellus» ausgegeben, wurde sie in Wirklichkeit vom kaiserlichen Hofbibliothekar (unter Maximilian II.) Hugo Blotius verfasst. Seine handschriftlichen Vorarbeiten sind erhalten in Wien, ÖNB, Cod. . Als eine seiner Quellen verwertete Blotius einen Auszug aus M.s Fürstlichen Chronik (s. Menhardt ; Goldinger). Ü (soweit nicht bereits oben erwähnt): Tractatulus kalendarum nonarum et iduum und Rhetorica minor: Freiburg, UB, Hs. (); zur Hs. s. Hagenmaier. – Druck: Freiburg bei Friedrich Riederer. – Passion in Form eines Gerichtshandels: Straßburg und bei Johannes Grüninger; München , , bei Hans Schobser; Landshut bei Johannes Weissenberger. – Disputatio: Wien, ÖNB, Cod. * (; Autograph). – De signis: Wien, ÖNB, Cod. *. – Stuttgart, LB, HB XI . – Schachzabel: Konstanz bei Hans Schäffeler, unbebildert. – Oppenheim bei Jakob → Köbel, mit Holzschnitten. – Frankfurt/M. bei und mit Erweiterungen von Christian Egenolf, mit Holzschnitten. – Habsburger Kalender: Stuttgart, LB, HB V (/; Urfassung mit Verzeichnis der habsburgischen Grablegen, Autograph). – Wien, ÖNB, Cod. (erste Hälfte . Jh.; zweite Fassung). – Ebd., Cod. ser. n. (zwischen und , dritte Fassung). – Fürstliche Chronik: Wien, ÖNB, Cod. *- (, mit Bildern des sog. Mennel-Meisters). – Buch von den erlauchtigen und claren weybern des loblichen husz Habsburg: Wien, ÖNB, Cod. ***. – Notizen zum Konzept: Ebd., Cod. , r–r. – Zaiger: Wien, ÖNB, Cod. (, mit Bildern des sog. Mennel-Meisters). – Cartha fundatorum: Bregenz, Vorarlberger Landesarch., Hs. und Cod. Mehrerau . – Wien, ÖNB, Cod. (Abschrift von ). – Stuttgart, LB, Cod. hist. fol. , r–v (Abschrift Jakobs von Rammingen, ). A: Jacobi Manlii de actu ecclesiastico Kalendis Augusti a. Augustae celebrato historia. In: Jbb. des dt. Reichs und der dt. Kirche im Zeitalter der Reformation. Hg. v. Joachim Karl Friedrich Knaake. Bd. . Leipzig , S. –. – Das Schachzabelbuch Kunrats von
. Hälfte . Jh. Ammenhausen, Mönchs und Leutpriesters zu Stein am Rhein. Nebst den Schachbüchern des Jakob von Cessole und des J. M. Hg. v. Ferdinand Vetter (Bibl. älterer Schriftwerke der dt. Schweiz, Erg.-Bd. ). Frauenfeld . – Peter Paul Albert: Beilage [= J. M.: Habsburger Chron.]. In: Ders.: Die habsburgische Chron. des Konstanzer Bischofs Heinrich von Klingenberg (s. Lit.), S. –. – Der ‹Habsburger Kalender› des J. M. (Urfassung). In Abb. aus dem Autograph (Württembergische Landesbibl. Stuttgart HB V ) hg. v. Wolfgang Irtenkauf (Litterae ). Göppingen . – Williams-Krapp , S. f. (Teilabdruck aus der Richard-Legende aus M.s ‹Heiligenbuch› nach der Hs. Wien, ÖNB, cod. , v). – Bettina Schimak: J. M. und die «erleuchten und verrümbten Weyber» des Hauses Habsburg. Edition des dritten Tractats der Hs. *** der Handschriftenslg. der Österr. Nationalbibl. Staatsprüfungsarbeit Wien . – Christoph Walter Gmeinder: J. M.s ‹Cartha Fundatorum› des Klosters Mehrerau bei Bregenz. Diplomarbeit Innsbruck , S. – (mit dt. Übersetzung). – Viele Handschriften und die meisten Drucke sind als Digitalfaksimile online verfügbar. L: Karl Heinz Burmeister/Gerard F. Schmidt, VL () Sp. –; () Sp. f. – Clemes Joos, Killy () S. f. – Antonius van der Linde: Gesch. und Litteratur des Schachspiels. Bde. Berlin , Bd. , S. , Beilagen: S. –. – Simon Laschitzer: Die Heiligen aus der Sipp-, Mag- und Schwägerschaft des Kaisers Maximilian I. In: Jb. der kunsthist. Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses () S. –; () S. –. – Ders.: Die Genealogie des Kaisers Maximilian I. In: ebd. () S. –. – Peter Paul Albert: Die habsburgische Chron. des Konstanzer Bischofs Heinrich von Klingenberg. In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins () S. –. – Paul Joachimsen: Geschichtsauffassung und Geschichtsschreibung in Deutschland unter dem Ein usse des Humanismus (Beitr. zur Kulturgesch. des MA und der Renaissance ). Leipzig , S. f. – Alphons Lhotsky: Dr. Jacob M. Ein Vorarlberger im Kreise Kaiser Maximilians I. In: Alemannia () S. – (wieder in: Ders.: Aufsätze und Vorträge. Ausgewählt und hg. v. Hans Wagner/Heinrich Koller. Bd. : Das Haus Habsburg. Wien , S. –). – Ders.: Neue Stud. über Leben und Werk Jacob M.s. In: Montfort (/) S. – (wieder wie oben,
. Hälfte . Jh. S. –). – Hermann Menhardt: Blotius und Manlius. In: Biblos () S. –. – Georg Kugler: Eine Denkschrift Dr. Jacob M.s verfaßt im Auftrag Kaiser Maximilians I. für seinen Enkel Karl. Diss. Wien . – Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der österr. Nationalbibl. Bde. (Dt. Akad. der Wiss. zu Berlin. Veröff. des Inst. für dt. Sprache und Lit. ). Berlin /, Bd. , S. f.; Bd. , S. f. – Walter Goldinger: Österreich in Hübners Bibliotheca genealogica. In: Mitt. des Oberösterr. Landesarchivs () S. –, hier S. , Nr. . – Hans-Jürgen Kliewer: Die ma. Schachallegorie und die dt. Schachzabelbücher in der Nachfolge des Jacobus de Cessolis. Diss. Heidelberg . – Maria Sophia Buhl/ Lotte Kurras: Die Hss. der ehemaligen kgl. Hofbibliothek. Codices physici, medici, mathematici etc. Poetae. Poetae Germanici. Vitae sanctorum (Die Hss. der Württembergischen Landesbibl. Stuttgart II, , ). Wiesbaden , S. f. – Ludwig Welti: Dr. J. M., Hofgeschichtsschreiber Maximilians I. In: Montfort () S. –. – K. H. Burmeister: Neue Forschungen zu J. M. In: Geschichtsschreibung in Vorarlberg. Bregenz , S. –. – Winfried Hagenmaier: Die lat. ma. Hss. der Universitätsbibl. Freiburg im Breisgau: Hs. – (Kataloge der Universitätsbibl. Freiburg im Breisgau ,). Wiesbaden , S. f. – Franz Unterkircher: Die datierten Hss. der Österr. Nationalbibl. von bis (Kataloge der datierten Hss. in lat. Schrift in Österreich ). Wien , S. . – Karl Heinz Burmeister: J. M. in Basel. In: Basler Zs. für Gesch. und Altertumskunde () S. –. – Wolfgang Irtenkauf/Ingeborg Krekler auf Grund der Vorarbeiten von Ulrich Sieber: Die Hss. der ehemaligen Hofbibl. Stuttgart. Bd. , : Codices historici (Die Hss. der Württembergischen Landesbibl. Stuttgart II, , ). Wiesbaden , S. . – Otto Mazal: Kat. der abendländischen Hss. der Österr. Nationalbibl. Series nova (Neuerwerbungen). Tl. : Cod. Ser. n. – (Museion NF . Bd. , ). Wien , S. –. – F. Unterkircher: Die datierten Hss. der Österr. Nationalbibl. von bis (Kat. der datierten Hss. in lat. Schrift in Österreich ). Wien , S. , , , . – K. H. Burmeister: J. M. auf dem Reichstag zu Freiburg . In: Innsbrucker Hist. Stud. () S. –. – Ders.: J. M.s ‹Passion in Form eines Gerichtshandels› aus dem Jahr . In: Montfort () S. f. – Gerd
Mennel Althoff: Stud. zur habsburgischen Merowingersage. In: MIÖG () S. –. – W. Irtenkauf: J. M., Hofgenealoge Kaiser Maximilians I. In: Lit. und bildende Kunst im Tiroler MA. Die IweinFresken von Rodenegg und andere Zeugnisse der Wechselwirkung von Lit. und bildender Kunst. Hg. v. Egon Kühebacher (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Innsbruck , S. –. – Jan-Dirk Müller: Gedechtnus. Literatur und Ges. um Maximilian I. (Forschungen zur Gesch. der älteren dt. Lit. ). München , passim (s. Register S. ). – Helmut Maurer: Die Kirche St. Vincentius in Pleif und das Schicksal karolingischen Reichsgutes im Lugnez und am Vorderrhein. In: Churrätisches und St. Gallisches MA. FS Otto P. Clavadetscher. Hg. v. dems. Sigmaringen , S. –. – Werner Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Prosalegendare des MA. Stud. zu ihrer Überlieferungs-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG ). Tübingen , S. –. – Gert Melville: Gesch. in graphischer Gestalt. Unters. zu einem spätma. Darstellungsprinzip. In: Geschichtsschreibung und Geschichtsbewußtsein im späten MA. Hg. v. Hans Patze. Sigmaringen , S. –. – Dieter Mertens: Gesch. und Dynastie – zu Methode und Ziel der ‹Fürstlichen Chronik› J. M.s. In: Historiographie am Oberrhein im späten MA und in der frühen Neuzeit. Hg. v. Kurt Andermann (Oberrheinische Stud. ). Sigmaringen , S. –. – Karin Schneider: Die dt. Hss. der Bayerischen Staatsbibl. München. Die ma. Hss. aus Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis , ). Wiesbaden, , S. –. – Elisabeth Kovács: Die Heiligen und heiligen Könige der frühen Habsburger (–). In: Laienfrömmigkeit im späten MA. Hg. v. Klaus Schreiner (Schr. des Hist. Kollegs. Kolloquien ). München , S. – passim. – K. H. Burmeister: Seine Karriere begann auf dem Freiburger Reichstag. Der Jurist und Historiker Dr. J. M. (–). In: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg . Freiburg i. Br. , S. –. – D. Mertens: «Landesbewußtsein» am Oberrhein zur Zeit des Humanismus. In: Die Habsburger im dt. Südwesten. Neue Forschungen zur Gesch. Vorderösterreichs. Hg. v. Franz Quarthal/Gerhard Faix. Stuttgart , S. –, bes. S. –, . – Tanja Reinhardt: Die habsburgischen Heiligen des J. M. Diss. Freiburg i. Br. . – Oliver Plessow:
Alt J. M. und der Didaxeverzicht in der Schachzabellit. am Übergang zur frühen Neuzeit. In: Lit. – Gesch. – Literaturgeschichte. Beitr. zur mediävistischen Literaturwiss. FS Volker Honemann. Hg. v. Nine Miedema/Rudolf Suntrup. Frankfurt/M. u.a. , S. –. – Ingeborg Wies eckerFriedhuber: Kaiser Maximilian I. und seine Hofhistoriographie. In: ‹Viatori per urbes castraque›. FS Herwig Ebner. Hg. v. Helmut Bräuer u. a. (Schriftenreihe des Inst. für Gesch. ). Graz , S. –. – Marianne Pollheimer: ‹Wie der jung weiß kunig die alten gedachtnus insonders lieb het›. Maximilian I., J. M. und die frühma. Gesch. der Habsburger in der «Fürstlichen Chronik». In: Texts and Identities in the Early Middle Ages. Hg. v. Richard Corradini u. a. (Forschungen zur Gesch. des MA ). Wien , S. –. – O. Plessow unter Mitwirkung von Volker Honemann und Mareike Temmen: Ma. Schachzabelbücher zwischen Spielsymbolik und Wertevermittlung. Der Schachtraktat des Jacobus de Cessolis im Kontext spätma. Rezeption (Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme. Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs , Bd. ). Münster , S. . – H. Maurer: Formen der Überl. früher wel scher Rechte und Besitzungen in Churrätien. In: Schrift, Schriftgebrauch und Textsorten im frühma. Churrätien. Hg. v. Heidi Eisenhut u. a. Basel , S. –, hier S. –. – Christoph Fasbender/Franz Josef Worstbrock: Reisch, Gregor. In: Dt. Humanismus –. Verfasserlex. () Sp. –, hier Sp. . – Beate Kellner: Formen des Kulturtransfers am Hof Kaiser Maximilians I. Muster genealogischer Herrschaftslegitimation. In: Kulturtransfer am Fürstenhof. Hö sche Austauschprozesse und ihre Medien im Zeitalter Kaiser Maximilians I. Hg. v. Matthias Müller u. a. (Schr. zur Residenzkultur ). Berlin , S. –. IM Alt, Georg (Georgius, Jorg), * um Augsburg (?), † .. Nürnberg. – Stadtschreiber, Übersetzer. A. studierte vermutlich in Erfurt, wo Ostern ein «Georgius Alte nichil propter paupertatem» immatrikuliert ist. erwarb er als «scriptor» in Nürnberg das Bürgerrecht. Ab kaiserlicher Notar und Prokurator, ab Kanzleischreiber in Nürnberg, wurde er für zwanzig Jahre zum Losungsschreiber der Stadt ernannt.
. Hälfte . Jh. A. verfasste eine Beschreibung Nürnbergs («Norimberga est superioris Germanie urbs celeberrima [...]»), bei der es sich um einen Auszug aus Sigismund → Meisterlins Nieronbergensis cronica handelt. Hartmann → Schedels Codex clm enthält neben der Descriptio Nuremberge «auch eine vergleichsweise freie und gekürzte Übertragung» (Meyer, S. ) A.s ins Deutsche («Nürnberg ist des heiligen Romischen reichs ein namhaftige und weitbesuchte statt [...]»). Wie u. a. Hieronymus → Münzer war A. früh an der Zusammenstellung des lat. Textes von Schedels groß angelegtem Gemeinschaftsunternehmen Liber chronicarum cum guris et ymaginibus ab inicio mundi (am .. bei Anton Koberger ausgedruckt) beteiligt, die er parallel, leicht kürzend ins Deutsche übersetzte. Sein Buch der Croniken vnd geschichten mit guren vnd pildnussen von anbeginn der welt bis auf dise vnnsere zeit war am .. ausgedruckt. Der Tod des zwischen dem Erscheinen der lat. und der dt. Ausgabe verstorbenen Kaisers Friedrich III. ist naturgemäß nur in der dt. Ausgabe vermerkt. A. übersetzte ferner die dem Bartolus de Saxoferrato zugeschriebene dritte Bearbeitung des Processus Sathanae (Ein nützlicher gerichtes handel vor got dem almechtigen [...], o. O. u. J. [Leipzig, um ]). Ungedruckt blieb eine im Auftrag des Nürnberger Rats entstandene Verdeutschung von Konrad Celtis’ Prosawerk De origine, situ, moribus et institutis Norimbergae libellus. Unsicher ist, ob A. Adressat des Spottepigramms III, («De imperito interprete Norimbergensis historiae») von Celtis ist (vgl. A.s Brief an Celtis, der freundschaftlichen Austausch zeigt). Ü: München, BSB, Clm (Pap., –), r–v (Descriptio Nuremberge, lat., datiert ), r–v (Nürnberg-Beschreibung, dt., datiert ). – Nürnberg, StB, Cod. Cent. IV, (Pap., Ende . Jh., nürnbergisch), v (lat. Brief A.s an K. Celtis, ..; Incipit: «Litteras tuas sed prius post debitam tibi a me reverenciam Germaniae nostre decus»), r–r (Übersetzung der Norimberga des K. Celtis, r-v Register); vgl. Karin Schneider: Die dt. ma. Hss. Beschreibung des Buchschmucks: Heinz Zirnbauer (Die Hss. der Stadtbibl. Nürnberg I). Wiesbaden , S. –. – Druckvorlage der lat. Ausgabe des Liber chronicarum, teilweise von Schedels Hand, mit Korrekturen von A. und Münzer: Nürnberg, StB, Cod. Cent. II . – Übersetzung des Liber chronicarum: Nürnberg, StB, Cod. Cent. II, , Bll.
. Hälfte . Jh. (Pap., [vgl. Bl. v, nürnbergisch); Schneider, S. f. – Drucke der dt. Ausgabe: Nürnberg: Anton Koberger, . (H ); Augsburg: Johann Schönsperger, .. (HC ); Augsburg: Johann Schönsperger, (HC ). A: Zwei Beschreibungen Nürnbergs (): Abdruck bei Mummenhoff (s. Lit.) S. –; vgl. dazu die Einleitung der «Norimberga»-Edition von Werminghoff, , S. , und Heide Weißhaar-Kiem: Lobschr. und Beschreibungen ehemaliger Reichs- und Residenzstädte in Bayern bis . Die Gesch. der Texte und ihre Bibliographie. Mittenwald , S. (Nr. f.). – Norimberga: Abdruck des . Kapitels bei Werminghoff (s. Lit.) S. –. – Der Briefwechsel des Konrad Celtis. Gesammelt, hg. und erl. von Hans Rupprich (Veröff. der Kommission zur Erforschung der Gesch. der Reformation und Gegenreformation, Humanistenbriefe ). München (Briefe Nr. –, , von und über A.). L: Emil Julius Hugo Steffenhagen, ADB () S. . – Otto Puchner, NDB () S. f. – Hartmut Kugler, VL () Sp. –. – Ders./Red., Killy () S. f. – Jörg Robert: Konrad Celtis. In: VL Dt. Hum. () Sp. –, hier Sp. f. – Roderich Stintzing: Gesch. der populären Lit. des römischkanonischen Rechts am Ende des fünfzehnten und im Anfang des sechszehnten Jh. Leipzig , S. – (zum ‹Processus Sathanae›). – Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Hg. v. der Hist. Commission der Provinz Sachsen. Bd. : Acten der Erfurter Univ. Erster Theil. Halle , S. . – Paul Joachimsohn: Die humanistische Geschichtsschreibung in Deutschland. H. . Die Anfänge. Sigismund Meisterlin. Bonn , S. –. – Michael Haitz: Hartmann Schedels Weltchron. Diss. München . – Ernst Mummenhoff: Nürnbergs Ursprung und Alter in den Darstellungen der Geschichtschreiber und im Licht der Geschichte. Nürnberg . – Albert Werminghoff: Conrad Celtis und sein Buch über Nürnberg. Freiburg i. Br. , S. (Reg.). – Elisabeth Rücker: Die Schedelsche Weltchron. Das größte Buchunternehmen der Dürer-Zeit. Mit einem Kat. der Städteansichten (Bibl. des Germ. Nationalmuseums Nürnberg zur dt. Kunst- und Kulturgesch. ). München . – Volker Schupp: Zu Hartmann Schedels Weltchron. In: Texttyp, Sprechergruppe, Kommunikationsbereich. Stud. zur dt. Sprache in Gesch. und Gegenwart. FS Hugo Steger. Hg. v. Heinrich Löffler u. a.
Quaestiones de medicorum statu Berlin/New York , S. –, hier S. –. – Gerhard Fink: Krit. Lob – Konrad Celtis und seine «Norimberga». In: Konrad Celtis. «Norimberga». Ein Büchlein über Ursprung, Lage, Einrichtungen und Gesittung Nürnbergs, vollendet um das Jahr , gedruckt vorgelegt , aus dem Lateinischen erstmals in modernes Deutsch übers. und erl. von dems. Nürnberg , S. –. – Christoph Reske: Die Produktion der Schedelschen Weltchron. in Nürnberg. The Production of Schedel’s Nuremberg Chronicle (Mainzer Stud. zur Buchwiss. ). Wiesbaden . – Klaus Arnold: Die ‹Norinberga› des Konrad Celtis – ihre Entstehung und Aufnahme in Nürnberg. In: Konrad Celtis und Nürnberg. Akten des interdisziplinären Symposions vom . und . November im Caritas-Pirckheimer-Haus in Nürnberg. Hg. v. Franz Fuchs (Pirckheimer Jb. für Renaissanceund Humanismusforschung ). Wiesbaden , S. –. – Peter Orth: Rom an der Regnitz, Babylon an der Pegnitz. Beobachtungen zur ‹Norimberga› des Konrad Celtis. In: Nova de veteribus. Mittel- und neulat. Stud. für Paul Gerhard Schmidt. Hg. v. Andreas Bihrer/Elisabeth Stein. München/Leipzig , S. –. – Jonathan Green: Marginalien und Leserforschung. Zur Rezeption der «Schedelschen Weltchron.». In: Arch. für Gesch. des Buchwesens () S. –. – Wojciech Iwa´nczak: Die Kartenmacher. Nürnberg als Zentrum der Kartographie im Zeitalter der Renaissance. Darmstadt , S. f. (zu ‹Norimberga›). – Carla Meyer: Die Stadt als Thema. Nürnbergs Entdeckung in Texten um (MAForschungen ). Ost ldern , S. (Anm. ), f., , . – Peter Seibert: «Die Welt im Buch» – aber welche Welt? Anm. zu Schedels Weltchron. In: Buchkultur und Wissensvermittlung in MA und Früher Neuzeit. Hg. v. Andreas Gardt u. a. Berlin/Boston , S. –. – Marburger Repertorium zur Übersetzungslit. im dt. Frühhumanismus: MRFH (http://mrfh.de/). BJ Quaestiones de medicorum statu ( frag in der kunst vnd lere der arczney). – Lat. Quaestionentext zur ärztlichen Standeskunde, . Jh.; dt. Bearbeitung, spätes . Jh. Die Quaestiones behandeln in einem am Dekalog orientierten zehngliedrigen Schema standesspezische Aspekte bei der Ausübung der ärztlichen Profession und grundsätzliche Voraussetzungen für
Quaestiones de medicorum statu die Ergreifung des Artztberufes. Weder richtet sich der Text an Ärzte, noch dürfte er auf einen Mediziner zurückgehen – dagegen spricht nicht zuletzt die mitunter deutliche Positionierung gegen ureigenste Interessen der Ärzteschaft. Wahrscheinlich war der Verfasser Angehöriger des Lehrkörpers einer obd. Universität (womöglich in Ingolstadt oder Wien). Dass er zudem Geistlicher gewesen sein könnte, macht sein dezidiertes Eintreten für unentgeltliche Behandlung klerikaler Patienten plausibel. Als Adressaten kommen am ehesten kirchenrechtlich und scholastisch versierte Juristen in Frage. In Anlehnung an die salernitanische Tradition der Quaestiones medicinales und die Quaestionentechnik Gilberts von Poitiers erörtert der neuplatonisch bein usste Anonymus zehn standeskundliche Fragen. Dabei werden so unterschiedliche Themen berührt wie das Konsultieren mehrerer Ärzte, die Krankenbeichte, die Berufsbefähigung unehelich Geborener oder Todesfälle, die durch ärztliches Handeln verursacht worden sind. In besonderem Maße propagiert der Verfasser die Sterndeuterei und Iatromathematik als ärztliche Betätigungsfelder und bezieht auch die Artes liberales und mechanicae mit ein. Als Quellen dienten neben päpstlichen Dekretalen und dem Corpus iuris canonici auch die Bibel, die Glossa ordinaria, De libero arbitrio des → Augustinus, → Aristoteles latinus und das als Strukturmodell dienende → Secretum secretorum. An der Universität Ingolstadt wurde der Quaestionentext im Unterricht verwendet. Außerdem hat der averroistische Philosoph Nicoletto Vernia die Qu. gekannt, da er argumentativ in einem Kommentar zu Giovanni Nicoléttis (da Imola) Quaestio utrum scientia civilis vel canonica sit nobilior medicinali auf die obd. Standeskunde zurückgreift. Wohl noch im . Jh. entstand eine volksprachigschlesische Bearbeitung der Qu., deren Urheber im Umfeld der Universität Wien zu verorten sein dürfte. Ergänzungstexte, die er in den eigentlichen Quaestionentext integriert hat, belegen, dass er Zugang zur artistischen Fachliteratur hatte. Da er zudem in seine frag in der kunst vnd lere der arczney zwei Exzerpte aus dem Arzneibuch → Ortolfs von Baierland ein ießen lässt, könnte er Wund- oder Laienarzt gewesen sein. Auch als Adressaten der dt. Fassung sind Mediziner vorstellbar. Die offensichtlich eingeschränkte Lateinkompetenz des unbekannten Übersetzers führt allerdings zu terminologischen Ungenauigkeiten und grammatischen
. Hälfte . Jh. Störungen bei seiner auch ansonsten wenig eleganten Übersetzung. Dies betrifft sowohl die Übertragung der Hauptvorlage als auch diejenige der lat. Ergänzungstexte, wie etwa des Leitsatzes aus dem ps.-aristotelischen De sensu et sensato-Traktat «Ubi enim desinit physicus ibi incipit medicus» («Dann w˚u der phylosiphus auff hörtt da facht der arczet an»). Demgegenüber stechen die Inserate aus zusätzlichen volkssprachigen Quellen (neben Ortolf u. a. aus dem ps.-augustinischen Schrifttum) durch ihre üssigere Lesbarkeit hervor. Unabhängig hiervon zeigt die schlesische Bearbeitung in ihrer Gesamtheit insofern eine Tendez zur Vereinfachung, als die scholastischen Argumentationsreihen in schlichte Frage-Antwort-Kataloge aufgelöst werden. Dass unter den Autoritäten, die den Ärzten zur Lektüre empfohlen werden, neben Hippokrates und Galen sich mit → Avicenna und Johannes Mesuë auch zwei arabische Gelehrte nden, zeigt deutlich, dass der schlesische Redaktor noch frei von humanistischen Ein üssen zu Werke ging. Ü: Lat.: Karlsruhe, LB, Cod. U.H. , ra–rb (Pap., , aus Ingolstadt). – Dt.: Wien, ÖNB, Cod , v–r (Pap., ostmittelbair., Ende . Jh.). A: Lat.: Peitz (s. Lit.). S. –. – Dt.: Gundolf Keil: «Die frag ist, ob der arczct schuldig sey oder nit». Eine ortolf-haltige Bearb. der «Qu.» aus dem spätma. Schlesien. In: Überlieferungsgeschichtliche Editionen und Stud. zur dt. Lit. des MA. FS Kurt Ruh. Hg. v. Konrad Kunze u. a. (TTG ). Tübingen , S. –, hier S. –. L: Christine Boot/G. Keil, VL () Sp. –. – Rudolf Peitz: Die ‹Decem q. d. m. s.›. Ein spätma. Dekalog zur ärztlichen Standeskunde (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen . – G. Keil/R. Peitz: ‹Decem q. d. m. s.›. Beobachtungen zum Fakultätenstreit und zum ma. Unterrichtsplan Ingolstadts. In: Der Humanismus und die oberen Fakultäten. Hg. v. G. Keil u. a. (Mitt. der DFG Kommission für Humanismusforschung ). Weinheim , S. –. – Charles Bernhard Schmitt: Aristoteles bei den Ärzten. In: ebd., S. –. – G. Keil: Qu. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Reinhard Platzek: Zum Problemfeld der Arzt-Patient-Beziehung. Einige zeitlose Fragen aufgewiesen an einer ortolfhaltigen Bearb. der ‹Qu.› aus dem spätma. Schlesien. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitun
. Hälfte . Jh. gen () S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Wilhelm von Velde (auch: Wilhelm Veldicus, Guilelmus de Velde), * um Huissen, † frühestens . – Theologe, Schriftsteller. W. ist erstmals nachweisbar, als er in Köln ein Studium begann. Möglicherweise ist er auch mit einem gleichnamigen, in Löwen immatrikulierten Studenten identisch. Die nächsten Jahre verbrachte W. am Augustinerchorherrenstift im pfälzischen Frankenthal, wo er zunächst Kanoniker und –/ Prior war. Später lebte er bis mindestens als Pleban in Dirmstein (Kr. Bad Dürkheim). W. unterhielt freundschaftliche Beziehungen zu Humanisten wie Arnold Bostius († ), Johann von Dalberg († ), Konrad Celtis und Johannes Reuchlin. Rutger Sycamber schrieb ein Epigramm auf W. Johannes → Trithemius nahm ihn in seinen Catalogus illustrium virorum auf, der als wichtige Quelle zu W.s Leben gilt. Dort und bei Sycamber nden sich auch Hinweise auf zahlreiche, heute verlorene Werke W.s. Darunter sind ein – vielleicht alchemistisches – Liber secretorum, ein Liber exemplarum, Epigramme, Predigten, Klosterstatuten sowie mehrere Lehrwerke, u. a. zu Grammatik, Metrik, Mathematik und Astronomie. W. stellte wahrscheinlich auch mindestens einen Globus her. W. verfasste zudem ein Empyreale maius in Büchern, das aber nur in einer Kurzfassung erhalten ist. Dieses Kleine Empyreal wurde zunächst zwischen und in dt. Sprache aufgezeichnet (Handschrift G). entstand eine lat. Übersetzung des G-Texts, die in Kodex R erhalten ist. W. selbst illustrierte den Text, doch sind die meisten Zeichnungen verloren. Weiterhin bemühte sich W. nachweislich um einen Druck des Werks, der aber nicht zustande kam. Das Kleine Empyreal ist W.s Geschwistern und der Mutter Johanns von Dalberg gewidmet. Es dient der Wissensvermittlung an Laien ohne Lateinkenntnisse. Dazu kompiliert das Werk in sieben Büchern Informationen aus verschiedenen Themenbereichen. So enthält es historische Ereignisse ebenso wie theologische Lehren. Die Struktur des Kleinen Empyreals orientiert sich an der Heilsgeschichte. Der Text beginnt also mit
Wilhelm von Velde der Genesis und endet mit der Apokalypse. Dazwischen vermittelt W.s Schrift nicht nur katalogartig Namen und Daten, sondern bietet auch allegorische Beschreibungen, einen Tugendspiegel und ein Lob der Druckkunst. Als Quellen benutzte W. u. a. die Bibel, Kirchenväter, Chroniken und Werke von → Bernhard von Clairvaux, Johannes → Nider und Rulman → Merswin. Obwohl das Kleine Empyreal heute etwa wegen quellenkritischer Ansätze geschätzt wird, blieb seine Wirkung auf W.s Umfeld beschränkt. Ü: G: Göttingen, SUB, ° cod. Ms. theol. , Bll. (Pap., –, rheinfränkisch). – R: Rom, Biblioteca Vaticana, cod. Pal. Lat. , Bll. (Pap., , lat.). – Vgl. u. a. Ludwig Schuba: Die Quadriviums-Hss. der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibl. Wiesbaden , S. –. – Eisermann (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. A: Eisermann (s. Lit.; Auszüge). L: Ernest Persoons, DHGE () Sp. . – Falk Eisermann, VL () Sp. –. – Konrad Celtis: Der Briefwechsel des Konrad Celtis. Hg. v. Hans Rupprich. München , S. f. – Klaus Arnold: Johannes Trithemius (–). Würzburg , S. (Anm. ), . – F. Eisermann: Das ‹Kleine Empyreal› des W. v. V. In: Frankenthal einst und jetzt () S. –. – Andreas Beriger: Eine neue Quelle zum Augustiner Chorherrenkloster Frankenthal und seinem Prior W. Veldicus. In: Frankenthal einst und jetzt () S. –. – Ders.: Der Typus des monastischen Privatgelehrten. In: Gelehrte im Reich. Zur Sozial- und Wirkungsgesch. akademischer Eliten des . bis . Jh. Hg. v. Rainer Christoph Schwinges. Berlin , S. –. – F. Eisermann: Gescheiterte Laienbildung? Das ‹Kleine Empyreal› des W. v. V. In: Laienlektüre und Buchmarkt im späten MA. Hg. v. Thomas Kock/Rita Schlusemann. Frankfurt/ M. u. a. , S. –. – Barbara C. Halporn: The Correspondence of Johann Amerbach. Early Printing in its Social Context. Ann Arbor/MI , S. f., . – F. Eisermann: Wer Bücher schreibt, kommt in den Himmel. Leben und Werk des Frankenthaler Chorherrn W. v. V. In: Schätze aus Perg. Ma. Hss. aus Frankenthal. Ausstellung . September–. November , ErkenbertMuseum Frankenthal. Hg. v. Edgar J. Hürkey. Frankenthal , S. –. MM
Wittich Wittich, Ivo (auch: Wittig[es/is]; I. von Hammelburg), * Hammelburg, † .. Mainz. – Fortsetzer der Livius-Übersetzung des Bernhard → Schöfferlin. W. wurde im Somersemester als «Iffo Wittich de Hammelborch» an der Universität Leipzig immatrikuliert. Er studierte zunächst die Artes ( Bakkalaureus), dann kanonisches Recht. Ob er noch in Leipzig zum «decretorum doctor» promoviert wurde, als der er später erscheint, oder womöglich in Italien, wo ein Aufenthalt allerdings erst belegt ist, muss offen bleiben. Vor seiner Italienreise wirkte W. in Leipzig als Dozent der Studia humanitatis; um / war er in Magdeburg gemeinsam mit dem Humanisten Frediano Pighinucci aus dem nordtoskanischen Pietrasanta Erzieher und Hofmeister des Herzogs Ernst von Sachsen (–). Über Pighinucci lernte W. auch Konrad Celtis kennen, der in einem lat. Briefgedicht an Pighinucci von auch W. apostrophiert (Der Briefwechsel des Konrad Celtis. Gesammelt, hg. und erl. v. Hans Rupprich [Veröff. der Kommission zur Erforschung der Gesch. der Reformation und Gegenreformation, Humanistenbriefe ]. München , S. ). Zusammen mit Pighinucci gab W. die Livius-Epitome des Florus heraus (s. Drucküberlieferung), wobei Johannes → Hermansgrün die Vorlagehandschrift vermittelte. Nach seinem Aufenthalt in Italien begegnet W. ab als Rat Bertholds von Henneberg († ), Mainzer Kurfürst und Erzbischof sowie Reichserzkanzler. Als Beisitzer Bertholds am gegründeten Reichskammergericht oblag W. die Aufsicht über die Reichskanzlei. von Berthold zum Mainzer Ordinarius für kanonisches Recht ernannt, wurde er auch Kanonikus am Stift St. Viktor. Zudem wurde er am Mainzer Dom bepfründet; erhielt er auch eine Dompfründe in Breslau. / war W. Kanzler der Mainzer Universität, deren Rektor. Aus Bertholds Diensten wurde W. indes nicht entlassen; ab war er kurfürstlicher Siegler. Noch wird W. als «commisarius» erwähnt. Während an eigenen Schriften W.s nur ein Brief an Hartmann → Schedel vom .. vorliegt, ist W. der literarischen Nachwelt als Herausgeber und Vollender der überaus erfolgreichen LiviusÜbersetzung Römische Historie des württembergischen Rats Bernhard Schöfferlin bekannt geworden. Das Geschichtswerk ist eines der am weitesten verbreiteten dt. Bücher seiner Zeit. Da auch
. Hälfte . Jh. Schöfferlin Assessor am Reichskammergericht war, dürften sich W. und Schöfferlin dort kennen und schätzen gelernt haben. Dass W. den nach dem Tod seines Kollegen () unvollendet hinterlassenen Text fortgeführt hat, dürfte auch dem eigenen Interesse an der römischen Geschichte geschuldet gewesen sein, wie es in der Vorrede zur Florus-Ausgabe zum Ausdruck kommt. Schöfferlin hat mit seiner Übersetzung begonnen. Angelegt als moderne Fassung der Vorgeschichte des Hl. Römischen Reiches dt. Nation wollte Schöfferlin das Werk von den Ursprüngen Roms bis zur Herrschaft des Augustus führen, doch bricht sein Text mit dem Ende des Zweiten Punischen Krieges ab. Dabei stützt er sich zwar primär auf Livius selbst, geht aber über eine reine Livius-Übersetzung hinaus und zieht zahlreiche weitere Quellen heran. Demgegenüber bietet W. in seinem «dritte[n] teyl» der Historie eine geschlossene und humanistisch exakte Übersetzung der Livius-Bücher –, soweit sie damals bekannt waren. W.s dritter Teil übertrifft dabei mit Blättern die beiden Teile Schöfferlins ( Blätter) an Umfang. Auch die dem Gesamtwerk vorangestellte Widmungsadresse an Kaiser → Maximilian I. dürfte auf W. zurückgehen. D: Livius-Übersetzung: Erstdruck: Mainz: Johann Schöffer, (VD L ); Foliobll. mit Holzschnitten; Titel: «ROmische Historie vß Tito Liuio gezogen». . Tl. W.s ab Bl. CXCIIr–CCCCXr; Übersetzernennung W.s in der Vorrede zum dritten Tl. (Bl. CXCIIv): «Iuo wittig von Hamelburgk geistlicher recht lerer der zeit ordinarius / Sigler vnd Canonick sant Victors stifft z˚u mentz». – . Au .: Straßburg: Johann Grüninger, (VD L ). – Zehn weitere Mainzer Drucke von Johann (später Ivo) Schöffer bis (VD L – und VD ZV ); ab im W.-Teil vermehrt von Nikolaus Karbach; ab ergänzt durch die Übersetzung der neu entdeckten Livius-Bücher – von Karbach und Jakob Micyllus. – Vgl. zu weiteren [vor allem Straßburger] Drucken VD / ; insgesamt illustrierte Folio-Ausg. bis weit ins . Jh. (s. auch → Schöfferlin). Zu Digitalfaks. des Erstdrucks und weiterer Au . s. VD online. – Florus-Ausg.: Leipzig: Konrad Kachelofen, (GW ); Titel: «Lucy Flori historiographi Epithomata»; Kolophon: «L. Annei ori Epithoma hoc emˉedatum fridianus pighinatius lucˉesis Et Iuo Wittiges ere premendum curauerˉut». Digitalfaks.: http://diglib.hab.de/.
. Hälfte . Jh. A: Widmung an Maximilian und Vorrede zum dritten Teil: Dotzauer (s. Lit.) S. –. – Brief an Schedel: Stauber (s. Lit.) S. f. L (s. auch → Schöfferlin): Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –. – [Franz] Falk: Jvo Wittig von Hammelburg in Mainz. In: Zentralbl. für Bibliothekswesen () S. –. – Gustav Bauch: I. W. In: ebd. () S. f. – Ders.: Gesch. des Leipziger Frühhumanismus mit besonderer Rücksicht auf die Streitigkeiten zwischen Konrad Wimpina und Martin Mellerstadt (Beih. zum Zentralbl. für Bibliothekswesen ). Leipzig , S. f., –, . – F[erdinand] W[ilhelm] E[mil] Roth: Aus dem Leben einiger Mainzer Kirchenrechtsgelehrten und Dekretalisten im XV. und XVI. Jh. Tl. : I. Wittig –. In: Arch. für katholisches Kirchenrecht () S. –. – G. Bauch: Aus der Gesch. des Mainzer Humanismus. In: Beitr. zur Gesch. der Univ. Mainz und Gießen. Hg. v. Julius Reinhard Dietrich/Karl Bader (Arch. für hessische Gesch. und Altertumskunde NF ). Darmstadt , S. –, hier S. –. – Richard Stauber: Die Schedelsche Bibl. Ein Beitr. zur Gesch. der Ausbreitung der italienischen Renaissance, des dt. Humanismus und der medizinischen Lit. Nach dem Tode des Verfassers hg. v. Otto Hartig (Stud. und Darstellungen aus dem Gebiete der Gesch. //). Freiburg i. Br. , S. . – Rudolf Smend: Das Reichskammergericht. Gesch. und Verfassung. Weimar (Nachdr. Aalen ) S. , . – Ferdinand Geldner: I. Wittig aus Hammelburg. Ein Humanist im Dienste des Mainzer Erzbischofs Berthold von Henneberg. In: Die Mainlande () S. –. – Winfried Dotzauer: I. W. – Historiker, Jurist und Gutenbergforscher. In: Tradition und Gegenwart. Stud. und Quellen zur Gesch. der Univ. Mainz (Beitr. zur Gesch. der Univ. Mainz /). Wiesbaden , S. –. – Walther Ludwig: Römische Historie im dt. Humanismus. Über einen verkannten Mainzer Druck von und den angeblich ersten dt. Geschichtsprofessor (Ber. aus den Sitzungen der Joachim-Jungius-Ges. der Wiss. /). Hamburg . – Carla Winter: Humanistische Historiographie in der Volkssprache: Bernhard Schöfferlins «Römische Historie» (Arbeiten und Editionen zur mittleren dt. Lit. NF ). Stuttgart-Bad Cannstatt . – Falk Eisermann: Die schwarze Kunst. Buchdruck und Humanismus in Leipzig um . In: Der Humanismus an
Siegmund von Gebsattel der Univ. Leipzig. Hg. v. Enno Bünz/Franz Fuchs (Pirckheimer-Jb. ). Wiesbaden , S. –, hier S. . VZ Siegmund von Gebsattel (genannt Rack). – Verfasser von Turnierberichten, spätes . Jh. Der Beiname des Würzburger Ritters leitet sich von seiner Residenz ab, dem Rocken-/Rackenhof im tauberfränkischen Röttingen. Seine Berichte hat S. eigenhändig in eine theologische Handschrift aus seinem Besitz eingetragen. Er schildert seine persönlichen Teilnahmen an fünf der großen obd. Turniere: Stuttgart (), Ingolstadt (), Ansbach (), Bamberg () und Worms (). Der Text ist sechsgliedrig: Auf die fünf Turnierberichte folgt ein Kapitel, das die Autorintention erläutert. Demnach sei die Dokumentation keinesfalls «in hoffwart» geschrieben, sondern diene als Beleg für S.s Turnierteilnahmen. Dadurch will S. seinen Nachkommen genau die Widrigkeiten ersparen, die er und seine Vettern selbst erfahren mussten. In Stuttgart «wolt mˉa vns von gebsettel nit zulassen», da die Mitglieder des Geschlechts über fünfzig Jahre lang «die thurner nit gesucht hetten». Die Darstellungen sind in schlichter Prosa verfasst. Der fränkische Adlige beschreibt seine Kämpfe, benennt seine Kontrahenten nebst weiteren Turnierteilnehmern und geht auf Bekleidung, Pferde oder Gebräuche ein. Bei den Ausführungen zu Worms erwähnt S. auch die regional grassierende «bestenlentz», die das Turnieren beinträchtigte, da «sich iderman vor dem sterben [forcht]». Ü: München, BSB, Cgm , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.-österr. [Nachträge S.s v. G.: südostfränkisch]). Seit im Besitz S.s; Besitzeintrag im Vorderdeckel mit Wappen: «Sigmund von Gebsettel gnant Rack der zeit zu Röttingen ». Explicit Turnierbüchlein: «Meyn hantschrift Sigmund von Gebsettel gnant Rack». – Vgl. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis /). Wiesbaden , S. –. A: [Hans von Aufseß:] Eigenhändige Aufzeichnung des S. v. G. über die Turniere von –. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () Sp. –. – Dt. Fachprosa des MA. Hg., erl. und mit einem Glossar versehen von Wolfram Schmitt (Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen ). Berlin/New York , S. – (Auszug). – – Stuttgart, Ingolstadt, Ansbach,
Bleiberger Bergordnung Bamberg und Worms. «... thurniert ich auch unter meyne angeborne kleinat» – S. v. G. In: Ritterturnier. Gesch. einer Festkultur. Begleitbuch zur Ausstellung Museum zu Allerheiligen Schaffhausen, . April–. September . Hg. v. Peter Jezler u. a. Luzern , S. f. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss. vornehmlich in Deutschland. Abt. . (Gesch. der Wiss. in Deutschland /). München/Leipzig (Nachdr. München , Hildesheim/New York ) S. . – Thomas Zotz: Adel, Bürgertum und Turniere in dt. Städten vom . bis . Jh. In: Das ritterliche Turnier im MA. Beitr. zu einer vergleichenden Formen- und Verhaltensgesch. des Rittertums (Veröff. des Max-Planck-Inst. für Gesch. ). Göttingen , S. –, hier S. , . – Ortwin Gamber: Ritterspiele und Turnierrüstung im SpätMA. In: ebd., S. –, hier S. . – Werner Paravicini: Die ritterlichhö sche Kultur des MA (Enzyklopädie dt. Gesch. ). München , S. , f. – Ulrich Wagner: Gesch. der Stadt Würzburg. Bd. . Stuttgart , S. . – Sonja Kerth: Sigmund v. G.: Turniere. In: Vom Großen Löwenhof zur Universität. Würzburg und die dt. Lit. im SpätMA. Hg. v. Horst Brunner/Hans-Günter Schmidt. Wiesbaden , S. f. (S. : Faks. vorderer Innendeckel). – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Hillay Zmora: The Feud in Early Modern Germany. Cambridge u. a. , S. f., , . VZ Weiglin, Jakob, * erste Hälfte . Jh., † vor Mai . – Stadtammann, wahrscheinlicher Übersetzer eines lat. Moraltraktats. W. gilt als wahrscheinlicher Autor einer dt. Übersetzung von De duodecim abusivis saeculi. Der lat. Traktat wurde früher dem Kirchenvater Cyprian († ) oder auch → Augustinus zugeschrieben, stammt aber wohl erst aus dem . Jh. Der Text behandelt zwölf Bespiele für Fehlverhalten oder Missstände – etwa ein gesetzloses Volk, eine schamlose Frau und einen Reichen, der keine Almosen gibt. Die dt. Übertragung gilt als weitgehend vorlagentreu, weist aber auch Kürzungen, Erweiterungen und Übersetzungsfehler auf. Zu den Erweiterungen zählt ein geistlicher Schlussteil mit einem
. Hälfte . Jh. Sündenbekenntnis und der Bitte um göttliche Vergebung. Während Drucke des lat. Textes schon ab ca. überliefert sind, erschien die Übersetzung erst . In der Schlussschrift des dt. Drucks wird ein anonymer Amman und Vogt zu Messkirch als Bearbeiter genannt. W.s Lebensumstände und das Erscheinungsjahr des Drucks legen W.s Autorschaft nahe. Er war wahrscheinlich ein Sohn des Messkircher Ratsherrn Heinrich Weiglin. Ab in Messkirch nachweisbar, war W. dort von vor bis mindestens Stadtammann. Seine Tätigkeit fällt in die Regierungszeit von → Johannes Werner d. Ä. von Zimmern († ). Dieser hatte nachweislich literarische Interessen, könnte die Übersetzung also initiiert haben. Wohl von einem anderen Autor stammt eine weitere dt. Übersetzung von De duodecim abusivis saeculi. Der Text ist in einer St. Galler Handschrift des . Jh. erhalten. Er zeigt textliche Anklänge an weltliche Priameln, die sich ebenfalls auf die zwölf Missstände des PseudoCyprian beziehen. Ü: Anonyme dt. Übersetzung: St. Gallen, Stiftsbibl., cod. , S. – (Pap., . Jh.). – Vgl. www.stibi.ch/handschriften/hss/ .htm. D: Dt.: Reutlingen: Johann → Otmar, [] (GW ). – Lat. Drucke ab um im GW. A: Online-Faks. des dt. W.–Drucks: http://daten.digitale-sammlungen.de/. – Lat. Ausg. u. a. in PL () Sp. –. – Hellmann (s. Lit.). L: Christine Stöllinger-Löser, VL () Sp. f. – Pseudo-Cyprianus: De XII abusivis saeculi. Hg. v. Siegmund Hellmann. Leipzig , S. –. – Wolfgang Stammler: Dt. Philologie im Aufriß. Bd. . Berlin , Sp. . – Hansjürgen Kiepe: Die Nürnberger Priameldichtung. Unters. zu Hans Rosenplüt und zum Schreib- und Druckwesen im . Jh. (MTU ). München u. a. , S. . – Klaus Graf: Hat J. W. ‹De duodecim abusivis saeculi› übersetzt?, , http:// archiv.twoday.net/stories//. MM Bleiberger Bergordnung. – Bambergische Rechtssatzung in Kärnten, oder . Das Bleiberger Bergbaugebiet liegt in den Südlichen Kalkalpen von Kärnten. schenkte Kaiser Heinrich II. die Ländereien vom Unteren Gailtal bis zum Kanaltal dem von ihm sieben Jahre zuvor
. Hälfte . Jh. gegründeten Bistum Bamberg; später kam auch das Bleiberger Hochtal zum Hochstift Bamberg, das das bergrechtliche Privileg über diese Besitztümer erhielt. Eine erste Erwähnung erfolgte am .., als ein Heinrich Putigler in einer Urkunde bestätigte, dass ihm Werntho Schenk von Reicheneck († ), Elekt des Bischofsstuhls von Bamberg von bis , ein auf dem «Pluyberg pey Villach» gelegenes Burglehen verliehen habe. Laut Präambel von fanden sich die Bleiberger Gewerken zusammen, um mit bischö ichen Räten und Amtleuten – vermutlich auch mit den Fuggern, die am .. eine «Saigerhütte» in Gailitz errichteten – jene Bergordnung zu erarbeiten, die durch Bischof Heinrich III. Groß von Trockau (–) oder in Kraft gesetzt wurde. Die über Umwege vor allem vom Schladminger Bergbrief (→ Lienhart der Eckelzain), aber auch von der Görzer Bergordnung von beein usste älteste Bergordnung für Bleiberg regelt u. a. die Größe eines Grubenfeldes (Bleiberger «Maß»), die Arbeitszeit und die Entlohnung der Knappen sowie Abbau, Förderung und Sortierung der Erze. Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung wurde eine neue Bergordnung notwendig, der eine von dem Bergrichter Georg Anichhofer verfasste folgte. Ü: Klagenfurt, Landesarch., Ständisches Arch., Hs. , S. ff., ff. (Abschrift). – Bamberg, Staatsarch., Kärntner Lit. B a Nr. , S. – (Abschrift; Abdruck in: Dreissigster Ber. über das Wirken und den Stand des hist. Vereins zu Bamberg im Jahre /. Bamberg , S. –). L: Karl-Heinz Ludwig, VL () Sp. f. – Hermann Wießner: Gesch. des Kärntner Bergbaues. Tl. : Gesch. des Kärntner Buntmetallbergbaues mit besonderer Berücksichtigung des Blei- und Zinkbergbaues (Arch. für vaterländische Gesch. und Topographie /). Klagenfurt , S. –. – Michael Mitterauer: Produktionsweise, Siedlungsstruktur und Sozialformen im österr. Montanwesen des MA und der frühen Neuzeit. In: Österr. Montanwesen. Produktion, Verteilung, Sozialformen. Hg. v. dems. Wien , S. –. – Raimund Willecke: Die dt. Berggesetzgebung. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Essen , S. –. – Evelyne Webernig: Die bambergischen, salzburgischen und landesfürstlichen Bergwerksordnungen für Kärntner Montanbetriebe. In:
Es tu scolaris? Grubenhunt & Ofensau. Vom Reichtum der Erde. Landesausstellung Hüttenberg/Kärnten . Bd. . Klagenfurt , S. –, hier S. . – Harald Witthöft: Überlegungen zu Zahl, Maß und Gewicht im Bergbau und dem Hütten- und Hammerwesen. Von Numerik und materieller Kultur in MA und früher Neuzeit. In: Konjunkturen im europäischen Bergbau in vorindustrieller Zeit. FS Ekkehard Westermann. Hg. v. Christoph Bartels/ Markus A. Denzel (Vierteljahrschr. für Sozial- und Wirtschaftsgesch., Beihefte ). Stuttgart , S. –, hier S. f. – Stephan Wulz: Die Entwicklung des Bleiberger Bergbaues. Ein geschichtlicher und technischer Rückblick. Bad Bleiberg . BJ Es tu scolaris? – Lat.-dt. Schülergesprächsbüchlein, gedruckt seit /. Das / in Reutlingen erstmals gedruckte, anonyme lat.-dt. Gesprächsbüchlein erzielte, gleichsam aus dem Nichts, in den nicht einmal sieben Jahren bis die fabulöse Zahl von (im GW nachgewiesenen) Ausgaben. Weitere acht Nachdrucke folgen bis (Leipzig). Um bezeugt der Lehrplan der berühmten Ulmer Lateinschule die Kanonizität des Werkleins, das sich vom Südwesten aus rasch bis in die Universitätsstädte Köln und Leipzig vorarbeitete. Noch in der neueren Forschung wird es gelegentlich mit dem → Scolaris (bzw. Regimen scolarium) verwechselt. «Es tu scolaris?» ist die erste Frage in einer Art Examenskompendium, das in Frage und Antwort den Schulstoff in überschaubarer, sprachlich anspruchsloser Weise darbietet. Der erste Teil bietet eine lat. Phraseologie, die von Alltagssituationen ausgeht, und prüft dabei «litterae et mores» ab. Er gliedert sich in vier Kapitel, die sich an die unterschiedlichen Niveaustufen der «tabulistis», «cathonistis», «donatistis» und «alexandristis» richten. Der nur in einigen Au agen vorhandene zweite Teil präsentiert dt. Phrasen (mit lat. Übersetzung), die dem Schüler Orientierung im Schulalltag ermöglichen (u. a. Ausreden für nicht gemachte Hausaufgaben, Gründe für das Zuspätkommen und für Abwesenheit). Das auf die mündliche Unterrichtssituation hin konzipierte Büchlein ist ein instruktives Beispiel für die Verschränkung von schriftlicher und mündlicher Kommunikation im ma. Schulraum. Es teilt das Schicksal anderer elementarer Hilfsmittel (etwa
Geßler des → Vocabularius Ex quo), von Späteren als repräsentativ für das sprachliche Niveau des ausgehenden MA missdeutet worden zu sein. Ü: Rd. Drucke, keine Hss.: GW –, Sp. a-c, –, –, , N; VD E –, E , ZV –. A: Eine Ausgabe fehlt noch immer. L: Nikolaus Henkel, VL () Sp. f. – Johannes Müller: Quellenschr. und Gesch. des deutschsprachigen Unterrichts bis zur Mitte des . Jh. Gotha (Nachdr. ) S. –. – Vor- und frühreformatorische Schulordnungen und Schulverträge in dt. und ndl. Sprache. Hg. v. Johannes Müller (Slg. selten gewordener pädagogischer Schr. früherer Zeiten /). Tle. Zschopau /, S. . – Johann Jakob Bäbler: Beitr. zu einer Gesch. der lat. Grammatik im MA. Halle/S. , S. –. – Ulrich Schindel: Die ‹auctores› im Unterricht dt. Stadtschulen im SpätMA und in der frühen Neuzeit. In: Stud. zum städtischen Bildungswesen des späten MA und der frühen Neuzeit. Hg. v. Bernd Moeller u. a. Göttingen , S. –, bes. S. f. – N. Henkel: Dt. Übersetzungen lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit (MTU ). München , S. f. – Ulrike Bodemann/Klaus Grubmüller: Schriftliche Anleitung zu mündlicher Kommunikation. Die Schülergesprächsbüchlein des späten MA. In: Pragmatische Schriftlichkeit im MA. Hg. v. Hagen Keller u. a. (MMS ). München , S. –, bes. S. f. – A. Wingen-Trennhaus: E. t. s.? In: Pirckheimer-Jb. () S. –, bes. S. f. – Michael Baldzuhn: Schulbücher im Trivium des MA und der Frühen Neuzeit. Bde. Berlin/New York , S. –. CF Geßler, Heinrich, * Freiburg i. Br., † (?) an der Pest (?) in Straßburg. – Verfasser einer gedruckten Brie ehre. Die Kenntnisse zur Biographie G.s beruhen zum großen Teil auf Angaben aus dessen eigenem Werk. Im Sommersemester immatrikulierte er sich an der Universität seiner Heimatstadt und studierte nach den Artes die Rechte. ist er als kaiserlicher Notar belegt. – stand G. in Konstanz, wo er das Bürgerrecht erwarb, als juristischer Ratgeber in bischö ichem Dienst. Später siedelte er nach Straßburg über und war dort als Anwalt, auch als Fürsprecher des Stadtrats tätig. ist G. wieder in Freiburg bezeugt. Das
. Hälfte . Jh. von Ulrich Zasius (–) in einem Brief vom September an Philipp Engentinus mitgeteilte Sterbedatum G.s setzt ein hohes Alter des Juristen voraus. Zasius nennt zudem nicht G.s Vornamen, sondern schreibt von einem «Chrysostomus autem Gessler» (Joseph Anton von Riegger [Hg.]: Vldarici Zasii Epistolae ad viros aetatis svae doctissimos. Ulm , S. f.). Seine Brie ehre hat G. im März oder April abgeschlossen. Laut Vorrede habe er in Rechtsangelegenheiten «die lantschaften schwaben vnnd elsaß» bereist und dabei in «drißig jaren» Material gesammelt «vnd diß buchly geformt». Diese Angabe könnte insofern zutreffen, als die Musterbriefe der Kompilation durchweg aus dem juristischen Bereich stammen und G.s Berufspraxis direkt re ektieren. Seine New practicirt rethoric vˉn brieff formulary erfüllt somit in erster Linie die Funktion eines Briefstellers für den juristischen Schriftverkehr, wodurch sie sich von anderen spätma. dt. Brie ehren deutlich unterscheidet (→ Friedrich von Nürnberg, → Formulare und deutsch Rhetorica, Friedrich → Riedrer). Der Text ist in drei Segmente gegliedert. Der erste Teil («New regel der rhetoric») behandelt auf Seiten die unterschiedlichen Stände potenzieller Adressaten und die jeweiligen adäquaten Anredeformen. Prinzipiell unterscheidet G. zwischen weltlichem und geistlichem Stand, wobei jeder Stand wiederum in drei Grade unterteilt wird, «nˉelich oberst mittel vnd niderst». Gelehrte und Frauen fasst G. dabei als eigenständige Gruppen auf. Auch werden spezielle Anredezusätze für die Adresse von «juden oder vncristen» angegeben. Der zweite Abschnitt («Figur vnnd forme der missiuen oder epistel») bringt Musterbriefe für konkrete Anlässe im Rechtsverkehr: Schuld-, Zins-, Kaufbriefe und dergleichen. Die Muster enthalten Namen, Ortsangaben und gelegentlich Datierungen (–). Überschriften bezeichen den jeweiligen Verwendungskontext («Also verschreibt sych ein witwe vmb ein schuld» u. ä.). Der letzte Teil bietet «manigerley formen zu den gerichtshendeln dienend». Hier engt G. den juristischen Charakter der Kompilation zusätzlich ein, indem er Korrespondenzmuster anbietet, die dem Standard der Amtssprache in Rechtsprozessen genügen. Das Spektrum der Themen reicht von der Schuldeintreibung («gmeiner gwaltsbrieffe schulden jn ze bringen») über Vertragsformulierungen («Forma eins compromiß/gutlichen vertrags») bis
. Hälfte . Jh. zur Aufhebung der Leibeigenschaft («Forma ein eigen man seiner eigenschafft ze erlaßen»). Mit seiner juristischen Spezialrhetorik ist G. offensichtlich auf ein reges zeitgenössisches Interesse gestoßen: Bis sind insgesamt sieben Ausgaben bekannt. Außerdem wurde sie als Vorlage für weitere Briefsteller herangezogen; sie ist auch im Kontext des Schulunterrichts belegt. Dem handschriftlichen Kompendium mit Unterrichtstexten des Schulmeisters → Peter van Zirn ist ein Exemplar des Erstdrucks der New practicirt rethoric vorgebunden. D: Erstdruck: Straßburg: Johann Prüss, o. J. [] (GW ); Bll. Titel: «(W)Ie man einem yecklichˉe was wurden vnd stads der ist schryben soll new practicirt rethoric vˉn brieff formulary des adels stetten vnd lene dern des hochtuchˉe yetz louffenden stylums vˉn gebruchs». – Fünf weitere Straßburger Ausgaben von –, eine Augsburger Ausgabe von (VD G –, ZV ). Titel der Nachdrucke jeweils: «Formulare vnd tütsch rethorica». – Zu Digitalisaten s. GW/VD (online). – Ein handschriftliches Gebetbuch (München, BSB, Cgm ) stammt womöglich aus dem Besitz G.s und/oder ist von ihm geschrieben worden. Vgl. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis /). Wiesbaden , S. . L: Roderich Stintzing, ADB () S. . – Volker Zimmermann, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. . – R. Stintzing: Gesch. der populären Lit. des römisch-kanonischen Rechts am Ende des fünfzehnten und im Anfang des sechszehnten Jh. Leipzig (Nachdr. Aalen ) S. –. – Julius Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch. Bd. . Heidelberg , S. . – Peter-Johannes Schuler: Notare Südwestdeutschlands. Ein prosopographisches Verz. für die Zeit von bis ca. . Textbd. (Veröff. der Kommission für geschichtliche Landeskunde in BadenWürttemberg B/). Stuttgart , S. (Nr. ). – Armin Sieber: Dt. Rhetorikterminologie in MA und früher Neuzeit (Saecvla spiritalia ). Baden-Baden , S. . – P.-J. Schuler: Unbekannte Basler Urkunden aus Formelbüchern. In: Basler Zs. für Gesch. und Altertumskunde () S. – passim. – Joachim Knape/Bernhard
Riedrer Roll: Rhetorica. dt. Rhetorikschr. des . Jh. (Gratia ). Wiesbaden , S. f., , . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Friedrich Riederer. Spiegel der wahren Rhetorik (). Hg. v. J. Knape/Stefanie Luppold (Gratia ). Wiesbaden , S. XI. – Jan Hon: Alexander Huges Briefrhetorik und die Autorität der Mustertextslg. In: Rhetorik in MA und Renaissance. Konzepte – Praxis – Diversität. Hg. v. Georg Strack/Julia Knödler (Münchner Beitr. zur Geschichtswiss. ). München , S. –, hier S. –, , , f. VZ Riedrer, Friedrich (auch: Riederer), * um Mühlhausen am Bodensee (heute MühlhausenEhingen), † um Freiburg i. Br. (?). – Skriptor, Drucker und Verfasser einer gedruckten Rhetoriklehre. R. wurde als Spross einer Bauernfamilie und Leibeigener der Ritter von Friedingen zu Hohenkrähen geboren. Bei den Friedingern dürfte er erste kanzlistische Kenntnisse erworben haben, bevor ihm seine Herrschaft ein Hochschulstudium ermöglichte. schrieb R. sich in die Freiburger Universitätsmatrikel ein. Vermutlich aus nanziellen Gründen erlangte er allerdings keinen akademischen Titel. Dennoch war R. für die Stadt Freiburg als Skriptor tätig. erscheint er als Substitut des Gerichtsschreibers Urban Vogler; – führte er das städtische Herrschaftsrechtsbuch. Neben diesen Engagements im öffentlichen Dienst arbeitete R. vorwiegend als freier Schreiber und führte zudem – im Nebenerwerb eine eigene Druckoffizin. Insgesamt sind neben siebzehn Einblattdrucken mindestens dreizehn von R. gedruckte Werkausgaben nachgewiesen. Darunter ndet sich sein eigener Spiegel der wahren Rhetorik (S. d. w. Rh.). Auch ansonsten lässt sich für das Corpus der Drucke aus R.s Offizin ein dezidierter Schwerpunkt im Bereich Rhetorik, Poetik und Dichtung konstatieren. Durch seine beru iche Tätigkeit, durch die Heirat einer wohlhabenden Witwe und durch offensichtlich gute Kontakte zur städtischen Bürger- und Gelehrtenschaft avancierte R. sowohl zu einem wohlhabenden als auch angesehenen Bürger Freiburgs. Sein im Dezember gedruckter S. d. w. Rh. erschien im ersten Jahr von R.s Drucktätigkeit;
Riedrer er übertrifft alle weiteren Titel seines Druckprogramms an Umfang und drucktechnischem Aufwand. Der S. d. w. Rh. steht zwar in der von → Friedrich von Nürnberg vorgeprägten und noch jungen Tradition dt. gedruckter briefrhetorischer Formularbücher (→ Formulare und deutsch Rhetorica [], New practicirt rethoric vˉn brieff formulary Heinrich → Geßlers [Frühjahr ]), geht in seinem theoretischen Anspruch aber weit über seine Vorläufer hinaus. Das lässt schon der Hinweis auf die für die Humanisten herausragende Autorität → Cicero («M. Tulio. C.») auf dem Titelblatt erahnen. Gewidmet ist der S. d. w. Rh. einerseits «Rector vnd vniuersitet der Hohen Sch˚ul» und andererseits «Burgermeister Schultheissen Rat vnd gericht z˚u Friburg in Brißgow». Damit gibt R. einen deutlichen Hinweis auf die von ihm intendierte Verwendung seiner Rhetorik als Lehrbuch sowohl für den akademischen Betrieb als auch für die Ausbildung von Kanzleilehrlingen. Der S. d. w. Rh. gliedert sich nach einer Vorrede in einen theoretischen ersten Teil und in zwei weitere Segmente mit Briefformularen. Die Formularabschnitte haben deutlichen Praxisbezug und bieten überwiegend reale Vorlagen als Briefexempel. Die drei Teile haben ungefähr die gleiche Länge (während etwa bei Geßler dem reichen Formularschatz nur eine sehr knappe theoretische Grundlegung vorausgeht). Da einige Abschnitte eine eigene Widmung oder Vorrede aufweisen, ist davon auszugehen, dass das dargebotene Material zumindest teilweise nicht extra für den S. d. w. Rh. verfasst worden ist, sondern R. auch auf ältere Auftragsarbeiten zurückgegriffen hat. Der erste Teil ist im Wesentlichen eine Übersetzung der → Rhetorica ad Herennium, die zeitgenössisch als Werk Ciceros galt. Daneben zog R. Ciceros De inventione und vor allem den Liber de doctrina dicendi et tacendi des → Albertanus von Brescia heran. Der zweite Teil des S.s d. w. Rh. bringt zunächst eine Schreiber- und eine Titularlehre («Von schribenden Personen», «Von überschriften der personen tittel»). Danach folgt ein breites Spektrum öffentlicher und privater Briefformulare, das Sonderformen wie etwa Scherzbriefe einschließt. Ein fachliterarisch wichtiger Ein uss ist der spanische Humanist Jacobus Publicius (Artis oratoriae epitoma). Der dritte Hauptteil schließlich ist eine Formularrhetorik für das Vertragswesen («bekomniß genant Contract», Schiedsprüche, Gerichtsschreiben,
. Hälfte . Jh. Quittungen usw.), bei der weitgehend auf das römische Recht rekurriert wird. Der Rückbezug auf römischrechtliche Autoritäten ist im Kontext der zeitgenössischen Neurezeption römischen Rechts zu bewerten und zeigt R.s Absicht, im Kanzleiwesen diese «neuen» Autoritäten zu etablieren. Der S. d. w. Rh. ist das erste rhetorische Kanzleihandbuch, das humanistische Lehrinhalte mit der konkret ausgeübten Rechts- und Kanzleipraxis zu synchronisieren sucht. Als umfassende Summe rhetorischen Wissens ist der S. d. w. Rh. im zeitgenössisch fachliterarischen Umfeld dabei ohne Beispiel. Das außerordentlich vielfältige Formelmaterial erweist R. zudem als kompetenten Kenner des gesamten Rechts- und Urkundenwesens. Er verfolgt das berufsethische Ideal eines angemessenen Sprachgebrauchs in den jeweiligen Korrespondenzkontexten und liefert hierfür selbst mit seinem klaren Schreibstil, der sich deutlich vom zeitgenössisch ausufernden Stil absetzt, ein nachhaltiges Beispiel. Unabhängig von diesen Errungenschaften stellt schon allein R.s Übersetzungswerk im ersten Teil des S.s d. w. Rh. eine bemerkenswerte literarische Leistung dar. Von seinen Zeitgenossen wurde die Rhetorik des geborenen Leibeigenen, der es zum wohlhabenden Stadtbürger brachte, eingehend gewürdigt. Die Zahl der Neuau agen des S.s d. w. Rh. ist mit insgesamt vier nachgewiesenen Ausgaben begrenzt. Der letzte Druck von belegt aber zumindest ein Interesse an R.s Lehrschrift noch weit im . Jh. D: Erstdruck: Freiburg .. (GW M) Bll.; Titel: «Spiegel der waren Rhetoric. vß. M. Tulio. C. vnd andern getutscht: mit Irn glidern cluger reden Sandbriefen vnd formen. menicher contract seltzam. Regulierts Tutschs vnd nutzbar exempliert [...]». Kolophon: «Durch fridrichen Riedrer versamelt gedruckt vnd volendet». – Vier Ausgaben des . Jh.: Straßburg: Johann Prüß d. Ä., und ; ebd.: Johann Knobloch d. Ä./Paul Götz, (im Schlussteil redigiert und erweitert); Augsburg: Heinrich Steiner, (VD –). – Riedrers Druckprogramm: Zu den Einblattdrucken s. Falk Eisermann: Verz. der typographischen Einblattdrucke des . Jh. im Heiligen Römischen Reich Dt. Nation (VE ). Kat.-Bde. und . Wiesbaden , A-, F-, G-, K-, M –, M-, R, S-. – Eine Au istung der Werkausgaben bei Knape/Luppold (Ausg.) S. XVII f. – Zusätzliche
. Hälfte . Jh. Ausgaben weist GW nach (s. unter Drucker: Riederer, F.). – Zu Digitalisaten des S.s d. w. Rh. und von Titeln aus dem Druckprogramm R.s s. GW/ VD (online). A: F. Riederes Spiegel der wahren Rhetorik (). Hg. v. Joachim Knape/Stefanie Luppold (Gratia ). Wiesbaden . L: J. Braun, ADB () S. f. – Erich Kleinschmidt, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. . – E. Kleinschmidt/Red., Killy () S. . – Roderich Stintzing: Gesch. der populären Lit. des römischkanonischen Rechts am Ende des fünfzehnten und im Anfang des sechszehnten Jh. Leipzig (Nachdr. Aalen ) S. –. – Johannes Müller: Quellenschr. zur Gesch. des deutschsprachigen Unterrichts bis zur Mitte des . Jh. Gotha (Nachdr. Hildesheim/New York mit einer Einf. von Monika Rössing-Hager [Documenta linguistica ]) S. –, , . – Friedrich Pfaff: FS zum vierhundertjährigen Gedächtniß des ersten Freiburger Buchdrucks. –. Freiburg i. Br. . – Paul Joachimsohn: Frühhumanismus in Schwaben. In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgesch. NF () S. –, –, hier S. f. – Carl Benzinger: Inkunabeldrucke der F. Riedererschen Offizin in Freiburg i. Br. In: Zentralbl. für Bibliothekswesen () S. –. – Ernst Voulliéme: Die dt. Drucker des . Jh. (Dt. und italienische Inkunabeln []). Berlin , S. . – Josef Rest: Freiburger Bibl. und Buchhandlungen im . und . Jh. In: Aus der Werkstatt. Den dt. Bibliothekaren zu ihrer Tagung in Freiburg, P ngsten . Hg. v. dems. Freiburg i. Br. , S. –, hier S. . – Hans Heinrich Bockwitz: Berühmte Drucker und Verleger der Inkunabelzeit. Kilian Piscator und F. R. in Freiburg i. Br. In: Börsenbl. für den dt. Buchhandel () S. f. – Ludwig Klaiber: Buchdruck und Buchhandel in Freiburg i. Br. Ein geschichtlicher Überblick. Freiburg i. Br. , S. f. – Gerhart Burger: Die südwesdt. Stadtschreiber im MA (Beitr. zur schwäbischen Gesch. /). Böblingen , S. . – Gerhard Eis: Ma. Fachprosa der Artes. In: Dt. Philologie im Aufriß. Bd. . Hg. v. Wolfgang Stammler. Berlin , Sp. –, hier Sp. . – Ferdinand Geldner: Die dt. Inkunabeldrucker. Ein Hb. der dt. Buchdrucker des . Jh. nach Druckorten. Bd. : Das dt. Sprachgebiet. Stuttgart , S. –. – Folkmar Thiele: Die Freiburger Stadtschreiber im
Riedrer MA (Veröff. aus dem Arch. der Stadt Freiburg i. Br. ). Freiburg i. Br. , S. , , , , . – E. Kleinschmidt: Humanismus und urbane Zivilisation. F. R. (um – um ) und sein ‹Spiegel der waren Rhetoric›. In: ZfdA () S. –. – Severin Corsten/Reimar Walter Fuchs (Hg.): Der Buchdruck im . Jh. Eine Bibliogr. Stuttgart , S. . – J. Knape/Armin Sieber: Rhetorik-Vokabular zur zweisprachigen Terminologie in älteren dt. Rhetoriken (Gratia ). Wiesbaden , S. f., , und passim (Sigle Rie). – Ute Schwarz: Das Briefbuch des F. R. In: Kommunikationspraxis und ihre Reexion in frühnhd. und nhd. Zeit. FS Monika Rössing-Hager. Hg. v. Britt-Marie Schuster. Hildesheim/New York , S. –. – J. Knape: F. Riederer. ‹Spiegel der wahren Rhetorik› (). MA und Renaissance in der ersten deutschsprachigen Gesamtrhetorik. In: Ders.: Allgemeine Rhetorik. Stationen der Theoriegesch. (RUB ). Stuttgart , S. –. – Ders.: F. Riederers «ars memorativa». In: Seelen Maschinen. Gattungstraditionen, Funktionen und Leistungsgrenzen der Mnemotechniken vom späten MA bis zum Beginn der Moderne. Hg. v. Jörg Jochen Berns/Wolfgang Neuber (Frühneuzeit-Stud. NF ). Wien u. a. , S. –. – Hermann Baumeister: Der frühe Freiburger Buchdruck: Kilian Fischer und F. R. In: Aus dem Antiquariat () Nr. , S. –. – Ders.: Der Freiburger Buchdruck in der Inkunabelzeit. Ein Spiegel der geistigen Strömungen und neuartiges Kommunikationsmittel der Zeit. In: Schau-ins-Land. Zs. des Breisgau-Geschichtsver. () S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – J. Knape: Rhetorik und Stilistik der deutschsprachigen Länder in Humanismus, Renaissance und Reformation im europäischen Kontext. In: Rhetorik und Stilistik. Ein internationales Hb. hist. und systematischer Forschung. Hg. v. Ulla Fix. Halbbd. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswiss. /). Berlin/New York , S. –, hier S. –, . – J. Knape/S. Luppold: Rhetorische und stilistische Praxis des Dt. in den deutschsprachigen Ländern in Humanismus, Renaissance und Reformation. In: ebd., S. –, hier S. f., –. – Knape/ Luppold (Ausg.) S. XI–XXXVIII. – Komm. zu F. Riederers ‹Spiegel der wahren Rhetorik›. Hg. v. J.
Tichtel Knape/S. Luppold. Mit einem Beitr. zu den Illustrationen der Drucke von Lothar Schmitt (Gratia ). Wiesbaden . – Jan Hon: Alexander Huges Briefrhetorik und die Autorität der Mustertextslg. In: Rhetorik in MA und Renaissance. Konzepte – Praxis – Diversität. Hg. v. Georg Strack/Julia Knödler (Münchner Beitr. zur Geschichtswiss. ). München , S. –, hier S. – passim. VZ Siegmund von Prüstat (auch: Prustat, Brestadt, Prigstat; Siegmund Faber [Sigismund Fabri]). – Verfasser von Prognostiken, spätes . Jh. Der aus dem unterfränkischen Prichsenstadt stammende S. schrieb sich im September als «Segismundus Fabri de Brestadt» an der Kölner Artistenfakultät ein. Nach dem Abschluss seines Studiums als Magister wurde er als «Astrologus der hohen schul zu Cöln» von seiner Universität mit kalendarischen Berechnungen und Jahresprognosen für die Stadt Köln beauftragt. Die älteren beiden seiner insgesamt drei im Druck erhaltenen iatromathematisch ausgerichteten deutschsprachigen Arbeiten gehen auf das Jahr . Die Practica Colonensis auf ist König Vladislav II. von Böhmen und Ungarn gewidmet; sie wurde auch in tschechischer Übersetzung in Prag publiziert. D: Almanach auf das Jahr . Einblattdruck Ingolstadt: Johann Kachelofen (GW ; vgl. Falk Eisermann: Verz. der typographischen Einblattdrucke des . Jh. im Heiligen Römischen Reich Dt. Nation [VE ]. Bd. : Kat. A–I. Wiesbaden , S. [Fabri von Prüstat, Siegmund]; Digitalisat unter: http:// inkunabeln.digitale-sammlungen.de/). – «Practica e Coloniensis von Coln Magistri Sigismˉudi von e Prustat» auf das Jahr . Nürnberg: Peter Wagner (GW ) und Reutlingen: Johann → Otmar (GW N); tschechische Übersetzung: «Practika Colinska z Colina Raynu Mistra Zikmundowa z prusstatu». Prag: Drucker des Koranda-Beneda (GW ). – «Practica coloniensis magistri sigismundi von prustat» auf das Jahr . Nürnberg: P. Wagner (GW ) und Ulm: Johann Schäffler (GW ; abweichender Titel: «Dise practic hat gemacht meister Sigmˉud prustat in der loblie chen vniuersitet Koln»). Vermutlich bietet auch ein nur fragmenatrisch erhaltener Druck die Praktik auf : Ulm: Konrad Dinckmut (GW ). A: Hundert Kalender-Inkunabeln. Hg. v. Paul Heitz. Mit begleitendem Text von Konrad Haebler. Straßburg , Nr. (GW ).
. Hälfte . Jh. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Die Matrikel der Univ. Köln. Bearb. v. Hermann Keussen. Bd : – (Publ. der Ges. für rheinische Geschichtskunde /). Bonn (Nachdr. Düsseldorf ) S. . – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. ., unveränd. Au . der Erstau . von mit einem Nachtrag von Nummern. Stuttgart , S. , , . – Ferdinand Geldner: Zum Ingolstädter Buchdruck des . Jh. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Ders.: Die dt. Inkunabeldrucker. Ein Hb. der dt. Buchdrucker des . Jh. nach Druckorten. Bd. . Stuttgart , S. . – Die Graphikslg. des Humanisten Hartmann Schedel Hg. v. Béatrice Hernad (BSB Austellungskat. ). München , S. . – Christoph Schöner: Mathematik und Astronomie an der Univ. Ingolstadt im . und . Jh. (Ludovico Maximilianea Forschungen ). Berlin , S. . – Randall Herz: Das Titelblatt in Nürnberg. Entwicklungslinien der Titelformulierung und Titelblattgestaltung. In: Arch. für Gesch. des Buchwesens () S. –, hier S. , . VZ Tichtel, Johann(es) (auch: Han[n]s Tichtl), * Grein/Oberösterreich, † zwischen .. und .. Wien. – Arzt und Frühhumanist; Verfasser tagebuchähnlicher Aufzeichnungen. T. immatrikulierte sich an der Wiener Artistenfakultät (Licentiat ) und wechselte an die Medizinische Fakultät (Baccalaureus med. ). Nach seiner Promotion zum Dr. med. ließ er sich als Arzt in Wien nieder. wurde er auf einen medizinischen Lehrstuhl der Universität berufen. Er stand seiner Fakultät zwischen und zehnmal als Dekan vor. / versah er das Superintendentenamt der Universität. Der angesehene Mediziner verkehrte in humanistischen Kreisen: war Konrad Celtis Gast im Hause T.s und zählte der Arzt zu den Gründungsmitgliedern der «Sodalitas litteraria Danubiana», einer von Celtis initierten Vereinigung zur Beförderung der humanistischen Wissenschaften und Literatur. In der Regel trafen sich die Mitglieder im Haus von Johannes Cuspinian. Celtis hat eine Ode sowie drei Epigramme auf T. verfasst (Conrad Celtis. Oden, Epoden, Jahrhundertlied. Libri odarum quattuor, cum epodo et saeculari carmine. Übers. und hg. v. Eckart Schäfer [NeoLatina ]. Tübingen , S. – [Nr. II,]; Karl Hartfelder: Fünf Bücher
. Hälfte . Jh. Epigramme v. Konrad Celtes. Berlin [Nachdr. Hildesheim ] S. [IV,] [IV,] [V,]). Genuin humanistische Schriften hat T. entweder nicht verfasst oder diese müssen als verloren gelten – lediglich zwei im Geiste des Humanismus abgefasste lat. Briefe an Celtis sind erhalten. Dafür sind lat. diaristische Aufzeichnungen T.s aus den Jahren und – überkommen, die er auf Vorsatzblättern und freien Stellen gedruckter Bücher sowie auf eingebundenen Papierblättern oder Pergamentstreifen niederschrieb. Diese weisen keinerlei inhaltliche Hinweise auf die humanistische Gesinnung ihres Verfassers auf, wohl aber ihre Notation selbst: Diese ist in humanistisch bein usster Kursivschrift erfolgt. Ganz offensichtlich hat T. die stilistisch schmucklosen Notate nicht für die Publikation vorgesehen. Es handelt sich primär um Einnahmeverzeichnisse seiner ärztlichen Praxis sowie um familiäre und alltägliche Angelegenheiten und Beobachtungen, deren fehlender historiographischer Anspruch sich ihrem privaten Charakter verdankt. Die Aufzeichnungen stellen die ältesten bekannten autobiographischen Notizen eines Arztes dar – zudem aus einer Zeit, aus der persönliche Aufzeichnungen ohnehin sehr selten überliefert sind. Kulturhistorisch sind T.s chronikalische Skizzen höchst aufschlussreich. Dies gilt in besonderem Maße für die Zeit der Besatzung Wiens durch die Ungarn unter Matthias Corvinus (–). Kaiser Friedrich III. wird von T. in diesem Kontext mit verbitterten Kommentaren der Untätigkeit bezichtigt. T.s Verfasserschaft für eine akademische Rede anlässlich der «collatio» der Universität zum Fest des heilig gesprochenen Leopold (→ Leopold III. der Heilige, Markgraf von Österreich) am .. im Stephansdom ist nicht gesichert (erstmalige Zuschreibung durch Stenzel, VL [] Sp. ). Daran, dass der überlieferte Text ein Autograph T.s ist, besteht kein Zweifel. Dessen Niederschrift bendet sich wie die anderen Aufzeichnungen T.s in einem gedruckten Buch aus seinem ehemaligen Besitz. Es könnte sich aber auch um eine bloße Nach- oder Abschrift T.s handeln. Darauf, dass er persönlich die Rede gehalten und verfasst habe, gibt T. selbst keinerlei Hinweise. Das verwundert insofern, als seine anderweitigen Schriften äußerst ichbezogen sind. Auch entspricht das Latein der Leopold-Oratio nicht dem humanistisch beinussten Latein, wie es in T.s Briefen aufscheint.
Tichtel Vielleicht kommt für die Rede eher ein Autor mit theologisch-kanonistischer Ausbildung in Frage, wenngleich T.s Urheberschaft nicht zur Gänze ausgeschlossen werden kann (vgl. Wagendorfer , S. –). Ü: Inkunabeln aus dem Besitz T.s mit eigenhändigen Eintragungen: Gaius Plinius Secundus: Historia naturalis. Venedig: Nicolas Jenson, (GW M). Privatbesitz (zuletzt Ramsen [Schweiz] Antiquariat Bibermühle [Heribert Tenschert]; davor London, Auktionshaus Christie’s [Auktion ]; davor München, Auktionshaus F. Zisska & R. Kistner [Auktion ]). Wenige verstreute kurze diaristische Notizen. Am Schluss des nicht paginierten Bandes ist die «oracio in stacione universitatis Viennensis ad sanctum Stephanum ibidem in die sancti Leopoldi pii marchionis Austrie anno domini » eingetragen. Das in diesem Band verzeichnete vermeintliche Sterbedatum T.s () ist ein späterer Eintrag anderer Hand und bezieht sich auf Elisabeth von Habsburg (die tatsächlich aber verstarb). Vgl. zum Buch den Auktionskat.: Hss., Autographen, seltene Bücher. Buch- und Kunstauktionshaus F. Zisska & R. Kistner München / () S. f. (Nr. ) und Wagendorfer , S. –. – Aristoteles: De animalibus. Venedig: Johann v. Köln/Johann Manthen, (GW ). Wien, ÖNB, Ink. –. Wenige verstreute kurze diaristische Notizen. – Avicenna: Canon Liber . o. O. [Italien] (GW ). Wien, ÖNB, Ink .A.. Hauptzeuge der Tagebuch-Aufzeichnungen T.s. A: Teilausg. der Notizen aus Ink. .A.: Adrian Rauch: Ioan. Tichtelii Diarium res Viennae potissimum aetate sua gestas enarrans et ab anno usque ad annum deductum. In: Ders.: Rerum Austriacarum scriptores, qui lucem publicam hactenus non viderunt, et alia monumenta diplomatica nondum edita. Bd. . Wien , S. –. – Theodor Georg von Karajan: J. T.s Tagebuch. Sigmunds von Herberstein Selbstbiogr. Johannes Cuspinians Tagebuch. Georg Kirchmairs Denkwürdigkeiten (Fontes rerum Austriacarum , ). Wien (Nachdr. Graz ) S. –. – Auszug aus den Notizen aus Ink. –: Mazal , S. . – Briefe: Karajan (s. o.) S. f. – Der Briefwechsel des Konrad Celtis. Gesammelt, hg. und erl. v. Hans Rupprich (Veröff. der Kommission zur Erforschung der Gesch. der Reformation und Gegenreformation, Humanistenbriefe ). München
Amman(n) , S. – (Nr. ) – (Nr. ). – Leopold-Oratio: Wagendorfer , S. –. Ü: Justus Schmidt: Wien unter Fremdherrschaft. Die Aufzeichnungen des Greiner Arztes J. T. In: Oberösterr. Heimatbll. () S. – (Auswahl aus Ink. .A.). L: Franz von Krones: Hanns Tichtl, ADB () S. f. – De Boor/Newald / () S. . – Winfried Stelzer, VL () Sp. –. – Karajan (s. Ausg.) S. VI–IX. – Adalbert Horawitz: J. T., ein Wiener Arzt des . Jh. In: Berichte und Mittheilungen des AlterthumsVer. zu Wien () S. –. – Karl Schrauf (Hg.): Acta facultatis medicae universitatis. Bde. und . Wien /, Reg. – Gustav Bauch: Die Rezeption des Humanismus in Wien. Eine literarische Studie zur dt. Universitätsgesch. Breslau (Nachdr. Aalen ) S. , f., f. – Karl Großmann: Die Frühzeit des Humanismus in Wien bis zu Celtis Berufung . In: Jb. für Landeskunde von Niederösterreich () S. –, hier S. f. – Otto Mazal: Notizen des Dr. J. Z. zur Gesch. der Auseinandersetzung Friedrichs III. mit Matthias Corvinus (–). In: MIÖG () S. –. – Alphons Lhotsky: Quellenkunde zur ma. Gesch. Österreichs (MIÖG Erg.Bd. ). Graz u. a. , S. f. – Harry Kühnel: Ma. Heilkunde in Wien (Stud. zur Gesch. der Univ. Wien ). Graz/Köln , S. –. – Matthias Corvinus und die Renaissance in Ungarn, –. Bearb. v. Gottfried Stangler (Kat. des Niederösterr. Landesmuseums ). Wien , Nr. . – Paul Uiblein: Die Quellen des SpätMA. In: Die Quellen der Gesch. Österreichs. Hg. v. Erich Zöllner (Schr. des Inst. für Österreichkunde ). Wien , S. –, hier S. f. – P. Uiblein: Die Kanonisation des Markgrafen Leopold und die Wiener Univ. In: Jb. des Stiftes Klosterneuburg NF () S. – (wieder in: Ders.: Die Univ. Wien im MA. Beitr. und Forschungen. Hg. v. Kurt Mühlberger/Karl Kadletz [Schriftenr. des Universitätsarch. ]. Wien , S. –, bes. S. – [s. auch das Reg. des Bd.]). – Felix Czeike: Hist. Lex. Wien. Bd. . Wien , S. . – Harald Tersch: J. T. (nach –/), Tagebuch. In: Ders.: Österr. Selbstzeugnisse des SpätMA und der frühen Neuzeit (–). Eine Darstellung in Einzelbeitr. Wien u. a. , S. –. – K. Mühlberger: Das Wiener Studium zur Zeit des Königs Matthias Corvinus. In: Themen der Wissenschaftsgesch. Hg. v.
. Hälfte . Jh. Helmuth Grössing (Wiener Beitr. zur Gesch. der Neuzeit ). Wien/München , S. –, hier S. . – Peter Csendes/Ferdinand Opll (Hg.): Wien. Gesch. einer Stadt. Bd. : Von den Anfängen bis zur ersten Wiener Türkenbelagerung (). Wien , S. (Reg.). – Dietrich Engelhardt (Hg.): Biogr. Enzyklopädie deutschsprachiger Mediziner. Bd. . München , S. . – Harry Slapnicka/Franz Steinmaßl: Berühmte Persönlichkeiten aus dem Mühlviertel und dem Böhmerwald. Bd. . Grünbach , S. –. – Martin Wagendorfer: Die erste Wiener Universitätsrede zu Ehren des heiligen Leopold und der Wiener Arzt und Humanist Dr. J. T. In: Mlat. Jb. () S. – (grundlegende Neubewertung). VZ Amman(n), Jörg (auch: J. Aman, Georgius A.), * um , † nach (?). – Mediziner, Verfasser eines Pestregimen. A.s Herkunft ist unbekannt, doch bezeugt eine Ravensburger Handschrift seine niederalemannische Mundart. A.s Geburt wird von der Forschung um vermutet. Der Mediziner wird in den Quellen meist als «doctor», der «Medicin Doctor» oder «Doctorn der artzny» bezeichnet. Sein Erwerb eines akademischen Grades ist jedoch nicht nachgewiesen. Von bis mindestens um war A. Stadtarzt in Ravensburg. Möglicherweise behielt er diese Stellung auch in den folgenden Jahren. Die Stadt Esslingen versuchte zunächst vergeblich, A. aus Ravensburg abzuwerben. Erst ging A. als Stadtarzt nach Esslingen. Danach erscheint er jedoch weiterhin in den Ravensburger Steuerbüchern (, , , ). wollte er nach Memmingen wechseln, was ihm jedoch nicht erlaubt wurde. Das Ende von A.s Tätigkeit in Esslingen wird von der Forschung um / vermutet. ist nur noch A.s Ehefrau nachweisbar. Sie wird in den Quellen aber nicht als Witwe bezeichnet, also könnte A. erst nach verstorben sein. A. verfasste das dt. Pestbüchlein Regimendt in Sterbens Löuffen. Das Werk erläutert auf Seiten die Symptome der Pest sowie Methoden zur Prävention und Behandlung der Krankheit. Neben Empfehlungen zur Reinhaltung der Luft, zu Leibesübungen und gesundem Schlaf gibt A. auch Anweisungen zu Aderlass, Medikation und Diät. Nach eigenen Angaben griff A. bei der Abfassung des Pestregimen auf das Wissen gelehrter Mediziner zurück. Tatsächlich gilt der Inhalt von A.s Text
. Hälfte . Jh. als wenig innovativ, da er zahlreiche aus anderen Werken bekannte Erkenntnisse enthält. A. war ferner an der Redaktion der Esslinger Arzneitaxe von beteiligt. Diese beruhte zumindest teilweise auf einer von A. verfassten und bearbeiteten Abschrift der Ulmer Arzneitaxe von . Ü: . Pestregimen: Ravensburg, Stadtarch., Bü d, S. (Pap., , niederalemannisch). – Zur Hs. vgl. u. a. Falk (s. Lit.). . A.s Abschrift der Ulmer Arzneitaxe von : Esslingen, Stadtarch., Bestand Reichsstadt, Fasc. , Nr. a. – Vgl. Schlözer (s. Lit.). A: . Pestregimen: Gesch. der Stadt Ravensburg nach Quellen und Urkunden-Sammlungen. Hg. v. Tobias Hafner. Ravensburg , S. –. – Schwabenspiegel. Lit. vom Neckar bis zum Bodensee –. Lesebuch. Bd. . Hg. v. Ulrich Gaier u. a. Ulm , S. – (Teilausg.). – . Andere Quellen: Korrespondenz von und über A. im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit in Esslingen bei Schlözer (s. Lit.). Dort auch Faks. von A.s Abschrift der Ulmer Arzneitaxe von (S. –). L: Hartmut Broszinski, VL () Sp. . – Alfred Dreher: Gesch. der Reichsstadt Ravensburg und ihrer Landschaft von den Anfängen bis zur Mediatisierung . Bd. . Weißenhorn , S. , . – Beate Falk: Pestbüchlein des Ravensburger Stadtarzts Dr. J. Aman. In: Macht der Barmherzigkeit. Lebenswelt Spital. Hg. v. Andreas Schmauder. Konstanz , S. f. – Manfred Schlözer: Die Ärzte und Apotheker der Reichsstadt Esslingen im . Jh. Entstehungsgesch. der Esslinger Arzneitaxe aus dem Jahr . Diss. Tübingen , S. – u. ö. – Ulrich Gaier u. a.: Schwabenspiegel. Lit. vom Neckar bis zum Bodensee –. Bd. [Kat.]. Ulm , S. . – Hans Schimpf-Reinhardt: ‹Wider die Pestilenz›. Pestbüchlein des . Jh. In: ebd. [Aufsätze]. Ulm , S. –. – Frank Meier: Gaukler, Dirnen, Rattenfänger. Außenseiter im MA. Ost ldern , S. . – Wolfgang Wegner: A., J. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin , S. . MM Grat, Heinrich. – Möglicher Autor eines Pestregimen, um oder früher. Eine Pariser Sammelhandschrift von um überliefert neben Texten von Andreas → Beez und → Ortolf von Baierland auch das dt. Pestregimen Ein nützlich regiment für die pestilenz. Der ansonsten
Grat unbekannte Mediziner H. wird in der Überschrift als Autor genannt und als Frankfurter Doktor sowie als Leibarzt bezeichnet. Das Pestregimen vermittelt gebräuchliche zeitgenössische Vorschriften. Ü: Paris, Bibl. Nationale, Ms. allem. , v (Pap., um ). – Vgl. Gédéon Huet: Catalogue des Manuscrits Allemands de la Bibliothèque Nationale. Paris , S. f. L: Volker Zimmermann, VL () Sp. . – Gerhard Eis: Gerhard Hohenkirches ‹Kapitel und Regel für die Pest›. In: Medizinische Monatsschr. () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –). – Joachim Telle: Erfabelte Rezeptautoren. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. MM Brant, Sebastian (latinisiert: Titio), * .. Straßburg, † .. Straßburg. – Editor, Übersetzer und Verfasser von juristischen und historiographischen Fachschriften, von moralphilosophisch-satirischen Dichtungen, Gelegenheitsgedichten und politischer Publizistik. B. war der älteste der drei Söhne des aus einer angesehenen Ratsherrnfamilie stammenden Diebolt B. († ), des Wirts der Großen Herberge «Zum Goldenen Löwen» in Straßburg. Er besuchte vielleicht die Schule des Pfarrkapitels von St. Thomas in Straßburg, dann wahrscheinlich als externer Schüler die Lateinschule Ludwig Dringenbergs in Schlettstadt (Sélestat) und wurde anschließend am Kollegiatsstift in Baden unterrichtet. Seit Oktober an der Universität Basel immatrikuliert, war B. Famulus des Magisters Jacobus Hugonis aus Maursmünster (Marmoutier) bei Zabern und nahm nach der üblichen Ausbildung an der Artistenfakultät das Studium der Jurisprudenz auf. Daneben studierte er bei Johann Matthias von Gengenbach die lat. Sprache und Literatur und erwarb bei Andronikos Kontoblakes oder bei dessen Schüler Johannes Reuchlin (–) Grundkenntnisse des Griechischen. Der Scholastiker Johannes → Heynlin de Lapide (von Stein) und der mit B. befreundete, zwei Jahre ältere Reuchlin dürften ihm philosophischen, theologischen und literarischen Unterricht erteilt haben. erwarb B., Schüler des Kanonisten Peter von Andlau, das Bakkalaureat und im Frühjahr das juristische Lizentiat. Bereits als Bakkalaureus lehrte er kanonisches Recht, spätestens ab bis / auch Poesie bei den Artisten. heiratete er Elisabeth
Brant Burgis († ), eine Tochter des angesehenen Basler Messerschmieds Heinrich Burgis (auch: Bürgi, † vermutlich Winter /), der – dem Zunftvorstand angehörte; aus dieser Ehe gingen sieben Kinder hervor. wurde B. zum Dr. iur. promoviert (ob in beiden Rechten, ist umstritten). Als außerordentlicher Professor hielt er dann an der Juristischen Fakultät Vorlesungen über ziviles Recht, was es in Basel bis dahin nicht gegeben hatte. / führte er die Matrikel der Juristischen Fakultät, deren Dekan er / war. übernahm B. das Ordinariat für kanonisches Recht. Neben seiner Lehrtätigkeit war er als Gutachter, Berater, Advokat und Richter tätig; – hatte er den Vorsitz des in Basel eingerichteten Gerichts Markgraf Philipps von Hachberg inne; für ist seine Tätigkeit als Advokat am Hofgericht des Basler Bischofs, für die Jahre – als Rechtsvertreter und Richter in Zivilsachen am Basler Schultheißengericht belegt. Als Berater, Lektor, Korrektor, Kommentator, Übersetzer, Autor und Herausgeber hatte B. engen Kontakt zu den großen Verlagen und Druckereien der Stadt (Amerbach, Froben, Petri, Bergmann von Olpe, Furter). B. hatte früh Beziehungen zu dem oberrheinischen Humanistenkreis (Jakob Wimpfeling [–], Peter Schott [–], Johannes Heynlin a Lapide, Reuchlin, → Geiler von Kaisersberg u. a.). Nach dem so genannten «Schwabenkrieg» (), den Basel an der Seite der Eidgenossen gegen → Maximilian I. ausfocht und der eine faktische Loslösung vom Reich sowie den Beitritt Basels zur Eidgenossenschaft zur Folge hatte, siedelte B., der Kaiser Maximilian nahe stand und die Eidgenossenschaft ablehnte, als Rechtskonsulent des Rats (Syndikus) nach Straßburg über, wo er von bis zu seinem Tod als oberster Verwaltungsbeamter (Stadtschreiber/Secretarius; auch die Bezeichungen Cancellarius, Protonotarius und Archigrammateus sind überliefert; ab war er damit auch Leiter der Zensurbehörde der Stadt) wirkte. Neben der Loslösung Basels vom Reich dürften auch private und beru iche Gründe für die Rückkehr nach Straßburg ausschlaggebend gewesen sein. Bereits war P. von Maximilian I., dem er einige Male begegnete, in Innsbruck mit dem Titel eines Kaiserlichen Rats (Consiliarius) belegt, später auch zum Pfalzgrafen (Comes Palatinus) und Beisitzer des Reichskammergerichts in Speyer ernannt worden. Im Auftrag des Kaisers sowie der Stadt Straßburg unternahm B. einige Gesandtschaftsreisen. entbot B. in Gent
. Hälfte . Jh. dem neuen Kaiser, Karl V., die Reverenz der Freien Reichsstadt Straßburg. Die seit Schmidt (, ) vorherrschende Einschätzung B.s «als konservativ und rückwärtsgewandt» muss «heute als fragwürdig erscheinen», berücksichtigt man die Vielfältigkeit seines Wirkens (Knape , Sp. f.; vgl. Stieglecker, S. –). Öffentlichkeitswirksam nutzte B. die Möglichkeiten des modernen Buchdrucks, u. a. als Flugblatt- und Flugschriftenpublizist. Als Römischrechtler, als Vertreter einer voluntaristischen, auf individuelle Eigenverantwortung abzielenden Anthropologie und einer frühneuzeitlichen Moralistik sowie als an naturkundlichen Fragen Interessierter erweist er sich als mindestens auf der Höhe seiner Zeit. Zwar dem alten Glauben anhängend, vor allem einer schwärmerischen Heiligenverehrung frönend, ließ B. jedoch die Anhänger der Reformation (u. a. Matthias Zell [–]) in Straßburg gewähren. Neben einigen juristischen Werken und zahlreichen politischen Flugschriften verfasste B. viele lat. und dt. Dichtungen religiösen, moralistischen, politischen, historischen und naturkundlichen Inhalts. Latein und Deutsch galten ihm als gleichberechtigte Literatursprachen. Während in deutschsprachigen Gedichten der paarreimige Knittelvers vorherrscht, hielt sich B. bei seinen lat. Gedichten an klassische Formen. Einen umfassenden Überblick über B.s Werke bietet Knape . Ü: Bis zum . Jh. rund Handschriften, zahlreiche selbstständige Drucke (Einblattdrucke, Flugschriften, Bücher) und Inserate in Drucken anderer Autoren. – Vgl. GW (online) und VD (online). A (Auswahl): Zarncke (s. Nsch) . – Charles Schmidt: Einige dt. Gedichte von S. B. In: Alsatia. Neue Beitr. zur elsässischen LandesRechts- und Sittengesch., Sage, Sprache und Lit. (/ []) S. –. – Flugblätter des S. B. Hg. v. Paul Heitz. Mit einem Nachwort von F. Schultz (Jahresgaben der Ges. für Elsässische Lit. ). Straßburg (teilweise als Faks.). – S. B. Kleine Texte. Tle. Hg. v. Thomas Wilhelmi (Arbeiten und Editionen zur Mittleren Dt. Lit. NF ..., .. und .). Stuttgart-Bad Cannstatt (vgl. dazu: H. Vredeveld: Towards a serviceable edition of S. B.’s ‹Kleine Texte›. In: Humanistica Lovaniensia. Journal of Neo-Latin Studies [] S. –; [] S. –; Ders.: Some Notes
. Hälfte . Jh. on the Vernacular Texts in S. B.’s ‹Kleine Texte›. In: Daphnis [] S. –). B.s Hauptwerk ist das in Basel erschienene Narrenschiff (= Nsch) in dt. Reimversen. Das mit (zum Großteil wahrscheinlich von Albrecht Dürer stammenden) Holzschnitten bebilderte Buch besteht aus einer «vorred», Kapitel und dem Kolophon «End des narrenschiffs». In den Kapiteln werden – die ma. Ständesatire erweiternd – mit Hilfe der Schiffsallegorie und Narren guren, die sich durch Torheit und sittliche Mängel auszeichnen, einzelne Laster und Fehler der Zeitgenossen angeprangert. Die als Erscheinungsformen menschlichen Fehlverhaltens gedeuteten Narrheiten – beginnend mit dem Büchernarren im ersten Kapitel «Von vnnutzen buchern» – betreffen Bereiche wie Erziehung, Freundschaft, Umgang mit dominanten körperlichen Reizen, Ehe bzw. Verhältnis zwischen Mann und Frau, Verhalten in sozialen Rollen, Politik und Rechtsleben, Todsünden und Einstellung gegenüber dem Strafgericht Gottes. Gegenentwürfe des nach Weisheit strebenden Menschen werden in den resümierenden Kapiteln , und geboten. Alle Kapitel sind formal gleich aufgebaut: a) vorangestelltes, drei oder vier Verse umfassendes Motto, b) Holzschnitt und c) Spruchgedicht, das + Verse (oder ein Vielfaches von ) umfasst, mit Überschrift. Vom Erstdruck des Nsch sind zehn Exemplare erhalten, die Druckvarianten aufweisen (zur Druckgeschichte vgl. Mischler und Rockenberger ). Zu B.s Lebzeiten erschienen dt. Drucke, darunter von B. überarbeitete bzw. ergänzte Ausgaben, überarbeitete Ausgaben von unbekannter Hand, bloße Nachdrucke und Raubdrucke. Sechs Drucklegungen seines Werks betreute B. bis selbst, das – vor allem durch die von B. kontrollierte lat. Übersetzung seines Schülers Jacob → Locher (Stultifera navis. Basel ; unter Beibehaltung der Grundstruktur kürzte Locher die Kapitel und vertauschte einige) – schnell in ganz Europa bekannt wurde; bald erschienen Übersetzungen ins Französische, Englische und Niederländische. Ebenfalls erschien eine nd. Übersetzung des dt. Nsch. B.s Werk beein usste die im . und . Jh. überaus beliebte Narrenliteratur maßgeblich (u. a. Erasmus von Rotterdam, Lob der Torheit; Thomas Murner; Hans Sachs; Johann Fischart; Friedrich Dedekind, Grobianus, ; Abraham a Sancta Clara). Vom Fastnachtssonntag bis zum . Sonntag
Brant nach Ostern legte Johann → Geiler von Kaisersberg das Nsch einem im Straßburger Münster gehaltenen Predigtzyklus zugrunde. D: a) Die editio princeps erschien unter dem Titel Das Narren schyff. [...]. Basel: Joh. Bergmann von Olpe, vff die Vasenacht [...] (GW ). Von den zehn erhaltenen Exemplaren hat «sich bisher keines als das in Text und Orthographie zweifelsfrei gültige [...] erkennen lassen» (Knape , Sp. ; vgl. Lemmer, Ausg., S. XIII f.). Von den zu B.s Lebzeiten erschienenen Drucken (vgl. Rockenberger ) seien genannt: Das Narren schyff. [...]. Basel: Joh. Bergmann von Olpe, vff die Vasenacht [...] (GW ) und Doctor Brants Narrenschiff .... Nüt on vrsach. Olpe. [...]. Basel: Joh. Bergmann von Olpe, vff die Vasenacht [...] (GW ). Die Drucke des . Jh. verzeichnet Wilhelmi, Bibliogr., , Nr. –, –. – b) Stultifera navis: Stultifera Nauis [...]. Basel: Joh. Bergmann von Olpe, . März (GW ); Nachdrucke des Erstdrucks und erweiterte Nachdrucke bei Kühlmann/Niehl (s. Lit.) Sp. f.; vgl. Manger, S –; Hartl, Bd. , S. –. – c) Nd.: Dat narren schyp. Lübeck: [Mohnkopf-Drucker], (GW ). Ein weiterer Druck: Rostock: Ludwig Dietz, (VD , B ). – Zu den weiteren Drucken des . und . Jh. von b) und c) s. Manger, , S. –. A: a) Das Nsch. Leipzig . Hg. v. Friedrich Zarncke. Nachdrucke Hildesheim und Darmstadt (mit teilweiser Übersetzung). – S. B.: Nsch. Faks. der Erstausg. von . Nachw. von Franz Schultz. Straßburg . Neudr. mit Vorwort. Hg. v. Dieter Wuttke. Baden-Baden . – Die Holzschnitte zu S. B.s Nsch. Bildtafeln. Hg. v. Manfred Lemmer. Leipzig . – S. B.: Nsch. Fotomechanischer Reprint der Erstausg. von . Hg. v. Wolfgang Virmond. Berlin . – S. B.: Nsch nach der Erstausg. (Basel ) mit den Zusätzen der Ausgaben von und . Hg. v. Manfred Lemmer. Tübingen . – S. B.: Nsch. Studienausg. Mit allen Holzschnitten des Drucks Basel . Hg. v. Joachim Knape. Stuttgart . – S. B. Indices zu ‹Tugent Spyl› und Nsch. Hg. v. Frédéric Hartweg/Wolfgang Putschke. Bd. : Nsch. Mit den Holzschnitten der Baseler Erstausgaben und Holzschnitten aus weiteren Ausgaben (Alpha – Omega: Reihe D: Dt. Autoren, Bd. ). Hildesheim u. a. . – Vgl. Knape/Wuttke , Kap. .. – b) Die Stultifera navis. Jakob Lochers Übertragung von S. B.s Nsch.
Brant Bd. (Teiledition und Übersetzung). Hg. v. Nina Hartl. Münster u. a. . – Wilhelmi (Hg.), Kleine Texte, Nr. ; ; (B.s Zusätze). – Rupp (Teilausg. mit Übersetzung und Komm.). – c) Vgl. Knape/Wuttke , Kap. .. – Faks.: Dat narren schyp. Lübeck . Fotomechanischer Neudr. der mnd. Bearb. von S. B.s Nsch. Hg. und mit einem Nachwort versehen von Timothy Sodmann. Nachdr. des Exemplars der Kungliga Biblioteket, Stockholm (Inc. Holm. ). Erg. nach dem Exemplar der British Library, London (IA ). Bremen . Ü N : B. S.: Nsch. Übertragen von H. A. Junghans. Durchgesehen und mit Anm. sowie einem Nachwort neu hg. v. Hans-Joachim Mähl. Stuttgart . – B. S.: The Ship of Fools. Translated into rhyming couplets with introduction and commentary by Edwin H. Zeydel. With reproduction of the original woodcuts (Dover Books ). New York . nd, reprinted edition. New York . – Das Nsch. La nave dei folli. Secondo la a Edizione (Basilea ) con le aggiunte del e del . Introduzione, traduzione e note di Raffaele Disanto (Biblioteca della ricerca/Testi stranieri ). Fasano (Textausg. mit italienischer Übersetzung). – S. B.: La nave dei folli. A cura di Francesco Saba Sardi. Con incisioni di Albrecht Dürer (Lettera e simbolo ). Mailand (italienische Übersetzung). – B. S.: La nave de los necios. Edición de Antonio Regales Serna. Con grabados atribuidos a Alberto Durero, el maestro Haintz-Nar, el maestro de Gnad-Her y otros maestros del Renacimiento. Madrid (spanische Übersetzung). – Vgl. Knape/ Wuttke , Kap. .. Zu den dt. Dichtungen B.s gehören ferner ein dt. Herkulesspiel (um /; vgl. Kap. des Nsch, Rückgriff auf die Fabel von Herkules am Scheideweg) und als Weiterentwicklung des Themas ein Tugent Spyl (; Druck postum ). Das in ein Zwei-Tage-Schema gebrachte Stück schildert den Kampf zwischen Tugend und Wollust, der mit dem Triumph der Tugend endet. Dem Problem der Freiheit und der städtischen Souveränität Straßburg widmete sich B. in der Freiheitstafel (–; Fresko in der «XIIIer-Stube» des Straßburger Rathauses, wohl von Hans Baldung Grien) mit Epigrammen – neben dem Nsch ein weiterer großer Text-Bild-Zyklus. Ungedruckt sind dt. Epigramme und Gelegenheitsgedichte B.s, darunter a) oft zweisprachige
. Hälfte . Jh. Gedichte zu religiösen, ethischen und politischen Themen (in zwei Abschriften aus dem . Jh. überliefert), b) das Gedicht Schild von Murten, c) das dreistrophige lat.-dt. Spottgedicht Gegen die Schweizer (), d) eine Städteklage () und e) eine entstandene Sint utprognose auf das Jahr . Ü: Tugent Spyl: Druck: Tugent Spyl [...]. Straßburg: Jak. Frölich, (VD , B ). – Freiheitstafel: Straßburg, Stadtarch., AST , r–r. – Ungedruckte Epigramme und Gelegenheitsgedichte (nach Knape , Sp. ): a) ehemals Büdingen, Ysenburg-Arch., Hs. Fragm. Nr. (jetzt Privatbesitz, Basel). – Straßburg, Stadtarch., AST , v–v; vgl. Knape , S. –. – b) Straßburg, Stadtarch., AST , v. – c) Chicago, Newberry Library: Ms. , v. – d) Straßburg, Stadtarch., AST , r–v. – e) Ebd., AST , r–r. – Fürstlich Waldburg-Zeil’sches Gesamtarch., ZAMs (Weißenauer Traditionskodex), –. A: Tugent Spyl: S. B.: Tugent Spyl. Nach der Ausg. des Magister Johann Winckel von Straßburg (). Hg. v. Hans-Gert Roloff (Ausgaben dt. Lit. des XV. bis XVIII. Jh. ). Berlin (mit Anhang: Briefe des Magister Johann Winckel). – S. B. Indices zu ‹Tugent Spyl› und Nsch. Hg. v. Frédéric Hartweg/Wolfgang Putschke. Bd. : Tugent Spyl. Mit einer Einleitung von F. Hartweg und W. Putschke (Alpha – Omega: Reihe D: Dt. Autoren, Bd. ). Hildesheim u. a. . – Freiheitstafel: Das Nsch von S. B., nebst dessen Freiheitstafel. Neue Ausg., nach der Original-Ausg. besorgt und mit Anm. versehen von Adam Walther Strobel (Bibl.dt. Nat.-Lit. ). Quedlinburg/Leipzig , S. –. – Zarncke (s. o.), S. –. – Châtelet-Lange (s. Lit.,) S. – (mit Bildrekonstruktionen von E. Cordier). – Knape (s. Lit.) S. –. – Wilhelmi (Hg.), Kleine Texte, Nr. . – Ungedruckte Epigramme und Gelegenheitsgedichte: a) Strobel . – Zarncke. – Schmidt, Ausg., S. –. – Wilhelmi (Hg.), Kleine Texte, Nr. –. – b) Ebd., Nr. . – c) Ebd., Nr. . – d) K. Stenzel: Ein unbekanntes Gedicht von S. B. In: Jb. für Gesch., Sprache und Lit. Elsaß-Lothringens () S. f. – Wilhelmi (Hg.), Kleine Texte, Nr. . – e) Karl Goedeke: Elf Bücher Dt. Dichtung. Von S. B. () bis auf die Gegenwart. Aus den Quellen. . Abt. Leipzig , S. . – Zarncke, S. f. – Jacob Murers Weißenauer Chron. des Bauernkrieges von . Hg. v. Günther Franz unter Mitarbeit von Werner
. Hälfte . Jh. Fleischhauer. Text und Kommentar. Sigmaringen , S. . – Wuttke , S. –. – Wilhelmi (Hg.), Kleine Texte, Nr. . Konkrete Ereignisse in Politik und Natur nahm B. zum Anlass für Gelegenheitsdichtungen, die als Flugschriften oder auf Einblattdrucken erschienen. Diese (bei Knape insgesamt ) Gedichte, von denen ein Großteil verschollen ist, veröffentlichte er überwiegend zweisprachig, zum Teil lat./dt. zugleich auf einem Blatt. Zu den Texten zu politischen Anlässen gehören u. a. die Schlacht bei Salins (dt., nach dem Sieg Maximilians I. über die Franzosen ), zu den herausragenden Naturereignissen u. a. der Donnerstein von Ensisheim (lat./dt.) zum Meteoriteneinfall vom .. (vgl. Mittler, Abb. ). Themen waren ferner Wunder- bzw. Missgeburten (u. a. Von der wunderbaren Sau zu Landser, lat./dt., ; Sack, Abb. und ) und Krankheiten, u. a. De pestilentiali scorra sive mala de Franzos (; frei ins Deutsche übersetzt von Joseph → Grünpeck). Ü/A: Wilhelmi (Hg.), Kleine Texte; Ergänzungen bei Knape , Sp. f. Zweisprachig verfasste B. auch religiöse und moralistische Dichtungen, darunter ein in drei Fassungen (zweimal lat. [ bzw. Str.], einmal dt. [ Str.] eines Rosenkranzes () und ein Miniaturdrama in Versen (Schachmattspiel), das die Vergänglichkeit aller irdischen Existenz thematisiert. Vgl. Knape , S. –. Bei der rein lat. Dichtung, der größten Gruppe seiner veröffentlichten Poesie, verwendete B. vor allem das elegische Distichon und besonders häu g die sapphische Strophe. Neben drei Anthologien lat. Gedichte (In laudem gloriose virginis Marie multorumque sanctorum. Basel: Joh. Bergmann von Olpe, [GW ]; Varia [...] Carmina. Basel: Joh. Bergmann von Olpe, . Mai [] [GW ]; In Laudem Divi Maximiliani Caesaris invict. Straßburg: Joh. Schott, [/] [VD, B ]) entstanden um / Carmina auf einzelne Heilige (u. a. Ivo, Sebastian und Onophrius). Ü/D/A: Knape , S. –. Der Ausgabe einer revidierten Fassung der Fabeln des Äsop fügte B. Additiones () an, eine Kompilation von Fabeln, Facetien etc. verschiedener Verfasser. Die erschienene Übersetzung der Additiones ins Deutsche (die den einzelnen Stücken vorangestellten Verseinleitungen blieben unübersetzt) stammt nicht von B., wie es auf
Brant der ersten Seite heißt, sondern von Johann Adelphus → Muling. D: Esopi appologi sive mythologi cum quibusdam carminum et fabularum additionibus Sebastiani Brant. Basel: Jak. Wolff, , Bl. [A]–[M] (VD, A ). – Übersetzung von Muling (VD A ). – Die weiteren Drucke bei Wilhelmi, Bibliogr. , Nr. –. A: Wilhelmi (Hg.) Kleine Texte, Nr. – (lat. Beigaben). – Text mit nhd. Übersetzung: S. B.: Fabeln. Hg., übers. und mit einem Nachwort versehen von Bernd Schneider. Stuttgart-Bad Cannstatt . Historiographische Werke: a) Die an Maximilian I. gerichtete lat. Jerusalem-Chronik De Origine et conuersatione bonorum Regum: & laude Ciuitatis Hierosolymae () beruht vorwiegend auf Aeneas Silvius → Piccolominis Epitome der Decades des Flavio Biondo. Sie reicht von den Zeiten des Alten Testaments bis zur zeitgenössischen Bedrohung des Abendlandes durch die Türken. In dt. Sprache erschien die Chronik erst in der Übersetzung Kaspar Freys. An die Jerusalemthematik und das damit verbundene Türkenthema knüpfte B. mit dem ursprünglich Maximilian, dann Karl V. gewidmeten Büchlein b) Titus, Vespasian und Trajan kurz vor seinem Tod an. Sein Sohn Onophrius brachte es zum Druck. Während seiner Zeit als Straßburger Kanzler verfolgte B. auch das Projekt einer Stadtchronik. Davon haben sich nur ein Bericht von der Bischofswahl von und dem Amtsantritt des Straßburger Bischofs Wilhelm von Honstein sowie eine für das Botenwesen sowie für den diplomatischen Verkehr relevante geographisch-topographischen Beschreibung Deutschlands erhalten. Ü: a) De Origine et conuersatione bonorum Regum: & laude Ciuitatis Hierosolymae: cum exhortatione eiusdem recuperande.˛ Sebastianus Brant. Basel: Johann Bergmann von Olpe, (GW ). – Von dem anfang vnd Wesen der hailigen Statt Jerusalem/ Vnd z˚u welchen zeyten die selb dem außerw[oe]lten volck Gottes jngegeben [...] Durch Sebastianum Brant beder Rechten Doctor. Eemals in lateinischer histori vergriffen. . Straßburg: Joh. Knobloch d. Ä. (VD, B ; Digitalisat: urn:nbn:de:bvb:bsb–). – b) An den allerdurchleüchtigsten Großmechtigisten Fürsten vnd herren/ Herrn Carolum den fünfften [...] In das leben/ vnd tugentliche geschichten Keyser Tyti Vespasiani des
Brant miltenn. Durch Sebastianum Brandt verteütschet. Straßburg: Martin Flach, (VD, B und ). – c) Ludwig Schneegans-Notizen: Straßburg, Stadtarch., AA . – Beschreibung etlicher Gelegenheit Teutsches Lands an Wasser/ Berg/ Stetten und Grentzen/ mit Anzeygung der Meilen und Strassen/ von Statt zu Statt. Anhang zu: Caspar Hedio, EJn Auszerleszene Chronick von anfang der welt [...]. Straßburg: Kraft Müller, , (VD, H und ). A: a) Wilhelmi (Hg.), Kleine Texte, Nr. – (lt. Beigaben). – b) Ebd., (lat. Beigabe). – c) Code historique et diplomatique de la ville de Strasbourg. Bd. ,–,. Hg. v. Adam Walther Strobel/Ludwig Schneegans. Straßburg , S. –. – Zarncke, S. – (Auszug). Seit den er Jahren übersetzte B. lat. Werke der Antike und des MA: a) Thesmophagia (Fagifacetus, ), eine Tischzucht eines nicht näher bekannten Reiner (. Jh.), die gnomischen Sammlungen b) Facetus Cum nihil utilius (), c) Disticha Catonis (; → Cato) und d) Facetus Moribus et vita (auch Moretus, ; → Facetus), e) die Spruchsammlung des → Freidank (), f) geistliche Lieder (u. a. zwischen und das Ave salve gaude vale des → Konrad von Haimburg), g) die aus der Stundenbuchtradition hervorgegangene Anthologie → Hortulus animae (Seelengärtlein, ), h) einen Brief Geilers von Kaysersberg an Wimpfeling über eine Begegnung mit Maximilian I. aus dem Jahr und i) Jakob Wimpfelings Tetrastichon Contra bellisequaces (). Ü/D/A: Knape , Sp. –. – S. B.: Der Freidanck. Hg. v. Barbara Leupold (ZfdA, Beih. ). Stuttgart (mit Faks nach Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, ° L. ). Zu den Schriften, deren Herausgabe B. besorgte, zählen die Opera latina (Basel: Johann Amerbach, ) → Petrarcas, die Übersetzung von dessen De remediis durch Peter Stahel und Georg Spalatin (Von der Artzney bayder Glück/ des g˚uten vnd des widerwertigen [...], Augsburg: Heinrich Steiner, ) und eine erste illustrierte Ausgabe der Werke → Vergils (). Zu zahlreichen Werken verschiedenen Inhalts lieferte B. literarische Beigaben, z. B. epigrammatische Kurztexte zu Werkinhalten, Druckern oder Autoren, Widmungsbriefe etc. (vgl. Knape , Sp. –; Ausgabe der Beigaben bei Wilhelmi [Hg.], Kleine Texte).
. Hälfte . Jh. Als Jurist veröffentlichte B. das erfolgreiche Lehrbuch Expositiones omnium titulorum legalium, das einen Überlick über das Römische Recht und das Kirchenrecht bot. erstmals im Druck erschienen, wurde es bis an verschiedenen Orten in zahlreichen Ausgaben nachgedruckt. – verteidigte B. den Frankfurter Stadtpfarrer Konrad Hensel (–) erfolgreich gegen den militantmakulistischen Dominikanermöch Wigand Wirt (um –; vgl. DLL [] Sp. –). D/A: Knape , Sp. f. Zu B.s Briefen und jenen, die an ihn adressiert waren, sowie zu den Zeugnissen seiner Amtstätigkeit vgl. Knape/Wilhelmi, S. – und Knape , Sp. –. B: S.-B.-Bibliogr. Forschungslit. von bis . Hg. v. Joachim Knape/Dieter Wuttke. Tübingen . – Thomas Wilhelmi: S. B. Bibliogr. (Arbeiten zur mittleren dt. Lit. und Sprache /) Bern u. a. . – J. Knape/Th. Wilhelmi: Zum Stand der Arbeiten am S. B.-Schr.Zensus. In: ZfdA () S. –. – Dies.: S. B.-Bibliogr. (in Vorbereitung). L: Manfred Lemmer, VL () Sp. –; () Sp. . – Hans-Gert Roloff, TRE () S. –. – Otto Stegmüller/ (Joseph Schumacher), MarLex () S. f. – Dieter Mertens, RGG () Sp. f. – Werner Mezger: Narr. In: EM () Sp. –, hier Sp. . – Karl Heinz Burmeister, HSL (online, ..). – Klaus-Peter Schroeder, HRG () Sp. –. – Joachim Knape, VL Dt. Hum. () Sp. – (mit Bibliogr.). – Wilhelm Kühlmann/Rüdiger Niehl: Jakob Locher. In: VL Dt. Hum. () Sp. –. – Sabine Seelbach, Killy () S. –. – Charles Schmidt: Notice sur Sébastien B. In: Revue d’Alsace NS () S. –, –, –. – Ders.: Histoire littéraire de l’Alsace à la n du XVe et au commencement du XVIe siècle. Bde. Paris . Nachdrucke Nieuwkoop und Hildesheim , Bd. , S. –; Bd. , S. –. – Curt F. Bühler: The Publ. of S. B.s ‹Varia Carmina›. In: Gutenberg-Jb. [] () S. – (wieder in: Ders.: Early Books and Manuscripts. Forty Years of Resaerch [New York] , S. –). – Barbara Könneker: «Eyn wis man sich do heym behalt». Zur Interpretation von S. B.s Nsch. In: GRM NF () S. –. – H. Rosenfeld: S. B.s Nsch und die Tradition der Ständesatire, Narrenbilderbogen und Flugbll. des
. Hälfte . Jh. . Jh. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Ulrich Gaier: Stud. zu S. B.s NSch. Tübingen . – Ders.: Rhetor. Form in S. B.s Nsch. In: DVjS () S. –. – Holger Homann: Emblematisches in S. B.s Nsch. In: Modern Language Notes () S. –. – B. Könneker: Wesen und Wandlung der Narrenidee im Zeitalter des Humanismus. B. – Murner – Erasmus. Wiesbaden . – Edwin Hermann Zeydel: Wann wurde S. B. geboren? In: ZfdA () S. f. – Ders.: S. B. (Twayne’s World Authors Series ). New York . – Dieter Wuttke: S. B.s Verhältnis zu Wunderdeutung und Astrologie. In: Stud. zur dt. Lit. und Sprache des MA. FS Hugo Moser. Hg. v. Werner Besch u. a. Berlin , S. – (erw. wieder in: Dazwischen. Kulturwiss. auf Warburgs Spuren. Bd. [Saecvla spiritalia ]. Baden-Baden , S. –). – D. Wuttke: S. B. und Maximilian I. Eine Studie zu B.s Donnerstein-Flugbl. des Jahres . In: Die Humanisten in ihrer politischen und sozialen Umwelt. Hg. v. Otto Herding/Robert Stupperich (Mitt. ; Kommission für Humanismusforschung). Boppard , S. – (erw. wieder in: Ders.: Dazwischen. [...], S. –). – Ders.: Wunderdeutung und Politik. Zu den Auslegung der sogenannten Wormser Zwillinge des Jahres . In: Landesgesch. und Geistesgesch. FS Otto Herding. Hg. v. Kaspar Elm u. a. Stuttgart , S. –, hier S. –. – Helmuth Kiesel: ‹Bei Hof, bei Höll›. Unters. zur literarischen Hofkritik von S. B. bis Friedrich Schiller (Stud. zur dt. Lit. ). Tübingen , S. –. – Peter Ochsenbein: S. B.s literarische Polemik gegen den Beitritt Basels in die Eidgenossenschaft. In: Daphnis () S. –. – Beat Mischler: Gliederung und Produktion des Nsch, , von S. B. (Stud. zur Germanistik, Anglistik und Komparatistik ). Bonn . – Klaus Manger: Das Nsch. Entstehung, Wirkung und Deutung (Erträge der Forschung ). Darmstadt . – D. Wuttke: S. B.s Sint utprognose für Februar . In: Lit., Sprache, Unterricht. FS Jakob Lehmann. Hg. v. Michael Krejci/Karl Schuster. Bamberg S. –. – Sabine Heimann: Zur Kohärenz des Nsch von S. B. In: Sammlung – Deutung – Wertung. Ergebnisse, Probleme, Tendenzen und Perspektiven philologischer Arbeit [FS Wolfgang Spiewok]. Hg. v. Danielle Buschinger. [Amiens] , S. –. – Thomas Cramer: «Der bildniss jch hab har gemacht». Noch einmal: Zu Text und Bild im Nsch. In: PBB ()
Brant S. –. – Liliane Châtelet-Lange: Sébastien B., Hans Baldung Grien et la ‹Freiheitstafel› dans la Chambre des XIII (Pfalz) à Strasbourg. In: Cahier Alsaciens d’archéologie, d’art et d’histoire () S. –. – J. Knape: Dichtung, Recht und Freiheit. Stud. zu Leben und Werk S. B.s – (Saecvla spiritalia ). Baden-Baden . – John Van Cleve: S. B.’s ‹The Ship of Fools› in Critical Perspective, –. Columbia/SC . – J. Knape: S. B. In: Dt. Dichter der frühen Neuzeit (–). Ihr Leben und Werk. Hg. v. Stephan Füssel. Berlin , S. –. – Hermann Wiegand: S. B. (–). Ein streitbarer Publizist an der Schwelle zur Neuzeit. In: Humanismus im dt. Südwesten. Biographische Prole. Hg. v. Paul Gerhard Schmidt. Sigmaringen , S. –. – Th. Wilhelmi: «Wem noch vil pfr˚unden hie ist nott ...». Beitr. zur Biogr. des Basler Geistlichen und Verlegers Johann Bergmann von Olpe. In: «Von wyßheit würt der mensch geert ...». [FS Manfred Lemmer]. Hg. v. Ingrid Kühn/Gotthard Lerchner. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – D. Wuttke: S. B.s Syphilis-Flugbl. d. J. . In: Girolamo Fracastoro. Lehrgedicht über die Syphilis. Hg. und übers. v. Georg Wöhrle (Gratia ). ., um einen Anhang erw. Au . Wiesbaden , S. –. – Gerd Dicke: Heinrich Steinhöwels ‹Esopus› und seine Fortsetzer. Unters. zu einem Bucherfolg der Frühdruckzeit (MTU ). Tübingen . – Cornelia Schneider: Das Nsch. [Kat. zur Ausstellung «Das Nsch» vom . Februar bis . Juli im Gutenberg-Museum Mainz]. Mainz . – Gonthier-Louis Fink (Hg.): Sébastien B., son époque et ‹la Nef des fols›. S. B., seine Zeit und das Nsch. Actes du Colloque international, Strasbourg, – Mars (Collection Recherches Germaniques ). Strasbourg . – Umbach (s. Ausg.). – John Van Cleve: S. B. In: German Writers of the Renaissance and Reformation, –. Hg. v. James Hardin/Max Reinhart (Dictionary of Literary Biography ). Detroit u. a. , S. –. – Ludger Lieb: Wahrnehmung als Organisationsprinzip. Überlegungen zur Funktion der Fabel in S. B.s «Esopus-Additiones». In: Fremdes wahrnehmen – fremdes Wahrnehmen. Stud. zur Gesch. der Wahrnehmung und zur Begegnung von Kulturen in MA und früher Neuzeit. Hg. v. Wolfgang Harms u. a. Stuttgart/Leipzig , S. –. – Vera Sack: S. B. als politischer Publizist. Zwei Flugblatt-Satiren aus den Folgejahren des sogenannten Reformreichstags von
Brant (Veröff. aus dem Arch. der Stadt Freiburg im Breisgau ). Freiburg i. Br. . – Walther Ludwig: Eine unbekannte Variante der ‹Varia carmina› S. B.s und die Prophezeiungen des Ps.-Methodius. Ein Beitr. zur Türkenkriegspropaganda um . In: Daphnis () S. –. – Wolfgang Sellert: Zur Rezeption des römischen und kanonischen Rechts in Deutschland von den Anfängen bis zum Beginn der frühen Neuzeit: Überblick, Diskussionsstand und Ergebnisse. In: Recht und Verfassung im Übergang vom MA zur Neuzeit. . Tl. Hg. v. Hartmut Boockmann u. a. (Abh. der Akad. der Wiss. zu Göttingen, Philol.-hist. Kl., . Folge, ). Göttingen , S. –. – Harry Vredeveld: Materials for a New Commentary to S. B.’s NSch. In: Daphnis () S. –; () S. –. – Gutenberg und seine Wirkung. Kat. zur Ausstellung der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibl. Göttingen vom . Juni bis zum . Oktober . Text: Stephan Füssel. Katalogred. Helmut Rohl ng. Hg. v. Elmar Mittler. Frankfurt/M., Leipzig . – Anna Mühlherr: Gelehrtheit und Autorität des Dichters: Heinrich von Mügeln, S. B. und Heinrich Wittenwiler. In: MA und frühe Neuzeit. Übergänge, Umbrüche und Neuansätze. Hg. v. Walter Haug (Fortuna vitrea ). Tübingen , S. –. – Roland Stieglecker: Die Renaissance eines Heiligen. S. B. und Onuphrius eremita (Gratia ). Wiesbaden . – Peter Godman/Michael Rupp: ‹pauca censura digna›. Das Nsch S. B.s in den Zensurakten des Vatikans. In: Ars und Scientia im MA und in der Frühen Neuzeit. Ergebnisse interdisziplinärer Forschung. Georg Wieland zum . Geburtstag. Hg. v. Cora Dietl/Dörte Helschinger. Tübingen/Basel , S. –. – M. Rupp: Nsch und ‹Stultifera navis›. Dt. und lat. Moralsatire von S. B. und Jakob Locher in Basel – (Stud. und Texte zum MA und zur frühen Neuzeit ). Münster u. a. . – Th. Wilhelmi: Zum Leben und Werk S. B.s. In: S. B. Forschungsbeitr. zu seinem Leben, zum Nsch und zum übrigen Werk. Hg. v. dems. Basel , S. –. – Jürgen Geiß: S. B.: Von der wunderbaren Geburt des Kindes bei Worms. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. f. – Ders.: S. B.: Nsch. In: ebd., S. f. – Franziska Küenzlen: Cento und Kontrafaktur – Das Mariengebet S. B.s nach den Worten des Apuleius.
. Hälfte . Jh. In: Lit. – Gesch. – Literaturgesch. Beitr. zur mediävistischen Literaturwiss. FS Volker Honemann. Hg. Nine Miedema/Rudolf Suntrup. Frankfurt/ M. u. a. , S. –. – Antje Foresta: S. B. als Historiker. Zur Perzeption des Reichs und der Christenheit im Schatten der Osmanischen Expansion. Diss. Freiburg i. Br. . – Antje Niederberger: S. B., das Reich und die Eidgenossen. In: Humanisten am Oberrhein. Neue Gelehrte im Dienst alter Herren. Hg. v. Sven Lembke/Markus Müller (Schr. zur südwestdt. Landeskunde ). LeinfeldenEchterdingen , S. –. – J. Knape: Einleitung. In: S. B. NSch. Studienausg. Hg. v. dems. Tübingen , S. –. – A. Niederberger: Das Bild der Türken im dt. Humanismus am Beispiel der Werke S. B.s (–). In: Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie. Akten des internationalen Kongresses zum -jährigen Bestehen des Inst. für Österr. Geschichtsforschung, Wien, .–. September . Hg. v. Marlene Kurz u. a. (MIÖG Erg.-Bd. ). Wien , S. –. – Wolfgang Wegner: B., S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , f. – Hans-Georg Renner: Gaudeamus omnes. Ein früher musikalischer Spaß? Anm. zur närrischen Musik bei S. B. In: Le amis de la bibl. humaniste de Sélestat. Annuaire () S. –. – Frédéric Hartweg: La condamnation des voyages: ‹La Nef des fous› de S. B. entre le ‹Livre des merveilles du monde› et ‹Fortunatus›. In: Jean de Mandeville in Europa. Neue Perspektiven in der Reiseliteraturforschung. Hg. v. Ernst Bremer/Susanne Röhl (MittelalterStud. ). München , S. –. – Peter Hibst: Siquidem in vitium et ruinam prona sunt omnia. Überlegungen zum spätma. Krisenverständnis an der Schwelle zur Neuzeit: S. B.s Nsch. In: Die Wahrnehmung von Krisenphänomenen. Fallbeispiele von der Antike bis in die Neuzeit. Hg. v. Helga Scholten. Köln u. a. , S. –. – Barbara Leupold: Die Freidankausgabe S. B.s. Unters. zum Medienwechsel einer spätma. Spruchslg. an der Schwelle zur Frühen Neuzeit. Diss. Marburg/Lahn . – S. B. (–). Hg. v. Hans-Gert Roloff/JeanMarie Valentin/Volkhard Wels (Memoria ). Berlin . – Anne-Laure Metzger-Rambach: «Le texte emprunté». Étude comparée du Nsch de S. B. et de ses adaptations (–) (Études et essais sur la Renaissance ). Paris . – Ralf-Henning Steinmetz: Die Rezeption antiker und humanistischer Lit. in den Predigten Geilers von Kaysersberg. In: Humanismus in der dt. Lit. des MA und
. Hälfte . Jh. der Frühen Neuzeit. XVIII. Anglo-German Colloquium Hofgeismar . Hg. v. Nicola McLelland u. a. Tübingen , S. –. – U. Gaier: S. B.’s ‹Ship of Fools› – Concept and Use of Mediality. In: «Er ist ein wol gevriunder man». Essays in Honor of Ernst S. Dick on the Occasion of His Eightieth Birthday. Hg. v. Karen McConnell/Winder McConnell. Hildesheim u. a. , S. –. – Klaus Haberkamm: «vff rechtem weg» oder «doren weg»? Eine Fallstudie zum Narrenbegriff in S. B.s Nsch. In: Der Narr in der dt. Lit. im MA und in der Frühen Neuzeit. Kolloquium in Nancy (.–. März ). Hg. v. Jean Schillinger (Jb. für Internationale Germanistik. Reihe A: Kongressberichte ). Bern u. a. , S. –. – Jean-Claude Mühlethaler: Au service de l’éthique: texte et image dans le ‹Roman de Fauvel› et le Nsch de S. B. In: Stimmen, Texte und Bilder zwischen MA und Früher Neuzeit. Voix, textes et images du Moyen-Age à l’aube des temps modernes. Hg. v. Luisa Rubini Messerli/Alexander Schwarz (TAUSCH ). Bern u. a. , S. –. – Th. Wilhelmi: «Vogel vahens halbenn z˚u vnzytenn»: Ein von S. B. mitformuliertes Straßburger Mandat zum Vogelfang. In: «Von lon der wisheit». Gedenkschr. für Manfred Lemmer. Hg. v. Kurt Gärtner/Hans-Joachim Solms. Sandersdorf , S. –. – S. B. und die Kommunikationskultur um . Hg. v. Klaus Bergdolt u. a. (Wolfenbütteler Abh. zur Renaissanceforschung ). Wolfenbüttel . – Jan-Dirk Müller: Literarischer Text und kultureller Text in der Frühen Neuzeit. Am Beispiel des Nsch von S. B. In: Ders.: Mediävistische Kulturwiss. Ausgewählte Stud. Berlin/New York , S. –. – J. Knape: Der humanistische Geleittext als Paratext – am Beispiel von B.s Beigaben zu Tennglers ‹Layen Spiegel›. In: Ulrich Tenglers Laienspiegel. Ein Rechtsbuch zwischen Humanismus und Hexenwahn. Hg. v. Andreas Deutsch (Akademiekonferenzen ). Heidelberg , S. –. – Annika Rockenberger: Albrecht Dürer, S. B. und die Holzschnitte des Nsch-Erstdrucks (Basel ). In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Dies.: Inkunabel-Materialität. Zur Deutung der typographischen Gestaltung von S. B.s Nsch (Basel ). In: Euph. () S. –. – Carola Redzich: ‹Hos rhythmos edidimusque novos›. S. B.s Ausg. der ‹Disticha Catonis› von und die gedruckte obd. ‹Gesamtübersetzung› am Beispiel einer Baseler Ausg. Michael Furters (um ). In:
Scherrenmüller Mehrsprachigkeit im MA. Kulturelle, literarische, sprachliche und didaktische Konstellationen in europäischer Perspektive. Mit Fallstud. zu den ‹Disticha Catonis›. Hg. v. Michael Baldzuhn/Christine Putzo. Berlin/New York , S. –. – A. Rockenberger: Produktion und Drucküberl. der editio princeps von S. B.s Nsch (Basel ). Eine medienhist.-druckanalytische Unters. (Europäische Hochschulschr. I, ). Frankfurt/M. . – Nikolaus Henkel: Wertevermittlung und Wissen in der Hand des Gelehrten. S. B. und sein Werk. In: Text und Normativität im dt. MA. XX. Anglo-German Colloquium. Hg. v. Elke Brüggen u. a. Berlin/Boston , S. –. – Ders.: Das Bild als Wissenssumme. Die Holzschnitte in S. B.s Vergil-Ausg., Straßburg . In: Schreiben und Lesen in der Stadt. Literaturbetrieb im spätma. Straßburg. Hg. v. Stephen Mossman u. a. (Kulturtopographie des alemannischen Raums ). Berlin/Boston , S. –. – Ders.: Der Dichter spricht. Autorschaft im frühen Buchdruck und S. B.s Verz. der Errata im Druck der ‹Varia carmina› (GW ). In: Geistliche Lit. des MA und der Frühen Neuzeit. Festgabe für Rudolf Suntrup. Hg. v. Volker Honemann/Nine Miedema (Medieval to Early Modern Culture/Kultureller Wandel vom MA zur Frühen Neuzeit ). Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Ders.: Ein unveröffentlichtes dt. Flugblatt S. B.s. Die Klage des Friedens gegen den Krieg und die Verteidigung des Kriegs gegen den Frieden (). In: Grundlagen. Forschungen, Editionen und Materialien zur dt. Lit. und Sprache des MA und der Frühen Neuzeit. [Festgabe für Gisela Kornrumpf]. Hg. v. Rudolf Bentzinger u. a. (ZfdA, Beih. ). Stuttgart , S. –. – Franz M. Eybl: Narrenbuch und Totentanz. Frühneuzeitliche Lektüren der Selbstbespiegelung. In: IASL () –. – Christiane Weidenfeld: Narragonia und Schlaraffia. Zur partiellen Synonymie zweier literarischer Räume in S. B.s Nsch. In: PBB () S. –. – Marburger Repertorium zur Übersetzungslit. im dt. Frühhumanismus: MRFH (http://mrfh.de/). BJ Scherrenmüller, Bartholomäus (auch: Scher[en]müller [von Aulon]; B. de Aula), * um Aalen, † nach . – Hochschulmediziner, Übersetzer fachliterarischer Schriften. Der vermutlich aus einfachen Verhältnissen stammende S. immatrikulierte sich an der Erfurter Artistenfakultät (/ Bakkalaureus,
Scherrenmüller Magister artium). Er kehrte zurück in seine schwäbische Heimat, wo er im Eröffnungssemester / an der neugegründeten Universität Tübingen Vorlesungen in den Artes hielt. Im Anschluss hat er an ungeklärtem Ort Medizin studiert, da er ab als «artium et medicine doctor» bezeugt ist und auf einen der ersten medizinischen Lehrstühle in Tübingen berufen wurde. S. stand in Beziehung zu Graf Eberhard V. (im Bart) von Württemberg und gehörte dem im weitesten Sinn frühhumanistischen Übersetzerkreis um den Landesherrn an, der dt. Übertragungen antiker und wissenschaftlicher Autoren planvoll gefördert hat (vgl. etwa → Antonius von Pforr oder Heinrich → Österreicher). Ob S. auch leibärztlich am württembergischen Hof wirkte, ist offen. Nach wird der Mediziner nicht mehr bezeugt. Zwei medizinliterarische Übersetzungen S.s im Auftrag Eberhards sind überkommen, die beide auch dem Grafen gewidmet sind. Das Buch von der wundartzny ist eine Übersetzung von De Chirurgia libri VI des Pietro d’Argelata († ), eines Schülers von → Guy de Chauliac. Es ist vermutlich in den er oder frühen er Jahren des . Jh. entstanden. Die überlieferte Version umfasst nur das erste Drittel der Chirurgia. Das Inhaltsverzeichnis des tradierenden Bandes lässt aber erkennen, dass S. den gesamten Text Pietros übertragen hat und der Rest von Überlieferungsverlust betroffen ist. Direkte Vorlage S.s war die De Chirurgia-Ausgabe des Matthäus Moretus, deren Vorwort S. mitübersetzt hat (Venedig: Benedictus Genuensis, [GW ]). Beim Regimen und uffenthalt der gesunthait handelt es sich um eine dt. Teilbearbeitung der diätetischen Summa conservationis et curationis → Wilhelms von Saliceto, die S. am .. abgeschlossen hat. Besondere Anlässe für das Regimen, das sich der diätetischen Lebensführung einer fürstlichen Familie widmet, dürften eine schwerwiegende Erkrankung Eberhards und dessen Erbenlosigkeit gewesen sein. Dabei verfolgt S. einen umfassenden Ansatz von «der entpfengnuß in m˚utterleyb bis an das alter». Der Text teilt sich in drei ungefähr gleich lange Segmente. Zunächst wird die Zeit der Schwangerschaft bis zur Schulzeit behandelt, dann schließt sich ein klassisches Regimen sanitatis nach den «sex res non naturales» an zur «uferhaltunge der gesuntheit». Den Abschluss bildet mit den «zaichen mancherlay kranckheiten» eine symptomspezi sche und «a capite ad calcem» geordnete Krank
. Hälfte . Jh. heitsprophylaxe, die bis zur Pest reicht. Die Übertragung S.s ist frei und sowohl von eigenen Ergänzungen als auch von Kürzungen geprägt. Da er im Sinne einer humanistischen Quellenkritik Wilhelms Autoritätenzitate überprüfte, gibt es an diesen Stellen mitunter beträchtliche Abweichungen von der Vorlage. Ein Schwangerenregimen (Wie sich die kindendenn frawenn in dem geberen der kind halten sollent), wahrscheinlich auch eine Übersetzung, ist bezeugt, aber nicht erhalten. Diese dritte Schrift ist vor dem Regimen und uffenthalt der gesunthait verfasst worden, da S. sie selbst in dessen Vorwort erwähnt. Der obstetrische Traktat wird außerdem von Konrad Summenhart in seiner Oratio funebris auf den Tod Eberhards benannt. Dem verlorenen Werk könnte der thematisch entsprechende Teil der Chirurgia des Abulcasis (Abu I-Qˉasim) zugrundegelegen haben. Ü: Wundartzny: München, BSB, Cgm , Bll. (Pap., /, schwäbisch); erster von ursprünglich drei Bänden. Digitalisat unter www.digitale-sammlungen.de/. – Regimen: Berlin, SBB, Mgq , Bll. (Pap., , schwäbisch). – Bei beiden Codices könnte es sich um Autographe handeln, zumindest aber um autorisierte Widmungsexemplare. A: Wundartzny: Sudhoff (Auszüge). – Regimen: Schmitt , S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Wolfram Schmitt, LexMA () Sp. f. – Karl Sudhoff: Dt. medizinische Inkunabeln. Bibliographisch-literarische Unters. (Stud. zur Gesch. der Medizin /). Leipzig , S. . – Ders.: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. f. – W. Schmitt: B. S.s Gesundheitsregimen () für Graf Eberhard im Bart. Diss. Heidelberg . – Ders.: Ein dt. Gesundheitsregimen des ausgehenden . Jh. In: Heidelberger Jb. () S. –. – Ders.: Theorie der Gesundheit und ‹Regimina sanitatis› im MA. Habilitationsschr. (masch.) Heidelberg , S. . – Cornelia Löhmer: Die Welt der Kinder im fünfzehnten Jh. Weinheim , S. f. u. ö. – G. Keil: Der Hausvater als Arzt. In: Haushalt und Familie in MA und früher Neuzeit. Hg. v. Trude Ehlert. Sigmaringen , S. –, hier S. f. – Volker Mertens: Eberhard im Bart und der Humanismus. In: Eberhard und Mechthild. Unters. zu Politik und Kultur
. Hälfte . Jh. im ausgehenden MA. Hg. v. Hans-Martin Maurer (Lebendige Vergangenheit ). Stuttgart , S. –, hier S. . – Britta-Juliane Kruse: Verborgene Heilkünste. Gesch. der Frauenmedizin im SpätMA (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. NF []). Berlin/New York , S. , . – Melitta Weiss-Adamson: Baby-Food in the Middle Ages. In: Nurture. Proceedings of the Oxford Symposium on Food and Cooking. Hg. v. Richard Hosking. Bristol , S. – passim. – W. Schmitt: S., B. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . – W. Schmitt: Medizinische Lebenskunst. Gesundheitslehre und Gesundheitsregimen im MA (Medizingesch. ). Berlin/ Münster , S. f. VZ Stocker, Johannes (auch: Stockar; Johann, Hans; Ioannes Stockerus), * um / Ulm, † .. Ulm, Grablege in der Ulmer Dreifaltigkeitskirche. – Ulmer Stadtarzt, fachliterarischer Publizist. S. entstammt einer Ulmer Patrizierfamilie, die als Wappentier einen ügelschlagenden Adler auf einem Stock führte. Zum Sommersemester immatrikulierte er sich an der Universität Ingolstadt für ein Studium der Artes und wechselte später an die Medizinische Fakultät. Um wurde er in Bologna zum Dr. med. promoviert. Nachdem S. / in Tübingen praktiziert hatte, kehrte er in seine Heimatstadt zurück, wo er in der Nachfolge Heinrich → Steinhöwels als Ulmer Stadtarzt eingesetzt wurde. Der entsprechende Vertrag ist in toto erhalten. Er gewährte S. einerseits eine konkurrenzlose Position, verp ichtete ihn andererseits aber zu Präsenz, Aufsicht über Hebammen- und Apothekenwesen oder auch zur Lepraschau. wurde seine zunächst auf acht Jahre befristete, verlängerte Bestallung in ein unbefristetes Verhältnis umgewandelt. Offensichtlich reichte S.s Reputation als Mediziner weit über die Stadtgrenzen hinaus, was auswärtige Konsultationen belegen: ersuchte der württembergische Landhofmeister Hugo Graf von Werdenberg den Ulmer Rat auf Weisung Graf Eberhards im Bart um die Freistellung des Stadtartzes, damit dieser in Stuttgart den schwäbischen Adligen Dietrich Spät behandeln konnte; hielt S. sich für vier Tage bei Eberhard d. J. von Württemberg auf;
Stocker behandelte er den übergewichtigen Augsburger Bischof Friedrich II. von Zollern und den hohenzollernschen Grafen Eitel Friedrich II.; und wirkte er als bayerisch-herzoglicher Leibarzt am Ingolstädter Hof. Auch stand S. in fachlichem Austausch mit Medizinerkollegen. Ein Rezept des Heidelberger Wundarztes Heinrich → Münsinger ließ dessen Sohn, der württembergische Leibarzt Albrecht → Münsinger, seinem Ulmer Standesgenossen zukommen. Zudem hatte S. Kontakt zu humanistischen Kreisen. Mit Johannes Reuchlin unterhielt er einen Briefwechsel und für Konrad Peutinger hat S. womöglich eine «Consultatio» verfasst (s. Künast ). Als weitbekannter «Physicus Ulmensis celeberrimus» fügt sich S. hervorragend in die bemerkenswerte Reihe prominenter Ärzte der Reichsstadt Ulm ein. Neben seinem direkten Vorgänger als Stadtarzt, Steinhöwel, sind hier u. a. Jakob → Engelin, → Peter von Ulm und Hans → Wirker zu nennen. Wolfgang Reichart (–), sein Freund, Schüler und Amtsnachfolger, widmete S. ein dramatisches Spiel (Comoedia Rychardi de epitaphio doctoris Stockars). An Schriften S.s sind ein öffentlich bestelltes Dokument für den stadtärztlichen Gebrauch sowie kompilierte Arzneibücher und Regimina für überwiegend herrschaftliche Adressaten überkommen. Im Auftrag der Stadt erarbeitete S. gemeinsam mit den Ulmer Ärzten Johannes Jung († um ) und Johannes Münsinger († nach ) die Ulmer Hebammenordnung, die über drei Jahrhunderte in Kraft blieb. Vorgeschrieben wurde eine sorgfältige Hebammenprüfung durch speziell ausgebildete Frauen, Ärzte oder Pfarrer. Ferner wurde festgelegt, dass die Versorgung der Schwangeren ohne Ansehen von deren Stand zu erfolgen hatte, bei künstlichen Eingriffen stets ein Arzt zu konsultieren und auch die postnatale Betreuung zu gewährleisten sei. – Kollektaneen mit redaktionell überabeiteter Materia medica, Rezepten oder Traktaten sind in Abschriften und in einem Codex vermutlich auch autograph erhalten. Dieses «Arzenibuoch» stammt aus S.s persönlichem Besitz; es gliedert die enthaltenen Rezeptformeln nach Krankheiten und ihren Erscheinungsformen. Vermutlich hat S. bereits in Bologna mit dem Sammeln geeigneter medizinischer Fachliteratur begonnen. Eigenes Rezeptgut scheinen S.s Sammlungen nicht zu enthalten, allerdings werden in der Überlieferung des . Jh. zahlreiche Rezepte tradiert, die S.
Stocker als Gewährsmann nennen. Dabei zeigt sich ein besonderes Interesse S.s auch für chirurgische Verfahren. Die → Ulmer Wundarznei enthält zwei Verfahren zur Behandlung von Geschwüren und Verbrennungen, die seine Vetrautheit mit der Ober ächenchirurgie erweisen. Medizinhistorisch bemerkenswert ist außerdem der erste bekannte Hinweis auf die Verwendung von Amalgam in der Zahnmedizin («postea imple foramen cum amalgame facta ex vitriolo et mercurio»; hsl. und in der «Praxis Aurea» [s. Überl.; vgl. Hoffmann-Axthelm ]). – Patientenbezogen sind die Gesundheitsregimina gestaltet, die sich zumeist den leibärztlichen Verp ichtungen S.s verdanken und sich überwiegend der Nahrungsmitteldiätetik widmen. Sie sind durchweg im Druck erschienen, was sich teilweise auch den prominenten Adressaten verdanken dürfte. Ob eine unter S.s Namen gehende Übersetzung des Consiglio contro la pestilenzia des Marsilio → Ficino (Regiment für den Gepresten der Pestilentz) auf S.s selbst zurückgeht, ist ungeklärt. Ü: Hebammenordnung Nördlingen, Stadtarch., ohne Signatur, Bll. (Pap., . Jh.). – «Arzenibuoch»: Schaffhausen, StB, Cod. Gen. , Bll. (Pap., um , lat./dt.); «Dr. Johannis Stokheri qui ab anno virginei partus Ulmæ celebris fuit Physicus Practica Medicina». Autograph (?) mit dt. Nachträgen verschiedener Hände. Inhaltsangabe bei Martin , S. f. – Medizinische Sammlungen in Abschriften («Libri medicinales»): Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. , r–v und Cod. Pal. lat. , r–v (beide Pap., . Jh., lat.). Zwei gedruckte Kompilationen des . Jh. scheinen Überarbeitungen der beiden vorhergehenden Sammlungen zu sein: . «Empirica, sive Medicamenta Varia, Experientia Diuturna Comprobata Et Stabilita, Contra Plerosq[ue] omnes corporis humani morbos, tam internos, quam externosin duos libros distributa [...] a D. Joanne Stockero, Medico olim Ulmensi celeberrimo». Hg. v. Tobias Dornkrell ab Eberhertz. [Lüneburg, ]; Frankfurt: Nikolaus Basse/Melchior Hartmann (VD :V) und (Digitalisat unter www.digitale-sammlungen.de). – . «Praxis Morborum Particularium Joannis Stockeri Medici Ulmensis celebris & clari». Frankfurt: Johann Basse Erben/Wolfgang Richter (VD :C); Nachdr. Leiden: Adrian Toll, und (u. d. T. «Johannes Stockeri Praxis Aurea. Ad Corporis Humani Morbos omnes, tum internos quam externos»); vgl. Ludwig Schuba: Die
. Hälfte . Jh. medizinischen Hss. der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibl. (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. , –. – Einzelne Rezepte (vorläu ge Zusammenstellung): Schaffhausen, StB, Cod. Gen. , v–r (innerhalb der Ulmer Wundarznei) (Pap., schwäbisch, letztes Viertel . Jh.). – Heidelberg, UB: Die Cpg , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , (alle . Jh.) enthalten Rezeptgut S.s. Einzelnachweise: Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden . – Stuttgart, LB, Cod. Donaueschingen E I , S. f., f., f., f., f., f., f., f. (Pap., . Jh., schwäbisch). – Ebd., Cod. E I , v, v (Pap., , schwäbisch). – Wien, ÖNB, Cod. , r–r (Pap., , lat.); Namensangabe auf r: «Practica expertissimi Johannis Stocker Vlmensis». – Ebd., Cod. , r, r (Pap., . Jh., obd.). – Ebd., Cod. , v, v, v (Pap., , lat.). – München, BSB, Cgm , v (Pap., , mittelbair.). – Weitere Nachweise bei Keil , S. ; Martin , S. f.; Schuba (s. o.) S. . – Regimina: «Ain grundtlichs warhaftigs Regiment wie man sich mit aller speyß getranck vnd früchten halten sol [...] An Hertzogen Eberhardt von Wirtemberg durch den Hocherfarnen Johann Stockar Doctor der Artzney z˚u Vlm [...] geschriben vnd nach seinem tod gefunden». Augsburg: Philipp Ulhart d. Ä., (VD S ); [Straßburg] . – Hs.: München, BSB, Cgm , Bll. (Pap., Anfang . Jh., schwäbisch); Incipit: «Dem durchleüchtigen hochgebornen fursten vnd hern hern Eberharrten hertzogen zu Wirtenberg [...] enbuitt ich Johannes Stocker docktter der ertzny mein alzeit undertanig willig dinst. [...] für eure fürstliche gnaden ain regiment». Der hsl. und der gedruckte Text stimmen bis auf drei zusätzliche Weinrezepte in der Hs. (v) überein (vgl. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Die ma. Hss. aus Cgm – [Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis /]. Wiesbaden , S. ). Da Eberhard wie im Druck auch in der Hs. als Herzog apostrophiert wird, dürfte der Text nicht vor entstanden sein. – «Johann Stocker doctor statarzt zu Vlme Ordnung für Herzog Ulrich von Wyrttemberg, so er über Wasser und Lannd zieht». Hs.: München, BSB, Clm , Bl. – (Pap., , lat./obd.); Drucke: , (?). – Übersetzung des Consiglios
. Hälfte . Jh. von Ficino: (entstanden um ) «Ein kurtz Regiment für dˉe geprestˉe der pestilentz. So ds hoch e gelort herr Johˉa Stockar Doctor der ertzney vˉn e Statartzt zu Vlm geschriben vnd begriffen vˉn biße her in ubˉug vˉn geprauch ghabt hatt». Nürnberg: Friedrich Peypus, (VD S ); Augsburg: Sigmund Grimm/Marx → Wirsung (Zusatztitel: «Ain Regiment für die Pestilentz Durch den hochgelertˉe Johˉa Stockar Doctor der Ertzney vˉ Stat Artzt z˚u Vlm beschriben vnd in seyˉn lebˉ gebraucht vnd geyebt»; VD S ; Digitalisat unter www.digitale-sammlungen.de). – Eine fragwürdige Zuschreibung ist: «Das b˚uch Regimen sanitatis genannt. Das ist Wie sich der mensch halten sol das er in gesuntheit beleib». Augsburg: Anton → Sorg, (GW M); Augsburg: Johann Froschauer, (GW M); Nürnberg: Friedrich Creussner, o. J. (GW M) (Digitalisate der Augsburger Drucke unter www.digitalesammlungen.de). A: Hebammenordnung Martin , S. f. – Rezepte aus der Ulmer Wundarznei: Martin , S, f. L: Ulrike Bausewein, VL () Sp. –; () Sp. . – Gundolf Keil, LexMA () Sp. . – Ders., NDB () S. f. – Carl Gerster: Ärztliche Diätetiker aus dem . Jh. In: Hygieia () S. –. – Hermann Klemm: Die rechtliche und sociale Stellung der Ärzte in der Reichsstadt Ulm. In: Ulm und Oberschwaben () S. –. – Gerhard Eis: Nachrichten über zwei medizinhist. Sammelhss. aus Augsburg. In: Sudhoffs Arch. () S. – (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. , ). – G. Keil: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , S. , . – Manfred Straub: J. S. ‹Ad dolorem dentium›. Diss. Tübingen . – Walter Hoffmann-Axthelm: Gesch. der Zahnmedizin. ., neubearb. und erw. Au . Berlin u. a. , S. u. ö. – Jürgen Martin: Der Ulmer Wundarzt Hans S. und sein nosologisch gegliedertes Arzneibuch. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Stefan Rhein: Johannes Reuchlin als Dichter. Vorläu ge Anm. zu unbekannten Texten. In: Pforzheim in der frühen Neuzeit. Hg. v. HansPeter Becht (Pforzheimer Geschichtsbll. ). Sigmaringen , S. –, hier S. f. – J. Martin: Die
Schelling ‹Ulmer Wundarznei›. Einleitung – Text – Glossar zu einem Denkmal dt. Fachprosa des . Jh. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Würzburg , S. f., f. – Manfred Gröber: Das wundärztliche Manual des Meisters Hans Seyff von Göppingen (ca. –). Der Cod. med. et phys. ° der Württembergischen LB Stuttgart (GAG ). Göppingen , S. . – Walther Ludwig: Die Slg. der ‹Epistolae ac Epigrammata› des Ulmer Stadtarztes Wolfgang Reichart von als Dokument humanistischer Selbstdarstellung. In: Das dargestellte Ich. Stud. zu Selbstzeugnissen des späten MA und der frühen Neuzeit. Hg. v. Arnold Klaus u. a. (Selbstzeugnisse des MA und der beginnenden Neuzeit ). Bochum , S. –. – Matthias Dall’Asta/Gerald Dörner (Hg.): Johannes Reuchlin. Briefwechsel. Bd. : –. Stuttgart/Bad Cannstatt , S. – (Nr. ) u. ö. – HansJörg Künast: Die Bibl. Konrad Peutingers. Edition der hist. Kat. und Rekonstruktion der Bestände. Bd. : Die autographen Kat. Peutingers, der nichtjuristische Bibliotheksteil (Studia Augustana ). Tübingen , S. (Nr. .). – Anton Mößmer: Ärzte, Bürger, Herzöge. Eine Dokumentation zur Medizinalgesch. der Stadt Landshut. Landshut , S. –. – G. Keil: S., Hans. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . – Hans-Joachim Winckelmann: Medizinhist. Streifzug durch Ulm. Eggingen , S. –. VZ Schelling, Konrad (auch: Conrad Schellig; Conradus Cerdonis), * um Heidelberg, † .. Heidelberg. – Hochschulmediziner, kurpfälzischer Leibarzt, Fachschriftsteller. Der Sohn eines Handwerkers immatrikulierte sich im Sommer an der Artistenfakultät der Universität Heidelberg ( Bakkalaureus, Lizentiat und Magister). Nachdem er für zwei Jahre in Heidelberg in den Artes unterrichtet hatte, bezog er zum Medizinstudium die Universität von Padua. Als promovierter Arzt trat er / in den Dienst des pfalzgrä ichen Hofs in Heidelberg, wo er den greisen Leibarzt Heinrich → Münsinger unterstützte. erhielt S. zudem die Lehrbefugnis für die Heidelberger Medizinische Fakultät. Gemeinsam mit Erhard → Knab und Bartholomäus → Etten war S. an den beiden Fassungen der lat.
Schelling Heidelberger Pharmakopöe von und beteiligt. Diese Apothekenordnung mit Preisvorgaben für Arzneimittel entstand im kurfürstlichen Auftrag nach Basler Vorbild. Der ab amtierende Pfalzgraf → Philipp (I.), Pfalzgraf bei Rhein (der Aufrichtige), übernahm S. als Leibarzt und medizinalpolitischen Berater in seinen Dienst. reiste Philipp gemeinsam mit S. zum Wormser Reichstag, wo S. den Humanisten Jakob Wimpfeling traf, mit dem er schon längere Zeit in Kontakt gestanden hatte. S. hinterließ nach seinem Tod ein beträchtliches Vermögen. Aus seiner ganz offensichtlich stattlichen Fachbibliothek haben sich neunzehn teils autographe Bände erhalten (s. Überlieferung). Für Pfalzgraf Philipp hat S. zwei medizinische Fachschriften verfasst. Der lat. Malfranzosen-Traktat zählt zu den frühesten Syphilisschriften überhaupt und ist mit der Unterstützung Wimpfelings entstanden, der ein Empfehlungsschreiben beisteuerte. Im dreiteiligen Aufbau (Nosologie, Prophylaxe, Therapie) orientiert sich die Schrift weitgehend am → Pariser Pestgutachten und überwindet nur im abschließenden «cirurgia»-Kapitel dessen rigiden Schematismus. Inhaltlich steht der Text deutlich unter dem Ein uss des Edictum in blasphemos (Gotteslästeredikt) → Maximilians I. von , das in einer erweiterten Fassung von auch die «pösen plattern» (i. e. Syphilis) als Strafe Gottes für Sündhaftigkeit deutete. Der medizinisch anspruchslose Traktat S.s gelangte in den Druck, entsprach aber rasch nicht mehr dem fachlichen Diskursniveau und erfuhr keine Neuau age. Beim zweiten pfalzgrä ichen Auftragswerk handelt es sich um einen dt. Pesttraktat. Dieser folgt zwar gleichfalls dem Pariser Pestgutachten, fußt aber auch auf S.s persönlicher praktischer Erfahrung und bietet zusätzlich ein breites Spektrum an präventiven und curativen Arzneimitteln. Die Ende im Rhein-Main-Raum ausgebrochene Beulenpest und die volkssprachige Abfassung der erstmals gedruckten Schrift haben zu einer gegenüber dem Syphilistraktat weiteren Verbreitung geführt. Neben den beiden Traktaten sind einige medizinische Kurzschriften S.s überkommen. Mit Ausnahme des im Folgenden erstgenannten Regimen stehen diese Arbeiten im Kontext der leibärztlichen Tätigkeit des Heidelberger Mediziners: ) Das Regimen für Reinhart von Helmstadt (aus einem Kraichgauer Reichsrittergeschlecht) ist das einzige personalisierte Konsilium, das S. sicher
. Hälfte . Jh. zugewiesen werden kann. Ob er darüber hinaus kasuistisch-konsiliarisch tätig war, ist wahrscheinlich, aber nicht belegt. – ) Eine lat. Bitte um fachlichen Beistand angesichts der Bronchitiserkrankung des Pfalzgrafen und Kurfürsten Friedrichs I. (des Siegreichen) aus dem Jahr ist an drei Paduaner Kollegen adressiert. – ) Ein lat. Bronchitis-Kurzrezeptar mit sechs Verordnungen dürfte gleichsam auf Friedrich abgestimmt sein. – ) Das «regement Wan ein person baden will Jn natürlichen wannen bedern» ist als allgemeiner Badeführer für Therapien mit warmen Mineralquellen angelegt. – ) Fünf verstreut überlieferte dt. Rezepte S.s widmen sich der Behandlung von Harnleiden. Außerdem ist S. als Schreiber und möglicher Urheber einer anonym tradierten unvollständigen Übersetzung von De triplice vita des Marsilio → Ficino in Betracht gezogen worden (vgl. Benesch , S. ). Die ohnehin unsichere These konnte seither nicht validiert werden. Ü: Malfranzosen-Traktat: «In pustulas malas morbˉu quˉe malum de frˉacia vulgus appellat que sˉut de genere formica[rum]: Salubre [con]silium doctoris Cˉoradi Schellig heydelbergen[sis]». [Heidelberg: Friedrich Misch, um / ] (GW M). – Pesttraktat: Erstdruck: «Ein kurtz Regiment von dem hochgelerten meister Conradt Schelling von Heidelberg [...].Wie man sich vor der Pestilentz enthalten vnd ouch ob der mensch damit begriffen wurd jm helfen sol». Heidelberg: [Jakob Stadelberger], . – Neuau .: [Speyer]: Konrad Hist, . – Ebd.: Hartmann Biber, (VD S –). – Namentlich gekennzeichnete Auszugsabschriften und textgeschichtlich vom Pesttraktat abhängige Stücke: Heidelberg, UB, Cpg , r–r und Cpg , r–v, r–v (Bde. und des Buchs der Medizin → Ludwigs V. von der Pfalz; diese wie alle folgenden Bde. des Buchs der Medizin: Perg., / , südrheinfränkisch). – Kurzschriften: ) Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. (Pap., um ; autograph). Das undatierte Regimen ist auf zwei losen autographen Doppelbll. bei r in die Hs. eingelegt. – ) Ebd., Cod. Pal. lat. , rv (Pap., /). – ) Ebd., Cod. Pal. lat. , v (Pap., /). – ) Heidelberg, UB, Cpg (Bd. des Buchs der Medizin) v–v. – ) Ebd., Cpg , v [Abschrift: Cpg , rv]; Cpg , v, v (Bde. f. des
. Hälfte . Jh. Buchs der Medizin). – ) Zwei weitere nachgewiesene Einzelrezepte nden sich in: Ebd., Cpg (Bd. des Buchs der Medizin) rv; Schnupfenrezept («Vor den us des haupts»). – Ebd., Cpg (Rezeptslg. des Konrad VI. Kolb von Wartenberg) v–r (Pap., , obd./alemannisch); «Docter Conradus Scheling von den pillulen azaÿareter». – De triplice vita (dt.): Ebd., Cpg , Bll. (Pap., frühes . Jh., südrheinfränkisch). Vgl.: Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. .-) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. f. – Bibliothekarischer Nachlass: Nachlassbände be nden sich heute in Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana. Die Codd. Pal. lat. und sind Autographen und stammen aus S.s Paduaner Studienzeit. Alle anderen Hss. weisen eigenhändige Notizen und Glossen auf. Einzelnachweise: Schuba , S. (Reg., unter «Conradus Schelling»). Es handelt sich überwiegend um (astro-)medizinische Sammelhandschriften, welche die zeitgenössisch modernen fachlichen Strömungen widerspiegeln. – Zu Digitalisaten der Drucke und Hss. s. GW (online), VD (online) und http://digi.ub.uni-heidelberg.de/de/ bpd/index.html. A: Heidelberger Pharmakopöe von : Wolfgang-Hagen Hein: Eine Heidelberger Arzneimittelliste von . In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Malfranzosen-Traktat: Conrad Heinrich Fuchs: Die ältesten Schriftsteller über die Lustseuche in Deutschland von bis . Göttingen , S. –. – Karl Sudhoff: Zehn SyphilisDrucke aus den Jahren – in Faks. (Monumenta medica ). Mailand , S. –. – Kurzschriften: Harnleidenrezepte: Joachim Telle: Mitt. aus dem ‹Zwölfbändigen Buch der Medizin› zu Heidelberg. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f., f. L: Ludwig Schuba/Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – Heinrich Schipperges, LexMA () Sp. . – G. Keil, NDB () S. f. – Johann Karl Proksch: Die Gesch. der venerischen Krankheiten. Eine Stud. Theil : Neuzeit. Bonn , S. f. – Paul Richter: Über Conrad S. und sein ‹Consilium in pustulas malas›. In: Sudhoffs Arch. (/) S. –. – K. Sudhoff: Graphische und typographische Erstlinge der Syphilislit. aus den Jahren und (Alte Meister der Medizin und Naturkunde ). München ,
Schelling S. f., Tf. XVIII (Abdruck des Empfehlungsschreibens Wimpfelings). – Ders.: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «schwarzen Todes» . Tl. : Pesttraktate aus Südwestdeutschland und der Schweiz. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f. – Ders. (s. Ausg. ) S. XVII–XX. – Eberhard Stübler: Gesch. der medizinischen Fakultät der Univ. Heidelberg. –. Heidelberg , S. . – Willem F. R. Essed: Over den oorsprung der syphilis. Een kritisch-historisch-epidemiologische studie. Amsterdam , S. u. ö. – Gerhard Ritter: Die Heidelberger Univ. Ein Stück dt. Gesch. Bd. : Das MA (–). Heidelberg , S. –. – Wilhelm Port: Der Heidelberger Buchdruck in der ersten Hälfte des . Jh. In: Neue Heidelberger Jbb. NF () S. –, hier S. – (Nr. f.). – Gerhard Eis: Zur Beurteilung K. S.s. In: Medizinische Monatsschr. () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –, f.). – Dieter Benesch: Marsilio Ficinos ‹De triplici vita› (Florenz ) in dt. Bearb. und Übers. Edition des Codex palatinus germanicus und (Europäische Hochschulschr. /). Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Colette Jeudy/L. Schuba: Erhard Knab und die Heidelberger Univ. im Spiegel von Hss. und Akteneinträgen. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken () S. –, hier S. , –. – L. Schuba: Die medizinischen Hss. der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibl. (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. XXXI, –, –, –, –, (Reg.). – Ders.: Die medizinische Fakultät im . Jh. In: «Semper apertus». Sechshundert Jahre Ruprecht-KarlsUniv. Heidelberg. Hg. v. Wilhelm Doerr. Berlin u. a. , Bd. , S. –, hier S. , f. – Ludwig Schmugge: Leichen für Heidelberg und Tübingen. In: Staat, Kirche, Wiss. in einer pluralistischen Gesellschaft. FS Paul Mikat. Hg. v. Dieter Schwab. Berlin , S. –, hier S. f. – Wolfgang Rohe: Zur Kommunikationsstruktur einiger Heidelberger Regimina sanitatis: Heinrich Münsinger, Erhard Knab, Conrad S. In: Wissen für den Hof. Der spätma. Verschriftungsprozeß. Hg. v. Jan-Dirk Müller (MMS ). München , S. –. – H. Schipperges: Ärzte in Heidelberg. Eine Chronologie vom «homo heidelbergensis» bis zur «Medizin in Bewegung». O. O. [Heidelberg]
Widmann , S. f. u. ö. – Ursula Machoczek: «Der armen studirenden jugendt zum besten». Stipendienstiftungen an der kurpfälzischen Univ. Heidelberg –. In: Zwischen Wiss. und Politik. Stud. zur dt. Universitätsgesch. FS Eike Wolgast. Hg. v. Armin Kohnle/Frank Engehausen. Stuttgart , S. –, hier S. u. ö. – Dagmar Drüll: Heidelberger Gelehrtenlex. Bd. : –. Berlin u. a. , S. . – Frank Fürbeth: Heilquellen in der dt. Wissenslit. des SpätMA. Zur Genese und Funktion eines Paradigmas der Wissensvermittlung am Beispiel des ‹Tractatus de balneis naturalibus› von Felix Hemmerli und seiner Rezeption. Mit einer Edition des Textes und seiner frühnhd. Übersetzung (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. . – G. Keil: S., K. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. – Antje Wittstock: «Melancholia Translata». Marsilio Ficinos MelancholieBegriff im deutschsprachigen Raum des . Jh. (Berliner MA- und Frühneuzeitforschung ). Göttingen , S. . VZ Widmann, Johannes, aus Maichingen (auch: Wydman, genannt Möchinger, Machinger, Maichinger, Mechinger; Salicetus), * um / Maichingen bei Sindel ngen, † .. Pforzheim. – Arzt, medizinischer Schriftsteller. W. stammte nach seinem Beinamen «Möchinger» (auch «Mechinger») wohl aus Maichingen bei Sindel ngen, wurde zum Wintersemester an der Universität Heidelberg immatrikuliert, studierte nach dem Erwerb des Magistergrads im März an oberitalienischen Universitäten Medizin (– in Pavia, in Padua) und wurde am .. in Ferrara zum «Dr. med. et cirogiae» promoviert. Zunächst als Arzt in Ulm und Baden-Baden tätig, war er dann Leibarzt verschiedener südwestdt. Landesherren ( und –/ bei Markgraf Christoph I. von Baden, und – bei Graf Eberhard V. [im Barte] von Württemberg, – bei Herzog Ulrich von Württemberg), Stadtarzt in Basel (/) und Straßburg (/) und lehrte Medizin an den Universitäten Ingolstadt (), Basel () und Tübingen (–?, Dekan der Medizinischen Fakultät). W., dem das Bürgerrecht der
. Hälfte . Jh. Stadt Straßburg verliehen wurde, führte zahlreiche Apothekenvisitationen durch, entwarf die Apothekenordnung für die Stadt Straßburg (), organisierte das Stuttgarter Hebammenwesen und war mit der Visitation der württembergischen Bäder beauftragt. Spätestens nach dem Tod Herzog Ulrichs ging er nach Pforzheim. Neben zwei Hebammenordnungen sowie zahlreichen Regimina und Konsilien (u. a. über Blasengeschwüre und Steinleiden) verfasste W., der auch als Briefeschreiber (u. a. an den ein ussreichen Domherrn Peter → Schott d. J.) und Rezeptautor hervortrat (zu den Abschriften seiner Gutachten und Rezepte vgl. Fürbeth , Sp. f.), drei größere Werke für den Druck: a) Tractatus de pestilentia ( Kapitel, zusammen mit einer Quaestio de fuga pestis des Tübinger Theologen Gabriel → Biel). Die Ursache der Pest ist nach W. Fäulnis der Luft durch zu große Feuchtigkeit. b) Im Tractatus de pustulis et morbo qui vulgato nomine mal de franzos appellatur () wird ‹Syphilis› als Hautkrankheit verstanden (vgl. Frambösie). W. bietet verschiedene Rezepte für Sirup und Salben. c) Der aus mindestens dreißigjähriger Erfahrung hervorgegangene Tractatus de balneis thermarum ferinarum (vulgo Uuildbaden) perutilis balneari volentibus ibidem in dt. und lat. Sprache ist neben dem erschienenen Buch Wolfgang Wintbergers über Baden bei Wien die erste Monographie zu einer dt. Heilquelle (vgl. Georg → Wagner). Die auf antike und arabische Autoritäten bezogenen Werke W.s, dem eine gut sortierte medizinische Handbibliothek zur Verfügung stand, messen empirischen Beobachtungen nur geringen Wert bei. Ü: a) Erstdruck vor (verschollen). – Tübingen: F. M[eynberger] . – Drei Drucke der dt. Übersetzung: Straßburg und (VD W–W). – b) Rom: St. Planck, o. J. (Hain ). – Straßburg: J. Grüninger, (Cop. ). – c) Tübingen: Th. Anselm, (VD W). – Tübingen (Renz, S. ). – Dt. Übersetzungen: Tübingen (VD W) und Nürnberg (verschollen). Hsl. Auszug von der Hand A. P. Gassars in Rom, Biblioteca Apostolia Vaticana, cod. Pal. lat. , v. Teilabdruck bei Renz, S. (. Kap.). A: b) Fuchs (s. Lit.) S. –. – Faks. bei Sudhoff (s. Lit.); italienische Übersetzung von Ceccarelli, S. –.
. Hälfte . Jh. L: Gundolf Keil, LexMA () Sp. . – Frank Fürbeth, VL () Sp. –. – Die ältesten Schriftsteller über die Lustseuche in Deutschland, von bis , nebst mehreren Anecdotis späterer Zeit, gesammelt und mit literarhist. Notizen und einer kuzen Darstellung der epidemischen Syphilis in Deutschland hg. v. C[onrad] H[einrich] Fuchs. Göttingen , S. –, , –. – Wilhelm Theodor von Renz: Lit.-Gesch. von Wildbad in Text-Proben und Biographieen, nebst einer Beigabe: die Lage, das Klima, die heutigen Curmittel, der KrankheitsKreis und die Frequenz-Statistik Wildbad’s. Stuttgart , S. –. – Karl Baas: Die beiden Ärzte W. In: Zs. für Gesch. des Oberrheins NF () S. –; NF () S. – (mit älterer Lit.). – Ernst Wild: Ein Consilium Dr. Johann W.s aus Möchingen (–) über Blasengeschwüre und Steinleiden. Diss. Leipzig . – Karl Sudhoff: Aus der Frühgesch. der Syphilis. Hss. und Incunabelstud., epidemiologische Unters. und krit. Gänge (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig . – Ders.: Pestschr. aus den ersten Jahren nach der Epidemie des «schwarzen Todes» . VII. Pesttraktate aus dem südlichen Deutschland bis zur Mitte des . Jh. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ders.: Pestschr. [...]. XVI. In: ebd. () S. –. – Otto Winckelmann: Das Fürsorgewesen der Stadt Straßburg vor und nach der Reformation bis zum Ausgang des sechzehnten Jh. Ein Beitr. zur dt. Kultur- und Wirtschaftsgeschichte. Zwei Tle. in einem Bd. Leipzig , Tl. , S. . – Zehn Syphilis-Drucke aus den Jahren –. In Faks. hg. und eingel. v. Karl Sudhoff (Monumenta medica ). Mailand [Florenz] , S. XXVIII–XXX, XXXIX–XLIII, –, –. – Johannes Haller: Die Anfänge der Univ. Tübingen –. Bde. Stuttgart –, Bd. , –; Bd. , S. *–*. – Walther Pfeilsticker: Die zwei Leibärzte J. W. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Rudolf Gustav Haebler: Doktor J. W. Lebensgesch. eines großen Arztes und Gelehrten. In: Die Ortenau () S. –; () S. –. – Reinhold Rau: Dr. J. W. genannt Möchinger. In: Heimatkundliche Bll. für den Kreis Tübingen NF () Juni, S. –. – Ubaldo Ceccarelli (Hg.): Il ‹De pustulis et de morbo qui vulgato nomine mal de franzos appellatur› del medico tedesco Giovanni W. () (Scientia veterum ). Montecatini Terme []. – Werner Kuhn: Die Studenten der
Jung Univ. Tübingen zwischen und . Ihr Studium und ihre spätere Lebenseinstellung (Göppinger akademische Beitr. /). Göppingen , Nr. . – Winfried Hagenmaier: Die lat. ma. Hss. der Universitätsbibl. Freiburg im Breisgau (Hs. –) (Kataloge der Universitätsbibl. Freiburg im Breisgau ; Die Hss. der Universitätsbibl. und anderer öffentlicher Sammlungen in Freiburg im Breisgau und Umgebung ). Wiesbaden . – Heinrich Dormeier: Die Flucht vor der Pest als religiöses Problem. In: Laienfrömmigkeit im späten MA. Formen, Funktionen, politisch-soziale Zusammenhänge. Hg. v. Klaus Schreiner unter Mitarbeit von Elisabeth Müller-Luckner (Schr. des Hist. Kollegs ). München , S. –, hier S. . – F. Fürbeth: Bibliogr. der dt. oder im dt. Raum erschienenen Bäderschr. des . und . Jh. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Miriam Zitter: Die Leibärzte der württembergischen Grafen im . Jh. (–). Zur Medizin an den Höfen von Eberhard dem Milden bis zu Eberhard im Bart (Tübinger Bausteine zur Landesgesch. ). Leinfelden-Echterdingen , S. –. – Wolfgang Wegner: W., J. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA u. Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanisitik ). Berlin , S. . – Arno Mentzel-Reuters: Medizin in der Frühzeit der Univ. Tübingen. In: Medizin, Jurisprudenz und Humanismus in Nürnberg um . Akten der [...] Symposien. Hg. v. Franz Fuchs (Pirckheimer-Jb. für Renaissance- und Humanismusforschung ). Wiesbaden , S. –. BJ Jung, Ambrosius, * Ulm, † Augsburg. – Bischö icher Leibarzt sowie Stadtarzt in Augsburg und Fachschriftsteller. J. enstammte einer etablierten Medizinerfamilie: Als Augsburger Stadtarzt amtierte bereits sein Vater Johannes J., der aus Zürich nach Schwaben gekommen war und zunächst in Ulm als Stadtarzt gewirkt hatte. Auch J.s Halbbruder Ulrich → Jung sowie sein Sohn Ambrosius d. J. hatten die Position des «physicus civitatis Augustensis» inne. / studierte J. in Tübingen, um in Padua ein Medizinstudium anzuschließen, das er in Ferrara mit der Promotion zum Dr. med. abschloss. J. folgte dann seiner Familie, die von Ulm nach Augsburg
Jung übergesiedelt war; wurde er dort zum Arzt des Domkapitels und Leibarzt Bischofs Friedrich von Zollern bestellt. Nach dem Tod des Vaters war Ulrich dessen Nachfolger im Stadtarztamt, doch ist auch A. J. im Zeitraum – in dieser Funktion urkundlich nachgewiesen. Als Arzt war J. hochangesehen; er konnte die ein ussreichen Kaufherren Raymund Fugger und Lucas Rem zu seinen Patienten zählen wie auch den Bischof Heinrich von Lichtenau, dessen Leichnam er obduzierte. Als medizinischer Gelehrter nahm J. konservative Positionen ein und lehnte die Lehren des Paracelsus ab. Als dieser sich in Augsburg aufhielt, geriet J. über paracelsische Positionen mit seinem progressiven Stadtarztkollegen Wolfgang Talhauser in einen Streit, der vor dem Rat mit einer Ehrenerklärung Talhausers beigelegt wurde. Seine gesellschaftliche und nanzielle Stellung vermochte J. durch zwei Eheschließungen ( und ) zu verbessern. wurde er gemeinsam mit Ulrich von Kaiser Karl V. geadelt und unter die ratsfähigen Geschlechter Augsburgs aufgenommen. Zum Kirchenprobst gewählt, erwies sich J. als dezidierter Anhänger Zwinglis, dessen reformatorische Ideen er in Augsburg vergeblich umzusetzen versuchte. Das überkommene fachliterarische Werk J.s spiegelt sein hervorragendes Renommee als Seuchenexperte wider. Für das Augsburger Domkapitel hat J. einen erstmals gedruckten Pesttraktat erstellt. Der dreiteilige Text folgt den Vorgaben der gängigen Pestliteratur, ist jedoch mit eigenen Beobachtungen angereichert. Der erste Teil ist prophylaktisch ausgerichtet und folgt den «sex res non naturales». Auch wird hier das Wesen der Pest beschrieben. Der zweite Teil bietet therapeutische Maßnahmen und der dritte geht auf die Begleiterscheinungen der Seuche ein. Sieben redigierte Neuau agen von bis belegen den Erfolg des Werkes. An ein akademisches Publikum gerichtet ist ein lat. Ausgabe des Traktats, die nur sechs Tage nach dem volkssprachigen Erstdruck in Augsburg aufgelegt wurde. Hier vertieft J. seine Erklärungen und bietet zudem einen bedeutend breiteren Rezeptbestand. – Die Erfahrungen J.s bei der Behandlung der Syphilis schlagen sich in einem kurzen lat. Traktat De morbo mal de Francos nieder, den er um / gemeinsam mit seinem Vater verfasst hat. Zur Syphilisproblematik erstellte J. zudem in Zusammenarbeit mit Ulrich sowie den Ärzten Sigmund Grimm und Hans
. Hälfte . Jh. Trinklin auf Anfrage des Rats eine Expertise, die sich gegen die Praxis der Augsburger Bader wandte, Syphilispatienten mit Quecksilbersalben zu behandeln. – Gegen den Einsatz von Quecksilberverbindungen wendet sich eine weitere Gemeinschaftsarbeit von : Die Conclusiones et propositiones universarum medicinam per genera comprehendentes hat J. gemeinsam mit den Augsburger Fachkollegen Adolf Occo II., Damian Beham, Bernhard Schludi und Johannes Vogt verfasst. Die Conclusiones sind zudem als Agitation gegen Paracelsus interpretierbar, dessen Große Wundarzney erschienen war. – Verschollen ist J.s Abhandlung Remedia manuscripta pro catarrho et angustiis thoracis. Einzelrezepte aus der Schrift sind aber in der handschriftlichen Rezeptüberlieferung des . Jh. greifbar, wofür vor allem J.s Schüler Jörg Sturmer verantwortlich zeichnet. Außerdem enthält die erste Augsburger Pharmakopöe von eine Rezeptur von J. für einen Oxymel-Heiltrank. Ü: Dt. Pesttraktat: Hsl. vermutlich vormals in: Augsburg, SuStB, ° Cod. (Pap., spätes . Jh., schwäbisch). Auf dem hinteren Spiegel erscheint unter einer Liste von «Libellos de pestilentia» auch derjenige des «Doctoris Ambrosij Jung». Insgesamt werden sechs Autoren genannt, von denen drei tatsächlich im Sammelband mit Pestschriften vertreten sind. Blattverlust könnte für die fehlenden Texte der anderen verantwortlich sein. – Drucke: Erstdruck: «Ein außerwelt loblich tractat vˉn regiment in e dem schwaren zeit der pestilentz. außgezogen [...] Durch Ambrosium jung der sib[en] freyen künst vˉn der artzney doctor». Augsburg: Johann Schönsperger, .. (GW M, Digitalisat unter www.digitale-sammlungen.de). – Überarbeitete Neudrucke: Augsburg: Jörg Nadler, . Titel: «Ain nutzliche trostliche vnnd kurtze vndere richtung wie man sich in disen schwaren leüffen der Pestilentz haltenn soll durch Doctor Ambrosium Jungen statarzt z˚u Augspurg»; Ebd.: Silvan Otmar, ; Ebd.: Philipp Ulhart d. Ä., ; Straßburg: Wendelin Rihel d. Ä., ; Augsburg: S. Otmar, ; Innsbruck: Rupprecht Höller, ; Augsburg: Valentin Otmar, (VD J –, ZV ). – Lat. Pesttraktat: «Tractatulus perutilis de pestilentia ex diuersis auctoribus aggregatus Ab eximio arciˉu [et] medicina[rum] doctori Ambrosio jung». Augsburg: J. Schönsperger, .. (GW M, Digitalisat unter www.digitale-sammlungen.de). – Syphilistraktat: München, BSB, Clm , Bl. (Pap., um
. Hälfte . Jh. , lat.). – Conclusiones et propositiones universarum medicinam: Druck: Augsburg: Ph. Ulhart d. Ä., (VD C , Digitalisat unter www.digitalesammlungen.de). – Einzelrezepte: Lat.: Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. , v (Pap., –, aus Regensburg); «Pillule experte per D. Ambrosium Jung». – Ebd., Cod. pal. lat. , v (Pap., /, aus Amberg). – Ebd., Cod. Pal. Lat. , r (Pap., –, aus Nürnberg); «Sequuntur doctoris Ambrosii Jung Auguste». Rezepte in den Codd. Pal. lat. und von der Hand Ambrosius Prechtls., im Cod. Pal. Lat. von der Hand des Nürnberger Stadtarztes Johann Magenbuch. – Erlangen, UB, Ms. , v (Pap., ./. Jh., aus Nürnberg [geschrieben von Michael Rupert Besler]). – Wien, ÖNB, Cod. , r (Pap., . Jh., aus Tirol [?]); «Corrosivus lapis in hominibus tenuibus et subtilibus in usu habitus». – Ebd., Cod. , r–v (Pap., . Jh.); «De syrupo solutivo». – Dt.: Augsburg, SuStB, ° Cod. , v (Pap., nach , schwäbisch). – Heidelberg, UB, Cpg , v, v, v, v (Pap., –, hochdt. mit mitteldt. Einschlag). – Ebd., Cpg. , r, v, v, r, r/v (Pap., nach , hochdt. mit mitteldt. Einschlag). – Ebd., UB, Cpg , v–v, v, v, r–v, v, v–r (Pap., . Jh., lat./obd.). – Stuttgart, LB, Cod. Donaueschingen E I , v, v, v, r, v, v, v, r/v, v–v, r (Pap., zweite Hälfte . Jh., schwäbisch [aus Augsburg]). – Ebd., E I , r, v, r–r (Pap., , schwäbisch [aus Augsburg]); enthält neben Rezepten auch einen Traktat (r–r: «Ain remedij fur die Kur»). – Wien, ÖNB, Cod. , r, rv, r (Pap., . Jh., lat./obd.); «Latwerg in enge der brust», «Preseruation in sterbenden leuffen», «Zimetœlenwasser». – Drei Rezepte im gedruckten Artzneybuch Oswald Gäbelkovers (Erstdruck: Tübingen: Georg Gruppenbach, [VD G ]). A: Syphilistraktat: Karl Sudhoff: SyphilisErfahrungen zweier Augsburger beamteter Ärzte, Johannes und A. J., in den Jahren und . In: Pharmazeutische Monatshefte () S. f. – Dt. Rezept aus dem Heidelberger Cpg : Assion . L: Peter Assion, VL () Sp. –. – K. Sudhoff: Dt. medizinische Inkunabeln. Bibliogr.-literarische Unters. (Stud. zur Gesch. der Medizin /). Leipzig , S. –. – Ders.: Pestschr. aus den ersten
Jung Jahren nach der Epidemie des «schwarzen Todes» . Tl. : Pesttraktate aus dem südlichen Deutschland bis zur Mitte des . Jh. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f.; Tl. : Pesttraktate aus Süddeutschland in der . Hälfte des . Jh. In: ebd. () S. –, hier S. . – Elisabeth Martz: Gesundheitswesen und Ärzte in Augsburg im . Jh. Diss. masch. München . – Josef Fleischmann: Die Ärztefamilie J. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. . Hg. v. Götz von Pölnitz. München , S. –. – Gerhard Eis: Nachricht über zwei medizinische Sammelhss. aus Augsburg. In: Sudhoffs Arch. () S. –, bes. S. , (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, bes. S. , ). – Joachim Telle: Wolfgang Talhauser. In: Medizinhist. Journal () S. –. – Gerhard Gensthaler: Das Medizinalwesen der freien Reichsstadt Augsburg bis zum . Jh. mit Berücksichtigung der . Pharmakopöe von und ihrer weiteren Ausg. (Abh. zur Gesch. der Stadt Augsburg ). Augsburg (Nachdr. ) S. , f., –. – P. Assion: Nachrichten zur Rezeptüberl. der Augsburger Stadtärzte A. J. und Ulrich J. In: «Gelêrter der arzenîe, ouch apotêker». Beitr. zur Wisssenschaftsgesch. FS Willem F. Daems. Hg. v. G. Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – Rolf Kießling: Das gebildete Bürgertum und die kulturelle Zentralität Augsburgs im SpätMA. Stud. zum städtischen Bildungswesen des späten MA und der frühen Neuzeit. Hg. v. Bernd Moeller (Abh. der Akad. der Wiss. zu Göttingen, Phil.-Hist. Kl. , ). Göttingen , S. –, hier S. f., . – Katarina Sieh-Burens: Oligarchie, Konfession und Politik im . Jh. Zur sozialen Ver echtung der Augsburger Bürgermeister und Stadtp eger – (Schr. der Philos. Fakultät der Univ. Augsburg ). München , S. , , , . – Peter Steuer: Die Außenver echtung der Augsburger Oligarchie von –. Stud. zur sozialen Ver echtung der politischen Führungsschicht der Reichsstadt Augsburg (Materialien zur Gesch. des Bayerischen Schwaben ). Augsburg , S. Anm. , f. – Gerhard Seibold: Die Manlich. Gesch. einer Augsburger Kaufmannsfamilie (Abh. zur Gesch. der Stadt Augsburg ). Sigmaringen , S. f., , , , , . – Martin Kintzinger: Status medicorum. Mediziner
Münsinger in der städtischen Ges. des . bis . Jh. In: Städtisches Gesundheits- und Fürsorgewesen vor . Hg. v. Peter Johanek (Städteforschung A, ). Köln u. a. , S. –, hier S. f., . – Claudia Stein: Die Behandlung der Franzosenkrankheit in der Frühen Neuzeit am Beispiel Augsburgs (Medizin, Ges. und Gesch., Beih. ). Suttgart , S. –, , . – G. Keil: J., A. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Rudolf Schmitz: Gesch. der Pharmazie. Bd. : Von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. Eschborn , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. VZ Münsinger, Albrecht (auch: A. M. von Frundeck; Mynsinger, Munsinger, Münsingen; eigentlich: Albert Kröwel [Crowel/Krauel] [von Münsingen]), † .. Mainz. – Erzbischö icher und kaiserlicher Leibarzt, Fachschriftsteller. Die Matrikel der Universität Heidelberg weisen A. M. als Sohn des Chirurgen und pfalzgrä ichen Leibarztes Heinrich → Münsinger aus. Er studierte – in Heidelberg die Artes nach der «via moderna» (: Bakkalaureus; : Magister). M. unterzeichnete als Doktor der Medizin, wo und wann er Medizin studiert hat, ist allerdings unbekannt. trat M. als Leibarzt in den Dienst des württembergische Grafen Eberhard V. (im Bart). In dieser Position ist er bis bezeugt. bestellte der Mainzer Erzbischof und Kurfürst Diether von Isenburg († ) den Heidelberger Mediziner zum persönlichen Arzt. In Mainz besetzte M. eine der drei ersten Professuren für Medizin an der von Diether neu gegründeten Universität, an die später auch Dietrich → Gresemund d. Ä. berufen wurde. Mit der Reichsstadt Frankfurt stand M. mehrmals in Verhandlungen um die Bestallung als Stadtarzt (/, –, ), lehnte ein Angebot letztlich jedoch ab. Aufgrund seine hervorragenden Rufes als Mediziner wurde M. von Kaiser Friedrich III. zum Leibarzt berufen. ist eine ärztliche Tätigkeit in Ulm nachgewiesen. In diesem Jahr ließ M. dem Ulmer Stadtarzt Johannes → Stocker ein Rezept seines Vaters zukommen. Zudem erscheint er in einer Urkunde Eberhards V. gemeinsam mit Stocker. Auch sein Bruder Johannes M. amtierte als Ulmer Stadtarzt.
. Hälfte . Jh. Von M.s Kontakten nach Ulm zeugen ferner ein Brief, den M. ebendort aufgesetzt hat, und der Umstand, dass ihm laut Besitzeintrag ein medizinischer Sammelband gehörte, der sich vorher im Besitz des einstmaligen Ulmer Stadarztes Jakob → Engelin befunden hatte (Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat., . Eine weitere Handschrift aus dem Besitz M.s ist: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A .). bestellte ihn das Mainzer Domkapitel zum Kapitelsarzt. urkundet M. als Mainzer Hausbesitzer. Als Fachautor ist M. im Gegensatz zu seinem Vater nur in geringem Maße in Erscheinung getreten. Gemeinsam mit Peter von Viersen und Dietrich Gresemund hat er ein lat. Lepragutachten für die aussatzverdächtige «honesta mulier Notburgis de Wincella» ([Oestrich-]Winkel im Rheingau) erstellt (→ Lepraschautexte). Die Patientin wird für nicht aussätzig erklärt. In einer lat. Sammelhandschrift aus der Mitte des . Jh. wird M. ein Hustenrezept zugeschrieben («Ad tussim a causa calida materiali»). Auch die drei im Codex folgenden Rezepte könnten auf M. zurückgehen. Ferner benennt Hans → Seyff M. als Gewährsmann für ein dt. wundärztliches Salbenrezept zur Behandlung von Schädelfrakturen. Hinzu kommen drei autographe dt. Briefe an Frankfurter Bürgermeister aus dem Kontext der jeweiligen Verhandlungen um die Position des Stadtarztes. Ü: Lat. Rezept(e): Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. (Collectanea des Ambrosius Prechtl) v (Pap., /, lat.). – Dt. Rezept im Manual Seyffs: Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. ° , v (Perg., nach bis frühes . Jh., schwäbisch). – Briefe: An den Bürgermeister Jörg Blum (Ulm, ..) und an die Bürgermeister der Reichsstadt Frankfurt (Mainz, ..): Frankfurt/M., Städtisches Arch., Sanitätsamt: Akten des Rats (Medicinalia) Rep. , Nr. a und Nr. b. – An den Bürgermeister Walter Schwarzenberg (o. O., ..): ebd., R.S.N. Nr. a. A: Lepragutachten: Franz-Joseph Bodmann: Rheingauische Alterthümer oder Landesund Regiments-Verfassung des westlichen oder Niederrheingaues im mittleren Zeitalter. Bd. : Die Landes-Verfassung. Mainz , S. (ohne Hinweis zur Überl.). – Dt. Rezept im Manual Seyffs: Gröber (s. Lit.) S. (Nr. ).
. Hälfte . Jh. L: Werner Friedrich Kümmel, VL () Sp. –. – Albrecht Weyermann: Neue hist.-biographisch-artistische Nachrichten von Gee lehrten und Kunstlern auch alten und neuen adee lichen und burgerlichen Familien aus der vormaligen Reichsstadt Ulm. Ulm (Nachdr. Neustadt a. d. Aisch ) S. . – Albert Moll: Die Krankheits- und Todesfälle im württembergischen Regentenhause – eine hist.-pathologische Studie (Forts.). In: Medicinisches Correspondenzbl. des Württembergischen Ärztlichen Ver. () S. –, hier S. . – Georg Ludwig Kriegk: Dt. Bürgerthum im MA. Nach urkundlichen Forschungen und mit besonderer Beziehung auf Frankfurt a. M. Frankfurt/M. , S. –. – Friedrich Wilhelm Emil Roth: Geschichtsquellen aus Nassau. Bd. : Die Geschichtsquellen des Niederrheingaus. Theil : Regesten zur Gesch. des Niederrheingaus. Wiesbaden , S. (Nr. ). – Theodor Schön: Gesch. der Leibärzte der Grafen und Herzöge von Württemberg. In: Medicinisches Correspondenzbl. des Württembergischen Ärztlichen Ver. () S. –, –, hier S. , f. – Franz Falk: Inschr. aus der ehem. Franziskaner- und Dominikanerkirche zu Mainz. In: Quartalbll. des Hist. Ver. für das Großherzogthum Hessen NF () S. –, hier S. . – Fritz Herrmann: Quellen zur Topographie und Statistik der Stadt Mainz (Beitr. zur Gesch. der Stadt Mainz ). Mainz , S. . – Karl Baas: Ma. Gesundheitsfürsorge im Gebiete des heutigen Rheinhessens (mit besonderer Berücksichtigung von Mainz) (Veröff. aus dem Gebiete der Medizinalverwaltung , []). Berlin , S. , . – Reimar Fuchs: Zur Frühgesch. der alten Mainzer medizinischen Fakultät. In: Jb. der Vereinigung der Freunde der Univ. Mainz () S. –, hier S. . – Kurt Lindner: Von Falken, Hunden und Pferden. Dt. Albertus-Magnus-Übersetzungen aus der ersten Hälfte des . Jh. Bd. (Quellen und Stud. zur Gesch. der Jagd ). Berlin , S. . – Ludwig Schuba: Die medizinischen Hss. der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibl. (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. , , . – Paul-Joachim Heinig: Musik und Medizin am Hof Kaiser Friedrichs III. (–). Stud. zum Personal der dt. Herrscher im . Jh. In: Zs. für hist. Forschung () S. –, hier S. f. – Manfred Gröber: Das wundärztli
Trierer Farbenbüchlein che Manual des Meisters Hans Seyff von Göppingen (ca. –). Der Cod. med. et phys. ° der Württembergischen LB Stuttgart (GAG ). Göppingen , S. , , . – Matthias Hofmann: Der Ulmer Stadtarzt Johannes M. und seine verwandschaftlichen Beziehungen. In: Ulm und Oberschwaben () S. –, hier S. . – Elisabeth Wunderle: Kat. der ma. lat. Papierhss. Aus den Slg. der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha’schen Stiftung für Kunst und Wiss. (Die Hss. der Forschungsbibl. Gotha ). Wiesbaden , S. . – Wolfgang Wegner: M., A. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Oliver Auge: Kongruenz und Konkurrenz: Württembergs Residenzen im SpätMA. In: Der württembergische Hof im . Jh. Beitr. einer Vortragsreihe des Arbeitskreises für Landes- und Ortsgesch. Hg. v. Peter Rückert (Veröff. der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg B/). Stuttgart , S. –, hier S. . VZ
Trierer Farbenbüchlein (auch: Trierer Malerbuch). – Sammlung von Farbrezepten, spätestens viertes Viertel des . Jh. Das T. F. ist in einer moselfränkischen Handschrift (T) des späten . Jh. anonym überliefert. Die Entstehung von T wird im Kloster Eberhardsklausen (Kreis Bernkastel-Wittlich) vermutet. Das T. F. versammelt dt. Rezepte vor allem aus dem Bereich der Buchmalerei. Insgesamt Anweisungen beschreiben die Herstellung von Farben. Erläutert werden aber auch grundlegende technische Themen wie Grundierung, Firnis und Inkarnat. Hinzu kommen Verfahren zur Färbung von Stoffen und Garnen, zur Aufweichung von Elfenbein sowie zur Herstellung von Blattgold, Tinten und künstlichen Perlen. Auch das Kopieren von Dokumenten wird behandelt. In den Farbrezepten überwiegen künstliche Farbmittel wie Grünspan, Zinnober und Bleiweiß gegenüber organischen Farben wie Kornblumenblau. Als Zutaten kommen u. a. Silber, Quecksilber und Kupfer zum Einsatz. Die Rezepte sind größtenteils nach Farben geordnet. Gold steht als kostbarste Farbe am Anfang, gefolgt von Blau, Rot, Grün, Weiß und Gelb. Die Forschung hat in der Gliederung des T. F. Ähnlichkeiten zum
Vom Ursprung der Herolde → Kasseler Arzneibuch festgestellt und es zugleich in die technologische Tradition von → Straßburger Malerbuch und → Was du verwen wilt von siden oder zendel eingeordnet. Insgesamt wird das T. F. heute als sehr spezi sch auf die Buchmalerei ausgerichtete Fachenzyklopädie bewertet. Ü: T: Trier, StB, Hs. / °, Bll. (Pap., letztes Viertel . Jh., moselfränkisch). – B: Berlin, SBB, mgq , Nr. XXXV, S. (, Abschrift des August Heinrich Hoffmann von Fallersleben). – Vgl. u. a. Keil (s. Lit.). – Betty C. Bushey: Die dt. und ndl. Hss. der StB Trier bis . Wiesbaden , S. –. – Michael Embach: Hundert Highlights. Kostbare Hss. und Drucke der StB Trier. Regensburg , S. f. (Nr. ). A: Max Keuffer: Bereiding der Goudkleur in de Xve Eeuw. In: Dietsche Warande () S. – (Teilausg.). – Ploss (s. Lit.; Teilausg.). – Doris Oltrogge/Robert Fuchs: Das Blau in der ma. Buchmalerei. Quellenschr. als Basis naturwiss. Farbunters. In: Blau. Farbe der Ferne. Hg. v. Hans Gercke. Heidelberg , S. –, hier S. –, , f. (Teilausg.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Emil Ploss: Stud. zu den dt. Malerund Färberbüchern des MA. Ein Beitr. zur dt. Altertumskunde und Wortforschung. Diss. München , S. X u. ö. – Ders.: Ein Buch von alten Farben. Technologie der Textilfarben im MA mit einem Ausblick auf die festen Farben. Heidelberg u. a. , S. , , . – Ders.: Das ‹Amberger Malerbüchlein›. Zur Verwandtschaft der spätmhd. Farbrezepte. In: FS Hermann Heimpel. Bd. . Hg. v. Mitarbeitern des Max-Planck-Inst. für Gesch. Göttingen , S. –. – Richard Laufner: Über die spätma. Farbherstellung zur Illuminierung von Hss. nach dem ‹T. F.› In: Corona Amicorum. FS Alois Thomas. Trier , S. –. – Älterer dt. ‹Macer›. Die oberrheinische medizinische Sammelhs. des Kodex Berleburg, Berleburg, Fürstlich Sayn-Wittgenstein’sche Bibl., Cod. RT /. Hg. v. Werner Dressendörfer. München , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – D. Oltrogge/R. Fuchs: Farbe in der Buchmalerei. Rezeptlit. und Befunde. In: Farbe im MA. Bd. . Materialität, Medialität, Semantik. Hg. v. Ingrid Bennewitz/Andrea Schindler. Berlin , S. –. MM
. Hälfte . Jh. Vom Ursprung der Herolde. – Dt. Bearbeitung eines Traktats über Herolde, zwischen und . V. U. d. H. bietet eine dt. Bearbeitung von De origine heraldorum (auch De heraldis) von Aeneas Silvius → Piccolomini. Der lat. Traktat ist als Brief an den den späteren Bischof und Kanzler Johannes Hinderbach gestaltet und auf den .. datiert. Piccolomini beschreibt darin die angeblich historische Entstehung und Entwicklung des Heroldsamtes. Ausgangspunkt ist der sagenhafte Eroberungszug des Dionysos nach Indien. Er habe seine altgedienten Kämpfer – die «Heroes» – dort mit Land und Privilegien belohnt. Spätere Feldherren wie Alexander der Große hätten diese Vorrechte bestätigt. Die weitere Entwicklung des Heroldswesens verfolgt Piccolomini über Herrscher wie Attila und Theoderich bis zu Karl dem Großen. Als Quelle nennt er einen angeblichen Bericht des Thukydides, dessen Handschrift er in London gefunden haben will. Tatsächlich gehen Piccolominis Schilderungen aber auf Arrian (. Jh.) und Sueton zurück. Die in dem Traktat enthaltenen Herrscherreden werden Piccolomini selbst zugeschrieben. De origine heraldorum ist in zahlreichen Handschriften und Drucken überliefert, von denen viele im Kontext des dt. Humanismus entstanden. Das populäre Werk gilt auch als der am häu gsten übersetzte Text Piccolominis. Es erfuhr dt., französische und englische Bearbeitungen, u. a. in Vom → Stamm der Herolde (spätestens ) und durch Kaspar Sturm (). Die anonyme dt. Übertragung V. U. d. H. ndet sich in einer Sammelhandschrift von , die auch Der → Tugend Regel, das → Buch von den vier Angeltugenden, Der → Fürsten Warnung sowie Texte von Hans → Schneider und → Albertanus von Brescia enthält. V. U. d. H. gilt als sehr freie Übertragung und ist gegenüber dem lat. Original vor allem von Kürzungen geprägt. So fehlen etwa die Grußvorreden an Hinderbach und Michael von Pfullendorf († ). Der Briefcharakter des Originals wird in V. U. d. H. insgesamt unterdrückt. Weitere Streichungen betreffen die Reden. Andere Passagen werden gerafft oder nur sinngemäß wiedergegeben. Intention der Bearbeitung war aus Sicht der Forschung ein Bedürfnis nach Neulegitimierung des damals stark an Bedeutung verlierenden Heroldswesens. Ü: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs HR , r–v (Pap., , schwäbisch). – Vgl. www.handschriftencensus.de/
. Hälfte . Jh. . – Der Text befand sich möglicherweise auch in der nur teilweise erhaltenen Schwesterhs. Alba Julia (Karlsburg), Bibl. Bátthyáneum, cod. R I (Kat.-Nr. ) von . – Vgl. www.handschriftencensus.de/. – Zur lat. Rezeption und Überlieferung vgl. Fürbeth , Weinig und Hiltmann (alle s. Lit.). A: Fürbeth (s. Lit.). L: Frank Fürbeth, VL () Sp. –. – Ders.: ‹V. U. d. H.› Ein humanistischer Brief als heraldischer Lehrtext. In: PBB () S. –. – Paul Weinig: Aeneam suscipite, pium recipite. Aeneas Silvius Piccolomini. Stud. zur Rezeption eines humanistischen Schriftstellers im Deutschland des . Jh. Wiesbaden . – Torsten Hiltmann: Spätma. Heroldskompendien. Referenzen adeliger Wissenskultur in Zeiten gesellschaftlichen Wandels (Frankreich und Burgund, . Jh.). München , S. f. – Nils Bock: ‹Omnia degenerant, nec est hominum genus, quod stet suis legibus›. Zur Schr. ‹V. U. d. H.› des Enea Silvio Piccolomini. In: König und Kanzlist, Kaiser und Papst. Friedrich III. und Enea Silvio Piccolomini in Wiener Neustadt. Hg. v. Franz Fuchs u. a. Wien , S. –. MM Edlibach, Gerold → Band , Sp. –. Ewiger Landfrieden. – Reichsgesetz zur Herstellung und Wahrung des Friedens im Heiligen Römischen Reich vom ... Der E. L. ist Bestandteil einer umfassenden Reform der Reichsverfassung während des . und . Jh. Er wurde auf dem ersten eigenständig von → Maximilian I. (–) einberufenen Reichstag in Worms (März–August ) als königliches Zugeständnis für Forderungen u. a. zur Unterstützung von Maximilians Frankreich-Plänen verabschiedet (Frankreich war im Winter / in Italien eingefallen) und nahm zahlreiche Anregungen aus älteren Reformprozessen mit auf (z. B. die Etablierung eines vom Königshof separierten ortsfesten Gerichts und die Abschaffung der Fehde als zulässiges Mittel der Rechtsdurchsetzung). Am selben Tag (..) wurden die unmittelbar mit dem E. L. zusammenhängenden Ordnungen zum Reichskammergericht, zur «Handhabung Friedens und Rechts» und zum «Gemeinen Pfennig» ausgefertigt. Die Initiative für die Reformpläne ging nicht vom König aus, sondern von den Reichsständen. Obwohl viele der angestrebten Reformen auf
Edlibach dem Wormser Reichstag nicht zum Abschluss kamen (z. B. die Einrichtung eines Reichsregiments zur Teilhabe an der königlichen Regierung), gilt das Erreichte als entscheidender Durchbruch und Verfassungsgrundlage des frühneuzeitlichen Reiches. Der König gab durch den E. L. und die dazugehörigen Ordnungen beinahe vollständig seine Landfriedensgewalt an die Reichsstände ab. Bis oblag die Herstellung und Wahrung des Friedens im Reich dem König, der diese Aufgabe kraft seines Amtes auf andere Personen übertragen konnte. Zur Erfüllung dieser Aufgabe stand ihm seit dem späten . Jh. u. a. die Aufrichtung von → Landfrieden zur Verfügung. Diese waren teils befristet, teils ohne zeitliche Begrenzung. Der erste auch in dt. Sprache verkündete Landfrieden datiert ins Jahr (→ Mainzer Landfrieden). Aufgrund der wenig ausgebildeten Organe für eine kontinuierliche und zügige königliche Rechtsprechung und Exekution war die Durchsetzung der Landfrieden unablässig gefährdet. Diese Probleme sollten durch die Gründung eines ortsgebundenen Reichskammergerichts, das durch die Erhebung des «Gemeinen Pfennigs» nanziert werden sollte, und die Übertragung der Exekution auf den sich seit ca. herausbildenden Reichstag als repräsentative Vertretung der Reichsstände verringert werden. Der Text des E. L. ist in zwölf Artikel gegliedert, in denen Folgendes festgehalten wird: Krieg, Raub und Belagerungen werden verboten; gleiches gilt für die bis dahin in einem bestimmten rechtlichen Rahmen geduldete Fehde. Zuwiderhandelnde sollen der Reichsacht verfallen und dürfen von niemandem beschützt oder beherbergt werden. Beschädigte können gerichtlichen Austrag beim Reichskammergericht, Hilfe beim Reichstag oder die Beilegung des Kon ikts durch Schiedsleute bzw. Vermittler ersuchen. Räuberische und mordende Söldner (im Text als Reisige und Fußknechte bezeichnet), die nicht (mehr) einem Kriegsherrn verp ichtet sind bzw. ihre P ichten verletzen, sollen im Reich nicht geduldet werden. Geistliche Gerichtsherren müssen delinquente geistliche Personen, über die sie aufgrund ihres Gerichtszwang richten können, entsprechend ihres Vergehens strafen. Alle dem E. L. zuwider laufende Verp ichtungen und Verschreibungen werden durch den König kassiert, darin inbegriffen sind auch alle diesbezüglichen königlichen Privilegien. Landesherren
Ewiger Landfrieden werden aufgefordert, in ihren Herrschaften für die Durchsetzung des E. L. zu sorgen. Im Vergleich zu anderen Landfrieden des . Jh. ist der Text des E. L. knapp gehalten, vor allem fehlen ausführliche Maßgaben zur Bestrafung der Delinquenten. Dies war über üssig geworden mit dem Erlass der Ordnung für das Reichskammergericht, das nach «gemeinem» römischen Recht bzw. belegbaren Gewohnheitsrechten urteilen sollte. Das Reichskammergericht war auch für die Verhängung der Reichsacht zuständig (dies oblag zuvor dem König) und oberste Instanz der Gerichte im Reich. Maximilian hatte das Reichskammergericht eingerichtet und dessen Ordnung erlassen. Nach anfangs häu g wechselnden Orten befand es sich seit in Speyer und von bis zu seiner Au ösung in Wetzlar. Mit der Umsetzung des E. L. und der Exekution wurde in der «Handhabung Friedens und Rechts» der jährlich tagende Reichstag mit Beschlusskraft eingesetzt. wurde diese Aufgabe erstmals den ursprünglich als Wahlbezirke eingerichteten Reichskreisen übertragen; endgültig zum Tragen kam diese Entscheidung allerdings erst mit der «Reichsexekutionsordnung» von , der eine Reform der Reichskammergerichtsordnung vorausgegangen war. Innerhalb dieser ersten sechs Jahrzehnte etablierten sich der E. L. und die mit dessen Durchsetzung beauftragten Institutionen. Es entstand eine vom König weitgehend unabhängige, von den Reichsständen getragene Reichsgerichtsbarkeit, der es Schritt für Schritt gelang, das adlige Fehdewesen zurückzudrängen. Zudem sorgte die Einsetzung von Juristen am Reichskammergericht für eine Professionalisierung in der Rechtsprechung. Zum Erfolg der Wormser und nachfolgenden Reformen trugen in erheblichen Maß auch die Landesherren bei, die spätestens seit dem . Jh. effektive Instrumente zur Herstellung und Wahrung des Friedens in ihren Herrschaften ausbildeten (siehe dazu auch den Artikel zum → Landfrieden). In diesem Zusammenhang ist auch die Aufforderung im E. L. an die Landesherren zu verstehen, an der Durchsetzung des Landesfriedens mitzuwirken. Weniger Erfolg war der Erhebung des «Gemeinen Pfennigs» beschieden («Pfennig-Ordnung»). Diese kombinierte Kopf- und Vermögenssteuer war innerhalb des Reiches von jedermann ab dem . Lebensjahr zu zahlen und sollte durch die Landesherren eingezogen werden. Die auf vier Jahre befristete «Pfennig-Ordnung» wurde von Maximilian
. Hälfte . Jh. gegen den Willen der Reichsstände verabschiedet; die erhofften Mittel gingen nur spärlich ein. Einige Reichsstände lehnten den Gemeinen Pfennig auch nach der königlichen Proklamation ab. Ü: Dem E. L. vom .. gehen Entwürfe in fünf bekannten Fassungen voraus (A–E), die wohl zwischen April und Juli erarbeitet worden sind; ihnen dürfte eine verschollene ältere Grundlage vorausgegangen sein. Der E. L. in seiner Ausfertigung vom .. liegt in Abschriften und zeitgenössischen Drucken vor (nach Angermeier [], S. f., mit den jeweiligen archivalischen Nachweisen). A: Karl Zeumer (Bearb.): Quellensammlung zur Gesch. der Dt. Reichsverfassung in MA und Neuzeit. Tübingen , S. – (E. L.), – (Ordnung des Reichskammergerichts), – (Handhabung Friedens und Rechts), – (Ordnung des Gemeinen Pfennigs; online: Dt. Rechtswörterbuch). – Heinz Angermeier (Bearb.): Dt. Reichstagsakten. Mittlere Reihe. Bd. : Reichstag von Worms . Bd. /. Hg. von der Hist. Kommission bei der Bayerischen Akad. der Wiss. Göttingen , S. –, Nr. (E. L., Synopse); S. –, Nr. – (Nachträge zum E. L.); S. –, Nr. (Reichskammergerichtsordnung, Synopse); S. –, Nr. – (Nachträge zur Reichskammergerichtsordnung); S. –, Nr. (Handhabung Friedens und Rechts, Synopse); S. –, Nr. (Gemeiner Pfennig, Synopse); S. –, Nr. – (Nachträge zum Gemeinen Pfennig). L: Peter-Johannes Schuler: Gemeiner Pfennig. In: LexMA () Sp. f. – Peter Schmid: Ewiger Reichslandfrieden. In: ebd. () Sp. . – Hartmut Boockmann: Reichsreform. In: ebd., Sp. f. – Peter Moraw: Reichstag. In: ebd., Sp. –. – Arno Buschmann, HRG () Sp. –. – Horst Carl: Landfriede. In: Enzyklopädie der Neuzeit () Sp. –. – Ders.: Landfrieden. In: HRG, . Lfg. () Sp. –. – Joseph Poetsch: Die Reichsjustizreform von . Münster . – Fritz Hartung: Die Reichsreform von –. Ihr Verlauf und ihr Wesen. In: Hist. Vierteljahrschr. () S. –, –. – Eduard Ziehen: Mittelrhein und das Reich im Zeitalter der Reichsreform –. Bd. . Frankfurt/M. . – Hermann Wies ecker: Maximilian I. und die Wormser Reichsreform von . In: Zs. des Hist. Ver.
. Hälfte . Jh. für Steiermark () S. –. – Ders.: Kaiser Maximilian I. Das Reich, Österreich und Europa an der Wende zur Neuzeit. Bd. . München , S. –. – Ders.: Die Reichsreform –. Versuch einer Zusammenfassung. In: FS Berthold Sutter. Hg. v. Gernot Kocher/Gernot Hasiba. Graz , S. –. – Heinz Angermeier: Königtum und Landfrieden im dt. SpätMA. München . – Ders.: Der Wormser Reichstag in der politischen Konzeption König Maximilians I. In: Das römisch-dt. Reich im politischen System Karls V. Hg. v. Heinrich Lutz (Schr. des Hist. Kollegs, Kolloquien, ). München/Wien , S. –. – Ders.: Die Reichsreform –. Die Staatsproblematik in Deutschland zwischen MA und Gegenwart. München . – Karl S. Bader: Kaiserliche und ständische Reformgedanken in der Reichsreform des endenden . Jh. In: Ders. u. a. (Bearb.): Ausgewählte Schr. zur Rechts- und Landesgesch. Bd. . Sigmaringen , S. –. – Ingrid Wurtzbacher-Rundholz: Das Reichskammergericht von als Behördenorganisation. In: Kaiser und Reich von Kaiser Maximilian I. bis Kaiser Maximilian II. FS Fritz Wagner. Hg. v. ders. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – P. Moraw: Der «Gemeine Pfennig». Neue Steuern und die Einheit des Reiches im . und . Jh. In: Mit dem Zehnten ng es an. Eine Kulturgesch. der Steuer. Hg. v. Uwe Schultz. München , S. –. – Ders.: Fürstentum, Königtum und «Reichsreform» im dt. SpätMA. In: Bll. für dt. Landesgesch. () S. –. – Ders.: Reichsreform und Gestaltwandel der Reichsverfassung um . In: Über König und Reich. Aufsätze zur dt. Verfassungsgesch. des späten MA. FS Peter Moraw. Hg. v. dems./Rainer C. Schwinges. Sigmaringen , S. –. – Reinhard Seyboth: Kaiser, König, Stände und Städte im Ringen um das Kammergericht –. In: Das Reichskammergericht in der dt. Gesch. Forschungsstand und Forschungsperspektiven. Hg. v. Bernhard Diestelkamp (Quellen und Forschungen zur höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich. Reihe B. Forschungen, ). Köln/Wien , S. –. – Heinz Schilling: Der «Gemeine Pfennig» von . Vorgesch. und Entstehung, verfassungsgeschichtliche, politische und nanzielle Bedeutung. In: Göttingische Gelehrte Anz. () S. –. – Fritz Blaich: Die Bedeutung der Reichstage auf dem Gebiet der öffentlichen Finanzen im Spannungsfeld zwischen Kaiser, Territorialstaaten und Reichsstädten
Ewiger Landfrieden (–). In: Finanzen und Staatsräson in Italien und Deutschland in der frühen Neuzeit. Hg. v. Aldo de Maddalena/Hermann Kellenbenz (Schr. des Italienisch-Dt. Hist. Inst. in Trient, ). Berlin , S. –. – Ingrid Scheurmann (Hg.): Frieden durch Recht. Das Reichskammergericht von bis . Mainz . – . Kaiser, Reich, Reformen. Der Reichstag zu Worms. Kat. zur Ausstellung des Landeshauptarch. Koblenz in Verbindung mit der Stadt Worms (Veröff. der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, Große Reihe). Koblenz . – Adolf Laufs: Frieden durch Recht. Der Wormser Reichstag . In: Juristische Schulung () S. –. – Christina Göbel: Der Reichstag von Worms . Zwischen Wandel und Beharrung. Eine verfassungs- und institutionengeschichtliche Ortsbestimmung. Marburg . – Friedrich Battenberg: Kgl. Gerichtsbarkeit und Richteramt nach der Kammergerichtsordnung von . Realisierung eines Reformanliegens oder politischer Kompromiß? In: Auctoritates. Xenia R. C. van Canegem Oblata. Hg. v. Serge Dauchy u. a. (Iuris scripta historica ). Brüssel , S. –. – Sabine Wefers: Der Wormser Tag von und die ältere Staatswerdung. In: Reich, Regionen und Europa in MA und Neuzeit. FS Peter Moraw. Hg. v. Paul-Joachim Heinig u. a. (Hist. Forschungen ). Berlin , S. –. – Horst Carl: Der Schwäbische Bund –. Landfrieden und Genossenschaft im Übergang vom SpätMA zur Reformation (Schr. zur südwestdt. Landeskunde ). Leinfelden-Echterdingen . – Ders.: Landfrieden als Konzept und Realität kollektiver Sicherheit im Heiligen Römischen Reich. In: Frieden schaffen und sich verteidigen im SpätMA. Hg. v. Gisela Naegle (Pariser hist. Stud. ). München , S. –. – Wolfgang Reinhard: Reichsreform und Reformation – (Hb. der dt. Geschichte. Gebhardt ). Stuttgart . – Elmar Walde: Der E. L. von und das Ende der ma. Friedensbewegung. In: Ders.: Landfrieden, Strafe, Recht. Zwölf Stud. zum MA (Schr. zur europäischen Rechts- und Verfassungsgesch. ). Berlin , S. –. – Markus Thiel: Der Reichstag zu Worms im Jahre und die Schaffung des Reichskammergerichts. Kompromiß eines kriegsbedrängten Kaisers oder friedensbringende Rechtssetzung? In: Der Staat () S. –. – Bernhard Distelkamp (Hg.): Das Reichskammergericht. Der
Fabri Weg zu seiner Gründung und die ersten Jahrzehnte seines Wirkens (–) (Quellen und Forschung zur höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich ). Köln u. a. . – Karl-Friedrich Krieger: König, Reich und Reichsreform im SpätMA (Enzyklopädie dt. Gesch. ). München . – H. Boockmann/Heinrich Dormeier: Konzilien, Kirchen- und Reichsreform – (Hb. der dt. Gesch. Gebhardt ). Stuttgart . – Maximilian Lanzinner/Arno Strohmeyer: Der Reichstag –. Kommunikation, Wahrnehmung, Öffentlichkeit (Schriftenreihe der Hist. Kommission bei der Bayerischen Akad. der Wiss. ). Göttingen . – Friedrich Battenberg: Die Wormser Kammergerichtsordnung und die Neukonstitution der kgl. Justiz in Frankfurt . Zur Reformation des Kgl. Kammergerichts. In: Arch. für hessische Gesch. und Altertumskunde NF () S. –. – Paul-Joachim Heinig: Der Wormser Reichstag von als Hoftag. In: Zs. für Hist. Forschung () S. –. – Mattias G. Fischer: Reichsreform und «E. L.». Über die Entwicklung des Fehderechts im . Jh. bis zum absoluten Fehdeverbot von (Unters. zur dt. Staatsund Rechtsgesch. NF ). Aalen . – Ders.: Reichsreform im Reichsinteresse? Die Diskussion über eine Reorganisation der Reichsjustiz und die Gründung des Reichskammergerichts im Spannungsfeld kaiserlicher und reichsständischer Interessenpolitik. In: Europa und seine Regionen. Jahre Rechtsgesch. Hg. v. Andreas Bauer/Karl H. L. Welker. Köln , S. –. – Anuschka Tischer: Alte Ordnung oder neue Ordnung? Die Reichsreform von . In: Neue Modelle im Alten Europa. Traditionsbruch und Innovation als Herausforderung in der Frühen Neuzeit. Hg. v. Christoph Kampmann. Köln , S. –. – Helga Schnabel-Schüle: Die Reformation –. Politik mit Theologie und Religion. Stuttgart . MM Fabri, Johannes (von Donauwörth, auch: de Werdea, J. Obermayr), * / Donauwörth, † .. Leipzig. – Dichter, Pädagoge. F. stammte aus Donauwörth, verbrachte aber den größten Teil seines Lebens in Leipzig. Dort studierte er seit die Artes, wurde im Wintersemester / Bakkalaureus und im Wintersemester / Magister. Seit war er Sekretär der Leipziger Universität, ab Kollegiat und Propst des kleinen Fürstenkollegs. war
. Hälfte . Jh. er Rektor der Universität und / Dekan der Artistenfakultät. Daneben betrieb F. das Studium beider Rechte, war spätestens ab Bakkalaureus und wurde auch zum Dr. iur. utr. promoviert. Er vertrat die Universität bei Rechtsstreitigkeiten und an der römischen Kurie. Für Studenten stiftete er ein Stipendium. erfolgte – möglicherweise aufgrund universitätsinterner Kon ikte – seine Absetzung als Sekretär. F. ist nicht zu verwechseln mit Johannes de Werdea (um –) oder dem nach verstorbenen Elsässer Johann → Fabri. F. verfasste zumeist lat. Prosatexte und Dichtungen, die in über Handschriften und mehr als Drucken überliefert sind. So zählt zu seinen Verdiensten als Sekretär der Universität die Zusammenstellung offizieller Dokumente und Statuten: Der Libellus formularis () versammelt Universitätsurkunden, der Liber statutorum collegii principis (/) Kollegstatuten mit einem Prolog in lat. Distichen. Placita nationis Bavaricae () enthalten die Statuten von F.s Nation mit Pro- und Epilog in Distichen. Weitere Schriften F.s sind pädagogischen Inhalts oder auf Aspekte des Lehrbetriebs bezogen. Auch diesen Texten sind meist einleitende Verse F.s vorangestellt. Methodische Überlegungen für Dozenten präsentiert F. im Tractatus de modo docendi alios, für Studenten im Tractatus de cognomentis et conditionibus boni studentis (beide um gedruckt). Der Tractatulus de eo an licitum sit diebus festivis vacare bonarum artium disciplinis (um gedruckt) erörtert den Umgang mit Feiertagen im Lehr- und Studienbetrieb. Mit dem Tractatulus de mediis quibus ad beatam vitam perveniri poterit (um gedruckt) ist auch eine theologische Schrift F.s erhalten, die sich mit Wegen zum ewigen Leben beschäftigt. Als verloren gelten die Texte De modo praedicandi und Super regulas iuris. Die überlieferten Dichtungen F.s sind meist in lat. Distichen verfasst, daneben auch in Hexametern, Pentametern und dt. Versen. Wie viele seiner Prosaschriften zeigen sie F.s pädagogischen Impetus. So warnt Carmen de ludo (vor ) vor dem Glückspiel, enthält Carmen de bonis moribus (um ?) eine Tischzucht und Carmen de moribus studentium et beanorum (vor ) Lebensregeln. Das Carmen de quarundam dictionum recta pronunciatione (um / gedruckt) erläutert die lat. Prosodie, Carmen de eo quis usus tenendus quisve abusus contemnendus sit (um ) die Grammatik. Von besonderem Interesse ist eine dt.-lat. Sammlung von Sprichwörtern (Proverbia metrica et vulgariter rytmisata), die vor entstand. Sie enthält
. Hälfte . Jh. Distichen mit von F. übersetzten dt. Versen. Die Sammlung wurde von Heinrich Bebel rezipiert. F. verfasste zudem die Mariendichtung Carmen de b. virginis visitatione (um ). Mit dem Wesen der Poesie setzt sich Carmen de mira poesis utilitate (um gedruckt) auseinander. Auch edierte F. die Satiren des Juvenal, die in Leipzig als Druck erschienen. Die pädagogische Prägung von F.s Werk verweist stark auf seinen universitären Hintergrund. Sprache und Form zeigen den Ein uss antiker Vorbilder, doch wird F. von der Forschung noch der scholastischen Tradition des MA zugeordnet, gilt also nicht als Humanist. Ü: Insgesamt mehr als Hss., darunter zahlreiche Nachschriften zu Veranstaltungen F.s. – Verzeichnis bei Stohlmann (s. Lit.). – Die dt.-lat. Sammlung Proverbia metrica et vulgariter rytmisata ist in zwei Hss. erhalten: Schloss, Kynzvart, Bibl., cod. . G. , r–v (Pap., spätes . Jh.). – Ottobeuren, Bibl. der Abtei, cod. O. , r–v (Pap., um ). – Vgl. www.mrfreidank.de/. D: . Insgesamt mehr als Drucke von Werken F.s. Verz. unter http://gesamtkatalogderwiegendrucke.de/docs/FABEWER.htm. – Hinzu kommen GW , , M, M, M, M, M, M, M sowie VD ZV , VD F , VD F . . Proverbia metrica et vulgariter rytmisata: [Leipzig: Martin Landsberg, um ] (GW ). – Augsburg: Johann → Otmar u. a., (VD F ; enthält nur die lat. Verse). A: . Proverbia metrica et vulgariter rytmisata: Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Die ältesten dt. Sprichwörtersammlungen. In: Weimarisches Jb. () S. – (Teilausg.). – Online-Faks. von GW : http://daten.digitalesammlungen.de. – Online-Faks. von VD F : Ebd. . Universitätsschriften (Libellus formularis, Liber statutorum collegii principis, Placita nationis Bavaricae): Die Statutenbücher der Univ. Leipzig aus den ersten Jahren ihres Bestehens. Hg. v. Friedrich Zarncke. Leipzig , S. –, –, –. Verz. weiterer Ausg. bei Stohlmann (s. Lit.) sowie im GW und VD. L: Jakob Franck, ADB () S. –. – Ludwig Denecke, VL () Sp. f. – Jürgen Stohlmann, VL ()
Münzer Sp. –; () Sp. (mit älterer Lit.). – Ders., MarLex () S. . – Franz Weinkauff: Johann Fabri aus dem Elsaß und Johann Fabri von Werdea. In: Zs. des Bergischen Geschichtsver. () S. –. – Ulysse Chevalier: Répertoire des sources historiques du moyen âge . Paris , Sp. (Nachdr. Millwood ). – Karl Boysen: Beitr. zur Gesch. der Univ. Leipzig im fünfzehnten Jh. Zur Feier des jährigen Jubiläums der Univ. gewidmet von der UB. Leipzig , S. f. – Ludwig Glückert: Hieronymus von Mondsee (Magister J. de Werdea). Ein Beitr. zur Gesch. des Ein usses der Wiener Univ. im . Jh. In: Stud. und Mitt. zur Gesch. des Benediktinerordens und seiner Zweige () S. –. – Maria Zelzer: Gesch. der Stadt Donauwörth. Bd. . Von den Anfängen bis . Donauwörth , S. –, . – Karl Manitius: Eine Sammelhs. des . Jh. aus der Bibl. der ehemaligen Fürstenschule St. Afra in Meißen. In: Forschungen und Fortschritte () S. –. – Nikolaus Henkel: Dt. Übersetzungen lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit, mit einem Verz. der Texte (MTU ). München , S. f., , – u. ö. – Ulrike Bodemann: Cedulae actuum. Zum Quellenwert studentischer Belegzettel des SpätMA. Mit dem Abdruck von Belegzetteln aus dem . bis frühen . Jh. In: Schullit. im späten MA (MMS ). Hg. v. Klaus Grubmüller. München , S. –, hier S. , . – Silvia Reuvekamp: Heinrich Bebels ‹Proverbia Germanica› (). Zum Verhältnis von Latinität und nationalem Selbstbewußtsein im dt. Humanismus. In: Humanismus in der dt. Lit. des MA und der frühen Neuzeit. XVIII. Anglo-German Colloquium, Hofgeismar . Hg. v. Nicola McLelland u. a. Tübingen , S. –. – Jens Blecher: Hoch geehrt und viel getadelt. Die Leipziger Universitätsrektoren und ihr Amt bis . In: Die Leipziger Rektoratsreden –. Bd. . Hg. v. Franz Häuser. Berlin/New York , S. –, S. f. MM Münzer, Hieronymus → Band , Sp. –. Kinderbock (Dat kinder bock). – Mnd. Bearbeitung eines Arzneibuchs, spätes . Jh. Das K. ist in einer Handschrift des späten . Jh. überliefert. Es folgt darin auf Dat Velt bock des → Johannes von Gersdorff. Die Forschung hat das
Schwiegerin von Salzburg K. als mnd. Bearbeitung des lat. Liber de aegritudinibus infantium (auch Opusculum egritudinum puerorum) identi ziert. Der um in Löwen gedruckte Traktat wurde von Cornelius Roelans van Mecheln (–) verfasst, Mediziner in Mecheln und Leibarzt der Margarete von York (–), Witwe Karls des Kühnen. Das Werk erläutert in Kapiteln zahlreiche Krankheiten in der traditionellen Abfolge vom Kopf bis zu den Füßen. Cornelius beschreibt u. a. Ursachen, Symptome und Behandlungsmethoden der jeweiligen Krankheit. Das Werk verarbeitet als Quellen u. a. die Schriften von Rhazes und → Avicenna. Cornelius’ Traktat erfuhr erst und lat. Neubearbeitungen. Das K. dürfte ausweislich der Handschrift aber bereits bald nach dem Erstdruck entstanden sein. In der überlieferten Fassung enthält das K. eine charakteristische Titelzeichnung mit einem Januskopf, ein alphabetisch geordnetes Register, einen Aderlasstraktat, eine Beschreibung der sieben Planeten und einen Kalender. Darauf folgt der mnd. Haupttext, der mit zahlreichen lat. Fachtermini durchsetzt ist. Empfehlungen gegen Wurmerkrankungen beschließen das K. Eine genauere Erforschung des Textes steht noch aus. Ü: Kopenhagen, Kgl. Bibl., GKS Cod. ,°, r–v (Pap., spätes . Jh., ostfälisch). – Vgl. Gundolf Keil: Kopenhagener chirurgisches Fragm. In: VL () Sp. f. – www. handschriftencensus.de/. D: Lat. Erstdruck des Libellus aegritudinum infantium von Cornelius Roelans van Mecheln: [Löwen: Jan Veldener, nicht vor dem ..] (GW M). A: Karl Sudhoff: Erstlinge der pädiatrischen Literatur. Drei Wiegendrucke über Heilung und P ege des Kindes. München (Faks. von GW M). L: Agi Lindgren, VL () Sp. f. – G. Keil: Roelants van Mechelen, Cornelis. In: NDB () S. f. – Conrad Borchling: Die mnd. Arzneibücher. In: Janus () S. –, –, –, hier S. f. – Gustav Korlén: Stockholmer Arzneibuchstud. Ein Forschungsber. In: Fachlit. des MA. FS G. Eis. Hg. v. Rudolf Keil u. a. Stuttgart , S. –, hier S. . – Dennis E. Rhodes: A Volume from the Monastery Library of Hayles. In: Transactions of the Cambridge Bibliographical Society () S. –; () S. –. – G. Keil: K. In:
. Hälfte . Jh. Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . MM Etzel, Anton. – Übersetzer einer Syphillisschrift, spätes . Jh. E. ist in Archivalien nicht nachgewiesen. Der Textzeuge gibt als seinen Herkunfstort Lindau an, wo E. als Arzt oder Wundarzt gewirkt haben dürfte. erhielt er vom Mailänder Hof ein Verfahren zur Behandlung der Syphillis in italienischer Sprache, das er ins Deutsche übersetzte und kommentierte. Die Heilmittel, die in dem viergliedrigen Text zur Anwendung kommen, sind Sirup, «purgatz» (breiiges Arzneimittel bestehend aus pulvrigen Wirkstoffen, gemischt mit Flüssigkeit) und Salbe. Ü: München, BSB, Clm , v–r (Pap., /, geschrieben von Hartmann → Schedel). Der Codex bietet neben E.s Übersetzung und Kommentar auch den italienischen Originaltext. Das Konglomerat ist Bestandteil von Schedels lat./italienischer/dt. Slg. ärztlicher Verordnungen gegen den «morbus gallicus» (vgl. Hans → P ster). A: Karl Sudhoff: Aus der Frühgesch. der Syphilis. Hss.- und Inkunabelstud., epidemiologische Unters. und krit. Gänge (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. f. L: Christa Hagenmeyer, VL () Sp. f. – Sudhoff (s. Ausg.) S. –. – Wolfgang Wegner: A. E. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Schwiegerin von Salzburg. – Verfasserin mediziner Rezepte (vor ). Im Codex des um entstandenen → Münchner Salbenbuchs nden sich spätere Nachträge aus der Zeit um oder bald danach. Neben einem Rezept von Niklas → Hagen sowie einem Syphilistraktat sind darunter auch sechs Rezepte, die in der Handschrift einer S. v. S. zugeschrieben werden. Der Name könnte auf eine Herkunft aus dem Raum Salzburg verweisen. Die S. v. S. wird im Codex außerdem als getaufte Jüdin bezeichnet. Ihre
. Hälfte . Jh. Rezepte dienen der Bekämpfung von Schla osigkeit, roter Ruhr, Magen- und Augenleiden sowie Steinen. Ü: München, BSB, cgm , v–r (Pap., um , mittelbair.-ostschwäbisch). – Vgl. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Die ma. Hss. aus Cgm – (Catalogus Codicum Manu Scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. – http://www.handschriftencensus. de/. A: Brachvogel (s. Lit.). L: Ralf Vollmuth, VL () Sp. f. – Günter Brachvogel: Das ‹Münchner Salbenbuch›. Eine spätma. Rezeptslg. vom Ende des . Jh. Diss. München , S. , f. (Nr. –). MM Jörg von Hall (auch: Jörg Haller [?]). – Verfasser eines Syphilistraktats, spätes . Jh. Im vierten Band seines Buchs der Medizin hat → Ludwig V. von der Pfalz J.s Traktat in eine Sammlung von Rezepten gegen Syphilis («Vor die Frantzosen») eingebettet. Außer der Zuweisung des Meistertitels an J. durch Ludwig gibt es zu ihm keine weiteren validen Kenntnisse. Er könnte sowohl handwerklicher Wundarzt als auch Akademiker gewesen sein. Äußerst unsicher ist seine Identi kation mit dem – als Innsbrucker Bürger beurkundeten Jörg Haller aus Hall/Tirol. Ludwig gibt als Entstehungsjahr des Traktats an; das Franzosenregiment stammt demnach aus der Frühzeit der syphilitischen Pandemie in Europa. Von Theorien der genitalen Übertragung zeigt sich der Text noch unberührt. Stattdessen liegt eine humoralpathologische Prägung vor (→ Temperamentenlehre). J. geht analog zum «Pesthauchmodell» («gleich der pestelentz») von einer Übertragung durch «den lufft vom krancken» aus, weshalb er u. a. Räucherungen emp ehlt. Im Aufbau seines zweigliedrigen Traktats orientiert er sich an der Struktur konventioneller Regimina sanitatis. Der erste Teil ist diätetisch-prophylaktisch ausgerichtet und folgt den «sex res non naturales». Der zweite bietet therapeutische Vorschläge, wobei das Purgieren nach der Humoreslehre eine zentrale Rolle einnimmt. J. zeigt in seinem souverän geschriebenen und fachlich kohärenten Traktat gute Kenntnisse der Schulmedizin und erweist sich vor
Jörg von Hall allem in den diätetischen Abschnitten als Anhänger der aristotelischen Mittentheorie. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , v–v (Perg., /, südrheinfränkisch). Überschrift: «Von der newen kranckhait der blotern von meinster Jörgen von Hall Inn seiner pronosticaz »; Incipit: «P[rimo] vmb graumsamkait willen dieser kranckhait das sie von einem zu dem andern kumpt soll der krank allain wonen Bis er gesunt wirdt». – Digitalisat: http://digi.ub.uniheidelberg.de/diglit/cpg; Beschreibung: Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Max H. Fisch: Nicolaus Pol Doctor . With a critical text of his Guaiac tract. Edited with a translation by Dorothy M. Schullian. New York , S. . – Gerhard Eis: Ma. Fachlit. (Slg. Metzler D ). ., durchges. Au . Stuttgart , S. . – G. Keil/Willem F. Daems: Paracelsus und die «Franzosen». Beobachtungen zur Venerologie Hohenheims. Tl. : Pathologie und nosologisches Konzept. In: Nova Acta Paracelsica () S. –. – G. Keil: Seuchen. In: RGA () S. –, hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Jörg von Eisenhofen (auch: Georg v. E., Eysenhoven, Eysenhofen), * vor , † . – Hofmeister, möglicher Autor. J. stammte aus einer Familie bayerischer Ministerialer mit Stammsitz in der Nähe von Dachau. J. selbst ist ab nachgewiesen; spätestens wurde er Hofmeister des bayerischen Herzogs Albrecht IV. († ). Er erwarb sich bei dem Fürsten großes Ansehen, denn belohnte Albrecht ihn unter ausdrücklicher Berufung auf seine treuen Dienste. Ab erscheint J. nicht mehr als Hofmeister, war aber noch im selben Jahr Pate von Albrechts Sohn Wilhelm IV. († ). Auch griff der Herzog für politische Missionen weiterhin auf J. zurück, der als Rat Albrechts zu geheimen Verhandlungen mit → Maximilian I. reiste. Daneben war er möglicherweise literarisch tätig: Ulrich → Fuetrer äußert sich im Buch der Abenteuer (Str. ) anerkennend über J.s Kunstfertigkeit. Auch in der Bayerischen Chronik führt er ihn als Autorität
Schinnagel an. J. könnte also Dichtungen oder andere Werke geschaffen haben, die heute verloren sind. Vielleicht schuf J. aber auch keine eigenen Werke, sondern half Fuetrer nur bei dessen eigenen Arbeiten, wofür dieser sich durch die Erwähnungen erkenntlich zeigte. Ü: Vgl. die Überl. zu Ulrich Fuetrer. A: Ulrich Fuetrer: Bayerische Chronik. Hg. v. Reinhold Spiller. München (Nachdr. Aalen ) S. . – Die Gralepen in Ulrich Füetrers Bearb. (‹Buch der Abenteuer›). Nach der Münchner Hs. Cgm. unter Heranziehung der Wiener Hss. Cod. vindob. und und der Münchner Hs. Cgm. . Hg. v. Kurt Nyholm (DTM ). Berlin , S. . L: Vgl. auch die Lit. zu Ulrich Fuetrer. – Christine Stöllinger-Löser, VL () Sp. f. – R. Spiller: Stud. über Ulrich Füetrer. In: ZfdA () S. –, hier S. f., f. – Gabriele D. Rödter: Via piae animae. Grundlagenunters. zur emblematischen Verknüpfung von Bild und Wort in den ‹Pia desideria› () des Herman Hugo S.J. (–). Frankfurt/M. , S. . MM Schinnagel, Marcus (auch: Schinagel, Schyn[n]agel, Schunagel, Schmag[e]l), * um (?), † frühestens . – Theologe, Astrologe. S.s Lebensumstände sind bislang nicht vollständig rekonstruiert. Er stammte aus Koˇsice (Kaschau, Slowakei) und gehörte möglicherweise einer dort ansässigen Bürgerfamilie mit Wurzeln in Waiblingen an. Ab studierte er in Krakau, wo er / Bakkalaureus wurde. Nach eigenen Angaben war er auch Magister. Um / lebte er in Konstanz, wurde jedoch vertrieben, weil manche Bürger seine astrologischen Prophezeiungen fürchteten. Für wird die Weihe S.s zum Priester vermutet. Danach war er von mindestens bis Pfarrer in Sulzberg (Kr. Oberallgäu). wurde er Kaplan König → Maximilians I. († ). Von spätestens bis mindestens – und maximal bis – war S. Pfarrer in Landsberg am Lech. Die Stelle war ihm vom bayerischen Herzog Albrecht IV. († ) verliehen worden, dem S. ein Horoskop gewidmet hatte. S.s Tod ist zwischen und anzusetzen. S. veröffentlichte zwischen um und / mindestens Drucke. Es handelt sich um lat.
. Hälfte . Jh. und dt., teils gereimte Almanache und Prognostiken. Zu den Widmungsempfängern zählten Maximilian I. und der polnische König Johann I. Albrecht († ). Inhaltlich bieten die Texte die damals übliche Mischung aus Vorhersagen (u. a. zu politischen Ereignissen, Ernten und Seuchen) sowie kalendarischen, astronomischen und astrologischen Angaben (z. B. Feiertage, Sonnen- und Mond nsternisse) für das jeweilige Berichtsjahr. Als innovativ gilt ein lat. Almanach S.s für das Jahr (GW M), der auf einem Blatt Praktik und Aderlasskalender verbindet. Rezipiert wurden S.s Praktiken von dem Züricher Mediziner und Astrologen Christoph Clauser († ), der sich lobend auf S. berief. Von besonderer Bedeutung ist ein astronomischastrologisches Kompendium S.s von . Es ist als farbig illustriertes Polyptychon aus fünf Holztafeln gestaltet (Textzeuge S) und stellt damit das aufwendigste Werks S.s dar. Seine Herstellung wird im Raum Konstanz vermutet. Auftraggeber und Maler sind unbekannt. Möglicherweise entstand das Kompendium für die Familie von Reischach oder das Kloster Petershausen (Konstanz). Die Texte und Zeichnungen sind aufgrund von Restaurierungen und Übermalungen nicht mehr vollständig erhalten. Im heutigen Zustand enthält S zwei Scheibeninstrumente, Monatskalender sowie astronomische, astrologische, medizinische und mathematische Texte und Tabellen. Diese bieten einerseits Zukunftsprognosen und Verhaltensratschläge, aber auch wissenschaftlich fundierte Anweisungen für verschiedene Berechnungen. Die Illustrationen des Werks zeigen u. a. astronomische Diagramme, Tierkreisbilder und Symbol guren wie Engel und Löwen. S. folgte in seinem Kompendium weitgehend der zeitgenössischen Kalenderliteratur und bediente sich u. a. bei Johannes → Regiomontanus. Wissenschaftlich gilt das Werk als durchaus anspruchsvoll. Wahrscheinlich sollte das Polyptychon einen inhaltlich wie visuell repräsentativen Überblick über die astronomischen und astrologischen Kenntnisse der damaligen Zeit bieten. Mit S. werden auch mehrere Handschriften in Verbindung gebracht. Kodex W enthält eine dt. Praktik S.s für ; eine darauffolgende Praktik für wird ihm manchmal ebenfalls zugeschrieben. Als möglicher Autograph S.s gilt Handschrift Wo, eine Sammlung astronomischer Texte und Tabellen in lat. und dt. Sprache. Sicher von S. stammt
. Hälfte . Jh. Kodex L, der um entstand. Sein Inhalt umfasst astronomische, astrologische und medizinische Texte und Tabellen in lat. Sprache, darunter eine Schrift des Petrus de Abano († um ). L diente möglicherweise als Arbeitshandschrift S.s für sein Polyptychon, zu dem der Kodex inhaltliche Parallelen aufweist. Die genauen Abhängigkeitsverhältnisse der beiden Textzeugen L und S sind bislang ungeklärt. Ü: S: Stuttgart, Württembergisches Landesmuseum, Inventar-Nr. – (Polyptychon aus fünf Holztafeln mit einer Gesamtbreite von cm und Höhe von cm, , dt.lat.). – W: Wien, Haus-, Hof- und Staatsarch., cod. W , r–r, r–v (?) (Pap., um ). – L: London, British Library, Add. , Bll. (Pap., um , lat.; Autograph). – Wo: Wolfenbüttel, HAB, cod. Guelf. . Aug. °, Bll. (Pap., . Jh., lat.-dt.; Autograph?). – Unsicher: K: Krakau, Biblioteka Jagiello´nska, cms , S. – (um /). – Eine früher teilweise als Autograph geltende Hs. (Wien, ÖNB, cod. ) wird S. heute nicht mehr zugeschrieben. – Vgl. u. a. Kremer , Graf und Franz (alle s. Lit.). D: Mindestens Drucke von Almanachen und Prognostiken ab ca. . – Vgl. Franz (s. Lit.). – GW (online; mit GW ). – Frühe Drucke: . Lat. Almanach für : Augsburg: Erhard Ratdolt, [um ] (GW M). – . Dt. Almanach für : [Augsburg: Erhard Ratdolt, um ] (GW M). – . Lat. Prognostikon für : [Straßburg: Johann Grüninger, um ] (GW M). – . Dt. Prognostikon für : [Ulm: Johann Zainer d. Ä., um ] (GW M, möglicherweise identisch mit GW ). A: Franz (s. Lit.). – Online-Faks. von GW M und GW M: http:// inkunabeln.digitale-sammlungen.de/. – OnlineFaks. von GW M: http://daten.digitalesammlungen.de/. – Weitere Online-Faks. im GW. Ü: Gerhard Benecke: Maximilian I (–). An Analytical Biography. London u. a. , S. – (Prognostikon auf , engl.). L: Francis B. Brévart, VL () Sp. f. – Karl Sudhoff: Lasstafelkunst in Drucken des . Jh. In: Arch. für Gesch. der Medizin () S. –, hier S. , . – Gustav Hellmann: Beitr. zur Gesch. der Meteorologie. Bd. . Berlin , S. . – Ernst Zinner: Verz. der
Muntz astronomischen Hss. des dt. Kulturgebietes. München , Nr. –, S. . – Lynn Thorndike: A History of Magic and Experimental Science. Bd. . New York (Nachdr. ebd. ) S. f. – Leonhard Hoffmann: Almanache des . und . Jh. und ihre Käufer. In: Beitr. zur Inkunabelkunde () H. , S. –, hier S. , Abb. f. – Jonathan Green: Printing and Prophecy. Prognostication and Media Change –. Ann Arbor , S. f. – Richard L. Kremer: M. S.’s Winged Polyptych of . Astronomical Computation in a Liturgical Format. In: Journal for the History of Astronomy () S. –. – Klaus Graf: M. S., ein Astrologe in der Zeit Maximilians I., Schöpfer des astronomisch-astrologischen Kompendiums aus Petershausen. In: FrühneuzeitBlog der RWTH Aachen. (http://frueheneuzeit.hypotheses.org/). – Heidrun Franz: Das Hauptwerk des Astrologen M. S. von . Alltagsmanagement und Zukunftsdeutung an der Schwelle zur Neuzeit. Hamburg . MM Muntz, Johann (auch: Johannes Muncz), Blaubeuren, † .. Wien. – Mathematiker, Astronom, Autor von Almanachen. Biographische Angaben über M. nden sich u. a. bei dem Humanisten Georg Tannstetter, der ihn in seine Schrift Viri mathematici () aufgenommen hat. Danach stammte M. aus Blaubeuren, war Magister der Artes und Bakkalaureus der Theologie. Zudem hatte er ein Kanonikat am Wiener Stephansdom inne. Ab war M. Dekan der Wiener Philosophischen Fakultät. Er veröffentlichte eine Reihe von Almanachen und Prognostiken, die laut Tannstetter zu ihrer Zeit sehr geschätzt wurden. Heute noch bekannt sind Drucke auf die Jahre , , , und . M. publizierte seine Schriften meist als Einblattdrucke; dt. und lat. Drucke halten sich die Waage. Die meisten seiner Almanache sind für Wien berechnet, ein Druck für Budapest. M.s Werke bieten gängige Informationen, wie sie auch in anderen Drucken ihrer Art zu nden sind: Aderlasskalender, astronomische Tabellen und Jahresprognosen zu meteorologischen, politischen, wirtschaftlichen u. a. Entwicklungen. Die Forschung hat M.s Schriften wegen ihrer Verbindung von Mathematik und Medizin gewürdigt. D: Sieben Drucke in GW und VD. – Zwei weitere Drucke bei Lewicka-Kami´nska , Seethaler und Staub (alle in Lit.) bzw. im
Bruder Valentin Kat. der Nicolaus-Matz-Bibl. in Michelstadt, Sign. in B . Lat. Almanache für Wien: Wien: Johann Winterburg (GW M). – [Reutlingen: Johann Otmar] (GW M). – Dt. Aderlasskalender auf : [Nürnberg: Peter Wagner] (GW M). – Dt. Prognostikon auf : [Reutlingen: Johann Otmar] (GW M). – Lat. Almanach für Budapest auf : Wien: Johann Winterburg, [um ] (GW M). – Dt. Prognostikon für Wien auf : Wien: Johann Winterburg, [] (GW M). – Astrologica operatio anni . Wien: Johann Winterburg (VD M ). – Almanach Viennense ad annum . [Nürnberg:] Ambrosius Huber, [vor ..]. – Dt. Prognostikon auf : Practica Dütsch magistri Johannis müntz. [Wien?: Johann Winterburg?, ]. – Der Druck GW wird M. heute nicht mehr zugesprochen. A: Tabula minutionum super meridiano Budensi anno . Budapest (Faks. von GW M). – Online-Faks. von GW M: http://digital.wlb-stuttgart.de/purl/bsz. L: Francis B. Brévart, VL () Sp. f. – Walther Dolch/Eduard Langer: Bibliogr. der österr. Drucke des XV. und XVI. Jh. Wien , Nr. f., f. – Gustav Hellmann: Versuch einer Gesch. der Wettervorhersage im XVI. Jh. Berlin , S. , . – Lynn Thorndike: A History of Magic and Experimental Science. Bd. . New York (Nachdr. ebd. ) S. f. – Anna Lewicka-Kami´nska: Kalendarz na rok w zbiorach Biblioteki Jagiellonskiej. In: BiuletynBiblioteki Jagiello´nskiej () S. –. – Josef Seethaler: Das Wiener Kalenderwesen von seinen Anfängen bis zum Ende des . Jh. Bd. . Ein Beitr. zur Gesch. des Buchdrucks. Bibliogr. der Wiener Kalenderdrucke. Diss. Wien , S. . – Helmuth Grössing: Humanistische Naturwiss. Zur Gesch. der Wiener mathematischen Schulen des . und . Jh. Baden-Baden , S. , . – Alessandra S. Staub: Eine unbekannte Vorhersage des Johannes M. für das Jahr . In: Bewahren und Erforschen. FS Kurt Hans Staub. Hg. v. Wolfgang Schmitz. Michelstadt , S. –. – Klaus Wolf: Hof, Univ., Laien. Lit.- und sprachgeschichtliche Unters. zum dt. Schrifttum der Wiener Schule des SpätMA. Wiesbaden , S. , . MM
. Hälfte . Jh. Bruder Valentin (Valentin OESA). – Verfasser von Almanachen und Praktiken, spätes . Jh. V. ist unabhängig von seinen gedruckten astronomisch-astrologischen Werken nicht bezeugt. Er bezeichnet sich stets als Augustinereremiten («bruder valentin des ordens der einsidel sand Augustini» [GW M]); seit / führt er mitunter den Titel eines Baccalaureus artium. Eine Praktik auf das Jahr (GW M), in der V. sich als «Mayster der syben freyen künsten» ausgegeben hat, ist nicht mehr nachweisbar. Der Augustinermönch V. dürfte nicht mit demjenigen Valentinus identisch sein, von dem in Leipzig ein Opusculum ex oribus scripturarum collectum de arte moriendi (GW M) erschienen ist, da dieser hier als «Licentiatu[s] Valentinu[s]» bezeichnet wird. Ebenso fragwürdig ist seine Identität mit dem schlesischen Valentin von Grünberg (Valentinus de Viridi Monte), da dieser in einer (nicht mehr nachweisbaren) Praktik auf als «Canonicus» rmiert (Sudhoff [s. Lit.] S. Anm. ). Wohl aber dürfte V. dem schlesischen, zumindest ostmitteldt. Raum entstammen – hierfür sprechen geographische Bezeichnungen in seinen Schriften und seine dt. Almanache und Prognostiken für Breslau (GW M, M, M, M). In den Einleitungen seiner Schriften betont V. einerseits, dass er «nach inhalt der meyster der astronomy» gearbeitet habe, und warnt andererseits vor dem Missbrauch der Astronomie, «als die ettlich unweysen diser kunst thunt» (nach GW M). Er verfasste sowohl volkssprachige als auch lat. Almanache und Praktiken. Überkommen sind Vorhersagen für die Jahre –. Die als Einblattdrucke publizierten Almanache bieten die genrekonformen Versatzstücke (kalendarische Daten, Mondtafeln, Aderlasstafeln und andere iatromathematische Beiträge). Die Praktiken umfassen jeweils Seiten und stellen astrologisch schulmäßig berechnete Jahresprognostiken dar mit Aussagen zu Krieg und Frieden, Krankheiten, Preisen oder zur Wetterlage. Auch werden die im Jahr gültigen astralen Konstellationen mit ihrer jeweiligen Relevanz für verschiedene Stände, Länder oder Städte erläutert. Als astronomischer Publizist war V. durchaus erfolgreich, wie die zeitnahen Nachdrucke belegen, deren Druckorte geographisch breit gefächert sind. Freilich konnte er mit seinen Schriften nicht an die Verbreitung der populären fachliterarischen
. Hälfte . Jh. Autoritäten wie Johann → Virdung oder Wenzel → Faber heranreichen. D/-: Es sind fünf Almanachdrucke und über zehn Praktiken nachgewiesen. Ein geographischer Schwerpunkt ist Leipzig; die weiteren (Nach-)Druckorte reichen von Lübeck (nd.) bis in den südwestdt. Raum (Ulm, Reutlingen, Straßburg). – Vgl. GW M, M –, M, M, M (in GW unter dem irrigen Autornamen Valentinus de Viridi Monte). – Falk Eisermann: Verz. der typographischen Einblattdrucke des . Jh. im Heiligen Römischen Reich Dt. Nation (VE ). Bd. : Kat. J–Z. Wiesbaden , S. f. (Nr. V-–). – Ältere Nachweise (auf die in GW nicht explizit verwiesen wird): Hundert Kalender-Inkunabeln. Hg. v. Paul Heitz. Mit begleitendem Text von Konrad Haebler. Straßburg , Nr. . – Karl Sudhoff: Dt. medizinische Inkunabeln. Bibliogr.-literarische Unters. (Stud. zur Gesch. der Medizin /). Leipzig , S. (Nr. f.), (Nr. f.). – Gustav Hellmann: Beitr. zur Gesch. der Metereologie. Bd. (Veröff. des Preußischen Meteorologischen Inst. ). Berlin , S. . – Arnold Carl Klebs: Incunabula scienti ca. In: Osiris () S. –, hier S. (Nachdr. Hildesheim u. a. , ). – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. ., unveränd. Au . der Erstau . von mit einem Nachtrag von Nummern. Stuttgart , S. f. (Nr. –), (Nr. a). – Adolar Zumkeller: Mss. von Werken der Autoren des Augustiner-Eremitenordens in mitteleuropäischen Bibl. (Cassiciacum ). Würzburg , S. f. – Incunabula quae in bibliothecis Poloniae asservantur. Bd. Breslau , Nr. –. – Hb. dt. hist. Buchbestände in Europa. Eine Übersicht über Slg. in ausgewählten Bibl. Hg. v. Bernhard Fabian. Bd. /: Tschechische Republik/Prag. Tl. . Bearb. v. Vlasta Faltysová/Pavel Pohlei. Hildesheim , S. (Nr. ; Nachweis eines in der Lit. anderweitig nicht bekannten Leipziger Einblattdruckes von Gregor Böttinger [Almanach für ] in der Prager Nationalbibliothek). L: Francis B. Brevart/Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. f. VZ Peter van Zirn, * vor Niederzier (Kr. Düren) (?), † wahrscheinlich nach . – Pädagoge, Verfasser eines Unterrichtshandbuchs.
Peter van Zirn P.s Lebensumstände sind unbekannt. Aufgrund seines Namens hat die Forschung eine Herkunft aus dem heutigen Niederzier vermutet. Aus Angaben in der von ihm geschriebenen Handschrift W hat man auf eine Tätigkeit P.s als Lehrer an einer deutschsprachigen Privatschule in Wesel um bis geschlossen. Auch hielt er sich möglicherweise einmal in Thüringen auf. W und die der Handschrift vorgebundene Inkunabel New practicirt rethoric vnd brieff formulary () von Heinrich → Geßler sind in dt. Sprache abgefasst; Lateinkenntnisse P.s sind somit nicht belegbar. Kodex W versammelt Prosa, Dichtungen, Tabellen und einige Zeichnungen. Die Anordnung der Stücke wirkt unsystematisch. So sind z. B. Schreibübungen nicht in einem Block gebündelt, sondern wechseln sich mit Rechenaufgaben und anderen Inhalten ab. Die in W enthaltenen Texte sind primär pädagogisch geprägt oder stehen im Zusammenhang mit dem praktischen Schulbetrieb. Der Kodex dürfte also als Handbuch und Materialsammlung gedient haben. Da W keine Bearbeitungsspuren anderer Benutzer aufweist, könnte es sich um eine rein private Aufzeichnung P.s gehandelt haben. Organisatorisch-geschäftlicher Natur sind in W ein Stundenplan, Listen von Schülern und deren bezahlten Schulgeldern sowie eine Unterrichtsankündigung, in der P. seine dt. Schule bewirbt. Laut Text bot P. u. a. Unterricht in mehreren Mundarten an. Dem Schreibunterricht dienten orthographische Übungen sowie Muster für Briefe und Kaufverträge. Die Briefmuster in W enthalten u. a. Schreiben von Adligen, Hauptmännern, Schöffen und Äbten. Hinzu kommt Material für Leseübungen, darunter Buchstabenreihen und ABC-Gedichte. In den mathematischen Bereich gehören Rechenaufgaben und -tabellen zu verschiedenen Rechenarten (inklusive Bruchrechnung). Auch kaufmännisches und kalendarisches Rechnen werden erfasst (u. a. Stundenberechnung, Sonntagsbuchstaben). Zu den literarischen Stücken in W zählen → Sibyllenweissagungen, ein niederrheinischer (mittelfränkischer) → Cato, ein Bildgedicht aus der → Temperamentenlehre, ein Liebeslied, Frageund Antwort-Gedichte, Reimpaarsprüche und gereimte Autoritäten (→ Freidank). Andere Texte wurden von P. vielleicht im Religionsunterricht benutzt. So enthält W Heinrich → Seuses Artikel vom Leiden Christi, die Zehn Gebote in nd.
Schönheintz Mundart, Gebetsanweisungen, eine Marienlegende und eine Kunst zu sterben. Insgesamt ist P.s Textsammlung als Quelle zum zeitgenössischen Schulbetrieb von Bedeutung, erlaubt sie doch ebenso Rückschlüsse auf Lehrmethoden und -materialien wie auf die Organisation einer spätma. Privatschule. Ü: W: Wolfenbüttel, HAB, cod. . Novi, LXXXIII (vorgebundene Inkunabel) + Bll. (Pap., um –, westmitteldt.-nd.; Autograph). – Bei dem vorgebundenen Wiegendruck handelt es sich um eine Rhetorik mit Briefformular des Heinrich Geßler (Straßburg: Johann Prüss, [nach dem ..]; GW ). – Vgl. u. a. Hans Butzmann: Die ma. Hss. der Gruppen Extravagantes, Novi und Novissimi (Kat. der HAB Wolfenbüttel ). Frankfurt/M. , S. –. – www.handschriftencensus.de/. A: Franke (s. Lit.; Teilausg.). L: Nikolaus Henkel, VL () Sp. –. – Ruth Franke: P. v. Z.s Hs. Ein dt. Schulbuch vom Ende des . Jh. Berlin . – Friedrich W. Oediger: Die niederrheinischen Schulen vor dem Aufkommen der Gymnasien. In: Düsseldorfer Jb. () S. –, hier S. f. (wieder in: Ders.: Vom Leben am Niederrhein. Aufsätze aus dem Bereich des alten Erzbistums Köln. Düsseldorf , S. –). – Georg Hofmann: Seuses Werke in deutschsprachigen Hss. des späten MA. In: Fuldaer Geschichtsbll. () S. –, hier S. (Nr. ). – Theodor Ballauf: Pädagogik. Eine Gesch. der Bildung und Erziehung. Bd. . Freiburg i. Br. u. a. , S. f. – Menso Folkerts: Ma. mathematische Hss. in westlichen Sprachen in der HAB Wolfenbüttel. Ein vorläu ges Verz. München , S. –. – Ursula Peters: Lit. in der Stadt. Stud. zu den sozialen Voraussetzungen und kulturellen Organisationsformen städtischer Lit. im . und . Jh. Tübingen , S. , f. – Klaus Grubmüller: Der Lehrgang des Triviums und die Rolle der Volkssprache im späten MA. In: Stud. zum städtischen Bildungswesen des späten MA und der frühen Neuzeit [...]. Bearb. v. Ludger Grenzmann. Hg. v. Bernd Moeller u. a. Göttingen , S. –, hier S. . – Martin-Wilhelm Roelen: Das Weseler Schulwesen im späten MA und in der frühen Neuzeit (–). In: Wesel. Beitr. zur Stadtgesch. Hg. vom Stadtarch. Wesel. Wesel , S. –, hier S. f. – N. Henkel: Dt. Übersetzungen lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funk
. Hälfte . Jh. tion im MA und in der frühen Neuzeit. Mit einem Verz. der Texte (MTU ). München , S. f. – Hartmut Bleumer: ‹Dt. Schulmeister› und ‹dt. Schule›. Forschungskritik und Materialien. In: Schullit. im späten MA. Hg. v. K. Grubmüller. München , S. –. – Ines Heiser: Autorität Freidank. Stud. zur Rezeption eines Spruchdichters im späten MA und in der frühen Neuzeit (Hermaea NF ). Tübingen , S. f. u. ö. – Michael Baldzuhn: Schulbücher im Trivium des MA und der Frühen Neuzeit. Die Verschriftlichung von Unterricht in der Text- und Überlieferungsgesch. der ‹Fabulae› Avians und der dt. ‹Disticha Catonis›. Bd. . Berlin/New York , S. f., u. ö. MM Schönheintz, Jakob (auch: Jacob[us] Schonheintz; Jacobus Randersacker[er], Ranisacker), Randersacker bei Würzburg, † nach . – Iatromathematisch-astrologischer Fachschriftsteller. In seinen Schriften weist sich S. als «mathematicus» und Dr. der Artes sowie der Medizin aus. In Universitätsmatrikeln ist er bislang nicht nachgewiesen worden. Vermutlich hat S. vorwiegend in Würzburg residiert; seine in Nürnberg gedruckten Krakauer Praktiken auf das Jahr (s. u.) belegen zumindest Beziehungen in die im späten . Jh. kulturell und wissenschaftlich orierende Weichselstadt. bewarb sich S. bei der Reichsstadt Frankfurt um eine Residenzerlaubnis und um Zulassung zur ärztlichen Praxis. Ein volkssprachiges Bittgesuch ist an «Burgemeister vnd Radt der stat Frannckfürtt» adressiert und auf den .. datiert. Das Schreiben scheint eine Reaktion auf eine zuvor erteilte eingeschränkte Zulassung zu sein, deren Au agen für S. offensichtlich inakzeptabel waren. Für die Zurückhaltung seitens des Rats dürfte der Umstand eine Rolle gespielt haben, dass S. vom höchst umstrittenen Wiener Heilpraktiker Jörg → Radendorfer, der bis in Frankfurt praktizierte, als Nachfolger vorgeschlagen worden war. Durch diese wenig hilfreiche Empfehlung diskreditiert, bietet der fränkische Arzt explizit an, die Zweifel des Magistrats an seiner «person, der promotion, kwnst ader erfarnheyt» zu zerstreuen. Ob der Rat geantwortet und die Zulassungsbedingungen modi ziert hat, ist nicht bekannt. Von S. sind drei astrologische Druckschriften überkommen: ) Die Practica Cracovensis anni , die S. sowohl auf lat. als auch auf dt. publiziert
. Hälfte . Jh. hat, sticht aus der Menge der spätma. astrologischen Prognoseliteratur nicht signi kant heraus. – ) Zwei Jahre nach seinem Schreiben an den Frankfurter Rat hat S. die astrologische Verteidigungsschrift Apologia astrologiae auf Blättern drucken lassen. Der lat. Text richtet sich explizit gegen Giovanni Pico della Mirandola und dessen postum erschienene Disputationes adversus astrologiam divinatricem. Ein weiteres Angriffsziel dürfte zudem die Iudicia vel Prognostica astrologorum Benedikt Ellwangers gewesen sein, die um entstanden aber erst um gedruckt worden ist (GW ). – ) Schließlich hat sich noch ein Einblattkalenderdruck für das Jahr erhalten. Ü: Dt. Verteidigungsschreiben: Frankfurt/M., Inst. für Stadtgesch., Städtisches Arch. bis , Bestand . (Öffentliche Sicherheit und Wohlfahrt), Sanitätsamt: Akten des Rats (Medicinalia), Rep. , Nr. ; unterschrieben als «Jacobus schonheincz Randersackerer doctor». D: Practica Cracoviensis/Practica Crakysch: [Nürnberg: Ambrosius Huber, ] (GW M [lat.] M [dt.]); Titel der lat. Ausgabe: «Practica Craconiˉesis Jacobi Randersackers Artium et Medicine Doctoris». – Apologia astrologie: Nürnberg: Georg Schenk, (VD S ). Überschrift der Vorrede: «Jacobus Schonheintz mathematicus et Phisicus Lectoribus salutem»; Überschrift des Haupttextes: «Apolog[ia] astrologie Jacobi Schonheintz ostrofranci, arciˉu liberalium ac utriusq[ue] medicine Doctoris». – Kalender: «Anno salutis nostri Millesimoquˉıgˉetesimoquarto [...] Editio Doctoris Jacobi Randerssackers». O. O. und J. []. Exemplar: Frankfurt/M., UB, W Mapp. Nr. ; zweiteiliges beschnittenes Fragm. – Zu Digitalisaten der Drucke s. GW/VD (online). A: Dt. Verteidigungsschreiben: Sudhoff /, S. f. L: Francis B. Brevart, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Georg Ludwig Kriegk: Dt. Bürgerthum im MA. Nach urkundlichen Forschungen und mit besonderer Beziehung auf Frankfurt a. M. Frankfurt/M. (Nachdr. ) S. –. – Karl Sudhoff: Iatromathematiker vornehmlich im . und . Jh. (Abh. zur Gesch. der Medizin ). Breslau , S. , . – Ders.: Kurpfuscher, Ärzte und Stadtbehörden am Ende des . Jh. Hss.- und Aktenstud. In: Sudhoffs Arch. (/) S. –, hier: Anhang (Eine Eingabe des astrologischen Arztes Doktor J. S. [Randisackerer] aus Würzburg an den
Tegernseer Angel- und Fischbüchlein Frankfurter Magistrat) S. –. – Lynn Thorndike: A history of magic and experimental science during the rst thirteen centuries of our era. Bd. . New York , S. , , f.; Bd. . Ebd. , S. , , . – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. ., unveränd. Au . der Erstau . von mit einem Nachtrag von Nummern. Stuttgart , S. , (Nr. / a) (Nr. ). – Franz Machilek: Astronomie und Astrologie. Sternforschung und Sternglaube im Verständnis von Johannes Regiomontanus und Benedikt Ellwanger. In: Astronomie und Astrologie in der frühen Neuzeit. Hg. v. Stephan Füssel (Pirckheimer-Jb. ). Nürnberg , S. –, hier S. . – Bernhard Schnell: Würzburg und die dt. Sachlit. im SpätMA. In: Würzburg, der Große Löwenhof und die dt. Lit. des SpätMA. Hg. v. Horst Brunner (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , –, hier S. . – Wolfgang Wegner: J. S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Tegernseer Angel- und Fischbüchlein. – Fischereikompendium, spätes . Jh. Die Sammlung von ursprünglich bair. und elsässischen Anleitungen und Rezepten zur Fischerei ist mit dem → Tegernseer Wirtschaftsbüchlein in einer Handschrift aus dem Kloster Tegernsee überliefert. Dort wurde sie wahrscheinlich auch zusammengestellt. Ihre Entstehung wird nach , aber noch im späten . Jh. vermutet. Der unbekannte Bearbeiter des Kompendiums ist verschiedentlich mit einem Bruder Placidus identi ziert worden, der u. a. / im Kloster nachweisbar ist und dort mit Fischerei befasst war. Im T. A.- u. F. wird als Gewährsmann eines Rezepts auch Martin Vörchel erwähnt. Dieser stammte aus Egern und ist als Fischer und Maurer des Klosters zwischen und belegt. Letztlich ist jedoch nicht zu klären, in welchem Maße Placidus oder Vörchel tatsächlich am T. A.- u. F. beteiligt waren. Das Kompendium gilt als weitgehend unsystematische Zusammenstellung, die in der Forschung unterschiedliche Einteilungen erfahren hat. Durchgängiges Merkmal der verschiedenen Abschnitte sind die zahlreichen Köderrezepte für verschiedene Arten von Fischen und Gewässern. Hinzu kommen Anleitungen für Angelausrüstung und
Fischereibuch Kaiser Maximilians I. -methoden. Letztere werden besonders im ersten Teil behandelt (r–r), der als Münchner Angelbuch und Salzburger Fischbüchlein (auch Salzburger Vischpiechl) bis ins . Jh. tradiert wurde. Außerdem enthält das T. A.- u. F. einen Kalender für den Fischfang. Als Quelle der Sammlung diente u. a. das erstmals um gedruckte Büchlein, wie man Fische und Vögel fangen soll (Johannes → Rittershofen). Der Text der Inkunabel wurde im T. A.- u. F. teilweise wörtlich übernommen. Auch weisen die Köderzutaten im letzten Teil des T. A.- u. F. (v–v) Übereinstimmungen mit dem Arzneibuch des Anton → Trutmann auf. Ü: München, BSB (früher ebd., Nationalmuseum, cod. ), cgm , r–v (Pap., Kloster Tegernsee, Ende ./erste Hälfte . Jh.). – Vgl. Hoffmann (s. Lit.). – www. handschriftencensus.de/. A: Anton Birlinger: Kalender und Kochbüchlein aus Tegernsee. In: Germania () S. –. – Ders.: T. A.- u. F. In: ZfdA () S. –. – Dt. Fachprosa des MA. Ausgewählte Texte. Hg., erl. und mit einem Glossar versehen von Wolfram Schmitt (Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen ). Berlin/New York , S. – (Teilausg.). – Hoffmann (s. Lit.) S. –. – Online-Faks. der Hs.: http:// daten.digitale-sammlungen.de/. Ü: Hoffmann (s. Lit.; engl.). L: Gundolf Keil/Monika Reininger, VL () Sp. f. – Wilhelm Koch: Altbayrische Fischereihss. In: Allg. Fischerei-Ztg. () S. f., –, –, –, –, –, hier S. –, –. – Ders.: Zur Gesch. der bayerischen Fischerei. In: ebd. () H. , S. –, hier S. –. – Gerhard Eis/ G. Keil: Nachträge zum VL. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. f. – Gerhart Hoffmeister: Fischer- und Tauchertexte vom Bodensee. In: Fachlit. des MA. FS G. Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Stuttgart , S. –, hier S. –. – Thomas Gleinser: Anton Trutmanns ‹Arzneibuch›. Medizin- und sozialgeschichtlicher Komm. Diss. Würzburg , S. f. – Richard C. Hoffmann: Fishers’ Craft and Lettered Art. Tracts on Fishing from the End of the Middle Ages. Toronto u. a. , S. –. MM Maximilian I. → Band , Sp. –.
. Hälfte . Jh. Fischereibuch Kaiser Maximilians I. (auch: Tiroler Fischereibuch). – Beschreibung Tiroler Fischgewässer, . Das F. K. M.s I. wurde von Wolfgang → Hohenleiter verfasst. Er war ab spätestens Jagdschreiber → Maximilians I. Der dt. Text des Werks ist als Autograph erhalten. In der Vorrede nennt sich Hohenleiter selbst als Autor, erwähnt aber als weiteren Beiträger Martin Fritz, der – als Ober schmeister Maximilians nachgewiesen ist. Der Hofmaler Jörg Kölderer († ) illustrierte das Werk. Die farbigen Zeichnungen im Kodex zeigen neben zwei Wappenseiten vor allem Stadt- und Landschaftsdarstellungen mit Fischern und Jägern. Das F. K. M.s I. bietet eine Aufzählung und Beschreibung von schbaren Seen und anderen Gewässern auf Maximilians Ländereien in Tirol und der Grafschaft Görz. Der Text ist nach Gerichtsorten gegliedert, denen jeweils in der Nähe gelegene Gewässer zugeordnet werden. Beginnend mit Rottenburg und dem Achensee, erfasst das F. K. M.s I. u. a. Orte wie Thaur, Sonnenburg und Steinach am Brenner. An Gewässern genannt werden z. B. der Heiterwanger See, Plansee und Haldensee sowie zahlreiche Wildseen, Flüsse und Bäche. Das Werk informiert jeweils über Fischbestände und Fangbedingungen. Aber auch örtliche Möglichkeiten zur Jagd auf Rotwild werden erwähnt. Bei allen Angaben hat der Verfasser die Interessen des anspruchsvollen Landesherrn im Blick. Die für die Fischerei zuständigen Dienstleute werden vom Verfasser ermahnt, stets die Bedürfnisse des Kaisers zu berücksichtigen. Das F. K. M.s I. wird in den Kontext von Maximilians fachliterarischen Interessen eingeordnet, wie sie sich u. a. auch im Tiroler Jagdbuch manifestierten. Das Werk besitzt einerseits einen beschränkten Horizont, da es primär auf den Kaiser zugeschnitten ist und andere Fischer nicht ansprechen will. Andererseits bietet es aufschlussreiche Informationen über die Fische und Gewässer Tirols im ausgehenden MA. Daher wird das F. K. M.s I. von der Forschung als historische Quelle geschätzt. Ü: Wien, ÖNB, cod. , Bll. (Pap. und Perg., um ). – Vgl. http://data. onb.ac.at/rec/AL. A: Mayr (s. Lit.). – Unterkircher (s. Lit.; mit Faks.). – Online-Faks. der Hs.: http://data.onb.ac.at/rec/AL.
. Hälfte . Jh. L: Vgl. auch die Lit. zu Maximilian I. – Frieder Schanze, VL () Sp. f. – Das F. K. M.s I. Hg. v. Michael Mayr. Innsbruck . – Franz Niederwolfsgruber: Kaiser Maximilians I. Jagd- und Fischereibücher. Jagd und Fischerei in den Alpenländern im . Jh. Innsbruck . – Das Tiroler F. M.s I. Hg. v. Franz Unterkircher. Bde. Graz u. a. . – Helga Unger: Text und Bild im MA. Illuminierte Hss. aus fünf Jahrhunderten in Faksimileausgaben. Graz , S. –. – Eva Ramminger: Die Hauptwerke Jörg Kölderers. [...] Miniaturen zum Jagd- und F. K. M. In: Jörg Kölderer. Kat. zur Ausstellung vom . bis . November in Inzing. Hg. UB Innsbruck. Red. E. Ramminger. Innsbruck , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Hohenleiter, Wolfgang (auch: Hohenleitner, Hohenleyter, Leitner), † . – Jagdschreiber Kaiser → Maximilians I. H.s Werdegang ist bislang großteils unbekannt. Für das frühe . Jh. lässt sich H.s Laufbahn aufgrund mehrerer Erwähnungen in den Regesta Imperii in Grundzügen nachvollziehen. Er stand wohl ab spätestens September als Jagdschreiber im Dienst des späteren Kaisers Maximilian I. Anfang ist er in Innsbruck nachweisbar, wo er für Maximilian das sog. Tiroler Jagdbuch verfasste. Das Werk beruhte auf Vorarbeiten Karl von Spaurs, der bis Maximilians oberster Forstmeister war. H. erstellte die eigentlichen Texte und die Handschrift. Im September erhielt H. von Maximilian als Belohnung für treue Dienste die Besitztümer eines Straftäters. Ein ähnlicher Vorgang spielte sich im Juli ab: Damals versprach Maximilian seinem Schreiber das Hab und Gut verhafteter Juden, falls diese des Kindesmords überführt würden. Im Oktober äußerte Maximilian, er brauche H. bei Hof. Im selben Jahr schrieb H. das sog. → Fischereibuch Kaiser Maximilians I. Wie beim Tiroler Jagdbuch arbeitete er auch hier mit einem Fachmann zusammen, Maximilians Oberschmeister Martin Fritz. H. scheint von seinem Dienstherren also primär zur Kodi zierung von dessen fachliterarischen Interessen eingesetzt worden zu sein. Ü: Vgl. die Überlieferung zum → Fischereibuch Kaiser Maximilians I. – Tiroler Jagdbuch: Brüssel, Kgl. Bibl., Ms. –, Bll. (um
Hohenleiter /). – Abschrift in Innsbruck, Tiroler Landesarch., HS . – Vgl. u. a. Mayr , Außerer und Niederwolfsgruber (alle s. Lit.). A: Vgl. die Ausg. zum Fischereibuch Kaiser Maximilians I. – Tiroler Jagdbuch: Mayr (s. Lit.). L: Frieder Schanze: Fischereibuch Kaiser Maximilians I. In: VL () Sp. f. – Das Jagdbuch Kaiser Maximilians I. Hg. v. Michael Mayr u. a. Innsbruck . – Karl Außerer: Ein Tiroler Jagdbuch des Kaisers Maximilian I. In: MIÖG () S. –. – Franz Niederwolfsgruber: Kaiser Maximilians I. Jagd– und Fischereibücher. Jagd und Fischerei in den Alpenländern im . Jh. Innsbruck . – Gerhard Eis u. a.: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. f. – Apelles am Fürstenhof. Facetten der Hofkunst um im Alten Reich [Kat.]. Hg. v. Matthias Müller u. a. Berlin , S. . – Daniela Feistmantl/Gerhard Rampl: Die Oronyme des Wipptals im Jagdbuch Kaiser Maximilians I. In: In Fontibus Veritas. FS Peter Anreiter. Hg. v. G. Rampl u. a. Innsbruck , S. –. – Regesta Imperii online: www.regestaimperii.de/. MM Jüngere Zeichenlehre. – Jagdtraktat, spätestens frühes . Jh. Die dt. Abhandlung ist in zwei Handschriften des . Jh. erhalten, könnte jedoch schon im . Jh. entstanden sein. Als Verfasser vermutet die Forschung einen obd. oder rheinfränkischen Berufsjäger. Die sachlich und fachkundig geschriebene J. Z. beschreibt die Wildspuren von männlichen und weiblichen Hirschen. Behandelt werden u. a. Formen und Eigenschaften der Hufe, Schrittlängen und -muster sowie typische Merkmale der Spuren. Textfassung A in Handschrift N bietet diese Inhalte synoptisch dar: Während die linke Spalte den Hirsch thematisiert, ist die rechte Spalte der Hindin gewidmet. Fassung B in N und B in S handeln die beiden Geschlechter jeweils in zwei aufeinanderfolgenden Kapiteln ab. Die textgenetischen Verhältnisse der verschiedenen Fassungen sind ungeklärt. A- wie B-Fassungen wurden von der Forschung verschiedentlich als ursprüngliche Texte erwogen. Unbekannt sind auch die Quellen der J. Z. Eine Kenntnis der → Lehre von den Zeichen des Hirsches durch den Verfasser der J. Z. gilt als unwahrscheinlich. Ü: N: Neuenstein, HohenloheZentralarch., cod. W. , r–v (A), v–v (B)
Bauernpraktik (Perg., . Jh., rheinfränkisch). – S: Stuttgart, LB, cod. cam. et oec. °/° , r–v (B) (Pap., zweite Hälfte . Jh.). – Vgl. Lindner (s. Ausg.). – Keil / (s. Lit.). A: Lindner (s. Lit.) S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. ; () Sp. . – Die Lehre von den Zeichen des Hirsches. Hg. v. Kurt Lindner. Berlin , S. –, – u. ö. – Ders.: Dt. Jagdtraktate des . und . Jh. Bd. . Berlin , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Magister Lorenz. – Verfasser einer Anleitung zum Krebsfang, zweite Hälfte . Jh. Der kurze pragmatische Text wird vom unikalen handschriftlichen Zeugen, dem → Wiener (ostmittelbair.) Rezeptierbuch, einem nicht näher spezizierbaren «Magister Lorenntz» zugeschrieben. Er liefert Hinweise zur Auswahl geeigneter Köder und deren Applizierung im Bach- oder Flusslauf. Das Auftreten eines derartigen Beitrags im Kontext einer gelehrten Sammelhandschrift ist Ausweis des aufkommenden Interesses spätma. Litterati an niederer Jagd und Fischfang. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , r (Pap., , bair.-österr./lat.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . VZ Bauernpraktik. – Kompilation von Wetterprognosen und anderen Vorhersagen, wahrscheinlich spätes . Jh. Der dt. Prosatext ist in zwei Handschriften und zahlreichen Drucken überliefert. Während die Handschriften bereits aus dem späten . Jh. stammen, setzen die erhaltenen Drucke erst ein. Die B. erfuhr bis ins . Jh. Neuau agen, Bearbeitungen und Übersetzungen; so erschien etwa eine Reimfassung. Der Autor der B. ist unbekannt, wird aber aufgrund der Mundart der ältesten Handschrift im östlichen Schwaben – etwa in Augsburg – vermutet. Ein in manchen Drucken als Verfasser genannter Schweizer namens Heiny von Ure wurde der B. erst in späteren Fassungen hinzugefügt. Inhaltlich bietet die B. primär meteorologische Prognosen, vereinzelt aber auch andere Vorhersagen, z. B. von militärischen Kon ikten. Die Prognosen basieren u. a. auf dem Wetter
. Hälfte . Jh. und den Mondphasen bestimmter Tage im Jahr, darunter Rauchnächte, Weihnachten und andere kirchliche Festtage. Als Indikatoren künftiger Entwicklungen dienen u. a. die Färbungen der Gestirne oder die Windrichtungen an diesen Tagen. Die B. listet auch zwölf Freitage auf, die besonders für religiöse Übungen geeignet sein sollen. Hinzu kommen verschiedene Bauernregeln sowie religiös-abergläubische Vorschriften zur Fütterung des Viehs zwischen Weihnachten und Dreikönigstag. Zur Untermauerung ihrer Prognosen beruft sich die B. einerseits auf unbekannte Gewährsleute, darunter «ein alter Bauer». Der Verfasser erwähnt Autoritäten wie → Beda und den Heiligen Clemens von Rom. Andere Lehren des Werks stammen aus dem volkstümlichen Aberglauben der Zeit. Man geht aber von einer vorrangigen Benutzung schriftlicher Quellen durch den Kompilator aus, worauf u. a. ein lat. Zitat im Text hindeutet. Auch bairische Vorlagen werden für die B. vermutet. Die B. selbst wirkte etwa auf den sog. Züricher Bauernkalender (). Trotz der ländlichen Prägung des Werks gelten städtische Kreise als Zielgruppe der B. Tatsächlich fand der Text eine breite Leserschaft; er wird von der Forschung deshalb zu den populärsten meteorologischen Schriften der Frühen Neuzeit gezählt. Ü: Berlin, SB, mgq , r–r (Pap., Ostschwaben, spätes . Jh.). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , v–r (Pap., spätes . bis frühes . Jh., bair.-schwäbisch). – In einer weiteren Hs. hat die Forschung mit der B. verwandte Stücke lokalisiert: München, BSB, cgm , r–r (Pap., nach im zweiten Viertel . Jh., mittelbair.). Vgl. Rosenfeld / (s. Lit.). – Lotte Kurras: Die dt. ma. Hss. Bd. (Kat. des Germ. Nationalmuseums Nürnberg /). Wiesbaden , S. –. – Beckers (s. Ausg.). – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. D: Verz. der zahlreichen, einsetzenden Drucke bei Schanze (s. Lit.) und im VD . – Als Erstdruck gilt: [Augsburg: Johann Sittich], (VD B ). – Zu weiteren Drucken vgl. u. a. VD B –, B –, B –, ZV . A: Hellmann (s. Lit.; Faks.). – Rosenfeld (s. Lit.). – Bauernpraktik. Ein Bauernkalender aus dem Jahre . Hg. v. Hellmut
. Hälfte . Jh. Rosenfeld. Meisenheim (Faks.). – Bauernpraktik und Bauernklage. Faks.-Ausg. des Volksbuches von /, gedruckt zu Köln bei Sankt Lupus durch Arnd von Aich. Hg. v. Hartmut Beckers. Köln . – Online-Faks. von VD B : http://daten.digitale-sammlungen.de/. L: H. Rosenfeld, VL () Sp. –; () Sp. . – Dieter Harmening, LexMA () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Gustav Hellmann: Meteorologische Volksbücher. Ein Beitr. zur Gesch. der Meteorologie und zur Kulturgesch. Berlin , S. –. – Max Förster: Zur dt. ‹B.› (). In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. . – Viktor Stegemann: B. In: Handwb. des dt. Aberglaubens. Bd. . Hg. v. Hanns Bächtold-Stäubli. Berlin , Sp. –. – Ders.: Bauernregeln. In: ebd., Sp. –. – Gerhard Eis/Gundolf Keil: Nachträge zum VL. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. . – H. Rosenfeld: Kalender, Einblattkalender, Bauernkalender und ‹B.› In: Bayerisches Jb. für Volkskunde () S. –. – Ders.: Bauernkalender und Mandlkalender als literarisches Phänomen des . Jh. und ihr Verhältnis zur ‹B.› In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Ders.: Die Titelholzschnitte der ‹B.› von – als soziologische Selbstinterpretation. In: FS Josef Benzing. Hg. v. Elisabeth Geck/Guido Pressler. Wiesbaden , S. –. – Beckers (s. Ausg.). – Frieder Schanze: Der angebliche Erstdruck der ‹B.› von . In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Kerstin Prietzel: Pamphilus Gengenbach, Drucker zu Basel (um –). In: Arch. für Gesch. des Buchwesens () S. –. – Walter Hoffmann: Entregionalisierung im Kölner Buchdruck in den ersten Jahrzehnten des . Jh.? In: Die dt. Schriftsprache und die Regionen. Entstehungsgeschichtliche Fragen in neuer Sicht. Hg. v. Raphael Berthele u. a. Berlin/New York , S. –. – Oliver Duntze: Ein Verleger sucht sein Publikum. Die Straßburger Offizin des Matthias Hupfuff (/–). München , S. f. MM Erndorfer, Lukas. – Verfasser einer Jahresprognose auf . Der Astronom E. wirkte als Professor an der Universität Ingolstadt. Die von ihm im Druck publizierte Vorhersage auf das Jahr sticht aus der
Erndorfer Menge der spätma. astrologischen Prognoseliteratur nicht signi kant heraus. Ü: Druck ( Bll. in quarto) o. O. und Drucker; Titel: «Practica des wolgelerten in der Astronomey mayster Lucas Erndorffers zu Ingolstat. mit sampt der gur des hymmels als er steet ym anfang des summers in dem iar so man zalt MCCCC.xCviij. Iar. Regirer disz iars Saturnus mit hilf Veneris» (GW ; VD E gibt irrigerweise Nürnberg, an). L: Wolfram Schmitt, VL () Sp. . – Gustav Hellmann: Beitr. zur Gesch. der Meteorologie. Bd. (Veröff. des Preussischen Meteorologischen Inst. ). Berlin , S. . – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. ., unveränderte Au . der Erstau . von mit einem Nachtrag von Nummern. Stuttgart , S. , . VZ Reynmann, Leonhard (auch: Rynman). – Astrologe, Meteorologe, ./. Jh. Der aus Nürnberg stammende R. verfasste das meteorologische Werk Von warer erkanntus des wetters (Augsburg ). Seiner Auswahl natürlicher Wetterzeichen und meteorologischer Regeln, bei der er vor allem auf den Traktat De ymbribus et de aeris mutationibus () des Guido Bonatti und das anonym erschienene Opusculum repertorii prognosticon in mutationes aeris des Firmin de Belleval (), daneben aber auch auf Johannes → Lichtenberger zurückgriff, fügte er «Bauernregeln» in Reimform ( Verse) hinzu, die in überwiegendem Umfang der schriftlichen Tradition (u. a. → Vergil, Plinius) entstammen. Die von R. verfassten, etwas holprigen Reime enden mit der Bauernregel «Wenn die ross seer beyssen die mucken, bedeut ain regen von freyen stucken!» R.s Wetterbüchlein, das weite Verbreitung fand, wurde u. a. in Dortmund, Erfurt, Leipzig, München, Worms und Zwickau gedruckt. D (Auswahl): Von warer erkan[n]tnus dess wetters, Also, das ain yeder, er sey geleert oder vngeleert, durch alle natürliche anzaigung die änderung des wetters aigentlich vn[d] augenscheinlich wissen vnd erkennen mag, Getzogen vnd gegründt auß den Regeln der hochberümbsten Astrologen, vnd dartzu durch die teglichen erfarung (die ain Maysterin ist aller kunst) bewert. Augsburg: UrselCloster, (VD R ; urn:nbn:de:bvb:bsb–). – München, (VD R ;
Bernhard von München urn:nbn:de:bvb:-bsb–). – Augsburg, [ca. ] (VD R ; urn:nbn:de:bvb:bsb–). – Augsburg, (VD R ; urn:nbn:de:bvb:-bsb–). – Augsburg, [ca. ] (VD R ; urn:nbn:de:bvb:bsb–). – [Nürnberg], [ca. ] (VD R ; urn:nbn:de:bvb:-bsb–). F: L. Reynman: Wetterbüchlein. Von wahrer Erkenntniss des Wetters. (Von warer Erkantnus des wetters). Facsimiledruck mit einer Einleitung (Neudrucke von Schr. und Karten über Meteorologie und Erdmagnetismus ). Berlin . Der wahrscheinlich von Erhard Schön stammene Titelholzschnitt (vgl. Talkenberger, S. ff.) von R.s Practica vber die grossen vnd manigfeltigen Coniunction der Planeten, die im ˉ jar M.D.XXiiij. erscheinen vˉn vngezweiffelt vil wunderparlicher ding geperen werden (Nürnberg: Hieronymus Höltzel, ; VD R ; urn:nbn:de:bvb:-bsb–) sagt die Sint ut für dieses Jahr voraus. F: Ohn’ Ablaß von Rom kann man wohl selig werden. Streitschr. und Flugbll. der frühen Reformationszeit. Hg. vom Germ. Nationalmuseum Nürnberg. Mit einer Einf. von Konrad Hoffmann. Nördlingen , Nr. VII. Zu R.s Schriften gehören ferner: Die auslegung und bedeütung der Siben grossen Coniunctionen [...]. [S. l., ca. ; VD ZV ; urn:nbn:de:bvb:-bsb–), Welcher woll sein leyb vnnd leben Fursehen vnd bewarn eben Auch allem vngluck entrynnen Substantz hab vnd gut gewynnen Glori lob vnd Er erlauffen Der solle diss buchlin kauffen [...] [Nativitätskalender]. Nürnberg: Friedrich Peypus, (VD R ; online: VD digital), Von Naigung unnd Ein us der Planeten, genant divisores oder tailet der terminei ascendentis. [Nürnberg]: Peypus, [ca. ] und Ein newe Prophecey von disem kegewertigem Jare M.D.xxvi. mit xvij. nachuolgenden jaren getzogen auß den grossen Cˉoiunctionen der Planeten des .xxiiij. jares. [Leipzig]: Stöckel, [] (online: http://digital.bib-bvb.de/). L: Hellmut Rosenfeld, VL () Sp. f. – Gustav Hellmann: Über den Ursprung der volkstümlichen Wetterregeln. In: Sb. der Preußischen Akad. der Wiss., PhysikalischMathematische Kl. , S. –. – Ders.: Versuch einer Gesch. der Wettervorhersage im XVI. Jh. (Abh. der Preußischen Akad. der Wiss., Physikalisch-Mathematische Kl. ,). Berlin . – Dietrich Kurze: Johannes Lichtenberger
. Hälfte . Jh. († ). Eine Studie zur Gesch. der Prophetie und Astrologie (Hist. Stud. ). Lübeck/Hamburg (mit Abdruck der Lichtenberger zugeschriebenen Prognosen). – H. Rosenfeld: Kalender, Einblattkalender, Bauernkalender und Bauernpraktik. In: Bayerisches Jb. für Volkskunde , S. –, hier S. f. (mit Abdruck von R.s Bauernregeln). – Kurt Pilz: Jahre Astronomie in Nürnberg. Nürnberg , S. f. – Heike Talkenberger: Sint ut. Prophetie und Zeitgeschehen in Texten und Holzschnitten astrologischer Flugschr. – (Stud. und Texte zur Sozialgesch. der Lit. ). Tübingen , S. –, . BJ Bernhard von München. – Verfasser eines Textes über ein Heilverfahren, spätes . Jh. B. wird im Textzeugen seines Rezepts als Münchener Apotheker ausgewiesen, konnte aber in Archivalien nicht nachgewiesen werden. Seine Verordnung zur Wundbehandlung mit einem speziellen P aster vereint schulmedizinische mit volks-/ zaubermedizinischen Elementen. Ob B. v. M. mit einem weiteren B. identisch ist, von dem ein schwäbischer Codex des . Jh. zwei Rezepte tradiert (gegen Verstopfung und Krebs), ist äußerst unsicher. Der Meister B., der in einem Einsiedler Codex als Urheber eines medizinischen Pulvers genannt wird, hat wesentlich früher gewirkt. Ü: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , r (Pap, /, schwäbisch/bair.); Autorangabe: «Bernhardus appottecker von Munchen». – Heidelberg, UB, Cpg (Pap., /nach , schwäbisch), v–r («Ain g˚ut purgatz»), v («Fur den kreps»); Autorangabe jeweils: «von Bernhart». – Einsiedeln, Stiftsbibl., Cod. (), v (Pap., um , alemannisch/ schwäbisch); Autorangabe: «grosse[r] maists bernhardt»). A (P asterrezept): Gerhard Eis: Mitt. über fünf unbekannte Rezeptautoren des . Jh. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. f.). L: Wolfram Schmitt, VL () Sp. . – Eis (s. Ausg.). – Wolfgang Wegner: B. v. M. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ
. Hälfte . Jh. Erhard von Graz (auch: E. v. Grecz). – Wundarzt, Rezeptautor (?), zweite Hälfte . Jh. E. dürfte zu den herausragenden Wundärzten seiner Zeit gezählt haben, was seine Teilnahme an der Beinamputation Kaiser Friedrichs III. in Linz nahelegt (Bericht hierüber mit Nennung E.s im Manual des Hans → Seyff [Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. ° , r]). Er ist nicht identisch mit Erhart → Hesel. Denkbar, aber keinesfalls gesichert ist E.s Verfasserschaft für wundärztliche Rezepte, die in einer Handschrift einem «Maister Erhart» zugewiesen werden. Ü: München, BSB, Cgm , v, v–r (Pap., zweites Viertel . Jh. [«Maister Erhart»-Rezepte: Nachträge spätes . Jh.], mittelbair.). – Vgl. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –, hier S. f. L: Bernhard D. Haage, VL () Sp. . – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. , f. – Gundolf Keil: Das Arzneibuch Ortolfs von Baierland. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. Anm. . – B. D. Haage: Das Arzneibuch des Erhart Hesel (GAG ). Göppingen , S. . – Manfred Gröber: Das wundärztliche Manual des Meisters Hans Seyff von Göppingen (ca. –). Der Cod. med. et phys. ° der Württembergischen LB Stuttgart (GAG ). Göppingen , S. (Reg.). – B. D. Haage: E. v. G. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Johann von Wiesbaden (auch: Jean Gispaden), † vor Annecy (?). – Wanderchirurg, Verfasser eines wundärztlichen Manuals. J. praktizierte als Wundarzt zunächst im Mittelmeerraum. Von Beaucaire (bei Avignon) aus gelangte er auf seiner Wanderschaft bis nach Kreta. Später erwarb J. in Grenoble das Bürgerrecht. Von dort siedelte er nach Annecy über, wo er Colette ehelichte, die Schwester eines Charles Barbier. Dieser war womöglich Barbierchirurg und somit ein Kollege des Rheinfranken. J.s Frau war wesentlich jünger als er selbst und eine ehemalige Patientin: Er hatte sie bereits als zweijähriges Mädchen
Erhard von Graz behandelt. Da ein Apotheker die letzte Residenz J.s in Annecy erwarb, ist es gut vorstellbar, dass der Wundarzt auch pharmazeutisch tätig war. Sein wundärztliches Kompendium hat J. jahrzehntelang erweitert. Er zeichnet als Kompilator, Redaktor und teilweise auch als Autor verantwortlich. In drei Sprachen (lat., rheinfränkisch und frankoprovenzalisch) versammelt sein Handbuch medizinische Kurztexte, Auszüge aus chirurgischen Standardwerken, Berichte über von J. selbst durchgeführte Behandlungen sowie tagebuchähnliche Aufzeichungen. Zu den ausgewerteten Fachschriften zählen die Chirurgia → Wilhelms von Saliceto, das Introductorium in practicam pro provectis in theorica des Bernardus Albertus und De signis febrium von Antonio di Guccio della Scarperia. Auch eine lat. Fassung des → Kardobenediktentraktats hat J. aufgenommen. Die Abschrift einer Niederlassungsankündigung am Beginn des Kompendiums weist J. als Spezialisten für Fisteln, Geschwüre und Krankheiten im Genitalbereich aus. Daneben wird in der Ankündigung auch die Behandlung von Schussverletzungen sowie von Knochen- und Gelenkerkrankungen hervorgehoben. Die Fallbeschreibungen in J.s Sammlung geben Aufschluss über sein Patientenspektrum. Zwar werden die Namen der Patienten nicht immer genannt, doch stehen insgesamt Namensangaben im Text. Diese belegen, dass J. offensichtlich Kranke ohne Ansehen ihrer Herkunft behandelt hat. Es nden sich Vertreter des höheren und niederen Adels sowie hohe geistliche Würdenträger, daneben aber auch einfache Klosterinsassen, Angehörige des Bürgertums und Repräsentanten der Unterschicht. Eigenhändige Illustrationen, die auch seine eigenen medizinischen Instrumente abbilden, durchziehen das Kompendium. Neben böhmischen und französischen Darstellungstraditionen lässt das Bildprogramm den Ein uss Toledos erkennen. Ü: Paris, Bibl. Nationale, Ms. lat. , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., rheinfränkisch/frankoprovenzalisch/lat.; Autograph). T: Ernest Wickersheimer: Beitr. zur Gesch. des Aussatzes in Frankreich und in den benachbarten Ländern. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. f. (Abdruck eines lat. Lepraschaubriefes aus Genf). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Karl Sudhoff: Ein Beitr. zur Gesch. der Anatomie im MA speziell der anatomischen Graphik nach Hss. des . bis . Jh. (Stud. zur
Grünpeck Gesch. der Medizin ). Leipzig (Nachdr. Hildesheim ) S. – und Tf. VIII a (Tafelabb. [Skelett] auch in: Ludwig Choulant: History and Bibliography of Anatomic Illustration in its relation to anatomic science and the graphic arts. Translated and annotated by Mortimer Frank. Chicago [Nachdr. New York u. a. , Cambridge/ MA ] Tf. nach S. ). – Maxime LaignelLavastine: Compte-rendu du Ve congrès internationale d’histoire de la médicine. In: Bulletin de la Société française d’histoire de la médecine () S. –, hier S. –. – E. Wickersheimer: Maitre Jean Gispaden, chirurgien Annécien et Grenoblois de la n du XVe siècle. Ses dessins à la plume (anatomie, instruments de chirurgie). Communication faite au Ve congrès internationale d’histoire de la médicine. Genf . – Ders.: Dictionnaire biographique des médecins en France au moyen age. Bd. . Paris (Nachdr. Genf ) S. f. VZ Passauer Wundarznei. – Wundärztliches Handbuch, um . Der Kompilator der P. W. – vermutlich ein Wundarzt aus dem nordbairischen Sprachraum – ist bei der Zusammenstellung seines Manuals, das überwiegend P astern und Salben gewidmet ist, ohne große Sorgfalt vorgegangen. Zumindest lässt sich seinem Konglomerat aus Rezepten, Kurztraktaten und geschlossenen Rezeptgruppen keine planhafte Ordnung attestieren. Mitunter ist sogar die Kapitelfolge seiner Vorlagen, die offensichtlich simultan ausgewertet worden sind, umgekehrt worden. Der Kompilationsleittext war eine bairische Fassung der Cirurgia → Peters von Ulm. Auch Peters Älteres Ulmer Manual wurde herangezogen. Ausgewertet wurden ferner: der dt. → Macer (Vulgatfassung), der → Bartholomäus, das Arzneibuch → Ortolfs von Baierland, das Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus) sowie ein Repräsentant der langobardisch chirurgischen Tradition (→ Roger Frugardi). Unter den enthaltenen Kurztraktaten sticht ein Pestregimen für → Maximilian I. (Regimen contra pestilenciam Maximiliani regis Romanorum) hervor. Im Bereich der Pesttherapie wird auch böhmisches Fachschrifttum berücksichtigt: Drei Ratschläge werden einem «doctoris budweiss» zugewiesen. Die Syphillis- und Frambösie-Rezepte der P. W. zählen zu den frühesten Vertretern ihrer Art.
. Hälfte . Jh. Ü: Passau, Staatl. Bibl., Inc. (olim Cod. II a ) Bll. (Pap., um , nordbair.). A: Heinrich Schubert: Die P. W. nach der einzigen Hs. hg. und untersucht. Diss. München . L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Eine spätma. Wundarznei in Passau. In: Medizinische Monatsschr. () S. . – G. Keil: Zur Überl. der Schr. des Wundarztes Peter von Ulm. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – Siegfried Sudhoff: Medizinische Texte aus dem spätma. Passau. In: Ostbair. Grenzmarken () S. –. – G. Keil: Peter von Ulm und die P. W. In: Ulm und Oberschwaben () S. –. – Ders.: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , S. –. – Josef Werlin: Ein Rezeptbuch des Kaisers Maximilian I.? In: Fachlit. des MA. FS G. Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Stuttgart , S. –, bes. S. f., . – Ingrid Rohland: Das ‹Buch von alten Schäden›. Tl. : Komm. und Wörterverz. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , Reg. – Andrea Lehmann: Zwei wundärztliche Rezeptbücher des . Jh. vom Oberrhein. Bd. : Komm. (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. , , – passim, , , , , , , , f., . – G. Keil: P. W. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , Reg. VZ Grünpeck, Joseph (auch: Grien-, Groen-, Grunpeck [von Burghausen]; Grünbeck[ius]; Josef Boioarius), * .. Burghausen (Oberbayern), † nicht vor Steyr (Oberösterreich) (?). – Humanistischer Lehrdichter; medizinischer, astrologisch-naturkundlicher und historiographischer Fachschriftsteller. Der fränkische Astromathematiker Nikolaus Prugner († ) nennt in einer Nativität das Geburtsdatum G.s (Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. , S. ). Im Mai immatrikulierte G. sich an der Ingolstädter Artistenfakultät ( Bakkalaureus, Magister artium). Wohl noch in den frühen er Jahren festigte sich ein Kontakt zwischen ihm und Konrad
. Hälfte . Jh. Celtis. Die von G. in einem Syphilistraktat erwähnten Reisen nach Italien und Ungarn dürften in den Zeitraum – fallen. Im Sommersemester ndet sich G.s Name in den Matrikeln der Universität Krakau. ist er wieder in Ingolstadt belegt, wo er zu den Gründungsmitgliedern der «Sodalitas litteraria Danubiana» gehörte. Noch im Herbst desselben Jahres siedelte G. nach Augsburg über und war als Hauslehrer für Patriziersöhne tätig. führte er in der Reichsstadt mit Schülern seine zwei Comoediae utilissimae auf. Der zweiten Aufführung wohnte → Maximilian I. bei, der G. bald darauf als Kanzleisekretär (Amanuensis) und Hofkaplan in seine Dienste berief. In Dokumenten bezeichnet G. sich zudem als königlichen «Historicus» und «Astronomus». Während des Freiburger Reichstags wurde er am .. zum Poeta lauratus gekrönt. Bis ist G. im Umfeld Maximilians belegt. Er nahm Diktate zu dessen lat. Biographie auf und betreute diese auch redaktionell. Im März partizipierte G. gemeinsam mit weiteren Mitgliedern der «Sodalitas Danubiana» an der Linzer Erstaufführung von Celtis’ Ludus Dianae. In Folge einer Syphiliserkrankung musste G. das königliche Gefolge im Frühsommer desselben Jahres verlassen. war er offensichtlich genesen und hielt sich in Burghausen auf. Wenn auch keine Rückkehr an den Hof Maximilians gelang, so blieb doch zumindest eine Verbindung bestehen. erhielten G. und Maximilians Berater Konrad Peutinger einen Geldbetrag für die Konzeption und Ausführung von Maximilians Grabmal. Der Kaiser selbst bezeichnet G. noch als seinen Kaplan. Im ersten Jahrzehnt des . Jh. verfügte G., der sich in einem Werktitel erstmals als Kleriker bezeichnet hat, über die Anwartschaft auf eine Altöttinger Kanonikerpfründe. Ab diesem Zeitraum wird er u. a. von Hartmann → Schedel als «doctor» tituliert. G. selbst nennt den akademischen Grad, dessen Erwerb nicht nachgewiesen ist, erstmals . Nach seiner Zeit bei Maximilian führte er ein unbeständiges Wanderleben als Lehrer und Arzt im süddt.-österreichischem Raum. Er hielt sich in München, in Nürnberg und mehrfach in Regensburg auf ( und ). unternahm er eine Wallfahrt nach Einsiedeln und bereiste das aargauische Baden. Im Folgejahr bendet sich G. in Landshut und / für eine längere Zeit in Steyr, wo ihm Maximilian die Zinsen der dortigen Hofmühle als Leibgeding übertrug. Nach Streitigkeiten über die Nutzungsrechte und einer Provisionszahlung verzichtete G.
Grünpeck auf dieses Privileg. Zum Zeitpunkt des Todes Maximilians im Januar weilte G. beim Kaiser in Wels. Seine Versuche, sich bei Maximilians Nachfolger Karl V. sowie bei Erzherzog Ferdinand I. zu verdingen, waren von sehr bescheidenem Erfolg gekrönt: erhielt G. zwei Aufträge von Ferdinand. urkundet G. letztmals in Steyr. Das letzte Lebenszeugnis überhaupt ist die Prognostik auf die Jahre bis . Der königliche Hof- und spätere Wanderhumanist hinterließ ein breites Œuvre an zumeist kurzen Schriften aus den Jahren –/. Viele seiner lat. Werke hat G. selbst ins Deutsche übersetzt. Astrologisch-naturkundliche Schriften verfasste er kontinuierlich während seiner gesamten Schaffensphase, historiographische ab . Trotz des Umfangs seiner literarischen Hinterlassenschaft kann G. als Gelegenheitsschriftsteller charakterisiert werden. Oftmals waren die kurzen Werke Auftragsarbeiten, die zum Zweck des Lebenserhalts verfasst wurden. Andere sind kontextgebunden: Die humanistischen Texte sind aus G.s Lehrtätigkeit erwachsen, weswegen nach Schriften zu den Humaniora nicht mehr belegt sind, und einer der beiden Syphilistraktate entstand nach der persönlichen Erkrankung G.s. A) Humanistische Schriften. ) Zu Lorenzo Vallas De linguae Latinae elegantia hat G. in Ingolstadt ein Kompendium in Kapiteln verfasst. Im überliefernden Codex nden sich auch einige dt. Eintragungen. Im Vorwort bemängelt G. den de zitären Zustand der Bildung in Deutschland, vornehmlich in Bayern. – ) Die beiden Comoediae utilissimae sind frühe Vertreter der lat. Schulkomödie und vom Fastnachtsspiel beein usst. Sie wurden am .. und am .. in Augsburg aufgeführt. Die Einakter mit szenischen Dialogen, Prologen und Argumenta sollen sowohl der Vermittlung von gutem Latein als auch der moralischen Unterweisung dienen. Im ersten Stück lässt G. eine Nonne und eine Alte mit Jugendlichen über den rechten Lebenswandel disputieren. Das zweite ist ein allegorischer Dialog zwischen Tugend («virtus») und Laster («Fallacicaptrix»), der auf der Erzählung von Herkules am Scheideweg basiert und von G. als Gerichtsdialog inszeniert wird. Statt Herkules lässt G. den «gloriosissimus princeps Maximilianus Romanorum rex» auftreten, welcher der Aufführung ja auch beiwohnte. B) Syphilistraktate. ) Der Tractatus de pestilentiali scorra zählt wie der kurz zuvor erschienene
Grünpeck Malfranzosen-Traktat Konrad → Schellings zu den frühesten Syphilisschriften überhaupt; er wurde von G. persönlich ins Deutsche übersetzt. Die lat. Fassung ist auf den .. datiert. Die dt. Version hat G. am .. den Bürgermeistern und Stadträten Augsburgs gewidmet. G. weist seinen Traktat als Kommentar zu Sebastian → Brants Carmen de pestilentiali scorra aus, der sowohl dem lat. als auch dem dt. Druck des Traktats vorangestellt ist. Tatsächlich konzentriert sich G. aber auf die astrologische Herleitung der «mala de Franzos» und macht schließlich eine bestimmte SaturnJupiter-Konstellation vom November für die Epidemie verantwortlich (Martin → Pollich). Ein diätetisch-therapeutisches Kapitel schließt den Text ab. Für die dt. Ausgabe hat G. auch Brants Carmen in dt. Prosa übertragen, wobei er frei und paraphrasierend vorgeht und auch Umstellungen sowie Kürzungen vornimmt. – ) Am .. hat G. seinen zweiten Syphilistraktat De mentulagra alias morbo gallico beendet, der Infektion, Verlauf und Therapie der eigenen Erkrankung G.s schildert. Als primäres Therapeutikum ndet die zeitübliche Quecksilbersalbe Verwendung, für den letztlichen Heilerfolg macht G. aber eine Kur mit Saft, Sirup und Abführpillen verantwortlich. Die sexuelle Übertragbarkeit der Syphilis ist G. bekannt. Außerdem thematisiert der Traktat neben den körperlichen Folgen der Erkrankung auch auf die sozialen. Hierin ist die herausragende medizinische Laienschrift nur Ulrich von Huttens De Guaiaci medicina et morbo Gallico vergleichbar. C) Bei den naturkundlich-astrologischen Schriften G.s ist der volkssprachige Anteil signi kant hoch: Von den insgesamt fünfzehn Texten sind neun originär dt., vier weitere wurden von G. ins Deutsche übersetzt. – ) Das Prognosticon seu iudicium de conjunctione Saturni et Iovis liegt lat. und dt. vor. Es widmet sich wie der erste Pesttraktat der Saturn-Jupiter-Konstellation von , wobei der Text nahezu gänzlich eine wörtliche Übernahme aus Johannes → Lichtenbergers lat. Prognosticatio darstellt. Auch geht G. auf die für prognostizierte Sint ut ein (Johannes → Stöffler), bringt nach dem Haupttext die Antichristlegende und Auszüge aus den Iudicia des Christian Molitoris von Klagenfurt. – ) Auch weite Teile der dt. Prognostik für den Augsburger Bürgermeister Johann IX. Langenmantel für sind von Lichtenberger übernommen worden, dieses Mal aus dessen dt. Prognosticatio. – ) Das Prodigiorum portentorum ostentorum et monstrorum hat G. am ..
. Hälfte . Jh. in Linz dem königlichen Sekretär Blasius Hoelzel brie ich gewidmet. Ausgehend vom niedergegangenen Meteoriten von Enisheim werden in dem lat. illustrierten Traktat Wunderzeichen von G. klassi ziert und hinsichtlich ihrer möglichen Ursachen erörtert. – ) Kurz nach dem Konstanzer Reichstag () hat G. einen offenen Brief an die Reichs- und Kurfürsten zum Druck gebracht, der die Adressaten zur Einheit und zur Unterstützung Maximilians auffordert. Um seiner Aufforderung Gewicht zu verleihen, listet G. jüngste Naturphänomene auf und deutet diese als Vorzeichen für ein nahendes Unglück, das eintreten werde, sollten die Adressaten seiner Aufforderung nicht nachkommen. – ) Das Speculum naturalis coelestis et propheticae visionis kann als G. prognostisches Hauptwerk gelten; es erschien lat. und dt. im Oktober . Dem lat. Speculum gehen zwei Widmungsschreiben voran: an den spanischen Kardinal Bernardino López de Carvajal, der als Legat an dt. Reichstagen teilgenommen hatte, sowie an die geistlichen Reichsstände. In der dt. Ausgabe fehlt das Schreiben an López; die zweite Adresse richtet sich hier an alle Reichsstände. In den Widmungsbriefen beschwört G. unter Zuhilfenahme biblischer Bilder die Verantwortung der Machthaber. Erneut geht er im prognostischen Haupttext von Lichtenberger aus, greift aber auch seinen offenen Brief von auf. Neben Wunderzeichen deutet G. in insgesamt zwölf Kapiteln auch Planentenkonstellationen, Gleichnisse und Prophenworte aus. Seine negativen Prognosen belegen die Dringlichkeit einer «reformatio» des Lebenswandels der gesamten Christenheit, vornehmlich des Klerus. Der lat. Fassung vorbehalten sind sieben weitere Kapitel, welche die Astrologie und Prognostik vor dem Hintergrund der göttlichen Allmacht rechtfertigen. – ) Datiert auf den .. ist ein gedrucktes lat. Schreiben G.s an die Bischöfe von Freising und Regensburg, die Brüder Philipp und Johann von der Pfalz. G. berichtet von der Geburt siamesischer Zwillingsmädchen, der er am Bodensee beigewohnt haben will. Er parallelisiert die Zwillinge mit dem zweiköp gen Reichsadler und deutet sie als Hinweis auf die Uneinigkeit im Reich, wobei deren feminines Geschlecht auf eine drohende Frauen- oder Volksherrschaft verweise. Die für G. typische Forderung nach einer Verbesserung des Lebenswandels vor allem der Kleriker rundet den Text ab. – ) Der Dialogus epistolaris ist ein ktiver Briefwechsel mit je sieben Briefen zwischen
. Hälfte . Jh. zwei muslimischen Gelehrten: Johannes Arabs, Astronom am Hof des türkischen Sultans, und Petrus Alkeyrus, Hofrat des Sultans von Ägypten. Die dt. Übersetzung von zählt zu den ältesten Religionsdialogen in dt. Sprache. Primärer Gegenstand der Briefe ist der moralisch de zitäre Zustand der Christenheit. Die Kritik am Christentum aus der Perspektive des Ungläubigen entspricht der inhaltlichen Ausrichtung der → Sultansbriefe. Astrologisch ausgerichtet ist erst der Schluss des Dialogus. Die für prognostizierte ungünstige Planetenkonstellation wird von Petrus Alkeyrus, der vom Christentum zum Islam konvertiert ist, als Anzeichen für die drohende Herrschaft der Muslime gedeutet. – ) Die planetare Konjunktion für beschwört auch der «Beschluß über die künftige Zusammenfügung der Planeten im Fisch». Der Text ist ein dringender Appell an König Ludwig von Ungarn angesichts der Türkengefahr, notwendige Abwehrmaßnahmen zu forcieren. – ) Das Iudicium für Regensburg von ist originär volksprachig und wird nur handschriftlich tradiert. Die Schrift verbindet Historiographie und Prognostik, indem eine kurze Geschichte der Reichsstadt bis mit einem Ausblick auf die für erwarteten schweren Regenfälle und Überschwemmungen gekoppelt wird. Dem Stadtrat emp ehlt G. trotz der allgemein grassierenden Furcht vor einer Sint ut entsprechende Vorsorgemaßnahmen zu treffen. – ) Aus dem Iudicium gezogen ist eine kurze Flugschrift mit sechs Ratschlägen zur Vorbereitung auf die prognostizierten Unwetter. Hinter dem Widmungsempfänger «vonn Starnberg landtherr jn Osterreich» dürfte sich Feldhauptmann Hans von Starhemberg verbergen. – ) Der Spiegel der heimlichen natürlichen Offenbarungen ist eine Prognostik für die Jahre –, die G. im Auftrag des Regensburger Stadtrats erstellt hat. Die Prognosen beruhen auf Himmelsbeobachtungen vom .. und werden von G. mit einer Klage über den Zustand des Reiches sowie einer Mahnung zur Abkehr von der Reformation verbunden. – ) / erhielt G. den Auftrag zu einer Geburtsprognostik für den am .. geborenen Sohn König Ferdinands, den späteren Kaiser Maximilian II. In der dt. Nativität vergleicht G. den Neugeborenen mit dessen Großvater, Maximilian I. – ) Die letzte datierte Astrologieschrift G.s ist eine Vorhersage für –, die lat. und dt. erschienen ist. In ihr zieht G. eine kritische Bilanz seines prognostischen Schrifttums. Er rekurriert auf antike und jüngere Naturkatastrophen und macht Angaben zu erwartbaren
Grünpeck apokalyptischen Vorfällen der nächsten Jahre. Für rechnet er mit dem jüngsten Tag. – ) Frühestens nach dem Tod Maximilians I. , wahrscheinlich jedoch später ist das Buch der Reformation der Christenheit entstanden, das ausschließlich in astrologischen Sammeldrucken ab der Mitte des . Jh. tradiert wird. Die allegorisch verschlüsselte Lebensbeschreibung und Überhöhung des Kaisers gibt vor, eine prognostische Vorschau zu sein, die zum Zeitpunkt des Todes Friedrichs III. erstellt worden sei. – ) Undatiert und nur in einer Ausgabe des . Jh. nach unbekannter Vorlage ist eine dt. Nativität für Steyr überkommen. D. Historiographische Schriften. ) Um die Jahrhundertwende war G. am Hof Maximilians mit der Notation und Redaktion der lat. Biographie Maximilians I. betraut (s. dort). Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Gefolge des Habsburgers bewahrte G. biographisches Material auf und erstellte eine Zweitredaktion der Biographie, die wiederum eine Vorstufe zu seiner Historia Friderici III. et Maximiliani I. darstellt. – ) Die Vitae ponti cum Salisburgensium sind ein lat. Katalog der Salzburger (Erz-)Bischöfe bis mit Einzelbiogrammen. Am ausführlichsten wird der erste Salzburger Bischof, der hl. Rupert († ), behandelt. – ) Am .. hat G. in Nürnberg seine von bis reichende lat. Geschichte des dt. Reiches abgeschlossen. Ein erster Teil fasst stichwortartig die genealogischen Daten und Taten der dt. Kaiser und Könige sowie einiger bedeutender Fürsten in kleinen Texteinheiten von durchschnittlich acht Zeilen je Eintrag zusammen. Hierauf folgen eine Papstliste und Eintragungen zu wichtigen, vornehmlich astrologischen Ereignissen. Die Darstellung endet mit den frühen Herrscherjahren Maximilians und den in diese Zeit fallenden Wunderzeichen. – . a) Die lat. Historia Friderici III. et Maximiliani I. hat von G.s Schriften seitens der Forschung die größte Beachtung gefunden; sie wird zu den bedeutendsten zeitgenössischen Quellen zur Biographie Maximilians gezählt. Sie ist zwischen und entstanden und in der autographen Reinschrift in zwei Vorreden Erzherzog Karl gewidmet. Nach einem genealogischen Kapitel schildert G. die Vita Friedrichs in und diejenige Maximilians in Kapiteln, wobei er dezidiert bekundet, den Sohn für den bedeutenderen Herrscher zu halten. Er betont Maximilians Förderung der Wissenschaften und Künste sowie dessen Vorliebe für
Grünpeck die Jagd und das Turnierwesen. Auch in der Historia wird der Astrologie und den Wunderzeichen ein großer Stellenwert zugesprochen. Maximilian hat die Reinschrift persönlich durchgesehen, Streichungen ganzer Kapitel und Illustrationen vorgenommen und einige Bemerkungen eingetragen. – b) Eine jüngere Fassung der Kaiserviten ist nur dt. überliefert, dürfte aber originär lat. sein. Da die inhaltlich kaum variierten Vorreden sich hier an Karl V. richten sowie an dessen Bruder Ferdinand, der als König von Böhmen und Ungarn apostrophiert wird, muss die Neufassung zwischen und entstanden sein. Der Textbestand weicht kaum von der lat. Erstfassung ab und auch die von Maximilian gestrichenen Kapitel nden sich in der überarbeiteten Version, die um Ereignisse aus der Spätzeit des Kaisers bis zu dessem Tod erweitert worden ist. Ob G. den lat. Text der Zweitredaktion selbst ins Deutsche übertragen hat oder ob es sich in diesem Fall um die Übersetzung eines Anonymus handelt, ist in der Forschung umstritten. Ü: A. ) München, BSB, Clm , r–v (Pap., um , lat.; Autograph). Dt. Notizen u. a. auf r, v, v, r, v. – ) «Comoedie vtilissime. omnˉe latini sermonis elegantiˉa cˉotinentes e quibus quis[que] optimus latinus euadere potest». Hg. v. Johann Langenmantel/Ludwig Hoser [Augsburg: Johann Froschauer, /] (GW ). B. ) «Tractatus de pestilentiali Scorra siue mala de Franzos. [...] cˉopilatus a venerabili viro Magistro Ioseph Grünpeck de Burckhausen. super Carmina quedˉa Sebastiani Banndt». [Augsburg: Johann Schaur, ] (GW ). – Neudr.: [Nürnberg: Kaspar Hochfeder, /] (GW ). – Vermehrter Neudr.: [Leipzig: Gregor Boettiger, /]; Magdeburg: Moritz Brandis, ; [Köln: Kornelius von Zierikzee, um ] (GW –). – Dt.: «Ein hübscher Tractat von dem vrsprung des Bösen Franzos. das man nene net die Wylden wartzen. Auch ein Regiment wie man sich regiren soll in diser zeyt». Augsburg: Johann Schaur, (GW ). – Neudr.: [Nürnberg: Kaspar Hochfeder, /] (GW ). – Teilabschrift des Tegernseer Fraters Chrysogonus Krapf: München, BSB, Cgm , r–r (Pap., , mittelbair.). – ) «Libellus Josephi Grünbeckii de Mentulagra alias morbo gallico». Memmingen: Albrecht Kunne, (VD G ). C. ) Lat.: «Prognosticon siue vt alij volˉut Iudiciˉu Ex iˉuctione Saturni [et] Iouis»; dt.: Fragm.
. Hälfte . Jh. mit zwei von ursprünglich sechs Doppelbll.; Titel fehlt. Beide Drucke: Wien: Johann Winterburg, (GW f.). – ) München, BSB, Cgm , Bll. (Pap. und Perg., um , ostschwäbisch); Incipit: «[D]em gestrenngen vnd ersamenn vnnd weysenn Hannsenn Lanngenmante tel [...] wunsch ich maister Joseph Grunpegk von e e e Burgkhausen die hochstenn Gelugksaligkait». – ) Innsbruck, ULB, Cod. , Bll. (Perg., , lat.); Autograph mit neun ganzseitigen Federzeichnungen. Titel: «Josephi Gruenpeck Burckhausensis Prodigiorum portentorum ostentorum et monstrorum [...] interpretatio, Blasio Holtzl Maximiliani Romanorum Caesaris secretario dedicata». – ) «Ein newe auszlegung. Der seltzamen wunderzaichen vˉn wunderpurden so ain zeyther im reich als vorpoten des Almechtigen gottes auffmane nende auffrustig ze seinn wider die feindt christi vˉn des hailigen reichs». [Augsburg: Erhard Oeglin ]; Neudr.: [Nürnberg: Friedrich Peypus ] (VD G f.). – Teilabschrift: München, BSB, Cgm , v (Pap., frühes . Jh., mittelbair.). – ) Erstdruck lat. und dt.: «Speculum naturalis coelestis & propheticae visionis: omniˉu calamitatum tribulatioˉn & anxietatum» / «Ein spiegel. der naturlichen himlischen vnd prophetischen see hungen aller trubsalen angst vnd not». Nürnberg: Georg Stuchs, ./.. (VD G f.); mit Holzschnitten (Hans Süß von Kulmbach [?], Wolf Traut [?]). – Neudr. dt.: Augsburg: Johann Schönsperger d. J., [um ] und (u. d. T.: «Ain nutzliche betrachtung der Natürlichen hymlischen vnd prophetischen ansehungen aller e trubsalen angst vˉn not»); Leipzig: Wolfgang Stöckel, ; (VD G –). – Redigierte dt. Fassung der Kap. –: «Practica der gegenwertie gen grossen Trubsaln vnnd vilfaltiger Wunder so hin vnd wider in der Wellt am himel erscheinen». Straßburg: Jakob Cammerlander, [um ] (VD G ). – ) «Ad reuerendissimos et illustrissimis principes [et] dominos dominos Philippum & Ioannem Frisingens. & Ratisponens. ecclesiarum Episcopos. Comites Palatinos rheni duces [que] Bauarie». [Landshut: Johann Weißenburger, ] (VD G ). – ) «Dyalogus Epistolaris. [...] in q[uo] Arabs quidam Turcorum imperatoris. Mathematicus disputat cˉu Mamulucho quodˉa de christiano[rum] de [et] Turco secta at[que] inde debellorˉu et Aquarˉu exundationibus Fame Pestilˉecijs et alijs horribilib[us] plagis/ q[o] Anno vigesimo
. Hälfte . Jh. quarto [...] obuenture sunt» / «Dialogus da des türkischen Kaiser Astronomus disputiert mit des ägyptischen Sultans Obristen Rate ainem verlaugneten Christen von dem glauben der Christen vˉn von dem glauben des Machumeten [...]». Landshut: J. Weißenburger, . (VD G f.). – ) «Doctor Joseph Gruenpeck von Burckhausen entlicher e beschluß vber die kunfftigen z˚usamenfugung der planetˉe jm Visch. Warnung gegen dˉe vnfellˉe so darauß jm. xxiiij. xxv. xxvj. erwachsen sollen vorauß wider die aufrüstung der Türcken. An Künig Ludwigen vnd frawen Mariam Künigin z˚u Hungern vnd Beham». O. O. und Drucker [] (VD G ). – ) München, Hauptstaatsarch., RL Regensburg , r–r (Pap., , mittelbair.); Autograph. – Ebd., Cgm , Bll. (Perg., erstes Viertel . Jh., bair.); Titel: «Judicium uber die stat Regenspurg und die inwoner durch doctor Joseph Grunpecken gemacht anno domini ». (Karin Schneider [Die dt. Hss. der BSB München. Die ma. Hss. aus Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis /). Wiesbaden , S. ] liest «anno domini »). – ) «Doctor Joseph Gruenpecks warnunge auff das xxiiij.Jar». [Regensburg: Paul Kohl ] (VD G ). – ) München, Hauptstaatsarch., RL Regensburg , r–v (s. o. [Nr. C. ]). – ) Wien, ÖNB, Cod. , Bll. (Pap., um , lat./bair.-österr.). – ) Lat.: «Pronosticvm Doctoris Iosephi Gruenpeck Ab Anno trigesimo secundo us[que] ad Annˉu quadragesimum [...]». Regensburg: Hans Kohl, (VD G ). – Neudr.: O. O. und Drucker [um ]; Köln: [Johann von Aich], (VD G f.); Pułtusk: Johannes Sandecius [um ]. – Dt.: «Pronostication Doctor Joseph Grünpecks Vom zwey vnd dreyssigsten Jar an bis auff das viertzigst Jar des aller durchleuchtigsten großmechtigsten Keiser Carols des Fünfften etc. vnd begreyfft in jr vil z˚ukünfftiger Hystorien». Nürnberg: Kunigunde Hergot, [] (VD G ). – Neudr.: [Nürnberg, K. Hergot, ]; [Augsburg: Heinrich Steiner, ]; [Leipzig: Valentin Schumann, ]; [Wittenberg: Georg Rhau, ] (VD G –, ZV ). – Druckabschrift: Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., . Jh., bair.-österr.). – ) «Das b˚uch M. Josephs Grünpeck von der Reformation der Christenheyt vnd der Kirchen». In: «Propheceien vnd Weissagungen Künfftige Sachen Geschich vnnd e e Z˚ufall Hoher vnnd Niderer Stande. Den frommen e z˚u ermanung vnd trost Den bosen zum schrecken
Grünpeck vnd warnung». [Frankfurt/M.: Christian Egenolff, um ] (VD P ) Bl. v–v. – Neudr.: Ebd., ders., und [um ]; Straßburg: Wendelin Rihel d. Ä., (VD P –); u. d. T. «Trübsal Der gantzen Welt auch Veränderung vieler Herrschafften und Regimenten». O. O. und (VD :B, :B). D. ) Wien, Österr. Staatsarch., Abt. HHStA, Maximiliana (vormals: fasc. a), Bl. –, – (Originalnotate, unvollst.). – Ebd., ÖNB, Cod. (redigierende Reinschrift G.s). – Ebd., Österr. Staatsarch., Abt. HHStA, Hs. Blau (= Böhm ) (./. Jh.). – Ebd., ÖNB, Cod. (Ende . Jh.). – Fassung : Linz, Landesarch. Starhemberg, Archiv . – ) Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, Cod. a VII , S. – (Pap., / ). – München, BSB, Clm , r–v (Pap., . Jh.). – Wien, ÖNB, Cod. , Bll. (Pap., . Jh.). – ) Ebd., Clm , v–v (Pap., frühes . Jh.); geschrieben von Hartmann → Schedel. Titel: «Historiae de plerisque gestis et praecipue in Germania a Carolo magno per generaciones principum usque nostra tempora». – . a) Wien, Österr. Staatsarch., Abt. HHStA, Hs. B (Böhm ) Bll. (Pap., um /); Autograph. mit teils ganzseitigen Federzeichnungen (Albrecht Altdorfer [?]). – . b) Stuttgart, LB, Cod. hist. ° , Bll. (Pap., . Jh., bair.). – Hamburg, SUB, Cod. hist. , S. – (Pap., /); Abschrift der vorstehenden Hs. – Wien, ÖNB, Cod. , Bll. (Pap., . Jh.); Abschrift einer unbekannten Vorlage. – Zu den zahlreichen Digitalisaten der Drucke s. GW (online), VD (online). A: B. ) Lat.: Christian Gottfried Gruner: Tractatvs De Pestilentiali Scorra Sive Mala De Franzos. Jena . – Dt.: Zehn Syphilis-Drucke aus den Jahren –. In Faks. hg. und eingel. v. Karl Sudhoff (Monumenta medica. ). Mailand , S. – (Nr. ). – Fuchs (s. Lit.) S. – (lat.), – (dt.). – C. ) Patrick Kennel: J. G. ‹Prodigiorum interpretatio›. Edition der Hs. der UB Innsbruck. Diplomarbeit Innsbruck . – ) Franz Xaver Pritz: Beschreibung und Gesch. der Stadt Steyer und ihrer nächsten Umgebungen nebst mehreren Beylagen. Linz , S. f. – D. ) Erste Fassung: Alwin Schultz: ‹Der Weißkunig›. Nach den Dictaten und eigenhändigen Aufzeichnungen Kaiser Maximilians I. zusammengestellt von Marx Treitzsaurwein von Ehrentreitz (Jb. der Kunsthist. Slg. des Allerhöchsten Kaiserhau
Grünpeck ses ). Wien , S. – (Auszüge). – Franziska Schmid: Eine neue Fassung der maximilianeischen Selbstbiographie. Diss. masch. Wien . – . a) Joseph Chmel: J. G., Historia Friderici IV. et Maximiliani I. In: Ders.: Der österr. Geschichtsforscher. Bd. . Wien , S. –. – b) Johann Jakob Moser: J. Grünbecks Kaysers Maximiliani I. Geheimen Raths und Beicht-Vatters LebensBeschreibung Kayser Friederichs des III. (V.) Und Maximilians des I. Tübingen . Ü: B. ) Merrill Moore/Harry C. Solomon: J. G. and his Neat Treatise () on the French Evil. A Translation with a Biographical Note. In: British Journal of Veneral Diseases () S. –. – D. . a) Theodor Ilgen: Die Gesch. Friedrichs III. und Maximilians I. Von J. G. (Die Geschichtsschreiber der dt. Vorzeit /). Leipzig . L: Edmund von Oefele, ADB () S. –. – Dieter Wuttke, NDB () S. f. – De Boor/Newald / () S. f., (Reg.). – Sarah Slattery/J. Klaus Kipf, VL Dt. Hum. () Sp. –. – Heinz Wittenbrink/ Red., Killy () S. f. – Conrad Heinrich Fuchs: Die ältesten Schriftsteller über die Lustseuche in Deutschland von bis . Göttingen , S. –, –. – Johann Friedrich: Astrologie und Reformation. Die Astrologen als Prediger der Reformation und Urheber der Bauernkriege. München , S. –. – Albin Czerny: Der Humanist und Historiograph Kaiser Maximilians I. J. G. In: Arch. für österr. Gesch. () S. –. – Max Radlkofer: Die humanistischen Bestrebungen der Augsburger Ärzte im . Jh. In: Zs. des Hist. Ver. für Schwaben und Neuburg () S. –, hier S. –. – K. Sudhoff: Graphische und typographische Erstlinge der Syphilislit. aus den Jahren und (Alte Meister der Medizin und Naturkunde ). München , S. –, Tf. IX–XIII. – Der Briefwechsel des Konrad Celtis. Gesammelt, hg. und erl. v. Hans Rupprich (Veröff. der Kommission zur Erforschung der Gesch. der Reformation und Gegenreformation, Humanistenbriefe ). München , S. f., , , f. – Werner Ernst: Der Humanist J. G. und seine ‹Comediae utilissimae›. Diss. Wien . – Otto Benesch/Erwin M. Auer: Die Historia Friderici et Maximiliani I. (Denkmäler dt. Kunst). Berlin , bes. S. –. – Dietrich Kurze: Johannes Lichtenberger († ). Eine Stud. zur Gesch. der Prophetie und Astrologie
. Hälfte . Jh. (Hist. Stud. ). Berlin , S. , . – Alphons Lhotsky: Quellenkunde zur ma. Gesch. Österreichs (MIÖG Erg.bd. ). Graz/Köln , S. f., . – Dieter Wuttke: Die Histori Herculis des Nürnberger Humanisten und Freundes der Gebrüder Vischer, Pangratz Bernhaubt gen. Schwenter. Materialien zur Erforschung des dt. Humanismus um (Arch. für Kulturgesch., Beih. ). Köln u. a. , S. –, . – Hermann Wies ecker: J. G.s Commentaria und Gesta Maximiliani Romanorum Regis: die Entdeckung eines verlorenen Geschichtswerkes. Graz . – Franz Wilflingseder: J. G. und Marx Reichlich. In: Kunstjb. der Stadt Linz () S. –. – H. Wies ecker: J. G.s Red. der lat. Autobiogr. Maximilians I. In: MIÖG () S. –. – Ders.: Kaiser M. I. Das Reich, Österreich und Europa an der Wende zur Neuzeit. Bde. München/Wien – (Neudr. Wien ) bes. Bd. , S. f. und Reg. – D. Wuttke: Sebastian Brant und Maximilian I. Eine Studie zu Brants DonnersteinFlugbl. des Jahres . In: Die Humanisten in ihrer politischen und sozialen Umwelt. Hg. v. Otto Herding/Robert Stupperich (Mitt. der Kommission für Humanismusforschung ). Boppard , S. – (erw. wieder in: Ders.: Dazwischen. Kulturwiss. auf Warburgs Spuren. Bd. [Saecvla spiritalia ]. Baden-Baden , S. –, hier S. –, ). – D. Wuttke: Wunderdeutung und Politik. Zu den Auslegung der sogenannten Wormser Zwillinge des Jahres . In: Landesgesch. und Geistesgesch. FS O. Herding. Hg. v. Kaspar Elm u. a. Stuttgart , S. –, hier S. –. – Jan-Dirk Müller: Gedechtnus. Lit. und Hofges. um Maximilian I. (Forschungen zur Gesch. der älteren dt. Lit. ). München , S. , , –, – und Reg. – Barbara Weinmayer: Stud. zur Gebrauchssituation früher dt. Druckprosa. Literarische Öffentlichkeit in Vorreden zu Augsburger Frühdrucken (MTU ). München , S. –. – Mariarosa Cortesi: Scritti di Lorenzo Valla tra Veneto e Germania. In: Lorenzo Valla e l’Umanesimo italiano. Hg. v. Ottavio Besomi/Mariangela Regoliosi (Medioevo e umanesimo ). Padua , S. –, hier S. –. – Helga Robinson-Hammerstein: The Battle of the Booklets. Prognostic Tradition and Proclamation of the World in Early Sixteenth-Century Germany. In: «Astrologi Hallucinati». Stars and the End of the World in Luther’s Time. Hg. v. Paolo Zambelli. Berlin/New York , S. –,
. Hälfte . Jh. hier S. –. – Hans Mielke: Albrecht Altdorfer. Zeichnungen, Deckfarbenmalerei, Druckgraphik. Ausstellungskat. Kupferstichkabinett Berlin/Museen der Stadt Regensburg. Berlin , S. –. – Paul A. Russell: Syphilis. God’s Sourge or Nature’s Vengeance? The German Printed Response to a Public Problem in the Early Sixteenth Century. In: Arch. für Reformationsgesch. () S. –, hier S. f. – Mieczysław Markowski: Astronomica et astrologica Cracoviensa ante annum . Florenz , S. f. – Heike Talkenberger: Sint ut. Prophetie und Zeitgeschehen in Texten und Holzschnitten astrologischer Flugschr. – (Stud. und Texte zur Sozialgesch. der Lit. ). Tübingen , S. –, – u. ö. – P. A. Russell: Astrology as Popular Propaganda. Expectations of the End in the German Pamphlets of J. G. († ?). In: Forme e destinazione del messagio religioso. Aspetti della propaganda religiosa nel cinquecento. Hg. v. Antonio Rotondò. Florenz , S. –. – D. Wuttke: Sebastian Brants Syphilis-Flugbl. d. J. . In: Girolamo Fracastoro. Lehrgedicht über die Syphilis. Hg. und übers. v. Georg Wöhrle. ., um einen Anhang erw. Au . (Gratia ) Wiesbaden , S. –, hier S. , –. – Christoph Schöner: Mathematik und Astronomie an der Univ. Ingolstadt im . und . Jh. (Ludovico Maximilianea. Forschungen ). Berlin , S. , , . – Irene Ewinkel: De monstris. Deutung und Funktion von Wundergeburten auf Flugbll. im Deutschland des . Jh. (Frühe Neuzeit ). Tübingen , S. f., u. ö. – Michael Menzel: G., J. In: Biogr. Lex. der Ludwig-Maximilians-Univ. München. Bd. : Ingolstadt – Landshut. –. Hg. v. Laetitia Boehm (Ludovico Maximilianea. Forschungen ). Berlin , S. f. – Heidrun Stein-Kecks: Ein neuer Fund zu Albrecht Altdorfer und J. G. In: Ratisbona. Die königliche Stadt. Neue Forschungen zum ma. Regensburg. Hg. v. Martin Angerer (Regensburger Stud. und Quellen zur Kulturgesch. ). Regensburg , S. –. – Claudia Stein: Die Behandlung der Franzosenkrankheit in der frühen Neuzeit am Beispiel Augsburgs (Medizin, Ges. und Gesch. Beih. ). Stuttgart , S. – u. ö. – Inge Wies ecker-Friedhuber: Kaiser Maximilian I. und seine Hofhistoriographie. In: Viatori per urbes castraque. FS Herwig Ebner. Hg. v. Helmut Bräuer u. a. (Schriftenreihe des Inst. für Gesch. ). Graz , S. –. – Cora Dietl:
Johannes von Lindau Die Dramen Jakob Lochers und die frühe Humanistenbühne im süddt. Raum (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. ). Berlin/ New York , S. – und Reg. – Gundolf Keil, G., J. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – S. Slattery: Astrologie, Wunderzeichen und Propaganda. Die Flugschr. des Humanisten J. G. In: Zukunftsvoraussagen in der Renaissance. Hg. v. Klaus Bergdolt/Walther Ludwig (Wolfenbütteler Abh. zur Renaissanceforschung ). Wiesbaden , S. –. – Gerd BiesewigBehrendt: Zur Gesch. der Syphilis – Morbus gallicus. J. G. und die frühen Syphilis-Schr. Berlin . – J. K. Kipf: Der Beitr. einiger «Poetae minores» zur Entstehung der neulat. Komödie im dt. Humanismus –. In: Das lat. Drama der Frühen Neuzeit. Exemplarische Einsichten in Praxis und Theorie. Hg. v. Reinhold F. Glei/Robert Seidel (Frühe Neuzeit ). Tübingen , S. –, hier S. –, , f., . – J. K. Kipf: J. G.s prekäre Stellung am Hof. Zur sozialen Marginalität eines hoch dekorierten Autors: In Kaiser Maximilian I. (–) und die Hofkultur seiner Zeit. Hg. v. Sieglinde Hartmann/Freimut Löser (JOWG ). Wiesbaden , S. –. – Antje Wittstock: «Melancholia Translata». Marsilio Ficinos Melancholie-Begriff im deutschsprachigen Raum des . Jh. (Berliner MA- und Frühneuzeitforschung ). Göttingen , S. –. – Jonathan Green: Printing and Prophecy. Prognostication and Media Change – (Cultures of knowledge in the early modern world). Ann Arbor , S. –, – und Reg. – C. Dietl: NeoLatin Humanist and Protestant Drama in Germany. In: Neo-Latin Drama in Early Modern Europe. Hg. v. Jan Bloemendal/Howard Norland. Leiden , S. –, hier S. –, , f., . – Karl A. E. Enenkel: Die Stiftung von Autorschaft in der neulat. Lit. (ca. – ca. ). Zur autorisierenden und wissensvermittelnden Funktion von Widmungen, Vorworttexten, Autorporträts und Dedikationsbildern (Mlat. Stud. und Texte ). Leiden , S. f., . VZ Johannes von Lindau OP, * zweites Viertel . Jh., † nach . – Autor einer geistlichen Erbauungsschrift. J. schrieb sich an der Universität in Wien ein, wo er auch seine Profess als Dominikaner ablegte. Ab war er Beichtvater an St. Nikolaus in
P ster Straßburg und trat dort spätestens der Ursulabruderschaft bei. In Worms wurde er ab Prior und im folgenden Jahr Beichtvater. nahm er am Provinzkapitel in Ulm teil. Im selben Jahr wurde er Beichtvater der Dominikanerinnen in Tulln. Dort gründete J. auch eine Ursulabruderschaft und schrieb frühestens einen dt. Traktat über die Gruppierung. Von Sand Vrsulen schifflein ist in einem Kodex von ca. zusammen mit Die → geistliche Badestube erhalten. J.s Schrift bietet einerseits Angaben zur Ursulabruderschaft und Mitgliedsnamen, handelt aber auch von geistlichen Gemeinschaften allgemein. Hinzu kommen Informationen über Tulln und seine Geschichte, etwa über die vielen Reliquien der Stadt. Nicht zuletzt enthält Von Sand Vrsulen schifflein autobiographische Details zu J. Neben der Abhandlung wurden J. früher auch zwei Kommuniongebete zugeschrieben. Aufgrund ihrer frühen Entstehung werden sie ihm heute aber eher abgesprochen. Ü: Berlin, SBB, mgq , r–v (Pap., um , bair.). – Vgl. Schnyder (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. A: Schnyder (s. Lit.). L: André Schnyder, VL () Sp. f.; () Sp. . – Ders.: Die geistliche Badestube. In: VL () Sp. f. – Isnard Wilhelm Frank: Hausstudium und Universitätsstudium der Wiener Dominikaner bis . Wien u. a. , S. . – Marianne Rozsondai: Die Bücher eines Dominikaners des . Jh. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – A. Schnyder: Die Ursulabruderschaften des SpätMA. Ein Beitr. zur Erforschung der deutschsprachigen religiösen Lit. des . Jh. Bern u. a. , S. –, f. u. ö. MM P ster, Hans, * vor Augsburg, † Augsburg. – Gewährsmann für einen Syphilistraktat von . Der Augsburger Patrizier und Kaufmann ist im späten . Jh. in der schwäbischen Handelsmetropole bezeugt. Wie viele seiner Augsburger Berufskollegen unterhielt P. Handelsbeziehungen nach Italien. Der Augsburger Großkaufmann Lucas Rem (–) berichtet in seinem Tagebuch davon, im Rahmen seiner Ausbildung einen Augsburger Kaufmann H. P. in Venedig getroffen zu haben. ist P. als Faktor der Augsburger Welser-Vöhlin-Handelsgesellschaft bezeugt.
. Hälfte . Jh. Bei demjenigen H. P., der eine Sammelhandschrift mit Augsburger Rechts- und Ratstexten erwarb (Heidelberg, UB, Cpg ), dürfte es sich um P.s Sohn gehandelt haben. P.s «gut Reczett fur mall frantzoso oder die wilden platern» ist italienischen Ursprungs, da der Text noch italienische Einsprengsel aufweist. Im Zentrum steht eine Salbe auf Quecksilberbasis. Hartmann → Schedel hat die kurze Abhandlung in eine Sammlung von Syphilistraktaten integriert, auf datiert und zur Provenienz angegeben: «Das Rezeht kumpt von hans p ster von augspurg hat es vom adler pracht». Bei Letztgenanntem dürfte es sich um den Handelsherrn Philipp Adler handeln. Wer welchen Anteil am «Reczett» in seiner überlieferten Gestalt hat, ist unsicher. Adler könnte P. einen italienischen Text vermittelt haben, den P. dann womöglich übersetzerisch und redaktionell bearbeitet hat. Gewissheit lässt sich in dieser Fragestellung nicht erlangen. Der Traktat ist viergeteilt. Auf eine Ingredienzenliste mit Mengenangaben folgen zunächst Hinweise zur Herstellung der Salbe und dann zur Applikation an den «gelidern» bei syphilitischen Gliederschmerzen. Am Ende steht ein Kochweinrezept für eine Mundspülung zur Therapie einer syphilisbedingten Schleimhautentzündung. Sowohl beim Salben- als auch beim Weinrezept werden die italienischen Termini mitunter in entstellter italienischer Form dargeboten, da dem Bearbeiter die entsprechenden dt. Fachausdrücke offensichtlich nicht geläu g waren. Ü: München, BSB, Clm , rv (Pap., /, lat./italienisch/dt.); geschrieben von Hartmann Schedel. A: Karl Sudhoff: Aus der Frühgesch. der Syphilis. Hss.- und Inkunabelstud., epidemiologische Unters. und krit. Gänge (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. . L: Werner E. Gerabek, VL () Sp. f. – Sudhoff (s. Ausg.) S. , f. – Benedikt Greiff (Hg.): Tagebuch des Lukas Rem aus den Jahren –. Ein Beitr. zur Handelsgesch. der Stadt Augsburg. In: Jb. des hist. Kreisver. im Regierungsbezirke von Schwaben und Neuburg () S. –, hier S. . – Die Chron. der schwäbischen Städte. Augsburg. Bd. . Bearb. v. Friedrich Roth (Chron.dt.St. ). Leipzig , S. , . – Richard Ehrenberg: Das Zeitalter der Fugger. Geldkapital und Creditverkehr
. Hälfte . Jh. im . Jh. Bd. : Die Geldmächte des . Jh. Jena , S. . – Karl Otto Müller: Welthandelsbräuche. – (Dt. Handelsakten des MA und der Neuzeit ). Stuttgart/Berlin , S. . – Raimund Eirich: Memmingens Wirtschaft und Patriziat von bis . Eine wirtschafts- und sozialgeschichtliche Unters. über das Memminger Patriziat während der Zunftverfassung. Weißenhorn , S. , , f. – Ders.: Die Imhof in den schwäbischen Städten im ausgehenden MA. Eine Übersicht. Ottobeuren o. J. [], S. . – Augsburger Eliten des . Jh. Prosopographie wirtschaftlicher und politischer Führungsgruppen –. Hg. v. Wolfgang Reinhard. Bearb. v. Mark Häberlein. Berlin , S. f. (Nr. ). – W. E. Gerabek: P., H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. dems. u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Tallat, Johannes, von Vochenberg (auch: Tollat, Dalat). – Urheber einer Kurzredaktion des Kräuterbuchs Gart der Gesundheit (Johann → Wonnecke), spätes . Jh. Der in Handschriften und Drucken als Magister artium bezeugte T. wirkte als Lektor an der St.Hildegard-Lateinschule des Bendediktinerklosters in Kempten. Seit den späten er Jahren stand Johannes → Birk, der lat. historiographische Schriften zur Geschichte der Abtei Kempten verfasst hat, der Schule als Rektor vor. Laut einer Sammelhandschrift aus der St.-Hildegard-Schule (Stuttgart, LB, Cod. HB XII ) hat T. / über den Physiologus Theobaldi (→ Physiologus) gelesen und vermutlich gemeinsam mit Birk über die Parva naturalia des → Aristoteles. Der entsprechende Eintrag lautet: «Anno domini millesimo quadringentesimo nonagesimo septimo sub magistˉr Joanne Burck [vel/ et (?)] Tallat» (r). Auf Grundlage dieser Notiz ist in der Forschung die Identi kation T.s mit Birk vorgeschlagen worden (Saam [s. Lit.]), da die handschriftliche Abkürzung «magistˉr» nicht nur als «magistris», sondern auch als «magistro» au ösbar ist. Bei der letzteren Lesart (Dativ Singular) ist nur von einem Lehrer die Rede, was als Indiz dafür gewertet werden könnte, dass Birk den Namen «Tallat» als Pseudonym verwendet hat. Gestützt wird die Identitätsthese dadurch, dass Birk nachweislich in Wien studiert hat, als Michael → Puff aus
Tallat Schrick dort gewirkt hat. Puff wird in den Drucken von T.s Kräuterbuch explizit erwähnt. Ein Student namens T. ist in den Wiener Matrikeln oder anderweitigen Fakultätsakten hingegen nicht belegt. Allerdings bleibt offen, was Birk zur Wahl des ungewöhnlichen Pseudonyms «Johannˉe Tollat von vochenberg» veranlasst haben sollte. Die Identi kation der beiden Klosterlehrer muss daher als möglich, aber als unwahrscheinlich eingestuft werden. e ließ T. ein «buchlin der artzney» bei Albrecht Kunne in Memmingen drucken. Zu Kunne scheint T. in engerer Beziehung gestanden zu haben. In Kunnes Druck einer «Ars rethorica pro iuuenum informatione edita» (um , GW ), einem Formelbüchlein für Lateinschüler, wird T. als «Johˉanes tallat Artiˉu mgˉr jn mˉemingˉe vester amicus» bezeichnet. Sein Kräuterbüchlein weist T. als profunden Kenner der Allgäuer, aber auch der thüringischen Flora aus. Das Werk richtet sich an den «gemein mensch», der «durch armut oder ferrin des wegs» keinen Zugang zu einem Apotheker hat und «hierumb soll [...] zu ucht haben zu disem büchlin». Dieser sozialmedizinische Ansatz scheint von Puff beein usst zu sein, dessen Rezeptsammlung «Quaedam medicamenta praescripta ad usum pauperum, ne semper ad apothecam recurrere necesse habeant» von Birk an T. vermittelt worden sein könnte. Inhaltlich erweist sich das «b˚uchlin» als Schrumpf-Redaktion von Wonnekes Gart der Gesundheit, der von T. zu einem kurzen unbebilderten Rezeptar mit therapeutischem Schwerpunkt umgemodelt worden ist. Auf knappem Raum werden überwiegend p anzliche Arzneimittel in alphabetischer Reihung präsentiert. Die korrespondierenden Indikationen werden in den jeweiligen Überschriften genannt. Der fachliche Anspruch von T.s Kräuterbuch ist zwar gering, als früher Vertreter der medizinischen Hausväterliteratur hat es aber ganz offensichtlich den Nerv der Zeit getroffen, wie die über nachgewiesenen Druckauflagen vom Elsass bis nach Sachsen belegen. Auch eine nd. Druckabschrift ist bekannt. Ü: Erstdruck: «Ain meisterlichs e buchlin der artzney fúr manigerley kranckheit vˉn siechtagen d[es] menschen». [Memmingen: Albrecht Kunne] (GW M); Autornennung am Textschluss: «[...] gesamlet durch Johannˉe Tole lat von vochenberg in der weit berumptˉe uniuersitet z˚u wien by dez aller erfarnistˉe maˉn der artzey
Bonatti doctor Schrick». – Die weiteren nachgewiesenen Ausgaben erschienen bis neben Memmingen in Augsburg, Nürnberg, Straßburg, Erfurt und Leipzig (GW M f., M//; VD T –, ZV f., ZV ; nicht in VD gelistet ist: Nürnberg: Jobst Gutknecht, ). – Seit der Straßburger Ausgabe von durch Bartholomäus Kistler (GW M) sind einige Drucke auch unter dem Titel «Margarita medicine» erschienen. – Zu Digitalisaten der Drucke s. GW/VD (online). – Druckabschriften: Dresden, LB, Mscr. C , r–v (Pap., spätes ./Mitte . Jh., obersächsisch). – Göttingen, SUB, ° Cod. Ms. hist. nat. , v–v (Pap., , nd. [aus Rostock]). A: Auszüge bei Sudhoff (s. Lit.) passim und Walther (s.Lit.) S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Karl Sudhoff: Dt. medizinische Inkunabeln. Bibliographisch-literarische Unters. (Stud. zur Gesch. der Medizin /). Leipzig , S. –. – Maria Sophia Buhl/Lotte Kurras: Die Hss. der ehemaligen Hofbibl. Stuttgart. Bd. / (Die Hss. der Württembergischen LB Stuttgart II/ /). Wiesbaden , S. . – Helmut Walther: J. T. v. V. Zu seiner Biogr. und seinem Arzneibuch (). In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Rudolf Schenda: Der «gemeine Mann» und sein medikales Verhalten im . und . Jh. In: Pharmazie und der gemeine Mann. Hausarznei und Apotheke in der frühen Neuzeit. Hg. v. Joachim Telle (Ausstellungskat. der HAB ). ., verb. Au . New York , S. –, hier S. . – Dieter Saam: Albert Kunne aus Duderstadt: Der Prototypograph von Trient und Memmingen und die Produktion seiner Offizinen (ca. bis ). In: Bibl. und Wiss. () S. –, hier S. – (Exkurs: J. T. v. V. [= Johannes Birk]). – Wolf Peter Klein: Das naturwissenschaftliche Fachlex. in Deutschland zwischen Renaissance und . Jh. In: Lexicographica () S. –, hier S. . – HansJörg Künast/Helmut Zäh: Die Bibl. Konrad Peutingers. Edition der hist. Kat. und Rekonstruktion der Bestände. Bd. : Die autographen Kat. Peutingers, der nicht-juristische Bibliotheksteil (Studia Augustana ). Tübingen , S. f., , . – Klaus Wolf: Hof – Univ. – Laien. Literaturund sprachgeschichtliche Unters. zum dt. Schrifttum der Wiener Schule des SpätMA (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. . – Oliver Duntze:
. Hälfte . Jh. Ein Verleger sucht sein Publikum. Die Straßburger Offizin des Matthias Hupfuff (/–) (Arch. für Gesch. des Buchwesens, Stud. ). München , S. f., f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . VZ Bonatti, Guido (auch: Bonatus; G. [B.] von Forli), * Forli (Romagna) oder Cascia (Toskana), † / . – Italienischer astrologischer Fachschriftsteller; dt. Übersetzungen um . B. ist in Ravenna bezeugt. hielt er sich in Bologna auf. Er scheint Kaiser Friedrich II. in beratender Funktion gedient zu haben, zumindest warnte er diesen vor einer Verschwörung. Später residierte B. in Forli. Als Hofastrologe wirkte er für Ezzelino III. da Romano in Brescia und für Guido da Montefeltro. Vor seinem Tod unternahm B. eine Reise nach Paris. Ob er in seinen späten Lebensjahren in den Franziskanerorden eintrat, ist umstritten. In Dantes Divina Commedia begegnet uns B. gemeinsam mit → Michael Scotus als zur Verdammnis bestimmter Wahrsager im achten Höllenkreis (Inferno XX, f.). Überregionales Renommee erlangte B. durch sein astrologisches Grundlagenwerk Astronomiae tractatus decem (duodecim) (auch: Liber Astronomiae), in dem er neben Prognosetechniken auch in die Nativitätenlehre einführt. Im späten . Jh. wurde der lat. Text ins Italienische übersetzt; eine englische Übersetzung erschien . Aus dem dt. Sprachraum sind mehrere Übertragungen bekannt. Diejenige des Hans → Wyß (kurz nach ) erweitert ihre Vorlage beträchtlich; sie könnte Grundlage eines Basler Drucks von (VD P ) gewesen sein. Außerdem sind zwei dt. Kurzfassungen überkommen, von denen eine noch im . Jh. entstanden ist. Ü: Zur lat. hsl. Überl. s.: Lynn Thorndike: A History of Magic and Experimental Science during the rst thirteen centuries of our era. Bd. . New York , S. f. – Ernst Zinner: Verz. der astronomischen Hss. des dt. Kulturgebietes. München , S. f. – Erstdruck: Augsburg: Erhard Ratdolt, [GW ]); zwei weitere Drucke: Venedig , Basel (VD B / ZV ). – Dt. Übersetzung: Wyß: Wien, ÖNB, Cod. (s. → Wyß). – Kurzfassung : Heidelberg, UB, Cpg , r–r (Perg., nach , bair. [aus Regensburg]). Incipit: «Hienach volget
. Hälfte . Jh. die kunst Astrologey die der hoch Astronimus Gwido gemacht hatt». – Coburg, LB, Ms , ra–vb (Pap., Ende . Jh., bair. [aus Augsburg?]). – Kurzfassung : Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Perg. und Pap., frühes [?] . Jh., bair.-österr.); Incipit: «Hye nach volgt die chunst augurium die der hohe astronomus jeromius genannt Giudo gemacht hat». L: Humbertus L. L. Busard, LexMA () Sp. . – Bernhard Dietrich Haage, VL () Sp. f. – Pierre Duhem: Le système du monde. Bd. . Paris , S. –. – Domenico Guerri: Un astrologo condannato da Dante: G. B. In: Bulletino della Società dantesca Italiana NS () S. – (wieder in: Scritti danteschi e d’altra letteratura antica. Hg. v. Antonio Lanza. Rom , S. –). – George Sarton: Introduction to the history of science. Bd. /. Washington/Baltimore (Nachdr. Huntington ) S. f. – Mario Tabanelli: Un astrologo forlivese del . G. B. (Avvenimenti e uomini di Romagna). Brescia . – Cesare Vasoli: L’astrologo forlivese G. B. In: Atti del convegno internazionale di studi danteschi. Ravenna , S. – (wieder in: Ders.: Otto saggi per Dante [Studi danteschi. Quaderni ]. Florenz , S. –). – B. D. Haage: Das ‹Heidelberger Schicksalsbuch›, Cpg . In: ZfdA () S. –. – Jacques E. Halbronn: L’itinéraire astrologique de trois italiens du XIIe siècle: Pietro d’Abano, G. B., Thomas d’Aquin. In: L’homme et son univers au Moyen Âge. Bd. . Hg. v. Christian Wenin (Philosophes médiévaux ). Louvainla-Neuve , S. –. – Carlo Antinori: G. B: da Forlì e Benvenuto Asdente da Parma, indovini del secolo XIII. Due vite parallele. In: Malacoda () S. –. – Nigel F. Palmer/Klaus Speckenbach: Träume und Kräuter. Stud. zur Petroneller ‹Circa instans›-Hs. und zu den dt. Traumbüchern des MA (Pictura et poesis ). Köln/Wien , S. . – Fabrizio Frigerio: Un commento di G. B. a una sentenza del «Centiloquio» sulle stelle sse. In: Viátor () S. –. – James R. Lewis: G. B. In: The Astrology Book. The Encyclopedia of Heavenly In uences. Canton/MI , S. –. – Franco Gàbici: G. B. In: Scienziati di Romagna. Hg. v. dems./Fabio Toscana (Galàpago ). Mailand , S. –. – Vittorio Marchis: G. B. Astrologia, scienza e letteratura (Nuova civiltà delle macchine /). Bologna . VZ
Leimbach Leimbach, Georg (auch: Georgius Leymbach), * vor , † wahrscheinlich frühestens . – Astrologe, Mediziner. L. studierte in Krakau, wo er den Grad eines Bakkalaureus erwarb. Später war er nach eigenen Angaben Arzt und Astrologe eines Glogauer Herzogs namens Heinrich. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um Heinrich XI. von Glogau († ), da dieser nach L.s Studienabschluss noch lebte, auf ihn aber kein gleichnamiger Herzog mehr folgte. Christoph II. Scheurl († ) bestellte bei L. am .. ein – nicht erhaltenes – Horoskop. L. dürfte zu diesem Zeitpunkt also noch gelebt haben. L. verfasste astrologische Prognostiken für die Jahre bis . Bekannt sind sieben dt. und sieben lat. Ausgaben, die meist in Leipzig gedruckt wurden. Inhaltlich den Konventionen zeitgenössischer Praktika und Almanache entsprechend, bieten sie Neu- und Vollmondtafeln, meteorologische Prognosen sowie politische und biographische Vorhersagen, u. a. über militärische Kon ikte und die Schicksale hochgestellter Persönlichkeiten. In der Prognostik für nden sich auch medizinische Anweisungen gegen die Frambösie. Holzschnitte in den Drucken zeigen Darstellungen antiker Götter wie Jupiter und Mars. L. beruft sich auf im MA populäre Autoritäten wie → Aristoteles, Alkabitius und Hali (Ali Ibn-Ridwan, † um ). D: Verzeichnis der lat. und dt. Drucke: Zinner (s. Lit.). – GW Online. – VD. . Dt. Prognostiken: [o. O., um ] (GW M). – [Leipzig: Jakob Thanner, um ] (GW M). – [Magdeburg: Moritz Brandis, um ] (GW M; nd.). – [Leipzig: Konrad Kachelofen, um ] (GW M). – [Ebd.: Konrad Kachelofen, um ] (GW ). – [Ebd.: Melchior Lotter, um ] (GW M). – Ebd.: Martin Landsberg, (VD L ). . Lat. Prognostiken: [Leipzig: Wolfgang Stöckel, um ] (GW M, M). – Ebd.: Jakob Thanner, (GW M). – [Ebd.: Konrad Kachelofen, um ] (GW M). – [Ebd.: Melchior Lotter, um ] (GW M). – [o. O., ] (VD L ). – [o. O., ] (VD L ). A: Aby Warburg: Bilderreihen und Ausstellungen. Hg. v. Uwe Fleckner/Isabella Woldt (Gesammelte Schr. /). Berlin , S. (Nr. a, i), (Nr. ), (Nr. , , , ) (Holzschnitte). – Online-Faks. von GW (dt.): http://inkunabeln.digitale-sammlungen.de/. –
Radendorfer Online-Faks. von GW M (lat.): http:// daten.digitale-sammlungen.de/. L: Francis B. Brévart, VL () Sp. f. – Władysław Wisłocki: Incunabula typographica Bibliothecae Universitatis Jagellonicae Cracoviensis inde ab inventa arte usque ad a. […]. Krakau , S. . – Karl Sudhoff: Dt. medizinische Inkunabeln. Bibliographisch-literarische Unters. Leipzig , S. . – Wilhelm L. Schreiber: Catalogue des Incunables à Figures. Bd. . Leipzig (Nachdr. Stuttgart ) S. f. – Gustav Hellmann: Versuch einer Gesch. der Wettervorhersage im XVI. Jh. Berlin , S. , f., , . – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. Stuttgart , Nr. f., f., , , , . – Reiner Reisinger: Hist. Horoskopie. Das ‹iudicium magnum› des Johannes Carion für Albrecht Dürers Patenkind. Wiesbaden , S. . – Michael Reker: Ein bislang noch nicht reproduzierter Kalenderholzschnitt des seltenen ‹Leipziger Almanach auf das Jahr › in dt. Sprache [...]. In: Westfälische Zs. () S. –. – Ekaterina Skvairs: Die ‹Dokumentensammlung Gustav Schmidt›. Dt. Sprach- und Literaturdenkmäler in der Wissenschaftlichen Bibl. der Lomonossow-Univ. Moskau. In: ZfdA () S. –. – Oliver Duntze: Anm. zu zwei bislang unidenti zierten Druckfragm. der Dokumentenslg. Gustav Schmidt. In: Dt.-russische Arbeitsgespräche zu ma. Hss. und Drucken aus Halberstadt in russischen Bibliotheken. Hg. v. Rudolf Bentzinger u. a. Erfurt/Stuttgart , S. –. MM Moralischer Physiologus (De naturis animalium). – Reimbestiarium, spätestens um . Der M. P. ist ohne Verfasserangabe in einer Sammelhandschrift enthalten, die um von Johann → Hauser geschrieben wurde. Der Kodex enthält auch eine Tischzucht, De → contemptu mundi, das → Secretum secretorum sowie Werke von Peter → Schmieher und → Freidank. Eine Autorschaft Hausers für den M. P. wird von der Forschung nicht ausgeschlossen, ist aber auch nicht belegbar. Der Text umfasst , meist vierzeilige und einmal sechszeilige Abschnitte in dt. Reimpaarversen. Nur die Überschrift ist in lat. Sprache geschrieben. Jeder Abschnitt behandelt ein Tier und vergleicht jeweils eine tierische mit einer menschlichen Eigenschaft. So wird z. B. der nur auf den ei
. Hälfte . Jh. genen Vorteil bedachte Mensch mit dem raubgierigen Wolf gleichgesetzt. Das Spektrum der enthaltenen Tiere erfasst Sagen-, Haus-, Nutz- und Wildtiere verschiedener Kontinente. Genannt werden u. a. Einhorn, Löwe, Kamel, Hirsch, Panther, Elefant, Pferd, Ochse und Esel. Ziel des Werks ist die moralische Besserung des Menschen, was auch in der Überschrift angedeutet wird. Insgesamt wird der Text heute primär als Bestiarium gelesen. Inhaltliche Verbindungen zum → Physiologus gelten hingegen als marginal. Die ursprünglich von Wolfgang Stammler eingeführte Bezeichnung des Werks als M. P. wurde deshalb auch von der neueren Forschung kritisiert. Ü: Wien, ÖNB, cod. , r–r (Pap., um , bair.-österr.). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. A: Fiedler (s. Lit.). – Stammler (s. Lit.). L: Nikolaus Henkel, VL () Sp. f. – Christian Hannick u. a.: Bestiarium. In: LexMA () Sp. –. – I. Fiedler: Der Mondseer Benediktiner Johannes Hauser (gest. ) als Sammler und Dichter. Diss. Wien , S. –. – Wolfgang Stammler: Ein «M. P.» in Reimen. In: FS Josef Quint. Hg. v. Hugo Moser u. a. Bonn , S. –. – Ute Schwab: Eine Vogelschule aus dem Jahre . In: Miscellanea di Studi in Onore di Bonaventura Tecchi. Bd. . Hg. v. Paolo Chiarini. Rom , S. –, hier S. –. – Herbert Herzmann: Johannes Hauser. Ein Mondseer Klosterschreiber an der Wende vom . zum . Jh. Diss. (masch.) Salzburg , S. f. – N. Henkel: Stud. zum Physiologus im MA (Hermaea NF ). Tübingen , S. –. – Bernhard Kosak: Die Reimpaarfabel im SpätMA (GAG ). Göppingen , S. f. u. ö. MM Folz, Hans → Band , Sp. –. Radendorfer, Jörg (auch: Radorffer, Rattendorfer, Ratdorfer, Rottendorfer; Jorgen, Georg, Georius). – Heilpraktiker und Verfasser selbstapologetischer Sendschriften, spätes . Jh./frühes . Jh. Der Laienmediziner R. stammte aus Wien und wirkte vermutlich zunächst als landfahrender Heilkünstler. Von Speyer aus kam er nach Frankfurt/M., wo er Kurierfreiheit und Dispensierrecht erlangte, also ärztlich praktizieren sowie Arzneimittel herstellen und vertreiben durfte. wurde
. Hälfte . Jh. ihm das Bürgerrecht verliehen. Streitigkeiten mit den reichsstädtischen Akademikerärzten und Apothekern (darunter Matthäus Metlinger, der Bruder des Bartholomäus → Metlinger) führten ab zur schrittweisen Reduktion seiner vom reichstädtischen Rat eingeräumten Freiheiten. Nachdem eine Angehörige des Frankfurter Patriziats unter seiner Behandlung verstorben war, musste R. die Reichsstadt verlassen. Als ärztlichen Nachfolger schlug er den promovierten Mediziner und Iatromathematiker Jakob → Schönheintz vor, dem diese wenig hilfreiche Referenz offensichtlich nicht zur gewünschten Position verhalf. Anschließende Versuche R.s, sich in Nürnberg als laienärztlicher Praktiker zu etablieren, verliefen ähnlich wie in Frankfurt: Auch dort wurden dem «vngelarten ertzt» nach Streitigkeiten mit Akademikerärzten die zunächst gewährten Rechte wieder eingeschränkt. So verbietet ihm ein Ratsbucheintrag vom August die pharmazeutische und internistische Tätigkeit. Aus dem Kontext des Streits zwischen der Nürnberger Ärtzteschaft und P. sind zwei Gutachten von für den städtischen Rat überliefert, die beide den Approbationsentzug empfehlen. Ein medizinisches Gutachten Hieronymus → Münzers, unterschrieben von fünf Stadtärzten, spricht R. die medizinische Kompetenz ab. Außerdem hat der promovierte Rechtsgelehrte Peter Stahl eine juristische Stellungnahme zum Entzug der Kurierfreiheit verfasst (beide Texte sind erhalten als Abschriften Hartmann → Schedels: München, BSB, Clm , r–r und r; auf rv steht zudem ein Gutachtenentwurf des Stadtarztes Ulrich → Pinder). Vermutlich hat sich R. aber noch bis in Nürnberg aufgehalten, von wo er nach Köln zum Besuch des Reichstags reiste. Eine auf den .. datierte und während des Reichstags aufgesetzte Urkunde → Maximilians I. erhebt «Jorgen Radendorffer» zum «Doctor der Arczney» (Abschrift: Heidelberg, UB, Cpg , r–r [um , aus Speyer (?)]; vgl. Angermaier/Heil [s. Lit.] S. ). Es ist nicht bekannt, wie R. die Gunst Maximilians erworben hatte, der mit «Khöniglicher macht wissentlich in krafft dieses brieves» den lateinunkundigen Laienpraktiker mit allen Rechten promovierte und ihn als königlichen Arzt und Diener unter seinen Schutz stellte. Offenbar hatte R. bedeutende Gönner für sich gewinnen können, deren Ein uss bis an den habsburgischen Hof reichte. Später hat R. sich anscheinend wieder in Wien aufgehalten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der
Radendorfer «Georgij Radendorfer saluberrime medicine doctoris», der als Herausgeber des in Wien gedruckten Almanach novum atque correctum des Johannes → Engel (VD ) genannt wird, mit R. gleichzusetzen ist. Allerdings ist anzumerken, dass der Almanach lat. verfasst ist, während die Nürnberger Gutachter explizit die mangelnden Lateinkenntnisse R.s hervorhoben. Eine Bezeugung R.s als Pharmazeut wieder in Frankfurt – Jahre nach seinem ersten dortigen Aufenthalt – ist chronologisch zumindest fragwürdig (vgl. Johann [s. Lit.]). Im Zuge der Auseinandersetzungen mit den reichsstädtischen Medizinern und Räten in Frankfurt und Nürnberg hat R. zwei dt. Verteidigungsbriefe aufgesetzt, von denen indes nur der Frankfurter erhalten ist. Stilistisch geschickt verteidigt er sich gegen die Anwürfe gelehrter Kollegen und erbittet insbesondere um die weitere Erlaubnis zur pharmazeutischen Tätigkeit. Im Juni wurde sein Dispensierrecht vom Rat verlängert. Das nicht erhaltene Nürnberger Schreiben lässt sich in seinen inhaltlichen Grundzügen (und sogar in der Kapitelfolge) insofern recht gut rekonstruieren, als sich die lat. Gutachtentexte Münzers, Pinders und Stahls explizit auf R.s Schriftstück beziehen. Offenbar hatte er diesen Brief an den reichsstädtischen Rat zu einem Angriff auf die Nürnberger Akademikerärzte und zu einer allgemeinen Apologetik des Laienarztstandes ausgebaut. Sein in der Praxis erworbenes pragmatisches Wissen stellte er dabei in Kontrast zur theoretisch ausgerichteten Hochschulmedizin und bewertete seinen praktischen Ansatz höher als den schulmäßigen (vgl. auch Heinrich → P aundorfer). Ü: Frankfurt/M., Inst. für Stadtgesch., Städtisches Arch. bis , Bestand . (Öffentliche Sicherheit und Wohlfahrt), Sanitätsamt: Akten des Rats (Medicinalia), Rep. , Nr. , S. f. (olim Bl. rv) (Pap., März [?] ); Autograph. A: Sudhoff (s. Lit.) S. f. Anm. . – Abdruck der Nürnberger Gutachten: Ebd., S. –; Abdrucke aus Frankfurter Bürgermeisterbüchern: Ebd., S. – passim. L: Gundolf Keil/Marianne Halbleib, VL () Sp. –. – Georg Ludwig Kriegk: Dt. Bürgerthum im MA. Nach urkundlichen Forschungen und mit besonderer Beziehung auf Frankfurt a. M. Frankfurt/M. (Nachdr.
Bruder Wilbolt aus dem Bruderloch ) S. f. – Karl Sudhoff: Kurpfuscher, Ärzte und Stadtbehörden am Ende des . Jh. Hss.und Aktenstud. In: Sudhoffs Arch. (/) S. –, hier S. –. – Anja Johann: Kontrolle mit Konsens. Sozialdisziplinierung in der Reichsstadt Frankfurt am Main im . Jh. (Stud. zur Frankfurter Gesch. ). Frankfurt/M. , S. . – Wolfgang Wegner: J. S. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Dt. Reichstagsakten. Mittlere Reihe. Bd. : Der Reichstag zu Köln . Tl. . Hg. von der Hist. Kommission bei der Bayerischen Akad. der Wiss. durch Heinz Angermeier. Bearb. v. Dietmar Heil. Göttingen , S. , . VZ Polhaimerin. – Urheberin eines Textes über ein urologisches Verfahren, zweite Hälfte . Jh. In einer astrologisch-medizinischen Sammelhandschrift sind innerhalb eines Segments mit Beiträgen zur Harnsteintherapie zwei Verordnungen mit «Item Polhaimerin» überschrieben. Im direkten Umfeld stehen weitere vergleichbare Beiträge. Es ist zumindest nicht auszuschließen, dass bis zu vier von diesen auf P. zurückgehen könnten, bei der es sich vermutlich um eine bayerische Laienärztin gehandelt hat. Völlig offen ist, ob eine Beziehung zum österreichischen Adelsgeschlecht derer von Polheim besteht. P.s Harngrießtherapien (einschließlich der anonym tradierten) richten sich an ein Laienpublikum, setzen keine medizinischen Kenntnisse voraus; sie basieren auf einfachen Arzneistoffen, darunter bevorzugt Milzfarnpulver. Die Verwendung von «dachs-smalcz» dürfte unabhängig sein vom seit der Mitte des . Jh. auch dt. rezipierten Wunderdrogentraktat → De taxone liber. Ü: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. B (Astromedizinisches Hausbuch) v (Pap., um , nord-/mittelbair.); Überschrift: «Item Polhaimerin». Vgl. Falk Eisermann: Kat. der deutschsprachigen ma. Hss. der Forschungsbibl. Gotha. Vorläu ge Beschreibungen. Online unter: www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/ projekt gotha.htm (Stand: ..; gedruckter Kat. ist in Vorbereitung). A: Hans-Joachim Poeckern: Medizinischastrologischer Volkskalender (Bibliotheca historico-naturalis antiqua []). München ; Bd. :
. Hälfte . Jh. Faks.; Bd. : Einf., Transkription und Glossar von Maria Mitscherling, S. . L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Bernhard Schnell: Die deutschsprachige Medizinlit. des MA. Stand der Forschung. Aufgaben für die Zukunft. In: JOWG () S. –, hier S. . – Wolfgang Wegner: P. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Bruder Wilbolt aus dem Bruderloch. – Urologisch tätiger Laienarzt und Verfasser medizinischer Schriften, letztes Viertel . Jh. W. war ein vermutlich in Mariazell lebender Ordensbruder, der als Laienarzt praktizierte und besonders auf dem Gebiet der Urologie über Kenntnisse und Erfahrungen verfügte. Im therapeutischen Teil einer im . Jh. im mittelbayerischen Raum entstandenen astrologischmedizinischen Sammelhandschrift (Astromedizinisches Hausbuch) weist ihn eine gleichzeitige Hand durch die Randnotiz «Nota bene pruder bilbolt auß dem pruederloch» (Bl. v) als Autor eines kurzen Traktats über die Harnausscheidung (Diurese) aus. In seiner Abhandlung listet W. insgesamt sieben Rezepte zur Herstellung von harntreibenden Arzneimitteln auf, durch deren Einnahme sämtliche Harnkonkremente ausgeschieden werden könnten. Obgleich der Verfasser als sehr belesen sowie medizinisch und pharmakologisch kundig bezeichnet werden kann, entsprachen seine Therapien nicht gänzlich dem zeitgenössischen Wissensstand. W.s Erkenntnisse basierten daher wahrscheinlich auf der im . Jh. verfassten, zu den Pseudo-Arnaldica (→ Arnald von Villanova) gehörenden Epistula ad Ricardum de virtute quercus (auch → Eichentraktat) und den pseudo-ortol schen (→ Ortolf von Baierland) «Wässer-Traktaten» des . Jh. Ü: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. B , v–r (um ). A: Medizinisch-astrologischer Volkskalender. Hg. v. Hans-Joachim Poeckern. I: Faks. II: Einf., Transkription und Glossar von Maria Mitscherling (Bibliotheca historico-naturalis antiqua). Leipzig . L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Gabriel von Lebensteins
. Hälfte . Jh. Traktat ‹Von den gebrannten Wässern›. In: Sudhoffs Arch. für Gesch. der Medizin und Naturwiss. () S. –, hier bes. S. f. CL Philipp von Kleve-Ravenstein (auch: Philippe de Clèves, Philips van Kleef), * um Le Quesnoy, † .. Schloss Wijnendale. – Militär, Politiker, Autor eines Kriegsbuchs. Ph. war ein Sohn des burgundischen Generalstatthalters und Regenten Adolf von K.-R. († ). Mit Maria von Burgund († ) zusammen am burgundischen Hof erzogen, übernahm Ph. schon als junger Mann politische und militärische Aufgaben. So war er zeitweise Statthalter im Hennegau und kämpfte in der Schlacht von Guinegate (heute Enguinegatte). Nach Marias Tod wurde Ph. Mitglied des Regentschaftsrats von Philipp dem Schönen († ) und Admiral der Niederlande. Während des Kon ikts zwischen → Maximilian I. († ) und den andrischen Städten unterstützte Ph. zunächst den König. wechselte Ph. auf die Seite der Städte und bekämpfte seinen früheren Herrn, unterlag ihm aber nach einer Reihe militärischer Misserfolge. Wegen seines aufrührerischen Verhaltens stand Ph. – in der Reichsacht. In den folgenden Jahren diente Ph. unter Philipp dem Schönen und König Ludwig XII. († ). So wurde er Gouverneur und Admiral von Genua, kämpfte / gegen die Osmanen und organisierte die Belagerung von Mytilini. Nachdem er sich zunächst aus der Politik zurückgezogen hatte, wurde Ph. Berater Karls V. († ). Er unterhielt enge Verbindungen zu Ludwig von Brügge († ), dessen bibliophile Leidenschaft er teilte. So besaß Ph. eine Bibliothek mit zuletzt mehr als Bänden, die meist in französischer, italienischer oder lat. Sprache abgefasst waren. Als Mäzen gab Ph. vor ein Stundenbuch in Auftrag (Brüssel, Kgl. Bibl., Ms. IV ), dann eine Bearbeitung des Roman de la rose durch Jean Molinet († ) und eine französische Übersetzung des Liber oridus. Ph. war zudem Widmungsempfänger des Registrum sophologicum () von Arnold Heymerick. Auch ein eigenes Werk Ph.s ist überliefert: Das ursprünglich in französischer Sprache abgefasste Kriegsbuch Instructions sur toutes manières de guerroyer tant par mer que par terre wurde fertiggestellt. Zunächst an Karl V. übergeben, verbreitete sich die Schrift später in weiteren Handschriften und
Philipp von Kleve-Ravenstein ab auch in Drucken. Die Instructions beginnen mit einem Vorwort, in dem Ph. militärischpolitische Grundsatzfragen darlegt. So geht er etwa auf mögliche Gefahren für Karls Herrschaft ein und weist den König auf die ständigen Veränderungen hin, denen das Kriegswesen unterworfen sei und auf die Karl als Monarch reagieren müsse. Der weitere Text besteht aus vier Teilen stark unterschiedlicher Länge über verschiedene Aspekte der Kriegsführung. Die beiden ersten und umfangreichsten Teile behandeln den Krieg zu Land und zur See, während die zwei letzten Abschnitte sich mit militärischer Logistik und den Kosten von Artillerie-Einsätzen beschäftigen. Eine dt. Übersetzung der Instructions ist als Kurtzer bericht der fürnembsten Mittel, weg und Ordnung von Krieg zu Land und zu wasser und ähnlichen Titeln erhalten. Autor und Datum des Textes sind unbekannt, doch wird seine Entstehung bald nach der Abfassung von Ph.s Original vermutet. Die um die Mitte des . Jh. einsetzende Überlieferung umfasst Handschriften und reicht bis ins . Jh. Damit erlangte der Kurtze bericht eine größere handschriftliche Verbreitung als die französischen Instructions. Große Wirkung entfaltete Ph.s Werk in der Frühen Neuzeit, als wichtige Fachautoren wie Reinhard zu Solms († ) und Leonhard Fronsperger († ) das Kriegsbuch rezipierten. erschien in Antwerpen unter dem Titel Den crijchhandel van den deurluchtigen heere [...] schließlich auch eine ndl. Fassung, als deren Vorlage ein hochdt. Text vermutet wird. Heute gelten die Instructions als wichtige, sehr praxisorientierte Gesamtdarstellung zentraler Aspekte der spätma. Kriegsführung. Obwohl Ph. nach eigenen Angaben ältere Fachliteratur kannte, werden die Instructions als eigenständige Schrift geschätzt, die auf den militärischen Erfahrungen ihres Verfassers fußt. Ü: Mindestens neun Hss. des französischen Kriegsbuchtextes sind erhalten. – Dt. Fassungen nden sich in Hss. des . und . Jh. mit Schwerpunkt in der zweiten Hälfte des . Jh. – Vgl. u. a. Renner , Schmidtchen und Leng (alle s. Lit.). D: Mehrere frühneuzeitliche Drucke des Kriegsbuchs in französischer (erstmals Paris ) und ndl. (Antwerpen ) Sprache. A: . Französischer Text: Philippe de Clèves Seigneur de Ravestein. L’instruction de toutes manières de guerroyer (...) sur mer. Édition
Mönch critique du manuscrit français de la Bibliothèque Nationale de France. Hg. v. Jacques Paviot. Paris . . Dt. Fassung: Renner (s. Lit.). L: Karl Leopold Strauven: Cleve, Ph. Eberhard von In: ADB () S. –. – Volker Schmidtchen, VL () Sp. –; () Sp. f. – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss. Bd. . München (Nachdr. New York ) S. –, –. – Arie de Fouw: Philips van Kleef. Een bijdrage tot de kennis van zijn leven en karakter. Groningen . – Johanna K. Oudendijk: Een bourgondisch ridder over den oorlog ter zee. Philips van Kleef als leermeester van Karel V. Amsterdam . – Peter Renner: Das Kriegsbuch Herzog Ph.s v. Cleve. Unters. mit besonderer Berücksichtigung und krit. Ausg. des Buchs von Krieg zu Wasser nach den Hss. Diss. Heidelberg . – Philippe Contamine: L’art de la guerre selon Philippe de Clèves, seigneur de Ravenstein (–). Innovation ou tradition? In: Bijdragen en Medelingen betreffend de Geschiedenis der Nederlanden () S. –. – V. Schmidtchen: Das Kriegsbuch des Herzogs Ph. v. Cleve. Eine Lehrschr. zur Theorie und Praxis des Kriegswesens im Übergang vom MA zur Neuzeit unter Ein uß des Krieges um Festungen und seiner Methoden. In: Festung, Garnison, Bevölkerung. Hist. Aspekte der Festungsforschung. Hg. v. dems. Wesel , S. –. – V. Schmidtchen: Kriegswesen im späten MA. Technik, Taktik, Theorie. Weinheim , S. –. – Paviot (s. Ausg.). – Rainer Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Bd. . Wiesbaden , S. u. ö. – Bernhard Sterchi: Über den Umgang mit Lob und Tadel. Normative Adelslit. und politische Kommunikation im burgundischen Hofadel, –. Turnhout , S. f., f. u. ö. – Entre la Ville, la Noblesse et l’État. Philippe de Clèves (–). Homme Politique et Bibliophile. Hg. v. Jelle Haemers u. a. Turnhout . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Hanno Wijsman: Luxury Bound. Illustrated Manuscript Production and Noble and Princely Book Ownership in the Burgundian Netherlands (–). Turnhout , S. –. – Torsten Hiltmann: Spätma. Heroldskompendien. Referen
. Hälfte . Jh. zen adeliger Wissenskultur in Zeiten gesellschaftlichen Wandels (Frankreich und Burgund, . Jh.). München , S. –. MM Mönch, Philipp, * um (?), † nach (?). – Büchsenmeister. M.s Name erscheint auf dem Titelblatt der Bilderhandschrift H von . Darin ist unikal ein kriegstechnisches Büch der stryt vnd buochßen überliefert. M. wird in H als «der pfalcz buchsenmeister» identi ziert. Er war also möglicherweise für die Kurfürsten Friedrich I. den Siegreichen († ) oder Philipp den Aufrichtigen († ) tätig, vielleicht als Kollege von Martin Merz. H enthält auch zwei anonyme autobiographische Notizen, die meist auf M. bezogen werden. Ihnen zufolge verlor er seinen Vater und heiratete im Alter von Jahren. H bietet meist farbige Federzeichnungen, deren Reihenfolge aber aufgrund einer Neubindung der Handschrift nicht mehr original sein muss. Der Kodex ist weitgehend ohne Text abgefasst. Das Spektrum der Zeichnungen reicht von kleineren Maschinenteilen über Gesamtdarstellungen von Geräten bis zu größeren Heerszenen. Gezeigt werden u. a. Büchsen, Geschütze und Lafetten, Geschosse, Brücken, Hebetechnik, ein Rammbock und ein Schwimmgürtel, aber auch Schlachtund Zugordnungen sowie eine Belagerungsszene, als deren Schauplatz die Schauenburg bei Dossenheim (Rhein-Neckar-Kreis) vermutet wird. Vor allem die Schlacht- und Belagerungsszenen gelten als aufschlussreiche Quellen zur Militärgeschichte des späten . Jh. H weist inhaltliche Übereinstimmungen zu Handschriften von Hans → Formschneider (München, BSB, cgm ) und Martin Merz (ebd., cgm ) auf. Daneben bestehen Parallelen zum → Wolfegger Hausbuch, einer Kriegsordnung des → Philipp von Seldeneck und zu dem Inventar des Landshuter Zeughauses von Ulrich → Beßnitzer. M.s Werk wiederum wirkte auf → Ludwig von Eyb d. J. sowie das → Ingenieur-, Kunst- und Wunderbuch. Ü: H: Heidelberg, UB, cpg , + Bll. (Pap., Heidelberg , westmitteldt. mit obd. Elementen). – Vgl. Leng II (s. Lit.). – Karin Zimmermann u. a.: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. f. – Kat. der deutschsprachigen
. Hälfte . Jh.
Register der Hälte und Furten um Nürnberg
illustrierten Hss. des MA /. Hg. v. Ulrike Bodemann u. a. München , S. –, – (Nr. ..). – www.handschriftencensus.de/. A: Leng/Hentschel (s. Lit.; Faks.Teilausg.). – Online-Faks. der Hs.: http://digi.ub. uni-heidelberg.de/cpg. L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. –. – Rudolf Schneider: Die Artillerie des MA, nach den Angaben der Zeitgenossen dargestellt. Berlin , S. –. – Bernhard Rathgen: Das Geschütz im MA. Berlin (Nachdr. Düsseldorf ) S. , . – Franz M. Feldhaus: Die Technik der Antike und des MA. Potsdam , S. –. – V. Schmidtchen: Bombarden, Befestigungen, Büchsenmeister. Von den ersten Mauerbrechern des SpätMA zur Belagerungsartillerie der Renaissance. Eine Studie zur Entwicklung der Militärtechnik. Düsseldorf , S. , , , , , , , . – Thomas Steinmetz: Eine Burgansicht aus dem Kriegsbuch des P. M. v. . Die Schauenburg bei Dossenheim? In: Der Odenwald () S. –. – Elmar Mittler/Wilfried Werner: Mit der Zeit. Die Kurfürsten von der Pfalz und die Heidelberger Hss. der Bibliotheca Palatina. Wiesbaden , S. f. (Nr. ). – JanDirk Müller: Wissen für den Hof. Der spätma. Verschriftlichungsprozess am Beispiel Heidelbergs im . Jh. (MMS ). München , S. f. – Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Bd. . Wiesbaden , S. –; Bd. , ebd. , S. f., –, f., f. u. ö. – Bodemann u. a. (s. Überl.; mit weiterer Lit.). – Ms., Modell, Multimedia. Begleitbuch zur Ausstellung in der UB Stuttgart, .–. März . Hg. v. R. Leng/ Klaus Hentschel. Stuttgart (Ausstellung über M.; dazu die Online-Dokumentation: www.unistuttgart.de/hi/gnt/ausstellungen/modelle/). MM
R. nur Angaben aus der Region Nürnberg, nicht zu Bamberg. Daher nimmt die Forschung auch den Nürnberger Stadtrat als Auftraggeber des Werks an. Inhaltlich bietet das R. militärisch relevante Angaben über Orte, die für Hinterhalte geeignet sind oder Flussüberquerungen ermöglichen (Brücken, seichte Stellen u. ä.). Die Gliederung erfolgte nach Hauptmannschaften. Für den zeitweise mit Nürnberg verfehdeten Götz besaß das R. wahrscheinlich primär militärisches Interesse. Aus heutiger Sicht gilt der Text als verkehrsgeographisch interessante Quelle. Ü: R: Jagsthausen, Freiherrlich von Berlichingensches Arch., ohne Signatur, zusätzlich eingebundene Bll. (Pap., hier um Mitte . Jh., sog. Rossacher Hs.). – Vgl. u. a. Schmitt und Berlichingen (beide s. Lit.). A: Hofmann (s. Lit.). L: Hanns H. Hofmann: Des Götz von Berlichingen R. d. H. u. F. u. N. (‹Register der hellt vnnd furt vmb Bambergk und Nürnberg der Landtsardt wie hernach geschriben ist›). Ein Beitr. zur spätma. Verkehrsgeographie des Nürnberger Umlandes. Kallmünz . – Wolfram Schmitt u. a.: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. . – Helgard Ulmschneider: Götz von Berlichingen. Ein adeliges Leben der dt. Renaissance. Sigmaringen , S. , f. – Götz von Berlichingen: Mein Fehd und Handlungen. Hg. v. H. Ulmschneider. Sigmaringen , S. f. u. ö. MM
Register der Hälte und Furten um Nürnberg. – Wehrtopographie, spätes . Jh. Das Register der hellt vnnd furt vmb Bambergk und Nürnberg [...] ist unikal in der sog. Rossacher Handschrift R überliefert. Diese gilt als ältestes und textlich bestes Exemplar der Autobiographie des Götz von Berlichingen. Das R. d. H. u. F. u. N. ist dem Kodex beigebunden und stammt von einem anderen Schreiber als der Rest von R. Seine Entstehung wird im späten . Jh. vermutet. Anders als die in R verwendete Überschrift suggeriert, enthält das
Zürcher Geschützbuch. – Illustriertes Artillerieverzeichnis, entstanden zwischen und . Das Z. G. verzeichnet Geschütze, die von der eidgenössischen Seite im Schwabenkrieg erbeutet wurden. Jedem Geschütz ist jeweils eine ganze Seite gewidmet. Dargestellt wird im oberen Teil der Seite zunächst das Wappen des Vorbesitzers; darunter folgen eine farbige Federzeichnung des erbeuteten Geschützes und eine dt. Beischrift. Häu g ndet sich neben dem Wappen auch eine Darstellung des jeweiligen Geschützkalibers. Dieses erscheint als kreisförmige Zeichnung mit der Inschrift «Kugel». Der Kreis gibt also den Umfang des verwendeten Geschosses an. Die nur wenige Zeilen langen Beischriften enthalten knappe Angaben über Maße und Gewicht der Geschütze, ihre alten und teilweise auch neuen Besitzer sowie über Datum und Ort ihrer Erbeutung. Die Darstellungen
Rüst- und Feuerwerksbuch der Geschütze sind sorgfältig ausgeführt. Sie bieten zwar weniger Details als technische Zeichnungen, zeigen aber durchaus individuelle Merkmale der einzelnen Stücke. Die Entstehungsumstände des Z. G.s sind unbekannt. Die Forschung hat als Vorlage ein offizielles Verzeichnis vermutet, das im Auftrag der Stadt Zürich entstanden sein könnte. Die älteste bekannte Fassung des Z. G.s ist in Handschrift Z überliefert. Dort ist das Werk Teil einer anonymen Bearbeitung der schweizerischen Chronik des Gerold → Edlibach. Kodex Z bietet eine davon unabhängige Fassung mit nur Zeichnungen. Von militärhistorischem Interesse ist das Z. G. als umfangreicher Überblick über die zeitgenössische Artillerie des Schwäbischen Bundes. Ü: Z: Zürich, ZB, Ms. A , v–r (um ). – Z: Ebd., Ms. A , Bll. (erstes Viertel . Jh./um –). – Vgl. Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. /. Hg. v. Ulrike Bodemann u. a. München , S. –. (Nr. .. f.). – www.handschriftencensus.de/werke/. A: Online-Faks. von Hs. Z: www.emanuscripta.ch/doi/./e-manuscripta. L: Rainer Leng, VL () Sp. –. – Josef Zemp: Die schweizerischen Bilderchron. und ihre Architekturdarst. Zürich , S. , –. – Eduard A. Gessler: Das schweizerische Geschützwesen zur Zeit des Schwabenkriegs . In: Neujahrsbl. der FeuerwerkerGes. Zürich () S. –. – R. Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Bd. . Wiesbaden , S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . MM Rüst- und Feuerwerksbuch. – Kriegstechnisches Kompendium, um . Dieses umfangreiche und reich illustrierte Kompendium kriegstechnischer Schriften, in der älteren Literatur gelegentlich auch als «Büchsenmeisterbuch der Stadt Frankfurt» bezeichnet, ist um entstanden; es wurde / durch den Frankfurter Rat von einem Fechtmeister Hartmann (?) für die Ratsbibliothek angekauft. Der unbekannte Kompilator hat darin das gesamte für die Entstehungszeit relevante kriegstechnische Wissen ge
um sammelt und für ein interessiertes Publikum aufbereitet, indem er aus allen ihm zugänglichen Werken ausgewählte Texte und Illustrationen übernahm, insbesondere aus dem → Feuerwerkbuch von , dem Bildkatalog des Johannes → Formschneider, dem Bellifortis des Konrad → Kyeser und die Illustrationen aus Valturio/→ Hohenwang. Als Kriterium der Auswahl diente offensichtlich die aktuelle Nutzbarkeit, da er auf über üssige, veraltete oder unrealistische Darstellungen der älteren Handschriften verzichtete. Demnach war das Kompendium vor allem am zeitgemäßen Gebrauchswert orientiert. Die Handschrift ist in neun Teile gegliedert. Die ersten fünf Teile (fol. v–r) entsprechen dem Feuerwerkbuch von , das hier jedoch bearbeitet und durch Texte (u. a. aus → Cato deutsch) und Illustrationen ergänzt wurde. Der sechste Teil ist das Büchsenbuch (buxsen buch, fol. r–v) mit zahlreichen Abbildungen verschiedener zeitgenössischer Büchsentypen und beigefügter Schießlehre. Es folgt als siebenter Teil das Rüstbuch (rüst buch, fol. r–r), ein wenig beschrifteter Bildkatalog kriegstechnisch nutzbarer Technik, wie Tauchgeräte, Brücken, Streitkarren, Belagerungstürme, Hebezeug und Steigzeug nach Vorlagen des Bellifortis und Valturio/Hohenwang. Der achte Teil (heymlycheidt der Instrumenten, fol. r–v) bringt zahlreiche Abbildungen von kleineren Gerätschaften wie Brecheisen und Werkzeugen sowie verschiedene Rezepte zur Metallbearbeitung. Im neunten Teil, dem Feuerwerkbuch (fuerwerck buch, fol. r–r), wird zunächst Pyrotechnik wie Pulverrezepte, Feuerkugeln und -pfeile präsentiert, woran sich eine geometrische Schießlehre anschließt. Der unbekannte Kompilator dieses fachgerecht zusammengestellten enzyklopädischen Werks war mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Büchsenmeister, der aufgrund seiner Kenntnisse und seiner Verbindungen Zugang zu den wichtigsten kriegstechnischen Handschriften des . Jh. besaß. Möglicherweise ist der Autor selbst auf mehreren Illustrationen dargestellt, wo ein immer gleich auffällig in einen schwarz-gelb gestreiften Mantel gekleideter Büchsenmeister mehrfach auftaucht (z. B. fol. v, v). Ü: Frankfurt/M., SUB, Ms. germ. qu. (Ausst. ), + Bll. (Pap., um , rheinfränkisch). L: Volker Schmidtchen, VL () Sp. –. – Max Jähns: Gesch. der Kriegswiss.
um vornehmlich in Deutschland. Abt. . München/ Leipzig (Nachdr. New York ; Hildesheim ) S. f. – Rosy Schilling: Die illuminierten Hss. und Einzelminiaturen des MA und der Renaissance in Frankfurter Besitz. Frankfurt/M. , S. f. – Franz Maria Feldhaus: Die Technik der Antike und des MA. Potsdam , S. . – Das Feuerwerkbuch von . Hg. v. Wilhelm Hassenstein. München , S. . – Birgitt Weimann: Die ma. Hss. der Gruppe Manuscripta Germanica (Kataloge der Stadt- und Universitätsbibl. Frankfurt/M. ,). Frankfurt/M. , S. –. – Rainer Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . u. . Jh. (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , Bd. , S. –; Bd. , S. –. – Ders. (Bearb.): Stoffgruppe . Feuerwerks- und Kriegsbücher (Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA, Bd. /, Lfg. /). München , S. f. (http://www.manuscripta-mediaevalia.de). UT Bartholomäus von Montfort. – Mediziner, Verfasser einer chirurgischen Abhandlung, um . Eine dt. Schrift B.’ ist in der Erlanger Handschrift der Sammlung von → Hesse, dem Juden von Salms überliefert, unmittelbar hinter dem Decretarium des Johannes Jacobi. B. nennt sich im Text namentlich als Wundarzt. Sein biographischer Hintergrund ist unbekannt. Die Forschung hat ein Medizinstudium B.s in Paris ebenso erwogen wie eine mögliche Tätigkeit unter dem verstorbenen Grafen Simon de Montfort. Eine Identität B.’ mit → Bartholomäus von Montagna, Bartholomäus Squarcialupis oder Bartholomäus von Münsterberg wird mittlerweile ausgeschlossen. Die Forschung hat in B.’ Schrift eine Tendenz zur Distanzierung von einfachen Barbieren festgestellt. Er besaß also möglicherweise ein ausgeprägtes Standesbewusstsein. B.’ Anweisungen zur Chirurgie beruhten vielleicht auf einer französischen Vorlage, da das Werk viele Romanismen aufweist. Ü: Erlangen, UB, Ms. B (früher Kat. Irm. ), ra–ra (Pap., um ). – Vgl. Otto Pültz: Die dt. Hss. der UB Erlangen (Kat. der Hss. der UB Erlangen, Neubearb. ). Wiesbaden , S. f. L: Gundolf Keil, VL () Sp. ; () Sp. . – Ders.: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fach
Bartholomäus von Montfort prosa mit krit. Ausg. des Textes. Ulm , S. . – Wolfgang Wegner: B. v. M. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/ New York , S. . – Bernhard D. Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . MM Andreas von Lappitz, der Krabath (auch: A. Kuzál, Andre Krabat v. L.), * um , † . – Verfasser einer Autobiographie. A. stammte aus einer kroatischen Adelsfamilie. Sein verstorbener Vater Petrus Kuzál de Lyka war Hauptmann unter Matthias Corvinus. A. sollte nach dem Willen seines Vaters die dt. Sprache erlernen und wurde daher als Zehnjähriger zu Erasmus von Wildhaus geschickt. Im Dienst dieses steirischen Adligen nahm A. am Romzug von Kaiser Friedrich III. teil. Danach diente A. unter Ulrich von Cilli, / unter Ladislaus Postumus und – unter dem Salzburger Erzbischof Johann III. Dieser beschäftigte A. als Hauptmann und P eger von Schloss und Stadt Steyr. Um erwarb A. die Burg Lappitz, deren Namen er nun als Bezeichnung seines Geschlechts benutzte. – war A. kaiserlicher Hauptmann zu Ybbs. kaufte er weitere Herrschaften in Rappoltenkirchen und Zeillern. Das Lappitzische Stammes- und Geschlechterbuch enthält eine dt. Autobiographie A.s. Er schrieb sie nach eigenen Angaben für seine Kinder, vor allem für seine Söhne. Er wollte ihnen außergewöhnliche Ereignisse berichten, die sich während seiner Lebenszeit abspielten. Dem als stark mündlich gefärbt geltenden Erzählduktus entsprechend, wendet sich A. im Text mehrmals direkt an sie. Die Autobiographie beginnt mit der Übersendung A.s zu Erasmus und behandelt ausführlich Friedrichs Romzug. A. geht auf verschiedene militärische Kon ikte und Kriegszüge ein, darunter den ungarischen Überfall auf Wiener Neustadt von und die Befreiung Belgrads von . A.s Aufzeichnungen enden mit dem Tod von Ladislaus Postumus . Trotz stilistischer Schwächen gilt A.s Werk vor allem wegen des Reiseberichts zur Romfahrt als kulturhistorisch interessant. Der Text schildert detailreich Sitten, Feste und Zeremonien aus A.s Zeit. Der Gebrauch der dt. Sprache im Zusammenhang mit der Annahme des Namens v. L. signalisiert A.s Abkehr von seiner kroatischen Herkunft. Vielmehr
Brunschwig inszeniert er sich als dem Reich zugehöriger Begründer eines neuen Geschlechts. Ü: Die lange verschollene Hs. A.s be ndet sich nach Johanek (s. Lit.) im Oberösterr. Landesarch. Linz. – Abschrift des Job Hartmann von Enenkel von ca. : St. Pölten, Niederösterr. Landesarch., Hs.slg. Ständisches Arch., Hs. /, S. –. – Vgl. Salzer (s. Lit.) S. , Anm. . A: Johann Wilhelm von Wurmbrand: Collectanea genealogico-historica ex archivo inclytorum Austriae inferioris statuum [...]. Wien , S. –. – Aquilin J. Caesar: Annales Ducatus Styriae [...]. Bd. . Wien , S. – (nach Wurmbrand). – [Joseph von Hormayer]: Des Andreas Lapiz Zug nach Rom und andere denkwürdige Geschichten. In: Arch. für Gesch., Statistik, Lit. und Kunst () S. – (Rückübersetzung einer lat. Übertragung des . Jh.). L: Ältere und weitere Lit. u. a. bei Tersch . – Peter Johanek, VL () Sp. f.; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. . – Franz Raubal: ‹Denkwürdigkeiten› des Leibener Ritters A. v. L. In: Das Waldviertel () S. –. – Alphons Lhotsky: Quellenkunde zur ma. Gesch. Österreichs. Graz/ Köln , S. . – Repertorium fontium historiae medii aevi. Bd. . Hg. Istituto Storico Italiano per il Medio Evo. Rom , S. . – P. Johanek: Fest und Integration. In: Feste und Feiern im MA. Paderborner Symposion des Mediävistenverbandes. Hg. v. Detlef Altenburg u. a. Sigmaringen , S. –, hier S. f. – Europäische Reiseber. des späten MA. Eine analytische Bibliogr. Bd. : Dt. Reiseber. Bearb. v. Christian Halm. Hg. v. Werner Paravicini. Frankfurt/M. u. a. . S. f. (Nr. ). – Harald Tersch: A. v. L. (um –), Fragm. einer Autobiogr. In: Ders.: Österr. Selbstzeugnisse des SpätMA und der Frühen Neuzeit (–). Eine Darstellung in Einzelbeitr. Wien u. a. , S. –. – Achim Thomas Hack: Das Empfangszeremoniell bei ma. Papst-Kaiser-Treffen. Köln u. a. , S. –, f. u. ö. – Barbara Schmid: Schreiben für Status und Herrschaft. Dt. Autobiographik in SpätMA und früher Neuzeit. [Zürich] , S. f. – Ronald Salzer: Die spätma. Burg Grafendorf in Stockerau, Niederösterreich. Eine ungewöhnliche Burg mit außergewöhnlichen Funden. In: Burgen und Schlösser () S. –. MM
um Beez, Andreas. – Pfarrer, Autor eines Pesttrankrezepts, um . B. wird in einer Pariser Handschrift von ca. erwähnt. Dort wird ihm ein dt. Rezept für einen Pesttrank zugeschrieben. Nach Angaben der Handschrift war der als Meister bezeichnete B. Pfarrer in Füssen. Ü: Paris, Bibl. Nationale, Ms. allem. , (Pap., um ). – Vgl. Pörnbacher (s. Lit.) und http://www.handschriftencensus.de/. L: Rainer Rudolf, VL () Sp. . – Hans Pörnbacher: Lit. in Bayerisch Schwaben. Von der ahd. Zeit bis zur Gegenwart. Weißenhorn , S. (Nr. a). – Wolfgang Wegner: B., A. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard D. Haage und Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . MM Brunschwig, Hieronymus (auch: Brunschwygk, Brunschwick, Bruynswyke, Braunswick, Braunschwig, Braunschweigk u. ä.; J[h]eronimus), * um Straßburg, † / Straßburg. – Straßburger Stadtwundarzt und Fachschriftsteller. B. entstammte der Straßburger Bürgerfamilie Saulern. Nach seiner chirurgischen Ausbildung durchwanderte er als Wundarztgeselle den süddt. Raum. Sein Buch der Cirurgia liefert Hinweise auf ein etwaiges Auslandsstudium und die Teilnahme an den Burgunderkriegen, ohne dass sich diese haben veri zieren lassen. In Passagen des Buchs mit autobiographischem Anteil benennt B. mit ihm persönlich bekannte Wundarztkollegen, darunter → Johann(es) von Toggenburg. Zurück in Straßburg, wirkte B. bis zu seinem Tod als Stadtwundarzt und reger Fachpublizist. Er stand in Beziehungen zur Straßburger Kartause und war mit Johann → Geiler von Kaysersberg bekannt. B.s überkommenes Œuvre zeichnet sich durch den Einbeschluss medizinischer Laien in den Adressatenkreis aus. Der Straßburger Wundarzt hat überwiegend kompilatorisch gearbeitet und dürfte dabei auschließlich auf dt. Vorlagen zurückgegriffen haben. Selbstständigen Charakter zeigen die Verfahren bei Schusswunden und seine Amputationstechnik. B. zählt zu den wenigen zeitgenössischen Medizinern, die von Paracelsus namentlich erwähnt werden. B.s Werk hat eine beträchtliche Wirkmacht entfaltet, die sich in zahlreichen
um Ausgaben und auch in Übersetzungen ins Niederländische, Englische und Tschechische niederschlägt. Auszugsweise gelangten B.s Schriften noch im . Jh. in den Druck. Das Große Destillierbuch ist von Philipp Ulstad ins Lateinische teilübersetzt und in den Coelum philosophorum (Erstdruck VD U ) integriert worden. Die Popularität seines Werks dürfte auch B.s solzialethischem Ansatz zu verdanken sein: Seine Publikationen sind überwiegend auch als Selbsthilfeliteratur für den «gemeinen Mann» und «nithabende» Menschen rezipierbar. Diese breitenwirksame Ausrichtung der Fachbeiträge B.s mag andererseits dafür verantwortlich zeichnen, dass er den nachfolgenden wissenschaftlich-literarischen Diskurs nur in geringem Maße beein usst hat und in späteren chirurgischen Schriften selten zitiert wird. Am ehesten wurden in der Fachwelt noch die beiden destillationstechnischen Bücher rezipiert (so etwa in der Groß Gart-Ausgabe Eucharius Rößlin d. J. von [VD W ]; s. Johann → Wonnecke, → Hortus sanitatis). Zunächst erschien das Buch der Cirurgia. Handtwirckung der wund artzny, das zu den ältesten gedruckten dt. Wundarzneien zählt. Der Text richtet sich primär an Lehrlinge und Gesellen der Chirurgenzunft (ohne Wundarztmeister als Adressaten auszuschließen) und an chirurgisch interessierte oder tätige Laien. Auf Ausführungen zur chirurgischen Standes- und P ichtenlehre sowie zu den Hauptaufgaben des handwerklichen Wundarztes folgt eine chirurgische Heilmittellehre. B.s Wundarznei ist der Magna Chirurgia des → Guy de Chauliac verp ichtet. Zitate älterer Autoren (wie → Thiederik von Cervia, → Lanfrank von Mailand oder → Heinrich von Mondeville) sind über Guy vermittelt worden. Daneben nden sich Partien aus einer dt. Übersetzung der Chirurgia → Wilhelms von Saliceto und Entlehnungen aus dem Arzneibuch → Ortolfs von Baierland. brachte B. den Liber pestilentialis de venenis epidemie zum Druck. Der Traktat orientiert sich an Heinrich → Steinhöwels Büchlein der Ordnung der Pestilenz ( verfasst, erstmals gedruckt) und bietet einige wenige Ergänzungen, die auf B.s eigener Beobachtung beruhen und auch die Syphilis tangieren. Im selben Jahr erschien das sog. Kleine Destillierbuch (Liber de arte distillandi de simplicibus), das früheste gedruckte Werk zur Destillationstechnik
Brunschwig überhaupt. Es beschreibt Geräte sowie Destillationsmethoden und widmet sich ausführlich dem Indikationsspektrum der einzelnen Destillate. Inseriert hat B. den Traktat von Tugenden der ausgebrannten Wässer Michael → Puffs von Schrick. Daneben hat B. auch persönlich übermittelte Rezepte von Zeitgenossen aufgenommen (Hans → Pfarrer). Die Wässer haben überwiegend eine p anzliche Grundlage. Der zweite Teil des Kleinen Destillierbuchs bietet Abbildungen der verwendeten Arzneip anzen. und ist der Liber umgearbeitet und ergänzt um Komposita in Straßburg neu herausgegeben worden, ehe B. mit dem Liber de arte distillandi de compositis (sog. Großes Destillierbuch) eine grundlegend umgearbeitete und stark erweiterte Neuredaktion präsentierte. Als Buch V enthält das Große Destillierbuch ein Arzneibuch für Laien, den Thesaurus pauperum (auch Micarium medicine), in dem sich B.s Berücksichtigung unterprivilegierter Patientengruppen am deutlichsten manifestiert. In Derivatformen wie der Apoteck für den gemainen man (), Haußapoteck () oder Haußarmen Schatz () kommt dem Thesaurus pauperum eine vom Destillierbuch losgelöste und nachhaltige Wirkungsgeschichte zu. Ü: Buch der Cirurgia: Erstdruck: Straßburg: Johann Grüninger, (GW ). – Augsburg: Johann Schönsperger, (GW ); erweitert um vier Kapitel und einen anatomischen Abriss. – Frühdrucke: Straßburg: J. Grüninger, ; Augsburg: Alexander Weissenhorn, und (VD B –). – Nd. Fassung: «Dat boek der Wundenartzstedye. yn latin geheten Cirurgia». Rostock: Ludwig Dietz (VD B ). – Ndl. Übersetzung: «Dits dat hantwerck der cirurgien». Utrecht: Jan Berntsz, . – Englische Übersetzung: «The noble experyence of the vertuous handy warke of surgeri, practysyd [and] compyled by the moost experte mayster Iherome of Bruynswyke, borne in Straesborowe in Almayne». Southwarke: Petrus Treueris, . – Liber pestilentialis: Untertitel: «Das b˚uch der vergift der pestilˉetz». Straßburg: J. Grüninger, (GW ). – Kleines Destillierbuch: Untertitel: «Das buch der rechten kunst zu distilieren die eintzige ding». Ebd.: Ders., (GW ). Unter den Holzschnitten be nden sich auch originäre Schnitte aus dem Gart der Gesundheit (Johann → Wonnecke). – Überarbeitete Neuau .: «Medicinarius Das buch der Gesuntheit. Liber de arte distillandi Simplicia et Composita. Das nüv b˚uch
Brunschwig ds rechtˉe kunst z˚u distillierˉe». Ebd.: Ders., und / (VD B f.). – Großes Destillierbuch: Erstdruck: «Liber de arte Distillandi de Compositis. Das bˉuch der waren kunst zu distillieren». Ebd.: Ders., (VD B ). – Mindestens weitere Ausgaben von – aus Straßburg und Frankfurt/M. (VD B –, B –, B –). – Englische Übersetzung: «The vertuose boke of distyllacyon of the waters of all maner of herbes». London: Laurence Andrew, . – Tschechische Übersetzung: «Liber de Arte Distillandi. Knÿhy o prawém Umˇenÿ Dystyllowánj aneb wod pálenj». Olmütz: Jana Gunthera . – Über Drucke des Thesaurus pauperum in verschiedenen Redaktionen von – (s. VD ). Erstdruck: Apoteck für den gemainen man: Erfurt: Melchior Sachse d. Ä., (VD B ). – Haußapoteck: «THESAVRVS PAVPERVM. EJnn fürtreffliche vnd volkomne Haußapoteck». Frankfurt/M.: Christian Egenolff d. Ä., (VD B). Englische Übersetzung: «A most excellent and perfecte homish apothecarye or homely physick booke for all the grefes and diseases of the bodye. Translated [...] by John Hollybush». Köln: Arnold Birckmann d. Ä., (VD B ). – Haußarmen Schatz: Ebd.: Nikolaus Basse, (VD B ). – Alle Inkunabeln und zahlreiche Frühdrucke liegen als Digitalfaksimiles vor; s. GW (online), VD (online). – Handschriftliche Streuüberlieferung: Die Überlieferung einzelner durch B. vermittelter Verfahren und Rezepte ist nicht systematisch erfasst. Medizinische Kurztexte mit Berufung auf B. sind nachgewiesen in: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Memb. II , r (Perg., um , nordbair.). – Heidelberg, Cpg , r (Pap., vor , hochdt. mit bair. Formen). – Ebd.: Cpg , v (Pap., , hochdt. mit bair. Formen). – Ebd., Cpg , v (Pap., um , hochdt. mit bair. Formen). – Dresden, LB, Mscr. J , r (Pap., . Jh., lat./dt.) – Unsichere Zuschreibung: Heidelberg, Cpg , r, v (Pap., /nach , schwäbisch); «vom doctor vˉo brunschwig», «Ain salb [...] von Brunswig». A: Buch der Cirurgia: Sudhoff /, S.– (Teilausg.). – Das Buch der Cirurgia des H. B. Straßburg . Begleittext von Gustav Klein (Alte Meister der Medizin und Naturkunde ). München (Faks.). – The book of Cirurgia. By H. B. With a Study on H. B. and his work by Henry E. Sigerist. Mailand (Faks.). – Buch der Cirurgia. Wissenschaftliche Einf. von Christian
um Probst. Gertenbach (Faks.). – Buch der Cirurgia. Einf. zur Faks.-Ausg. von C. Probst. Grünwald b. München (Faks.). – Nd.: Chiara Benati: ‹Dat Boek der Wundenartzstedye› und der nd. chirurgische Fachwortschatz (GAG ). Göppingen , S. –. – Großes Destillierbuch: Liber de arte distillandi de compositis. Unveränderter fotomechanischer Nachdr. der Originalausg. . Leipzig . – Englische Übersetzungen: A most excellent homish apothecarye (The English Experience ). Amsterdam (Faks.). – Book of distillation. With a new introduction by Harold J. Abrahams. A facsimile of the English translation by Laurence Andrew of the author’s Kleines Distillierbuch, books –. New York . – The noble experyence of the vertuous handywarke of surgi (The English Experience ). Amsterdam/New York (Faks.). – The vertuose boke of distyllacyon of the waters of all maner of herbes (The English Experience ). Amsterdam/New York (Faks.). B: Josef Benzing: Bibliogr. der Schr. H. B.s In: Philobiblon () S. –. – GW. – VD . L: August Hirsch, ADB () S. – Gerhard Eis, NDB () S. . – Jan Frederiksen, VL () Sp. –. – Gundolf Keil/Peter Dilg, LexMA () Sp. f. – Joachim Telle, Killy () S. f. – Karl Sudhoff: B.s Anatomie. In: Sudhoffs Arch. (/) S. –, –. – Ders.: H. B.s Schr. für Wundärzte. In: Dt. medizinische Inkunabeln. Bibliographisch-literarische Unters. (Stud. zur Gesch. der Medizin /). Leipzig , S. –. – Klein (s. Ausg.). – K. Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. , , Tf. . – Sigerist (s. Ausg.). – Fritz Hommel: Zum Leben des H. B. In: Arch. für Gesch. der Mathematik und Naturwiss. () S. –. – Karl Wilhelm Grabert: Die Nomina anatomica bei den dt. Wundärzten H. B. und Hans Gersdorff, ihre Beziehungen zu Guy de Chauliac und ihr Verhältnis zu den Jenenser Nomina anatomica des Jahres . Ein Beitr. zur Gesch. der anatomischen Nomenklatur. Mit einer Skizze über das Leben, das Werk und die Stellung der drei Autoren in der dt. Anatomie und Chirurgie des MA. Diss. Leipzig . – Robert James Forbes: A short history of the art of distillation. From the beginning up
um to the death of Cellier Blumenthal. Leiden (Nachdr. ) S. –. – Johannes Steudel: B.s Anatomie. In: Grenzgebiete der Medizin () S. f. – Probst und (s. Ausg.). – Rudolf Schmitz: B., H. In: Dictionary of Scienti c Biography () S. f. – G. Keil/Rolf Müller: Dt. Lanfrank-Übersetzungen des . und . Jh. In: Medizingesch. in unserer Zeit. FS Edith HeischkelArtelt/Walther Artelt. Hg. v. Hans-Heinz Eulner u. a. Stuttgart , S. –. – J. Telle: Petrus Hispanus in der altdt. Medizinlit. Unters. und Texte unter besonderer Berücksichtigung des ‹Thesaurus pauperum›. Diss. Heidelberg , S. –, – u. ö. – Judith Anne McAlister Hermann: A diachronic descriptive Analysis of an Early New High German printed prose text: H. B.’s ‹Das b˚uch z˚u distillieren›. nd ed. Diss. Indiana Univ. . – Birgit Zimmermann: Das Hausarzneibuch. Ein Beitr. zur Unters. laienmedizinischer Fachlit. des . Jh. unter besonderer Berücksichtigung ihres humanmedizinischen-pharmazeutischen Inhalts. Diss. Marburg , S. – u. ö. – Reginald Bess: The distillation terms in H. B.’s ‹Liber de arte distillandi: de simplicibus – Das Buch der rechten Kunst zu distillieren die eintzigen Ding›. Diss. Ohio State University . – Jakob Büchi: Die Entwicklung der Rezept- und Arzneibuchlit. Bd. : Die Autoren, ihre Werke und die Fortschritte im . Jh. (Veröff. der Schweizerischen Ges. für Gesch. der Pharmazie ). Zürich , S. –. – R. Bess: H. B.’s ‹De arte distillandi› and the technical language of distillation. In: Fifteenth Century Studies () S. –. – Johanna Belkin: Ein frühes Zeugnis des Urheberschutzgedankens in H. Brunschwyg, Liber de arte distillandi de Simplicibus von . In: GutenbergJb. () S. –. – J. Telle: Die ‹Chirurgia› des H. B. In: Biblioteca Palatina. Ausstellungskat. Univ. Heidelberg. Hg. v. Elmar Mittler (Heidelberger Bibliotheksschr. ). Textbd. ., verb. Au . Heidelberg , S. f. – Udo Benzenhöfer: Johannes’ de Rupescissa ‹Liber de consideratione quintae essentiae omnium rerum› dt. Stud. zur Alchemia medica des . bis . Jh. mit krit. Edition des Textes (Heidelberger Stud. zur Naturkunde der frühen Neuzeit ) Stuttgart , S. –. – Pierre Bachoffner: Jérome B., chirurgien et apothicaire strasburgeois, portraituré en . In: Revue d’Histoire de la Pharmacie () S. –. – Mechthild Habermann: Latinismen
Brunschwig in dt. Fachtexten der frühen Neuzeit. In: Eurolatein. Das griechische und lat. Erbe in den europäischen Sprachen. Hg. v. Horst Haider Munske/ Alan Kirkness (Reihe Germanistische Linguistik ). Tübingen , S. –. – M. Habermann: Dt. Fachtexte der frühen Neuzeit. Naturkundlichmedizinische Wissensvermittlung im Spannungsfeld von Latein und Volkssprache (Studia Linguistica Germanica ). Berlin/New York , bes. S. –, –. – G. Keil: B., H. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , . – J. Telle: Ein Traumgesicht von H. B. (). Zur ikonographischen Autorpräsenz im dt. Frühdruck. In: BücherGänge. Miszellen zu Buchkunst, Leselust und Bibliotheksgesch. FS Dieter Klein. Hg. v. Annette Hoffmann u. a. Heidelberg , S. – (auch in: Gesch. der Pharmazie [] S. –). – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – C. Benati: Bilingual Glosses in H. B.s ‹Buch der Cirurgia›. A Handbook as Source for Historical Surgical Terminology. In: Yesterday’s Words. Contemporary, Current and Future Lexicography. Hg. v. Marijke Mooijaart/Marijke van der Waal. Cambridge , S. –. – Heike Will: Vergleich der Indikationen des ‹Kleinen Destillierbuches› des Chirurgen H. B. (Straßburg ) mit den nach derzeitigem wissenschaftlichem Erkenntnisstand belegten Indikationen. Diss. Würzburg . – C. Benati: ‹Dat boek der Wundenartzstedye›: The Low German Translation of H. B.s ‹Buch der Cirurgia› and its Rendering of Surgical Lexicon. In: Webs of words. New Studies in Historical Lexicology. Hg. v. John P. Considine. Newcastle , S. –. – Annarita Pogliani: Le tradizioni delle ‹acque ardenti› di Michael Puff aus Schrick (GAG ). Göppingen , S. – u. ö. – Benati (s. Ausg.) S. –, –. – Dies.: The Low German Edition of H. B.’s ‹Buch der Cirurgia› and its Terminology. In: Medieval German textrelations. Translations, Editions, and Studies. Hg. v. Sibylla Anna Bierhals Jeffries (GAG ). Göppingen , S. –. – Melanie Panse: Den Leser in Text und Bild begleiten. Formen der Wissensvermittlung in medizinischen Texten des ausgehenden MA. In: Perspektiven mediävistischer Forschung () S. –. – C. Benati: Classical and Vemacular Terminology in the English Version of H. B.’s ‹Buch der Cirurgia›. In: Weiland
Hurleweg Wörter-Welten. Hg. v. Bettina Bock/Maria Kozianka (Schriftenreihe Philologia ). Hamburg , S. –. – Tillmann Taape: Distilling reliable remedies. H. B.’s ‹Liber de arte distillandi› () between alchemical learning and craft practice. In: Ambix () S. –. VZ Caspar von Eyb (alternative Lesung: Caspar von Ryb). – Verfasser eines Textes über ein innermedizinisches Verfahren, um . Bei dem mit nur einem Kurztext in der fachliterarischen Überlieferung repräsentierten C. v. E. könnte es sich um einen obd. Wund-, Laien- oder Akademikerarzt gehandelt haben. Ob C. dem fränkischen Rittergeschlecht derer von Eyb angehörte (→ Anselm, → Albrecht, → Ludwig von Eyb) ist ungeklärt, zumal die Lesung des Namens im unikalen Textzeugen unsicher ist. Wohl kaum ist er mit demjenigen «Caspar von Eyb doctor» zu identi zieren, der verstarb und in der Familiengrabstätte im Kloster Heilsbronn beigesetzt wurde. Bei diesem handelt es sich um einen promovierten Juristen und Kanoniker. Der Namenszusatz des Rezeptautors könnte auch eine bloße Herkunftsangabe sein (Eyb, heute zu Ansbach). Bei der C. v. E. zugeschriebenen Verordnung handelt es sich um eine Therapie von Eingeweidebrüchen. Ü: Heidelberg, UB, Cpg (Rezeptslg. des Regensburger Primissarius Georg Prell) v (Pap., /, lat./nordbair. [aus Regensburg]); Überschrift: «Zw dem pruch H[er] Casp[ar] von Eyb». – Digitalfaks. der Hs. unter: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg. – Vgl. zur Namenslesung: Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. . L: Gundolf Keil: Kaspar von Ryb, VL () Sp. . – Johann Ludwig Hocker: Hailsbronnischer Antiquitäten-Schatz. Enthaltend [...] Jn der vormahligen Closter-Kirche zu Hailsbronn e e be ndliche Grab-Statte Wappen und GedachtnusSchrifften [...]. Ansbach , S. . – Wilhelm Vogel: Des Ritters Ludwig von Eyb des Aelteren Aufzeichnung über das kaiserliche Landgericht des Burggrafthums Nürnberg, mit Einleitung und Erl. . Abtheilung. Erlangen , S. f. Anm. . – Gerhard Eis: Nachricht über eine medizinische Sammelhs. der Heidelberger UB. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. (wieder
um in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –, hier S. ). – Wolfgang Wegner: Kaspar von Ryb In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . VZ Hartmann, Alexander. – Verfasser eines Textes zur Beschreibung eines medizinischen Verfahrens, um . Der nach Ausweis des Textzeugen in Frankfurt wirkende H. ist archivalisch nicht nachgewiesen. In einer medizinischen Sammelhandschrift wird ihm ein Verfahren zur Behandlung von Geschwüren zugewiesen (das in ähnlicher Form bei Jost → Börpful von Konstanz vorkommt). In drei Schritten wird der Gewebedefekt zunächst gereinigt, dann wird ein «hertt p aster» mit p anzlichen Drogen, Fetten und Harzen aufgebracht, das schließlich mit einem «roll binden»-Verband xiert wird. Es könnte sich bei H.s Text um den ersten Beleg für den Fachterminus «rollbinde» handeln. Ü: Stuttgart, LB, Cod. HB XI , v–r (Pap., ./. Jh. [A. H.: . Jh.], niederalemannisch); Autorangabe: «alexander hartmann z˚u franckfurtt». A: Gerhard Eis: Nachricht über unbekannte Wundärzte aus einer Weingartner Hs. um . In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. f.). L: Volker Zimmermann, VL () Sp. . – Wolfgang Wegner: H., A. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Hurleweg, Regina. – Medizinische Fachschriftstellerin, um . Pfalzgraf → Ludwig V. hat in sein zwölfbändiges Buch der Medizin über Anweisungen aufgenommen, die sich der Vermittlung der anderweitig nicht bezeugten «hurlewegin» verdanken. Bei dieser dürfte es sich um eine oberrheinische Laienärztin gehandelt haben, die vermutlich im kurpfälzischen Herrschaftsgebiet der Pfalzgrafen bei Rhein wirkte. Die Verfahren und Rezepte haben einen chirurgischen Schwerpunkt und sind Ausweis der
um fachliterischen Kenntnisse ihrer Urheberin. Unter anderem ist der Ein uss der Cirurgia → Peters von Ulm evident. Daneben gehen auch Zaubersprüche auf H. zurück. Es ist denkbar, dass Pfalzgraf Ludwig die Texte aus einem iatromathematischen Hausbuch exzerpiert hat, das von H. angelegt worden, jedoch heute verloren ist. Ü: H. ist in allen zwölf Bänden des Buchs der Medizin mit von ihr vermittelten Kurztexten vertreten: Heidelberg, UB, Cpg – (Perg., /, südrheinfränkisch). Nachweis der einzelnen Fundstellen in: Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. – passim. Digitalisate der Hss. unter http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/ cpg–. – Vorstufen zum H.-Material im Buch der Medizin repräsentiert der Heidelberger Cpg (Pap., um , südrheinfränkisch). Auf Ir ist von Ludwig V. eigenhändig «hurlenwegin» eingetragen worden (ansonsten ist die Seite leer). Vgl. K. Zimmermann unter Mitwirkung von Sonja Glauch u. a.: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Altdt. Rezepte von spätma. Verfassern aus Hss. und Frühdrucken. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. f. – G. Keil: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes (Forschungen zur Gesch. der Stadt Ulm ). Ulm , S. . – Joachim Telle: Mitt. aus dem Zwölfbändigen Buch der Medizin zu Heidelberg. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . – Hellmut Salowsky: Das zwölfbändige ‹Buch der Medizin› zu Heidelberg. Ein Autograph Kurfürst Ludwigs V. In: Heidelberger Jbb. () S. –, hier S. Anm. . – G. Keil: Die Frau als Ärztin und Patientin in der medizinischen Fachprosa des dt. MA. In: Frau und spätma. Alltag (Sb. Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-Hist. Kl. / Veröff. des Inst. für Ma. Realienkunde Österreichs ). Wien , S. –, hier S. . – Ders.: Der Hausvater als Arzt. In: Haushalt und Familie in MA und früher Neuzeit. Hg. v. Trude Ehlert. Sigmaringen , S. –, hier S. . – Martina Backes: Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg im . Jh. Ein Beitr. zur Gönnerforschung des SpätMA (Hermaea NF ).
Kochbüchlein von guter Speise Tübingen , S. . – Bernhard Dietrich Haage: Feimurgan und Hurlewegin. Die heilkundige Frau in der dt. Lit. des MA. In: Literaturgesch. als Profession. FS Dietrich Jöns. Hg. v. Hartmut Laufhütte (Mannheimer Beitr. zur Sprach- und Literaturwiss. ). Tübingen , S. –, hier S. . – Debra L. Stoudt: Medieval German Women and the Power of Healing. In: Women Healers and Physicians. Climbing a Long Hill. Hg. v. Lilian R. Furst. Lexington , S. –, hier S. f. – Erich Meuthen: Der Frauenanteil an der literarischen Produktion im dt. . Jh. und im italienischen Quattrocento. Ein Vergleich. In: Stud. zur Gesch. des MA. FS Jürgen Petersohn. Hg. v. Matthias Thumser u. a. Stuttgart , S. –, hier S. . – Volker Klimpel: H., R. In: Frauen der Medizin. Hist.-biographisches Lex. von den Anfängen bis zum zwanzigsten Jh. Hürtgenwald , S. . – B. D. Haage: Frauen, heilkundige. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f., hier S. . – B. D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , , . – Monica H. Green: Making Women’s Medicine Masculine: the Rise of Male Authority in Pre-modern Gynaecology. Oxford/New York , S. , Anm. . – Alisha Rankin: Panaceia’s Daughters. Noblewomen as Healers in Early Modern Germany. Chicago/London , S. . VZ Kochbüchlein von guter Speise (auch: Mühldorfer Kochbuch). – Um . Eine wahrscheinlich in oder um Mühldorf im unteren Inntal entstandene Sammelhandschrift (Mühldorfer Haus- und Arzneibuch) von Blättern enthält überwiegend human- und tiermedizinische sowie magisch-religiöse Anweisungen. Die auf zwei Stellen des Codex verteilten Kochrezepte sind keiner systematischen Gliederung unterworfen und kommen ohne diätetische Hinweise aus. Die vorwiegende Behandlung von Fastenspeisen sowie verhältnismäßig luxuriöse Zutaten (u. a. Pfeffer, Safran, Zimt) deuten möglicherweise auf die Verwendung des Kochbuchs im Haushalt eines hohen Geistlichen hin. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (Mühldorfer Haus- und Arzneibuch, lat.-dt.), v–v, r–r (Pap., ca. – und
Klett später, mittelbair.); Incipit : «Gut chäs zu machen»; Incipit : «Von wiltprät würst machen». A: Berthilde Danner: Alte Kochrezepte aus dem bayrischen Inntal. In: Ostbair. Grenzmarken () S. –. L: Francis B. Brévart, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: Eine Donaueschinger Slg. aus dem unteren Inntal. In: Ostbair. Grenzmarken () S. –. – Anita Feyl: Das Kochbuch Meister Eberhards. Ein Beitr. zur altdt. Fachlit. Diss. Freiburg i. Br. . – Hans Wiswe: Kulturgesch. der Kochkunst. Kochbücher und Rezepte aus zwei Jahrhunderten mit einem lexikalischen Anhang zur Fachsprache von Eva Hepp. München . – Daz buoch von guoter spîse. Abb. zur Überl. des ältesten dt. Kochbuches. Eingel. und hg. v. Gerold Hayer (Litterae ). Göppingen . – Bruno Laurioux: Modes culinaires et mutations du goût a la n du Moyen-Âge. In: Artes mechanicae en Europe médiévale. Actes du colloque du octobre . Hg. v. Ria Jansen-Sieben (Archives et bibliothèques de Belgique, Numéro spécial ). Brüssel , S. –, hier S. (Nr. ). – Elvira Glaser: Die textuelle Struktur hsl. und gedruckter Kochrezepte im Wandel. Zur Sprachgesch. einer Textsorte. In: Textarten im Sprachwandel – nach der Er ndung des Buchdrucks. Hg. v. Rudolf Große/Hans Wellmann. Heidelberg , S. –. – Ute Obhof: Das ‹Mühldorfer Haus- und Arzneibuch› aus dem . Jh. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –, hier S. . BJ Klett, Georg (auch: Jörg, Gregorius Klett, nicht: Georg «Goer»), * , † .. Görlitz. – Verfasser alchemistischer Briefe aus den Jahren –. G. K. studierte Jura in Leipzig () und Mainz (um ) und wurde spätestens Syndicus der Stadt Bautzen. Nach dem Tod seiner Frau und seines Sohns siedelte er nach Görlitz über, wo er / das Bürgerrecht erwarb. Von bis war er Protonotar, bis Schöffe. K. heiratete Katharina, Tochter des Großkaufmanns Georg Emmerich, des ‹Königs von Görlitz›, der ihm aus diesem Anlass ein Haus schenkte. erbte er von Emmerich auch das Landgut Hennersdorf. K., Vater eines Sohnes, starb am .. an Podagra. Bereits am .. hatte ihm der Görlitzer Mediziner
um Adam Schwinge aus Striegau einen Tractatus de podagra sive artetica passione gewidmet (hsl. nur in Prag, NB, adlig. . G. , Bll.). Aus den Jahren bis haben sich zwölf Briefe alchemistischen Inhalts an einen ungenannten Empfänger erhalten. Es handelt sich dabei um die ältesten deutschsprachigen Zeugnisse für einen Erfahrungsaustausch unter Alchemisten. Dass der Mediziner und Humanist Dietrich → Gresemund d. Ä. (–) in Mainz K.s Briefpartner war, lässt sich ebenso wenig beweisen wie eine Zusammenarbeit K.s mit seinem Schwiegervater. In den Briefen werden neben Erfahrungen über erprobte Verfahren zur Gewinnung des ‹Lapis philosophorum› auch Lektüreempfehlungen ausgetauscht und Probleme in der Beschaffung adäquater Vorlagen diskutiert. Insgesamt aber dominiert der empirische Standpunkt die Korrespondenz. Vor zeitund geldraubenden Verfahren wird eindringlich gewarnt. Ü: Heidelberg, UB, Cpg . – Kassel, Murhardsche Bibl. und LB, ° Ms. chem. , , r–r. – Ebd., ° Ms. chem. (. Jh.). – München, BSB, Cgm , r–v (. Jh.). A: Azot Philosophorum Soli catum. [...] In: Cabala Chymica. Concordantia Chymica. Azot Philosophorum Soli catum. Hg. v. F. Kieser/M. Spieß für J. Spieß. Frankfurt/M. , S. –. Eine neuere Ausgabe fehlt. K. war vom . bis ins . Jh. eine Autorität, nach deren Empfehlungen praktiziert wurde (vgl. den Vermerk der Münchener Handschrift, f. v) und derer die Tradition gelegentlich gedachte. Ob es sich bei entsprechenden Hinweisen um weitere (authentische) Schriften K.s handelt, ist indes nicht mehr zu erweisen. A) «des Kletten Werckh»: erwähnt in einem Brief H. P. Heidens (Prag ) an den Goldkronacher Bergwerksverwalter F. Kretschmer. Vgl. Ch. G. von Murr: Litterarische Nachrichten zu der Geschichte des sogenannten Goldmachens. Leipzig , S. . B) Tractatus Doctoris Klets de lapide Philosophorum, Handschrift angeblich im Besitz des Mediziners Theodore Turquet de Mayerne: erwähnt in P. Borellius: Bibliotheca chimica. Heidelberg , S. . C) Ein warhafftiger Baum vom Jörge Clett: erwähnt in J. J. Becher: Chymischer Glücks-Hafen, oder Grosse Chymische Concordantz und Collection. Halle , Tl. , S. . L: Hartmut Broszinski: Goer, Georg. In: VL () Sp. . – Joachim Telle,
um Klet [!], Georg, VL () Sp. –. – Ders., LexMA () Sp. . – Richard Jecht: Urkundliche Nachrichten über Georg Emerich. In: Neues Lausitzisches Magazin () S. –, bes. S. , f. – Ders.: Die Pilzläuben, Jüden-, Rosen- und Hellegasse. In: ebd. () S. –. – Karl Wilhelm Ganzenmüller: Briefe eines Lausitzer Alchemisten aus den Jahren –. In: Angewandte Chemie () S. –. – Wolfram Schmitt: Eine hsl. Slg. alchemistischer Traktate aus Böhmen. In: Stifter-Jb. () S. –, bes. S. f. – J. Telle: Sol und Luna. Literar- und alchemiegeschichtliche Stud. zu einem altdt. Bildgedicht. Hürtgenwald , S. . – Rolf Gelius: Neue Erkenntnisse in der Frage der ‹Lausitzer Alchimistischen Briefe›. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Christian Speer: Frömmigkeit und Politik. Städtische Eliten in Görlitz zwischen und . Berlin (Reg.). – Ariane Bartkowski: «Die rechte Kunst der Alchimie ist wahrhaftig die Philosophia der alten Weisen.» Die alchemistischen Briefe des Görlitzer Bürgers und Stadtschreibers G. K. In: Görlitzer Magazin () S. – (populärwiss.). CF Sternhals, Johann, † nach Bamberg (?). – Kleriker, Notar, Alchemist. Angehörige der Familie S. sind im Bamberg des . Jh. als Inhaber geistlicher Ämter nachweisbar. S. selbst ist dort ab als Kleriker belegt. wird er in Handschrift E (Der → Heiligen Leben) als deren Rubrikator genannt. Ab war S. Vikar, ab Notar und – Domvikar in Bamberg. Er verfasste den Ritterkrieg, eine alchemistische Schrift in dt. Prosa. S.s früher verschiedentlich bestrittene Autorschaft des Werks wird heute nicht mehr in Zweifel gezogen. Auch gilt der Text nicht länger als Bearbeitung des ebenfalls alchemistischen Uralten Ritterkriegs (Erstdruck ), sondern als eigenständiges Werk. S.s Ritterkrieg ist in Handschriften und zwei Drucken bis überliefert. Aus dem Jahr ist auch eine Beschreibung von sieben Bildern erhalten, die wohl den Ritterkrieg illustrieren sollten, aber nie gedruckt wurden. Der Ritterkrieg beschreibt alchemistische Lehren in Form eines allegorischen Gerichtsprozesses, den das Gold (Sol) gegen das Eisen (Mars) führt. Sol verklagt Mars, weil dieser sich mit falschen, eigentlich dem Gold zustehenden Eigenschaften schmücke. Dem Quecksilber kommt in Gestalt von Mercurius die Richterrolle zu. Als Zeugin
Sternhals tritt das als Luna personi zierte Silber auf. Nachdem Sol und Mars in Wechselreden ihre jeweiligen Vorzüge dargestellt haben, endet das Verfahren mit einer freundschaftlichen Einigung der Beteiligten. Der Ritterkrieg gilt als Werk der klassischen Transmutationsalchemie mit metallurgischen Akzenten. S. beruft sich u. a. auf → Albertus Magnus, → Arnald von Villanova, → Avicenna, → Geber und → Ulmannus, doch hat die Forschung im Text auch Ein üsse Äsops und → Heinrichs von Mügeln nachgewiesen. Rezipiert wurde der Ritterkrieg in Deutschland bis mindestens ; darüber hinaus entstand noch die englische Übersetzung The War of the Knights. Ü: Hss. des . und . Jh. – Verz. bei Buntz (s. Lit.) S. . – Telle (s. Lit.). – S. rubrizierte auch die Der Heiligen Leben-Hs. E: Eichstätt, Stiftsbibl. St. Walburg, Cod. germ. , Bll. (Pap., , ostfränkisch). – Vgl. Williams-Krapp (s. Lit.). – www.handschriftencensus.de/. – Zu den RitterkriegIllustrationen vgl. Telle (s. Lit.). D: Erstdruck: Ritter Krieg / das ist Ein Philosophisch gedicht / in Form eines Gerichtlichen Process [...]. Hg. v. Johannes Schaubert. Erfurt: Martin Wittel, (VD ZV ). L: Gustav Roethe, ADB () S. f. – Joachim Telle, VL () Sp. –; () Sp. . – John Ferguson: Bibliotheca Chemica. Bd. . Glasgow (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. f. – Johannes Kist: Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg –. Würzburg , S. (Nr. ). – Herwig Buntz: Dt. alchimistische Traktate des . und . Jh. München , S. –. – Emil Ploss u. a.: Alchimia. Ideologie und Technologie. München , S. –. – H. Buntz: Heinrich von Mügeln als alchimistische Autorität. In: ZfdA () S. –, hier S. f. – Werner WilliamsKrapp: Die dt. und ndl. Legendare des MA. Stud. zu ihrer Überl.-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG ). Tübingen , S. . – Karl Borchardt: Illegitime in den Diözesen Würzburg, Bamberg und Eichstätt. In: Illegitimität im SpätMA. Hg. v. Ludwig Schmugge. München , S. –, hier S. . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Tara Nummedal: Alchemy and Authority in the Holy Roman Empire. Chicago , S. ,
Lamspring u. ö. – Alchemie und Poesie. Dt. Alchemikerdichtungen des . bis . Jh. Bd. . Unters. und Texte. Hg. v. J. Telle. Mit Beitr. von Didier Kahn/ Wilhelm Kühlmann. Berlin u. a. , Reg. MM Lamspring (auch: Lambspring, Lambsprin[c/g]k, Lambert Spring). – Verfasser eines alchemistischen Bildgedichts, lebte spätestens um . L. ist durch Eigennennung als Autor der dt. Alchemiedichtung Vom → Stein der Weisen nachweisbar. Im Text gibt er an, aus einem «freien Geschlecht» mit eigenem Wappen zu stammen. L.s historische Identität ist jedoch bis heute unbekannt. Seine gelegentliche Benennung als Abraham L. scheint späteren Ursprungs zu sein und gilt als zweifelhaft. Sprachliche Indizien im Text verweisen auf eine nd. Herkunft des Autors. Die Entstehung des Textes wird bis spätestens vermutet. Tatsächlich lebte um die Mitte des . Jh. ein Hans Lamsprinck als Goldschmied in Stade, doch muss dieser L. nicht zwangsläu g die Dichtung verfasst haben. L.s Name und Wappen erinnern auch an den niedersächsischen Ort Lamspringe und dessen Hoheitszeichen. Allerdings fehlen Belege für einen von dort stammenden Dichter. Die umfangreiche Überlieferung des Textes beginnt handschriftlich um die Mitte des . Jh. Gedruckt wurde das dt. Original erst , eine lat. Übersetzung von Nicolas Barnaud (um –) aber bereits . Handschriften wie Drucke präsentieren den Stein der Weisen in einem Zusammenspiel von Versen und Bildern. Deren enge inhaltliche Verknüpfung lässt eine gleichzeitige Entstehung von Text und Zeichnungen als wahrscheinlich erscheinen. Die Gesamtanlage des Werks ist durchaus schlicht. Auf die mit L.s Wappen illustrierte Vorrede folgen Abschnitte mit jeweils ähnlichem Aufbau: Jeder Abschnitt besteht aus einem Gedicht mit acht bis Reimpaarversen und einer begleitenden Zeichnung. Jede Illustration ist mit einem als Überschrift dienenden Reimpaar versehen, das kurz die im Bild gezeigten Vorgänge beschreibt. Den ersten zehn Zeichnungen sind außerdem lat. Bildunterschriften beigefügt, die den alchemistischen Gehalt der jeweiligen Illustration benennen. Inhaltlich wird Der Stein der Weisen in zwei Hauptabschnitte eingeteilt. Die Text-Bild-Einheiten I bis X schildern unter Rückgriff auf hermetische Sinnbilder alchemische Vorgänge. Die Sinnbilder beziehen sich auf reale und sagenhafte Tiere
um wie Hirsch und Einhorn (III), Löwe (IV), Wolf und Hund (V), Drache (VI) und Vogel Phönix (X). L.s Einheiten XI bis XV beruhen auf der → Alphidius zugeschriebenen Prosaallegorie Von Körper, Seele und Geist (auch Eyne geleichnis von dem steyne der philosophenn). Der Text veranschaulicht Begriffe und alchemische Transformationen in Gestalt eines Sohns (spiritus), seines Vaters (corpus) und eines Seelenführers (anima). Der Sohn lässt sich vom Psychopompos bis in die Höhen des Himmels leiten, kehrt dann zum Vater zurück und wird von diesem verschlungen. Nach einem göttlichen Verwandlungsprozess werden Vater und Sohn wiedergeboren. Als Quellen L.s vermutet die Forschung neben dem Werk des Alphidius auch → Sol und Luna, Das → nackte Weib und Vom Stein der Weisen. L. zitiert außerdem Juvenal und bezieht sich auf Alexander den Großen und Hermes Trismegistos. Daneben folgt L. weitgehend den Konventionen der alchemistischen Fachliteratur seiner Zeit. Ab dem späteren . Jh. wurde L. selbst zu einer Konstante im hermetischen Schrifttum. Neben die lat. Übersetzungen Barnauds sowie eines kaiserlichen Rats und Präfekten namens Nicolaus Maius (Nikolaus Majus, lebte an der Wende ./. Jh.) traten englische und französische Übertragungen. Der Kupferstecher Matthäus Merian d. Ä. (–) illustrierte L.s Werk nach dem Modell barocker Emblemata. Im . und . Jh. entstanden Kommentare zu L.s Schrift. L.-Zitate sind in zahlreichen einschlägigen Werken nachgewiesen. Aus heutiger Sicht ist Vom Stein der Weisen besonders wegen seiner inhaltlich engen Verbindung von Text und Bild von Interesse. Ü: Die Überl. mit mindestens elf Hss. setzt in der Mitte des . Jh. ein und reicht bis ins . Jh. – Verz. bei Buntz (s. Lit.) S. –. – Telle (s. Lit.). – Horchler (s. Lit.). Wien, ÖNB, cod. , r–v (Mitte . Jh., bair.-österr.). – Zürich, ZB, Ms. P , Bll. (). – Kassel, LMB, ° Ms. chem. , Fasz. IV, r–v (zweite Hälfte . Jh.; Fragm.). – Wolfenbüttel, HAB, cod. . Extrav., v–r (zweite Hälfte ./. Jh.). – Heiligenkreuz, Stiftsbibl., Fonds Neukloster, cod. C (früher Wiener Neustadt, Bibl. des Zisterzienserstifts Neukloster, cod. C ), v–r (um –). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , r–r (–). – Wien, ÖNB, cod. , r–r (spätes . Jh.). – Kassel, LMB, ° Ms. chem. , Fasz. IV, S. – (./. Jh.). – Admont, Stiftsbibl., cod. , v–r,
um r–v (. Jh.). – Salzburg, UB, cod. M I , r–r (, mit lat. Übersetzung). – Hamburg, SUB, cod. alch. , r–v (. Jh.). Vgl. u. a. Donald Yates: Unbekannte frühnhd. Verse aus einer alchimistischen Hs. des . Jh. in der Stiftsbibl. Neukloster. In: Codices Manuscripti () H. ., S –. – Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. f. (Nr. ..). – http://data.onb.ac.at/rec/AL. – http:// dx.doi.org/./e-manuscripta-. – www. handschriftencensus.de/. D: . Dt. Text: Dyas Chymica Tripartita, Das ist: Sechs Herrliche Teutsche Philosophische Tractätlein [...]. Hg. v. D. Hermannus Condeesyanus (Johann Grasshoff). Frankfurt/M.: Lucas Jennis, , S. – (VD :N). . Lat. Text: Triga chemica. De lapide philosophico. Hg. v. Nicolas Barnaud. Leiden , S. –. – Spätere Nachdrucke dieser Fassung bei Telle und (s. Lit.). A: Buntz (s. Lit.) S. –. – Online-Faks. von Hs. Z: http://dx.doi.org/. /e-manuscripta-. – Online-Faks. des. lat. Drucks von : http://daten.digitale-sammlungen.de/. Reproduktionen der Illustrationen zu L.s Werk: Cottie A. Burland: The Arts of the Alchemists. New York (Nachdr. ebd. ) S. –. – Hans Biedermann: Materia prima. Eine Bilderslg. zur Ideengesch. der Alchemie. Graz , S. –. – Putscher (s. Lit.) Tf. –. Ü: The Hermetic Museum . Hg. v. Arthur E. Waite. London (Nachdr. u. a. Altomünster ), S. – (engl.). – La Pierre Philosophale. Hg. v. Georges Ranque. Paris (französisch). – Petit Traité de la Pierre Philosophale. Hg. v. Arthur Sprëcher. Villeselve (französisch). L: Joachim Telle, VL () Sp. –; () Sp. . – Ders., LexMA () Sp. f. – Ders., Killy () S. –. – Herwig Buntz: Dt. alchimistische Traktate des . und . Jh. Diss. München , S. –. – Ders.: Die europäische Alchimie vom . bis zum . Jh. In: Alchimia. Ideologie und Technologie. Hg. v. Emil Ploss u. a. München , S. –, hier S. –. – Heinrich K. Fierz: The Lambspring Figures. In: The WellTended Tree. FS James Kirsch. Hg. v. Hilde Kirsch. New York , S. –. – Lukas H. Wüthrich:
Splendor solis Das druckgraphische Werk von Matthaeus Merian d. Ä. Bd. . Basel , Nr. (S. –). – Marielene Putscher: Pneuma, Spiritus, Geist. Vorstellungen vom Lebensantrieb in ihren geschichtlichen Wandlungen. Wiesbaden , S. –, . – J. Telle: ‹Sol und Luna›. Literar- und alchemiegeschichtliche Stud. zu einem altdt. Bildgedicht. Hürtgenwald , S. f. u. ö. – Jacques van Lennep: Alchimie. Contribution à l’Histoire de l’Art Alchimique. Brüssel , S. –. – Mino Gabriele: Bere e Mangiare l’Immortalità. In: Exaltatio Essentiae. Essentia Exaltata. Hg. v. dems./ Franco Cardini. Ospedaletto , S. –, hier S. –. – Bernhard Dietrich Haage: Alchemie im MA. Ideen und Bilder von Zosimos bis Paracelsus. Zürich , S. , , . – Christiane Koopmann: Aspekte der Mehrgliedrigkeit des Ausdrucks in frühnhd. poetischen, geistlichen und fachliterarischen Texten (GAG ). Göppingen , S. –. – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA. Baden-Baden , S. –, f. – B. D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f., –. MM Splendor solis («Sonnenglanz»). – Alchemistisches Text-Bild-Werk, frühestens . Jh./spätestens um –. Autor und Entstehungsumstände des S. s. sind unbekannt. Der deutschspachige Text wurde früher dem sagenhaften Alchemisten Salomon Trismosin zugeschrieben, was aber jeder Grundlage entbehrt. Da S. s. vor allem auf alchemistischen Schriften des . Jh. beruht, wurde seine Abfassung verschiedentlich in jener Zeit vermutet. Die Forschung hat als Vorlage des S. s. allerdings auch einen jüngeren dt. Textzeugen der Aurora consurgens (um ) erwogen, der im ersten Viertel des . Jh. entstand (Berlin, SBB, mgq ). Die Überlieferung von S. s. mit mindestens sechs illustrierten Handschriften setzt um – ein (Kodex B), was die spätestmögliche Entstehung des Texts markiert. B war Vorlage für die Handschriften N und K, während B, P und L von N abstammen. Gedruckt wurde das Werk erstmals im dritten Teil von Aureum Vellus Oder Guldin Schatz und Kunstkammer (/). Inhaltlich gilt S. s. in textlicher wie bildlicher Hinsicht als Florilegium, das Lehren über den Stein
Splendor solis der Weisen vermittelt. So übernahm der unbekannte Autor ganze Abschnitte und Sätze aus der im Text nicht erwähnten Aurora consurgens. Auf diese wird in der Forschung auch der Titel von S. s. bezogen: Wie die strahlende Sonne auf die Morgenröte folgt, so sollte S. s. das ältere Werk gleichsam überstrahlen. In diesem Zusammenhang sind auch die prächtigen Illustrationen des S. s. zu sehen. Als deren Urheber wird der Augsburger Maler Jörg Breu d. Ä. († ) vermutet. Er griff auf Miniaturen in Handschriften des → Donum Dei und anderer Texte zurück. Die hochwertigsten S. s.Illustrationen nden sich in Handschrift L (), die ganzseitige und farbige Zeichnungen enthält. Sie zeigen u. a. Sol und Luna, sagenhafte Tiere wie Phönix und Drachen, Engel und Sumpfmann, Hermaphroditen, Planetenkinder und alchemistische Instrumente. Text und Bilder folgen mit ihren gleichnishaften Darstellungen den Konventionen der hermetischen Literatur in der Tradition der Transmutationsalchemie. Entsprechend bezieht sich S. s. auch mehrmals auf anerkannte Autoritäten. Das S. s. übte bis ins . Jh. eine große Wirkung aus. So erfuhr der Text im . Jh. französische und englische Übersetzungen. Ab dem frühen . Jh. wurden die Illustrationen des S. s. auch in Emblembüchern rezipiert. In der modernen Literatur wirkte das S. s. u. a. auf James Joyce und Umberto Eco. Ü: Illustrierte Hss.: B: Berlin, Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, Cod. D , Bll. (Perg., Nürnberg, um –, ostfränkisch). – N: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs , Bll. (Perg., um ). – B: Berlin, SBB, Ms. germ. fol. , Bll. (Perg., letztes Drittel . Jh., schwäbisch). – P: Paris, Nationalbibl., Ms. Allem. , r–r (Perg., ). – L: London, British Library, MS Harley , r–r (Perg., ). – K: Kassel, UB/LMB, ° Ms. chem. , r–r (Perg., –, bair.österr.). – Vgl. u. a. Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. – (Nr. ..–..). D: Erstdruck in: Aureum Vellus Oder Guldin Schatz und Kunstkammer [...] . Rorschach: [Georg Straub], / (VD T ). A: Das gegenwertige Büchlein wird genandt S. s. oder Sonnenglantz. Hg. v. Gisela Höhle. Köln (Faks.). – S. s. by Salomon Trismosin. Hg. v. Adam McLean. Grand Rapids
um . – Völlnagel (s. Lit.). – S. s. Hs. D des Kupferstichkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz. Hg. v. Ursula Götz u. a. Bde. Gütersloh (Faks. mit Komm.). – S. s. Das Purpurbad der Seele. Zweiundzwanzig Pforten der initiatischen Alchemie. Hg. v. Gabriele Quinque. Schalksmühle . – S. s. Harley Ms. . Hg. v. Mónica Miró. Bde. Barcelona /. – Online-Faks. von VD T : http://daten.digitale-sammlungen.de/. L: Joachim Telle, LexMA () Sp. f. – Ders., Killy () S. f. – Gustav F. Hartlaub: Signa Hermetis. Zwei alte alchemistische Bilderhss. In: Zs. des dt. Ver. für Kunstwiss. () S. – (wieder in: Ders.: Kunst und Magie. Gesammelte Aufsätze. Hg. v. Norbert Miller. Hamburg , S. –). – G. F. Hartlaub: Der Stein der Weisen. München , S. , . – Barbara Daentler: Die Buchmalerei Albrecht Glockendons und die Rahmengestaltung der Dürernachfolge. München , S. –. – Jacques van Lennep: Alchimie. Contribution à l’Histoire de l’Art Alchimique. Brüssel , S. –, –. – Hartmut Broszinski: ‹Lux lucens in tenebris›. ‹S. S.› oder ‹Sonnenglanz›. Zur alchemistischen Hs. ° Ms. chem. der alten Kasseler LB. Fulda . – J. Telle: ‹S. s.› In: Alchemie. Lex. einer hermetischen Wiss. Hg. v. Claus Priesner/Karin Figala. München , S. f. – Joseph L. Henderson/Dyane N. Sherwood: Transformation of the Psyche. The Symbolic Alchemy of the ‹S. S.› London/New York . – AnneFrançoise Cannella: Alchemical Iconography at the Dawn of the Modern Age. The ‹S. s.› of Salomon Trismosin. In: The Power of Images in Early Modern Science. Hg. v. Wolfgang Lefèvre u. a. Basel , S. –. – Jörg Völlnagel: ‹S. S.› oder ‹Sonnenglanz›. Stud. zu einer alchemistischen Bilderhs. München u. a. . – Michael Roth u. a.: ‹S. S.› oder ‹Sonnenglanz›. Von der Suche nach dem Stein der Weisen. Berlin . – Götz u. a. (s. Ausg.). – J. Telle: Der ‹S. S.› in der frühneuzeitlichen Respublica Alchemica. In: Daphnis () S. –. – Sandy Feinstein: Horsing Around. Framing Alchemy in the Manuscript Illustrations of the ‹S. S.› In: The Sixteenth Century Journal () S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , f. – Miró (s. Ausg.). – J. Völlnagel: Harley MS. . ‹S. s.›
um or ‹Splendour of the Sun›. A German Alchemical Manuscript. In: The Electronic British Library Journal (), www.bl.uk/eblj/articles/ article.html. MM Maximilian von Eger (auch: Maximilianus Egranus). – Möglicher Verfasser eines alchemistischen Lehrgedichts, lebte spätestens im ersten Viertel des . Jh. Das dt. Lehrgedicht De lapide philosophorum certissima dicta ist nur in zwei relativ jungen Textzeugen überliefert: einer alchemistischen Sammelhandschrift, in die das Werk um / eingetragen wurde, und in einem Druck von , der von der Forschung auf eine handschriftliche Vorlage zurückgeführt wird. Beide Überlieferungsträger erwähnen am Ende M.s Namen und das Jahr . Bislang ist jedoch ungeklärt, ob es sich bei dem ansonsten unbekannten M. um den Autor, Vermittler oder Schreiber des Textes handelte. Auch könnte das Reimpaarverse zählende Werk bereits vor verfasst worden sein. Seine Hauptvorlage → Sol und Luna entstand spätestens um , was für die Abfassung einen großen Zeitraum eröffnet. Der Ursprung von De lapide wird im ostmitteldt. Sprachraum vermutet. Inhaltlich bietet der Text Sol und LunaParaphrasen und -Übernahmen. Deshalb wird De lapide verschiedentlich auch als Versbearbeitung des älteren Werks kategorisiert. Als eigenständig gelten gegenüber Sol und Luna der Bezug auf Quecksilber und Schwefel als Grundlagen der Metalle, aber auch die christliche Färbung von De lapide. So endet das Gedicht mit ausführlichen Preisversen auf die Dreifaltigkeit und die Gottesmutter Maria. Daneben wurde der Text von der sog. CorpusAnima-Lehre beein usst. Von Interesse ist De lapide insgesamt primär im Kontext der Sol und LunaRezeption. Ü: Frankfurt/M., Freies Dt. Hochstift, Hs. B/ (früher München, Antiquariat Karl & Faber, Nr. /,), v–v (Pap., um / , mitteldt.-bair.). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. D: Gebri Summa Perfectio. Straßburg: Lazarus Zetzners Erben, , S. bis (VD :W). A: Telle (s. Lit.). – Telle (s. Lit.; nach der Hs.). L: Joachim Telle, VL () Sp. –. – Ders.: ‹Sol und Luna›. Literar
Maximilian von Eger und alchemiegeschichtliche Stud. zu einem altdt. Bildgedicht. Hürtgenwald , S. , , , –. – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA. BadenBaden , S. –. – Das Bildgedicht ‹Sol und Luna› in einer Versbearb. In: Alchemie und Poesie. Dt. Alchemikerdichtungen des . bis . Jh. Bd. . Unters. und Texte. Hg. v. J. Telle. Mit Beitr. von Didier Kahn und Wilhelm Kühlmann. Berlin/Boston , S. – (Nr. ). MM Medel, Hans. – Salzburger Fechtmeister und Bearbeiter von → Liechtenauers Fechten mit dem langen Schwert. M. ist einer der wenigen namentlich bekannten Glossatoren von Liechtenauers Lehre. Erstmals und auch das einzige Mal werden er und seine Lehre in der Sammelhandschrift Cod. I..° eines unbekannten Schreibers erwähnt. Das ihn betreffende Kapitel (r–v) ist in das Jahr (r) zu datieren. Zeitlich lässt sich M. nur vage einordnen; er dürfte ein Fechtmeister des ausgehenden . und/ oder beginnenden . Jh. gewesen sein. Der unbekannte Schreiber kompiliert unter Liechtenauers Merkversen die Glossen Sigmund → Ringecks und unbekannter früherer Autoren, die er durch M.s Lehrmeinung ergänzt: «[…] vnd darnach auch von andern maistern gemert vnd gebessert vnd besunder durch maister Hansen Medel von Saltzburg» (r). M. steht oft im Widerspruch zur gemeinen Auslegung von Liechtenauers Lehre, verweist auf offensichtliche Schwachpunkte ihrer Realisierung, ergänzt diese und beschreibt Lösungsmöglichkeiten zur Überwindung gewisser Individualtechniken: «das haist die kron wider seidenfadens schaitler» (r). Diese Technik bezieht sich mit großer Sicherheit auf Hans Seidenfaden aus Erfurt, wie er um / in der Fechtmeistertafel von Paulus → Kal erscheint. Obwohl der Schreiber immer wieder die Autorität M.s mit «Nach maister hansen lere» oder «Also sagt maister hans medel von Saltzpurg» gesondert hervorhebt, ist er ihm nicht nur in unkritischer Verehrung zugetan, sondern zeigt sich auch seiner eigenen fechterischen Fähigkeiten bewusst, wenn er an einer Stelle vermerkt: «Anderst abgenomen Als maister hans medel außlegt vnd besser» (v). M.s Lehre scheint eine durchaus materialreiche Praxisanleitung gewesen zu sein; ihr wahrer Umfang und Wortlaut lässt sich aus der Handschrift je
Sigersdörfer doch nicht genau bemessen – und ein Autograph ist bislang nicht nachzuweisen. Ü: Augsburg, UB, Cod. I..° (), r–v. A: Keine. L: Hans-Peter Hils: Meister Johann Liechtenauers Kunst des langen Schwertes. Frankfurt/M. u. a. , S. (mit der Lesart «niedl»). RW Lamprechtshauser, Lukas (auch: Lambrecht[s]hauser, Lucaß Lamprechtshaußen), † um (?) Regensburg (?). – Autor hippiatrischer Rezepte. Ein bairisch-österreichische Rossarzneibuch von überliefert ein hippiatrisches Rezept, das im Kodex L. zugeschrieben wird. Es enthält Anweisungen zur Auffütterung von Pferden. Als Zutaten werden Wasser, Hafer und Eicheln benutzt. Das Rezept verspricht schnelle Resultate: Pferde würden bei Verabreichung der beschriebenen Nahrung über Nacht an Gewicht gewinnen. Als «Lamprecht Hauser» erscheint L. auch in einem anderen österreichischen Rossarzneibuch, das um die zweite Hälfte des . Jh. entstand (Berlin, SB, mgf ). L. ist hier Gewährsmann für ein Rezept gegen Würmer und Bauchschmerzen bei Pferden. Außerdem war L. in einer Münchner Handschrift des späten . Jh. erwähnt, die jedoch verbrannt ist. L.s historische Identität ist unbekannt, doch ist im . Jh. ein gleichnamiger Mann in Österreich und Bayern belegt. Dieser aus Salzburg stammende L. war später Präfekt in Wasserburg, wo er – auch als Mautner nachgewiesen ist. Er lebte wahrscheinlich zuletzt in Regensburg, wo ein Grabmal als sein Todesjahr angibt. Mit hippiatrischen Texten ist dieser L. jedoch bislang nicht in Verbindung gebracht worden. Ü: Graz, Landesarch., Hs. (früher Hs. ), S. (Pap., ). – Vgl. Maria Mairold: Die datierten Hss. in der Steiermark außerhalb der UB Graz bis zum Jahre . Bd. (Kat. der datierten Hss. in lat. Schr. in Österreich ). Wien , S. (Nr. ). A: Eis (s. Lit.). L: Karl Friedrich Leonhardt: Unters. über die Rotmarmorplastik des Salzachtales mit besonderer Berücksichtigung des heraldischen Ornamentes. Hannover , S. f. – Johannes Virchow: Österr. Pferdeheilkunst im . Jh. Diss. Berlin , S. u. ö. – Anton Hackl: Das Vorschriftenbuch des Salzburger Roßarztes Christof Gstettner (Mitte des . Jh.) nach einer Hs. aus der Bibl.
um der Tierärztlichen Fakultät der Univ. München. Passau , S. . – Gerhard Eis: Zwei Pferdemittel von L. L. In: Dt. tierärztliche Wochenschr. () S. f. MM Sigersdörfer (auch: Siegersdorfer). – Humanmedizinischer und pferdeheilkundlicher Rezeptautor, um . Bei S. dürfte es sich um einen Wund- oder Laienarzt gehandelt haben, der auch tiermedizinisch interessiert und bewandert war. Gewirkt hat er im Umfeld der kurpfälzischen Residenz in Heidelberg; vielleicht war er auch direkt am Hof bedienstet. So beruft er sich bei einem hippiatrischen Verfahren gegen Vollhu gkeit («vor volle hueff») auf Pfalzgraf → Philipp bei Rhein, Bischof von Freising. Dessen Bruder, → Ludwig V. von der Pfalz, hat zahlreiche humanmedizinische Rezepte und Segenssprüche S.s in sein Buch der Medizin aufgenommen. Das unter S.s Namen tradierte Textgut deckt ein so breites thematisches Spektrum ab, wie es ansonsten typisch ist für hausbuchartige Kompendien. Womöglich hat S. ein solches Buch für Hausvorstände zusammengestellt, dass dann die Quelle für die Streuüberlieferung seiner Kurztexte dargestellt haben könnte, aber verloren ist. Ü: Humanmedizinische Rezepte nden sich in Bd. – des Buchs der Medizin: Heidelberg, UB, Cpg – und (Perg., / ). Nachweis der äußerst zahlreichen einzelnen Fundstellen in: Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –, – passim. Digitalisate der Hss. unter http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg– und /cpg. – Hippiatrische Texte in zwei Rossarzneibüchern: Karlsruhe, LB, R , rv, r (Pap., . Jh.). – München, Univ., Bibl. des Inst. für Paläoanatomie, Domestikationsforschung und Gesch. der Tiermedizin, V. Fol. M , Tl. III (Kriegsverlust) Bl. f. (Pap., spätes . Jh.); hier die Berufung auf Pfalzgraf Philipp. A: Zwei hippiatrische Texte aus Karlsruhe, LB, R : Hung (s. Lit.) S. f. – Salbenrezept aus dem Buch der Medizin: Eis , S. . – Zwei Segenssprüche aus ebd.: Riha (s. Lit.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Johannes Hung: Das Pferdearzneibuch des Johann von Groenrodt (Diss. Berlin ). Trebbin , S. , . – Georg Piechatzek: Über
um
Paul von Liechtenstein
eine bisher unveröffentliche Rossarznei-Hs. aus dem Ende des . Jh. (V. Fol. M ) im Besitze der Bücherei der Tierärztlichen Fakultät der Univ. München. Diss. München , S. , . – Gerhard Eis: Engelhart von Hirschhorn. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. f. – Ders.: Bemerkungen zu der Münchner Hs. V. Fol. M. . In: Dt. Tierärztliche Wochenschr. () S. f. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –). – Joachim Telle: Mitt. aus dem Zwölfbändigen Buch der Medizin zu Heidelberg. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . – Ortrun Riha: Wissensorganisation in medizinischen Sammelhss. Klassi kationskriterien und Kombinationsprinzipien bei Texten ohne Werkcharakter (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. , . VZ
. Pestrezept: B: Bamberg, SB, cod. J. H. Msc. med. (früher II.) (frühes . Jh.). A: Eis (s. Lit.). L: Franz von Krones, ADB () S. f. – Inge Friedhuber, NDB () S. f. – Gerhard Eis: Nachricht über P. v. L. In: Tierärztliche Umschau () S. f (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –). – Wolfram Schmitt u. a.: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. f. – Edith Mader: P. v. L., Marschall des Innsbrucker Regiments, im Dienste Kaiser Maximilians I. in den Jahren bis . Diss. Graz . – G. Eis: Über P. v. L. In: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit. Amsterdam , S. –. – Hermann Wies ecker: Kaiser Maximilian I. Bd. . Wien , S. – u. ö. MM
Paul von Liechtenstein (auch: Lichtenstein), * um , † ./.. Augsburg. – Ritter, möglicher Autor medizinischer Rezepte. Ein P. v. L. erscheint in drei Handschriften des . Jh. als Autor medizinischer Rezepte. Während Kodex B eine lat. Anweisung gegen die Pest für menschliche Patienten enthält, bieten die Handschriften G und M hippiatrische Empfehlungen. In dt. Sprache ist nur die Mastkur in Kodex G überliefert. Als Zutaten kommen hier u. a. Knoblauch, Essig, Senf und Pfeffer zum Einsatz. Der in den Handschriften genannte Verfassername und die Entstehung von B im frühen . Jh. erlauben Rückschlüsse auf die Identität P.s. Es dürfte sich bei ihm um jenen Adligen gehandelt haben, der zu den engsten Vertrauten → Maximilians I. zählte. Dieser aus einer Ministerialenfamilie stammende P. war ab zunächst für Herzog Siegmund († ) tätig, der ihn zum Hofmarschall ernannte; ab hatte P. das gleiche Amt unter Maximilian inne. Ab Landmarschall für Tirol, wurde er zum Ritter geschlagen. Später verwaltete er Maximilians Finanzen und arbeitete am Landlibell von mit. P. wird auch in Maximilians Auftrag für das → Ambraser Heldenbuch genannt. Ü: . Hippiatrische Rezepte: M: München, Tierärztliche Fakultät, cod. V. fol. . M. (zweite Hälfte . Jh.; verloren). – G: Graz, Landesarch., cod. (früher cod. ) ().
Philipp, Pfalzgraf bei Rhein, Bischof von Freising, * .. Heidelberg, † .. Freising. – Kompilator hippiatrischer Rezepte. P.s Vater war der pfälzische Kurfürst → Philipp der Aufrichtige (–), seine Mutter Margarethe von Bayern-Landshut (–), eine Tochter Herzog Ludwigs IX. (–). Zu P.s Geschwistern zählten die Pfalzgrafen → Ludwig V. (–) und Friedrich II. (–) sowie die Bischöfe Georg (–) und Heinrich (–). Bereits in jungen Jahren erhielt der für eine kirchliche Karriere vorgesehene P. erste Pfründen. Er wurde Domizellar in Trier sowie Domherr und Dompropst in Mainz. Ab war er auch Domizellar in Würzburg sowie Domherr in Köln, Straßburg, Augsburg und Freising, außerdem Kanoniker in Eichstätt. Nach der Priesterweihe () zunächst Administrator, wurde er Bischof von Freising (Bischofsweihe ). Dank seiner guten Verbindungen zum sächsischen Kurfürsten Friedrich III. (–) war er ab auch Koadjutor des Bistums Naumburg, dessen Administrator er wurde. In die ersten Jahre von P.s Freisinger Amtszeit el der Landshuter Erbfolgekrieg, in dem P.s Bruder Ruprecht (–) eine zentrale Rolle spielte. P. hingegen bemühte sich, diplomatisch ausgleichend auf die Kon iktparteien einzuwirken. hielt P. eine Diözesansynode ab. Gegenüber der aufkommenden Reformation verhielt er sich
Philipp, Pfalzgraf bei Rhein, Bischof von Freising moderat. So verzögerte er etwa die örtliche Publikation der gegen Luther gerichteteten päpstliche Bulle Exsurge Domine (). P. unterhielt Kontakte zu dem Theologen Johann Eck und nahm am Reichstag von Worms teil. Unter P. erfolgten weitreichende Aus- und Umbauten der Freisinger Residenz, an denen u. a. Wolfgang und Stephan Rottaler beteiligt waren; als innovativ gilt der Vier ügelbau von Hans Reiffenstuel auf dem Domberg. P. veranlasste oder genehmigte mehrere Drucke, die häu g in Bayern (u. a. Augsburg, Freising, Landshut), aber auch in Leipzig und Venedig hergestellt wurden. Es handelt sich überwiegend um geistliche Schriften in lat. Sprache. Unter P. erschienen zunächst ein neues Missale () und ein Brevier () für Freising. ließ er Statuten nach den Beschlüssen der Freisinger Diözesansynode drucken. wurde ein weiterer Brevierdruck veröffentlicht, eine Verkundung Bäbstlicher procession und das in Venedig produzierte, repräsentativ aufgemachte Missale Frisingense (auch Scamnalia). Unter P. erschien die erste gedruckte Geschichte des Bistums Freising, die Cronica Episcoporum Frisingensis ecclesie des Johann(es) Freiberger (um –), der im selben Jahr auch eine Origo christiane religionis ecclesie Frisinge veröffentlichte. Ebenfalls unter P.s Ägide folgten ein Obsequiale (), eine Sammlung dt. Artikel für das Stift Naumburg () und eine dt. Schrift gegen die Türken (). wurde in Freising die lat. Bulla indictionis sacro sancti generalis concilii von Papst Paul III. (–) verlegt. P. kultivierte außerdem hippiatrische Interessen. Er gilt als Kompilator eines verlorenen Rossarzneibuchs, dessen Entstehung im frühen . Jh. vermutet wird. Rezepte daraus sind verstreut überliefert. Sie dienen u. a. zur Therapie von Augenentzündungen, Hornhautwucherungen, Hornschuhspaltungen und Trittverletzungen. Die erhaltenen Stücke gelten insgesamt als konventionell. Auch humanmedizinische Anweisungen sind in der Überlieferung mit P.s Namen verbunden. So wird ihm in der Handschrift H ein Rezept gegen Hodenleiden zugeschrieben. Daneben erscheint er im sechsten Buch der Medizin seines Bruders Ludwig V. als Gewährsmann für schwäbische Chirurgieanweisungen (Heidelberg, UB, cpg , r). Ü: . Hippiatrische Rezepte: Dresden, LB, Ms. C , v (unsicher), r–v (. Jh.). – Berlin, SBB, Ms. germ. fol. , r, r–v (zweite Hälfte . Jh.). – Dresden, LB, Ms.
um
C , v (). – München, Univ., Bibl. des Inst. für Paläoanatomie, Domestikationsforschung und Gesch. der Tiermedizin, V. fol. M. , Nr. , (; verbrannt). – Schriesheim, Slg. Eis, Hs. , [nicht foliiert] (spätes . Jh.). – München, Univ., Bibl. des Inst. für Paläoanatomie, Domestikationsforschung und Gesch. der Tiermedizin, V. fol. M. , v, r, r–v (um ; verbrannt). – Karlsruhe, LB, Ms. R , v (. Jh.). – Vgl. Domes (s. Lit.). . Rezept gegen Hodenleiden bei Männern: H: Heidelberg, UB, cpg , r (Perg., Heidelberg, –, südrheinfränkisch). – Vgl. die Beschreibung von Karin Zimmermann, UB Heidelberg, : www.ub.uni-heidelberg.de/digi-pdfkatalogisate/sammlung/werk/pdf/cpg.pdf. D: . Missale-Drucke: Augsburg: Erhard Ratdolt, (VD M ). – Venedig: Petrus Liechtenstein, (BSB-ID Nr. ). . Breviere: Augsburg: Erhard Ratdolt, (VD B , ). – Venedig: Petrus Liechtenstein, (VD ZV ). . Statuten: Augsburg: Erhard Ratdolt, (VD ZV ). . Verkundung Bäbstlicher procession: Landshut: Johann Weißenburger, (VD F , K ). . Freiberger-Drucke: Cronica Episcoporum Frisingensis ecclesie. Landshut: Johann Weißenburger, (VD F ). – Origo christiane religionis ecclesie Frisinge. Landshut: Johann Weißenburger, (VD F ). . Obsequiale: München: Hans Schobser und Stephan Gastner, (VD ZV ). . Naumburger Artikel: Leipzig: Valentin Schumann, (VD N ). . Schrift gegen die Türken: Landshut: Johann Weißenburger, (VD F , D ). . Bulla indictionis sacro sancti generalis concilii: Freising: Johannes Cneisius, (VD K , F ). A: Walter Seele: Das erste Rossarzneibuch Graf Wolfgangs II. von Hohenlohe (). Diss. Berlin , S. . – Johannes Hung: Das Pferdearzneibuch des Johann von Groenrodt. Diss. Berlin , S. f. – Hans Liermann: Das Pferdearzneibuch des Wolf Ernst von Wolframsdorf. Diss. Berlin , S. , . – Johannes Virchow: Österr. Pferdeheilkunst im . Jh. In: Veterinärhist. Jb. () S. –, hier S. , . – Piechatzek (s. Lit.) S. , . – OnlineFaks. von Hs. H: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/
um diglit/cpg/. – Zu weiteren Online-Faks. vgl. die Drucke im VD (Verz. s. u.). L: Ältere Lit. bei Wießner (s. u.). – Josef Domes, VL () Sp. –. – Roland Götz/Franz Niedermaier, NDB () S. f. – Joseph Schlecht: Die Pfalzgrafen P. und Heinrich als Bischöfe von Freising. In: Sammelbl. des Hist. Ver. Freising () S. –. – Georg Piechatzek: Über eine bisher unveröffentlichte Roßarznei-Hs. aus dem Ende des . Jh. (V. Fol. M. ) im Besitze der Bücherei der Tierärztlichen Fakultät der Univ. in München. München . – Hubert Strzewitzek: Die Sippenbeziehungen der Freisinger Bischöfe im MA. München , S. f. – Gerhard Eis: Zur österr. Pferdeheilkunst im . Jh. In: Beitr. zur Gesch. der Veterinärmedizin () S. –. – Sigmund Benker: Das Schloss des Bischofs P. von der Pfalz am Domberg zu Freising. In: Amperland () S. –. – Hubert Glaser: P., Pfalzgraf bei Rhein, Bischof von Freising –. In: Domberg und Philipps-Schloß. Bewahrung oder Zerstörung. Eine Denkschr. Hg. v. dems. Freising , S. –. – Frederick Richmond Goff: The Factotum Initials of Petrus Liechtenstein at Venice. In: Gatherings in Honor of Dorothy E. Miner. Hg. v. Ursula E. McCracken u. a. Baltimore , S. –. – Georg Schwaiger: Freisinger Diözesansynoden im ausgehenden MA. In: Reformatio Ecclesiae. FS Erwin Iserloh. Hg. v. Remigius Bäumer. Paderborn , S. –. – Bernhard M. Hoppe: P. Pfalzgraf bei Rhein, Bischof von Freising (–). In: Christenleben im Wandel der Zeit. Bd. . Hg. v. G. Schwaiger. München , S. –. – B. M. Hoppe: In den Stürmen der Reformation. Die Regierung Bischof P.s Pfalzgrafen bei Rhein (–). In: Gesch. des Erzbistums München und Freising. Bd. : Das Bistum Freising in der Neuzeit. Hg. v. G. Schwaiger. München , S. –. – Egon Greipl: P., Pfalzgraf bei Rhein (–). In: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches bis . Ein biogr. Lex. Hg. v. Erwin Gatz mit Clemens Brodkorb. Berlin , S. f. – P. von Wittelsbach. In: Das Bistum Naumburg / . Bearb. v. Heinz Wießner. Berlin/New York , S. –. – Guido Messling: Der Augsburger Maler und Zeichner Leonhard Beck und sein Umkreis. Stud. zur Augsburger Tafelmalerei und Zeichnung des frühen . Jh. Dresden , S. f., f. MM
Peter van Dordt Peter van Dordt. – Fahrender Arzneimittelhändler und Verfasser eines Werbetextes, um . Der vermutlich niederfränkische Drogist könnte aus Dordrecht (bei Rotterdam) gestammt haben. Sein mit «meyster Peter van Dort» unterschriebener Werbezettel ist in nordniedersächsischer Schriftsprache gedruckt worden, um im nordwestdt. Raum sowohl von ndl. als auch von sächsischen Interessenten rezipiert werden zu können. Angepriesen wird ein «costelic laxatijf», ein von P. selbst hergestelltes Abführmittel, das von «veel doctoors ende apotheeckers» «geapprobeert» worden sei und dem ein äußerst breites Indikations- und Heilspektrum attestiert wird. Der Text ist multifunktional angelegt: Er kann als Drogenwerbezettel, als Arzneimittelbegleitschein oder auch als Niederlassungsankündigung dienen. Mit diesen unterschiedlichen Gebrauchskontexten korrespondiert die stilistische Vielfalt des kurzen Zetteltextes, in dem Elemente verschiedener Gattungen sich zu einer effektiven Drogenreklame vermengen. Die Herausstellung der positiven Eigenschaften des «laxatijfs» zeigt Ein üsse der Tugendkataloge in ma. Drogenmonographien und Anklänge an den Schlangenhauttraktat des Johannes → Paulinus. Mitunter hantiert P. aber auch reißerisch mit bloßen Schlagwörtern wie «complexien» und «humoren», wobei sein rhetorisch-stilistisches Repertoire eine mögliche Erfahrung als Werberedner auf Jahrmärkten erahnen lässt. Ü: Undatierter Quarteinblattdruck [Deventer (?): Jakob von Breda (?), um (?)]. Das einzige erhaltene Exemplar ist eingebunden in: Robertus Caraciolus: Sermones quadragesimales de poenitentia. Straßburg: [Martin Schott] (GW ; Exemplar: Göttingen, SUB, ° Patr. Lat. / INC; zwischen Bl. und ). Vermutlich diente der Zettel einem frühneuzeitlichen Benutzer der Sermones als Lesezeichen und ist später bei einer Neubindung mitgebunden worden. A: Gundolf Keil: Das «costelic laxatijf» Meister P.s v. D. Unters. zum DrogenEinblattdruck des SpätMA. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Ders. (s. Ausg.). – Ders.: Die Niederlassungsankündigung eines Wundarztes aus dem . Jh. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Thomas Holste: Der Theriakkrämer. Ein Beitr. zur Frühgesch. der Arzneimittelwerbung (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S.
Ranck u. ö. – Ahmed Malak: Drei wundärztliche Niederlassungsankündigungen des . Jh. Unters. zur Frühgesch. des medizinischen Werbeformulars in Deutschland. Diss. Würzburg , S. , , u. ö. – Ria Jansen-Sieben: Repertorium van de Middelnederlandse Artes-literatuur. Utrecht , S. , . – Wolfgang Wegner: P. v. D. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Pöckel. – Verfasser eines Salbenrezepts, um . Beim «pöckel pader» dürfte es sich um einen bayerischen Bader oder Wundarzt gehandelt haben. In der fachliterarischen Tradition ist er mit einem kurzen Salbenrezept vertreten. Die «salb an alle mayl» wird als universales Heilmittel angepriesen «zu streyen Jn alle wunden jns haubt vnd sunst» und besteht aus Terpentin, Speck und Rosenöl. Ü: Heidelberg, UB, Cpg (Rezeptslg. des Regensburger Primissarius Georg Prell) r (Pap., /, lat./nordbair. [aus Regensburg]). Digitalisat unter: http://digi.ub.uniheidelberg.de/diglit/cpg. A: Gerhard Eis: Nachricht über eine medizinische Sammelhs. der Heidelberger UB. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –, hier S. ). L: Gundolf Keil: P. In: G. Eis/G. Keil: Nachträge zum VL (). In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. . VZ Preisinger, Wilhelm. – Medizinischer Rezeptautor, um . P. erscheint in der medizinliterarischen Überlieferung als Urheber einer ophthalmologischen und einer urologischen Anweisung. In einem Fall wird er mit «herr» apostrophiert (und in beiden Fällen ohne medizinischen Berufstitel). Es könnte sich bei ihm um einen Laienarzt gehandelt haben, dem Namen nach vermutlich aus Bayern. Der augenheilkundliche Kurztext ist dreiteilig (Zutatenliste/ Herstellungsanleitung/Applikation). Das «kostlich vnnd bewerdt augen wasser» setzt sich aus über zehn Ingredienzen zusammen, die mit Mengen
um angaben gelistet werden. Bei der zweiten Anleitung handelt es sich um eine «bewerte kunst so einer nitt harnen mag». P. setzt auf die Verabreichung von «Limonium»-Saft und anschließende mehrstündige Bettruhe. Ü: Heidelberg, UB, Cpg (Rezeptslg. des Regensburger Primissarius Georg Prell) r (Pap., /, lat./nordbair. [aus Regensburg]); Autorangabe: «Wilhelmus Preyssinger». – Ebd., Cpg (Rezeptslg. des Konrad VI. Kolb von Wartenberg) r (Pap., , obd. mit alemannischem Einschlag); Autorangabe: «von herr wilhelm preisingern». – Digitalisate unter: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/ cpg und /cpg. L: Gerhard Eis: Nachricht über eine medizinische Sammelhs. der Heidelberger UB. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –, hier S. ). – Gundolf Keil: Preyssinger, W. In: G. Eis/ G. Keil: Nachträge zum VL (). In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. . VZ Ranck, Sebastian (auch: Rangk; genannt Greiff), † nach . – Urheber einer Kurzredaktion von Heinrich → Münsingers B˚uch von den falcken, hebichen, sperbern, pferden vnd huenden. R. gehörte entgegen früherer Annahmen nicht dem hö schen Jagdpersonal am Hof → Maximilians I. an, sondern war oberbayerischer Kleriker. Er wirkte als Pfarrer an der St. Michaelskirche in Beuern (beim Ammersee) und war spätestens seit als Kaplan an der Landsberger Stadtkirche bepfründet. Seinen Beinamen «Greiff» dürfte er der Burg Greifenberg verdanken, die zum Gebiet von R.s Pfarrgemeinde gehörte. Zur Abtei Wessobrunn, dem seine Pfarrei unterstellt war, unterhielt R. gute Beziehungen. Sein Onkel Paul stand dem Kloster – als Abt vor. stiftete R. dem Konvent einen Altar und übergab der Klosterbibliothek eine Inkunabel (heute: München, BSB, Inc.c.a. ). Seine Münsinger-Bearbeitung hat R. um im Auftrag Maximilians I. angefertigt und diesem gewidmet. Auf welchem Weg er in den Dienst des Königs gelangte, ist ungewiss. Laut Widmungstext war er von Maximilian beauftragt, alte Handschriften naturkundlicher und historischer Thematik in kirchlichen Bibliotheken
um aufzuspüren, zu kopieren oder Inhalte daraus zu redigieren. Hierfür war er mit Empfehlungsschreiben ausgestattet. Er gehörte also offenbar dem Kreis der im weitesten Sinn humanistisch gebildeten Gelehrten im Umfeld Maximilians an, die ohne Residenzbindung Rechercheaufträge vom König entgegennahmen. Für diese Tätigkeit könnte R. sein eigenes reges literarisches Interesse quali ziert haben, das anhand überkommener Codices aus seinem Besitz mit Lektürespuren und eigenhändigen Nachträgen evident ist. Der letzte datierte Eintrag in einer seiner Handschriften stammt vom ... Heinrich Münsinger hat um das B˚uch von den falcken, hebichen, sperbern, pferden vnd huenden abgeschlossen. Es handelt sich hierbei um eine Übersetzung der jagd- und pferdeheilkundlichen Abschnitte aus De animalibus des → Albertus Magnus (Buch , Kap. –). Für den jagdinteressierten König hat R. eine Kurzredaktion in vier Abschnitten erstellt («von den falken», «von den habichen vnnd spärbern», «von den pferden», «von den hunden»). Dabei hat er zahlreiche MünsingerKapitel unterdrückt, vor allem pferdespezi sche. Dies könnte im Bewusstsein von Maximilians ausgeprägter Vorliebe für Hunde und Falken erfolgt sein. Den Namen Münsingers unterschlägt R. konsequent. Ebenso ist die Widmung an Graf Ludwig I. von Württemberg getilgt worden zugunsten der neuen Widmung an den habsburgischen Herrscher. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , Bll. (Pap., frühes . Jh. [vor ], bair.-österr.). Incipit der Widmung: «Dem Allerdurchleuchtigsten vnnd groszmächtigsten fursten [...] Maximilian Römischen könig [...] Empeut ich Sebastianus Ranck, den man nent Greiff meine gehorsame [...] dinst»; Textanfang: «Das erst Capitel ist sagen wie dy falcke hen habich vnd Sperber nicht aines geschlachts sind». Der Widmungstext und der restliche Text sind von unterschiedlichen Händen geschrieben, von denen vermutlich keine diejenige R.s ist. Es könnte sich beim Cod. um eine Abschrift des Autographen handeln. – Codices mit Besitzvermerken R.s: Augsburg, Staats- und StB, ° Cod. ; München, Hauptstaatsarch., Kl. Lit. Wessobrunn ; Ebd., BSB, Clm , Clm und Clm . A (der Vorrede): Theodor Gottlieb: Bücherslg. Kaiser Maximilians I. mit einer Einleitung
Ranck über älteren Bücherbesitz im Hause Habsburg (Die Ambraser Hss. Beitr. zur Gesch. der Wiener Hofbibl. ). Leipzig , S. . – Lindner (s. Lit.) S. f. – Giese (s. Lit.) S. . L: Francis B. Brévart, VL () Sp. f. – Karl Emerich: Zur Gesch. der Pfarrei Beuern. In: Landsberger Geschichtsbll. () Sp. –, –, –, –, –, hier Sp. –, , . – Kurt Lindner: Von Falken, Hunden und Pferden. Dt. Albertus-MagnusÜbersetzungen aus der ersten Hälfte des . Jh. Bd. (Quellen und Stud. zur Gesch. der Jagd ). Berlin , S. –. – Helmut Weinacht: Archivalien und Kommentare zu Hans Ried, dem Schreiber des Ambraser Heldenbuches. In: Dt. Heldenepik in Tirol. König Laurin und Dietrich von Bern in der Dichtung des MA. Hg. v. Egon Kühebacher (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinst. ). Bozen , S. –, hier S. . – Reinhard Höppl: Die Traditionen des Klosters Wessobrunn (Quellen und Erörterungen zur bayerischen Gesch. NF /). München , S. * Anm. . – Alois Schmid: Die Fundationes monasteriorum Bavariae: Entstehung – Verbreitung – Quellenwert – Funktion. In: Geschichtsschreibung und Geschichtsbewußtsein im späten MA. Hg. v. Hans Patze (Konstanzer Arbeitskreis für Ma. Gesch., Vorträge und Forschungen ). Sigmaringen , S. –, hier S. . – Jan-Dirk Müller: Naturkunde für den Hof. Die AlbertusMagnus-Übersetzungen des Werner Ernesti und Heinrich Münsinger. In: Wissen für den Hof. Der spätma. Verschriftungsprozeß. Hg. v. dems. (MMS ). München , S. –, hier S. f. – Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Bistum Augsburg. Bd. : Die Benediktinerabtei Wessobrunn. Bearb. v. Irmtraud von Andrian-Werburg (Germania Sacra NF ). Berlin/New York , S. , , , . – Martina Giese: S. R. († n. ) als Besitzer und Schreiber von Hss. Ein Beurener Pfarrer im Dienste Maximilians I. In: Von Sachsen bis Jerusalem. Menschen und Institutionen im Wandel der Zeit. FS Wolfgang Giese. Hg. v. Hubertus Seibert/Gertrud Thoma. München , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Christoph Gasser: Caccia e libro alla corte dell’imperatore Massimiliano I (–). In: I saperi nelle corti. Hg. v. Clelia Arcelli (Micrologus ). Florenz , S. –, hier S. f. VZ
Rülein Rorbach, Job (auch: Rohrbach), * .. Frankfurt/M., † .. Frankfurt/M. – Jurist, Theologe, Autor historischer Aufzeichnungen. Der zweite Sohn Bernhard → R.s studierte ab etwa in Italien die Rechte. nach Frankfurt zurückgekehrt, wurde er Kanonikus am dortigen Bartholomäusstift; emp ng er die Priesterweihe. Außerdem gehörte er der Stubengesellschaft Ladarum an. Wie sein Vater hinterließ R. schriftliche Aufzeichnungen: Er führte von bis in sein Todesjahr ein Tagebuch, das als Autograph erhalten ist. Anders als die überwiegend dt. Werke Bernhard R.s ist der Text primär in lat. Sprache abgefasst, während dt. Formulierungen oder Abschnitte sparsam vorkommen. Die Gliederung ist chronologisch, mit nach Jahren geordneten Hauptabschnitten. Vermerkt sind Geburten, Eheschließungen, Todesfälle und andere familiäre oder private Ereignisse. Hinzu kommen Nachrichten aus Frankfurt und der Region, etwa über politische Kon ikte, Seuchen, Hinrichtungen sowie Personalien aus der Ladarum-Gesellschaft. Daneben bietet R.s Tagebuch Beschreibungen von Festen, Prozessionen und Aufführungen, z. B. des → Frankfurter Passionsspiels von . Das Werk endet mit R.s Mitteilung eines an ihm vorgenommenen Aderlasses im Jahr . Wie die Schriften seines Vaters ist R.s Tagebuch wegen seiner Fülle kulturhistorischer Details von Interesse, die u. a. das patrizische Leben im spätma. Frankfurt erhellen. Ü: Frankfurt/M., Stadtarch., S / , Bll. (–; Autograph). A: Steitz (s. Lit.). – Froning (s. Lit.). L: Helgard Ulmschneider, VL () Sp. –. – Georg E. Steitz: Des Kanonicus J. Rohrbach am Bartholomäusstifte Frankfurter Chron. v. J. –. In: Arch. für Frankfurts Gesch. und Kunst NF () S. –. – Richard Froning: Frankfurter Chron. und annalistische Aufzeichnungen des MA. Frankfurt/M. , S. XXVII–XLI, –, –, –, f. – Ders.: Die Familie R. In: Arch. für Frankfurts Gesch. und Kunst. . Folge, Bd. () S. –. – Pierre Monnet: Les Rohrbach de Francfort. Pouvoirs, Affaires et Parenté à l’Aube de la Renaissance Allemande. Genf . – Ders.: Reale und ideale Stadt. Die obd. Städte im Spiegel autobiographischer Zeugnisse des SpätMA. In: Von der dargestellten Person zum erinnerten
um Ich. Europäische Selbstzeugnisse als hist. Quellen (–). Hg. v. Kaspar von Greyerz u. a. Köln u. a. , S. –. – Klaus Wolf: Komm. zur ‹Frankfurter Dirigierrolle› und zum ‹Frankfurter Passionsspiel› (Die hessische Passionsspielgruppe, Erg.bd. ). Tübingen , S. – u. ö. – Dorothea Freise: Geistliche Spiele in der Stadt des ausgehenden MA. Frankfurt, Friedberg, Alsfeld. Göttingen , S. –, f. u. ö. – Vgl. auch die Lit. zu Bernhard R. MM Rülein, Ulrich, von Calw (auch: Rülin, Ruelin; von Calb[e], von Kalb[e]; Udalricus Rulein/de Calb/Calb[i]us [Fribergius]; Dr. Kalb), * .. Calw, † Leipzig (?). – Montanwissenschaftler, mathematischer und medizinischer Fachschriftsteller. Der württembergische Müllerssohn immatrikulierte sich an der Leipziger Artistenfakultät (Bakkalaureus , Magister artium ). In Leipzig schloss R. ein Medizinstudium an, das er parallel zur zeitüblichen artistischen Lehrtätigkeit der Magisterabsolventen aufnahm. Vor wurde R. zum Dr. med. promoviert; der Promotionsort ist unbekannt. / war er im Auftrag Herzog Georgs des Bärtigen von Sachsen in die Bauplanung der erzgebirgischen Silberbergbausiedlung «Newe Stat am Schrekenbergk» involviert, aus der später Annaberg hervorgehen sollte. Im Anschluss wurde er zum Stadtarzt im sächsischen Freiberg bestellt. erhielt R. die Freiberger Bürgerrechte und wurde in den Stadtrat berufen. und versah er das Bürgermeisteramt. Um / gründete R. zusammen mit Nikolaus Hausmann (–), einem Freund Luthers, eine Lateinschule in Freiberg, die im Konikt mit der noch scholastisch geprägten Domschule stand. Nach Widerständen gegen die Schule im Stadtrat folgte R. einem Ruf auf eine Medizinprofessur nach Leipzig, nachdem er noch im selben Jahr in die Freiberger Knappschaft aufgenommen worden war. wurde R. von Herzog Heinrich dem Frommen mit dem Entwurf einer weiteren erzgebirgischen Silberbergbausiedlung betraut, dem späteren Marienberg. Das überkommene literarische Œuvre des vielseitig engagierten und begabten R. deckt neben seinem fachlichen Hauptinteresse, der Montanistik, auch seine beru ichen Tätigkeitsfelder als artistischer Lektor und Mediziner ab. Seine mathematischen und medizinischen Schriften stehen über
um wiegend in direktem Kontext zu seiner Berufsausübung und wurden in den entsprechenden Fachliteraturen kaum rezipiert. Ganz anders verhält es sich bei R.s breitenwirksamen Bergbüchlein, das als universell verwendbares montanistisches Lehrbuch konzipiert ist. In der Forschung wird R. nahezu ausschließlich als Fachmann für den Bergbau wahrgenommen. Seine überkommenen Schriften sind im Einzelnen: ) Ein nutzlich bergbuchleyn. Die wohl kurz nach publizierte Bergbaukunde ist in mehrfacher Hinsicht ein Pionierwerk: Sie stellt die älteste gedruckte Quelle zur dt. Bergmannssprache dar und den ersten dt. Druck zum Bergbau überhaupt. Die von der Forschung nicht in Zweifel gezogene Autorschaft R.s wird allerdings nicht von den anonymen frühen Drucken, sondern nur von Georg Agricola bezeugt, der in der Epistola zu seiner in Basel erschienenen Fachschrift De re metallica R.s Bergbüchlein als «librum Germanicum» anführt und «Calbus fribergius» als dessen Urheber benennt (VD A , Bl. α v). Das Bergbüchlein ist dialogisch konzipiert und lässt den Bergsachverständigen Daniel auftreten, der einen jungen Knappen belehrt. In dieser Form teilt R. in zehn Kapiteln Regeln zum Auffinden von Erzvorkommen, Abbautechniken und ökonomische Aspekte des Bergbaus mit. Vermutlich hat er selbst die technischen Zeichnungen des Druckes beigesteuert. Das montanistische Lehrbuch des Freiberger Stadtarztes hat eine bemerkenswerte Wirkmacht entfaltet. Es erzielte elf Au agen bis ins späte . Jh., wurde in spätere bergbauliche Schriften G. Agricolas und Paracelsus’ integriert und ins Spanische übersetzt (von wo aus es wiederum ins Deutsche rückübersetzt wurde). Die Terminologie R.s und seine montanwissenschaftlichen Begriffsde nitionen haben sich international durchgesetzt. Einzelne Versatzstücke aus dem Bergbüchlein begegnen noch in Nachschlagewerken des . Jh. Über die spanischen Fassungen des Bergbüchleins hat R. einen direkten Ein uss auf den kolonialen Bergbau in den Anden ausgeübt. ) Mathematische Schriften. a) Einige mathematische Vorlesungen, die R. bis an der Leipziger Artistenfakultät gehalten hat, sind indirekt als aufbereitete Nachschriften überkommen. Balthasar Licht weist seinen Algorithmus linealis als Zusammenfassung von Lektionen seines akademischen Lehres R. aus. Die Vorlesungen R.s zeigen (zumindest in der Nachschrift Lichts) einen Ein uss
Rülein von R.s Lehrer Johannes → Widmann (Behende und hubsche Rechenung [/GW M]). Rezipiert wurde R. über Lichts Algorithmus linealis von Heinrich Stromer (Algorithmus linealis [/ VD S ]) und Adam Ries (Rechnung auff der linihen [; Erstdruck /VD R ]). – b) Nur handschriftlich in einem Freiberger Stadtbucheintrag von ist eine kleine pragmatische Rechenhilfe R.s für Bäcker überliefert. Die Rechnung setzt Anzahl und Gewicht von Brotlaiben bei einem konstanten Brotverkaufspreis in ein reziprokes Verhältnis zum Kornpreis. ) Medizinische Schriften. a) Als Freiberger «physicus civitatis» hat R. ein Pestregimen erstellt. Einen zweiten Pestraktat für Freiberg hat er vorgelegt, als R. bereits als Professor in Leipzig wirkte. Der äußere Anlass des zweiten Regimen war eine verheerende Pestepedimie in Freiberg, der über Einwohner zum Opfer elen. Eine Pestordnung für Freiberg aus dem gleichen Jahr ist nur bezeugt aber nicht überkommen. Als Pestautor ist R. bemerkenswert sozialmedizinisch ausgerichtet und berücksichtigt neueste immunologische Ansätze. – Auf dem medizinischen Feld ist R. außerdem als Rezeptautor nachgewiesen (s. Eis [Ausg.] und Keil u. a. , S. f.). Außerdem hat er ein lat. Empfehlungsschreiben zu einem Traktat des böhmischen Arztes Wenzel Bayer von Ellbogen (–) beigesteuert, der zu R.s Leipziger Medizinstudenten gezählt haben dürfte. Bayers Schrift setzt sich wissenschaftlich mit den Karlsbader Quellen und Wildbädern auseinander. Ü: ) Erstdruck: «Ein nutzlich bergbuchleyn». [Leipzig: Martin Landsberg um ] (VD R ). – Fünf weitere Frühdrucke von – (zumeist u. d. T. «Eyn wolgeordent vnd nützlich buchlin wie man bergwerck suchen vnd nden sol» o. ä.) aus Augsburg, Worms, Leipzig und Erfurt (VD R –, ). Ab der dritten Au age (Worms: Peter Schöffer, ) ist dem Text ein fachterminologisches Verzeichnis beigegeben. – Zwei Frankfurter Ausgaben durch Christian Egenolff von / (VD ZV /R ) kombinieren das Bergbüchlein mit dem sog. Probierbüchlein. Dieses ma. metallurgische Referenzwerk ist zeitlich vor dem Bergbüchlein aus überregionalen Versatzstücken kompiliert und im . Jh. zwölf Mal selbständig gedruckt worden (Erstdruck: [Worms: P. Schöffer, um ] VD P ; weitere Frühdrucke: VD
Rülein P –). Fünf von den selbstständigen Probierbüchlein-Ausgaben weisen auch das fachterminologische Verzeichnis der Bergbüchlein-Drucke ab auf. R. ist als Autor bzw. Kompilator des Probierbüchleins diskutiert worden, ohne dass ein valider Hinweis hierfür hätte erbracht werden können. – Ferner wurde das Bergbüchlein in montanistische Kompilationen aufgenommen: Johann Haselbergs «Der Vrsprung gemeynner Bergrecht» [Straßburg: Johann Knobloch d. J., ] (VD U ). – «Ursprung und Ordnungen der Bergwerke». Leipzig: Henning Grosse/Lorenz Kobler, (VD :W). – . a) Lichts Algorithmus linealis: Drucke, alle: Leipzig: Melchior Lotter, – (Ludwig Hain: Repertorium bibliographicum. Bd. /. Stuttgart , Nr. f.; VD L –). – b) Freiberg, Stadtarch., Stadtbücher vermischten Inhalts, Das rote Buch: –, v–r. – ) Pesttraktate: «Ein kurtz regiment vor die pestelentz dem Erbarn Radt zcu e Freyberg duch den achtbaren hochgelarten herren Vdalricum von kalw Doctorem yn der Ertztey zcu geschryben». Leipzig: M. Landsberg, (VD R ). – «Ein vnderweysˉug wie mann sich tzu der tzeit der pestilentz halten sol. Allen einwoneren der stat Freybergk tzu gut yn einn kurtze summe gebracht». Leipzig: Valentin Schumann, (VD R ). – Empfehlungsschreiben: «Tractatvs De Termis Caroli Qvarti Imperatoris, sitis p[ro]pe Elbogen & Vallˉe. S. Ioachimi, editus a Doctore Vuenceslao Payer de Cubito, alias Elbogen [...].» Leipzig: Valentin Schumann, (VD B ) Bl. A iirv. – Zu Digitalisaten unterschiedlicher Drucke s. VD / (online). A: Bergbüchlein: Heinrich von Dechen: Das älteste dt. Bergwerksbuch. In: Zs. für Bergrecht () S. – (selbstständig: Bonn ) (nach der Ausg. Ausgburg, ). – Judica I. M. Mendels: Das ‹Bergbüchlein›. A Text Edition. Diss. Baltimore , S. –. – Wilhelm Pieper: U. R. v. C. und sein Bergbüchlein. Mit UrtextFaks. und Übertragung des Bergbüchleins von etwa und Faks. der Pestschrift von (Freiberger Forschungsshefte D ). Freiberg . – Eyn wolgeordent und nützlich büchlin, wie man Bergwerck suchen und nden sol. Freiberg , , (Faks.-Druck der Ausg. Worms ). – Ein wolgeordnetz und nuczlichs Büchlein. Paris (Faks.-Druck der Ausg. Augsburg ). – José Carrasco Galán: Librito de minería – Bergbüchlein. Madrid (Nachdr. der Ausg. Worms
um mit spanischem Komm.). – Auszug: Dt. Fachprosa des MA. Ausgewählte Texte. Hg., erl. und mit einem Glossar versehen von Wolfram Schmitt (Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen ). Berlin/New York , S. –. – Spanisch: Ein nützlich Bergbüchlein/Un librito util de Mineria. Freiberg . – b) Pieper (s. o.) S. f. – ) Faks. des Pestdrucks von : Pieper (s. o.) S. –. – Ein Rezept: Gerhard Eis: U. R.s Aquavit. In: Medizinische Monatsschr. () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –). Ü: Bergbüchlein: Adolf Gurlt: In: Gabriel Auguste Daubrée: La génération des minéraux métalliques, dans la pratique des mineurs du moyen âge, d’après le ‹Bergbüchlein› (Extrait du Journal des savants). Paris , S. –, –. – Anneliese Grünhaldt Sisco/Cyril S. Smith: ‹Bergwerk- und Probierbüchlein›. A Translation From the German (The American Institute of Mining and Metallurgical Engineering. S. W. Mudd Series). New York, (Nachdr. u. d. T. Bergbuchlein. The Little Book on Ores. The First Mining Book Ever Printed. Oxshott ). L: Guido Jüttner, LexMA () Sp. . – Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Frieder Jentsch, NDB () S. . – Constantin Täschner: Der Arzt, Bürgermeister und Bergbauschriftsteller U. R. v. Kalbe. In: Mitt. des Freiberger Altertumsver. () S. –. – Otto Clemen: Der Freiberger Stadtphysikus U. R. v. Kalbe. In: Neues Arch. für Sächsische Gesch. und Altertumskunde () S. –. – Ernst Damstädter: Berg-, Probirund Kunstbüchlein. Mit Bibliogr. und Abb. (Münchner Beitr. zur Gesch. und Lit. der Naturwiss. und Medizin /). München , S. –, –, , –, , . – Otto Eduard Schmidt: Das Rätsel der Tulpenkanzel im Freiberger Dom und U. R. v. Calbe. In: Mitt. des Landesver. Sächsischer Heimatschutz () S. –. – Ders.: U. R. v. Kalbe. In: ebd. () S. –. – Karl Lüdemann: U. R. v. C., der Verfassers des ersten dt. Buches über den Bergbau. In: Mitt. des Freiberger Altertumsver. () S. –. – W. Pieper: U. R. v. C., der erste dt. Bergbauschriftsteller. In: Bergfreiheit () S. – (selbstständig: Essen ). – Judy Mendels: Das ‹Bergbüchlein› und seine Nachfolger. In: ZfdPh () S. –. – Rudolf Michaelis: Dr. U. R. v. C. (Calbe) und sein «Nützlich Bergbüchlein» um . In: Sächsische
um Heimatbll. () S. –. – Werner Martin Dienel: Ein schwäbischer Humanist in Sachsen,vor Jahren geb.: U. R. v. C.. In: Glückauf () S. –. – Siegfried Greiner: U. R. aus C. zum . Todestag. In: Schwäbische Heimat () S. –. – Hans Prescher: U. R. v. C. zum Gedenken seines . Todestages. In: Sächsische Heimatbll. () S. –. – Hans Baumgärtel: R., U. In: Dictionary of Scienti c Biography (, ) S. –. – Herbert Pforr: Der Freiberger Renaissance-Gelehrte U. R. und sein epochemachendes Bergbüchlein. In: Neue Bergbautechnik () S. –. – H. Prescher/ Peter Schmidt: The importance of the illustration of ore lodes in books by U. R. v. C., around , and Georgius Agricola, , as well as of old Saxon plots of mines, before , for the history of geological maps and geological mapping. In: Contributions to the History of Geological Mapping. Proceedings of the Xth INHIGEO Symposium. Hg. v. Endre Dudich. Budapest , S. –. – H. Pforr: Der Freiberger Silberbergbau zur Zeit von Adam Ries (–) und die Rolle des Freiberger Gelehrten U. R. In: Sächsische Heimatbll. () S. –. – Ders.: Der Freiberger Stadtphysikus U. R. v. C. (–) als Wegbereiter der Bergbauwiss. und als Vorläufer von Georgius Agricola (–). In: Montanmedizin und Bergbauwiss. Hg. v. Wolfram Kaiser (Wissenschaftliche Beitr. Martin-Luther-Univ. HalleWittenberg/Beitr. zur Universitätsgesch. /T ). Halle , S. –. – Sabine Ebert: Brücken über Jahre hinweg. Der Calwer Universalgelehrte U. R. in Freiberg und seine Spuren in heutiger Zeit. In: Der Landkreis Calw () S. –. – U. R. – ein Schwarzwälder Müllerssohn im Erzgebirge. In: Sachsen. Bd. : Erzgebirge und Vogtland. Red.: Cord Beintmann (Deutschland & Europa ). Stuttgart , S. f. – Gisela-Ruth Engewald: Georgius Agricola (Einblicke in die Wiss./ Wissenschaftsgesch.). ., überarb. Au . Stuttgart u. a. , S. , , , . – Werner Lauterbach: Agricola und die Freundschaft zu Mosellanus. In: Georgius Agricola – Jahre. Wisenschaftliche Konferenz Chemniitz . Hg. v. Friedrich Naumann. Basel u. a. , S. –, hier S. , f., . – G. Keil/Johannes Gottfried Mayer/ Monika Reininger: «ein kleiner Leonardo». U. R. v. Kalbe als Humanist, Mathematiker, Montanwissenschaftler und Arzt. In: Würzburger FachprosaStud. Beitr. zur ma. Medizin-, Pharmazie- und
Rülein Standesgesch. aus dem Würzburger Medizinhist. Inst. FS Michael Holler. Hg. v. G. Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Würzburg , S. –. – H. Pforr: Start in das montanwissenschaftliche Zeitalter durch ‹Ein nützlich Bergbüchlein› des Freiberger Renaissancegelehrten U. R. v. C. (–), Freiberg, Sachsen. In: Das kulturelle Erbe geowissenschaftlicher und montanwissenschaftlicher Bibl. . Erbe Symposium Freiberg . Hg. v. Tillfried Cernajsek. Wien , S. –. – H. Pforr: Die Zeit des U. R. v. C. im Spiegel sächsischer Bergstädte. In: Der Anschnitt () S. –. – Barbara Gärtner: Johannes Widmanns ‹Behende und hubsche Rechenung›. Die Textsorte «Rechenbuch» in der Frühen Neuzeit (Reihe germanistische Linguistik ). Tübingen , S. f., f. u. ö. – W. Lauterbach: U. R. v. C. (–). In: Berühmte Freiberger. Ausgewählte Biogr. bekannter und verdienstvoller Persönlichkeiten. Tl. : Persönlichkeiten aus dem .–. Jh. (= Mitt. des Freiberger Altertumsver. [NF ]). Freiberg , S. –. – Uli Rothfuss: Autoren Bücher Calw. Eintausend Jahre Lit.- und Geistesgesch. in Calw und Hirsau (Kleine Reihe ). Tübingen , S. –. – Christiane Koopmann: Aspekte der Mehrgliedrigkeit des Ausdrucks in frühnhd. poetischen, geistlichen und fachliterarischen Texten (GAG ). Göppingen , S. f. – Roland Ladwig: U. R. v. C. und sein ‹Nützlich Bergbüchlein›. In: Freiberger Münzbll. () S. f. – Elvira Werner: Bergmannssprachliche Identität im Kontext ausgewählter bergbausprachlicher Quellen. In: Montanlandschaft Erzgebirge. Kultur – Symbolik – Identität. Hg. v. Sönke Löden (Schr. zur sächsischen Gesch. und Volkskunde ). Leipzig , S. –, hier: S. f. – Rainer Gebhardt (Hg.): Die Annaberger Brotordnung von Adam Ries. Kommentierte und bearb. Faksimileausg. der erstellten und gedruckten Brotordnung (Schriften des Adam-Ries-Bundes ). Annaberg-Buchholz , S. . – David E. Connolly: U. R. von Kalbe’s Bergbüchlein in the Context of SixteenthCentury German Mining/Metallurgical Literature. In: De re metallica. The Uses of Metal in the Middle Ages. Hg. v. Robert O. Bork u.a. (Avista. Studies in the History of Medieval Technology, Science, and Art ). Aldershot , S. –. – Hellmut J. Gebauer: U. R.: Arzt, Stadtplaner, Humanist und Schulreformer (um –). In: Bedeutende Frauen und Männer. Hg. v. dems./Hartmut Würfele (Calw – Gesch. einer Stadt). Calw
Strauß , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – H. Pforr: Freiberg. Stadt auf silbernem Boden. Erfurt , S. –. – Rainer Hünecke: Das Bergbüchlein des U. R. v. C. – Vertextungsstrategien und Formulierungsmuster. In: Fachtexte des SpätMA und der Frühen Neuzeit. Tradition und Perspektiven der Fachprosa- und Fachsprachenforschung. Hg. v. Lenka Vaˇnková. Berlin/Boston, Mass. , S. –. – Bernhard Breiter: Das Bergbüchlein des U. R. v. C. (Die dt. Bergmannssprache /Eisleber Bergschulhefte ). Erfurt . VZ Scherringer, Michael, † (?) Salzburg (?). – Medizinischer Fachschriftsteller, um . Unter den nachgetragenen Rezepten und Verordnungen in einer bairischen astro-medizinischen Sammelhandschrift aus der Zeit der Wende vom . zum . Jh. nden sich Eintragungen mit Berufung auf einen «doctor Michael scherringer». Bei ihm dürfte es sich um einen bayerischen Akademikerarzt gehandelt haben. Er könnte mit demjenigen «Michael Scherringer artium et medicinae doctor clariss» identisch sein, der auf dem Salzburger Petersfriedhof beigesetzt und dessen heute noch erhaltene Grabplatte vom Regensburger Bildhauer Hans Valkenauer gemeißelt wurde. Ein M. S. urkundet ferner in einem Formelbuch des Klosters Attel (bei Wasserburg am Inn) aus dem letzten Drittel des . Jh. Diesem als Kleriker der Diözese Freising apostrophierten Namensträger wird von den Klostervorstehern eine Zuwendung in Form eines «titulus mense» zugesprochen (Wien, Haus-, Hofund Staatsarch., Cod. Weiß [Suppl. ], v). Der medizinische Codex enthält zwei fachliterarische Texte von S. Eine lat. Aderlassverordnung wird von Notizen ankiert, die berichten, dass S. sich mehrmals im Kloster Frauenchiemsee aufgehalten habe. Dort habe er einem «wilhelmo päczinger» ein Fieberkonsilium (gegen «hicze») verordnet. Der entsprechende Text ist volkssprachig in knapper Form am Rand nachgetragen. Verordnet werden Waschungen und Abreibungen. Hinzu kommt ein Rezept für einen kühlenden Heiltrank auf Basis von Zucker und Gerste. Ü: München, UB, ° Cod. ms. , r (Pap., /, bair. [aus Rosenheim?]); vgl. Gisela Kornrumpf/Paul-Gerhard Völker: Die dt. ma. Hss. der UB München (Die Hss. der UB
um München ). Wiesbaden , S. –, bes. S. . L: Peter Assion, VL () Sp. . – Hans Tietze: Die Denkmale des BenediktinerStiftes St. Peter in Salzburg (Österr. Kunsttopographie ). Wien , , Fig. . – Anna Hedwig Benna: «Iurisprudentia medii aevi». Eine Hs. der dt. Bearb. des Ordo ‹Antequam›. In: FS zur Feier des zweihundertjährigen Bestandes des Haus-, Hof- und Staatsarch. Bd. . Hg. v. Leo Santifaller (Mitt. des Österr. Staatsarch. Erg.bd. /). Wien , S. –, hier S. . – Wolfgang Wegner: S., J. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Scheffer, Fritz. – Verfasser eines medizinischen Kurzrezepts, um . Das äußerst kurze Verfahren des anderweitig nicht nachgewiesenen S., der auch nur mit diesem einen Text in der fachliterarischen Tradition aufscheint, widmet sich der Therapie einer Gelenkkapselentzündung («Fur das glidwasser»). Als einziges Heilmittel wird «geprant linsen puluer» appliziert. Pharmazeutisch-technologische Hinweise fehlen. Ü: Heidelberg, UB, Cpg (Rezeptslg. des Regensburger Primissarius Georg Prell) v (Pap., /, lat./nordbair.). Digitalisat: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/ cpg. A: Gerhard Eis: Nachricht über eine medizinische Sammelhs. der Heidelberger UB. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –, hier S. ). L: Gundolf Keil: S., F. In: G. Eis/G. Keil: Nachträge zum VL (). In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. . VZ Strauß, Oswald. – Rezeptautor, . Jh./erste Hälfte . Jh. Ein Augsburger Haus- und Arzneibuch aus der Mitte des . Jh. überliefert mehrere Rezepte mit tirolischen Gewährsmännern. Die Vermittlung der medizinischen Kurztexte dürfte sich den guten
um Handelsbeziehungen Augsburgs zu Tirol verdanken. O. S. aus Hall wird als Autor eines Rezepts für ein Pulver bei Magen- und Kopfbeschwerden angeführt (weitere Tiroler sind Hans Nostinger, Hans Ayerl, Philipp Jacob Sturbm und Wilhelm Kirchenfein). Der Entstehungszeitpunkt des Rezepts ist offen; die datierbaren Beiträge des Sammelbandes entstammen sowohl dem . als auch dem . Jh. Ü: Stuttgart, LB, Cod. Donaueschingen E I , r (Pap., , schwäbisch [aus Augsburg]). L: Gerhard Eis: Nachricht über zwei medizinische Sammelhss. aus Augsburg. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. ). VZ Thomas von Wasserburg. – Apotheker, Wundarzt und Fachschriftsteller, um . Der Herkunftsname des «meisters», «apothecarius» und «expertus chirurgus» dürfte auf Wasserburg am Inn und kaum auf die gleichnamige Ortschaft am Bodensee zu beziehen sein. Letztmals ist eine Tätigkeit T.s für das Jahr bezeugt. Assion erwägt eine Indenti kation mit dem am Innsbrucker Hof → Siegmunds von Tirol als Arzt bezeugten «Thoman von der Vogelweid». T. war sowohl als Arzt als auch als Apotheker tätig, was für seinen Schaffenszeitraum bereits ungewöhnlich ist. Die Doppeltätigkeit spiegelt sich auch in seinem überkommenen Schrifttum wieder. In Handschriften des späten . und des . Jh. ist T. als Urheber medizinischer und alchemistischer Rezepte und Verfahren sowie von pharmazeutischtechnologischen Kurztraktaten gut bezeugt. Sein medizinisches Themenspektrum reicht von der Traumatologie bis zur Gastroenterologie. Zum Einsatz kommen u. a. P aster, Salben und Pulver. Von seinem hohen Renomme in alchemistischen Kreisen zeugt der Umstand, dass der «Magistri Thomae» noch im frühen . Jh. als Autorangabe für den Pars-cum-Parte-Text zum pseudoparacelsischen Manuale erscheint. Mit dieser Autorschaftszuweisung korrespondiert eine Würdigung T.s durch Andreas Libavius (–). Der frühneuzeitliche Universalgelehrte bezeichnet T. im «Gegenbericht Von der Panacea Amwaldina»
Thomas von Wasserburg (Frankfurt/M. [VD L ] S. ) fälschlich als «Lehrmeister Paracelsi». Ü (dt. und lat.): Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. ° (wundärztliches Manual des Hans → Seyff) rv (Perg., nach bis frühes . Jh., schwäbisch). – Hamburg, SUB, Cod. med. , S. , (Pap., spätes . Jh. [Nachträge bis Mitte . Jh.], niederalemannisch). – Wien, ÖNB, Cod. (→ Wiener Rezeptierbuch) v, v (Pap., , ostmittelbair.). – New Haven, Yale University, Beinecke Rare Book and Manuscript Library, Mellon MS , r (Pap., , lat./dt.); alchemistisches Verfahren. – Heidelberg, Privatslg. Helko Eis (vormals Slg. Gerhard Eis, Schriesheim) Hs. , rv (Pap., –, südböhmisch). – Wien, ÖNB, Cod. , r (Pap., , lat.). – Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. (Medizinische Slg. Johannes → Stockers) v u. ö. (Pap., , lat.). – Stuttgart, LB, Cod. Donaueschingen E I , r (Pap., , schwäbisch [aus Augsburg]). – Heidelberg, UB, Cpg , v–r (Pap., , hochdt. mit westmitteldt. Einschlag [aus Eberstadt]). – Heidelberg, UB, Cpg (Rezeptslg. des Ambrosius Prechtl) r, rv, v–r (Pap., /, bair. [Regensburg ?]). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. .– Aug. °, rv (Pap., Mitte . Jh.). – Pars-cum-Parte-Text: «Chirurgische Bücher und Schrifften deß Edelen Hochgelehrten unnd Bewehrten Philosophi und Medici, Philippi Theophrasti Bombast von Hohenheim Paracelsi genandt». Hg. v. Johannes Huser. Straßburg , Appendix S. (VD :Z); Nachdr. ebd. , S. (VD :W). A: Abdrucke einzelner Texte bei Eis, S. ; Knapp, S. , f.; Klemmt, S. ; Telle , S. ; Gröber S. f. (Nr. f.) (s. jeweils Lit.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Klaus Bergdolt, LexMA () Sp. . – Gerhard Eis: T. v. W., ein dt. medizinischer Schriftsteller des . Jh. In: Medizinische Monatsschr. () S. . – August Knapp: T. v. W. Ein obd. Wundarzt und Apotheker des . Jh. Diss. München . – Waltraut Lindner: Claus von Metry und T. v. W. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – Rolf Klemmt: Zwei neu aufgefundene Rezepte des ma. Wundarztes T. v. W. In: Neuphilologische Mitt. () S. –. – Joachim Telle: Textnachweise zu den spätma. Fachautoren Jakob von Stockstall, Georg Tannstetter,
Vocabolari molt pro tos per aprendre Lo Catalan Alamany y Lo Alamany Catalan um Paulus Ricius und T. v. W. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – Ders.: Manuscripta medica der Slg. Mellon. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. Anm. . – Peter Assion: Der Hof Siegmunds von Tirol als Zentrum spätma. Fachlit. In: Fachprosa-Stud. Beitr. zur ma. Wiss.- und Geistesgesch. FS Gerhard Eis. Hg. v. G. Keil u. a. Berlin , S. –, hier S. f. – Manfred Gröber: Das wundärztliche Manual des Meisters Hans Seyff von Göppingen (ca. –). Der Cod. med. et phys. ° der Württembergischen LB Stuttgart (GAG ). Göppingen , S. (Reg.). – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA (DWV-Schr. zur Medizingesch. ). Baden-Baden , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Vocabula iuvenibus multum necessaria. – Lat.-nd. Glossar, spätestens . Das Glossar V. i. m. n. wurde als lat.-nd. Text erstmals in Lübeck gedruckt. folgte eine ostndl. Ausgabe (Deventer), die wahrscheinlich Vorlage eines weiteren, Antwerpener Drucks war. Ein zweiter nd. Druck von beruhte wohl auf den Texten von und . So verzeichnet er stellenweise voneinander abweichende Varianten aus den zwei älteren Drucken. V. i. m. n. ist nicht mit dem populären lat.-dt. Glossar → Vocabula pro iuvenibus zu verwechseln, das ab dem . Jh. häu g gedruckt wurde. V. i. m. n. enthält vor allem Substantive, aber auch Adjektive und nur wenige Verben und Adverbien. Das Glossar ist nach thematischen Gesichtspunkten in Kapitel gegliedert, die durch lat. Überschriften bezeichnet werden. Auch die einzelnen Lemmata sind nicht alphabetisch geordnet. Die Kapitel des Glossars behandeln u. a. die himmlische Hierarchie (Gott, Engel etc.), die Elemente, Kirchenarchitektur, Festtage, den Menschen (Anatomie, Seele), Kleidung, Haus und Hausrat, Tiere (Vierfüßer, Vögel, Fische), P anzen, Namen und Amtsbezeichnungen, Krankheiten, menschliche Eigenschaften, Minerale und Metalle sowie Zahlen und Maße. V. i. m. n. beschränkt sich dabei auf reine Wortgleichungen und dürfte als Lernhilfe für den Schulgebrauch intendiert gewesen sein.
Obwohl es erst ab überliefert ist, wurzelt das Glossar in einer schon früher einsetzenden Überlieferung: Die Forschung hat eine enge Verwandtschaft von V. i. m. n. mit dem älteren mnd. Sachglossar De homine festgestellt, das in vier Handschriften des . Jh. erhalten ist. Beide Glossare teilen weitgehend identische Kapitelüberschriften. Auch die Reihenfolge der Kapitel und ihrer Lemmata stimmt meist überein. V. i. m. n. könnte also auf einem handschriftlichen Text der De homine-Tradition beruhen, gilt gegenüber dem älteren Glossar aber als selbstständige Redaktion. Ü: Zu den Hss. des mit dem V. i. m. n. eng verwandten De homine-Glossars vgl. Damme (s. Lit.). D: Lat.-nd. Drucke: Lübeck: [Steffen Arndes], (GW M). – Ebd., (VD V ). – Ostndl. Drucke: [Deventer: Richardus Pafraet], (http://ustc.ac.uk/index.php/ record/). – Antwerpen: Michael Hillenius Hoochstratanus, [o. J.] (http://ustc.ac.uk/index.php/ record/). A: Hermann Jellinghaus: Lübecker Schulvokabular vom Jahre . In: NdJb () S. –. L: Frans M. Claes: Lijst van Nederlandse Woordenlijsten en Woordenboeken gedrukt tot . Nieuwkoop , Nr. f. – Ders.: Bibliographisches Verz. der dt. Vokabulare und Wörterbücher, gedruckt bis . Hildesheim u. a. , Nr. , . – Gilbert A. R. de Smet: Die gedruckte nd. Lexikographie bis . In: NdJb () S. –. – Robert Damme: Die hsl. mnd. Sachglossartradition und die ‹V. j. m. n.› In: Lingua Theodisca . Beitr. zur Sprach- und Literaturwiss. FS Jan Goossens. Hg. v. José Cajot u. a. Münster/Westf. u. a. , S. –. – Peter O. Müller: Nomenklatoren des . Jh. In: Stand und Aufgaben der dt. Dialektlexikographie. Beitr. zu der Marburger Tagung vom Okt. . Hg. v. Ernst Bremer/Reiner Hildebrandt. Berlin/New York , S. –. – P. O. Müller: Dt. Lexikographie des . Jh. Konzeptionen und Funktionen frühneuzeitlicher Wörterbücher (TTG ). Tübingen , S. , , , . MM Vocabolari molt pro tos per aprendre Lo Catalan Alamany y Lo Alamany Catalan. – Dt.-katalanisches Vokabular, . Das zweisprachige Vokabular ist nur als Druck von überliefert, der in der Offizin von Jo
um
Vocabularius praedicatoribus multum utilis propter Alemanicum
hannes (Hans) Rosenbach († ) erschien. Der Bearbeiter ist unbekannt, doch wird in ihm – u. a. aufgrund mehrerer Germanismen im katalanischen Text – ein Deutscher vermutet. Der Blätter umfassende Druck beginnt mit einem katalanischen Vorwort, das u. a. die dt. Aussprache beschreibt und die Nützlichkeit des Vokabulars herausstellt. Darauf folgen zwei Hauptteile mit bzw. acht Sachgruppen, die insgesamt rund Lemmata bieten. Enthalten sind auch zahlreiche umgangssprachliche Wendungen. Thematisch breit aufgestellt, erfasst das Vokabular u. a. Farben, Metalle, Edelsteine, Mensch, Tier, Medizin, Meteorologie, Religion, Handel, Schule und Studium. Insgesamt richtet sich das Werk nicht an gelehrte Leser, sondern an Praktiker wie Handwerker und Kau eute. Der Text beruht auf dem Vocabularius italicoteutonicus (auch bekannt als Introito e porta), der zuerst durch → Adam von Rottweil gedruckt wurde. Unmittelbare Vorlage des V. war der in Bologna erschienene Druck des Vocabularius italico-teutonicus (GW M). Diesem gegenüber gilt das dt.-katalanische Vokabular als gekürzte Bearbeitung mit einer Übertragung der italienischen Teile in die katalanische Sprache. Es fehlen u. a. kurze Dialoge der Vorlage, die kaufmännnische Vokabeln lehren. Daneben hat die Forschung textliche Abweichungen im Vorwort und in den Kapitelüberschriften festgestellt. Das Vokabular bietet auch phonetische Hinweise zur dt., nicht aber zur katalanischen Sprache. Bei dt. Subjektiven sind häu g keine Artikel angegeben. Insgesamt ist das Vokabular durchaus von sprachhistorischer Bedeutung: Es gilt als das wohl früheste Wörterbuch, das Katalanisch und eine andere Volkssprache kombiniert. D: Perpinyà: Johann Rosenbach, . A: Vocabulari Català-Alemany de l’any . Hg. v. Pere Barnils. Barcelona (Faks.; Nachdr., hg. v. Tilbert D. Stegmann, Frankfurt/ M. ). – Vocabulari català-alemany. Imprès a Perpinyà per Joan Rosembach el . Hg. v. Vinyet Panyella. Barcelona (Faks.). – Vocabulari català-alemany. Imprès a Perpinyà per Joan Rosembarch el . Hg. v. Dolors Lamarca. [Barcelona ] (Faks.). L: Franziska Küenzlen, VL () Sp. f. – Friedrich J. Michatsch: Lexikalische Materialien zu Rosembachs ‹Vocabulari Catalàalemany ›. In: Estudis Romànics ()
S. –. – Ludwig Klaiber: Der ‹Vocabulari català-alemany› von und seine italienische Vorlage. Eine bibliographische Unters. In: Estudis Universitaris Catalans () S. –. – Germà Colón: Concerning the Catalan-German Vocabulary of . In: Quaderni di Semantica () S. –. – Alda Rossebastiano Bart: Antichi Vocabolari Plurilingui d’Uso Popolare. La Tradizione del ‹Solenissimo Vochabuolista›. Alessandria , S. –. – Stegmann (s. Ausg.). – G. Colón: Estudis de Filologia Catalana i Romànica. València , S. –. – Helmut Glück: Dt. als Fremdsprache in Europa vom MA bis zur Barockzeit. Berlin/ New York , S. –. – Bettina Morcinek: Das ‹V. m. p. p. a. L. C. A. y L. A. C. del any › und seine italienische Vorlage. In: Ein Franke in Venedig. Das Sprachlehrbuch des Georg von Nürnberg () und seine Folgen. Hg. v. ders./ H. Glück. Wiesbaden , S. –. – G. Colón: El Vocabulari Català-Alemany de . In: Zs. für Katalanistik () S. –. MM Vocabularius praedicatoribus multum utilis propter Alemanicum. – Lat.-dt. Vokabular, um . Der V. ist in der Abschrift des Leutschauer Altarpriesters Siegmund Senftleben überkommen. Es handelt sich um ein für Prediger bestimmtes lat.dt. Glossar, das in einen Substantiv- und einen Verbteil untergliedert ist. Senftleben galt bis in die zweite Hälfte des . Jh. hinein als Verfasser des sprachlichen Hilfswerks. Einträge im Codex verraten, dass er in Pudlein (Podolínec/Nordostslowakei) geboren wurde und an der Wiener Universität den Grad eines Bakkalaureus erlangte. Ferner gehörte er dem Zipser Pfarrerbund an; er starb am .. in Leutschau. Ob Senftleben in den Text seiner Vorlage redaktionell eingegriffen hat, lässt sich ohne Vergleichstexte nicht klären. Abhängigkeitsverhältnisse des Leutschauer Vokabulars zu anderen Wörterbüchern sind nicht nachgewiesen. Ü: Karlsburg (Alba Iulia/Rumänien) Biblioteca Documentar˘a Bátthyáneum, Cod. R III (Kat.-Nr. ) Bll. (Pap., zweite Hälfte . Jh.). Schlussformel: «Explicit vocabularium latino-germanicum praedicatoribus utile quod scripsit Sigismundus Sempftleben Podoliensis in terra Scepusiensi». Das Todesdatum Senftlebens ist mit weiteren Informationen auf den inneren Vorderdeckel eingetragen: «Scripsit hunc vocabularium [...] Sigismundus Senfftleben de Podolyno wulgariter Pudleyn terre Scepuensis civitas
Wiener (ostmittelbairisches) Rezeptierbuch seu castellum baccalarius Wyenensis altarista sancte Barbare altaris capelle sancti Georgii Leutzovie anno domini [...]». L: Bernhard Schnell: Senftleben, Siegmund, VL () Sp. . – Alois Bernt: Ein Beitr. zu ma. Vokabularien (Prager dt. Stud. ). Prag , S. –. – Béla von Pukánszky: Gesch. des dt. Schrifttums in Ungarn. Bd. (Deutschtum und Ausland ). Münster , S. f. – Jozef Minárik: Stredoveká literatúra. Svetová, cˇ eská, slovenská. Bratislava , Reg. – Július Sopko: Stredoveké latinské kódexy slovenskej proveniencie v Mad’arsku a v Rumunsku. Codices latini medii aevi qui olim in bibliothecis Slovaciae asservabantur et nunc in Hungaria et Romania asservantur (Stredoveké kódexy slovenskej proveniencie /Codices medii aevi qui in bibliothecis Slovaciae asservantur ac olim asservabantur ). Martin , S. f. (Nr. ), . – Rainer Rudolf/Eduard Ulreich: Senftleben, Siegmund. In: Karpatendt. biographisches Lex. Stuttgart , S. . – Eva Selecká Mârza: A középkori löcsei könyvtár (Olvasmánytörténeti dolgozatok ). Szeged , S. (Nr. ), S. (Nr. ). – Klaus Wolf: Hof – Univ. – Laien. Literatur- und sprachgeschichtliche Unters. zum dt. Schrifttum der Wiener Schule des SpätMA (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. . – ˇ Juraj Sediv´ y: Dt. Hss. in der Slowakischen Republik. Hist. und kodikologische Aspekte. In: Manuscripta germanica. Deutschsprachige Hss. des MA in Bibliotheken und Archiven Osteuropas. Hg. v. Astrid Breith u. a. (ZfdA, Beih. ). Stuttgart , S. –, hier S. . VZ Wiener (ostmittelbairisches) Rezeptierbuch. – Medizinische Sammelhandschrift, um . Die umfangreiche Kompilation medizinischvolksprachiger Fachliteratur bietet eine beträchtliche Zahl größtenteils anonym tradierter Rezepte und Verfahren. Die Auswahl des Materials lässt im unbekannten Kompilator einen Laienarzt vermuten, der gemäß der Schreibsprache in (Nieder[?])Österreich gewirkt haben dürfte. Die Kompilationsquellen entstammen überwiegend dem obd. Sprachgebiet; neben Materia medica bairischösterreichischer Provenienz sind auch Beiträge aus dem südwestdt. Raum aufgenommen. Ein stringent durchgeführtes Ordnungsprinzip ist oberächlich nicht erkennbar, allerdings steht eine detaillierte Analyse des W. R.s noch aus. Einige der
um Gewährsleute für Rezepte und Verfahren sind nur im Cod. bezeugt (darunter → Gotz, Magister → Lorenz, Peter → Ramsperger, → Raußhofer, Christian → Sächsl, → Schirmer, → Streler), während der Rezeptautor → Thomas von Wasserburg auch anderweitig gut belegt ist. Das e «Plaster von Goppingˉn» (r) könnte ein Rezept Hans → Seyffs sein. An Autoritäten werden → «avicenne» (r), «constantinus [Africanus]» (v) und Galen («Galienas», r) genannt. Ein Pestrezept wird als «Ains von kaiser fridrichen» ausgewiesen (v–r) und für ein Wunderkrautrezept lautet die Quellenangabe: «ex libero [sic] domini imperatoris» (r). Es könnte sich um Auszüge aus einer verschollenen Rezeptsammlung für Kaiser Friedrich III. handeln, deren Existenz aber fraglich bleiben muss (→ Friedrichs III. Rezeptbuch). An mehr oder weniger geläu gen Traktaten begegnen ein → Melissentraktat (r–r) und eine Schwellform des dt. → Kardobenediktentraktats (v–r). Auch eine Variation des Drei-guteBrüder-Segens ist in das W. R. aufgenommen (v; → Wund- und Blutbeschwörungen). An medizinfremden Texten sind u. a. Anweisungen zum Fischfang enthalten. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , Oktavbll. (Pap., , ostmittelbair. [wenige lat. Beitr.]). T: s. die Ausg. in den Verweisartikeln. – Fischfanganleitungen: Gerhard Eis: Altdt. Fachrezepte für Fischer und Jäger. In: Zs für Jagdwiss. () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –). L (s. auch die Lit. in den Verweisartikeln): Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. (Veröff. des Inst. für dt. Sprache und Lit. ). Berlin , S. f. – G. Eis: Vor und nach Paracelsus. Unters. über Hohenheims Traditionsverbundenheit und Nachrichten über seine Anhänger (Medizin in Gesch. und Kultur ). Stuttgart , S. . – Rolf Klemmt: Zwei neuaufgefundene Rezepte des ma. Wundarztes Thomas von Wasserburg. In: Neuphilologische Mitt. () S. –. – Manfred Gröber: Das wundärztliche Manual des Meisters Hans Seyff von Göppingen (ca. –). Der Cod. med. et phys. ° der Württembergischen LB Stuttgart (GAG ). Göppingen , S. . – Monika Schulz: Beschwörungen im MA. Einf. und Überblick (Beitr. zur älteren Literaturgesch.). Heidelberg , S. , , , , , . VZ
um Sittich, Erhard. – Astronomisch-astrologischer Schriftsteller, um . Zur Biographie S.s ist nichts bekannt. Er führte den Magistertitel, aber in welcher akademischen Disziplin ist ungeklärt: wahrscheinlich als Astronom in den Artes oder womöglich auch als Mediziner, wie die iatromathematischen Anteile der prognostischen Schriften vermuten lassen. Insgesamt sind drei deutschsprachige Werke von S. überkommen. Die Practica auf ist dem Ingolstadter Hauptmann und «wol geboren Edlen herren Bernhardin von Stauff» († ) gewidmet. Als Einblattdruck ist der Almanach auf erschienen. Er bietet in Zeilen die genreüblichen Versatzstücke, die hier noch teilweise auf die antik-frühma. Tradition zurückgreifen (Mondtafeln, Sonntagsbuchstaben, «Goldene Zahl», Wetter- und Geburtsprognosen, Aderlasstafel usw.; vgl. → Wochentagsprognosen, → Neujahrsprognosen, → Lunare, → Verworfene Tage, → Bauernpraktik). Bemerkenswert ist S.s Nativität für Herzog Johann des Beständigen von Sachsen von , die einen frühen Vertreter der seltenen Gattung des volkssprachigen Personalhoroskops darstellt. In der Vorrede (r) gibt S. an, dass ihm der Auftrag zur Abfassung in München an der herzoglichen Residenz Albrechts IV. von Bayern vom Hofmeister Wolfgang von Ahaim vermittelt wurde. Die einleitenden Abschnitte bestehen aus einem Kalenderteil, zwölf Kapiteln mit günstigen Tagen und Lasstagen sowie einer «auslegung vber den vorgeenden kalennder». Auf dieses Segment folgt die eigentliche Nativität. Sie verbindet genretypische mit originellen Elementen (u. a. eine schematische Illustration der «Figura natiuitatis» mit lat. Beischriften, eine «Tabula nati», Erläuterungen der Sternzeichen, Aderlassanweisungen, Wochenhoroskop, Auslegung der «viertaile der wellt», aber auch Farbprognosen für Bekleidung und Pferde [«Von den farbenn seiner pfärde»]). Da S. in den Prognosen eine tatsächliche Einbindung individuellbiographischer Aspekte des Herzogs vermissen lässt und seine Nativität vielmehr den Anschein einer routinemäßig erstellten Standardprognostik erweckt, dürfte er mit Herzog Johann vermutlich nicht in direktem persönlichen Kontakt gestanden haben. Ein in der Vorrede zur Nativität erwähntes «judicium vber seiner furstlichen gnaden gep˚urdt» für Albrecht IV. muss als verloren gelten.
Sittich Ü: Practica auf M.cccc.lxxxxviij. iar: Nürnberg: Ambrosius Huber. Kolophon: «Ich Erhart sittich der practickca den beschlusz machen thue dar vmb sei Got gelobt von welt zu welt ewigklichen Amen» (GW ; Digitalisat der ÖNB unter: www.onb.ac.at/bibliothek/digitaler lesesaal.htm). – Almanach auf : Nürnberg: A. Huber (GW ; vgl. auch Falk Eisermann: Verz. der typographischen Einblattdrucke des . Jh. im Heiligen Römischen Reich Dt. Nation [VE ]. Bd. : Kat. J–Z. Wiesbaden , S. [Nr. S-]). – Nativität: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. B , Bll. (Pap., oder kurz danach, mittelbair.); Autograph (?); datiert am Ende der Vorrede (v) auf den ..; Namensnennung ebd.: «astrologus mayster Erhardt Sittich». Detaillierte kodikologische Beschreibung mit Inhaltsangabe bei F. Eisermann: Kat. der deutschsprachigen ma. Hss. der Forschungsbibl. Gotha. Vorläu ge Beschreibungen. Online unter: www.manuscriptamediaevalia.de/hs/projekt gotha.htm (gedruckter Katalog ist in Vorbereitung). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – F. Eisermann, VL () Sp. f. – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. ., unveränderte Au . der Erstau . von mit einem Nachtrag von Nummern. Stuttgart , S. . VZ Johann von Schwarzenberg (auch: J. der Starke), * .. oder Schloss Schwarzenberg bei Scheinfeld (Kr. Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim), † .. Nürnberg. – Hofmeister, Rechtsreformer, Übersetzer, Dichter. J. stammte aus einer Adelsfamilie mit Sitz bei Scheinfeld im mittelfränkischen Teil des Steigerwalds. Nach der üblichen hö schen Ausbildung heiratete er um / Kunigunde von Rieneck. befreite er mit anderen Adligen → Maximilian I. († ) aus dessen Haft in Brügge. Daneben nahm er an Feldzügen teil, u. a. nach Italien. Ab im Dienst der Fürstbischöfe von Würzburg, war J. dort ab bischö icher Rat, ab Oberjägermeister und / Hofmeister. pilgerte er mit Friedrich III. von Sachsen († ) nach Palästina. Von spätestens bis war J. auch Hofmeister in Bamberg. starben J.s Ehefrau und sein Vater, weshalb er die S.sche Herrschaft übernahm. Die dazugehörigen Zentgerichte
Johann von Schwarzenberg Scheinfeld und Seinsheim reformierte er . weilte J. auf jenem Wormser Reichstag, bei dem auch Martin Luther auftrat. J. war selbst Anhänger der Reformation und schickte Luther einen theologischen Text zur Begutachtung. – gehörte J. dem Nürnberger Reichsregiment an. Ab stand er als Rat im Dienst der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, zuletzt als Landhofmeister. Zu J.s Nachkommen gehörte u. a. sein Sohn Christoph († ), der ebenfalls Landhofmeister wurde und mit dessen Katholizismus sich J. publizistisch auseinandersetzte. Besondere Wirkung entfaltete J. durch seine Beteiligung an der Bambergischen Halsgerichtsordnung (Constitutio Criminalis Bambergensis, CCB), die erstmals gedruckt wurde. Auftraggeber war J.s damaliger Dienstherr, der Bamberger Fürstbischof Georg III. Schenk von Limpurg († ). Dieser betraute ihn mit der Erarbeitung und Redaktion des Werks, obwohl J. kein juristisches Studium absolviert hatte. Trotzdem gelang ihm unter Hinzuziehung von Rechtsexperten ein bedeutendes Gesetzeswerk zur Modernisierung des zeitgenössischen Strafrechts und der Strafprozessordnung. Die CCB reglementierte u. a. die Folter, indem sie deren Anwendung von einem ausführlichen Indizienkatalog abhängig machte. Außerdem führte sie detailierte Vorschriften für strafrechtliche Ermittlungen und Strafprozesse ein. Ziele waren die Standardisierung juristischer Vorgänge und die Eindämmung gerichtlicher Willkür. Inhaltlich verbinden sich in der CCB die Ein üsse italienischer Rechtslehren mit dt. Traditionen wie jener des → Klagspiegels (um ). Die CCB selbst wurde u. a. zur Grundlage der Brandenburgischen Halsgerichtsordnung () und der Constitutio Criminalis Carolina (). Außerdem erfuhr sie zahlreiche Neuau agen und eine nd. Übertragung (). Insgesamt gilt sie als einer der wichtigsten Gesetzestexte an der Schwelle vom MA zur Frühen Neuzeit. Weitere Verdienste erwarb sich J. als humanistischer Übersetzer lat. Werke, vor allem → Ciceros. Existierende Übertragungen empfand J. als unzureichend, weshalb er ihnen bessere Fassungen entgegensetzen wollte. Da er die lat. Sprache nicht beherrschte, arbeitete er dabei mit seinem Kaplan Johann Neuber zusammen. Dieser erstellte die dt. Grundtexte, die J. dann weiter bearbeitete und stellenweise um dt. Marginalkommentare ergänzte. Auch gab J. dazugehörige Holzschnitte in Auftrag (Hans Weidnitz, Hans Burgkmair d. Ä.), die
. Hälfte . Jh. er mit von ihm selbst gedichteten Reimsprüchen versah. Schließlich ließ er die Übersetzungen von Humanisten wie Lorenz Beheim († ) und Ulrich von Hutten († ) korrigieren. So entstanden zwischen und dt. Übertragungen von Ciceros Cato maior de senectute, De officiis, Laelius de amicitia und Teilen der Tusculanae disputationes. J. und Neuber übersetzten außerdem die CiceroVita des Leonardo Bruni († ). Ihre Übertragungen orientierten sich insgesamt nicht sklavisch an den Originalen. Vielmehr war J. an einer genuinen Verdeutschung der Vorlagen interessiert, also einer üssig lesbaren Anpassung an die eigene Sprache. Die Übersetzungen sind primär als Drucke überliefert. Der dt. Text von Cato maior de senectute erschien als Buechlein von dem Alter unter Neubers Namen. Ab veröffentlichte ein unbekannter Verwandter J.s dann posthum weitere Übertragungen. Der erste dieser Drucke enthielt die Übertragung von De officiis mit zwei Vorreden, einem Register und einem Verzeichnis römischer Staatsämter (Officia, ). folgte Der Teütsch Cicero, der die übrigen Übersetzungen J.s zusammenfasst. Zugleich bietet der Druck neben Vorreden, einem Nachwort und einer römischen Ämterliste mehrere von J.s eigenen Texten. Besonders umfangreich ist darunter das auch handschriftlich erhaltene Memorial der Tugend. Ziel dieses Werks ist die moralische Belehrung, die hier durch szenische Illustrationen mit begleitenden Reimpaarversen erfolgt. Dargestellt werden vor allem Episoden aus der Bibel (etwa Judith und Holofernes, König Salomon). Der Text ermahnt u. a. zu Gottesfurcht, Tugendhaftigkeit und Bibellektüre. Verurteilt werden z. B. Wucher, Spielsucht, astrologischer Irrglauben und verschiedene Laster. Die Forschung hat im Memorial auch satirische und ständekritische Elemente nachgewiesen. Der Teütsch Cicero enthält unter dem Titel Kummertrost auch eine Reimpaarrede J.s, die bereits als Trostspruch umb abgestorbene Freunde entstand. Darin verarbeitete J. den Tod seiner Frau und seines Vaters im selben Jahr. In dem Text erhält ein trauernder Erzähler Trost von einem weisen Eremiten. Das Werk bietet auch Zeit- und Kirchenkritik, indem es z. B. die Praxis des Ablasshandels verurteilt. Der Teütsch Cicero erlaubt zudem Einblick in J.s satirisches Schaffen: J. hatte bereits um Der Zutrinker und Prasser und das Buch Vom Zutrinken veröffentlicht, das dann auch in die Cicero
. Hälfte . Jh. Sammlung von aufgenommen wurde. Angeregt wurde der Text durch ein vom Kölner Reichstag beschlossenes Gesetz gegen das Zutrinken. J.s satirische Teufelsbriefe zeigen allerlei Wege auf, trotzdem zu einem Alkoholrausch zu gelangen. Insgesamt erwies sich die Schrift als ebenso erfolgreich wie J.s Übersetzungen, wie die zahlreichen Nachdrucke im . Jh. belegen. Andere Veröffentlichungen J.s bezeugen ein ausgeprägtes theologisches Interessen des Hofmeisters: So rechtfertigt er in Ain Schöner Sendbryeff () die Entscheidung, seine Tochter Barbara aus einem Kloster herauszunehmen, da die dortigen Mönche ihr das Bibelstudium untersagt hätten. In Beschwerung der alten Teüfelischen Schlangen () wendet sich J. mit Blick auf seinen Sohn Christoph gegen katholische Lehren wie Papsttum und Zölibat. J.s Schrift provozierte eine Erwiderung von Kaspar Schatzgeyer († ), auf die J. wiederum mit Diß buechleyn Kuttenschlang genant () antwortete. Zu J.s weiteren Werken zählen u. a. ein von ihm spätestens veranlasster Druck der Bamberger Prokuratoren-Reform, ein wohl vor entstandenes Lied gegen Raub und Mord ( in Der Teütsch Cicero gedruckt), Fünff vnd viertzig wee (), Eine Cristliche vntterricht vnd vormanunge () und Des heylgen Geysts duetlicher warnungbrieffe vnnd Brandtzeychen (). Unsicher ist J.s Autorschaft eines in Nürnberg erschienen Briefs an die Brandenburgischen Markgrafen (VD B ), der sich mit angemessenen Arten reformatorischen Predigens beschäftigt. J. zählte zu den pro liertesten Autodidakten seiner Zeit: Er war kein Jurist, wirkte aber an einem wichtigen dt. Gesetzestext mit. Er besaß keine philologische Ausbildung, produzierte aber Übersetzungen lat. Klassiker. Er war kein Theologe, publizierte aber immer wieder über Glaubensfragen. Auch wenn J. die CCB und die CiceroÜbersetzungen nicht allein verantwortete, entfaltete sein Schaffen doch gerade in diesen beiden Bereichen fortdauernde Wirkung. So trug er maßgeblich zur Reform und Weiterentwicklung des dt. Strafrechts bei, während seine häu g aufgelegten Übertragungen die Verbreitung von Ciceros Schriften in dt. Sprache beförderten. Die Forschung hat lange vor allem J.s Verdienste um die CCB herausgestellt, doch muss er insgesamt auch als Humanist, Moralist, Satiriker und protestantischer Publizist gewürdigt werden. Ü: . Memorial der Tugend: T: Trogen, Kantonsbibl., CM Ms. (früher cod. ),
Johann von Schwarzenberg Bll. (Pap., um /). – Vgl. Slg. Carl Meyer in der Kantonsbibl. Appenzell Ausserrhoden in Trogen. Kat. der Hss. und der Drucke bis . Hg. v. Rudolf Gamper/Matthias Weishaupt. DietikonZürich , S. –, , f. – www.handschriftencensus.de/. . Kummertrost: Eine wohl nicht autographe Hs. (Pap., erstes Viertel . Jh.) ist erwähnt bei Scheel (s. Ausg., Nr. ). D: Mehr als Drucke im GW und VD. – Ausgewählte Drucke: . Von J. veranlasster Druck der Bamberger Prokuratoren-Reform: [Bamberg: Johann Pfeyl, nicht nach ..] (GW ). . Bambergische Halsgerichtsordnung: Bamberg: Johann Pfeil, (VD B ). . Der Zutrinker und Prasser: Oppenheim: [Jakob → Köbel, um ] (VD S ). . Vom Zutrinken: Bamberg: Georg Erlinger, (VD S ). . Fünff vnd viertzig wee: Zwickau: Johann Schönsperger d. J., (VD S ). . Eine Cristliche vntterricht vnd vormanunge: [Eilenburg: Nikolaus Widemar, ] (VD S ). . Ain Schöner Sendbryeff: [Augsburg: Melchior Ramminger], (VD S ). . Beschwerung der alten Teüfelischen Schlangen: [Augsburg: Heinrich Steiner], (VD S ). . Des heylgen Geysts duetlicher warnungbrieffe vnnd Brandtzeychen: [Königsberg: Hans Weinreich, ] (VD S ). . Diß buechleyn Kuttenschlang genant: [Königsberg: Hans Weinreich, ] (VD S ). . Officia: Augsburg: Heinrich Steiner, (VD C ). . Der Teütsch Cicero: Augsburg: Heinrich Steiner, (VD C ). . Buechlein von dem Alter: Augsburg: Sigmund Grimm und Marx Wirsung, (VD C ). A: . Bambergische Halsgerichtsordnung: Die Bambergische Halsgerichtsordnung [...]. Hg. v. Josef Kohler/Willy Scheel. Halle/Saale (Neudr. Aalen ). – Textbuch zur Strafrechtsgesch. der Neuzeit. Die klassischen Gesetze. Hg. v. Arno Buschmann. München , S. –. – Sammelbd. der wichtigsten Strafgesetzbücher des . Jh. Bambergensis , Brandenburgensis , Carolina . Goldbach . – Online-Faks. von VD B : http://nbnresolving.de/urn:nbn:de:bvb:-dtl-.
Johann von Schwarzenberg . Der Zutrinker und Prasser: Online-Faks. von VD S : http://reader.digitale-sammlungen. de/. . Vom Zutrinken: Das Büchlein vom Zutrinken. Hg. v. W. Scheel. Halle/Saale . – OnlineFaks. von VD S : http://daten.digitalesammlungen.de/. . Fünff vnd viertzig wee: Online-Faks. von VD S : http://daten.digitale-sammlungen.de/. . Beschwerung der alten Teüfelischen Schlangen: Online-Faks. von VD S : http:// daten.digitale-sammlungen.de/. . Diß buechleyn Kuttenschlang genant: OnlineFaks. von VD S : http://nbn-resolving.de/ urn:nbn:de:gbv::–. . Officia: Online-Faks. von VD C : http://reader.digitale-sammlungen.de/. . Der Teütsch Cicero: Online-Faks. von VD C : http://daten.digitale-sammlungen.de/. . Memorial der Tugend: Online-Faks. von Hs. T: http://www.e-codices.unifr.ch/de/list/one/cea/ . . Kummertrost: Trostspruch um abgestorbene Freunde (Kummertrost). Hg. v. W. Scheel. Halle/ Saale . – Trostspruch umb abgestorbene Freunde. Hg. v. Gertraud Müller. Hannover . Weitere Online-Faks. S.scher Drucke im VDOnlineverzeichnis. L: Vgl. auch die Lit. zu Cicero. – Johann Neff, ADB () S. f. – Ingeborg Glier, VL () Sp. –. – Andreas Deutsch, NDB () S. f. – Reinhard Tenberg/Red., Killy () S. . – Rolf Lieberwirth: Halsgerichtsordnungen. In: HRG () Sp. f. – W. Scheel: J. Freiherr zu S. Berlin (Nachdr. Goldbach ). – Gustav Radbruch: ‹Aus Lieb der Gerechtigkeit und um gemeines Nutz willen›, eine Formel des J. v. S. In: Schweizer Zs. für Strafrecht () S. –. – Ders.: Verdeutschter Cicero. Zu J. v. S.s Officien-Übersetzung. In: Arch. für Rechtsund Sozialphilosophie () S. –. – Friedrich Merzbacher: Ein Schmählied auf J. Freiherrn zu S. In: Mainfränkisches Jb. für Gesch. und Kunst () S. –. – Ders.: J. Freiherr v. S. in würzburgischen Diensten. Neue archivalische Beitr. zur Frühzeit des Strafrechtsreformators. In: Zs. für Rechtsgesch. Germanist. Abt. () S. –. – Erik Wolf: J. v. S. In: Große Rechtsdenker der dt. Geistesgesch. Tübingen , S. –. – Fritz Graf: Der ‹Teutsch Cicero›. Zur Übersetzung von Ciceros ‹de officiis›
. Hälfte . Jh. durch J., Freiherr v. S. In: Sodalitas Florho ana. FS Heinz Haffter. Hg. v. Josef Georg Bregenzer. Zürich , S. –. – Friedrich Merzbacher: J. Freiherr zu S. In: Fränkische Lebensbilder . Hg. Ges. für fränkische Gesch. Würzburg , S. –. – Fritz Juntke: Über drei seltene Erfurter Drucke ‹Vom Zutrinken›. In: GutenbergJb. () S. –. – Franz Josef Worstbrock: Dt. Antikerezeption –. Bd. . Verz. der dt. Übersetzungen antiker Autoren. Boppard am Rhein , Nr. –, –, *. – Conradin Bonorand: Der Bamberger Hofmeister J. v. S., der Humanist Veit Werler und andere Franken in Villach (Herbst ). In: Neues aus AltVillach () S. –. – Jakob Lehmann: ‹Das Recht und gemeinen Nutz zu fürdern›. Zum . Todestag von J. Freiherr v. S. In: Gesch. am Obermain (/) S. –. – Hans Roser: ‹Daß ich dem Volk ohn Nutz nit leb›. J. v. S., der Erneuerer des Rechts aus dem Steigerwald. München . – Christiane Pott: S., J. v. (/–). In: Juristen. Ein biogr. Lex. von der Antike bis zum . Jh. Hg. v. Michael Stolleis. München , S. f. – Lothar Braun/ Bernhard Schemmel: Von S. bis Feuerbach. Entwicklung des Strafrechts von der frühen Neuzeit bis zur Aufklärung aufgezeigt an zeitgenössischen Drucken [...]. Bamberg . – Johann Schütz: J. v. S. und die Bambergensis. In: Jura. Juristische Ausbildung () S. –. – Ders.: J. v. S. In: Ders.: Für Recht und Gesetz. Bedeutende Rechtsgestalter aus Bamberg. Bamberg , S. –. – Klaus-Peter Schroeder: J. Freiherr v. S. ‹Liebhaber des Rechts› und Reformer der Strafrechtsp ege. In: Ders.: Vom Sachsenspiegel zum Grundgesetz. Eine dt. Rechtsgesch. in Lebensbildern. München , S. –. – Volker Mantey: Von Thomas von Aquin bis J. v. S. Die zwei Schwerter zwischen Natur und Gnade mit einer Antwort Martin Luthers. In: Glaube und Macht. Theologie, Politik und Kunst im Jh. der Reformation. Hg. v. Enno Bünz u. a. Leipzig , S. –. – Stefan Römmelt: Ein ‹Teutsch Cicero›. Leben und literarisches Werk des J. v. S. (/–). In: Auf den Spuren der Schwarzenberg in Franken. Tagungsbd. IV der Veranstaltungsreihe auf Schloss Schwarzenberg in Scheinfeld, Oktober . Hg. v. Karin Eigenthaler. Scheinfeld , S. –. – Bernhard Pahlmann: J. v. S. In: Dt. und europäische Juristen aus neun Jh. Hg. v. Gerd Kleinheyer/Jan Schröder.
. Hälfte . Jh. Heidelberg , S. –. – Karl Enenkel: Illustrations as Commentary and Readers’ Guidance. The Transformation of Cicero’s ‹De Officiis› into a German Emblem Book by J. v. S., Heinrich Steiner, and Christian Egenolff (–; /; ). In: Transformations of the Classics via Early Modern Commentaries. Hg. v. dems. Leiden u. a. , S. –. MM Nawer, Andreas (auch: Nauwer), * um Urspring (heute zu Lonsee, Alb-Donau-Kreis) (?), † .. Lorch (Ostalbkreis). – Pfarrer, Übersetzer einer Notariatslehre. N. ist erstmals nachweisbar, als er sich zum Sommersemester an der Universität Erfurt einschrieb. Ab studierte er in Ingolstadt. Wahrscheinlich erwarb er auch einen Studienabschluss, da er einmal als Magister der Artes bezeichnet wird. Andere Belege seines Magistergrads sind jedoch nicht bekannt. Ab hatte N. eine Pfarrpfründe in Lorch inne. war er in einen Rechtsstreit mit dem dortigen Kloster verwickelt. erschien in Nürnberg eine dt. Kunst desz Notariat, auf deren Titelblatt N. als Übersetzer genannt wird. N. war nach heutiger Kenntnis zwar nicht selbst als Notar tätig. Doch hat die Forschung Kontakte N.s zu dem Notar Johannes Baldung aus Schwäbisch Gmünd nachgewiesen. Der Nürnberger Druck enthält eine dt. Übertragung der Notariatslehre Ars notariatus (vor ). Der lat. Text erfuhr in mehr als Drucken ab um eine große Verbreitung. Die Schrift beschreibt in Kapiteln die Grundlagen und Tätigkeiten des Notarsberufs. Vor allem der Umgang mit testamentarischen Angelegenheiten nimmt im Text breiten Raum ein. Hauptquelle der Ars notariatus war das fertiggestellte Speculum iudiciale des Wilhelm → Durandus. N.s Übersetzung gilt als originalgetreu und verständlich formuliert. Der Text behält manche lat. Fachtermini bei, ergänzt sie aber teilweise durch dt. Erläuterungen. Als Vorlage der Übersetzung hat die Forschung einen lat. Druck erwogen, der um in Speyer veröffentlicht wurde (GW ). Ü: Lat. Text: München, UB, ° Cod. ms. , r–v (Pap., vor ). – Vgl. Marianne Reuter: Die Hss. der UB München. Bd. : Die lat. ma. Hss. aus der Quartreihe. Wiesbaden , S. –. – Worstbrock (s. Lit.). D: Kunst desz Notariat vnd wie sich der Notarius in seinem Ampt halten vnd regieren soll
Nawer [...]. Nürnberg: Georg Schenk, (VD A ). Lat. Drucke: Verz. der Frühdrucke ab ca. im GW (online). – Spätere Drucke im VD (VD A bis A ). A: Online-Faks. von VD A : http://nbn-resolving.de/. L: Peter Weimar: Ars notariae. In: LexMA () Sp. –. – Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. f. – Klaus Graf: Kloster Lorch im MA. In: Lorch. Beitr. zur Gesch. von Stadt und Kloster. Bd. . Heimatbuch der Stadt Lorch. Bearb. v. Peter Wanner. Lorch , S. –, hier S. . – K. Graf: A. N. († . April ), Pfarrer zu Lorch und Übersetzer einer Notariatslehre. In: Bll. für württembergische Kirchengesch. () S. –. MM Schrotbank, Hans (auch: Johann(es) S., Hanns Schrotbanck), * (?), † spätestens ... – Maler, Autor von Almanachen und Prognostiken. S. war nach eigenen Angaben «Maler und Bürger zu Straßburg». Als Maler führt ihn auch das örtliche Totenbuch, in dem er im Februar als Verstorbener erscheint. Er veröffentlichte einen dt. Almanach auf das Jahr , der als illustrierter Einblattdruck erschien. Außerdem werden ihm zwei mit zahlreichen farbigen Holzschnitten versehene Prognostiken in dt. Sprache zugeschrieben. S.s Werke gelten als kenntnisreich verfasst – etwa in ihren Angaben zu Planetenkonstellationen – und in ihren Prognosen als von Johannes → Lichtenberger beein usst. Gegenüber dessen Werken treten bei S. jedoch die spekulativen und prophetischen Elemente in den Hintergrund. Als nachweisliche Quelle diente S. → Hugo Ripelin von Straßburg, aus dessen Compendium theologicae veritatis er eine Antichrist-Legende übernahm. Während S. Vorhersagen insgesamt konventionellen Mustern folgen, war er in anderen Bereichen durchaus innovativ, so in der Verwendung arabischer Ziffern und der Einführung neuer dt. Fachbegriffe für astronomische Phänomene. S. illustrierte seine Drucke u. a. mit Kriegsszenen und allegorischen Darstellungen von Tierkreiszeichen. Die Forschung vermutet S. außerdem als Illustrator dreier Lichtenberger-Drucke, die , und bei Bartholomäus Kistler erschienen. Handschrift A überliefert ferner eine S. zugeschriebene
Tockler Scherzrede, bei der es sich möglicherweise um eine Druckabschrift handelt. Ü: A: Augsburg, Staats- und StB, Cim. (früher ebd., ° cod. Halder ), v–v (Pap., um – und –, ostschwäbisch). – Vgl. Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. – (Nr. ..), S. f. (Nr. ..). – www.handschriftencensus.de/. D: [Kirchheim: Markus Reinhard, um ] (GW M). – [Straßburg: Bartholomäus Kistler, ] (VD S ). – Straßburg: Matthias Hupfuff, [] (VD S ). A: Hundert Kalender-Inkunabeln. Hg. v. Paul Heitz/Konrad Haebler. Straßburg , Nr. (Faks. von GW M). – OnlineFaks. von Hs. A und VD S : http:// daten.digitale-sammlungen.de/. – Online-Faks. von GW M: http://resolver.staatsbibliothekberlin.de/. L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. Stuttgart , S. , , , . – Miriam U. Chrisman: Bibliography of Strasbourg Imprints, –. New Haven/CT u. a. , S. . – Hansjürgen Kiepe: Die Nürnberger Priameldichtung. Unters. zu Hans Rosenplüt und zum Schreib- und Druckwesen im . Jh. (MTU ). München u. a. , S. . – Heike Talkenberger: Sint ut. Prophetie und Zeitgeschehen in Texten und Holzschnitten astrologischer Flugschr. –. Tübingen , S. –, f. u. ö. – Oliver Duntze: Ein Verleger sucht sein Publikum. Die Straßburger Offizin des Matthias Hupfuff (/–). München , S. f., , . – Barbara Fleith: ‹Remotus a tumultu civitatis›? Die Johanniterkommende ‹zum Grünen Wörth› im . Jh. In: Schreiben und Lesen in der Stadt. Literaturbetrieb im spätma. Straßburg. Hg. v. Stephen Mossman u. a. Berlin/Boston , S. –, hier S. f. MM Tockler, Konrad (auch: Töckler; Conradus Noricus), * um Nürnberg, † .. Leipzig. – Hochschulmediziner, iatromathematischer Publizist. T. ließ sich zum Studium der Artes an der Universität Leipzig einschreiben ( Bakkalau
. Hälfte . Jh. reus; Magister artium). Er wirkte als Lehrkraft an der Artistenfakultät und nahm parallel das Medizinstudium auf ( Bakkalaureus), um nach der Promotion zum Dr. med. () auch an der Medizinischen Fakultät zu unterrichten. Nachdem von T. bereits Kritik am unzureichenden Engagement der Mediziner an der Leipziger Fakultät in der akademischen Lehre geäußert worden war, hat er sein eigenes Deputat mehr als erfüllt und war als Lektor offensichtlich hoch angesehen. und war er Rektor der Universität Leipzig. Von Mai bis April vom Meißener Bischof Johann VI. von Saalhausen wegen des Verdachts der Abtreibung bei einer Nonne in Haft gehalten, wurde T. nicht zuletzt dank des Einsatzes seiner Universität freigesetzt. Da T. keine Erben hatte, wurde nach seinem Tod mit seinem hinterlassenen Vermögen ein dritter medizinischer Lehrstuhl eingerichtet, der bis ins späte . Jh. als «professio Tockleriana sive Norica» bezeichnet wurde. Als medizinischer Fachschriftsteller tat T. sich vor allem auf dem Gebiet der Iatromathematik hervor. Er publizierte sowohl in lat. als auch in dt. Sprache. Die von ihm im Druck überkommenen Schriften dürften aber nur einen Teil seines Œuvres repräsentieren. Es handelt sich einerseits um akademische Lehrschriften mathematischer Natur aus der Zeit vor seiner medizinischen Promotion und andererseits um Prognostiken, die er stets mit Aderlasstafeln ausstattete. Eine optische Studie von (In perspectivam communem liber unus) ist verschollen. D (wenn nicht anders angegeben, von Martin Landsberg in Leipzig aufgelegt): A. Akademische Lehrschriften/Bearbeitungen/Herausgaben: . «Preclari Oratoris et philosophi Marsilij cini Libellus de Sole». (Marsilio → Ficino) (Kolophon: «per magistrum Conradus Tockler de Nurmberga»). Leipzig: Wolfgang Stöckel, (VD F ). – . «Commentatio Arithmetice communis a Conrado Norico artiumliberalium academie Lipsensis Magistro». (VD ZV ). – . «Textus Spere materialis Joannis de Sacrobusto cum lectura Magistri Conradi Norici in orentissimo Lipsensi gymnasio». und (VD J /) (Vorlesung über die Sphaera mundi des → Johannes Sacrobosco). – . «Textus arithmetice communis [...] a Conrado Norico artium liberalisti Academie Lipsensis Magistro summo labore et diligentia oritur». (VD ZV ). – . Petrus Cracoviensis: «Computus nouus totius fere astro
. Hälfte . Jh. nomie fundamentˉu pulcherrimˉu cˉotinens [...] quatuor triplicitatˉu ßm Conradˉu Noricˉu». (VD P ). – . «Canones ad inveniendum ciclum solarem lunarem» (Kolophon: «per Conraddum Noricum»). . – B. Prognostiken: ./. «Judicium Lipsense Magistri Conradi Norici ad annum currentem». (VD T ), . – . «Practica Deutzsch Magistri Conradi Norici Nach der geburt christi Auff das Tausentfunffhundert vnd funff Jar». (VD T ). – ./. «Judicium Lipsense Magistri Conradi Norici ad annum currentem». , (VD T f.). – ./. «Practica Lipsensis deutzsch Magistri Conradi Norici». , (VD T /). – ././. «Practica Lipsensis deutzsch Doctoris Conradi Norici». , , (VD T , ZV , T ). – . «Practica Lipsensis. Teütsch Doctoris Conradi Norici». Augsburg: Johann Miller und Johann Schönsperger d. J. (VD T f.). – . Eine fragmentarische Prognostik T.s für ist München, BSB, Clm (aus dem Besitz Hartmann → Schedels) beigebunden. – Zu Digitalisaten s. VD online. A: Otto Clemen: Ein Leipziger Kalender auf das Jahr . In: Neues Arch. für sächsische Gesch. und Altertumskunde () S. –, hier S. f. (Nr. B.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Zacharias Schneider: Chronicon Lipsiense. Leipzig , S. –. – Carl Rabl: Gesch. der Anatomie an der Univ. Leipzig (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. f. – Karl Sudhoff: Die medizinische Fakultät Leipzig im ersten Jh. der Univ. (Stud. zur Gesch. der Medizin ). Leipzig , S. , , , , , f., , , . – Clemen (s. Ausg.). – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomische Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. Stuttgart , Reg. – Barbara Gärtner: Johannes Widmanns ‹Behende und hubsche Rechenung›. Die Textsorte «Rechenbuch» in der Frühen Neuzeit (Reihe germanistische Linguistik ). Tübingen , S. f. u. ö. – Barbara Schmidt-Thieme: K. T., genannt Noricus. In: Verfasser und Hg. mathematischer Texte der frühen Neuzeit. Hg. v. Rainer Gebhardt (Schr. des AdamRies-Bundes Annaberg-Buchholz ). AnnabergBuchholz. , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Gesch. der Univ. Leipzig –. Hg. v. der Senatskommission
Engel zur Erforschung der Leipziger Univ.- und Wissenschaftsgesch. Bd. .: Spätes MA und frühe Neuzeit. –/ von Enno Bünz u. a. Leipzig , S. , , . VZ Engel, Georg OCist, * Eger, † nicht vor . Als Georg I. war E. – Abt des Zisterzienserklosters Waldsassen/Oberpfalz. Zuvor studierte er in Leipzig, wo er den Titel «artium determinator» erwarb. In einer medizinischen Sammelhandschrift, die vor allem Rezepte und Verfahren bayerischer Laienärzte kompiliert, wird innerhalb einer Gruppe von Verordnungen gegen Wassersucht («De ydropisi») ein Verfahren zur Behandlung einer «geschwulst» dem Waldsasser Abt Georg zugewiesen und auf datiert. Das traditionell gestaltete Heilverfahren setzt auf «zu puluer» gestoßene Muscheln und Wadenschröpfung. E. dürfte eher als Vermittler des Rezepts in Betracht kommen. Auszuschließen ist seine Autorschaft aber nicht. Ü: Heidelberg, UB, Cpg (Rezeptslg. des Regensburger Primissarius Georg Prell) v (Pap., /, lat./nordbair.); Überschrift: «Contra ydropisum»; Nachschrift: «H[er] abbas Jeorgius jn waltsachen Anno m. xvc q[ua]rto». – Digitalfaks. der Hs. unter: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg. A: Gerhard Eis: Altdt. Rezepte von spätma. Verfassern aus Hss. und Frühdrucken. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. . L: Rudolf Langhammer: Waldsassen, Kloster und Stadt. Bd. : Aus der Gesch. der ehedem reichsunmittelbaren und gefürsteten Zisterzienserabtei bis zur Reformation. Waldsassen , S. . – G. Eis: Nachricht über eine medizinische Sammelhs. der Heidelberger UB. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –, hier S. f.). – Gundolf Keil/G. Eis: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. f. VZ Schwester Genover, * .., † nach Dornach. – Klosterschülerin und Heilerin. G. leitete in jungen Jahren kommissarisch die Bibliothek des Augustinerinnenklosters Unserer Lieben Frau in Offenburg/Baden. Wohl Anfang des . Jh. verfasste sie eine alchemistische Schrift zur
Dolnstein Umwandlung verschiedenster Materialien in Silber und Gold (vgl. das Büchlein Vom → Stein der Weisen und das → Rätselgedicht vom Stein der Weisen). Der Text ist weitgehend in dt. Prosa abgefasst, enthält aber auch lat. Sätze und Begriffe und Abschnitte in Versen. Am Ende des Traktats gibt G. (hsl. «jenovere») Anweisungen zur Wundversorgung aus dem Bereich der Jagdmedizin sowie zur Behandlung von Erkrankungen des Kopfes («stolidicapitis»). In der zweiten Hälfte des . Jh. benutzte Graf → Wolfgang II. von Hohenlohe die Schrift, später wird G. bei Hans Jakob von Grimmelshausen erwähnt (Die verkehrte Welt, ). Ü: Freiburg i. Br., Erzbischö . Arch., Hs. , fol. – (Pap., –, alemannisch). – Heidelberg, UB, Cod. Sal. XXIII , Fragm. (Pap., Bll. aus einem Buchdeckel, um , alemannisch). – Rom (Vatikanstadt), Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. (Perg., Nachtrag, um ), fol. r–v. D: Pandora, Das ist, Die Edleste Gab Gottes, oder der Werde vnnd Heilsamme Stein der Weisen, mit welchem die alten Philosophi, auch Theophrastus Paracelsus, die unvolkommene Metallen durch Gewalt des Fewrs verbessert [...]. Hg. v. Hieronymus Reusner. Basel: Samuel Apiarius , S. – (VD R ). Eine kritische Ausgabe fehlt. L: Walter Seele: Das erste Roßarzneibuch Graf Wolfgangs II. von Hohenlohe (). Diss. Berlin . – Doru Todericiu: Raketentechnik im . Jh. Bemerkungen zu einer in Sibiu (Hermannstadt) vorhandenen Hs. des Conrad Haas. In: Technikgeschichte () S. –. – Gundolf Keil: Die Frau als Ärztin und Patientin in der medizinischen Fachprosa des dt. MA. In: Frau und spätma. Alltag (Sb. Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-Hist. Kl. /Veröff. des Inst. für Ma. Realienkunde Österreichs ). Wien , S. –, hier S. . WA/JH Meister Wolfgang. – Gewährsmann oder Kompilator einer Rezeptsammlung, . Jh. oder früher. M. W. wird in einer Berliner Handschrift als «Alchimist» bezeichnet. Auch wird er dort als Gewährsmann für die im gleichen Kodex enthaltene Sammlung medizinischer, pharmazeutischer und chemischer Rezepte genannt. Die Sammlung sei von Meistern alter und neuer Philosophen zusammengestellt worden und von Venedig nach Deutschland gelangt, wo sie zunächst verborgen
. Hälfte . Jh. geblieben sei. Erst W. habe sie entdeckt. Die Angaben in der Handschrift erlauben freilich mehrere Deutungen. W. könnte tatsächlich eine ältere Handschrift entdeckt haben oder kompilierte die Sammlung vielleicht selbst. Möglicherweise handelt es sich um einen ktiven Autor. Ü: Berlin, SBB, cod. Germ. fol. , Bll (Pap., . Jh.). – Hermann Degering: Kurzes Verz. der germ. Hss. der Preussischen SB . Die Hss. in Folioformat. Leipzig , S. . L: Karl Langosch, VL () Sp. . MM Johann von Schönbrunn. – Autor alchemistischer Traktate, lebte spätestens in der ersten Hälfte des . Jh. Einem Magister J. v. S. werden in einer alchemistischen Sammelhandschrift zwei dt. Praktiken vom Zinnober zugeschrieben. Beide Abhandlungen nden sich jeweils zweimal in dem Kodex. Sie folgen in beiden Fällen unmittelbar aufeinander. J.s Praktiken wurden von zwei Händen des beginnenden . Jh. in den Kodex eingetragen. Die Forschung vermutet die Verwendung der gleichen Vorlage durch beide Schreiber. Inhaltlich bieten die Praktiken alchemistische Anweisungen auf Zinnoberbasis. Auch die Herstellung goldener Farbe wird darin abgehandelt. Aufgrund seiner terminologischen Kenntnisse gilt J. als versierter Alchemist. Ü: Wien, ÖNB, cod. , r–v, r–v (Pap. und Perg., hier frühes . Jh., alemannisch). – Vgl. Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. . Berlin , S. –. – Franz Unterkircher: Die datierten Hss. der ÖNB von bis . Wien , S. . L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Emil Ploss: Ein Buch von alten Farben. Technologie der Textilfarben im MA mit einem Ausblick auf die festen Farben. Heidelberg u. a. , S. . – Lynn Thorndike/Pearl Kibre: A Catalogue of Incipits of Mediaeval Scienti c Writings in Latin. London , Sp. . MM Dolnstein, Paul. – Verfasser des ältesten bekannten dt. Kriegstagebuchs, frühes . Jh. D. stammte aus Sachsen, war Brückenbaumeister und verdingte sich als Landsknecht unter wechselnden Herren. Zwischen seinen Kriegseinsätzen hielt er sich in der sächsischen Heimat auf. Sein Tagebuch gibt Aufschluss über seine militärischen
. Hälfte . Jh. Einsätze. Im Heer Herzog Albrechts des Beherzten von Sachsen wurde er bei der Belagerung des limburgischen Montforts von einem Pfeil am Arm verwundet. nahm er im Gefolge des dänischen Königs Johann I. an der Belagerung der Festung Älvsborg (bei Göteborg) teil. Zwischenzeitlich ist er in den Jahren – im Dienst Kurfürst Friedrich des Weisen von Sachsen beim Brückenbau in Torgau bezeugt. D. urkundet letztmalig – in Rechnungsbüchern der sächsischen Hofschneiderei. Die Kleider, die ihm zugekommen sind, lassen darauf schließen, dass er bei Herzog Johann dem Beständigen in hohem Ansehen stand. D.s Kriegstagebuch besteht in erster Linie aus Federzeichnungen von Belagerungs- und Kampfszenen, die er mit erläuternden Begleitberichten versieht. Diese Berichte sind sprachlich knapp und klar, geben aber nicht viel Persönliches preis. D.s Skizzen sind zwar laienhaft, jedoch sehr detailreich ausgeführt. Sie stellen ein bedeutendes waffen- und kostümgeschichtliches Zeugnis dar. Ü: Weimar, Thüringisches Hauptstaatsarch., Ernestinisches Gesamtarch., Reg. S. (Bau- und Artillerieangelegenheiten) Fol. , Nr. BL, r–r (v–v leer) (Pap., um /, mitteldt.); mit Federzeichnungen. A: Danielle Mead Skjelver: There I, P. D., saw action. The sketchbook of a warrior artisan in the German Renaissance (M. A. Thesis University of North Dakota) Ann Arbor/MI (Transkription und englische Übersetzung). L: Rainer Rudolf, VL () Sp. f. – Helene Dihle: Das Kriegstagebuch eines dt. Landsknechts um die Wende des . Jh. Mit waffengeschichtlichen Bemerkungen von Adolf Closs. In: Zs. für hist. Waffen- und Kostümkunde NF (/) S. –. – H. Dihle: Zur Belagerung von Elfsborg i. J. . Aus den Papieren eines dt. Landsknechts. In: Fornvännen () S. –. – Gerhard Eis: Ma. Fachprosa der Artes. In: Dt. Philologie im Aufriß. Bd. . Hg. v. Wolfgang Stammler. ., überarb. Au . Berlin , Sp. –, hier Sp. –. – Lars-Olof Larsson: P. D.s dagbok. In: Göteborg förr och nu () S. –. – Ulf Sundberg: Medeltidens Svenska krig. Stockholm , , S. –, . – John Richards: Landsknecht Soldier. – (Warrior ). Oxford (dt. u. d. T. Landsknechte. –. Übers. v. Walther Wuttke. St. Augustin ) Reg. (populärwissenschaftlich). – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang
Holzschuher Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Peter Dinzelbacher: Lebenswelten des MA. – (Bachmanns Basiswissen ). Badenweiler , S. . – Skjelver (s. Ausg.). VZ Holzschuher, Lazarus, d. Ä., * , † .. Nürnberg. – Patrizier, Genealoge, Chronist. H. entstammte einer schon im . Jh. nachgewiesenen Patrizierfamilie aus Nürnberg. Er heiratete und war ab Genannter des Nürnberger Stadtrats. wurde er als Nachfolger von Sebald Schreyer († ) Kirchenmeister von St. Sebald. zählte H. mit Schreyer und anderen Patriziern zu den Auftraggebern des Sebaldusgrabs von Peter Vischer d. Ä. († ). Ab demselben Jahr war H. bis zu seinem Tod einer von drei Verwaltern des städtischen Vormundamtes. Außerdem gehörte H. zu den drei Verwaltern der Nürnberger Seelbücher, die er zwischen und einer Revision unterzog. Daneben war er auch Schöffe am Stadtgericht. H. legte das erste Geschlechterbuch seiner Familie an. Der holtschuher vnd holtschuherin puch ist in zwei Handschriften erhalten, die ursprünglich noch aus der Entstehungszeit des Werks stammen, aber teilweise nach H.s Tod fortgesetzt wurden. Der Berichtszeitraum des eigentlichen Geschlechterbuchs (Nr. ) beginnt . H.s Angaben zu seiner eigenen Familie umfassen u. a. eine Liste ihrer in Nürnberg lebenden Mitglieder, die auch separat überliefert ist. Die Daten zur H.Genealogie werden durch Familien- und Wappenverzeichnisse zu zahlreichen anderen Nürnberger Geschlechtern ergänzt. Das Geschlechterbuch enthält außerdem einen Holzschnitt von Hans Burgkmair d. Ä. († ) aus dem Jahr . Der zweite Kodex erweitert das Geschlechterbuch um Kopien von Urkunden, Federzeichnungen mit Darstellungen von Angehörigen der Familie H. und um historische Notizen zu Nürnberger Ereignissen in der Zeit zwischen und . H.s Geschlechterbuch gilt als wichtige Grundlage der späteren Werke über das H.sche Geschlecht. Veit H. († ) griff für seine – entstandene Chronik ebenso auf H.s Pionierarbeit zurück wie Johann Christoph Gatterers († ) Familiengeschichte von . Ansonsten ist von H. noch ein Kodex mit historischen Notizen zur Geschichte Nürnbergs überliefert.
Fabri Ü: . Geschlechterbuch: Nürnberg, Staatsarch., Nürnberger Hss. Nr. , Bll. (Pap., ab ). – Ebd., Bestandsgruppe E (früher Artelshofen, Frhr. von Holzschuhersches Familienarch., o. Sign., davor Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs ) (–). – Das Nürnberger Familienverz. auch in: Bamberg, SB, J. H. Msc. hist. , r–v (Pap., ). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , r–v. . Hist. Notizen: Nürnberg, Staatsarch., Nürnberger Hss. Nr. , Bll. (Pap., . Jh., Teilautograph). Vgl. u. a. Hamm (s. Lit.). – Staatsarch. Nürnberg: Reichsstadt Nürnberg. Hss. (Repertorium Nr. a). Nürnberg [o. J.], Nr. , (online unter: www.staatliche-archive.bayern.de/uploads/ media/stanu a .pdf). L: Ältere Lit. bei Hamm (s. u.). – Dieter Rödel: H. [Familie]. In: LexMA () Sp. f. – Joachim Hamm, VL () Sp. –. – Helmut Haller von Hallerstein: Nürnberger Geschlechterbücher. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –. – Gerhard Hirschmann: Das Geschlechterbuch der Familie H. im Stadtarch. Nürnberg. In: Genealogisches Jb. () H. , S. – (wieder in: Aus sieben Jahrhunderten. Nürnberger Stadtgesch. FS G. Hirschmann. Hg. v. Kuno Ulshöfer. Nürnberg , S. –). – Reiner Zittlau: Heiliggrabkapelle und Kreuzweg. Eine Bauaufgabe in Nürnberg um . Nürnberg , S. –. – Gunther Friedrich: Bibliogr. zum Patriziat der Reichsstadt Nürnberg. Nürnberg , S. –. – H., L. In: Nürnberger Künstlerlex. Bd. . Hg. v. Manfred H. Grieb. München , S. . – Walter Bauernfeind: Die Nürnberger Seelhäuser im Zeitalter der Reformation. Ein Beispiel der Ein ussnahme der Reichsstadt Nürnberg auf die Ordnung privater Stiftungen. In: Zs. für Bayerische Landesgesch. () S. –. MM Fabri, Johann(es), * zweite Hälfte . Jh. Elsass, † nach . – Magister, Dichter. F. wurde in Heidelberg zum Magister der Artes promoviert. Er hielt sich als Gast zeitweise im Kloster Laach auf, um dort einen Novizen aus elsässischer Familie abzuholen. F. ist nicht mit dem gleichnamigen, ebenfalls aus dem Elsass (Schlettstadt) stammenden Priester zu verwechseln, der
. Hälfte . Jh. starb. Auch war er nicht mit dem gleichnamigen, verstorbenen Magister aus Donauwörth identisch, der in Leipzig wirkte. Als Dichter und wohl auch Komponist verfasste F. dt.-lat. Texte, darunter religiöse Lieder und Scherzgedichte. Er soll auch als fahrender Sänger unterwegs gewesen sein. Besondere Verbreitung erlangte nur F.s Dichtung Tractatus de ruine ecclesie planctu. Der Text umfasst achtzeilige Strophen mit abwechselnd lat. und dt. Versen. Die dt. Verse sind in Paarreimen geschrieben. In seiner Dichtung beklagt F. den schlechten Zustand der Kirche und die Dekadenz des Klerus. Als Vorlage F.s hat die Forschung De planctu ecclesiae libri II von Alvarus Pelagius erwogen. F. soll ferner ein Werk mit dem Titel De statu mundi verfasst haben. Möglicherweise handelte es sich dabei um das als Druck von um überlieferte Werk Status mundi ex gestis Romanorum. Dieses enthält eine moralisierende Bearbeitung von Kapitel der → Gesta Romanorum mit hinzugefügten dt. Versen. Für F. als Verfasser spricht die für ihn typische Vermischung von dt. und lat. Elementen. Dem nd. Text wird von der Forschung jedoch eine westfälische Herkunft zugesprochen, weshalb eine Autorschaft F.s keineswegs sicher ist. Johannes Butzbach schreibt F. auch zwei ansonsten unbekannte Lieder zu («Ich bin eyn componist», «Es ley eyn schloß in himelreych»). D: . Tractatus de ruine ecclesie planctu: Zahlreiche Drucke ab etwa / bis , auch u. d. T. Libellus longe salsissimus de depravata religione Christiana deque ruinosae ecclesiae statumiserrimo. Vgl. GW –, Sp.a, Sp.b. – Spätere Drucke im VD unter Nr. F –F, D , K . – Älteste bekannte Drucke: Memmingen: [Albrecht Kunne, um /] (GW ). – Olmütz: Matthias Preinlein, (GW ). – Pforzheim: [Thomas Anshelm, um ] (GW ). . Status mundi ex gestis Romanorum: [Köln: Martin von Werden, um ] (GW Sp.c; VD F ). A: . Tractatus de ruine ecclesie planctu: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: In Dulci Iubilo. Nun singet und seid froh. Ein Beitr. zur Gesch. der dt. Poesie. Hannover , Nr. (S. f.; Teilausg.). – Online-Faks. von GW : http://tudigit.ulb.tu-darmstadt.de. – Online-Faks. von GW : http://dig.vkol.cz. – Online-Faks. von GW : http://daten.digitalesammlungen.de.
. Hälfte . Jh. . Status mundi ex gestis Romanorum: Walther (s. Lit.; Teilausg.). L: Wilhelm Crecelius, ADB () S. . – Ludwig Denecke, VL () Sp. f. (hier Nr. II). – Philipp Wackernagel: Bibliogr. zur Gesch. des dt. Kirchenliedes im XVI. Jh. Frankfurt/M. , Nr. , , (S. f.). – Karl Krafft/ Wilhelm Crecelius: Mittheilungen über Alexander Hegius und seine Schüler, sowie andere gleichzeitige Gelehrte, aus den Werken des Johannes Butzbach, Priors des Benedictinerklosters am Laacher See. In: Zs. des Bergischen Geschichtsver. (), –, hier S. f. – Franz Weinkauff: Johann F. aus dem Elsaß und Joh. F. von Werdea. In: ebd. () S. –. – Christoph Walther: Status Mundi. In: NdJb () S. –. MM Schenck, Hieronymus, von Siemau (Sumau, Sum[m]awe, Sinnaw), † vor dem .. Würzburg (?). – Verfasser pädagogischer und theologischer Fachschrifen, Liederdichter. S. entstammte einem ritterlichen Geschlecht, das seinen Stammsitz im Obermaingebiet in der Nähe von Coburg hatte. Er war der letzte männliche Vertreter der verarmten Nebenlinie Garstadt (bei Schweinfurt). Über die Ausbildung des gelehrten fränkischen Ritters und sein Leben vor dem . Jh. ist nichts bekannt. Ab ist S. in Würzburg nachgewiesen, wo er urkundlich mehrfach als «miles auratus», als ausgezeichneter Ritter, erscheint. , im Zuge der Bauernkriege, gehörte S. zunächst zu den bischö ichen Verhandlungsführern und später zu den Verteidigern der Festung Marienberg gegen die aufständischen Bauern. – ist er als bischö icher Rat bezeugt. S. stand in Kontakt mit zeitgenössischen fränkischen Gelehrten. Davon zeugen seine Beiträge zu Publikationen anderer Autoren: Für die Bußpsalmen des Würzburger Karmeliterpriors Peter Schwicker (In Septem penitentium psalmos elucidatio, Landshut: Johann Weißenburger, [VD S ]) verfasste S. einen Begleitbrief und eine knappe Auslegung des . Psalms. Das Compendiˉu Theologiae, excerptˉu e Quattuor Libris Sententiarum Magistri Petri Lombardi des Würzburger Stadt- und bischö ichen Leibarztes → Burkhard von Horneck (Nürnberg: Friedrich Peypus, [VD P ]) stattete S. mit einer Vorrede «ad lectorem» aus. Der tauberfränkische Arzt Sixtus → Kolbenschlag hat S. einen kurzen Pestraktat gewidmet (Ebd.: Ders., [VD K f.]). Auch hier hat S. ein – in
Schenck diesem Fall volkssprachiges – Vorwort beigesteuert, welches den Traktat als «dienstlich vnnd fruchtbar» zur Lektüre emp ehlt. Neben diesen Kontakten weisen zwölf Inkunabeln aus dem Besitz S.s (heute in der UB Würzburg) und vor allem seine kurzen selbstständigen Werke den Adligen als vielfältig interessierten und gebildeten Gelehrten aus: ) Die gedruckte, humanistisch geprägte Kinderzucht ist eine der frühesten und auch bedeutendsten dt. Ehelehren und Erziehungsschriften. Sie ist dem fränkischen Adel gewidmet. Als Autoritäten nennt S. selbst Platon, Plutarch und Quintilian, hat aber auch das Ehebüchlein → Albrechts von Eyb sowie → Cicero, → Hieronymus und Plautus herangezogen. Bei der Kindesentwicklung berücksichtigt S. auch die Schwangerschaft und gibt Ratschläge zur frühkindlichen Entwicklung. Ferner werden die Rolle des Vaters bei der Erziehung, die richtige Ernährung oder die notwendige Sorgfalt bei der Auswahl der Erzieher hervorgehoben. Bemerkenswert ist die von S. postulierte Überlegenheit von Geduld und Sanftmut gegenüber der Anwendung von Gewalt in der Erziehung. – ) hat S. ein dt. Marienlied mit Strophen nebst lat. Kommentar in den Druck gebracht. Die poetische Verherrlichung der unbe eckten Empfängnis schöpft aus zeitgenössisch geläu gen theologischen Quellen. – ) Strophen im selben Ton wie das Marienlied umfasst ein Glossenlied zum → Salve regina, das erschienen ist. – ) Aus demselben Jahr stammt eine Trostschrift, die S. «der Erbaren vnd tugenthafften frawen walpurgk schenkin von Coburg seiner hertz lieben fraw muter» gewidmet hat. Der Text ist von Zitaten «aus bewerten Schrifften» durchsetzt, deren jeweiliger Ursprung in Marginalglossen angegeben wird. – ) Schließlich hat S. noch einen lat. Traktat über den wahren Adel verfasst, der eindringlich zum Tugendadel mahnt. Das Büchlein ist erschienen und Kurfürst Friedrich III. (dem Weisen) von Sachsen zugeeignet. D: Bis auf Nr. wurden alle Schriften in der Würzburger Offizin Martin Schubarts gedruckt. – ) «Ein newes vnd hubsches buchlein kinderzuchte genant darjnne ein itzlicher vntterricht wirt wie er jm einen elichen gemahel suchˉn wie er in der ee leben vˉn wie er sein kinder zu guten tugent zihen solle». , Quartbll. – ) «Von der vberwirdigsten muter gotes vnd reinen iunckfrawen Maria schoner entpfahung Hieronymi
Johann von Soest Schenck von Sumawe deutsches Carmen mit bewerung der heiligen geschrifft». , Quartbll. – ) «Ein Salue regina von Hieronymo Schenck von Sumawe jn ein Carmen gemacht vnd mit bewerten schriften gezirt vnd erleucht». , Quartbll. – ) «Ein Epistel in der beweist wirt das not vnd nutze sei mit gedult anfechtung jn diser welt zuleiden aus bewerten Schrifften durch Hieronymum Schenck von Sumawe gezogen». , Quartbll. – ) «Honestissime semp[que] venerˉade virginis nobilitatis descriptio [...] ad Illustrissimˉu principˉe Fridericˉu Saxonie ducˉe Romani[que] imperii electorem a Hieronymo Schenck de Sˉumave scripta». [Nürnberg: Johann Weißenburger ] Quartbll. (VD –). – Zu Digitalisaten s. VD (online). A: ) Die ‹Kinderzucht› des H. S. v. S. (). Hg., übers. und erl. v. Marc Pinther (Beitr. zur dt. und europäischen Gesch. ). Hamburg . – /) Philipp Wackernagel: Das dt. Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jh. Bd. . Leipzig (Nachdr. Hildesheim u. a. , ) S. – (Nr. f.) L: Wilhelm Bäumker, ADB () S. . – Klaus Arnold, VL () Sp. –. – Thomas Welzenbach: Gesch. der Buchdruckerkunst im ehemaligen Herzogthume Franken und in benachbarten Städten. In: Arch. des hist. Ver. von Unterfranken / () S. –, hier S. f. – Otto Clemen: H. S. v. S. ‹Kinderzucht›. In: Mitt. der Ges. für dt. Erziehung und Schulgesch. () S. – (wieder in: Ders.: Kleine Schr. zur Reformationsgesch. Bd. (–). Leipzig , S. –. – Hans Dennerlein: Zum Marienlied «Salve, ich grüß» des H. S. v. S. In: Fränkische Bll. für Geschichtsforschung und Heimatp ege () S. f. – Michel Hofmann: H. S. v. S. Ein vergessener fränkischer Dichter. In: ebd., S. . – M. Kühn: Der Marienhymnus des H. S. v. S. In: Gesch. am Obermain (/) S. –. – Gottfried Mälzer: Die Vorbesitzer der Würzburger Inkunabeln. In: Philobiblon () S. –, hier S. , . – Eva Klesatschke: Lienhard Nunnenbeck: Die Meisterlieder und der Spruch. Edition und Unters. (GAG ). Göppingen , S. f. – K. Arnold: Frühhumanistische Erziehung in Deutschland – die ‹Kinderzucht› des H. S. v. S. (). In: Informationen zur Erziehungs- und bildungshist. Forschung () S. –. – Ders.: H. S. v. S. In: Fränkische Lebensbilder () S. –. – Joachim
. Hälfte . Jh. Hamm: H. S. v. S.: Kinderzucht. In: Vom Großen Löwenhof zur Universität. Würzburg und die dt. Lit. im SpätMA. Hg. v. Horst Brunner/HansGünter Schmidt. Wiesbaden , S. f. (mit Faks. des Titelholzschnitts). – Patrick Schwarz: H. S. v. S.: Schriften. In: ebd., S. f. – K. Arnold: H. S. v. S. – ein fränkischer Ritter, geistlicher Autor und humanistischer Pädagoge. In: Würzburg, der Große Löwenhof und die dt. Lit. des SpätMA. Hg. v. H. Brunner (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , S. –. – Gerrit Deutschländer: Dienen lernen, um zu herrschen. Hö sche Erziehung im ausgehenden MA (–) (Hallische Beitr. zur Gesch. des MA und der Frühen Neuzeit ). Berlin , S. . – K. Arnold: Pädagogik und Humanismus in Würzburg um . H. S. v. S. und Johannes Pfeiffelmann in ihrem gelehrten Umfeld. In: Kulturstadt Würzburg. Kunst, Lit. und Wiss. in SpätMA und früher Neuzeit. Hg. v. Dorothea Klein/Franz Fuchs. Würzburg , S. –. VZ Johann von Soest (auch: Johannes de Suzato, später Johann Steinwert von Soest), * um Unna/ Westfalen, † .. Frankfurt/M. – Verfasser dt. und lat. Werke. J. v. S. war ein herausragender Hofmusiker, Komponist und Mediziner, der als «Gelegenheitsautor» (Brunner) zugleich ein umfangreiches literarisches Werk sowohl in dt. als auch lat. Sprache schuf. Über sein Leben sind wir sowohl aus seiner gereimten Autobiographie (s. u. ) als auch aus Archivalien vor allem aus seiner Heidelberger und Frankfurter Zeit informiert (ed. Pietzsch; Pfaff, S. f.; Heimann, , S. –). Geboren als Sohn des Steinmetzen Rotcher Grummelkut und der Wendel Husselyn, verlor er im ersten Lebensjahr durch eine Verbrennung ein Auge und wurde dauerhaft im Gesicht entstellt. Nach dem frühen Tod des Vaters und seiner Geschwister zog die Mutter mit ihm über mehrere Stationen nach Soest. Wegen seiner auffallend schönen Singstimme wurde er um als Chorschüler am St. Patroklusstift aufgenommen; seine musikalische Begabung wurde fortan zur Basis seines sozialen Aufstiegs: Um zog ihn Herzog Johann I. von Kleve trotz anfänglicher Vorbehalte von Johanns Mutter gegenüber dem Musikerberuf als Sängerknabe an seine Hofkapelle, wo er in Gesang und Komposition, aber
. Hälfte . Jh. auch im Trivium ausgebildet wurde und den Beinamen «von Soest» erhielt. Unter dem ihn überwältigenden Eindruck zweier durchreisender Sänger aus England verließ er nach einigen Jahren im Bruch mit dem Herzog den Hof in Kleve und reiste zur Vervollkommnung seiner musikalischen Ausbildung nach Brügge. Anschließend wirkte er als Sänger in Hardenbergh/ Overijssel und als Subkantor in Maastricht. Wohl brach er von dort auf mit dem Plan, in Rom in die päpstliche Kapelle aufgenommen zu werden, stattdessen wurde er in Köln von Hermann von Hessen, Probst zu St. Gereon und späterer Erzbischof, aufgenommen und dann an dessen Bruder, Landgraf Ludwig von Hessen, weiterempfohlen. Den Hof in Kassel verließ er nach dem Tod des Landgrafen ; im November wurde der nun -Jährige auf dem Höhepunkt seiner künstlerischen Karriere in Heidelberg von Kurfürst Friedrich I. (–) auf Lebenszeit zum Sängermeister mit einem Jahressold von Gulden bestallt. Diese zu dieser Zeit einmalige Position behielt er zuerst auch unter Friedrichs Nachfolger, → Philipp dem Aufrichtigen (–). In Friedrichs Todesjahr immatrikulierte er sich jedoch an der Heidelberger Universität; später erscheint er als Doktor der «artzeny» (Urk. ) und hielt nach seinen brie ichen Aussagen medizinische Vorlesungen in Heidelberg und Pavia. Kon ikte am pfälzischen Hof, die ihn zwischenzeitlich sogar ins Gefängnis brachten, scheinen ihn zum beru ichen Wechsel veranlasst zu haben. Die beru iche Umorientierung kann jedoch auch als für Sänger berufstypisch und gesundheitsbedingt angesehen werden (Pietschmann, Rozenski). bemühte J. sich erstmals, wenn auch erfolglos, um eine Stellung als Stadtarzt in Frankfurt/M. Nachdem er kurz nach dem Tod seiner ersten Frau erneut geheiratet hatte, gelang es ihm , sich in Worms als Arzt niederzulassen, bevor er zuerst nach Oppenheim und im Jahr auf eine Stelle als Leib- und Wundarzt der Stadt Frankfurt wechselte. Dort starb er mit Jahren. Trotz seines umfänglichen literarischen Schaffens scheint J. seinem musikalischen Wirken erheblich mehr Bedeutung beigemessen zu haben als seiner Tätigkeit als Schriftsteller, auf die er in seiner Autobiographie mit keinem Wort eingeht. Von den erhaltenen Werken ist nur je eine einzige Handschrift bekannt; durchweg handelt es sich um – meist schön gestaltete – Autographe (s. explizite
Johann von Soest Belege in und ; die verbrannte Handschrift Stadtarch. Frankfurt, Nr. Ms. war nach der Vermutung ihres Besitzers Johann Carl von Fichard ebenfalls ein Autograph, s. Fichard, S. sowie Wiegand, S. ; die häu gen Korrekturen lassen ein Konzept vermuten). An einer Weiterverbreitung (etwa auch im Druck) scheint der Autor demnach kein Interesse gehabt zu haben. Klar jedoch sollten seine Werke dazu dienen, seinen jeweiligen Herren – den Heidelberger Kurfürsten wie den Ratsherren der Städte, die ihn als Arzt aufnahmen – zu danken und sich ihre Gunst zu erhalten. Zu seinem literarischen Schaffen angeregt wurde J. durch den Heidelberger Hof, der in der zweiten Hälfte des . Jh. zweifellos eines der proliertesten Zentren geistiger Kultur im dt. Gebiet war. Unter Friedrich dem Siegreichen blühte in Heidelberg die panegyrische Ho iteratur (Peter → Luder, → Matthias von Kemnat, Michel → Beheim). Seine Schwester Mechthild von Rottenburg trat ebenfalls als Gönnerin auf (→ Niklas von Wyle, → Hermann von Sachsenheim) und besaß – wie im Ehrenbrief → Püterichs von Reichertshausen belegt – eine bedeutende Bibliothek dt. Erzählliteratur. Dem Geschwisterpaar wurden mehrere Werke auch gemeinsam gewidmet. Unter ihrem Neffen Philipp und seinem Kanzler Johann von Dalberg brach eine Blütezeit des Humanismus am Heidelberger Hof an (Rudolf Agricola, Jakob Wimpfeling, Conrad Celtis, Johannes Reuchlin). Im Vergleich zu diesen professionellen Literaten erhob J. in seinen Werken keinen Anspruch auf Selbstständigkeit, sondern betonte stets seine Abhängigkeit von den Quellen. Als Gemeinsamkeit von J.s verschiedenen literarischen Zeugnissen – von seiner Romanbearbeitung, in die er einen ‹Fürstenspiegel› integrierte, über die ‹Stadtgedichte›, die als ‹Bürgerspiegel› zu lesen sind, bis hin zu seiner Autobiographie mit ihrem ‹Jugendspiegel› – hat Heimann seine didaktische, religiös-moralische Programmatik herausgestellt. Er ist damit einerseits in die Tradition der seit dem HochMA populären Standes-, Moral- und Erziehungslehren, andererseits der Reformliteratur des . Jh. zu stellen. Die Zeugnisse seines musikalischen Schaffens, etwa die durch Rudolf Agricola bezeugten –-stimmigen Kompositionen, sind komplett verloren. . Die Kinder von Limburg, Ü: Heidelberg, UB, cpg (Pap., Heidelberg, , südrheinfränkisch mit mit
Johann von Soest teldt. und ndl. Einschlägen; Digitalisat: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg). A: J. v. S.: Die Kinder von Limburg. Hg. v. Manfred Klett. Wien (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie ) (nach Schlusemann fehlerhaft). Teiledition des ‹Fürstenspiegels› (. Buch) mit Übersetzung: J. v. S.: ‹Wie men wol eyn statt regyrn sol›. Didaktische Lit. und beru iches Schreiben des J. v. S., genannt Steinwert. Hg. v. Heinz-Dieter Heimann (Soester Beitr. ). Soest , S. –. Mndl. Vorlage (Fassung B): Thomas Hubertus Antonius Meesters: Roman von Heinric en Margriete von Limburch, Bde. Amsterdam/Antwerpen . Bei J.s frühestem und zugleich umfangreichstem Werk handelt es sich um eine freie Übertragung des in verschiedenen Bearbeitungen erhaltenen und beliebten mndl. Versromans → Heinric en Margriete van Limborch aus dem . Jh. Den Auftrag dazu erhielt er nach eigener Aussage durch Kurfürst Philipp, dem und dessen Frau Margarethe von Bayern zu Ehren der Roman gewidmet ist. Widersprüchlich sind die Hinweise auf die Datierung des Werks: Die Dedikationsminiatur überliefert als Jahr der feierlichen Übergabe. Im Epilog erklärt der Autor dagegen, er habe das Buch vollendet; in diesem Fall müsste J. bereits in Maastricht mit der Bearbeitung begonnen und sie vor der Ankunft in Heidelberg abgeschlossen haben (vgl. Birkhan). Es bleibt damit Spekulation, ob J. sich die mndl. Vorlage selbst besorgte oder aber aus der Bibliothek von Philipps Tante Mechthild von Rottenburg zur Verfügung erhielt (vgl. Bonath/Brunner, S. ff.; Swennen, S. f.). Im Zentrum der vielsträngigen, in Bücher gegliederten Handlung steht das Schicksal der Markgrä n Margarethe und ihres Bruders, Herzog Heinrichs IV. von Limburg, das sie – angetrieben vom zentralen Movens der Liebe und mit Abenteuerketten um weitere Protagonisten verwoben – in annähernd die gesamte damals bekannte Welt führt (für eine Zusammenfassung des Inhalts vgl. Bonath/Brunner, S. ff.). Der Hauptteil der zweiten Romanhälfte ist mit der Belagerung Konstantinopels durch den ‹heidnischen› Sultan dem großen Kampf der vereinten Christenheit gegen die Heiden gewidmet, der zum Zeitpunkt von J.s Rezeption angesichts der Eroberung Konstantinopels durch die Türken und des päpstlichen Aufrufs zur Befreiung der Stadt besondere Brisanz besitzen musste. Die enzyklopä
. Hälfte . Jh. disch anmutenden, weitgehend traditionellen Anleihen aus verschiedensten Gattungen – aus Legenden, Artus-, Antiken- und Rosenroman, Chanson de geste, Minnelyrik, antiker und humanistischer Literatur, aber auch der Topik geistlicher Prologe – lassen den Roman nach Bonath/Brunner als «Summa alles dessen» erscheinen, «was man zu seiner Zeit an Literatur schätzte» (S. ). J.s Bearbeitung ist nicht als wortgetreue Übersetzung seiner Vorlage zu verstehen, auch wenn er sich eng an die in ihr vorgegebene Handlung hält; statt dessen re ektiert er in eigens hinzugefügten Prologen vor jedem Buch sowie in ausführlichen Erzählerkommentaren seine Einstellung zum Geschehen wie auch zu seiner Aufgabe. Im Layout des einzigen Überlieferungsträgers sind diese Passagen durch Zeigehände, Nota-bene-Zeichen o. ä. häu g hervorgehoben. Einerseits zeigen sie ihn – anders als den anonymen Dichter seiner Vorlage, der sein Werk galant als Liebesdienst um Liebeslohn verstanden wissen will – als Hö ing, dessen Preisreden auf das Fürstenpaar mit Bitten um materielle Entlohnung einhergehen. Andererseits spiegeln sie J.s didaktische Absichten gerade in denjenigen Passagen, in denen er mit dem Gang der Handlung nicht einverstanden war und die Irrwege und moralischen Verfehlungen seiner Protagonisten daher zum Teil scharf verurteilt. Besonders deutlich werden seine belehrenden Intentionen auch in seiner Erweiterung des schon in der Vorlage angelegten ‹Fürstenspiegels› im . Buch, in dem J. offensichtlich konkrete Zustände des Heidelberger Hofes anvisierte und dem Kurfürsten daher eindringlich nicht nur die Sorge für seine Sänger anempfahl. . Dy gemeyn bicht, Ü: Heidelberg, UB, cpg , r–v (Pap., Heidelberg, , südrheinfränkisch mit mitteldt. [hessischen] und ndl. Formen; Digitalisat: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/ diglit/cpg). A: Karl von Bahder: J. v. S., ‹Dy gemein bicht›. In: Germania () S. – (mit Einleitung und Komm.). «Vs bewerter schryfft tzu rym gesetzt» bietet J. mit seinem Beichtbuch eine Bearbeitung des verbreiteten Modus con tendi von Andreas de Escobar (entstanden , gedruckt ), der anhand einer unbekannten Quelle erweitert wurde (v. Bahder, S. f.). Das Werk zählt zur zumeist für Laien bestimmten Gattung der Beichtbücher, die diesen die Bedeutung des Beichtsakraments erklärt und häu g
. Hälfte . Jh. vorformulierte Formeln zum Bekenntnis der Sünden au istet. Gegliedert ist J.s Werk in elf Abschnitte über die fünf Sinne, die sieben Todsünden, die zehn Gebote, die Sünden des Leibs, die sechs Werke der Barmherzigkeit, die zwölf Glaubensartikel, die sieben Sakramente, Tugenden, die Gaben des Hl. Geistes, die zwölf Früchte des Hl. Geistes und die acht Seligkeiten. Trotz der engen Orientierung an der Vorlage erkennt man auch die eigene Bearbeitung J.s, etwa wenn der Sängermeister die in der Vorlage enthaltene Verurteilung der Musik als Sünde («aures ad audiendum» – «cantus et instrumenta dedi») nicht übernimmt. Die sorgfältige Ausarbeitung der Handschrift sowie ihre Überlieferung in der Bibliotheca Palatina machen eine Auftragsarbeit für den Pfalzgrafen wahrscheinlich. Am Schluss ndet sich nach der Datierung (..) wohl als Widmung an den Fürsten ein musikalisches Kryptogramm, dessen rätselhafte Fehlerhaftigkeit von Klaus-Jürgen Sachs als J.s Eingeständnis seiner Unvollkommenheit gedeutet wurde. . Libellus salutis, Ü: Vatikan, Bibl. Apostolica Vaticana, Pal. Lat. , v–r (Sammelhs., , lat., Mikro lm-Kopie in Heidelberg, UB). Von dem auf lat. verfassten Fürstenspiegel ist nur der erste («de regimine suipsius») von drei Teilen ausgeführt oder erhalten. Der Spiegel ist Pfalzgraf Philipp gewidmet und spielt auf ein Zerwürfnis J.s mit dem Kurfürsten an, den er bittet, ihn wieder in seine Gunst aufzunehmen. Der Inhalt besteht (nach Bonath, ) in einer Darstellung der drei Lebenswege, die Tieren («vita voluptuosa»), Menschen («vita civilis») und Engeln («vita contemplativa») zugeordnet werden. Die menschliche «vita civilis» basiert dabei auf gottgegebener Vernunft. Zentral für J. ist die richtige Lebensführung, die den Fürsten erst zum Regieren befähige und auch Vorbedingung für die göttliche Gnade sei, die er als höchsten Wert und Bedingung für ein glückerfülltes Leben sieht. Entsprechend betont J. die Bedeutung des rechten Verhaltens und gibt dabei Richtlinien, bei denen er nach sozialer Stellung unterscheidet. Zumeist besteht tugendhaftes Verhalten dabei in einem Mittelweg zwischen den Extremen. J.s Vorlagen sind bisher weitestgehend unbekannt (s. Bonath, ; Brunner). . De musica subalterna, vor Das uns nicht überlieferte Werk war wohl eine musikalische Abhandlung: J. bezieht sich darauf in seinem Stadtgedicht Wy men wol eyn statt regyrn sol
Johann von Soest (s. u. ), in dem er auf die Bedeutung der Musik für die städtische Gemeinschaft hinweist («de hoc satis dixi quando musicam subalternam gracia die confeci», zit. nach Pietzsch, S. ). Auch J.s Schüler Sebastian → Virdung nennt die musica subalterna in seinem entstandenen Werk Musica getutscht und erwähnt zugleich dort beigefügte Abbildungen von Instrumenten (s. Bonath, ). . Wy men wol eyn statt regyrn sol, Ü: Einsiedeln, Stiftsbibl., cod. () (Pap., ). A: J. v. S.: ‹Wie men wol eyn statt regyrn sol›. Didaktische Lit. und beru iches Schreiben des J. v. S., genannt Steinwert. Hg. v. Heinz-Dieter Heimann (Soester Beitr. ). Soest , S. – (ohne lat. Kommentare). Das «buchlyn», das J. den «loblichen myn hern von Worms zu nutz, lob und eer» widmete, trägt einerseits persönliche Züge: Er verfasste es als Dank für seine Einstellung als Stadtarzt , nachdem er den Heidelberger Hof infolge einer Ehrverletzung Ende verlassen hatte. Andererseits macht der Hintergrund innerstädtischer Kon ikte den gewählten Gegenstand verständlich: Seit Jahren wehrte sich die Reichsstadt energisch gegen die Stadtherrschaftspolitik des Bischofs (und kurfürstlichen Kanzlers) Johann von Dalberg und die Wirtschaftstätigkeit der Geistlichkeit, im März wandte sie sich deshalb während des in Worms statt ndenden Reichstags um Schutz an König → Maximilian. J. beendete sein Gedicht nach eigener Datierung am Tag, an dem ein Vergleichsverfahren zwischen der Stadt und ihrem Bischof im Namen des Königs zu Ende ging. Zugleich entstand es am Vorabend der großen Wormser Stadtrechtsreform, die im Jahr abgeschlossen wurde, aber schon Ende der er Jahre in Angriff genommen worden zu sein scheint. Das Gedicht gliedert sich in eine «Fur rede» mit Eingangsgebet, Widmung und Gliederung des Buches sowie in zwölf «capittel» in dt. Versen, denen jeweils eine «Declaratio» in lat. Prosa als kommentierende Paraphrase folgt. Das Mittel der Zweisprachigkeit wählt der Autor nach eigener Aussage, «dwyl ym ratt gelerte syn»; zugleich demonstrierte es seine eigene akademische Bildung. Der Hauptteil schildert nicht wie in klassischen ‹Lobgedichten› die Vorzüge einer konkreten Stadt. Stattdessen stellt J. grundlegende Betrachtungen über das Wesen der Stadt an, die er als Verbund von Bürgern de niert: «Dan das wortt statt heyst civitas /
Johann von Soest Quasi civium unitas / Das ist zu teutsch so vil gerett / Als burgerlich vereynung stett» (Kap. ). Auf seinen allgemeinen Appell zur Einheit und zum Konsens aufbauend, entwickelt er in den folgenden Kapiteln die Bedingungen, die die Stadt als funktionierendes bürgerliches Gemeinwesen ermöglichen und ihr Ansehen und Bestand garantieren: In Kap. – erörtert er die architektonische Anlage, die Sorge um gute klimatische und hygienische Bedingungen, die Zusammensetzung der Bewohnerschaft nach Ständen und Berufen sowie die gerechte Verteilung der Güter, in Kap. die Tugenden der Bewohner (Gerechtigkeit, Gottesfurcht, Selbstbeherrschung, Nächstenliebe) als Prinzip zur Erhaltung der Ordnung und in Kap. – die Voraussetzungen guter Regierung, die er in einer aristokratischen Herrschaft der «wysen alten» garantiert sieht; eine Beteiligung der Jungen an der gemeindepolitischen Mitverantwortung lehnt J. ab. Kap. betont den unbedingten Gehorsam der Untertanen gegenüber den Regierenden; zur Warnung wird hier als einzige zeitgeschichtliche Anspielung des Textes der Kreuznacher Aufstand von erwähnt. Kap. und empfehlen die Einhaltung von Satzungen in Friedenszeiten, Kap. Vorsorgemaßnahmen für Kriegszeiten (darunter die Bevorratung mit Lebensmitteln und Waffen ebenso wie eine restriktive Einwohnerpolitik gegenüber den «Armen» und «bosen lutt»). Kap. schließt mit der Erklärung, dass den Regierenden als Lohn für ihre aufopfernde Tätigkeit im Dienste des Gemeinwohls Gottes Seligkeit gewiss sei. Wie J. im Titel explizit erklärt, ist seine Abhandlung «getzoghen uss bewerter schrytft». Als Vorbild haben Heimann und Monnet vor allem De regimine principum des → Thomas von Aquin plausibel gemacht. Monnet verweist auch auf De regimine des Gilles de Rome und eventuell auf das um in Brüssel verfasste Hoemen ene stat sal regeren von Jan van Boendale. Vermutungen bleiben die Hinweise auf die Summa theologica des Antonin von Florenz (Buchner) und die Norimberga des Conrad Celtis (u. a. Rudolf; s. Heimanns Kritik, der das Werk des Celtis eher als Vorbild für J.s Frankfurt-Lob wertet, s. u. ). . Eyn Spruchgedicht zu lob und eer der Statt Franckfortt, Ü: Frankfurt/M., Stadtarch., ehem. Nr. Ms. des Freiherrlich Fichard’ schen Familien deikommißarch. ( verbrannt). A: Eyn Spruchgedicht zu lob und eer der Statt Franckfortt. Hg. v. Johann Carl von Fichard.
. Hälfte . Jh. In: Frankfurtisches Arch. für ältere dt. Lit. und Gesch. () S. –. – Walther Karl Zülch: J. Steinwert v. S. Der Sänger und Arzt (–). Frankfurt/M. , S. –. Frankfurt, «dem romischen rich eyn tzyr», wird von J. als wirtschaftlich und politisch bedeutende Stadt gewürdigt und gleichzeitig für ihre Tugend und Gottgefälligkeit gerühmt. In seinem Reimpaarverse umfassenden Gedicht geht er aber auch ganz direkt auf die Lebenswelt der Bewohner sowie auf die politische Situation ein, indem er den Stadtrat für seine Gesetzgebung lobt: «Und durch den wysen ratt gefonden, Das iglicher in allen stonden, Gutt brott mag essen umb syn gelt». Abschließend gibt J. der Stadt Ratschläge, die sich auch in seinem Stadtgedicht Wy men wol eyn statt regyrn sol (s. o. ) widerspiegeln: Demnach werde der Wohlstand der Stadt auch zukünftig durch Ehrfurcht vor Gott, Gerechtigkeit im Inneren und freundschaftliche Beziehungen zu den Nachbarstädten sowie einen Notgroschen für Zeiten inneren oder äußeren Unfriedens gesichert. . Eyn satzung wy dy Mutter Gotz Maria on erbsond ontphangen ist, Ü: Hamburg, SUB, cod. germ. (Pap., ). Das Verse umfassende Gedicht thematisiert den Streit zwischen Franziskanern und Dominikanern um die unbe eckte Empfängnis Mariens und wurde nach J.s Angabe am .. vollendet. Es ist Pfalzgraf Philipp, «lybhaber der juncfrawen marie», gewidmet, der in Heidelberg eine öffentliche Disputation über das Thema verboten hatte. J. mag damit versucht haben, die Verbindung zum Heidelberger Hof auch von Frankfurt aus aufrecht zu erhalten. Anlass für ihn könnte der zwischen und schwelende Streit zweier Frankfurter Geistlicher gewesen sein. Letztlich votiert J. für das Fest der unbe eckten Empfängnis Mariens. . Sonn- und Festtagsgedichte, Ü: Frankfurt/M., Stadtarchiv, ehem. Nr. Ms. des Freiherrlich Fichard’ schen Familien deikommißarch. ( verbrannt). A: Arthur Wiegand: Die Hs. Nr. des Freiherrl. von Fichardschen Familienarch. als Grundlage für die Beurteilung von Sprache, Stil und Metrik des J. v. S. Diss. Marburg , S. –. – Viele Textbeispiele bei Schumacher. Der unvollständige Perikopenzyklus aus Gedichten stellt eine seltene vorreformatorische
. Hälfte . Jh. Übertragung der lat. Messgesänge in die Volkssprache dar und ist damit eines der frühesten Beispiele geistlicher Erbauungsliteratur in dt. Sprache (Schumacher, S. f.). Die Paraphrasen und Auslegungen der Evangelien orientieren sich strikt an der römischen Perikopenordnung, vermischen aber inhaltlich Bibel, Apokryphen und Legenden in für vorreformatorische Zeit typischer Art (Jesus wird in der Krippe in Josefs Hosen gewickelt; Judas trägt als Zeichen für den späteren Verrat einen roten Bart). Als Quellen vermutet Schumacher volksliturgische ‹Plenarien› des . Jh., die J. ergänzt: So werden etwa die Pfeile, mit denen der Hl. Sebastian gemartert wird, metaphorisch durch die «pestilentz» in zierender Luft dargestellt – eine von J.s Zeitgenossen gefürchtete Bedrohung. Mit Blick auf die Frömmigkeitspraxis ist das direkte Verhältnis des Gläubigen zu Gott in den Gedichten bemerkenswert: So bittet der Betende Gott direkt um den rechten Glauben («dyn glauben gyb myr fest vnt hert»), mitunter sogar aus der Ich-Perspektive («Fur solcher qual der helschen glut, Gyb das ich das fur wird behutt»). Priester und die Kirche als Institution nden nur sehr selten Erwähnung, etwa beim Spenden der Sakramente. . Autobiographie, um Ü: Frankfurt/M., Stadtarchiv, ehem. Nr. Ms. des Freiherrlich Fichard’ schen Familien deikommißarch. ( verbrannt). Die Hs. wies schon bei der Transkription durch Fichard eine beträchtliche Lücke auf. A: J.s v. S. eigene Lebensbeschreibung. In: Frankfurtisches Arch. für ältere dt. Lit. und Gesch. Hg. v. Johann Carl von Fichard, () S. –. – Wenzel, S. – (nur das zweite Buch). – Pietschmann/Rozenski, S. – (mit auszugsweiser Übersetzung ins Englische). J.s Autobiographie – wiewohl literarisch als konventionell beurteilt (Stock, S. ) – bietet einen einzigartigen Einblick in seinen Alltag zwischen den Lebenswelten Hof und Stadt sowie in das mitunter spannungsreiche Feld zwischen Beruf und Kunst. Anlass und Bestimmung des Werks sowie sein eigentlicher Titel sind uns unbekannt, doch richtet sich die Schrift wohl gattungstypisch als Exempel und Erinnerung an die eigene Familie. Das erste Buch umfasst J.s Jugend bis zur Anstellung am Heidelberger Hof , betont die legitime Geburt (wohl als Voraussetzung für die spätere Karriere), schildert das frühe Stimmtalent («Eyn iglicher der zu myr kam, Der sprach zu myr. Syng ly
Johann von Soest ber bub»), erwähnt einen damit zusammenhängenden frühen Entführungsversuch durch einen wandernden Sänger («Syn konst dy hett ich gern gelert»), betont den beru ichen Erfolg («Der meyster wart ich ucks und balt») sowie die Weigerung des Herzogs von Kleve (mit den Worten «Konst hastu glich genog fur mich»), J. für eine weitere künstlerische Ausbildung an einen anderen Ort ziehen zu lassen. Der erste Teil des zweiten Buches ist verloren und muss J.s Heidelberger Zeit bis zum Tod seiner ersten Frau () behandelt haben. Aus der Trauer heraus wollte J. zunächst Priester werden, was das theologische Interesse in J.s weiteren Werken erklärt. Ihm erscheint aber zunächst im Traum, dann persönlich seine zukünftige (zweite) Frau; ausführlich schildert er, wie sie sich kennenlernen. Wegen eines Streits mit dem kurfürstlichen Marschall («Eyn smacheytt hatt er myr gethon») verlässt J. schließlich Heidelberg. Seine Zeit als Stadtarzt in Worms, Oppenheim und Frankfurt werden nur knapp abgehandelt. Die Lebensbeschreibung endet mit der Taufe von J.s jüngstem Sohn Solon (..). Die Autobiographie ist nach dem legendarischen Topos des Sünder-Heiligen (wilde Jugend – Umkehr – Gottergebenheit) stilisiert (u. a. Birkhan, S. ). Entsprechend erklärt J., er habe seine ersten Lebensjahre «boeslich […] verthon, Gelich als der verloren son». Die folgende Läuterung, die biographisch mit der Anstellung in Heidelberg und der ersten Ehe zusammen fällt, wird textlich durch eine Passage mit allgemeinen Lehren an die Jugend markiert («So will ich setzen hy eyn ler»). Das zweite Buch ist in seiner Umsetzung weniger stringent, schildert gescheiterte Pläne, Brüche und Querelen, in denen J. mehrfach auf seinem Recht beharrt und dafür auch Kon ikte in Kauf nimmt. Dennoch sieht Wenzel in J.s literarischem Ich vor allem einen personalen Repräsentanten überindividueller Tugenden, dessen Bekenntnis zur eigenen Sündhaftigkeit seine theologischen Werke stützt. L: Rudolf Jung, ADB () S. f. – Rainer Rudolf, NDB () S. . – Max Buchner, VL () Sp. –. – Gesa Bonath, VL () Sp. –; () Sp. . – Walter Buckl, MarLex () S. f. – Hilkert Weddige/Meinolf Schumacher, Killy () S. f. – Gedichte J.s v. S. eines Hofsängers und Arzts. Von und . Hg. v. Johann Carl v. Fichard. In: Frankfurtisches Arch. für ältere dt. Lit. und Gesch. () S. –. –
Johann von Soest Friedrich Pfaff: J. v. S., Sänger, Dichter und Arzt –. In: Allg. Konservative Monatsschr. für das christliche Deutschland () S. –, –. – Walter Karl Zülch: Johannes Steinwert v. Soest, der Sänger und Arzt (–). Frankfurt/M. . – Fritz Stein: Gesch. des Musikwesens in Heidelberg bis zum Ende des . Jh. Heidelberg . – Arthur Wiegand: Die Hs. Nr. des Freiherrl. v. Fichardschen Familienarch. als Grundlage für die Beurteilung v. Sprache, Stil und Metrik des J. v. S. Diss. Marburg . – Max Buchner: Das Idealbild einer Stadt im MA. In: Korrespondenzbl. des Gesamtver. der Dt. Geschichts- und Alterthumsver. () S. –. – Wilhelm Wirth: J. v. S. Sängermeister und Bearb. des Romans ‹die Kinder v. Limburg›. Heidelberg . – Gerhard Pietzsch: Quellen und Forschungen zur Gesch. der Musik am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg bis . In: Abh. der Akad. der Wiss., Geistes- und Sozialwissenschaftliche Kl. () S. –, hier S. , f., –. – Elly Vijfvinkel: Bibliogr. zu dem Lymburgroman (Beschreibende Bibliographien ). Amsterdam . – G. Bonath/Horst Brunner: Zu J.s v. S. Bearb. des Romans ‹Kinder v. Limburg› (). In: Dt. Lit. des späten MA. Hamburger Colloquium . Hg. v. Wolfgang Harms/L. Peter Johnson (Publ. of the Institute of Germanic Studies. University of London ). Berlin , S. –. – Leonard M. Swennen: Der mndl. Roman ‹Heinriic ende Margriete van Limbroch› und seine dt. Bearb. v. J. v. S. Diss. Wien . – Helmut Birkhan: Die Entstehung des Limburg- Romans des J. v. S. und seine Aktualität. In: Stud. zur dt. Lit. des MA. FS Gerhart Lohse. Hg. v. Rudolf Schützeichel in Verbindung mit Ulrich Fellmann. Bonn , S. –. – Horst Wenzel: Johannes v. S. (–). In: Die Autobiographien des späten MA und der frühen Neuzeit. Bd. : Die Selbstdeutung des Stadtbürgertums. Hg. v. H. Wenzel (Spätma. Texte ). München , S. –. – Heinz-Dieter Heimann: Stadtbürgerliches Selbstverständnis und Reformmentalität des Heidelberger Hofkapellmeisters und Frankfurter Stadtarztes J. v. S. genannt Steinwert. Ein Diskussionsbeispiel kultureller Leistung abgewanderter Westfalen. In: Westfälische Zs. () , S. –. – J. v. S.: ‹Wie men wol eyn statt regyrn sol›. Didaktische Lit. und beru iches Schreiben des J. v. S., genannt Steinwert. Hg. v. H.-D. Heimann (Soes
. Hälfte . Jh. ter Beitr. ). Soest . – Jürgen Schläder: J. v. S. Sängermeister und Komponist. In: Von Soest – aus Westfalen. Wege und Wirkung abgewanderter Westfalen im späten MA und in der frühen Neuzeit. Hg. v. H.-D. Heimann. Paderborn , S. –. – Hartmut Beckers: Frühnhd. Fassungen ndl. Erzähllit. im Umkreis des pfälzischen Hofes zu Heidelberg um /. In: Miscellania Neerlandica. Opstellen voor Dr. Jan Deschamps ter gelegenheid van zijn . verjaardag. Bd. . Hg. v. Elly Cockx-Indestege/Frans Hendrickx. Löwen , S. –. – Jan-Dirk Müller: Der siegreiche Fürst im Entwurf der Gelehrten. Zu den Anfängen eines hö schen Humanismus in Heidelberg. In: Hö scher Humanismus. Hg. v. August Buck (Mitt. der Kommission für Humanismusforschung der DFG ). Weinheim , S. –. – H. Brunner: J. v. S., Willibald Pirckheimer – zwei Fallstud. In: Autorentypen. Hg. v. Walter Haug/Burghart Wachinger (Fortuna Vitrea ). Tübingen , S. –. – Martina Backes: Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg im . Jh. Ein Beitr. zur Gönnerforschung des SpätMA (Hermaea ). Tübingen , bes. S. –, – passim. – Meinolf Schumacher: Ein ‹Geistliches Jahr› um . Die Sonn- und Festtagsgesch. des J. v. S. In: ZfdA () S. –. – Klaus-Jürgen Sachs: Das Kryptogramm des Johannes v. S. Versuch einer Deutung durch musikalische Symbolik. In: FS Klaus Hortschansky. Hg. v. Axel Beer/Laurenz Lütteken. Tutzing , S. –. – Rita Schlusemann: ‹Das ir begyr wolt haten reyn›. Zur Rezeption des Limborch-Romans bei J. v. S. In: ABäG () S. –. – Eva Horváth: Zur Rückkehr weiterer Hamburger germanistischer Hss. aus der Kriegsauslagerung. In: ZfdA () S. –, hier S. . – Markus Stock: Effekte des Authentischen? Selbstentwurf und Referenz in der Autobiographie J.s v. S. In: Texttyp und Textproduktion in der dt. Lit. des MA (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –. – Klaus Pietschman/Steven Rozenski Jr.: Singing the self. The autobiography of the fteen-century German singer and composer J. v. S. In: Early Music History. Studies in Medieval and Early Modern Music () S. –. – Pierre Monnet: Bien commun et bon gouvernement. Le traité politique de J. v. S. sur la manière de bien gouverner une ville. In: De bono communi. The discourse and practice of the common good in the
. Hälfte . Jh. European City (th–th century). Hg. v. Elodie Lecuppre-Desjardin/Anne-Laure van Bruaene (Studies in European Urban History ). Turnhout , S. –. CM/CM Brandis, Henning, * .. Hildesheim, † .. Hannover. – Verfasser eines nd. Tagebuchs. B. entstammte einer wohlhabenden Hildesheimer Ratsfamilie und war wie sein Vater Hans B. Tuchhändler. Seit versah er Ämter im Hildesheimer Stadtrat; wurde er Bürgermeister. Eine von B. geplante Münzreform und ein innerfamiliärer Mitgiftskandal führten zur Amtsenthebung. B. verließ die Stadt und lebte – im selbstgewählten Exil in Goslar. wurde der Streit mit der Bürgerschaft beigelegt; im Zuge der Hildesheimer Stiftsfehde wurde B. , und erneut zum Bürgermeister gewählt. Noch wurde er angesichts des für die Stadt ungünstigen Verlaufs der Fehde und nach Kon ikten mit der Bürgerschaft endgültig abgesetzt. kündigte B. sein Bürgerrecht auf und oh nach Hannover. B. hat in den Jahren – fortlaufend Tagebuch geführt und die Ereignisse aus der Zeit vor später nachgetragen. Das Diarium in seiner überlieferten Gestalt ist eine Redaktion von , für die ein Nachfahre B.’, Joachim B., verantwortlich zeichnet, der – selbst ein Tagebuch schrieb. Joachim hat die originär zweiteilige Anlage von B.’ Aufzeichnungen – «Binnenbok» für familiäre und innerstädtische Angelegenheiten, «Butenbok» für die äußeren Beziehungen Hildesheims zu anderen Städten – zu einem einzigen chronologischen Text kompiliert. B.’ Tagebuch ist mentalitäts-, kultur- und politikgeschichtlich wertvoll. Es gewährt zunächst Einblicke in die Vorstellungen und die Lebensrealität eines Vertreters der städtischen Oberschicht in Norddeutschland, etwa wenn B. vom Tod seiner Mutter (), seinen drei Eheschließungen oder seinen Reisen ( Aachen, Rom) berichtet. Daneben verzeichnet B. Verwaltungsvorgänge oder Ratsbeschlüsse und macht Angaben zu Brauordnungen, Stiftungen oder zum Münzwesen. Die Ereignisse der Stiftsfehde hat er – in kontinuierlichen Tageseinträgen protokolliert. Der knappe und sachliche Aufzeichnungsstil B.’, der auf Kommentierungen weitgehend verzichtet, lässt nur vereinzelt B.’ innere Anteilnahme spürbar werden. Ü: Hildesheim, Stadtarch., Bestand Nr. (olim Bestand HA Nr. );
Brandis Abschrift der Kompilation des Joachim Brandis (. Jh.). – Ebd., Dombibl., Hs. (Abschrift . Jh.). – Ältere Textzeugen sind nicht bekannt. A: Ludwig Hänselmann: H. B.’ Diarium. Hildesheimische Geschichten aus den Jahren –. Hildesheim (Nachdr. ). L: Rudolf Zoder, NDB () S. . – Christine Wulf, VL () Sp. –. – Richard Doebner: Drei Hildesheimer Geschichtsschreiber des . und . Jh. In: Ders.: Stud. zur hildesheimischen Gesch. Hildesheim , S. –. – Luise Zeppenfeldt: H. B., Bürgermeister von Hildesheim. In: Zs. des Ver. Heimatbund Niedersachsen () S. –. – Gustav Struckmann: Zeitbilder aus den Diarien und Annalen der Bürgermeister H., Tile und Joachim B. zu Hildesheim aus den Jahren –. Tle. In: Alt Hildesheim () S. –; () S. –. – Johannes Heinrich Gebauer: Das hansische Hildesheim und sein Bürgermeister H. B. (Hansische Volkshefte ). Bremen . – Repertorium fontium historiae medii aevi () S. . – Hans Schlotter: Hildesheimer Familiengeschichten. Bürger – Ratsherren – Bürgermeister. Hildesheim , S. –. – Ina Tschipke: Lebensformen in der spätma. Stadt (Schriftenreihe des Landschaftsverbandes Südniedersachsen ). Hannover , S. f. – Max Humburg: Die Memorie von Bleckenstedt. In: Salzgitter-Jb. / () S. –. – Hans-Cord Sarnighausen: Zum Hildesheimer Bürgermeister H. B. (–). In: Arch. für Familiengeschichtsforschung () S. –. – Gerhard Fouquet: Städtische Lebensformen im MA. In: Jb. für Regionalgesch. () S. –, hier S. f. – Herbert Reyer: Frömmigkeit in den Aufzeichnungen Hildesheimer Ratsherren und Bürgermeister des . Jh. In: Niedersächsisches Jb. für Landsgesch. () S. –, hier S. f. – Eva Schlotheuber: Norm und Innerlichkeit. Zur problematischen Suche nach den Anfängen der Individualität. In: Zs. für hist. Forschung () S. –, hier S. –. – Sünje Prühlen: «alse sunst hir gebruchlich is». Eine Annäherung an das spätma. und frühneuzeitliche Alltags- und Familienleben anhand der Selbstzeugnisse der Familien B. in Hildesheim und Moller in Hamburg (Selbstzeugnisse des MA und der beginnenden Neuzeit ). Bochum . – Katharina Neugebauer: Politische Alltagskultur im Spiegel spätma. Chroniken
Schreck aus Erfurt und Hildesheim. In: Tradieren – Vermitteln – Anwenden. Zum Umgang mit Wissensbeständen in spätma. und frühneuzeitlichen Städten. Hg. v. Jörg Rogge (Beitr. zu den Hist. Kulturwiss. ). Berlin , S. –, hier S. –. – G. Fouquet: «Freundschaft» und «Feindschaft». Stadtadelige Verwandschaftsfamilien in dt. Städten des MA. In: Die Familie in der Ges. des MA. Hg. v. Karl-Heinz Spieß (Konstanzer Arbeitskreis für ma. Gesch. Vorträge und Forschungen ). Ost ldern , S. –, hier S. f. VZ Löffelholz (von Colberg), Martin, † .. Nürnberg. – Patrizier, Technik– und Rezeptsammler. L. stammte aus einer Nürnberger Patrizierfamilie. In jungen Jahren hielt er sich als Reisiger in Böhmen auf. ist er als Teilnehmer eines Ritterturniers nachgewiesen. heiratete er zum ersten Mal. Er war ab Genannter in Nürnberg und – P eger für das mittelfränkische Lichtenau, das Nürnberg als P egamt zugeordnet war. Zwischen und wurde L. von Raubrittern gefangengehalten, die ihn erst nach Zahlung eines Lösegelds durch seine Familie freiließen. Nach dem Tod seiner ersten Frau ging L. eine zweite Ehe ein. / war er alter Genannter im Nürnberger Rat. Aus L.s Besitz hat sich eine bedeutsame Handschrift mit fachliterarischen Abbildungen und Texten erhalten. Der Kodex ist auf datiert, wurde vom Schreiber aber wohl auch danach noch ergänzt. L.s Familienwappen in der Handschrift belegt ihn als Besitzer. Aufgrund von Schriftproben hat ihn die Forschung außerdem als Schreiber identi ziert. Eine verschiedentlich vermutete Zusammenarbeit L.s mit dem Kunstschlosser Hans Ehemann († ) ist nicht bewiesen. Die Handschrift besteht überwiegend aus farbigen, sehr detailreichen und praxisnahen Konstruktionszeichnungen mit dt. Beischriften. Der Schlussteil enthält eine Gruppe von Rezepten. Inhaltlich werden vor allem die Gebiete der Handwerks- und Wehrtechnik sowie der Jagd erfasst. Aus dem handwerklichen Bereich zeigt der Kodex u. a. Bohrer, Zirkel, Schlösser, Schlüssel, einen Drehsessel und eine Drehtür. Auch eine selbstschaukelnde Kinderwiege und eine verschließbare Wendeltreppe sind dargestellt. Von historischem Interesse ist ferner eine der frühesten bekannten
. Hälfte . Jh. Abbildungen eines Schraubstocks. Der Wehrtechnik zuzurechnen sind Zeichnungen von Geschützen, Armbrüsten, Bolzen, Fußangeln und Daumenschrauben. Aus dem Jagdwesen stammen Stachelhalsbänder, Wolfsangeln und Fallen für Rotwild, außerdem Rezepte für Fuchsköder, Hundelockmittel und Tollwutmedikamente. Obwohl L.s Eigenanteil an den Inhalten der Handschrift bis heute nicht genau geklärt werden konnte, ist ihre Bedeutung unbestritten: Sie zeigt exemplarisch den hohen Stand der Nürnberger Technik im späten MA und belegt ein fortgeschrittenes technisches Interesse im örtlichen Patriziat. Ü: Krakau, Biblioteka Jagiello´nska, Berol. mgq (früher Berlin, SBB, mgq ), Bll. (Pap., ; wahrscheinlich Autograph). – Vgl. u. a. Hermann Degering: Kurzes Verz. der germ. Hss. der Preußischen Staatsbibl. Bd. . Leipzig (Nachdr. Graz ) S. . – www.handschriftencensus.de/. – Zu einigen erhaltenen Briefen L.s vgl. Feldhaus/Reicke (s. Lit.). A: Online-Faks. der Hs.: http://fbc. pionier.net.pl/id/oai:jbc.bj.uj.edu.pl:. L: Gerhard Eis, VL () Sp. f. – Gerhard Hirschmann: L. v. C. In: NDB () S. . – Franz M. Feldhaus/Emil Reicke: Eine Nürnberger Bilderhs. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –. – Ders.: Waffentechnisches aus der Nürnberger L.-Hs. von . In: Zs. für hist. Waffenkunde NF () S. –. – G. Eis: Fleischkonservierung und Küchenkunstkniffe aus altdt. Schr. In: Die Fleischwirtschaft () S. . – Kurt Lindner: Dt. Jagdtraktate des . und . Jh. Bd. . Berlin , S. –. – Rainer Leng: Ars belli. Dt. taktische und kriegstechnische Bilderhss. und Traktate im . und . Jh. Bd. . Wiesbaden , S. f. u. ö. – L., M. II. In: Nürnberger Künstlerlex. Bd. . Hg. v. Manfred H. Grieb. München , S. . MM Schreck, Konrad, von Aschaffenburg, † um . – Apotheker, Verfasser eines chirurgischpharmazeutischen Handbuchs. S. stammte aus der Oberrheinebene und hat seine pharmazeutische Ausbildung vermutlich in Straßburg absolviert. Als Apotheker ließ er sich zunächst in Nürnberg nieder und eröffnete eine Offizin in Regensburg. Ab tritt S. dort auch als Produzent pharmazeutischen Konfekts in Erscheinung, das überregional und seit von
. Hälfte . Jh. ihm auch als selbstständiger Unternehmer vertrieben wurde. stieg S. in der städtischen Politik zum Ratsherrn und unternehmerisch zum Hansherrn (Fernhandelskaufmann) auf. Offensichtlich war S. nicht nur pharmazeutischkaufmännisch tätig, sondern hat Patienten auch kurativ-konsiliarisch betreut. Zur Unterstützung dieser Tätigkeit hat er (wie etwa auch sein Berufskollege Hans → Minner) sich ein volkssprachiges Kompendium mit wundärztlichen Basistexten und Rezepten erstellt, mit dessen Kompilation er noch im Elsass begonnen haben dürfte. Die einzelnen Texte der Sammlung sind: die obd. Fassungen der Chirurgia parva und Chirurgia magna → Lanfranks von Mailand (s. dort A./B.); die Chirurgia parva → Guys de Chauliac (s. dort A.) mit beiden Rezeptreihen, die durch die Zwischenschaltung einer von Guy unabhängigen kurzen Rezeptsammlung voneinander geschieden sind; eine Kurzfassung in zwei Büchern vom Liber de consideratione quinque essentiae des → Johannes de Rupescissa; ein anatomischer Katalog mit Fragen und Anworten zur Beschaffenheit der menschlichen Glieder; die einleitenden vier Kapitel aus → Konrads von Megenberg Von der sel. Die einzelnen Fachschriften hat S. dadurch voneinander getrennt, dass er zwischen sie kleine Gruppen mit chirurgischen Rezepten eingefügt hat (darunter ein Verfahren des niederrheinischen Apothekers → Heinrich van Rees). Hierdurch gewinnt S.s Kompendium eine klare Struktur, die nicht nur dessen Handhabbarkeit fördert, sondern seiner Sammlung auch Werkcharakter verleiht. Ob S. auch als Übersetzer seiner Kompilattexte in Frage kommt, muss differenziert betrachtet werden. Für die Lanfrank-Chirurgien scheidet er allein deshalb aus, weil diese in der obd. Fassung teilweise schon deutlich früher tradiert werden. Die Möglichkeit einer Urheberschaft für die Johannes de Rupescissa- und Guy-Verdeutschungen ist gegeben; sie wird in der Forschung unterschiedlich bewertet. Ü: Kalocsa, Kathedralbibl. (Föszékesegyházy könyvtár) Ms. , Bll. (Pap., ., bair.-ostmitteldt.); Autograph (r–r: Reg. von einer Hand des . Jh.), abgeschlossen in Nürnberg «Am freÿtag vor aller heiligen tag durch mich Conradum Schrecken von asschaffennburg»; detaillierte Inhaltsangabe bei: András Vizkelety: Beschreibendes Verz. der altdt. Hss. in ungarischen Bibl. Bd. . Wiesbaden , S. –. – Gekürzte Abschrift: Erlangen, UB, Ms. B (olim
Schreck Irm. ) Bll. (Pap., , obd.), aus der Bibl. des Klosters Heilsbronn (bei Nürnberg) und womöglich auch dort geschrieben. T: Sudhoff , S. –. – Berg , S. –, –. – Weber , S. –. – Benzenhöfer , S. f. (s. Lit.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Karl Sudhoff: Beitr. zur Gesch. der Chirurgie im MA. Graphische und textliche Unters. in ma. Hss. Bd. . Leipzig , S. f. – Christa Habrich: Apothekengesch. Regensburgs in reichsstädtischer Zeit (Neue Münchner Beitr. zur Gesch. der Medizin und Naturwiss. ). München . – Clemens Stoll: Der Apotheker in der dt. Stadt des MA. Seine beru iche und gesellschaftliche Stellung. Diss. Marburg , S. , f. – Armin Berg: Lanfranks «Chirurgia parva» in der Abschrift K. S.s. Diss. Würzburg . – C. Habrich: S., K. In: Dt. Apotheker-Biogr. Hg. v. Wolfgang-Hagen Hein/Holm-Dietmar Schwarz (Veröff. der Internationalen Ges. für Gesch. der Pharmazie NF ). Bd. . Stuttgart, , S. . – Gisela Weber: Eine altdt. Fassung der «Kleinen Chirurgie» Guys de Chauliac in der Abschrift K. S.s. Diss. Würzburg . – G. Keil: Zur Frage der kurativ-konsiliarischen Tätigkeit des ma. dt. Apothekers. In: Perspektiven der Pharmaziegesch. FS Rudolf Schmitz. Hg. v. Peter Dilg u. a. Graz , S. –, bes. S. f., f. – G. Keil: «meister lôrenz, des keisers apotêker». Anm. zur heilkundlichen Fachprosa dt. Apotheker des MA. In: Orbis pictus. Kultur- und pharmaziehist. Stud. FS W.-H. Hein. Hg. v. Werner Dressendörfer/ Wolf-Dieter Müller-Jahncke. Frankfurt/M. , S. –, hier S. . – Udo Benzenhöfer: Johannes’ de Rupescissa «Liber de consideratione quintae essentiae omnium rerum», deutsch. Studien zur Alchemia medica des . bis . Jh. Mit krit. Edition des Textes (Heidelberger Stud. zur Naturkunde der frühen Neuzeit ). Stuttgart , S. , . – Ralf Vollmuth: Die sanitätsdienstliche Versorgung in den Landsknechtheeren des ausgehenden MA und der frühen Neuzeit. Probleme und Lösungsansätze (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. , . – Große Bayerische Biographische Enzyklopädie. Hg. v. Hans-Michael Körner unter Mitarb. von Bruno Jahn. Bd. . München , S. . – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA. Ein Forschungsber. über die dt. alchemistische Fachlit. des ausgehenden MA (DWV-Schr. zur Medizingesch. ).
Gribus Baden-Baden , S. . – Wolfgang Wegner: S. v. A., K. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Gribus, Bartholomäus (auch: Grieb), † vor dem ... – Verfasser einer lat. satirischen Scherzrede. G. immatrikulierte sich / an der Heidelberger Universität als Kleriker der Straßburger Diözese ( Bakkalaureat, Lizentiat in den Artes). Nach dem Studium war er seit Pfarrer in Leinburg (bei Nürnberg) und hatte seit ein Kanonikat am St. Cyriakusstift in Neuhausen (heute zu Worms) inne. Unter Jakob Wimpfelings Vorsitz hielt er oder bei einer universitären Disputatio quodlibetica die Scherzrede Monopolium philosophorum vulgo die Schelmenzunfft. gelangte die Rede erstmals in den Druck und fand weite Verbreitung bis ins . Jh. Bereits erschien eine dt. Teilübersetzung. Der Text ist eine Moralsatire, die auf akademische Faulenzer und Trinker gemünzt ist. Einleitend wird der «wahre Name» der Zunft («Secta secorum vel conchaitarum») erläutert; es folgen als Hauptteil acht «regulae» der Lebensführung, die sich als Register verwer icher Lebensweisen entpuppen. Als Abschluss präsentiert G. eine Ablassbulle, die allen, welche Jahre nach den geschilderten Regeln der Zunft gelebt haben, Krankheit, Not und Verachtung als Lohn in Aussicht stellt. Wimpfeling war offensichtlich vom pädagogischen Gehalt der Rede so überzeugt, dass er sie – gemeinsam mit der Scherzrede Monopolium et societas vulgo des Lichtschiffs des Jodocus Gallus – an den Straßburger Drucker Peter Attendorn für den Druck im Rahmen des Directorium statuum seu verius tribulatio seculi vermittelte, eines Sammelbandes mit kirchlichen moraldidaktischen Texten, darunter die Synodalpredigt Johannes → Geilers von Kaysersberg. plagiierte der Dachauer Magister Johannes → Schram G.s Moralsatire für eine eigene Rede im Rahmen einer Erfurter Disputatio quodlibetica (Quaestio fabulosa [...]). Die Schelmenzunft Thomas Murners schließlich () verdankt ihren Namen der Rede G.s. Ü: Das Monopolium ist in zwei Redaktionen überkommen: Redaktion : Berlin, SBB,
. Hälfte . Jh. Ms. lat. fol. , r–r (Pap., um ). – Redaktion : Innerhalb des Directorium statuum: Straßburg (Peter Attendorn) (GW ) dr–dv. – München, BSB, Clm , v–v (Pap., um ); Druckabschrift aus dem Directorium statuum. – Einzeldrucke u. d. T. Secta Monopolii seu congregationis bonorum sociorum: [Memmingen:] Albert Kunne, [nicht vor ] (Exemplar München, BSB, Inc.s.a. ). – Speyer: Konrad Hist, (VD ZV ). – o. O.: o. Drucker, o. J. (Exemplar München, BSB, Inc.s.a. ). – Frankfurt/ M.: o. Drucker, . – Im Anhang von über zehn Ausgaben der Dicteria proverbiala des Andreas Gartner zwischen und (VD G –). – Dt. Übersetzung: Straßburg (Matthias Hupfuff) und (VD ZV f.); Titel: Der brüder orden in der schelmem zunfft (nur Hauptteil. mit den acht «regulae»). A: Redaktion : Wattenbach (s. Lit.) S. –. – Redaktion : Zarncke (s. Lit.) S. –. L: J[akob] Franck, ADB () S. f. – Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. f. – Friedrich Zarncke: Die dt. Univ. im MA. Beitr. zur Gesch. und Charakteristik derselben. Bd. . Leipzig , S. –, –, f. – Wilhelm Wattenbach: Aus einer Humanistenhs. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () Sp. –, –, –. – August Thorbecke: Die älteste Zeit der Univ. Heidelberg. – (Gesch. der Univ. Heidelberg ). Heidelberg , S. –, *–*. – Joseph Knepper: Jakob Wimpfeling (–). Sein Leben und seine Werke nach den Quellen dargestellt (Erl. und Erg. zu Janssens Gesch. des dt. Volkes ,–). Freiburg i. Br. , S. , f. – Ernst Beutler: Forschungen und Texte zur frühhumanistischen Komödie (Mitt. aus der Bibl. der Hansestadt Hamburg NF ). Hamburg , S. . – Günther Hess: Dt.-lat. Narrenzunft. Stud. zum Verhältnis von Volkssprache und Latinität in der satirischen Lit. des . Jh. (MTU ). München , S. f. – Erich Kleinschmidt: Scherzrede und Narrenthematik im Heidelberger Humanistenkreis um . In: Euph. () S. –, hier S. f., f. – Dagmar Drüll: Heidelberger Gelehrtenlex. Bd. : –. Berlin/Heidelberg , S. f. (Bartholomäus [Grieb, Grub] von Straßburg [de Argentina]; ohne Kenntnis der Scherzrede). – Oliver Duntze: Ein Verleger sucht sein Publikum. Die Straßburger Offizin des Matthias Hupfuff
. Hälfte . Jh. (/–) (Arch. für Gesch. des Buchwesens, Stud. ). München , S. f. u. ö. – Johannes Klaus Kipf: Ludus philosophicus. Zum medialen Status der akademischen Scherzreden des . und . Jh. In: Disputatio –. Form, Funktion und Wirkung eines Leitmediums universitärer Wissenskultur. Hg. v. Marion Gindhardt/Ursula Kundert (Trends in medieval philology ). Berlin/New York , S. –, hier S. –. VZ Landshuter Ringerbuch. – Anonymer Zweikampftrakat, gedruckt um . Das L. R. wurde erstmals um bei Hans Wurm in Landshut gedruckt; der Autor ist unbekannt. Es ist der älteste gedruckte Zweikampftraktat (Welle , S.. ff). Das Buch umfasst mit Beischriften versehene Abbildungen zum Ringen im Stand. Die Techniken des Hüftringens aus dem ‹Haken› – eine Position, bei der ein Bein um eines der gegnerischen Beine geschlungen wird – stellen das Hauptthema des Buchs dar. Obwohl nur von geringem technischen Umfang, haben die Inhalte des L. R.s größeres Interesse geweckt, wie mehrere Nachdrucke und eine Bearbeitung im . Jh. belegen. . Ursprüngliche Fassung: Landshut: Hans Wurm, ca. (A). Nach Welle handelt es sich bei dem einzigen erhaltenen Exemplar (Berlin, SBPK, Kupferstichkabinett, F ..a.W ) um einen Probedruck (vgl. Welle , S.). . Nachdrucke: Straßburg: Matthias Hupfuff, ca. / (B) (BSB-Ink. R-). – Augsburg: Hans Sittich, (C) (BSB-Ink. R-). Der Straßburger Nachdruck enthält alle Abbildungen der Vorlage A, allerdings weichen sie im Gestaltungsdetail der Figuren ab (vgl. Welle , S.). C enthält detailgetreue Abbildungen von A, jedoch in anderer Reihenfolge (Welle , S.). . Spätere Bearbeitung: Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Ms. Berol. germ. quart. (ca. –). Die Sammelhandschrift enthält neun Abbildungen des Drucks, die mit neuen Beischriften versehen wurden. Die Vorlage ist nicht zu identi zieren. Im folgenden wird A als Leitschrift verwendet (Muster A: D): S. : r; S. : v, S. : r, S. : r; S. : v; S. : v; S. : v; S. : v; S. : v. A (Faks.): Helmut Minkowski: Das Ringen im Grüblein. Eine spätma. Form des dt.
Landshuter Ringerbuch Leibringens. Vier frühe Drucke und Auszüge aus einer unedierten Fechths. des . Jh. Schorndorf bei Stuttgart , S. ff., Abb. Ia–Ib (A), S. ff., Abb. Ia–IIb (B), S. ff., Abb. Ia–Ia. – Karl Wassmannsdorff: Die Ringkunst des dt. MA. Mit Ringerpaaren von Albrecht Dürer. Aus den dt. Fechthss. zum . Male hg. von Karl Wassmannsdorff. Leipzig . Hg. v. Henry E. Sigerist. Leipzig , Anlage I (B). – Hans Bleibrunner: Das L. R. von Hans Wurm. Ein farbiges Blockbuch aus dem Jahre . München . Digitalisate: A: http://wiktenauer.com/wiki/ Das Landshuter Ringerbuch (Hans Wurm); B: http://daten.digitale-sammlungen.de/; C: http://daten.digitale-sammlungen.de/. L: Ulrich Thieme/Felix Becker: Allgemeines Lex. der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. München , Bd. , S. (A). – Daniel Ferdinand Sotzmann: Über ein unbekanntes xylographisches Ringerbuch. In: Serapeum () S. –. – Karl Sudhoff: Dt. medizinische Inkunabeln (Stud. zur Gesch. der Medizin /). Leipzig , S. f. (Nr.) (B). – Rainer Welle: «… und wisse das alle höbischeit kompt von deme ringen». Der Ringkampf als adelige Kunst im . und . Jh. Pfaffenweiler , S.– (A, B, C). – Rainer Leng (Bearb.): Kat. der dt. illustrierten Hss. des MA. Stoffgruppe . Fecht- und Ringbücher. Bd /, Lfg. /. München , S. (A) (B), S. (C). TW Pfeiffelmann, Johann (auch: Pfeuffelmann, Pheiffelmann), * Würzburg, † vor Würzburg (?). – Übersetzer lat. Schriften → Burkhards von Horneck und (Ps.-)Plutarchs. Der Stiefsohn des bischö ichen Sekretärs Friedrich Schultheiß entstammte von Geburt einem Würzburger Ratsgeschlecht. Im Sommersemester immatrikulierte P. sich an der Universität Erfurt. Akademische Grade sind für ihn nicht bezeugt. Laut Vorrede seiner Zucht der Kinder war er ab wie sein Stiefvater «würtzpurgischer Secretari» am Fürstbischofshof, zunächst unter Rudolf II. von Scherenberg († ), dann unter dessen Nachfolger Lorenz von Bibra. Neben den Angaben in seinem eigenen Schrifttum ndet P. nur noch in der Chronik der Bischöfe von Würzburg des Lorenz Fries Erwähnung. P. stand im fachlichen Austausch mit seinem Amtskollegen Johann → Sieder. Zudem arbeitete er mit dem bischö ichen Leibarzt sowie mit dem medizinischen und
Pfeiffelmann theologischen Schriftsteller Burkhard von Horneck zusammen. Zumindest brie ichen Kontakt hatte er mit dem humanistischen Juristen Engelhard Funck. Es sind drei Übersetzungen P.s überkommen, die alle von seinem direkten Umfeld angeregt worden und ohne nennenswerte zeitgenössische Resonanz geblieben sind. In erster Linie ist Burkhard von Horneck als Förderer der volkssprachigen Bearbeitungen P.s in Erscheinung getreten. In allen drei Fällen hält sich P. inhaltlich strikt an seine Vorlagen und verzichtet weitgehend auf Kürzungen oder Kommentierungen. ) Burkhards um gedrucktes Carmen de ingenio sanitatis für den Mainzer Erzbischof Berthold von Henneberg hat P. zeitnah ins Deutsche übertragen. Die lat. Distichen des diätetischhygienischen Gesundheitsgedichts in drei Teilen (Bewegung, Ernährung, Schlafen und Wachen) hat P. in dt. Reimpaarverse überführt. – ) Gleichsam von Horneck angestoßen und diesem gewidmet ist die Übersetzung der ps.-plutarchischen Erziehungsschrift De liberis educandis in der lat. Fassung des Guarino Veronese, die P. um erstellt hat. Der pädagogische Leittext des italienischen und dt. Humanismus baut auf den Grundbegriffen «natura», «ratio» und «consuetudo» auf («natur», «verstendikait», «gewonhait»). – ) Postum ist P.s dt. Fassung von Plutarchs De mulierum virtutibus erschienen. Wer P. zu dieser Übersetzung angeregt hat, ist nicht bekannt. Da allerdings Johann Sieder als erster dt. Plutarch-Übersetzer in Erscheinung getreten ist, könnte er den Kollegen zu seinem Werk motiviert haben. Die Kapitel des Textes bieten anhand der Schilderungen hervorragender «manns thaten», die von Frauen vollbracht wurden, Beispiele für die weibliche Virtus. D: ) «Ein kurtze vnterweisung zu enthaltung langkwiriger leiplicher gesuntheit. Als das der hochgelert vnd Ernuest Burckhart von Horneck [...] in zirlichem latein vnd gemessen worten geschrieben hat vnd nachuolgent aus solchˉe latein jn Teutsch durch Johannem Pfeiffelman Secretarij bracht worden ist». Würzburg: Martin Schubart (VD ZV ). – ) «Von zucht der Kinder nach leer des natürlichen maysters plutarchy. neülich von latin in teütsch gepracht». Augsburg: Johann → Otmar, (VD P ). – ) «VOn den übertrefflichise e ten vˉn berumptisten frawen zwolff iˉn der gemeynd e vnd zwolff iˉn sunderheyt gezelt sampt jren rümlichen thatten [...] durch den hochachtbaren Herren Johann Pfeiffelmˉa Würtzburgischen Secretario
. Hälfte . Jh. auß dˉe Latein iˉn Teutsch transferiert». Mainz: Ivo Schöffer für Johannes Haselberg von Reichenau, (VD ZV , ZV ). – Zu Digitalisaten s. VD (online). A: ) Klaus-Dietrich Fischer: Das Gesundheitsgedicht des Burckhard von Horneck († ). In: Gesnerus () S. – (einschließlich des lat. Originals). – ) Lienert (s. Lit.) S. –. L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. f. – Esther Vollmer-Eicken, VL Dt. Hum. () Sp. –. – Lorenz Fries: Gesch., Namen, Geschlecht, Leben, Thaten und Absterben der Bischöfe von Würzburg und Herzoge zu Franken [...]. Bd. . Würzburg (Neudr. , ) S. . – Sebastian Zeissner: Rudolf II. von Scherenberg. Fürstbischof von Würzburg –. ., verb. Au . Würzburg , S. f. – F. J. Worstbrock: Dt. Antikerezeption, –. Bd. : Verz. der dt. Übersetzer antiker Autoren. Mit einer Bibliogr. (Veröff. zur Humanismusforschung ). Boppard , S. f. (Nr. f.). – Alfred Wendehorst: Bistum Würzburg . Die Bischofsreihe von bis (Germania sacra NF : Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz). Berlin/New York , S. . – Joachim Hamm: J. P.: Übersetzung des ‹Carmen de ingenio sanitatis› Burkhards von Horneck. In: Vom Großen Löwenhof zur Universität. Würzburg und die dt. Lit. im SpätMA. Hg. v. Horst Brunner/Hans-Günter Schmidt. Wiesbaden , S. f. – Elisabeth Lienert: Ein alternatives Frauenbuch? J. P.s Übersetzung von Plutarchs ‹De mulierum virtutibus›. In: Würzburg, der Große Löwenhof und die dt. Lit. des SpätMA. Hg. v. H. Brunner (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , S. –. – Birgit Plank: Johann Sieders Übersetzung des ‹Goldenen Esels› und die frühe deutschsprachige ‹Metamorphosen›-Rezeption. Ein Beitr. zur Wirkungsgesch. von Apuleius’ Roman (Frühe Neuzeit ). Tübingen , S. und passim. – Joachim Schneider: Nach dem Sieg des Bischofs. Soziale Ver echtungen der Würzburger Ratsfamilien mit dem bischö ichen Hof um . In: Der Hof und die Stadt. Konfrontation, Koexistenz und Integration in SpätMA und Früher Neuzeit. Hg. v. Werner Paravicini/Jörg Wettlaufer (Residenzforschung ). Ost ldern , S. –, hier S. . – H. Brunner: Dt. Lit. des MA in den Bischofsstädten Bamberg und Würzburg. In: Das Bistum Bamberg in der Welt des MA. Hg. v. Christine und Klaus van Eickels (Bamberger
. Hälfte . Jh. interdisziplinäre Mittelalterstud. Vorträge und Vorlesungen ). Bamberg , S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Klaus Arnold: Pädagogik und Humanismus in Würzburg um . Hieronymus Schenk von Siemau und J. P. in ihrem gelehrten Umfeld. In: Kulturstadt Würzburg. Kunst, Lit. und Wiss. in SpätMA und früher Neuzeit. Hg. v. Dorothea Klein/Franz Fuchs. Würzburg , S. –. VZ Rab, Matthäus. – Verfasser eines Geschäftsbriefs an einen Buchbinder, um . Das Schreiben R.s ist unterzeichnet mit «Matheus Rab caplan czu Otyngen» und auf Jubilate datiert. Adressat ist der Buchbinder Hans Prunner in Nördlingen. Der nicht weiter nachgewiesene Geistliche R. könnte entweder in Oettingen oder im rund km östlich von Nördlingen gelegenen Dorf Otting bepfründet gewesen sein. Der Brief ist ein Begleitschreiben zu einer Sendung von acht Büchern in einem Packfass («stybich»). R. bittet um deren Bindung, wobei er konkrete Anweisungen zu den Einbänden gibt. Der Tonfall des Briefes lässt vermuten, dass R. und Prunner öfter geschäftlich verkehrten und miteinander vertraut waren. Der Kaplan adressiert den Buchbinder mit «Liber Pruner». Ü: Heidelberg, Privatslg. Helko Eis (vormals Slg. Gerhard Eis, Schriesheim) Hs. , Bl. (Pap., , bair.-schwäbisch); der Brief ist aus dem Buchdeckel eines Bandes der Dombibl. Freising ausgelöst worden. A: Schlecht (s. Lit.) S. . L: Joseph Schlecht: Brief an einen Buchbinder vom Jahre . In: Zentralbl. für Bibliothekswesen () S. f. – Gerhard Eis: R., M. In: Ders./Gundolf Keil: Nachträge zum VL (). In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. . – Heinrich Grimm: Die Buchführer des dt. Kulturbereichs und ihre Niederlassungsorte in der Zeitspanne bis um . In: Arch. für Gesch. des Buchwesens () Sp. –, hier Sp. . VZ Pinder, Ulrich (auch: Binder, Pinter, Pindar, Pündar), † Dezember Nürnberg. – Nürnberger Stadtarzt; Drucker, Redaktor und Kompilator religiöser, philosophischer und medizinischer Schriften. Der Geburtsort P.s ist unbekannt. Sein Nürnberger Stadtarztkollege Theodoricus Ulsenius weist
Rab ihn als Schwaben aus, indem er ihn als «Vdalricum Pyndarum Sueuum» apostrophiert. – war P. Arzt in Nördlingen; er wechselte vermutlich anschließend als Leibarzt nach Wittenberg in den Dienst des Kurfürsten Friedrich III. (des Weisen) von Sachsen, wo er Martin → Polich kennenlernte. – war P. Stadtarzt in Nürnberg. Spätestens seit betrieb er gemeinsam mit seinem späteren Schwiegersohn Friedrich Peypus eine kleine Druckoffizin. Peypus dürfte die eigentliche Druckarbeit verrichtet haben; später führte er eine Druckerei unter eigenem Namen weiter. P. hat die Einrichtung seiner Offizin von einem unbekannten Drucker übernommen. Die von ihm verwendeten Typen sind identisch mit denjenigen des anonymen Druckers der Sodalitas Celtis, der die von Konrad Celtis veranstaltete Ausgabe der Werke → Hrotsvits von Gandersheim druckte (VD H /ZV ). Unabhängig von seinen eigenen Druckausgaben ist P. als medizinischer Fachschriftsteller nur in Verbindung mit Hartmann → Schedel aufgetreten. So wird er als Koautor für ein lat. Gutachten genannt (neben Sebald Mulner [→ Wagner] und Heinrich Rosenzweig), das dem Nürnberger Karmelitenlektor Conrad Frey bescheinigt, frei von Aussatz zu sein. Als Drucker hat. P. in den Jahren – insgesamt elf Bücher herausgebracht. Sie zeichnen sich durch ihr herausragendes Bildprogramm aus, mit dessen Herstellung P. nahezu ausschließlich die Werkstatt Albrecht Dürers beauftragte (ausführend: Hans Leonhard Schäufelein, Hans Baldung Grien, Hans Süß von Kulmbach). Es handelt sich bei P.s lat. und volkssprachigen Publikationen um Andachtsbücher sowie um philosophische und medizinische Texte, die humanistischen Ein uss erkennen lassen. In welchem Maß P. an seinen verlegten Druckwerken eine Urheberschaft als Autor, Redaktor oder Kompilator zugesprochen werden kann, ist nicht hinreichend geklärt, da sich die Forschung bisher primär mit den Druckillustrationen beschäftigt hat. Die Titel seines Programms, für die ein signikantes Mitwirken P.s wahrscheinlich ist, sind: ) «Epiphanie medicorum. Speculum videndi vrinas hominum [...] per doctorem Vdalricum binder composite». (, VD ZV ). Der medizinischen Kompilation hat P. Lehrsätze in Hexametern vorangestellt. – ) «Speculum passionis domini nostri Ihesu christi [...] per Udalricum Pinder
Pinder convexum» (, VD P ). Das Handbuch zur Passionsbetrachtung beruft sich auf zahlreiche Autoritäten, am häu gsten auf → Bernhard von Clairvaux. hat Peypus eine Neuau age herausgebracht (VD P ); erschien in Salzburg eine dt. Übersetzung unter dem Titel «Speculum Passionis Das ist: Spiegel deß bitteren Leydens unnd Sterbens Jesu Christi. [...] Erstlich in Latein beschriben und in Truck verfertigt zu Nürnberg im Jahr . Durch Doctor Ulrichen Pinder: Anjetzo aber Von einem Liebhaber deß bittern Leydens Christi ins Teutsch versetzt» (VD :Q). – ) «Speculˉu Patiˉetie cum theologycis consolationibus fratris Ioannis de Tambaco [...] per doctorem Vdalricˉu Pinder compilatum» (, VD J ). Die Trostbuch-Kompilation beruht vor allem auf Exzerpten aus den Schriften des → Wilhelm Peraldus (De patientia) und des → Johannes von Dambach (De consolatione theologiae). – ) «Speculum intellectuale felicitatis humane [...] Compendium breue de bone valitudinis cura [...] per egregiˉu virum dominˉu doctorˉe Vdalricˉu Pinder litteraria incude excussum» (, VD ZV ). Die philosophisch-medizinische Lehrschrift behandelt die geistigen Grundlagen eines glücklichen Lebens und bietet Regeln für den Erhalt der körperlichen Gesundheit. – Ein buchillustrationsgeschichtlich vielbeachter Druck P.s ist ferner «Der → beschlossen gart des rosenkrˉatz marie. e e Gedrukt vˉn volendet zu Nurmberk durch doctor Vlrichen pinter» (, VD P ). Womöglich war auch der Nürnberger Dominikaner Johannes Henlein in die Entstehung des Werks involviert. (Alle Drucke liegen als Digitalfaksimiles vor; s. VD [online], dort auch weitere Titel des Druckprogramms.) Ü: Aussatzgutachten: München, BSB, Clm , ar (Pap., zweite Hälfte . Jh., lat./nürnbergisch). A: Aussatzgutachten: Karl Sudhoff: Lepraschaubriefe aus dem . Jh. In: Sudhoffs Arch. (/) S. –, hier S. f. – Dt. Übersetzung des Speculum passionis: Helmar Junghans: Speculum passionis, das ist: Spiegel deß bitteren Leydens und Sterbens Jesu Christi: sambt dem Text der vier Evangelisten u. häuffigen Glossen vieler Lehrern neben schönen Figuren. Neudr. der in Salzburg erschienenen Ausg. mit kompletter Wiedergabe der Holzschnitte aus der in Nürnberg erschienenen Ausg. Wiesbaden . L: J. Braun, ADB () S. f. – De Boor/Newald / () S. . – Christine
. Hälfte . Jh. Stöllinger-Löser, VL () Sp. –. – Albert Auer: Johannes von Dambach und die Trostbücher vom . bis zum . Jh. (Beitr. zur Gesch. der Philosophie und Theologie des MA / –). Münster , S. f., f. – Georg Scheja: Über U. P. In: FS Wilhelm Pinder zum sechzigsten Geburtstage. Überreicht von Freunden und Schülern. Leipzig , S. –. – Josef Benzing: Wer war der Drucker für die Sodalitas Celtica in Nürnberg? In: Mitt. aus der StB Nürnberg () H. , S. –. – Karl Schlemmer, in: Caritas Pirckheimer. –. Ausstellungskat. Kath. Stadtkirche Nürnberg. Bearb. v. Lotte Kurras/Franz Machilek. München , S. (Nr. b). – Junghans (s. Ausg.) S. – (u. d. T.: U. P.s ‹Speculum passionis domini nostri Ihesu christi› wieder in: Ders.: SpätMA, Luthers Reformation, Kirche in Sachsen. Ausgewählte Aufsätze hg. v. Michael Beyer [Arbeiten zur Kirchen- und Theologiegesch. ]. Leipzig , S. –). – André Schnyder: Die Ursulabruderschaften des SpätMA. Ein Beitr. zur Erforschung der deutschsprachigen religiösen Lit. des . Jh. (Sprache und Dichtung NF ). Bern , S. , , , f. – Heidetraut Ocherbauer: Die Buchholzschnitte des ‹Speculum passionis domini nostri Jesu Christi› von U. P. aus dem Jahr . Diss. Graz . – Fünf Jahrhunderte Buchillustration. Meisterwerke der Buchgraphik aus der Bibl. Otto Schäfer. Ausstellungskat. Germ. Nationalmuseum Nürnberg/BSB München. Hg. vom Germ. Nationalmuseum. Nürnberg , S. . – Karl Heinz Schreyl: Hans Schäufelein. Das druckgraphische Werk. Bd. : Kat. Bd. : Bilddokumentation. Nördlingen , Nr. –, –. – Ulrich Köpf: Die Passion Christi in der lat. religiösen und theologischen Lit. des SpätMA. In: Die Passion Christi in der Lit. und Kunst des SpätMA. Hg. v. Walter Haug/Burghart Wachinger (Fortuna Vitrea ). Tübingen , S. –, hier S. f. – Catrien G. Santing: Through the looking glass of U. P. In: Medieval and renaissance humanism. Rhetoric, representation and reform. Hg. v. Stephen E. Gersh/Bert Roest (Brill’s studies in intellectual history ). Leiden u.a. , S. –. – Birgit Ulrike Münch: «Cum guris magistralibus». Das ‹Speculum passionis› des U. P. (Nürnberg ) im Rahmen der spätma. Erbauungslit.. Ein Passionstraktat mit Holzschnitten der Dürer-Werkstatt. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –. – Christoph Reske: Die
. Hälfte . Jh. Buchdrucker des . und . Jh. im dt. Sprachgebiet. Auf der Grundlage des gleichnamigen Werkes von J. Benzing (Beitr. zum Buch- und Bibliothekswesen ). Wiesbaden , S. f. – Peter Keller: Gemeinschaft und Masse. In: Edelsteine, Himmelsschnüre. Rosenkränze & Gebetsketten. Hg. v. dems./Johannes Neuhardt. (Kat. zur [...] Sonderschau des Dommuseums zu Salzburg ; Kat. des Bestandes der Edith-Haberland-WagnerStiftung im Dommuseum zu Salzburg ). Salzburg , S. –, bes. S. –. – Ewald Lassnig: Dürers «MELENCOLIA-I» und die Erkenntnistheorie bei U. P. In: Wiener Jb. für Kunstgesch. () S. –. – Alexandra Da Costa: U. P.’s ‹Speculum passionis Christi› and John Fewterer’s ‹Mirror or Glass of Christ’s Passion›. Re ecting and Refracting Tradition. In: The pseudo-Bonaventuran lives of Christ. Exploring the Middle English tradition. Hg. v. Ian Johnson/Allan F. Westphall (Medieval church studies ). Turnhout , S. –. VZ Tucher, Anton II. (d. J.), * Nürnberg, † .. Nürnberg. – Ratsherr, Kaufmann, Autor eines Haushaltsbuchs. T. stammte aus der älteren Linie einer mächtigen und wohlhabenden Familie Nürnberger Patrizier. Sein Vater Anton I. hatte als Vorderster Losunger das wichtigste Amt der Stadt inne. T. selbst erhielt eine kaufmännische Ausbildung, die ihn auch nach Venedig führte. Später leitete er bis das Familienunternehmen. Daneben machte er eine politische Karriere: wurde er Junger Bürgermeister, Alter Bürgermeister, Oberster Hauptmann, Zweiter Losunger und Vorderster Losunger. – war T. P eger des Nürnberger Karmeliterklosters, – des dortigen Katharinenklosters, – des Augustinerklosters, – des Egidienklosters und – von St. Sebald. Zu T.s Nachkommen zählte sein Sohn Linhart II. († ), der ebenfalls als Vorderster Losunger amtierte. Immer wieder vertrat T. seine Stadt bei diplomatischen Missionen, z. B. beim Wormser Reichstag von . Er unterhielt enge Verbindungen zum sächsischen Kurfürsten Friedrich III. († ). So führte T. mit diesem einen privaten Briefwechsel, beherbergte ihn in seinem Haus und nahm in Nürnberg geschäftliche Interessen des Kurfürsten wahr. Mit ihm diskutierte T. auch über die Reformation, die er wie Friedrich unterstützte. Als Vorderster Losunger und privater Mäzen erwarb sich
Tucher T. Verdienste um die Kunst in seiner Heimatstadt. Er förderte u. a. Albrecht Dürer und Peter Vischer d. Ä. Dieser wurde mit der Errichtung des Sebaldusgrabs betraut, Dürer um / mit der Renovierung des Rathaussaals. T. selbst stiftete / den Englischen Gruß des Veit Stoß für St. Lorenz und einen vergoldeten Drachenleuchter für die Nürnberger Ratsstube. – führte T. ein Hausbüchlein in dt. Sprache, das als Autograph erhalten ist. Für die Jahre – ist eine Fortsetzung überliefert, die ab jedoch von Linhart II. geführt wurde. Das Hausbüchlein vermerkt die genauen Summen von T.s Ausgaben mit ihren jeweiligen Verwendungszwecken. Der erste Teil des Werks erfasst vor allem Lebensmittel wie Gewürze, Wein und Fisch, Haushaltswaren wie Brennholz und Seife, aber auch Ausgaben für Hauspersonal wie Knechte und Mägde. Erwähnt werden zudem Hausgäste wie Friedrich der Weise () sowie Geschenke an T., darunter ein Fass Wein des Kurfürsten. Im zweiten Teil des Hausbüchleins sind zahlreiche Geschenke aufgeführt, u. a. an Verwandte, Freunde, Geschäftspartner, städtische Mitarbeiter und kirchliche Einrichtungen. Hinzu kommen Kosten für Kleidung, Medikamente, Pferdebedarf, Renovierungsarbeiten und sonstige Handwerkerdienste. Der dritte Teil von T.s Aufzeichnungen enthält Angaben zu Weinkäufen und T.s Dienstpersonal. Das Hausbüchlein vermerkt jeweils Namen, Herkunft, Funktion, Beschäftigungsdauer und Entlohnung der Hausangestellten. Insgesamt handelt es sich bei T.s Aufzeichnungen um eine wirtschaftsund kulturhistorisch wichtige Quelle. Das Hausbüchlein gewährt nicht nur Einblicke in einen Haushalt der patrizischen Oberschicht, deren Lebensstil hier transparent wird, es erlaubt auch Rückschlüsse auf verwandtschaftliche Beziehungen, private und geschäftliche Netzwerke, allgemeine wirtschaftliche Verhältnisse (etwa Warenpreise) sowie auf örtlichen Handel und Dienstleistungen. Aus den Jahren – ist ein dt. Familienund Ämterbuch T.s erhalten. Der kurze Text informiert über Geburten, Todesfälle, Verlobungen und Eheschließungen in T.s Familie. Auch Angaben über von T. ausgeübte Ämter nden sich darin. Wie das Hausbüchlein ist auch diese Schrift knapp und nüchtern formuliert. Nur bei Verstorbenen fügte T. manchmal Trauerformeln ein. Jenseits dieser eigenen Aufzeichnungen wirkte T. wohl an der bis reichenden sog. Tucherschen Fortsetzung
Gerhard der → Nürnberger Jahrbücher des . Jh. mit. Außerdem sind amtliche und private Briefe T.s überliefert. Ü: Dresden, LB, Mscr. H g, + Bll. (Perg., –; Autograph). – Vgl. u. a. Franz Schnorr von Carolsfeld: Kat. der Hss. der kgl. öffentlichen Bibl. zu Dresden. Bd. . Leipzig (Nachdr. Dresden ) S. . – Ulmschneider (s. Lit.). – Weitere Textzeugen und Dokumente im T.schen Familienarchiv im Stadtarchiv Nürnberg. A: A. T.s Tuchers Haushaltbuch (–). Hg. v. Wilhelm Loose. Stuttgart (mit Ausg. des Familien- und Ämterbuchs). – Die dt. Lit. Texte und Zeugnisse. Bd. . Hg. v. Hedwig Heger. München , S. – (Teilausg.). – Westphal (s. Lit.; Briefe). – Landois (s. Lit.; Briefe). – OnlineFaks. der Hs.: http://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf///cache.off. L: Ernst Mummenhoff, ADB () S. –. – De Boor/Newald / () S. . – Helgard Ulmschneider, VL () Sp. –. – Joachim Schneider: T. [Familie]. In: LexMA () Sp. f. – Ludwig Grote: Die Tucher. Bildnis einer Patrizierfamilie. München , S. f., –, –, –, Abb. –, . – Wilhelm Schwemmer: Das Mäzenatentum der Nürnberger Patrizierfamilie T. vom . bis . Jh. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –, hier S. –. – Nürnberg –. Kunst der Gotik und Renaissance. Hg. v. Gerhard Bott. München , S. , , f. – Ursula Schmidt-Fölkersamb: A. II. T., Stadtoberhaupt, –. In: Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten. Hg. v. Christoph von Imhoff. Nürnberg , S. f. – Albert Bartelmeß: Die Patrizierfamilie T. im . und . Jh. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –, hier S. , , . – Joachim Schneider: Heinrich Deichsler und die Nürnberger Chronistik des . Jh. Wiesbaden , S. , –, . – Paul A. MacKenzie: Piety and Patronage. Aspects of Nürnberg Cultural and Religious Life –. A. T. and Veit Stoß. In: Forum for Modern Language Studies () S. –. – Gunther Friedrich: Bibliogr. zum Patriziat der Reichsstadt Nürnberg. Nürnberg , S. –. – Michael Diefenbacher: Die Tucherisch Compagnia. Ein Nürnberger Handelshaus um . In: Wirtschaft, Gesellschaft, Städte. FS
. Hälfte . Jh. Bernhard Kirchgässner. Hg. v. Hans-Peter Becht/ Jörg Schadt. Ubstadt-Weiher , S. –. – M. Diefenbacher: T., A. II. In: Stadtlex. Nürnberg. Hg. v. dems./Rudolf Endres. Nürnberg , S. . – Barbara Schmid: Schreiben für Status und Herrschaft. Dt. Autobiographik in SpätMA und früher Neuzeit. Zürich , S. f. – Sina Westphal: Der Haushalt des Nürnberger Stadtadeligen A. T. im Jahr . In: Scripta Mercaturae () S. –. – Dies.: Die Korrespondenz zwischen Kurfürst Friedrich dem Weisen von Sachsen und der Reichsstadt Nürnberg. Analyse und Edition. Frankfurt/M. u. a. , S. – u. ö. – Antonia Landois: Gelehrtentum und Patrizierstand. Wirkungskreise des Nürnberger Humanisten Sixtus T. (–). Tübingen , S. –, –, – u. ö. MM Gerhard, Stephan (auch: Steffanus Gert, S. Gerhardi), * Mitte . Jh. Königsberg, † um Preußen. – Jurist. Der Sohn eines Königsberger Ratsherrn studierte seit in Leipzig die Artes ( Bakkalaureus, Magister). Ab gehörte er dem kleinen Fürstenkolleg an. Seit war er Dozent bei den Leipziger Artisten und studierte gleichzeitig kanonisches Recht. Seit setzte er sein Studium in Bologna fort, wo er auch Erzieher der Brüder von Schleinitz war. Nach der Promotion zum Dr. iur. can. stand G. der Leipziger Universität / als Rektor vor. Etwa von bis war er Generalvikar Joachims I. von Brandenburg und lehrte erneut in Leipzig. Danach stand er im Dienst des Dt. Ordens, dem er später als Domherr angehörte. Spätestens wurde G. Beisitzer am Königsberger Hofgericht. weilte er im Auftrag von Hochmeister Albrecht bei einem Kongress in Lübeck. ist G. als Dompropst in Königsberg nachweisbar. war er zeitweise inhaftiert, weil er an einer Intrige gegen Andreas Brachwagen beteiligt war. G. unterhielt u. a. Kontakte zu Christoph → Kuppener. G. war Autor, Herausgeber, Bearbeiter und Beiträger mehrerer, meist lat. Werke, die in Leipzig gedruckt wurden. G.s wahrscheinlich erste Veröffentlichung war Carmen in libidinis insolentes (), eine Warnung vor sexuellen Exzessen in lat. Distichen. Im Druck fügte G. seinem Text die → Salutaris poeta und eine Ode auf Pindar von Horaz hinzu. erschien G.s Panegyricae laudationes
. Hälfte . Jh. Stephani Gerhardi Regiomontani de illustri domo Saxoniae, ein lat. Preisgedicht auf Mitglieder der sächsischen Herzogsfamilie. Der Text ist als Brief an den Hochmeister und Herzog Friedrich von Sachsen gestaltet. G. lobt darin neben Friedrich auch dessen Vater Albrecht sowie Friedrichs Geschwister Katharina, Georg und Heinrich. Ebenfalls veröffentlichte G. die von ihm bearbeitete Expositio Misteriorum misse Christi passionem deuotissime gurantium [...] des Balthasar aus Geyer. Dieser war Zisterzienser und Provisor in Leipzig. Vor gab G. → Ciceros Epistole familiares nuper castigatissime [...] heraus. Der Ernst von Schleinitz gewidmete Druck enthielt auch ein Epigramm G.s ( Hexameter). erschien ein weiteres Epigramm ( Hexameter) G.s in Christoph Kuppeners Consilia Elegantissima. Die aus der gleichen Zeit stammende Handschrift W überliefert außerdem eine Eloge G.s auf Herzog Albrecht von Sachsen. Ebenfalls veröffentlichte G. die Lectura Joannis andree super Arbore consanguinitatis et affinitatis vna cum additionibus [...]. Der Druck enthält einen lat.-dt. Kommentar zur Lectura super arboribus consanguinitatis von Johannes → Andreae, einem Werk über Verwandtschaftsgrade. G.s Schrift ist Ernst von Schleinitz gewidmet und beginnt mit lat. Distichen auf Jesu Familie. Inhaltliche Grundlage des Kommentars waren die Additiones des → Johannes von Breitenbach; G. fügte Zitate aus der antiken Literatur ein (u. a. Cicero, Cato, → Ovid). Die Verwandtschaftsgrade und ihre Bestimmung werden von G. nicht nur in lat. Sprache wiedergegeben, sondern jeweils auch in bair., fränkischer und obersächsischer Mundart. Während Georg Breitkopf und Christoph von Suchten G. noch als Dichter lobten, ist er heute in erster Linie wegen seines Andreae-Kommentars von Bedeutung. G.s mundartlicher Ansatz gilt im Kontext der dt. Andreae-Rezeption als einzigartig. Ü: W: Wolfenbüttel, HAB, cod. . Aug. °, va–vb (). – Vgl. Worstbrock (s. Lit.). D: Carmen in libidinis insolentes. [Leipzig: Wolfgang Stöckel], (GW ). – Panegyricae laudationes Stephani Gerhardi Regiomontani de illustri domo Saxoniae [...]. [Leipzig: Martin Landsberg, nach dem . Januar ] (GW Sp.a; VD ZV ). – Balthasar aus Geyer: Expositio Misteriorum misse Christi passionem deuotissime gurantium, metrice atque prosaice
Kuppener posita Et vetus modus rite celebrandi [...]. Leipzig: Martin Landsberg, (VD B ; vielleicht auch der Augsburger Neudr. von , VD B ). – Cicero: Marci Tullij Ciceronis Epistole familiares nuper castigatissime ab in nitis pene mendis emaculate atque correcte [...]. [Leipzig: Martin Landsberg, vor ] (VD ZV ). – Johannes Andreae: Lectura Joannis andree super Arbore consanguinitatis et affinitatis vna cum additionibus [...]. Leipzig: Wolfgang Stöckel, (VD J ); ebd. (VD J ). – Christoph Kuppener: Consilia Elegantissima in materia vsurarum et Contractuum vsurariorum Et in quibus pulcre contineatur [...]. Leipzig: Melchior Lotter d. Ä., (VD C ). – Vgl. auch GW (online) und VD. A: Online-Faks. von GW : http:// daten.digitale-sammlungen.de. – Online-Faks. von VD ZV : http://histbest.ub.uni-leipzig.de. – Online-Faks. von VD B : http://www.mdznbn-resolving.de. – Online-Faks. von VD ZV : http://histbest.ub.uni-leipzig.de. – OnlineFaks. von VD J : http://www.mdz-nbnresolving.de. – Online-Faks. von VD J : http://nbn-resolving.de. – Online-Faks. von VD C : http://www.mdz-nbn-resolving.de. L: Ältere Lit. bei Worstbrock (s. u.). – Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Franz Josef Worstbrock, VL Dt. Hum. () Sp. –. – Gustav Bauch: Gesch. des Leipziger Frühhumanismus mit bes. Rücksicht auf die Streitigkeiten zwischen Konrad Wimpina und Martin Mellerstadt. Leipzig , S. f., . – Hermann Freytag: Die Beziehungen der Univ. Leipzig zu Preußen von ihrer Begründung bis zur Reformation –. In: Zs. des Westpreußischen Geschichtsver. () S. –, hier S. f., , . – Ders.: Der preußische Humanismus bis . In: ebd. () S. –. – Kurt Forstreuter: Vom Ordensstaat zum Fürstentum. Geistige und politische Wandlungen im Deutschordensstaate Preußen unter den Hochmeistern Friedrich und Albrecht (–). Kitzingen/Main [], S. f., f. – Fritz Gause: Die Gesch. der Stadt Königsberg in Preußen. Bd. . Köln u. a. , S. . – Josef Bujnoch: Die Spruchdichtung des ‹Salutaris poeta›. In: Mlat. Jb. () S. –. MM Kuppener, Christoph (auch: Cuppener, Kupener), * um Lubawa (Löbau), † . – Jurist. Der aus dem Löbauer Bürgertum stammende K. studierte ab in Leipzig zunächst die Ar
Kuppener tes ( Bakkalaureus, Magister), dann Jura, ab in Bologna; wurde er dort zum Dr. iur. utr. promoviert. Ab ist K. als Ratssyndikus in Braunschweig nachweisbar. hielt er sich auf dem Wormser Reichstag auf, wo er zum Ritter geschlagen wurde. – diente er unter den sächsischen Herzögen als friesischer Kanzler. Danach lehrte er an der Leipziger Universität, der er ein Stipendium für Jura- und Theologiestudenten stiftete. / war K. Kanzler der Universität. Daneben beteiligte er sich erfolgreich an kaufmännischen Unternehmungen (Bücher, Zinn). Von K. sind überwiegend lat. Schriften überliefert. Seine erste bekannte Veröffentlichung war eine kurze lat. Recommendatio artis humanitatis in Lucii Flori epitomata. Der gedruckte Text behandelt ein antikes Werk über die römische Geschichte, die Epitome des Lucius Annaeus Florus (./. Jh.). K.s um begonnenen Kollektaneen haben sich in Handschrift B erhalten. Der Kodex enthält handschriftliche und gedruckte Blätter in dt. und lat. Sprache. Darin nden sich Abschriften von Reden, Prozessordnungen und -akten sowie Reichstagsbeschlüsse, Rechtsgutachten und andere juristische Notizen. Darunter ist auch eine von K. leicht bearbeitete Fassung der Weise des Lehnrechts. K. gab diesen Text gegenüber Heinrich (I.) dem Älteren von Braunschweig-Wolfenbüttel († ) als eigenes Werk aus. Im . Jh. veröffentlichte K. zunächst Aurea Auctentica ( gedruckt) und Elegantissime annotationes ( gedruckt). Die beiden lat. Schriften kommentieren die Authentica Habita, das / von Kaiser Friedrich I. erlassene Scholarenprivileg. Der Kommentar in Aurea Auctentica beruht auf einer gedruckten Vorlage (GW ), während die darin enthaltene Abhandlung als eigenständiger Text gilt. K.s Hauptwerk ist eine Abhandlung über den Wucher, die er in lat. und dt. Sprache veröffentlichte (Consilia elegantissima in materia usurarum et contractuum usurariorum, dt. Ein schons buchlein czu deutsch, doraus ein itzlicher mensche, was Standes er sey, lernen mag, was wucher und wucherische hendel sein ...). Die Schrift ist dem Magdeburger Erzbischof Ernst († ) und dem Hochmeister Friedrich von Sachsen († ) gewidmet. Anreger der dt. Übersetzung war der samländische Dompropst und Ordensgesandte Stefan Gerdt. Consilia elegantissima de niert zunächst den Wucher und emp ehlt im zweiten Teil Maßnahmen zu
. Hälfte . Jh. dessen Bekämpfung. K. denkt hier an einen Spendenfonds, in den wohlhabende Bürger einzahlen und der Geld an Bedürftige verleiht. Auf diese Weise sollen die Armen von Wucherern ferngehalten werden. Der dritte Teil des Traktats bietet Regeln und Verbote für Kau eute, u. a. für den Handel an Feiertagen oder den Umgang mit Monopolen (die K. ablehnt). K. beruft sich für seine Argumentation auf die Bibel, → Thomas von Aquin, Goffredus de Trano († ), Heinrich von Susa († ) und Raymund von Penyafort († ). Die Rezeption der Consilia elegantissima gilt in der Forschung als gering. Den von K. aufgestellten Kaufmannsregeln im Schlussteil des Werks wird noch am ehesten Wirkung attestiert. Ü: K.s juristische Kollektaneen: B: Berlin, Staatsarch. Preußischer Kulturbesitz, XX. HA Msc. A ° (früher Königsberg, Staatsarch., Msc. A °), Bll. (Pap., ab um , mitteldt.; partiell Autograph K.s). – Vgl. UlrichDieter Oppitz: Dt. Rechtsbücher des MA. Bd. . Köln/Wien , S. (Nr. ). – www.handschriftencensus.de/. – Quellen zu K.s Leben bei Muther (s. Lit.). D: Recommendatio artis humanitatis [...]: [Leipzig: Moritz Brandis, nach ..] (GW M). – Vgl. GW (online). Außerdem acht lat. und dt. Drucke von bis im VD und VD. – Erstdrucke der Consilia elegantissima: Lat.: Leipzig: Melchior Lotter d. Ä., (VD C ). – Dt: Ebd., (VD C ). – Erstdrucke der lat. Aurea Auctentica: Ebd., (VD C f.). – Erstdruck der lat. Elegantissime annotationes: Ebd., (VD C ). – Zu einem von K. benutzten Komm. vgl. GW (online). A: Online-Faks. von Hs. B über http:// archivdatenbank.gsta.spk-berlin.de/. – OnlineFaks. von VD C (dt.), VD C (lat.), VD C (lat.) und VD C : http:// daten.digitale-sammlungen.de/. L: Theodor Muther, ADB () S. . – Kurt Forstreuter, NDB () S. f. – Marlies Hamm, VL () Sp. – (mit älterer Lit.). – Th. Muther: Aus dem Universitätsund Gelehrtenleben im Zeitalter der Reformation. Erlangen (Nachdr. Amsterdam ) S. –, –. – Wolfgang Stammler: Mnd. Lesebuch. Hamburg , S. f. (Nr. ). – Christian Krollmann: C. K. In: Altpreußische Biogr. Bd. . Hg. v. dems. Königsberg , S. . –
. Hälfte . Jh. Winfried Trusen: Forum internum und gelehrtes Recht im SpätMA. Summae confessorum und Traktate als Wegbereiter der Rezeption. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch., Kanonistische Abt. () S. –. – Kurt Ruh: Versuch einer Begriffsbestimmung von ‹städtischer Lit.› im dt. SpätMA. In: Über Bürger, Stadt und städtische Lit. im SpätMA. Ber. über Kolloquien der Kommission zur Erforschung der Kultur des SpätMA –. Hg. v. Josef Fleckenstein/Karl Stackmann. Göttingen , S. –. – Botho Spittler: Das höhere Schulwesen in der ‹polnischen Ecke› Westpreußens im Spannungsfeld der Nationalitätenpolitik. Dortmund , S. f. – Henning Steinführer: Ein Syndikus wird angestellt. Der Dienstvertrag zwischen der Stadt Braunschweig und dem Juristen Dr. C. K. aus dem Jahre . In: Stadt, Handwerk, Armut. Eine kommentierte Quellenslg. zur Gesch. der Frühen Neuzeit. FS Helmut Bräuer. Hg. v. Katrin Keller. Leipzig , S. –. – Marek Wejwoda: Spätma. Jurisprudenz zwischen Rechtspraxis, Univ. und kirchlicher Karriere. Der Leipziger Jurist und Naumburger Bischof Dietrich von Bocksdorf (ca. –). Leiden u. a. , S. , , . MM Levi, Isack (auch: Jude von Kreuznach). – Arzt und Fachschriftsteller, erste Hälfte . Jh. Ein von Pfalzgraf → Ludwig V. eigenhändig abgeschriebenes medizinisches Kompendium ist mit «Des Juden buch von kreuczenach» überschrieben. Es handelt sich um ein sorgfältig komponiertes, thematisch breit gefächertes Arzneibuch, das die profunde Kenntnis der Fachliteratur seines Urhebers einerseits und dessen praktische Erfahrung andererseits deutlich aufscheinen lässt. Dieser Jude von Kreuznach lässt sich mit einem namentlich bezeugten Mitglied der jüdischen Gemeinde in Kreuznach zwar nicht zweifelsfrei gleichsetzen, ist aber höchstwahrscheinlich identisch mit «Ysack Leui Jud Meyers son zu Creutzennach». Von ihm überliefert der Heidelberger Cpg. die dt. Übersetzung eines «hebresch artzney Buch». Sein Vater, Meyer Levi, erscheint urkundlich. In diesem Jahr erhielt er von Ludwig V. eine Residenzerlaubnis in Kreuznach für zwölf Jahre. Außerdem wurde seiner Familie neben der Betrauung des Kreuznacher Geldhandels auch das Privileg eingeräumt, mit Arzneimitteln zu handeln. Dies könnte das medizinische Interesse I.s geweckt haben, der praktizierender Arzt gewesen sein dürfte.
Levi Die Textsammlung des «hebresch artzney Buch» umfasst gynäkologische und allgemeinmedizinische Rezepte sowie ein Zwölfmonatsregimen, eine Schwangerschafts- und Todesprognostik und ein Pestregimen. Da I. L. im Kolophon angibt, das medizinische Werk nicht nur «verteutst» sondern auch «erfunden» zu haben, könnte er auch der Verfasser der ursprünglichen hebräischen Texte gewesen sein. Unabhängig von der Verfasserschaftsfrage ist allein schon die Übertragung aus dem Hebräischen ins Deutsche ein zeitgenössisch nahezu singulärer kultureller Transfer. Übersetzungen von einer Volkssprache in die andere waren im MA und in der frühen Neuzeit überhaupt selten. Mit → Hesse, dem Juden von Salms ist ein weiterer Übersetzer bekannt, der laut eigener Aussage mit einer hebräischen Vorlage gearbeitet habe. Es ist wahrscheinlich, dass I. L. auch im Hinblick auf die Textsammlung im «buch von kreuczenach» mehr als nur der Kompilator gewesen ist und für einzelne Stücke der Rezeptsammlungen innerhalb der Kompilation auch als Autor verantwortlich zeichnet. In welchem Umfang aber originäre Rezepte und Verfahren in die Sammlungen eingeossen sind, muss offen bleiben. Das Arzneibuch ist in neun Teile untergliedert: ) Iatromathematisch ausgerichtete Kleintextsammlung. Auf diätetische Zwölfmonatsregeln und drei astrologische Traktate zur Natur und Eigenschaft der Tierkreiszeichen folgen Lassregeln, Blutschau und weitere thematisch verwandte Kurztexte. Beschlossen wird das Segment von einem → Rosmarintraktat. – ) Alphabetisch geordnete → Macer-Bearbeitung, die stellenweise sowohl kürzt als auch neue Kapitel anstückt. – ) Auszüge aus dem → Bartholomäus. Der Schwerpunkt liegt auf dessen «a capite ad calcem» geordneten Rezepten. – ) Auszüge aus einer dt. Übersetzung des Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus). – ) Heilwassertraktat («daz lebendig wasser»). – ) Erste, kurze Rezeptsammlung. – ) Siebter Traktat aus dem Liber ad Almansorem des Rhazes (ar-Razi) in der dt. Übersetzung → Marquarts von Stadtkyll. – ) Abhandlung über die «zaichen des dodes» bei schwer Verwundeten, ebenfalls von Marquart von Stadtkyll. – ) Zweite, umfangreiche Rezeptsammlung (Öle, Salben, P aster, Pulver, Tränke, Bäder), die nach Indikationen in vier Gruppen gegliedert ist. Fünfmal ist hier ein Rezept für «Juden blaster» aufgenommen worden. «Juden-P aster»-Rezepte waren ab dem späten . Jh. ohnehin sehr populär, im Kontext der
Spitzer von Salzburg Sammlung des I. L. können sie zudem eine werbende Funktion erfüllt haben. Obwohl I. L.s Arzneibuch in seiner überlieferten Form in der Abschrift Ludwigs V. deutliche Spuren redaktioneller Überarbeitung zeigt, haben sich vereinzelte hebräische Termini erhalten (ohne dass die Kompilation den wenigen erhaltenen → Jiddischen Arzneibüchern vergleichbar wäre). Später diente die Kopie Ludwig als Quelle für sein zwölfbändiges Buch der Medizin, in das er zahlreiche vom J. v. K. vermittelte medizinische Kurztexte aufgenommen hat. Ü: Des Juden buch von kreuczenach: Heidelberg, UB, Cpg , Bll. (Pap., um , rheinfränkisch); Inhaltliche Gliederung: ) r–r, ) v–r, ) v–v, ) v–r, ) rv, ) r, ) r–r, ) r–v, ) r–v. Der Autograph Ludwigs ist mit zahlreichen Randnotizen seines Kanzleisekretärs Sebastian Heuring versehen. Digitalisat unter: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/ diglit/cpg. – Einzelnachweise für Rezepte, die über den J. v. K. ins zwölfbändige Buch der Medizin vermittelt wurden (Heidelberg, UB, Cpg – und [nicht ins Hauptwerk integrierter Bd. ]) bei: Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. , , , , , , , , , , , f. – Hebresch artzney Buch: Heidelberg, UB, Cpg , r–v (Pap., um , hochdt. mit spezi sch mitteldt. und rheinfränkischen Formen [nur der I. L.-Abschnitt]). Vgl. zur Hs.: Miller/Zimmermann (s. o.) S. –. Digitalisat unter: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg. A: Zweite Rezeptsammlung aus Des Juden buch von kreuczenach: Shemyakova (s. Lit.) S. –. L: Peter Assion: Jude von Kreuznach. In: VL () Sp. f. – G. Schneider: Marquart von Stadtkyll. Ein dt. Wundarzt aus der Eifel. In: Medizinische Monatsschr. () S. f. – Joachim Telle: Funde zur empirisch-mantischen Prognostik in der medizinischen Fachprosa des späten MA. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. , . – Gerhard Eis: Ma. Fachprosa der Artes. In: Dt. Philologie im Aufriß. Bd. . Hg. v. Wolfgang Stammler. Berlin , Sp. –, hier Sp. . – Hellmut Salowsky: Das zwölfbändige ‹Buch der Medizin› zu Heidelberg. Ein Autograph Kurfürst Ludwigs V. In: Heidelberger Jbb.
. Hälfte . Jh. () S. –. – Volker Zimmermann: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachigen hsl. Kompendien des SpätMA (Ars medica ). Wiesbaden , S. . – Ders.: Jüdische Ärzte und ihre Leistungen in der Medizin des MA. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Der dt. ‹Macer›. Vulgatfassung. Mit einem Abdruck des lat. Macer Floridus ‹De viribus herbarum›. Krit. hg. v. Bernhard Schnell (TTG ). Tübingen , S. f. – V. Zimmermann: Jude von Kreuznach. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , , . – V. Zimmermann: Der Traktat über «daz lebendig wasser» aus der Heidelberger Handschrift Cod. Pal. Germ – «Des Juden buch von kreuczenach». In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen / (/) S. –. – Eva Shenia Shemyakova: Des Juden buch von kreuczenach. Ein Beitr. zur jüdischen Medizin des MA. Diss. Göttingen . VZ Spitzer von Salzburg. – Verfasser eines pferdeheilkundlichen Traktats, erstes Viertel . Jh. S. war Hufschmied und Pferdearzt in Salzburg. Sein Traktat Etliche bewerte arzneyen ist eine neunteilige Rossarznei mit Schwerpunkt auf Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts. Die einleitenden Abschnitte widmen sich der Diagnose, im zentralen Block werden Arzneimittel vorgestellt; die Schlusssegmente geben detaillierte Applikationsanweisungen. Der Text weist S. als hervorragenden Kenner der hippiatrischen Symptomatologie und Therapie aus. Darüber hinaus war er auch mit humanmedizinischem Fachschrifttum vertraut: Strukturell folgt der Text der «lîparzenîe» aus dem Arzneibuch → Ortolfs von Baierland. Von besonderem Interesse sind seine Fallschilderungen, die nach dem Vorbild spätma. Konsilien gestaltet sind. Dabei nennt er auch den Namen eines Pferdebesitzers, «Herr Matheus Lang vonn Wellenburg». Matthäus Lang, der vormalige Sekretär Kaiser → Maximilians I., wurde im September zum Salzburger Erzbischof erhoben. Der Traktat dürfte daher vor diesem Zeitpunkt verfasst worden sein. Terminus post quem ist , das Jahr, in dem Lang Schloss Wellenburg bei Augsburg erwarb.
. Hälfte . Jh. Ferner wurde S.s Koautorschaft für einen anonymen Traktat zur Hufschmiedekunst erwogen (gemeinsam mit Christoph Gstöttner, einem weiteren Salzburger Hufschmied). Der Text ist als Salzburger Beschlag im späten . Jh. auszugsweise in ein Kompendium für Marstaller einge ossen (Johann C[onrad] Weybold: In des Weltberühmten Hefftrigs Reitschule Kunstgeübter Bereiter und durch Erfahrenheit gelehrter Roßartzt. Nürnberg ; vgl.Virchow [s. Lit.]). Ü: Friedrichshafen, Privatbesitz Wilhelm Rieck, ohne Sign., (nicht paginierte) Bll. (Pap., .–. Jh. [Hand mit S. v. S.: erstes Viertel . Jh.]). A: Wilhelm Tzschacher: Salzburger Tierheilkunst um . In: Veterinärhist. Mitt. () S. f. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – W. Tzschacher: Tierheilverfahren hist. Persönlichkeiten des . und . Jh. In: Veterinärhist. Mitt. () S. –. – Johannes Virchow: Österr. Pferdeheilkunst im . Jh. Diss. Berlin , S. f., . – Bernhard Dietrich Haage/ Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Engelhart III. von Hirschhorn, † , Grablege bei der Ersheimer Kapelle (heute zu Hirschhorn/Neckar). – Kompilator (Redaktor [?]/Teilverfasser [?]) einer heilkundlichen Textsammlung. E. entstammt dem kurpfälzisch-ritterlichen Geschlecht der Herren von Hirschhorn (→ Totenklage auf Engelhart von Hirschhorn). Er stand in enger Verbindung zum Heidelberger Hof → Ludwigs V. von der Pfalz. Diesem überließ er eine Sammlung medizinischer Fachprosa, die Ludwig exzerptweise in sein dreizehnbändiges handschriftliches Buch der Medizin inserierte. Anhand von Ludwigs Angaben lässt sich die Gestalt der engelhartschen Sammlung in ihren Grundzügen rekonstruieren: Der Kompilationsleittext ist die Chirurgie → Wilhelms von Saliceto in der Neufassung des . Jh.; daneben ndet sich viel wundärztliches Textgut aus der oberrheinischen Tradition (darunter ein Rezept Hans → Schnaudigels). Die bei Ludwig überlieferten Texte bieten Anzeichen mitunter erheblicher redaktioneller Überarbeitung. E.s Anteil hieran ist indes völlig unklar – zumal zu E. keine archivalischen Nachweise akademisch-medizinischer Bildung oder laienärztlicher Praxis bekannt sind. Ob er außer dem
Engelhart III. von Hirschhorn nachweislichen Besitz der Kompilation auch für die Zusammenstellung der einzelnen Textkomponenten und deren Redaktion verantwortlich zeichnet oder ob er einige Abschnitte womöglich selbst verfasst hat, muss offen bleiben. Ü: Die Exzerpte nden sich in den Bdn. – des Buchs der Medizin: Heidelberg, UB, Cpg – und (Perg., /). – Nachweis der äußerst zahlreichen einzelnen Fundstellen in: Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. – passim. Digitalisate der Hss. unter http://digi.ub.uniheidelberg.de/diglit/cpg–. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Gerhard Eis: E. v. H. In: PBB (Tüb.) () S. – (mit Abdruck von sieben Rezepten [S. f.]). – Joachim Telle: Mitt. aus dem Zwölfbändigen Buch der Medizin zu Heidelberg. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. . VZ Ludwig V., Pfalzgraf bei Rhein (der Friedfertige), * .. Heidelberg, † .. Heidelberg. – Kurfürst, Sammler und Autor humanmedizinischer und hippiatrischer Texte. L. war ein Sohn des pfälzischen Kurfürsten Philipp (–) und der Margarethe von Bayern-Landshut (–). Zu L.s Geschwistern zählten Pfalzgraf Friedrich II. (–) und die Bischöfe → Philipp (–), Georg (–) und Heinrich (–). Unter L.s Erziehern und Lehrern waren Johannes Reuchlin (–), Jodocus Gallus (–) und Adam → Wernher von Themar (–). – hielt sich L. am französischen Königshof auf. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er die Regierung. Ab war er in kinderloser Ehe mit der bayerischen Herzogstochter Sibille (–) verheiratet. In L.s Diensten standen zeitweise u. a. der Drucker Cyriacus Jacob(us) († ) und der Jurist Florenz von Venningen († ), der unter L. als Kanzler amtierte. Als Kurfürst betrieb L. zunächst die politische Aufwertung der vom Landshuter Erbfolgekrieg geschwächten Pfalz innerhalb des Reichsgefüges. Besonders erfolgreich war für L. der Augsburger Reichstag von . Dort wurden pfälzische Privilegien bestätigt und die über die Kurpfalz verhängte Reichsacht aufgehoben. Gegen lukrative
Ludwig V., Pfalzgraf bei Rhein Zahlungen unterstützte L. die Wahl Karls V. zum Kaiser. In den folgenden Jahren duldete er zunächst die Aktivitäten seines Amtmanns Franz von Sickingen (–). Weil dieser aber schließlich allzu kriegerisch auftrat, bekämpfte und besiegte L. ihn zuletzt. Den Teilnehmern des Bauernkriegs gegenüber zeigte L. Kompromissbereitschaft und verhandelte direkt mit den Aufständischen, die jedoch einen zugesagten Gewaltverzicht nicht einhielten. Daraufhin ging L. militärisch gegen die Bauern vor. Auf dem Heidelberger Rittertag von wirkte er aber bereits wieder mäßigend auf die Kon iktparteien ein. Auch gegenüber der Reformation zeigte L. sich diplomatisch und suchte eine friedliche Lösung der konfessionellen Kon ikte. So agierte er und als Vermittler zwischen Karl V. und den protestantischen Reichsständen. Für die ma. Fachliteratur ist L. als Sammler medizinischer Texte von Bedeutung. Er stellte um – die sog. Bücher der Medizin (B. d. M.) zusammen. Die Kompilation humanmedizinischer Rezepte und Traktate umfasst zwölf Haupthandschriften mit über . Rezepten. Die Sammlung gilt daher als umfangreichste ihrer Art im dt. MA. Die ersten beiden Bände bieten u. a. eine ausführliche Bearbeitung des Gart der Gesundheit (Johann → Wonnecke) sowie Wein- und Schlangentraktate. Der dritte Band versammelt vor allem iatromathematische und magische Texte. In den Bänden vier bis neun und in Band elf nden sich u. a. Wundarzneien, Theriak- und Pulverrezepte, Mittel gegen Lähmungen, Geschwüre, Geschwulste und Parasiten, Rezepte gegen zahlreiche Erkrankungen innerer und äußerer Organe, aber auch kosmetische Anweisungen. Der zehnte Band umfasst u. a. gynäkologische Rezepte, Aderlass-, Blutschau- und Harntexte sowie Tierkreiszeichen- und Planetentraktate. Im zwölften Band folgen Pestschriften, Rezepte gegen Vergiftungen und diätetische Texte. Ein dreizehnter Kodex enthält ebenfalls zahlreiche Rezepte, die heute aber nur als Vorarbeiten für die B. d. M. gelten. Die kompilierten Texte sind überwiegend in dt., vereinzelt auch in lat. Sprache verfasst. In die B. d. M. ossen zahlreiche Quellen von meist südwestdt., aber auch von mittel- oder ostdt. Herkunft ein. Das Spektrum der Vorlagen und erwähnten Autoritäten erfasst medizinische Standardwerke, akademische Autoritäten und grä iche Leibärzte ebenso wie bekannte Chirurgen und
. Hälfte . Jh. Laienärzte, aber auch ansonsten unbekannte Gewährsleute und anonyme Texte. Ein großer Teil der Quellen wurde von der Forschung bereits identi ziert, darunter der Gart der Gesundheit, der → Bartholomäus und der dt. → Macer, → Circa instans und das Antidotarium Nicolai (→ Nicolaus Salernitanus) sowie das → Iatromathematische Hausbuch und das → Iatromathematische Corpus. Hinzu kommen → Eichenmisteltraktat und → Salbeitraktat, der → Sinn der höchsten Meister von Paris, der → Brief an die Frau von Plauen, der → VierundzwanzigParagraphen-Text, → Hämatoskopie-Traktate und → Lepraschau-Texte. Auch benutzte L. Werke von → Ortolf von Baierland, → Konrad von Megenberg, → Konrad von Eichstätt, → Petrus Hispanus, Michael → Puff aus Schrick, → Gabriel von Lebenstein, → Peter von Ulm, → Gottfried von Franken, → Roger Frugardi, → Bruno von Longoburgo, → Hertwig von Passau und häu g → Wilhelm von Saliceto, hier in Vermittlung durch → Engelhart III. von Hirschhorn. Weitere Quellen waren → Gallus von Prag, Johannes → Paulinus, Ulrich → Ellenbog, Johannes → Furia, → Jörg von Hall, Johannes → Beris, → Marquart von Stadtkyll, → Hans von Bayreuth, Johannes → Stocker, Lorenz Fries, Hieronymus Bock und der Isack → Levi (Jude von Kreuznach). L. griff ferner auf südwestdt. oder dem pfälzischen Hof verbundene Mediziner zurück – darunter Konrad → Schelling, → Wilhelm von Wallis, Hans → Seyff, Hans → Schnaudigel, Hieronymus → Brunschwig, Bartholomäus → Etten, Johannes → Lange, Heinrich → Münsinger und Hans Renninger. Auch Adlige wie Kaiser Friedrich III. und Bischöfe wie Johann von Dalberg werden in den B. d. M. genannt. Die Vorlagen der Sammlung stammten häu g aus L.s Verwandtschaft oder aus dem Umfeld des kurpfälzischen Hofs und seiner Dienstleute. Insgesamt hat die Forschung nahezu Verweise auf benutzte Handschriften gezählt. Auch Drucke wurden von L. gesichtet. Aus den Vorlagen wurden Exzerpte erstellt und in Heften thematisch gruppiert. Weitere Untergliederungen erfolgten nach verschiedenen Ordnungskriterien. So wurden in den B. d. M. u. a. anatomische, traumatologische, pharmazeutische und epidemologische Gliederungen nachgewiesen. L. hatte an der Gestaltung der Sammlung entscheidenden Anteil, da er selbst Vorlagen bearbeitete oder übersetzte und die Reinschrift eigenhändig aufzeichnete. Redaktionell un
. Hälfte . Jh. terstützt wurde er von den Kanzleisekretären Sebastian Heuring und Peter Harer. Vor allem Harer leistete wichtige Beiträge zu den B. d. M.: Er schuf ein Verzeichnis von im Text vorkommenden P anzennamen, schlüsselte in den B. d. M. benutzte Vorlagen auf und schmückte manche Lagen mit Illustrationen aus. Außerdem versahen er und Heuring L.s Aufzeichnungen teilweise mit marginalen und interlinearen Notizen. Insgesamt blieben die B. d. M. unvollendet. Erst zehn Jahre nach L.s Tod veranlasste sein Bruder Friedrich II. eine Schlussredaktion des Großprojekts, die von dem Hofprediger Otmar Stab (um –) durchgeführt wurde. Stab ordnete und foliierte die existierenden Lagen des Werks, teilte sie in Bände auf und erschloss diese durch Register. Trotzdem blieb eine Rezeption des Gesamtwerks aus. Nur L. selbst wird in frühneuzeitlichen Handschriften manchmal als Gewährsmann für Rezepte genannt. In der Forschung ist die Bewertung der B. d. M. durchaus umstritten: Mal wurden sie als enzyklopädisches, gar monumentales Werk gepriesen (Eis), mal als inhaltlich keineswegs erschöpfende Kompilation bezeichnet, die sich nicht allzu sehr von vergleichbaren Sammlungen ihrer Zeit abhebe (Keil). In jedem Fall erlaubt die Sammlung Einblicke in zeitgenössische Verbreitungswege medizinischer Literatur und in ein südwestdt. Netzwerk adliger Rezipienten. Damit bezeugen die B. d. M., welchen hohen Rang die medizinische Fachliteratur an der Wende vom MA zur Neuzeit besaß – als es selbst für einen hochstehenden Adligen wie L. angemessen war, sich ausführlich mit medizinischen Themen zu beschäftigen. L. kultivierte außerdem hippiatrische Interessen, wie sie auch bei seinem Bruder Philipp belegt sind. Schon in den B. d. M. verweist L. bei mehreren Rezepten auf eine mögliche hippiatrische Anwendung. Außerdem stellte er ein Rossarzneibuch zusammen, das unikal überliefert ist. L. benutzte dafür teilweise die gleichen Vorlagen wie in seiner humanmedizinischen Sammlung. L.s Schrift enthält u. a. einen Auszug aus der Hippiatria des Jordanus → Ruffus (um ) sowie zahlreiche Stücke aus den Rossarzneibüchern von Meister → Albrant und → Hartmann von Stockheim. Die nach Indikationen geordnete Kompilation ist durch ihren großen Umfang von Interesse: Sie enthält mehr als Rezepte und über Segen. Damit unterstreicht sie L.s Gesamtbedeutung als Sammler medizinischer Texte.
Ludwig V., Pfalzgraf bei Rhein Ü: . Bücher der Medizin: Bd. –: Heidelberg, UB, cpg – (Perg., Heidelberg, –, südrheinfränkisch mit nordund mittelbair. Ein üssen; Autographen L.s). – Bd. : Ebd., cpg , Bll. (Perg. und Pap., Heidelberg, –, südrheinfränkisch mit nordund mittelbair. Ein üssen; Autograph L.s). – Vgl. Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. –, –. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. . Rossarzneibuch: Heidelberg, UB, cpg , Bll. (Pap., Heidelberg, um –, südrheinfränkisch mit nord- und mittelbair. Ein üssen; Autograph L.s). – Vgl. Miller/Zimmermann (s. o.) S. –. – www.handschriftencensus.de/ . . Sonstige Hss.: Die Forschung hat zahlreiche weitere Hss. aus L.s Besitz sowie von L. stammende Texte (u. a. Korrespondenz) identi ziert, darunter Heidelberg, UB, cpg , , , , , , , , , , , , , , und . – Vgl. Salowsky (s. Lit.) S. . A: Online-Faks. aller Hss. unter: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de. L: Jakob Wille, ADB () S. –. – Gundolf Keil, VL () Sp. –; () Sp. . – Albrecht Luttenberger, NDB () S. f. – Joachim Telle: Zwölfbändiges Buch der Medizin. In: LexMA () Sp. f. – Max Steinmetz: Die Politik der Kurpfalz unter L. V. (–). Diss. Freiburg i. Br. . – Gerhard Eis: Altdt. Rezepte von spätma. Verfassern aus Hss. und Frühdrucken. In: Medizinische Monatsschr. () S. – (Nr. f.). – Ernst F. P. Güss: Die kurpfälzische Regierung und das Täufertum bis zum Dreißigjährigen Krieg. Stuttgart , S. –. – G. Eis: Nachrichten zur Heidelberger Medizingesch. des . Jh. aus Hss. und Frühdrucken. In: ebd. () S. –. – Ders.: Heinrich Münsingers ‹Regimen sanitatis in uxu catarrhali ad pectus›. In: ebd., S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –). – Ders.: Zwei medizinische Rezepte von Peter Harer. In: Cesra-Säule / () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –). – Ders.: Engelhart von Hirschhorn. In: PBB (Tüb.)
Danhauser () S. –; () S. –. – G. Keil: Die ‹Cirurgia› Peters von Ulm. Unters. zu einem Denkmal altdt. Fachprosa mit krit. Ausg. des Textes. Ulm , S. –. – Horst Sommer: Medizinische Rezepte des Colmarer Arztes Lorenz Fries aus zwei Sammelhss. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – G. Keil: Zwei weitere Überlieferungen der ‹Kunst vom Harnstein› Meister Wilhelms von Lack. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ders.: Zum Geltungsbereich der ‹gebrannten Wässer› Gabriels von Lebenstein. In: ebd., S. –. – G. Eis: Pferderezepte von Pfalzgraf Philipp dem Aufrichtigen. In: Dt. tierärztliche Wochenschr. () S. – (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern u. a. , S. –). – Ders.: Ma. Fachlit. Stuttgart , S. . – J. Telle: Mitt. aus dem ‹Zwölfbändigen Buch der Medizin› zu Heidelberg. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Ders.: Erfabelte Rezeptautoren. In: Medizinische Monatsschr. () S. –. – Ders.: Nachrichten über die Pestschriftenautoren Nikolaus vom Schwert und die beiden Andreas Reichlin. In: Beitr. zur Gesch. der Pharmazie () S. –, –. – Wolfgang Hirth: Stud. zu den Gesundheitslehren des sog. ‹Secretum secretorum› unter besonderer Berücksichtigung der Prosaüberl. Diss. Heidelberg , S. f. – Wolfgang Eger: Kurfürst L. V. der Friedfertige (von Wittelsbach), Pfalzgraf bei Rhein. In: Der Reichstag zu Worms von . Reichspolitik und Luthersache. Hg. v. Fritz Reuter. Worms , S. –. – Christa Hagenmeyer: Die ‹Ordnung der Gesundheit› für Rudolf von Hohenburg. Unters. zur diätetischen Fachprosa des SpätMA mit krit. Textausg. Diss. Heidelberg , S. –. – Hellmut Salowsky: Das zwölfbändige ‹Buch der Medizin› zu Heidelberg. Ein Autograph Kurfürst L.s V. In: Heidelberger Jbb. () S. –. – C. Hagenmeyer: Die Entstehung des ‹Zwölfbändigen Buches der Medizin› zu Heidelberg. In: FachprosaStud. Beitr. zur ma. Wiss.- und Geistesgesch. Hg. v. G. Keil u. a. Berlin , S. –. – G. Keil: ‹Gart›, ‹Herbarius›, ‹Hortus›. Anm. zu den ältesten Kräuterbuch-Inkunabeln. In: ‹Gelêrter der arzenîe, ouch apotêker›. Beitr. zur Wissenschaftsgesch. FS Willem F. Daems. Hg. v. G. Keil. Hannover , S. –. – Debra L. Stoudt: ‹Probatum est per me›. The Heidelberg Electors as Practitioners and Patrons of the Medical and Magical Arts. In: Cauda Pavonis () S. –. – Hans und Marga
. Hälfte . Jh. Rall: Die Wittelsbacher in Lebensbildern. München , S. –. – G. Keil: Zwölfbändiges Buch der Medizin. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Christoph Reske: Die Buchdrucker des . und . Jh. im dt. Sprachgebiet. Wiesbaden , S. f. – Eike Wolgast: Die reformatorische Bewegung in der Kurpfalz bis zum Regierungsantritt Ottheinrichs . In: Jahre Reformation in Baden und Kurpfalz. Hg. v. Udo Wonnemuth. Stuttgart , S. –. MM Danhauser, Petrus (auch: Dan[n]h[ä]user, T[h]an[n]h[a/ä]user, Dahauser, Thonnhuser u. ä.; Petrus Dan[h]usius, Abietiscola, Pierius), Nürnberg, † vor dem .. Wien. – Frühhumanistischer Herausgeber und Gelegenheitsschriftsteller. Der Nürnberger Bürgersohn immatrikulierte sich im Sommersemester an der Artistenfakultät der Universität Ingolstadt. Als Baccalaureus setzte er sein Studium seit November in Tübingen fort, um dann nach Heidelberg zu wechseln, wo sein Interesse am Humanismus geweckt worden sein dürfte. Vermutlich hat D. in Heidelberg auch die Rechte studiert. Um erlangte er ebendort den Grad eines Magister Artium. Schriftlich belegt ist D. erst wieder in seiner Heimatstadt. Er stellte dem Nürnberger Kaufmann und Kirchenmeister Sebald Schreyer die Nativität, was auf eine astrologische Bildung D.s schließen lässt. Bis lebte D. in Nürnberg und ging neben seinen herausgeberischen Tätigkeiten offenbar keinem Beruf nach. Er verkehrte in gelehrt-literarischen Kreisen und stand u. a. in Kontakt zu Hartmann → Schedel, Dietrich Ulsenius und in besonderem Maße zu Celtis, der ihn in Briefen als engen Freund ausweist und das Epigramm De armis Danusii auf ihn verfasst hat (hg. v. Karl Hartfelder: Fünf Bücher Epigramme von Konrad Celtes. Berlin [Nachdr. Hildesheim ] S. [I,]). Während D. von Schreyer primär zu humanistischen Editionsprojekten veranlasst wurde, war es seit der Kartäuserprior Georg Pirckheimer, der ihn zu Ausgaben kirchlicher Schriftsteller bewegte. Pirckheimer stand den Studia humanitatis skeptisch gegenüber. D. versuchte in seinem Editionswerk die beiden geistigen Sphären – nicht ohne innere Kon ikte – in eine christlich-humanistische Symbiose zu überführen. folgte D. dem nach Wien berufenen Celtis in die habsburgische Residenzstadt, wo er durch Heirat und Hauskauf sesshaft wurde, seine
. Hälfte . Jh. Kontakte nach Nürnberg aber aufrecht erhielt. Er setzte in Wien seine juristischen Studien fort und besuchte auch Lehrveranstaltungen von Celtis. wurde D. als erster Wiener Fachabsolvent zum Dr. iuris civilis promoviert. / war er Dekan der Juristischen und / Prokurator der Medizinischen Fakultät. Sein Ansehen als Rechtsgelehrter verschaffte ihm auch Beziehungen zum Wiener Hof; laut Grabinschrift stieg er zum kaiserlichen Rat auf. Im Auftrag → Maximilians I. holte er von der Theologischen Fakultät ein genealogisches Gutachten ein, das er dem Kaiser am .. übergab. Das Grabmahl D.s beim Schottenkloster ist nicht erhalten, die Inschrift wird aber im Cod. Ser. n. der ÖNB bezeugt (v). Bis auf das Mariengebet, das D. kurz nach seinem Umzug nach Wien an Schreyer und Pirckheimer gesandt hat, stammen alle überkommenen literarischen Arbeiten D.s – sowohl die Ausgaben als auch eigene Schriften – aus der Nürnberger Zeit. Überwiegend sind sie von den beiden veranlasst worden. Die selbst verfassten oder vielmehr persönlich redigierten Schriften D.s werden ausschließlich von Manuskripten Schreyers überliefert. Neben der Nativität für den Freund verfasste D. auch eine detaillierte lat. Würdigung der Verdienste Schreyers als Kirchenmeister von St. Sebald. Von D. stammt zudem ein panegyrischer Zyklus von lat. Carmina, in dem die Vorbildlichkeit Schreyers und dessen «virtus» gerühmt werden. Es handelt sich bei den Carmina allerdings nicht um originäre Dichtungen D.s, sondern um Adaptionen von Stücken aus dem Libellus ad Falconem des italienischen Dichters Baptista Mantuanus. D. hat lediglich neue Überschriften gesetzt und die Eigennamen der Lobadressaten ausgetauscht. Das Mariengebet schickte D. nach einer überstandenen Krankheit nach Nürnberg mit der Bitte, den Gebetstext zusammen mit einem Andachtsbild vom Anna-selbdritt-Typus unter den Namen Schreyers und Pirckheimers zu publizieren. Bei der Erstellung des Textes ging D. ganz ähnlich wie bei den Carmina vor, indem er eine bestehende lat. Dichtung nur äußerst geringfügig modi zierte. In diesem Fall zog er das Dankgebet des Lucius an Isis aus dem Goldenen Esel des Apuleius heran und tauschte lediglich die ersten beiden Wörter aus, sodass sich das Gebet nun an Maria wendet. Den aus diesem Verfahren resultierenden häretischen Text erachtete Pirckheimer als keinesfalls publikationsfähig. Die unter seinem Namen überlieferte Fassung
Danhauser weist denn auch zahlreiche redigierende Eingriffe auf und ist sichtlich um Orthodoxie bemüht. Als Herausgeber zeichnet D. für sieben Druckwerke verantwortlich, die – erschienen. Nur seine ersten drei Ausgaben (/) sind Editionen humanistischer Schriften. Von diesen wiederum stellen die ersten beiden Nachdrucke dar. Die übrigen fünf Editionen D.s sind – zumindest in ihrer jeweiligen Zusammenstellung – Erstausgaben. Unter den zahlreichen Auftragsarbeiten für Pirckheimer dürfte ein humanistisches Buchprojekt gelitten haben, dass von Celtis angestoßen wurde und für das Schreyer und D. zwei Verträge abschlossen (.. und ..). Gemäß des Vetrags von sollte der Archetypus triumphantis Romae Bücher und ein abschließendes «apologeticum poetarum» umfassen. Für die Illustrationen wurde zudem ein Vertrag mit dem Formschneider Sebald Gallensdorfer geschlossen. Der Archetypus war als eine für das Studium humanitatis grundlegende und groß angelegte Textsammlung antik-römischer Autoren geplant. Da es keine Anzeichen dafür gibt, dass D. seinen vertraglichen Verp ichtungen nicht nachgekommen ist, müsste das Konvolut im Frühjahr druckfertig vorgelegen haben. Womöglich scheute Schreyer das nanzielle Risiko einer Publikation angesichts des Misserfolgs seiner Ausgabe der Schedelschen Weltchronik (GW M). Ü: Schreyers Nativität: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. Merkel (Schreyers Kopialbuch C [–]) r–r (fehlerhaft) r–v (korrigierte Fassung). – Lobrede auf Schreyer: Nürnberg, Staatsarch., Rep. a (Reichsstadt Nürnberg), Hs. Nr. (Schreyers Kopialbuch B [–]) v–r. – Carmina: Kopialbuch C, v, r–r. – Mariengebet: Ebd., v–r (fehlerhafte Abschrift des Originals einschließlich des Briefes an Schreyer und Pirckheimer). – Pirckheimers Redaktion: Christian Erdmann: Relatio historico-paraenetica. De Sacrosanctis, Sacri Romani Imperii, Reliquiis, Et Ornamentis [...] Ac Norimbergae Asservatis. o. O. (VD :M/ :P) S. f. D H: ) Oratio Cassandre venete (Oratio pro Bertucio Lamberto liberalium artium insignia suscipiente). Nürnberg: Peter Wagner, (GW ). – ) Oratio hermolay barbari laureati poete ad federicum et maximilianum principes cum Gratulatione Ludouici bruni laureati poete de regis romanorum coronatione. Nürnberg: P. Wagner, (GW ). –
Danhauser ) Repertorium sive tabula generalis auctoritatum Aristotelis. Nürnberg: P. Wagner, (GW ). Spätere Ausgaben des Repertoriums (GW , VD B –) sind unabhängig von D. Allerdings ging D.s Ausgabe geschlossen in die BedaAusgabe Johannes Herwagens ein (Opera Bedae Venerabilis Presbyteri. Basel [VD B ] Bd. , S. –) und fand hierüber Aufnahme in PL , Sp. –. – ) Opera et tractatus beati Anselmi archiepiscopi cantuarieˉn[sis]. ordinis sancti Benedicti. Nürnberg: Kaspar Hochfeder, .. (GW ). – ) Opera et libri vite fratris Thome de Kempis ordinis [...]. Nürnberg: K. Hochfeder, . Nov. (GW M). – ) Specula omnis status humane vite Venerabilis patris Dyonisij prioris domus Carthusie in ruremund. quor[um] titulos vide in primo folio. Nürnberg: P. Wagner, .. (GW ). – ) Guilhermi diui Parisiensis episcopi opera [...]. Nürnberg: Georg Stuchs, (GW ). A: Lobrede auf Schreyer: Gümbel (s. Lit.) S. –. – Mariengebet: Johann Ferdinand Roth: Gesch. und Beschreibung der Nürnbergischen Karthause [...] aus gedruckten und ungedruckten Nachrichten verfaßt, und mit Kupfern, Urkunden und Beylagen I–XLI. versehen. Nürnberg , S. – (nach Erdmann [s. Überl.] mit fehlerhafter Übersetzung). – Anna Scherbaum: Das Mariengebet von P. D. Transkription und Übersetzung. In: Dies.: Albrecht Dürers Marienleben. Form, Gehalt, Funktion und sozialhist. Ort. Mit einem Beitr. von Claudia Wiener (Gratia ). Wiesbaden , S. –. – Briefe: Rupprich (s. Lit.) Nr. , , (an Celtis). – Stauber (s. Lit.) S. (an Schedel). L: Franz Josef Worstbrock, VL Dt. Hum. () Sp. –; () Sp. . – Bernhard Hartmann: Konrad Celtis in Nürnberg. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –, hier S. –, –, –. – Paul Joachimsen: Geschichtsauffassung und Geschichtschreibung in Deutschland unter dem Einuß des Humanismus. Bd. (Beitr. zur Kulturgesch. des MA und der Renaissance ). Leipzig/ Berlin , (Neudr. Aalen ) S. f., Anm. . – Richard Stauber: Die Schedelsche Bibl. Ein Beitr. zur Gesch. der Ausbreitung der italienischen Renaissance, des dt. Humanismus und der medizinischen Lit. Nach dem Tode des Verfassers hg. v. Otto Hartig (Stud. und Darstellungen aus dem Gebiete der Gesch. //). Freiburg i. Br.
. Hälfte . Jh. , S. f., . – Karl Schottenloher: Die Entwickelung der Buchdruckerkunst in Franken bis (Veröff. der Ges. für Fränkische Gesch. /). Würzburg , S. –. – Arthur Goldmann: Die Univ. –. In: Gesch. der Stadt Wien. Bd. . Hg. vom Alterthumsvereine zu Wien. Wien , S. –, hier S. mit Anm. . – Eduard Flechsig: Albrecht Dürer. Sein Leben und seine künstlerische Entwicklung. Bd. . Berlin , S. –. – Johann Cuspinians Briefwechsel. Gesammelt, hg. und erl. v. Hans Ankwicz von Kleehoven (Veröff. der Kommission zur Erforschung der Gesch. der Reformation und Gegenreformation. Humanistenbriefe ). München , S. f., Reg. – Der Briefwechsel des Konrad Celtis. Gesammelt, hg. und erl. v. Hans Rupprich (Veröff. der Kommission zur Erforschung der Gesch. der Reformation und Gegenreformation. Humanistenbriefe ). München , S. f., Reg. – Theodor Hampe: Sebald Schreyer vornehmlich als Kirchenmeister von St. Sebald. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –, hier S. –, , , f. – Arnold Reimann: Die älteren Pirckheimer. Gesch. eines Nürnberger Patriziergeschlechtes im Zeitalter des Frühhumanismus (bis ). Aus dem Nachlaß hg. v. H. Rupprich. Leipzig , S. –. – H. Ankwicz von Kleehoven: Der Wiener Humanist Johannes Cuspinian. Gelehrter und Diplomat zur Zeit Kaiser Maximilians I. Graz u. a. , S. . – Elisabeth Caesar: Sebald Schreyer. Ein Lebensbild aus dem vorreformatorischen Nürnberg. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –, hier S. f., –. – Ladislaus Buzás: Gesch. der UB München. Wiesbaden , S. , . – Richard Perger: Nürnberger im ma. Wien. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –, hier S. . – Franz Machilek: Klosterhumanismus in Nürnberg um . In: ebd. () S. –, hier S. , –, . – Niklas Holzberg: Willibald Pirckheimer. Griechischer Humanismus in Deutschland (Humanistische Bibl. /). München , S. f., , . – Apologia poetarum. Die Schwenter-Hs. Ms. lat. fol. der SB Preuß. Kulturbesitz zu Berlin mit den Illustrationen Peter Vischers d. J. Eingel. und komm. v. F. J. Worstbrock/Fedja Anzelewsky. Bd. (Textbd.). Wiesbaden , S. f. – Berndt Hamm: Hieronymus-Begeisterung und Augustinismus vor der Reformation. Beobachtungen zur Beziehung
. Hälfte . Jh. zwischen Humanismus und Frömmigkeitstheologie (am Beispiel Nürnbergs). In: Augustine, the Harvest, and Theology (–). FS Heiko Augustinus Oberman. Hg. v. Kenneth G. Hagen. Leiden , S. –, hier S. – (wieder in: B. Hamm: Religiosität im späten MA. Spannungspole, Neuaufbrüche, Normierungen. Hg. v. Reinhold Friedrich/Wolfgang Simon [SpätMA, Humanismus, Reformation ]. Tübingen , S. –, hier S. –). – Catrien Santing: Geneeskunde en Humanisme. Een intellectuele biogra e van Theodericus Ulsenius (c. –) (Nieuwe Nederlandse bijdragen tot de geschiedenis der geneeskunde en der natuurwetenschappen /). Rotterdam , S. – u. ö. – Paul Uiblein: Die Univ. Wien im MA. Beitr. und Forschungen (Schriftenreihe des Universitätsarch. ). Hg. v. Kurt Mühlberger/Karl Kadletz. Wien , S. f. mit Anm. . – Rainer Schoch: ‹Archetypus triumphantis Romae›. Zu einem gescheiterten Buchprojekt des Nürnberger Frühhumanismus. In: Jahre Sammler und Mäzen. Gedenkschr. Otto Schäfer. Hg. v. Uwe Müller u. a. (Veröff. des Hist. Ver. Schweinfurt NF ). Schweinfurt, , S. –. – Ursula Hess in: Amor als Topograph. Jahre Amores des Conrad Celtis. Ein Manifest des dt. Humanismus (Bibl. Otto Schäfer Austellungskat. ). Hg. v. C. Wiener u. a. Schweinfurt , S. –. – Jörg Robert: Konrad Celtis und das Projekt der dt. Dichtung. Stud. zur humanistischen Konstitution von Poetik, Philosophie, Nation und Ich (Frühe Neuzeit ). Tübingen , S. , , . VZ Burkhard, Peter (auch: Burckhard, Burkhart, Purkhard u. ä.), * um (?) Ingolstadt, † .. Ingolstadt. – Mediziner, Autor medizinischer und astronomischer Texte. Ein P. B., Doktor der Medizin und der Artes, veröffentlichte zwischen und mehrere astronomische Werke. In lat. Sprache erschienen Kalender auf und sowie eine Tafel für Neu- und Vollmonde des Jahres . Als einziges dt. Werk gilt ein in Nürnberg gedruckter Almanach auf . Dieser P. B. dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit mit dem gleichnamigen, gestorbenen Mediziner identisch gewesen sein. Dieser studierte ab die Artes in Ingolstadt, wo er ab als lesender Magister erscheint. wurde er in Ferrara zum Doktor der Medizin promoviert. – und – war
Burkhard er Prof. der Medizin in Ingolstadt, zwischenzeitlich – Leibarzt des Bischofs von Eichstätt. Er wurde Stadtarzt in Ulm, in Regensburg und in Nürnberg. Ab lehrte er als Professor in Wittenberg, wo er / auch Rektor war, ehe er nach Ingolstadt zurückkehrte. Er unterhielt Kontakte zu Willibald Pirckheimer († ) und Johannes Eck († ). Zu seinen Schülern zählten Leonhart Fuchs († ) und Johann Agricola († ). Dieser B. veröffentlichte Parva Hippocratis tabula, eine medizinische Abhandlung in lat. Sprache mit einem Vorwort von Philipp Melanchthon († ). D: . Parva Hippocratis tabula: Wittenberg: Johann Rhau-Grunenberg, (VD H ). – . Dt. Almanach für (nach Zinner): Nürnberg: Friedrich Peypus, . – . Die lat. astronomischen Werke mit unvollständigen bibliographischen Angaben bei Zinner (s. Lit.). A: Online-Faks. von VD H : http://reader.digitale-sammlungen.de. – Zu Abdrucken von B.s Briefen vgl. Floss (s. Lit.). L: Joseph Heinrich Floss: P. Burkard. In: Wetzer und Weltes Kirchenlex. Bd. . Hg. v. Franz Kaulen u. a. Freiburg i. Br. , Sp. f. (mit älterer Lit.). – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. Stuttgart , S. f., . – Wolfram Schmitt u. a.: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. . – Helmut Wolff: Gesch. der Ingolstädter Juristenfakultät –. Berlin , S. . – Rainer A. Müller: Burckhard, P. In: Biographisches Lex. der Ludwig-MaximiliansUniv. München. Hg. v. Laetitia Boehm u. a. Tl. : Ingolstadt-Landshut –. Redaktionelle Barb.: Winfried Müller/Michael Schaich. Berlin , S. . – Theodor Koch: Melanchthon und die Vesal-Rezeption in Wittenberg. In: Melanchthon und die Naturwiss. seiner Zeit. Hg. v. Günther Frank/Stefan Rhein. Sigmaringen , S. –, hier S. . MM Roslin, Stephan (auch: Rosinus, Rosslin, Rös[s]el), * um Augsburg (?), † .. Passau. – Jurist, Theologe, Verfasser astronomischer Schriften. R. studierte ab in Erfurt die Artes und wurde Bakkalaureus. Anschließend setzte er sein Studium in Krakau fort, wo er den Magistergrad erwarb. Dort lernte er Andreas Stiborius
Roslin († ) und Johannes Sommerfeld († ) kennen. Möglicherweise studierte R. auch / in Wien bei Konrad Celtis, mit dem er ab spätestens in Verbindung stand. Nach einem kurzen Aufenthalt in Augsburg immatrikulierte sich R. in Ingolstadt. Von bis mindestens war er Mitglied der Wiener Artistenfakultät, wo er ab spätestens mathematische Vorlesungen hielt. Daneben studierte R. dort ab die Rechte und wohl auch Theologie, denn wird er als theologischer Bakkalaureus erwähnt. erscheint R. als Lizentiat, auf seinem Grabstein auch als Doktor des Kirchenrechts. R. stand im Dienst Kaiser → Maximilians I. († ), der sich erstmals für ihn einsetzte. wurde R. kaiserlicher Prokurator und Geschäftsträger an der Kurie in Rom, wo er später auch als päpstlicher Protonotar geführt wird. R. war Hofkaplan Maximilians sowie Domherr in Wien, Passau und Trient. Auch besaß er Propsteien und Pfarren, u. a. in Habach (Kreis WeilheimSchongau) und Straßburg (Kärnten). ging R. nach Passau und stand dort im Dienst von Herzog Ernst († ), dem Administrator des Bistums. Er nahm an den Reichstagen von , und teil und führte / in Rom Verhandlungen über die Türkensteuer. R. unterhielt zeitlebens freundschaftliche Kontakte zu dt. und österreichischen Humanisten. Er war Mitglied der «Sodalitas litteraria Danubiana», Testamentsvollstrecker von Konrad Celtis und einer der Stifter von dessen Grabmal. R. wurde auch von Thomas Resch († ), Johannes Stabius († ) und Georg Tannstetter († ) geschätzt. Während seiner Wiener Zeit veröffentlichte R. mehrere dt. und lat. Drucke. In lat. Sprache verfasste er ein Johannes Fuchsmagen († ) gewidmetes Judicium auf das Jahr . In dt. Sprache hatte R. bereits einen Aderlasskalender für publiziert, der in Wien als Einblattdruck erschien. Es folgten dt. Praktiken auf die Jahre und , die in Nürnberg, München und – als nd. Fassung – in Lübeck gedruckt wurden. Die erhaltenen Praktiken umfassen acht Blätter und sind dem «Lob der hohen Schule zu Wien» gewidmet. R. hinterließ außerdem Briefwechsel mit Humanisten wie Johannes Reuchlin († ), Konrad Celtis und Michael Hummelberg († ). Als verloren gilt ein astronomisches Werk R.s (Tabula declinationum stellarum xarum), das von Tannstetter erwähnt wird.
. Hälfte . Jh. Ü: Briefe R.s be nden sich u. a. in der ÖNB Wien. D: . Judicium Magistri Stephani Rosini de Augusta [...]: [o. O., ] (VD R ). . Dt. Aderlasskalender auf : Wien: Johannes Winterburger, []. . Dt. Praktiken: [Nürnberg: Friedrich Creussner Nachfolger, ] (VD , R ). – [o. O., ] (VD R ). – [Nürnberg: Wolfgang Huber, ] (VD ZV ). – [München: Hans Schobser, ] (VD R ). – Lübeck: Georg Richolf d. Ä., (VD R ). A: Aderlass-Kalender auf . Ein bisher unbekannter Wiener Einblatt-Druck von Johannes Winterburger. Hg. v. Hans W. Taeuber/ Rudolf Hoffmann. Wien (Faks.). L: Josef Oswald, LThK () Sp. . – De Boor/Newald / () S. , , , . – Franz Josef Worstbrock: Rosinus, S. In: VL Humanismus () Sp. – (mit weiterer Lit.). – Der Briefwechsel des Konrad Celtis. Hg. v. Hans Rupprich. München , Nr. , . – Leo Santifaller: Die Preces primariae Maximilians I. Auf Grund der maximilianischen Registerbücher des Wiener Haus-, Hofund Staatsarchives. In: FS zur Feier des zweihundertjährigen Bestandes des Haus-, Hof- und Staatsarch. Bd. . Hg. v. dems. Wien , S. –, hier S. . – Hubert Jedin: Gesch. des Konzils von Trient. Bd. . Freiburg i. Br. , S. , . – Eduard Gebele: S. R. In: Lebensbilder aus dem bayerischen Schwaben. Bd. . Hg. v. Götz von Pölnitz. München , S. –. – Acta reformationis catholicae Ecclesiam Germaniae concernentia saeculi XVI. Bd. . Hg. v. Georg Pfeilschifter. Regensburg , S. , , – u. ö.; Bd. , ebd. , S. –, f., , f. u. ö. – Josef Wodka: Die Inhaber der Pfarre Krems. In: Jahre Pfarre Krems. Bearb. v. Harry Kühnel. Krems , S. –, hier S. –. – J. Oswald: Zur Gesch. des Humanismus in Passau und Niederbayern. In: Ostbair. Grenzmarken () S. –, hier S. –. – Gundolf Keil u. a.: Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. f. – Walter Goldinger: Das Domkapitel zu St. Stephan in der Humanistenzeit. In: Jb. des Ver. für Gesch. der Stadt Wien () S. –, hier S. f. – Paul Uiblein: Die Akten der Theologischen Fakultät der Univ. Wien. Bd. . Wien , S. ; Bd. ,
. Hälfte . Jh. ebd. , S. f. – Helmuth Grössing: Humanistische Naturwiss. Zur Gesch. der Wiener mathematischen Schulen des . und . Jh. BadenBaden , S. f., . – Hermann J. Hallauer: Auf den Spuren eines Autographs von Predigten und Werken des Nikolaus von Kues aus der Brixener Zeit. Eine Erg. zu MFCG , S. – und MFCG , S. –. In: Nikolaus von Kues als Kanonist und Rechtshistoriker. Hg. v. Klaus Kremer/Klaus Reinhardt. Trier , S. –. – Johannes Reuchlin: Briefwechsel. Hg. Heidelberger Akad. der Wiss. Red. Matthias Dall’Asta u. a. Stuttgart-Bad Cannstatt , S. f. u. ö. MM Wyß, Hans. – Übersetzer eines astronomischen Traktats, um . W. ist als «Meister Hanns wyß» nur in einer elsässischen Handschrift nachweisbar. Sein Werdegang ist unbekannt. Die Forschung vermutet ein Studium W.s an einer Artistenfakultät. Er könnte dann im Oberelsass gelebt haben. Zu Beginn des . Jh. übersetzte W. die Schrift Decem tractatus astronomiae (auch Liber astronomicus, . Jh.) von Guido → Bonatti in die dt. Sprache. Auftraggeber war der Vogt von Ensisheim, Morand von Wattweiler (auch Morand de Wattwiller). W.s Übersetzung umfasste ursprünglich Seiten in zwei Bänden, von denen jedoch nur der erste, fertiggestellte Codex erhalten ist. W. vergrößerte durch Vorreden und andere Zusätze den Umfang der Schrift gegenüber der Vorlage stark. Die Handschrift enthält außerdem zahlreiche Zeichnungen von Tierkreiszeichen und Planetengöttern. Das Verhältnis von W.s Übertragung zu den Bonatti-Drucken von (GW ) und ist ungeklärt. Möglicherweise benutzte W. den lat. Druck von als Vorlage. Seine Übersetzung könnte wiederum auf den dt. Druck von gewirkt haben. Ü: Wien, ÖNB, cod. , S. – (Pap., , elsässisch; erster Bd. der von Heinrich Leon geschriebenen, ursprünglich zweibändigen Ausg.). – Vgl. Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . München , S. – (Nr. ..). L: Gundolf Keil, VL () Sp. f.; () Sp. . – Ernst Zinner: Verz. der astronomischen Hss. des dt. Kulturgebietes. München , Nr. . – Alberto Martino: Die italienische Lit. im dt. Sprachraum. Ergänzungen und Berichtigungen zu Frank-Rutger Hausmanns Bibliogr. Amsterdam u. a. , S. f. –
Wyß Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . MM Neper. – Verfassername für eine satirische Prognostik, frühes . Jh. Es ist unbekannt, wer sich hinter dem Pseudonym «Docktor neper» verbirgt, das sich auf dem Titelblatt einer in Augsburg gedruckten «Practica» be ndet. Die Spottvorhersage umfasst Paragraphen, in denen ohne stringentes Ordnungsprinzip unsinnige Prognosen aneinandergereiht werden. Der unbekannte N. zählt zur im frühen . Jh. wachsenden Gegnerschaft der Astrologie im Allgemeinen und von Prognostiken im Besonderen. Einen erkennbar mindernden Einuss auf die orierende Produktion astrologischer Praktiken haben die Skeptiker aber nicht ausüben können. Zuvor hatte bereits Hans → Folz in seiner Nürnberger Offizin eine Almanachparodie aufgelegt (GW ); vgl. auch Johannes → Roßschwanz. D: Zwei Quartbll. (Titel und vier bedruckte Seiten), [Augsburg: Erhard Oeglin ] (VD N , Digitalisat unter www.digitale-sammlungen.de). Titel: «Practica auff dis iar durch den hoch beremtˉe docktor neper / Wonhaft jm tüeffenn tal am zotenberg der hochen sch˚ul z˚u schlickingenn in der laim gr˚ub nach warem laff des mans vnnd der frawen wen sy selten ains sind wan so das Hauß brint so werens baide genen dauß»; mit Titelholzschnitt (Gelehrter mit Astrolab). Die Zuweisung des Textes an den schottischen Mathematiker John Napier (–, latinisiert: Neper) in älteren Katalogen ist schon allein aus chronologischen Gründen hinfällig. L: Francis B. Brevart, VL () Sp. f. – Gustav Hellmann: Beitr. zur Gesch. der Meteorologie. Bd. (Veröff. des Preussischen Meteorologischen Inst. ). Berlin , S. f. – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. ., unveränd. Au . der Erstau . von mit einem Nachtrag von Nummern. Stuttgart , S. , (Nr. ). – Silvia P ster: Parodien astrologisch-prophetischen Schrifttums –. Textformen – Entstehung – Vermittlung – Funktion (Saecula spiritalia ). Baden-Baden , Reg. VZ
Oberling Roßschwanz, Johannes (auch: Roszschwantz, fälschlich auch: Roßschwarz). – Verfassername für eine satirische Prognostik auf das Jahr . Die Spottvorhersage, deren unbekannter Autor das Scherzpseudonym «Doctor Johannis Roszschwantz von Langen Lederbach» gewählt hat, umfasst kurze Paragraphen. Das «xxi. capittel» bietet eine Spezialprognostik für die «Eidgenossen», weswegen wahrscheinlich ist, dass der alemannische Druck der Prognostik in der Schweiz aufgelegt wurde. In den übrigen Abschnitten werden nach einer derbkomischen Vorrede die «herren», «fürsten», Kleriker, Studenten, Frauen usw. mit parodistischen Vorhersagen bedacht. Außerdem berücksichtigt R.s Practica das Gedeihen von Feldfrüchten, Gemüse und «steinobs», die Aussichten für Wein und Bier oder die Verläufe von Krankheiten oder Kriegen. Der anonyme Parodist zählt zur im frühen . Jh. wachsenden Gegnerschaft der Astrologie im Allgemeinen und der Prognostiken im Besonderen. Zuvor hatte bereits Hans → Folz in seiner Nürnberger Offizin eine Almanachparodie aufgelegt (GW ; vgl. auch → Neper). Die Spottpraktik R.s hat eine bemerkenswerte Wirkungsgeschichte. Unmittelbar nach deren Erscheinen hat der Sindel nger Humanist Jakob Henrichmann eine lat. Bearbeitung herausgebracht, die mit nur geringfügigen Streichungen und Ergänzungen inhaltlich kaum von ihrer volkssprachigen Vorlage abweicht. Diese lat. Fassung ist in Rückübersetzung Bestandteil der dt. Ausgabe der Fazetien Heinrich Bebels von geworden und wirkte hierüber bis zu Johann Fischarts Aller Practik Großmutter (Erstdruck [VD F ]). Unabhägig davon sind Auszüge aus der R.-Praktik in das Fassnachtsspil von Astrology und Warsagen integriert worden, das im schweizerischen Freiburg uraufgeführt wurde. D: Quartbll. o. O., Drucker und J. [um /]. Titel: «Ein new abˉetürlich Practica Doctor Johannis Roszschwantz von Langen Lederbach do man die alten laternen pletzt. Vff dis künfftig jar. M. v. vnd ix. Practiciert in der hohen sch˚ul zu Monte aschkon, do ds dreck iss mer hangt nach rechtem lauff der gantzˉe wyten welt». Exemplar: olim Berlin, SBB, Yz (Kriegsverlust). – Lat. Bearbeitung Henrichmanns: «Prognostica alioquin barbare practica nuncupata». Straßburg: Johann Grüninger, (VD H ). – Bebels Fazetien dt.: «FACETIAE Henrici Bebelij [...] Sampt einer angehenckten Practica
. Hälfte . Jh. e
vnd Vorzeichen zukunfftiger ding so bis auff den e Jungstˉe Tag vnder den Menschen gemein seyn werde. Durch Jacobus Henrichmannum von Sindel ngen». Frankfurt/M.: Peter Schmidt, (VD B ). – Nachdr. auch u. d. T. «Die Geschwˉeck Henrici Bebelij». (VD B , B , ZV ). A: Baechtold (s. Lit.) S. –. L: Jacob Baechtold: Quellen zu aller ‹Praktik Großmutter›. In: Vierteljahrschr. für Litteraturgesch. () S. –. – Adolf Hauffen: Fischart-Stud. In: Euph. () S. –, –, hier S. f. – Gerhard Eis: R., J. In: Ders./Gundolf Keil: Nachträge zum VL (). In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. . – Jan Knopf: Die dt. Kalendergesch. Ein Arbeitsbuch. Frankfurt/M. , S. . – Silvia P ster: Parodien astrologisch-prophetischen Schrifttums –. Textformen – Entstehung – Vermittlung – Funktion (Saecvla spiritalia ). BadenBaden , S. f. u. ö. – Heidy GrecoKaufmann: «Zuo der Eere Gottes, vfferbuwung dess mentschen vnd der Statt Lucern lob». Theater und szenische Vorgänge in der Stadt Luzern im SpätMA und in der Frühen Neuzeit. Bde. (Theatrum Helveticum ). Zürich , Bd. , S. –. VZ Oberling, Hanns (auch: Überling). – Verfasser einer Prognostik auf . Nach den Angaben auf dem Titelblatt seiner Prognostik war O. ein Wiener Magister der Artes. Seine Schrift ist in drei dt. Drucken (Practica Teütsch Des künfftigen jars Fünfftzehenhundert vnd viertzehenden) und einer lat. Ausgabe (Judicium magistri Johannis Oberling) überliefert. Die jeweils rund zwölf Seiten umfassenden Drucke erschienen in Augsburg, München und Köln. Der Titelholzschnitt zeigt Jupiter, Venus und Cupid. Der eigentliche Text umfasst sieben Kapitel und einen Anhang. Er enthält astrologische Eigenschaften des Jahres , landwirtschaftliche Prognosen, ein Kapitel über kommende Krankheiten sowie politische Vorhersagen zu Kriegen und dem Schicksal einzelner Territorien und Städte. Der Schlussteil bietet Angaben zu den Neu- und Vollmonden des kommenden Jahres. Daneben verfasste O. angeblich auch einen dt. Wandkalender für , der aber als verschollen gilt. D: . Dt. Drucke: Augsburg: Johann → Otmar, (VD O ). – Ebd.: Johann
. Hälfte . Jh. Schönsperger d. Ä., (VD O ). – [München: Hans Schobser ] (VD O ). – . Lat.: Köln: Heinrich von Neuß, (VD ZV ). A: Online-Faks. von VD O : http:// daten.digitale-sammlungen.de/. L: Francis B. Brévart, VL () Sp. f. – Gustav Hellmann: Versuch einer Gesch. der Wettervorhersage im XVI. Jh. Berlin , S. . – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. Stuttgart , S. (Nr. ). MM Seitz, Alexander (auch: Seytz, Sitz, Sytz), * um Marbach am Neckar, † um . – Mediziner, Schriftsteller. S. studierte Medizin und Theologie, zunächst – in Tübingen (u. a. bei Gabriel → Biel), später in Rom und Padua. Er praktizierte dann als Arzt in Marbach und Wildbad (Kreis Calw). beteiligte er sich am Aufstand des «Armen Konrad» gegen den württembergischen Herzog Ulrich († ). Da S. einer der örtlichen Rädelsführer war und mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen musste, oh er in die Schweiz, aus der er ausgewiesen wurde. Er praktizierte dann in Bayern und war – Stadtarzt von München. Wegen seiner Kritik an der Behandlungspraxis bayerischer Ärzte wurde er allerdings entlassen. Später hielt sich S. in Reutlingen auf, musste die Stadt jedoch verlassen; er ging nach Zürich, wo er ebenfalls ausgewiesen wurde. S. verbrachte mehrere Jahre in Basel und ist schließlich im pfälzischen Landau nachgewiesen. Sein Schicksal nach ist unbekannt. S. verfasste mehrere dt. und lat. Werke, die meist gedruckt vorliegen und ein breites Spektrum an Themen abdecken. Als älteste bekannte Schrift S.s gilt Monucleus aureus ac artis grammatices libellus (um ), eine lat. Grammatik im Geist des Humanismus. S.s medizinische Abhandlung Ein nutzlich regiment vuider die bosen frantzosen [...] () zählt zu den frühesten deutschsprachigen Schriften über die Syphilis. S.s politische Auffassungen prägen die dt. Traumallegorie Ein schoner tractat darjnnen begriffen ist Die art vnnd vrsach des Traümes [...] (). Äußerlich handelt es sich um eine Abhandlung über Träume, ihre Ursachen und Auslegungen. Tatsächlich wendet sie sich gegen das als Unrechtsherrschaft empfundene Regiment Herzog Ulrichs.
Seitz Unter anderem kontrastiert S. im Text Idealherrscher und Tyrann und entwickelt die Vision einer friedlichen und gerechten Gesellschaft. Zu S.s medizinischen Werken zählen eine Abhandlung über badische Wildbäder (Menschlichs lebens art vnd vrsprung [...], ), die Aderlasstexte Ain schoener nützlicher tractat von aderlassen [...] () und Von aderlassen Wem es nütz oder schad sey mit allen vmbstenden [...] (), außerdem Ain schoner Tractat von dem Saturnischen gschoß der Pestilentz [...] (), eine Pestschrift mit sozialkritischen Elementen. Für Aufsehen sorgte die anonym erschienene, aber heute S. zugeschriebene Prophetie Ain Warnung des Sündt uss oder erschrockenlichen wassers [...] (). Der Text deutet im Jahr in Wien beobachtete Wunderzeichen, warnt vor neuen politischen Unruhen und kündigt für eine Sint ut an. Diese Vorhersage verbreitete S. nach Vermutung der Forschung auch einem umfangreicheren Traktat und Einblattdrucken, die jedoch als verloren gelten. S.s entsprechende Publikationen wurden von seinem Zeitgenossen Johann Carion († ) kritisiert. S.s lat. Declamatio in laudem artis medicae [...] () bietet ein Lob der Medizin, der hier göttliche Legitimation zugesprochen wird. Der Text enthält auch reformatorische Elemente, etwa eine Kritik am Zölibat. S.s Auseinandersetzung mit der Reformation wird auch durch sechs Entwürfe aus den Jahren bis belegt, die nur als Handschriften erhalten sind. Darin setzt sich S. u. a. mit zeitgenössischen Tendenzen der Reformation auseinander. Die wohl einzige Dichtung S.s ist Ein Tragedi Das ist ein Spile seines anfangs voller freuden aber mit seer leydigem ausgang [...] (), ein sozialkritisch-reformatorisches Drama in dt. Reimpaarversen. entstand eine nur handschriftlich erhaltene Abhandlung über die politischen, sozialen und religiösen Zustände in Deutschland, Das truncken schwert gottes. Kennzeichen von S.s Schriften ist insgesamt ihre kritische Haltung, vor allem gegenüber politischen, religiösen, aber auch medizinischen Autoritäten und Institutionen. Die Texte sind Ausdruck der auf Reformen zielenden Weltanschauung ihres Verfassers. Ü: Basel, Staatsarch., KirchenAkten A (früher St. B). – Der Band versammelt u. a. autographe Briefe und Texte S.s. – Vgl. die Informationen mit Edition der Materialien bei Ukena – (s. Ausg.).
Tengler D: Hier jeweils die Erstdrucke: Monucleus aureus ac artis grammatices libellus. [Reutlingen: Michael Greyff, um ] (GW M). – Ein nutzlich regiment vuider die bosen frantzosen [...]. Pforzheim: [Thomas Anshelm], (VD S f.). – Ein schoner tractat darjnnen begriffen ist Die art vnnd vrsach des Traümes [...]. Landshut: [Johann Weißenburger], (VD S ). – Menschlichs lebens art vnd vrsprung [...]. Basel: Adam Petri, (VD S ). – Dem Fursichtigen Ersamen vnd weysen Burgermaister vnd Ratte der loblichen Statt München/ ain schoener nützlicher tractat von aderlassen [...]. Landshut: [Johann Weißenburger], (VD S ). – Ain Warnung des Sündt uss oder erschrockenlichen wassers [...]. [Augsburg: Erhard Oeglin, ] (VD S ; mehrere Neuau .). – Ain schoner Tractat von dem Saturnischen gschoß der Pestilentz [...]. [Augsburg: Silvan Otmar], (VD S ). – Declamatio in laudem artis medicae [...]. Basel: [Heinrich Petri], (VD ZV ). – Von aderlassen Wem es nütz oder schad sey mit allen vmbstenden [...]. Nürnberg: Johann Petreius, (VD S ). – Ein Tragedi Das ist ein Spile seines anfangs voller freuden aber mit seer leydigem ausgang [...]. Straßburg: Georg Messerschmidt, (VD S ). – Vgl. GW (online). – VD. A: Sämtliche Schr. Hg. v. Peter Ukena. Bde. Berlin –. – Online-Faks. von VD S : http://daten.digitale-sammlungen.de/. – Online-Faks. von VD S , VD S , VD S , VD S , VD S und VD S : http://reader.digitale-sammlungen. de/. L: Johannes Bolte, ADB () S. –. – De Boor/Newald / () S. . – P. Ukena, Killy () S. . – Albert Moll: Doktor A. S. aus Marbach und seine Schr. über die Lustseuche vom Jahr . Stuttgart . – Johannes Bolte: Eine protestantische Moralität von A. S. In: ZfdPh () S. –. – Karl Schottenloher: Dr. A. S. und seine Schr. Ein Kleinbild aus dem Münchner Ärzteleben des . Jh. München . – P. Ukena: A. S. Unters. und ausgewählte Schr. Diss. Berlin . – Ders.: Eine lat. Grammatik von A. S. aus der Offizin Michael Greyffs in Reutlingen. In: Daphnis () S. –. – P. Ukena: Solutus cum soluta. A. S.’ Thesen über die Notwendigkeit des Geschlechtsverkehrs zwischen Unverheirateten. In: Fachprosa-Studien. Beitr. zur ma. Wiss.- und Geistesgesch. Hg. v. Gundolf Keil
. Hälfte . Jh. u. a. Berlin , S. –. – Wolfgang F. Michael: Das dt. Drama der Reformationszeit. Bern u. a. , S. – u. ö. – Klaus Speckenbach: Aufruf zum Widerstand. Agitation gegen Herzog Ulrich von Württemberg in dem Traumtraktat von A. S. In: Sprache und Recht. Beitr. zur Kulturgesch. des MA. FS Ruth Schmidt-Wiegand. Hg. v. Karl Hauck/Karl A. Kroeschell. Berlin/New York , S. –. – Heike Talkenberger: Sint ut. Prophetie und Zeitgeschehen in Texten und Holzschnitten astrologischer Flugschr. –. Tübingen , S. –, – u. ö. – Andreas Schmauder: Württemberg im Aufstand. Der Arme Konrad . Ein Beitr. zum bäuerlichen und städtischen Widerstand im Alten Reich und zum Territorialisierungsprozeß im Herzogtum Württemberg an der Wende zur frühen Neuzeit. LeinfeldenEchterdingen , S. , u. ö. – Gisela Möncke: Die ‹Declamatio in laudem artis medicae› von A. S. Ein unbekannter Basler Druck. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Robin B. Barnes: A. S. and the Medical Calling. Physic, Faith and Reform. In: Ideas and Cultural Margins in Early Modern Germany. FS H. C. Erik Midelfort. Hg. v. Marjorie Elizabeth Plummer u. a. Farnham u. a. , S. –. – Claire Gantet: Der Traum in der Frühen Neuzeit. Ansätze zu einer kulturellen Wissenschaftsgesch. Berlin/New York , S. –. – Jonathan Green: Printing and Prophecy. Prognostication and Media Change –. Ann Arbor , S. f., f. u. ö. MM Tengler, Ulrich (auch: Tenngler; U. von Heidenheim), * um Rottenacker bei Ehingen (Donau), † um Hochstädt bei Dillingen a. d. Donau. – Verfasser des populären Rechtsbuchs Laienspiegel. Laut dem anonymen Nachruf Epitaphium Ulrici Tenngler (München, BSB, Clm , r–r) besuchte T. als Kind die städtische Lateinschule in Ehingen und führte bis zu seinem . Lebensjahr, in welchem er in die Blaubeurer Stiftsschule aufgenommen wurde, das Leben eines wandernden Scholars. Um / wirkte er als Gerichtsschreiber in Heidenheim a. d. Brenz. urkundet er ebendort als Kastenschreiber. wechselte T. in das Nördlinger Stadtschreiberamt. Hier dürfte er maßgebliche juristische Erfahrungen gesammelt haben, da während seiner Amtszeit der Nördlinger
. Hälfte . Jh. Rat eine rege Aktivität in der Rechtssetzung entfaltete. In Nördlingen erwarb T. die Bürgerrechte und wurde zum Stadtschreiber auf Lebenszeit ernannt. Trotzdem kehrte er oder nach Heidenheim zurück, wo er das Amt des Kastners antrat. Um wurde T. zum Landvogt in Graisbach bei Donauwörth ernannt. wechselte er auf die Position des Landvogts im Amt Höchstädt a. d. Donau, wo er vermutlich auch diplomatische Tätigkeiten versah. Der Laienspiegel (L.) wurde in zwei unterschiedlichen Versionen und in aufwendigen Originalausgaben in Augsburg von Johann Rynmann herausgebracht. T. selbst hatte sich an den weithin bekannten Verleger gewandt. Sebastian → Brant steuerte eine dt. Prosavorrede sowie eine Widmungsdichtung in Reimpaaren bei und Jakob → Locher eine lat. Prosavorrede nebst einem Epigramm. Bereits hatte Locher der Ausgabe seines Carmen heroicum de partu monstrifero in oppido Rhain zwei Gedichte an T. beigegeben (GW M). Brants Widmungstexte sind wahrscheinlich reine Auftragsarbeiten und dürften von Locher vermittelt worden sein, der in Basel bei Brant studiert hatte. Der L. zählt zu den bedeutendsten dt. Rechtsbüchern der frühen Neuzeit. Im Titel des Druckwerks wird T. als Verfasser zwar nicht angeführt, dafür aber in allen Vorreden namentlich apostrophiert. Im L. ist T. darum bemüht, die für die zeitgenössischen juristischen Laienpraktiker relevanten Rechtsbereiche in einem umfassenden dt. Rechtsbuch zu bündeln und die versammelten «ordnungen und satzungen» auf die alltägliche zivilund strafrechtliche Amtsp ege abzustimmen. Er verschmilzt rezipiertes römisch-kanonisches Recht mit dem einheimischen und lässt auch seine eigenen langjährigen rechtspraktischen Erfahrungen ein ießen. Resultat ist ein allgemeinverständliches volkssprachiges Kompilat von pragmatisch ausgerichteten Rechtstexten, das für die Rezeption des römischen Rechts durch Laiengerichte von herausragender Bedeutung war. Sebastian Brant hebt in seiner Vorrede die «schlechte ainfaltigkeit» des Buchs hervor und verweist damit auf T.s Verzicht auf rhetorische Ausschmückung. Zugunsten des Textverständnisses und geprägt von kanzleisprachlichen Konventionen p egt T. einen pragmatisch ausgerichteten sachlichen Schreibstil. Als Handbuch und zum Teil auch als Lehrbuch konzipiert, wurde der L. in diesen Funktionen nachweislich
Tengler in städtischen und kösterlichen Verwaltungen im süddt. Raum benutzt. Der Text des L. ist in drei Hauptsegmente gegliedert, worin er dem Vorbild des Speculum iuris des Wilhelm → Durandus folgt. Der «Erst tail» versammelt Material zu «bürgerliche[n] sachen» und deckt damit primär denjenigen Bereich ab, der heute als öffentliches Recht de niert wird (Gerichtswesen, Gemeinde- und Privatrecht, polizeiliches Ordnungsrecht, Handel und Gewerbe). Der «Ander tail» widmet sich dem zivilen Prozessrecht und bietet dabei zahlreiche Formulare zu zivilrechtlichen Klagen. Am Ende dieses Abschnitts ndet sich als literarischer Zusatz «Ain kurcz gedichter process verteütschet». Bei diesem Weltgerichtsprozess handelt es sich um eine freie Bearbeitung des gedruckt sehr geläu gen Processus Sathanae contra genus humanum, der dem italienischen Juristen Bartolus de Saxoferrata († ) nicht ohne Widerspruch in der Forschung zugeschrieben wird. Den Satansprozesstext, der vor allem als Mustersammlung für römisch-kanonische Gerichtsverfahren rezipiert wurde, ergänzt T. um den von Bartolus abhängigen Belial des → Jacobus de Theramo. Das dritte Buch behandelt das Strafprozessrecht und materielle Strafrecht. Von zentraler Bedeutung ist hierbei das Inquisitionsverfahren, dem für die Verfolgung schwerer Straftaten der Vorzug gegenüber dem älteren Akkusationsverfahren eingeräumt wird. Dabei sieht T. auch die Folter als Mittel der Wahrheits ndung vor, wobei er deren Einsatz an strenge Voraussetzungen knüpft. Ein lat. Carmen dycolon Tetrastrophon in libelli nem und die dt. «Layenspiegels sprüch» schließen das Gesamtwerk ab. Während für das Carmen trotz eines Akrostichons die Verfasserschaft T.s eher unwahrscheinlich ist, dürften die mitunter holprigen Reimpaarverse der dt. Schlussrede von T. selbst verfasst worden sein, der sich offenbar an Brant zu orientieren versucht. In den «sprüch» lässt T. den personi zierten «Layenspiegel» mit einer direkten Wendung an die Rezipienten («richter», «ambtmann», «radtman», «anwaldt», «verwalter», «notari» etc.) auftreten. Das konzeptuelle Vorbild des L.s dürfte der Klagspiegel des Conrad Heyden (um ) gewesen sein, auf den T. auch anspielt («teutschs püchlin auß den kaiserlichen rechten von mangerley clagformen»). Das Speculum des Durandus ist eine weitere wichtige inhaltliche Quelle, die in zahlreichen
Tengler Allegationen genannt wird. In weiteren Randglossen wird auf Bartolus, Johannes → Andreae oder Johannes Petrus de Ferrariis verwiesen, was nicht bedeuten muss, dass T. alle dort genannten Autoren auch direkt rezipiert hat. Er könnte die Angaben aus Allegationen in anderen, womöglich volkssprachigen Kompilaten übernommen haben. Der Ordo iudicaris des Andreae lag zudem schon seit dem späten . Jh. in dt. Übersetzung vor. Für den «drit tail» des L. stellt die Bambergische Halsgerichtsordnung von (→ Johann von Schwarzenberg) eine wichtige Vorlage dar. Ferner dürfte T. auf die zeitgenössisch kursierenden juristischen Formelbücher zurückgegriffen haben. Eine Benutzung des → Schwabenspiegels gilt in jüngster Zeit als zweifelhaft und die der → Magdeburger Fragen als widerlegt. publizierte Rynmann einen Neü Layenspiegel. Äußerer Anlass der Zweitausgabe dürfte ein in Straßburg erschienener nicht legitimierter Nachdruck des L. von Matthias Hupfuff gewesen sein, der deutlich schlichter gestaltet war und höchstwahrscheinlich günstiger angeboten wurde. Der Neü Layenspiegel weist beträchtliche Erweiterungen auf und wird von der Forschung in der Regel als Referenzausgabe angesehen. Allerdings wird das zusätzliche Volumen vor allem durch die unredigierte Übernahme von Reichsgesetzen erzeugt: → Goldene Bulle, → Reformatio Frederici, Wormser Landfrieden () und die Augsburger Landfriedenserklärung (). Hinzu kommen weitere unkritische Übernahmen von anderen Autoren und zusätzliche Vor- und Schlussreden (wobei das Carmen dycolon Tetrastrophon allerdings weggefallen ist). Außerdem hat T. für ein Kapitel zu «kätzerey warsagen schwartzer kunst zaubery vnholden etc.» (Bl. LxLv–Lxlvr) den Malleus male carum des Heinrich → Institoris herangezogen. Im Fließtext und in den Allegationen bezieht sich T. explizit auf den Malleus und nennt auch das Erscheinungsjahr der benutzten Ausgabe (). Die Eigenständigkeit der Darstellung T.s legt aber nahe, dass er auch aus zusätzlichen Quellen geschöpft hat, wobei seine Auslassungen zur Hexenfrage fanatisch anmuten. Aufgrund der weiten Verbreitung des L.s gerade unter Rechtspraktikern dürfte T. die Hexenverfolgung zumindest im . Jh. maßgeblich befördert haben. Außerdem hat T. die Abschnitte zu «w˚ucher» und zu den Juden um drei Zusatzkapitel (Bl. lxviv–lxixr) erweitert, welche die antisemitischen Positionen der Erstausgabe zu einer auch nach zeitgenössischen Maßstäben gehässigen
. Hälfte . Jh. Judenfeindschaft steigern. Und schließlich wurde im Neü Layenspiegel als Ergänzung zum Satansprozess am Ende des zweiten Teils auch ein Weltgerichtsspiel in Reimpaarversen als Abschluss des dritten Teils aufgenommen. Es beruht auf einer nicht ermittelten alemannischen Vorlage und weist Parallelen zum → Münchner Weltgerichtsspiel auf. Über fünfzehn Ausgaben des L. bis belegen die Popularität des Rechtsbuches im . Jh. Die zahlreichen erhaltenen Exemplare sind Ausweis der hohen Au agen, die T.s Kompendium dabei erzielte. Vom Erfolg des L. beeindruckt, brachte Sebastian Brant auch den Klagspiegel neu heraus (VD B ). Beide Rechtsbücher gemeinsam prägten die pragmatische dt. Rechtsliteratur bis in die zweite Hälfte des . Jh. und blieben nicht ohne Nachahmer, darunter der Pforzheimer Stadtschreiber Alexander Hugen (Rethorica und Formulare teütsch, Erstdruck [VD H ]) und Justin Göbler (Gerichtlicher Proceß und Der Rechten Spiegel, Erstdrucke [VD G ] und [VD G ]). D: Erstdruck: «Laÿen Spiegel Von rechtmässigen ordnungen in Burgerlichen vnd peinlichen regimenten». Augsburg: Johann Otmar für J. Rynmann, (VD T ); mit großformatigen Holzschnitten und einigen kleineren Illustrationen des nicht identi zierten Monogrammisten H. F. (nicht identisch mit Hans Lützelburger genannt Frank). – Nachdr. dieser Ausg.: Straßburg: Hupfuff, und (VD T und ; die er Ausg. erschien nach dem Augsburger Erstdr. des Neü Layenspiegel); mit engeren Lettern sowie nachgeschnittenen respektive eigenen älteren Holzschnitten. – Neü Layenspiegel: Erstdr.: Augsburg: J. Otmar für J. Rynmann, ; Nachdr. und (VD T f., ZV ); mit fünf neuen Schnitten des renommierten Nürnberger Malers und Formschneiders Hans Schäufelein. – Nachdr. des Neü Layenspiegel durch Hupfuff: Straßburg, (VD T ). Hupuff ließ die Ausg. ohne Druckerangabe erscheinen, wahrscheinlich wegen eines kaiserlichen Privilegs gegen Nachdruck, auf das sich Rynmann in den Ausgaben von und berufen hatte (und dessen Existenz in der Forsch. aber umstrittenen ist). – Weitere neun Straßburger Ausg. unterschiedlicher Drucker von bis (VD T –). Ab erschienen sämtliche Ausgaben ohne den Processus Sathanae und das Weltgerichtsspiel. – Eine gesonderte Ausg. des Weltgerichtsspiels und der für den
. Hälfte . Jh. Neü Layenspiegel neu verfassten «Beschluss rede zu allen stennden» erschien in Leipzig bei Wolfgang Stöckel (VD T ). – Zu zahlreichen Digitalisaten s. VD (online). M T: Joseph Hansen: Quellen und Unters. zur Gesch. des Hexenwahns und der Hexenverfolgung im MA. Mit einer Unters. der Gesch. des Wortes Hexe von Johannes Franck (Hist. Bibl. a). Bonn (Nachdr. Hildesheim ) S. – (Auszüge aus den KetzereiAbschnitten). – Wolfgang Schmitz: Der Teufelsprozess vor dem Weltgericht – nach U. Tennglers ‹Neuer Layenspiegel› von (Ausgabe von ). Köln (Faks.-Ausg. mit moderner Übersetzung). – Thomas Wilhelmi: Sebastian Brant – kleine Texte, Bd. / (Arbeiten und Editionen zur mittleren dt. Lit. NF , /). Stuttgart , S. – (Nr. f.; Brants Vorreden). L: August von Eisenhart, ADB () S. –. – Bernhard Köhler, HRG () Sp. –. – Albrecht Cordes: L. In: LexMA () Sp. f. – Erich Kleinschmidt, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. , , , . – Andreas Roth/Red., Killy () S. f. – Andreas Deutsch: L. In: HRG Lfg. () Sp. –. – Roderich Stintzing: Gesch. der populären Lit. des römisch-kanonischen Rechts am Ende des fünfzehnten und im Anfang des sechszehnten Jh. Leipzig (Nachdr. Aalen ) S. –. – Ders.: Gesch. der dt. Rechtswiss. Bd. (Gesch. der Wiss. in Deutschland /). München/Leipzig , S. –, f. – Sigmund Riezler: Gesch. der Hexenprozesse in Bayern im Lichte der allgemeinen Entwicklung dargestellt. Stuttgart (Nachdr. ) S. –. – Ludwig Oblinger: U. T., Landvogt zu Höchstädt, der Verfasser des ‹Layenspiegels›. In: Jb. des Hist. Ver. Dillingen an der Donau () S. –. – Rudolf Klee: Das mhd. Spiel vom jüngsten Tage. Diss. Marburg . – Karl Reuschel: Die dt. Weltgerichtsspiele des MA und der Reformationszeit. Eine literarhist. Unters. Nebst dem Abdruck des Luzerner ‹Antichrist› von . Leipzig . – E. Kleinschmidt: Das ‹Epitaphium Ulrici Tenngler›, ein unbekannter Nachruf auf den Verfasser des ‹L.s› von . In: Daphnis () S. –. – Schmitz (s. Ausg.) Einleitung. – Norbert H. Ott: Rechtspraxis und Heilsgesch. Zu Überl., Ikonographie und Gebrauchssituation des dt. ‹Belial› (MTU ). Zürich/München , S. . – Hans Burkard Meyer:
Tengler U. T. In: Gelehrtes Schwaben. Wissenschaftler aus und in Bayerisch-Schwaben vom MA bis ins . Jh. Bearb. v. Marianne Danckward (Austellungskat. UB Augsburg). Augsburg , S. f. – Joachim Knape: Dichtung, Recht und Freiheit. Stud. zu Leben und Werk Sebastian Brants – (Saecvla spiritalia ). Baden-Baden , S. –. – Ursula Schulze: «Das des jungsten Gerichts Einbildungen nutzlich sein». Zur Adaption eines Weltgerichtsspiels in U. T.s ‹L.›. In: Daphnis () S. –. – Wolfgang Behringer: Hexenverfolgung in Bayern. Volksmagie, Glaubenseifer und Staatsräson in der frühen Neuzeit. ., verb. und um ein Nachw. erg. Au . München , S. , , , . – A. Deutsch: Der ‹Klagspiegel› und sein Autor Conrad Heyden. Ein Rechtsbuch des . Jh. als Wegbereiter der Rezeption (Forschungen zur dt. Rechtsgesch. ). Köln u. a. , bes. S. –. – U. Schulze: Textallianzen in U. T.s ‹L.›. In: Textsortentypologien und Textallianzen von der Mitte des . bis zur Mitte des . Jh. Hg. v. Franz Simmler (Berliner sprachwissenschaftliche Stud. ). Berlin , S. –. – Carmen Cardelle de Hartmann: Lat. Dialoge –. Literarhist. Stud. und Repertorium (Mlat. Stud. und Texte). Leiden , S. , f. – A. Deutsch: Die ‹Rethorica und Formulare teütsch› des Pforzheimer Stadtschreibers Alexander Hugen – ein juristischer Bestseller des . Jh. In: Neue Beitr. zur Pforzheimer Stadtgesch. () S. –. – Bernhard Pahlmann: U. T. In: Dt. und Europäische Juristen aus neun Jh. Eine biographische Einf. in die Gesch. der Rechtswiss. Hg. v. Gerd Kleinheyer/ Jan Schröder. ., neu bearb. und erw. Au . Heidelberg , S. –. – Hans Göggelmann: Die Stadt Ulm, U. T. und Streitpunkte mit Herzog Georg dem Reichen von Bayern-Landshut in einem Strafverfahren /. Ein Beitr. zu Jahre T.s ‹L.› (). In: Ulm und Oberschwaben () S. –. – Gianna Burret: Der Inquisitionsprozess im ‹L.› des U. T. Rezeption des gelehrten Rechts in der städtischen Rechtspraxis (Forschungen zur dt. Rechtsgesch. ). Köln . – A. Deutsch: ‹Klagspiegel› und ‹L.›. Sebastian Brants Beitr. zum Ruhm zweier Rechtsbücher. In: Sebastian Brant und die Kommunikationskultur um . Hg. v. Klaus Bergdolt u. a. (Wolfenbütteler Abh. zur Renaissanceforschung ). Wiesbaden , S. –. – A. Deutsch (Hg.): U. T.s L. Ein Rechtsbuch zwischen Humanismus und Hexenwahn (Akademiekonferenzen ). Heidelberg
Dietrich von Pleningen ( Einzelbeitr. und Synopse der verschiedenen ‹L.›-Ausg. [S. –]). – Eva Schumann: «Seltzsame Gerichtshändel». Fiktive Prozesse als Bestandteil der juristischen Praktikerlit. In: Recht und Lit. Hg. v. Hartmut Bleumer (Zs. für Literaturwiss. und Linguistik ). Stuttgart u. a. , S. –. – A. Deutsch: «Das Romisch kaißertumb allain von Gott herkompt». Zur Darstellung irdischer und himmlischer Macht im ‹L.› von . In: Rechtsikonographie geistlicher und weltlicher Macht. Hg. v. Andrzej Gulczynski (Signa Ivris ). Halle , S. –. – H. Bleumer: Teu ische Rhetorik vor dem Gericht des Herrn. Verhandlungen zwischen Recht und Lit. am Beispiel von U. T.s ‹L.›. In: Wissen, maßgeschneidert. Experten und Expertenkulturen im Europa der Vormoderne. Hg. v. Björn Reich u. a. (Hist. Zs., Beih. NF ). München , S. –. – E. Schumann: Wissensvermittlung leicht gemacht. Die Vermittlung gelehrten Rechts an ungelehrte Rechtspraktiker am Beispiel der volkssprachigen Teufelsprozesse. In: ebd., S. –. – U. Schulze: Das Münchner Weltgerichtsspiel und U. T.s Büchlein vom Jüngsten Gericht (Relectiones ). Stuttgart . – A. Deutsch: L. In: Hist. Lex. Bayerns (online, Version ..). VZ Dietrich von Pleningen (auch: Plenningen, Plien[n]ingen, Plyninger; Humanistenname: Theodoricus Plinius; Beinamen: zu Schaubeck [ab ], zu Eysenhofen [seit ]), * (?), † .. Augsburg (?); Grablege in der Georgskirche in Kleinbottwar (heute zu Steinheim a. d. Murr). – Frühhumanistischer Antikenübersetzer. D.s Familie stammt ursprünglich aus Plieningen auf den Fildern (heute zu Stuttgart). Im Mai immatrikulierte sich D. gemeinsam mit seinen beiden Brüdern Johannes und Eberhard an der Universität Freiburg i. Br., wo D. Johannes Reuchlin kennenlernte. Zum Rechtsstudium wechselten D. und Johannes nach Pavia. Dort freundeten sie sich mit Rudolf Agricola an, der D. sein begonnenes Hauptwerk De inventione dialectica gewidmet hat. Die beiden Brüder folgten Agricola nach Ferrara, wo D. am .. zum Dr. iur. civ. promoviert wurde. Er kehrte im Sommer desselben Jahres in die dt. Heimat zurück und hielt sich zunächst am Dillinger Hof des Augsburger Bischofs Johann von Werdenberg auf, wo er eine
. Hälfte . Jh. Reinschrift von Agricolas De inventione dialectica anfertigte. wurde D. vom pfälzischen Kurfürsten Philipp (dem Aufrichtigen) an den Heidelberger Hof berufen und zum Rat auf Lebenszeit ernannt. Der kurpfälzische Kanzler Johann von Dalberg etablierte in Heidelberg einen Kreis angesehener Humanisten, dem auch Agricola angehörte. wurde D. auf Betreiben → Maximilians I. an das Königliche Kammergericht abgeordnet und im Folgejahr zum Assessor am Reichskammergericht ernannt (wo Ivo → Wittich und Bernhard → Schöfferlin zu seinen Kollegen zählten, die sich beide auch auf dem Feld der Antikenübersetzung betätigten). Er nahm an Reichstagen teil (Lindau , Worms ) und war in die Reichsreform involviert. als gelehrter Rat des bayerischen Herzogs Albrecht IV. nach München berufen, blieb D. bis an sein Lebensende in bayerischen Diensten und vermittelte als Diplomat u. a. im bayerischen Erbfolgestreit. Kaiser Maximilian schlug ihn zum Ritter und ernannte ihn auf dem Kölner Reichstag zum «kaiserlichen Rat von Haus aus». wurde D. durch Erwerb von Hofmark und des Schlosses Eisenhofen (bei Dachau) bayerischer Landsasse. Im Kon ikt der Landstände mit Herzog Wilhelm IV. von unterstützte D. die Stände und musste in Folge seiner Parteinahme den Hof Wilhelms verlassen. Er wechselte in den Dienst von dessen Bruder Ludwig X. nach Landshut. In die Tagespolitik griff D. nicht mehr ein, wirkte aber signi kant an der Reform der bayerischen Landrechte () und der ober- und niederbayerischen Gerichtsordnung () mit. Vor seinem Übersetzungswerk, mit dem D. erst begonnen hat, plante D. offensichtlich eine Werkausgabe der Schriften Agricolas, die allerdings nicht erschienen ist. Hierauf deutet ein Codex aus D.s erhaltenen Bibliotheksbeständen hin. Er enthält Abschriften von Agricolas gesammelten Werken und stellt offensichtlich eine Druckvorlage dar. Voraus geht eine von Johannes verfasste AgricolaVita. Außerdem hat D. eine rechtshistorisch bedeutsame Sammlung von hoheitlich verliehenen Freiheiten und Privilegien für bayerische Stände, Institutionen und Gemeinden veranlasst, die ihre Entstehung dem ständischen Aufbegehren von verdankt. D. ließ die entsprechenen Urkunden abschreiben und beglaubigen und brachte das mit Vorwort und Registern versehene Konvolut im Herbst in den Druck. Ferner haben sich
. Hälfte . Jh. zum Kon ikt einige Reden und weitere Beiträge D.s erhalten (s. Ausg.). Von den Briefen D.s sind – abgesehen von den Widmungsbriefen der Übersetzungen – nur zwei überkommen (s. Überl./Ausg.). Laut einer Vorlesungsnachschrift von wurde D. von Melanchthon das Lied Gewalt, Gunst, und Gelt herrscht in der Welt zugeschrieben. Der Text muss als verloren und D.s Autorschaft als spekulativ gelten (vgl. Adelmann [] S. , [] S. –). D.s Übersetzungsœuvre stellt das zeitgenössisch umfangreichste in der dt. Antikenübersetzung dar. D. achtete bei seinen Übersetzungen gleichermaßen auf die Treue zum Original wie auf die leichte Zugänglichkeit des dt. Textes. Einen eigenen erkennbaren Sprachstil hat er dabei nicht ausgebildet. Nicht alle Übersetzungen erschienen im Druck und keiner vor , also erst nach D.s Ausscheiden aus der politischen Öffentlichkeit. In den Druckausgaben geben Randglossen zusätzliche Informationen zu Personen oder historischen Begebenheiten. Die Übersetzungen sind im Einzelnen: ) Plinius d. J., Panegyricus Traiani: Seine dt. Fassung der Lobsagung auf Kaiser Trajan hat D. in einer Vorrede dem jungen Wilhelm IV. gewidmet (datiert ..). Den Plinius-Text hat D. als Fürstenspiegel interpretiert und um eine ma. Trajanlegende ergänzt. Außerdem hat D. eine für seine Zeit bemerkenswert differenzierte Interpunktionslehre mit insgesamt sechs Zeichen beigegeben. Eine Abschrift von / enthält zusätzlich eine Widmungsvorrede an den pfälzischen Kurfürsten Friedrich II. den Weisen (..). Dem Druck ist statt dieser eine Widmung an Kaiser Maximilian vorgestellt. – ) Sallust/→ Cicero/Ps. Catilina: Das Corpus, das D. für seinen zweiten Übersetzungsband zusammengestellt hat, umfasst Sallusts De coniuratione Catilinae, Ciceros erste Catilinische Rede, die ersten beiden ps.-catilinischen Repliken auf Cicero sowie Sallusts Bellum Iugurthinum. Die erhaltene autographe Handschrift ist Maximilian gewidmet (..), der Druck zusätzlich Herzog Ludwig X. (..). – ) Lukian/Poggio Bracciolini: Lukians Calumniae non temere credendum kombiniert D. mit der Invectio in delatores des italinischen Humanisten Bracciolini zu einer antidenunziatorischen Hofkritik, die ein direkter Reex auf die negativen Folgen seiner Parteinahme für die Landstände sein dürfte. Textliche Grundlage der Eindeutschung der Calumniae war Agricolas lat. Lukian-Übersetzung. Die Druckausgabe
Dietrich von Pleningen ist Ludwig gewidmet (..). – ) Horaz/Juvenal/Lukian: D. ergänzt zwei Satiren von Horaz (I,) und Juvenal (X) mit dem Gallus des Lukian (wiederum nach Agricolas lat. Fassung). Das volkssprachige Konglomerat über die Unzufriedenheit der Menschen mit ihrer gesellschaftlichen Position und ihrem Entscheidungsvermögen ist in der Druckausgabe dem Würzburger Bischof Lorenz von Bibra gewidmet (..). – ) Moralphilosophische Schriften Senecas: Insgesamt sind Übersetzungen von Texten (Ps.-)Senecas überliefert. Die meisten entstanden , die letzte (Consolatio ad Marciam) . Die Trostung zu Marcia ist die letzte bekannte literarische Arbeit D.s überhaupt und anlässlich des Todes des Kaisers Kunigunde von Österreich gewidmet (..), der Ehefrau Herzog Albrechts IV. von Bayern und Schwester Maximilians. Ü: Landesfreiheiten: Des Loblichen haus vnd furstenthumbs. Obern vnd Nidern Bayren. freiheyten [...]. Landshut: Johann Weißenburger, (VD B ). – Agricola-Textsammlung: Stuttgart, LB, Cod. poet. et phil. ° , Bll. (Perg., /, geschrieben von Johann Pfeutzer, Ergänzungen durch Johannes von Pleningen); darin (Bl. IIr) auch die Abschrift eines Briefes an Johannes mit der Bitte um die Erstellung der Vita und des Sammelbandes. – Autographe Lehenbücher: München, BSB, Cgm , Bll. (Pap., / , Nachträge bis ) und , Bll. (Pap., , Nachträge bis ). – Übersetzungen: ) Plinius d. J., Panegyricus: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A , Bll. (Pap., /, bair.; Autograph); r–v: Vorreden, r–r: Interpunktionslehre, v–r: Trajanlegende, r–v: Panegyricus. – Drucke: «Gay Pliny des andern lobsagung [...] Durch herrn Dietrichen vonn Pleningen zu Schaubegk vnd Eysenhofen ritter vˉn doctor getheutscht». Landshut: Johann Weißenburger, (VD P f.); überarb. Nachdr.: Straßburg: Martin Flach, (VD P ). – ) Sallust/Cicero/Ps. Catilina: Budapest, Széchényi-Nationalbibl., Cod. Germ. (Pap., , bair.; Autograph; Widmungsexemplar für Maximilian [?]). – Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A , Bll. (Pap., /, bair.; Autograph), r–v: De coniuratione Catilinae, r–v: erste Catilinische Rede, r–r: Repliken, v–v: Bellum Iugurthinum. – Druck: «Des hochberompten Latinischen histori schreibers Salustij: zwo schon historien [...]». Landshut: J. Weißenburger, (VD S ). – ) Lukian/
Dietrich von Pleningen Poggio Bracciolini: Druck: «Von Klaffern. Hernachvolgˉe Zway puechlein das ain Lucianus: vnd das ander Poggius beschriben [...]». Landshut: J. Weißenburger, (VD L ). – ) Horaz/Juvenal/ Lukian: «Jn disem buechlein ist begriffen ein anntwort auff zwo fragen [...]». Landshut: J. Weißenburger, (VD L ). – .) Moralphilosophische Schriften Senecas: Darmstadt, ULB, Bll. (Pap., bald nach , ostschwäbisch); die Stücke im Einzelnen: De ira, De clementia, De providentia, De vita beata, De otio, De brevitate vitae, De paupertate (Ps.Seneca), Consolatio ad Marciam, De remediis fortuitorum (Ps.-Seneca), De tranquillitate animi, De constantia sapientis, Liber de moribus (Ps.-Seneca), Proverbia (Ps. Seneca). – Wien, ÖNB, Cod. , Bll. (Pap., /, bair.-österr.); gleiche Reihung der Texte, nur der Liber de moribus und die Proverbia sind vertauscht. – Nur Consolatio ad Marciam: München, BSB, Cgm , Bll. (Pap., , bair.); Digitalisat unter www.digitale-sammlungen.de. – Nur Proverbia: Dessau, LB, Hs. Georg. .°, Bll. (Pap., , bair.). – Druck: Auszüge aus De Ira und dem Liber de moribus: «Hienach volgt ain kurtzer außzuge den ich Dieterich von Pleningen zu Eysenhofen Ritter vnd Doctor vom Seneca gethon hab [...]». Landshut: J. Weißenburger, (VD S ). – Zahlreiche Druckausgaben sind als Digitalisate verfügbar (s. VD ). A: Politische Beiträge von : Franz von Krenner (Hg.): Der Landtag im Herzogthum Baiern. Vom Jahre . Erste, und zweyte Handlung. Aus authentischen Hss. gesammelt. München , S. –, –, f., –, –, –; Auszüge bei Adelmann (, s. Lit.) S. –. – Brief an Reuchlin (..): Adelmann (, s. Lit.) S. f.; dt. Übersetzung: Johannes Reuchlin. Briefwechsel. Leseausg. in dt. Übersetzung von Adelbert Weh, hg. v. Manfred Fuhrmann. Bd. : –. Stuttgart-Bad Cannstatt , S. f. (Nr. ). – Interpunktionslehre: Gerlach (s. Lit.) S. –. – Übersetzungen: Consolatio ad Marciam: Max Siller: D. v. P. ‹Des Senece Trostung zu Marcia›. Eine schwäbische Übersetzung aus dem frühen . Jh. Text, Glossare, Unters. Diss. (masch.) Innsbruck ; Kap. – auch bei Hartfelder (s. Lit.) S. –. L: Theodor Schott, ADB () S. f. – Sigmund Riezler, ADB () S. – (Erg.). – Franziska von Adelmann, NDB () S. f. – Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –. – Martina Backes/Red.,
. Hälfte . Jh. Killy () S. f. – Karl Hartfelder: Dt. Übersetzungen klassischer Schriftsteller aus dem Heidelberger Humanistenkreis (Beilage zum Jb. des Heidelberger Gymnasiums /). Heidelberg , S. –, – (wieder in: Ders.: Stud. zum pfälzischen Humanismus. Zum . Todestag ausgewählt, eingel. und mit einem Reg. hg. v. Wilhelm Kühlmann [Schriftenreihe des KurfürstFriedrich-Gymnasiums Heidelberg ]. Heidelberg , S. –, hier S. –, –). – K. Hartfelder: Unedierte Briefe von Rudolf Agricola. In: FS der Badischen Gymnasien. Gewidmet der Univ. Heidelberg zur Feier ihres jährigen Jubiläums. Karlsruhe , S. – (wieder in: Ders. Stud. zum pfälzischen Humanismus [s. o.] S. –). – Wilhelm Vilmar: Ein Beitr. zur Gesch. der dt. Interpunktion. In: Zs. für den dt. Unterricht () S. –. – Ders.: D. v. P. Ein Übersetzer aus dem Heidelberger Humanistenkreis. Diss. Marburg . – Adolf Schmidt: Mitt. aus dt. hss. der grossherzoglichen hofbibl. zu Darmstadt. In: ZfdPh () S. –, hier S. –. – Henricus E. J. M. van der Velden: Rodolphus Agricola (Roelof Huusman). Een nederlandsch humanist der vijftiende eeuw. Diss. Leiden , S. –, –,–, –, f., f. – Siller (s. Ausg.). – F. J. Worstbrock: Dt. Antikerezeption –. Tl. : Verz. der dt. Übersetzungen antiker Autoren. Mit einer Bibliogr. der Übersetzer (Veröff. zur Humanismusforschung /). Boppard , S. (Reg.). – F. Adelmann: D. v. Plieningen. In: Ludwigsburger Geschichtsbll. () S. –. – Wolfgang Irtenkauf: Das Stundenbuch der Herren von Plieningen. In: ebd. S. –. – Maximilian Lanzinner: Fürst, Räte und Landstände. Die Entstehung der Zentralbehörden in Bayern – (Veröff. des Max-Planck-Inst. für Gesch. ). Göttingen , S. , , –, f. – F. Adelmann: D. v. Plieningen. Humanist und Staatsmann (Schriftenreihe zur Bayerischen Landesgesch. ). München . – Christine Bührlen-Grabinger: Die Herren von Plieningen. Stud. zu ihrer Familien-, Besitzund Sozialgesch. mit Regesten (Veröff. des Arch. der Stadt Stuttgart ). Ost ldern , S.– und Reg. – Fokke Akkerman/A. J. Vanderjagt (Hg.): Rodolphus Agricola Phrisius (–) (Brill’s studies in intellectual history ). Leiden/ New York , Reg. – Annette Gerlach: Das Übersetzungswerk D.s v. P. Zur Rezeption der
. Hälfte . Jh. Antike im dt. Humanismus (Germanistische Arbeiten zu Sprache und Kulturgesch. ). Frankfurt/M. u. a. . – Werner Straube: Die Agricola-Biogr. des Johannes von Plieningen. In: Rudolf Agricola –. Protagonist des nordeuropäischen Humanismus zum . Geburtstag. Hg. v. W. Kühlmann (Memoria). Bern u. a. , S. –. – Erik Leibenguth/Robert Seidel: Die Korrespondenz Agricolas mit den süddt. Humanisten. In: ebd., S. – (s. auch das Reg. des Bandes). – Matthias Dall’Asta/Gerald Dörner (Hg.): Johannes Reuchlin. Briefwechsel. Bde. Stuttgart/Bad Cannstatt –, Reg. VZ Vita Notkeri Balbuli. – Lat. Lebensbeschreibung → Notkers I. von St. Gallen (Notker Balbulus), erste Hälfte . Jh.; dt. Übertragungen frühes . und frühes . Jh. Die Vita des bedeutenden Dichters und Gelehrten dürfte von einem St. Galler Mönch in den er oder er Jahren des . Jh. verfasst worden sein. Vermutlich sollte mit der vorbildlichheiligmäßigen Lebensdarstellung die Einleitung eines Kanonisationsverfahrens veranlasst werden. Um diesem Vorhaben zusätzliches Gewicht zu verleihen, wird Papst → Innozenz III. (–) bemüht, der laut V. N. B. den damaligen St. Galler Abt Ulrich VI. von Sax aufgefordert habe, Notkers Andenken angemessen zu p egen. Damit liefert der Verfasser selbst die Legitimation für seine Arbeit: Die V. N. B. stellt er als Umsetzung der päpstlichen Forderung dar. Seit dem frühen . Jh. gilt ein für den Entstehungszeitraum nicht bezeugter Mönch Ekkehard (V.) als Urheber der anonym tradierten V. N. B. («Ekkehardus minimus/decanus»). Diese Autorangabe könnte eine Analogie zu → Ekkehard IV. von St. Gallen sein, dem Verfasser der Casus sancti Galli. Die Casus wiederum sind die Hauptquelle der V. N. B., die gut zur Hälfte aus Exzerpten aus der Chronik Ekkehards besteht. Dabei bleibt der Bearbeiter so nah am Wortlaut seiner Vorlage, dass die V. N. B. für die Textkritik der Casus von Relevanz ist. Die in Ekkehards Klostergeschichte eher anekdotenhaften Berichte zu Notkers Leben mussten für die idealisierende Lebensbeschreibung in einen hagiographischen Rahmen gestellt werden. Der Anonymus nimmt hierbei für Notker keine Wunder in Anspruch. Grundlage der Heiligmäßigkeit Notkers ist stattdessen seine Christusähnlichkeit, die
Vita Notkeri Balbuli durch strenge Lebensführung, Gebet und Kontemplation erlangt worden sei. Mit biblischen Vergleichen wird dieser primäre Wesenszug Notkers untermauert. Genealogisch wird der Gelehrte zum Neffen Karls des Großen umgearbeitet. Außerdem kommt es zu Vermengungen mit den beiden weiteren berühmten St. Galler Persönlichkeiten mit Namen Notker, indem die Lebenszeit des Balbulus noch in die Regentschaft Ottos I. in die zweite Hälfte des . Jh. verlängert (→ Notker II. von St. Gallen) und ihm sogar die Psalmenübersetzung → Notkers III. zugeschrieben wird. Aus dem authentischen literarischen Werk des Balbulus wird die Sequenzdichtung in besonderem Maße gewürdigt. Da die Casus sancti Galli zu Notkers Leben letztlich nur sporadische Informationen bereitstellen, sah sich der Hagiograph dazu veranlasst, die Stoffknappheit mit ausführlichen Exkursen zur Bedeutung St. Gallens und mit Berichten über Notkers Mitbrüder → Ratpert und → Tuotilo anzureichern. Die erhoffte Wirkung der V. N. B. zur Beförderung der Kanonisation blieb zunächst aus: Notker wurde erst selig (und niemals heilig) gesprochen. Unabhängig davon war die Rezeption der Vita offensichtlich auf St. Gallen und dessen unmittelbare Umgebung beschränkt, wie die Überlieferung und die zwei Übersetzungen nahe legen. Die ältere Übersetzung ist in einer Handschrift von überkommen, die vom St. Galler Mönch Hans Conrad Haller (–) geschrieben wurde. Haller, genannt Obolus, stammte aus Wyl und legte die Profess ab. Entgegen früherer Annahmen gilt Haller heute nurmehr als Schreiber, nicht aber als Übersetzer der Vita. (Außerdem wurde ihm von der älteren Forschung eine dt. Auslegung von → Bonaventuras Lignum Vitae [St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. ] zugeschrieben, bis ältere Textzeugen erwiesen haben, dass es sich bei Hallers eigenhändigem Codex lediglich um eine Abschrift handelt.) Die Vorlage für die Übersetzung der V. N. B. dürfte der St. Galler Cod. (s. Überl.) gewesen sein. Die dt. Fassung bleibt in der Regel eng bei ihrer Vorlage; nur in wenigen Fällen wird der originäre Textbestand zur Veranschaulichung erweitert. Einige Passagen überführt der Übersetzer in die direkte Rede. Die dt. Sprache der «legend» ist meist üssig, aber nicht frei von Latinismen. Die zweite dt. Bearbeitung wurde um von Anton Widenman aus Rapperswil (–) abgeschlossen, der zum Ende seines Wirkens Prediger und Kapellmeister in St. Gallen war. Sie stellt
Zweynick keine wortgetreue Übersetzung der V. N. B. dar, sondern eine freie volkssprachige Nachdichtung in Reimpaarversen. Generall stand die klösterliche Hagiographie im Zentrum von Widenmans Schaffen, der außerdem Viten, Werke und Gesänge von Gallus, Otmar und Wiborada verdeutschte und teils vertonte. Ü: Lat. Vita: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. , S. – (Perg., ./. Jh. und vier eingebundene Lagen des . Jh. [mit der Vita]). – Ebd., Cod. , S. – (Pap., /). – Ebd., Cod. , S. – (Pap., /). – Dt. Fassung : Ebd., Cod. , S. – (Pap., , östliches Hochalemannisch); geschrieben von Hans Conrad Haller. Incipit: «Hie facht an die vorred der legend des hailigen lerer Notkerus mit dem z˚u nˉa stamler.» – Dt. Fassung : Ebd., Cod. , S. – (Pap., /). Der Codex enthält ausschließlich Arbeiten Widenmanns, darunter seine Fassung der Gallus-Vita des → Walahfrid Strabo. A: Lat. Vita: Eckerhardi Decani Sancti Galli, De Vita B. Notkeri Cognomento Balbuli, Monachi S. Galli. In: Heinrich Canisius: Antiquae Lectionis Tomus VI & Ultimus. In Quo XLV. Veterum Monumenta Pleraque Nunquam Visa [...]. Ingolstadt: Andreas Angermaier (VD :F) S. – (wieder in: Thesaurus monumentorum ecclesiasticorum et historicorum. Sive Henrici Canisii Lectiones Antiquæ. Hg. v. Jacques Basnage de Beauval [...]. Tomi III Pars II. Antwerpen , S. –). – Ekkehardi Minimi Decani S. Galli Liber De Vita B. Notkeri Balbuli. In: Melchior Goldast: Alamannicarum Rerum Scriptores Aliquot Vetusti [...]. Tomus unus in duas partes tributus. Frankfurt: Johann Theobald Schönwetter (VD :E) S. – ( [VD :N] S. –; , S. –). – Acta Sanctorum, Aprilis () S. – (, S. –). – Lechner , Bd. , S. –. – Dt. Fassung : ErikaAnette Koeppel: Die Legende des heiligen Notker von Konrad Haller (). Edition mit Einleitung (GAG ). Göppingen . L: Peter Stotz: Notker Balbulus. In: VL () Sp. f. – Charlotte Bretscher-Gisiger, LexMA () Sp. . – Heinrich Fros (Hg.): Bibliotheca hagiographica latina antiquae et mediae aetatis. Bd. . Brüssel , Nr. . – Walter Muschg: Die Mystik in der Schweiz. Frauenfeld/Leipzig , S. . – Kurt Ruh: Bonaventura dt. Ein Beitr. zur dt. Franziskaner-Mystik
. Hälfte . Jh. und -scholastik (Bibliotheca Germanica ). Bern , S. . – Hans F. Haefele: Unters. zu Ekkehards IV. Casus sancti Galli. Tl. . In: DA () S. –, hier S. . – Elmar Lechner: Die V. N. B. Bd. : Darstellung. Bd. : Edition, Anm., Literaturnachweis. Diss. (masch.) Innsbruck . – Eberhard Url: Das ma. Geschichtswerk ‹Casus sancti Galli›. Eine Bestandsaufnahme. St. Gallen , S. . – E. Lechner: V. N. B. Geistesgeschichtlicher Standort und hist. Kritik. Ein Beitr. zur Erforschung der ma. Hagiographie (Mitt. zur vaterländischen Gesch. ). St. Gallen . – Johannes Duft: Notker der Stammler in St. Galler Mss. In: Konstanzer Arbeitskreis für ma. Gesch. Protokoll () S. – (wieder in: Ders.: Die Abtei St. Gallen. Ausgewählte Aufsätze in überarbeiteter Fassung. Bd. . Beitr. zur Kenntnis ihrer Persönlichkeiten. Hg. v. Peter Ochsenbein. Sigmaringen , S. –). – E.-A. Koeppel: Die Zwillingsform in Konrad Hallers ‹Legende des Heiligen Notker› (). Ein Beitr. zur frühnhd. Prosa. In: ZfdPh () S. –. – P. Ochsenbein: Notker Balbulus dt. In: Verborum amor. Stud. zur Gesch. und Kunst der dt. Sprache. FS Stefan Sonderegger. Hg. v. Harald Burger. Berlin/New York , S. –, hier S. , (wieder in: Ders.: Cultura Sangallensis. Gesammelte Aufsätze. St. Gallen , S. –). – J. Duft: Deutschsprachige geistliche Barockdichtung von P. Anton Widenmann (–) in der Abtei St. Gallen (Bibliotheca Sangallensis ). Sigmaringen , S. –. – Karl Schmuki: Klosterchronistik und Hagiographie des . bis . Jh. In: St. Gallen. Gesch. einer literarischen Kultur. Kloster – Stadt – Kanton – Region. Bd. : Darstellung. Hg. v. Werner Wunderlich. St. Gallen , S. –. – Romy Günthart: Widenmann, Anton. In: HLS (online, Version ..). VZ Zweynick, Hans. – Verfasser von Texten über urologische Heilverfahren, frühes . Jh. Von Z. ist nicht mehr bekannt als die Namensnennung im Kontext eines urologischen dt. Kurztraktats, der drei Verfahren zur Harnsteintherapie enthält. Der Überlieferungskontext legt nahe, dass Z. ein in Bayern praktizierender Laienarzt war. Zunächst stellt Z. einen Heiltrunk zur Beförderung des Steinabgangs bei Koliken vor. Das Herstellungsverfahren des Trankes unter Luftabschluss («verklaybe den toppf woll») ist aufwendig und die
. Hälfte . Jh. so hergestellte Medizin über ein «gantz jar» einzunehmen. Der zweite Abschnitt beschreibt die äußerliche Behandlung. Ein mit einem MyrrheSpeichel-Gemisch bestrichenes P aster wird «auff den pauch gelegt». Die Therapie ist vor allem bei Steinen anzuwenden, die sich in der Harnblase («in der blatter») und in den Nieren («in den lennden») be nden. Das dritte Verfahren soll die Harnausscheidung und dadurch die Au ösung und Ausspülung von Ablagerungen förden. Empfohlen wird ein Trank aus «eppich samen» und «rettich wasser». Dieses Heilgetränk «zerbricht den stein in lend vnd blasen». Die Rezepte Z.s sind in ihrer überlieferten Form originell, gehen aber in ihren einzelnen Bestandteilen nicht über die zeittypische pharmakologische Praxis hinaus. Ü: Heidelberg, UB, Cpg (Rezeptslg. des Regensburger Primissarius Georg Prell), v (Pap., /, lat./nordbair.); Überschrift: «Contra Calculum»; Verfasserangabe: «Von Hannß Zweynick». Die Slg. Prells kompiliert vor allem Rezepte und Verfahren bayerischer Laienärzte. Der Traktat Z.s ndet sich in einem Abschnitt (r–r), der insgesamt lat. und dt. Rezepte gegen Steine und Harngrieß versammelt. – Digitalisat: http://digi.ub.uniheidelberg.de/diglit/cpg. L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Gerhard Eis: Nachricht über eine medizinische Sammelhs. der Heidelberger UB. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Forschungen zur Fachprosa. Ausgewählte Beitr. Bern/München , S. –, hier S. ). VZ Hütlin, Matthias, † (?) Pforzheim (?). – Vermutlich Redaktor und Herausgeber des Liber vagatorum/Der Betler orden. H. gehörte dem besonders der Armen-, Waisenund Krankenp ege verp ichteten Orden des Heiligen Geistes an. Zunächst in Pforzheim als «provisor hospitalis» tätig, wurde er auf Vorschlag Markgraf Christophs I. von Baden vom Generalkapitel des Ordens in Straßburg zum Spitalmeister in Pforzheim gewählt. erreichte H. für das Pforzheimer Spital das Recht, selbst den Meister wählen zu dürfen. Die Bestätigung Nicolaus Vasemans als Nachfolger H.s lässt auf dessen Tod in diesem Jahr schließen. Seit Götze () gilt H. als Verfasser bzw. Redaktor und Herausgeber eines Liber vagatorum
Hütlin (L. v.). Davor wurde das Büchlein u. a. Sebastian → Brant und Heinrich Bebel (vgl. Wagner ) zugeschrieben; Kluge () plädierte dafür, die Verfasserfrage «als unlösbar auf sich beruhen zu lassen» (S. ). Wiederholt wurde auch der Spitalbruder Johannes Schwebel als Autor des L. v. in Betracht gezogen (vgl. Uhlhorn , S. Anm. und Janssen , S. , zuletzt Schüßler , S. f.). Während der nd. L. v. (Lübeck ) über den Verfasser mitteilt, er sei «ein Spitalmeister vp dem Ryn geweten hefft de dann dit bock to Pfortzen int erste heft drucken laten» (Kluge, S. ), ist Schwebels Schrift Ermanˉug z˚u den Questionieren ab z˚ustellen über üssigen kosten nur aus einem Druck von (Straßburg: Johann Prüß d. J.; online: urn:nbn:de:bvb:-bsb–) bekannt. Der obd. L. v./Der Betler orden wurde als anonyme Druckschrift um in Pforzheim von Thomas Anshelm (bis in Pforzheim tätig) gedruckt, laut Vorbemerkung «dictiert von einm hochwirdigen meister nomine expertus in tru s». Der aus drei Teilen bestehende L. v. stellt zunächst in Kapiteln unterschiedliche (betrügerische) Bettlertypen vor (Breger, Stabuler, Loßner, Klenker, Debisser etc.; vgl. Schüßler), zu denen im zweiten Teil Anmerkungen («etlich notabilia») gemacht werden. Der dritte Teil bietet einen «vocabularius» mit hochdt. glossierten rotwelschen Wörtern. Als wichtigste Quelle diente dem Verfasser des L. v. die vor entstandenen Straßburger Betrügnisse (immer noch bezeichnet als → Basler Betrügnisse der Giler), die neben einem typologischen Verzeichnis betrügerischer Vorgehensweisen von Bettlern («giler») auch ein gaunersprachliches Vokabularium enthalten. Weitere Quellen waren ältere Rotwelsch-Glossare. Zur Veranschaulichung fügte H. eigene Erlebnisse und zeitgenössische Berichte bei. Die Ratschläge für den Leser, die jeweils am Ende der ersten Kapitel stehen, fehlen in den folgenden Abschnitten. Ingesamt ist der «entscheidend von der christlichen Almosenlehre geprägt[e]» L. v. «ebenso sehr Anleitung und Orientierungshilfe zu mildtätigem Tun wie kriminalistisches Fahndungsmittel» (Assion /, S. f.). Der L. v. wurde bis nachgedruckt (insgesamt Drucke, zum Teil als Rotwelsche Grammatic; vgl. Wagner , wieder bei Kluge, S. –; zu den älteren Drucken vgl. vor allem Schanze). Zu dem von ihm bearbeiteten Wittenberger Druck (G. Rhaw) von u. ö. (Von der falschen Betler buberey) schrieb Martin Luther eine Vorrede.
Hütlin u. ö. erschien in Antwerpen eine ndl. Ausgabe (Der Fielen, Rabauwen oft der Schalcken Vocabulaer). Pamphilus Gengenbach (um –) und Kunz Has (um –vor ; Der valschen Bettler Teuscherey) bearbeiteten das Buch in Versen. A: J. Scheible: Das Schaltjahr, welches ist der teutsch Kalender mit den Figuren, und hat Tag. Bd. . Stuttgart/Leipzig , S. –, – (Text modernisiert). – Heinrich Hoffmann von Fallersleben: L. v. In: Weimarisches Jb. für dt. Sprache, Lit. und Kunst () S. –. – Friedrich Christian Benedict AvéLallemant: Das dt. Gaunerthum in seiner socialpolitischen, literarischen und linguistischen Ausbildung zu seinem heutigen Bestande. Theil . Leipzig , S. –, – (hochdt. und nd. Text); neu hg. v. Max Bauer. München/Berlin , S. –, –. – Friedrich Kluge: Rotwelsch. Quellen und Wortschatz der Gaunersprache und der verwandten Geheimsprachen. Bd. : Rotwelsches Quellenbuch. Straßburg , S. – (hochdt.), – (nd.). – D. Martin Luthers Werke. Krit. Gesamtausg. Bd. . Weimar , S. – (Luthersche Redaktion, Vorrede Luthers: S. f.). – Dt. Fachprosa des MA. Ausgewählte Texte. Hg., erl. und mit einem Glossar versehen von Wolfram Schmitt (Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen ). Berlin/New York , S. – (Auszug). L: Rudolf Schenda: Bettler. In: EM () Sp. –, hier Sp. f. – Peter Assion, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. . – Jos. Mar. Wagner: Liber Vagatorum. In: Serapeum () S. –. – Ders.: Rotwelsche Stud. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – Moriz Gmelin: Zur Gesch. der Spitäler in Pforzheim. In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins () S. –. – Gerhard Uhlhorn: Die christliche Liebestätigkeit. Bd. : Die christliche Liebestätigkeit im MA. Stuttgart (Neuausg. der ., verb. Au . Stuttgart , hg. v. Inge Mager, Hannover ). – Johannes Janssen: Gesch. des dt. Volks seit dem Ausgang des MA. Bd. . Freiburg i. Br. . – Kluge (s. Ausg.) S. –. – Alfred Götze: Rotwelsch. In: Neue Jbb. für das klassische Altertum, Gesch. und dt. Litteratur () S. –. – Theodor Hampe: Die fahrenden Leute in der dt. Vergangenheit (Die dt. Stände in Einzeldarstellungen ). Jena , S. –. – Siegmund A. Wolf: Wb. des
. Hälfte . Jh. Rotwelschen. Dt. Gaunersprache. Mannheim (., durchges. Au ., korrigierter Nachdr. Hamburg ). – P. Assion: M. H. und sein Gaunerbüchlein, der «Liber Vagatorum». In: Alemannisches Jb. /, S. –. – Erich Kleinschmidt: Rotwelsch um . In: PBB (Tüb.) () S. –. – Thomas Holste: Der Theriakkrämer. Ein Beitr. zur Frühgesch. der Arzneimittelwerbung (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , passim. – Angelika Kopeˇcný: Fahrende und Vagabunden. Ihre Gesch., Überlebenskünste, Zeichen und Straßen (Wagenbachs Taschenbücherei ). Berlin . – Heiner Boehncke/ Rolf Johannsmeier: Das Buch der Vaganten. Spieler, Huren, Leutbetrüger. Köln . – Robert Jütte: Abbild und soziale Wirklichkeit des Bettlerund Gaunertums zu Beginn der Neuzeit. Sozial-, mentalitäts- und sprachgeschichtliche Stud. zum Liber vagatorum (). Köln/Wien . – Frieder Schanze: Die älteren Drucke des Liber vagatorum. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Christa Baufeld: ‹Aubenteuer› sozialer Randgruppen. Spätma. und frühneuzeitliche Fachlit. über das Gaunertum. In: ‹Durch aubenteuer muess man wagen vil›. FS Anton Schwob. Hg. v. Wernfried Hofmeister/Bernd Steinbauer (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss., Germanistische Reihe ). Innsbruck , S. –. – Roland Girtler: Rotwelsch. Die alte Sprache der Gauner, Dirnen und Vagabunden. Wien u. a. , S. f. – Ernst Schubert: Der betrügerische Bettler im MA und in der frühen Neuzeit. In: Festgabe für Dieter Neitzert zum . Geburtstag. Hg. v. Peter Aufgebauer u. a. (Göttinger Forschungen zur Landesgesch. ). Bielefeld , S. –. – R. Jütte: Arme, Bettler, Beutelschneider. Eine Sozialgesch. der Armut in der Frühen Neuzeit. Weimar , S. , . – Rita Voltmer: Die Straßburger ‹Betrügnisse und das Verzeichns der mutwillig[en] betler›. Beobachtungen zum städtischen Armen- und Bettlerwesen im . Jh. In: «Das Wichtigste ist der Mensch». FS Klaus Gerteis. Hg. v. Angela Giebmeyer/Helga Schnabel-Schüle (Trierer Hist. Forschungen ). Mainz , S. –. – Ansgar M. Cordie: Raum und Zeit des Vaganten. Formen der Weltaneignung im dt. Schelmenroman des . Jh. (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. []). Berlin/New York , S. . – Christiane Koopmann: Aspekte der Mehrgliedrigkeit des Ausdrucks in frühnhd. poetischen, geistlichen und fachliterarischen Texten (GAG ). Göppingen
. Hälfte . Jh. , S. –. – E. Schubert: «Hausarme Leute», «starke Bettler»: Einschränkungen und Umformungen des Almosengedankens um und um . Armut im MA. Hg. Otto Gerhard Oexle (Vorträge und Forschungen ). Ost ldern , S. –. – Martin Schüßler: Der «Liber Vagatorum». Ein Beitr. Pforzheims zur Erforschung der Kriminalitätsgesch. des SpätMA und der Frühneuzeit. In: Ängste und Auswege. Bilder aus Umbruchszeiten in Pforzheim. Beitr. zur Stadtgesch. Hg. v. Gerhard Brändle. Bd. . Ubstadt-Weiher , S. –, f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . – Oliver Duntze: Ein Verleger sucht sein Publikum. Die Straßburger Ofzin des Matthias Hupfuff (/–) (Arch. für Gesch. des Buchwesens: Studien ). München , f. BJ Scheu er, Sigismund (auch: Schiffler), * .. Freising, † .. Freising. – Theologe, Humanist. S. studierte ab die Rechte, zunächst in Ingolstadt, dann in Bologna, Rom und Siena, wo er zum Dr. jur. promoviert wurde. Bereits seit kaiserlicher Notar, lebte er zunächst in Rom. wurde er Domherr in Freising, Pfarrer in Waidhofen an der Ybbs und Offizial am geistlichen Gericht in Freising. S. besaß eine umfangreiche Sammlung von Handschriften und Drucken. Darin vertreten waren antike Klassiker wie Homer, → Cicero und Sallust, italienische Autoren wie Francesco → Petrarca, Giovanni Boccaccio, Marsilio → Ficino und Aeneas Silvius → Piccolomini, aber auch Humanisten wie Erasmus von Rotterdam, Johannes Reuchlin, Willibald Pirckheimer und Konrad Celtis. Unter S.s Handschriften waren u. a. ein Autograph des Johannes Riedner (Handschrift M) sowie eine Abschrift des um gedruckten dt. → Ptolemäus mit Weltkarte (M). S. selbst schrieb die lat. Handschrift M von . In Kodex M trug er lat. und dt. Celtis-Epigramme und Glossen zu Ovid ein. S.s Nachlass wurde später vor allem in die Dombibliothek Freising und die Staatsbibliothek in München aufgenommen. Texte aus S.s Besitz nden sich aber u. a. auch in den Universitätsbibliotheken von Salzburg und Rostock. gab S. eine in Augsburg gedruckte Ausgabe der lat. Historia de
Scheu er Rege Vladislao des Filippo Buonaccorsi (auch Callimachus, † ) heraus. Ü: M: München, BSB, clm (Fris. ), Bll. (. Jh.). – M: München, UB, ° cod. ms. , Bll. (–). – M: Ebd., clm , v–r (frühes . Jh.; identi ziert als Abschrift des Drucks [Nürnberg: Georg Stuchs, um ], GW M). – M: Ebd., clm (Fris. ), Bll. (). Vgl. Karl Halm u. a.: Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Regiae Monacensis /. München (Nachdr. Wiesbaden ) Nr. , . – Brévart (s. Lit.). – Marianne Reuter u. a.: Die Hss. der UB München : Die lat. ma. Hss. aus der Quartreihe. Wiesbaden , S. –. D: Augsburg: Sigmund Grimm und Marx Wirsung, (VD B ). A: Online-Faks. von Hs. M: http:// daten.digitale-sammlungen.de/. – Online-Faks. von VD B : http://reader.digitale-sammlungen.de/. L: Francis B. Brévart: Ptolemäus. In: VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. . – Karl Schottenloher: Der Freisinger Domherr und Humanist Dr. S. S. (–). In: Wissenschaftliche Festgabe zum zwölfhundertjährigen Jubiläum des hl. Korbinian. Hg. v. Joseph Schlecht. München , S. –. – Große Bayerische Biographische Enzyklopädie. Bd. . Hg. v. Hans-Michael Körner unter Mitarbeit von Bruno Jahn. München , S. . – Jessica Schäfer: S. S. In: Marburger Repertorium zur Übersetzungslit. im dt. Frühhumanismus. , Online unter: http://mrfh.de/. MM Rot, Werner (auch: W. Roth, Rat, Rath, Sidenmeyger), * Zürich, † frühestens /vor ... – Sekretär, Ritter, Verfasser einer Bücherliste. Der Sohn eines Seidenstickers absolvierte nach eigenen Angaben ein Studium. In jungen Jahren stand er im Dienst des Bischofs von Sitten, Jost von Silenen († ). Möglicherweise war er auch Sekretär bei dem Propst des Berner Chorherrenstifts. Später arbeitete er als Kanzlist in Zürich, Bern und St. Gallen. Verschiedentlich werden auch Ämter R.s als Stadtschreiber (–) und Großrat (–) vermutet. ist er als Gerichtsschreiber in Solothurn nachgewiesen, ehe er zum Ritter ernannt wurde. war R. Konstaffler in Zürich, – französischer Agent für die
Breyell Schweiz. In dieser Eigenschaft wirkte er mehrmals als politischer Vermittler, so bei dem Friedensschluss von und der Genfer Einigung mit Fribourg . R.s Tätigkeit für die Franzosen machte ihn in manchen Kreisen unbeliebt. Als Ergebnis dieser Ressentiments wurde das von R. und seiner Frau gemietete Haus in Luzern von einer Gruppe örtlicher Bürger geplündert. R. erstellte für den Luzerner Stadtrat daraufhin eine ausführliche Verlustliste in dt. Sprache. Die Liste enthält alltäglichen Hausrat wie Kleidung, Einrichtungsgegenstände und Nahrungsmittel; auch Waffen wie Armbrust und Degen sind als gestohlen vermerkt. R. notierte aber auch fehlende Handschriften und Drucke, die sich zum Zeitpunkt der Plünderung bei ihm befanden. Darunter waren von R. entliehene und ihm gehörende Werke in lat., dt. und französischer Sprache, u. a. Texte von Rulman → Merswin (Neunfelsenbuch), Eucharius → Rößlin d. Ä. und Giovanni Boccaccio. Hinzu kamen Rechnungen, Aufzeichnungen aus R.s beru icher Tätigkeit, handschriftliche Chroniken sowie medizinische und alchemistische Texte. Außerdem vermerkt die Liste eine gestohlene Aufzeichnung von R.s Großvater über eine Pilgerreise nach Jerusalem. Die von der Forschung manchmal kolportierte Pilgerfahrt R.s fand hingegen wohl nicht statt. Insgesamt ist R.s Verlustliste als kulturhistorische Quelle zu Haushalt und Literaturinteressen eines spätma. Bürgers von Interesse. Erhalten ist ferner das Fragment eines undatierten dt. Briefs, den R. gegen Ende des . Jh. an seinen Vater geschrieben hat und in dem er aus seiner Kanzleitätigkeit berichtet. Ü: . R.s Verlustliste: Vgl. Liebenau (s. Lit.). – . Ein undatiertes Brieffragment R.s ndet sich im Einband von Stuttgart, LB, cod. theol. et phil. ° . – Vgl. Dold (s. Lit.). A: . Verlustliste: Liebenau (s. Lit.; Teilausg.). – Liebenau (s. Lit.; zit.). – . Brieffragm. R.s: Dold (s. Lit.) S. f. (Nr. ). L: Diethelm Fretz, HBLS () S. . – Dietrich Huschenbett, VL () Sp. –. – Theodor von Liebenau: Zwei verlorene Chron. der Urschweiz B: Die Gersauer Chron. In: Anz. für schweizerische Gesch. NF () S. –. – Ders.: Das alte Luzern. Luzern (Neudr. ebd. ) S. –. – August Bernoulli: Hans und Peter R.s Pilgerreisen. In: Beitr. zur vaterländischen Gesch. [NF ]
. Hälfte . Jh. () S. –. – Alban Dold: Die Gesch. eines Bucheinbandes und die Ergebnisse seiner Unters. In: Zs. für Schweizerische Kirchengesch. () S. – (mit älterer Lit.). – Othmar Noser: Rodel der Steuern an den Bau zu Dreibeinskreuz. In: Jb. für solothurnische Gesch. () S. –, hier S. . – Peter Füesslis Jerusalemfahrt und Brief über den Fall von Rhodos . Hg. v. Leza M. Uffer. Zürich , S. . MM Breyell, Heinrich (auch: Offermann de Breyl [?]) OSB (?). – Urheber einer Redaktion des Gart der Gesundheit von Johann → Wonnecke aus dem Jahr . B. dürfte dem Benediktinerkonvent St. Pantaleon in Köln angehört haben. Für diesen hat er vermutlich als Beichtvater im Nonnenkloster Königsdorf bei Köln gewirkt. Er könnte mit einem «Henricus Offermann de Breyl» identisch sein, der im Juni an der Kölner Universität immatrikuliert wurde. B. erstellte ein volksprachiges Arzneibuch mit gelegentlichen lat. Einschüben, das zu großen Teilen eine redigierende Abschrift des Gart der Gesundheit () darstellt. Für sein Kompendium wählte B. insgesamt aus den Kapiteln des Gart aus und ließ vor allem solche ohne direkten praktischen Nutzen aus. Einige Passagen, die B. für die Nonnen offensichtlich als unangemessen empfand, sind lat. oder chiffriert wiedergegeben. Seine zum Teil stark gekürzte Auswahl ergänzte er um übersetzte Stücke vor allem aus dem Herbarius des → Ps.Apuleius und ergänzend aus dem → Hortus sanitatis sowie dem → Herbarius Mogantinus. Den therapeutischen Einsatz von Petroleum beschreibt ein inserierter → Petroltraktat, der sich auf → Hans von Dortmund beruft. Auch war B. der Liber pandectarum medicinae des Matthaeus Silvaticus bekannt. Das von B. erstellte Krankheitenregister zum Gart hat den Charakter eines eigenständigen Rezeptariums. Abgeschlossen wird das Werk mit Traktaten zur Destillation und zu Medizinalweinen (unvollständig), deren Quellenlage ungeklärt ist. Das Arzneibuch B.s ist eine durchdachte Neukonzeption des Gart, die für den innerklösterlichen Gebrauch konzipiert worden ist. Ü: Halle (Saale), ULB, Ha (vormals Bibl. des Botanischen Inst. der Univ., Ha ) Bll. (Pap., , Kölner Schreibsprache). Ohne Illustrationen. Die Hs. ist in drei Teile gegliedert, die jeweils selbstständige Zählungen haben.
. Hälfte . Jh. Tl. : Gart der Gesundheit; Tl : Reg./Rezeptarium; Tl. : Destillation. Autornennung im Explicit auf Bl. r des . Tl.s: «ffinitˉu et cˉopletˉu p[er] me fr[atr]em hˉericum breyell tˉuc te[mpor]is pˉr [presbyter?] ˉı koyninxstorp Anno dm ˉ mcccccxi». Danach fragmentarischer Medizinalweintraktat als Nachtrag. – Vgl. Brigitte Pfeil: Kat. der dt. und ndl. Hs.. des MA in der ULB Sachsen-Anhalt in Halle (Saale) (Schr. zum Bibl.- und Büchereiwesen in Sachsen-Anhalt /.). Halle , S. –. L: Rainer Rudolf, VL () Sp. f. – Willem Frans Daems, LexMA () Sp. f. – Otto Beßler: Das dt. Hortus-Ms. des Henricus B. Ein Beitr. zur Gesch. der Pharmakognosie. In: Nova Acta Leopoldina NF () S. – (auch als selbstständige Publ. [Halle ]). – W. F. Daems/Gundolf Keil/Ria JansenSieben: Petrol Reklamezettel. Text und Überlieferungsgesch. eines kardiotropen Wunderdrogentraktates mit einer Edition des ‹Middelburgischen Erdöl-Schreizettels›. In: «ein teutsch puech machen». Unters. zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. Hg. v. G. Keil (OrtolfStud. /Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, hier S. –. – Gerhard Helmstaedter: Herbar eines Brauweiler Mönches im Benediktinerinnenkloster Königsdorf. In: Pulheimer Beitr. zur Gesch. und Heimatkunde () S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , f. – G. Helmstaedter: Dass Dir Zauberei oder Gift nicht schade. Anleitung zur Schadensabwehr in dem Rezeptbuch eines Brauweiler Mönches. In: Annalen des Hist. Ver. für den Niederrhein () S. –. VZ Schlick, Arnold → Band , Sp. f. Wagner, Georg, † nach . – Stadtschreiber, Bürgermeister, Übersetzer eines Bädertraktats. W. war – Stadtschreiber in Stein (heute zu Krems an der Donau). Er reiste im Auftrag der Stadt u. a. in die Niederlande und nach Klosterneuburg. wurde er Ratsmitglied in Stein und Bürgermeister. Er ist als Bene ziat von St. Alexius in Stein zuletzt belegt und dürfte bald darauf gestorben sein. W. trat auch als Übersetzer hervor: Wolfgang Wintperger (Ps. Anemorinus), der
Schlick verstorbene Stadtarzt von Krems, veröffentlichte eine lat. Beschreibung der Frauentherme in Baden bei Wien. W. schuf eine dt. Übertragung des Textes, die in drei Straßburger Drucken überliefert ist. Darin wird W. als «Bürger des Rats zu Stein» namentlich als Übersetzer genannt. Die Schrift wird zunächst von Vorworten und Sendbriefen eingeleitet, darunter eine Epistel des Thomas Resch. Dem eigentlichen Text wird von der Forschung eine sechsteilige Struktur attestiert, wie sie etwa in den Bädertraktaten von Johannes → Widmann und Lorenz Fries zu nden ist. Der Traktat behandelt zunächst Ursprung und Eigenschaften der im Bad vorhandenen Wirkstoffe, vor allem des Schwefels. Auch beschreibt die Schrift, für welche Krankheiten und Körperteile ein Bad heilsam sein kann. Es folgen Anweisungen für die Vorbereitung auf den Badevorgang sowie für das angemessene Verhalten während des Badens und danach. Dem richtigen Umgang mit Essen und Trinken ist in diesem Zusammenhang ein eigenes Kapitel gewidmet. Abschließend behandelt der Traktat Krankheiten, die im Bad auftreten können. Ü: Wien, ÖNB, cod. , r–r (Pap., . Jh.; Druckabschrift). – Vgl. http://data. onb.ac.at/rec/AL. Aus W.s Tätigkeit als Stadtschreiber ist u. a. die Urkunde Nr. X im Diözesanarch. St. Pölten erhalten. D: . Lat. Original Wintpergers: De thermis et earum origine ac natura, quibusque morbis sint salubres [...]. Wien: Hieronymus Vietor und Johann Singriener d. Ä., (VD ZV ). . Dt. Bearb. (Ajn Tractat der Badenfart durch doctor Wolffgang Wintperger von etlichen Hewtl genant [...]): Straßburg: Martin Flach, (VD ZV ). – Ebd., (VD W ). – Ebd., (VD W ). – Ein Linzer Druck des dt. Textes von gilt als verschollen. – Vgl. Fürbeth (s. Lit.) S. (Nr. , ., .). A: Online-Faks. von VD ZV , VD W und VD W : http:// daten.digitale-sammlungen.de/. L: Gundolf Keil, VL () Sp. f. – Harry Kühnel: Kremser Apotheker und Ärzte des MA und der frühen Neuzeit. In: Mitt. des Kremser Stadtarch. () S. –, hier S. –. – Epitaph der Eva W. In: Ausstellung Jahre Kunst in Krems. Hg. Stadt Krems. Red.: H. Kühnel. Krems , S. (Nr. ). – Frank Fürbeth: Bibliogr. der dt. oder im dt. Raum erschienenen
Seger Bäderschr. des . und . Jh. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Bernhard D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. . MM Seger, Johann (auch: Waldtkircher). – Verfasser von Prognostiken, lebte um die Wende ./. Jh. S. war nach eigenen Angaben Magister. Er veröffentlichte zwischen und mehrere Drucke mit Jahresprognosen. Drei Drucke dieser Practica erschienen in Augsburg, ein Druck wurde in München veröffentlicht. Ebenfalls in Augsburg wurde eine Auslegung von Sternbildern für das Jahr gedruckt. Der Schwerpunkt der S.-Drucke lag also in Süddeutschland. Die in Köln erschienenen Pronosticacien stellen somit eine Ausnahme dar. Der nd. Druck sticht auch durch Holzschnitte hervor. D: . Practica: Augsburg: Erhard Oeglin, (VD S ). – Augsburg: Erhard Oeglin, (VD S ). – München: Hans Schobser, (VD S ). – Augsburg: Silvan Otmar, (VD S ). . Andere Titel: Auslegung etlicher rmamentischer guren des. M. d. vnd. xj. jars. durch den wol erfarnen vnnd alt geübten in der astronomy Johann seger genant waltkircher [...]. [Augsburg: Erhard Ratdolt, ] (VD ZV ). – Pronosticacien tzo duytz gemacht durch den Eirwyrdighen meyster Johan Seger Waltkyrcher ein altgeoeffter der kunst [...]. Köln: Hermann Gutschaiff, (VD S ). A: Pronosticacien tzo duytz gemacht durch den Eirwyrdighen meyster Johan Seger Waltkyrcher ein altgeoeffter der kunst [...]. Köln (CD-ROM-Ausg. der Univ.- und StB Köln). L: Francis B. Brévart, VL () Sp. . – Gustav Hellmann: Versuch einer Gesch. der Wettervorhersage im XVI. Jh. Berlin , S. . – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. Stuttgart , S. f. (Nr. , ), (Nr. a). MM Stoffel, Balthasar (auch: Stöffler, Steffler). – Verfasser eines chirurgischen Kurzrezeptars, erstes Viertel . Jh. Ein Band der eigenhändigen medizinischen Sammlung Herzog Johanns des Beständigen von Sachsen aus den Jahren – enthält eine kleine sechsteilige Rezeptsammlung. Diese versammelt Texte zu traumatologischen Indikationen, die
. Hälfte . Jh. mit einfachen wundärztlichen Mitteln therapierbar sind. Ihr Urheber B. S. wird als «stadt wündt artzt zcu aügßpurg» vorgestellt. Die einzelnen Beiträge des Rezeptars sind nach Arzneiform oder der Leitdroge geordnet und überwiegend der oberrheinischen chirurgischen Tradition entlehnt (vgl. → Buch von alten Schäden, → Kopenhagener Wundarznei, → Darmstädter, → Elsässisches Arzneibuch). Das Material wurde von S. redaktionell überarbeitet und zum Teil erweitert. Augenscheinlich wird dies anhand der Übernahme des . Kapitels aus der Cirurgia → Peters von Ulm. Die Zusätze betreffen in der Regel den Bereich der Pharmazeutischen Technologie, auf dem sich der Augsburger Wundarzt allerdings nur unsicher bewegt. Ein e Salbenrezept auf «rosenol»-Basis wurde von Caspar Stromayr, womöglich Schüler S.s, in seine Practica copiosa übernommen. Ü: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Memb. I , r–r (Perg., , mitteldt.); geschrieben von Herzog Johann von Sachsen (weitere Bände der medizinischen Sammlung Johanns sind Cod. Memb. I und I ). – Ein P asterrezept: Stuttgart, LB, Cod. Donaueschingen E I , r (Pap., , schwäbisch [aus Augsburg]). – Practica copiosa: Lindau, StB P I , rv (Pap., / , aus Lindau). A: Bernhard Dietrich Haage: B. Stöffler, Augsburger Stadtwundarzt zu Beginn des . Jh. Biographischer Nachweis und bisher unveröffentlichte Rezepte. In: Medizinische Monatsschr. () Sp. –. – Practica copiosa: Die Hs. des Schnitt- und Augenarztes Caspar Stromayr in Lindau im Bodensee. In der Lindauer Hs. (P.I.) vom . Juli . Mit einer hist. Einf. und Wertung von Walther von Brunn. Berlin . – Caspar Stromayr. Practica copiosa von dem rechten Grundt deß Bruch Schnidts. Faks. der Ausg. Lindau –. Darmstadt . L: Gundolf Keil, VL () Sp. ; () Sp. f. – Haage (s. Ausg.). – Gerhard Eis: Nachrichten über zwei medizinische Sammelhss. aus Augsburg. In: Sudhoffs Arch. () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, hier S. ). – Werner Friedrich Kümmel: Practica copiosa von dem Rechten Grundt deß Bruch-Schnidts. Kommentarbd. zum Faks. der Hs. München , S. a, . – G. Keil/Peter Proff: Practica copiosa von
. Hälfte . Jh. dem rechten Grundt deß Bruch Schnidts. Komm. zur Faks.-Ausg. unter besonderer Berücksichtigung der Paracelsus-Rezeption und der Kommunikationsstruktur in chirurgischen Geheimbüchern der frühen Neuzeit. Darmstadt . – B. D. Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Stöffler, Johannes (Stoef[f]lerus, Stoef[f]lerius, Stoef[f]lerinus Iustingensis, Iustingius), * .. Justingen (bei Blaubeuren), † .. Blaubeuren. – Astronomisch-astrologischer, mathematischer und geographischer Gelehrter und Fachschriftsteller. S. hat vermutlich in Blaubeuren die Klosterschule der Benediktiner oder die Lateinschule besucht. immatrikulierte er sich (bereits neunzehnjährig) an der Ingolstädter Artistenfakultät ( Bakkalaureus, Magister artium). Vermutlich hat er in Ingolstadt die zeitübliche zweijährige Lehrtätigkeit in den Artes angeschlossen. Noch vor Erlangung des Bakkalaureats wurde S. am .. in Justingen zum Priester geweiht. Er versah zunächst die Pfarrei im benachbarten Gundershofen und ab die gutdotierte Pfarrstelle von Justingen selbst. Zudem ist er als Dekan des Landkapitels Ehingen bezeugt. In seinem Justinger Pfarrhaus richtete S. eine Werkstatt zum Bau seiner selbst entworfenen Uhren, Globen und astronomischen Instrumente ein, für deren Fertigung er Handwerker und Künstler beschäftigte. Von den schriftlich für ihn belegten Instrumenten, darunter eine astronomische Uhr für das Konstanzer Münster von , ist nur ein Himmelsglobus erhalten, der für den Konstanzer Weihbischof Daniel Zehender hergestellt wurde (heute im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart). wurde S. von Ulrich von Württemberg zum herzoglichen Rat berufen, womöglich auf Vermittlung Hans Kaspars von Bubenhofen, Ulrichs Hofmeister und seit Justinger Grundherr. Ab lehrte S. an der Universität Tübingen Mathematik und Astronomie, erhielt eine Professur aber nicht vor . Philipp Melanchthon zählte zu seinen Studenten. Von Herzog Ulrich wurde S. über eine Rente nanziell abgesichert, deren Zahlung nach Ulrichs Vertreibung durch den Schwäbischen Bund allerdings ausgeblieben sein dürfte. amtierte S. als Universitätsrektor. Infolge einer Pestepedimie wurde
Stöffler die Tübinger Universität geschlossen und der Lehrbetrieb auf mehrere Standorte verteilt. S. zog mit der Realistenburse nach Blaubeuren, wo er vermutlich an der Seuche starb. Der humanistische Dichter Theodor Reysmann hat eine Elegia auf den Tod des berühmten Astronomen verfasst. Mit seinem fachliterarischen Œuvre hat S., der vor allem als Astrologe und Astronom Wirkmacht entfaltet hat, begrenzt auch in die Volkssprache gewirkt. ) Einblattkalender und Ephemeriden: Erstmals trat S. und mit zwei Kalendereinblattdrucken schriftstellerisch in Erscheinung. publizierte er zusammen mit dem Ulmer Astronomen Jakob → P aum einen ersten Ephemeridenband mit Vorausberechnungen der planetaren Konstellationen für die Jahre –, die an die Ephemeriden des Johannes → Regiomontanus anschließen. Die Fortsetzung für – sowie ein aus beiden Publikationen gezogener «ephemeridum» für – erschienen postum. Ein dt. AlmanachDruck von stützt sich trotz der dezidierten Bezugnahme auf S. und P aum im Titel tatsächlich nur sehr peripher auf die Berechnungen aus den Ephemeriden von . ) Bauanleitungen: Die / erstmals von Jakob → Köbel gedruckten Erläuterungen zur Konstruktion eines Astrolabiums (Elucidatio fabricae ususque astrolabii) enthalten in einem zweiten Teil auch «propositiones» mit elementaren astronomischen Aufgaben, die mit dem Astrolabium berechnet werden können. Weitere sieben angehängte «propositiones» widmen sich der Landvermessung mittels Astrolabium. Das Werk erschien in einer vollständigen dt. Übersetzung sowie in einer dt. Teilausgabe, die sich auf die Anhang«propositiones» beschränkt. In einer Widmung der Teilausgabe nennt sich der Frankfurter Drucker Christian Egenolff als Übersetzer. Die Elucidatio ist auch auf Französisch erschienen (Jean-Pierre de Mesmes: Traite De La Composition Et Fabrique de l’Astrolabe, & de son usage. Paris ). Eine weitere Konstruktionsanleitung von S. ist postum erschienen (Cosmographicae aliquot descriptiones). In engem Anschluss an Ptolemäus und dessen Geographia wird die Herstellung eines Erdglobus und der Kartenprojektionen der Erdober äche erläutert. ) Unterrichtsschriften: Die Tabulae astronomicae stellen ein Lehrbuch für den akademischen Unterricht dar mit Berechnungen zu Konjunktionen und Oppositionen von Sonne und Mond (Vorwort
Stöffler vom ..). astronomische Tabellen sind dem Werk beigegeben. – Außerdem sind zwei Vorlesungstexte von S. überkommen. Sein Kommentar zum ersten Buch der Geographia des Ptolemäus liegt in einem autographen Vorlesungsmanuskript vor, während der Kommentar zur Sphaera mundi des Ps.-Proklos postum von Ludwig Schradin publiziert wurde. Die Ptolemäus-Vorlesungen hat S. zwischen März und Juli gehalten. Die kartographischen Anleitungen und geographischen Kataloge des Ptolemäus ergänzt S. um geologische, wirtschaftliche, landeskundliche oder kulturgeschichtliche Informationen und stützt sich dabei u. a. auf → Otto von Freising, → Albertus Magnus, → Lupold von Bebenburg und → Bartholomäus Anglicus. Der Ps.-Proklos-Kommentar verfährt nach einem vergleichbaren Muster. Der Herausgeber Schradin gibt in einem vorangestellten Verzeichnis Autoritäten an, auf die sich S. bei der Kommentierung gestützt habe. Textliche Grundlage ist die lat. Proklos-Übersetzung des Thomas Linacre. In der Druckausgabe folgen auf Texteinheiten aus dem Ps.-Proklos-Text jeweils die Ausführungen S.s, die u. a. eigenständige geographische und astronomische Messungen, Zeichnungen und Zitate aus Lehrgedichten bringen. ) Die Expurgatio von ist eine Entgegnung auf einen Angriff des Wiener Astronomen Georg Tannstetter. Dieser hatte in einer sowohl lat. als auch dt. publizierten Schrift (VD T f.) den Vorwurf erhoben, S. sei aufgrund seiner Prognosen für in den mit Jakob P aum herausgebrachten Ephemeriden mitverantwortlich für eine grassierende Angst vor der Sint ut. In der Tat hatte S. in dieser Publikation auf der Jahresseite für Umwälzungen prophezeit und diese Prognose auf die signi kant hohe Zahl von Planetenkonjunktionen im Zeichen der Fische gestützt. Im ersten Teil seiner Entgegnung setzt sich S. detailliert mit den Anwürfen Tannstetters auseinander und betont, weder eine Flut prognostiziert noch ein bestimmtes Jahr für die Auswirkungen der «wässrigen» Konjunktionen genannt zu haben. Im zweiten, theologisch eingefärbten Teil relativiert S. die astrologischen Deutungsmöglichkeiten astronomischer Berechnungen vor dem Hintergrund der Allmacht Gottes. ) S.s großes Kalenderwerk, das Calendarium Romanum magnum von , resultiert zum Teil aus einem (nicht erhaltenen) Gutachten, dass im Auftrag der Universität für das fünfte Laterankonzil
. Hälfte . Jh. (–) erstellt wurde. Hintergrund war die Notwendigkeit einer Kalenderreform angesichts der Differenz von tatsächlichem Sonnenjahr und julianischem Kalenderjahr. Die Reformvorschläge des Gutachtens werden als Thesenbündel am Schluss des Calendarium wiedergegeben. Ansonsten handelt es sich bei dem Werk um eine groß angelegte Abhandlung über den Julianischen Kalender in Kapiteln mit astronomischen und astrologischen Beobachtungen, Berechnungen, Tabellen und Kalendern. Die Druckausgabe des Calendarium besorgte Jakob Köbel sowohl auf lat. als auch in einer leicht gekürzten dt. Fassung in zwei unterschiedlichen Ausgaben. Das Werk wurde von Köbel und S. gemeinsam → Maximilian I. gewidmet und ist mit einer prunkvollen Titelseite sowie zahlreichen Beigaben (Empfehlungsschreiben, Epigramme) ausgestattet. Der zweite dt. Druck enthält die Information, dass S. selbst den Text in die Volkssprache übertragen habe. Ü: ) Einblattkalender: «ANno [christi] d[o]m[ini] M.cccc.lxviij. Aure[us] numer[us] erit .xvi». – «[...] est ann[us] formosissim[us] ab o[rtu] salutifere lucis. M.cccc.lxx.ix. Cui[us] aure[us] numer[us] est xvij». [Ulm, Konrad Dickmut, um und um ] (GW M f.; Falk Eisermann: Verz. der typographischen Einblattdrucke des . Jh. im Heiligen Römischen Reich Dt. Nation [VE ]. Bd. . Wiesbaden , Nr. S- f.). – Ephemeriden: «Almanach nova plurimis annis venturis inservientia: per Ioannem Stoefflerinum Iustingensem & Iacobum P aumen». Ulm: Johann Reger, (GW M); Nachdr. und Teilnachdr.: Venedig: Peter Liechtenstein, , , , , , , . – «Ephemeridum Opus Ioannis Stoeffleri Ivstingensis Mathematici à capite anni redemptoris Christi M.D.XXXII. in alios XX. proximè subsequentes». Tübingen: Ulrich Morhart d. Ä., ; Nachdr. (VD S f.); weiterer Nachdr.: Paris . – «Veterum Ephemeridum opvs Ioannis Stoeffleri Ivstingen[sis] Academiae Tvbingensis olim Mathematici clarissimi ab anno Christi us[que] in annum ». Tübingen: U. Morhart, (VD S f.). – Dt. Almanach: «Almanach Teutsch mit den Aspectˉn (wie die langˉn Laßbrieff synd) Außgezogen auß dem rechten Almae nach Maister Hansen Sto ers justingenß vˉn jacob p aum Vlmenß. Auff das jar ». Memmingen: [Albrecht Kunne, ] (VD S ). – ) «Elucidatio fabricae ususque astrolabii a Ioanne Sto eri
. Hälfte . Jh. no Iustingensi viro Germano: at[que] totius Spherice doctissimo nuper Ingeniose cˉocinnata at[que] in lucem edita». Oppenheim: J. Köbel / (VD S ); der Druck weist nachträgliche Korrekturen und daher zwei Druckdaten auf. Weitere Drucke: VD S –, ZV ; ferner: Paris: Guillaume Cavellat, . Oestmann , S. listet insgesamt Druckausgaben bis . – Elucidatio dt.: «VOnn gerechter z˚ubereytung verstand gebrauch vnd nucz des Astrolabiums vnd Quadranten des Himels lauff wirckung des gestirns Sonn vnnd Mons». Frankfurt/M.: Christian Egenolff d. Ä., (VD S ). – Teilübersetzung: «Von e Künstlicher Abmessung aller grosse ebene oder e nidere in die lenge hohe breite vnnd tieffe [...]». Ebd.: Ders., (VD S ). – Druckabschriften: St. Gallen, Kantonsbibl., VadSlg Ms. (Pap., Mitte . Jh., lat.). – Stuttgart, LB, Cod. HB XI und HB XI (Pap., erstes Drittel . Jh., dt.). – Cosmographicae: «Cosmographicae aliquot descripe tiones Ioannis Sto eri Iustingen[sis] Mathematici insignis [...] Omnia recens data Per Io. Dryandrvm Medicum et Mathematicum». Marburg: Eucharius Cervicornus, (VD S ). – ) «Joannis e Sto er Justingensis germani Tabulae Astronomicae. Verarum mediarum[que] coniunctionˉu & oppositionum Solis & Lunae». Tübingen: Thomas Anshelm, (VD S ). – Ptolemäus-Komm.: Tübingen, UB, Cod. Mc , Bll. (Pap., um / ); Autograph. Es handelt sich um die einzige erhaltene Hs. aus dem Nachlass S.s, der vermutlich ansonsten vollständig beim Brand des Sapienzhauses der Universität Tübingen vernichtet wurde. – «Ioannis Stoe eri Ivstingensis Mathematici Ervditissimi, Faciléque omnium principis, in Procli Diadochi, authoris grauissimi Sphaeram mundi, omnibus numeris longè absolutissimus commentarius [...]». Tübingen: U. Morhart d. Ä., (VD P ). – ) «Iohannis Stoeffleri Ivstingˉesis. qui et Ephemeridum autor. expurgatio aduersus diuinationum XXIIII anni suspitiones. à quibuscˉuq[ue] ˉıdigne sibi offusas, nominatim aut[em] à Georgio Tannstetter». Tübingen: U. Morhart d. Ä., (VD S ). – ) «Calendarium Romanum magnum Caesaree˛ maiestati dicatum, D. Ioanne Stœffler iustingensi Mathematico authore». Oppenheim: J. Köbel, ... – Dt.: «Der Römisch Kalender Von dem Hochgelerten der Astronomei Herren Johann Stofflern von Iustingen. [...] Christlichen Kirchen z˚u Ere Vnd dem Groszmechtigsten Maximiliano Römischem Keyser etc. z˚u Ewiger
Stöffler gedechtnus». Oppenheim: J. Köbel, .. (?); vgl. Josef Benzing: Jakob Köbel zu Oppenheim –. Bibliogr. seiner Drucke und Schriften. Wiesbaden , S. f. (Nr. ). – Weitere Ausg.: «DEr Newe grosz Römisch Calender mit seinen e Ausßleg˚ungen Erclarungen vnnd Regelˉn Wie man alles das so darinn begriffen [...] erlernen mage: ytzundt von dem Hochgelerten der Astronomey e vnd Mathematic Meynster Johann Stoffler vonn Justingen [...] aussz Latin in Teütsche Sprach verwandelt». Oppenheim: J. Köbel (Titelbl.) (Kolophon) (VD S ). – Zu den zahlreichen Digitalisaten der Drucke s. GW (online), VD (online). Ü: Stoeffler’s Elucidatio. The construction and use of the astrolabe. Elucidatio fabricae ususque astrolabii. Translated and edited by Alessandro Gunella/John Lamprey from the Latin text published in Paris by Guillaume Cavellat, . Tallmadge/OH . L: Karl Hartfelder, ADB () S. f. – De Boor/Newald / () S. , , . – Wolf-Dieter Müller Jahncke/Red., Killy () S. f. – Franz Josef Worstbrock, VL Dt. Hum. () Sp. –. – Ferdinand Kaltenbrunner: Die Vorgesch. der Gregorianischen Kalenderreform. In: Sb. der Österr. Akad. der Wiss., Phil.-Hist. Kl. () S. –. – J. C. Albert Moll: J. S. von Justingen. Ein Characterbild aus dem ersten Halbjh. der Univ. Tübingen. Lindau . – Hermann Staigmüller: Württembergische Mathematiker. In: Württembergische Vierteljahrsh. für Landesgesch. NF () S. –. – Gustav Hellmann: Beitr. zur Gesch. der Meteorologie. Bd. (Veröff. des Preussischen Meteorologischen Inst. ). Berlin , S. –. – Johannes Haller: Die Anfänge der Univ. Tübingen –. Zur Feier des jährigen Bestehens der Univ. Bde. Stuttgart / (Nachdr. Aalen ) Bd. , S. –; Bd. , S. *–* und Reg. – Ernst Zinner: Dt. und ndl. astronomische Instrumente des .–. Jh. München , S. , f., , , – und Reg. – Eugen Neuscheler: Die Pest im Haus des Astronomen J. S. zu Blaubeuren. In: Attempto. Nachrichten für Freunde der Univ. Tübingen / () S. –. – Manfred Büttner: J. S. und die Beziehungen zwischen Geographie und Theologie im . Jh. Vortrag [...]. o. O. (wieder in: Wissenschaftsgesch. um Wilhelm Schickard. Hg. v. Friedrich Seck [Contubernium ]. Tübingen
Heinfogel , S. –). – Karl Heinz Schröder: Geographie an der Univ. Tübingen, – (Tübinger geographische Stud. ). Tübingen , S. –. – Karl Hoheisel: J. S. (–) als Geograph. In: Wandlungen im geographischen Denken von Aristoteles bis Kant. Dargestellt an ausgewählten Beispielen. Hg. v. M. Büttner (Abh. und Quellen zur Gesch. der Geographie und Kosmologie ). Paderborn , S. –. – Paola Zambelli: Fine del Mondo o Inizio della Propaganda? In: Scienze, Credenze occulte, Livelli di Cultura. Convegno internazionale di studi. Firenze, – giugno . Florenz , S. –. – Ilse Günther: J. S. In: Contemporaries of Erasmus. A biographical register of the Renaissance and Reformation. Hg. v. Peter G. Bietenholz. Bd. . Toronto u. a. , S. f. – Heike Talkenberger: Sint ut. Prophetie und Zeitgeschehen in Texten und Holzschnitten astrologischer Flugschr. – (Stud. und Texte zur Sozialgesch. der Lit. ). Tübingen , S. –, , f. – Günther Oestmann: Schicksalsdeutung und Astronomie. Der Himmelsglobus des J. S. von (Ausstellungskat. Württembergisches Landesmuseum Stuttgart). Stuttgart . – Christoph Schöner: Mathematik und Astronomie an der Univ. Ingolstadt im . und . Jh. (Münchener Universitätsschr. ). Berlin , Reg. – Franz Graf-Stuhlhofer: Humanismus zwischen Hof und Universität. Georg Tannstetter (Collimitius) und sein wissenschaftliches Umfeld im Wien des frühen . Jh. (Schriftenreihe des Universitätsarch. ). Wien , S. , , –. – G. Oestmann: J. S. Melanchthons Lehrer in Tübingen. In: Philipp Melanchthon in Südwestdeutschland. Bildungsstationen eines Reformators. Ausstellungskat. LB Karlsruhe, UB Heidelberg, LB Stuttgart, Melanchthonhaus Bretten. Hg. v. Stefan Rhein. Karlsruhe , S. –. – Matthias Dall’Asta/Gerald Dörner (Hg.): Johannes Reuchlin. Briefwechsel. Bd. : –. Stuttgart/Bad Cannstatt , S. –, , . – Burkhard Stautz: Die Astrolabienslg. des Dt. Museums und des Bayerischen Nationalmuseums (Dt. Museum. Abh. und Berichte NF ). München , S. f., , , , , . – Gerhard Betsch: J. S. und die Anfänge der mathematischen Wiss. an der Univ. Tübingen. In: Wanderschaft in der Mathematik. Hg. v. Magdalena Hykˇsová. Augsburg , S. –. – Ders.: Die Anfänge der mathematischen Wiss. an der Univ. Tübingen: J. S. und Philipp Imsser. In: Tübingen in Lehre
. Hälfte . Jh. und Forschung um . Zur Gesch. der Eberhard Karls Univ. FS Ulrich Köpf. Hg. v. Sönke Lorenz u. a. (Tübinger Bausteine zur Landesgesch. ). Ost ldern , S. –. – Karin Reich: J. S. Melanchthons Tübinger Lehrer in Mathematik und Astronomie. In: Vom Schüler der Burse zum «Lehrer Deutschlands». Philipp Melanchthon in Tübingen (Ausstellungskat. Stadtmuseum Tübingen). Hg. v. S. Lorenz. Tübingen , S. –. – Dirk Steinmetz: Die Gregorianische Kalenderreform von . Korrektur der christlichen Zeitrechnung in der Frühen Neuzeit. Oftersheim , S. –. – Christoph Wilhelmi: Ein Schwabe in Berlin. Ein bisher unbekanntes Porträt des Astronomen J. S. aus Justingen. In: Schwäbische Heimat () S. –. – Dirk Kottke: Theodor Reysmann. De obitu Iohannis Stoe er Iustingani mathematici Tubingensis elegia (Augsburg ). Ein Gedicht auf den Tod des Tübinger Astronomen J. S. (–). Edition, Übersetzung und Komm. mit einem Verz. der poetischen Werke Reysmanns (Spudasmata ). Hildesheim u. a. , bes. S. –, –. VZ Heinfogel, Konrad (auch: Heynfogel, Haynfogel), * Nürnberg (?), † .. Nürnberg. – Mathematiker, Astronom. H. war der Sohn des Nürnberger Färbers Hermann Heinfogel († ) und von dessen Ehefrau Gertrud († ). Über ein Studium H.s ist nichts bekannt; Nürnberger Humanisten bezeichnen ihn in ihren Publikationen als «magister artium et philosophiae». Am .. emp ng H. in Nürnberg die Priesterweihe; später wurde er Vikar an der Lorenzkirche. Von Kaiser → Maximilian I. wurde er zum Kaplan ernannt. H. gilt als Schüler des Astronomen, Humanisten und Kaufmanns Bernhard Walther (–), des Gönners und Nachfolgers von → Regiomontanus. Er war mit Johannes Stabius (nach –), Johannes Werner (–) und Albrecht Dürer (–) befreundet. H. war astronomischer Berater sowohl der entstandenen Karten des nördlichen und südlichen Sternenhimmels (auf den Karten werden neben H. auch Dietrich Ulsen [† ] und Sebastian Sperantius [† ] genannt) als auch der nach diesen Vorlagen von Dürer erarbeiteten Karten von (die nördliche Karte ist nicht auf den Himmelspol zentriert, sondern auf den Pol der Ekliptik; in der Darstellung
. Hälfte . Jh. des Südhimmels gibt es große Lücken). Er überwachte die Drucklegung von Werners erstem Werk Jn hoc opere haec co[n]tinentur Noua translatio primi libri geographiae Cl. Ptolemaei Geographia (Nürnberg: Stuchs; online: BSB München). Im selben Jahr erschien der illustrierte Almanach meister Co[n]radt Heinfogels vo[n] Nurnberg [...]. Als man zalt nach Christi gepurt. M.CCCCC. vn[d] XV. [...]. Ü: Nachweis für Noua translatio [...] bei Schottenloher, S. , für den Almanach [...] bei Weller, Nr. und Heller, S. . – Himmelskarten: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, cod. H /. Unter Heranziehung des Textes von → Konrad von Megenberg übersetzte H. das sehr verbreitete astronomisch-kosmographische Lehrbuch Tractatus de sphaera des → Johannes von Sacrobosco ins Deutsche. Die Sphera materialis erschien bei Gutknecht († ) in Nürnberg (Nachdrucke , , ). H.s Bearbeitung modernisiert die Sprache, ergänzt die Vorlage mit Zeichnungen und verwendet neu erfundene Begriffe, darunter «Augenender» für Horizont und «Ebennechter kreyß» für Äquator. Zum seit Diemer () immer wieder tradierten Plagiatsvorwurf, nach dem H.s Werk nur einen Abdruck der Übersetzung Konrads von Megenberg darstelle, vgl. Deschler. D: Im Wesentlichen auf die Bearbeitung der Hs. München, BSB, cgm , Bl. ra–ra (Perg., zweite Hälfte . Jh., nordbair.), die auf Bl. r-v einige astronomische Federzeichnungen enthält (wahrscheinlich von H.; vgl. Schottenloher, S. f.; Brévart , S. XI), und auf die überarbeitende Übesetzung H.s einer lat. Vorlage des Textes Konrads von Megenberg gehen folgende Drucke zurück: Nürnberg: Jobst Gutknecht, (VD J ; mit Holzschnitten); online: http://daten-digitale-sammlungen.de/. – Köln: [Arnd von Aich], (VD J ; mit Holzschnitten); online: http://daten-digitalesammlungen.de/. – Straßburg: Jacob Cammerlander, (mit Holzschnitten). – Straßburg: Jacob Cammerlander, (mit Holzschnitten). – Vgl. Brévart , S. XV f. A: Konrad von Megenberg: Die Dt. Sphaera. Hg. v. Francis B. Brévart (ATB ). Tübingen , S. – (Faks. des . Kapitels). – Hamel (s. Lit.) S. – (H.s Übersetzung nach Nürnberg ). L: Georg Steer, VL () Sp. –. – Joseph Heller: Ueber einige Druck
Heinfogel seltenheiten aus dem funfzehnten und sechszehnten Jh. In: Serapeum () S. –, hier S. . – Joseph Diemer: Conrad’s von Megenberg Uebersetzung der «Sphaera mundi». In: Kleine Beitr. zur älteren dt. Sprache und Lit. Gesammelt und hg. v. dems. Tl. (Sb. der phil.hist. Classe der kaiserl. Akad. der Wiss. und ). Wien , S. –. – Emil Weller: Repertorium typographicum. Die dt. Lit. im ersten Viertel des sechzehnten Jh. In Anschluss an Hains Repertorium nach Panzers dt. Annalen. Nördlingen . – Otto Matthaei: Konrads von Megenberg «Dt. Spaera» und die Übersetzungstechnik seiner dt. Prosawerke. Groß-Lichterfelde . – Karl Schottenloher: K. H. Ein Nürnberger Mathematiker aus dem Freundeskreise Albrecht Dürers. In: Beitr. zur Gesch. der Renaissance und Reformation. FS Joseph Schlecht. Hg. v. Ludwig Fischer. München , S. –. – Ernst Zinner: Die fränkische Sternkunde im . bis . Jh. In: Ber. der naturforschenden Ges. in Bamberg () S. –, hier S. . – W. Voss: Eine Himmelskarte vom Jahre mit dem Wahrzeichen des Wiener Poetenkollegiums als Vorlage Albrecht Dürers. Mit Lichtdrucktafeln und Textabbildungen. In: Jb. der Preußischen Kunstsammlungen () S. –. – Samuel G. Barton: Dürer and early star maps. In: Sky and Telescope () Nr. , S. –; Nr. , S. f. – Lynn Thorndike: The «Sphere» of Sacrobosco and its Commentators. Chicago , S. –. – E. Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. ., unveränderte Au . der Erstau . von mit einem Nachtrag von Nummern. Stuttgart . – Albrecht Dürer –. Ausstellung des Germ. Nationalmuseums. Ausstellung des Germ. Nationalmuseums Nürnberg, . Mai bis . August . Katalogred.: Leonie von Wilckens. München , S. –, Abb. und S. . – Jean-Paul Deschler: Die astronomische Terminologie Konrads von Megenberg. Ein Beitr. zur ma. Fachprosa (Europäische Hochschulschr. I, ). Bern/Frankfurt/M. , S. –. – Francis B. Brévart: Zur Überlieferungsgesch. der «Dt. Sphaera» Konrads von Megenberg. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Hans Gaab: Die Himmelskarten von Albrecht Dürer. Oder: Was der Celtistunnel, die Lorenzkirche, Regiomontanus und die Sternkarten von Dürer miteinander zu tun haben. Tl. . In: Regiomontanusbote () H. , S. –, hier
P aum S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Jürgen Hamel: Stud. zur «Sphaera» des Johannes de Sacrobosco (Acta historica astronomiae ). Leipzig . BJ P aum, Jakob, * um (?). – Astronom, Astrologe. Der wahrscheinlich in Ulm lebende P. ist nur durch seine Schriften greifbar. Sein erstes bekanntes Werk ist ein Kalendarium, dessen Entstehung um vermutet wird. Der in Handschriften und Inkunabeln erhaltene Text wurde um erstmals in dt. Sprache gedruckt, dann in einer lat. Fassung. Mit Blättern ist die lat. Ausgabe dabei deutlich kürzer als der dt. Druck mit Blättern. Das Kalendarium bietet für die Jahre – zahlreiche Tabellen zu Kalenderdaten, Tierkreiszeichen, Planeten, Goldenen Zahlen, Sonntagsbuchstaben, Festund Feiertagen, ferner Finsternistafeln für Sonne und Mond. Ein ausführliches Vorwort erläutert die Tabellen und ihre Benutzung sowie grundsätzliche kalendarische und astronomische Berechnungen. Der dt. Druck enthält als Anhang eine Kompilation von Textabschnitten, als deren Quellen die Forschung u. a. den → VierundzwanzigParagraphen-Text, den → Hämatoskopie-Traktat A und den → Ipocras identi ziert hat. Auch ossen → Planetentraktate, → Tierkreiszeichen- und → Temperamentenlehren in den Anhang ein. erschien dann der lat. Almanach nova plurimis annis venturis inservientia, den P. zusammen mit dem Tübinger Professor Johannes → Stöffler († ) herausgab. Das mit Blättern sehr umfangreiche Werk bietet auf Grundlage von Vorarbeiten des → Regiomontanus Ephemeriden für die Jahre bis . Für jeden Monat werden die astronomischen Positionen der Planeten angegeben, außerdem die astrologischen Aspekte der jeweils aktuellen Konstellationen. Ein Vorwort führt in die Ephemeriden und ihren Gebrauch für astrologische Zwecke ein. Von besonderer Wirkung war eine in dem Almanach enthaltene Vorhersage für das Jahr . Die Autoren erwarteten für den Februar jenes Jahres globale Umwälzungen, die durch eine auffallend große Zahl von Himmelskonjunktionen entstehen sollten. Diese häu g als Ankündigung einer Sint ut aufgefasste Prognose führte zu einem großen publi
. Hälfte . Jh. zistischen Echo. Im Verlauf der öffentlichen Sintutdebatte erschienen in Deutschland und anderen europäischen Ländern (u. a. Italien, Frankreich, Spanien) weit über Drucke zum Thema. So beschäftigte sich Johann → Virdung von Hassfurt in seinen Practica Teütsch Uber die newe erschokenliche: vor nye gesehen: Coniunction oder Zuosammen vereynigung der Planeten () im Auftrag Kaiser Karls V. mit der kontroversen Vorhersage. Georg Tannstetter († ) wandte sich in dt. und lat. Abhandlungen gegen den Almanach, was wiederum eine Erwiderung Stöfflers hervorruf (Expurgatio, ). P. selbst verfasste noch dt. Practica, deren Ausgaben jedoch erst um einsetzen und bis reichen. Die Drucke enthalten politische und apokalyptische Voraussagen. Sie erwähnen u. a. kriegerische Kon ikte mit den Osmanen, stellen einen Sieg über den König von Frankreich in Aussicht und prophezeien das Kommen des Endchrists. Ü: Dt. Kalendarium: München, BSB, cgm , r–v (Pap., zweite Hälfte ./erste Hälfte . Jh., nordbair.). – München, BSB, cgm , v–r, v–v (Pap., um , mittelbair. mit östschwäbischer Färbung). Vgl. u. a. Zinner (s. Lit.). – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –. – www.handschriftencensus.de/. – www.handschriftencensus.de/. D: . Dt. und lat. Kalendarium: Ulm: Johann Zainer d. Ä., [um ] (dt., GW M). – Ebd., (lat., GW M). . Almanach nova (mit Johannes Stöffler): Ulm: Johann Reger, (GW M f.). – Mehrere Nachdrucke im . Jh. – Ein dt. Almanach Teutsch (Memmingen: [Albert Kunne, ]; VD S ) griff teilweise auf P.s Almanach nova zurück. . Dt. Practica: [Speyer: Johann Eckhart, um ] (VD P ). – [Augsburg: Heinrich Steiner], (VD P ). – Nürnberg: Kunigunde Hergot, (VD ZV ). – Wittenberg: Nickel Schirlentz, (VD P f.). – [Nürnberg: Kunigunde Hergot bzw. Georg Wachter], (VD P ). – [Ulm: Hans Varnier], (VD P ). – Vgl. GW (online) und VD. A: . Dt. Kalendarium (Teilausg.): Gerhard Eis: Meister Alexanders Monatsregeln. In: Lychnos / () S. –, hier
. Hälfte . Jh. S. –. – Ders.: Altdt. Rezepte von spätma. Verfassern aus Hss. und Frühdrucken. In: Medizinische Monatsschr. () S. –, hier S. . – Hagenmeyer () S. –. . Lat. Drucke: Online-Faks. von GW M, GW M und GW M: http://daten. digitale-sammlungen.de/. . Dt. Practica: Online-Faks. von VD P und VD ZV : http://daten.digitalesammlungen.de/. – Online-Faks. von VD P : http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:: –. – Online-Faks. v. VD P : http:// reader.digitale-sammlungen.de/. L: Francis B. Brévart, VL () Sp. –. – Franz J. Worstbrock: Stöffler, Johannes. In: VL Humanismus () Sp. –. – Karl Sudhoff: Dt. medizinische Inkunabeln. Bibliographisch-literarische Unters. Leipzig , S. f. – Wilhelm L. Schreiber: Un Catalogue des Incunables à Figures. Bd. . Leipzig , Nr. f., . – Gustav Hellmann: Beitr. zur Gesch. der Meteorologie. Bd. . Berlin , S. –. – Ernst Zinner: Verz. der astronomischen Hss. des dt. Kulturgebietes. München , Nr. f., f. – Heinz A. Strauss: Der astrologische Gedanke in der dt. Vergangenheit. München/Berlin , S. f. – E. Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. Stuttgart , Nr. f., f., , f., . – Wolfgang Hirth: Stud. zu den Gesundheitslehren des sog. ‹Secretum secretorum› unter besonderer Berücksichtigung der Prosaüberl. Diss. Heidelberg , S. f. – Christa Hagenmeyer: Die ‹Ordnung der Gesundheit› für Rudolf von Hohenberg. Unters. zur diätetischen Fachprosa des SpätMA mit krit. Textausg. Diss. Heidelberg , S. –. – Wolf-Dieter Müller-Jahncke: Astrologisch-magische Praxis in der Heilkunde der frühen Neuzeit. Stuttgart , S. . – Friedrich Lenhardt: Blutschau. Unters. zur Entwicklung der Hämatoskopie. Pattensen , S. . – F. B. Brévart: The German Volkskalender of the Fifteenth Century. In: Speculum () S. –. – Ders.: Johann Blaubirers Kalender von und . Traditionsgebundenheit und experimentelle Innovation. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Heike Talkenberger: Sint ut. Prophetie und Zeitgeschehen in Texten und Holzschnitten astrologischer Flugschr. –. Tübingen , S. – u. ö. MM
Virdung Virdung, Johann, von Haßfurt (Hans V.; Vierdung, Wirdung; Johannes Virdungus; Johann[es] Haßfurt[us], Haßfurter, Hayssfuer; Johannes Cracoviensis), * .. Haßfurt (Unterfranken), † um / Heidelberg. – Astronomisch-astrologischer und iatromathematischer Fachschriftsteller. Die Informationen zu V.s Biographie beruhen zum Teil auf seinen eigenen Angaben in der Vorrede zu seinen Tabulae resolutae und im teilautographen Codex Pal. Lat. der Biblioteca Apostolica Vaticana. immatrikulierte V. sich an der Leipziger Artistenfakultät. Im Sommer reiste er nach Italien und kehrte im Februar des Folgejahres nach Leipzig zurück, um von hier aus an die Universität Krakau zu wechseln. Dort erwarb er im Herbst das artistische Bakkalaureat und setzte seine Studien anschließend wiederum in Leipzig fort (Februar Magister Artium). Erneut brach V. nach Italien auf und gelangte bei dieser Reise auch nach Frankreich. In Heidelberg nahm er im Herbst ein Medizinstudium auf und befand sich spätestens als kurpfälzischer Hofmathematicus und «bombardista» (Büchsenmeister) im Dienst Kurfürst Philipps des Aufrichtigen von der Pfalz. Nach dem Tod Philipps wurde V.s Dienstverhältnis von Pfalzgraf → Ludwig V. bestätigt. Weitere Reisen führten V. nach Dänemark, um dort König Christian II. ein Geburtshoroskop zu erstellen, und womöglich um auch nach England zu Nicholas of Fairmont. Dorthin dürfte V. sein naturkundlich-magisches Interesse geführt haben. Ferner p egte V. Kontake zu Humanisten (Adam → Wernher, Jacob Curio, Johann Sinapis). In einem an ihn gerichteten Brief des Johannes Trithemius von erwähnt Trithemius einen «Georgius Sabellicus Faustus iunor». Der Brief ist das älteste Zeugnis zum legendenhaften «astrologus» und «magus secundus» Faust. V. genoss ein großes astrologisches Renommee. Dies wird insbesondere dadurch offenbar, dass er (wie u. a. auch der Tübinger Astronom Johannes → Stöffler) zu denjenigen dt. Gelehrten zählte, die von ihren Universitäten um Stellungnahmen zur Reform des julianischen Kalenders anlässlich des fünften Laterankonzils (–) gebeten wurden. Ab führte V. gemeinsam mit Hans Sprenger auch die Heidelberger Hofapotheke. Ungefähr ab , nach Erlangung des medizinischen Doktogrades, unterrichtete V. an der Heidelberger Universität Mathematik, Astronomie und Medizin. An Fachschriften sind von V. in erster Linie Prognostiken und Almanache aus den Jahren /
Virdung bis zu seinem Tod überkommen. Noch bis sind Praktiken unter V.s Namen postum im Druck erschienen. Insgesamt lassen sich über Praktiken in über Druckau agen nachweisen, darunter Prognostiken für Städte oder auch Einzelpersonen (Philipp Melanchthon, Franz von Sickingen). Eine Praktika Teütsch (Erstdruck ), welche eine Bearbeitung der Prognosticatio Johannes → Lichtenbergers darstellt, ist dabei über -mal gedruckt worden. Bis zur Jahrhundertwende sind die Texte noch ungefähr zur Hälfte auf lat. erschienen, danach liegt das prognostische Œuvre V.s nahezu ausschließlich volkssprachig vor. Auch nd. Bearbeitungen sind bekannt. In aller Regel handelt es sich um Jahresprognostiken auf das Folgejahr, einige wenige beziehen sich auch auf längere Zeiträume. Im großen Gelehrtenstreit um die signi kant hohe Zahl von Planetenkonjunktionen im Zeichen der Fische im Jahr und die daraus resultierenden weit verbreiteten Sint utprophetien (Johannes → Stöffler, Georg Tannstetter) nahm V. eine moderate Position ein und sprach sich vor allem in den Praktiken von gegen katastrophale Überschwemmungen aus. Weitere Schriften in Auswahl: ) Eine Kometenbeobachtung von zog einige Fachschriften in Deutschland nach sich, darunter auch eine astrologische Ausdeutung durch V., die er lat. und volkssprachig publizieren ließ. – ) verfasste V. eine lat. «Invectiva», die sich gegen die Sintutprophezeiung des ktiven persischen Astrologen Lucas richtet (und nicht gegen den italienischen Astrologen Luca Gaurico). – ) Zwei weitere dt. Kometentraktate V.s von / und gelten als Begründung der metereologischen Optik. – ) Das Wirken V.s im medizinischen Bereich spiegelt sich nur in geringem Maße in seinem Schrifttum wider. Gleichwohl wird die iatromathematische Schrift Nova medicinae methodus in der Forschung oft als sein Hauptwerk angesehen. Das umfassende Fachbuch soll Ärzten astromedizinische Grundkenntnisse vermitteln. – ) Gleichsam von fachliterarischer Bedeutung sind die Tabulae resolutae, die auf universitäre Vorlesungen zurückgehen dürften. Die Tabulae sind ein Hilfsmittel für Horoskopsteller und Verfasser von Prognostiken zur Berechnung von Planetenpositionen unter den Voraussetzungen des geozentrischen Weltbilds. Ü: Praktiken: Mindestens Inkunablen (GW M , –, M– u. ö.), mindestens Frühdrucke (VD
. Hälfte . Jh. – passim u. ö.). Vgl. auch Zinner , Reg. und Falk Eisermann: Verz. der typographischen Einblattdrucke des . Jh. im Heiligen Römischen Reich Dt. Nation (VE ). Kat.-Bd. . Wiesbaden , S. – (Nr. V-–). – Zu Druckabschriften von Praktiken s. Ernst Zinner: Verz. der astronomischen Hss. des dt. Kulturgebietes. München . – www.manuscriptamediaevalia.de. – Weitere Schriften: ) Lat.: «EXplanatio maximarum [et] formidabiliˉu rerum futurarˉu Anno Salutis M.D.VII. que per Cometem Anno .... in Climate nostro conspectˉu portenduntur». Oppenheim: [Jakob → Köbel, ]; Nachdr.: [Straßburg: Matthias Hupfuff ] (VD V f.). – Dt.: «Vßlegung vˉn erclerˉug der e wunderbarlichen kunftigˉe erschrocklichen ding s die vns d Stern mit dem Swantz: den maˉn Comet nent in vnsern landen gesehˉe im iar M.CCCCC.VI. diß nochuolgend iare so maˉn zelen wirt M.CCCCC.VII. beteuten ist». Oppenheim: [J. Köbel, ]; Nachdr.: [Nürnberg: Johann Weißenburger, ]; [Augsburg: Hans Froschauer, ] (VD V –). – ) «Jnvectiua magistri Johannis Virdˉugi de hasfurt [...] Contra somniatˉu Prognosticˉo quod delirus ipˉe Lucas magni regis persarˉu phˉus et Medicus süper Anno millesimo quˉıgentesimo duodecimo edidit«. Heidelberg: [Jakob Stadelberger] (VD V ). – ) «Die auszlegung Magistri johˉanis Virdung von Haßfurt [...] vber die wˉuderbarlichen zeichen die do gesehˉe wordˉ sein. bey dem Mon vff dem Schloß hohem vrach jm Wirttenbeger landt». [Speyer: Jakob Schmidt, um /]; «AUßlegˉug vnd Beteütung der W˚underbarlichen zeichˉe [...] sünderlich deren die Jn dem Jare Funfftzehenhundert vnd zwentzigk [...] z˚u Wyen Jnn Ostereich iˉn den lüfften gesehen worden sein [...]». Oppenheim: [J. Köbel, ] (VD V /). – ) «NOVA MEDICINAE METHODVS, nunc primˉu & condita & aedita, ex Mathematica ratione morbus Curandi». Ettlingen und Hagenau: Valentin Kobian, und (VD V f.). Nachdr. mit einem Komm. von Giovanni Paolo Gallucci: «De cognoscendis, et medendis morbis ex corporum coelestium positione libri IIII». Venedig . – ) «TABVLAE RESOLVTAE DE SVPPVTANDIS SIDERVM MOTIBVS [...] Ex quibus omnium siderum motus tam ad praeterita [quam] ad futura, quantˉuuis longa tempora, facile calculari possunt». Nürnberg: Johann Petreius, (VD V ). – Zu zahlreichen Digitalisaten s. GW (online) und VD (online). –
. Hälfte . Jh. Handschriftlicher Nachlass: Neun Hss. mit überwiegend astronomisch-astrologischen Textgut aus V.s Besitz, darunter Teilautographe, be nden sich heute in der Biblioteca Vaticana. Vgl. Schuba (s. Lit.) S. (Reg.). L: Siegmund Günther, ADB () S. f. – Francis B. Brévart, VL () –. – Joachim Telle, Killy () S. f. – Friedrich von Weech: Regesten über die Heidelberger Hofapotheke. In: Zs. für Gesch. des Oberrheins () S. –, –, hier S. f. – Karl Sudhoff: Iatromathematiker vornehmlich im . und . Jh. (Abh. zur Gesch. der Medizin ). Breslau , bes. S. –. – Ders: Dt. medizinische Inkunabeln. Bibliographischliterarische Unters. (Stud. zur Gesch. der Medizin /). Leipzig , Nr. , f. – Richard Stauber: Die schedelsche Bibl. Ein Beitr. zur Gesch. der Ausbreitung der italienischen Renaissance, des dt. Humanismus und der medizinischen Lit. Nach dem Tode des Verfassers hg. v. Otto Hartig (Stud. und Darstellungen aus dem Gebiet der Gesch. / –). Freiburg i. Br. (Nachdr. Nieuwkoop ) S. . – Wilhelm Ludwig Schreiber: Manuel de l’amateur de la gravure sur bois et sur métal au XVe siècle. Bd. . Leipzig , Nr. , , , –. – Gustav Hellmann: Beitr. zur Gesch. der Metereologie. Bde. (Veröff. des Preussischen Meteorologischen Inst. /). Berlin /, Bd. , S. , , , , –, –; Bd. , S. f., . – Heinz Arthur Strauss: Der astrologische Gedanke in der dt. Vergangenheit. Mit Abb. aus der altdt. Buchillustration. München u. a. , S. f. mit Abb. –, . – Aleksander Birkenmajer: Formula. In: Isis () S. –. – Lynn Thorndike: J. V. of Hassfurt again. In: ebd. () S. –. – Ders.: Faust and J. V. of Hassfurt. In: ebd. () S. . – E. Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. ., unveränd. Au . der Erstau . von mit einem Nachtrag von Nummern. Stuttgart , S. (Reg.). – L. Thorndike: Another V. Ms. In: Isis () S. –. – Ders.: J. V. of Hassfurt. Dates of Birth and Death. In: ebd. () S. . – Ders.: A History of Magic and Experimental Science During the First Thirteen Centuries of Our Era. Bd. . New York , S. f.; Bd. . Ebd. , S. f. – E. Zinner: Aus alten Hss. In: Naturforschende Ges. Bamberg. . Ber. () S. –. – Ursula Bruckner: Wenzel Faber
Virdung von Budweis oder J. V.? In: Beitr. zur Inkunabelkunde . Folge () S. –. – Dieter Harmening: Faust und die Renaissance-Magie. Zum ältesten Faustzeugnis (Johannes Trithemius an J. V., ). In: AfK () S. –. – U. Bruckner: Noch einmal: Wenzel Faber von Budweis oder J. V. ? In: Beitr. zur Inkunabelkunde . Folge () S.–. – Peter Hans Pascher: Praktiken des . und . Jh. (Armarium ). Klagenfurt , S. , , , –, – (mit Faks. von Prognostiken auf und ). – Max Steinmetz: J. V. v. Haßfurt, sein Leben und seine astrologischen Flugschriften. In: Flugschr. als Massenmedium der Reformationszeit. Hg. v. Hans-Joachim Köhler (SpätMA und frühe Neuzeit ). Stuttgart , S. – (wieder in: «Astrologii hallucinati». Stars and the End of the World in Luther’s Time. Hg. v. Paola Zambelli. Berlin/New York , S. –). – P. Zambelli: Fine del Mondo o Inizio della Propaganda? In: Scienze, Credenze occulte, Livelli di Cultura. Convegno internazionale di studi. Firenze, – giugno . Florenz , S. –, bes. S. f. – Wolf-Dieter MüllerJahncke: Astrologisch-magische Theorie und Praxis in der Heilkunde der frühen Neuzeit (Sudhoffs Arch., Beih. ). Wiesbaden , Reg. – J. Telle: J. V. In: Biblioteca Palatina. Ausstellungskat. Univ. Heidelberg. Hg. v. Elmar Mittler (Heidelberger Bibliotheksschr. ). Textbd. ., verb. Au . Heidelberg , S. –. – Jürgen Hamel: Zentralkat. alter astronomischer Drucke in den Bibl. der DDR (bis ). Bd. f. (Veröff. der ArchenholdSternwarte Berlin-Treptow f.). Berlin /, Bd. , S. , f.; Bd. , S. –. – Silvia P ster: Parodien astrologisch-prophetischen Schrifttums –. Textform, Entstehung, Vermittlung, Funktion (Saecvla spiritalia ). Baden-Baden , S. –. – Heike Talkenberger: Sint ut. Prophetie und Zeitgeschehen in Texten und Holzschnitten astrologischer Flugschr. – (Stud. und Texte zur Sozialgesch. der Lit. ). Tübingen , S. –. – Martina Backes: Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg im . Jh. Ein Beitr. zur Gönnerforsch. des SpätMA (Hermaea NF ). Tübingen , S. . – Ludwig Schuba: Die Quadriviums-Hss. des Cod. Palatini Latini in der Vatikanischen Bibl. (Kat. der UB Heidelberg ). Wiesbaden , S. XIII f., XVIII–XX, (Reg.). – Farouk Grewing: Über den «Fürsten der Nekromanten». Johannes Trithemius an den Magister J. V. v. H., . In: Faust –
Rüss Annäherung an einen Mythos. Hg. v. Frank Möbus u. a. (Ausstellungskat. Kunstslg. der Univ. Göttingen/Schloss Weimar). Göttingen , S. –. – John L. Flood/David J. Shaw: Johannes Sinapius (–). Hellenist and Physician in Germany and Italy (Travaux d’humanisme et renaissance ). Genf , S. , , f., , . – Helmut Claus: Astrologische Flugschr. von Johannes V. und Balthasar Eißlinger d. Ä. als «Leitfossilien» des Speyerer Buchdrucks der Jahre –. In: Arch. für Gesch. des Buchwesens () S. –. – Dagmar Drüll: Heidelberger Gelehrtenlex. –. Berlin u. a. , S. f. – Winfried Dotzauer: War Dr. Faustus in Kreuznach? Der Brief des Abtes Johannes Trithemius an den Mathematiker J. V. vom . August . In: War Dr. Faustus in Kreuznach? Realität und Fiktion im Faust-Bild des Abtes Johannes Trithemius Hg. v. Frank Baron/Richard Auernheimer (Bad Kreuznacher Symposien ). Alzey , S. –. – Herbert Jaumann: Hb. der Gelehrtenkultur der frühen Neuzeit. Berlin, , S. f. – Gerd Mentgen: Astrologie und Öffentlichkeit im MA (Monographien zur Gesch. des MA ). Stuttgart , S. f., –, . – J. Hamel: V. J. In: Biographical Encyclopedia of Astronomers. Hg. v. Thomas Hockey. New York , S. . – Benedek Láng: The Hermetic Collection of Johannes V. of Hassfurt. In: Ders.: Unlocked Books. Manuscripts of Learned Magic in the Medieval Librarys of Central Europe, University Park (Pennsylvania) , S. –. – Jonathan Green: Printing and Prophecy. Prognostication and Media Change – (Cultures of knowledge in the early modern world). Ann Arbor , S. – u. ö. VZ Rüss, Johannes. – Verfasser von Wandkalendern für und . Die Großformatigen Wandkalender R.’ sind in Basel im Druck erschienen. Er ist der gesicherte Verfasser von Almanachen für die Jahre und . Zudem kommt er für einen weiteren für als Autor in Betracht. Laut Angaben der Kalender für und stammte er aus Konstanzer und war promovierter Mediziner. Seine Herkunft wird bestätigt durch einen Eintrag in den Matrikeln der Universität Tübingen aus dem Jahr : «Johannes Rüss de Constancia». Der in der Literatur eingehend beschriebene Kalender für ist ein Tageskalender mit allge
. Hälfte . Jh. meinen Angaben zum kommenden Jahr. Er bietet die gattungstypischen Haus- und Gesundheitsregeln, wie etwa zur Lebensführung, Körperp ege oder Gartenarbeit. Besonderheiten bestehen lediglich darin, dass der übliche Hinweis auf die Hundstage im August fehlt und bei der Au istung der Aderlasstage keine Spezi kationen hinsichtlich der Körperteile sowie des Alters und des Temperaments (→ Temperamentenlehre) des Lasskandidaten vorgenommen werden. D (jeweils einseitig bedruckte Einblattdrucke in Großfolio, jeweils o. O., Drucker und J.): [Basel: Michael Furter, ]; zwei Fragm. (acht Zeilen des mittleren Teils fehlen). Titelzeile: «So man zalt nach Christi geburt. M.CCCCC.XII Jar ist ein schalt iar»; Autorangabe: «Joannes Rüsz medicine doctor Constantien». Exemplar: Basel, UB, Hss.-Mag., AU V :. – [Basel: Pamphilus Gengenbach, ]; Fragm., untere Hälfte und rechter Rand fehlen. Titelzeile: «So man zalt nach der geburt Christi M.CCCCC.XIX iar»; Autorangabe: «Joannes rüsz Medicine doctor Cˉostantie». Exemplar: Basel, Kupferstichkabinett, Inv. Nr. .. – Womöglich auch R. zuzuschreiben ist der fragmentarische Wandkalender auf das Jahr (nur untere Hälfte): [Basel: Johann Bergmann von Olpe, ]. Exemplar: Basel, UB, Hss. Mag., AU V :a. L: Francis B. Brévart, VL () Sp. . – Heinrich Hermelink: Die Matrikeln der Univ. Tübingen. Erster Bd.: Die Matrikeln von –. Stuttgart , S. . – Hans Koegler: Einige Basler Kalender des XV. und der ersten Hälfte des XVI. Jh. In: Anz. für schweizerische Altertumskunde NF () S. –, –, –, hier S. – (Nr. ). – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. ., unveränd. Au . der Erstau . von mit einem Nachtrag von Nummern. Stuttgart , S. (Nr. ) (Nr. ). – Arnold P ster: Ueber Anfänge und erste Entwicklung des Druckes medizinischer Werke in Basel. In: FS Jacques Brodbeck-Sandreuter. Besorgt von Karl Reucker. Basel , S. –, hier S. f. – Frank Hieronymus: Basler Buchillustration –. Ausstellungskat. UB Basel (Oberrheinische Buchillustration. /Publ. der UB Basel ). Basel , Nr. . – Kerstin Prietzel: Pamphilus Gengenbach, Drucker zu Basel (um –). In: Arch. für Gesch. des Buchwesens () S. –, hier
. Hälfte . Jh. S. , , (Nr. ). – Wolfgang Wegner: R., J. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. , . VZ Klainmüller, Johann(es) (auch: Klainmulher; Pseudonym: Johannes Wolhopter/Wälhopter/ Wolhupter), * /. – Verfasser einer astronomischen Schrift und zweier medizinischer Kompilationen, erstes Drittel . Jh. K. stammte nach eigener Angabe aus Krakau und war in Augsburg als Arzt tätig. Sein ungefähres Geburtsjahr lässt sich anhand eines Steinmodells für eine Gedächtnismedaille errechnen, das der in Augsburg wirkende Medailleur Hans Daucher (–) im Jahr von K. angefertigt hat (heute im Bestand der staatlichen Münzsammlung München; Randschrift: IOHAN KLAINMVLHER DER ERCZNEY DOCTOR AUGVSTAN IM ALTER LIII). Von K. sind drei Schriften im Druck überkommen, von denen zwei als Autorangabe nur das Pseudonym verwenden, während die zeitlich mittlere den Klarnamen vor das Pseudonym stellt. Die erste Schrift () ist eine Beschreibung und Anleitung des astronomischen Geräts «phebilabium», einer kompassartigen, offensichtlich kastenförmigen Büchsensonnenuhr mit eingelagerten Platten und Einzelteilen wie etwa Windfahnen. Auf knapp Seiten mit zahlreichen Abbildungen beschreibt K. das Gerät ausführlich und gibt detaillierte Anweisungen zur Benutzung. Eine Funktion ist z. B. die Bestimmung der genauen Tages- und Nachtlänge. Auch werden die Planeten und Sternzeichen erläutert. Die beiden anderen kurzen Druckschriften (je zwölf Blätter), erschienen und in Augsburg und Erfurt, re ektieren als medizinische Kompilationen den Arbeitsalltag K.s. Der Augsburger Druck widmet sich ausschließlich dem Aderlass, während das spätere Sammelwerk auch die Harnschau miteinschließt. Ü: Phebilabium: Augsburg: Johann Schönsperger d. J., (VD ZV ); Titel: «Ain new subtill vnd fast kunstreich werck / e hye in disem buchlein begriffen / das den menschen grosse nutz vˉn frucht bringt z˚u ewigenn zeite ten / nach jnnhaltung diß buchleins vˉn jnstruments genaˉnt Phebilabium». Autorangabe zum Ende der
Klainmüller Vorrede: «Durch den hochgelertˉn Crakischen magistrum Joannem wolhopter vˉn doctorem ds ertzney / Jn der kaiserlichen statt Augsburg» (Digitalisat: http://diglib.hab.de/wdb.php?dir=drucke/astron-s). – Augsburger Aderlass-Druck: Augsburg: J. Schönsperger d. J., (VD K ); Titel: «Ain hymlischen vˉn Natürlichen anzaygung [...] wie sich der Mensch hallten soll / mit aderlassen Ertzneyen / vˉ g˚utter regierung [...] geordnet durch e Doctorˉe Johannˉe Klainmüller ods Walhopter». – Erfurter Aderlass-Druck: Erfurt: Wolfgang Stürmer, o. J. [] (VD W ); Titel: «Eyn nützlichs Büchlin / darinn begriffen /wie man die Adern laßen sol [...] Auch vˉo der gestalt des bl˚uts / vnd außlegung aller Adern [...] Auch vonn der gestalt vn vnderscheyd des Harmes. Johannis Wolhupter Doctor der Ertzney». L: Francis B. Brévart: J. Wolhopter. In: VL () Sp. f. – Karl Sudhoff: Iatromathematiker vornehmlich im . u. . Jh. (Abh. zur Gesch. der Medizin ). Breslau , S. . – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. Stuttgart , S. , , . – Ders.: Dt. und ndl. astronomische Instrumente des .–. Jh. ., erg. Au . München (Nachdr. ) S. f., , . – Werner Arnold: Augsburger medizinische und naturwissenschaftliche Drucke des . und . Jh. in der HAB Wolfenbüttel. In: Augsburg in der Frühen Neuzeit. Beitr. zu einem Forschungsprogramm (Colloquia Augustana ). Hg. v. Jochen Brüning/Friedrich Niewöhner. Berlin , S. –, hier S. f., . – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Lutz, Bernhard. – Student, Astrologe, lebte um /. Von L. sind zwei dt. Praktika mit Jahresvorhersagen für bzw. bekannt, die beide in Augsburg gedruckt wurden. Die Praktik für umfasst sechs Blätter, während von dem Druck für nur das Titelblatt erhalten ist. Dessen Holzschnitt zeigt Merkur, der mit seinem Stab in der Hand auf einem Wagen sitzt. Dieser wird von Greifen gezogen, während im Hintergrund Jupiter zuschaut. Beide Götter werden im Titel als Jahresherrscher genannt. Nach Angaben der Drucke studierte L. an der Universität Leipzig.
Rostocker Maler- und Färberrezeptbuch D: Praktik auf : Augsburg: [Johann → Otmar, ] (VD L ). – Praktik auf : [Augsburg: Hans Froschauer ] (VD L ). A: Online-Faks. von VD L : http://daten.digitale-sammlungen.de/. L: Gundolf Keil u. a., Nachträge zum VL. In: Studia Neophilologica () S. –, hier S. . – Ernst Zinner: Gesch. und Bibliogr. der astronomischen Lit. in Deutschland zur Zeit der Renaissance. Stuttgart , S. (Nr. ). MM Mischung aller Farben (auch: Bamberger Malerbuch, Bamberger Malerbüchlein). – Sammlung von Farb- und Malrezepten, spätestens /. Die M. a. F. ist anonym in einer Sammelhandschrift überliefert, die von Johannes Mötzel aufgezeichnet wurde. Er war in der ersten Hälfte des . Jh. Subprior im Karmeliterkloster Bamberg. Bislang ist unbekannt, ob er die M. a. F. nur abschrieb oder auch selbst zusammenstellte. Inhaltlich bietet der Text Anweisungen zur Mischung von Malfarben, die von der Forschung auf alemannische Quellen zurückgeführt werden. Nachgewiesen sind Parallelüberlieferungen im → Straßburger Malerbuch, im Trierer Malerbuch, bei → Andreas von Kolmar und → Heinrich von Lübeck I. Die M. a. F. wird daher der Straßburger Malerbuchfamilie zugerechnet. Ü: Bamberg, SB, msc. theol. (früher Q.VI.), v–r (Pap., /, bair.). – Vgl. www.handschriftencensus.de/. A: Ploss (s. Lit.). L: Gundolf Keil, VL () Sp. . – Emil Ploss: Stud. zu den dt. Maler- und Färberbüchern des MA. Ein Beitr. zur dt. Altertumskunde und Wortforschung. Diss. München , S. . – Ders.: Ein Buch von alten Farben. Technologie der Textilfarben im MA mit einem Ausblick auf die festen Farben. Heidelberg u. a. , S. , . – Ders.: Ein Malerbüchlein aus dem Bamberger Karmelitenkloster. In: Ber. des Hist. Ver. für die P ege der Gesch. des ehemaligen Fürstbistums Bamberg () S. –. – Hermann Kühn u. a.: Farbmittel, Buchmalerei, Tafel- und Leinwandmalerei. Stuttgart , S. , , u. ö. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. MM
. Hälfte . Jh. Rostocker Maler- und Färberrezeptbuch (auch: Göttinger Färbebuch). – Nd. Sammlung farbund färbespezi scher Kurztexte, frühes . Jh. Das R. M. u. F. stellt in seiner unikal überlieferten Gestalt vermutlich die Abschrift eines Werkstattbuchs dar. Es vereint daher solche Anleitungen, die dem unbekannten Kompilator als besonders geeignet für die praktische Umsetzung in einer spätma./frühneuzeitlichen Künstler- oder Malerwerkstatt erschienen. Die Sammlung umfasst insgesamt Rezepte, die nach inhaltlichen Gesichtspunkten in vier Segmente differenziert sind. Der erste Teil bietet fünf Anweisungen zur Herstellung der Grundfarben Kupfergrün, Zinnoberrot, Bleiweiß, Mennige (Bleioxidrot) und «Lasurium» (Blau). Die Verfahren entsprechen der ma. Konvention, die ihrerseits in lat. frühma. Farbtraktaten gründet. Der zweite Teil des R. M. u. F.s ist eine Anleitung für Buchmaler mit vierzehn Kurztexten. Neben Rezepten für Buchfarben werden auch Hinweise zu Grundierungen gegeben. Die Beiträge der dritten Textgruppe widmen sich Farben für Papier und Holz sowie dem Stoff- und Lederdruck. Außerdem werden Hinweise zu Bindemitteln und Mischfarben gegeben. Der letzte Teil berücksichtigt unterschiedliche Gebrauchskontexte. Seine siebzehn Verfahren beziehen sich u. a. auf die Tonglasur, Textilfärbung oder die Herstellung von Firnis. Ü: Göttingen, SUB, ° Cod. Ms. hist. nat. , v–v (Pap., –, nd. [aus Rostock]). Überschrift: «Van alchemye unde varwen to bernende». A: Peter Seidensticker: Mnd. Mal- und Färberezepte aus der Niedersächsischen SUB Göttingen. In: Gedenkschr. für Heinrich Wesche. Hg. v. Wolfgang Kramer u. a. Neumünster , S. –. L: Vera Trost, VL () Sp. f. – Ernst Ploss: Stud. zu den dt. Maler- und Färberbüchern des MA. Diss. München . – Walter Lawrence Wardale: The ‹Excerpta Ipocratis vnde Bartholomei› of Göttingen, Ms. hist. nat. . In: Nd. Mitt. () S. –. – E. Ploss: Die Fachsprache der dt. Maler im SpätMA. In: ZfdPh () S. –, –. – Ders.: Ein Buch von alten Farben. Technologie der Textilfarben im MA mit einem Ausblick auf die festen Farben. Heidelberg/Berlin (., erw. Au . Gräfel ng ). – Gerhard Eis: Ma. Fachprosa der Artes. In: Dt. Philologie im Aufriß. Bd. . Hg. v. Wolfgang Stammler. ., überarb. Au . Berlin ,
. Hälfte . Jh. Sp. –. – W. L. Wardale: Some Notes on the Stockholm MS X and the Göttingen MS hist. nat. . In: Fachlit. des MA. FS G. Eis. Hg. v. Gundolf Keil u. a. Stuttgart , S. –. – Doris Oltrogge/Solange Michon/Robert Fuchs: «Laubwerk». Zur Texttradierung einer Anleitung für Buchmaler aus dem . Jh. In: Würzburger medizinhist. Mitt. () S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Sabine Struckmeier: Die Textilfärberei vom SpätMA bis zur Frühen Neuzeit (.–. Jh.). Eine naturwissenschaftlich-technische Analyse deutschsprachiger Quellen (Cottbuser Stud. zur Gesch. von Technik, Arbeit und Umwelt ). Münster u. a. , passim (Sigel Gö). VZ Rößlin, Eucharius, d. Ä. (auch: Rösslin, Roslin, Rössly, Rössle u. ä.), * um Waldkirch bei Freiburg i. Br. (?), † September Frankfurt/ M. – Frankfurter Stadtarzt, Verfasser (?)/Redaktor/ Herausgeber des wirkmächtigen gynäkologischobstetrisch-pädiatrischen Lehrbuchs Der schwangeren Frauen und Hebammen Rosengarten. Im Zeitraum – ist R. als Apotheker in Freiburg nachgewiesen, wo er die Bürgerrechte erwarb. Er p egte Beziehungen zur Universität und erlangte nach der Jahrhundertwende den medizinischen Doktorgrad. ist seine Veurteilung wegen einer Rauferei mit einem Stadtschreiber aktenkundig. Nach Verhandlungen mit dem Frankfurter Rat wurde R. zum Stadtarzt der Reichsstadt bestellt (in der Nachfolge Johann → Wonneckes). quittierte er vorübergehend den Dienst. Zum Zeitpunkt des Erstdrucks seines Rosengartens () hielt R. sich in Worms auf. kehrte er zu verbesserten Konditionen auf die Frankfurter Position zurück, die er bis zu seinem Tod innehatte. Der als medizinischastrologischer Autor bekannte Frankfurter Stadtarzt Eucharius Rößlin d. J. (–) ist R.s gleichnamiger Sohn. Als äußeren Anlass für die Abfassung des Rosengartens schiebt R. in einer Widmung eine Bitte Katharina von Sachsens, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg (–) vor, die er behandelt hatte. Diese habe ihn um eine «vnderweisung z˚u g˚ut den schwˉagern frawen vˉn den hebamen» ˉ gebeten. Das Kompendium ist in drei
Rößlin Hauptabschnitte mit jeweils eigenem Prolog gegliedert: eine Hebammenlehre, eine nach Indikationen «a capite ad calcem» geordnete Pädiatrie und schließlich ein Fachglossar, das die dialektale Varianz der Arzneimittelnamen im Deutschen berücksichtigt. Den insgesamt zwölf Kapiteln gehen ein «Privilegium» → Maximilians I., zwei Vorreden und ein Inhaltsverzeichnis voraus. Der Schwerpunkt liegt auf der Geburtshilfe. Die Maßnahmen reichen von Normalgeburten über Komplikationen bis hin zu Kaiserschnitten bei toten Frauen. Zahlreiche Kindslagenbilder ankieren die obstetrischen Ratschläge. R. selbst gibt an, sich für seine Mütter- und Hebammenlehre auf antike und arabische Autoritäten gestützt zu haben. Tatsächlich beruht das Kompilat aber auf anderen Quellen: Der erste Teil ist hauptsächlich aus der lat. Gynaecia Mustionis übersetzt, dem Hebammenkatechismus des Mustio aus dem . Jh., der selbst wiederum auf Soran von Ephesos zurückgeht. Weitere Quellen sind die pseudepigraphen lat. → Trotula-Traktate und → Arnald von Villanova. Beim Gebährstuhl stützt sich der Text auf das → Ps.-Ortol sche Frauenbüchlein. Für den pädiatrischen zweiten Abschnitt wurde u. a. das zwölfte Kapitel des Regiments der jungen kinder Bartholomäus → Metlingers ausgewertet. Das abschließende Arzneistoffregister dürfte R. selbst verfasst haben. Das fachliterarische Niveau des Rosengartens ist gegenüber den gelehrten Vorlagen gesenkt worden und terminologisch an den Adressatenkreis (medizinischen Laiinnen, Hebammen und Ammen) angepasst worden. Es bestehen allerdings Zweifel, ob R. selbst für dieses planvolle übersetzerisch-redigierende Vorgehen verantwortlich gemacht werden kann. (Keil [zuletzt ] bezeichnet den Rosengarten als Plagiat.) Ein handschriftlicher Trakat (Titel im Codex von späterer Hand: «Von Kranckheiten, Siechtagen vnd zu val der Swangern vnd geberenden frowen vnd ihrer neu gebornen Kinderen») weist eine so signi kante Nähe zum Rosengarten auf, dass er als Vorstufe zu bewerten ist. Streckenweise sind die beiden Texte inhaltlich deckungsgleich. Im Codex ist der Traktat auf datiert. Die hier gebotene Fassung ist höchstwahrscheinlich Abschrift einer älteren Vorlage. Dass diese auf R. selbst zurückgeht, ist zumindest zweifelhaft. Der Namenseintrag des nicht näher identi zierten «constantinu[s] Roslin» im Textzeugen sowie Nachträge durch Eucharius Rößlin
Rößlin d. J. legen nahe, dass sich der medizinische Sammelband im Familienbesitz befand. Es ist denkbar, dass R. den anonymen Traktat redigiert und unter seinem eigenen Namen publiziert hat. Der Rosengarten ist das am weitesten verbreitete frauenheilkundliche Werk des . Jh., dessen Wirkungsgeschichte bis ins . Jh. reicht. Die Erstausgabe von wurde vom Straßburger Humanistenarzt Johannes Adelphus (→ Muling) als Korrektor betreut. Die Holzschnitte für das Bildprogramm fertigten Erhard Schön und Konrad Merkel. Mit unterschiedlichen Druckversionen und insgesamt über Ausgaben war die Hebammenlehre sogar erfolgreicher als der europaweit verbreitete Gart der Gesundheit (Johann → Wonnecke), der für R. formale Vorbildfunktion gehabt haben dürfte. Auch begegnet der Rosengarten später als Teil des Ehstands Arzneybuchs (Erstdruck: Erfurt: Gervasius und Wolfgang Stürmer o. J. []) und des Hebammenb˚uchlins Adam Lonitzers (Erstdruck: Frankfurt/ M. [VD R ]). Der Rosengarten wurde ferner ins Niederländische, Dänische und Tschechische übersetzt. Die lat. Übertragung Eucharius Rößlins d. J. (De partu hominis, Erstdruck ) war Voraussetzung der europaweiten Verbreitung des Rosengartens und die Grundlage für französische, spanische, englische und italienische Fassungen sowie für eine dt. Rückübersetzung. In dieser lat. Ausgabe begegnet die gräzisierte Namensform «Rhodion», die demnach nicht auf R. selbst, sondern auf Eucharius d. J. zurückgeht und der ihn für sich auch in seinem Kreutterb˚uch ( [VD W], s. Johann → Wonnecke) verwendet. Wegen der außerordentlich breiten internationalen Rezeption wird R. mitunter als «Hebammenlehrer Europas» bezeichnet. Die Illustrationen des Rosengartens erfuhren eine vom Text losgelöste eigene Rezeptionsgeschichte; sie waren vorbildlich für die europaweite fachliterarische Ikonographie. Sie begegnen in zahlreichen gynäkologisch-obstetrischpädiatrischen Druckwerken, darunter Bearbeitungen des → Secreta mulierum. Ü: Erstdruck: «Der Swangern Frauwen vnd hebamen ˉ Rosegarten». Straßburg: Martin Flach, (VD R ; s. VD für weitere Ausg.). – Lat. Fassung Eucharius Rößlins d. J.: «DE PARTV HOMINIS, ET QVAE CIRCA IPSVM accidunt. Libellus D. Eucharij Rhodionis». Frankfurt/M.: Christian Egenolff d. Ä., (VD R ). – Handschriftliche Hebammenlehre: Hamburg, SUB, Cod. med. , S. – (Pap.,
. Hälfte . Jh. spätes . Jh. [Nachträge bis Mitte . Jh.], niederalemannisch). – Weitere fünf hsl. Vorstufen bei Keil /, Bd. , S. –. A: Faksimiles: E. R.’s ‹Rosengarten›, gedruckt im Jahre [recte: Faks. der Ausg. Hagenau: Gustav Gran, um ]. Begleit-Text von Gustav Klein (Alte Meister der Medizin und Naturkunde in Facs.-Ausg. und Neudr. nach Werken des .–. Jh. ). München . – Der swangern Frauwen und Hebammen Rosegarten. Straßburg, Flach, . Einf. von Huldrych M. Koelbing. Zürich . – Der swangern Frawen und Hebamme Rossgarte. Köln . O. O. und J. [Berlin ]. – Der swangern Frauwen vnd Hebamen Rosegarten. . Hg. v. Ingo Schindera. Frankfurt/M. o. J. []. – Der swangern Frauwen vnd Hebammen Rosegarten. Faksimiledruck nach dem Original Straßburg . Mit einem Nachwort von Ortrun Riha/Ulrich Tröhler. Wutöschingen . – Reimar Hartge: Und ab geht die Flaschenpost ... «der Swangern Frauwen und Hebammen Rosengarten». Faks. mit Transkription und Komm. zum -jährigen Erscheinungsjubiläum des weltweit ersten gedruckten Hebammenbuchs. Essen . – Englische Übersetzung von : Elaine Hobby: The Birth of Mankind: Otherwise Named, The Woman’s Book (Literary and scienti c cultures of early modernity). Farnham/Burlington . Ü: When Midwifery Became the Male Physician’s Province. The Sixteenth Century Handbook ‹The Rose Graden for Pregnant Women and Midwives›. Newly Englished. Translated from the German and with an introduction by Wendy Arons. Jefferson/London . – E. R.s. ‹Rosengarten›. Erste hochdt. Übersetzung. Mit einem Begleittext von G. Klein. In: ‹Gynaecia Mustionis›, der Hebammenkatechismus des Mustio (dt. und lat.) & E. R.’s ‹Rosengarten›. Bde. Hg. v. Helmut H. Hess. Frankfurt/M. /, Bd. , S. –. – E. R.’s ‹Rosegarden›. First Translation into Modern English. In: ebd., Bd. , S. –. L: Franz von Winckel, ADB () S. . – Gundolf Keil, VL () Sp. –. – Ders., LexMA () Sp. f. – Ders., NDB () S. f. – Joachim Telle, Killy () S. f. – Friedrich Wilhelm Emil Roth: E. R. d. Ä., bio-bibliographisch geschildert. In: Zentralbl. für Bibliothekswesen () S. –. – Carl Eduard Daniels/Ernst Willem Moes: E. R.s Rosengarten. In: ebd. () S. –. – F. W. E. Roth: Die Botaniker E. R., Theodor Dorsten
. Hälfte . Jh. und Adam Lonicer. In: ebd. () S. –. – J. W. Ballantyne: The «Byrth of Mankind». Its Author and Editions; Its Contents. In: Journal of Obstetrics and Gynaecology of the British Empire () S. –; () S. –, –. – Karl Baas: E. R.s Lebensgang. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Emmerik Ingerslev: R.’s ‹Rosengarten›. Its Relation to the Past (the Muscio Manuscript and Soranus), particularly with Regard to Podalic Version. In: Journal of Obstetrics and Gynaecology of the British Empire () S. –, –. – G. Klein: Zur Bio- und Bibliogr. R.s und seines ‹Rosengartens›. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Oswald Feis: Ortolff und R., ihre Bedeutung für die ärztliche Entbindungskunst. In: Monatsschr. für Geburtshilfe und Gynäkologie () S. –. – Ders.: Unbekannte Briefe von E. R. (Vater und Sohn). In: Sudhoffs Arch. () S. –. – K. Baas: Ergänzungen zu E. R.s Lebensgang. In: ebd. (/) S. f. – Paul Diepgen: Frau und Frauenheilkunde in der Kultur des MA. Stuttgart , S. –. – Birgit Zimmermann: Das Hausarzneibuch. Ein Beitr. zur Unters. laienmedizinischer Fachlit. des . Jh. unter besonderer Berücksichtigung ihres humanmedizinischenpharmazeutischen Inhalts. Diss. Marburg , passim. – Heinz H. Menge: Das ‹Regimen› Heinrich Laufenbergs. Textologische Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. –. – E. R. the Younger: On Minerals and Mineral Products. Chapters on minerals from his ‹Kreutterb˚uch›. English translation and commentary by Johanna Schwind Belkin/Earle Radcliffe Caley (Ars medica /). Berlin/New York , S. –. – G. Keil: ‹Gart›, ‹Herbarius›, ‹Hortus›. Anm. zu den ältesten Kräuterbuch-Inkunabeln. In: «Gelêrter der arzenîe, ouch apotêker». Beitr. zur Wisssenschaftsgesch. FS Willem F. Daems. Hg. v. G. Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – Jette Cor tzen: Die Übersetzung von «Der swangern frawen vnd hebammen rosegarten» () ins Dänische. In: Nd. in Skandinavien . Hg. v. Hubertus Menke/Kurt Erich Schöndorf (ZfdPh, Beih. ). Berlin , S. –. – Britta-Juliane Kruse: Neufund einer hsl. Vorstufe von E. R.s Hebammenbuch ‹Der schwangeren Frauen und Hebammen Rosengarten› und des ‹Frauenbüchleins› Ps.-Ortolfs. In: Sudhoffs Arch. () S. –. – Dies.: Verborgene Heilkünste. Gesch. der Frauenmedizin
Jung im SpätMA (Quellen und Forschungen zur Lit.und Kulturgesch. NF []). Berlin/New York , S. f., f., , , , , , u. ö. – Sandra Beaufaÿs: Professionalisierung der Geburtshilfe: Machtverhältnisse im gesellschaftlichen Modernisierungsprozeß (Zugänge zur Moderne). Wiesbaden , S. f. – G. Keil: Nachwort zu Hess / (s. Übersetzungen) Bd. , S. –; Bd. , S. –. – Angelika Dierichs: Von der Götter Geburt und der Frauen Niederkunft (Kulturgesch. der antiken Welt ). Mainz , S. – u. ö. – Christine Loytved: «Es mehret die Milch». Zum Kräuterwissen in Hebammenbüchern. In: Arzneien für das «schöne Geschlecht». Geschlechterverhältnisse in Phytotherapie und Pharmazie vom MA bis zum . Jh. Hg. v. Bettina Wahrig (Braunschweiger Veröff. zur Pharmazie- und Wissenschaftsgesch. ). Stuttgart , S. –, hier S. –. – B.-J. Kruse: R. d. Ä., E. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. f. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. u. ö. – Monica H. Green: The sources of E. R.’s ‹Rosegarden for Pregnant Women and Midwives› (). In: Medical history () S. –. – Hartge (s. Ausg.) S. –, –. VZ Jung, Ulrich, * Ulm, † Augsburg. – Augsburger Stadtarzt, Kaiserlicher Leibarzt und Fachschriftsteller. Das familiäre Umfeld J.s war medizinisch geprägt: Das Augsburger Stadtarztamt versah vor ihm bereits sein Vater Johannes, der aus Zürich nach Schwaben gekommen war und zunächst in Ulm dieselbe Funktion ausgefüllt hatte. Auch sein älterer Halbbruder Ambrosius → Jung war zumindest – in Augsburg als Stadtarzt bestallt. U. J. ist als Student in Freiburg i. Br. und in Tübingen bezeugt und dürfte anschließend wie Ambrosius seine medizinischen Studien in Italien abgeschlossen haben. J. folgte dann seiner Familie nach Augsburg und wurde spätestens , nachdem sein Vater verstorben war, dessen Nachfolger im Stadtarztamt und zudem kaiserlicher Rat. J., der als Mediziner einen hervorragenden Ruf genoss, durfte u. a. Anton Fugger zu seinen Patienten zählen. Neben seiner orierenden Praxis mehrten
Köbel auch zwei günstige Eheschließungen sein Vermögen, das er zum Teil in der Tiroler Bergwerksindustrie anlegte. wurde er gemeinsam mit Ambrosius von Kaiser Karl V. geadelt. Außerdem ernannte Karl ihn zu seinem und zu seines Bruders Ferdinands Leibarzt. erfolgte die Aufnahme unter die ratsfähigen Geschlechter Augsburgs – wiederum zusammen mit Ambrosius, mit dem U. J. eng kooperierte ohne dessen konservative und antiparacelsischen Positionen offen zu vertreten. In der fachliterarischen Tradition des . Jh. ist J. mit einigen durchweg volkssprachigen Rezepten vertreten. Außerdem beruft sich noch in der zweiten Hälfte des . Jh. Georg Hieronymus Welsch in seinem in Augsburg gedruckten Curationum Et Observationum Medicinalium (VD :Y) auf den schwäbischen Mediziner. Ü: Augsburg, StuStB, ° Cod. , v (Pap., nach , schwäbisch). – Dresden, LB, Mscr. C b, im Abschnitt r–v (Pap., Ende . Jh., mitteldt.). – Stuttgart, LB, Cod. Donaueschingen E I , v, v, v, r, r, r, v, v, v–v (Pap., . Jh., schwäbisch [aus Augsburg]). – Ebd., E I , r (Pap., , schwäbisch [aus Augsburg]); «Dr. Ulrichs tranckh» (unsichere Zuschreibung). – Heidelberg, UB, Cpg , v, r, v, r (Pap., um , hochdt. mit mitteldt. Einschlag). – Ebd., Cpg. , v, r (Pap., nach , hochdt. mit mitteldt. Einschlag). – Ebd., UB, Cpg , v–r, r, r, v (Pap., . Jh., lat./obd.). – Wien, ÖNB, Cod. , v, v, v (Pap., . Jh., lat./obd.); «Pillulen for Weetagen des Magens», «Wasser fur den Cathar», «Stichp aster». – Drei Rezepte im gedruckten Artzneybuch Oswald Gabelkovers (Erstdruck: Tübingen: Georg Gruppenbach, [VD G ]). A: Assion (Pillenrezept gegen Phlegma und Melancholie aus dem Cod. Donaueschingen E I ). L: Peter Assion, VL () Sp. f. – Josef Fleischmann: Die Ärztefamilie J. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. . Hg. v. Götz von Pölnitz. München , S. –. – Gerhard Eis: Nachricht über zwei medizinische Sammelhss. aus Augsburg. In: Sudhoffs Arch. () S. –, bes. S. , (wieder in: Ders.: Medizinische Fachprosa des späten MA und der frühen Neuzeit [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –, bes. S. , ). – Gerhard Gensthaler: Das Medizinalwesen der
. Hälfte . Jh. freien Reichsstadt Augsburg bis zum . Jh. mit Berücksichtigung der . Pharmakopöe von und ihrer weiteren Ausg. (Abh. zur Gesch. der Stadt Augsburg ). Augsburg (Nachdr. ) S. , . – P. Assion: Nachrichten zur Rezeptüberl. der Augsburger Stadtärzte Ambrosius J. und U. J. In: «Gelêrter der arzenîe, ouch apotêker». Beitr. zur Wisssenschaftsgesch. FS Willem F. Daems. Hg. v. G. Keil (Würzburger medizinhist. Forschungen ). Pattensen , S. –. – Rolf Kießling: Das gebildete Bürgertum und die kulturelle Zentralität Augsburgs im SpätMA. Stud. zum städtischen Bildungswesen des späten MA und der frühen Neuzeit. Hg. v. Bernd Moeller (Abh. der Akad. der Wiss. zu Göttingen, Phil.-Hist. Kl. / ). Göttingen , S. –, hier S. f., . – Katarina Sieh-Burens: Oligarchie, Konfession und Politik im . Jh. Zur sozialen Ver echtung der Augsburger Bürgermeister und Stadtp eger – (Schr. der Phil. Fakultät der Univ. Augsburg ). München , S. , . – Peter Steuer: Die Außenver echtung der Augsburger Oligarchie von –. Stud. zur sozialen Ver echtung der politischen Führungsschicht der Reichsstadt Augsburg (Materialien zur Gesch. des Bayerischen Schwaben ). Augsburg , S. Anm. , f. – Martin Kintzinger: Status medicorum. Mediziner in der städtischen Ges. des . bis . Jh. In: Städtisches Gesundheits- und Fürsorgewesen vor . Hg. v. Peter Johanek (Städteforschung A/). Köln u. a. , S. –, hier S. f., , . – Wolfgang Wegner: J., U. In: Enzyklopädie Medizingesch. Hg. v. Werner E. Gerabek u. a. Berlin/New York , S. . – Bernhard Dietrich Haage/W. Wegner: Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . VZ Köbel, Jakob (auch: Kobel, Koebel[l]ius, Kobelius, Kubelius, Kybelius, Kibelius, Kobelianus, Kobilinus), * um / Heidelberg, † .. Oppenheim am Rhein. – Mathematischastronomischer und juristischer (?) Fachschriftsteller, Übersetzer und Publizist; Gelegenheitsdichter. Im Frühjahr immatrikulierte K. sich an der Heidelberger Artistenfakultät ( Bakkalaureus). Er schloss ein juristisches Studium an, das er mit dem Bakkalaureat in beiden Rechten abschloss. Hinweise, wonach K. auch in Krakau studiert habe, sind bisher nicht veri ziert worden. Seit , also
. Hälfte . Jh. schon während seiner Studienzeit, war K. im Buchgewerbe tätig. Es sind geschäftliche Beziehungen zum Speyrer Drucker und Verleger Peter Drach d. Ä. nachgewiesen. Außerdem kooperierte K. mit dem von Straßburg nach Heidelberg gezogenen Drucker Heinrich Knoblochtzer. siedelte K. nach Oppenheim über, wo er in eine Ratsherrenfamilie einheiratete und spätestens ab eine eigene Offizin führte (vgl. Schanze , S. ). Zudem amtierte er in Oppenheim als Stadtschreiber, Feldmesser und Eichmeister. Er war humanistisch interessiert und stand in Kontakt mit Konrad Celtis, Johannes Reuchlin, Konrad Peutinger, Franz Bonomus und Heinrich von Bünau. Als Verleger und Drucker brachte K. über hundert ganz überwiegend volkssprachige Titel heraus. Prominent vertreten ist der naturwissenschaftliche Bereich, darunter die astronomischen Werke Johannes → Stöfflers. In seinem eigenen Verlagsprogramm sowie in Ausgaben anderer Drucker nden sich auch von K. selbst verfasste dt. Schriften. Unter seinem Namen publizierte K. vor allem mathematisch-astronomische und juristische Werke. Der tatsächliche Umfang seines Œuvres ist jedoch unsicher; viele Zuschreibungen an K. in der älteren Literatur dürften zumindest zu erörtern sein. Außerdem beschäftigte K. im Oppenheimer Schulmeister Peter Günther und in Johann Huttich aus Strinz zwei Korrektoren, die als Redaktoren und potenzielle Koautoren für viele der Texte in Betracht zu ziehen sind. Die mathematischen und astronomischen Schriften K.s haben die weiteste Verbreitung gefunden. Sie richten sich mit ihren allgemein verständlichen Rechenanweisungen und Erläuterungen zur Vermessung oder zur Astronomie an ein Laienpublikum und stellen einen wichtigen Beitrag zur Verbreitung naturwissenschaftlichen Wissens im dt. Sprachraum dar. Hervorzuheben sind hier die für ihn gesicherten Publikationen: «Eynn Newe geordent Rechˉebüchlein vf den linien mit Rechˉepfenigen» ( [VD K ]), «Eyn New geordˉet Vysirb˚uch» ( [VD K ]), «Von vrspr˚ung der Teilˉug Maß vˉn Messung deß Ertrichs» ( [VD K ]) und die «Geometrei Von künstlichem Messen vnd absehen» ( [VD K ]). Ferner gilt K. als Urheber eines Sibyllenbuchs, einer dt. Reimpaarfassung der Prophetica Sibille (→ Sibyllenweissagungen). Diese Sibille wissag erschien erstmals bei Knoblochtzer in Heidelberg und ist dem «erbern claus Köbeln burger z˚u
Köbel Heydelberg meinem liebˉe vatter» gewidmet (GW M). Die von K. selbst verlegte Neuausgabe von («Der Sibillen Weissagungen» [VD ZV ]) steht am Beginn einer Reihe von SibyllenVolksbuchausgaben, die zusätzlich eine Abhandlung des Philippus Siculus über die zwölf Sibyllen integrieren. Ebenfalls brachte Knoblochtzer eine gereimte Tischzucht (s. → Tischzuchten) von K. heraus («TJschzucht also bin ich genant / Jn allen landen wol erkant. / Wer mich mit z˚uchten üben th˚ut / Der wirt vor schanden wol beh˚ut» [GW M]). Das didaktische Gedicht umfasst rund Reimpaare, die sich an eine Prosavorrede und eine Einleitung mit vierzehn Reimpaaren anschließen. Die Autorsignatur erfolgt in leicht ente schlüsselbarer Verklausulierung: «subocaJ leboK bin e ich genant / Die worter leß gegen der lincken hant». hat Sebastian Wagner in Worms eine erweiterte Neuausgabe veranstaltet («Disch zucht gemert vnd gebessert»; VD T ). Ohne weitere Wirkung sind zwei kleinere selbstverlegte Werke geblieben: Ein zeitkritisches allegorisches Gedicht («Hir iˉn mˉa vˉo ds edermuß list / Vˉn was der procuramus ist»; [VD H ]) und ein AbcDruck, der als Frömmigkeitsanweisung in komprimierter Form christliche Basistexte zur Hand reicht (Pater noster, Ave Maria, Magni cat etc.; [VD A ]). Für dieses «Ewangelisch Abc» wird auch Jodocus Gallus als Verfasser diskutiert. Ebenso unsicher ist zudem K.s Verfasserschaft für ein strophiges Meisterlied im Hofton Jörg → Schillers (gedruckt um [VD K ; RSM: Köbl/]; Titel: «Eyn Neüwe Gedicht. Wie die Lantbescheisser Zwyecker Orenbeysser Bleer Meinster Heye lig man vnd Storck Die Freyˉe vˉn Voperten [...] Betrygen»). Das Akrostichon der «Beschl˚ußrede» zum Lied, das von eine Gaunerei beim Kartenspiel erzählt, ergibt zweifelsfrei den Namen «IACOB KOBEL». Der Schlussteil ist allerdings nicht mehr im stolligen Hofton, sondern in einfachen Reimpaaren verfasst, was mit K.s anderen Dichtungen korreliert. Seine Urheberschaft dürfte sich auf die Schlussrede beschränken. A: Geometrey: Nachdr. [der Ausg.] Franckfort am Mayn, . Mainz . – Tischzucht: Emil Weller: Dichtungen des . Jh. Nach den Originaldrucken (Bibl. des Literarischen Ver. in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (Nr. ; einschließlich der Fassung Wagners). – Moritz Geyer: Altdt. Tischzuchten. Abh. zu dem Osterprogramm des Herzogl. Friedrichgymnasiums
Köbel zu Altenburg. Altenburg , S. –, hier S. –. – Grobianische Tischzuchten. Nach den Vorarbeiten Arno Schirokauers hg. v. Thomas Perry Thornton (TspMA ). Berlin , S. –. – Abc-Druck: Härtwig (s. Lit.) S. – (Faks.). – Meisterlied: Friedrich Kluge: Rotwelsch. Quellen und Wortschatz der Gaunersprache und der verwandten Geheimsprachen. Bd. : Rotwelsches Quellenbuch. Straßburg (Nachdr. Berlin/ New York ) S. –. W-/D: Josef Benzing: J. K. zu Oppenheim –. Bibliogr. seiner Drucke und Schriften. Wiesbaden . – Ergänzungen/Korrekturen: Benzing und , Schanze . – GW. – VD . – Zu den zahlreichen Digitalisaten von Drucken und Schr. K.s s. GW/VD (online). L: August von Eisenhart, ADB () S. –. – Karl Steiff, ADB () S. . – Heinrich Grimm, NDB () S. f. – Menso Folkerts/Gundolf Keil, VL () Sp. –. – RSM () S. . – De Boor/Newald / () S. , , . – Emil Weller: Repertorium typographicum. Die dt. Lit. im ersten Viertel des . Jh. (Annalen der ältern dt. Litt. [,]). Nördlingen , S. (Nr. ) und (Reg.). – Ferdinand Wilhelm Emil Roth: Die Buchdruckerei des J. K., Stadtschreibers zu Oppenheim, und ihre Erzeugnisse (–). Ein Beitr. zur Bibliogr. des . Jh. (Zentralbl. für Bibliothekswesen, Beih. ). Leipzig (Nachdr. Nendeln/ Liechtenstein u. a. ). – Ders.: J. K., Buchdrucker zu Oppenheim, als Buchillustrator. In: Zs. für Bücherfreunde / (/) S. –. – Ders.: J. K., Verleger zu Heidelberg, Buchdrucker und Stadtschreiber zu Oppenheim. In: Neues Arch. für die Gesch. d