Deutsches Fremdwörterbuch: Band 7 habilitieren-hysterisch 9783110252514, 9783110252538

Band 7 der auf 15 Bände veranschlagten Neubearbeitung des ‚Deutschen Fremdwörterbuchs‘.

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German Pages 621 [624] Year 2010

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Table of contents :
Vorwort
Verzeichnis der Zweitquellen und Sekundärliteratur
habilitieren - Häresie
Harlekin - Haschisch
Haubitze - Heuristik
Hexameter - Historismus
Hit M. - Horoskop
horrend - Humorist
Humus - hysterisch
Alphabetisches Gesamtregister zu Band 7
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Deutsches Fremdwörterbuch: Band 7 habilitieren-hysterisch
 9783110252514, 9783110252538

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Deutsches Fremdwörterbuch Band 7

Deutsches Fremdwörterbuch Begonnen von Hans Schulz, fortgeführt von Otto Basler 2. Auflage, völlig neu erarbeitet im Institut für Deutsche Sprache

Band 7: habilitieren ⫺ hysterisch von Herbert Schmidt (Leitung), Dominik Brückner, Isolde Nortmeyer, Oda Vietze

De Gruyter

ISBN 978-3-11-025251-4 e-ISBN 978-3-11-025253-8 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. 쑔 2010 Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin/New York Satz: Meta Systems, Wustermark Druck: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ⬁ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

Vorwort In noch höherem Maße als bisher wurden bei der Bearbeitung des vorliegenden siebten Bandes des Deutschen Fremdwörterbuchs digitalisierte Quellen benutzt. Die rapide Vermehrung der im Internet verfügbaren Digitalisate älterer deutscher Texte (etwa durch die zahlreichen Neuzugänge aus den Beständen der Bayerischen Staatsbibliothek in München) eröffnet der historischen Lexikographie neue und dankbar genutzte Möglichkeiten. In bisher nicht dagewesenem Umfang sind nun frühere und von Textsorte und Sachgebiet her breiter gestreute Belege verfügbar, die viel genauere Erkenntnisse über das Aufkommen und die frühe Verwendungsgeschichte eines Lexems ermöglichen. Manche diesbezüglichen Aussagen, die bislang von einer Lexikographengeneration zur nächsten nahezu unverändert tradiert wurden, konnten so im vorliegenden Band teilweise erheblich präzisiert und modifiziert werden. Gleichzeitig lässt aber der anhaltende Zustrom neuer digitalisierter Quellentexte ein Grundproblem des gedruckten historischen Wörterbuchs mit zunehmender Schärfe hervortreten: Jede lexikographische Detailaussage zu einem Stichwort ist grundsätzlich vorläufig. Sie fußt auf einem aus dem jeweils aktuell vorliegenden Quellenkorpus gewonnenen Befund, der sich zu einem späteren Zeitpunkt, wenn das Korpus erweitert (oder das methodische Instrumentarium weiterentwickelt) wurde, in Teilen auch wieder anders darstellen kann. Für die Macher wie für die Nutzer von Wörterbüchern bedeutet das, sich in diesem Punkt vom Anspruch auf bandinterne Homogenität verabschieden zu müssen. Alle Einzelartikel eines in mehrjähriger Bearbeitung entstandenen Wörterbuchbandes hinsichtlich ihrer jeweiligen Rückbindung an die Belegbasis auf einem annähernd gleichen Stand der Aktualität zu halten, fällt zunehmend schwer; entsprechende Erwartungen auf der Nutzerseite sind zu relativieren. Dass wie alle empirisch gewonnenen Forschungsergebnisse auch lexikologische Erkenntnisse einem Prozess ständiger Präzisierung und immer weiterer Annäherung an die zu beschreibenden sprachhistorischen Fakten unterliegen, ist bekannt ⫺ neu ist jedoch das Tempo, mit dem dies heute geschieht. Gegenüber Band 6 des Deutschen Fremdwörterbuchs wurde das Verzeichnis der Zweitquellen und Sekundärliteratur um einige neue sowie um eine Auswahl bereits länger benutzter, bisher aber noch nicht aufgeführter Werke erweitert (z. B. etymologische Wörterbücher für Fremdsprachen). Auch das Verzeichnis der häufig verwendeten digitalen Textsammlungen ist deutlich angewachsen. Die Benutzbarkeit des Bandregisters wurde durch Fettdruck der Hauptlemmata und die Angabe der Teilbedeutungen bei Verweisen auf polyseme Artikelstichwörter verbessert. Unser Dank gilt allen Bibliotheken, Projekten und Kollegen, die uns bei der Erarbeitung dieses Bandes auf vielfältige Art unterstützt haben; Heidrun Kämper danken wir für Vorarbeiten für die Artikel Hemisphäre, Heros und Holocaust. Mannheim, im August 2010 Für die Mitarbeiter

Herbert Schmidt

Verzeichnis der Zweitquellen und Sekundärliteratur

AHD.WB: Althochdeutsches Wörterbuch auf Grund der von Elias Steinmeyer hinterlassenen Sammlungen im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig bearb. u. hrsg. v. Elisabeth Karg-Gasterstädt u. Theodor Frings, ab Bd. 2 hrsg. v. Rudolf Große. Bd. 1 ff. Berlin 1968 ff. AWB: Anglizismenwörterbuch. Der Einfluß des Englischen auf den deutschen Wortschatz nach 1945, begr. v. Broder Carstensen, fortgeführt v. Ulrich Busse. Bd. 1⫺3. Berlin/New York 1993⫺96. BARTELS: Bartels, Karl: Veni Vidi Vici. Geflügelte Worte aus dem Griechischen und Lateinischen. Zürich/München 1989. BBWB: Brandenburg-Berlinisches Wörterbuch. Hrsg. v. der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Begründet und angelegt v. Anneliese Bretschneider unter Einschluß der Sammlungen v. Hermann Teuchert, bearb. unter der Leitung v. Gerhard Ising (ab Bd. 2, Lfg. 5 unter der Leitung v. Joachim Wiese). Bd. 1 ff. Berlin 1976 ff. BELLMANN: Bellmann, Günter: Slavoteutonica. Lexikalische Untersuchungen zum slawisch-deutschen Sprachkontakt im Ostmitteldeutschen. Berlin/New York 1971. BENECKE/MÜLLER/ZARNCKE: Benecke, Georg Friedrich, Wilhelm Müller, Friedrich Zarncke: Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Reprograf. Nachdr. der Ausg. Leipzig 1854. Bd. 1⫺3. Hildesheim 1963. BERNING: Berning, Cornelia: Vom „Abstammungsnachweis“ zum „Zuchtwart“. Vokabular des Nationalsozialismus. Berlin 1964 (vgl. SCHMITZ-BERNING). BIELFELDT: Bielfeldt, Hans Holm: Die slawischen Wörter im Deutschen. Leipzig 1982. BRUNNER/CONZE/KOSELLECK: Geschichtliche Grundbegriffe ⫺ Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Hrsg. v. Otto Brunner, Werner Conze, Reinhart Koselleck. Stuttgart 1972 ff. BRUNT: Brunt, Richard James: The Influence of the French Language on the German Vocabulary (1649⫺1735). (⫽ Studia Linguistica Germanica 18). Berlin/New York 1983. BÜCHMANN: Büchmann, Georg: Geflügelte Worte. Berlin 1972. CAMPE: Campe, Joachim Heinrich: Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke. Braunschweig 2. Aufl. 1813. CARMESIN: Carmesin, Dagmar: Das Fremdwort bei Johann Beer. Ein Beitrag zur deutschen Wort- und Sprachgeschichte. München 1992. CARSTENSEN: Carstensen, Broder: Englische Einflüsse auf die deutsche Sprache nach 1945. Heidelberg 1965. CARSTENSEN/GALINSKY: Carstensen, Broder, Hans Galinsky: Amerikanismen der deutschen Gegenwartssprache. Entlehnungsvorgänge und ihre stilistischen Aspekte. Heidelberg 1963.

VIII

Verzeichnis der Zweitquellen und Sekundärliteratur

CHOLINUS/FRISIUS: Cholinus, Petrus, Iohannes Frisius: Dictionarivm latinogermanicvm. Zürich 1541. COROMINAS: Corominas, J.: Diccionario crı´tico etimolo´gico de la lengua castellana. Bd. 1⫺4. Bern 1954. CORTELAZZO/ZOLLI: Cortelazzo, Manlio, Paolo Zolli: Dizionario etimologico della lingua italiana. Bd. 1⫺5. Bologna 1979⫺88. CORVINUS: Corvinus, Andreas: Fons latinitatis. Lipsiae 1623. CREIFELDS: Creifelds, Carl: Rechtswörterbuch. München 5. Aufl. 1978, 9. Aufl. 1988. DASYPODIUS: Dasypodius, Petrus: Dictionarivm latinogermanicvm, et vice versa germanicolatinum. Straßburg 1536. DESCHLER: Deschler, Jean-Paul: Die astronomische Terminologie Konrads von Megenberg. Ein Beitrag zur mittelalterlichen Fachprosa. (⫽ Europ. Hochschulschriften, Reihe I: Dt. Literatur und Germanistik 171). Frankfurt 1977. DIETZ: Dietz, Philipp: Wörterbuch zu Dr. Martin Luthers Deutschen Schriften. Bd. 1 ff. Hildesheim 2. Aufl. 1961 ff. DRW: Deutsches Rechtswörterbuch. Wörterbuch der älteren deutschen Rechtssprache. Hrsg. v. der Preußischen Akademie der Wissenschaften, 1939⫺51 hrsg. v. der Deutschen Akademie der Wissenschaften, bearb. v. Richard Schröder u. Eberhard Freiherrn von Künßberg, ab Bd. V 1955 ff. in Verbindung mit der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin hrsg. v. der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Unter Mitw. v. Hans Blesken bearb. v. Otto Gönnenwein u. Wilhelm Weizsäcker, ab Bd. VII bearb. v. Günther Dickel u. Heino Speer. Weimar 1914 ff. DT. WB.: Deutsche Wortbildung ⫺ Typen und Tendenzen in der Gegenwartssprache. Eine Bestandsaufnahme des Instituts für deutsche Sprache. Forschungsstelle Innsbruck. Bd. 1⫺3 und Registerband. Düsseldorf 1973 ff. DUDEN: Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. Bd. 1⫺6. Mannheim/Wien/ Zürich 1976 ff. DUDEN 1993: Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in acht Bänden. 2., völlig neu bearbeitete Auflage. Mannheim/Wien/Zürich 1993 ff. DUDEN 1999: Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999 ff. DWB: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Leipzig 1854 ff. DWB N.: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Neubearbeitung. Leipzig 1965 ff. ECKEL: Eckel, Friedrich: Der Fremdwortschatz Thomas Murners. Göppingen 1978. EISLER: Eisler, Rudolf: Kant Lexikon. Nachschlagewerk zu Kants sämtlichen Schriften, Briefen und verwandtschaftlichem Nachlaß. Hildesheim/Zürich/New York 1989. EUR. ENZ.: Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften. Hrsg. v. Hans Jörg Sandkühler in Zusammenarbeit mit Armin Regenbogen. Bd. 1⫺4. Hamburg 1990. FEW: Wartburg, Walther von: Französisches Etymologisches Wörterbuch. Bd. 1⫺14. Tübingen 1948. FINK: Fink, H.: Amerikanismen im Wortschatz der deutschen Tagespresse, dargestellt am Beispiel dreier überregionaler Zeitungen (Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Welt). München 1970. FRIMAN: Friman, Kirsti: Zum angloamerikanischen Einfluß auf die heutige Werbesprache. Jyväskylä 1977.

Verzeichnis der Zweitquellen und Sekundärliteratur

IX

FRISCH: Frisch, Johann Leonhard: Teutsch-Lateinisches Wörter-Buch. Bd. 1⫺2 in 1 Bd. Mit einer Einführung u. Bibliographie v. Gerhardt Powitz. Nachdr. der Ausg. Berlin 1741 (⫽ Quellen zur Gesch. der dt. Sprache des 15. bis 20. Jhs.). Hildesheim/New York 1977. FRNHD.WB: Frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Hrsg. v. Robert R. Anderson, Ulrich Goebel, Oskar Reichmann. Bd. 1 ff. Berlin/New York 1989 ff. GANZ: Ganz, Peter: Der Einfluß des Englischen auf den deutschen Wortschatz 1640⫺1815. Berlin 1957. GLASER: Glaser, Karl: Die deutsche astronomische Fachsprache Keplers. Gießen 1935. GOEDEL: Goedel, Gustav: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Seemannssprache. Kiel 1902. GRAFF: Graff, Eberhard Gottlieb: Althochdeutscher Sprachschatz oder Wörterbuch der althochdeutschen Sprache. Neudr. der Ausg. Berlin 1834 ff. Bd. 1⫺6 u. Index. Hildesheim 1963. GWB: Goethe-Wörterbuch. Hrsg. v. der Deutschen Akademie der Wissenschaften, der Akademie der Wissenschaften in Göttingen u. der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Bd. 1 ff. Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1978 ff. HECHTENBERG: Hechtenberg, Klara: Fremdwörterbuch des siebzehnten Jahrhunderts. Berlin 1904. HEMME: Hemme, Adolf: Das lateinische Sprachmaterial im Wortschatze der deutschen, französischen und englischen Sprache. Nachdr. der Ausg. Leipzig 1904. Hildesheim/New York 1979. HENISCH: Henisch, Georg: Teütsche Sprach vnd Weißheit. Thesaurus linguae et sapientiae Germanicae. T. 1. Nachdr. der Ausg. Augsburg 1616. (⫽ Documenta Linguistica Reihe II). Hildesheim/New York 1973. HEUBERGER: Heuberger, J. W.: Nothwendiges Handwörterbuch zur Erklärung aller in deutschen Büchern und Journalen vorkommenden fremden Wörter. Duisburg/Leipzig 1806. HEYNE: Heyne, Moriz: Deutsches Wörterbuch. Bd. 1⫺3. Leipzig 1890⫺95. HWB D. ABERGLAUBENS: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Bearb. v. Hanns Bächtold-Stäubli. Berlin/Leipzig 1927 ff. ISING: Ising, Gerhard: Zur Wortgeographie spätmittelalterlicher Schriftdialekte. T. 1⫺2. Berlin 1968. JONES: Jones, William Jervis: A Lexicon of French Borrowings in the German Vocabulary (1575⫺1648). (⫽ Studia Linguistica Germanica 12). Berlin/New York 1976. KATARA 1966: Katara, Pekka: Das französische Lehngut in mittelniederdeutschen Denkmälern von 1300 bis 1600. Helsinki 1966. KEHREIN: Kehrein, Joseph: Fremdwörterbuch mit etymologischen Erklärungen und zahlreichen Belegen aus Deutschen Schriftstellern. Stuttgart 1876. KEIL: Keil, Ortrud: Die italienischen Lehn- und Fremdwörter im Deutschen. Diss. Innsbruck 1945. KETTMANN: Kettmann, Gerhard: Zum Fremdwortgebrauch. In: Zur Literatursprache im Zeitalter der frühbürgerlichen Revolution, Berlin 1978, S. 341⫺439. KINNEMARK: Kinnemark, Karen: Studien zum Fremdwort in deutschen Zeitungen aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Sprach- und Bildungsgeschichte im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges. Kopenhagen 1964. KIRSCH: Kirsch, Adam Friedrich: Abvndantissimvm Cornvcopiae linguae latinae et germanicae selectum. T. 1⫺2. Nürnberg 1718. KLENZ: Klenz, Heinrich: Die deutsche Druckersprache. Straßburg 1910.

X

Verzeichnis der Zweitquellen und Sekundärliteratur

KLUGE, Studentensprache: Kluge, Friedrich: Deutsche Studentensprache. Straßburg 1895. KLUGE, Seemannssprache: Kluge, Friedrich: Seemannssprache. Wortgeschichtliches Handbuch deutscher Schifferausdrücke älterer und neuerer Zeit. Halle a. d. S. 1911. KLUGE 1967: Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearb. v. Walther Mitzka. Berlin 20. Aufl. 1967. KLUGE 1975: Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Berlin/ New York 21. unveränd. Aufl. 1975. KLUGE: Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Völlig neu bearb. v. Elmar Seebold. Berlin/New York 22. Aufl. 1989, 23. Aufl. 1995, 24., durchges. u. erw. Aufl. 2002. KOHLS: Kohls, Siegfried: Russisches lexikalisches Lehngut im deutschen Wortschatz. Diss. Leipzig 1964. KRAMER: Kramer, Matthias: Das herrlich-große Teutsch-Italiänische Dictionarium. Mit einer Einf. u. Bibliographie v. Gerhard Ising. Nachdr. der Ausg. Nürnberg 1700. (⫽ Quellen z. Gesch. der dt. Sprache des 15. bis 20. Jhs.). Hildesheim/New York 1982. KRÜGER: Krüger, Sabine: Zum Wortschatz des 16. Jahrhunderts. Fremdbegriff und Fremdwort in Luthers Bibelübersetzung. In: Beiträge z. Gesch. der dt. Sprache u. Literatur 77 (1955), S. 402⫺464. KÜPPER: Küpper, Heinz: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache. Bd. 1⫺8. Stuttgart 1982⫺84. KYTZLER/REDEMUND: Kytzler, Bernhard, Lutz Redemund: Unser tägliches Latein. Lexikon des lateinischen Spracherbes. (Kulturgeschichte der antiken Welt; 52). Mainz 1992. KYTZLER/REDEMUND/EBERL: Kytzler, Bernhard, Lutz Redemund, Nikolaus Eberl (unter Mitarbeit von Elke Steinmeyer): Unser tägliches Griechisch. Lexikon des griechischen Spracherbes. (Kulturgeschichte der antiken Welt; 88). Mainz 2001. LADENDORF: Ladendorf, Otto: Historisches Schlagwörterbuch. Reprograf. Nachdr. der Ausg. Straßburg/Berlin 1906. Hildesheim 1968. LANGE: Lange, Heinrich: Das Fremdwort in Luthers Bibelübersetzung. In: Päd. Wegweiser 9 (1959), S. 3⫺9. LANGEN: Langen, August: Der Wortschatz des deutschen Pietismus. Tübingen 1954. LEHMANN: Lehmann, Heidi: Russisch-deutsche Lehnbeziehungen im Wortschatz offizieller Wirtschaftstexte der DDR (bis 1968). (⫽ Sprache der Gegenwart, Bd. 21). Düsseldorf 1972. LEPP: Lepp, Friedrich: Schlagwörter des Reformationszeitalters. (⫽ Quellen und Darstellungen aus der Geschichte des Reformationszeitalters 8). Leipzig 1908. LEXER: Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. Bd. 1⫺3. Leipzig 1872⫺ 78. LEX. ALTE KULTUREN: Lexikon Alte Kulturen. Hrsg. u. bearb. v. Hellmut Brunner, Klaus Flessel, Friedrich Heller u. Meyers Lexikonredaktion. Bd. 1⫺3. Mannheim/Wien/Zürich 1990⫺93. LEX. ANTIKE: Lexikon der Antike. Der Kleine Pauly, bearb. u. hrsg. v. Konrat Ziegler, Walther Sontheimer. Bd. 1⫺5. München 1979. LEX. D. MITTELALTERS: Lexikon des Mittelalters. Bd. 1 ff. München 1980 ff. LITTMANN: Littmann, Enno: Morgenländische Wörter im Deutschen. Tübingen 1924. LOKOTSCH: Lokotsch, Karl: Etymologisches Wörterbuch der europäischen (germanischen, romanischen und slavischen) Wörter orientalischen Ursprungs. (⫽ Indogerm. Bibl. 1. Abt., II. Reihe: Wörterbücher 3). Heidelberg 1927.

Verzeichnis der Zweitquellen und Sekundärliteratur

XI

LÜERS: Lüers, Grete: Die Sprache der deutschen Mystik des Mittelalters im Werke der Mechthild von Magdeburg. München 1926. MAALER: Maaler, Josua: Die Teütsch spraach. Dictionarium Germanico latinum novum. Mit einer Einführung v. Gilbert de Smet. Reprograf. Nachdr. der Ausg. Zürich 1561. (⫽ Documenta Linguistica. Reihe I). Hildesheim/New York 1971. MALHERBE: Malherbe, Daniel: Das Fremdwort im Reformationszeitalter. Diss. Freiburg i. Br. 1906. MAURER/RUPP: Deutsche Wortgeschichte. Hrsg. v. Friedrich Maurer und Heinz Rupp. Bd. 1⫺3. (⫽ Grundriß der germanischen Philologie 17/I⫺III). 3., neubearb. Aufl. Berlin 1974⫺1978. MAURER/STROH: Deutsche Wortgeschichte. Hrsg. v. Friedrich Maurer, Friedrich Stroh. Bd. 1⫺3. (⫽ Grundriß der germanischen Philologie 17/I⫺III). 2., neubearb. Aufl. Berlin 1959⫺1960. MAUTHNER: Mauthner, Fritz: Wörterbuch der Philosophie. Neue Beiträge zu einer Kritik der Sprache. Bd. 1⫺2. Zürich 1980. MELBER: Melber v. Gerolzhofen, Johannes: Vocabularius predicantium (lat.-deutsch). Wörterbuch zu den von Jodocus Eichmann aus Calw gehaltenen Predigten. o. O. 1481. MITTELSTRASS: Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Hrsg. v. Jürgen Mittelstraß. Bd. 1 ff. Mannheim/Wien/Zürich 1980 ff. MÖLLER: Möller, Paul: Fremdwörter aus dem Lateinischen im späteren Mittelhochdeutschen und Mittelniederdeutschen. Gießen 1915. MORITZ: Moritz, Karl Philipp: Grammatisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bd. 1⫺ 4. Berlin 1793⫺1800. MOZIN: Mozin, Abbe´: Vollständiges Wörterbuch der deutschen und französischen Sprache […] Deutscher Teil: Stuttgart/Augsburg 3. Aufl. 1856. MÜLLER 1882: Müller, Johannes: Quellenschriften und Geschichte des deutschsprachigen Unterrichts bis Mitte 16. Jh. Gotha 1882. NYSTRÖM: Nyström, Solmu: Die deutsche Schulterminologie in der Periode 1300⫺1740. Helsinki 1915. OED: Simpson/Weiner: The Oxford English Dictionary. Bd. 1⫺20. Second Edition. Oxford 1989. ÖHMANN: Öhmann, Emil: Der italienische Einfluß auf das Neuhochdeutsche. Eine Skizze. In: Neuphilolog. Mitteilungen 52 (1951), S. 15⫺29. OSMAN: Osman, Nabil: Kleines Lexikon deutscher Wörter arabischer Herkunft. München 1982. PALMER: Palmer, Philip Motley: Der Einfluß der neuen Welt auf den deutschen Wortschatz. Heidelberg 1933. PALMER, Neuweltwörter: Palmer, Philip Motley: Neuweltwörter im Deutschen. Heidelberg 1939. PAUL: Paul, Hermann: Deutsches Wörterbuch. Vollständig neu bearb. Aufl. v. Helmut Henne u. Georg Objartel unter Mitarbeit v. Heidrun Kämper-Jensen. Tübingen 9. Aufl. 1992, 10. überarb. u. erw. Aufl. 2002. PBB: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur. Hrsg. v. Hermann Paul u. Wilhelm Braune. Bd. 1 ff. Halle/S. 1874 ff., Bd. 77 ff. Tübingen 1955 ff. PFEIFER: Pfeifer, Wolfgang et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2. Aufl. Berlin 1993.

XII

Verzeichnis der Zweitquellen und Sekundärliteratur

PFISTER: Pfister, Max: Contatti lessicali tra Venezia e la Germania nel Medioevo. In: Linguistica e dialettologia veneta. Tübingen 1983, S. 253⫺58. PHILOS. WB: Philosophisches Wörterbuch. Begr. v. Heinrich Schmidt. Neu bearb. v. George Schischkoff. Stuttgart 20. Aufl. 1978. PSCHYREMBEL: Pschyrembel, Willibald: Klinisches Wörterbuch. Berlin, New York 253. Aufl. 1977, 255. Aufl. 1986, 259. Aufl. 2002. REALLEX. KUNSTGESCH.: Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte. Begonnen v. Otto Schmitt. Hrsg. v. Institut für Kunstgeschichte München. Red.: Karl August Wirth. Bd. 1 ff. München 1985 ff. REICHEL: Reichel, Eugen: Gottsched-Wörterbuch. Ehrenstätte für alle Wörter, Redensarten und Redewendungen in den Schriften des Meisters. Bd. 1. Berlin 1909. RENNERT: Rennert, Gustav: „Postbote, Postreuter, Postillion, Hinkender Bote und Kurier“ im 16. und 17. Jahrhundert. In: Deutsche Postgeschichte 2 (1939⫺40), S. 160⫺174. RICHTER, Griechisch: Richter, Friedrich: Unser tägliches Griechisch. Deutsche Wörter griechischer Herkunft. Mainz 1981. RITTER: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hrsg. v. Joachim Ritter. Bd. 1⫺8. Darmstadt 1971⫺1992. ROBERT: Robert/Rey: Le Robert. Dictionnaire de la langue franaise. Bd. 1⫺9. Deuxie`me E´dition. Paris 1985. ROSENQVIST: Rosenqvist, Arvid: Der französische Einfluss auf die mittelhochdeutsche Sprache in der ersten Hälfte des XIV. Jahrhunderts. Helsinki 1932. ROSENQVIST 1942: Rosenqvist, Arvid: Über Wanderungen romanischer Fremdwörter im Deutschen. Helsinki 1942. ROT: Rot, Simon: Ein Teutscher Dictionarius. Augspurg 1571. (⫽ Simon Roths Fremdwörterbuch, Abdr. der Ausg. Augsburg 1571, hrsg. v. Emil Öhmann. In: Me´moires de la Socie´te´ Ne´ophilologique de Helsinki, 11 (1936), S. 225⫺370). RUSSLAND: Russland, Horst-Heinz: Das Fremdwort bei Hans Sachs. Greifswald 1934. RÜTTER: Rütter, Johanna: Das Fremdwort bei Fischart. Staatsexamensarbeit. München 1963. SANDERS DWB: Sanders, Daniel: Wörterbuch der Deutschen Sprache. Mit Belegen von Luther bis auf die Gegenwart. Mit einer Einführung v. Werner Betz. Hildesheim 1969. (⫽ reprograf. Nachdr. des 2. unveränd. Abdr. Leipzig 1876 der Ausg. Leipzig 1860⫺65. Bd. 1⫺3; Ergänzungsbd. Nachdr. der Ausg. Berlin 1885). SANDERS 1871: Sanders, Daniel: Fremdwörterbuch. Bd. 1⫺2. Leipzig 1871. SCHEID: Scheid, Paul: Studien zum spanischen Sprachgut im Deutschen. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Wortforschung. Greifswald 1934. SCHIRMER, Kaufmannssprache: Schirmer, Alfred: Wörterbuch der deutschen Kaufmannssprache auf geschichtlichen Grundlagen. Straßburg 1911. SCHIRMER, Mathematik: Schirmer, Alfred: Der Wortschatz der Mathematik nach Alter und Herkunft untersucht. (⫽ Beiheft z. ZFDW XIV). Straßburg 1912. SCHMELLER: Schmeller, Johann Andreas: Die Mundarten Bayerns grammatisch dargestellt […]. Beygegeben ist eine Sammlung von Mundart-Proben. München 1821. SCHMITZ-BERNING: Schmitz-Berning, Cornelia: Vokabular des Nationalsozialismus. Berlin, New York 1998. SCHNEIDER, Arzneimittel: Schneider, Werner: Lexikon zur Arzneimittelgeschichte. Sachwörterbuch zur pharmazeutischen Botanik, Chemie, Mineralogie, Pharmakologie, Zoologie. Bd. 1⫺7. Frankfurt a. M. 1968 ff.

Verzeichnis der Zweitquellen und Sekundärliteratur

XIII

SCHOPPE: Schoppe, Georg: Zur Geschichte der Fremdwörter im Deutschen. In: ZFDW XV, S. 174⫺217. SCHRAMM: Schramm, Fritz: Schlagworte der Alamode-Zeit. Straßburg 1913. SPERANDER: Sperander (⫽ Friedrich Gladow): A la Mode-Sprach der Teutschen. Oder Compendieuses Hand-Lexicon. Nürnberg 1727. STAVE 1964: Stave, Joachim: Wie die Leute reden: Betrachtungen über 15 Jahre Deutsch in der Bundesrepublik. Lüneburg 1964. STAVE 1968: Stave, Joachim: Wörter und Leute: Glossen und Betrachtungen über das Deutsch in der Bundesrepublik. Mannheim 1968. STEINBACH: Steinbach, Christoph Ernst: Vollständiges Deutsches Wörter-Buch. Bd. 1⫺2. Mit einer Einf. v. Walther Schröter. Nachdr. der Ausg. Breslau 1734. Hildesheim/New York 1973. STIELER: Stieler, Kaspar: Der Teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs oder Teutscher Sprachschatz. Reprograph. Nachdr. der Ausg. Nürnberg 1691. Darmstadt 1968. STRAUSS/HASS/HARRAS: Strauß, Gerhard, Ulrike Haß, Gisela Harras: Brisante Wörter von Agitation bis Zeitgeist. Ein Lexikon zum öffentlichen Sprachgebrauch. (⫽ Schriften des Instituts für Deutsche Sprache, Bd. 2). Berlin/New York 1989. STROINIGG: Stroinigg, Dieter: Zum Fremdwortgebrauch in Deutschordensdenkmälern. In: Semasia 4 (1977), S. 15⫺24. SUOLAHTI 1901: Suolahti (⫽ Palander), Hugo: Der französische Einfluß auf die deutsche Sprache im 12. Jh. (⫽ Sonderabdr. aus den Me´moires de la Socie´te´ Ne´o-philologique de Helsingfors III). Helsingfors 1901. SUOLAHTI: Suolahti (⫽ Palander), Hugo: Der französische Einfluß auf die deutsche Sprache im 13. Jahrhundert. (⫽ Sonderabdr. aus den Me´moires de la Socie´te´ de Helsingfors VIII). Helsinki 1929. TAZI: Tazi, Raja: Arabismen im Deutschen. Lexikalische Transferenzen vom Arabischen ins Deutsche. (⫽ Studia Linguistica Germanica, 47). Berlin/New York 1998. TELLING: Telling, Rudolf: Französisches im deutschen Wortschatz. Lehn- und Fremdwörter aus acht Jahrhunderten. Berlin 1987. THURAU: Thurau, Else: „Galant“, ein Beitrag zur französischen Wort- und Kulturgeschichte. (⫽ Frankfurter Quellen und Forschungen 12). Hildesheim 1975. TRE´SOR: Tre´sor De La Langue Franaise. Dictionnaire de la langue du XIXe et du XXe sie`cle. Bd. 1⫺16. Paris 1971 ff. TRÜBNER: Trübners Deutsches Wörterbuch. Hrsg. v. Alfred Goetze. Berlin 1939 ff. VALLI: Valli, Erki: Über den Fremdwortgebrauch in der mittelalterlichen Bibelverdeutschung. In: Festschrift für E. Öhmann, S. 629⫺642. Helsinki 1954. VIERECK: Studien zum Einfluß der englischen Sprache auf das Deutsche ⫺ Studies on the Influence of the English Language on German. Hrsg. v. Wolfgang Viereck. Tübingen 1980. VOLLAND: Volland, Birgit: Französische Entlehnungen im Deutschen. Transferenz und Integration auf phonologischer, morphologischer und lexikalisch-semantischer Ebene. Tübingen 1986. WÄCHTLER: Wächtler, Johann Christian: Commodes Manual, Oder Hand-Buch. Leipzig 1709. WALDE/HOFMANN: Walde, Alois, Johann Baptist Hofmann: Lateinisches Etymologisches Wörterbuch. Heidelberg 3. Aufl. 1954.

XIV

Verzeichnis der digitalen Textsammlungen auf CD-ROM und DVD

WARNKE: Warnke, Ingo: Wörterbuch zu Thomas Müntzers deutschen Schriften und Briefen. Tübingen 1993. WB RHETORIK: Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Hrsg. v. Gert Ueding. Bd. 1: A⫺ Bib, Tübingen 1992, Bd. 2: Bie⫺Eul, Tübingen 1994, Bd.3: Eup⫺Hör 1996, Bd.4: Hu⫺K 1998, Bd. 5: L⫺Musi 2001, Bd. 6: Must⫺Pop 2003, Bd. 7: Pos⫺Rhet 2005, Bd. 8: Rhet⫺ St 2007. WDG: Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. Hrsg. v. Ruth Klappenbach, Wolfgang Steinitz. Bd. 1⫺6. Berlin 1964⫺77. WEBER: Weber, Johann Adam: Lexicon Encyclion, Oder kurtzgefaßtes Lateinisch-Teutsches und Teutsch-Lateinisches Universal Wörter-Buch. T. 1⫺2. Chemnitz 1734. WEIGAND: Weigand, Friedrich Ludwig Karl: Deutsches Wörterbuch, vollständig neu bearb. v. Karl v. Bahder, Hermann Hirt u. Karl Kant, hrsg. v. Hermann Hirt. Photomechan. Nachdr. der 5. Aufl. Gießen 1909⫺10. Bd. 1⫺2. Berlin 1968. WEIMANN 1963: Weimann, Karl-Heinz: Paracelsus und der deutsche Wortschatz. In: L. E. Schmitt (Hrsg.): Deutsche Wortforschung in europäischen Bezügen II. Gießen 1963, S. 360 ff. WEIMANN 1981: Weimann, Karl-Heinz: Paracelsus-Lexikographie in vier Jahrhunderten. In: Medizinhist. Journal 16 (1981), S. 167⫺195. WIS: Wis, Marjetta: Ricerche sopra gli italianismi nella lingua tedesca. Dalla meta del secolo XIV alla fine del secolo XVI. Helsinki 1955. WOYT: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium medico-physicum oder Schatzkammer medicinisch- und natürlicher Dinge. Leipzig 1709. WÜLFING: Wülfing, Wulf: Schlagworte des Jungen Deutschland. Mit einer Einführung in die Schlagwortforschung. (⫽ Philologische Studien und Quellen 106). Berlin 1982. ZEDLER: Zedler, Johann Heinrich: Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschaften und Künste. Bd. 1⫺64 u. Suppl. 1⫺4. Leipzig/Halle 1732⫺54. ZETKIN/SCHALDACH: Zetkin, Maxim, Herbert Schaldach: Wörterbuch der Medizin in drei Bänden. 5., überarb. u. erw. Aufl. Hrsg. v. Herbert Schaldach. Stuttgart 1974. ZINDLER: Zindler, Horst: Anglizismen in der deutschen Pressesprache nach 1945. Diss. Kiel 1959. ZIRKER: Zirker, Otto: Die Bereicherung des deutschen Wortschatzes durch die spätmittelalterliche Mystik. Jena 1923. ZFDW: Zeitschrift für deutsche Wortforschung. Hrsg. v. Friedrich Kluge. Bd. I⫺XV, Straßburg 1901⫺1914.

Verzeichnis der digitalen Textsammlungen DiBi 1: Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka. (⫽ Digitale Bibliothek Bd. 1). Berlin 1997. DiBi 2: Philosophie von Platon bis Nietzsche. (⫽ Digitale Bibliothek Bd. 2). Berlin 2000. DiBi 3: Geschichte der Philosophie. (⫽ Digitale Bibliothek Bd. 3). Berlin 2000.

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DiBi 12: Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. In Gemeinschaft mit Hans Freiherr von Campenhausen u. a. hrsg. v. Kurt Galling. Dritte, völlig neu bearb. Aufl. Tübingen 1956⫺65. (⫽ Digitale Bibliothek Bd. 12). Berlin 2004. DiBi 15: Tucholsky, Kurt. Werke ⫺ Briefe ⫺ Materialien. (⫽ Digitale Bibliothek Bd. 15). Berlin 1999. DiBi 19: Bilderlexikon der Erotik. Universallexikon der Sittengeschichte und Sexualwissenschaft. Wien 1928⫺32. (⫽ Digitale Bibliothek Bd. 19). Berlin 2003. DiBi 29: Die Luther-Bibel. Originalausgabe 1545 und revidierte Fassung 1912. (⫽ Digitale Bibliothek Bd. 29). 2. Ausgabe, Berlin 2004. DiBi 43: Lexikon der Kunst. Begründet von Gerhard Strau߆. Hrsg. v. Harald Olbrich u. a. Leipzig 1987⫺94. (⫽ Digitale Bibliothek Bd. 43). Berlin 2004. DiBi 45: Deutsche Literatur von Frauen. Von Catharina von Greiffenberg bis Franziska von Reventlow. (⫽ Digitale Bibliothek Bd. 45). Berlin 2001. DiBi 75: Deutsche Lyrik von Luther bis Rilke. (⫽ Digitale Bibliothek Bd. 75). Berlin 2002. DiBi 95: Deutsche Dramen von Hans Sachs bis Arthur Schnitzler. (⫽ Digitale Bibliothek Bd. 95). Berlin 2004. DiBi 102: Deutsche Autobiographien 1690⫺1930. Arbeiter, Gelehrte, Ingenieure, Künstler, Politiker, Schriftsteller. (⫽ Digitale Bibliothek Bd. 102). Berlin 2004. DiBi 111: Merkwürdige Literatur. (⫽ Digitale Bibliothek Bd. 111). Berlin 2005. DiBi 113: Deutsche Komponisten von Bach bis Wagner. (⫽ Digitale Bibliothek Bd. 113). Berlin 2004. DiBi 118: Damen Conversations Lexikon. Hrsg. v. Carl Herloßsohn. Leipzig 1834⫺38. (⫽ Digitale Bibliothek Bd. 118). Berlin 2005. DiBi 125: Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky. (⫽ Digitale Bibliothek Bd. 125). Berlin 2005. DWDS: Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache des 20. Jh. (http://www.dwds.de) MHD.BDB: Mittelhochdeutsche Begriffsdatenbank / Middle-High German Conceptual Database an der Universität Salzburg, unterstützt von der Universität Wien. (http:// mhdbdb.sbg.ac.at:8000/)

H habilitieren V. (in)trans. und reflex., seit frühem 16. Jh. nachgewiesene Entlehnung aus mlat. habilitare ¤fähig, geschickt machenÅ (zu lat. habilis ¤leicht zu handhaben, fügsam; geeignet, passend; fähig, geschickt, tüchtigÅ, zu habere ¤(inne-)haben; an sich tragen; beherrschenÅ; → Habit/Habitus, → habituell, → rehabilitieren), anfangs in der Form abilitiren. a Vom frühen 16. bis ins 19. Jh. als V. trans. in der Bed. ¤jmdn. in den Stand versetzen, etwas zu tun, ihn zu etwas befähigenÅ (s. Belege 1518, 1862), auch ¤jmdn. (wieder) in Amt und Würden einsetzen, bestätigenÅ (s. Beleg 1858; → rehabilitieren), auch allgemeiner meist reflex. verwendet in der Bed. ¤sich in einer (geistigen, beruflichen o. ä.) Fähigkeit, Fertigkeit (als) geschickt, tüchtig erweisen, sich bewähren; sich kundig machen, einüben/einarbeiten; geschickt, erfahren (im Beruf) werden/sein; sich irgendwo (in einer Stadt, Gegend) beruflich einfügen, einrichtenÅ (s. Belege 1633, 1704, 1726, 1832, 1865; vgl. sich qualifizieren, trainieren, sich etablieren), z. B. sich in einem Turnier habilitieren, er sollte sich erst im Lesen und Schreiben ausreichend habilitieren, der Arzt habilitierte sich in seiner Heimatstadt, bis Ende 19. Jh. auch, weitgehend gleichbed. mit dem vom 17. bis ins 20. Jh. nachgewiesenen, auf gleichbed. lat. habilis zurückgehenden Adj. habil, in der adj. verwendeten Part. Perf.-Form habilitiert (vgl. mlat. habilitatus) ¤tüchtig, tauglich, fähig, geeignet; geschickt, begabt; erfahrenÅ, z. B. der von Natur aus fürs Singen habilitierte Knabe, speziell auch im handelspolitischen Sinne ¤(zollrechtlich) zugelassen, berechtigtÅ, z. B. ein habilitiertes Schiff, sie ankerten in jedem habilitierten Hafen. Daneben seit Anfang 18. Jh. die über gleichbed. frz. habilite´ auf lat. habilitas ¤Befähigung, EignungÅ (zu habilis, s. o.) zurückgehende subst. Ableitung Habilität F. (-; Pl. ungebr.), auch in der bis ins 20. Jh. nachgewiesenen (frz.) Form Habilite´, ¤Fähigkeit, Tauglichkeit, Eignung (z. B. für ein kirchliches Amt); Imstandesein; Geschicklichkeit, TüchtigkeitÅ, bes. im juristischen und theologischen Bereich, z. B. Habilität zur Sukzession, Habilität für geistliche Verrichtungen, Habilität des Zeugen ¤Eignung eines Zeugen zur rechtsgültigen AussageÅ. b Seit spätem 17. Jh. im akademischen Bereich meist als V. intrans. oder (häufiger) reflex. in der Bed. ¤sich zu einem höheren akademischen Amt befähigt, tauglich erweisen, dessen Anfordernissen (Lehre, Forschung) entsprechen, einen entsprechenden Grad (z. B. Magister, Doktor) erwerbenÅ (s. Belege 1727, 1792, 1899), bis ins 19. Jh. gelegentlich auch auf das Priesteramt bezogen (s. Belege 1718, 1818), im Laufe des 18. und bes. im 19. Jh. dann mit ausschließlichem Bezug auf den mit dem Amt des Universitätsprofessors mit fester Anstellung an einer Fakultät verbundenen Prozess eingeengt und präzisiert auf die heute dominante Bed. ¤(nach Erlangung eines fachlich einschlägigen Doktorgrades) den höchsten akademischen Grad und damit die Lehrberechtigung/-befugnis erwerben, d. h. das Recht, eine akademische

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habilitieren

Lehrtätigkeit aufzunehmen und als Privatdozent an einer Universitäts- oder Hochschulfakultät tätig zu sein; durch Vorlage einer größeren wissenschaftlichen Arbeit oder Nachweis adäquater Publikationen (kumulative Habilitation), Vortrag vor einem Universitätsgremium (Fachbereich, Fakultät) mit anschließendem Kolloquium und öffentlicher Antrittsvorlesung seine Befähigung zur Übernahme einer Professur, zum Lehramt an einer Universität erweisenÅ (vgl. promovieren), seltener auch als V. trans. ¤jmdm. die akademische Lehrberechtigung erteilenÅ (s. Belege 1930, 1952, 1970, 1985; vgl. graduieren), in Wendungen wie (sich) als (Privat-)Dozent/Professor der Philosophie habilitieren, er hat (sich) an der Universität Jena für Staats- und Völkerrecht habilitiert, er hat die Hoffnung nicht aufgegeben, in München von/bei Professor N. N. habilitiert zu werden, die medizinische Fakultät hat ihn letztes Jahr habilitiert, er wurde im Jahr 1989 habilitiert; seit Anfang 18. Jh. oft in der adj. verwendeten Part. Perf.-Form habilitiert (vgl. mlat. habilitatus) ¤mit der venia legendi ausgestattetÅ (vgl. die Formel Dr. phil. habil.), z. B. habilitierter Historiker, seit frühem 20. Jh. v. a. subst. als Personenbezeichnung Habilitierter M. (Habilitierten; Habilitierten), moviert Habilitierte F., ¤LehrberechtigterÅ, gleichbed. mit der seit dem früheren 19. Jh. nachgewiesenen, auf mlat. habilitandus (Gerundivum von habilitare, s. o.) zurückgehenden Personenbezeichnung Habilitand M. (-en; -en), moviert Habilitandin F., auch in der Schreibung Habilitant und in der lat. Form Habilitandus, ¤jmd., der zur Habilitation zugelassen ist, an der Habilitationsschrift arbeitetÅ (vgl. Doktorand, → Doktor, Promovend). Dazu das seit früherem 17. Jh. nachgewiesene Verbalsubst. Habilitierung F. (-; -en) (zu a und b), weitgehend gleichbed. mit der bereits seit Anfang 17. Jh. nachgewiesenen (auf gleichbed. mlat. habilitatio zurückgehenden) subst. Ableitung Habilitation F. (-; -en), zunächst in der heute veralteten allgemeinen Bed. ¤Befähigung, EignungÅ, speziell im juristischen Sinne (Lehnsrecht) auch ¤(Erteilung einer) Berechtigung, RechtsfähigkeitÅ (zu a), seit Mitte 18. Jh. v. a. im akademischen Bereich für ¤(Verfahren zum) Erwerb der Lehrberechtigung an HochschulenÅ (→ Promotion; vgl. Graduierung, → Grad 2d), z. B. für die Ernennung zum Professor ist die Habilitation erforderlich/vorausgesetzt, man hatte ihm danach die Habilitation angeboten, seine Habilitation für Mathematik erwarb er 1982 an der Universität Bonn, zur Habilitation zugelassen werden, seine Habilitation beschäftigt sich mit dem Antisemitismus im Dritten Reich, die Hochschulreform sieht die Abschaffung der Habilitation und Einführung von Juniorprofessuren vor; Habilitationsexamen, -fach, -gutachten, -kolloquium, -kommission, -ordnung, -professur, -projekt/-vorhaben, -prüfung, -rede/-vortrag, -stipendium, -thema, -vater, -verfahren; Doppel-, Kumulativ-/Sammelhabilitation, auch ¤zur Habilitation vorgelegte Arbeit über ein wissenschaftliches Thema, mit der jmd. seine Befähigung zur Übernahme einer Professur, zum Lehramt an einer Universität nachweistÅ (s. Belege 2001, 2004), kurz für Habilitationsschrift (vgl. Habil(-schrift)), z. B. die Habilitation wird angenommen/abgelehnt (zu b). habilitieren a: Güttel 1518 Büchlein v. Adams Wercken B4a ehedann er [Paulus] dye andern horedt tzu solchem ampte abilitirt, vnnd geschickt gemacht (SCHOPPE); 1550 Der v. Magdeburgk Verantwortung A3a das alle Gottes diener sich von den Bapstlichen Bischoffen sollen weihen/ verhören vnd abilitiren lassen; 1594 Kurtze Widerlegung

18 Also daß aurea Bulla, widerwertiger deuttung nach/ nicht kan noch soll dahin verstanden werden/ als ob darinn ein achtzehenjäriger Churfürst in allen Sachen habilitirt, vnd consequenter defectus naturæ supplirt worden were; Mengering 1633 Soldatenteufel 199 So haben des Soldaten-Teuffels Creaturen sich für längsten darzu schon habilitiret;

habilitieren Lassenius 1661 Tischreden 200 Dann in diesem allein [Turnier zu Fuß oder zu Pferd] habilitiret sich ein Edelmann, und sind praeludia dess Krieges; Pickelhäring 1685 Kleideraffe 44 denselben machte ich mir zum Patron/ daß er mich bey dem SchulRector bester massen recommandiren . . möchte/ . . allein ich erhielte zur Antwort/ ich müste mich erstlich ein wenig habilitiren/ schreiben und buchstabiren lernen; Thomasius 1691 Einl. z. Vernunftlehre 30 indem in meinen damaligen Disputationen ich jedermann/ der wider meine Lehre was zu sagen hatt/ admittirte . . ich konnte keine andere raison conjecturiren/ als daß der Autor/ . . gemuthmasset/ er dörffte in der Qualität eines Examinatoris von mir nicht so bald angenommen werden/ bevor er sich hierzu gnugsam habilitiret hätte; 1700 Staats-Mann 48 dazu bin ich . . von Natur habilitirt (CARMESIN); 1704 Auserlesene Anm. I 326 was ein Mensch der privatim sich zu allerley Künsten habilitiren will/ vor Vortheil . . dazu habe; Sturm 1714 Anw. (Architektur) Bb zumahl unser jetziger Cammer-Secretarius der Landmessung/ Mechanicae, Artillerie, Kriegs- und Civil-BauKunst zimlich kundig/ auch auf Reisen dazu wohl habilitiret/ anbey auch der Rechten und Rechnungen gründlich erfahren ist; Fleming 1726 Soldat 136 so haben sie . . allen Fleiß anzuwenden, daß sie . . die zur Repetition nöthigen Nachmittags Stunden, auch besonders zu Hülfe nehmen, und sich dergestalt bey Zeiten habilitiren, damit sie sich der Gnade von Sr. Königlichen Majestät und der weitern Beförderung zu getrösten haben; Glafey 1729 Pragmatische Gesch. d. Cron Böhmen 685 So balde nun solcher . . Consens, Güther in Böhmen besitzen zu dürffen, erlangt, die Erb-Huldigung bey der Königl.-Böhmischen Hof-Cantzley oder denen in dem Creyß darzu durch Königl. Commission habilitirten Hauptleuthen abgelegt; Schnabel 1731⫺43 Fata IV 54 f. Mein Bruder hat zwar das See-Handwerck noch lange nicht so lange getrieben, als ich, allein, ich kan Ihnen von ihm versichern, daß er . . sich auch im See-Wesen schon vortrefflich habilitirt hat, weilen er die Mathesin ex fundamento verstehet (DiBi 125); Jagemann 1779 Gesch. d. freyen Künste u. Wiss. in Italien 398 dass . . Joseph Maria Suares . . im Päbstlichen Archiv zu Avignon ein Breve gefunden haben soll, worin Boccaccio, als unehelich Gebohrener, Klerikus zu werden, habilitiert wird; Thümmel 1791⫺ 1805 Reise (W. I 265) Johann . . brüstet sich manchmal wie ein Magister, der sich seit kurzem zum Wegweiser der wahren Glückseligkeit, wie man sagt, habilitirt hat; Wismayr 1818 Pantheon Italiens 113 Anm. Clemens VI. legitimierte und habilitierte ihn schon in seinem elften Jahre zur Erlangung der Weihen und geistlichen Beneficien durch eine eigene Bulle; Preuß 1832 Friedr. d. Gr.

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451 daß einige Landräthe in der Krieges- und Domänenkammer Sitz und Stimme haben sollen, um sich sowohl in Oeconomicis, als andern vorkommenden Sachen dergestalt zu habilitiren, damit wir selbige nützlich gebrauchen und dem Befinden nach zu ansehnlichen Bedienungen befördern können; 1851 Dtsch. Handels-Archiv 243 f. Die Lizenzen für Schiffe, welche ihre Ladungen von nicht habilitirten Häfen und Rheden, sowie von den Guanoplätzen (huaneras) holen, sollen nach Einholung der Berichte des Zollamts-Direktors von den Intendanten derjenigen Provinzen bewilligt werden, zu welchen der betreuende Hauptseehafen gehört, aus dem das Schiff ausläuft; Arndt 1858 Wanderungen 153 Eines Tages im Jahr 1805, als er Finanzminister war, hatte er einen Obersteuereinnehmer . . wegen Steuerbetrugs ins Gefängnis befördert; dieser hatte die Wege gefunden, herauszukommen, und sich ihm mit den Worten vorgestellt: „Ich wollte mir die Freiheit nehmen, mich Euer Exzellenz zu zeigen; Seine Majestät der König haben die Gnade gehabt, mich wieder zu habilitieren“ (DiBi 125); Petermann 1862 Geographie 258 Der Cochenille-Bauer hat meistens nicht die Mittel, für seine Nopal-Pflanzungen und die Saat Vorauslagen zu machen. Der Spekulant „habilitirt“ ihn, theils in Waaren, theils in baarem Gelde; Banck 1868 Alpenbilder I 161 Der Badearzt ist noch ein junger Mann, der sich erst vor vier Jahren in einer kleinen Stadt habilitirte; Erbach-Erbach 1892 Wandertage 105 In jedem habilitierten Hafen besteht eine Aduana. habil: Gruber 1697 Kriegs-Disciplin I 32 Regiments-Feld-Scherer . . Soll ein habiler und geschickter Mann seyn, in Churen, Wunden, und Bein-Brüchen wohl erfahren; Sturm 1702 Architect. mil. 24 ein anderer/ habiler und glaubwürdiger Mann; Riederer 1715 Trig. Paragramm. C4b wurd er gelehrt, habil, geübt in frembder Sprache; Uffenbach 1728 Tagebuch 19 ein geschickter und artiger Componiste . . und einer der habilesten Sänger; ebd. 59 einen sehr berühmten und habilen Graveur in Elfenbein und Bernstein zu sprechen; Schnabel 1731⫺43 Fata II 77 Zu dem Ende hatte er sich 3. habile Knaben zur Hand gewöhnet, mit welchen er täglich botanisiren gieng, und sich nebst dem die gröste Mühe gab: ihnen die Theoriam von seiner Profession bey zu bringen (DiBi 125); Gottsched 1748 Tadlerinnen I 42 so wird ein solches habiles subjectum für ein veritables membrum unserer Societe´ agnosciret und durch eine galant-melirte allocution in unserm conventu recipiret; Hase 1779 Aldermann II 174 einen habilen Mann . . der treu, und mit den übrigen erforderlichen Eigenschaften versehen ware; 1783 Berl. Astronom. Jahrb. 158 Ein sechsschuhiger Mauer-

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habilitieren

Quadrant, den der hiesige habile Hofmechanicus Breithaupt, ganz nach des Herrn Le Monnier Description . . ausarbeitet, ist zur Eintheilung fertig; Jean Paul 1804⫺05 Flegeljahre (W. II 581) Ließe sich ein habiler, dazu gesattelter Schriftsteller von Gaben auftreiben und gewinnen, der in Bibliotheken wohl gelitten wäre: so soll man dem venerabeln Mann den Antrag tun, die Geschichte und Erwerbzeit meines möglichen Universalerben und Adoptivsohnes . . zu schreiben (DiBi 125); Raabe 1866 Gänse (Ausgew. W. I 638 f.) der Schneider . . war ein gewanderter Mann, der in achtundachtzig teutschen Staaten Nadel und Schere recht habil geführt hatte (DiBi 125); Genius 1933 Fremdwb. 382 habil . . geschickt, gewandt. Habilität: Wächtler 1709 Manual 150 Habilität/ Tüchtigkeit/ Geschickligkeit/ z. E. zu dieser Affaire bin ich die habilität seines Esprits höchst benöthiget; Sperander 1727 A la Mode-Sprach 286 Habilite´, die Geschicklichkeit zu einer Sache, Bequemlichkeit, Fähigkeit, Hurtigkeit, Fertigkeit, Fleiß, Emsigkeit; Kant 1797 Metaphys. Anfangsgründe 20 Denn Maximen der Handlungen können willkührlich seyn und stehen nur unter der einschränkenden Bedingung der Habilität zu einer allgemeinen Gesetzgebung, als formalem Princip der Handlungen; Liebner 1832 Hugo v. St. Victor 100 Etwas anderes aber ist’s z. B. mit einem Metalle, das die Figur, die ihm der Bildner aufdrückt, nicht sowohl von außen erhält, als vermöge der eigenthümlichen Beschaffenheit und Habilität seiner Masse zu zeigen beginnt; Heyse 1870 Fremdwb. 402 Habilität . . Geschicklichkeit, Tüchtigkeit, Fähigkeit; Habilität des Zeugen, die gesetzlich anerkannte Fähigkeit desselben, ein rechtsgültiges Zeugnis abzulegen; Genius 1933 Fremdwb. 382 Habilität . . Geschicklichkeit, Tüchtigkeit, Fähigkeit, bes. zur Ablegung eines rechtsgültigen Zeugnisses; Klemperer 1957 Tagebücher 627 Ich hatte . . wesentlich mehr den Eindruck gutartiger Natürlichkeit als jesuitischer habilite´; Schmidt 1966 Richterregeln 248 Obwohl Olavus Petri . . den Zeugenbeweis als den wichtigsten Beweis ansieht, widmet er doch diesem Beweismittel als solchem nur verhältnismäßig wenige Vorschriften, die die allerdings wichtigen Fragen der Zeugenhabilität betreffen; A. Heuss 1995 Ges. Schr. III 53 Die beiden [Fachdisziplinen Mittlere und Neuere Geschichte] blieben . . bis vor einigen Jahren insofern noch unter einem gemeinsamen Dach, als die wissenschaftliche Habilität, wenn sie in einem Fach . . nachgewiesen war, zugleich automatisch für das andere galt; Hallermann 2004 Pfarrei u. pfarrliche Seelsorge 211 Die rechtliche Eingrenzung der Habilität des Pfarrers auf die geweihten Priester ergibt sich notwendigerweise aus dem Inhalt dieses Amtes.

Habilitation: 1610 Copia Burgauischer Abgesandten 12 Dann ob wol von der ältern Schwester/ gewesener Hertzogin in Preussen/ etliche Töchter vorhanden/ so seynd doch dieselbe nicht . . zu diesen Fürstenthumb vnd Landschafften beruffen worden . . Also daß der Preussisch Stoll/ berührter Habilitation nun mehr in Ewigkeit nit fehig ist; Hondorff 1670 Saltz-Werck zu Halle 96 Es erstrecket sich auch die Befreyung von solcher Habilitation, bey den Fürstl. Dienern/ welche Pfänner gewesen seynd . . auff ihre Söhne/ doch weiter nicht; Keyßler 1729⫺31 Reisen (Ausg. 1751) 247 Niemand kann ein Lehen, zu welchem einige Jurisdiction gehöret, an sich bringen, wo er nicht von Adel ist, oder von dem Könige einen Adelsbrief, oder eine Habilitation, wie sie es nennen, auswirket; 1739 Jül.-Berg. Succeßions-Streit 111 So fiele demnach . . was man Chur-Pfältzischer Seits von des weiblichen Geschlechts zur Succession in solchen Landen erforderten Habilitation vorgebracht, von selbsten hinweg; Bossuet 1786 Einl. in d. Gesch. d. Welt III 640 eine Abhandlung von der Tugend . . von ihrer Natur und Beschaffenheit . . von der Fähigkeit oder Habilitation dazu; Späth 1796 Wachsthumszunahme d. Waldbäume 53 f. Denn einmal scheint der Baum erst sein ordentliches regulaires Wachsthum zu beginnen, wenn er in seiner Habilitation einmal festen Fuß gefaßt hat, und seine Sauggefäße gehörig entwickelt sind. Er strebt als ein solcher logistisch aufzuwachsen, läßt aber seinen Nachbar, dessen Habilitation vielleicht nicht so feste ist, oder dessen Theile nicht ihre natürliche Assimilations-Kräfte haben, der also kränkelt, neben sich zurück; 1797 Neue allg. dtsch. Bibl. XXIX 1,374 Erst in der Mitte des Jahres 88 brachtÅ er es so weit, als Bischöflicher Kanzley-Accessist mit 150 Gulden Gehalt angesetzt zu werden . . Wie der mit seiner Lage mehr als je unzufriedene Mann es angriff, die Päbstliche Habilitation zum simplen Benefiz, dem höchsten Gegenstand seiner Wünsche, sich zu verschaffen, muß . . im Original nachgesehen werden; Noe¨ 1865 Voralpen 93 Viele wollen nicht beichten, und doch wegen eines solchen Papierstücks [Beichtzettel] in der kleinen Welt des Ortes nicht um ihre Habilitation kommen; Petri 1879 Handb. d. Fremdwörter 384 Habilitation . . die Tauglichmachung, die Rechtsfähigkeits-Ertheilung. habilitieren b: Nehring 1684 Manuale 463 Item wird gesagt, wenn einer Licentiat oder Doctorand wird, er habilitire sich; Rohr 1718 Staatsklugheit 298 sich zu dem Predigt-Amt habilitiren; 1722 (1929 Festschr. auf Judeich 217) [durch zu geringe Besoldung der Professoren] sich mit Bibliothequen nicht versehen können, folglich im Schreiben sich nicht habilitiren, frembde Dienste und Arbeiten

habilitieren annehmen [müssen]; Sperander 1727 A la ModeSprach 286 Habilitiren . . Auf Universitäten pflegen die neu-creirten Doctores und Magistri durch eine öffentliche Disputation zu habilitiren, daß sie mit der Zeit eine Stelle in ihrer Facultät erlangen können; 1784 Magazin f. dtsch. Gesch. I 144 daß in Der Nationalstube . . nicht allein Professoren, sondern alle habilitirte Magistri und Doctores, welche das Corpus der Akademie ausmachen, sich zum General-Concilio versammeln; Laukhard 1792 Leben II 206 daß ich noch einmal disputieren müßte pro loco: würde ich es nicht thun, so müßte er mir auf den Herbst das Lesen überhaupt untersagen: ich müßte mich durchaus habilitiren; Goethe 1831 Tagebücher (WA III 13,115) mit einem jungen Theologen . ., welcher sich in Jena habilitiren will; Gutzkow 1858⫺61 Zauberer I 156 Klingsohr versprach, sie mit nach Göttingen zu nehmen, um sich dort, wenn der Vater die Mittel gäbe, als Docent zu habilitiren (DiBi 125); Büchner 1875 Dtsch. Gesch. 308 f. der bekannte Bruno Bauer, der denn auch in Folge seiner Kühnheit von Bonn, wo er sich als Docent habilitirt hatte, weggewiesen wurde und später als Schriftsteller in Berlin lebte (DiBi 125); Bamberger 1899 Erinn. 8 Ich hatte eine Empfehlung an Moritz Carriere mitgebracht, der sich eben als Privatdozent der Philosophie habilitirt hatte; Klemperer 1920 Tagebücher 364 mit dem blonden, gewandten mir gleichaltrigen Priv. Doz. Krüger, eben in Hamburg für Spanisch habilitiert, die span. Zeitschrift herausgebend; 1930 ebd. 635 Spitzer, nach Cöln berufen, hat ihn zum S. S. [Sommersemester] schon als Assistenten mit Lehrauftrag angestellt, habilitiert ihn im W. S. [Wintersemester]; Th. Mann 1949 Reden u. Aufs. (W. XI 173) studierte er Philosophie und Musik und habilitierte sich 1931 als Privatdozent an der Frankfurter Universität, wo er Philosophie lehrte; Klemperer 1952 Tagebücher 169 Ich möchte R. habilitieren, in Berlin als ihr Berliner Ordinarius habilitieren, sie soll dort eine Vorlesung im Semester halten; 1967 Bild d. Wiss. II 94 Nach seiner Tätigkeit . . in München ging er 1965 als Observator an die Universitäts-Sternwarte Göttingen und habilitierte sich hier ein Jahr später für das Fach Astronomie und Astrophysik; FAZ 23. 2. 1970 Man kann des öfteren erleben, daß bei der Besetzung von Assistentenstellen hochqualifizierte Wissenschaftler . . abgewiesen werden, weil der betreffende Ordinarius niemanden habilitieren will; Mannh. Morgen 11. 2. 1985 Heidegger habilitierte Gadamer mit einer jetzt bei Meiner neu aufgelegten Arbeit über „Platos dialektische Logik“; Zeit 15. 2. 1985 Habilitierten Medientheoretikern gibt man den Vorzug gegenüber promovierten Praktikern, die aus der Berufswirklichkeit kommen; taz 4. 4. 1991 In Hessen ist die promovierte und habi-

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litierte Elite an der Macht; ebd. 6. 5. 2002 Nachdem er fünf Jahre lang am College unterrichtet hatte, fand jemand heraus, dass er weder habilitiert, noch irgendeinen Universitätsabschluss hatte. Habilitand: Koch 1839 D. Preussischen Universitäten I 123 Inländer haben . . nachzuweisen, daß sie als praktische Aerzte schon approbirt sind und der Militärpflicht genügt haben . . Dasselbe gilt von Habilitanden, welche Ausländer und aus einem der deutschen Bundesstaaten gebürtig sind . . es muß zugleich nachgewiesen werden, daß der Habilitande diese drei Jahre nicht nur auf wissenschaftliche Weise benutzt, sondern auch die ärztliche Praxis ausgeübt hat; Rönne 1855 Verfassung u. Verwaltung d. Preuß. Staates VIII 2,489 Nach vorgängiger Prüfung der Schriften entscheidet die Fakultät über seine Zulassung. Wird diese bejaht, so muß der Habilitand vor der Fak. eine Probevorlesung halten, und nach ihr ein Kolloquium bestehen. Hierauf stimmt die Fak. über seine Annahme ab, und der Habilitand hat, wenn diese erfolgt, noch eine öffentl. Latein. Antrittsvorlesung zu geben; 1869 Jahrb. f. Gesellschafts- u. Staatswiss. VI 11,335 f. Zunächst thut der Habilitand gut, sich im Dociren zu üben, dadurch, daß er repetitoria und examinatoria ertheilt . . Gleichzeitig aber müßte der Habilitand . . sich in der Praxis seines Faches orientiren und üben; Klemperer 1920 Tagebücher 214 Schmidt, früher Priv. Doz. in Straßburg, Jurist, jetzt Dozent hier an der Handelsschule u. Habilitandus an der Univ.; ders. 1925 Tagebücher 160 Während Kafkas Frau . . in München starb, beging er hier Ehebruch mit der Frau eines Habilitandus, es kam zu Prozeß u. Scheidung; ders. 1946 LTI 177 mit dem nazistischen Doktoranden oder Habilitanden; Friedrich 1970 Staatl. Verwaltung u. Wissenschaft o. S. Stellen . ., die nicht Durchgangsstellen für wartende Doktoranden und Habilitanden werden dürfen; taz 9. 1. 1992 Zur Zeit gebe es zwölf Promotionskandidaten und zwei Habilitanten, die von der DFG ein Stipendium erhalten; Mannh. Morgen 17. 6. 1999 Eine wichtige Aufgabe sei nun, auch in den Wirtschafts- und Rechtswissenschaftlichen Fakultäten Habilitantinnen zu ermutigen; Berl. Ztg. 23. 3. 2001 Alle Habilitandinnen und Habilitanden, die sich gerade jetzt für den Hochschullehrerberuf qualifizieren; taz 15. 2. 2002 Wenn Promovierte, Habilitanden und Privatdozenten der Ministerin den grauen Alltag von Drittmittelforschungen und befristeten Jobs schildern, wird deutlich, wie sehr Bulmahn die Wirklichkeit verkennt; ebd. 6. 11. 2003 Der Student, selbst der Habilitant, soll so schreiben, wie ihm das der Professor vorschreibt. Habilitation: Fabricius 1754 Allg. Historie d. Gelehrsamk. III 57 Es trägt auch zu ihrem [Universi-

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habilitieren

tät] Ansehen und Aufnehmen nicht wenig bey, daß ihr Oberhaupt den Namen eines Rectoris führet, daß . . die Membra Academiae regentia durch die Promotion und Habilitation dazu und auch zu Collegiaturen gelangen, dergleichen auf keiner Universität in Europa ist; Humboldt 1809⫺10 Organisation (Gedenkschr. I 201) Jeder Akademiker muß nämlich das Recht haben, auch ohne weitere Habilitation Vorlesungen zu halten, ohne jedoch dadurch Mitglied der Universität zu werden; Hoffmann 1843 Kl. Schr. 308 in Bezug auf das Lehramt in den Universitäten selbst lässt es die Regierung bei denjenigen Beweisen erlangter Kenntnisse bewenden, welche vor den Fakultäten selbst in den vorgeschriebenen Formen der Promotion und Habilitation abgelegt werden; Dessoir 1889 Psych. I 258 Diese seine Mittelstellung prägt sich unverkennbar in der Habilitationsschrift und in dem psychologischen Hauptwerk aus; Ziegler 1895 Student 226 So ist es allmählich gekommen, daß die venia legendi von ihm [Doktortitel] losgelöst durch die Habilitation noch besonders erworben werden muß; Dtsch. AZ. 19. 2. 1935 auf der durch sein Gesetz über die Entpflichtung und Versetzung von Hochschullehrern und durch seine Reichshabilitationsordnung vorgezeichneten Linie; Klemperer 1949 Tagebücher 621 Behinderung ihrer Habilitation. Es kam auf die alte Sache heraus: die Partei nützt als Funktionär aus, was ihr als Wissenschaftler besser dienen könnte; Berl. Ztg. 7. 3. 2001 Erfahrene Ärztinnen betreuen junge Kolleginnen, etwa indem sie berufliche Kontakte vermitteln, Doktorarbeiten und Habilitationen betreuen oder bei Strategien für die Stellenbewerbung helfen; Zeit 13. 5. 2004 In einigen Fächern gilt dieses dicke Buch immer noch als notwendiger Nachweis für die Qualifikation zum Hochschullehrer . . manche Fachbereiche halten zäh an der „Habil“ fest. Habilitierte(r): Voss. Ztg. 25. 9. 1930 Damit hat das Ministerium . . einen Nicht-Habilitierten einem Hochschul-Lehrkörper eingegliedert; 1952 Schr. d. Hochschulverbandes I⫺X 16 Daß ein Habilitierter auf besonderen Antrag der Hochschule zum Beamten auf Widerruf ernannt wird, entspricht ebenfalls geltender Übung; 1956 Gedanken z. Hochschulreform 40 in der Berufsvorbildung tätig zu sein, soll in dieser Stufe auch Habilitierten offenstehen. Übernimmt ein habilitierter Dozent diese Aufgabe, so darf dies nicht bedeuten, daß er damit auf eine etwaige spätere Berufung verzichtet; FAZ 29. 6. 1970 Es ist reine Illusion, wenn man glaubt, die Zahl der Habilitierten unter immensen Kosten erweitern zu können . ., daß der Mangel an wissenschaftlichen Lehrern auszugleichen wäre; Salzb. Nachr. 15. 4. 1998 ein Programm für Habilitanden und Habilitierte, das das wissenschaftliche

Potential Österreichs vergrößern und WissenschaftlerInnen besonders ansprechen will; Vec 2006 Campus-Knigge 16 Die Überreichung der Urkunde (samt Glückwünschen und Blumenstrauß) bildet das Ende der formalen Inszenierung. Die Habilitierte ist nun . . Privatdozentin. Habilitierung: 1806 Intelligenzbl. d. Allg. Lit.-Ztg. XXXII 255 Nach einer so eben erlassenen, die Habilitirung der Privatlehrer auf unserer Universität und deren Pflichten und Rechte betreffenden, Vorschrift darf künftig niemand als Privatlehrer auftreten, welcher nicht in derjenigen Facultät, in welcher er lehren will, den akademischen Gradus erlangt hat . . Wer privatissime Unterricht ertheilt, ohne seine Lehrstunden im Lections-Cataloge oder am schwarzen Brete anzuzeigen, bedarf keiner Habilitirung; Hoffmann 1843 Sammlg. kl. Schr. staatswirtschaftl. Inhalts 317 f. Lehrt an Universitäten dereinst nur, wer als Professor vom Staate berufen und angestellt ist, auf den Grund dieser Anstellung selbst und ohne dazu noch eine besondere Befähigung durch Erlangung akademischer Grade, Habilitirungen und andere hergebrachte Förmlichkeiten nachzuweisen: so wird die Besorgniss, dass Privatverbindungen, unbegründete Gunst oder Abneigung und andere unlautere Beweggründe dabei wirksam sein möchten, wenigstens nicht grösser, als sie es in dem gegenwärtigen Zustande des Universitätslebens ist; 1859 Neue Jahrbücher f. Philol. u. Pädag. LXXX 543 indem der erstere einen Ruf an die Kirche in Fredersdorf annahm, letzterer nach seiner Habilitierung als Docent der theolog. Facultät seinem academischen Beruf die ganze Zeit glaubte widmen zu müssen; 1865 Zschr. f. d. österr. Gymnasien 715 mit der Maßgabe, dass behufs der Habilitierung das Doctorsdiplom durch das Diplom über die bestandene strenge Prüfung der einschlägigen Fachschule ersetzt werden kann; Bugge 1929 Buch d. großen Chemiker 450 daß die Abhandlung eine so gute Zensur erhielte, daß sie die Habilitierung rechtfertigte. Thalen dagegen maß der Abhandlung keinen größeren Wert bei; FAZ 23. 2. 1970 weil ihm [Ordinarius] sowie der Fakultät es undenkbar erscheint, eine andere Habilitierung als die über und durch einen Ordinarius zu ermöglichen; 1984 Kath.-Theolog. Fakultät d. Universität Wien 112 Eine Vielzahl von Dissertationen aus der Kirchengeschichte und immerhin auch vier Habilitierungen gaben über die Wirksamkeit Tomeks Aufschluß; taz 22. 12. 2004 Bereits 1981 reichte der Mediziner seine Habilitationsschrift über Therapiemöglichkeiten bei Knochenbrüchen an der medizinischen Fakultät der Universität Münster ein. Doch die Uni lehnte die Habilitierung ab.

Habitat

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Habitat N. (-s; -e), seit frühem 19. Jh. nachgewiesene Substantivierung der lat. Verbform habitat in ihrer Bed. ¤er/sie/es (be-)wohntÅ (3. Pers. Sing. Präs. Ind. von habitare ¤zu haben gewohnt sein; leben, (be-)wohnenÅ, Frequentativ von habere ¤halten, haben, besitzenÅ; → habituell, → Habitus). Anfangs als Fachwort der Biologie und zunächst noch in lat. Wendungen (und dann oft nicht klar von der lat. Verbform zu unterscheiden) in der Bed. ¤Standort des natürlichen Vorkommens, Gebiet der natürlichen Verbreitung einer bestimmten Pflanzen- oder Tierart, artspezifischer charakteristischer Aufenthaltsbereich, Lebensraum; StandortÅ (→ Reservat, → Reservation; vgl. Biotop, → Bio-, bio-, Ökotop, → Öko-, öko-, ökologische Nische, Zone), später auch (z. B. im anthropologischen Sinne oder ironisch) mit Bezug auf den Menschen ¤(anspruchsgerechter, bedürfnisangepasster) natürlicher oder von Menschen geschaffener/gestalteter Aufenthalts-, Wohnort, Wohnstatt, Behausung; Ansammlung mehrerer landschaftstypischer Wohnformen, Ansiedlung, Ortschaft; Siedlungsgebiet, Lebensraum, (Lebens-)Umfeld, Umgebung, UmweltÅ (s. Belege 1871, 1985, 1996; → Ambiente, → Region), auch (mit Bezug auf Ur- und Frühmenschen) in der Archäologie (s. Beleg 1998.1), seit den 50er Jahren des 20. Jhs. vereinzelt (eventuell unter Einfluss von gleichbed. engl. habitat) auch für ¤Wohnstation in einer lebensfeindlichen Umwelt; Unterwasser-/Raumstation für Aqua-/AstronautenÅ (s. Belege 1969, 1998.2; vgl. amerikan.-engl. habitation module), in Wendungen wie die für die Fortpflanzung wichtigen Laichgründe im küstennahen Habitat, eine Bedrohung des natürlichen Habitats der Elefanten in Südafrika, Greenpeace setzt sich seit jeher für den Artenschutz und die Erhaltung des natürlichen Habitats der wildlebenden Tiere und Pflanzen ein, Rückgewinnung von Habitaten bedrohter Arten für Brut und Nahrungssuche, in den oft sehr kleinen Habitaten lässt sich die Evolution wie im Lehrbuch studieren, die brasilianischen Indianer sorgen sich um die Bewahrung ihrer Habitate Regenwald und Steppe, ältere Menschen sollten in ihrem angestammten Habitat wohnen bleiben dürfen, als Grundwort in Zss. wie Auerhuhn-, Dschungel-, Flamingo-, Milben-, Nahrungs-, Öko-, Seelöwen-, Weltall-Habitat, als Bestimmungswort in Habitat-Gebiet/-Gelände/-Zone, -Richtlinie/-Vorschrift, -Schutz(programm/gebiet), Habitat(-grundlagen-)forschung, -gemeinschaft, -insel ¤inselartig in einen andersartigen Großlebensraum eingebettetes, kleinräumiges Lebensumfeld (z. B. für Borkenkäfer im Fichtenstamm, Gipfelregion/baumfreie Zone im Hochgebirge o. Ä.)Å, -konkurrent, -selektion, -struktur, -typ, -verlust/-vernichtung/-zerstörung ¤zivilisatorisch bedingtes Verschwinden von natürlichen Lebensräumen aufgrund von Bevölkerungswachstum, wirtschaftlicher Expansion, Abholzung, Umweltverschmutzung, Flächenversiegelung u. Ä.Å, auch in der Form Habitate(n)- in Habitate-Richtlinie, Habitaten-Monokultur, sowie in adj. Zss. wie habitatbedingt, -spezifisch; in neuerer Zeit auch als namenartige Bezeichnung für (globale) Projekte, Veranstaltungen, Organisationen, Kommissionen zur Verbesserung von Umweltbedingungen und Lebensräumen, Wohnanlagen, Firmen u. Ä. oder als Bestandteil solcher Namen (s. Belege 1997.2, 2001), z. B. Habitat II ist die letzte große UNOKonferenz in diesem Jahrhundert, ein Wohn- und Siedlungsprogramm der Vereinten Nationen heißt Habitat, die 1967 für die Weltausstellung in Montreal errichtete experimentelle Wohnanlage „Habitat“, das Möbelhaus „Habitat“; Habitat-Besucher, -Forum, -Thema, -Weltsiedlungskonferenz, -Weltvereinigung; Marseille-Habitat (Bezeichnung für einen nach dem sozialen Wohnungsbaukonzept von Le Corbu-

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Habitat

sier in Marseille realisierten hochhausartigen Wohnkomplex), Fauna-Flora-HabitatRichtlinie, Welt-Habitat-Tag. Daneben bereits Ende 15. Jh. aus lat. habitatio ¤Wohnen; Wohnung; Mietzins, HausmieteÅ entlehntes Habitation F. (-; -en), im 16. Jh. auch eingedeutscht Habitatz, für ¤Wohnung, Unterkunft; Aufenthalt; Niederlassung, AnsiedlungÅ (vgl. Kohabitation, → Ko-, ko-, Logis, → logieren), im 18. Jh. vereinzelt ¤WohnrechtÅ (s. Beleg 1778) und gelegentlich ¤LebensraumÅ (s. Beleg 1992; vgl. Habitat, s. o.), z. B. Habitationsschutzgebiet; dazu seit späterem 16. Jh. überwiegend gebuchtes, aus gleichbed. lat. habitare (s. o.) entlehntes habitieren V. (in)trans. ¤(be-)wohnen, lebenÅ, vereinzelt auch (scherzhaft) (wohl kurz für kohabitieren) ¤mit/bei jmdm. (im selben Haus) wohnen, (als Mann und Frau) zusammenlebenÅ (s. Beleg 1940) und in jüngster Zeit vereinzelt im biologisch-ökologischen Bereich (s. Beleg 2001); seit frühem 18. Jh. die selten bezeugte, aus gleichbed. frz. habitant (zurückgehend auf (flekt. Form von) lat. habitans, Part. Präs. von habitare, s. o.) entlehnte veraltete Personenbezeichnung Habitant M. (-en; -en, auch -s) ¤BewohnerÅ, speziell in der Schweiz bereits seit dem Mittelalter (in frz. und lat. Kontexten) nachgewiesen als heute veraltete Bezeichnung für zugewanderte Einwohner einer Stadt mit der Erlaubnis, sich (unter Ausschluss politischer Rechte) niederzulassen. Habitat: 1817 Allg. Literatur-Ztg. XCIV 4,750 So dient dieser Aufsatz als Beytrag zur Ostpreuss. Flora, da das Habitat sich auf die Gegend um Königsberg bezieht; 1830 Litt.-Bericht z. Linnaea 60 [Der Band] Enthält die Aufzählung der Phanerogamen Frankreichs nach natürlichen Familien, Gattungs- und Artencharactere französisch beschrieben, das Habitat bei jeder Art hinzugefügt; Reichenbach 1848 Icones florae 10 f. Mucari betryoides . . Habitat an sonnigen Anhöhen auf bebautem Boden, vorzüglich in Weinbergen im südlichen und mittlern Gebiete; ebd. 19 Gagea bohemica . . Habitat in Böhmen: auf bemoosten steinigen Felsen der Podbaba bei Prag; Sierakowski 1871 Schau¯¨ı 8 die Gränzen der resp. Habitate der einzelnen Berberischen Stämme; Ratzel 1907 Raum 48 Das System projiziert sich in der Betonung des Habitat auf die Erdoberfläche, denn jede Art hat ihr Gebiet; König 1958 Grundformen 14 Schon die Pflanzen sind fähig, ihre Umwelt, also das ¤HabitatÅ, zu verändern und im Raum Bio-coenosen zu entwickeln, die eine neue Umwelt schaffen; Mannh. Morgen 9. 2. 1969 Die Aquanauten tauchen unter ihrem Habitat in einer ständig offen stehenden Luke auf (DUDEN 1999); 1984 Wochenpresse Nr. 13 Soweit dies überhaupt möglich ist, lernt man die Berber aber viel besser in ihrem eigentlichen Habitat kennen (DUDEN 1999); Zeit 27. 12. 1985 Er begriff ein Haus als schützende Höhle und als offenes, lichtdurchflutetes Zelt . . Ein Plädoyer gegen die Fassadenartistik und für ein menschenwürdiges Habitat; Mannh. Morgen 3. 4. 1986 Jede Wohneinheit hat standardmäßig große Fensterfronten mit prächtiger Aussicht und Balkon . . Natürlich macht es

einen Heidenspaß, treppauf, treppab in diesem kargen „Habitat“ [des Architekten Le Corbusier in Marseille] herumzuklettern und das nach den Maßen des berühmten „Modulor“ bestimmte Raumprogramm auf seinen aktuellen Wohnwert durchzutesten; N. Z. Z. 23. 10. 1986 um das Verhalten bedrohter Tierarten in ihrem natürlichen Habitat zu beobachten (DUDEN 1999); 1992 Geo Wissen II 168 Habitat . . Aufenthaltsbereich einer Tier- oder Standort einer Pflanzenart im Biotop; Salzb. Nachr. 7. 7. 1994 Erhaltung und Vergrößerung der pflanzlichen Artenvielfalt durch die Bewahrung und Schaffung geeigneter Lebensräume . . Verbesserung der Lebensbedingungen für die Tierwelt durch Rückgewinnung von Habitaten; taz 10. 8. 1996 diese silberhaarige, dezent wohlgekleidete Dame . . war aus ihrem natürlichen Habitat, einer Wohnung am Münchener Odeonsplatz, durch terroristische Exzesse der Freizeitgesellschaft vertrieben worden; ebd. 3. 7. 1997 Wo das Holz nicht hinpaßte, prangt Geschwürtapete, in Farbe und Konsistenz von der Rinde überreifen Butterkäses ⫺ das ideale Habitat für Petroleumlampen-Imitate . . Sammeltassen und Panoramatapeten; Frankf. Rundsch. 25. 10. 1997 das Umweltprogramm der Vereinten Nationen [und] das „Zentrum für menschliche Siedlungen“ . . auch „Habitat“ genannt . . wurden in den 70er Jahren gegründet, als die Länder der „Dritten Welt“ mehr Einfluß auf das UN-System und seine Ressourcen forderten; Berl. Ztg. 7. 3. 1998 daß Menschen im Paläolithikum Gegenden bevorzugten, die wenigstens einige Ähnlichkeiten mit Savannen aufwiesen oder sich mit einfachen Eingriffen in ein für Jäger

Habitat geeigneteres Habitat umwandeln ließen . . läßt sich schon aus der Evolution schließen, in der sich ihr Organismus im Wechselspiel mit diesem Habitat herausgebildet hat; Zürcher Tagesanz. 18. 11. 1998 Der Start des ersten Moduls für das inzwischen zur internationalen Raumstation (ISS) mutierte Weltall-Habitat verzögerte sich; taz 8. 5. 2001 Die EUKommission hat bestätigt, dass der umstrittene Ausbau des Hamburger Airbus-Werkes im Naturschutzgebiet Mühlenberger Loch nicht gegen die europäische Naturschutzrichtlinie Flora, Fauna, Habitat (FFH) verstößt; spektrumdirekt 14. 8. 2006 dessen [des Menschen] Reiselust hat im Zuge der Globalisierung solche Ausmaße angenommen, dass er inzwischen als der wichtigste Migrationshelfer der Pflanzenwelt gilt. Ob zum Nutzen oder zum Schaden der betroffenen Gewächse und Habitate, muss sich noch zeigen. Habitant: Keyssler 1729 Reisen (Ausg. 1776) I 126 Die Bürgerschaft [von Bern] wird eingetheilt in regimentsfähige Bürger, und in ewige Habitanten; Müller 1773⫺79 Br. 393 daß die Vorrechte der Bürger im Verhältniß zu Habitanten und Natifs anfänglich nur Gildenrechte gewesen; Schlözer 1779 Briefw. histor. Inh. III 320 Jeder Habitant hat, nach Beschaffenheit des Platzes und der Umstände, alle seine Felder, Wiesen, Anger, und Gärten; Meiners 1791 Br. Schweiz I 132 f. Die ewigen Habitans [!] [in Bern] haben mit den bürgerlichen Familien einerley Vorrechte, den Weinverkauf im kleinen abgerechnet, sind aber von allen obrigkeitlichen Bedienungen, und der Regierung ausgeschlossen; 1792 Neues Götting. histor. Magazin I 57 Die Söhne von . . Natifs und Habitants . . Die Habitants geniessen von nun an alle Rechte der Bürger in Ansehung der Vollziehung von Urtheilen, der Gefangennehmung und aller Abgaben; Campe 1813 Fremdwb. 345 Habitanten, die Bewohner; Oertel 1831 Fremdwb. 379 Habitanten . . Bewohner, z. B. eines Landstriches auf einer Pflanzung; Bonn 1927 Geld u. Geist 109 Die „Habitants“ genießen die Welt, die ihnen Gott geliehen hat, denn der Weg in die ewige Heimat ist ihnen an der Hand des Priesters gewiß; Genius 1933 Fremdwb. 383 Habitant . . Bewohner. Habitation: 1491 (Urkunden Tübingen 91) Darzu mögent sich deß die Collegiaten, so ir wonung in dem Collegium haben ouch für ir person notdurft geniessen, Vnd damit das die wirtschafft dest stattlicher mög gehalten werden in dem Collegio, So hat die Vniuersitet zu gnaden derselben wirtschafft das oberest gemach so man für die fünfften habitation helt, nach abgang Doctor Galthers, dem wirt, so also erwölt würt, zugeordnet; 1524 Br. an Vadian (Vadian. Briefsamml. III 70) Solch vers wurde

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ich in meiner habitation hubsch und gros geschriben an dy wannt lassen machen; Wickram 1556 Pilger V 73 der kaufmann sagt in Böhmerland/ in einer statt würd Prag genant,/ da hat der alt sein habitatz,/ besitzt groß güter, reichen schatz (DWB); 1560 (1895 Mitt. VG Nürnbergs XI 159) in sein haus oder habitation; 1564⫺66 Zimmer. Chronik II 584 Die woneten bei dem vernampten deutschen jureconsulto Zasio; bei dem hetten sie den disch und habitation, waren auch in seiner disciplin; 1575 Altdorfer SO I 618 Nach gehaltener Mittags vnd Abend malzeit, soll sich ein jeder züchtig vnd erbar, wie sichs gebürt, widerumb auff das Collegium, vnd in seine gewöhnliche habitation verfügen (NYSTRÖM); 1613 (Stadelmann 1948 Vorderburg 69) [Bauarbeiten an einem Gebäude, damit] man darin Habitation haben möge; 1618 (1893 Mitt. G Erz’gesch. III 118) Habitation oder Wohnung des Schulmeisters; 1684 (1904 Alemannia XXXII 68) man will nicht sagen, dass die untertanen diser herrschaft, indeme die pfandherrschaft aus abgang dises schlosses als der pfandherrschaftlicher gewohnlicher habitation ihr domicilium anderwerts nehmen müsse, hiedurch angefrischet sein (DRW); Sperander 1727 A la Mode-Sprach 286 Habitation, die Wohnung; 1778 Beobachtungen III 78 ff. Von der eigentlichen Beschaffenheit der Habitation nach dem römischen Rechtssystem . . die Habitation . . ist ein ganz eignes und besonders Recht; Carus 1845 England u. Schottland II 198 Man übersieht von hier viel andre Inseln . . und das sonderbar Einsame ihrer aller . . die Abwesenheit aller menschlicher Habitationen; ebd. 236 mäßig ansteigend erheben sich Berge . . und mehrere hübsche Habitationen liegen an den Abhängen; 1863 D. Zoolog. Garten IV 1,245 Sie [Aras] sind schlau und schwer zu erlegen, und halten sich besonders auf ihren Plünderungsflügen nach den Habitationen sehr still, ganz wie es uns Brehm von den abyssinischen Meerkatzen erzählt; Genius 1933 Fremdwb. 383 Habitation . . Wohnung, Ansiedlung; Wohnungsrecht; Salzb. Nachr. 21. 9. 1992 Hofmann sieht in den Bestimmungen über Wildruhe- und Habitationsschutzgebiete die Gefahr, daß im Zusammenwirken mit willfährigen Bezirksverwaltungsbehörden ganze Talschaften zu Sperrzonen abgeriegelt werden könnten; Pfander 2005 Discordia 108 Er werde also künftig . . der Marquise de Coeuvres so nah wie nur irgend möglich sein und . . über ihre Habitationen wachen. habitieren: Rot 1571 Dict. 315 Habitirn, Wonen/ hausen. Jst aber wenig im brauch; Kiechel um 1600 Reisen 350 muesten süe den berg verlassen und das yezig closter herunden im thal zwüschen dreyen bergen erbauen, wölches düe Grüechen schon ob die 1 tausend jahr habitieren und bewohnen; Mörike 1832 Maler Nolten (S. W. I 297) einer

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habituell

gewissen Person, die früher sehr an Sie attachiert, gegenwärtig in unsern Mauern habitiert (DiBi 125); Heyse 1838 Fremdwb. 471 habitiren . . bewohnen; Oswald 1854 Fremdwb. 131 habitiren . . wohnen, bewohnen; Kaltschmidt 1863 Fremdwb. 332 habitiren . . wohnen, bewohnen; Genius 1933 Fremdwb. 383 habitieren . . bewohnen; 1940

Zschr. f. Ethnologie 367 dann würde er mit ihr nicht habitieren und sie dürfte seine Trinkgefäße nicht benutzen; taz 19. 5. 2001 Es gibt verschiedene Gutachten darüber, ob im Hollerland tatsächlich die Flora und Fauna habitiert, die von der Europäischen Union als besonders schutzwürdig ausgeschrieben ist.

habituell Adj. und Adv., seit Anfang 18. Jh. nachgewiesene Entlehnung aus gleichbed. frz. habituel (< mlat. habitualis ¤geneigt, etwas zu tunÅ, zu habituari ¤mit einer bestimmten (körperlichen) Eigenschaft versehen, mit etwas behaftet seinÅ, vgl. habitare ¤zu haben gewohnt sein; leben, (be-)wohnenÅ, Frequentativ von habere ¤halten, haben, besitzenÅ; → Habitat, → Habitus), früher vereinzelt in der Schreibung habituäl und in der (frz.) Form habituel. Bildungsspr. in der auf menschliche Eigenschaften und Verhaltensweisen bezogenen Bed. ¤(durch regelmäßige Wiederholung und Kontinuität) zur Fertigkeit, Gewohnheit, zum Bedürfnis und damit quasi zur zweiten Natur geworden, zum Charakter, Wesen gehörend, wesensgemäß; angeborenÅ, z. B. habituelle Handlungen, Gewohnheiten, Handhabungen, das habituelle Misstrauen der Amerikaner gegen Staatseingriffe, hinter der habituellen Behäbigkeit versteckt sich ein brillanter Witz, das passt nicht zu seinem habituellen Verhalten, ein habituell geübter Pragmatismus, ihre Neigung ist mittlerweile habituell geworden, das Hinterfragen ist ihm zum habituellen Reflex geworden, er ist habituell konservativ, meist eher pejorativ bezogen auf Personen (s. Belege 1749, 1806; vgl. notorisch) und unerwünschte Verhaltensweisen und Eigenschaften (s. Belege 1751, 1986; → chronisch b), z. B. habitueller Straftäter, das trügerische Lächeln des habituellen Verführers, habituelle Arbeitsscheu, Streit-, Trunksucht, habitueller Kokaingenuss, auch allgemeiner von wiederkehrenden Vorgängen und Sachverhalten ¤gewohnheits-/regelmäßig, (be-)ständig, fortdauernd; üblich, geläufig, gewöhnlich, häufig, oftÅ (s. Belege 1800, 1811, 1971, 2005; vgl. kontinuierlich, permanent, traditionell), z. B. ein habitueller Anblick, eine habituelle Erscheinung im historischen Prozess, an unserem habituellen Treffpunkt, daneben fachspr. in der Medizin und Psychiatrie von gesundheitlichen Störungen ¤häufig wiederkehrendÅ (s. Belege 1809, 1826, 2008), z. B. er wurde wegen seiner habituellen Kopfschmerzen vom Dienst befreit, habituelle Krankheiten, habituelle Verstopfung, die einseitig belastende habituelle Schlafposition, habituelles Erbrechen, (aus medizinerlat. abortus habitualis lehnübersetzt:) habitueller Abort ¤anlagebedingte spontane Fehlgeburt nach mindestens zwei vorherigen, ohne dass eine konkrete Ursache bekannt wäreÅ, in der Psychologie speziell ¤durch ständige Wiederholung bestimmter Fehlhaltungen und -einstellungen gelernt, erworben, manifest, verhaltenseigen gewordenÅ (s. Belege 1909, 1954, 1990), z. B. habituelle Panikattacke, das habituelle Schulterzucken; bis heute konkurrierend mit bereits im späteren 17. Jh. aus mlat. habitualis (s. o.) entlehntem seltenerem gleichbed. habitual Adj. und Adv. Dazu bereits seit früherem 16. Jh. selten die häufig in der adj. verwendeten Part.Perf.-Form habituiert bezeugte verbale Ableitung habituieren V. trans. (mit den selten belegten fachspr. subst. Ableitungen Habituation, Habituierung und Habituisierung), weitgehend verdrängt von seit späterem 19. Jh. nachgewiesenem habitualisieren V. trans. ¤etwas gewohnheitsmäßig an-, übernehmen, zur festen Gewohnheit

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machen/werden; jmdn. (an etwas) gewöhnenÅ (bes. im psychologischen und soziologischen Zusammenhang; → etablieren; vgl. institutionalisieren, → Institut, konditionieren), vereinzelt auch reflex. (vgl. sich etablieren), z. B. der einst exotische Joghurt ist längst von der Masse habitualisiert worden, diese Praxis hatte sich bald habitualisiert, häufig attr. verwendet in der Part.-Perf.-Form habitualisiert, z. B. das habitualisierte Verhalten der Fernsehzuschauer, habitualisierte kulturelle Praktiken, Verrichtungen, Entscheidungen, mit dem seit Anfang 20. Jh. bezeugten Verbalsubst. Habitualisierung F. (-; -en) (vgl. Konditionierung); seit Ende 18. Jh. die subst. Ableitung Habitualität F. (-; -en), bes. im Bereich der (psychiatrischen) Medizin, Sozialethik und Philosophie für ¤Manifestation einer (chronischen, psychischen) KrankheitÅ und ¤wesens-, naturgemäße GewohnheitÅ. habituell: Westphal/Hocheisen 1713 Wesen d. Seelen 43 ich vermeynte, es könte hierdurch gar leicht der Lapsus Adami, und wie in locum habitum rectitudinis eine solche Verderbniß und habituelle Corruption gekommen; Meier 1749 Gedancken v. Gespenstern 17 Ein verrückter Mensch ist ein habitueller Phantast, oder er besitzt eine Fertigkeit, alle seine Einbildungen im Wachen für Empfindungen zu halten; Bengel 1751 Brüdergemeine (Zinzendorf, Materialien II 10,539) eine habituelle Unbesonnenheit gegen alles, was ihn auf andere Gedanken bringen sollte; Dressler 1777 Theaterschule 116 jene gemeine Regeln der Schauspiel-Kunst, deren Erfüllung und Befolgung man sich noch nicht habituel gemacht [hat]; Wieland 1788 Lucian I 20 von einer gewissen habituellen Schwazhaftigkeit; Moritz 1793 Grammat. Wb. I 243 Habituel. Jede Handlung, welche ein Mensch öfters verrichtet, sie sei moralisch gut, oder böse, wird ihm habituel, d. h. sie wird ihm leicht, er wird ihrer gewohnt, sie wird ihm geläufig; Goethe 1797 Paralipomena (WA I 42.2,506 f.) so wie er sich jenen andern beyden Tendenzen, die ihm theils habituell, theils durch Verhältnisse unerläßlich geworden, sich nicht ganz entzieht, sondern sie nur mit mehr Bewußtseyn und in der Beschränkung, die er kennt, gelegentlich ausübt; ders. 1799 Diderots Versuch (WA I 45,249) Übergang vom Manierirten, Conventionellen, Habituellen . . zum Gefühlten, Begründeten, Wohlgeübten und Liberalen; ders. 1800 Weiber (WA I 18,283) Sollte es nicht möglich sein, daß der habituelle Anblick von bellenden unvernünftigen Thieren auf die menschliche Generation einigen Einfluß haben könnte?; Blöde 1806 Galls Lehre v. d. Verricht. d. Gehirns 148 der habituelle Dieb, dem das Stehlen nicht gerade aus natürlicher Neigung, sondern durch öftere Veranlassung zur Gewohnheit geworden ist; 1809 Journal d. pract. Arzneykunde XI 1,48 die Folgen der Störung der habituellen Erhitzung; Reil 1811 Ges. kl. Schr. I 204 Einige Reize besonders, welche ich, da sie in beständiger Gemeinschaft mit uns stehen, habituelle nennen will, z. B. Luft, Wärme; Kosegarten

1816 Funfz. Lebensj. 36 Daß es an einzelnen rohern Naturen nicht gefehlt haben werde, an verdorbnen Hauswirthen, habituellen Trunkenbolden, an losem Gesindel endlich, das nicht abließ, sich bey uns einzunisteln; Puchelt 1826 System d. Med. I 78 Habituell werden die Krankheiten genannt, welche entweder nicht behoben werden können oder welche nicht entfernt werden dürfen, weil sonst grössere Übel zu befürchten wären; Waibel 1830 Übernat. Gnade 8 Diese letztere Gnadenart geht . . in zwei Unterarten ab; nämlich es gibt habituäle, und dann wirkliche oder aktuäle Gnade. Die habituäle wird ferners . . entweder nur als formäl heiligmachend betrachtet; in so fern nennt man sie glatthin die heiligmachende Gnade; 1844 Brockhaus VIII 684 Habituell heißt alles, was durch Gewohnheit zu einer bleibenden Eigenheit oder zur andern Natur geworden ist; Rümelin 1881 Reden III 7 diese verschiedenen Dispositionen zwischen habituellen Zügen und charakteristischen Merkmalen der Individualitäten; Koch-Breuberg 1891 Jahre 17 wir, denen die Feldschlacht habituell geworden war, sahen den Dienst vor Paris immerhin als halbe Ruhe an; Breuer/Freud 1909 Hysterie 61 das habituelle Wachträumen . ., womit der Grund gelegt wird zur Dissoziation der geistigen Persönlichkeit; Th. Mann 1924 Zauberberg (W. III 865) Die . . Faltenlineatur der hohen, weiß umloderten Stirn . . ausgeprägt durch die habituelle Anspannung eines ganzen Lebens; ders. 1954 Krull (W. VII 369) Auf nervöse Konstitution deutete sodann . . das habituelle Schulterzucken, das, wie es scheint, unbeherrschbar ist; Kaupp 1971 Illustrierten 99 Man liest die Zeitschrift, welche den Ausschnitt und die Färbung der Wirklichkeit bietet, die man (in einer bestimmten Situation oder habituell) sucht; Dunkell 1977 Körpersprache 128 Zu Beginn einer Liebesbeziehung . . treten die bevorzugten Schlaflagen, die habituellen charakterologischen Positionen . . oft weitgehend zurück (DUDEN 1999); Zeit 25. 7. 1986 Das System bringt . . so etwas wie eine weit verbreitete habituelle „Schizophrenie“ hervor; taz 30. 3. 1990 Doch zunächst

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kommt der Punkt, wo es erst einmal nur gefährlich wird, vor allem durch eine habituelle Abhängigkeit. Dann kann es sein, daß du regelmäßig zuviel trinkst; ebd. 14. 1. 1994 Landstreicher, Kriminelle und andere habituelle Leistungsverweigerer; FAZ 28. 11. 2005 des nationalistischen russischen Politikers, der seinen Schlaf habituell von mindestens drei Bodyguards bewachen läßt; Zeit 21. 8. 2008 Die Ursache von „habituellen Aborten“ ⫺ mehr als zwei Fehlgeburten in Folge ⫺ ist bei vier von zehn Frauen ein fehlgeleitetes Immunsystem. habitual: Bail 1675 Theologia Affectiva (Übers.) 158 Die andere Abtheylung ist in die würckliche Sünd/ welche anderst nichts ist/ als ein würckliche Ubertrettung deß schuldigen Gesatzes/ vnnd in die habitual oder hinderlaßne Sünd/ welche gleichsamb die hinterlaßne Würckung der würcklichen begangnen Sünd ist; Seckendorff 1687 Fürsten-Stat 163 Wo aber bey den Gebrechen der Natur/ auch habitual-Laster/ als Hochmuth/ Ungerechtigkeit/ Geitz . . und dergleichen/ zugleich anzutreffen/ da sind die Mittel dargegen schwer und gefährlich; Müller 1715 Gracians Oracul (Übers.) 571 Wen demnach ein weiser mit bedacht in seinen entschliessungen und thaten eine veränderung trift, so ist solches mit nichten das laster der wanckelmüthigkeit, als welche, wie gesagt, eine habituale und mit unbedachtsamkeit verbundene unbeständigkeit oder ungewißheit des gemuoths ist, welche mit einer gäntzlichen irregularität derer thaten verbunden; Müller 1733 Einl. in d. Philosoph. Wiss. II 568 Eben so ist das näheste mittel, sich in den stand eines gründlichen gemüthsvergnügens zu sezen, die habituale richtung unsers willens nach der richtschnur der von gott geordneten subordination der mittel, d. i. die tugend; Spalding 1772 Predigtamt 73 f. Wenn bey dieser Untersuchung erst der wahre Begriff von der Tugend festgesetzet wird, man mag sie nun habituale Liebe der Ordnung in dem ausgebreitetesten Verstande, oder Folgsamkeit gegen die Wahrheit, oder thätiges Verlangen nach allgemeiner Glückseligkeit empfindender Wesen nennen; Stäudlin 1801 Lehrb. d. Dogmatik 607 Daher können auch, selbst unglaubig gewordene und kezerische Kirchendiener die Sacramente mit Erfolg ertheilen, nur muss die wo nicht actuale und habituale, doch habituale gute, dem Sacramente gemässe Absicht damit verknüpft seyn; Stichert 1835 Hl. Geist 62 Außer dem allgemeinen Beistande Gottes, wodurch er die Seele zum Guten fähig macht, gibt es in der Seele der Gerechtgemachten auch einen Habitus der Gnade oder eine übernatürliche Qualität (⫽ eine Beschaffenheit, welche Gott der Seele eingießt), damit sie gern und willig das schuldige Gute thue. Dieses Geschenk der habitualen Gnade aber ist nicht die Tugend

selbst, sondern beide verhalten sich zu einander wie Ursache und Wirkung; Kleutgen 1867 Theol. d. Vorzeit I 298 Weil es aber in ihm [Gott], da er durch sein Wesen erkennt oder vielmehr seinem Wesen nach Erkennen ist, kein ruhendes oder habituales Wissen giebt, aus dem das wirkliche Erkennen hervorgehe: so kann auch die Weisheit in ihm nicht Fähigkeit, weise zu erkennen, sie muß das weise Erkennen selbst . . sein; 1895 Grazer Studien I 72 Je nachdem diese Ab- und Zukehr als einzelne Handlung oder als beharrender Zustand in Betracht kommt, unterscheidet man die Sünde als die wirkliche (actuale) und gewohnheitsmäßige (habituale), den sündhaften Zustand; Kanstein 1935 Gewohnheitsverbrecher 76 kurzschlußartig ausgelöste Entladungen, die sich periodisch wiederholen, kommen vor. . . Komplexe können sich finden, die dann oft den Anreiz zu habitual-kriminellen Handlungen, oft zur serienweisen Begehung (z. B. politische Verbrechen, Brandstiftungen) bieten; Wallmann 1961 Theologiebegriff 71 So kann allein die Übersetzung der Theologie mit „Gottesgelehrtheit“ zum Ausdruck bringen, was das habituale Verständnis des Theologiebegriffs besagt: daß die Theologie ihr Sein nicht im formulierten Glaubenssatz hat, sondern im erkennenden Geist des einzelnen Menschen; Griefenow-Mewis 1994 Oromo 151 Möglicherweise spielen jedoch auch habituale Vorstellungen eine Rolle, d. h. daß eine gewohnheitsmäßig oder regelmäßig vollzogene Handlung mit diesen Formen dargestellt wird. habitualisieren: Oswald 1864 Dogmat. Lehre II 82 so macht Gottes Huld und Gnädigkeit diese aktuelle Liebe zu einer habituellen; . . an dem also entzündeten Liebesakte hat Gott sein Wohlgefallen, und dies göttliche Wohlwollen . . habitualisirt die errungene Aktualität; 1898 Jahrb. f. spekulat. Theologie XII 78 Denn niemand wird vernünftigerweise leugnen können, dass, wenn schon die kurzen Gefängnisstrafen demoralisieren, dies die längeren in noch höherem Grade thuen, indem sie die in der ersten Zeit der Einschliessung vollzogene Entsittlichung durch die lange Fortdauer der demoralisierenden Einflüsse und häufigere Wiederholung der Depravationsakte soweit möglich noch vertiefen und habitualisieren; Kiehn 1932 Bildung 117 Die in ihnen sich unmittelbar auswirkenden emotionalen Regungen . . der entelechischen Monade spiegeln deren Wesen. Ihre habitualisierte Gesamtverfassung bezeichnet Goethe als ¤GesinnungÅ; Gehlen 1957 Zeitalter 105 Es sind nämlich auch die zur Arbeit gehörenden Bewusstseinsfunktionen habitualisiert, einschließlich der Aufmerksamkeit, die unter diesen Bedingungen selbst habituell wird und ihre Eigenschaft, rasch zu ermüden, in hohem Grade verliert; Linde 1972 Sachdomi-

habituell nanz in Sozialstrukturen 29 die spezifischen Möglichkeiten, Bedürfnisse zu befriedigen und zu entwickeln, also Lebenszuschnitt und Lebensführung . . in einer Weise zu habitualisieren, die wir z. B. als großstädtisch, städtisch oder ländlich . . zu bezeichnen pflegen; Zeit 14. 3. 1986 Das habitualisierte G’schichtenerzählen kommt gegen die Absicht, Geschichte zu erzählen, kaum durch; taz 7. 11. 1991 Wo Eltern ebenfalls die Medien intensiv und unreflektiert zu Unterhaltungszwecken nutzen, übernehmen Kinder langfristig das familiär habitualisierte Fernsehverhalten; Debatin 1995 Rationalität d. Metapher 272 In dem Maße, in dem der metaphorische Gebrauch eines Schemas sich habitualisiert, erstarrt die Metapher immer mehr zu einer neuen usuell-wörtlichen Bedeutung . . Aber auch diese Verfestigung kann sich wieder auflösen, eine habitualisierte Bedeutung kann in Vergessenheit geraten; Foscht 2002 Kundenloyalität 112 Im Vergleich mit limitierten Kaufentscheidungen stellen sich habitualisierte Entscheidungen als stärker vereinfacht dar . . Habitualisiertes Verhalten kann auf Persönlichkeitsmerkmale zurückgeführt werden . . entsteht grundsätzlich durch Lernprozesse; Berl. Ztg. 11. 12. 2003 Zwar heißt es von deutschen Orchestern, dass ihr Spiel stets etwas schwer sei, und das kommt ganz wesentlich aus der Tradition des Brahms-Spiels, hat sich aber in der Orchesterpraxis wohl doch so habitualisiert, dass mit diesem schweren Spiel gar nichts Spezifisches mehr gesagt ist. Habitualisierung: Seeberg 1911 Ethik 60 Die Habitualisierung des sittlichen Lebens (Überschr.); Borngässer 1938 Totalitätsanspruch 47 Dies muß er ja auch deshalb tun, weil die Habitualisierung sittlichen Lebens nur bei echtem, seiner Art nach in einer früheren These gezeichneten Miteinander möglich ist; Gehlen 1957 Seele 105 Diese Kritikfestigkeit ist eine generelle Eigenschaft aller Habitualisierungen, und sie erscheint auf der untersten Stufe im Bereiche der motorischen Gewohnheiten; taz 26. 5. 1990 Diese kollektive Erinnerung ist von kumulativem Charakter, wird also durch Wiederholung immer weiter ausgeprägt, so daß wir sagen können, die Natur oder Eigenart der Dinge sei Ergebnis eines Habitualisierungsprozesses, also Gewohnheit; Berl. Ztg. 3. 12. 1997 Der natürliche Weg der Tradition führt nicht zur Schrift, sondern zur Gewohnheit, zur Habitualisierung und Unbewußtmachung; taz 4. 12. 2002 Weder die von einigen Psychologen vertretene Habitualisierungsthese (Computerspiele gewöhnen Kinder an Gewalt) noch die Katharsisthese (Computerspiele erlauben es, Aggressionen auf friedliche Weise abzureagieren) wurden bisher stichhaltig durch Untersuchungen belegt.

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Habitualität: 1796 Medicin.-chirurg. Ztg. IV 316 warum aber auch dann, wenn dieser veränderte Zustand dieser Nerven, ihre krankhafte Habitualität, noch nicht völlig und dauerhaft beseitiget ist, ein Purgirmittel, vermittelst seines schwächenden Reitzes das Fieber leicht wieder erregen könne; Lavater vor 1801 Physiognomik IV (Ausg. 1829) 158 Sieh auf die Stirn mehr als auf alles Andere, wenn du das wissen willst, was der Mensch von Natur ist oder seiner Natur nach werden kann, ⫺ und auf seinen ruhenden geschlossenen Mund. Der offene Mund zeigt den gegenwärtigen Zustand der Habitualität; Hufeland 1803 Bibl. d. pract. Heilkunde IX 11 An sich sind die Congestionen nicht gefährlich. Doch schadet ihre Dauer, Heftigkeit und Habitualität durch Ausdehnung der Gefäße, Verstimmung der Reizbarkeit derselben, Ausschwitzung, Blutung, Entzündung . . der Function der Organe; 1844 Allg. Zschr. f. Psychiatrie I 1,561 Der tägliche Augenschein . ., dass nämlich psychische Krankheiten . . selbständiger als alle andere somatische . . Krankheitszustände seyn können und so ihre Habitualität in höherem selbständigerem Maaß bewähren . . Es muss als Thatsache angesehen werden, dass sich die Manie vom Delirium nur durch ihre Habitualität, Dauer, Bestand ihrer Form wesentlich unterscheidet; Romberg 1857 Lehrb. d. Nervenkrankheiten 346 Ungünstig für die Prognose ist die Habitualität, welche vorzugsweise ein Attribut der [Wehen-]Krämpfe ist, weil sich die Leitungsfähigkeit der motorischen Nervenfasern mit der Häufigkeit ihrer Erregung ausbildet; Rothe 1870 Theolog. Ethik IV 252 Als untugendhafte sittliche Gesinnung und untugendhafte sittliche Fertigkeit ist die Untugend Habitualität der sittlichen Abnormität in dem Individuum; Wellhausen 1906 Christl. Religion 635 [die] griechischen Kardinaltugenden (Weisheit, Tapferkeit, Mäßigung, Gerechtigkeit) . . sind erworbene Habitualitäten und dienen zur Erfüllung des natürlichen Vernunftgesetzes; Landgrebe 1928 Diltheys Theorie 254 Den Inbegriff der Habitualitäten, die sich im Laufe der Entwicklung herausbilden, bezeichnet Dilthey als erworbenen Zusammenhang; 1956 Festschr. Drexel 203 Es ist nicht eigentlich eine Welt, die darin erschlossen wird, sondern die Habitualität einer Einstellung, was sich darin ausdrückt; Marx 1984 Reflexionstopologie 113 Keine Reflexion ist fähig, ihren eigenen konkreten Ursprung, das konkrete Subjekt mit seinen gewordenen Habitualitäten zu verlassen; taz 10. 12. 1999 Diese Mischung aus Natürlichkeit und Verfall ist das Grundmuster bundesdeutscher Dekorations- und Habitualitätswünsche. habituieren: Fuchsberger 1534 Dialektik 20a Dann etlich seind ainer habituirten gschwindigkait/ die

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andern einer affectuirten naigligkait/ vnd die dritten synlicher aygenschafft; Eisenhuet 1700 Ehre IV 227 jene Gottlose, verstockte, in der Bossheit gantz habituierte Sünder; 1742 Br. (1911 Mitt. Museum f. Hamburg. Gesch. II 33) das Warten, das Antichambriren, das lange Stehen, die so nöthige Mässigkeit, dies alles, wenn man sich in Affären recht habituiren will, erfordert einen Körper, der die Seele secundiren muß; Schlettwein 1780 Archiv II 149 eine unter ihren [Gemeinde] Bürgern ausgebreitete habituirte Ehrlichkeit; 1844 Beschr. OA. Heidenheim 66 Habituierte Holzfrevler; Kaltschmidt 1863 Fremdwb. 332 habituiren . . gewöhnen; 1931 Freiburger Diözesan-Archiv LVIII 92 Hatte Brandmeyer von der „vermummten Seele“ Wiehrls gesprochen, so spricht Alth von Wiehrls habituiert unordentlichen, hämischen und unredlichem Geistescharakter; Genius 1933 Fremdwb. 383 habiturieren [!] gewöhnen; Kasten 1970 Taufe

116 Aktpotenz ist also sowohl Voraussetzung im habituierten Subjekt (corpus; anima; potentiae animae) als auch Begriffsmoment des Gehabens selbst; Frankf. Rundsch. 25. 1. 1997 Nach dem Vorbild der Primatenforscherin Jane Goodall, die . . seit den sechziger Jahren Schimpansengruppen an die Anwesenheit von Menschen gewöhnt, bemüht sich der Würzburger Biologe Gerhard Radl, Schimpansen zu „habituieren“; taz 17. 10. 2001 Nach der BSE-Krise haben die Menschen nach kurzer Zeit wieder Rinderkoteletts gegessen. Der Fachausdruck hierfür lautet habituieren. Menschen gewöhnen sich schnell an bedrohliche Situationen; FAZ 20. 1. 2003 Im Taı¨-Park wird seit fast 20 Jahren das Verhalten von Schimpansen erforscht. Dafür waren die Primaten in jahrelanger Arbeit habituiert, also an menschliche Präsenz gewöhnt worden.

Habitus M. (-; Pl. ungebr.), auch (eventuell unter frz. Einfluss) verkürzt Habit N. und M. (-s; -e, früher vereinzelt -er), im früheren 14. Jh. entlehnt aus lat. habitus ¤äußere Erscheinung, Aussehen, Gestalt; Aufputz, Tracht, KleidungÅ und ¤Gesinnung, Haltung, Verhalten; das Sichhaben/-geben/-gebärden, Gehabe, Gebaren, Verhalten, Benehmen; (persönliche) Eigenschaft, Eigentümlichkeit; Beschaffenheit, Zustand, LageÅ (zum Part. Perf. von habere ¤haben, halten; an sich tragenÅ; vgl. frz. habit(us), engl. habit(us)), anfangs (mhd.) auch in der Form abıˆt, selten auch in lat. flekt. Formen und als N. Habitum. 1a Zunächst, bis heute überwiegend in der Form Habitus (seit der 2. Hälfte des 16. Jhs. gelegentlich in der Kurzform Habit), in der v. a. auf Personen(-gruppen) bezogenen Bed. (oft mit fließenden Übergängen zu 1b) ¤typische, charakteristische äußere Erscheinung, Erscheinungsbild, Gestalt, Aussehen, Eindruck (den jmd. erweckt); Haltung, (gewohnheitsmäßiges) Gebaren, Benehmen, Auftreten (in der Öffentlichkeit); persönliche Art und Weise, Eigenart, Eigentümlichkeit des VerhaltensÅ, sowohl in Bezug auf das physische Äußere (einschließlich der Kleidung), als auch auf Ausdrucksweise, Körpersprache und Gestik (→ Attitüde, → Aura, → Charakter, → Diktion, → Duktus, → Pose; vgl. Gestik/Gestus, → Geste, Phänotyp), in Wendungen wie dem Habitus nach zu schließen war sie von verdrießlicher Gemütsart, ein Mann ohne akademischen Habitus, sich über den Habitus der Altachtundsechziger lustig machen, der eitle Habitus des berühmten Professors, die Grünen dürfen sich weder in der politischen Haltung noch im persönlichen Habitus allzuweit von ihrer Wählerschaft entfernen, seinem rechtschaffenen Habitus gemäß ein Ehrenmann, ich hielt ihn seinem Habitus nach für einen Kunststudenten, in Habitus und Gebaren ganz Prinzessin, lange Haare und Bart unterstreichen den Habitus des Künstlers und Zss. wie Aristokraten-, Bildungs-, Bohe`me-, Denker-, Erzähler-, Familien-, Helden-, Kleinmädchen-, Künstler-, (Ober-)Lehrer-, Operetten-, Party-, Politiker-, Professoren-, Protest-, Rede-/Schreib-/Sprach-, Sieger-, Zickenhabitus; im Verlauf des 18./19. Jhs. in verschiedenen fachspr., bes. naturwissenschaftlichen Zusammenhängen präzisiert, speziell im Bereich der Botanik, Zoologie und Mineralogie für ¤Gesamtheit charakteristischer äußerlicher Kennzeichen und Merkmale, Erschei-

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nungsform von naturwissenschaftlichen Objekten (v. a. Tier-, Pflanzen-, Gesteinsarten) und PhänomenenÅ (s. Belege 1537⫺38, 1790, 1797, 1801, 1814, 1884, 1971, 1987; → Charakter, → Form; vgl. Gestalt), z. B. der eckige Habitus des Eruptivgesteins, der Habitus der Vegetation ist mitteleuropäisch, diese Pilzart unterscheidet sich in ihrem äußeren Habitus von allen anderen, im fachspr. Kontext der Medizin ¤Gesamtheit charakteristischer physiologischer Besonderheiten im Erscheinungsbild eines Menschen, die über krankhafte Veranlagungen, Dispositionen zu bestimmten Krankheiten Aufschluss gebenÅ (s. Belege 1837, 1873; → Konstitution), z. B. aus dem Habitus des Kranken lässt sich Diabetes diagnostizieren, ihr ganzer Habitus lässt Schwindsucht befürchten, sowie (v. a. in Psychologie und Soziologie) für ¤Gesamtheit der im äußeren Erscheinungsbild einer Person zum Ausdruck kommenden, auf bestimmte innere Einstellungen, soziale Prägungen usw. gegründeten und deshalb darauf hinweisenden Besonderheiten, Wesenszüge und EigenartenÅ (s. Belege 1806, 1835, vor 1900, 1948, 1959; → Physiognomie), z. B. sein Habitus verrät mühsame Unterdrückung von Aggressionen, menschliche Rückschläge und Enttäuschungen drücken sich im Habitus dieses Mannes aus, oft auch mit Bezug auf Ethnien und Zugehörigkeit zu bestimmten Menschengruppen, Kollektiven (s. Belege 1796⫺97, 1910, 1930, 1960), z. B. er ist als Sohn pommerscher Erde von preußischem Habitus, der sprachliche und geistige Habitus eines Volkes; seit Anfang 19. Jh. übertragen auf beliebige konkrete oder abstrakte Gegenstände und Sachverhalte (z. B. Städte, Fahrzeuge, Gebäude, (literarische) Texte und Gattungen, Kunst-, Musikstile) im Sinne von ¤(typisches, eigentümliches, kennzeichnendes) Aussehen, charakteristisches Erscheinungsbild, besondere Erscheinung(-sform), stilistisches Gepräge, Eindruck, Wirkung, Ausstrahlung, wodurch etwas (bestimmte geistige/künstlerische Einflüsse, Prägungen, Haltungen) zum Ausdruck kommtÅ (s. Belege 1849, 1857, 1868, 1913, 1928, 1961, 1986, 2001.1; → Ambiente, → Atmosphäre, → Charakter, → Effekt 2, → Flair, → Fluidum, → Gout, → Gusto, → Stil), z. B. eine Bungalowanlage mit modernem Habitus, im großstädtischen Habitus einer Metropole, die flämischen Handelshäuser in ihrem stattlichen Habitus. b Etwa gleichzeitig, bis heute überwiegend in der verkürzten Form Habit N. und M., seltener Habitus, (unter Einfluss von kirchenlat. habitus ¤priesterliches Gewand, Tracht, Kleidung eines GeistlichenÅ, zu lat. habitus, s. o.) in der zunächst und bis heute fachspr. v. a. auf römisch-katholische Ordensgemeinschaften bezogenen Bed. ¤(aus der Arbeitskleidung der oberitalienischen Bevölkerung im 6. Jh. hervorgegangene) Ordens-, Mönchs-, Klostertracht; (bes. zu feierlichen gottesdienstlichen Anlässen getragenes) knöchellanges geistliches (Mess-, Priester-/Prediger-)Gewand, bestehend aus gegürteter Tunika oder Talar mit Überwurf und/oder Kapuze (bei Frauen Schleier) und häufig einem ChormantelÅ (vgl. Kasel, (Mönchs-)Kutte), ugs. auch allgemeiner für die (liturgische und Alltags- oder Ausgeh-)Kleidung des Klerus (→ Talar; vgl. Soutane), z. B. ein graubärtiger Priester im würdigen schwarzen Habit, die Nonne hat ihr Habit abgelegt, das weiße Habit der Dominikaner, im Habit des Jesuiten, ein Heiliger im bischöflichen Habit, im geistlichen Habit eines Kardinals; Benediktiner-, Kapuziner-, Kloster-, Mönchs-, Nonnen-, Ordenshabit, im Laufe des 17. Jhs. erweitert auf den weltlichen Bereich in der Bed. ¤repräsentatives Gewand eines Potentaten; offizielle Amtstracht (z. B. eines städtischen Beamten, Professors, Richters, hochrangigen Militärs)Å (s. Belege 1548, 1626, 1628, 1658, 1811, 1930; → Gala a, → Ornat, → Robe, → Talar; vgl. Staat), z. B. königliches, richterliches

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Habit, in seinem kurfürstlichen Habit schritt er einher; Hof-, Professoren-, Staatshabit, seit Anfang 17. Jh. bildungsspr. abgeflacht und allgemeiner verwendet für ¤feines, modisches, prachtvolles, standesgemäßes Hauptkleidungsstück, Anzug, Rock (eines Mannes); (milieu-, regional-, zeittypische) Alltagskleidung (von Männern oder Frauen); (modische) äußere Aufmachung, AufzugÅ (s. Belege 1610, 1793, 1860.1, 1903, 1947, 1954, 1991.2; → Dress, → Frack, → Garderobe 2a, → Smoking; vgl. Outfit, Tracht) und, gelegentlich leicht abwertend, in der Bed. ¤für eine bestimmte Gelegenheit, einen bestimmten Berufsstand typische, zweckgebundene Kleidung; ArbeitskleidungÅ (s. Belege um 1600, 1924, 2000; → Uniform; vgl. Kittel, Klamotten, Kluft), auch ¤Theaterkostüm, VerkleidungÅ (s. Belege 1563, 1742, 1840, 1989, 1996; → Kostüm, → Maskerade), seit Anfang 20. Jh. auch ¤bestimmte, typische, charakteristische Art und Weise, Form der Bekleidung, durch die bestimmte Eigenschaften einer Person (z. B. soziale Stellung, politische Haltung) bewusst oder unbewusst zum Ausdruck gebracht werdenÅ (s. Belege 1915, 1985, 1991.1, 1992), gelegentlich mit Bezug auf belebte und unbelebte Objekte im Bereich der Natur (Lebewesen, Landschaften o. Ä.) bildlich verwendet (s. Belege 1860.2, 1895) sowie übertragen im eher abwertenden Sinne in der Wendung im Habit des/eines … ¤in der Verkleidung/dem Gewand, unter dem Deckmantel/Vorwand von etwas; etwas vortäuschendÅ (s. Beleg 1998), in Wendungen wie ein sommerliches, legeres Habit tragen, in gehörigem Habit erscheinen, Statisten im zeitgenössischen, folkloristischen Habit, das unkleidsame, graue Habit der Bergleute, als Grundwort konkurrierend mit -gewand, -kleid(ung), -kostüm, -rock u. Ä. in z. T. veralteten Zss. wie Ausgeh-, Bauern-, Berg(manns)-, Berufs-, Bettler-, Diener-, Feier-/Fest-, Frauen-/Männer-, Haus-, Indianer-, Jagd-, Kriegs-, Leih-, Nadelstreifen-, Matrosen-, Morgen-/Nacht-, Müllers-, Ober-/ Unter-, Reise-, Reit-, Renaissance-, Schäfer-, Seiden-, Soldaten-, Sommer-/Winter-, Sonntags-, Sterbe-, Studenten-, Trauer-, Witwenhabit. 2 Seit späterem 14. Jh. (etymologisch rekurrierend auf mlat. habitus in seiner Bed. ¤Gewohnheit, RegelÅ), überwiegend in der Form Habitus (seltener kurz Habit; vgl. gleichbed. engl. habit), oft in lat. (flekt.) Form und lat. Syntagmen wie habitus practicus, habitus interpretandi und heute eher selten, zunächst, vom Sprachgebrauch der scholastischen Philosophie her, in der Bed. ¤Gewohnheit(-srecht), Ordnung, Gepflogenheit, BrauchÅ (→ Modalität, → Modus, → Privileg, → Usus; vgl. Habitude), daneben seit späterem 16. Jh. auch ¤durch Gewöhnung, Übung erlangte Gewandtheit, Geschicklichkeit, Fertigkeit in einer Tätigkeit, Kunst, einem HandwerkÅ (s. Belege 1574, 1709, 1800) sowie in der Medizin ¤Gewohnheit, Gewöhnung, Konditionierung; NeigungÅ (s. Belege 1795, 1836.1, 1836.2; → Disposition; vgl. Manifestation, → Manifest), in Wendungen wie er hat einen Habitus im Zeichnen, ihm ist das Laster zum Habitus geworden, durch andauernde Wiederholung erlangt man einen Habitus, die wiederholte mechanische Reizung hinterlässt einen Habitus in der Nervenfaser. Habit(us) 1a: um 1340 Dtsch. Mystiker I 97,23 Di dritte volkumenheit ist hi in der zıˆt: daz ist, daz der mensche daz habitum sıˆner lıˆbe zu werke setze wan her wil. Ein schrıˆber schrıˆbet allewege . . nicht, noch ein kunster wirket sıˆne kunst allewege nicht: noch danne soˆ haˆt her si heˆlıˆchen in ime; Tauler 1361 Predigten (DTM XI 408,36) nu´t ga in

dir, und underwilen enkumment su´ ouch nu´t us dem habitus der bosheit und kumment wol von unversihtekeit oder von tragheit, oder ouch . . von Gottes verhengnisse, daz der mensche domitte gedemütiget werde; Paracelsus 1537⫺38 S. W. I 12,471 der ander teil ist physiognomia, hat in ir die gestalt des antliz und was das ganz haupt be-

Habitus greift. zum dritten ist der habitus, hat in im die gestalt des ganzen leibs . . darzu auch sollent ir wissen, das nach disen [Dingen] ein ietlichs geschöpf erkant wirdet; Rot 1571 Dict. 315 Habit . . weiß vndt geberdt/ gstalt/ zucht/ glidmaß; Thurneysser 1583 Onomasticum II 34 in jhrem habit [ihrer äußeren Erscheinung], wie sie auff Erdreich gangen seind; 1689 Polit. Fliegenwedel I 94 Wie derowegen dergleichen Fürstliche Jugend . . nicht allein aus der Unterweisung/ sondern auch aus der Conversation selbst/ einen rechten habitum wahrer Fürstlicher/ so wol Sitten als anderer Qvalitäten/ gewinnen; Sperander 1727 A la Mode-Sprach 286 Habit, habitus, Gestalt des Leibes, Gebärden . . Eigenschaft, Natur des Leibes; Goethe 1790 Naturwiss. Schr. (WA II 12,64) Der Regen hatte einen leicht vorüberziehenden, streifen- und dunstartigen Habitus; Herder 1796⫺97 Br. (S. W. XVIII 250) Lebensweise (Habitus) ist’s, was eine Gattung bestimmt; in unserer vielartigen Menschheit ist sie äußerst verschieden . . Ein durchschauendes Wesen, das jede mögliche Abänderung des Menschentypus nach Situationen unseres Erdballs genetisch erkennete, würde aus wenig gegebnen Merkmalen die Summe der ganzen Konformation und des ganzen Habitus eines Volks, eines Stammes, eines Individuums leicht finden; Garve 1797 Gesellschaft u. Einsamk. I 90 wobey man . . die ganze Gestalt, den habitus der Pflanze, wie die Botaniker zu sagen pflegen, der durch Beschreibungen nicht deutlich gemacht werden kann, durch aufmerksames Anschauen fasst; Brun 1801 Schr. IV 163 [wo] die Kalk- und Tuff-Felsen ihren Habitus so getreulich beybehalten; dies. 1806 Episoden I 211 deutsche Gelehrte, deren ganzen Habitus er auch hat; Goethe 1814 Br. (WA IV 25,94) so würde ich Ihnen durchaus rathen das anorganische Reich . . anfangs rein atomistisch zu behandeln, nur zu sehen, und nicht zu denken. Die Eindrücke der Gestalten, der Farben, kurz aller äußerlichen Kennzeichen und was man Habitus nennt, sich wohl einzuprägen; Sessa 1824 Sonntagsperücke (Jahrb. Dtsch. Bühnenspiele IV 132) Wäre es nicht heraus gekommen, daß ich der Wittwe als ihr seliger Mann in Geistesgestalt erschienen bin, um ihr lebendiger zu werden, in fleischlichem Habit?; Carus 1831 Landschaftsmalerei 185 Darstellung des allgemeinen Habitus eines Tieres oder einer Pflanze; Menzel 1835 Geist 65 so gewiß sich die bösen Begierden in den Mienen und im ganzen Habitus des Menschen ausdrücken; Hufeland 1837 Ench. med. 6 Die schlaffe, schwammichte Konstitution . . Aufgedunsenheit, blasse Farbe, Mangel an Wärme, Frostigkeit, gewöhnlich blonder Habitus. Geneigtheit zu Katarrhen, Schleimanhäufungen in allen Schleim absondernden Organen, des Kopfes, der Brust; Prokesch v. Osten 1849 Br. 11 Berlin bietet mehr

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anziehenden habitus als Wien; Knies 1857 Telegraph 237 Die localen Verhältnisse erhalten von den weitesten Strecken her Impulse, theilen sie in größte Entfernungen hin aus. Eben deßhalb kann jener Gesammthabitus des Marktverkehres in einer „Saison“, einer Jahrescampagne, sich nicht mehr allein aus den mehr isolirten und darum auch größeren örtlichen Differenzen der früheren Zeit zusammenbilden; Springer 1868 Berlin 215 Viel beständiger in ihrem Habitus als jene von der Laune und Mode abhängigen Fahrzeuge sind die . . Doktorkutschen [Berlins]; Reichensperger 1872 Phrasen 151 Das Schlagwort [„geistige Versumpfung“] bezieht . . sich etwas spezieller auf den intellektuellen Habitus der Landesbewohner; Heyse 1873 Kinder d. Welt I 233 dein Aussehen, dein Puls, dein ganzer Habitus will mir durchaus nicht gefallen; Scheibert 1879 Offizier-Brevier 54 wie man aus dem ganzen Habitus der Dienerschaft und der Lakayen oft richtige Schlüsse auf . . die intimere Lebensweise der Höfe ziehen kann; 1884 Brockhaus VIII 684 Habitus, oder Tracht im botan. Sinne die Erscheinungsform einer Pflanzenart oder einer Gruppe analoger Pflanzenarten, bestimmt durch die Seitenachsen (Äste und Zweige) zur Hauptachse; Eckstein vor 1900 Schulhumor 77 Sein ganzer Habitus verriet, daß er alle moralische Kraft aufwenden mußte, um nicht in schäumende Wuth auszubrechen; Weygandt 1902 Grundriss d. Psychiatrie 209 Ab und zu trifft man männliche Individuen von weibischem Habitus, bartlos, mit Fettpolstern, Fistelstimme; Zander 1904 Neue Welt 63 eines . . Herren . ., mit blassem, glattrasiertem, von vielen Zügen durchfurchtem Gesicht und grosser, gebogener Nase, dessen ganzer Habitus auf einen Schauspieler, genauer auf einen Charakterkomiker schliessen liess; 1910 Preuss. Jahrb. CXLII 13 im geistigen Habitus der Deutschen; 1913 Bürgerhaus i. d. Schweiz III XL Aus den reichen Dörfern des oberen Toggenburg bringen wir einige Bauten . . Der ganze Habitus derselben lehnt sich noch stärker ans Bauernhaus an; Th. Mann 1928 Nachtr. (W. XIII 830) Bücher, Romane und Erzählungen . . weisen in ihrem künstlerischen Habitus eine charakteristische Mischung östlicher und westeuropäischer Elemente auf; ders. 1930 Reden u. Aufs. (W. XI 421) Unsere Mutter war außerordentlich schön, von unverkennbar spanischer Turnüre ⫺ gewisse Merkmale der Rasse, des Habitus habe ich später bei berühmten Tänzerinnen wiedergefunden; Klemperer 1948 Tagebücher 577 daß seit gestern zwei offenbare Arbeiter, an ihrem ganzen Habitus u. Wesen kenntlich, eng an unserm Tisch saßen; Offenburger Tagebl. 9. 9. 1959 Je mehr indessen ein farbiges Kind aber in einer Familie aufwächst, die sich in ihrem sozialen Habitus dem sogenannten Mittelstand nähert oder gar ihm angehört,

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Habitus

desto stärker häufen sich die Fälle, in denen die dann der gleichen sozialen Schicht angehörende Umgebung das farbige Kind als angeblich inferior ablehnt; Flake 1960 Abend 610 Dem Habitus nach war ich ein Abkömmling von Niedersachsen, geistig bestimmt haben mich Landschaft und Kultur des Oberrheins; Adorno 1961 Noten II 30 Epik, die des Gegenständlichen, das sie zu bergen trachtet, nicht mehr mächtig ist, muß es durch ihren Habitus übertreiben, die Welt mit exaggerierter Genauigkeit beschreiben; Brückbauer 1971 Viruskrankheiten d. Rebe 14 Auffallende Veränderungen im Habitus der Wirtspflanze, wie Austriebsverzögerung mit nachfolgender Wachstumshemmung, sind häufig mit Veränderungen der Blattform oder, seltener, mit Auswüchsen auf den Blattunterseiten gekoppelt; Zeit 17. 10. 1986 der Manierismus ⫺ jener Stil zwischen Renaissance und Barock, dessen Habitus lange als dekadent und hybrid verachtet, der jetzt aber als antiklassischer, antiakademischer Vorläufer der Moderne gefeiert wurde; Norddtsch. Neueste Nachr. 21. 3. 1987 Wer einmal das Glück hat, die Verhaltensweise der Wasseramsel in ihrem natürlichen Biotop beobachten zu können, der wird von ihrem Habitus fasziniert sein (DUDEN 1999); Presse 15. 3. 1997 Schon innerhalb der Wissenschaft(en) und ihren Unterverzweigungen trifft man auf eine Stilvielfalt sondergleichen: rigide Normierungen des Schreibhabitus ebenso wie vitale Individualität, leider auch den Bluff-Jargon und blutleeres Gerede; taz 21. 10. 1999 Die Partei gibt sich modern, was ihren Habitus, ihr Image betrifft ⫺ inhaltlich ist sie das nicht; St. Galler Tagbl. 29. 11. 2001 Da gibt es Partien, die vom Habitus und vom Rhythmus her wie ein Ragtime klingen; Berl. Ztg. 13. 12. 2001 Unverstanden und abgelehnt, einsam und grüblerisch . . lebte er [Rembrandt] im Zeichen Saturns und im Habit des Bohemiens, am Rand der Gesellschaft; Mannh. Morgen 25. 1. 2002 Der „Habitus“ eines Menschen ⫺ sein Selbstbild, seine Lebensführung ⫺ werde durch Familie und Milieu bestimmt, durch die Schule verstärkt. Habit(us) 1b: um 1340 Dtsch. Mystiker I 99,19 aber die muter und daz ander teil der frunde di gaˆben in [den jungen Thomas v. Aquin] in der predier orden. Doˆ her etelıˆche zıˆt dar inne gewas, doˆ laˆgeten ime sıˆne frunt und vingen in und zugen ime sıˆn abit uˆz und legeten in in einen kerker und in einen turn; Nikolaus v. Jeroschin um 1340 Deutschordenschronik 4c des spitaˆls bruˆdrin beschıˆt der paˆbst ouch sulchin abıˆt: si soldıˆn wıˆze mentil haˆn unde swarze kruˆze dran; ebd. 39a er cleite si in den abıˆt des duˆtschin ordins in der zıˆt; Volkslied 1414⫺18 (Liliencron I 234) den dritten

orden nit verlaß,/ der gewand ist swarz, uf ir habit/ rot muschel, rot creuz; Ulrich v. Richental um 1430 Konstanzer Konzil 98 Die Cardinäl und bischoff mit irem habit und wißen infeln uff ir höpter, die pfaffen, all gaist und weltlich, mit irm habit und tru˚gend das hailtumb ze Costentz in iren henden; ebd. 128 Und darnach gieng der baupst herab mit der krönten infeln und sauß uff ain wiß roß, das was allenthalben verdekt mit ainem roten tu˚ch und hatt sin habit an; 1438 Chroniken d. dtsch. Städte (Nürnberg) I 400 Item 1438 am erichtag nach ostern do begieng man den kaiser hie zu Nurnberg mit der grebnuss zu dem newen spital mit köstlikeit; man thett das heiligthumb alles hernider, das sper und creutz und die anderen stuck auf den altar bey der seelmess, und das ander heiligthumb und habitum kaiser Carls das hett man als auf das grab oder aufsperung gelegt, die kron und scepter, schwert und all ander ding und . . habitum, das kaiser Carls gewest ist (MÖLLER); um 1450 ebd. II 13,2 sein rock, sein mantel, sein abitum, sein kron; Oheim um 1500 Chronik 144 da er nun zu der wirde kam, zu dem ersten vermanet er die capittelherren den habit und claidung nach sanct Benedict regel . . wider an sich ze nemen; 1524 (Schade, Satiren III 140) etlich sagten, ain erbars consilium mainte durch den habit die chorröck; etlich mainten, nain, sonder es sei das, daß wir söllen lange röck biß über die knoden antragen; Paracelsus um 1531 S. W. II 3,189 Den pracht, den sie füren, ist nichts denn gleisnerei und buberei, aber mit iren habiten, kirchenzierd geben sie ihm ein form und gestalt; Stumpf 1541 Beschreybung CLIVa eine gemeine versamlung des gantzen Conciliums zu Costentz im Münster abgehalten . . Darinn Pabst vnd Künig in jrem habit zegegen warend; 1548 Kurzer Bericht B4a Majestet, stund darnach auf und ging mit den 5. Churf. wider auf das tantzhaus und legten ihren habit abe. Aber Hertzog Moritz zoge nach beschener Danksagunge und genommenen abschiede mit seinen fürsten und herrn sohne zu dieser seiner ehr gedienet, in seinem Churfürstlichen Habit wider nach seiner Herberge; Kirchhof 1563 Wendunmuth I 292 In einer osternacht . . hetten die pfaffen sampt den bauren in irem dorff die aufferstehung zu˚ spielen angerichtet. Darumb die yenigen alle, so darauff bescheiden, als der herr im grab, der engel und die drey Marien, wie inen gezimen wolte, sich in iren habitum geschmuckt darzu die hüter mit erschrocklichem harnisch, wehren und gespanneten armbrüsten sich versehen; Wedel um 1600 Hausbuch 95 daß er . . nur mit 28 personen in kaufmanns habit gesund und wiederum zu lande kömmt; Hainhofer 1610 Corr. 36 der habit vnd trachten, wie man vor viel Jahren zu Augspurg geclaidet gangen; Albertinus 1615 Gusman v. Alfarche 78 Es mag gleichwol ei-

Habitus ner einen habitum oder Kleid anlegen/ aber doch wird er darumb nit desto besser oder anderst/ weder er zuuor war; Perez 1626 Landstörtzerin I 211 Dieser Hauptmann kam in dem habit eines Admirals der Landstürtzerey; Furttenbach 1628 Architect. civ. 42 Auff der andern Seiten der Grotta . . sitzt die Dama di Affrica, in ihrem habito, inn gleichen in der Höle . . die Dama di America auch in jhrer Zierd; Rist 1647 Friedewünschendes Teutschland 52 Der ist gewislich ein Franzose, das merke ich fast an seinem Habit und leichtfertigen Geberden; Comenius 1658 Orbis 280 Der König sitzet auf seinem Thron, in herrlichem Habit; Grimmelshausen 1669 Simpl. I 365 zog ich einen gantz schwartzen Habit an, auf die vorige Mode gemacht, aus welchem meine weiße Haut hervor schien wie der Schnee; Beer 1682 Winter-Nächte 153 ich passierte in dem Habitchen so in der Dunkelheit über die Gasse (CARMESIN); Talander 1691 Amor am Hofe I 29 Irenio hatte gleichfalls einen sehr kostbahren jagdhabit angeleget (DWB); ebd. II 241 als sie den könig in seinem nachthabit vor ihrem bette stehen sahe (DWB); Stieler 1691 Stammbaum I 725 Habit . . ein gemeiner schlechter Habit . . Ein fremder habit . . Bettlerhabit; 1716 V. denen Jüden 16 Die Tracht oder der Habit, den sie in ihren Schulen oder Synagogen, bei dem Gebet anzutragen pflegen; Sperander 1727 A la ModeSprach 286 Habit, habitus . . it. die Kleidung; Köhler 1737 Reichshistorie 340 er verlas das evangelium im habit eines diaconi (DWB); Gottsched 1742 Versuch 474 Denn ungeachtet solche Dramata selten auf die Schaubühne kommen, sondern nur mehrentheils in Zimmern gesungen werden; ohne daß die Sänger in gehörigem habite erscheinen, und wirklich das vorstellen, was sie singen; Bengel 1751 Brüdergemeine (Zinzendorf, Materialien II 10,346) verschiedene Orden mit ihrem besonderen Habit; 1793 Journal d. Moden VII 103 Der ganze Habit ist nur von Cottun, und sonst ging die Pariserin in Seide!; Christ um 1800 Schauspielerleben 92 ich im Bauernhabit, triefend vor Schweiß; Goethe 1811 Dichtung u. Wahrh. (WA I 26,317) [Krönungsfeier für Joseph II. 1764] Der Kaiser im Ornat, der Römische König im spanischen Habit besteigen gleichfalls ihre Rosse; Immermann 1840 Maskengespräche 58 Ihm folgte . . ein Junge, der in einem seefarbenen Tritonen- oder Fischhabit stak (DiBi 125); Alexis 1848 Hosen II 1,80 Nonnen und Mönche in ihren Habitern (SANDERS DWB); Mahler 1860 Milit. Bilderbuch 106 Außerdem soll ein wattirtes Tuchkleid nicht im Entferntesten dem sommerlichen Habit der Mitmenschen im Civil ähnlich sein; ebd. 114 Die kleinsten derselben [Wanzen] wären . . recht ausgewachsenen Fröschen nicht unähnlich, wenn diese Weichthiere in dem kleidsameren Habit der Wan-

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zen gedacht würden; Rilke 1895 S. W. I 66 Ein Riesenspinngewebe, zieht/ Altweibersommer durch die Welt sich . . und der Laurenziberg gefällt sich/ im goldig-bräunlichen Habit; 1903 Grenzboten III 289 Bis dahin hatte ich entweder ein „Habit“, d. h. eine mit der hinten zugeknöpften Hose vereinigte Jacke, oder einen „Kittel“ getragen; Stern 1915 Weltmode 10 Wer sich gegen die französische Weltmode aufzulehnen wagte, der war eben nicht „von Welt“. Er hatte nicht mitzureden, wenn er das modische Zugehörigkeitspatent zur besseren Gesellschaft in seinem „Habit“ und „Habitus“ nicht augenscheinlich aufwies; Th. Mann 1924 Reden u. Aufs. (W. XI 353) das schwarze Habit der venetianischen Handelsherren . . das ebenfalls schwarze, nach spanisch-niederländischen Motiven gearbeitete historische Kostüm der nordischen Stadtsignorien; 1930 Vorträge Bibl. Warburg VI 9 er [Ovid, Denkmal] steht heute, im mittelalterlichen Gelehrtenhabit, an einer Hofwand des jetzigen Liceo; Th. Mann 1947 Faustus (W. VI 473) In ihrer bäuerlich keuschen Tracht . . einem Habit aus olivgrünem Wollstoff; ders. 1954 Krull (W. VII 553) Angetan mit frischer Wäsche und einem dem Klima gemäßen Habit aus leichtem, lichtem Flanell; Münch. Stadtanz. 26. 1. 1962 Mit zu den kostbarsten Herrenkostümen gehörte der orientalische Habit Eugen Wolfs; Zeit 11. 1. 1985 Jeder neuentdeckten Vorliebe huldigt er sofort auch im Habitus. Seine kritische Distanz zu den Sozis hat er gern im britischen Tweed- und Jersey-Look unter Beweis gestellt. Als Katholik trägt er Loden, als Grüner exorbitante Steirerhüte, als Tiroler Lederhose und Samtweste; Mannh. Morgen 8. 5. 1989 Indem diese Inszenierung das Stück aus seinem Wiener Sprach- und Milieuraum herausnimmt . . nimmt sie ihm aber zugleich auch den Rahmen, die historische Beglaubigung. Die Figuren stehen mit ihrem bürgerlichen Habit und Kostüm ⫺ im Vakuum; taz 13. 5. 1991 Jetzt wird die Welt der Nicht-Juden wieder in Betracht gezogen . . Das drückt sich auch in ihrem äußeren Habitus aus. Wenn Levy konsequent Blazer und Krawatte trägt, dann kommt darin auch zum Ausdruck, daß er sich vom Bild des etwas groben und harten Pioniers absetzt; ebd. 25. 9. 1991 Sandra Flubacher verkörpert das Mädchen als ein wahres Kind in einem spitzenweißen Habitus, angetan mit Ringelstrümpfen und Schnürschuhen, voller Anmut und ohne jede Koketterie; ebd. 25. 6. 1992 Absonderlich außerdem . . daß man Shopping Centres nach Winnie Mandela benennt und sich Bischöfe nun im lässigen Jeans-Outfit dem Habitus des tumben Pöbels anpassen; Tiroler Tagesztg. 5. 11. 1996 zur großflächig-schrägen Spielfläche, auf der die Menschen in ihrem einförmigen Schwarz-weiß-Habitus . . raufrennen und runterpurzeln; Oberösterr.

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Nachr. 16. 11. 1998 hatte es Kommissarin Bella mit einem Psychopathen im Habit eines Biedermannes zu tun, der auf besonders bestialische Art Liebespärchen mordete; Berl. Ztg. 25. 9. 2000 Mit seinem Elite-Uni-Habitus-Polohemd, Jeans, Loafers ⫺ sah er nicht gerade wie ein Konkurrent für die Gangsta-Millionäre der Zunft aus; taz 17. 2. 2003 dass ein Kameramann [im Irak] in einem Habit durch die Welt stapft, der sich von dem eines Soldaten kaum unterscheidet; Mannh. Morgen 26. 6. 2004 Nonnen und Mönche tauschen als Lebensretter und Brandbekämpfer das Habit gegen Uniform und Helm . . Raus aus dem Ordenskleid, rein in die Uniform. Habit(us) 2: Tauler 1361 Predigten (DTM XI 350,6) Sant Augustinus sprichet: ¤enkein gu˚ot werk enmachet nu´t eigentlich ein tugent, es ensi das es ein formlich habit gewinne und einem menschen als gewonlich und als licht und lustlich si als ob es sine nature sin wordenÅ. Das kunt us dem grunde der demu˚tigen minne; Luther 1520 V. guten Werken (VI 206) Ja sie haben den glauben nit ein werck bleiben lassen, sundern wie sie sagen, ein habitum darausz gemacht; Emser 1525 Annotat. O7a So ist doch der habit vnnd ir örste profesß/ vnd gelübniß (die sie auß freyem willen vnd guten hertzen angenommen/ vnd sich dartzu verpflücht habenn) so krefftig vnd bindig/ das yre werck gleych woll auß ob gemelten habit vnnd örsten fursatz vnd willen . . nicht gar verloren oder so gantz vntüchtig seyn; Büttner 1572 Claus Narr C4a Kriegt bös Natur auch Habitum/ So bleibt der Mensch fürwar nicht from; ders. 1574 Dialectica D6a Vnd mercke, solch exercitium oder vbunge ist nicht der Habitus, sondern das jm der Mensch durch vbung, leufftig, gemein vnd genge machet, dasselbig bekömmet den Namen Habitus; Sommer 1605 Empl. Corn. C7a ein habitum im sauffen bekommen; Greflinger 1647 Complementier-Büchlein a5b es befleissigen sich auch etliche gar hierauf, bekommen darinn [in der Art sich unvornehm zu gebärden] gleich einen habitum; Dannhauer 1667 Scheid-Brieff 49 mit beygelegten beharrlich-heiligmachenden Gaben/ so durch Christliche Vbung/ Eifer vnd Kampff je länger je mehr zunehmen/ vnd in einen habitum zur Vollkommenheit vnd Göttliche Fülle erwachsen; Seckendorff 1685 Christenstaat I 22 in eine Gewohnheit oder habitum der Sünden fallen; Thomasius 1691 Ausübung d. Vernunftlehre 249 wie er einen

rohen und sehr verzogenen jungen Menschen/ bey dem das Laster fast zu einem habitu worden/ wieder auff den rechten Weg bringen . . solle; Frisius 1707 Ceremoniel (Beutler 1712) o. S. Dass derjenige, so andere lehren will, müsse einen habitum oder vollkommene Wissenschafft desjenigen haben, was er anderen lehren will; Wächtler 1709 Manual 150 Habit . . die Fertigkeit in einem Dinge/ z. E. er hat einen habitum im Tantzen/ Singen/ Spielen . . er kan es fix und fertig; Sperander 1727 A la Mode-Sprach 286 Habit, habitus . . die Gewohnheit, Fertigkeit in einer Kunst . . Geschicklichkeit in einer Sache. Dahero sagt man: Er hat einen habitum in dem und dem; Bernd 1733 SittenLehre 389 Da aber dieser habitus der Gottseeligkeit anfangs nicht acquisitus, und ein durch wiederhohlte Handlungen zu wege gebrachter habitus ist . . wie der habitus fremde Sprachen zu reden; Zedler 1735 Universallex. XII 53 Habitus, eine Fertigkeit ist eine Krafft, nach welcher man durch öffters wiederhohlte gleichförmige Handlung das natürliche Vermögen so weit gebracht, daß man nun weit leichter so als anders thue; Breitinger 1740 Dichtkunst II 225 Ich weiß wohl, daß man das Wort Erfahrung so wohl für den Actum als den habitum gebrauchet; Shaftesbury 1768 Charakteristicks (Übers.) 25 die Gewohnheit (Habitus) sey wie sie wolle; Hufeland 1795 Pathogenie 279 Es ist oben gezeigt worden, dass die öftre wiederholte Reizung zulezt einen Habitus in der empfindenden und reizbaren Faser zurüklassen kann, auch ohne den Reiz in eine ähnliche Reaction zu gerathen. Und geschah vorher die Reaction immer zu einer bestimmten Zeit, so bleibt auch der Habitus, gerade in derselben Zeit sie zu machen; 1800 Berlin. Archiv I 223 die Fertigkeit (Habitus) recht und gut zu handeln; Hufeland 1836 Ench. med. 209 Die zuletzt durch die Krankheit selbst sich erzeugenden sekundären Ursachen, der Grund der Fortdauer der Krankheit, oft ohne alle fortwirkende Ursache, sind: der Habitus (die Gewohnheit) und die Schwäche. ⫺ Am schlimmsten ist der Habitus, wenn er typisch wird, und am allerschlimmsten und hartnäckigsten, wenn sich dieser Typus mit organischen Funktionen verbindet; ebd. 233 Dazu kommt aber auch, wenn die Epilepsie länger gedauert hat, der Habitus, die zur Gewohnheit gewordene Disposition des Nervensystems zu dieser anomalischen Thätigkeit; Zeit 3. 5. 1985 für diesen ergrauten Redakteur hat die Lüge längst aufgehört, Mittel zum Zweck zu sein; sie ist zum Habitus geworden, zur zweiten Natur.

Hades M. (-; ohne Pl.), seit früherem 18. Jh. nachgewiesene Entlehnung aus griech. a%(i)dhv ¤Ort der Toten, UnterweltÅ, nach dem gleichlautenden Namen %A(i)dhv des Gottes und Beherrschers der Unterwelt in der griechischen Mythologie

Hades

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(umstrittener Herkunft, ursprüngliche Bed. möglicherweise ¤der (aufgrund der in der Unterwelt herrschenden Finsternis) nicht (An-)Sehbare, UnsichtbareÅ), früher auch in den Formen Ades, Aides. 1 Zunächst mit Bezug auf die griechische Mythologie als Name des Gottes der Unterwelt, des Herrn über die unterirdischen Reichtümer und das Totenreich, dem als Sohn von Kronos und Rhea und Bruder von Zeus und Poseidon bei der Teilung der Welt die Unterwelt zugefallen war (vgl. Pluton/Pluto), in Wendungen wie Hades, der Fürst der Unterwelt, das Reich des Hades. 2a Von daher etwa gleichzeitig auch als (zunächst mit Hölle übersetzter) Name für die Unterwelt der griechischen Mythologie, wo sich die Seelen der Verstorbenen versammeln (→ Orkus; vgl. Tartarus und Entsprechungen wie Schatten-, Totenreich; → Elysium), gelegentlich auch übertragen auf andere Kulturen und Religionen, z. B. Orpheus durfte in den Hades hinabsteigen um seine Geliebte zurückzuholen, die Pforten des altägyptischen Hades, (auch bildlich:) jmdn. in den Hades schicken, befördern (¤jmdn. tötenÅ), zum Hades schreiten (¤sterbenÅ); Hades-Fahrt, -Fähre/ -Fährmann, -Höhle, -Reich, oft als Gegenstand künstlerischer Umsetzung und Darstellung, z. B. ein Ausflug in den Hades (in Cocteaus „Orphe´e“); Hades-Bild, -Chor; in neuerer Zeit gelegentlich als Metonym für ¤Tod; HölleÅ (s. Belege 1774, 1991.1, 1991.2, 1999). b Seit Anfang 19. Jh. übertragen verwendet im Sinne von ¤weitab, tief unten gelegener, verborgener Ort, tief(st)er Bereich, unter(st)es Ende; unterste Ebene/Schicht, (Unter-)GrundÅ, z. B. im Hades meiner Seele, auf Gegenstände bezogen auch ¤Lager-, Ablage-, AufbewahrungsstätteÅ (s. Beleg 1875) und mit konkret räumlichem Bezug ¤unterste Etage, unterirdischer Keller(-raum); KanalnetzÅ (s. Belege 1989.1, 1989.2, 2005; vgl. Katakombe), z. B. im Hades der Kunsthalle lagern archäologische Schätze, in den Hades der Städte (¤KanalisationÅ) hinabsteigen, früher auch schülerspr. ¤ToiletteÅ (s. Beleg 1910); seit späterem 20. Jh. häufiger im abstrakten Sinne auf Sachverhalte bezogen für ¤Ort, wo etwas (Unbekanntes, Unangenehmes o. Ä.) schlummert, lauert, herkommt, neu oder wieder entsteht, wohin es verbannt ist, auf Dauer verschwindet, untergeht; UnterbewusstseinÅ, und, meist negativ konnotiert mit „unsichtbar, verborgen, versteckt; undurchsichtig, finster, unheimlich, gefährlich“, im Sinne von ¤Bodensatz, Sumpf, Sündenpfuhl, BrutstätteÅ (s. Belege 1929, 1962, 1994, 1996, 2000.1; Ggs. → Olymp), gelegentlich auch leicht ironisch für ¤trostloser, von Pech und Ungemach gekennzeichneter Zustand der Trübsal, Düsternis, des Elends, JammersÅ (s. Beleg 1993; → Katastrophe, → Malaise, → Malheur, → Misere; vgl. Schlamassel); in Wendungen wie dem Hades der Sinnentleerung entkommen, die Stadt als einen Hades der Hässlichkeit erleben, Freud hat den Hades des Unbewussten für die Literatur erschlossen, die Außenseiter bilden den öffentlichen Hades der Zweidrittelgesellschaft, ein nächtlicher Schrottplatz wird zum apokalyptischen Hades und meist okkasionellen Zss. wie Hadesbotschaft, -brüder, -leben; Disco-, Horror-, Krach-, Kunst-, Medien-, Nachkriegs-, Pleiten-, Roman-, SechzigerjahreHades. Hades 1: Zedler 1741 Universallex. XXVIII 894 Pluto . . die Griechen nennen ihn auch {%dhv entweder von dem a privativo und e>idw, video, weil er an sich invisibilis oder unsichtbar ist, oder auch von a