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German Pages 144 [152] Year 1953
Sammlung Göschen
Band
20
Deutsche Sprachlehre Von Dr. Walther Hofstaetter
Neunte, neubearbeitete Auflage von
Gerhard Spree
Walter de Gruyter & Co. vormals G. J. Gösdien'sdie Verlagshandlung • J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung . Georg Reimer • Karl J. Trübner • Veit Sc Comp
Berlin
1953
Alle Rechte, einschl. der Rechte der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen von der Verlagshandlung vorbehalten
Copyright 1953 by
Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung, J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung, Georg Reimer, Karl J.Trübner,Veit & Comp. Berlin W 35, Genthiner Str. 13
Archiv-Nr. 110 020 Druck von ® Saladruck, Berlin N 65, F r i e d r . - K r a u s e - U f e r 24 Printed in G e r m a n y
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Übersicht der grammatischen Bezeichnungen A. Deutsch-Lateinisch B. Lateinisch-Deutsch
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A. Die Lehre v o m einfachen Satz und von den Wörtern 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
9. 10. 11.
12.
13. 14. 15.
16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23.
D e r einfache Satz 9 Die Arten des einfachen Satzes 9 Der Fall des Satzgegenstands (Kasus des Subjekts) . 11 Das H a u p t w o r t als Beifügung ( A t t r i b u t ) . . . . 11 Die Satzergänzung (Objekt) 11 Fall der Satzergänzung (Kasus des Objekts) . . . 12 Das H a u p t w o r t (Substantivum) .13 Das Geschlecht der H a u p t w ö r t e r (männliches, weibliches, sächliches Geschlecht; doppeltes Geschlecht u n d schwankendes Geschlecht mancher H a u p t w ö r t e r ) . . 13 Die Zahl der H a u p t w ö r t e r (der N u m e r u s ) . . . . 19 Die Beugung (Deklination) der H a u p t w ö r t e r . . . 22 Die starke Beugung. Beispiele f ü r alle drei Geschlechter. Das -e des Wemfalls. Besonderheiten der starken Beugung 26 Die schwache Beugung. Beispiele f ü r das männliche u n d das weibliche Geschlecht. Besonderheiten der schwachen W ö r t e r männlichen Geschlechts . . . . 32 Gemischte Beugung. Beispiele f ü r das männliche u n d das sächliche Geschlecht 32 Beugung der F r e m d w ö r t e r 33 Beugung der Eigennamen 35 Eigennamen mit und ohne Geschlechtswort. N a m e n aus f r e m d e n Sprachen. N a m e n mit Titel verbunden. Mehrzahl der Eigennamen. Beugung der Adelsnamen. Die A r t e n der H a u p t w ö r t e r 38 Bildung der H a u p t w ö r t e r durch Ableitungssilben. Sprach- u n d Sprechsilben (Silbentrennung) . . . . 40 Bildung von H a u p t w ö r t e r n durch Zusammensetzung 44 Das F ü r w o r t ( P r o n o m e n ) 45 Die A r t e n der F ü r w ö r t e r 46 Das persönliche F ü r w o r t ( P r o n o m e n personale) . . 47 Das besitzanzeigende F ü r w o r t ( P r o n o m e n possessiv.) 49 Das hinweisende F ü r w o r t ( P r o n o m e n demonstrativ.) 51 l*
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24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33.
34. 35. 36. 37. 38. )9. 40. 41. 42. 43.
44. 45.
Das fragende Fürwort (Pronomen interrogativum) Das unbestimmte Fürwort (Pronomen indefinitum) Das bezügliche Fürwort (Pronomen relativum) . . Womit, wobei, worin usw. (Pronominaladverbien) . Das Fürwort im Satze Weglassen des persönlichen Fürworts. Beziehung des Fürworts. Das Geschlechstwort (der Artikel) Das Eigenschaftswort als Beifügung (das adjektivische Attribut) Das Eigenschaftswort (Adjektivum) a) Die starke, b) die schwache, c) die gemischte Beugung; d) das ungebeugte Eigenschaftswort. Das Eigenschaftswort in der Verwendung als H a u p t wort (das substantivisch gebrauchte Adjektiv) . . . Die Steigerung der Eigenschaftswörter (Komparation der Adjektive) Grundstufe. Steigerungsstufe. Höchststufe. Unregelmäßige Steigerung. Umschreibung der Steigerungsstufe. Wie und als Bildung der Eigenschaftswörter Ableitung. Zusammensetzung. Beifügungen zu einem Eigenschaftswort Das Zahlwort (Numerale) Beugung der Zahlwörter . Bildung der Zahlwörter Ableitung. Zusammensetzung Die Satzaussage (das Prädikat) Das Zeitwort (Verbum) Begriff des Zeitworts. Nennformen. Redeformen. Die Beugung der Zeitwörter (Konjugation) . . . a) Die Person; b) die Zahl; c) die Zeit; d) die Aussageweise; e) die Handlungsart. Die Arten der Beugung Die starke Beugung a) Ablautende Zeitwörter; b) starke Zeitwörter mit ursprünglicher Stammverdopplung; c) ein stark gebeugtes Zeitwort. Die schwache Beugung Regelmäßige Bildung. Zeitwörter mit Rückumlaut. Ein schwach gebeugtes Zeitwort Die Hilfszeitwörter 1. Sein; 2. haben; 3 werden.
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46. Unregelmäßige Zeitwörter 100 47. Umschreibungen 102 1. Handlungsstufen a) Der Eintritt, b) die Dauer, c) die Vollendung. 2. Handlungsarten a) T a t f o r m , b) Leideform. 48. Gebrauch der Zeitwörter im Satze 107 Persönliche und unpersönliche Zeitwörter Ergänzungen des Zeitworts durch Haupt-, Eigenschafts- und Fürwörter. Erweiterung der Ergänzung im Wenfall. Verschiedene Abwandlung der Zeitwörter bei Fehlen oder Hinzutreten einer Ergänzung. 49. Gebrauch der Grundform (des Infinitivs) . . . .111 50. Gebrauch der Mittelwörter (Partizipien) 114 51. Bildung der Zeitwörter 116 Ableitung. Trennbar und untrennbar zusammengesetzte Zeitwörter. 52. Beifügungen und Satzergänzungen, die durch ein Verbindungswort angeschlossen werden . . . .118 53. Das Verhältniswort (die Präposition) 119 Verhältniswörter a) mit dem Wenfall, b) mit dem Wemfall, c) mit dem Wen- und Wemfall, d) mit dem Wesfall. 54. Die Umstands- (Adverbial-)bestimmungen . . . . 1 2 1 Die Umstandsbestimmung a) des Ortes, b) der Zeit, c) des Grundes, d) der Art und Weise, e) des Grades oder Maßes, f) der Gültigkeit oder des Urteils. 55. Das Umstandswort (Adverbium) 124 Umstandswörter a) des Ortes, b) der Zeit, c) des Grundes, d) der A r t und Weise, e) des Maßes und der Zahl, f) der Gültigkeit oder des Urteils. 56. Das Ausrufewort (die Interjektion) 125 57. Das Bindewort (die Konjunktion) 126 Beiordnende und unterordnende Bindewörter. 58. Obersicht der Wörterklassen 127 59. Mehrgliedrige Satzteile 127 60. Beisatz (Apposition) 128 61. Beifügung im Wenfall 129 B. Die Lehre v o m zusammengesetzten Satze 62. Einfacher und zusammengesetzter Satz 129 Der einfache Satz. Der zusammengesetzte Satz. Der zusammengezogene Satz.
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Übersicht der grammatischen Bezeichnungen Seite
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70. 71.
H a u p t - u n d Nebensatz Satzreihe und Satzgefüge Die A r t e n der Nebensätze Nebensätze als Satzgegenstand, Satzergänzung u n d Beifügung Die Umstandssätze der Zeit und des G r u n d e s . . . a) die Umstandssätze der Zeit: Z e i t p u n k t , Zeitziel, Wiederholung; Vorzeitigkeit, Nachzeitigkeit, Gleichzeitigkeit. b) die Umstandssätze des G r u n d e s : G r u n d oder U r sache, Folge, Bedingung, unzureichender G r u n d , nicht eintretende Folge, Zweck. — Besonderheiten. Die übrigen Nebensätze a) Satzaussagesätze, b) Umstandssätze des Ortes, c) der A r t u n d Weise, d) des Grades und Maßes, e) des Urteils. Die F o r m und Stellung der Nebensätze a) Bindewortsätze, b) Bezugwortsätze, c) mittelbare (abhängige) Fragesätze, d) Nebensätze m i t H a u p t satzstellung, e) verkürzte Nebensätze. — Scheinbare Bezugwortsätze. Die abhängige Rede Die W o r t s t e l l u n g
Anhang Ein völlig gebeugtes Z e i t w o r t
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Übersicht der grammatischen Bezeichnungen A. Deutsch-Lateinisch Ausrufewort: Interjektion Beugung: D e k l i n a t i o n Aussageweise: Modus (Hauptwort), KonjugaBefehlsform: I m p e r a t i v T. -m-i Begriffliche H a u p t w o r t e r : Abstrakta Beifügung: Attribut — h a u p t w ö r t l i c h e : substantivisches A t t r i b u t Beifügung im Wesfall: Genitivattribut _ . . . . Beisatz: Apposition Beiwort: A d j e k t i v u m
1•
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_. V ° n f 2 ' ! ! » 0 " ' , • Bindewort: K o n j u n k t i o n Doppellaut: Diphtong Eigenschaftswort: Adjektivum Einzahl: Singular Empfindungswort: Interjek„tion £a.I1: K a s u ! , Fürwort: Pronomen _ besitzanzeigendes: P r o n o men possessivum
Übersicht der grammatischen Bezeichnungen
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— im Wemfall: Dativobjekt — bezügliches: Pronomen relativum — im Wenfall: Akkusativobjekt — fragendes: Pronomen interrogativum — im Wesfall: Genitivobjekt Satzgegenstand: Subjekt — hinweisendes: Pronomen Sehrstufe: Elativ demönstrativum Selbstlaut: Vokal — persönliches: Pronomen Sinnaussage Prädikativum personale Stammverdopplung: Redu— rückbezügliches: Pronoplikation men reflexivum Steigerung: Komparation — unbestimmtes: Pronomen Steigerungsstufe: Komparaindefinitum tiv Gegenständliche HauptwörT a t f o r m : Aktivum. ter: Konkreta Umstandsbestimmung: AdGegenwart: Präsens verbiale Geschlecht: Genus Umstandssatz: Adverbialsatz Geschlechtswort: Artikel .Umstandwort: Adverbium G r u n d f o r m : Infinitiv Vergangenheit: Präteritum Grundstufe: Positiv Verhältniswort: Präposition H a u p t w o r t : Substantivum Weibliches Geschlecht: FemiHauptwörtliche Beifügung: ninum substantivisches Attribut Wemfall: Dativ Höchststufe: Superlativ Wenfall: Akkusativ Leideform: Passivum Werfall: Nominativ Männliches Geschlecht: MasWesfall: Genitiv kulinum Wirklichkeitsform ¡Indikativ Mehrzahl: Plural Zahl: Numerus Mitlaut: Konsonant Zahlwort: Numerale Mittelwort: Partizipium Zeichensetzung: Interpunktion Möglichkeitsform: KonjunkZeit: T e m p u s tiv Zeitwort: Verbum Sächliches Geschlecht: N e u — nichtzielendes: Intransititrum vum Satzaussage: Prädikat — zielendes: Transitivum Satzergänzung: Objekt B. Lateinisch-Deutsch A b s t r a k t u m : begriffliches Adverbiale: UmstandsbestimHauptwort mung Adjektivisches Attribut: A d v e r b i u m : Umstandswort Eigenschaftswort als BeiA k k u s a t i v : Wenfall fügung Akkusativobjekt: SatzergänA d j e k t i v u m : Eigenschaftswort, Beiwort zung im Wenfall
Übersicht der grammatischen Bezeichnungen Aktivum: T a t f o r m Apposition: Beisatz Artikel: Geschlechtswort. Attribut: Beifügung — adjektivisches: Eigenschaftswort als Beifügung — Genitivattribut: Beifügung im Wesfall — substantivisches: hauptwörtliche Beifügung Dativ: Wemfall Dativobjekt: Satzergänzung im Wemfall Deklination: Beugung Diphtong: Doppellaut Elativ: Sehrstufe Femininum: weibliches Hauptwort Genitiv: Wesfall Genitivattribut: Beifügung im Wesfall Genitivobjekt: Satzergänzung im Wesfall Genus: Geschlecht Imperativ: Befehlsform Indikativ ¡Wirklichkeitsform. Infinitiv: Grundform Interpunktion: Zeichensetzung intransitiv: nichtzielend Kasus: Fall Komparation: Steigerung Komparativ: Steigerungsstufe Konjugation: Beugung des Zeitworts Konjunktion: Bindewort Konjunktiv: Möglichkeitsform Konkretum: gegenständliches H a u p t w o r t Konsonant: Mitlaut Maskulinum: männliches Hauptwort.
Modus: Aussageweise N e u t r u m : sächliches H a u p t wort Nominativ: Werfall Numerale: Zahlwort Numerus: Zahl: Objekt: Satzergänzung Partizipium: Mittelwort Passivum: Leideform Plural: Mehrzahl Positiv: Grundstufe Prädikat: Satzaussage Prädikativum: Sinnaussage Präposition: Verhältniswort Präsens: Gegenwart Präteritum: Vergangenheit Pronomen: Fürwort — demonstrativum: hinweisendes Fürwort — indefinitum: unbestimmtes Fürwort — interrogativum: fragendes Fürwort — personale: persönliches Fürwort — possessivum: besitzanzeigendes Fürwort — reflexivum: rückbezügliches Fürwort — relativum; bezügliches Fürwort Reduplikation: Stammverdopplung Singular: Einzahl Subjekt: Satzgegenstand Substantivisches A t t r i b u t : hauptwörtliche Beifügung Substantivum: H a u p t w o r t Superlativ: Höchstsstufe Tempus: Zeit transitiv: zielend Verbum: Zeitwort Vokal: Selbstlaut
A. Die Lehre vom einfachen Satz und von den Wörtern 1. Der einfache Satz Jedes einzelne Wort bekommt seinen Sinn erst im Satz. Jeder Satz hat mindestens zwei Bestandteile (Satzteile) : den S a t z g e g e n s t a n d (Subjekt) und die S a t z a u s s a g e (Prädikat). In Goethes Gedicht „Der Sänger" sind z.B. in den "Worten: „Der Page lief, der Knabe kam, der König rief drei einfache Sätze enthalten, die nur aus S a t z g e g e n s t a n d ' u n d S a t z a u s s a g e bestehen. Die S a t z a u s s a g e gibt an, was in dem Satze erzählt oder ausgesagt wird, und man fragt nach ihr: W a s w i r d i n d e m S a t z e a u s g e s a g t ? Antwort: lief, kam, rief. Der S a t z g e g e n s t a n d gibt an, von wem in dem Satze etwas ausgesagt wird, und man fragt nach ihm: Von wem wird etwas ausgesagt? oder einfacher, aber weniger sicher: Wer? (Wer lief, kam, rief? Antwort: der Page, der Knabe, der König) oder Was? (Was kam? Das Unglück kam). Also ist der Page, der Knabe, das Unglück der Satzgegenstand 1 ). N u r die Befehlsform vereinigt beide Satzteile in sich: Komm! Kommt! 2. Die Arten des einfachen Satzes Man unterscheidet f ü n f Arten des einfachen Satzes: 1. den Aussagesatz, z.B.: Das Haus brannte nieder. Der Besitzer ist nicht versichert. 2. den Fragesatz, z.B.: Brennt es? Wo brennt es? Kommst du mit? 3. den Aufforderungssatz, z. B.: Komm mit! Helft löschen! Tretet zurück! 4. den Wunschsatz, z. B.: Käme doch Hilfe! Wenn es doch regnete! V o n d i e s e m logischen S a t z g e g e n s t a n d ist d e r g r a m m a t i s c h e u n t e r s c h i e d e n : Es g i b t R e g e n . G r a m m a t i s c h ist e s , logisch R e g e n Satzgegens t a n d . M a n n e n n t d a s e s auch „stellvertretender" S a t z g e g e n s t a n d ,
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Die Arten des einfachen Satzes
5. den A u s r u f e s a t z , z. B.: Wie die Flamme lodert! I m Aussagesatz steht die Satzaussage oder wenigstens ihr Formwort (s. S. 82) stets an zweiter Stelle, z . B . : Die Feuerwehr löschte den Brand. Die Feuerwehr v e r s u c h t e den Brand zu löschen. Die Scheune b r a n n t e in der Nacht nieder. Die erste Stelle nimmt keineswegs immer der Satzgegenstand ein, sondern häufig irgendein anderer Satzteil, auf dem der Wert liegt. Der Satzgegenstand wird dann auf die dritte Stelle verwiesen, z. B.: Vorige Woche — brannte — d i e S c h e u n e — nieder. Eine zusammengesetzte Satzaussage wird gespalten (brannte — nieder; versuchte — zu löschen). Im Fragesatz wird die Wortfolge meist umgekehrt, d. h. die Satzaussage geht dem Satzgegenstand vorauf: Brennt das Haus? (doch auch: Das Haus brennt?) Vor die Satzaussage darf nur das Fragewort treten: Wo brennt esf In den Aufforderungs- und Wunschsätzen steht meist die Satzaussage an der Spitze, doch kommen auch andere Formen vor, z . B . : W e n n es doch regnete! „Doch" im Wunschsatz und „wie" im Ausrufesatz helfen den Sinn dieser Sätze verdeutlichen. U m den Schluß eines Satzes oder auch Abschnitte innerhalb eines Satzes in der Schrift sichtbar zu machen, bedient man sich bestimmter Zeichen, und man .nennt die Gesamtheit der hierauf bezüglichen Regeln die Lehre v o n der Z e i c h e n s e t z u n g (Interpunktion). A m Schlüsse des Aussagesatzes steht ein P u n k t , am Schlüsse des Fragesatzes ein F r a g e z e i c h e n , am Schlüsse des Ausrufe-, des Wunsch- und des A u f f o r derungssatzes ein A u s r u f e z e i c h e n . Das Fragezeichen dient zugleich dazu, den eigentümlichen Frageton, das Ausrufezeichen dazu, den lebhafteren T o n des Ausrufe- oder Aufforderungssatzes in der Schrift anzudeuten. Die Anrede wird von dem Aufforderungsworte durch ein Komma getrennt: Hans, komm her! Vorwärts, ihr Freunde!
Die Satzergänzung (Objekt)
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3. Der Fall des Satzgegenstands (Kasus des Subjekts) Der Satzgegenstand wird in der Regel durch ein H a u p t w o r t (Substantivum, s. § 7) oder F ü r wort (Pronomen, s. § 19) ausgedrückt. Wir betrachten zunächst das Hauptwort. Um das Hauptwort mit anderen Wörtern zu verbinden, verwendet man es in verschiedenen Formen, z . B . : des Knaben, dem Knaben, den Knaben; diese verschiedenen Formen nennt man F ä 11 e. Der Fall, in dem das Hauptwort auf die einfachste Frage: Wer oder was? genannt wird, heißt der W e r f a l l (Nominativ), z . B . : der Vater, der Mond, das Haus, die Eisenbahn. Als S a t z g e g e n s t a n d s t e h t das H a u p t w o r t s t e t s im W e r f a l l . Beispiele: Wer oder was singt? Die Lerche, der Fink, das Vöglein singt. 4. Das Hauptwort als Beifügung (Attribut) Jede nähere Bestimmung, die zu einem H a u p t w o r t tritt, nennt man Beifügung, z . B . : das Haus des Vaters, der Gipfel des Berges, das Ende der Straße, der Grat des Gebirges. In diesen Beispielen ist die Beifügung durch ein Hauptwort ausgedrückt (h a u p t w ö r t l i c h e B e i f ü g u n g ) — alle diese Hauptwörter zeigen d e n g l e i c h e n F a l l . Wenn ich nach den oben angeführten Beispielen fragen will, so bediene ich mich der Frage W e s s e n ? , z . B . : wessen Haus, wessen Ende? Antwort: d e s V a t e r s , d e r S t r a ß e . Den Fall, in dem hier das Hauptwort erscheint, nenne ich den W e s f a l l (Genitiv), weil er i m m e r auf die Frage Wessen? steht. Die gebräuchlichste hauptwörtliche Beifügung ist die B e i f ü g u n g i m W e s f a l l . Sie kann vor- oder nachgestellt werden; das Haus des Vaters, des Vaters Haus. 5. Die Satzergänzung (Objekt) Eine Satzaussage kann eine Tätigkeit ganz ausdrücken: das Feuer brannte, der Knabe Vater rief. Sie kann sich aber auch auf eine Person oder einen bestimmten Gegenstand
allgemein kam, der bestimmte beziehen:
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Fall der Satzergänzung (Kasus des Objekts)
Der Vater rief den Knecht. Der Knecht rechte das Heu. Der Bursche half dem Tier. D a n n ergänzt das neue Satzglied: den Knecht (das Heu, dem Tier) die Satzaussage rief (rechte, half), darum nennt man dies Satzglied die S a t z e r g ä n z u n g (oder das Satzziel). In dem Satze: der Knecht füttert das Pferd tritt also zum Satzgegenstand: der Knecht und zur Satzaussage: füttert die Satzergänzung: das Pferd. 6. Fall der Satzergänzung (Kasus des Objekts) Die Satzergänzung wird gewöhnlich durch ein H a u p t w o r t ausgedrückt und kann in v e r s c h i e d e n e n F ä l l e n stehen. Am häufigsten steht sie auf die Frage: W e n oder w a s ? Z . B . : Wen oder was schießt der Jäger? Den Hasen. Wen oder was trägt der Dienstmann? Den Koffer. Wen oder was lobt die Mutter? Das Kind. Denjenigen Fall eines Hauptwortes, der auf die Frage: W e n oder w a s ? steht, nennt man den W e n f a l l (Akkusativ), und man nennt daher die Satzergänzung, die in diesem Falle steht, die Satzergänzung im W e n f a l l (Akkusativobjekt). Tätigkeitswörter mit der Satzergänzung im Wenfall heißen z i e l e n d (transitiv), alle anderen n i c h t z i e l e n d (intransitiv). Die Satzergänzung kann aber auch auf die Frage: W e m ? stehen, z. B.: Wem gehorcht der Sohn? Dem Vater. Wem dankt das Kind? Der Mutter. Wem dient der Knecht? Dem Bauern. Den Fall eines Hauptwortes, der auf die Frage: Wem? steht, nennt man den W e m f a l l (Dativ), und die Satzergänzung in diesem Falle heißt die E r g ä n z u n g i m W e m f a 11 (Dativobjekt). Endlich kann die Satzergänzung noch auf die Frage: W e s s e n ? stehen, z . B . : Wessen bedarf der Kranke? Des Arztes. Wessen bedient sich der Zimmermann? Des Beiles. Wessen bemächtigt sich der Räuber? Des Geldes. W i r nennen, wie schon oben dargelegt wurde (§ 4), diesen Fall den W e s f a l l (Genitiv) und die Satzergänzung in diesem Falle die E r g ä n z u n g i m W e s f a l l . Sie findet sich nur noch selten, etwa bei:
Das Geschlecht der Hauptwörter
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bedürfen, entraten, ermangeln; harren, sich erinnern, sich entsinnen, sich erbarmen, sich bedienen, sich bemächtigen, sich versichern, sich entäußern, sich entschlagen, sich enthalten, sich befleißigen. ( O f t statt dessen ein H a u p t w o r t mit einem Verhältniswort: Er erinnerte sich seiner Jugend oder an seine Jugend. Die Mutter erbarmte sich ihres Sohnes oder über ihren Sohn). Man unterscheidet also: Satzergänzungen im W e n fall, W e m f a l l und Wesfall. Einige Tätigkeitswörter (meist in der Bedeutung von g e b e n und n e h m e n ) können eine Ergänzung im W e m - u n d im W e n f a l l haben: Sag ihm ein Wort. Nimm dir die Äpfel. D a n n steht die Satzergänzung im W e m - vor der i m W e n - F a l l , außer wenn sie stark betont werden soll: G i b d a s G e l d mir (vgl. weiter § 48). 7. Das H a u p t w o r t (Substantivum) (Übersicht der Wörterklassen siehe § 58) H a u p t w ö r t e r nennt man die Wörter, die eine Person oder eine Sache bezeichnen. M a n kann vor jedes H a u p t w o r t das Geschlechtswort (der, die, das; ein, eine, ein) setzen (s. § 29). Dies bildet ein bequemes äußerliches Erkennungszeichen der Hauptwörter. Alle H a u p t wörter werden groß geschrieben. 8. Das Geschlecht der H a u p t w ö r t e r Das S p r a c h g e s c h l e c h t ist zunächst v o n dem natürlichen Geschlechte hergenommen. Man unterscheidet daher zunächst auch in der Sprache (wie in der N a t u r ) nur z w e i G e s c h l e c h t e r : das m ä n n l i c h e und das w e i b l i c h e . Neben diesen beiden Formen steht aber noch eine dritte, die man gewöhnlich s ä c h l i c h e s G e s c h l e c h t nennt. Dieses dritte Sprachgeschlecht bezeichnet keineswegs bloß Sachen, sondern auch Lebewesen, wenn d a s Geschlecht n i c h t b e z e i c h n e t w e r d e n s o l l , z.B.: d a s K i n d (es bleibt unbezeichnet, ob Sohn oder Tochter), d a s P f e r d (Hengst oder Stute), d a s R i n d (Stier oder Kuh), d a s H u h n ( H a h n oder Henne) usw. M a n hat nun andrerseits in der Sprache das natürliche Ge-
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Das Geschlecht der Hauptwörter
schlecht auf Gegenstände ausgedehnt, weil man sich die Gegenstände wie Lebewesen dachte: so sind der T i s c h , der H a k e n , der B o t t i c h , der K e l l e r , d e r T u r m , d e r M o n d usw. männlich; die B a n k , die G a b e l , die W e l t , d i e Erde.,, d i e S o n n e , d i e H a n d usw. weiblich. Man unterscheidet also von den beiden natürlichen die drei S p r a c h g e s c h l e c h t e r : männlich, weiblich, sächlich. Das natürliche Geschlecht ist allmählich hinter dem grammatischen oder dem Sprachgeschlecht zurückgetreten. Daher kommt es vor, daß auch bei lebenden Wesen ganz von der Bezeichnung des natürlichen Geschlechts abgesehen wird und lediglich das Sprachgeschlecht herrscht, so bei allen Verkleinerungswörtern, die sämtlich s ä c h l i c h sind, z. B. d a s Männchen, das W e i b c h e n , das M ä n n l e i n , das W e i b l e i n , das F r ä u l e i n , das F r a u c h e n ; ferner bei Wörtern wie: d a s W e i b , d i e Waise (die männliche wie die weibliche Waise), d i e G e i s e l (männliche wie weibliche) usw. Bisweilen geraten dadurch das natürliche Geschlecht und das Sprachgeschlecht in Widerstreit, z. B.: Ihr Fräulein Tochter, Ihr Fräulein Braut, oder sie wechseln ab, z . B . : „ein Mädchen schön und wunderbar; s i e war nicht in dem T a l geboren." (Schiller). Das Geschlecht des Hauptworts bezeichnen wir im Deutschen durch die drei kleinen Wörtchen d e r , d i e , d a s , die man daher mit dem Namen G e s c h l e c h t s w o r t belegt. ( A r t i k e l d. h. kleines Glied, weil das Geschlechtswort ohne das Hauptwort kein Dasein hat, es ist gleichsam der Henkel, an dem man das Hauptwort anfaßt.) Das männliche Geschlecht wird bezeichnet durch das Geschlechtswort der, das weibliche durch die, das sächliche durch das, z. B. (männlich): d e r V a t e r , der Sohn, der L e h r e r , der F ü r s t , der F r e u n d , der R a t , der Berg, der Hüg e l , d e r F l u ß usw.; (weiblich): d i e F r a u , d i e M u t t e r , die T o c h t e r , die B ä u e r i n , die
Das Geschlecht der Hauptwörter
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F r e u n d i n ; die Höhe, die Zeit, die Blume usw.; (sächlich) d a s K i n d , d a s M ä d c h e n , d a s W e i b , das T i e r ; das Bad, das Faß, das G l a s usw. Manche H a u p t w ö r t e r haben ein doppeltes Geschlecht; das Geschlecht ist d a n n dazu v e r w e n d e t worden, Bedeutungsunterschiede zu bezeichnen, z. B.: d e r B a n d (Einband eines Buches, daher auch: Teil eines gedruckten Werkes), d a s B a n d (ein Streifen z u m Binden; auch im uneigemlichen Sinne: das Band der Liebe); d e r B a u e r (Landmann), d e r und d a s B a u e r (Käfig), doch ist auch in dieser letzten Bedeutung die männliche F o r m gebräuchlicher geworden; d e r B u n d (Bündnis, Vereinigung), d a s B u n d (Zusammengebundenes: Stroh, Radieschen; Schlüsselbund); d e r E r b e (der etwas erbt), d a s E r b e (das, was ererbt w i r d , Erbteil); d i e E r k e n n t n i s (das Erkennen als Tätigkeit u n d das Ergebnis des Erkennens), d a s E r k e n n t n i s (der Urteilsspruch, den ein Richter f ä l l t ) ; d i e F l u r (die Fläche des Feldes), d e r F l u r (Hausflur); d e r G e h a l t (innere W e r t , z. B. der Goldgehalt einer Münze, ein ^ Mensch o h n e jeden Gehalt), d a s (seltener d e r ) G e h a l t (das Geld, das jemand regelmäßig f ü r seine Berufstätigkeit e m p f ä n g t ) ; d i e G i f t (Gabe, z. B. die Mitgift), d a s G i f t (um ein T i e r zu töten); d e r H e i d e (Nichtchrist), d i e H e i d e (unangebautes Sandland, auch K i e f e r n w a l d ) ; d e r H u t (zur Bedeckung des Kopfes), d i e H u t (in H u t d. h. Schutz sein; auf der H u t d. h. Weidefläche einer H e r d e u n d somit wachsam sein); der Kunde (eines Geschäfts, K ä u f e r ) , d i e K u n d e (Mitteilung, Nachricht); d a s M a ß ( z . B . M e t e r m a ß ; und im übertragenen Sinne: ein hohes M a ß v o n Verehrung), d i e M a ß
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Das Geschlecht der Hauptwörter
(zunächst mundartlich in Bayern, dann allgemeiner in Süddeutschland, später auch im N o r d e n , z. B. e i n e M a ß B i e r , d. i. ein Liter Bier; e i n e h a l b e M a ß usw.); d e r S c h e n k e oder S c h e n k (Mundschenk eines Fürsten, der diesem bei der T a f e l den Wein reicht), d i e S c h e n k e (Gasthaus); d e r S c h i l d (des Ritters, zum Schutze gegen den Feind), d a s S c h i l d (das Wappenschild, Aushängeschild); [ursprünglich n u r : d e r Schild]; d e r S e e (Binnensee, Landsee), d i e S e e (das Meer); d e r S p r o s s e oder S p r o ß (eines Geschlechts, N a c h k o m m e ; v o m Zeitwort sprießen), d i e S p r o s s e (Leitersprosse; ursprünglich der Zweig); d i e S t e u e r (Abgabe; eigentlich die Stütze, das, wodurch man dem Übel steuert, indem die Obrigkeit, die Regierung, die unsern Besitz gegen eindringendes Übel und Feinde schützt, dadurch unterstützt wird), d a s S t e u e r (am Schiff); d e r V e r d i e n s t (Lohn), d a s V e r d i e n s t (das sich jemand um einen andern oder um eine Sache erwirbt) ; d i e W e h r (Verteidigung, Schutz, auch Verteidig u n g s w a f f e ) , d a s W e h r ( Q u e r d a m m in einem Flusse, um Wasser in einen Mühlgraben abzuleiten und ähnliches) u. a. m. Zuweilen ist der Geschlechtsunterschied gleichklingender H a u p t w ö r t e r darin begründet, daß die beiden Wörter verschiedenen Stammes sind und also in einer älteren Zeit nicht gleichlauteten: d e r C h o r (Sängerchor; aus dem griechischen T h e ater entlehnt), d a s K o r p s (aus dem Französischen, ursprünglich: in engerer Verbindung stehende T r u p p e n teile, dann auch: andere Menschengruppen, z. B. das Diplomatische K o r p s , das Schützenkorps usw.); d i e ( d e r ) G e i s e l (eine Person, die im Kriege als Bürge gestellt wurde), d i e G e i ß e l (Werkzeug zur Züchtigung); d e r K i e f e r (Kinnbacken), d i e K i e f e r ( B a u m , eigentlich K i e n f ö h r e ) ;
Das Geschlecht der Hauptwörter
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d e r K o 11 er (eine Pferdekrankheit), d a s K o l l e r (Wams); d e r L e i t e r (von leiten, der Leitende), d i e L e i t e r (Gerät zum Steigen); d e r M a n g e l (das Fehlen, der Fehler), d i e M a n g e l (Wäscherolle); d i e M a r k (Landesbezirk), d i e M a r k (Geld), d a s M a r k (ein Stoff in den Knochenröhren); d e r M a s t (Mastbaum), d i e M a s t (Viehfütterung); d e r M e s s e r (von messen, der Messende, z. B. der Feldmesser), d a s M e s s e r (Werkzeug zum Schneiden); d e r O h m (Oheim), d i e und d a s O h m (ein Weinmaß), d a s Ohm (Maßeinheit für elektrischen Widerstand); d e r O t t e r (Fischotter), d i e O t t e r (Giftschlange, eigentlich die A t t e r , aus Natter enstanden); d e r S t i f t (kleiner Nagel), d a s S t i f t (mit Vermögen ausgestattete, früher meist kirchliche Anstalt); d e r T o r (der Törichte), d a s T o r (große Tür) u . a . m . Bei einigen Hauptwörtern schwankt das Geschlecht; weil diese Wörter in verschiedenen deutschen Mundarten verschiedenes Geschlecht haben und das Geschlecht der Mundart mit in die Schriftsprache eingedrungen ist. Solche Schwankungen sind etwa (das auf gewisse Landesteile eingeschränkte Geschlecht steht in Klammer): d e r (das) D o c h t , d e r (die) B a c h , d a s (der) D o t t e r , d i e ( d e r , das) K l a f t e r , d e r (das) H o n i g , d e r (das) S t a h l , d e r (das) Z i e r a t , d a s (der) P u l t , d a s (der) Z e p t e r , d a s (der) U n g e s t ü m , d e r (das) K n ä u e l , d a s (der) W a m s u. a. Man sage: d a s (nicht d e r ) R ü c k g r a t , d a s (nicht d e r ) M ü n d e l , d a s (nicht d e r L a k e n , d e r (nicht d i e ) Fischotter, d e r (nicht d i e ) M i t t w o c h , (nur landschaftlich kommt noch die M i t t w o c h e vor). D e r S c h e i t e 1 war früher weiblich, ist aber jetzt männlich (Mehrz.: die Scheitel). D e r W e i h (Raubvogel) war noch bis in Schillers Zeit männlich: „ W i e i m R e i c h H o f s t a e t t e r - S p r e e ,
Deutsche S p r a d i l e h r e
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Das Geschlecht der Hauptwörter
d e r L ü f t e K ö n i g i s t d e r W e i h " , die Naturwissenschaft von heute sagt d i e W e i h e . Dagegen heißt es sowohl d e r , als auch das B e r e i c h (zu dem alten Zeitwort b e r e i c h e n , d. i. bis wohin reichen, gehörig). Das Hauptwort T e i l war früher meist sächlichen, ist aber heute männlichen Geschlechts. Nur in alten Zusammensetzungen, z. B. d a s E r b t e i l , das D r i t t e i l , V i e r t e i l u. a., d a s V o r d e r t e i l , H i n t e r t e i l , P f l i c h t t e i l , G e g e n t e i l , sowie in alten formelhaften Wendungen, z . B . : ich f ü r m e i n T e i l , d a h a s t d u d e i n T e i l , hat sich noch das sächliche Geschlecht erhalten; doch männlich: der H a u p t t e i l , der N a c h t e i l , der V o r teil, der Anteil. Auch eine Anzahl von Fremd- und Lehnwörtern hat schwankendes Geschlecht, z. B. d a s und d e r M ü n s t e r , M e t e r , L i t e r , J u w e l ; d e r und d i e P a c h t u. a. Hier beruht bei den meisten das verschiedene Geschlecht darauf, daß das Wort ursprünglich aus dem Lateinischen oder Griechischen als sächlich zu uns gekommen ist und später noch einmal aus dem Französischen, das kein Geschlechtswort für das sächliche hat, als männlich. Bei einigen Wörtern hat eine geringe Änderung der Form zu verschiedenem Geschlecht geführt, obwohl die Bedeutung sich damit nicht verändert hat. Auch hier sind in der Regel die verschiedenen Formen aus verschiedenen Mundarten in die Sprache vorgedrungen, z. B. d e r Q u e l l , d i e Q u e l l e ; d e r B a c k e n , die B a c k e ; der S p a l t , die S p a l t e ; der Trupp, die T r u p p e ; d e r P f r i e m oder P f r i e m e n , die P f r i e m e ; der R i t z , die R i t z e ; d i e P i s t o l e , d a s P i s t o l u.a.m. Viele Wörter haben ihr Geschlecht im Laufe der Zeit geändert, indem sie durch Angleichung in eine andere Beugungs-Gruppe (s. § 10) aufgenommen wurden. So wurden viele männliche Wörter, die im Mittelhochdeutschen (s. S. 27 Anmerkung!) schwach gebeugt wurden,
Die Zahl der Hauptwörter (der Numerus)
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im Neuhochdeutschen unter die weiblichen auf e aufgenommen, z. B. S c h l a n g e , T r a u b e , S c h n e c k e , N i e r e , K o h l e , G r i l l e , B l u m e u. a., ebenso wurden verschiedene männliche Wörter starker Beugung, z. B. H i r s e , G r ü t z e , und sächliche Wörter starker Beugung im Neuhochdeutschen weiblich, z. B. R i p p e , W e t t e , B e e r e u. a. Namentlich wurde die Mehrzahl männl. Wörter so aufgefaßt, als ob sie aus Formen weibl. Einzahl entstanden sei; so bildete man zu der männl. Einzahl der S c h u r z , Mehrzahl d i e S c h ü r z e , eine neue weibl. Einzahl d i e S c h ü r z e (entsprechend T ü c k e zu d e r T u c k , S c h l ä f e zu d e r S c h l a f usw.). 9. Die Zahl der Hauptwörter (der Numerus) In den Sätzen: „Der Knabe kommt, die Knaben kommen" ist das erstemal nur von e i n e m e i n z i g e n Knaben die Rede, das zweitemal von m e h r e r e n Knaben. Das erkenne ich an der Satzaussage, aber auch an dem Hauptwort als Satzgegenstand: d e r K n a b e , d i e K n a b e n . Die erste Form nennt man die E i n z a h l , die zweite die M e h r z a h l . Beide zusammen nennt man die Z a h l der Hauptwörter. Das Geschlechtswort ist in der Mehrzahl für alle drei Geschlechter gleich, weil es nicht mehr auf das Geschlecht ankommt, sondern darauf, daß es mehrere sind; also: d e r M a n n , d i e M ä n n e r ; d e r V a t e r , die V ä t e r ; der Sohn, die S ö h n e ; der L ö w e , die L ö w e n ; der Stern, die S t e r n e ; die Frau, die F r a u e n ; die Hand, die H ä n d e ; die T a t , die T a t e n ; die K r a f t , die K r ä f t e ; das K i n d , die K i n d e r ; das Haus, die H ä u s e r ; das H e r z , die H e r zen; das R e i c h , die Reiche, Manche Wörter haben doppelte Mehrzahlformen. Sie dienen häufig dazu, um Unterschiede der Bedeutung oder des Gebrauchs zu bezeichnen (s. § 8), z. B.: das Band, d i e B ä n d e r (zum Binden, seidene Bänder), das Band, d i e B a n d e (der Freundschaft, Fesseln), der Band, d i e B ä n d e (eines Werkes); 2*
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Die Zahl der Hauptwörter (der Numerus)
die Bank, d i e B ä n k e (zum Sitzen), die Bank, d i e B a n k e n (Wechselbanken); der Bauer, d i e B a u e r n (Landwirte), d e r Bauer, d i e B a u e r (Brunnenbauer, Vogelbauer); der Bogen, d i e B o g e n (Papierbogen), der Bogen, d i e B ö g e n oder B o g e n (Waffen, K r ü m m u n g e n , z . B . Brückenbögen); das Ding, d i e D i n g e (Gegenstände), das Ding, d i e D i n g e r (kleine Gegenstände, unbedeutende Wesen), der Laden, d i e L ä d e n (Kaufläden), der Laden, d i e L a d e n oder L ä d e n (Fensterladen); das Gesicht, d i e G e s i c h t e r (von Lebewesen), das Gesicht, d i e G e s i c h t e (Erscheinungen: er sieht Gesichte); das Land, d i e L a n d e (nur in dichterischer Sprache), das Land, d i e L ä n d e r (die gewöhnliche Mehrzahl); das Licht, d i e L i c h t e (Kerzen z. B. Wachslichte, Talglichte), das Licht, d i e L i c h t e r (die Flammen, z . B . : Tausende von L i c h t e r n erhellten den Saal, die L i c h t e r des Himmels); der Mann, d i e M a n n e n (Vasallen, Dienstmannen), der Mann, d i e M ä n n e r (die übliche Mehrzahl); der Ort, d i e O r t e (Gegenden, Raumteile im allgemeinen, auch bestimmte Städte, Dörfer, z. B.: Man suchte ihn allen O r t e n . An diesem Flusse liegen viele bevölkerte O r t e ) , der Ort, d i e ö r t e r (nur: Städte, D ö r f e r usw.); der Schild, d i e S c h i l d e (Schutzwaffen), das Schild, d i e S c h i l d e r (Wappenschilder, Aushängeschilder); die Schnur, d i e S c h n ü r e (zum Schmuck oder als Abzeichen, z. B. die Schnüre am Mieder, einem Hausrock, einer Uniform), d i e S c h n u r e n (zum Binden); die Steuer, d i e S t e u e r n (Abgaben), das Steuer, d i e S t e u e r (des Flugzeuges); der Stock, d i e S t ö c k e (Spazierstöcke usw.), der Stock, d i e S t o c k e (Stockwerke), gewöhnlich ungebeugt: zwei, drei, vier Stock hoch; das Tal, d i e T a l e (nur dichterisch), d i e T ä l e r (die übliche Mehrzahl);
Die Zahl der Hauptwörter (der Numerus)
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das Tuch, d i e T ü c h e r (einzelne Tücher), d i e T u c h e (Tucharten); das Wort, d i e W o r t e , (in bezug auf den Inhalt, vorwiegend nur sinnvoll zusammenhängende Sprachteile), d i e W ö r t e r (nur die Sprachteile). Bei einigen jetzt g l e i c h l a u t e n d e n W ö r t e r n v e r s c h i e d e n e n S t a m m e s tritt die ursprüngliche völlige Verschiedenheit der Wörter nicht mehr, wie früher, in der Wortform, sondern nur noch in der Beugung zutage, die entweder mit verschiedenem Geschlecht der Wörter verbunden oder in der Ein- und Mehrzahl verschieden ist, z. B.: d e r K i e f e r , des Kiefers, Mehrz.: d i e K i e f e r (Kinnladen); d i e K i e f e r , d i e K i e f e r n (Bäume); d e r S t i f t , Mehrz.: d i e S t i f t e (kleine Nägel, Bleistifte); d a s S t i f t , Mehrz.: d i e S t i f t e r oder S t i f t e (Stiftungen); der Strauß, des Straußes, Mehrz.: die S t r ä u ß e (Blumensträuße, Kämpfe; d e r S t r a u ß , des Straußes oder Straußen, Mehrz.: d i e S t r a u ß e (Vögel); d e r T o r , des Toren, die T o r e n (Narren); d a s T o r , des Tores, d i e T o r e (Türen); der Zoll, d i e Z ö l l e (Abgaben), der Zoll, die Z o l l e (Maß). Von den zusammengesetzten Wörtern, die auf das Wort — m a n n endigen und einen Stand bezeichnen, heißt die Mehrzahl — 1 e u t e , z. B. Fuhrmann, Fuhrleute; Hauptmann, Hauptleute; Kaufmann, Kaufleute; Hand werksmann, Handwerksleute; Bergmann, Bergleute; Schiffsmann, Schiffsleute usw. Aber man sagt: Ehemann, E h e m ä n n e r , weil durch E h e l e u t e Mann und Frau bezeichnet werden. Von S c h n e e m a n n , S t r o h m a n n und ähnlichen heißt natürlich die Mehrzahl S c h n e e m ä n n e r usw., weil diese keinen S t a n d bezeichnen. N u r in der Mehrzahl gebraucht werden G e schwister, Gebrüder, Sportein, Spe-
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D i e B e u g u n g ( D e k l i n a t i o n ) der H a u p t w ö r t e r
sen, Masern, Blattern, Röteln, Ränke, K o s t e n , L e u t e usw. Schwierig ist die Einzahlbildung bei:; E l t e r n (naturwissenschaftlich das Elter, sonst Elternteil), F e r i e n (Ferientag), Z w i l l i n g e (Zwillingsbruder oder -schwester, n i c h t : ein Zwilling!) Eingebürgert hat sich eine Mehrzahlbildung zu G e 1 d (Gelder für Geldbestände verschiedener Art oder Anlage), wie auch ferner für verschiedene Arten von H o l z (Hölzer), S a l z (Salze), Q u a r z (Quarze), Z e u g (Zeuge), T u c h (Tuche) usw. 10. Die Beugung (Deklination) der H a u p t w ö r t e r 1. W e r
oder w a s
s c h w i m m t i m Bache? Mehrzahl: 2. W e n oder w a s f ä n g t der Fischer? Mehrzahl: 3. f e m stellt der A n g l e r nach? Mehrzahl: 4. W e s s e n A u f e n t h a l t s o r t ist der Bach? Mehrzahl:
D e r Fisch. D i e Fische. D e n Fisch. D i e Fische. D e m Fische. D e n Fischen. D e s Fisches. D e r Fische.
Die verschiedenen Formen, in denen das H a u p t w o r t im Satze erscheinen kann, nennt man die F ä l l e (vgl. § 3 ff.). Man unterscheidet 4 Fälle: 1. den W e r f a l l , 2. den W e n f a l l ,
3. den W e m fall, 4. den W e s f a l l .
In der Mehrzahl kehren dieselben vier Fälle wieder wie in der Einzahl. Wenn man von einem H a u p t w o r t der Reihe nach die vier verschiedenen Fälle der Einund Mehrzahl bildet, so b e u g t man es: B e u g u n g (lat. Deklination) ist also die Abwandlung eines Wortes durch seine verschiedenen Fälle. Man unterscheidet, je nachdem, welche Endungen zur Beugung eines Wortes verwandt werden, zwei verschiedene A r t e n d e r ' B e u g u n g : die s t a r k e und die s c h w a c h e B e u g u n g , zwischen ihnen steht die g e m i s c h t e . Die Erkenntnis, in welche Beugungsklasse ein H a u p t w o r t gehört, ergibt sich aus der Beobachtung, wie häufig ein Endungs-n (über den Werfall der Einzahl hinaus) auftritt. (Hierbei bleibt der
Die s t a r k e B e u g u n g . Beispiele für alle drei Geschlechter
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Wemfall der Mehrzahl außer Betracht, da er bei allen Hauptwörtern mit n endet, mit Ausnahme derer, die die Mehrzahl mit s bilden.) a) Hat ein Wort w e d e r in Einzahl n o c h Mehrzahl ein n (abgesehen von einem n am Ende des Stammes, das im Werfall der Einzahl erscheint), so liegt starke Beugung vor: d e r S t e i n — d e m S t e i n e — die Steine. b) Hat ein Wort in Einzahl u n d Mehrzahl ein über den Werfall der Einzahl hinausgehendes n, so liegt s c h w a c h e B e u g u n g vor: d e r G r a f — d e m G r a f e n — die G r a f e n . c) H a t ein Wort n u r in der M e h r z a h l ein solches über den Werfall der Einzahl hinausgehendes n, so spricht man von g e m i s c h t e r B e u g u n g : d e r S t r a h l — dem S t r a h l e — die S t r a h l e n . 11. Die starke Beugung Die Wörter der starken Beugung haben in der E i n z a h l im W e n f a l l keine Endung, im W e m f a l l keine Endung oder die Endung e, im W e s f a l l die Endung es oder s. In der M e h r z a h l haben der W e r f a l l , der W e n f a l l und der W e s f a l l die Endung e, er oder keine Endung, diese drei gleichen Formen nennt man die G e m e i n f o r m der Mehrzahl, im W e m fall tritt an die Gemeinform noch ein n an (also en, ern, n). Ü b e r s i c h t der E n d u n g e n Einzahl Werfall 1 Wemfall —, —e Wenfall ) Wesfall —es, —s Mehrzahl (Wer-, Wen-, Wesfall = ) l.Form 2. Form 3. Form Gemeinform: —e —e r — Wemfall: —e n —e r n —n Die Angaben über Wem- und Wesfall in der Einzahl gelten nur für die Wörter männlichen und sächlichen Geschlechts; die Wörter weiblichen Geschlechts haben in der Einzahl sämtlich gar keine Beugungsendungen mehr, ihre Beugung ist in der Einzahl erloschen (z. B.
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Die starke Beugung. Beispiele für alle drei Geschlechter
die K r a f t , der K r a f t , der K r a f t , die K r a f t ) . Man kann daher bei einem Worte weiblichen Geschlechts nur an der M e h r z a h l erkennen, welcher Beugungsklasse es angehört, ob der s t a r k e n oder s c h w a c h e n . Hat ein Wort weiblichen Geschlechts eine s t a r k e Mehrzahl (d. h. die Endung e oder k e i n e Endung), so rechnen wir es auch s e i n e r E i n z a h l n a c h z u r s t a r k e n B e u g u n g ; umgekehrt rechnen wir es auch seiner Einzahl nach zur s c h w a c h e n B e u g u n g , wenn es eine s c h w a c h e Mehrzahl hat (siehe weiter unten). Außer an den Endungen geht bei der starken Beugung zuweilen auch noch im I n n e r n des Wortes eine Veränderung vor, indem gewöhnlich bei den Wörtern, die in der Einzahl einen der Vokale a, o, u oder den Doppellaut au haben, in der Mehrzahl der U m l a u t eintritt. Unter U m l a u t versteht man die Verwandlung eines a in ä, eines o in ö, eines u in ü, eines au in du. Beispiele: 1. W ö r t e r m ä n n l i c h e n Geschlechts (Maskulina) l.Form Werfall Wenfall Wemfall Wesfall
a) ohne U m l a u t 2. Form Einzahl
, e r } Stein j e r 1 Geist den J den J dem Stein(e) dem Geist(e) des Stein-es des Geist-es Mehrzahl Gemeinform die, der Stein-e die,derGeist-er Wemfall den Stein-en den Geist-ern l.Form Werfall Wenfall Wemfall Wesfall
b) mit Umlaut
den } * *
2. F o r m Einzahl
^ W a l d
dem Badi(e) dem Wald(e) des Bach-es des Wald-es Gemeinform die, der Bäch-e die,der Wäld-er Wemfall den Bäch-en den Wäld-ern
3. F o r m j £ r 1 Redner den J dem Redner des Redner-s die, der Redner den Redner-n 3. Form Garten dem Garten des Garten-s die, der Gärten den Gärten
Die starke Beugung. Beispiele für alle drei Geschlechter 25 2. W ö r t e r s ä c h l i c h e n G e s c h l e c h t s (Neutra) a) ohne Umlaut 1. F o r m
Wenfall Wemfall Wesfall
}
daS
H a a r
2. Form Einzahl daS
Bild
dem Haar(e) dem Bild(e1 des Haar-es des Bild-es Mehrzahl Gemeinform die, der Haar-e die, der Bild-er Wemfall den Haar-en den Bild-ern
3. Form das Mädchen dem Mädchen des Mädchen-s die, der Mädchen den Mädchen
b) mit Umlaut Umlaut kann nur bei der zweiten Form eintreten, d. h. wenn in der Mehrzahl die Endung er angehängt wird, z . B . das Wort, die Worte, aber: die Wörter; das Land, die Lande, aber: die Länder; das Tuch, die Tuche, aber: die Tücher. Einzahl Werfall 1 , n r Wenfall }das Gut Wemfall dem Gut(-e) Wesfall des Gut-es Mehrzahl Gemeinform die, der Güter Wemfall den Güt-ern
Für Wörter männlichen wie sächlichen Geschlechts gilt folgendes: a) -es im Wesfall tritt stets ein, wenn ein Hauptwort auf einen Z i s c h - oder s t i m m h a f t e n L a u t endigt: Schmerzes, Fleisches, Rades, Leibes, oder wenn sich Mitlaute häufen: Blitzes, Kampfes, Sumpfes, Obstes. b) n u r -s im Wesfall steht in der Regel bei zwei- und mehrsilbigen Wörtern auf -r i g , -i n g , - r i e h , - t u m : Königs, Frühlings, Estrichs, Volkstums. c) Das e des Wemfalls, das bei den Wörtern auf e r , e 1, e n und den Fremdwörtern auf o r und u m überhaupt nicht gesetzt werden darf, k a n n auch bei den Wörtern der ersten und zweiten Form fehlen; es ist im Schwincien. Bei zusammengesetzten Wörtern fällt das -e der Endsilbe besser weg. Immer fällt es weg bei
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Besonderheiten der starken Beugung
G o t t , wenn dieses ohne Geschlechtswort steht (z.B.: mit Gott; Gott sei dein Herz geweiht; soweit die deutsche Zunge klingt und Gott im Himmel Lieder singt). Ebenso fällt es weg in f o r m e l h a f t e n R e d e n s a r t e n , in denen die Hauptwörter ohne Geschlechtswort stehen, z.B.: zu Fuß, hoch zu Roß, mit Stumpf und Stiel, von Haus und Hof vertrieben werden usw. In der Redensart: „mit Herz und H a n d " fällt sogar die Endung e n bei Herz (dem Herzen) weg. 3. W ö r t e r w e i b l i c h e n G e s c h l e c h t s (Feminina) a) ohne Umlaut Einzahl Werfall
1
Wenfall j d l e Wemfall \
/der
Wesfall
)
I„
Kenntnis
J
Mehrzahl
Gemeinform die Kenntnisse Wemfall den Kenntnissen
b) mit Umlaut 1. Form Alle Fälle:
Einzahl
die, der Kraft
Mehrzahl
2. Form die, der Mutter
Gemeinform die Kräft-e die, der Mütter Wemfall den Kräft-en den Mütter-n Zur 2. Form gehört außer Mutter nur noch das Hauptwort T o c h t e r .
Besonderheiten der starken Beugung a) B e i W ö r t e r n m ä n n l i c h e n G e s c h l e c h t s B ö s e w i c h t hat sowohl die Mehrzahl die B ö s e w i c h t e wie die B ö s e w i c h t e r . Dagegen heißt von B l u m e n s t r a u ß die Mehrzahl nur S t r ä u ß e , nicht S t r ä u ß e r . Folgende Mehrzahlformen werden in der Regel ohne Umlaut gebildet: die A a l e , D a c h s e , E r l a s s e , Funde, Herzoge, Kasten, Kragen, Lachse, Magen, Spunde, Verluste, Wag e n (nur mundartlich sind die Formen mit Umlaut:
Besonderheiten der starken Beugung
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Krägen, Lächse, Wägen usw., doch sagt man auch Kästen, Herzöge) u. a. m. In der Regel m i t U m l a u t werden gebildet die Mehrzahlformen: B ö d e n , Fäden, Hämmer, Möpse, Schächte, Schäden, Gräben. Bei den Zusammensetzungen mit D r u c k muß man unterscheiden, ob das W o r t von dem Zeitwort d r ü c k e n herkommt oder von d r u c k e n . Die zu d r ü c k e n in Beziehung stehenden Wörter haben in der Mehrzahl den Umlaut, z. B. d i e E i n d r ü c k e , H ä n d e d r ü c k e , A b d r ü c k e (z. B. eines Fußes im Schnee, von abdrücken), A u s d r ü c k e usw. D a gegen sagt man: die ersten D r u c k e eines Werkes, die Nachdrucke, Vordrucke, Abdrucke usw. Die Wörter auf e r , e l ( H a m m e r , N a g e l ) nehmen, außer im Wesfall der Einzahl ( H a m m e r s , N a g e l s ) und Wemfall der Mehrzahl ( H ä m m e r n , N ä g e l n ) keine Biegungsendung an; die auf e n ( F a d e n ) entbehren der Endung auch im Wemfall der Mehrzahl, also durchgehend Faden, nur Wesfall: Fadens. Die meisten Wörter auf e n (wie Garten, Balken, Bogen) wurden im Althochdeutschen"') und Mittelhochdeutschen schwach gebeugt. a) Alle im Althochdeutschen s c h w a c h gebeugten S a c h bezeichnungen wurden im Neuhochdeutschen s t a r k gebeugte Wörter auf e n , Wesfall e n s , z. B. Husten, Knochen, Brunnen, Daumen, B a l k e n , B o g e n usw. Bei einigen schwankte die W e r f a l l f o r m zwischen e und e n, z. B.: d e r N a m e und N a m e n , G l a u b e und G l a u b e n , W i l l e und W i l l e n , der F u n k e (oder Funken), der H a u f e (oder H a u f e n ) , der S a m e (oder Samen). Bei diesen schwankenden Wörtern wird heute meist wieder der alte Werfall auf e bevorzugt, jedoch mit starker Beugung, also Wesfall: des Namens, Glaubens, Funkens, Willens usw. A l t h o c h d e u t s c h : Entwicklungsabschnitt der hochdeutschen Sprache etwa von 800—1100, M i t t e l h o c h d e u t s c h : anschließend bis etwa 1350.
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Besonderheiten der starken Beugung
Gar nicht mehr zulässig ist die im A n f a n g des vorigen Jahrhunderts übliche Form: der Buchstaben; man sagt nur noch: der B u c h s t a b e . Daher wird auch der Wesfall „des B u c h s t a b e n s " heute nur noch selten gebraucht; der üblichere Wesfall ist jetzt: „des B u c h s t a b e n " . Dagegen wird der S c h a d e n auch heute noch häufiger gebraucht als der S c h a d e . Der P e l s e n oder F e l s wird entweder stark gebeugt; der Felsen, des Felsens usw., oder schwach: der Fels, des Felsen usw. Zuweilen wird hiermit ein Bedeutungsunterschied verbunden, indem der F e l s das Gestein, die Felsmasse, dagegen der F e l s e n den Berg, die Bodenerhebung bezeichnet. In diesem Sinne gebraucht Schiller sogar den sonst nicht üblichen Wenfall F e l s , z.B.: T i e f i n d e n F e l s i s t e i n e G r o t t e e i n g e s p r e n g t (Kampf mit dem Drachen, Str. 16). Dagegen sagt er unmittelbar darauf in dem andern W o r t sinne: „ D e n F e l s e n s t i e g i c h j e t z t h i n a n . " E ; nige Wörter dieser Art waren ursprünglich starh und blieben also stark, z. B. der F r i e d e und F r i e d e n (Wesfall: des Friedens), d e r R ü c k e n (mhd. rücke) u. a. b) Dagegen blieben die alten Bezeichnungen l e b e n d e r Wesen (vgl. Absatz a) auch im Neuhochdeutschen meist Wörter schwacher Beugung, z. B. d e r K n a b e , B u b e , R a p p e , B o t e , F r a n k e usw. Jedoch gingen viele ursprünglich schwach gebeugten W ö r t e r in die starke Beugung über, auch wenn sie lebende Wesen bezeichneten, z. B. H e r z o g , Wesfall des Herzogs, Mehrzahl die Herzoge oder Herzöge; Anwalt, H a h n , T r o p f , S c h w a n ; ohne U m l a u t in der Mehrzahl: der L u m p , Wesfall des Lumps, Mehrzahl die Lumpe (neben der gleichfalls erhaltenen alten schwachen Form: des Lumpen, die Lumpen); Aar, S c h e l m u. a. Aber schwach blieben: H e r r , G r a f , F a l k e (doch auch: des Falkens), F ü r s t , O c h s (neben dem üblichen: Ochse) u. a. Von H a l m , S i n n , T h r o n , R u b i n , Star sind nur die starken Mehrzahlformen zu gestatten: die
Besonderheiten der starken Beugung
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Halme, Sinne, Throne, Rubine, Stare; nur dichterisch kommen die Sinnen, Thronen, Rubinen vor. Der P a n t o f f e l und S t i e f e l werden in der Mehrzahl stark und schwach gebeugt: die P a n t o f f e l und die P a n t o f f e l n , die S t i e f e l und (seltener) die S t i e f e l n . Dagegen ist von S t u m m e l und Z i e g e l nur die Mehrzahl: die S t u m m e l , die Z i e g e l zu gestatten. Ziegel war ursprünglich weiblich, daraus erklärt sich die alte Mehrzahl die Z i e g e l n , die heute noch landschaftlich vorkommt und die noch Goethe und Gustav Freytag gebrauchten. D a aber das W o r t vollständig ins männliche Geschlecht (der Z i e g e l ) übergetreten ist, so ist es durchgängig stark zu beugen. Ebenso heißt die Mehrzahl von Z i e r a t nur: die Z i e r a t e (nicht: die Zieraten). Von L u m . p heißt die Mehrzahl sowohl die L u m p e als die L u m p e n ; doch bezeichnet die Form die L u m p e n sowohl zerrissene Kleidungsstücke als auch heruntergekommene Menschen, während die Form die L u m p e nur Menschen bezeichnet, nicht zerrissene Kleidungsstücke. Von G a u heißt die Mehrzahl gewöhnlich die G a u e , doch kommt dichterisch auch die G a u e n in dem allgemeinen Sinne wie: die L a n d e , F l u r e n usw. vor, z. B. die d e u t s c h e n G a u e n . Die d e u t s c h e n G a u e sind dagegen einzelne deutsche Landschaften unter einem erdkundlichen oder geschichtlichen Gesichtspunkt, z. B. Sundgau, Breisgau, Hennegau usw. Der Tropf (beschränkter Mensch) hat die Mehrzahl die T r ö p f e , während der T r o p f e n , Wesfall: des T r o p f e n s , die Mehrzahlform die T r o p f e n bildet. Von F r a c k heißt die Mehrzahl die F r ä c k e (nicht die Fracks). Bei M a ß - und Z a h l a n g a b e n wird die Mehrzahl sächlicher und männlicher, nur selten auch weiblicher H a u p t w ö r t e r in der Regel nicht bezeichnet, wenn ein bestimmtes G r u n d z a h l w o r t voraufgeht, z. B. a c h t
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Besonderheiten der starken Beugung
Jahr alt, zwei Glas Bier, sechs Meter tief, n e u n Z o l l b r e i t , f ü n f Mark dreißig P f e n n i g (neben Pfennige), z e h n F u ß hoch, d r e i P f u n d , f ü n f U h r , v i e r M a ß usw.; dagegen : z w e i T o n n e n B i e r , f ü n f E l l e n L e i n w a n d ; auch v i e r M o n a t e s e c h s T a g e a l t (obwohl es sich hier um W ö r t e r männlichen Geschlechts handelt) usw. Diese Erscheinung erklärt sich daraus, daß die alte Mehrzahlform der Wörter sächlichen Geschlechts ohne Endung war, z. B. 6 G l a s , 4 P f u n d , 5 L o t usw. Die Übertragung auf männliche und einige weibliche Wörter erfolgte dann später durch Angleidiung. b) B e i W ö r t e r n s ä c h l i c h e n Geschlechts Ohne U m l a u t bilden in der Regel die Mehrzahl: das Brot, die Brote (auch die Butter b r o t e , nur landschaftlich: die Butter b r ö t e); das Lager, die L a g e r , das Rohr, die R o h r e , auch: das Fernrohr, die Fernrohre; das Wasser, die W a s s e r (nur M i n e r a l w ä s s e r hat sich eingebürgert). — Von Fenster und Möbel heißt die Mehrzahl: die F e n s t e r und die M ö b e l (nicht: Fenstern und Möbeln). — Die Verkleinerungswörter auf c h e n und l e i n werden immer stark gebeugt (3. Form), z. B. das Bäumchen, Bächlein, Mäuschen, Pferdchen usw. (Merke: die M ä d c h e n , nicht die Mädchens). c) B e i W ö r t e r n w e i b l i c h e n Geschlechts Die Wörter auf n i s und s a 1 haben häufig ein doppeltes Geschlecht, sie sind weiblichen und sächlichen Geschlechts, z. B. die Versäumnis, das Versäumnis; die Erkenntnis, das Erkenntnis, die Trübsal, das Trübsal, aber nur noch: die Betrübnis usw. D a m i t verbindet sich ein feiner Unterschied der Bedeutung, indem die betreifenden Wörter als weibliche die entsprechende Tätigkeit oder den Zustand überhaupt bezeichnen, als sächliche aber ein einzelnes bestimmtes V o r k o m m nis angeben. So ist z. B. die V e r s ä u m n i s die Tätig-
Die schwache Beugung
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keit des Versäumens oder der Zustand, in dem etwas versäumt w o r d e n ist; das V e r s ä u m n i s aber ist ein einzelner bestimmter Fall des Versäumens, z. B. ein versäumter Arbeitstag. — Die U n b i l l h a t die von dem nicht mehr gebräuchlichen U n b i 1 d hergenommene M e h r z a h l f o r m : d i e U n b i l d e n . 12. Die schwache Beugung Die W ö r t e r der schwachen Beugung haben n i e m a l s d e n U m l a u t u n d zeigen, außer im "Werfall der Einzahl, die E n d u n g e n oder n. Schwach gebeugt werden nur W ö r t e r m ä n n l i c h e n u n d w e i b l i c h e n Geschlechts, alle W ö r t e r sächlichen Geschlechts werden in der Einzahl stark abgewandelt. Beispiele: 1. W ö r t e r m ä n n l i c h e n G e s c h l e c h t s Einzahl Werfall der Graf der Junge Wenfall den | den | Wemfall dem>Graf-en dem > Junge-n Wesfall des J des J Mehrzahl Gemeinform für die ) die ] a l l e Fälle (auch den > Graf-en den > Junge-n den Wemfall) der J der J Geschichtlich betrachtet, ist bei diesen Wörtern schwacher Biegung das en der M e h r z a h l weder Fallnoch M e h r z a h l e n d u n g , sondern wie auch das e des W e r falls, ursprünglich lediglich der Ausgang des Stammes. 2. W ö r t e r w e i b l i c h e n Geschlechts Einzahl die, der Frau Mehrzahl die, den, der Frauen F r ü h e r w a r e n auch bei den schwachen W ö r t e r n weiblichen Geschlechts E n d u n g e n in der Einzahl v o r h a n d e n , u n d m a n beugte die E i n z a h l : die F r a u , die Frauen, der Frauen, der Frauen. In alten Formeln, Liedern und
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Gemischte Beugung
Sprüchen sind diese Endungen noch erhalten, z. B. F r a u e n kirche (in München), d. i. Kirche unserer (lieben Jung-)Frau (Maria); Gott des Himmels und der E r d e n ; es ist nichts so fein gesponnen, es kommt endlich an d i e S o n n e n usw., ebenso in Zusammensetzungen, z. B. S o n n e n s c h e i n u. a. Heute ist die Einzahl dieser Wörter weiblichen Geschlechts in allen Fällen unveränderlich, und nur die Mehrzahl hat noch die Endung en in allen Fällen. 3. B e s o n d e r h e i t e n d e r s c h w a c h e n Wörter männlichen Geschlechts Der B ä r (Wesfall des Bären, Mehrz. die Bären) wurde schwach gebeugt, erscheint jetzt aber auch stark (Wesf. des Bärs. Audi der P f a u , der G e v a t t e r , der U n t e r t a n waren nur schwach gebeugt (Wesf. des Pfauen, Gevattern, Untertanen; Mehrz. die Pfauen, Gevattern, Untertanen), doch wird ihre Einzahl jetzt sehr häufig stark gebeugt (des Gevatters, des Pfaus, des Untertans), während sich von diesen Wörtern durchaus die schwache Mehrzahl behauptet hat, auch bei denen, welche die Einzahl stark bilden. D e r V e t t e r , früher durchgängig schwach gebeugt, hat jetzt im Wesfall der Einzahl in der Regel die starke Form: d e s V e t t e r s , in der Mehrzahl aber die schwache: die V e t t e r n (vgl. § 1 3 ) . Auch der S t r a u ß (Vogel) wird von einigen Dichtern durchgängig schwach gebeugt, z . B . : D e n S t r a u ß e n j a g t e n w i r . Der B a u e r (Landwirt) wird nicht mehr durchgängig schwach gebeugt (des Bauers -neben des Bauern, die Bauern), während der B a u e r (d. i. Käfig; Brückenbauer) stark gebeugt wird (des Vogelbauers, die Vogelbauer; des Brückenbauers, die Brückenbauer). 13. Gemischte Beugung Wird ein Wort in der Einzahl s t a r k , in der Mehrzahl s c h w a c h gebeugt, mischen sich also starke und schwache Beugung in e i n e m Worte, so nennt man das auch g e m i s c h t e Beugung. Ihr gehören nur m ä n n -
Beugung der Fremdwörter
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l i e h e und s ä c h l i c h e Wörter, keine weiblichen an. Die gemischte Beugung ist wie die schwache stets o h n e Umlaut. Beispiele: 1. W ö r t e r m ä n n l i c h e n G e s c h l e c h t s Einzahl Werfall 1 der l c Wenfall / d e n } S t r a h l Wemfall dem Strahl (e) Wesfall des Strahl-es Mehrzahl Gemeinform für a l l e Fälle: (die, den, der) Strahlen
Hierzu gehören z. B. die Wörter: d e r Forst, der Mast, der Schmerz, der See, der Staat, der Lorbeer, der Muskel, der Psalm, der Spatz. D e r S c h r e c k hat den regelmäßigen Wesfall des S c h r e c k e s ; der Wesfall d e s S c h r e c k e n s stammt von dem Werfall d e r S c h r e c k e n . — Auch der B a u e r (Landwirt) sowie der N a c h b a r , G e v a t t e r , V e t t e r , U n t e r t a n u. a. werden infolge Vordringens der starken Einzelformen (s. § 12 Abs. 3) zu Beispielen der gemischten Beugung. 2. W ö r t e r s ä c h 1 i c h e n 1. Form 2. Form Einzahl Werfall 1 j n „ das Auge das Bett Wenfall / Wemfall dem Bett(-e) dem Auge Wesfall\ des Bett-es des Auge-s Mehrzahl Gemeinform für a l l e Fälle: die Bett-en die Auge-n Das H e r z wird unregelmäßig gebeugt: Einzahl: das Herz (mundartlich noch H e r z e ) , dem H e r z e n , des H e r z e n s . Mehrzahl: die, den, der H e r z e n .
14, Beugung der Fremdwörter Die Fremdwörter sind immer möglichst so zu beugen wie die d e u t s c h e n W ö r t e r , z . B . : das Substantiv, dem Substantiv(e), des Substantiv-s; die Substantiv-e, H o f s t a e t t e r - S p r e e ,
Deutsdie Sprachlehre
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Beugung der Fremdwörter
den Substantiv-en, der Substantiv-e. Man stößt also, wenn möglich, die fremde Endung ab (Substantiv-um) und setzt dafür die deutsche ein. Gelingt es nicht, die fremde Endung abzustoßen, so behält man die fremde V e r f a l l endung durch alle Fälle bei, z . B . : der (den) Musikus, dem Musikus, des Musikus, die Musici, den Musici, der Musici (doch besser die deutsche Mehrzahl: die Musiker, die zu der Einzahl „der Musiker" gehört und die früher übliche Mehrzahl „Musici" verdrängt hat, während die Einzahl M u s i k u s namentlich mit humoristischer Färbung noch häufig vorkommt); der Kasus, des Kasus usw., Mehrzahl: die Kasus; doch hängt man auch hier, wo es geht, das deutsche Wesfall-s an und setzt deutsche Mehrzahlsform, z . B . : das Gymnasium, des Gymnasium-s, Mehrz. die Gymnasi-en. Von K o r p o r a l und T r i b u n a l lauten die Mehrzahlformen nur: K o r p o r a l e , Tribunale, von K a n a l nur: die K a n ä l e ; von A d m i r a l , General, K a r d i n a l und P r i n z i p a l kommen beide Formen vor; doch sind die nichtumgelauteten vorzuziehen; von H o s p i t a l lautet die Mehrzahl gewöhnlich H o s p i t ä l e r . Von T h e m a ist die Mehrzahl T h e m e n besser als Themas und Themata, von D r a m a heißt die Mehrzahl D r a m e n , von Dogma D o g m e n , von Komma am besten: die K o m m a (neben Kommas und Kommata). A l l e Wörter auf -um bilden die Mehrzahl auf -en: L y z e u m , L y z e e n , A l b u m : A l b e n (nicht Albums); sie folgen also der gemischten Beugung. Das gleiche gilt von den Wörtern auf -or, z . B . : der P a s t o r , des Pastors, die Pastoren; der D o k t o r , des Doktors, die Doktoren; der E x e k u t o r , des Exekutors, die Exekutoren; der M o t o r , des Motors, die Motoren (falsch: die Motore) usw. Von französischen und andern aus neueren Sprachen stammenden Wörtern bildet man die Mehrzahl oft mit s, z . B . : die H o n n e u r s machen; die P o r t r ä t s , die P o r t e m o n n a i e s , die L o r d s , Kolibris,
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Beugung der Eigennamen 1
H i n d u s , F e l l a h s , G e n i e s usw. ). Hierbei beobachte man die Regel, daß man, sobald sich eine deutsche Mehrzahlform neben der fremden eingebürgert hat, immer der deutschen den Vorzug gibt: die L e u t n a n t e (nicht Leutnants), die Kommandeure (nicht Kommandeurs); ebenso die B i l l e t t e (statt: Billetts), (noch besser die [Fahr-, Einlaß-, Dauer-] Karten), die S e k r e t ä r e , Skandale, die K l e i n o d e (altes deutsches Wort mit der deutschen Mehrzahl, statt des fremden: die K 1 e i n o d i e n) usw. O m n i b u s hat die Mehrzahl: die O m n i b u s s e . 15. Beugung der Eigennamen Es gibt Eigennamen, bei denen das b e s t i m m t e G e s c h l e c h t s w o r t zum Namen gehört, z. B. der Rhein, d i e E l b e , der Fichtelberg, der Comersee, der S c h w a r z w a l d , die S c h w e i z usw.; diese werden nicht anders gebeugt als die übrigen Hauptwörter, also: der (den) Rhein, dem Rheine, des Rheines; der Vesuv, des Vesuvs; der Ätna, des Ätnas. Hierher gehören die Berg-, Fluß- und Seenamen, sowie die Ländernamen männlichen und weiblichen Geschlechts. Eine besondere Beugung haben nur die Eigennamen ohne Geschlechtswort, also die der P e r s o n e n , die Ortsnamen und die L ä n d e r n a m e n sächl i c h e n G e s c h l e c h t s , z . B . : Karl, Wien, Sachsen. Personennamen Einzahl Werfall 1 Wenfall > Karl Max Hedwig Martha Marie Wemfall J Wesfall Karl-s Max-ens Hedwig-s Martha-s Marie-ns l ) M i t d i e s e m r o m a n i s c h e n P l u r a l - s d a r f die u r s p r ü n g l i c h n i e d e r d e u t s c h e M e h r z a h l a u f s, d i e v o l k s m ä ß i g bei u n s in G e b r a u c h ist, in A u s d r ü c k e n w i e K e r l s , J u n g e n s , M ä d e l s u s w . nicht v e r w e c h s e l t w e r d e n . Diese M e h r z a h l f o r m auf s w i r d auch v e r w e n d e t bei u n b e u g b a r e n W ö r t e r n , d i e a u f e i n e n v o l l e n S e l b s t l a u t e n d i g e n , z . B . : die J a s , H u r r a s u s w . u n d w i r d von d a ü b e r h a u p t vielfach auf alle u n b e u g b a r e n W ö r t e r übertragen, z. B.: d i e W e n n s , die N e i n s u s w .
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Beugung der Eigennamen
Orts- und sächliche Ländernamen Einzahl Werfall ] Wenfall > Wien Wemfall J Wesfall Wien-s
Mainz
Sachsen
von Mainz
Sachsen-s
Diese Eigennamen nehmen also nur im W e s f a l l eine Endung an, und zwar in der Regel die Endung s, nur die männlichen Namen auf s (ß), x und z (Fritz, Max, Felix, Franz u. a.) und die weiblichen auf e (Mathilde, Sophie, Julie u. a.) nehmen im "Wesfall die Endung e oder ns an. - e n s oder n s beschränkt sich meist auf die Vornamen. Sonst hilft man sich mit Häkdien: Benz' Motor (Benzens wäre unklar). Bei den Städtenamen auf s (ß), x und z gebraucht man statt des Wesfalls gewöhnlich eine Umschreibung mit v o n , z. B.: die Belagerung von Mainz, die Umgebung von Florenz usw. Auch bei manchen Ländernamen setzt man oft von: der König von Schweden. Früher wurden die Personennamen auch im Wenfall und Wemfall (und zwar schwach) gebeugt, z. B.: Goethe schrieb an Vossen (statt an Voß). Der Herzog gab Goethen die Hand. Heute ist dieser Gebrauch in der Volkssprache noch der herrschende. Tritt vor Namen, die sonst ohne Geschlechtswort stehen, das Geschlechtswort, so wird nur dies gebeugt, während der Name ungebeugt bleibt, z. B.: eines Goethe, des weisen Goethe; die Reden des Cicero; des westlichen Frankreich; des neuen Hannover; des südlichen Sachsen usw. Früher wurde bei Ländernamen auch der Name gebeugt, bei Luther ganz regelmäßig. Dieser Brauch setzt sich jetzt wieder durch: also des südlichen Sachsen und des südlichen Sachsens. Namen aus fremden Sprachen, welche die fremden Endungen auf s beibehalten haben, werden nicht verändert: gewöhnlich setzt man dazu das Geschlechtswort, z. B.: die Schriften des T a c i t u s , die Reden des S o k r a t e s (doch auch, wenn auch weniger gut: T a c i t u s ' Schriften, S o k r a t e s ' Reden).
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Beugung der Eigennamen
Tritt vor den Namen ein mit dem G e s c h l e c h t s w o r t v e r b u n d e n e r T i t e l oder eine Kennzeichnung (der große, der erste), so bleibt der Name ungebeugt; steht der hinzutretende Titel o h n e Geschlechtswort, so bleibt der Titel ohne Endung und nur der Name wird gebeugt. Treten Titel oder Kennzeichnung n a c h , so werden beide gebeugt. Werfall
der
Wenfall Wemfall Wesfall
den [ K a i s e r Karl dem J des Kaisers Karl
Werfall Wenfall Wemfall Wesfall
)
}
der )
[ K a i s e r Karl J Kaiser Karls
aber: Karl, den [ Kaiser dem J Karls, des Kaisers der große Karl den 1 . aDer: dem [ g r o ß e n K a r l des J
Karl der Karl den Karl dem Karls des
Große Großen Großen Großen
Falsch ist es also zu schreiben: des Kaiser Karl (statt: des Kaisers Karl), Karl des Großen (statt: Karls des Großen). — Außer dem formelhaft gewordenen: des Doktor Martin Luther zeigt nur der Titel H e r r eine Ausnahme; der Titel H e r r wird stets gebeugt, mag das Geschlechtswort vorhergehen oder nicht, z. B.: die Schriften des Herrn Müller; Herrn Müllers Schriften. Treten mehrere, nicht durch u n d verbundene Titel vor einen Namen, so bleiben sie, w e n n k e i n G e s c h l e c h t s w o r t v o r h e r g e h t , sämtlich ungebeugt, z. B.: die Werke Professor Döktor Vogels. Geht ein Geschlechtswort vorauf, so wird in der Regel nur der erste Titel gebeugt, z. B.: die Werke des Herrn Professors Doktor Vogel; die Werke des Herrn Professor Dr. Vogel. Folgt jedoch auf das Wort H e r r ein schwachgebeugter Titel, so wird dieser in der Regel noch gebeugt, z . B . : ein Brief des Herrn Präsidenten Müller, die Wohnung des Herrn Intendanten Lehmann usw. Sind die Titel durch u n d verbunden, so wird jeder einzelne wie die einfachen Titel behandelt.
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Die Arten der Hauptwörter
Die Mehrzahl von Eigennamen kommt nur ausnahmsweise vor; sie ist regelmäßig wie die der anderen Hauptwörter, z. B.: die Lessinge, den Lessingen, der Lessinge („Die Lessinge und Schiller sind selten, die Goethe und Herder nicht minder") oder: die Marien, den Marien, der Marien. Bildet ein voller Selbstlaut die Namensendung, so tritt wohl auch die Mehrzahl auf s ein, z. B. Marthas, den Marthas, der Marthas. Die Mehrzahl von Familiennamen, die dazu dient, alle Glieder e i n e r Familie zu bezeichnen, wird gleichfalls auf s gebildet, z. B. d i e W a g n e r s oder gewöhnlich bloß: W a g n e r s , B e c k e r s , M ü l l e r s , S c h u m a n n s usw. (ursprünglich Wesform). Wird eine Person mit mehreren Namen benannt (z. B. mit den Vornamen und dem Familiennamen), so wird nur der letzte gebeugt, z. B. Johann Gottfried Herders Werke. Bei Adelsnamen wird gewöhnlich der dem leitenden Hauptwort zunächsts t e h e n d e N a m e g e b e u g t , z. B. Wolfram von Eschenhachs Werke, aber: die Werke Wolframs von Eschenbach. 16. Die Arten der Hauptwörter Man unterscheidet nach der Bedeutung gegenständliche und begriffliche Hauptwörter. 1. G e g e n s t ä n d l i c h e H a u p t w ö r t e r bezeichnen wirkliche, sinnlich wahrnehmbare oder als selbständig gedachte Gegenstände, z. B. Hund, Baum, Tisch, Faß, Auge usw. Dazu gehören: a) E i g e n n a m e n , durch die immer nur ein bestimmtes Einzelwesen benannt wird, z. B. eine Person: F r i t z , K a r l , O t t i l i e ; ein Tier: R e i n e k e , Phylax; ein Ort: S t u t t g a r t , München, Leipzig, Berlin, Hamburg; ein Land: Bayern, Hessen, Niedersachsen; ein Volk: d e r S c h w e d e , d e r G r i e c h e , der
Die Arten der Hauptwörter
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D e u t s c h e ; ein Fluß: d e r M a i n , d e r N e c k a r , d e r R h e i n , d i e S p r e e , d i e E l b e ; ein Berg oder Gebirge: d e r D a c h s t e i n , der W a t z m a n n , d e r S c h w a r z w a l d , d i e R h ö n ; ein Weg: d i e G o e t h e s t r a ß e , d i e B e r g s t r a ß e , der R e n n s t e i g ; eine Waffe: B a l m u n g (das Schwert Siegfrieds), D u r e n d a l (das Schwert R o lands) usw. b) G a t t u n g s n a m e n , durch die ein Einzelding oder -wesen als Angehöriges einer ganzen Gattung von gleichgearteten Dingen oder Wesen benannt wird, z. B. Mensch, Tier, Berg, Schwert, Baum, G e s a n g usw. c) S a m m e l n a m e n , durch die eine Menge von einzelnen Personen oder Gegenständen gleicher Gattung zu einem einzigen Ganzen zusammengefaßt wird, z. B. Volk, Heer, Familie, Gewölk, Vieh, H e r d e usw. d) S t o f f n a m e n , durch die nicht ein festbegrenztes Wesen, sondern ein unbegrenzter Stoff bezeichnet wird, von dem jeder kleinste Teil den Namen mit gleichem Rechte erhält wie das Ganze, z. B. E i s e n , Blei, Holz, Gold, Silber, Milch, Wass e r , W e i n , B u t t e r , F l e i s c h usw. 2. B e g r i f f l i c h e H a u p t w ö r t e r bezeichnen bloß gedachte Dinge (Vorstellungen), namentlich Eigenschaften, Zustände und Handlungen, z. B. S c h ö n heit, Fleiß, Reichtum, Macht, Länge, Breite, Höhe; Ruhe, Unruhe, Zufriedenheit, Schmerz, Freude; Ruf, Lauf, Schwung, Sprung, Wurf, Besserung, B e k e h r u n g usw. 3. O f t gehen Wörter von einer Art zur anderen über: W e r hat die Macht? — D a schritt die bewaffnete Macht ein. K a r l stützte seine Herrschaft auf die Franken — die Herrschaft ist im Garten. Mach doch nicht soviel Unruhel — Ohne Unruhe geht keine Uhr.
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Bildung der Hauptwörter durch Abteilungssilben
17. Bildung der Hauptwörter durch Ableitungssilben E i n g l i e d r i g sind Wörter, die nur einen unzerlegbaren S t a m m zeigen: Heim, Welt. M e h r g 1 i e d r i g sind Wörter, die den Stamm durch A b l e i t u n g s s i l b e n (oder durch die Endungen) erweitern. Solche Ableitungssilben treten v o r den Stamm: V o r s i l b e n , oder h i n t e r den Stamm: N a c h s i l b e n . In dem Worte H e i m a t z. B. ist He i m die Stammsilbe, a t die Ableitungssilbe, im Worte V e r d i e n s t ist d i e n s t die Stamm-, V e r die Ableitungssilbe. Die Stammsilbe trägt den Hauptton, z. B. He/mat, Bachlein, Verdienst, G e b r a c h usw. (Ausnahmen: Holunder, lebendig, wahrhaftig), die Ableitungssilben tragen den N e b e n t o n , z. B. He/m