Deutsche Geschichte: Band 1 Urzeit, Bauerntum und Aristokratie bis um 1100 [Ergänzter Neudruck, Reprint 2020 ed.] 9783112314258, 9783112303092


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German Pages 425 [448] Year 1954

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Table of contents :
Vorwort zum ergänzten Neudruck 1954
Inhaltsverzeichnis
Erstes Buch. Der Ursprung des deutschen Volkes
Zweites Buch. Die Kultur des bäuerlich-aristokratischen Zeitalters
Drittes Buch. Das universale Kaisertum
Anmerkungen
Verzeichnis der im Text und in den Anmerkungen angeführten Literatur
Ergänzendes Schrifttum
Personen-, Orts- und Sachverzeichnis
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Deutsche Geschichte: Band 1 Urzeit, Bauerntum und Aristokratie bis um 1100 [Ergänzter Neudruck, Reprint 2020 ed.]
 9783112314258, 9783112303092

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Deutsche Geschichte

Erster Band

Urzeit, Bauerntum und Aristokratie bis um 1100 von

Johannes Bühler

Ergänzter Neudruck

Walter de Gruyter & Co. vormals ®. J. ctz namentlich in Geoirasgegenden, aber auch in einzelnen anderen Landstrichen kulturfeind­ licher Wald vom Mesolithikum an vorhanden war, wobei allerdings je nach Klimaänderungen Wechsel von kulturfördernden und kulturhemmenden Waldarten eintrat. Literatur: Hoops: ^Valdbäume und Kulturpflanzen",- H. Gradmann „Die postglazialen Klimaschwankungen Mitteleuropas" und die am Schlüsse der Anmerkung zu S. 6 5.346 angegebene Literatur. — Siehe auch Anm. zu 5.16 S. 349. S. 12 Venn wir von einer einheitlichen Kulturentwicklung Europas im paläolithikum sprechen, so sollen damit weder die Anm. 5. 345 zu S. 5 erwähnten regionalen Unterschiede als belanglos hingestellt, noch ein längeres mitunter durch Generationen fortgesetztes Derweilen von Horden und Gruppen innerhalb eines bestimmten Bezirkes oder an einem durch Höhlen oder dergleichen zum wohnen besonders geeigneten Ort verneint werden. Für einen Üoerblick, der die Erkenntnis der allerersten Grundlagen der deutschen Entwicklung zum Ziele hat, kommt es jedoch nicht so sehr auf die einzelnen Unterschiede an, die für die uraeschichtliche Fach­ forschung gewiß sehr wichtig sind. Für uns ist das Entscheidende, daß die Anfänge der menschheitlichen und kulturellen Entwicklung auf jetzt deutschem Boden im wesentlichen einen allgemein europäischen Eharakter haben. Die Sonoerung in Rassen innerhalb einzelner Siedlungsräume und dann in Volksgruppen ist also in Deutschland nicht primär vorhanden, sondern sie ist das Ergebnis später einsehender Entwicklungsfaktoren, aus die wir im verlaufe unserer Darstellung der deutschen Vorgeschichte immer wieder hinzuweisen haben.

S. 13 Für Beginn und Ende des Mesolithikums vgl. Anm. S. 345 zu S. 6. Man hat das Mesolitbikum, das trotz einzelner ihm eigentümlicher Erscheinungen wie der Mikrolithen kulturell im allaemeinen vom Paläo- zum Neolithikum hmüberleitet, vielfach auch klimatisch als eine Übergangszeit betrachtet. Dies trifft jedoch nur für den Anfang un­ hauptsächlich das Ostseegebiet zu, wo man von dem Abschmelzen des Eises bis zur Zungsteimen drei Perioden unterscheidet: die Uoldiazeit, nach einer den arktischen Meeren eigentümlichen Muschelart genannt, mit einzelnen gering besiedelten Strecken in Däne­ mark und Norddeutschland und der primitiven Lungbg-Kultur (Leitformen: Renntierhacke und Feuersteinspihe),- die Ancgluszeit, während der die Ostsee ein Binnensee mit der Süßwasserschnecke Ancylus fluviatilis war, und, wie die Funde aus dem Maglemose an der Westküste von Seeland und an anderen Mooren zeigen, von schon etwas fortgeschrittener und eigenartiger Kultur mit den Mikrolithen, der Fortbildung einer im Westen und Osten Europas während des MagdalLnien aufkommenden Kleinform der Steinwerkzeuge und -waffen; schließlich die Litorinajeit, seit der die Ostsee wieder in Verbindung mit der Nordsee stand und Salzwasser führte. An den Küsten finden sich aus dieser Zeit massenhaft Ablagerungen einer Schnecke, der Litorina litorea, dänisch Hetzen diese Muschelhaufen „Kökkenmöddinger" (Küchenabfälle), und darnach wird auch die dortige Kultur der Litorinazeit genannt. — vor allem die pollenanalgse (vergl. 5.346 zu 5. 6) hat ergeben, daß das Mesolithikum, zumal wenn man es wie Schuchhardt erst von etwa 7000 v. Ehr. an rechnet, fast ganz in eine Wärmezeit fällt, die man in zwei Perioden teilt, die trockenwarme boreale von kontinentalem Eharakter (6900—5500) und die atlantische (5500 bis 3000/2500 v. Ehr.) mit feucht-warmem ozeanischem Klima. Die Wärme war in der atlantischen Periode im 5. Jahrtausend am größten, während der borealen und atlantischen Periode zogen in Mitteleuropa und im Ostseegebiet je nach Lage und Bodenbeschaffenheit zu verschiedenen Zeiten, aber meist in gleicher Reihenfolge ein: Birke, Bergkiefer, Wald­ kiefer, Haselstrauch. wenn auch in manchen Gegenden nach der Eisschmelze und Tundra fast unmittelbar der jedes Ansiedeln verhindernde geschlossene Waldwuchs folgte, so mutz im allae­ meinen während der Birken- und rttefernzeit die Landschaft offen, „parkähnlich , gewesen sein, „sonst hätte sich der sonnenbedürftige Haselbusch nicht so außerordentlich ausbreiten können^ (Schwenkel, „Urlandschaft" S. 79). Damit ist die frühere Annahme, daß ein sofort nach der Tundrazeit einsehender, alles überwuchernder Urwaldwuchs im mitteleuropäischen Vinnenlande Ansiedlungen unmöglich gemacht und so den mesolityischen Kultur-Hiatus in

Anmerkungen

Mitteleuropa herbeigeführt habe, zum mindesten stark einzuschränken (vgl. Anm. zu S. 11 S. 347 f.) Zünde wie die von Horn (siehe S. 14) stellen nun auch allmählich eine Brücke vom wetten nach Osten her. Kür Mittelfranken siehe Gumpert fränkisches Mesolithikum", für Ungarn E. Hillebrand, „Ungarländische Zünde aus dem Mesolithikum" (wiener prähistorische Zeit­ schrift 1925 5. 81 ff.). S. IS Zür die Funde in der Ofnethöhle siehe w. Scheidt „Die eiszeitlichen Schädel­ funde aus der großen Gfnethöhle und vom Naufertsberg" 1923.

Zweites Kapitel

Die Jungsteinzeit S. 16 Klimatisch fällt das Neolithikum in den letzten Abschnitt der Wärmezeit nach der letzten Eiszeit: in die subboreale Periode. Man rechnet sie (z. B. Schwantes „Nor­ disches paläolithikum" Tafel S. 164) bis 800 v. Ehr.; um 800 und in noch höherem Grade um 500 v. Chr. setzte ein kälteres und feuchteres Nlima ein: die subatlantische und historische Zeit. Die Zeuchtigkeitszunahme und die Temperaturabnahme haben wohl bereits in der subborealen Periode begonnen, aber kaum in der Steinzeit, sondern wahrscheinlich erst gegen Ende der Bronzezeit oder (je nach Gegenden) zu Anfang der Eisenzeit. Seit die Hypothese vom alles überwuchernden Waldwuchs des Mesolithikums aufgegeben ist und man festgestellt hat, daß im Neolithikum infolge des trockenwarmen Nlimas weithin erst der Eichenmischwald als lockerer Steppenwald sich verbreitete, betrachtet man das Aufkommen des Ackerbaues und die Ver­ änderung der Siedlungsweise in Mitteleuropa nicht mehr als eine Folge der Nlimaveränderung, sondern entweder als das Ergebnis der Zuwanderung einer ackerbautreibenden Bevölkerung aus dem Osten (so Wahle „Deutsche Vorzeit" 5.11) oder einfach als die Fort­ setzung der im Mesolithikum begonnenen Entwicklung, ohne besonderen Anstoß durch klimatische und pflanzengeographische Bedingungen. Nun hat es aber im Ostseegebiet und in Mittel­ europa nachweislich doch schon vor und im Neolithikum ziemlich ausgedehnte Waldgebiete gegeben (vgl. S. 347 zu S. 11), ferner hat man z. B. am Neuenburger See in oct Schweiz beob­ achtet, daß es dort während des Neolithikums zweimal zu länger anhaltenden Hochwasser­ perioden, also zur zweimaligen Wiederkehr einer feuchteren Zeit gekommen ist (siehe die Be­ sprechung von p. vougas Buch „Zur kulturgeschichtlichen Stellung der westschweizerischen Pfahlbauten" in wiener prähistorische Zeitschrift 11. Jahrgang, 1924 S. 20/23), schließlich ist „zu beachten, daß die kosmischen Schwankungen je nach der Lage sehr verschieden sein müssen: Optima entstehen für kontinentale Gebiete m feuchten, für ozeanische Gebiete in trocknen Perioden" (h. Gams, (,Dte postglaziale Wärmezeit" S. 110). Trockenwarme Perioden be­ günstigen also in den einen Gebieten die Entstehung von lichtbestockten Eichenwäldern, in anderen zieht gleichzeitig (so auch für das Neolithikum nachweisbar) die Buche ein und schließt sich der Urwald, aus alledem und den tatsächlichen Befunden ergibt sich, daß man doch wohl für die Menschheitsgruppenbildung und die Nulturentwicklung des Neolithikums den Wald­ wuchs als ein entscheidendes Element anzusehen hat, und zwar einerseits den Urwald der gemäßigten Zone namentlich in den Gebirgsgegenden und andererseits den lichten Eichen­ mischwald. Über den Urwald als kulturfeindliches, die Menschen trennendes Element und den geringen wildbestand im Urwald siehe Hoops „waldoäume" S. 91 ff. und JacobZriesen „Grundfragen" S. 122. — Zür die Beurteilung der Wirkung oes neolithischen Waldwuchses auf die Gestaltung der mitteleuropäischen Verhältnisse ist es eine Frage von untergeordneter Bedeutung, ob, was uns das wahrscheinlichere dünkt, die schon vorhandene Bevölkerung von sich aus vom höheren Sammlerdasein des Spätpaläolithuums und des Mesolithikums zum Ackerbau überging, oder ob die günstigen Bedingungen Ackerbauer aus dem Osten, von Asien her, anlockten, oder ob beides der Zall war. S. 17 Gb man für die Steinzeit schon von eigentlicher Pflugtultur sprechen darf, ist noch immer fraglich. Nach p. Leser „Entstehung und Verbreitung des Pfluges" S. 132 ist es zwar nicht ausgeschlossen, „daß gegen Ende der Steinzeit bereits Pflüge benützt worden seien", aber von keinem der jetzt als Pflugscharen ausgegebenen Steinkeile läßt sich die Verwendung als Pflug ein­ wandfrei dartun. „hiervon abgesehen muß betont werden, daß nirgendwo auf der ganzen Welt Steinscharen benützt werden, sondern immer nur, wo der Gebrauch von Metallscharen fehlt, Scharen aus Holz, was ohne weiteres auch viel zweckmäßiger, einfacher ... erscheint, als der Gebrauch von derartigen steinernen, denkbar unpraktischen Ungetümen. Zür die von den vorgeschichtsforschern versuchte Art der Anbringung solcher Scharen am Pflug fehlt ebenfalls jede parallele von bekannten wirklichen Pflügen" und S. 568 a. a. a. G. Die ältesten Pflugformen sind sämtlich durchaus hackenähnlich... ähneln ihrer Zorm nach lediglich dem Spaten, die

Anmerkungen Verwendung schwerer Steinkeile an alten Pflugformen erscheint durchaus unwahrscheinlich". — Das wesentliche für den Übergang vom Sammlerdasein zum Bauerntum ist auch nicht die Art der verwendeten Geräte, sondern der regelmäßige Anbau von Feldfrucht überhaupt. S. 18 Vie fünf Hauptkreise der deutschen Kulturentwicklung und namentlich die noch etwas zahlreicheren urgeschichtlichen Formkreise decken sich weithin mit den deutschen Klima* Provinzen (vgl. Karte der Klimaprovinzen und den dazu gehörigen Text bei Zacob-Friesen, „Grundfragen" S. 136 f.). Zu Zeiten starker Bewegungen z. B. während der Ausdehnung der Linzelgrabkultur oder der der Urnenfelderkultur ergeben sich allerdings sehr weitreichende Verschiebungen, doch werden dann immer wieder die natürlichen Bedingungen — Klima, Wald, Gebirge ausschlaggebend; vgl. auch A. helbock „Zur Frage der germanischen Wirtschafts­ kultur". Auffallend ist ferner, wre sich schon beim Anbau der Steinzeit innerhalb des späte­ ren deutschen Lebensraumes einerseits im großen Ganzen etwas Gemeinsames und an­ dererseits ein starker Gegensatz von Süd und Nord beobachten läßt. In Mittel- und Nord­ europa sind schon sehr frühzeitig die Getreidearten merkwürdig gleichmäßig verbreitet. Gegenüber dieser verhältnismäßig großen Übereinstimmung hinsichtlich der Halmfrüchte besteht in der Verbreitung der übrigen Kulturpflanzen ein scharfer Gegensatz zwischen Nord und Süd. Vie nördlichen Vorländer der Alpen bilden mit Gberitalien, Bosnien und Ungarn eine deutlich charakterisierte Kulturgruppe für sich, die wir die zirkumalpine nennen wollen. Sie zeichnet sich vor den nördlichen Ländern durch einen erheblich größeren Reichtum an verschieoenartigen Kulturpflanzen aus... Ausstrahlungen der zirkumalpmen Kultur greifen in das benachbarte Süddeutschland hinein: Kugelweizen, Linse und Flachs sind auch in der neo­ lithischen Station von Schussenried nachaewiesen worden. Den übrigen nördlicher gelegenen Gebieten Mittel- und Nordeuropas sind die genannten Kulturpflanzen zur Steinzeit völlig fremd" (Hoops „Waldbäume" S. 337 f.). 6.20 Über die Nrmdform des Westhauses siehe Schuchhardt „Vorgeschichte von Deutschland" S. 34. 5. 21 Unsere Darstellung vom Toteukult im Westkreise folgt im wesentlichen den Aus­ führungen Schuchhardts „Vorgeschichte von Deutschland" S. 35 f. Nach K. Anoree, „einem der besten Kenner des ethnographischen Materiales", fesselt der Mensch primitiver Geisteshaltung den Toten und zwar hauptsächlich durch Anschnüren der Arme und Leine, was die Hockerstellung bewirkt, aus Furcht vor seiner Wiederkehr (siehe Zacob-Friesen „Grundfragen" S. 154). Das Ursprüngliche wäre demnach Furcht vor dem Toten, das Spätere oer Ahnenkult und Angst bloß noch vor einzelnen „bösen1' Toten. 6» 21 Daß Gleichartigkeit der Kultursorm nicht schon an und für sich rassische überlegenheit der Bevölkerung des Ausgangslandes beweist, veranschaulicht Zacob-Friesen „Grund­ fragen" S. 148 an einem Beispiele aus neuerer Zeit: „Zm Rokoko war französische Ware ... auch über ganz Deutschland verbreitet... Käme der Kulturbesih jener Zeit in oie Crde und würde er später ohne historische Belege wieder ausgegraben, so könnte man wohl nach Art einer Schule mnerbalo der Urgeschichtsforschung daraus den Schluß ziehen, daß die Franzosen ganz Deutsch­ land (auch Preußen unter Friedrich dem Großen) erobert und sich „als herrenschrcht" über die Besiegten gelegt hätten". 6. 23 Der Menhir ist ein hochragender Stein, nach Schuchhardt („Vorgeschichte von veutschland" S. 35) als Seelen-Sitz verstorbener gedacht. 6.23 Ver Löß ist von den Winden angewehter Gesteinsstaub, der vom Schlamme in den Gletscherflüssen des Diluviums herrührt, während der Ausbildung und des Hochstandes der einzelnen vergletscherungsepochen waren diese Flüsse im allgemeinen ziemlich wasserarm und führten nur in den wenigen Monaten der Schneeschmelze große Wassermengen mit sich, während des winters verwehten hauptsächlich östliche Winde den zu Staub gewordenen Schlamm der sommerlichen hochwasserbeete und lagerten ihn auf einer 200—300 m hohen Zone im Luv der quer zu den Flüssen verlaufenden Gebirge ab. Zeder Eiszeit entspricht ein Löß, der durch eine verwitterungszone von dem der vorausgegangenen und nachfolgenden Periode getrennt ist. Die vier Vergletscherungen der Alpen sind noch in großer Entfernung vom Gebirge an den verschiedenen Loßbiloungen zu erkennen, vgl. A. Penk, Sitzungsberichte der Preuß. Akademie der Wissenschaften vom 16. März 1933. 6.24 Nach Zacob-Friesen („Grundfragen" S. 203 ff.) ist es fraglich, ob die Schnur­ keramiker von Thüringen ausgegangen sind, nach den von ihm angeführten Forschern wäre ihre Heimat weiter im Osten, vielleicht in Südrußland zu suchen. Schuchhardt hat neuerdings seine Thüringerhgpothese betont in „historische Zeitschrift" (Band 148, 1933, S. 313) bei der Besprechung von Wahles „Deutsche Vorzeit". — Über dre landschaftlichen Siedelungsbedingungen des innerthüringischen Leckens und an der mittleren Elbe mit ihrem Flußnetz siehe

Anmerkungen Rudolf Rötschke, „Thüringen in der deutschen Siedlungsgeschichte" (Festschrift für A. Tille, S. 2 ff.). — Über die Glockenbecherkultur in Thüringen siehe S. 27. S. 24 f. Über den neolithischen nordischen Kulturkreis siehe neben der S. 343f. angegebenen allgemeinen Literatur zur Steinzeit Ebert, Reallexikon IX, S. 26 ff. Die Sitte der Megalithgräber kam nach Deutschland von Dänemark, wo sie überhaupt zuerst entstanden ist, läßt sich bei ihrer ungeheuren Verbreitung nicht feststellen, nach El em en (a. a. G. S. 30) „dürfte die ganze Einrichtung der Megalithgräber aus dem Grient stammen". S. 28 f. vor dem methodischen Fehler, die Rulturkreise ohne weiteres bestimmten Völker­ schaften zuzuschreiben und dann Wanderhypothesen abzuleiten, was namentlich Rossinna in ausgedehntestem Maß getan hat, warnt vor allem Jacob-Friesen an verschiedenen Stellen seiner „Grundfragen", hier wird auch (S. 148) neben verschiedenen Ursachen oer Rulturformänderung, die mit Völkerwanderungen nichts zu tun haben, die Mode, die Sucht nach neuen Geräten und neuen Sitten, als eine der Triebfedern für die Annahme fremder Kulturformen nachgewiesen. S. 30 von dem werke Fritz Kertts „Stammbaum und Artbilü der Deutschen und ihrer verwandten" übernehmen wir nur den Begriff der Bewegungsrasse und den Hinweis auf ihre weite Verbreitung. Dagegen lehnen wir Kerns These von der Abstammung aller der Bewegungsrasse zuzuzählenden Gruppen aus einer Wurzel ab (vgl. besonders Darrs „Das Bauerntum als Lebensquell der nordischen Rasse" passim, dort auch die Widerlegung von verschiedenen Einzelheiten des Rernschen Werkes). — Den Unterschied zwischen Bewegungs­ und Beharrungstgpus innerhalb des Germanen- und Deutschtums zeigt Kern sehr anschau­ lich an zwei modernen Beispielen in „Die Umschau" 1930 5.10-12. Dort (S. 12) auch der sehr beachtenswerte Satz: „Es sind ... die beiden Pole, die zwei Grundbestandteile des Ger­ manentums, das seinen Spannungsreichtum dem Zusammenwirken der wertvollen Gegen­ sätze verdankt". — Auf den Stil der Erdzeitalter hat Dacqus in verschiedenen seiner Werke, namentlich in „Die Erdzeitalter", München 1930, und „Urwelt, Sage und Menschheit" 4. Auflage 1927 hingewiesen. Auch von Lickstedt legt der „harmonisation" der verShiedenen körperlichen Merkmale eine entscheidende Bedeutung für das Entstehen von Rassen ei („Rassenkunde" S. 115). — Über die landschaftlichen Bedingungen in der norddeutschen Tiefebene während des Neolithikums siehe Wahle „Deutsche Vorzeit" S.43. — SchuchHardt betrachtet („Alteuropa" S. 279 f., „Vorgeschichte von Deutschland" S. 51 und 66-70) die Zuwanderung schnurkeramischer Thüringer mit ihrer gam außerordentlichen Langköpfigkeit — „keine andere Menschenart im neolithischen Europa hat diesen langen und hohen Kopf aufzuweisen" (S. 51) — im Norden und ihre Vermischung mit der dortigen Tro Magnonbevölkerung als den Ausgangspunkt der nordischen Rasse und des germanischen Volkstums. — Nach von Eickstedt „Rassenkunde und Rassengeschichte" 5. 272) wäre bereits während der Eiszeiten in Turan (Turkmanien und Rosakien) die „protonordische Rasse" ent­ standen, die dann (näheres ebenda 5.407) als „blonde asiatische Nordform" von dem „bis dahin (bis zum Abschmelzen der Eismassenl abgekapselten Sibirien die kargen Landschaften Nord­ europas" besetzte. Mag von diesen Aufstellungen vielleicht manches für die erste Besiedlung Nordosteuropas zutreffen, so weisen doch die archäologischen Zünde vom Aurignacien an für den norddeutschen Boden auf eine Einwanderung hauptsächlich von Westen her hin und lassen die Entstehung der eigentlichen nordischen Rasse erst während der Zungsteinzeit als wahr­ scheinlich erscheinen. S. 31 Bei der Frage nach dem Verhältnis von Rasse und Geschichte sei zunächst etwas mit allem Nachdruck betont, was an und für sich selbstverständlich ist, aber nur zu oft außer acht gelassen wird: die Tatsache, daß sich von manchen der für das geschichtliche werden ohne Zweifel sehr wesentlichen Faktoren der Wirkungswert weder für den Gesamtkomplex einer Entwicklungs­ reihe noch für bestimmte Einzelheiten genau feststellen läßt. Es sind das Imponderabilien, deren in der Geschichte nicht selten den Ausschlag herbeiführendes Gewicht nur ein ganz ober­ flächlicher Rationalismus uno Positivismus leugnen wird, und die andererseits nur die mit den Grenzen des wägbaren nicht vertrauten wie eine bekannte Zahl innerhalb einer Gleichung mit mehreren Unbekannten behandeln. Auf unseren Fall angewandt heißt dies: die rassischen Eigenschaften sind für die Handlungsweise sowohl des Linzelmenschen wie einer Gruppe (Familie, Stamm, Volk) von großer Bedeutung. Das ergibt sich schon aus der weit­ gehenden Abhängigkeit des Menschen im Geistigen und Seelischen von der körperlichen Ronstitution und der Vererbbarkeit seelischer Anlagen (vgl. w. Scheidt „Rassenkunde, Völkerkunde und völkerbiologische Forschungs- und Lehraufgaben" besonders S. 80 f.). Es leuchtet ferner ohne weiteres ein, daß Völker mit besonderer körperlicher und körperlich-seelischer Eignung für bestimmte Aufgaben diese besser lösen können als Völker mit anderer Veranlagung. Höher­ führung eines Volkes auch auf dem Wege rassischer Auswahl scheint uns

Anmerkungen deshalb im Bereich -er Möglichkeit zu liegen, ebenso wie es nachweisbar Rassen­ mischungen mit schädlichen folgen für -en einzelnen und das volksganze gibt. Man wird auch für die Feststellung der das Volk veredelnden Rasse-Elemente neben oen allgemein schon be­ kannten eugenischen Grundsätzen von der Geschichte wertvolle Fingerzeige erhalten. Trotzdem läßt sich das Rassische für die Geschichtsforschung wenigstens vorerst noch nicht als heuristtsches Prinzip verwerten, wofür hier nur einige Gründe angeführt seien. Vie wissenschaftliche Forschung über den konstitutiven Weit und die Konstanz der einzelnen Raffen-Merkmale ist noch ganz im Flusse. Während z. B. vor kurzem der Längen-BreitenIndex des Schädels als ein Kennzeichen für die Raffenzugehörigken betrachtet wurde, stellt sich immer mehr heraus, daß er für die Rassenbestimmuna nur sehr bedingt herangezogen werden darf. Schon daß sich Kurzköpfigkeit und Langköpfigkeit bei allen Hauptstämmen der Menschheit in gleicher Schwankungsbrene findet, läßt oen Längen-Breitenindex als ein recht unsicheres Rassenmerkmal erscheinen (vgl. K. $. Wolff im „Mannus" 23, 1931 S. 210 f.). Bei den neuen exakten Messungen hat sich herausgestellt, daß in ganz Nordeuropa die typisch schmalköpfigen Bevölkerungen fehlen (Scherdt ^vie rassischen Verhältnisse in Nordeuropa" S. 140). Übrigens hat man selbst bei Zwillingen Unterschiede von fünf Jndexeinheiten gemessen (E. Fischer, „Untersuchungen über die süddeutsche Brachykephalie" S. 293). E. Fischer, einer der bedeu­ tendsten Forscher aus diesem Gebiet, kommt so zu dem Ergebnis (a. a. (D. 5. 295): „Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dem Schädelindex lange nicht mehr die Bedeutung zuzuerkennen, die man ihm bisher als Rassenmerkmal beilegte." Ähnlich steht es mit dem schmalen Gesicht. Bisher oft als eines der Kennzeichen der nordischen Rasse angeführt, zeigt es sich immer mehr als eines für Rassenmischung: ver belle Schlag der nordischen Rasse hat eher ein breites als ein schmales Gesicht" (W. Scheidt „Physiognomische Studien ..." S. 94, „Alemannische Bauern ..." S. 100). In ganz Gberdeutschland ist man bisher auf keine Spuren der niedrig­ breiten Gesichter der sogenannten alpinen Rasse gestoßen (Scheidt „Alemannische Bauern" S. 100), und wie verschiedene andere Forscher hält auch Scheidt („ Vie rassischen Verhältnisse in Nordeuropa" S. 148f.) die Existenz emer ostbaltischen Rasse für fraglich. Ferner wird im allgemeinen viel zu wenig beachtet, daß der Unterschied der Rassenmerkmale zwischen Männern und Frauen ein und derselben Rasse viel größer ist als der zwischen der nord- un­ süddeutschen Bevölkerung, und daß die Menge der Gemeinsamkeiten der Merkmale hier und dort die der Verschiedenheiten bei weitem übertrifft. Diese wenigen Beispiele mögen zeigen, daß die Rassenmerkmale noch keineswegs wissenschaftlich festgestellt sind.

Nicht minder wichtig als die Frage nach den Rassenkennzeichen ist für eine dar rassische Element berücksichtigende Geschichtsschreibung die Frage nach den Gründen der Än­ derung der Rassen auf deutschem Boden. Für die Urzeit ist allerdings das Fundmaterial zu spärlich, als daß sich die Wandlungen des Rassenbildes genau verfolgen ließen, vom Ende der Völkerwanderung aber wissen wir aus den aufgedeckten Reihengräbern der Franken, Baiern, Alamannen, daß damals die Germanen etwa zu 90% einer Rasse vom Beroegungstyp mit Lang­ schädeln angehörten, wobei fieilich auch wieder zwei stark verschiedene Hauptformen zu untercheiden sind (vgl. z. B. Satter „Entstehung der nordischen Rasse besonders 5. 414ff.; v. (Eid* tedt „Rassenkunde" S. 354 unterscheidet drei Gruppen: die teuto-nordische, der jetzt ein* ach nordisch genannten Rasse entsprechend, die dalische und die fenno-nordische, die dem alten „protonordischen" Element von allen dreien noch am nächsten stehe). In den von den Franken, Baiern usw. besetzten Gebieten Süddeutschlands herrschen aber schon einige Jahrhunderte nach der Völkerwanderung die Mittel- und Kurzköpfe vor. Man erklärt dies in der Regel da­ mit, daß eingewanderte Edelrassen gegenüber den früheren Einwohnern zurückgehen, bzw. von diesen aufgesaugt werden. Genaue Beobachtungen zeigen aber, daß solche Umwandlungen keineswegs nur durch Mischung hervorgerufen werden. Hirngewicht und damit Schädelkapazrtät richten sich nicht selten nach wirtschaftlichen Verhältnissen (W. h. Stefko „Materialien zur Kraniologie der jetzigen großrussischen Bevölkerung"), ebenso Körpergröße (h. Schomburg, „ Die Wirkung der Umwelt aus die Körpergröße"). Die Städter haben im Durchschnitt größere Körperlänge, und in Korrelation damit „bildet sich anscheinend auch eine größere Kopflänge aus", in der Stadt gedeiht ferner der dunkle Typ besser (§. Lenz, „Menschliche Auslese und Rassenhygiene" S. 213 f.). Auch die Ernährung spielt mit herein. Bei vitaminarm gefütterten Ratten schlugen die Schädelindizes eine brachykephale Richtung ein, und so liegt die Ver­ mutung nahe, daß die Umwandlung dolichokephaler Einwanderer im Alpengebiet mit dessen vitaminarmer Schmalzkost" zusammenhängt (Birkner „Die Urbewohner Deutschlands" S. 252). Im allgemeinen bat man derartige Veränderungen auf die Kombination, auch Mixovariation genannt, zurückgesührt, d. h. auf die Variabilität, die durch das wechselnde Zusammen­ spiel der innerhalb einer Bevölkerung vorhandenen Erbeinheiten bedingt ist. Nachdem aber z. B. bei den von E. Fischer untersuchten Überresten von karolingischen Mönchen aus hier

Anmerkungen

nicht näher darzulegenden Gründen die Abstammung vom Reihengräbertupus höchst wahr­ scheinlich ist, wird man doch, wie es auch E. Mischer (a. a. G. S. 293 ff.) tut, öie Umwelteinflüsse stärker als bisher berücksichtigen müssen. Bet Tieren hat sich beobachten lassen, daß die Dolichokephalie der Wildform bei der Domestikation sich in Brachukephalie abwandelt. Nach C. Fischer hat die Kulturform des Schädels offenbar eine starke Neigung nach zunehmender Brachykephalie. Das würde die von Salier in seiner Arbeit „Die Entstehung der nordischen Rasse" vorgetraaene These — und auch das Bild» das sich in unserer Darstellung der urgeschichtlichen Rasseverhältnisse nach den vorhandenen Zünden ergeben hat — bestätigen, daß der ausgangs» punkt der Entwicklung in den für uns in Betracht kommenden Zeiten im allgemeinen eine durchschnittliche, aber nicht einheitliche Mittelgruppe ist. Besondere Derhältmsse, wie etwa die zur Dölkerwanderungszeit, begünstigen die Ausbildung eines Spezialtyps, in diesem §all den der Reihengräberleute. Fallen die für die Spezialbildungen maßgebenden Ursachen weg, dann erfolgt die Rückbildung zu Durchschnittserschemungen. Eine Beziehung vom körperlichen zum Geistigen ist sicher vorhanden. Gerade wenn es sich mit der Ausbildung von Körperformen so, wie eben angegeben, verhält, müssen sich physische und psychische Spezialisierung bzw. Rückkehr zu Durchschnittsformen mehr oder minder entsprechen. tMt Schlüssen aus diesem Sachverhalt auf die Geschichte wird man jedoch sehr vorsichtig sein müssen, hiefür nur ein Beispiel aus der Gegenwart: das Derhalten der einzelnen Dölker zur faschistischen Idee und zur westisch-liberalistischen Zivilisation, wäre es so, daß in den Deremiyten Staaten Amerikas, in England, in den skandinavischen Staaten trotz der zahlreichen nordischen Elemente bis zur Stunde die Abkehr von der westischen Demokratie verhindert wurde, dagegen in Deutschland ein jedenfalls nicht stärker vertretenes und in Italien ein sicher viel geringeres nordisches Element als in jenen Staaten die westische Demokratie zerbrochen hat, so läßt dies erkennen, mit welchen Schwierigkeiten eine Geschichtserklärung von der Rasse aus zu kämpfen hat. Dazu kommt noch, daß die seelische Grundhaltung in manchen entscheidenden Dingen nicht bloß von der Rasse her bestimmt ist. Die germanisch-deutsche Bevölkerung zeigt z. B. während des bäuerlich-aristokratischen Zeitalters eine überwiegend statische, während des ritterlichen eine dynamische Seelenhaltung. Das Eigenständige der einzelnen europäischen Dölker und ihre Gegensätze sind sicherlich durch Rassisches mitbestimmt,' aber es ist der Gesamtheit der eine Dolkbert konstituierenden Elemente so sehr eingeschmolzen, daß es sich aus ihnen bei der Prüfung oes Wirkungswertes der einzelnen Faktoren kaum eindeutig herausheben läßt. Der Gedanke, oaß bei den einzel­ nen Dölkern die nordischen Rasseelemente die führenden waren» scheint uns aller­ dings schon deshalb naheliegend, weil die Menschen mit den nordischen, genauer mit den teutonordischen Merkmalen einem ausgesprochenen Bewegungstyp angehoren, der naturgemäß mehr als andere die physischen uno psychischen Doraussehungen für den willen zum Führen mitbringt. Seit der Dölkerwanderung war jedenfalls in Mittel-, Nord- und Westeuropa die Führerschicht überwiegend germanischer Abstammung und hatte damit auch einen starken nordi­ schen Anschlag, den übrigens in kaum minderem Grade auch der slawische Adel aufweist (für „die nordische Abstammung der Slawen" siehe Jacob-Friesen „Grundfragen" S. 30 und G. Neckel „Germanen und Kelten" S. 41). Sobald aber die einzelnen Dölker sich ihrer Eigen­ art bewußt werden, und damit der Nationalismus ein die Geschichte bestimmender Faktor wird, treten die Führer nicht etwa als Dorkämpfer ihrer Rasse, sondern ihres in allen Staaten mehrere Rassen in sich schließenden Dolfstums auf. Und da die Bewegungsrasse naturgemäß in Kampfzeiten besonders zur Geltung kommt, werden im Konfliktsfalle gerade die Menschen nordischen Gepräges, also der nordische Däne, Engländer, Franzose, ohne jede Rücksicht auf den nordischen Gehalt und die nordische Gestalt des deutschen Wesens und Staates deren erbittertste Feinde. So war es von den ersten Regungen des Nationalismus in Europa an wenigstens bis zu dieser Stunde. Selbst wenn eine Geschichtsbetrachtung vom Rassischen aus­ geht, wird sie doch also ganz von selbst in die Dölkergeschichte einmünden, sobald die großen politischen und kulturellen Bewegungen und Zustände ganzer Zeitalter dargestellt werden sollen. Und zwar nicht nur weil, wie wir gesehen haben, das rassische Element im geschichtlichen werden nur sehr schwer von den übrigen Faktoren losgelöst und rein für sich erfaßt werden kann, sondern vor allem weil, wie wir im Text angedeutet haben, der Geschichts­ verlauf als eine zwar vielgestaltige, aber doch organische Einheit sich erst von da ab deutlicher erkennen läßt, wo seine Träger Dölker oder wenigstens deren Dorstufen sind. Die große Bedeutung des Rassischen einerseits und die Tatsache der Eigenständigkeit des jeweils mehrere Rassen umfassenden Dolkstums andererseits kommen in früher oft ange­ wandten Bezeichnungen wie germanische, deutsche, französische Rasse zum Ausdruck. Diese Bezeichnungen sind doch mehr berechtigt, als man jetzt oft annimmt. Denn nicht nur bei den Rassen, sondern auch bei anderen Gruppen, z. B. den Bewohnern einzelner Landschaften 23 Bühler, Deutsche Geschichte. I

Anmerkungen und vor allem bei den vollem finden sich typische Merkmalsvereinigungen. „ So ijt der volkstypus nicht minder eine objektw gegebene Erfahrungstatsache wie die Rasse selbst, und das Studium von Volkstypen daher nicht minder eine Aufgabe der Formenkunde des Menschen. Unverkennbar ist der deutsche dem Deutschen im Ausland, unverkennbar eine Gruppe Deutscher unter Engländern, eine Gruppe von Franzosen unter Russen, auch dann, wenn sie alle gleicher Rasse, nehmen wir an vorwiegend nordischer Rasse sind ... Das Kriterium des Typusoegriffs trifft also hier (wie bei der Rasse) in vollem Umfange zu" (E. v. Eickstedt, „Rassenkunde .. S. 22). Daß es für eine „Geschichte des deutschen Volkes" vor allem auf den Volkstypus an­ kommt, bedarf wohl keiner werteren Begründung. Aber wie wir beim „Deutschen Antlitz" zunächst an Seelisches, Eharakterliches und nicht an das körperliche denken, wenden wir dem körperlichen Typus des Deutschen hauptsächlich insoweit unsere Aufmerksamkeit zu, als dadurch unsere Vorstellung von deutscher Art an Leben zu gewinnen vermag. — Literatur: Gute Dienste leisten für eine erste Einführung in die Probleme der Rassenforschung überhaupt W. Scheidt Rassenkunde" (Reklambändchen), für die urgeschichtliche Rassenentwicklung auf deutschem Boden tt. Schliz „Rassenfragen" in Hoops Reallexikon III. Vie z. Z. neuste größere wissenschaftliche Gesamtdarstellung von E. von Eickstedt „Rassenkunde und Rassengeschichte der Menschheit" 1933/34 enthält eine Fülle wesentlicher neuer Gesichtspunkte, ist aber eben­ falls, wie bei dem gegenwärtigen Stand der Rassenforschung nicht anders möglich, noch in vielem problematisch. Ausgezeichnetes streng wissenschaftlich verarbeitetes Material bieten die von E. Fischer herausgegebenen Bände „Deutsche Rassenkunde", von den Zeitschriften, die sich wissenschaftlich mit Rassefragen beschäftigen, seien genannt „Archiv für Rassen- und Gesell­ schaftsbiologie" und „Zeitschrift für Morphologie und Anthropologie". Die Aufsätze in „Volk und Rasse" sind teils streng wissenschaftlich, teils gehören sie einer mehr gefühlsbetonten Rich­ tung an. Ähnlich wie die Rasse behandeln wir das Land, die geographischen Bedingungen, nur in einigen klar erkennbaren Fällen als Ausgangspunkt der Geschichte. Für eine deutsche Geschichts­ schreibung von den geographischen Bedingungen her gilt allgemein, was hemrich Günter („Deutsche Kultur" S. 12) von Ä. v. Hofmanns „Kombinationen" (am knappsten sind sie zusammengefaßt in seiner Stufte saminenAefaßt Studie „ Vie Wege der deutschen Geschichte, entwickelt aus den Bodenund Wasserverhältnissen Mitteleuropas") ") jagt: Diese Kombinationen Combinationen „haben viel Ansprechendes und Bestechendes, halten aber der Geschichte nicht stand. Überall sind es die historischen Gescheh­ nisse, die Hofmanns geographische »Voraussetzungen* bewirken. Und sehr oft werden geogravhisch gegebene Erwartungen durch die Geschichte illusorisch. Niemand ano zweifelt daran, daß oie geographische Lage das werden der Siedlungen... mitbestimmt hat, aber sie ist vom engeren lokalen Interesse uno Bedürfnis gewählt... Hofmanns geistvolle Verknüpfung ist nachträgliche Konstruktion. (Er) bleibt wiederholt am Raum hängen, wo nur Ideen und geschichtliche Zu­ sammenhänge zum Verständnis helfen." S. 32 f. Lei der Entstehungsgeschichte der Germanen hat man sich zu hüten sowohl vor allzu bestimmten Angaben, z. B. G. Kossinna „Ursprung und Verbreitung der Germanen" 5.277 „das Eraebnis der vereiniguna von Jndogermanen und Finno-Jndogermanen und der Verschmelzung ihrer beiderseitigen Kufiurcn kann ... kein anderes gewesen sein als der Ursprung der Germanen, der also rund 2000 v. Ehr. anzusehen ist", wie auch vor zu großer Zurückhaltung, z. v. Jacob-Friesen „Grundfragen" S. 209: „wir sollten... nur von Formen- und Kultur» kreisen sprechen... und für jene frühe Zeit (Stein- und Bronzezeit) eine neutrale, also geoaraphische und nicht ethnische wählen". Vie Heranziehung der Vorfinnen für die Entstehung der Germanen ist ganz unbegründet, vgl. pehsch „Die Ausbreitung der nordischen Kultur. S. 32 Der nichtindogermanische Teil des germanischen Wortschatzes beträgt nach G. Neckel „Germanen und Kelten" 30% und stammt von Neuschöpfungen, Lehnworten „von sogenannten Urbevölkerungen" und Wort-Verlusten bei anderen indogermanischen Völker­ schaften. Ähnlich auch Pehsch a. a. G. — Anzeichen für größere Kampfe in der Jungstein­ zeit finden sich nur in einzelnen Gegenden des Rhein- und vonaugebietes, nicht im Entstehungslande des Germanentums. Friedlichen Lharakter hatte jedenfalls die erste Hälfte der Bronzezeit, in die wohl die eigentliche Ausbildung des Germanentums fällt (siehe S. 356 zu S. 44). S. 33 wo man überall, angefangen von Westengland bis Pamir und Altai, den Aus­ gangspunkt der Indogermanifierung gesucht hat, veranschaulicht klar die Karte „Vie indo­ germanischen Urheimaten" auf S. 47 von Jacob-Friesen „Grundfragen" (bei Norddeutschland-Dänemark wäre noch Hoops einzutragen). Bei dem Wirrwarr von Hypothesen und den dafür angeführten Gründen möchte man fast mit Jacob-Friesen (a. a. D. S. 194) resignieren: „ Vie ganze Frage nach einer Urheimat und Urkultur der Jndogermanen erübrigt sich m. E. ebenso wie die Frage oer »Ursprache*. Überlassen wir doch das Jndogermanenvolk den Lin-

Anmerkungen guisten, die dies Volk, von dem sie selbst nodj nicht wissen, ob es ein Volk gewesen ist, geschaffen haben!" Auch wenn man von Realien wie dem Pflugbau ausgeht, ergeben sich der kritischer Prüfung immer wieder neue Schwierigkeiten („Vie Pflugformen gestatten keinen Beweis weder für noch gegen indogermanischen pflugvau", Leser „Entstehung und Verbreitung des Pfluges" S. 569). Immerhin sprechen für oie von Schuchhardt begründete Thürinaeroder Schnurkeramikerhgpothese (letztere Bezeichnung ist vielleicht wegen des umstrittenen Aus­ gangspunktes der Schnurkeramik siehe S. 350 zu 5. 24 vorzuziehen) zum mindesten für das germanisch-deutsche Gebiet eine Reihe archäologischer Zünde. Vie Angaben des Tacitus (Ger­ mania Kap 45 und 46) würden, wenn sie zutresfen, ebenfalls darauf Hinweisen, wie der Jndogermanisierungs- und Germanisierungsprozeß von den Aestiern an nach Osten hin immer mehr abgeebbt ist. Somatisch und nach manchen Gebräuchen gehören die Aestier zur germanischswebischen Gruppe, sprachlich jedoch unterscheiden sie sich von ihr, und die Verehrung der Götter­ mutter und das Tragen von Tierfiguren weisen vielleicht auf das Zesthalten uralter westischer Überlieferung hin. — Nach v. Eickstedt („Rassenkunde" 5.460) würde sich die Krage nach der Ur­ heimat der Indogermanen von selbst lösen: „wenn man auf einer Karte die vielen angenommenen und bewiesenen Urheimaten der Indogermanen einträgt. Das Merkwürdigste ist, daß die meisten dieser Urheimaten wirklich tragfähig bewiesen sind. Das ist kein innerer Widerspruch. Denn der Gürtel dieser Urheimaten zieht sich von Turan über Südrußland nach Skandinavien und K dann zurück nach Nordfrankreich, Deutschland, den Donauländern und Kleinasien, das tr nichts anderes als der Weg der Jndogermanen mit seinen vielen Etappen im Laufe der Jahrhunderte, ist nichts anderes als unsere westturanische Stromlinie und ihre Verbindung mit dem nordischen Unrühezentrum." Es verhält sich damit vielleicht ähnlich wie bereits früher mit dem Aurignacien-Menschen(vgl. Anm. S. 346 zu S. 6f.), daß wohl von Turan aus allererste Anstöße erfolgten, die auch die Bevölkerung Mittel- und Nordeuropas in Bewegung brachte, daß aber der eigentliche Jndogermanisierungsprozeß mit seinen kulturellen Auswirkungen doch auf dem Wege vor sich ging, oen die Schnurkeramiker-hgpothese annimmt. S. 34 Uber die weite Verbreitung von Kulturelementen des Weftkreifes während des paläo- und Mesolithikums siehe paudler „Scheitelnarbensitte..." bes. 5.104ff. und 124ff. S. 34 Die Siedlungsdichte war auch wahrend des Neolithikums im allgemeinen noch verhältnismäßig gering, wenn auch an manchen Stellen des Nordens die Zahl der Riesen­ steingräber der der späteren Vollmeierhöfe entspricht. Die in Museen gesammelten, in Ver­ zeichnissen und auf Karten zusammengestellten Zünde machen zwar bereits einen recht statt­ lichen Eindruck, aber sie stammen aus mehr als einem Jahrtausend und von einem unge­ heuren Zlächenraum, „so daß die Bevölkerung auch da, wo sie nach Ausweis der Zünde verhältnismäßig dicht gewohnt hat, im Landschaftsbiloe kaum in Erscheinung getreten sein wird. Die wenigen Dörfer, Felder und Herden verschwanden in der Natur" (Wahle „Vorge­ schichte des deutschen Volkes" S. 38).

Drittes Kapitel

vronze-, Hallstatt- und Latöne-Zeit 6» 36 Den hauptsächlich statischen Charakter der bronze- und eisenzeitlichen Kultur weist namentlich Wahle nach in „Vorgeschichte des deutschen Volkes" 5.61 ff. und „Deutsche Vorzeit" S. 127ff. Er faßt hier S. 150 sein Ergebnis in die Worte: „Das Gesamtbild (des wirtschaftlichen und geselligen Lebens und der geistigen Vorstellungen), welches die freien Germanen der Römerzeit und die Kelten in den Jahren von Läsars Gallischem Krieg bieten, ist im wesentlichen dasjenige ihrer 2000 Jahre früher lebenden vorfahren." — Auch in der Verteilung des Pflanzenanbaues (nur Getreide ist über das ganze Gebiet gleichmäßig verteilt, sonst sind circumalpin-süddeutsches und deutsches-nordisches Gebiet zu trennen, siehe S. 550 zu S. 18) herrschten trotz des hinzukommens einzelner neuer Pflanzenarten in der Bronzezeit Oie steinzeitlichen Verhältnisse werter (siehe Hoops „Waldbäume" S. 453). S. 37 In der Erklärung der Feuerbestattung folgen wir Schuchhardt „Vorgeschichte von Deutschland" 5.131 ff., das angeführte Zitat dort 5.133. Manche nehmen allerdings im Zusammenhang mit der Einführung der Brandbestattung starke Veränderungen der reli­ giösen Vorstellungen an, doch sind dafür keine Anhaltspunkte gegeben und die Art der Bei­ gaben spricht eher dagegen,- der vestattungsritus kann freilich nicht gleich geblieben sein. — von den sonstigen religiösen Vorstellungen der Bronzezeit ist hervorzuheben, daß nun zumal in Skan­ dinavien ein reger Sonnenkult nachweisbar ist. Die Sonne wird u. a. als goldbeschlagene und von Pferden gezogene Scheibe dargestellt. Auf manchen Sromegefäßen, die allerdings aus späterer Zeit stammen, erscheint die Sonnenscheibe auf einem Schiffe, wobei Schwanen- oder 23*

Anmerkungen Entenköpfe das vorder- und Hinterteil des Schiffes bilden. Auch auf skandinavischen Zelsenzeichnungen fährt die Sonne auf einem Schiffe, aus dem ebenfalls die Sonne symbolisierenden Speichenrad ist das Hakenkreuz entstanden, das seit der Bronzezeit auch im germanischen Norden sicher nachweisbar ist. Der Mond wurde ebenfalls verehrt. „ Die Deutung der mensch­ lichen Gestalten auf den Zelsenzeichnungen ist wohl noch immer ganz unsicher, und auch bei den uns erhaltenen plastischen Darstellungen von Menschen ist es hier wieder manchmal zweifelhaft, ob sie verstorbene oder aber höhere Wesen sein sollen." „Die sogenannten DepotFunde, soweit sie aus mehreren und zwar in der Regel zwei Gegenständen derselben Art beK", dürften Opfer gewesen sein. Man spendete jedenfalls „der Sonne Gegenstände, deren t Ausübung ihrer Tätigkeit zu bedürfen schien". Dgl. dienten Religionsgeschichte" I. 5.50ff., die angeführten Zitate stehen S. 59 und 60. Sonst rühren die Depotfunde (in Deutsch­ land sind über 600 gefunden) von Bronzemeistern, dem Hausschah eines Reichen oder in Not­ zeiten angelegten verstecken her (K. A. Karte 12c). S. 37 Wie gering der absolute Wert der aus den gefundenen Schädeln gezogenen Schlüsse auf die rassischen Verhältnisse der Bronzezeit ist, ergibt sich schon daraus, daß „meßbare Schädel der Bronzezeit aus Schweden nur 17, aus Dänemark bei 32 Skeletten nur 9 gehoben worden sind. Aus dem germanischen Norddeutschland sind mir überhaupt keine bekannt geworden"; nach diesem Material „übertrifft die Länge der Schädel ihre Breite nicht mehr so stark wie vorher", G. Kossinna „Ursprung und Verbreitung der Germanen" S. 101. S. 38 Die Zunahme waldoffener Gebiete infolge klimatischer Bedingungen in der Bronzezeit ist z. B. für den Westen des Fürstentums Lübeck nachgewresen, vgl. Jacob-Zriesen „Grundfragen" S. 133f., wo auch die öfters vorgetragene Hypothese von einer umfassenden Rodetätigkeit in der Bronzezeit widerlegt wird. — Die Zunahme der Viehzucht schreiben die Vertreter der Einwanderungshypothese aus Asien dem halbnomadischen Tharakter der ein­ gedrungenen Zndogermanen zu, so z. B. Wahle „Deutsche Vorzeit" $. 127. S. 38 Über den vorgeschichtlichen Bergbau unterrichten u. a. Andree „vorgeschicht­ licher Bergbau auf Kupfer und Salz in Europa" 1922 und K. A. Karte 10. — Über »Handel" und »Handelsweae der Bronzezeit siehe K. A. Karte 12 und 12a, über den Goldreichtum der Bronzezeit zumal in Deutschland Karte 12b. — Die Sage vom paradiesischen, später dem „goldenen" Zeitalter ist um 2000 v. Ehr. im Zusammenhang mit dem babylonischen MardukGannes-Sonnenkult entstanden (Kämpers „vom Werdegang der abendländischen Kaiser­ mystik" S. 32ff.). Der Text (von Sprockhofs) zu Karte 12b des K. ct. setzt das „goldene Zeitalter" in unmittelbare Beziehung zur Bronzezeit: „Ulan liest in alten Büchern viel von dem goldenen Zeitalter, das über die Völker Europas dahingegangen sei. hier spiegelt sich zum großen Teil die Erinnerung an die Bronzezeit wieder, die mit ihrem goldglänzenden Schmuck und den goldig schimmernden Waffen offenbar noch lange in der Erinnerung nach­ gelebt hat." S. 39 Die rheinischen Glockenbecher-Leute (nach den Ziermustern ihrer Keramik Zonen­ keramiker genannt) stammen aus Spanien. S.40 Über die Kleidung der Germanen siehe G. Girke „Die Tracht der Germanen in der vor- und frühgeschichtlichen Zeit", Leipzig 1922. — Die von uns im Text angeführten Zitate von Schuchhardt stehen „Vorgeschichte von Deutschland" $. 118ff. Gute Abbildungen und eine genaue Beschreibung der seit längerem bekannten germanischen Tracht bietet auch der K. A. Karte 13. — Eine eingehende Schilderung der Zünde im Grabe von Egtv eü bietet Zritz Bubi „Eine Germanenfrau vor 3000 Jahren" im „Kosmos" Band 29, 1932, S. 343ff. In dem gleichen Eichensarg neben dem Germanenmädchen, dessen Leiche im nassen Moorboden vorzüglich erhalten war, fanden sich die Knochenreste eines verbrannten 7—8jährigen Kindes. Die Hypothese Buhls, dies fei ein der vornehmen Herrin beigegebenes Grabopfer, ist nicht zureichend begründet. — Lediglich mit einem Zransenröckchen um die Lenden erscheint auch eine 5 cm hohe, in Wachsguß ausgeführte weibliche Gestalt, die man in Dänemark gefunden hat (Z. Buhl „Ein neuer Zünd aus der Germanenzeit" Kosmos 1933 S. 106). Die von Girke a. a. G. S. 35 angeführte Zrauenfigur (Handgriff eines zu Itzehoe gefundenen Bronze­ messers) mit hüftschurz und großen Ohrringen wird man nun vielleicht doch nicht mehr ohne werteres als „ungermanisch" bezeichnen dürfen. S. 44 Den friedlichen Charakter der Bronzezeit überhaupt betont Schuchhardt „Vor­ geschichte von Deutschland" S. 105, und besonders im Norden S. 134; friedlich war jedenfalls die ältere Bronzezeit. — Die geringe Zahl an Zünden von Schutzwaffen ist wohl nicht, wie es gelegentlich geschieht, auf die unbändige germanische Kampfeslust zurückzuführen, da ja später m den eigentlichen nriegszeiten die Germanen sich sehr gut des Schildes zu bedienen wissen, und es als Schmach galt, ohne Schild aus dem Kampfe zurückzukehren. — Über die Waffen der Bronzezeit siehe I. Kaue „Die vorrömischen Schwerter aus Bronze, Kupfer

Anmerkungen

und Eisen", München 1903. Wieviel auf diesem Gebiete sowohl für die Unterscheidung der einzelnen Urten derselben Waffengattung wie für die Zuweisung zu den einzelnen Völker­ gruppen noch zu geschehen hat, zeigt die Monographie von E. Sprockhofs „Die germanischen Griffzungenschwerter". Die geringe Verbreitung von Schuhwaffen auf deutschem Loden in der Bronzezeit läßt Tafel 8 S. 33 bei Sprockhofs „Zur Handelsgeschichte der germanischen Bronzezeit" erkennen. Darnach wurden an nordeuropäischen Schilden gefunden auf Irland 5, England rund 30, Rhein bei Mainmündung 2, südlich der mitteldeutschen Gebirge 2, zwischen Elbe und Oder 4, Schweden 1, Dänische Inseln 3. S. 45 Während der Eisenzeit drang auch der Gemüsebau nordwärts vor. Erbse, Linse und Bohne erreichten jetzt Norddeutschland, auch der Flachsanbau ist nun hier sicher nach­ weisbar (Hoops „Waldbäume..." S. 455), alles eine Bestätigung dafür, daß man infolge des Klimaumbruches dem Pflanzenanbau größere Aufmerksamkeit zuzuwenden genötigt war. S. 45 Der keltische Süden und Westen weisen eine größere Zahl und prächtiger ausgestattete Fürstengräber auf (im Hunsrück, in der Rheinpfalz, in Württemberg, in Laden) als der germanische Norden. Immerhin wurde hier um 700 v. Ehr. in der prignitz das sogenannte Königsgrab von Seddin errichtet. Über der von einem „falschen" Gewölbe bedeckten, unregelmäßig neuneckigen, 1,50 m hohen Kammer wölbt sich ein etwa 10 m hoher Hügel von etwa 100 m Durchmesser. Zn einem aus Oberitalien stammenden Lronzegefäß ruht die Asche des germanischen Fürsten. Die übrigen Leigaben, z. L. eine Bronzetasse, ein Rasiermesser und eine Haarzange aus Bronze, zwei eiserne Nadeln — Eisen war damals kost­ barer als Bronze — die man der zusammen mit ihrem Gemahl bestatteten Fürstin mit ins Grab gab, sind germanische Erzeugnisse. Näheres über die Fürstengräber siehe K. A. Karte 22 b und c. S. 47 Menschenopfer hat es bei den Germanen im Zusammenhang mit dem Kriegswesen und auch sonst zur Abwehr von Not und Gefahr gegeben. Die heidnischen Sachsen opferten, ehe sie von ihren Plünderungszügen heimkehrten, den zehnten Teil ihrer Gefangenen dem Meeresdämon. Auch die Friesen opferten dem Meere Menschen. Die nordischen (Quellen berichten von mancherlei mitunter grausamen und zahlreichen Menschenopfern (Ritzen des „Blutaars", wobei den Gefangenen die Rippen ausgeschnitten und die Lunge herausgerissen wurde), doch ist es unsicher, wie weit man daraus Schlüsse auf die altgermanischen Verhältnisse auf jetzt deutschem Boden ziehen darf. Über die Menschenopfer bei den Germanen siehe Hoops „Reallexikon der germanischen Altertumskunde" III. S. 213f.; Erben, „Kriegsgeschichte des Mittelalters" S. 201 f. Siehe auch Anm. S. 371 zu S. 158. S. 48 Näheres über die wirtschaftlichen Zustände bei den Germanen in der unmittelbar vorrömischen und römischen Zeit siehe 5.129ff. S. 49 Über die kulturellen Beziehungen der Germanen und Kelten siehe neben den Werken von Schuchhardt und Wahle besonders K. Schumacher „Gallische und germanische Stämme und Kulturen im Ober- und Mittel-Rheingebiet zur späteren Latönezeit", prähistorische Zeitschrift VI, 1914, S. 230—292; R. Much „Kelten und Germanen" in „Volk und Rasse" III, 1928, S. 145-154 und 5.193-201; G. Neckel „Germanen und Kelten" 1929. 6» 50 Über die germanischen Stämme unterrichtet gut R. Much, „Deutsche Stammes­ kunde", wozu für Einzelheiten die in Gebhardts Handbuch 7. Auflage Band I S. 7—13 verzeichnete neuere Literatur nachzusehen ist; das Hauptwerk ist: L. Schmidt „Geschichte der deutschen Stämme", wovon Band I, die Ostgermanen behandelnd, 1934 in neuer Auflage. Nach Neckel „Germanen und Kelten" 5.26 „reicht das Licht der antiken (Quellen, das Germanien nordwärts erhellt, etwa bis zu einer Linie Bergen—Falun —Gefle. Die wirk­ liche NordArenze gegen die menschenleere Gde und die nomadischen Lappen verlief mindestens an den beiderseitigen Küsten nördlicher".

viertes Kapitel Hömer= und Völkerwanderungszeit S. 53 Über die Kultur der Germanen zur Römerzeit siehe E. Norden „Die germa­ nische Urgeschichte in Tacitus« Germania", ferner Buch II dieses Bandes; über die Kultur­ stagnation bei den Germanen vom Ende der Steinzeit an siehe S. 355 zu 5.36, S. 53. — Für die innergermanischen Derhältnisse vgl. Hoops „Waldbäume. . ." 5. 574: „wir kommen somit zu dem Schlüsse, dak die Angelsachsen in ihrer nordwestdeutschen Heimat zwar schon mancherlei römische Handelsartikel mit ihrem lateinischen Namen kennenlernten, daß etwaige Söldner vielleicht auch einige militärische Ausdrücke ins Land brachten, daß aber von einer Einwirkung der wertvolleren sozialen und ökonomischen

357

Anmerkungen Errungenschaften der römischen Kultur, des Haus- und Straßenbaues (usw.) keine Rede sein kann". Gams und Nordhagen „postglaciale Klimaänderungen" S. 304ff wollen auch die in diesem Kapitel behandelten hauptsächlichsten Ereignisse von klimatischen Bedin­ gungen herleiten. Obwohl wir den Geschrchtsverlauf zum mindesten seit der Mitte des ersten Jahrtausends v. Ehr. auch in Mittel- und Norddeutschland zum guten Teil, und zwar in steigendem Maße als das Ergebnis politisch zweckbewutzter Handlungen betrachten, darf man darüber die anderen für das geschichtliche werden bedeutsamen Faktoren nicht übersehen, und zu ihnen zählen zumal in den vortechnischen und vorindustriellen Zeiten die klimatischen Verhältnisse. Vie Wanderung der Kimbern und Teutonen fällt in den Übergang vom ersten zum zweiten Abschnitt der subatlantischen Zeit. Der erste Abschnitt (etwa 800 bzw. 500, wo die Erscheinungen dieser Zeit in verstärktem Maße hervorzutreten beginnen, bis 120 v. Chr.) ist „charakterisiert durch das Vorrücken der Gletscher, vermehrte Wasserführung der Quellen ... Rückgang von Föhre, Liche, Lärche, Hasel." Das hat in den ozeanischen Gebieten Hungersnot und Auswanderung, in den kontmentalen „Kulturblüte und Varbareninvasionen" zur Folge: Kriegszüge der Kelten und schließlich der Kimbern und Teutonen und der übrigen Völker­ schaften, die mit ihnen zogen. Um 120 v. Chr. beginnt der bis etwa 180 n. Lhr. reichende zweite Abschnitt mit Zurückweichen der Alpengletscher und Zurückgehen des Grundwasserspiegels im Rhein- und Donaugebiet. Daher Erleichterung des Verkehrs in den Alpen: nach den kimbrisch-teutonischen Wanderungen gallorömische Zeit in West- und Mitteleuropa. Eine neue schwächere Regenperiode (180—350 n. Ehr.) kennzeichnet den dritten Abschnitt, womit die von Nordwesten und südwärts gerichteten Wanderungen der Franken, Alamannen und Sachsen erklärt werden. Der Einbruch der Hunnen (370) und anderer asiatischer und osteuro­ päischer Völker soll mit den durch Trockenheit verursachten Hungersnöten im Osten Zusammen­ hängen. S. 53 Zur Entstehung der Edda siehe K. h elm in Nollau „Germanische Wiedererstehung" S. 350ff. und 417; Neckel in Hoops Reallexikon IV. S. 196. Stofflich enthält die Edda zweifel­ los viel echt Germanisches, dazu manches von fremden, zumal vorderasiatischen Mgthen und Kulten, was man früher als unmittelbar christlich betrachtete. Die ältesten in der Edda ent­ haltenen Lieder sind im 9. Jahrhundert n. Lyr. entstanden. Nach Rückert, „Die Lhristianilierung der Germanen" 5.6 ist man nun der Edda gegenüber als „einer religionsgeschicht­ lichen Quelle, die nicht aus Religion, sondern aus antiquarischem und ästhetischem Interesse heraus entstanden ist", „skeptisch"; dagegen ist uns „in den Isländersagen ein großer und wertvoller Quellenkomplex ins Gesichtsfeld gerückt, aus dem wir ein wesentlich anderes Bild von vorchristlicher germanischer Art und Religion ablesen müssen". S. 54 Im Jahre 1903 wurde im Oseberg am Gslofjord die vollständige Grabausstattung einer Fürstin, vermutlich der Großmutter des Wikingerkönigs Harald harfagr, der Aasa, ge{unden. Besonders der Steven des Schiffes, einer Lustjacht, ist reich mit Tlerornamentik gechmückt, ebenso die beigegebenen Schlitten und ein Wagen, hier wie auch an einigen anderen Orten haben sich die Schiffe, in denen man die Wikingerfürsten bestattet hat, sehr gut gehalten. Zahlreiche Abbildungen vom Gsebergfund bietet F. Adama van Scheltema „Der Gsebergfunü". — Bei aller Kürze unterrichtet auch der K. A. Karte 69—72 gut über die völkerwanderungskunst, die Wikingerfunde und das Gsebergschiff. — Die zu Gberflacht im Ober­ amt Tuttlingen gefundenen Holzsärge sind nach Kossinna („Germanische Kultur im ersten Jahrtausend n. Ehr." S. 294) „meist sogenannte Totenbäume aus einem Eich- oder Birnbaum­ stamm, der über 2 m Länge hat, mit der Axt zugerichtet, der Länge nach gespalten, trogartig ausgehöhlt und entrindet. Der als Deckel dienende Oberteil wurde sorgfältiger mit abgeschrägten Kanten bearbeitet, und längs seiner Mitte wurde ein Schlangenleib mit kammartigem Rücken und gekröntem und gezahntem Kopf kantig aus dem Holz gehauen ... Seltener waren so­ genannte Totenbettstätten, die zwischen vier Pfosten zierlich gedrechselte Geländer besitzen", von den Beigaben fallen besonders die zahlreichen fein gearbeiteten Gebrauchsgegenstände aus Holz (Gefäße aller Art) und Stoffreste auf. Über die alamannische Völkerwanderungskunst siehe auch das große Werk von W. veeck: „Die Alamannen in Württemberg" 1931. S. 54 Zusammenstöße zwischen Germanen und Römern von geringerer Bedeutung waren seit der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts v. Lhr. schon verschiedentlich erfolgt, siehe Neckel, „Germanen und Kelten" S. 18f.; Reallcxikon der Vorgeschichte IV S. 300. Über die früher als die Kimbern mit der antiken Kulturwelt in Berührung gekommenen Bastarnen siehe S. 50. Daß die Kimbern und Teutonen Germanen, nicht Kelten waren, ist jetzt von der Forschung allgemein anerkannt. — Die Züge der Kimbern und Teutonen sind graphisch dargestellt im K.A. Karte 26 (vgl. dazu M. Jahn im „Mannus" 1932 S. 150ff.). Einzel­ heiten wie etwa, wo die Helvetier bei ihrer Begegnung mit den Germanen ihre Wohnsitze hatten und mit ihnen den Rhein überschritten (siehe Gebhardts Handbuch 7. Aufl. 5.49),

Anmerkungen wieweit jeweils die einzelnen Völkerschaften miteinander zogen, ob dem Beschluß von 102, gegen Italien zu marschieren eine zweite Niederlage in Belgien vorausgegangen war (siehe Gebhardts Handbuch 6. ctufl. S. 66), sind immer noch nutzt völlig geklärt. — Über die Wanderungen der Kimbern und Teutonen als „Bauerntreck" siehe W. Darr6 „Dos Bauern­ tum als Lebensquell der nordischen Nasse" 5. 320ff. 0* 55ft Die gahlenangaben sind L. Schmidt „Allgemeine Geschichte der germanischen Völker" 5.47f. entnommen. — Nach Hoops „Waldbäume" S. 495f. betrug die Bevölkerung Italiens zur Zeit hannibals etwa 1000 pro Euadratmeile, im ersten Jahrhundert n. Thr. einschließlich der Sklaven 1500 pro Euadratmeile und insgesamt 7 Millionen, die Bevölkerung Galliens zur Zeit Cäsars 450 pro Euadratmeile. — Was gewöhnlich vom Nationalgefühl -er Germanen gesagt wird, ist teils von dem der römischen Berichterstatter, teils von dem späteren deutschen Nationalgefühl unterstellt. Nur ganz selten stößt man auf Anzeichen eines gemein germanischen Nationalgefühles, so etwa bei Theodorich, der aber kulturell und innen­ politisch sich sehr stark auf römische Clemente stützte. S. 61 Der Name der Germanen taucht in der Literatur gleichzeitig mit dem der Kelten erstmals bei herodot, also im 5. Jahrhundert v. Chr. auf (siehe Neckel „Germanen und Kelten" S. 18ff. und 30). An herodots Erwähnungen der Germanen lassen sich mancherlei weit in die Urgeschichte zurückgreisende Vermutungen knüpfen, ob aber wirklich die bei der Aufzählung der Perserstämme genannten „Germanioi" und die „oretanischen Germanen" in einem Zu­ sammenhang mit unseren vorfahren stehen, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen. Dagegen sind bestimmt Germanen im eigentlichen Sinne in den römischen Triumphallisten vom Jahre 222 v. Chr. genannt, wo berichtet wird, daß der Konsul Marcellus germanische Scharen „als Gefolgschaften im Bunde mit den Galliern oder in deren Solde" (Neckel a. a. G. 5. 20) be­ siegt hat. von Cäsar an werden die Nachrichten über die Germanen genauer, doch kamen bei Griechen wie Römern gelegentlich immer wieder Verwechslungen von Kelten und Germanen vor. Im allgemeinen wurde indes nun der Name der Germanen sowohl für die Gesamtheit der Germanen wie für die einzelnen Stämme richtig angewandt. In der späteren Kaiserzeit trat die Bezeichnung Germanen gegenüber den Stammesnamen wie Kranken, Alamannen zurück. Die Germanen selbst haben ebenso wie die Kelten „keinen Namen zur Bezeichnung ihrer Gesamtheit besessen" (R. Much, „Kelten und Germanen" in „Volk und Rasse" III S. 200), was bei dem Kehlen eines gemeingermanischen Volks- und Nationalgefühls (siehe vorige Anmerkung) nicht weiter erstaunlich ist. — Die Deutung des Namens richtet sich hauptsächnch nach den Annahmen seiner Herkunft. Man ist dabei im Negativen, in der Keststellung der zweifellos Unrichtigen, z. B. die Herleitung von „Ger-Männern", weiter gekommen als mit der positiven Erklärung. Die Ableitung von lateinisch „germani", die „Echten", die besonders wilden Gallier, aus einer Zeit, da sich die Römer der Unterschiede zwischen Germanen und Kelten zwar bewußt zu werden begannen, aber die Germanen nur als eine Sonderart der Kelten betrachteten (so Birt „Die Germanen"), hat wenig Anklang gefunden. Die Ansicht von einem echt germanischen Ursprung (so besonders R. Much „Der Name Germanen" in „wiener prähistorische Zeitschrift 1928 S. 1 ff.) wird ebenfalls von der Mehrzahl der Korscher abgelehnt oder doch sehr modifiziert. Neuerdings hat die These vom rein germanischen Ur­ sprung des Namens und seine Deutung als die „hervorragenden" w. Krogmann „Der Name der Germanen" vertreten, die Bedenken dagegen kurz in „Blätter des Schwäbischen Alboereins" 46. Jahgang 1934 S. 10f. Am meisten verbreitet ist die Hypothese, keltische Stämme hätten die Angehörigen eines oder mehrerer Nachbarstämme Germanen genannt, und von da sei dann der Name auf alle germanischen Stämme übertragen worden (so z. B. Norden in Sitzungsberichten der Berliner Akademie 1918). Neuerdings neigen ein­ zelne Gelehrte (so I. Schnetz „Der Name Germanen" in Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache Band 47, 1923, S. 470ff. und Neckel a. a. G. 5. 357) zu einer keltisch­ germanischen, bzw. germano-italischen oder urindogermanischen Herkunft mit der Bedeutung von die „Grimmigen", „Kriegerischen" (so Schnetz) oder mit stärkerer Betonung des im latei­ nischen „germerr und germanischen „garman" enthaltenen Wortsinnes, worin der Begriff Bruder" enthalten sei, wofür auch spräche, daß die Germanen, wenn sie sich auch nicht als volkheil in unserem Sinne, so doch als Blutsverwandte, als die Kinder dreier leiblicher Brüder betrachtet hätten (so Neckel). Gelöst ist aber, wie gesagt, das Problem immer noch nicht. — Die Stelle über die Wanderung herminonifch-swebischer Völkerschaften ist L. Schmidt „Allgemeine Geschichte der germanischen Völker" 5.168f. entnommen. S. 62 f. Die genaue Stelle -es Kampfes zwischen Cäsar und Ariowist ist nicht bekannt, vgl. Gebhardts Handbuch 6. ctufl. 5. 69f. und über ctriowist M. Gelzer im Elsaß-Lothringi­ schen Jahrbuch 8, 1929. — Nach Gelzer a. a. G. käme eine Ansiedlung von Germanen durch Casar nicht in Krage, ctuch ctriowist habe nicht daran gedacht, seine Leute als Bauern anzusiedeln,

Anmerkungen

sondern wäre nur dem Rufe der Kelten gefolgt, denen „die Kriegführung mit geworbenen Mann­ schaften überhaupt geläufig war". Ariowists Germanen wären links des Rheins „sozial die Nachfolger der keltischen Hüter geworden... Vie Bewirtschaftung des den Germanen zuge­ teilten Landes geschah wie zuvor durch die keltische ,plebs‘". Cäsar habe nach Ariowists Nieder­ lage die germanischen Stämme nicht in ihren Sitzen belassen, um sie anzusiedeln, sondern er habe sich einfach um das Unterelsatz nicht bekümmert. Vieser These widerspricht die große Anzahl der Germanen, die ein Volksheer voraussetzt,- für die eigentlichen Gefolgsmannen Ariowists mag die Darstellung Gehers allerdings zutreffen. Möglicherweise ist die offizielle römische Anerkennung der germanischen Niederlassungen im Unterelsatz und der heutigen Rbeinpfalz später im verlaufe von Cäsars Statthalterschaft oder vielleicht etjt nach Cäsar erfolgt, von einer Germanisierung dieser Gebiete schon zu dieser Zeit könne nicht die Rede sein, denn „weder werden damals die keltischen Bewohner des Landes ganz vertrieben worden sein, noch waren die unter ihnen seßhaft gewordenen Germanen darauf bedacht, ihre völkische Eigenart zu bewahren, vielmehr waren sie bestrebt, sich die höhere (sic!) keltische Kultur nach Mögkeit anzueignen, und wir dürfen uns nicht wundern, wenn die Lodenfunde keine deutlichen Unterschiedsmerkmale bieten" (Gebhardts Handbuch der Geschichte 7. Aufl. 2. 46). S. 64 f* Auf dem Rückmärsche vom Feldzuge des Jahres 11 o. Chr. gegen die Sugambrer und andere Stämme wurde Vrusus von den Cheruskern, Chatten und Sugambrern hart be­ drängt und errichtete an der Lippe das Kastell Aliso, dessen Spuren die einen bei Haltern, andere bei Gberaden — zwei ehemaligen Römerlagern — nachweisen zu können glauben. — Der durch einen Unfall herbeigeführte Tod des vrusus machte auf die Römer einen tiefen Eindruck, sie erzählten sich, eine germanische Seherin habe ihm an der Elbe sein baldiges Ende vorausgesagt. S. 65 Herkunft und Sinn des Namens Arminius sind umstritten. Sicher ist auch hier nur etwas Negatives, daß er mit Hermann nichts zu tun hat. Möglicherweise liegt „Arminius" ein germanischer Name, etwa Irmin, Erminmer (was aber zu Hermann in keiner Beziehung steht), zugrunde, den die Römer bei ihrer Namengebung berücksichtigten. Nach einer anderen Vermutung wäre Segimers Sohn bei seiner Aufnahme in eines der römischen Rittergeschlechter, die „gens Arminia", wie in solchem Falle üblich, nach ihr benannt worden. Huf noch unsichererem Boden als die Namensfrage bewegt sich die Frage, ob Arminius in der Gestalt des Siegfried fortgelebt habe, und die Bemerkung des Tacitus (Annalen II. 88), die barbarischen Völker besängen noch Armin, gewissermatzen auf den Ursprung des Nibelungenliedes Hinweise. — Go die Schlacht im Teutoburger Wald, wie meist angenommen wird, in der Nähe der Grotenburg stattgefunden hat, ist ungewiß, von der zahlreichen Literatur hierüber sei hier nur eine Arbeit genannt, die besonders deutlich die Schwierigkeiten erkennen läßt, mit denen sich hier die Forschung auseinanderzusetzen hat, und daß aus Grund des bisher bekannten Materiales ein abschließendes Urteil nicht möglich ist: Koepp „Lichter und Irrlichter auf dem Wege zum Schlachtfeld des varus" in „Westfalen" XIII. 1928. — Über den Angrivarierwall und Armins „überlegene Feldherrnschaft" in der Schlacht an diesem wall siehe Schuchhardt „Vorgeschichte von Deutschland" S. 243—247. S. 66 Vas Zitat von Neckel ist der Schrift „Germanen und Kelten" S. 26 entnommen. — In den Tälern der Alpen, an den bedeutenderen patz- und Saumwegen und an den Nord- und Südabhängen des Hochgebirges ist seit der Bronzezeit eine fest siedelnde Bevölkerung nachzu­ weisen (siehe Jacob-Friesen „Grundfragen" 5.132 f.). S. 69 Gelegentlich sind allerdings die Germanen von ihrer primitiven Kriegführung abgewichen, so berichtet Tacitus (Annalen II, 45) bei der Schilderung des Kampfes zwischen Armin und Marbod: „Vie Heere rückten gegeneinander vor, beide mit gleichen Aussichten auf Sieg. So verzettelten nicht wie früher die Germanen ihre Kraft in planlosen Angriffen oder in zerstreuten Haufen, denn sie hatten bei den jahrelangen Kämpfen gegen uns gelernt, Reih und Glied zu halten, sich durch Reserven zu sichern und den Befehlen ihrer Heerführer zu gehorchen." Siehe auch oben Anm. zu S. 65. Dagegen läßt z. B. die ungemein lebendige Darstellung der Schlacht bei Straßburg (357 n. Chr.) zwischen Julian und den Ala­ mannen deutlich erkennen, daß diese trotz einzelner guter taktischer Maßnahmen im allgemeinen noch nach altgermanischer Kampfesweise fochten und darum der römischen Kriegskunst unter­ lagen (Amnnanus Marcellinus „Res gestae" Such 16, Kap. 12, übersetzt I. Bühler, „Vie Germanen in der Völkerwanderung" 2. Aufl. S. 115 ff.). S. 69 Eine gute Schilderung des Lebens, namentlich der wirtschaftlichen Verhältnisse der germanischen Provinzen Noms bietet E Wahle „Deutsche Vorzeit" S. 169—182; Cramer „ Deutschland in römischer Zeit", 1912, behandelt das Militärische und politische besonders aus­ führlich, doch sind auch den kulturellen Verhältnissen einige Kapitel gewidmet. Ebenfalls mehr die äußeren politischen Geschehnisse sind in der Schrift von Eidam „Deutschlands Besetzung

Anmerkungen

durch die Römer" berücksichtigt,- bier auch eine gute knappe Zusammenstellung der Ergebnisse der Limesforschung. Reiches Bildmaterial verbindet mit guter Darstellung $. Koepp „Die Römer in Deutschland". — Leider läßt sich nicht feststellen, in welchem Umfange in den römisch gewordenen Gebieten Germanen völlig romanisiert wurden und germanische Grundherren als Lebensmittellieferanten für römische Heere und Städte zu Reichtum und sozial gehobener Stellung kommen konnten. Zn den Großbetrieben für Töpferei und dergl. arbeiteten neben Kellen auch Germanen, ferner waren nicht wenige Germanen Handwerker in den Städten und aus römischen Gutshöfen. S. 70 Der oft behauptete Unterschied der Bevölkerung einst römisch gewesener und nie römisch gewordener Gebiete im Verhältnis zur Reformation z. B. hat tatsächlich nicht existiert. So hat sich der Katholizismus im wünsterland, im hildesheimischen Gebiet, in Schlesien weithin behauptet, während die Reichsstädte auf ehemals provinzial-römischem Boden, große Teile der Schweiz und Gberdeutschlands die Reformation mit nicht geringerer Begeisterung als Norddeutschland aufnahmen. Ts handelt sich in diesem Zalle wie auch sonst um besondere mit jenen frühen Verhältnissen nicht zusammenhängende, den jeweiligen Epochen selbst eigen­ tümliche geschichtliche Bedingungen. — von den Resten derNomanen auf deutschem Boden und ihrer kulturellen Stellung stellt h. Rubin „Maß und Bedeutung der römisch-germanischen KulturZusammenhänge im Rheinland" 5.50 f. u. a. fest: „gegen die Annahme zahlenmäßig bedeutender Romanenreste streitet jedenfalls entscheidend oie Tatsache, daß die Völkerwanderung nachweisbar einen Rückgang der Siedelungsfläche, mithin auch der Bevölkerung herbeigeführt hat, obwohl letztere doch durch die Germanenhaufen vermehrt worden ist ... Gb die überlebenden Romanen nun als Handwerker oder Zinsbauern lebten... jedenfalls gehörten sie, und darauf ist das größte Gewicht zu legen, jetzt alle mit verschwindenden Ausnahmen den niederen Schichten an. Zch stelle schon hier fest, daß diese Romanenreste, da sie nur die niederen Dienste des täglichen Lebens ausübten und keinen Einfluß auf die allgemeinen Dinge besaßen, auch nichts anderes den Germanen zu vermitteln vermochten, als eben Errungenschaften der täglichen Lebens­ übung", und in dieser hatten, wie an verschiedenen Stellen unseres Textes bemerkt, die Romanen den Germanen nicht eben viel zu geben. S. 71 Nach Gams und Nordhagen (vgl. S. 358 zu S. 53) wären für die kimbrischteutonische Wanderung, den Vorstoß des Ariowist und dann die eigentliche Völkerwanderung klimatische Verhältnisse maßgebend gewesen. Dies trifft jedenfalls insofern zu, als diese die Bevölkerung in erhöhtem Nlaße auf den Ackerbau Hinwiesen, der dann seinerseits Volksver­ mehrung und Landhunger hervorrief. Dazu kamen die innerrömischen Verhältnisse (vgl. S. 58) und überhaupt die verschiedenen schon seit länger wirksamen Faktoren der Gesamtentwicklung und die Unternehmungen einzelner ^Lehrerpersönlichkeiten. S. 73 gordanis („Getica" Kap. 4 § 26—28) nennt sich selbst einen Goten, wahrscheinlich war er ein Alane. Er trat zum katholischen Glauben über, wurde Priester und schrieb wahr­ scheinlich im Zahre 551 seine „Gotengeschichte" nach Auszügen aus der verlorengeganaenen Gotengeschichte des Tassiodor, dessen Hauptquelle der gotische Geschichtschreiber Ablavius war. — Der Aufenthalt in den südrussischen Gebieten wurde für die Goten und mittelbar durch sie auch für andere germanische Stämme kulturell von großer Bedeutung (vgl. $. R. Schröder „Altgermanische Kulturprobleme"). S. 75 Nach anderer Auffassung (siehe Gebhardts Handbuch 6. Aufl. S. 113) hätte Wdowakar Noricum und Natten als römische Provinzen bestehen lassen, nur die Einfälle der Germanen hätten sich gemehrt. Zn Wirklichkeit kam dies fast auf dasselbe hinaus, wir haben deshalb weder hier noch für den Westen alle Einzelunternehmungen der Germanen und Abwehrmaßnahmen des römischen Staates angeführt. 6.76 Neuerdings schließt man aus sprachlichen Gründen E. Schwarz „Zur Namen­ forschung und Siedemngsgeschichte in den Sudetenländern" bes. S. lllff.), daß doch nicht alle Germanen das rechtselbische Gebiet , Böhmen usw. verlassen hätten. Nach Schränil „Die Vorgeschichte Böhmens" (5.273) ist aber von der wende des 6. und 7. Jahr­ hunderts an kein Bodenfund nachzuweisen, der „für einen dauernden Aufenthalt" germanischer Stämme in den böhmischen Ländern zeugte,- auch wäre ein Aufenthalt der Langobarden in Bödmen sehr fraglich (S.272). (Die Schrift von K.Z epnik „Siedlungsgeographische Studien im nördlichen Böhmen" 1922, war mir nicht zugänglich). Aber für die Gesamtbeurteilung und die spätere deutsche volkswerdung hat es nicht allzuviel zu bedeuten (so auch E. Schwarz), ob einzelne germanische Inseln, sei es als selbständige Gemeinschaften, sei es in Abhängigkeit von der nachrückenden Bevölkerung sich noch kürzere oder längere Zeit hielten. Denn bei der Rückgewinnung dieser Lande hören wir nie etwas davon, daß man auf ein germanisches Volks­ tum gestoßen wäre. In der Zwischenzeit vom Abzug der Germanen bis zum deutschen Gegen­ stoß herrschte jedenfalls rechts der Elbe in allen Landen das Slawentum durchaus vor.

Anmerkungen S. 79 (Es seien hier nur einige wenige Stellen aus Schriftstellern des elften Jahrhunderts angeführt, die die Verachtung der fremden Stämme und den Stolz auf den eigenen Stamm ZUM Ausdruck bringen: „Er beschuldigt ihn der alamannischen betrügerischen Treulosigkeit" (Gesta epicop. Leodiensium M. G. SS. VII S. 204); „die verfluchten raublüsternen Scharen der Alamannen" (Thietmar Thron. 5, :2); „die unersättliche Habgier der Baiern, die, im eigenen Lande immer mit Armseligem zuftieden, in der Zremde nie genug haben können" (Thietmar Thron. 5, 19); „der König rückte gegen die Sachsen vor, ein hartherziges, treuloses, meineidiqes Volk" (Annales Augustani zum Jahre 1080 M. G. SS. III S. 130); „der König vertraute sich und alles den Sachsen an, deren herzen treu wie Gold und unerschütterlich wie Zeisen sind (Saxonum, saxea corda gerentium)... ihnen, dem stärksten Anker seiner Hoffnung" (Annales Quedlinburg, zum Jahre 1021 M. G. SS. III S. 87).

Fünftes Kapitel Vas Zrankenreich und die Gründung des deutschen Staates S. 81 Gb die Chatten im engeren Sinne den Franken zuzuzählen sind, ist nicht ganz sicher, jedenfalls sind die Hessen im wesentlichen aus den uhatten hervorgegangen. Literatur über die mit der Zusammensetzung der Franken und der Abgrenzung der einzelnen Stämme unter­ einander zusammenhängenden Zragen siehe Gebhardts Handbuch 7. stuft. S. 96 f. S. 83 Die Chronologie für die Negierung Chlodowechs ist viel umstritten, wir geben die gewöhnlich angeführten Daten, doch wird z. B. von manchen nur ein Zeldzug gegen die stlamannen und zwar im Jahre 507 angenommen. Siehe u. a. w. Levison, „Zur Geschichte des Zrankenkönigs Lhlodowech" Bonner Jahrbücher 103, 1898, S. 42 ff. S. 87 Über die Vergreisung und Zersetzung des germanischen Lebens, besonders über die „Erweichung" des germanischen Charakters und der germanischen Religiosität schon vor der Berührung der Germanen mit dem Christentum siehe Bühler „Kultur des Mittelalters" S. 84 f.; Neckel „Die Überlieferungen vom Gotte Balder" und namentlich Rückert „Die Christianisierung der Germanen". — Über die Rustikalisierung des weströmischen Reiches als Zolge der immer größer werdenden Knappheit der Edelmetalle siehe L. Stein „Geschichte des spätrömischen Reiches" I, S. 21 f. S. 88 Näheres über die Lex Salica, das Dolksrecht der Franken, siehe Schröder-Künßberg, „Lehrbuch der deutschen Rechtsgeschichte" 7. stuft S. 257ff., die Literaturnachträge bis 1932 5. 1037. Ins Deutsche übersetzte proben bietet I. Bühler „Das Zrankenreich" S. 354-369. S. 90 Erbberechtigt mit dem Lhronfolgerecht waren auch die Söhne königlicher Kebsfrauen: „noch unter den Karolingern wurde den nicht in echter Ehe erzeugten Nönigssöhnen wenigstens ein subsidäres Thronfolgerecht zugestanden" und „Polygamie der merowmgischen Könige erregte beim Volke keinen Anstoß, und die Kirche duldete sie meist stillschweigend. Unter den Karolingern verschwand die eigentliche Polygamie der Herrscher." Siehe SchröderKünßberg a. a. G. S. 118 f. S. 92 Alexander Cartettieri „Weltgeschichte als Machtgeschichte", „ Die Zeit der Reichs­ gründungen" S. 85, dort weitere Angaben über die Herkunft der Karolinger. S. 95 Über die Hohsiburg siehe Schuchhardt „Vorgeschichte von Deutschland" S. 292. S. 97 Die hier wiedergeaebene Antwort des Papstes und die Nachricht von der Erhebung Pippins „nach Zrankenbrauch^ enthalten die sogenannten „Annales Einhardi“; die Begrün­ dung „damit die Ordnung nicht gestört werde^ ist den Lorscher Annalen entnommen. — Die Päpste hatten schon längst eine politische Interessen-Verbindung mit dem Zrankenreiche herzu­ stellen versucht, und zwar zum Schutze des römischen Kirchenbesitzes vor den Langobarden. Aber pelagius II. (570—590), Gregor II. (715—731) und namentlich Gregor III. (731-741) hatten sich vergeblich an die fränkischen Hausmeier, zuletzt an Karl Martell gewandt (siehe st. Cartellieri a. a. G. S. 135 ff.). — Über Stephans Empfang durch Pippin, besonders dessen „Marschalldienst" siehe R. Holtzmann „Der Kaiser als Marschall des Papstes" S. 21 ff. S. 100 Tassilo hatte längere Zeit im besten Einvernehmen mit Karl dem Großen gestanden, und bairische Krieger hatten 778 an dem Zeldzug gegen Spanien teilgenommen. Angeblich soll sich Tassilo später in hochverräterische Verbindung mit den stvaren eingelassen haben. Daß der tatkräftige Herzog seine Selbständigkeit möglichst ju wahren suchte, ist ebenso sicher, wie daß Karl ihn deshalb zu beseitigen trachtete und dazu einen weither geholten Vorwand benutzte. Den von einer Reichsversammlung verurteilten Herzog begnadigte dann Karl und verwies ihn und seine Kinder in Klöster. Die bairische Kirche wurde vollends der ftänkischen Reichskirche angegliedert, erhielt aber im Erzbistum Salzburg immerhin einen eigenen Mittelpunkt.

Anmerkungen

S. 102 Nach Brackmann „Vie Anfänge der Slavenmission..." hätte Karl d. Gr. allerdings die Christianisierung aller noch heidnischen Slawen in Angriff nehmen wollen. Bei der Struktur des grankenreiches wäre aber wohl kaum in dem Grade eine Germanisierung erfolgt, wie es später durch die von -en deutschen Kaisern und Fürsten geförderte Slawenmission geschah. S. 104 Im Dttderstreit, die jene Zeit am stärksten bewegende theologische grage, nahm Karl der Gröhe Stellung gegen die Beschlüsse des Konzils zu Nicäa von 787, die unter dem Vorsitz der griechischen Kaiserin Irene und eines päpstlichen Legaten gefaßt worden waren. Karl ließ seinen Standpunkt, die Bilder der heiligen seien zwar nicht zu zerstören, aber auch nicht ju verehren, sondern hätten nur als Schmuck zu dienen, von einem seiner Hoftheologen in den sogenannten „libri Carolini