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German Pages 572 [536] Year 2021
Deutsche Botschaften
research 2
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Gedruckt mit freundlicher Unterstützung des Förderungsfonds Wissenschaft der VG Wort und der Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften in Ingelheim am Rhein.
D93
Christiane Fülscher
Deutsche Botschaften
Zwischen Anpassung und Abgrenzung
research 2
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Inhalt
Einleitung
8
Grundlagen einer auswärtigen Staatsarchitektur
18
Anfänge des deutschen Gesandtschaftsbaus Das Repräsentationsverständnis des Diplomatischen Korps Bautypologische Vorbilder
20 30 33
Deutsche Auslandsvertretungen 1871–1945
38
Deutsches Kaiserreich Erhalt des Status Quo Streben nach einem »Platz an der Sonne« Späte Manifestation staatlicher Annäherung Die auswärtige Baupolitik des Deutschen Kaiserreichs Weimarer Republik Neuanfang der Ministerien unter demokratischen Vorzeichen Die Auslandsvertretungen der Weimarer Republik Im Kontext einer Staatsarchitektur Nationalsozialismus Botschaftsbauten und Agitation Projekte der Reichsbaudirektion Berlin Das nationalsozialistische Moment in den Auslandsvertretungen
40 43 53 59 69 76 77 80 89 101 103 116 130
Zwei deutsche Staaten 1949–1990
134
Botschaften der Bundesrepublik Deutschland
144
Neuanfang trotz aller Kontinuitäten Bauten für die Besatzungsmächte Visitenkarten im Ausland Orientierung | 1953 New Delhi (WB 1954 | 1956–1960): Internationale Reminiszenz Stockholm (WB 1955 | 1958–1960): Selbstverständliche Einfachheit Gegensätze und Parallelen Haltung der Zurückhaltung | 1958 Washington (1962–1964): Effizienter Funktionalismus Wien (WB 1958/59 | 1962–1965): Kunst im Bau Rezeption und Eigenständigkeit Etablierung | 1963 Brasília (1963 | 1968–1971): Eins mit der Landschaft Vermächtnis und Fortschreibung Botschaftsbauten als kulturelles Phänomen
145 155 167 169 184 198 212 214 217 232 249 270 275 290 307
312
Aufbau diplomatischer Missionen Architektur, Kulturpolitik und sozialistische Ideologie Planen und Bauen: Akteure und Projekte zur Auswärtigen Repräsentation Instruierter Auftakt | 1950 Warschau (1950–1961): Der lange Weg vom Realismus zum Funktionalismus Konzepte mit Vorbildcharakter Paradigmenwechsel | 1960 Budapest (1965–1968): »Ein modernes Haus« Helsinki (1966–1968): Prinzip der Gleichartigkeit und Ebenbürtigkeit Die Vierflügelanlage als Status Quo Annäherung | 1969 Brüssel (1966–1973): Ensemble mit Eigensinn Anerkennung! Und dann? Abbilder baukünstlerischen Schaffens
313 319 330 337 338 358 365 371 386 392 395 400 410 415
Visuelle Rhetorik deutscher Botschaften
420
Zwei deutsche Botschaften sind eine zu viel
428
Projektliste Endnoten Abkürzungen Archive Personenregister Standortregister Literaturverzeichnis
434 466 508 510 511 518 520
Inhalt
Botschaften der Deutschen Demokratischen Republik
6
7
Einleitung
Einleitung 9
Am Abend des 30. September 1989 trat Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher auf den Balkon im ersten Obergeschoss der Deutschen Botschaft in Prag und verkündete den tausenden DDR-Bürgern, die in den vorangegangenen Wochen auf dem Gelände der diplomatischen Vertretung im Palais Lobkowitz Schutz gesucht hatten, dass mit den Regierungen der Deutschen Demokratischen Republik und der Tschechoslowakei eine Einigung zu ihrer Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland erzielt worden sei. In derselben Nacht wurden die ersten Flüchtlinge mit Zügen über das Territorium der DDR in die Bundesrepublik gebracht. Nur wenige Wochen später fiel die Berliner Mauer und besiegelte das Ende der Teilung Deutschlands. Genschers Verhandlungen mit DDR-Außenminister Oskar Fischer waren ein Glanzstück der Diplomatie. Seine Rede auf dem gartenseitigen Balkon des Palais Lobkowitz, die den Anfang vom Ende der DDR markierte, ging in das weltweite kollektive Gedächtnis ein. Die Symbiose von Raum und Ereignis ist seitdem untrennbar: die rückwärtige Botschaftsfassade wurde zu einem der architektonischen Symbole der Deutschen Einheit. Gleichwohl bleibt hierbei unbeachtet, dass allein die Existenz einer bundesdeutschen Botschaft in der damaligen Tschechoslowakei bereits ein Zeichen der Annäherung zwischen der Bundesrepublik und der DDR etwa zwanzig Jahre zuvor gewesen war. Sie kennzeichnete eine Entspannung im internationalen Ost-West-Konflikt und dokumentierte die bundesdeutsche staatliche Anerkennung der DDR, die deren außenpolitische Isolation beendete. Der Bundesrepublik eröffnete im Gegenzug der Verzicht auf ihren Alleinvertretungsanspruch die Möglichkeit, diplomatische Beziehungen zu Warschauer-Pakt-Staaten aufzunehmen. Ein Jahr nach Unterzeichnung des deutsch-deutschen Grundlagenvertrags im Dezember 1972 erhob die Bundesrepublik ihre Handelsvertretung in Prag zur Botschaft. Sie residiert seit 1974 im Palais Lobkowitz.1 Seit Gründung beider deutschen Staaten im Herbst 1949 hatte die internationale Nachkriegsordnung die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik bestimmt. Zusammen mit der deutschen Teilung war sie die Basis ihres jeweiligen innen- und außenpolitischen Handelns. In den ersten Jahren orientierten sich sowohl die Bundesrepublik als auch die DDR in allen Bereichen von Kultur und Gesellschaft an den jeweiligen Besatzungsmächten, die die außenpolitischen Entscheidungskompetenzen beider Staaten erheblich einschränkten. Erst mit Erlangung der staatlichen Souveränität rückte das gegenseitige Verhältnis in den Vordergrund. Die Bundesrepublik erlangte nun schrittweise mehr Entscheidungskompetenz und internationale Reputation, während der DDR zu keiner Zeit ein umfassend autonomes Handeln möglich war und ihre Außenpolitik stets zwischen bundesdeutscher Nichtanerkennungspolitik und Abhängigkeit von der UdSSR oszillierte. Außen- und Deutschlandpolitik standen jederzeit in einem wechselseitigen Spannungsverhältnis, bei dem die Errichtung von diplomatischen Vertretungen herausragende Bedeutung erlangte. Jede einzelne diplomatische Vertretung kennzeichnet zunächst die gegenseitige staatliche Anerkennung zweier Staaten, doch der Verbund aller diplomatischen Vertretungen in einem Land, das Diplomatische Korps, bildet die internationale Staatengemeinschaft mikrokosmisch ab. Bereits 1956 verzeichnete das Auswärtige Amt der Bundesrepublik knapp 170 diplomatische Auslandvertretungen, darunter 34 Botschaften, 31 Gesandtschaften, 33 Generalkonsulate
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und 70 Konsulate.2 Im Vergleich hierzu konnte die DDR im gleichen Zeitraum nur zu elf Staaten diplomatische Beziehungen aufnehmen und dort Botschaften errichten. Bis zur deutsch-deutschen Annäherung erweiterte sich der Kreis der Staaten, die dem ostdeutschen Staat die diplomatische Anerkennung aussprachen, nur marginal.3 Bis heute haben diplomatische Vertretungen als Instrumente des zwischenstaatlichen Dialogs vielfältige Aufgaben und bündeln eine Vielzahl staatlicher Kompetenzen. Als feste stellvertretende Institutionen wirken sie in allen Gebieten bi- bzw. multilateraler Beziehungen und agieren in den Bereichen der Politik, Wirtschaft, Kultur, Presse und Öffentlichkeitsarbeit sowie im Rechts- und Konsularwesen.4 Konsulate, Gesandtschaften und Botschaften sind als Amtssitze zunächst Plattformen dieser diplomatischen Tätigkeit, die erforderlichen Liegenschaften werden gemietet, gekauft oder neu erbaut. Die Bauwerke müssen den Anforderungen an Zweckdienlichkeit, Repräsentation und Sicherheit funktional, wirtschaftlich und ästhetisch Genüge leisten. So wie die beim Gastland akkreditierten Gesandten bzw. Botschafter:innen das Staatsoberhaupt ihres Heimatlandes vertreten, repräsentieren die Bauwerke, in denen die diplomatischen Vertretungen residieren, exterritorial den jeweiligen Staat. Als stellvertretende Niederlassungen bilden diplomatische Vertretungen die bilateralen Beziehungen zwischen zwei Staaten ab. Als vor Ort materiell erfahrbare Staatsbauten werden sie allerdings wiederholt Ziel von Aggressionen, die dem Heimatstaat gelten.5 Die Liegenschaften für diplomatische Vertretungen werden dementsprechend sorgfältig ausgewählt, häufig fällt die Wahl auf repräsentative historische Altbauten wie das Palais Lobkowitz. Demgegenüber sind Neubauten von Botschaften prestigeträchtig und identitätsstiftend zugleich. Sie sind Spiegelbilder der jeweiligen Gesellschaft, ihres Staats- und Selbstverständnisses, während sie gleichzeitig, den Regeln der Diplomatie entsprechend, auf örtliche Gegebenheiten und Wünsche bzw. Anforderungen des Gastlandes Rücksicht nehmen sollten. Die Neubauten diplomatischer Vertretungen bilden in mehrfachem Sinn Kultur ab: die der Nation, der Diplomatie, der Repräsentation, der Kunst und der Architektur. Bereits etymologisch ist der Zusammenhang zwischen der Bauaufgabe Botschaft und ihrem Ursprung als Behausung des herrschaftlichen Stellvertreters, der die Botschaft überbrachte oder annahm, verankert. Die Einrichtung und noch mehr der Neubau jeder einzelnen Botschaft ist das Resultat komplexer politischer Prozesse. Weit über ihre per se politische Funktion und Nutzung sowie über den allgemeinen Zusammenhang von Politik und Architektur hinaus6 haben Botschaftsbauten und -projekte eine hohe politische Symbolkraft. Sie sind aus ikonologischer Sicht durch und durch als Politische Architektur7 zu klassifizieren. Folgerichtig ist der architektonische Ausdruck einer diplomatischen Vertretung ein relevanter Bestandteil der Außenpolitik, ebenso bilden Diplomatie und Außenpolitik die Basis für die architektonische Form. Im geteilten Deutschland prägte der Wettstreit der Systeme Kapitalismus und Sozialismus bzw. der Gegensatz der Hegemonialmächte USA und UdSSR den jeweiligen Aufbau von Staat, Gesellschaft und Städten nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Ost-West-Konflikt kulminierte im Zusammenwirken von Architektur und Gesellschaft, während beide Staaten sich vom Nationalsozialismus abgrenzten. Die DDR formulierte deutlich die Aufgaben und Inhalte von Architektur für die nationale Identität, die einen Pluralismus ausschlossen. In der Bundesrepublik wurde ein of-
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fener Diskurs zur Findung eines architektonischen Konsens’ initiiert, der dennoch eine Vielfalt zuließ. Beide deutsche Staaten vermittelten über ihre Architektur jeweils ein politisches und gesellschaftliches Selbstverständnis, das im wechselseitigen Verhältnis zu den deutsch-deutschen Beziehungen und der jeweiligen Anlehnung an die Besatzungsmächte zwischen Anpassung und Abgrenzung changierte. Eine Wertung der Nachkriegsarchitektur ist daher ohne Einbezug der politischen Umstände, in denen sie entstanden ist, kaum möglich. Die grundsätzlich herausragende außenpolitische Bedeutung der diplomatischen Auslandsvertretungen zur Erlangung internationaler Reputation steht außer Frage. Darüber hinaus wirkten sich die komplexen Abhängigkeiten von Diplomatie, Ost-West-Konflikt und Deutschlandfrage direkt auf die ost- und westdeutschen Neubauvorhaben von Auslandsvertretungen aus. Der jeweilige außenpolitische Handlungsspielraum lenkte zwangsläufig die jeweilige Architektur. Dieses betrifft nicht nur die grundsätzliche Notwendigkeit eines jeden Neubaus, sondern auch die Wahl der Grundstücke, der Größe der Bauvorhaben und nicht zuletzt des Formenvokabulars. In der Suche nach einer geeigneten auswärtigen Staatsarchitektur nahmen sowohl die Bundesrepublik als auch die DDR ihre Möglichkeiten wahr, mittels Architektur eine Haltung zu kommunizieren.8 Der sich aus der fortwährenden Deutschlandfrage ergebende und mitschwingende innenpolitische Faktor war hierbei für beide Staaten von größter Wichtigkeit. Während die Bundesrepublik angesichts der Hauptstadtfrage bzw. des provisorischen Charakters der vorläufigen Bundeshauptstadt Bonn kaum eine allgemeingültige und identitätsstiftende Staatsarchitektur entwickeln konnte, bediente sich die DDR trotz ihres geringen Gestaltungsspielraums jedes architektonischen Mittels, ihrem Ziel der staatlichen Anerkennung näher zu kommen und die staatliche Existenz abzusichern. Beide Staaten nutzten dementsprechend das Medium Architektur zur Durchsetzung ihrer außen- und innenpolitischen Ziele. Gezielt betrieben sie mit dem jeweils gewählten architektonischen Ausdruck ihrer visuell erfahrbaren auswärtigen Neubauten sowohl Außen- als auch Deutschlandpolitik. Im Verlauf der vierzigjährigen deutschen Teilung haben sowohl die DDR als auch die Bundesrepublik eine Reihe von Neubauten für diplomatische Vertretungen errichtet. Sie dokumentieren ein bedeutendes Kapitel der deutschen Geschichte, die das Selbstverständnis der heutigen Bundesrepublik und ihren gegenwärtigen auswärtigen Repräsentationsbau immer noch prägen. Gerade diese Bauwerke vergegenständlichen die enge Verknüpfung von politischen, kulturellen und personellen Entscheidungen sowie deren Rahmenbedingungen und ermöglichen aus ihrer exterritorialen Position heraus einen erweiterten Blick auf die deutsche Architekturgeschichtsschreibung. Obwohl die vorliegende Untersuchung im Wesentlichen die deutsch-deutsche Entwicklung der Bauaufgabe von 1949 bis 1990 nachvollzieht, liegt ihr Schwerpunkt auf den Bauwerken, die bis zur gegenseitigen Anerkennung 1972 entstanden oder projektiert wurden. Sie lieferten die Grundlage für die gesamte Zeitspanne und kennzeichneten die kontinuierliche Suche beider deutschen Staaten nach einem geeigneten architektonischen Ausdruck. Danach entfiel die Notwendigkeit, über die auswärtige Architektur Deutschlandpolitik zu betreiben, gleichwohl beobachteten beide deutsche Staaten die Aktivitäten des jeweils anderen nach wie vor argwöhnisch.
Einleitung 12
In Ost und West waren sowohl Politik als auch Architektur abhängig von globalen Ereignissen und Prozessen sowie vom jeweiligen institutionellen und personellen Kontext. Sie unterlagen steten Veränderungen und durchliefen mehrere Entwicklungsstufen, die in der Regel miteinander korrelierten. Diese Phasen werden im Folgenden nachgezeichnet und mit den Bauvorhaben für den auswärtigen Repräsentationsbau überlagert. Phänomenologisch werden die Projekte, die eine neue Entwicklungsstufe markieren, tiefergehend betrachtet und ihre Vorbildfunktion für nachfolgende Projekte dargestellt. Besonderes Augenmerk erhalten hierbei einzelne Entscheidungsträger und Planer, die Einfluss auf die Entwicklung der Bauaufgabe ausübten; gleiches gilt für die architektonischen und künstlerischen Elemente, mit denen eine politische Aussage getroffen wurde bzw. werden sollte. In Korrelation zu dem kommunikativen Ansatz wird an den Bauten und Projekten untersucht, ob die politischen Idealbilder mit der gebauten Realität übereinstimmten und ob der jeweilige Staat und seine Vertreter sich mit dem Resultat identifizierten. Abschließend erfolgt eine Bewertung, ob die jeweils im Ausland gewählte architektonische Gestalt tatsächlich die divergierenden Staatsideologien der Bundesrepublik und der DDR widerspiegelte oder Rückwirkungen auf die inländische Architekturentwicklung erzielte. Ebenso wenig wie es eine Stunde Null nach dem zweiten Weltkrieg gegeben hatte, entwickelte sich der Auswärtige Dienst und die auswärtige Repräsentationsarchitektur beider deutschen Staaten nicht ohne Vorbilder. Das Gesandtschaftswesen entstand weit vor Gründung des Deutschen Reichs 1871, zweifelsohne war es von Beginn an ein wichtiges Instrument der kaiserlichen Außenpolitik. Bis 1945 durchlief das Deutsche Reich drei Staatsformen, deren Repräsentationsformen im Ausland kaum unterschiedlicher sein konnten. Gleichwohl erkannten sowohl das Deutsche Kaierreich und die Weimarer Republik als auch das nationalsozialistische Regime die Relevanz des auswärtigen Repräsentationsbaus und suchten dementsprechend einen individuellen architektonischen Ausdruck für die auswärtigen Staatsbauten. Nach dem Zweiten Weltkrieg griffen die Verantwortlichen auf vorhandene politische und organisatorische Strukturen sowie architektonische Leitideen des Deutschen Reichs zurück, auch wenn sie unterschiedliche Vorlagen wählten und diese mit den jeweiligen Vorstellungen der Besatzungsmächte überlagerten. Um einen differenzierten Blick auf die verschiedenen Vorbilder zu entwickeln, Kontinuitäten aufzuzeigen und das Neue in der auswärtigen Repräsentationsarchitektur herauszufiltern, werden zunächst die Grundlagen des deutschen Gesandtschaftsbaus dargestellt und die Entwicklung einer nationalen Repräsentationsarchitektur nachgezeichnet. Die vorliegende Untersuchung folgt der chronologischen Entwicklung der Bauaufgabe und ihrer historischen Bezüge. Demgemäß werden in einem ersten Schritt die allgemeinen Voraussetzungen und der soziale Kontext einer Staatsarchitektur im Ausland betrachtet, im zweiten Schritt werden die Auslandsvertretungen des Deutschen Reichs von 1871 bis 1945 in Hinblick auf ihre politische Wirksamkeit analysiert, im dritten Schritt erfolgt die Aufarbeitung der Auslandsvertretungen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik. Aufgrund der parallelen Entwicklung werden zunächst die komplexen Hintergründe und Zusammenhänge für beide Staaten zusammenfasst dargestellt und danach die jeweilige Entwicklung von Bauten und Projekten, ihre Voraussetzungen, Grundlagen
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und Ziele separat betrachtet.9 Innerhalb dieser einzelnen Erzählstränge werden zwar wiederholt Bezüge zu der Entwicklung im anderen deutschen Staat hergestellt, doch erst zum Abschluss der Untersuchung werden die Ergebnisse zusammengeführt und verglichen, sowie ein Ausblick auf den heutigen Umgang mit den Bauwerken gegeben. Die Relevanz dieser Forschungsarbeit liegt in der bisher nicht erfolgten kontextuellen Breite, mit der eine Entwicklung der deutschen Staatsarchitektur hinsichtlich ihrer politischen Aussage seit 1871 und mit besonderem Augenmerk auf die unmittelbare Nachkriegszeit untersucht wird. Im Gegensatz zu bisher veröffentlichten Arbeiten, die nur einzelne Bauwerke bzw. Zeitabschnitte betrachten, erzielt die chronologische sowie vergleichende Untersuchung von politischen Ereignissen, kulturellen Zusammenhängen und kanonischen Merkmalen einen tiefen Einblick in das deutsche Selbstverständnis. Die umfassende Darlegung der Umstände und des Bewusstseins der Protagonisten ob ihrer gesellschaftlichen Verantwortung, die die Essenz der zahlreichen Bauwerke im Ausland bilden, mag zu einem grundlegenden Verständnis der architektonischen Erscheinungsform von diplomatischen Auslandsvertretungen führen und zu ihrer zukünftigen Wertschätzung beitragen. Der aktuelle Stand der Forschung sowie der bisher erreichte Erschließungsgrad von Quellen führen dazu, dass diese Untersuchung für die drei Staaten Deutsches Reich, Bundesrepublik Deutschland und Deutsche Demokratische Republik drei unterschiedliche Stufen in der Bearbeitungstiefe und der daraus abzuleitenden Allgemeingültigkeit erreicht. Der Überblick über die Auslandsvertretungen des Deutschen Reichs kann in weiten Teilen auf die Dissertation Die Deutschen Botschaftsgebäude 1871–1945 von Hartmut Niederwöhrmeier von 1977 aufbauen, die eine umfassende Bestandsaufnahme der Botschaften des Deutschen Reichs bietet. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf der technischen, funktionellen und gestalterischen Projektanalyse, so dass sie in ihrer allgemeinen Fülle nur exemplarisch die politische Wirksamkeit einzelner architektonischer Elemente aufgreift, ohne diese zu vertiefen. Weitere Untersuchungen zu Einzelbauwerke, z. B. Tilmann Buddensiegs Aufsatz zu Peter Behrens Kaiserlich-Deutschen Botschaft in St. Petersburg (1984) und Barbara Schwantes’ Arbeit über Die Kaiserlich-Deutsche Botschaft in Istanbul (1997) sowie eigene Quellenfunde bei den Recherchen für diese Arbeit erlauben eine Revision der Anzahl der Bauten, ihre differenzierte Bewertung sowie die Einordnung aller Bauwerke in einen Gesamtkontext, der hier nun erstmals erarbeitet wird. Für die Bundesrepublik existieren zahlreiche Veröffentlichungen, die sich allgemein, systematisch und über Einzelphänomen der Nachkriegsarchitektur nähern. Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) arbeitete in mehreren Schritten die eigene Geschichte und die der auswärtigen Vertretungen auf. 1999 dokumentierte Bernd Aschauer die Botschaftsgebäude quantitativ in kurzen Steckbriefen für den internen Gebrauch. Im folgenden Jahr kuratierten Olaf Asendorf, Wolfgang Voigt und Wilfried Wang vom Deutschen Architekturmuseum (DAM), dem Auswärtigen Amt und dem Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen die Ausstellung »Botschaften. 50 Jahre Auslandsbauten der Bundesrepublik Deutschland«. Der parallel zur Ausstellung herausgegebene Katalog10 offenbart die Bandbreite des Themas des deutschen Botschaftsbaus mit aufschlussreichen Aufsätzen zum Symbolgehalt der Bauwerke, ihrer Geschichte und Funktion, zu den Neubauten
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der Bundesrepublik in den 1950er und 1960er Jahren sowie zu vereinzelten Bauten und Projekten des Deutschen Reichs und der DDR. Ergänzt werden die Aufsätze um zahlreiche Kurzportraits der Liegenschaften. Trotz der breiten und für diese Arbeit wertvollen Gesamtschau erhebt der Katalog keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Systematik, entsprechend werden eine Vielzahl an Themen angerissen, ohne sie zu vertiefen. Dank der von Andreas Kübler im Auftrag des BBR erarbeiteten Geschichte des Bundesamts für Bauwesen und ihre Vorgängerinstitutionen11 ist es in dieser Arbeit möglich, die Kontinuitäten in den Verwaltungsapparaten nachzuzeichnen und zu bewerten. Gleiches gilt für die zahlreichen Publikationen zur bundesdeutschen Außenpolitik. Neben den hauseigenen Veröffentlichungen des Auswärtigen Amts veröffentlichte die vom Bundesminister des Auswärtigen berufene, unabhängige Historikerkommission um Eckart Conze, Norbert Frei, Peter Hayes und Moshe Zimmermann 2010 eine umfassende Publikation zur Geschichte des Auswärtigen Dienstes während des Nationalsozialismus und deren Reflektion bei der Neugründung des Auswärtigen Amts in der Bundesrepublik.12 Die viel beachtete Arbeit steht teils wegen ihrer fehlenden Berücksichtigung bekannter Literatur, insbesondere die der Aktenpublikationen des Auswärtigen Amts teils wegen ihrer einseitigen Recherchen zur Rolle des Auswärtigen Dienstes bei der Shoah in der Kritik.13 Nichtsdestotrotz ist sie für diese Arbeit eine wertvolle Quelle in Bezug auf Prosopografie, Organisation und Handlungen des Auswärtigen Amts In der Zusammenführung ergeben alle diese Veröffentlichungen sowie vereinzelte Architektenmonographien ein differenziertes Bild der strukturellen und politischen Hintergründe für die Entstehung bundesdeutscher Botschaftsbauten weltweit, so dass ein detaillierter Blick möglich ist. Ergänzend ist die nach Abschluss dieser Forschungsarbeit erschienene Publikation von Jörn Düwel und Philipp Meuser Architektur und Diplomatie (2020) zu erwähnen, die das breite Spektrum der Bauten für den Auswärtigen Dienst seit 1870 aufzeigt und dabei einen besonderen Fokus auf die Projekte seit 1990 richtet. Zur Architekturgeschichte der DDR sind spätestens seit 1990 zahlreiche Publikationen erschienen, die dem Zusammenhang von Gesellschaft, Ideologie und Kultur sowie ihren Einfluss auf Architektur und Städtebau eindringlich nachgehen. Zu den einen Überblick verschaffenden Veröffentlichungen gehören die Forschungen von Bruno Flierl, Simone Hain und des IRS Erkner, Werner Durths und Niels Gutschows zweibändiges Werk Architektur und Städtebau in der DDR (1995) und Holger Barths Grammatik sozialistischer Architekturen (2001) sowie viele andere. Auch zum außenpolitischen Handlungsspielraum der DDR gibt es mehrere Arbeiten, unter den neueren sind diejenigen von Ingrid Muth (2000), Joachim Scholtyseck (2003) und Hermann Wentker (2007) hervorzuheben. Nichtsdestotrotz gibt es immer noch in vielen Bereichen der DDR-Forschung zahlreiche Desiderate, so auch in der Architekturgeschichte. Es fehlen zahlreiche Details, insbesondere in Bezug auf die Arbeit in den Planungskollektiven, auch wenn Tobias Zervosen in seinem Buch über die Architekten in der DDR. Realität und Selbstverständnis einer Profession (2016) Einblicke in den Berufsalltag der damaligen Architektenschaft gibt. Notwendig ist die Aufarbeitung von organisatorischen und hierarchischen Strukturen in den großen Kollektiven und die Frage nach der Autorenschaft der einzelnen Bearbeiter:innen, allen voran in der Deutschen Bauakademie bzw. Bauakademie der DDR, den Zentralen Entwurfsbüros
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in den Ministerien für Aufbau und Bauwesen sowie im VEB Berlin-Projekt. Diese waren sowohl am Neuaufbau der Stadt Berlin als auch an den Staatsbauten beteiligt. Im Gegensatz zu der teils intensiven Untersuchung der Botschaften anderer Nationen und des Auswärtigen Amts in Ost-Berlin,14 gibt es nur vereinzelte Aufsätze, Kurzportraits und Erwähnungen zu den Neubauvorhaben der DDR im Ausland. Hierzu gehören der bereits genannte Katalog zu den Botschaften der Bundesrepublik, Gabriele Wiesemanns biographische Studie zu Hanns Hopp15 und Lutz Schöbes Texte zu Franz Ehrlich.16 Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass der Botschaftsbau der DDR bisher nicht wissenschaftlich aufgearbeitet worden ist. Es gibt keinerlei Vorarbeiten, nach denen sich ein vager Ansatz für die Anzahl der Neubauten, die die DDR im Ausland projektiert und errichtet hat, ableiten ließe. Es wird hier daher in Bezug auf die DDR der Versuch einer ersten Bestandsaufnahme, Übersicht und Einordnung unternommen, der sicherlich nach Erschließung und Bearbeitung noch unerschlossener Archivbestände (z. B. VEB Berlin-Projekt im Stadtarchiv Berlin) und Architektennachlässe ergänzt und gegebenenfalls auch korrigiert werden kann.17 Im umgekehrten Verhältnis zu den vorhandenen wissenschaftlichen Vorarbeiten ist diese Arbeit auf Primärquellen angewiesen. Abgesehen von den haptisch und räumlich erfahrbaren Bauwerken18 sind hierfür Primärliteratur und Archivbestände von herausragender Relevanz. Im Deutschen Reich berichtete die Tages- und Fachpresse sporadisch über prestigeträchtige Wettbewerbe und realisierte Projekte, umfassende Mitteilungen über Neubauten gehen zumeist auf die Initiative des jeweiligen Architekten zurück, beispielsweise Karl Schaefers umfassende Darstellung der Deutschen Botschaft in St. Petersburg von Peter Behrens aus dem Jahr 1914.19 Albert Kortüms Aufsatz über »Botschaften und Gesandtschaftshäuser« im Handbuch der Architektur von 1900 ist als Fachbucheintrag eine Ausnahmeerscheinung.20 In Bezug auf die mediale Selbstdarstellung ist der große Unterschied zwischen der Bundesrepublik und der DDR bemerkenswert. Während die Fachpresse der DDR nur über einen einzigen Neubau ausführlich berichtet und ein weiterer Wettbewerbsentwurf als Handskizze ohne weiteren Kommentar gezeigt wurde, berichteten die bundesdeutschen Behörden in der hauseigenen Zeitschrift Die Bauverwaltung beständig und gezielt über die eigenen Bauvorhaben. Trotz der teils selektiven und subjektiven Berichterstattung ist sie als oftmals einzige publizistische Quelle zu den Auslandsvertretungen von unschätzbarem Wert.21 Als weitere Quelle für auswärtige Bundesbauten zwischen 1949 und 1972 dienen die ebenfalls von der Bauverwaltung herausgegebenen Bücher Stein auf Stein22 und Bauten des Bundes 1965–198023. Im Gegensatz zu internationalen Zeitschriften wie architecture aujourd’huit oder architectural forum, die auch über bundesdeutsche Bauten schrieben, berichtete die bundesdeutsche freie Fachpresse bis zum Ende der 1960er Jahre kaum über die auswärtigen Bauvorhaben der Bundesrepublik, nur teilweise fanden die Projekte Erwähnung in der deutschen Tagespresse. Früh zeigte das von Bruno Werner publizierte kleine Heftchen Neues Bauen in Deutschland aus dem Jahr 1952 einen breiten Überblick zum Stand des bundesdeutschen Bauschaffens.24 1960 erschien die vom Bund deutscher Architekten, vom Deutschen Architekten- und Ingenieurverbandes und des Bundes Deutscher Garten- und Landschaftsarchitekten BDGA in Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Leiter der Bundesbaudirektion Franz Sales Meyer herausgegebene Publikation Planen
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und Bauen im Neuen Deutschland.25 Sie stellt, ähnlich wie das später veröffentlichte Stein auf Stein, eine nahezu unreflektierte Bildschau quer durch das staatliche und kommunale Bauwesen dar. Trotz der breit gefächerten Darstellung der bundesdeutschen Auslandsvertretungen in den von Bauverwaltung und Bundesbaudirektion herausgegebenen Publikationen war die Recherche in Archiven ein entscheidendes Kriterium für die Fragestellung dieser Arbeit; für die DDR war sie aufgrund der geringen publizistischen Aktivitäten derselben unerlässlich. Als Nachfolgeinstitution der Bundesbaudirektion (BBD) betreut heute das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) alle Bauten den Bundes, demgemäß auch die auswärtigen Liegenschaften. Die Bundesbehörde ermöglichte mir die intensive Recherche in der Akten- und Plankammer, ohne die diese Arbeit in ihrer Breite nicht möglich gewesen wäre. Die vorhandenen Planunterlagen und Gebrauchsakten zur Durchführung der Projekte und spätere Umstrukturierungen sind nicht auf Vollständigkeit ausgelegt und weisen dementsprechend zuweilen sehr große Lücken auf. Nichtsdestoweniger ist der Archivbestand die wichtigste Quelle für die Projekte der Bundesrepublik. Dies gilt im gleichen Maße für das amtseigene Bildarchiv, das eine Vielzahl der hier gezeigten Abbildungen zur Verfügung stellte. Darüber hinaus verwahrt das BBR vereinzelte Unterlagen zu Bauten der DDR, die nach 1990 vom Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR (MfAA) an das bundesdeutsche Auswärtige Amt übergingen. Auch das Bundesarchiv in Koblenz besitzt ein großes Aktenkonvolut des BBR bzw. der Bundesbaudirektion. Das umfassende Material, im Besonderen die Schriftwechsel zwischen Architekten, Behörden und Auswärtigem Amt, ergänzt die Unterlagen im BBR-Archiv auf ideale Art und Weise. Der Archivbestand des Politischen Archivs des Auswärtigen Amts verzeichnet Dokumente und Zeichnungen zu den Botschaftsbauten des Deutschen Reichs, der Bundesrepublik und der DDR. Insbesondere der dortige Bestand zum Ministerium für Auswärtige Angegenheiten (MfAA) war für diese Arbeit die herausragende Quelle für die ostdeutschen Bauten und Projekte. Darüber hinaus konnte Einsicht in Planunterlagen des Deutschen Reichs genommen werden, die lange unter Verschluss waren und erst vor kurzem restauriert wurden. Sie eröffneten neue Perspektiven auf bekannte Bauwerke und zuvor unbekannte Projekte. Mit der gezielten Recherche in den Architektennachlässen im Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieurbau, im Baukunstarchiv der Akademie der Künste, im Hamburgischen Architekturarchiv, im Archiv des Deutschen Architekturmuseums, im Architekturmuseum der TU München und in den Sammlungen der Bauhaus Stiftung Dessau konnte ein Blickwechsel von der Behörden- zur Architekt:innenseite unternommen werden. Dies barg manch überraschende Erkenntnis. Und zu guter Letzt ergänzten Schriftwechsel und Gespräche mit früheren und derzeitigen Nutzern, Planern und anderen hilfsbereiten Beteiligten das Wissen, das aus allen Quellen gewonnen werden konnte und hier zusammengefasst dargestellt wird, auch wenn aus Gründen der Sicherheit der Mitarbeiter:innen in den diplomatischen Vertretungen weitestgehend auf die Abbildung von Grundrissen und Lageplänen verzichtet werden musste.
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Grundlagen einer auswärtigen Staatsarchitektur
Grundlagen einer auswärtigen Staatsarchitektur
Grundlagen einer auswärtigen Staatsarchitektur 19
Auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen einer Architektur, die den demokratischen Grundsätzen der Bundesrepublik Deutschland Rechnung trägt oder die sozialistische Staatsideologie der Deutschen Demokratischen Republik zum Ausdruck bringt, beschritten beide neu gegründeten Staaten zunächst unterschiedliche Wege, die sich in ihren projektierten und realisierten Auslandsvertretungen widerspiegeln. Zur Darstellung der Kontinuitäten und Divergenzen zum Deutschen Reich ist es jedoch erforderlich, die Entstehungsgeschichte des Bautyps1 Botschaft sowie seine Entwicklung seit der Deutschen Reichsgründung am 18. Januar 1871 bis zur Kapitulation des NS-Regimes am 9. Mai 1945 nachzuzeichnen. In diesen rund 74 Jahren wurden für das Deutsche Reich in zehn Staaten Auslandsvertretungen als Neubauten errichtet.2 Diese Summe stellt zwar nur einen Bruchteil der Gebäudeanzahl dar, die von 1949 bis 1990 für die Bundesrepublik und die DDR errichtet werden sollten, sie bildet allerdings auch die identische bautypologische Grundlage beider deutschen Staaten. Die Ansprüche an Bauwerke von Auslandsvertretungen haben sich seit der Entstehung des Bautyps im 19. Jahrhundert bis heute stark verändert, dennoch bestehen ihre Hauptfunktionen der öffentlichen Repräsentation und deren praktische Ausübung bis in die Gegenwart. Die Selbstdarstellung des Staates erfolgt an erster Stelle über die Botschafter:innen als Repräsentant:innen ihres Heimatlandes.3 Vom eigenen Staatsoberhaupt zu Vertreter:innen ernannt, müssen sie vom Staatsoberhaupt des Gastlandes akkreditiert werden. Vor Ort genießen die Diplomat:innen formal und völkerrechtlich repräsentativen Charakter und ihnen kommt der gleiche Rang und die gleiche Würde wie ihrem Staatsoberhaupt zu. Die originäre Anforderungen an die Gesandten, ihren Heimatstaat zu repräsentieren und vor Ort zu residieren, werden bis heute in ihrem jeweiligen Amtssitz als Plattform der diplomatischen Tätigkeit vereinigt. Die wachsende Verwaltung der diplomatischen sowie der konsularischen Tätigkeit sind die Aufgabenbereiche der Administration, die sich in der Kanzlei bzw. dem Dienstgebäude baulich manifestieren. Zusammen bilden Kanzlei und Residenz die Bauaufgabe Botschaft, deren Besonderheit in der Kombination zweier an sich konträrer Funktionen liegt, die Verwaltung auf der einen und die Wohnstätte des oder der Repräsentant:in auf der anderen Seite.4 Gesandte zu schicken, um mit anderen Herrschern zu kommunizieren, ist weder eine europäische Erfindung noch eine der Moderne.5 Die eigenständige Bauaufgabe Botschaft entwickelte sich hingegen erst im ausgehenden 19. Jahrhundert im Zuge der Bildung von Nationalstaaten und dem Bedürfnis nach einer architektonischen Repräsentation der nationalen Identität.6 Geprägt wurde dieser architektonische Ausdruck von der Haltung der Gesandten, die in der Regel der Aristokratie angehörten oder gar nahe Verwandte des Souveräns waren,7 und ihrer persönlichen Empfindung darüber, was repräsentativ sei. Die ihnen immanente Bevorzugung von höfischen Profanbauten spiegelt sich in den nach wie vor verwendeten Begrifflichkeiten Residenz sowie Repräsentanz und den bis in die 1950er Jahre üblichen Bezeichnungen Botschaftshôtel oder Botschaftspalast wider. Als beständige Konstante manifestiert sich in der Botschaftsresidenz bis heute die Absicht, eine angemessene Repräsentanz des Heimatlandes und der stellvertretenden Repräsentanten darzustellen. Das Vorbild des höfischen Profanbaus für die Funktionstrennung einer Residenz sowie die aristokratisch geprägten architektonischen Ausdrucksformen ließen Hartmut
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Niederwöhrmeier in seiner Betrachtung des deutschen Botschaftsbaus von 1871 bis 1945 zu der Folgerung kommen, dass Botschafts- und Gesandtschaftsbauten keinen eigenständigen Bautyp entwickelt hätten.8 Doch die Fragestellung, ob es sich hier um einen neuen Bautyp handelt oder nicht, wurde bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts positiv beantwortet.
Anfänge des deutschen Gesandtschaftsbaus In dem 1900 erschienenen vierten Teil des Handbuchs der Architektur führte der Berliner Regierungsbaumeister Albert Kortüm (1845–1921) den Botschafts- und Gesandtschaftsbau als eigenständige Gattung mit der Bemerkung ein, dass die »Errichtung besonderer Gebäude für die Vertreter fremder Mächte […] der neuesten Zeit« angehöre. Kortüm ergänzte seine Ausführungen mit der Unterscheidung der hervorgehobenen gesellschaftlichen Stellung von Botschaftern »als persönliche Stellvertreter des Monarchen« gegenüber anderen staatlichen Repräsentanten und übertrug diese quantitativ auf die Bauaufgaben Botschaft und Gesandtschaft: »Der Botschafter verlangt deshalb größere Mittel für standesgemäßen Aufwand und häusliche Einrichtung, da die Entfaltung eines größeren äußeren Prunkes erforderlich und üblich ist.«9 Der Hinweis auf die Üblichkeit einer angemessenen Zurschaustellung des Ranges eines Botschafters steht im Widerspruch zu Kortüms eingangs getätigten Aussage zur Innovation des Bautyps. Die Erfahrungen des 1871 gegründeten Deutschen Reichs waren in diesem Bereich gering, hatte das Kaiserreich 1900, im Jahr von Kortüms Veröffentlichung, doch erst zwei Botschaften als Neubauten errichten lassen. Sehr ambitioniert begann bereits 1872, ein Jahr nach Reichsgründung, im Auftrag von Wilhelm I. die Planung für den ersten Neubau einer Kaiserlich Deutschen Botschaft in Konstantinopel. Nach Entwürfen von Hubert Göbbels (1834–1874) wurde das Bauwerk unter der Leitung Kortüms in den Jahren 1874–1875 fertiggestellt. Wenig später entstand 1877–1879 der zweite Bau einer Kaiserlich Deutschen Botschaft in Wien. Die Entwürfe verfasste Viktor Rumpelmayer (1830–1885), der zuvor für den Neubau der gegenüberliegenden Britischen Botschaft (1873–1874) verantwortlich zeichnete.10 Der Gegensatz von innovativem Neubau und üblichen Repräsentationsansprüchen lässt sich ausschließlich über den Bedeutungswandel von nationaler Identität und ihrer Manifestation in Bauwerken im Ausland auflösen. So reicht die Geschichte des Gesandtschaftswesens zwar bis zu Homers Ilias zurück, und im Sudan sind Botschaften bereits im 13. Jahrhundert als feste Institutionen nachweisbar,11 doch war die Erfordernis zur Entwicklung eines eigenständigen Bautyps bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht gegeben. Seit den Ursprüngen der Diplomatie mieteten die Gesandten bzw. Botschafter am Ort ihrer Mission eine standesgemäße Unterkunft, die sie mit Abschluss ihrer Tätigkeit wieder aufgaben.12 Das Ansehen des Gesandten
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überwog vorerst gegenüber der Notwendigkeit eines kontinuierlichen Wohnsitzes der wechselnden Vertreter, der den diplomatischen Ansprüchen Genüge leistete. Sobald ein Gesandter seinen Posten verließ, konnte sein Nachfolger darauf hoffen, dessen Wohnsitz zu übernehmen. Andernfalls suchte er sich eine neue Bleibe und musste zur Not einen gewissen Zeitraum im Gasthaus logieren.13 Die Nachfrage nach repräsentativen Residenzen in den bedeutenden europäischen Hauptstädten war sehr groß. Analog zur steigenden Relevanz der Städte ab Mitte des 19. Jahrhunderts intensivierten sich die dortigen Baumaßnahmen dramatisch, und der Bedarf an städtischen Bauten und Baugrundstücken nahm zu.14 Neben ersten staatlichen Gebäudekäufen15 reflektierte erstmals der 1841 von der Pariser Académie des Beaux-Arts ausgeschriebene Prix de Rome d’Architecture16 für ein Palais pour un ambassadeur de France auprès d’une puissance de premier ordre17 die Problematik der durch den ständigen Wohnsitzwechsel der Gesandten verursachten fehlenden Kontinuität vor Ort. Die Forderung nach einem Palast für einen französischen Botschafter offenbart die herausragende Stellung, die der Gesandte innerhalb seiner Nation inne hatte. Die Nennung des Botschafters im Titel der Bauaufgabe zeigt indes, dass seine Person als persönlicher Stellvertreter des Monarchen und sein besonderes Auftreten weit stärker im Vordergrund stand, als die Nation und ihre Interessen, die er vertrat. Dementsprechend verfügte er über individuelle Handlungsspielräume, Entscheidungskompetenzen und Einflussmöglichkeiten in entscheidenden Verhandlungen mit der Regierung, bei der er akkreditiert war.18 Ein Wandel dieser Charakterisierung zeichnete sich erst mit den 1856 und 1869 ausgeschriebenen Wettbewerben des Prix de Rome ab. Im Jahre 1856 wurde die Aufgabe an die Studenten mit Un palais pour l’ambassade Française à Constantinople19 betitelt, und ihr Fokus wechselte vom Repräsentanten zur Institution der Botschaft. Doch erst mit dem Wettbewerb von 1869 mit dem Titel Un palais d’ambassade Française dans la capitale d’un puissant État20 wurde der entscheidende Schritt getan. Indem das palais unmittelbar der Botschaftsfunktion untergeordnet wurde, vollzog sich die Vereinigung der nationalen Identität mit einem Bauwerk. Dieses Identifizieren mit nationale Merkmale tradierenden Bauformen entsprach dem zeitgenössischen europäischen Architekturdiskurs und dem allerorts aufkeimenden Nationalbewusstsein im 19. Jahrhundert.21 Der große fiktive Anteil, den die von der Académie des Beaux-Arts ausgeschriebenen Raumprogramme inne hatten – von Yves Bruley in seinem 2002 erschienen Aufsatz »L’ambassade idéale au XIXe siècle: étude comparative des prix de Rome d’architecture de 1841 et 1869«22 anschaulich illustriert – basierte auf den ebenfalls geringen Erfahrungswerten für die eigenständige Bauaufgabe Botschaft. So stellte die Jury von 1841 als erste Forderung für den Neubau eine abgeschiedene Lage bzw. eine kaschierte Fortifikation des Botschaftsensembles auf,23 die nach Bruley die politischen Beziehungen in Europa zu Beginn des 19. Jahrhunderts charakterisierte.24 Die zweite Forderung galt bereits der nationalen Repräsentation, die allerdings nicht über die Architektur der Residenz, sondern über einen separaten Pavillon de France, auf einer hoch gelegenen Terrasse positioniert und so auch aus großer Distanz sichtbar, zur Schau gestellt wurde. Als national galten auch die figürlichen Dekorationsprogramme für den Palast des Botschafters im Stil Ludwigs XIV. Als faktisches Raumprogramm benannte die Ausschreibung die Appartements für den Botschafter, die Botschaftssekretäre und andere Angestellte wie einen Feldgeistlichen, Arzt und Chirurgen, darüber hinaus
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▶ 1 Alexis Paccard, Palais pour un ambassadeur de France (1841), Eingangsebene. RMN / Guérinet 1823–1849, pl. 65
▶ 2 Alexis Paccard, Palais pour un ambassadeur de France (1841), Hauptansicht. RMN / Guérinet 1823–1849, pl. 66
einen Ehrenhof, eine Kapelle sowie Nebengebäude zur Bewirtschaftung und autarken Versorgung.25 Bruley erkennt in diesem Raumprogramm »la naissance d’un type monumental nouveau«,26 allerdings handelt es sich um die zeitgemäße Raumaufteilung eines palais. So wie der Titel der Wettbewerbsausschreibung Palais pour un ambassadeur de France bestätigt das Raumprogramm die anhaltende, nur marginale Entfernung zur höfischen Repräsentationsarchitektur und demzufolge das Festhalten an historisch bewährten Grundtypen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.27 Deutlich wurde dies desgleichen in der architektonischen Grundkonzeption des Siegerentwurfs von Alexis Paccard (1813–1867)28. Auf einem nahezu quadratischen, eingefriedeten Gelände erhebt sich über einem zentralen Sockelgeschoss ein kompaktes zweigeschossiges corps de logis mit zwei Innenhöfen, dem zwei ebenso zweigeschossige, aber etwas niedrigere communs vorgeschaltet sind, die einen cour d’honneur umschließen (▶1). Mittelrisalite betonen die Eingänge an Vorder- und Rückseite des corps de logis und auch an den langen communs. Die vier Ecken des Hauptkörpers werden durch Pavillons betont. In den vier Eckpunkten des weitläufigen Geländes sind Ställe, Wirtschaftsgebäude und Wohnungen für hochgestellte Gäste und das Personal untergebracht. Zwei halbkreisförmige Rampen führen den Besucher über den Vorfahrtsplatz und eine dreißigstufigen Treppenanlage auf das ausgedehnte Podest unmittelbar vor dem Palast (▶2). Durch das mittige Portal innerhalb einer offenen Säulenhalle gelangt der Gast zunächst in den Ehrenhof und von dort erst in das zentrale, runde Vestibül im Erdgeschoss des corps de logis, das links von einer Kapelle und rechts einem Saal flankiert wird. Schreitet der Besucher weiter, gelangt er in das aufwendige Treppenhaus, das im Querflügel
▶ 4 Edmond-Jean-Baptiste Guillaume, Un palais pour l’ambassade Française à Constantinople (1856), Ansicht vom Bosperus. RMN / Guérinet 1850–1904, pl. 28
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zwischen den beiden Innenhöfen angeordnet ist und zu den Festräumen sowie den Appartements in der Beletage leitet. Paccard nahm für seinen Entwurf Anleihen am Louvre; dies gilt deutlich für den Aufbau der Baukörper, die Art der Eckbetonung und die Ausformung der Mittelrisalite. Motive für die Fassadengestaltung entlieh er Le Vaus Entwurf für die Westfassade des Palais des Tuileries (1661–1662), auch wenn dieser ein drittes Geschoss aufweist.29 Auch fünfzehn Jahre später distanzierte sich die thematisch ähnliche Ausschreibung für den Prix de Rome Un palais pour l’ambassade Française à Constantinople kaum von ihren höfischen Vorbildern.30 Vielmehr intensivierte sich diese Beziehung durch die Forderung des Programms von 1856 nach einer monumentalen Treppe für den Zugang zu den Appartements des Botschafters, den Empfangsräumen und zum Ratssaal in der Beletage.31 Entsprechend wenig erstaunlich ähnelt der Entwurf des ersten Preisträgers Edmond-Jean-Baptiste Guillaume (1826–1894) augenscheinlich dem Entwurf Paccards. Erneut handelt es sich um ein corps de logis mit zwei Innenhöfen und vorgelagerten communs, die allerdings nur zur Hälfte einen viereckigen Ehrenhof
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▶ 3 Edmond-Jean-Baptiste Guillaume, Un palais pour l’ambassade Française à Constantinople (1856), Eingangsebene. RMN / Guérinet 1850–1904, pl. 29
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umschließen; zusätzlich sind im hinteren Bereich zwei Seitenflügel angefügt (▶3). Erst auf den zweiten Blick wird im Umgang mit der steilen Uferhanglage die Komplexität des Baukörpers deutlich. So öffnet sich die imposante, gestufte Anlage zum Bosporus mit den unteren communs eineinhalbgeschossig (Straßengeschoss und Mezzanin) sowie dem oberen corps de logis inklusive Seitenflügeln zweieinhalbgeschossig (Eingangsgeschoss, Mezzanin und Beletage) (▶4). Mit der hinteren Gebäudekante legt es sich in den Hang, so dass der rückwärtige Garten einerseits von der Beletage ebenerdig betreten werden kann, anderseits mittels der langen Gebäudefront vom Bosporus abgeschirmt wird. Der Forderung der Auslobung nach einer repräsentativen Treppe entsprach Guillaume im Übermaß: über eine weitläufige Vorfahrt und den Ehrenhof betritt der Besucher eine Empfangshalle, die sich galerieartig über die ganze Breite des corps de logis streckt. Mittig erschließt sie ein zentrales Vestibül, von dem beidseits Treppen in die Beletage abgehen; weitere Treppen an den Kopfenden der Empfangshalle führen in das Mezzaningeschoss. Da leider keine Beschreibung des Entwurfes vorliegt, lässt sich aufgrund der Grundrissdarstellung nur mutmaßen, dass im Erdgeschoss die Büros angeordnet sind und im darüber liegenden Mezzaningeschoss die Wohnungen der Mitarbeiter. Im linken Seitenflügel liegt die Kapelle, die sowohl von außen als auch von innen erschlossen werden kann. In der Beletage orientieren sich die Wohn- und Arbeitsräume des Botschafters zum Garten, während sich die Festräume und Salons zum Bosporus, zu den Seiten und zu den Innenhöfen ausrichten. Der Entwurf Guillaumes zeigt bezüglich der Bauaufgabe einer Botschaft eine noch unentschlossene Haltung. Die Anordnung von Büros im Erdgeschoss reflektiert die Bauaufgabe eines Botschaftspalasts, doch weist der Entwurf noch keine klaren Merkmale für die Unterscheidung zwischen einem Palast für einen Hausherrn bzw. Botschafter und einer Institution bzw. Botschaft auf. Die Bereiche der unterschiedlichen Aufgabenfelder sind nicht deutlich differenziert und gehen nahtlos ineinander über. Darüber hinaus dominiert das Treppenelement den Entwurf, so dass Guillaumes Vorschlag stärker den örtlichen Gegebenheiten von Konstantinopel Rechnung zollte als einer möglichen Innovation der Bauaufgabe. Deutlich selbstsicherer trat die Auslobung des Prix de Rome von 1869 für ein Un palais d’ambassade Française dans la capitale d’un puissant État auf. Die Initiatoren behaupteten, dass sich in keinem Winkel Europas ausreichend Gründe für eine Architektur fänden, die nicht essentiell französisch-national wäre.32 Die entscheidende Wende in dem Formfindungsprozess erzielte allerdings die Neugestaltung des Raumprogramms, das entsprechend der speziellen Anforderungen an eine ausländische Vertretungen explizit eine funktionelle Aufteilung in Botschaftspalast und Verwaltungsapparat forderte. So wurde bereits in der Auslobung der Botschaftspalast in die privaten Wohnbereiche des Botschafters und seiner Familie, sowie in die Empfangsräume für Feste und Sondersitzungen und die Appartements für hochgestellte Gäste unterteilt. Diese sollten mit dem Verwaltungsbereich der Kanzlei verbunden werden, gegliedert in zwei paritätische Abteilungen: den diplomatischen Dienst und den konsularischen Bereich, der u. a. die Handelsinteressen vertrat. Alle Bereiche enthielten sowohl die Dienst- als auch Wohnräume für die jeweiligen Leiter und seine Sekretäre. Hinzu kamen eine Kapelle, Wirtschaftsräume, Ställe und Unterkünfte sowie ein Garten, der das Ensemble rundum umschloss. Sehr detailliert war die Be-
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schreibung der Raumabfolgen, -zusammenhänge und -größen. So umfassten die vom Ehrenhof zu erschließenden privaten Räume des Botschafters und seiner Familie ein Vestibül, einen Saal und drei Salons für den Empfang von hundertfünfzig Personen, zwei Speisesäle für bis zu dreißig Gäste, fünf Schlafzimmer, diverse Nebenräume sowie das Arbeitszimmer bzw. Kabinett des Botschafters, mehrere Salons und Büros für zwei persönliche Botschaftssekretäre. Die großen Empfangsräume bestanden aus dem Vorzimmer, dem grande salle de garde, einem Festsaal für hundertfünfzig Gäste, fünf Salons für insgesamt achthundert Personen, einer Galerie, zwei Prunkschlafsälen sowie acht weiteren Schlafzimmern mit Nebenräumen für Gäste und ihr Gefolge. Der Bereich des diplomatischen Dienstes hielt die Appartements des ersten und zweiten Botschaftssekretärs und dreier Attachés sowie die Büroräume inklusive Empfangssaal und einzelne Salons vor. Die der Öffentlichkeit zugänglichen Büros der konsularischen Abteilung wurden um die Appartements des Konsuls und der vier Schüler-Konsuln ergänzt, wie auch die notwendigen Büros der Kanzlei um die Wohnungen des Kanzlers und des Vizekanzlers. Ebenso ausführlich gab die Auslobung die Größe und Anzahl der Nebengebäude sowie Ställe an, unter anderem definiert durch die Menge der unterzubringenden Pferde.33 Die Dimensionen des vorgegebenen Programms erfüllten die Erfordernisse des zeitgenössischen französischen Verwaltungsapparats, die mit dem Aufschwung der internationalen Beziehungen und des internationalen Handels im 19. Jahrhundert und insbesondere des II. Empires im Einklang standen. Hierzu gehörte ebenso der Empfang von hochgestellten Gästen, wie auch Mitgliedern des heimischen Herrscherhauses, da gegenseitige Besuche der Herrscherfamilien im 19. Jahrhundert entscheidend an Bedeutung gewonnen hatten.34 Folgerichtig demonstrierte der Verwaltungsapparat in seiner Größe einen Repräsentationswillen, der eines fürstlichen Palastes würdig war. In seinem aufwendigen Siegerentwurf konstruierte Charles-Louis Ferdinand Dutert (1845–1906) auf einem innerstädtischen Blockgrundstück eine achsensymmetrische Dreiflügelanlage, die er um vier weitere Seitenflügel ergänzte, so dass diese sich auch zum Osten und Westen mit jeweils drei, einen offenen Hof umschließenden Flügeln präsentieren. Den Ehrenhof umgab Dutert mit einer Säulenhalle und schloss ihn mittels eines flachen Vorbaus mit zentralem Portal zur Straßenseite ab (▶5). Das corps de logis teilt sich in zwei, in den Abmessungen identische Flügel, die nur durch einen schmalen Innenhof und Verbindungsgalerien voneinander getrennt sind (▶6). Die nördlichen Seitenflügel sind durch Pavillonbauten geringfügig verlängert. Der Botschaftskomplex liegt leicht erhöht und setzt sich vom unteren Straßenraum ab, so dass ein Vorplatz entsteht, der sich im Norden des Grundstücks plangrafisch in kongruenten Ausmaßen in Form der Remise mit Ställen, Wirtschaftsräumen und Unterkünften für die Dienerschaft wiederfindet. Der Garten umfasst die gesamte Anlage, die Ecken sind ausgespart, so dass sich kleinere Plätze bilden. Die repräsentative Gebäudeform, die große Anleihen am barocken Schlossbau nimmt, lässt kaum die moderne Raumorganisation vermuten, die sich im Inneren verbirgt. In den Flügeln westlich und östlich des Ehrenhofs sind spiegelsymmetrisch der diplomatische Dienst und der konsularische Bereich mit seinen Büros, Warteräumen, Vorzimmern und Archiven im Erdgeschoss untergebracht. Die Abteilungen sind für die Öffentlichkeit ebenerdig zugängig und haben Eingänge zum Vorplatz,
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▶ 5 Louis Ferdinand Dutert, Un palais d’ambassade Française dans la capitale d’un puissant État (1869), Hauptansicht. RMN / Guérinet 1850–1904, pl. 104
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▶ 6 Louis Ferdinand Dutert, Un palais d’ambassade Française dans la capitale d’un puissant État (1869), Eingangsebene. RMN / Guérinet 1850–1904, pl. 107
zum Ehrenhof und zum Garten. In der Beletage liegen oberhalb der diplomatischen Abteilung die Wohnungen des Ersten und Zweiten Botschaftssekretärs und über der Konsularischen Abteilung die Wohnungen des Konsuls (sieben Räume) und des Kanzlers (sechs Räume). In dem darüber angeordneten Mezzaningeschoss sind Unterkünfte für die Mitarbeiter beider Abteilungen angeordnet, die über Diensttreppen mit den Büros verbunden sind. Der zum Empfang geladene Besucher fährt mit seinem Fahrzeug bis in den Ehrenhof vor, um von dort in den salle de garde einzutreten. Dieser wird im Erdgeschoss im Westen von den Gemächern des Hausvorstands und den prunkvollen Paradezimmern im Osten flankiert.35 Die im westlichen Pavillon angeordnete Kapelle sollte laut Raumprogramm den im Ausland lebenden Staatsangehörigen die Ausübung der eigenen Konfession ermöglichen,36 ihre Not-
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wendigkeit ergab sich aus den Persönlichkeitsrechten des Botschafters und seiner Mitarbeiter.37 Im Zwischenraum zum hintersten Flügel liegt ein sehr großes und repräsentatives Treppenhaus. Dieses führt in die zum Ehrenhof orientierten appartements de grande réception, zwei großen Festsäle und einen ausgedehnten Speisesaal. Erst dahinter liegen die für den Botschafter vorgesehenen Räumlichkeiten mit dem Arbeitszimmer nebst kleiner Salons und Büroräume für die beiden Botschaftssekretäre im Erdgeschoss und den privaten Wohnräumen im Obergeschoss. Letztere flankiert zusammen mit den Gast- und Empfangszimmern für den herrschaftlichen Besuch den zentralen Thronsaal mit einer Reiterstatue Napoleons III.38 Obwohl die Disposition der Bauvolumina dem traditionellen höfischen Profanbau entspringt, trennt Dutert die Baukörpern nach Funktionen. In den beiden communs sind der diplomatische und der konsularische Dienst untergebracht, im Hauptkörper gruppieren sich die öffentlichen Repräsentationsräume, während sich der Flügel mit den privaten Wohnräumen zum rückwärtigen Garten absetzt. Einzig der Thronsaal bricht diese klare Struktur, er ist wiederum mit den Gastzimmern verbunden. Insbesondere dieser Residenzflügel veranschaulicht Duterts Adaption barocker Raumabfolgen: die symmetrische Disposition der Wohnbereiche mit identischen Raumproportionen sowie einem zentralen Repräsentationsraum in der Mitte findet ihr Vorbild in dem appartement double, das erstmals von Louis Le Vau (1612–1670) beim Château de Vaux le Vicomte (1656–1661) verwendet wurde. Donald Drew Egbert betont in seiner Untersuchung zur Geschichte des Prix de Rome den fiktiven Charakter des jährlich ausgeschriebenen Wettbewerbs. Doch obwohl die eingereichten Studentenentwürfe keine Rücksicht auf ökonomische Vorgaben oder praktische Erfahrungswerte nehmen mussten, war der Einfluss der prämierten Arbeiten auf die zeitgenössische Architektur auch weit über Frankreichs Grenzen hinaus immens.39 Egbert begründet dies mit drei Faktoren: Erstens galt der Grand Prix de Rome als Höhepunkt der Lehre der ohnehin einflussreichen École des Beaux-Arts.40 Die Teilnahme an der Konkurrenz war nur einer beschränkten Studentenzahl möglich. Einem Schüler ohne Mitgliedschaft eines der führenden Ateliers war es nahezu unmöglich, Preisträger zu werden, da die Professoren die Teilnehmer aussuchten, die für ihr Atelier bei dem Wettbewerb anträten und der Erfolg eines Preisträgers auf das jeweilige Atelier zurückfiel. Entsprechend groß war der Einfluss der Professoren auf die Ergebnisse, so dass diese deren akademischen Ideale und architektonische Haltung in reiner Form wiedergegeben hätten.41 Zweitens wurden die Entwürfe der Preisträger des Prix de Rome zeitnah publiziert und erreichten so ein größeres Publikum.42 Der Weg dieser architektonischen Konzepte in das Deutsche Kaiserreich war über die Veröffentlichung aller Preisträger in dem fünfbändigen Bildband Concurrenzen der Ecole des Beaux-Arts in Paris. Le Grand Prix de Rome von Pierre Lampué nachzuvollziehen, der 1881 zeitgleich mit der französischen Ausgabe im Wasmuth Verlag in Berlin erschien.43 Drittens war der Prix de Rome von politischen Umständen stark abhängig.44 Aufgaben, die sich mit Bauten in der Größe eines Privathauses beschäftigten, waren zu klein, um die herausragenden Qualitäten der Teilnehmer erkennen zu können, und die akademischen Architekten der École des Beaux-Arts klassifizierten öffentliche Monumentalbauten als die nobelsten und universell kennzeichnendsten Bauaufgaben. Von der Adcádemie des Beaux-Arts wurde als königliche bzw. staatliche Institution stets
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erwartet, dass sie sich mit den nationalen Belangen und Bedürfnissen beschäftigte. Entsprechend befassten sich die Wettbewerbsthemen in der Regel mit Bauten, die einen öffentlichen und politischen Bezug hatten bzw. den aktuellen Anforderungen an den Staat entsprachen. Egbert verknüpft diese enge Verbindung von Prix de Rome und den staatlichen Interessen unter der Herrschaft Napoleons III. in erster Linie mit den Ausschreibungen von 1856 und 1869 für eine Französische Botschaft, in denen die Notwendigkeit, das steigende Nationalbewusstsein architektonisch auszudrücken, verankert ist.45 Im Ausschreibungstext von 1856 sollten »die architektonischen Formen, die in Frankreich in Ehre gehalten werden, in ihrem edelsten und höchsten Sinn reproduziert werden.«46 1869 wurde von den Teilnehmern sogar gefordert, dass in ihren architektonischen Konzepten eine nationale Architektur Anwendung findet, die sich an das aktuelle französische Formenrepertoire anlehnt.47 Noch als Staatspräsident setzte Napoleon III. 1848 die von seinem Onkel wieder aufgenommenen Arbeiten am Louvre fort. Die unter der Leitung von Louis Visconti (1791–1853) begonnenen und von Hector-Martin Lefuel (1810–1880) fortgesetzten Erweiterungen lehnen sich zwar an den französischen Barock des 17. Jahrhunderts an, erhalten aber durch die Betonung der Eckpavillons mit ihren hohen Mansarddächern und die plastische Fassadengestaltung eine neue Wirkung.48 Als Palast errichtet und nach der Französischen Revolution in das größte Museum von Paris umgewandelt,49 wurde der Louvre nicht nur von den Teilnehmern des Prix de Rome mit dem architektonischen Ausdruck eines »Nationalen Charakters« gleichgesetzt.50 Alle drei vorgestellten Siegerentwürfe des Prix de Rome zum Zwecke einer auswärtigen Repräsentanz des französischen Staates weisen die etablierten akademischen Prinzipien der Komposition in Proportion (Perrault) und Symmetrie (Blondel) auf. Es wurde stets auf einen simplen geometrischen Aufbau der Baukörper geachtet, sie wurden über eine oder mehrere Achsen symmetrisch angeordnet,51 Monumentalität wurde über massives Außenmauerwerk erzeugt,52 sogar ein einheitlicher Zeichenduktus bildete sich heraus.53 In der Gegenüberstellung der Arbeiten zeigt sich der steigende Anspruch, über Architektur eine nationale Identität auszudrücken. Gleichwohl Paccard in seinem Entwurf von 1841 Anleihen am Louvre nahm, ging von diesen noch kein nationaler Impetus aus. Der 1856 prämierte Entwurf von Guillaume griff zwar die Formensprache einer nationalen Architektur auf, schaffte aber über die Raumdisposition keine Weiterentwicklung der Bauaufgabe. Erst 1869 gelang es Dutert, den traditionellen Formenkanon der Ècole des Beaux-Arts, den wachsenden Nationalismus sowie das Programm einer neuen Bauaufgabe in einer neuen Ästhetik zu vereinigen. Die Klarheit in Duterts Entwurf lässt sein späteres Werk der Galerie des Machines vorausahnen, die er in Zusammenarbeit mit dem Ingenieur Victor Contamin (1840–1893) für die Pariser Weltausstellung 1889 verwirklichte. Deutlich wird allerdings auch, dass sich der Gesandtschaftsbau aus dem historischen Korsett seiner Nutzer befreien musste und sich parallel zum Wandel und den Anforderungen der bürgerlichen Industriegesellschaft des 18. und 19. Jahrhunderts, die so viele weitere Bauaufgaben hervorbrachte, entwickelte. Neben den technischen Bauwerken für Wasserversorgung, Transportwesen, Fabrik- und Ausstellungshallen entstanden dank des zivilisatorischen Fortschritts neue Bautypen wie Schulen, Universitäten, Justizpaläste, Parlamente, Konzertsäle und Börsen, die als Folie der nationalen Re-
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präsentationsbedürfnisse dienten.54 Diese Entwicklung verdeutlicht den Kontrast zwischen der akademischen Wahrnehmung von Architektur als Bildender Kunst und der Entwicklung der quantitativen Ingenieurbaukunst, die dem technischen Fortschritt Rechnung trägt. Während bereits im auslaufenden 18. Jahrhundert kritisiert wurde, dass bei der Suche nach nationalen Ausdrucksformen üblicherweise auf das traditionelle Repertoire zurückgegriffen würde,55 waren die neuen Bauaufgaben in ihrer funktionellen Komplexität nur mit den zeitgenössischen ingenieurtechnischen Innovationen umsetzbar. Die fehlende Stil-Kohärenz zwischen Ingenieurwesen und Bekleidungstheorie gemäß Semper zeigt sich insbesondere in der Bauaufgabe des Bahnhofes.56 Als modernes »Tor zur Stadt« trafen hier »technische Erfordernisse der Hallenkonstruktion und Repräsentationsansprüche des Bahnhofs […] besonders hart aufeinander. Es bleibt dem Können des Architekten überlassen, den Konflikt zwischen Ingenieur-Denken und Formvorstellung zu lösen.« Infolgedessen trat der Stil hinter das Programm bzw. die Funktion zurück.57 Kortüms Einführung in den Gesandtschafts- und Botschaftsbau im Handbuch der Architektur belegt den Einfluss des Prix de Rome auf den deutschen Gesandtschaftsbau, doch anders als man es von einem 1900 publizierten Aufsatz erwarten würde, da sich der Architekt bei der Aufstellung eines idealen Raumprogramms an den Vorgaben für den Prix de Rome von 1841 orientierte: »Hiernach soll ein Teil des Hauses die geräumige Wohnung des Gesandten, ferner Wohnungen für die Attachés, sodann einen prächtigen Festsaal für eine große Zahl von Geladenen, eine Kapelle, Archive, das Sekretariat und andere Geschäftsräume umfassen; ein anderer Teil soll die Gastzimmer, ein weiterer die Wohnungen für die niederen Beamten und Bediensteten, Hauswirtschaftsund Vorratsräume, Stallungen, Remisen etc. enthalten. Der Bau soll in Stil und Bauart einen monumentalen Charakter haben und mit der einem Großstaate zukömmlichen Pracht, aber auch mit künstlerischem Verständnis und feinem Geschmack ausgestattet sein. Wappen und Insignien des Staates dürfen an den Fassaden angebracht sein, während die Hauptmotive des Schmuckes im Äußeren und Inneren Darstellungen und Embleme von Kunst und Wissenschaft, von Krieg und Frieden u. a. zum Gegenstand haben sollen. Inschriften, Büsten und Statuen zur Erinnerung an die großen Männer des Vaterlandes sind an geeigneten Stellen anzubringen. Gartenanlagen, mit Gewächshäusern versehen, durch Fontänen mit Wasserkünsten belebt, bilden die Umgebung des Palastes. Die Einfriedigung soll nirgends einen festungsartigen Charakter tragen oder auch nur daran erinnern.«58 Erstaunlicherweise griff Kortüm nicht nur nicht auf seine eigenen Erfahrungen im Botschaftsbau in Konstantinopel oder diejenigen Rumpelmayers in Wien zurück, sondern ließ zudem den fiktiven Charakter des Ideenwettbewerbs völlig außer Acht. Zwar unterschlug er beim Dekorationsprogramm die Gestaltungsvorgabe des Stils von Ludwig XIV., blieb aber dem höfischen Profanbau des 17. Jahrhunderts treu verbunden. Denkbar ist, dass Kortüm, als er 1874 die Projektleitung der Kaiserlich Deutschen Botschaft in Konstantinopel übernahm, den Siegerentwurf des Prix de Rome von 1869 nicht kannte. 1900 allerdings, als er seinen Beitrag für das Handbuch für Architektur verfasste, war dies der Fall. Kortüm höchstpersönlich gab als Quelle für das Raum-
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programm einer Botschaft die Publikation von Pierre Lampué aus dem Jahre 1881 zu den »Programmes des concours d’architecture pour le grand prix de Rome« an, die auch Ausschreibung und Ergebnisse von 1869 enthält.59 Gleichwohl bot das Programm von 1841 mit seinen traditionellen Repräsentationsformen eine weitaus geeignetere Blaupause für den Entwurf der Botschaft in Konstantinopel, die in Kortüms Beitrag zum Handbuch der Architektur zusammen mit dem Bau des Sommersitzes des Botschafters im nahe gelegenen Tarabya (Therapia) das Hauptaugenmerk einnimmt. Offensichtlich versuchte Kortüm mit seinem Aufsatz die eigene Leistung über das Ausblenden neuerer Entwicklungen in seiner Schrift zu legitimieren und seinen Bau zum Vorbild zu überhöhen. Für diese Annahme spricht auch Kortüms Umgang mit der wenige Jahre nach Konstantinopel errichteten Botschaft in Wien, die er erst zum Abschluss seines Aufsatzes unter der Rubrik »sonstige größere Anlagen« , wenngleich mit Darstellung der Grundrissen, in wenigen Sätzen abhandelte.60 Folgerichtig beschrieb Kortüm im Handbuch der Architektur einen idealen Bautyp, der sich schon damals auf sechs Jahrzehnte alte Erkenntnisse berief, und ignorierte sowohl neuere Entwicklungen des Prix de Rome als auch den Entwurf von Rumpelmayer.
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Das Repräsentationsverständnis des Diplomatischen Korps Auch wenn Kortüms antiquierte Haltung erstaunt, macht sie dennoch die enge Verbindung zwischen der Bauaufgabe Botschaft und ihren Nutzern deutlich. Dagegen mochte Duterts Entwurf, der am Vorabend des deutsch-französischen Krieges entstand, möglicherweise nicht als ideales Vorbild einer deutschen nationalen Repräsentation gelten. Das Auswärtige Amt des Deutschen Reichs ging nach dem Zusammenschluss des Norddeutschen Bundes mit den süddeutschen Ländern 1871 aus dessen Auswärtigen Amt hervor. Dieses hatte sich nur ein Jahr zuvor aus dem Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten des Königreichs Preußen formiert und die Stellung der obersten Bundesbehörde innerhalb des Bundeskanzleramts eingenommen. Da Preußen die Präsidialstellung innehatte, wurden diesem alle diplomatischen und konsularischen Vertretungen des Deutschen Reichs unterstellt.61 Verfassungsrechtlich hatte der deutsche Kaiser keine freie außenpolitische Entscheidungsmacht, sondern war stets von der Gegenzeichnung und Verantwortungsübernahme durch den Reichskanzler abhängig. 1874 konnte das Deutsche Kaiserreich insgesamt 18 diplomatische Vertretungen vorweisen: vier Botschaften in London, Paris, St. Petersburg und Wien sowie vierzehn Gesandtschaften in Athen, Bern, Brüssel, Den Haag, Konstantinopel, Kopenhagen, Lissabon, Madrid, Rom, Stockholm, Peking, Rio de Janeiro, Washington und beim Heiligen Stuhl.62 Die preußische Kontinuität bezüglich der Auswärtigen Angelegenheiten spiegelte sich nicht nur in den institutionellen Gegebenheiten, sondern auch in der
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personellen Besetzung wider. Bereits 1862 ernannte der spätere Kaiser Wilhelm I. (1797–1888) Otto Fürst von Bismarck (1815–1895) zum Minister des Auswärtigen sowie zum Ministerpräsidenten von Preußen. Von Bismarck hatte beide Ämter bis zu seiner Absetzung im Jahr 1890 durch Wilhelm II. (1859–1941) inne. Für die Fragestellung dieser Arbeit ist in erster Linie Bismarcks charakteristische Auswahl seiner Diplomaten und die Fortführung dieses stereotypen Vorgangs bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein von Interesse. Die Aufnahme in den diplomatischen Dienst war mit strengen Eignungskriterien verbunden, die sich an der Bildung und dem Vermögen der Bewerber maßen. Neben dem Referendar- oder Assessorexamen musste ein Kandidat das Große Diplomatische Examen in Deutsch, Englisch und Französisch ablegen, das als Themen Geschichte, Recht, Zolltarife und die diplomatische Praxis abfragte. Darüber hinaus wurde von den Anwärtern erwartet, dass sie über ein ausreichendes Vermögen verfügten, um eine vierjährige unbezahlte Probezeit als Attaché absolvieren sowie später als Legationssekretär und Gesandter erhebliche Unkosten bestreiten zu können. Diese Anforderungen begrenzten den Kreis der geeigneten Bewerber auf die Schichten des Adels und des Großbürgertums. Doch auch wenn einigen Bürgerlichen der Eintritt in den diplomatischen Dienst gewährt wurde, bevorzugte das Auswärtige Amt Diplomaten mit Adelstiteln.63 Weit mehr als die intellektuelle Eignung zählte ein bei Aristokraten von Haus aus vorhandener und von Bismarck als »Kavaliersperspektive«64 bezeichneter Habitus, der gewährleistete, dass die Diplomaten auf dem internationalen Parkett bestehen konnten. Angesichts des Ranges der höheren Diplomaten und des Vertrauens, das ihnen der Monarch entgegengebrachte, ist es kaum verwunderlich, dass der Adel im diplomatischen Dienst überproportional vertreten war und freundschaftliche bzw. verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den Adelshäusern für staatliche Belange eingesetzt wurden. Doch selbst unter den adligen Diplomaten war eine Hierarchisierung üblich: je älter der Titel, umso weiter gelangten sie im diplomatischen Dienst. Bewerber jüdischer Herkunft hatten sehr geringe Perspektiven in den diplomatischen Dienst aufgenommen zu werden. Aufgrund der preußischen Vorherrschaft waren auch Katholiken unterrepräsentiert. Entsprechend waren die Hauptmerkmale der elitären kaiserlichen Diplomaten die Zugehörigkeit zur evangelischen Kirche und die adlige Abstammung.65 1914 waren alle acht akkreditierten Botschafter des Deutschen Reichs adliger Herkunft.66 Nichtadlige, emporstrebende Bürgerliche wurden in Handelsdelegationen beschäftigt oder auf unbequeme Missionen geschickt. Die personelle Zusammensetzung des kaiserlichen Diplomatischen Korps bezeugt, dass es nicht mit dem rasanten gesellschaftlichen Wandel Schritt halten konnte, der das Deutsche Reich von 1871 bis 1914 zur militärischen und wirtschaftlich bedeutenden Großmacht anwachsen ließ. Entsprechend spiegelt das Diplomatische Korps die Sozialstruktur der Gesellschaft, die es vertrat, nicht wider. Im europäischen Vergleich bildete das Deutsche Reich hier allerdings keine Ausnahme, auch in England, Österreich-Ungarn und Russland dominierte der Adel den diplomatischen Dienst. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war sein Anteil nur in Frankreich verschwindend gering.67 Das Verständnis des deutschen Diplomatischen Korps als eine eng umgrenzte Führungselite ist für die Suche nach einer national geprägten Repräsentationsarchitektur von großer Tragweite. Seine enge Bindung an Etikette, Zeremoniell und Dis-
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tinktion schränkte die Auswahl der geeigneten Vorbilder auf diejenigen Bauten ein, die dem sozialen Profil und dem Repräsentationsverständnis der zeitgenössischen europäischen Aristokratie entsprachen. Im Vorwort der prosopografischen Untersuchung des deutschen Diplomatischen Korps von 1871 bis 1945 mag Klaus Schwabe eine Refeudalisierung der wilhelminischen Ära noch in Frage stellen,68 in Bezug auf die auswärtigen staatlichen Neubauten müssen die Leitbilder, nicht zuletzt wegen der engen verwandtschaftlichen Verflechtungen der Diplomaten mit anderen europäischen Adelshäusern, im höfischen Profanbau gesucht werden. Eine nicht unwesentliche Rolle spielt zudem die Gemeinschaft des Diplomatischen Korps, das sich auch auf internationaler Ebene als eigenständige geschlossene Gesellschaft versteht. Die ersten Anzeichen eines geordneten Diplomatischen Korps zeigten sich Mitte des 15. Jahrhunderts in Rom. Papst Pius II. hatte die Angewohnheit, alle Diplomaten gleichzeitig zu informieren, ihnen regelmäßig Mitteilungen für ihre Regierungen zukommen zu lassen sowie sie bei wichtigen Zeremonien als Gruppe zu platzieren. Infolgedessen entfaltete sich zwischen den Diplomaten eine partielle professionelle Verbundenheit; sie tauschten gesellschaftliche Gefälligkeiten aus, um ihre gegenseitigen Beziehungen festzuschreiben, und agierten in einigen Fällen als geschlossene Körperschaft. Dieser Gemeinschaftsgeist lief zwar bereits in Rom der bestehenden Hierarchie unter den Diplomaten zuwider, er war aber unentbehrlich, um vor Ort als Instanz bestehen zu können. Die Diplomaten kämpften mit großen Erschwernissen, die primär ihre Religionszugehörigkeit, den Informationsaustausch mit dem Heimatland, die örtliche Sprache sowie kulturelle und zivilisatorische Rahmenbedingungen betrafen.69 Bis zum Ersten Weltkrieg gründete sich die Gemeinschaft des Diplomatischen Korps auf ihren aristokratischen Wurzeln. Das Teilen von ähnlichen Weltanschauungen und Ansichten zu den praktischen Vorteilen von Diplomatie sowie der berufliche Zusammenhalt führten zu einer personenübergreifenden Beziehung, deren zentraler Bestandteil die Verbindlichkeit der diplomatischen Regeln einer internationalen Gesellschaft war.70 Das bis heute fortwährende Bestreben der Diplomat:innen, einen Ausgleich zwischen den Aktivitäten innerhalb des Diplomatischen Korps und ihren Hauptaufgaben als Vertreter der Interessen des eigenen Landes zu schaffen, führt zu einem Widerspruch zwischen nationaler Identität und gesellschaftlichem Ansehen.71 Die Dualität des Formellen (Etikette) und des Informellen (interner Dialog) ist integraler Bestandteil der Beziehung und beeinflusst jede Aktion des Diplomatischen Korps.72 Der informelle Austausch unter Diplomat:innen beschleunigt den formellen Dialog und schafft wiederum die Voraussetzungen für eine internationale Gesellschaft.73 Nicht immer reflektieren die Beziehungen innerhalb eines Diplomatischen Korps die tatsächliche politische Situation zwischen den Ländern. So sind informelle Beziehungen von Diplomat:innen, deren Staaten miteinander konkurrieren oder im Krieg stehen, möglich. Manche Angelegenheiten der internationalen Politik können auf informeller Ebene angestoßen werden, oder ein lokales Diplomatisches Korps kann bei Konflikten andernorts vermitteln. Als Beispiel hierfür nennt Sasson Sofer das Diplomatische Korps in Peking, das während des Kalten Krieges Gespräche zwischen den USA und Nord-Korea ermöglichte.74 Das Diplomatische Korps kann als eigenständige internationale Gesellschaft gelten, die nach bestimmten Regeln agiert, die bisweilen
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mit den nationalen Interessen der einzelnen Mitglieder kollidieren. Das Zusammenfassen des Diplomatischen Korps zu einer Gemeinschaft besagt aber nicht zwangsläufig, dass unter den Mitgliedern keine Konkurrenz bestehen könne. Bezogen auf die auswärtigen Neubauten zum Zwecke einer Repräsentanz bedeutet dies vielmehr, dass die Art der architektonischen Selbstdarstellung und Distinktion nicht allein an den Empfängerstaat, sondern auch an das Diplomatische Korps vor Ort gerichtet ist bzw. die Neubauten sich in die Hierarchie der Bauten anderer Vertretungen vor Ort einordnen. In Anbetracht der Gepflogenheit, dass immer die Rangniedrigeren die Ranghöheren besuchen, wird dieser Punkt umso relevanter. Die Botschafter:innen oder Gesandten machen stets beim jeweiligen Staatsoberhaupt ihre Aufwartung, umgekehrt wird dieses niemals in den diplomatischen Vertretungen empfangen. Zu den dortigen Empfängen, Arbeitstreffen etc. kommen in der Regel die anderen vor Ort akkreditierten Diplomat:innen bzw. weitere geladene Gäste. Man begegnet sich folgerichtig auf Augenhöhe.75
Bautypologische Vorbilder »Die Botschafter werden als persönliche Stellvertreter der Monarchen betrachtet. Sie vertreten also nicht bloß den Staat wie die anderen Gesandten, Ministerresidenten und Geschäftsträger, sondern außerdem die Person des Monarchen. Der Botschafter verlangt deshalb größere Mittel für standesgemäßen Aufwand und häusliche Einrichtung, da die Entfaltung eines größeren äußeren Prunkes erforderlich und üblich ist.«76 Albert Kortüm (1900)
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Die Soziogenese der höheren Diplomaten des Deutschen Kaiserreichs unterstreicht Kortüms Forderung nach einem »standesgemäßen Aufwand« für die Errichtung von Neubauten zum Zwecke einer auswärtigen Repräsentanz. Die Rolle des Botschafters als engen Vertrauten des Monarchen erforderte eine Repräsentation vor Ort, die nicht nur den sozialen Rang des Diplomaten, sondern auch die Stellung seines Heimatlandes abbildete. In der beständigen Konstante der Residenz als »ordentliche, beständige Wohnung des Regenten«77 manifestiert sich die Absicht, eine angemessene Repräsentanz sowohl des Heimatlandes als auch des Botschafters zu erreichen. Mit der exterritorialen Errichtung erfolgt demnach eine inhaltliche Erhöhung, da die Botschaft die staatliche Repräsentation in ihrer Gesamtheit vereinigt. In diesem Sinne erwarb das Königreich Preußen im Jahr 1818 das Hôtel Beauharnais (Germain Boffrand, 1714) in Paris und 1849 das Haus am Carlton House Terrace Nr. 9 (John Nash, 1826/27) in London als permanente Standorte seiner Gesandtschaften. In der Wahl dieser herausragenden Bauten als Sitz seiner ständigen Vertreter zeigt sich Preußens exponierter Repräsentationsanspruch im Gastland deutlich: das Hôtel Beauharnais (▶7) wurde ab 1803 von Eugène Beauharnais, Vizekönig von Italien und Stiefsohn
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▶ 7
Germain Boffrand, Palais Beauharnais (1667– 1757), Eingangsansicht um 1945. bpk / RMN - Grand Palais / René-Jacques
▶ 8
John Nash, Carlton House Terrace (1826/27–1832). Stahlstich: Thomas Hosmer Shepherd 1831. Nash 1839–1849, pl. 178.
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Napoleons, bewohnt;78 während die Carlton House Terrace (▶8) an der Stelle der ehemaligen Residenz des Prince of Wales, dem Carlton House, errichtet wurde, nachdem Georg VI. nach seiner Thronbesteigung in den Buckingham Palace umgezogen war.79 Insbesondere über die Gestaltung einer Residenz offenbaren sich deren architektonische Vorbilder. Mit diesen wurden die Schlüsselbegriffe Hof und Zeremoniell verbunden, die wiederum die Disposition der Räume gemäß eines Herrschaftssitzes prägten.80 Im 17. und 18. Jahrhundert etablierte sich europaweit die französische Form der Diplomatie. Französisch wurde allerorts zur offiziellen Amtssprache und das diplomatische Zeremoniell orientierte sich am barocken Hofzeremoniell Frankreichs. Folgerichtig stützte sich die Architektur auf das Vorbild des Pariser hôtels, das die Dualität im Handeln der Diplomaten vor Ort wiedergab und sowohl die Aufgabe des Repräsentierens eines Staates als auch den individuellen Einsatz innerhalb der eigenständigen Körperschaft abbildete. Das hôtel oder hôtel particulier bezeichnet die städtische Residenz der Angehörigen des französischen Adels und des Klerus im 17. und 18. Jahrhundert, die sie bezogen, solange der französische König in Paris residierte. Während ein palais ausschließlich den königlichen Familienmitgliedern und königlichen Geistlichen mit Hofhaltung vorbehalten war, ordnete sich das hôtel diesem qualitativ und quantitativ unter. Auf den oft unregelmäßigen und engen Pariser Grundstücken entwickelte sich mit dem hôtel eine europaweit kopierte architektonische Erscheinungsform, die es ermöglichte, die inneren Räume so anzuordnen, dass sie trotz festgelegter Raumabfolgen und -funktionen für verschiedene Ansprüche nutzbar und komfortabel waren.81 Um den Anforderungen der Gesellschaft an die Mitglieder des Adels zu entsprechen, übernahm das Gebäude zwei unterschiedliche Funktionen, die sich im Raumprogramm niederschlugen. Das appartement de parade erfüllte die Funktion des Repräsentierens und hatte einen öffentlichen Charakter, während das appartement privée den Bewohnern die Möglichkeit des Rückzugs in ihre privaten Wohnräume bot. Im Idealfall bestand ein barockes hôtels aus einer symmetrischen Dreiflügelanlage mit erhöhtem corps de logis und untergeordneten seitlichen communs, die einen cour d’honneur umschlossen. Eine Mauer trennte den Hof von der angrenzenden Straße, in wenigen Fällen war hier ein vierter Flügel angeordnet. An die rückwärtige Seite des corps de logis schloss sich ein Garten an. Die zentralen Elemente der inneren Raumstruktur waren das Vestibül und das repräsentative Treppenhaus. Entsprechend der Wertigkeit waren die Repräsentationsräume des appartement de parade im Hauptkörper angeordnet, während die zwei appartements privées des Hausherrn und der Hausdame jeweils in einem der seitlichen Flügel lagen und als appartement double angelegt waren. Der Bezug zum höfischen Zeremoniell wurde über die Raumabfolge im gesellschaftlichen und privaten Bereich hergestellt.82 Vor den Schlafzimmern fanden sich stets ein bis zwei antichambres, als Symbole »der höfischen guten Gesellschaft des ancien régime«.83 Im Einklang mit der hierarchischen Ständegesellschaft des Absolutismus bildete das hôtel den Rang seiner Bauherren in Größe, Ausschmückung und Ausstattung ab.84 Die von Denis Diderot (1713–1784) und Jean Baptiste le Rond d’Alembert (1717–1783) erstmals 1751 herausgegebene Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers enthält einen Entwurf eines idealen hôtel von Jacques-François Blondel (1705–1774),85 den Norbert Elias in seiner Charakterisierung der höfischen Gesellschaft trotz seiner immensen Ausmaße als mustergültig benennt (▶9).86
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▶ 9
Jacques-François Blondel, Entwurf eines idealen hôtels (1751). WBL, Diderot und d’Alembert 1779, pl. 23.
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In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte die Bauaufgabe hôtel ihre Renaissance. Die gewaltig ansteigende Intensität des Städtebaus und dessen, den Ordnungsprinzipien einer breitgelagerten, freistehenden Architektur widersprechende, maximale Ausnutzung des Baugrundes erforderten eine neue ausdrucksstarke Architektur, die in der kompakten Bauweise des hôtel ihre ideale Formulierung fand. Für die neue Bauaufgabe Botschaft bot der Bautyp die ideale Grundlage, da dieser sowohl die funktionale Trennung von Repräsentieren und Residieren als auch die für staatliche Bauaaufgaben übliche Verwendung höfischer Bauformen ermöglichte.87 Mit der Kopie des traditionellen hôtels erlangte das Duplikat denselben Status wie das Original. Trotz Übernahme bestimmter architektonischer und funktioneller Elemente (Auffahrt, Verortung der Treppe, Trennung der Funktionsbereiche privée und parade) zeigen allerdings die Entwürfe des Prix de Rome, dass die Fortschrei differenzierter Funktionsbereiche hin zu individuellen Bauteilen die Entstehung eines eigenständigen Bautyps beförderte. Die Ursprünge der Residenz liegen im hôtel, doch die klare Funktionstrennung von Residenz und Kanzlei bzw. Administration sind eine Neuerung des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Diese Entwicklung manifestierte sich auch im auswärtigen Repräsentationsbau des Deutschen Kaiserreichs, das seit seiner Gründung 1871 bestrebt war, seine neue nationale Einheit über Architektur auszudrücken, und sich dabei an europäischen Vorbildern orientierte.
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Die Bedeutung von Architektur als Ausdruck eines politischen Systems wurde im Verlauf der 74-jährigen Geschichte des Deutschen Reichs unterschiedlich bewertet und nahm als staatliche Repräsentationsarchitektur von der Gründung des Nationalstaates unter der monarchischen Herrschaft im Deutschen Kaiserreich über die pluralistische Demokratie der Weimarer Republik bis zur totalitären Diktatur des NSRegimes analog zu den gesellschaftlichen Wandlungen zahlreiche Facetten ein. Die Relevanz der auswärtigen Architektur schwankte und stand teilweise im Widerspruch zur inländischen, an das eigene Volk gerichteten Staatsbaukunst und zu einer nationale Identitäten vereinenden Architektur. Dennoch war der Neubau von Auslandsvertretungen trotz ihrer stark divergierenden Bedeutung in der Außenpolitik stets von politischem Kalkül geleitet und ein Instrument derselben.1 Die beachtenswerte Anzahl von insgesamt 22 Neubauten und sieben Projekten innerhalb dieses kurzen Zeitraums verdeutlicht die Relevanz einer baulichen Repräsentation im Ausland.2 Die Quantität der tatsächlich realisierten Bauten und der Bauvorhaben innerhalb der einzelnen Regierungsphasen bilden allerdings die divergierenden Schwerpunkte ihrer Außenpolitik ab und zeigen Handlungsspielräume der jeweiligen Obrigkeiten auf. So errichtete das Deutsche Kaiserreich in seinem 43-jährigen Bestehen vierzehn Neubauten (vier Botschaften, drei Gesandtschaften, zwei Sommerresidenzen, fünf Konsulate) zum Zwecke einer auswärtigen Repräsentanz, während zwei späte Projekte nicht realisiert wurden (eine Botschaft, eine Gesandtschaft). Zwischen 1925 und 1933 entstanden in der Weimarer Republik drei Auslandsvertretungen (eine Botschaft, eine Gesandtschaft, ein Konsulat) sowie zwei Kanzleierweiterungen3. Der NS-Staat hingegen setzte nur ein einziges Gesandtschaftsprojekt sowie zwei Kanzleierweiterungen4 um, sechs Entwürfe (eine Botschaft, eine Botschaftsresidenz, eine Gesandtschaft, ein Generalkonsulat und zwei Kanzleierweiterungen) wurden nicht realisiert. Darüber hinaus ist neben der politischen Betrachtungsweise eines staatlichen Selbstverständnisses die, eine einheitliche Bewertung erschwerende, strukturelle Ebene zu beachten. Im Deutschen Reich trat der Staat als Bauherr in Person weniger Entscheidungsträger auf. Deren nationales Repräsentationsverständnis, obgleich gängige traditionelle architektonische Formenkanons und Nobilitierungsformen verwendet wurden, bezog sich auf die Haltung einzelner gesellschaftlicher Eliten. Zudem wurden Auslandsvertretungen stets als Sonderbauaufgabe behandelt und häufig außerhalb der üblichen Behördenstrukturen abgewickelt. Eine Analogie in der Durchführung ist daher trotz vermeintlich gleichem Bautyps nur in vereinzelten Fällen zu erwarten. Die Bewertung der politischen Aussagekraft ist am Einzelbau zu prüfen und immer in Relation zum künstlerischen Entstehungsprozess von Architektur zu setzen.
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Deutsches Kaiserreich Politisch wuchs mit der Gründung des Deutschen Reichs 1871 aus Preußen, dem bisher kleinsten Staat in der europäischen Pentarchie, eine bedeutende ökonomische sowie militärische Kraft heran, die das bestehende Kräfteverhältnis der etablierten Großmächte ins Wanken brachte. Obwohl verfassungsrechtlich nur dem deutschen Monarchen das Recht und die Pflicht oblagen, staatsrechtliche Entschlüsse zu fällen, überließ Kaiser Wilhelm I. seinem Reichskanzler Otto von Bismarck nahezu alle außenpolitischen Entscheidungen. Dieser strebte, unter dem Argwohn der Flügelmächte Großbritannien und Russland sowie in Konfrontation zu Frankreich, außenpolitisch den Erhalt des Status Quo einer kleindeutschen Lösung an. In der problematischen Position als Mittelmacht zwischen Russland und Frankreich, zu dem die Beziehung durch die Annexion Elsass-Lothringens im deutsch-französischen Krieg 1870/1871 dauerhaft belastet war, bezog Bismarck eine neutrale Stellung, um als »Emporkömmling« nicht von Russland oder Großbritannien als Juniorpartner vereinnahmt und gegen den jeweils anderen ausgespielt zu werden oder plötzlich einem kriegsverheißenden Bündnis dieser Großmächte mit Frankreich gegenüberzustehen. Mit der expliziten Parole der Saturiertheit demonstrierte Bismarck dem europäischen Konzert der Mächte, dass das Deutsche Kaiserreich keine Expansionsansprüche oder weitere Machtentfaltung anstrebte. Die fragile Existenz des Deutschen Reichs versuchte er mittels einer Politik der Bündnisse und des Ausgleichs zu sichern.5 Anders als sein Großvater Wilhelm I. und sein Vater Friedrich III. griff Wilhelm II. aktiv in die Außenpolitik ein und beanspruchte für sein Reich den Rang einer Weltmacht. Unter seiner Führung wurde auch das Deutsche Reich vom europäischen Imperialismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts erfasst, der neben der Besetzung von Positionen im internationalen Machtgefüge die Ausbeutung und Erschließung neuer Absatzmärkte insbesondere im Fernen Osten zur Kompensation der nachlassenden Binnenmärkte zum Ziel hatte.6 Der europäische Imperialismus nach Übersee lenkte zunächst von den staatlichen Rivalitäten innerhalb Europas ab, die Machtrepräsentation durch Zugewinne von Territorien erfolgte auswärts. Doch ab 1900 erreichten die Differenzen in den Kolonien und Protektoraten auch die europäischen Großmächte. Sie versuchten den Konflikten mit neuen Bündnissen wie den Abkommen zwischen Frankreich und Russland 1894 sowie Frankreich und Großbritannien 1904 und der 1907 folgenden Triple Entente (Frankreich, Russland, Großbritannien) entgegenzuwirken, während das Deutsche Reich trotz Dreibunds mit Österreich-Ungarn, Italien (seit 1882) und Rumänien (ab 1883) in die politische Isolation geriet.7 Die gegensätzliche Ausrichtung der Außenpolitik unter Wilhelm I. (1871 bis 1888) und Friedrich III. (1888) respektive Graf Otto von Bismarck (1871 bis 1888) und Wilhelm II. (1888 bis 1918) demonstrieren zwei Phasen im Neubau von Auslandsvertretungen, die in der Auswahl der Empfängerstaaten, der Größe und Gestalt sowie des jeweiligen Repräsentationsanspruches differieren. Während unter Bismarcks Führung alle außenpolitischen Maßnahmen dem fortwährenden Schwebezustand seiner Politik der »fünf Glaskugeln«8 untergeordnet waren und die bis 1890 entstandenen ausländischen Vertretungen des Deutschen Reichs entweder analog zu Bismarcks Politik als Zeichen
Deutsche Auslandsvertretungen 1871–1945 ▶ 10 Kaiserlich Deutsche Botschaft in Konstantinopel (1874–1877). Leipziger Illustrirte Zeitung, 1801/1878
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Botschaft in Wien (1877–1879). Stich: U. Kronstein. Leipziger Illustrirte Zeitung 1847/1878
▶ 11 Das neue Palais der Kaiserlich Deutschen
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▶ 12 Gesandtschaftsstraße mit Eingang zur Deutschen Gesandtschaft Peking. Mumm von Schwarzenstein 1902, 125
▶ 13 Kaiserlich Deutsche Botschaft in Konstantinopel, Ansicht von Osten um 1880. DAI, D-DAIIST-215, G. Berggren
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▶ 14 Carl Ferdinand Langhans, Palais Prinz Wilhelm (Altes Palais), Berlin. AMTUB, Inv. Nr. 51060
Erhalt des Status Quo
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Alle Bauprojekte der ersten Phase gingen auf Bismarcks Bestreben der Konsolidierung des jungen deutschen Staates in den 1870er Jahren zurück und gründeten vorwiegend auf diplomatische Beziehungen Preußens. Darüber hinaus ermöglichte die preußische Behördenstruktur des Reichskanzleramts die umgehende Aufnahme der ersten Bauprojekte bzw. Fortführung bereits unter preußischer Herrschaft angestoßener Vorhaben. Der erste realisierte Neubau einer auswärtigen Repräsentanz des Deutschen Reichs war die bereits erwähnte Botschaft im damaligen Konstantinopel (1874–1877), die sich östlich des Dolmabahçe-Palastes hoch über den Bosporus erhebt (▶10). Wenig später wurde die Botschaft in Wien (1877–1879) westlich des Belvedere nach Entwürfen des österreich-ungarischen Architekten Viktor Rumpelmayer fertiggestellt (▶11). Zeitgleich wurde der Neubau einer Gesandtschaft in Peking (1875–1879) errichtet (▶12). Alle Bauten einte die Suche des Deutschen Reichs nach Anerkennung als Großmacht, doch darüber hinaus könnten die Unterschiede kaum größer sein. Als »verspätete Nation«9 verfügte das Deutsche Reich über keine geeigneten Bauwerke, die als Vorlage einer nationalen Identifikation hätten dienen können. Die Reichsgründung fiel stilgeschichtlich in eine Umbruchphase, in der die Berliner Schinkelschule ihre Vormachtstellung verlor.10 Das erste Bauvorhaben einer Gesandtschaft in Konstantinopel basierte auf einem Grundstückskauf und Vorplanungen des Königreichs Preußen 1864, das bereits seit 1761 diplomatische Beziehungen zur Hohen Pforte11 pflegte.12 Die geographische Situation am Bosporus, der das Schwarze Meer mit dem Mittelmeer verbindet, sowie der große Einflussbereich des Osmanischen Reichs erklären die herausragende politische Bedeutung desselben für die europäischen Großmächte.13 In den 1870er Jahren schürten allerdings die orientalische Frage und der Zerfall des kranken Mannes am Bosporus den Konflikt zwischen den Großmächten Großbritannien, Russland und Österreich-Ungarn. In dieser Konstellation war Bismarck bestrebt, eine neutrale Stellung einzunehmen, da das Deutsche Reich keine unmittelbaren Interessen in der Region hegte und der schwelende Konflikt vom Dissens in Zentraleuropa ablenkte.14 Entsprechend zurückhaltend reagierte zunächst die Reichsregierung, als im Dezember 1873 der türkische Sultan Abdülhamid II. von ihr »die Zustimmung zur Zulassung eines türkischen Botschafters in Berlin« erbat.15 Um eine Kränkung des Sultans zu vermeiden, bestimmte das Reich im Mai 1874 Freiherr Georg von Werthern zum deutschen Botschafter an der Hohen Pforte. Noch deutlicher wird die diffizile politische Sachlage dadurch, dass die zwingende Notwendigkeit bestand, die Zustimmung des russischen Zaren Alexander für diese Personalie einzuholen.16
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von Bündnissen anzusehen oder der von wirtschaftlichen Interessen gelenkten ad hoc-Diplomatie des Eisernen Kanzlers geschuldet waren, überwogen bei den Bauvorhaben unter Wilhelm II. die imperialen Interessen. Erst im Vorfeld des Ersten Weltkriegs dienten die Projekte wieder der Manifestierung einer staatlichen Annäherung.
Deutsche Auslandsvertretungen 1871–1945
▶ 15 Botschaft Konstantinopel, Lageplan. ULB DA, db 10/1878, 41
▶ 16 Längsschnitt durch Festsaal und Treppenhaus. PA AA, KS-2a
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▶ 17 Sommerresidenz der Kaiserlich Deutschen Botschaft in Tarabya (1885–1887). DAI, D-DAI-IST-R26340
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Das Grundstück des nun als Botschaft errichteten Neubaus in Konstantinopel liegt außerhalb des Diplomatenviertels und der Altstadt am Boulevard Ajas Pascha unterhalb des Taksim-Platzes, der sich erst nach der Fertigstellung der diplomatischen Vertretung zu einem zentralen Platz der Stadt entwickelte. Es ist ein dreigeschossiger, längsrechteckiger Bau, der an der zur Meerenge gelegenen Gartenseite mit zwei zusätzlichen Untergeschossen abgefangen wird. In dieser Hanglage überragt der monolithische Baukörper seine Nachbarbebauung um mindestens ein Geschoss (▶13). Aufgrund seiner Größe wirkt der Baukörper schwerfällig und im städtebaulichen Umfeld deplatziert. Unterstrichen wird dies durch eine nüchterne, grobe Gliederung der Fassade im Stil einer preußischen Neorenaissance. Dem Gebäude ist deutlich anzusehen, dass es ursprünglich für ein anderes Grundstück vorgesehen war und ein Planerwechsel innerhalb der Bauphase stattfand. Hubert Göbbels, der bis zu seinem plötzlichen Tod 1874 die ersten Entwürfe erstellte und den Rohbau bis zum Straßengeschoss führte, hatte sich in der Vorplanung intensiv mit den übrigen europäischen Auslandsbauten in Konstantinopel auseinandergesetzt. An diesen orientierte er sich gestalterisch sowie in den Abmessungen, fand jedoch seine Vorbilder in erster Linie in der klassizistischen Schinkelschule. Der unerfahrene Albert Kortüm, Beamter der Bauabteilung des Königlichen Handelsministeriums, veränderte Göbbels Fassadenplanungen umfassend und lehnte sich an das 1834–37 von Carl Ferdinand Langhans (1781–1869) als Residenz des preußischen Königs errichtete Palais des Kaisers Wilhelm I. in Berlin an (▶14). Kortüm adaptierte dessen Stilmittel, so dass in der Außenwahrnehmung ein preußisches Bauwerk in der Fremde entstand.17 An der inneren Raumdisposition nahm Kortüm kaum Änderungen vor, sie folgen weiterhin der Grundkonzeption Göbbels. Mit der Anordnung der öffentlichen Kanzleiräume im Hochparterre stellte er die Bedeutung der Administration heraus (▶15). Hervorzuheben sind allerdings die Repräsentationsräume in der Beletage, die mit der Folge Empfangszimmer, Gesellschaftszimmer und Thronsaal18 dem barocken Repräsentationsideal entsprechen. Auch die privaten Empfangs- und Schlafräume des Botschafters und seiner Familie auf demselben Geschoss folgen dieser Anordnung. Am Vorbild des hôtel orientiert, gruppieren sie sich als appartement double um das ausladende Treppenhaus (▶16). Das Gebäude lässt sich indessen aufgrund der Divergenz von Kortüms Fassadengestaltung und Göbbels Fuktions- und Raumanordnung bautypologisch noch nicht eindeutig als Botschaft definieren. Von der zeitgenössischen deutschen Presse, dem neuen deutschen Botschafter in Konstantinopel, Prinz Heinrich VII. von Reuß, und vom Reichstag wurde das fertiggestellte Gebäude scharf kritisiert, bzw. seine städtebauliche Dominanz und Unzulänglichkeiten in der Ausführung und der immense Anstieg der Baukosten beanstandet.19 Die vermeintliche Machtrepräsentation durch Größe widersprach den damaligen politischen Ambitionen des Deutschen Reichs und nach Felix Gaerte20 auch der Wahrnehmung von türkischer Seite. Diese habe den Bau als Symbol für die stabile Verbindung zwischen dem taumelnden Osmanischen Reich und dem erstarkten Deutschen Reich, und nicht als Dominanz der Deutschen über die Türken interpretiert.21 Bestärkt wird diese Ansicht dadurch, dass Abdülhamid II. wenige Jahre später dem Deutschen Reich ein Grundstück in der Bucht von Tarabya schenkte, auf das dieses 1885–1887 eine Häusergruppe als Sommerresidenz der Botschaft errichten ließ (▶17).22
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▶ 18 Viktor Rumpelmayer, Kaiserlich Deutsche Botschaft in Wien, Ansicht Ecke Metternichgasse/ Richardgasse. Kortz 1906, Bd. 2, 393
▶ 19 Grundrisse Hochparterre und 1. Obergeschoss. Kortüm 1900, 176, 177
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▶ 20 Thronsaal im Hochparterre. Kortz 1906, Bd. 2, 394
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Wie die Reaktionen der deutschen Presse und des Prinzen von Reuß bestätigen, reichte das preußische Formenrepertoire nicht für eine nationale Identifikation über die Architektur. Nichtsdestotrotz ist das Gebäude bis heute einer der wichtigsten Botschaftsbauten des Deutschen Reichs. Dies mag den simplen Tatsachen geschuldet sein, dass es sich hierbei um den ersten auswärtigen Staatsbau des Deutschen Reichs handelte und dieser trotz, oder gerade aufgrund der politisch aufgeheizten Lage, die Akzeptanz der Türken erfuhr. Doch erst die zeitgenössische Berichterstattung ermöglichte eine öffentliche Rezeption. Neben zahlreichen Artikeln in deutschen Fachzeitschriften und regionalen Blättern war es in erster Linie Albert Kortüm selbst, der die öffentliche Wahrnehmung mit seinem Beitrag im Handbuch der Architektur am stärksten beeinflusste. Nach seiner erzwungenen Versetzung in den Ruhestand23 stellte er in der bis heute einflussreichen Publikation das bedeutendste Werk seiner eigenen Laufbahn in den Vordergrund seiner Ausführungen.24 Die Nachhaltigkeit der zeitgenössischen Berichterstattung für den wissenschaftlichen Kenntnisstand ist für alle späteren deutschen Botschaftsbauten entscheidend und bis heute ein Kriterium derer Rezeption. Frappierend ist daher Kortüms Umgang im Handbuch der Architektur mit dem 1877–1879 errichteten Neubau einer Botschaft in Wien von Viktor Rumpelmayer, den er ans Ende seiner Ausführungen verbannte (▶18).25 Obwohl sich der Entwurf des österreich-ungarischen Architekten in vielen Punkten gänzlich von der Botschaft in Konstantinopel unterscheidet, kristallisierten sich an ihm erneut die gegensätzlichen Vorstellungen von einer nationalen Architektur heraus. Bei Baubeginn kritisierte die Deutsche Bauzeitung die Beauftragung des »ausserdeutschen« Architekten und stellte infrage, ob der »keineswegs hervorragende fremde Fachmann« überhaupt geeignet sei, dass ihm die Leitung des »zu erbauenden Palastes, darinnen der Stellvertreter von Kaiser und Reich residieren soll, anzuvertrauen« wäre. Sie forderte vielmehr die Beauftragung eines deutschen Architekten ein, da das Werk an sich eine Repräsentation der deutschen Baukunst wäre: »Die Pflicht aber nur vaterländische Kräfte an die Spitze eines Baues zu stellen, hat Deutschland, weil seine Ehre dabei beteiligt ist, dass das Haus, in dessen Mauern das Reich und sein Oberhaupt vertreten wird, in der alten Kaiserstadt Zeugnis ablege von dem, was die eigenen, die deutschen Fachmänner zu leisten vermögen.«26 Die Beauftragung das Architekten ging auf die zwei in Wien nacheinander akkreditierten deutschen Botschafter Hans Lothar zu Schweinitz (1822–1901) und Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode (1837–1896) zurück, die von Rumpelmayers dortigen Neubau der englischen Auslandsvertretung angetan waren. Mit ihrer Ermächtigung verhinderten sie erfolgreich einen Entwurf des Berliner Bauinspektors Wilhelm Neumann und damit die Beteiligung der Bauabteilung des Reichskanzleramts.27 Rumpelmayer entwickelte auf dem von Metternichgasse, Richardgassee und Reisnerstraße umschlossenen Grundstück unweit des Belvedere eine vom Straßenraum abgesetzte Vier-Flügel-Anlage, die einen Innenhof umfasst. Der dreigeschossige Diener- und Kanzleitrakt schmiegt sich an die rückwärtige Brandwand, während sich der zweigeschossige Hauptkörper mit den Repräsentations- und Privaträumen des Botschafters zur Richardgasse öffnet (▶19). In der Fassadengestaltung der Botschaft orientierte sich der Architekt am Stil der Neorenaissance französischer Prägung, der die Wiener
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Stadterweiterung rund um die Ringstraße dominierte.28 Im differenzierten Referenzund Identifikationssystem des Historismus hatte sich dieser im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts als erster internationaler Stil über die Schüler der Pariser École des Beaux-Arts weltweit verbreitet.29 In der Disposition der Baukörper folgt der Entwurf Rumpelmayers zwar zunächst im Innenhof der Vorlage des italienischen StadtPalazzo,30 orientiert sich aber ansonsten eindeutig an den Vorbildern des Prix de Rome. Die Gebäudekomposition des langen rückwärtigen Riegels zur Brandwand, dem ein blockhafter Baukörper vorgelagert zu sein scheint, ist eine formale Übernahme des Entwurfes von Guillaume, Prix de Rome 1856. Dies gilt indes nicht für die inneren Funktionen, da das Wiener Raumprogramm im Vergleich zu dem des Prix de Rome in Abmessungen und weiteren Schwerpunkten differiert. So erfolgt die Aufteilung der inneren Funktionen bei Rumpelmayer noch geschossweise, anstatt konsequent nach Bauteilen getrennt wie bei Dutert, Prix de Rome 1869. Der Repräsentationsbereich ist zwar eindeutig im Hauptkörper zur Richardstraße verankert (▶20), doch die Administration im hinteren Riegel ist nur eine Nutzung von vielen. Es werden Funktionsbereiche überlagert und grenzen sich nicht deutlich ab. Weitere Beispiele sind der Speisesaal im oberen Geschoss des Seitenflügels zur Metternichgasse oder auch die Fremdenzimmer im Seitenflügel zur Reisnerstraße. Politisch war der Neubau der Kaiserlich Deutschen Botschaft in Wien ein Symbol für die kleindeutsche Lösung bzw. Anerkennung des Deutschen Reichs durch die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Diese konzentrierte sich nach dem verlorenen »Bruderkrieg« auf den Erhalt seiner östlichen Gebiete und geriet in Konflikt mit Russland, das die panslawistisch-nationalistische Bewegung auf dem Balkan unterstützte. Die rasche Aussöhnung zwischen dem Deutschen Kaiserreich und der k.u.k. Monarchie hatte daher föderale Motive.31 Deutschland, dessen Verhältnis zu Frankreich immer noch sehr angespannt war, sich aber auch nicht Russland unterordnen wollte, strebte einen Ausgleich mit Österreich-Ungarn an.32 Diese Bemühungen resultierten 1879 im Zweibund und 1881 im Dreikaiservertrag. Mit der stark kritisierten Beauftragung eines Architekten österreich-ungarischer Herkunft wurde bewusst keine nationale architektonische Selbstdarstellung ausgeübt, sondern vielmehr eine repräsentative Stellung innerhalb des Wiener Diplomatischen Korps erzielt. So orientierte sich Rumpelmayer an den örtlichen Bedürfnissen und integrierte den Botschaftsbau des Deutschen Kaiserreichs entsprechend dieser Haltung in die Gemeinschaft des Diplomatischen Korps. In diesem Kontext war Rumpelmayer die ideale Besetzung für den Bau einer deutschen Gesandtschaft in der Hauptstadt Österreichs. Er kannte die Wiener Architekturlandschaft, hatte nach dem Architekturstudium in München eine längere Zeit als Architekt in Paris gearbeitet33 und war offensichtlich mit den Entwürfen für den Prix de Rome vertraut. Die Botschaft in Wien demonstriert keine identitätsstiftende deutsche Architektur, sondern sie entspricht dem zeitgenössischen hohen Niveau eines internationalen Standards der Neorenaissance für Repräsentativbauten. Der Bau ist daher ausschließlich im Kontext des Wiener Hoheitsgebiets zu bewerten. Betrachtet man wiederum die Wichtigkeit der Hierarchie innerhalb des Diplomatischen Korps, ging es den Verantwortlichen um die Eingliederung in ein bestehendes System und nicht um die Dominanz über einen anderen Staat. Das Deutsche Reich äußerte
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▶ 21 TH. Meyer, Studienentwurf eines Botschaftspalais, TH Berlin (1881–1882). AMTUB, Inv. Nr. B 3264, 16
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eine Ebenbürtigkeit, indem es sich der gleichen Muster bediente wie die Wiener Regierung und ihre gehobene Gesellschaft. Einzig das Reichswappen, das im Tympanon des Mittelrisalits prangte, symbolisierte ein nationales Selbstbekenntnis.34 Demzufolge ist das Wiener Beispiel von der architektonischen Komposition her als Gesandtschaftsbau herausragend und kommt dem Bautyp einer Botschaft nach französischem Vorbild recht nahe. Trotz ausbleibender Rezeption in der zeitgenössischen Fachliteratur wurde dies auch in Berlin wahrgenommen, wie der Entwurf des Studenten Th. Meyer an der Technischen Hochschule Berlin aus dem Studienjahr 1881/82 zeigt (▶21). In die erste Phase der Errichtung von Auslandsvertretungen im Deutschen Kaiserreich fallen auch die Neubauten der Gesandtschaften in Peking und Tokyo, die 1875–1879 bzw. 1878–1880 von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt realisiert wurden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts publizierte der Gesandte Philipp Alfons Mumm von Schwarzenstein Fotos von der Gesandtschaft in China, doch erst der 1914 veröffentlichte Bericht von Ernst Salzmann in der in großer Auflage erscheinenden, reich illustrierten Zeitung Die Woche zeigt die zunehmende Relevanz der deutschen Gesandtschaft im Vorfeld des Ersten Weltkriegs.35 Über die Notwendigkeit eines Gesandtschaftsneubaus in Tokyo hatte es kontroverse Diskussionen im Reichstag gegeben, doch Bismarck setzte die Realisierung des Entwurfs vom französischen Zivilingenieur Jules Lescasse durch (▶22).36
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▶ 22 Jules Lescasse, Kaiserlich Deutsche Gesandtschaft in Tokyo (1878–1880). Pantzer und Saaler 2007a, Abb. 119 (III/20), 266
▶ 23 Deutsche Gesandtschaft Peking (1875–1879). Foto 1907–1914. BArch, Bild 137-005683
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▶ 24 Empfangsraum des deutschen Gesandten in Peking um 1900. Mumm von Schwarzenstein 1902, 150
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China gelangte ab Mitte des 19. Jahrhunderts in den Fokus westlicher Expansionspolitik zur Ausweitung des Machtbereichs und des Zugriffes auf Rohstoffe sowie Öffnung weiterer Absatzmärkte für westliche Exporte. Der Abschluss von Freihandelsabkommen bzw. der »Ungleichen Verträge« eröffnete den Großmächten, zu denen auch Japan gehörte, einseitige Privilegien, die neben geringen Einfuhrzöllen auch »das Recht der Niederlassung und Geschäftstätigkeit in vielen chinesischen Städten, den treaty ports oder offenen Häfen, rechtliche Exterritorialität von Ausländern, Missionsfreiheit im gesamten [chinesischen] Reich« umfassten.37 Das Königreich Preußen schloss 1861/62 mit China ein den »Ungleichen Verträgen« entsprechendes Friedens- und Handelsabkommen ab. Um die Vormachtstellung Preußens innerhalb der deutschen Staaten auch außenpolitisch zu demonstrieren, versuchte Bismarck bis zum deutsch-französischen Krieg 1870/71 bei den Chinesen, in Analogie zur Aneignung Hongkongs durch die Briten, die Einrichtung eines deutschen Marinestützpunkts durchzusetzen. Nach der Reichseinigung ließ er von dem Vorhaben ab und verfolgte in China ausschließlich handelspolitische Interessen.38 Entsprechend ist die Ausformulierung des Bauvorhabens in Peking weniger mit einem deutschen Repräsentationswillen als vielmehr mit chinesischen Lebensgewohnheiten zu erklären, die von den europäischen stark differierten. Die Unterschiede in der Wohnkultur reichten von einer abweichenden Schlaf-, Ess- und Kochkultur bis zu Gesetzmäßigkeiten des chinesischen Ahnenkults und der Geomantik (Feng Shui) in der Anordnung der Räume. Demzufolge lebten nur wenige Ausländer in chinesischen Häusern.39 Der Häusergruppe auf dem Grundstück des Deutschen Reichs im Gesandtschaftsviertel von Peking wohnte in erster Linie ein funktioneller Charakter inne. Europäischen Maßstäben entsprechend entstanden einzelne Bauten für die Unterkunft des Gesandten und die diplomatische Abteilung bzw. die Kanzlei (▶23). Das allgemeine Raumprogramm für Gesandtschaftsbauten des Deutsche Reichs sah grundsätzlich kleinere Wohneinheiten für die Repräsentanten und weder Festsäle noch Thronsaal vor. Bezeichnend ist daher der Vermerk des Gesandten Albert von Oberndorff in Sofia, dass »anders als unsere Botschaften die Gesandtschaften keine innere Ausstattung – auch nicht der Repräsentationsräume – aus Reichsmitteln erhalten«.40 Die Ausstattung bestritt der Gesandte gewöhnlich mit seinem privaten Mobiliar (▶24). Dessen ungeachtet glich sich der Aufbau der deutschen Gesandtschaft in Peking der traditionellen chinesischen Bauweise an,41 über eine Melange aus europäischen und chinesischen Architekturformen wurde der örtliche Bezug mit der staatlichen Bauaufgabe verwoben. Diese Haltung ist ebenso an der bereits genannten deutschen Sommerresidenz in Tarabya abzulesen, die sich auf das Yalı, dem üblichen türkischen Haustyp der Sommerresidenzen am Bosporus, bezieht.42 Ähnliches gilt für den zweiten Neubau einer Gesandtschaft in Tokyo (1894–1898), der als erstes Bauvorhaben einer auswärtigen Vertretung unter der Regentschaft Wilhelms II. realisiert wurde, nachdem das erst 1880 fertiggestellte Gesandtschaftsgebäude 1894 während des Meiji-Erdbebens vollständig zerstört worden war.43 Der Entwurf stammt vom britischen Architekten Josiah Conder (1852–1920), der in der Meiji-Epoche unter der Regierung des Kaisers Mutsuhito in Japan zahlreiche Projekte für westliche Kunden, aber auch einige für die japanische Regierung realisiert hatte. Die für Conders Bauten charakteristische Anwendung eines eklektizistischen
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▶ 25 Josiah Conder, Kaiserlich Deutsche Gesandtschaft in Tokyo (1894–1898). Archiv Fülscher
▶ 26 Grundriss Eingangsgeschoss. PA AA, KS-278b
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Historismus, bei dem er häufig rote Ziegel mit abgesetzten weißen Natursteinen kombinierte,44 findet sich auch bei der deutschen Gesandtschaft wieder (▶25). Spätere Grundrisse und Schnitte der Residenz zeigen ein Arrangement westlicher Formen, das sich von traditionellen Dogmen löst.45 Das Zentrum bildet ein dreischiffiger überhöhter Saal, dem ein zweigeschossiger Wohn- und Wirtschaftstrakt vorgeblendet ist (▶26). Die Besonderheit dieses von der Öffentlichkeit gänzlich unbeachteten Neubaus für die Entwicklung des Botschaftsbaus liegt in der räumlichen Trennung von Repräsentationsbereich und Administration, erkennbar in den eigenständigen Bauten von Residenz und Kanzlei.
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Die Außenpolitik unter Wilhelm II. fand ab Beginn des 20. Jahrhunderts ihren Widerhall im Bau von Auslandsvertretungen. Im Gegensatz zu Bismarcks Losung der Saturiertheit stellte der Monarch dem Deutschen Reich mit der Errichtung von Neubauten die Position einer Weltmacht im internationalen Machtgefüge in Aussicht, die es seiner Ansicht nach entsprechend seines Aufstiegs zu einer Handelsmacht im ausgehenden 19. Jahrhunderts beanspruchen konnte. Insbesondere China, das nach seiner Niederlage im chinesisch-japanischen Krieg um Korea 1894/95 in die Rolle des »Spielballs«46 zwischen den europäischen Mächten geraten war, spielte für den Neubau deutscher Auslandsvertretungen eine zentrale Rolle. Erst jetzt gewann es für das deutsche Streben nach Weltgeltung unter Wilhelm II. und Großadmiral Alfred von Tirpitz (1849–1930) an Bedeutung,47 obgleich bereits 1881 im englischen Konzessionsgebiet von Tianjin (Tientsin) ein Kaiserlich Deutsches Konsulat durch den englischen Architekten Milory entworfen und evtl. auch ausgeführt worden war (▶27). Der anhaltende europäische Expansionsdrang des ausgehenden 19. Jahrhunderts steigerte die deutsche Wahrnehmung, bei der Aufteilung der nichteuropäischen Welt bisher zu kurz gekommen zu sein und nach Aussage des Staatssekretärs des Äußeren Bernhard von Bülow im Dezember 1897 ebenfalls »einen Platz an der Sonne« zu verdienen.48 Nach dem Mord an zwei Steyler Missionaren setzte das Deutsche Reich 1897 bei der chinesischen Regierung endlich einen Pachtvertrag für ein deutsches Schutzgebiet in Qingdao (Tsingtau) durch. Dieses avancierte fortan zum deutschen Flottenstützpunkt im Ostasiatischen Raum, wurde systematisch zur militärischen Festung ausgebaut und ließ die Kontrolle über die gesamte chinesische Küste zu.49 Darüber hinaus gestattete das Protektorat den militärischen Schutz der Niederlassungen,50 die das Deutsche Reich um 1900 an strategisch wichtigen Positionen einrichtete oder ausbaute. Diese Konzessionen waren reine Handelskolonien, die die chinesische Regierung außerhalb der Städte auf Pachtbasis billigte und denen sie Exterritorialität sowie eine eigene Gerichtbarkeit zugestand.51 Obwohl zentraler Bestandteil der deutschen handelspolitischen Expansion, war das Gouvernement in Qingdao als Vertreter des Reichsmarineamts nicht berechtigt, in Verhandlung mit der chinesischen Regierung zu treten. Dies oblag dem Auswärtigen Amt, das alleine befugt war, Reisepässe bei der chinesischen Regierung für die Bewohner der Konzessionen zu beantragen. Da deren Bewegungsfreiheit auf die jeweilige Konzession beschränkt war,52 errichtete das Deutsche Reich ab 1904 innerhalb von neun Jahren neben einer Sommerresidenz der Gesandtschaft in Peking mindestens fünf Konsulatsneubauten in ihren sich zwischen der Insel Hainan am westlichen Ende des Ostchinesischen Meeres und Tianjin am östlichen Gelben Meer erstreckenden Niederlassungen. Mit der Errichtung der Konsulatsneubauten reagierte das Deutsche Reich unmittelbar auf die Niederschlagung der Boxer. Am 20. Juni 1900 war der deutsche Gesandte Clemens von Ketteler (*1853) von chinesischen Regierungstruppen ermordet und das Gesandtschaftsviertel anschließend belagert worden. In der Folge hatte sich der chinesische Hof unter Führung der Kaiserinwitwe Cixi hinter die Boxer gestellt und den ausländischen Mächten den Krieg erklärt. Die anschließende Niederlage
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Streben nach einem »Platz an der Sonne«
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▶ 27 Milory, Hauptansicht der Kaiserlich Deutschen Gesandtschaft in Tianjin von Juli 1881. PA AA, KS-38e
▶ 28 Kaiserlich Deutsches Konsulat Wuhan (1904–1905) um 1914. StuDeO
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▶ 29 Alexander R. Saran, Kaiserlich Deutsches Konsulat Tianjin (1907–1911). Straßenkreuzung Woodrow Wilson Street Ecke Bureau Street um 1930. StuDeO
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▶ 30 Paul Friedrich Richter, Kaiserlich Deutsches Konsulat Haikou. Archiv Friedrich Flakowski
▶ 31 Ernst Boerschmann, Sommerresidenz des Gesandten in Beidaihe von Südwesten (1907–1908). BArch, Bild 137-005683
▶ 32 William Danby, Kaiserlich Deutsches Konsulat in Guangzhou (Kanton) auf Shamian von Süden. Archiv Harald Richter, aus dem Nachlass von Konsul Walter Rössler (1908–1917)
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gegen die militärische Allianz der acht Staaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Österreich-Ungarn, Russland und der Vereinigten Staaten von Amerika im August schwächte die Position Chinas gegenüber den Westmächten im eigenen Land weiter und zwang es zur Annahme weiterer Sanktionen und hoher Reparationszahlungen, die die Hälfte des Staatshaushaltes verschlangen.53 Die Konsulatsneubauten sind daher als demonstratives Zeichen des Machtzuwachses des Deutschen Reichs in China zu bewerten. Die Neubauten der Kaiserlich Deutschen Konsulate in Wuhan (Hankou/Hankau) (▶28), Jinan (Tsinanfu), Tianjin (Tientsin) (▶29) und Haikou (Hoihow) (▶30) sowie der Sommerresidenz in Beidaihe (Peitaho) (▶31) eint die Tatsache,54 dass sie alle von deutschen Architekten bzw. Baumeistern entworfen und, soweit bekannt, von deutschen Baufirmen ausgeführt wurden. Die Konsulate sind sämtlich zweigeschossig, die Sommerresidenz entsprechend ihrer untergeordneten Bedeutung nur eingeschossig. Die Wahl der Vorbilder war indessen abhängig vom jeweiligen Entwerfer und seiner institutionellen Bindung an den deutschen Staat. Alexander Richard Saran, Dezernent im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, erstellte für das Konsulat in Tianjin ein symmetrisches Eckgebäude im Stil der nationalromantischen Neorenaissance, das in reduzierter Form ausgeführt wurde. Es war der einzige Neubau ohne Veranda. Die vier anderen Entwürfe wurden von Architekten verfasst, die in Peking oder Qingdao ansässig waren. Sie entwickelten durchweg klare Baukörper mit sowohl europäischen als auch chinesischen Stilelementen. Die Verwendung von ausladenden Dächern über weiten Veranden wurde insbesondere in Wuhan auf die Spitze getrieben. Dort umfassen Veranden in beiden Geschossen die zwei kubischen Baukörper jeweils mit einem Zeltdach. In anderen Fällen nehmen die Veranden eine oder zwei Gebäudeseiten ein. Ein beachtenswertes Beispiel hierfür ist die Sommerresidenz in Beidaihe, die nach einem Entwurf des Militärbauinspektors Ernst Boerschmann 1907–1908 realisiert wurde. In dem Neubau vermengen sich westliche Bautraditionen im deutschen Heimatschutzstil wie Walmdach, Zwerchgiebel, Arkade und verputztes Fachwerk mit einheimischen Elementen wie der Veranda, der Grundrissorganisation und chinesischen Holzschnitzarbeiten. Es zeigt sich, dass die auswärts arbeitenden deutschen Architekten für die nationale Selbstdarstellung im Ausland eine an die heimatliche avantgardistische Architekturauffassung angelehnte Formensprache wählten, die sie mehr oder weniger mit den einheimischen traditionellen Bauteilen und Motiven ergänzten. Einen Sonderfall stellt der Neubau des Kaiserlich Deutschen Konsulats in Guangzhou (Kanton) dar, der nach Plänen des in Hongkong ansässigen englischen Architekten William Danby im britischen Konzessionsgebiet auf der Insel Shamian (Shameen) 1905–1906 errichtet wurde (▶32). Der Gebäudekomplex besteht aus einem zweigeschossigen Hauptgebäude mit den Diensträumen der Kanzlei und den privaten Wohnräumen des Kanzlers sowie einem dreigeschossigen Dienstgebäude inklusive Wohnräumen für den Dolmetscher und Sekretär. Beide Gebäude flankieren einen Innenhof mit einem weiteren zweigeschossigen Küchengebäude mit Unterkünften für das einheimische Personal.55 Die Gebäude haben einen ausgesprochen repräsentativen und monumentalen Charakter im Stil der Neorenaissance, der durch chinesische Dekorationselemente (z. B. als Bekrönung der Pfeiler) ergänzt wurde. Die obligatorische Veranda ist im Straßengeschoss offen und in den
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Obergeschossen verglast. Der repräsentierte Machtanspruch steht im Gegensatz zur tatsächlichen Nutzung des Gebäudes, in dem nur vier deutsche Beamte, wenn auch unter einer sehr hohen Arbeitslast, tätig waren56. Im Versuch, die Machtansprüche des Deutschen Reichs durch territorialen Zuwachs zu vergrößern, beteiligte sich das Deutsche Reich neben seinen Aktivitäten in Ostasien auch am »scramble for Africa«, wie die britische Tageszeitung Times am 15. September 1884 die Aufteilung Afrikas unter den europäischen Staaten betitelt hatte.57 Das unabhängige Abessinien (die heutigen Gebiete von Äthiopien und Eritrea) war der einzige afrikanische Staat, der der Kolonisation durch die europäischen Mächte entgehen konnte.58 Menelik II., Negus von Abessinien, hielt zu allen europäischen Staaten diplomatische Beziehungen, ohne ein Land zu bevorzugen. 1905 schloss Abessinien auch mit dem Deutschen Reich einen Friedensvertrag.59 Das Erfordernis, einen Neubau für die deutsche Gesandtschaft in Addis Abeba zu errichten, stellte sich ausschließlich aus pragmatischen Gründen, da der Mietvertrag der bisherigen Unterkunft auslief und für Ersatz gesorgt werden musste. Zudem hatte Menelik II. außerhalb des Stadtzentrums von Addis Abeba ein Areal eigens für ausländische Vertretungen zur unentgeltlichen Bebauung ohne Besitzrechte zur Verfügung gestellt. Die 1907–1908 errichtete deutsche Gesandtschaft bestand aus mehreren schlichten Bauten, die die Unterkünfte des Gesandten, der Mitarbeiter und der Diener aufnahmen (▶33). Die ortsübliche eingeschossige Bauweise war den starken Winden in Abessinien geschuldet, erlaubte die Verwendung örtlicher Baumaterialien und das Hinzuziehen einheimischer Arbeiter, so dass das ohnehin geringe Budget von 180.000 Reichsmark gehalten werden konnte.60
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▶ 33 Lageplan der Kaiserlich Deutschen Gesandtschaft in Addis Abeba (1908). PA AA, KS-4c
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▶ 34 Peter Behrens, Kaiserlich Deutsche Botschaft in St. Petersburg (1911–1913), Ansicht vom Isaaksplatz. © Bildarchiv Foto Marburg
▶ 35 Peter Behrens, Fassadenstudie für die Botschaft
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St. Petersburg (1911). PA AA, KS-1e
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Erst am Vorabend des Ersten Weltkrieges entstanden unter Wilhelm II. die ersten eigenständigen Botschaftsneubauten in Europa. Angesichts der fortwährend ins Leere greifenden Bemühungen des Deutschen Reichs, Kooperationen mit den Großmächten Europas einzugehen,61 sind diese Neubauten und Projekte als Annäherung bzw. als Versuch derselben an die jeweiligen Staaten zu interpretieren. Parallel wurden um 1910 Vertretungsneubauten in Bern, St. Petersburg und Washington projektiert. Während die beiden Projekte in Europa als Ersatz für die bau- bzw. funktionell hinfälligen Altbauten bis 1913 ausgeführt wurden, wurde das Vorhaben in Übersee nicht realisiert. Ähnlich erging es dem Entwurf einer Gesandtschaft in Sofia, den Wilhelm II. zusammen mit Ferdinand I., König der Bulgaren inmitten des Ersten Weltkriegs vorantrieb. Aus diesen vier Maßnahmen sticht der Neubau der Kaiserlich Deutschen Botschaft in St. Petersburg in mannigfaltiger Hinsicht hervor (▶34). Keineswegs überzogen ist die Feststellung, dass dieses Gebäude das wichtigste auswärtige Bauprojekt des Deutschen Reichs war. Gleichzeitig ist es diejenige Botschaft, an der sich die politische Aussage von Architektur sowie die Intentionen des Auftragnehmers bzw. Senders und die Wahrnehmung derselben durch den fremden Betrachter bzw. Empfänger am deutlichsten herauskristallisierten. Das Resultat verdeutlicht zudem die immense Diskrepanz im Verständnis von nationaler Selbstdarstellung zwischen dem Architekten als Leistungserbringer und dem Botschafter als Nutzer. Peter Behrens (1868–1940) fertigte 1910/11 im Auftrag des Auswärtigen Amts einen ersten Entwurf für das schiefwinklige Eckgrundstück der bestehenden Kaiserlich Deutschen Botschaft am Isaaksplatz an. Bereits im Juli 1911 begannen die Bauarbeiten an dem Neubau, die nach achtzehn Monaten im Januar 1913 abgeschlossen wurden.62 Behrens schuf auf dem prominent gelegenen Grundstück ein monumentales Bauwerk, das sich zwar neoklassizistischer Elemente bedient, dabei aber die übergeordnete Materialität eines grob behauenen rotgrauen Granits mit einer signifikant flächenhaften Ausprägung ins Zentrum des Entwurfs rückt. Der Grundriss teilt sich in zwei dreigeschossige Flügel, die über die Ecke ineinandergeschoben die Funktionen der Repräsentation dem Isaaksplatz und die der Administration sowie der privaten Wohnräume des Botschafters der seitlichen Bol’schaja Morskaja uliza zuordnen. Während im Innenraum beide Gebäudeteile und funktionen an ihrem Schnittpunkt miteinander zu verschmelzen scheinen, zeigt die Fügung dieser beiden Gebäudeteile im Außenraum den Willen zu einem sichtbaren, aber nicht in Übermaßen betonten Bruch. Mithilfe einer gerahmten Kolonnade von vierzehn ausgestellten Halbsäulen wird der Repräsentationsbereich als vermeintlich geschlossener Baukörper zum Isaaksplatz stark hervorgehoben (▶35). Behrens verschob dabei geschickt die Symmetrieachse der Hauptfassade zugunsten der Beziehung des Gebäudes zum Isaaksplatz und zur Isaakskathedrale und lenkte von der spitzwinkligen Ecke zur Bol’schaja Morskaja ab, die er nun im rechten Winkel auflöste. Die Mitte des Säulenportals hob Behrens im Wesentlichen durch eine überlebensgroße Figurengruppe zweier Rossbändiger des Bildhauers Eberhard Encke hervor. Diese positionierte der Architekt direkt über den zurückliegenden, zwischen den Pfeilerachsen mit Balkonen bekrönten Eingangsto-
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Späte Manifestation staatlicher Annäherung
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ren. Betritt der Besucher von hier aus das Gebäude, passiert er eine Vorhalle und den dreiachsigen Windfang, bevor er ab Gebäudemitte in die großzügige Empfangshalle an der rückwärtigen Fassade gelangt (▶36). Während der Blick in den trapezförmigen, von zweigeschossigen Wirtschaftsbauten begrenzten Hinterhof fällt, führt linker Hand eine ausladende Treppe in das Obergeschoss (▶37). Seitlich leiten Korridore in die quadratische Kanzleidiele als Vestibül der Diensträume über, die sich entlang der gesamten Erdgeschossfassade aneinanderreihen. Im Obergeschoss betritt der Gast stirnseitig den zum rückwärtigen Innenhof orientierten Thronsaal (▶38). Dieser bildet den Auftakt für die etwas niedrigeren Empfangssäle, die sich in einer Flucht entlang der Hauptfassade am Isaaksplatz bis zum großen Speisesaal erstrecken (▶39). Im Flügel zur Bol’schaja Morskaja finden sich weitere kleine Salon- und Speiseräume, während im hinteren Teil neben den Fremdenzimmern auch die Wohnung des Botschaftsrates angeordnet ist. Im Zwickel zwischen den beiden Baukörpern versteckt sich eine Treppe zur privaten Wohnung des Botschafters im zweiten Obergeschoss, das zudem weitere Unterkünfte für die Botschaftsmitarbeiter sowie das persönliche Personal des Botschafters aufnimmt. Ist die reduzierte Fassadengestaltung eben und homogen, so zeigt sich in den Empfangs- und Repräsentationsräumen eine wahre Fülle an edlen Materialien, Farben und dekorativer Handwerkskunst, wenn auch in reduzierter und typisierter Formgebung in Kombination mit traditionellen Dekorationselementen wie kannelierten Säulen, Friesen und Dekorationsbändern. Die gesamte Ausstattung wurde von deutschen Firmen geliefert, z. B. die Möbel von den Vereinigten Werkstätten, das Porzellan von Villeroy & Boch. Darüber hinaus wählte der Architekt persönlich eine geraume Anzahl an Gemälden, Skulpturen, Plastiken etc. der bedeutendsten zeitgenössischen deutschen Künstler aus, denen er pointiert ihren Platz im Haus zuwies (▶40). Damalige Medienberichte hoben insbesondere den Mut des Auswärtigen Amts hervor, in Behrens Beauftragung auch die innere Ausstattung mit einzubeziehen, »so daß Ton und Maßstab durch Dekoration und Möbel« hindurchginge.63 Tatsächlich beschritt Peter Behrens mit seiner ausgesuchten und reduzierten Verwendung von Formen im Innen- und Außenraum, Materialien und Kunstwerken einen Mittelweg zwischen den Idealen des Deutschen Werkbunds mit der Unterordnung aller Einzelfragmente unter eine Gesamtidee und denen seines konservativen Auftraggebers, indem er sich des neoklassizistischen Stils bediente. Dieser war entsprechend seiner Rangfolge innerhalb des Historismus nur den nobelsten staatlichen Bauaufgaben vorbehalten. Behrens bewältigte den Drahtseilakt, eine hochrangige nationale Bauaufgabe ohne anerkannte Vorbilder über den mit traditionellen Wertvorstellungen verbundenen Neoklassizismus mit modernen Ansätzen des Reduzierten und Typischen zusammenzuführen. Fritz Hoeber, Autor der ersten Monografie zu Behrens, betonte: »Die Seele, deren architektonisches Gehäuse das in der kurzen Spanne von nur 1½ Jahren errichtete Kaiserl. Deutsche Botschaftsgebäude in St. Petersburg darstellt, ist der Staatskonservatismus der alten preußisch-deutschen Diplomatie. Majestätisch strenge und vornehm repräsentative Formen waren hier geboten von einer Sprache, die bei aller Modernität doch die organischen Voraussetzungen unserer Gesamtbildung, die klassische Antike, berücksichtigt.«64
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▶ 36 Botschaft St. Petersburg, Eingangshalle im Kanzleigeschoss. © Bildarchiv Foto Marburg
▶ 37 Treppenabsatz im 1. Obergeschoss mit Zugang zum Thronsaal. © Bildarchiv Foto Marburg
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Hoeber bemängelte aber auch die Indifferenz in der Ausführung, die zuweilen sehr konservativ und der strengen Bindung an das offiziell geforderte Raumprogramm geschuldet wäre. So konstatierte er: »Hierin liegt allerdings auch das sehr aktuelle Problem unserer zeitgenössischen Baukunst, klassisch zu wirken, ohne sich dem Klassizismus hinzugeben.«65 Dementsprechend standen moderne Bauformen im Widerspruch zu den konservativen Sichtweisen bei der Erfüllung einer staatlichen Bauaufgabe. Die Klarheit des Entwurfes und die Konsequenz in der Fügung aller Einzelteile zu einem Ganzen vollziehen sich mit einem derart großen Selbstverständnis und Selbstbewusstsein, dass es zwangsweise zu Kontroversen kommen musste. Behrens künstlerische Interpretation des akademischen Formenrepertoires zu einem anderen Gesamtbild stand im Gegensatz zur herkömmlichen Lesart der geschossweise gegliederten Architektur und erzeugte für einen Profanbau eine ungekannte Form der Monumentalität, die am Platz bislang nur am Portal der Isaakskathedrale ablesbar war. Die Reaktionen auf das fertiggestellte Bauwerk waren zwiespältig. Während die
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▶ 38 Botschaft St. Petersburg, Thronsaal im ersten
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Obergeschoss. © Bildarchiv Foto Marburg
deutsche Fach- und Berliner Lokalpresse die Botschaft als Gesamtkunstwerk hoch lobte und die Vereinigung einer konservativ geprägten öffentlichen Bauaufgabe mit den Neuerungen des Kunsthandwerks, den Typisierungsprozessen und der damit einhergehenden Reduktion des Ornaments hervorhob,66 wurde sie im konservativen Lager der Diplomaten und der Reichstagsabgeordneten verrissen, da sich diese von der progressiven Architektur nicht ausreichend repräsentiert fühlten.67 Während die einen also den Kompromiss sahen, den der Architekt eingehen musste, erkannten die anderen diesen nicht an. Friedrich Graf von Pourtalès (1853–1928), der erste Botschafter, der den Bau bezog, hatte sich bereits im fortschreitenden Bauprozess beim Auswärtigen Amt beschwert: die Fertigstellung wäre nicht termingerecht, die Räume für seine Dienerschaft nicht ausreichend68 und die Leuchtmittel im Speisesaal zu hell, so dass sämtliche 500 »Birnen« mit jeweils 10 »Kerzen« nachträglich ausgetauscht werden müssten.69 Darüber hinaus echauffierten sich sowohl die russische Öffentlichkeit als auch der einflussreiche russische Kunstkritiker Alexander Benois (1870–1960) über das Bauwerk.70 Letzterer war der Bruder des zaristischen Hofarchitekten Leon Benois (1856–1928), der 1909 einen Vorschlag für den Umbau des dreiflügeligen Palais des Großfürsten Michail Michailowitsch zur Kaiserlich Deutschen Botschaft verfasst hatte (▶41).71 In der Folge wurden sowohl Kaiser Wilhelm II. als auch Zar Nikolai II. zu mächtigen Kritikern, obwohl sie dem Entwurf zuvor zugestimmt hatten.72
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▶ 39 Enfilade der Empfangssäle entlang der Hauptfassade. © Bildarchiv Foto Marburg
▶ 40 Dritter Empfangssaal. © Bildarchiv Foto Marburg
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Letztlich blieb dem Deutschen Reich nur eine kurze Verweildauer in dem Neubau vergönnt. Drei Tage nach der deutschen Kriegserklärung an Russland stürmte die aufgebrachte St. Petersburger Bevölkerung am 4. August 1914 die Kaiserlich Deutsche Botschaft.73 Die Figuren der beiden Rossbändiger wurden vom Dach gestürzt, eine von ihnen in der Newa versenkt. Die beiden Pferde-Skulpturen verblieben liegend auf dem Dach. Im Innenraum wurde die gesamte Ausstattung zerstört, Treppengeländer aus der Verankerung gerissen, Wand- und Bodenbeläge beschädigt, Beleuchtungskörper zerschlagen, Bilder zerfetzt, Möbel zerhackt et cetera. Ein Teil der Gegenstände wurde aus dem Fenster geworfen und auf dem Isaaksplatz zu einem Feuer entzündet. Nur die Fassade blieb weitestgehend unzerstört (▶42).74
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▶ 41 Leon Benois, Skizzenentwurf für die
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Neugestaltung des Michalski Palast zur Kaiserlich Deutschen Botschaft (1909). PA AA, KS-15
Das Debakel von St. Petersburg hatte deutliche Auswirkungen auf das zweite Neubauvorhaben einer Botschaft kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Noch in den Jahren 1909 und 1910 lehnte das Reichsschatzamt den Vorentwurf des New Yorker Architekturbüros Carrère & Hastings für die Kaiserlich Deutsche Botschaft in Washington mit der Begründung ab, dass der Reichshaushalt durch den Neubau der Botschaft in St. Petersburg bereits arg belastet wäre. Der Neubau in Russland genoss einen deutlichen Vorrang vor dem seit 1893 vorbereiteten Projekt in den Vereinigten Staaten von Amerika. Nach der Fertigstellung der St. Petersburger Botschaft wurde Peter Behrens’ Angebot, Entwürfe für den Neubau in Washington zu verfassen, abgelehnt, stattdessen berief man ihn in das konservativ besetzte Preisgericht eines im Mai 1913 ausgeschriebenen Ideenwettbewerbs.75 Insgesamt 272 Beiträge gingen bis August 1913 bei der Geschäftsstelle des Architektenvereins in Berlin ein.76 In der vergleichenden Zusammenfassung der publizierten Wettbewerbsbeiträge erkennt Niederwöhrmeier zwei Strömungen an Entwürfen, die den Bruch zwischen den Architektengenerationen darstellen würden. Die Majorität der Eingaben war der eher konservativ geprägten älteren Architektengeneration bzw. dem Bestreben zuzuschreiben, traditionelle Wertvorstellungen in eine neue Bauaufgabe zu übertragen. Nur eine Minderheit den jüngeren Vertretern der Architektenschaft zuzuzählenden Beiträge stellten sich genau gegen diese überkommenen Herrschaftsbilder und traten für eine moderne Architekturauffassung ein.77
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▶ 42 Zerstörung der Kaiserlich Deutschen Botschaft in St. Petersburg am 4. August 1914. PA AA, R 13109, Bild 2
▶ 43 Wettbewerb Kaiserlich Deutsche Botschaft
Washington (1913). 1. Preis, Entwurf Bruno Möhring. Berliner Architekturwelten 1914, 308, Abb. 377
Architekturwelten 1914, 311, Abb. 381
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▶ 44 2. Preis, Entwurf Franz Thyriot. Berliner
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▶ 45 3. Preis, Entwurf Martin Dülfer. Berliner Architekturwelten 1914, 314, Abb. 385
▶ 46 4. Preis, Entwurf Engler und Scheibner. Berliner Architekturwelten 1914, 316, Abb. 388
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▶ 47 Ernst von Ihne, Entwurf für die Kaiserlich
Deutsche Botschaft Washington (1913). PA AA, KS-13a
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Die Entscheidung der Jury, die durchgehend konservativ geprägten Entwürfe von Bruno Möhring (1. Preis), Franz Thyriot (2. Preis), Martin Dülfer (3. Preis) sowie Paul Engler und Richard Scheibner (4. Preis) zu prämieren (▶43–46), rief die teils unverhohlen geäußerte Kritik der Fachpresse an den Preisträgern, dem Verfahren und am Auswärtigen Amt hervor.78 Diese intensivierte sich, als bekannt wurde, dass das Auswärtige Amt unabhängig vom Wettbewerbsverfahren den Hofarchitekten des Kaisers, Ernst von Ihne, mit einem Entwurf beauftragt hatte und sich nicht an die prämierten Beiträge gebunden fühlen würde.79 Tatsächlich stellte von Ihne dem Auswärtigen Amt seinen Vorschlag schon zwei Tage vor Ablauf der Wettbewerbseingabe vor und präsentierte einen kompakten, fünfgeschossigen Baukörper, der unverblümt formale und organisatorische Anleihen an der Kaiserlich Deutschen Botschaft in Konstantinopel nahm (▶47). Der Entwurf übernahm den rechteckigen Grundriss mit großer Gebäudetiefe, so dass ein Lichthof und das Treppenhaus die innere Belichtung hätte unterstützen müssen. Ebenso positionierte von Ihne die Diensträume im Erdgeschoss der Kanzlei und in der Beletage die in Reihe geschalteten Säle, Salons und privaten Wohnräume der Botschafterfamilie. Nur die Erschließung des Gebäudes sollte anders als in Konstantinopel von der Stirnseite erfolgen, da die erforderliche ausladende Auffahrt mit Altan an der langen Straßenseite des Gebäudes wegen der beengten Grundstücksverhältnisse keinen Platz gefunden hätte. Kurz nach der Preisgerichtssitzung stimmte Wilhelm II. der Ausführung des Entwurfs von Ernst von Ihne zu, musste sich aber dem öffentlichen Druck beugen und die Begutachtung der prämierten Wettbewerbsbeiträge sowie von Ihnes Beitrags durch eine Kommission der königlich preußischen Akademie zulassen.80 Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhinderte die weitere Bearbeitung des Projekts. Entsprechend seiner geringeren Relevanz für eine nationale Außendarstellung entwickelte sich das Bauvorhaben der Kaiserlich Deutschen Gesandtschaft in Bern, das der Schweizer Architekt Albert Gerster in Kooperation mit dem Bauunternehmer G. Rieser am Brunnadernrain 1912–1913 ausführte,81 weit weniger spektakulär (▶48). Der auf dem Vorbild des französischen hôtel basierende Neubau zeigt eine dreiflügelige Anlage mit zweigeschossigem corps de logis, vorgelagertem cour d’honneur, seitlichen, niedrigeren communs sowie einem von der Straße abgewandten Garten. Das Gebäude folgt dem klassischen neobarocken Formenkanon, dem jedoch in der offenen Bebauung des Villenviertels der städtebauliche Rahmen fehlt. Zur Kompensation richtete Gerster das Gebäude axial auf den senkrecht auf den Brunnadernrain stoßenden Willandingweg aus. Die Straße avancierte zur langen Zufahrt zum Gebäude, das sich zum rückwärtig abfallenden Gelände ins Endlose zu verlängern scheint (▶49). Im Vergleich zur Botschaft in St. Petersburg scheint das realisierte Gebäude unzeitgemäß und derart gewöhnlich, dass es der deutschen Presse keine Erwähnung wert war. Das letzte auswärtige Projekt des Deutschen Kaiserreichs war der Neubau der Gesandtschaft in Sofia. 1916, kurz nach Eintritt des Königreichs Bulgarien in den Ersten Weltkrieg auf Seiten der Mittelmächte, überließ Ferdinand I. dem Deutschen Reich ein Grundstück in unmittelbarer Nähe zur Sobranje (dem bulgarischen Parlament), dem Fürstenpalast und dem projektierten Universitätsneubau. Im Auftrag des Kaisers begannen die deutschen Behörden unverzüglich mit den Vorbereitungen für einen Gesandtschaftsneubau. Richard Saran, Baudezernent des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten, reiste zur Untersuchung des Grundstücks und für erste
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▶ 48 Albert Gerster, Entwurf der Kaiserlich Deutschen Gesandtschaft Bern (1911). PA AA, KS-24
▶ 49 Gesandtschaft Bern (1912–1913), Blick vom Willadingweg. Christiane Fülscher 2013
Vorplanungen nach Sofia.82 Zwei Monate später präsentierte Saran seinen ersten Entwurf für einen zweigeschossigen Riegel mit Souterrain, der die konkave Form des Universitätsplatzes aufnahm (▶50). Ein oktogonaler dreiachsiger Mittelrisalit mit Kuppel und vorgerücktem Altan dominierte das Zentrum. Das dahinterliegende Treppenhaus führte in das erhöhte Hauptgeschoss mit den Repräsentations- und Kanzleiräumen. Im niedrigeren Obergeschoss waren die Privaträume angeordnet. Saran überarbeitete die Fassade wenig später, wodurch das Gebäude nunmehr einen preußisch-barocken Charakter bekam. Das Oktogon wich einem rechteckigen, dafür um ein Geschoss erhöhten Mittelrisalit und die Säulen des Altans reichten über zwei Geschosse (▶51). Anfang September 1916 wurden Sarans Pläne dem Bulgarischen König vorgelegt, zusammen mit einer flüchtigen Skizze von Bruno Paul, die dieser bei einem Aufenthalt in Sofia »hingeworfen« haben soll. Ferdinand I. war von Pauls Skizze eines Baukörpers im friderizianischen Stil begeistert und wünschte sich die Ausführung des Entwurfs: »Dieses Projekt ist ganz in meinem Sinne, ich finde es entzückend.«
▶ 51 Alexander R. Saran, Perspektive der Gesandtschaft Sofia, Fassadenvariante 2, Bleistift (1916). PA AA, KS-277h
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▶ 50 Alexander R. Saran, Kaiserlich Deutsche Gesandtschaft Sofia, Lageplan (1916). PA AA, KS-277a
Dem Wunsch des bulgarischen Königs entsprechend wendete sich der Gesandte Oberndorff an den Reichskanzler Bethmann Hollweg und empfahl die Ausführung von Pauls Entwurf.83 Dieser nahm davon Kenntnis und zog in Betracht, Paul um die weitere Ausarbeitung seiner Skizze zu bitten, ohne ihm einen Auftrag zu erteilen,84 doch die folgenden politischen Entwicklungen in Europa machten das Projekt obsolet.
Die auswärtige Baupolitik des Deutschen Kaiserreichs
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Der Überblick über die Auslandsvertretungen des 47 Jahre währenden Kaiserreichs verdeutlicht, dass eine einheitliche Baupolitik des Staates bzw. ein nationaler Architekturstil nicht existent war. Bereits die Zielsetzungen, die zum Neubau einer Aus-
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landsvertretung führten, folgten vielfältigen politischen Motiven. Der Großteil der Vertretungen diente der Festigung von Bündnissen. Diese diplomatischen Vertretungen wurden auf Gegenseitigkeit errichtet und gingen häufig mit dem Tausch bzw. Schenkungen von Grundstücken in den jeweiligen Hauptstädten einher. Zu dieser Kategorie gehören die Auslandsvertretungen in Konstantinopel, Wien, Tokyo, Bern und Washington. Etwas anders gelagert ist die Situation in St. Petersburg, da der Neubau das vormalige Botschaftsgebäude an gleicher Stelle ersetzte. Einen funktionellen Charakter nahmen diejenigen Vertretungen ein, deren Grundlage die Ausweitung und Unterstützung von handelspolitischen Interessen bildete. Dies gilt für Gesandtschaften in Tokyo, Abessinien und China, insbesondere für die dortigen Konsulate als eindeutiger Ausdruck des deutschen imperialistischen Strebens nach außenpolitischem Machtzuwachs zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Innerhalb weniger Jahre errichtete das Deutsche Kaiserreich im Reich der Mitte ca. vierzehn Berufskonsulate mit eigenem Etat, während in anderen Ländern ehrenamtliche Honorarkonsuln den deutschen Staat vertraten85. Ihrer Bedeutung entsprechend kamen die repräsentativsten Bauten in China – die Konsulate in Tianjin, Wuhan und Guangzhou – in ihrer Größe und architektonischen Gestaltung so mancher Gesandtschaft gleich, letzteres übertraf sogar diejenige in Tokyo. Die anlässlich des Botschaftsneubaus in Wien geäußerte Feststellung der Deutschen Bauzeitung, dass nur »deutsche Fachmänner« geeignet wären, die deutsche Nation im Ausland würdig zu vertreten,86 fand in der Wahl der ausführenden Architekten und Baumeister keine Resonanz. Nur die umstrittene Botschaft in St. Petersburg (Peter Behrens) wurde von einem in Deutschland ansässigen, freien Architekten ausgeführt. An dem Wettbewerb für die Botschaft in Washington sowie dem Projekt zur Gesandtschaft in Sofia (Bruno Paul) waren deutsche Architekten mit eigenem Büro zumindest peripher beteiligt. Darüber hinaus gab es eine beachtliche Anzahl von weniger prominenten Projekten, bei denen ortsansässige deutsche Architekten und Baumeister den Entwurf verfasst hatten. Hierzu zählen neben der Sommerresidenz in Tarabya (Wilhelm Dörpfeld) und der Gesandtschaft in Addis Abeba (Carl Haertel) die meisten Neubauten in China: die Gesandtschaft in Peking (Ernst Ohlmer), die Konsulate in Wuhan (W. Wutzler, Selberg & Schlüter), Jinan und Haikou (beide Paul Friedrich Richter) sowie die Sommerresidenz in Beidaihe (Ernst Boerschmann). Die meisten dieser Bauwerke wurden überdies von deutschen Firmen mit lokaler Niederlassung ausgeführt. Überraschend ist hingegen die große Zahl der Neubauten, die nicht von deutschen, sondern von vor Ort wohnhaften internationalen Architekten und Baumeistern geplant wurden: so die Botschaften in Wien (Viktor Rumpelmayer) und Washington (Carrère & Hastings), die Gesandtschaften in Tokyo (Jules Lescasse, Josiah Conder) und Bern (Albert Gerster), der erste Konsulatsneubau in Tianjin (Milory) und das Konsulat in Guangzhou (William Danby). Nur zwei Projekte wurden von einer staatliche Bauinstitution ausgeführt: die Kaiserlich Deutsche Botschaft in Konstantinopel wurde von Mitarbeitern der Bauabteilung des Königlichen Handelsministeriums Preußens projektiert, während Alexander Richard Saran, Dezernent für Bauangelegenheiten der Regierungspräsidien im preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, die Entwürfe für das Kaiserlich Deutsche Konsulat in Tianjin verfasste.
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Die Verantwortung für die Ausführung von Neubauten im Ausland lag mehrheitlich bei ortsansässigen Architekten, Baumeistern und Baufirmen, wodurch ein reibungsloser Bauablauf gewährleistet werden konnte. Gleichzeitig war die Verwendung von vor Ort erhältlichen Materialien schwierig, da diese in der Regel nicht mit den deutschen Standards vergleichbar waren. Auch mussten einheimische Arbeitskräfte angelernt werden, was zuweilen große Frustrationen und Ängste bei den Gesandten hervorrief.87 Die individuelle Herkunft der einzelnen Architekten bzw. ihr Wohnsitz spiegelt sich indessen in aller Deutlichkeit in der jeweiligen architektonischen Haltung wider. So entwickelten die ortsansässigen Architekten einen Mischstil, der sich den traditionellen Architekturformen des Gastlandes anpasste (Wuhan) oder bewährte Elemente desselben übernahm, um beispielsweise klimatischen Bedingungen Genüge zu leisten. Entsprechend prägten formale ortsübliche Elemente die Häuser elementar: Eingeschossigkeit (Addis Abeba), Aufständerung (Hoihow), Veranden und Sonnenschutz (Beidaihe) et cetera. Darüber hinaus fühlten sich die deutschen Planer häufig nicht mehr dem traditionellen Formenrepertoire der Neorenaissance verpflichtet, sondern nahmen mitunter deutsche avantgardistische Strömungen wie die Reformarchitektur auf (Beidaihe), während die nicht deutschen Planer sich nach den Ansprüchen des Diplomatischen Korps vor Ort richteten (Wien, Tokyo, Washington, Guangzhou). Auch wenn einige der Bauten, wie die Konsulate in China, deutsche Architekturformen aufnahmen oder die herausragende Botschaft in Wien dem im westlichen Kulturraum geltenden Kanon einer Repräsentationsarchitektur Folge leistete, lassen die pluralistischen baulichen Ergebnisse die Existenz eines im Ausland repräsentierten deutschen Nationalstils missen. Dies gilt auch für die unter der Ägide der Bauabteilung des preußischen Handelsministeriums errichtete Botschaft in Konstantinopel mit seiner überkommenen Reminiszenz an den preußischen Staat. 1877, im Jahr der Fertigstellung der Botschaft im Osmanischen Reich, wurde erstmals eine dem Reichskanzleramt zugeordnete Reichsbauverwaltung für die Errichtung von Dienstgebäuden für die Ministerien und deren Abteilungen gegründet, die dem jungen Staat die Möglichkeit eröffnete, seine politische Identität über Architektur auszudrücken. In die Planung des folgenden Botschaftsneubaus in Wien wurde die Reichsbauverwaltung allerdings nicht miteinbezogen, vielmehr umgingen die Botschafter in Wien den Entwurf ihres späteren Leiters Wilhelm Neumann ostentativ mit dem Auftrag an Rumpelmayer. Bereits 1880 unterstellte von Bismarck die Behörde dem preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, das, zwei Jahre zuvor aus dem preußischen Handelsministerium ausgegliedert, für Eisenbahnen, Wasserstraßen und das Bauwesen zuständig war.88 Jedes Bauvorhaben, das entsprechend eines Abkommens für die Zusammenarbeit zwischen Preußen und dem Kaiserreich die Kostengrenze von 30.000 Mark überschritt, musste der Bauverwaltung im Ministerium der öffentlichen Arbeiten zur Revision und gegebenenfalls Überarbeitung vorgelegt werden,89 demnach auch die Bauvorhaben für die Deutsche Gesandtschaft in Tokyo und das Konsulat in Tianjin. Ab 1888 griff Wilhelm II. in das staatliche Baugeschehen insbesondere in Berlin ein,90 baute aber erst ab 1902 seinen Einfluss massiv aus. Fortan bedurften alle Entwürfe für Bauvorhaben, die den Kostenrahmen von 100.000 Mark überschritten, der Zustimmung des Kaisers. Demzufolge entschied Wilhelm II. über den architektonischen Ausdruck einer nationalen Archi-
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▶ 52 Alexander R. Saran, Kaiserlich Deutsche Botschaft St. Petersburg, Vorentwurf Eingangsgeschoss (1910). PA AA, KS-15h
tektur, wobei dieser, wie Godehard Hoffmann in seiner Arbeit über die Staatsbauten des Deutschen Kaiserreichs anerkennt, sich »ausdrücklich mit der Frage befasst[e], welche Architektur der deutschen Nation einen angemessenen Ausdruck verleihen könne.« Laut Hoffmann konnte sich die Reichsbauverwaltung unter dem kaiserlichen Diktat gar aus dem preußischen Korsett des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten lösen und verselbstständigen.91 Dennoch weisen die Planunterlagen für auswärtige Neubauten die kontinuierliche Beteiligung des Ministeriums bis 1916 nach. Die Entwürfe des ministerialen Baudezernenten Alexander Richard Saran für die Botschaft in St. Petersburg, die Gesandtschaft in Sofia und das Konsulat in Tianjin ähneln sich in Duktus und Haltung. Darüber hinaus belegen sie Sarans Vorliebe für spiegelsymmetrisch gelöste Ecksituationen (▶52). Die auswärtige Repräsentationsarchitektur der deutschen Behörden zeichnet sich durch ein etabliertes Formenvokabular aus, das Elemente aus dem höfischen Profanbau überführt, die als charakteristisch und eindrucksvoll empfunden wurden. Hierzu gehört neben den ausladenden Vorfahrten unter einem Altan, großen Empfangshallen mit imposanten Treppenhäusern und den Salons im Obergeschoss auch die stilistische Orientierung an der Neorenaissance. Bis zum Ende des Deutschen Kaiserreichs hatte auch für diese auswärtigen Repräsentationsbauten Adolf Rosenbergs 1889 zum Bau des Berliner Reichstagsgebäudes getroffene Feststellung Bestand: »So hat man auch für dasjenige monumentale Gebäude, in welchem der politische Gedanke des neuen Deutschen Reiches am deutlichsten und kraftvollsten zum Ausdruck gelangt ist, keine andere Erscheinungsform finden können als die überlieferte der italienischen Renaissance. […] [In der] Hauptstadt des Deutschen Reiches, in welcher zugleich die diplomatische Vertretung der auswärtigen Mächte ihren Sitz hat und der die internationalen Beziehungen des Deutschen Reiches eine internationale Physiognomie gegeben haben, in welcher die geschichtlichen Züge der architektonischen Entwicklung mehr und mehr verschwimmen, war man in Ermangelung des neuen Baustils, der immer noch auf sich warten lässt, genöthigt, auf die der gebildeten Welt allgemein verständ-
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lichen Symbole der Baukunst zurückzugreifen und einen neuen Baugedanken in denjenigen Formen der bildenden Kunst auszuprägen, in welchen sich das Recht und die Bedeutung des Einzelwesens zuerst geltend gemacht haben.«92 Knapp zwanzig Jahre später klassifizierte der deutsche Kunstkritiker Karl Scheffler die an den akademischen Stillehren orientierte Haltung als »[…] ein System, worin eins immer am anderen hängt: Fürstenwille, Ministereifer, Hochschulrat, Baubeamtentum, Akademieprofessor und Kunstgeheimrat. Diese ganze Staatsinstitution steht als Masse geschlossen dem entgegen, was zum Leben drängt.«93 Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hing die nationale Darstellung des Deutschen Reichs offenkundig von einzelnen Persönlichkeiten, Gruppen bzw. Eliten ab.94 Besonders deutlich erhellen die vernichtende Kritiken an Behrens Botschaft in St. Petersburg, der Dissens um das Verfahren der Botschaft in Washington, die unbeachtete Berner Gesandtschaft und die persönliche Einmischung des bulgarischen Königs die Diskrepanz in den Vorstellungen über eine identitätsstiftende Architektur. In diesem Sinne bezeichnet Buddensieg in seinem frühen Plädoyer zur Bedeutung der Kaiserlich Deutschen Botschaft in St. Petersburg für die Moderne die Ablehnung des Zaren Nikolai II. und des deutschen Monarchen Wilhelm II. als »[…] tieferliegenden Konflikt gestörter oder fehlender Übereinkunft in Grundfragen nationaler Identität als Ausdruck unvereinbarer Gegensätze. Der Freiraum ästhetischer Urteile wird hier voll genutzt, weil die beanspruchte Freiheit scheinbar privaten Geschmacks die Fesseln außerästhetischer Interessenverbindungen zu verdecken vermag.«95 Demnach wurden Äußerungen zu dem Bau nur vermeintlich privat geäußert, waren tatsächlich aber Ausdruck einer gesellschaftlichen Elite (Kaiser/Zar, Adel/Diplomaten, Fachpresse) oder Hülle für eine politische Aussage, die angesichts der angespannten europäischen Lage kaum verwundern würde. Die Haltung dazu, in welcher Form oder welchem Stil Architektur nationale Identität stifte, divergierte und es gab keinen gruppenübergreifenden gemeinsamen Konsens mehr. Dieser Gegensatz ist ein bemerkenswertes Zeitzeugnis und veranschaulicht in aller Deutlichkeit die Forderung nach notwendigen Reformen von Seiten des an Einfluss gewinnenden Bürgertums gegenüber dem Festhalten an starren Gesellschaftsbildern von Seiten der Aristokratie respektive des Diplomatischen Korps. Bereits die Beauftragung Peter Behrens durch das Auswärtige Amt auf Vorschlag des bürgerlichen Legationsrats Edmund Schüler (1873–1952) zeugt nach Buddensieg von Mut, nicht in die erprobten Gewohnheiten zu verfallen.96 Eine übliche Routine wäre die Einbindung von ortsansässigen oder gegebenenfalls ausländischen Architekten gewesen, die bei der Beauftragung von Viktor Rumpelmayer für die Wiener Botschaft noch so heftig kritisiert wurde. Auffällig ist, dass ausgerechnet in St. Petersburg das Auswärtige Amt das Werkbund-Mitglied Behrens durchsetzen konnte, da diese Stadt für das Deutsche Reich nicht nur in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht von außerordentlicher Bedeutung war, sondern auch die Häuser der Hohenzollern und der Romanows familiär miteinander verbunden waren – Zar Nikolai II. war ein angeheirateter Cousin von Kaiser Wilhelm II. Die Stelle als Botschafter in der damaligen Hauptstadt Russlands war der am höchsten dotierte Posten im Auswärtigen Dienst97 und der amtierende Botschafter Friedrich Graf von Pourtalès wiederum ein Cousin von Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg. Seine Kritik an der nicht standesgemäßen Innen-
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▶ 53 Alfred Messel, Warenhaus Wertheim (1896–1906) in der Leipziger Straße, Berlin. © Bildarchiv Foto Marburg
ausstattung der Botschaft hatte daher umso größeres Gewicht.98 Keinesfalls fehlt es dem Gebäude an Monumentalität, die Behrens durch das Verschmelzen aller Baukörper zu einer »absoluten Masse«99 inszenierte. Vielmehr scheint es der Wandel der Bauaufgabe zu sein, der seinen Ausdruck in der Architektur fand. So zeigen die realisierten auswärtigen Bauten des Deutschen Reichs einen erhöhten Bedarf an Kanzleiräumen, denen bei einem so wichtigen Partner wie St. Petersburg größtes Gewicht zugemessen wurde. Die Zielsetzung einer Botschaft hatte sich von einer reinen Repräsentation entfernt und die Gebäude waren daher, so wie es der Kunsthistoriker Karl Schaefer für St. Petersburg erstmals formulierte, halb Palast und halb Verwaltungsbau.100 Entsprechend war die Wahl von Behrens, einem ausgewiesenen Fachmann für Verwaltungsbauten, durchaus sinnfällig. Und doch steht die formale Entwicklung der Bauaufgabe im Gegensatz zu ihrem politischen Gewicht. Die Vorstellung einer Botschaft als Residenz für den Stellvertreter des Monarchen enthielt immer noch den neobarocken Anspruch an eine Herrschaftsarchitektur, die bei den Projekten in Bern, Sofia und Washington auch ablesbar ist. Der Behrensbau nahm die notwendigen Reformen im strukturellen Aufbau einer Botschaft vor, die sich bereits im letzten Prix de Rome von 1869 abgezeichnet hatten. Auch in Duterts Entwurf war der Verwaltungsapparat wesentlich größer als die eigentliche Residenz, ihre dreiflügelige Anlage hatte allerdings die bekannte Hierarchie der Bauformen aufgezeigt. Durch die Kolossalordnung der 14 Halbsäulen, die sich als typisches Element des Neoklassizismus101 an der Isaakskathedrale orientierten, veränderte Behrens das gewohnte äußere Erscheinungsbild und erzeugte unter Verwendung hochwertiger Materialien einen majestätischen Luxus in ebendiesem Stil, der allerdings in seiner Reduktion von den hochrangigen Diplomaten nicht gewürdigt wurde. Diese zogen z. B. über das Pfeilersystem den Vergleich zu Messels Kaufhaus Wertheim (▶53) und befanden, dass die Anmutung eines Warenhauses der Bedeutung einer Botschaft nicht würdig wäre.102 Die zur Schau getragene Monumentalität des Botschaftsneubaus kam in Deutschland dem Zeitgeist eines künstlerischen Gestaltungswillens mit überdimensionierten Formen entgegen, der auch an den Kyffhäuser-,
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Völkerschlacht- oder Bismarck-Denkmälern bzw. den Werken von Bruno Schmitz und Wilhelm Kreis Anwendung fand.103 Sie nahm aber auch Eingang in öffentliche Bauwerke, wie dem Stuttgarter Bahnhof (1914–1928) von Bonatz & Scholer. Zum Innenraum kommentierte Schaefer: »Man könnte so sagen: der Stil Schlüters und Schinkels ist durch den Geist des neuen Kunstgewerbes gegangen. Aus Formen eines fürstlichen Klassizismus heraus sind die Prunkräume, wie sie ein Botschaftshotel braucht, das Preussenzimmer, der Thronsaal, der Speisesaal, das Treppenhaus und die anderen Repräsentationsräume entwickelt; aber unmerklich ist in sie auch manches von der neuen grossbürgerlichen Gesinnung unserer Tage gedrungen und hat sie in der Gesinnung modernisiert.«104 Schaefer erkannte hier eine Verbindung zwischen der Dekorativen Kunst und der modernen Architektur, bei der die abstrakte Form durch die Typisierung von Alltagsgegenständen über die maschinelle Fabrikation entstand. Ein überbordendes Dekor verliert freilich seine Exklusivität, wenn dekorative Kunst jedermann zugänglich ist. So verdeutlichte Behrens, als ausgewiesener Spezialist für die Typisierung von Alltagsgegenständen, die Distinktion nicht mehr über die Quantität, sondern über die Qualität des Materials. Behrens forcierte den Einzug der Industrialisierung – die Grundlage des deutschen Wachstums zur Handelsmacht – in den herrschaftlichen Bereich der nationalen Identität. Sein Innenraum korrespondiert mit dem Außenraum und steht somit im Widerspruch zum Historismus. Präsentiert wurde ein neues bürgerliches Selbstverständnis einer kleinen progressiven Gruppe (Deutscher Werkbund), während sich die kleine Elite der Repräsentanten an den akademischen Stilwissenschaften klammerte. Ein Umstand, den Scheffler bereits 1908 angeprangert hatte.105 Als geschlossene Einheit ist Behrens Werk tatsächlich ein Gesamtkunstwerk, allerdings weniger im Sinne der Bearbeitung aller Bauelemente (Konstruktion, Organisation von Fassade, Grundrissen und Ausstattung), sondern vielmehr als künstlerische Synthese und Interpretation aus Bauaufgabe, architektonischem Formenkanon und Material mit dem Drang nach einer umfassenden Gestaltungskunst. Pourtalès Kritik zielte in erster Linie auf die Ausstattung, ebenso diejenige von Benois. In der Botschaft wohnte der Stellvertreter des Monarchen, ihrer Ansicht nach sei jedoch die Ausstattung in ihrer Reduktion und Nüchternheit eines Monarchen nicht würdig gewesen. Sie repräsentierte damit nicht das Oberhaupt eines Landes, sondern die industriellen Errungenschaften seines Volkes und dessen Siegeszug zur Handelsmacht, was sich an der innovativen Haustechnik unter anderem bei den Leuchtern im Thronsaal hervorragend aufzeigen lässt. In diesem Punkt wurde eine Überlegenheit gegenüber dem russischen Volk zelebriert, unterstrichen durch die Skulpturengruppe über dem Eingang, die als stilisierte Quadriga von Langhans auf dem Brandenburger Tor konnotiert wurde.106 Der die Berliner Quadriga bekrönende Reichsadler fand in St. Petersburg seine Entsprechung an der Spitze des Fahnenmastes über der Kanzlei. Neben der Innenausstattung richtete sich die spätere Zerstörungswut des Mobs hauptsächlich gegen diese Skulpturengruppe. Doch letztlich ist Peter Behrens Botschaft in St. Petersburg der einzige Neubau einer auswärtigen Vertretung, der gerade in seiner Diskrepanz die kaiserlich deutsche Nation als Einheit repräsentierte.
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Weimarer Republik »Es ist eine naturgemäße Folge der durch den Ausgang des Krieges veränderten weltpolitischen Stellung Deutschlands sowie der in Deutschland selbst vor sich gegangenen staatlichen Umwälzung, daß auch die Art, wie sich das Deutsche Reich gegenwärtig im Auslande vertreten läßt, wesentlich von der früheren abweicht. Der Ernst der politischen Lage Deutschlands sowie die Deutschland beherrschenden demokratischen Grundsätze müssen auch hier zum Ausdruck kommen. […] Die große Repräsentation und der höfische Prunk im Auslande treten zurück. Die neue Lage des verarmten Deutschlands verlangt, daß die Kennzeichen, unter denen der Wiederaufbau erfolgen muß, Arbeit und Sparsamkeit, auch bei unseren Auslandsvertretungen deutlich in die Erscheinung treten.«107 Auswärtiges Amt (1920)
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Als zwei Jahre nach Kriegsende das Auswärtige Amt die Botschaft in Wien aufforderte, Organisationspläne des Gebäudes in der Metternichgasse vorzulegen, die analog zu den veränderten und der gegenwärtigen internationalen Stellung des Deutschen Reichs angemessenen Repräsentationsverständnisses eine Umverteilung der Räume vorsahen,108 zeichnete sich eine ideologische Neuausrichtung des Auswärtigen Amts ab. Im Hintergrund dieser Anweisung standen neben der großen Wohnungsnot in Wien, die es den Bediensteten der Botschaft unmöglich machte, in der Stadt bezahlbaren Wohnraum zu finden,109 die fehlenden finanziellen Mittel der Weimarer Republik infolge des Friedensvertrags von Versailles. Doch darüber hinaus markiert die in den folgenden Jahren umgesetzte vollständige Neuorganisation des Wiener Botschaftsgebäudes die Abkehr des Auswärtigen Amts von einem vormodernen, aristokratisch geprägten Repräsentationsverständnis hin zu einer bürgerlich-industriellen Weltdetermination. Diese zeichnet sich durch den höheren Stellenwert aus, der nun der Kanzlei zugemessen wurde und infolgedessen zu einer abnehmenden Relevanz der Repräsentationsräume führte, die, auf ein notwendiges Maß reduziert, in der Botschafterwohnung aufgingen. Das Auswärtige Amt appellierte an alle Missionschefs, den Umfang der persönlichen Dienerschaft entsprechend der dienstlichen Notwendigkeiten zu verringern, um die entsprechenden Unterkünfte den vor Ort tätigen Beamten zur Verfügung stellen zu können. Zudem kommt die sinkende Bedeutung des einzelnen Repräsentanten und seines Ranges innerhalb der internationalen aristokratisch geprägten Hierarchie dadurch zur Geltung, dass entgegen der bisherigen Praxis, bei der in der Regel hochbegüterte Gesandte das gesamte bewegliche Inventar nebst Tafelgeschirr, -silber etc. als ihr persönliches Eigentum mitgebracht hatten, nun das Deutsche Reich für die gesamte Ausstattung der Auslandsvertretungen aufkam.110
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Bereits Ende 1918 unterzog sich das Auswärtige Amt einer umfassenden Neustrukturierung in Organisation und personellem Aufbau. In den Hauptpunkten sah die schon im Ersten Weltkrieg vorbereitete Schülersche Reform111 die Zusammenlegung der diplomatischen und konsularischen Laufbahnen mit gleichen Voraussetzungen und Ausbildungsetappen sowie die Öffnung auch der Spitzenpositionen im Auswärtigen Dienst für »Männer aus der Welt des Handels, der Wirtschaft, aber auch der Politik und der Wissenschaft« vor.112 Einerseits sollten hiermit Persönlichkeiten in Politik und Verwaltung eingesetzt werden können, die geeignet schienen, die republikanischen und demokratischen Interessen der neuen Regierung im Ausland sichtbar zu vertreten. Andererseits versuchte man der Kritik von Wirtschaftsvertretern entgegenzuwirken, die den Diplomaten bereits seit der Jahrhundertwende und angesichts der wirtschaftlichen Erfolge der aufstrebenden Handelsmacht eine »mangelnde Kenntnis und Vernachlässigung der internationalen Wirtschaft, des Welthandels und ihrer Bedingungen«113 vorgeworfen hatten. Mit der außenpolitischen Ausrichtung auf den Handel zielte man auf eine Erweiterung des Agitationsraums des isolierten Deutschen Reichs in der internationalen Politik ab.114 Von außen erfolgte kein einschneidender Eingriff in Struktur und Aufbau des Auswärtigen Amts. Kurt Doß erklärt diesen unterlassenen Zugriff auf die »Schlüsselpositionen im deutschen auswärtigen Dienst« mit der Unsicherheit des sozialdemokratischen Kabinetts unter Scheidemann auf dem ihm »fremden Parkett der Diplomatie«.115 Der Reichsminister des Auswärtigen Ulrich Graf von Brockdorff-Rantzau (1869–1928) stand, obwohl ehemaliger kaiserlicher Gesandter, den Reformen aufgeschlossen gegenüber.116 Mit seinem Amtsantritt am 1. April 1919 initiierte von Brockdorff-Rantzau eine Neubesetzung des Personals im Auswärtigen Amt, bei der ein Großteil der höheren Beamten entlassen werden sollte. Von den vom Kabinett bestätigten Neubesetzungen der Gesandtenposten in Helsingfors (Helsinki), Kristiania (Oslo), Stockholm sowie beim Heiligen Stuhl wurde allerdings nur die letzte vollzogen,117 so dass die maßgeblichen Beamten in Spitzenpositionen von diesen Streichungen nahezu unberührt blieben. Obendrein wurden in Fällen personeller Umstrukturierungen Stellen vornehmlich an hochqualifizierte Verwaltungsbeamte vergeben, deren Karrieren bereits im Kaiserreich erfolgreich verlaufen waren.118 Folglich war das Auswärtige Amt auch in der Weimarer Republik von einer personellen Kontinuität geprägt, die in die Monarchie zurückreichte.119 Gottfried Niedhardt kommentiert diesen Sachverhalt »als Paradebeispiel des Beharrungsvermögens einer Elite«, bewertet aber die Revision von der »Standes- zur Funktionselite« als Modernisierungsprozess, da die »politischen Überzeugungen und Zielvorstellungen ihrer Mitglieder« von größerer Bedeutung gewesen seien als deren soziale Stellung.120 Ab 1923, mit Beginn der Ära von Außenminister Gustav Stresemann, erlangte die Außenpolitik der Weimarer Republik neue Stabilität.121 Bereits 1924/25 gewann Deutschland innerhalb der europäischen Politik erneut an Gewicht.122 Kaum zwei Jahre später erhielt es einen ständigen Sitz im Völkerbund, in dessen Rahmen Stresemann der Staatengemeinschaft die weltweite Handlungsbereitschaft und -fähigkeit
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Neuanfang der Ministerien unter demokratischen Vorzeichen
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der deutschen Außenpolitik vermitteln konnte.123 In den Kreis der europäischen Großmächte zurückgekehrt, verfolgte die Weimarer Republik außenpolitisch die liberalen Ziele einer Friedenssicherung mittels des internationalen Konsens der wirtschaftlichen Interessen.124 Infolge des Friedensvertrages von Versailles befand sich das Deutsche Reich in einer misslichen finanziellen Situation und richtete das Hauptaugenmerk der staatlichen Baupolitik auf die Förderung des sozialen Wohnungsbaus und die Bekämpfung der prekären Wohnverhältnisse, insbesondere in den Ballungsräumen.125 Obwohl es einen Teil seiner Besitztümer im Ausland verloren hatte,126 blieben ihm die meisten Liegenschaften der diplomatischen und konsularischen Vertretungen erhalten.127 Von den kaiserzeitlich errichteten Neubauten in China musste es nach Aktenlage lediglich das Konsulat in Guangzhou (Kanton) an Großbritannien abtreten, in dessen Konzessionsgebiet die Liegenschaft lag.128 Die Regierung nutzte für alle staatlichen Ämter und Ministerien, also auch bei den Auslandsbauten, die vom Kaiserreich übernommenen Bestandsbauten, die sie ihren Anforderungen entsprechend anpasste und umwandelte. Die Reformen des Auswärtigen Amts wirkten sich somit zunächst nur auf Baumaßnahmen im Bestand aus. Für die Umbauten der staatlichen Liegenschaften im In- und Ausland waren entsprechend der Kontinuität der Verwaltungsstrukturen auch in der Weimarer Republik die Baubehörden zuständig. Diese unterlagen 1918 einer Neustrukturierung, nachdem die Reichs- und preußischen Staatsbeamten von ihrem Treueeid auf Kaiser bzw. König entbunden und alle Hoheitszeichen des Deutschen Reichs durch neue ersetzt worden waren.129 Mit seinem Erlass vom 17. Oktober 1919 erhob Reichspräsident Friedrich Ebert die Reichsbauverwaltung zur höchsten Behörde des staatlichen Bauwesens. Als zweite Behörde des Reichsschatzministeriums umfasste ihr Betätigungsfeld zunächst »sämtliche Hoch- und Tiefbauangelegenheiten der Heeres- und Marineverwaltung, der Reichsministerien und des Reichstags sowie des Zoll- und Steuerwesens.«130 Per Kabinettsbeschluss vom 20. Januar 1920 wurde die Zuständigkeit der Reichsbauverwaltung für Auslandsbauten geregelt: »Bei den Bauten des Auswärtigen Amtes im Auslande ist Bedürfnisfrage, Art der Ausführung und Auswahl der örtlichen Bauleitung Sache der an Ort und Stelle befindlichen Beamten des Auswärtigen Amtes, während Entwurfsbearbeitung und Erledigung der bautechnischen Fragen unter Mitwirkung der Reichsbauverwaltung erfolgen.«131 Doch mit der Verkündung im Reichsgesetzblatt vom 15. Dezember 1920 fand bereits wenig später der Aufbau einer Sonderabteilung statt, die sich ausschließlich mit den Dienstgebäuden des Reichspräsidenten, der Reichskanzlei und der Ministerien, also auch des Auswärtigen Amts, befassen sollte: die Reichsbauverwaltung für die Reichsministerien. Gemeinsam mit der Reichsbauverwaltung wurde sie ab 1923 dem Reichsfinanzministerium unterstellt.132 Nach Aussage des Staatsekretärs der Reichskanzlei Hermann Plünder bestand diese »kleine Behörde« 1926 aus dem Oberbaurat Hermann Gross, den Bauräten Walter Dahms, Heinrich Listmann und Georg Bickel sowie einem geringen Anteil technischen Personals. Als ihr Leiter Gross im Mai 1930 plötzlich verstarb, trat Dahms seine Nachfolge an.133 Auf Erlass des Reichsministers für Finanzen Paul Moldenhauer war die Reichsbauverwaltung für die Reichsministerien wenige Wochen zuvor zum 1. April 1930 aufgelöst worden und in der neu konstitutierten Reichsbaudirektion Berlin aufgegangen. Diese blieb Dienststelle
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der Reichsbauverwaltung, war aber nun dem Reichsminister der Finanzen direkt unterstellt. Bei Bauten ab 15.000 RM waren Moldenhauer die Vorentwürfe, ab 30.000 RM ebenso die Bauentwürfe zur Prüfung vorzulegen.134 Christian Welzbacher, der in seiner Publikation zur Staatsarchitektur der Weimarer Republik die Strukturen und Aufgabenfelder staatlichen Bauens eindrücklich beschreibt, sieht die Reichsbauverwaltung für die Reichsministerien bzw. die Reichsbaudirektion Berlin aufgrund ihrer »auf den Kernbereich der staatlichen Verwaltungsbauten beschränkten Aufgaben« in direkter Nachfolge der kaiserzeitlichen Reichsbauverwaltung.135 Obwohl die Reichsbauverwaltung für die Reichsministerien an dem ersten ausgeführten staatlichen Neubauprojekt der Weimarer Republik, der Reichsschuldenverwaltung (1917–1924) in Berlin von Ernst von Bandel und German Bestelmeyer, nicht maßgeblich beteiligt war, wuchs ihre Rolle nach dem Krisenjahr 1923 und dem Beginn größerer staatlicher Planungen im gesamten Reichsgebiet. So war sie u. a. in die Erweiterungsbauten der Reichskanzlei und des Reichstagsgebäudes involviert.136 Entsprechend widerlegt Welzbacher für die sich auf Berlin fokussierenden Staatsbauten die in der Fachwelt weit verbreitete Ansicht, dass der kleine Personalstamm der Reichsbauabteilung für die Reichsministerien das geringe Bauvolumen der Weimarer Republik widerspiegele. Weiterhin wenig Beachtung finden allerdings die zahlreichen staatlichen Bauvorhaben im Ausland, bei denen die Reichsbauabteilung für die Reichsministerien zuweilen nicht nur die Entwurfs- und Ausführungsplanung, sondern auch die Bauleitung vor Ort übernahm. Gemeinhin wird die Botschaft in Angora, der erst 1930 in Ankara umbenannten Hauptstadt der Türkei, als einziges auswärtiges Neubauprojekt der Weimarer Republik bezeichnet. Doch neben diesem zweifelsohne größten Bauvorhaben betreute die Reichsbauverwaltung für die Reichsministerien wenigstens vier weitere: die Kanzleibauten beim Heiligen Stuhl und in Bern und die Auslandsvertretungen in Monrovia und Addis Abeba. Darüber hinaus wurden mindestens 33 Umbauten an existierenden oder neu erworbenen Liegenschaften durchgeführt,137 etwa 1928 für die Gesandtschaft in Riga (▶54), sowie erste Sondierungen für neue Bauprojekte unternommen, beispielsweise für ein reichseigenes Gebäude in
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▶ 54 Hermann Gross, Umbau der Deutschen Gesandtschaft Riga (1928). PA AA, KS-9/12
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Moskau, das zwar ab 1924 bis 1939/40 verfolgt wurde, aber zu keinem Zeitpunkt in die konkrete Planungsphase überging.138 Insgesamt ist die Aktenlage zu den Neubauten und Projekten der Weimarer Republik spärlich, so dass auch weitere Projekte möglich scheinen. Dies gilt insbesondere für einen Kanzleineubau in Helsingfors (Helsinki), der im Nachruf für den Leiter der Reichsbauverwaltung für die Reichsministerien Gross erwähnt wird139 und bei dem Franz Benno Möbus die Bauleitung übernahm.140 Für den ausgeführten Neubau fehlen hier allerdings weitere Belege. Im Gegensatz zum gängigen Urteil einer geringen staatlichen auswärtigen Bautätigkeit veranschaulicht die eingehendere Betrachtung der Standorte von Neu- und Umbauten den Ehrgeiz der demokratischen Regierung, diplomatische Beziehungen zu Ländern aufzubauen, die wie die Weimarer Republik selbst aus einem Regimewechsel geboren wurden (z. B. Türkei, Estland, Russland und Finnland) oder die für das Kaiserreich nicht von herausragendem Interesse gewesen waren und nun in den Fokus der jungen Republik rückten (z. B. Heiliger Stuhl und Liberia).
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Der Beginn staatlicher Bautätigkeit im Ausland fiel mit der Stabilisierung der deutschen Außenpolitik unter Stresemann zusammen und manifestierte sich im Erwerb eines Grundstücks für die Verlegung der Deutschen Botschaft in der Türkei von Konstantinopel nach Angora im Jahr 1924, mitten in der Konsolidierungsphase der Weimarer Republik. In den folgenden vier Jahren wurden die Planungen zu allen oben angeführten Projekten angestoßen. Zur Ausführung der Projekte kam es freilich erst mit der staatlichen Stabilisierung und nach Aufnahme des Deutschen Reichs in den Völkerbund. Bei den ersten beiden Projekten handelte es sich zunächst um Erweiterungen bestehender Liegenschaften, die der steigenden Notwendigkeit von Administrationsflächen Rechnung trugen. Die beiden Kanzleineubauten beim Heiligen Stuhl und in Bern wurden 1927 in der unmittelbaren Nähe der jeweiligen
▶ 55 Hermann Gross, Gesandtschaft Bern, Kanzleineubau 1926/27. Christiane Fülscher 2013
▶ 57 Reichsbauverwaltung für die Reichsministerien, Neubau eines Kanzleigebäudes, Ansicht von der Via Piave, Entwurf Mai 1925. PA AA, Rom-Vatikan 969
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▶ 56 Kanzleineubau für die Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom, Straßen- und Hofansicht. Ausführungsplanung Baubüro der Reichsbauverwaltung für die Reichsministerien, November 1927. PA AA, Rom-Vatikan 969
▶ 58 Giuseppe Capponi, Deutsche Botschaft beim Heiligen Stuhl. Vorgaben der Commissione Edilizia Governatorato di Roma, geprüft August 1926. PA AA, RomVatikan 969
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diplomatischen Vertretung fertiggestellt. Gross, der beide Projekte federführend leitete, ließ in Bern einen zweigeschossigen Verwaltungsbau ausführen, der sich stilistisch an dem 1912–1913 errichteten Gesandtschaftsbau auf der gegenüberliegenden Straßenseite orientierte (▶55). Wenn auch sehr zurückhaltend, übernahm der Neubau den symmetrischen Aufbau, die Fensterhöhe, das Mansarddach, die Materialität und die neobarocken Dekorationselemente der dem corps de logis vorgelagerten communs, um optisch eine Einheit mit dem Bestandsgebäude herzustellen. Dies allerdings nur soweit, dass eine hierarchische Einordnung unter dem gesellschaftlich wichtigeren Hauptbau ablesbar bleibt.
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▶ 59 Heinrich Listmann, Deutsche Botschaft
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in Angora, Gesamtansicht Auffahrt zum Kanzleigebäude vom 24. Januar 1927. PA AA, KS-266b
Auch der Neubau eines Kanzleigebäudes für die Deutsche Botschaft beim Heiligen Stuhl orientiert sich an dessen Umfeld (▶56). Das das Botschaftsgrundstück entlang der Via Piave begrenzende Bauwerk bedient sich des Formenrepertoires eines neobarocken italienischen Stadtpalastes. Der dreiteilige Baukörper zeigt einen zweigeschossigen Mitteltrakt, der durch eingeschossige Seitenteile fast die gesamte Grundstückskante einnimmt. Bossierte Ecken betonen die Vertikale und die differierende Geschossigkeit, während Friese, Gesimse und Balustraden die Horizontale des Baukörpers unterstreichen. Der Eingang erfolgt über eine seitliche, ebenfalls bossierte Tordurchfahrt zum Grundstück. Die regelmäßig angeordneten, hochrechteckigen Fenster erhalten profilierte Leibungen und Dreiecksgiebel im Obergeschoss; ein Kranzgesims bildet den Übergang zum gestauchten Walmdach. Alle Elemente verweisen auf den städtebaulichen Kontext, auch wenn die dahinterliegende, als Botschaftsresidenz dienende Villa Bonaparte (1750) im schlichten römischen Klassizismus gehalten ist. Der ausgeführte Kanzleitrakt unterscheidet sich deutlich von Zeichnungen der Reichsbauverwaltung für die Reichsministerien, die Gross 1925 freigegeben hatte (▶57). Der Entwurf eines schlichten, über die gesamte Länge zweigeschossigen Riegels mit gleichmäßig getakteter Fensterreihung und flachem Walmdach vermeidet durch versetzt angeordnete Eingänge das Aufkommen einer Symmetrie. Eine Tordurchfahrt, hohe Halbrundfenster im Obergeschoss und ein schmales horizontales Gesims als Geschosskante sind die einzigen Hinweise auf den italienischen Kontext. Die charakteristischen Veränderungen an Kubatur und Fassade im realisierten Projekt gehen auf den maßgeblichen Einfluss der italienischen Denkmalschutzbehörde zurück, die
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der Reichbauverwaltung die zu wählenden Formen quasi diktierte (▶58).141 Das Neubauvorhaben der Kanzlei beim Heiligen Stuhl veranschaulicht dementsprechend in aller Deutlichkeit, wie stark die Weimarer Republik sich örtlichen Gepflogenheiten annähern musste und in Italien keinesfalls die Durchsetzungskraft für eigene Gestaltungsvorstellungen innehatte. Ebenfalls 1927 begann die Reichsbauverwaltung für die Ministerien mit den konkreten Planungen für den Neubau der Botschaft in Angora, das Mustafa Kemal Paça Atatürk vier Jahre zuvor zur zentralen neuen Hauptstadt der unabhängigen Türkischen Republik bestimmt hatte. Mit ein Jahr später folgenden Erwerb eines Grundstücks in unmittelbarer Nähe zum Regierungsviertel signalisierte die Weimarer Republik ihre Anerkennung der Legitimität der neuen türkischen Regierung.142 Im Januar entwarf Regierungsbaurat Listmann für liegende ausgedehnte Hanggrundstück mehrere Varianten einer teils orthogonalen, teils frei angeordneten Häusergruppe in Anlehnung an die Ideale der Gartenstadtbewegung (▶59). Ein auf der Hangkuppe positioniertes zweigeschossiges Kanzleigebäude mit Mittelrisalit, Dreiecksgiebel und Altan steht im Zentrum einer Hofanlage, die seitlich von zwei langgestreckten Wohngebäuden für mittlere Beamte flankiert wird und zur Straße mit zwei eingeschossigen Pförtnerhäuschen mit Zeltdach ihren Abschluss findet. In dem weitläufigen, als Parkanlage geplanten Areal verteilte Listmann zwanglos drei unterschiedlich gestaltete Einzelhäuser für höhere Beamte und den Botschaftsrat sowie ein Kawassen-Wohngebäude (▶60). Das Wohnhaus des Botschafters war nicht Bestandteil der Planung, es sollte zu einem späteren Zeitpunkt auf dem oberhalb angrenzenden Nachbargrundstück – eine Schenkung der türkischen Regierung an das Deutsche Reich – errichtet werden.143 Im Juli 1927 überarbeitete Listmann noch einmal die Entwürfe, die daraufhin zur Grundlage der Ausführung wurden. Hierbei veränderte er insbesondere die Größe und den
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▶ 60 Lageplan M 1:1000 vom 24. Januar 1927. PA AA, KS-266a
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Ausdruck der Wohngebäude für mittlere Beamte zu beiden Seiten der Hofanlage. Nun zweigeschossig angelegt und dem Duktus des Kanzleigebäudes angepasst, erhielten sie mehr Gewicht in der Gesamtanlage (▶61). Zudem wiederholte Listmann dieses Motiv für das nördliche Wohnhaus der höheren Beamten, das somit das Doppelte seiner ursprünglichen Größe erreichte. Da alle anderen Beamtenhäuser entfielen, ist die räumliche Spannung, die im ursprünglichen Entwurf durch die Kombination der axialen Hauptgruppe mit der freien Anordnung der kleineren Wohnhäuser bestand, in dem 1928 fertig gestellten Komplex nicht mehr existent. Nichtsdestoweniger arbeitete Listmanns Entwurf in mehrfacher Hinsicht, gerade an der Kanzlei als zentralem Element, die Veränderungen im elitären Repräsentationsverständnis heraus und stellte entscheidende Modernisierungsprozesse in der Weimarer Republik unverkennbar zu Schau. So wies die erhöhte Lage der Kanzlei eine höhere Wertigkeit zu als der in der Planung zurückgestellten Residenz des Botschafters und dessen Repräsentation. Die Kanzlei nahm im Erdgeschoss dreizehn Büroräume auf, nur provisorisch wurde im Obergeschoss die Wohnung des Botschafters eingerichtet. Die Repräsentationsräume beschränkten sich vermutlich auf den heutigen Empfangssaal über der Eingangshalle,144 der über zwei einfache Türen erschlossen wird, einen direkten Zugang zu dem Balkon hat und somit im Zentrum des Gesamtkomplexes steht. Herauszustellen ist die fehlende Unterscheidung der Fensterhöhen, es wurde ausdrücklich keine Beletage herausgebildet. Zudem zeigen die Öffnungen keine Ausformung von Faschen oder profilierten Leibungen. Als Dekor dienen ausschließlich das Gesims des Dreiecksgiebels, der Altan und die grünen Fensterläden, die alle Häuser der Anlage zieren. Formal hat das Gebäude neoklassizistische Anklänge, doch durchaus im Sinne einer Reduktion des akademischen Formalismus, die sich fernab einer imperialen Geste wiederum im Einklang mit dem örtlichen Kontext steht. In der türkischen Hauptstadt lassen sich an der Architektur der späten 1920er Jahre die Anfänge eines türkischen Nationalstils ablesen. Nachdem die Architekten in den ersten Jahren nach Staatsgründung zunächst auf eine osmanische Formensprache zurückgriffen, war ab 1927/1928 ein bewusster Verzicht auf die bekannten repräsentativen Elemente und die Suche nach einem genuin europäisch-modernen Ausdruck feststellbar. Der österreichische Architekt Robert Oerley erstellte einige der ersten türkischen Staatsneubauten, u. a. einen Verwaltungsbau für die Stadtregierung, ein Musterkrankenhaus und die Hygieneschule mit Hygiene- und Seruminstitut (▶62). Diese stellen laut Bernd Nicolai einen ästhetisch traditionellen Rückgriff auf den Wiener Reformstil von 1910 dar, ihre Konzepte wären jedoch von türkischer Seite als programmatisch wegweisend und modern aufgefasst worden.145 Augenscheinlich lehnten sich auch die Entwürfe für die Deutsche Botschaft an Vorbilder der Vorkriegszeit an, das Konzept der Parkanlage nahm gar Hermann Jansens spätere, auf den Prinzipien der Gartenstadt beruhenden Stadtplanungen für die türkische Hauptstadt (ab 1928) vorweg.146 Auch die Bauarbeiten für den Neubau des Deutschen Konsulats in Monrovia setzen im Jahr 1928 ein.147 Die in vielfältiger Hinsicht unzureichenden Wohn- und Arbeitsbedingungen in einem von einem liberianischen Geschäftsmann gemieteten Gebäude (▶63) und die mangelnden Alternativen auf dem örtlichen Immobilienmarkt hatten einen Neubau dringend erforderlich gemacht.148 Auf Grundlage erster
Deutsche Auslandsvertretungen 1871–1945 ▶ 61 Deutsche Botschaft Angora (1927–28), Ansicht von Osten. PA AA, BS 4070
▶ 62 Robert Oerley und Theodor Jost, Hygieneschule und das Seruminstitut für das HygieneInstitut in Angora (1927–1932). ULB DA, Société pour l’Étude de l’Histoire Turque, 1934, 137, Abb. 155
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Entwurfsskizzen des in Monrovia ansässigen deutschen Architekten Karl Beck (▶64), die dieser aus Gefälligkeit für den Konsul Peter Hermans erstellt hatte,149 plante die Reichsbauverwaltung für die Ministerien auf einem gepachteten, zwei Hektar großen Gelände außerhalb von Monrovias Stadtzentrum ein Konsulatsgebäude sowie ein Wohnhaus für den zweiten Beamten.150 Die zwei Gebäude auf rechteckigem Grundriss sind versetzt zueinander angeordnet; sie wurden als massive Putzbauten ausgeführt. Hohe, auskragende Walmdächer mit einer Deckung aus Faserzementplatten und zahlreichen Auslässen in der Holzkonstruktion sollten mittels Luftzirkulation die darunterliegenden Wohnräume kühlen (▶65). Rückwärtig schließt an beide Gebäude jeweils ein eigenständiger eingeschossiger Wirtschaftstrakt mit Küche, Nebenräumen und Unterkunft für die einheimischen Bediensteten an. Das zweigeschossige Konsulatsgebäude ist zu drei Seiten von einer umlaufenden Veranda umgeben, nur zur Straßenfront zeigt es einen zweigeschossigen Mittelrisalit über einer Pfeilerloggia als Eingangszone. Das Erdgeschoss nimmt die Kanzleiräume auf, das Obergeschoss die
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▶ 63 Das Schlafzimmer des Konsuls in Monrovia (1927). PA AA, S 2, 1252
▶ 64 Karl Beck, Ideenskizze Neubau für das Konsulat Monrovia (1927). PA AA, Monrovia 11
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▶ 65 Reichsbaudirektion der Reichsministerien, Konsulat Monrovia (1928–1930). SLUB / Deutsche Fotothek, Horst Münnich 1939
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Wohnräume des Konsuls mit zwei Schlafzimmern sowie zwei getrennt voneinander nutzbare Salons. Das Beamtenwohnhaus ist hingegen eingeschossig gehalten und besteht lediglich aus zwei Wohnräumen.151 Für die Neubauten mussten alle Baumaterialien (Rohmaterialien wie auch bereits vorgefertigte Fertigelemente wie Fenster, Türfutter etc.) aus Deutschland importiert werden. Lieferengpässe und ein Unfall des deutschen Bauleiters Gottlieb Krauss verzögerten die Fertigstellung der Häuser bis 1930.152 Die Baufälligkeit der 1907–1908 errichteten Deutschen Gesandtschaft in Addis Abeba machte 1928 auch in Abessinien, dem zweiten unabhängigen afrikanischen Staat und wie Liberia Mitglied des Völkerbunds, einen Neubau unumgänglich.153 Baurat Walter Dahms, Beamter der Reichsverwaltung für die Reichsministerien, wurde für die Ortsbegehung nach Addis Abeba entsandt, später sollte er auch vor Ort die Bauleitung übernehmen.154 Dahms nutzte die Gelegenheit des Projekts für eine Neuausrichtung der Bebauung auf dem weitläufigen Gesandtschaftsgelände, das neben dem bestehenden Gesandtschaftshaus etliche Wirtschaftsgebäude und sogenannte Tokuls – Unterkünfte für die Bediensteten nach heimischer Bauart – aufnahm. Dahms verlegte die Hauptzufahrt an die östliche Grundstücksgrenze und führte eine neue Achse ins Zentrum des Areals, in das er das neue Wohnhaus für den Gesandten platzierte (▶66). An dieser linearen Achse sollten sich zukünftig Pförtnerhaus, Beamtenwohnhaus und Kanzleigebäude aneinanderreihen. Die Weltwirtschaftskrise 1929 führte allerdings zur Halbierung des vom Reichsfinanzministerium zur Verfügung gestellten Budgets und infolgedessen zu einer erheblichen Reduktion des Raumprogramms, unter anderem entfiel das Beamtenwohnhaus.155 Die Gebäude wurden eingeschossig und in massiver Bauweise errichtet. Das Gesandtenwohnhaus (▶67) und das Kanzleigebäude erhielten ein Walmdach, das Pförtnerhaus ein Zeltdach, die wie in Monrovia mit aus Deutschland importierte Faserzementplatten eingedeckt wurden (▶68).156 Die Öffnungsflächen des schlichten Kanzleiriegels folgen keinem erkennbaren Raster, die hochrechteckigen Fenster und die drei Eingänge an zwei Seiten sind frei in die Fassade komponiert und orientieren sich an der inneren Funktion. Im L-förmigen Gesandtenwohnhaus nehmen die Bereiche für Repräsentation und Wohnen jeweils einen Flügel ein, gemeinsamer Schnittpunkt ist die Küche sowie die im inneren Winkel positionierte und von beiden Gebäudeteilen aus zugängliche Terrasse.157 Wie beim Kanzleigebäude ergibt sich die Anordnung der ebenfalls hochrechteckigen Fenster sowie der Nebeneingänge aus den räumlichen Abhängigkeiten; so variieren die Abstandsflächen zwischen den Fenstern wie auch zu den Gebäudeecken. Dies gilt allerdings nicht für die zur städtebaulichen Achse ausgerichtete Hauptfassade, die spiegelsymmetrisch gegliedert ist. Im März 1933 berichtete der neue Gesandte in Abessinien Wilhelm von Schoen (1886–1960) vom Abschluss der Bauarbeiten.158 Doch erst 1935 stellte Die Bauzeitung die Neubauten in ihrer Dezemberausgabe vor, so dass die Bauwerke zeitweise der NS-Zeit zugerechnet wurden.159 Im Vergleich aller vorgestellten Projekte nach 1918 zeichnet sich eine von der Reichsbauverwaltung für die Reichsministerien verfolgte gestalterische Linie ab. Abgesehen vom Kanzleigebäude in Bern, das sich ausdrücklich der neobarocken Residenz unterordnete, verwendeten die Bauräte einen Formenkanon, der sich entschieden von der Architektur der großen auswärtigen Bauvorhaben der Kaiserzeit abgrenzte.
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▶ 66 Walter Dahms, Neuordnung der Gesandtschaft Addis Abeba, Lageplan vom 14. Dezember 1928. PA AA, Addis Abeba 28
▶ 67 Gesandtenwohnhaus Addis Abeba (1930–1933). PA AA, Addis Abeba, S2-3612
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▶ 68 Kanzlei und Pförtnerhaus der Gesandtschaft Addis Abeba. DBZ 34/1935, 495u
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Bei den Neubauten der Weimarer Republik lässt sich allenfalls ein Bezug zu den untergeordneten Konsulatsneubauten in China erkennen, die fernab von Europa Ansätze einer Reformarchitektur aufweisen. Die Entwürfe für die Kanzleierweiterung beim Heiligen Stuhl und den Neubaukomplex der Botschaft in Angora, des Konsulats in Monrovia sowie die Gesandtschaft in Addis Abeba eint die Suche nach klaren, strengen Baukörpern. Alle Massivbauten werden stets mit einem Walmdach mit ausgestellter Traufe bzw. die untergeordnete Pförtnerhäuser mit einem Zeltdach überdeckt. Der minimalistische Umgang mit Dekor und Emblematik äußert sich in schieren Putzoberflächen, frei von profilierten Leibungen und nur sparsam zum Einsatz kommenden Gesimsen. Die hochrechteckigen Fenster folgen einer systematischen Taktung, bei der bereits beim Heiligen Stuhl versucht wird, Brüche in eine Symmetrie einzufügen, um diese dann im letzten Projekt in Addis Abeba vollends aufzugeben. Das Arrangement kleinerer Baukörper mit unterschiedlichen Funktionen in einem ausgedehnten, parkähnlichen Areal verfolgen die Projekte in Angora, Monrovia und Addis Abeba. Achsen und Symmetrien bestehen weiterhin, jedoch nicht mehr als Dogma wie bei den Entwürfen des kaiserlichen Baurats Saran. Darüber hinaus verschiebt sich die inhaltliche Gewichtung der Residenz zugunsten von Kanzlei und Unterkünften der Mitarbeiter und Bediensteten. Zusammengefasst unterstreichen alle diese Punkte Ansätze einer architektonischen Haltung der Reichsbauverwaltung für die Ministerien und stellen den durchaus vorhandenen Reformwillen des Auswärtigen Dienstes heraus. Sicherlich müssen in dieser Betrachtung die geringen finanziellen Mittel der Weimarer Republik berücksichtigt werden, nichtsdestoweniger folgen alle Projekte der eingangs zitierten Forderung nach einem gemäßigten Repräsentationsverständnis mit schlichtem und zurückhaltendem Programm. Gleichwohl kann die Gegenüberstellung der projektierten und realisierten Auslandsvertretungen nur das Alleinstellungsmerkmal der diplomatischen Vertretung in Angora negieren, nicht jedoch deren Bedeutung für eine auswärtige Staatsarchitektur der Weimarer Republik.
Im Kontext einer Staatsarchitektur
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Der Umstand, dass selbst der Fachwelt ausschließlich die Botschaft im heutigen Ankara als einziger auswärtiger Neubau der Weimarer Republik geläufig ist und dieser trotz reichlicher Kritik als deren einzig erwähnenswerter Staatsbau gilt, wird durch Missverständnisse wie die unzutreffende Datierung des Gesandtschaftsneubaus in Addis Abeba genährt. Sowohl die Unkenntnis über den tatsächlichen Umfang der Bautätigkeit als auch die mit Befangenheit behaftete Beurteilung von Gebäuden der Zwischenkriegszeit, die nicht die charakteristischen Merkmale des Neuen Bauens wie Flachdach oder Langfenster aufweisen, verzerren bis heute das Bild einer repräsentativen Staatsarchitektur der Weimarer Republik im Ausland. Überlagert wird dies von der Vorstellung des Diplomatischen Korps als rückwärtsgewandte Elite, die sich zwanghaft an ihr überkommenes Repräsentationsverständnis klammerte. Ein Stück weit
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▶ 69 Richard Riemerschmid, Am grünen Zipfel, Dresden-Hellerau (1908–1909). SLUB / Deutsche Fotothek
▶ 70 Heinrich Tessenow, Festspielhaus Dresden-Hellerau (1911). SLUB / Deutsche Fotothek
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▶ 71 Bielenberg, Gut Neudeck II (1928). © Bildarchiv Foto Marburg
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wird diese Wertung durch die Diskrepanz hervorgerufen, die dem Projekt in Angora innewohnt und maßgeblich auf Listmanns Überarbeitung der Entwürfe zurückgeht. In der Tat weisen das Arrangement der Gesamtanlage und die Wohnhäuser mit den tiefergezogenen Dächern bis zur Traufkante in Listmanns Entwurf vom Januar 1927 noch Anklänge der Gartenstadtarchitektur Richard Riemerschmids auf (▶69). Und die zentrale Stellung des Kanzleigebäudes, eingeleitet durch zwei Pförtnerhäuschen und flankiert von zwei langrechteckigen Wohnhäusern, erinnert an das Festspielhaus von Heinrich Tessenow (1876–1950) in Dresden-Hellerau, auch wenn es dessen Klarheit missen lässt (▶70). Im Gegensatz zur ersten wirkt die zweite, realisierte Fassung vom Juli 1927 zunächst retrospektiv. Der ursprüngliche Eindruck einer vielfältigen Gesamtanlage geht durch die Reduzierung der Anzahl, Vergrößerung und Angleichung der Wohnhäuser verloren, zudem wurde die axiale Ausrichtung der Hofanlage zum übergeordneten Gestaltungsmittel. Eben diese hob Niederwöhrmeier als Reminiszenz an eine preußische Gutshofanlage und insbesondere des Kanzleigebäudes an das neu errichtete Gut Neudeck II (1928) (▶71), dem Stammsitz der Familie Hindenburg, hervor und führte sie auf »die autonome Entscheidungsgewalt« des Botschafters Rudolf Nadolny (1873–1953) zurück, der den Bezug auf das neobarock angehauchte Gut forciert und großen Einfluss auf Listmann ausgeübt hätte. Entsprechend stände Nadolnys Repräsentationsempfinden »in enger Verknüpfung mit der eigenen gesellschaftlichen Tradition« und wäre »von den modernen Strömungen in der Architekturentwicklung losgelöst«.160 Letztere Beurteilung übernehmen Asendorf, Voigt und Wang und verschärfen diese durch die Aussage, dass dieser »von jeglichen Architekturströmungen der 20er Jahre losgelöste Komplex […] dem gesellschaftspolitischen Denken der deutschen Diplomaten, die immer noch aus den Machteliten der Vorkriegszeit gestellt« werden, entspräche.161 Unisono kommt Welzbacher zu dem Schluss, dass die restaurativen Formen »emblematisch auf die geographischen und sozialen Ursprünge des diplomatischen Korps […] verweisen.«162 Diese Thesen werden durch einen Reisebericht von Baurat Listmann aus dem Jahr 1926 an das Auswärtige Amt unterfüttert, in dem er zwar berichtete, dass vor Ort keine Architektur existent wäre, nach der sich das Deutsche Reich richten müsse, dafür aber spottete: »Die grosse in der Nähe unserer Grundstücke liegende neue Botschaft der Russen ist ein echter Bolschewikenbau. Sie nimmt sich aus, wie ein halbfertiger Fabrikbau.«163 Die Ressentiments des preußisch geprägten Beamtentums und des aristokratischen Diplomatischen Korps schienen sich gegen eine Revision der gewohnten architektonischen Herrschaftsbilder zu richten. In diesem Sinne kritisierte die Bauwelt kurz vor Fertigstellung der Anlage, dass für die Botschaft in Angora »eine Gruppe von Häusern, im Sinne einer Residenz des 18. Jahrhunderts in einem Park an einer langen Achse aufgereiht« und auch das Innere »den bewährten Traditionen der Baukunst des 18. und 19. Jahrhunderts angepasst werden« würde. Die Haupttreppe setze sich auf der halben Höhe zweiläufig fort, was ein typisches Motiv des Barockschlosses sei.164 Doch die oberflächliche Kritik der Bauwelt kann keinesfalls als allgemeingültig gelten und ist nur in ihrem zeitgenössischen Kontext zu bewerten. Die Architekturlandschaft der 1920er Jahre war eine große Gemengelage an Haltungen, Rezeptionen und Zielsetzungen, in der das Neue Bauen keinesfalls das gesamte Baugeschehen dominierte. Neben ihr existierten Tendenzen zum Neoklassizismus, Expressionis-
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▶ 72 Bielenberg & Moser, FeminaPalast in Berlin (1928–1931). Anna Luise Schubert 2020
mus, zur Heimatschutz- oder Reformarchitektur, die sich häufig noch überlagerten.165 Architekten nutzten das zur Verfügung stehende Repertoire zur Bewältigung der unterschiedlichsten Bauaufgaben. So ist der Architekt Bielenberg, der nach Carl von Lorck Hindenburgs neoklassizistischen Neubau von Gut Neudeck II (1928) entwarf,166 allem Anschein nach identisch mit dem Berliner Architekten Richard Bielenberg (1871–1929), der zeitgleich mit seinem Büro Bielenberg & Moser den sachlichen Femina-Palast (1928–1931) in Berlin-Schöneberg entwickelte (▶72). Bei anderen Planern führte der künstlerische Aspekt in den Bauaufgaben zu ambivalenten Lösungen, wie es im Besonderen am Werk von Hans Poelzig (1869–1936) abzulesen ist. Eben dieser Faktor leitet Hanno-Walter Kruft bereits Mitte der 1980er Jahre zu der Feststellung, dass keine eindeutige stilistische Zuordnung anzustreben sei, da die meisten Architekten keiner Theorie oder fest definierbaren Strömung zuzuordnen seien und unter dem gleichen Deckmantel unterschiedliche Ausformungen und Akzentuierungen existieren würden. Selbst der Deutsche Werkbund, der erst in den 1920er Jahren sein Hauptaugenmerk vom industriellen Gebrauchsdesign auf die Architektur lenkte, habe sich auf keinen Stil festgelegt.167 Dieser künstlerische Interessenverbund sei wiederum nach Kruft »ein Sammelbecken heterogener Künstler und Tendenzen. […] Es macht daher wenig Sinn, eine spezielle Werkbund-Theorie destillieren zu wollen, da es sie nicht gegeben« habe.168 Die Aufbruchsstimmung der ersten Nachkriegsjahre einte zwar die Mitglieder des Deutschen Werkbundes in ihrem Drang nach Erneuerung, doch spaltete sich die tonangebende Architektenschaft schon früh in zwei Lager.169 Auf der einen Seite standen die aufstrebenden mehrheitlich jüngeren Vertreter, die radikal zu einer neuen Baukunst drängten, die bewährte Traditionsmuster hinter sich lassen, die Form durchdringen und zu eigenen Ausdrucksmöglichkeiten gelangen sollte.170 Auf
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der anderen Seite standen mehrheitlich etablierte Architekten, teils Gründungsmitglieder des Werkbunds, die an die vor dem Ersten Weltkrieg begonnene und von Norbert Huse als Reformarchitektur bezeichnete Gegenbewegung zum Historismus anknüpften.171 Indem sie diese ebenso weit hinter sich ließen, war ihr Ansinnen nicht minder fortschrittlich und modern, jedoch nicht vom absoluten Verlust aller überlieferten Ausdrucksmittel geprägt. Weiterhin bemühten sie sich um regionale und nationale Ausdrucksmöglichkeiten, so dass ein »traditionelles Moment«, wie es Barbara Miller Lane nennt, in ihrer Architektur erhalten blieb. Nach Lane ist es daher »möglich, die gesamte Entwicklung der modernen Architektur der zwanziger Jahre als eine einheitliche, wenn auch vielschichtige Entwicklung zu betrachten«.172 In dieser sieht wiederum Alina Payne den Endpunkt eines Prozesses, der bei Gottfried Semper und seiner Tätigkeit für die Weltausstellung in London 1851 seinen Anfang genommen hatte.173 Aus der tastenden Neuorientierung der gemäßigteren Fraktion in den unmittelbaren Nachkriegsjahren wurde ab Beginn der 1920er Jahre eine Suche nach einer schlichten Würde, erzeugt durch eine geometrische Ordnung, wie sie unter anderem dem frühen Klassizismus zuerkannt wird. Großen Einfluss gewann in diesem Zusammenhang die Publikation Um 1800 von Paul Mebes (1872–1938), die schon in der Erstauflage 1908 als Kontrapunkt zum überbordenden Wilhelminismus verstanden werden wollte.174 Allerdings wurde eben diese Veröffentlichung ebenso als Impuls zu einer später unliebsamen Entwicklung herangezogen und programmatisch mit Rückschritt in Einklang gebracht. Das neoklassizistische Moment in der modernen Architektur erlangte zum Ende der 1920er Jahre einen erheblichen Bedeutungszuwachs, der sich äußerst deutlich in den Beiträgen zum Wettbewerb für den Völkerbundpalast in Genf im Jahr 1927 abzeichnete.175 Die nie nachlassende Relevanz des Neoklassizismus für die Entwicklung einer neuen Repräsentations- respektive Monumentalarchitektur entfachte einen immer deutlicher werdenden Gegensatz zum Neuen Bauen, das das Haus nicht länger als Repräsentations-, sondern als reines Funktionsobjekt ansah.176 Der Alleinstellungsanspruch des Neuen Bauens, den es mit Walter Curt Behrendts ebenfalls 1927, anlässlich der Eröffnung der Bauausstellung auf dem Weißenhof, erschienenen Publikation Der Sieg des neuen Baustils proklamierte, führte zu einer wachsenden Konfrontation und einem schärferen Ton zwischen den modernen Strömungen und ihren Vertretern zum Ende der 1920er Jahre. Auch wenn eine strikte Spaltung der Lager unterblieb, auch innerhalb des Werkbunds, dessen Mitglieder einander teilweise freundschaftlich verbunden waren, demonstrierte die provokative Gründung eigener Interessensverbände – »Der Ring« für die Vertreter des Neuen Bauens (1926) und »Der Block« für die konservativen177 Vertreter (1928) – die breiter werdende Kluft anschaulich.178 Obgleich der Kunsthistoriker Walter MüllerWulckow bereits 1925 in seinen Blauen Büchern zur Baukunst der Gegenwart die Aussichtslosigkeit beklagt hatte, mit der modernen Bewegung eine einheitliche Baukultur schaffen zu können, da diese an der Heterogenität der Architekturlandschaft und dem Fehlen einer übergreifenden Theorie scheitern würde,179 hatte der Konflikt auch Auswirkungen auf die Außendarstellung der Weimarer Republik im Ausland. Deren Ambivalenz konnte sich kaum deutlicher darstellen als im Kontrast des Neubaus der Deutschen Botschaft in Angora zu dem nur ein Jahr später errichteten deutschen
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▶ 73 Ludwig Mies van der Rohe, Deutscher Pavillon auf der Weltausstellung Barcelona 1929. © Bildarchiv Foto Marburg
▶ 74 Paul Bonatz & Friedrich Eugen Scholer, Haus Roser in Stuttgart (1919–1921). Muthesius 1925, 43
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▶ 75 Ernst May u.a., Rückseite der Reihenhäuser am Damaschkeanger in FrankfurtPraunheim (1926–29). © Bildarchiv Foto Marburg
Pavillon auf der Weltausstellung 1929 in Barcelona von Ludwig Mies van der Rohe (▶73), der allerdings erst in den 1960er Jahren zur Ikone des Neuen Bauens erhoben werden sollte.180 Die Wertschätzung des Neuen Bauens legitimiert sich durch die Architekturgeschichtsschreibung, doch ebenso sollte »die Phase einer Architekturgeschichtsschreibung, die mit einem missionarischen Sendungsbewusstsein alles, was nicht auf die Entwicklungslinie der internationalen Architektur passte, als anachronistisch, chauvinistisch etc. abtat, […] vorüber sein«.181
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So weit, wie es oberflächlich den Anschein hat, entfernen sich die auswärtigen Neubauvorhaben der Weimarer Republik und vor allem das der Deutschen Botschaft in Angora keineswegs von den Grundideen des Deutschen Werkbundes. Größte Bedeutung ist diesbezüglich dem Einfluss Hermann Muthesius zuzumessen, der 1896–1903 Attaché für Bauwesen an der Deutschen Botschaft in London war182. Sein Festhalten an Grundsätzen der Architektur, nach denen die Grundlage einer nationalen Architektur im »Gesetzmäßigen, Logischen und Rhythmischen«,183 demnach auch in der Einheitlichkeit liegen würde, schuf die Basis für die Auslandsprojekte der Weimarer Republik. Sein Streben, stilistische Dogmen zu überwinden und eine Reduktion in Form und Dekoration zu erreichen, hatte in der architektonischen Entwicklung auch nach dem Ersten Weltkrieg Bestand. Hermann Muthesius gilt neben Friedrich Naumann als Wegbereiter des Werkbundes und einflussreicher Vertreter der Gartenstadtbewegung, indem er die Ideen Ebenezer Howards und des englischen Hauses auf deutsche Verhältnisse übertrug. Er war beteiligt an der vom Möbelfabrikanten Karl Schmitt184 initiierten Gartenstadt in Dresden-Hellerau, die sich wie bereits erwähnt in vielerlei Hinsicht in der Botschaft in Angora wiederfindet. Darüber hinaus ist auf die Trennung der Baukörper nach Nutzung hinzuweisen, ebenso auf die Beziehung der Gebäude zum Garten und die darin enthaltene Ausbildung unterschiedlicher Gartennutzungen zonen. Muthesius Argumentation für die ökonomischen Vorteile eines qualitätsvollen Kunstgewerbes, nach dem »sich durch Hebung der Qualität der deutschen Arbeit zugleich das Ansehen der deutschen Produktion auf dem Weltmarkte heben würde«185, fand hingegen in dem Wunsch des deutschen Konsuls in Monrovia, Peter Hermans, nach Möbeln aus den Deutschen Werkstätten, Widerhall.186 Muthesius Einfluss auf die Belange des Werkbundes schwand nach dem Ersten Weltkrieg. Es brach eine zweite Ära an, als deren wichtigste Vertreter nun Ludwig Mies van der Rohe, Walter Gropius und Bruno Taut gelten. Muthesius erlangte erst mit seiner der 1925 erschienenen Publikation Landhaus und Garten neue Aufmerksamkeit. Hier verwies er mit einer selektiven Auswahl jüngster Neubauten von gehobenem Anspruch, die stets in einen weitläufigen Garten eingebettet waren, erneut auf die Notwendigkeit, Architektur auf ihre Gesetzmäßigkeiten zu reduzieren.187 Die im gesamten Deutschen Reich errichteten Häuser unter anderem von Bonatz & Scholer, Alfred Fischer und Hermann Muthesius selbst spiegeln die große Zahl der Bauaufträge wider, die die Architekten während der Konsolidierungsphase der Weimarer Republik für private Auftraggeber bearbeiteten. Die Bauten sind von Paul Mebes Publikation um 1800 beeinflusst, kamen aber trotz Vorfahrten, Portikus, rhythmisch gegliederten Fassaden und Walmdach zu einem einheitlichen, reduzierten Formenvokabular gemäß einer sachlichen Architektur. Unverkennbar ließ sich hier eine bestimmte Klientel eine zeitgemäße Architektur errichten, die an die Vorkriegsarchitektur anknüpfte und sich dennoch von ihr unterschied (▶74). Muthesius Beispiele verdeutlichen, dass eine klare Kategorisierung von Strömungen und ihre qualitative Bewertung der zeitgenössischen Architektur, ihrer reellen Wahrnehmung innerhalb der Gesellschaft nicht gerecht werden. Sein Einfluss auf das Neue Bauen lässt sich auch in den Grundsätzen der Architektur von Ernst May (1886–1970) wiederfinden. May, der selbst über Raymond Unwin (1863–1940) mit der Gartenstadtbewegung in Berührung gekommen war, setzte die Idee der Gartenstadt und auch die von Muthesius darüber
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hinaus geforderte Typisierung von Häusern im Neuen Frankfurt um. Die Anlagen verfolgten mit ihren Selbstversorgergärten und Gemeinschaftseinrichtungen einen erzieherischen Gedanken, die Bauten wurden nach Nutzungen getrennt (▶75). Und so verwundert es kaum, dass die Grundrisse der Häuser Typ 2A in Praunheim nahezu identisch mit denen von Tessenows Reihenhäusern in Hellerau sind. Auch in Walter Müller-Wulckows etwas späteren Blauen Büchern zur Baukunst der Gegenwart überwiegen in der Sektion »Wohnbauten und Siedlungen« die Villen, die den gesetzmäßigen, logischen und rhythmischen Grundsätzen der Architektur folgten, so beispielsweise Hermann Sörgels Wohnhaus in München von 1923 (▶76). Der Schwerpunkt der Auswahl liegt auf dem Errichtungszeitraum um 1925, wobei Müller-Wulckow auch auf ältere Projekte ab 1908 verwies.188 Doch auch Mies van der Rohe interpretierte die Bauaufgabe des Landhauses mit traditionellen Würdeformen, wie das 1924–26 entstandene Haus Mosler veranschaulicht.189 Über die von Heinrich Wolff entworfene Reichsbankfilialen in Dresden (1928–1930) und Frankfurt am Main (1930/32) (▶77) urteilt Welzbacher: »Kubische Baukörper, abgeschlossen mit kaum wahrnehmbarem Walmdach, werden durch Natursteinverkleidung und gestalterisch äußerst reduzierte Baudetails (Gesimse und Sockel) ausgehend von einer traditionellen Dreiteilung der Fassade zeitgemäß interpretiert und transponieren auf diese Weise den repräsentativen Anspruch historistischer Bankpaläste in die Moderne.«190 Im gleichen Maße empfand die Industriellenfamilie Engelhorn den 1925 fertiggestellten Neubau ihres herrschaftlichen Wohnhauses in Mannheim als hochmodern (▶78).191 Es zeigt Parallelen zu dem drei Jahre später entstandenen Wohnhäusern für mittlere Beamte des Botschaftskomplexes in Angora. Während andere Staaten wie Frankreich, Italien und die Vereinigten Staaten sich schon weitaus früher die Möglichkeiten einer systematischen und bewussten Kulturpolitik als wichtige Stütze der Außenpolitik zu Nutze gemacht hatten, gewann im Deutschen Reich eine auswärtige Kulturpolitik als Friedenspolitik erst in Hinblick auf den immensen Machtverlust nach 1918 an Bedeutung.192 Außenminister Stresemann appellierte 1929 an die Reichsminister und die deutschen Regierungen, dass die Geltung Deutschlands in der Außenpolitik mehr denn je von seinem kulturellen Ansehen abhänge und entsprechend seine auswärtige Kulturpolitik von außerordentlicher Wichtigkeit wäre.193 Eine Erneuerung im Zuge der Schülerschen Reform war die Einrichtung einer selbstständigen Abteilung für das »Deutschtum im Ausland und kulturelle Angelegenheiten« im Ausland innerhalb des Auswärtigen Amts im Oktober 1920, die sich als Kulturabteilung etablierte.194 Ihre Arbeitsfelder umfassten neben dem deutschen Auslandsschulwesen, dem Austausch von Studierenden und Gelehrten und der Arbeit deutscher Ärzte im Ausland auch das Werben für die deutsche Sprache, Literatur, Kunst und Musik.195 Innerhalb des letzten Bereichs förderte das Auswärtige Amt Architekturausstellungen in den Vereinigten Staaten, Moskau, dem Baltikum sowie vom Werkbund vorbereitete Kunstgewerbe-Ausstellungen in Monza und Paris. Generell stützte sich das Auswärtige Amt bei seinen Veranstaltungen auf Initiatoren, die nicht an das Außenministerium gebunden waren.196 Nach Düwell waren »alle diese privaten Vereinigungen […] ein Ausdruck der unmittelbar mit der Kunst in Kontakt stehenden Gesellschaft und stellten ein kulturpolitisches Kapital dar, mit dem die Kulturabteilung des Auswärtigen Amts fruchtbringend arbeiten
▶ 77 Heinrich Wolff, Reichsbankfiliale Frankfurt am Main (1930/32). © Deutsche Bundesbank, Bild Nr. 306
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▶ 76 Hermann Sörgel, Wohnhaus im Herzogspark, München (1923). Müller-Wulckow 1928, 17
▶ 78 Villa Dr. Fritz Engelhorn in der Medicusstraße, Mannheim (1925). MARCHIVUM Mannheim, Bildsammlung GP00162-001
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konnte.«197 Dies steht im Einklang mit den Zielen des Auswärtigen Amts vom Juni 1930, die »historisch bedingte Vielgestaltigkeit der deutschen Kultur« zu erhalten, aber zu einer einheitlichen Wirkung zu führen.198 Die Förderung von Ausstellungen über Kunst und Architektur im Ausland war demzufolge kein Bekenntnis des Auswärtigen Amts zum Neuen Bauen, sondern vielmehr ein außenpolitisches Instrument. Somit ist Ludwig Mies van der Rohes temporärer Barcelona Pavillon nicht zwangsläufig als Ausdruck einer staatlichen Baukunst zu werten, sondern kann ebenso als künstlerische Haltung eines einzelnen Architekten gedeutet werden, dem aufgrund des immensen Zeitdrucks ein großer Gestaltungsspielraum zugemessen wurde.199 Die auswärtige Kulturpolitik des Auswärtigen Amts korrelierte mit den Ambitionen des Deutschen Werkbunds, der über seine Ausstellungen im Ausland ein ausgeprägtes Sendungsbewusstsein demonstrierte. Dies zeichnete sich schon im internen Wettbewerb zum Haus der Freundschaft in Konstantinopel 1916 ab. Ein enger Kontakt zwischen Deutschem Werkbund und den Weimarer Kulturabteilungen bestand von Beginn an. So koordinierte Walter Gropius eine deutsche Ausstellung in Paris und Ludwig Hilberseimer einen Messebeitrag im italienischen Monza, beides im Jahr 1930.200 Erst danach wurde die Nähe des Auswärtigen Amts zum Werkbund vermehrt mit dem Hinweis kritisiert, dass dieser nur einen kleinen Teil der deutschen Architektenschaft verträte.201 Mit Edwin Redslob, der 1919 bis 1933 als Reichskunstwart in alle künstlerischen Fragen involviert war, die das Reichsministerium fürs Innere betrafen, gelang es dem Werkbund kurzfristig, einen Vertreter aus den eigenen Reihen in einer staatlichen Schlüsselposition zu installieren. Der Aufgabenbereich des Reichskunstwarts umfasste nicht nur das künstlerische Werben für den Staat, sondern auch die kulturelle Volkserziehung. So nahm Redslob Einfluss auf Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs (Münzen, Geldscheine, Briefmarken, etc.) sowie auf Bücher, Filme, kulturelle und staatliche Veranstaltungen und nicht zuletzt Staatsbauten.202 Auch der Neubau der Botschaft in Angora fiel in den Zuständigkeitsbereich des Reichskunstwarts.203 Allerdings hatte Redslob schon 1923 mit dem Werkbund gebrochen, woraufhin die Vereinigung bis 1927 erfolglos auf seine Entlassung drängte.204 Sowohl die prononcierte Stellung der auswärtigen Kulturpolitik in der Außenpolitik, als auch die Einbindung des Reichskunstwarts in staatliche Bauaufgaben legen den Schluss nahe, dass mit der staatlichen Bautätigkeit im Ausland, die neben den Auslandsvertretungen auch den Neubau von Schulen, Krankenhäusern und wissenschaftlichen Institutionen einschloss, stets eine kulturpolitische Entscheidung einherging. Ihr Einfluss auf die auswärtige Baukultur verdeutlicht sich unmittelbar in der Forderung des deutschen Konsul in Monrovia Peter Hermans, dass die Einrichtung »eine kleine Musterausstellung deutscher bürgerlicher Möbel- und Kleinkunst darstellen soll, d.h. dass alles nicht nur zweckmäßig und solide gearbeitet sei, sondern auch Geschmack und gute Form aufweisen sollte, wie etwa die Erzeugnisse der Deutschen Werkstätten.«205 Auch wenn Hermans den Vorbildcharakter Helleraus herausstreicht, betont sein Appell in erster Linie die Bedeutung des afrikanischen Standortes für die handelspolitische Stellung Deutschlands. Während die Handelspolitik zur Begründung eines unbedingt erforderlichen Neubaus in Monrovia beitrug, nutzte der Gesandte von Schoen diese in Addis Abeba zur Kritik an den neuen, zu klein geratenen Gebäuden und am Verzicht auf den Einbau technisch innovativer An-
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lagen wie einer Zentralheizung, die »als erste am Platz« den technischen Fortschritt in Deutschland abgebildet sowie Folgeaufträge nach sich gezogen hätte.206 Positiv wurde bei beiden Neubauvorhaben der Einbau einer Dachdeckung aus AsbestfaserZementplatten bewertet, die in Monrovia für Aufmerksamkeit gesorgt hatte207 und im Bericht der Bauzeitung über den Neubau der Gesandtschaft in Addis Abeba explizit erwähnt wurde.208 Vorrangig beschäftigte die Leiter der Vertretungen eine Architektur, die das Leben und Arbeiten unter den erschwerten Bedingungen in Afrika erträglich machte, weniger eine nationale Repräsentation über das architektonische Formenvokabular der Gebäude. In keinem der Neubauvorhaben für eine deutsche Auslandsvertretung spiegelt sich die Vorstellung eines dominierenden Vertreters in Einzelperson wider. Die Rolle der Repräsentanz ging nun auf die Kanzlei über. Die dennoch bestehenden Anforderungen der Diplomatie an eine Repräsentationsarchitektur, die in Angora in der Verwendung traditioneller Würdeformen mündete, demonstrieren eindringlich deren Unvereinbarkeit mit dem Neuen Bauen. Die Suche nach einer neuen Monumentalität führte letztendlich zur Verbreitung eines Neoklassizismus im modernen Gewand als internationalen Stil, wie die Beispiele des Parlamentsgebäudes in Helsinki (1926–1931) von Johan Sigfrid Sirén (▶79) sowie des realisierten Völkerbundpalasts in Genf (1929–1936) als gemeinsames Werk der Architekten Carlo Broggi, Julien Flegenheimer, Camille Lefèvre, Henri-Paul Nénot und Joseph Vago veranschaulichen. Diese und Nicolais Verweis auf eine Wiener Reformarchitektur verdeutlichen, dass die Entwicklung einer vielschichtigen Moderne nicht an Deutschlands Grenzen Halt machte, sondern ein europäisches, wenn nicht gar internationales Phänomen war, das zudem von äußerst aktiven Netzwerken genährt wurde. Die gesellschaftliche Verpflichtung gegenüber dem Diplomatischen Korps dokumentiert der Vorschlag von Baurat Dahms, für den Neubau in Addis Abeba ein Flachdach zu verwenden, wie es auch eine Variante für den Neubau der französischen Botschaft vorsehen würde.209 Doch in seiner Haltung spiegelt sich auch die Unbestimmtheit der zeitgenössischen Architekturströmungen wider, denn während seines ersten Aufenthaltes 1928 bat ihn Regent Täfäri Makonnen um Entwürfe für ein Palais, für das Dahms noch vor Ort zwei historistische Vorschläge ausarbeitete (▶80).210 In
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▶ 79 Johan Sigfrid Sirén, Parlament Helsinki (1931). SLUB / Deutsche Fotothek, Gerhard Röllig
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▶ 80 Walter Dahms, Palais für Täfäri Makonnen, Entwurf einer Fassadenvariante vom 12. Januar 1929. PA AA, Addis Abeba 4a
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den in Abessinien zur Ausführung gelangten asymmetrischen Baukörpern flackern die Ziele des Neuen Bauens noch einmal auf, allerdings folgt die Gestaltung weit mehr der dem traditionellen Lager zugeordneten Stuttgarter Schule und im Besonderen der Lehre Paul Schmitthenners. Sein Engagement für den der NSDAP nahestehenden Kampfbund für die Kultur und seine Verkündigung des »Sieg[es] über den neuen Baustil der ›Modernisten‹«211 stehen allerdings in unmittelbarer Beziehung zu der ab 1929 einsetzenden, politischen Instrumentalisierung einer sich auf traditionelle Werte und neoklassizistische Tendenzen besinnenden Moderne für nationalsozialistische Propagandazwecke, die bis heute zu einer Befangenheit in der Wertschätzung dieser Architektur und ihrer Architekten führt.212 Die Vermittlung zwischen den verschiedenen Architekturströmungen macht daher den wahren nationalen Gehalt der neu errichteten Auslandsvertretungen der Weimarer Republik aus und findet sich in einem Konglomerat aus bewahrenden, repräsentativen und auch funktionalen Aspekten wieder. Dies gilt im Besonderen für die Botschaft in Angora, die dortige Position der Kanzlei verdeutlicht den feinen Unterschied im nationalen Ausdruck einer demokratischen Regierung zur vorangegangen Monarchie. Politische Architektur äußerte sich in der Weimarer Republik nicht durch eine alles überstrahlende Dominanz einer Architekturauffassung, sondern in der der Form übergeordneten Funktion.
»Die durch die nationale Revolution begründete Neuordnung der politischen Verhältnisse in Deutschland wird bei unseren Vertretungen im Ausland ihren repräsentativen Ausdruck u. a. darin zu finden haben, daß die Diensträume (Warteräume oder ein sonst geeigneter Amtsraum) mit dem Bilde des Herrn Reichskanzlers als des Begründers und Führers der nationalen Bewegung zu schmücken sind.«213 Auswärtiges Amt (1934)
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In den wenigen Sätzen der sachlichen Mitteilung des Auswärtigen Amts an »sämtliche Missionen und Berufskonsulate«214 im Februar 1934 deutete sich der große Wandel im Repräsentationsverständnis an, den das Deutsche Reich im Zuge der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933/34 verlauten ließ und in seinen späteren Neubauvorhaben anstreben würde. Die Abkehr von der Repräsentation eines Staates in seiner Gesamtheit manifestierte sich in der (erneuten) Fokussierung auf einen autokratischen Machthaber. Doch zunächst schien sich nach der Übertragung der Regierungsgewalt im Deutschen Reich auf die NSDAP respektive Adolf Hitler am 30. Januar 1933 für die Angehörigen des Auswärtigen Dienstes, anders als in den meisten anderen Ministerien, der Reichsverwaltung und Bereichen des öffentlichen Lebens, wenig zu ändern. Von dem im April 1933 beschlossenen Gesetz zur Wiederherstellung des Beamtentums, das den Machthabern die Möglichkeit eröffnete, nichtarische, regimekritische bzw. nicht erwünschte Personen aus dem Beamtenstand zu entfernen, war das Auswärtige Amt nur partiell betroffen. Im Gegensatz zu anderen Ministerien und den Hochschulen entließ das Auswärtige Amt nur vereinzelte Mitarbeiter, was auf seine ohnehin homogene Struktur und weitestgehend antisemitische Haltung zurückzuführen ist.215 Es muss stattdessen ausdrücklich auf die Besonderheit der personellen Kontinuität hingewiesen werden, die das Auswärtige Amt bis 1937 bis in die Ministeriumsspitze hinein bewahrte. Auch unter der Führung der NSDAP konnte Konstantin Freiherr von Neurath (1873–1956) seinen erst im Juni 1932 auf Betreiben des Reichpräsidenten Paul von Hindenburg (1847–1934) aufgenommenen Posten als Außenminister halten, der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Bernhard Wilhelm von Bülow (1885–1936) amtierte seit 1930. Unter den Spitzendiplomaten216 reichte einzig Friedrich von Prittwitz und Gaffron (1884–1955), seit 1927 Botschafter in Washington, seine Demission ein. Er begründete dies mit der Unvereinbarkeit seiner demokratisch-republikanischen Überzeugungen mit den nationalsozialistischen Zielen. Während von Neurath opportunistisch die Revisionspolitik der neuen Regierung unterstützte und sich für die Stabilität und internationale Etablierung des Staates einsetzte, prognostizierte von Bülow der NSDAP eine kurze Regierungszeit. Ein nach Machtübernahme der NSDAP verfasstes Rücktrittsgesuch reichte er niemals ein.217 Sein späteres Zitat »Man läßt sein Land nicht im Stich, nur weil es eine schlechte Regierung hat«218 veranschaulicht die vermeintliche Autarkie, die der Auswärtige Dienst gegenüber seinen unmittelbaren Dienstherren glaubte einnehmen zu können, sowie dessen Illusion, Hitler in
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Nationalsozialismus
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außenpolitischen Fragen beeinflussen zu können.219 Doch zunehmend schrumpften die individuellen Handlungsspielräume des Staatsekretärs und der Diplomaten auf die wenigen Bereiche zusammen, die außerhalb Hitlers Fokus lagen.220 Die Regierung wusste hingegen die Kontinuität im Personalstamm des Auswärtigen Amts für ihre eigenen Ziele zu nutzen. Der Verbleib der angesehenen Diplomaten wirkte auf das Ausland deeskalierend und suggerierte eine Fortsetzung der bisherigen deutschen Außenpolitik,221 untermauert durch die öffentliche Proklamation einer friedlichen Revisionspolitik ab Mai 1933 bis zur »Zerschlagung der Rest-Tschechei« im März 1939.222 Tatsächlich erhob Hitler mit dem Ziel einer vollständigen Revision des Versailler Vertrages von 1919 wiederholt den Anspruch auf Rückgabe verlorener Territorien. Auch wenn einigen aufmerksamen Beobachtern nicht entgangen war, dass er mit seinen Forderungen nach kolonialem Ausgleich von kontinentalen Zielen ablenkte,223 unterschätzte das Ausland den Expansionsdrang des Despoten. Bereits im Februar 1933 formulierte er als Reichskanzler das Vorhaben, mit einer gezielten Kontinuität der bisherigen Außenpolitik den Prozess der inneren Umgestaltung Deutschlands zum Nationalsozialismus zu verbergen. Erst wäre die innere Konsolidierung des Nationalsozialismus abzuschließen, so dass Deutschland im Anschluss seinen Rang einer europäischen Großmacht zurückerobern und dann durch eine expansive und kriegerische Ostpolitik ausweiten könne.224 Vier Jahre später wiederholte Hitler im kleinen Kreis seine Ansprüche auf »Lebensraum« in Europa, die eine Abkehr von der bisherigen Revisionspolitik demonstrierten.225 Neuraths Widerspruch führte zu seiner Absetzung im Februar 1938 und anschließend zur Ernennung von Joachim von Ribbentrop zum Reichsaußenminister (RAM).226 Die Personalie Ribbentrop unterstreicht Hitlers Bemühen, das Auswärtige Amt in der Wilhelmstraße, das er selbst als »Verschwörergesellschaft« der Diplomaten, »Schuttplatz der Intelligenz« und »Sammelsurium von Kreaturen« bezeichnet hatte,227 durch die Einrichtung von Parteidienststellen wie der Dienststelle Ribbentrop, dem Außenpolitischen Amt Alfred Rosenbergs und der Auslandsorganisation der NSDAP soweit wie möglich zu umgehen.228 Entsprechend nutzte er zumindest teilweise die beständige Institution des Auswärtigen Dienstes, um seine wahren Absichten zu verdecken, während seine eigenen Dienststellen dessen Arbeit hintertrieben. Hitlers außenpolitisches Handeln ist demzufolge als Teil eines kalkulierten Täuschungsmanövers zu werten. Dies gilt weitestgehend auch für die Projektierung und Planung von Neubauten für Auslandsvertretungen als gezielte Instrumente einer außenpolitischen Selbstinszenierung. Der NS-Staat projektierte nach derzeitigem Kenntnisstand insgesamt acht auswärtige Neubauvorhaben: ein Generalkonsulat (Shanghai), zwei Gesandtschaften (Bogotá, Teheran), eine Botschaft (Washington), eine Botschafterresidenz (Ankara) sowie drei Kanzleineubauten (Bern, Rom-Quirinal, Tokyo). Ausgeführt wurden ausschließlich der Gesandtschaftsneubau in Teheran 1937–1939 sowie die Kanzleineubauten in Tokyo 1941 und Bern 1942/43. Die Entwicklung der Neubauvorhaben ist in zwei Phasen zu unterteilen,229 eng geknüpft an Hitlers Bündnispolitik vor und während des Zweiten Weltkriegs. Darüber hinaus demonstrieren diese beiden Phasen unterschiedliche Haltungen zur Instrumentalisierung von Architektur. Die ersten Projektierungen für den Neubau von Auslandsvertretungen begannen erst nach Erreichen der Konsolidierung der nationalsozialistischen Herrschaft und parallel zum Auftakt des
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Ausbaus der Reichshauptstadt Berlin zur Weltmetropole mit Weltherrschaftsanspruch ab 1936.230 Die fünf Projekte dieser ersten Phase waren allesamt Puzzleteile im Werben des NS-Regimes um Partner für angestrebte Bündnisse. Mit Einstellung bzw. Scheitern dieses Werbens, spätestens aber mit Kriegsbeginn im September 1939, wurden die vier im Planstadium verbliebenen Projekte nicht weiterverfolgt, unterdessen sich der deutsche Gesandte in Teheran genötigt sah, in einen unfertigen Neubau einzuziehen.231 Während das Verbot aller nichtkriegswichtigen Bauten im November 1939 auch innerhalb Deutschlands zahlreiche Bauprojekte zum Stillstand brachte, begann ab 1940, parallel zu Hitlers Aufstieg zum Höhepunkt seiner Macht und seiner kompromisslosen Kriegspolitik,232 die zweite Phase der Neubauvorhaben für diplomatische Auslandsvertretungen. In dieser zeichnete sich als sichtbare Manifestation bestehender Bündnisse ein deutliches Augenmerk auf die Achsenmächte Italien und Japan ab. Die pragmatische Realisierung des Kanzleibaus in Bern233 brachte indessen ein kriegsbedingt erhöhtes Personalaufkommen zum Ausdruck.
Botschaftsbauten und Agitation
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Das Werben des NS-Staates um außenpolitische Bündnisse mithilfe der diplomatischen Repräsentanzen begann bezeichnenderweise nicht mit einem Neubauprojekt, sondern mit dem 1936/37 erfolgenden Umbau der Deutschen Botschaft in London, die nach wie vor in der Carlton House Terrace residierte. Die Maßnahme erfolgte auf Anregung von Joachim von Ribbentrop (1893–1946)234, der im Oktober 1936 nach dem unerwarteten Tod des vormaligen deutschen Missionsleiters in London Leopold von Hoesch (1881–1936) von Hitler als neuer Außerordentlicher und Bevollmächtigter Botschafter des Führers235eingesetzt wurde. Zielgerichtet besetzte Hitler den nun wichtigsten Botschafterposten des Auswärtigen Amts236 mit Ribbentrop, der ein knappes Jahr zuvor schon als außerordentlicher Botschafter in besonderer Mission den Abschluss des deutsch-britischen Flottenabkommens am 18. Juni 1935 als persönlichen außenpolitischen Erfolg hatte verbuchen können.237 Obwohl Hitler durch seine Einflussnahme im Spanienkrieg, die Unterstützung Italiens im Äthiopienkonflikt sowie die Rheinlandbesetzung am 7. März 1936 politische Spannungen mit Großbritannien riskiert hatte, setzte er sein Werben um das Königreich als Bündnispartner zur Erlangung der Vormachtstellung in Europa bis November 1937 fort.238 Bis dahin war die Allianz mit Großbritannien ein wichtiges Standbein seiner außenpolitischen Ambitionen. Indem Hitler London die Option anbot, dass das Königreich seine imperialen Ziele unbehindert weiterverfolgen könne und Deutschland zudem auf Kolonialforderungen sowie einen größeren Flottenausbau verzichten würde, erhoffte er sich im Gegenzug, reibungslos nach Osteuropa expandieren zu können.239 Nach Albert Speers (1905–1981) Erinnerungen bestellte Ribbentrop diesen bereits im Sommer 1936, also noch vor seiner eigenen Amtseinführung, nach London, um den Umbau der Deutschen Botschaft vorzubereiten, Entwürfe zu erstellen und das Bauvorhaben bis zur Krönung von George VI. am 23. Mai 1937 abzuschließen. Der
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▶ 81 Deutsche Botschaft London, Carlton House Terrace (1937). MB 1938, 345
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▶ 82 Albert Speer, Empfangsraum des umgebauten Carlton House Terrace (1937). MB 1938, 348
Botschafter beabsichtigte, »die Londoner Society bei den zu erwartenden gesellschaftlichen Ereignissen durch luxuriösen Aufwand [zu] beeindrucken.«240 Der Umbau in London war das einzige Projekt einer deutschen Auslandsvertretung, an dem der spätere Generalbauinspektor der Reichshauptstadt als Entwerfer unmittelbar beteiligt war. Die Leitung der Bauausführung lag beim Architekten Carl Piepenburg, der unter Speer bereits für den Neubau der Reichskanzlei tätig gewesen war. Hauptanliegen der Arbeiten an der Deutschen Botschaft in London war die funktionale Vereinigung der drei nebeneinander liegenden Hauseinheiten des Carlton House Terrace und die umfassende Neuorganisation aller Räume (▶81). Den Wunsch Hitlers, auch die historische Außenfassade »zu einem sichtbaren Ausdruck deutscher Kultur mit Hilfe erlesener deutscher Arbeit auszugestalten«, lehnte die englische Krone allerdings mit Hinweis auf den zu erhaltenden Bestand ab.241 Entsprechend der veränderten Repräsentationsanforderungen schloss Speer in seinem Entwurf im Eingangsgeschoss alle Räume für gesellschaftliche Zwecke
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»über die drei Häuser hinweg zu einem Kranz« zusammen, mit dem Empfangssaal (▶82) als Auftakt. Die Wohnräume des Botschafters und seiner Familie, sein Arbeitszimmer sowie das Sitzungszimmer ordnete Speer im ersten Obergeschoss an. In den weiteren Obergeschossen folgten Diensträume und Wohnräume der Beamten und Angestellten.242 Die Wände aller Räume außer der Empfangshalle wurden in Weiß gehalten, darüber hinaus kam deutscher Naturstein zur Anwendung. Mit der Inneneinrichtung wurden die Vereinigten Werkstätten in München aufgrund ihrer Verbindung zu Paul Ludwig Troost (1878–1934) beauftragt, demgemäß wählte der verantwortliche Innenarchitekt Hans Russwurm zahlreiche Möbelentwürfe von Troost aus.243 Den zielgerichteten Einsatz der ausgewählten Möbel als Repräsentanten einer deutschen Kultur verdeutlichte Wilhelm Lotz in seinem Aufsatz über den Umbau der Deutschen Botschaft in der Zeitschrift Moderne Bauformen im Juli 1938: die Gäste des Hauses seien Gäste des Deutschen Reichs, denen »an dieser Stelle deutsches Können und deutsche Formkultur« gezeigt werden sollte.244 »Hier ist ein Weg gezeigt, wie bestes deutsches Handwerkskönnen künstlerisch geschmackvoll in Anwendung gebracht werden kann, und zwar nicht in Form einer museumsartigen Seltenheit, sondern als lebendiger Ausdruck einer gegenwärtigen Kultur.«245 In seiner Kulturrede auf dem Reichsparteitag 1937 artikulierte Adolf Hitler die Aufgabe staatlicher Bauprojekte, die politische Stärke und Kultur der deutschen Nation auszustrahlen.246 Am deutlichsten akzentuierte sich dieses Streben nach architektonischer Repräsentation an Albert Speers im Januar 1939 fertiggestellten Neubau der Neuen Reichskanzlei in Berlin und seinen Planungen zu Groß-Berlin. Wie man am Londoner Umbau erkennen kann, wirkten sich die gesteigerten Repräsentationsanforderungen zwar auch auf die Auslandsvertretungen des Reichs aus und nahmen Einfluss sowohl auf Raumprogramm als auch architektonische Gestaltung der in der ersten Phase bzw. bis Kriegsbeginn 1939 entstandenen Entwürfe. Ein übergreifendes nationalsozialistisches Formenvokabular zur Manifestation des autoritären deutschen Kulturstaates ist aber, wie es unter anderem Joachim Petsch beschreibt, oder Anna Teut, Barbara Miller Lane sowie insbesondere Hans Joachim Reichhardt und Wolfgang Schäche den Staatsbauten in Berlin, Nürnberg und München zuordnen,247 nicht eindeutig nachweisbar. In keiner dieser Publikationen wird auf die auswärtigen Staatsbauten näher eingegangen, eine Aussage Hitlers über diese kolportiert oder gar eine allgemeingültige Haltung zur staatlichen Repräsentation im Ausland formuliert. Für die bedeutenden Neubauten diplomatischer Vertretungen in Ankara (Botschaftsresidenz) und Washington (Botschaft) lobten das Auswärtige Amt und die Reichsbaudirektion Berlin 1937 innerhalb weniger Monate zwei Architektenwettbewerbe mit jeweils geladenen Teilnehmern aus. Für beide Projekte entwickelte die Reichsbaudirektion zuvor Vorentwürfe. Darüber hinaus bearbeitete die Behörde die nachrangigen Neubauvorhaben des Generalkonsulats in Shanghai (1936) sowie zweier Gesandtschaften in Bogotá (1937) und Teheran (1937–1939). Tatsächlich zeigen diese fünf Projekte der ersten Phase auf den ersten Blick eine Heterogenität auf, die sich keinesfalls einem institutionellen Hintergrund zuschreiben lässt, und deren Bandbreite anscheinend vom persönlichen Opportunismus des jeweiligen Verfassers abhing. Den ersten Wettbewerb für den Neubau eines Botschafterwohnhauses in Ankara konnte im November 1937 der Hamburger Architekt Konstanty Gutschow (1902–1978)
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für sich entscheiden. Der Neubau sollte in erster Linie Räume für die gesellschaftlichen Verpflichtungen eines Botschafters schaffen, da die Residenz bei der Neuerrichtung des Botschaftskomplexes 1927/28 noch zurückgestellt wurde und der Botschafter seitdem in einer provisorisch eingerichteten Wohnung im Obergeschoss der Kanzlei untergebracht war. Mit dem Entwurf eines weit sichtbaren, die Hügelkuppe des Botschaftsgeländes bekrönenden zweigeschossigen Riegels (▶83) hob sich Gutschow von den vier weiteren Teilnehmern ab.248 Der Berliner Architekt Fritz Ebhardt (1894–1958) erhielt den 2. Preis für seinen Entwurf eines zweigeschossigen Landhauses, das sich eng an den auf den niedriger gelegenen Grundstücksflächen nach Entwürfen der Reichsbaudirektion errichteten Botschaftskomplex anlehnte und dessen Vorbild Gut Neudeck II sogar näher kam als die realisierten Bauten aus den 1920er Jahren (▶84). Die weiteren Eingaben der Architekten Gerhard Graubner (1899–1970), Fritz Gottlieb Winter (1910–1986) und Hans Bohnen erhielten vom Preisgericht, bestehend aus dem Vorsitzenden Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Hans Georg von Mackensen (1883–1947), dem Generalbauinspektor der Reichshauptstadt, Albert Speer, sowie von der Reichsbauverwaltung Ministerialdirektor Dr. Prüfer, Ministerialrat Karl Reichle und dem Direktor der Reichsbaudirektion Erich Voss,249 keinerlei Zuspruch.250 Die Beiträge veranschaulichten ein traditionelles Formenrepertoire einer höfischen Repräsentationsarchitektur mit Dreiflügelanlage, Ehrenhof bzw. Portikus, das dem Preisgericht offenbar nicht zeitgemäß erschien.251 Der Entwurf Gutschows sieht einen langgestreckten Baukörper mit gestauchtem Walmdach vor, der sich senkrecht in den Hügelkamm schiebt. Der dreimal so lange wie breite Riegel wird von der südlichen Stirnseite erschlossen, eine zweigeschossige Loggia mit eingestellten Säulen markiert das Eingangsportal (▶85). Im Innenraum teilt sich der Grundriss parallel zur Längsrichtung in drei Zonen. Von der mittigen Erschließungszone, bestehend aus Eingangshalle und zweigeschossigem Vestibül, werden die seitlichen Garderobenräume, Salons und der Speisesaal betreten. Auf das Vestibül folgt eine zum östlichen Botschaftsgarten geöffnete Gesellschaftshalle als Vorraum des nördlich anschließenden, zweigeschossigen Festsaals, der, dreiseitig von einer Säulenhalle gefasst, ein Drittel der Gebäudefläche einnimmt. Ein begrüntes Atrium im Westen ermöglicht den Austritt aus dem Speisesaal, beidseits flankiert von Nebenflügeln mit Unterkünften der Bediensteten. Um die Galerie im Obergeschoss reihen sich die Wohn- und Schlafräume des Botschafters und seiner Familie sowie Gästezimmer. Von dieser Ebene besteht direkter Zugang zu einem erhöht liegenden privaten Garten, Pergolen zeichnen dessen quadratische Grundform nach. Das Preisgericht würdigte die Einbettung des Entwurfes in die Landschaft und deren Gestaltung, die auf den Gartenarchitekten und Landschaftsplaner Wilhelm Hübotter zurückging, das zweigeschossige Vestibül hingegen bewertete es als räumlichen Mangel.252 Die Tatsache, dass Gutschow sich mit seinem Lösungsansatz von der in der Ausschreibung geforderten Einheit von Neubau und bestehendem Botschaftsensemble entfernt hatte, tangierte die Jury nicht.253 Der das Botschaftsgelände überstrahlende und weit sichtbare Säulenkranz des Festsaals der Botschaftsresidenz untermauert eine grundsätzliche Anlehnung des Entwurfes an die Akropolis in Athen und mehr noch an die Walhalla in Regensburg. Tatsächlich gelang es Gutschow, mit seinem Residenzentwurf den »Zeitgeist« für die Bauaufgabe einzufangen. Die Aktualität von
Botschafterwohnhaus Ankara (1937). DBZ 46/1937, B1017
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▶ 83 Konstanty Gutschow, 1. Preis Wettbewerb
▶ 84 Fritz Ebhardt, 2. Preis Wettbewerb Botschafterwohnhaus Ankara (1937). MBS 1937, 429
▶ 85 Konstanty Gutschow, Wettbewerb Botschafterwohnhaus Ankara, Grundriss Erdgeschoss. MBS 1937, 428
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▶ 86 Leo von Klenze, Walhalla bei Regensburg. Foto 1937. DBZ 25/1937, 349
Leo von Klenzes monumentalen Tempelbau bei Ausschreibung des Wettbewerbs kommt in einem Artikel in Die Bauzeitung vom 1. September 1937 zum Ausdruck, der die Vorbildhaftigkeit des Bauwerks und des verwendeten Steinmaterials explizit hervorhebt (▶86).254 Christoph Raichle beschreibt in seinem Aufsatz »Symbolische Macht durch Architektur: Nähe und Ferne in Hitlers Monumentalbauten« die Emblematik der Walhalla für Hitlers Selbstbild als »heroisches Genie«255 und apostrophiert dies mit einer Aussage August Kubizeks, einem Jugendfreund von Hitler: »Er [Hitler] konnte sich das eigene Leben nicht schöner vorstellen, als er es in den leuchtenden Heldengestalten der deutschen Frühzeit dargestellt fand. Immer wieder personifizierte er sich mit den großen Männern jener versunkenen Welt. Nichts erschien ihm erstrebenswerter, als nach einem Leben voll kühner, weitreichender Taten, einem möglichst heroischen Leben, nach Walhalla einzuziehen und für alle Zeiten zu einer mythischen Gestalt zu werden, ähnlich jenen, die er selbst so innig verehrte.«256 In Anlehnung an Max Webers Konzept der charismatischen Herrschaft beschreibt Raichle die Anforderungen und Zielsetzungen einer personenfixierten Herrschaftsform, die »die Person eines ›Führers‹ in den Mittelpunkt rücken, der Kraft besonderer ›Gaben‹ von der ›Gefolgschaft‹ als berufener Herrscher anerkannt wird«, an Architektur zur Festigung und Steigerung seiner charismatischen Wirkung.257 Der »geniale« Herrscher könne sich hierbei die performative Funktion von Architektur zu Nutze machen. Raichle unterscheidet Bauten in Aktiv- und Passivarchitektur, wobei Aktivarchitektur die persönlichen Auftritte des Herrschers unterstreiche und seine Wirkung auf das Auditorium intensiviere (z. B. die Große Halle, die Inszenierungen des Reichsparteitagsgeländes, Führerbalkon), Passivarchitektur dagegen keine performative Funktion aufweise und für sich selbst stehe.258 In diesem Sinne übernahm das Botschafterwohnhaus in Gutschows Entwurf durchaus eine performative Funktion, auch wenn der »charismatische« Herrscher diese nicht aktiv nutzte. Die auf Fernwirkung ausgelegte Residenz assimilierte vielmehr die personifizierte Stellvertreterrolle des Botschafters, die auf formaler Ebene exemplarisch an der Bezeichnung
▶ 88 Bruno Taut, Entwurfsstudie Große Nationalversammlung (1937). Arkitekt 3–4/1938, 131
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Joachim Ribbentrops während seiner Londoner Amtszeit als Außerordentlicher und Bevollmächtigter Botschafter des Führers ablesbar war. Die Heraushebung der einzelnen Persönlichkeit kennzeichnet die Zuspitzung des Staates in Organisation, Aufbau und eben auch seiner Bauten auf den autokratischen »Führer« Adolf Hitler. Wie das kaiserliche Herrscherbild im Thronsaal die Präsenz des Potentaten symbolisieren sollte, vergegenständlichte sich die Präsenz Hitlers in der architektonischen Gestalt der Residenz. Die Ferne evozierte Entrücktheit und Unerreichbarkeit,259 die das »heroische Genie« Hitler und seine Entscheidungen unantastbar machen sollte. Indem die Residenz die älteren Kanzleigebäude wie eine ferne, höhere Instanz überragte konterkarierte Gutschows Entwurf den politischen Ausdruck der Kanzleibauten aus den späten 1920er Jahren. Entsprechend ist das Konzept zwar eine architektonische Inszenierung ganz im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie, doch muss in seine Betrachtung im gleichen Maße der Kontext der von deutschen modernen Architekten beeinflussten türkischen Staatsarchitektur in Ankara mit einfließen. Der Anfang 1937 ausgeschriebene Wettbewerb zum Bau eines Parlamentsgebäudes für die Große Nationalversammlung der Türkei brachte zahlreiche neoklassizistische Beiträge hervor, zu denen auch der später ausgeführte Entwurf Clemens Holzmeisters zählte (▶87). Zudem reichte Bruno Taut außer Konkurrenz einen Entwurf ein (▶88),
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▶ 87 Clemens Holzmeister, Wettbewerb Große Nationalversammlung Ankara (1937). Arkitekt 3–4/1938, 101
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▶ 89 German Bestelmeyer, Wettbewerb Botschaft Washington (1937/38). AM TUM, bes-140-9
▶ 90 Fritz August Breuhaus, Wettbewerb Botschaft Washington (1937/38), Grundriss Erdgeschoss. BArch, B157/3611, fol. 166
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▶ 91 Fritz August Breuhaus, Perspektive von der S-Street (1937/38). BArch, B157/3611, fol. 174
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den Nicolai nachträglich mit dem Titel »Akropolis für Ankara« versieht. Taut, seinem ureigenen Ideal der Stadtkrone folgend, definierte das Parlament als überragenden gläsernen Tempel auf der höchsten Stelle oberhalb des Regierungsviertels und ordnete ihm alle Ministerien ausnahmslos unter.260 Offenkundig inszenierte Taut die türkische Demokratie mit dem gleichen stilistischen Mittel der Fernwirkung wie der erste Preis des deutschen Wettbewerbs für ein Botschafterwohnhaus in Ankara.261 Im Februar 1938, nur vier Monate nach dem Wettbewerbsentscheid für die deutsche Botschaftsresidenz in Ankara, trat das identische Preisgericht unter dem Vorsitz von Staatssekretär von Mackensen zusammen, um den von der Reichsbaudirektion Berlin in Vertretung des Auswärtigen Amts ausgeschriebenen Wettbewerb für den Neubau der Botschaft in Washington zu entscheiden. Unter den neun geladenen Teilnehmern befanden sich langjährige Größen der Architektenzunft wie Peter Behrens, German Bestelmeyer (1874–1942), Paul Mebes mit Paul Emmerich (1876–1952), Paul Bonatz (1877–1956) mit Kurt Dübbers (1905–1987) und Karl Wach (1878–1952) mit Heinrich Rosskotten (1886–1972). Zudem wurden Fritz August Breuhaus (1883–1960), Josef Op Gen Oorth (1895–1973), Ernst Neufert (1900–1986) und nach seinem jüngsten Wettbewerbserfolg auch Konstanty Gutschow zur Teilnahme aufgefordert.262 Das ausgeschriebene Raumprogramm umfasste ein Botschafterwohnhaus, ein Kanzleigebäude, Garagen, ein Schwimmbecken sowie Parkplätze. Ein besonderes Augenmerk sollte auf die funktionale Anbindung des Wohnhauses und an das Arbeitszimmer des Botschafters gelegt werden. Für die Hauptfassaden wurden die örtlichen Materialen Bruchstein, Granit und ein sehr heller Kalkstein vorgeschlagen, für den Innenausbau Kalkstein und Marmor. Festgelegt wurden die Zugänge zum Botschafterhaus von der S-Street – der Vorfahrt wurde in der Ausschreibung eine besondere Bedeutung zugemessen – und zum Kanzlei- und Garagengebäude von der drei Meter höher gelegenen Sackgasse der Bancroft Place. Darüber hinaus war ein Vorschlag für die Gartengestaltung zu liefern.263 Keiner der eingereichten Beiträge stellte das Preisgericht vollends zufrieden, so dass das Gremium nur drei Dritte Preise an Behrens, Bestelmeyer und Breuhaus vergab. Während Behrens Entwurf heute unbekannt ist, sind Pläne der beiden anderen Preisträger überliefert. Bestelmeyer schlug eine dreiteilige Anlage langgestreckter, parallel zur Hauptstraße verlaufender Riegel vor. Er platzierte den zweigeschossigen Kanzleibau direkt an die S-Street zwei Tordurchfahrten erschließen das Gebäude und einen rückwärtig anschließen Ehrenhof. Auf der nördlichen Seite wird dieser durch einen zweigeschossigen Garagenbau begrenzt, der zur höher gelegenen Bancroft Place vermittelt. An der Ostseite schließt die viergeschossige Residenz stirnseitig an, die Gäste werden unmittelbar aus der Vorhalle im Hofgeschoss in die Fest- und Empfangssäle im ersten Obergeschoss geführt, die sich zur umlaufenden Terrasse und den Garten öffnen. Das Volumen zeichnet sich durch die rhythmische Gliederung rundum angeordneter kolossaler Halbsäulen aus, wären die beiden weiteren Riegel sich deutlich als Verwaltungsbauten zu erkennen geben (▶89). Breuhaus’ Beitrag zeigt zwei parallele, aber versetzt zueinander angeordnete Riegel, die die Residenz an der S-Street sowie die Kanzlei an der rückwärtigen Bancroft Place vorsehen. Beide Baukörper sind als langgestreckter Zweibund organisiert und mit Pergolen verbunden, die darüber hinaus die weiteren Gartenflächen zonieren (▶90). Die viergeschossige Residenz rückt von der Straße ab, wobei sich die Straßenebene mit der Geländekante
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vereinigt. Darüber markiert ein breit gelagerter Mittelrisalit mit zweigeschossiger Loggia und kolossalen Pfeilern den Eingang zum Gebäude. Entsprechend liegen die Repräsentationsräume mit der Gartenebene von der S-Street aus gesehen im ersten Obergeschoss. Wie bei Bestelmeyer auch überspannt die opulente Wohnung des Botschafters das zweite Obergeschoss, im folgenden Mezzaningeschoss liegen die Zimmer für Personal und Gäste. Die Residenz weist klassizistische Elemente auf und mutet monumental an, bedeutsam ist vor allem ihre städtebauliche Anordnung. Durch die Erweiterung des Straßenraums um einen umschlossenen Vorplatz unternahm Breuhaus den Versuch, die Fernwirkung des Gebäudes zu steigern. Er wählte in seinen Zeichnungen hierfür eine Froschperspektive, die das Gebäude imposanter erscheinen lässt, als die Ansicht suggeriert (▶91). Eine Erklärung für den Preisgerichtsentscheid findet sich im weiteren Verlauf des Verfahrens. Auch die Reichsbaudirektion reichte, obgleich außer Konkurrenz, einen Entwurf für den Neubau ein, den das Preisgericht, mit Dr. Prüfer, Reichle und Voss mehrheitlich von Mitarbeitern der Reichsbauverwaltung dominiert, im Anschluss an die Sitzung begutachtete und gegenüber den Preisträgern favorisierte. Im Weiteren erhielten die Verfasser der drei prämierten Beiträge die Aufforderung, kurzfristig neue Entwürfe zu erstellen, die den Baukörpergrenzen und der Hauptachse des Botschafterwohnhauses aus den Entwurfsplänen der Reichsbaudirektion verbindlich folgen sollten. Darüber hinaus sollten der »[…] Höhenlage des Grundstücks und der Lage innerhalb eines Villengebietes eine ebenso große Bedeutung beizumessen sein als der Forderung, daß ein Botschaftsneubau, insbesondere in der Hauptstadt eines so großen Landes wie den Vereinigten Staaten von Amerika, in seiner äußeren Erscheinung des repräsentativen Charakters nicht entbehren darf, ohne etwa eine Steigerung zum Monumentalen zu erfordern.«264 Die Ergebnisse wurden Hitler vorgelegt, der den Entwurf von Breuhaus zur Ausführung bestimmte.265 Im Januar 1939 waren die Entwurfszeichnungen endgültig fertiggestellt, sie entstanden in Zusammenarbeit mit den US-amerikanischen Architekten Cunningham and Burghardt. Devisenschwierigkeiten behinderten die unverzügliche Umsetzung der Planung, die mit Kriegsbeginn eingestellt wurde.266 Die überarbeiteten Entwürfe sowohl von Breuhaus als auch Bestelmeyer weisen die identischen Baukörperlinien wie der im Januar 1938 verfasste Beitrag der Reichsbaudirektion auf (▶92), Veränderungen finden sich vorrangig in der Raumdisposition. Der essentielle Eingriff Bestelmeyers ist ein sechsgeschossiger Turm mit Aussichtsplattform in der vermittelnden Position zwischen der Residenz und Kanzlei, der kleine Wohnungen für Botschaftsmitarbeiter vorhält (▶93). Im Unterschied hierzu zeigt Breuhaus’ Fassung eine dreiflügelige Winkelanlage mit durchgehendem Walmdach. Die unterschiedliche Geschossanzahl der Bauteile überbrückt den Höhenunterschied des Geländes zwischen der S-Street und dem ein Geschoss höher liegenden Bancroft Place (▶94). Der viergeschossige Hauptkörper an der Hauptstraße nimmt die Repräsentations- und Wohnräume des Botschafters auf, das rückwärtige Kanzleigebäude ist entsprechend nur dreigeschossig. Ein umlaufendes Gesims verkröpft alle Bauteile und separiert das obere Mezzaningeschoss von den unteren Geschossen. Hinter dem monumentalen Portal zur S-Street mit sechs kannelierten Doppelpilastern dorischer Ordnung schließt sich eine schmale querliegende Eingangshalle an, von der eine
▶ 93 German Bestelmeyer, Botschaft Washington (Überarbeitung 1938), Perspektive. AM TUM, bes-140-1
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▶ 92 Reichsbaudirektion der Reichsministerien, Botschaft Washington (1938), Grundriss Erdgeschoss. BArch, B157/3611, fol. 141
▶ 94 Fritz August Breuhaus, Botschaft Washington (Überarbeitung 1938), Modell. BArch, B157/3611, fol. 138 / Max Krajlwsky
▶ 95 Fritz August Breuhaus, Ansicht auf die Botschaft Washington von der S-Street. BArch, B157/3611, fol. 123
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repräsentative zweiarmige Treppe zu den Repräsentationsräumen in der Beletage führt. Im zweiten Obergeschoss liegen das Arbeitszimmer und die Wohnung der Familie des Botschafters. Küche und Wirtschaftsräume finden sich im Mittelflügel, der die Verbindung zu dem am Bancroft Place positionierten Kanzleiflügel herstellt. Im Mezzaningeschoss sind die Unterkünfte der Bediensteten sowie die Büroräume der Kanzlei angeordnet.267 Breuhaus’ Vorschlag veranschaulicht mit der Verwendung der Gesimse, Säulen dorischer Ordnung, Faschen und horizontalen Fugen zur Gliederung der Fassadenflächen ein neoklassizistisches Formenrepertoire (▶95). Doch die mit diesen Elementen erzeugte Gesamtwirkung des Baukörpers nimmt nicht im gleichen Maße die Dominanz und Monumentalität ein, wie manch anderer nationalsozialistischer Staatsbau in Deutschland. Die offensichtliche Divergenz in der architektonischen Gestalt, die sich bei den Wettbewerben für die Botschaftsbauten in Ankara und Washington aufzeigt, ist für die Fragestellung dieser Arbeit, ob und mit welchen architektonischen Mitteln der NS-Staat sein staatliches Selbstverständnis im Ausland ausdrückte, von größtem Belang. Das gleiche gilt für den Einfluss der Reichsbaudirektion auf die Verfahren. Der Wettbewerb für den Neubau der Botschaft des Deutschen Reichs in den Vereinigten Staaten von Amerika ging auf das Betreiben des dortigen Botschafters Hans Heinrich Dieckhoff (1884–1952) zurück, der 1937 in einem Brief an Neurath die unzulänglichen Wohn- und Arbeitsbedingungen in Washington beklagte.268 Bereits 1930 hatte die Weimarer Republik auf Grundlage eines Gutachtens von Bestelmeyer das Grundstück zwischen der 16. Straße und der Massachusetts-Avenue erworben, jedoch war eine baldige Realisierung aufgrund fehlender finanzieller Mittel ausgeblieben. Adolf Hitler erlangte von Dieckhoffs Ersuchen Kenntnis und stellte, trotz absehbarem Devisenmangel, eine Baukostenrahmen von einer Million Dollar in Aussicht. Die auch für damalige Verhältnisse immense Summe ist ein Indiz für die politische Bedeutung des Bauvorhabens in Washington.269 Insbesondere in den Vereinigten Staaten hatten die auf die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler folgenden antisemitischen Übergriffe dem Ansehen des Deutschen Reichs großen Schaden zugefügt und zu Protestveranstaltungen der amerikanischen Öffentlichkeit geführt.270 Mit außergewöhnlicher Medienpräsenz dementierte Neurath die zahlreichen Pressemitteilungen über »angebliche Pogrome an deutschen Juden«271 und stellte sie als Teil einer deutschlandfeindlichen jüdischen Propaganda dar.272 Auch darüber hinaus ergriff das Deutsche Reich umfangreiche Maßnahmen, um sein Image in ein positives Licht zu rücken. Das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda baute 1933 eine nachrichtendienstliche Abteilung auf, die unter der Losung »Abwehr« ausländische Pressemitteilungen systematisch beobachten, »gestützt auf die Berichte der Missionen und eigener Vertrauensleute, über die jeweilige politische und wirtschaftliche Einstellung des Auslandes unterrichten und mit stärkster Intensität alles, was an Lügen und Entstellungen aus dem Ausland gemeldet wird, zurückweisen« sollte. Aufgabe dieser Abteilung war es gemäß einem Schreiben des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda Joseph Goebbels an die deutschen Gesandtschaften im Oktober 1933, »die Ideenwelt des Nationalsozialismus dem Auslande verständlich zu machen, indem sie es unternimmt, das hohe Gedankengut des Führers, wie es in seinen Reden und in den Kundgebungen leitender Persönlichkeiten der Bewegung
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zum Ausdruck kommt, in einer der Mentalität und Psyche des Auslandes angepaßten Form zur Durchführung zu bringen.« Deutschland habe nach dem Ersten Weltkrieg sein hohes Ansehen auf allen Gebieten der Wissenschaft und Kultur einbüßen müssen, das nun durch gezielte Propaganda mit Hilfe führender Persönlichkeiten durch im Ausland stattfindende »Vorträge, Kunstausstellungen, Konzerte, Theater, Filmvorführungen etc.« wieder hergestellt werden solle. »Das Ausland soll erfahren, wie hoch das Niveau unserer Theater ist, es soll wissen, was und von wem an unseren Universitäten gelehrt wird, um beispielsweise zu begreifen, daß Deutschland einen Professor Einstein entbehren kann.« Zudem »verfolgt und überwacht« die Abteilung »[…] die Arbeit der auslandsdeutschen Organisationen, um, wenn nötig, von hier aus im Interesse der Wahrung einer einheitlichen Linie regulierend eingreifen zu könne. […] Durch diese Arbeiten wird erreicht werden können, daß Vorurteile im Auslande beseitigt, Verleumdungen und Verdächtigungen Deutschlands bekämpft werden und der Verdächtigmachung des neuen Deutschlands mit Erfolg entgegengetreten wird. Somit dient diese Arbeit in besonderem Maße der Bereinigung der politischen Atmosphäre und der Verbesserung der Beziehungen zwischen Deutschland und den fremden Mächten. Der hohe außenpolitische Wert dieser Propaganda ist unbestreitbar.«273 Die vorangegangenen Zitate illustrieren, in welch komplexem Zusammenhang die Neubauprojekte für auswärtige Vertretungen zu betrachten sind. Unter dem Gesichtspunkt, dass das nationalsozialistische Regime negativer Presse mit einer offensiven Kulturpropaganda begegnete und penibel darüber wachte, welches Image die deutsche Nation im Ausland erzeugte bzw. transferierte und wie dieses maßgeblich beeinflusst wurde, ist auch die Relevanz der Neubauten zu bewerten. Die getroffene Auswahl der Wettbewerbsteilnehmer und der »Sieger«-Entwürfe ist in der Hinsicht außerordentlich bedeutsam, dass diese am Beitrag gemessen wurden, den der jeweilige architektonische Repräsentant für die kulturpolitische Propaganda liefern sollte. 1937 benannte Hitler den hohen kulturellen Wert von Architektur für die deutsche Nation als ebenbürtig mit dem der Musik. Als gigantische Zeugen der nationalsozialistischen Gemeinschaft sollten Bauwerke das deutsche Volk einen und »die erhabenste Rechtfertigung darstellen für die politische Stärke der deutschen Nation.«274 Wenn also der politische Ausdruck der Architektur einen so hohen Rang einnahm, stellt sich die Frage, warum Hitler nicht seinen »loyalen Erfüllungsgehilfen«275 Speer mit der prestigeträchtigen Bauaufgabe der auswärtigen Repräsentanzen betraute, wo dieser doch kurz zuvor mit dem deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Paris erfolgreich war. Die Antwort liegt in der gezielten Entscheidung für eine spezifische architektonische Ausprägung als Angelegenheit der zwischenstaatlichen Diplomatie und Spiegelbild der Hierarchie innerhalb des Diplomatischen Korps. Unter der Voraussetzung, dass der Neubau einer diplomatischen Auslandsvertretung Ausdruck des gegenseitigen Einvernehmens und politischen Bekenntnisses zweier Staaten ist, wandelt sich Hitlers Vorstoß, für den Neubau der Deutschen Botschaft in Washington ein sehr hohes Budget anzusetzen und in den USA angesehene Architekten zum Wettbewerb aufzufordern, zum wohldurchdachten Kalkül, wenn nicht gar zum inszenierten außenpolitischen Ablenkungsmanöver, um eine Steigerung des deutschen Ansehens in den Vereinigten Staaten zu erreichen. Diesen Ansatz untermauert die vermeintliche Durchsetzungskraft der Reichsbaudirektion, die sich zwar in weiteren
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Entwürfen mit ihrem Beharren auf traditionelle Würdeformen auszeichnete, aber letztendlich stets von der Entscheidung Hitlers abhing. Doch tatsächlich sind diese als Komponente einer zielgerichtete außenpolitische Kulturpropaganda unter Rücksichtnahme auf die bereits genannte amerikanische »Mentalität und Psyche« in der Repräsentationsarchitektur zu werten.
Projekte der Reichsbaudirektion Berlin Ähnlich wie das Auswärtige Amt wiesen nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler auch das Reichsfinanzministerium respektive die Reichsbaudirektion eine hohe Kontinuität in personellen Belangen, strukturellem Aufbau und in ihren Aufgabenbereichen auf.276 Walter Dahms,, 1930 zum Leiter der Reichsbaudirektion ernannt, leitete die Reichsbaudirektion auch nach Machtübernahme der NSDAP zunächst weiter, erst im Dezember 1935 trat Erich Voss seine Nachfolge an.277 Auf Betreiben des Generalbauinspektors für die Reichshauptstadt Albert Speer wurden die Mitarbeiter der Reichsbaudirektion ab 1937 vermehrt beim Ausbau Berlins zur Welthauptstadt Germania eingesetzt.278 So wies Speer am 5. Juni 1937 die Reichsbaudirektion Berlin wie folgt an: »Zur Durchführung meiner mit der planvollen Gestaltung des Stadtbildes der Reichshauptstadt Berlin zusammenhängenden Aufgaben beabsichtige ich […] die Reichsbaudirektion Berlin in grösserem Umfange heranzuziehen und sie mit der Vorbereitung und Durchführung von Bauten, die mit ihrem Aufgabengebiet in Verbindung stehen, zu beauftragen. Ich wäre deshalb dankbar, wenn die Reichsbaudirektion Berlin angewiesen würde, meinen Anforderungen nachzukommen, wobei ich Wert darauf legen müsste, dass der gesamte Geschäftsverkehr für diese Aufgaben mit der Reichsbaudirektion unmittelbar von mir geführt wird.«279 Da die »Neugestaltungsplanungen für die Reichshauptstadt Berlin« unter anderem die städtebauliche Entwicklung eines diplomatischen Viertels in Berlin-Tiergarten vorsahen, wurden die Mitarbeiter der Reichsbaudirektion unter anderem für die zahlreichen Neubauvorhaben der diplomatischen Vertretungen herangezogen, um dann mit Kriegsbeginn bis zur Einstellung sämtlicher Reichsbaumaßnahmen zum Ende des Zweiten Weltkriegs für allgemeine Bauaufgaben wie z. B. Luftschutzmaßnahmen eingesetzt oder zum Fronteinsatz abkommandiert zu werden. 1945 wurde die Reichsbaudirektion Berlin aufgelöst.280 Vor allem an Heinrich Listmann ist die personelle Kontinuität innerhalb der Reichsbaudirektion von den 1920er Jahren bis in die 1940er Jahre hinein nachzuvollziehen. In der Weimarer Republik verantwortlich für den Neubau der Botschaft in Ankara, war der Regierungsbaurat auch für den einzigen in der NS-Zeit realisierten Neubau einer Gesandtschaft in Teheran (Iran) zuständig. Darüber ähnelt der zeichnerische Duktus der unter Listmanns Ägide entstandenen Projekte den Entwürfen für die Gesandtschaft in Bogotá (Kolumbien), für das Residenzgebäude in Ankara (Türkei) und der Vorplanung zum Botschaftsneubau in
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Washington (Vereinigte Staaten), auf die er möglicherweise Einfluss hatte. Listmanns Name erscheint in den Unterlagen zu Neubauvorhaben bis 1942.281 Bereits 1895 hatte das Deutsche Reich in Teheran ein zweigeschossiges, 1884– 1886 von einem europäischen Architekten errichtetes Gebäude für die Nutzung als Gesandtschaft erworben. Das rechteckige Grundstück liegt zwischen der Türkischen und der Belgischen Botschaft an der Avenue Fedowsia (Ferdowsi) in einem der wohlhabenderen Stadtteile Teherans nördlich des Zentrums. Die in Lehmbauweise errichteten Kanzlei- und Gesandtschaftsratsgebäude sowie das Wohngebäude des Kanzlers waren über die Jahre mehrfach umgebaut und renoviert worden.282 Anlässlich der Mitte 1936 stattfindenden Einweihung des prächtigen Neubaus der iranischen Nationalbank auf der gegenüberliegenden östlichen Straßenseite forderte das iranische Außenministerium die Deutsche Gesandtschaft auf, die Straßenfassade in Stand zu setzen. Der Gesandte Johann Smend klagte in einem Brief an den Legationsrat Eberhard von Pannwitz (1887–1945) über den unwürdigen Zustand des Hauses, das »ein völlig verwohnter, innen wie aussen gleich unschöner Kasten, der geradezu zum Gespött der Kolonie, des Diplomatischen Korps und der iranischen Gesellschaft geworden« wäre.283 Trotz der offensichtlichen Dringlichkeit – ein Gutachten bescheinigte dem Bau eine so große Baufälligkeit, dass ein Neubau der Instandsetzung vorzuziehen wäre284 – beschloss die Reichsbaudirektion im September 1936 einen Neubau um drei bis vier Jahre zu verschieben, einen Monat später sogar um zehn bis fünfzehn Jahre.285 Derweil wuchs die internationale Bedeutung des Iran, so dass sich zunehmend ausländische Missionen in Teheran niederließen oder mehr Wert auf die architektonische Gestalt ihrer Vertretungen legten. In kurzer Folge planten die Türkei, der Irak, Schweden und auch Großbritannien Gesandtschaftsneubauten. Allen Aufschüben zum Trotz nahm auch das Deutsche Reich das Neubauvorhaben einer Gesandtschaft in ein Aide Mémoire auf, das Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht im November 1936 in Teheran übergab.286 Wenige Monate später, im April 1937, bewilligte das Reichsfinanzministerium den Neubau und stellte für diesen 625.000 RM bereit.287 Der Bewilligung vorauseilend entwarf die Reichsbaudirektion Berlin für den Neubau der Gesandtschaft schon im März 1937 eine aufgelockerte, asymmetrische Dreiflügelanlage (▶96), für die Regierungsbaurat Listmann verantwortlich zeichnete.288 Der Verfasser platzierte den Komplex mittig auf die vordere Grundstückskante zur Avenue Fedowsia. Das zurückgesetzte zweigeschossige corps de logis ist in der Grundfläche doppelt so breit wie tief und beschreibt im Erdgeschoss mit den Repräsentationsräumen ein zum Garten geöffnetes U, während die Wohnräume des Gesandten im Obergeschoss ein klares Rechteck ausbilden. Zur Hauptstraße zeigt der Baukörper einen dreiachsigen Altan vor einer elfachsigen Fassadenfront (▶97). Das Eingangsgeschoss ist als Beletage mit rundum hochrechteckigen Fenstern ausgebildet, nur an den rückwärtigen Flügelstirnseiten setzte die Reichsbaudirektion hohe Halbrundfenster ein. Pergolen verbinden den Hauptkörper mit dem ostwestlich ausgerichteten, langgestreckten Kanzleiflügel sowie dem kleinen, ebenfalls eingeschossigen Pförtnerpavillon an der Ecke Avenue Fedowsia und der seitlichen Khiaban Berlin. So tritt die Fassade zur Hauptseite symmetrisch auf, obwohl sie damit keineswegs die dahinterliegenden Volumina abbildet.289
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▶ 96 Reichsbaudirektion Berlin, Gesandtschaft Teheran, Lageplan vom 10. März 1937. PA AA, KS-273a
▶ 97 Hauptansicht vom 10. März 1937. PA AA, KS-273l
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▶ 98 Ministerialrat Reichle, Gesandtschaft Teheran, Lageplan vom 27. April 1937. PA AA, KS-273i
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Der Entwurf traf nicht auf die volle Zustimmung der unmittelbar übergeordneten Bauabteilung des Reichsfinanzministeriums, im weiteren Verlauf nahm der Ministerialrat und Geheime Regierungsbaurat Reichle entscheidenden Einfluss auf die äußere Gestalt.290 Sein Entwurf von April 1937 basiert auf Listmanns Vorplanungen, er entwickelte diesen allerdings zu einer geschlossenen, symmetrischen Dreiflügelanlage fort. Reichle vereinfachte die Grundform des herausragenden Hauptkörpers auf eine rechteckige Grundfläche, behielt aber die ursprüngliche Raumverteilung bei. Darüber hinaus rückte er den Baukörper auf die vormals hintere Gebäudekante, so dass der Ehrenhof zur Straße, nun tiefer, Platz für eine halbrunde Vorfahrt bot, und spiegelte die Funktionen in den eingeschossigen, symmetrischen Flügeln (▶98). Die bei Listmann im Untergeschoss angeordneten Wirtschafts- und Küchenräume brachte Reichle mit der Pförtnerloge im westlichen Flügel unter. Sie verfügen nun über einen funktionalen Anschluss an die Repräsentationsräume auf der Rückseite des corps de logis. In der Flügelmitte liegt ein quergestelltes Vestibül, auf der Vorderseite flankieren Garderoben, Sanitärräume und Treppenräume symmetrisch die schmale Vorhalle. Der geschlossene Ehrenhof macht eine zusätzliche Zufahrt zu den weit hinten auf dem Grundstück positionierten Garagen erforderlich, die über die seitliche Khiaban Berlin erfolgen sollte und ein erhöhtes Sicherheitsrisiko barg.291 Die Hauptfassade wird durch neun Fensterachsen gleichmäßig gegliedert; die Öffnungen im Obergeschoss sind höher als jene im Eingangsgeschoss. Im Zentrum steht ein einachsiges Eingangsportal mit vorgesetztem Altan, der im Obergeschoss als Austritt dient. Natursteinverkleidungen betonen die Fensterleibungen, ebenso die Gesimse und das Portal.292 Die von Hitler goutierte,293 rhythmisch gestaltete Fassade korreliert mit dem Formenkanon der monumentalen NS-Architektur und kontrastiert damit umso stärker mit der traditionell geschlossenen Dreiflügelanlage. Da Listmann dem Gesandten Smend im Juni 1937 berichtete, dass er den Entwurf im »Benehmen mit den Reichsfinanzministerium« überarbeitet hätte und er ihm bald einen Plansatz mit den Änderungen zur Abstimmung zukommen lassen könne,294 ist es unwahrscheinlich, dass dieses Element auf die direkte Einflussnahme der Diplomaten in Teheran zurückzuführen ist. Der Ton im Schriftverkehr zwischen
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▶ 99 Otto Stahn, Studienentwurf für ein Botschaftshotel an der Technischen Universität Berlin (1882), Grundriss Erdgeschoss. AMTUB, Inv. Nr. 17344
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▶ 100 Reichsbaudirektion Berlin, Gesandtschaft
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Teheran (1938–1939). Bundesregierung, B 145 Bild00088007 / Bundesbildstelle
Listmann und Smend ist äußerst freundschaftlich, so dass eine offene Kontroverse über den Entwurf unwahrscheinlich ist. Anzunehmen ist hingegen eine Einvernehmlichkeit in Hinsicht allgemein akzeptierter Würdeformen, die Otto Stahn bereits 1882 in seinem Studienentwurf für ein Botschaftshotel an der TH Berlin einfließen ließ (▶99). Reichles Entwurf diente als Grundlage der Ausführungsarbeiten zwischen Mai 1937 und Oktober 1939 (▶100).295 Die Ausstattung unterlag aufgrund des Kriegsausbruchs erschwerten Bedingungen und verzögerte sich bis weit in den Zweiten Weltkrieg hinein. Die Planungen für den Neubau einer Gesandtschaft in Bogotá (Kolumbien) im Jahr 1937 erfolgten höchstwahrscheinlich im Zusammenhang mit der ein Jahr zuvor vollzogenen Aufwertung der deutschen diplomatischen Auslandsvertretungen in Santiago de Chile, Buenos Aires und Rio de Janeiro zu Botschaften.296 Das damalig am Stadtrand Bogotás verortete Grundstück der Gesandtschaft war dreiseitig von Straßen umschlossen. Die Reichsbaudirektion entwickelte für den Neubau eine dreiteilige Gebäudegruppe, bestehend aus einem zweigeschossigen, kubischen Hauptkörper
Reichsbaudirektion Berlin (gez. Moshamer), Gesandtschaft Bogotá, Perspektive (1937). BArch, R2/11573
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Lageplan mit Grundriss Erdgeschoss (1937). BArch, R2/11573
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mit Zeltdach, die über Pergolen mit zwei vorgelagerten, eingeschossigen Pavillonbauten verbunden werden sollten (▶101). Obwohl die Planung den östlichen Flügel als fakultativ kennzeichnete, ist die Reminiszenz der dreiflügeligen Anlage an ein hôtel particulier unverkennbar. Die untergeordneten Flügelbauten nehmen die Unterkünfte für die Bediensteten sowie die Kanzleiräume auf, das corps de logis fungiert mit den Repräsentationsräumen im Eingangsgeschoss und den Wohnräumen des Gesandten im Obergeschoss als Residenz. Erstaunlich ist hingegen die Raumdisposition des Inneren. Die Vorfahrt erfolgt über die Stirnseite von Nordosten, ein mittiger Korridor
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Ludwig Moshamer (Reichsbaudirektion Berlin), Generalkonsulat Shanghai, Straßenansicht (1936). PA AA, KS-257d
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Perspektive vom Huangpu (1936). PA AA, KS-257f
Grundriss Eingangsgeschoss (1936). PA AA, KS-257a
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dient im Repräsentationsgeschoss als Verteiler der seitlichen Salons und Empfangsräume. Die »Halle« mit einem halbrunden Vorbau wölbt sich in den südöstlichen Ehrenhof, eine an den gegenüberliegenden Empfangssalon anschließende Loggia lädt zum Austritt in den großen rückwärtigen, nordöstlichen Garten ein (▶102). Der Entwurf der Anlage bedient sich eines akademischen Formenvokabulars, das sich, in Anlehnung an barocke Würdeformen, in der symmetrischen Anlage der Baukörper sowie der Verwendung neoklassizistischer Stilelemente gemäß einem europäischbürgerlichen Selbstverständnis ausdrückt. Eine Ausnahme in der Reihe der auswärtigen Bauprojekte der Reichsbaudirektion stellt der Entwurf für den Neubau des Generalkonsulats in Shanghai dar. Hier nutzte der verantwortliche Architekt Ludwig Moshamer geschickt die örtliche Situation für die Fernwirkung des Konsulatsgebäudes. Die Baufälligkeit der zwei repräsentativen, dreigeschossigen Dienst- und Wohngebäude, in denen das deutsche Generalkonsulat seit dem 19. Jahrhundert residiert hatte, machten die zeitglich mit den Umbauarbeiten an der Londoner Botschaft beginnenden Neubauplanungen erforderlich.297 Das an die Uferkante des Huangpu-Stromes anschließende Areal des Konsulats bot eine ideale Folie für die Ausbildung einer auf Fernsicht ausgelegten Schauseite. So sah Moshamer einen viergeschossigen Riegel über einem Sockelgeschoss vor, der mit einem Walmdach abschließt. Zur Straßenseite zeigt dieser eine geschlossene, mit liegenden Natursteinplatten verkleidete Lochfassade mit einem zentralen, erhöht liegenden Altan (▶103). An der zum Flussufer ausgerichteten, repräsentativen Gartenfassade ist in allen Geschossen eine schmale Terrasse vorgeblendet, die sich mittig in einem Halbrund ausbuchtet. Nur im Hauptgeschoss umschließt sie den Festsaal, dabei beidseitig von einer Freitreppe flankiert. Diese an den vorangegangenen Konsulatsbauten orientierte Bauweise lässt das Tragskelett des Gebäudes hervortreten, bei dem die gleichmäßige Stützenreihe die Fassade rhythmisiert. Der
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leichte Charakter wird hingegen mit der Betonung der Geschossplatten durch schwer wirkende Natursteingesimse aufgehoben und durch den mittig positionierten Reichsadler oberhalb des halbrunden Mittelrisalits verstärkt. Auf der von Moshamer vom Fluss aus gezeichneten Froschperspektive wird die Dominanz, die das Reichswappen auf das Gebäude ausübt, besonders deutlich (▶104). Dasselbe Hoheitszeichen bekrönt den Altan zur Straßenseite, das Adlermotiv wiederholt sich an der Spitze des mittig auf dem Walmdach positionierten Fahnenmastes. Im längsrechteckigen Grundriss orientieren sich die Nebenräume und Verkehrsflächen über alle Geschosse zur Straße, während sich die Repräsentations- und Büroräume entlang der Flussuferseite aneinanderreihen. Beide Zonen schließen den mittigen Erschließungsflur ein. Auffällig ist der funktionale Funktionskern beidseits der Eingangshalle, der sich durch alle Geschosse zieht (▶105). Durch die spiegelsymmetrische Verteilung der Sanitärräume und geschlossenen Treppenkerne inklusive Aufzug wird die Fläche des jeweiligen Eingangsbereichs zur Empfangshalle in den folgenden Geschossen. Nur vom erhöhten Eingangsgeschoss im Bereich der gartenseitigen Empfangsräume führt eine offene Treppe in das erste Obergeschoss mit den Büroräumen des Botschafters und des Konsuls sowie der Wohnung des Botschafters. Im zweiten Obergeschoss sind weitere Büroräume sowie kleinere Wohnungen angeordnet, im dritten Obergeschoss mittig das Sitzungszimmer, daneben Kanzleiräume und Zimmer der Partei (NSDAP). Ein östlicher, dreigeschossiger Anbau nimmt die Unterkünfte und Aufenthaltsräume der Bediensteten auf, die sich um einen trapezförmigen Innenhof gruppieren. Über das Treppenhaus erfolgt gleichzeitig der Anschluss an das Hauptgebäude. Im Mai–Juni 1937 wurden die Altbauten des Generalkonsulats abgebrochen, die im August folgende Besetzung der Internationalen Niederlassung durch japanische Truppen verhinderten die Umsetzung von Moshamers Planung.298 Wie an Gutschows Botschaftsresidenz in Ankara lässt sich an dem bisher unbekannten Entwurf Moshamers für das Generalkonsulat in Shanghai nicht nur die Anlehnung an den monumentalen Neoklassizismus der Berliner Staatsbauten, sondern auch eine moderne Klarheit unverkennbar ablesen. Entsprechend stellt Moshamers Vorschlag einen Gegensatz zu den weiteren Entwürfen der Reichsbaudirektion dar, die ein herkömmliches traditionelles Formenrepertoire der gehobenen Eliten für eine Repräsentationsarchitektur zeigen. Das Entwurfsresultat ist allerdings eng mit dem Werdegang des Regierungsbeamten Moshamer verknüpft, der über das Neue Bauen zur nationalsozialistischen Weltanschauung gelangte. Moshamer begann seine Karriere 1911 in der kommunalen Bauverwaltung von Breslau, wo er unter anderem an der von Max Berg entworfenen Jahrhunderthalle mitarbeitete, 1929 war er mit drei Reihenhäusern und einem Einfamilienhaus an der Werkbundausstellung Werkraum und Wohnraum (WuWa) in Breslau beteiligt (▶106). 1934–1938 plante Moshamer im Baubüro des Reichsbundes zur Förderung der Freilichtspiele deutschlandweit Thingstätten zur Verbreitung der nationalsozialistischen Ideologie,299 parallel hierzu das Verwaltungsgebäude der Reichsgetreidestelle (1935–1938) am Fehrbelliner Platz in Berlin. Moshamer stieß demnach erst in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre zur Reichsbaudirektion Berlin. Dort erstellte Moshamer sowohl die Zeichnungen für den Listmann zugeschriebenen Entwurf für die Gesandtschaft in Teheran als auch für die-
Ludwig Moshamer, Einfamilienhaus, WerkbundAusstellung WuWa Breslau 1929. Christiane Fülscher 2015
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Ludwig Moshamer, Japanische Botschaft Berlin-Tiergarten (1938–1940). DKDR, Reihe B, 8–9/1943, 23
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jenige in Bogotá, wie jeweils seine Signatur auf den Plänen belegt.300 Der Anordnung Speers folgend erstellte er 1938 die Entwürfe für die Französische Botschaft und die 1942 fertiggestellte Japanische Botschaft301 in Berlin-Tiergarten (▶107). Die in Moshamers und Breuhaus Entwürfen aufscheinende Monumentalität erreichte indes erst in der zweiten Phase der auswärtigen Neubauprojekte des NS-Regimes bzw. mit der Kanzleierweiterung der Botschaft in Rom-Quirinal ihren Höhepunkt. Während die ab 1941 tatsächlich realisierten Kanzleineubauten in Bern302 und Tokyo303 sich in den gegebenen Kontext einfügten und in ihrer architektonischen Bedeutung nur eine marginale Rolle spielen, stellte der Entwurf beim Bündnispartner Italien alle vorangegangen Planungen in Vorgehensweise, Ausmaß und Machtdemonstration weit in den Schatten. Der Bedeutungszuwachs, den Italien für das Deutsche Reich seit Kriegsbeginn erlangt hatte, machte sich unmittelbar in den Liegenschaften der Deutschen Botschaft in Rom-Quirinal bemerkbar. Zunächst erfuhr die in der Villa Wolkonsky untergebrachte Residenz ab 1939 einen umfassenden Umbau inklusive eines Anbaus, die den gesteigerten Repräsentationsverpflichtungen des Botschafters
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Rechnung trugen. Dem starken Personalzuwachs versuchte man zunächst mit Erweiterung und Aufstockung der in einem Nebengebäude untergebrachten Kanzlei zu begegnen, bereits 1940 führte aber der mittlerweile chronische Raummangel zur Aufstellung provisorischer Holzbaracken auf dem Botschaftsgelände.304 Der deutsche Botschafter in Rom Hans Georg von Mackensen, der wenige Jahre zuvor den Vorsitz bei den Wettbewerben für Ankara und Washington geführt hatte, äußerte seine Bedenken hinsichtlich der Sicherheit des in der Botschaft bearbeiteten Geheimmaterials und drängte angesichts der anstehenden Weltausstellung in Rom 1942 auf eine »der Würde des Dritten Reiches Rechnung tragende Unterbringung.«305 In der Folge entwickelte die Reichsbaudirektion drei Entwürfe für einen Kanzleineubau, an denen nur allzu deutlich die wachsende Autorität des NS-Regimes abzulesen ist. Die ersten Planungen sahen den Ankauf des westlich angrenzenden Grundstücks vor, das ursprünglich zur weiträumigen Parkanlage des 1830 von der Fürstin Wolkonskaja erworbenen Landsitzes gehört hatte. Karl Reichle schlug in seinem Entwurf vom 23. April 1940 für dieses Areal eine dreigeschossige, zur Rückseite geöffnete Dreiflügelanlage vor (▶108), die das Grundstücksgelände vor Einblicken abschirmen sollte. Den hierfür notwendigen Teilabriss eines auf dem Botschaftsgelände erhaltenen antiken Aquädukts lehnten die zuständigen italienischen Behörden freilich ab, sie schlossen sogar die Neubebauung des Gebiets rundweg aus. Dennoch erwarb das Deutsche Reich das Areal, um die repräsentative Wirkung der nun auf dem ansteigenden Hügel frei im Parkgelände positionierten Villa Wolkonsky zu steigern.306 Zur Umsetzung eines Kanzleineubaus erstand das Deutsche Reich weitere Grundstücke nördlich des Aquäduktes, doch die Verhandlungen mit den Eigentümern gestalteten sich schwierig. Zur Durchsetzung ihres Vorhabens beantragte die Deutsche Botschaft 1942 die Enteignung verkaufsunwilliger Eigentümer, die sie zwar nicht als im öffentlichen Interesse stehende Dringlichkeit begründen konnte, jedoch auf Grundlage einer Stadtverordnung voranbrachte, nach der derjenige Eigentümer eines zur geschlossenen Bebauung vorgesehenen Geländes, der schon Dreiviertel der Gesamtfläche besaß, einen Antrag auf Enteignung des restlichen Viertels stellen konnte.307 Im Zuge eines aktuellen Straßenbauprojekts nahm die römische Stadtverwaltung eine entsprechende Neuaufteilung des Areals vor, enteignete die Grundstücke und bot sie dem Deutschen Reich zum Kauf an.308 Der Vorentwurf der Reichsbaudirektion vom 1. April 1942 unterlag demzufolge veränderten städtebaulichen und topographischen Bedingungen, zudem wurde ein weit größeres Raumprogramm erforderlich als ursprünglich geplant. Allein im Verlauf des Jahres 1940 war der Personalbestand der Deutschen Botschaft in Italien um siebzig Prozent gestiegen.309 Das präsentierte H-förmige, dreigeschossige Gebäude mit unterschiedlicher Schenkellänge passt sich dem konisch verlaufenden Bauplatz an, die längere Hauptseite ist der Via Emanuele Filiberto zugewandt, an der die Stadt Rom eine würdige Platzanlage in Aussicht stellte. Die Planungen für den Neubau erfolgten in Abstimmung mit Prinz Borghese, Gouverneur der Stadt Rom. Insbesondere Botschafter von Mackensen legte »den größten Wert darauf […], daß die Wünsche der Stadt Rom sowohl in städtebaulicher wie in architektonischer Beziehung voll berücksichtigt werden.« Diese bäte darum, »[…] Anlehnung an die Form altrömischer Paläste zu suchen.«310 Allerdings erregte der Entwurf das Missfallen
Karl Reichle, Deutsche Botschaft am Quirinal in Rom, Lageplan vom 23. April 1940. BArch, R 2/11581, fol. 5
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Reichsbaudirektion Berlin, Neubau Kanzleigebäude Botschaft Rom-Quirinal, Modell 1943. BArch, R 2/9315, fol. 11
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von Reichsaußenminister von Ribbentrop, der im März 1943 den einen Monat zuvor noch einmal überarbeiteten Entwurf im Modell begutachtete (▶109).311 Ribbentrop bestand gar darauf, dass er »selbst einen Architekten aussuchen und für den so überaus wichtigen Bau noch mit dem Führer sprechen möchte, um eine entsprechend künstlerische Ausgestaltung sicherzustellen.«312 Mit seiner Entscheidung, den Stuttgarter Architekten Paul Bonatz mit einer Überarbeitung des Entwurfes zu beauftragen, brüskierte er das Reichsfinanzministerium, insbesondere Ministerialdirektor Reichle, der entsprechend verschnupft reagierte.313 Frau von Ribbentrop lud Bonatz unverzüglich nach Rom ein und umging dabei sowohl das Auswärtige Amt als auch die Reichsbaudirektion.314 Wie schon beim Umbau der Botschaft in London muss
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Paul Bonatz, Kanzleigebäude Rom-Quirinal, Skizzen vom 15. Juli 1943. ifag
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Paul Bonatz, Kanzleigebäude Rom-Quirinal, Grundriss Eingangsgeschoss vom 20. September 1943. ifag
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Paul Bonatz, Perspektive auf das Kanzleigebäude in Rom-Quirinal an der Via Emanuele Filiberto vom 3. August 1943. ifag
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der Anna Elisabeth von Ribbentrop beim Kanzleineubau in Rom eine maßgebliche Rolle im Entscheidungsprozess zugewiesen werden. Ihr Vorgehen sowie die Tatsache, dass Bonatz bereits für ihren Vater das Hauptgebäude der Sektkellerei Henkell entworfen hatte, legen die Vermutung nahe, dass sie es war, die in Sachen Architektenwahl intervenierte. Wenige Tage nach Landung der Alliierten auf Sizilien reiste Bonatz im Juli 1943 nach Rom, um dort die ersten Skizzen anzufertigen. Nach der Verhaftung Mussolinis am 25. Juli 1943 musste Bonatz bei Ministerialdirektor Reichle um die Fortsetzung seines Auftrags bitten,315 die dieser ihm anscheinend trotz aller politischen Widrigkeiten gewährte. Die Deutsche Botschaft in Rom-Quirinal wurde nach der deutschen Besetzung Italiens Anfang September 1943 geschlossen, Bonatz fertige Entwurfspläne sind indessen auf den 20. desselben Monats datiert.316 Da die Planstände der Reichsbaudirektion von 1942 und 1943 nicht vorliegen, ist es schwer nachzuvollziehen, welche Neuerungen Bonatz in seinen Entwürfen einführte. Nach eigenen Angaben übernahm er aus dem Entwurf der Reichsdirektion das, »was gut war«.317 Niederwöhrmeiers These, dass Bonatz’ Hauptaufgabe in der Überarbeitung der Hauptfassade zur Via Emanuele Filiberto lag,318 wird durch dessen erste Skizzen gestützt (▶110). Im Gegensatz zum Entwurfstand von November 1942 ist bei Bonatz der mittlere Flügel zur Via Statila versetzt, so dass hier eine geschlossene Straßenfront entsteht, im Gegenzug öffnet sich zum Botschaftsgelände ein tieferer Innenhof. Die nunmehr fünfflügelige Anlage, schon 1942 im Ansatz enthalten, beschreibt nun eine gespiegelte S-Form, bei der sich die von der Hauptfassade abgewandten östlichen zwei Flügel unterordnen (▶111). Bonatz erhielt die Hierarchie der Geschosshöhen mit einer Beletage im Obergeschoss und darüber liegendem Mezzaningeschoss bei. Zur Via Emanuele Filiberto schob er ein Sockelgeschoss ein, mit der er die Hauptfassade erhöhte und den Geländeanstieg nach Osten überwand. Eine parallel zur Fassade verlaufende, zweiläufige Treppe führt zum monumentalen Eingangsportal, das sich als Loggia mit eingestellten korinthischen Säulen über alle Geschosse erstreckt und oberhalb der Attika von einem Reichsadler bekrönt wird. Das schwere Attikagesims gibt dem Gebäude eine starke horizontale Ausrichtung. Dekorationsbänder im Sockelbereich, Fensterüberdachungen und hervorstehende Leibungen lockern die rhythmische Verteilung der fünfzehn Fensterachsen auf (▶112). Die Innenstruktur erweist sich demgegenüber weitaus nüchterner und offenbart einen schlichten Zweibund mit Mittelflur und aneinandergereihten, variabel nutzbaren Verwaltungsräumen. Gebrochen wird diese Monotonie ausschließlich durch die sich über die gesamte Gebäudetiefe erstreckende Eingangshalle, die über den Innenhof hinweg auf den auf der gleichen Achse liegenden Gemeinschaftssaal als Sinnbild des nationalsozialistischen Gemeinschaftsideals319 im gegenüberliegenden Flügel verweist. Mit Blick auf dieses übergeordnete, zeitgenössische Ordnungsmuster weist Niederwöhrmeier auf die Bedeutungssteigerung der Kanzlei hin, die zuvor im Verhältnis zu den Repräsentationsräumen recht klein war: Sie habe »sich nun zu einem durchorganisierten, selbstständigen Verwaltungsbau entwickelt, in dem die Geschäftsbereiche nach dem Grad ihrer funktionellen Bindung zueinander disponiert sind.«320 Mittels der stadträumlichen Präsenz stellt der NS-Staat sein gesteigertes Selbstbewusstsein eindrucksvoll zur Schau, die herausragende Relevanz des Bot-
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Paul Bonatz, Oberkommando der Reichsmarine Berlin, Modell. ifag
schafters kommt indessen weiterhin über die topographisch erhöht liegende Villa Wolkonsky zum Ausdruck. Nichtsdestoweniger versucht der Kanzleineubau trotz seiner gewaltigen Dimensionierung über die Verwendung dekorativer Elemente eine Vermittlung zu dem italienischen Kontext herzustellen. Dass Bonatz eine den menschlichen Maßstab sprengende architektonische Wirkung ganz im Sinne einer nationalsozialistischen Ideologie erzeugen konnte, bewies er mit seinem zeitgleich erstellten Entwurf für das Oberkommando der Reichsmarine in Berlin (▶113), an dem er seit November 1939 arbeitete.321
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Das nationalsozialistische Moment in den Auslandsvertretungen Auch wenn in den vorangegangenen zwei Abschnitten wiederholt die stilistische Zuweisung der vorgestellten Auslandsvertretungen zum Neoklassizismus erfolgt, muss ausdrücklich herausgestellt werden, dass das NS-Regime bei seinen auswärtigen Staatsbauten zum Zwecke einer diplomatischen oder untergeordneten Repräsentanz keinesfalls eine einheitliche architektonische Linie erlangte. Zu gravierend sind die jeweiligen örtlichen und diplomatischen Befindlichkeiten, auf die Rücksicht genommen werden musste, als dass dies überhaupt möglich gewesen wäre. Bereits Lane spricht dem NS-Staat ab, einen eigenständigen nationalsozialistischen Baustil entwickelt zu haben, ebenso Frank. Beide stellen die stilistische Ausformung der monumentalen Staatsbauten des Regimes in eine Linie mit dem Internationalen Neoklassizismus,322 dessen Verwendung für Monumentalbauten durchaus dem Zeitgeist entsprach. Die nationalsozialistischen Protagonisten lehnten diese Zuweisung hingegen entschieden ab und versuchten, die heimische Entwicklung als »deutschen Stil« zu etablieren. Der in Anlehnung an Leo von Klenze auch als »Germanische Tektonik« bezeichnete »Stil« bildete den notwendigen rassenideologischen Überbau für eine monumentale NSArchitektur, die nicht als Reminiszenz an die dorische Antike oder an den Klassizismus angesehen wurde und entsprechend in das öffentliche Bewusstsein eindringen sollte.
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So zitiert Buttlar den Architekten Rudolf Wolters mit der Aussage »Wer heute von Klassizismus spricht, hat das Wesen unseres Bauens nicht verstanden« und Hubert Schrade mit »Trotzdem sind die Münchner Bauten nicht Ausdruck eines neuen Klassizismus, sondern des Nationalsozialismus, der von jenem durch eine Welt geschieden ist […].«323 Angesichts der vielfältigen Ausformungen des Neoklassizismus innerhalb der auswärtigen Bauten erweist sich dieser Stilbegriff freilich als unpräzise. Je nach Vermischung mit regionalen, traditionellen oder modernen Tendenzen erlangte die architektonische Gestalt einen anderen Ausdruck. Bei den wenigsten Bauten steht die »Visualisierung des Führerprinzips als Zentralmotiv nationalistischer Herrschaft« im »Mittelpunkt der architektonischen Bemühungen«.324 Letztendlich können in der ersten Phase nur Gutschows Residenzentwurf für Ankara und Moshamers Generalkonsulat in Shanghai die erstrebte Entrücktheit, Unnahbarkeit und manifestierte Allgemeingültigkeit für deutsche Monumentalbauten widerspiegeln. Und auch diese Entwürfe reichen weder an die Größe der Staatsbauten innerhalb deutscher Grenzen noch deren ausgeprägte Forderung nach Unterordnung heran. Vielmehr ist an allen bis Kriegsbeginn erstellten Entwürfen der Versuch ablesbar, eine vermittelnde Rolle im örtlichen Kontext einzunehmen. Anders als mancher Berliner Staatsbau hatte die Architektur der Auslandsvertretungen nicht die Aufgabe, die gesellschaftliche Hierarchie der »Lebens- und Ordnungsidee« des Faschismus abzubilden.325 Deutlich wird das an der mannigfaltigen Ausbildung der außenliegenden Säulen, die nur vereinzelt als Vierkantpfeiler auftreten,326 oder der ausbleibenden Verwendung des »Führerbalkons« als emblematischer Manifestation des abwesenden Autokraten und laut Petsch »neben den Hoheitszeichen wichtigstes Motiv zur Veranschaulichung des gesellschaftlichen Prinzips des Faschismus.«327 Trotz Anlehnung an einen internationalen Neoklassizismus und ihre Eingliederung in die Hierarchie des örtlichen Diplomatischen Korps zeigen auch die auswärtigen Repräsentationsbauten wiederkehrende Motive an der äußeren Gestalt. Insbesondere die Entwürfe der älteren Architektengeneration in der Reichsbaudirektion veranschaulichen eine andere Interpretation von Hitlers Vorliebe für die klassizistischen Schinkelbauten als die jungen Kollegen im Büro des Generalbauinspektors der Reichshauptstadt. Neben dem Rückgriff auf die barocke Dreiflügelanlage findet in der peripheren Architekturgestalt häufig die Pergola Anwendung, die in Bogotá und Teheran als verbindendes Element zwischen den Baukörpern oder in Washington als optische Verlängerung des Baukörpers an der Straßenfront wirkt.328 Markant ist an allen Bauten der das Eingangsportal bekrönende Altan oder Balkon, der, als »Vornehmheitszeichen« aus dem barocken höfischen Profanbau kommend, im 19. und 20. Jahrhundert zum Standardrepertoire einer Villa gehörte.329 Seine Verwendung an Schlössern und Staatsbauten, insbesondere in Verbindung mit den Wappen, folgte den antiken Richtertribünen und Erscheinungsloggien.330 Seine zeremonielle Aufgabe kann durchaus mit dem »Führerbalkon« gleichgesetzt werden. Als solche Adaption könnte der einachsige Altan der Gesandtschaft in Teheran durchgehen, aber auch das Portal des Generalkonsulats in Shanghai. Ein architektonisches Motiv, das sich auch im Neuen Bauen wiederfindet, ist dagegen der sich halbrund ausbuchtende Gartensaal, der in Bogotá, Shanghai und im Vorentwurf der Reichsbaudirektion für Ankara zum Einsatz kommt.
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Umfassenden Einfluss übte der nationalsozialistische Staatsapparat freilich auf die räumliche Organisation und die Hierarchie der Innenräume aus. Die im Gegensatz zur Weimarer Republik praktizierte und bereits angesprochene Aufwertung der Repräsentation des Botschafters als personifizierter Stellvertreter des Staatsoberhauptes drückte sich in den weitläufigen Empfangsräumen im Eingangsgeschoss und der darüber angeordneten Botschafterwohnung aus. In allen Entwürfen kommt dieses Schema zur Anwendung, das seine Ursprünge im hôtel particulier hatte und die herausragende Stellung des Gebäudes und seiner Bewohner legitimierte. Markant ist hier die sich wiederholende Raumabfolge und Dreiteilung der Eingangsebene: Auf eine schmalere Spange der symmetrisch angeordneten Erschließungs- und Nebenräume (Sanitär, Garderoben, Treppen und Vorhalle) folgt ein querliegendes Vestibül, das den frontalen Zutritt zu den zum Garten orientierten Repräsentationsräumen gewährt. So zu sehen in Shanghai, Teheran und im Vorentwurf für Ankara; eine zweigeschossige Variante dieser Anordnung findet sich in Washington. Im Gegensatz hierzu steht das stirnseitig erschlossene Vestibül der Residenzentwürfe in Ankara und Bogotá, das beidseitig von Repräsentationsräumen mit direkten Austritt in den Garten flankiert wird. Der sich ergebende lange Korridor setzt Konnotationen zum Entwurf Speers für die Neue Reichskanzlei frei, deren maßstabssprengende Dimensionen, u. a. der Marmorgalerie, gezielt eingesetzt wurden.331 In den Kransberg-Protokollen brachte Speer diesen Bau in Zusammenhang mit Hitlers Streben nach Weltgeltung und zitierte eine Begegnung mit dem Staatsoberhaupt: »Als der Bau pünktlich fertig war, betonte er [Hitler][…] seine außerordentliche Nützlichkeit. Wenn nun die ›kleinen‹ Völker kämen, müßten sie großzügig empfangen und behandelt und tief beeindruckt werden. Dazu wäre der Bau geeignet.«332 In seinen Erinnerungen steigerte Speer Hitlers Aussage der gezielten Demütigung beim Diplomatenempfang mit einem weiteren Zitat: »Die werden auf dem langen Weg vom Eingang bis zum Empfangssaal schon etwas abbekommen von der Macht und Größe des Deutschen Reiches!«333 Der Neubau der Reichskanzlei und auch die Person Hitler versinnbildlichen eine Einheit von Staat und Partei, die Staatssekretär von Bülow noch 1933 ablehnte. Er vertrat zu diesem Zeitpunkt die Meinung, dass die Beamtenschaft unpolitisch zu sein hätte.334 Doch die parteipolitische Neutralität der Beamten hob Neurath bereits im Juni 1933 auf und erklärte, dass es jedem Mitglied des Auswärtigen Amts freistände, der NSDAP beizutreten.335 Vielmehr müsse sich insbesondere der Auslandsbeamte »zu dem neuen Deutschland bekennen« und überprüfen, ob er »mit den Motiven und Zielen der jetzigen Regierung« übereinstimme, da er sonst nicht in der Lage wäre, »als Vertreter der Heimat zu gelten.«336 Trotz vermeintlicher Wahlfreiheit konnten sich die Auslandsbeamten dem direkten Einfluss der Partei nicht entziehen, denn in allen Missionen wurden Auslandsbüros der NSDAP eingerichtet, um »die Ideenwelt des Nationalsozialismus dem Auslande verständlich zu machen«337 Die parteipolitische Arbeit durchdrang somit den Arbeitsalltag der ausländischen Missionen bis in ihren letzten Winkel. Die hierarchisch hervorgehobene Stellung der auswärtigen NSDAPAbteilungen macht exemplarisch die Anordnung der Diensträume der Partei im Generalkonsulat in Shanghai deutlich, in der sie im obersten Geschoss die Residenz und Kanzlei überragen.
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Mit all diesen Merkmalen griff der nationalsozialistische Gesandtschaftsbau in der Repräsentation des Staates und Verwaltung derselben auf die traditionellen Muster des Kaiserreichs zurück. Er negierte in der ersten Phase die im Botschaftsbau der Weimarer Republik aufkeimende Aufwertung der Kanzlei und Herabstufung der Residenz. Die Verschmelzung der Funktionen innerhalb der Dreiflügelanlage ließ die Verwaltung wieder auf eine weit untergeordnete Instanz schrumpfen. Erst der in der zweiten Phase entstehende Kanzleineubau für Rom-Quirinal stellt einen entscheidenden Bruch mit dieser traditionell geprägten Hierarchie dar. Dieser lässt sich weniger in Bonatz’ Überarbeitung finden als vielmehr in der klaren Trennung der Aufgabenfelder von Residenz und Kanzlei sowie der Verschiebung ihrer Relevanz in der Außendarstellung. Erst mit der Zusammenlegung der Repräsentations- und Wohnräume des Botschafters in der Residenz sowie dem Auftritt der Kanzlei als eigenverantwortlicher Verwaltung wurde ein Wende angestoßen, die sich nach 1949 in der architektonischen Außendarstellung der auswärtigen Repräsentanzen beider deutschen Staaten fortsetzte.
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Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland am 21. Mai 1949 und der wenige Monate später folgenden Proklamation der Deutschen Demokratischen Republik am 7. Oktober 1949 endete der diffuse »Zustand staatlicher Nichtexistenz«1, der seit der bedingungslosen Kapitulation des Dritten Reichs am 8. Mai 1945 die vier Besatzungszonen bestimmt hatte. Die Spaltung Deutschlands manifestierte den in der Nachkriegszeit zum Kalten Krieg anschwellenden Ost-West-Konflikt bzw. die Spannungen zwischen den dominierenden Hegemonialmächten: den im zweiten Weltkrieg zur mächtigsten Nation der westlichen Welt aufgestiegenen Vereinigten Staaten von Amerika2 und der die Ostblockstaaten dominierenden Sowjetunion, sowie deren konkurrierende Systeme des Kapitalismus und des Sozialismus. Die Existenz beider deutscher Staaten wie auch ihr Handeln im internationalen Weltgefüge war stets von dieser Nachkriegsordnung bestimmt. Entsprechend wurde von Beginn an die Außenpolitik3 beider deutscher Staaten und gleichermaßen die Errichtung ihrer Auslandsvertretungen grundlegend von ihrem wechselseitigen Verhältnis geprägt. Während sich die Bundesrepublik, auf Kontinuität bedacht, als rechtmäßige Nachfolgerin des Deutschen Reichs sah, legitimierte sich die DDR aus ihrer Selbstdefinition als »antiimperialistische, friedliebende sozialistische Alternative« zur Bundesrepublik.4 Die Westmächte indessen fassten bereits die Gründung der »sogenannten DDR«5 als unrechtmäßig auf und verweigerten ihr die völkerrechtliche Anerkennung. Für beide Teile Deutschlands war folglich Außenpolitik mit Deutschlandpolitik gleichzusetzen, deren integraler Bestandteil die Nichtanerkennungspolitik der Bundesrepublik gegenüber der DDR war. Sie lenkte neben dem Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik und ihrem Wiedervereinigungsauftrag deren außenpolitischen Zielsetzungen.6 Sie war beider Existenzfrage. Die Bundesrepublik erhob den Anspruch, alleinig die Gesamtinteressen des Deutschen Volkes zu vertreten und verstand die Regierung der DDR aufgrund ihrer Abhängigkeit vom Machtapparat der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) respektive der kommunistischen Partei in Moskau als nichteigenständiges System.7 Auch wenn die Westmächte nie eine Stellungnahme zu diesem Identitätsanspruch der Bundesrepublik abgaben, erkannten sie deren in der Präambel ihres Grundgesetzes von 1949 verankerten Alleinvertretungsanspruch an. Die drei Westmächte, alle NATO-Mitgliedsstaaten und andere Bündnispartner bestätigten die bundesdeutsche Nichtanerkennungspolitik u. a. durch Unterzeichnung des Deutschland-Vertrags 1952 und dem Beitritt der Bundesrepublik zum Nordatlantikpakt im Oktober 1954, sowie protegierten diese bei nachfolgenden Gelegenheiten.8 Im Gegensatz hierzu stellten die DDR und die Sowjetunion die Konsolidierung der Bundesrepublik niemals in Frage. Zwar bezeichnete die Sowjetunion und demgemäß die DDR die Bundesrepublik als US-amerikanischen »Marionettenstaat«, beide leiteten allerdings keinerlei Maßnahmen einer Nichtanerkennung ein. Folgerichtig erkannten alle OstblockStaaten die Bundesrepublik als Staat de jure an.9 Dennoch betonte die Sowjetunion ausdrücklich, dass die Bundesrepublik nur über den westlichen Teil Deutschlands die Judikative, also die rechtsprechende Gewalt innehätte.10 Anders als die Bundesrepublik vertrat die DDR die Ansicht, dass das Deutsche Reich entweder bereits mit Ende des Zweiten Weltkriegs oder spätestens mit der Gründung der beiden deutschen Staaten 1949 untergegangen sei. Den Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik
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empfand sie als Anmaßung.11 Gemäß der Erklärung ihres ersten Staatssekretärs Michael Kohl, die »Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten [wären] zwischenstaatlich und völkerrechtlich, aber nicht international, sondern national […]«, hielt die DDR zunächst die Annahme aufrecht, dass Deutschland durch zwei Staatsvölker einer Nation vertreten wurde. Von dieser wich sie allerdings spätestens ab den 1970er Jahren ab, da sie befürchtete, dass die Bundesrepublik diese These als Instrument für weitere Einflussnahme und Einmischung missbrauchen würde.12 Gleichzeitig rückte die Bundesrepublik vom Ideal der Deutschen Nation als Einheitsstaat ab und ordnete sie als politische Kategorie ein.13 Auf internationaler Ebene erreichte die Nichtanerkennungspolitik der Bundesrepublik so lange keine Relevanz, wie beiden deutschen Staaten weder die vollständige innere noch äußere Souveränität zugestanden wurde. Auf den ersten Blick scheint die Ausgangslage beider Teile Deutschlands identisch. Bis 1949 standen sie unter der uneingeschränkten Militärverwaltung der vier Besatzungsmächte, der Sowjetunion in den östlichen Gebieten sowie der USA, Großbritannien und Frankreich in den westlichen, jeweils unterstützt durch deutsche Verwaltungsstrukturen.14 Beide deutsche Staaten lehnten sich sowohl an die Interessen als auch wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Modelle ihrer Besatzungsmächte eng an. Ebenso besaßen beide zum Zeitpunkt ihrer Gründung keinerlei eigenständige außenpolitische Handlungsfähigkeit, und das gegenseitige Verhältnis wurde in erster Linie durch die Interessen der Siegermächte von außen und die Teilung Deutschlands von innen bestimmt. Auch nach der Gründung der beiden deutschen Staaten setzte sich die Kontrolle der Besatzungsmächte mittels der Alliierten Hohen Kommission (AHK) im Westen und der Sowjetischen Kontrollkommission (SKK) im Osten bis zur Erlangung ihrer formalen staatlichen Souveränität im Jahr 1955 fort.15 Tatsächlich hätten die Unterschiede kaum größer sein können. Aufgrund der zu leistenden Reparationszahlungen an Russland und Polen war die DDR als eigenständiger Staat wirtschaftlich kaum überlebensfähig. Die staatliche Konsolidierung erwies sich auch wegen des Anspruchs der DDR, einen Neuanfang in Gesellschaft und Kultur zu begehen,16 als langjähriger und widriger Prozess, der außenpolitische Entscheidungen beeinflusste, die ohnehin in enger Übereinstimmung mit Moskaus Direktiven gefällt werden mussten.17 Im Gegensatz hierzu konnte die Bundesrepublik schnell auf alte Strukturen zurückgreifen und, wenn auch eingeschränkt, eigene Zielsetzungen verfolgen.18 Unter anderem legte das als Marshallplan bekannte European Recovery Program19 zur Reduktion der Demontage von Industrieanlagen und Entwicklung der europäischen Wirtschaft einen gewichtigen Grundstein des späteren bundesdeutschen Nachkriegsbooms und der europäischen Integration.20 Der internationale Handlungsspielraum öffnete sich für die Bundesrepublik mit dem Petersberger Abkommen vom 22. November 1949, das ihr die Aufnahme von Handelsbeziehungen und die Errichtung von Konsulaten gestattete. Unter Duldung der westlichen Alliierten richtete die Bundesregierung 1949/50 das Organisationsbüro für konsularisch-wirtschaftliche Beziehungen im Bundeskanzleramt ein.21 Das Fehlen an eindeutigen Vorgaben wertete die Historikerkommission um Conze und Frei in der Rückschau als Zugeständnis der Besatzungsmächte, »dass sie die politische Klasse der Bundesrepublik für fähig hielt[en], die Grundlagen für den Aufbau
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eines demokratischen, weltoffenen Außenamts zu schaffen.«22 Die am 1. April 1950 angestoßene Reorganisation des Bundeskanzleramts begründete die Dienststelle für Auswärtige Angelegenheiten im Bundeskanzleramt. Eine »Woche nach der am 6. März 1951 bekanntgegebenen Revision des Bestatzungsstatuts« wurde dann die »formelle Errichtung des Auswärtigen Amts« als letztes aller Bundesministerien vollzogen.23 Nichtsdestoweniger blieb der Handlungsspielraum der Regierung unter ihrem ersten Bundeskanzler und Bundesaußenminister Konrad Adenauer (1876–1967) in außenpolitischen Fragen eingeschränkt, da die Bundesrepublik nur zu ausgewählten Staaten diplomatische Beziehungen aufnehmen konnte. Bei allen darüber hinausgehenden Verhandlungen musste sie stets die Zustimmung der Westmächte einholen, die diese zuweilen auch verweigerten. Demgemäß kam eine selbstbestimmte bundesdeutsche Ostpolitik nicht in Frage. Ebenso musste das Auswärtige Amt alle Personalfragen mit den Alliierten abstimmen.24 Aus Mangel an geeignetem Personal wendeten die westlichen Alliierten 1945–1949 die Entnazifizierungsgrundsätze mit großem Spielraum und weitem Entgegenkommen an, so dass viele Taten bzw. Mittäterschaften nicht verfolgt wurden. Statt der Aufarbeitung stellte sich eine Verdrängung ein.25 Die späte Neugründung des Auswärtigen Amts beförderte die Wiederbeschäftigung von ehemaligen und vielfach als Kollaborateure des NS-Regimes eingestuften Mitarbeitern. Ihr Anteil stieg sogar noch nach Amtsantritt von Heinrich von Brentano (1904–1964) als neuem Bundesminister des Auswärtigen im Juni 1955 und führte zu einer schleichenden personellen Restauration des Auswärtigen Amts.26 In ihren Anfangsjahren nahm die Bundesrepublik ausschließlich zu westlichen bzw. verbündeten oder blockfreien Staaten diplomatische Beziehungen auf. Hierbei wurden die Staaten der Organisation for European Economic Cooperation (OEEC)27 sowie Staaten aus dem modernen Commonwealth28 präferiert, die bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg bzw. bis 1949 keine eigenen diplomatischen Kompetenzen inne gehabt hatten und vom British Empire vertreten worden waren.29 Orientiert an der außenpolitischen Haltung der USA, verfolgten die bundesdeutschen Diplomaten im allgemeinen Prozess einer Westorientierung das vorrangige Ziel, unter Vermeidung jeder möglicher Reminiszenz an den NS-Staat für die außenpolitisch isolierte Bundesrepublik zu werben. Vertrauen sollte hierbei durch eine von Transparenz und Kooperation geprägte Diplomatie gewonnen werden, insbesondere in Form einer »Haltung der Zurückhaltung«30 bei der Arbeit innerhalb der internationalen Organisationen.31 Schrittweise erlangte die Bundesrepublik eine weitreichende außenpolitische Handlungsfreiheit bis hin zur Souveränitätserklärung am 5. Mai 1955. Bereits an ihrem Gründungstag, dem 7. Oktober 1949, hatte die erste Regierung der Deutschen Demokratischen Republik unter ihrem Ministerpräsidenten Otto Grotewohl (1894–1964) die Einrichtung eines Außenministeriums angekündigt. Einen Monat später wurden der DDR mit der Umwandlung der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) zur Sowjetischen Kontrollkommission (SKK) offiziell die Befugnisse für die auswärtigen Beziehungen und den Außenhandel übertragen. Erster Leiter des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten (MfAA) wurde der CDU-Politiker Georg Dertinger (1902–1968).32 Zudem beschloss die Sowjetunion die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur DDR und die Errichtung gegenseitiger diplomatischer Missionen jeweils in Ost-Berlin und Moskau.33 Auch wenn diese Vor-
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gänge eine, durchaus kalkulierte, signalhafte Wirkung auf den Westen ausübten,34 kaschierten sie lediglich den fortdauernden provisorischen Status der DDR und ihre real vorhandene geringe Entscheidungskompetenz. Zwar gab der dem Staatsapparat übergeordnete Parteiapparat der SED, insbesondere ab 1950 ihr Erster Sekretär Walter Ulbricht (1893–1973), die Richtung für die Außenpolitik vor, doch faktisch kontrollierte und redigierte die Moskauer Führung die außenpolitischen Aktivitäten der DDR sowie die personelle Besetzung des MfAA bis hin zur Ministeriumsspitze.35 Über ihre Kontrollkommission konnte die sowjetische Führung jederzeit gegenüber der DDR-Regierung ihren Einfluss geltend machen und diese in ihrem Interesse steuern.36 Den Bruch mit den traditionellen Leitbildern der Organisation des Deutschen Reichs demonstrierend, wurden in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) ab 1947/48 die Strukturen in Kultur, Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Bildungs- und Justizwesen weitestgehend an sowjetische Verhältnisse angepasst.37 Im Gegensatz hierzu fand der strukturelle Aufbau des MfAA ab 1949 zunächst in Anlehnung an die Strukturen des Auswärtigen Amts der Zwischenkriegszeit statt, da dieses, im Falle eines wiedervereinten Deutschlands unter sozialistischen Vorzeichen, nahtlos die Basis für dessen Außenpolitik bilden sollte.38 Nichtsdestoweniger war beim Personalstab eine Kontinuität mit der Wilhelmstraße absolut unerwünscht. Die Mitarbeiter des Auswärtigen Dienstes der DDR wurden innerhalb der SED rekrutiert bzw. hatten zuvor in anderen Ministerien, zentralen Verwaltungen oder Zeitungsredaktionen gearbeitet. Von hohem Stellenwert war ihre loyale Haltung zum Sozialismus und zur Partei, indessen mangelte es den meisten an internationalen Erfahrungen und Kontakten.39 Außenminister Dertinger erklärte 1949, dass die zentralen außenpolitischen Themen der DDR, »ihre internationale Anerkennung und das Recht auf internationale Selbstbestimmung« wären.40 Tatsächlich wurden ihre Zielsetzungen von substanziellen innenpolitischen Interessen und Zwängen gelenkt, die sich aus der Legitimation als alternativer, sozialistischer Gegenentwurf zur Bundesrepublik, der ausbleibenden Anerkennung durch die eigene Bevölkerung, die bis zum Mauerbau 1961 zahlreich die DDR gen Bundesrepublik verließ, dem absoluten Machterhaltungsdrang der SED-Führung und deren steter Existenzangst in der Rolle des politischen Spielballs sowjetischer Eigeninteressen im Ost-West-Konflikt speisten.41 Für die Sowjetunion verkörperte Ostdeutschland einen strategisch günstigen Vorposten in Mitteleuropa zur Sicherung des sowjetischen Einflussbereichs in den Satellitenstaaten, dessen machtpolitische Bedeutung im Konflikt mit den westlichen Alliierten stetig wuchs. Später propagierte die UdSSR den Aufbau der DDR zum »Schaufenster des Sozialismus«42, gleichwohl war die DDR und somit die SED zu keinem Zeitpunkt ohne das Wohlwollen und die Protektion der sowjetischen Führung überlebensfähig.43 Der rechtsstaatlichen Bestätigung durch die Sowjetunion folgte die amtliche Anerkennung durch die sozialistischen Satellitenstaaten sowie China,44 wenngleich nur auf Betreiben der Moskauer Führung.45 Im Oktober 1949 wurden mit der UdSSR, Bulgarien, Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien und China diplomatische Missionen ausgetauscht, wenig später auch mit Nordkorea und Albanien, obwohl die sozialistisch geführten Staaten die DDR weiterhin mit Skepsis betrachteten.46 Im September 1950 wurde die DDR in den Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) aufgenommen, was langfristig zur Festigung der Beziehungen zu den anderen
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Ostblockstaaten führte.47 Der Versuch der Regierung Grotewohl, Kontakte zu westlichen Staaten zu knüpfen, führte nur im Falle Finnlands zum Erfolg. Bereits am 15. Oktober 1949 schlossen beide Länder ein Handelsabkommen und vereinbarten die Errichtung von Handelsvertretungen. 1953/54 konnte die DDR ähnliche Abkommen mit Ägypten, Libanon und Indonesien erzielen. Am 25. März 1954 erklärte Moskau den Kriegszustand mit Deutschland für beendet und sprach der DDR die vollständige staatliche Souveränität zu.48 Nun folgte die Erhebung der diplomatischen Missionen zu Botschaften,49 desgleichen wurde der Sitz des sowjetischen Hohen Kommissars in Ost-Berlin in eine Botschaft umgewandelt.50 Erst jetzt entfalteten die Sanktionen, die die Westmächte im Zuge ihrer Nichtanerkennungspolitik gegen die DDR verhängen, ihre volle Wirkung.51 War die Regierung der Bundesrepublik bereits durch die frühe Gründung des MfAA, trotz des äußerst geringen Entscheidungsspielraums der ostdeutschen Diplomaten, unter Druck geraten,52 so erreichte die bis dahin nur innenpolitisch relevante »Deutsche Frage« mit der aus bundesdeutscher Sicht »sogenannten Souveränitätserklärung«53 der DDR jetzt eine internationale Dimension. Durch die Anerkennung des ostdeutschen Teilstaates befürchtete die Bundesrepublik einen Statusverlust auf internationaler Ebene zugunsten desselben. Nicht minder war das Festhalten an der bundesdeutschen Nichtanerkennungs-politik gegenüber der DDR eine Sache der Glaubwürdigkeit: solange die Bundesrepublik selbst keine staatliche Souveränität erlangte, konnte es problemlos die von den Westmächten unerwünschten Beziehungen zu Ostblockstaaten vermeiden.54 Entgegen der bundesdeutschen Befürchtungen kam keine einzige nichtkommunistische Nation dem in der Souveränitätserklärung enthaltenen sowjetischen Apell nach Anerkennung des ostdeutschen Staates nach. Darüber hinaus hielten die Westmächte den Alleinvertretungs-anspruch der Bundesrepublik aufrecht. Und denjenigen Regierungen von Drittländern, wie Ägypten, Indien, Indonesien, Finnland, Schweden und der Schweiz, die keine gefestigte Haltung erkennen ließen, gab die Bundesregierung deutlich zu verstehen, dass »sie die Zulassung einer DDR-Mission nicht tatenlos mit ansehen würde.«55 Am 5. Mai 1955 trat der Deutschlandvertrag in Kraft und wenige Tage später trat die Bundesrepublik der NATO bei. Es folgte die Unterzeichnung des Warschauer Pakts am 14. Mai 1955 mit der DDR als gleichberechtigtem Mitglied ohne eigene Streitkräfte. Nur wenige Monate später, im September 1955, führte die Bundesrepublik mit Konrad Adenauers Zustimmung zur Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zur sowjetischen Regierung in Moskau die erste Erschütterung ihres international anerkannten Alleinvertretungsanspruchs selbst herbei. Die Bundesregierung nahm von sich aus Kontakt zu einem Staat auf, der die DDR völkerrechtlich anerkannte, und begründete dies mit der fortbestehenden Verantwortung, die der Sowjetunion als einer der vier Siegermächte für Deutschland als Ganzes obliegen würde.56 Nichtsdestotrotz sollte die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur Sowjetunion eine Ausnahme darstellen und keinen Präzedenzfall für andere Staaten bilden. Entsprechend erklärte Adenauer am 22. September 1955 vor dem Deutschen Bundestag, dass die Bundesrepublik ihren Alleinvertretungsanspruch aufrechthielte57 und darüber hinaus jede Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur DDR durch verbündete Drittstaaten, »als einen unfreundlichen Akt ansehen würde.«58 Adenauers anlässlich einer Moskau-
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Reise abgegebene Regierungserklärung wurde zur Grundlage einer Handlungsdirektive, die das Auswärtige Amt in Folge an seine Missionen ausgab. Mit der nach dem damaligen Staatssekretär im Außenministerium Walter Hallstein benannten Hallstein-Doktrin untermauerte die Bundesregierung zum einen ihre innenpolitische Haltung zur Deutschlandpolitik. Zum anderen benutzte sie diese als außenpolitisches Druckmittel, um Drittstaaten davon abzuhalten, diplomatische Beziehungen auf Botschafter-, Gesandten- oder Geschäftsträgerebene mit der DDR einzugehen. So drohte sie mit Sanktionen wie beispielsweise dem Abbruch ihrer diplomatischen Beziehungen oder dem Eindämmen wirtschaftlicher Hilfen. Dies führte unter anderem unmittelbar dazu, dass die indische Regierung ihre Vorbereitungen zur Anerkennung der DDR einstellte.59 Überdies untersagte die Bundesrepublik ihren Diplomaten bis in die 1970er Jahre hinein jeden Kontakt zu amtlichen Vertretern der DDR sowie die Teilnahme an Veranstaltungen, zu denen auch Mitarbeiter Ost-Berlins eingeladen worden waren.60 Die vehemente Kritik der DDR-Regierung an der Hallstein-Doktrin versteht sich von selbst. Die fortgeführte bundesdeutsche Nichtanerkennungspolitik schränkte ihren außenpolitischen Handlungsspielraum kontinuierlich ein. Der Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik und nun auch die Hallstein-Doktrin stellten ihre staatliche Existenz permanent in Frage. Tatsächlich hinderte die Direktive die DDR an der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu allen westlichen Staaten und der Mehrheit der Entwicklungsländer sowie ihre Mitarbeit in internationalen Gremien und Organisationen und steigerte demzufolge die Abhängigkeit der DDR von der Moskauer Regierung61. Für beide deutsche Staaten waren auswärtige Beziehungen ein signifikanter Faktor zur Machtentfaltung innerhalb der internationalen Außenpolitik, die auf der diplomatischen Ebene auf die Block-Konfrontation der Hegemonialmächte USA und UdSSR zunehmend mit staatlichen Bündnissen und zwischenstaatlichen Verflechtungen reagierte.62 Für die Bundesrepublik galt die Wiedervereinigung unter bundesdeutscher Führung als oberstes Ziel, die DDR hingegen strebte ein Zweistaaten-System an, ohne die Präsenz der Bundesrepublik in Frage zu stellen. Doch je mehr der ostdeutsche Teilstaat an außenpolitischem Einfluss gewann, desto weiter musste die Bundesrepublik von ihrem Ziel der Deutschen Einheit abrücken. Trotz Hallstein-Doktrin verstand es die ostdeutsche Regierung, ihren außenpolitischen Wirkungsraum nach und nach auszuweiten. Über den Austausch nichtstaatlicher Handelsvertretungen gelang es ihr, bis 1960 zu 28 nichtkommunistischen bzw. nicht dem Ostblock zugehörigen Staaten (z. B. Kuba) wirtschaftliche Kontakte zu knüpfen. Entscheidende Instrumente hierbei waren die Kulturvermittlung, mit der die DDR Sympathien für den Sozialismus erwerben wollte, und Wirtschaftshilfen, mit denen das Regime Beziehungen zu ehemaligen Kolonialstaaten aufzubauen suchte.63 Dies waren allerdings auch die Instrumente, derer sich Bonn schwerpunktmäßig bediente, um nicht blockgebundene Schwellenländer an den Westen zu binden und den bundesdeutschen Alleinvertretungsanspruch durchzusetzen.64 Trotz aller Bemühungen konnte die ostdeutsche Regierung außerhalb des Ostblocks erst ab 1969 einige ihrer wirtschaftlichen Vertretungen in diplomatische Gesandtschaften umwandeln und ihre außenpolitischen Beziehungen, unter anderem zu Indien, Schweden, Österreich und Frankreich, intensivieren.65
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Selbst wenn diese Schritte die bundesdeutsche Außenpolitik nicht in ihren Grundfesten erschütterten, verschoben sich die außenpolitischen Ziele der Westmächte und der Bundesrepublik zugunsten einer langfristigen Entspannung im Ost-WestKonflikt. Insbesondere Frankreich ermunterte die bundesdeutsche Regierung im Zuge der eigenen Annäherung an die DDR, eine aktivere Ostpolitik zu betreiben. Bereits seit Aufnahme der offiziellen Beziehungen zu Moskau hatten sich auch im Bundestag wiederholt Stimmen erhoben, die eine starre Haltung in der Ostpolitik ablehnten. Zwar verstanden alle Bundestagsabgeordneten den Alleinvertretungsanspruch der Bundesregierung als Status Quo, aber manche interpretierten die HallsteinDoktrin als ein selbst auferlegtes Hindernis zur Ausweitung des außenpolitischen Wirkungsradius der Bundesrepublik. Mehrere Vorstöße, diese aufzuweichen oder zu kippen, scheiterten nicht zuletzt an der CDU-Mehrheit im Bundestag.66 Erst die Bildung einer Großen Koalition im Wahljahr 1966 ermöglichte das Abweichen von verhärteten Standpunkten. Die Regierungserklärung von Bundeskanzler Georg Kiesinger am 13. Dezember 1966 enthielt zum ersten Mal seit Gründung der Bundesrepublik nicht mehr den Passus der Wiedervereinigung als höchstem Ziel bundesdeutscher Außenpolitik, sondern das Bemühen um Entspannung.67 1967 nahm der westdeutsche Staat im Januar diplomatische Beziehungen zu Rumänien und im Februar zu Jugoslawien auf, wodurch die Hallstein-Doktrin faktisch ihre Grundlage verlor. Die Bonner Regierung versuchte zudem, mit der DDR in einen Dialog zu treten, doch scheiterte diese Kontaktaufnahme an der Forderung der SED-Führung, von der Bundesrepublik völkerrechtlich anerkannt zu werden.68 Derweil reagierte die ostdeutsche Regierung scharf auf die Aufnahme diplomatischer Beziehungen der Bundesrepublik zu Rumänien und Jugoslawien. Im Februar 1967 beschlossen die Warschauer-Pakt-Staaten eine Regelung, die die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur Bundesrepublik ohne gleichzeitige Anerkennung der DDR und der Oder-Neiße-Grenze zukünftig unterband. Dieser von der bundesdeutschen Regierung als Ulbricht-Doktrin bezeichnete Vorstoß ist freilich als Versuch zu werten, andere Ostblockstaaten daran zu hindern, dem Beispiel Rumäniens oder Jugoslawiens zu folgen.69 Auch als der vormalige Außenminister und neue Bundeskanzler der Bundesrepublik Willy Brandt sich in seiner Regierungserklärung anlässlich seines Amtsantritts 1969 für eine staatsrechtliche Anerkennung der DDR als zweiten Staat auf deutschem Boden aussprach, blieb dieser die erstrebte völkerrechtliche Anerkennung versagt.70 Erst in seiner Grundsatzerklärung vom 19. März 1970 in Erfurt konstatierte Brandt, »daß keiner der beiden deutschen Staaten für den anderen handeln kann und den anderen Teil Deutschlands ›draußen vertreten kann‹.« Die Bundesrepublik sah in »der Freigabe der Außenbeziehungen der DDR eine Verhandlungsposition in ihrem Dialog mit Ostberlin«, um diese gegebenenfalls zu weiteren Zugeständnissen zu bewegen,71 und ließ den Anschein entstehen, als hätte die Anerkennung der DDR in westdeutscher Hand gelegen. Tatsächlich verlief die Entspannung im Ost-West-Konflikt parallel zur Entmachtung des Ersten Sekretärs des Zentralkomitees der SED Walter Ulbricht 1971 und der anschließenden Machtübernahme Erich Honeckers. Von wesentlich größerer Bedeutung war allerdings die Kongruenz zur Annäherung Washingtons an Moskau, die schließlich im Mai 1972 in der Unterzeichnung des Strategic Arms Limitation Talks (SALT I), dem Abkommen zur Begrenzung der strategischen Rüstung mündete72.
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Im November 1972 billigte die UNESCO unter Zustimmung der Bundesregierung die Aufnahme der DDR als Mitgliedsstaat.73 Es folgte der am 21. Dezember 1972 geschlossene »Vertrag über die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland«. Auch wenn der Grundlagenvertrag keinen Passus über die Anerkennung des jeweiligen anderen deutschen Staates als Ausland enthielt und die Bundesrepublik der DDR statt des Austauschs von Botschaftern nur den von Ständigen Vertretern zugestand, hatte das Abkommen entscheidende Auswirkungen auf die Rahmenbedingungen der internationalen Außenpolitik. Es ebnete den Weg für die internationale Anerkennung der DDR und führte zur Aufnahme beider deutschen Staaten in die Organisation der Vereinten Nationen (UNO) sowie zur Gründung der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) 1973.74 Die ungleichen Voraussetzungen von DDR und Bundesrepublik sowie letzterer Nichtanerkennungspolitik lassen sich unmittelbar am quantitativen Vergleich der Errichtung von Auslandsvertretungen und den folgenden auswärtigen Baumaßnahmen ablesen. Die DDR nahm zwischen Oktober 1949 und April 1950 diplomatische Beziehungen zu elf sozialistischen Staaten (UdSSR, Bulgarien, Polen, Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, China, Nord-Korea, Albanien, Vietnam, Mongolei) auf, in denen das MfAA kurz darauf diplomatische Missionen eröffnete und diese 1953 respektive 1955 in Botschaften umwandeln konnte. Im Jahr 1957 folgte die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Jugoslawien, 1963 zu Kuba.75 Die Adenauer-Regierung hingegen konnte erst im Juni und Juli 1950 bei den westlichen Alliierten Generalkonsulate errichten. Den Vertretungen in London, New York und Paris schlossen sich kurz darauf fünf konsularische Vertretungen in Amsterdam, Athen, Brüssel, Istanbul und Rom an und noch vor Neugründung des Auswärtigen Amts im März 1951 fünf weitere in Kopenhagen, Luxemburg, Ottawa, Pretoria und Stockholm. Unmittelbar danach wurden die Generalkonsulate in Amsterdam, Athen, Brüssel, Kopenhagen, Ottawa und Rom zu Botschaften sowie jenes in Stockholm zur Gesandtschaft erhoben und drei weitere Botschaften in Belgrad76, Montevideo und Rio de Janeiro und sowie drei Gesandtschaften in Dublin, Luxemburg und Oslo errichtet.77 Nach Aussage des Amerikanischen Hochkommissars für Deutschland, John Jay McCloy, bewiese diese rasche »Aufnahme direkter diplomatischer Beziehungen mit dem Ausland […] das wachsende Prestige der Bundesrepublik auf diesem Gebiet.«78 Ebenfalls Mitte 1951 wurden die bundesdeutschen Missionschefs bei den Siegermächten zu Geschäftsträgern diplomatischer Vertretungen ernannt und 1953 als Botschafter akkreditiert.79 Die Umwandlung dieser drei Vertretungen zu Botschaften vollzog sich alsdann mit Inkrafttreten des Deutschlandvertrags in seiner endgültigen Fassung vom 5. Mai 1955.80 Die Bundesrepublik unterhielt 1971 insgesamt 99 Botschaften, 61 Generalkonsulate, 17 Konsulate und acht sonstige Vertretungen.81 Die DDR konnte erst im Zuge der globalen Entspannungspolitik zwischen Ost und West den Kreis seiner dreizehn Botschaften erweitern und von 1969 bis zum 18. Dezember 1972 diplomatische Beziehungen zu 24 weiteren Staaten in Südasien, Afrika sowie Südamerika knüpfen.82 Am Tag vor Unterzeichnung des Grundlagenvertrags, nahm die Schweiz als erster westlicher Staat diplomatische Beziehungen zur DDR auf. Bis Ende des Jahres kamen vierzehn weitere Staaten hinzu,83 1973 folgten 46 Staaten
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und 1974 zwölf weitere, so auch die Bundesrepublik Deutschland am 14. März 1974. Im März 1989 hielt die DDR diplomatische Beziehungen zu insgesamt 134 Staaten aufrecht und verfügte über 90 Botschaften.84 Dieser sprunghaft angestiegenen Zahl konnte die Bonner Regierung zum selben Zeitpunkt 129 Botschaften entgegensetzen.85 Die Verschiebung der globalen Machtverhältnisse seit 1945, die Notwendigkeit zur multilateralen Kooperation und staatlicher Verflechtungen infolge des Ost-WestKonflikts sowie die Abhängigkeit beider deutscher Staaten von diesen Faktoren erklärt die große Anzahl von Auslandsvertretungen mit Botschaftsrang, die beide deutsche Staaten weltweit errichteten.86 Zementiert in den Neubauten der Repräsentanzen erlangten die diplomatischen Beziehungen Relevanz als außenpolitisches Kapital, aber auch als deutschlandpolitischer Ausgleich. Bis Ende 1972 plante die Bundesrepublik die Errichtung von insgesamt 37 Neubauten87 zur Nutzung als Botschaft, Botschaftsresidenz oder kanzlei, eines Generalkonsulats sowie einer Handelsvertretung, wovon lediglich fünf Entwürfe nicht zur Ausführung kamen.88 Die Gesamtsumme bezieht sieben Wettbewerbe bzw. Gutachterverfahren zur Erlangung von Vorentwürfen mit ein,89 zwei Verfahren wurden indessen erst lange nach Unterzeichnung des Grundlagenvertrags fertiggestellt.90 Ab 1973 projektierte die Bundesrepublik Neubauten für mindestens weitere 28 Botschaften, ein Generalkonsulat und die Ständige Vertretung in Ost-Berlin. Während hiervon sechs Bauvorhaben nicht zur Ausführung gelangten,91 wurde der 1988 begonnene Rohbau der Ständigen Vertretung 1990 obsolet und fünf Jahre später abgerissen. Bis zur Wiedervereinigung plante die Bundesrepublik für ihre 124 Botschaftsstandorte insgesamt 65 Neubauten, von denen sie 56 realisieren konnte; freilich wurden einige davon erst in den 1990er Jahren abgeschlossen.92 Das Fehlen an ökonomischen Leistungsvermögen zur Erlangung von internationalem bzw. außenpolitischem Gewicht93 wirkte sich für die DDR unmittelbar auf den Neubau von Auslandsvertretungen aus, die geplant und ausgeführt wurden. Bis 1972 konnte sie nur drei Bauvorhaben einer Botschaft realisieren, zwei weitere wurden zunächst als reine Handelsvertretungen (HV) tituliert, später aber als Botschaften genutzt.94 Drei weitere als Botschaft projektierte und niemals ausgeführte Projekte sind nachweisbar.95 Die DDR plante von 1973 bis 1990 den Neubau von mindestens weiteren zehn Botschaften, von denen sie sechs realisieren konnte.96 Sie setzte demnach mit elf Neubauten knapp zwei Drittel ihrer insgesamt 17 Bauvorhaben um.97 Entsprechend errichtete die DDR bei etwa jeder achten diplomatischen Vertretung im Rang einer Botschaft einen Neubau. Hinzu kamen einige wenige Neubauten für Wohnhäuser, Schulen und Kindergärten für Botschaftsangehörige und ihre Familien. Das letzte Projekt der DDR war ein Neubau für ihre Vertretung in Washington, das 1988 in Angriff genommen wurde.
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Der Bundesrepublik Deutschland stand bei Wiederaufnahme des Auswärtigen Dienstes im Jahr 1950 keine der auswärtigen Liegenschaften aus dem ehemaligen Vermögen des Deutschen Reichs zur Verfügung.1 Die Alliierten bzw. die jeweilige Regierungen hatten alle Liegenschaften zum Ende des Zweiten Weltkriegs beschlagnahmt, einer neuen Verwendung zugeführt oder veräußert, so zum Beispiel das Carlton House Terrace2 in London, die Villen Wolkonsky3 und Bonaparte4 in Rom oder das noch unbebaute Grundstück an der S-Street in Washington. Nur vereinzelte Bauwerke waren durch die Kriegseinwirkungen so stark beschädigt worden wie die Botschaftsgebäude in Wien oder Tokyo. Im Laufe der folgenden Jahre erhielt die Bundesrepublik nach und nach einige Liegenschaften von den westlichen Bündnispartnern zurück – hierzu gehören das Hôtel Beauharnais in Paris, das Haus Schuylenburch in Den Haag oder die Botschaftsresidenz in Rio de Janeiro – oder bekam andere Grundstücke bzw. Gebäude zum Ausgleich. Dieser Prozess verlief in Abhängigkeit zu den Verhandlungen »über die allgemeine grundsätzliche Regelung des deutschen Vorkriegseigentums«, die die Bundesrepublik auf Forderung der Alliierten mit allen Staaten einzeln und nacheinander führte.5 Diese erstreckten sich über einen langen Zeitraum und wurden teilweise erst mit der Wiedervereinigung sowie allen damit verbundenen Staatsverträgen abgeschlossen; so erhielt Deutschland erst 1993 das im Jahr 1936 erworbene historische Gebäude am Budaer Burgberg von Ungarn zurück.6
Neuanfang trotz aller Kontinuitäten
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Mangels bestehender Unterkünfte kamen die Mitarbeiter des sich neu etablierenden Auswärtigen Dienstes anfangs in Hotelzimmern unter, um dann, mit Ausweitung der auswärtigen Beziehungen, geeignete Räumlichkeiten zur Anmietung oder zum Ankauf zu suchen.7 Angesichts der noch instabilen politischen Verhältnisse beschränkten sich die auswärtigen Baumaßnahmen zunächst auf Instandsetzungsmaßnahmen und Umbauten zurückerhaltener oder neu erworbener Liegenschaften.8 Die Verantwortung für diese Arbeiten oblag der Bundesbaudirektion (BBD), die 1950 auf Veranlassung von Konrad Adenauer etabliert wurde.9 Bereits 1949 war das Baureferat für Bundesbauangelegenheiten als Unterabteilung II-D des Bundesministeriums der Finanzen (BMF) unter Leitung von Ministerialrat Theodor Weil eingerichtet worden, das für alle Bauaufgaben des Bundes, insbesondere der nachgeordneten Bundesbehörden und Verteidigungsbauten zuständig war.10 Die Bundesbaudirektion war als Ressort der Bundesbauverwaltung im Baureferat verantwortlich sowohl für alle Dienst- und Wohngebäude der Verfassungsorgane und Bundesministerien als auch die Auslandsbauten.11 Die Einrichtung von Bundesbauverwaltung und Bundesbaudirektion stellte eine institutionelle Wiederaufnahme der Reichsbauverwaltung und der Reichsbaudirektion dar. Nach Kübler war der Gründungserlass für die Bundesbaudirektion vom 17. März 1950 nahezu identisch mit dem der Reichsbaudirektion vom 16. November 1929 formuliert, nur die Worte »Reichs« und »Bundes« waren ausgetauscht worden. Ferner
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waren ihre Aufgabenbereiche »deckungsgleich«, entsprechend lag die oberste Instanz für staatliche Bauaufgaben beim Bundesministerium; der Bundesbaudirektion oblag die »Mittelinstanz« der Technischen Aufsicht, die Prüfungskompetenz und die Genehmigungskompetenz bei kleineren Projekten sowie die »Ortsinstanz« der Planung, Baudurchführung und örtliche Bauleitung.12 Desgleichen ließen sich trotz der institutionellen Neugründung personelle Kontinuitäten nachweisen. Der erste Leiter des Baureferats, Theodor Weil, war bereits im Reichsfinanzministerium mit ähnlichen Aufgaben betraut gewesen. Karl Badberger (1888–?), von 1950 bis 1951 erster Leiter der Bundesbaudirektion, hatte innerhalb der Reichsbauverwaltung die Verantwortung für Baumaßnahmen der Waffen-SS und der Konzentrationslager getragen. Sein enger Mitarbeiter Franz Sales Meyer, 1953–1958 zweiter Leiter der Bundesbaudirektion, war zuvor Bauamtsvorstand in der Reichsbauverwaltung im Niedersächsischen gewesen.13 Carl Mertz (1908–1976) war bis Kriegsende bei der Reichsbaudirektion beschäftigt gewesen und 1952–1956 bei der Bundesbaudirektion tätig. Er wurde 1956 Leiter der Bauabteilung der Sondervermögens- und Bauverwaltung in Berlin, um dann nach zwei Jahren zum Leiter der Bundesbaudirektion aufzusteigen. Mertz verblieb bis zu seiner Berufung zum Präsidenten der Münchner Olympia-Baugesellschaft im Jahr 1969 an der Spitze der Bundesbaudirektion.14 Ähnliche Konstanz bewies auch die Leitung des Baureferats: Alwin Johannes Rossig (1905–1990) löste 1952 Theodor Weil ab und verblieb bis 1970 im Amt.15 Die Bundesbaudirektion begann 1950 mit 44 Mitarbeitern, von denen lediglich sieben verbeamtet waren. Sieben Jahre später hatte sich die Zahl der Mitarbeiter mehr als verdreifacht.16 Im Zuge der Erhebung der rheinischen Provinzstadt Bonn zur vorläufigen Bundeshauptstadt wurde das Bundesfinanzministerium nach Beschluss des Bundestags vom 3. November 1949 verantwortlich für die Schaffung der dortigen »Voraussetzungen für die Arbeitsfähigkeit des Parlaments und der Ressorts der Bundesregierung«.17 Neben der Liegenschaftsabteilung war die Bundesbaudirektion für die Unterbringung der staatlichen Organe verantwortlich. Hierbei galt die Leitlinie, den provisorischen Charakter des neuen Regierungssitzes herauszustellen, da dessen Bestandsdauer zunächst nicht zu überblicken war. Ab 1952 war die Bundesbaudirektion in Bauvorhaben des Auswärtigen Amts involviert. Deren erster Neubau war die eigene Administration in Bonn. Als »Verbindungsstelle zur Alliierten Kommission« hatte die adäquate Unterbringung des Auswärtigen Amts einen hohen Stellenwert; bisher verteilten sich die verschiedenen Abteilungen auf achtzehn einzelne Mietobjekte.18 Nach Hans Schwipperts (1899–1973) emblematischer Erweiterung der Pädagogischen Akademie zum Bundeshaus im Jahr 1949 war das Dienstgebäude des Außenministeriums an der Adenauerallee neben dem Bundesministerium der Finanzen eines der ersten größeren Neubauvorhaben der Bundesregierung in Bonn.19 Es trug der rasant steigenden Relevanz des Auswärtigen Dienstes und der steten Ausweitung der internationalen Beziehungen Rechnung und war bei Fertigstellung im September 1955 mit etwa 11.750 qm Nutzfläche und 720 Büroräumen das größte Verwaltungsgebäude der Bundesrepublik20. Der Komplex einer fünfgeschossigen geschlossenen Vierflügelanlage, dessen nordwestlicher Flügel in ein leicht aus der Flucht schwenkendes neungeschossiges Hochhaus mit vorgelagertem dreigeschossigen Ministertrakt übergeht und über einen Steg mit dem Repräsentationstrakt
Hans Freese, Modell des Auswärtigen Amts in Bonn (1953–1955). Bildarchiv BBR / Appel
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Egon Eiermann, Wettbewerb Auswärtiges Amt 1951/52. saai, Werkarchiv Eiermann
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verbunden ist (▶114), geht auf einen Wettbewerb von 1951/52 zurück, den Hans Freese (1889–1953) mit einem noch streng orthogonalen Entwurf eines um zwei Geschoss höheren Hochhaus und zwei rückwärtig anschließenden, niedrigeren Querflügeln für sich entscheiden konnte.21 Sowohl das Wettbewerbsergebnis als auch der Preisträger waren umstritten. Freese war 1941 zum Professor an der Technischen Hochschule Berlin berufen worden und konnte, obwohl er als enger Mitarbeiter Albert Speers an der Neugestaltung Berlins zur Welthauptstadt beteiligt und im Wiederaufbaustab für die Planungen in der Stadt Karlsruhe zuständig gewesen war, das Amt auch nach dem Zweiten Weltkrieg fortführen, 1949/50 sogar als Rektor der Hochschule. Freese pflegte auch nach dem Zweiten Weltkrieg seine persönlichen Verbindungen zu Kollegen des ehemaligen Wideraufbaustabs.22 Möglicherweise hatte dies auch Einfluss auf den Wettbewerbsentscheid über den Neubau des Auswärtigen Amts, zum Wettbewerb waren auch weitaus niedrigere und progressivere Lösungsvorschläge wie der des jüngeren Egon Eiermann (1904–1970) eingereicht worden (▶115).23 Ein Jahr nach Fertigstellung untermauerte die Bauverwaltung ihre Entscheidung zugunsten Freeses Beitrag des Bauwerks mit dessen städtebaulichen Qualitäten, seiner Eingliederung in die bestehende Bausubstanz und des Erhalts des alten Baumbestands, trotz eines notwendigen Grundstückszukaufs zur Realisierung der Vierflügelanlage. Zudem wäre
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Auswärtiges Amt, Hauptgebäude mit vorgelagertem Konferenzflügel. Bildarchiv BBR / Hans Schafgans
seine Gestaltung einfach und sachlich, zeigte aber eine »vornehme Haltung«.24 Das ausgeführte Gebäude erhält durch eine gerasterte Lochfassade und horizontale Gesimse, die die hochrechteckigen Fensteröffnungen geschossweise zu Fensterbändern zusammenfassen, einen Hauch von Plastizität (▶116). An den rückwärtigen Fassaden zeichnen sich die Treppenhäuser mittels einer geschossübergreifenden Verglasung ab. Gerahmte und außermittig platzierte Fensterflächen an den Stirnseiten brechen die Monotonie der ansonsten streng gegliederten Fassaden und spiegeln bei den Eingangsbauten die Varianz der inneren Nutzung nach außen. Das oberste Geschoss ist bei Hochhaus und Vierflügelanlage zurückgesetzt und vollständig verglast, so dass sich das auskragende Flachdach einen schwebenden Charakter aneignet. Die nach innen verlaufende Dachneigung erzeugt an den Stirnseiten des Hochhauses eine zusätzliche Dynamik. Das verwendete sachliche und kubische Formenrepertoire suchte die Nähe zum Neuen Bauen der 1920er Jahre, doch 1959 bezeichnete Hartmut Rebitzki den Neubau des Auswärtigen Amts als Beispiel »einer sehr unsicheren ›Ministerial-Repräsentation‹.«25 Diese zeigt sich in der ungelenken Fügung der Baukörper und Proportionierung der Baumassen. Vielmehr traten an dem Bauwerk zahlreiche Aspekte in Erscheinung, die die Architektur der noch jungen Demokratie und insbesondere die folgenden auswärtigen Projekte des diplomatischen Dienstes in Zusammenarbeit mit der Bundesbaudirektion geprägt haben. Die Architektur der jungen Bundesrepublik war überladen mit Anforderungen und Erwartungen. Dies galt zum einen für den sensiblen Kontext der vorläufigen Bundeshauptstadt, zum anderen für ihre Aufgabe, ein neues staatliches und gesellschaftliches Selbstverständnis widerzuspiegeln; wobei das Abbild, bezogen auf die ausländische Zielgruppe der Bündnispartner, ein noch größeres Gewicht erlangte. Zu Recht konstatiert von Beyme, dass der Architektur nun eine nie zuvor bekannte Aufmerksamkeit zuteilwurde.26 In den unmittelbaren Nachkriegsjahren standen die bisherigen Wertesysteme zur Disposition. Die Bundesrepublik hatte – weit über die ungesicherte Stilfrage hinaus – keine Routine in der Rolle der Bauherrin, die sich nun ad hoc über Architektur repräsentieren sollte. Der demokratische Staat musste wie die Weimarer Republik neue kulturelle und architektonische Leitbilder
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einer nationalen Repräsentation finden, ihre Suche war allerdings von zusätzlichen Faktoren beeinflusst: Erstens war es für die Bundesrepublik zwingend geboten, sich im Zuge der Entnazifizierung dezidiert von den kulturellen Identitätsindikatoren abzugrenzen, die während der NS-Zeit Missbrauch erfahren hatten. Dies bezog sich beispielsweise auf nationale Hoheitszeichen, die Nationalhymne, aber auch die Musik von Richard Wagner oder deutsches Eichenholz, verlegt im Fischgrätparkett. Neben diesen bezeugten die im Zuge der Kriegseinwirkungen weitläufig zerstörten Kulturlandschaften die Vernichtung der »optischen Identität« Deutschlands.27 Die gesamte Historie des Deutschen Reichs mit einbeziehend erklärte Otto Bartning (1883–1959), der tonangebende »Doyen unter den deutschen Baumeistern«,28 in seinem 1946 in den Frankfurter Heften erschienen Aufsatz »Ketzerische Gedanken am Rande der Trümmerhaufen« in einem fiktiven Zwiegespräch, dass ein Wiederaufbau angesichts des überwundenen Nazi-Regimes und Kriegsterrors »seelisch unmöglich« und verlogen gegenüber den Nachkommen wäre.29 In die gleiche Richtung zielte der Appell »Ein Nachkriegsaufruf. Grundsätzliche Forderungen« von 1947, den zahlreiche Anhänger des Neuen Bauens unterzeichneten.30 Das neoklassizistische, traditionelle Formenvokabular einer Repräsentationsarchitektur, wenn auch zuweilen international orientiert, war belastet durch die nationalsozialistische Steigerung bis hin zur Gigantomanie. Es verkörperte »den Baustil des totalen Staates«31 und galt als solcher als nicht mehr tragbar. Diese klare Positionierung und die damit einhergehende Ausblendung der Kontinuitäten des Neuen Bauens und der traditionellen Moderne zwischen 1933 und 1945 half vor allem denjenigen Architekten, die nicht emigriert waren und im Dienst des Nationalsozialismus weiter gebaut hatten, sich von der eigenen Vergangenheit zu distanzieren.32 Zweitens führte die Spaltung Deutschlands die Erfordernis neuer Leitbilder herbei. Eine öffentlich proklamierte Abgrenzung zur DDR manifestierte den bundesdeutschen Anspruch auf Vorherrschaft und Überlegenheit. Die gezielte Orientierung der DDR an der Kulturpolitik der Sowjetunion und ihre in Anlehnung an den sowjetischen Realismus und dessen geforderte Rückbesinnung auf Nationale Traditionen setzte die Bundesrepublik mit der »nationalsozialistischen« Architektur gleich.33 Dass das Agieren der DDR hierfür als Katalysator wirkte, macht Werner Durths und Paul Sigels Feststellung, »[…] Architektur und Stadtplanung [seien] zu einem Feld der propagandistischen Auseinandersetzung geworden, in dem von Seiten der DDR der Aufbau der Hauptstadt Berlin im östlichen Teil der Stadt mit gesamtdeutschem Geltungsanspruch als ein Höhepunkt nationaler Selbstdarstellung gefeiert« worden wäre,34 mehr als deutlich. Im Umkehrschluss verstärkte die Abgrenzung zur DDR den zu erhaltenden provisorischen Charakter Bonns35, der sich wiederum auf die dortigen Regierungsbauten und ihre jeweilige Ausstattung übertrug. Und drittens dienten neue Leitbilder der Legitimation der eigenen Existenz. Die offensichtlich zur Schau gestellte Demut, Läuterung und Schuldannahme galt der Werbung um Vertrauen in den vollzogenen gesellschaftlichen Wandel. Für Architekten, die ihre Arbeit als Auftrag zur Gestaltung einer neuen Gesellschaft ansahen, gab Otto Bartning in seinem oben genannten Aufsatz gleich den Rahmen für eine demokratische Architektur vor:
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»Aber schlichte Räume lassen sich auf den bestehenden Grundmauern und aus den brauchbaren Trümmerstoffen errichten, schlichte, helle Räume, in denen ein schlichtes, für jedermann gleiches und durchsichtiges Recht verhandelt wird, ohne Hinterklauseln und ohne Stuckornamente. Auf, ihr Juristen und ihr Architekten, plant und entwerft Formen, Räume von eindeutiger Klarheit und einfältiger Kraft, darin unsere Kinder und Enkel aufrichtig und also frei dem gemeinsam erkannten und anerkannten Rechte sich fügen.«36 In Bezug auf eine staatliche Repräsentationsarchitektur fasste Adolf Arndt (1904–1974) Bartnings Appell in dem Leitgedanken »Demokratie als Bauherr«37 (1961) zusammen und transferierte die demokratische Grundhaltung zum kulturellen Selbstverständnis: »Demokratie zielt immer auf Gleichgewicht, Gleichgewicht zwischen Staat und Gesellschaft, Gleichgewicht zwischen bewahren und erneuern, und auf das Gleichgewicht nach einem Maß, dem wirklichen Menschen, dem widerspruchsvollen Menschen, der gut und böse sein kann, rational und emotional.«38 Arndt, einer der maßgeblichen Mitautoren der Verfassung der Bundesrepublik und sozialdemokratischer Abgeordneter im Bundestag, konstatiert, dass dominante Staaten es de facto leichter hätten, ihre Superiorität über Architektur auszudrücken. Der Mensch sei von dieser beeindruckt, doch kein Teil derselben und fühle sich daher nicht für diese verantwortlich. Die Architektur demokratischer Staaten hingegen nehme den Menschen als Maßstab und setze ihn in den Mittelpunkt aller Planungen. Es sei die »demokratische Aufgabe des Bauens […], daß ein jeder Mensch sich als Mensch für sich und Mensch im Gefüge gewahrt.«39 Ähnlich hatte schon der USamerikanische Präsident Abraham Lincoln (1809–1865) demokratische Architektur als Beziehung zweier Komponenten definiert: »Architektur von den Menschen und Architektur für den Menschen«40 Erste Ansätze einer von altem Ballast befreiten Stadtplanung verfolgte eine unabhängige Planungsgruppe um den 1945 als Stadtbaurat und Leiter der Abteilung Bau- und Wohnungswesen im Magistrat der Stadt Berlin von der sowjetischen Militäradministration eingesetzten Hans Scharoun (1893–1972) in seinem ein Jahr später vorgestellten Wiederaufbauplan für Berlin mit dem Konzept der gegliederten und aufgelockerten Stadt.41 Der Kollektivplan knüpfte mit seinen Siedlungs- und Grünzonen, malerisch gebrochen vom Flusslauf der Spree, an die Ideale der 1920er Jahre an und vollzog den radikalen Bruch mit den Planungskonzepten der Ära Speers und deren angestrebter Baukultur.42 Seinen radikalen Charakter offenbarte das Konzept in der kompromisslosen Beräumung aller Trümmer, dem Erhalt weniger emblematischer Altbauten und der Zugrundelegung eines auf Knotenpunkte angelegten Verkehrskonzeptes.43 Der Utopie bleibende Kollektivplan Scharouns diente den ideologisch und teils polemisch geführten Grundsatzdiskussionen unter den Architekten und Stadtplanern in der Zeit des Nicht-Bauen-Könnens44 als Folie für einen radikalen Neuaufbau, den die Befürworter des Wiederaufbaus, deren Ambitionen sich möglicherweise an Freudenstadt oder an den Diskussionen um das Frankfurter Goethehaus am deutlichsten herausarbeiten ließen, vehement ablehnten. Die beiden Pole der Architekturhaltung von traditionell bis progressiv illustriert Hackelsberger anschaulich anhand der Gegenüberstellung der beiden Zeitschriften Der Baumeister sowie Baukunst und Werkform, deren Abonnement bereits ein architekturpolitisches
Hochhausanlage HamburgGrindelberg (1946–1956). SLUB / Deutsche Fotothek, GERMIN 1958
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Bekenntnis gewesen wäre.45 Der restaurativen Haltung des Baumeisters setzte die ab 1947 von Alfons Leitl (1909–1975) herausgegebene Zeitschrift Baukunst und Werkform eine offensive Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit sowie lebhaft ausgetragene, kontroverse Debatten zu den Zielvorstellungen einer neuen Baukultur entgegen. Zum Ende der 1940er Jahre schwächten sich die oppositären Positionen der radikalen und der traditionellen Moderne ab.46 Mit Aufhebung des von den Alliierten auferlegten Baustopps und infolge von Staatsgründung und Währungsreform, überwog bei den ab 1948 begonnen Neubauten der Pragmatismus gegenüber klar definierten architektonischen Grundsätzen.47 Dementsprechend ist der Neubau des Auswärtigen Amts ein Abbild dieses Kompromisses und der Verschleifung der radikalen Haltungen. Der provisorische Charakter Bonns wirkte hier verstärkend, ausgedrückt in der bereits erwähnten Unsicherheit der Gestalter. Auch wenn diese sich an den kurz zuvor in Hamburg fertiggestellten ersten drei Grindelhochhäusern (1946–1956)48 (▶117) und im weitesten Sinne an Ludwig Hilberseimers Hochhausstadt (1927) respektive Le Corbusiers La Cité Radieuse (1947–1951) orientierten, wird die Unbeholfenheit an der fehlenden Stringenz in der Volumenverteilung sowie der unausgewogenen Fassadengliederung offensichtlich. Dies gilt hingegen nicht für die Dimensionen und den Geltungsanspruch des Bauwerks. So steht die Gebäudehöhe des Neubaus in Kombination mit seiner repräsentativen Lage am Rheinufer im Gegensatz zu der ansonsten geübten Zurückhaltung der Bonner Ministerien.49 Der vermeintliche Rückgriff auf die Architektur der 1920er Jahre stellt sich im globalen Umfeld weitaus deutlicher als ein Wiederanknüpfen an eine internationale moderne Bewegung dar, die sich, ausgehend von Mitteleuropa und wenn auch in Deutschland während des NS-Regimes in den Hintergrund gerückt, weltweit ausbreitete und kontinuierlich als International Style50 weiterentwickelte.51 Das bundesdeutsche Bekenntnis zu diesem verlief kongruent zu der von Adenauer forcierten Westintegration, insbesondere in der Anlehnung an das Vorbild der Vereinigten Staaten.52 Deren ideelle Dominanz gegenüber den europäischen Alliierten wurde von den Verheißungen eines modernen und fortschrittlichen Staates getragen, die das europäische Amerikabild seit der Jahrhundertwende prägten.53 Der bundesdeutsche
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Wille zum Wandel überschnitt sich mit dem vom US-amerikanischen Office of Military Government for Germany (OMGUS)54 betriebenen und von den Briten unterstützten Programm der Re-Education,55 das eine Demokratisierung der westlichen Besatzungszonen von unten als grass-root-democracy forcierte. Als positives Pendant zur Entnazifizierung zielte das Programm auf die Vermittlung einer demokratischen Haltung bzw. eines kulturellen Selbstverständnisses ab.56 Mit dem Versuch, das deutsche Erziehungswesen nach amerikanischem Vorbild zu reformieren, setzte das Vorhaben bei den Jüngsten in der deutschen Bevölkerung an.57 Für die breite Masse errichtete das OMGUS eigens U.S. Information Centers, in denen der deutschen Bevölkerung die amerikanische Lebensart über eine gezielte Informationspolitik, kulturelle Angebote und Sprachkurse nahegebracht werden sollte:58 »Information Control personnel will plan and carry out certain overt activities designed to further the democratic orientation of Germany and to foster the assimilation of the German people into the society of peaceful nations through the revival of international cultural relations […]. Such activities will include […] creation, operation and maintenance of libraries and information centers.«59 Mit diesen Einrichtungen reagierte die amerikanische Besatzungsmacht auf den Kulturhausbau in der DDR,60 der auf Moskaus Einfluss zurückgehend die Bevölkerung zur sozialistischen Gesellschaft hinführen sollte,61 und demonstrierte ihre antikommunistische Haltung62. Ende der 1940er Jahre weiteten die USA ihr Programm der nun als Amerika Häuser firmierenden Einrichtungen auf die britischen und französischen Besatzungszonen aus.63 Weniger flächendeckend richteten die Französischen und die Britischen Militärregierungen ab 1946 entsprechende Informationszentren in den von ihnen besetzten Gebieten ein. Die französische Kulturarbeit in den Instituts Français hatte ihren Schwerpunkt im Bildungswesen und der Weitergabe der französischen Sprache und Kultur. Die Informationszentren der britischen Besatzer mit dem Namen Die Brücke betrachteten sich in erster Linie als akademische Einrichtung zur Weiterbildung von Lehrern und Schülern. Sie wurden Ende der 1950er Jahre dem British Council unterstellt.64 Das Cultural Exchange Program ergänzte das US-amerikanische Vorhaben der Re-Education um den Aspekt der Völkerverständigung. Die von der Austauschabteilung der US-Militärabteilung betriebene Maßnahme ermöglichte ab 1948 und bis zur Ratifizierung der Pariser Verträge 1955 etwa 12.000 bundesdeutschen Bürgern den Besuch in den USA, um dort Erfahrungen zu sammeln und diese nach ihrer Rückkehr berufsspezifisch umzusetzen und multiplikatorisch wirksam weiterzugeben. Nach einem sorgfältigen Auswahlverfahren durften etwa 7.500 Fach- und Führungskräfte als German Experts in die USA reisen, darüber hinaus Studenten, Auszubildende und Schüler.65 Das Austauschprogramm mit der Bundesrepublik erreichte seine Hauptphase zwischen 1949 und 1953, es war das größte, das die USA je mit einem Zweitstaat durchgeführt hatte.66 Der intensivierte Wissenstransfer im Bereich der Architektur geht auf den ehemaligen Bauhausdirektor Walter Gropius (1883–1969) zurück, der bereits 1947 eine von der amerikanischen Militärregierung organisierte Vortragsreise nach Deutschland unternommen und die Konzepte des New Bauhaus vorgestellt hatte.67 Bestürzt über die vorgefundenen materiellen und sozialen Unzulänglichkeiten sprach sich Gropius
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in seinem Bericht an den Militärgouverneur der amerikanischen Besatzungszone Lucius D. Clay (1898–1978) nachdrücklich für die Unterstützung deutscher ArchitekturHochschulen mit Unterrichtsmaterialien und Fachliteratur, für Informationsvorträge ausländischer Fachleute sowie für Reisen von bundesdeutschen Architekten und Architekturstudierenden in die USA aus.68 Ein Jahr später war Elisabeth Mocks 1945 erschienenes Buch Built in USA. 1932–1944 in deutscher Übersetzung zu erhalten.69 Und ab 1950 wurde ein vom American Institut of Architects zusammengestelltes Bildkonvolut amerikanischer Bauten als Wanderausstellung in verschiedenen Städten Europas gezeigt. Es legte die Grundlage für die ein Jahr später vom Stuttgarter Hatje Verlag herausgegebene Publikation Amerikanische Architektur seit 1947. In den kommenden Jahren folgten Besuche, Vortragsreihen und Lehraufträge zahlreicher deutscher Emigranten, die im Ausland, insbesondere in den USA, die Moderne Bewegung erfolgreich fortgeschrieben und Einfluss auf den Architekturdiskurs genommen hatten. Wenige ausgewählte Architekten ohne NS-Vergangenheit reisten in die USA, so z. B. Sep Ruf (1908–1982) und Günther Wilhelm (1908–2004), zudem Studierende der Technischen Universitäten in Darmstadt, München und Stuttgart.70 An anderen Architekturfakultäten gehörte zumindest eine Auslandsexkursion nach Großbritannien, Skandinavien oder in die Schweiz obligatorisch zur Ausbildung.71 Spätestens die 1959 in der Zeitschrift Baukunst und Werkform veröffentlichte und mit einem Foto des Amerikanischen Generalkonsulats in München flankierte Diskussion »Kann Architektur erzieherisch wirken?«72 bezeugt, dass die Bemühungen der Besatzungsmächte Früchte trugen. Von Beginn an betrieb die Zeitschrift die gezielte Auseinandersetzung mit der neuen US-amerikanischen Architektur und seinen, insbesondere von den europäischen Emigranten (z. B. Ludwig Mies van der Rohe, Richard Neutra, Oskar Schindler, Konrad Wachsmann) beeinflussten, neuen Bautechniken und Raumplanungen.73 Befördert durch die Vernetzung der Protagonisten meldeten sich ebenso die im Ausland verbliebenen zu Wort, so auch der ehemalige Berliner Stadtbaurat Martin Wagner. Darüber hinaus setzte sich die Zeitschrift mit der Nachkriegsarchitektur in Großbritannien (Peter Behrens, Amyas Connell, Berthold Lubetkin), Frankreich (Le Corbusier, Jean Prouvé) sowie Skandinavien (Gunnar Asplund, Alvar Aalto, Arne Jacobsen) auseinander und generierte diese zu Vorbildern.74 Aus dieser vielseitigen Einflussnahme entwickelten sich die nachträglich als spezifisch für die Architektur der 1950er Jahre festgelegten Merkmale wie die vorangehend genannte Differenzierung der architektonischen Gestalt gemäß der Bauaufgabe und die Aufhebung des orthogonalen Dogmas bzw. Einführung der Bewegung mittels geschwungener Volumen sowie Linienführungen. In der Ausführung erhielten Oberflächen unterschiedliche Strukturen und Färbungen. Entscheidend war hierbei die Vielseitigkeit der zum Einsatz kommenden Materialien, vor allem Kunststoffe in Kombination mit bzw. in Kontrastierung zu traditionellen und für neuartige Anwendungsgebiete einsetzbaren Verfahren und Materialien wie Mosaiken, Klinker und Messing.75 Die gleichwertige Behandlung der Oberflächen im Innen- und Außenraum verbanden diese zu einer Einheit, während sich die Raumabschlüsse durch große Glasflächen und deren filigranen Profile aufzulösen schienen. All dies zeigt sich bei zeitgenössischen Bauten in den USA. Beim Neubau des Auswärtigen Amts gelangte es hingegen noch nicht zur Reife, der Verwaltungsbau orientierte sich am
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Schweizer Vorbild der Rasterbauweise. Diese hatte laut Nerdinger insbesondere der Architekt Ernst Neufert in seinen streng formalistischen Bauwerken zum grundlegenden Gestaltungsmittel erhoben und mit seinem rhythmisierten Rasterplan – in Kompensation des NS-Erbes – auf den Zwang nach Ordnung und die Herstellung von Anonymität verwiesen sowie jede Form der Hierarchisierung negiert. Die schmalen, auskragenden Dachkanten und gläsernen Staffelgeschosse seien hingegen tradierte Motive der 1930er und 1940er Jahre.76 Im Zusammenspiel der genannten Merkmale inklusive der Übernahme der auswärtigen Vorbilder, klassifizierte Nerdinger die Architektur der 1950er Jahre als eklektische Melange.77 Ergo entstand keine neue Architektursprache, sondern ein Baukastensystem eines zum Signum des demokratischen Bauens erhobenen Formenvokabulars, das sich mit Schlagworten wie Zurückhaltung, Ehrlichkeit, Transparenz und Offenheit identifizierte und das allgemein vertraute, traditionelle Lager immer mehr in den Hintergrund des staatlichen Bauwesens drängte. In Wahrnehmung dessen konstatiert von Beyme, dass Architektur immer elitär sei und mit Hinweis auf Lincolns Definition eine partizipative »Architektur von den Menschen« nicht möglich sei. Demokratische Architektur sei nur dann möglich, wenn Architekten die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen zusammenfassen und Architektur für die Menschen planen.78 Wie variantenreich allerdings sich diese Wünsche und Bedürfnisse in der staatlichen Repräsentationsarchitektur der Bundesrepublik fernab der distinguierten Architektenkreise darstellten, veranschaulicht der Kommentar des späteren Außenstaatssekretärs Rolf Lahr von 1953 zur laufenden Baumaßnahme des Auswärtigen Amts in Bonn: »Schon sieht man zwischen Rhein und Koblenzer Straße einen für unser Bundesdorf überdimensionierten Koloß emporwachsen, der die friedliche Rheinfront um ihr bescheidenes Gleichgewicht bringt und mehr nach dem Neubau einer Versicherungsgesellschaft als einem Bruder des Quai d’Orsay, des Foreign Office und des Palazzo Chigi aussieht.«79 Tatsächlich trafen beim Neubau des Auswärtigen Amts und bei den folgenden Botschaftsbauten die Architektenelite sowie die alte und neue Führungselite im Auswärtigen Dienst respektive unterschiedliche Haltungen zu einer repräsentativen Architektur für den Menschen aufeinander. Somit stellt sich die Frage, ob in der Demokratie, so wie es Nerdinger 1992 für die Metaphorik in der Literaturgeschichte feststellt, »Architektur als Abbild oder Symbol eines idealen oder konkreten politischen Systems«80 uneingeschränkt funktioniert oder ob die staatlichen Neubauten der Forderung Arndts folgen und »etwas vom Geist der Demokratie, etwas vom politischen Neuverständnis des Menschen, seiner Gemeinschaft und seiner Freiheit« reflektieren.81 Lahrs Aussage stellt beides unumwunden in Abrede. Indem er die Anmutung des Neubaus für den Auswärtigen Dienst kritisierte, implizierte er, dass sie dessen Stellung nicht gerecht wurde. Vielmehr als die Gewichtung des Auswärtigen Amts innerhalb des bundesdeutschen Behördenapparates – das Finanzministerium war in ähnlicher Manier um ein Geschoss niedriger nur ein Jahr zuvor fertiggestellt worden – zählte der internationale Vergleich mit den, wohlgemerkt historischen Bauten der Außenministerien in Paris, London und Rom.
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Für die Frage, wie sich ein Staat in der veränderten Weltordnung nach dem zweiten Weltkrieg im Ausland architektonisch repräsentieren konnte, reichte der Blick ins rheinaufwärts gelegene Bad Godesberg und ins dort angrenzende Mehlem. Hier, nicht weit vom Auswärtigen Amt entfernt, richteten sich die Besatzungsmächte ein und lieferten mit ihren Neubauten die ersten Vorlagen einer architektonischen auswärtigen Selbstdarstellung im International Style. Diese Bauten dienten jedem Architekten als eindringliches sowie frei zugängliches Anschauungsmaterial und erreichten als Vorbild für die auswärtige Repräsentation der verunsicherten Bundesrepublik eine herausragende Wirksamkeit. In Zusammenarbeit mit bundesdeutschen Architekten errichteten die westlichen Alliierten Neu- bzw. Umbauten von Verwaltungs- und Wohnbauten für die eigenen Administrationen und ihre Mitarbeiter sowie die der Re-Education zugeordneten kulturellen Einrichtungen der Informationszentren und Amerika Häuser. Mit ihren baulichen Maßnahmen demonstrierten die Besatzungsmächte ihre Haltung einer demokratischen Architektur, die im Kontrast zu Speers Monumentalarchitektur stand und eine Rückkehr zu historistischen Formen einer Repräsentationsarchitektur, damit auch zu vergangenen nationalen Symbolen, kategorisch unterband. Der radikale Umbau des gründerzeitlichen Hotels Godesberger Hof (▶118) zum modern anmutenden Transithotel und Gästehaus der Amerikanischen Hochkommission demonstrierte diese Grundeinstellung besonders prägnant. Die Architekten Eugen Blanck und Walter Kratz entkernten das Haus 1949–1950 bis auf die tragende Konstruktion und entfernten die Dachlandschaft sowie den Fassadendekor (▶119).82 Das Französische Hochkommissariat beendete im selben Jahr einen dreigeschossigen Verwaltungsbau als »Eilbau« gegenüber ihrem ersten Dienstsitz im Rheinhotel Dreesen am Godesberger Rheinufer.83 Für den Entwurf zeichnete der Frankfurter Architekt Johannes Krahn (1908–1974) verantwortlich, ebenso für die 1952 im zweiten Bauabschnitt folgende Erweiterung der Kanzlei um einen vorgelagerten viergeschossigen Bürotrakt (▶120) sowie das eigenständige Gästehaus mit Restaurationsbetrieb Cercle Français.84 Eine Stahlskelettkonstruktion ermöglichte die kurze Errichtungszeit der Neubauten, die eine sachliche Lochfassade mit deckenhohen Fensteröffnungen, niedriger Brüstungshöhe und geschosshohe Verglasungen der Treppenhäuser aufweisen. Die Fassaden sind klar strukturiert, teilweise symmetrisch. Hervorzuheben ist die Bündigkeit, die die Fensterprofile aus Stahl mit den vorgeblendeten Natursteinplatten aus Travertin eingehen. Sie steht im Gegensatz zu dem rundum leicht auskragenden flachen Walmdach. Die Strenge der Fassade wird durch pointiert gesetzte Irritationen im klar strukturierten Fassadenraster wie Öffnungselemente und Balkone spielerisch gebrochen, kunsthandwerkliche Brüstungsverkleidungen aus Aluminium bezeugen Krahns Sinn für das Detail. Die Gebäude wurden während der Amtszeit des französischen Hochkommissars André François-Poncet (1887–1978) erbaut. Dieser war während seiner Amtszeit als Botschafter Frankreichs beim Deutschen Reich (1931–1938) häufig zu Gast im Hause Am Rupenhorn des Ehepaars Mendelsohn gewesen und hatte von diesem die Zustimmung erhalten, dass die französische Botschaft das Haus mit Blick
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Bauten für die Besatzungsmächte
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Hotel Godesberger Hof am Rheinufer. SHSB / F.G. Zeitz Verlag, Königssee 1925
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Eugen Blanck, Walter Kratz, Umbau Godesberger Hof (1951). SHSB / Hamburger Aero-Lloyd 1958
auf die Havel für Empfänge nutzen durfte. Nach ihrer Flucht aus Deutschland hatten die Mendelsohns das Gebäude der Französischen Botschaft zur weiteren Nutzung überlassen.85 Entsprechend erklärt sich die Wertschätzung, die François-Poncet der Neuen Sachlichkeit entgegenbrachte. Während Krahn von der französischen Regierung weitere Folgeaufträge erhielt, ließ die Kritik am Neubau des Administrationsgebäudes des Britischen Hochkommissariats nicht lange auf sich warten. Noch vor Fertigstellung bescheinigte der damalige Beauftrage des Landeskonservators Bendermann dem 1952–1953 errichteten dreigeschossigen, langgestreckten Winkelbau an der Friedrich-Ebert-Allee eine sorglose und spannungslose Ausführung.86 Das den Prämissen der Einfachheit, Zweckmäßigkeit und Solidität folgende Gebäude entstand nach einem Entwurf des Londoner Architekten R. P. Mills unter der Bauleitung des Kölner Architekten Walter Colombo. Die über drei Geschosse gleichmäßig verteilten Lochfenster erwirken in der Fernwirkung den Eindruck von Fensterbändern, der Haupteingang erfolgt unspektakulär im Winkel der Straßenfassade (▶121). 1954–1955 wurde das Gebäude um
Johannes Krahn, Französische Botschaft in Bonn (1950). SHSB / Gerhard Sachsse 1955
▶ 121
R. P. Mills, Britische Botschaft in Bonn (1952–1953). © Historic England Archive
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einen L-förmigen Anbau erweitert, der die Rückseite zu einem einseitig geöffneten Innenhof schloss. Die Kanzlei des Vereinigten Königreichs erweist sich als schlichter Verwaltungsbau, der keinerlei Anspruch auf Repräsentation oder Dauerhaftigkeit erhebt. Dennoch führte ihn der Leiter des Baureferats Johannes Rossig 1962 in einem Artikel über »Repräsentative Bauten« in der Zeitschrift Die Bauverwaltung auf.87 Weit mehr Gestaltungsdrang zeigte der Neubau des Britischen Informationszentrums Die Brücke in Köln, der bereits 1948–1950 entlang der Hahnenstraße entstanden war (▶122). Die zweiteilige Anlage eines parallel zur Straße verlaufenden transparenten, zweigeschossigen Riegels und eines senkrecht zur Straße orientierten, geschlossen gehaltenen Saalbaus basiert auf dem Entwurf des Kölner Architekten Wilhelm Riphahn (1889–1963). Der Riegel nimmt eine Leihbücherei und Lesesäle auf, der Saalbau ein Kino, einen Theatersaal, Künstlergarderoben und einen Seminarraum. Das Bauwerk demonstriert Riphahns Fähigkeit, Proportionen fein aufeinander abzustimmen und Plastizität sparsam aber dennoch gezielt einzusetzen. Desgleichen gilt für Riphahns Entwurf für das Institut Français in Köln, das nach seinem 1. Preis beim Wettbewerb 1951
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bereits ein Jahr später fertiggestellt wurde (▶123). Das erste französische Kulturinstitut in Deutschland zeigt einen U-förmig angeordneten Komplex dreier eingeschossiger aber unterschiedlich hoher Pavillonbauten, die ebenfalls eine Leihbücherei, Lesesäle und Seminarräume beherbergen. Darüber hinaus beteiligte sich Riphahn 1953, wenn auch erfolglos, am Wettbewerb für das Italienische Kulturinstitut in Köln.88 Insbesondere mit den frühen Neubauten der US-amerikanischen Regierung konnotierte die deutsche Bevölkerung eine optimistische Zukunft, befördert durch zielgerichtete Investitionen der US-Regierung und US-amerikanischer Stiftungen in den Wiederaufbau und Neuaufbau sozialer sowie prestigeträchtiger Bauvorhaben. Demgemäß übten diese großen Einfluss auf die westdeutsche Nachkriegsarchitektur aus.89 Das US-amerikanische Office of Foreign Buildings Operations (FBO)90 ging grundsätzlich von der Annahme aus, dass die Errichtung von Appartementhäusern und Administrationsgebäuden in Bonn in Eigenregie für die US-Regierung am kostengünstigsten wäre. Es engagierte hierfür den Frankfurter Architekten Otto Apel (1906–1966),91 der 1950–1951 in einer Arbeitsgemeinschaft mit Rudolf Letocha, Wilhelm Rohrer, Martin Herdt und Sep Ruf die drei HICOG–Siedlungen Muffendorf, Plittersdorf und Tannenbusch in Bonn und Bad-Godesberg sowie den Verwaltungssitz des Amerikanischen Hohen Kommissars in Bonn-Mehlem umsetzte.92 Die spätere USamerikanische Botschaft entstand auf dem Areal des Schlosses Deichmannsaue, das am südlichen Ende des Grundstücks gelegen zur Residenz hergerichtet wurde.93 In seiner Ausdehnung demonstriert die direkt anschließende Verwaltung die damalige Superiorität der Vereinigten Staaten. Vier viergeschossige Flügel reihen sich, den Zinken eines Kammes gleich, aneinander, während sie einen leichten Bogen beschreiben (▶124). Der zum Rheinufer ausgerichtete Rücken ist zweigeschossig und dient als Verteiler. Alle Baukörper sind verputzt und basieren auf einer Skelettkonstruktion, bei der die Umwandung des Erdgeschosses hinter die tragenden Pfeiler rückt. Der Komplex tritt trotz seiner Ausmaße betont schlicht und zurückhaltend auf. Die gerasterte Lochfassade weist eine ausgeprägte Flächigkeit auf. Nur die rückwärtigen, voll verglasten Treppenhäuser treten aus der Kubatur heraus. Die zweihüftige Organisation der Binnenstruktur zeigt sich an den Fensterelementen an den Stirnseiten. Die geschwungene Anordnung der Flügel lässt Angelika Schyma den Vergleich zu dem 1928–1931 nach Entwürfen von Hans Poelzig errichteten Verwaltungsbau für I.G. Farben in Frankfurt ziehen, der nach 1945 als Hauptsitz der Amerikanischen Militäradministration diente.94 Als nachhaltigere Vorbilder sollten sich allerdings die Entwürfe des New Yorker Architekturbüros Skidmore, Owings & Merrill (SOM) ab 1952 für zahlreiche Neubauten von Generalkonsulaten und Apartmenthäusern des diplomatischen Dienstes sowie Amerika-Häusern im Rahmen eines $19-Millionen-Programms des FBO erweisen. Die Beauftragung folgte unmittelbar auf die Besichtigung des von SOM just fertiggestellten Firmenhauptsitzes des britischen Drogerieartikelproduzenten Lever Brothers in New York durch den FBO-Direktor Frederick Larkin sowie seines Stellvertreters und leitenden Architekten Leland W. King.95 Dieses als Lever House in die Architekturgeschichtsschreibung eingegangene Wahrzeichen der Moderne bezeichnet Nerdinger als »das einflussreichste Bauwerk der 50er Jahre«, da es »die entscheidenden Anstöße« für die curtain wall und ihre Verwendung insbesondere an Verwaltungs- und Bürobau-
Wilhelm Riphahn, Britisches Informationszentrum „Die Brücke“ in Köln (1948–1950). Foto um 1960. © Rheinisches Bildarchiv, rba_mf089628
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Wilhelm Riphahn, Institut Française in Köln (1952). Foto 1953. © Rheinisches Bildarchiv, rba_ _mfL000174_5
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Verwaltungssitz des Amerikanischen Hohen Kommissars (1950–1951), später US-Amerikanische Botschaft in Bonn-Mehlem. SHSB / USIS PressUnit 1955
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Harrison & Abramovitz, Modell der US-Botschaft Rio de Janeiro (1948–1952), 1950. National Archives (59-OBO-034-CSP_942)
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Harrison & Abramovitz, USBotschaft Havanna (1950–1952). National Archives (59-OBO-171HIS_1585)
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US-Botschaft Havanna, Eingangshalle 1953. National Archives (59-OBO-212-HIS_3075)
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ten lieferte.96 Verantwortlich für den Entwurf zeichnete Gordon Bunshaft (1909–1990), mit dessen Arbeiten sich vor allem das wirtschaftliche Amerika identifizierte.97 Diese waren beispielhaft für die Fusion architektonischer Gestalt und Firmenidentität, die die US-Architektur der Nachkriegszeit prägte und besonders bei den Hochhäusern von Harrison & Abramovitz für die Firmen Alcoa oder US Steel zum Ausdruck kam.98 Nachdem Wallace K. Harrison (1895–1981) und Max Abramovitz (1908–2004) mit ihren Entwürfen für die US-Botschaften in Rio de Janeiro (1948–1952) (▶125) und Havanna (1950–1952) (▶126) die allerersten diplomatischen US-Vertretungen im modernen Gewand geliefert hatten, erhoffte sich King mit der Beauftragung von SOM, insbesondere unter der Beteiligung Bunshafts, einen neuen, klaren, spektakulären und amerikanischen Ausdruck der auswärtigen US-Architektur, der mediale Aufmerksamkeit erzielen sollte. Gleichwohl sah King hierin eine Geste des guten Willens gegenüber Deutschland, indem das »Bauhaus idiom«, nun zum »American icon« transformiert, zur offiziellen Architektursprache der US-amerikanischen Staatsbauten in der Bundesrepublik wurde. Das ursprüngliche Programm des FBO sah insgesamt 40 neue Gebäude vor, darunter sieben Konsulate, sieben Wohnhäuser für die Missionschefs, sechs Informationszentren, einen Verwaltungssitz für den amerikanischen Sender Voice of America in München sowie 275 Wohneinheiten verteilt auf neunzehn Wohnhäuser. Eine wichtige Prämisse für ihre Ausführung galt der Wahrung eines provisorischen Charakters, um auch seitens der USA das Ziel der deutschen Wiedervereinigung architektonisch nicht in Frage zu stellen. Das Problem der Standorte unterlag hingegen dem föderalen System der Bundesrepublik, das mehrere Konsulatsstandorte erforderte, und der anhaltenden Truppenpräsenz der US-Amerikaner.99 Zur Umsetzung von Bunshafts Entwürfen richtete SOM eine Zweigstelle im Verwaltungsgebäude der US-amerikanischen Hochkommission in Bad Godesberg ein, besetzt mit David Hughes (1918–2007) als Projektmanager, Nathalie de Blois (1921– 2013) als Chefdesignerin sowie den Mitarbeitern Dale Byrd, Paul Pippin, Sherwood Smith und Ed Petrazio. Für die Umsetzung arbeiteten sie mit Otto Apel zusammen, der mit seinen rund 40 Mitarbeitern die angrenzenden Büroräume belegte und für die Ausführungsplanung und Bauleitung zuständig war.100 Bunshafts Beteiligung bei den einzelnen Projekten variierte, da einige im Verlauf des Planungsfortschritts stark verändert oder niemals ausgeführt wurden.101 Noch 1952 kreierte Bunshaft für die fünf realisierten Konsulatsbauten in Bremen, Düsseldorf, Stuttgart, Frankfurt und München ein einheitliches gestalterisches Grundthema.102 Bei allen fünf Generalkonsulaten dominierte der einzigartige künstlerische Ausdruck der Form, der städtebauliche Kontext blieb unbeachtet.103 Bis auf Stuttgart zeigen alle Bauten einen zweiteiligen Baukörper, bestehend aus einem aufgeständerten höheren Riegel für Büronutzung, der sich mit einem flachen, eingeschossigen Baukörper für den Empfangsbereich verschneidet. Das Motiv orientierte sich am Ideal des US-amerikanischen Botschaftsbaus um 1950 und fand erstmals bei der Botschaft in Havanna von Harrison & Abramovitz Anwendung, das auch die Ausstattung der Empfangsbereiche mit Möbeln von Knoll International – u. a. Mies van der Rohes Barcelona Chair – etablierte (▶127).104 Die Kombination von horizontaler und vertikaler Scheibe bildet ebenfalls das Grundthema des Lever House, aber auch das des UN-Hauptquartiers in New York (1949–1951), bei dem Harrsion & Abramovitz entscheidenden Anteil hatten, aber Le
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▶ 128 SOM mit Otto Apel, US-Generalkonsulat Bremen
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(1952–1953). Heinrich Heidersberger, #659_13
Corbusier die Entwurfsidee für sich beanspruchte.105 Dennoch unterscheiden sich die untereinander, bedingt durch entscheidende Planungsänderungen, das Erfordernis der Kostenersparnis in der Konstruktion und gestalterische Raffinesse.106 Die nahezu identischen Neubauten in Bremen (1952–1953) und Düsseldorf (1953–1955) zeigen jeweils einen dreigeschossigen Hauptkörper mit einem Stützraster von sechs mal sechs Metern, vervielfacht auf sechs Felder in die Länge und zwei Felder in die Tiefe (▶128). Die Stahlskelettkonstruktion bildet die Grundlage für die Gestaltung der puristischen Fassade, die durch ihre betonte Flächigkeit und die Feinheit ihrer Details der besticht. Dem Sechser-Rhythmus folgend gliedern hochrechteckige Stahlfenster mit Aluminiumabdeckprofilen und Brüstungselementen aus Travertin die Ausfachungen der oberen Geschosse.107 Ein filigranes Vordach schiebt sich in das Luftgeschoss hinein, desgleichen der eingeschossige Flügel für Empfang und Besucherverkehr, bei dem sich das Verhältnis von Öffnungsfläche und geschlossener Fläche umkehrt (▶129). Licht fällt über einen Oberlichtstreifen in die Räume ein, vereinzelt von einer geschosshohen Verglasung unterbrochen (▶130). Nur die Eingangshalle öffnet sich über die gesamte Breite unterhalb des Riegels. Hier wiederholt die Materialität des Innenraums die Modernität der Außenfassade. Fußböden aus poliertem Travertin und vorfabrizierten schwarzen Terrazzo, blau gestrichene oder mit cremefarbenen Marmor verkleidete Wände, eine offene Stahltreppe (▶131) und Mobiliar von Knoll International unterstreichen den klaren architektonischen Ausdruck.108
Luftgeschoss mit Eingang zur Empfangshalle. Heinrich Heidersberger, #659_37
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Rückseite mit Besuchertrakt. Heinrich Heidersberger, #659_16
▶ 131
Stahltreppe in der Eingangshalle. Heinrich Heidersberger, #659_41
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SOM mit Otto Apel, USGeneralkonsulat Stuttgart (1954–1955). ifag
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SOM mit Otto Apel, USGeneralkonsulat Frankfurt (1955). ISG FFM, S7C Nr. 1998-22115, Max Göllner
Die Konsulatsneubauten in Stuttgart (1954–1955) und Frankfurt (1955) divergieren zu den vorangegangenen Bauten in Düsseldorf und Bremen. Durch differierende Ansprüche an das Raumprogramm entstand in Stuttgart der kleinste Konsulatsneubau, bestehend aus einem zweigeschossigen Riegel über einem nach innen gerückten Sockelgeschoss (▶132), während in Frankfurt aufgrund der Nähe zur Hauptverwaltung des amerikanischen Militärs der komplexeste Konsulatsneubau errichtet wurde (▶133). Dieser zeigt einen aufgeständerten viergeschossigen Riegel,109 der aus einem eingerückten gläsernen Halbgeschoss und drei Obergeschossen zusammengesetzt ist und, angelehnt an das Lever House, eine Flanke einer eingeschossigen quadratischen Scheibe überspannt. Die Verwendung einer Stahlbetonkonstruktion wirkte sich auf die Anmutung beider Gebäude aus. Beide zeigen an der Längsfassade sieben statt sechs Achsenfelder unter Wahrung der sechsgliedrigen Fensterteilung. Die Fassadenebene mit in Messing gefassten, hochrechteckigen Öffnungsflächen und gläsernen, farbig hinterlegten Brüstungselementen liegt nun rundum vor der Konstruktionsebene. Demzufolge wurden nur die jeweils unterste und oberste Deckenplatte bis zur Fassade geführt, so dass die Fassadenoberfläche in Stuttgart und Frankfurt etwas
SOM mit Sep Ruf, US-Generalkonsulat München (1957–1958). AM TUM, ruf-47-1002
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mehr Tiefe und Plastizität erhielt als die in Bremen und Düsseldorf. Deutlich zeigt sich hier die signifikante Handschrift Otto Apels. Die Besonderheit des Neubaus in Frankfurt liegt in der klaren Trennung von Publikumsverkehr und separater Büronutzung. Die eingeschossene Eingangsebene löst sich durch eine zurückgesetzte Sockelzone optisch vom Boden. Weit auskragende Stufen führen durch eine breite Glasfront und dann in den Eingangsbereich mit direktem Blick in einen Innenhof, um den sich die Visa- und Passstelle, Poststelle und Amtsarzt gruppieren. Die gläserne Transparenz des Empfangsbereichs, cremeweißer Marmor an Wänden und Böden und vereinzelt in den leeren Raum positionierte Stahlmöbel von Knoll International unterstreichen dessen technoide Atmosphäre.110 Die Planungen für das fünfte Generalkonsulat in München beschworen den Widerstand der Stadtregierung herauf, da das Büro SOM mit seinem Entwurf für das Grundstück am Englischen Garten, einst Standort von August Endells Atelier Elvira,111 keine Rücksicht auf den städtebaulichen Kontext nahm. Der Bürgermeister von München beauftragte hierauf Sep Ruf, einen Gegenentwurf zu erstellen.112 Auf dieser Grundlage ließ das FBO den Bau mit erheblicher Verzögerung ausführen und später übernahm Ruf auch noch die Bauleitung von Apel.113 Der 1957–1958 errichtete Neubau eines aufgeständerten, dreigeschossigen Riegels mit quergestelltem Empfangsflügel zeigt ein schmaleres Achsraster mit acht statt sechs Feldern und eingerückten Rundpfeilern (▶134), die vertikalen Zwischenachsen zeichnen sich in schmalen Bändern ab. Die Fensterteilung der Felder ist viergliedrig, bestehend aus eloxierten Aluminiumprofilen und Brüstungselementen aus Travertin. Die Fassade gleicht in ihrer kubisch flachen Erscheinung den Bauten in Bremen und Düsseldorf und nähert sich diesen auch in der Materialwahl wieder an. Wieviel Einfluss der einzelne Architekt jedoch auf die jeweilige Ausführung tatsächlich ausübte, lässt sich in diesem Zusammen-
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hang nicht weiter vertiefen. Bemerkenswert ist allerdings, dass Bunshaft später nur für die ersten zwei Konsulatsgebäude in Bremen und Düsseldorf die Urheberschaft für sich beanspruchte.114 Vom ursprünglich vorgesehenen Programm des FBO konnte SOM neben den fünf realisierten Konsulatsgebäuden nur ein Mehrfamilienhaus in Bremen umsetzen.115 Für die Informationszentren respektive Amerika Häuser entwarf Bunshaft einen Prototypen, der allerdings nicht weiterverfolgt wurde. Im Zeitraum von 1953 bis 1961 verantwortete das Büro insgesamt acht Neubauten von Amerika Häusern in Berlin, Frankfurt, Hamburg, Hof, Köln, München, Nürnberg und Stuttgart, die individuell gestaltet wurden.116 Sie stehen der großen Summe von 153 Amerika Häusern gegenüber, die der HICOG zwischen 1946 und 1950 eröffnete. Trotz kleinem Raumprogramm mit Bibliothek, Hörsaal und Ausstellungshalle erreichten alle Bauten, bedingt durch ihre Öffentlichkeit, ein sehr breites Publikum und waren daher mit ihrer simplen und zielgerichteten Idee zunächst weitaus stärker als die Generalkonsulate mit der politischen Ambition verknüpft, die amerikanische Lebensart den Deutschen nahe zu bringen.117 Demgegenüber hatten die US-Generalkonsulate als architektonische Komponente der Kulturpolitik118 einen unbestreitbaren Einfluss auf die deutsche Nachkriegsarchitektur.119 Löffler versteht die moderne Architektursprache der Konsulatsneubauten von SOM gar als Botschaft des Kapitalismus’.120 Leland Kings Streben nach medialer Rezeption erfüllte sich bereits ein Jahr nach Auftragsvergabe an SOM. Die US-amerikanische Fachzeitschrift architectural forum berichtete 1953 über die US-Amerikanischen Auslandsvertretungen und im Besonderen über die geplanten Bauten in der Bundesrepublik.121 Paulix äußert allerdings den Verdacht, dass die Veröffentlichung und besonders der Zeitpunkt auf Larkins bzw. Kings Intervention zurückging. 1953 widmete das Museum of Modern Art (MoMA) dem Bauprogramm eine eigene Ausstellung, 1954 auch das American Institut of Architects (AIA).122 Als erstes und einziges deutschsprachiges Medium veröffentlichte die Schweizer Zeitschrift Bauen + Wohnen 1956 einen umfassenden Artikel über die Neubauten in Bremen, Düsseldorf, Frankfurt und Stuttgart.123 Hingegen fand der Konsulatsneubau in München erst im Juni 1959 in der Zeitschrift Baukunst und Werkform Erwähnung.124 Bekannt für ihren internationalen Wirkungsgrad trafen das MoMA und sein Kurator Arthur Drexler auch bei ihrer vom 7. Oktober bis 22. November 1953 gezeigten Ausstellung »Architecture for the State Department« den Zeitgeist. Die Ausstellung präsentierte neun auswärtige Neubauten des US State Department aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Neben den bereits fertiggestellten Botschaften in Havanna und Rio de Janeiro zeigte sie die noch in der Planung bzw. Ausführung begriffenen Botschaften in Athen von Walter Gropius respektive The Architects Collaborative (TAC), in Stockholm und Kopenhagen von Ralph Rapson und John van Meulen sowie in Tokyo von Antonin Raymond und Ladislav Rado. Hinzu kamen einige Wohnhäuser in Boulogne. Aus dem FBO-Bauprogramm für Deutschland präsentierte das MoMA von SOM das just vollendete Generalkonsulat in Bremen sowie den Entwurf für das Amerika Haus in Köln.125 Mit ihrer Bezeichnung der auswärtigen Neubauten der US-Regierung als »architectural calling cards«126 prägte die Ausstellung die Losung der Visitenkarten im Ausland, die in den Sprachgebrauch für die Rechtfertigung und Qualifizierung der bundesdeutschen Auslandsvertretungen übergehen sollte.127
»Die Bedeutung von Auslandsbauten ist außerordentlich und vielseitig; denn sie sollen Zeugnis deutscher Architektur und deutschen Bauschaffens im Ausland ablegen und den Stand der heutigen deutschen Baukunst widerspiegeln. Dabei sollen sie in ihrer Haltung jedes unnötige Aufsehen vermeiden und daher bescheiden und zurückhaltend gestaltet sein.«128 Johannes Rossig, Franz Sales Meyer (1956)
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Ein Jahr nach der New Yorker Ausstellung betonte Karl Badberger, anlässlich der ersten Wettbewerbsausschreibung für einen Botschaftsbau, dass die Neubauten »im Ausland eine Visitenkarte vom künstlerischen Stande des gegenwärtigen deutschen Bauschaffens« abgeben sollten.129 Das etwas spätere Zitat aus einem Bericht seines Nachfolgers Johannes Rossig mit Franz Sales Meyer über die ersten Neubauten diplomatischer Vertretungen der Bundesrepublik dokumentiert die große Wertschätzung, die den frühen Bauvorhaben im Ausland entgegengebracht wurde. Die Verantwortung für die Planung und Durchführung von auswärtigen Neubauten oblag der vom Ministerialdirigenten Rossig geleiteten Bundesbauverwaltung, die bautechnische Oberleitung der ihr nachgeordneten Bundesbaudirektion unter der Führung von Meyer. Darüber hinaus waren das Auswärtige Amt sowie die jeweilige Mission als Nutzer und das Bundesfinanzministerium bzw. das Bundesschatzministerium in der Instanz der Haushaltskontrolle eingebunden. Entsprechend der hohen Priorität der auswärtigen Bauvorhaben wurden die Verhandlungen und die Entscheidungen stets auf der jeweiligen höchsten personellen Ebene geführt bzw. gefällt.130 Die konkrete Planung von Neubauten für die diplomatischen Auslandsvertretungen der Bundesrepublik begann 1953 mit dem ersten Grundstücksankauf in London, dem in rascher Folge weitere Erwerbungen von Baugründen folgten. Bei der Suche nach geeigneten Grundstücken wurde das Auswärtige Amt respektive die jeweilige Vertretung vor Ort von der Bundesbaudirektion unterstützt, die das in Frage kommende Grundstück begutachtete und gegebenenfalls einen Vorentwurf für eine mögliche Bebauung erstellte. Bei den 36 bis 1972 in Angriff genommenen Bauvorhaben basieren 15 Projekte auf den Entwürfen freier Architekten, 21 weitere auf denen der Planer der Bundesbaudirektion. Welche Voraussetzungen bei einem Projekt gegeben sein mussten, um das Hinzuziehen eines Freien Architekten oder gar die Ausschreibung eines engeren Wettbewerbs zu begründen, waren noch nicht eindeutig definiert.131 Tatsächlich wurden freischaffende Architekten für die Planungen derjenigen Vorhaben herangezogen, bei der die Repräsentation bundesdeutschen Bauschaffens einen herausragenden Stellenwert einnahm. Bauvorhaben mit einer zu erwartenden minderen Außenwirkung führte die Bauverwaltung in Eigenregie durch. Nichtsdestoweniger zeigten die in der Bauverwaltung tätigen Architekten ausreichend Selbstbewusstsein, um sich mit den Freien Architekten zu messen. In allen Fällen war die Bundesbaudirektion für die örtliche Bauleitung zuständig, meistens in Zusammenarbeit mit einem örtlichen Kontaktarchitekten.
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Visitenkarten im Ausland
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Die Bundesbauverwaltung schrieb in den ersten Jahren drei beschränkte Wettbewerbe zur Erlangung von Vorentwürfen für Gesandtschafts- bzw. Botschaftsneubauten an Standorten New Delhi (1954), Stockholm (1955) und Wien (1958) aus. Die Auswahl der Architekten fällte stets Ministerialdirigent Rossig in enger Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt und dem BDA, insbesondere ihrem Vorsitzenden Otto Bartning. Keines Wettbewerbsverfahren verlief komplikationsfrei, so dass Rossig künftig auch bei äußerst prestigeträchtigen Bauvorhaben dazu überging, Architekten direkt zu beauftragen. Der Leiter des Bundesbaureferats war zu der Einschätzung gelangt, dass die Ausschreibung von Wettbewerben keinesfalls »das einzige mögliche Verfahren […] zur Findung der besten Lösung« war. Vielmehr zeigte es sich, dass unter anderem »Schwächen der Preisrichter« diesen Weg beeinträchtigen würden.132 Tatsächlich folgten im untersuchten Zeitraum bis 1972 noch die Ausschreibungen der Wettbewerbe oder Gutachterverfahren für die Botschaft beim Heiligen Stuhl (1965), die Botschaftsresidenz in Teheran-Schemiran (1969), eine Kanzleierweiterung in London (1971) sowie eine Handelsvertretung in Helsinki (1972). Keines der Projekte wurde vor 1972 abgeschlossen, die Handelsvertretung konnte nicht realisiert werden. Unabhängig von der Frage, ob ein freier Architekt oder ein Architekt der Bauverwaltung den jeweiligen Entwurf lieferte, spiegeln die Entwürfe die Suche der jungen Bundesrepublik nach einem geeigneten architektonischen Ausdruck ihres demokratischen Selbstverständnisses wider. Die in kurzen Schritten aufeinander folgenden Veränderungen, insbesondere in den Anfangsjahren, zeichneten sich an der individuellen architektonischen Gestalt ab, ebenso an dem spezifischen Drang nach Repräsentation. Und obwohl die ausschließlich von der Bundesbaudirektion ausgeführten Bauten mitunter eine hohe gestalterische Qualität erreichten, waren es in der Regel die Arbeiten der freien Architekten, die als Impulsgeber für nachfolgende auswärtige Bauvorhaben wirkten. Sie sind architektonischer Ausdruck eines zeitgenössischen Diskurses, kamen aber aufgrund Verzögerungen im Planungsfortschritt häufig zu spät, um selber Einfluss auf Projekte innerhalb der bundesdeutschen Grenzen ausüben zu können. Die Neubauten der Bundesrepublik für den diplomatischen Dienst bis 1972 lassen sich anhand von außergewöhnlichen Bauwerken und einschlägigen Ereignissen in eine erste Phase der anfänglichen Orientierung ab 1953, eine zweite Phase der Selbstfindung und proklamierten »Haltung der Zurückhaltung«133 ab 1958 und eine dritte Phase der Etablierung eines staatlichen Selbstverständnisses und Selbstbewusstseins ab 1963 einteilen. Diese Periodisierung korreliert in Ansätzen mit Roman Hillmanns verschiedenen Entwicklungsstufen der Nachkriegsmoderne, die er in eine bis 1957–1960 reichende »Erste Nachkriegsmoderne«, eine »Übergangsphase« zwischen 1958 und 1963 sowie eine dann erst einsetzende »Zweite Nachkriegsmoderne« bzw. »Hochphase« bis in die 1970er Jahre hinein aufspaltet.134 Allerdings greift Hillmanns Klassifizierung für die vorliegende Untersuchung der auswärtigen Repräsentationsbauten zu kurz, da sich bei diesen stets ein Nebeneinander verschiedenerer stilistischer Ausprägungen zeigt und demzufolge eine Begrenzung auf begrenzte Zeitfenster unmöglich ist. Mit der hiesigen Unterteilung der Bauaufgabe Auslandsvertretung in drei Entwicklungsphasen wird vielmehr der Versuch unternommen, bestimmte architektonische Aussagen mit politischen bzw. gesellschaftlichen Haltungen zu verknüpfen. Dies unterscheidet sich von der formalen Betrachtungsweise von Architektur,
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da diese nicht als alleinstehende absolute Aussage, sondern stets als ihre Metapher verstanden wird. Alle drei Phasen folgen einander als gleichwertige Entwicklungsstufen. Partiell bauen sie aufeinander auf und weisen eigenständige Charakteristika auf. Folgerichtig wird hier das erste Aufscheinen einer Weiterentwicklung als Fixpunkt zu Grunde gelegt, für Entwürfe gilt entsprechend der Beginn der Planung als Grundlage für die Datierung. Da die Wirksamkeit vorbildhafter Schlüsselbauwerke in der Regel mit Verzögerung einsetzte, erweist sich eine scharfe Trennung der Phasen als obsolet. Ebenso entwickelten sich zuweilen exemplarische Wesensmerkmale, die sich trotz eines Fortschritts andernorts hartnäckig hielten. Diese Parallelität der Haltungen stimmt mit Durth und Sigels Feststellung überein, dass sich insbesondere in den 1960er Jahren eine neue Pluralität mit mindestens fünf verschiedenen Ansätzen zeigte, die sie teils mit festen Stilgruppen und teils mit Einzelpersonen verbinden.135 Auch hier zeigt sich die Schwierigkeit, eine allgemeingültige Systematisierung von Bauwerken der Nachkriegsmoderne aufzustellen, da die Einheitlichkeit innerhalb der Ansätze ausblieb und häufig in nachfolgenden Bauwerken selektiv ausgewählte Entwurfskomponenten verschiedener inspirierender Vorbilder neu zusammengeführt und fortentwickelt wurden. Mehr noch diese additive Rezeption ist der Regelfall in der Architekturgeschichte der Moderne.
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Parallel zum Neubau des Auswärtigen Amts in Bonn begannen die Planungen für die ersten sieben Auslandsvertretungen der Bundesrepublik. Mit diesen wurden ab 1953 innerhalb der ersten vier Jahre die Grundlagen für eine auswärtige Repräsentationsarchitektur gelegt, allerdings verlängerte die Realisierung der Bauten diese Etappe bis in die 1960er Jahre hinein. In Übereinstimmung mit der sich anbahnenden staatlichen Souveränität illustrieren diese Projekte die Suche nach einem architektonischen Ausdruck für eine Gesellschaft, die sich der Demokratie zuwandte. Unterdessen entwickelten sie spezifische Merkmale einer nationalen auswärtigen Repräsentationsarchitektur, die sich aus traditionellen Repräsentationsvorstellungen, dem forcierten Drang zum Wandel sowie der Abhängigkeit von den Besatzungsmächten formierten. Das erste Neubauprojekt der Bundesrepublik für den Auswärtigen Dienst war der Kanzleianbau für die Residenz der diplomatischen Vertretung in London. 1953 hatte der Bund vom Duke of Westminster drei aneinandergrenzende, von George Basevi 1829 im Regency Style errichtete Wohnhäuser am Belgrave Square im Südwesten der Stadt für die Dauer von 82 Jahren gepachtet.136 Nach einer umfassenden Sanierung erstreckten sich die Repräsentationsräume sowie die privaten Wohnräume des Botschafters jeweils über ein Geschoss der denkmalgeschützten Häusergruppe (▶135),137 während auf der Gebäuderückseite ein Neubau für die Kanzleiräume errichtet wurde (▶136). Der 1954–1956 ausgeführte Entwurf der Bundesbaudirektion (Horst-Peter Oltmanns) zeigt einen dreigeschossigen Winkelbau, der sich mit seinem längeren
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Generalkonsulat London, Residenz am Belgrave Square, Empfangssäle (Umbau 1953– 1954). Bildarchiv BBR / Maltby
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Horst-Peter Oltmanns (BBD), Kanzlei des Generalkonsulats London (1954–1956). Bildarchiv BBR / Walter Marmorek
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Schenkel zur Chesham Place orientiert und mit dem kürzeren an die Belgrave Mews West grenzt. Regelmäßig angeordnete Fensteröffnungen sind schier in den im Blockverband gesetzten Klinker hineingeschnitten, nur die Sohlbänke treten leicht hervor, das flache Dachgesims kragt hingegen aus. An der südlichen Ecke, flankiert von einem historischen Torbogen, sitzt der erhöht liegende und in weißem Putz gefasste Kanzleieingang zum Chesham Place. Mit seiner betont schlichten Fassadengestaltung gibt sich die Kanzlei deutlich als Verwaltungsbau zu erkennen und lässt, der funktionalen Rangfolge entsprechend, der historischen Residenz den Vorrang. Die 1955 zur Botschaft erhobene Gebäudegruppe folgte hiermit der Repräsentanz des Hohen Kommissars respektive des Botschafters des Vereinigten Königreichs in Bonn in zweifacher Hinsicht: sie nahm erstens nicht nur die regelmäßige Gliederung der Lochfassade am dortigen Verwaltungssitz zum Vorbild, sondern orientierte sich zweitens auch an deren Residenz, die, einem traditionellen Repräsentationsverständnis nachkommend, in einer historischen Villa am Rheinufer untergebracht war. Das Gleiche galt für die Residenzen der USA in Bonn im Schloss Deichmannsaue und später in der Rolandstraße sowie die von Frankreich im Schloss Ernich (▶137).138 Die Präferenz der Besatzungsmächte in der Wahl eines historischen Gebäudes für die Residenz und eines erkennbaren Verwaltungsbaus für die Kanzlei dokumentiert die elementare Wertung einer als repräsentativ konnotierten Architektur. Die sich hier aufzeigende Diskrepanz lässt das Fehlen einer eindeutigen, nationalen Selbstdarstellung über Architektur erkennen. Die klare Unterscheidung der Baugestalt nach Funktionen entspricht zwar den Grundlagen des International Style, zeigt aber die damals noch bestehende Unvereinbarkeit der modernen Architektursprache mit einer einheitlichen nationalen Repräsentation für die duale Funktion einer Auslandsvertretung. Gleichwohl veranschaulicht die Segregation der Auslandsvertretungen in einen Baukörper für die Residenz und einen für die Kanzlei eine damals noch recht junge Entwicklung im Botschaftsbau, die im Deutschen Reich erstmals beim Neubau der Botschaftskanzlei beim Heiligen Stuhl (1927) in Erscheinung getreten war. Doch dort hatte sich die Größe der Kanzlei quantitativ der der Residenz untergeordnet. Eine Umkehrung der Baumassenverteilung demonstrierte zu Beginn der 1950er Jahre die Verwaltung des US-Generalkonsulats in Bonn-Mehlem. Schon zuvor hatte sie sich in Paul Bonatz’ Entwurf für die Kanzlei der Deutschen Botschaft in Rom-Quirinal von 1943 gezeigt. Der Gegensatz zwischen der im Bezug aufs Volumen größeren Kanzlei sowie der einem tradierten Repräsentationsverständnis verpflichteten und für die Außendarstellung bedeutenderen Residenz fand in den unmittelbar folgenden Projekten der Bundesrepublik Niederschlag und beeinflusst die auswärtigen Liegenschaften bis heute. 1954, zeitgleich mit Beginn der Baumaßnahme in London, erwarb die Bundesrepublik fünf Grundstücke für die Neubauten auswärtiger Vertretungen in Tokyo, Ottawa, Canberra, New Delhi und Stockholm. Ein Jahr später folgte der Kauf eines Grundstücks in Rio de Janeiro. Die Ankäufe wurden stets mit den Schwierigkeiten begründet, geeignete Objekte für die Kanzlei, die Residenz oder die gesamte Botschaft zur Anmietung bzw. zum Ankauf zu finden und weniger mit der außenpolitischen Bedeutung des jeweiligen Gastlandes für die Bundesrepublik. Abgesehen von den
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Schloss Ernich, Residenz des französischen Botschafters in Bonn. Bundesregierung, B 145 Bild00111974 / Rolf Unterberg
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Rolf Becker, H. J. Bohnenkamp (BBD), Kanzlei der Botschaft Ottawa (1956–1957). Bildarchiv BBR
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Botschaft Ottawa, Treppenraum hinter der Eingangshalle. Bildarchiv BBR
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Bauvorhaben in Stockholm und Rio de Janeiro begannen die Bauarbeiten bei allen Projekten aufgrund der räumlichen Dringlichkeit im Jahr 1956. Die Neu- und Umbauten für die Botschaften in Tokyo, Canberra und Ottawa lagen in der alleinigen Verantwortung der Bundesbaudirektion und unterlagen im besonderen Maße der Problematik einer gegensätzlichen architektonischen Aussage von Residenz und Kanzlei. Nach nur dreizehn Monaten Bauzeit wurde im September 1957 der Kanzleineubau für die Botschaft der Bundesrepublik in Ottawa als erstes dieser sechs Projekte fertiggestellt.139 Die Bundesbaudirektion entwickelte für das in einem reinen Wohngebiet nahe des Stadtzentrums liegende, etwa 1.000 Quadratmeter umfassende Eckgrundstück einen L-förmigen Baukörper, der sich mit einem Sockelgeschoss in das abfallende Gelände hineinschiebt und rückwärtig mit einem niedrigeren Anbau zu einem Innenhof schließt (▶138). Die drei oberen Geschosse weisen eine gegliederte Lochfassade auf, die nur an der äußeren Ecke durch den erhöht liegenden sowie mit einem markanten Flugdach eingeleiteten Eingang zur Weaverly Street und einem Langfester zum Drive Way unterbrochen ist. Der ursprüngliche Entwurf sah die Wiederholung des Langfensters auch in den darüber liegenden zwei Geschossen vor, um die herausragende Stellung der dahinterliegenden Räume von Eingangshalle, Sitzungssaal und Dienstzimmer des Missionsleiters auch nach außen zu betonen. Innen werden diese über den großzügigen Treppenraum miteinander verknüpft (▶139). Neben den Verwaltungsräumen nimmt das Gebäude zwei im Erdgeschoss eingefügte und separat von außen zu erschließende Wohnungen auf. Auf diese Nutzungsmischung versucht die Fassade mit kleinen Vorsprüngen und einem Materialwechsel von Travertinplatten zu Putzflächen zu reagieren sowie die Räume von herausragender Bedeutung hervorzuheben. Dieser Ansatz war im Entwurf noch stärker ausgeprägt und ging in der Realisierung ein Stück weit verloren. Die Ausführung der bundesdeutschen Botschaftskanzlei im ehemaligen Commonwealth-Staat Kanada lässt daher eine gestalterische Stringenz missen, auch wenn sie sich eng an die Vorbilder der Britischen Botschaft in Bonn und der Botschaft der Bundesrepublik in London hielt. Exakt ein Jahr nach Ottawa wurde im September 1958 der erste Neubau eines Botschaftskomplexes in Canberra vollendet. Die 1952 in Sidney eröffnete Botschaft der Bundesrepublik siedelte 1955 im Zuge der Verlegung der australischen Hauptstadt nach Canberra über.140 Das 1,3 Hektar große und auf 99 Jahre Erbpacht erworbene Grundstück liegt in der Diplomatic Enclave westlich des Australischen Parlaments. Das weitläufige Baugelände fällt von Süden nach Norden um rund neun Meter ab.141 Der Entwurf der Bundesbaudirektion (Reinhard Krüger, Nagel) überträgt die Forderungen des Raumprogramms nach Kanzlei, Residenz, Wirtschafts- und Dienstbotenräumen sowie Kanzlerwohnung in einzelne Baukörper und positioniert diese so zueinander, dass sie als Rücken den weiten Landschaftsgarten zum Straßenraum begrenzen (▶140). Der zweigeschossige Kanzleiriegel verläuft in Nord-Süd-Richtung entlang des Empire Circuit. Das Gebäude ist im Zweibund organisiert und nimmt die im Raumprogramm geforderten 21 Räume inklusive Botschafterzimmer, Vorzimmer und Warteraum sowie eine Wohnung für den Hausmeister auf (▶141).142 Nördlich der Kanzlei liegt etwas versetzt die Kanzleiwohnung als eingeschossiger eigenständiger Baukörper. Beide Bauteile sind durch ein Flugdach zur Verschattung der Stellplätze verbunden. Im Osten, auf Höhe der Eingangshalle, stößt ein langgestreckter, eingeschossiger Wirtschaftstrakt
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▶ 140 Nagel, Reinhard Krüger (BBD), Botschaft
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Canberra von Nordosten (1956–1958). Bildarchiv BBR
mit Garagen und Unterkünften für die Fahrer senkrecht auf die Kanzlei. Über die großzügigen Küchenräume schließt dieser an die zweigeschossige Residenz mit den Repräsentationsräumen im Erdgeschoss und den privaten Wohnräumen im Obergeschoss an. Nach Norden erstreckt sich der Botschaftsgarten, der bei Empfängen mitgenutzt werden sollte;143 der Zugang zur Residenz erfolgt von der südlichen Turrana Street. Östlich des Eingangs verschränkt sich die Residenz mit einem eingeschossigen Gästeflügel, von dem wiederum ein Flügel mit dem Dienerappartement schräg abknickt. Diese Konzentration der verschiedenen Funktionen innerhalb der Residenz basiert auf dem Anspruch der Baubeteiligten, dass ein »lockerer Zusammenhang und eine gegenseitige Ergänzung dieser Raumgruppen […] neben der offiziellen Repräsentation auch eine private gastliche Atmosphäre gestatten« sollten.144 Das Raumprogramm mit den für die Botschaft in Canberra vorgesehenen Repräsentationsräumen – Empfangshalle, Garderoben, Sanitärräume, Empfangssaal (▶142), Herren- und Damenzimmer sowie Speisesaal für bis zu 24 Personen – bildete die Grundlage für alle folgenden Residenzen. Ergänzt wurde dieses stets durch die privaten Wohnräume des Botschafters und seiner Familie (zwei Elternschlafzimmer, zwei Kinderzimmer, ein Wohnzimmer und eine kleine Küche), zwei Gästezimmer, einem Zimmer oder Apartment für die Hausbediensteten sowie einen Wirtschaftstrakt mit größerer Küche und Lagerräumen.145 Die Fassadengestaltung sah für die Längsseiten der Kanzlei eine Rasterstruktur aus vertikalen Betonlamellen vor, die die hochrechteckigen Fenster im Erd- und Ober-
Botschaftskanzlei Canberra von Nordwesten. Bildarchiv BBR
▶ 142
Empfangssaal in der Botschaftsresidenz. Bildarchiv BBR
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geschoss füllen sollten. Die zur Ausführung gelangten großen Brüstungshöhen wirken allerdings der ursprünglichen Einheit der Glaselemente entgegen. Die Kanzlei wird über eine Freitreppe erschlossen, die, die Plastizität der Lamellen unterstreichend, von einem weit auskragenden, sich leicht nach oben öffnenden Vordach überdeckt wird. An den geschlossenen Stirnseiten fungiert nur der zentrale Mittelflur als gliederndes Element der Fassaden. Das rundum auskragende Flachdach fasst die unterschiedlichen Fassadenteile zusammen. Gegensätzlich hierzu ist die Fassadengestaltung von Residenz, Wohn- und Nebengebäuden, an diesen spiegelt sich die differenziertere innere Grundrissorganisation mit ihren vielseitigen Nutzungsformen mittels Lochfenstern unterschiedlicher Größe und Form und ergänzt um auskragende Balkonplatten an der Außenfassade wider. Das sich beim Kanzleineubau in Ottawa erst zaghaft abzeichnende Entwurfsprinzip der Addition von Baukörpern und architektonischen Gestaltungselementen kommt beim Neubau der Botschaft in Canberra in Gänze zum Tragen. Die unentschiedene Zusammenführung variierender Volumen und Formen
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▶ 141
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sowie ihre teils unausgewogene Proportionierung demonstrieren eben jenen Eklektizismus, den Nerdinger der bundesdeutschen Architektur der 1950er Jahre unterstellt.146 Gleichzeitig tendierte das Bauvorhaben mit der pluralistischen Motivwahl dazu, Residenz und Kanzlei auf differente architektonische Vorbilder zurückzuführen. Während im Deutschen Reich die Bauaufgabe Botschaft zu einer Einheit verwachsen war, zeigte sich nun die Trennung des architektonischen Ausdrucks nach einzelnen Funktionsbausteinen. So erhielt die Residenz in Canberra mangels historischen Altbaus einen »modernen Landhauscharakter«147, mit dem nach wie vor ein traditionelles Repräsentationsverständnis verbunden werden konnte. Die Kanzlei hingegen erklärte sich in Grundriss und Aufriss zum reinen Verwaltungsbau als Synonym für eine moderne Bauaufgabe. Diese Divergenz der architektonischen Haltungen lässt sich auf die Verhältnisse in Ottawa übertragen, indem die dortige Botschaft 1959–1960 einen Altbau zur weitläufigen Villa ausbauen ließ, die den Ansprüchen an eine Residenz Genüge leistete und im Gegensatz zum nüchternen Kanzleineubau stand (▶143). Die grundsätzliche Abkehr vom Erbe des Deutschen Reichs und die Orientierung an den Bauten der Besatzungsmächte scheinen sich hier niederzuschlagen, für eine alle Funktionen vereinende Architektur fehlten allerdings geeignete Vorbilder. In Bezug auf die sichtbare Unentschiedenheit ist insbesondere das Neubauvorhaben der Botschaft in Tokyo unter den von der Bundesbaudirektion durchgeführten Projekten frappant. In mehreren Etappen geplant und ausgeführt, entwickelte es sich zu einer Menagerie der Zielrichtungen und stilistischen Varianten. Nach Zerstörung der ehemaligen Reichsbotschaft infolge eines Luftangriffs am 25. Mai 1945 erwog die japanische Regierung, das Grundstück für den Neubau der Reichstagsbibliothek vorzusehen.148 Der Bundesrepublik gelang es nach Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen 1952, ein zweigeschossiges, im europäischen Stil errichtetes Gebäude in der Higashi-Toriizaka-Machi zur Unterbringung der Kanzlei anzumieten.149 Die Suche nach einem Wohngebäude für den Botschafter, das auch für Repräsentationszwecke genutzt werden konnte, blieb indes erfolglos.150 Auf Vermittlung der japanischen Regierung erwarb die Bundesrepublik 1954 ein 1,2 Hektar großes Grundstück im Stadtteil Minato-Ku südlich des Kaiserpalasts.151 Das Areal liegt am Rande eines vierzig Meter hohen Höhenzugs, bot nach Süden einen freien Blick über die Dächer Tokyos und wurde im Norden durch einen Park begrenzt. In der Nähe hatten sich darüber hinaus die Botschaften der Schweiz, Chinas, Frankreichs und Jugoslawiens niedergelassen. Im ersten Bauabschnitt entstand aufgrund der Dringlichkeit 1956–1957 das Wohnhaus des Botschafters inklusive der Empfangs- und Gesellschaftsräume sowie Gästezimmer. Die Residenz wurde in der Nord-Ost-Ecke des Grundstücks auf den Grundmauern eines der auf dem Gelände stehenden Altbauten errichtet (▶144),152 die im Zuge der weiteren Planungen nach und nach abgerissen wurden. Der Neubau orientierte sich in Raumprogramm und Stil an der Residenz des bundesdeutschen Botschafters in Canberra, desgleichen erfolgte die Anordnung der Repräsentationsräume im Erdgeschoss und der privaten Wohnräume im Obergeschoss. Der nahezu symmetrische Grundriss des Erdgeschosses unterstützt mit seiner zentralen Empfangshalle, von der aus alle Repräsentationsräume erschlossen werden können, das Zirkulieren der Gäste bei Empfängen (▶145). Rückwärtig schließt ein historischer japanischer Garten an, der mit Teehaus, Fuchstempel und Glockenstuhl im Zuge der Baumaßnahmen erhalten blieb.153
Residenz der Botschaft Ottawa, Gartenansicht. Bildarchiv BBR
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▶ 144
Conrad Wiese, Horst-Peter Oltmanns (BBD), Residenz der Botschaft Tokyo (1956–1957). Bildarchiv BBR
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Empfangssaal in der Residenz. Bildarchiv BBR
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Kanzlei der Botschaft Tokyo (1957/58–1959). Bildarchiv BBR
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Eingangshalle der Kanzlei. Bildarchiv BBR
Infolge des sukzessiven Ankaufs angrenzender Grundstücke veränderten sich die Entwürfe für die im zweiten Bauabschnitt geplanten Neubauten der Kanzlei und des Wohnhauses für das einheimische Dienstpersonal. Der ursprünglich an die nordwestliche Grundstückskante gerückte, schlichte Kanzleiriegel erscheint nun als fünfgeschossiger Baukörper mit einem expressiv gewölbten Flugdach (▶146). Sein zurückversetztes Sockelgeschoss lässt die darüber liegenden Geschosse leichter wirken und überbrückt die Höhendifferenz zu der sechs Meter höher liegenden Residenzebene. Westlich an die 1959 fertiggestellte Kanzlei schließt ein dreigeschossiger Nebenflügel parallel zur Straße an. Dieser nimmt in den zwei oberen Geschossen die Dienstwohnungen für den Kanzler sowie den Hausmeister auf. Das untergeschobene Erdgeschoss verschränkt sich mit dem Sockelgeschoss der Kanzlei zu deren Eingangsebene. Wie bei den Kanzleien in London und Ottawa erfolgt der Zugang über die äußere Seite eines Winkels und eine im Schnittpunkt angeordnete Treppe fungiert als Verteiler in die oberen Ebenen (▶147). Doch erstmals wird hier die Eingangshalle
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durch ein auch als Standesamt zu nutzendes Besprechungszimmer sowie eine große Ausstellungsfläche ergänzt, die zur Vermittlung der deutschen Kultur beitragen soll: »Durch Aufstellung von Glas-Vitrinen, die Material für kulturelle und völkerverständigende Werbung aufnehmen sollen, werden Raumzonen für Sitzgruppen geschaffen.«154 In gleicher Weise ist auch das an den Nebenflügel anschließende zweigeschossige Wohnhaus für das japanische Dienstpersonal als Element einer interkulturellen Annäherung zu verstehen. Bei dem auf eine Sockelmauer gesetzten Neubau mit sechs Wohneinheiten wurden japanische Bautraditionen wie die Verwendung von Schiebeelementen, Verschattungen und Tatami-Matten berücksichtigt.155 Die drei einen Innenhof umschließenden Flügel der Kanzlei und Wohntrakte bescheinigen den entschiedenen Wendepunkt in der architektonischen Gestaltung, der sich innerhalb der zwei Jahre zwischen den Fertigstellungsterminen der Residenz und der Kanzlei vollzog. So reagierten die Baukörper der Kanzlei und der angrenzenden Wohntrakte zwar noch in ihrer Fassadengliederung auf die Organisation der individuellen Nutzungen und Funktionen, diese erfuhren nun aber eine evidente Aufwertung. Diese Rangerhöhung manifestierte sich in der Ausstellungshalle und dem plastischen Flugdach, begleitet von einer ablesbaren Skelettkonstruktion. Die Elemente demonstrieren die wachsende Bedeutung sowohl einer allgemeinen Öffentlichkeit als auch Kulturarbeit und schwächen das bisherige Alleinstellungsmerkmal der Residenz als exklusiven Ort der Repräsentation ab. Eine Umkehr der Hierarchie der Botschaftsfunktionen leitete das »architektonisch gewagteste Bauprojekt«156 der jungen Bundesrepublik im Ausland ein, die Botschaftskanzlei in Rio de Janeiro. Obwohl sich ein späterer Umzug der Botschaft in die neue Hauptstadt Brasília bereits andeutete, entstand der Neubau 1958 bis 1960 auf einem Eckgrundstück an der Rua Presidente Carlos de Campos und der Rua Dinheiro Machado,157 unmittelbar gegenüber dem Gästehaus der brasilianischen Regierung (▶148).158 1953 hatte die bundesdeutsche Regierung die reichseigene Residenz zurückerhalten, die von den Hängen Rio de Janeiros einen malerischen Blick über den Zuckerhut hinaus in die Bucht und auf das gegenüberliegende Niteroi bietet, während die Kanzlei zunächst in zwei voneinander getrennt liegenden Miethäusern unterkam, deren Verträge jedoch zeitlich begrenzt waren.159 Ein Jahr später, im Juni 1954, erstellte das Bonner Architekturbüro Schmidt + Van Dorp160 einen Vorentwurf für den Kanzleineubau vor einer 40 Meter hochaufragenden Felswand aus rosafarbenem Granit, der zur Findung der idealen Grundstücksposition und –größe diente. Bereits in diesen ersten Skizzen stützt sich ein dreigeschossiger Riegel mittig auf einen schmalen, parallel zum Hang verlaufenden Sockelstreifen, während er straßenseitig auf einer Doppelstütze aus Stahlbeton, die die Form eines umgekehrten Vs einnimmt, zum Ruhen kommt. Anfangs erhielt nur das über dem Staffelgeschoss des rechteckigen Hauptkörpers schwebende Dach die expressive Form eines unregelmäßigen Hexagons, erst in der weiteren Durcharbeitung passten sich die Riegelaußenkanten der freien Dachform an.161 Die Zufahrt zum ausgeführten Kanzleineubau der Botschaft in Rio de Janeiro leitet um die markante Stützenkonstruktion herum, die über einen gewaltigen Unterzug den Hauptbau trägt. Der unter diesem gelegene Eingang zur zweigeschossigen Sockelzone leitet am Pförtner vorbei in die mittige Eingangshalle über (▶149). Rechts von dieser ist ein Versammlungssaal angeordnet, links Garagen, die Postabfertigung sowie
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▶ 148 Schmidt + van Dorp, Kanzlei der Botschaft Rio de
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Janeiro (1958–1960) von Südwesten. Bildarchiv BBR
Wohnungen für Hausmeister und Fahrer in einem Mezzaningeschoss. Der zentrale Treppenhauskern erschließt den 41 Meter langen Kanzleiriegel an seiner breitesten Stelle von 19 Metern (▶150). Der Korridor des als Zweibund organisierten Bürobaus folgt den sich zu den Stirnseiten verjüngenden Längsfassaden, so dass dieser am Erschließungskern eine Aufweitung erfährt, die dem Knotenpunkt um Treppenpodest, Versorgungs- und Sanitärräumen zugutekommt. Die Tragkonstruktion ist eine abgewandelte Pilzkonstruktion, bei der die tragenden Stützen in der Korridorwandebene liegen und die Kräfte in den Unterzug überleiten, während die Deckenplatten zu den Außenwänden hin auskragen. Folgerichtig erhalten die entlang der flachen Längsseiten aneinandergereihten Büroflächen durchgehende, bündige Fensterbänder aus Aluminiumprofilen, die als Vorhangfassade konzipiert wie der stützenfreie Grundriss eine variable Raumaufteilung zulassen. Die eine leichte Schwalbenschwanzform aufweisenden Stirnseiten sind hingegen vollständig mit weißem Carrara-Marmor verkleidet. Das Staffelgeschoss war als Kanzlerwohnung vorgesehen, sollte aber bis zum Umzug der Botschaft nach Brasília vom Botschafter als Dienstzimmer genutzt werden.162 In dem progressiven Entwurf für die Kanzlei der Botschaft in Rio de Janeiro sehen Asendorf, Voigt und Wang »spürbare Anklänge an die damals viel beachtete Architektur der brasilianischen Moderne, insbesondere an die Bauten Oscar Niemeyers […]« sowie das deutliche Bemühen »[…] lokale Bautradition aufzunehmen.«163 Tatsächlich
Blick vom Haupteingang zur Vorfahrt. Bildarchiv BBR
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Treppenhauskern in der Botschaftskanzlei Rio de Janeiro. Bildarchiv BBR
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ermöglichte die »moderne Architekturauffassung in Brasilien«164 erst die Option eines kristallinen Baukörpers. Ob es sich dabei allerdings ausschließlich um eine Reaktion auf die örtliche Baukultur handelte, ist anzuzweifeln. Mit Lúcio Costa, seinem Schüler Oscar Niemeyer und Lina Bo Bardi seien nur die auch in Europa bekanntesten Köpfe einer brasilianischen Avantgarde genannt. Niemeyers Regierungsbauten waren bei Fertigstellung der Kanzlei zwar schon vollendet, doch begannen auch dort erst 1956 die Ausführungsarbeiten, also zwei Jahre nach den ersten Zeichnungen von Schmidt + Van Dorp. Der schon früh, insbesondere durch seine Zusammenarbeit mit Le Corbusier international bekannte Niemeyer gilt unter anderem als einer der Verfasser des
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Oskar Niemeyer, Edifício Copan in São Paulo (1966). Christiane Fülscher 1995
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Lina Bo Bardi, Museu de Arte de São Paulo / MASP (1957). Christiane Fülscher 1995
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1949–1951 erbauten UN Hauptgebäudes in New York. Spektakulär ist desgleichen die wellenförmige Fassade des Edifício Copan, den Niemeyer 1953 entwarf (▶151). Ebenfalls internationale Aufmerksamkeit erregte 1957 die in Italien zur Architektin ausgebildete Lina Bo Bardi mit ihrem Entwurf des schwebenden Museu de Arte de São Paulo (MASP), das durch seine auffällige Konstruktion besticht (▶152). Einfluss nahm nicht zuletzt die 1948–1952 in Rio de Janeiro errichtete US-Botschaft von Harrison & Abramovitz. Ohne diesen, der modernen Architektursprache zugeneigten Kontext hätte der Entwurf von Schmidt + Van Dorp seinen expressiven Ausdruck möglicherweise nicht erlangen können. Der bundesdeutsche Kanzleineubau in Brasilien weist obendrein einige Parallelen zu dem just fertiggestellten US-Generalkonsulat in Bremen von SOM auf, die sich in der Baukörperdisposition eines aufgeständerten Riegels über einem querliegenden Sockel, dem Eingang unterhalb des Hauptkörpers, der zweibündigen Organisation mit zentralem Erschließungskern sowie ansatzweise an den planen Fassadenflächen zeigen. Letztere verweisen als Vorhangfassaden jedoch eher auf zeitgenössische Bauten in den USA. Von größter Relevanz scheint daher Ernst van Dorps Studienaufenthalt zu Beginn der 1950er Jahre am Massachusetts Institut of Technology (MIT) in Cambridge bei Walter Gropius, ermöglicht durch den Gewinn eines studentischen Wettbewerbs an der TH Karlsruhe, und bei der van Dorp gezielt Bauten und die Büros von Ludwig Mies van der Rohe sowie Frank Lloyd Wright besuchte.165 Die spielerischen Elemente in dem Entwurf für die Kanzlei in Rio de Janeiro wie die Baukörperform, der Dialog mit der rückwärtigen Granitwand, aber auch die sich nach außen aufstellenden Markisen an den Fensterbändern verweisen auf eine Leichtigkeit, die zeitgenössischen Bauwerken in der Bundesrepublik schon zu eigen war. Ein herausragendes Beispiel hierfür ist das Haus der Holzberufsgenossenschaft in Stuttgart, genannt LOBA-Haus, von Rolf Gutbrod (1910–1999) aus dem Jahr 1949–1950 (▶153). Die glatte Fassadenebene und die geschlossenen Stirnseiten finden sich beispielsweise an dem 1960 fertiggestellten Drei-Scheiben-Hochhaus in Düsseldorf von Hubert Petschnigg, Fritz Eller, Erich Moser, Robert Walter und Josef Rüping. Auf internationaler Ebene ließe sich hinsichtlich der Baukörperform auf das Pirelli-Hochhaus (1956–1958) von Gio Ponti in Mailand, den Hauptverwaltungssitz der Firma Nestlé in Vevey (1959–1960) von Jean Tschumi oder das Pan Am Building von Gropius und Pietro Belluschi (1960–1963) verweisen. Die sich in der Kanzlei in Rio de Janeiro aufzeigenden Merkmale der Plastizität und der kompromisslosen Flächigkeit ohne Reliefbildung sowie das feine Gespür der freien Architekten für das Detail bildeten die Voraussetzungen für die zwei folgenden Neubauvorhaben der Bundesrepublik in New Delhi und Stockholm. Die beiden Projekte zeigen in gegensätzlicher Art und Weise eine jeweils eigene Interpretation der modernen Architektursprache, der Orientierung an den vorbildhaften Bauten der Besatzungsmächte und der Aufnahme von vor Ort vorgefundenen Bautraditionen auf. Für New Delhi hatte die Bundesbauverwaltung im Juni 1954 den ersten Architektenwettbewerb der Bundesrepublik zur Erlangung von Vorentwürfen für den Neubau einer Botschaft ausgelobt,166 der für den Neubau der Gesandtschaft in Stockholm folgte im März 1955.167 Beide Verfahren wurden als beschränkte Wettbewerbe mit jeweils sechs geladenen Teilnehmern ausgeschrieben und die Bundesbaudirektion beteiligte sich bei beiden mit eigenen Entwürfen. Während sie beim Wettbewerb für
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Rolf Gutbrod, Haus der Holzberufsgenossenschaft (LOBA-Haus) in Stuttgart (1949– 1950). saai, Werkarchiv Gutbrod
New Delhi ihre zwei Vorschläge noch außer Konkurrenz einreichen musste, übernahm die Bundesbauverwaltung die Vorprüfung des Wettbewerbes für Stockholm, um der untergeordneten Behörde eine reguläre Teilnahme zu ermöglichen.168 Die Bundesbauverwaltung begrüßte ausdrücklich das Einbinden der Bundesbaudirektion: »Es ist durchaus wünschenswert, daß die Baudienststelle, die dem Bauherrn für die Durchführung des Baues verantwortlich ist, sich nicht darauf beschränkt, zu nutzen, was an sie herangebracht wird, sondern sich selber darüber Rechenschaft gibt, ob und wie die von ihr gestellte Aufgabe zu lösen ist.«169 Doch im Nachhinein erwies sich die Vermischung der Kompetenzen als Hindernis für den reibungslosen Planfortschritt.
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New Delhi (WB 1954 | 1956–1960): Internationale Reminiszenz »Wenn schon allgemein gilt: Sage mir wie du wohnst, und ich sage dir, wer du bist, so kann sogar von politischer Bedeutung sein, wieviel Takt bei der Unterbringung einer diplomatischen Mission spürbar wird. Es ziemt den Deutschen nicht, nach einem verlorenen Krieg zu betont aufzutreten, andererseits geht es nicht an, das Gastland durch eine allzu gleichgültige Haltung zu verstimmen, so wenig, wie man einer Gastgeberin in nachlässiger oder unpassender Kleidung gegenübertritt.«170 Karl Badberger (1954)
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Im Mai 1951 errichtete die Bundesrepublik Deutschland ein Generalkonsulat in Bombay (heute Mumbai), knapp ein Jahr später eine Botschaft in New Delhi.171 Die auf Befehl des englischen Königs Georg V. und nach dem Entwurf der britischen Architekten Edwin Lutyens und Herbert Baker 1929 fertiggestellte Planstadt New Delhi war seit 1931 die neue Hauptstadt British-Indiens. Doch erst 1947, nach der Unabhängigkeitserklärung vom Vereinigten Königreich, konnte Indien selbstständig diplomatische Beziehungen zu Drittstaaten aufnehmen. Die indische Regierung richtete südöstlich des Stadtzentrums im Stadtteil Krishna Nager (heute Chanakyapuri) und in unmittelbarer Nähe des Präsidentenpalastes eine Diplomatic Enclave ein, in der auf »persönlichen Wunsch« des ersten indischen Ministerpräsidenten Jawaharlal Nehru (1889–1964) sämtliche Auslandsvertretungen ihre Niederlassungen erbauen sollten.172 Das Auswärtige Amt sah zunächst vom Erwerb eines dortigen Grundstücks ab. Es mietete für die Kanzlei ein Wohnhaus, kurze Zeit später ein zweites, etwa dreihundert Meter vom ersten entfernt.173 Die Gebäude waren zwar nur bedingt für Bürozwecke nutzbar, doch die Suche nach einem geeigneten Miet- oder Kaufobjekt als Unterkunft für den Botschafter, das dessen Repräsentationspflichten gerecht wurde, bereitete dem Auswärtigen Amt größere Probleme. Erschwert wurde dies durch die zahlreichen, insbesondere pakistanischen Flüchtlinge, die infolge der Spaltung British-Indiens nach Delhi drängten, das auf verhältnismäßig kleiner Fläche die Städte Old Delhi, Delhi City und New Delhi umfasst. Indes legte die Indische Regierung »grössten Wert auf die alsbaldige Bebauung des Diplomatenviertels« und ermutigte den bundesdeutschen Botschafter wiederholt zum Ankauf einer Parzelle. Als Gegenleistung für den Erwerb eines Grundstücks bot sie der Botschaft ein beschlagnahmtes Wohnhaus in der Alberquerque Road im »besten Viertel von New Delhi« für den Zeitraum bis zur Fertigstellung des Neubaus zur Miete an. Aufgrund dieses »bestehenden Junktims« bzw. der Gefahr einer diplomatischen Dissonanz, die vom stetigen Ablehnen der indischen Offerte ausging, sowie der Tatsache, dass das Vereinigte Königreich, die USA und weitere Staaten große Areale im neuen Diplomatenviertel für ihre Neubauten erwarben, sah sich das Auswärtige Amt genötigt, deren Beispiel zu folgen.174 1953 erwarb der Bund ein 2,4 Hektar großes Gelände an der Main Vista, der Hauptachse des Diplomatenviertels, auf Ewigpacht (▶154). Das längsrechteckige, dreiseitig von Straßen umschlossene Grundstück grenzt mit der Schmalseite an die Hauptstraße und lag den Bauplätzen von Nepal, Afghanistan und der Türkei gegenüber, Japan plante seine Niederlassung auf dem nördlich angrenzenden Grundstück.175 Im Juni 1954 schrieb das Bundesministerium für Finanzen einen beschränkten Wettbewerb unter sechs Teilnehmern aus. Das Raumprogramm enthielt neben dem »Botschafterwohnhaus« – das alle Funktionen einer Residenz wie Repräsentationsräume, Küchentrakt, Gästezimmer sowie private Wohnräume des Botschafters aufnehmen sollte – eine Kanzlei mit knapp vierzig Büroräumen sowie Neben- und Lagerräumen, drei Dienstwohnungen, Unterkünfte für einheimisches Personal, Garagen, ein Pförtnerhäuschen, ein Schwimmbecken und einen Tennisplatz.176 Entsprechend Badbergers Feststellung, dass sich der Stand des gegenwärtigen deutschen Bauschaffens »von dem der meisten Länder ohnehin nicht mehr so stark ab[heben würde], daß er befremdend wirken könnte«,177 berücksichtigte die Auswahl der Teil-
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nehmer ausschließlich Architekten, die sich in der jungen Bundesrepublik bereits einen Namen gemacht hatten. Rudolf Lodders gehörte zu der Planungsgruppe der zuvor genannten Grindelhochhäuser in Hamburg. Friedel Steinmeyer hatte zusammen mit Werner Dierschke (1906–1983) just den Bundesrechnungshof in Frankfurt am Main (1951–1953) fertigstellt. Johannes Krahn hatte bereits 1950 mit dem Verwaltungsgebäude der Französischen Kommission in Bad Godesberg die Bauaufgabe der auswärtigen Repräsentanz bearbeitet. Helmut von Lülsdorff hatte ein an US-amerikanischen Malls orientiertes Kaufhaus in Berlin-Siemensstadt konzipiert. Und Wilhelm und Dirk Denninger (1928–2002) hatten neben zahlreichen Verwaltungsbauten für die Stadthalle in Bad Godesberg verantwortlich gezeichnet. Einzig irritierend ist die Teilnahme von Fritz August Breuhaus (de Groot), der 1937/38 mit den Planungen für den Neubau der Deutschen Botschaft in Washington betraut gewesen war. Sie deutet auf die vorangehend angesprochenen Kontinuitäten in den bundesdeutschen Ministerien und Ämter hin. Da keiner der sechs eingereichten Beiträge das Preisgericht vollends überzeugen konnte, vergab es keinen ersten Preis. Stattdessen wurde Johannes Krahns Entwurf eines konkaven, aufgeständerten Kanzleiriegels mit zentralem Erschließungskern und rückwärtig anschließenden, in Hufeisenform angeordneten Repräsentationsbereich mit dem zweiten Preis prämiert (▶155). Der Auflösung der Residenz in unterschiedlich große und gestaltete Volumen, die den symmetrischen Tendenzen des Entwurfes entgegenwirkten, bescheinigte das Preisgericht eine nicht konsequente Durchführung im Entwurf, die von der ausbleibenden Differenzierung der Vorfahrten von Kanzlei und Residenz unterstrichen würde. Positiv bewertet wurde die abgeschiedene Positionierung der Unterkünfte für das Personal an der gegenüberliegenden östlichen Grundstücksgrenze sowie die architektonische Haltung des Verfassers, die »den Besonderheiten der Bauaufgabe und den Bedingungen der heutigen Architekturauffassung« gerecht werde. Darüber hinaus sei die »feinsinnige Gliederung im Detail […] hervorzuheben.«178 Einen dritten Preis erhielt Fritz August Breuhaus mit dem Entwurf einer L-förmigen Anlage von Residenz und Kanzlei (▶156). Die drei Amtswohnungen für den Kanzler, einen Mitarbeiter des unteren diplomatischen Diensts sowie den Hausmeisters verteilte der Architekt als Pavillonbauten auf dem Grundstück, die Personalunterkünfte setzte er als Riegel parallel zur östlichen Grundstücksgrenze. Die Prämierung widersprach dem gestalterischen Anspruch des Preisgerichts, das in der Beurteilung vermerkte: »Die äußere Haltung der Baugruppe ist formalistisch und entspricht nicht dem Stand der gegenwärtigen Baukunst«179. Vater und Sohn Denninger wurden für ihren Entwurf einer eingeschossigen Vierflügelanlage, die sich zu einem großen Innenhof orientiert mit einem vierten Preis ausgezeichnet (▶157). Das Preisgericht kritisierte die fehlenden Bezüge des Entwurfes zur Umgebung sowie ausdrücklich die Integration der Unterkünfte des einheimischen Personals in einem der Flügel.180 Als letztes erhielt Friedel Steinmeyer einen fünften Preis für seinen Entwurf eines nahe bei der Hauptstraße angeordneten, siebengeschossigen Punkthochhauses zur Aufnahme der Kanzlei sowie einer langgestreckten, eingeschossigen Atriumanlage auf rechteckigen Grundrisses, bei der den aneinandergereihten Funktionen Repräsentationsräume, Küche und Wohnung des Botschafters jeweils ein eigener Patio zugeordnet wird (▶158).
Lageplan der Diplomatic Enclave mit Gelände der Botschaft in New Delhi (1954). BV 9/1954, 285
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Johannes Krahn, 2. Preis Wettbewerb Botschaft New Delhi (1954). BV 9/1954, 287o., Modellfoto: Augenstein
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Fritz August Breuhaus (de Groot), 3. Preis Wettbewerb Botschaft New Delhi (1954). BV 9/1954, 287u., Modellfoto: Augenstein
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Wilhelm und Dirk Denninger, 4. Preis Wettbewerb Botschaft New Delhi (1954). BV 9/1954, 289o., Modellfoto: Augenstein
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Friedel Steinmeyer, 5. Preis Wettbewerb Botschaft New Delhi (1954). BV 1954-9, 290, Modellfoto: Augenstein
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Botschaft New Delhi, Entwurf der Bundebaudirektion (1954). BV 1954-9, 291, Modellfoto: Augenstein
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Außer Konkurrenz reichte darüber hinaus eine Arbeitsgruppe der Bundesbaudirektion, zuvor verantwortlich für die Erarbeitung der Grundlagen für die Wettbewerbsausschreibung und die Vorprüfung der eingereichten Arbeiten, gleich zwei eigene Vorschläge ein. Das Preisgericht, dem neben den Architekten Werner March (1894–1976) und Ernst van Dorp, Johannes Rossig und den drei Diplomaten des Auswärtigen Amts Ministerialdirigent Felician Prill (1904–1981), Gesandter Martin Schliep (1891–1964) und Botschafter E. Meyer auch Franz Sales Meyer und Karl Badberger von der Bundebaudirektion angehörten, begutachtete diese Entwürfe im Anschluss an die Jurysitzung. Erstmals fiel die Beurteilung durchweg positiv aus: »Der Vorschlag gibt durch die eindeutige Beschränkung auf die beiden Hauptinhalte der Aufgabe, Kanzlei und Residenz, eine wertvolle Anregung, die insbesondere der Parksituation und dem Repräsentations- und Wohnbedürfnis der Residenz voll gerecht wird.«181 Die Arbeitsgruppe, deren einzelne Mitglieder nicht benannt wurden, positionierte in ihrem ersten Entwurf einen Kanzleiriegel gemäß den Forderungen der indischen Regierung mit einem Abstand von 30 Meter parallel zur Hauptstraße (▶159).182 Der Blick auf die dahinter liegende, L-förmige Residenz bleibt frei. Sie wird über eine separate Zufahrt über die nördliche Nebenstraße erschlossen und ist von einer weitläufigen Gartenanlage umgeben, die erst am östlichen Ende des Grundstücks mit den Garagen und den um 30 Grad gestaffelten Unterkünften für einheimisches Personal abschließt. Dadurch erhält die Residenz, trotz der die Form verunklarenden Anbauten, den Charakter eines autarken Landhauses. Das Preisgericht empfahl eindeutig die Beauftragung des Zweiten Preisträgers mit der Weiterbearbeitung des Entwurfes,183 da man in Krahn »eine starke künstlerische Persönlichkeit gefunden« hätte.184 Doch im Zuge anschließender Besprechungen bestimmten Bundesbaudirektion und Auswärtiges Amt im Oktober 1954 das erste Projekt der Bundesbaudirektion zur Grundlage der weiteren Planung.185 Die sich hier anbahnende Vermengung von Zuständigkeiten durch den potentiellen Wechsel der Bundesbaudirektion von der Funktion des Bauherrenvertreters zum ausführenden Planer, widerspricht der Intention eines Wettbewerbs. Entsprechend wies der um Stellungnahme gebetene Krahn auf die formale Bindungspflicht der Behörden an die Ausschreibung eines »engeren Wettbewerbs« nach den Grundsätzen und Richtlinien für Wettbewerbe (GRW) entschieden hin und erhob Anspruch auf den Auftrag zur weiteren Bearbeitung.186 Dem Vorgehen mag die Unerfahrenheit der einzelnen Institutionen und die Unkenntnis über die Tragweite mancher Entscheidungen zugutegehalten werden. Diplomatisch erscheint daher der erfolgte Beschluss des Bundesministeriums für Finanzen zur Bildung einer Arbeitsgemeinschaft zwischen dem Architekten Krahn und der Bundesbaudirektion, sowie deren Entwurf zur Grundlage der folgenden Entwurfs- und Ausführungsplanung zu bestimmen.187 Für die örtliche Bauleitung der im Februar 1956 beginnenden Bauarbeiten entsandte die Bundesbaudirektion drei ihrer Mitarbeiter nach New Delhi.188 Darüber hinaus zog die Bundesbaudirektion den vor Ort ansässigen und von der Botschaft empfohlenen deutschen Planer Karl Malte von Heinz als Kontaktarchitekten hinzu.189 Im Sommer 1959 wurde die Kanzlei für die Nutzung freigegeben, ein halbes Jahr später wurde der gesamte Komplex offiziell mit einem Teeempfang eröffnet und an die Nutzer übergeben.190
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Der endgültige Entwurf folgt der groben Zuordnung und Ausrichtung der Volumen im Beitrag der Bundesbaudirektion, doch Krahns Differenzierung derselben nach ihren Funktionen sowie seine Hinwendung zum Detail brachten der ersten Idee die erforderliche Klarheit und Konsequenz. Das große Konvolut aus Krahns Nachlass an Ausführungszeichnungen von der Gesamtperspektive über Varianten bis hin zum Innenraumdetail im Maßstab 1:1 bezeugen seine tiefe Durcharbeitung des Projekts auch noch parallel zur Bauausführung.191 Das realisierte Ensemble besticht durch seinen additiven Charakter unterschiedlich großer Baukörper (▶160). Das Hauptaugenmerk der Anlage liegt auf dem parallel zur Hauptstraße liegenden, viergeschossigen Kanzleiriegel, an den ein dreigeschossiger Wohntrakt leicht nach hinten versetzt andockt (▶161). Das aufgeständerte Straßengeschoss der Kanzlei, das eingerückte Sockelgeschoss des Wohnhauses sowie die beide Körper verbindende Schattenfuge erzeugen den losgelösten Charakter der Volumen. Ein eingeschossiger, winkelförmiger Magazinbau verbindet die Kanzlei rückwärtig mit der Residenz und trennt den Kanzleigarten vom privateren Botschaftergarten. In der Residenz verschmelzen die zwei jeweils eingeschossigen, aber dennoch in der Höhe divergierenden Baukörper des Küchentraktes und des Repräsentationsbereichs mit dem zweigeschossigen Wohnbereich des Botschafters und seiner Familie (▶162). Das dazwischen liegende Arbeitszimmer des Botschafters wirkt als Puffer, da es in seiner dualen Funktion je nach Anlass einer privaten oder repräsentativen Nutzung dient. Alle vier Baukörper reihen sich leicht versetzt entlang der nördlichen Nebenstraße aneinander, wobei der Repräsentationsbereich sich dieser Bewegung senkrecht entgegenstellt. Ein niedriger, zurückgesetzter Sockel erzielt die schwebende Wirkung des Ensembles. An der östlichen Grundstücksgrenze sind drei Wohnblöcke für 28 Wohnungen mit Laubengangerschließung für das einheimische Personal sowie die Garagen parallel zueinander angeordnet. Die dazwischenliegenden kleinen Innenhöfe öffnen sich auf der einen Seite zum angrenzenden Botschaftsgarten mit Tennisplatz, Schwimmbecken und Badehäuschen sowie auf der anderen Seite zum weitläufigen Nehru Park. Neben der Unterscheidung der Baukörper je nach Nutzung bestimmen klimatechnische Anforderungen die Anordnung der Baukörper, ihre Ausprägung, ihre Fassadengestaltung und auch die Disposition ihrer Grundrisse. So sollte das freigestellte Straßengeschoss der Kanzlei eine optimale Luftzirkulation auf dem Botschaftsgelände ermöglichen.192 Die zwei südlichen der insgesamt fünf Achsen à 6,60 Meter nehmen die eingerückte Eingangshalle nebst Erschließungskern auf, die drei weiteren bieten Raum zur Aufnahme von verschatteten Pkw-Stellplätzen. Die nahezu vollständig geschlossenen Stirnseiten verankern das Gebäude mit dem Terrain, ihre schmalen Sichtkanten an den Längsfassaden rahmen zusammen mit der schmalen Dachkante die gerasterte Fassade der oberen drei Geschosse. Diese reflektiert die Skelettkonstruktion des Gebäudes, ergänzt um eine Mittelstrebe. Jeweils vier waagerecht geneigte Aluminiumlamellen überdecken die leicht hochrechteckigen Felder mit ihrer tieferliegenden Verglasung. Den Dachabschluss bildet eine sich über die gesamte Gebäudelänge erstreckende, ein halbes Geschoss hohe Lochstruktur, die die Luftzirkulation auch unterhalb des leicht nach innen geneigten Daches zulässt (▶163). Im Grundriss erweist sich die Kanzlei als konventioneller Zweibund: die Büroräume orientieren sich in erster Linie zur westlichen Main Vista, während der weniger frequentierte
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Johannes Krahn, Botschaft New Delhi, Modell (1956). Bildarchiv BBR / Hans Schafgans
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Johannes Krahn, Botschaft New Delhi (1956–1962), Vorfahrt zur Kanzlei. Bildarchiv BBR
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Blick von Nordwesten auf die Residenz (1960). Bildarchiv BBR
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Botschaft New Delhi, Wohnung für deutsche Beamte und Kanzlei. Bildarchiv BBR / Hans Schafgans
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Eingangshalle der Residenz. Bildarchiv BBR
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Empfangssaal mit »Krahn’scher« Stuckdecken. Bildarchiv BBR
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Konferenzsaal sowie Lager- und Archivräume, Treppenhauskern und angrenzende Sanitäranlagen zum Botschaftsgarten ausgerichtet sind. Die Raumaufteilung des anschließenden Dienstwohngebäudes, das neben einer 5-Zimmer-Wohnung für den Kanzler, jeweils eine 2 ½ -Zimmer-Wohnung für den Hausmeister und einen Mitarbeiter des unteren Dienstes sowie zwei 1-Zimmer-Wohnungen für Kuriere aufnimmt, 193 gleicht sich der der Kanzlei an, allerdings orientieren sich hier die Wohnräume nach Osten und Küchen, Bäder, Schlafzimmer sowie das interne Treppenhaus nach Westen. Entsprechend öffnen sich Loggien mit tiefliegenden deckenhohen Fensterelementen zum rückwärtigen Botschaftsgarten, während an der geschlossenen Straßenfassade regelmäßig angeordnete Blendrahmen den dahinterliegenden viereckigen Fenstern den Charakter von Guckkästen verleihen. An der ebenfalls geschlossenen Stirnseite bricht ein zweigeschossiger, versetzt sitzender Erker mit der klaren Fassadenordnung. Der fein abgestimmte Einsatz kleiner Strukturen wie eine Gitterverkleidung vor dem Erker oder die Oberflächengestaltung der Sockelzone bricht die Strenge der Baukörper. Ebenso bilden auskragende Geschossdecken und Sichtkanten einen Kontrast zu den geschlossenen Fassadenelementen. Hiermit nutzte Krahn gezielt das Spiel von Lichteinfall und Schattenwurf sowie Fläche und Tiefenwirkung zur Steigerung der Plastizität der Baukörper.194 Auch bei der Residenz setzte Krahn die Öffnungsflächen an deren Eingangsseite sehr sparsam und stanzte sie pointiert in die Oberfläche ein, zur Kanzleiseite wiederholt sich das Motiv der quadratischen Blendfenster. Beides hebt umso mehr die vollständige Öffnung der Stirnseite des Repräsentationsbereichs hervor, eingeleitet durch ein skulpturales, freistehendes Vordach zur Vorfahrt und eine Freitreppe zur Überwindung der Sockelzone. Zum rückwärtigen Botschaftsgarten erhalten die Fassaden beider Baukörper einen einladenden aber auch privaten Charakter, indem überdachte Galerien bzw. Veranden und raumhohe Wandöffnungen die Verbindung von Innen und Außenraum herstellen. Die mit den Fassaden korrelierenden Grundrisse weisen die sich nach innen verjüngende Eingangshalle als öffentlichsten aller Bereiche der Residenz aus (▶164). Von hier aus gelangt der Besucher in den großen Empfangsraum, das Damenzimmer und in den flankierenden Speiseraum für 24 Personen.195 Der unmittelbar angrenzende Küchentrakt ist rundum geschlossen und wird über einen innenliegenden Wirtschaftshof belichtet und belüftet. Die Anordnung der Repräsentationsräume folgt den Erfordernissen des Protokolls bei Empfängen, sie ermöglicht unter anderem die Zirkulation der Gäste bei Empfängen wie auch des Dienstpersonals beim Servieren. Ebenfalls über die Eingangshalle erfolgt über das auch als Herrenzimmer fungierende Arbeitszimmer der Zugang zum Wohnbereich des Botschafters und seiner Familie. An dieses reihen sich die privaten Wohn- und Speisezimmer sowie zwei Gästezimmer mit jeweils eigenem Bad. Die Integration eines amtlichen und eines privaten Gästezimmers in den privaten Wohnbereich des Repräsentanten spiegelt den halboffiziellen Charakter des Erdgeschossbereichs wider. Eine Treppe führt zu den Schlaf- und Kinderzimmern sowie einem Hausangestelltenzimmer im Obergeschoss. Sowohl die Residenz als auch die Kanzlei wurden mit einem indischen weißgrauen Marmor verkleidet. Seinen hohen repräsentativen Charakter versuchte die Bundesbaudirektion mit dem praktischen Aspekt der geringeren Verunreinigung
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bei »Monsunregen und Sandstürme[n]« herunterzuspielen. Überhaupt würden die »großen geschlossenen Marmorflächen […] einen vornehm zurückhaltenden Eindruck« vermitteln.196 Offensichtliche Schwierigkeiten mit dem Material zeigen sich auch in der 1960 vom BDA herausgegebene Publikation »Planen und Bauen im neuen Deutschland«, die lediglich die Verwendung eines örtlichen Natursteins als Fassadenverkleidung erwähnt.197 Neben der Schmälerung des Materialwertes veranschaulicht auch die beharrliche Bezeichnung »Botschafterwohnhaus« statt Residenz sowohl auf Amts- als auch auf Architektenseite das Bestreben, das Gebäudeensemble als Beispiel eines gelungenen bescheidenen Abbildes der deutschen Verhältnisse darzustellen. Das Material Marmor, das den hohen gestalterischen Grad der Botschaft unterstrich, wirkte diesem Anliegen konnotativ entgegen.198 Tatsächlich wurde es auch im Residenzinneren für die Wandverkleidung und den Fußbodenbelag in der Eingangshalle verwendet.199 Für Krahn war allerdings Marmor nur ein Material unter vielen, die zum Einsatz kamen. So entwarf er zahlreiche Wandspiegel mit mannigfach sich wölbenden Terrakotten und Gitterstrukturen, Balkonbrüstungen mit Polygonmustern, ergonomische Handläufe für die Treppen, Lichthauben sowie plastische Deckenschilde für die drei Repräsentationsräume der Residenz zur Aufnahme der Belichtung und Beleuchtung. Diese, von der Bundesbaudirektion als »Krahn’sche« Stuckdecken bezeichneten Verkleidungen, sollten eine »schwebende« Wirkung erzielen und das äußere Spiel von Licht und Schatten in den Innenraum übertragen.200 Die Ausstattung der Räume mit Möbeln und Kunstgegenständen oblag indes der Bundesbaudirektion.201 Sie wählte eine Mischung aus modernen, an Mies van der Rohes Barcelona-Sessel bzw. –Sofas angelehnten Stahlrohrmöbeln, gediegenen Beistelltischen aus Palisanderholz, Velourteppichen sowie antiken Orientteppichen aus (▶165). Das behutsame Fügen der Baukörper, ihr Verhältnis zum Terrain sowie ihr Spiel von Licht und Schatten sind Kennzeichen für die gestalterische Vielseitigkeit und Liebe zum Detail des Architekten Johannes Krahn. In Verbindung mit dem kombinierten Einsatz unterschiedlichster Materialien wie Stahlbeton, Naturstein, Terrazzo, Aluminium (Fenster und Außentüren), Keramik, Holz (Palisander, Teakholz), Textilien etc. sowie seinem empfindsamen Umgang mit Oberflächen und Haptik exemplifiziert er die Adaption der zeitgenössischen Internationalen Moderne und deren Umformung zu einem eigenständigen Ausdruck. In der unmittelbaren Nachkriegszeit war der ehemalige Mitarbeiter von Rudolf Schwarz an zwei Inkunabeln der deutschen Nachkriegsarchitektur beteiligt gewesen. Zum einen hatte er der Frankfurter Planungsgemeinschaft Paulskirche angehört,202 die, 1947–1948 wiederhergestellt, zu einem der frühen Höhepunkte des demokratischen Bauens avancierte.203 Zum anderen hatte Krahn für das Deutsche Bundeshaus (1948–1949) von Hans Schwippert die Stühle für den Bundestagspräsidenten und die Minister im großen Plenarsaal und im Bundesratssaal entwickelt (▶166), ebenso die des Bonner Bundeskanzleramts.204 Die Möbel des Bundeshauses sollten nach Schwippert, dem Gedanken einer an dem Menschen orientierten Gestaltung folgend, »nichts von ›repräsentativen‹ Leihgaben der Vergangenheit« haben, sondern »leichte Geräte« sein, »die dienen und nichts verbergen, Raum lassen und die Bewegung des Menschen der Gedanken und der Dinge erlauben.«205 Seine Entwürfe für den Innenraum der Lichtspiele Hansa sowie der Neubau des Autohauses Heuler (▶167) in Frankfurt am Main postulierte Alfons
Johannes Krahn, Bestuhlung des Bundesratssaals Bonn. Foto: Rhein-Bild-Verlag GmbH 1950 Stadtarchiv und Historische Stadtbibliothek Bonn
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Johannes Krahn, Autohaus Heuler, Frankfurt am Main. ISG FFM, S14C Nr. 2011-343
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Johannes Krahn, Passage zum Bienenkorb (1953–1954), Frankfurt am Main. © Bildarchiv Foto Marburg
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Leitl 1951 als Beginn einer neuen Leichtigkeit, die die von Alfred Roth propagierte enthaltsame, »klare Fläche« als Merkmal der modernen Architektur aufbräche. Bei ihnen zöge eine Plastizität und Bewegung in die Fassaden und Grundrisse ein, die eine Auflockerung der einzelnen Bauglieder erwirkten.206 Auf internationalem Parkett folgten auf Krahns Neubau für den französischen Dienstsitz der Alliierten Hohen Kommission in Bonn 1956 das Deutsche Haus in der Cité Universitaire und 1958 die Ausstattung des Deutschen Sitzungssaales im Gebäude der UNESCO, beide in Paris. Sein zweiter Entwurf für eine Botschaft der Bundesrepublik, nun für den Neubau der Residenz in Schemiran-Teheran, kam nicht zur Ausführung. Das wohl bekannteste Bauwerk des Architekten ist das 1953–1954 errichtete Hochhaus Passage zum Bienenkorb,207 im Volksmund Bienenkorbhaus genannt, im Frankfurter Stadtzentrum (▶168). Das zwölfstöckige Verwaltungsgebäude für die Frankfurter Sparkasse von 1822 war eines der ersten Hochhäuser der heutigen Bankenmetropole und bildet den östlichen Abschluss der Einkaufsstraße Zeil. Es besticht durch die Differenzierung der Funktionen, die den Baukörper formen. Der Unterbau der Anlage besteht aus einer zweigeschossigen Sockelzone, die Geschäftsbetrieb und Verkaufsflächen aufnimmt. Sie ist unterteilt in ein zurückgesetztes Straßengeschoss und ein über die Bauflucht hinaustretendes erstes Obergeschoss mit umlaufender Schaufensterfront. Über der östlichen Hälfte des Sockelgeschosses erhebt sich ein zehngeschossiger Turmaufbau, abgelöst durch eine schmale Schattenfuge. Die umlaufenden Fensterbänder liegen in einer Ebene mit den Brüstungselementen mit vorgeblendeten Muschelkalkplatten. Der Wechsel der gleichmäßig geschlossenen und transparenten Elemente gliedert das Hochhaus in der Vertikalen, es entsteht der Eindruck eines klaren Baukörpers mit scharf geschnittenen Kanten. Die Homogenität bricht einzig das abschließende Wohngeschoss mit den aufgesetzten quadratischen Blendrahmen, die der Architekt ebenfalls in New Delhi verwendete. Als Krahns Vorbild für das Bienenkorbhaus gilt im Allgemeinen das Lever House.208 Mit Rückblick auf das bereits angeführte Re-Education-Programm der Alliierten sowie den immanenten Einfluss der amerikanischen Architektur sowohl in Westdeutschland als auch im Ausland reicht dieser Hinweis trotz seiner Berechtigung nicht aus. Verstärkend wirkt hier zudem das spezifische Umfeld von Krahn, das im gleichen Maße für die Gestaltung der Botschaft in New Delhi ausschlaggebend ist. Nach Kriegsende hatte die Amerikanische Militäradministration das 1928–1931 von Hans Poelzig errichtete Verwaltungsgebäude der I.G. Farben in Frankfurt am Main bezogen.209 Die Stadt wurde 1946/47 zum Sitz des Bizonalen Wirtschaftsrats bestimmt, der ein Jahr später zur Verwaltung der Trizone erweitert wurde,210 und stand unmittelbar im Zentrum einer Westernisierung.211 Als direkte Anschauungsobjekte dienten Krahn daher vor allem die Entwürfe von SOM für das erst 1955 vollendete US-Generalkonsulat am Palmengarten. Wie dort löst am Bienenkorbhaus ein zurückgesetzter Sockel die Baukörper vom Untergrund und eine freie Treppe führt durch eine vollverglaste Öffnung in die Eingangshalle, deren Wände mit Marmor verkleidet sind, sich aber mit dem äußeren Fassadenmaterial zu einer kubischen Einheit verbindet. Das Additive kehrt sich hier ins Deduktive um. Der Vergleich mit der 1954 bis 1959 ausgeführten US-amerikanischen Botschaft in New Delhi von Edward Durell Stone wiederum zeigt ebenso wie Krahns Entwurf
Edward Durell Stone, USamerikanische Botschaft New Delhi (1954–1959), Foto 1979. National Archives (59-OBO-719PM_S_80)
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eine vielfältige Schichtung von Fassadenmaterialien sowie eine Differenzierung in der Oberfläche (▶169). Tatsächlich folgte die Botschaft in New Delhi nicht nur einem Vorbild. Düwel berichtet von einer Studienreise Krahns mit den Architekten der Bundesbaudirektion und dem örtlichen Kontaktarchitekten, auf der sie gezielt Bauten in New Delhi als mögliche Inspiration für den eigenen Botschaftsbau besucht und einprägsame Details notiert hätten.212 Möglicherweise weiteten sie die Exkursion über die Stadtgrenzen hinaus aus, denn auch die Reminiszenzen an Le Corbusiers Bauten in Chandigarh sind im vielseitigen Fassadenspiel der offenen und geschlossenen Flächen bzw. Licht und Schatten, der Plastizität der Stützpfeiler und des Residenzvordaches präsent. Darüber hinaus fanden beim Neubau für die Schule und das Schülerwohnheim im indischen Pondicherry dieselbe Aluminiumlamelle Verwendung wie später an der Botschaft in New Delhi. Der vom New Yorker Architekten Antonin Raymond (1888–1976) entworfene Gebäudekomplex für die Schüler von Svi Auwbindo Ghose gehört zu den Projekten, die das American Institut of Architects als Wanderausstellung zeigte und die in die Publikation Amerikanische Architektur seit 1947 eingingen. Auch das Motiv der Blendfenster erscheint dort am Kaufhaus der Famous Barr Co. von den Architekten Russell, Crowell, Mullgard & Schwarz in Clayton.213 Sicherlich haftet dem Neubau in New Delhi vor dem Hintergrund der Konnotationen und mit Verweis auf Nerdinger etwas Eklektisches an, doch in der Gesamtheit entstand eine eigene Komposition. Es war eine von Krahns Fähigkeiten, einen Mittelweg zwischen den internationalen Strömungen sowie regionalen und nationalen Identifikationsmerkmalen zu finden, die die Botschaft in New Delhi zu einem bemerkenswerten Gebäude macht. Dies wurde auch von Krahns Auftraggebern anerkannt. Nicht zuletzt plante er einige staatliche Repräsentationsbauten für Frankreich und auf seinen Entwurf in New Delhi folgten weitere Projekte in Indien: das Indo-German-Prototype Workshop and Training Centre in Okhla (1958) und das St. John’s Medical College & Hospital in Bangalore (1965).214 Entsprechend erklärte der leitende Regierungsbaudirektor Mertz: »Zusammenfassend kann ohne Übertreibung festgestellt werden, dass der Neubau der Deutschen Botschaft in New Delhi eine gute Visitenkarte moderner deutscher Baugesinnung in Indien sein wird und sich auch gegenüber dem
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Reinhard Krüger (BBD), Residenz der Botschaft Brüssel (1966–1968). Bildarchiv BBR
amerikanischen Neubau – dem z.Zt. repräsentativsten Neubau in der diplomatischen Enklave – ohne weiteres behaupten wird. Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Baukosten amerikanischerseits so hoch sind, dass sie bisher geflissentlich verschwiegen wurden.«215 Mertz’ Einschätzung über die eigene Leistung im Vergleich mit den Neubauten der internationalen Missionen folgte, trotz leiser Kritik, der Prämisse einer zurückhaltenden Einordnung gegenüber der Vertretung der Vereinigten Staaten; dies allerding nicht ohne Stolz. Zahlreiche Elemente am Neubau der Botschaft in New Dehli wirkten vorbildhaft für nachfolgende Bauten der Bundesbaudirektion. Es waren vor allem die vertieft liegenden Glasflächen, die schmalen, auskragenden und zu Rahmen verbundenen Stirnkanten sowie die mit der Vorderkante abschließenden Sonnenschutzelemente aus weiß beschichtetem Aluminium: so zu sehen an den Botschaften in Monrovia (1962–64) (▶226) und Lagos (1963–1964) (▶228). In Brüssel (1966–1968) hingegen wiederholte sich die Wiederentdeckung des Privaten für die Gestaltung der Residenz, indem die öffentlich einsehbare Hauptfassade sehr geschlossen gehalten ist (▶170). Auch hier kam mit Travertin eine mit Erhabenheit konnotierte Natursteinfassade zum Einsatz, die Abgeschiedenheit wirkt indessen als fortifikatorisches Statussymbol.
Stockholm (WB 1955 | 1958–1960): Selbstverständliche Einfachheit
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»Der erste Preis zeichnet sich aus durch eine selbstverständliche Einfachheit verbunden mit tiefem inneren Wert, wie sie der Einstellung des Gastlandes Schweden besonders entgegenkommt, ohne die deutsche Note zu verleugnen«216 Karl Badberger (1955) Zeitgleich zu New Delhi errichtete die Bundesrepublik in Stockholm ihren ersten Botschaftsneubau in Europa. Die Heterogenität des jeweiligen kulturellen Umfelds ist kennzeichnend für die realisierten architektonischen Lösungen für dieselbe Bauaufgabe. So kontrastiert der nüchterne, nordisch kühle Charme des Entwurfs von Godber Nissen für Stockholm mit Krahns spielerischer, orientalischer Leichtigkeit.
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Schon früh nahmen die Bundesrepublik und Schweden gegenseitige diplomatische Beziehungen auf, noch vor Gründung des Auswärtigen Amts am 3. März 1951 eröffnete die Bundesrepublik ein Generalkonsulat in Stockholm. Bereits drei Monate später, am 26. Juni 1951, wurde es in eine Gesandtschaft umgewandelt, die sich auf drei Liegenschaften verteilte. Ein Teil der Kanzlei richtete sich im ehemaligen Gesandtschaftsgebäude des Deutschen Reichs in der Hoslangatan 2 ein, das nach Beschlagnahmung durch die schwedische Regierung 1945 unter der Verwaltung des schwedischen Fluchtkapitalbüros stand. Dieses veräußerte das baufällige Gebäude Anfang 1953 an die schwedische Hauptstadt, die dessen baldigen Abriss zugunsten einer Erweiterung des angrenzenden Nationalmuseums anstrebte.217 Die schwedische Regierung war bereit, die Bundesrepublik mit der Hälfte des Verkaufserlöses der ehemals reichseigenen Liegenschaft sowie einem Teil der Möbel zu entschädigen. Ihre neutrale Haltung demonstrierend kündigte die schwedische Regierung an, die zweite Hälfte für die DDR bis zur deren Anerkennung zurückstellen.218 Da die Versuche der bundesdeutschen Gesandtschaft, ein geeignetes Ersatzgebäude zur Miete bzw. Erwerb zu finden, scheiterten, schien der Neubau einer Kanzlei unausweichlich.219 Noch im Laufe des Jahres 1953 offerierte das schwedische Außenministerium dem Gesandten Kurt Sieveking (1897–1986) ein Grundstück in Stockholms neuem Diplomatenviertel am östlichen Rand des Stadtteils Östermalm,220 in dem sich die Britische Botschaft und die US-amerikanische Residenz bereits vor dem Zweiten Weltkrieg angesiedelt hatten. Im August 1954 erwarb die Bundesrepublik das dreieckige, rundum von Straßen umschlossene Areal.221 Die Gärdensgatan, gleichzeitig Hauptzufahrt zum Diplomatenviertel, begrenzt das Grundstück an der nordwestlichen Seite. Im Nordosten beschreibt die Skarpögatan einen Bogen und im Süden flankiert die Kanholmsgatan das Grundstück. Am südlichen Ende der Skarpögatan errichtete das Königreich Norwegen 1949 bis 1952 seine Botschaft. Das Bauwerk besteht aus unterschiedlich hohen Kuben, die sein Architekt Knut Knutsen (1903–1969) mit der vorgefundenen Topografie verschmelzen ließ (▶171). Dank der Verwendung der regionalen Materialien Holz und Ziegel vermied das organische Gebäude jeglichen repräsentativen Ausdruck und zelebrierte den Dialog zwischen Innen- und Außenraum. Pate stand die traditionelle skandinavische Architektur, ebenso war es von Alvar Aalto und Frank Lloyd Wright beeinflusst.222 Westlich der Norwegischen Botschaft entstand 1951–1954 der sich expressiv über das felsige Ufer der Djurgårdsbrunnsviken erhebende Kanzleineubau der Vereinigten Staaten von Amerika, für den Ralph Rapson und John van der Meulen verantwortlich zeichneten. Der nach Norden ausgerichtete viergeschossige Kanzleiriegel erhebt sich über einem rechtwinkligen, eingeschossigen Volumen, das als Eingangs- und Empfangsebene dient (▶172). Das Gebäude zeichnet sich durch die stringente Anwendung des International Style aus, der sich in offenen Treppen, Möbeln von Knoll International und der offensiven Präsenz im Außenraum widerspiegelt. Für das nördliche Ende der Skarpögatan entwickelte der Mailänder Gio Ponti 1954 die Niederlassung des Italienischen Kulturinstituts (▶173).223 Der polygonal geformte, langgestreckte Baukörper mit flankierendem Kultursaal strandet wie eine Arche am angrenzenden Naturpark. Die Plastizität des Bauwerks verstärkend sind die Fensterbänder plan in die Außenhaut eingebracht. Nur das schwungvoll auskragende Dach wirkt seiner klaren Bewegungsrichtung entgegen.
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Knut Knutsen, Norwegische Botschaft in Stockholm (1949– 1952). Sune Sundahl, Tekniska museet/National museum of Science and Technology
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Ralph Rapson und John van Meulen, Kanzlei der USBotschaft in Stockholm (1951–1954). Sune Sundahl, Tekniska museet/National museum of Science and Technology
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Gio Ponti, Italienisches Kulturinstitut in Stockholm (1954–1957?) Sune Sundahl, Tekniska museet/National museum of Science and Technology
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Der herausfordernde Kontext der diplomatischen Vertretungen, die nach Ansicht Badbergers »alle deutlich das Gesicht ihres Herkunftslandes tragen«,224 war sicherlich ausschlaggebend für die Ausschreibung eines Wettbewerbes zur Erlangung von Vorentwürfen für den Neubau der bundesdeutschen Gesandtschaft in Stockholm. Die aufgeschlossene Haltung Schwedens gegenüber der modernen Architektur zeigte sich unter anderem in der Bewunderung der schwedischen Architekten für die Kanzlei der US-Botschaft, diese sei eine »architectural Marilyn Monroe«.225 Ähnliches galt für Pontis Projekt, das der mit dem Grundstücksgutachten befasste Mertz als »sehr modern, in einem Stil, der in dieser Form erst noch seine Existenzberechtigung wird beweisen müssen«226, charakterisierte. Rasmus Wærn unterteilt die schwedische Nachkriegsarchitektur in zwei primäre Strömungen: der erste »liberale Zweig« speiste sich sowohl aus dem Neuen Bauen der 1920er Jahre als auch einem Neoklassizismus der 1930er Jahre und entwickle die Philosophien Heinrich Tessenows und Gunnar Asplunds (1885–1940) weiter; der zweite, »intellektuellere« Zweig stehe dem International Style näher, vereinte diesen jedoch mit der »schwedischen Schlichtheit« kongruent zu einer »schwedischen Armut«. Während andernorts vielfältige, hochwertige Materialien in Kontrast zueinander gesetzt worden wären, käme in Schweden vor allem Holz und Farbe zum Einsatz. Die teils unausweichliche Reduktion der Mittel beförderte einen gesteigerten ästhetischen Ausdruck,227 der auch Knutsens norwegische Vertretung zu eigen ist. In diesem Sinne konstatierte der bundesdeutsche Gesandte in Stockholm Kurt Sieveking, gerade ein moderner Zweckbau würde »dem Ansehen der Bundesrepublik in Schweden dienen. Da man hier der modernen Bauweise sehr freundlich gegenübersteht, könnten jeder falsche Pomp und alle überflüssige Repräsentation vermieden werden.«228 Sieveking befürwortete die Ausschreibung eines Wettbewerbes, seine vorgeschlagene Liste für potentielle Teilnehmer führte mit den Gebrüdern Luckhardt, Egon Eiermann, Friedrich Wilhelm Krämer, Dieter Oesterlen, Bernhard Hermkes und Ferdinand Streb die Avantgarde der bundesdeutschen Nachkriegsmoderne auf.229 Die Bundesbaudirektion übertrug die Forderung nach einem modernen architektonischen Ausdruck auch auf den Neubau einer Residenz, da der Grundstückserwerb nur mit dem gleichzeitigen Neubau von Kanzlei und Residenz gerechtfertigt werden konnte.230 Gerade ein Architektenwettbewerb sollte jene Grundlage liefern, »um am Schluß der örtlichen Kritik, deren Berechtigung man den Schweden auf Grund ihrer starken architektonischen Leistungen jederzeit zusprechen müsste, standhalten zu können.«231 Entsprechend forderte der Ausschreibungstext für den engeren Wettbewerb zur Erlangung von Vorentwürfen für die Deutsche Gesandtschaft in Stockholm vom 19. März 1955 die Errichtung eines Kanzleigebäudes als »übliches Bürogebäude, das im Innern keinen Anspruch auf Repräsentation zu erheben braucht« und eines Residenzgebäudes mit den privaten Wohnräumen für den Gesandten, Gästezimmern und den Repräsentationsräumen, für deren »Lage und Ausstattung […] ein gewisser, wenn auch zurückhaltender Aufwand gewünscht« wurde.232 Zur Teilnahme wurden die Architekten Otto von Estorff und Gerhard Winkler, Godber Nissen, Alfred Roth und Ferdinand Streb und Wilhelm Riphahn aufgefordert; letzter trat jedoch vom Verfahren zurück. Des Weiteren war eine Arbeitsgruppe der Bundesbaudirektion (Nagel, Ruppert, Erat) zugelassen. Um letzteres zu ermöglichen übernahm das Bundesministerium für Finanzen neben der Ausschreibung des Wettbewerbs auch die
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Godber Nissen, Wettbewerb Botschaft Stockholm (1955). HAA / Eberhard Troeger
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Bundebaudirektion, Wettbewerbsmodell Botschaft Stockholm (1955). BArch, B157/3596, fol. 125
Vorprüfung der Beiträge.233 Dem am 6. Juli 1955 unter dem Vorsitz von Otto Bartning zusammentretenden Preisgericht gehörten neben den Architekten Breuhaus de Groot und van Dorp, der Leiter des Baureferats Rossig, sein Vorgänger Badberger, der Ministerialdirektor Dr. Josef Löns und der neue Gesandte in Stockholm Herbert Siegfried an. Die schwedischen Architekten Sven Markelius und Sune Lindström nahmen als Berater ohne Stimmberechtigung teil. Schon im ersten Rundgang zeichnete sich eine Entscheidung ab: Der Entwurf des Hamburger Architekten Godber Nissen verwies die vier weiteren Beiträge auf die hinteren Ränge (▶174).234 Diese, auch der mit dem zweiten Preis ausgezeichnete Vorschlag der Arbeitsgruppe der Bundesbaudirektion (▶175), scheiterten insbesondere an den vom Stockholmer Bauamt geforderten Abstandsflächen zu den begrenzenden Straßen, die die zur Verfügung stehende Grundstücksfläche stark einschränkten und im Widerspruch zu den nach Distanz drängenden Funktionen der Kanzlei und Residenz standen.235 Über Nissens Lösung urteilte das Preisgericht indes:
Godber Nissen, Wettbewerb Botschaft Stockholm, Lageplan (1955). BArch, B157/3596, fol. 208
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»Der Entwurf hat in einer besonders glücklichen Weise die drei Teile des Bauprogramms in ihrer Größenordnung abgewogen und so auf dem Grundstück zueinander angeordnet, daß von allen Aussichtsseiten her vollkommen befriedigen und immer wieder in liebenswürdiger Weise überraschende Ansichten und Einsichten entstehen. Die städtebauliche Lösung dieses Entwurfes entspricht wirklich den gegebenen Verhältnissen sowohl der Landschaft wie auch der umliegenden Gebäude. Die Baugruppe nimmt sowohl den Baukörper der amerikanischen Botschaft wie den des Italienischen Kulturinstitutes in einer leichten aber vollkommenen Überzeugung auf. Auch innerhalb der vorhandenen Baumanlagen ist sie so eingebettet, daß der landschaftliche Charakter und die Höhenstufung des Geländes vollkommen erhalten und in seiner Weise ausgebildet ist. […]«236 Nissen übertrug die Bauaufgabe Botschaft in drei Baukörper, die in ihrer differenzierten Gestaltung die Kanzlei, Residenz und ein weiteres Dienstwohngebäude aufnahmen (▶176). Den weithin sichtbaren, dreigeschossigen Kanzleiriegel positionierte der Hamburger Architekt auf dem höchsten Punkt des Grundstücks nahe der Kanholmsgatan. Das aufgeständerte Eingangsgeschoss gestaltete er transparent und durchlässig zum dahinterliegenden Botschaftsgarten. In den beiden Obergeschossen reihen sich große, quadratische Öffnungsflügeln, auf der Rückseite ist hinter einer geschossübergreifenden Verglasung das offene Treppenhaus ablesbar. Auf der östlichen Stirnseite der Kanzlei geht das Sockelgeschoss zunächst in einen Konferenzsaal mit ovalem Oberlicht und von dort in das Obergeschoss der vierflügelig um einen Innenhof angelegten Residenz über. Der zweigeschossige Baukörper schiebt sich in das abfallende Gelände und wird über die Skarpögatan erschlossen.
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Offizielle Besucher gelangen über ein unteres, eingerücktes Eingangsfoyer in die obere Empfangshalle, die als Bindeglied zwischen dem Konferenzraum im Westen, den Repräsentationsräumen im Süden und den privaten Wohnräumen im Norden dient und den direkten Zugang zu Innenhof und Botschaftsgarten gewährleistet. Im Untergeschoss sind zudem Garderoben, Unterkünfte für das Dienstpersonal und Nebenräume untergebracht. An den Außenfassaden öffnen sich die Repräsentationsräume im Hauptgeschoss mit großflächigen Öffnungsflächen, vor den intimeren Räumen gruppieren sich jeweils fünf quadratische Fensteröffnungen in unterschiedlicher Größe und Distanz zueinander; aus diesem Schema fällt nur ein großes Panoramafenster vor dem privaten Wohnzimmer des Gesandten. Den Dachabschluss bildet wie bei der Kanzlei ein flaches, nach innen geneigtes Pultdach. Allerdings klappt es oberhalb der Gesandtenwohnung gen Innenhof auf, um Raum für zwei mittels einer Wendeltreppe erschlossene Kinderzimmer zu schaffen. Auf dem nördlichen, tieferliegenden Teil des Grundstücks platziert enthält ein schlichter zweigeschossiger Baukörper Garagen sowie die Wohnungen für den Kanzler, den Pförtner und zwei Fahrer. Das Preisgericht erkannte vor allem in der thematischen Unterscheidung von Residenz und Kanzlei sowie der Gruppierung der Repräsentationsräume rund um einen Patio einen »reizvollen und sehr entwicklungsfähigen Gedanken.« Die beratenden schwedischen Architekten Markelius und Lindström stützten die einstimmige Entscheidung der Jury; sie ordneten die architektonische Haltung des Entwurfes als gleichwertig zu den umgebenden Bauten ein und würdigten die »schlichte und angenehm bescheidene Form moderner Baugesinnung«.237 Trotz der positiven Bekenntnisse aller Beteiligten intervenierte der Gesandte Siegfried im Anschluss an den Wettbewerb gegenüber einer sofortigen Beauftragung Nissens durch das Bundesfinanzministerium und verzögerte den weiteren Planungsprozess bis September 1956.238 Die Ausbildung der Residenz als geschlossene Vierflügelanlage mit Innenhof, die nach Norden ausgerichteten Schlafräume und die Kinderzimmer im Dachgeschoss missfielen ihm besonders. Aus Angst vor medialen Angriffen seitens schwedischer Architekten scheute er jedoch die persönliche Ablehnung des Architekten Nissen.239 Dieser erarbeitete daraufhin verschiedene Vorschläge zur Orientierung der privaten Schlafzimmer nach Süden, fand allerdings keine »ansprechende zweigeschossige Lösung für den Residenzteil«.240 Trotz der eindringlichen Bitte des Baureferatsleiters Rossig um Entwürfe ohne Atriumlösung präsentierte Nissen ausschließlich Varianten mit Innenhof.241 Seine Entwürfe zeigen eine immer klarere Linienführung, dennoch demonstriert dieser Vorgang anschaulich die weit auseinanderliegenden Standpunkte eines auf städtebauliche Einbettung sowie seine künstlerische Freiheit bedachten Architekten und des Nutzers, dessen konstitutiver Auftrag der Repräsentation der Bundesrepublik galt. Der Haupteinwand des Diplomaten gegen Nissens Atriumlösung basierte auf seiner Einschätzung, dass diese bei Empfängen ein Zirkulieren und Defilieren der bis zu hundert Gäste hemme.242 Siegfried erhob allerdings auch gegen die architektonische Gestalt Einwände: er kritisierte das Flachdach und beurteilte den Kanzleiriegel als »sehr langweilig und stereotyp«.243 Nichtsdestotrotz um Lösung des Interessenkonflikts bemüht, lud Siegfried zu einer gemeinsamen Besprechung von Rossig, Bartning und Nissen nach Stockholm ein, bei der Bartning
Godber Nissen, Botschaft Stockholm, Lageplan des überarbeiteten Entwurfs (1958). BArch, B157/3595, fol. 165
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Godber Nissen, Botschaft Stockholm (1958–1960), Ansicht Residenz und Kanzlei von der Skarpögatan. HAA / Ulrich Schroeder
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Nissen vor Ort positiv beeinflussen sollte.244 Dennoch brachte erst die Erhebung der Gesandtschaft zur Botschaft am 13. April 1956 und die anschließend geäußerte Forderung des nunmehr zum Botschafter ernannten Siegfried nach einem Empfangssaal, der bis zu 400 Personen aufnehmen könnte, die entscheidende Wende im Dissens.245 Nissen entwickelte nun einen zweiten Vorentwurf, der auch auf die Zustimmung des Diplomaten traf.246 In dem überarbeiteten Konzept positionierte Nissen die Deutsche Botschaft als zweiteiliges Ensemble auf der südöstlichen Grundstückshälfte, das untergeordnete Dienstwohngebäude entfiel247 (▶177). Der viergeschossige
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Blick über den Residenzgarten auf Kanzlei und Residenz. HAA / Ulrich Schroeder
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Godber Nissen, Perspektive Konferenzraum in der Kanzlei. HAA
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Residenz an der Kanholmgatan. HAA / Ulrich Schroeder
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Kanzleiriegel erstreckt sich in nord-südlicher Richtung entlang der Skarpögatan, an seiner südlichen Stirnseite liegt – etwas abgesetzt – die L-förmige, zweigeschossige Residenz (▶178). Im Zwischenraum bildet sich ein geschützter Außenbereich aus, der zur offenen vierten Seite durch eine Pergola und einen Schuppen optisch begrenzt wird. Der so entstehende Residenzgarten konservierte die Idee des ursprünglichen Innenhofs, ohne diesen hermetisch abzuriegeln (▶179). Alle Bauteile der 1958–1960 errichteten Botschaft unterstreichen mit ihren scharf geschnittenen Kanten und Flachdächern deren kubische Erscheinung. Das mit schwarz-grauem Gneis248 verkleidete Sockelgeschoss der Kanzlei rückt hinter die Stützkonstruktion zurück. Bei der im nördlichen Drittel positionierten Eingangshalle sowie dem am südlichen Ende gelegenen Konferenzraum öffnet sich die Außenhaut raumbreit und -hoch, das Fassadenmaterial klappt als Wandbekleidung in den Innenraum hinein (▶180). Die dazwischenliegenden Erschließungs- und Versorgungsflächen sowie eine über die nördliche Stirnseite zugängliche Wohnung für den Hauswart werden jeweils über zwei quadratische Fenster pro Stützraster belichtet. Die drei oberen mit grau-weißem Klinker verkleideten Obergeschosse dienen der Verwaltung und sind im Zweibund organisiert. An ihrer flächigen und versatzlosen Fassade reihen sich quadratisch wirkende Lochfenster mit weiß gestrichenen Holzrahmungen unaufgeregt aneinander. Deren Regelmäßigkeit durchbricht nur ein Panoramafenster als Blickfang im dritten Obergeschoss an der ansonsten geschlossenen südlichen Stirnseite. Der Zugang zur zweigeschossigen Residenz249 erfolgt von Norden über das ebenfalls mit Schwedischem Gneis verkleidete Sockelgeschoss, das sich in die Topografie eingräbt. Ein ausgestelltes Vordach führt die Besucher in das Gebäude hinein. Sie durchschreiten das von Garderoben und Sanitärräumen flankierte Foyer, tauchen unter dem darüber angeordneten Küchentrakt hindurch und gelangen über eine breite Treppe in die großzügige Empfangshalle im klinkerverkleideten Obergeschoss. Die Repräsentationsräume schließen sich frontal (Empfangsaal) und seitlich (Speisesaal, Damen- und Musikzimmer) an, so dass die Zirkulation der Gäste ermöglicht wird. Nach Westen öffnet sich die Halle zum Residenzgarten der bei Empfängen in die Raumnutzung mit einbezogen werden kann. Die Gästezimmer sowie die Botschafterwohnung liegen im westlichen Zipfel des langen Flügels. Sie sind separat über den Außenbereich zugänglich, verbinden sich aber im Innenraum mit den Repräsentationsflächen.250 Während die herausragenden Bereiche für Repräsentation und Öffentlichkeit der Residenz große Öffnungsflächen zu den Straßenräumen erhalten (▶181), verwendet Nissen bei den Schlafräumen und Nebenflächen fünfteilige Gruppen des quadratischen Fenstermotivs.251 Infolge der nur marginalen Unterscheidung beider Körper in ihrer architektonischen Haltung, der extremen Bündigkeit der Fassaden und der gezielten Verwendung von einheitlichen Materialien im Innen- und Außenraum wirken die Kanzlei und die Residenz der Deutschen Botschaft in Stockholm noch deutlicher als Einheit als jene in New Delhi. Trotz möglicher Rückführung der Motive auf die Britische Botschaft in Bonn und noch stärker auf die Kanzlei der Deutschen Botschaft in London erweist sich Nissens klarer Entwurf als vielschichtiges Konglomerat zahlreicher Einflüsse. Neben dem des US-Generalkonsulats in Bremen hinterließ der unmittelbare örtliche
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Empfangssaal der Botschaft Stockholm. HAA / Ulrich Schroeder
Kontext Spuren in der Ausführung. Hervorzuheben ist hierbei zwar auch der Bezug zum südlich gelegenen Neubau der US-Kanzlei von Ralph Rapson und John van Meulen, aber stärker harmonierte Nissens Werk mit der ausgesprochen aufgeschlossenen modernen Haltung der schwedischen Bevölkerung und ihrem starken Drang nach Einfachheit und Bescheidenheit. Diese nordische Klarheit zeigte sich in der Wahl einfacher Materialien, die durch kontrapunktische Verwendung und handwerkliche Detaillierung veredelt wurden252. Stärker als im Außenraum zeigt sich die Aufnahme der schwedischen Architekturhaltung in den repräsentativen Innenräumen der Residenz. So verwendete Nissen die Materialen des Außenraums auch im Innenraum. Zahlreiche Wände wurden in dem grau-weißen Klinker der Außenfassade verkleidet, der eigens aus der Bundesrepublik importiert wurde.253 Sie stehen im Kontrast zu raumhohen Türen aus dunklem Teakholz, umrahmt von weiß gestrichenen Türzargen. Die Decken in den Repräsentationsräumen erhielten eine Schalung aus Nussbaumsplintholz, die Fußböden wurden mit Eichenparkett anstatt Naturstein belegt (▶182).254 Die schlichten Materialien Holz und Klinker stehen im deutlichen Kontrast zu dem in New Delhi eingesetzten Marmor. Auch in Stockholm sollte die Trennwand zwischen Empfangshalle und Empfangssaal zunächst mit Marmor verkleidet werden, stattdessen kam ein von Paul Dierkes (1907–1968) gestaltetes Holzrelief zum Einsatz. Das dunkle Teakholz fügt sich harmonisch in das Raumambiente ein, es vereint die verschiedenen Genres Kunst und Architektur (▶183). Die Beauftragung Dierkes geschah auf Anregung Nissens,255 dem es zudem zunächst gelang, Horst Janssen (1929–1995) für die Gestaltung eines Gobelins zu gewinnen. Dieser musste allerdings später von dem Auftrag Abstand nehmen.256 Auch die Ergebnisse eines 1959 von der Bundesbauverwaltung ausgelobten Wettbewerbs für die künstlerische Ausstattung wurden nicht realisiert.257 Nichtsdestoweniger koordinierte mit Nissen erstmals ein externer Architekt die Möblierung und künstlerische Ausstattung der Repräsentationsräume und Eingangsbereiche sowie des Botschafterbüros. Seinen Vorschlag einer gezielten Objektauswahl, die er mit dem Rat für Formgebung258 abgestimmt und mit eigenen
Paul Dierkes, Holzrelief im Empfangssaal. HAA
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Möbelentwürfen kombiniert hatte,259 zog der Architekt jedoch infolge der aus seiner Sicht zu großen Einflussnahme der Botschaft und des Auswärtigen Amts zurück.260 Dennoch muss der Hinweis auf die moderne Ausrichtung seiner Auswahl erfolgen, mit der sich auf ein Neues die Rezeption der US-Generalkonsulate und der US-Kanzlei in Stockholm gezeigt hätte. Später erhielt die Bundesbaudirektion den Auftrag für die Ausstattung. Das Ergebnis offeriert ein vielfältiges Sammelsurium gediegener Sesselformate, die auf zahlreichen Velours- und antiken Orientteppichen drapiert sind. Der etwas spröde Charme der Deutschen Botschaft in Stockholm, den Nissen bis in die Repräsentationsräume hinein wirken zu lassen bestrebt war, entspricht zwar einerseits der Ästhetik einer bereits angesprochenen »schwedischen Armut« 261, andererseits charakterisiert die vom Preisgericht bereits honorierte »selbstverständliche[.] Einfachheit«262 die grundsätzliche Gestaltungsmaxime Nissens. Hartmut Frank erklärt in seinem »Lob der Einfachheit« die »selbstbewusste Bescheidenheit« zur immanenten Grundlage nicht nur des Werks Nissens sondern auch seiner Person. Aufgewachsen in Wladiwostok und Sibirien hätte sich Nissen stets eine Naturverbundenheit erhalten, die sich in seinen Werken widerspiegelte. Er versuchte, jede Gestaltungsaufgabe auf das »Einfachste, Angemessenste und Selbstverständlichste« zu reduzieren und damit neu zu definieren. Hierin folgte Nissen seinem Lehrer Tessenow, der ihn sein Leben lang prägte, unterschied sich aber von diesem durch seine »Ästhetik des Schweren« und Erdverbundenen.263 Diese Merkmale lassen sich auch in dem Neubau der Deutschen Botschaft in Stockholm wiederfinden. Nissens Ringen um einen idealen Ausdruck der Residenz, die Verschmelzung der dortigen Raumhierarchien und ihre Differenzierung an den Fassaden durch unterschiedlich große Fensterformate veranschaulichen zudem, dass neben der landschaftlichen Eingliederung der Baukörper Nissens Hauptinteresse der Abfolge der Räume, ihrer Belichtung und Proportionen galt und weniger der äußeren Erscheinung.264 Der Entwurf für Stockholm passt sich stilistisch in sein breites Werk ein, zu dem u. a. auch das Verwaltungsgebäude des Zigarettenfabrikanten Reemtsma (1952–1954) und die Industrie- und Handelskammer in Düsseldorf (1955–1957) gehören.265
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Kurt Sadewasser (BBD), Perspektive der Kanzlei Paris. Planarchiv BBR
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Kanzlei Paris (1960–1963), Straßenansicht. Bildarchiv BBR
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Entgegen Franks Einschätzung, Godber Nissen hätte ohne Rücksicht auf Ismen agiert,266 lässt sich dessen Werk durchaus in seiner Zeit und seinem Kontext verankern. An den meisten seiner Bauten fand ein Klinker Anwendung, der mit seinen unterschiedlichen Brandfärbungen bewegte Fassaden erzeugte. Der Hamburger Architekt stellte sich damit in die Linie der nordischen Backsteintradition, rückte aber auch in die Nähe der etwas älteren Lokalgrößen Gustav Oelsner (1879–1956), Bausenator von Altona, und Werner Kallmorgen (1902–1979), der am Neubau der Grindelhochhäuser beteiligt war und den Wiederaufbau der Hamburger Speicherstadt und des Zollhafens leitete. Die Flächigkeit von Nissens Fassaden, sein Hang zur Reihung quadratischer Fensterformate sowie die Verwendung kontrastierender Materialien sowohl im Außen- als auch im Innenraum machen ihn zu einem Vertreter des International Style, wenn auch mit einer feinen Spur nordischer Kühle und Sparsamkeit. Dies sind eben auch die Merkmale, die der schwedischen Architektur und den Werken von Gunnar Asplund zu Eigen waren. Im Kontext der Auswärtigen Neubauten der jungen Bundesrepublik sind durchaus Parallelen des Nissenschen Konzeptes zum Kanzleineubau in London erkennbar, der sich ebenso schlicht und zurückhaltend an den historischen Altbau der Residenz schmiegt. Es sind aber auch bei ihm die Vorbilder der auswärtigen Repräsentanzen der Besatzungsmächte wiederzuerkennen wie die Fensterreihung des Britischen Generalkonsulats in Bonn. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang die weitere Tätigkeit des Hamburger Architekten für die Britische Besatzungsmacht, für die er 1947–1950 in Schleswig, Hamburg-Altona, Neumünster, Dortmund, Düsseldorf, Flensburg, Essen, Hamburg, Bielefeld, Kiel, Hannover, Braunschweig, Nürnberg und Lübeck Bestandsgebäude zu Informationszentren des British Councils umgebaut hatte.267 Das aufgeständerte und gläserne Sockelgeschoss im Wettbewerbsentwurf verweist indes auf die US-Generalkonsulate in Deutschland. Wie bereits erwähnt hinterließ hier auch der Kanzleineubau der US-Vertretung in Stockholm einen prägenden Eindruck, der im verglasten Innenhof und auch in den nach außen gerückten Stützen bei Nissen und nicht zuletzt in dem Panoramafenster wiederzuerkennen ist. Die ausgeprägte Zurückhaltung und Bescheidenheit, die Nissens Entwurf zu eigen sind, waren vorbildhaft für den Neubau der Kanzlei der Deutschen Botschaft in Paris, die 1960–1963 an der Avenue Franklin Delano Roosevelt gegenüber dem Grand Palais erbaut wurde und dem der Entwurf des Architekten Kurt Sadewasser von der Bundesbaudirektion zugrunde liegt (▶184). Auch hier erhebt sich über einem zurückgesetzten Sockelgeschoss eine regelmäßig gegliederte Fassade aus hochrechteckigen Lochfenstern. Diese unterteilen sich jeweils in ein quadratisches Öffnungselement und ein liegendes Brüstungselement. Ihre Ausführung in dem tiefer gezogenen, französischen Fensterformat ist wie der umlaufende, leicht vorspringende Rahmen zur Fassung des zurückspringenden Staffelgeschosses (▶185) auf Auflagen der örtlichen Commission des Sites zurückzuführen.268 Weitere Analogien stellt die Farbwahl her, die in Paris im Sockelgeschoss einen Wandbelag aus italienischem dunklem Travertin und im Kontrast hierzu in den Obergeschossen einen gedeckten, hellen Travertin vorsah. Die moderne Ausstattung des auch für repräsentative Zwecke genutzten Eingangsgeschosses lehnte sich an Nissens Entwurf respektive an die US-Vertretungen an. Doch das hier in die Eingangshalle zur
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Eingangshalle der Kanzlei Paris mit dem Bronzerelief Panta Rhei – alles fließt von Bernhard Heiliger. Bildarchiv BBR
Aufstellung gekommene Bronzerelief Panta Rhei – alles fließt von Bernhard Heiliger (1915–1995) dominiert den Raum weitaus spektakulärer als Dierkes geordnetes Holzrelief in Stockholm (▶186).
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Gegensätze und Parallelen An den in der ersten Phase errichteten Bauvorhaben der Bundesrepublik zum Zwecke einer Auswärtigen Repräsentanz lassen sich trotz ihrer gestalterischen Ambivalenz einige wenige und dennoch typische Merkmale feststellen. So sind die Kanzleien stets im Zweibund organisiert, für den ein langgestreckter, blockhafter Baukörper präferiert wurde. Die Winkelform findet sich ausschließlich in den ersten zwei Bauten in London und Ottawa. Die externen Architekten implementierten in den Entwürfen für Rio de Janeiro, New Delhi und Stockholm das Motiv des aufgeständerten Sockelgeschosses, das ausnahmslos je drei Verwaltungsebenen überspannt. Diese Neubauten folgen den klaren, geometrischen Formen des Kubus oder Quaders sowie der horizontalen Betonung der Fassaden, die regelmäßig gerastert sind und zuweilen ein Schattenspiel aufweisen. Hier zeigen sich eindeutige Reminiszenzen an die Bauten der Besatzungsmächte. Die L-förmige Anordnung der Baukörper erscheint erneut bei den Residenzen in New Delhi und Stockholm, bei denen der Winkel jeweils den privaten Patio oder Gartenteil umschließt. Die Winkelform ermöglicht eine klarere Trennung von privatem Wohnbereich und Repräsentationsflächen bei einer vorwiegend eingeschossigen Ausbildung der Räume. Die bei den Residenzen in Canberra und Tokyo noch vorherrschende ausdrücklich zweiseitige Ausrichtung und Hierarchie zwischen Vorder- und Rückfassade ist bei den späteren Neubauten nicht mehr vorhanden. Dennoch bleibt die Bedeutung des Botschaftsgartens für die Repräsentation sowie Nutzung bei Empfängen unverändert. Grundsätzlich drücken die ersten Bauten der
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Bundesbaudirektion wenig mehr als eine ungelenke Zurückhaltung aus. Sie sind als Versuch zu werten, sich einzupassen, ohne wahrgenommen zu werden. Die Bauten in Rio de Janeiro, New Delhi, Stockholm und auch der Kanzleikomplex in Tokyo suchten indessen den Anschluss an die zeitgenössische Architektur und verdeutlichen mit ihrer Formensprache einen internationalen Anspruch. Jedes einzelne Projekt wurde als Unikat für den jeweiligen Ort entwickelt. Folgerichtig lässt sich Nestler und Bodes Urteil, dass sich der von »Geschmacksvorstellungen des vormaligen Reiches beeinflusste Repräsentationsstil«269 bis Ende der 1950er Jahre fortsetzen würde, zwar einerseits durch die ersten Neubauten von Residenzen untermauern, andererseits aber auch durch die benannten Botschaftsanlagen und Kanzleien widerlegen. Keines der Projekte wurde vor 1956 fertiggestellt, das letzte erst 1961. Bei allen Projekten entstanden die ersten Entwürfe aber bereits 1953–1955. Im speziellen waren diejenigen für New Delhi, Stockholm und Rio de Janeiro mit ihren Adaptionen des International Style als Grundlage einer auswärtigen Repräsentationsarchitektur ihrer Zeit voraus. Nichtsdestoweniger ist all diesen Bauten eine besondere Zurückhaltung, wenn nicht gar Demut zu eigen, mit der die Bundesrepublik »ohne Stein und Pathos« um Anerkennung warb270. Tatsächlich verhinderten lange Planungszeiten, ausgelöst durch die erforderlichen Amtswege und sicherlich auch durch die Entfernung zu der jeweiligen Auslandsvertretung, dass die Auswärtigen Neubauvorhaben als Pioniere eines Wandels, ob in Architektur oder Haltung, wahrgenommen wurden. Ausschlaggebend hierfür war die Skepsis einiger Amtsträger und anderer sich nur schwerfällig modernisierender Gruppen, die einen frühen architektonischen Neuanfang boykottierten. Nahezu wertfrei berichteten die Leiter der Bundesbauverwaltung und der Bundesbaudirektion Rossig und Meyer im Mai 1956 in der Zeitschrift Die Bauverwaltung über die auswärtigen Neubauvorhaben in New Delhi, Tokyo, Ottawa, Canberra und Rio de Janeiro und stellten diese jeweils in einem kurzen Steckbrief vor. Erst bei dem zuletzt aufgeführten Kanzleineubau in Rio de Janeiro wagten sie eine stilistische Prognose. Der Entwurf von Schmidt + Van Dorp würde »hinsichtlich seiner eigenwilligen Linienführung bei ausgesprochen geschickter und wirtschaftlicher Gesamtanordnung und Grundrißform zweifellos einen interessanten Beitrag zu dem Thema ›Modernes Bauen‹ bringen«.271 Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Kommentarlos übernahm drei Monate später Der Spiegel die Schelte der Stuttgarter Zeitschrift Außenpolitik an den Neubauvorhaben der Bundesrepublik im Ausland: »Sympathie und nicht Grauen müßten die Gebäude erwecken, in denen diplomatische Missionen untergebracht sind.« Und mit Seitenhieb auf die Kanzlei in Rio de Janeiro: »Die Wirkung, die von historischen Palästen ausgeht, die für Botschaftszwecke adoptiert wurden, kann von den Beton-Ungeheuern, in denen die Architektur unserer Epoche sich auslebt, niemals ausgehen.«272
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Haltung der Zurückhaltung | 1958 Als neuralgischer Wendepunkt für die deutsche Nachkriegsarchitektur wird im Allgemeinen die Internationale Bauausstellung Berlin 1957 zum Wiederaufbau des Hansaviertels wahrgenommen. An der als »stadt von morgen«273 inszenierten Leistungsschau modernen Bauschaffens waren neunzehn ausländische, sechzehn westdeutsche und achtzehn Berliner Architekten beteiligt. Ihre Wohn- und Gesellschaftsbauten (▶187) avancierten als eindrucksvolle »Schaufenster einer modernen Bauauffassung und Lebensauffassung« (Die Zeit) zum »Sinnbild einer Gesellschaft aus freien und gleichen Menschen.«274 Der Bundesrepublik diente die Interbau 1957 zur nationalen Selbstdarstellung, unterstützt von den höchsten Repräsentanten des jungen Staates sowie den Botschaftern der europäischen Verbündeten und der USA. Theodor Heuss nutzte sein Grußwort im begleitenden Ausstellungskatalog zur Betonung der Internationalität der Bundesrepublik und ihre Abkehr von der alles dominierenden Tradition als klares Signal an die DDR.275 Demgemäß inszenierte sich die Bauausstellung als Gegenmodell zu Speers Planung für die »Reichshauptstadt Germania« und der sich in der Ost-Berliner Stalinallee manifestierenden sozialistischen Propaganda der Nationalen Traditionen.276 Für die staatliche Repräsentationsarchitektur im Ausland war indessen die Teilnahme der Bundesrepublik an der Weltausstellung in Brüssel 1958 von größerer Relevanz, da hier die junge Nation mit ihrem Ausstellungsbeitrag erstmals zu einer eigenen architektonischen Ausdrucksweise gelangen musste. Egon Eiermann und Sep Ruf277 gelang dies mit dem Entwurf einer Anlage aus acht aufgeständerten Pavillonbauten, die einer Perlenkette gleich aneinandergereiht und durch Stege miteinander verbunden sind (▶188). Die zwei- bis dreigeschossigen Pavillons verfolgen konsequent die Themen der Schichtung und der Transparenz. Feine Zugbänder verbinden die weit auskragenden Deckenplatten, während die vollflächige Glasebene etwa einen Meter hinter die Vorderkante zurückrückt. Eine Stahl-Glas-Konstruktion unterstützt die Erzeugung größenvariabler Volumen, die mit unterschiedlichen Ausstellungsthemen und Nutzungen gefüllt sind; sie unterstreicht aber auch deren ephemeren Charakter.278 Auf Hans Schwipperts Vorschlag hin richteten sich die Ausstellungsinhalte auf das Thema »Leben in Deutschland« und dessen soziale sowie ästhetische Reformbemühungen aus. Die Themenstellung sollte, unter Berufung auf die Grundsätze des Deutschen Werkbunds, vielmehr den Blick auf den deutschen Beitrag zur modernen Bewegung und weniger auf die wachsende Prosperität des Staates infolge Ludwig Erhards erfolgreicher Politik der sozialen Marktwirtschaft lenken. Die charakteristischen Ausdrucksmöglichkeiten von Architektur wurden hierbei als Größe begriffen und zum integrativen Bestandteil des Konzeptes generiert. Entsprechend hatte sich die Gestaltung der einzelnen Ausstellungsabteilungen der architektonischen Idee eines eleganten, filigranen und durchlässigen Raumes unterzuordnen.279 Analog zum Ausstellungsmotto »Der Fortschritt und der Mensch«280 wollte sich der Ausstellungsbeitrag der Bundesrepublik als »Architektur für den Menschen« vom deutschen Pavillon bei der Weltausstellung in Paris 1937 abgrenzen und gleichzeitig an den von Ludwig Mies van der Rohe zur Weltausstellung in Barcelona 1928 anknüpfen.281 Die in Brüssel veranschaulichte
Internationale Bauausstellung Berlin 1957, Modell von Süden. Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Freiburg W134 Nr. 048850a/Fotograf Willy Pragher
▶ 188
Egon Eiermann und Sep Ruf, Entwurfsmodell Deutscher Pavillon, Weltausstellung Brüssel 1958. Bildarchiv BBR
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»Haltung der Zurückhaltung«282 setzte Schwipperts Ansatz des transparenten Bundeshauses in Bonn fort.283 Die bundesdeutsche Presse erkannte in der zum Ausdruck gebrachten Bescheidenheit einen bundesdeutschen Drang nach konformistischer Harmonisierung. Ferner monierten die extremen Stimmen entweder das Fehlen nationaler Opulenz oder die ausbleibende Auseinandersetzung mit der Kriegsschuld und des Genozids. Der in den Ausstellungsinhalten klar formulierte Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik war hingegen konsensfähig und spiegelt die Aktualität der Hallstein-Doktrin wider, während die DDR in Brüssel mangels diplomatischer Kanäle nichts gegen die bundesdeutsche Fokussierung unternehmen konnte und ihr überdies die Teilnahme untersagt war. Auf internationaler Ebene erlangte der Beitrag der Bundesrepublik breite Anerkennung, untermauert durch mehrere Auszeichnungen für die architektonische Leistung.284 Die Wertschätzung des deutschen Pavillons auf der Weltausstellung in Brüssel übte einen unmittelbaren Einfluss auf die folgenden Neubauten von diplomatischen Auslandsvertretungen aus. Von Relevanz ist hierbei die Rolle von Johannes Rossig, der als Leiter des Baureferats im Bundesministerium für wirtschaftlichen Besitz des Bundes für die Koordination des deutschen Beitrags auf der Weltausstellung und die Abstimmung mit allen beteiligten Planern, Gremien, Behörden und Vereinigungen zuständig war.285 Er lenkte im gleichen Maße die zentralen Bauvorhaben der Bundesrepublik im Ausland.
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Egon Eiermann, Kanzlei der Botschaft Washington, Modell. saai, Werkarchiv Eiermann
Die Architektur in der Bundesrepublik erreichte nach den Erfolgen in Berlin und Brüssel eine größere Leichtigkeit und ein neues Selbstbewusstsein. Ihre Eigenständigkeit drängte stärker in den Vordergrund, und sie fand individuelle Lösungen für ästhetische Fragen und Bauaufgaben. Alte Leitgedanken wurden fortgetragen, aber freier interpretiert, andere kamen hinzu. Zudem konnte sich die Repräsentationsarchitektur im Ausland von alliierten Vorbildern emanzipieren und eine moderne Architekturhaltung gegen Kritiker verstärkt durchsetzen. Während sich allerdings noch zu Beginn der 1950er Jahre divergierende Tendenzen in der Architekturhaltung nur ansatzweise andeuteten, teilte sich die deutsche Nachkriegsmoderne ab 1958 unverkennbar in zwei sich nebeneinander weiterentwickelnde Strömungen, deren exzeptionelle Vertreter sich fortan entweder dem rechten Winkel verschrieben – so wie es Eiermann und Ruf in Brüssel vorführten – oder das Organische Bauen – beispielhaft bei Hans Scharouns Entwurf für die Berliner Philharmonie – weiterentwickelten. Wolf von Eckhardt unterschied bereits 1964 die beiden Tendenzen in einen präzisen, effizienten Funktionalismus, der zuweilen in Harmonie und Proportion derart zur Perfektion gebracht würde, dass er klassisch genannt werden könne, und einen mystischen Romantizismus.286 Für beide Strömungen lassen sich internationale Referenzen nennen, beispielhaft die Bauten von Mies van der Rohe, SOM und Walter Gropius für eine strengere, wie auch von Le Corbusier, Oscar Niemeyer, Alvar Aalto und Frank Lloyd Wright für eine plastischere Formensprache. Nichtsdestoweniger eint beide Ansätze der verstärkte Einbezug des Außenraumes in die Architektur, wenn nicht gar der gezielte Dialog der natürlichen Umgebung mit der Architektur. Die Parallelität der sich teils konträr gegenüberstehenden und sich teils annähernden Architektursprachen fand auch bei den bundesdeutschen Neubauten für
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auswärtige Repräsentanzen Niederschlag. Von herausragender Bedeutung waren hierfür die Entwürfe des Karlsruhers Egon Eiermann für den Neubau der Kanzlei der Deutschen Botschaft in Washington (1962–1964) (▶189) sowie des Stuttgarter Architekten Rolf Gutbrod für den Neubau der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Wien (1962–1965) (▶207). Diese zeitgleich errichteten Bauten von exzeptionellen Vertretern jeweils einer der beiden Strömungen bilden die Speerspitze der Entwicklung des auswärtigen Repräsentationsbaus ab 1958 und reagierten auf die damals einsetzende Thematik der Urbanität durch Dichte.287 Sie veranschaulichen zudem die gegensätzlichen Haltungen von Standardisierung und Individualität in der Baugestaltung und lassen somit eben den Dissens erneut zu Tage treten, der schon 1914 den Deutschen Werkbund nahe an die Auflösung gebracht hatte. In ihrem Artikel »Visitenkarten für die Welt« setzte Hannelore Schubert 1964 die in der Realisierung begriffenen Neubauten in Wien und Washington als Paradebeispiele deutscher Botschaftsbauten, denen ansonsten eine unverwechselbare Handschrift fehlte, in Beziehung zu Hans Scharouns Entwurf für die erst 1971 fertiggestellte Botschaft in Brasília (▶267) und erhob die drei Auslandsvertretungen zur Dreieinigkeit: Gutbrod, Eiermann, Scharoun – »Das sind Namen, jeder für sich ein Begriff, jeder auch am rechten Ort eingesetzt. Eiermanns strenge Perfektion kommt der amerikanischen Mentalität entgegen, Scharouns phantasievolle Lösung paßt sich dem extravaganten Bild von Brasília an, Gutbrod weiß die Tücken des schwierigen Wiener Baugrundstückes in Positiva umzumünzen.«288 Die beiden auf den amerikanischen Kontinenten angesiedelten Botschaften weisen bipolar gegenüberstehende Ausdrucksformen auf, in deren Mitte das Wiener Beispiel positioniert ist. Doch während Eiermanns Kanzleineubau aufgrund seiner präzisen und dennoch bescheidenen Formensprache fortan als architektonischer Inbegriff des in der Nachkriegszeit gewonnenen staatlichen Selbstbildes galt und gilt,289 fällt die Beurteilung des künstlerischen und kontextuellen Ansatzes Gutbrods für die Botschaft der Bundesrepublik in Wien divergent aus. Der Entwurf Eiermanns erscheint im Rückblick als Höhepunkt einer streng gegliederten Architektur, der Vorschlag Gutbrods erweist sich hingegen als Auftakt des Organischen Bauens im auswärtigen Repräsentationsbau, das erst Jahre später mit Scharouns Botschaftsneubau in Brasília seine Blüte erreichte.
Washington (1962–1964): Effizienter Funktionalismus
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»As dedication of the building approached, Eiermann is said to have remarked, ›May this house not only be an Embassy, but have a mission as well.‹ For the architectural part of the mission, he has spoken well, having created a building unmistakably of his own country that recalls Germanys contributions to the advance of modern architecture in the 20th Century. And, not so incidentally, Germany has given Washington an official building that puts most of the others in shame.«290 Progressive Architecture (1965)
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Der Neubau der Botschaftskanzlei in Washington war bereits das dritte Bauvorhaben einer diplomatischen Vertretung, das Deutschland in der US-amerikanischen Hauptstadt in Angriff nahm. Die nicht realisierten Architektenwettbewerbe des Deutschen Reichs aus den Jahren 1913 und 1937/38 warfen ihre langen Schatten voraus und verschärften den Erfolgsdruck, der auf dem jüngsten Projekt einer Botschaftskanzlei beim wichtigsten Bündnispartner der jungen Bundesrepublik lastete. Im Zuge des Zweiten Weltkriegs hatte die US-amerikanische Regierung die reichseigenen Liegenschaften an der S-Street und der Massachusetts Avenue beschlagnahmt und diese 1946 bzw. 1951 veräußert.291 Drei Jahre später, zeitgleich mit den Grundstücksankäufen in Tokyo, Ottawa, Canberra, New Delhi und Stockholm, erwarb die Bundesrepublik im Nordwesten Washingtons im Quartier George Town ein repräsentatives Landhaus zur Nutzung als Botschaftsresidenz. Das in Ufernähe des Potomac River gelegene Grundstück erstreckt sich über eine Fläche von rund 9.400 qm, war mit hohen Bäumen bewachsen und wies zwischen der nordöstlichen Foxhall Road und der südlichen Reservoir Road ein Gefälle von 16 Metern auf,292 wobei das Botschafterwohnhaus auf der höchsten Erhebung thronte. Bereits zwei Jahre nach dem Erwerb mahnte die Botschaft aufgrund des stetig steigenden Personalbedarfs am wichtigsten bundesdeutschen Botschaftsstandort die dringende Zusammenlegung von Residenz und Kanzlei an.293 Letztere war zu diesem Zeitpunkt in sechs verschiedenen Stadthäusern an der Rhode Islands Avenue untergebracht.294 Das im Vergleich zu anderen Bauvorhaben sehr große Raumprogramm für den Neubau der Kanzlei – diese sollte einen Arbeitsstab von rund 140 Mitarbeitern aufnehmen295 – reflektiert die damalige herausragende Bedeutung der diplomatischen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten von Amerika für die Bundesrepublik Deutschland. Doch der immense Raumbedarf, noch vergrößert durch einen von Botschafter Heinz Krekeler (1906–2003) durchgesetzten großen Empfangssaal,296 stellte für die Planer eine erhebliche Herausforderung dar, da sich die Verantwortlichen zugleich ein Gebäude wünschten, das sich »auch aus politischen Gründen […] durch Überschaubarkeit und Ordnung und nicht zuletzt durch zurückhaltende Formgebung«297 auszeichnete. Gleichmaß und Zurückhaltung prägten das Selbstbild, das gegenüber dem westlichen Verbündeten in Politik und Architektur abgegeben werden sollte. Zunächst beabsichtigte Ministerialdirektor Rossig, für das Bauvorhaben einen beschränkten Wettbewerb auszuloben.298 Die schwierigen Grundstücksverhältnisse hätten jedoch die Besichtigung des Bauplatzes durch die Teilnehmer nötig gemacht und demzufolge die Aufhebung ihrer Anonymität.299 Auf Vorschlag von Otto Bartning entschied sich Rossig daher zunächst für das offene Verfahren mit einer Gutachterkommission und geladenen Teilnehmern.300 Zwischen 1956 und Ende 1958 wurden mehrere Listenvarianten zu der Zusammensetzung von Teilnehmern sowie des Preisgerichts für die angestrebte Konkurrenz aufgestellt. Schon zu Beginn des Verfahrens hatte Rossig beim BDA die Empfehlung von geeigneten Architekten erbeten,301 die Bartning zügig gewährte.302 Auch die Botschaft in Washington brachte sich mit Vorschlägen für potentielle Kandidaten ein.303 Unter den insgesamt 29 nominierten Architekten finden sich die Namen zahlreicher bekannter Vertreter der unmittelbaren Nachkriegsmoderne, u. a. Otto Apel, Otto Firle, Alois Giefer, Gerhard Graubner, Rolf Gutbier, Bernhard Hermkes, Georg Leowald, Hermann Mäckler, Ernst May, Dieter
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Oesterlen, Rudolf Schwarz, Sep Ruf sowie die sich im Botschaftsbau bereits bewährten Architekten Johannes Krahn und Godber Nissen.304 Auf ausdrücklichen Wunsch des Botschafters Heinz Krekeler305 war Rossig geneigt, die in den USA lebenden und lehrenden Architekten Ludwig Mies van der Rohe und Walter Gropius »in irgendeiner Form bei dem Wettbewerb für den Neubau des Kanzleigebäudes in Washington zu beteiligen«.306 Gropius zog allerdings die Wettbewerbsteilnahme der Mitgliedschaft im Preisgericht vor,307 während Mies van der Rohe »natürlich gerne bereit [war], Sie [Botschafter Krekeler] in jeder gewünschten Weise in der erwähnten Bauangelegenheit zu unterstützen.«308 Anfang Oktober 1958 lagen die Ausschreibungsunterlagen vollständig vor; für die Wettbewerbsteilnahme berücksichtigten sie die Architekten Gropius, Mies van der Rohe, Hans Scharoun, Rolf Gutbrod und Friedrich Wilhelm Krämer sowie für das Preisgericht Otto Bartning, Karl Wilhelm Ochs, Alexander Freiherr von Branca, Johannes Rossig und Carl Mertz.309 Die Benennung Scharouns geschah auf ausdrücklichen Wunsch Rossigs: »Im Fall des Prof. Scharoun bin ich mir bewußt, daß ein gewisses Risiko eingegangen wird, ich werde es jedoch wagen.«310 Parallel zur Wettbewerbsfrage beschäftigte sich Rossig intensiv mit der unzureichend geklärten Grundstücksfrage. Das Gelände war zu klein, um sowohl das große Kanzleiprogramm als auch die Residenz dort unterzubringen. Rossig forderte daher die Botschaft in Washington auf, alle Möglichkeiten zu prüfen, angrenzende Grundstücke zu erwerben, Standortalternativen zu prüfen oder das Raumprogramm zu begrenzen. Er machte diese Erhebungen zu Bedingungen für den Beginn der Wettbewerbs-Ausschreibung, da diese zu hohe Kosten verursachen würde, um an einer schlechten Vorplanung zu scheitern. Große Dringlichkeit sah er in den Verhandlungen mit den zuständigen US-amerikanischen Baubehörden, da diese Vorbehalte gegen die Errichtung von diplomatischen Vertretungen in Wohngegenden gehegt und Wert darauf gelegt hätten, dass sich diese harmonisch in den städtebaulichen Kontext integrierten. Zudem sollte auf baupolizeiliche Vorgaben Rücksicht genommen werden, »wenn sie auch für die diplomatischen Vertretungen offiziell keine Gültigkeit« hätten. Nach Rossigs Auffassung sollte »es die Bundesrepublik Deutschland möglichst vermeiden, Anstoß in der amerikanischen Öffentlichkeit zu erregen.«311 Nach mehreren Vorstößen, einen anderen Standort für die Kanzlei oder die Residenz zu finden, gelang es der Bonner Regierung im Juni 1958, das westlich angrenzende Grundstück des betagten Ehepaars Bradford zu erwerben.312 Diese erhielten ein lebenslanges Nutzungsrecht für ihr Haus zugesichert, während sie im Gegenzug unmittelbar einen Teil ihres Grundstücks an die Bundesrepublik abtraten.313 Lange Kaufverhandlungen, Probleme bei der Bereitstellung der Wettbewerbsunterlagen und der Amtsantritt des Botschafters Wilhelm Grewe (1911–2000) im Jahr 1958 verzögerten die Ausschreibung des Wettbewerbs erheblich.314 Um die Projektierungsphase zu verkürzen, entschloss sich Rossig, die zum Versand bereitliegenden Wettbewerbsunterlagen315 zu vernachlässigen und einen Direktauftrag zu vergeben. Er begründete dies vor allem mit den weiterhin beengten Grundstücksverhältnissen, die eine sorgfältige Planung bedingen würden. Diese wiederum könne »nur aufgrund eingehender örtlichen Studien entstehen, die aber den Wettbewerbsteilnehmern nicht zugemutet werden können, sondern nur dem endgültig beauftragten Architekten, der nach Entscheidung des Wettbewerbes also erneut nach Washington reisen müsste.«316
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Ende Oktober 1958 bat Rossig den Architekten Egon Eiermann, abzuwägen, ob er sich eine Projektbearbeitung in Zusammenarbeit mit Mies van der Rohe und Gropius vorstellen könnte.317 Eiermann stellte den Nutzen dieser Zweckgemeinschaft für die Lösung der rationalen und organisatorischen Aufgaben eines Kanzleibaus in Frage: »Mit den Arbeitsgemeinschaften ist das so eine Sache. Im Grunde genommen macht es ja dann doch nur einer. Wenn die Planung nach Ihrer Auffassung hier gemacht werden sollte, so würden ja Mies oder Gropius doch nur ihren Namen dazugeben; oder es müsste ein Austausch stattfinden, der teuer und zeitraubend wäre.« Zudem sei Mies van der Rohe »durch seine Persönlichkeit und Sprache so festgelegt, dass er einen solchen Auftrag dann besser allein machen sollte«, und auch Gropius wäre »durch die Zusammenarbeit mit seinen Junior-Partnern ja sehr festgelegt […]. Sie werden aber kein Interesse haben, mit dem Collaborative zusammenzuarbeiten.« Selbstbewusst erklärte Eiermann, dass »die deutschen Architekten, sofern sie gewillt sind, ihre Nasen über die Grenzen ihres Landes zu heben, von den amerikanischen Baunotwendigkeiten und Baumethoden [mittlerweile] doch soviel Ahnung [hätten], dass es weder einer künstlerischen noch einer besonderen technischen Unterstützung von drüben bedarf.«318 Egon Eiermanns Name tauchte in den Listen für den Gutachterwettbewerb mehrmals auf, in den ersten Varianten als Teilnehmer auf Vorschlag Bartnings und im Jahr 1957 als Preisrichter.319 In der endgültigen Fassung vom 1. Oktober 1958 erschien er allerdings nicht.320 Annemarie Jaeggis Fazit, dass Rossigs Anfrage im direkten Zusammenhang mit Eiermanns Erfolg beim Deutschen Pavillon in Brüssel stehe,321 fasst die Komplexität der Abhängigkeiten zu schlicht zusammen, auch wenn der Auftritt in Brüssel den Botschafter Wilhelm Grewe dazu bewegt haben mag, neben Nissen auch Eiermann als Wettbewerbsteilnehmer vorzuschlagen.322 Derweil hielt Rossig den Karlsruher »zur Lösung dieser Aufgabe [für] besonders geeignet. […] Er dürfte wohl heute zu den befähigtsten deutschen Architekten zählen, war mehrmals in den USA und wird gewiss alle Voraussetzungen mitbringen, die zum Bau der Botschaft in Washington notwendig sind. Es soll ja damit auch ein Zeugnis für den Stand des gegenwärtigen deutschen Baugeschehens abgelegt werden.«323 Vermutlich traute Rossig speziell Eiermann zu, dass er in dem Trio mit Mies van der Rohe und Gropius ebenbürtig agieren könnte. Die Bedeutung des Architekten für die bundesdeutsche Nachkriegsmoderne ist unbestritten, Sigel bezeichnet ihn als eine der maßgeblichen »Orientierungsfiguren einer allgemeinen Emanzipation von den ›traditionalistischen Vätern‹.«324Nach Erhalt des Direktauftrags durch Rossig begab sich Eiermann unverzüglich auf die Suche nach einer städtebaulichen Lösung. Bereits Mitte Dezember versuchte er anhand eines Geländemodells »das Ganze so in einen Park einzubetten, dass verhältnismässig kleine Bauten entstehen, von denen jeder die verschiedenen Ressorts aufnimmt. Mir scheint eine solche Lösung, die ich zuerst probieren werde, deshalb besser, weil wir uns in einer Gegend von Einfamilienhäusern befinden, und weil mir zunächst nichts schlimmer erscheint, als mit einem grossen Gebäude den dort vorhandenen Masstab [sic] zu verderben. Ich hoffe, es gelingt.«325 Folgerichtig übertrug Eiermann in seinem ersten Vorentwurf die Pavillonidee von Brüssel auf das topographisch diffizile Botschaftsgrundstück in Washington
Egon Eiermann, Vorentwurf 1959/60. saai, Werkarchiv Eiermann, Foto: Erika Kleinmeyer
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Egon Eiermann, Vorentwurf Variante C. saai, Werkarchiv Eiermann
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(▶190), obgleich er diese schon bald wieder verwarf. Insbesondere die Verteilung des großen Bauvolumens auf dem Areal sowie seine Wechselwirkung mit der umgebenden Wohnbebauung forderten eine maßgeschneiderte Lösung. Desgleichen warf die Integration der Residenz erhebliche Fragen auf, so dass zwischenzeitlich selbst der Neubau einer Residenz erwogen wurde. Bis März 1961 entwickelte Eiermann vier verschiedene Varianten zur Anordnung zweier Baukörper für Kanzlei und Residenz. Bei allen vieren schob sich jeweils ein langgestreckter, geschossweise abgestufter Kanzleiriegel in den Hang zwischen Residenzaltbau und Reservoir Road, zu der er ausschließlich eine schmale Stirnseite zeigte. Bei variierender Länge wurde er bei drei Varianten im Osten von einem differierend ausgeformten Sonderbaukörper als Residenzneubau flankiert, die vierte Variante erhielt den Altbau.326 Die Position des Kanzleiriegels hatte Eiermann bereits während seines Aufenthalts in Washington im April 1959 gefunden, bei der er auch die Lage des Riegels längs der Reservoir Road geprüft und ausgeschlossen hatte, da »diese Lösung keine Vorteile, sondern nur Nachteile« gebracht hätte (▶191).327
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▶ 190
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▶ 192 Kanzlei der Botschaft Washington (1962–1964).
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saai, Werkarchiv Eiermann, Foto: J. Alexander Studio
Die im März 1961 gefällte Entscheidung zugunsten einer verkürzten Kanzleivariante mit quadratischer Residenz war bereits einen Monat später obsolet, da Bundeskanzler Konrad Adenauer und Bundesaußenminister Heinrich von Brentano die gemeinsame Errichtung von Kanzlei und Residenz auf dem Grundstück ablehnten. Beide Baukörper würden zu nah beieinanderstehen, darüber hinaus sollte das Gelände an der nördlichen Foxhall Road für eine spätere Erweiterung der Kanzlei vorgehalten werden. Ins Gewicht fiel sicherlich auch eine Aussage Adenauers, in der dieser »insbesondere auch den ausserordentlich stoerenden flugverkehr ueber dem gegenwaertigen residenzgarten als negatives moment bewertet.«328 Wenige später votierte der Haushaltsausschuss des Bundestags gegen einen weiteren Ankauf bzw. den Neubau einer Residenz, da dieser angesichts der Qualität der bestehenden Residenz nicht vertretbar wäre. Vielmehr sollte der Entwurf nach den Erkenntnissen in Wien, bei der die Residenz als Stadtwohnung interpretiert wurde, überarbeitet werden. Gleichzeitig wären aber die veranschlagten Kosten von 15–16 Millionen DM um rund ein Viertel zu reduzieren.329 Auch Botschafter Grewe zog den zügigen Neubau der Kanzlei vor und wollte lieber noch einige Jahre auf einen Residenzneubau verzichten.330 Die Bauarbeiten an der Botschaftskanzlei Washington begannen am 16. Januar 1962, die offizielle Eröffnung fand am 11. April 1964 statt.331 Sowohl die Planungs- als auch die Ausführungsphase wurden durch den zeitweiligen Ausfall des schwer erkrankten Architekten verzögert.332 Sein Fernbleiben konnte in beiden Fällen der von Eiermann gegenüber der Bundesbaudirektion als Partner benannte Eberhard Brandl zumindest ein Stück weit kompensieren.333
Egon Eiermann, Duplexhaus (1966). saai, Werkarchiv Eiermann, Foto: J. Alexander Studio
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Zur Ausführung kam ein langgestreckter Kanzleiriegel, der sich am westlichen Grundstücksrand in Nord-Südrichtung in den Hang hineinschiebt. Das Gebäude richtet sich im rechten Winkel zum Altbau der Residenz aus. Die Anordnung beider Baukörper im Zusammenspiel mit der »stark abfallenden, muldenförmigen Struktur«334 des Geländes teilt das Grundstück in eine tieferliegende Ebene und ein höher liegendes Plateau mit der Residenz als Krönung. Ersterer Mittelpunkt bildet eine kreisrunde Vorfahrt, über die die Kanzlei von der Reservoir Road aus erschlossen wird (▶192). Unterhalb des Rondells liegt eine Garage, die Pkw-Stellplätze sowohl für Mitarbeiter als auch für Besucher aufnimmt, da die örtlichen Behörden das Parken an der Reservoir Road untersagten.335 Nördlich der Vorfahrt wurde das zweigeschossige Duplex-Haus (▶193) mit Wohnungen »für den Hausmeister und den Maschinenmeister«336 positioniert. Es wurde allerdings erst Ende 1966 fertiggestellt.337 Der sechsgeschossige Kanzleitrakt mit Untergeschoss erstreckt sich mit einer Breite von 15 Metern über eine Länge von rund 90 Metern.338 Der Baukörper stuft sich zu den Stirnseiten an der niedriger gelegenen, südlichen Reservoir Road und der höheren, nördlichen Foxhall Road ab. Geschickt verringerte der Architekt mit dieser Maßnahme das große Volumen des Baukörpers optisch und reagierte sowohl auf die Vorbehalte der umliegenden Eigentümer gegenüber einem diplomatischen Verwaltungsbau in einem reinen Wohnviertel als auch auf die Auflagen der Behörden, nach denen der Neubau zu beiden Straßen nicht höher als drei Geschosse erscheinen durfte. Eiermann münzte diese Zwänge zum Grundthema des Entwurfes um und passte das Gebäude regelrecht in die topographischen Gegebenheiten des Geländes ein, so dass es die Gestalt einer »akzentuierte[n] Bodenwelle« annahm.339 Eiermann äußerte sich hierzu wie folgt: »Lage und Richtung der Neubauten entsprechen hier primär nicht der Absicht des Architekten, sondern sie resultieren aus Zwang und Notwendigkeit. Die – ich möchte sagen – Verhügelung des Hauses begegnet dem Wunsch, sich der Topografie des Gebäudes anzupassen und wegen der umliegenden Bauten die beide Terrassen berührenden Giebelseiten so niedrig wie möglich zu halten.«340
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Kanzlei der Botschaft Washington, rückwärtiger Ausgang zur Residenz. saai, Werkarchiv Eiermann, Foto: J. Alexander Studio
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Konferenzsaal. saai, Werkarchiv Eiermann, Foto: J. Alexander Studio
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Rednerpult im Konferenzsaal. saai, Werkarchiv Eiermann, Foto: J. Alexander Studio
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Die hier anklingende Auflösung einer klaren Gebäudekubatur potenzierte Eiermann durch eine sichtbare Skelettkonstruktion aus grau beschichtetem Stahl, die nur im Untergeschoss auf einem massiven Fundament verankert wurde. An das Fassadenmotiv in Brüssel anknüpfend umfassen in jedem Geschoß auskragende Balkone die grau getönte Glasfassade und gehen an den stirnseitigen Terrassen in Pergolen über, stets flankiert von zwei schmalen Sonnenblenden aus brauner Oregon-Kiefer. Die Balkone »unterstreichen« laut Eiermann »das Liegende des Bauwerkes und festigen den Bau in der sehr stark bewegten Hügelsituation.«341 Vertikale, filigrane Stahlrohre überspannen alle Geschosse und kontern im regelmäßigen Achsabstand die ausgeprägte Horizontalität des Riegels. Mit ihrer weißen Lackierung setzen sie auch farblich einen Kontrast. Um die klare, rhythmische Fassadenstruktur wiederum aufzulockern, ließ Eiermann auf den Balkonen Keramikschalen mit Schlinggewächsen aufstellen, die langfristig die gesamte Kanzlei überdecken sollten.342 Darüber hinaus erfüllen die Balkone funktionale Belange: sie dienen erstens als Sonnenschutz für die darunterliegenden Arbeitsräume, zweitens als Bewegungsfläche zur Reinigung der Fassaden und Fenster sowie drittens als Fluchtweg im Gefahrenfall.343 Ein Vordach, das mittig an der östlichen Längsfassade weit in die kreisrunde Vorfahrt hineinreicht, markiert den Haupteingang zur Kanzlei. Die zentrale Eingangshalle wird seitlich vom zentralen Erschließungskern flankiert. Dieser fungiert als Verbindungselement zu den in den oberen fünf Geschossen angeordneten Botschaftsreferaten. Öffentlichkeitswirksam ist über eine Freitreppe die konsularische Abteilung im ersten Obergeschoss erreichbar. Die Büroräume des Botschafters und der politischen Abteilung sind ebenso wie ein interner Konferenzraum im obersten Geschoss anzufinden. Im dritten Obergeschoss stellt ein separater Nebeneingang an der nördlichen Stirnseite eine kurze Verbindung zur Residenz her (▶194). Besucher erreichen über die Eingangshalle den an der südlichen Stirnseite des Gebäudes liegenden, um ein halbes Geschoss abgesenkten und bis zu 300 Personen fassenden Konferenzsaal (▶195). Dieser ist an der Fassade durch eine größere Geschosshöhe sowie einem Sichtschutzgitter aus Oregon-Kiefer ablesbar und über seitliche Treppen mit der unterhalb der Eingangshalle liegenden Cafeteria samt Küche verbunden. Die verwendete Farbpalette im Innenraum gleicht sich der im Außenraum an: für die Böden kamen orangefarbene Keramikplättchen, für die Wände erdfarbene Ziegel und für die Decken eine braune Holzschalung aus Oregon-Kiefer zum Einsatz. Die Treppenwangen, -geländer und Aufzugsverkleidungen wurden in grau beschichtetem Stahl oder Aluminium ausgeführt.344 Weiße Vorhänge ermöglichen die Verdunkelung der Räume. Die von Eiermann verwendeten, einfachen Materialien Keramik, Ziegel, Stahl und Holz wirken in ihrem filigranen Einsatz wie auch in ihrem Zusammenspiel vornehm. Die kaum mit Erlesenheit konnotierten Baustoffe werden durch ihren repräsentativen Einsatzort entscheidend aufgewertet.345 Obwohl Eiermann Rossig eindringlich um einen Auftrag für die Innenraumgestaltung aller Kanzleiräume bat,346 wurde dem Architekten nur die der öffentlichen Repräsentationsflächen im Eingangsgeschoss gewährt. Die Auswahl der Möbel für diese Räume nahm Eiermann in Zusammenarbeit mit der Bundesbaudirektion vor. Er griff hierfür auf bestehende Entwürfe zurück, konnte aber auch einige Exponate neu entwickeln, wie das Stehpult im Saal (▶196), Barhocker oder Tische. Außerdem wählte er eigene
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Botschaft Washington, Empfangsbereich. Bildarchiv BBR
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Fritz Koenig Grosse Gerahmte Figuren (1962). saai, Werkarchiv Eiermann
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Erich Fritz Reuter, Entwurf für eine Plastik (1964). saai, Werkarchiv Eiermann
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bereits in Serie produzierte Entwürfe wie den Stuhl SE 121 oder den Sessel SE 12 aus (▶197). Dies geschah trotz eines knappen Budgets, das wiederholt den Unmut des Architekten heraufbeschwörte. Mal plädierte er für den Einbau »anständiger« Steckdosen und Türgriffe,347 mal kämpfte Eiermann vehement für eine vollflächige Verglasung.348 Um den Vorschlag der BBD zu entkräften, die raumhohe Glasflächen mit einem geschlossenen Brüstungselement zu reduzieren, ließ der Architekt eigens ein großmaßstäbliches Modell herstellen. An diesem demonstrierte er seine Fensteridee und simulierte die Belichtungssituation sowie die Raumwirkung mit Innenraumfotos aus dem Modell.349 Später fand in der Eingangshalle vor eben dieser Glaswand die Bronzeskulptur Grosse Gerahmte Figuren von Fritz Koenig ihren Platz.350 Der mal helle, mal dunkle Hintergrund sollte das Doppelrelief mit zwei gleichwertigen Ansichten mit einer »Gesichtsseite« zur besonderen Geltung bringen.351 Im Zentrum der Figur sind die Köpfe einer abstrakten Personengruppe zu sehen, die im flachen Relief von einem flachen, breiten Rahmen zusammengehalten wird und dessen grobe Struktur einen Gegensatz zu den filigranen Figuren bildet (▶198). Bevor die Wahl auf König fiel, entwarf Erich Fritz Reuter eine raumgreifende Plastik, deren Aufbau entlang der Vorfahrt vorgesehen war. Reuter erhielt allerdings für die Ausführung seines Aufsehen erregenden und polarisierenden Entwurfs keinen Auftrag (▶199).352 Kein Neubau einer bundesdeutschen Auslandsvertretung bis 1972 erlangte in der nationalen und internationalen Presse so viel Aufmerksamkeit wie die von Egon Eiermann entworfene Botschaftskanzlei in Washington.353 Zwar äußerten sich die deutschen Tageszeitungen durchweg positiv über die architektonische Leistung des Karlsruher Architekten und der Bundesbaudirektion, doch blieben sie dem visuell erfassbaren architektonischen Artefakt und seiner ästhetischen Wirkung verhaftet. Nicht ohne Stolz wandelte sich in der Presse der Botschaftsstandort »Über Nacht« in die »modernste und repräsentativste diplomatische Vertretung in der amerikanischen Hauptstadt«354. Das Gebäudeensemble wurde aber zugleich mittels der Spitznamen »Ozeanriese«355 und »Panzerkreuzer« 356 in ihrer Erscheinung als maritim klassifiziert; die Assoziation mit der Metapher des Ozeandampfers, einst für das Neue Bauen der Zwischenkriegszeit vorwiegend als fortschrittlich konnotiert,357 ist offensichtlich. Carl Mertz, seit Planungsbeginn Leiter der Bundesbaudirektion, fasste die mitschwingenden Wertungen nüchtern zu einem »positive[n] Beitrag zur Frage der heute gültigen architektonischen Form und Auffassung« zusammen.358 Nicht zuletzt bezeichnete der deutsch-britische Kunsthistoriker Nikolaus Pevsner die bundesdeutsche Botschaftskanzlei als erfreuliche Ausnahme im starren Neo-Klassizismus der Washingtoner Repräsentationsarchitektur, neben der dänischen Botschaft von Vilhelm Lauritzen und Eliel Saarinens Flughafenterminal in Dulles.359 Während im Januar 1962 der Beginn der Bauarbeiten vor Ort eine Pressekampagne gegen den das gehobene Wohnquartier verschandelnden Neubau – »chancery blight« – auslöste,360 waren die nachbarschaftlichen Aversionen bei der Eröffnung Geschichte.361 Die USamerikanische Presse ging nachdrücklich auf den politischen Symbolcharakter des Neubaus ein. So wurde das Gebäude als »most significant statement one nation makes to another«362 bezeichnet, das von diplomatischem Taktgefühl geleitet wäre: »Diplomatically Speaking, Chancery Can Be Good Will Symbol«.363 Mit ihm hätte die Bundesrepublik eine gelungene Aufwartung bei den USA gemacht: »Germany
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Pays its Respects«.364 Die Anerkennung der ästhetischen Komponente fand über den eindeutigen Bezug zum Neuen Bauen als Impulsgeber für die zeitgenössische amerikanische Architektur statt: »the embassy is in direct line of spiritual succession to the great German modernists of the first quarter of this century who had such a profound influence on contemporary architecture.«365 Die Verleihung mehrerer Preise hob die Wertschätzung der erbrachten Leistungen für den Neubau noch deutlicher hervor. Zunächst wurden 1964 zwei ausführende Firmen vom Craftsmanship Award Committee of the Washington Building Congress für die Qualität ihrer handwerklichen Tätigkeit ausgezeichnet.366 Ein Jahr später bekamen Architekt und Bauherr drei Preise verliehen: den Architectural Award of Excellence des American Institute of Steel Construction, das Certificate of Merit for excellent Architecture der Metropolitan Washington Board of Trade und den Architectural Prize der New York Board of Trade. 1967 folgte der Institutional Landscaping Award der American Association of Nurserymen.367 Die Jury des Architectural Award of Excellence nahm das Gebäude eigenständig in das Wettbewerbsverfahren auf, für das sich 237 Architekten beworben hatten, und prämierte es mit großem Abstand vor allen weiteren Projekten mit einem von insgesamt elf Preisen.368 In der Beurteilung des Preisgerichts hieß es folglich: »Architecture here is pure structure – the steel, which is the buildings only decoration is externally visible, pure, and natural in profile. The materials, glass, wood, and steel, erected on a modular basics within precision tolerances, are expressive of Germany and as composed, the signature of Professor Eiermann« und »It is an inviting building in the democratic tradition and one that makes good use of its site«.369 Den Wandel im internationalen auswärtigen Repräsentationsbau demonstrierte noch deutlicher die Erklärung des American Institute of Steel Construction anlässlich der Bekanntgabe, die die Kanzlei mit der Botschaft gleichsetzte: »The Chancery was described by the jury as a dignified, attractive structure that has none of the pomposity normally associated with earlier embassy buildings.«370 Von der Verleihung des Preises in der bundesdeutschen Botschaft berichtete Josef Joraschek, Bauleiter der Bundesbaudirektion in Washington, an Eiermann, dass diese »nicht nur eine feierliche Angelegenheit fuer diejenigen [seit], die einen Preis bekommen haben, sondern auch fuer die Deutsche Regierung und Politik von grosser Bedeutung, weil die Botschaft nicht zuletzt durch das Kanzleigebäude in Washington in letzter Zeit sehr populaer geworden ist.«371 Einmal mehr zeigt sich hier der Zusammenhang zwischen einem architektonischen Werk, nationaler Darstellung und außenpolitischer Arbeit. Von Eiermann geäußerte, eindeutige Aussagen über den politischen Gehalt seines Entwurfes, seine Auswahl der Materialien oder das fertiggestellte Bauwerk sind nicht überliefert. Er kritisierte den äußerst geringen Spielraum in der Ausstattung eines Neubaus »unter demokratischen Vorzeichen«,372 ansonsten verfolgten seine Manuskripte zur Bauaufgabe ästhetischen sowie strukturellen Zielsetzungen. Von Beginn an bezeichnete der Architekt den Neubau der Kanzlei als eine rationale und organisatorische Aufgabe, deren Lösung sich aus deren Zwängen sowie den örtlichen topographischen Gegebenheiten ergeben würde und weniger den Absichten des Architekten geschuldet wäre.373 Dies trifft allerdings nur zum Teil zu. Das Motiv des Terrassenhauses, das Eiermann dem Kanzleiriegel zugrunde legte, ist ein wiederkehrendes
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Motiv in seinem Werk: zuvor testete er es als Entwurfsvariante für die Erweiterung der Villa Berg durch den Süddeutschen Rundfunk und später unter anderem für das Abgeordnetenhaus in Bonn (▶200).374 Hierin zeigt sich das Bestreben des Architekten, Bauten zu entwerfen und zu errichten, die eine Allgemeingültigkeit aufwiesen. Dies trifft gleichermaßen auf seinen ersten Vorentwurf für das Washingtoner Bauvorhaben zu, in dem er – wenn auch erfolglos – die Pavillon-Idee von Brüssel wiederholte. Vor dem Hintergrund, dass es wichtiger wäre, Bestehendes weiterzuentwickeln oder gar zu vollenden, um einen zeitlosen Charakter der Bauten, fern von Ismen zu erreichen, bezeichnen Immo Boyken und Ernst Zietschmann Eiermanns Ansatz als Weiterentwicklung desjenigen von Mies van der Rohe. Für beide Architekten gelte die Ordnung als gestalterisches Prinzip.375 Die Fortschreibung des Details bis zur Perfektion sei ihnen weitaus wichtiger als der künstlerische Ansatz, der stets nach neuem drängt. Doch im Gegensatz zu Mies versage sich Eiermann allem Künstlerischen, für ihn sei Architektur in erster Linie eine technische Angelegenheit und keineswegs intuitiv. Passend hierzu erhebe er den Stahlbau zum »aristokratische[n] Prinzip des Bauens«,376 da dieser bis ins letzte Detail vorgeplant werden muss, um später im millimeterengen Bereich der Bautoleranzen exakt ausgeführt werden zu können. Der Stahlbau ist prädestiniert für das Ordnen und Einordnen, wo jedes Element seinen zugewiesenen Platz erhält, die Kraftabtragung eindeutig ist und es keine variable Masse gibt. Die Regelmäßigkeit unterstützt dies, relativiert aber auch die Stellung des einzelnen Bauteils im gesamten System. Wie eine Maschine funktioniert das Gebäude nur in seiner Gesamtheit: jede Beliebigkeit bleibt außen vor, jeder Zusatz ist überflüssig. Entsprechend gab es bei Eiermann kein Zusammenwirken von Architektur und bildender Kunst. Die Reduktion auf das Wesentliche blieb die oberste Maxime, selbstverständlich gestalterisch auf höchstem Niveau mit großem Feingefühl für Harmonie und Eleganz. Gleichwohl herrscht eine große Diskrepanz zwischen Eiermanns Kanzleientwurf für Washington und seinen vorherigen Entwürfen von Terrassenhäusern. Während letztere, wie bereits Döcker bereits im Jahr 1952 kritisiert hatte,377 kontextlose Raumlösungen präsentierten, steht die Kanzlei im Dialog mit dem Hanggrundstück; dieses forderte den Umgang mit seinen schwierigen Verhältnissen regelrecht ein. Die Zwänge der Grundstücksverhältnisse brachten Eiermann dazu, seine Prinzipien weiterzuentwickeln, sich auf die Umgebung einzulassen und mit ihr zu interagieren. Auf die Frage nach seinen Vorbildern für den Kanzleineubau verwies Eiermann daher nicht nur auf den terrassierten Entwurf seines Lehrers Hans Poelzig für das »Haus der Freundschaft« in Konstantinopel von 1916 (▶201), sondern auch auf die Treibhausterrassen von Sanssouci und die Hängenden Gärten der Semiramis, die beide emblematisch für die Verbindung von Bauwerk und Natur stehen und die sich in Washington in der Krönung mit Schlingpflanzen widerspiegelten.378 Möglicherweise kommt Sarah Litzmann mit ihrer Beurteilung der Kanzlei Eiermanns Bestreben am nächsten: Die architektonische Lösung wirke »einfach und elegant zugleich« und verbreite »einen Eindruck funktioneller Eleganz, der vom Protzigen ebensoweit entfernt ist wie vom Konventionellen. Es ist ein Amtssitz, mit dem die Bundesregierung Geschmack und Intelligenz architektonisch« repräsentiere.379 Hier klingen die Forderungen des Rats für Formgebung an, der sich für die gute Form als beste Referenz einsetzte und dem Eiermann von Beginn an angehörte.380
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▶ 200
Egon Eiermann, Abgeordnetenhaus Bonn, Alternativentwurf. saai, Werkarchiv Eiermann
▶ 201
Hans Poelzig, Haus der Freundschaft, Konstantinopel (1916). AMTUB, Inv. Nr. 2727
▶ 202
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Eliel Saarinen, John Deere Headquarters, Illinois (1957– 1964). © Ezra Stoller/Esto
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Annemarie Jaeggi stellte bezüglich des Opus Eiermanns fest, dass »Nicht die Suche nach einem architektonischen Ausdruck der Demokratie, sondern die bestmögliche räumliche Gestaltung für den Menschen […] im Mittelpunkt seiner Architektur« gestanden hätte.381 Trotzdem stellt sich hier die Frage, ob letzteres einen Widerspruch zu einer demokratischen Architektur im Sinne von Adolf Arndt bildet, die ebenfalls den Menschen in den Mittelpunkt setzt und darüber versucht, eine Egalität zu schaffen. Tatsächlich führt Jaeggi in den Bonmots Eiermanns die Begriffe »Assimilierung«, »Vernichtung der Gegensätze«, »Ausgleich«, »Zusammenwirken und –klingen« auf,382 die als Äquivalent zum sich Einfügen in und Anpassen an ein internationales bzw. westliches Wertesystem zu bewerten sind. Eiermann bezog sich auf die identischen Werte für eine demokratische Gesellschaft wie andere Architekten auch, er umschrieb seine Ziele nur mit anderen Vokabeln. Und dennoch unterscheidet sich Eiermanns Neubau einer diplomatischen Vertretung entscheidend von den vorangegangenen Bauten durch seine rationale Herangehensweise. In der US-amerikanischen Presse wurde Eiermanns Kanzleientwurf wiederholt mit Eliel Saarinens zeitgleich errichtetem Neubau der Hauptverwaltung für die Firma Deere verglichen (▶202).383 Die Ähnlichkeit ist tatsächlich frappant: Saarinens Entwurf zeigt eine achtgeschossige Betonskelettkonstruktion mit vorgehängten umlaufenden Balkonen aus Metall und mit Sonnenschutzlamellen. Der Baukörper überspannt eine Mulde mit einem See. Die unteren, sich in die seitlichen Aufschüttungen eingrabenden Geschosse sind teils höher als die übrigen. Diese Verbindung von Gelände und Architektur wirkt ein wenig aufgesetzt, wenn nicht gar künstlich. Nichtsdestoweniger negiert das Gebäude das Alleinstellungsmerkmal der bundesdeutschen Kanzlei und zeigt sehr wohl deren Integration in den zeitgenössischen US-amerikanischen Architekturdiskurs und den Stand der Diskussionen einer adäquaten Firmenrepräsentation. Bedeutsam sind diese auch für Eiermanns repräsentativen Kanzleineubau, der sich – anders als die bundesdeutschen Botschaftsbauten – »nur« an der architektonischen Ausdruckskraft eines Verwaltungsbaus messen lassen musste, da die Residenz als Dienstwohngebäude mit privaten Nutzungsanteil zunächst im Altbau verblieb. Ferner hielten sich die Botschafter Wilhelm Grewe und Karl Heinrich Knappstein (1906–1989) weitestgehend aus den Entwurfsprozessen heraus und ließen sowohl der Bundesbaudirektion als auch dem Architekten freie Hand.384 Unterstützend hierbei wirkte sicherlich, dass Botschafter Grewe Eiermann als potentiellen Teilnehmer für den nicht ausgeführten Wettbewerb vorgeschlagen385 und es dementsprechend eine frühe Übereinstimmung zwischen Planer und Nutzerseite gegeben hatte. Der Architekt pflegte einen intensiven Austausch mit den Botschaftern und reagierte gelassen, als Botschafter Knappstein in der Ausführungsphase ein frühes »Panzer-Kreuzer-Urteil« fällte.386 Bis heute ist die anhaltende Akzeptanz einer diplomatischen Vertretung maßgeblich von den jeweiligen Vertretern vor Ort und deren Offenheit für den zeitgenössischen architektonischen und künstlerischen Diskurs geprägt. Die Sonderstellung, die Washington diesbezüglich unter den frühen auswärtigen Neubauten der Bundesrepublik einnahm, wird in der Gegenüberstellung mit dem zeitgleich realisierten Neubauvorhaben der Botschaft in Wien unverkennbar.
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Wien (WB 1958/59 | 1962–1965): Kunst im Bau387 »Der Bau ist in gar keiner Weise Preußisch, er hat so etwas Entgegenkommendes, so etwas Menschliches…«388 Clemens Holzmeister (1963) Anders als bei der auf einem weitläufigen Grundstück in den Hang geschobenen Kanzlei in Washington war bei der Planung der neuen Botschaft in Wien allen Beteiligten von Beginn an bewusst, dass eine moderne Ausführung des Neubaus Widerstand herausforderte. Abgesehen von der städtebaulich schwierigen Situation eines homogenen Diplomatenviertels gingen die Verantwortlichen von einer ohnehin konservativen, traditionsbewussten Einstellung der Wiener aus.389 In der Rangordnung der höchsten diplomatischen Repräsentanten nahm der Posten des Botschafters in Wien eine herausragende Stellung ein. Allein der Umstand, dass das Deutsche Kaiserreich nach der Hohen Pforte ihren zweiten Botschaftsneubau in Wien errichten ließ, unterstrich dies. Viktor Rumpelmayers kaiserzeitlicher Neubau (1877–1879) fügte sich ohne jeden nationalen Anspruch stilistisch in seine Umgebung ein und unterstrich damit regelrecht die Stellung der damaligen Repräsentanten im örtlichen Diplomatischen Korps. Entsprechend ist der hierarchische, gesellschaftliche aber auch städtebauliche Kontext von Wien allenfalls mit denen der Vertretungen in Rom oder Paris vergleichbar. Nachdem die österreichische Regierung das Gebäude im März 1957 an die Bundesrepublik übereignet hatte,390 sah diese von der erneuten Nutzung der Reichsliegenschaft als Botschaft ab. Der Altbau hatte während des Zweiten Weltkrieges große Zerstörungen durch Bombentreffer erlitten. Sie betrafen im besonderen Maße den ehemaligen Residenzbereich, bei dem nur die äußeren Räume im Hochparterre erhalten geblieben waren (▶203).391 Auch wenn sich Außenminister Heinrich von Brentano deutlich zum Standort der Deutschen Botschaft unweit des Belvedere bekannte, da die »Lage des Grundstücks im Diplomatenviertel […] durch Ortsveränderung keinesfalls verbessert werden« könnte,392 machte der zwischen 1938 und 1940 vorgenommene Umbau der Deutschen Botschaft zum »Haus der Wehrmacht und Standort-Offiziersheim« durch keinen geringeren als Josef Hoffmann393 den Wiederaufbau der Ruine über den wirtschaftlichen Aspekt hinaus aus ideologischer Hinsicht unmöglich (▶204). So wurde »der ›Schandfleck‹, wie [der österreichische Bundeskanzler Julius] Raab ihn nannte, […] als tägliche Erinnerung an jene dunkle Zeit, die niemand in Österreich vergessen« hätte,394 1957/58 abgerissen.395 Bereits im folgenden November lobte die Bundesbaudirektion Berlin 1958 einen beschränkten Wettbewerb für den Neubau von Residenz, Kanzlei und Dienstwohnungen aus, aus dem Rolf Gutbrod (1910–1999), Sep Ruf (1908–1982) und Alexander Freiherr von Branca (1919–2011) als gleichrangige Preisträger hervorgingen. Weitere Teilnehmer waren Fritz Bornemann, Theo Pabst, Helmut von Werz und Wilhelm von Gumberz-Rhonthal.396 Das Raumprogramm sah die Errichtung eines Dienstgebäudes und eines Dienstwohngebäudes, das sich aus Repräsentationsflächen und Botschafterwohnung zusammensetzte, sowie elf Dienstwohnungen verschiedener Größe für das Botschaftspersonal vor. Ein besonderes Augenmerk legte die Aus-
Ruine der Botschaft des Deutschen Reichs in Wien, Abriss 1958. ÖNB/Wien, 173.964B
▶ 204
Josef Hoffmann, Eingang zum »Haus der Wehrmacht und Standort-Offiziersheim« (1938–1940), vormals Botschaft Wien an der Metternichgasse. MB 8/1942, 277.
233
schreibung auf die Anordnung von Freiflächen, die für die in Österreich üblichen Gartenempfänge genutzt werden sollten. Die geplanten Volumen sollten diese vor unliebsamen Einblicken, insbesondere von Osten – sprich von Seiten der sowjetischen Botschaft – schützen. Darüber hinaus war eine repräsentative Vorfahrt vorzusehen und die Möglichkeit der Zusammenschaltung von Repräsentationsflächen und Botschafterwohnung bei großen Empfängen zu schaffen.397 Die mehrfach verschobene Abgabe der Arbeiten erfolgte schließlich am 8. Mai 1959.398 Zwei Wochen später, am 21. und 22. Mai 1959, trat das Preisgericht unter dem Vorsitz von Hans Scharoun in Wien zusammen. Bereits im ersten Rundgang unterteilte die Jury die sieben eingereichten Beiträge abhängig von den städtebaulichen Lösungen in drei Gruppen, in denen bis zum vierten Rundgang je ein Vertreter verblieb. Das Preisgericht vermochte sich nicht für eine dieser Lösungen zu entscheiden und beschloss schließlich einstimmig, drei gleichwertige Preise zu vergeben. Die Jury begründete dies mit der im Verlauf der
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Rolf Gutbrod, Wettbewerb Botschaft Wien (1958), Lageplan. saai, Werkarchiv Gutbrod
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Rolf Gutbrod, Vorentwurfsmodell. saai, Werkarchiv Gutbrod
Sitzung gewonnenen Erkenntnis, »dass keine der eingereichten Arbeiten den sehr komplizierten und subtilen, funktionellen, städtebaulichen und ideellen Erfordernissen für ein Botschaftsgebäude in Wien vollkommen« entspräche.399 Etwa einen Monat nach der Sitzung regte Botschafter Mueller-Graaf an, die Funktionen von Kanzlei und Residenz räumlich zu trennen. Der Wettbewerb habe gezeigt, dass die Funktionen von Kanzlei und großer Residenz nicht vereinbar seien.400 Mit den Argumenten der steigenden innerstädtischen Verkehrsdichte und den damit verbundenen Belastungen für das Wohnen und Repräsentieren plädierte er für den Neubau einer Residenz in Wien-Hietzing, unweit der 1954 erworbenen Residenz. Mit Unterstützung des Außenministers von Brentanto nahm Mueller-Graaf sogar Kaufverhandlungen für ein entsprechendes Grundstück auf.401 Im Herbst 1959 appellierte Vizekanzler Ludwig Erhard »auf Betreiben von Prof. Sep Ruf« an die Entscheidungsträger, die prämierten Architekten über den Stand der Planung des Neubau einer Botschaft in Wien in Kenntnis zu setzen.402 Anschließend fragte Rossig bei Ruf, von
Botschaften der Bundesrepublik Deutschland ▶ 207 Rolf Gutbrod, Modell ausgeführter Entwurf. saai, Werkarchiv Gutbrod
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Branca und Gutbrod an, ob sie im Falle einer Trennung der Funktionen bereit wären, Skizzenentwürfen für den Neubau einer Kanzlei zu erstellen.403 Doch erst im Juli 1960 bat die Bundesbaudirektion Berlin die Architekten konkret um die »Abgabe einer gutachterlichen Äusserung mit Ideenskizzen« bis zum 1. Oktober 1960.404 Nachdem Ruf und von Branca um eine längere Bearbeitungsfrist ersuchten,405 beauftragte Rossig kurzentschlossen Gutbrod, »im Interesse einer Beschleunigung« des Vorhabens, mit der weiterführenden Planung für den Neubau eines Dienstgebäudes in Wien. Rossig begründete seine Entscheidung mit dem Entwicklungspotential und den städtebaulichen Qualitäten, die Gutbrods Wettbewerbsbeitrag innewohnten (▶205).406 Gutbrods Grundkonzept blieb bis zum ausgeführten Neubau bestehen, auch wenn der Architekt bereits in seiner ersten Überarbeitung die Funktionen entlang der Nord-Süd-Achse gespiegelt hatte (▶206). Der 1962–1965 errichtete Neubau der Botschaft in Wien (▶207) nimmt in der Entwicklung des auswärtigen Repräsentationsbaus nach 1958 eine Schlüsselstellung ein, da die sich hier aufzeigenden Konflikte zwischen Nutzer und Planer über eine würdige Repräsentation des Staates Leitgedanken für alle nachfolgenden Projekte evozierten. Das südöstlich der Wiener Altstadt im Stadtteil Landstraße gelegene Grundstück der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland nimmt etwa zwei Drittel eines fast rechteckigen Baublocks ein und wird von der Reisnerstraße im Osten, der Jaurésgasse im Süden sowie der adressgebenden Metternichgasse im Westen umschlossen. Gutbrods
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Botschaft Wien (1962–1965), Ansicht Kanzleieingang an der Metternichgasse. saai, Werkarchiv Gutbrod, Foto: Lucca Chmel
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Vorfahrt zur Residenz an der Jaurésgasse. saai, Werkarchiv Gutbrod, Foto: Lucca Chmel
▶ 210
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Empfangshalle in der Residenz. Christiane Fülscher 2011
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Botschaft war der erste moderne Neubau im historischen Diplomatenviertel,407 dessen Bebauung weitestgehend einheitlich im Stil einer internationalen Neorenaissance des ausgehenden 19. Jahrhunderts errichtet wurde. In der Regel schließen drei- bis fünfgeschossige Stadtpaläste und Mehrfamilienhäuser den Blockrand ab, so auch die der bundesdeutschen Repräsentanz gegenüberliegenden Botschaften des Vereinigten Königreichs und der Volksrepublik China an der Metternichgasse. Nur die an der Reisnerstraße gelegenen Botschaftspaläste der Russischen Föderation und der Islamischen Republik Iran sind um wenige Meter nach hinten versetzt. Die zurückgesetzte und teils niedrige Bebauung der Botschaft der Bundesrepublik öffnet und belebt den Straßenraum, insbesondere an der Jaurésgasse mit ihrem alten Baumbestand. Die Weite und das Grün auf dem Gelände der bundesdeutschen Botschaft kommen der umliegenden historischen Bebauung zugute und steigern seit seiner Errichtung deren Wirkung. Das Bauwerk rückt weitestgehend von der Straßenkante zurück und folgt den Außenkanten des kaiserzeitlichen Altbaus, gliedert sich aber deutlich in die drei Gebäudeteile Kanzlei, Residenz und Wohnhaus. Hierbei verbinden sich Kanzlei und Residenz zu einer einen Innenhof umschließenden Vierflügelanlage, während der eigenständige Wohntrakt von dieser abrückt. Zwischen der L-förmigen Kanzlei, die sich zur Metternichgasse öffnet und dort einen Vorhof bildet, und der ebenfalls L-förmigen Residenz an der Jaurésgasse, die den rückwärtigen Innenhof einfasst, besteht eine beträchtliche Höhendifferenz. Entsprechend leitet bei dem Kanzleitrakt ein kürzerer, sechsgeschossiger Schenkel entlang der Brandwand in eine aufgeständerte, viergeschossige und parallel zur Straßenkante verlaufende Spange über (▶208). Beide Baukörper sind im Split-Level zueinander versetzt, der Eingang zur Kanzlei und das Treppenhaus bilden den gemeinsamen Schnittpunkt beider Baukörper. Beide Kanzleitrakte sind als Einbund ausgebildet, die Büroräume reihen sich jeweils entlang der Fassade zur Metternichgasse, die Korridore schließen einem Rücken gleich zum Innenhof und zur Nachbarbebauung ab. An der Stirnseite im Übergang zur Kanzlei liegen jeweils die größeren Büroräume des Botschafters und des Kanzlers. Rückwärtig schließt der dreigeschossige Residenztrakt an, der über die Ecke zur Reisnerstraße leitet (▶209). Die Residenz unterteilt sich in einen zweigeschossigen Repräsentationsbereich und die abgeschlossene Botschafterwohnung nebst Gästezimmern im zweiten Obergeschoss. Ein leichtes Vordach vor dem Haupteingang an der Jaurésgasse überdeckt die Vorfahrt, von der aus die Botschaftsgäste über einen eingeschobenen Windfang in die zweigeschossige Eingangshalle gelangen (▶210). Diese erschließt ebenerdig einen großen Empfangssaal und einen variabel zuschaltbaren Konferenzraum sowie die im Untergeschoss angesiedelten Garderobenräume. Von der Eingangshalle führt eine einläufige freistehende Treppe auf die Galerie im ersten Obergeschoss, von der aus die kleineren Repräsentationsräume wie Speisesaal, Damen- und Herrenzimmer sowie die Küche zugänglich sind (▶211). Darüber hinaus bietet die Galerie den Anschluss an das Arbeitszimmer des Botschafters im Kanzleiflügel. An der Reisnerstraße setzt sich das erneut sechsgeschossige Wohnhaus von der Vierflügelanlage ab und stellt gleichzeitig als Hochpunkt eine Verbindung zur angrenzenden Wohnbebauung her (▶212). In dem kleinteilig geschichteten Wohnhaus sind pro Geschoss ein bis zwei Wohnungen untergebracht.
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Der Architekt Rolf Gutbrod schnitt das Bauwerk der Botschaft in Wien auf seinen speziellen Ort und seine besondere Funktion zu. De facto kodierte er den komplexen städtebaulichen Kontext um und entwickelte eine eigene Hierarchie der Baukörper, ihrer Fassadengestaltung und ihrer materiellen Haptik, die er entsprechend ihrer jeweiligen Funktion ganz unterschiedlich im Straßenraum wirken ließ. Gutbrod folgte dem Entwurfsansatz einer organischen Architektur im Sinne Louis Sullivans, in der das kleinste Teil das Ganze in sich trägt und die gestaltete Form sich aus der natürlichen Funktion heraus ergibt. Sullivans hierfür verwendete Formel form follows function deckte sich mit Gutbrods anthroposophischem Ansatz, aber auch mit der Lehre Hugo Härings. Der Stuttgarter interpretierte die Idee des traditionellen Repräsentierens neu, indem er die Residenz der Botschaft in Wien als Bestandteil eines größeren Organismus auffasste. Während Rumpelmayer beim Vorgängerbau der Residenz als größtes Bauteil innerhalb der Vierflügelanlage den höchsten Rang zugestand, ist sie bei Gutbrod der niedrigste Baukörper. In der Höhe dominiert die Kanzlei, nur in der Fassadenqualität überwiegt wiederum die Residenz. Mittels Schuppen aus MonteRosa-Quarzit verlieh der Architekt den zwei Obergeschossen einen monolithischen Charakter und brachte sie mit einem transparenten Eingangsgeschoss zum Schweben. Die Natürlichkeit der Schichtung korreliert mit dem alten Baumbestand entlang der Jaurésgasse, der Schattenwurf der Bäume bricht sich an der unregelmäßigen, rauen Oberfläche. Die Verteilung der Räume im Inneren, die durchlässige Eingangshalle als freier Bewegungsraum, aber auch die Abgeschiedenheit der privaten Botschafterwohnung im zweiten Obergeschoss als privates Reich machten die Repräsentationsräume in den unteren beiden Geschossen zu Orten der Begegnung. Für die Kanzlei sah Gutbrod eine schlichte, glatte Verkleidung aus Muschelkalkplatten ohne große Reliefbildung vor und unterstrich hiermit ihre Funktion als Verwaltungsbau. Doch innerhalb des vielschichtigen Aufbaus der Kanzleifassade spielte der Architekt mit den Elementen der Struktur und Unordnung und vermied dadurch jede Form von Monotonie und Symmetrie. Mit Hilfe von schmalen Glasbändern löste er die Geschosse voneinander, hob die traditionelle Tragstruktur auf und dezimierte die Baukörperhöhe optisch. Aus den Glasbändern brechen Öffnungsflügel wie Zähne nach unten aus und beleben durch ihre unregelmäßige Anordnung die Fassade. Die Raffinesse des Wohnhauses liegt indessen in seiner plastischen Ausformung. Das kleinteilige Wohnen auf unterschiedlich großer Fläche zeichnet sich an den kubischen Außenkanten ab. In der Oberflächenbehandlung ihrer Funktion entsprechend schlicht gehalten, stehen die sichtbaren Geschossdecken den farbig gefassten Füllungen samt geschosshohen Fensterelementen gegenüber. Zur Straßenfront zeigt der Baukörper eine regelmäßige Lochfassade, mit ausklappenden Balkonen in der äußeren Fensterachse. Sie leiten zu den kleinteiligen Lochfassaden der angrenzenden historistischen Nachbargebäude über. Gutbrods Drang nach Gestaltung und plastischer Form durchdringt das Gebäude bis in das letzte Detail. Er zeigt sich an der prismatischen Ausformung der das Grundstück umgebende Umfassungsmauer aus Beton, den schalrauen und strukturierten Sichtbetonflächen im Innen und Außenraum sowie der Entwicklung eines spezifischen Details einer sich aus der Ebene herausfaltenden Ecke. Diese Ecke findet sich an der Attika der Residenz (▶213) und der Stirnseite der Kanzlei zur Jaurésgasse, den
Botschaft Wien, Vorraum zu den Empfangsräumen im Obergeschoss. saai, Werkarchiv Gutbrod, Foto: Lucca Chmel
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Residenz und Wohnhaus an der Reisnerstraße. saai, Werkarchiv Gutbrod, Foto: Lucca Chmel
▶ 213
Rolf Gutbrod, Ansicht Jaurésgasse. Planarchiv BBR
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Botschaft Wien, Konferenzsaal. saai, Werkarchiv Gutbrod, Foto: Lucca Chmel
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Rolf Gutbrod und Blasius Spreng, Innenhof mit Blick auf das Wohnhaus. saai, Werkarchiv Gutbrod, Foto: Lucca Chmel
Garageneinfahrten, an einem Garderobentresen, an Wandverkleidungen, Treppengeländern und sogar an den Türgriffen des Eingangsportals zur Residenz. Im Innenraum setzte Gutbrod die Materialien Holz, Metall, Beton, Naturstein und Glas gegeneinander und erzeugte durch die Vielfalt eine warme Atmosphäre. Eine plastisch geformte Akustikdecke im Empfangssaal reagiert auf eine Vertiefung innerhalb desselben, der angrenzende, über Schiebewände abtrennbare Konferenzsaal avanciert zur Bühne (▶214). Raumhohe Türen und Türelemente sowie das Überführen der Oberflächen von einem Raum zum nächsten, von außen nach innen und umgekehrt vereinen die einzelnen Raumabschnitte zu einem fließenden Raumkontinuum. Darüber hinaus wird Gutbrods künstlerischer Ansatz um die Auswahl von Ausstattungsgegenständen und das spezielle Design der Leuchtkörper ergänzt. Laut Gutbrod bildet der von Blasius Spreng (1913–1987)408 künstlerisch ausgestaltete Innenhof das »Herz der Anlage« (▶215).409 In den Hof werden von allen Seiten Einblicke von außen gewährt: durch das Luftgeschoss unter der Kanzlei, eine beidseitige Verglasung der Eingangshalle der Residenz und durch die Fuge zwischen Residenz und Wohnhaus.410 Als Begrenzung zur nördlichen Nachbarbebauung verwendete Spreng eine hohe Palisadenwand aus segmentbogenförmigen Betonfertigteilen. Ein aus dem Verband herausgelöstes Element trägt als Stele die Aluminiumplastik Blütenzweig. Auf dem sich abstufenden Granitsteinpflaster der Hofanlage positionierte Spreng eine Sitzbank, einen Quellstein und einen Brunnen. Letzterer leitet in einen
Blasius Spreng, Farbskizze Innenhof Botschaft Wien. saai, Werkarchiv Gutbrod
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Wassergraben über, der entlang der Fassaden von Kanzlei und Residenz verläuft. Im Luftgeschoss schützt ein von Gutbrod entworfenes gefaltetes Metallgitter mit eingestellten trapezoiden Alugussreliefplatten von Spreng vor unbefugtem Zugang in den Innenhof. Die hier sichtbare Verschmelzung von Architektur und Kunst durchdringt ebenso mühelos die Gestaltung des Foyers. Bodengleiche Bronzegussplatten mit abstrakten Mustern wurden von schmalen mäandernden Marmorbändern gerahmt, die wiederum in den Bodenbelag des Innenhofs übergehen (▶216). Vor dem Hintergrund einer aufstrebenden aber im Konservatismus verharrenden Haltung, die sich letztlich in allen angeworbenen Kunstgegenständen für das erste Obergeschoss der Residenz niederschlug, muss dem künstlerischen Werk von Blasius Spreng eine besondere Wertschätzung zukommen. Der Maler, Glasmaler, Bildhauer und Mosaizist ist in seiner Vielseitigkeit schwer zu fassen und möglicherweise aus diesem Grund bisher wenig beachtet. Er war mannigfaltig in der Auswahl der verwendeten Materialien (Holz, Stein, Bronze, Beton, textile Gewebe, Glas) und kunstfertig in ihrer Handhabung.411 Bei dieser folgte er den »formbildenden Kräften des Materials«.412 Er bewegte sich hierbei je nach Erfordernis zwischen der figürlichen und der abstrakten Kunst. Deutlich wird dies bei der Gegenüberstellung zweier seiner bekanntesten Projekte: der Fastnachtsbrunnen in Mainz von 1967 und die Pfalzsäule in Ludwigshafen, die er zusammen mit Ernst W. Kunz 1968 schuf. Spreng besaß darüber hinaus die Fähigkeit, sich in eine architektonische Idee einzufühlen und dabei
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seinen Beitrag im Dialog mit dem Architekten zu formen. Die Theaterprojekte des Künstlers in Kassel (Staatstheater 1955–1959) und Bensheim (Parktheater 1965–1968) mit Bode & Brundig bzw. Brundig & Unger zeigen diese Begabung par excellence. Sein Beitrag bestand bei beiden Bauten nicht nur aus einem Nebeneinander von Kunstobjekt und Architektur, sondern stets aus einem Miteinander. Mit Gutbrod arbeitete Spreng erstmals bei der Stuttgarter Liederhalle zusammen, die 1955–1956 nach den Plänen von Adolf Abel und Gutbrod realisiert wurde (▶217). Der Kontakt kam über Abel zustande, Spreng hatte mit ihm bereits 1954 die St. Matthäus-Kirche in Regensburg (Oberpfalz) gestaltet und 1955 die Lederfabrik von Carl Freudenberg. 1956 kam die Herder-Buchhandlung in München und 1959–1962 die Sportstätte mit Hallenbad in Weinheim hinzu. Eines seiner wichtigsten Projekte war das Hotel- und Konferenzzentrum Mekka, für das Spreng in Zusammenarbeit mit Gutbrod 1966–1974 Modellstudien erstellte, die allerdings nie umgesetzt wurden.413 Sowohl mit Abel als auch mit Gutbrod war Spreng freundschaftlich verbunden.414 Sprengs Arbeiten umfassten Brunnen, Plastiken und immer wieder Flächenkunstwerke, die er als Mosaik, Relief, Enkaustik, Malerei in unterschiedlichsten Materialien umsetzte. Er folgte hierbei der zeitgenössischen Strömung der zeitgenössischen Kunst, in der ein fließender Übergang von der Malerei zur Skulptur vollzogen wurde, um zu neuen Ausdrucksformen zu gelangen.415 Das Gussmaterial Beton eröffnete bis dahin ungekannte Dimensionen in Größe und Materialstärke, wie das Metall diente es der Eroberung des Raums.416 Das maßgebliche Kennzeichen der bildenden Künste bestand allerdings vermehrt darin, Körper zu schaffen, die eine räumliche Wirkung hatten.417 Folglich beklagte Udo Kultermann 1967 die Beziehungslosigkeit der aufgestellten Plastiken zur Architektur und zu ihrem spezifischen Umraum bzw. ihre »allgemeine Ortlosigkeit«.418 Spreng ging hier einen Schritt weiter: ihm dienten Plastik, Materialität und Haptik als Instrumente, um im Einklang mit der Architektur »Sinneszusammenhänge«419 herzustellen oder diese zu verstärken. In seiner Denkmalwürdigung der Stuttgarter Liederhalle bestimmt Eberhard Grunsky die Feststellung Willi Baumeisters über das Verhältnis zwischen Architektur und Malerei zum Leitbild des Konzerthauses: »Für sie gilt: Je irrationaler ein Werk ist, desto werkgerechter ist der Einsatz der malerischen Mittel und desto mehr ist das Werk zugleich lebendiger Bestandteil einer ebenso rein gewachsenen Architektur und Raumkunst.«420 Entsprechend sei die Liederhalle »einer der wenigen, mit besonderer Konsequenz durchgeführten Versuche, Architektur und Flächenkunst wieder zu einer lebendigen Synthese zu vereinen.«421 Diese Einschätzung ist uneingeschränkt auf den Neubau der Botschaft in Wien zu übertragen. Der formschaffende Künstler Spreng und der künstlerische Raumgestalter Gutbrod führten ihre individuellen Ansätze und Professionen zu einem exzeptionellen Gesamtkunstwerk zusammen, in dem Kunst und Architektur eine alle Elemente durchdringende Vereinigung eingingen. Spreng schuf mit der übergreifenden Gestaltung von Repräsentationsbereich und Innenhof einen Wahrnehmungsraum, wie er später Otto Herbert Hajek oder Johannes Peter Hölzinger zugeschrieben wurde (▶218).422 Jedes einzelne Element wurde eigens für seinen individuellen Platz erstellt und brachte sich in die allumfassende Gesamtkomposition ein. Den Auftakt bilden die flachen Reliefplatten im Innenraum als horizontale Ebene. Mit ihrem hohen Maß an Detaillierung und malerischem Ausdruck sind sie reine
Adolf Abel, Rolf Gutbrod, Blasius Spreng, Liederhalle Stuttgart (1955–1956). SLUB / Deutsche Fotothek, Gustav Hildebrand 1985
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Blasius Spreng, Modell Innenhof Botschaft Wien. saai, Werkarchiv Gutbrod
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Flächenkunstwerke. Die sie einfassenden Marmorbänder breiten sich netzartig im Innenraum aus und sollten im Entwurf noch im Außenraum fortgeführt werden. Die erweiterte Räumlichkeit des Reliefs beginnt bei den in die schräge Ebene gebrachten Aluminiumgussplatten im Luftgeschoss. Ihre Oberflächen streben ins Dreidimensionale, ihr Zwiegespräch mit dem von Gutbrod entworfenen, aufbrechenden Zaun macht das Ensemble zu einem Raumkunstwerk. Wie auch die Fensterelemente des Repräsentationsbereichs transferiert der Zaun den architektonischen Entwurfsansatz Gutbrods eines transparenten Raumabschlusses.423 Alle Reliefplatten im Innen- und Außenraum folgen Gutbrods architektonischem Grundthema der gegensätzlichen Struktur. Diese unterwarf sich trotz geometrischer Grundformen keinen Zwängen und ließ »Freiraum für Intuition«424. Ebenso spielen Sprengs kubischer Quellstein und die quadratische Sitzfläche mit den Übergängen von Raum und Grafik. Höhe-
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punkt der Komposition ist die Plastik Blütenzweig, die Spreng als Nest bezeichnete,425 mit ihrer Auflösung des Würfels zu einer Raumfigur. Die rückwärtige Palisadenwand ist der durchlässige Rücken der Anlage und verweist in die absolute Vertikale. Sie korrespondiert in Materialität und maximaler Höhe mit der hofseitigen Kanzleistirnwand, in ihrer spielerischen Abstufung mit dem angrenzenden Wohnhaus. Das Granitpflaster wiederum verbindet alle einzelnen Elemente. Neben der prismatischen Ausformung der Brunnen-Umfassungsmauer und Grundstückseinfriedung, dem engen Miteinander der Zaunelemente und den polygenen Reliefplatten im Luftgeschoss veranschaulichen erste Studien der Residenzfassade die enge Verbindung von Architektur und künstlerischer Ausgestaltung. Für die Fassadenverkleidung sehen diese eine leicht aus der Vertikalen herausgekippte, dreidimensionale Struktur in einem rauen Steinmaterial vor, das durch seine changierende Staffelung in Höhe und Stärke den Residenzbaukörper zu einem plastisch gestalteten Kunstwerk gemacht hätte. Eine Umsetzung dieser Idee wäre indessen eine Herausforderung für Material, Architekt, Künstler und Nutzer geworden. Von Beginn an war das gesamte Bauvorhaben von tiefen Grabenkämpfen gekennzeichnet, die die ausführenden Institutionen – Bundesbauverwaltung, Bundesbaudirektion und Architekten – mit dem Bauherrn »Botschaft« bzw. den dort akkreditierten Botschaftern Carl-Hermann Mueller-Graaf und Josef Löns schon während der Planung und weit über die Fertigstellung hinaus ausfochten.426 Mueller-Graaf, der sich intensiv dafür einsetzte, das Bauvorhaben in Angriff zu nehmen, beeinflusste den Planungsprozess vor allem in der Anfangsphase bis zur Beauftragung Gutbrods. Seine Stellung als einer der obersten Repräsentanten der Bundesrepublik Deutschland, aber auch sein persönliches, starkes Interesse an Architektur leiteten ihn, sich in der Frage, in welcher Form sich der junge Staat architektonisch repräsentieren könnte, deutlich zu positionieren. Die Ursachen für die auftretenden Konflikte sind in erster Linie in den stark divergierenden Haltungen aller Beteiligten zu einer angemessenen Repräsentationsarchitektur der jungen Bundesrepublik zu finden.427 Sie kristallisierten sich erstmals in einer einjährigen Verhandlung über das Raumprogramm heraus, bei der Mueller-Graaf wiederholt insistierte, um eine Erhöhung der Repräsentationsflächen zu bewirken. Tatsächlich erreichte er, mit Verweis auf die besondere »politische Bedeutung der Botschaft Wien und die in erster Linie auf dem repräsentativen Gebiet liegenden Aufgaben des Botschafters in Wien, die […] bedeutend komplizierterer Natur als bei anderen Auslandsvertretungen« wäre, deren Ausweitung auf 700 qm und die Erweiterung um je einen zusätzliche Vortrags- und Versammlungsraum. Bei den vorherigen Botschaftsbauten in New Delhi, Stockholm und Tokyo wurden lediglich 400 qm für die Repräsentationsflächen vorgesehen und realisiert. Gleichwohl strebte der Botschafter ursprünglich fast das Dreifache an, um an die Größe der Repräsentationsräume der Italienischen Botschaft in Wien heranzureichen.428 Besonders scharf reagierte Mueller-Graaf auf die Auswahl der Wettbewerbsteilnehmer, die Ministerialdirektor Johannes Rossig in Absprache mit dem Auswärtigen Amt und dem BDA zusammenstellte. Als »ein genauer Kenner« der Architektur forderte der Repräsentant die Entfernung der »allzu Radikalen« – Ruf, Gutbrod und von Branca – von der Teilnehmerliste, da »eine Botschaft weder mit einer Fabrik, einer
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Musikhalle, einem Messebau, einem Postamt oder gar einem Bürogebäude zu tun [hätte], sondern die räumliche Kontaktstelle zweier Länder [wäre], ein Wohngebäude im gehobensten Sinne des Wortes, in dem ebenso in intimen Kreisen wie in breiten und breitesten Rahmen fortwährend Menschen in Austausch und Berührung treten, kurzum das, was seit dem 18. Jahrhundert ein ›Palais‹» hieße. Der wenige Jahre jüngere Gutbrod wäre »ein persönlich besonders netter verhältnismässig junger Mann […], dessen Stuttgarter Musikhalle [Liederhalle] aber – abgesehen von ihrer technischen Verfehltheit und schlechten Akustik – von so grauenvoller Hässlichkeit ist, dass sie wohl nicht nur mein Empfinden für Maß, Harmonie und Ausgewogenheit empört.« Das Werk von Sep Ruf, der »in der scheußlichen Weltdisharmonie von Brüssel, wo der Schwachsinn der ›modernen‹ Architektur Orgien feiern durfte, noch eine der besten und vernünftigsten Markthallen hinstellte«, stände »im krassesten Gegensatz zu dem […], was wir in Wien brauchen.« Und auch von Branca ordnete Mueller-Graaf »in die Phalanx der Hypermodernen« ein. Darüber hinaus echauffierte sich der Diplomat über die geladenen Wiener Berater und forderte das Hinzuziehen des österreichischen Architekten Clemens Holzmeister (1886–1983), der – obwohl gut 15 Jahre älter – seiner Generation angehöre.429 Rossig entsprach zwar letzterer Forderung des Botschafters und lud den konservativ geprägten Architekten Wilhelm von Gumberz-Rhonthal (1905–1982) nachträglich zur Teilnahme an dem bereits begonnenen Wettbewerbsverfahren ein,430 doch zuvor konstatierten der Minister des Auswärtigen Heinrich von Brentano sowie der Minister für wirtschaftlichen Besitz des Bundes Hermann Lindrath (1896–1960) einvernehmlich, »dass man nicht nach den Vorstellungen des Botschafters in Wien ein Palais im falsch verstandenen Barock bauen könne.«431 Auch die zwischenzeitlichen Bestrebungen, Kanzlei und Residenz nach dem Wettbewerb zu trennen,432 sind auf das ausgeprägte Repräsentationsbedürfnis des Botschafters und seiner diesbezüglichen Ablehnung der sich in der Entwicklung begriffenen deutschen Nachkriegsmoderne zurückführen. Auf Mueller-Graafs Ambitionen, ein weiteres Grundstück für den Residenzneubau zu erwerben, reagierte derweil der Haushaltsausschuss des Bundestags »mit Befremden«, da »im Ausland alles vermieden werden [sollte], was als eine übermäßige Prosperität der Bundesrepublik gedeutet werden könnte.«433 Als Josef Löns 1963 seinen Posten als Botschafter in Wien antrat, war die Baumaßnahme bereits so weit fortgeschritten, dass ein grundsätzliches Eingreifen ausgeschlossen war. Differenzen betrafen in erster Linie unterschiedliche Auffassungen in der Einrichtungsfrage, zu deren Klärung der Botschafter im Oktober 1964 zu einem dringenden Gespräch nach Wien bat.434 Die Vorschläge der Bundesbaudirektion, die in Übereinstimmung mit Gutbrod erarbeitet wurden, erschienen der Botschaft und auch dem Vertreter des Auswärtigen Amts Dr. Jesser nicht repräsentativ genug. Auf ihr »Drängen« mussten die Planer eine »Auflockerung der streng modernen Einrichtung durch die Hinzunahme einzelner antiker Gegenstände«, wie eines Frankfurter Stollenschranks, eines antiken Schreibsekretärs, Orientteppichen und Gobelins akzeptieren (▶219). Eine Kontroverse verursachte der Vorschlag Gutbrods, im privaten Wohnzimmer des Botschafters einen vor einer Natursteinwand frei stehenden Kamin aus Kupferblech vorzusehen. Der avantgardistische Entwurf von Harald Deilmann (1920–2008), mit dem Gutbrod zuvor bei anderen Projekten zusammengearbeitet
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Botschaft Wien, Vorraum zu den Empfangsräumen mit Ausstattung. saai, Werkarchiv Gutbrod, Foto: Lucca Chmel
hatte, wurde vom Botschafter und Dr. Jesser abgelehnt.435 Einen weiteren Konflikt lösten zwölf Ulmer Textildrucke des Künstlers HAP Grieshaber (1909–1981) aus, die von der Bundesbaudirektion in Absprache mit Gutbrod und der Botschaft Wien für das Speisezimmer im ersten Obergeschoss beschafft und von einer Stuttgarter Firma zu zwei einheitlichen Wandvorhängen vernäht worden waren. Nach der offiziellen Eröffnung im Oktober 1965 wurden sie wieder abgehängt, was »im Interesse der besonderen Situation der Botschaft in Wien und der Bedeutung des Neubaus veranlasst werden [musste] und unvermeidbar« wäre.436 Dennoch ist Löns’ Einlenken bei zahlreichen anderen Vorschlägen als Zugeständnis zu bewerten, während die unter Repräsentanten noch weit verbreitete konservative Haltung in Sachen Ausstattung mit der richtungsweisenden Architektursprache vorangegangener Botschaftsneubauvorhaben unvereinbar gewesen war. In Anbetracht der Differenzen war das Baureferat im gesamten Planungsverfahren stets um Schadensbegrenzung bemüht, auch wenn Mueller-Graaf den Ministerialdirektor Rossig mit seiner Ablehnung einer sachlichen Architekturhaltung und insbesondere seiner Bewertung des deutschen Pavillons auf der Weltausstellung in Brüssel 1958 persönlich angriff.437 Der später maßgeblich mit dem Bauvorhaben befasste Mertz versuchte alle Beteiligten einzubinden, um einer Vorverurteilung durch die Nutzer zuvorzukommen: »Es wäre bedauerlich, wenn sich die Vorfälle von Stockholm oder Rio wiederholen sollten, wo die eigenen Angehörigen der Botschaft z. T. erst durch die begeisterten Urteile der Bewohner des Gastlandes dazu gebracht werden konnten, sich selbst positiv, aber leider nachträglich und damit zu spät, mit den baukünstlerischen Leistungen der Bundesrepublik Deutschland zu identifizieren.«438 Aus Angst vor einer negativen Pressekampagne bat Mertz im Januar 1965 Botschafter Löns »im Hause selbst Vorkehr [zu] treffen […], daß sich vor allem die eigenen Botschaftsangehörigen wenigstens bis zur Einweihung der Anlage mit ihrem Urteil zurückhalten.« Er wäre davon überzeugt, »daß es [das Gebäude] beim heutigen Ringen um das Finden einer unserer Zeit gemäßen architektonischen Form einen sehr wertvollen Beitrag leisten« würde.439 Desgleichen musste der Auftrag an den Österreicher Clemens Holzmeister, als künstlerischer Beirat den Neubau zu begleiten, unter dem
Innenhof der Botschaft Wien bei Nacht. saai, Werkarchiv Gutbrod, Foto: Lucca Chmel
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Aspekt der mangelnden Akzeptanz betrachtet werden, die die Wiener Gesellschaft und der Botschafter dem Gebäude entgegenbrachten. Mit dem in Wien ansässigen Architekten der Moderne holte sich die Bundesbaudirektion geschickt ein gewichtiges Sprachrohr zur Seite. Holzmeister, der sich wiederholt positiv zum Entwurf äußerte, beglückwünschte öffentlichkeitswirksam die Stadt Wien anlässlich des Richtfestes am 14. November 1963 zum Neubau.440 In den tags darauf folgenden Berichten deutscher und österreichischer Tageszeitungen nahmen die Unstimmigkeiten zwischen den Bauherren und Planern keinen Raum ein: »modern«, »meisterhaft«, »weltoffen«, »beispielhaft« sind nur einige der Attribute, die dem »einzigen« Neubauprojekt im traditionellen Diplomatenviertel fast euphorisch zugeschrieben werden. Gutbrod und Mertz zitierend war das wesentliche Charakteristikum des Entwurfes eine »transparente Abgeschlossenheit«.441 Auch wenn der Entwurf im Zuge der Ausführung an Klarheit und Leichtigkeit verloren hatte, ist die Dialektik von Einsehbarkeit und Abgeschiedenheit, von Innen und Außen die grundlegende Leitidee des Neubaus der bundesdeutschen Vertretung in Wien. Sie liegt bereits in der Bauaufgabe Botschaft immanent verankert, die einerseits eine Hülle für den offenen diplomatischen Dialog als auch die geheimen internen Handlungen bieten muss. In dem am 7. und 8. Oktober 1965 feierlich eröffneten Botschaftsneubau spiegelt sich die »transparente Abgeschlossenheit« in den Möglichkeiten der Einsichtnahme in den Innenhof über das Luftgeschoss entlang der Metternichgasse und der Fuge zwischen Wohnhaus und Residenz wider. Sie findet sich ebenso in der wesentlich differenzierteren Ausarbeitung der Hülle in Form von durchlässigen und geschlossenen Fassadenelementen. Darüber hinaus kehrt sich das Innen und Außen der meisten dieser Elemente um, sobald die Nacht eine Ausleuchtung der betreffenden Räumlichkeiten erfordert (▶220). Diese Wechselseitigkeit ermöglicht mittels der begrünten »neutralen Zone«442 zwischen Straßenraum und Botschaftsgebäude den Einbezug der Passanten in das Geschehen in und rund um das Gebäude. Gutbrod legte im Schriftverkehr mit Rossig wiederholt seine Hartnäckigkeit, einen zeitgemäßen architektonischen Ausdruck für die Repräsentation der Bundesrepublik zu finden und für die Vereinigung von Kanzlei und Residenz auf einem Grundstück zu kämpfen, offen dar.443 Allerdings macht erst das fertiggestellte Resultat deutlich, dass Gutbrods Suche nach einem adäquaten repräsentativen Ausdruck in der
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Architektur keinesfalls zu einer vorgegebenen und abgeschlossenen Lösung gelangte. Sein Umgang mit Raum und seine gestalterischen Lösungen, Brüche, Gegensätze im Bau und Kunstwerken sind in der Hinsicht als politische Aussage zu bewerten, dass ein allgemeingültiger architektonischer Ausdruck einer repräsentativen Nachkriegsarchitektur der Bundesrepublik Deutschland noch nicht gefunden worden war, ebenso wenig wie sich die Position der Bundesrepublik Deutschland in der Weltpolitik gefestigt hatte. Gutbrods Entwurf für die Wiener Botschaft haftet etwas Unvollendetes an, so dass stets »Freiraum für Intuition« bleibt. Dieser ganzheitliche Entwurfsansatz wurde von seinem Schüler Günther Behnisch andernorts kolportiert: Gutbrod habe versucht, »das Leben und seine Arbeit komplex zu erfassen und zu gestalten«.444 Entsprechend ist es nachvollziehbar, dass Gutbrod es schlichtweg als »verlogen« bezeichnete, einen Botschaftsneubau im Stile der Neorenaissance zu errichten, so wie es zeitgleich die US-Botschaft in Paris vorführte.445 Gutbrods singulärer Zugang zur Bauaufgabe, zum speziellen örtlichen Kontext und sein durchgängig künstlerischer Ansatz machten den Neubau zu einer einzigartigen Erscheinung. Auch wenn diese in ihrer Gesamtheit nicht repetierbar erscheint, legte dieses Bauvorhaben Grundlagen für nachkommende Projekte. Der Einfluss des Wiener Projekts liegt vor allem in der Programmatik: der symbiotischen Beziehung von Architektur und der Kunst am Bau sowie noch bedeutender im Verhältnis von Kanzlei und Residenz. Während die Botschaftskanzlei in Washington ausschließlich im Vergleich zu reinen Verwaltungsbauten steht, stellt sich bei der Botschaft in Wien die Dualität des Repräsentierens und Verwaltens in exzeptionellem Maße in den Vordergrund. Erstmals in der Geschichte des bundesdeutschen auswärtigen Repräsentationsbaus verlor die Residenz ihre superiore Stellung und wurde zu einem gleichwertigen Glied des Gesamtkomplexes degradiert. Die hier angestoßene Entwicklung erreichte freilich erst in der später ausgeführten bundesdeutschen Botschaft von Hans Scharoun in Brasília ihre konsequent formale Umsetzung. Die Differenzen in der »Frage, ob die diplomatischen Repräsentationen und modernen Gebäuden mit Ausstattungen stattfinden soll oder ob hier antike oder historische Gebäude mit historischen Einrichtungen vorzuziehen« ist, nötigten das Auswärtige Amt zu einem Grundsatzentscheid. Nach diesem wäre künftig »[…] stärker als bisher Bauen im Ausland unter der Devise der Visitenkarte, die in dem jeweiligen Gastland abgegeben wird und somit bereits als ein Teil der politischen Aufgaben angesehen, die in dem Land zu lösen sind. Und daraus resultiert die Feststellung, daß diese Bauten neuzeitlich modern oder, besser gesagt, dem Geist unserer Zeit entsprechen müssen. Daß sich solch ein Gebäude unter Umständen auch in einem historischen Stadtteil durchaus verteidigen kann, ja sich diesem Stadtteil nicht nur anpassen, sondern einen erfreulichen Akzent geben kann, dafür ist – jedenfalls nicht nur nach Auffassung der Österreicher – die neue Botschaft in Wien ein gutes Beispiel.«446 Als weiteres Resultat der Unstimmigkeiten in Wien vor allem in der frühen Planungsphase ist der Umstand zu werten, dass für unmittelbar nachfolgende Botschaftsneubauten keine Wettbewerbe mehr ausgeschrieben wurden. So erhielten nicht nur Sep Ruf und Alexander Freiherr von Branca Direktaufträge für die Standorte Paris und Madrid, sondern auch Hans Scharoun für Brasília und Walter Gropius mit TAC für Buenos Aires.
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Trotz ihres jeweiligen exzeptionellen Ansatzes der Eingliederung in den unmittelbaren Kontext führten die Neubauten der Botschaftskanzlei in Washington und der Botschaft in Wien die mit den ersten bundesdeutschen Neubauten für diplomatische Vertretungen beginnenden Entwicklungslinien fort. Streng genommen übernahm Gutbrod mit seinem topographischen Entwurf das freie Spiel mit Formen eines Johannes Krahn in New Delhi, während Eiermann mit seinem sachlich und regelmäßig gegliederten Riegel an die strenge Struktur von Godber Nissen in Stockholm anknüpfte. Die Organisation der Washingtoner Kanzlei als Zweibund erweist sich als direkte Fortsetzung der ersten Phase und folgerichtig auch der Tradition der US-amerikanischen Generalkonsulate in der Bundesrepublik. Neue Impulse hingegen geben beide Projekte hinsichtlich der Auflösung geometrischer Grundformen als Komponente einer organischen Architektur: in Washington staffelt sich der Riegel in der Vertikalen, in Wien – insbesondere das Wohnhaus – in der Horizontalen. Architektur und Landschaft gingen jeweils eine Symbiose ein: Eiermann bettete die Kanzlei regelrecht in den Hang hinein und reagierte auf dessen topographischen Gegebenheiten; Gutbrod schaffte sich Freiräume, um eine Landschaft im Stadtraum zu entfalten sowie durch Transparenz die Raumzustände von Innen und Außen aufzuheben und in Beziehung zueinander zu setzen. Bei beiden Objekten staatlicher Repräsentation fanden mit Holz, Ziegel und Beton Materialien Anwendung, die nicht als »edel« konnotiert werden.447 Im Einsatz von Ziegel in Außen- und Innenraum wie auch von Holz als Deckenschalung zeigen sich Reminiszenzen an Nissens Botschaft in Stockholm. Als weiß beschichtete Elemente der Tragkonstruktion fand Sichtbeton schon bei den frühen auswärtigen Vertretungen Anwendung, als schalraue Oberfläche an Innen- und Außenfassade erstmals in Gutbrods Botschaft in Wien. Die Ästhetik dieses béton brut (Le Corbusier) folgte dem Versuch, über das »ehrliche« Material die Haptik des Gebäudes zu steigern. Es ist das ideale Material für eine plastische und körperhafte Architektur, wie sie beispielsweise Gottfried Böhms Rathaus in Bensberg von 1962–1972 darstellt.448 Doch zu einer konsequenten Ausführung wie beispielsweise bei der Britischen Botschaft in Madrid (▶221) gelangte das Material für den auswärtigen Repräsentationsbau der Bundesrepublik erst mit dem 1971–1972 errichteten Kanzleineubau in Belgrad und seinem aufsehenerregenden vorgehängten Betonraster (▶222).449 Die Grundlage für den Entwurf lieferte die Bundesbaudirektion, der serbische Architekt Bogdan Ignjatović überarbeitete diesen grundlegend für die mit der Durchführung des Projekts beauftragte städtische Baubehörde Komgrap.450 Die in Wien vorgeführte innige Verbindung von Kunst und Architektur fand erst in der Botschaft in Brasília von Hans Scharoun ihre Fortsetzung und gleichzeitig den Höhepunkt einer plastisch gestalteten Architektur im auswärtigen Repräsentationsbau. Eine ähnlich enge Beziehung eines gestaltenden Künstlers mit einem architektonischen Projekt wie Spreng ging in der Folge ausschließlich Otto Herbert Hajek mit der Gestaltung des Eingangsbereichs der von der Bundesbaudirektion 1971–1974 errichteten Botschaftskanzlei in Montevideo ein (▶223). Von herausragender Relevanz ist die in Wien angestoßene bauliche Nivellierung der Hierarchie zwischen Kanzlei und Residenz als konsequentes Resultat einer auch
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Rezeption und Eigenständigkeit
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W.S. Bryant, Britische Botschaft Madrid (1966). © Historic England Archive
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Bogdan Ignjatović und Komgrap, Botschaft Belgrad (1971–1972). Bildarchiv BBR
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Heinz Seidlitz (BBD), Kanzlei der Botschaft Montevideo (1971–1974). Künstlerische Gestaltung Otto Herbert Hajek 1974. Bildarchiv BBR
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in der Bedeutung geschwächten Residenz zugunsten der Kanzlei. Diese zeichnet sich räumlich ab in der baukörperlichen Verschmelzung von Kanzlei und Residenz, dem damit einhergehenden Andocken der Repräsentationsräume an die Kanzlei sowie dem Separieren der privaten Wohnräume des Botschafters. Gutbrods Konzept nimmt hier eine Vorbildfunktion für bundesdeutsche auswärtige Vertretungen ein, gleichwohl diese bei Folgeprojekten weitaus weniger offensichtlich ist als der Einfluss der Fassadengestaltung Eiermanns in Washington. Dessen Leitidee einer aufgelösten Strenge, einer rundum gleichwertigen Fassade und deren optischer Verlängerung über die Außenhaut hinaus machte die Kanzlei zum Schlüsselbauwerk für nachkommende Entwürfe der Bundesbaudirektion. Nichtsdestoweniger stützen nur einige dieser Projekte Hackelsbergers folgenden Vorwurf: »Die Überwindung des konservativ betonten und vor allem behördengepflegten Traditionalismus geschieht nicht grundsätzlich durch intellektuell-künstlerische Bewältigung, sondern auf dem Weg formaler Übernahme, ja formalistischer Überwältigung.«451 Stattdessen bezeugen vorrangig die Arbeiten der Architekten Kurt Sadewasser und Heinz Seidlitz, aus deren Feder der Großteil der Entwürfe der von der Bundesbaudirektion in Eigenregie durchgeführten Auslandsvertretungen in dem betrachteten Zeitraum stammten, ein Gespür für aktuelle Entwicklungen. Für ihre Arbeiten übernahmen beide Architekten zentrale Grundgedanken aus den Beiträgen der impulsgebenden freien Architekten und entwickelten vielfach eigenständige Lösungen von hoher gestalterischer Qualität, die sich im zeitgenössischen Architekturdiskurs durchaus behaupten konnten. Die Umsetzung bis ins Detail war freilich von diversen Eigenheiten der auswärtigen Projekte und der Behördenstrukturen abhängig. Erste Anklänge an Wien und Washington deuteten sich mit den von Heinz Seidlitz entworfenen Botschaften auf dem afrikanischen Kontinent in der liberianischen Hauptstadt Monrovia (1962–1964) und in Lagos (1963–1964), der ehemaligen Hauptstadt Nigerias, an. Die Gebäude kennzeichneten die Gründung vieler neuer Staaten in Afrika, die allerdings nicht die »befürchtete Neubauwelle« ausländischer Vertretungen nach sich zog, da der Bund mehrheitlich geeignete Liegenschaften erwerben konnte.452 Der im November 1964 fertiggestellte Neubau der Botschaft in Monrovia entstand auf einem 46.000 qm großen Areal weit außerhalb des Stadtzentrums im Stadtteil Congo-Town.453 Das langgezogene Grundstück grenzt mit seiner Stirnseite direkt an den Atlantik, wo Seidlitz die eingeschossige Residenz auf einer vorgelagerten Sanddüne positionierte (▶224). Ein Wasserlauf durchzieht das Grundstück und nimmt etwas mehr als ein Drittel der Fläche ein, so dass die Residenz von der zum nördlichen Tubman Boulevard orientierten Hauptgrundstücksfläche ausschließlich über einen Damm zu erreichen ist. Parallel zur Hauptstraße erstreckt sich ein zweigeschossiger Kanzleiriegel. Über ein Meer von Flachdächern ist dieser mit fünf eingeschossigen Bungalowbauten für Dienstwohnungen, Garagen und Serviceräume verbunden, die ihn an der Süd- und Westseite flankieren. Da alle Baumaterialien bis auf Sand und Kies aus Europa eingeführt werden mussten, fiel die Wahl auf eine vorgefertigte Stahlskelettkonstruktion.454 Diese gestattete den filigranen Aufbau der eingeschossigen Wohnbauten mit einer leicht erhöhten Bodenplatte und einem weit auskragendem Flachdach an der Südseite. Den klimatischen Bedingungen des tropi-
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Heinz Seidlitz (BBD), Botschaft Monrovia (1962–1964). Bildarchiv BBR
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Botschaft Monrovia, Residenz. Bildarchiv BBR
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Botschaft Monrovia, Kanzlei am Tubman Boulevard. Bildarchiv BBR
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schen Liberias angepasst treten die Außenwände aus Glas- und roten Ziegelwänden allseitig zurück und lassen Raum für einen Umgang, der an West-, Ost- und in weiten Teilen an der Nordfassade mittels horizontaler weißer Alulamellen, die dunkelgraue Haltestangen kontern, geschlossen wird. Dieser abgerückte Lamellenvorhang lässt die kühlenden Seewinde passieren und vermindert, neben einem Kaltdach sowie kleinen Fensteröffnungen, durch Verschattung das Erhitzen der Außenwände (▶225).455 Gleiches gilt für die aufgeständerte Kanzlei an der Hauptstraße, deren Erdgeschoss vornehmlich als Parkfläche genutzt wird, wie auch für die Wände aus Lochsteinen, die zur räumlichen Zonierung eingesetzt wurden. Dieser konstruktive Sonnenschutz ermöglichte es, den Einsatz an Haustechnik und deren laufende Unterhaltskosten auf ein Minimum zu reduzieren (▶226).456 Der Botschaftsneubau in Monrovia zeigt eindringlich, dass sich Seidlitz nicht eines einzelnen Vorbildes bediente. Die Anwendung einer Stahlkonstruktion ist keineswegs zwangsläufig ein Verweis auf die Botschaftskanzlei Eiermanns in Washington, doch diese lieferte eine Legitimation für den auswärtigen Repräsentationsbau. Nahe liegt auch der Vergleich zu dem zeitgleich entstehenden und von Sep Ruf entworfenen Kanzlerbungalow (1963–1964); auch bei der Bonner Stahlkonstruktion kragen die markanten Deckenplatten aus und finden ihre Entsprechung im Fußbodenbelag, der hier ebenerdig ins Erdreich übergeht (▶254). Die Erhöhung der Erdgeschossebene wie auch die Umgänge sind eine zeitgemäße Interpretation der kolonialen Loggia, die in Monrovia bereits an dem in der Weimarer Republik errichteten Konsulatsbau zu sehen waren. Wie die Verwendung der Aluminium-Lamellen resultierten diese aus der Suche nach einem leicht zu unterhaltenden konstruktiven Sonnenschutz, der in west- und südafrikanischen Staaten durchaus üblich war.457 Die allseitige Loggia fand sich in den Konsulatsbauten des Deutschen Reichs beispielsweise in China, aber eben auch im Neubau der Kanzlei in Washington. Nichtsdestoweniger verweist ihr Einsatz als ausdruckgebendes Fassadenmaterial eines staatlichen Repräsentationsgebäudes sehr deutlich auf Krahns endgültige Fassadengestaltung in New Delhi. Weitere Analogien zu dieser Vertretung finden sich in der Aufständerung der Kanzlei sowie in den Lochsteinwänden. Die Vorbildfunktion der Botschaft in Indien ist noch deutlicher am Neubau der Botschaft in Lagos458 abzulesen. Da die Bundesrepublik kein geeignetes Mietobjekt zur Nutzung als Botschaft fand, erwarb es 1961 ein 1.400 qm großes Grundstück auf 99 Jahre Erbpacht auf Victoria Island, einer künstlich aufgeschütteten Insel in der Lagune von Lagos. Eine Brücke verband das von der nigerianischen Regierung als Diplomatenviertel ausgewiesene Gebiet mit dem Festland. Der instabile Baugrund machte eine aufwendige Pfahlgründung erforderlich, so dass sich die Planer für die Konzentration der Baumassen auf kleinstmöglicher Fläche entschieden.459 Das Ergebnis zeigt einen fünfgeschossigen Baukörper, der sich parallel zu dem südwestlich gelegenen Ahmandu Bello Way erstreckt und Kanzlei, Residenz und drei Dienstwohnungen in sich vereint. Die Erschließung erfolgt von Nord-Osten über die Nebenstraße Walter Carrington Crescent. Über einem, in einigen Bereichen aufgeständerten Sockelgeschoss mit teils eingerückten Eingangs-, Lager- sowie Stellplatzflächen erhebt sich ein zweigeschossiger Riegel, der sich im Südosten mit einem kürzeren Block verschränkt. Zwei Drittel der Fläche nimmt die im Zweibund organisierte Kanzlei ein. Der promi-
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Heinz Seidlitz (BBD), Modell der Botschaft Lagos (1963–1964). Bildarchiv BBR
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Botschaft Lagos, Ansicht von Süden. Bildarchiv BBR
nente Vorsprung ermöglichte im Innenraum eine großzügigere Gestaltung der Erschließungsflächen mit einer zentralen offenen Freitreppe. Im zweiten Obergeschoss sind an dieser Stelle das Arbeitszimmer des Botschafters sowie ein Konferenzraum angeordnet. Das nordwestliche Drittel wurde für die Wohnungen von Kanzler sowie zweier weiterer Botschaftsmitarbeiter vorgesehen. Auf diesen Komplex sattelt die zweigeschossige Residenz auf: im dritten Obergeschoss liegen die Repräsentationsräume mit einer Dachterrasse oberhalb des vorgelagerten Bauteils sowie im vierten Obergeschoss die privaten Wohnräume des Botschafters und seiner Familie (▶227). Markant hebt sich ein der nordöstlichen Längsfassade vorgesetztes Treppenhaus ab. Der Komplex präsentiert sich als einheitlich gestaltete Stahlbetonkonstruktion, mit einer Waschbetonoberfläche im Sockelgeschoß und strahlend weißen Mosaikfliesen in den vier oberen Geschossen (▶228). Eine umlaufende Schattenfuge lässt die Residenz über der Kanzlei schweben. Alle Stirnseiten sind geschlossen gehalten, hier angeordnete Öffnungsflächen sind teilweise hinter geschosshohen waagerechten Lamellen aus heimischen Hölzern und teilweise hinter Lochsteinwänden aus zweiteiligen, örtlich gefertigte Betonsteinen verborgen. An den Längsfassaden rahmen die Sichtkanten von Stirnseiten und Deckenplatten die sich über die gesamte Länge erstreckenden Balkone. An ihrer Vorderkante positionierte Holzstützen tragen pro
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Geschoss jeweils drei parallele rückseitig verankerte weiße Aluminiumlamellen sowie drei an der Vorderseite befestigte dunkle Blenden. Wie in Monrovia dienen die Lamellen, Blenden und Balkone als konstruktiver Sonnenschutz und reagieren damit auf das tropische Klima des Landes. Nichtsdestoweniger zeigen diese Elemente in Ansätzen eine gestalterische Nähe zur Botschaftskanzlei in Washington auf. Einprägsam ist die gleichmäßige Gestaltung des Baukörpers ohne jegliche Hierarchie. Die Residenz erhielt zwar als exklusives Penthouse die superiore Stellung, dennoch ist sie für Außenstehende nicht ablesbar. Diese Lösung war in ihrer Eindeutigkeit ohne die Leistungen Gutbrods in Wien kaum vorstellbar. Die beengten Grundstücksverhältnisse erweisen sich nach Carl Mertz »als Vorteil, weil Residenz und Wohnungen nun in den Genuß der Seebrise und einer ausgezeichneten Fernsicht kommen.«460 Erst mit dem 1962–1967 errichteten Neubau der Botschaft in Jakarta ließ die Bundesbaudirektion die Botschaft in New Delhi als Vorbild für einen Repräsentationsbau in tropischen Gefilden endgültig hinter sich und gelangte zu einer bemerkenswerten Essenz aus den hervorstechenden Charaktermerkmalen der Vertretungen von Eiermann und Gutbrod. Der Entwurf von Kurt Sadewasser zeigt ein neungeschossiges Hochhaus auf rechteckigem Grundriss, das in eine eingeschossige Gebäudelandschaft mit Innenhöfen eingebunden ist und Kanzlei, Residenz und Dienstwohnungen vereint (▶229). Die bundesdeutsche Vertretung war, nach dem Hotel Indonesia und der Britischen Botschaft, das dritte Hochhaus, das in Jakarta, der Hauptstadt der 1945 ausgerufenen und 1949 von der ehemaligen Kolonialmacht, den Niederlanden, anerkannten Republik Indonesien, erbaut wurde.461 Die indonesische Regierung überließ der Bundesrepublik ein Grundstück im Stadtteil Menteng zur Nutzung als Botschaft auf Erbpacht für die Dauer von 99 Jahren. Die endgültige Position des realisierten Gebäudes auf dem dreieckigen Areal sowie die Ausdehnung des Volumens in die Vertikale basieren auf städtebaulichen und politischen Gründen, nachdem Brasilien und Japan auf den Neubau einer Botschaft verzichtet hatten.462 Der homogene, sich in die Höhe streckende Stahlbetonbau ist nach dem Vorbild der US-Generalkonsulate zweibündig organisiert (▶230). Die über sieben Gebäudeachsen entlang der Längsseiten verteilten Nutzflächen orientieren sich ausschließlich nach Norden und Süden, an den Stirnseiten öffnet sich ausschließlich die mittige Korridorachse. Ein aus der Mitte gerückter Treppenhauskern hebt sich an der Nordfassade durch eine geringere Brüstungshöhe in der ansonsten gerasterten Lochfassade ab. Vorgehängte Metallbalkone umfassen die obersten acht Geschosse der Landmarke. Die an den Geschosskanten positionierten umlaufenden, größtenteils doppelt gesetzten Alulamellen sind durch schmale Stahlbänder miteinander verbunden, so dass die Anmutung einer hängenden Konstruktion entsteht. Die gleichmäßige Fassadengliederung mit dem Charakter eines Verwaltungsbaus lässt kaum Schlüsse auf die innere Nutzung zu: die unteren fünf Geschosse sind der Kanzlei vorbehalten, das fünfte und sechste Obergeschoss den Dienstwohnungen für Kanzler sowie weitere Botschaftsangehörige und die oberen beiden Geschosse der Residenz. Die privaten Wohnräume des Botschafters sind über eine interne Treppe mit den Repräsentationsräumen im achten Obergeschoss verbunden. Lediglich eine schmale Dachterrasse entlang der westlichen Stirnseite weist auf deren außergewöhnliche Nutzung hin. Die Betonung der Repräsentation erfolgt zwangsläufig über die Ausstattung der
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Kurt Sadewasser (BBD), Botschaft Jakarta, Perspektive (1962). Planarchiv BBR
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Kurt Sadewasser (BBD), Botschaft Jakarta (1962–1967). Bildarchiv BBR
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Eingangshalle der Botschaft Jakarta mit Skulptur von Karl Hartung. Foto 1980. Bildarchiv BBR
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Empfangsräume, z. B. mit einem Fußbodenbelag aus Marmor. Die einzigen Anklänge einer organischen Architektur weist das ebenerdige Erdgeschoss auf. Es stellt sich mit seiner geschwungenen Außenlinie dem homogenen Baukörper entgegen. Der Haupteingang zu der außermittigen Eingangshalle ist umgeben von Repräsentationsund Ausstellungsflächen (▶231), Garagen, Werkstätten und Aufenthaltsräumen des Dienstpersonals sowie überdachten Stellplätzen. Unmittelbar an das Foyer schließt die Konsulatsabteilung mit Warteraum und Büros für Referenten, Sachbearbeiter und Dolmetscher an. Bereits Ende November 1962 wurde mit der Baumaßnahme begonnen, doch der Rohbau konnte erst im Mai 1965 abgeschlossen werden.463 Die auf das Richtfest im August folgenden politischen Ereignisse in Indonesien und der blutige Beginn der Diktatur unter General Haji Mohamed Suharto zögerten die Vollendung des Bauwerks weiter hinaus, da nur einem Sechstel aller Arbeiter die Arbeit auf den Baustellen innerhalb der Hauptstadt genehmigt wurde.464 Sadewassers offensichtliche Rezeption der Washingtoner Botschaft erklärt sich nicht nur in der markanten Hülle, sondern auch in beiläufigen Details wie einer offenen dreiläufigen Treppe, die zu den Kanzleiräumen in den darüber liegenden Geschossen führt und erst im fünften Obergeschoss abschließt, sowie den flurseitigen Schrankwänden in den Kanzleiräumen. Noch deutlicher als in Wien verliert die Residenz ihre herausragende Stellung in der Hierarchie der Botschaftsfunktionen, was die Bedeutung des Neubaus für die außenpolitische Arbeit am Standort Jakarta keineswegs mindert: »Zweifellos hat unser Bau dazu beigetragen, daß Indonesien die Ostzone bisher nicht anerkannt hat. Unser großzügiger Bau zeigt den Indonesiern, welch große Bedeutung wir ihrem Lande zumessen.«465 Von herausragender Relevanz ist die programmatische Fassung der Außenhaut in einem reinen Weiß. Mit diesem Einsatz einer monochromen Farbgebung knüpfte Sadewasser an die Bauten der 1920er Jahre und die »Weiße Moderne« an. Nach Klaus Jan Philipp steht die Farbe Weiß »als etwas Absolutes immer im Kontrast zu jeder Farbigkeit«466, in der Architektur repräsentiere sie die ideale Form.467 Edmund MeierObrist bezeichnete schon in den 1930er Jahren »Weiß als Glücksbringer der absolut funktionellen Architektur.«468 Im abendländischen Kulturraum wird die Farbe Weiß gemeinhin mit Reinheit und Unschuld konnotiert. Folgerichtig ist ihre Verwendung bei den Auslandsvertretungen als außenpolitische Aussage und damit eindeutiges Signal eines friedlichen Neuanfangs zu deuten, den Ballast des NS-Regimes hinter sich lassend. Das charakteristische Merkmal der Vertretung in Jakarta – das weiße BalkonLamellen-Motiv – kam auch bei nachfolgenden Neubauprojekten der Bundesbaudirektion zum Einsatz. Es findet sich beispielsweise bei Sadewassers nicht realisiertem Entwurf für die Residenz im ecuadorianischen Quito von 1967/68 (▶232) oder weitere zehn Jahre später in der von dem Architekten Erhard Mundhenk entworfenen und 1976–1979 errichteten Botschaft in Lilongwe (▶233). Auch wenn Sadewasser dem Motiv eine Zeitlang verhaftet blieb, lehnte er sich mit seinen Entwürfen für den auswärtigen Repräsentationsbau dennoch an den aktuellen zeitgenössischen Architekturdiskurs an. Entsprechend könnte zwar der Neubau der 1972–1979 errichteten Kanzlei in Bangkok in seiner Anmutung als verkleinerte Replik von Eiermanns Kanzlei mit
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Kurt Sadewasser (BBD), Botschaft Quito, Perspektive (1967/68). Planarchiv BBR
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Erhard Mundhenk (BBD), Botschaft Lilongwe (1976–1979), Kanzlei. Bildarchiv BBR
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Kurt Sadewasser (BBD), Botschaftskanzlei Bangkok (1972–1979). Bildarchiv BBR
Lange & Ebinger, Kanzlei der Botschaft Kabul (1970–1972). Bildarchiv BBR
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Heinz Seidlitz, Erhard Mundhenk, Botschaft Islamabad (1971–1975). Bildarchiv BBR
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Sadewasserschem Einschlag durchgehen (▶234), aber im Detail zeigt sich, dass der Betonanteil in der Fassadengestaltung merklich zunahm. Selbst wenn Aluminiumblenden noch zum Einsatz kommen, bestehen die weißen Balkonbrüstungen nun aus vorgehängten Betonplatten.469 Das Bauwerk verlor durch den Materialwechsel seine Leichtigkeit, es wurde behäbiger, sein Ausdruck der Beständigkeit nahm indessen zu. In ähnlicher Manier – allerdings schon in Systembauweise470 – entstanden die Botschaften in Kabul (1970–1972) (▶235) und Islamabad (1971–1975) (▶236), an denen die Architekten Mundhenk, Sadewasser und Seidlitz beteiligt waren.471 Beide Bauwerke verweisen durch die Kombination einer vorgehängten Balkonkonstruktion mit einer Ziegelwand zwar optisch auf Washington, allerdings weniger auf die Kanzlei als auf das in der allgemeinen Wahrnehmung einer auswärtigen Repräsentation wenig präsente und dennoch in exponierter Lage stehende Duplex-Haus. Auch innerhalb der bundesdeutschen Grenzen erfreute sich das Motiv eines Terrassenhauses großer Beliebtheit. Paul Schneider-Esleben beispielsweise interpretierte es aufsehenerregend beim 1963–1966 errichteten ARAG-Versicherungsgebäude in Düsseldorf (▶237). Beim Wettbewerb für den Neubau des Landratsgebäudes im
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Paul Schneider-Esleben, Verwaltungsgebäude der ARAGVersicherung in Düsseldorf (1963– 1966). AM TUM, schnee-86-1005
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Novotny Mähner Assoziierte, Botschaft Kairo (1979–1982). Modell. Bildarchiv BBR
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Volkhard Weber, Entwurf für die Botschaftskanzlei Mexico-City (1976). Planarchiv BBR
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baden-württembergischen Stockach schlug ein Wettbewerbsbeitrag sogar eine exakte Replik der Botschaft Washington vor, was die regionale Presse indessen mit Empörung quittierte.472 Bei den realisierten Neubauten für die diplomatischen Vertretungen im Ausland wiederholte sich diese formale Idee neben Bangkok in Ansätzen bei der Botschaft in Kairo (1979–1982) nach einem Entwurf von Novotny Mähner Assoziierte (▶238). Bemerkenswert ist in dieser Hinsicht der Entwurf des Kölner Architekten Volkhard Weber für die Botschaftskanzlei in Mexico-City von 1976, der nicht zur Ausführung gelangte. Weber adaptierte in seinen Ansichten Eiermanns Vorschlag eines terrassierten Urwaldes, doch zwischen zwei gigantische Brandwände eingeklemmt fehlte der Begrünung jeder natürliche Kontext (▶239). In weiteren von freien Architekten geplanten Neubauten für diplomatischen Vertretungen findet sich das gestalterische Paradigma einer asketischen Strenge. Sie unterteilen sich in zwei Nebenlinien, die parallel zu der hervorstechenden Kanzlei in Washington verlaufen, und gehen jeweils von den beiden Architekten von Branca und Ruf aus, die Rossig als Ersatz für ihren Rückzug aus dem Wiener Verfahren mit den Entwürfen für die Neubauten der Botschaft in Madrid bzw. der Botschaftsresidenz in Paris beauftragte.473 Bereits 1954 stellte die spanische Regierung der Bundesrepublik für den Neubau einer Botschaft ein Grundstück an der Paseo de la Castellana, einer »Prachtstraße« Madrids, »die sicher ihresgleichen in der Bundesrepublik sucht«474 und »in Anlage, Breite, Bepflanzung mit den Champs Elysées vergleichbar ist«475, in Aussicht.476 Doch erst 1961 wurde die Übereignung der inmitten des Diplomatenviertels gelegenen Liegenschaft an die Bundesrepublik Deutschland vollzogen.477 Im Oktober desselben Jahres lag der Vorentwurf von Alexander Freiherr von Branca für den Neubau der Kanzlei nebst Residenz vor.478 Der Münchner Architekt sah einen dreigeschossigen Kanzleiriegel als Rücken des Komplexes vor, der sich entlang der parallel zur Castellana verlaufenden Calle de Fortuny erstreckt und von hier erschlossen wird. Zur Hauptseite platzierte er eine zweigeschossige Residenz, die als Vierflügelanlage mit offenem Innenhof von der Kanzlei abrückt und von dem Botschaftsgarten umschlossen wird (▶240). Durch die Disposition der Baukörper erzielte von Branca ein Maximum an Gartenfläche, die als natürlicher Puffer zu der stark befahrenen, östlich gelegenen Hauptstraße wirkt (▶241). Eine Freitreppe lenkt die Kanzleibesucher in das leicht erhöhte Erdgeschoss und die sich über die gesamte Tiefe des Riegels ausdehnende Eingangshalle (▶242). Nicht nur das Eingangsgeschoss, sondern auch die oberen Verwaltungsebenen sind nicht als klassischer Zweibund sondern einhüftig organisiert. Die Büroflächen richten sich zur westlich gelegenen Calle de Fortuny aus, auf der Ostseite schließen sich die großzügigen Erschließungsflächen an, in die untergeordnete Räume punktuell eingestreut sind (▶243). Von Branca schnitt die Öffnungsflächen als lange, geschosshohe Fensterbänder in die Natursteinfassade ein. Stahlstützen takten die Fassade rhythmisch zur Straßenseite, zur Gartenseite beschränkt eine Gitterstruktur den Blick zur Residenz und in den Garten. Hellgraue Granitplatten aus einem Steinbruch im Guadarrama-Gebirge479 im Wechsel mit gelblichen Keramikriemchen geben dem Gebäude eine kraftvolle Erscheinung, die divergierenden Schichthöhen brechen deren Kargheit. Eine separate Zufahrt erschließt die Residenz von der südlichen Calle de Zurbarán und vom Paseo de la Castellana (▶244). Auf quadratischem Grundriss liegen im Erdgeschoss die Repräsentationsräume (▶245) und die Küche, im Obergeschoss die
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Alexander Freiherr von Branca, Botschaft Madrid (1963–1968), Lageplan. Bildarchiv BBR
▶ 241
Alexander Freiherr von Branca, Botschaft Madrid, Ostansicht vom 25. Mai 1962. AM TUM, bra-67-3
▶ 242
Botschaftskanzlei an der Calle Fortuny. Bildarchiv BBR
Treppenlauf in den Erschließungsflächen der Botschaftskanzlei. AM TUM, bra-67-1002
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Residenz der Botschaft Madrid. AM TUM, bra-67-1001
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Empfangshalle in der Botschaftsresidenz in Madrid. A.M TUM, bra-67-1003
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Diorama vom Innenhof der Residenz. BArch, B157/3561, fol. 440
Wohnung des Botschafters und seiner Familie nebst Gästezimmern. Die Erschließung dieser außenliegenden Räume findet wie bei einem italienischen Renaissancepalast über die Verkehrsflächen rund um einen quadratischen, aber aus der Mitte gerückten Patio statt (▶246). Die räumliche Qualität dieser Anordnung sollte dem Schutz der Bewohner und Botschaftsgäste vor Einblicken und Verkehrslärm dienen.480 Nach außen gibt sich die Residenz trotz geschosshoher Glasflächen weitestgehend geschlossen. Beeindruckend ist der zweigeschossige Altan über dem eingerückten Eingangsportal zur Residenz, der ihr in seiner Filigranität eine noble Anmut verleiht. Wie in Wien und Washington verzögerte sich auch in Madrid die Planung infolge von Uneinigkeit über die gemeinsame Errichtung von Kanzlei und Residenz an einem Ort. Der amtierende Botschafter Wolfgang Freiherr von Welck (1901–1973)
Alexander Freiherr von Branca, Wettbewerb Botschaft Wien (1958). AM TUM, bra-39-3
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hielt die Castellana als Wohnort für unzumutbar.481 Die Auflage der spanischen Regierung, an diesem »sede de la Embajada« einen stattlichen Repräsentationsbau zu errichten, gab letzten Endes den Ausschlag für die Zusammenlegung der Funktionen, da dies allein mit einer Kanzlei nicht zu erreichen gewesen wäre.482 Der als Botschafter nachfolgende Helmut Allart (1907–1987) stand dem Bauvorhaben ebenfalls ablehnend gegenüber, so dass auch dieses Gebäude vor Vollendung seine Vorverurteilung durch die Botschaftsangehörigen erlebte.483 Während bundesdeutsche Kritiker die 1966 fertiggestellte Anlage als »Bunker« oder »Mausoleum« bezeichneten, zeigten sich die spanische Öffentlichkeit und Presse von dem Bauwerk beeindruckt.484 Die Akademie der Künste in Madrid sprach ihre Glückwünsche zu dem Neubau aus.485 Im Frühjahr 1967 berichteten vier spanische Architekturzeitschriften sowie das Schweizer Baublatt über den Neubau.486 Um ein Jahr verspätet erschien in der bundesdeutschen Fachpresse ausschließlich in der Zeitschrift Detail ein Bericht,487 eine Besprechung im hauseigenen Periodikum Die Bauverwaltung blieb aus.488 1979 erhielt von Branca von Lothar Lahn (1921–1994), dem neu akkreditierten Botschafter in Madrid, ein Schreiben, in dem dieser sich über die Unzulänglichkeit und Hässlichkeit des Bauwerks ausließ.489 Der Vorgang macht deutlich, dass bei den obersten Repräsentanten der Bundesrepublik Unkenntnis darüber herrschte, von welchen Prozessen ein staatliches Bauvorhaben im Ausland abhängt und dass ein vermeintlich inadäquates Ergebnis nicht einem einzelnen Beteiligten anzulasten ist. Das von vereinzelten Botschaftern als zeitlich begrenzte Vertreter einer demokratischen Gesellschaft in einem Gaststaat zum Ausdruck gebrachte Selbstverständnis ist bemerkenswert. Nichtsdestotrotz ist die Botschaft in Madrid eine der wenigen in den 1960er Jahren errichteten Auslandsvertretungen der Bundesrepublik, die derzeit unter Denkmalschutz stehen. Obgleich die Bundesbaudirektion dem Architekten die Auflage machte, die Residenz als Atriumgebäude zu gestalten,490 übertrug von Branca seine Wettbewerbslösung für die Botschaft in Wien, ein flacher Residenzbaukörper mit Innenhof vor einem höheren Verwaltungsspange entlang der Brandmauer im Hintergrund (▶247), auf das neue Gelände.491 Mit der Kombination eines hohen Riegelbaus mit einer flachen Scheibe nahm der Architekt ein etabliertes Leitbild auf, das erneut
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auf die Ursprünge des bundesdeutschen Gesandtschaftsbaus und deren Vorbild die USA verweist. Die Weiterentwicklung dieses Motivs stießen Walter Gropius und seine Firma The Architects Collaborative (TAC) mit ihrem Neubau der US-Botschaft in Athen an (1956–1959). Bei dieser entfiel die Höhendominante. Eine quadratische Vierflügelanlage mit Innenhof integrierte nun alle Bestandteile der Botschaft (▶248). Auf den bundesdeutschen Gesandtschaftsbau übte diese Genese keinen nennenswerten Einfluss aus, auch wenn Walter Gropius mit TAC ein Jahrzehnt später die Entwurfsidee bei der neuen Botschaftsresidenz der Bundesrepublik in Buenos Aires anwendete. Anlässlich des Besuchs von Bundespräsident Heinrich Lübke im Mai 1964 hatte die argentinische Regierung der Bundesrepublik einen Teil des Plaza Alemania zur Errichtung einer Botschaftsresidenz geschenkt und Lübke diese »ausgesprochen politische Geste« sogleich mit einer symbolischen Grundsteinlegung unterstrichen.492 Erst Ende 1968 beauftragte die Bundesbaudirektion TAC in Arbeitsgemeinschaft mit dem argentinischen Architekten Amancio Williams, einen gutachterlichen Vorentwurf für einen Residenzneubau auf dem Parkgrundstück zu entwickeln.493 Um »die Durchsicht des öffentlichen Parks« zu erhalten, »gleichzeitig die Abgeschlossenheit der Botschafterwohnung« zu verbürgen, nahmen Gropius und sein Partner Alexander Cvijanovic in ihrem Vorentwurf von Anfang Februar 1969 das Wolkenbügelmotiv El Lissitzkys auf und hoben die um einen Patio gruppierten privaten Wohnräume des Botschafters als eingeschossige, quadratische Scheibe in die Baumwipfel des Plaza Alemania (▶249). Die ebenfalls um einen verglasten Patio verteilten Empfangsräume nebst Küche sowie Nebenräumen versenkten sie indessen in einen abgeböschten Graben. Der expressive Entwurf wurde von Mertz schlicht als »interessante Lösung« klassifiziert.494 Da die Planung allerdings die Problematik der Abschirmung vor einer ungewollten Öffentlichkeit sowie Sicherheitsbedenken auf dem sensiblen Grundstück nicht lösen konnte, kam der Ende April desselben Jahres geäußerte Wunsch der argentinischen Regierung, für die Botschaftsresidenz ein anderes Grundstück zu wählen, nicht ungelegen.495 1970/71 tauschte die Bundesrepublik das Grundstück am Plaza Alemania gegen ein Grundstück an der Figueros Alcorta.496 Eine weitere Beteiligung des Büros TAC an dem folgenden beschränkten Wettbewerbsverfahren für den nunmehr avisierten Botschaftsneubau, das Dieter Oesterlen 1974 für sich entscheiden konnte, kam für die Bundesbaudirektion nach dem Tod von Walter Gropius im Jahr 1969 nicht mehr in Frage.497 Wie die Vierflügelanlage mit Innenhof konnte sich auch eine gläserne Scheibenarchitektur im bundesdeutschen auswärtigen Repräsentationsbau nicht durchsetzen. Diese von Sep Ruf angeregte zweite Nebenlinie zeigte sich erstmals in dessen Wettbewerbsbeitrag für die Botschaft in Wien (▶250). Der Münchner Architekt trennte im vorgeschlagenen viereckigen Repräsentationsbereich die unterschiedlichen Zonen ausschließlich über Wandscheiben. Der Wechsel von transparenten Glaswänden mit homogenen, geschlossenen Wandscheiben erzeugte ein überdachtes zusammenhängendes Raumkontinuum mit fließendem Übergang zwischen Innen und Außen. Ruf erhielt 1962 den Auftrag, einen Entwurf für den Umbau und die Erweiterung des ein Jahr zuvor von der französischen Regierung an die Bundesrepublik zurückgegebenen Palais Beauharnais zur Residenz des Botschafters in Paris anzufertigen.498 In Rufs Zeichnungen vom Juli 1963 erstreckt sich in der ersten Variante eine verglaste ein-
The Architects Collaborative, US-Botschaft Athen, Entwurfsperspektive (1957). Bauhaus-Archiv Berlin © VG BildKunst, Bonn 2020
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The Architects Collaborative, Botschaftsresidenz Buenos Aires (1968), Perspektive. Planarchiv BBR © VG Bild-Kunst, Bonn 2020
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geschossige Residenz über die gesamte Breite des zur Seine ausgerichteten Gartens. Ein Drittel der Fläche nimmt den großen Empfangssaal auf, das mittlere Drittel einen kleineren Speisesaal, die Anrichte mit Spindeltreppe ins Untergeschoss sowie eine großzügige Wohnhalle als Pufferzone zu der im letzten Drittel gelegenen Wohnung des Botschafters und seiner Familie. Die aus jeweils zwei Schlaf- und Kinderzimmern, einem Essbereich, Ankleide und Bädern bestehende Wohnstatt gruppiert sich zurückhaltend um einen kleinen Patio, erhält allerdings eine separierte Gartenfläche auf der Seite zum Palais. Einen Monat später verfasst Ruf eine zweite Variante, bei der sich in dem schmalen, aber nun unterkellerten Glasstreifen Empfangs-, Sitzungs- und Speisesaal sowie Anrichte aneinander reihen (▶251). In beiden Entwürfen für Paris klingen Motive an, die Ruf kurze Zeit später im Wohn- und Empfangsgebäude für den designierten Bundeskanzler Ludwig Erhard umsetzte.499 Seine Ideen für Paris konnte Ruf allerdings ebenfalls nicht realisieren, 1964–1968 wurde das Palais Beauharnais unter der Aufsicht der Bundesbaudirektion saniert.500
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Sep Ruf, Modell des Wettbewerbs Botschaft Wien (1958). AM TUM, ruf-190-1001
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Sep Ruf, Botschaft Paris, Entwurf zur Erweiterung des Palais Beauharnais (1963), Variante Empfangsräume. AM TUM, ruf 67-2
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Kadscharen Palast, Sommerresidenz der Deutschen Botschaft in Teheran-Schemiran. Bildarchiv BBR
Botschaftsresidenz Teheran-Schemiran (1968), Variante. Planarchiv BBR
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Kurze Zeit später versuchte auch Johannes Krahn bei seinem zweiten Auftrag für den Neubau einer Botschaftsresidenz in Teheran-Schemiran die Trennung der einzelnen Raumzuordnungen sowie von Innen und Außen mittels Glas aufzulösen. Im Januar 1968 wurde Krahn auf Empfehlung des Leiters der Bundesbaudirektion Carl Mertz mit der Erarbeitung eines Vorentwurfes für den Neubau der baufälligen Residenz des Botschafters, des Hauses für den Botschaftsrat sowie von ebenfalls baufälligen Dienerunterkünften beauftragt.501 Nach einer Ortsbesichtigung502 übergab Krahn im September 1968 seinen Vorentwurf an die Bundesbaudirektion.503 Er platzierte den Neubau der Residenz auf der ehemaligen Grundfläche des abzutragenden Kadscharen-Palasts (▶252), um die notwendigen Eingriffe in das Grundstück und den Baumbestand so gering wie möglich zu halten. Kernstück der eingeschossigen Anlage ist ein rundum verglaster eingeschossiger Quader für die Repräsentations- und Empfangsräume. In diesem sind das Musik- und das Herrenzimmer als einzelne geschlossene Kuben sowie der quergestellte Küchentrakt als Puffer zu den privaten Wohnräumen eingestellt, während die privaten Wohnräume des Botschafters und seiner Familie entlang der Längsrichtung als auskragende Spange anschließen (▶253). Nach Bundesschatzminister Kurt Schmücker »genügt der vorliegende Residenzentwurf des Prof. Krahn noch nicht den zu stellenden Ansprüchen«. Er regte an, drei »profilierte« Architekten zu gutachterlichen Stellungnahmen aufzufordern, während Krahn Gelegenheit gegeben werden sollte, seinen Entwurf noch einmal zu überarbeiten.504 Deutlich sollte zudem an alle der Hinweis erfolgen, dass eine Residenz den »amtlichen Residenz- und persönlichen Wohnzwecken« des Botschafters diene: »So, wie zu einem guten Diplomaten menschliche Ausstrahlung und Verbindlichkeit gehören, so sind von der architektonischen Repräsentation entsprechende Eigenschaften wie einladende Wohnlichkeit und harmonische Einstimmung auf die Umgebung zu verlangen.«505 Diese konnte ergo eine Glasarchitektur nicht liefern. Während die Bauten der Bundesbaudirektion trotz vereinzelter Lichtblicke von einer konformistischen Anpassung zeugen, dokumentieren alle Botschaftsentwürfe der drei prämierten Preisträger des Wettbewerbs in Wien – Gutbrod, Ruf und von Branca – sowie von Johannes Krahn das Bemühen der Architekten um eine zeitgemäße Interpretation der Residenz und ihren Anspruch an traditionelle Würdeforme. Die Resultate erweisen sich als adäquate Zeitzeugnisse des Baugeschehens in der Bundesrepublik, allerdings erkannten deren höchste Vertreter diese nicht als angemessene Repräsentation des Staates und ihrer
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▶ 253 Johannes Krahn, Entwurfsansicht
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selbst an. Und so bleiben, trotz aller Differenzen mit den jeweiligen Bauherren, die Botschaft in Wien und die Kanzlei in Washington die Schlüsselbauwerke für die Entwicklung des bundesdeutschen auswärtigen Repräsentationsbaus unmittelbar nach der Weltausstellung in Brüssel.
Etablierung | 1963 Die Planungen für den Neubau der Botschaft der Bundesrepublik in Brasiliens neu gegründeter Hauptstadt Brasília überspannen von der Absichtserklärung bis zur Fertigstellung einen Zeitraum von elf Jahren. Im April 1963 erhielt Hans Scharoun von Johannes Rossig den Direktauftrag, einen Entwurf für die Botschaft im Zentrum des brasilianischen Staats zu verfassen.506 Das Ergebnis scheint aus der Zeit gefallen. Die im April 1971 feierlich eingeweihte Botschaft ist in ihrer Erscheinung nonkonformistisch, außerhalb jedes architektonischen Dogmas und aufgrund ihres passgenauen Zuschnitts auf Ort und Nutzer einer der bedeutendsten auswärtigen Neubauten der Nachkriegsmoderne. Scharouns Lösung war zu Beginn der Planung seiner Zeit weit voraus, gleichwohl auch noch bei Fertigstellung acht Jahre später von außerordentlicher Aktualität und Ausgangspunkt für die nachfolgenden Auslandsvertretungen. In der Zeitspanne von der ersten Zeichnung bis zur Eröffnung der Botschaft Brasília vollzog die Bundesrepublik Deutschland einen enormen innen- wie außenpolitischen Wandel, der wiederum in Wechselwirkung mit den führenden Architekturdiskursen stand. Während Bundeskanzler Adenauer das Jahr 1963 im Januar mit der Unterzeichnung des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags erfolgreich beginnen konnte, zog er im Oktober mit seiner Rücktrittserklärung die bitteren Konsequenzen aus der Spiegel-Affäre. Einen Tag später wurde ausgerechnet der von Adenauer lange intern bekämpfte Vizekanzler Ludwig Erhard (1897–1977) offiziell zu seinem Nachfolger gewählt.507 Der seit 1949 amtierende und sehr beliebte Bundesminister für Wirtschaft gilt als geistiger Vater des bundesdeutschen Wirtschaftswunders.508 Dieses erreichte zu Beginn der 1960er Jahre die breite Bevölkerung, die nun dank Vollbeschäftigung zu neuem Wohlstand gelangte. Die bestehende Aufbruchsstimmung nährte sich vom arglosen Glauben an einen unbegrenzten wirtschaftlichen Fortschritt. Die einhergehende Illusion, dass dieser bald in ein »irdisches Paradies« führen würde, zerplatzte bereits in Erhards nur dreijähriger Amtszeit als Bundeskanzler. Einer ersten ökonomischen Rezession folgte ab 1966 der wirtschaftliche Abschwung, dem Erhard nichts entgegen setzen konnte, doch erst die Erdölkrise 1973 zeigte eindrücklich die »Grenzen des Wachstums« auf.509 1966 verlor die CDU ihre Mehrheit im Bundestag und musste mit der SPD koalieren, drei Jahre später bildete die erste sozialliberale Koalition aus SPD und FDP die neue Regierung. Sowohl Georg Kiesinger als auch der erste sozialdemokratische Bundeskanzler Willy Brandt verfolgten eine verstärkte Ostpolitik, die unter Kiesinger in der Annäherung an die Tschechoslowakei und Polen mündete,510 die Entspannung des deutsch-deutschen Verhältnisses forcierte
Sep Ruf, Kanzlerbungalow Bonn (1963–1964). AM TUM, ruf-62-1045
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und unter Brandt den Deutschlandvertrag von 1972 ermöglichte. Die Entwicklungen verliefen kongruent zu Erhards konstatiertem »Ende der Nachkriegszeit«, das Mitte der 1960er Jahre auch die Außenpolitik erreichte. Nach und nach gaben die bundesdeutschen Diplomaten die staatlich propagierte Haltung der Zurückhaltung auf, was die westlichen Verbündeten mit Argwohn registrierten.511 Im Auswärtigen Amt wuchs eine junge, nach dem Zweiten Weltkrieg ausgebildete Generation an Diplomaten heran, gleichzeitig erfuhr die Behörde eine schleichende personelle Restauration und ehemalige Mitglieder des Alten Amts respektive der Wilhelmstraße rückten nun in diplomatische Spitzenpositionen auf.512 Ihre Loyalität gegenüber der Bundesregierung kann kaum angezweifelt werden, nichtsdestoweniger überschatteten NSErmittlungsverfahren gegenüber einzelnen Diplomaten und dem Auswärtigen Amt im Ganzen die Arbeit des diplomatischen Dienstes bis weit in die 1970er Jahre hinein.513 Mit dem Ende der Nachkriegszeit erlangte auch die staatliche Repräsentation mehr Relevanz. Einen Vorgeschmack auf ein gewandeltes Selbstverständnis gab der auf Initiative des designierten Bundeskanzlers Erhard 1963–1964 errichtete Kanzlerbungalow in Bonn. Der architekturaffine Erhard war wenig geneigt, die vorgesehene Amtswohnung im Palais Schaumburg zu beziehen, da dessen »kalte Amtspracht« seinen Ansprüchen an eine Begegnungsstätte zur Pflege menschlicher Beziehungen nicht genügte, und machte mit dieser Haltung deutlich, dass er sich der Bedeutung von Architektur als Träger politischer Botschaften mehr als bewusst war. Bereits im Sommer 1963 bat Erhard den mit ihm befreundeten Sep Ruf um einen Entwurf für den Neubau einer Residenz.514 Dessen Lösung sah einen zweiteiligen eingeschossigen Baukörper aus zwei versetzt zueinander angeordneten Quadraten jeweils mit Innenhof vor. Der nur für offizielle Empfänge und Treffen genutzte Repräsentationsteil wurde zum Ort der Begegnung bestimmt. Diesen konzipierte Ruf als gläsernen, offenen Raum, der, in den weitläufigen Park vor dem Palais Schaumburg gebettet, an Präsenz verliert (▶254). Der zweite Teil nimmt den privaten Wohnbereich auf, zeigt aber nach außen eine weitestgehend geschlossene Fassade; die Wohnräume orientieren sich zu dem im Atrium liegenden Badebecken. In dem realisierten Projekt kamen die Materialien Stahl, Glas, Palisander, Travertin und Ziegel zur Anwendung, es wurde mit Möbeln der Hermann Miller Collection und Skulpturen der Künstler Fritz Koenig,
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Ludwig Erhardt in seinem Arbeitszimmer im Kanzlerbungalow. AM TUM, ruf62-1001
Bernhard Heiliger und Paul Dierkes im Innen- und Außenraum ausgestattet.515 Das 1964 fertiggestellte Bauwerk avancierte in seiner eleganten, schlichten Erscheinung zu einer Ikone der Nachkriegsmoderne, nichtsdestoweniger bleibt es ein exzeptionelles Beispiel der zeitgenössischen Haltung der Zurückhaltung. In allen Aspekten – Materialität, Ausstattung sowie Raumdisposition – hob sich der Kanzlerbungalow kaum von Rufs vorangegangenem Entwurf für die Botschaftsresidenz in Paris ab; folglich stellte er sich in eine Linie mit den Auslandsvertretungen der zweiten Phase. 1967 würdigte der Deutsche Werkbund den mittlerweile vom Bundeskanzleramt zurückgetretenen Erhard als einen aus der politischen Elite herausragenden Bauherrn, da er »mit seinem Haus einen zeitgemäßen Stil der Repräsentation zu schaffen suchte […]«.516 Erhard selbst identifizierte sich mit dem Bauwerk in voller Gänze: »[…] das ist im wahrsten Sinn unser Haus, das unser innerstes Wesen ausstrahlt. […] Sie lernen mich besser kennen, wenn Sie dieses Haus ansehen, als etwa, wenn Sie mich eine politische Rede halten hören«.517 Das Bauwerk spiegelte Erhards persönliche Auffassung wider, wie die Bundesrepublik respektive deren Regierungsoberhaupt über Architektur angemessen repräsentiert werden sollte (▶255). Diesen Standpunkt teilten seine Kollegen keineswegs: Adenauer lästerte über das Bauwerk, einem Rufmord gleichkommend, dass es unbewohnbar wäre. Kurt Georg Kiesinger erschien der Gedanke, in den Kanzlerbungalow überzusiedeln zu müssen, unerträglich.518 Aufgrund der Haltung von Vorgänger und Nachfolger, der wahrlich nicht als demokratischen Entscheidungsprozess zu bezeichnenden Umstände der Auftragsvergabe an Ruf sowie des beachtlichen öffentlichen Interesses an dem Bauwerk geriet dieses in den Fokus einer tendenziösen Diskussion über die angemessene Repräsentation des demokratischen Staates.519 Frappant ist bei dieser die Kluft, die sich zwischen den Positionen der Architekturschaffenden und
Frei Otto, Rolf Gutbrod, Deutscher Pavillon Expo’67 Montreal. SLUB / Deutsche Fotothek, Gustav Hildebrand 1985
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der potentiellen Nutzer oder Nachnutzer aufzeigt und die aufs Neue verdeutlicht, dass die Zielsetzungen und Geschmäcker beider Lager zu divergent waren, um auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Die Standortfrage verstärkte dabei die Breite der Debatte. Sowohl die Endlichkeit der »vorläufigen« Hauptstadt als auch der selbstauferlegte Baustopp von 1956 machten die Residenz des obersten Repräsentanten der bundesdeutschen Regierung als Staatsbau zur dortigen Ausnahmeerscheinung520, was wiederum seine Emblematik als demokratisches Bauwerk steigerte. Erst nach der Anerkennung Bonns als neue Bundeshauptstadt zu Beginn des Jahres 1970 sowie der Hauptstadtvereinbarung zwischen Bund, der Stadt Bonn und dem Land Nordrhein-Westfalen von 1975 begann ihr systematische Ausbau zum Regierungssitz. Die Frage, wie sich der Staat architektonisch zu repräsentieren hat, wenn die provisorische Hauptstadt nicht als Ausgangspunkt aller Regierungstätigkeit gelten darf, musste bis dahin andernorts entschieden werden. Auf der Weltausstellung in Montreal 1967 gelang es den Architekten Frei Otto und Rolf Gutbrod, sich mit ihrem Entwurf für den deutschen Pavillon von der uniformen Haltung der Zurückhaltung im staatlichen Repräsentationsbau zu emanzipieren. Frei Ottos wegweisende Seilnetzkonstruktion mit acht schräg eingespannten Masten mündete in einer bewegten, wellenförmigen Erscheinung (▶256). Die eingehängte Gummi-Membran überspannt die eckigen, terrassierten Ausstellungsebenen von Rolf Gutbrod, die, die dynamische Zeltfläche kontrastierend, den Innenraum im Ganzen erfahrbar machen und eine Zonierung der Ausstellungsbereiche ermöglichen. Dank Ottos innovativer Konstruktion zählte der deutsche Beitrag mit Buckminster Fullers geodätischer Kuppel für den US-amerikanischen Pavillon und der fest installierten Wohnsiedlung Habitat nach dem Entwurf des israelisch-kanadischen Architekten Moshde Safdie zu den am meisten beachteten Bauten der Weltausstellung. Als Swinging Germany erlangte der bundesdeutsche Pavillon große internationale Wertschätzung, mit seiner Leichtigkeit verdeutlichte er darüber hinaus die Hinfälligkeit eines rigiden Formalismus.521 Unter dem Eindruck der umfassenden Funktionalismuskritik des Philosophen Ernst Bloch und seiner Forderung nach einer »Rückkehr zum organischen Ornament,
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das nicht aus historischen Vorbildern, sondern aus den Bedingungen der neuen Gesellschaft gewonnen werden könnte«522, wendete sich die Architektur von einer formalistischen, technologischen Architektur im Wirkungsbereich der Apollo- und Sputnik-Euphorie sowie des Massenwohnungsbaus in den peripheren Stadtrandlagen verstärkt einer organisch geprägten Sprache zu. Sie besann sich gemäß dem Motto der Weltausstellung in Montreal »Terre des Hommes«523 auf das menschliche Maß und das Individuum im Dialog mit seiner ökologischen Umwelt. Frei Ottos sich aus der natürlichen Struktur heraus entwickelnden Formen leichter Tragwerke sind hierbei herausragend. Die mit Ottos Hilfe realisierten Dächer der Olympischen Sportstätten in München von Behnisch & Partner (1970–1972) avancierten trotz ihrer profanen Nutzung aufgrund ihrer selbstbewussten Präsentation zu einem der symbolträchtigsten demokratischen Neubauprojekte der Bundesrepublik. Als internationales Phänomen zeigte sich die Abwendung vom Formalismus beispielsweise im niederländischen Strukturalismus, im japanischen Metabolismus, in Paolo Soleris Mesa-City oder in den Raumgittern Yona Friedmans.524 Einen ähnlichen Impuls verfolgte auch Robert Venturis programmatisches Buch Complexitiy and Contradiction in Architecture aus dem Jahr 1966, das, sich von einem fixierten Purismus abwendend, den Pluralismus von Architektur propagierte und dessen immanente Semantik in Erinnerung rief.525 Die aufkeimende Formalismuskritik war allerdings in der Bundesrepublik zusätzlich von deutschlandpolitischen Ressentiments beeinflusst. Ab Beginn der 1960er Jahre folgte auch die DDR, nach anfänglichem Zögern, entschieden der 1954 auf dem UIA Kongress gestellten Forderung des sowjetischen Generalsekretärs Nikita Sergejewitsch Chruschtschow: »besser, schneller, billiger bauen!«526. Mit der Typisierung der Bauprozesse, die in ihrem bekanntesten Produkt der Platte kulminierte, wandte sich das Bauprogramm der DDR vom Sozialistischen Realismus ab und dem International Style zu. Durch diesen Paradigmenwechsel verlor die bisherige Konfrontation der Systeme über die jeweilige architektonische Anlehnung an westliche bzw. östliche Vorbilder ihre dogmatische Schärfe.527 Die architektonische Akklimatisierung zeichnete sich nirgendwo deutlicher ab als in Berlin, dessen Teilung zwar mit dem Mauerbau 1961 auf ein Neues manifestiert wurde, dessen bauliche Erzeugnisse aber auch jeweils auf der anderen Grenzseite wahrgenommen wurden. Wegweisend für diese »neue« Architektur der DDR erwies sich das von Hermann Henselmann, Bernhard Geyer und Jörg Streitparth entworfene Haus des Lehrers (1961–1964) am Alexanderplatz, das als eines der ersten Bauten der DDR eine curtain wall erhielt (▶323).528 Als eindeutige Demonstration des Gleichziehens ist der 1965–1969 errichtete Fernsehturm Hauptstadt Berlin zu verstehen, der sich an dem rund zehn Jahre zuvor fertiggestellten Stuttgarter Fernsehturm (1954–1956) von Fritz Leonhard orientierte, diesen jedoch um rund 150 Meter in der Höhe überragt. Es sind eindeutige architektonische Symbole wie diese bzw. die komplexen Abhängigkeiten von Architektur und Politik in den 1960er Jahren im Allgemeinen, die die Voraussetzungen dafür schufen, mit dem bundesdeutschen Botschaftsneubau in Brasilien andere Wege einzuschlagen. Weit entfernt von Deutschland- und Hauptstadtfrage bot die geschichtslose Reißbrettstadt Brasília die idealen Bedingungen, um eine erneuerte Form der architektonischen Selbstdarstellung der Bundesrepublik im Ausland zu wagen.
»Ihr Ordnungsbild, das Sie von der Welt entwerfen und das auch erneut in Ihrer Idee für den Bau der Deutschen Botschaft in Brasília zum Ausdruck kommt, hat mich sehr eingehend beschäftigt und bewegt. Ich glaube, daß damit Entscheidendes für das Heute und für das Morgen ausgesprochen wird. […] Ich erinnere mich gern des Augenblicks, als Sie zur ersten spontanen Äußerung ansetzten und mit Ihrer Handschrift das visionäre Bild von der deutschen Botschaft in Brasilia entwarfen.«529 Johannes Rossig (1963)
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Das Unterfangen, die Hauptstadt Brasiliens von Rio de Janeiro mitten in das bisher kaum besiedelte Binnenland des Bundesstaats Goiás zu verlegen, wurde 1891 in der brasilianischen Verfassung fixiert. Die Errichtung des Regierungssitzes an einem neutralen Standort im Mittelpunkt aller Bundestaaten sollte die staatliche Einheit des seit 1822 unabhängigen und föderalen Staats Brasilien eindrücklich symbolisieren.530 Im September 1922 wurde in der Nähe der Stadt Planaltina der Grundstein für die Hauptstadt gelegt, doch erst mehr als dreißig Jahre später nahm der Ausbau unter dem brasilianischen Staatspräsidenten Juscelino Kubitschek (1902–1976) konkrete Züge an.531 In dem 1956/57 ausgeschriebenen städtebaulichen Wettbewerb konnte sich der Architekt und Städtebauer Lúcio Costa (1902–1998) gegen 25 andere Teilnehmer durchsetzen.532 Sein Plano Piloto für die auf 500.000 Einwohner ausgelegte Planstadt sah eine langgestreckte, bogenförmige Wohnzone vor, die mittig von einer Spange mit Regierungsbauten, Geschäfts-, Verkehrs- und Kulturbauten gekreuzt wird und diese in einen nördlichen und südlichen Sektor trennt. In den Zwickeln wurden die Universität sowie das Diplomatenviertel angeordnet. Die simple Form, die der Leitplan einnimmt, wird zuweilen mit einem Vogel oder Flugzeug verglichen (▶257). Eine breite Verkehrsader erschließt die Wohnviertel, sie trennt die Wohnflügel noch einmal in eine nördliche und südliche Hälfte. Vier Wohneinheiten wurden jeweils zu einer Gruppe mit Schulen, kleiner Kirche und kleinen Geschäftseinheiten zusammengefasst.533 Diese Superquadras sind neben der monumentalen Achse das Hauptthema in Costas Entwurf und leisteten aufgrund der Dichte, Gebäudehöhe, des Maßstabs und des Verhältnisses von öffentlichen und privaten Räumen einen innovativen Beitrag zum Thema des modernen Städtebaus, wobei Costa eine soziale Durchmischung avisierte. Die Superquadras beruhen auf Entwürfen Costas für Rio de Janeiro, doch auch diese waren bereits von US-amerikanischen Experimenten zu Nachbarschaftseinheiten und Le Corbusiers Unité d’habitation inspiriert.534 Am Schnittpunkt mit der Monumentalachse findet sich zu beiden Seiten jeweils ein Kaufhaus, in einer tiefer gelegten Ebene der Busbahnhof. Auf der südlichen Seite des Kreuzungspunkts stehen die von Oscar Niemeyer als Leiter des staatlichen Bauamts entworfenen Bauten des Nationaltheaters (1958) und der Metropolitan Kathedrale (1959). Sie dienen als Auftakt zum Regierungsviertel, die Riegelbauten der elf Ministerien flankieren senkrecht die breite Sicht- und Erschließungsachse. Doch erst an deren Kopfende liegen der Platz der drei Gewalten (1960), der Sitz des Nationalkongresses (1958), der Justizpalast (1962),
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Brasília (1963 | 1968–1971): Eins mit der Landschaft
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Lúcio Costa, Brasília, Plano Piloto. Planarchiv BBR
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Brasília, Blick entlang der Regierungsachse. Christiane Fülscher 1995
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Brasília, Grundstück der Botschaft mit Blick auf die Regierungsachse (1962). AdK, Hans-Scharoun-Archiv, WV 249
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der Planalto Palast (Regierungspalast, 1958), der Itamaraty Palast (Außenministerium, 1962) und der Nationale Gerichtshof (1958) (▶258). 2010 deklarierte Docomomo International Costas Plan als Brücke zwischen der überkommenen kolonialen Herrschaft und der zukunftsweisenden nationalen Identität, die über die Moderne Architektur nachdrücklich zum Ausdruck gebracht werde. Costa stellte seinen Plan skizzenhaft als Überschneidung eines Kreuzes mit einem Dreieck (bei Verbindung der Kreuzendpunkte) dar; beide Elemente sind symbolisch mit dem Ort, dem unabhängigen brasilianischen Staat und der Umrissform Brasiliens verknüpft. Gleichzeitig orientierte sich das Konzept mit der Anlage unterschiedlicher Grünanlagen und Plätze an europäischen städtebaulichen Konzepten aus dem 19. Jahrhundert.535 Seit den 1920er Jahren lösten sich die brasilianischen Architekten vermehrt vom europäischen Einfluss und fanden sukzessive zu einer eigenständigen architektonischen Haltung. Sowohl der Neubau des Erziehungs- und Gesundheitsministeriums (1937–1943) in Rio de Janeiro, das nach einem Besuch von Le Corbusier im Jahr 1935 in Zusammenarbeit mit den brasilianischen Architekten Lúcio Costa, Oscar Niemeyer, Jorge Machado Moreira und Affonso Eduardo Reidy entstand, als auch Niemeyers und Costas Entwurf für den brasilianischen Pavillon auf der Weltausstellung in New York 1939 zeigten die gewandelten Zielsetzungen der brasilianischen Architekturhaltung an und wirkten auf die Fortschreibung moderner Architektur in Europa zurück.536 Die brasilianische Architektur entwickelte zuweilen eine Ungezwungenheit, die der standardisierten Neuen Sachlichkeit andernorts vorenthalten blieb. Obwohl die Bauarbeiten an weiten Teilen des Regierungsviertels noch nicht abgeschlossenen waren, plante die brasilianische Regierung, mit der feierlichen Eröffnung der neuen Hauptstadt am 21. April 1960 einen Teil ihrer Ministerien von Rio de Janeiro nach Brasília zu verlegen. Bereits im Juni 1958 verkündete sie daher, »dass von diesem Zeitpunkt an Botschafter und Gesandte von dem Präsidenten und vom Außenminister nur noch in Brasília empfangen werden.«537 Die Hauptstadt sollte von Beginn an als Ausgangspunkt eines internationalen Dialogs manifestiert werden und das von Costa geplante diplomatische Viertel entlang der parallel zum Seeufer des Lago de Paranoá verlaufenden Avenida des Nações als zusammenhängendes Areal alle diplomatischen Vertretungen sowie weitere internationale Einrichtungen wie die Pan American Health Organization aufnehmen.538 Die brasilianische Regierung stellte jeder ausländischen Mission eine Parzelle von 25.000 qm zur Errichtung einer diplomatischen Vertretung kostenfrei zur Verfügung.539 Stets bildeten sechs bis acht aneinandergereihte Parzellen à 25 mal 100 Metern eine Einheit, die analog zu der »nach optischen Gesichtspunkten«540 konzipierten Leitplanung versetzt zueinander angeordnet wurden. Außenpolitisch hochrangige Staaten wie Portugal und auch der Heilige Stuhl erhielten eine Parzelle in unmittelbarer Nähe der Ministerien, ebenso Staaten, die sich frühzeitig zur Annahme der Schenkung entschlossen. Zu diesen gehörten die USA, die UdSSR, Frankreich, die Niederlande, Südafrika, Australien sowie Großbritannien. Unter den Nachzüglern wurden die restlichen Parzellen verteilt.541 Brasilien bot der Bundesrepublik ein Grundstück am östlichen Kopfende der vierten Gebäudegruppe bzw. fast in der Mitte des Diplomatenviertels an. Da es mit der Parzellenreihe abschloss, bot es gen Norden einen günstigen Ausblick auf eine weitläufige unbebaute Fläche sowie auf die Silhouette des Regierungsviertels (▶259).542
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Trotz der brasilianischen Offerte verschoben die meisten Vertretungen die Entscheidung über die endgültige Verlegung der Missionen, um die Entwicklung in Brasília und die anstehende Präsidentenwahl abwarten zu können.543 Nur einige Länder errichteten für ihre Außenposten provisorische Neubauten, die später wieder abgerissen (Japan, Frankreich, Großbritannien, Tschechoslowakei) oder teilweise in die Neubauten integriert werden sollten (USA).544 Da der von Niemeyer entworfene Prototyp für eine provisorische Niederlassung nach Einschätzung des Bundesschatzministeriums die notwendigen Erfordernisse nicht ausreichend erfüllte und ohnehin »als nicht besonders geglückt« beurteilt wurde,545 verfasste die Bundesbaudirektion zwei Vorentwürfe für einen Interimsbau. Diese sahen 1960 eine eingeschossige Dreiflügelanlage um einen abgeschirmten Innenhof vor (Bearbeiter: Recker) (▶260) und führten 1961 zu dem obligatorischen dreigeschossigen Kanzleiriegel und einem zweigeschossigen Residenzkubus (Bearbeiter: Kinzel, Metzler) (▶261). Die Entscheidung des Bundesaußenministers von Brentano, mit dem Neubau der Botschaft zu warten, bis der nach Kubitschek neu gewählte Staatspräsident nach Amtsantritt Stellung zur der Umsiedelung der Hauptstadt bezogen habe,546 und nicht zuletzt Rossigs ablehnende Haltung gegenüber der Errichtung eines Interimsgebäudes auf dem für zwei unabhängige Lösungen zu kleinen Grundstück,547 verhinderten den sofortigen Planungsbeginn. Unterdessen erwarb der Bund vier Wohnungen und eröffnete am 1. Oktober 1961 in Brasília eine Außenstelle der Botschaft der Bundesrepublik.548 Trotz dreifachen Wechsels der brasilianischen Regierung allein im Jahr 1961549 und diplomatischer Dissonanzen550 baten sowohl das Außenministerium als auch die Botschaft in Rio de Janeiro wiederholt um die baldige Aufnahme der Planungen für den Neubau. Botschafter Herbert Dittmann warnte das Auswärtige Amt, dass die Bundesrepublik politisch unklug handeln würde, wenn sie als Brasiliens zweitgrößter Handelspartner »durch ihr Zoegern, Vorläufiges zu schaffen und Endgültiges rechtzeitig zu planen, den Eindruck erweckt, als glaube sie nicht daran, dass Brasília ein Factum ist und bleibt.«551 Das Auswärtige Amt argumentierte zudem mit den gegenwärtigen Feindbildern: man dürfte politisch nicht ins Hintertreffen geraten, zumal die UdSSR und Jugoslawien sich anschickten, als erste Staaten ihre Auslandsvertretungen zu errichten. Die Tatsache, dass es sich hierbei um zwei Ostblockstaaten handelte, würde bei den Brasilianern eine politische Signalwirkung haben. Mit dem Besuch einer Delegation bestehend aus je einem Vertreter des Bundesschatzministeriums, der Bundesbaudirektion und des Auswärtigen Amts, sollte auf Wunsch der Diplomaten »in Brasília bei den Brasilianern dem bisher vorhandenen ungünstigen Eindruck, die Bundesrepublik Deutschland habe wenig Vertrauen in die Brasília-Planung, begegnet werden. Die Anwesenheit einer solchen grösseren Delegation mit einem der bekanntesten deutschen Architekten würde es darüber hinaus der Botschaft ermöglichen, in geeigneter Form einen wirksamen politisch-publizistischen Effekt bei den Brasilianern zu erzielen.«552 Zwei Jahre zuvor, anlässlich der Übergabe des Kanzleineubaus in Rio de Janeiro an die Nutzer, hatte der Leiter des Baureferats erstmals die im Werden begriffene Hauptstadt Brasiliens besucht. Rossig wurde, so schrieb er in seinem Reisebericht für die Bundesbaudirektion, vom »[…] Gesamteindruck von Brasilia […] im stärksten Maße ergriffen und begeistert und anderseits erschüttert. Die Großartigkeit der Bauten und diese einmalige Landschaft sind überwältigend. Die Vermassung des menschlichen
Recker (BBD), Interimsgebäude Botschaft Brasília (1960). Planarchiv BBR
▶ 261
Kinzel, Metzler (BBD), Interimsgebäude Botschaft Brasília (1961). Planarchiv BBR
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Wesens wird anderseits vollkommen sein. […] In dieses Gesamtbild muß sich eines Tages die Botschaft einfügen, wenn auch glücklicherweise das Botschaftsviertel und insbesondere das für die Deutsche Botschaft vorgesehene Gelände weit abgesetzt sind von dem dramatischen Geschehen. Es wird hoffentlich ein Ort der Ruhe und mit dem sich wunderschön anbahnenden Bild des Brasilia umgebenden Sees auch Ort der Besinnung werden können. […] Die Aufgabe des künftigen deutschen Architekten für unser Bauvorhaben wird außerordentlich interessant aber ebenso schwierig sein.« Rossig schlug vor, »in Anbetracht dieser außergewöhnlichen Situation, einen ebenso einmaligen schöpferischen Architekten heranzuziehen, wie es Brasilien mit Niemeyer getan hat«, und nannte Hans Scharoun im gleichen Atemzug.553 Zeitlebens war Hans Scharoun eine Ausnahmeerscheinung unter den deutschen Architekten gewesen, sein Werk ist eng mit der deutschen Geschichte und im Besonderen mit dem geteilten Berlin verbunden. In mehrfacher Hinsicht kann er als Grenzgänger bezeichnet werden, seine in der Nachkriegszeit entstandenen
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Planungen prägten sowohl den östlichen als auch den westlichen Teil der Stadt. Auf Scharouns Initiative entwickelte die unabhängige Berliner Planungsgruppe 1946 den sogenannten Kollektivplan für den sektorenübergreifenden Wiederaufbau Berlins, den Idealen der organischen Stadtlandschaft und der Bandstadt folgend. 1947 übernahm der Architekt die Leitung des Instituts für Bauwesen (IfB) der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin.554 Als Hauptprojekt der auf die Grundlagenforschung ausgerichteten Institution entstand 1949/50 die Planung für die Wohnzelle Friedrichshain, die den Aufbau eines Viertels im gleichnamigen Bezirk vorsieht. Aus dieser Planung entstanden als Fragmente lediglich zwei Laubenganghäuser entlang der Frankfurter Allee sowie einige Zeilenbauten im Hintergrund,555 planerisch durchgearbeitet vom Kollektiv Ludmilla Herzenstein.556 Sie bildeten indirekt den Auftakt für den späteren Ausbau der Stalinallee, auch wenn sich dieser dem Leitbild des Sozialistischen Realismus unterordnete. Ende 1950 wurde das Institut für Bauwesen aus der Deutschen Akademie der Wissenschaften herausgelöst und zusammen mit dem Institut für Städtebau und Hochbau des Ministeriums für Aufbau in die Deutsche Bauakademie unter der Leitung von Kurt Liebknecht (1905–1994) überführt.557 Scharoun konnte sich mit der Umwandlung in eine Bauakademie und deren angestrebten Zielsetzungen nicht identifizieren,558 seine Tätigkeit für das Institut für Bauwesen endete 1950. Bereits 1946 erhielt er einen Ruf für die Professur für Städtebau an der TH Berlin. 1955 bis 1968 lenkte Scharoun als Präsident der westlichen Berliner Akademie der Künste deren Geschicke.559 Seine Neubauten der Philharmonie (1960–1963) sowie der Staatsbibliothek (1967–1978) unmittelbar an der Grenzmauer hatten aufgrund der städtebaulichen Brache rund um das Kulturforum eine weit sichtbare Präsenz. Der Konzertsaalsaal für die Berliner Philharmoniker war Scharouns erster Wettbewerbserfolg nach dem Zweiten Weltkrieg, den er auch tatsächlich umsetzen konnte (▶262).560 Mit seinem Entwurf wollte der Architekt einen »Ort des Musizierens und des gemeinsamen Erlebens von Musik« schaffen, bei dem Musik sowohl »räumlich« als auch »optisch den Mittelpunkt« des Bauwerks und des Konzertsaals einnehmen sollte. Emblematisch ist daher die auf das Konzerterlebnis reduzierte Bühne im Zentrum terrassierter Zuschauerränge, die eine gewisse Privatheit suggerieren. Nach Scharoun vermochte erst diese Intimität »das unmittelbare Musikgeschehen, die individuelle, mitschöpferische Aktivität in Gang zu setzen.«561 Analog zu den Lehren Hugo Härings, mit dem Scharoun im regen Austausch stand,562 passte der Berliner seine Entwürfe der übergreifenden Idee und dem Nutzer an. Er entwickelte hierbei phantasievolle und dennoch differenzierte Raumfolgen, bei denen der Mensch stets der Maßstab jeder Planung blieb. Der Standortwechsel für die Durchführung der Philharmonie563 ist hierfür bezeichnend, obgleich Scharoun diese Eigenschaft auch bei weiteren Projekten der Nachkriegszeit deutlich herausstellte. Der Architekt entwickelte seine Projekte stets von innen nach außen. Dies gilt sowohl für seine Neubauten in der Zwischenkriegszeit wie das Wohnhaus auf dem Weißenhof, das Ledigenwohnheim in Breslau, das Haus Schminke in Löbau (▶263) und seine Mehrfamilienhäuser in der Weißen Stadt in Berlin als auch sein Spätwerk des Deutschen Schifffahrtsmuseums in seiner Heimatstadt Bremerhaven (▶264). Doch nicht nur Scharouns unnachgiebiges Streben nach der perfekten Form für die geforderte Nutzung, sondern auch seine besondere Sensibilität für das Umfeld machten ihn zu einer Lichtgestalt unter den Bauschaffenden.564 Diese Fähigkeit,
Hans Scharoun, Philharmonie Berlin (1960–1963). AdK, HansScharoun-Archiv, 3834, 222-103 / Heinz Köster
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Hans Scharoun, Haus Schminke (1932/33). Christiane Fülscher 2014
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Hans Scharoun, Schifffahrtsmuseum Bremerhaven (1969–1975). Christiane Fülscher 2020
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▶ 265 Hans Scharoun, Vorentwurf für die Botschaft Brasília (1963). BArch, B157-3535, Bd. 1. fol. 88
▶ 266 Hans Scharoun, Entwurf für die Botschaft
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Brasília, Nord-Ost-Fassade (1963). AdK, HansScharoun-Archiv, WV 249 Pl. 100
sich in Ort und Bauaufgabe intuitiv einzufühlen,565 veranlasste Johannes Rossig, den Architekten mit dem Entwurf für den Neubau der Botschaft in Brasília zu betrauen. Im Dezember 1962, wenige Monate nach der Ermahnung des deutschen Botschafters, die politische Wirksamkeit eines deutschen Neubaus nicht zu unterschätzen, reiste Rossig mit Scharoun nach Brasília.566 Vor Ort entwickelte der Architekt erste Ideenskizzen, die er umgehend mit Rossig besprach.567 Kurz bevor die Bundesrepublik den offiziellen Schenkungsvertrag für das Grundstück unterschrieb,568 erhielt Scharoun im April 1963 den Planungsauftrag für den Neubau.569 Anfang Juni, noch vor Eröffnung der international Aufsehen erregenden Philharmonie in Berlin, legte Scharoun seine ersten Vorentwurfszeichnungen vor, von denen sich Rossig stark beeindruckt zeigte (▶265).570 Infolge des defizitären Bundeshaushalts begannen die Ausführungsarbeiten nicht vor 1968. Die im April 1971 offiziell eröffnete Botschaft
Hans Scharoun, Botschaft Brasília, Modell. AdK, HansScharoun-Archiv, WV 249 F.48. / Reinhard Friedrich
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der Bundesrepublik Deutschland in Brasília war Scharouns einziger Neubau im Ausland und einer der letzten, die vor seinem Tod im November 1972 fertiggestellt wurden (▶266).571 Das Bauwerk trägt deutlich die Handschrift seines Entwerfers und reagierte dennoch in allen Facetten auf den exzeptionellen Ort. Der Komplex versucht trotz seiner Größe und Monumentalität, die Verhältnismäßigkeit von Raum und Landschaft auf ein menschliches Maß zurückzubringen, das der auf dem Reißbrett entstandenen Stadt Brasília fehlt. Deren mittlere Regierungsachse teilt die Stadt in zwei autarke Teile, die ohne gemeinsames urbanes Zentrum auskommen müssen. Niemeyers Regierungsbauten im Westen der Stadt liegen in unerreichbarer Entfernung, ein fußläufiges Miteinander ist nahezu ausgeschlossen. Endlosigkeit prägt die Planstadt, die eine Tagesreise von der Küste und den nächsten Großstädten entfernt ist. Sie liegt in der weiten Steppe mitten im Nirgendwo. Scharouns Botschaftsentwurf folgte weder Niemeyers Duktus572 mit klaren, geometrischen und artifiziell arrangierten Baukörpern noch war das Bauwerk mit den Arbeiten der zahlreichen anderen internationalen Architekten vor Ort vergleichbar. Der Berliner goss die Volumen für Kanzlei, Residenz sowie Wohnbauten für Botschaftsangehörige und einheimisches Personal förmlich in die Landschaft hinein. Seine Formen verschmolzen mit der Topografie des Grundstücks, das, östlich des südlichen Flügels gelegen, entlang seiner Längsseite zur Uferkante des künstlich aufgestauten Lago Paranoá abfällt (▶267). Auf den höchsten Punkt setzte der Architekt vier Einzelbaukörper mit den jeweils eingeschossigen Wohneinheiten für den Kanzler, einen Mitarbeiter des Mittleren Dienstes, den Fahrer und den Hausmeister sowie eine Hofanlage mit Ein- und Zweizimmerwohnungen für das Hauspersonal. Gemeinsame Plateaus und auskragende Flachdächer binden die unregelmäßig geformten Baukörper in das terrassierte Grundstück ein und gehen in den geschwungenen Baukörper von Kanzlei und Residenz über. Dabei durchdringt ein viergeschossiger Kanzleitrakt ein zweigeschossiges Volumen, das sich in zwei Stufen in den tieferliegenden Residenztrakt abtreppt und dabei einen Richtungswechsel entlang der Stirnseite als Abschluss der Anlage vollzieht (▶268). Die einzelnen Segmente verzahnen sich unregelmäßig über
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Botschaft Brasília (1968–1971), Blick von Osten. BArch, B145 BildF037052-0007a / Hilmar Pabel 1972
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Eingang zur Residenz und Kanzlei. Bundesregierung, B 145 Bild-00229240 / Hilmar Pabel 1972
Vor- und Rücksprünge sowie Höhenversatze. Auskragende Balkonplatten – teils mit Spindeltreppen an den Spitzen – strecken sich weit in den Außenraum und stellen eine Verbindung zu den vom brasilianischen Landschaftsarchitekten Roberto Burle Marx (1909–1994) gestalteten Gartenterrassen her. Das Bauwerk basiert auf einer Stahlbetonkonstruktion, die im frühen Entwurfsstadium als Sichtbeton auch an der Fassade zu sehen ist. Ausfachungen mit gelbem Klinker, Fliesenbelag und verputzten Flächen ergaben ein Materialspiel, das der Formenvielfalt des Gebäudes und dem unregelmäßigen Wechsel von offenen und geschlossenen Flächen Rechnung tragen sollte.573 Erst Sandstürme während der Bauarbeiten bewegten die Planer dazu, die Tragkonstruktion mit Fassadenplatten aus dem vor Ort gewonnenen roten Sandstein zu verkleiden,574 die mit den naturfarbenen Aluminiumblechen als Verkleidung der Dachschrägen, Gesimse, Fenster und Abdeckungen kontrastieren (▶269). Der Farbton des Sandsteins korreliert mit der roten Erde der umgebenden Savanne, die bei Sandstürmen alle Gebäudeteile eindeckt, und bewirkt, »daß der Bau gleichsam aus der Landschaft
Foyer in der Kanzlei mit Blick auf Eingang. Bildarchiv BBR
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herauswächst und damit Teil der Landschaft wird.«575 Der Wechsel von Steinplattengrößen und Fugenbild erzielte das zuvor angestrebte Materialspiel, so dass die sich in die Hanglinie einfügende Residenz geradezu mit der Landschaft verschmolz und aus dieser kaum hervor trat. Wandscheiben aus Wabensteinen576, mal mit Opalglas mal offen, reduzieren den Kontrast zwischen innen und außen. Die aufgefaltete Dachkante nimmt runde Lichtfluter für die Sicherheitsbeleuchtung auf.577 Anders verhält es sich hingegen mit der Kanzlei, die als dominantes Element aus dem Boden herauswächst. Verstärkt durch gezackte Stirnseiten avancierte sie zum Blickfang der Anlage. Wie die Gebäudeform ergaben sich auch die Positionen der Öffnungsflächen aus der inneren Funktion: raumhohe Fenster vor den Wohn- und Repräsentationsräumen, liegende Formate vor Schlafräumen und Funktionsflächen, quadratische Lochfenster vor Nebenräumen sowie Fensterbänder mit Sonnenschutzblenden (brise-soleil) vor den Büroräumen. Alle Elemente finden am sechseckigen Kanzleitrakt Anwendung, dort ist nur das Eingangsgeschoss mit einer Lochfassade geschlossener gehalten als die übrigen Geschossebenen mit Fensterbändern. An den für Publikumsverkehr (▶270) geöffneten Konsulatsbereich in der untersten Ebene schließt ein Multifunktionssaal sowie eine Kantine an. In den nahezu identischen drei Obergeschossen gruppieren sich die Büroräume um einen zentralen, polygonalen Erschließungskern mit Sanitärflächen, Neben- sowie Lagerräumen und orientieren sich ausschließlich zu den Außenflächen. Aus der Formation öffnen und schließen sich die Bewegungsräume. Die hier eingesetzten Fensterbänder verleihen dem Bauteil eine gewisse Homogenität und leiten im ersten Obergeschoss zudem in den Arbeitsbereich des Botschafters über, der oberhalb der gemeinsamen Vorfahrt zu den Haupteingängen von Kanzlei und Residenz einer Brücke gleich als Bindeglied zwischen den beiden Hauptfunktionen der Botschaft fungiert. Scharoun überträgt die Höhenstaffelung des Grundstücks auf die Eingangszone der Residenz, die Gäste gelangen von der Unterfahrt über eine Treppe in die ein halbes Geschoss höher gelegene Empfangshalle, während sich der Botschafter von seinem Arbeitszimmer aus über die Bibliothek, den Damen- und den Herrensalon jeweils stufenweise ein halbes Geschoss nach unten begibt. Richtungs-
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Hans Scharoun, Modell Empfangsbereiche der Botschaftsresidenz Brasília. AdK, Hans-Scharoun-Archiv, WV 249 F44 / Reinhard Friedrich
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Botschaft Brasília, Blick über die sich abstufenden Empfangsbereiche zum Speisesaal. Bildarchiv BBR
wechsel in den Treppenführungen eröffnen inszenierte Raumbezüge, Einblicke sowie Ausblicke und erzeugen das Gefühl der Zusammengehörigkeit (▶271). Unmittelbar an die Empfangshalle schließt sich ein mit mobilen Schiebelementen abtrennbarer Speisesaal mit Küchentrakt an (▶272). Ganz am Ende der Raumfolge liegen abgeschirmt die privaten Wohnräume des Botschafters und seiner Familie. Im unteren Geschoss der Residenz sind ferner ein für Zusammenkünfte vorgesehener Weinkeller578, die offiziellen Gästezimmer, die Wohnung für das Hauspersonal des Botschafters sowie Lagerflächen angeordnet. Diese wurden zu drei baulichen Einheiten zusammengefasst, so dass im Gartengeschoss eine gewisse Durchlässigkeit ähnlich der Unterfahrt zwischen dem Residenzgarten und dem rückwärtigen Kanzleihof geschaffen wurde, auch wenn zwischen die Inseln eingestellte Trennwände aus offenen Betonwaben den privateren Residenzgarten gegenüber Einblicken abschirmen. Die im Innenraum verwendeten Materialien weisen durchweg helle Weißtöne und gedämpfte Ocker- und Umbratöne auf. Die Residenz erhielt einen Fußbodenbelag
Blick von der Kamingruppe auf den Speisesaal. Bildarchiv BBR
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aus weißem Marmor und Spannteppiche, die Mehrzahl der Wände wurden weiß verputzt. Akzente setzten vereinzelt gemauerte Wandscheiben und Wandvorlagen. Alle Einbauschränke und Türen wurden aus Pau-Ferror (Indien-Palisander) hergestellt. Die öffentlichen Bereiche der Kanzlei wurden mit einem grauen Marmor ausgelegt, alle weiteren Flächen mit PVC-Platten. Für die festen Holzeinbauten kam das hellere Jacarandá Paulista (Rio Palisander) zur Anwendung.579 Die Ausstattung der Botschaft lag weitestgehend in der Hand des Architekten, dieser erstellte die Planung in Zusammenarbeit mit der Innenarchitektin Elisabeth Grosse (Bundesbaudirektion) und Knoll International.580 Die Auswahl zeitgenössischer Möbel und Ausstattungsgegenstände (Leuchtkörper, Wand-Mosaike) traf auf das Missfallen des Botschafters, insbesondere betraf dies ein »Glasgespinst« aus 55 von der Speisesaaldecke abgehängten Pendelleuchten mit unterschiedlich großen, getönten Glaskugeln und die schweren Türen aus Pau-Ferror (▶273). Ehrenfried von Holleben reagierte ein wenig verschnupft auf Scharouns Ablehnung, ein anderes Holz zu verwenden, einen Innenarchitekten zu Rate zu ziehen oder antike Möbel in das Konzept aufzunehmen. Der Planer hätte zuvor keine andere Botschaft mit Residenz errichtet, geschweige denn den »täglichen Ablauf eines Botschafterhaushalts miterlebt«.581 Immerhin konnte der Botschafter die Verwendung des helleren Palisanderholzes in der Kanzlei durchsetzen.582 Obgleich Asendorf, Voigt und Wang sowie Eberhard Syring das Botschaftsensemble als Ausdruck der Überwindung eines überkommenen Verständnisses von Repräsentation preisen,583 knüpft Scharouns Organisation der Grundrisse nahtlos an die vorherige Entwicklung im auswärtigen Repräsentationsbau an. Wie schon bei Gutbrods Botschaft in Wien stellt das Arbeitszimmer des Botschafters das Gelenk zwischen Kanzlei und Residenz dar. Syring nennt es den »Raum der Mitte« und bezieht es auf einen Vortrag Scharouns von 1949.584 Wie van Dorp bei der Kanzlei in Rio de Janeiro, verzichtete auch Scharoun auf ein repräsentatives Vordach, das den Haupteingang markiert, und nutzte stattdessen den Baukörper als verschattende Unterfahrt. Dieses von Asendorf, Voigt und Wang als gewandeltes Repräsentationsverständnis interpretiertes Element585 kommt den klimatischen Bedingungen im
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Roberto Burle Marx, Residenzgarten Botschaft Brasília. AdK, Hans-Scharoun-Archiv, WV 249 Pl. 418
Bundesstaat Goiás entgegen: die Eingangszone ist sowohl vor den Einflüssen der Sonneneinstrahlung als auch vor Sandstürmen geschützt. Scharoun führte die Ansätze von Wien oder Rio de Janeiro konsequent weiter. Mühelos ließ der Architekt Zonen ineinanderfließen sowie diese zu einer Einheit verschmelzen. Hiermit verlieh er der Botschaft in Brasília ihre besondere Prägung. Die von Scharoun zum Dreiklang »Wohnen-Arbeiten-Repräsentieren« gebrachte Folge der Funktionsbereiche unterliegt dem Primat der Transzendenz in den räumlichen Übergängen und der ständigen Abweichung. Er transferierte das sich abstufende Gelände in das Gebäude und lenkte die Bewegungen der Gäste zum und ihre Aufmerksamkeit auf den gastgebenden Repräsentanten.586 Derweil vereinigte der Architekt auf natürliche Art und Weise alle Elemente zu einem homogen gestalteten Baukörper, bei dem die Verortung von Wohnräumen des Botschafters, der Repräsentationsflächen oder Büroräume von außen nur vage an der Breite der Öffnungsflächen zu erkennen sind. In der ausbleibenden qualitativen Differenzierung und damit hierarchischen Nivellierung von Kanzlei und
Botschaft Brasília, Residenzgarten. Bildarchiv BBR
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Residenz respektive der Erhebung der Kanzlei zum Hochpunkt des Ensembles kommt die von Scharoun weiterentwickelte Haltung einer staatlichen Repräsentation sowie ein erstarkendes Selbstbewusstsein der Bundesrepublik zum Ausdruck. In seiner Gesamtheit erscheint die Botschaft in Brasília aus einem Guss entstanden, sie ist trotz vieler Planungsbeteiligter Ausdruck derselben Haltung. Dies drückt sich insbesondere im Zusammenspiel des Baukörpers mit der Terrassierung und Wegeführung in der Gartengestaltung von Roberto Burle Marx aus (▶274). Der renommierte brasilianische Landschaftsarchitekt war mit der Gartengestaltung des gesamten Botschaftsgrundstücks betraut,587 der Schwerpunkt lag allerdings auf dem repräsentativen Residenzgarten. Hier schuf er eine Terrassenebene mit zwei polygonalen Wasserbecken, die er mit divergierenden Flächen aus Steinbelag umgab und die sich mit verschieden gestalteten Vegetationsflächen abwechseln. Burle Marx, der für die gesamte Wasserund Gartenplanung Brasílias verantwortlich zeichnete, war die herausragende Figur in der Entwicklung einer unabhängigen brasilianischen Landschaftsgestaltung. Mit der Kultivierung einzelner heimischer Urwald- und Strauchpflanzen aus den Neotropen löste er den zuvor dominierenden »französischen Gartenstil« ab. Die Kontrastierung von einzelnen anmutigen Pflanzen mit monochromen Blumen- und Pflanzenflächen kennzeichnet seine Werke. Burle Marx’ Aufgabe wäre es, so Legationsrat Kampmann an das Auswärtige Amt, »ein Stück deutscher Architektur mit tropischer Fauna zu versöhnen.«588 Seine organische und geschwungene Lösung korrespondiert bemerkenswert mit Scharouns bewegter Architektur. Burle Marx integrierte darüber hinaus drei von Günther Ferdinand Ris entworfenen »Wasser-Licht-Stelen«589 in den Residenzgarten. Die unterschiedlich hohen, von innen beleuchteten Röhren aus Edelstahl- und Plexiglasringen590 werden perfekt inszeniert, gleichzeitig spiegeln sie die Verspieltheit und das Fluktuative in Scharouns Entwurf wider (▶275). Eine von Fritz Koenig entworfene bronzene Kugel ging eine symbiotische Verbindung mit ihrem Aufstellungsort auf einer Treppenbrüstung in den Empfangsräumen ein und ließ auch hier die Grenzen zwischen Kunst- und Bauwerk verschwimmen.591 Nach Scharoun »streben Bauwerk und Umwelt in ihrer Gestalt eine neue wesentliche Lösung an. So gehen Raum und Mensch neue Beziehungen und Wechselwirkungen ein, in die Kultur und Natur einbezogen sind – von der Intimität eines Details am Bauwerk bis zur Monumentalität der Landschaft Brasiliens.«592
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Für die Bundesrepublik war der Botschaftsneubau in Brasília außenpolitisch ein großer Erfolg. Die besondere Wertschätzung, die dem Neubau der bundesdeutschen Vertretung entgegengebracht wurde, äußerte sich unter anderem in der ausgedehnten Anwesenheit des brasilianischen Ministerpräsidenten Emílio Garrastazu Médici bei der Eröffnung im April 1971.593 Es war die erste diplomatische Vertretung, die in Brasília fertiggestellt wurde, obwohl Brasilien schon seit 1958 die Auswärtigen Vertretungen mit der Drohung, mit Umzug des Außenministeriums nach Brasília sämtliche diplomatische Tätigkeit in Rio de Janeiro einzustellen, dazu drängte, ihre Missionen in die neue Hauptstadt zu verlegen.594 Doch die brasilianische Regierung hatte selber Schwierigkeiten, die Zeitpläne einzuhalten und ihre Abgeordneten und Minister an die neue Hauptstadt zu binden. Das Regierungspersonal hielt sich mehrheitlich den größeren Teil der Woche in Rio de Janeiro oder Sao Paulo auf, entsprechend verzögerte sich auch für das Diplomatische Korps der Zeitpunkt für den endgültigen Umzug bis zum Herbst 1972. Der vergleichsweise frühe Beginn der bundesdeutschen Baumaßnahme setzte freilich andere Nationen wie das Vereinigte Königreich unter Druck.595 Scharouns Entwurf wurde von Beginn an mit Vorschusslorbeeren überschüttet: Niemeyer zeigte sich »sehr begeistert über die vorgesehene Lösung«, die für die Verhandlungen mit den Auswärtigen Missionen verantwortliche staatliche Companhia Urbanizadora da Nova Capital (NOVACAP) genehmigte den Entwurf ohne Umschweife, obwohl der Kanzleitrakt die vorgegebene Höhe von maximal drei Geschossen überschritt.596 Das Auswärtige Amt erhob keine Einwände gegen den Vorentwurf und behielt sich vor, »nur zu Fragen der Abwicklung des Dienstbetriebes und der Raumaufteilung […], die aber die Gesamtkonzeption nicht beeinflussen«, Ergänzungen und Änderungswünsche zu äußern.597 Und auch der in Brasilien akkreditierte Botschafter Dr. Seelos beurteilte den Entwurf »äußerst positiv«.598 Das Bauwerk beflügelte die mit ihm befassten Mitarbeiter der Bundesbaudirektion, Entwurf und Baufortschritt fast poetisch zu beschreiben.599 Die Auseinandersetzungen mit Botschafter Ehrenfried von Holleben und die Häme mancher bundesdeutscher Zeitschrift600 rückten demgegenüber weitestgehend in den Hintergrund. Bis heute gilt Scharouns Botschaft als herausragendes Bauwerk unter den Neubauten der diplomatischen Vertretungen im UNESCO Weltkulturerbe Brasília.601
Vermächtnis und Fortschreibung
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»Große Entwürfe, das steht zu erwarten, werden auch Meistern der künftigen Architekten-Generation gelingen. Aber solche Repräsentativbauten, das steht zu befürchten, werden einsame Kristalle im Betonbrei sein.«602 (1969) Die bundesdeutsche Botschaft in Brasília von Hans Scharoun wirkte als impulsgebender Katalysator für den nachfolgenden Repräsentationsbau. Die freien Architekten und Entwerfer der Bundesbaudirektion setzten sich vermehrt gegen das traditionelle Repräsentationsverständnis des Auswärtigen Dienstes durch und entwickelten freiere
Walther und Bea Betz, Erweiterung der Botschaftskanzlei London am Chesham Place (1972–1978). Bildarchiv BBR
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Lösungen für den auswärtigen Repräsentationsbau. Analog zu Willy Brandts Apell »Wir wollen mehr Demokratie wagen«603 häuften sich die Botschaftsentwürfe, bei denen Kanzlei und Residenz zu einer gestalterischen Einheit zusammenwuchsen. In der architektonischen Selbstdarstellung der Bundesrepublik verblasste die noch in den 1960er Jahren propagierte Haltung der Zurückhaltung angesichts eines gesteigerten Selbstwertgefühls. Gleichwohl fiel die Eröffnung von Scharouns Botschaft in eine architektonische Umbruchphase und die aufkeimende Funktionalismuskritik beeinflusste die Sichtweise auf nachkommende auswärtige Staatsbauten. Nur wenige Monate nach Eröffnung der Botschaft in Brasilien kehrte die Bauaufgabe einer bundesdeutschen Auslandsvertretung Ende 1971 mit dem Wettbewerb zur Erweiterung der Botschaftskanzlei in London zu seinen Wurzeln zurück. Die Kanzlei am Chesham Place war schon lange nicht mehr den steigenden Anforderungen gewachsen, seit der Eröffnung der Botschaft hatte sich die Anzahl der Mitarbeiter u. a. im Zuge des EWG-Beitritts Großbritanniens so gut wie verdoppelt.604 Für die avisierte Kanzleierweiterung pachtete die Bundesrepublik das bisher als Parkplatz genutzte Nachbargrundstück am Chesham Place. Den Wettbewerb für die Erweiterung der Kanzlei über die kleine Straße Belgrave Mews hinweg konnte das Münchener Architektenpaar Bea und Walther Betz für sich entscheiden.605 Die Grundidee ihres Entwurfes basiert auf der eines homogenen Baukörpers, der sich auf dem trapezförmigen Grundstück in die angrenzende Bebauung integrativ einfügen und nicht als weitere Addition der Kanzlei wirken sollte.606 Straßenseitig präsentierte sich das Volumen viergeschossig mit einem einseitigen markanten Dachaufbau. Die unteren zwei Geschosse rückten hinter die die Fassadengliederung bestimmenden Stahlbetonpfeiler zurück – hier liegen die publikumsintensiven Bereiche. Die oberen zwei Verwaltungsebenen treten erkerartig zwischen den Pfeilern hervor und die hochgezogene Attika verbirgt die Kantine im Staffelgeschoss (▶276). In der Konsequenz gibt die durchgängige vertikale Tragstruktur einen klaren Rhythmus für das Gebäude vor, mit dem die Architekten scheinbar spielerisch die schwierige städtebauliche Situation der abknickenden Grundstückskante, der Überbauung der Straßeneinfahrt der Belgravia Mews und den Anschluss an den um ein neues Geschoss erhöhten Altbau meisterten. Mit diesem Kniff erscheint das Gebäude weit weniger voluminös als es tatsächlich ist.
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Je nach Blickwinkel zeigt es fünf oder drei Achsenfelder, die Vor- und Rücksprünge lassen das Auge immer wieder an Detailpunkten verharren. Die Langfenster in den Obergeschossen bilden optisch eine Linie, obgleich durch die zurückliegende Tragstruktur immer wieder unterbrochen. Die zurückliegende Eingangsebene ist voll verglast und lässt die oberen Ebenen leichter wirken. Der verbleibende, abgesenkte Freiraum wird als Vorfahrt und Puffer genutzt; den öffentlichen Zugang bildet ein freistehendes Treppenelement nahezu am Grundstückseckpunkt, von dem man über einen Steg in die obere Eingangsebene gelangt. In der Flucht des Kanzleialtbaus nimmt die Durchfahrt der Belgravia Mews das mittlere der drei Achsenfelder ein. Der ursprünglich hier positionierte historische Torbogen erhielt nach Auflagen der britischen Denkmalschutzbehörde seinen neuen Platz an der rückwärtigen Grundstückskante. Dort reduziert sich die Erweiterung der Kanzlei auf zwei Geschosse, angepasst an den städtebaulichen Maßstab der angrenzenden Bebauung an der Mews (▶277). Hervorstechend ist die Farbgebung aller Stahlbetonelemente in Belgravia Weiß. Im Kontrast hierzu stehen die anthrazitfarbenen Fensterprofile aus Aluminium, Zaunelemente sowie gerundete und gefalzte Bleipaneele, die die Technikräume auf dem Dach verkleiden. Die prävalente cremeweiße Farbgebung wurde konsequent in den Innenraum überführt, kontrastierend zu Wandverkleidungen, Türblättern und Wandschränken im dunklen Holzfarbton. Dieses, die Möblierung im Stil der 1970er Jahre sowie Split-Level und zweigeschossige Lufträume unterstreichen den hellen und luftigen Charakter des Innenraums (▶278). Punktuell wurden Werke aktueller freischaffender Künstler als Farbkontrast eingesetzt. Besonders prägnant ist die mehr als fünf Meter hohe Bronzeskulptur Grosse Flora von Fritz Koenig vor dem Eingang der Kanzlei (▶279). Der im Oktober 1978 eröffnete Bau steht durch und durch in den Traditionen des International Style und von Le Corbusiers »5 Punkten zu einer neuen Architektur«. Langfenster, freier Grundriss, freie Fassade, aufgeständertes Erdgeschoss sowie Dachgarten bilden die Basis für den Entwurf, auch wenn der Umgang mit ihnen undogmatisch ist. Leichte Anklänge des Pop Art zeigen sich in den großformatigen Dachaufbauten und in der Auswahl der ausgewählten Kunstwerke im Innen- und Außenraum – die jeweils leichte Überbetonung lässt die aufkommende Postmoderne höchstens erahnen. Die britische Presse bedachte die Kanzleierweiterung mit den Attributen »beautiful«, »exciting« und »unashamedly modern«607 und lobte sie als »makellose« Lösung einer schwierigen Bauaufgabe.608 Darüber hinaus erhielt der Neubau Ende 1979 Auszeichnungen des traditionsreichen Civic Trust und der Concrete Society für seine sensible Einbettung in die historische Umgebung und die hochwertige Gestaltung unter der Verwendung von Stahlbeton.609 Materialität und Farbgestaltung, obgleich diese durchaus einem zeittypischen Wandel in der Materialwahrnehmung unterlagen, legten die Grundlage für die Anerkennung des Neubaus durch den Civic Trust als triumphale Steigerung des historischen Belgravia Viertels.610 Ebenso dem Zeitgeist entsprechend war ein neues Raumempfinden, das auf polygonale und geschossübergreifende Großraumstrukturen sowie die Einheit von Innen- und Außenraum setzte, wie auch die Verwendung ausladender Formen und abgerundeter Gebäudekanten, die allesamt die Architektur zu Beginn der 1970er Jahre charakterisierten.611 Niederschlag fanden diese Kennzeichen auch in den Kanzlei- und Konsulatsbauten, die die
Botschaftskanzlei London, Staffelung des Baukörpers an der Belgravia Mews. Bildarchiv BBR
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Zweigeschossiger Wartebereich. Bildarchiv BBR
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Fritz Koenig, »Großen Flora L« vor dem Kanzleieingang. Bildarchiv BBR
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Dieter Weise (BBR), Generalkonsulat Zagreb und Informationszentrum (1974– 1977), Modell. Bildarchiv BBR
Bundesbaudirektion in Eigenregie durchführte. So entwarf ihr Mitarbeiter Dieter Weise 1971 einen polygonalen Baukörper für den Neubau des Generalkonsulats sowie eines Informationszentrums in Zagreb (▶280).612 Die Staffelung des Volumens in der Vertikalen sowie die zusätzliche Einrichtung eines Informationszentrums – explizit nicht eines Goethe-Instituts – waren Forderungen der jugoslawischen Behörden.613 Beide Nutzungen sind über Eck angeordnet, so dass die Funktionen trotz einer gemeinsamen, überdachten Eingangszone im offenen Erdgeschoss streng voneinander getrennt wurden. Nachfolgend auf den 1974–1977 ausgeführten Komplex errichtete die Bundesbaudirektionen jeweils eine Botschaftskanzlei in Wellington (1979–1982)614 (▶281) und Dublin (1982–1984) (▶282) nach Entwürfen von Kurt Sadewasser. Beide Neubauten in den vormals unter Britischer Herrschaft stehenden Staaten orientierten sich sowohl in der Gestalt und als auch in der Materialwahl noch deutlicher an der Kanzleierweiterung in London. Gleichzeitig belegen sie, dass eine modulare Bauweise auch für die auswärtigen Neubauten relevant war. Der Einfluss des Botschaftsneubaus in Brasilien zeigt sich deutlicher bei den Entwürfen freischaffender Architekten. Das Stuttgarter Architekturbüro Brunner, Mory, Osterwalder, Vielmo gewann 1971 einen engeren Wettbewerb für den Neubau der Handelsvertretung in Helsinki615 mit einem kompakten dreigeschossigen Baukörper, der im Grundriss zur Hauptseite fächerförmig gestaffelt einen Viertelkreis beschreibt, während zwei Rückseiten auf einen rechten Winkel zulaufende gerade Kanten bilden. Im Mittelpunkt liegt ein kreisrunder Konferenzsaal (▶283). Eine Reminiszenz des Entwurfs an die Arbeiten Alvar Aaltos zeigt sich beispielsweise in der weißen Farbgebung. Die Legitimation für die organische Fassadengliederung an einem auswärtigen Repräsentationsbau fand sich indes in Brasília. Scharouns dortige Unterteilung der Repräsentationsräume mittels Split-Level wiederholte sich in der Residenz der Botschaft in Kairo (1979–1982) auf der Nil-Insel Gezira. Wenn auch in abgeschwächter Form unterstreichen die halbgeschossigen Ebenensprünge die räumlichen Hierarchien innerhalb der Residenz sowie im Übergang zum Garten. Über die Verwendung des Split-Levels hinaus zeigte sich die späte Ausführung in
Kurt Sadewasser (BBR), Botschaftskanzlei Wellington (1979–1982). Bildarchiv BBR
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Kurt Sadewasser (BBR), Perspektive der Botschaftskanzlei Dublin (1982–1984). Planarchiv BBR
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Brunner, Mory, Osterwalder, Vielmo, 1. Preis Wettbewerb Botschaftskanzlei Helsinki (1971). © Vielmo Architekten
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der Materialwahl von Aluminium für die Fassade, die einen technoiden Charakter anklingen lässt. Die klare Baukörperanordnung mittels gereihter Kuben im Entwurf von Novotny Mähner Assoziierte begründete sich im langen Planungszeitraum seit 1966 und bildet die Basis für die deutliche Zugehörigkeit des Baus zur zweiten Phase der bundesdeutschen Botschaftsbauten. Eine ähnlich innige Verschmelzung aller Funktionen einer diplomatischen Vertretung wie der Neubau in Brasília erreichte in unmittelbarer Folge nur Dieter Oesterlen mit seinem Entwurf für die deutsche Botschaft in Buenos Aires (1980–1983). Oesterlen gelang es, die inkonsistente Bauaufgabe zu einer einheitlichen architektonischen Gesamtform zu steigern und einen Dialog zwischen Bauwerk und den natürlichen Gegebenheiten des Grundstücks zu erzeugen. Das rundum von Straßen umgebene Areal liegt nördlich des Stadtzentrums der argentinischen Hauptstadt im Quartier Belgrano und fällt gen Nordosten stark ab. Oesterlen platzierte seinen auf einen Wettbewerb im Jahr 1975 zurückgehenden Entwurf auf die obere Ebene an der Avenida Villanueva und reagierte mit der Verteilung der Volumina insbesondere auf den großen Bestand alter Bäume, der das Gelände auszeichnet (▶284). Das Zentrum des Ensembles bildet ein nahezu quadratischer Mehrzwecksaal, den Residenz und Kanzlei seitlich flankieren. Mit einem bzw. zwei Flügeln jeweils im 45°-Winkel bilden diese differenziert nutzbare Freiflächen zu allen vier Seiten: Residenzhof, Botschaftsgarten, Kanzleigarten und Kanzleihof. Ihr Charakter wurde durch einzelne Bäume bzw. Baumgruppen wie auch durch ihre Nutzung bestimmt.616 Der nordöstliche Kanzleiflügel trifft senkrecht auf die Avenida Villanueva und trennt die Zufahrten zu Residenz- und Kanzleihof bereits an der Grundstücksgrenze. Über den Residenzhof erhält der Besucher Zugang zur zweigeschossigen Residenz seitlich des eingerückten Mehrzwecksaals. Die weit auskragenden Deckenplatten erzeugen einen konstruktiven Sonnenschutz, sie überdecken zudem die Vorfahrt. Die Repräsentationsräume im Erdgeschoss stufen sich im Split-Level ab und bieten weite Einblicke in den nördlich gelegenen Botschaftsgarten, während sich der Küchentrakt zum Residenzhof orientiert. Die Anordnung der Repräsentationsräume ermöglicht das Zirkulieren der Gäste bei Empfängen. Ein freistehendes Wandelement, das eine Garderobe birgt, schirmt den Zugang zum Mehrzwecksaal ab, ohne den Bewegungsfluss zu unterbrechen. Im Obergeschoss liegen die Botschafterwohnung, ein Gästezimmer sowie die Botschafterbibliothek. Alle drei Nutzungen sind jeweils als Einheit von einer weiträumigen, zweiseitig belichteten Diele aus zu betreten. Die Kanzlei ist viergeschossig, wobei die zwei oberen Ebenen weit hinter die Geschosskante der unteren zurückrücken und nur einen Bruchteil deren Fläche einnehmen. Die einzelnen Referate sind entsprechend ihrer Zugänglichkeit für den Publikumsverkehr angeordnet. Entsprechend erhielt die Kanzlei zwei Eingänge, die eine Pförtnerloge beidseitig flankieren und bereits vor dem Gebäude stärker frequentierten Bereiche von den internen Abteilungen trennen. So erhalten die Besucher des Rechts- und Konsularreferats direkten Zugang in die Schalterhalle, ohne sich mit den Gästen kreuzen zu können, die vom Botschafter in seinen Arbeitsräumen empfangen werden. Die erste Verwaltungsebene der Kanzlei ist ähnlich aufgebaut wie die der Kanzlei in London: zwei Bürostränge reihen sich im strikten Raster entlang der Fassade, während zwei Flure eine mittlere Zone mit Erschließungs-, Versorgungs- und Nebenflächen umschließen.
Dieter Oesterlen, 1. Preis Wettbewerb Botschaft Buenos Aires (1975), Ansichten. AdK, Dieter-Oesterlen-Archiv, 32 F6a
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Botschaft Buenos Aires (1980– 1985), Blick von Nordosten. AdK, Dieter-Oesterlen-Archiv, 32 F1a
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In Buenos Aires vereinigen sich Kanzlei und Residenz, trotz jeweils an die individuellen Funktionen angepasster Raumaufteilungen, in Formensprache und Material zu einem nach außen sichtbaren Ganzen (▶285). Unterstützend wirken hierbei weit auskragende Deckenplatten mit geschlossenen Brüstungselementen, die das Gebäude umfassen. Als Material dominiert eloxiertes Aluminium in Dunkelbronze, das mit Grün- und Rottönen kombiniert wird und die polygonale Außenkontur des Baukörpers unterstreicht. Mit eben dieser Darstellung der Botschaft in Buenos Aires als ein einheitliches Gesamtbauwerk geht Oesterlens Entwurf noch einen Schritt weiter als der von Scharoun für Brasília. Die Botschaft in Argentinien zeigt einen markanten Wandel im auswärtigen Repräsentationsbau auf, der weniger auf die Frage nach der architektonisch-künstlerischen Haltung als auf funktionelle Anforderungen zurückzuführen ist: Raumdisposition, zusätzliche Sicherheitsschleusen vor besonders sensiblen Zonen und die strikte Trennung der von Publikumsverkehr unterschiedlich stark frequentierten Bereiche spiegeln den stark gesteigerten Sicherheitsstandard
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in den Vertretungen wider.617 Diese sind eine unmittelbare Reaktion auf die Terroranschläge der Roten Armee Fraktion (RAF), insbesondere den Anschlag auf die Botschaft in Stockholm im April 1975, bei dem zwei Attachés getötet wurden.618 Die Zeitschrift Der Baumeister beklagte 1980, dass die Veränderungen zum Schutz vor Terroranschlägen die Bauwerke zur »Uneinnehmbarkeit« wandeln würden und nichts mehr mit einem »guten Arbeitsambiente« zu tun hätten.619 Neben vielen anderen Vertretungen wurde das Grundstück der mit Einblicken spielenden Wiener Botschaft vollständig eingezäunt, ebenso das der Residenz in Brüssel. Das Projekt für den Neubau der Handelsvertretung in Helsinki wurde aufgrund von Sicherheitsbedenken 1975 endgültig eingestellt.620 Tatsächlich wirkten sich die steigenden Anforderungen für Schutzmaßnahmen nachhaltiger auf die architektonische Selbstdarstellung der Bundesrepublik aus als das Ende ihrer Blockadehaltung gegenüber der DDR, das im Dezember 1972 im Deutschlandvertrag mündete. Dieses zeigte sich gleichwohl in dem quantitativen Aspekt der Ausweitung und Festigung diplomatischer Beziehungen, die sich um 1980 in der auffälligen Häufung von Neubauten von Auslandsvertretungen auf dem afrikanischen Kontinent (Karthoum, Lomé, Kinshasa, Riad, Tunis, Dakar, Niamey, Lilongwe) manifestierten. In den blockfreien afrikanischen Staaten bemühte sich auch die DDR frühzeitig und engagiert um die Aufnahme diplomatischer Beziehungen.621 Die Divergenz der nach 1972 ausgeführten Bauten und Projekte legt offen, dass sich der auswärtige Repräsentationsbau immer mehr von den aktuellen Fragestellungen im deutschen Bauwesen entkoppelte. Zu individuell sind die jeweiligen Anforderungen vor Ort, zu unterschiedlich die Abläufe in der jeweiligen Baumaßnahme. So bemerken Asendorf, Voigt und Wang zur Botschaft in Buenos Aires, dass ihre »gesamte architektonische Haltung weit in das vorangegangene Jahrzehnt zurück verweist.«622 Ursächlich sind es, wie bei Oesterlen auch, die häufig sehr langen Planungszeiträume, die eine konsequente und stringente Ausführung einer Entwurfsidee erschweren oder gar unmöglich machen. Der Botschaftsbau wurde nach 1970 noch deutlicher zur exemplifizierten Sonderaufgabe, und von Alexander Mitscherlichs Kritik an der Unwirtlichkeit unserer Städte und dem Ende des Baubooms kaum tangiert. Die marginale Größe der Bauaufgabe Botschaft wie auch ihre repräsentative Zielsetzung verhinderten jedoch, dass sie sich einem rigorosen Funktionalismus unterwarf. Nichtsdestoweniger bezeichnete die Zeitschrift Der Baumeister 1980 die Kanzleierweiterung in London fast entschuldigend als einen der Funktionserfüllung und Einpassung unterworfenen modernen Bau, der Kind einer überkommenen Periode und eben noch nicht Zeichen wäre.623 Einleitend fragte das Blatt: »Wie könnte sich – in heutigen Architekturformen – eine, unsere Demokratie darstellen, Zeichen sein, Abbild dessen was es ist? Tut es Eiermanns vielgerühmte Botschaft in Washington, Scharouns Gebäude in Brasília, von Brancas Madrider Bau? Und anders gefragt: Wie würden heute, 1980, die allermeisten Architekten eine Botschaft konzipieren? Wäre da nicht einiges von Ungers und Johnson, Rossi und Isozaki zu spüren und wohl nichts mehr von Mies oder Eiermann? Würden solche Bauten nicht viel stärker (vielleicht sogar: übertrieben) Zeichen sein als ihre Vorgänger? Gerade hier, wo die gute Funktionserfüllung uns (heute) nicht mehr auszureichen scheint, uns eine nur halbe Entscheidung dünkt, bekommt dieser Erdrutsch, den die Nachmoderne zweifelsohne ausgelöst
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hat, ein ganz besonderes Gewicht. Dies hat nichts mit Mode zu tun, sondern mit der Einsicht, daß Architektur Sinn und Inhalte zu zeigen hat – wie, ist eine persönliche Entscheidung.«624 Ohne die britischen Auszeichnungen hätte Der Baumeister seine Kritik sicher nicht so vorsichtig verpackt. Wieder einmal waren Eigen- und Fremdbild disgruent. Allerdings waren es diesmal nicht die Nutzer, die sich gegen ein zu modern anmutendes Bild stellten, sondern es war die Architektenzunft selbst. Nur vier Jahre später sprach der Architekturhistoriker und Gründer des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt, Heinrich Klotz, deutlich von der »Unvernunft« der steigenden Formvielfalt, die sich in den 1970er Jahren entwickelt hatte: »So endet eine Moderne, die einst auf die gereinigten Primärformen gesetzt hatte, mit der abstrakten Komposition eines gänzlichen Bedeutungszerfalls.«625 Das, was in der Kunst in der Pop Art möglich wäre, würde in der Architektur zur Beliebigkeit verkommen, da nicht begründbar. Klotz erkannte in dem dogmatischen Festhalten an der Moderne sowie dem Glauben an den Fortschritt »psychopathologische Züge«, die in dem Schuldbewusstsein infolge des Zweiten Weltkriegs und der »gewollten Geschichtslosigkeit« ihren Ursprung fänden:626 »Form und Inhalt sind nicht deckungsgleich. Die Bedeutungen einer Form sind stetem Wandel unterworfen. Formen können zu leeren Hüllen werden und mit neuen Inhalten wieder aufgeladen werden. Die repräsentativen Formen der Gegenwart sind anders als die repräsentativen Formen der Geschichte.«627 Dementsprechend müsste die Moderne einer Revision unterzogen werden, wobei eine Weiterentwicklung nur unter Einbeziehung historischer und identitätsstiftender »Wertsetzungen« erfolgen könnte.628 Klotz’ Ansatz folgend, reichte es nicht mehr aus, dass ein Architekt sich wie Scharoun intuitiv in den Ort einfühlte. Die in der Postmoderne vielbeschworene Formel des genius loci transferierte infolgedessen Geschichtsbewusstsein und Kongruenz von Ort sowie Bauaufgabe. Im auswärtigen Repräsentationsbau eröffnete der jeweilige Geist des Ortes seine Vielfalt und Grenzen. Die auf gegenseitige Rücksichtnahme bedachte Diplomatie stand nun einem gesteigerten Repräsentationsdrang des sich etablierten Staats und seiner Vertreter gegenüber. Demgemäß hatte sich die Architektur einerseits in die örtlichen Gegebenheiten einzupassen und andererseits selbstbewusst zu inszenieren. Doch ebenso wie in der Nachkriegsmoderne die Übertragung der nationalen Identität in eine zeichenhafte Architektur kategorisch abgelehnt wurde, blieb dieses Feld der Symbolik auch in der Postmoderne unbestimmt. Stattdessen griffen die Planer auf historische, vor Ort etablierte und als erhaben konnotierte Formen zurück. Der deutsche architektonische Selbstdarstellung im Ausland kehrte damit zu den Idealen zurück, die vormals Ausschlag für den Neubau der Kaiserlich Deutschen Botschaft in Wien gaben. Desgleichen rückte erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg die Residenz wieder in den Vordergrund des Repräsentationsbaus. In mehrfacher Hinsicht nahm der 1980 bis 1984 errichtete Neubau der Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom nach Entwürfen von Alexander Freiherr von Branca eine vermittelnde Position zwischen den scheinbar gegensätzlichen Polen von Repräsentation und Anpassung, Nachkriegs- und Postmoderne ein. Das Bauwerk basiert auf einem offenen Wettbewerb im Jahr 1965, bei dem von Branca einen zweiten Ankauf errang (▶286). Keiner der drei prämierten Entwürfe hatte Aussicht darauf, von den
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Alexander Freiherr von Branca, Wettbewerbsmodell für die Botschaft beim Heiligen Stuhl (1965). Bildarchiv BBR
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Alexander Freiherr von Branca, Botschaft beim Heiligen Stuhl (1980–1984), Modell. Bildarchiv BBR
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Residenzgarten oberhalb der Kanzlei. AM TUM, bra-189-1009
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römischen Behörden genehmigt zu werden, so dass sich die Verantwortlichen entschieden, unter den ersten sechs Teilnehmern eine zweite Wettbewerbsstufe mit geändertem Raumprogramm durchzuführen.629 Diesen Wettbewerb konnte von Branca 1967 für sich entscheiden.630 Die Konkurrenz zu dem Neubauvorhaben der bundesdeutschen Botschaft in Rom, Haushaltfragen und das Genehmigungsprozedere mit den italienischen Behörden verzögerten den Baubeginn der Maßnahme allerdings um mehr als ein Jahrzehnt.631 Nach Wien (WB 1958) und Madrid (1963–1966) war der Neubau der Auswärtigen Vertretung beim Heiligen Stuhl in Rom von Brancas drittes Botschaftsprojekt. Die bisherigen Erfahrungen des Münchner Architekten hinterließen ihre Spuren an seinem Werk in Rom, das sich nichtsdestotrotz deutlich von seinen Vorgängern unterscheidet. Bereits in den 1960er Jahren hatte die Bundesrepublik ein Grundstück im römischen Stadtteil Parioli erworben,632 das in unmittelbarer Nähe zur Villa Borghese liegt. Es zeichnet sich durch einen nahezu rechtwinkligen Zuschnitt, einen wertvollen Baumbestand sowie einen großen Niveauunterschied zwischen dem oberen Grundstücksanschluss an die Villa de tri Orologi und dem unteren an der Via del Villa Sacchetti aus. Analog zu den Anfängen des bundesdeutschen Botschaftsbaus teilte von Branca die Baukörper von Residenz und Kanzlei und schob letztere als zweigeschossigen Riegel in den Hang hinter der viereinhalb Meter hohen Stützmauer entlang der Via del Villa Sacchetti, die am südlichen Ende für den Eingang unterbrochen wird (▶287). Das nördliche Ende erhöhte der Architekt mit einem eingeschossigen Wohntrakt. Die Hauptfassade der Kanzlei im ersten Obergeschoss orientiert sich zur Via del Villa Sacchetti nach Südwesten, hangseitig und in der Eingangsebene unmittelbar hinter der Stützmauer reihen sich Nebenräume. Die Dachoberkante der Kanzlei schließt bündig mit dem Gartenniveau der Residenz ab, die auf dem hinteren Grundstücksteil sitzt. Vom Straßenraum kaum einsehbar, übererfüllt diese villengleich die stete Forderung des gehobenen Auswärtigen Dienstes nach einem repräsentativen Wohnhaus mit Landhauscharakter633 (▶288). Der Grundriss zeigt eine scheibenartige Anordnung der Räume, deren Höhe variiert. Eine zentrale Stellung für die Gestaltung nimmt die Eingangshalle ein: sie dient als Verteiler zu den Repräsentations- und Empfangsräumen (▶289) sowie zur der Küche und den Nebenräumen. Eine Empore im Obergeschoss der Eingangshalle stellt die visuelle Verbindung zwischen den Repräsentationsräumen im Eingangsgeschoss und den privaten Wohnräumen des Botschafters im Obergeschoss her. Alle Wände sind mit dem dunkelroten römischen Ziegel verkleidet, den von Branca für die gesamte Außenhaut von Kanzlei und Residenz, Begrenzungsmauern sowie für die Bodenflächen der Terrassen und Vorfahrten ausgewählt hatte. Deutlich löste sich der Architekt von der Strenge, die noch sein Entwurf für Madrid innehat. Die gesteigerte Plastizität der Kubatur von Kanzlei und Residenz zeigt den spielerischen Umgang mit den etablierten Grundformen an, doch insbesondere das Format und die Art der Verwendung des Ziegels in Innen- und Außenraum, inklusive Wechsel in den Laufschichten und der inhomogenen Oberflächenstruktur, machen die Bandbreite der gestalterischen Mittel anschaulich, derer er sich nun bediente, um einerseits eine detailreiche Tiefenwirkung zu schaffen und andererseits eine unaufgeregte Sachlichkeit zu zelebrieren (▶290). Mit dem Einsatz des ureigensten römischen Baumaterials Ziegel, das sich auch in der Aurelianischen Stadtmauer634 und dem angrenzenden
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Botschaft beim Heiligen Stuhl, Empfangssaal. Christiane Fülscher 2011
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Vorfahrt zur Residenz. Christiane Fülscher 2011
Karmeliterkloster wiederfindet, stellte von Branca eine sehr enge Verknüpfung zu den historischen örtlichen Gegebenheiten her. Insgesamt präsentiert sich der Neubau der Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom als gekonntes Konglomerat aller drei Phasen des bundesdeutschen Repräsentationsbaus. Von Branca vollbrachte es mit kleinen formalen, wenngleich kunstvollen Elementen wie der Ausformung der Kaminköpfe, Balustraden und den drei Stützenköpfen am Kanzleieingang prägnante stilistische Merkmale zu setzen, so dass das Gesamtensemble in der Rezeption als zeitgenössischer Vertreter der Postmoderne635 klassifiziert wurde. Auch wenn von Brancas geerdeter Bau prononciert Klotz’ These nachkam, wird diese einseitige Einschätzung dem künstlerischen Werk des Münchener Architekten kaum gerecht. Zudem ist sie irreführend, da das Bauwerk zwar die Entwicklung der bundesdeutschen Repräsentationsarchitektur mehr als verinnerlichte, aber kaum als verbindliches Zeichen einer demokratischen Bauweise zu werten ist. Im Zentrum des singulären Entwurfes stand die richtige Antwort auf den Ort. Entsprechend legitimierte von
Oswald Mathias Ungers, Botschaftsresidenz Washington (1992–1994). © Eduard Hueber 1994
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Salon in der Botschaftsresidenz Washington. © Eduard Hueber 1994
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Branca seine Material- und Formenwahl mit der undogmatischen Reminiszenz an die »Architektur Friedrichs II. von Hohenstaufen im Süden Italiens«.636 In der bundesdeutschen Außendarstellung verdeutlicht von Brancas Entwurf gleichwohl eine Steigerung der Monumentalität, die im zehn Jahre später fertiggestellten Neubau der Residenz in Washington (1992–1994) von Oswald Mathias Ungers kulminierte. Zweigeschossig thront der liegende Quader auf der Hangkuppe über der Kanzlei von Egon Eiermann, mit Sicht auf den Potomac River (▶291). Die rationalistische Grundlage für die Gliederung aller Bauelemente bildet das Quadrat, doch in der Gesamtschau besticht die plane Fassade aus weißem Naturstein mit ihren präzisen Schnittkanten im Übergang zur Tragstruktur und zu den dunkel gehaltenen Öffnungsflächen. Die Ausrichtung des Bauwerks zeigt sich durch die Betonung der westlichen Hauptfassade mittels eines traufständigen Altans zur Vorfahrt und einer fassadenlangen Kolonnade aus schieren Pfeilern zur südlichen und hangseitig positionierten Gartenfassade. Wie außen dominiert auch im Innenraum die weiße Farbgebung, ob-
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Oswald Mathias Ungers, Botschaftsresidenz Washington, Wettbewerbsmodell Stufe I (1982). Bildarchiv BBR
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Oswald Mathias Ungers, Botschaftsresidenz Washington, Wettbewerbsmodell Stufe II (1988). Planarchiv BBR
wohl Ungers hier stärkere Akzente durch den Kontrast zu schwarz und Naturtönen setzte (▶292). Insbesondere die Ausstattung belegt seine konsequente Haltung in der Durchführung des gesamten Projekts als schlüssige Einheit. Erstmals schloss mit dem Neubau der Residenz in Washington ein Architekturbüro einen Generalplanungsvertrag mit der Bundesregierung ab,637 der dem Architekten nicht nur eine beratende Funktion für Möbel und Ausstattung mit Kunstwerken in den Repräsentationsräumen im Eingangsgeschoss zugestand, sondern Entscheidungskompetenzen auch für deren gesamte Einrichtung einschließlich beweglichem Inventar wie Geschirr, Tischdecken, Tafelsilber etc. einräumte. Zahlreiche Möbel entwarf Ungers selbst, präzise auf das Entwurfskonzept abgestimmt. Einen derart großen Gestaltungsspielraum hatte zuvor nur Peter Behrens beim Neubau der Kaiserlich Deutschen Botschaft in St. Petersburg inne.638 Ungers gelang es, bis zuletzt Einfluss auf das Projekt auszuüben; die Veränderungen veranschaulichen sein Gespür für den Zeitgeist. So dokumentieren seine Entwürfe für die zwei Wettbewerbsstufen 1982 (▶293) und 1988 (▶294)639, die zur Genehmigung im Bundeshaushaltvorgelegte vorgelegte HU-Bau 1989640 und das ausgeführte Bauwerk selbst einen großen schöpferischen Wandel, den das Projekt durch Programmänderungen vollzog. Das Resultat zeigt sich als klar strukturierte Repräsentanz, die unverhohlen mit unterschiedlichen historischen Motiven einer herrschaftlichen Architektur spielt und derweil den Begriff des genius loci auf die
Christoph Mäckler, Ständige Vertretung Berlin, Wettbewerbsmodell (1985). © MÄCKLERARCHITEKTEN
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Spitze treibt. Der Blick fällt hierbei auch auf die schon lange vorausgegangenen Entwicklungen der US-amerikanischen Architektur im Allgemeinen, wie auch auf dem US-amerikanischen Botschaftsbau im Besonderen, bei dem, durch einen filigranen Rückgriff auf die italienische Renaissance sowie den Neoklassizismus der 1930er Jahre, das Tempelmotiv, Axialität und Symmetrie im Repräsentationsbau wieder hoffähig wurden.641 Hier kann der Entwurf von TAC für die US-Botschaft in Athen (1956–1959) als eines der ersten Beispiele gelten. In der bundesdeutschen Residenz zeigen sich diese Motive in der weißen Farbgebung, dem Altan, den Kolonnaden, Loggia und in der Kassettendecke im Empfangssaal sowie dessen dreiteiliger Gliederung äquivalent zu der Serliana bzw. dem Palladiomotiv. Die auf Fernwirkung ausgelegte Anlage des Baus lässt des Weiteren Konnotationen zur Walhalla zu. In der Summe demonstriert der kontrovers diskutierte Bau642 ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein bei endgültiger Überwindung der Haltung der Zurückhaltung. Sein monumentaler Ausdruck steht zwar im Gegensatz zu dem transparenten und ungerichteten Entwurf von Günther Behnisch für den neuen Plenarsaal in Bonn (1988–1992), aber eindeutig im Zeichen der deutschen Wiedervereinigung. Eine Emanzipation von den immer abstrakter werdenden etablierten Würdeformen hin zu einer wahrhaft zeichenhaften Architektur erlebte der bundesdeutsche auswärtige Repräsentationsbau in seiner Geschichte bis 1990 nur ein einziges Mal, und zwar im Neubau der Residenz des Ständigen Vertreters bei der DDR in Ost-Berlin. Für diesen Zweck hatte die DDR 1984 der Bundesrepublik ein Baugrundstück in PankowNiederschönhausen nahe der Mauer entlang des Märkischen Viertels überlassen, das in Blockrandlage gegenüber der US-amerikanischen Residenz und in der Nähe des Neubauvorhabens der japanischen Botschaft lag.643 Der Frankfurter Architekt Christoph Mäckler gewann 1985 einen auf elf Teilnehmer beschränkten Wettbewerb mit dem Entwurf eines kreuzförmigen Ensembles, bei dem ein »fliegender« Sichtbetonriegel einen zweigeschossigen langgestreckten Klinkerbau im Obergeschoss durchdringt. Eingeschossige weiß verputzte Volumen flankieren beide Seiten (▶295). Der fünfzig Meter lange Hauptkörper mit Satteldach verläuft parallel zur adressgebenden Kastanienallee. Seine Außenhülle ist schlicht und geschlossen, die Fensterleibungen sind tief eingeschnitten. Der Zugang zu den Repräsentationsräumen im Erdgeschoss erfolgt unterhalb des aufgeständerten Riegels, der somit als überdachte
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Christoph Mäckler, Ständige Vertretung Ost-Berlin. Seitenansicht (1985). © MÄCKLERARCHITEKTEN
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Rohbau der Ständigen Vertretung Ost-Berlin (1994). © MÄCKLERARCHITEKTEN
Vorfahrt fungiert. Im Obergeschoss liegen die Wohnräume des Botschafters, die sich zur Gartenseite orientieren. Im Sonderbaukörper sind die Räume für Gäste, das Esszimmer der Botschafterfamilie sowie eine Terrasse angeordnet. Die Architekten belegten die beiden Baukörper mit inhaltsschweren Metaphern: während der hermetische Klinkerbau für die Berliner Mauer stehen sollte, symbolisierte der Riegel brückengleich die Annäherung von Ost und West (▶296).644 Große Öffnungsflächen an den Stirnseiten verstärken die richtungsweisende Sichtachse. Der zerbrechlichen Leichtigkeit wurde das massive Material Beton entgegengesetzt. Allerdings konnte die Grundrissdisposition der 1988 begonnen Ausführung diese symbolträchtige Formensprache nicht konsequent durchhalten. Dies gilt sowohl für die Organisation und Hierarchie der Funktionen im Obergeschoss, als auch die Auslagerung der Nebenräume in die angedockten Bauteile.645 Die Stringenz, die
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Die noch junge Bundesrepublik betonte ausdrücklich ihr Verständnis einer auswärtigen Kulturpolitik als gegenseitigen Kulturaustausch und unterschied sich darin sowohl von anderen westeuropäischen Staaten als auch von der kulturpolitischen Haltung des sendungsbewussten Deutschen Reichs. Letzteres hatte im Konkurrenzkampf mit anderen Nationen auswärtige Kulturpolitik als Kulturimperialismus betrieben und war bestrebt gewesen, die eigenen Verhaltensweisen und Werte zu exportieren. Nach 1949 reflektierte der neu gegründete Staat teils obsessiv die Reaktion im Ausland auf die eigene, alle Bereiche erfassende auswärtige Selbstdarstellung und das im Ausland wahrgenommene Bild des westlichen Teils Deutschlands. Die Auseinandersetzungen darüber, wie sich der Staat und die Gesellschaft im Ausland darzustellen hatte, wirkten langfristig auf das bundesdeutsche innere Selbstbild und Selbstverständnis zurück. Die »reflexive Selbstwahrnehmung« führte zu einer bewussten Eingliederung in die internationale Ordnung, aber auch zur Entfaltung der Haltung der Zurückhaltung, die als wesentlicher Bestandteil der deutschen Kulturdiplomatie seit 1949 gilt und das westdeutsche Selbstverständnis in der Nachkriegszeit kennzeichnet.647 Die Baumaßnahmen für bundesdeutsche Auslandsvertretungen signalisierten in der unmittelbaren Nachkriegszeit zunächst den Neuaufbau diplomatischer Beziehungen, darüber hinaus sollten sie aber auch als Visitenkarten im Ausland als Referenz für das aktuelle Baugeschehen in der Bundesrepublik dienen. Dementsprechend agierten die Neubauten für diplomatische Vertretungen als Instrumente der bundesdeutschen Außenpolitik. Aus heutiger Sicht ist es nicht selbstverständlich, die Architektur der bundesdeutschen Auslandsvertretungen als immanenten Bestandteil einer auswärtigen Kulturpolitik zu betrachten. Die jeweiligen Botschafter, die sich auf unterschiedliche Art und Weise für eine standesgemäße Repräsentation einsetzten, betonten stets den
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politische Symbolik bis ins Detail fortzuführen, fehlt auch in der Ausstattung. So entpuppt sich die Idee, das ungleiche Zwillingspaar Castor und Pollux von jeweils einem west- und ostdeutschen Künstler ausgerechnet als Hunde abbilden zu lassen und an den Enden der Blickachsen aufzustellen, als Spielerei mit plakativen Bildern. Dessen ungeachtet machte das starke Wettbewerbskonzept den Entwurf zu einem politischen Symbol des deutsch-deutschen Verhältnisses. Wenn auch unfreiwillig, avancierte der Residenzneubau der Ständigen Vertretung zum aufschlussreichen Sinnbild der deutschen Wiedervereinigung: 1995 wurde der seit 1990 stillgelegte Rohbau abgerissen (▶297), obwohl Mexiko, Marokko und die Schweiz ihr Interesse daran bekundet hatten, den Neubau als Botschaft in der zukünftigen deutschen Hauptstadt nutzen zu wollen.646
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kulturellen Wert der Neubauten, institutionell wurde dies jedoch nicht unterfüttert. Innerhalb der Kulturabteilung des neu gegründeten Auswärtigen Amts bestand hierfür kein Ressort, die architektonischen Belange wurden dem technischen Dienst bzw. der Sachverwaltung in der Zentralabteilung zugewiesen.648 Im Gegensatz hierzu war den jeweiligen Planern Architektur als Ausdruck eines gesellschaftlichen Selbstverständnisses durchaus zu Eigen. Sie verstanden sogar »Bauen als Ausdruck der Kultur«,649 jedoch nur bedingt als der einer nationalen Kultur, da sie stets westliche Vorbilder mit dieser in Einklang brachten. Der gezielte Einsatz zeitgenössischer Architektur als kulturpolitisches Instrument rückte bislang nur marginal in den Fokus der Forschung, obwohl vor 1945 entstandene Bauten rückblickend als kulturelle Zeugnisse betrachtet werden. Selbst Hermann Glaser erwähnt in seiner erst 2000 erschienenen Publikation »Deutsche Kultur« das Genre Architektur nur als Bestandteil des Städtebaus, obwohl alleine der jeweilig zu betrachtende Maßstab bzw. Detaillierungsgrad den sehr großen Unterschied zwischen den städtebaulichen und hochbaulichen Maßnahmen illustriert.650 Johannes Paulmann ist sich der kulturellen Bedeutung der Nachkriegsmoderne bewusst und hebt in seinen Publikationen zur auswärtigen Selbstdarstellung der Bundesrepublik die Vielschichtigkeit des Begriffes Repräsentation als Bild und Manifestation heraus, dennoch bleibt auch bei ihm Architektur ein abstrakter Begriff.651 Erst in jüngster Zeit und mit der Wiederentdeckung der Baukultur wächst das entsprechende Bewusstsein.652 Gleichzeitig lässt sich der Begriff Kultur kaum noch eindeutig abgrenzen und er vermischt sich verstärkt mit der Corporate Identity bzw. einer Corporate Architecture. Für den betrachteten Zeitraum kurz nach Gründung der Bundesrepublik mögen für die ausbleibende Artikulation der kulturellen Relevanz von Architektur die bereits genannten Aspekte der sich zur »Verhaltensnorm«653 generierten Position der Zurückhaltung sowie die Erfordernis der auswärtigen Repräsentation zur Selbstvergewisserung als Ursachen gelten.654 Vor dem Hintergrund des Ost-West-Konflikts bzw. eines »Kampfes der Kulturen«655 diente das Sich-Einpassen in einen westlichen Modernisierungsprozess der Verortung der bundesdeutschen Stellung in der globalen Nachkriegsordnung. Paulmann definiert auswärtige Repräsentation als »Re-Präsentation« und versteht hierunter weniger die auswärtige Demonstration etablierter kultureller Errungenschaften, sondern eher die Darstellung des gegenwärtigen kulturellen Stands. Dies schließt die Einflussnahme auf das Fremdbild über Deutschland im Ausland mittels der Kulturdiplomatie durchaus mit ein.656 In Bezug auf die frühen bundesdeutschen auswärtigen Neubauten bezieht sich das Sich-Einpassen allerdings nicht nur auf den örtlichen Kontext oder die Hierarchie innerhalb des jeweiligen Diplomatischen Korps.657 Eine Westernisierung in der Architektur und die auf den ersten Blick bedingungslose Übernahme des International Style für die auswärtigen Repräsentanzen waren für diese unausweichlich. Die auswärtigen Neubauten sind daher als kulturelles »Zeugnis deutscher Architektur und deutschen Bauschaffens im Ausland«658 ein Instrument der auswärtigen Kulturpolitik zur gezielten Vermittlung einer architektonischen Aussage. Dennoch können die baulichen Ergebnisse, wenn möglicherweise auch zu Unrecht, nicht zwangsweise als genuin bundesdeutsche Kultur betrachtet werden. Denn während sich bei den (freien) Architekten Umerzie-
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hung und Selbsterziehung zu westlichen Vorbildern aufgrund der bereits genannten architekturhistorischen Zusammenhänge ergänzten, stieß diese Neuorientierung häufig auf den Widerstand derjenigen, die die Bauten tagtäglich zur Repräsentation der Bundesrepublik nutzten. Der Dominanz von Einzel- gegenüber den Staatsinteressen hatte der Bund schon früh mit der Einrichtung des Rats für Formgebung entgegenwirken wollen. Das u. a. von Nissen in den Entwurfsprozess für die Botschaft in Stockholm einbezogene Gremium wurde auf Beschluss des Bundestags 1951 als gemeinnützige Stiftung zur Förderung der Formgestaltung begründet und konstituierte sich 1953 mit Genehmigung des Hessischen Innenministeriums mit Hauptsitz in Darmstadt. Das aus maximal 36 berufenen Mitgliedern bestehende Kuratorium sollte »unter anderem überall dort beratend und fördernd tätig […] sein, wo sich die Möglichkeiten anbieten, die deutsche Wirtschaft und Kultur zu repräsentieren.«659 Mit der Gründung der Stiftung nach Vorbild des erfolgreichen englischen, 1944 eingerichteten Council of Industrial Design reagierte der Bund auf die ausländische Kritik an der Wertigkeit und Gestaltung deutscher Exportgüter und der Beurteilung, dass deutsche industrielle Erzeugnisse im internationalen Vergleich nicht konkurrenzfähig wären, »sobald das Aussehen eine Rolle« spielte. So wäre die deutsche Herstellung von Gebrauchsgegenständen weder zweckmäßig, von »großer Formschönheit« noch günstig zu erwerben. Deutlich formulierte man die Ziele letzten Endes auch vor dem Hintergrund, den Export deutscher Gebrauchsgüter und deren Absatz im Inland zu steigern:660 »Es gehört zu den Aufgaben des Rates, die Industrie durch Vermittlung geeigneter schöpferischer Kräfte zu beraten, Deutschland wieder wettbewerbsfähiger auf internationalen Messen und Ausstellungen zu machen, die Ausbildung des Nachwuchses an Werkkunstschulen und Fachschulen zu fördern und alle Maßnahmen zu ergreifen, die der Aufklärung über Qualität und Form und der Erziehung von Händlern und Verbrauchern dienen.«661 Die Gründungsmitglieder des Rats für Formgebung formierten sich aus »Formgestaltern« und Vertretern aus Industrie, Handel und Handwerk, der Gewerkschaften und Verbrauchern, aus Publizistik und Verwaltung sowie Einzelpersönlichkeiten. Unter diesen fanden sich Otto Bartning, Egon Eiermann, Hans Schwippert, Wilhelm Wagenfeld, Mia Seeger und Hans Blohm.662 Der Rat sah sich als kritisches Komplement zu den staatlichen Behörden und reihte sich in seinem Verständnis in die Linie des Deutschen Werkbundes ein,663 konnte aber unabhängiger und objektiver agieren als der Reichskunstwart Edwin Redslob in der Weimarer Republik. Schon in ihrer ersten Stiftungsversammlung hoben ihre Mitglieder die herausragende Bedeutung der Ausstattungen von Auslandsvertretungen hervor und beklagten sich »bitter darüber, dass die Bonner Baubehörden wenig Verständnis für eine vernünftige Repräsentation der Bundesrepublik hätten.« Die Möglichkeiten der Werbung über ansprechende Architektur und Ausstattung würden von diesen nicht genutzt, die Fassade der Kanzlei in London würde aufgrund des auferlegten Sparzwangs »durch Unauffälligkeit […] glänzen«.664 Es versteht sich allerdings von selbst, dass sich der Deutsche Gesandte in Paris Wilhelm Hausenstein gegen der Vorwurf, in seinem Haus würde »nur Plunder« stehen, verwahrte.665 1956 richtete sich der Rat für Formgebung mit einem direkten Schreiben an Außenminister von Brentano und bot seine Unter-
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stützung bei der Einrichtung von Büro und Repräsentationsräumen der deutschen Auslandsvertretungen an: »Es kann nicht gleichgültig sein, was der Besucher dieser Dienststellen beiläufig zu sehen bekommt und mit welchen Dingen die Angestellten und Beamten umzugehen haben, denn jeder Gebrauchsgegenstand, jedes Gerät und Möbelstück dokumentiert die Kultur unseres Landes und sollte für deutsche Wertarbeit werben.« So müsse jeder Gegenstand »nicht nur funktionell einwandfrei sein, sondern auch hinsichtlich des Materials und der Form berechtigten Qualitätsansprüchen genügen.«666 Der Leiter der Bundesbaudirektion, Franz Sales Meyer, griff dieses Angebot dankbar auf und bat den Leiter des Baureferats Johannes Rossig um Unterstützung, »um die Gesamtfrage der Ausstattung diplomatischer Auslandsvertretungen einer endgültigen Klärung« zuzuführen: »Diese Frage bereitet der Bundesbaudirektion infolge der immer wieder hervortretenden Einstellung des Auswärtigen Amts sowie einzelner Bearbeiter dieser Dienststelle laufend dienstlich erhebliche Schwierigkeiten.«667 Allerdings erzielte keines der ersten Neubauprojekte eine klare Haltung zur Innenausstattung, bedingt durch die große Einflussnahme der Botschafter und ihrer Gattinnen. Ihre Vorstellungen ließen sich, wie die Beispiele in Stockholm und Wien eindrucksvoll zeigen, nur bedingt mit der angestrebten architektonischen Aussage in Einklang bringen. Die Ursachen hierfür liegen in dem privaten Charakter der Innenräume, die anders als die öffentlichkeitswirksame Architektur nur einem ausgewählten Kreis zugänglich sind. Ein Bauwerk bleibt in den Entwurfsstadien lange abstrakt und wird für den Laien erst kurz vor Fertigstellung physisch fassbar, Möblierungen und Gebrauchsgegenstände sind hingegen alltäglich und eben auch Geschmackssache. Die Einflussnahme der Repräsentanten verhielt sich kongruent zur Etablierung der Bundesrepublik als außenpolitische Größe. Die meisten Diplomaten der ersten Stunde hielten sich in der ersten Phase des auswärtigen Repräsentationsbaus noch mit stilistischen Urteilen bezüglich der Architektur zurück; sie versuchten die Bauwerke über die Innengestaltung zu prägen. Eine Ausnahme stellt die Einflussnahme des Gesandten Herbert Siegfried auf den Neubau der Botschaft in Stockholm dar, die zu einem zweiten Entwurf mit einer gänzlich neuen Raumdisposition führte. Ihn bewegten allerdings eher die funktionellen als gestalterische Aspekte. In der zweiten Phase trug die Offenheit und Protektion der Boschafter Krekeler und Grewe zum Gelingen der Kanzlei von Eiermann bei. Entsprechend beeinflusste die Kanzlei in Washington den Neubau nachfolgender Auslandsvertreten in erster Linie durch seine formale Ausdruckskraft, Materialität und Haptik. Die Vorverurteilung der Neubauten in Wien und Madrid durch die Botschafter und ihre Mitarbeiter schadete dem Ansehen der Bauwerke und ihrer Reminiszenz immens. Aus dem Blickwinkel der Haltung der Zurückhaltung und Arndts Aufruf, den einzelnen Menschen als Teil eines größeren Ganzen668 zu betrachten, wird im Rückblick allerdings auch der Wunsch des Wiener Botschafters Mueller-Graaf, ein Palais zu errichten, nachvollziehbar. MuellerGraaf interpretierte die propagierte Bescheidenheit als stilistische Einbettung in den historischen Kontext und war entsprechend bestrebt, eine Sonderstellung im diplomatischen Viertel durch ein modernes Bauwerk zu vermeiden. Ausgerechnet die bewusste Abweichung vom historischen Kontext wurde Gutbrods Werk zum Verhäng-
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nis, es wurde vor Kurzem abgerissen. Die historischen Liegenschaften in Paris und Den Haag hingegen erhalten bis dato äußerste Wertschätzung durch die Diplomaten, das Diplomatische Korps und die Öffentlichkeit. Einzig in der geschichtslosen Hauptstadt Brasília konnte sich Hans Scharoun in der dritten Phase mit seinen Entwürfen für Innen- und Außenraum über die Kritik des Botschafters hinwegsetzen. Die Freiheiten in Entwurf und Ausführung in Brasília blieben aber so exzeptionell wie das Bauwerk selbst und waren auch nur im Zusammenhang mit dem kleinen Zeitfenster der Entspannung im Ost-West-Konflikt denkbar. Nicht viel später forderte das Korsett der Sicherheitsmaßnahmen wieder eine formalere Architektursprache.
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Provisorisch war der Status der DDR bei ihrer Gründung, als behelfsmäßig sind deren Anfänge im Auswärtigen Dienst zu klassifizieren. Die Aufnahme der Arbeit in den diplomatischen Missionen fand unter erschwerten Bedingungen statt. Die Umstände der Unterbringung der diplomatischen Missionen bei den sozialistischen Bruderstaaten vergegenwärtigen den symbolischen Gehalt der frühen Gründung des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten im Oktober 1949 und des vermeintlichen Zugeständnisses einer außenpolitischen Souveränität der DDR-Regierung. Der diplomatische Dienst unter sowjetischer Ägide wurde ohne nennenswerte Vorlaufzeit parallel zu fortlaufenden Reparationszahlungen und der Einführung der Planwirtschaft1 aufgebaut. Ökonomische Defizite prägten die außenpolitische Arbeit und die Einrichtung der ersten diplomatischen Missionen in den sozialistischen Bruderstaaten von Anfang an. Die Instabilität des SED-Regimes schlug sich unmittelbar an den auswärtigen Vertretungen nieder, desgleichen die Skepsis der verbündeten Staaten. Kaum ein Mitarbeiter verfügte über Fremdsprachenkenntnisse oder diplomatisches Vorwissen, die damalige Unterbringung der Dienststellen und die Wohnsituation der Beschäftigten im Auswärtigen Dienst sind als prekär zu bezeichnen.
Aufbau diplomatischer Missionen
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Bei Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zu Bulgarien, Polen, Rumänien, der Tschechoslowakei, Ungarn und China im Oktober 1949 standen der DDR in den entsprechenden Ländern zunächst keine der ehemaligen Liegenschaften des Deutschen Reichs zur Verfügung. Sie konnte keines der zwischen 1900 bis 1936 erworbenen Gebäude in Sofia, Warschau, Bukarest und Budapest nutzen. Die Vorbehalte der sozialistischen Bruderstaaten gegenüber dem »Anhängsel Moskaus«2 äußerten sich unter anderem darin, dass im sozialistischen System der Enteignung und Zuweisung von Wohn- und Arbeitsflächen der Unterbringung der DDR-Missionen und ihrer Mitarbeiter keine besondere Dringlichkeit zugemessen wurde. So berichtete der Leiter der Mission in Prag Fritz Große, dass diese auch drei Monate nach Aufnahme der diplomatischen Beziehungen noch keine Arbeitsräume zugeteilt bekommen habe. Er mutmaßte, dass bei den zuständigen Ansprechstellen in Prag keine entsprechende Planung zur Unterbringung der Mission existiere.3 Die Arbeit erfolgte von der Villa aus, die Große für sich und seine Familie zugewiesen bekommen hatte. Aufgrund der Wohnungsnot bot sie zehn weiteren Mitarbeitern Unterkunft.4 In Budapest konnte die DDR keinen Anspruch auf die ehemalige Liegenschaft des Deutschen Reichs am Budaer Burgberg erheben. Ihr Versuch, eine geeignete Unterkunft zu mieten, wurde abgelehnt. Stattdessen forderte die ungarische Regierung die DDR auf, ein neues Dienstgebäude für ihre diplomatische Vertretung zu erwerben: »Dies entspräche auch der Praxis bei anderen in Budapest akkreditierten diplomatischen Missionen.«5 Es war für die Staaten, die der DDR ihre Anerkennung aussprachen, keineswegs selbstverständlich, dass diese die Rechtsnachfolge des Deutschen Reichs antrat. Das
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diesbezügliche Dilemma des ostdeutschen Staates zeigt sich deutlich in ihren Verhandlungen mit der Regierung der Volksrepublik China um die Eigentumsrechte an der reichseigenen Gesandtschaft in Peking, deren Übergabe die Volksrepublik im Oktober 1950 an die diplomatische Mission der DDR zusagte.6 Dass dieser der Gebäudekomplex im Verlauf der folgenden Monate mietfrei überlassen wurde, interpretierte die DDR als »stillschweigende« Übereinkunft, dass die Liegenschaft ihr Eigentum wäre.7 Dies bestätigten die chinesischen Regierungsvertreter zwar in einem Gespräch im April 1961, doch die wiederholten Versuche der ostdeutschen Vertreter, die Rechte der DDR vertraglich zu fixieren, liefen viele Jahre ins Leere.8 Tatsächlich lag hier keine chinesische Sonderbehandlung zu Ungunsten des ostdeutschen Staates vor, da die ebenfalls 1949 gegründete Volksrepublik China allen Ländern, mit denen sie diplomatische Beziehungen aufnahm, ihre ehemaligen Gebäude unentgeltlich zur Nutzung überließ. Keines der Länder konnte anfänglich mit China Übereinkommen über die Rückgabe der Liegenschaften abschließen, da ihre Errichtungen durchweg im unmittelbaren Zusammenhang mit dem niedergeschlagenen Boxeraufstand standen, damit als »Ausdruck der imperialistischen Unterdrückung des chinesischen Volkes durch die imperialistischen Staaten« interpretiert wurden und die »Ungleichen Verträge« für die chinesische Regierung keine Relevanz mehr hatten.9 Zur Kompensation bemühte sich China um den Aufbau eines neuen Botschaftsviertels in der östlichen Vorstadt Sanlitun, in dem allen auswärtigen Vertretungen Grundstücke angeboten wurden. Zudem benötigte es die ehemaligen Liegenschaften für grundlegende städtebauliche Neuplanungen der Innenstadt.10 Spätestens ab 1959 drängte die chinesische Regierung auch die DDR ausdrücklich, die historische Liegenschaft endgültig zu verlassen und mit der gesamten Vertretung in das neu errichtete Diplomatenviertel umzusiedeln.11 Der Druck auf die ostdeutsche Mission stieg stetig, da China das Gelände nach und nach mit eigenen Nutzungen belegte und dementsprechend das der DDR zur Verfügung stehende Areal verkleinerte.12 In den zähen Verhandlungen zwischen der DDR und China über den schließlich 1970 vollzogenen Umzug erwies sich die Zwei-Staaten-Theorie des ostdeutschen Staates als Bumerang. Obwohl die chinesische Regierung zu diesem Zeitpunkt keine diplomatischen Beziehungen zur Bundesrepublik unterhielt,13 erkannte sie beide deutsche Staaten als berechtigte Rechtsnachfolger des Deutschen Reichs an und unterstrich die Illegitimität der Forderung der DDR auf einen alleinigen Rechtsanspruch mit deren Anerkennung der Bundesrepublik.14 Die Vertreter aus Ost-Berlin befürchteten hingegen einen »Präzedenzfall zu Ungunsten der DDR«15 und äußerten deutlich ihre Empörung über die Ungleichbehandlung von Verbündeten, da dem Staat infolge der bundesdeutschen »Alleinvertretungsanmaßung« in »kapitalistischen« Ländern jegliches Anrecht auf die reichseigenen Liegenschaften per se abgesprochen würde und die Bundesrepublik zudem diesbezügliche Verhandlungen verweigere.16 Der machtpolitische Inhalt der Auseinandersetzung mit der chinesischen Regierung für die internationale Stellung der DDR und das deutsch-deutsche Verhältnis stellt sich vor dem Hintergrund der Baufälligkeit der Gebäude und der wachsenden Raumnot auf dem Gelände noch prägnanter dar. 1957 berichtete der erste Sekretär der Botschaft Martin Bierbach, dass 99 Mitarbeiter in 73 verschiedenen Hotels unterkommen müssten und beklagte die negative Außenwirkung dieses Zustands, der unter den diplomatischen Vertretungen in Peking einmalig wäre.17 Die Situation der diploma-
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tischen Vertretung in China war, verglichen mit der anderer DDR-Missionen, eher die Regel als die Ausnahme, da der Aufbau der auswärtigen Vertretungen vor allem durch Mangelwirtschaft bestimmt wurde. Im Juni 1950 stellte der Staatssekretär des MfAA Anton Ackermann (1905–1973) bei der Deutschen Investitionsbank den Antrag auf finanzielle Mittel für die Umbauten und Ausstattung der zur Verfügung gestellten Häuser und Wohnungen in der Tschechoslowakei, Rumänien, Ungarn, Polen, Bulgarien, China und Albanien, doch reichte es nur für die notwendigsten Instandsetzungsmaßnahmen.18 Die Diplomaten berichteten über den schlechten Zustand der Unterkünfte und deren Ausstattung sowie permanenten Raummangel. »Vernachlässigt«, »reparaturbeduerftig«, »außerordentlich schmutzig«19, »unerträglich«20, »erneuerungsbedürftig«21 sind nur einige der vorsichtig geäußerten Attribute, mit denen die Liegenschaften belegt wurden: »In der DDR würde jede Baupolizei diese Gebäude sperren«22. Improvisation prägte den Alltag der Missionen, es fehlte an technischer Infrastruktur, Möbeln, Schreibmaschinen und Papier.23 Es fehlte aber auch an einfachen Dingen des täglichen Bedarfs wie Nahrungsmitteln und Kleidung. In Prag erhielten alle Mitarbeiter Lebensmittelkarten von der tschechoslowakischen Regierung, aber nur der Missionschef und seine Familie Zuweisungen für Kleidung.24 Ähnlich erging es den Mitarbeitern des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten (MfAA) in Berlin, das in der vormaligen Veterinärmedizinischen Fakultät der Berliner Universität in der Luisenstraße 56 eingerichtet wurde. Außenminister Dertinger untersagte seinen Mitarbeitern den Gebrauch der Haupttreppe – der »sogenannten Ministerstiege« – damit sie in ihrer ärmlichen Kleidung nicht auf ausländische Diplomaten träfen.25 Das MfAA war sich der repräsentativen Wirkung, die von der Einrichtung der auswärtigen Missionen ausging, durchaus bewusst. So bat Ackermann beim Ministerium für Industrie um Direktzuweisung von Filmapparaten, Schallplattenspielern, Tafelservice und Keramik, Kristallglas, Radiogeräten, Panzerschränken, Büromöbeln, Tischwäsche, »Fahnenstoff zum Einfärben«, Glühbirnen, Vervielfältigungsmaschinen etc.: »Für die Einrichtung unserer Missionen im Ausland ist es unumgänglich notwendig, nur Einrichtungsgegenstände und Geräte zu verwenden, die sowohl repräsentativ sind als auch die Fortschritte im Aufbau unserer Industrie zeigen.«26 Eine Revision der Ausstattungsbestände der Missionen Mitte der 1950er Jahre dokumentiert die selbst in dem eigenschränkten Rahmen herausragende Relevanz von Statussymbolen. Die Fuhrparks waren mit Pkw der Marke BMW bestückt, und durchgängig wurde das Tafelgeschirr aus Meißner Porzellan betont. Auffällig ist der Detailgrad der Inventurlisten, die alle einzelnen Servicebestandteile und die Hängung der Bildnisse von Wladimir Iljitsch Lenin, Wilhelm Pieck, Otto Grotewohl, Josef Stalin oder Walter Ulbricht in den Zimmern aufführten.27 Gleichwohl belegen die Berichte der Diplomaten, dass die DDR auch noch Mitte der 1960er Jahren nicht in der Lage war, ausreichend finanzielle Mittel für die Ausstattung der bestehenden Gebäude ihrer auswärtigen Missionen zur Verfügung zu stellen.28 Es waren nicht nur ökonomische Missstände, die den Aufbau des diplomatischen Dienstes erschwerten. Signifikant war zudem die Schwierigkeit der Regierung, ausreichend qualifiziertes und erfahrenes Personal für die Besetzung der Auslandsvertretungen zu finden. Bereits 1949 wurde mit der Ausbildung von zukünftigen Kadern im Auswärtigen Dienst an der Deutschen Verwaltungsakademie »Walter Ulbricht« (DVA) begonnen. Zu Beginn wurden Anwärter aus der Verwaltung, Partei oder gesell-
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schaftlichen Organisationen rekrutiert und in einem fünfmonatigen Lehrgang auf den auswärtigen Dienst vorbereitet. Ab Mai 1950 wurden mehrjährige Studiengänge aufgebaut und angeboten.29 Die Erziehung und politische Ausbildung zukünftiger partei- und systemloyaler Mitarbeiter konnte allerdings den akut bestehenden Bedarf an Führungskräften, die Erfahrungen im transnationalen Dialog und den dazugehörigen diplomatischen Gepflogenheiten vorweisen konnten, nicht ausgleichen. Auch wenn der Aufbau des MfAA zunächst den Strukturen des Auswärtigen Amts der Weimarer Republik folgte, lehnte die SED-Führung bezüglich des Personals jede Kontinuität ab.30 So sondierte sie zwar ab 1947 die Übernahme von ehemaligen Mitarbeitern aus der Wilhelmsstraße, aber nach Muth und Wentker ist diese nur in einem einzigen Fall belegt.31 Die von der DDR-Regierung angekündigte »alternative deutsche Außenpolitik«32 sollte von zuverlässigen Mitstreitern der Arbeiterbewegung, die in der Regel während der NS-Herrschaft in den Widerstand oder ins Exil gegangen waren,33 in die Welt getragen werden. Am 21. Oktober 1949 beschwor Wilhelm Pieck (1876–1960) die frisch ernannten Missionschefs und die einzige Missionschefin, dass sie »keine Diplomaten alten bürgerlichen Stils« wären: »Wir brauchen sozialistische Diplomaten, die sich in der Arbeiterbewegung bewährt haben und in der Lage sind, den neuen deutschen Staat, die DDR, würdig zu vertreten und alles zu tun, um das Vertrauen der Völker zu unserem Staat zu gewinnen.«34 Die von der SED-Führung getroffene Auswahl kam für die Auserwählten überraschend, sie wurden laut Wentker »zwangsverpflichtet«.35 Die Erkorenen waren Mitglieder der Partei oder zumindest ihr gegenüber loyal eingestellt, sie wirkten am Aufbau der »antifaschistisch-demokratischen«36 Grundstrukturen der SBZ mit und hatten einen proletarischen Hintergrund. Ihre berufliche Ausbildung war indes heterogen: die meisten waren einfache Arbeiter, andere waren im Dienst der Partei, Verwaltung oder eines anderen Ministeriums tätig, arbeiteten für die Presse oder als Schriftsteller.37 Schließlich war ihre politisch integre Haltung von größerer Relevanz als ihre faktische Qualifikation für den Auswärtigen Dienst.38 Entsprechend erklärte Außenminister Georg Dertinger im November 1949: »Die erste und unmittelbare politisch diplomatische Aufgabe, die wir alle in Deutschland haben und Sie, meine Herren, draußen, ist die Entwicklung einer Atmosphäre des Friedens und der Freundschaft. Deshalb ist es kein Zufall, daß an der Spitze in vielen Fällen Damen und Herren stehen, die aus dem Geistesleben kommen. Wir sind ja nicht zünftige Diplomaten, wir sind in unsere politischen Funktionen aus den verschiedensten Berufen und Schichten hineingewachsen. Aber alle haben wir einen gemeinsamen Grundnenner unserer bisherigen Arbeit gehabt, nämlich an der Völkerverständigung mitzuarbeiten.«39 Die Diplomaten und Mitarbeiter der ersten Stunde des MfAA verfügten in der Regel über keine oder nur geringe Fremdsprachenkenntnisse sowie Auslandserfahrungen. Sofern welche vorhanden waren, gingen sie auf Exilzeiten während der NS-Zeit vor allem in Moskau, zurück. Es fehlte an Erfahrungen in diplomatischen Gepflogenheiten und Grundregeln. Abläufe, Handlungsanweisungen, zwischenstaatlicher Dialog in mündlicher und in schriftlicher Form mussten eingeübt, etabliert und modifiziert werden. Die routinierten Diplomaten der Sowjetunion und anderer sozialistischer
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Verbündeter dienten hierbei als Vorbild.40 Als Anekdote führt Wentker auf, dass jede diplomatische Note des Hohen Kommissars der Sowjetunion in Ost-Berlin Georgi Puschkin (1909–1963) intensiv studiert und herumgereicht worden wäre, damit alle sehen konnten, wie eine solche auszusehen hätte.41 Entsprechend gestaltete sich der Zugewinn an diplomatischem Geschick und Souveränität als langwieriger Prozess der praktischen Anwendung.42 Nachteilig wirkte sich auch der eingeschränkte Aktionsradius der DDR-Diplomaten im Kontakt mit Ausländern aus. Die Annahme und Erteilung von Einladungen an »offizielle Persönlichkeiten« und Gespräche mit der Presse bedurften der Zustimmung der Zentrale. Unterhaltungen mit westlichen Diplomaten waren untersagt.43 Eine Integration in das jeweils örtliche Diplomatische Korps und seine zwischenstaatliche Kommunikation war damit stark eingeschränkt, so dass die Diplomaten der DDR im Auswärtigen Dienst ein isoliertes Dasein fristeten. Der Beruf des Diplomaten war entsprechend unattraktiv und die Ausbildung an der Hochschule erfreute sich in den ersten Jahrzehnten keiner großen Beliebtheit. Es gab neben der strengen Auslese zudem eine hohe Quote an Absolventen, die an ihren alten Arbeitsplatz zurückkehrten,44 so dass in den 1950er Jahren nur 40 % der Planstellen besetzt werden konnten.45 Dies wirkte sich wiederum negativ auf das Prestige der DDR im Ausland aus, da die Anzahl der Mitarbeiter in den Auslandsvertretungen eine immense politische Außenwirkung auf die Gastländer und die anderen dort akkreditierten Vertretungen hatte. Demgemäß appellierte der frisch berufene Missionschef Rudolf Appelt im Mai 1950 anlässlich der Übernahme der ehemaligen Botschaftsgebäude des Deutschen Reichs in Moskau an das MfAA in Ost-Berlin: »Der personelle Aufbau der Mission ist jetzt vordringlichst. Es würde schlechten Eindruck machen, wenn das endlich frei gewordene Gebäude nur mit dem jetzigen Mitarbeiterstab bezogen wird. Der Ausbau der Mission wird zur politischen Frage, da andere befreundete Staaten ihre Moskauer Vertretungen ständig vergrössern.«46 Kurz zuvor hatte Appelt zusammen mit »Architekten der deutschen Aufbau-Delegation« das vormals vom Deutschen Reich gemietete Botschaftsgebäude in Moskau besichtigt. Die sowjetische Regierung hatte der DDR die Liegenschaft inklusive Ausstattung ebenfalls zur Mietung angeboten und ihr in Aussicht gestellt, dass das Gebäude zum Juli desselben Jahres geräumt wäre und dann für die Nutzung als diplomatische Vertretung der DDR renoviert werden könnte.47 Der Umstand, dass die DDR nach Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zur Sowjetunion im Oktober 1949 fast ein Jahr auf den Bezug der Liegenschaft hatte warten müssen, unterstreicht die geringe Relevanz, die Moskau den außenpolitischen Aktivitäten der DDR im eigenen Land zumaß. Tatsächlich pflegte der sowjetische Hohe Kommissar Puschkin, 1955 in Personalunion mit dem Posten des Botschafters der UdSSR in der DDR, einen intensiven Kontakt zu Außenminister Dertinger und übermittelte Moskaus Direktiven auf direktem Wege. Die verbliebene Entscheidungskompetenz inklusive Personalfragen lag beim dem Außenministerium übergeordneten SED-Parteiapparat,48 der sich in den 1950er Jahren bis Anfang der 1960er ausschließlich auf das ostdeutsche Verhältnis zur Sowjetunion und auf die deutsch-deutsche Frage fokussierte.49 Im November 1952 erfolgte die Gründung einer Außenpolitischen Kommission beim Politbüro (APK), die als der SED-Führung direkt unterstelltes Kontroll- und Koordinierungsorgan fungierte. Die aus dreizehn
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leitenden Mitarbeitern aus Abteilungen des Zentralkomitees sowie der Ministerien zusammengesetzte Kommission war für das Politbüro und das MfAA bei allen Themen der DDR-Außenpolitik beratend tätig, hatte aber keine Entscheidungsbefugnis. Größere Relevanz entwickelte die Fachabteilung Außenpolitik und Internationale Verbindungen im Parteiapparat der SED. Sie konzentrierte ihre Tätigkeit auf den Ausbau und die Umsetzung der internationalen Beziehungen der Partei. In dieser Funktion oblag der Fachabteilung die Beratung, Koordination und Kontrolle aller international tätigen Organe in Kongruenz zu den Beschlüssen der Partei. Entsprechend betreute sie die Parteiorganisationen bei allen auswärtigen Missionen.50 Außenpolitisch waren die auswärtigen Missionen zumindest in den Anfangsjahren nur Staffage. Die Weisungsgebundenheit der DDR und ihre determinierte Konformität der Interessen mit denen der Sowjetunion unterstreichen den zeichenhaften Charakter der Auslandsvertretungen und die geringe außenpolitische Handlungsfähigkeit ihrer Missionsleiter und akkreditierten Botschafter51. Deren Aufgabenbereich umfasste vor allem repräsentative Verpflichtungen und die Informationsbeschaffung sowie übermittlung.52 Nichtsdestoweniger war die Errichtung der Repräsentanzen ein visueller Ausdruck der Anerkennung der DDR, somit für diese von überragender Bedeutung für die angestrebte völkerrechtliche und staatliche Legitimität gegenüber der Bundesrepublik. Sie waren Merkmale eines außenpolitischen Reputationszuwachses, an den die Erwartung geknüpft wurde, dass er sich stabilisierend auf die innenpolitischen Problemstellungen auswirke53. Trotz fehlender völkerrechtlicher und staatlicher Anerkennung durch die Bundesrepublik und deren verbündeter Staaten, weitete die DDR ihr internationales Netzwerk sukzessive aus. Die Aufnahme und Pflege von Außenhandelsbeziehungen zu den sozialistischen Bruderstaaten, zu blockfreien Staaten wie auch zu westlichen Ländern bildete hierbei ein gewichtiges Instrument, das als fester Bestandteil der außenpolitischen Interessen der DDR langfristig ihre Existenz sichern und stärken sollte.54 Zwar waren die wichtigsten ostdeutschen Handelspartner die UdSSR und die RGW-Staaten,55 aber die DDR unternahm über den Aufbau von Handelsbeziehungen zu kapitalistischen Staaten und Entwicklungsländern erste Schritte für eine spätere offizielle Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Der »Außenhandel ist«, so Johannes König, Botschafter der DDR in Moskau, 1956, »die stärkste Waffe im Kampf um die Anerkennung der DDR«.56 Zur Umgehung der umfassenden Beschränkungen durch die Hallstein-Doktrin schuf die DDR mittels Außenhandelsbetrieben, der Kammer für Außenhandel (KfA)57 und des Ministeriums für Außenhandel und Innerdeutschen Handel (MAI)58 ein abgestuftes System von Wirtschaftsbeziehungen.59 Die Kontaktaufnahme erfolgte außerhalb der staatlichen Verwaltungs- und Regierungsebene auf der untersten Stufe der Außenhandelsbetriebe. Als Steigerung konnte die für »Anknüpfung, Vertiefung und Pflege von Wirtschaftsbeziehungen zu auswärtigen Handels- und Wirtschaftsorganisationen«60 zuständige Kammervertretung als gesellschaftliche Organisation auch mit verbündeten Staaten der Bundesrepublik von dieser geduldete Handelsabkommen abschließen. Im nächsten Schritt folgte die Errichtung von Handelsvertretungen auf ministerieller Ebene. Mithilfe der Kammer- und Handelsvertretungen gelang es der DDR bis zu Beginn der 1970er Jahre wirtschaftliche und eben auch politische Beziehungen zu einer Vielzahl westlicher und blockfreier Staaten aufzubauen. Zuweilen festigten sich
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die Beziehungen derart, dass Erleichterungen bei Visa- und Postangelegenheiten, Immunitätsrechte und in einigen Ländern die Errichtung von Konsulaten gewährt wurden. In den jeweiligen Ländern wurden somit Arbeitsbedingungen erreicht, die sich an denen von diplomatischen Vertretungen anglichen und einen Einsatz von Mitarbeitern des MfAA erlaubten, die dann in leitender Position teilweise bis zum Rang eines Botschafters akkreditiert wurden.61 Ein besonders prägnantes Beispiel für diese Entwicklung ist die Handelsvertretung in Helsinki (1953–1972). Obwohl die Vertretung erst 1972 den diplomatischen Status erhielt, wurde Handelsrat Hans Bahr (1909–1986) im Laufe seiner Amtszeit zum Generalkonsul (1953–1956), Generalkonsul Rudolf Agricola (1900–1985) zum Gesandten (1956–1962) und der Gesandte Heinz Oelzner (1921–1991) zum Botschafter (1967–1972) ernannt.62 Entsprechend führte die DDR die Handelsvertretung Helsinki in ihren Haushaltsplanvorschlag für 1957 unter der Rubrik ihrer Botschaften auf, desgleichen galt für die Vertretung in Genf.63 Grundsätzlich ermöglichte der strukturelle Aufbau der Handelsvertretungen der DDR, diese geradewegs in diplomatische Vertretungen umzuwandeln. Diese Option nutzte sie insbesondere in den Monaten vor und nach der Unterzeichnung des Grundlagenvertrags im Zeichen der internationalen staatlichen Anerkennung.64 Im Wissen um das Potenzial der Handelsvertretungen wurde bereits bei der Planung einiger ihrer Neubauten ein Raumprogramm für Botschaften und deren Repräsentationsanspruch berücksichtigt, so dass diese für die vorliegende Untersuchung Relevanz erlangen.
Architektur, Kulturpolitik und sozialistische Ideologie »Die grundlegende Aufgabe unserer Architektur ist es […], dem arbeitenden Menschen im Wohnhaus, im Industriewerk, im Kulturhaus wie durch die Planung des Verkehrswesen die günstigsten Bedingungen für die Arbeit, für sein Familienleben und die Befriedigung der kulturellen Bedürfnisse zu schaffen und gleichzeitig das Schöne zu entwickeln. Das ist der tiefere Sinn der Aufgaben der Baukunst unserer Zeit.«65 Walter Ulbricht (1952)
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Im Aufbau und der Entwicklung einer sozialistischen Gesellschaft in der DDR übernahm die Kulturpolitik eine zentrale Rolle. Die SED forcierte eine umfassende Bewusstseinswandlung aller Bevölkerungsschichten, die auf die Superiorität der Arbeiterklasse gemäß der sozialistischen Weltanschauung abzielte. Hierfür wollte man erstens eine neue Intelligenz innerhalb der Arbeiterklasse heranbilden, die sich die selbst zu gestaltende Welt aneignen konnte, zweitens Wissenschaft und Kunst getreu den Bedürfnissen des sozialistischen Volkes weiterentwickeln und drittens eine stärkere Bindung der Arbeiterklasse und aller Werktätigen an eine neue Kultur erreichen.66 Die Kultur
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war entsprechend für die SED-Führung ein probates Instrument, um die sozialistische Ideologie durchzusetzen.67 Die Grundlagen für diese »Maßnahmen zur Umerziehung des deutschen Volkes im antifaschistisch-demokratischen Geist«68 hatte die Exilorganisation der KPD in Moskau bereits vor Kriegsende vorbereitet. Sie wurden nach der Vereinigung der KPD mit der SPD zur SED 1946 sukzessive umgesetzt. Die sowjetischen Kulturoffiziere der SMAD nahmen hierauf größten Einfluss, sie gaben die ausschlaggebenden Anstöße zur Orientierung der ostdeutschen Kulturpolitik an den Prinzipien des Sozialistischen Realismus in der sowjetischen Kunst der 1930er Jahre, die sich in der bildenden Kunst, Literatur und Musik mit Themen des sozialistischen Alltags weitestgehend realitätsnah auseinandersetzte. Die sowjetischen Offiziere waren angewiesen worden, in einer in Ansätzen mit dem US-amerikanischen Re-Education-Programm vergleichbaren Kulturoffensive den Bürgern in der SBZ das humanistische »Kulturerbe der Sowjetunion« nahe zu bringen. Sie redigierten die ersten Versuche einer gezielten KPD-Kulturpolitik und veranstalteten Theateraufführungen und Konzerte russischer Künstler in den zerstörten Städten. Im November 1946 wurde im ehemaligen Palais am Festungsgraben in Berlin das Haus der Kultur der Sowjetunion eröffnet, Mitte 1947 erfolgte die Gründung der Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion, die wiederum 1949 die Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft hervorbrachte. Zudem lenkten die Kulturoffiziere den Fokus früher Maßnahmen des Wiederaufbaus, der bis 1949 weitestgehend der Enttrümmerung sowie der Schaffung von Wohnraum diente, auf Projekte, die für das Erziehungsprogramm wichtige Impulse setzen sollten. Hierzu gehörten auch die Instandsetzungsarbeiten des Nationaltheaters in Weimar oder des Dresdner Zwingers.69 Nichtsdestoweniger herrschte in der Kulturpolitik in den unmittelbaren Nachkriegsjahren noch ein gewisses Maß an Offenheit, das sektorenübergreifend einen relativ offenen, pluralistischen Austausch zuließ und den Architekten gar ermöglichte, an einigen Wettbewerben in den jeweils anderen Besatzungszonen teilzunehmen.70 Die bis 1949 reichenden Planungen des Kollektivs um Hans Scharoun, Leiter des der SMAD untergeordneten Instituts für Bauwesen, für den sektorenübergreifenden Wiederaufbau Berlins im Sinne einer gegliederten und aufgelockerten Stadt, den Idealen von Bandstadt und Gartenstadt folgend, und als klare Absage an den überkommenen Städtebau einer steinernen Großstadt Berlin, ist eines der deutlichsten Beispiele einer grenzübergreifenden Auseinandersetzung.71 Mit Einsetzen des Kalten Krieges ab Ende 1948 wurde in der SBZ ein strikter Kurswechsel vollzogen, infolgedessen sich ihre Kulturpolitik bzw. die der DDR gänzlich am sowjetischen Vorbild orientierte.72 Erst im Zuge der anschließenden Propaganda für den Aufbau des Sozialismus erlangte die Architektur eine bedeutende kulturpolitische Relevanz.73 Die Disziplin sollte fortan als »Spiegelbild« der »gesellschaftlichen Ordnung eines Volkes«74 den gesellschaftlichen Wandel innerhalb der DDR transferieren und das sozialistische Bewusstsein in der Bevölkerung fördern.75 Angesichts der umfangreichen Aufbaumaßnahmen, die dem zerstörten Nachkriegsdeutschland bevorstanden, verbunden mit der Grundlagenentwicklung einer neuen Gesellschaftsform, legte die SED einheitliche ästhetische Leitbilder fest. Diese lehnten sich eng an die vorherrschenden Prinzipien in der UdSSR an, obwohl die Verantwortlichen ausdrücklich eine exakte Adaption der sowjetischen Vorlage ausgeschlossen hatten.76 Ulbricht verkündete, dass die Sowjetunion eine genaue Übernahme aufgrund ihrer
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Achtung der »nationalen Kultur jedes Volkes« ohnehin ablehnen würde.77 Dessen ungeachtet forderte er die Entwicklung der Architektur zu einer Baukunst, die »in ihrem Inhalt nach sozialistisch und ihrer Form nach national« wäre.78 Diese Auslegung war eine Kampfansage an »den Formalismus«79 und proklamierte eine rigide Abgrenzung zu der sich am International Style orientierenden Architektur der Bundesrepublik und deren westlichen Vorbildern, vor allem aus den USA. Im Rahmen des Ende 1951 von Ulbricht verkündeten Nationalen Aufbauwerks schufen die Sechzehn Grundsätze des Städtebaus die Basis für die Zentralisierung der Planungsprozesse, den Zugriff auf privaten Grundbesitz zur Durchführung einer umfassenden Bodenreform sowie den Neuaufbau der zentralen Bezirke.80 Bereits Ende 1950 hatte der zum Minister für Aufbau ernannte Lothar Bolz (1903–1986) die Grundsätze nach Unterweisung durch die sowjetischen Behörden formuliert,81 die fortan verbindlich für jede städtebauliche Maßnahme im Wieder- bzw. Neuaufbau der ostdeutschen Städte galten.82 Als erklärtes Pendant zur Charta von Athen83 berief sich die Agenda auf traditionelle Leitbilder der kompakten Stadt mit geschlossenen Straßen- und Platzräumen. Unter Missachtung historisch gewachsener Strukturen forderten die Grundsätze den hierarchisch angelegten Städtebau mit stadtbildprägenden, ideologisch determinierten Bauten in den Stadtmittelpunkten. Gemäß §6 avancierten Magistrale, Zentraler Platz und Zentrales Gebäude – in der Regel Hochhausbauten – zu den überragenden Attributen einer stadträumlichen Dominanz beim Wiederaufbau bzw. Neuaufbau der ostdeutschen Städte: »Das Zentrum bildet den bestimmenden Kern der Stadt. Das Zentrum der Stadt ist der politische Mittelpunkt für das Leben seiner Bevölkerung. Im Zentrum der Stadt liegen die wichtigsten politischen, administrativen und kulturellen Stätten. Auf den Plätzen im Stadtzentrum finden die politischen Demonstrationen, die Aufmärsche und die Volksfeiern an Festtagen statt. Das Zentrum der Stadt wird mit den wichtigsten und monumentalsten Gebäuden bebaut, beherrscht die architektonische Komposition des Stadtplanes und bestimmt die architektonische Silhouette der Stadt.«84 Allen Lippenbekenntnissen zum Trotz lieferte die UdSSR als eines »der fortschrittlichsten aller Völker« mit der stalinistischen »Sowjetarchitektur« das unbedingte Muster zur Entwicklung einer »deutschen Architektur als deutsche Baukunst«.85 Stilistisch als Sozialistischer Realismus klassifiziert, griff dieser auf ein historisches Formenvokabular zurück, das in Abgrenzung zum Konstruktivismus der 1920/30er Jahre nationale Bezüge herstellen sollte.86 Entsprechend basierte die Architektur jedes sozialistischen Bruderstaates auf einem identischen Grundkanon, erhielt jedoch ein jeweils regionales Gepräge.87 Dies erfolgt vor dem Grundverständnis, dass jeder sozialistische Staat die Entwicklung seiner charakteristischen Nationalkultur des Sozialismus als Beitrag zu einer internationalen sozialistischen Kultur begriff.88 Dennoch erlangte der Klassizismus einen besonderen Stellenwert, da dieser in der Sowjetunion als »letzte große realistische Bauepoche« galt.89 Für den so adaptierten Sozialistischen Klassizismus erlangten die Moskauer Sieben Schwestern, eine in Ringform um den seit Anfang der 1930er Jahre geplanten Palast der Sowjets angeordnete und städtebauliche Akzente setzende Hochhausgruppe, eine staatenübergreifende Vorbildfunktion. Zu diesen vertikalen Dominanten zählten unter anderem das sowjetische Außenministerium
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Wladimir Gelfreich und Michail Minkus, Außenministerium, Moskau (1948–1953). SLUB / Deutsche Fotothek, Richard Peter sen. 1965
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Lew Rudnew, Sergej Tschernyschew, Pawel Abrassimow, Alexander Chirakow Lomonossow-Universität, Moskau (1947–1955). SLUB / Deutsche Fotothek, Richard Peter jun. 1965
(1948–1953) (▶298) und die staatliche Universität MGU bzw. Lomonossow-Universität (1947–1955) (▶299). Die Wahl einer Palastarchitektur für Verwaltungs- und Bildungsbauten sowie Wohnbauten der Arbeiterklasse zielte darauf ab, weit sichtbar und äußerst plakativ die Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft zu vermitteln.90 Mustergültig setzte der Palast der Kultur und Wissenschaft (1952–1955) in Warschau – ein »Geschenk« der Moskauer Führung an die Volksrepublik Polen91 – diese Haltung um. Das vierstufige, rund 230 Meter hohe Hochhaus mit Turm und Nadel über einem breiten, mehrgeschossigen Unterbau basiert auf dem Entwurf des Kollektivs um den russischen Architekten Lew Rudnew (1885–1956), der ab 1948 auch für die Projektierungsarbeiten an der Lomomossow-Universität verantwortlich gezeichnet hatte,92 zusammen mit Igor Rozyn, Alexander Chirakow und Alexander Wielikanow (▶300).93 In Ost-Berlin begannen bereits 1949 die Bauarbeiten für den Neubau der diplomatischen Mission der Sowjetunion auf dem Grundstück des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Stadtpalais der Prinzessin Amalie von Preußen an der Straße Unter den Linden. Die Liegenschaft unweit des Brandenburger Tors hatte ab 1831 als Sitz des Gesandten des russischen Zarenreichs gedient, war 1837 von diesem erworben und 1839–1841 im
Lew Rudnew, Igor Rozyn und Alexander Wielikanow, Palast der Kultur und Wissenschaft, Warschau. Christiane Fülscher 2018
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Stil des Klassizismus umgebaut worden. Von 1918 bis 1941 hatte das Stadtpalais die Sowjetische Botschaft beherbergt (▶301). Der 1952 fertiggestellte Neubau der sowjetischen Vertretung erwies sich als richtungsweisend für das folgende Aufbauprogramm der DDR, insbesondere für den Ausbau des östlichen Teil Berlins zur Hauptstadt der DDR. Der Ursprungsentwurf des Architekten des sowjetischen Außenministeriums Anatoli Strischewskij für ein Haus der Sowjetunion von 1948 erstreckte sich entlang der Straße Unter den Linden zwischen den Kreuzungspunkten mit Wilhelm- und Glinkastraße. Das Bauwerk wurde in den folgenden Jahren wesentlich kleiner, obgleich immer noch dreimal so groß wie der Altbau, realisiert. Nach dem Tod Strischewskijs hatte der deutsche Architekt Friedrich Skujin (1890–1957) die Leitung des Projekts übernommen.94 Das symmetrisch angelegte Gebäude folgt in Aufbau, Gliederung und Raumprogramm den Merkmalen einer klassischen, mehrflügeligen Palastanlage. Zwei Seitenflügel legen sich in die Straßenflucht der Allee, während eingerückt drei weitere Flügel einen Ehrenhof umfassen. Aus dem Hauptflügel schiebt sich ein kubischer Mittelrisalit mit einem dreiachsigen Eingangsportal in den Empfangshof hinein. Ein pfeilergestützter offener Turmaufbau über quadratischem Grundriss verstärkt die Akzentuierung der Mittelachse (▶302). Mit der Disposition und der Dimension der Baukörper setzten sich die sowjetischen Planer ostentativ über die Verbindlichkeit des 1909 beschlossenen und 1949 vom Berliner Magistrat erneut bestätigten Lindenstatuts hinweg, das für die repräsentative Allee eine geschlossene Straßenfront sowie eine maximale Traufhöhe
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Stadtpalais der Sowjetischen Botschaft in Berlin (1919). AMTUB, Inv. Nr. F 8178
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Anatoli Strischewskij, Friedrich Skujin, Sowjetische Botschaft Ost-Berlin (1949–1952). BArch, Bild 183-54710-0001 / Baier 1958
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Hermann Henselmann, Frankfurter Tor (1953–1956). SLUB / Deutsche Fotothek, Heinz Nagel 1958
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von 18 Metern vorsah.95 Dekor und Gliederung der Straßenfassaden nehmen Bezug auf den Klassizismus, insbesondere die Stellung der Kolossalsäulen dorischer Ordnung und der Rhythmus der Fensterachsen. Die schlichte Ausprägung der Oberflächen, des Turmaufbaus sowie der Attikazone verweisen indessen auf den Neoklassizismus der 1930er Jahre. Pjotr Abrassimov (1912–2009), 1962–1971 Botschafter der UdSSR in der DDR, verstand die Motivwahl als Verschmelzung »der russischen und der sowjetischen Architektur«96 und verinnerlichte somit die Emblematik derselben als autarke nationale Tradition und Ideologie. Demgemäß folgt das Raumprogramm der sowjetischen Vertretung der bewährten repräsentativen Palastarchitektur: eine prunkvolle dreiläufige Treppe führt zu den Repräsentationsräumen im ersten Obergeschoss – der Beletage – mit Kuppelhalle, Wappen- und Spiegelsaal sowie Salons. Bereits in der ersten Planung vorgesehene Gebäudeteile für Kulturhaus, Diplomatenhotel, Clubs, Handelspolitische Abteilung, Unterkünfte für die Botschaftsangehörigen und Erweiterung der Verwaltung wurden größtenteils in späteren Bauabschnitten realisiert.97 Die imposante diplomatische Mission der Sowjetunion, in unmittelbarer Nähe zum US-amerikanischen Sektor Berlins, manifestierte als erstes neu errichtetes Gebäude innerhalb der Ruinenlandschaft Berlins ausdrücklich die Hegemonie der UdSSR und deren Machtanspruch. So erklärt Abrassimov: »Das monumentale Bauwerk […] versinnbildlicht die Größe und Unerschütterlichkeit des hier vertretenen Staates«.98 Der Neubau war Vorbild für das erste herausragende Prestigeprojekt der DDR, die 1951–1956 errichtete Stalinallee (ab 1961 Karl-Marx-Allee), die als »erste sozialistische Straße Deutschlands«99 den Arbeiterbezirk Friedrichshain mit der neuen Ost-Berliner Mitte verknüpfen sollte. Als Paradebeispiel für die Umsetzung der neuen städtebaulichen Prinzipien flankieren hochaufragende »Wohnpaläste für das Volk« die zur Durchführung von Demonstrationen breit angelegte Magistrale, unterbrochen durch die wechselhafte Raumfolge hierarchisch angeordneter, öffentlicher Platzanlagen.100 Vertikale Akzente setzen das von Hermann Henselmann entworfene Hochhaus an der Weberwiese (1951–1952) sowie die kurze Zeit später entwickelten Turmhäuser am Frankfurter Tor (1953–1956) und die Umfassung des Strausberger Platzes (1952–1955) (▶303). Die in Travertin und Keramik gestalteten Wohnblockfassaden erfüllten die Aufgabe, den regionalen Bezug herzustellen, der sich in der DDR wie auch den anderen Volksrepubliken bei der Übernahme des sowjetischen Realismus entwickeln sollte.101 Die Ost-Berliner Ausprägung der Nationalen Traditionen in den architektonischen Details und Dekorelementen in klassizistischer Manier – zu sehen an Gesimsen, Brüstungselementen, Pfeilern, Lisenen etc. – wurde über das gestalterische Erbe des Lokalkoloriten Karl Friedrich Schinkel legitimiert102. Die vergleichsweise großen Wohnungen zeigten einen für die Zeit fortschrittlichen Standard. Sie waren mit allen haustechnischen Erfordernissen ausgestattetet, die großzügigen Treppenhäuser wurden um Aufzugs- und Müllschächte ergänzt. Die Arbeiterwohnungen zielten auf die Manifestation der gesellschaftlichen Umwälzung ab. In der Verteilung der Wohnungen wurde dieses Ziel allerdings durch die Praxis der Bevorzugung verdienter Genossen konterkariert.103 Als »städtebauliche Visitenkarte« wurde die Stalinallee von der DDR einerseits als programmatische Vorlage für den Aufbau der ostdeutschen Städte, andererseits als oppositionelle Offensive zum Wiederaufbau in Westdeutschland genutzt.104
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Die politischen Veränderungen in der Sowjetunion wirkten sich unmittelbar auf die Politik der sozialistischen Bruderstaaten aus. So vollzog Nikita Sergejewitsch Chruschtschow (1894–1971) im Zuge seiner Machtübernahme nach Stalins Tod im Jahr 1953 eine kulturpolitische Wende. Auf der »Allunionskonferenz der Bauschaffenden« in Moskau im Dezember 1954 übte Chruschtschow Kritik an der bisherigen Baupraxis und forderte unter der Losung »besser, billiger und schneller bauen« die »Industrialisierung des Bauwesens«, um mittels der Verwendung von Typenentwürfen Planungsund Bauprozesse zu beschleunigen und Baukosten zu senken.105 Obgleich der Erste Sekretär des Zentralkomitees der KPdSU den Konstruktivismus weiterhin verbal attackierte,106 wandte er sich ausdrücklich gegen das opulente Formenrepertoire des Sozialistischen Realismus.107 Eine Reduktion der Baukosten sollte die Wohnungsbauproduktion steigern und somit eine Verbesserung der Wohn- und Lebensbedingungen der sowjetischen Bürger herbeiführen.108 Die verordnete Wende fand allerdings nur zögerlich Eingang in das ostdeutsche Bauwesen. Vielmehr verursachte sie ein sowohl politisches als auch konzeptionelles Dilemma, da der DDR nun der Verlust ihrer ideologischen Basis drohte. Trotz ökonomischer Schwierigkeiten beharrte die SED zunächst auf der Ideologie der Nationalen Traditionen, da sie Reputationseinbußen gegenüber der Bundesrepublik fürchtete. Erst kurz vor der Übertragung der staatlichen Souveränität im Juli 1955 nahm die DDR von diesem Leitmotiv Abstand und näherte sich westlichen Architekturauffassungen an.109 Auf der 1. Baukonferenz im April 1955 wurde die Industrialisierung der Bauprozesse zur vordringlichsten Aufgabe erklärt, die im Rahmen der nun siebenjährigen Perspektivplanungen über die Entwicklung und den Einsatz von Typenprojekten in Großblock- und Plattenbauweise erreicht werden sollte.110 Mit der »sozialistischen Industrialisierung«111 wurden neue Inhalte definiert und demzufolge das Leitbild der funktionellen Stadt zum Orientierungspunkt erklärt.112 Mit den Beschlüssen des V. Parteitags der SED 1958 rückte der bisher vernachlässigte Aufbau der zum Teil großflächig zerstörten Stadtzentren verstärkt in den Mittelpunkt der zunehmenden Bautätigkeit.113 Im Sinne einer »wissenschaftlich-technischen Revolution« des Bauwesens sollten hier vorrangig Forschungs-, Verwaltungs- und Kulturbauten entstehen, um die Innenstädte zu beleben.114 Ihre städtebauliche Disposition folgte fortan nicht mehr der kompakten Ensemblebebauung, sondern nahm die fließenden urbanen Strukturen der aufgelockerten Stadt an. Anfang der 1960er Jahre sah sich das DDR-Regime im Zuge der sich verhärtenden und im Mauerbau manifestierenden Konfrontation zur Bundesrepublik genötigt, erneut von den Leitmotiven des International Style abzurücken. Sie fixierte eine Architekturtheorie gemäß den Forderungen der Moskauer Allunionskonferenz von 1960, nach der sich die Architektur auf den Menschen, seine Bedürfnisse und den sich daraus entwickelnden räumlichen sowie materiellen Gegebenheiten konzentrieren sollte. Hieraus ergab sich die Notwendigkeit zur Entwicklung alternativer baulichräumlicher Leitideen, die die sozialistische Lebensform abbildeten. Gleichzeitig versuchte man, den Forderungen der Bitterfelder Kulturkonferenzen von 1959 und 1964 nach »Überwindung der Kluft zwischen Künstlern und Bevölkerung« und »Förderung des künstlerischen Volksschaffens« mit der gesteigerten Einbindung der Bevölkerung in Architektur und Städtebau nachzukommen und mit der Verlegung von Haushaltsfunktionen in gesellschaftliche Einrichtungen die kollektive Lebensform zu stärken
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und zugleich einen kontrollierten Begegnungsraum zu schaffen.115 Folgerichtig entwickelte sich der Bau von Gemeinschaftseinrichtungen zur räumlichen Basis der vergesellschafteten Haushaltsfunktionen und damit zum essentiellen Kennzeichen einer sozialistischen Stadt:116 »Architektur ist sozialistisch, wenn sich das Ergebnis sozialistischer Produktion im Gegenstand Architektur sozialistische Qualitäten des Lebens der Menschen, ihren sozialen Beziehungen, Verhältnisse und Verhaltensweisen vergegenständlichen und sich als solche beim sozialistischen Gebrauch des Gegenstandes Architektur auch erweisen.«117 Seit 1949 gipfelten die intendierten kulturpolitischen Ziele und Forderungen der DDR, die »kulturellen und gesellschaftlichen Bedürfnisse« der werktätigen Massen zu befriedigen118 und ihr kulturelles Niveau zu erhöhen in der Bauaufgabe der Gemeinschaftseinrichtungen bzw. Kulturhäuser.119 Flächendeckend über das ganze Land verteilt stiegen die Bauten zum dezidierten Instrument für den »Aufbau einer auf den Sozialismus orientierten Gesellschaft« auf, indem sie pars pro toto der Kulturvermittlung dienten.120 Die Kulturhäuser vereinigten alle traditionellen, monofunktional ausgerichteten Institutionen und Angebote unter einem Dach. Sie erleichterten der SED die Zentralisierung der Kulturpolitik und somit auch die Einflussnahme auf das kulturelle Programm und dessen Inhalt. Außerhalb der Kulturhäuser wurde jede Form von Vereins- und Zirkelarbeit untersagt, alle kulturellen Aktivitäten wurden kontrolliert und redigiert, demzufolge eine kreative pluralistische Entfaltung unterbunden.121 Mit dem hohen Stellenwert der Kulturpolitik war die DDR bestrebt, eine deutliche Abgrenzung zur Bundesrepublik herzustellen. Erst durch ihre zentralisierte, auf die Direktive ausgerichtete Struktur und das politisch motivierte Angebot grenzte sich die ostdeutsche Kulturpolitik von den kulturpolitischen Maßnahmen der Bundesrepublik und den dort eingerichteten gleichnamigen Kulturhäusern ab.122 Architektonisch erreichten die ostdeutschen Kulturhausbauten als Sonderbauten überragende Wirkung, zeitgleich vergegenständlichten sie aufgrund ihrer kulturpolitischen Abhängigkeiten kulturpolitische Kurswechsel besonders deutlich. Die DDR-Kulturhausentwicklung teilte sich in zwei Etappen, die sich im Wesentlichen in Standort, Funktion und Gestalt unterschieden. Die frühen Kulturhausbauten entstanden analog zur gesellschaftspolitischen »Schaffung der Grundlagen des Sozialismus« in den Zentren industrieller und landwirtschaftlicher Produktion. Die räumliche Nähe zur jeweiligen Arbeitsstätte sollte eine enge Bindung der Arbeiter zum Kulturprogramm innerhalb dieser Kulturhäuser bewirken, über das sie an die sozialistische Gesellschaftsform und deren Kultur herangeführt wurden. Unter Einbezug ihrer hoch aufgeladenen politischen Zielsetzung ging die Bauaufgabe des Kulturhauses in der ersten Etappe eine enge Symbiose mit den Nationalen Traditionen ein, die sich in projektübergreifenden Attributen wie einer symmetrisch aufgebauten Anlage aus überhöhtem Hauptkörper mit flankierenden niedrigeren Seitenflügeln, sowie einem den Eingang markierenden Portikus in der Mittelachse niederschlug (▶304).123 Die Kulturhäuser der zweiten Etappe entstanden vor allem siedlungsorientiert an den Orten, die nach den Sechzehn Grundsätzen des Städtebaus zunächst für die Zentralen Gebäude vorgesehen worden waren. Nachdem die SED auf ihrer zweiten Parteikonferenz im Februar 1952 den Wiederaufbau der Zentren von Berlin, Dresden und Leipzig124 beschlossen hatte, begannen die Planungen für
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Hanns Hopp und Josef Kaiser, Kulturhaus Maxhütte, (1952– 1954). BArch, Bild 183-30267-0010 / Helmut Wittig
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Kollektiv Herbert Schneider, Haus der Kultur in Dresden (1953). DA 3/1954, 128
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Iris Dullin-Grund, Haus der Kultur und Bildung, Neubrandenburg. SLUB / Deutsche Fotothek, Jürgen May 1971
Kollektiv Leopold Wiel, Wettbewerb Haus der sozialistischen Kultur in Dresden, Anerkennung (1958). Archiv Leopold Wiel
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Heinz Graffunder (VEB BerlinProjekt), Palast der Republik (1973–1976). SLUB / Deutsche Fotothek, Regine Richter 1978
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die Zentralen Gebäude als »künftige Mittelpunkt[e]«. Zunächst als Repräsentationsbauten von Staat und Kommune vorgesehen, wurde recht bald das Volk in den Mittelpunkt der Selbstdarstellung gerückt. In Dresden wandelten sich die ursprünglichen Entwürfe für das Haus der Partei oder Haus für den Rat des Bezirkes zum Haus des Volkes und wenig später, eng angelehnt an das Warschauer Vorbild des Palastes für Kultur und Wissenschaft, zum Haus der Kultur (▶305).125 Als zentrale Hochpunkte sollten die Häuser des Volkes bzw. der Kultur das Stadtbild beherrschen und die Idee des Sozialismus weit ausstrahlen. In den späten 1950er Jahren war die Abkehr vom Sozialistischen Realismus in den Entwürfen für die in den Stadtmittelpunkten vorgesehenen Kulturhäusern fast ausschließlich an der gewählten Rasterfassade zu erkennen; die Hochhausdominante als städtebauliches Charakteristikum hielt sich hartnäckig und transformierte nun zu einem additiven Turmbau. Seine ideelle Überhöhung stand allerdings im Gegensatz zu den tatsächlichen Nutzungsmöglichkeiten. Das Haus für Kultur und Bildung in Neubrandenburg (1963–1965) von Iris Dullin-Grund (*1933) ist der einzige realisierte Neubau dieses Diskurses. Sein hochaufragender Turmbau konnte
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nur mittels gestapelter Turnsäle erzeugt werden (▶306). Obwohl die DDR ihr Ideal der »neuen sozialistischen Stadtkrone«126 in den städtischen Silhouetten im Anschluss an die Debatte in Dresden um den Entwurf des Kollektivs Leopold Wiel (*1916) für den 1958 ausgeschriebenen Wettbewerb für das Haus der sozialistischen Kultur endgültig preisgeben musste (▶307), entfalteten die zu Grunde gelegten Sechzehn Grundsätze des Städtebaus auch noch sehr viel später und in erster Linie an den zu Beginn der 1960er Jahre errichteten Kulturhäusern ihre Wirkung.127 Denn nun nahmen trotz veränderter architektonischer und städtebaulicher Leitbilder die Kulturbauten die städtebauliche Position und politische Funktion des Zentralen Gebäudes bzw. der Staats- und Regierungsbauten ein. Durch die inhaltliche Verschiebung manifestierten die Neubauten die hochpolitische Gewichtung des Kulturhauses als stellvertretenden repräsentativen Staatsbau, während in Ost-Berlin das Staatsratsgebäude und die Parteizentrale sowie die untergeordneten Pendants in den Städten seitlich platziert wurden. Folglich nutzte die SED-Führung die Kulturhausbauten zwar als kulturpolitische Instrumente, aber für die Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft waren sie sowohl in der Nutzung als auch im Erscheinungsbild unentbehrlich. Mit der Forderung nach einem architektonischen Ausdruck der sozialistischen Gesellschaftsform aber unterstrichen und legitimierten sie die bestehenden politischen Machtverhältnisse.128 Indem die SED die politisch, gesellschaftlich und geographisch zentralsten Orte der Städte mit »Häusern des Volkes« bzw. Kulturhäusern besetzen ließ, folgte sie ihrem Verständnis von der sozialistischen Herrschaft der Arbeiterklasse129. Gleichzeitig suggerierte sie eine programmatische Partizipation, die in der Realität nicht vorhanden war. Eine herausragende Politisierung des Kulturhauses als Staatsbau der DDR erfuhr insbesondere der 1972–1976 nach einem Entwurf von Heinz Graffunder (1926–1994) errichtete Palast der Republik (▶308) aufgrund seiner hochdiffizilen städtebaulichen Situation auf dem Grundstück des Alten Schlosses, seiner Nutzung als Tagungsort der Volkskammer, durch die SED und ihre Propaganda bei Errichtung und schließlich durch seine Rezeption in der Bundesrepublik nach Untergang der DDR bis zu seinem Abriss 2006–2008. Folgerichtig ist das Kulturhaus als herausragende staatliche Bauaufgabe das politische und architektonische Pendant innerhalb der ostdeutschen Grenzen zu den repräsentativen Neubauvorhaben für diplomatische Vertretungen im Ausland.
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Planen und Bauen: Akteure und Projekte zur Auswärtigen Repräsentation »Der Architekt des neuen Deutschland muß zutiefst erfüllt sein von dem patriotischen Bewußtsein, daß er für das Volk und beispielgebend für die Wiederherstellung eines einigen und demokratischen Deutschlands schafft.«130 Walter Ulbricht (1952)
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Während in den unmittelbaren Nachkriegsjahren die Architekten in ihre traditionellen Arbeitsgebiete zurückkehrten, eigene Büros gründeten bzw. wieder aufbauten oder in die kommunale Bauverwaltung zurückkehrten, erfasste ab 1947 die Einführung der zentral gesteuerten Planwirtschaft als eines der primären Instrumente des gesellschaftlichen Wandels das gesamte Bauwesen und auch das Arbeitsumfeld der Architektenzunft grundlegend. Schrittweise verloren die Länder und Kommunen ihre Planungskompetenz, bis diese 1952 gänzlich aufgehoben wurde und alle nach traditionellem Muster agierenden Stadtplanungsämter abgeschafft wurden. Die Zentralisierung aller Aufbaumaßnahmen fiel unter die Verwaltung der am 14. Juni 1947 gegründeten Deutschen Wirtschaftskommission (DWK), hier nahm am 11. Mai 1949 die Hauptverwaltung Bauwesen ihre Arbeit auf. Sie richtete unverzüglich ein untergeordnetes volkseigenes Entwurfsinstitut ein.131 Die Hauptverwaltung Bauwesen wurde schon im Dezember 1949 vom neu gegründeten Ministerium für Aufbau (MfA)132 unter der Leitung von Lothar Bolz abgelöst.133 Dem MfA oblag die zentrale Verantwortlichkeit für alle Bereiche des ostdeutschen Planens und Bauens: es lenkte und kontrollierte alle Bauprozesse von der Grundlagenforschung über den gesamten Planungsprozess, dessen Prüfung und Umsetzung bis hin zur Produktion der Materialien in den Industriestandorten.134 Gemäß seiner Funktion als übergeordnete Instanz stimmte es seine Arbeit, wie alle anderen Ministerien auch, eng mit der zuständigen Abteilung für Bauwesen beim SED-Parteivorstand respektive ab 1950 im Zentralkomitee der Partei ab.135 Zeitgleich mit der Gründung des Ministeriums für Aufbau erfolgte die Einrichtung des Instituts für Städtebau und Hochbau unter der Leitung von Kurt Liebknecht. Als »Entwurfsorgan« des Ministeriums war es, abgesehen vom kommunalen Wohnungsbau, für die Entwicklung von städtebaulichen und architektonischen Leitbildern für die gesamte DDR zuständig. Diese Bündelung der Autoritäten verfolgte unter anderem das Ziel, den Berufszweig des Architekten zu vergesellschaften bzw. das Betätigungsfeld freier Architekten mittelfristig abzuschaffen, da deren staatliche Lenkung und ideologische Überwachung nicht gesichert waren. Nach und nach wurden die planerischen Aufgaben den seit Sommer 1949 flächendeckend eingerichteten volkseigenen Entwurfsbüros übertragen.136 Schon im selben August beschlossen einige Länder, freie Architekten bei der Vergabe bedeutender Planungsaufträge fortan nicht mehr zu berücksichtigen.137 Ab den 1950er Jahren unterband das MfA die Neugründung privatwirtschaftlicher Büros.138 Mit der Rücknahme bereits erteilter Aufträge entzog der Staat auf subtile Art und Weise den verbliebenen freischaffenden Architekten die Arbeitsgrundlage und drängte sie mit Nachdruck zur Aufgabe der selbstständigen Tätigkeit und zum Wechsel in die volkseigenen Entwurfsbüros.139 Die DDR betrieb eine gezielte Zersetzung des Berufsfeldes des freien Architekten,140 dessen Kollektivierung im Widerspruch zum berufsspezifischen Selbstverständnis des individuellen Baukünstlers stand. In den volkseigenen Entwurfsbüros blieb dem einzelnen Entwerfer nur dann ein, obgleich sehr enger, Spielraum in baukünstlerischen Fragen erhalten, wenn er projektbezogen zum Chefarchitekten bestimmt wurde. In diesem Fall erhielt er die alleinige Entwurfsverantwortung und ihm wurde ein Kollektiv mit Fachleuten zur Seite gestellt.141 Aus der Vereinigung des Instituts für Städtebau und Hochbau mit dem Institut für Bauwesen der Akademie der Wissenschaften ging gemäß des Aufbaugesetzes vom 6. September 1950 zum Jahresbeginn 1951 die Deutsche Bauakademie (DBA) hervor.142
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Doch erst am 8. Dezember 1951 wurde sie, zeitgleich mit der Ankündigung des Nationalen Aufbauwerks, mit einem Festakt offiziell eröffnet. Die dem Ministerium für Aufbau direkt unterstellte DBA hatte als wissenschaftliche Einrichtung die Aufgabe, die formalen und theoretischen Grundlagen für die angestrebte sozialistische Architektur im Einklang mit den nationalen Traditionen und den Sechzehn Grundsätzen des Städtebaus zu entwickeln und praktisch umzusetzen. Walter Ulbricht, neben Lothar Bolz zum Ehrenmitglied ernannt,143 formulierte die Zielsetzung wie folgt: »Die Deutsche Bauakademie hat also die hohe Aufgabe, die Architektur als Kunst wieder zu Ehren zu bringen und eine deutsche Architektur als deutsche Baukunst zu entwickeln.«144 Deutlich stellte er dabei auch die Rolle von Architektur als Ausdruck der Systemkonkurrenz heraus: »Die Baukunst kann sich in Deutschland nur entwickeln im schärfsten Kampf gegen den Formalismus, der der Ausdruck der Seelenlosigkeit, der Ideenlosigkeit des verfaulenden Kapitalismus ist.«145 Auch wenn die DBA in ihrem Namen Schinkels Bauschule konnotiert, orientierte sich in der Organisationsstruktur am Aufbau der sowjetischen Architekturakademie in Moskau. Der zum Präsidenten der Bauakademie ernannte Kurt Liebknecht und sein Stellvertreter Edmund Collein (1906–1992) führten den Vorsitz über fünf Institute sowie drei Meisterwerkstätten. Die von Hermann Henselmann (1905–1995), Hanns Hopp (1890–1971) und Richard Paulick (1903–1979) geleiteten Meisterwerkstätten I–III waren für den Entwurf aller bedeutenden Bauvorhaben zuständig, Henselmann und Hopp hatten gleichzeitig eine Leitungsfunktion in den Instituten inne.146 Paulick übernahm 1952 die Leitung des Forschungsinstituts für Wohnungsbau, später die der Sektion Typisierung.147 Liebknecht war die treibende Kraft hinter der Entwicklung und Durchsetzung eines theoretischen Überbaus der Nationalen Traditionen und ihrer architektonischen Leitbilder. Er hatte 1931 bis 1948 als Architekt in Moskau gearbeitet und dort anfangs der Arbeitsgruppe (Brigade) um Ernst May angehört,148 die über die gesamte Sowjetunion verteilt Entwürfe für exorbitante Stadtneugründungen an Industriestandorten im Stil des Neuen Bauens projektiert hatte. Während zahlreiche Mitglieder der May-Gruppe ab 1933 die Sowjetunion aus Sorge vor den stalinistischen Säuberungen verlassen hatten, war Liebknecht als Halbjude die Rückkehr nach Deutschland verwehrt gewesen. 1937 hatte er die sowjetische Staatsbürgerschaft angenommen, dennoch wurde er 1938/39 inhaftiert. Nach seiner Entlassung nahm er seine Tätigkeit als Architekt wieder auf und war insbesondere für Bauten der medizinischen Versorgung zuständig. Ab 1946 bereitete Liebknecht seine Rückkehr nach Berlin vor, die er allerdings erst zwei Jahre später vollzog. Liebknecht pflegte einen engen Kontakt zur Parteiführung, mit Ulbricht und Pieck hatte er währen deren Exil in Moskau Bekanntschaft geschlossen. Für die SED war der Architekt aufgrund seiner Erfahrungen in der Sowjetunion der entscheidende Ansprechpartner in der Entwicklung einer neuen Architektursprache mit sozialistischem Charakter. Liebknecht nahm an der Delegationsreise nach Moskau teil und war ab 1950 für die wiederaufgenommene akademische Ausbildung des Architektennachwuchses zuständig. Bis Anfang der 1960er Jahre gehörte er dem künstlerisch-wissenschaftlichen Rat im Ministerium für Aufbau und dem Präsidium der Gesellschaft für kulturelle Verbindungen mit dem Ausland an. Er war zudem kommissarischer Leiter des Architekturbeirats beim
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Ministerrat der DDR sowie langjähriges Mitglied des ZK der SED.149 Entsprechend nahm Liebknecht in der DBA die Rolle des zentralen Entscheidungsträgers ein, bei dem alle Fäden zusammenliefen. Demgegenüber hatten die Leiter der Meisterwerkstätten ihre vorherige kritische Haltung gegenüber der architektonischen Direktive zugunsten einer führenden Rolle in den Meisterwerkstätten zurückgenommen und sich fortan an der verordneten Baukunst ausgerichtet.150 Aufgrund ihrer prononcierten Stellung verfügten Henselmann, Hopp und Paulick als Leiter der Meisterwerkstätten über eine große Machtfülle und Entscheidungskompetenz. Hierin, sowie in ihren jeweiligen speziellen Aufgabenbereichen, kontrastierte ihr Berufsfeld maßgeblich mit dem des vergesellschafteten Architekten. Die drei Architekten avancierten zu den tonangebenden Entwerfern landesweit und prägten mit ihren Entwürfen, die sie in Zusammenarbeit mit einer Heerschar an Mitarbeitern bis zur Fertigstellung begleiteten,151 die DDRArchitektur substantiell, bis die erste in der DDR ausgebildete Architektengeneration herangereift war.152 Am 19. Dezember 1952 erfolgte nach Unterweisung in Moskau der Ministerratsbeschluss, die DBA zum 1. Januar 1953 in eine reine Forschungseinrichtung umzuwandeln. Die Meisterwerkstätten wurden ausgegliedert und dem MfA mit den zugehörigen Abteilungen »wie Statik, Haus- und Versorgungstechnik usw.« direkt unterstellt.153 Strukturell änderte sich für die Meisterwerkstätten wenig, schon zuvor hatten Auftragsanfragen an das der DBA übergeordnete MfA gerichtet werden müssen, nun geschah dies direkt an die Abteilung »Hauptverwaltung Entwurf« im MfA.154 Die Meisterwerkstätten firmierten später unter dem Titel »Zentrales Entwurfsbüro für Hochbau im Ministerium für Aufbau«.155 Henselmann, Hopp und Paulick, die ihre leitende Tätigkeit in den Instituten der Bauakademie fortsetzten, wurden zudem in den »Beirat für Architektur beim MfA« berufen, wodurch sie ihre Entscheidungsbefugnisse erneut vergrößern konnten.156 Obgleich das Politbüro des ZK der SED stets den abschließenden Beschluss über bedeutende Neubauten fällte,157 demonstrieren diese Strukturen, dass in den 1950er und 1960er Jahren in der DDR das Planen und Bauen von wenigen einzelnen Entscheidungsträgern bestimmt wurde. Zu ihnen gehörten die drei Meisterarchitekten, desgleichen Kurt Liebknecht, Edmund Collein und als höchste entscheidende Instanz der Erste Generalsekretär des Zentralkomitees Walter Ulbricht. Ungeachtet dessen ist für den staatlichen Repräsentationsbau im Ausland auch die Berücksichtigung der Kompetenzen innerhalb des MfAA von hoher Relevanz. Nachdem Georg Dertinger im Januar 1953 wegen angeblicher Spionagetätigkeit verhaftet worden und auch sein unmittelbarer Nachfolger, der ehemalige Staatssekretär im MfAA Anton Ackermann, in Ungnade gefallen war und den Posten des Außenministers schon nach wenigen Monaten hatte räumen müssen, übernahm der vormalige Minister für Aufbau Lothar Bolz im Dezember 1953 das Amt des Ministers für Auswärtige Angelegenheiten. Dem loyal der Parteispitze ergebenen Bolz wurde der Ulbricht-Getreue Georg Handke (1894–1962) als Staatssekretär zur Seite gestellt. Sowohl Wentker als auch Muth gehen davon aus, dass Bolz sich aufgrund seiner eingeschränkten Handlungskompetenz bewusst aus dem laufenden Geschäft zurückzog und dieses seinem Stellvertreter überließ, um sich den Punkten widmen zu können,
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die ihm wichtig waren wie etwa der Kunst und der Architektur.158 Sein besonderes Interesse am auswärtigen Repräsentationsbau zeigte sich nicht zuletzt darin, dass er sich wiederholt in Planungen des MfAA und des MAI einschaltete. So beanspruchte er beispielsweise die Entscheidung über die genaue Lage eines Wohnhausneubaus auf dem Grundstück der Botschaft in Peking für sich.159 Während Bolz’ zwölfjähringen Amtszeit unterlag das MfAA wiederholt umfangreichen organisatorischen Änderungen. Während im Strukturplan des MfAA von 1949 lediglich eine der Allgemeinen Verwaltung angegliederte Abteilung Bau- und Investitionsplanung, Liegenschaften im Ausland existiert hatte, sah der im Februar 1954, also unmittelbar nach Bolz’ Amtsantritt beschlossene Strukturplan ein dem Staatssekretär direkt untergeordnetes Büro zur Betreuung der Diplomatischen Vertretungen vor.160 Dieses unterhielt das Referat I zur Betreuung der eigenen Vertretungen und das Referat II zur Betreuung der akkreditierten Vertretungen in Ost-Berlin. 1956 richtete das MfAA die Position des Chefarchitekten ein, der dem Außenminister direkt unterstellt wurde.161 Wie alle Bereiche des Bausektors unterlagen auch die Neubauvorhaben im Ausland den mehrjährigen Perspektivplanungen, die zu starr waren, um auf kurzfristige außenpolitische Dringlichkeiten oder Entwicklungen flexibel reagieren zu können. Bei der Zuteilung von Investitionsmitteln gewährte das Präsidium des Ministerrats dem MfAA zunächst keine Sonderstellung gegenüber anderen Ministerien. Die außenpolitische Relevanz der Neubauvorhaben erkennend, schlug der Leiter der Gruppe Bau und Technik im Büro des Ministerrats Holtze noch im Juli desselben Jahres vor, dem MfAA »sämtliche Aufgaben der Projektierung, Planung und Durchführung von Investitionen [zu] übertragen« und damit es Aufträge übernehmen konnte, »die bisher beim Büro des Präsidenten des Ministerrats zentralisiert« wurden. Es sollte nun alle Arbeitsschritte von der Projektierung über die Erstellung von Investitionsplänen, Projektsteuerung, Ausführungsplanung bis hin zur Verhandlung über die finanziellen Mittel mit der Staatlichen Plankommission und der Deutschen Investitionsbank sowie deren Abrechnung für Neubauten des MfAA in In- und Ausland eigenständig durchführen können.162 Die kurz darauf folgenden Investitionsplanungen und Haushaltsvorschläge des MfAA sowie der Strukturplan von 1959 verzeichneten den Auf- und Ausbau einer Abteilung für Finanzen, dem auch der Chefarchitekt angehörte.163 Dies bezeugt die Umsetzung des Vorschlags zumindest in weiten Teilen. Ab 1961 existierte neben der Abteilung Finanzen eine vom Chefarchitekten geleitete Abteilung Bau. Beide Abteilungen unterstanden, ebenso wie die Abteilung Organisation und Verwaltung, dem Verwaltungsdirektor, der wiederum dem Staatssekretär direkt unterstellt war.164 Die Entwicklung einer eigenen Architekturabteilung innerhalb des MfAA ist für den auswärtigen Repräsentationsbau von nicht zu unterschätzender Relevanz. Der erste Chefarchitekt Wildner165 und seine Nachfolger Hans Karthaus (1912–?) und Helmut Nadebor (*1929) waren in alle Bau- und Investitionsvorhaben im Ausland involviert, ebenso betreuten sie alle Projekte der ausländischen Vertretungen und den Neubau des MfAA in Ost-Berlin. Diese strukturelle und personelle Kontinuität innerhalb des MfAA ist bemerkenswert, zumal es kein Pendant im Auswärtigen Amt der Bundesrepublik gab. Dieses überließ die architektonischen Belange der Bundesbaudirektion. Die Chefarchitekten des MfAA traten anfangs als Ansprechpartner für die Architekten der Bauakademie und ihrer Nachfolgeinstitutionen sowie für die örtlichen
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Kontaktarchitekten auf bzw. übernahmen die Rolle des Bauherrenvertreters. Unter Bolz gewannen sie mehr und mehr Einfluss bezüglich der architektonischen Gestalt, sie erstellten eigene Entwürfe und betreuten die Ausführung vor Ort. Nichtsdestotrotz gelang es auch mit diesen im MfAA etablierten Strukturen lange nicht, bei der Planung und Ausführung auswärtiger Neubauvorhaben eine Routine zu entwickeln. Die Architekturabteilung im MfAA war in erster Linie mit den im dreijährigen Turnus vollzogenen Rekonstruktionsmaßnahmen und Umbauten von bestehenden Liegenschaften ausgelastet.166 Realisierte Neubauten zum Zwecke einer Auslandsvertretung blieben bis weit in die 1970er Jahre hinein der vereinzelte Sonderfall. Gleichwohl ist die das gesamte Bauwesen der DDR prägende personelle Kontinuität der Verantwortlichkeiten unmittelbar auf die leitenden Architekten des MfAA übertragbar. Zwischen 1949 und 1972 plante die DDR weit mehr Projekte, als sie realisieren konnte. Früh begann sie mit dem außenpolitisch äußerst ambitionierten Neubauvorhaben einer Botschaft in Warschau. Entsprechend der zentralistischen Strukturen im Bausektor beauftragte das MfAA den Leiter der Meisterwerkstatt II in der DBA Hanns Hopp mit der Projektbearbeitung.167 Im Zuge der Umwidmung der Meisterwerkstätten wurde das Projekt 1953 mit Hopp an die Hauptverwaltung Entwurf im MfA – später Zentrales Entwurfsbüro im MfA bzw. ab 1958 Zentrales Entwurfsbüro im Ministerium für Bauwesen übertragen. 1958, nach Wiesemann ein Jahr nach seiner Pensionierung,168 verfasste Hopp zudem einen Entwurf für den Neubau einer Botschaft in Peking. Die fortwährend bestehende Einbindung der Bauakademie in gesellschaftlich relevante Bauaufgaben ist hingegen an einem Grundstücksgutachten inkl. Raumprogramm für den Neubau der Botschaft in Moskau erkennbar, das Richard Paulick laut Briefkopf in seiner Funktion als Vizepräsident der DBA im August 1960 erstellte.169 Zwischenzeitlich wurde das Zentrale Entwurfsbüro für Hochbau in den VEB Typenprojektierung Berlin umgewandelt, allerdings war nach Beschluss des Ministeriums für Bauwesen von nun an der VEB Hochbauprojektierung II Berlin »als Hauptprojektant für den Neubau von Botschaften […] vorgesehen«.170 Ende Januar 1961 wechselte der Architekt Werner Kötteritzsch (1931–2014), Hopps verantwortlicher Mitarbeiter für die Durchführung der Botschaftsprojekte in Warschau und Peking, vom VEB Typenprojektierung Berlin zum VEB Hochbauprojektierung II Berlin, um nach Hopps Ausscheiden die Projekte für den Auswärtigen Dienst nahtlos weiterführen zu können. Das MfAA hatte bereits in seinem Vorschlag für den Haushaltsplan von 1957 den Baubeginn der Botschaften in Peking, Warschau, Pjöngjang und Budapest innerhalb der nächsten drei Jahre angestrebt.171 Während die Verantwortlichen bereits vor den Grundstücksankäufen in Peking und Moskau erkannt hatten, dass die Projekte angesichts des landesweiten Wohnungsbauprogramms nicht zeitnah umsetzbar waren,172 erwies sich das Projekt in Warschau als emblematisch für den Botschaftsbau der DDR. Im Verlauf der gesamten Existenz der DDR wurde das Bauvorhaben insgesamt fünfmal wieder aufgegriffen, trat aber aus unterschiedlichen Gründen zu keinem Zeitpunkt in die Bauphase ein. Tatsächlich geben die verschiedenen Entwurfsstadien einen repräsentativen Querschnitt durch den architektonischen Diskurs in der DDR. Die im betrachteten Zeitraum bis 1972 entstandenen drei Hauptkonzepte für Warschau, die natürlich zahlreichen Korrekturen unterlagen, demonstrieren allesamt die zum jeweiligen Zeitpunkt
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diktierte architektonische Haltung. Letzteres gilt auch für den Entwurf von Heinz Graffunder, Leiter des VEB Berlin-Projekt als Nachfolgeinstitution des VEB Hochbauprojektierung II Berlin,173 für den ersten realisierten Neubau einer Botschaft der DDR in Budapest (1965–1968). Es ist nahezu unmöglich, bei vier Entwurfskonzepten von separaten charakteristischen Etappen zu sprechen, nichtsdestoweniger korrelierte die jeweils gezeigte Architektursprache bzw. Haltung mit den architekturpolitischen Zäsuren in der DDR in den Jahren 1950, 1955 und 1960. Die Bauten stehen in engem Zusammenhang mit den außenpolitischen Kurswechseln der DDR: 1949 Gründung und Aufbau, 1955 Erlangung staatlicher Souveränität und von Relevanz im Ostblock, 1961 staatliche Konsolidierung.174 Die Botschaftsprojekte veranschaulichen einprägsam, dass die DDR mittels Anpassung eine Einordnung in die sozialistische Staatengemeinschaft anstrebte. An Hopps Entwürfen für Warschau ist die Suche nach einer geeigneten sozialistischen Formensprache sehr deutlich abzulesen, ebenso der schwer umsetzbare Kurswechsel nach Chruschtschows Rede auf der Allunionskonferenz 1954. Bis zum Beginn der 1960er Jahre orientierte sich der auswärtige Repräsentationsbau eng am sowjetischen Vorbild und vollzog die jeweiligen von dort diktierten Vorgaben, wenn auch schwerfällig. Dies gilt auf den ersten Blick auch noch für Graffunders Botschaftsneubau in Budapest. Obwohl sich beim genaueren Hinsehen die Vorbilder des Abteilungsleiters im VEB Berlin-Projekt als »kosmopolitisch« entpuppen, bleibt der nach außen funktionalistische Bau im Inhalt sozialistisch. Eine grundlegende Veränderung tritt mit dem Neubau der Handelspolitischen Abteilung in Helsinki (1966–1968) ein. Bei diesem übernahm die Abteilung Bau- und Investitionen im MfAA nicht nur die Projektleitung, sondern beauftragte auch das finnische Architekturbüro Eskola mit der Entwurfs- und Ausführungsplanung. Das Vorgehen illustriert die bereits genannte Funktion der Handelsvertretungen als außenpolitischer Vorposten der DDR und wird von der Umsetzung eines einer Botschaft würdigen Raumprogramms unterstrichen. Dasselbe gilt für das kurze Zeit später folgende Neubauvorhaben für die Vertretung der Kammer für Außenhandel in Brüssel (1966–1973), für das das MAI die Projektleitung übernahm. Während die eigenständigen Abteilungen von Außenpolitik und Außenwirtschaft von Beginn an bei den vorangegangenen großen Bauvorhaben programmatisch in einem Haus vereint wurden,175 verschwammen mit diesen beiden Neubauten die Grenzen zwischen den Ressorts. Entsprechend demonstrierte die DDR mit dem Neubau in Helsinki über die Architektur erneut ihren Anspruch auf Anerkennung als der Bundesrepublik ebenbürtigem Staat, die sie mit der Fertigstellung der Kammer für Außenhandel in Brüssel bereits erreicht hatte. Die Planungs- und Bauzeit für das Projekt in Belgien verlief parallel zu der deutsch-deutschen Annäherung, die die neu gewählte sozial-liberale Regierung unter der Führung von Willy Brandt ab Oktober 1969 einleitete. Deren neue Ostpolitik, einen »Wandel durch Annäherung« zu erreichen,176 implizierte de facto das Ende der Hallstein-Doktrin und der Blockade der Aufnahme diplomatischer Beziehungen der DDR zu Staaten außerhalb des sowjetischen Einflussbereichs. Das entsprechend gewonnene außenpolitische Selbstbewusstsein lässt sich auch architektonisch an dem Bauwerk ablesen, das sich deutlich von einer schematischen Anwendung gestalterischer Dogmen löst.
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Während der auswärtige Repräsentationsbau der Bundesrepublik mit Neubauten für die Generalkonsulate bei den westlichen Besatzungsmächten startete, war es erstaunlicherweise nicht der Neubau der diplomatischen Mission bei der UdSSR in Moskau, mit dem die DDR begann, sich im Ausland architektonisch zu präsentieren. Symptomatisch für die geringe Relevanz, die die sowjetische Regierung einer ostdeutschen Vertretung zumaß, bekam diese erst 1959 ein Grundstück in dem neu ausgewiesenen Diplomatenviertel in der Nähe der Lomonossow-Universität zuwiesen.177 Unmittelbar nachgeordnet zu den Beziehungen zu der Sowjetunion nahmen für die DDR diejenigen zu ihren unmittelbar angrenzenden Nachbarstaaten Polen und der Tschechoslowakei eine überragende Stellung ein.178 In seiner Regierungserklärung vom 12. Oktober 1949 erklärte Georg Dertinger: »Die Politik des Friedens und der Freundschaft zur Sowjetunion findet ihre Ergänzung im Verhältnis zu den Volksdemokratien, vor allem mit unseren Nachbarn, dem neuen Polen und der Tschechoslowakischen Republik.«179 Die Ausgangsposition für dieses Unterfangen war diffizil. Deutschlands Verbrechen an den Völkern beider Staaten vor und im Zweiten Weltkrieg belasteten als schwerwiegendes Erbe einen Neubeginn. Beide gehörten trotz aller Verluste zu den siegreichen Nationen des Zweiten Weltkriegs, während die DDR als ostdeutscher Teilstaat auf der Verliererseite stand, neben der Sowjetunion auch an Polen Reparationen leisten, sowie Gebietsverluste akzeptieren musste. Entsprechend war der Ton der polnischen und tschechoslowakischen Regierungen gegenüber der DDR unterkühlt, auch wenn sie auf Druck der Sowjetunion diese de-jure anerkannten.180 Anders als die DDR verfügten beide Staaten über unverkennbare nationale und kulturelle Identitäten, nichtsdestoweniger suchten auch sie die staatliche Stabilität innerhalb der Nachkriegsordnung. Ihre jeweilige unmittelbare staatliche Existenz hing weitaus geringer von der Hegemonie der UdSSR ab, als die der DDR.181 Die gleichwohl von den Sowjets »zwangsverordnete Freundschaft«182 zu Polen beförderte auch die Interessen der Volksrepublik: die DDR diente einerseits als Schutzwall gegen den »imperialistischen« Westen, andererseits als Garant für den Erhalt der nach Westen verschobenen polnischen Staatsgrenze. Folglich machte die polnische Regierung die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als deutsch-polnische Landesgrenze zur Bedingung für die Aufnahme eines Warenaustauschs, den die DDR dringend benötigte, um ihre wirtschaftliche Isolierung zu durchbrechen. Protesten der Bundesrepublik und der westlichen Alliierten zum Trotz unterzeichneten beide Staaten am 6. Juli 1950 das Abkommen von Görlitz über die Festlegung des genauen Verlaufs der deutsch-polnischen Grenze.183 Passend zur Priorität, die das Verhältnis zu Polen in der frühen Außenpolitik des ostdeutschen Teilstaates einnahm, verwundert es kaum, dass dieser in Warschau sein erstes Neubauvorhaben einer diplomatischen Vertretung projektierte. Während jeder Neubau einer Auslandsvertretung ein sichtbares Bekenntnis der Anerkennung der DDR durch den anderen Staat darstellte, potenziert sich die herausragenden Bedeutung desjenigen in Warschau vor dem Hintergrund der Geschichte des polnischen Staates. Die gegenseitige Zusicherung, Neubauten für die diplomatischen Vertretungen in dem jeweils anderen Land zu errichten, reihte sich in die Summe
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Instruierter Auftakt | 1950
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symbolischer Gesten ein, die die Annäherungsbestrebungen zwischen der DDR und Polen im Zuge der Unterzeichnung des Görlitzer Vertrags begleiteten.184 Doch sowohl die »Friedensgrenze«185 als auch der Warenhandel, dem die ostdeutsche Produktion nicht im vereinbarten Maße nachkommen konnte, führten fortwährend zu Differenzen und Verstimmungen zwischen beiden Staaten.186 Dies wirkte sich auch auf das Neubauprojekt für das Haus der Diplomatischen Mission in Warschau aus.
Warschau (1951–1961): Der lange Weg vom Realismus zum Funktionalismus Entsprechend der charakteristischen Eigenheiten symbolischer Gesten verlief die Umsetzung des Neubauvorhabens der diplomatischen Vertretung schleppend. Sowohl die Verantwortlichen der DDR als auch die der Polnischen Republik verzögerten und verhinderten in subtiler Art und Weise die Aufnahme von Planung und Realisierung. In den Tagen rund um den feierlichen Staatsakt zur Unterzeichnung des Görlitzer Vertrags in Zgorzelec bot der Präsident des Warschauer Magistrats der DDR für den Neubau ihrer Vertretung ein Grundstück an der ulica Frederica Chopina an. Gut eine Woche später, am 14. Juli 1950, wurde das Angebot mit dem Hinweis darauf, dass das Grundstück zuvor schon der französischen Mission zugesagt worden wäre,187 wieder zurückgezogen. Ende August begannen schließlich Vertragsverhandlungen zwischen der DDR und Polen über die Modalitäten für die Übertragung der Eigentumsrechte an einem langgestreckten Grundstückstreifen an der ulica Tamska.188 Die eindringliche Bitte der diplomatischen Mission an das MfAA, doch den Beginn des Neubaus »ernstlich in Angriff zu nehmen« und unverzüglich einen Architekten zur Begutachtung des Grundstücks zu senden, blieb lange unerhört. Auch wenn die Mission im Januar 1951 noch mit ironischen Unterton bemerkte, dass sie nicht annehmen wollte, »daß man in Berlin nur über einen Architekten« verfüge,189 lag sie mit dieser Einschätzung durchaus richtig. Für die herausragende Wirksamkeit des Bauwerks in seiner Außendarstellung und das zentralisierte System der DDR ist kennzeichnend, dass das ZK der SED nicht irgendeinen Architekten nach Warschau entsendete, sondern im Mai 1951 den Leiter der Meisterwerkstatt II der DBA Hanns Hopp mit der Projektbearbeitung beauftragte, der mit seinen Mitarbeitern für alle signifikanten Gesellschaftsbauten der DDR zuständig war.190 Am 18. Juli 1951 reiste Hopp nach Warschau191 und lehnte dort prompt das offerierte Grundstück ab. Aufgrund des Geländegefälles und der angrenzenden, sehr hohen Wohnbaubebauung wäre es nicht möglich, dort »ein repräsentatives Gebäude zu errichten«. Zudem würde es hinsichtlich seines schmalen Zuschnitts keine »um einen Hof gruppierte Anlage des Grundrisses, wie er für die Funktionen des Hauses notwendig« wäre, zulassen.192 Hopp wendete die ihm vorschwebende Volumendisposition erst ein Jahr später auf dem Gelände gegenüber dem im Zweiten Weltkrieg stark zerstörten und noch nicht wiederaufgebauten Krasiński-Palast (1677–1682) an (▶309). Das auch als Palais der Republik bezeichnete Bauwerk im Stil des polnischen Barocks liegt in unmittelbarer Nähe des mittelalterlichen Altstadtkerns und gilt nach wie vor als herausragendes
Krasiński Palast in Warschau. Christiane Fülscher 2018
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nationales Kulturdenkmal Polens.193 Das Grundstück fand im November 1951 die Zustimmung des ostdeutschen Architekten, doch trotz mehrfacher Vorsprache der Mitarbeiter der diplomatischen Mission bei den örtlich zuständigen Regierungsvertretern in Warschau erhielt Hopp erst im April 1952, einen Monat vor dem ursprünglich geplanten Baubeginn, den benötigten Lageplan der städtebaulichen Situation.194 Entgegen der bisherigen Absprachen sah der Chefarchitekt der Stadt Warschau Józef Sigalin (1909–1983) nun vor dem Krasiński-Palast eine geschlossene quadratische Platzanlage vor, bei der das ostdeutsche Projekt hinter zwei hochaufragende Wohnriegel rücken sollte, statt wie bisher geplant, die Nordseite der Anlage mit dem Missionsgebäude der DDR abzuschließen. Hopp, die Verschiebung der DDR-Vertretung in den »Hinterhof« als »unmöglich« kommentierend,195 erarbeitete einen Gegenvorschlag, den er am 23. April 1952 in Warschau vorstellte.196 Er nutzte hierbei die beiden platzbegrenzenden Riegel als Kopfbauten einer dreiflügeligen Anlage, die einen weit ausladenden Ehrenhof umschloss (▶310). Laut Hopp entstände damit »etwas mehr bebaute Fläche als z.Zt. benötigt wird. Es lässt sich aber die Form des Gebäudes, die auf die Umgebung abgestimmt sein muss, nicht verkleinern.«197 Die Anordnung der Volumen sowie der sich abzeichnende Mittelrisalit im Hauptkörper verweisen deutlich auf das unmittelbare Vorbild der kurz vor der Vollendung stehenden Botschaft der UdSSR in Berlin, unmissverständlich leistete der Entwurf der vorgegebenen sowjetischen Architekturdoktrin Folge. Passend zur angestrebten öffentlichen Demonstration der bilateralen Annäherung lud Sigalin Hopp während des Besprechungstermins ein, bei seinem nächsten Besuch vor Warschauer Architekten über den Aufbau von Berlin und die geplanten Bauabschnitte an der Stalinallee zu sprechen. Darüber hinaus zeigte Warschaus Chefarchitekt dem deutschen Architekten die verschiedenen Entwürfe für den Palast der Kultur und Wissenschaft.198 Zuversichtlich ob der Zustimmung der polnischen Architekten vertiefte Hopp im Juni seinen Vorentwurf und fertigte Ansichten (▶311).199 Seine sparsam dekorierten Fassaden für das Haus der Diplomatischen Mission Warschau (HDMW) nahmen einerseits neoklassizistische Züge an und andererseits deutliche Anleihen an dem
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Krasiński-Palast: in der Geschossigkeit zeigt es ebenfalls die Unterteilung in Sockelgeschoss, piano nobile sowie mezzanin, und der markante Risalit im Hauptkörper rückt hinter einen sechssäuligen Portikus. Hopp glaubte an eine schnelle Umsetzung des Projekts und schlug vor, einen seiner Mitarbeiter als »ständig Bauaufsichtsführenden« nach Warschau zu entsenden.200 Während die Mission der DDR in Warschau nun auf die schriftliche Genehmigung des Vorentwurfs durch die »obersten Architekten der Stadt Warschau« wartete,201 forcierte Staatssekretär Ackermann eine Senkung der veranschlagten Baukosten von 17,7 Millionen DM auf die ursprünglich vorgesehenen 10 Millionen DM.202 Im August 1952 präsentierte Hopp einen überarbeiteten Entwurf mit langgestrecktem Riegel, den er durch die Akzentuierung mit Eckrisaliten an die vorgegebene Planung des Krasiński Platzes anpasste. Die Seitenflügel ersetzte der Architekt, wie mit Ackermann besprochen, »durch abgedeckte Säulengänge«.203 Dem Staatssekretär schien die Lösung allerdings nicht zuzusagen. Im September beschloss er in Rücksprache mit Botschafterin Aenne Kundermann (1907–2000), auch die Handelsmission und die Konsularabteilung im Neubau unterzubringen, ebenso Wohnungen für die Mitarbeiter. Hopp wurde zum Gespräch gebeten, derweil die polnischen Behörden mitteilten, dass sie an der »vorgeschlagenen Groesse der beiden Vordergebäude« festhalten würden.204 Infolgedessen erarbeitete Hopp die nächste Variante der vormaligen Dreiflügelanlage (▶312). Diese richtet er zwar achsensymmetrisch auf den Palast aus, er rückte sie aber nun hinter die schmale Lücke zwischen den beiden platzbegrenzenden Wohnriegeln. Möglicherweise war dieses unbefriedigende Ergebnis auschlaggebend für Ackermanns Forderung an Hopp im Januar 1953, fortan bei dem Entwurf mit dem Architekten Franz Ehrlich (1907–1984) zusammenzuarbeiten.205 Dieses Vorhaben scheiterte indes an den großen Egos beider Architekten. Ehrlich lehnte eine Zusammenarbeit selbstbewusst mit der Begründung ab, dass der Entwurf (s)eine einheitliche Linie erhalten müsse. Hopp, seit Ende 1951 offiziell mit der »Leitung des Baues und […] Einrichtung des Missionsgebäudes«206 beauftragt, ließ über seinen Stellvertreter Kunz Nierade (1901–1976) ausrichten, dass »der Architekt Ehrlich nicht ehrlich ist, und er bei verschiedenen Projekten hineingeredet haben soll, welcher er alle um zwei Mill. billiger bauen wollte.« Zudem würden die »bisher von ihm gezeigten Leistungen […] nicht seinen Worten« entsprechen.207 Auch wenn die polnische Regierung noch Ende Januar Bedingungen für die Übernahme des Baugrundstücks am Krasiński Platz benannte,208 bildete das Kompetenzscharmützel der Architekten den vorläufigen Schlussakkord des Projekts. Die Deutsche Mission bat noch Ende März 1953 eindringlich um die Übersendung der Planunterlagen für den Missionsneubau,209 doch ab diesem Zeitpunkt stagnierte das Projekt. Angesichts der längst bereitgestellten Mittel und Materialien210 sowie des sowjetischen Interesses an einem freundschaftlichen Verhältnis zwischen Polen und der DDR ist der Planungsstopp sehr wahrscheinlich mit dem umfassenden Austausch des Führungspersonals im MfAA im Jahr 1953 zu erklären. Nach der überraschenden Verhaftung von Außenminister Dertinger im Januar übernahm Staatssekretär Ackermann die kommissarische Leitung des Außenministeriums. Nahezu im Einklang mit der Ernennung von Lothar Bolz zum neuen Außenminister im Oktober wurde Ackermann selbst wegen des vermeintlichen Verdachts auf Konspiration aus dem Amt entfernt sowie aus dem Zentralkomitee ausgeschlossen.211 Zeitgleich erfolgte
Hanns Hopp, Haus der Diplomatischen Mission Warschau (HDMW), Lageplan von April 1952. Zeichnung nach Originalplan PA AA, MfAA, ZR 588/96. Christiane Fülscher
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Hanns Hopp, Haus der Diplomatischen Mission Warschau (HDMW), Hauptfassade hinter Kopfbauten (Juni 1952). PA AA, MfAA, ZR 588/96
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Hanns Hopp, Haus der Diplomatischen Mission Warschau (HDMW), Grundriss Eingangsgeschoss (Oktober 1952). PA AA, MfAA ZR 590/96
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Hanns Hopp, Werner Kötteritzsch, Botschaft Warschau, Lageplan (Juli 1956). Zeichnung nach Originalplan PA AA, MfAA, ZR 588/96. Christiane Fülscher
ein Wechsel in der Führung der diplomatischen Mission in Warschau, im Juni wurde Stefan Heymann (1896–1967) als Botschafter der DDR bei der Republik Polen akkreditiert.212 Auch die im selben Jahr vollzogene Reform der Bauakademie und der Wechsel der Zuständigkeit für den Missionsneubau zum Ministerium für Aufbau213 mag zu einem Aussetzen des Projekts beigetragen haben. Botschafter Heymann beklagte nach seinem Amtsantritt in Warschau gegenüber dem MfAA mehrfach die unzureichende Unterbringung der DDR-Mission,214 doch erst nachdem die DDR von der UdSSR die staatliche Souveränität zugesprochen bekommen hatte, wurde er erhört. Ab August 1955 wuchs die Dringlichkeit eines Neubaus für die nunmehr zur Botschaft erhobene diplomatische Vertretung in Warschau auf ein Neues, um dem Bedeutungszuwachs des Standorts Warschau und den damit verbundenen repräsentativen Verpflichtungen inklusive einer Erhöhung des Botschaftspersonals nachkommen zu können:215 »Die Beziehungen zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Volksrepublik Polen nehmen im Rahmen der außenpolitischen Beziehungen der Deutschen Demokratischen Republik zu den befreundeten Ländern einen besonders wichtigen Platz ein und werden sich in Zukunft noch weiter verstärken. Die räumliche Unterbringung der Botschaft der Deutschen Demokratischen Republik in Warschau entspricht der Bedeutung dieser Beziehung in keiner Weise.«216 Lothar Bolz persönlich veranlasste für das Jahr 1956 die Bereitstellung von 6 Millionen DM »durch die Staatliche Planungskommission […] für den Beginn des Baues eines Botschaftsgebäudes in Warschau.« Allerdings lief das Projekt nach dreijähriger
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Planungspause schleppender an als erhofft. Die vorgesehenen Gelder wurden wieder eingefroren, da die Entwurfsplanung noch nicht abgeschlossen war und dementsprechend die gefundene Lösung dem Präsidium des Ministerrats noch nicht zur abschließenden Beurteilung vorgelegt werden konnte.217 Zudem veränderte ein vormals zum Abriss vorgesehenes und nun wieder hergerichtetes Mehrfamilienhaus die Voraussetzungen vor Ort, indem es die Fläche des Ende Januar 1953 zugesagten Grundstücks am Krasiński Platz reduzierte. Der hohe Prestigefaktor des Areals überwog letztendlich gegenüber den Tendenzen, das Grundstück aufzugeben, alldieweil die Planungen für die Botschaftsneubauten von China, Großbritannien, Österreich und weitere Länder in unmittelbarer Nähe begannen.218 Ungeachtet der zwischenzeitlich veränderten architektonischen Leitlinien in der UdSSR modifizierte Hopps Mitarbeiter Kötteritzsch das ursprüngliche Konzept der Dreiflügelanlage mit Mittelrisalit zunächst nur geringfügig hinsichtlich des Städtebaus und der innenräumlichen Verteilung des Raumprogramms.219 Der Brigadeleiter begründete dies einerseits mit dem zunächst erteilten Auftrag, das Raumprogramm trotz mittlerweile höheren Raumbedarfs nicht auszuweiten, und andererseits mit den bereits getroffenen Absprachen mit den zuständigen polnischen Stellen. Im Juni fertigte er jedoch bereits Zeichnungen, in denen durch die asymmetrische Verlängerung der Seitenflügel zur Gartenseite das erweiterte Raumprogramm erfüllt werden sollte. Unglücklich mit dieser Lösung wies Kötteritzsch darauf hin, dass ein grundsätzlich neuer Entwurf erforderlich wäre, der zudem mit dem ursprünglichen Autoren Hopp abgestimmt werden müsse. Darüber hinaus evozierte ein neuerdings in den polnischen Lageplänen neu eingezeichneter und das Grundstück querender Abwasserkanal neue Diskussionen über die Eignung des Standortes, da er vom MfAA als potentielles Sicherheitsrisiko erkannt wurde.220 In der einen Monat später vorgelegten Überarbeitung der Planung rückte Kötteritzsch den Gebäudekomplex hinter den Kanal und reizte mittels sich rückwärtig mehrfach abstufender Seitenflügel die räumlichen Möglichkeiten des Grundstücks vollständig aus.221 Hervorzuheben ist jedoch die städtebauliche Lösung, die der Planer für die von den Warschauer Behörden noch nicht realisierte Platzrandbebauung vorschlug.222 Indem er den verkürzten Riegeln jeweils einen von den inneren Stirnseiten abgesetzten Schenkel anfügte, entwickelten diese zusammen mit den vorderen Seitenflügeln der Botschaft eine zweite, nahezu geschlossene Platzanlage. Durch die Abfolge sich steigernder Plätze wertete Kötteritzsch die vermeintliche Hinterhofsituation entscheidend auf (▶313). Im September 1956 legten die Architekten des Zentralen Entwurfsbüros für Hochbau einen weiteren Entwurf vor, der einerseits Kötteritzschs Forderung nach einer umfassenden Neuplanung nachkam und andererseits die städtebauliche Situation am Krasiński Platz neu ordnete. Die sich in den vorangegangenen Planständen abzeichnende H-förmige Anlage mit mittlerem Hauptflügel und vier Seitenflügeln überlagerten die Planer mit den ursprünglich von der Warschauer Stadtplanung geplanten Kopfbauten. Sie rückten damit die Vorderkante des gesamten Botschaftskomplexes an die unmittelbare Bauflucht der Platzanlage. Infolge eines nur leichten Rücksprungs des Hauptflügels entstand ein relativ flacher Ehrenhof, dessen mit städtebaulichen Aspekten begründete geringe Tiefe223 zusätzlich von einem neunachsigen Mittelrisalit mit fünfachsigem Altan und ausladenden Treppenläufen gemindert
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▶ 314 Hanns Hopp, Botschaft Warschau,
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Vogelperspektive (September 1956). PA AA, MfAA, ZR 586/96, fol. 34
wurde (▶314). Im Rücken des Hauptkörpers entwickelten die Architekten eine dreiseitig umschlossene aber weitläufige Gartenfläche, die sie mit Teich und Bosketten aufwendig ausgestalteten. Alle Gebäudeteile weisen durchgehend drei Geschosse über einem Souterrain auf, wobei die Beletage an der Fassade mit doppelt so hohen Öffnungsflächen wie die beiden angrenzenden Geschosse in Erscheinung tritt. Ein Walmdach erhöht den Komplex zusätzlich. Mit dieser palastartigen Anlage nahmen die Architekten nunmehr nicht mehr die Symmetrieachse des Krasiński-Palasts auf, sondern übertreffen diesen in Höhe und Breite. Auch eine ornamentlose, gerasterte Lochfassade konnte diese offensichtliche Dominanz nicht reduzieren. Gleichwohl erfuhren mit der Einrichtung der seit Mai 1956 vorgesehenen eigenständigen Kulturabteilung nun strukturelle Erneuerungen im Raumprogramm eine konsequente Umsetzung in dem Entwurfskonzept.224 Die Ausstellungsfläche im Eingangsgeschoss sowie die Verwaltungs-, Schulungs- und Zirkelräume und der Kinosaal im zweiten Obergeschoss demonstrieren zum einen die Relevanz der auswärtigen Kulturarbeit der DDR für deren Außenpolitik, andererseits die interne kulturelle Erziehung der Mitarbeiter in den auswärtigen Vertretungen. Alle Entwürfe, die unter der Leitung von Hopp bis 1956 entstanden, veranschaulichen auf den ersten Blick eine Verhaftung an traditionellen Würdeformen. Die Grundform der um einen viereckigen Ehrenhof gruppierten Dreiflügelanlage, die Organisation der Räume analog zu denen in einem palais bzw. hôtel particulier unterstreichen dies. Hierin zeigen sich neben den offensichtlichen Reminiszenzen zur sowjetischen Botschaft in Berlin zudem Konnotationen zum Botschaftsbau des
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Deutschen Kaiserreichs: u. a. durch die Ausbildung einer herrschaftlichen Treppenanlage zu den Repräsentationsräumen der Beletage. Neben der Dreiflügelanlage und dem blockhaften Mittelrisalit verweisen die zweibündige Anordnung der Büroräume auf die deutschen Botschaftsentwürfe der späten 1930er und frühen 1940er Jahre: Moshamers Entwurf der Gesandtschaft in Teheran, Hetzelts Italienische Botschaft in Berlin-Tiergarten bzw. Bonatz’ Entwurf für die Botschaftskanzlei in Rom-Quirinal. Der Vorstoß von Staatssekretär Ackermann, zur Kostenreduktion die Seitenflügel durch überdachte Säulengänge zu ersetzen, erinnert indessen an die Pergolen in den Botschaftsentwürfen Bestelmeyers für Washington. Hopps Ansatz dokumentiert, dass die Architektur des sozialistischen Klassizismus in erster Linie auf die traditionelle Repräsentation ausgelegt war. Der sozialistische Impetus einer Architektur als »Spiegelbild« der »gesellschaftlichen Ordnung eines Volkes«225 erfolgte ausschließlich über die Inhalte und war wirksam bei den Wohn- und Kulturpalästen, die den Nutzern ihre neue gesellschaftliche Rolle als herrschende Klasse vergegenwärtigen sollten. Entsprechend groß ist die Ähnlichkeit zwischen dem Entwurf für das Missionsgebäude und Hopps 1952–1961 ausgeführtem Entwurf für das Kreiskrankenhaus in Saalfeld (▶315). Bei den Entwürfen für die diplomatische Vertretung in Warschau erzeugt diese Haltung allerdings einen Widerspruch, da der Bauaufgabe Botschaft in der architektonischen Gesamtheit bereits die Staatsrepräsentation immanent ist. Die Zugehörigkeit zur sozialistischen Staatengemeinschaft fand tatsächlich über die Nachahmung des Neubaus der diplomatischen Vertretung der UdSSR in OstBerlin statt, deren Form an sich aber die sozialistische Intention nicht reflektieren konnte. Faktisch transportierten Gebäudeform, Fassadenprogramm und Raumdisposition ein für die Staatsrepräsentation als überkommen betrachtetes kulturelles Selbst- und Herrschaftsverständnis. Dieses konnte das sowjetische Vorbild erfolgreich anwenden, da es mit seinem Formenvokabular die Superiorität über den ostdeutschen Staat demonstrierte. Auch in Warschau, nicht weit vom Belvedere, dem heutigen Sitz des polnischen Ministerpräsidenten am Łazienki Park, errichtete die Sowjetunion 1954–1955 einen imposanten Solitär nach dem Entwurf von Igor Rozyn und Alexander Welikanow.226 Er besteht aus einem Hauptflügel mit überhöhtem Mittelrisalit inklusive viersäuligem Portikus in Kolossalordnung zur Belvederska und zwei rückwärtigen Seitenflügeln, die den Gartenhof umschließen (▶316). Die Architekten platzierten die palastartige Anlage auf dem höchsten Punkt des ausgedehnten Grundstücks, so dass noch stärker als in Ost-Berlin die Hegemonie der Sowjetunion zum Ausdruck kam. Das Bauwerk manifestierte in seiner Haltung den umfassenden Einfluss der Sowjetunion auf die von der kommunistischen Partei geführte Volksrepublik Polen.227 Gleichermaßen kennzeichnete sie, wie auch der Palast der Kultur und Wissenschaft, an dem beide Architekten unter der Leitung von Rudnew beteiligt waren, den von der UdSSR gelenkten Wiederaufbau der polnischen Hauptstadt nach der nahezu vollständigen Zerstörung durch die Deutschen im Zweiten Weltkrieg.228 Abgesehen vom Altstadtkern, dessen Instandsetzung sich möglichst eng am ursprünglichen Stadtbild orientierte, wurde die Stadt rigide ohne historische Bezüge nach sozialistischen Leitbildern aufgebaut, d.h. der Städtebau wurde auf Weite und Axialität ausgelegt. Der südlich der Altstadt gelegene Palast der Kultur und Wissenschaft ist von gigantischen Platzräumen umgeben. Hochaufragend dominierte »Stalins Stachel« alle verbliebenen
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Hanns Hopp, Kreiskrankenhaus in Saalfeld. DA 2/1960, 87
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Igor Rozyn und Alexander Wielikanow, Botschaft der UdSSR in Warschau (1954–1955). Christiane Fülscher 2018
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Jozéf Sigalin, Konstytucji Platz (1950–1953), Warschau. Christiane Fülscher 2018
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bzw. wieder hergestellten historischen Hochpunkte um ein Vielfaches und ist nach wie vor in der Stadt allgegenwärtig (▶300). Das Fassadenprogramm folgt dem sowjetischen Realismus. Über die Bekrönungen der gestaffelten Ebenen mit kleinen Voluten und Pyramiden stellten die Planer den nationalen Bezug zu Warschau und seinen barocken Palastanlagen her. Nichtsdestoweniger verweist die dreiteilige Gliederung in Basis, unendlich erweiterbarer Schaft und der kronenartige Turmaufbau auf die frühen Chicagoer Hochhausbauten wie den Tribune Tower oder das Wrigley Building aus den 1920er Jahren. Die Melange an Reminiszenzen wirkte in mehrfacher Hinsicht signalhaft. Einerseits strahlte Stalins Präsent die sowjetische Überlegenheit aus, andererseits proklamierte und propagierte es durch die gezielte Architektursprache den Sozialismus als Antipode zum amerikanischen Kapitalismus. Dies wurde über die Nutzung als Kultur- und Ausstellungsstätte für das Volk hervorhoben, das im Inneren eine hochwertige Ausstattung sowie eine hochmoderne Erschließungsanlage mit acht Aufzügen im Kern vorfand. Über das gesamte Stadtgebiet verteilt entstanden Wohnblocks im Sozialistischen Realismus, ebenso an der den Palast der Kultur und Wissenschaft flankierenden Marszałkowska, die nicht weit entfernt am Konstytucji Platz endet. Die umgebende Platzrandbebauung (1950–1953) nach den Entwürfen einer Architektengruppe um den Warschauer Chefarchitekten Sigalin ähnelt in der Umrisslinie mit seitlich hervortretenden Seitenrisaliten deutlich den städtebaulichen Vorgaben für die Kopfbauten am Krasiński Platz, im Aufriss weisen die Wohnbauten den gleichen dreiteiligen Aufbau wie der Kulturpalast auf (▶317). In dem Kontext des sich über den gesamten sowjetischen Einflussbereich ausstreckenden Bauprogramms sind die Entwürfe für die diplomatische Vertretung der DDR durchaus als Annäherung an die Warschauer Gegebenheiten zu interpretieren. Außer Acht bleibt allerdings, dass in der polnischen Hauptstadt parallel zu den nach Stalins Vorgaben realisierten Großprojekten durchaus auch Bauwerke entstanden, die an die Neue Sachlichkeit der Zwischenkriegszeit anknüpften und in der Theorie auch als Vorbild hätten dienen können. Besonders hervorzuheben sind das Zentrale Forschungs- und Designbüro der Bauindustrie (1950–1952) von Marek Leykam (1908–1983) und der Kaufhauskomplex Centralny Dom Towarowy (1948–1952) an der Straßenecke Bracka/Al. Jerozolimskie von Zbigniew Ihnatowicz (1906–1995) und Jerzy Romański (1909–1968).229 Sie belegen die damals vor Ort vorherrschende Heterogenität architektonischer Haltungen. Noch mehr zeigt der Vergleich mit den Botschaftsprojekten anderer Nationen in Warschau, dass die außenpolitisch unerfahrene DDR nahezu krampfhaft darum bemüht war, den sowjetischen Architekturvorstellungen gerecht zu werden, anstatt sich in der architektonischen Selbstdarstellung in das örtliche Diplomatische Korps einzuordnen und diplomatisches Geschick gegenüber Polen zu beweisen. Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg baute die Mehrzahl der Nationen für die Wiederoder Neueinrichtung ihrer Botschaften in Warschau historische Paläste oder Villen, zumeist im Stil der Neo-Renaissance, wieder auf. Die Schweiz, Belgien, Großbritannien und Schweden rekonstruierten weitestgehend das vormalige äußere Erscheinungsbild und modifizierten den Innenraum zugunsten der Anforderungen einer Botschaft. Italien nahm beim Wiederaufbau des Karol Jan Schlenkier Palasts, in dem seine Botschaft seit 1920 residierte, signifikante Veränderungen an Grundrissen und
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Wildner (MfAA), „Ideenskizze“ Botschaft Warschau, Gipsmodell 1956. PA AA, MfAA, ZR 587/96, fol. 87
Fassaden vor.230 Norwegen und Ungarn errichteten jeweils Neubauten, die die Gebäudekubatur der vorangegangenen Bebauung zitierten. Ungarn kopierte in seiner 1955 fertiggestellten Botschaft nicht nur den Grundriss des Vorgängerbaus, sondern übernahm auch dessen Gliederung der Fensterachsen.231 Einzig die Volksrepublik Rumänien errichtete während der stalinistischen Ära einen souveränen Botschaftsneubau. Das bereits 1950 fertiggestellte Bauwerk von Duiliu Marcu verkörpert die Vielfalt der zeitgenössischen Tendenzen.232 Mit einem dreigeschossigen Hauptkörper samt Arkadenzone, Beletage und Mezzaningeschoss sowie zwei rückwärtig angegliederten zweigeschossigen Seitenflügeln griff der rumänische Architekt zwar auf Hauptformen eines traditionellen Kanons zurück, schwächte deren Dominanz aber mittels einer asymmetrischen Reihung der Fensterachsen an der Hauptfassade und einer Rasterfassade vor dem stirnseitig angeordneten Treppenhaus ab. Als Fassadenmaterial kam über die Leibungen und Brüstungen hinweg Travertin zum Einsatz, so dass der Kalkstein durch die wechselnde Reihung unterschiedlich hoher Formate in der Fläche seine Dominanz verlor. Alle diese diplomatischen Vertretungen eint trotz ihrer Heterogenität, dass sie mit einem vergleichsweise kleinen Raumprogramm agierten, während das Bauvorhaben der DDR fast die Größe des polnischen Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten erreichte. Der ostdeutsche Staat hatte persistente Schwierigkeiten, das Projekt alsbald zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen. Gleichzeitig drückte sich das fortwährende Unbehagen der polnischen Vertreter gegenüber dessen Planungen in der Taktik des Hinhaltens und Verzögerns aus. Der Entwurf von September 1956 zeigt deutlich, dass Chruschtschows propagierte Abkehr vom stalinistischen Realismus den ostdeutschen Repräsentationsbau noch nicht erreicht hatte, obwohl der neue Chefarchitekt der Stadt Warschau Adolf Ciborowski (1919–1987) den Verantwortlichen schon im vorausgegangenen Sommer nahegelegt hatte, ein Bauwerk mit einem »modernen Charakter« zu errichten.233 Ende November schaltete sich Lothar Bolz nachdrücklich in die Entwurfsfindung für den Botschaftsentwurf in Warschau ein, indem auch er einen »modernen Charakter« für das Gebäude forderte. Bei der Besprechung mit
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den Planern des Zentralen Entwurfsbüros im Ministerium für Aufbau präsentierte der Außenminister sogleich ein Gipsmodell, das die Änderungswünsche des MfAA berücksichtigte. Dieses sollte per Beschluss die Grundlage für das von Hopp weiter auszuarbeitenden Vorprojekt bilden. Die vorgelegte Dreiflügelanlage um einen tiefen Innenhof verschmilzt mit den platzbegrenzenden Riegeln, allerdings grenzen gläserne Korridore den Hauptkörper von den Seitenflügeln ab. Ein wellenförmiges Vordach deutet den Eingang an (▶318). Eine wahrhaft moderne Anmutung weist aber auch dieser Entwurf nicht auf. Nichtsdestoweniger markieren die »Ideenskizzen« des Architekten des MfAA Wildner, trotz des Rückgriffs auf Hopps städtebauliche Konzeption von 1952, und infolgedessen auf einen traditionell repräsentativen Formenkanon, einen Wendepunkt in der Planung für die Botschaft der DDR in Warschau. Zum einen unternahm man offensichtlich, wenn auch noch äußerst unbeholfen, den Versuch, der verordneten Abkehr von den Nationalen Traditionen und der Hinwendung zu einer rationellen Bauweise auch im auswärtigen Repräsentationsbau nachzukommen. Zum anderen manifestierte Bolz’ Eingreifen den steten Machtverlust des mittlerweile 66-jährigen Architekten Hanns Hopp hinter den Kulissen. Der Außenminister diktierte dem Leiter des führenden Instituts für gesellschaftliche Bauten der DDR, welche Vorlagen dieser fortan für seine Überarbeitung zu verwenden habe, und forderte eine engmaschige Berichterstattung über die weiteren Planungsfortschritte.234 Angesichts unbefriedigender Ergebnisse ordnete Bolz im Februar 1957 gar einen Planungsstopp beim Zentralen Entwurfsbüro an und stimmte zwei Monate später einem weiteren Gegenvorschlag des MfAA zu, die einzelnen Flügel in der Höhe zu staffeln.235 Rücksprache hielt der Außenminister derweil mit Hans Gericke (1912–2014) und Edmund Collein. Der ehemalige persönliche Referent von Lothar Bolz im Ministerium für Aufbau (Gericke) und der amtierende Vorsitzende des Beirates für Bauwesen des Ministerrates der DDR (Collein) griffen im Hintergrund lenkend ein.236 Im Juli desselben Jahres präsentierten Hopp und Kötteritzsch das ausgearbeitete Grundprojekt: Botschaft der DDR in Warschau, dessen Konzeption weiterhin auf der klassischen Palastanlage mit viergeschossigem Hauptkörper als corps de logis und leicht abgesetzten zweigeschossigen communs bzw. Verbindungsflügeln um einen tiefen Ehrenhof basiert. Zwei dreigeschossige Kopfbauten schließen das Ensemble zum Platz ab. Den erstrebten »modernen Charakter« erzielen die Fassadenbehandlung und die für den Hauptkörper vorgesehene Stahlbetonrahmenkonstruktion (▶319).237 Die Ansichten sind frei von historischen Zitaten, es dominieren die scharfkantige Kubatur, Flachdächer und planen Fassadenoberflächen, die in Edelputz ausgeführt werden sollten. Über den weiten Ehrenhof sollte ausschließlich die »eigentliche Botschaft« im Hauptkörper erschlossen werden.238 Ein ausladendes geschwungenes Vordach kennzeichnet den der gerasterten Fassade vorgelagerten Eingang, die seitlichen Gebäudekanten im Übergang zu den Stirnflächen sind vollständig geschlossen. Die vier Flügelbauten zeigen die Gliederung einer regelmäßigen Lochfassade auf, sie wurde als konventionelle Mauerwerkskonstruktion vorgesehen.239 Die Kopfbauten nehmen das Konsulat und die Handelspolitische Abteilung (HPA) auf, mit jeweils einem separaten Eingang an den Stirnseiten. In den Verbindungsbauten werden Verwaltungsräume für die allgemeine Verwaltung, Kanzlei, Kulturabteilung und Wirtschaftspolitische Abteilung untergebracht. Alle Flügelbauten weisen eine zweibündige Erschließung
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Hanns Hopp und Werner Kötteritzsch, Grundprojekt: Botschaft der DDR in Warschau (Juli 1957), Skizze Hauptfassade. PA AA, MfAA, ZR 607/96, fol. 68
▶ 320
Grundriss Erdgeschoss. PA AA, MfAA, ZR 591/96
▶ 321
350
Modell. PA AA, MfAA, ZR 607/96
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auf, die zentralen Treppenhäuser liegen jeweils in den Kopfbauten an den Übergängen zu den Verbindungsbauten (▶320). Trotz der Neuorientierung bleibt die Raumdisposition der Repräsentationsflächen weiterhin rückgewandt. In dem einhüftig organisierten Hauptkörper orientieren sich die großzügigen Verkehrsflächen mit nur wenigen Ausnahmen zum Ehrenhof, während sich die Nutzungsflächen zur Gartenseite hin ausrichten. Im Erdgeschoss sind Ausstellungshalle, Kinosaal, Schulungsraum und Bibliothek um eine repräsentative Eingangshalle gruppiert, von der aus Besucher über eine zweiläufige Treppenanlage zu den Repräsentationsräumen und den Arbeitszimmern von Botschafter und erstem Botschaftsrat im ersten Obergeschoss gelangen. Hier schiebt sich der im mittleren Drittel vorgesehene Festsaal aus dem Gebäudekörper hinaus, und zwei seitliche Treppenläufe führen wiederum in die untere Gartenebene (▶321). Die verschieden großen Salons und Säle sowie die Verkehrsflächen sollten bei Bedarf zu größeren Raumeinheiten zusammengelegt werden können. Auch die Botschafterwohnung, die wie die Gästezimmer im zweiten Obergeschoss angeordnet wurde, sollte für kleinere Empfänge zur Verfügung stehen und erhielt zu diesem Zweck eine direkte Anbindung an die Arbeitsräume.240 Speisesäle und Küche sowie die Funkabteilung füllen das gesamte dritte Obergeschoss. Tatsächlich transportieren Verteilung und Gewichtung der Nutzungen innerhalb des Hauptkörpers wie auch die Baukörperanordnung an sich ein tradiertes Repräsentationsverständnis, das in Teilen noch auf den Prix de Rome sowie auf die Botschaft von Peter Behrens in St. Petersburg zurückgeht. So unterbleibt die strikte Trennung der Funktionen von Residenz und Kanzlei. Bemerkenswert ist die Einführung sozialistisch geprägter Nutzungen, wie die »Räume für die kulturellen Belange, wie Kino, Bibliothek, Ausstellungshalle« in der Erdgeschosszone des Hauptkörpers241. Die Bereiche wären an dieser zentralen Position für interne und externe Veranstaltungen äußerst effektiv nutzbar und die ersten Funktionen gewesen, die ein Besucher beim Betreten des Gebäudes wahrgenommen hätte. Die herausragende Stellung von Kultur in der DDR kristallisiert sich in eben diesem Punkt. Im September 1957 begutachteten Edmund Collein, Kurt Liebknecht und Hermann Henselmann als Kommissionsmitglieder des Beirats für Bauwesen beim Ministerrat das nunmehr »abgeschlossene Vorprojekt« und empfahlen es »als Grundlage für die weitere Projektierung.«242 Vier Monate später, im Januar 1958, stellten Hopp und Kötteritzsch das Grundprojekt beim Chefarchitekten von Warschau und dessen Beirat vor und stießen erneut auf Ablehnung. Die größte Kritik galt der Länge des Hauptkörpers, der die des Krasiński Palast überschritt. Im folgenden Juni legten die ostdeutschen Architekten in Warschau nacheinander drei Varianten für den corps de logis vor, von der erst die letzte und kleinste den Palast in Länge und Höhe unterbot.243 Unter der Auflage, dieses Maß einzuhalten sowie die Straßenflucht durch die Kopfbauten asymmetrisch zu schließen, erhielt der Entwurf die Zustimmung des städtebaulichen Ausschusses.244 Bis November 1958 ergänzten Hopp und Kötteritzsch das Projekt entsprechend der Warschauer Forderungen. Zudem erweiterten sie auf Wunsch von Botschafter Josef Hegen (1907–1969) das Raumprogramm um einen Kindergarten, eine Schule und 16 weitere Wohnungen; im Grundprojekt waren zunächst 21 Einheiten vorgesehen worden.245 Doch trotz weiterer Verhandlungen mit dem Warschauer Chefarchitekten und entsprechender Korrektur der Pläne konnten
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die ostdeutschen Verantwortlichen die endgültige Genehmigung der Warschauer Behörden und letztlich des Warschauer Nationalrates nicht erreichen.246 Chruschtschows 1954 erstmals geäußerte Forderung nach einer effizienteren Bauweise und die eingeleitete Entstalinisierung, die beim XX. Parteitag der KPdSU im Jahr 1956 ihren Höhepunkt gefunden hatte,247 setzten bezüglich der Suche nach architektonischen Leitbildern einen Prozess in Gang, der auch Ende der 1950er Jahre noch lange nicht abgeschlossen war. Die fehlende klare Orientierung und der stete Wandel der konzeptionellen und ideologischen Grundlagen sowie die daraus folgende Unsicherheit unter den Planern oder Entscheidungsträgern sowohl in der DDR als auch in der VR Polen schlugen sich einerseits in den stetigen Nachforderungen nieder, anderseits in den nahezu devoten Nachbesserungen, die bei ihrer jeweiligen Präsentation schon wieder überholt waren. Der Entwurf der Botschaft in Warschau vergegenständlicht diese schrittweisen Veränderungen. Die vorgefertigte Produktionsweise, die Rasterung, die Lochfassaden sollten die geforderte ökonomische Bauproduktion vollziehen, währenddessen Hopp und Kötteritzsch versuchten, »wenigstens etwas von der erhabenen Würde der ursprünglichen Planung beizubehalten«.248 Allerdings wurden auch bei den Bauprojekten in der DDR trotz Vorfabrikation von Bauteilen und aufgelöstem Städtebau nicht ad hoc alle mühsam über Jahre eingeführten baukünstlerischen Ideale fallen gelassen. Sie durchliefen eine gewisse Metamorphose, wie sie auch Henselmanns Planung für die Bebauung südlich des Strausberger Platzes von 1956 vor Augen führt.249 Bei den fünfgeschossigen Wohnbauten schließen jeweils zwei Seitenrisalite mit Tympanon die regelmäßige Lochfassade ab, klassizistische Momente treten hier trotz einer Stahlbetonkonstruktion, vorgehängter Fassade und reduziertem Dekor zu Tage. Im Juli 1960 brachte der Warschauer Chefarchitekt in einem Schreiben an Liebknecht die Problematik auf den Punkt. Auf Einladung des Präsidenten der DBA hatte Ciborowski kurz zuvor Ost-Berlin besucht und dort Baustellen sowie Betriebe der Bauindustrie besichtigt. Er zeigte sich beeindruckt von der Entwicklung derselben und traf die durchaus zutreffende Einschätzung, dass der Entwurf, den Hopp und Kötteritzsch zwei Jahre zuvor erarbeitet hätten, auch in der DDR nicht mehr dem aktuellen Stand der Entwicklung entspräche.250 Schon 1957 hatte die Berliner Bezirksleitung der SED beschlossen, den Aufbau des Ost-Berliner Stadtzentrums systematisch zu verfolgen und insbesondere die Bebauung der Stalinallee gen Alexanderplatz fortzusetzen. Ein von Henselmann im Frühjahr 1958 erarbeitetes Konzept manifestierte die Abkehr von der kompakten Blockrandbebauung und orientierte sich mit Zeilenbauten, Punkthochhäusern und weitläufigen Grünräumen am Vorbild der offenen und gegliederten Stadt. Die Planung wurde zur Grundlage für die Entwürfe der Kollektive von Edmund Collein und Werner Dutschke (1919–1983), die in kürzester Zeit umgesetzt wurden. Bereits im Oktober 1959 wurde die Grundsteinlegung vollzogen und die Bauarbeiten entlang der nunmehr in Karl-Marx-Allee umbenannten Magistrale bis 1964 ausgeführt (▶322). Besonders mit den von Josef Kaiser (1920–1991) entworfenen Bauten des Kino International (1961–1963), Café Moskau (1961–1964) und den weiteren Pavillons für die Nahversorgung der Bewohner der umliegenden Hochhausscheiben brachte sich die DDR als fortschrittliche, moderne Nation in Stellung.251 Noch mehr galt dies für das von Henselmann mit Bernhard Geyer und Jörg Streitparth entworfene Haus des Lehrers mit der angegliederten Kongresshalle (1961–1964) (▶323). Das Ensemble
Wohnbebauung an der KarlMarx-Allee. Blick vom Kino International Richtung Strausberger Platz. SLUB / Deutsche Fotothek, Rudolph Kramer 1964
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Hermann Henselmann, Bernhard Geyer und Jörg Streitparth, Haus des Lehrers und Kongresshalle (1961– 1964). SLUB / Deutsche Fotothek, Gerhard Döring 1965
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bildet den Abschluss der Karl-Marx-Allee und zugleich den Auftakt zum neu gefassten Alexanderplatz. Henselmann lehnte sich in seinem Entwurf für das Hochhaus eng an US-amerikanische Vorbilder wie das Lever-House von SOM an, zu dem der umlaufende Wandfries Unser Leben von Walter Womacka den sozialistischen Gehalt lieferte. Als Ciborowski nun im Juni 1960 Berlin besuchte,252 befanden sich Henselmanns und Kaisers Bauten noch in der Planung. Besichtigen konnte der Chefarchitekt lediglich die Baustelle des ebenfalls von Kaiser entworfenen Kino Kosmos (1960–1962), das einen der Freiräume zwischen den Wohnpalästen des ersten Bauabschnitts füllt. Während Ciborowski seine Kritik im Brief an Liebknecht noch vorsichtig formulierte, war er bei einem vorangegangenen Treffen mit Richard Paulick sehr viel deutlicher geworden. Das Konzept für den Botschaftsneubau der DDR in Warschau von Hopp und Kötteritzsch, so kolportierte es Paulick, erinnere »[…] zu stark an die deutsche Architektur der 30-er Jahre und würde in der polnischen Öffentlichkeit, die, wie Gen. Ciborowski sagte, in solchen Dingen sehr empfindlich ist und eine sehr schar-
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Welton Becket and Associates Architects Engineers, US-Botschaft Warschau. Entwurfsperspektive von 1958. National Archives (59-OBO-047CSP_1262)
fe Zunge besäße, Anlaß zu abfälligen Kritiken und nicht angebrachten Vergleichen sein.« Wohlgemerkt, die Beurteilung bezog sich auf den letzten Planstand von 1958 und nicht auf die vorherigen Fassungen. Der Warschauer Chefarchitekt, so Paulick, würde der ostdeutschen Regierung zu einer Neuprojektierung raten: »Es solle nach seiner Auffassung nicht versucht werden, sich der Architektur des Palais Krasinskich anzupassen oder unterzuordnen, sondern im Gegenteil müßte man einen deutlichen Gegensatz setzen und nur im Maßstab etwas kleiner bleiben als die Architektur des Palais Krasinskich, was sich natürlich nicht auf die absolute Höhe, Breite oder Länge bezieht.« Der Neubau könne sogar höher als der Palast sein. Eine von Paulick vorgeschlagene »vorgehängte Aluminiumfassade mit viel Glas – im Erdgeschoss vielleicht ganz in Glas aufgelöst« entspräche seinen Vorstellungen.253 In der architektonischen Auffassung ist hier der Schwenk zum International Style erkennbar, die Reminiszenzen sowohl an den frühen US-Generalkonsulaten von SOM in Westdeutschland aber auch am zeitgenössischen bundesdeutschen Architekturdiskurs sind offensichtlich. In Warschau stand der Baubeginn für den Neubau der US-amerikanischen Botschaft an; das Büro von Welton Becket (1902–1969) hatte einen rhythmisch gegliederten, viergeschossigen Verwaltungsbau über einem luftig gläsernen Eingangsgeschoss mit leichtem Vordach entworfen (▶324).254 Wenig Substanz hatten hingegen Ciborowskis Äußerungen zum Städtebau, die im Dezember 1960 offiziell korrigiert wurden. Für das Botschaftsgebäude der DDR müsse eine neue Lösung gefunden werden, die sich »harmonisch in die bereits geschaffenen Bauten« einfüge und »eine moderne Architektur im guten Sinn« aufweise. Das Botschaftsprojekt der DDR durfte den Krasiński Palast keinesfalls dominieren.255 Entsprechend wurde schriftlich fixiert, dass das Hauptgebäude das Kulturdenkmal weder in der Länge noch in der Höhe übertreffen und der Haupteingang nicht zu stark betont werden dürfe.256 Nach Gesprächen in Warschau im September 1960 setzte sich Paulick angesichts der Sachlage für eine grundlegende Überarbeitung des Botschaftsprojekts ein. Um den polnischen Vorstellungen gerecht zu werden, müsste »vor allen Dingen Gewicht [sic!] auf eine architektonische Neugestaltung entgegen dem bisherigen Projekt hingearbeitet werden.«257 Die auf die Beschlüsse in Warschau folgende grundlegende Reform der architektonischen Ideale demonstriert eine undatierte Skizze aus dem Plansammlung des PA AA: zwei schmale, im rechten Winkel zueinander angeordnete Riegel (▶325). Das
Unbekannt, Skizze Botschaft Warschau (1960). PA AA, MfAA, Planschrank 8
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Hauptvolumen am Krasiński Platz ist achsensymmetrisch auf den Palast ausgerichtet und ist etwas länger als der Altbau. Der zweite Baukörper erstreckt sich entlang der ulica Sto. Jerska, beide Bauteile sind nur über einen schmalen Gang miteinander verbunden. Weitere einzelne kleine Kuben sind additiv auf dem Grundstück verteilt. In Verbindung mit der Außenraumgestaltung offenbart das Konzept seine Hinwendung zu den fließenden Raumstrukturen mit weiten parkartig angelegten Grünflächen, Scheiben- und Punkthäusern des modernen Städtebaus. Auf Basis dieser Skizze arbeitete Kötteritzsch bis April 1961 einen Studienentwurf aus, den er nach Zustimmung des Nationalrats und der Kommission für Urbanistik und Architektur der Hauptstadt Warschau innerhalb kürzester Zeit zum Vorprojekt weiterentwickelte.258 Die abgeschlossene Planung unterscheidet sich nur in Details von der Skizze. Der viergeschossige Hauptriegel mit größeren lichten Raumhöhen im Erd- und ersten Obergeschoss liegt nun etwas nach hinten versetzt, was eine Befriedung des Grundstücks erlaubt (▶326). Die Länge des Baukörpers unterschreitet nun deutlich die des Palastes, gleiches gilt für die Höhe, so dass ein »Beispiel der einfachen, zeitgenössischen monumentalen Architektur« entstände.259 Der symmetrische Bezug zum Palast setzt sich nicht nur bei dem etwas nach hinten versetzten eingeschossigen Gartentrakt fort, sondern auch bei einem Wohngebäude, das an die nordöstliche Grundstückskante grenzt. Ein kleines Vordach deutet den Eingang in der Mittelachse an. Hinter diesem wie auch in allen darüber liegenden Geschossen ist jeweils eine Halle an dem seitlichen Treppenhauskern angeordnet, die symmetrisch die Verteilerfunktion zu den zweihüftig organisierten Büroräumen übernimmt (▶327). Im Erdgeschoss schließen zur rechten Seite die Räume der Kulturhalle an die Eingangshalle an, rückwärtig ein zweiseitig verglastes Foyer, das den Übergang zum weiter hinten liegenden Gartentrakt mit den Repräsentations-, Veranstaltungsund Speisesälen herstellt. Der Festsaal ist erhöht, so dass seine Kontur die Dachfläche durchbricht. Der größere der zwei zwischen Haupt- und Gartentrakt liegenden Patios birgt im Untergeschoss den Wirtschaftshof. Mit dem Gartentrakt verschneidet sich entlang der ulica Sto. Jerska der dreigeschossige Verwaltungstrakt. Das Gebäude steht hauptsächlich der Handelspolitischen Abteilung zur Verfügung, im Straßengeschoss liegen, angrenzend an die Repräsentationsräume, zusätzlich das Konsulat und die Küche. Konsulat und Handelspolitische Abteilung erhalten separate Eingänge von
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Werner Kötteritzsch, Studienprojekt Botschaft der DDR in Warschau (April 1961), Modell. PA AA, MfAA ZR 604/96, fol. 27
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Erdgeschossgrundriss des Botschaftsgebäudes, des Konsulats und der handelspolitischen Abteilung. PA AA, MfAA ZR 605/96, fol 18
der Seitenstraße. Südlich des Hauptriegels, etwas weiter von der Platzkante abgerückt, liegt das eigenständige Botschafterhaus. Der zweigeschossige Bau enthält im Erdgeschoss die Repräsentationsräume – zwei kleine Salons und ein Speisezimmer – sowie eine Küche und im Obergeschoss die Schlafzimmer. Ein ursprünglich vorgesehener Anbau mit den Gästezimmern entfällt in der Überarbeitung, hier sind die Gästezimmer im obersten Geschoss des Hauptkörpers untergebracht. Zu beiden Planständen entwickelte Kötteritzsch mehrere Varianten für die Gliederung der Fassade, die verschiedene Richtungsautoritäten aufwiesen. Die polnischen Architekten favorisierten die Variante, deren Gliederung in erster Linie horizontal geprägt war (▶328). Zudem forderten sie die Überführung des Motivs auf die Stirnseiten.260 Nachdem es der DDR endlich gelungen war, mit den polnischen Architekten und Regierungsvertretern Einigkeit über die architektonische Lösung für ihren Botschaftsneubau zu erzielen, holte sie nun das Versäumnis ein, dass die Grundstücks-
MfAA ZR 605/96, fol. 22
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modalitäten bisher noch nicht endgültig fixiert worden waren. Während die vorangegangenen Vertragsentwürfe für das Grundstück stets nur einen symbolischen Pachtzins von einem Zloty enthielten, erklärte der Direktor des Volksdepartments im Außenministerium der VR Polen im Dezember 1960, dass man für das Grundstück nun den vollen Pachtzins verlangte. Alle Versuche, mit Polen ein Abkommen über die Errichtung von Botschaftsbauten auf Gegenseitigkeit zu treffen, schlugen fehl. Die polnische Regierung hatte nicht die Absicht, in einen Neubau für ihre Vertretung in Ost-Berlin zu investieren.261 Bis September 1962 kam es zu keiner Klärung in dieser Angelegenheit, eine Anfrage des ostdeutschen Außenministeriums an sein polnisches Pendant blieb unbeantwortet. Stattdessen übten die polnischen Vertreter Druck auf die ostdeutsche Regierung aus, den Baubeginn für März 1963 fest zuzusagen. Man wolle die städtebaulichen Maßnahmen an Krasiński Platz abschließen und das zentrale Baugrundstück nicht länger brach liegen lassen. Die Stadt Warschau bot der DDR als Alternative ein Areal in unmittelbarer Nähe der sowjetischen Vertretung am Łazienki Park an.262 Am 22. November 1962 beschloss das Kollegium des Ministeriums »auf das bisherige Grundstück zu verzichten, und das Angebot der polnischen Seite, ein neues geeignetes Grundstück zur Verfügung zu stellen«, anzunehmen.263 Überraschend schnell gab die DDR-Regierung das Vorhaben am Krasiński-Palast auf. Spätere Noten zwischen dem MfAA und der Botschaft in Warschau machen allerdings deutlich, dass die Entscheidungsträger eine Finanzierung des Neubaus rein aus eigenen Mitteln angesichts der ökonomischen Situation der DDR nicht vor 1967 oder gar erst 1970 für möglich hielten. Demzufolge beharrte die DDR bei ihren Vertragsverhandlungen über den Grundstückstausch mit der polnischen Seite auf der Festlegung einer Errichtung auf Gegenseitigkeit. Doch die Gespräche gestalteten sich zäh und waren letzten Endes erfolglos. Nichtsdestotrotz stellte die ostdeutsche der polnischen Regierung einen Neubau für ihre diplomatische Vertretung in OstBerlin zur Verfügung. Das 1963–1964 nach Entwürfen von Emil Leibold (1905–?) und Christina Seyfahrt errichtete Bauwerk wurde der Volksrepublik Polen im Herbst 1966 zur Nutzung überlassen. Staatsekretär Winkler setzte große Hoffnungen in die Übergabe: »Dann ist der Zeitpunkt gekommen um mit den polnischen Genossen über den Bau eines neuen Botschaftsgebäudes zu verhandeln.«264
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▶ 328 Botschaftsgebäude vom Krasiński Platz. PA AA,
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Konzepte mit Vorbildcharakter Auch wenn es letztlich nicht gelang, einen Neubau für die Botschaft der DDR in Warschau zu errichten, und auch spätere Versuche scheiterten,265 weisen die Entwürfe von Hopp und Kötteritzsch städtebauliche Entwurfsansätze für die Bauaufgabe der auswärtigen diplomatischen Vertretung auf, die emblematisch für den Sozialistischen Realismus und den Funktionalismus waren. Die Anordnung der Baukörper zu einer Dreiflügelanlage prägte die Entwürfe von Hopp und Kötteritzsch von 1952 bis 1958. In Anlehnung an offene Raumstrukturen zeigen die Pläne ab 1960/61 offene Raumstrukturen mit der Addition von klaren Baukörpern wie Riegeln und punktuellen Kuben. Beide Konzepte wurden andernorts verwirklicht, allerdings ist der Vorbildcharakter des Warschauer Botschaftsprojekts einzuschränken. Noch in der ersten Hälfte der 1950er Jahre plante die DDR ausschließlich für den Standort Warschau einen Neubau für eine diplomatische Vertretung. Im Juli 1957, etwa zeitgleich zum Studienprojekt in Warschau, erfasste Staatssekretär Rathmann die voraussichtlichen »Investitionen auf baulichem Gebiet für die Jahre 1958–1960«. Neben dem für 1960 veranschlagten Baubeginn in Warschau nannte er für das folgende Jahr die »Aufstellung von 7 Holzhäusern« in Tirana sowie den Baubeginn der Botschaft in Pjöngjang. Darüber hinaus war noch für das Jahr 1957 die Errichtung eines Wohnhauses in Peking vorgesehen, das ab 1960 um die Botschaft erweitert werden sollte.266 Obwohl dieses Bauvorhaben nicht realisiert werden konnte, lieferte der Botschaftsentwurf von Hopp und Kötteritzsch für den Standort Peking, anders als aus dieser Aufzählung ersichtlich, nicht nur die Vorlage für das sehr viel später verwirklichte Neubauvorhaben in Pjöngjang, sondern auch für den letzten Entwurf in Warschau, dessen Pläne Hopp nicht mehr mitunterzeichnen sollte. Bereits seit 1955 befasste sich der von Franz Ehrlich geleitete »Aufbaustab Peking« im Auftrag des MAI mit dem Neubauprojekt Haus des Handels. Das Vorhaben, das auch ein Wohnhaus für Mitarbeiter vorsah, war im Zuge der sich andeutenden umfassenden städtebaulichen Planungen zur Neufassung der Pekinger Innenstadt Ende 1956 eingestellt worden, da diese auch das historische Diplomatenviertel mit dem Areal der ehemaligen Kaiserlich Deutschen Gesandtschaft betrafen, das die DDR seit Aufnahme der diplomatischen Beziehungen für ihre Botschaft und die Handelsvertretung der DDR nutzte.267 Da das MfAA die einschränkenden städtebaulichen Maßnahmen als erste Vorboten dafür wertete, dass die DDR über kurz oder lang das Gelände würde freigeben müssen, sah es die Errichtung eines größeren Komplexes vor, der neben der Handelsvertretung auch die Botschaft und Unterkünfte für die Mitarbeiter einschloss.268 Die Vereinigung beider Einrichtungen zu einem Ensemble war aufgrund der engen politischen Nähe von Außenhandel und diplomatischem Dienst konsequent, doch brachte der gleichzeitige Abbruch des Neubauprojekts für die Handelsvertretung die Botschaft in arge Bedrängnis. Die bereits vollzogene Vereinigung von Botschaft und Handelsvertretung auf dem Botschaftsareal und die Notwendigkeit, die stetig ansteigende Anzahl an Mitarbeitern beider Funktionen auf dem immer enger werdenden Grundstück unterzubringen, verschärften die politische Nähe beider Einrichtungen zu einem physischen Problem.269 Im Frühjahr
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1957 entschied das MfAA, den von der Arbeitsgruppe um Ehrlich entwickelten Wohnhausneubau vorzuziehen und in Folge dessen den »Aufbaustab Peking« »mit allen Rechten und Pflichten einschl. des augenblicklichen Personalstandes« ans MfAA zu überführen. Im gleichen Zuge sollte das Projekt Haus des Handels abgewickelt werden.270 Das Außenministerium hatte allerdings nicht mit dem vehementen Widerstand von Franz Ehrlich gerechnet, der erklärte, dass er mit dem MfAA »nichts zu schaffen habe«. Er unterstellte ihren Mitarbeitern, seine Planung ohne Beachtung der Urheberrechte weiter zu verwenden, pochte auf seinen noch nicht gekündigten Vertrag mit dem MAI und drohte zeitweilig mit Klage.271 Das MfAA distanzierte sich daraufhin von einer Zusammenarbeit mit Ehrlich und begann mit den Vorbereitungen für den Neubau eines Komplexes aus Botschaft, Handelsvertretung und Wohnungen. Die chinesische Regierung hatte der DDR ein neues Grundstück im neuen Diplomatenviertel in der östlichen Vorstadt Sanlitun in Aussicht gestellt, das Chefarchitekt Wildner im Sommer 1957 besichtigte.272 Bereits im folgenden Dezember erklärte die Botschaft »den Willen der DDR«, stattdessen »das Grundstück gegenüber des Neubaus der Sowjetunion zu übernehmen, um dort einen Neubau zu errichten.«273 Die Volksrepublik China kam dem Wunsch nach, wies jedoch darauf hin, dass das Grundstück noch bewohnt und eine Umsiedelung zeit- und kostenintensiv sei, und erwartete eine pekuniäre Beteiligung Ost-Berlins. Ungeachtet der Tatsache, dass die DDR nicht vorhatte, schnell mit einem Botschaftsneubau zu beginnen, da die »finanziellen und materiellen Voraussetzungen« angesichts des bis 1960 geplanten Wohnbauprogramms innerhalb der ostdeutschen Grenzen nicht gegeben wären, richtete das MfAA im Februar 1958 einen internen Wettbewerb zwischen zwei Architektenteams aus, um eine Grundlage für das ab 1960 zu realisierende Projekt zu schaffen.274 Eine solche Konkurrenz war in der DDR bei größeren Bauvorhaben allgemein üblich,275 überrascht aber trotzdem, da die Projektierung der Botschaft in Warschau noch als Direktauftrag an Hanns Hopp vergeben worden war. Neben Hopp und Werner Kötteritzsch vom Zentralen Entwurfsbüro für Hochbau im Ministerium für Aufbau wurden Chefarchitekt Emil Leibold und der Brigadeleiter Abendroth vom Entwurfsbüro Hochbau II Groß-Berlin zur Einreichung von Ideenskizzen mit Lageplanmodell aufgefordert.276 Das Raumprogramm sah Gebäude für die Dienststellen Botschaft, Konsulat, Handelspolitische Abteilung (HPA) und 30 Apartments für Mitarbeiter sowie die »Wohnung des Botschafters mit Repräsentationsräumen im eigentlichen Botschaftsgebäude und daran anschließend 2 Gastwohnungen« vor.277 Im Mai reichten beide Arbeitsgruppen ihre Unterlagen zum Studienprojekt der Botschaft der DDR in der VR China ein. Die eingereichten Lösungen unterschieden sich deutlich von dem im Januar 1958 in Warschau vorgestellten Grundprojekt. Beide Arbeitsgruppen nutzten das große Grundstücksgelände für die Differenzierung unterschiedlich großer und ausgeformter Baukörper, die sie nach Funktionen gruppierten. Die Planungsgruppe Leibold/Abendroth positionierte die wichtigsten Funktionen von Botschaftsgebäude, Konsulat und HPA entlang der dem Stadtpark gegenüberliegenden westlichen Grundstücksgrenze (▶329). Hierbei reiht sich eine aufgeständerte Vierflügelanlage mit Innenhof an einen langgestreckten Flügel mit nach innen geneigten Pultdächern und einem mehrgeschossigen Annex an der südwestlichen Stirnseite. Beide Solitäre sind mittels verglasten Stegen miteinander ver-
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bunden, zudem führt ein rückwärtiger gläserner Steg über einen »Brunnenhof« zu der höhengestaffelten Baugruppe aus Kino, Festsaal und Speisesälen. Dieses Konglomerat bildet den Dreh- und Angelpunkt der Anlage und ist über überdachte Wege mit allen anderen Bauteilen verbunden, so auch einem Punkthochhaus mit Wohnungen an der nördlichen Grundstücksgrenze.278 Während Leibold/Abendroth versuchen, eine räumliche Spannung über die Vielfalt von Baukörperformen, Raummotiven und Dachausprägungen zu erzeugen, wirkt die eingereichte Lösung von Hopp/Kötteritzsch fast nüchtern. Sie fokussierten sich auf die Reihung identischer Motive und erreichten durch deren Trennung nach Nutzungsinhalten eine bisher nicht gekannte Stringenz (▶330). Zentrum der Anlage bildet das dreigeschossige Botschaftsgebäude für die Kulturabteilung mit Ausstellungshalle im Straßengeschoss, Kanzlei und Repräsentationsräume im ersten Obergeschoss und weitere Büros im zweiten Obergeschoss. Der langgestreckte Riegel liegt etwas abgerückt von der westlichen Grundstücksgrenze, ein zweigeschossiger polygonaler Altan überdeckt luftig die außermittige Vorfahrt (▶331). In derselben Achse schließt rückwärtig ein Anbau an; der als einziges Element in den großen Garten hineinragt. An der östlichen Stirnseite führt ein Korridor zum zweigeschossigen Botschafterwohnhaus, das wiederum westlich über eine Pergola mit dem Konsulat verbunden ist, das aufgrund des zu erwartenden regen Besucherverkehrs über einen eigenen Zugang von der Straße verfügt. An der nordwestlichen Grundstücksecke gegenüber liegt die Handelsvertretung. Die sechsgeschossige Hochhausscheibe sollte im Straßengeschoss eine Ausstellungshalle und die allgemeine Verwaltung der Handelsvertretung aufnehmen, in den darüber liegenden Geschossen deren Büroräume. Im verglasten Dachgeschoss hatten die Architekten den Speisesaal und die Küche angeordnet. Entlang der südlichen Grundstücksgrenze reihen sich fünf Wohnhausblöcke, von denen nur das westlich gelegene Apartmenthaus für Gäste sich in Höhe und Breite von den übrigen vier Wohnhäusern mit jeweils vier Wohneinheiten für Mitarbeiter unterscheidet. Hopp/Kötteritzsch erkannten, dass sie den repräsentativen Charakter des Hauptbaukörpers mit der Kanzlei und den Repräsentationsräumen »nur durch ihre architektonische Gestaltung und durch die Verwendung besonders abgestimmten Materials und durch ihre Stellung im Zentrum des Ensembles« erreichen konnten. Der vorgelagerte Ehrenhof mit großer Wasserfläche sollte dies unterstreichen. Bewusst trennten die Architekten das Botschafterwohnhaus von der reinen Verwaltung, »um im Innern des Hauses eine klare und großzügige Raumorganisation zu schaffen«. Die Handelsvertretung als flächengrößte Einheit musste sich hingegen »durch schlichteste Haltung seine Bestimmung als reines Verwaltungsgebäude erkennen lassen.«279 Anhand der rationalen Gestaltung aller Bauteile zeigt das Studienprojekt von Hopp und Kötteritzsch, dass sie sich mit zeitgenössischen Projekten des International Style, vor allem mit Verwaltungsbauten auseinandergesetzt hatten. Insbesondere die Dachgeschosszone der HPA mit ihrem markanten Flugdach verweist auf die 1956 fertiggestellten Grindelhochhäuser in Hamburg. Auch die Lösung von Leibold/Abendroth lässt die Beschäftigung mit dem internationalen Architektendiskurs erkennen, allerdings lehnt sich das Ensemble im Zentrum der Anlage ebenso an den Konstruktivismus der 1920er Jahre an. Das Studienprojekt von Hopp und Kötteritzsch ist innovativer als ihr Warschauer Grundprojekt von 1958, das sich augenscheinlich den Absprachen unterwarf, die
Emil Leibold und Abendroth, Studienprojekt Botschaft Peking (1958), Modell. PA AA, MfAA ZR 549/96, fol. 6
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Hanns Hopp und Werner Kötteritzsch, Studienprojekt Botschaft Peking (1958), Modell. PA AA, MfAA ZR 549/96, fol. 2
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Perspektive Haupteingang. PA AA, MfAA ZR 549/96, fol. 3
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Abt. Bau- und Investitionen im MfAA, Botschaft Pjöngjang, Residenz. PA AA, Bildarchiv, Pjöngjang
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Dienstgebäude der Botschaft Pjöngjang. PA AA, Bildarchiv, Pjöngjang
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Botschaft Pjöngjang, Lageplan mit Holzbaracken (1956–1958). PA AA, MfAA 15
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Jahre zuvor mit den polnischen Behörden getroffen worden waren. Mit ihrem Entwurf für Peking nahmen die beiden Architekten grundlegende Entwicklungen für die Überarbeitung des Projekts in Warschau 1960/61 vorweg. Dies gilt zwar auch für die formale und funktionale Gebäudeformation, aber noch mehr für die Trennung von Repräsentationsflächen und den Wohnräumen des Botschafters. In dieser zeigt sich ein grundsätzlicher Wandel nicht nur in der architektonischen Haltung, sondern auch in ihrem gesellschaftlichen Ausdruck. Entsprechend leiteten die Verfasser ihren Erläuterungsbericht wie folgt ein: »Das Botschaftsgebäude eines sozialistischen Staates ist heute nicht mehr nur der repräsentative Wohnsitz des Botschafters als Vertreter des Staates. Die Aufgaben einer Botschaft einer diplomatischen Mission und damit ihr Apparat sind größer und differenzierter geworden. Das erfordert Räume von unterschiedlichem Charakter hinsichtlich ihrer Bedeutung und ihrer Funktion.«280 Keiner der beiden Ideenentwürfe wurde weiterverfolgt. 1958 stellte China der DDR ein Gebäude für die Handelspolitische Abteilung zur Verfügung und bot ihr einige Wohngebäude an. Die Dringlichkeit des Neubaus ließ entsprechend nach.281 1963 nahm China dann für unbestimmte Zeit Abstand von einem Botschaftsneubau in Ost-Berlin. Somit entfiel die Gegenseitigkeit, so dass auch der Neubau der Botschaft der DDR in China nicht realisiert werden konnte.282 Wäre das Projekt zeitnah umgesetzt worden, hätte mit Blick auf die im Jahr 1959 erfolgte Fertigstellung der Botschaftskanzlei der Bundesrepublik in Japan mit ihrem markanten Flugdach früh ein Anschluss an den bundesdeutschen auswärtigen Repräsentationsbau erreicht werden können. Mit dem Neubauprojekt der Botschaft in Pjöngjang konnte die DDR erstmals das additive Prinzip der modularen Bauweise auf einem 16.000 qm großen Areal realisieren, das die Koreanische Demokratische Volksrepublik (KDVR) im Stadtteil Munsudong unentgeltlich zur Verfügung gestellt hatte und das unmittelbar an die Botschaften von Kambodscha, Vietnam, Äthiopien und Indien grenzt. Die nüchtern anmutende Anlage wurde zwischen 1966 und 1973 auf Basis der Gegenseitigkeit von nordkoreanischen Baubetrieben in zwei Bauabschnitten unter der Verwendung von Ortbeton, Mauerwerk und Betonfertigteilen errichtet, die Planung erstellten die Architekten des MfAA.283 Bis 1967 wurde die Residenz mit zwei kleinen Salons und einem Speisesaal im Erdgeschoss und zwei Wohnungen im oberen Geschoss im hinteren Teil der Anlage fertiggestellt (▶332). Im gleichen Bauabschnitt folgten drei entlang der westlichen Grundstücksgrenze gereihte Wohnhäuser.284 Das im zweiten Bauabschnitt realisierte dreigeschossige Dienstgebäude mit zwei größeren, zweigeschossigen Sälen im ersten Obergeschoss liegt parallel zur südlichen Hauptstraße und schirmt das Residenzgebäude und den Garten gegenüber Einblicken ab (▶333).285 Bereits 1955 hatte die DDR mit den ersten Sondierungen für den Neubau einer Botschaft inklusive Handelsvertretung in Pjöngjang begonnen.286 Konkretere Planungen ab 1957 konnten angesichts der Botschaftsprojekte in Warschau und Peking nicht fortgeführt werden, da ein drittes Projekt den Rahmen des Investitionsplans von 1958 überreizt hätte.287 Selbst das koreanische Angebot, der DDR ein Botschaftsgebäude in Pjöngjang auf Gegenseitigkeit zu errichten, konnte die DDR angesichts des umfangreichen Wohnungsbauprogramms in Ost-Berlin nicht annehmen, da das MfAA keine Möglichkeit hatte, der KVDR ein geeignetes Gebäude im Gegenzug zur
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Verfügung zu stellen. Dasselbe galt für die diplomatischen Vertretungen von China, Ungarn, Rumänien und der Mongolei. Stattdessen wurden in Pjöngjang zwischen 1956 und 1958 provisorische Unterkünfte aus Holz geschaffen.288 Die insgesamt elf identischen Wohnhäuser, eine als Kulturraum genutzte Baracke und drei Dienstgebäude, allesamt eingeschossig, reihen sich auf dem rechteckigen Grundstücksareal schematisch um einen zentralen Garten und zeigen die deutlichste Anwendung einer modularen Bauweise (▶334). Erst spät findet die in den 1950er Jahren bzw. während des Sozialistischen Realismus favorisierte Dreiflügelanlage mit dem Neubau der Botschaft in Bagdad (1970–1971) ihre Umsetzung. Obgleich der »repräsentative Charakter« der diplomatischen Vertretung explizit hervorgehoben wurde,289 steht die Planung voll und ganz im Zeichen des Funktionalismus. Die Anordnung dreier Flügel um einen einseitig geöffneten Innenhof folgt formalen Kriterien und impliziert nicht mehr einen herrschaftlichen Modus, da weder die Ausformung der einzelnen Bauteile noch die innere Raumorganisation der ursprünglich üblichen Fokussierung auf die Mittelachse folgen. Die unzureichende Unterbringung von Konsulat und Handelsvertretung hatten den Generalkonsul der DDR in Bagdad Hans-Jürgen Weitz veranlasst, 1968 eindringlich beim MfAA bezüglich eines Neubaus vorzusprechen. Doch das Vorhaben zerschlug sich zunächst, da ein Neubau in der Perspektivplanung bis 1975 nicht vorgesehen war.290 Mit dem irakischen Geschäftsmann Rashid Saeed Kassim gewann die DDR einen finanzstarken Bauherrn, der das erforderliche Gebäude errichtete und ihr dann zur Miete zur Verfügung stellte.291 Dieser erwarb für den Neubau der 1970 zur Botschaft erhobenen diplomatischen Vertretung der DDR sechs zusammenhängende Grundstücke im Stadtteil Masbah.292 Kassim bevollmächtigte den Bauingenieur Faruk Saeed Hindosh mit der Bauherrenvertretung und beauftragte den Architekten Mousa Mohammed Amin mit der Genehmigungs- und Ausführungsplanung.293 Die Grundlage hierfür lieferte der Chefarchitekt des MfAA Karthaus. Er fertigte im Februar 1970 Skizzen, die die zweigeschossige Dreiflügelanlage mit rationalem Fassadenraster vorsehen (▶335).294 Das Dienstgebäude der Botschaft und die Handelspolitische Abteilung belegen jeweils einen Seitenflügel, den Mittelpunkt bilden die Küche und der langgestreckte Speiseaal im Erdgeschoss des mittleren Flügels. An seine Stirnseiten grenzen zentrale Sanitärund Technikräume sowie die Haupttreppenhäuser der Seitenflügel. Sie führen zu der Dachterrasse über dem auch als Kino und Festsaal genutzten Speiseraum. Dieser, sowie der Innenhof machten eine herkömmliche Residenz überflüssig, da »große Empfänge im Botschaftsgebäude bzw. im Garten der neuen Botschaft durchgeführt werden können.«295 Das Gebäude wurde im September/Oktober 1971 fertiggestellt, die ausgeführte Fassade weicht stark von Karthaus’ ursprünglicher Planung ab (▶336). Zeitgleich entstanden auf zwei unmittelbar angrenzenden Nachbargrundstücken mehrere Gebäude mit 24 Wohnungen. Vier Wohnungen wurden später zu Schule, Kindergarten und Hort umfunktioniert.296 Durch und durch zeichnet sich hier die sachliche Trennung der Baukörper nach den einzelnen Funktionen einer Botschaft (Dienstgebäude und Wohnhäuser) ab.
Werner Karthaus, Botschaft Bagdad, Perspektive Innenhof. Planarchiv BBR
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Botschaft Bagdad. Straßenfassade. Wolfgang Leistritz
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Paradigmenwechsel | 1960
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Der Brief, den der Warschauer Chefarchitekt Ciborowski im Juli 1960 an Liebknecht sandte, hatte weitaus weitreichendere Folgen als nur die Überarbeitung der Planungen für den Neubau der Botschaft in Warschau. Seine Kritik setzte keine zehn Tag später eine entscheidende Neuausrichtung in den übergreifenden planerischen Strukturen in Gang, um zukünftige Botschaftsprojekte effektiver koordinieren zu können. Anstatt wie bisher einzelne Projektanten mit der Planung der Neubauten im Ausland zu beauftragen, wurde nun eine auf mehrere Institutionen verteilte Struktur aufgebaut, nach der alle zukünftigen Projekte abgewickelt werden sollten. Doch handelte es sich hierbei nicht allein um eine rein organisatorische Neuausrichtung, es ging weit mehr um eine einheitliche architektonische Selbstdarstellung des ostdeutschen Staates im Ausland: »Die Frage, wie die DDR im Ausland baut, kann nicht mehr Anliegen einzelner Architekten sein. Es kommt nicht darauf an, dass ein Projektant seine Gedanken in solchen Repräsentationsbauten zeigt, sondern dass die DDR im Ausland ihr Gesicht zeigt.«297
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Ein erster Schritt war die Neubesetzung des Postens des Chefarchitekten im MfAA mit dem bis dahin für das Ministerium für Aufbau tätigen Hans Karthaus auf Empfehlung von Außenminister Bolz. Grundlegend war auch die Entscheidung, die Deutsche Bauakademie mit der Ausarbeitung der grundsätzlichen Fragestellung zur architektonischen Repräsentation der DDR im Ausland zu betrauen. Die von Richard Paulick geleitete Abteilung Typisierung wurde für »die Ausarbeitung der Aufgabenstellung und Projektierung« bzw. die Festlegung »der städtebaulichen, gestalterischen, funktionellen und konstruktiv-technischen Grundkonzeption für Botschaftsbauten« bestimmt. Auf Basis dieser Leitideen sollte zukünftig der VEB Hochbauprojektierung II Berlin als Hauptprojektant Entwürfe verfassen und zur Baureife fortentwickeln. Für den dortigen Posten des verantwortlichen Architekten wurde Heinz Graffunder vorgesehen. Der seit 1952 für den VEB und seine Vorgängerinstitutionen tätige Planer sollte schnellstmöglich die Leitung übernehmen, um die Fortführung des Warschauer Vorhabens nicht zu gefährden.298 Hopp und Kötteritzsch sollten zudem einbezogen bleiben, da »eine Ausschaltung der Autoren des Grundprojektes […] nicht möglich« gewesen wäre.299 Alle Maßnahmen passen sich nahtlos in die landesweite Neuordnung aller zentralisierten Planungs- und Ausführungsprozesse inklusive der Neudefinierung der Bauforschung und Rolle der Deutschen Bauakademie ein, die mit der Umwandlung des Ministeriums für Aufbau in das Ministerium für Bauwesen 1957/58 begannen und 1960 weitestgehend zum Abschluss gebracht worden waren. Angesichts dieser »Disziplinierung aller Sektoren des Bauwesens unter straffer zentraler Kontrolle zur Durchsetzung primär wirtschaftlicher Interessen und hoher Wachstumsraten«300, die nun auch die Sonderbauaufgabe Botschaft erreichte, verwundert die explizite Wahrung der Urheberrechte der »Autoren des Grundprojektes«301. Sie ist mit der bedeutenden Rolle Hopps für die architektonische Entwicklung des ostdeutschen Teilstaates zu begründen. Der Name von Heinz Graffunder, dem späteren Autoren des Palasts der Republik (1974–1976),302 taucht im weiteren Planungsprozess der Botschaft in Warschau nicht weiter auf, ebenfalls nicht der von Hopp. Stattdessen wurde Kötteritzsch im Januar 1961 auf Veranlassung von Karthaus zum VEB Berlin-Projekt versetzt, der in Nachfolge des VEB Hochbauprojektierung II Berlin fortan als »Hauptprojektant« für die Botschaftsplanung auftrat.303 Die Neukonzeption des Botschaftsprojekts in Warschau unterzeichnete fortan ausschließlich Kötteritzsch. Die Beteiligung von Paulick bei der Neuaufnahme des Projekts wurde bereits belegt.304 Inwieweit Graffunder, der für folgende Botschaftsprojekte in Berlin und im Ausland zuständig war,305 sich im Hintergrund einschaltete oder ob Hopp noch weiteren Einfluss auf Planung ausübte, lässt sich aus den Unterlagen des MfAA nicht erkennen. Nichtsdestoweniger wirkten die Grundlagen, die Hopp gelegt hatte, nicht nur in der überarbeiteten Planung für Warschau nach. Im August 1960, also noch bevor die Umstrukturierungen abgeschlossen waren, reiste Paulick nach Moskau, um ein von der sowjetischen Regierung offeriertes Grundstück für den Neubau der DDR-Botschaft im neuen Diplomatenviertel in unmittelbarer Nähe zur Lomonossow-Universität zu besichtigen.306 Im Anschluss an seine Reise, die er um eine Stippvisite in Warschau verlängerte,307 verfasste der Leiter der Sektion Typisierung der DBA einen Vorschlag für ein Raumprogramm,308 das er wie folgt einleitete:
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»Die Botschaft eines sozialistischen Staates ist heute nicht mehr nur der repräsentative Wohnsitz des Botschafters als Vertreter seines Staates. Die Aufgaben einer diplomatischen Vertretung und ihr Apparat sind größer und differenzierter geworden. Das erfordert Räume von unterschiedlichem Charakter hinsichtlich ihrer Bedeutung und Funktion.«309 Mit der Abschwächung des repräsentativen Charakters der Botschaftsresidenz als nur einem der Faktoren einer sozialistischen Botschaft grenzte sich Paulick sowohl von den neoklassizistischen Vorbildern als auch vom Warschauer Grundprojekt klar ab, bei dem noch alle Funktionen in dem U-förmigen Baukörper untergebracht waren. Im weiteren Verlauf seines Vorschlags stellte er die Notwendigkeit heraus, dass das Konsulat mit dem »stärkeren Publikumsverkehr« mit einem separaten Eingang zu versehen sei, und der Festsaal im ersten Obergeschoss direkt mit dem Garten verbunden werden solle. Des Weiteren wären »die kulturellen und sozialen Einrichtungen und eine Anzahl Wohnungen für Mitarbeiter« auf dem Grundstück unterzubringen.310 Abgesehen von der Absenz einer Handelspolitischen Abteilung unterscheidet sich Paulicks Raumprogramm in keinerlei Hinsicht von den Grundlagen, die Hopp und Kötteritzsch zuvor für Warschau und Peking erarbeitet hatten. Tatsächlich übernahm Paulick diese in weiten Teilen eins-zu-eins, so auch die zitierten drei Einleitungssätze aus dem Erläuterungsbericht der beiden Architekten für das Studienprojekt Peking von 1958.311 Ebenso änderte er nichts an den funktionellen Bestandteilen einer Botschaft der DDR, die Hopp und Kötteritzsch bereits mit Peking klar definiert hatten. Diese unterteilten das Raumprogramm in die Nutzungen Kanzlei, Repräsentationsräume, Konsulat und Wohnhaus des Botschafters und ergänzten diese um Räume für kulturelle Veranstaltungen, einen Speisesaal, Wohnungen für den Mitarbeiterstab sowie Gäste, eine Schule und einen Kindergarten. Sofern eine Handelsvertretung der Botschaft angegliedert wurde, passten sie die notwendigen Funktionen dem entsprechend größeren Flächenbedarf an. Die Umstrukturierungen als Lehre aus dem Warschauer Debakel erscheinen fast als Scheinmanöver und als persönliche, aber wohldosierte Kritik an Hanns Hopp.312 Gleichzeitig entsteht der Eindruck, dass die strukturellen Veränderungen zugunsten personeller Entscheidungen getroffen wurden. Bemerkenswert ist hierbei die Einflussnahme von Hans Gericke. Erst im Februar 1960 hatte der Chefarchitekt von Ost-Berlin313 anlässlich des 70. Geburtstags von Hanns Hopp einen vierseitigen Artikel über dessen Lebenswerk in der Zeitschrift Deutsche Architektur veröffentlicht. Die Würdigung des Architekten schließt bezeichnenderweise mit einer Skizze des Botschaftsprojekts in Peking, während das in Warschau unerwähnt bleibt.314 Den Umstrukturierungsprozess begleitend hatte Gericke nicht nur Außenminister Bolz davon überzeugt, dass im MfAA ein Chefarchitekt die Leitung der Projekte übernehmen müsse, »der die notwendigen Voraussetzungen für diese sehr verantwortungsvolle Aufgabe« mitbringe und ebenso die Fähigkeit von Karthaus bestätigt, sondern auch den Vorstoß initiiert, Graffunder als leitenden Architekten beim VEB Hochbauprojektierung II Berlin einzusetzen.315 Sein regulatives Eingreifen betraf allerdings nicht nur die auswärtigen Neubauten des MfAA, sondern berührte auch den Aufbau des Stadtzentrums von Berlin. Entsprechend war Gerickes Handeln von innenpolitischen Motiven geleitet. Die Einbindung der zentralen Projektierungsbüros VEB
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Hochbauprojektierung II Berlin und VEB Berlin-Projekt in die Hauptstadtplanung war selbstverständlich. Doch darüber hinaus war der neue Chefarchitekt im MfAA Karthaus fortan nicht mehr ausschließlich für alle Neubauten des MfAA im Ausland zuständig, sondern auch für die des MfAA und aller diplomatischen Vertretungen in Ost-Berlin.316 Die personelle Besetzung der einzelnen Institutionen tangierte folgerichtig die Arbeit des Stadtarchitekten Gericke unmittelbar. Der Beschluss des V. Parteitags der SED 1958, bis 1965 alle wichtigen Stadtzentren wieder herzustellen, betraf im besonderen Maße den Aufbau von Ost-Berlin »als der Hauptstadt der DDR und der künftigen Hauptstadt eines friedliebenden demokratischen Deutschland«317 als »Sache der gesamten Bevölkerung«318. Der Wiederaufbau des Straßenzugs Unter den Linden, die Fortsetzung der Stalinallee bis zum Alexanderplatz und die Neugestaltung des Marx-Engels-Platzes bzw. der städtebaulichen Brache, die die Abtragung des Residenzschlosses der Hohenzollern 1950 hinterlassen hatte, waren hierbei zentrale Bestandteile der Forderungen der SED.319 Als Reaktion auf den 1957/58 von der Bundesrepublik und dem Westberliner Senat ausgeschriebenen internationalen Wettbewerb »Hauptstadt Berlin«,320 der aufgrund des Einbezugs der Ost-Berliner Bezirke als Anmaßung empfunden wurde, wurde im Oktober 1958 ein internationaler Ideenwettbewerb zur »sozialistischen Umgestaltung des Zentrums der Hauptstadt der DDR, Berlin« ausgelobt, der sich mit der Neufassung des MarxEngels-Platzes bis hin zum Alexanderplatz befasste und zu dem gezielt Architekten aus sozialistischen Ländern eingeladen wurden. Neben den 56 Beiträgen beachtete die Jury die außer Konkurrenz erstellten Lösungsvorschläge vom Kollektiv Gerhard Kosel, Hanns Hopp und Hans Mertens321 sowie von Hermann Henselmann. Das Konzept von Kosel/Hopp/Mertens war im Vorfeld des Wettbewerbs im Auftrag der Partei entstanden und adaptierte mit hoch aufragender Höhedominante und umgebender Sockelbebauung das Warschauer Vorbild des Palastes der Kultur und Wissenschaft im formenreduzierten Gewand, während die angrenzenden Flächen von Alexanderplatz bis Unter den Linden mit einer Blockrandbebauung überplant wurden. Die monumentale zentrale Wirkung des Hochausensembles wurde durch dessen Verschiebung vom Schlossplatz in Richtung Alexanderplatz inklusive Ausweitung der Spree mittels flankierender Wasserbecken noch verstärkt. Eine Kontroverse erzeugte hingegen der Entwurf von Henselmann, der das Zentrale Gebäude auf der östlichen Kante des Marx-Engels-Platzes durch einen Fernsehturm ersetzte.322 Die als Essenz aus der Auswertung des Wettbewerbs entstandenen »Thesen zur Architektonischen Grundkonzeption des Zentrums« wurden zur Arbeitsgrundlage dreier Arbeitskollektive, die in einer zweiten Wettbewerbsstufe mit der Ausarbeitung von städtebaulichen Konzepten beauftragt wurden. Im April 1960 präsentierten die Kollektive Hanns Hopp/Herbert Schneider/Hans Mertens und Gerhard Kröber/Kurt Leucht sowie Josef Kaiser/Hans Gericke/Peter Schweizer ihre ersten Ergebnisse. Der Entwurf der letzten Autorengruppe wurde von Schweizer, Dorothea Tscheschner, Hubert Martinez und Gericke überarbeitet und im März 1961 durch die Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin bestätigt (▶337).323 Die Planung, herausragende historische Bauwerke instand zu setzen, traf auf allgemeine Zustimmung. Das galt nicht nur für die Bauten an der Straße Unter den Linden, am Gendarmenmarkt oder auf der Museumsinsel, sondern auch für die Bauten
Peter Schweizer, Dorothee Tscheschner, Hubert Martinez und Hans Gericke, Bestätigter Bebauungsplan Zentrum der Hauptstadt der DDR (1961). SLUB / Deutsche Fotothek, Roland Handrick 1962
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von Peter Behrens am Alexanderplatz. Das Zeughaus, die Staatsoper, das Brandenburger Tor, die Alte Wache, das Rote Rathaus sowie Berolina- und Alexanderhaus waren bereits zwischen 1948 und 1957 wiederaufgebaut worden. Es galt, die historischen Bauten funktionell in das Konzept des neuen sozialistischen Stadtzentrums zu integrieren,324 das in der Beschreibung Liebknechts »durch die Größe der baulichen Gedanken, durch ihre Weiträumigkeit und durch ihre technische Gestaltung die Ideen des ersten deutschen Arbeiter-und-Bauern-Staates zum Ausdruck« brächte.325 Für die Prachtstraße Unter den Linden galten diese Ziele nur bedingt. Das vormalige Zentrum des alten Berlins sollte in geschlossener Blockstruktur wieder auferstehen, nachdem der Berliner Magistrat schon 1949 das Lindenstatut mit fixierter Traufhöhe und geschlossener Straßenfront erneuert hatte. Hier sollten Nutzungen analog zu denen vor dem Zweiten Weltkrieg wieder angesiedelt werden: Regierungseinrichtungen und diplomatische Vertretungen im westlichen Abschnitt, Gastronomie, Hotels und Läden im mittleren Teil sowie Einrichtungen für Kultur und Wissenschaft in unmittelbarer Nähe zur Museumsinsel im Osten.326 Die Festlegung des diplomatischen Viertels an der Straße Unter den Linden auf Grundlage der historischen Beschaffenheit nobilitierte den Standort für zukünftige Bauvorhaben. Im Bereich um die Wilhelmsstraße und am Pariser Platz hatten sich schon im Königreich Preußen zahlreiche Diplomaten niedergelassen, auch der Neubau der sowjetischen Botschaft beweist hier Kontinuität. Die Errichtung von diplomatischen Vertretungen an dem prominenten Standort bezweckte grundsätzlich die Demonstration einer staatlichen Souveränität und die Ausweitung der internationalen Anerkennung,327 allerdings unterlagen die Neubauvorhaben unmittelbaren ökonomischen Zwängen. Das MfAA hatte bisher den wenigsten diplomatischen Vertretungen in Ost-Berlin geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung stellen können.328 Darüber hinaus sollten die Neubauten als Anreiz dienen, die Errichtung eigener auswärtiger Vertretungen zu befördern. Alle bisherigen Projekte waren an der fehlenden Bereitschaft des jeweiligen Gastlandes gescheitert, die Neubauten auf Gegenseitigkeit zu errichten. Und die DDR war finanziell nicht in der Lage, im Ausland Neubauten auf eigene Kosten unter Bezahlung von örtlich produzierten Baumaterialien und einheimischen Arbeitskräften durchzuführen. Nichtsdestoweni-
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Endre Koltay, Laszlo Kovácy (LAKTOREV) und Karl Ernst Swora, Rainer Hanslik, Botschaft der Volksrepublik Ungarn (1965–1966), anschließend Emil Leibold und Christian Seyfarth, Botschaft der Volksrepublik Polen in Ost-Berlin (1963–1964). SLUB / Deutsche Fotothek, Bernd Walther 1976
ger kam es über die »Errichtung eines Zentrums für ausländische Vertretungen« am traditionellen Standort zu einer Kontroverse zwischen dem Minister für Auswärtige Angelegenheiten und dem Stadtarchitekten. Gericke lehnte Bolz’ Vorhaben, Botschaftsbauten in kategorisierten »Größenordnungen« aus industriell vorgefertigten Bauteilen bereitzustellen, kategorisch ab. Er vertrat die eindeutige Haltung, dass den ausländischen Vertretungen die Gelegenheit gegeben werden müsse, eigene Architekten für ihre Bauten zu beauftragen: Man kann ein Botschaftsgebäude »nur durch einen Architekten des Landes projektieren lassen […], das das Gebäude zu beziehen wünscht. Man kann nicht Gebäude errichten, ohne zu wissen, wer hereinzieht, und man kann den ausländischen Vertretungen nicht zumuten, daß sie Gebäude sozusagen ›von der Stange‹ kaufen.«329 Die städtebaulichen Beschlüsse zum Wiederaufbau der Straße Unter den Linden gemäß ihres ursprünglichen Charakters würden zudem einem sicherlich bestehenden Wunsch nach Außenraumflächen entgegenstehen. Trotz dieser stadträumlichen Defizite hielt Bolz an dem Vorhaben fest, auch mangels eines alternativen Standorts für das »Zentrum«.330 Langfristig sollte jedoch Gericke mit seiner Beurteilung Recht behalten, dass trotz der großen politischen Aussagekraft des Standortes die für Botschaftsbauten zur Verfügung stehenden Freiflächen nicht abgefragt und diese, wie vom Magistrat von Groß-Berlin beschlossen, mit neuen Verwaltungsgebäuden gefüllt werden würden.331 Im Anschluss an den Bau der Berliner Mauer 1961 wurde die Errichtung des Straßenzugs Unter den Linden von 1962 bis 1967 ausgeführt.332 Zwischen einer großen Anzahl an Regierungsbauten entstanden direkt gegenüber der sowjetischen Botschaft lediglich die zwei Botschaftsbauten der Volksrepubliken Ungarn und Polen.333 Dorothea Tscheschner, damals Mitarbeiterin im Städtebaukollektiv der Abteilung Städtebau und Architektur des Magistrats von Berlin,334 bezeichnet den Neuaufbau der Allee im Nachhinein als »Experimentierfeld der gerade neu entwickelten Berliner Skelettmontagetafelbauweise«, die wenig Variation ermöglicht hätte.335 Gleichwohl gestatten die beiden gestalterisch verwandten Botschaftsbauten mit ihren vorgehängten Aluminium-Glas-Fassaden Reminiszenzen an frühe Neubauten der Bundesrepublik für ihre auswärtigen Vertretungen und damit auch zu der Haut-und-Knochen-Architektur von SOM, dem Lever House und den US-
Budapest (1965–1968): »Ein modernes Haus«338 »Zusammenfassend wird festgestellt, daß bei der Errichtung des Vorhabens ein dringender Bedarf gedeckt wird, geringere Nutzungskosten bei gleichem Personalvolumen entstehen und ein bedeutsamer politischer Beitrag geleistet wird in Hinblick auf die internationale Anerkennung des ersten sozialistischen Staates.«339 Heinz Graffunder (1964)
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Der Abschluss eines Abkommens zwischen der Regierung der DDR und der Revolutionären Arbeiter-und-Bauern-Regierung der Ungarischen Volksrepublik »über die gegenseitige Verleihung von Nutzungsrechten an Grundstücken und die Errichtung von Botschaftsgebäuden« in den jeweiligen Hauptstädten im März 1966, dem Jahr der Fertigstellung des Botschaftsgebäudes der Ungarischen Volksrepublik in Ost-Berlin, markierte einen wichtigen Abschnitt in den politischen und wirtschaftlichen Beziehungen beider sozialistischer Staaten.340 Ein Höhepunkt war die Erfüllung dieser Vereinbarung und die abschließende Übergabe des ersten vollendeten Neubaus einer Botschaft der DDR am 20. April 1968 an Herbert Plaschke, Botschafter der DDR in Budapest.341 Die sichtbare Darstellung der verbindlichen, seit 1949 stetig aufgebauten außenpolitischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Ungarischen Volksrepublik und der DDR342 setzte sich unmittelbar in weiteren Abkommen u. a. zur Kooperation im ostdeutschen Bausektor fort.343 Der eingangs zitierte Erläuterungsbericht zum Entwurf der Botschaft der DDR von 1964 erwähnt allerdings die Bedeutung des Neubaus für das ostdeutsch-ungarische Verhältnis mit keinem Wort, sondern formuliert deutlich die Bestimmung des Neubaus in Budapest, neben den profanen Gründen der Kostensenkung und einer effizienteren Arbeit vor Ort vor allem die internationale Anerkennung der DDR auszubauen. Dieses Bestreben passt sich nahtlos in eine Reihe von nationalen Zielen und Standpunkten ein, bei deren Durchsetzung auf internationaler Ebene sich beide Länder aktiv unterstützen. So befürwortete die ungarische Volksrepublik »nachdrücklich« die Bemühungen der DDR, ihre infolge der von der Bundesrepublik auferlegten Hallstein-Doktrin inter-
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Generalkonsulaten in der Bundesrepublik. Doch während der 1963/64 nach Entwürfen von Leibold und Seyfarth realisierte Neubau für die polnische Botschaft, wie bereits erwähnt, noch als Anreiz dienen sollte, die polnische Regierung zur Errichtung der ostdeutschen Botschaft in Warschau auf Gegenseitigkeit zu bewegen, bestätigte die DDR mit dem 1965/66 errichteten Neubau der ungarischen Vertretung an der Ecke Unter den Linden/Otto-Grotewohl-Straße ein entsprechendes Übereinkommen (▶338).336 Der Entwurf für das sechsgeschossige Verwaltungsgebäude mit Handelsvertretung und Konsulat entstand aus der Zusammenarbeit von LAKTOREV Budapest, unter der Leitung der ungarischen Architekten Endre Koltay und Laszlo Kovácy, und dem Kollektiv der ostdeutschen Architekten Karl Ernst Swora und Rainer Hanslik.337
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nationale Isolation zu überwinden.344 Entsprechend war die bauliche Präsenz der DDR an die vor Ort akkreditierten internationalen Diplomaten bzw. Vertretungen und im Besonderen an diejenigen aus »kapitalistischen« Ländern gerichtet, die in ihren Berichten an ihre Heimatstaaten und darüber hinaus die Nachricht über die Leistungsfähigkeit der DDR verbreiten sollten.345 Seit Aufnahme diplomatischer Beziehungen verliefen die Verhandlungen mit der Ungarischen Volksrepublik in Bezug auf die Unterbringung der diplomatischen Vertretung der DDR in Budapest berechenbarer als die mit Polen bzw. den Warschauer Behörden. Zwar war es der DDR nicht möglich, die ehemalige Liegenschaft der Botschaft des Deutschen Reichs zu übernehmen oder eine Liegenschaft anzumieten,346 aber schon im Frühjahr 1950 konnte die »Deutsche Mission Budapest« an das MfAA berichten, dass die ungarische Regierung dem Erwerb und Umbau eines Dienstgebäudes unter der für die DDR äußerst wichtigen Voraussetzung der »Gegenseitigkeit« zugestimmt hätte.347 Nur ein Jahr später bat die Mission in Budapest um die schnellstmögliche Entsendung eines Architekten zur Errichtung eines Missionsneubaus.348 Im März 1952 wurde der Architekt Richard Linneke in die ungarische Hauptstadt entsandt, wo er einen Bauplatz besichtigte und in Gesprächen mit dem Missionsleiter das erforderliche Raumprogramm und die gewünschte Raumabfolge festlegte.349 Im Anschluss an die Reise erstellte er eine erste Ideenskizze für den Neubau des Missionsgebäudes in Budapest. Erwartungsgemäß sehen Linnekes Grundrisse eine dreigeschossige Dreiflügelanlage mit Mittel- und Seitenrisaliten vor (▶339). Der Mittelrisalit enthält im vorderen Teil die Eingangshalle und im hinteren die repräsentative Treppenanlage. Der Empfangssaal liegt im ersten Obergeschoss, darüber ist ein Clubraum angeordnet. Die Seitenflügel nehmen im Erdgeschoss die Verwaltung und die Konsularische Abteilung auf, die Empfangsräume und die Arbeitsräume für den Botschafter sowie Botschaftsrat liegen im ersten Obergeschoss, weitere Büros, die Küche, ein Kultur- und ein Speiseraum sowie die Botschafterwohnung befinden sich im zweiten Obergeschoss.350 Im Zuge der Planerstellung kam Linneke zu dem Ergebnis, dass die Straßenfront des bisher angebotenen Grundstücks in gestalterischer und ökonomischer Hinsicht zu schmal sei. Daraufhin konnte die DDR 1953/54 in einem Villenviertel östlich des Stadtzentrums zwei aneinandergrenzende Grundstücke an der Vorosilov utca 101/103 gegenüber des neobarocken Stefánia Palota erwerben.351 Etwa zeitgleich erhielt die Botschaft das Angebot, ein größeres, »repräsentatives« Haus auf dem Gellért-Berg zu nutzen, so dass die Dringlichkeit des Neubaus zunächst entfiel.352 Im Mai 1956 nahm das MfAA die Vorbereitungen für das Bauvorhaben wieder auf,353 doch der Ungarische Volksaufstand ab Oktober verhinderte dessen unmittelbare Fortsetzung danach;354 ein Jahr später hatten die Botschaftsprojekte für Warschau und Peking Priorität. Anfang der 1960er Jahre verschärfte sich in Budapest das Raumproblem infolge gestiegener Anforderungen an das Dienstgebäude und des Mangels an ausreichend großen Repräsentationsräumen im Botschafterwohnhaus.355 Die Nutzbarkeit der jeweils zur Verfügung stehenden Fläche wurde durch Umbaumaßnahmen weitestgehend ausgereizt.356 Doch erst mit dem im dem Januar 1963 gefassten »Beschluss des Präsidiums des Ministerrates über die Grundsätze eines Abkommens mit der Ungarischen VR über die gegenseitige Verleihung von Nutzungsrechten an Grundstücken und die Errichtung von Botschaftsgebäuden« nahm das Neubauvorhaben der
Richard Linneke, Neubau Mission Budapest, Erdgeschoss (1952). PA AA, MfAA, ZR 651/96
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Botschaft konkret Gestalt an.357 Im Juli 1963 besichtigte Außenminister Lothar Bolz die Grundstücke in der ungarischen Hauptstadt und legte zusammen mit seinem Chefarchitekten Karthaus sowie dem ungarischen Außenministerium die Rahmenbedingung für die Bebauung fest. Es wurde schnell offensichtlich, dass das Areal an der nunmehr Nepstadion út für die Errichtung von Dienst- und Wohngebäude zu klein war.358 Ungarn bot daher der DDR für den Neubau von Wohnhäusern zusätzlich zwei kleinere Baulücken an, die in einer Entfernung von etwa 750 Meter ebenfalls an der breiten Promenadenstraße lagen und eine repräsentative Villa beidseitig flankierten.359 Gemäß Gerickes Vorschlag von 1960 wurde Heinz Graffunder mit der Leitung des Botschaftsprojekts betraut.360 Der Leiter der Abteilung 304 im VEB Berlin-Projekt und sein Kollektiv361 begannen im Frühjahr 1964 mit der Entwurfsplanung für die Gesamtkonzeption von Botschaftsgebäude, Wohnungen, Kindergarten und Schule in enger Zusammenarbeit mit Hans Karthaus, Leiter der Abteilung Bau und Investitionen im MfAA.362 Vor Ort wurde das Projekt vom ungarischen Projektierungsbüro LAKTOREV Budapest unter der Leitung von György Hollay begleitet.363 Am 7. Oktober 1965, dem 16. Jahrestag der Gründung der DDR, wurde der Grundstein für das Bauvorhaben gelegt,364 die Arbeiten an den Wohnhäusern wurden ein Jahr später abgeschlossen365 und im April 1968 Jahre später wurde auch das Botschaftsgebäude nach 30-monatiger Bauzeit an die Nutzer übergeben.366 Das Botschaftsgebäude sticht sowohl gestalterisch als auch in seiner Kubatur aus der umgebenden Bebauung heraus. Graffunder reizte mit den Gebäudeabmessungen die Vorgaben der städtischen Behörden für das längsrechteckige, zwischen der südwestlichen Nepstadion út und der nordöstlichen Jávor út eingespannte Grundstück maximal aus,367 indem er die Botschaft mittig zwischen beide Straßen positionierte, so dass jeweils ein achteinhalb Meter breiter Grundstücksstreifen verblieb. Entlang der Straßenflucht rückte der Architekt das Volumen soweit wie möglich von der südöstlichen Nachbarbebauung ab, um dort etwas mehr Raum für einen nichtsdestoweniger kleinen Botschaftsgarten zu gewinnen. Der dreigeschossige Baukörper erzielt über seine Abmessungen von nicht ganz fünfzig Metern Länge und knapp
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Heinz Graffunder, Botschaft Budapest, Modell. AdK, HeinzGraffunder-Archiv, FK 18, Mappe 10, Bl. 2
vierzig Metern Tiefe eine ausgesprochen kompakte Wirkung und dominiert entsprechend die gediegenen Mehrfamilienhäuser, mit denen die beidseits angrenzenden Grundstücke bebaut sind (▶340). Die homogene Außenwirkung wird weitestgehend durch die freistehenden Stahlbetonstützen erzeugt, die im Achsabstand von drei Metern den Baukörper wie einen Peripterostempel rundum umgeben und rhythmisieren.368 Sie überspannen die gesamte Gebäudehöhe von zwölf Metern und enden in der schräg unterschnittenen Sichtkante des auskragenden Flachdaches aus Beton. An den vier Ecken sind die schmalen Pfeiler schräg gestellt und schaffen so einen fließenden Übergang zu den Seitenflächen (▶341). Im Querschnitt zeigen sie ein trapezförmiges Profil, das über rückwärtige Träger jeweils mit der Geschossdecke verankert ist. Zwei durchlaufende, ebenfalls konisch ausgebildete Betonbalken verbinden alle Pfeiler jeweils auf Türsturzhöhe im Erd- und zweiten Obergeschoss. So entstehen verschieden große Felder, die die Monotonie der Stützenreihung aufheben. Den Fassadenabschluss bildet eine vorgehängte Glas-Aluminium-Konstruktion mit geschlossenen Brüstungsfeldern aus farblos lackierten Aluminiumblechen. Den Geschossdecken vorgeblendete Streifen aus roten Granitplatten unterbrechen das Übermaß an mattsilberner Fläche. Einzig das dreiachsige Hauptportal, das an der Nepstadion út aus der Mittelachse verschoben den Zugang zum Botschaftsbereich anzeigt, lenkt von dem dennoch kongruente Erscheinungsbild ab. Die Existenz zweier weiterer, weniger repräsentativer Eingänge ist der konsequenten und den Entwurf prägenden Trennung der unterschiedlichen Funktionsbereiche von Botschaftsvertretung, Konsulat, Handelspolitischer Abteilung, allgemeiner Verwaltung und Wohnungen geschuldet. Sie zielt darauf ab, die sensiblen Bereiche besonderer Sicherheit bzw. Geheimhaltung vor den höher frequentierten abzuschirmen.369 Der gemeinsame Eingang von Konsulat und Handelsvertretung liegt nur wenige Schritte vom Hauptportal entfernt ebenfalls an der Nepstadion út, er zeichnet sich lediglich durch eine Gitterstruktur in der Fassadenebene ab. Teile der allgemeinen Verwaltung sowie die vier eingegliederten Wohnungen werden über den rückwärtigen Eingang an der Javór út erschlossen.
Heinz Graffunder, Botschaft Budapest (1965–1968), Ansicht von der Nepstadion út. BArch, Bild 183-G0425-0208-002
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Grundriss Eingangsgeschoss. DA 12/1969-12, 729o
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Das zentrale Element der inneren Raumgliederung ist ein überdeckter Innenhof, in den die Besucher über den Haupteingangsbereich gelangen. Er ist in funktioneller und auch gestalterischer Hinsicht das Kernstück des Gebäudes.370 Hier kehrt sich das äußere Gestaltungsprinzip um, indem rundum aneinandergereihte Stahlbetonstützen im Kreuzprofil die Geschossdecken und eine Dachkonstruktion aus einem Stahlrost mit quadratischen Piacrylkuppeln tragen. Eine vertikale Glasebene trennt den Innenhof von den rundum angeordneten Funktionsbereichen, die sich ausnahmslos zur Außenfassade orientieren (▶342). Das entstehende Atrium ist Empfangshof, Verteiler und größter Festsaal in einem und somit Bestandteil des Repräsentationsbereichs, das im Erdgeschoss zudem aus Bankettsaal, Salon und Speiseraum
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Fritz Kühn, Vordach Haupteingang zur Botschaft Budapest. BArch, Bild 183-G0425-0208-001
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Fritz Kühn, Brunnenanlage im Botschaftsgarten Budapest. BK 10/1968-10, 514ol
besteht. Bei größeren Veranstaltungen können alle Räume zusammengeschaltet und der Innenhof über den zweigeschosshohen Bankettsaal zum Garten geöffnet werden. Bei kleineren Empfängen dient der Hof als Entrée für den Bankettsaal, der, wie der Innenhof auf Mehrfachnutzung ausgelegt, mittels einer Faltwand in zwei kleinere Salons inkl. Kinonutzung getrennt werden kann.371 Darüber hinaus bestehen Anbindungen an den Ausstellungsbereich der Handelsvertretung, das Konsulat und zwei kleineren Besprechungsräume. Eine einläufige, repräsentative Treppe mit umlaufender Galerie im ersten Obergeschoss schließt die Arbeitszimmer von Botschafter, Botschafterrat und dessen ersten Vertreter auf kurzem Wege an den Repräsentationsteil an. Hinter der Glasebene umlaufende Erschließungskorridore in den beiden oberen Geschossen dienen diese außenliegenden »Repräsentationsbüros« sowie zahlreiche kleinere, in Zweierbelegung genutzte Arbeitszimmer für insgesamt 64 Mitarbeiter an.372 Dies gilt auch für die vier Wohnungen im zweiten Obergeschoss, von denen sich die drei kleineren für Fahrer, Hausmeister etc. zur Javór út orientieren, während die großzügige Botschafterwohnung oberhalb des Bankettsaals zum seitlichen Botschaftsgarten ausgerichtet ist.373 Im Oktober 1968 unterstrich Heinz Graffunder in einem in der Zeitschrift Bildende Kunst abgedruckten Interview sein Bedürfnis, beim Neubau der Botschaft in Budapest eine künstlerische Gesamtkonzeption aus Architektur und bildender Kunst zu entwickeln. Von Beginn an bezog er den freischaffenden Maler Dieter Gantz (1932–2018) in
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die Projektierungsarbeiten ein; laut Graffunder bewirkte die »Zusammenarbeit, die zunächst als Beratungsverhältnis begann, […] sofort einen schöpferischen Impuls in der Arbeit auf beiden Seiten.«374 Die künstlerische Durchdringung des Gebäudes, aber auch das Zusammenspiel der einzelnen Elemente ist von außen erstmals am dreiachsigen Hauptportal erkennbar, das der Berliner Kunstschmied und Bildhauer Fritz Kühn (1910–1967) gestaltete. Aus jedem der drei Achsfelder kragt ein quadratisches Vordach frei aus und leitet zu den um drei Stufen erhöhten Eingängen mit jeweils einer Doppelflügeltür über. Die flachen Vordächer aus Aluminium sind an der Unterseite mit geometrischen Formen strukturiert, viereckige Downlights umfassen eine Pyramide aus wechselnd dunklen und hellen Streifen. Kühn gestaltete diese, ebenso wie die mit abstrakten Mustern versehenen sechs Türflügel, »nach einem von ihm entwickelten Verfahren aus geätztem Aluminium« (▶343).375 Als weitere Arbeit entwarf der Künstler eine Brunnenanlage mit 21 »Wasserpyramiden« aus Kupfer im seitlichen Botschaftsgarten. Wie aus Papier gefaltete Blumen stehen diese dreireihig auf Stielen in einem Wasserbecken. Das Wasser fällt von der Blumen- bzw. Pyramidenspitze kommend über die vier Grate ab und vereinigt sich mit den nebenstehenden Kaskaden in einem Punkt (▶344).376 Der Schwerpunkt des künstlerischen Konzeptes liegt indessen in der gesamtkompositorischen Ausgestaltung der Repräsentationsräume inklusive technischer Details und Installation einzelner herausragender Objekte: »Die Harmonie des Bauwerkes, die dem Eintretenden sofort entgegentritt, wird durch die selbstverständliche künstlerische Aussage und Bereicherung zu einer erregenden Spannung erweitert, die überall neue Elemente erwartet und auch am rechten Ort antrifft.«377 Im Besonderen gilt dies für den Innenhof, der sowohl »multiflexe Funktionsnutzungen« zulassen als auch »ein Maximum an räumlicher Größe im Innern erlebbar« machen sollte.378 Mit der Prämisse der Multifunktionalität schufen die Architekten eine große, wenngleich nahezu leere Empfangshalle, die auf das Höchste den repräsentativen Anforderungen Genüge leisten sollte. Die umlaufende Galerie, die nur auf der dem Bankettsaal gegenüberliegenden Seite an zwei Stellen an den Umgangskorridor andockt, entbehrt jeder rationalen Funktion. Allerdings ist sie das wichtigste gestalterische Element des Hallenraumes und harmonisiert dessen Proportionen; sie dient darüber hinaus als Trägerebene der Grundbeleuchtung (▶345). In die weiß gehaltenen Stirn- und Unterseiten wurden viereckige Glaskörper mit Prismenstruktur eingelassen, die in Gruppen zusammengefasst die Taktung der filigranen Kreuzstützen unterstreichen. Zwischen zwei parallelen Vierergruppen an der Unterseite öffnen sich, analog zu Vordächern am Hauptportal, pyramidenförmige Lüftungsauslässe. Raumprägend ist auch das Muster aus kubischen Metallkörpern, die die Glasflächen zu den rückwärtigen Korridoren in den oberen zwei Geschossen vollständig überdecken. Die Boxen aus weißem Lochblech dienen der Raumakustik und sind das Ergebnis der Zusammenarbeit des VEB Berlin-Projekt mit dem Institut von Prof. Walter Reichert (1903–1985) an der TU Dresden.379 Sie wurden auf senkrechte Pfosten montiert, so dass sich die dahinterliegenden Glasflügel öffnen lassen. Kontrastierend zu den vorherrschenden Weiß- und Grautönen ist die zwischen den Glasebenen bzw. dem Metallornament verlaufende Geschossdeckenkante des zweiten Obergeschosses mit dem gleichen roten Granit verkleidet, der auch die Außenfassade ziert.
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▶ 345 Botschaft Budapest, Empfangshalle im Innenhof
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mit gläserner Wassersäule. AdK, Heinz-GraffunderArchiv, FK 18, Mappe 11, Bl. 1
Unter den Einzelobjekten der Halle sind die vom Deckentragwerk abgehängten Leuchtkörper aus prismatisch strukturierten Pressglaslamellen ein Blickfang. Sie wurden von dem Leuchtenplaner Ernst Schwarz eigens für die Botschaft entworfen. Eine weitere Attraktion ist eine vier Meter hohe »gläserne Wassersäule«, ein frei stehendes Objekt aus acht senkrechten, sternförmig angeordneten, zwei Zentimeter dicken Pressglasscheiben, in deren Zwischenräumen schräge Scheiben zu Prismen vereint eingeschoben sind. Wasser fließt rhythmisch über allen Segmenten hinab und wird in einem quadratischen Wasserbecken aufgefangen. Unter Wasser installierte Leuchten erzeugen, so Graffunder, »auch bei abendlichen Veranstaltungen einen zauberhaften Effekt.«380 Den von der PGH Glasgestaltung in Magdeburg konzipierten Brunnen umgeben vier rote, quadratische Teppiche auf der ansonsten stark gemusterten Bodenfläche aus grau-weiß geädertem, jugoslawischen Marmor.381 Die schlichte Haltung des Innenhofs wurde auch auf die weiteren Repräsentationsräume übertragen. Ein von E. G. Clauß konzipierter weißer Kamin aus Meißner Porzellan, der in die senkrechte dunkle Holzverschalung des Salons eingelassen ist (▶346),382 verfolgt dieses Konzept ebenso wie eine Leucht- und Akustikdecke aus im Raster angeordneten quadratischen Tableaus und runden Glaskörpern im teilbaren Bankettsaal (▶347). An allen Objekten ist der intensive Austausch zwischen Künstlern und Architekten sichtbar, Räume und Kunstwerke stehen im Einklang miteinander.
Salon mit weißem Kamin von E.G. Clauß. DA 12/1969, 733
▶ 347
Bankettsaal mit Knüpfteppich zu Bertolt Brechts Werken von Dieter Gantz. BK 10/1968, 512ul
379
Dies gilt auch für die Möblierung, die von der VEB Deutsche Werkstätten Hellerau zusammen mit dem Architekten eigens für das Bauwerk entwickelt wurde und alle Sitzmöbel sowie Tische im gesamten Haus umfasste.383 Eine Ausnahme bildet möglicherweise ein »in satten Rottönen gehaltener Gobelin« an der Stirnseite des Bankettsaals, der einen sozialistisch geprägten Farbakzent zu der ansonsten fast nüchternen Ausstattung setzt. Der Knüpfteppich thematisiert Bertolt Brechts bedeutendste Werke und ist das einzige Objekt in der Botschaft, das eindeutig Dieter Gantz zugeordnet wurde; ausgeführt hat es der VEB Hallesche Weberei.384 Die hochwertige künstlerische Konzeption dient unzweifelhaft der Zurschaustellung der ostdeutschen Leistungsfähigkeit und als Anreiz für den Handel. Wie das Botschaftsgebäude nutzen auch die beiden gesondert stehenden Wohnhäuser die zur Verfügung stehende Grundstücksfläche weitestgehend aus, fügen sich aber dennoch in die unmittelbare Umgebung ein, indem sie die straßenseitige Bauflucht, die Gebäudehöhe und Kubatur der direkten Nachbarbebauung aufnehmen
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▶ 348
Heinz Graffunder, Wohnhaus der Botschaft an der Nepstadion út. Planarchiv BBR
▶ 349
Kindergarten im Erdgeschoss des Wohnhauses. Planarchiv BBR
(▶348). Durch ihre identische Ausführung demonstrieren die kubischen viergeschossigen Baukörper trotz des Abstands voneinander eine Zusammengehörigkeit. Sie unterscheiden sich ausschließlich durch die unterschiedliche Nutzung im eingerückten Erdgeschoss: im Haus Nr. 81 wurde ein Kindergarten für ca. 15 Kinder eingerichtet, im Haus Nr. 75 eine Schule für ca. 30 Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren (▶349). Dies war einerseits den beengten Grundstücksverhältnissen geschuldet, andererseits wohnten fast alle Kinder, die hier in die Schule oder den Kindergarten gingen, in einer der darüber liegenden Wohnungen. Diese richteten sich zu den 30 Meter breiten Stirnseiten zur Nepstadion út im Südwesten bzw. zum Garten im Nordostenosten aus, da die Planer die Grundstücke als zu schmal erachteten, um eine Orientierung zu den 60 Meter langen Seitenflächen in Erwägung zu ziehen. Entsprechend sind die Stirnseiten über die gesamte Breite und Höhe verglast, die Mittelachse wird beidseits von einer Loggia flankiert. Die seitlichen voll verklinkerten Wandscheiben werden nur um die Mittelachse herum von fünf senkrechten Fensterstreifen durchbrochen. Die
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hermetische Wirkung steht im Gegensatz zu der hinter Stahlbetonstützen gerückten Vollverglasung des Eingangsgeschosses, die den Gruppen- und Klassenräumen rundum Lichteinfall, Ein- und Ausblicke gestattet. Jedes der drei Vollgeschosse nimmt vier Wohnungen mit 2 bis 3½ Zimmern bzw. á 70 und 80 qm auf. Im zurückgesetzten Dachgeschoss kommen zusätzlich zwei Einzimmerwohnungen und eine Zweizimmerwohnung unter, so dass in beiden Häusern insgesamt 30 Wohnungen für die Mitarbeiter der Botschaft zur Verfügung standen.385 Bei allen drei Bauobjekten konnten nicht alle Entwurfsideen der Architekten vollumfänglich ausgeführt werden, da entweder das gewünschte Material nicht zur Verfügung stand oder einzelne Bauteile nicht in der geplanten Art und Weise produziert werden konnten. Einschneidende Veränderungen betrafen im Besonderen das Botschaftsgebäude. Zunächst sollten die Stahlbetonstützen im Innen- und Außenraum als Fertigteile erstellt und dann vor Ort montiert werden, da man befürchtete, dass die Ausführung in Ortbeton keine gleichmäßig hohe Qualität erreichen würde.386 Auch sollten die Kreuzstützen im Innenraum nachträglich übergestrichen werden, da die Oberflächen »schmutzig« wirkten.387 Bei den Piacrylkuppeln musste auf eine paraboloide Form zugunsten einer vereinfachten, waagerecht aufliegenden Kunststoffkuppel verzichtet werden.388 Eine entscheidende Beeinträchtigung in der Außenwirkung wurde durch die Notwendigkeit verursacht, auf eine im Bronzeton eloxierte Stahl-Vorhangfassade zu verzichten. Die ungarischen Industriebetriebe waren nicht in der Lage, diese herzustellen, und boten als einzige Alternative eine Aluminiumfassade im Naturton an.389 Der Materialwechsel hatte eine Überarbeitung des farblichen Gesamtkonzeptes zur Folge, bei der die Blenden vor den Geschossdecken aus sowjetischem Granit in einem Rotton statt des ursprünglich vorgesehenen Grautons ausgeführt wurden.390 Die für die Außenwirkung des Gebäudes relevanten Änderungen in Konstruktion und Material veranschaulichen, dass die meisten Fälle, bei denen die angestrebten ästhetische Ziele nicht erreicht werden konnten, nicht den gestalterischen und konzeptionellen Fähigkeiten der DDR-Planer anzulasten, sondern den produktionstechnischen Bedingungen vor Ort in Abhängigkeit zu den geschlossenen Verträgen geschuldet waren.391 Im Vergleich zu den Bauvorhaben in Warschau und Peking agierten die Planer in Budapest mit einem sehr kleinen Raumprogramm. Der Wandel wurde von oben verordnet. Ministerpräsident Willi Stoph hatte bereits bei Vorlage des Entwurfes 1964 klare Vorgaben für das Image gemacht, dass die DDR im Ausland abgeben sollte. Er erwartete, dass die DDR als »kleines und noch verhältnismäßig armes Land« sich nicht »mit Ländern wie Sowjet-Union, England, Frankreich, USA« maß, sondern seiner Position entsprechend auftrat.392 Nichtsdestoweniger konstatierte Heinz Graffunder 1969, dass der Botschaftsneubau der Gegenüberstellung mit Vertretungen anderen Nationen durchaus gewachsen war: »Bei dem Vergleich mit internationalen Vorhaben der gleichen oder ähnlichen Zweckbestimmung kann bereits heute festgestellt werden, daß das richtige Maß von ›Repräsentation in Bescheidenheit‹ gefunden wurde und der erste Botschafts-Neubau unserer Republik gleich zu einem ›Treffer‹ geführt hat.«393 Der Neubau für die Botschaft in Budapest war sicher keine »Repräsentation in Bescheidenheit«, aber für die DDR Republik ein sichtbarer außenpolitischer Erfolg.
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Entsprechend wurde das Bauwerk ausgiebig gewürdigt. Im Oktober 1968, ein halbes Jahr nach Fertigstellung, druckte die Zeitschrift Bildende Kunst das bereits zitierte Interview mit Graffunder über die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Künstlern an dem Bauvorhaben und ihre Ergebnisse ab.394 Im Juli 1969 wurde der Leiter der Abteilung 304 im VEB Berlin-Projekt beim von der Zeitschrift Deutsche Architektur und dem Ministerium für Bauwesen ausgerichteten Architekturwettbewerb 1968 mit einem ersten Preis ausgezeichnet.395 Und in der Dezemberausgabe der Deutschen Architektur konnte Graffunder endlich einen umfassenden Artikel über die realisierten Gebäude in Budapest und ihre künstlerische Ausstattung platzieren, in dem neben zahlreichen Aufnahmen aus dem Innenraum auch jeweils ein Grundriss und Schnitt abgebildet sind.396 Hier stellt der Architekt deutlich heraus, wie der internationale Kontext des Botschaftsneubaus zu bewerten sei: »Die Bewältigung der mit diesem Projekt verbundenen gestalterischen Aufgaben stellte an das Kollektiv hohe Anforderungen, da dieses Objekt die DDR zu repräsentieren hat. Eine Einschätzung des internationalen Standes auf diesem Gebiet läßt erkennen, daß sich nach dem zweiten Weltkrieg eine deutlich wahrnehmbare veränderte Auffassung durchsetzte. Die Zweckmäßigkeit gut angelegter Arbeitsräume für die diplomatischen Vertretungen und ihre rationellen Zuordnungen, natürlich nach den klimatischen Bedingungen unterschiedlich, werden immer mehr zur wichtigen Grundlage des Entwurfs. In Verbindung damit gibt es aber die unterschiedlichsten Versuche vieler Nationen, sich zu äußern. Die Palette reicht von den als eklektizistisch umstrittenen Botschaften der Amerikaner in Oslo und London (E[e]ro Saarinen) bis zu den sachlich begründeten und modernen Bauten, zum Beispiel der Sowjetunion in Kairo (Architektenkollektiv A.T. Poljanski).«397 Indem Graffunder den Neubau der sowjetischen Botschaft in Kairo als besonders gelungen hervorhebt und die der US-amerikanischen diplomatischen Vertretungen diskreditiert, bedient er wenig subtil die gängige Ost-West-Propaganda von Anpassung und Abgrenzung. Tatsächlich lenkt er aber geschickt von entscheidenden Vorbildern seines Entwurfes ab. Offensichtlich ist die Reminiszenz des grundsätzlichen Entwurfskonzepts an dem 1959–1961 errichteten Kongresspalast des Kremls in Moskau (▶350), für dessen Entwurf der Chefarchitekt der Stadt Michail Posochin verantwortlich zeichnete. Der um einiges größer dimensionierte Komplex enthielt u. a. einen großen Kongresssaal für die Parteitage der KPdSU.398 Das Bauwerk mit seinen schmalen, marmorverkleideten Stützenkolonnaden inspirierte den ostdeutschen Architekten ohne Zweifel bei der Gestaltung der Botschaftsfassade. In abgewandelter Form zieren diese auch die Fassade der von Graffunder genannten sowjetischen Botschaft in Kairo, dienen dort aber in erster Linie als Sonnenschutz (▶351).399 Der Kongresspalast des Kremls vermag zwar als formale Vorlage für die gestalterische Ausformulierung der Bauaufgabe Botschaft der DDR dienen, die Legitimation eines flachen, kubischen Baus für die auswärtige nationale Repräsentation mit Innenhof und einer identischen, keine Hierarchie abbildenden Fassade zu allen vier Seiten lieferten ausgerechnet die USA mit ihrem im Rahmen des FBO Programms projektierten Botschafts- und Konsulatsneubauten ab 1954. Während bei dem 1955 realisierten US-Generalkonsulat in Frankfurt die Patio-Lösung ausschließlich für
Michail Posochin, Kongresspalast des Kremls, Moskau (1959–1961). SLUB / Deutsche Fotothek, Werner Starke 1967
▶ 351
Architektenkollektiv Anatoli T. Poljanski, Botschaft der UdSSR in Kairo. DA 6/1966-6, 376
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den öffentlichen Bereich des Erdgeschosses zur Anwendung kam, dominierte bei den folgenden Projekten die Grundform des Vierecks mit zentralem Innenhof. Ausgeführt wurde sie bei den US-Botschaften in New Delhi (1954–1959) von Edward Durell Stone (▶169), in Bagdad (1955–1959) von Josep Lluis Sert, in Athen (1956–1959 von Walter Gropius & TAC (▶248), in Accra (1956–1959) vom Harry Weese & Associates (▶352) und in Oslo (1957–1959) von Eero Saarinen. Alle Bauten wurden 1957 in der Dezemberausgabe der US-amerikanischen Zeitschrift architectural forum vorgestellt und 1959 fertiggestellt.400 Weeses Entwurf für die US-Botschaft in Accra mag die Positionierung der Repräsentationstreppe im Innenhof der Botschaft in Budapest inspiriert haben (▶353). Verblüffend ist allerdings der Einfluss des überdachten Innenhofs der US-Botschaft
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▶ 350
Botschaften der Deutschen Demokratischen Republik
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Harry Weese and Associates, US-Botschaft in Accra (1956–1959). National Archives (59-OBO-309PL_829)
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Treppenaufgang im Innenhof der US-Botschaft Accra 1964. National Archives (59-OBO-310-PL_891)
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in Oslo von Eero Saarinen (▶354). In den oberen Geschossen wird der Luftraum von einer senkrechten Holzlamellenstruktur umfangen, die die umlaufenden Korridore abschirmt und dennoch Blicke auf eine aufwendige Brunneninstallation im Mittelpunkt des Hofs zulässt (▶355). Ausgerechnet diesen Entwurf, der so offensichtlich Pate für den Budapester Innenhof stand, verfemt Graffunder als eklektizistisch. Die direkte Einflussnahme der Bauten auf Graffunders Entwurfsfindung belegen die reproduzierten Fotos und Grundrisse von US-amerikanischen Vertretungen in Graffunders Nachlass zur Budapester Botschaft im Baukunstarchiv der Akademie der Künste in Berlin, der neben Aufnahmen auch Detaillösungen des Landtaggebäudes von BadenWürttemberg (1958–1961) in Stuttgart von Kurt Viertel, Horst Linde und Erich Heinle enthält (▶356).401
Eero Saarinen, US-Botschaft in Oslo (1957–1959). Foto 1973. National Archives (59-OBO-053CSP_1390)
▶ 355
Innenhof der US-Botschaft in Oslo 1973. National Archives (59-OBO-054-CSP_1415)
Botschaften der Deutschen Demokratischen Republik
▶ 354
▶ 356
Kurt Viertel, Horst Linde und Erich Heinle, Landtagsgebäude von Baden Württemberg in Stuttgart (1958–1961). © Bildarchiv Foto Marburg / Landesamt für Denkmalpflege Esslingen
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Helsinki (1966–1968): Prinzip der Gleichartigkeit und Ebenbürtigkeit »Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Architektur der beiden Dienstgebäude in Budapest und in Helsinki im internationalen Vergleich den an ein modernes Gebäude zu stellenden Forderungen gerecht wird.«402 Werner Karthaus (1969) Parallel zum Beginn der Bauarbeiten in Budapest nahm die DDR 1966 die Planungen für einen Neubau einer Handelsvertretung in Helsinki auf. Bereits im August 1967 wurde der Grundstein gelegt und ein Jahr später das Dienstgebäude in Helsinki auf dem zentrumsnahen Seegrundstück im Diplomatenviertel Kulosaari fertiggestellt, das die DDR einige Jahre zuvor erworben hatte.403 Der flache Baukörper schiebt sich in das Hanggrundstück hinein und erzeugt, trotz eines überschaubaren Raumprogramms, insbesondere von der Seeseite eine äußerst repräsentative Wirkung (▶357). Ohne die Grundlagen, die Graffunder in Budapest gelegt hatte, wäre die Legitimation des Entwurfs für Helsinki wohl kaum möglich gewesen. Doch deutlicher als das Bauwerk in Ungarn dient der erste Neubau einer Vertretung außerhalb des sozialistischen Sektors als Demonstrationsobjekt ostdeutscher Kompetenzen und Ansprüche, was wiederum ohne das exzeptionelle politische Klima vor Ort ausgeschlossen gewesen wäre. Nachdem die Republik Finnland im Zweiten Weltkrieg auf deutscher Seite gegen die Sowjetunion gekämpft hatte, musste es nach 1944 Territorialverluste und hohe Reparationsleistungen an die Sowjetunion hinnehmen. Das Land entging als einziger europäischer Grenzstaat der UdSSR der Eingliederung in das sozialistische System und verfolgte aus nationalen Eigeninteressen respektive Angst vor sowjetischen Übergriffen eine konsequente Politik der Neutralität. Es trat weder der NATO noch dem Warschauer Pakt bei.404 In Bezug auf Bundesrepublik und DDR hielt Finnland standhaft am Prinzip der Gleichbehandlung fest und unterhielt zu beiden Staaten Handels-,405 aber keine offiziellen diplomatischen Beziehungen.406 Inoffiziell genossen beide Handelsvertretungen schon in den 1960er Jahren »alle diplomatischen Privilegien« und jeweils den »Status einer Botschaft«.407 Der Neubau der Handelsvertretung der DDR in Helsinki fiel in eine Zeit, in der die finnische Regierung verstärkt Verständnis für die Anerkennungsbestrebungen der DDR hegte und insgeheim die internationale Anerkennung der DDR als eigenständigen souveränen Staat als notwendig für die Stabilisierung des Friedens in Europa erachtete. Offiziell untermauerte die finnische Regierung den Status Quo, um die nationalen Interessen nicht zu gefährden bzw. die »Glaubwürdigkeit der Neutralität« nicht in Frage zu stellen. Dessen ungeachtet übte die UdSSR wiederholt Druck auf Finnland aus, ihren Satellitenstaat anzuerkennen. Ebenso war die DDR überzeugt, über Finnland einen großen Schritt in Richtung Anerkennung durch die westliche Welt zu erreichen und brachte die Skandinavier mit ihren zahlreichen Vorstößen in der Frage wiederholt in Bedrängnis. Im Mai 1967 erreichte der seit 1965 amtierende DDR-Außenminister Otto Winzer bei den finnischen Regierungsvertretern immerhin die Aufnahme von offiziellen Verhandlungen über konsularische Beziehungen. Die Bundesrepublik verzeichnete die Vorgänge mit Misstrauen und versuchte ihrerseits, die eigene Position in Finnland
Tapani Eskola, Handelsvertretung Helsinki (1967–1968), Westseite am Ostseeufer. Planarchiv BBR
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zu stärken. Doch im Gegenzug registrierte auch die finnische Regierung aufmerksam alle bundesdeutschen Aktivitäten, die in Zusammenhang mit der deutschen Frage standen, da sie deren Klärung mit ihrer Anerkennung der DDR verknüpfte.408 Entsprechend bildete die finnische Haltung die Voraussetzung für den Neubau der ostdeutschen Handelsvertretung in Helsinki, der sich in Ausdruck und Inhalt jenseits des streng diplomatischen Protokolls bewegte. Ende Februar 1966 unterbreitete das finnische Architekturbüro Tapani Eskola dem MfAA erste Entwurfsskizzen mit zwei Entwurfsvarianten für den Neubau der Handelsvertretung auf dem rechtwinkligen Grundstück an der Vähäniityntie, das von der Straße etwa siebenhalb Meter zur parallelen Ostseekante im Osten hin abfällt. Im Gespräch mit dem aus Berlin angereisten Werner Karthaus vom MfAA setzt sich die Variante eines Rechtecks mit Innenhof gegen die eines kompakten Baukörpers mit mehr Außenraum durch (▶358). Bis zur Entscheidung durch die Leitung des Ministeriums Ende April 1966 arbeitete das finnische Büro das Konzept bis in den Maßstab 1:100 durch und erstellte mehrere Fassadenvarianten, währenddessen Karthaus mehrfach zu Beratungen in Helsinki weilte.409 Das Stadtplanungsamt Helsinki erlaubte zur höher gelegenen Straße nur eine zweigeschossige Bebauung mit beschränkter Gebäudelänge.410 Entsprechend entwickelt sich der Baukörper zur Unterbringung der neben Diensträumen vorgesehenen Wohnungen und Repräsentationsflächen in die Tiefe und weist eine Kantenlänge von etwa 36,5 Meter mal 43,5 Meter auf. Das massige Volumen wird durch einen mittigen, fast 14 Meter tiefen Innenhof aufgebrochen, der sich in der Erdgeschossebene beidseits zu den Stirnseiten öffnet (▶359). Das Obergeschoss überspannt diese Freiflächen brückengleich und stellt eine Verbindung zur seeseitigen Gebäudehälfte her, die mit einem Untergeschoss unterfüttert wurde. Mit
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Tapani Eskola, Lageplan der Handelsvertretung Helsinki (1966). PA AA, MfAA, ZR 582-96
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Ostseite mit Durchfahrt in den Innenhof. Planarchiv BBR
dieser Massenverteilung trennen die Architekten geschickt sowohl die verschiedenen Gebäudefunktionen als auch den Besucherverkehr zu den verschiedenen Einheiten. Die publikumsfrequentierten Räume der Handelsvertretung liegen im Gebäudetrakt an der Straße, zu der ein direkter Zugang besteht. Im Hauptgeschoss erstrecken sich entlang der Fassade ein Anmeldungsbereich, zwei Büroräume, drei Besprechungszimmer und eine Bibliothek, während sich eine Halle und ein Wartebereich zur Rückseite orientieren und als Verteiler für die weiteren Flächen dienen. An den Stirnseiten finden sich Garderobe und Sanitärräume sowie jeweils ein Treppenhaus zu den Büroräumen im Obergeschoss, die sich entlang der Außenfassade aneinanderreihen und von einem Korridor rund um den Innenhof erschlossen werden. Dieser fungiert in erster Linie als Vorfahrt zum Repräsentationsbereich im rückwärtigen Gebäudeteil (▶360), der neben Foyer, Garderobe, Sanitär- und Serviceflächen vor allem den zweigeschossigen, zweimal so langen wie breiten Festsaal sowie den nördlich anschließenden Salon enthält. Vor den seeseitig gelegenen Repräsentationsräumen erstreckt sich
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eine schmale Terrasse, von der aus eine Freitreppe in den niedrigeren Garten führt. An die südliche Saalseite grenzt die zweigeschossige Wohnung des Missionsleiters, die über einen privaten Eingang unterhalb der Brückenkonstruktion verfügt, aber zudem direkten Zugang zum repräsentativen Foyer sowie zum Verwaltungstrakt im Obergeschoss hat. Zwei weitere kleinere Wohnungen finden sich auf der nördlichen Gebäudeseite oberhalb des Salons und in dessen Verlängerung. Zentrales Element des Untergeschosses ist der Speisesaal mit Bierstube, der von Küchentrakt, Schutz-, Lager- und Nebenräumen sowie einer kleinen Wohnung für den Hausmeister flankiert wird. Auf derselben Ebene dockt ein Garagentrakt an die südliche Gebäudeseite an. Für die Fassade wählten die Architekten eine Pfosten-Riegel-Konstruktion aus Kupfer, die in vertikaler Ebene durch haushohe Lisenen und in horizontaler Ebene umlaufende Riegel rhythmisiert wurde. Zwischen den Glaselementen wurden nur die Sichtkanten der Decken bzw. die Brüstungsflächen mit Kupferblechen verkleidet. Konsequenterweise führte dies zu höheren Glaselementen vor dem großen Festsaal. In seiner Gesamtkonzeption sollte, so Karthaus, »keine aufdringliche Architektur [entstehen], sondern ein Baukörper, der nur durch seine ausgewogenen Proportionen zur Wirkung« käme.411 Die DDR führte das Bauvorhaben in Eigenregie durch und finanzierte es vollständig aus eigenen Mitteln. Nachdem sie jahrelang den Bau von Vertretungen auf Gegenseitigkeit angestrebt hatte, sah das MfAA nach den Erfahrungen in Budapest eben darin einen Vorteil. Es hatte nun die Möglichkeit, stets die Kosten und den Bauablauf kontrollieren und gegebenenfalls lenkend eingreifen zu können.412 Allerdings fragte die Handelsvertretung in Helsinki beim finnischen Außenministerium um Erlass der Umsatzsteuer für Material und Lohnkosten an, die ihr der finnische Staatsrat im September 1967 gewährte.413 Hiermit kompensierte der ostdeutsche Staat Mehrkosten, die unter anderem durch die Abwertung der Finnmark um 31 % im Oktober 1967 entstanden. Aus »moralischer« Verpflichtung zahlte sie dem finnischen Bauunternehmen Räty eine höhere Summe als in dem Juni 1967 geschlossenen Vertrag vereinbart, um dessen Verluste durch den Preisverfall auszugleichen.414 Während für den Neubau der Botschaft in Budapest ein Mitarbeiter des VEB Berlin-Projekt (Wenzel) für zwei Jahre für die örtliche Bauleitung nach Budapest entsandt wurde, beschloss das MfAA, Verwaltungsdirektor Franke von der Handelsvertretung mit der Objektbetreuung des Neubaus der Handelsvertretung zu betrauen.415 Später bedauerte es die Entscheidung, keinen »fachlich versierten Bauleiter« eingesetzt zu haben, da es mehrfach zu Kommunikationsproblemen mit dem Architekturbüro Tapani Eskola und den Baufirmen kam.416 Nichtsdestotrotz wurden sowohl Zeit- als auch Kostenrahmen (rund 3,2 Millionen FMK) eingehalten. Letzteres auch durch den vollständigen Verzicht auf den Einbezug der Werke ostdeutscher Künstler, der noch in Budapest »von Anbeginn ein wesentliches Anliegen der Auftraggeber« gewesen war.417 Immerhin leistete man sich die Errichtung eines separaten Saunagebäudes am Ostseeufer (▶361). Obwohl die Sauna Mehrkosten produzierte, setzte der Gesandte Oelzner diese mit dem Argument durch, dass sie für die politische Arbeit vor Ort unbedingt erforderlich sei.418 Er sollte recht behalten: »Fast jeden Abend wurde sie für finnische Gäste geheizt, und die Mitarbeiter der Handelsvertretung konnten ihre – diesmal buchstäblich – schweißtreibende Arbeit zum Wohle der DDR leisten.«419
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Handelsvertretung Helsinki, Residenzvorfahrt im Innenhof. Planarchiv BBR
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Repräsentationstrakt und Sauna am westlichen Ostseeufer. Planarchiv BBR
Karthaus konstatierte 1969, dass »die Architektur des Baukörpers« für den Standort Helsinki bewusst »sehr zurückhaltend und feingliedrig gehalten« worden wäre.420 Es ist ein unscheinbarer Satz, den man genauso für zeitgleiche Bauten der Bundesrepublik lesen könnte und eben darum enthält er ein großes Maß an Sprengkraft. Die DDR übte mit den gewählten Metaphern und architektonischen Formen alles andere als Zurückhaltung. Anders als bei Budapest sehen die finnischen Architekten und die ostdeutschen Planungsbeteiligten nun vollständig von sowjetischen Vorbildern ab und bedienen sich in Formen- als auch Materialwahl für ihre Staatsbauten der identischen architektonischen Mittel wie die Bundesrepublik bzw. andere westliche Staaten. Die Vorbildhaftigkeit US-amerikanischer Botschaften für die Vierflügelanlage wurde bereits bei der Budapester Botschaft belegt. Auch wenn die vorbildhafte Vierflügelanlage für Botschaftsbauten der Bundesrepublik eine untergeordnete Rolle spielte, klingen in Helsinki auch westdeutsche Konnotationen an, vor allem der Landtag von Baden-Württemberg in Stuttgart mit seiner Kupferfassade. Mit der Gliederung der
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Fassade präsentiert sich die DDR im Gewand einer Mies’schen Tradition. Im selben Jahr wurde die Neue Nationalgalerie von Ludwig Mies van der Rohe in Berlin eröffnet. In ähnlicher Manier hatte dieser 1957 einen Entwurf für ein US-Konsulat in Sao Paulo verfasst, der nicht verwirklicht wurde.421 Mit dem modernen, qualitativ hochwertigen Erscheinungsbild der Handelsvertretung nutzte die DDR offensichtlich die Möglichkeit, im neutralen Finnland staatliche Stabilität und seine Ebenbürtigkeit mit den kapitalistischen Staaten auf dem architektonischen Feld zu demonstrieren. Zudem vermied sie durch den Verzicht auf eine künstlerische Ausstattung jede sozialistische Aussage über Architektur. Auch bei der Einrichtung fehlten ostdeutsche Produkte, man verwendete ausschließlich finnische Erzeugnisse.422 Die architektonische Aussage der DDR wird durch deren politische Haltung zum Gebäude der Handelsvertretung verstärkt, das zwar um einiges kleiner als die Botschaft in Budapest ist, aber alle erforderlichen Funktionen einer Botschaft enthält: Repräsentationsräume und Residenz, sowie die publikumsfrequentierten Räume der Handelsvertretung funktionierten auch als Konsularbereich. Entsprechend machte Karthaus in einer Gegenüberstellung mit der Botschaft Budapest im April 1969 keinen Unterschied in der protokollarischen Hierarchie der beiden Bauwerke, sondern bezeichnete sie durchgängig als Dienstgebäude.423 Allen aufmerksamen Beobachtern war klar, dass sich die DDR in Helsinki in Voraussicht auf eine baldige Anerkennung eine Vertretung errichtete, die einer Botschaft würdig war, womit sie den hinreichenden Repräsentationswillen demonstrierte.424 Die entsprechende Reaktion von bundesdeutscher Seite ließ nicht lange auf sich warten: »Erst vor kurzem hat die DDR ihre neue Handelsvertretung in Helsinki eingeweiht; sie ist fast so groß und üppiger eingerichtet als die Botschaft der Sowjetunion. Während die Handelsvertretung der Bundesrepublik im 6. Stock eines Mietshauses ihr bescheidenes Dasein fristet und höchstens über ein Achtel des Personals der DDR-Vertretung verfügt, entfaltet Ostberlins Handelsmission eine Aktivität, die der Bedeutung eines Staates wie den USA gleichkommt.«425 Die Feststellungen des Korrespondenten des Sozialdemokratischen Pressedienstes Günter Markscheffel von Oktober 1968 sind maßlos übertrieben, zeigen aber, wie sensibel man in der Bundesrepublik auf die ostdeutschen Aktivitäten in Finnland reagierte. Der dreigeschossige Bau der Sowjetischen Botschaft in H-Form mit Portikus im Stil des Sozialistischen Realismus ist um einiges größer als die DDR Handelsvertretung, zumal auf den angrenzenden Flächen des Straßenblocks weitere Funktions- und Wohngebäude der Vertretung errichtet sind. Auch der Vergleich der Personalstärke hinkte zumindest in Teilen. Da der Handel mit DDR-Betrieben ausschließlich über die staatlichen Außenhandelsvertretungen abgewickelt wurde und nicht wie in der Bundesrepublik über den privatwirtschaftlichen Sektor lief, waren hier auch wesentlich mehr Mitarbeiter erforderlich.426 Die negative Reaktion speist sich auch aus einer ablehnenden Erwartungshaltung heraus, nach der es der Position der DDR entsprechend nicht angemessen war, sich in dieser Art und Weise architektonisch zu präsentieren. Diese Einstellung hält sich in einigen Publikationen bis heute, so kolportiert Wentker die Ausstattung als »äußerst großzügig und geradezu luxuriös«.427 Letzteres Adjektiv bezieht sich auf ein »Gerücht von der neuen überaus luxuriösen Sauna der Vertretung«, das in der finnischen Presse kursierte.428
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Die Vierflügelanlage als Status Quo Sowohl in Budapest als auch in Helsinki legten die Planer ihrem Entwurf eine Vierflügelanlage um einen zentralen Innenhof zugrunde. Sie ermöglichte ihnen, kompakte Baukörper zu entwickeln, bei denen alle Arbeitsräume an den Außenfassaden natürlich belichtet und belüftet wurden, ebenso die zum Hof orientierten Korridore. Doch hiermit hören die Gemeinsamkeiten schon auf, die tatsächliche Nutzung der einerseits überdachten und andererseits jeder Witterung ausgesetzten Fläche ist höchst unterschiedlich. Während in Budapest der zentrale Bereich als multifunktionale Repräsentationsfläche ausgelegt wurde und sich aus der städtebaulichen Enge heraus zwangsläufig nach innen orientierte, diente der innenliegende Freiraum in Helsinki ausschließlich als Verkehrsfläche bzw. in erster Linie als Vorfahrt zu den rückwärtigen Repräsentationsräumen und nahm in der tagtäglichen Nutzung eine untergeordnete Rolle ein. Während in Budapest die Vorfahrt der Gäste demgemäß öffentlich wahrnehmbar war, die jeweilige Veranstaltung aber einen sehr intimen Charakter erhielt, vermied man in Helsinki schon bei der Ankunft der Gäste jedwede Einblicke. Diese wurden zwar auch beim Festsaal unterbunden, dieser erfuhr allerdings durch seine Ausrichtung zur Ostsee eine großzügige Weite. Karthaus verglich im April 1969 die Nutzung der jeweiligen Repräsentationsräume und resümierte, dass entgegen der ursprünglichen Planung in Graffunders Empfangshalle nun »80 % der Veranstaltungen, wie Cocktail-Parties, Stehempfänge usw.« stattfänden. Der Festsaal in Helsinki sei hingegen zu groß und unflexibel ausgelegt. Besser wären zwei kleinere Räume gewesen, die man wie in Budapest bei Großveranstaltungen hätte zusammenlegen können.429 Das Motiv des rechteckigen, kompakten Baukörpers mit zentraler, mehrgeschossiger Freifläche wiederholt sich auch bei den später folgenden Botschaftsprojekten der DDR in Warschau (1975), Moskau (1981–1985) und Washington (1988–1990), in divergierenden Varianten und Funktionen. Während sich im Entwurf der polnischen Architekten für den Botschaftsneubau die Hofsituation aus der ringförmigen Addition mehrerer, teilweise mit Stegen verbundener kubischer Volumen ergab (▶362), vereint der Botschaftsneubau für Moskau Grundideen der Hofvarianten von Helsinki und Budapest in einem Gebäudekomplex. Das in Zusammenarbeit aus Mosprojekt (Konstantin Babajew und Natalija Kusnezowa) und Zentralem Aufbaustab beim MfAA (Peter Niegisch und Lutz Grübe) entwickelte Ensemble im Stil des Brutalismus430 besteht aus der Aneinanderreihung dreier großmaßstäblicher Baukörper auf der hinteren Hälfte eines sehr tiefen aber verhältnismäßig schmalen Grundstücks am Moskauer Prachtboulevard Leninskij Prospekt (▶363). Den Auftakt macht ein viergeschossiger Kubus mit der Botschaftskanzlei im Nordwesten. Es folgt mittig ein viergeschossiges Oktogon mit Speisesaal und Küchentrakt im Erdgeschoss und den Repräsentationsräumen und einem Theatersaal in den oberen drei Geschossen. Den Abschluss bildet ein sechsgeschossiger Kubus im Südosten mit dem Konsularbereich sowie Kanzleiräumen im Erd- und ersten Obergeschoss sowie der Handelsvertretung in den oberen vier Geschossen. In beiden außenliegenden Dienstgebäuden auf quadratischem Grundriss reihen sich in allen Geschossen die Arbeitsräume an den Außenwänden.
Botschaft Warschau, Lageplan von 1975. Planarchiv BBR
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Mosprojekt und Zentraler Aufbaustab beim MfAA, Botschaft Moskau (1981–1985). Polina Rubanova 2013
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In der stirnseitig zugängigen Botschaftskanzlei am Leninskij Prospekt wird der mittige Freiraum als großräumiger Empfangsbereich mit einer ausladenden Freitreppe zu den Repräsentationsräumen im Obergeschoss des Oktogons genutzt. Oberhalb der Empfangshalle öffnet sich ab dem dritten Obergeschoss ein ebenfalls quadratischer Lichthof, der dort zudem die innenliegenden Verwaltungsräume belichtet, sich allerdings im vierten Obergeschoss bis zum umlaufenden Korridor aufweitet. Beim gegenüberliegenden Dienstgebäude der Handelsvertretung erstreckt sich der Lichthof über alle sechs Geschosse. Im Straßengeschoss dient er mit verkleinerter Grundfläche als innenliegende Vorfahrt zur Kanzlei und zum Konsularbereich, über dem im ersten Obergeschoss die Schalterhalle zur Bearbeitung von Visaanträgen etc. liegt. In den oberen vier Geschossen umgeben Büros der Handelsvertretung den nun weiträumigen Innenhof. Der in Moskau dominierende Aspekt des von außen nicht einsehbaren Bereichs höherer Sicherheit bzw. Überwachung wird zum entscheidenden Entwurfsprinzip bei dem letzten Botschaftsprojekt der DDR in Washington. Der US-amerikanische Architekt Marvin J. Cantor (1930–2018) entwickelt für die begrenzte Grundfläche im
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Marvin J. Cantor, Entwurf Botschaft Washington (1988– 1990), Hauptfassade. PA AA, MfAA 19
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Grundriss Erdgeschoss. PA AA, MfAA 19
Diplomatenviertel am International Drive ein dreigeschossiges Bauwerk auf rechteckigem Grundriss, dessen Hauptmerkmal eine hermetisch geschlossene Klinkerverkleidung ist (▶364). Dies gilt vor allem für vier Eckrisalite, die Festungstürmen gleich die monolithische Wirkung verstärken. Sie enthalten Treppenhäuser und unbelichtete Funktionsräume. Mittels schmaler Streifen aus Glasbausteinen setzen sie sich von der mittleren Fassadenfläche ab. Ausschließlich an diesen wird die Geschossigkeit des Bauwerks durch schmale, farbig abgesetzte Grenadierschichten oberhalb der Decken außen sichtbar. Das Herz der Anlage ist ein begrünter Innenhof, der im Erdgeschoss von Salons und Festsälen unterschiedlicher Größe umgeben wird (▶365). In den oberen zwei Geschossen richten sich fast alle Räume zum Patio aus, während die Korridore entlang den Außenwänden laufen.431 Hier manifestiert sich die Umkehrung der Organisation der Binnenstruktur von Helsinki und Budapest. Alle Projekte zeigen, dass sich die Vierflügelanlage um einen Innenhof zu einem etablierten Motiv im auswärtigen Repräsentationsbau der DDR entwickelt. Bemerkenswert hierbei ist, dass abgesehen von Budapest alle anderen Projekte von ortsansässigen Architekten federführend geplant wurden.
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Das Jahr 1969, in dem sich die Gründung der DDR zum 20. Mal jährte, markiert sowohl in politischer als auch architektonischer Hinsicht einen Wendepunkt in der Geschichte des ostdeutschen Teilstaats. Durch den Bau der Mauer 1961 hatte sich die DDR innenpolitisch stabilisiert, außenpolitisch war die rigide Abschottung mit einem Prestigeverlust einhergegangen.432 Neben dem Sicherheitsgefühl, das die Regierung infolge des Mauerbaus entwickelt hatte, beförderte die Unterzeichnung des ersten Passagierscheinabkommens mit der Bundesrepublik am 17. Dezember 1963 die Gewissheit der DDR, die Krise überwunden zu haben. Der zwischenzeitlich zur zweitstärksten Industrienation innerhalb des Ostblocks aufgestiegene ostdeutsche Staat versuchte sich ab 1963 mit Wirtschaftsreformen als sozialistischen Modellstaat zu generieren und trat entsprechend überheblich gegenüber den verbündeten Staaten auf. Doch bereits Mitte des Jahres zeigte sich, dass die angestrebten ökonomischen Ziele für eine realistische Umsetzung zu hoch angesetzt waren. Gleichermaßen drosselte die Sowjetunion die Erwartungen der DDR, eine baldige staatliche Anerkennung über den Ostblock hinaus erreichen zu können. Die Moskauer Führung beobachtete die wachsende Selbstsicherheit des ostdeutschen Teilstaates kritisch, zumal sie hierdurch ihre eigenen Bemühungen, eine Entspannung im globalen Ost-West-Konflikt herbeizuführen, gefährdet sah. Im Juni 1964 unterzeichnete die UdSSR mit der DDR einen Vertrag über Freundschaft, gegenseitigen Beistand und Zusammenarbeit, nicht jedoch den von Ost-Berlin angestrebten Friedensvertrag. Gleichermaßen hielt die sowjetische Regierung am Besatzungsstatut der Vier-Mächte-Regelung in Berlin fest, was die beunruhigte ostdeutsche Führung als sowjetisches Zugeständnis an die Bonner Regierung interpretierte. Nach dem Sturz Chruschtschows im Oktober 1964 zementierte der neue Generalsekretär im Zentralkomitee Leonid Breschnew wiederholt die Hegemonie Moskaus im sozialistischen Staatenverbund des Warschauer Pakts, dieses gewaltsam mit der militärischen Intervention während des Prager Frühlings 1968. Die in der Folge auferlegte Breschnew-Doktrin unterband eine eigenständige Außenpolitik der sozialistischen Satellitenstaaten und verfestigte die bestehende Nachkriegsordnung in Europa auf ein Neues. Den verbliebenen geringen außenpolitischen Handlungsspielraum nutzte die DDR, um in den blockfreien Staaten bzw. den ehemaligen Kolonialstaaten mittels Handels- und Konsularbeziehungen eine staatliche Anerkennung zu erreichen. Doch obwohl beispielsweise Ägypten Mitte der 1960er Jahre ein Generalkonsulat in Ost-Berlin eröffnete, blieben auf der Gegenseite die Erfolge der DDR überschaubar, da die Bundesrepublik mit ihrem Programm der Entwicklungshilfe der attraktivere Partner war.433 Nichtsdestoweniger können die Privilegien, die die DDR in Helsinki genoss, als Merkmal einer sich anbahnenden internationalen Anerkennung und des überholten Status der Hallstein-Doktrin gelesen werden. Die entscheidende außenpolitische Wende brachte aber erst die Bildung einer sozial-liberalen Regierung in der Bundesrepublik unter der Führung von Willy Brandt, der in seiner Regierungserklärung vom 28. Oktober 1969 eine neue Ostpolitik ankündigte. Auch wenn Ulbricht bereits nach vier Tagen mit einer »neuen Westpolitik« antwortete und wenig später neun block-
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Annäherung | 1969
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freie Staaten diplomatische Beziehungen zur DDR aufnahmen, blieb diese Spielball der Moskauer Interessen. Während Breschnew eine Annäherung der UdSSR an die Bundesrepublik und die westlichen Großmächte anstrebte, die in der Unterzeichnung des Moskau-Vertrags am 12. August 1970 und des Berlin-Abkommens am 3. September 1971 mündete, instruierte er die ostdeutsche Regierung, in Verhandlungen mit der Bundesrepublik eine stringente Politik der Abgrenzung zu verfolgen und auf der völkerrechtlichen Anerkennung zu beharren. Nach Abschluss der eigenen Verhandlungen wich die UdSSR von dieser Maximalforderung ab und drängte die SED-Führung, sich mit der staatsrechtlichen Anerkennung durch die Bundesrepublik zufrieden zu geben. Der Vorgang kennzeichnet die fehlende Eigenständigkeit der SED-Führung in den Verhandlungen mit der Bundesrepublik, bei denen Ost-Berlin sich stets den Moskauer Interessen unterordnete. Dessen ungeachtet erreichte die DDR mit der Unterzeichnung des Grundlagenvertrags am 21. Dezember 1972 ihr größtes außenpolitisches Ziel: die breite internationale Anerkennung, die die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur westlichen Welt in einer regelrechten Welle nach sich zog.434 Zeitgleich zu der außenpolitischen Wende hatte die DDR einige innenpolitische Krisen zu bewältigen. Im Zuge von Ulbrichts Wirtschaftsreformen waren die Industriebetriebe zu »Höchstleistungen im Systemwettbewerb«435 angespornt worden. Der erfolglose Versuch, mittels Reformen das schwache Wirtschaftssystem innerhalb weniger Jahre zu einem effizient arbeitenden Apparat umzuwandeln, scheiterte spätestens im Sommer 1970, als Schwierigkeiten bei Rohstofflieferungen gravierende Versorgungsengpässe verursachten. Zudem regte sich Widerstand unter den Werktätigen, da die überzogenen Produktionsvorgaben durch Zusatzschichten kompensiert werden mussten. Eine sich anbahnende essentielle Wirtschaftskrise wurde zum Jahreswechsel 1970/71 durch die Einstellung der Modernisierungsvorgaben abgewehrt.436 Das Misslingen der Reformen und die wiederholt von Walter Ulbricht an die Moskauer Führung gestellte Forderung, der DDR außenpolitisch mehr Eigenständigkeit zuzugestehen, boten ausreichend Rechtfertigungen für seine unmittelbar folgende Absetzung, an der mit Kenntnis der KPdSU-Führung eine Gruppe von Reformgegnern im Politbüro um Erich Honecker seit Anfang 1971 gearbeitet hatte.437 Der siebenundsiebzigjährige Ulbricht begründete seinen von Honecker erzwungenen Rücktritt vom Amt des Ersten Generalsekretärs des Zentralkomitees am 3. Mai 1971 offiziell mit seinem fortgeschrittenen Alter. Fortan übernahm Honecker die SED-Führung.438 Die im Systemwettbewerb geforderten Akkordleistungen betrafen auch den zentralisierten Bausektor. Die das Bauwesen kontrollierende Partei terminierte häufig Grundsteinlegungen, Richtfeste und Eröffnungen staatlicher Bauprojekte zu nationalen Festtagen und benutzte dabei die Architektur zu Propagandazwecken, um die Leistungsfähigkeit des Staates öffentlichkeitwirksam zu zelebrieren.439 Entsprechend wurden beispielsweise die prestigeträchtige Bauvorhaben und jeweils stadtbildprägenden Projekte Kulturpalast Dresden (1967–1969)440 und Fernsehturm Hauptstadt Berlin (1964–1969)441 am 5. Oktober 1969 anlässlich des zwei Tage später folgenden 20. Jahrestag der Gründung der DDR offiziell eröffnet. Beide Bauwerke sind herausragende Elemente eines umfassenden und lange verzögerten Aufbaus der zentralen Kernstädte. In Dresden setzt sich dieser jenseits des Altmarkts in der bis zum Hauptbahnhof reichenden Einkaufszeile Prager Straße (1965–1978) fort (▶366). In Berlin
Wolfgang Hänsch, Kulturpalast Dresden (1967–1969). SLUB / Deutsche Fotothek, Adam Matthias 1969
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Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten (1964–1967), Palast der Republik (1972–1976), Fernsehturm Hauptstadt Berlin (1964–1969) und Staatsratsgebäude (1962–1964), Ost-Berlin. SLUB / Deutsche Fotothek, Hans-Jürgen May 1976
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ersetzte der 368 Meter hohe Fernsehturm die lange geforderte Höhendominante im Aufbaugebiet des Stadtzentrums zwischen Langhans’ Brandenburger Tor und Henselmanns Haus des Lehrers als überleitendes Gelenk zwischen Alexanderplatz und Karl-Marx-Allee.442 Der Turm als Symbol für den ostdeutschen technischen Fortschritt und die diesbezügliche Parität mit der Bundesrepublik steht in enger städtebaulicher Beziehung zu dem U-förmig angelegten Ensemble, das schrittweise auf und neben dem Marx-Engels-Platz auf der Schlossinsel entstand (▶367). Als südliches Pendant zu Schinkels Altem Museum machte das 1962–1964 errichtete Staatsratsgebäude nach Entwurf von Roland Korn und Hans Erich Boganzky (VEB Berlin-Projekt) den Anfang. Der kubische Stahlskelettbau mit einer flachen Fassade aus Glas, Sandstein und rotem Granit integrierte außermittig ein Portal des mittlerweile abgetragenen Berliner Stadtschlosses, das die historische Legitimation des sozialistischen Staates über die ideelle Verknüpfung zur Novemberrevolution von 1918 und Karl Liebknechts damaliger Ausrufung der ›Sozialistischen Republik Deutschlands‹ an eben diesem Ort leistete. Zeitgleich zum Bau des Fernsehturms begannen 1964 die Ausführungsarbeiten für den Neubau des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten. Das bis
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Hermann Henselmann, Hochhaus für die Universität Leipzig (1968–1972). SLUB / Deutsche Fotothek, Hans Jürgen May 1976
Jahresende 1967 fertiggestellte, zehngeschossige Hochhaus flankiert über eine Länge von 145 Metern die rechte Seite des Spreeufers.443 Das Kollektiv Josef Kaiser, Heinz Aust, Gerhard Lehmann, Lothar Kwasnitzka (VEB Berlin-Projekt) konzipierte eine Stahlbetonskelettkonstruktion mit vorgehängten vertikalen Strukturelementen aus weißem Kunststoff, die, zusammen mit den weiter hinten liegenden dunkel gehaltenen Fenstern, die Fassade umlaufend gleichmäßig takten. Die Struktur überspielt die größeren Geschosshöhen im ersten und zweiten Obergeschoss, deren Deckenkanten betont sind. Das leicht eingerückte Eingangsgeschoss lässt das homogene Gesamtvolumen leichter wirken. Die senkrecht zur Straße Unter den Linden ausgerichtete Hochhausscheibe grenzte sich städtebaulich von der anschließenden historischen Bebauung ab und leitete gleichzeitig die städtebauliche Neuordnung zwischen Schlossund Alexanderplatz ein. Insbesondere zusammen mit dem gegenüberliegenden, erst 1972–1976 ausgeführten Palast der Republik bildete das Gebäude eine städtebauliche Einheit.444 Ebenso schritt die den Fernsehturm umgebende Bebauung voran, in Verlängerung der Straßenflucht des Roten Rathauses errichtete der später für den Palast der Republik verantwortlich zeichnende Architekt Graffunder zusammen mit Walter Wenzel, Lothar Köhler und Dietmar Kuntzsch die Rathauspassagen (1968–1972). Während die weitläufigen, offenen Strukturen sich noch an den zu Anfang der 1960er Jahre formulierten Leitvorstellungen der gegliederten Stadt mit Punkt- und Zeilenbauten orientierten und einen Gegensatz zu den gründerzeitlichen Blockstrukturen der vormaligen Reichshauptstadt Berlin bildeten, entstanden die Bauwerke im Berliner Aufbaugebiet als Solitäre und trugen dennoch maßgeblich zur Erzeugung eines »Stadtbildes« als übergeordnetes Gestaltungskonzept bei. Weiterhin kolportierten sie das kulturelle Verständnis von Architektur und Städtebau als Ausdruck der Gesellschaft, bei der als Ensembles weiträumig arrangierte Bauwerke die sozialistische Gesellschaftsform referenzieren sollten. Doch Walter Ulbrichts pragmatische Forderung nach einer eilends vollzogenen Industrialisierung des Bauwesens unter dem Primat der strikten Kostenersparnis,445 die zu einer Typisierung der Wohnblöcke446 und
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deren großmaßstäblichen schablonenhafter Anwendung geführt hatte, war Ende der 1960er Jahre überholt. Folgerichtig vollzogen die fortan entstehenden Bauten einen Wandel in der architektonischen Haltung. Zum einen gewann das Ideal der »Stadtlandschaft« Vorrang, zum anderen zeigten auch die Bauwerke selbst eine gestalterische Entwicklung, die sich in einer vermehrten Plastizität der Volumen und der Vereinigung multifunktionaler Nutzungen in einem Baukörper ausdrückte. Dies vollzog sich beispielsweise bei den Rathauspassagen durch die sichtbare Trennung von Wohn- und Geschäftsflächen oder beim Palast der Republik, bei dem sich der Sitzungssaal der Volkskammer und die Veranstaltungssäle des Kulturhauses die Foyerflächen teilten. Angefangen mit dem Fernsehturm prägte Hermann Henselmann die Entwicklung einer symbolisch aufgeladenen »Bildzeichenarchitektur«.447 Inspiriert von den progressiven und politisch hoch ambitionierten Hauptstadtplanungen von Le Corbusier in Chandigarh und Oscar Niemeyer in Brasília übertrug Henselmann die überkommene Idee des weit ausstrahlenden Zentralen Hauses der Stadt aus den Sechzehn Grundsätzen des Städtebaus auf Bauaufgaben weniger hoheitlichen Charakters. Das 1968–1972 errichtete 34-geschossige Hochhaus für die Universität Leipzig übernahm nicht nur die Aufgabe der repräsentativen städtebaulichen Hochhausdominante, sondern entwickelte zudem über seine charakteristische prismatische Grundform mit konkaven Seitenflächen eine symbolhafte Wirkung (▶368). Das mit einem geöffneten Buch assoziierte Bauwerk stand Vorbild für weitere städtebauliche Großbauten, die über ihre Formgebung auf unterschiedliche Art und Weise und mit unterschiedlichen Zielen als städtebauliche Signale wirkten.448 Zugleich griffen die Architekten bei Sonderbauten vermehrt auf eine plastische Formgebung zurück und rückten von der rigiden Orthogonalität ab. Dies gilt beispielsweise für das Ensemble Stadthalle und Hotel Kongress (1969–1974) in Karl-Marx-Stadt (dem heutigen Chemnitz), aber auch für die innovativen Schalentragwerke von Ulrich Müther, angefangen mit der Rettungsschwimmerstation (1968) in Binz, der Gaststätte Teepot (1968) in Warnemünde, und fortgesetzt in der Großgaststätte Ahornblatt (1969–1973) in Berlin-Mitte. Abgesehen von einem Wandel in der gestalterischen Haltung unterlagen auch die signifikanten Sonderbauten den Prämissen der zentralisierten Planwirtschaft und der Forderung nach wirtschaftlicher Effizienz. Zwar hatten die Mitarbeiter der 1960 eingerichteten Abteilung Bau- und Investitionen im MfAA seitdem Erfahrungen für nachfolgende Projektvorhaben gewinnen können, nun aber sollte eine »Konzeption geschaffen werden, nach der künftig alle Fragen, wie die politischen und ökonomischen Faktoren, die außenpolitische Perspektive sowie die Fragen der Sicherheit komplex gelöst werden« könnten.449 Es galt, die jeweils jährlich vor Ort vorherrschenden durchschnittlichen Quadratmeterpreise inkl. Instandhaltungskosten zu erheben und den Zustand sowie die Nutzungsmöglichkeiten aller Bauten zu erfassen, um daraus Rückschlüsse für die zukünftige Perspektivplanung bis 1975 zur »Nutzung, Erhaltung und Erweiterung des Bestandes an Dienstgebäuden, Wohnungen und anderen Einrichtungen der Auslandsvertretungen des MfAA« ziehen zu können.450 Hierfür entwickelte Werner Karthaus im März 1970 einen Fragespiegel zur Entscheidungsfindung beim Kauf bzw. bei der Nutzung von Dienstgebäuden im Ausland.451 Zu weiteren Maßnahmen gehörte das Bauaufmaß der gemieteten, umgebauten und erworbenen Liegenschaften, die in erster Linie als planerische Grundlage für die turnusmäßig
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durchgeführten Rekonstruktionsmaßnahmen genutzt wurden. Denn trotz der allumfassenden Perspektivplanung blieben die Neubauten von Auslandsvertretungen bis zuletzt Sonderbauvorhaben. Immerhin fixierte das MfAA die wesentlichen Bestandteile einer Auslandsvertretung im gleichen Zug: Dienstgebäude, Repräsentationsräume, eine Residenz, eine Schule und ein Kindergarten sowie Wohnungen für die Mitarbeiter der Vertretung.452 Die darüber hinausgehende Ableitung von allgemeingültigen Regeln war aufgrund der geringen Anzahl an Ausführungsprojekten jedoch kaum möglich, zumal jedes Projekt ohnehin im zwischenstaatlichen Dialog seinen eigenen Regeln folgte. In diesem Spannungsfeld der außenpolitischen, wirtschaftlichen und architektonischen Abhängigkeiten errichtete die DDR einen Neubau für die Außenhandelskammer in Brüssel, dessen Entwurf dem ehemaligen Bauhäusler Franz Ehrlich zugeschrieben wird. Der Architekt hatte im Bauwesen der DDR und in deren auswärtigen Bauvorhaben stets eine Sonderrolle gespielt. Das vermutlich 1969 im Rohbau fertiggestellte Projekt ist unweigerlich mit Ehrlichs Biografie verbunden, desgleichen mit der gewünschten Demonstration des Leistungsvermögens der DDR anlässlich des 20. Jubiläumsjahres ihrer Existenz und mit der außenpolitischen Neuausrichtung der DDR infolge der angekündigten neuen bundesdeutschen Ostpolitik unter Willy Brand im selben Jahr und der folgenden internationalen Anerkennung.
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Brüssel (1966–1973): Ensemble mit Eigensinn Am 27. Dezember 1972, nur wenige Tage nach Finnland, der Schweiz, Schweden und Österreich, nahm das Königreich Belgien als erstes NATO-Mitglied diplomatische Beziehungen zur DDR auf. Die zügige Reaktion Belgiens auf den Deutschlandvertrag fußte auf eine langjährige Übereinkunft innerhalb der belgischen Regierung, dass bislang nur aus Rücksicht auf die Beziehungen zur Bundesrepublik von der offiziellen diplomatischen Anerkennung der DDR abgesehen worden war. Bereits zum 1. Januar 1954 hatte die DDR in Brüssel eine Kammer für Außenhandel eröffnet, die zum Jahreswechsel 1970 zur Gesandtschaft für Außenhandel erhoben worden war.453 Die DDR pflegte einerseits intensive Kontakte zu dortigen Wirtschaftsvertretern und konnte sich andererseits nicht nur auf die Solidarität der Kommunisten und Sozialisten Belgiens, sondern auch auf die der dominierenden nichtkommunistischen Parteien berufen. Die belgische Wirtschaft erhoffte sich von der Normalisierung der Beziehungen infolge der diplomatischen Anerkennung der DDR die Chance auf einen Ausgleich in der Handelsbilanz, da im Gegensatz zu anderen westlichen Staaten die Importe aus der DDR die belgischen Exporte in den ostdeutschen Staat überstiegen. Mit Unbehagen wurde allerdings registriert, dass die DDR die in Belgien erwirtschafteten Devisen andernorts einsetzte.454 Um die Kammer für Außenhandel in Brüssel zu stärken investierte der ostdeutsche Staat seine Gewinne unter anderem in einen Neubau, der 1966 bis 1969 bzw. 1973455 im Brüsseler Stadtteil Etterbeek errichtet wurde. Das dreiteilige Ensemble, bestehend
Claude Emery (A+U), Kammer für Außenhandel Brüssel, Lageplan (1966). Zeichnung nach Originalplan, Planarchiv BBR, Bestand Brüssel. Christiane Fülscher
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Hauptansicht am Boulevard Saint-Michel (1966). Planarchiv BBR
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aus Dienstwohngebäude, Veranstaltungssaal und autarkem Wohnhaus, entstand auf zwei Parzellen eines Wohnblocks aus dem neunzehnten Jahrhundert, die sich an den gartenseitigen Enden treffen (▶369). Die Vereinigung der Grundstücke führte zu jeweils schmalen Straßenfronten an dem Dienstwohngebäude am Boulevard SaintMichel 80 und dem Wohnhaus an der ruhigeren Avenue Edmond Mesens 7, während im Inneren des Blocks eine großzügige Gartenfläche für den Versammlungssaal mit Schulanbau zur Verfügung stand. Alle drei Baukörper zeugen von derselben Handschrift und korrespondieren in Material und Haptik. Neben der Verwendung von Ziegel, Beton und Glas zeigen alle Einzelbauteile eine moderne Formensprache und fügen sich dennoch unauffällig in die historistische Blockrandbebauung ein. Das achtgeschossige Hauptgebäude am Boulevard Saint Michel lehnt sich an die Brandwand des ähnlich hohen, südlich angrenzenden historistischen Mehrfamilienhauses an, während das nördlich angrenzende Einfamilienhaus zwar breiter, aber nur zweigeschossig ausfällt (▶370). Die Grundfläche des Gebäudetrakts ist trapezförmig und weitet sich zum Garten aus. Zum Boulevard zeigt es eine zweigliedrige, über die Mittelachse gespiegelte Schauseite mit durchlaufenden Seitenscheiben aus Ziegel. In der mittleren Achse wechseln spielerisch Ziegelflächen und –pfeiler und fassen so mehrere Geschosse zu Gruppen zusammen, zugleich gekontert mit horizontalen Unterzügen und Balkonbrüstungen aus Beton. Die konsequente Symmetrie wird nur durch das eingerückte Erdgeschoss unterbrochen, infolgedessen der Besucher auf
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Kammer für Außenhandel Brüssel (1966–1973), veränderte Gartenansicht des Haupthauses. Christiane Fülscher 2014
der rechten Seite über den Haupteingang in die Ausstellungshalle der Vertretung gelangt, flankiert von der Autozufahrt in den Innenhof auf der linken Seite. Das erste Obergeschoss duckt sich unter dem vorgezogenen zweiten und dritten Obergeschoss. Dort brechen zu den Gebäudekanten versetzte Erker auf asymmetrischer dreieckiger Grundfläche nach vorne aus, während in der Mitte eine zweigeschossige Ziegelfläche Ruhe bringt. Im vierten bis sechsten Obergeschoss dominieren die Betonbrüstungsflächen, hinter die die vollflächige Verglasung rückt. Das siebte und letzte Obergeschoss nimmt hingegen mit zwei weiteren Erkern die Vorderkante und die Gestaltung des zweiten und dritten Obergeschosses wieder auf. Zum rückwärtigen Innenhof zeigt das Gebäude oberhalb der gläsernen Eingangshalle eine fünfachsige Betongitterstruktur, deren Leibungen sich im ersten bis dritten Obergeschoss prismatisch nach innen verbreitern. Plastisch werden hier Brüstungsflächen und Seitenwangen an die weiter hinten sitzende Fensterebene herangeführt. Dieser Zwischenraum dient im vierten bis sechsten Obergeschoss als Balkonfläche, während das siebte Obergeschoss als Staffelgeschoss zurückspringt (▶371). Die gestalterische Differenzierung der Rückseite geht auf die ursprüngliche Wohnnutzung des vierten bis sechsten Obergeschosses zurück, allerdings wurden mit wachsender Relevanz des Brüsseler Standorts die Wohnungen für Mitarbeiter der Vertretung in zusätzliche Verwaltungsflächen umgewandelt. Im Staffelgeschoss waren eine Bibliothek, ein Speiseraum und eine Küche eingerichtet.456 Von der Eingangshalle, in der ostdeutsche Erzeugnisse aus Industrie und Kunsthandwerk dauerhaft präsentiert wurden, führt seitlich ein Korridortrakt entlang des gepflasterten Innenhofs mit runder Garageneinfahrt zu dem in der Mitte der Liegenschaft liegenden Veranstaltungssaal mit Schulanbau. Der eingeschossige Mehrzwecksaal aus raugeschaltem Sichtbeton richtet sich parallel zum Dienstgebäude aus, seine markante Form entwickelt sich durch eine Mischung aus Walm- und Satteldach, aus deren Längsseiten mittig zwei großformatige, zweigeschossige Fensterflächen als Gauben heraus klappen (▶372). Diese prägen den Innenraum entscheidend und vergrößern den Lichteinfall in den tiefen Raum um ein Vielfaches. Konisch zulaufende
Botschaften der Deutschen Demokratischen Republik ▶ 372 Hofansicht des Mehrzwecksaals (1973). Stiftung Bauhaus Dessau [I 012620_F] / © (Ehrlich, Franz) Erbengemeinschaft nach Franz Ehrlich
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Innenraum des Mehrzwecksaals (1973). Stiftung Bauhaus Dessau [I 012900_F] / © (Ehrlich, Franz) Erbengemeinschaft nach Franz Ehrlich
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Kammer für Außenhandel Brüssel, Wohnhaus an der Avenue Edmond Mesens (verändert). Christiane Fülscher 2014
Ortbetonstützen tragen das weitgespannte Dach, das im Innenraum mit einer im Wabenmuster gerasterten Akustikdecke unterspannt ist (▶373). Auf der nördlichen Gartenseite docken an den Mehrzwecksaal zwei verklinkerte Kuben an, die als Klassenräume der Grundschulkinder dienten. Der von hier aus sich entwickelte grüne Gartenraum erstreckt sich bis zum vierstöckigen Wohnhaus an der Avenue Edmond Mesens. An der Straßenfront zeigt sich die Unterteilung in Sockelgeschoss mit Eingang und Garagen sowie drei Obergeschosse mit insgesamt vier Wohnungen. Aus der Ziegelfassade mit geschosshohen Lochfenstern und in Sichtbeton abgesetzten Geschossdecken setzt sich das erste Obergeschoss mit der einmaligen Wiederholung des Erkermotivs. Im zweiten und dritten Obergeschoss teilt eine Sichtblende die Fassadenfläche in zwei symmetrische Teile, wobei das Verkleidungsmaterial die Vor- und Rücksprünge homogen überdeckt (▶374). In dem Gebäude sind insgesamt sechs Wohnungen eingerichtet: in den zwei obersten Geschossen jeweils zwei spiegelsymmetrisch angeordnete DreiZimmer-Wohnungen. Das erste Obergeschoss beherbergt über die gesamte Fläche die Wohnung des Missionsleiters. Alle drei Geschosse erhalten zum Garten in der gesamten Fassadenbreite Balkone, wobei eine Betonrampe von der Gartenebene über die Terrasse des Souterrains mit einer weiteren Wohnung einen direkten Anschluss zur Wohnung des Missionsleiters zulässt. Das Ensemble der DDR-Außenhandelskammer vertritt eine architektonische Haltung, die man einerseits als elegante Zurückhaltung, andererseits als Darstellung eines gesunden Selbstbewusstseins bezeichnen kann. Die Verwendung von Ziegel an den Straßenfassaden und auch die Anpassung an Gebäudekanten der Nachbarbebauung zeigen ein bewusstes Einfügen in den Kontext. Einzig die Hofseiten und vor allem der Mehrzwecksaal im Innenhof zeigen einen Hang zum Brutalismus. Mit diesen sowie der Variation von Fassadenmotiven erzeugte der Entwurfsverfasser eine spielerische Unordnung, die sich augenfällig von einem schematischen Funktionalismus abgrenzt. Er erschuf eine recht ruhige Mischung aus Genius Loci und zeitgenössischer Avantgarde, mit der sich der Neubau der Kammer für Außenhandel
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in Brüssel entscheidend von den nur ein Jahr zuvor fertiggestellten Neubauten der DDR-Missionen in Helsinki und Budapest abhebt. Deren jeweilige Außenhülle und Konstruktion unterliegen einer konsequenten Taktung, einmal mittels Betonstützen und einmal mittels Stahlskelett sowie einer Pfosten-Riegel-Fassade aus Kupfer. Dieser Widerspruch in den architektonischen Haltungen, die eigensinnige Architektursprache, die asymmetrischen Erker, der Wechsel in Material und Motiven passen zu dem Wesen des unangepassten Architekten und Möbeldesigners Franz Ehrlich (1907–1984), den neben der Landesvertretung Sachsen-Anhalt in Brüssel457 auch zahlreiche Publikationen und das Bauhaus-Archiv in Dessau als Verfasser des Entwurfes benennen.458 Ehrlich bekleidete von 1955–1958 im Ministerium für Außenhandel und Innerdeutschen Handel (MAI) die Position des Chefarchitekten.459 Allerdings war er schon ab 1953 mit Entwürfen für Handelsvertretungen betraut und setzte diese Beschäftigung auch noch bis Mitte der 1970er Jahre fort, spätestens ab 1967 als freischaffender Architekt unter seiner Büroadresse in Dresden.460 In der Person Ehrlichs als Hauptverantwortlichem für die Handelsvertretungen erreichte das MAI bei der Projektierung ihrer Missionen eine noch größere personelle Kontinuität als das MfAA. Ehrlich selbst zählte in einem 1996 in der Bauwelt veröffentlichten Werkverzeichnis die Projektierung der »Häuser der Handelsvertretungen in Korea, Moskau, Budapest, Belgrad, Prag, Helsinki, Brüssel, Paris, Bukarest, Düsseldorf, Djakarta, Colombo, Neu-Delhi, Kairo« auf, besonders hebt er den Entwurf für »ein Handelshaus in Peking« und die »Projektierung eines neuen Handelshauses in Moskau für 1000 ständige Mitarbeiter mit allen Nebeneinrichtungen für Ausstellungen« hervor. In dem nebenstehend abgedruckten Lebenslauf von 1976 ergänzte er die Anzahl der Vertretungen um die Standorte Beirut, Göteborg, Mailand und Warschau.461 Bei den in der vorliegenden Untersuchung betrachteten Neubauvorhaben für Auslandsvertretungen der DDR trat Ehrlich, gemäß der bekannten Aktenlage, vor Brüssel zweimal in Erscheinung. Das erste Mal beim Botschaftsvorhaben in Warschau, bei dem er auf Anfrage des MfAA im Dezember 1952 zusammen mit Hanns Hopp einen neuen Entwurf für die Botschaft in Warschau entwickeln sollte und dieser die Zusammenarbeit mit Ehrlich aufgrund dessen großspurigen Habitus ablehnte. Zwei Jahre später kam es beim Neubauvorhaben für die Botschaft in Peking zum handfesten Streit zwischen Ehrlich und den Mitarbeitern des MfAA, nachdem Außenminister Bolz beschlossen hatte, Ehrlichs Entwurf eines Wohnhauses der Handelsvertretung für den Neubau des Botschaftskomplexes wiederzuverwerten.462 Keines der Projekte kam letzten Endes zur Ausführung, doch in Ehrlichs Gebaren bei beiden Projekten und auch Hopps Einschätzung, dass »der Architekt Ehrlich nicht ehrlich« sei,463 liegt der Schlüssel zur Beurteilung des Neubaus der Kammer für Außenhandel in Brüssel. Während Tanja Scheffler Franz Ehrlich wohlwollend als »Enfant Terrible« der DDR-Architekturszene bezeichnet,464 hätten die genannten Zeitgenossen ihn wohl eher als notorischen Querulanten und Egozentriker eingestuft. Obwohl ein äußerst begabter Künstler und Planer sowie überzeugter Kommunist, ist Ehrlich ein Einzelgänger im vergesellschaftlichen System des DDR-Bauwesens. Seine Ausbildung am Bauhaus in Dessau von 1927–1930 prägte zeitlebens sein Werk. Seine bekanntesten Neubauten, der Funkhauskomplex an der Nalepastraße (1951–1956) in Berlin-Köpenick und die FranzVolhard-Klinik (1956–1957) in Berlin-Buch, zeugen von einer eigenständigen Architektur-
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haltung in Zeiten eines oktroyierten Sozialistischen Realismus.465 Anfang der 1950er Jahre entwarf er zukunftsweisende Stände für die Internationale Handelsmesse Leipzig Messe, die Ehrlichs Ruf als schöpferischen Entwerfer begründeten. Die ebenfalls dem MAI unterstellte Handelsmesse war ein wichtiges Instrument des Außenhandels und der Wirtschaftsbeziehungen der DDR. Die Veranstaltungen, zu denen auch westliche Großkonzerne kamen, um ihre Produkte zu präsentieren, dienten der Stärkung und dem Ausbau der internationalen Handelskontakte.466 Um dem sinkenden internationalen Interesse am ostdeutschen Standort infolge des Mauerbaus entgegenzuwirken, wurde Ehrlich 1963–1967 zum Chefarchitekten der Handelsmesse ernannt und mit der Neustrukturierung des Geländes beauftragt. Er entwickelte in der Folge ein neues städtebauliches Gesamtkonzept, entwarf aber auch einzelne Neubauten sowie 1964 das neue Messeemblem.467 Durchschlagende Erfolge feierte Ehrlich mit dem Design eleganter und doch universeller Möbelstücke, die der VEB Deutsche Werkstätten Hellerau produzierte. Insbesondere die Anbauserie »602« entwickelte sich zum internationalen Bestseller und brachte der DDR Devisen sowie Ehrlich Tantiemen ein.468 Alles in allem zeichnet sich das Bild einer künstlerisch herausragenden aber auch schwierigen Persönlichkeit, der aufgrund ihrer Unangepasstheit und Streitbarkeit wiederholt die Anerkennung versagt blieb. Um an Großprojekte zu gelangen, nutzte Ehrlich seine Kontakte bis in die Ministeriumsspitze und schreckte auch nicht davor zurück, als Geheimer Informant (GI) der Staatssicherheit Architektenkollegen zu denunzieren und sich so einen persönlichen Vorteil zu verschaffen. Als politischer Häftling im KZBuchenwald hatte er früh die Hochstapelei als Überlebensstrategie entwickelt. So war Ehrlich zeitlebens ein Mythenbildner in eigener Sache (Harry Stein) und polierte seine Lebensläufe mit Projekten auf, die nicht die seinen waren (Tanja Scheffler).469 Ehrlichs in der Bauwelt veröffentliche Werkliste enthält Widersprüche. Bekannt ist bereits, dass das dort aufgeführte Hotel Astoria in Dresden oder auch das Fernsehstudio in Berlin-Adlershof nicht aus seiner Feder stammten, letzteres entwarf Wolfgang Wunsch.470 Unter den Handelsvertretungen benennt Ehrlich die in Moskau zweimal, die Handelsvertretung in Budapest wurde tatsächlich in die Botschaft von Hans Graffunder integriert und den Entwurf für die Handelsvertretung in Helsinki hatte das finnische Architekturbüro Tapani Eskola verfasst. Überraschenderweise erwähnte Ehrlich aber den ersten Neubau einer Außenhandelskammer bei einem NATO-Mitglied nicht explizit, dabei gilt das Ensemble in Brüssel als sein letztes realisiertes Hauptwerk.471 Es ist daher davon auszugehen, dass Ehrlich auch bei den auswärtigen Projekten sein Portfolio schönte bzw. durch die vage Formulierung seine dortige Rolle umfangreicher und den Ausführungsgrad der jeweiligen Projekte fortgeschrittener erscheinen lässt, als die Realität es abbildete. Es bestehen sogar erhebliche Zweifel daran, dass Ehrlich den Entwurf für den Neubau der Gesandtschaft für Außenhandel in Brüssel selbst verfasst hatte. Vielmehr liegt die Vermutung nahe, dass die Zuschreibung posthum und irrtümlicherweise auf der Grundlage von Ehrlichs undifferenzierten Angaben erfolgte. Lutz Schöbe, heute Mitarbeiter der Stiftung Bauhaus Dessau, gibt in seiner von Bruno Flierl betreuten Diplomarbeit »Franz Ehrlich. Beitrag zu einer Monographie« aus dem Jahr 1983 an, dass Ehrlich 1967 mit dem Bau der Kammer für Außenhandel in Brüssel beauftragt wurde und bis 1973 daran arbeitete.472 Spätestens 1966 hatte der belgische Architekt Claude Emery vom Büro A+U, SA Architecture et Urbanisme473 begonnen,
Claude Emery (A+U), Wohnhaus Emile Clausstraat 6, Brüssel (1966). Bart Sibiel
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die Ausführungs- und Detailpläne für das Wohnhaus an der Avenue Mesens, das Dienstwohngebäude und den Mehrzwecksaal am Boulevard Saint Michel zu zeichnen.474 Abgesehen von dieser zeitlichen Abfolge und den gestalterische Analogien zu einem von A+U entworfenen Wohnhaus in der Emile Clausstraat 6 (▶375)475, finden sich in Ehrlichs Nachlass im Bauhaus-Archiv in Dessau nur einige Skizzen und Detailzeichnungen zu Innenräumen des Hauptgebäudes und des Mehrzwecksaals, neben Emerys Grundrissen des Wohnhauses.476 Allem Anschein nach hat Ehrlich im Anschluss an seine Tätigkeit für die Messe Leipzig 1967 vom MAI den Auftrag erhalten, ein Ausstattungskonzept für die öffentlich zugänglichen und repräsentativen Bereiche der Außenhandelskammer Brüssel zu entwickeln. Deutlich ist sowohl in Ehrlichs Skizzen und Plänen als auch dem fertiggestellten Konzept sein Versuch zu erkennen, die Gegebenheiten des Bauwerks in sein Innenraumkonzept einzubinden (▶376). Das außen verwendete Ziegelmauerwerk erstreckt sich bis in die die Ausstellungshalle hinein und wird von einem Klinkerfußboden begleitet, der »sich konsequent von Straßenzugang durch die Empfangshalle […] über den Hof bis zum Vortrags-, Empfangs- und Festsaal« zieht.477 Große beleuchtete Spiegelflächen vergrößern das Raumvolumen der Eingangshalle und negieren die unregelmäßigen Raumproportionen optisch, Lichtdecken unterstreichen die Zonierung des Hallenraumes. Für die Präsentation von Handelsprodukten entwickelte Ehrlich ein quadratisches Möbelmodul (105 x 105 x 45 cm) aus Holz, das mittig zwischen zwei verchromten Stützen gespannt wurde. Das Modul diente in der Regel als zweiseitig einsehbare Vitrine, mit der Ehrlich den trapezförmigen Ausstellungsraum orthogonal strukturierte (▶377). Eine etwas breitere Variante wandelte er in einen beidseitig ausklappbaren Schreibschrank um. Vermutlich griff Ehrlich für die Ausstattung von Hallenraum und Büros teilweise auf bereits vorhandene Serienprodukte des VEB Deutsche Werkstätten Hellerau zurück. Einzelne Objekte wie beispielsweise den Empfangstisch der Halle, ein Stehpult und eine Sesselgarnitur kreierte er neu. Ebenso ist anzunehmen, dass die Ausstattung des Festsaals mit in der Akustikdecke eingelassenen Beleuchtungskörpern von Ehrlich konzipiert wurde.478 In Ehrlichs Nachlass sind einige wenige professionelle Fotos der
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Franz Ehrlich, Grundriss der Eingangshalle der Kammer für Außenhandel Brüssel. Stiftung Bauhaus Dessau [I 012670] / © (Ehrlich, Franz) Erbengemeinschaft nach Franz Ehrlich
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Franz Ehrlich, Ausstellungskonzept Eingangshalle Kammer für Außenhandel Brüssel. Stiftung Bauhaus Dessau [H-258] / © (Ehrlich, Franz) Erbengemeinschaft nach Franz Ehrlich
Ausstattungsgegenstände, der Ausstellungshalle, des Innenhofs mit Blick auf den Mehrzwecksaal sowie dessen Innenraum überliefert. Das Fehlen von Gebäudeansichten und Details des gesamten Komplexes ist als weiterer Beleg dafür zu werten, dass der Dresdner Architekt nicht das ganze Projekt zu verantworten hatte. Die Aufnahmen stärken andererseits Ehrlichs eigene Angabe, dass er in den zahlreichen Vertretungen mit der Problemlösung des Mehrzwecksaals betraut gewesen war.479 Darüber hinaus hatte er und die VEB Werkstätten Hellerau mit den Vitrinen ein mobiles Möbel entwickelt, das im Ausland mehrfach zum Einsatz kam, so auch in der Handelsvertretung in Moskau (▶378) Wie in Brüssel kann Ehrlichs Teilhabe auch an den anderen Projekten nicht vollkommen ausgeschlossen werden. Sehr wahrscheinlich war er sogar an allen Projekten in irgendeiner Form beteiligt, aber sicher nicht in der pauschalen Alleinverantwortung. Wirkliche Neubauten entwarf Ehrlich für die Handelsvertretungen in Peking (1954–1956), Prag (1965–1969) und Moskau (1962–1970), die Konzeptionsfindung für die beiden späteren Standorte beschäftigte ihn über Jahre.480 Seine Entwürfe für Moskau (▶379) und Prag (▶380) zeigen jeweils in verschiedenen Varianten Großformen,
Franz Ehrlich, Ausstellungshalle der Handelsvertretung Moskau. SLUB / Deutsche Fotothek, Friedrich Weimer 1962
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Franz Ehrlich, Entwurf Neubau der Handelsvertretung Moskau, Pause von 1969. Stiftung Bauhaus Dessau [H-282] / © (Ehrlich, Franz) Erbengemeinschaft nach Franz Ehrlich
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Franz Ehrlich, Entwurf Neubau der Handelsvertretung Prag, Perspektive. Stiftung Bauhaus Dessau [H-265] / © (Ehrlich, Franz) Erbengemeinschaft nach Franz Ehrlich
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die sich deutlich von der kleinteiligen Gestaltung in Brüssel abheben. Keines der drei Projekte wurde umgesetzt, stattdessen stattete er auch hier erworbene oder angemietete Liegenschaften aus, so auch die der Graffunders Neubau vorausgehenden Vertretungen in Budapest (1959), Belgrad und Jakarta sowie der Kammer für Außenhandel in Paris (1967).481 Nichtsdestoweniger traf Ehrlich mit der aufwendigen Ausstattung der Eingangshalle in Brüssel den Zeitgeist, mehr noch galt dies für Emerys Hochbauentwurf. Die Gesandtschaft für Außenhandel passte sich in den gegebenen Kontext ein, dennoch ist das Bauwerk modern und originell, so dass sich die DDR mit ihm auf die gleiche Ebene wie die westlichen Staaten stellte und von sich das Bild einer aufgeschlossenen Nation vermittelte. Auf dieser Grundlage erscheint die Wahl eines örtlich verankerten Architekten als bewusster Bestandteil einer gesteuerten Handlungsweise. So wie es sich bereits in Helsinki andeutete, erzielte die DDR auch in Brüssel über die gezeigten architektonischen Ausdrucksformen explizit keine nationale Repräsentation, sondern assimilierte die örtliche Haltung. Die nationale Selbstdarstellung fand de facto ausschließlich über die aufwendig ausgestellten Handelserzeugnisse statt, zu denen sowohl die Schaustücke in den hochglänzenden Vitrinen als auch Ehrlichs Mobiliar gehörten. Konkret lieferte die DDR in Brüssel ein Abbild, von dem sie ausging, dass es von westlich geprägten Betrachtern geschätzt werden würde und den ostdeutschen Staat der internationalen Anerkennung näherbringen würde. Nichtsdestoweniger schlägt sich das sozialistische Gesellschaftsideal im Raumprogramm und der Verteilung der Funktionen nieder. Der multifunktionale Saal ist wie in Budapest das Zentrum der gesamten Anlage für repräsentative Anlässe und die interne Nutzung durch die Mitarbeiter. Die Wohnung des Gesandten in dem Gebäudeteil an der Avenue Mesens hat im Vergleich zu Budapest und Helsinki geringere Ausmaße, sie übernimmt nicht mehr die Rolle einer Residenz. Trotz der größeren Wohnfläche und der Betonrampe als direkten Zugang von der Wohnung in den Garten ist sie in dem Mehrfamilienhaus zwar die repräsentativste Wohneinheit, aber nur als eine unter mehreren. Ihr hervorgehobener Charakter verringerte sich sogar noch nach Erhebung der Gesandtschaft für Außenhandel zur Botschaft der DDR, in deren Folge 1973 die darunterliegende Wohnung und die Garagen im Souterrain zum publikumsfrequentierten Konsulat ausgebaut wurden.482
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Anerkennung! Und dann? Mit der Unterzeichnung des Grundlagenvertrags zwischen der Bundesrepublik und der DDR im Dezember 1972 verzichtete die Bundesrepublik de facto auf ihren Alleinvertretungsanspruch.483 Die DDR hatte ihr größtes außenpolitisches Ziel erreicht und nutzte den neu gewonnenen Spielraum innerhalb der folgenden zwei Jahre zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu 73 Staaten.484 Im gleichen Zug wandelte sie ihre Standorte der Kammern für Außenhandel, Handelsvertretungen und Gesandtschaften in Botschaften um. Bauliche Maßnahmen wie der Umbau des Straßengeschosses des
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Wohnhauses in Brüssel zum Konsulat sind die Folge der politischen Veränderungen. Mancherorts wuchs der Raumbedarf derart stark, dass ein Teil der Nutzung ausgelagert werden musste. So wurde beispielsweise in Helsinki auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Wohnhaus mit mehreren Wohneinheiten nach der Planung der finnischen Architektin Anneli Palonkoski errichtet.485 Mit der Eröffnung der Ständigen Vertretungen in Bonn und Ost-Berlin am 2. Mai 1974 hatte die deutsch-deutsche Annäherung ihren Höhepunkt erreicht. Die westlichen Hoffnungen auf die Erneuerung der bilateralen Beziehungen verpufften allerdings schnell, als offensichtlich wurde, dass die DDR zwar eine innere und äußere Konsolidierung anstrebte, aber nicht bereit war, sich prinzipiell der Bundesrepublik anzunähern. Die DDR ordnete sich nach wie vor der sowjetischen Hegemonie unter, da sie weiterhin deren Schutzschilds bedurfte. Ein Ausscheren hätte das sowjetische Netz der Satellitenstaaten gesprengt und wäre entsprechend von Moskauer Seite nicht geduldet worden.486 Im weiteren Verlauf stieg die DDR zwar vom »Trittbrettfahrer« zum »Juniorpartner« Moskaus auf,487 übte sich aber gleichzeitig im strategischen »Wohlverhalten« gegenüber westlichen Staaten und insbesondere der Bundesrepublik, da sie über die jeweiligen Handelskontakte die für die innere wirtschaftliche Konsolidierung dringend benötigten Devisen erwirtschaftete.488 Die taktierende Ambivalenz zwischen nach wie vor ausgeübter Abgrenzung gegenüber der Bundesrepublik und Aktivitäten im von Moskau goutierten Rahmen schlug sich ebenso wie der geringe ökonomische Spielraum in der Setzung von Schwerpunkten für Neubauten von diplomatischen Vertretungen nieder.489 Im Zuge einer offensiven Afrika-Politik wurde der Bau von Dienstgebäuden, Botschaften und Wohnkomplexen in Accra (1976–1987), Algier (1976–1982), Lagos (1979–1990) und Brazzaville (1987) verfolgt, sie ergänzten schon in den 1960er Jahre begonnene Planungen in Conakry, Aden, Bamako und Kairo. In Asien waren die Neubauprojekte in Pjöngjang (1966–1971) und Bagdad (1970/71) realisiert worden. 1968 erwarb die DDR ein Grundstück in New Delhi, das sie 1971/72 mit einem Dienstgebäude mit angrenzendem Wohnkomplex bebauen wollte.490 Nach 1972 folgte die Planung jeweils eines Dienstgebäudes in Kabul und in Ulan Bator (1972/73) sowie der Neubau der Vertretung in Phnom Penh (1979–1982).491 Ende der 1980er Jahre wurden zwei Neubauten in Peking und Hanoi projektiert.492 Erst in den 1980er Jahren begann die DDR, bei westlichen Staaten Neubauprojekte ins Auge zu fassen. Hierzu gehört ein Botschaftsprojekt in Tokyo (1980–1988), ein Wohnkomplex in Athen (ab 1986) und eine Reihenhausanlage in Genf (1989). Doch auch für die DDR waren Vertretungsneubauten bei den westlichen Alliierten wie der in Washington, bei dem die Planungen 1988 begannen, von herausragender Bedeutung. Deutlich früher pachtete die Botschaft der DDR in London auf Basis eines »Long Lease« eine Liegenschaft am Belgrave Square nahe der bundesdeutschen Botschaft. Vom Altbau aus dem 19. Jahrhundert verblieb nur die Fassade, dahinter entstand 1983–1984 ein viergeschossiger Neubau. Sowohl die Fassadensanierung als auch der Neuaufbau des Erd- und ersten Obergeschosses folgten den engen Vorgaben der britischen Denkmalpflege, die auf eine Wiederherstellung im »Adam Style« Wert legte. Wie zuvor in Brüssel und Helsinki und später in Washington übernahm mit Ley Colbeck und Partner ein ortsansässiges Architekturbüro die Planung, das MfAA entsandte seinen Mitarbeiter Helmut Nadebor für die Planung und Durchführung des Innenausbaus nach London.493
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Ihre größten Neubauten errichtete die DDR auch in den 1970er und 1980er Jahren in den sozialistischen Bruderstaaten. Ihr umfassendstes Projekt ist der bereits genannte brutalistische Botschaftskomplex am Leninskij Prospekt in Moskau (1981–1985). Bereits knapp ein Jahrzehnt zuvor hatte die DDR auf einem von der Sowjetunion kostenlos bereitgestellten Grundstück einen Wohnkomplex für die Mitarbeiter der Vertretung (1972–1973) auf eigene Kosten errichtet.494 Die Planung zeigt eine Anlage bestehend aus einer zwölfgeschossigen Wohnhausscheibe und vier sechzehngeschossigen Punkthochhäusern mit insgesamt 468 mehrheitlich 3-Zimmer-Wohnungen sowie einem Schulgebäude für 700 Schüler inklusive Kindergarten (▶381).495 Doch einzig der Botschaftsneubau in Sofia, der 1980–1987 im Stadtteil Izgrev südöstlich des Stadtzentrums realisiert wurde, veranschaulicht die Bauaufgabe einer ostdeutschen Botschaft in seiner ganzen Komplexität. Wie bei allen anderen Projekten in sozialistischen Ländern arbeitete die DDR in Sofia mit einem Planungskombinat zusammen, in diesem Fall mit dem Sofprojekt. Der Zentrale Aufbaustab beim MfAA übernahm wie in London die Planung der Innenausstattung.496 Additiv versammeln sich auf dem dreiseitig von der Uliza Frederic-Joliot-Curie, Uliza Zhetvarka (vormals Ilija Petrov) und Uliza Elemag umschlossenen Grundstück alle Funktionen einer ostdeutschen Botschaft als funktional getrennte Baukörper: die aus Kanzlei- und Repräsentationstrakt bestehende Botschaft, die Handelspolitische Abteilung, eine Schule und ein Wohnblock.497 Das Dienstgebäude mit Konsulat und Verwaltungsräumen der Kanzlei erstreckt sich entlang der südlichen Uliza Frederic-Joliot-Curie. Dort zeigt es sich als viergeschossiger Riegel, während zur Rückseite das Kellergeschoss ebenerdig an den tieferliegenden Innenhof anschließt, den das Gebäude zusammen mit dem viergeschossigen Repräsentationsbereich an der Uliza Zhetvarka im Osten, der dreigeschossigen HPA im Westen und der verkürzten, zweigeschossigen Schule im Norden umfasst (▶382). Letztere wiederum bildet zusammen mit den L-förmig angelegten Wohnhäusern an der nördlichen Uliza Elemag einen zweiten Hof. Allen Funktionsbauten liegt ein Achsraster von 3,60 mal 3,60 Metern zugrunde, während der Wohnblock in sechs unterschiedlich hohe Segmente mit jeweils eigenem, mittigem Treppenhaus unterteilt ist (▶383). Bei allen Bauteilen wurde die Stahlbetonkonstruktion weiß verputzt,498 die fast siebzig Meter lange Kanzlei hebt sich durch die Verwendung von Naturstein im Eingangsgeschoss und eine vollflächige Verglasung mit Spiegelglas in den drei oberen Geschossen ab.499 Das Dienstgebäude verfügt über zwei Zugänge: im westlichen Gebäudedrittel schließt an den über drei Achsen spannenden Eingang eine gebäude- bzw. ebenfalls drei Achsen tiefe Eingangshalle, von der aus der Besucher linker Hand zu den zweihüftig organisierten Räumen des Konsulats und geradeaus zur Handelspolitischen Abteilung gelangen konnte; der zweite, schmalere Haupteingang im östlichen Drittel wird durch eine gestufte Zäsur der Glasfassade in den oberen Geschossen betont (▶384). Er führt die Besucher über einen Windfang in die repräsentative Treppenhalle und von dort aus zum Arbeitszimmer des Kanzlers im ersten Obergeschoss und zu dem des Botschafters im zweiten. Ebenerdig dient der Treppenraum zudem den auf quadratischem Grundriss organisierten Repräsentationsbereich an, der dem Eingang gegenüberliegend über einen schmaleren Korridortrakt an das Kanzleigebäude anschließt (▶385). Im Eingangsgeschoss liegen die Küche mit Speisesaal und ein Kinosaal, im ersten Obergeschoss ein großer, höherer Festsaal
Wohnhauskomplex der Botschaft Moskau (1972–1973). PA AA, MfAA, Planschrank 37
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Sofprojekt, Botschaft Sofia, Lageplan (1980). Planarchiv BBR
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Sofprojekt, Wohnblock im Südosten des Botschaftskomplexes (1977). Planarchiv BBR
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Sofprojekt, Ansicht der Kanzlei an der Uliza Frederic-Joliot-Curie (1980). Planarchiv BBR
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Botschaft Sofia (1980– 1987), Kanzlei und Repräsentationsbereich. Bildarchiv BBR
sowie drei niedrigere kleinere Salons. Im hinteren Gebäudeteil stellt ein separates Nebentreppenhaus die Verbindung zwischen Hof, Küche und Festsälen her, aber auch zur Wohnung des Missionsleiters im zweiten Obergeschoss. Die Kombination der Repräsentationsräume mit den Wohnräumen entspricht an sich der Definition einer Residenz, doch erscheint hier der Begriff nicht korrekt. Die Wohnstatt für den Botschafter erscheint hier als Behelfslösung, um die Nähe zum Dienstgebäude und evtl. die Sicherheit des Diplomaten zu gewährleisten. In der Größe oder Ausstattung unterscheidet sie sich marginal von den 4-Zimmer-Wohnungen im benachbarten Wohnblock. Darüber hinaus ist die Botschafterwohnung in ersten Ausführungsplanständen nicht enthalten und wurde später ergänzt. Indem die Planer den Komplex in verschiedene Blöcke aufteilten, umgingen sie das Problem der klaren Definition der Nutzungen. Im Januar 1988 übergab das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der bulgarischen Volkrepublik dem Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR den Botschaftskomplex.500 Die Nutzung durch den ostdeutschen Staat währte nur kurz, da infolge der friedlichen Revolution im Herbst 1989 und mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 deren auswärtigen Vertretungen ihre Bestimmung verloren.
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Die DDR erkannte früh den Stellenwert der architektonischen Selbstdarstellung im Ausland. Weit vor dem offiziellen sowjetischen Zugeständnis außenpolitischer Souveränität 1955 begannen bereits im Sommer 1950 die Vorbereitungen für den ersten diplomatischen Missionsneubau in Warschau. Auch wenn der Architekt Hanns Hopp erst gut zwei Jahre später die ersten Planungen vorlegte, zeigt die frühe Inangriffnahme des Bauprojekts den Drang des ostdeutschen Staates, trotz ökonomischer Schwierigkeiten die Eingliederung in das sowjetische Staatensystem allseits sichtbar zu manifestieren. Eine unmittelbare Folge der Unterordnung unter die Moskauer Führung war die Übernahme der sowjetischen Kulturpolitik, die der Vertrauensbildung bei den Verbündeten diente. Die SED nutzte diese innenpolitisch, um den gesellschaftlichen Wandel zum Sozialismus herbeizuführen und über ihre Zentralisierung Kontrolle auszuüben. Darüber hinaus war Kulturpolitik ein herausragendes Instrument der DDR-Außenpolitik, um die nationalen Ziele zu verfolgen und für die sozialistische Ideologie zu werben sowie deren Verbreitung zu fördern. Das vorrangige außenpolitische Ziel der DDR war allerdings die langfristige Sicherung ihrer staatlichen Existenz und die Überwindung ihrer internationalen Isolation infolge des deutsch-deutschen Gegensatzes und der bundesdeutschen Hallstein-Doktrin. In ihrem steten Streben nach staatlicher Anerkennung nutzte die DDR daher alle ihr zur Verfügung stehenden kulturpolitischen Mittel, um einen Zugewinn an internationalem Einfluss zu erreichen.501 Im Abschluss von Kulturabkommen sah die SED-Führung, neben denen von Handelsabkommen, erste Vorboten einer staatlichen Anerkennung durch den jeweiligen Vertragspartner. Entsprechend bemühte sie sich nachdrücklich, wenn auch lange erfolglos, um eine entsprechende Vereinbarung mit der Bundesrepublik.502 Im deutsch-deutschen Ringen um blockfreie Staaten setzte der ostdeutsche Staat seine auswärtige Kulturpolitik systematisch ein, um diese an sich zu binden. Dabei fokussierte sich die DDR explizit auf die ortsansässigen Arbeiter und Bauern, weniger auf die intellektuellen Eliten, und entwickelte eine Kulturpropaganda, die ein Idealbild des Sozialismus abbildete und nicht dessen Realität.503 Das DDR-Regime setzte auch die Architektur zielgerichtet als Bestandteil der Kulturpolitik ein. Innenpolitisch avancierte Architektur zu einem herausragenden kulturpolitischen Instrument und nahm eine zentrale Stellung in der Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft ein. Die anfängliche architektonische Orientierung am sowjetischen Vorbild des Sozialistischen Realismus, die Einführung der Sechzehn Grundsätze des Städtebaus und einer Architektur der Nationalen Traditionen war zwingend erforderlich, um gegenüber der sowjetischen Führung von Josef Stalin die Abgrenzung vom imperialistischen Westen glaubwürdig zu untermauern; die spätere Hinwendung zum International Style notgedrungen, um einerseits die fortwährende Gefolgschaft zu signalisieren und andererseits das für den Wiederaufbau weiterhin dringend erforderliche Bauvolumen ökonomisch stemmen zu können. Zunächst
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Abbilder baukünstlerischen Schaffens
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unterlag die Architektur der auswärtigen Vertretungen denselben Prämissen. Jedes einzelne Projekt, das in einem Gastland begonnen werden konnte, war Ausdruck der staatlichen Anerkennung der DDR, jedes ausgeführte Bauwerk Ausdruck ihres ökonomischen Leistungsvermögens und damit auch für die innere Konsolidierung von höchstem Wert. Auf außenpolitische Erfolge der architektonischen Art mussten die SED-Funktionäre freilich lange warten. Die 1968 an die Nutzer übergebene Botschaft in Budapest war ihr erster fertiggestellter Neubau und der einzige, den ein DDR-Architekt federführend plante. Bis dahin war an eine realistische Umsetzung der Vorhaben nicht zu denken;504 wie auch bei Staatsbauten in Berlin musste die DDR bis dahin mit den vorhandenen Altbauten vorliebnehmen, mal mehr und mal weniger unter provisorischen Umständen. Mannigfaltige Randbedingungen behinderten die Ausführung der Projekte und degradierten diese zu außenpolitischen Willensbekundungen. Unabhängig von spezifischen Kriterien der Gastländer ist das lange Aufschieben bzw. Scheitern der Projekte in allen Fällen auf die fehlenden finanziellen Ressourcen der DDR und die entsprechende Schwerpunktsetzung der verbleibenden Mittel zurückzuführen. In den Jahren zwischen Staatsgründung und Grundlagenvertrag bzw. internationaler Anerkennung konnte die DDR ganze fünf Neubauten zum Zwecke einer auswärtigen Vertretung errichten. Mit den Neubauten in Budapest (1965–1968), Pjöngjang (1966–1971) und Bagdad (1970–1971) entstanden drei diplomatische Vertretungen in sozialistischen Staaten. Sie vereinigten die Funktionen von Botschaft und Handelsvertretung und folgten damit den vorausgegangenen Projekten in Warschau (1951–1961) und Peking (1958), die nie zur Ausführung kamen. Im neutralen Finnland errichtete die DDR eine Handelsvertretung in Helsinki (1966–1968) und im westeuropäischen Belgien eine Kammer für Außenhandel in Brüssel (1966–1973). Beide Gebäude erlangten noch während der Bauzeit bzw. kurz nach der Eröffnung den Rang einer diplomatischen Vertretung. Trotz großer zeitlicher Abstände bauten die Raumprogramme der Projekte aufeinander auf, bedingt durch die langen personellen Kontinuitäten im MfAA, in der Bauakademie, im VEB-Berlin-Projekt und nicht zuletzt innerhalb der Führungsspitze des Zentralkomitees der SED. Nichtsdestotrotz unterscheiden sich die projektierten und ausgeführten Neubauten elementar in Größe, Durchführung und vor allem im architektonischen Ausdruck. Die Divergenzen in Ausformung der Bauvolumen, der Anordnung einzelner Bauteile zueinander und in der Gliederung der Fassaden sowie ihrem Dekorationsprogramm unterteilen die Entwicklung des auswärtigen Repräsentationsbaus der DDR in vier Stufen, die, je nachdem wo der Neubau entstand, die Ambivalenz von ideologischen, außenpolitischen und kulturpolitischen bzw. architektonischen Leitlinien veranschaulichen. Das in der Ära des Außenministers Lothar Bolz von Hanns Hopp entworfene Projekt in Warschau folgte eng den architektonischen Leitlinien des Sozialistischen Realismus, deren ostdeutsche Prägung Bolz noch als Minister für Aufbau mit ausgearbeitet hatte. Sehr deutlich geben die verschiedenen Planungsstände die wechselhafte Suche nach einem sozialistischen Architekturstil wieder, aber auch den politischen Kontext: vorsichtig tastend gegenüber der Volksrepublik Polen und opportun gegenüber der Sowjetunion. Dies gilt auch noch für die Neukonzeptionen um 1960, die sich im Fahrwasser des »Wettbewerbs« für die Botschaft in Peking und infolge der gewandelten sowjetischen
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Architekturpolitik unter Nikita Chruschtschow dem Funktionalismus zuwendete. Trotz kubischer Baukörper, gerasterter Fassaden und reduziertem Pomp steht das geplante Bauvolumen, das Botschaft, Handelsvertretung, Repräsentationsbereich, Räume für die Kulturarbeit und allgemeine Einrichtungen wie Küche mit Kantine, Schule, Kindergarten und Wohnungen für die große Anzahl an Mitarbeitern enthält, im bemerkenswerten Gegensatz zu dem real vorhandenen ökonomischen Leistungsvermögen der DDR. Nach Amtsantritt von Otto Winzer, der bereits seit 1956 als Bolz stellvertretender Außenminister agierte, schmälerte sich der Flächenbedarf auf ein realistisches Maß. Bei gleicher Funktionsvielfalt setzten die Planer der Vertretungen in Budapest, Pjöngjang und Bagdad auf die flexible Mehrfachnutzung der vorhandenen Raumressourcen. Auch die Botschaftsresidenz wurde ab Budapest zur privaten Wohnung herabgestuft; die Repräsentationsflächen wurden eindeutig der Kanzlei zugeordnet und auch für die Kulturarbeit genutzt.505 Grundsätzlich arbeiteten die außerhalb des sozialistischen Staatenverbunds errichteten Auslandsvertretungen, gemessen an den vorgenannten Vertretungen, mit einem sehr kleinen Raumprogramm. Während die Bauten in Brüssel und Helsinki zunächst vor allem die Handelsbeziehungen abdeckten, richteten sich die Neubauvorhaben nach dem Grundlagenvertrag, wie die in London und Washington, in erster Linie auf die Botschaftsfunktion aus, in die die Handelspolitische Abteilung eingegliedert wurde. Der Flächenbedarf war deutlich geringer, es gab weniger Raum für Verwaltung und Ausstellung bzw. Repräsentation sowie eine wesentlich kleinere Anzahl von Wohnungen für die Mitarbeiter. Während sich in den ambitionierten Entwurfsplanungen zu Beginn der 1950er Jahre noch eine Ambivalenz von Sozialismus und architektonischer Repräsentation im Ausland zeigte, ordneten sich alle folgenden Neubauten und Neubauvorhaben dem jeweils aktuellen außenpolitischen Ziel unter und passten sich dezidiert dem Verhandlungsspielraum in dem jeweiligen Gastland an. Auf den ersten Blick wird im Osten anders gebaut als im Westen. Hier trat die DDR selbstbewusst auf und legte Wert auf Größe, dort achtete sie sorgfältig auf eine Präsenz im örtlich akzeptierten Gewand. Dabei schälen sich Merkmale heraus, die dezidierten architektonischen Leitvorstellungen zugeordnet werden können. In der ersten Phase übernahm die DDR auch im Auswärtigen Repräsentationsbau bedingungslos den Sozialistischen Realismus. In Übereinstimmung mit den Forderungen nach einer Architektur als Baukunst lehnte sich die Grundstruktur des Entwurfes von Hopp und Kötteritzsch für Warschau eng an das sowjetische Vorbild der Botschaft in Ost-Berlin an und das gezeigte Repräsentationsverständnis orientierte sich entsprechend an den traditionellen Würdeformen des Historismus. Insbesondere äußerte sich dies in dem Festhalten an der repräsentativen Verwendung der Dreiflügelanlage, die zwar als traditionelle Palastarchitektur auf die Arbeiterklasse übertragen wurde, aber im Ausland doch die führende staatliche Elite vertrat. Nichtsdestoweniger bekleidete Architektur die Funktion der alle sozialistischen Staaten verbindenden Materie und sollte folglich die Zugehörigkeit untereinander abbilden. Gleiches galt auch noch für den architektonischen Paradigmenwechsel, der sich in der Übernahme des Funktionalismus bzw. der Addition von funktional getrennten, klaren Baukörpern in den Projekten für Peking, Warschau und Pjöngjang manifestierte. Der Botschaftsneubau in Budapest dokumentiert mit seiner unaufdringlichen Haltung einen Wechsel in der auswärti-
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gen Repräsentation und gleichzeitig in der Fassadengestaltung eine Orientierung am Funktionalismus der sowjetischen Prägung. Der Einfluss des International Style, insbesondere der US-amerikanischen Botschaftsbauten, zeigt sich in der Organisation der Grundrisse als Vierflügelanlage, die bis Ende der 1980er Jahre in zahlreichen Projekten in abgewandelter Form Anwendung fand, so beispielsweise in Helsinki, Warschau, Moskau und Washington. Die DDR hatte in der Vierflügelanlage eine Form der Grundrissorganisation gefunden, die sowohl im Westen als auch im Osten verwendet und akzeptiert wurde. Durch sie konnten die Repräsentationsflächen von der Wohnung des Botschafters entkoppelt, ins Zentrum der Raumorganisation gerückt und multifunktional kodiert werden. Das über die Fassadengestaltung abgegebene Außenbild folgte ab Helsinki vollends dem International Style westlicher Prägung. Während in Finnland trotz des Bezugs auf die Architektur Ludwig Mies van der Rohes eher der Vergleich mit der Bundesrepublik avisiert wurde, passten sich die folgenden Projekte der jeweils vor Ort vorherrschenden Strömung an. Deutlich wird dies an der brutalistischen Architektur in Moskau oder der introvertierten Haltung in Washington. Das Botschaftsprojekt in den USA zeigte in der Gänze die Anpassung der ostdeutschen auswärtigen Repräsentationsarchitektur an westliche Architekturideale. Desgleichen spiegeln die Bauwerke in Brüssel und London auch ohne Vierflügelanlage die vor Ort vorherrschende architektonische Haltung in ihren Fassaden wider. Architektur als Ausdruck des gegenwärtigen Bauschaffens in der DDR galt nur bis zum Neubau der Botschaft der DDR in Budapest als Prämisse, danach ordnet sich die nationale Staatsrepräsentation über Architektur dem Bestreben unter, möglichst als ein der Bundesrepublik ebenbürtiger Staat anerkannt zu werden. Das bewusste Einpassen in den örtlichen Kontext zu Ungunsten der Entwicklung einer nationalen Architektur der DDR spiegelt sich besonders eindrücklich in der herausragenden Verbindung von Kunst und Architektur in den Auslandsvertretungen wider, die ein besonderes Merkmal der sozialistischen Architektur im allgemeinen ist, aber auch eine Abgrenzung der DDR-Architektur zu der der Bundesrepublik herstellte und im Palast der Republik ihren Höhepunkt fand. Nachdem Heinz Graffunder diese Verbindung in Budapest par excellence vorführte, verzichtete man bei der Handelsvertretung in Helsinki aus Kostengründen darauf. Der Leiter der Abteilung Bau und Investitionen im MfAA Hans Karthaus stellte in seiner Reflektion rückwirkend fest: »Die Einbeziehung der bildenden Kunst war bei dem ersten Neubau von Anbeginn ein wesentliches Anliegen des Auftraggebers. Die bei der künstlerischen Ausgestaltung angewandten Techniken und Materialien, wie Teppichwebkunst, Glas- und Metallverarbeitung, Porzellan und Holz, stellen gleichzeitig Spitzenerzeugnisse traditionsgebundener deutscher Handwerkskunst dar und verstärken mit ihren Mitteln und schematischen Aussagen die Absicht der Verfasser, eine Typik unseres Landes zu erreichen. Das Ziel wurde erreicht, aber bei der Vielzahl der noch vor uns liegenden neuen Bauvorhaben wird man in Zukunft mit weniger Mitteln der bildenden Kunst versuchen müssen, den gleichen Effekt zu erreichen.«506 Beginnend mit dem Neubau in Helsinki verlief der von der DDR gezeigte architektonische Ausdruck nicht mehr in Einklang mit der Architekturpolitik innerhalb der ostdeutschen Grenzen. Die jeweils gewählte Architektursprache sollte auf die
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bilateralen Beziehungen unterstützend wirken und das nach außen abgegebene Bild unterstreichen. Statt ihre Botschaften als kulturelle Stellvertreter auftreten zu lassen, suggerierte die DDR mit der Adaption der örtlichen architektonischen Leitbilder Ebenbürtigkeit, um das Vertrauen der Bündnispartner zu gewinnen.507 Die Architektur der Auslandsvertretungen wurde entsprechend als Instrument der Imagebildung genutzt und war damit Bestandteil einer zielgerichteten Kulturpropaganda.
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Die politischen Zielsetzungen, die zur Errichtung einer deutschen Auslandsvertretung führten und diese begleiteten, unterschieden sich seit Gründung des Deutschen Reichs. Auch heute noch sind sie im steten Wandel. In allen fünf verschiedenen Regierungsformen, die Deutschland seit 1871 erlebte, wurde die außenpolitische Bedeutung von diplomatischen Vertretungen erkannt und dennoch die Bauaufgabe der diplomatischen Auslandsvertretung sehr verschieden umgesetzt. Es hat sich in der chronologischen Betrachtung der Bauten und Projekte herausgestellt, dass die jeweiligen Regierungsvertreter für die staatliche Repräsentation im Ausland divergierende architektonische Leitideen forderten als für die Staatsbauten im Inland. Die Neubauten dienten nicht nur dem architektonischen Selbstzweck, einer Funktion eine Hülle zu geben, sondern darüber hinaus wurde mittels ihrer Architektur Außenpolitik betrieben. Entsprechend strategische Entscheidungen hatten ihre Auswirkungen auf das gewählte architektonische Formenvokabular. Dieses wurde aber auch verwendet, um mit haptisch erfahrbaren Botschaften zielgerichtet kognitive Aussagen zu vermitteln. Der architektonische Aufbau einer Botschaft ist demnach einer visuellen Rhetorik gleichzusetzen, ein Begriff der der visuellen Kommunikation bzw. der Rhetorik von Bildern2 entliehen ist. Dieses aktives Handlungsmuster geht einen Schritt weiter als die Untersuchung von sichtbaren architektonischen Elementen auf ihre Zeichenhaftigkeit, wie sie Adolf Reinle in seiner »Zeichensprache der Architektur«3 beschreibt, oder die der symbolischen Bedeutung einzelner Bauwerke wie bei Günther Bandmanns Publikation zur »Mittelalterlichen Architektur als Bedeutungsträger«4. Auch die ikonographische Analyse und ikonologische Interpretation5 der Bauteile umfasst nicht den vermittelnden Ansatz der Bauwerke für diplomatische Vertretungen. Die Wirksamkeit dieser außenpolitischen Bauwerke, deren Ursprung eine politische Handlung ist, deren Nutzung politisch ist und die darüber hinaus Träger politischer Hoheitszeichen und Symbole sind, kann nicht ausschließlich auf die Darstellung von Macht und Herrschaft, wie sie Martin Warnke als politische Architektur klassifiziert,6 reduziert werden. Sie ist weitaus umfassender und zielt auf die kommunikative Vermittlung einer Haltung durch einen Sender (das Bauwerk), die der gewünschte Adressat (der Betrachtende) wahrnehmen und einordnen kann. Diese visuelle Kommunikation kann semantisch und damit unbewusst über das kollektive Gedächtnis, über Bildung, Stereotype oder Paradigmen erfolgen, aber durchaus auch bewusst unter der Voraussetzung gezielter Entscheidungen. Tatsächlich hat die chronologische und vergleichende Betrachtung des deutschen Gesandtschaftsbaus ergeben, dass insbesondere die 1949 gegründeten Staaten Bundesrepublik Deutschland und Deutsche Demokratische Republik mit ihrer jeweils gewählten Architektursprache für die Neubauten im Ausland gezielt ihre individuellen außen- und deutschlandpolitischen Ziele visuell kommunizierten und diese Botschaften an spezielle Zielgruppen richteten. Der deutsche Botschaftsbau folgt bis heute zunächst einmal allgemeinen Regeln, die sich aus der Funktion der Bauaufgabe ergeben. In jedem Neubauvorhaben steckt die intrinsische Funktion, einen Staat zu vertreten und Raum für das diploma-
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»Kein Gebiet der Kunst ist so stark politisch imprägniert wie Architektur und Städtebau.«1 Klaus von Beyme (1987)
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tische Zeremoniell zu schaffen. Zur Darstellung von Präsenz einer Staatsmacht und von Hierarchien im diplomatischen Zeremoniell haben sich in der Repräsentationsarchitektur über Jahrhunderte traditionelle Würdeformen entwickelt, die teilweise unverändert gelten: die Vorfahrt vor das Gebäude unter dem Altan oder dem schwebenden Vordach, die Eingangstreppe, die Zirkulation bei Empfängen. Die An- oder auch Abwesenheit bestimmter Elemente wie Bilder, Raumabfolgen, Raumvolumen und Atmosphären beeinflusst den jeweiligen Gast auf eine bestimmte Art und Weise, teils mit manipulativem Charakter. Gleichzeitig rücken sie die Hausherr:innen in ein bestimmtes Licht, d.h. architektonische Elemente erhöhen oder überhöhen sie. Ein solches Mittel war beispielsweise der Thronsaal mit einem leeren Thron vor dem Herrscherbild in den Botschaften des Deutschen Kaiserreichs, mit dem die Anwesenheit des Monarchen und seines Reichs greifbar wurde, auch wenn er in Realität nicht gegenwärtig war. Allerdings sind Elemente wie diese nur einem kleinen Kreis von Besuchern zugängig, keinesfalls einer breiteren Öffentlichkeit. Präsenz wurde über die alleinige Größe des Bauvolumens ausgedrückt, ebenso aber auch Beständigkeit und Berechenbarkeit. Die Entscheidung des Deutschen Kaiserreichs, eine historistische Palastarchitektur für den Botschaftsbau zu verwenden, ergab sich einerseits aus den französischen Vorbildern, andererseits aus dem Wissen um ein allgemeingültig lesbares Formenrepertoire. Besonders die Entscheidung der Botschafter in Wien, gezielt einen Architekten auszusuchen, der den Anforderungen des örtlichen Diplomatischen Korps gerecht wurde, entlarvt die subtile Hierarchie innerhalb der diplomatischen Gesellschaft, aber auch die Relevanz, keine Dominanz aufkommen zu lassen. Die kaiserzeitliche Selbstdarstellung als erstarkende Nation folgte in den Botschaftsbauten den Stereotypen einer traditionellen Weltanschauung eines ausgewählten Zirkels, sie spiegelte aber nicht den gesellschaftlichen Wandel und Aufstieg der Nation zur bürgerlichen Handelsmacht wider. Während also die Botschaftsbauten an den höfischen, traditionellen Würdeformen festhielten und den Repräsentanten in den Mittelpunkt rückten, waren es die untergeordneten diplomatischen Vertretungen fernab in den besetzten Gebieten, insbesondere China, die die Verwendung einer Reformarchitektur zuließen. Trotz eines selbstbewussten architektonischen Auftretens stand das gewählte Vokabular stets im Einklang mit dem örtlichen Kontext, zum einen durch die Integration regionaler Stilformen und Konstruktionstechniken, zum anderen auch durch Übernahme von Elementen einer Kolonialarchitektur, die andere ausländische Niederlassungen vor Ort ebenfalls prägte. Die Konsulate und Gesandtschaften zeigen den Bruch mit dem traditionellen Repräsentationsvokabular auf, und ihre Architektur erscheint fortschrittlicher als die deutsche Staatsarchitektur im Heimatland und bei den Großmächten. Der immer stärker in den Vordergrund drängende Aspekt der architektonischen Selbstdarstellung als einer leistungsfähigen Industrienation kulminierte insbesondere in den Konflikten um Peter Behrens’ Botschaft in St. Petersburg, die die Kluft im Repräsentationsverständnis von bürgerlichen Planern und adligen Diplomaten aufzeigen. Im Gegensatz zum Deutschen Kaiserreich hatte die Weimarer Republik kaum den ökonomischen Spielraum zur Entwicklung einer eigenen Staatsarchitektur. Während das Recht auf Wohnraum erstmals in der Verfassung verankert wurde und dementsprechend Wohnbaumaßnahmen im Vordergrund des staatlichen Bauwesens
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standen, wurden für die staatlichen Einrichtungen die Altbauten pragmatisch weitergenutzt und ihre vorhandenen Ressourcen ausgereizt, um laufende Kosten gering zu halten. Die wenigen Neubauten folgten dieser Bescheidenheit, verdeutlichen aber auch die Schwierigkeit, das Neue Bauen und die traditionelle Repräsentation zu vereinigen. Gewählt wurde das Formenrepertoire einer gemäßigten Moderne, die in der Architekturgeschichtsschreibung zwar als konservativ gewertet wird, aber in der Zwischenkriegszeit weit mehr Verbreitung fand als das Neue Bauen. In Angora (Ankara) stellt sich darüber hinaus das neue Repräsentationsverständnis der demokratischen Gesellschaft in der Aufwertung der Kanzlei und der Reduzierung der Repräsentationsräume dar. Indem die Planer die Kanzlei mit dem Festsaal ins Zentrum des Ensembles setzten, stuften sie die Bedeutung der Residenz und damit auch des Repräsentanten zurück. Letztlich entfiel sie ganz, und die Botschafterwohnung wurde in eines der Beamtenwohnhäuser transferiert. Daneben wurde das handelspolitische Potential im Einsatz der deutschen Industrie-Produkte beim Neubau und der Ausstattung der Auslandsvertretungen erkannt, um die heimische Nation wirtschaftlich zu stärken, so beispielsweise in Addis Abeba und Monrovia. Alle Neubauten repräsentierten das Staatsverständnis einer demokratischen Gesellschaft, in die sich die Diplomaten trotz adliger Soziogenese einfügten. Das nationalsozialistische Regime demonstrierte bereits mit Albert Speers Umbau der Deutschen Botschaft in London 1937 eine Kehrtwende in der auswärtigen Staatsrepräsentation. Repräsentanten und Bauwerk nahmen im Bauwerk wieder sichtbar die stellvertretende Rolle des Staatsoberhaupts bzw. die von Adolf Hitler ein. Die Residenz erlangte erneut eine herausragende Relevanz, die unmittelbar zu einem Wettbewerb für diejenige in Ankara führte. Fernwirkung und Überhöhung prägten die auswärtigen Bauvorhaben des NS-Staates, dennoch muten die Projekte im Vergleich zu den Plänen für die Hauptstadt Berlin bescheiden an. Sie nahmen Rücksicht auf örtliche Gegebenheiten, auch wenn das Botschaftsprojekt in Rom-Quirinal sowie die Entwürfe für Washington die deutsche Präsenz durch Größe unterstrichen. Obwohl als Stil mehrheitlich der Neoklassizismus gewählt wurde, war die Architektursprache der geplanten Botschaftsbauten divergent. Besonders auffällig zeigt sich deren Vielfalt in der Gegenüberstellung des einzig realisierten Botschaftsprojekts in Teheran mit dem Entwurf für das Generalkonsulat in Shanghai. Durch die Wahl eines traditionellen Formenrepertoires, aber einer im Vergleich zu Berlin gemäßigten Selbstdarstellung suggerierte der NS-Staat Kontinuität. Im Ausland betrieb er eine gezielte Kulturpropaganda, um für das Regime zu werben und gleichzeitig von seinen tatsächlichen Plänen abzulenken. Die Bauwerke waren Bestandteil dieser außenpolitischen Strategie. Die Deutsche Teilung und die Abhängigkeit von den Besatzungsmächten prägten nach dem Zweiten Weltkrieg den auswärtigen Repräsentationsbau in beiden deutschen Staaten. Sowohl die Bundesrepublik Deutschland als auch die Deutsche Demokratische Republik nutzten ihre außenpolitischen Handlungsräume für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen und in direkter Folge für den Neubau von Auslandsvertretungen. Die architektonischen Visitenkarten im Ausland wurden zur Projektionsfläche für das gewandelte gesellschaftliche und politische Bewusstsein der beiden Teilstaaten nach dem verlorenen Krieg, sowie für das neu zu gewinnende Vertrauen durch die
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jeweiligen Gastländer. Die Bauten sind aber auch Ausdruck des deutsch-deutschen Verhältnisses, der divergierenden außenpolitischen Ausgangslage und des jeweiligen ökonomischen Leistungsvermögens. Die frühen Botschafts- und Konsulatsbauten der Bundesrepublik wurden geprägt von der Suche nach einer neuen Staatsarchitektur, die den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg begleitete. Aufgrund der notwendigen Abgrenzung der Bundesrepublik von ihrem nationalsozialistischen Erbe und auch der permanent präsenten Teilung Deutschlands als Kristallisationspunkt eines wachsenden Ost-West-Konfliktes schien die Orientierung an der amerikanischen Architektur der Nachkriegszeit die naheliegende Option. Die infolge der erfolgreichen US-amerikanischen Re-Education-Politik eintretende Verwestlichung der bundesdeutschen Diplomatie und ihre Ausrichtung auf ein internationales Wertesystem schlug sich unmittelbar in der Architektur für den auswärtigen Repräsentationsbau nieder. Maßgebliches Vorbild für die ersten Neubauten diplomatischer Vertretungen waren dementsprechend die US-amerikanischen Generalkonsulate, die Anfang der 1950er Jahre in Frankfurt am Main, Stuttgart, Düsseldorf und Bremen entstanden. Hieraus entwickelte sich ein Formenkanon für auswärtige Vertretungen aus aufgeständertem viergeschossigen Kanzleiriegel und separater, niedriger Residenz. Mit Beginn der 1960er Jahre emanzipierten sich die freien Architekten nach und nach von diesem Muster und entwickelten durch ihre individuelle Arbeit eine Vielfalt an architektonischen Raumkompositionen, die gleichwohl das demokratische Selbstverständnis in zurückhaltende, transparente und allgemeingültige Formen übertrugen. Dies äußerte sich in der Entwicklung von offenen Raumstrukturen, aber auch in der Auswahl der Baumaterialien. Entsprechende Ideen setzten sich in den von der Bundesbaudirektion ausgeführten Folgeprojekten in unterschiedlicher Intensität fort. Die Planer gerieten allerdings wiederholt in einen Interessenkonflikt mit den Nutzern und deren traditionellem Repräsentationsverständnis. Dieses manifestierte sich einerseits in der Beständigkeit traditioneller Würdeformen wie dem großen Treppenaufgang mit Möglichkeiten der Distinktion sowie der Anzahl der Repräsentationsräume inkl. der Unterteilung in Herren- und Damensalon sowie Speisezimmer. Doch am deutlichsten kristallisierten sich die gegensätzlichen Auffassungen in der Ausstattung der Repräsentationsräume heraus. Trotz einer übergreifenden zurücknehmenden Haltung erlangten die Bauten zwar kein einheitliches Erscheinungsbild, entwickelten aber dennoch identitätsprägende Elemente für nachfolgende Neubauten. Vorherrschend ist das den International Style prägende additive Prinzip der nach Funktion getrennten Baukörper, demzufolge sich der repräsentative Charakter von Kanzlei und Residenz unterschied. Ein diesbezüglicher Wandel setzte sich nur langsam durch. Während in Washington der klar strukturierte Kanzleineubau von Egon Eiermann eine ideelle Aufwertung zum Staatsbau erfuhr und seine Lamellen weltweit Anwendung fanden, scheiterte Rolf Gutbrod in Wien mit der organischen Verbindung beider Bauteile zu einer zusammenhängenden Baugruppe, insbesondere aber mit der Trennung der Botschafterwohnung von den Repräsentationsflächen. Eine für nachfolgende Bauwerke vorbildhafte Verschmelzung von Residenz und Kanzlei erreichte erst Hans Scharoun in Brasília mittels des übergeordneten Prinzips der fließenden Räume. Deutlich zeigt sich an den frühen bundesdeutschen Neubauten für auswärtige Vertretungen, dass trotz des demokratischen Staatsverständnisses nur ein ausge-
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wählter Personenkreis die Art und Weise prägen konnte, wie sich die Bundesrepublik über die Architektur im Ausland präsentierte. Unterdessen wurden die Bauwerke in ihrer Außenwirkung durchaus als Bekenntnis zum Westen wahrgenommen. Die internationale Presse berichtete in der Regel häufiger und auch positiver über die bundesdeutschen Bauwerke als die inländischen Organe. Die mediale Verbreitung der Abbilder des aktuellen bundesdeutschen Bauschaffens durch Berichterstattung in der hauseigenen Zeitschrift Die Bauverwaltung diente entsprechend der Selbstvergewisserung und Legitimation, allerdings auch zur Rechtfertigung der Planungsprozesse im Sinne einer transparenten Demokratie. Nach den Anschlägen auf die deutsche Botschaft in Stockholm bekam die Sicherheit der Botschaftsangehörigen verstärkte Relevanz, die entsprechenden Maßnahmen prägten gleichermaßen Architektur wie deren Außenwirkung. Gleichzeitig etablierte es sich, Wettbewerbe für die Botschaftsbauten auszuschreiben, so dass die demokratischen Prozesse Gewicht in der Entscheidung über den architektonischen Ausdruck im Ausland erlangten. Infolge der fortwährenden Abhängigkeit von der UdSSR orientierte sich die DDR, ebenso wie in allen anderen Bereichen, auch im auswärtigen Repräsentationsbau zunächst ausschließlich an den Leitlinien der Sowjetunion. Ihre Versuche, auch bei dieser Bauaufgabe den gesellschaftlichen Wandel zum Sozialismus über die Architektur zu vollziehen, scheiterten am Paradigmenwechsel der sowjetischen architektonischen Leitbilder, an der Überschätzung sowohl des eigenen ökonomischen Leistungsvermögens als auch des Stellenwerts innerhalb der sozialistischen Staatengemeinschaft und dem schwierigen Verhältnis zum Nachbarstaat Polen. Die zahlreichen Planungsetappen für den Botschaftsneubau in Warschau veranschaulichen den Wechsel vom traditionellen Formenvokabular des Historismus mit palastartiger Dreiflügelanlage, Portikus, großer Treppenanlage und Repräsentationsräumen in der Beletage zu einem Formalismus, der dennoch dieselben traditionellen Würdeformen einbezog. Auch noch der rein funktionalistische Charakter der folgenden Projekte in Warschau und Peking demonstrierte das übergeordnete Prinzip der Anpassung an den sozialistischen Kontext und die Akzeptanz der sowjetischen Hegemonie. Die Abgrenzung von westlichen architektonischen Leitbildern weiterhin verbal formulierend, nehmen diese durchaus Einfluss auf die architektonische Gestalt des Mitte der 1960er Jahre begonnenen Neubaus der Botschaft in Ungarn. Mit einer Vierflügelanlage um einen zentralen Innenhof orientierte sich Heinz Graffunder am USamerikanischen Botschaftsbau ab Mitte der 1950er Jahre, insbesondere am Neubau von Walter Gropius/TAC in Athen. Über die Grundform hinaus vereint der Neubau sozialistische Ideale mit Architektur, indem traditionelle Formen der Repräsentation fehlen: so die Vorfahrt, die Treppe, die Repräsentationsräume in der Residenz. In Budapest liegt der ebenerdig zugängliche Festsaal im Zentrum der Botschaft, so dass das Ereignis und die Gemeinschaft in ihrem Mittelpunkt stehen, nicht der einzelne Repräsentant. Die Botschafterwohnung wurde von den multifunktional nutzbaren Repräsentationsflächen entkoppelt und in eines der Obergeschosse verlagert. Über die Kanzlei, die Repräsentationsflächen und die Botschafterwohnung hinaus gehörten zum Raumprogramm einer ostdeutschen Botschaft eine große Anzahl an Wohnungen und soziale Einrichtungen wie eine Schule, ein Kindergarten und ein gemeinschaftlicher Speisesaal. In der Außenwirkung lieferte die enge Vereinigung von Architektur
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und Kunsthandwerk den sozialistischen Inhalt. Während die Botschaft in Budapest entsprechend das architektonische Pendant zu Hermann Henselmanns’ Haus des Lehrers im Ausland verkörperte, wichen die folgenden Vertretungsbauten von den im Inland propagierten Architekturströmungen ab. Die außerhalb des sowjetischen Machtbereichs errichteten Vertretungen des Außenhandels in Helsinki und Brüssel nutzte die DDR als außenpolitisches Kapital, um nach außen eine Ebenbürtigkeit mit der Bundesrepublik abzubilden und die Blockadehaltung derselben auszuhebeln. Entsprechend setzte der ostdeutsche Staat die architektonischen Elemente zielgerichtet ein, von denen er sich einen langfristigen internationalen Statusgewinn erhoffte, das gilt auch für die Ausstattung der Handelsvertretungen. Mit der Wahl ortsansässiger Architekten, die ein international akzeptiertes architektonisches Vokabular anwendeten, passte sich die DDR in den westlichen Gestaltungskanon ein. Auch wenn deren Raumstrukturen weiterhin die Gemeinschaft in den Mittelpunkt rücken, verwarf die DDR bei ihren Auslandsvertretungen in westlichen Staaten ihr kulturpolitisches Ziel, über die Außenwirkung von Architektur ihr sozialistisches Gesellschaftsbild weit auszustrahlen. Dieses Ziel verfolgte sie nach wie vor mit späteren Neubauten bei den sozialistischen Verbündeten, allerdings übernahm sie auch hier in der Zusammenarbeit mit ortsansässigen Baukombinaten die jeweils vor Ort vorherrschende Architekturauffassung. Im Gegensatz zur Bundesrepublik, die in ihren Neubauten diplomatischer Vertretungen bis zu Beginn der 1970er Jahren die Ansätze einer national geprägten Staatsarchitektur entwickeln konnte, verharrte die DDR stets in der Anpassung. In den Anfangsjahren ihres Bestehens orientieren sich sowohl die Bundesrepublik als auch die DDR an der architektonischen Haltung ihrer Besatzungsmächte, sowohl im Allgemeinen als auch bei den Neubauvorhaben ihrer diplomatischen Vertretungen. Mit der Anpassung an die jeweiligen Vorbilder vermittelten sie den Besatzungsmächten den Wandel ihres gesellschaftlichen Selbstverständnisses, demonstrierten aber auch ihre Loyalität. Im gegenseitigen Verhältnis diente die Übernahme der konträren Leitbilder indessen einer dezidierten Abgrenzung. In der Bundesrepublik rückte mit wachsendem außenpolitischem Handlungsrahmen der traditionelle repräsentative Charakter einer Botschaft in den Fokus, auch wenn über die Architektur weiterhin die loyale Eingliederung in den westlichen Staatenverbund und Diplomatischen Korps angestrebt wurde. Während die Diplomaten sich um die Einpassung in diese konservativ geprägte und hoch gebildete Elite bemühten, gelangte die bundesdeutsche Bevölkerung vermehrt in den Fokus architektonischer Selbstdarstellung im Ausland. Angesichts des unbefriedigenden Status der vorläufigen Hauptstadt Bonn wurden die auswärtigen Staatsbauten in umfassenden Berichterstattungen als außenpolitische Erfolge öffentlich präsentiert, was letztlich der inneren Legitimation und auch Stärkung des allgemeinen Selbstvertrauens diente. Die durch die Hallstein-Doktrin isolierte DDR ordnete sich bei ihren Neubauten im sozialistischen Staatenverbund dagegen mit der Übernahme der jeweils aktuellen architektonischen Leitbilder stets der Hegemonie der Sowjetunion und ihrer Bruderstaaten unter. Die wenigen Neubauten bei westlichen Verbündeten und neutralen Staaten demonstrierten hingegen eine deutliche Anpassung an das westliche Architekturvokabular. Die Empfänger dieser haptischen Botschaften waren die westlichen
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Staaten und somit auch die konkurrierende Bundesrepublik, nicht aber die eigene Bevölkerung, die sich nur über den Neubau im Bruderstaat Ungarn informieren konnte. Sowohl gen Osten als auch gen Westen kommunizierte die DDR über die schwankende architektonische Selbstdarstellung eine Gleichwertigkeit mit der Bundesrepublik. Entsprechend waren ihre auswärtigen Neubauten für die staatliche Konsolidierung, nicht aber für die innere Legitimation relevant. Einzig das fertiggestellte Bauwerk zählte als Teilschritt auf dem beschwerlichen Weg zur internationalen Anerkennung. Nach der Unterzeichnung des Grundlagenvertrags, der zügigen Umwandlung ihrer Handelsvertretungen in Botschaften und der Einrichtung einer Ständigen Vertretung in Bonn konzentrierte sich die DDR vermehrt auf die Errichtung von Neubauten bei ihren sozialistischen Verbündeten und in Entwicklungsländern. Die dann ab Mitte der 1980er Jahre erfolgende erneute und verstärkte Aufnahme von Neubauvorhaben in westlichen Staaten dokumentiert deutlich, dass das baldige Ende der DDR in jeder Hinsicht unvorhersehbar und überraschend war. Dies gilt allerdings auch für die westdeutsche Perspektive; erst 1988 begannen die Bauarbeiten für einen Neubau der Residenz der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin. Seit ihrer Eröffnung 1974 hatte diese ihren Dienstsitz symbolträchtig ausgerechnet in dem Gebäude, in dem bis 1951 das von Hans Scharoun geleitete Institut für Bauwesen und danach die Deutsche Bauakademie untergebracht gewesen waren.
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Nach der friedlichen Revolution in der DDR im Herbst 1989 und kurz vor ihrem Beitritt zur Bundesrepublik nahmen das Auswärtige Amt und das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten im Frühsommer 1990 erste Sondierungsgespräche auf, wie mit den DDR-Liegenschaften zu verfahren sei, da die DDR-Vertretungen bis Ende des Jahres aufgegeben werden sollten. Eine pauschale Eingliederung in das bundesdeutsche Eigentum war ausgeschlossen, aufgrund der komplexen juristischen Fragen mussten mit jedem einzelnen Land Verhandlungen aufgenommen werden. In einigen Ländern waren Pachtverträge mit unbefristetem Nutzungsrecht vereinbart worden, in anderen gab es Mietverträge, bei denen Schadensersatzforderungen bei Auflösung drohten, und in manchen war die DDR nicht als Eigentümer in die Grundbücher eingetragen worden, obwohl sie die Liegenschaften als ihren Besitz deklarierte. Auf Gegenseitigkeit vereinbarte Abkommen stellten eine besondere Herausforderung dar, da der jeweilige Vertragspartner in manchen Fällen noch Anspruch auf auszuführende Leistungen hatte.1 Obendrein stellte sich schnell heraus, dass der ostdeutsche Staat zwischenzeitlich nicht mehr über die finanziellen Ressourcen verfügte, um die laufenden Kosten für Mieten und Unterhalt zu decken.2 Entsprechend waren die Verantwortlichen bestrebt, zahlreiche Liegenschaften zügig abzuwickeln, die Liegenschaft in Reykjavik wurde beispielsweise umgehend verkauft.3 Das Auswärtige Amt prüfte, welche Bauten für den auswärtigen Dienst von Nutzen waren. Diejenigen, die es nicht benötigte, wurden anderen bundesdeutschen Ministerien und Institutionen wie beispielsweise dem GoetheInstitut oder DAI angeboten und bei fehlendem Bedarf anschließend veräußert. Zu diesen Objekten gehörten u. a. die Botschaft und Residenz in Helsinki sowie eines der Wohnhäuser in Budapest.4 Nur sehr wenige Auslandsvertretungen der ehemaligen DDR dienen heute als Sitz einer deutschen Botschaft. Zu ihnen gehören die Gebäude in Nord-Korea und Kambodscha, in denen der Bundesrepublik der Erwerb eines Grundstückes bzw. die Errichtung eines Neubaus unter anderen Umständen politisch nicht möglich war.5 Die Kanzleien in Aden, Ulan Bator und Beirut sowie das Gebäude der HPA in Damaskus wurden für Botschaftszwecke umgebaut.6 Der Botschaftskomplex in Sofia wird heute von der Deutschen Botschaft, der Deutschen Schule und der Deutsch-Bulgarischen Außenhandelskammer genutzt, die Botschaft und Handelsvertretung in Moskau unter anderem von der bundesdeutschen Botschaft sowie dem Goethe-Institut. Die DDR-Botschaft in Wien, eine Villa im Stadtteil Hietzing, dient dem heutigen Botschafter als Residenz, die aus Gutbrods Bau in der Metternichgasse ausgegliedert wurde. Teilweise erfolgte eine temporäre Nutzung der DDR-Liegenschaften während der Sanierung zurückgegebener Reichsliegenschaften (Budapest) oder bis zur Eröffnung neuer Bundesbauten (Jakarta, Santiago de Chile), bevor sie veräußert wurden. Die meisten Bauten des ostdeutschen Teilstaats wurden von bundesdeutschen Staatsbediensteten nicht besonders geschätzt, ihnen haftete der »DDR«-Geruch an.7 Auch der Großteil der vom MfAA übergebenen Akten und Pläne zu den Bauten und Projekten fristen in den Archiven des BBR ein beklagenswertes Dasein.8 So wie das MfAA offiziell in das Auswärtige Amt überging, aber weitestgehend aufgelöst wurde, erging es dem Großteil der DDR-Liegenschaften: sie wurden abgewickelt.9 Die meisten Bauten wurden zivilen Nutzungen zugeführt, so wurde die Kanzlei in Budapest zu einem Geschäftshaus umgebaut. In ihrer Nutzung erhalten blieb die ehemalige Handelsvertretung in Helsinki, sie ist Sitz der Botschaft der Ukraine.
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Im Mai 1991 legte die Bundesrepublik den Grundstein für einen Botschaftsneubau auf der Insel Kuusisaari, den entsprechenden Wettbewerb hatte der finnische Architekt Juva Leiviskä 1986 gewonnen. In Brüssel wandelte das Land Sachsen-Anhalt die ehemalige Botschaft in das Haus der Regionen um und nutzt es heute als Landesvertretung bei der EU. Es ist wohl die einzige ehemalige DDR-Vertretung, die ob ihrer Herkunft geschätzt wird. Doch Ehrlichs unspezifische Angaben sind für die heutige Zuordnung folgenreich, vor allem die unsaubere Rezeption derselben. Durch diese entsteht der Eindruck, als wären zum einen mehr als tatsächlich ausgeführte Handelsvertretungen im Ausland neu errichtet worden, die zum anderen weitestgehend von Ehrlich entworfen wurden. Durch seine Beteiligung an Botschaftsvorhaben mittels Vorstudien und Vorgesprächen sowie die Umwandlung der Handelsvertretungen in Botschaften nach der internationalen Anerkennung der DDR wird Franz Ehrlich zu dem Botschaftsarchitekten der DDR gekürt.10 Diese falsche Annahme ist vor allem unter dem Aspekt des unreflektierten Leistungszuwachses des ehemaligen Dessauer Bauhausschülers und die anknüpfende Einschätzung des Brüsseler Bauwerks »als Indentifikationsmarke« für das Land SachsenAnhalt als Eigentümer der Liegenschaft kritisch.11 Das Bauhaus-Signet wirkt hier doppelt werbend. Ironischerweise hat man mit der umfassenden Sanierung der Vertretung, bei der auch die Hauptfassade zum Boulevard Saint Michel stark verändert wurde, fast alle Spuren von Ehrlichs qualitativ hochwertiger Ausstattung getilgt; die Vitrinen in der Ausstellungshalle wurden entfernt, der Bodenbelag von der Straße bis in den Innenhof ausgetauscht, die Mehrzweckhalle mit neuen Leuchten versehen. Nur noch an der Garagenzufahrt ist der ursprünglich rote Backsteinbelag vorhanden und vereinzelte Möbel verlieren sich in der Eingangshalle und in den Büroflächen der Landesvertretung. Nach Zusammenbruch des sowjetischen Staatenverbunds und der folgenden Auflösung Jugoslawiens sowie der Teilung der ČSSR nahm die Bundesrepublik diplomatische Beziehungen zu zahlreichen Staaten auf, die zuvor keine außenpolitische Handlungsfähigkeit besessen hatten. Im Zuge dessen projektierte und realisierte sie Neubauten in den Staaten des ehemaligen Ostblocks, beispielsweise in Kiew, Tiflis, Bratislava und auch in Warschau. 2014 wurde ein Wettbewerb für einen Neubau in Sofia ausgeschrieben, um das Dienstgebäude und die Residenz zu ersetzen. Es entstanden zudem Neubauten unter anderem in Nicosia, Quito, Santiago de Chile und Mexico-City. Doch auch an den bestehenden bundesdeutschen Gebäuden für diplomatische Vertretungen ist die Zeit nicht ohne Spuren vorbei gegangen. Nahezu keines der betrachteten Bauwerke existiert noch in seinem ursprünglichen Zustand. Erste einschneidende Veränderungen betrafen Sicherheitsvorkehrungen. Alle ehemals freistehenden Gebäude wurden nach dem Anschlag der RAF auf die Botschaft in Stockholm 1975 mit hohen Sicherheitszäunen von den Straßenräumen abgegrenzt. Im Zuge der jüngeren Entwicklung seit den Anschlägen auf die Twin Towers am 11. September 2001 wurde die Sicherheit der Botschaftsgebäude stetig verschärft, um der wachsenden Terrorgefahr entgegenwirken zu können. Allein die Fortifikation hat einen großen Einfluss auf die Außenwirkung der Gebäude, mancherorts erforderten die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen auch umfassende bauliche Veränderungen an den Bauwerken. Generalsanierungen und energetische Verbesserungen vieler Gebäude seit Mitte der 1990er Jahre veränderten ihr jeweiliges Erscheinungsbild häufig umfassend, doch nur in wenigen Fällen so drastisch wie bei der Kanzlei in Ottawa, die 1993–1995 post-
Zwei deutsche Botschaften sind eine zu viel 431
modern überformt wurde. Bei den Umbauten in New Delhi 1996–2000 überlagerte die Neugestaltung der Sonnenschutzlamellen die Fassadenstruktur. Eine ebenso kleine aber genauso nachhaltige Maßnahme war der Ersatz der Holzlamellen der Kanzlei in Washington 1996 durch weiß gestrichene Metallelemente als falsch verstandenes charakteristisches Merkmal einer Eiermannschen Gestaltung. Der warme Holzton, der die Anmutung des Gebäudes entscheidend prägte, wich damit einem kühleren technoiden Charme. 2009 wurde der Residenztrakt der Botschaft in Stockholm abgebrochen und die Fassaden des verbliebenen Kanzleitorsos energetisch optimiert. Im erdbebengefährdeten Tokyo wurde die Kanzlei nach einem Erdbeben 1995 niedergelegt und durch einen 2005 fertiggestellten Neubau ersetzt. Auch der Kanzleibau in Belgrad existiert seit 2015 nicht mehr. In Kairo bedingten enorme energetische und sicherheitspolitische Defizite einen Abbruch der Botschaft. Nachvollziehbar sind die unzumutbaren Arbeitsbedingungen hinter einer nicht isolierten Glas-Metall-Fassade, die sich bei Sonneneinstrahlung weit über Körpertemperatur erhitzt, und die dortige Anschlagsgefahr, die mit der Bebauung entlang der Grundstückskante einhergeht. Die Arbeitsgemeinschaft Vielmo Architekten und Kohlbecker Architekten konnen 2014 den Wettbewerb für den Neubau für sich entscheiden.12 Mit der Botschaft Wien ging es seit der Auslagerung der Residenz in die ehemalige DDR-Botschaft stetig bergab. Nachdem zunächst die Botschafterwohnung provisorisch als Ständige Vertretung bei der OSZE genutzt wurde und der Militär-Attaché im ehemaligen Schlafzimmer des Botschafters sein Büro fand, schrieb die Bundesrepublik 2007 einen Wettbewerb zur Sanierung der mittlerweile stark vernachlässigten und von Efeu überwucherten Gebäudegruppe aus. Trotz der Ermittlung eines ersten Preisträgers13 entschied sich die Botschaft gegen die Sanierung. Im Sommer 2014 räumte sie das Gebäude und demontierte zahlreiche feste Einbauten, 2016 wurde ein Wettbewerb für einen Neubau bei Abriss der Altbausubstanz ausgeschrieben. Das damals fraglos sanierungsbedürftige, aber in seiner Grundstruktur funktionstüchtige Botschaftsgebäude von Rolf Gutbrod lässt das Fehlen eines Denkmalschutzes auf Bundesebene für die Bauwerke des Auswärtigen Diensts deutlich spüren, für die die örtliche Denkmalpflege aufgrund der Exterritorialität häufig keine Handlungskompetenz innehat. Umso bemerkenswerter ist daher der sensible Umgang mit dem von den Erstnutzern verhassten Botschaftsbau in Madrid von Alexander Freiherr von Branca. Das unter dem örtlichen Denkmalschutz stehende Ensemble wurde 2007 vom Architekturbüro Dieter G. Baumewerd behutsam saniert. Ebenso erwähnenswert ist der Umgang mit der Altbausubstanz am Standort Jakarta. Die Zeitlosigkeit von Sadewassers Entwurf manifestierte sich in der energetischen Sanierung des Gebäudes in den Jahren 1993–1995, bei der die Außenhaut mit einer weißen Aluminiumvorhangfassade verkleidet wurde, die Anmutung des Gebäudes aber erhalten blieb.14 Nach der Wiedereröffnung honorierte die Deutsche Botschaft die stete Relevanz des Gebäudes als Aushängeschild für die außenpolitische Arbeit am Standort Jakarta in einem Schreiben an das Auswärtige Amt: »An prominentester Stelle Jakartas gelegen, ist hier die modernste deutsche Botschaft Asiens entstanden. Jeder kennt das Gebäude. Es ist eine Visitenkarte für die Zukunft.«15
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Projektliste
Projektliste Deutsches Kaiserreich
▷387 Mumm von Schwarzenstein 1902, 129
Gesandtschaft Peking China Dongjiaomin Xiang (Gesandtschaftsstraße) ? | 1875–1879
▷386 ULB DA, db 10/1878, 41
Botschaft Konstantinopel (Istandbul) Osmanisches Reich (Türkei) Boulevard Ajas Pascha (heute İnönü Caddesi) 1871–1874 | 1874–1877
Bauleitung: Ernst Ohlmer, Seezolldirektor in Qingdao (Tsingtau) Anmerkung: 1949–1970 Botschaft der DDR. Abriss 1985. Abbildung: ▶12, ▶23, ▶24, ▷387 Archiv: PA AA Literatur: Salzmann 1914; Mumm von Schwarzenstein 1902; Warner 1994, 42–43.
Entwurf: Hubert Göbbels, Preußischer Baubeamter Überarbeitung: Albert Kortüm (Bauabteilung des Königlichen Handelsministeriums) Bauleitung: Hubert Göbbels (bis 1874) Albert Kortüm (ab 1874) Anmerkung: Seit 1930 Generalkonsulat; beherbergt heute zudem das Deutsche Archäologische Institut. Abbildung: ▶10, ▶13, ▶15, ▶16, ▷386 Archiv: PA AA; DAI Literatur: db 75/1874, 297; db 103/1877, 514; LI 1891/1878, 9–10; db 12/1878, 41–42; Kortüm 1900; Niederwöhrmeier 1977, 58–65, 140–153; Gaerte 1985; Bundesbaudirektion 1989; Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland Istanbul 1989; Sonntag 1994; Schwantes 1997; Asendorf et al. 2000a, 74–77; Hoffmann 2000, 202–206; Niederwöhrmeier 2000. ▷388 BArch, Bild 183-S24607
Botschaft Wien Österreich
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Metternichgasse 1875–1876 | 1877–1879 Entwurf: Viktor Rumpelmayer, Wien Anmerkung: Nach 1918 Herabstufung zur Gesandtschaft. 1938 Schließung, bis 1939 Umbau zum Haus der Deutschen Wehrmacht und Standort-Offiziersheim durch Josef Hoffmann. Zerstörung im Zweiten
Sultans Abdülhamid II.) Entwurf: Cingria (?), Constantinople Land + Building Company Überarbeitung: Wilhelm Dörpfeld, Archäologe Bauleitung: Armin Wegner Anmerkung: Heute als deutsch-türkische Begegnungsstätte genutzt. Abbildung: ▶17, ▷390 Archiv: PA AA Literatur: db 59/1885, 360; Kortüm 1900; Niederwöhrmeier 1977, 298; Çakmaklı 2000/2001; Asendorf 2000/2001; Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland Istanbul 2009.
Projektliste
Weltkrieg. Abriss 1957/58 Abbildung: ▶11, ▶18–20, ▷388 Archiv: PA AA Literatur: db 22/1877, 102–104; Kortüm 1900, 175–177; Kortz 1906; Niederwöhrmeier 1977, 66–71, 153–156; Schwantes 1997, 125–134; Asendorf 2000b; Niederwöhrmeier 2000; Hoffmann 2000.
▷389 PA AA, KS-278e
Botschaft Tokyo Japan Nagata-chô 1877–1878 | 1878–1880 Entwurf: Jules Lescasse, Tokyo Anmerkung: 1894 beim Meiji-Erdbeben zerstört. 1894 | 1894–1898 Entwurf: Josiah Conder, Tokyo Anmerkung: 1941 Kanzleineubau nach Entwurf von Arnulf Petzold 1941. Bei einem Luftangriff im Mai 1945 wurden alle Gebäude der Botschaft zerstört. Abbildung: ▶22, ▶25, ▷389 Archiv: IOA; PA AA Literatur: Pantzer und Saaler 2007; Kodansha 1983, 349.
▷391 Archiv Harald Richter, aus dem Nachlass von Konsul Walter Rössler (1908–1917)
Konsulat Guangzhou (Kanton) China Shamian 4th Street 1898–1903 | 1902–1906 Entwurf: William Danby, Guangzhou Bauausführung: Chan A Tong, Guangzhou Anmerkung: Abriss vor wenigen Jahren Abbildung: ▶32, ▷391 Archiv: PA AA; Archiv Harald Richter Literatur: Richter 2008a.
▷390 Kortüm 1900, 172
Sommerresidenz Tarabya (Therapia) Osmanisches Reich (Türkei)
Vorentwurf: Serkis Bey Ballian (Architekt des
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Yeniköy Tarabya Caddesi 1882–1885 | 1885–1887
Projektliste ▷392 StuDeO
▷393 BArch, Bild 137-005682
Konsulat Wuhan (Hankou/Hankau) China
Sommerresidenz Beidaihe (Peitaho) China
Yangjiang Dadao (Prinz-Heinrich-Ufer) ? | 1904–1905 Entwurf: W. Wutzler, Selberg & Schlüter, Berlin/ Quingdao (Tsingtau) Bauleitung: G.L. Hempel Bauausführung: Fechner & Kappler, Wuhan (Hankou) Anmerkung: Heute als Rathausgebäude genutzt. Abbildung: ▶28, ▷392 Archiv: PA AA Literatur: Warner 1994, 140–146.
Xiahaitan Lu/Xiyi Lu 1906–1907 | 1907–1908 Entwurf: Ernst Boerschmann, Militärbauinspektor Überarbeitung: Junghaendel & Co., Tianjin (Tientsin) Bauleitung: Militärbauinspektor Ludwig Abbildung: ▶31, ▷393 Archiv: BArch Literatur: Niederwöhrmeier 1977, 300; Jäger 1950; Warner 1994, 54–55.
Konsulat Jian (Tsinanfu) China Jing Erlu (Erh-ma-lu/Wie-erh-lu) Ab 1903 | 1906–1908 Entwurf: 1. Heinrich Hildebrand, Chefingenieur bei der Schantung-Eisenbahn 2. Paul Friedrich Richter, Quingdao (Tsingtau) Anmerkung: Heute von der Stadtregierung von Jinan genutzt. Literatur: Warner 1994, 179, 186. ▷394 PA AA, KS-4
Gesandtschaft Addis Abeba Abessinien (Äthiopien) Yeka Kifle Ketema (Khebena) 1907 | 1907–1908
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Kontaktarchitekt: Carl Haertel Anmerkung: Abriss 1931 Abbildung: ▶33, ▷394 Archiv: PA AA Literatur: Niederwöhrmeier 1977, 299–300.
Projektliste
Abbildung: ▶30, ▷396 Archiv: PA AA; Archiv Friedrich Flakowski Literatur: Richter 2008b.
▷395 PA AA, KS-22a
Konsulat Tijanjin (Tientsin) China Victoria-Road; Jiefang Nanlu (Wilhelm-straße) / Pukou Dao (Denkmalstraße) 1907 | 1907–1911 Entwurf: 1881 Milory (ARIBA) 1907 Richard Alexander Saran (Ministerium für öffentliche Arbeiten) Bauausführung: Firma F. H. Schmidt, HamburgAltona/Qingdao (Tsingtau) Anmerkung: Nicht mehr existent. Abbildung: ▶29, ▷395 Archiv: PA AA Literatur: Warner 1994, 66–67.
▷397 © Bildarchiv Foto Marburg
Botschaft St. Petersburg Russland Isaakplatz, Morskaja Bol’schaja 1910–1911 | 1911–1913 Vorentwurf: Alexander Richard Saran, Ministerium für öffentliche Arbeiten Entwurf: Peter Behrens, Berlin Bauleitung: Ludwig Mies van der Rohe, Kraemer, D.H. Stender Anmerkung: 1914 schwere Beschädigungen, 1918 Umzug der Botschaft nach Moskau, 1922–1938 und 1940 Generalkonsulat. Heutige Nutzung durch das Russische Justizministerium. Abbildung: ▶34–42, ▷397 Archiv: PA AA Literatur: Hoeber 1913; Behrendt 1913; Schaefer 1914; Niederwöhrmeier 1977, 74–86, 176–195; Buddensieg 1984; Anderson 2000; Asendorf et al. 2000a, 78–81; Hoffmann 2000, 243–255; Bartetzky 2006, 452; Krohn 2012.
▷396 Archiv Friedrich Flakowski
Konsulat Haikou (Hoihow) China ? 1910 | 1913
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Entwurf: Paul Friedrich Richter, Quingdao (Tsingtau) Überarbeitung: Alexander Richard Saran (Ministerium für öffentliche Arbeiten)
Projektliste ▷398 PA AA, KS-24
▷400 PA AA, KS-277c
Gesandtschaft Bern Schweiz
Gesandtschaft Sofia Bulgarien
Brunnadernrain 1911 | 1912–1913 Entwurf: Albert Gerster, Bern Bauausführung: G. Rieser, Bern Anmerkung: Das Bauunternehmen führte ebenso die zwei Kanzleineubauten 1926/27 und 1942/43. gegenüber der Residenz aus. Abbildung: ▶48, ▶49, ▶55, ▷398 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: Niederwöhrmeier 1977, 72–73, 166–172.
▷399 PA AA, KS-13c
Botschaft Washington Vereinigte Staaten von Amerika
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S-Street WB 1913 | nicht ausgeführt Vorentwurf: 1905 Boswau & Knauer, Washington, 1909 Carrère & Hastings, Washington Wettbewerb: 272 Teilnehmer 1. Preis Bruno Möhring, Berlin 2. Preis Franz Thyriot, Frankfurt am Main 3. Preis Martin Dülfer, Dresden 4. Preis Engler und Scheibner, Berlin Entwurf: Ernst von Ihne, Königlich-preußischer Hofarchitekt Abbildung: ▶43–47, ▷399 Archiv: PA AA Literatur: ZdB 33/1933, 280; db 48/1914, 201–203; Niederwöhrmeier 1977, 87–95, 195–237.
Universitätsplatz 1916 | nicht ausgeführt Entwurf: 1. Richard Alexander Saran (Ministerium für öffentliche Arbeiten) 2. Bruno Paul, Berlin Abbildung: ▶50, ▶51, ▷400 Archiv: PA AA
Projektliste
Weimarer Republik Kanzlei der Gesandtschaft beim Heiligen Stuhl Italien Via Piave 1925–1927 | 1927 Entwurf: Reichsbauverwaltung für die Reichsministerien Abbildung: ▶56–58 Archiv: PA AA Literatur: Niederwöhrmeier 1977, 301–302; Weiland 1984.
▷402 PA AA KS 268a
Generalkonsulat Monrovia Liberia Hauptstraße nach Paynesville-Careysburg (heute Camp Johnson Road) 1927 | 1927–1928 Entwurf: Karl Beck (1903–1927) Überarbeitung: Reichsbauverwaltung für die Reichsministerien Bauleitung: Gottlieb Krauss Abbildung: ▶63–65, ▷402 Archiv: PA AA
▷401 PA AA, BS 4072
Botschaft Angora (Ankara) Türkei Atatürk Bulvari 1927 | 1927–1928 Entwurf: Heinrich Listmann (Reichsbauverwaltung für die Reichsministerien) Bauausführung: Philipp Holzmann AG Zustand: Das südliche Pförtnerhaus existiert nicht mehr. Abbildung: ▶59–61, ▷401 Archiv: BBR; PA AA Literatur: BW 51/1928, 1204; Niederwöhrmeier 1977, 96–98, 237–243; Nicolai 1998, 20; Asendorf et al. 2000a, 82–85.
▷403 PA AA, S2, 3614
Gesandtschaft Addis Abeba Abessinien (Äthiopien) Yeka Kifle Ketema (Khebena) 1929–1930 | 1930–1933
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Entwurf: Walter Dahms (Reichsbaudirektion Berlin) Bauleitung: Walter Dahms (Reichsbaudirektion Berlin), Dipl.-Ing. Beitz (SBU) Bauausführung: Siemens-Bauunion G.m.b.H. Kommanditgesellschaft, Berlin-Siemensstadt (SBU)
Projektliste
Anmerkung: Vermutlich im Laufe des Frühjahres 1933 wurde die Gesandtschaft Addis Abeba in ein Generalkonsulat zurückgestuft. Abbildung: ▶66–68, ▷403 Archiv: PA AA Literatur: BZ 34/1935, 495; Niederwöhrmeier 1977, 300.
Nationalsozialismus
▷404 BArch, R 2-11573
Gesandtschaft Bogotá Kolumbien Carrera 8 1934–1937 | nicht realisiert Vorentwurf: 1934 Botschafter Werner Otto von Hentig mit Siemens-Bauunion Entwurf: 1937 Architekt Dr. Santiago Trujillo Gomez Überarbeitung: 1937 Ludwig Moshamer (Reichsbaudirektion Berlin) Anmerkung: Ab 1938 wurde das Projekt nicht weiter verfolgt. Auf dem Grundstück steht heute die türkische Botschaft. Abbildung: ▶101–102, ▷404 Archiv: PA AA Literatur: Niederwöhrmeyer 1977, 99–100, 243–246.
▷405 PA AA, KS-257e
Generalkonsulat Shanghai China
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Huangpu Lu (Wangpoo Road 9–10) 1936–1937 | nicht realisiert Entwurf: Ludwig Moshamer (Reichsbaudirektion Berlin) Anmerkung: Die Besetzung der internationalen Niederlassung nördlich von Shanghai durch japanische Truppen im August 1937 verhinderte die
träger auf Grundlage des Entwurfs der Reichsbaudirektion Berlin, die Breuhaus für sich entscheiden konnte. Abbildung: ▶89–95, ▷407 Archiv: BArch; PA AA Literatur: Niederwöhrmeier 1977, 107–114, 264–282; Niederwöhrmeier 1994; Krawietz 1995, 91–92.
Projektliste
Umsetzung. Abbildung: ▶103–105, ▷405 Archiv: PA AA Literatur: Warner 1994, 100–101.
▷406 MBS 1937, 428o
Residenz der Botschaft Ankara Türkei Atatürk Bulvari 1936, WB 1938 | nicht realisiert Vorentwurf: Reichsbaudirektion Berlin Entwurf: 1. Preis Konstantý Gutschow gemeinsam mit Wilhelm Hübotter 2. Preis Fritz Ebhardt Weitere Beteiligte: Gerhard Graubner, Fritz Gottlieb Winter, Hans Bohnen Abbildung: ▶83–85, ▷406 Archiv: BBR; PA AA Literatur: Bg 31/1937, 1053; DBZ 46/1937, B1017; MBS 1937, 425–432; BW 46/1937, 1–8; BW 46/1937, 1051; Niederwöhrmeier 1977, 101–106, 246–263; Asendorf et al. 2000a, 82–85; Sylvia Necker 2012, 184–187.
▷408 PA AA, KS-273c
Botschaft Teheran Iran Avenue Fedowsia (Ferdowsi) 1937 | 1937–1939 Vorentwurf: Heinrich Listmann, Ludwig Moshamer (Reichsbaudirektion Berlin) Entwurf: Karl Reichle (Reichsbauverwaltung) Abbildung: ▶96–98, ▷408 Archiv: PA AA Literatur: Niederwöhrmeier 1977, 115–116, 282–284.
▷409 ifag
Kanzlei der Botschaft Rom-Quirinal Italien ▷407 BArch, B157/3611, fol. 134
Botschaft Washington Vereinigte Staaten von Amerika S-Street WB 1937 | nicht realisiert
Vorentwurf: Karl Reichle (Reichsbauverwaltung) Entwurf: Paul Bonatz Anmerkung: Einstellung des Projekts nach Kapitulation Italiens am 25. Juli 1943. Abbildung: ▶108–112, ▷409 Archiv: ifag; PA AA Literatur: Niederwöhrmeier 1977, 117–122, 284–297; Kübler 2007, 88.
441
Entwurf: 3. Preis German Bestelmeyer 3. Preis Fritz August Breuhaus 3. Preis Peter Behrens Weitere Beteiligte: Paul Bonatz, Konstanty Gutschow, Paul Mebes und Paul Emmerich, Ernst Neufert, Josef Op Gen Oorth, Karl Wach und Heinrich Rosskotten Anmerkung: 2. Wettbewerbsstufe der drei Preis-
Via Emanuele Filiberto 1940–1943 | nicht realisiert
Projektliste
Bundesrepublik Deutschland
Entwurf: Rolf Becker, H. J. Bohnenkamp (BBD) Kontaktarchitekt: Olgierd Tarnowski (Tarnowski Architects, Ottawa) Einrichtungsplanung : BBD Statik: Tarnowski Architects Anmerkung: 1993–1995 Generalsanierung mit umfassender Umgestaltung des Erscheinungsbilds. Abbildung: ▶138, ▶139, ▷411 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: BV 3/1956, 111–112; BV 4/1962, 184; db 8/1969, 604; BV 7/1977, 128; Aschauer 1999, 108–109; Plessen 2019, 430–431.
▷410 Bildarchiv BBR
Kanzlei des Generalkonsulats London Vereinigtes Königreich Belgrave Square 1953 | 1954–1956 Entwurf: Horst-Peter Oltmanns (BBD), Walter H. Marmorek, London Kontaktarchitekt: Walter H. Marmorek, London Statik: L. L. Kenchington, London Kunst am Bau: Fritz Melis, Stuttgart (nicht ausgeführt) Einrichtungsplanung: BBD unter Mitwirkung von Mr. Bateman-Brown Anmerkung: 1965 erhielt der Kanzleitrakt eine Aufstockung, die 1972–1978 im Zuge der Kanzleierweiterung zurückgebaut wurde. Abbildung: ▶135, ▶136, ▷410 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: tb v. 26.9.1958, 518–523; Giefer et al. 1960, 580–581; BV 4/1962, 182–183; Leuschner 1980, 202–203; Aschauer 1999, 82–83; Plessen 2019, 428–429.
▷411 Bildarchiv BBR / Hans Schafgans
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Kanzlei der Botschaft Ottawa Kanada Waverley Street 1954–1955 | 1956–1957
▷412 Bildarchiv BBR
Botschaft Canberra Australien Empire Circuit/Turrana Street 1955 | 1956–1958 Entwurf: Nagel, Reinhard Krüger (BBD) Kontaktarchitekt: Gerd & Renate Block, Melbourne Statik: Mussen, McKay, Potter, Canberra Einrichtungsplanung: BBD Gartengestaltung: Prof. Lindsay Prior, Canberra Kunst am Bau: Jürgen Klein, Bückeburg; Waldemar Otto, Berlin Abbildung: ▶140–142, ▷412 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: BV 3/1956, 113–115; BV 4/1962, 187; BV 4/1977, 128; Aschauer 1999, 28–29; Plessen 2019, 432–433.
Projektliste
▷413 Bildarchiv BBR / Gnilka
Statik: Dipl.-Ing. Kalvaram, Düsseldorf; Ing. Kallauch, Rio de Janeiro Einrichtungsplanung: Hauck (BBD) Kunst am Bau: Erich F. Reuter, Berlin Anmerkung: 1971 Verlegung der Botschaft nach Brasilia, seitdem Generalkonsulat. Abbildung: ▶148–150, ▷414 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: BV 3/1956, 116–117; Giefer et al. 1960, 584; BV 1/1962, 18–21; BV 4/1962, 189; BW 21/1962, 581; Leuschner, Sitte 1964, 80–81; db 8/1969, 604; Aschauer 1999, 28–29; Asendorf 2000 et al., 90–93; Plessen 2019, 438–439.
Botschaft Tokyo Japan Minato-Ku, Azabu, Hiroo-cho 1955–1958 | 1956–1960 Entwurf: Conrad Wiese, Horst-Peter Oltmanns (BBD) Kontaktarchitekt: Gumpei Matsuda (Matsuda and Hirata, Tokio) Einrichtungsplanung: Elisabeth Grosse (BBD) Gartengestaltung: Matsuda and Hirata Kunst am Bau: Waldemar Otto, Berlin; Hedja FreeseLuckhardt, Berlin; Franz Hartmann, Berlin Anmerkung: Abriss der Kanzlei nach Erdbeben 1995. Abbildung: ▶144–147, ▷413 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: BV 3/1956, 108–110; Giefer et al. 1960, 582; BV 4/1962, 188; db 8/1969, 604; Aschauer 1999, 140–141; Asendorf 2000 et al., 94–97; Plessen 2019, 436–437.
▷414 Bildarchiv BBR
Kanzlei der Botschaft Rio de Janeiro Brasilien Rua Présidente Carlos de Campos 1954–1955 | 1956–1961
Botschaft New Delhi Indien Main Vista WB 1954 | 1956–1962 Entwurf: Arbeitsgemeinschaft Johannes Krahn und BBD Kontaktarchitekt: Karl Malte von Heinz, New Delhi Statik: Piret de Bihain, New Delhi; P. R. Phatak, New Delhi Einrichtungsplanung: Johannes Krahn; Elisabeth Grosse (BBD) Kunst am Bau: Karl Heinz Krause, Berlin Anmerkung: Generalsanierung, Umgestaltung und Erweiterung 1996–2000. Abbildung: ▶154–165, ▷415 Archiv: BArch; BBR; DAM; PA AA Literatur: BV 8/1955, 255–262; BV 3/1956, 105–107; Giefer et al. 1960, 588; BV 2/1962, 84–88; Leuschner, Sitte 1964, 78–79; Aschauer 1999, 100–101; Asendorf et al. 2000, 86–89; Matussek 2010; Plessen 2019, 434–435.
443
Entwurf: Ernst van Dorp (Schmidt + Van Dorp, Bonn) Kontaktarchitekt: Theophilo Doebereiner, Rio de Janeiro
▷415 Bildarchiv BBR
Projektliste
Statik: Jean L. Sart, Paris Einrichtungsplanung: Elisabeth Grosse (BBD) Gartengestaltung: Heinrich Raderschall, Bonn Kunst am Bau: Bernhard Heiliger, Berlin Abbildung: ▶184–186, ▷417 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: BV 3/1964, 118–124; BW 15/1964, 386; aa 113/1964, 53; TA 5/1964, 160–163; Leuschner, Sitte 1964, 74–75; db 8/1969, 604; BV 12/1976, 452; BM 12/1980, 1208; Aschauer 1999, 112–113; Plessen 2019, 442–443. ▷416 HAA / Ulrich Schroeder
Botschaft Stockholm Schweden Skarpögatan WB 1955 | 1958–1960 Entwurf: Godber Nissen, Hamburg Kontaktarchitekt: C. Ragnar Hedström, Stockholm Statik: E. Dietze, Stockholm Einrichtungsplanung: Elisabeth Grosse, Hauck (BBD); Nissen zog Entwurf für Repräsentationsräume zurück. Gartengestaltung: Nordblom, Stockholm Kunst am Bau: Paul Dierkes, Berlin Anmerkung: Generalsanierung und Umgestaltung Kanzlei 2007–2010, Abriss der Residenz 2009. Abbildung: ▶174–183, ▷416 Archiv: BArch; BBR; HAA; PA AA Literatur: BV 8/1955, 255–262; BV 1/1962, 22–25; BV 4/1962, 185; Leuschner, Sitte 1964, 76; BV 4/1977, 128; db 8/1969, 604; Frank, Schwarz 1995, 126; Aschauer 1999, 132–133; Plessen 2019, 440–441.
▷417 Bildarchiv BBR
Kanzlei der Botschaft Paris Frankreich
444
Avenue Franklin Delano Roosevelt ? | 1960–1963 Entwurf: Kurt Sadewasser (BBD) Kontaktarchitekt: Henry Pottier und Jean Tessier, Paris
▷418 Bildarchiv BBR
Residenz der Botschaft Montevideo Uruguay Calle Prudencio de Pena 1960–1961 | 1961–1963 Entwurf: Reinhard Krüger (BBD) Kontaktarchitekt: Edgar Trambauer-Behrens, Montevideo Statik: Edgar Trambauer-Behrens, Montevideo Einrichtungsplanung: Ulrich (BBD) Gartengestaltung: Edgar Trambauer-Behrens, Montevideo Kunst am Bau: Hedja Luckhardt-Freese, Berlin Anmerkung: Verkauf 1991. Abbildung: ▷418 Archiv: BBR; PA AA Literatur: Aschauer 1999, 94–95.
Projektliste
Entwurf: Heinz Seidlitz (BBD) Statik: Fritz Witt, Berlin Einrichtungsplanung: RE: Auswärtiges Amt; KA: Ulrich, Muggelberg (BBD) Gartengestaltung: Reinhard Besserer, Berlin Kunst am Bau: Joachim Berthold, Oberaudorf/Inn Anmerkung: Generalsanierung 1980–1983 Abbildung: ▶224–226, ▷420 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: BV 2/1966, 75–77; db 8/1969, 604; Aschauer 1999, 90–91; Asendorf et al. 2000, 102–105; Plessen 2019, 446–447.
▷419 Bildarchiv BBR
Residenz der Botschaft Kuala Lumpur Malaysia Jalan Kia Peng 1961–1962 | 1962–1963 Entwurf: Reinhard Krüger, H. J. Bohnenkamp (BBD) Kontaktarchitekt: Booty, Edwards & Partners, Kuala Lumpur Statik: Booty, Edwards & Partners Einrichtungsplanung: Ulrich (BBD) Gartengestaltung: Booty, Edwards & Partners Kunst am Bau: C. P. Koch, Berlin Anmerkung: 2010 WB für Kanzleineubau. Abbildung: ▷419 Archiv: BArch; BBR Literatur: Aschauer 1999, 70–71.
▷420 Bildarchiv BBR
Botschaft Monrovia Liberia
Botschaft Wien Österreich Metternichgasse WB 1959, 1960–1963 | 1962–1965 Entwurf: Rolf Gutbrod, Stuttgart mit Blasius Spreng, München (Künstlerische Beratung) Kontaktarchitekten: Georg Lippert; Otto Schottenberger; Clemens Holzmeister (Künstl. Beirat), Wien Statik: Weidle, Stuttgart Einrichtungsplanung: Rolf Gutbrod, Stuttgart; Ulrich, Muggelberg (BBD) Gartengestaltung: Hedy Renner, Wien Kunst am Bau: Blasius Spreng, München Anmerkung: 2014 Auszug der Botschaft und Beschluss für Abriss, 2016 WB für Neubau Kanzlei (1. Preis Schulz & Schulz, Leipzig). Abriss 2018. Abbildung: ▶203–215, ▶218–220, ▷421 Archiv: BArch; BBR; DB Wien; PA AA; saai Literatur: u. a. DBau 4/1965, 100; pbw 19/1965, 11–19; BV 2/1966, 65–70, 88; db 8/1969, 604; BV 4/1977, 128; BM 12/1980, 1208; Leuschner 1980, 101–102; da 7–8/1988, 456; Aschauer 1999, 150–151; Asendorf et al. 2000, 106–109; Gildehaus 2011; Plessen 2019, 448–449.
445
Kakata Highway (heute Tubman Boulevard) ab 1959 | 1962–1964
▷421 Bildarchiv BBR
Projektliste
▷423 Planarchiv BBR
Botschaft Quito Ecuador ▷422 saai, Werkarchiv Eiermann, Foto: J. Alexander Studio
Kanzlei der Botschaft Washington Vereinigte Staaten von Amerika Reservoir Road/Foxhall Road 1959–1961 | 1962–1964 (Fertigstellung Duplex-Haus 1966) Entwurf: Egon Eiermann, Karlsruhe mit Eberhard Brandl Kontaktarchitekt: Lublin, McGaughy & Associates, Washington (bis 10.12.1962) Statik: Lublin, McGaughy & Associates, Washington Einrichtungsplanung: Egon Eiermann; Hauck (BBD) Kunst am Bau: Erich F. Reuter Berlin; Karl Hartung, Berlin; Fritz Koenig, München Anmerkung: Generalsanierungen 1996 (Änderung der Farbgebung der Fassade) und 2011–2014. Abbildung: ▶189–199, ▷422 Archiv: BArch; BBR; PA AA; saai Literatur: u. a. BV 8/1964, 410–415; af 5/1965, 62–69; BaWo 1/1966, 1–10; AW 2/1966, 85–94; ad 5/1967, 236–241; Leuschner 1980, 104–105; Aschauer 1999, 144–145; Asendorf et al. 2000, 98–101; Boyken 2004; Jaeggi 2004b; Jaeggi 2004c; Plessen 2019, 444–445.
u. a. Avenida 12de Octubre 1960–1962, 1967–1968, 1975 | nicht realisiert Entwurf : Erat; Kurt Sadewasser (BBD): Kontaktarchitekt: Gonzallo Sevilla y Ernesto Martinez, Quito Statik: Hans Beckmann Anmerkung: Verschiedene Entwürfe für Residenz und Kanzlei auf voneinander getrennten Grundstücken. Der Regierungsputsch Ende 1961 sowie die Errichtung einer Militärjunta verhindern die Ausführung des 1. Entwurfs. 1968 eröffnet sich die Möglichkeit, die bisher gemietete Residenz zu erwerben. 1975 erneuter Entwurf für Kanzlei. Abbildung: ▶232, ▷423 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: Aschauer 1999, 164.
▷424 Bildarchiv BBR
Botschaft Lagos Nigeria
446
Eleke Crescent, Victoria Island ab 1961 | 1963–1964 Entwurf: Heinz Seidlitz (BBD) Kontaktarchitekt: Rolf Becker, Hilde Voigt, Lagos Statik: Rolf Becker, Hilde Voigt, Lagos Projektleitung: Ove Arup & Partners, Lagos Einrichtungsplanung: Elisabeth Grosse (BBD) Gartengestaltung: Reinhard Besserer, Berlin Kunst am Bau: Erich F. Reuter, Berlin; Festus Idehen, Lagos; Heinrich Schwarz, Steinkimmen
Projektliste
Anmerkung: Nach der Übersiedelung der Botschaft nach Abuja 2000 wird das Gebäude seit 2008 als Generalkonsulat genutzt. Abbildung: ▶227, ▶228, ▷424 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: BV 2/1966, 71–74; da 5/1966, 148; db 8/1969, 604; BM 12/1980, 1208–1209; Aschauer 1999, 72–73; Deutsche Botschaft Abuja 2016; Plessen 2019, 450–451.
▷426 Bildarchiv BBR
Botschaft Saigon (Hô Chi Minh) Vietnam Dai Lo Thong/Duong Le Van Hun 1961–1962, 1974–1975 | nicht realisiert Entwurf: Georg Lippsmeier & Partner, Starnberg Anmerkung: 1975 Schließung der Botschaft in Saigon nach der gewaltsamen Eingliederung Südvietnams. 1976 Eröffnung einer Botschaft in Hanoi. Abbildung: ▷426 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: Aschauer 1999, 166. ▷425 Bildarchiv BBR
Botschaft Jakarta (Djakarta) Indonesien Djalan Thamrin 1961–1964 | 1962–1967 Entwurf: Kurt Sadewasser (BBD) Statik: Fritz Witt, Berlin Einrichtungsplanung: Ulrich, Muggelberg (BBD) Gartengestaltung: BBD Kunst am Bau: Max Rose, Berlin; Karl Hartung, Berlin Anmerkung: Generalsanierung mit Auslagerung Residenz 1993–1995. Abbildung: ▶229–231, ▷425 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: BV 2/1966, 85–86; BV 12/1976, 450; BM 12/1980, 1208–1209; Aschauer 1999, 52–33; Plessen 2019, 486.
▷427 Bildarchiv BBR
Botschaft Madrid Spanien Paseo de la Castellana 1961–1963 | 1963–1968
447
Entwurf: Alexander Freiherr von Branca, München Kontaktarchitekten: Willi Schoebel + Max Bobran, Madrid: Statik: Willi Schoebel, Madrid Einrichtungsplanung: RE: Alexander Freiherr von Branca; KA: Elisabeth Grosse (BBD) Gartengestaltung: Alfred Reich, München Kunst am Bau: Fritz Koenig, Ganslberg/Landshut Anmerkung: Kulturdenkmal; Generalsanierung durch Architekturbüro Dieter G. Baumewerd 2007.
Projektliste
Abbildung: ▶240–246, ▷427 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: u. a. ca 3/1967, 36–38; arq 5/1967, 15–19; aat 5/1967, Nr. 95; if 187/1967; dt 4/1968, 687–694; BV 12/1976, 448–449; BV 4/1977, 128; BM 12/1980, 1208– 1209; BW 40–41/1994, 2267; Aschauer 1999, 88–89; Deutsche Botschaft Madrid 2002; Plessen 2019, 487.
▷429 Bildarchiv BBR ▷428 Bildarchiv BBR
Botschaft Brasília Brasilien Avenida das Nações 1963–1968| 1968–1971 Entwurf: Hans Scharoun, Berlin Kontaktarchitekt: Grubima S.A., Sao Paulo (Tochtergesellschaft von Grün+Bilfinger) Statik: Grün+Bilfinger AG, Mannheim Einrichtungsplanung: Hans Scharoun, Berlin, mit Knoll International, Düsseldorf; Elisabeth Grosse, Respondek (BBD) Gartengestaltung: Roberto Burle Marx, Rio de Janeiro Kunst am Bau: Günther Ferdinand Ris, Königswinter; Fritz Koenig, Ganslberg/Landshut; Adolf Luther, Krefeld Abbildung: ▶259–275, ▷428 Archiv: BArch; BBR; PA AA; AdK Literatur: u. a. BV 9/1971, 520–527; Leuschner 1980, 107–108; Pfankuch 1993, 308–311; Aschauer 1999, 18–19; Syring 2000, 34–37; Asendorf et al. 2000, 122–125; Plessen 2019, 456–457.
Kanzlei der Botschaft Belgrad Jugoslawien (Serbien) Ulica Kneza Miloša 1964–1966 | 1966–1968 Entwurf: BBD, Bogdan Ignjatović (Komgrap) Kontaktarchitekt: Monika Efgen, Belgrad; Bogdan Ignjatović (Komgrap) Statik: Komgrap, Belgrad Einrichtungsplanung: Banemann (BBD), AA Gartengestaltung: Komgrap, Belgrad Anmerkung: Abriss 2015. Abbildung: ▶222, ▷429 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: Aschauer 1999, 16–17; WA 8/2009, 32–36; Docomomo International 2014.
▷430 Bildarchiv BBR
Residenz der Botschaft Brüssel Belgien
448
Avenue de Tervueren 1964–1966 | 1966–1968 Entwurf: Reinhard Krüger (BBD) Kontaktarchitekt: Leo Beeck, Bornheiden Statik: Joris Schmidt, Brüssel Einrichtungsplanung: Elisabeth Grosse, Ulrich (BBD) Gartengestaltung: Heinrich Raderschall, Bonn Kunst am Bau: Volkmar Haase, Berlin
Einrichtungsplanung: BBD; AA (Botschafterzimmer) Gartengestaltung: Claudio T. Spies, Cascais Kunst am Bau: Wilhelm Loth, Karlsruhe; Erich Reischke, Berlin; Claudio T. Spies, Cascais Anmerkung: Erhalt der historischen Fassade des Palacio Valmor, Zusammenlegung von Kanzlei und Kulturinstitut. Abbildung: ▷432 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: Aschauer 1999, 78–79; Plessen 2019, 488.
Projektliste
Anmerkung: Derzeit Residenz der deutschen Botschaft bei der NATO. Abbildung: ▶170, ▷430 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: Aschauer 1999, 22–23; Asendorf et al. 2000, 114–117; Erdmann o. D.
▷431 Bildarchiv BBR
Kanzlei der Botschaft Kigali Ruanda Avenue Paul VI ? | 1967–1969 Entwurf: Lubowski & Rüge, Hamburg Kontaktarchitekt: Albert Keppeler, Neuburg/ Donau Statik: Albert Keppeler, Neuburg/Donau Einrichtungsplanung: BBD Abbildung: ▷431 Archiv: BArch; PA AA Literatur: Aschauer 1999, 64–65.
▷433 Bildarchiv BBR
Botschaft Nouakchott Mauretanien Rue Mamadou Konaté ? | 1968–1971 Entwurf: Heinz Seidlitz (BBD) Kontaktarchitekt: Georg Lippsmeyer, Starnberg Statik: Karl Zakis, München Einrichtungsplanung: Elisabeth Grosse (BBD) Gartengestaltung: Reinhard Besserer, Berlin Kunst am Bau: Hein Sinken, Berlin Abbildung: ▷433 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: Aschauer 1999, 106–107.
▷432 Bildarchiv BBR
Kanzlei der Botschaft Lissabon und Goethe-Institut Portugal Campo dos Mártires da Pátria ? | 1968–1971
449
Entwurf: Heinz Seidlitz (BBD) Kontaktarchitekt: Weidle, Lissabon Statik: Weidle, Lissabon
Projektliste
Einrichtungsplanung: BBD Gartengestaltung: Lange & Ebinger, Frankfurt Kunst am Bau: Reinhard Omir, Großkarolinenfeld; Otto Herbert Hajek, Stuttgart. Abbildung: ▶235, ▷435 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: BV 12/1976, 450; Leuschner 1980, 240; Aschauer 1999, 54–55; Plessen 2019, 489.
▷434 Bildarchiv BBR
Kanzlei der Botschaft Conakry Guinea Boulevard du Gouverneur Poiret (heute: 2e Boulevard) ab 1966 | 1969–1971 Entwurf: Reinhard Krüger, Kurt Sadewasser (BBD): Statik: Philipp Holzmann AG, Frankfurt Einrichtungsplanung: Banemann (BBD) Kunst am Bau: Paul Brandenburg, Berlin Anmerkung: Die von Brandenburg gestaltete Eingangstür ging beim Transport verloren. Abbildung: ▷434 Archiv: BArch Literatur: Aschauer 1999, 32–33.
▷435 Bildarchiv BBR
Botschaft Kabul Afghanistan
450
Wazir Akbar Khan Mena 1966–1970 | 1970–1972 Entwurf: Kurt Sadewasser (BBD); Günter Lange & Wolfgang Ebinger, Frankfurt Statik: J. Minc & A. Schwarz, Frankfurt
▷436 Bildarchiv BBR
Kanzlei der Botschaft Den Haag Niederlande Groot Hertoginnelaan 1968–1969 | 1971–1974 Entwurf: Rolf Störmer, Bremen Statik: van Essen, Den Haag Einrichtungsplanung: Rolf Störmer, Bremen; Banemann (BBD) Gartengestaltung: BBD Kunst am Bau: Jürgen Hans Grümmer, Köln Abbildung: ▷436 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: BV 2/1971, 90; BV 12/1976, 448–449; Leuschner 1980, 243; BM 12/1980, 1208–1209; Aschauer 1999, 38–39.
Projektliste
Dierkes, Berlin; Otto Herbert Hajek, Stuttgart. Abbildung: ▶236, ▷438 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: Aschauer 1999, 78–79; Plessen 2019, 490.
▷437 Bildarchiv BBR
Kanzlei der Botschaft Montevideo Uruguay Calle Tacuarf (heute: Calle La Cumparsita) ? | 1971–1974 Entwurf: Heinz Seidlitz (BBD) Kontaktarchitekt: Edgar Trambauer-Behrens, Montevideo Statik: Schwesig, Berlin Einrichtungsplanung: Respondek (BBD) Gartengestaltung: Edgar Trambauer-Behrens, Montevideo Kunst am Bau: Otto Herbert Hajek, Stuttgart Abbildung: ▶223, ▷437 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: BV 12/1976, 450–451; BM 12/1980, 1208–1209; da 7–8/1988, 456; Leuschner 1980, 106–241; Aschauer 1999, 92–93; Plessen 2019, 458–459.
▷439 Planarchiv BBR © VG Bild-Kunst, Bonn 2020
Residenz der Botschaft Buenos Aires Argentinien Plaza Alemania 1968–1969 | nicht realisiert Entwurf: Walter Gropius, Alexander Cvijanovic (The Architects Collaborative/TAC) und Amancio Williams Anmerkung: Öffentliche Proteste zum Erhalt der innerstätischen Grünfläche verhindern die Ausführung des Entwurfs. Abbildung: ▶249, ▷439 Archiv: BArch; BBR Literatur: Isaacs 1984, 1156–1162; Probst, Schädlich 1986, 248; Nerdinger 1996, 293; Aschauer 1999, 26.
▷438 Bildarchiv BBR
Botschaft Islamabad Pakistan Diplomatie Enclave ab 1968 | 1971–1975
Residenz der Botschaft Teheran-Schemiran Iran Pole Roumi 1965, WB 1969 | 1966–1968, 1971–1977 Entwurf: 1. Johannes Krahn, Frankfurt
451
Entwurf: Heinz Seidlitz, Erhard Mundhenk (BBD) Statik: Philipp Holzmann AG, Frankfurt Einrichtungsplanung: KA: BBD; RE: AA Gartengestaltung: BBD mit Garden Designers CMIS-Mohammad & Sons, Rawalpindi Kunst am Bau: Dietrich Schöning, Berlin; Paul
▷440 Bildarchiv BBR
Projektliste
2. Alexander Au und Wulf Malisch, Mannheim Kontaktarchitekten: Taleghani & Daftary, Teheran (inkl. Statik) Einrichtungsplanung: Elisabeth Grosse (BBD) Kunst am Bau: Hans Kaiser, Soest Anmerkung: Liegenschaft der ehemaligen Sommerresidenz in Teheran-Schemiran. Ausführung Dienerwohnungen nach Entwurf Krahn (1966–1968), Dienstwohngebäude für Botschafter und Botschaftsrat nach Entwurf von Au und Malisch (1971–1977). Abbildung: ▶253, ▷440 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: BV 12/1976, 453; Leuschner 1980, 109, 244; Aschauer 1986, 53–68; ders. 1999, 136–137; Plessen 2019, 463–465.
Abbildung: ▶234, ▷441 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: BV 12/1976, 452; BV 4/1977, 132; BM 12/1980, 1208–1209; Leuschner 1980, 101, 182; Aschauer 1999, 14–15; Plessen 2019, 460–461.
Botschaft N’Djamena (Fort Lamy) Tschad Avenue Félix Eboué 1969–1970 | nicht realisiert Entwurf: Lubowski & Rüge, Hamburg Anmerkung: Schließung der Botschaft 1974–1976; Errichtung einer Interimskanzlei 1983. Entwurf: Klaus Küchler, Frankfurt; Herbert, Kull & Reimann, Berlin. Der im 2. Bauabschnitt geplante Neubau der Residenz wurde 1992 aufgegeben. Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: Aschauer 1999, 98–99.
▷441 Bundesregierung/B 145 Bild-00217271 / Hilmar Pabel
Botschaft Bangkok Thailand
452
South Sathorn Raad ? | 1972–1974 Entwurf: Kurt Sadewasser (BBD) Statik: Hans Glabsch, Berlin Einrichtungsplanung: Muggelberg, Ulrich (BBD) Gartengestaltung: Phisit Phisitthakorn, Bangkok Kunst am Bau: Erich Wiesner, Berlin
▷442 Bildarchiv BBR
Erweiterung der Botschaftskanzlei London Vereinigtes Königreich Chesham Place WB 1971 | 1972–1978 Entwurf: Walther und Bea Betz, München Kontaktarchitekt: Saunders & Son, London; Walter Marmorek, London Statik: Jan Bobrowski & Partners, London Einrichtungsplanung: Walther und Bea Betz, BBD Kunst am Bau: Fritz Koenig, Ganslberg/Landshut Abbildung: ▶276–279, ▷442 Archiv: BArch; BBR Literatur: u. a. BV 11/1978, 456; Concrete 6/1979, 19–27; BV 7/1979, 261; BV 9/1979, 346–349; BM 8/1979, 759; TB 24/1979, 24–25; aj 24/1979, 1192–1193; ta 7/1979, 48–49; BV 1/1980, 3; BM 12/1980, 1210–1211; Leuschner 1980, 102–103, 242; A&U 5/1982, 43–46; da 7–8/1988, 456; Aschauer 1999, 84–85; Plessen 2019, 466–467.
Projektliste
▷443 Bildarchiv BBR [Dieter Weise (BBR), Ansichten von Westen und Norden, 1971]
Generalkonsulat Zagreb und Informationszentrum Jugoslawien (Kroatien) Ulica Proleterskih Brigada 1969–1973 | 1974–1977 Entwurf: Dieter Weise (BBD) Projektorganisation: Projektierungsgeschäftsverband Kroatiens »Koprojekt«, Zagreb Kontaktarchitekt: Juraj Popvić, Arhitektonski projektni zavod (APZ), Zagreb Statik: Arhitektonski projektni zavod (APZ), Zagreb Einrichtungsplanung: Respondek (BBD); Atelier »N« (APZ), Zagreb Gartengestaltung: Arhitektonski projektni zavod (APZ), Zagreb Kunst am Bau: Adolf Luther, Krefeld Abbildung: ▶280, ▷443 Archiv: BArch; BBR; PA AA Literatur: Leuschner 1980, 114; Aschauer 1999, 152–153.
▷444 Vielmo Architekten
Kanzlei der Handelsvertretung Helsinki Finnland ltäinen Puistotie (heute: Östra Brunnsparken) WB 1971 | nicht realisiert Entwurf: Brunner, Mory, Osterwalder, Vielmo, Stuttgart Kontaktarchitekt: Arne Nuortila, Helsinki Statik: Peter und Lochner, Stuttgart Anmerkung: 1973 Erhebung der Handelsvertretung zur Boschaft. Bauvorhaben 1979 eingestellt. Abbildung: ▶283, ▷444 Archiv: PA AA; Vielmo Architekten Literatur: Aschauer 1999, 162.
▷445 Bildarchiv BBR
Residenz der Botschaft Seoul Südkorea Songbuk-Dong, Songbuk-Ku 1970–1973| 1974–1976
453
Entwurf: Kurt Sadewasser (BBD) Kontaktarchitekt: Trans-Asia Korea, LTD, Seoul Statik: Fritz Mrozek, Berlin
Projektliste
Einrichtungsplanung: Muggelberg, PienningHänsel (BBD) Gartengestaltung: Trans-Asia Korea, LTD, Seoul Abbildung: ▷445 Archiv: BArch; BBR Literatur: BV 4/1977, 132; BM 12/1980, 1208–1209; Leuschner 1980 111–112; Aschauer 1999, 130–131; Plessen 2019, 462.
Botschaft Rom Italien Via B. Marliano/Via Nomentana WB 1973 | nicht realisiert ENTWURF: 1. Preis Novotny, Mähner + Assozierte, Offenbach 2. Preis Harald Deilmann, Dortmund 3. Preis Ulrich von Altenstadt 4. Preis Hans Maurer und Horst Mauder, München 5. Preis Manfred Lembruch, Stuttgart 6. Preis Fritz Bornemann, Berlin Anmerkung: Die Stadt Rom entschied sich nach Vorlage der Baugenehmigungsplanung und öffentlichen Protesten, das Grundstück mit seinem eindrucksvollen Bestand an tropischen Bäumen in einen öffentlichen Park umzuwandeln. Literatur: Aschauer 1999, 165.
Kanzlei der Botschaft Niamey Niger ▷446 Bildarchiv BBR
Botschaft beim Heiligen Stuhl Rom, Italien Via di Villa Sacchetti WB 1965, 1967–1968, 1972?–1974 | 1980–1984 Entwurf: Alexander Freiherr von Branca Kontaktarchitekten: Sergio Jontof Hutter, Turin; Tillyard BKP, München Statik: Tillyard BKP, München Einrichtungsplanung: Alexander Freiherr von Branca, München; Steinberger-Fürste (BBD) Gartengestaltung: Alexander Freiherr von Branca, München Kunst am Bau: Peter Schubert, Berlin; Hann Trier, Köln Abbildung: ▶286–290, ▷446 Archiv: BArch; BBR; DAM; PA AA Literatur: BM 8/1966, 939; Branca 1984; BV 2/1985, 44; BM 2/1985, 14; BW 14/1985, 429; BW 40–41/1994, 2267; Aschauer 1986, 21–38; Aschauer 1999, 44–45; Asendorf et al. 2000, 134–137; Brech, Kieven 2014; Plessen 2019, 470–471.
Kanzlei der Botschaft Lusaka Sambia
454
United Nations Avenue ? | 1973–1977 Entwurf: Hermann Fautz, Darmstadt Kontaktarchitekt: Lewis, Arthur and Associates, Lusaka Bauausführung: Züblin AG, Duisburg Literatur: Aschauer 1999, 12–13.
Avenue du General de Gaulle ? | 1976–1982 Entwurf: Bundesbaudirektion und Denzinger AG, Gelsenkirchen Kontaktarchitekt: Denzinger AG, Gelsenkirchen; Sahel Consult Niger, Niamey Bauausführung: Navalon Enterprises, Niamey; Genie Civil et Batiments, Niamey Literatur: Aschauer 1999, 104–105.
Botschaft Lilongwe Malawi Convention Drive, Zomba Street ? | 1977–1979 Entwurf: Erhard Mundhenk, Rolf Löhr (BBD) Kontaktarchitekt: Birch & Krogboe, Hamburg Kunst am Bau: Erich Reusch, Düsseldorf Anmerkung: Zwei Standorte für Kanzlei und Residenz. Abbildung: ▶233 Literatur: Aschauer 1999, 74–75; Plessen 2019, 492.
Projektliste
▷447 Bildarchiv BBR
▷449 Bildarchiv BBR
Botschaft Colombo Sri Lanka
Botschaft Tunis Tunesien
Alfred House Avenue ? | 1978–1982
1. Rue el Hamra ? | 1978–1985
Entwurf: Arne Strassberger und Jörg Anders, Bonn Kontaktarchitekt: Edwards, Reid & Begg, Colombo Bauleitung: Josef Joraschek (BBD) Bauausführung: Hameed & Ahamed, Colombo Kunst am Bau: Günther Ferdinand Ris, Königswinter; Wolfgang Klein, Eßlingen Abbildung: ▷447 Archiv: BBR Literatur: Aschauer 1999, 30–31; Plessen 2019, 493.
Entwurf: Kurt Kröplin, Berlin Kontaktarchitekt: Albert Architekten und Ingenieure, Kaiserslautern Bauausführung: Youssef EI Taief, Tunis Kunst am Bau: Gerson Fehrenbach, Berlin Abbildung: ▷449 Literatur: Aschauer 1999, 142–144; Plessen 2019, 493.
▷448 Bildarchiv BBR
▷450 Bildarchiv BBR
Botschaft Dakar Senegal
Botschaft Lomé Togo Boulevard de la République ? | 1979–1981
Entwurf: Seidel Haußmann und Partner, Darmstadt Kontaktarchitekt: Walter GmbH & CoKG, Essen Bauausführung: Enterprise Generale du Cap-Vert de Travaux Publics & Particuliers Kunst am Bau: Horst Antes, Karlsruhe Abbildung: ▷448 Literatur: Aschauer 1999, 34–35; Plessen 2019, 492.
Entwurf: Georg Lippsmeier & Partner, Starnberg Kunst am Bau: Otto Herbert Hajek, Stuttgart; Johannes Leismüller, München Abbildung: ▷450 Literatur: Aschauer 1999, 80–81; Plessen 2019, 494.
455
Avenue Pasteur, Route de la Corniche Est ? | 1978–1985
Projektliste
Bauausführung: Kocourek S.A. Buenos Aires Kunst am Bau: Günther E. Herrmann Abbildung: ▶284, ▶285, ▷452 Archiv: AdK; BBR Literatur: BV 4/1977, 125–134; BV 1/1986, 10–15; Aschauer 1999, 26–17; Asendorf et al. 2000a, 126–129; Plessen 2019, 472–473.
Kanzlei der Botschaft Mexiko-City Mexiko Calle Lord Byron 1976 | nicht realisiert ▷451 Bildarchiv BBR
Botschaft Kairo Ägypten
Entwurf: Volkhard Weber, Köln Abbildung: ▶239 Archiv: BBR Literatur: Aschauer 1999, 162.
Kairo-Zamalek 1974 | 1979–1982 Entwurf: Novotny, Mähner + Assozierte, Offenbach Kontaktarchitekt: Mahmout Nasr Bauleitung: Bundesbaudirektion Bauausführung: Dietrich Garski Bautechnik KG, Berlin; ab 1981 BT Baugesellschaft am Nil mbH + Co Betriebs-KG, Berlin Kunst am Bau: Ursula Sachs Anmerkung: 2014 WB für Neubau. Abbildung: ▶238, ▷451 Archiv: BBR LITERATUR: BV 5/1983, 198; Aschauer 1999, 56–57; Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung 2014; Plessen 2019, 468–469.
▷453 Bildarchiv BBR
Kanzlei der Botschaft Wellington Neuseeland Hobson Street ? | 1979–1981 Entwurf: Kurt Sadewasser (BBD) Kontaktarchitekt: Tillyard BKP, Düsseldorf Bauausführung: James Wallace, Wellington Kunst am Bau: Bernhard Heiliger, Berlin Abbildung: ▶281, ▷453 Archiv: BBR Literatur: Aschauer 1999, 80–81; Plessen 2019, 492. ▷452 AdK, Dieter-Oesterlen-Archiv, 32 F31a
Botschaft Buenos Aires Argentinien
456
Casilla de Correo WB 1975 | 1980–1983 Entwurf: Dieter Oesterlen, Hannover Kontaktarchitekt: Estudio Ricardo Follet und Bernado Hoppe, Buenos Aires Bauleitung: Rohrbeck, Brauer (BBD)
Projektliste
▷456 Bildarchiv BBR
▷454 Bildarchiv BBR
Botschaft Dublin Irland Trimleston Avenue ? | 1982–1984 Entwurf: Kurt Sadewasser (BBD) Kontaktarchitekt: Tyndall, Hogan, Hurley, Dublin Statik: Ove Arup & Partners Bauleitung: Goebel (BBD) Bauausführung: John Sisk & Son, Dublin Kunst am Bau: Erich Reisch, Neuenrade Abbildung: ▶282, ▷454 Archiv: BBR Literatur: Aschauer 1999, 42–43; Plessen 2019, 494.
Botschaft Moskau UdSSR Mosiilmowskaja Uliza WB 1975 | 1984–1992 Entwurf: Hans Mensinga, Dieter Rogalla & Partner, Hamburg Bauleitung: V/O Sojuzvneshstrojimport. Moskau und Bundebaudirektion Bauausführung: V/O Sojuzvneshstrojimport. Moskau Kunst am Bau: Franz Bernhard, Jockgrim; Robert Schad, Freiburg Abbildung: ▷456 Archiv: BBR Literatur: BV 9/1993, 365–367; Aschauer 1999, 96–97; Asendorf et al. 2000a, 130–133; Plessen 2019, 480–481.
▷455 Bildarchiv BBR
Botschaft Kinshasa Kongo Avenue du Roi Baudouin 1977–1982 | 1982–1985
Botschaft Riad Saudi-Arabien Diplomatic Quarter, Main Road WB 1981 | 1985–1987 Entwurf: Kurt Schentke Bauleitung: Josef Joraschek (BBD) Bauausführung: Wiemer & Trachte, Düsseldorf
457
Entwurf: Peter Busmann & Godfrid Haberer, Köln Bauausführung: PSB General Contractor GmbH, Berlin Kunst am Bau: Klaus Bönninghausen, Köln Abbildung: ▷455 Literatur: BV 9/1989, 389; Aschauer 1999, 68–69; Plessen 2019, 474–475.
▷457 Bildarchiv BBR
Projektliste
Kunst am Bau: Erich Reusch, Neuenrade; Karl Schlammiger, München; Wilhelm Buschulte, Unna; Hermann Gottfried, Bergisch Gladbach Abbildung: ▷457 Literatur: BV 9/1989, 387–189; Aschauer 1999, 122–123; Asendorf et al. 2000a, 138–141; Plessen 2019, 476–477.
Botschaft Budapest Ungarn Fodor utca WB 1982/83 | nicht realisiert Entwurf: 2. Preis Gerhart Lange, Hamburg 2. Preis Volkmann-Lange-Özyar, Düsseldorf 3. Preis Joachim Schürmann, Köln Anmerkung: 1989 wurde das Projekt eingestellt. Die Botschaft übernahm zunächst die DDR-Botschaft am der Nepstadion út, später zog sie in die von Ungarn rückübereignete und vormals reichseigene Botschaft auf dem Budaer Burgberg. Literatur: Aschauer 1999, 160.
Archiv: BBR Literatur: Aschauer 1999, 20–21; Plessen 2019, 495.
Botschaft Kathmandu Nepal Gyaneshwar ? | 1987–1991 Entwurf: Kurt Sadewasser (BBD) Kontaktarchitekt: Robert Weise, Kathmandu; Baraily (BBD) Bauausführung: Wiemer & Trachte, Düsseldorf mit Shama + Company PVT, Kathmandu Kunst am Bau: Schad, Robert, Freiburg Literatur: Aschauer 1999, 60–61.
▷459 © MÄCKLERARCHITEKTEN
Ständige Vertretung Ost-Berlin DDR Kastanienallee WB 1985 | 1988–1990 Entwurf: Christoph Mäckler, Frankfurt am Main Kontaktarchitekt: DLA, Dienstleistungsamt für Ausländische Vertretungen in der Deutschen Demokratischen Republik Bauleitung: K. H. Stargardt Anmerkung: 1995 Abriss des Rohbaus Abbildung: ▶295–297, ▷459 Archiv: BBR Literatur: BV 10/1985, 407–408; db 6/1990, 43–47; BW 1/1990, 2; Aschauer 1999, 154–155; Plessen 2019 478–479. ▷458 Bildarchiv BBR
Kanzlei der Botschaft Brüssel und Ständige Vertretung bei der Europäischen Gemeinschaft
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Rue de Treves ? | 1987–1990 Entwurf: Erhard Mundhenk (BBD) Kontaktarchitekt: Philemon Wachtelaer, Brüssel Bauleitung: Wolf (BBD) Bauausführung: Philipp Holzmann AG, Köln und Blaton SA, Brüssel Kunst am Bau: Franz Bernhard, Jockgrim; Georg Engst, Jersberg Abbildung: ▷458
Kanzlei der Botschaft Athen Griechenland Odos Karaoli kai Dirnitriou ? | 1989–1993 Entwurf: Kurt Sadewasser, Schultz (BBD) Kontaktarchitekt: Senkowsky & Sakellarios, Athen Bauausführung: MBN, Georgsmarienhütte Kunst am Bau: Karl Schlamminger, München Literatur: Aschauer 1999, 12–13.
Projektliste
Archiv: BBR; Ungers Archiv Literatur: Aschauer 1999, 146–147; BV 1/1992, 8–11; Asendorf et al. 2000a, 142–145; Plessen 2019, 484–485.
▷460 Bildarchiv BBR
Botschaft Helsinki Finnland Östra Brunnsparken WB 1985 | 1991–1993 Entwurf: Juha Leiviskä, Helsinki Kontaktarchitekt: Hubert Federolf, Helsinki Bauleitung: Projekticonsulti, Espoo Bauausführung: Wiemer & Trachte, Düsseldorf Kunst am Bau: Frank M. Zeidler, Wendel; Edgar Gutbub, Köln; Leo Kornbrust, St. Wendel Abbildung: ▷460 Archiv: BBR Literatur: Aschauer 1999, 46–47; BV 1/1995, 10–11; Asendorf et al. 2000a, 146–149; Plessen 2019, 482–483.
▷461 © Eduard Hueber
Residenz der Botschaft Washington Vereinigte Staaten von Amerika Foxhall Road WB 1982 | 1992–1994
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Entwurf: Oswald Mathias Ungers, Köln Kontaktarchitekt: Oswald Mathias Ungers, Köln und Lockwood & Greene, Atlanta Bauleitung: Oswald Mathias Ungers, Köln und Rohrbeck, Pahl, Thömke, Eölk (BBD) Bauausführung: Structure Tone, New York/ Washington D.C. Abbildung: ▶291–294, ▷461
Projektliste
Deutsche Demokratische Republik
sich mit seinem Entwurf gegen das Kollektiv Leibold/Abendroth durch. Das Projekt wird aber nicht weiter verfolgt. Abbildung: ▶329–331, ▷463 Archiv: BBR; PA AA Literatur: DA 2/1960, 87; Wiesemann 2000, 229, 297–298.
▷462 PA AA, MfAA, ZR 590/96
Botschaft Warschau Polen Krasiński Platz 1951–1961 | nicht realisiert Entwurf: Hanns Hopp, Werner Kötteritzsch Institution: Deutsche Bauakademie; Zentrales Entwurfsbüro im Ministerium für Aufbau; Zentrales Entwurfsbüro im Ministerium für Bauwesen; VEB Hochbauprojektierung II Berlin ANMERKUNG: Das Projekt durchläuft mehrere Entwicklungsstufen 1951–1953: Haus der Diplomatischen Mission Warschau (HDMW) 1956: Haus der Deutschen Botschaft in Warschau 1957–1958: Grundprojekt Botschaft der DDR in Warschau 1960–1961: Studienprojekt Botschaft der DDR in Warschau. ABBILDUNG: ▶310–314, ▶318–321, ▶325–328, ▶362, ▷462 Archiv: BBR; PA AA Literatur: Wiesemann 2000, 291; Asendorf 2000, 45–49.
▷464 PA AA, MfAA, ZR 535/96
Botschaft Moskau UdSSR Uliza Mosfilm 1960–1961 | nicht realisiert Entwurf: Richard Paulick Institution: Deutsche Bauakademie Anmerkung: Grundstücksgutachten mit Raumprogramm. Abbildung: ▷464 Archiv: PA AA
▷465 AdK, Heinz-Graffunder-Archiv, K 49, Mappe 25b, Neg. 8
Botschaft Budapest Ungarn ▷463 DA 2/1960, 87
Botschaft und Handelsvertretung Peking China
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Fandilu WB 1957/58 | nicht realisiert Entwurf: 1. Kollektiv Hanns Hopp, Werner Kötteritzsch, 2. Kollektiv Emil Leibold, Abendroth Anmerkung: Das Kollektiv Hopp/Kötteritzsch setzt
Nepstadion út 1964–1965 | 1965–1968 Entwurf: Heinz Graffunder Institution: VEB Berlin-Projekt Projektsteuerung: Hans Karthaus, MfAA Kontaktarchitekt: György Hollay, LAKTOREV Budapest Einrichtungsplanung: Heinz Graffunder mit VEB Deutsche Werkstätten Hellerau
Projektliste
Kunst am Bau: Dieter Gantz, Fritz Kühn, E. G. Clauß, Ernst Schwarz, PGH Glasgestaltung (Magdeburg) ANMERKUNG: Nach 1990 Botschaft der Bundesrepublik Deutschland, bis zu deren Umzug in die vormals reichseigene Liegenschaft am Budaer Burgberg. Danach Verkauf und Umbau. ABBILDUNG: ▶339–349, ▷465 Archiv: AdK; BBR; PA AA Literatur: BK 10/1968, 512–516; DA 12/169, 726–735; Stelzer 1969; Asendorf et al. 2000, 176–179.
▷467 Stiftung Bauhaus Dessau [I 012610_F] / © (Ehrlich, Franz) Erbengemeinschaft nach Franz Ehrlich ▷466 PA AA, MfAA, ZR 582/96
Handelsvertretung Helsinki Finnland Vähäniityntie 1966 | 1966–1968 Entwurf: Tapani Eskola, Helsinki Projektsteuerung: Hans Karthaus, MfAA Anmerkung: 1973 Umwandlung in eine Botschaft. Heute Botschaft der Ukraine. ABBILDUNG: ▶357–361, ▷466 Archiv: BArch; BBR; PA AA
Kammer für Außenhandel Brüssel Belgien Boulevard Saint Michel ?–1966 | 1966–1973 Entwurf: Claude Emery, A+U Institution: MAI Einrichtungsplanung: Franz Ehrlich Anmerkung: Die Garagen im Erdgeschoss des Wohnhauses wurden 1973 zum Konsulat umgebaut. Heute Landesvertretung von Sachsen-Anhalt bei der EU. ABBILDUNG: ▶369–374, ▶376, ▶377, ▷467 Archiv: BBR; PA AA; SBD Literatur: Schöbe 1983; Bauhaus Dessau 1987, 14; Schöbe 2000; Grosse 2013; Wittmann-Englert 2013.
Botschaft Pjöngjang Nord-Korea Munsudong District 1965–1966 | 1966–1973 Entwurf: Hans Karthaus, MfAA Kontaktarchitekt: Projektierungsgruppe der Stadt Pjöngjang Anmerkung: 1990 übernahm Schweden die Schutzmachtvertretung. Seit 2001 Sitz der bundesdeutschen Botschaft. Abbildung: ▶332–334 Archiv: BBR; PA AA Literatur: Asendorf et al. 2000, 180–184; Auswärtiges Amt 2009.
461
Projektliste
Botschaft Phnom Penh Kambodscha M.V.R.S. Yougoslavie ? | 1979–1982 Archiv: BBR
▷468 Planarchiv BBR
Botschaft und Handelsvertretung Bagdad Irak Masbah 1970 | 1970–1971 Entwurf: Hans Karthaus, MfAA Bauherr: Rashid Saeed Kassim Kontaktarchitekt: Mousa Mohammed Amin Statik: Faruk Saeed Hindosh Abbildung: ▶335, ▶336, ▷468 Archiv: BBR; PA AA; Archiv Wolfgang Leistritz
Botschaft London Vereinigtes Königreich Belgrave Square ? | 1983–1984 Architekt: Helmut Nadebor, MfAA Bauleitung: Helmut Nadebor, MfAA Archiv: BBR, PA AA
▷470 Planarchiv BBR ▷469 Bildarchiv BBR
Botschaft und Handelsvertretung Sofia Bulgarien Uliza-Joliot-Curie ? | 1980–1987
Leninksi Prospekt 1970 | 1981–1985
Entwurf: Zentraler Aufbaustab im MfAA und Sofprojekt INNENGESTALTUNG: Helmut Nadebor, MfAA ANMERKUNG: Heute Botschaft der Bundesrepublik Deutschland. 2014 Wettbewerb für den Neubau von Residenz und Kanzlei. ABBILDUNG: ▶335, ▶336, ▷469 Archive: BBR; PA AA
Architekt: Mosprojekt, Konstantin Babajew, Natalija Kusnezowa; Zentraler Aufbaustab beim MfAA, Peter Niegesch, Lutz Grübe Innengestaltung: Helmut Nadebor, MfAA Bauleitung: Peter Niegesch, Lutz Grübe ANMERKUNG: Heute Sitz des bundesdeutschen Konsulats und des Goethe-Instituts. ABBILDUNG: ▶363, ▷470 Archiv: BBR; PA AA Literatur: Asendorf et al. 2000, 184–187.
Botschaft Algier Algerien
Botschaft Lagos Nigeria
1976–1982
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Botschaft und Handelsvertretung Moskau UdSSR
1979–1990 | ?
Archiv: PA AA
Archiv: PA AA
Botschaft Accra Ghana
Botschaft Tokyo Japan
1976–1987 Archiv: PA AA
1980–1989 | ? Archiv: PA AA
1987 | ? Archiv: PA AA
Projektliste
Botschaft Brazzaville Kongo
Botschaft Hanoi Vietnam Tran Phu 1988–1989 | nicht realisiert Archiv: BBR, PA AA
▷471 PA AA, MfAA 19
Botschaft Washington Vereinigte Staaten von Amerika Main Loop Road (heute International Drive) 1988–1990 | nicht realisiert Entwurf: Marvin J. Cantor Abbildung: ▶364, ▶365, ▷471 Archiv: PA AA
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Einleitung Auswärtiges Amt 1989, 749. Rossig und Meyer 1956, 105. PA AA, AA 117, MfAA, Ornigramme, Liste mit den Diplomatischen Vertretungen, Stand 1990. Die Bundesrepublik Deutschland pflegt aktuell diplomatische Beziehungen zu 195 Staaten, hierfür unterhält sie weltweit 153 Botschaften, 54 Generalkonsulate, 7 Konsulate, 12 Multilaterale Vertretungen und ein Vertretungsbüro. Zusätzlich sind für den deutschen Staat 337 Honorarkonsul:innen ehrenamtlich tätig. Auswärtiges Amt 2020. In den vergangenen Jahren hat es weltweit wiederholt Proteste und Ausschreitungen vor diplomatischen Vertretungen, aber auch zahlreiche gezielte Anschläge auf Botschaften und Botschaftsangehörige gegeben, wie beispielsweise in Bengasi und Khartoum (2012), Kairo (2012, 2015), Kabul (2017), Ouagadougou (2018), Tunis (2020). Nerdinger 1992, 13. Zum Begriff der Politischen Architektur siehe Warnke 1984, 12–16, 72–73. Vgl. Lankes 1995. Bau- und Entwurfsbeschreibungen erfolgen im Präsens. Die Pläne, Modelle, Fotos sind existent und bilden eine Grundlage dieser Forschung. Bei realisierten Projekten gilt der Stand der Fertigstellung. Alle Bauwerke haben in irgendeiner Form Veränderungen erfahren, manche mehr, manche weniger, manche sind nicht mehr existent. Asendorf et al. 2000a. Die Publikation bietet eine chronologische Darstellung der staatlichen Bauverwaltung von den preußischen Anfängen bis in die Gegenwart. Sie eröffnet erste Einblicke in die staatlichen Verwaltungsstrukturen und Aufgabenfelder, wirft allerdings für den Zeitraum bis 1945 weitere Fragen auf. Kübler 2007. Conze et al. 2010. Troebst 2011. Vgl. u. a. Englert und Tietz 2003; Leinauer 1996. Wiesemann 2000. Schöbe 1983. Zum aktuellen Stand der DDR-Forschung in Kunst und Architektur vgl. Sukrow und Zervosen 2015. Das Auswärtige Amt hat mir den Besuch einer beachtlichen Zahl an Botschaften ermöglicht, einige nicht mehr als Auslandsvertretungen genutzte Bauten konnten privat besichtigt werden. Schaefer 1914. Kortüm 1900. Zur Geschichte, Bedeutung und Medialität der Zeitschrift siehe Plessen 2019. Das Buch fasst
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zudem alle dort publizierten Bauten in kurzen Steckbriefen zusammen. Leuschner und Sitte 1964. Die Publikation zeigt alle bis Anfang der 1960er Jahre fertiggestellten Neubauten für diplomatische Vertretungen. Diese offenbart zwar schon im Titel und mit dem Umschlagbild des Berliner Reichstagsportikus einen rückwärtsgewandten anachronistischen Charakter, dem aber die Mehrheit der illustrierten und knapp beschriebenen Bauten nicht folgt. Leuschner 1980. Die Publikation dokumentiert die Bandbreite der zeitgenössischen Bauten und Projekte in kurzen Steckbriefen. Die Majorität der Bauvorhaben liegt außerhalb Bonns, darunter sind acht Botschaften, Kanzleien und Residenzen. Werner 1952. Giefer et al. 1960. Grundlagen einer auswärtigen Staatsarchitektur Der Begriff Bautyp wird nicht als ein festgelegtes Ideal definiert, sondern als Ordnungsprinzip, das eine Bauaufgabe nach ihrer Funktion bzw. ihren Funktionen unter Berücksichtigung ihrer kulturellen und gesellschaftlichen Bedingungen kategorisiert. Vgl. Seidl 2006. Abessinien (Äthiopien), China, Iran, Japan, Liberia, Österreich, Osmanisches Reich bzw. Türkei, Russland, Schweiz und beim Heiligen Stuhl. »(1) Die Missionschefs sind in folgende drei Klassen eingeteilt: a) die Klasse der Botschafter oder Nuntien, die bei Staatsoberhäuptern beglaubigt sind, und sonstiger in gleichem Rang stehender Missionschefs; b) die Klasse der Gesandten, Minister und Internuntien, die bei Staatsoberhäuptern beglaubigt sind; c) die Klasse der Geschäftsträger, die bei Außenministern beglaubigt sind. (2) Abgesehen von Fragen der Rangfolge und der Etikette wird zwischen den Missionschefs kein Unterschied auf Grund ihrer Klasse gemacht.« Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen, 18.04.1961, §14. Im weiteren Verlauf dieses Buches wird bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern aus redaktionellen und inhaltlichen Gründen weitestgehend die männliche Form verwendet. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung und gilt für alle Geschlechter. Faktisch ist der Diplomatische Dienst bis in das 21. Jahrhundert hinein männlich dominiert. In dem Betrachtungsraum bis 1972 sind Aenne Kundermann (1907–2000) und Eleonore Staimer (1906–1998) die einzigen Frauen mit dem Rang einer Botschafterin (der DDR). Auf Seiten der Planung ist Bea Betz (1928–2018) 1971 die erste Architektin, die in den Auswärtigen Repräsenta-
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Baptiste Lesueur; Vereinigte Staaten Kapitol (1851–1863), Thomas Walter; Budapest (1883– 1902), Imre Steidle. Vgl. Bruley 2002, 9–26. Lampué 1881, 59. Bruley 2002, 11. Lampué 1881, 60–61. Bruley 2002, 10. Åman 1966, 175. Lampué 1881, 62. Bruley 2002, 15. »Dans un édifice de cette nature, où se traitent des intérêts française et où se conservent les habitudes et les mœurs françaises, les formes architecturales en honneur en France doivent être reproduites dans leur sens le plus noble et le plus élevé.« Lampué 1881, 106. Ebd., 107. »Sous quelque latitude de l’Europe qu’on la suppose, de sérieux motifs ne permettraient pas l’emploi d’une architecture qui ne fût pas essentiellement nationale« Lampué 1881, 161. Ebd., 161–163. Bruley 2002, 17. Bruley 2002, 18. Lampué 1881, 163–164. Bruley 2002, 18. Ebd., 20. Egbert 1980. Egbert 1980. Ebd., 5, 14. Vgl. ebd., 88–90. Lampué 1881 (Paris); Lampuë 1881 (Berlin). Egbert 1980, 58. Ebd., 141, 142–143. »Dans un édifice de cette nature, où se traitent des intérêts française et où se conservent les habitudes et les mœurs françaises, les formes architecturales en honneur en France doivent être reproduites dans leur sens le plus noble et le plus élevé.« Lampué 1881, 106. »Sous quelque latitude de L’Europe qu’on la suppose, de sérieux motifs ne permettraient pas l’emploi d’une architecture qui ne fût pas essentiellement nationale, et les conceptions des concurrents doivent représenter des Spécimens des formes de l’art, tel qu’il est généralement compris en France, à l’époque actuelle.« Lampué 1881, 161. Laut Egbert prädominierte der wieder aufgenommene Stil in der II. und III. Republik, während Hitchcock die Übernahme dieses Stils fast ausschließlich im Ausland sieht. Egbert 1980, 59; Hitchcock 1994, 192. Hitchcock 1994, 189, 192. Egbert 1980, 59. Ebd. 114. Ebd. 44. Ebd., 116. Vogt 1971, 54–55. van Brunt 1969. Vogt 1971, 19.
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tionsbau involviert ist. Erst 2012 übernahm eine Frau die Führungsposition in einer der sechs bedeutendsten deutschen Botschaften: Susanne Wasum-Rainer (*1956) war nacheinander die erste deutsche Botschafterin an den Standorten Paris, Rom und Tel Aviv. Frauen im diplomatischen Dienst 2012. Mayall 2008, 2. Vogt 1971, 54. Mayall 2008, 2; Cecil 1985, 15–17. »Die aus dem 19. Jahrhundert überkommene betonte Wertigkeit der äußeren Gestaltung, wie sie sich gerade auch bei diplomatischen Gebäuden bis in unsere Zeit erhalten haben, tritt deutlich hervor und macht gleichzeitig den Abstand der Botschafts- und Gesandtschaftsarchitektur von den zeitlich parallel verlaufenden Strömungen in der Baukunst sichtbar. Botschafts- und Gesandtschaftsbauten sind eben nicht das Feld innovativer Architekturen, sondern stets Reproduktionen adäquater, historisch-fundierter Baugestalten zur Symbolisierung eines umfassenden staatlichen Machtanspruchs. Der Einfluß traditioneller Lösungsvorstellungen hat sich als so stark erwiesen, daß die durchaus ›neue‹ Bauaufgabe ›Botschaft‹ oder ›Gesandtschaft‹ nicht zu einer eigenständigen Bauform wie z. B. die Schule oder das Gerichtsgebäude gefunden hat.« Niederwöhrmeier 1977, 129. Kortüm 1900, 164. Österreichische Akademie der Wissenschaften 2003–2018, 325. Nicolson 1955, 10. Mayall 2008, 2. Bruley 2002, 9. Ebd., 16. Åman 1966, 179. 1860 erwarb Frankreich hôtels in Wien, London und Berlin als feste Standorte der diplomatischen Vertretungen. Bruley 2002, 16. Von der 1671 gegründeten Académie Royale d’Architecture in Paris 1720 bis 1793 jährlich ausgeschriebener Wettbewerb um ein Stipendium sowie einen mehrjährigen Aufenthalt an der Académie de France à Rome; ab 1803 bis zu den Studentenunruhen von 1968 wurde der Preis von der Nachfolgeinstitution Académie des Beaux-Arts vergeben. Erstmals war der Preis im Jahre 1666 von der Académie Royale de Peinture et de Sculpture für die Disziplinen Skulptur und Malerei ausgelobt worden, die Disziplinen Architektur, Musik und Gravur kamen später hinzu. Vgl. Egbert 1980, xxi–xxii, 5; Scharabi 1968, 80–83. Vgl. Lampué 1881, 59. Bruley 2002, 9. Vgl. Lampué 1881, 106. Ebd., 161. Vogt 1971, 54; Åman 1966, 174; Bau von Parlamenten und Rathäusern in den Hauptstädten Europas: England Wettbewerb 1836, 1. Preis Sir Charles Barry (1840–1865); Rathaus von Paris (1837–1849), Étienne-Hippolyte Godde und Jean-
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57 Ebd., 71. 58 Kortüm 1900, 165. 59 »Notizen über die Raumverteilung, den Charak-
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ter und den Schmuck des Botschafterpalastes einer Großmacht sind der unten angegebenen Quelle 227) [Lampué 1881, 59] entnommen.« Ebd. Ebd., 175–177. Ab 1867 vertrat das Königreich Preußen die außenpolitischen Belange des Norddeutschen Bunds. Nach Rose legten die beigetretenen Kleinstaaten ihre eigenen außenpolitischen Aktivitäten nieder und gaben ihre Liegenschaften im Ausland auf, während die diplomatischen Vertretungen von Preußen bei den Großmächten England, Frankreich und Russland 1871 zu Botschaften erhoben wurden. Rose 2013, 38. Laut Niederwöhrmeier behielten alle Mitgliedsstaaten bis zur Weimarer Verfassung ihr aktives und passives Gesandtschaftsrecht. Entsprechend existierten 1872 noch 20, 1910 noch acht Gesandtschaften deutscher Staaten im Ausland. Niederwöhrmeier 1977, 14. Zur Geschichte des Auswärtigen Amts: Biewer 1997; Conze et al. 2010; Rose 2013. Rose 2013, 40; Philippi 1985, 41–42. Cecil 1985, 15–17. Nach Aussagen von Herbert von Beneckendorff und von Hindenburg hätte es für Männer adliger Herkunft nur Berufe in der Armee, im Diplomatischen Korps und in ausgewählten Bereichen der preußischen Bürokratie gegeben. Hindenburg 1938, 46–47. Zitiert nach Ebd., 29. Ebd., 18. Vgl. ebd., 17–27. In den Jahren 1871 bis 1914 waren 69 % der ausschließlich männlichen Diplomaten im Auswärtigen Amt adliger Abstammung (inklusive der Beamten in der Zentrale in der Wilhelmstraße 76). Röhl 1985, 204. Konstantinopel – Freiherr Hans von Wangenheim (1859–1915), London – Karl Max Fürst von Lichnowsky (1860–1928), Madrid – nach dem Tod von Christian von Tattenbach (1846– 1910) bis 1920 unbekannt bzw. unbesetzt, Paris – Wilhelm von Schoen (1851–1933), St. Petersburg – Friedrich Graf von Pourtalès (1853–1928), Rom – Hans von Flotow (1862– 1935), Tokyo – Arthur Alexander Kaspar von Rex (1856–1926), Washington – Johann Heinrich Graf von Bernstorff (1862– 1939), Wien – Heinrich Leonhard von Tschirschky und Bögendorff (1858– 1916). Röhl 1985, 209. Schwabe 1985, 9. Berridge 2008, 16. Sofer 2008, 35. Dem Diplomatischen Korps ist ein Vorsitzender vorgestellt, der Doyen, der als Mittelsmann zwischen den Diplomaten und der Regierung, bei dem sie akkreditiert sind, agiert. Sein Einfluss ist begrenzt, da er sich mit den anderen Angehörigen des Diplomatischen Korps abstimmen muss. Mehr Spielraum erreicht er gegebenenfalls durch eine gezielte Informationspolitik. Ebd., 32.
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Ebd., 35. Ebd., 32. Sharp und Wiseman 2008, 266. Sofer 2008, 33–34. Gespräch mit Barbara Beck, Auswärtiges Amt am 25.9.2012. Kortüm 1900, 164. »Die Residenz ist die ordentliche, beständige Wohnung des Regenten an dem Ort, wo der eigentliche Sitz des Hofs und der Collegien ist. Hier ist der Regent eigentlich zu Haus und bey Abmessungen des Ceremoniels und Feststellung dessen Regeln ist eigentlich auf den in der Residenz gewöhnlichen Gebrauch zu sehen […]« Fridrich Carl von Moser, Teutsches Hof-Recht (FFt. a.M./Leipzig 1755), 252. Zitiert nach Hansmann 1978, 88. Die Verwirrung um die Definition der Begriffe hôtel und palais wird insbesondere in wissenschaftlichen Arbeiten über dieses Gebäude deutlich. Während Gaethgens, Leben und Ebeling das Gebäude als Palais Beauharnais bezeichnen, betitelt Asendorf das Gebäude mit Hôtel Beauharnais und verwendet den Begriff palais im Text. Germain Boffrand errichtete das Gebäude zwischen 1713 und 1715 als hôtel und veräußerte es unverzüglich nach Fertigstellung an JeanBaptiste Colbert, den Marquis de Torcy, dem Namensgeber des Hôtel de Torcy. 1766 erwarb Gabriel-Louis de Neufville, Duc de Villeroy das Gebäude. Fortan wurde es als Hôtel de Villeroy bezeichnet. Nach der Revolution in mehrere Wohnungen aufgeteilt, gelangte es kurz vor Verkündung des Kaiserreichs 1803 in den Besitz von Eugène-Rose Beauharnais und wurde fortan Hôtel Beauharnais genannt. 1818 erwarb es König Friedrich Wilhelm III. von Preußen. Vgl. Hammer 1983; Gaehtgens et al. 2007; Asendorf et al. 2000a, 110. Vgl. Summerson 1980, 166–168. Hansmann 1978, 88. Hubala 1970, 90–91. Im 17. Jahrhundert hatte der Begriff des Privaten nicht die gleiche Bedeutung wie heute, sondern behielt stets einen öffentlichen Charakter und galt nicht als Antonym zum Beruflichen. Elias 1969, 86. Ebd., 76. Ebd., 85–101. Zu Beispielen des hôtel particulier in Paris vgl. Pillement 1945. Diderot und d’Alembert 1779, 24–25, Pl. 23. Elias 1969, 71. Åman 1966, 179. Deutsche Auslandsvertretungen 1871–1945 Die deutsche Außenpolitik kann hier, trotz ihrer außerordentlichen Relevanz für die vorliegende Arbeit, in den Zeiträumen, die zu einem Neubau oder einem Projekt einer Auslandsvertretung führen, nur vage angerissen werden. Eine über die skizzenhafte Darstellung der relevanten Vo-
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die Magnifizenz des abwesenden Monarchen. Der Thron- bzw. Paradesessel stand in der Regel auf einem Podest unter einem Baldachin. Gottfried Stieve berichtete 1723, dass die Nutzung des Sessels ausschließlich dem Monarchen vorbehalten wäre. Bei Audienzen des Botschafters wäre die Sitzfläche zum Raum ausgerichtet worden, aber leer geblieben. Im Alltag zeigte die Sitzfläche zur Wand. Stieve 1715, § 10, 11, zitiert nach Niederwöhrmeier 1977, 39–40. Ein Porträt des Monarchen kompensierte indessen dessen fehlende Präsenz, es wurde an akzentuierter und erhöhter Position aufgehängt. Das Palais der Deutschen Botschaft in Konstantinopel 1878. Felix Otto Gaerte war 1978–1983 deutscher Generalkonsul in Istanbul. Gaerte 1985, 336. Niederwöhrmeier 1977, 298; Asendorf 2001, 110. Schwantes 1997, 54. Vgl. Kortüm 1900. Ebd., 175–177. Betr. Bau des deutschen Botschaftshôtels in Wien 1877, 103–104. Die offene Kritik an Rumpelmayers Beauftragung wurde von der damaligen schlechten Auftragslage für deutsche Architekten getragen, deren Beschäftigung – so die Kritiker – auch im Interesse des deutschen Staates liegen sollte. PA AA, Wien 547, Vertrag zwischen zu Schweinitz und Rumpelmayer v. 10.8.1975; Hoffmann 2000, 206. Hoffmann 2000, 54; vgl. Kortz 1906. Beyme 2000, 50–51; Durth und Sigel 2010, 22–23. »Rumpelmayer greift […] auf den Typus des italienischen Palazzos zurück und bildet in dem Block einen Innenhof, welcher hier jedoch seine ursprüngliche Funktion als Empfangsraum im Freien und als Brennpunkt des privaten, von der Öffentlichkeit distanzierten Lebens eingebüßt hat.« Niederwöhrmeier 1977, 69–70. Rose 2013, 49. Ebd., 84. Österreichische Akademie der Wissenschaften 2003–2018, 325. Die internationale Verbreitung der Neorenaissance als höchste Form der architektonischen Nobilitierung stand einer nationale Identität stiftenden Architektur entgegen. Die Zugehörigkeit zu einem Nationalstaat konnte nur über Symbole wie das Reichswappen artikuliert werden, die nun deutlicher als zuvor an Bedeutung gewannen. Vgl. Hoffmann 2000, 41. Mumm von Schwarzenstein 1902; Salzmann 1914. Vgl. Pantzer und Saaler 2007, 260–263, 285–301. Osterhammel 2006, 352–353. Huang 1999, 15. Warner 1996, 46–47. PA AA, R 135242, Gesandter Oberndorff an Reichskanzler von Bethmann Hollweg, Sofia 13.09.1916. Warner 1996, 44. Asendorf 2001, 110.
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raussetzungen hinausgehende Untersuchung der politischen Beziehungen vom Deutschen Reich zu einem Empfängerstaat würde eine komplexe politikwissenschaftliche Herangehensweise erfordern und den Rahmen dieser Forschungsarbeit bei Weitem überschreiten. Trotz neuer Kenntnisse gegenüber der Arbeit von Hartmut Niederwöhrmeier wird auch diese Arbeit kaum eine Vollständigkeit erreichen können, da das Wissen um manche Vertretung immer noch verschüttet oder für immer verloren ist. Die von Niederwöhrmeier genannten Neubauten in Schimran (Schemiran-Teheran) und Belgrad wurden nicht aufgenommen. Vgl. Niederwöhrmeier 1977, 299–301. Bei dem ersten Projekt in Persien (Iran) handelt es sich um den nach 1904 erfolgten Umbau und die Erweiterung des Schlosses für Mirza (übersetzt: den Sohn des Prinzen) Abdollah der Kadscharen (▶ 252). Vgl. PA AA, KS-276. Für die Existenz des zweiten Projekts in Serbien konnte bisher kein Nachweis gefunden werden. Erweiterungen der Gesandtschaften in Bern und beim Heiligen Stuhl. Erweiterungen der Gesandtschaften in Bern und Tokyo. Vgl. u. a. Rose 2013. Gründer 2006b, 434. Vgl. Fröhlich 2006. Das auf ein Zitat Wilhelm I. zurückgehende Bonmot, von Bismarck sei ein »Jongleur mit fünf Glaskugeln«, bezeichnete dessen Lavieren zwischen den Großmächten ohne einem festgelegten Pfad zu folgen. Von Bismarcks Strategie basierte lediglich auf zwei Grundsätzen: »Erstens: Binde dich an jede Großmacht, ohne aber an eine von ihnen gebunden zu sein. Zweitens: Ziele darauf, einer von dreien zu sein, solange die Weltlage durch das fragile Gleichgewicht von fünf Großmächten bestimmt wird.« Jesse und Flemming 2008, 16. Beyme 2000, 94. Ebd., 50–51; Durth und Sigel 2010, 22–23. Seit 1718 die Bezeichnung für den Sitz des osmanischen Großwesirs bzw. der osmanischen Regierung (Diwan) in Konstantinopel, in Abgrenzung zum Hof des Sultans. Gaerte 1985, 331–332. Bereits im 17. Jahrhundert errichteten dort die Staaten Schweden und Venedig, 1838 Frankreich und 1847 England ihre ersten Repräsentanzen als Neubauten. Gaerte 1985, 326–327. Der Prix de Rome reflektierte dieses Interesse in den zwei Ausschreibungen von 1856 und 1869. Vgl. Lampuë 1881, 106–109, 161–164. Rose 2013, 66–74. Gaerte 1985, 334. Ebd., 329, 335. Ebd., 336–345; Sonntag 1994, 2283; Schwantes 1997, 48–49, 78–95. Der Thronsaal im Botschaftsbau symbolisierte
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Pantzer und Saaler 2007, 264. Kodansha 1983, 349. Vgl. PA AA, KS-278a–f. Jeder für sich um die Wahrung seiner nationalen Interessen in China bemüht, agierten sie übereinstimmend gegenüber der chinesischen Regierung, die bis dato erfolglos versucht hatte, die Mächte gegeneinander auszuspielen. Huang 1999, 20–21. Vgl. Salzmann 1914; Schöllgen 1991; Warner 1996, 81; Huang 1999, 19–21. Schöllgen 1991, 3. Warner 1996, 26. Ebd., 26. Ebd., 13, 27. Ebd., 186. Osterhammel 2006, 364. Sehr wahrscheinlich wurden in China weit mehr Konsulate als Neubauten errichtet oder geplant, als für diese Arbeit ermittelt werden konnten. Richter 2008a, 21–22. Ebd., 19. Gründer 2006c, 467. Bismarck stellte 1884–1885 die von privaten Investoren durch zweifelhafte Verträge erworbenen Gebiete in Deutsch-Südwestafrika, Togoland, Kamerun, Deutsch-Ostafrika und Wituland unter den Schutz des Deutschen Reichs. Die Motive Bismarcks sind bis heute umstritten und wurden u. a. als innenpolitischer Druck durch Befürworter der Kolonisationspolitik bzw. als Ausgleich des außenpolitischen Kräfteverhältnisses unter den europäischen Mächten interpretiert. Das Interesse Bismarcks an den Protektoraten in Afrika war eher gering und von pragmatischen, wirtschaftlichen Interessen gelenkt. Für ihn waren die Gebiete als Verhandlungsmasse bei den Bündnispartnern relevant. Vgl. Gründer 2006a; Görtemaker 2006, 94. Ende der 1890er Jahre war auch Liberia unabhängig, jedoch 1822–1847 Kolonie der Vereinigten Staaten von Amerika. Deutsche Botschaft Addis Abeba 2014. PA AA, R 131427, Kaiserlich Deutsche Gesandtschaft für Abessinien an das Auswärtige Amt (AA), 2.3.1907; Ebd., Ergänzung zum Etat des Auswärtigen Amts auf das Rechnungsjahr 1907; Ebd., Reichsschatzamt an AA, 10.4.1907. Fröhlich 2006, 490. Die neue deutsche Botschaft in St. Petersburg 1913; Niederwöhrmeier 1977, 183–185; Buddensieg 1984, 384. Das neue Haus der deutschen Botschaft in St. Petersburg 1913.; vgl. auch Die neue deutsche Botschaft in St. Petersburg 1913; Schaefer 1914, 419–420. Hoeber 1913, 180. Ebd., 191. Die neue deutsche Botschaft in St. Petersburg 1913; Das neue Haus der deutschen Botschaft in St. Petersburg 1913. Buddensieg 1984, 380–382.
68 PA AA, R131079, Schreiben Botschafter von Pour-
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talès an den Reichskanzler von Bethmann Hollweg v. 11.11.1912. PA AA, R131080, Schreiben von Botschafter Pourtalès an (AA), 18.1.1913. »›Was ist eine Botschaft‹ fragt der zitierte Alexander Benoit [ je nach Publikation unterscheidet sich die Schreibweise], ›die Botschaft ist vor allem das Wohnhaus des Botschafters, außerdem aber auch etwas Symbolisches, In einem ihrer Räume muß ein Thron stehen es ist somit ein Tempel der Monarchie auf fremden Staatsgebiet oder kurz ein ›Palais‹.« Buddensieg 1984, 384. Niederwöhrmeier 1977, 181; PA AA, KS-15a–i, »Skizzen-Entwurf für das Kaiserlich Deutsche Botschafts-Palais in St. Petersburg«. Buddensieg 1984, 382. Niederwöhrmeier 1977, 183–184. PA AA, R131090, Abschrift Protokoll des Großherzoglichen Polizeiamtes, Offenbach v. 16.7.1915; ebd., Bericht AA 13.1.1918; ebd., Bodo Egestorff, Bericht an AA, 16.10.1918. Niederwöhrmeier 1977, 200–202; Niederwöhrmeier 1994, 248; Ein Wettbewerb um Vorentwürfe 1913. In dem Wettbewerb für Vorentwürfe zum Neubau der Kaiserlichen Botschaft in Washington 1913. Das Büro Carrère & Hastings wurde eigens noch einmal angefragt, einen neuen Beitrag für den Wettbewerb zu liefern. Es reichte allerdings seinen überarbeiteten Entwurf von 1910 ein. Niederwöhrmeier 1977, 200. Ebd., 77, 204. Ebd., 203, 336; Das Ansehen deutscher Kunst im Auslande 1913; Zum Wettbewerb 1914. Vereinigung Berliner Architekten 1913, 898. Die Versammlung wurde von Ernst Spindler, einem der Preisgerichtsmitglieder, geleitet. In der Zeitschrift Berliner Architekturwelt veröffentlichte er einen Artikel, in dem er die Vorteile des Möhringschen Entwurfs intensiv herausarbeitete. Pikanterweise waren Spindler und Bruno Möhring gemeinsame Herausgeber der Zeitschrift; Spindler 1914; Weißhaupt 1913. Zum Wettbewerb 1914, 201. Niederwöhrmeier 1977, 167–168. PA AA, R 135242, Abschrift Schreiben v. Staatssekretär v. Jagow an den Staatssekretär des Reichsschatzamtes Karl Helfferich v. 18.5.1916; ebd., Richard Saran, Erläuterungsbericht und Kostenüberschlag betreffend der Erbauung eines Hauses für die Kaiserliche Gesandtschaft in Sofia v. 2.6.1916; ebd., Übersetzung aus der bulgarischen »Staatszeitung« (Brschawen Wjetnik), 5.9.1916. Ebd., Kaiserlich Deutsche Gesandtschaft an Reichskanzler von Bethmann Hollweg, Sofia den 5.9.1916. Ebd., Schreiben v. 29.9.1916. Schriftwechsel mit Harald Richter v. 13.6.2014. Aus Wien 1877, 102.
Scheffler 1908, 113.
106 Krohn 2012, 7. 107 PA AA; Österreich, Wien 554, AA an die Deutsche
Botschaft in Wien v. 31.5.1920.
108 Ebd. 109 PA AA; Österreich, Wien 554, Max Müller an die
Gesandtschaft in Wien v. 2.5.1921.
110 Ebd., AA an die Deutsche Botschaft in Wien v.
7.3.1920.
111 Benannt nach Edmund Schüler (1872–1952),
1919/20 Direktor der Personalabteilung des AA.
112 Doß 1977, 216. 113 Biewer 1997, 4. 114 Vgl. ebd.; ebenso Niedhart 2006b, 6; Doß 1977;
Das Kabinett Scheidemann 1919.
115 Doß 1977, 203. 116 Ebd., 215. 117 Der Gesandtenposten beim Heiligen Stuhl wurde
neu eingerichtet, ein Personalwechsel entsprechend nicht vollzogen. 118 Doß 1977, 205. 119 Vgl. Niedhart 2006b, 6. Deutlich wird dies u. a. an der Personalie des ersten Botschafters der Weimarer Republik in Wien Prinz Wilhelm zu Stolberg-Wernigerode. Er war Sohn des Grafen Otto zu Stolberg-Wernigerode, von 1876 bis 1878 Botschafter in Wien und Auftraggeber von Viktor Rumpelmayer. 120 Niedhart 2006b, 48–49. 121 Schulze 1982, 272. 122 Niedhart 2006b, 28. 123 Schulze 1982, 283. 124 Niedhart 2006b, 27–29, 53. 125 In der Weimarer Verfassung wurde unter anderem das allgemeine Recht auf Wohnung verankert. 126 Vgl. u. a. Friedensvertrag von Versailles §130 (China). Gespräch mit Harald Richter am 15.6.2014. 127 Das Deutsche Reich verfügte 1914 über 9 Botschaften (St. Petersburg, Rom, Wien, London, Konstantinopel, Tokyo, Washington, Rom-Quirinal, Madrid), 23 Gesandtschaften, 7 Ministerresidenturen, 33 Generalkonsulate und mehr als 100 Berufskonsulate. Biewer 1997, 7. Zu den verlorenen Besitztümern in Ägypten und Marokko vgl. Friedensvertrag von Versailles §144, §153. 128 Friedensvertrag von Versailles §134. 129 Amtliche Mitteilungen 1918; Welzbacher 2006, 22. 130 Vermischtes 1919; vgl. Welzbacher 2006, 21–22; Kübler 2007, 72. 131 BArch, R2/28046, Bericht des Reichsschatzministeriums v. 30.9. 1920, 5. Zitiert nach Kübler 2007, 74. 132 Reichsbauverwaltung für die Reichsministerien 1921. 133 Welzbacher 2006, 25. 134 PA AA Addis Abeba 4, Reichsminister der Finanzen an die Reichsbauverwaltung für die Reichsministerien, 25.3.1930. Abgedruckt in Kübler 2007, 81–82. 135 Welzbacher 2006, 25.
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schaft für Abessinien an AA, 22.5.1910, 25.6.1910, 22.11.1910; PA AA, R131079, v. Pourtalès an Reichskanzler v. Bethmann Hollweg, 11.11.1912; PA AA, R131080, v. Pourtalès an AA, 18.1.1913. 88 Ab 1884 wurde die Reichsbauverwaltung dem Reichsamt des Inneren zugeordnet. Hoffmann 2000, 61–63. 89 Ab eine Bausumme von 750.000 Mark wurde zusätzlich die preußische Akademie des Bauwesens in die Planung der Bauvorhaben einbezogen. Ebd., 65. 90 Durth und Sigel 2010, 28. 91 Hoffmann 2000, 67–68. 92 Rosenberg 1889, 24–25. 93 Scheffler 1908, 115, zitiert nach Durth und Sigel 2010, 29. 94 »Während sich in Wirtschaft und Gesellschaft ein säkularer Modernisierungsprozeß vollzog, blieb der Staat in Politik, Bürokratie und Beamtenschaft von konservativen Machteliten bestimmt, die in wachsende Spannungen zur rasch sich entwickelnden Industriearbeiterschaft geriet.« Durth 2010, 23. 95 Buddensieg 1984, 382. 96 Ebd.; Anderson 2000, 204. 97 Biewer 1997, 7. Der Botschafter in St. Peterburg erhielt 150.00 Goldmark im Jahr, die Botschafter in Wien, Paris und London jeweils 120.000 Goldmark. 98 Bereits beim Umbau des Michalski Palasts war Pourtalès um eine in seinen Augen standesgemäßer Ausstattung mehr als bemüht. Vgl. Niederwöhrmeier 1977, 181–183. 99 Schaefer 1914, 414. 100 Ebd., 417. 101 Pevsner et al. 1987, 442. 102 Schaefer 1914, 417; »Dem nationalliberalen Prinzen zu Schönaich-Carolath ist die Botschaft jedoch nicht prunkvoll und würdig genug, sondern eher einem ›Warenhaus an der Leipziger Straße‹, also Messels Wertheim.« Buddensieg 1984, 381. 103 »Es sind die Baumeister großen Stils, die wenigen, die unsere Zeit ihr eigen nennt. Sie leitet der Drang, fertige harmonische Kunst zu machen, monumentale Raumgedanken zu verkörpern, Massen zu türmen, in lebendiger Schönheit zu gliedern und grossartige symphonische Wirkungen hervorzubringen.« Scheffler 1903, 472. 104 Schaefer 1914, 419. 105 »Die Bedürfnisse der Zeit, die moderne Form der Staatsverfassung – so sagte der Herausgeber der ›Zukunft‹ einmal – einen neuen Fürstentypus verlangt, der vom alten Kaiser Wilhelm in all seiner Zurückhaltung und Bescheidenheit gut repräsentiert worden ist, so fordern die veränderten Umstände auch vom fürstlichen Mäcen eine weniger selbstherrliche, eine diskretere Haltung. Mehr als je muss der Regent der erste Diener dessen zu werden suchen, was die Notwendigkeit in ihrer stillen Weise vorbereitet und ankündigt.«
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87 Vgl. PA AA, R 131429, Kaiserlich Deutsche Gesandt-
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136 Ebd., 26. 137 BBR, Gross an Ministerialdirektor Lothholtz im
AA v. 28.12.1927. Zitiert nach Kübler, 78.
138 PA AA, Moskau II, fol. 40–50. 139 Persönliches: Oberregierungsbaurat Groß 1930. 140 PA AA, B112 330, AA an Architekten-Kammer
Rheinland-Pfalz v. 16.10.1951.
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141 Niederwöhrmeier 1977, 301–302. 142 Für die zunächst provisorische Unterkunft wurde
aus Deutschland ein aus vorgefertigten Modulen bestehendes Holzhaus der Firma Christoph & Unmack AG importiert und in kürzester Zeit vor Ort montiert. Niederwöhrmeier 1977, 238–239; Düwel und Meuser 2020., 87. 143 Niederwöhrmeier 1977, 239. 144 Gespräch mit Wolfgang Schulz, Deutsche Botschaft Ankara am 25.11.2014. 145 Nicolai 1998, 17–20. 146 Vgl. die ausführliche Betrachtung bei Nicolai 1998, 67–72. 1974 wurde das Botschaftsareal von der türkischen Regierung unter Denkmalschutz gestellt, um die verbliebenen Spuren von Jansens Stadtplanungen und die darin entwickelten Qualitäten eines Grünzuges im Zentrum Ankaras erhalten zu können. BBR, Besttand Ankara, Beschluss des Hohen Ausschusses für Altbauten und Denkmäler des Staatssekretariats im Ministerpräsidium der Türkischen Republik v. 12.10.1974. 147 PA AA, Monrovia 11, Deutsches Konsulat Monrovia, Vermerk Konsulatsneubau v. 10.2.1928. 148 »Man kann jedoch zu keinem anderen Ergebnis kommen, als dass das Mietshaus in keiner Weise, weder hinsichtlich seine baulichen Zustands noch seiner Einrichtung, dem Ansehen des Reiches entspricht. Außerdem ist es zu klein und genügt gerade für einen unverheirateten Beamten; keinesfalls kann es länger als nur vorübergehend einem zweiten Beamten Unterkunft gewähren. Rechnet man dazu, dass es auch in gesundheitlicher Hinsicht schwere Bedenken rechtfertigt, so dürfte die Notwendigkeit einer baldigen Abhilfe einleuchten. Leider wird dazu ein eigener Neubau unumgänglich sein, so unerfreulich dies auch bei der heutigen Finanzlage des Reiches sein mag.« PA AA, Monrovia 11, PAAA, Monrovia 11, Gegenwärtiger Zustand des Konsulatsgebäudes in Monrovia, Vorschläge für einen Neubau, (Anlage zur Haushaltsanmeldung für 1927), 1; vgl. ebd., 2–5. 149 Wenig später erlag der junge Architekt dem grassierenden Gelbfieber im Januar 1927, an dem auch Konsul Krücke zwei Jahre zuvor gestorben war. Ebd., 8. 150 PA AA, Monrovia 11, Deutsches Konsulat Monrovia, Vermerk Konsulatsneubau v. 9.11.1927. 151 Vgl. PA AA, KS-268, Ausführungspläne v. November 1928. 152 PA AA, Monrovia 11, Deutsches Konsulat Monrovia, Vermerk Konsulatsneubau v. 9.11.1927, 4–5; ebd., Rechnung Norddeutscher Cement-Verband GmbH v. 2.1.1929; ebd., AA an Deutsches Konsulat Monrovia v. 26.4.1929; ebd., Reichbauverwaltung
für die Reichministerien an Bauführer Krauss v. 24.7.1929. 153 »Abgesehen von der Gefahr, die dieses Gebäude für seine Bewohner und Besucher bedeutet, ist es meines gehorsamstes Erachtens mit der Würde des Deutschen Reiches unvereinbar, daß eine seiner Gesandtschaften in einer derart verwahrlosten Ruine untergebracht ist. […] Der Zustand der Gesandtschaft ist gefährlich und unserem Ansehen schadhaft.« PA AA, Addis Abeba 4A, Schreiben Gesandter Prüfer an AA v. 14.3.1928; PA AA, Addis Abeba 4A, Schadensgutachten Altbau Gesandtschaft, Fa. Hall & Co., Addis Abeba v. 06.2.1928. 154 PA AA, Addis Abeba 4A, u. a. Reisebericht Dahms v. 25.1.1929. 155 PA AA, Addis Abeba 4, Reichsbaudirektion Berlin (unterz. Dahms) an AA v. 6.8.1930. 156 Ebd., Reichsbaudirektion: Richtlinien für Einleitung des Neubaus der Deutschen Gesandtschaft in Addis Abeba für Herrn Dipl.-Ing. Beitz (Siemens-Bauunion) v. 31.12.1930. 157 PA AA, Addis Abeba 4A, Planstand v. 7.1.1931. 158 Ebd., Bericht des Gesandten v. Schoen, 23.3.1933. 159 Castner 1935; Niederwöhrmeier 1977, 300. 160 Niederwöhrmeier 1977, 98. 161 Asendorf et al. 2000a, 82. 162 Welzbacher 2006, 253. 163 PA AA, Konstantinopel/Ankara 36c, Schreiben an die Reichsbauverwaltung, 27.1.1926. Zitiert nach Niederwöhrmeier 1977, 240. 164 Deutsche Botschaft in Angora 1928, 1204. 165 Durth und Sigel 2010, 241; Kruft 1985, 419; Lane 1986b, 44. 166 Lorck 1972, 278. 167 Kruft 1985, 426, 439. 168 Ebd., 428. 169 Durth und Sigel 2010, 162. 170 »Das neue Kunstideal, das sich hier kundgibt, ist durchaus anitklassizistisch gerichtet und sucht in seinem lebendigen Streben nach Ausdruck mit aller Kraft, die klassizistische Tradition zu überwinden.« Walter Curt Behrendt (1920) zitiert nach Durth und Sigel 2010, 129. 171 Huse 1975, 9. 172 Lane 1986b, 45. 173 Vgl. Payne 2012. 174 Durth und Sigel 2010, 128. 175 Nicolai 1998, 112–113. 176 Stam 1927, 125. 177 »konservativ« – im Sinne von althergebracht, überliefert, traditionell, etabliert, bürgerlich. Oft fehlgedeutet als rückschrittlich, unzeitgemäß, antiquiert. 178 Hofer 2005, 11–12. 179 Durth und Sigel 2010, 242. 180 Dies geschah im Zuge der Würdigung des Gesamtwerks von Ludwig Mies van der Rohe, von den zeitgenössischen Rezensenten der Ausstellung wurde der Pavillon kaum wahrgenommen. Sigel 2000, 122. 181 Kruft 1985, 419.
stätten.
185 Muthesius 1907, zitiert nach Kruft 1985, 424. 186 PA AA Liberia, Monrovia 11, Gegenwärtiger Zu-
liche Missionen und Berufskonsulate, Berlin v. 10.2.1934. 214 Ebd. 215 Laut Conze et al. 2010. entließ das Auswärtige Amt maximal elf höhere Beamte. Die Publikation gibt Einblick in einige dieser Schicksale. Zudem setzen die Autoren alle Maßnahmen zur Entlassung von nicht erwünschten bzw. jüdischen Mitarbeitern einer Selbstgleichschaltung gleich. Ebd., 51–56. Unter den zahlreichen entlassenen Hochschulprofessoren waren u. a. Hans Poelzig und Richard Döcker. Auch dem Neuen Bauen nahestehende Beamte in den Planungsämtern wie Bruno Taut, Fritz Schumacher, Hans Scharoun oder Martin Wagner waren von den »Säuberungen« betroffen, ebenso Kommunalpolitiker wie Konrad Adenauer und Ludwig Landmann. Vgl. Durth 2001, 88; Durth und Sigel 2010, 279. 216 Das Deutsche Reich verfügte 1933 über 9 Botschaften (London, Paris, Madrid, Tokyo, Moskau, Rom, Heiliger Stuhl, Ankara, Washington), 41 Gesandtschaften, 33 Generalkonsulate, 76 Konsulate. Vgl. Conze et al. 2010, 63. Die Botschaft in Wien war nach dem Ersten Weltkrieg in eine Gesandtschaft umgewandelt worden. 217 Schmidt 2002, 61–62; Conze et al. 2010, 36–38. 218 Krüger und Hahn 1972, 410. 219 Vgl. Schmidt 2002, 62–65. 220 Conze et al. 2010, 45–46. Rudolf Nadolny reichte 1934 seine Demission ein, da er Adolf Hitlers antisowjetisch ausgerichtete Ostpolitik entschieden ablehnte. Über den aus seiner Sicht notwendigen Kurswechsel war er mit Hitler in Streit geraten und hatte infolgedessen den Rückhalt von Reichsaußenminister Neurath verloren. Ebd., 64. 221 Ebd., 40. 222 Schmidt 2002, 24. 223 Hildebrand 1990, 52. 224 Recker 1990, 5. 225 Vgl. Geheime Besprechung am 5. November 1937; Niedhardt 2006a, 266; Recker 1990, 18; Schmidt 2002, 374; Vollständiger Abdruck der HoßbachNiederschrift in: Aus dem Archiv des Deutschen Auswärtigen Amtes 1950, 25–32. 226 Conze et al. 2010, 124; Recker 1990, 18. 227 Schmidt 2002, 60. 228 Vgl. ebd., 65–70. 229 Die hier vorgenommene Einteilung der auswärtigen Neubauvorhaben in zwei Phasen korreliert mit der von Petsch vorgenommenen Einteilung der Architekturentwicklung im NS-Staat in drei Hauptetappen. Die Projektierung der Auslandsvertretungen setzte mit der zweiten Etappe nach Petsch ein. Petsch 1976, 181–185. 230 Zum Ausbau der Reichshauptstadt vgl. Durth 2010, 50. 231 PA AA, Teheran 13, Deutsche Gesandtschaft Teheran an AA v. 26.9.1939. 232 Recker 1990, 48. 233 Über die Deutsche Gesandtschaft in der Schweiz
473
stand des Konsulatsgebäudes in Monrovia, Vorschläge für einen Neubau, (Anlage zur Haushaltsanmeldung für 1927), 11. 187 Muthesius 1925, 13. 188 Vgl. Müller-Wulckow 1928. 189 Vgl. Riley und Bergdoll 2001. 190 Welzbacher 2006, 207. 191 Möllmer 2012, 131. 192 Düwell 1976, IX. 193 Rundschreiben Außenminister Stresemann an die Reichsminister und die deutschen Regierungen vom Januar 1929, zitiert nach Düwell 1976, 374. 194 Biewer 1997, 4; Düwell 1976, 67. 195 Düwell 1976, 103. Zur Definition des Begriff Kulturpolitik und seine Typen in der Weimarer Republik siehe ebd., 28–38. 196 Ebd., 182–186. 197 Ebd., 186. 198 Aus dem Entwurf zur Rede des Außenministers Curtius betreffend der Aufgaben der Abteilung VI im Auswärtigen Amt, vom Juni 1930 (Auszug), zitiert nach Düwell 1976, 380. 199 Zur Geschichte des Pavillons siehe Sigel 2000, 104–107. 200 Campell 2007, 134. 201 Durth und Sigel 2010, 255. 202 Vgl. Welzbacher 2006, 26–32; umfassender in Welzbacher 2010. 203 Welzbacher 2006, 26. 204 Campell 2007, 132. 205 PA AA, Liberia, Monrovia 11, Gegenwärtiger Zustand des Konsulatsgebäudes in Monrovia, Vorschläge für einen Neubau, (Anlage zur Haushaltsanmeldung für 1927), 11. 206 Ebd., 1–6; PA AA, Addis Abeba 4A, Bericht v. W. Schoen v. 23.3.1933. 207 »Das Bedachungsmaterial ›Eternit‹ hat hier großes Interesse gefunden und ich glaube, daß es in Monrovia bei besseren Baulichkeiten öfter Verwendung finden wird.« PA AA, Liberia Monrovia 11, Schreiben Generalkonsul Hermans an das AA v. 26.11.[1928?]. 208 Castner 1935. 209 PA AA, Addis Abeba 4A, Reisebericht Dahms v. 25.1.1929 »Ein Verständnis bei den Abessiniern für die Harmonie eines flachen Daches mit der hiesigen Öffentlichkeit ist jedoch nicht vorauszusetzen. Nur wenn auf die Mentalität des Landes Rücksicht genommen werden soll, was nach Ansicht der Gesandtschaft nicht erforderlich ist, wäre auf ein flaches Dach zu verzichten.« 210 Ebd., Schreiben der Gesandtschaft an AA vom 19.01.1929. 211 Durth und Sigel 2010, 254. 212 Vgl. Kruft 1985, 425.
213 PA AA, Addis Abeba 4A, Schreiben AA an sämt-
Endnoten
182 Ebd., 423. 183 Ebd., 425. 184 Dresdner Werkstätten, später Deutsche Werk-
Endnoten 474
wurde die Auflösung von Auslandsposten bei Kriegsgegnern abgewickelt, zudem übernahm die neutrale Eidgenössische Schweiz das Schutzmachtmandat für das Deutsche Reich, z. B. beim Heiligen Stuhl. 234 Ribbentrop versuchte diese Beförderung zu verhindern, da er erkannte, dass dies karrierehinderlich wäre und Neurath ihn »auf dem schwierigen Londoner Posten auflaufen lassen« wollte. Ribbentrop scheiterte zwar in London als Botschafter, profitierte aber vom diplomatischen Informationsnetzwerk. Conze et al. 2010, 93. Nach Aussage Albert Speers war Ribbentrop »von seiner Ausschließlichkeit seines Auftrages überzeugt. Telegramme von Neurath erregten ihn, weil sein Auftrag von A.H. [Adolf Hitler] unmittelbar war.« Speer 2003, 235. Vgl. auch Speer 1969, 122. 235 Lotz 1938, 345. 236 Conze et al. 2010, 35. 237 »Da Hitler der traditionellen Diplomatie die Verwirklichung seiner Idee eines Bündnisses mit Großbritannien nicht zutraute, ernannte er Mitte 1935 Joachim von Ribbentrop, bisher schon Abrüstungsbevollmächtigter der Reichsregierung, zum Sonderbotschafter mit dem Auftrag, die anstehenden Flottenverhandlungen zu führen.« Recker 1990, 11. 238 Vgl. Hildebrand 1990, 43–54. 239 Recker 1990, 11. 240 Speer 1969, 122. Vgl. auch Speer 2003, 235. 241 Lotz 1938, 346. 242 Ebd. 243 Ebd., 347, 351. 244 Ebd., 345. 245 Ebd., 355. 1945 distanzierte sich Speer von dem Bauvorhaben. Anna Elisabeth von Ribbentrop hätte die maßgeblichen Entscheidungen getroffen und die Zusammenarbeit mit Russwurm bevorzugt. Speer selber wäre mehr und mehr ins Abseits gedrängt worden und hätte sich infolgedessen immer weniger an dem Projekt beteiligt. Das Ergebnis bewertete er im Rückblick als »snobistische« Anmaßung gegenüber der englischen Gesellschaft. Speer 1969, 122; Speer 2003, 235–236. 246 Adolf Hitler, Die Bauten des Dritten Reiches, abgedruckt in Teut 1967, 188–190. 247 Teut 1967; Petsch 1976; Lane 1986b; Reichhardt und Schäche 1998. 248 Sechs Architekten waren zur Teilnahme aufgefordert worden, doch Prof. Oswald Bieber aus München reichte keinen Beitrag ein. Botschafterwohnhaus in Ankara 1937; Niederwöhrmeier 1977, 248. Alle Teilnehmer waren Mitglieder der Reichskammer der bildenden Künste. Ebd., 101. Die Mitgliedschaft war allerdings für alle Architekten im Zuge der Selbstgleichschaltung des Berufsstands unausweichlich, wenn sie ihre Tätigkeit nach 1933 fortsetzen wollten. Vgl. Durth 2001, 88–92. 249 Der erste Preis im Botschafterhaus-Wettbewerb 1937.
250 Hitler behielt sich das Recht vor, bei allen Wett-
bewerben die endgültige Entscheidung zu fällen. Teut 1967, 179; Kübler 2007, 96. Entsprechend wurde ihm auch der Wettbewerb für das Botschafterwohnhaus in Ankara mit Vorschlägen des Preisgerichts vorgelegt. Hitler sprach sich für Gutschows Entwurf als 1. Preisträger aus, kritisierte aber die Organisation der Innenräume. Niederwöhrmeier 1977, 247–248. 251 Paulsen 1937. 252 Ebd., 427. Allerdings enthielt auch der Vorentwurf der Reichsbaudirektion vom Februar 1936, der einen Putzbau über einem Sockelgeschoss aus Naturstein mit fast kubischem Grundkörper und steilem Walmdach vorsah, ein zweigeschossiges Vestibül. PA AA, KS-43a–b. 253 In diesem Sinne urteilt auch die Bauwelt neun Jahre nach ihrer ersten Schelte, dass das bestehende Ensemble der Botschaftsbauten »nicht durchaus vollkommen heutigen künstlerischen Anforderungen entsprechen« dürfte. Die Botschaft in Ankara 1937. 254 Steinlein 1937. 255 Raichle 2010, 33. 256 Kubizek 1953, 99; Raichle 2010, 33. 257 Raichle 2010, 22. 258 Ebd., 22–25. 259 Ebd., 26. 260 Nicolai 1998, 169–170. 261 Im Anschluss an den Wettbewerb erhielt Gutschow den Auftrag, die Grundrissdisposition seines Entwurfes zu überarbeiten. Im Juni 1938 beantragte Reichsaußenminister Ribbentrop die Bereitstellung der finanziellen Teilmittel für den Ausführungsbeginn, der sich jedoch fortlaufend verzögerte. Im Juni 1939, nach Eingliederung von Böhmen und Mähren in das Deutsche Reich, bezog der deutsche Botschafter in Ankara die ehemalige Gesandtschaft der Tschechoslowakei, so dass ein Residenzneubau obsolet wurde. Niederwöhrmeier 1977, 341. 262 Ebd., 265. Behrens freute sich über die Aufforderung zur Wettbewerbsteilnahme und die Möglichkeit, wieder künstlerisch aktiv sein zu können. Er rechnet allerdings nicht mit einer reellen Chance für eine weiterführende Beauftragung. Brief an P. Morton Shand v. 2.1.1938. Windsor et al. 1994, 186–187. Laut Windsor hätten Speer und Hitler Behrens wegen seines Entwurfs für die Kaiserlich Deutsche Botschaft in St. Petersburg zu dem Wettbewerb eingeladen. Ebd., 187. Petsch hingegen konstatiert, dass die Vielzahl der unter Eile geplanten Bauprojekte die Beauftragung älterer Architekten wie Behrens, Bonatz und Wilhelm Kreis notwendig machte. Petsch 1976, 184. 263 Niederwöhrmeier 1977, 266–267. 264 Aus dem Sitzungsprotokoll des Preisgerichts v. 19.2.1938. Teilweise abgedruckt in Kübler 2007, 89. 265 Niederwöhrmeier 1977, 276.
287 Ebd., Der Reichs- und Preußische Wirtschafts-
minister Schnellbrief v. 14.4.1937.
288 Auch wenn die Pläne in der unteren Ecke die
Signatur von Moshamer tragen, gab Listmann die Pläne mit seiner Unterschrift frei. Vgl. PA AA, KS-273a–g. 289 Vgl. ebd., Deutsche Gesandtschaft Teheran, Entwurf Listmann v. 10.3.1937. 290 Niederwöhrmeier 1977, 115. 291 PA AA, Teheran 13, Der Direktor der Reichsbaudirektion Berlin, Voss an AA v. 30.7.1937. 292 PA AA, KS-273i–k, Deutsche Gesandtschaft Teheran, Entwurf Ministerialrat Reichle v. 27.4.1937. 293 Niederwöhrmeier 1977, 282. 294 PA AA, Teheran 13, Der Direktor der Reichsbaudirektion Berlin, Listmann an den deutschen Gesandten Smend v. 21.6.1937. 295 PA AA, R 128955, Deutsche Gesandtschaft Teheran an AA v. 6.9.1939. 296 Vgl. Conze et al. 2010, 63. 297 Warner 1994, 100. Ab den 1920er Jahren trieb die chinesische Regierung unterstützt vom Deutschen Reich, das nach dem Ersten Weltkrieg als erste ehemalige Kolonialmacht gleichberechtigte Handelsbeziehungen mit China aufgenommen hatte, ein neues Stadtentwicklungskonzept voran, das die Neuordnung des an die deutsche Niederlassung angrenzenden Viertels vorsah und in deren Zuge die Neubauten der Tongji-Universität (1920–24) im Vorort Wusong entstanden. Ebd., 88. 298 Ebd., 100. 299 Vgl. Ludwig Moshamer, Die Thingstätte und ihre Bedeutung für das kommende deutsche Theater, Oktober 1935. Abgedruckt in Teut 1967, 229–233. 300 Vgl. PA AA, KS-273a–g; BArch, R2/11573. 301 Vgl. Schäche 1984. 302 Der Entwurf der Reichsbaudirektion Berlin für die Kanzleierweiterung der Deutschen Gesandtschaft in Bern von Mitte 1937 wurde erst 1942/43 realisiert. Die Ausführung übernahm die Firma Rieser, die bereits die früheren Neubauten der Gesandtschaft in Bern errichtet hatte. Das realisierte Gebäude passte sich in Stil, Ausmaßen und Ausrichtung an die neobarocken Altbauten an, so dass diese Ergänzung die Axialität der Gebäudegruppe mit der über den Straßenraum hinwegreichenden Zentralisierung auf die Residenz steigerte. PA AA, Bern 63; Niederwöhrmeier 1977, 174–176. 303 In Tokyo begleitete der ortsansässige deutsche Architekten Arnulf Petzold 1941 die Kanzleierweiterung, die vom japanischen Bauunternehmer Ozaki Shunki ausgeführt wurde. Es handelte sich um einen zweigeschossigen, teilunterkellerten Riegel, der als reiner Verwaltungsbau fungierte. Alle Gebäude der Deutschen Botschaft in Tokyo wurden am 25.5.1945 bei einem Luftangriff zerstört. PA AA, R 128219; Niederwöhrmeier 1977, 299. 304 PA AA, R 128950, Dr. Schwager (AA) an den Reichsminister für Finanzen v. 25.4.1940. 305 Ebd., Deutsche Botschaft Rom, gez. von Mackensen, an AA, 6.4.1940.
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te Breuhaus in Nöte. So schrieb er schon am 30. November 1938 an Speer: »Da mein Atelier bei sehr gutem Personal augenblicklich nicht vollauf beschäftigt ist, wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich doch recht bald wieder zu einer Arbeit heranzögen, da ich mich inzwischen ganz in dem Stil der Architektur des NS-Staates, und zwar mit voller Überzeugung eingefühlt habe.« Krawietz 1995, 92. Für Krawietz ist diese Anfrage keine eindeutige Aussage für Breuhaus nationalsozialistische Gesinnung: »Wirtschaftliche Motive und künstlerische Anbiederung waren bei diesem Vorhaben – wie in manch anderem – eigentümlich verknüpft.« Ebd. Breuhaus gelang es nicht, neben dem prestigeträchtigen Wettbewerbserfolg von Washington, weitere große Aufträge zu erhalten. Stattdessen war sein Atelier an einigen, nicht minder wichtigen Projekten für den Innenausbau von Flugzeugen und Schiffen beteiligt. Bis 1937 war Caesar Pinnau Mitarbeiter seines Ateliers. Pinnau entwarf die Inneneinrichtung für die Japanische Botschaft in Berlin von Ludwig Moshamer. Vgl. Schmidle 2006, 167–195. 267 PA AA, KS-40, Breuhaus, Deutsche Botschaft Washington, Planung 1938. 268 Krawietz 1995, 91; Niederwöhrmeier 1977, 264–265. 269 Krawietz 1995, 91; Niederwöhrmeier 1977, 107–108. 270 Verstärkend wirkte hier womöglich der Rücktritt des deutschen Botschafters Friedrich von Prittwitz und Gaffron. 271 Conze et al. 2010, 27. 272 Vgl. Ebd., 25–30. 273 PA AA, Addis Abeba 4, Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda an Deutsche Gesandtschaft, 9.10.1933, 1–4. 274 Hitler in seiner »Kulturrede« auf dem Reichspartietag 1937. Teut 1967, 189–190; Deutsche Botschaft Addis Abeba 2014. 275 Durth 2010, 49. 276 Kübler 2007, 86; Middendorf; für weitere Ergebnisse der unabhängigen Kommission siehe Historikerkommission. 277 Voss leitete die Reichsbaudirektion Berlin bis zu seinem Tod am 7.11.1944. Kübler 2007, 110. 278 Kübler 2007, 89. 279 Speer an Reichsbaudirektion Berlin v. 5.6.1937. Zitiert nach Kübler 2007, 100. 280 Vgl. u. a. Kübler 2007, 100–107, 110. 281 Vgl. PA AA, R 128218. 282 Niederwöhrmeier 1977, 282. 283 PA AA, Teheran 13, Smend an Legationsrat Dr. v. Pannwitz v. 17.7.1936, 1. 284 Ebd., Gutachten Regierungsbaumeister Hemrich v. 2.8.1933. 285 PA AA, Teheran 13, AA an Deutsche Gesandtschaft, Smend v. 25.9.1936; Ebd., Aufzeichnung Besprechung Smend, Voss, Hempel, Amtsrat Herold v. 22.10.1936. 286 Ebd., Smend an AA v. 23.1.1937.
Endnoten
266 Ebd., 268. Die Verzögerung der Planungen brach-
Endnoten 476
306 Niederwöhrmeier 1977, 288–289. 307 PA AA, R 128218, Dr. Schwager (AA) an Reichsmi-
nister d. Finanzen v. 2.2.1942.
308 Niederwöhrmeier 1977, 288. Das Mittel der Ent-
eignung wendete der NS-Staat auch bei dem nicht weiter verfolgten Projekt eines Kanzleineubaus für die Gesandtschaft in Sofia an. PA AA, R 128218, Schwager an Reichsminister f. Finanzen v. 2.2.1943. 309 Niederwöhrmeier 1977, 288. 310 PA AA, R 128218, Schreiben an Adjutantur des Herrn RAM, vom 22.3.1943. 311 Ebd., Büro RAM Sonnleitner Notiz, v. 23.3.1943; ebd., Paul Bonatz, Entwurf zum Vertrag v. 28.7.1943. 312 Ebd., Büro RAM Sonnleitner Notiz v. 5.4.1943. 313 Ebd., Dr. Schwager (AA) an Gesandten Baron Steengracht o. D.; ebd., Büro RAM Sonnleitner Notiz, v. 16.6.1943. 314 Ebd., Dr. Schwager (AA) an Botschafter v. Mackensen, 8.7.1943. 315 Ebd., Bonatz an Dr. Schwager (AA) v. 12.8.1943. 316 ifag, Plansammlung, Paul Bonatz, Kanzleigebäude Rom-Quirinal, Grundrisse und Schnitte v. 20.9.1943. 317 PA AA, R 128218, Schreiben Bonatz an Dr. Schwager (AA) v. 23.7.1943. 318 Niederwöhrmeier 1977, 118. 319 Ebd., 120. 320 Ebd., 117. 321 Vgl. ifag, Plansammlung, Paul Bonatz, Oberkommando der Reichsmarine, Pläne datiert v. November 1939 bis März 1944. 322 Lane 1986a; Frank 1991. 323 Buttlar 2007, 279–281. 324 Petsch 1976, 208. 325 Ebd., 210–211. 326 Buttlar sieht den Unterschied zwischen der NSArchitektur und dem gleichgesetzten Internationalen Neoklassizismus in deren Bevorzugung des Vierkantpfeilers. Buttlar 2007, 289. 327 Petsch 1976, 208. 328 Die Pergola findet sich auch beim Umbau des Schloss Bellevue durch Paul Baumgarten 1939. Kübler 2007, 88. 329 Reinle 1976, 50. 330 Ebd., 50. 331 »Zum Zusammenhang von nationalsozialistischer Ideologie und Architektur« bei der Neuen Reichskanzlei siehe Schönberger 1981. 332 Speer 2003, 223–224. 333 Speer 1969, 117; Beyme et al. 1992; Durth 2010, 52–53. 334 Conze et al. 2010, 44. 335 Ebd., 72. 336 PA AA, R 984980, Runderlass v. Bülow-Schwante, 11.7.1933, zitiert nach Conze et al. 2010, 72. 337 PA AA, Addis Abeba 4, Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda an Deutsche Gesandtschaft in Addis Abeba v. 9.10.1933, 3.
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Zwei deutsche Staaten 1949–1990 Hackelsberger 1985, 18. Loth 2006b, 362. Die Untersuchung der deutsch-deutschen außenpolitischen Handlungsspielräume gründet sich auf der Annahme der Außenpolitik als Aktion (Handlung und Entscheidung), Interaktion (Auswirkung und Dimension) und Konflikt (auf Ebene der internationalen Interaktion). End 1973, 13–14. Die bereits 1973 in Köln erschienene Publikation von Heinrich End »Zweimal Deutsche Außenpolitik. Internationale Dimensionen des Innerdeutschen Konflikts 1949–1972« bildet bis heute die Grundlage vieler Publikationen zu den Auswirkungen des deutsch-deutschen Verhältnisses in der Außenpolitik bis 1972, auch wenn die damals unzureichende Quellenlage über ostdeutsche Vorgänge zuweilen nur einen einseitigen Blick ermöglichte. Muth 2000, 16. Muths Studie über die Außenpolitik der DDR von 1949 bis 1972 versucht die Brücke zwischen der beiden Staaten zu schlagen, indem sie sowohl westdeutsche (u. a. auch End 1973) als auch ostdeutsche Literatur einbezieht, die zuvor nicht zugänglichen Akten des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten (MfAABestand im PA AA) und des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (ZK der SED/Bestand SAPMO im BArch) einfließen lässt, sowie eigene Interviews mit ehemaligen Diplomaten der DDR dokumentiert. Hierdurch versucht sie der Subjektivität ihrer eigenen zwanzigjährigen Tätigkeit beim MfAA entgegenzuwirken, um eine objektive Betrachtung ohne der sonst üblichen westdeutschen Polemik zu erreichen. Infolgedessen erscheinen Ziele und Handlungen der DDR-Regierungsvertreter zuweilen befremdlich nachvollziehbar, auch wenn Muth nicht mit Kritik am System spart. Joachim Scholtyseck kritisiert diese zuweilen »affirmative« Sichtweise auf die tatsächliche Souveränität des DDR-Staats. Auch wenn er Muth zugesteht, einen Beitrag für die Aufarbeitung der DDR-Außenpolitik zu leisten, vermisst er eine tiefgreifende Bearbeitung der gelenkten Abhängigkeit der DDR von der UdSSR, insbesondere im Zusammenhang mit dem Mauerbau 1961. Scholtyseck 2003. Scholtysecks Forderung nach einer umfassenden Betrachtung der außenpolitischen Handlungsspielräume der DDR bietet erst die 2007 erschienene Publikation von Hermann Wentker: »Außenpolitik in engen Grenzen. Die DDR im internationalen System«. Auch wenn Wentkers Arbeit in weiten Teilen auf Muths Studie aufbaut, liegt ihre Stärke in der schlüssigen, übersichtlichen Zusammenfassung der bekannten Literatur und Quellen. Vgl. Wettig 2008. Vgl. Anführungszeichen: Vom Sogenannten 1968. Vgl. Heinrich End 1973, 11. End 1973, 24; Muth 2000, 16, 29–30; Senff 2006, 27.
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zuerst nominierten Lothar Bolz durch. Während Muth davon ausgeht, dass die sowjetische Führung diese Entscheidung beeinflusst hatte, nimmt Wentker an, dass »ihr die Besetzung des DDR-Außenministeriums ziemlich gleichgültig war«, da sie zuvor auch einer Liste mit Bolz an der Ministeriumsspitze zugestimmt hätte. Muth 2000, 159; Wentker 2007, 40. Weber 1985, 28. Wentker 2007, 4; Muth 2000, 17–18. Wentker 2007, 37, 40. Ebd., 44; Muth 2000, 17. End 1973, 32. Muth 2000, 8; Scholtyseck 2003, 7–10; Wentker 2007, 3–5; Malycha 2011, 18. Wentker 2007, 6. Scholtyseck 2001; Malycha 2011, 5. Scholtyseck 2003, 7. End 1973, 33. Ebd., 32; Muth 2000, 234; Scholtyseck 2003, 8; Fischer 1980, 69. Scholtyseck 2003, 7. End 1973, 33; Abrassimow 1978, 103. Muth 2000, 279–280. Scholtyseck 2003, 14. End 1973, 23. Conze et al. 2010, 443; Scholtyseck 2003, 6–7. End 1973, 34. Conze et al. 2010, 448. End 1973, 36. Ebd., 36–37; Scholtyseck 2003, 14–15. Erklärung von Bundeskanzler Konrad Adenauer am 22. September 1955 vor dem Deutschen Bundestag zu den Vereinbarungen mit der Regierung der UdSSR. Auszug in: Auswärtiges Amt 1989, 89–92. End 1973, 38. Ebd., 41; Interview des Leiters der Politischen Abteilung des Auswärtigen Amts, Ministerialdirektor Prof. Dr. Grewe, 11. Dezember 1955. Auszug in: Auswärtiges Amt 1989, 93–94. 1969 erkannte Kambodscha die DDR völkerrechtlich an, infolgedessen die Bundesrepublik ihre Botschaft in Phnom Penh schloss. Conze et al. 2010, 649. Muth 2000, 30. Conze et al. 2010, 621. Muth 2000, 31. Conze et al. 2010, 628. End 1973, 47. Vgl. ebd., 51–56. Regierungserklärung des Bundeskanzlers Kurt Georg Kiesinger vor dem Deutschen Bundestag am 13. Dezember 1966. Auszug in: Auswärtiges Amt 1989, 175–177. End 1973, 55; vgl. Kistler 1985, 256–259. Scholtyseck 2003, 26–27. Regierungserklärung des Bundeskanzlers Willy Brandt vor dem Deutschen Bundestag am 28. Oktober 1969, Auszug in: Auswärtiges Amt 1989, 217–220. End 1973, 68.
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End 1973, 27–28; Kistler 1985, 140–142. End 1973, 23. Ebd., 186. Scholtyseck 2003, 15. End 1973, 29. Kleßmann 1982, 11. Muth 2000, 16. Kistler 1985, 100; Muth 2000, 14–15; Biewer o. D., 5. Senff 2006, 27. Scholtyseck 2003, 6. Glaser 2000, 66. Den von den USA angebotenen Einbezug der Ostblockländer lehnte Moskau und demzufolge auch die SED-Führung ab. Scholtyseck 2003, 5. Einen knappen Überblick zu der unterschiedlichen Gewichtung der Sanktionen durch die Besatzungsmächte gibt Glaser 2000, 69–71. Conze et al. 2010, 444–445. Ebd., 449. Amt des Amerikanischen Hochkommissars für Deutschland, 23–24. Conze et al. 2010, 448. Ebd., 321. Die sowjetischen Besatzer verfolgten in der SBZ eine entschiedene Entnazifizierung. Bis 1948 wurden rund eine halbe Million Angestellte aus dem öffentlichen Dienst entlassen. Diese »politischen Säuberungen« und die Neubesetzung der Stellen diente allerdings auch der systemkonformen Ausrichtung der Behörden. Malycha 2011, 5. Später avancierte der Antifaschismus zur Legitimationsgrundlage der DDR. Dennoch wurde die Entnazifizierung weniger rigoros fortgesetzt als weiter im Osten. Muth 2000, 18; Glaser 2000, 65. Conze et al. 2010, 453, 486, 582–583. Die ab April 1946 arbeitende Organisation setzte sich für den wirtschaftlichen Wiederaufbau Europas ein. In den Anfangsjahren gehörten ihr 18 europäische Staaten, die USA und Kanada an. 1961 ging sie in der Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) auf, die derzeit 37 Mitgliedsstaaten zählt. OECD 2021. Gemäß der Erklärung von London am 28.4.1949 sind dies die nach dem Zweiten Weltkrieg unter selbstständiger Verwaltung stehenden ehemaligen britischen Kolonien Indien, Pakistan und Ceylon (Sri Lanka) sowie die bereits vor dem Zweiten Weltkrieg unter selbständiger Verwaltung stehenden weißen Dominions (Neuseeland, Kanada, Australien, Südafrikanische Union, Südrhodesien). Mertz 1966, 64; Conze et al. 2010, 446. Paulmann 2006. Conze et al. 2010, 647. End 1973, 32–33; Conze et al. 2010, 443; Scholtyseck 2003, 6.; Wentker 2007, 36. Vgl. Abrassimow 1978, 99–100. Wentker 2007, 37. Muth 2000, 26–27; Scholtyseck 2003, 6–7; Wentker 2007, 27–29. Dertinger setzte sich gegen den
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End 1973, 69. Loth 2006b, 368; Muth 2000, 32. Conze et al. 2010, 648–649. Muth 2000, 33. PA AA, AA 117, MfAA, Ornigramme, Liste mit den Diplomatischen Vertretungen, Stand 1990. In Jugoslawien wurde am 13.7.1951 zunächst eine Politische Vertretung eingerichtet. Auswärtiges Amt 2009; Aschauer 1999, 16. Auswärtiges Amt 2009; Biewer o. D., 6; Amt des Amerikanischen Hochkommissars für Deutschland, 25–26; Aschauer 1999. Amt des Amerikanischen Hochkommissars für Deutschland, 25. Ebd., 26; vgl. auch Vogt 2004, 164. Biewer o. D., 6. Auswärtiges Amt 1989, 714. Kambodscha, Irak, Sudan, Syrien, Jemen, Ägypten, Kongo, Somalia, Zentralafrika, Algerien, Malediven, Sri Lanka, Guinea, Äquatorial-Guinea, Tschad, Bangladesch, Indien, Pakistan, Iran, Burundi, Ghana, Tunesien, Zaire, Kuweit sowie Chile. Nepal, Indonesien, Schweden, Österreich, Zypern, Tansania, Jemenitische Arabische Republik, Sierra Leone, Australien, Uruguay, Libanon, Belgien, Marokko. 90 Botschaften, 1 Ständige Vertretung, 1 Gesandtschaft, 15 Generalkonsulate, 2 Konsulate und 5 Ständige Vertretungen bei internationalen Organisationen. PA AA, AA 117, MfAA, Ornigramme, Liste mit den Diplomatischen Vertretungen, Stand 1990. Auswärtiges Amt 1989, 714. Im Vergleich hierzu hatte das Deutsche Reich 1933 ›nur‹ neun Botschaften, dafür aber 74 Gesandtschaften und Generalkonsulate unterhalten. Vgl. Conze et al. 2010, 63. Diese Summe berücksichtigt diejenigen Bauvorhaben, deren Planungen für den jeweils gegebenenfalls auch später ausgeführten Entwurf vor Ende 1972 begannen. Botschaft Quito, Botschaft Saigon (Hô Chi Minh), Botschaftsresidenz Buenos Aires, Botschaftskanzlei Brazzaville, Botschaftskanzlei N’Djamena (Fort Lamy), Handelsvertretung Helsinki. Botschaft New Delhi (1954), Botschaft Stockholm (1955), Botschaft Wien (1958/59), Botschaft Heiliger Stuhl (1965), Botschaftsresidenz Teheran (1969), Erweiterung Botschaftskanzlei London (1971), Handelsvertretung Helsinki (1972). Botschaft Heiliger Stuhl, Erweiterung Botschaftskanzlei London. Botschaft Budapest, Botschaftskanzlei MexicoCity, Botschaftsresidenz N’Djamena, Residenz des Generalkonsulats Hongkong, Botschaft Rom, Botschaftskanzlei Bogotá. Beispielsweise Botschaftsresidenz Washington (1992–1994), Botschaft Peking (1994–1998), Botschaft Helsinki von (1990–1993). Muth 2000, 23.
94 Botschaft Budapest, Handelsvertretung Helsin-
ki, Kammer für Außenhandel Brüssel, Botschaft Pjöngjang, Botschaft und Handelsvertretung Bagdad. 95 Botschaft Warschau; Botschaft und Handelsvertretung Peking; Botschaft Moskau. 96 Neubauten: Botschaft Algier, Botschaft Accra, Phnom Penh, Botschaft Sofia, Botschaft London; Botschaft Moskau. Projekte: Lagos, Tokyo; Brazzaville, Washington. 97 Die genaue Anzahl der Neubauprojekte und realisierten Bauvorhaben konnten bisher nicht präzise erfasst werden. 1990 erstellte das MfAA eine Übersicht aller Liegenschaften im Ausland, die im Besitz der DDR waren, hat aber bei zahlreichen Objekten nicht unterschieden oder unterscheiden können, ob es sich hierbei um Neubauten oder Ankäufe handelte. BBR, Bestand DDR, Übersicht über die Eigentumsobjekte des MfAA im Ausland v. Mai 1990. Auch aus dem Übergabeprotokoll der Bauunterlagen, die das Auswärtige Amt im Februar 1991 der Bundesbaudirektion übergab, werden die Umstände der Entstehung nicht ersichtlich. Hier häufen sich bei einigen Neubauten die Anzahl der zusammengestellten Bauakten, bei anderen nicht. Ebd., Protokoll: Übergabe Bauunterlagen – Originale – der ehemaligen DDR-Auslandsvertretungen v. 7.2.1991. Der despektierliche Umgang mit den Liegenschaften und die Veräußerung nahezu aller Liegenschaften nach 1990 tragen ihr Übriges bei. Es besteht daher die große Wahrscheinlichkeit einer Dunkelziffer. Denkbar ist jeweils ein Neubau für die Kanzlei oder die gesamte Botschaft in Aden, Lissabon, Luanda, Hô Chí Minh, Teheran, Bern, Kabul sowie weitere. Möglicherweise ist auch eines der geplanten Projekte umgesetzt worden. Manchmal ist unklar, ob das Vorhaben über die Absichtserklärung hinaus gediehen war, so z. B. in Conakry (1962). Vgl. PA AA, MfAA, LS-A 442, fol. 30–31, Entwurf Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten Berlin, Vorlage für das Politbüro des ZK der SED v. 2.1.1962.
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Botschaften der Bundesrepublik Deutschland Rossig und Meyer 1956, 105. Heute Sitz der Royal Society. Seit 1947 Sitz der Britischen Botschaft in Rom, seit 1971 Residenz des Botschafters. Seit 1950 Sitz der Französischen Botschaft beim Heiligen Stuhl. BArch, B 157/3560, fol. 52, Der Bundesminister der Finanzen, Vermerk (Entwurf) vom 26.4.1956. Botschaft der Bundesrepublik Deutschland Budapest, 3–4. Mertz 1966, 64. Entsprechende Maßnahmen erfolgten in Ankara, Istanbul, Teheran, Reykjavik, Addis Abeba, Bordeaux, Lyon, Lille, Glasgow, Paris, Wien, Santiago de Chile, Mexiko City, Kapstadt, New York,
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wie der demokratische Staat sich architektonisch auszudrücken habe, in Streit geraten. Laut Kübler war Adenauer von der Annahme ausgegangen, dass die Mitarbeiter einer staatlichen Behörde eher von den übergeordneten Amtsinhabern zu beeinflussen gewesen wären als ein unabhängiger Architekt wie Schwippert. Kübler 2007, 118. Beginn Bauarbeiten am 9.3.1953, 19.1.1955 teilweise Übergabe an den Nutzer, Abschluss der Bauarbeiten im September 1955. Rossig und Meyer 1956, 93–94, 100–101. Weitere Teilnehmer waren Adolf Abel (München), Egon Eiermann (Karlsruhe), Hans Mehrtens (Aachen), Otto Bartning (Neckar-Steinach), Hans Spiegel (Düsseldorf), Gerhard Offenberg (Mainz). Preisgericht: Ministerialdirektor Dr. Herbert Dittmann (AA), Staatsrat Dr. Schwarz (AA), die Architekten Paul Bonatz, Ernst Zinsser, Wilhelm Kreis, Wilhelm Denninger, Stadtbaudirektor Beigeordneter Marx (Stadtverwaltung Bonn), Ministerialrat Theodor Weil (Bundesfinanzministerium), Oberbaudirektor Karl Badberger (Bundesbaudirektion). Badberger 1952, 73. Durth 2001, 160, 234, 286–288. Badberger 1952, 77. Rossig und Meyer 1956, 94–95. Rebitzki 1959, 306. Beyme 1987, 10. Ebd., 20. Durth und Sigel 2010, 411. Bartning 1946, 63–72. Conrads 2013, 141. Werner 1952, 6. Frank 2004, 13. Ebd., 14. Durth und Sigel 2010, 428. Zur Stimmung in der »provisorischen« Bundeshauptstadt Bonn im Jahr 1959 vgl. Schreiber 1989. Bartning 1946, 64. Siehe auch Durth und Sigel 2010, 411. Arndt 1984. Ebd., 25. Ebd., 20. Beyme 1991, 137. Bestehend aus Hans Scharoun, Wils Ebert, Peter Friedrich, Ludmilla Herzenstein, Reinhold Lingner, Luise Seitz, Selman Selmanagic und Herbert Weinberger. Blundell-Jones 1980, 94; Durth und Gutschow 1988, 207, 230; Hain 1992, 32; Kirschenmann und Syring 1993, 173. Durth und Sigel 2010, 389–391. Durth und Gutschow 1988, 207–210. In den ersten Nachkriegsjahren untersagten die Alliierten jede Neubaumaßnahme. Nur dringliche Instandsetzungsmaßnahmen und Bauten für die Besatzungsmächte wurden zugelassen. Frank 2004, 12. Siehe und vgl. Hackelsberger 1985, 26. Polemisch und durchaus subjektiv urteilt Hackelsberger in Die aufgeschobene Moderne über die unmittelbare Architekturentwicklung nach 1948. Sein
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Hongkong, Melbourne, Toronto, Athen. Rossig und Meyer 1956, 105. Kübler 2007, 118. Außer der Baumaßnahmen der Deutschen Bundesbahn und Deutschen Bundespost. Vgl. Hübel 2005. Kübler 2007, 119, 122. Ebd., 122, 125. Ebd., 126–127. 1958 erfolgte der Umzug der Bundesbaudirektion nach Berlin infolge des sich verstetigenden OstWest-Konflikts und des zeitgleich verhängten Baustopps in der vorläufigen Bundeshauptstadt. Mit Bauten für Bundesbehörden und Bundesverfassungsorgane wollte die Bundesrepublik ihre Präsenz in und damit ihren Anspruch an Berlin stärken. In Bonn verblieb ein Außenposten der Bundesbaudirektion. Ebd., 143. Ebd., 121. 139 Mitarbeiter: 25 Beamte, 101 Angestellte, 13 Arbeiter. Ebd., 129. 1957 wurden die Bauverwaltung und die nachgeordneten Behörden dem Bundesministerium für wirtschaftlichen Besitz des Bundes (BMBes) unterstellt, die Verantwortung für Verteidigungsbauten lag fortan beim Verteidigungsministerium. Bereits vier Jahre später wurde die Bundesbauverwaltung zusammen mit der Liegenschaftsverwaltung des Bundesfinanzministerium dem Bundesschatzministerium (BM Schatz) zugeordnet. Erst mit Auflösung des Bundesschatzministeriums 1969 kehrte die Bauverwaltung mit all ihren Unterabteilungen in den Hort des Bundesfinanzministeriums zurück. Unter Hans-Jochen Vogel erfolgte 1973 erstmals die Einrichtung eines Bundesbauministeriums. Das Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (BMBau) übernahm von da an die Verantwortung für alle technischen Aufgaben im staatlichen Bauwesen, das Bundesfinanzministerium war weiterhin für deren Finanzierung zuständig. Ab 1989 hieß es Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS). Hübel 2005; Kübler 2007, 119, 121. 2013–2017/18 gehörte die Bundesbauverwaltung zum Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Seit 2018 untersteht die Bundesoberbehörde dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI). Rossig und Meyer 1956, 93. Ebd. Kübler führt Adenauers Vorstoß zur Einrichtung der Bundesbauverwaltung auf dessen Erfahrungen mit dem Architekten Hans Schwippert beim Neubau des Bundeshauses in Bonn zurück. Adenauer hatte bis zur Fertigstellung des Gebäudes versucht, Einfluss auf die Ausführung auszuüben und dabei restaurative Anknüpfung an die Weimarer Republik forciert, während Schwippert den Neuanfang suchte. Bundeskanzler und Architekt waren über ihre gegensätzlichen Haltungen,
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Vorwurf, es hätte bis 1957 weitestgehend nur Ausläufer des nationalsozialistischen Architektur gegeben, lässt sich so nicht ohne weiteres halten; sicherlich ist Hackelsbergers Sichtweise von der Kritik der Postmoderne gefärbt. Doch während Hillmann diese als allgemeine Schelte des Architekturdiskurses wertet (Hillmann 2011a, 48–49) hebt Hackelsberger durchaus in seinen Augen gelungene Beispiele hervor, die er von der »formalistischen« und damit inhaltsleeren, in großer Menge landauf und landab entstehenden Alltags-Architektur abgrenzen will. Dies wird allerdings einzig im kurzen Nachwort deutlich, in der er die in den Jahren 1948 bis 1957 nur im engen Rahmen sich neu entfaltende Moderne als Hochpunkt der Nachkriegsmoderne bezeichnet. Hackelsberger 1985, 65–68, 104. Durth und Sigel 2010, 419; Frank 2004, 12. Zum Thema der unterschiedlichen Städtebaukonzepte des Wiederaufbaus bzw. Neuaufbaus vgl. u. a. Durth und Gutschow 1988; Beyme 1987. Frank 2004, 12. 1946–1956, Architekten: Bernhard Hermkes, Rudolf Lodders, Rudolf Jäger, Heinz Jürgen Ruscheweyh, Albrecht Sander, Ferdinand Streb, Fritz Trautwein und Hermann Zess. Ursprünglich für die Angehörigen der britischen Besatzungsmacht im Zuge der Verlegung des Hauptquartiers der britischen Zone nach Hamburg geplant. Für die Realisierung erfolgte die explizite Auswahl unbelasteter Architekten ohne NS-Vergangenheit. Vgl. Schildt 2007, 28, 40–46. Vogt 2004, 226. Den Begriff des International Style bzw. Internationalen Stils prägten Henry-Russel Hitchcock und Philip Johnson Hitchcock mit ihrer Publikation The International Style. Architecture since 1922, die auf ihre zusammen mit Arthur Drexler kuratierte Ausstellung »Modern Architecture. International Exhibition« in der Galerie des Museum of Modern Art in New York 1932 folgte. »Vom Gedanken getragen, dass es sich bei den amerikanischen Varianten der Architekturmoderne letztlich um Weiterentwicklungen handelte, die, wenn nicht aus Deutschland, so doch aus der Denkhaltung europäischer Avantgarden stammten, konnte die Übernahme des International Style gleichsam als Rückkehr zu eigenen Traditionen aufgefasst werden […].« Wilhelm 2008, 123. Zu beachten ist hierbei, dass bereits das Neue Bauen der Zwischenkriegszeit insbesondere im Wohnungsbau von den amerikanischen Produktionsmethoden (Fordismus und Taylorismus), der Imagebildung von Marken (Coca-Cola) und dem Rollenbild einer unabhängigen Frau beeinflusst wurde. Glaser 2000, 176, 188. Wilhelm 2008, 117–118. 1945–1949 OMGUS, 1949–1955 ersetzt vom High Commissioner of Germany (HICOG). Loeffler 1998, 87.
55 Die Re-Education (Umerziehung), die von dem
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Gedanken ausging, dass die westdeutsche Bevölkerung erzwungenermaßen zur Demokratie geführt werden musste, wandelte sich 1947 zur Re-Orientation (Umorientierung), die eine gemäßigtere und allgemeinere Auslegung eines langwierigen Lern- und Übernahmeprozesses demokratischer Werte zur Grundlage hatte. Vgl. Latzin 2005, 33–40. Glaser 2000, 66, 72. Dies war kein Widerspruch zur schleichenden Restauration des Auswärtigen Amts, nach Contze hätten sich auch seine langjährigen Mitarbeiter zu einer Neuorientierung in der Diplomatie bekannt. Conze et al. 2010, 622. Vgl. Renz 2016, 184–188. Mauch 2005, 60; Paulix 2012, 10. Military Government Regulations 21-800 (Change 4, 17.9.1947). Zitiert nach Lieb 2011, 196. Loeffler 1998, 99. Vgl. Fülscher 2011. Loeffler 1998, 37. Paulix 2012, 10. Lieb 2011, 197–198. Grundlegend behandelt bei Latzin 2005 und Rupieper 1993, 390–420. Darauf aufbauend Ruisz 2014, 102–104 und mit Fokus auf Architekten Renz 2016, 185–191. Im Vergleich zur Teilnehmerzahl am US-Austauschprogramm reisten lediglich 2.000 Personen ins westeuropäische Ausland, insbesondere nach Skandinavien. Renz 2016, 188. Ruisz 2014, 102; Latzin 2005, 12. Glaser 2000, 177. Vgl. Achttausend – nicht mehr! 1948. Gropius 1948, 80; siehe auch Renz 2016, 188–190. Mock 1945; Mock 1948. Renz 2016, 190. Wilhelm 2008, 120. Kann Architektur erzieherisch wirken? 1959. Viele dieser Beiträge gehen auf die Teilnahme am Cultural Exchange Program zurück. Renz 2016, 191. Frampton 1997, 214–215; Durth und Gutschow 1990, 8–9; Adrian 1990, 14; Glaser 2000, 176. Werner 1952, 12; Vgl. Nerdinger 1990, 42. Nerdinger 1990, 47. Zum Siegeszug der Rasterfassade bzw. der »Rasteritis« siehe Hackelsberger 1985, 63. Nerdinger 1990, 47–48. Beyme 1991, 137. Rolf Lahr, Zeuge von Fall und Aufstieg. Private Briefe 1934–1974, Hamburg 1981, 195. Zitiert nach Vogt 2004, 226. Nerdinger 1992, 11. Arndt 1984, 12. Vgl. Keyl 1951. Schyma 2003, 31. 2012 erfolgte der Abbruch aller Bauten. Ita Heinze-Greenberg, Am Abgrund der Zeit: Erich Mendelsohns Europadivision 1931–1934. Vortrag beim Symposium Architektur in Krieg und Frieden am 15.1.2016 im DAM, Frankfurt.
110 Vgl. Giefer et al. 1960. 111 Haider 2006, 150. 112 Loeffler 1998, 94; Wichmann 1986, 98; Nerdinger
2008, 178.
113 Loeffler 1998, 274. 114 Ebd., 92. 115 Vgl. ebd., 98–100. 116 Paulix 2012, 11. 117 Loeffler 1998, 98–100. 118 U.S. Architecture Abroad 1953, 101. 119 1974 erhielt das damalige Generalkonsulat in
Bremen den BDA-Preis aufgrund seines hohen Einflusses auf die Deutsche Nachkriegsarchitektur. 120 Loeffler 1998, 99–101. Im selben Sinne rückt Paulix die Bedeutung der Amerika Häuser als Teil des FBO-Programms in die Nähe der Botschaften. Die ausdrückliche Erwähnung der Amerika Häuser in einem Artikel in der architectural forum 1953 über die Auswärtigen Bauten der USA untermauert ihre Annahme, dass diese ebenso als Botschafter einer demokratischen Architektur fungieren sollten wie die Generalkonsulate. Paulix 2012, 287–288; Lieb geht sogar so weit zu erklären, dass die USA die Amerikahäuser »in Westdeutschland als Architektursymbole und Refugien der westlichen Demokratie gegenüber dem Eisernen Vorhangs des östlichen Kommunismus« einsetzte und die architektonischen Programme auf diese politische Propaganda ausrichtete. Lieb 2011, 198. 121 U.S. Architecture Abroad 1953. 122 Paulix 2012, 284, 290. 123 Amerikanische Generalkonsulate in Bremen, Düsseldorf, Frankfurt und Stuttgart 1956. 124 Kann Architektur erzieherisch wirken? 1959. 125 Museum of Modern Art 6, 1953. 126 New buildings as architectural calling cards. Architecture for the State Department, Ausstellung MoMA 29.9–31.11.1953, CUR 543 St. Dept., I 9062, Einführung im Begleittext. Zitiert nach Paulix 2012, 292. 127 Z. B. in: Badberger 1954, 286; Mertz 1966, 64; Oltmanns 1977, 128; Aschauer 1999, 6; Reinhardt Klimmt, Geleitwort in: Asendorf et al. 2000a, 7. 128 Rossig und Meyer 1956, 105. 129 Badberger 1954, 286. 130 Alle teilnehmenden Behörden (BBD, BMBes) kamen regelmäßig zu gemeinsamen Besprechungen zusammen, um sich über den Stand der zahlreichen parallel bearbeiteten Bauvorhaben von diplomatischen Vertretungen, Schulen, Kulturinstituten etc. im Ausland auszutauschen und diesen schriftlich festzuhalten. Zuweilen nahmen Vertreter des AA bzw. die projektbeteiligten freischaffenden Architekten an den Besprechungen teil. Vgl. beispielsweise BArch, B 157/3605, fol. 166–178, Besprechung bei der BBD Berlin am 27./28.4.1961. 131 »In Würdigung der erwähnten besonderen Bedeutung und der damit verbundenen Repräsen-
481
Zitiert nach Schyma 2014. Der Abriss des Gebäudes erfolgte 2004. 87 Rossig 1962, 190. 88 Funck 2013, 200–202; Lieb 2011, 197–198; Lieb und Zimmermann 2007, 72. 89 Mauch 2005, 63. 90 Das Office of Foreign Buildings Operations (FBO) ist das US-amerikanische Pendant zur deutschen Bundesbaudirektion, doch es ist ausschließlich mit den auswärtigen Staatsbauten befasst. 91 Apel war ab 1933 ein enger Mitarbeiter von Albert Speer gewesen. Durth 2001, 60, 308. 92 Loeffler 1998, 273–274. 93 Das Gebäude beherbergt seit 1955 neben weiterer Einrichtungen die Bonner Dependenz des BBR. Am Neubau sind Hermann Mattern und Heinrich Raderschall als Gartenarchitekten beteiligt. 94 Schyma 2003, 31. 95 Loeffler 1998, 87–88. Eine grundlegende Arbeit zu den Amerika Häusern bietet Paulix 2012. 96 Nerdinger 1990, 47. 97 Loeffler 1998, 88. 98 Vgl. Harwood und Parks 2004, 46–54, Gössel und Leuthäuser 1990, 225. 99 Loeffler 1998, 88–89; Paulix 2012, 256–257. 100 Paulix 2012, 260–261. 101 Loeffler 1998, 92. 102 U.S. Architecture Abroad 1953, 109. Den Entwurf für ein nicht realisiertes US-Konsulat in Hamburg datiert Loeffler auf 1956. Loeffler 1998, 273–274. 103 Ebd., 93; Paulix 2012, 262. Das Generalkonsulat in Bremen steht auf einem Eckgrundstück inmitten historischer Bebauung gegenüber dem Wallgraben. Das Düsseldorfer Grundstück liegt in einem weitläufigen Villenviertel in der Nähe des Rheinufers. In Frankfurt liegt der Neubau ebenfalls gut situiert in der Nähe des Palmengartens und in Stuttgart rückwärtig an der breiten Konrad-Adenauer-Allee zwischen Staatsarchiv und Wilhelmspalais, der letzten Residenz des Württembergischen Königs. Angrenzend an das Stuttgarter und das Münchner Generalkonsulat sollte jeweils ein Amerika-Haus entstehen. Amerikanische Generalkonsulate in Bremen, Düsseldorf, Frankfurt und Stuttgart 1956. 104 Vgl. Harwood und Parks 2004, 39. 105 Harrison an Le Corbusier 1947: »I am delighted that you feel that you are the one who designed the United Nations Headquarters. […] After all, the combined work was to be symbolic of the unity and selflessness of the United Nations.« Ebd., 93, vgl. 89–94. 106 Loeffler 1998, 92, 96. 107 Amerikanische Generalkonsulate in Bremen, Düsseldorf, Frankfurt und Stuttgart 1956, 115. 108 Loeffler 1998, 92. 109 Die ursprüngliche Planung sah einen um zwei Geschosse erhöhten Verwaltungstrakt vor. U.S. Architecture Abroad 1953, 110.
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86 Brief vom 29.9.1952 an die Stadtverwaltung Bonn.
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tation deutschen Architekturschaffens werden jedoch freischaffende Architekten für die Planung überall dort eingeschaltet, wo die Voraussetzungen dafür gegeben sind. Hierbei werden beschränkte Wettbewerbe sowie unmittelbare Beauftragung je nach Sachlage und Zweckmäßigkeit angewandt.« Rossig und Meyer 1956, 105. Die freischaffenden Architekten forderten schon früh ihre Beteiligung bei der Planung von Bundesbauten ein. Alfons Leitl beklagte sich bitter darüber, dass sich in der allgemeinen Wettbewerbspraxis hingegen schnell gezeigt hätte, dass dieses Verfahren des öffentlichen Bauens teilweise nur dem Schein Genüge geleistet hätte, die beste Lösung aber nicht zum Zuge gekommen wäre. Leitl 1951a. 132 Rossig 1977, 123. 133 Ernst 1958; Paulmann 2006. 134 Hillmann 2011a, 250–254; Hillmann 2011b, 52. 135 Durth und Sigel 2010, 511–514. 136 Leuschner 1980, 202. 137 Giefer et al. 1960, 580. 138 Vgl. Wenzel 2010, 27, 32, 48–52. 139 Aschauer 1999, 108. 140 Ebd., 28; BBR, Bestand Canberra, Vorentwurf v. 28.5.1955. 141 BBR, Bestand Canberra, Vorentwurf v. 28.5.1955, 4; Giefer et al. 1960, 587. 142 Ebd., AA an BBD v. 3.2.1954 (Abschrift); Rossig und Meyer 1956, 113. 143 Ebd., Vorentwurf v. 28.5.1955, 5. 144 Giefer et al. 1960, 587. 145 BBR, Bestand Canberra, AA an BBD v. 3.2.1954 (Abschrift); Ebd., Vorentwurf v. 28.5.1955, 5–7. 146 Nerdinger 1990, 47–48. 147 Rossig und Meyer 1956, 113. 148 Aschauer 1999, 94. 149 Rossig und Meyer 1956, 108. 150 BBR, Bestand Tokyo, AA an BBD v. 17.5.1955. 151 Rossig und Meyer 1956, 108. 152 Giefer et al. 1960, 583. 153 Rossig und Meyer 1956, 108. BBR, Bestand Tokyo, Vorentwurf v. 21.5.1955, 4–5. 154 BBR, Bestand Tokyo, Erläuterungsbericht zum Vorentwurf v. 2.6.1958, Anlagen Nr. 4, 8. 155 Vgl. Asendorf et al. 2000a. 156 Sympathie und nicht Grauen 1956. 157 Übergabe an den Nutzer August 1960. BArch, B 157/3534, fol. 320, Rossig, Vermerk o. D. [1960?]. 158 Mertz 1962c, 19. 159 Rossig und Meyer 1956, 116. 160 Franz Schmidt (?) und Ernst van Dorp (1920– 2003). Bei Bürogemeinschaften ist es in der Regel schwer zu klären, wer die Urheberschaft für einen Entwurf trägt. In den Archivalien zum Kanzleineubau in Rio de Janeiro wird stets van Dorp als Ansprechpartner genannt. Darüber hinaus war van Dorp Mitglied der Preisgerichte für die Wettbewerbe der Botschaftsneubauten in New Delhi (1954), Stockholm (1955) und Wien (1958/59).
161 BBR, Planarchiv Rio de Janeiro, Planstand 1954. 162 Rossig und Meyer 1956, 116; Asendorf et al. 2000a,
90.
163 Asendorf et al. 2000a, 90. 164 Rossig und Meyer 1956, 116. 165 Köhl 2003; Pellens 2002, 12. 166 Badberger 1954, 286. 167 BArch, B 157/3596, fol. 57–64, Der Bundesminister
der Finanzen, Engerer Wettbewerb zur Erlangung eines Vorentwurfes für den Neubau der Deutschen Gesandtschaft in Stockholm, v. 19.3.1955. 168 Beim Wettbewerb für den Neubau der Botschaft in New Delhi übernahm noch die Bundesbaudirektion die Vorprüfung. BArch, B 157/3595, fol. 19–29, BBD Bonn an Bundesministerium der Finanzen, Unterabteilung IID v. 17.1.1955, Betr. Engerer Wettbewerb für den Neubau der Deutschen Gesandtschaft in Stockholm, fol. 19. 169 Badberger 1954, 286. 170 Ebd. 171 Auswärtiges Amt 2009. 172 BArch, B 157/3566, fol. 378–382, Schreiben AA (Löns) an Herrn Bundesminister der Finanzen v. 2.2.1953, fol. 378; Rossig und Meyer 1956, 105. 173 BBR, Bestand New Delhi, Erläuterungsbericht Vorentwurf v. 29.11.1955, 1; Rossig und Meyer 1956, 105. 174 BArch, B 157/3566, fol. 378–382, Schreiben AA (Löns) an Herrn Bundesminister der Finanzen v. 2.2.1953. 175 BBR, Bestand New Delhi, Erläuterungsbericht Genehmigungsplanung v. 29.11.1955, 4–5. 176 Ebd., Raumprogramm zum Vorentwurf o. D. 177 Badberger 1954, 286. Badberger war als Vertreter von Wassili Luckhardt in das Verfahren involviert. 178 Badberger 1954, 287. 179 Ebd., 288. 180 Ebd., 289. 181 Ebd., 286. 182 BBR, Bestand New Delhi, Erläuterungsbericht Genehmigungsplanung v. 29.11.1955, 6. 183 BArch, B 157/3566, fol. 422–423, Schreiben Rossig an Krahn v. 28.10.1954, fol. 422. 184 Ebd., fol. 427–428, Schreiben Krahn an Rossig v. 4.11.1954, fol. 428. 185 Ebd., fol. 410–411, Schreiben Bundesbaudirektion Bonn (Franz Sales Meyer) an Bundesministerium der Finanzen v. 6.10.1954, fol. 411. 186 Ebd., fol. 427–428, Schreiben Krahn an Rossig v. 4.11.1954, fol. 428. 187 BBR, Bestand New Delhi, Erläuterungsbericht Genehmigungsplanung v. 29.11.1955, 7; Rossig und Meyer 1956, 106. 188 Ebd.; BBR, Bestand New Delhi, Bericht über die Vorgeschichte, das Programm, die architektonische Gliederung, Grösse und Kosten zum Neubau der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in New Delhi/Indien v. 17.3.1960, 2. 189 Heinz brachte sich mit einem eigenen Entwurf einer klassischen Dreiflügelanlage für den Neu-
483
B 134/21876, fol. 2, Botschaft New Delhi an AA, 14.12.1962; Ebd., fol 11, AA an Bundesschatzminister, Bauabteilung v. 20.2.1963. 199 BArch, B 157/3566, fol. 184–192, Bericht über die Dienstreise des Ltd. Regierungsbaudirektor Mertz vom 19. bis 28.10.1958 nach New Delhi v. 7.11.1958, fol. 185. 200 Ebd., fol. 300–305, Bericht über die Dienstreise des Ltd. Regierungsbaudirektor Mertz vom 15. bis 23.2.1960, fol. 301–302. 201 Ebd., fol. 184–192, Bericht über die Dienstreise des Ltd. Regierungsbaudirektor Mertz vom 19. bis 28.10.1958 nach New Delhi v. 7.11.1958, fol. 192. 202 Neben Gottlob Schaupp, Rudolf Schwarz und Eugen Blanck. Nach Lorentz sei Krahn der »federführende Architekt« der Planungsgruppe gewesen. Lorenz 1979. 203 Vgl. Durth und Gutschow 1988, 479–485; Durth und Sigel 2010, 407–411, 413; Frank 2004, 17. 204 Leitl 1951b, 20–21. 205 Schwippert 1951. Zitiert nach Durth und Sigel 2010, 423–424. 206 Leitl 1951b, 9–11. 207 Bezeichnung nach BArch, B 157/3566, fol. 432, Schreiben Krahn an Rossig v. 16.2.1955. 208 Schmal und Sturm 2014, 77. 209 Durth und Gutschow 1988, 471; Durth und Sigel 2010, 405. 210 Als geographischer Mittelpunkt der westlichen Besatzungsgebiete hegte die Stadt zudem früh Ambitionen, neue Hauptstadt der Bundesrepublik zu werden. Beide Faktoren wiederum lockten Spitzenverbände, Versicherungen und Banken in den Frankfurter Raum, doch auch relevante Impulse im architektonischen Diskurs gingen von hier aus. Die Redaktionen der Zeitschriften Frankfurter Hefte und Baukunst und Werkform hatten ihren Sitz in Frankfurt; Otto Bartning, ab 1950 zweiter Vorsitzender des Deutschen Werkbunds und Präsident des BDA, hatte seinen Lebensmittelpunkt im nahen Darmstadt. In diesem Zusammenhang stellt sich die Wiederherstellung der Paulskirche als Versammlungsstätte für das Parlament im anderen Lichte dar. Angesichts ihrer schwierigen Raumverhältnisse entschied man sich allerdings schon früh für den Neubau eines eigenen Parlamentssaals als Annex der Pädagogischen Akademie, den Gerhard Weber 1949 ausführte und nach der Entscheidung für Bonn als vorläufige Bundeshauptstadt zum Konzertsaal des Hessischen Rundfunks umbaute. Durth und Sigel 2010, 407, 419–421. 211 Als Westernisierung wird der US-amerikanische Kulturtransfer bezeichnet, der in Abgrenzung zur Amerikanisierung nach 1945 bis ca. 1970 darauf abzielte, in den westlichen Besatzungszonen eine »allmähliche Hinwendung zu und Anpassung an anglo-atlantische Muster soziopolitischer und sozialökonomischer Ordnungsvorstellungen« zu erreichen, damit die »faschistisch-nationalsozialistischer Orientierung« zu
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bau der Botschaft ins Gespräch. Trotz der Verwendung eines Flachdaches erinnert der Entwurf aufgrund seiner Gliederung in corps de logis und vorgelagerte communs sowie der Fassaden an den Duktus des Konsulatsneubaus für Teheran von Listmann/Moshamer aus dem Jahr 1937. Vgl. BBR, Bestand New Delhi. 190 Zur Eröffnung erschien auch der indische Ministerpräsident Nehru. Es wurde besonders vermerkt, dass er sich viel Zeit für die Veranstaltung nahm. BArch, B 157/3566, fol. 300–305, Bericht über die Dienstreise des Ltd. Regierungsbaudirektor Mertz vom 15. bis 23.2.1960, fol. 301; PA AA, B112/578, Niederschrift der Übergabeverhandlungen v. 8.2.1960. Die Gesamtkosten für die Baumaßnahme betrugen nach vollständiger Abrechnung rund 4,2 Millionen DM inklusive Grundstücks- und Erschließungskosten. BBR, Bestand New Delhi, Bericht über die Vorgeschichte, das Programm, die architektonische Gliederung, Grösse und Kosten zum Neubau der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in New Delhi/Indien v. 17.3.1960, 3. 191 Vgl. DAM, Nachlass Johannes Krahn, Deutsche Botschaft New Delhi. Ähnlich urteilt auch Jörn Düwel. Vgl. Düwel 2010, 29. 192 »Die äußere Gestaltung des Gebäudes ist weitestgehend durch klimabedingte Maßnahmen bestimmt.« Mertz 1962a, 15. 193 Rossig und Meyer 1956, 106. 194 Im Zuge einer Aufstockung des Dienstpersonals erwies sich die Kanzlei bereits bei Bezug als zu klein, so dass diese bereits 1960/61 eine Erweiterung um zwei Achsen erfuhr. Aufgrund des Besuches des Altbundespräsidenten Prof. Dr. Theodor Heuss begannen diese Arbeiten nicht vor dem 10.11.1960. BBR, Bestand New Delhi, Schreiben BBD an Botschaft in New Delhi – Bauleitung v. 5.9.1960; Den Anbau bewertete die Bundesbaudirektion als vorteilhaft für die Gesamtproportion, die Kanzlei sei »noch erheblich ansprechender geworden.« PA AA, B112/578, Bericht über die Dienstreise des Ltd. Regierungsbaudirektor Mertz nach New Delhi vom 27.6. bis 2.7.1963; BBR, Bestand New Delhi, Auswärtiges Amt an Bundesminister für wirtschaftlichen Besitz des Bundes – Bauabteilung im Bundesfinanzministerium v. 9.1.1959; Ebd., Johannes Krahn an BBD Berlin v. 25.3.1960. In den 1990er Jahren wurde das Botschaftsensemble erneut erweitert und saniert, ein weiteres Mal 2008–2013. Insbesondere die Anmutung der Kanzleifassade hat sich durch die letzte Kampagne unter Leitung des Berliner Büros Philipp Meuser entscheidend verändert. 195 Rossig und Meyer 1956, 106. 196 Mertz 1962a, 14. 197 Giefer et al. 1960, 588. 198 Bereits 1962/1963 lösten sich aufgrund fehlerhafter Verarbeitung einige Marmorplatten aus der Verankerung und führten zur ersten Fassadensanierung an Kanzlei und Residenz. BArch,
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überwinden sowie eine Abwehrhaltung »gegen kommunistische Einflüsse aus dem östlichen Block« aufzubauen. Doering-Manteuffel 2011. Zur präzisen Unterscheidung der Begriffe Amerikanisierung und Westernisierung, ihre Entstehung und Rezeption siehe ebd. 212 Düwel 2010, 29–30. 213 American Institute of Architects 1951, 75, 112. 214 Lorenz 1979. 215 BArch, B 157/3566, fol. 184–192, Bericht über die Dienstreise des Ltd. Regierungsbaudirektor Mertz vom 19. bis 28.10.1958 nach New Delhi, 7.11.1958, fol. 190. 216 Badberger 1955, 260. 217 PA AA, B112/705, Bericht der Gesandtschaft der Bundesrepublik Deutschland, Gesandter Sieveking v. 13.1.1953; BBR, Bestand Stockholm, Dr. Löns (AA) an BMF v. 20.2.1953; Ebd., Vermerk Sieveking, Gesandtschaft der Bundesrepublik Deutschland Stockholm v. 26.9.1953, 1; Aschauer 1999, 132. 218 PA AA, B112/705, Auszug aus den Akten der Abteilung V über die deutsch-schwedischen Verhandlungen betr. die Liquidierung deutschen Eigentums in Schweden (5.–20.1.1953). 219 Der bundesdeutsche Anteil am Verkaufserlös sollte die Erwerbskosten für ein Grundstück und möglichst auch ein Teil der Baukosten decken. BBR, Bestand Stockholm, Schreiben Dr. Löns (AA) an BMF v. 20.2.1953; siehe auch PA AA, B112/705, Bericht der Gesandtschaft der Bundesrepublik Deutschland, Gesandter Sieveking v. 13.1.1953. 220 BBR, Bestand Stockholm, Vermerk Sieveking, Gesandtschaft der Bundesrepublik Deutschland Stockholm v. 26.9.1953; BArch, B 157/3594, fol. 551– 557, Bericht des Regierungsbaurats z.Wv. Mertz über die Reise nach Stockholm v. 17.–24.1.1954, fol. 551. 221 BBR, Bestand Stockholm, Kaufvertrag für ein Grundstück im Quartier Toppen, Stadtteil Östermalm v. 24.8.1954. 222 Norberg-Schulz 1986, 93. 223 Ponti 1990, 172. 224 Badberger 1955, 255. 225 Loeffler 1998, Bildunterschrift fig. 27–30. 226 BArch, B 157/3594, fol. 583–588, Betr. Neubau der deutschen Gesandtschaft in Stockholm. Bericht über die Dienstreise des ORBR Mertz vom 25.– 29.8.1954 nach Stockholm v. 5.10.1954, fol. 586. 227 Wærn 2001, 3–4. 228 PA AA, B112/705, Bericht der Gesandtschaft der Bundesrepublik Deutschland, Gesandter Sieveking v. 13.1.1953, 3. 229 BBR, Bestand Stockholm, Vermerk Sieveking, Gesandtschaft der Bundesrepublik Deutschland Stockholm v. 26.9.1953, 2–3. 230 PA AA, B112/705, Reisebericht des Gesandten Schliep, Stockholm 19.–22.1.1954. 231 BArch, B 157/3594, fol. 583–588, Betr. Neubau der deutschen Gesandtschaft in Stockholm. Bericht
über die Dienstreise des ORBR Mertz vom 25.– 29.8.1954 nach Stockholm v. 5.10.1954, fol. 586–587. 232 Ebd., fol. 57–64, Der Bundesminister der Finanzen, Engerer Wettbewerb zur Erlangung eines Vorentwurfes für den Neubau der Deutschen Gesandtschaft in Stockholm, v. 19.3.1955, fol. 62. 233 Ebd., fol. 19–29, BBD Bonn an Bundesministerium der Finanzen, Unterabteilung IID v. 17.1.1955, Betr. Engerer Wettbewerb für den Neubau der Deutschen Gesandtschaft in Stockholm, fol. 19, 24. 234 Vgl. ebd., fol. 11–15, Protokoll über die Preisgerichtssitzung für den engeren Wettbewerb zur Erlangung eines Vorentwurfes für den Neubau der Deutschen Gesandtschaft in Stockholm am 6. Juli 1955, fol. 11–11r. 235 Badberger 1955, 255. 236 Vgl. BArch, B 157/3596, fol. 11–15, Protokoll über die Preisgerichtssitzung für den engeren Wettbewerb zur Erlangung eines Vorentwurfes für den Neubau der Deutschen Gesandtschaft in Stockholm am 6. Juli 1955, fol. 13r. 237 Ebd., fol. 11–15, Protokoll über die Preisgerichtssitzung für den engeren Wettbewerb zur Erlangung eines Vorentwurfes für den Neubau der Deutschen Gesandtschaft in Stockholm am 6.7.1955, fol. 13r–14. 238 Badberger 1955, 260. 239 BArch, B 157/3594, fol. 228–230, Entwurf Vermerk RB Philipp (BMF) v. 25.2.1956, fol. 228. 240 Ebd., fol. 234, Schreiben Nissen an Mertz (BBD) v. 22.2.1956. 241 Ebd., fol. 231–233, Ministerialdirigent Rossig an Nissen v. 1.3.1956; ebd., fol. 249–250, Der BMF, Vermerk über Besprechung am 23.5.1956, fol. 249. 242 Ebd., fol. 257–262, Vermerk Siegfried, Betr. Botschaftsneubau in Stockholm v. 26.6.1956, fol. 259. 243 Ebd., fol. 249–250, Der BMF, Vermerk über Besprechung am 23.5.1956, fol. 249; ebd., fol. 255–256, Botschafter Siegfried an Rossig v. 26.6.1956, fol. 256. 244 Ebd., fol. 255–256, Botschafter Siegfried an Rossig v. 26.6.1956, fol. 256. 245 Aschauer 1999, 132; BArch, B 157/3594, fol. 265, BMF, Vermerk (Entwurf) zur Besprechung am 2.7.1956 v. 3.7.1956. 246 BArch, B 157/3594, fol. 300–301, Schreiben Nissen an RB Philipp (BMF) v. 5.9.1956. 247 Vgl. HAA, A182, Vorentwurf v. 20.11.1957. 248 Mertz 1962b, 22. 249 Die Residenz wurde im November 1960 an den Nutzer übergeben und im März 1961 offiziell eröffnet. Ebd., 25. 250 Privat sind tatsächlich nur die Schlafräume des Botschafters und seiner Familie am Ende des Flügels zu nennen. Bei Wohn- und Arbeitszimmer mischen sich die Funktionen im Innenraum, was der formellen und informellen Rolle des Botschafters entspricht. Verstärkend wirkt hierbei, dass die im Empfangssaal ursprünglich vorgesehenen Schiebewände zur temporären Zonierung nicht ausgeführt wurden.
280 Jaeggi 2004b, 60. 281 Sigel 2000, 205. 282 Ernst 1958. 283 Sigel 2000, 205–206. 284 Ebd., 179, 200–201. 285 Ebd., 180. Zu diesen gehörte neben dem Bun-
desministerium für Wirtschaft, dem Deutschen Werkbund, dem Rat für Formgebung, der Nordwestdeutschen Ausstellungs-Gesellschaft mbH (NOWEA) auch die Inhaltskommission. 286 »That architecture, like so much in Germany seems marked by two simultaneous trends. There is mystic romanticism. […] And there is a precise, efficient functionalism. This is, at times, so perfected in harmony and proportions that it is classic.« Eckhardt 1964. 287 Vgl. Lange 2003, 14–35. 288 saai, Gutbrod DBW, Schubert 1964. 289 Asendorf et al. 2000a, 98–101; Niederwöhrmeier 1994, 2249. 290 JTB Jr. 1965, 176. 291 BArch, B 157/3611, fol. 86–87, Harry Cunningham an Rossig v. 28.2.1958; Niederwöhrmeier 1994, 249. 292 Ebd., fol. 100–104, Kanzleineubau für die Botschaft der Bundesrepublik in Washington, fol. 100–101. 293 BArch, B 157/3606, fol. 135–136, Deutsche Botschaft Washington an AA v. 1.8.1956. 294 Neumann 1964. 295 BArch, B 157/3612, fol. 100–104, Kanzleineubau für die Botschaft der Bundesrepublik in Washington, fol. 101. 296 BArch, B 157/3606, fol. 176–179, Botschafter Krekeler an Rossig v. 13.2.1957; ebd., fol. 180–183 Rossig an Krekeler v. 23.2.1957, fol. 181. 297 BArch, B 157/3612, fol. 100–104, Kanzleineubau für die Botschaft der Bundesrepublik in Washington, fol. 101. 298 BArch, B 157/3606, fol. 67, Rossig an Bartning, Januar 1956. 299 Ebd., fol. 15–19, Der BMF, Vermerk v. 1.8.1957, fol. 16. 300 Ebd., fol. 20–21, BDA Bartning an Rossig v. 15.8.1957. 301 Ebd., fol. 67, Rossig an Bartning, Januar 1956. 302 BArch, B 157/3612, fol. 5, BDA, Darmstadt, Bartning an Rossig v. 3.2.1956; ebd., fol. 7, BDA, Hauptverwaltung Frankfurt, an Rossig v. 1.3.1956; ebd., fol. 12–13, BDA Bartning an Rossig, 21.4.1957. 303 BArch, B 157/3606, fol. 9–11, Vermerk v. 8.4.1957. 304 Außerdem Fritz Bornemann, Fritz August Breuhaus de Groot, Theodor Kelter, Horst P. Loy, Karl Otto, Rambald v. Steinbüchel-Rheinwall, Rainer Schell, Wilhelm Wichtendahl, Ernst Zinsser. Ebd., fol. 9–11 Vermerk v. 8.4.1957; ebd., fol. 12–13, BDA Bartning an Rossig, 21.4.1957; ebd., fol. 14, Der BMF an BBD, Entwurf v. Juli 1957; ebd., fol. 15–19, Der BMF, Vermerk v, 1.8.1957, fol. 15. 305 Ebd., fol. 77–78, Deutsche Botschaft Washington an AA v. 5.[?].1956. 306 Ebd., fol. 79–80, Der BMF an AA v. 5.5.1956, fol. 79. 307 Ebd., fol. 110, Deutsche Botschaft Washington an AA v. 11.7.1956.
485
holmsgatan führte nach der Eröffnung der Botschaft zu einer »unzumutbaren Belästigung« durch Passanten, die »oft bis an die Fenster gehen, um Einblick in die Botschaft zu bekommen.« Durch Verhandlungen mit dem Stockholmer Planungsamt konnte die Aufhebung der Kanholmsgatan erreicht werden. Die Bundesrepublik erwarb einen Großteil der Fläche, einen wesentlich kleineren Teil die USA. Das Areal wurde nach 1962 zur Gartenfläche umgestaltet. BBR, Bestand Stockholm, 1. Nachtrag zum Vorentwurf v. 29.1.1962, 2; ebd., Schreiben BM Schatz an BBD v. 29.11.1962. 252 Wærn 2001, 3–4. 253 BArch, B 134/33637, Schreiben Referat III A2 (Lange) an die Vorprüfstelle v. 3.11.1969. 254 Mertz 1962b, 25. 255 HAA, A186, Nissen an Mertz v. 10.7.1959. 256 Ebd., Schreiben Horst Janssen an Nissen v. 29.2.1960. 257 Aschauer 1999, 132. 258 Mia Seeger beriet Nissen bei der Auswahl der Möbelstücke. HAA, A186, Schreiben Rat für Formgebung, Mia Seeger an Nissen v. 27.10.1959. 259 Vgl. HAA, A183, Möbellisten. 260 HAA, A186, Schreiben Mertz (BBD) an Nissen v. 29.4.1960; Ebd., Vermerk Erat (BBD) zur Besprechung am 10.5.1960 v. 18.5.1960. 261 Wærn 2001, 3–4. 262 Badberger 1955, 260. 263 Frank 1995, 6, 9, 11. 264 HAA, Godber Nissen, ohne Titel, Typoskript 1978. Zitiert nach Frank 1995, 17. 265 Letztere entstand in der Arbeitsgemeinschaft mit Konstanty Gutschow. Lange 1995, 59. 266 Frank 1995, 11. 267 Frank und Schwarz 1995, 115–118. 268 Mertz 1964b, 123. 269 Nestler und Bode 1976, 9. 270 Bartetzko 2000, 28–29. 271 Rossig und Meyer 1956, 116. 272 Sympathie und nicht Grauen 1956. 273 Cramer und Gutschow 1984, 228. 274 Durth und Sigel 2010, 482–483, 485. 275 Ebd., 492–493. 276 In dieselbe Richtung zielte der kurz darauf folgende Ideenwettbewerb Hauptstadt Berlin (1957/58), der trotz seines imaginären Charakters durch den Einbezug des historischen Stadtzentrums noch deutlicher den Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik herausstellte. Sigel 2000, 205. 277 Die Architekten hatten aufgrund der kurzen Fristen einen Direktauftrag erhalten. Eiermann und Ruf waren neben Otto Bartning, Herbert Freiherr von Buttlar, Kurt Martin, Hans Schwippert, Mia Seeger und weiteren Beteiligten Mitglieder der eigens für die Ausstellung gegründeten Inhaltskommission. Ebd., 183. 278 Ebd., 188. 279 Ebd., 182–183.
Endnoten
251 Die Nähe der Repräsentationsräume zur Kan-
Endnoten 486
308 Ebd., fol. 149, Mies van der Rohe an Krekeler v.
23.7.1956. 309 Ebd., fol. 33–34, BBD Berlin an BMBes v. 1.10.1958. 310 Ebd., fol. 15–19, Der BMF, Vermerk v. 1.8.1957, fol. 17. 311 Ebd., fol. 180–183, Rossig an Krekeler, 23.2.1957, fol. 182. 312 BArch, B 157/3609, fol. 109–112, Übertragungsurkunde des Grundstücks des Ehepaars Bradford an die Bundesrepublik Deutschland v. 11.6.1958. 313 saai, Eiermann DBW, Pfeiffer (Kanzler Washington) an Eiermann v. 17.8.1959. 314 BArch, B 157/3606, fol. 41–45, Referat IIIA/2 Vermerk v. 24.11.1958, fol. 42. 315 BArch, B 157/3612, fol. 73–79, Ausschreibung Gutachterwettbewerb für Kanzleigebäude Washington. 316 BArch, B 157/3606, fol. 44, Schreiben Rossig an Grewe v. 24.11.1958. 317 BArch, B 157/3612, fol. 38–39, Rossig an Eiermann, 30.10.1958. 318 Ebd., fol. 46–47, Eiermann an Rossig v. 6.11.1958. 319 Ebd., fol. 5, BDA, Darmstadt, Bartning an Rossig v. 3.2.1956; BArch, B 157/3606, fol. 14, Der Bundesminister der Finanzen an BBD, Entwurf v. Juli 1957; ebd., fol. 15–19, Der Bundesminister der Finanzen Vermerk v. 1.8.1957. 320 BArch, B 157/3606, fol. 33–34, Mertz (BBD Berlin) an BMBes v. 1.10.1958. 321 Jaeggi 2004b, 62. 322 BArch, B 157/3612, fol. 40, Grewe an Rossig v. 10.11.1958. 323 Ebd., fol. 43–45, Rossig an Grewe v. 24.11.1958, fol. 44. 324 Sigel 2000, 204. 325 BArch, B 157/3612, fol. 49, Eiermann an Rossig v. 12.12.1958. 326 BArch, B 157/3607, fol. 15–20, Rossig, Vermerk v. 29.3.1961. 327 BArch, B 157/3606, fol. 318–326, Reisebericht RBD Mertz 9.–16.4.1959 nach Washington v. 23.4.1959, fol. 324. 328 BArch, B 157/3607, fol. 39, Fernschreiben aus Washington (Grewe) v. 24.4.1961; ebd., fol. 45–48, Teilabschrift des Vermerks v. 5.5.1961 über Besprechung am 27./28.4.1964, fol. 45. 329 Ebd., fol. 78–79, Der BMBes, Vermerk v. 4.7.1961; ebd., fol. 86, Rossig an Abgeordneten Niederalt v. 15.7.1961; ebd., fol. 76–77, Vermerk Rossig, Versand an BBD am 21.7.1961. 330 saai, Eiermann DBW, Botschafter Grewe an Eiermann, v. 3.11.1960. 331 BArch, B 157/3612, fol. 100–104, Kanzleineubau für die Botschaft der Bundesrepublik in Washington, fol 101. 332 BArch, B 157/3606, fol. 539, BMBes Vermerk v. 19.8.1960; saai, Eiermann DBW, Eiermann an Galandi v. 16.9.1963. 333 saai, Eiermann DBW, Abschrift Schreiben Bundesbaudirektion (E.W. Krueger) an Eiermann v. 19.2.1960. In einigen Publikationen wird Brandl
namentlich als Mitarbeiter genannt. JTB Jr. 1965, 176. Zietzschmann 1966, 1. 334 saai, Eiermann DBW, Erläuterungsbericht. 335 Ebd., Manuskript v. 12.1.1966. 336 BArch, B 157/3612 fol. 100–104, Kanzleineubau für die Botschaft der Bundesrepublik in Washington, fol. 102. 337 BArch, B 157/3609, fol. 300–301, Knappstein, Beobachter bei den Vereinten Nationen der Bundesrepublik an Rossig, v. 12.7.1962; saai, Eiermann DBW, Schreiben Galandi (Bauleitung BBD, Washington) an BBD Berlin v. 29.10.1963. 338 Vgl. BArch, B 134/21909, Anhang zum Architektenvertrag, Überschlägliche Massenberechnung. 339 Zietzschmann 1966, 1. 340 saai, Eiermann DBW, Manuskript v. 12.1.1966, 1–2. 341 Ebd., 2. 342 Ebd. 343 BArch, B 157/3612, fol. 100–104, Kanzleineubau für die Botschaft der Bundesrepublik in Washington, fol. 103. 344 Mertz 1964a, 413. 345 Litzmann 1964. 346 BArch, B 157/3607, fol. 203–204, Eiermann an Rossig v. 12.1.1963, fol. 203. 347 Ebd., fol. 204. 348 Ebd., fol. 120–121, Eiermann an Rossig v. 13.9.1961. 349 Ebd., fol. 142, Eiermann an Rossig v. 8.11.1961. 350 saai, Eiermann DBW, Fritz Koenig an Eiermann v. 15.1.1965. 351 Ebd., Eiermann an Fritz Koenig v. 9.1.1965. 352 Ebd., Erich Fritz Reuter an Eiermann v. 11.2.1964; ebd., Eiermann an Reuter v. 2.9.1964. 353 U. a. Badische Neueste Nachrichten, Badisches Tagblatt, Bonner Rundschau, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurter Rundschau, Kölnischer Stadtanzeiger, Revue, Stern, Die Welt, Washington Daily News (USA), Washington Post (USA), Sunday Star (USA), Architektur und Wohnform, Baumeister, Die Bauverwaltung, Progressive Architecture (USA), Architectural Forum (USA), Architectural Record (USA), Bauen + Wohnen (CH), L’architecture aujourd’hui (F), Informes de la Construcción (E), Architectural Design (GB), Architectural Review (GB), Architettura (I), bouw (NL). Tlw. Aschauer 1999, 144. 354 Bundesrepublik baut modernste Botschaft in den USA 1964. 355 Neumann 1964. 356 Deutschland Deine Diplomaten 1969; Eiermann baute Panzerkreuzer 1964. 357 Vgl. u. a. Klotz 1984, 21. 358 Mertz 1964a, 411. 359 Pevsner 1966. 360 Wolfe 1962. Die städtebauliche Lage eines Bürohauses in einer reinen Wohngegend stieß auf Kritik. Der Bundesschatzminister war jedoch davon überzeugt, »daß sich die öffentliche Meinung ändern wird, wenn der Neubau, dessen Entwurf dem amerikanischen Geschmack besonders Rechnung trägt, in seinem Rohbau
389 BArch, B 157/3614, fol. 9–11, Mertz (BBD Berlin)
487
an Botschafter Dr. Löns v. 20.1.1965, fol. 11; PA AA, B112/693, Bericht über Dienstreise Mertz nach Wien v. 21.–24.10.1962, 4. 390 Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Gebäude unter die Verwaltungsgewalt des Vereinigten Königreichs gestellt worden und im Mai 1955 auf Grundlage des »Staatsvertrages betreffend der Wiederherstellung eines unabhängigen und demokratischen Österreich« in dessen Besitz übergegangen. Im Februar 1956 beschloss die österreichische Bundesregierung die Übereignung des Anwesens an die Bundesrepublik Deutschland. Sie wurde am 22. März 1957 vollzogen. DBWien 14, Abschrift Übertragungsurkunde; Deutsche Botschaft Wien 2015. 391 DBWien 81, Otto Schottenberger, Planskizze zum Abbruch der ehemaligen Deutschen Botschaft v. Oktober 1957; Gutachten des Wiener Architekten Otto Schottenberger und der Diplomingenieure Roland John und Dr. Richard Ahorner. Zitiert in BArch, B 157/3613, fol. 119–120, Schreiben Bundesbaudirektion (BBD) Berlin an das Bundesministerium der Finanzen v. 7.11.1957; DBWien 14, Vorlage des Bundesministers der Finanzen Nr. 105/57 v. 7.8.1957. 392 BArch, B 157/3613, fol. 56–61, BMF, Entwurf eines Vermerks v. 29.6.1957, fol. 60. 393 Die Deutsche Gesandtschaft in Wien war nach Verabschiedung des Gesetzes zur Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich am 31. Oktober 1938 obsolet und geschlossen worden. In den folgenden zwei Jahren gestaltete die Heeresbauverwaltung das Gebäude nach Entwürfen des österreichischen Architekten Josef Hoffmann drastisch um. Einschneidende Veränderungen erfuhren die Fassaden, an denen sämtlicher plastischer Bauschmuck entfernt wurde. Die Leibungen wurden begradigt, Gesimse geschliffen, Balkone und Auskragungen entfernt. Die Wandflächen in den Obergeschossen des ehemaligen Residenztraktes wurden glatt verputzt, ansonsten wurden die horizontalen Fugen durchgehend beibehalten. Als einziges Gestaltungsmittel verblieben die leicht hervortretenden, nicht profilierten Fensterleibungen, die an den Fenstern der Beletage des Hauptkörpers mit flachen Dreiecksgiebeln bekrönt wurden. Vgl. BArch, B 157/3615, fol. 99–101, Fassadenabwicklung v. 1941; Arbeiten von Professor Josef Hoffmann, Wien 1942. 394 BArch, B 157/3613, fol. 68–74, Botschafter MuellerGraaf an AA v. 28.6.1957, fol. 72. 395 Ebd., fol. 56–61, BMF, Entwurf eines Vermerks v. 29.6.1957, fol. 56; Niederwöhrmeier 1977, 160. 396 BArch, B 157/3617, fol. 74, Schreiben Bundesbaudirektion Berlin an Fritz Bornemann v. 13.1.1959. 397 Ebd., fol. 233–253, Bundesbaudirektion Wettbewerb Ausschreibung v. 18.11.1958. 398 Ebd., fol. 120–122, Bundesbaudirektion Berlin, Berichtigung Auslobung v. 26.2.1959.
Endnoten
erkennbar wird.« BBR, Bestand Quito, Vermerk Bundesschatzminister v. 31.1.1962. 361 Oiliger 1964. 362 Saltonstall 1964. 363 Oiliger 1964. 364 Cox 1965. 365 JTB Jr. 1965, 171. 366 Aschauer 1999, 144. 367 BArch, B 134/21933, BMBau. BII4, DB Washington, Bauunterlagen, Heft 9–10, Bd.3 1966–1984. 368 saai, Eiermann DBW, J. Joraschek, (BBD Bauleitung Washington) an Eiermann v. 29.12.1965, 1. 369 Ebd., American Institute of Steel Construction, Preisgerichtsbeurteilung. 370 Ebd., American Institute of Steel Construction, Erklärung v. 6.7.1965. 371 Ebd., J. Joraschek, (BBD Bauleitung Washington) an Eiermann v. 29.12.1965, 2. 372 »Was wir heute unter demokratischen Vorzeichen zustande bringen, ist eigentlich doch recht popelig«. Ebd., Eiermann an Galandi v. 30.11.1963, zitiert nach Jaeggi 2004b, 64. 373 BArch, B 157/3612, fol. 46–47, Eiermann an Rossig v. 6.11.1958; saai, Eiermann DBW, Manuskript v. 12.1.1966. 374 Boyken 2004, 7; Jaeggi 2004b, 64 375 Zietzschmann 1966, 9; Boyken 2004, 12. 376 Boyken 2004, 10; vgl. auch Präzision auf Widerruf 1972. 377 Boyken 2004, 10. 378 Jaeggi 2004a, 187; Boyken 2004, 6–7. 379 Litzmann 1964. 380 BArch, B 157/4305, fol. 15–16, Mitglieder des Rates für Formgebung. 381 Jaeggi 2004b, 63. 382 Jaeggi 2004b. 383 JTB Jr. 1965, 174. 384 So verließ sich der 1962 in Washington akkreditierte Botschafter Knappstein auch in Bezug auf die Ausstattung auf das Urteil der Planer und bestand nicht auf die Vorlage der Entwürfe. saai, Eiermann DBW, Galandi (Bauleitung BBD, Washington) an Mertz (BBD Berlin) v. 14.10.1963. 385 BArch, B 157/3612, fol. 40, Grewe an Rossig v. 10.11.1958. 386 »Bitte, sagen Sie Herrn Botschafter Knappstein, er möge mit seinem Panzer-Kreuzer-Urteil warten, bis wir fertig sind. Sagen Sie ihm aber bitte nicht, dass gerade jetzt der Augenblick gekommen ist, wo vor der Fertigstellung die meisten Leute sich kein Bild von dem endgültigen Zustand machen können.« saai, Eiermann DBW, Eiermann an Galandi v. 5.11.1963. 387 Teile dieses Kapitels sind in das unveröffentlichte Gutachten zur Botschaft in Wien eingeflossen, das die Autorin in Zusammenarbeit mit Elke Nagel und Tilman Riegler im Auftrag des BBR nach Beschluss des Abrisses der Botschaft 2015 verfasst hat. Fülscher et al. 2015. 388 PA AA, B112/693, Deutsche Botschaft hinter ›neutraler Zone‹ 1963.
Endnoten 488
399 Als weitere Fachpreisrichter waren Ernst van Dorp,
Franz Hart, Johannes Krahn, Regierungsbaudirektor Mertz, Ministerialdirektor Johannes Rossig, als Sachpreisrichter Botschafter Dr. Carl-Hermann Mueller-Graaf, Ministerialdirigent Dr. FriedrichWilhelm Wehrstedt und Dr. Herbert Müller-Roschach und als beratende Sachverständige Clemens Holzmeister, Ministerialrat Krzisch und der Gartenarchitekt Alfred Reich vertreten. Ebd., fol. 131–138, Niederschrift der Preisgerichtssitzung. 400 Ebd., fol. 141–146, Schreiben Botschaft der Bundesrepublik Deutschland an das Auswärtige Amt, v. 23.6.1959, fol. 141. 401 BArch, B 157/2613, fol. 5–12, Bericht des Regierungsbaurats Philipp (BBD Bonn) über eine Dienstreise nach Wien v. 15.4.1954. 402 BArch, B 157/3617, fol. 155, Bundesminister für wirtschaftlichen Besitz des Bundes, Vermerk über Besprechung am 8.9.1959. 403 Ebd., fol.158–159, Rossig an Ruf, von Branca und Gutbrod, 16.9.1959. 404 Ebd., fol. 205, Bundesbaudirektion Berlin an Sep Ruf, 15.7.1960. 405 Ebd., fol. 209, von Branca an Rossig v. 22.7.1960. 406 Ebd., fol. 210–211, Rossig an Gutbrod v. 27.7.1960; BArch, B 157/3613, fol. 215–218, Der Bundesminister für Wirtschaftlichen Besitz des Bundes, Abschrift Vermerk v. 19.11.1959. 407 Vgl. BArch, B 157/3613, fol. 56–61, BMF, Entwurf eines Vermerks v. 29.6.1957, fol. 56. 408 Sprengs vertraglich festgelegte Tätigkeit als »künstlerischer Berater« erstreckte sich zunächst auf die Gestaltung des Innenhofs als Gesamtanlage, ab April 1964 auch auf die Ausführung der Botschaft. Die Auftragsvergabe für deren künstlerische Ausgestaltung erfolgte auf Vorschlag des Architekten. Sprengs pauschal vereinbartes Honorar von insgesamt 25.000 DM fiel, gemessen an seinem Aufwand und im Vergleich zu den zusätzlich erworbenen Kunstwerken, eher gering aus. BBR, Bestand Wien, Auftrag an Blasius Spreng v. 21.4.1965; ebd., 2. Nachtrag Architektenvertrag Gutbrod v. 13./24.1.1964; ebd., Auftrag an Blasius Spreng v. 21.4.1965; Gespräch mit Frau Margarete Lange (Spreng) am 31.3.2015. 409 PA AA, B112/697, Notiz zur vorläufigen Besichtigung des Neubaus der Deutschen Botschaft in Wien am 10.8.1965, 2. 410 Der Durchblick wurde später durch die Erweiterung der konsularischen Abteilung im Straßengeschoss des Wohnhauses einschränkt. 411 Brehler 2006, 182; Riess 2013, 39. 412 Grunsky 1987, 108. 413 Ebd. 414 Gespräch mit Margarete Lange (Spreng) am 31.3.2015. 415 Vgl. Duby und Daval 2002, 1070; Gombrich 1996, 606. 416 Duby und Daval 2002, 1044–45, 1047. 417 Müller 1995, 165. 418 Kultermann 1967, 158.
419 Nach Kurt Badt. Müller 1995, 166. 420 Grunsky 1987, 109. 421 Ebd., 110–111. 422 Büttner 2010, 14. 423 PA AA, B112/693, Richtfest in der Metternichgasse
1963.
424 Durth und Sigel 2010, 26. 425 Gespräch mit Frau Margarete Lange (Spreng)
am 31.3.2015. Mit beiden Bezeichnungen wird ein Neuanfang konnotiert. 426 Ein Eingreifen des 1961–1963 akkreditierten Botschafters Friedrich Janz (1898–1964) lässt sich den vorliegenden Unterlagen nicht eindeutig entnehmen. 427 Mueller-Graaf sah »im Wiederaufbau die gewollte, weithin sichtbare und von Österreich in solchem Sinne stark empfundene Geste der Anerkennung des neuerstandenen österreichischen Staatswesens.« BArch, B 157/3613, fol. 68–74, Botschafter Mueller-Graaf an AA v. 28.6.1957, fol. 72. 428 Ebd., fol. 136–137, AA an den BMBes, Bauabteilung im BMF v. 10.2.1958, fol. 137; Vgl. auch ebd., fol. 150–160, Botschaft Wien an AA v. 11.12.1957; ebd., fol. 167, Entwurf Vermerk des Abteilungsleiter II an Minister v. 16.5.1958. 429 BArch, B 157/3617, fol. 24–33, Botschafter MuellerGraaf an Rossig v. 24.11.1958. 430 Ebd., fol. 59–62, Lindrath an von Brentano (Entwurf), Jan. 1959, fol. 61. 431 Ebd.; BArch, B 157/3617, fol. 50, von Brentano an Lindrath v. 7.1.1959; ebd., fol. 63–64, Vermerk Unterabteilung III A, v. 9.1.1959. 432 Ebd., fol. 141–146, Botschaft Wien an AA v. 23.6.1959. 433 BArch, B 157/3613, fol. 288–289, Der BMF (gez. i.A. Korff) an AA v. 28.3.1960, fol. 289. 434 PA AA, B112/694, BBD Berlin, Vermerk v. 27.10.1964. 435 Ebd., Dr. Jesser an BM Schatz v. 27.10.1964. 436 BBR, Bestand Wien, BBD Berlin, Vermerk v. 10.12.1965. 437 BArch, B 157/3617, fol. 36–39, Rossig an Botschafter Mueller-Graaf v. 10.12.1958, fol. 37. 438 BArch, B 157/3613, fol. 550–554, Bericht über Dienstreise des Ltd. Regierungsbaudirektors Mertz v. 29.–31.3.1963 nach Wien, v. 16.4.1963, fol. 554. 439 BArch, B 157/3614, fol. 9–11, BBD Berlin, Mertz an Botschafter Löns v. 20.1.1965, fol. 10–11. 440 BBR, Bestand Wien, Bericht der Bauleitung über Richtfest v. 25.11.1963; Deutsche Botschaft hinter ›neutraler Zone‹ 1963. 441 Die Ausnahme im Wiener Botschaftsviertel 1963; Richtfest in der Metternichgasse 1963; Deutsche Botschaft hinter ›neutraler Zone‹ 1963; Neues Heim der deutschen Botschaft 1963. 442 Deutsche Botschaft hinter ›neutraler Zone‹ 1963. 443 BArch, B 157/3617, fol. 172–173, Gutbrod an Rossig, v. 5.10.1959; ebd., fol. 180–181, Gutbrod an Rossig v. 23.1.1960. 444 Durth 2011, 26. 445 Deutsche Botschaft hinter ›neutraler Zone‹ 1963.
1.8.1960; ebd., fol. 218, Ruf an Rossig, v. 25.8.1960.
474 BArch, B 157/3560, fol. 139–146, Aufzeichnung
einer Besprechung des Ministerialrats Jahn in Madrid am 2.–6.11.1958, fol. 139. 475 Ebd., fol. 181–185, Aufzeichnung v. Gehlen v. 16.1.1960, fol. 181. 476 Das 1927 vom Deutschen Schulverein erworbene Grundstück gehörte zu den ehemals reichseigenen Liegenschaften, die 1945 vom spanischen Staat beschlagnahmt und 1950 enteignet wurden. Die Liegenschaft der 1888 erstmals bezogenen Kaiserlich Deutschen Botschaft an der Paseo de la Castellana 4 veräußerte der spanische Staat 1950 an Hidroeléctric Española. Später erfolgte der Abriss. BArch, B 157/3560, fol. 5–6, Schnellbrief AA an den BMF v. 1.10.1954; Deutsche Botschaft Madrid 2002, 7, 9. 477 BBR, Bestand Madrid, Beglaubigte Übersetzung des Übergabeprotokolls v. 4.12.1961. 478 BArch, B 157/2561, fol. 158–160, Referat III A/2, Baumaßnahme der BRD in Madrid o. D., fol. 159. 479 Deutsche Botschaft Madrid 2002, 12. 480 BArch, B 157/3561, fol. 36–39, BBD Mertz an Bundesschatzministerium v. 30.4.1964, fol. 38. 481 BArch, B 157/3560, fol. 139–146, Aufzeichnung einer Besprechung des Ministerialrats Jahn in Madrid am 2.–6.11.1958 v. 13.11.1958, fol. 140–143. 482 Ebd., fol. 141. 483 BArch, B 157/3561, fol. 36–39, BBD Mertz an Bundesschatzministerium v. 30.4.1964, fol. 38. 484 Deutsche Botschaft Madrid 2002, 12. 485 Aschauer 1999, 88. 486 Arquitectura, Arquitectura Arte Técnica TA, Cuadernos de Arcquitectura, Informes de la Construction. 487 Deutsche Botschaft in Madrid 1968. Bei der Vorstellung von Botschaftsneubauten der letzten 20 Jahre im Baumeister im Jahr 1980 wird die Abbildung der Kanzleifassade der Botschaft Madrid irrtümlich dem Kanzleineubau in Paris zugeordnet. Botschaftsgebäude der letzten 20 Jahre 1980, Abb. 3. 488 Ebenso fehlt der Neubau der Botschaft in Madrid in den als Überblick gefasste Publikationen der BBD bzw. des BBR. Vgl. Leuschner 1980 und Asendorf et al. 2000a. 489 BArch, B 134/21910, Botschafter Dr. Hahn an von Branca v. 22.2.1979. 490 BArch, B 157/3561, fol. 36–39, BBD Mertz an Bundesschatzministerium v. 30.4.1964, fol. 38. 491 BArch, B 157/3617, fol. 131–138, Niederschrift der Preisgerichtssitzung, fol. 135; AM TUM, bra-39, Bestand von Branca, Botschaft Wien (1958). 492 BBR, Bestand Buenos Aires, Botschafter Mohr an AA v. 14.12.1967; ebd., Nr. 3, Seeliger (AA) an Herrn Staatssekretär v. 19.11.1971. 493 Ebd., BBD an Gropius v. 11.6.1968; Vgl. Isaacs 1984, 1156–1158. 494 Ebd., Mertz an Gropius v. 5.3.1969. 495 Die argentinische Regierung agiert auf den steigenden Druck aus der Öffentlichkeit, die den
489
des Attributes »edel« in den Architekturbeschreibungen der Nachkriegszeit. Edel sei zu einem »Schlüsselwort dieser Zeit« avanciert, das – per se »nur bestimmten Schmucksteinen und Metallen vorbehalten« – nun unkritisch Materialien charakterisiere, die den »gehobensten Ansprüchen« genügten, obgleich sie den »Gipfel der Gediegenheit« darstellten. Hackelsberger 1985, 65. 448 Pehnt 2007, 10. 449 Das Bauwerk wurde 2015 abgerissen. Den 2009 ausgeschriebenen Wettbewerb für einen Kanzleineubau konnte das Münchener Architekturbüro karl + probst für sich entscheiden. Die Bauarbeiten begannen 2018. Siehe Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung 2020. 450 BBR, Bestand Belgrad, BBD an Architektin Monika Efgen v. 12.4.1971; ebd., Schreiben Efgen an BBD v. 2.5.1971; Docomomo International 2014. 451 Hackelsberger 1985, 39. 452 Mertz 1966, 64. 453 Der Bund hatte das Grundstück fünf Jahre zuvor auf 99 Jahre Erbpacht erworben. Aschauer 1999, 90. 454 Mertz 1966, 76. 455 Ebd., 75; BBR, Bestand Lagos, Voss, Bericht über die Dienstreise nach Lagos und Monrovia vom 5.–17.3.1964. 456 Mertz 1966, 76. 457 BBR, Bestand Lagos, Anlage 1, Seidlitz, Bericht über Dienstreise nach Lagos/Nigeria v. 15.7.1964, 3. 458 Die Errichtung einer Botschaft der Bundesrepublik erfolgte drei Tage nach der Unabhängigkeitserklärung Nigerias am 4.10.1960. Aschauer 1999, 72. 459 Mertz 1966., 70–71; Aschauer 1999, 72. 460 Mertz 1966, 71. 461 BBR, Bestand Jakarta, Faltblatt der Botschaft zur Sanierung 1993–1995. 462 Aschauer 1999, 52. 463 BBR, Bestand Jakarta, Bauleitung Djakarta an BBD Berlin. 464 Meyer 1966, 85–86. 465 Meyer 1966, 85–86. 466 Philipp 2004, 34. 467 Philipp 2003, 20. 468 »Die Farbige Stadt«, 1931, Heft 6, 73. Zitiert nach Bollerey und Hartmann 1980, 25. 469 Leuschner 1980, 110. 470 Seit 1960 verstetigte sich die Entwicklung von Bausystemen wie das »Marburger System«, um die Bauprozesse zu optimieren sowie den Ideen von mobilen und in Elementen gegliederten Bauwerken nachzugehen. Durth und Sigel 2010, 518. 471 Zu dieser Reihe zählt auch der Neubau der Botschaft in Colombo (1978–1982) nach einem Entwurf der Bonner Architekten Arne Strassberger und Jörg Anders. 472 Eiermann nachempfunden 1966; Botschaftsgebäude kopiert 1966.
473 BArch, B 157/3617, fol. 216, von Branca an Rossig, v.
Endnoten
446 Mertz 1966, 64. 447 Hackelsberger mokiert sich über die Verwendung
Endnoten 490
Entzug eines der letzten Grünflächen der Stadt befürchtet. BBR, Bestand Buenos Aires, Seeliger (Abteilung Z) an Herrn Staatssekretär v. 19.11.1971, 2–3; ebd., Mertz an Gropius v. 23.4.1969. 496 BBR, Bestand Buenos Aires, Botschaft Buenos Aires an AA v. 27.8.1970. 497 Ebd., Schreiben Alex Cvijanovic an Präsident der Bundesbaudirektion Wolfgang Leuschner v. 12.5.1971. Handschriftliche Notiz Leuschners. 498 Meissner 2013, 263. 499 Vgl. ebd., 268–289. 500 Ebd., 266; Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung 2008(?). 501 BBR, Bestand Teheran-Schemiran, Mertz (BBD) an Bundesschatzministerium v. 6.9.1966; ebd., BBD an Krahn v. 22.1.1968; ebd. BBD, Vermerk v. 15.3.1968. 502 Krahns Mitarbeiter Werner macht sich mit dem Pkw auf den Weg in den Iran. Ebd., H. Hahn (BBD) Kanzler Winnefeld (Botschaft Teheran) v. 3.7.1968. 503 Ebd., Krahn an Baudirektor H.Hahn (BBD) v. 3.9.1968. 504 Ebd., Bundesschatzminister an BBD v. 13.2.1969, 1. Aufgrund der Dringlichkeit wurden die Quartiere für das einheimische Personal nach Krahns Entwurf realisiert und Ende 1969 fertiggestellt. Ebd., Architektenvertrag v. 28./29.3.1969; ebd., BBD Vermerk zur Ortsbesichtigung am 26.11.1969. 505 Ebd., Bundesschatzminister an BBD v. 13.2.1969, 2. 506 BArch, B 134/21852, Anlage 1, Erläuterungsbericht Botschaft der BRD in Brasilia, Vorentwurf v. 18.8.1964, 5. 507 Kistler 1985, 221. 508 Erhard propagierte u. a. in seiner 1957 erschienen Publikation Wohlstand für alle die Abkehr von der Zwangswirtschaft zugunsten der Marktwirtschaft und legte die Grundlage für eine gesellschaftlich-wirtschaftliche und soziale Neuorientierung. Glaser 2000, 204. 509 Lange 2003, 7. 510 Kistler 1985, 255. 511 Conze et al. 2010, 586. 512 Ebd., 650–651. 513 Vgl. ebd., 651–687. 514 Ruf erhielt am Tag des Rücktritts Adenauers die offizielle Beauftragung durch das BM Schatz. Meissner 2013, 269–270, 274. 515 Ebd., 279. 516 AM TUM, Bestand Ruf, schriftl. Unterlagen 2, Werkbund-Brief, Februar 1967, 6. Zitiert nach Meissner 2013, 280. 517 Ebd., Manuskript, Ansprachen bei der Schlüsselübergabe für das Wohnhaus des Bundeskanzlers am 12. Nov. 1964. Zitiert nach Meissner 2013, 274. 518 Meissner 2013, 280. Vor seinem Einzug ließ Kiesinger den Wohnbereich in den Repräsentationsbereich ausdehnen und die Möbel austauschen, so dass ein gediegeneres Ambiente entstand. Ebd., 283.
519 Ebd., 268–274, 280. 520 Lange 2003, 25. 521 Zur Geschichte des Pavillons siehe Sigel 2000,
207–236; Durth und Sigel 2010, 536–543.
522 Kruft 1985, 511. 523 Zeitgenössisch mit »Der Mensch und seine Stel-
lung in der Welt« ins Deutsche übersetzt. Kretschmer 1999, 242–243; Sigel 2000, 207; Durth und Sigel 2010, 537, 539. 524 Vgl. Kruft 1985, 507–511; Pehnt 2007, 8, 11. 525 Kruft 1985, 511–512. 526 Vgl. Schätzke 1991, 68–72. 527 Frank 2004, 22. 528 Pehnt 2005, 319. 529 BArch, B 157/3534, fol. 10–11, BMSchatz Min.Dir. Rossig an Scharoun v. 30.8.1963. 530 BArch, B 134/21826, fol. 40–43, Der Bau der deutschen Botschaft Brasilia, fol. 41; Jaspert 1961, 144. Fils 1988, 102. 531 Jaspert 1961, 143; Docomomo International 2010, 19–21; Fils 1988, 98–101. 532 Docomomo International 2010, 10. Gegenüber diesen insgesamt 26 Beiträgen spricht Jaspert noch von insgesamt 62 Entwürfen. Jaspert 1961, 143. Es ist anzunehmen, dass es sich in einer der beiden Publikationen um einen Zahlendreher handelt. 533 Docomomo International 2010, 9, 28, Fils 1988, 41; Jaspert 1961, 144. 534 Fils 1988, 50; Docomomo International 2010, 12. 535 Docomomo International 2010, 3, 21, 24. 536 Kultermann 1963, 103–106. 537 BArch, B 157/3534, fol. 276–285, Dittmann (Botschaft Rio de Janeiro) an AA v. 19.1.1960, 276. 538 Ebd., fol. 75–78, Botschaft Rio de Janeiro an AA, 25.8.1964, fol. 76; BArch, B 134/21826, fol. 111–114, LR I Kampmann an Deutsche Botschaft Rio de Janeiro v. 15.7.1969, fol. 112; Docomomo International 2010, 49. 539 BArch, B 157/3534, fol. 276–285, Dittmann (Botschaft Rio de Janeiro) an AA v. 19.1.1960, 276–277. 540 BArch, B 134/21826, Fol. 111–114, LR I Kampmann an Deutsche Botschaft Rio de Janeiro v. 15.7.1969, fol. 112. 541 Fils 1988, 31. 542 BArch, B 134/21852, fol. 55–76, Edelscharf, Erläuterungsbericht Vorentwurf Botschaft der BRD in Brasilia v. 15.1.1964, 56. 543 BArch, B 157/3534, fol. 276–285, Dittmann (Botschaft Rio de Janeiro) an AA v. 19.1.1960, fol. 277– 278. 544 Ebd., fol. 42–45, BMSchatz Vermerk ü. Besprechung am 1., 3.–4.5.1964, v. 29.5.1964, fol. 44–45; BArch, B 134/21826, fol. 56–74, Botschaft Rio de Janeiro an AA v. 18.4.1969, 58. 545 BArch, B 157/3534, fol. 276–285, Dittmann (Botschaft Rio de Janeiro) an AA v. 19.1.1960, 279. 546 BBR, Bestand Brasília, Vermerk der Bundesminister für wirtschaftlichen Besitz des Bundes v. 30.11.1960. 547 BArch, B 157/3535, fol. 27–30, Der Bundesminis-
570 BArch, B 157/3535, Zeichnungen des ersten
491
Entwurfes v. 4.6.1963; BArch, B 157/3534, fol. 10–11, BMSchatz Min.Dir. Rossig an Scharoun v. 30.8.1963. 571 BArch, B 134/33571, fol. 70–71, Bericht über die Einweihung der Deutschen Botschaft in Brasilia am 23.4.1971. 572 Asendorf et al. 2000a, 122. 573 BArch, B 134/21826, fol. 40–43, Der Bau der deutschen Botschaft Brasilia, 41; BArch, B 134/21852, Anlage 1, Erläuterungsbericht Botschaft der BRD in Brasilia, Vorentwurf v. 18.8.1964, 8. 574 BArch, B 134/21826, Heft 3, Bericht (vermutlich Bauleiter der BBD), o. Dat. 575 Ebd., o. pag., (vermutlich Bauleiter der BBD), Brasilia, Botschaftsneubau, o. Dat. 576 AdK, Hans-Scharoun-Archiv, Sch_WV_249_206, Skizze zur Wabensteinverglasung Residenz. 577 Ebd., Sch_WV_249_209, Detail Sicherheitsleuchten M 1:5, M 1:1 v. 9.2.1970. 578 Ebd., Sch_WV_249_202, Detail Bar im »Weinkeller«, M 1:20 v. 19.3.1970. 579 Edelscharf 1971, 526. 580 BArch, B 134/21826, Heft 6, Bundesbaudirektion Präsident, II C – B 1005 BRA/5-71/70, Berlin 24.4.1970. 581 Ebd., fol. 131–135, Botschafter v. Holleben an AA v. 28.7.1969, 133. 582 Ebd., o. fol., Vermerk v. 24.7.1970 (Große, Meyer/ BBD), 3. 583 Asendorf et al. 2000a, 122; Syring 2000, 36–37. 584 Syring 2000, 37. 585 Asendorf et al. 2000a, 122. 586 AdK, Hans-Scharoun-Archiv, WV 249, Sachakte, Hans Scharoun: zum Neubau der Deutschen Botschaft in Brasilia v. 23.4.1971. 587 BArch, B 134/21826, Heft 3, Bericht (vermutlich Bauleiter der BBD), o. Dat.; Docomomo International 2010, 3. 588 Ebd., fol. 111–114 LR I Kampmann (Botschaft Rio) an Deutsche Botschaft Rio de Janeiro v. 15.7.1969, fol. 113. 589 Wasser wird innen hochgepumpt und läuft außen, die Beleuchtung reflektierend ab. 590 BArch, B 134/21826, Heft 3, Bericht o. Signatur, Autor oder Datum (vermutlich Bauleiter der BBD). 591 Für die obligatorische künstlerische Ausstattung der Botschaft hatte die Bundesbaudirektion einen Wettbewerb ausgeschrieben, an dem die Künstler Fritz Koenig, Günther Ferdinand Ris und Ursula Sachs beteiligt waren. Die von Koenig vorgeschlagene Bronzekugel sollte mit einem Durchmesser von 1,10 Metern wesentlich größer werden als die umgesetzte und, auf einem Lager ruhend, durch leichte Bewegung in die Rotation gebracht werden können. Sachs Entwurf sah eine Metallplastik vor, die den verzweigten Ästen eines blattlosen Baumes glich. Die Kommission der Gutachtersitzung im Februar/März 1970 im Büro des Präsidenten der Bundesbaudirektion Wolfgang Leuschner stimmte den Entwürfen
Endnoten
ter für Wirtschaftlichen Besitz des Bundes (i.A. Ficht) an BBD v. 21.6.1961, 27; BArch, B 157/3534, fol. 370–373, AA an den Bundesminister für wirtschaftlichen Besitz des Bundes. 548 BArch, B 157/3534, fol. 352–364, Dittmann (Botschaft Rio de Janeiro) an AA v. 13.1.1961, 356; PA AA, B112/540, AA, Schreiben an alle Arbeitseinheiten v. 26.10.1961. 549 Juscelino Kubitschek (31.1.1956–31.1.1961), Jânio da Silvas Quadros (31.1.–25.8.1961), Pascoal Ranieri Mazzilli (25.8.–7.9.1961), João Belchior Marques Goulart (7.9.1961–2.4.1964). 550 Neutralismus. Nehru im Hinterhof 1961. 551 BArch, B 157/3534, fol. 352–364, Dittmann (Botschaft Rio de Janeiro) an AA v. 13.1.1961, fol. 358. 552 Ebd., fol. 399–400, AA an Bundesschatzminister, Bauabteilung v. 6.7.1962. 553 BArch, B 157/3534, fol. 320–322, Rossig, Entwurf eines Vermerks o. D. (1960), fol. 321r. 554 Blundell-Jones 1980, 130. Ab 1972 Akademie für Wissenschaften der DDR (AdW). Zu Scharouns Tätigkeit am Institut für Bauwesen vgl. Kirschenmann und Syring 1993, 179–183. Das Institut für Bauwesen hatte seinen Sitz in der Hannoverschen Straße 30. 555 Vgl. Pfankuch 1993, 184–188. 556 Kirschenmann und Syring 1993, 183. 557 Fritsch 2011. 558 Schreiben Scharoun an Liebknecht v. 20.12.1950 (Auszug). Pfankuch 1993, 183. 559 Blundell-Jones 1980, 130. 560 Ebd., 36. 561 Hans Scharoun, Musik im Mittelpunkt. Bemerkungen zum Neubau der Berliner Philharmonie v. 29.7.1957; in: Pfankuch 1993, 279. 562 Vgl. den jahrelangen Briefwechsel zwischen Scharoun und Häring in Pfankuch 1993. 563 Janofske 1984, 70–71, 74. 564 Für den zeitgenössischen Architekturtheoretiker Hanno-Walter Kruft ist Scharoun eine der »große[n] Einzelfiguren« dieser Zeit, die allerdings nichts an seiner Feststellung ändern könnten, dass die »Architektur der ersten Nachkriegsjahrzehnte in Deutschland und ihre theoretischen Bemühungen […], im internationalen Vergleich, provinziell« waren. Kruft 1985, 506. 565 Pehnt 2007, 12. 566 Schon 1960/61 hatte sich der Architekt »mit Begeisterung zur Übernahme der Aufgabe bereit« erklärt. BBR, Bestand Brasília, Rossig Vermerk v. 25.1.1961. 567 BArch, B 134/21826, fol. 40–43, Der Bau der deutschen Botschaft Brasilia, fol. 41; BArch, B 157/3534, fol. 10–11, BMSchatz Min.Dir. Rossig an Scharoun v. 30.8.1963. 568 Unterzeichnung des Schenkungsvertrags am 25.7.1963. BArch, B 157/3534, fol. 7, BMSchatz an BBD v. 8.8.1963. 569 BArch, B 134/21852, Anlage 1, Erläuterungsbericht Botschaft der BRD in Brasilia, Vorentwurf v. 18.8.1964, 5.
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von Koenig und Ris zu, den Entwurf von Sachs lehnte sie hingegen ab. Die Künstlerin konnte später eine Skulptur im Innenhof der Botschaft in Kairo realisieren. BArch, B 134/33571, fol. 27– 28, ZB3-13.SV/O, K. G. Seeliger, Aufzeichnung v. 6.3.1970; BArch, B 134/21826 BBD ab AA, 4.3.1971. 592 AdK, Hans-Scharoun-Archiv, WV 249, Sachakte, Hans Scharoun: zum Neubau der Deutschen Botschaft in Brasilia v. 23.4.1971 (zur Eröffnung verlesener Text). 593 BArch, B 134/33571, fol. 70–71, BBD Bauleitung Brasilia, Bericht: über die Einweihung der Deutschen Botschaft in Brasilia am 23.4.1971, fol. 71. 594 BArch, B 157/3534, fol. 75–78, Botschaft Rio de Janeiro an AA, 25.8.1964; BArch, B 157/3534, fol. 215–217, AA an Bundesminister der Finanzen v. 19.8.1966. 595 Entwurf Alison & Peter Smithson. Vgl. BArch, B 134/21826, fol. 92, The Times, Wanted: An Embassy, 1.6.1968. 596 Ebd., fol. 5–8, Bericht über Dienstreise des Präsidenten der BBD v. 29.11.–2.12.1967, fol. 7; BArch, B 134/21852, Anlage 1, Erläuterungsbericht Botschaft der BRD in Brasilia, Vorentwurf v. 18.8.1964, 3. 597 BArch, B 157/3534, fol. 19–20, AA Vermerk v. 7.4.1964. 598 Ebd., fol. 42, BMSchatz Vermerk ü. Besprechung am 1., 3.–4.5.1964, v. 29.5.1964. 599 Ebd., fol. 14–15, Mertz (BBD) an AA v. 5.2.1964; BArch, B 134/21826, fol. 40–43, Der Bau der deutschen Botschaft Brasilia. 600 Deutscher »Panzerkreuzer« in Brasilia 1971. 601 Docomomo International 2010, 49. 602 Mit dem Latein am Ende 1969. 603 Brandt 28.10.1969, 2. 604 Sitte 1979, 347. 605 Das Preisgericht erkannte den Arbeitsgemeinschaften von Walther und Bea Betz sowie Olaf Jacobsen und B. G. Székessy zunächst jeweils einen 2. Preis zu. Das Westminster City Council erhielt beide Entwürfe zur Begutachtung und Stellungnahme. Jacobsen und Székessy zogen ihren Entwurf zurück, da die britischen Auflagen eine umfassende Überarbeitung des Entwurfskonzepts nötig machten. Die gewünschten Änderungen an dem Entwurf von Walther und Bea Betz waren weitaus geringer, so dass diese den Planauftrag erhielten. Dennoch verzögerte sich der Baubeginn bis 1976, weil die Londoner Behörde wiederholt ihre Zustimmung für die Ausführung verweigerte. Vgl. BBR, Bestand London, Vermerk v. 22.10.1974; Aschauer 1999, 84. 606 BBR, Bestand London, Walther und Bea Betz, Erläuterungsbericht v. 12.5(?).1972. 607 Aldous 1979. 608 Gardiner 1979. 609 Sitte 1979, 349; BBR, Bestand London, Schriftverkehr, Botschaft London an AA v. 29.11.1979. 610 Übersetzung der Beurteilung des Civic Trust auszugsweise in: Sitte 1979, 349.
611 Vgl. Lange 2003, 14–18, 21–22, 56–57. 612 BBR, Bestand Zagreb, GK Zagreb an AA v. 18.2.1972,
3.
613 Ebd., BBD Vermerk v. 2.12.196, 1–2. 614 Die Bundesrepublik bemühte sich seit Ende der
1950er Jahre um einen Neubau für die diplomatische Vertretung in Wellington. Hierfür entstanden mindestens zwei weitere Entwürfe in den Jahren 1960 und 1970. BBR, Bestand Wellington; BArch, B 157/3605, fol. 488. 615 1953 eröffnete die Bundesrepublik in Finnland eine Handelsvertretung, die Erhebung zur Botschaft erfolgte erst nach dem Deutschlandvertrag im Jahr 1973. Aschauer 1999, 162. 616 BBR, Bestand Buenos Aires, Niederschrift Preisgerichtssitzung am 15.4.1975, 4. 617 Wie Scharoun in Brasília sah auch Oesterlen im Wettbewerbsentwurf eine Verbindungstür zwischen der Botschafterbibliothek und dem Büro des Botschafters in der Kanzlei vor. Aus Sicherheitsgründen musste diese später entfallen. BBR, Bestand Buenos Aires, AA intern v. 17.12.1975. 618 Am 24.4.1975 verübte das »Kommando Holger Meins« der RAF einen Terroranschlag auf das Dienstgebäude der Botschaft Stockholm, bei dem Militärattaché Andreas von Mirbach, Botschaftsrat Heinz Hillegaart sowie zwei Terroristen ums Leben kamen. Die Detonation eines Sprengsatzes im Vorzimmer des Botschafters zerstörte nahezu das gesamte dritte Obergeschoss sowie die darunter liegenden Räume. Aschauer 1999, 132; BArch, B 134/33637, Baubedarfsnachweis Nr.1 v. 28.5.1975, 2. Die politische Bedeutung der Auslandsvertretungen und ihre Stellvertreterposition für den von ihnen repräsentierten Staat manifestieren sich an dem Attentat der RAF auf die Deutsche Botschaft in Stockholm in eindrücklicher und beklemmender Art und Weise. 619 Botschaftsgebäude der letzten 20 Jahre 1980, 1210. 620 Aschauer 1999, 162. 621 Muth 2000, 27. 622 Asendorf et al. 2000a, 126. 623 Deutsche Botschaft in London 1980, 1211. 624 Botschaftsgebäude der letzten 20 Jahre 1980, 1208. 625 Klotz 1984, 41–42. 626 Ebd., 45–46. 627 Ebd., 44–45. 628 Ebd., 46. 629 BBR, Bestand Heiliger Stuhl, Botschaft beim Heiligen Stuhl, 1. HU Bau, Ergebnisprotokoll über die Besprechungen vom 19.–21.9.1966 in Rom. 630 Ebd., Bundesschatzminister an BBD v. 21.4.1967. 631 Im April 1967 erhielt von Branca den Auftrag, seinen Vorentwurf zu überarbeiten, erst 1974 den Planungsauftrag zur Ausführung der Baumaßnahme. Ebd., BBD, Aufzeichnung v. 30.7.1969 sowie BBD an Bauleitung in Rom v. 22.5.1974. 632 Kemper 2009, 1. 633 BBR, Bestand Heiliger Stuhl, Botschaft beim Heiligen Stuhl, 1. HU Bau, BBD an Bundesschatzministerium (Bauabteilung) v. 23.6.1969, 1.
te Neuenfeld und Gräfin Dohna v. 21.6.1990.
638 Aschauer 1999, 146. 639 Im engeren Wettbewerb mit 6 geladenen Teilneh-
14.12.1953, Stellung und Zweck des Rates für Formgebung. Herausstellung des »Qualitäts«Gedankens in der Ausfuhr, fol. 58. 662 Ebd., fol. 15–16, Mitglieder des Rats für Formgebung. 663 Sigel 2000, 181. 664 BArch, B 157/4305, fol. 31–32, Hannoversche Allgemeine Zeitung, Repräsentation im Ausland, 9.11.1953, fol. 31. 665 Ebd., fol. 36–37, Hausenstein, Gesandter in Paris an AA (Löns) v. 25.11.1963. 666 BArch, B 157/3611, fol. 52–53, Geschäftsführung, Rat für Formgebung an AM von Brentano, 12.1.1956. 667 Ebd., fol. 55, Meyer (BBD) an Rossig v. 23.1.1956. 668 Arndt 1984, 19–20.
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Botschaften der Deutschen Demokratischen Republik Die Einführung der Planwirtschaft war nach der marxistisch-leninistischer Auffassung die grundlegende Basis für die gesellschaftliche Reform zum Sozialismus. In Übereinstimmung mit der oktroyierten Übernahme des sowjetischen Modells oblag dem Politbüro die zentrale Verfügungsgewalt über die grundlegende binnen- und außenwirtschaftspolitische Ausrichtung. Unter Ausschaltung der freien Marktregulation erfolgten die dezidierten Planungen von Produktion, Einsatz der Produktionsmittel, Verteilung und Verwendung des Volkseinkommens sowie die Kapazitäten für den Außenhandel über einen festgelegten Zeitraum. Die Regulation der ökonomischen Prozesse unterlag nicht mehr den wirtschaftlichen Parametern von Angebot und Nachfrage, sondern der auferlegten Abgabe und Zuweisung. Bröll et al. 1971, 120–122, 125. Ab 1955 erlangte der ostdeutsche Staat infolge des öffentlichen Bekenntnisses des sowjetischen Generalsekretärs Nikita Sergejewitsch Chruschtschow zum ostdeutschen Staat und der von der UDSSR zur Verfügung gestellten Subventionierungen größere Relevanz innerhalb des Ostblocks. Wentker 2007, 22–23. Auf dem im folgenden Februar abgehaltenen XX. Parteitag der KPdSU proklamierte die sowjetische Führung das Ziel, durch Modernisierungsmaßnahmen in Konkurrenz zu den an der freien Marktwirtschaft ausgerichteten westlichen Staaten zu treten und damit die Superiorität des Sozialismus gegenüber dem Kapitalismus zu demonstrieren. Im Gefolge der sowjetischen Leitlinien stellte auch die DDR den Systemwettbewerb in das Zentrum ihrer Innen- und Außenpolitik, allerdings mit der primären Ausrichtung auf die Bundesrepublik. Walter Ulbricht gab im Juli 1958 auf dem V. Parteitag der SED (»Der Sozialismus siegt«) das wirtschaftliche Ziel aus, unter der Devise »Einholen und Überholen« bis 1961 mit dem statistischen Durchschnittsverbrauch der Einwohner
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mern erlangte 1982 Ungers den 2. Preis. Ungers hatte in seinem Entwurf als einziger Teilnehmer das bestehende Harriman-House erhalten. Das Preisgericht vergab keinen 1. Preis, konnte sich aber auch nicht dazu durchringen, Ungers Entwurf zur Ausführung zu empfehlen, da es gerade das Für und Wider für den Altbau nicht entscheiden konnte oder wollte. 1984 sprach sich die BBD in einem Gutachten für den Abriss des Harriman-House aus. BBR, Bestand Washington, Vermerk über WB im Jahr 1982; ebd. Protokoll Preisgerichtssitzung v. 11.2.1988; ebd., BBD an Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau v. 3.1.1984. 640 Ebd., Chronologie Neubau Residenz. 641 Vgl. Klotz 1984, 49–52. 642 Vgl. u. a. Knüpfer 1994; Joseph 1995; Harpprecht 1995. 643 Aschauer 1999, 156–157; Dienstwohngebäude der Bundesrepublik in Berlin (Ost) 1990. 644 Brücke durch die Mauer 1990, 43; Dienstwohngebäude der Bundesrepublik in Berlin (Ost) 1990. 645 Die Deutsche Bauzeitung kritisiert bereits 1990, dass die Anordnung der Wohnräume des Repräsentanten im Klinkerbau und die der Gäste im Brückenbau mit dem Gesamtkonzept nicht im Einklang zu bringen sei. Brücke durch die Mauer 1990, 44. 646 Wefing 1994. 647 Paulmann 2005, 1–2; Paulmann 2006, 6–7. 648 Lohmann 1966, 71–77; Auswärtiges Amt 1989, 798. 649 Vgl. Leuschner und Sitte 1964, 8–9. 650 Glaser 2000. 651 Paulmann 2005, 38. 652 Vgl. Durth und Sigel 2010, 9. 653 Paulmann 2006, 32. 654 Paulmann 2005, 34. 655 Ebd., 5. 656 Ebd., 11. 657 So wie es bis 1945 für die Auswärtigen Repräsentanzen üblich war, eine Dependenz vor Ort zu schaffen, deren Ausdruck von der Hierarchie des örtlichen Diplomatischen Korps bestimmt wurde. 658 Rossig und Meyer 1956, 105. 659 BArch, B 157/4305, fol. 57–60, Auszug aus Bauwelt v. 14.12.1953, Stellung und Zweck des Rates für Formgebung. Herausstellung des »Qualitäts«-Gedankens in der Ausfuhr, fol. 57; BArch, B 157/361, fol. 52–53, Rat für Formgebung an Außenminister von Brentano v. 12.1.1956, fol. 52. 660 BArch, B 157/4305, fol. 3–6; Dr. Heinrich König, Rat für Formgebung, Referat für den Ausschuß für Kulturpolitik beim Deutschen Bundestag in der Sitzung v. 25.10.1950.
661 Ebd., fol. 57–60, Auszug aus der Bauwelt v.
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634 Branca 1984, 92. 635 Aschauer 1999, 134. 636 Branca 1984, 91. 637 BBR, Bestand Washington, BBD an Rechtsanwäl-
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der Bundesrepublik bis 1961 bei den zentralen Handelswaren gleichzuzuziehen bzw. diesen noch zu überflügeln. Malycha 2011, 31. Wentker 2007, 27. PA AA, MfAA, A 15583, fol. 12, Vermerk v. 4.2.1950. Ebd., fol. 13–17, Bericht ueber Arbeitsraeume fuer die Mission, sowie wohnraummaessige Unterbringung der Mitglieder der Mission v. 10.2.1950. Ebd., fol. 20, Büro des Staatssekretärs an die Protokoll-Abteilung v. 23.2.1950. PA AA, MfAA, B 893/76, fol. 168, Auszüge aus einem Schreiben der Dipl. Mission der DDR in Peking vom 10.10.1950 an das MfAA in Berlin. Ebd., fol. 171, Brief (gez. St.) aus Peking an das MfAA Berlin, Allgemeine Verwaltung, Finanzen. o. D. Antwort auf Schreiben v. 12.9.1951. Vgl. u. a. PA AA, MfAA, A 14837, fol. 27–29, Sekretär Bierbach (Botschaft Peking) an Büro des Ministers des MfAA v. 30.12.1957; PA AA, MfAA, B 893/76, fol 12–18, Botschaft der DDR in der VR China, Aktenvermerk v. 15.3.1968 über ein Gespräch des Genossen Botschafters Bierbach mit dem stellvertretenden Außenminister der VR, China Qiao Guan-hua, am 14.3.1968 im MfAA der VR China; ebd., fol. 68–72, Direktive für die Verhandlungen mit dem MfAA der VR China über die Übergabe des Botschaftsgebäudes der DDR in Peking an die chinesische Seite, fol. 68. PA AA, MfAA, A 14837, fol. 27–29, Sekretär Bierbach (Botschaft Peking) an Büro des Ministers des MfAA v. 30.12.1957. PA AA, MfAA, B 1707, fol. 37, Aktennotiz Rathmann Betr. Botschaft Peking – Neubau eines Botschaftsgebäudes o. D. (1959). »Auf Grund von Erfordernissen der Stadtplanung der Stadt Peking muß die in der Straße des Kampfes gegen den Imperialismus Nr. 22 gelegene Botschaft der Deutschen Demokratischen Republik in der VR China bis Ende März 1968 in das Botschaftsviertel in der Ostvorstadt umziehen.« PA AA, MfAA, B 893/76, fol. 9, inoffizielle Übersetzung des Schreibens Amt für Stadtplanung der Stadt Peking an die Botschaft der Deutschen Demokratischen Republik in der Volksrepublik China v. 13.12.1967. PA AA, MfAA, B 893/76, fol. 150–156, Winzer (MfAA) an Walter Ulbricht und Willi Stoph v. 26.1.1968, fol. 150. Ebd., fol. 169, aus einer Aktennotiz des Gen. Grüttner (Peking) v. 28.2.1951. Ebd., fol. 12–18, Botschaft der DDR in der VR China, Aktenvermerk v. 15.3.1968 über ein Gespräch des Genossen Botschafters Bierbach mit dem stellvertretenden Außenminister der VR, China Qiao Guan-hua, am 14.3.1968 im MfAA der VR China, fol. 12. Ebd., fol. 150–156, Winzer (MfAA) an Walter Ulbricht und Willi Stoph v. 26.1.1968, fol. 151. Ebd., fol. 21–26, Botschaft der DDR in der VR China, Aktenvermerk v. 9.7.1969 über ein Gespräch von Botschafter Hertzfeld im MfAA der VR China
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am 3.7.1969 […] zur Frage des Umzuges der Botschaft, fol. 22. Ebd., fol. 68–72, Direktive für die Verhandlungen mit dem MfAA der VR China über die Übergabe des Botschaftsgebäudes der DDR in Peking an die chinesische Seite, fol. 68. Vgl. zudem ebd., fol. 153, Weisung (verm. vom Amt für Rechtsschutz) o. D. PA AA, MfAA, B 1707, fol. 65–67, Maßnahmen zum Neubau einer neuen Botschaft der DDR in Peking und zur Schaffung von Wohnraum für die diplomatischen und anderen Mitarbeiter der Botschaft, gez. Bierbach Peking 18.11.1957. Schließlich gestand die chinesische Regierung der DDR eine Entschädigung für die ursprünglichen und die seit 1950 neu errichteten Bauten zu, ohne die alleinige Rechtnachfolge der DDR anzuerkennen. Die Summe fiel weitaus geringer aus, als von der SED-Führung ursprünglich angestrebt, und erfolgte nur unter der Voraussetzung, dass die DDR mögliche Regressansprüche der Bundesrepublik übernahm. Ebd., B 893/76, fol. 73–75, Entwurf des Abkommens zwischen der Regierung der VR China und der Regierung der DDR über die Übergabe des Geländes der Botschaft der Deutschen Demokratischen Republik in der Straße Fandilu […]; ebd., fol. 88–93, Botschaft Peking Aktenvermerk v. 22.8.1969; ebd. fol. 65–67, Schreiben Botschafter Winzer an Willi Stoph v. 16.9.1969 und 11.12.1969. PA AA, MfAA, A 15583, fol. 65–67, Ackermann (MfAA) an die Deutsche Investitionsbank v. 12.6.1950. Ebd., fol. 13–17, Bericht ueber Arbeitsraeume fuer die Mission, sowie wohnraummaessige Unterbringung der Mitglieder der Mission v. 10.2.1950, fol. 15. PA AA, MfAA, B 1707, fol. 54–56, Gyptner (Botschafter in Peking) an Lothar Bolz v. 25.1.1958, fol. 54. »Haus [steht] auf der Abbruchliste des Chefarchitekten von Warschau.« PA AA, MfAA, ZR 589/96, fol. 346–347, Bericht und Vorschläge von Verbesserungen des Konsulargebäudes der DDR in Warschau, Litewaska Nr. 6. PA AA, MfAA, A 6841, fol. 223–225, Botschafter Hegen an Minister Schwab v. 8.2.1963, fol. 223. Wentker 2007, 49. PA AA, MfAA, A 15583, fol. 13–17, Bericht ueber Arbeitsraeume fuer die Mission, sowie wohnraummaessige Unterbringung der Mitglieder der Mission v. 10.2.1950. Wentker 2007, 37, 50. PA AA, MfAA, A 15583, fol. 31, Staatssekretär Ackermann (MfAA) an das Ministerium für Industrie v. 21.3.1950. PA AA, MfAA, B 2487 445/62, Inventurlisten der Botschaft der Deutschen Demokratischen Republik in: Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, Schreiben v. 13.2.1956 betreff Inventur per 31.12.55.
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und Durchführung des gesamten Außenhandels zuständig. Grätz 1979, 59; Jacobsen 1980a, 302–303; Muth 2000, 82–83; Wentker 2007, 51–52. §4 der Satzung der Kammer für Außenhandel der DDR vom 10.4.1954, in: Der Außenhandel, 19/1953, 445, zitiert nach Jacobsen 1980a, 303. Jacobsen 1980a, 302–303; Muth 2000, 82–83. Weitere Beispiele waren: Generalkonsulat in Indien – Herbert Fischer (1970–1972 Botschafter); Kammervertretung Österreich – Günther Kämmler (1969–1972 Legationsrat/Gesandter); Kammervertretung Schweden – Günther Nobel (Legationsrat 1970–1971); Kammervertretung Frankreich – Kurt Schnell (1967–1971 Legationsrat), Eckhard Bibow (1971–1973 Gesandter); Kammervertretung Großbritannien und Nordirland – Karl-Heinz Kern (1971–1973 Gesandter). Vgl. Muth 2000, 287–293. PA AA, MfAA, A 11288, fol. 204–232, Erläuterungen zum Haushaltsplanvorschlag 1957 v. 25.9.1956, fol. 227. Dies galt insbesondere für das Personal. Abgesehen von den bereits genannten Beispielen wurden andere Leiter ohne diplomatischen Rang postwendend zu Geschäftsträgern ernannt und dann als Botschafter akkreditiert. Bsp. Peter Hintzmann beim Königreich Norwegen, Ronald Böttcher bei der Lybischen Arabischen Republik, Otto Heilmann beim Königreich Dänemark. Vgl. Muth 2000, 288–293. Ulbricht 1952, 28. Hierbei spielt die Einrichtung Volkseigener Betriebe eine zentrale Rolle. Streisand 1981, 82–83. Jacobsen 1980b, 236. Schätzke 1991, 19. Palutzki 2000, 15–16. Topfstedt 2000, 9. Hain 1992, 32–33. Schätzke 1991, 38. Ebd., 42. Ulbricht 1952, 5. Flierl 1967, 564. Bolz 1951b, 55. Ulbricht 1952, 8. Ebd., 26. Ebd., 30. Ebd., 11; Institut für Regionalentwicklung und Stadtplanung 1995, 5. Nach Simone Hain waren die Sechzehn Grundsätze des Städtebaus kein Ergebnis eines Dialogs zwischen der DDR und der Sowjetunion, sondern von den sowjetischen Behörden bereits ausgearbeitete und der Delegation vorgelegte Richtlinien. Vgl. Hain 1993. 8. Siehe auch Beyme 1993, 15. Klaus v. Beyme merkt jedoch an, dass die Untersuchung möglicher Absprachen vor der Reise noch ausstehe. Vgl. Institut für Regionalentwicklung und Stadtplanung 1995. Bolz 1951a; Schätzke 1991, 28, 42.
495
vermerk über eine Unterredung im MfAA der VR China am 23.12.1957 v. 24.12.1957; PA AA, MfAA, A 6841, fol 223–225, Botschafter Hegen an Minister Schwab v. 8.2.1963. 1953–1972 Deutsche Akademie für Staat und Recht »Walter Ulbricht« (DASR). Muth 2000, 186, vgl. 186–190. Die sie nach und nach dem sowjetischen System anpasste. Ebd. 147, vgl, 98–101. Gerhard Kegel war als Mitarbeiter des sowjetischen Geheimdienstes 1935–1941 an den Deutschen Botschaften in Warschau und Moskau sowie 1941–1943 im Auswärtigen Amt in der Wilhelmstraße tätig. Ebd. 153. Wentker 2007, 44. Muth 2000, 148. Vgl. ebd., 155–157. Gemäß Aufzeichnungen von Aenne Kundermann (u. a. Gesandte in Bulgarien, Botschafterin in Polen und Albanien). Zitiert nach Muth 2000, 147. Wentker 2007, 47. Schätzke 1991, 19. Vgl. Muth 2000, 155–157. Ebd., 153. PA AA, MfAA, A 15449, stenograf. Protokoll der Besprechung mit den Leitern der AV am 8.11.1949. Zitiert nach Muth 2000, 147. Wentker 2007, 47–49; Muth 2000, 162–163. Wentker 2007, 49. »Normalität« erreichte die Arbeit des MfAA erst 1972/73. Muth 2000, 178. Wentker 2007, 50. Vgl. Muth 2000, 187–188. Wentker 2007, 49–50. PA AA, MfAA, A 15583, fol. 50, Botschafter Appelt, Telegramm aus Moskau vom 6.5.1950. Ebd. Wentker 2007, 28–29, 45. Ebd., 22–23; vgl. auch Muth 2000, 26–29. Muth 2000, 58–61. Die Leiter der Missionen in der Sowjetunion, Polen, Tschechoslowakei und China wurden bereits 1949 als Botschafter akkreditiert. Ebd., 279–281. Wentker bezeichnet Botschafter Appelt als besseren Briefträger zwischen Moskau und Berlin. Wentker 2007, 47. Ebd., 15. Muth 2000, 49; Lepin 1980, 153. Vgl. Jacobsen 1980a, 299–302; Grätz 1979, 58–62. Muth 2000, 81. Hauptaufgabe der 1952 gegründeten Kammer für Außenhandel war die Kontaktaufnahme zu Wirtschaftspartnern und der Abschluss von Handelsabkommen mit Staaten außerhalb des Verbundes der RGW. Sie zählte Außenhandelsbetriebe, Transport- und Versicherungsunternehmen, Banken etc. zu ihren Mitgliedern. Die Kammer für Außenhandel errichtete bis Ende der 1960er Jahre zwölf Vertretungen in westeuropäischen Ländern. Ebd., 82.
Endnoten
28 Vgl. bsp. PA AA, MfAA, B 1707, fol. 60–62, Akten-
Endnoten 496
83 Die 1933 von der CIAM aufgestellten und von
Le Corbusier maßgeblich beeinflussten städtebaulichen Prinzipien propagierten eine strenge Unterteilung der Städte in funktionale Zonen und eine weite offene Wohnbebauung mit hohen Blöcken. Vgl. Frampton 1997, 230. 84 Bolz 1951a, 88. 85 Ulbricht 1952, 8. 86 Magritz 1954, 100. 87 Åman 1996, 136. 88 Jacobsen 1980b, 235–236. 89 Liebknecht 1952, 32. 90 Huber 1998, 156. 91 PA AA, MfAA, ZR 589/96, fol. 560, Aktennotiz über ein Gespräch am 28.4.1952. 92 Vgl. Huber 1998, 170–175. 93 Leśniakowska 2006a, 76. 94 Englert und Tietz 2003, 136–137; Abrassimow 1978, 109–110. Zur Geschichte um den Erwerb des Bauwerks seitens des Russischen Zarenreichs siehe Abrassimow 1978, 9–19. 95 Tscheschner 1990, 231; Hain 1992, 38; Englert und Tietz 2003, 137. Skujin wird 1952 als Direktor des Instituts für Innengestaltung an der Deutschen Bauakademie bestätigt. Düwel et al. 1995, 250. 96 Abrassimow 1978, 110. 97 Englert und Tietz 2003, 137. 98 Abrassimow 1978, 110. 99 Palutzki 2000, 79. 100 Durth 1996, 30. 101 Åman 1996, 136. 102 Hain 1992, 47; Durth 1996, 31. 103 Palutzki 2000, 87–89. 104 Hain 1992, 36, 45–46. 105 Chruschtschow 1991, 160. 106 Hoscislawski 1991, 133. 107 Chruschtschow 1991, 158. Doch erst nach Chruschtschows Geheimrede auf dem XX. Parteitag der KPdSU 1956, in der er den Personenkult um Stalin anprangerte, gerierte die Entstalinisierung zur offiziellen Parteilinie bzw. wurde eine rigide Abkehr vom Stalinismus in allen Strukturen vollzogen. Weber 1985, 275–277. 108 Hoscislawski 1991, 133. Topfstedt 1996, 41. 109 Hoscislawski 1991, 138–149. 110 Scholz (1959?), 7. 111 Liebknecht (1959?), 11. 112 Hoscislawski 1991, 132. 113 Hoscislawski 1985, 88. 114 Meyer 2001, 188. 115 Hoscislawski 1985, 213; Hoscislawski 1991, 217; Meyer 2001, 189. 116 Hoscislawski 1991, 215. 117 Flierl 1978, 14. Zitiert nach Hoscislawski 1991, 213. 118 »Die Architektur in der Deutschen Demokratischen Republik soll im Dienste des werktätigen Volkes stehen. Sie hat die Aufgabe, vor allem den arbeitenden Menschen die günstigsten Bedingungen für Arbeit und Familienleben, aber auch für die Befriedigung ihrer kulturellen und gesell-
schaftlichen Bedürfnisse zu schaffen.« Ulbricht 1952, 8. 119 Magritz 1954, 100. 120 Drewelow 1993, 23, 25; Flierl 1996, 151. 121 Grätz 1979, 98–99. 122 Meyer 2005, 182, 323. 123 Flierl 1996, 152, 154–155. Obgleich die Kulturbauten sich programmatisch in die Traditionslinie der Volkshäuser einreihten, orientierten sie sich zuvorderst an den Kulturpalästen, Dorfund Arbeiterclubs der Sowjetunion, die seit der Oktoberrevolution 1917 heterogene kulturelle Veranstaltungen sowie Klub- und Zirkelarbeitsgruppen unter einem Dach vereinigten. Dies galt für Auswahlkriterien wie Standort, Gestalt, Ausstattung und das dem Theaterbau entliehenen Raumprogramm sowie deren Raumdisposition. Drewelow 1993, 23. Vgl. Thunert und Reichert 1953; Deutsche Bauakademie 1954, 158–187. 124 Möbius 1993, 39. 125 Vgl. Düwel et al. 1995, 339–342. 126 Flierl 1991, 61. 127 Vgl. Fülscher 2011. 128 Gottschall 1987, 56. 129 Jacobsen 1980b, 236. 130 Ulbricht 1952, 5. 131 Topfstedt 2000, 10–12; Zervosen 2016, 47–48. 132 1957/58 erfolgte eine grundlegende Umstrukturierung des Ministeriums für Aufbau und die Umbenennung in Ministerium für Bauwesen. 133 Lothar Bolz übernahm im Oktober 1953 das Amt des Ministers für Auswärtige Angelegenheiten, für das er bereits 1949 vorgesehen war. Sein Nachfolger im MfA wurde Heinz Winkler (1953–1958). 134 Topfstedt 2000, 12; Zervosen 2016, 49; Hannemann 2005, 78. 135 Wentker 2007, 2. 136 Topfstedt 2000, 12–14. 137 Zervosen 2016, 50. 138 Topfstedt 2000, 10; Hannemann 2005, 56–57. 139 Vgl. Zervosen 2016, 56–65. 140 Hannemann 2005, 52–53. 141 Topfstedt 2000, 13. 142 Herbst et al. 1994, 85. Ab 1973 Bauakademie der DDR. Die Bauakademie nutzte bis 1974 die Räumlichkeiten des Instituts für Bauwesen in der Hannoverschen Straße 28–30, das dann Sitz der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik bei der DDR wurde. Heute beherbergt das Gebäude das Bundesministerium für Bildung und Forschung. 143 Palutzki 2000, 65; Topfstedt 2000, 15. 144 Ulbricht 1952, 8. 145 Zitiert nach Herbst et al. 1994, 86. 146 Institut für Theorie und Geschichte der Baukunst (Hermann Henselmann); Institut für Hoch- und Industriebau (Hanns Hopp); Institut für Städtebau und Landesplanung (Kurt Walter Leucht); Institut für Technik und Wirtschaft im Bauwesen (Walter Pisternik) und Institut für Innengestaltung (Friedrich Skujin) Palutzki 2000, 66.
27.8. 1960.
170 PA AA, MfAA, ZR 587/96, fol. 88. Schreiben von
Karthaus an Müller, Direktor des VEB Hochbauprojektierung II Berlin v. 21.12.1960. 171 PA AA, MfAA, A 11288, fol. 84, Aktenvermerk über die voraussichtlichen Investitionen auf baulichem Gebiet v. 29.7.1957. 172 PA AA, MfAA, B 1707, fol. 60–62, Aktenvermerk über eine Unterredung im MfAA der VR China v. 24.12.1957. 173 Zum Jahresbeginn 1961 wurden die VEB Hochbauprojektierung I und II Berlin auf Beschluss des Magistrats zum VEB Berlin-Projekt vereinigt. Teile dieses Betriebs wurden 1967 in das ebenfalls von Graffunder geleitete Wohnungsbaukombinat Berlin (WBK) eingegliedert. LAB, C Rep. 788, VEB Berlin-Projekt, Einleitung zum Bestand. 174 Vgl. Muth 2000, 5; Jacobsen et al. 1980c, 8; Scholtyseck 2003, VI. Der Bau der Mauer 1961 hatte laut Wentker keine entscheidenden Auswirkungen auf die DDR-Außenpolitik. Wentker 2007, 23. 175 Entsprechend verfasste Ehrlich bereits 1955 einen skizzenhaften Vorentwurf für den Neubau der Botschaft der DDR in Pjöngjang inkl. HPA. PA AA, MfAA, A 6957, fol. 12–13, Fischer, Botschafter der DDR in der KVDR an Finanzabteilung des MfAA, Aktenvermerk v. 26.7.1957. 176 Scholtyseck 2003, 28. 177 PA AA, MfAA, ZR 395/96, Entwurf für eine Vorlage für die Aussenpolitische Kommission des ZK der SED v. 24.4.1961, 1. 178 Wentker 2007, 99; Jacobsen et al. 1980c, 54–55. 179 Georg Dertinger, Regierungserklärung vom 12.10.1949. Zitiert nach Wentker 2007, 99. 180 Jacobsen et al. 1980c, 54, 69; Wentker 2007, 100, 108. 181 Jacobsen et al. 1980c, 599–600. 182 Wentker 2007, 20. Auf sowjetischen Einfluss zurückgehend erließ Polen der DDR 1950 die Hälfte der Reparationszahlungen, 1953 verzichtete sie ganz auf die verbliebenen Restzahlungen. Ebd., 108. 183 Auch innerhalb der DDR-Führung erzeugte die endgültige Aufgabe der ehemals deutschen Gebiete jenseits der Oder-Neiße-Linie Widerspruch. Die Sowjetunion drängte die DDR, den Grenzverlauf als unverrückbar anzunehmen. Jacobsen et al. 1980c, 69–71; Wentker 2007, 102–103. 184 Vgl. Fischer 1980, 69–74; Jacobsen et al. 1980c, 69–76. 185 Jacobsen et al. 1980c, 69. 186 Wentker 2007, 105–107. 187 Erst 1967–1971 errichtete Frankreich einen Botschaftsneubau am Łazienki Park. 188 PA AA, MfAA, ZR 589/96, fol. 668, Dipl. Mission der DDR in Warschau an Staatssekretär Ackermann (MfAA) v. 15.7.1950; ebd., fol. 666–667, Aufzeichnung diplomatische Mission Warschau v. 30.8.1950; ebd., fol. 637–639, Muster-Entwurf des
497
Fassadenelementen der Stalinallee verbergen sich eine Stahlbetonkonstruktion sowie funktional organisierte Grundrisse. 151 Zervosen benennt für 1953 eine Summe von 359 Mitarbeitern. Ebd., 83. 152 Ebd., 82–83; Palutzki 2000, 66. 153 PA AA, MfAA, ZR 589/96, fol. 513, Deutsche Bauakademie an das MfAA v. 24.3.1953. 154 Ebd.; PA AA, MfAA, ZR 589/96, fol. 714, Hopp an MfAA v. 23.7.1951; Palutzki 2000, 67. 155 Vgl. beispielsweise PA AA, MfAA, ZR 589/96, fol. 395–396, Zentrales Entwurfsbüro für Hochbau des Ministeriums für Aufbau, Aktenvermerk über Besprechung am 12.6.1956 v. 13.6.1956. Ab 1958 als »Zentrales Entwurfsbüro für Hochbau im Ministerium für Bauwesen« nach Umwandlung des MfA zum Ministerium für Bauwesen im Zuge des »Gesetzes über die Vervollkommnung und Vereinfachung der Arbeit des Staatsapparates in der Deutschen Demokratischen Republik« v. 11.2.1958. 156 Palutzki 2000, 66. 157 Dies betraf auch die Neubauten für Auswärtige Vertretungen. PA AA, MfAA, LS-A 442, fol. 30, MfAA: Entwurf einer Vorlage für das Politbüro des ZK der SED v. 2.1.1962. In allen politischen Bereichen war für wichtige Anordnungen und Vorhaben die Zustimmung des zuständigen Gremium im ZK der SED einzuholen. Wentker 2007, 29. 158 Muth 2000, 160; Wentker 2007, 42. 159 PA AA, MfAA, B 1707, fol. 89, Aktenvermerk über eine Besprechung zwischen Herrn Ehrlich und Nissen vom Aufbaustab Peking und Herrn Jaeschke und Klausing vom MfAA am 5.6.1957. 160 Im Juni 1965 wurde Bolz von Otto Winzer abgelöst, der bis zu seinem Tod im Januar 1975 das Amt des Außenministers ausübte. Muth 2000, Anhänge XI–XII. 161 Ebd., 107, 114. 162 PA AA, MfAA, A 11288, fol. 91–92, Winkler, Aktenvermerk v. 3.7.1956 über eine Unterredung der Abt. Finanzen mit dem Kollegen Holtze, Büro des Ministerrats, Gruppenleiter der Gruppe Bau und Technik am 28.6.1956. 163 Muth 2000, 120. 164 Ebd., Anhang XIII. 165 PA AA, MfAA, A 11288, fol. 86–89, Rathmann, Projektierungsplan 1959 v. 31.7.1957, fol. 87. 166 U. a. PA AA, MfAA, ZR 392/96, Abt. Bau- und Investitionen, Nadebor: Analyse 1967, Komplexe Rekonstruktion und Ersatzbeschaffungen für Repräsentationsräume im Ausland, abgesandt am 15.2.1968. 167 PA AA, MfAA, ZR 589/96, fol. 683, 677 (Reinschrift o. D.), Hausmitteilung MfAA v. 4.12.1951, Vorlage eines Beschlusses betr.: »Neubau unserer Diplomatischen Mission in Warschau«.
168 Wiesemann 2000, 236. 169 PA AA, MfAA, ZR 535/96, Paulick an Rathmann v.
Endnoten
147 Fritsch 2011. 148 Quiring 2011, 148–149. 149 Vgl. Schätzke 1995, 117–124; Zervosen 2016, 66–73. 150 Vgl. Zervosen 2016, 74–81. Hinter den dekorativen
Endnoten 498
Vertrages des Präsidiums der Rada Narodowa der Stadt Warschau vom 27.10.1950. 189 Ebd., fol. 497, Wyschka, Dipl. Mission Warschau an MfAA v. 23.6.1951; Vgl. auch ebd., fol. 631, Vermerk v. 15.1.1951. 190 Wiesemann 2000, 157–158. 191 PA AA, MfAA, ZR 589/96, fol. 714, Hanns Hopp an MfAA v. 23.7.1951. 192 Ebd., fol. 483, Diplomatische Mission Warschau Aktennotiz v. 20. Juli 1951; ebd., fol. 484, Hanns Hopp, Aktennotiz v. 20.7.1951. 193 Nach der Wiederherstellung wurde das Palais Sitz der Polnischen Nationalbibliothek. PA AA, MfAA, ZR 657/96, fol. 111–113, Ciborowski an Liebknecht v. 12.7.1960, fol. 111. 194 PA AA, MfAA, ZR 589/96, fol. 493–494, Note Mission DDR in Polen an MfAA der Republik Polen v. 12.1.1952; ebd., fol. 623–624, Gespräch Wyschka und Lissowski (Direktor der Abteilung Verwaltung beim AM der VRP) am 26.1.1952; ebd., fol. 616, Hopp Deutsche Bauakademie, Meisterwerkstatt II, Aktenvermerk v. 15.4.1952. 195 Ebd., fol. 616, Hopp (DBA, Meisterwerkstatt II), Aktenvermerk v. 15.4.1952. 196 Ebd., fol. 560, Wyscha (MfAA), Aktennotiz v. 28.4.1952. 197 Ebd., fol. 616, Hopp (DBA, Meisterwerkstatt II), Aktenvermerk v. 15.4.1952. 198 Ebd., fol. 560, Wyscha (MfAA), Aktennotiz v. 28.4.1952. Andernorts wird berichtet, dass Hopp zusammen mit Kurt Liebknecht im folgenden April (1953) die Baustelle des Palastes der Kultur und Wissenschaft besichtigt hätte. Düwel et al. 1995, 342. 199 PA AA, MfAA, ZR 589/96, fol. 560, Wyscha (MfAA), Aktennotiz v. 28.4.1952; ebd., fol. 564, Note des MfAA der DDR an das MfAA der Republik Polen v. 10.5.1952. 200 Ebd., fol. 597, Büro zur Betreuung der Diplomaten an Hopp v. 17.6.1952. 201 Ebd., fol. 559, Note des MfAA der VR Polen an Diplomatische Mission der DDR in Warschau v. 16.6.1952. 202 Die Deutsche Mark der Deutschen Notenbank (DM) ist die Bezeichnung für die erste, von 1948 bis 1964 gültige Währung der DDR. PA AA, MfAA, ZR 589/96, fol. 594, Büro zur Betreuung der Diplomaten, Aktennotiz v. 20.6.1952; ebd., fol. 524–526, Vorläufige Gebührenberechnung für das Invest.Bauvorhaben »Haus der Diplomatischen Mission Warschau«. Die Baukosten erscheinen im Vergleich zu dem nicht einmal halb so teuren ersten Neubau der Bundesrepublik in New Delhi immens. Gemäß der herausragenden Stellung des Standortes Warschau ist das Bauvolumen der Vertretung wesentlich größer als das der Bundesrepublik in New Delhi. Gleichwohl ist zu beachten, dass die polnische Regierung einen gegenseitig finanzierten Neubau ablehnte und eine Verrechnung der Baukosten bzw. der zur Verfügung gestellten Arbeitskräfte und Bau-
materialien auf der Grundlage des zwischen beiden Regierungen vereinbarten Zahlungsabkommens für Handel forderte. Entsprechend erklärte die polnische Regierung, dass von ihrer Seite keine Investitionsmittel für den Bau eines polnischen Botschaftsgebäudes in Ost-Berlin zur Verfügung gestellt würden. Laut Wyscha erhöhte diese Haltung die geplanten Kosten für den ostdeutschen Staat mindestens um ein Zweifaches. Ebd., fol. 542–543, Aktennotiz über Gespräch Wyschka mit Lissowski am 5.12.1952 v. 6.1.1953. 203 PA AA, MfAA, ZR 589/96, fol. 594, Büro zur Betreuung der Diplomaten, Aktennotiz v. 20.6.1952; PA AA, MfAA, ZR 588/96, Grundrisse August 1952. 204 PA AA, MfAA, ZR 589/96, fol. 558, Aktenvermerk MfAA v. 8.9.1952 Gespräch mit Botschafterin Kundermann am 6.9.1952; ebd., fol. 575, Fernschreiben aus Warschau v. 11.9.1952. 205 Ebd., fol. 538, Aktenvermerk v. 14.1.1953. 206 Ebd., fol. 677, 683 (Kladde), Hausmitteilung MfAA v. 4.12.1951, Vorlage eines Beschlusses betr.: »Neubau unserer Diplomatischen Mission in Warschau«. 207 Ebd., fol. 532, MfAA, Büro zur Betreuung der Diplomaten an Büro des Staatssekretärs v. 9.2.1953. 208 Ebd., fol. 529–530, Abschrift Note des MfAA der Republik Polen an das MfAA der DDR v. 31.1.1953. 209 Ebd., fol. 518, Diplomatische Mission Warschau an das MfAA v. 28.März 1953. 210 Ebd., fol. 542, Aktennotiz v. 6.1.1953 über ein Gespräch Wyschka mit Herrn Lissowski am 5.12.1952. 211 Muth 2000, 160. 212 Ebd., 279. 213 PA AA, MfAA, ZR 589/96, fol. 513, DBA an MfAA v. 24.3.1953. 214 Ebd., fol. 479, Aktennotiz über Unterredung Heymann mit Direktor Bartol (MSZ) am 18.5.1954 v. 25.5.1954; ebd., fol. 476, Botschafter Heymann, Botschaft der DDR in der VR Polen an das MfAA. 215 Ebd., fol. 470, Schreiben des Länderreferats Polen an die Abteilung Finanzen im MfAA v. 19.8.1955. 216 Ebd., fol. 446–447, Grunert, Betr. Neubau des Botschaftsgebäudes Warschau v. 16.2.1956. 217 Ebd., fol. 444–445, Schreiben Schiefer, Büro des Ministerrats an Lothar Bolz v. 20.2.1956. 218 Ebd., fol. 466, Botschafter Heymann, Botschaft der DDR in der VR Polen an das MfAA v. 3.1.1956. 219 PA AA, MfAA, ZR 590/96, Hanns Hopp, Werner Kötteritzsch, Botschaft Warschau, Lageplan v. Mai 1956. 220 »Es muss mit dem Autor, Herrn Prof. Hopp, nunmehr untersucht werden, ob – falls das Min.f.A.A. an der neuen Forderung, nämlich das Raumprogramm voll zu erfüllen, festhält – aufgrund der gegebenen Lageplansituation eine vollkommen anders lautende Verteilung der Gebäudemassen vorzuschlagen ist.« PA AA, MfAA, ZR 589/96, fol. 392–393, Brigade Kötteritzsch, Schreiben v. 11.6.1956; ebd., fol.395–396, Zentrales Entwurfs-
499
bung zum Grundprojekt »Botschaft der DDR in Warschau« Objekt-Nr. 57/268, fol. 22; PA AA, MfAA, ZR 607/96, fol. 5, Zentrales Entwurfsbüro für Hochbau im Ministerium für Aufbau, Ingenieurökonomisches Gutachten v. 27.7.1957. 238 PA AA, MfAA, ZR 591/96, fol 14–37, Zentrales Entwurfsbüro für Hochbau des Ministeriums für Aufbau, Erläuterungsbericht und Baubeschreibung zum Grundprojekt »Botschaft der DDR in Warschau«, Objekt-Nr. 57/268, fol. 17, 24–25. 239 PA AA, MfAA, ZR 607/96, fol. 5, Zentrales Entwurfsbüro für Hochbau im Ministerium für Aufbau, Ingenieurökonomisches Gutachten v. 27.7.1957. 240 PA AA, MfAA, ZR 591/96, fol 14–37, Zentrales Entwurfsbüro für Hochbau des Ministeriums für Aufbau, Erläuterungsbericht und Baubeschreibung zum Grundprojekt »Botschaft der DDR in Warschau« Objekt-Nr. 57/268, fol. 19. 241 Ebd., fol. 18. Das Vorhaben, alle offiziellen Räume aufwendig auszustatten (u. a. mit Fuß- und Wandbelägen aus Marmor sowie profilierten Stuckdecken) zeigt sich auch bei den Botschaftsbauten der Bundesrepublik, u. a. in New Delhi. Ebd., fol. 25–27. 242 PA AA, MfAA, ZR 591/96, fol. 4, Beirat für Bauwesen beim Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik, Edmund Collein an Lothar Bolz v. 20.9.1957. 243 PA AA, MfAA, ZR 588/96, fol. 103–106, Bericht über Dienstreise Hopp u. Kötteritzsch (ZEBH) nach Warschau vom 9.6.–12.6.1958, v. 16.6.1958. 244 Ebd., fol. 54, Abschrift betr.: Die Botschaft der DDR in Warszawa, Prezydium Rady Narodowej w.m.St. Warszawie v. 11.6.1958. 245 Ebd., fol. 61, Wildner, Erläuterung zur Ergänzung des Grundprojektes vom August 1957 v. 22.12.1958. 246 PA AA, MfAA, ZR 657/96, fol. 128a–129, Entwurf; ebd., fol. 130–135, Abt. Organisation und Verwaltung, Betr.: Neubau der Botschaft in Warschau v. 11.7.1960; PA AA, MfAA, ZR 588/96, fol. 42–49, Bericht über Dienstreise nach Warschau v. 2.2.– 7.2.1959 v. 9.2.1959. 247 Vgl. Düwel et al. 1995, 462–465. 248 Asendorf 2000b, 48. 249 Düwel et al. 1995, 475. 250 PA AA, MfAA, ZR 657/96, fol. 111–113, Ciborowski an Liebknecht v. 12.7.1960. 251 Durth und Sigel 2010, 508. 252 PA AA, MfAA, ZR 657/96, fol. 130–135, Abt. Organisation und Verwaltung, Betr.: Neubau der Botschaft in Warschau v. 11.7.1960, fol. 135. 253 Ebd., fol. 138–139, Richard Paulick (Vizepräsident DBA), Aktenvermerk v. 28.6.1960, 138–139. 254 Leśniakowska 2006a, 83. 255 PA AA, MfAA, ZR 587/96, fol. 91–96, Bericht über Dienstreise nach Warschau v. 5.12.–10.12.1960. 256 PA AA, MfAA, ZR 657/69, fol. 98–100, Niederschrift über die Aussprache des Genossen Chefarchitekten der Hauptstadt der Volksrepublik Polen mit dem Beauftragten des Ministeriums für
Endnoten
büro für Hochbau des Ministeriums für Aufbau, Aktenvermerk über Besprechung v. 13.6.1956. 221 Vgl. PA AA, MfAA, ZR 590/96, Planung v. 10.7.1956. 222 PA AA, MfAA, ZR 589/96, fol. 449–450, Aktennotiz über eine Besprechung zur Festlegung der nächsten Arbeiten bei der Vorbereitung des Baus des Botschaftsgebäudes vom 10.2.1956. 223 PA AA, MfAA, ZR 586/96, fol. 29–33, Zentrales Entwurfsbüro für Hochbau des Ministeriums für Aufbau, Betr. Haus der Deutschen Botschaft in Warschau, Erläuterung v. 19.9.1956, fol. 29. 224 Vgl. PA AA, MfAA, ZR 590/96, Konzept Botschaft Warschau, KG bis 2. OG v. 9.5.1956, sign. Kötteritzsch. PA AA, MfAA, ZR 589/96, fol. 403–412, Zentrales Entwurfsbüro für Hochbau des MfA (Kötteritzsch) Raumverzeichnis Haus der Deutschen Botschaft Warschau v. 12.7.1956. Vgl. Asendorf 2000b, 47. 225 Ulbricht 1952, 5. 226 Leśniakowska 2006a, 81. Unter den Verantwortlichen der DDR wird Rudnew als Verfasser kolportiert. PA AA, MfAA, ZR 588/96, fol 337–338, Kurzbericht über Botschaften befreundeter Länder in Warschau o. D.; ebd., ZR 657/69, fol. 106–110, Paulick an MfAA v. 1.9.1960, fol. 107. 227 Deren Westgrenze de facto im Abkommen zwischen Hitler und Stalin von 1939 festgelegt wurde. Herber 2014, 82–83. 228 Die Besetzung und zielgerichtete Zerstörung Warschaus durch die Deutschen zwischen September 1939 und Januar 1945 führte zu dem Verlust von 85 % der ursprünglichen Bausubstanz, in den historischen Kernbereichen bis zu 100 %. Mehr als die Hälfte der vormals 1,3 Millionen Einwohner wurde getötet. Ebd., 79–80, 117. 229 Vgl. Leśniakowska 2006a, 76, 78. 230 Ebd., 41. 231 Ebd., 81. 232 Leśniakowska 2006b, 105; Leśniakowska 2006a, 78. Die chinesische Botschaft wurde 1956–1959 errichtet. Während ein Architektenkollektiv um Lin-Lo-Li den Entwurf für den Gesamtkomplex erstellte, übernahmen polnische Architekten die Fassadengestaltung. PA AA, MfAA, ZR 589/96, fol. 370–371, o. Autor, o. D. Erst in den 1960er Jahren folgten die Neubauten von den USA (1962), Kanada (1967–1970) und Frankreich (1967–1971). Ebd., 83. 233 PA AA, MfAA, ZR 589/96, fol. 370–371, o. Autor, o.Dat. 234 PA AA, MfAA, ZR 588/96, fol. 172, Kötteritzsch (ZEHA)Aktenvermerk v. 26.11.1956 über Besprechung am 23.11.1956. 235 Ebd., fol. 127–129, Aktenvermerk betr. Vorprojekt »Botschaft Warschau« – 57/268 – Zwischenvorlage beim Herrn Aussenminister Dr. Bolz. 236 Ebd., fol. 130–132, Zwischenvorstellung des Projekts, o. D. 237 PA AA, MfAA, ZR 591/96, fol 14–37, Zentrales Entwurfsbüro für Hochbau des Ministeriums für Aufbau, Erläuterungsbericht und Baubeschrei-
Endnoten 500
Auswärtige Angelegenheiten der DDR und dem Projektanten des Botschaftsgebäudes der Deutschen Demokratischen Republik am 9.12.1960. 257 Ebd., fol. 106–110. Paulick an MfAA über Besprechung in Warschau v. 1.9.1960, fol. 109. 258 PA AA, MfAA, ZR 604/96, VEB Berlin-Projekt, Botschaft der DDR in Warschau, Studienprojekt 1961; PA AA, MfAA, ZR 587/96, fol. 42–47, Kommission für Urbanistik und Architektur der Hauptstadt Warschau, Protokoll von der Sitzung am 19. Mai über den Entwurf des Gebäudes der Botschaft der DDR in Warschau am Krasinski Platz; PA AA, MfAA, ZR 601/96, VEB Berlin-Projekt, Botschaft der DDR in Warschau, Vorplanung 1961. 259 PA AA, MfAA, ZR 587/96, fol. 42–47, Kommission für Urbanistik und Architektur der Hauptstadt Warschau, Protokoll von der Sitzung am 19. Mai über den Entwurf des Gebäudes der Botschaft der DDR in Warschau am Krasinski Platz, fol. 46. 260 Ebd., fol. 44, 46. 261 PA AA, MfAA, ZR 587/96, fol. 91–96, Rathmann, Bericht über eine Dienstreise nach Warschau in der Zeit vom 5.12.–10.12.1960, fol. 91, 95. 262 Die polnische Regierung nötigte neben der DDR auch die französische Regierung zum Tausch des Grundstücks. Sie teilte der DDR-Regierung unterdessen mit, dass es schon ein Zugeständnis wäre, eine abschließende Frist für den Baubeginn zu gewähren, diese Option hätte sie Frankreich nicht angeboten. Ebd., fol. 25–26 Botschaftsrat Moldt, Botschaft der DDR in der VR Polen an MfAA v. 18.9.1962. 263 Ebd., fol. 24, Karthaus (Abt. Bau und Investitionen) an Botschafter der DDR in der VR Polen Gyptner v. 26.11.1962. 264 Ebd., fol. 4–5, Winkler an Botschafter Mewis v. 9.8.1965; ebd., fol. 9–10, Rathmann (MfAA) an Staatsekretär Winzer, betr. Gelände für Neubau der Botschaft in Warschau v. 15.8.1963; ebd., fol. 25–26 Botschaftsrat Moldt (Botschaft Warschau) an Karthaus v. 18.6.1963. In den 1990er Jahren wiederholte sich das endlose Planungsdebakel nur auf gespiegelte Art und Weise. Seit 1998 hat die polnische Regierung zwei Wettbewerbe für den Neubau der Botschaft anstelle der ehemaligen Vertretung in Berlin ausgeschrieben. Mehrmals musste sie die Entwürfe überarbeiten lassen. Zwischenzeitlich war der Erhalt der Liegenschaft wieder eine Option. Der mittlerweile denkmalgeschützte Altbau wurde 2016 abgerissen. 265 1975/76 verfassten polnische Architekten Entwürfe für zwei unterschiedliche Grundstücke an der ulica Kawalierii auf der östlichen Seite des Łazienki Park, um den sich nach und nach ein Diplomatenviertel entwickelte. Auch noch 1988 wurden für ein Grundstück in derselben Straße Funktionsstudien für einen Neubau erstellt. Die 2005–2008 errichtete Botschaft der Bundesrepublik steht in unmittelbarer Nähe (Architekt: Holger Kleine Gesellschaft von Architekten mbH). Wiesemann 2000, 291; BBR, Planarchiv Warschau.
266 PA AA, MfAA, A 11288, fol. 84–85, Rathmann: Ak-
tenvermerk, Betr: Voraussichtliche Investitionen auf baulichem Gebiet für die Jahre 1958–1960 v. 29.7.1957. 267 PA AA, MfAA, B 1707, fol. 108, Botschafter Schwab an Gen. Georgino, Ministerium der Finanzen v. 27.3.1957. 268 Ebd. fol. 72–73, Aktenvermerk über einen Besprechung zwischen Herrn Ehrlich (Leiter des Aufbaustabes Peking) und Mitarbeitern des MfAA am 17.7.1957. 269 Ebd., fol. 65–67. Maßnahmen zum Neubau einer neuen Botschaft der DDR in Peking und zur Schaffung von Wohnraum für die diplomatischen und anderen Mitarbeiter der Botschaft, Peking 18.11.1957. Botschafter Gyptner machte vor allem die Vereinigung der Handelsvertretung und der Botschaft auf dem Grundstück für die »unerträgliche« Arbeits- und Wohnsituation verantwortlich: »Unsere ganze Misere wird ja nur durch die HPA hervorgerufen, die zahlenmäßig doppelt so stark ist, wie der politische Sektor der Botschaft.« Ebd., fol. 54–56, Gyptner an Lothar Bolz v. 25.1.1958. 270 Ebd., fol. 97–99, Entwurf für die Umsetzung des Aufbaustabes für das »Haus des Handels in Peking« des Ministeriums für Außenhandel und Innerdeutschen Handel zum Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten, o. D. [vor 31.5.1957]. 271 Ebd., fol. 72–73, Aktenvermerk über einen Besprechung zwischen Herrn Ehrlich (Leiter des Aufbaustabes Peking) und Mitarbeitern des MfAA am 17.7.1957. 272 PA AA, MfAA, A 11288, fol. 86–89, Rathmann, Projektierungsplan 1959 v. 31.7.1957, fol. 88. 273 PA AA, MfAA, B 1707, fol. 58, Note der Botschaft der DDR in Peking an MfAA der VR China v. 17.12.1957. 274 Ebd., fol. 60–62, Aktenvermerk über eine Unterredung im MfAA der VR China am 23.12.1957; PA AA, MfAA, ZR 549/96, HA Organisation und Verwaltung (MfAA) Hausmitteilung an AM Bolz v. 16.1.1958, Handschriftliche Notiz auf Seite 3: »Lt. Rücksprache des Min. Dr. Bolz mit Koll. Rathmann u. Koll. Wildner wurde abgesprochen, zwecks Vorplanung des Botschaftsgeländes Peking an zwei Projektierungsbüros den Auftrag zur Erarbeitung einer Ideenskizze zu erteilen. Lo.«; PA AA, MfAA, B 1707, fol. 36, Notiz zur Erstellung eines Perspektivplans innerhalb eines Monats zur Entscheidung über den Neubau einer BO in Peking im Rahmen des Siebenjahresplans inkl. Vorschläge v. 18.11.1959. 275 Zervosen 2016, 83. 276 PA AA, MfAA, ZR 549/96, Vertrag über bautechnische Projektierungsarbeiten zwischen MfAA und dem Zentrales Entwurfsbüro für Hochbau v. 28.2.1958; ebd., Vertrag über bautechnische Projektierungsarbeiten zwischen MfAA und dem Entwurfsbüro Hochbau II Groß-Berlin v. 17.2.1958.
293 Ebd., Vorschlag von einem Gelände für Neubau
eines Botschaftsgebäudes, Anlage 1, Januar 1970.
294 Ebd., fol. 85, MfAA an Botschaft Bagdad, Genosse
Hähnel v. 5.2.1970.
295 Ebd., Karthaus: Reisebericht über eine Dienst-
reise vom 16. bis 24. Februar 1971 nach Bagdad, v. 26.2.1971. 296 Zudem gab es einen »Ärztestützpunkt«. Ebd., fol. 4, Schreiben Weitz an Neumann (MfAA) v. 4.1.1971. 297 PA AA, MfAA, ZR 657/96, fol. 114–115, Helmut Nadebor, Entwurf Aktennotiz zum Botschaftsneubau Warschau v. 10.8.1960. 298 Ebd.; PA AA, MfAA, ZR 657/96, fol. 122–125, MfAA, Grunert (Ministerbüro) an Prenzel (Verwaltungsdirektor) v. 22.7.1960, fol. 122–123. 299 PA AA, MfAA, ZR 657/96, fol. 128a–129, Entwurf. 300 Hain 1992, 49. 301 PA AA, MfAA, ZR 657/96, Fol. 128a–129, Entwurf. 302 Zur Planungs- und Baugeschichte des Palasts der Republik siehe Flierl 2001. 303 PA AA, MfAA, ZR 587/96, fol. 86, Aktenvermerk v. 17.1.1961 über »Aussprache zwischen dem Kollegen Karthaus Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten, Kollegen Kötteritzsch, VEB Typenprojektierung (später), Kollegen Müller, Technischer Direktor VEB Berlin-Projekt (vormals VEB Hochbauprojektierung II Berlin) und Kollege Wildner« am 14.1.1961; ebd., fol. 88. Karthaus an Müller Direktor des VEB Hochbauprojektierung II Berlin v. 21.12.1960. 304 PA AA, MfAA, ZR 657/96, fol. 127, Verwaltungsdirektor Entwurf Vorlage für das Kollegium. 305 Nach seinem Entwurf für den Neubau der Botschaft in Budapest erhielt Graffunder zusammen mit seinem Mitarbeiter Eckart Schmidt vom Büro zur Betreuung von Diplomaten im Rahmen des Bauprogramms der DDR für Ausländische Vertretungen im Februar 1967 den Auftrag, als Feierabendbrigade auf Stundenbasis, also außerhalb ihrer regulären Arbeitszeit, Entwürfe für vier bis fünf kleinere Dienst- und Wohngebäude und drei mittlere Botschaften im Stadtteil Pankow zu verfassen. In Graffunders Nachlass findet sich das Repro einer Perspektive, die dem später sechsfach ausgeführten Projekt Pankow I, das Petsch ausschließlich Schmidt zuschreibt, sehr nahekommt. AdK, Graffunder NL Teil I, Kasten 31, Dienstleistungsamt für Ausländische Vertretungen (DAV) an Architekt Graffunder v. 15.2.1967; Petsch 2003, 43. 306 PA AA, MfAA, ZR 535/96, Richard Paulick (Deutsche Bauakademie, Sektionsleitung Typisierung) an MfAA Rathmann (MfAA) v. 27.8.1960, betr. Reisebericht nach Moskau 14.–21.8.60; PA AA, MfAA, ZR 395/96, Entwurf für eine Vorlage für die Aussenpolitische Kommission des ZK der SED v. 24.4.1961, 1. 307 Vgl. PA AA, MfAA, ZR 657/96, fol. 106–110, Paulick an Rathmann (MfAA) v. 1.9.1960. 308 Die DDR war nicht in der Lage, der Forderung der Moskauer Behörden, spätestens 1961 mit
501
ben der GA Organisation und Verwaltung (MfAA) an das Zentrale Entwurfsbüro v. 6.2.1958. Auf einem außerhalb der Konkurrenz geplanten und noch nicht bekannten Grundstück sollte eine zusätzliche Siedlung mit 50–60 Wohneinheiten, einer Schule für 80 Kinder, einem Kindergarten für 30 Kinder, einer Verkaufsstelle, einem Schwimmbad und einem Sportplatz entstehen. Ebd., 4. 278 PA AA, MfAA, ZR 549/96, Entwurfsbüro Hochbau II Groß-Berlin, Erläuterungsbericht Studienprojekt für die Botschaft der DDR in Peking v. 16.5.1958. 279 Ebd., Zentrales Entwurfsbüro für Hochbau im Ministerium für Bauwesen, Erläuterungsbericht zum Studienprojekt für ein Botschaftsgebäude der DDR in der Hauptstadt der VR China, Peking, v. 12.5.1958, 2. 280 Ebd., 1. 281 PA AA, MfAA, B 1707, fol. 97–99, Entwurf für die Umsetzung des Aufbaustabes für das ›Haus des Handels in Peking‹ des Ministeriums für Außenhandel und Innerdeutschen Handel zum Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten, o. D. [vor 31.5.1957], fol. 98a. 282 PA AA, MfAA, A 6841, fol. 222, Prenzel (MfAA) an Minister Schwab v. 19.2.1963. 283 BBR, Bestand Pjöngjang, Wenzel, Dienstreisebericht v. 13.11.1990; ebd., Baufachliches Gutachten o. D. [1991]; PA AA, MfAA, A 13838, fol. 25, Aktennotiz, 25.8.1958. 284 PA AA, MfAA, ZR 392/96, Abt. Bau- und Investitionen, Nadebor: Analyse 1967, Komplexe Rekonstruktion und Ersatzbeschaffungen für Repräsentationsräume im Ausland, abgesandt am 15.2.1968, 5. 285 BBR, Bestand Pjöngjang, AA an den Bundesminister für Finanzen v. 12.12.1991. 286 PA AA, MfAA, A 6957, fol. 12–13, Fischer, Botschafter der DDR in der KVDR an Finanzabteilung des MfAA, Aktenvermerk v. 26.7.1957. 287 Ebd., fol. 10, Schwab (MfAA) an R. Fischer, Botschafter der DDR in der KVDR, Aktenvermerk v. 13.8.1957. 288 PA AA, MfAA, A 14838, fol. 26–27, HA Organisation und Verwaltung an Bolz v. 22.10.1958. 289 PA AA, MfAA, B 781/72, Beschlussvorlage für die Leitungssitzung des Generalkonsulats v. 10.9.1968, 3. 290 Ebd., Schreiben Neumann (MfAA) an Weitz, Generalkonsul im Irak, v. 1.11.1968. 291 Ebd., Botschaft der DDR im Irak an MfAA v. 7.3.1970; Die DDR mietete das Gebäude zunächst für 10 Jahre. Finanziert werden sollte es über eine Vorauszahlung von drei Jahresmieten, die dann vom 3. bis 5. Jahr abgegolten wurden. Ebd., Vorschlag von einem Gelände für Neubau eines Botschaftsgebäudes, Anlage 1, Januar 1970. 292 Ebd., Botschaft der DDR im Irak an MfAA v. 7.3.1970.
Endnoten
277 Ebd., Grob-Programm o. D., Verweis im Schrei-
Endnoten 502
dem Neubau zu beginnen, nachzukommen. Stattdessen sah sie die Maßnahme für 1965 vor. Die russischen Vertreter empfahlen daher, auf das Grundstück zu verzichten. PA AA, MfAA, ZR 395/96, Botschafter Ferdinand Thun, Aktenvermerke über die Unterredungen mit Shukow, Leiter der Verwaltung zur Betreuung des Diplomatischen Korps (UPDK), am 15.9.1961 und 7.11.1961. 309 Ebd., Richard Paulick (Vizepräsident der Bauakademie), Vorschlag für ein Raumprogramm der Botschaft der DDR in Moskau v. 29.8.1960, 1. 310 Ebd. 311 PA AA, MfAA, ZR 549/96, Zentrales Entwurfsbüro für Hochbau im Ministerium für Bauwesen Erläuterungsbericht zum Studienprojekt für ein Botschaftsgebäude der DDR in der Hauptstadt der VR China, Peking, v. 12.5.1958. 312 Dies wäre eine zweite Lesart des zuvor genannten Zitats von Nadebor, zu der Frage, wer entscheidet, wie sich die DDR im Ausland zu repräsentieren habe. PA AA, MfAA, ZR 657/96, fol. 114–115, Helmut Nadebor, Entwurf Aktennotiz zum Botschaftsneubau Warschau v. 10.8.1960. 313 Infolge einer unautorisierten Veröffentlichung der Planungen für den 2. Bauabschnitt der Stalinallee in der DA hatte Henselmann seinen Posten als Chefarchitekten verloren. Seine Nachfolge trat Gericke an. Hain 1992, 51. Ob dies 1958 oder 1959 erfolgte, ist unklar. Die Biographische Datenbank der Bundesstiftung Aufarbeitung gibt bei Henselmann 1959 als Jahr des Ausstiegs, aber 1958 für Gerickes Amtsantritt an. Müller-Enbergs et al. 2010. 314 Gericke 1960. 315 PA AA, MfAA, ZR 657/96, fol. 122–125, MfAA, Grunert (Ministerbüro) an Prenzel (Verwaltungsdirektor) v. 22.7.1960, fol. 122–123 inkl. handschriftliche Notiz »Herr G. habe bestätigt, daß der Herr Karthaus v. Aufbauministerium geeignet sei.« 316 Ebd., fol. 123. 317 Walter Ulbricht, V. Parteitag der SED 1958. Zitiert nach Tscheschner 1990, 225. 318 Liebknecht 1960. 319 Tscheschner 1990, 222. 320 Vgl. Berlinische Galerie 1990. 321 Hain benennt als weiteren Verfasser Wolfgang König. Hain 1992, 53. 322 Ebd.; Tscheschner 1990, 225 323 Tscheschner 1990, 228, 232. 324 Ebd., 231. 325 Liebknecht 1960. 326 Tscheschner 1990, 231–232. 327 Asendorf et al. 2000a; Asendorf 2000b, 48. 328 PA AA, MfAA, A 14838, fol. 26–27, HA Organisation und Verwaltung an Bolz v. 22.10.1958. 329 PA AA, MfAA, ZR 657/96, fol. 122–125, MfAA, Grunert (Ministerbüro) an Prenzel (Verwaltungsdirektor) v. 22.7.1960, fol. 123. 330 Ebd.; Asendorf 2000b, 48; Petsch 2003, 43. 331 PA AA, MfAA, ZR 657/96, fol. 122–125, MfAA,
Grunert (Ministerbüro) an Prenzel (Verwaltungsdirektor) v. 22.7.1960, fol. 124. 332 Tscheschner 1990, 235. 333 Um 1970 errichtete die DDR an der Wilhelmstraße bzw. Dorotheenstraße zwei Dienstgebäude, in der mehrere Botschaften gleichzeitig untergebracht werden konnten; der sechsgeschossige Verwaltungsbau auf den Grundstücken Wilhelmstraße 65–66 ist heute u. a. Sitz der Botschaftskanzlei von Afghanistan. Mit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen im Zuge der Anerkennung der DDR im Dezember 1972 wählten zahlreiche Nationen Altbauten an der Straße Unter den Linden bzw. im Umkreis der Wilhelmstraße als Sitz ihrer Diplomatischen Vertretungen. So auch die westlichen Alliierten USA, Frankreich und Großbritannien. Den einzigen Neubau errichtete die ČSSR 1975–1978 in der Wilhelmstraße 44. Das futuristisch anmutende Gebäude basiert auf dem Entwurf des Ehepaars Vera Machoninova und Vladimir Machonin sowie Klaus Pätzmann und Kollektiv und ist heute Sitz der Botschaft der Tschechischen Republik. Schäche 1997, 22–24. Petsch 2003, 44, 48–49. 334 Müller-Enbergs et al. 2010. 335 Tscheschner 1990, 235. 336 Pisternik et al. 1974, 284. 337 Heinz Graffunder benennt als Hauptprojektant und demnach Entwurfsverfasser der Ungarischen Botschaft in Ost-Berlin das Kollektiv LAKOTERV Budapest, dem Koltay und Kovácy angehörten. Schäche gibt die beiden ungarischen Architekten als Hauptautoren an, während Petsch sowie Asendorf, Voigt und Wang das Kollektiv von Swora und Hanslik bzw. die beiden Berliner Architekten als Verfasser anführen. 1999 wurde das Gebäude abgerissen. AdK, GraffunderArchiv, NL Teil II Mappe 13-4, Heinz Graffunder, Ein modernes Haus der DDR in Budapest – die neue Botschaft (Konzept) v. 30.1.(1969); Schäche 1997, 23; Asendorf et al. 2000a, 49; Petsch 2003, 46–47. 338 AdK, Graffunder-Archiv, NL Teil II Mappe 13-4, Heinz Graffunder, Ein modernes Haus der DDR in Budapest – die neue Botschaft (Konzept) v. 30.1.(1969). 339 PA AA, MfAA, ZR 705/96, Graffunder, VEB BerlinProjekt, DDR-Botschaft Budapest, Ergänzung zur Aufgabenstellung im Oktober 1964, 48. 340 PA AA, MfAA, B 724/76, Beschluss über die Durchführung von Verhandlungen und den Abschluß eines Abkommens zwischen der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik und der Revolutionären Arbeiter-und-Bauern-Regierung der Ungarischen Volksrepublik über die gegenseitige Verleihung von Nutzungsrechten an Grundstücken und die Errichtung von Botschaftsgebäuden v. 6.1.1966. Im Juni 1966 folgte die Vereinbarung zur Einrichtung eines Kultur- und Informationszentrums der DDR in Budapest. Bereits in den 1950er Jahren hatte Ungarn die DDR aufgefordert,
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zum Abschluß eines Abkommens zwischen der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik und der Regierung der Revolutionären Arbeiter-und-Bauern-Regierung der Ungarischen Volksrepublik über die gegenseitige Verleihung von Nutzungsrechten und die Errichtung von Botschaftsgebäuden. 352 PA AA, MfAA, ZR 651/96, Botschafter Schwab an MfAA v. 22.10.1954. 353 Ebd., Schreiben Kluge (II. Sekretär) an Középülettervezö Iroda, Budapest, o. D. 354 PA AA, MfAA, A 11288, fol. 86–89, Rathmann: Projektierungsplan 1959, 31.7.1957, fol. 87. 355 Nach einem oder mehreren Umzügen lagen diese 1960 in der Benzcur utca und der Diana út. 356 PA AA, MfAA, ZR 657/96, Architekt, Bericht über durchzuführende Veränderungen im Gebäude der Botschaft der DDR in Budapest, Benzcur utca 26, 6.12.1960; ebd., Botschafter Wilhelm Meißner an MfAA, Abt. Bau und Investitionen v. 6.2.1962. 357 PA AA, MfAA, ZR 659/96, Winzer an den Vorsitzenden des Ministerrates Willi Stoph v. 27.11.1965. 358 Seit 1991 Stefánia út. PA AA, MfAA, ZR 657/96, Karthaus, Abteilung Bau und Investitionen, Aktenvermerk über eine Reise v. 22.–24.7.1963 nach Budapest v. 3.8.1963. 359 Gegenüber steht das Gebäude des ehemaligen Geologischen Instituts der Universität (heute Geografisches Museum) vom Architekten Ödön Lechner, dem herausragenden Vertreter des ungarischen Jugendstils. 360 Graffunder berichtete 1968, dass das MfAA an den VEB Berlin-Projekt herangetreten sei und dieses um die Benennung eines qualifizierten Architekten gebeten habe. Das Botschaftsgebäude der DDR in Budapest 1968, 514. 361 Walter Wenzel (Projektgruppenleiter und Baubegleitung vor Ort), Eckart Schmidt, Dietmar Kuntzsch, Wolfgang Koch, Dieter Bankert, Siegfried Kreß, Lothar Köhler. Für die komplette Übersicht über die Architekten, Fachingenieure und -planer siehe Graffunder 1969, 727. 362 Ebd.; PA AA, MfAA, ZR 704/96, VEB Berlin-Projekt, DDR Botschaft Budapest. 363 PA AA, MfAA, ZR 658/96, Graffunder an Hollay, Büroleiter Lakoterv (Lakóépülettervezö Vállalat) v. 17.5.1965. Neben Endre Koltay, einem der Architekten der ungarischen Botschaft in Berlin, war auch Sándor Szecsöi an der Planung beteiligt. Laci Kováci war für den Innenausbau zuständig. Graffunder 1969, 727. Ob es sich bei Laci Kováci und Laszlo Kovácy, dem zweiten Architekten des Berliner Projekts, um die gleiche Person handelt, ließ sich nicht abschließend klären. 364 PA AA, MfAA, ZR 658/96, Erinnerungsschreiben zu Fristen Planüberstellung und Beginn der Baumaßnahme v. 11.5.1965. 365 Mängelbeseitigung bis 15.6.1967. Ebd., Wenzel (Bauleiter des VEB Berlin-Projekt auf dem Briefpapier der Botschaft der DDR in Budapest) an Karthaus (MfAA) v. 29.6.1967.
Endnoten
die dortige deutsche Minderheit sprachlich und kulturell zu unterstützen. Der SED-Regierung widerstrebten diese Forderungen, da sie Kritik wegen Konnotationen zum Nationalsozialismus befürchtete. Sie ignorierte gar die Existenz von im Ausland ansässigen Deutschen. Die Bundesrepublik bemühte sich hingegen aktiv um die deutsche Minderheit, was wiederum die ungarische Regierung beunruhigte. Ebd., Vereinbarung zwischen der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik und der Regierung der Ungarischen Volksrepublik über die Einrichtung und Tätigkeit des Kultur- und Informationszentrums der Deutschen Demokratischen Republik in Budapest v. 10.6.1966; Vehres 2006, 44. 341 Graffunder 1969, 726. 342 Die Situation beider sozialistischer Staaten war zunächst ähnlich, da Ungarn wie Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg territoriale Verluste erlitt sowie Reparationszahlungen leisten musste. Die ebenfalls 1949 gegründete Ungarische Volksrepublik und die DDR nahmen frühzeitig Handelsbeziehungen zueinander auf. Die DDR entwickelte sich für Ungarn zum zweitwichtigsten Handelspartner, Ungarn hingegen stand für die DDR erst an fünfter Position, nach der UdSSR, Bundesrepublik, Polen und der ČSSR. Vehres 2006. 343 Gemäß der Vereinbarung sollten ungarische Fachleute für Projektierungsaufgaben in der DDR eingesetzt werden. Pisternik et al. 1974, 334. Es gab weitere Abkommen im Bereich der Justiz, im Rundfunk-, Gesundheitswesen etc. Vehres 2006, 45. 344 Vehres 2006, 43. 345 »Auch die außerordentliche politische Wirksamkeit des Vorhabens aus der Optik aller anderen diplomatischen Vertretungen, die in Budapest akkreditiert sind (einschl. der kapitalistischen Staaten), muß hier als nicht meßbarer Faktor hervorgehoben werden, der aber neben den reinen Zweckmäßigkeitsüberlegungen wohl als wichtigster angesehen werden kann.« PA AA, MfAA, ZR 705/96, Graffunder, VEB Berlin-Projekt, DDR-Botschaft Budapest, Ergänzung zur Aufgabenstellung im Oktober 1964, 48. 346 PA AA, MfAA, A 15583, fol. 20, Büro des Staatssekretärs an die Protokoll-Abteilung v. 23.2.1950. 347 Ebd., fol. 32, Telegramm der »Deutschen Mission Budapest« an MfAA v. 4.3.1950. 348 PA AA, MfAA, ZR 651/96, Zinsser, Abt. Allg. Verwaltung, Büro z. Betreuung d. Diplomaten an das Ministerium für Aufbau zu Hd. Herrn Hauptabteilungsleiter Pisternick v. 18.8.1951. 349 Ebd., Heymann, Mission Budapest an MfAA v. 31.3.1952. 350 Ebd., Richard Linneke, Deutsche Mission in Budapest, Ideenskizze zum Raumprogramm. 351 PA AA, MfAA, ZR 651/96, Heymann, Diplomatische Mission Budapest an MfAA v. 16.6.1952; ebd., Aktenvermerk v. 4.11.1954; PA AA, MfAA, ZR 659/96, Direktive für die Verhandlungen
Endnoten 504
366 AdK, Graffunder NL Teil II Mappe 13-4, Heinz
Graffunder, Akzente. Die DDR-Botschaft in Ungarn (Konzept) v. 3.1.(1969). 367 PA AA, MfAA, ZR 705/96, Graffunder, VEB BerlinProjekt, DDR-Botschaft Budapest, Ergänzung zur Aufgabenstellung im Oktober 1964, 35. 368 In der Planung sah man für die Stahlbetonrahmenkonstruktion eine Mischung aus Ortbeton und Fertigteilen vor, da man befürchtete, dass bei den Stahlbetonstützen keine durchgängig hohe Qualität und mängelfreie Ausführung erreicht werden könnte. Ebd., 39. Beim realisierten Projekt ist an den Pfeilern die Struktur von Schalbrettern sichtbar, die in dieser Zeit für Ortbeton typisch ist. 369 Ebd., 28. 370 AdK, Graffunder NL Teil II Mappe 13-4, Heinz Graffunder, Akzente. Die DDR-Botschaft in Ungarn (Konzept) v. 3.1.1969, überarbeitet am 15.2., 5. 371 PA AA, MfAA, ZR 705/96, Graffunder, VEB BerlinProjekt, DDR-Botschaft Budapest, Ergänzung zur Aufgabenstellung im Oktober 1964, 13, 17, 35. 372 Ebd., 9. 373 Zusammen mit dem Vorsitzenden des Ministerrates Willi Stoph war beschlossen worden, »daß die Botschafterwohnung im Dienstgebäude vorzusehen« sei. PA AA, MfAA, ZR 658/96, Winkler an Plaschke v. 31.7.1967. Im Verlauf der Bauausführung fand ein Wechsel auf dem Botschafterposten in Budapest statt. Der neue Botschafter der DDR Plaschke lehnte die Wohnung im Dienstgebäude ab und unternahm wiederholt Vorstöße, um seinen Umzug in das Gebäude zu verhindern, die desgleichen abgewehrt wurden. Erst nach Abschluss der Bauarbeiten erfolgte der Beschluss, die alte Botschaftsresidenz zu halten und einen anderen Botschaftsmitarbeiter in die Wohnung im Dienstgebäude einzuquartieren. Ebd., Herbst an Botschafter Plaschke v. 21.5.1968. 374 Das Botschaftsgebäude der DDR in Budapest 1968, 514. 375 AdK, Graffunder NL Teil II Mappe 13-4, Heinz Graffunder, Akzente. Die DDR-Botschaft in Ungarn (Konzept) v. 3.1.1969, überarbeitet am 15.2., 5. Kühns Arbeit wurde 1968 im Wettbewerb, den die Zeitschrift Deutsche Architektur zusammen mit dem Ministerium für Bauwesen ausrichtete, mit einer Anerkennung ausgezeichnet. Preisträger im Architekturwettbewerb 1969. 376 Ebd., 7–8. 377 AdK, Graffunder NL Teil II Mappe 13-4, Graffunder, Ein modernes Haus der DDR in Budapest – die neue Botschaft (Konzept) v. 30.1.(1969). 378 Graffunder 1969, 726. 379 AdK, Graffunder NL Teil II Mappe 13-4, Heinz Graffunder, Akzente. Die DDR-Botschaft in Ungarn (Konzept) v. 3.1.1969, überarbeitet am 15.2., 6. 380 Ebd., 7–8. 381 Graffunder 1969, 731. 382 AdK, Graffunder NL Teil II Mappe 13-4, Graffunder, Ein modernes Haus der DDR in Buda-
pest – die neue Botschaft (Konzept) v. 30.1.(1969), 2. Von E. G. Clauß stammt auch eine drei Mal drei Meter großes Porzellanwandbild mit der Landkarte der DDR, das in der Eingangshalle des Konsulats montiert wurde. Graffunder 1969, 729. 383 Ebd., 732; AdK, Graffunder NL Teil II Mappe 13-4, Graffunder, Ein modernes Haus der DDR in Budapest – die neue Botschaft (Konzept) v. 30.1.(1969), 2. 384 AdK, Graffunder NL Teil II Mappe 13-4, Heinz Graffunder, Akzente. Die DDR-Botschaft in Ungarn (Konzept) v. 3.1.1969, überarbeitet am 15.2., 7–8. 385 PA AA, MfAA, ZR 704/96, VEB Berlin-Projekt, DDR Botschaft Budapest, Aufgabenstellung, 7–8. 386 PA AA, MfAA, ZR 705/96, Graffunder, VEB BerlinProjekt, DDR-Botschaft Budapest, Ergänzung zur Aufgabenstellung im Oktober 1964, 39. 387 PA AA, MfAA, ZR 658/96, Karthaus, Niederschrift über die Festlegung und hinsichtlich durchzuführender Änderungen am Neubauobjekt Budapest v. 26.10.1967. 388 Ebd., Protokoll von Besprechung am 7.4.1966, 1. 389 Ebd., 3; PA AA, MfAA, ZR 658/96, Graffunder, VE Wohnungskombinat Berlin, an Winkler (Verwaltungsdirektor MfAA) v. 18.8.1967. 390 PA AA, MfAA, ZR 658/96, Botschafter Plaschke (Botschaft der DDR in Budapest) an Verwaltungsdirektor Winkler (MfAA) v. 13.6.1967, 2. 391 Die nicht ganz reibungslose Koordination der am Bau Beteiligten, insbesondere die zeitliche Abstimmung der ungarischen und deutschen Firmen verzögerte u. a. auch den Bauablauf und führte zu späteren Fertigstellungsterminen. Ebd., Wenzel an Karthaus v. 19.1.1968; ebd., Wenzel an Karthaus (MfAA) v. 29.6.1967. 392 Ebd., Karthaus, Entwurf Stellungnahme v. 10.8.1967, betr. Schreiben des Botschafters Plaschke v. 3.8.1967, 4. 393 AdK, Graffunder-Archiv, NL Teil II Mappe 13-4, Heinz Graffunder, Ein modernes Haus der DDR in Budapest – die neue Botschaft (Konzept) v. 30.1.(1969). 394 Das Botschaftsgebäude der DDR in Budapest 1968. 395 Preisträger im Architekturwettbewerb 1969. 396 Graffunder 1969. Graffunder hatte noch im November 1968 Karthaus um die Zustimmung gebeten, das Modell der Botschaft Budapest in der Bezirkskunstausstellung in Berlin im Mai 1969 zu zeigen. PA AA, MfAA, ZR 658/96, Graffunder an Karthaus v. 20.11.1968. Anscheinend wurde ihm diese Bitte verwehrt, da das Projekt nicht im Ausstellungskatalog erscheint. Architektur und Bildende Kunst 1969. 397 Graffunder 1969, 726. 398 Flierl 1962. 399 Botschaftsgebäude der UdSSR in Kairo 1967. 400 USA abroad 1957. 401 AdK, Graffunder-Archiv, NL Teil I, K49/27 + 28.
423 Ebd., Karthaus, Erste Auswertung der Erfahrun-
gen beim Bau Dienstgebäude in Budapest und Helsinki v. 26.4.1969, 9. 424 Putensen 2000, 243–244; Wentker 2007, 205. 425 Markscheffel 1968, 5. 426 Wolfgang Leistritz an Fülscher v. 10.7.2018. 427 Wentker 2007, 205. 428 Putensen 2000, 244. 429 PA AA, MfAA, B 1524/74, Karthaus, Erste Auswertung der Erfahrungen beim Bau Dienstgebäude in Budapest und Helsinki v. 26.4.1969, 5. 430 Der Brutalismus war in der DDR im Gegensatz zu anderen sozialistischen Staaten sehr gering verbreitet. Zu den wenigen Beispielen gehören das Interhotel und St. Trinitatis in Leipzig, das mittlerweile abgebrochene Telekommunikationszentrum Dresden und die heutige Tschechische Botschaft in Berlin. 431 PA AA, MfAA, Planschrank 19, Washington, Marvin J. Cantor, Planung v. 1988. 432 Scholtyseck 2003, 22. 433 Ebd., 22–27. 434 Ebd., 28–34; Malycha 2011, 53. 435 Malycha 2011, 38. 436 Ebd., 38, 47. 437 Ebd., 47; Scholtyseck 2003, 30–31. 438 Malycha 2011, 52. Scholtyseck weist mehrfach darauf hin, dass die Forschungen zu Ulbrichts »neuer Westpolitik« und den genauen Umständen seines erzwungenen Ausscheidens noch am Anfang stehen, da der Zugang zu den Akten immer noch beschränkt sei. Scholtyseck 2003, 101–108. 439 Durth und Sigel 2010, 511–512. 440 Wettbewerbsentwurf 1958: Leopold Wiel; Entwurf Ausführungsprojekt: Wolfgang Hänsch (VEB Dresden Projekt). 441 Architekten: Fritz Dieter, Günther Franke, Statik: Werner Ahrendt. Künstlerische Beratung: Hermann Henselmann. ifa Institut für Auslandsbeziehungen e.V. 2004, 67. 442 Vgl. Durth und Sigel 2010, 509–510. 443 PA AA, MfAA, ZR 392/96, Rekonstruktion versch. BO, Nadebor, Analyse 1967, Neubau des MfAA v. 15.2.1968, 1–2. 444 Dieser ging mit dem Abriss des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten 1995 verloren und beförderte den Rückbau des Palasts der Republik nach der Jahrtausendwende. 445 Pisternik et al. 1974, 100; Durth und Sigel 2010, 507; Hain 1992, 55. 446 Z. B. der Wohnbauserie WBS 70. 447 Hain 1992, 56–57; Durth und Sigel 2010, 510–511. 448 Durth und Sigel 2010, 510–511. 449 PA AA, MfAA, B 2271/74, Investvorhaben Ausland, Hinweise zur Erarbeitung der Perspektivkonzeption für die Entwicklung und Nutzung der Dienstgebäude mit Repräsentationseinrichtungen, Residenzen und Wohnungen bei den Auslandsvertretungen der DDR. 450 Ebd., Investvorhaben Ausland, Schreiben an den Verwaltungsleiter der Auslandsvertretungen
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tung der Erfahrungen beim Bau Dienstgebäude in Budapest und Helsinki v. 26.4.1969, 3. 403 Ebd., 2–3; PA AA, MfAA, B 1524/74, Verwaltungsdirektor Winkler an Staatsekretär Hegen v. 13.3.1968. 404 Loth 2006a. 405 1948 richtete Finnland eine Handelsvertretung im Sowjetischen Sektor von Berlin ein. Wentker 2007, 64. 406 Putensen 2000, 239. 407 PA AA, B 130 (DgI B), Bd. 2159, Auslandsvertretungen der DDR, Vertretungen der SBZ in Ländern außerhalb des kommunistischen Bereichs, Februar 1963, 100. 408 Putensen 2000, 217–238. Aus Sicht Finnlands schadete der Prager Frühling und die Beteiligung der DDR bei den Interventionen im Rahmen des Warschauer Paktes diese bei ihren Versuchen der Anerkennung. Dieser habe die Erfolge zunichte gemacht, die der ostdeutsche Staat bis dato erreicht hätte. Ebd., 240–241. 409 PA AA, MfAA, B 2271/74, MfAA Hausmitteilung, Winkler an Minister Hegen v. 22.2.1966; vgl. PA AA, MfAA, ZR 572/96, Pläne o. D. 410 PA AA, MfAA, B 1524/74, Karthaus, Erste Auswertung der Erfahrungen beim Bau Dienstgebäude in Budapest und Helsinki v. 26.4.1969, 2. 411 Ebd., 4. 412 Ebd., 11; PA AA, MfAA, B 2271/74, MfAA Hausmitteilung, Winkler an Minister Hegen v. 22.2.1966. 413 PA AA, MfAA, ZR 570/96, Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten Finnlands an Handelsvertretung der Deutschen Demokratischen Republik Helsinki, 4.10.1957. 414 PA AA, MfAA, B 1524/74, Verwaltungsdirektor Winkler an Staatsekretär Hegen v. 13.03.1968. 415 PA AA, MfAA, B 2271/74, MfAA Hausmitteilung, Winkler an Minister Hegen v. 22.2.1966, 3. 416 PA AA, MfAA, B 1524/74, Karthaus, Erste Auswertung der Erfahrungen beim Bau Dienstgebäude in Budapest und Helsinki v. 26.4.1969, 10. 417 Ebd., Verwaltungsdirektor Winkler an Staatssekretär Hegen v. 13.03.1968; ebd., Karthaus, Erste Auswertung der Erfahrungen beim Bau der Dienstgebäude in Budapest und Helsinki v. 26.4.1969, 9. 418 Ebd., Schreiben Gesandter Oelzner an Staatssekretär Hegen MfAA v. 15.04.1968. 419 Hentilä 1998, 365. Zitiert nach Putensen 2000, 244. 420 Erst durch die intensive Nutzung der Sauna wurde das Fehlen einer zweiten internen Verbindung zwischen Haupt- und Untergeschoss zum Mangel. PA AA, MfAA, B 1524/74, Karthaus, Erste Auswertung der Erfahrungen beim Bau Dienstgebäude in Budapest und Helsinki v. 26.4.1969, 2–3. 421 Loeffler 1990, 274. 422 PA AA, MfAA, B 1524/74, Verwaltungsdirektor Winkler an Staatsekretär Hegen v. 13.03.1968; ebd., Karthaus, Erste Auswertung der Erfahrungen beim Bau Dienstgebäude in Budapest und Helsinki v. 26.4.1969, 9.
Endnoten
402 PA AA, MfAA, B 1524/74, Karthaus, Erste Auswer-
Endnoten 506
Sofia, New Delhi, Tansania, Kairo v. 31.10.1968.
451 PA AA MfAA, ZR 395/96, Bau- und Investitionen,
Erwerb von Grundstücken und Gebäuden. 452 PA AA, MfAA, B 2271/74, Investvorhaben Ausland, Hinweise zur Erarbeitung der Perspektivkonzeption für die Entwicklung und Nutzung der Dienstgebäude mit Repräsentationseinrichtungen, Residenzen und Wohnungen bei den Auslandsvertretungen der DDR. 453 Fink 1980, 518; PA AA 117, MfAA, Ornigramme, Liste mit den Diplomatischen Vertretungen, Stand 1990. 454 Fink 1980, 518–520. 455 Die Bauzeit differiert je nach Quelle. Einige sprechen für eine Bauzeit von 1966–1969 (Stiftung Bauhaus Dessau, Werkverzeichnis; Gedenktafel an der ehemaligen Kammer für Außenhandel). Andere geben 1973 als Fertigstellungstermin an. Schöbe 1983, 149–150; Bildunterschrift des Fotos Stiftung Bauhaus Dessau, I 12610 F, © les frères némerlin. Vermutlich wurde das Projekt 1969 im Rohbau fertiggestellt und an die DDR übergeben, die danach den Innenausbau unter eigener Regie fortführte. Evtl. war auch schon das Wohnhaus vollendet, dort wurde allerdings 1973 das Untergeschoss zum Konsulat umgebaut. Es wird daher hier für das gesamte Ensemble der Zeitraum von 1966 bis 1973 als Bauzeit angegeben. 456 Grosse 2013, 53–54. 457 Gedenktafel im Eingangsbereich mit Hinweis auf die Akten im Bauhaus-Archiv Dessau (SBD). 458 Schöbe 2000; Grosse 2013, 52; Wittmann-Englert 2013, 92; Stiftung Bauhaus Dessau, Werkverzeichnis. 459 Schöbe 1983, Werkverzeichnis; Schöbe 2000; Müller-Enbergs et al. 2010. 460 Schöbe 1983, 107, 148. Ehrlich ist einer der wenigen Ausnahmen unter den Architekten der DDR, denen es gelang, ein eigenes Architekturbüro zu führen und zugleich an staatliche Bauaufträge zu gelangen. 461 Franz Ehrlich über Franz Ehrlich 1996. 462 SBD, Nachlass Franz Ehrlich, H-259, H-260, H-261. 463 PA AA, MfAA, ZR 589/96 fol. 532, MfAA, Büro zur Betreuung der Diplomaten an Büro des Staatssekretärs v. 9. Februar 1953. 464 Scheffler 2013, 42. 465 Vgl. Hoffmann-Axthelm 1996. Hoffmann-Axthelm stellt die beiden Bauten ausführlich vor, betont aber ausdrücklich, dass er alles Biographische sowie die Hintergründe für die Auftragsvergabe an Ehrlich bewusst außen vor lasse. Ebd., 1518. 466 Scheffler 2013, 42. 467 Scheffler 2013, 44. 468 Ebd., 42–43. 469 Kusch und Beckmann 2014. 470 Ebd. 471 Schöbe 1983, Werkverzeichnis; Stiftung Bauhaus Dessau, Werkverzeichnis. 472 Schöbe 1983, 149–150.
473 Emery führte damals das Büro gemeinsam mit
D. Limbosch.
474 SBD, Nachlass Franz Ehrlich, H-256; BBR, Be-
stand Brüssel, DDR.
475 Das achtgeschossige Wohnhaus wurde 1966 fer-
tiggestellt. Es füllt eine schmale Baulücke und zeigt neben abgeschrägten Backsteinverkleidungen zwei vereinzelte, asymmetrische Balkonvorsprünge im 3. und 5. Obergeschoss. Die darüber angeordneten Geschosse haben Betonbrüstungen und rücken immer weiter von der Straßenfront ab. Vgl. Not in Your Guide (Brussels) 2017. 476 SBD, Nachlass Franz Ehrlich, H-258. 477 Schöbe 1983, 152. 478 Das Wabenmuster erinnert stark an die Fassadenstruktur, die Josef Kaiser beim Café Moskau oberhalb des Haupteingangs an der Karl-MarxAllee verwendete. 479 Franz Ehrlich über Franz Ehrlich 1996, 1540. 480 Schöbe 1983, Werkverzeichnis; zu den einzelnen Projekten siehe SBD, Nachlass Franz Ehrlich. 481 Schöbe 1983, Werkverzeichnis. 482 Grosse 2013, 54. 483 Mit dem bereits ein Jahr zuvor als Zusatz zum Viermächteabkommen über Berlin vereinbarten Transitabkommen konnte die Bundesrepublik allerdings West-Berlin stärker an sich binden und den freien Verkehr über die Transitstrecken aushandeln. Ein gesamtdeutscher Friedensvertrag wurde nicht geschlossen, so dass die Aussicht auf eine Wiedervereinigung erhalten blieb. Scholtyseck 2003, 31–32. 484 Die USA erkannten erst im September 1974 als letzter der drei westlichen Alliierten die DDR an. Aufgrund der Menschenrechtsverletzungen im ostdeutschen Staat betrachteten die USA diesen weiterhin kritisch. Ebd., 115. 485 BBR, Plankammer, Bestand Helsinki, Planungen von Juli und Oktober 1973. 486 Scholtyseck 2003, 32; Muth 27. 487 Muth 2000, 24. 488 Scholtyseck 2003, 33. 489 Ebd.; Muth 27. 490 PA AA, MfAA, ZR 380/96, Notizbuch Nadebor, Neuinvestitionen 1968–1975 (Aufstellung v. 1968). 491 Der Grad der Ausführung ist bei einzelnen Projekten nicht bekannt, auch die angegebenen Zeiträume können variieren. Es ist angesichts des vorliegenden Aktenstands denkbar, dass die genannten Projekte über eine Absichtserklärung oder Vorplanung nicht hinausgingen. Vgl. ebd.; PA AA, MfAA, Abgabeverzeichnis, Abteilung Bau- und Investitionen v. 20.1.1997; PA AA, MfAA, Findbuch MfAA v. 8.3.2005; BBR, DDR, Protokoll Übergabe Bauunterlagen der ehemaligen DDRAuslandsvertretungen v. 12.2.1991. 492 BBR, DDR, Vermerk Ref. 111, Deutsch-deutsche Gespräche zu Liegenschaftsfragen am 31.5.1990 v. 1.6.1990, 2. 493 BBR, Bestand London, Bauleitung, Vermerk v. 25.1.1991, 1; ebd., Vermerk v. 9.7.1990, 1.
Auszug aus dem Protokoll über die Bereitstellung eines Grundstückes und den Bau von Wohnhäusern, einer Schule, eines Kindergartens und Garagen für die Botschaft der DDR in Moskau zwischen der Regierung der DDR und der Regierung der UdSSR. 495 Ebd., Botschaft der DDR in der UdSSR, Komplexverwaltung, Faktenmaterial Wohnkomplex; vgl. PA AA, MfAA, Planschrank 37, Lageplan. Planungsbeginn 1970; ebd., ZR 380/96, Notizbuch Nadebor, Neuinvestitionen 1968–1975 (Aufstellung v. 1968). 496 BBR, Plankammer, Bestand Sofia, Zeichnung zum Botschaftskomplex v. 23.1.1986. 497 1979 nahm man Rodungsarbeiten auf dem Gelände vor. Mit den Bauarbeiten für den Wohnblock wurde 1980 begonnen, mit dem Rohbau für Kanzlei, Handelsvertretung und Schule spätestens 1983. Der Rohbau der Repräsentationsflächen erfolgte ab 1985. BBR, Bestand Sofia, Fotodokumentation. 498 Ebd., Kasimira Popowa, Sofprojekt, Erläuterungsbericht zum Architekturprojekt v. 6.7.1984, 5. 499 Die Fenster aus »Aluminium mit Theraflexscheiben« wurden in der DDR produziert. Ebd., 6. 500 BBR, Bestand Sofia, Protokolle, Anlage 1 zum Abnahmeprotokoll für den Neubau des Botschaftskomplexes Sofia, v. 29.1.1988. 501 Vgl. Mallinckrodt 1980, 187–188. 502 Jacobsen 1980b, 255–257. 503 Ebd., 237–238. 504 PA AA, MfAA, A 12288, fol. 84–85, Aktenvermerk v. 29.7.1957, Betrifft: Voraussichtliche Investitionen auf baulichem Gebiet für die Jahre 1958–1960. 505 Erst nachdem die DDR zum sowjetischer »Juniorpartner« (Muth 2000, 24) und zweitwichtigste Wirtschaftsnation innerhalb des sozialistischen Staatenverbunds aufgestiegen war, demonstrierten ihre folgenden Bauten in Moskau (1981–1985) und Sofia (1980–1987) den erlangten Status über Größe. 506 PA AA, MfAA, B 1524/74, Karthaus, Erste Auswertung der Erfahrungen beim Bau Dienstgebäude in Budapest und Helsinki v. 26.4.1969, 4. 507 Mallinckrodt 1980, 273.
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3 4 5
6 7
8
9 10
11 12 13 14
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Zwei deutsche Botschaften sind eine zu viel BBR, Bestand DDR, Vermerk vom 1.6.1990. Ebd., Besprechungsvermerk des AA über die Weiterverwendung von Liegenschaften der DDR v. 25.6.1990, 1, 3. Ebd., AA an BBD v. 8.6.1990. Ebd., AA an den Bundesminister für Finanzen v. 14.1.1991. 1991 übernahm Schweden die Schutzmachtvertretung für die Botschaft in Pjöngjang. Erst seit 2001 wird die Bundesrepublik Deutschland durch einen eigenen Botschafter in Nordkorea vertreten. Auswärtiges Amt 2009. BBR, Bestand London, Belgrave 34, Schreiben an BBD, eingegangen am 11.12.1991 Barnabás Winkler, Architekt des Umbaus der Botschaft in Budapest zum Bürogebäude im Gespräch am 13.10.2011. Vgl. Zimmer 1990. BBR, Bestand DDR, AA an BBR, Protokoll: Übergabe Bauunterlagen – Originale – der ehemaligen DDR-Auslandsvertretungen v. 9.2.1991. Ebd., Übersichtsliste, Ehemalige DDR-Liegenschaften, die veräußert werden sollen v. 26.8.1991. Laut Bernhard Kohlenbach plante Ehrlich als Architekt des Ministeriums für Außenwirtschaft »eine große Anzahl von Handelseinrichtungen und Botschaften der DDR in vielen Ländern der Erde.« Kohlenbach 1996, 45. Kerstin WittmannEnglert fasst zusammen, dass »nach seinen [Ehrlichs] Entwürfen die Handelsvertretungen und Botschaften der DDR« entstanden seien. Wittmann-Englert 2013, 92. Wittmann-Englert 2013, 93. Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung 2014. Gildehaus 2011. Nur ein zusätzlicher Handlauf markiert an den vorgehängten Balkonen nun die Brüstungshöhe. Die Terrassenfläche wurde geschlossen und dem Innenraum zugeschlagen. Wie bei vielen anderen Auslandsvertretungen wurde die integrierte Residenz ausgelagert und die Kanzlei bis ins 6. Obergeschoss erweitert. Aschauer 1999, 52; BBR, Bestand Jakarta, Kanzlei, Projektblatt. BBR, Bestand Jakarta, Botschaft Jakarta an AA v. 8.2.1995, 4.
Endnoten
494 BBR, Bestand Moskau, SOW ehem. DDR, 1990/91,
Visuelle Rhetorik deutscher Botschaften Beyme 1987, 9. Ellenius 1998, 3. Bandmann 1951. Reinle 1976. Vgl. Panofsky 2006. Warnke 1984, 14.
507
Abkürzungen 508
Abkürzungen Allgemein Auswärtiges Amt Akademie der Künste Berlin Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft Alliierte Hohe Kommission American Institut of Architects Außenminister Architekturmuseum der Technischen Universität München Außenpolitische Kommission beim APK Politbüro Bundesarchiv BArch BBD Bundesbaudirektion Bundesamt für Bauwesen und RaumBBR ordnung Bund Deutscher Architekten BDA Bund deutscher Architekten (ab 1971 BdA Bund der Architekten der DDR) Bundesministerium für Raumordnung, BMBau Bauwesen und Städtebau Bundesministerium für wirtschaftliBMBes chen Besitz des Bundes Der BMBes Der Bundesminister für wirtschaftlichen Besitz des Bundes Bundesministerium der Finanzen BMF Der BMF Der Bundesminister der Finanzen BM Schatz Bundesschatzministerium Bundesministerium für Umwelt, NaturBMUB schutz, Bau und Reaktorsicherheit Bundesministerium für Verkehr, Bau BMVBS und Stadtentwicklung Bundesrepublik Deutschland BRD Christlich Demokratische Union CDU Deutschlands Deutsches Archäologisches Institut DAI Deutsche Akademie für Staat und Recht DASR Deutsche Akademie der WissenschafDAW ten zu Berlin Dienstleistungsamt für Ausländische DAV Vertretungen Deutsche Bauakademie (ab 1971 BauDBA akademie der DDR) Deutsche Demokratische Republik DDR Dienstleistungsamt für Ausländische DLA Vertretungen Deutschen Verwaltungsakademie DVA Deutsche Wirtschaftskommission DWK Europäische Wirtschaftsgemeinschaft EWG FBO Office of Foreign Buildings Operations Freie Demokratische Partei FDP Generalbauinspektor GBI GRW Grundsätze und Richtlinien für Wettbewerbe HAA Hamburgisches Architekturarchiv der Hamburgischen Architektenkammer HICOG High Commissioner of Germany (U.S.) HPA Handelspolitische Abteilung
AA AdK AEG AHK AIA AM AM TUM
Institut für Bauwesen Institut für Leichtbau Entwerfen Konstruieren, Universität Stuttgart Kammer für Außenhandel KfA KPD Kommunistische Partei Deutschlands KSZE Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa MAI Ministerium für Außenhandel und Innerdeutschen Handel MASP Museu de Arte de São Paulo Ministerium für Aufbau MfA Ministerium für Auswärtige AngelegenMfAA heiten MIT Massachusetts Institute of Technology MoMA Museum of Modern Art North Atlantic Treaty Organisation NATO NOVACAP Companhia Urbanizadora da Nova Capital NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Organisation for European Economic OEEC Cooperation OMGUS Office of Military Government for Germany (U.S.) ÖNB Österreichische Nationalbibliothek Organisation für Sicherheit und ZusamOSZE menarbeit in Europa PA AA Politisches Archiv des Auswärtigen Amts RAF Rote Armee Fraktion Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe RGW Royal Institute of British Architects RIBA SAPMO Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisation der DDR im Bundesarchiv SBZ Sowjetische Besatzungszone SED Sozialistische Einheitspartei Deutschland Sowjetische Kontrollkommission SKK SMAD Sowjetische Militäradministration SOM Skidmore, Owings & Merrill SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands The Architects Collaborative TAC UdSSR Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken UIA Union Internationale des Architectes UNESCO Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur UNO Organisation der Vereinten Nationen VEB Volkseigener Betrieb VR Volksrepublik WB Wettbewerb Zentrales Entwurfsbüro für Hochbau ZEHA im Ministerium für Aufbau ZK Zentralkomitee IfB ILEK
arec arq AW BA BaWo Bg BK BM BuG BuR BuW B+W BV BW BZ ca da DA db DBau DKuD DKDR DNF dt FAZ ic LI MB MBS pa pbw TA ta tb TB WA WM ZdB
L’architecture aujourd’hui (Frankreich) Arquitectura Arte Técnica TA (Spanien) Architectural Design (Großbritannien) Architektur der DDR architectural forum (USA) Architects’ Journal (Großbritannien) The Architectural Review (Großbritannien) Architectural Record (USA) Arquitectura (Spanien) Architektur und Wohnform Berliner Architekturwelten Bauen + Wohnen Baugilde Bildende Kunst Der Baumeister Bauamt und Gemeindebau Bau und Raum Baukunst und Werkform Bauen und Wohnen Die Bauverwaltung Bauwelt Die Bauzeitung Cuardernos de Arquitectura (Spanien) Der Architekt BDA Deutsche Architektur Deutsche Bauzeitung Der Bau (Österreich) Deutsche Kunst und Dekoration Die Kunst im Deutschen Reich Das Neue Frankfurt Detail Frankfurter Allgemeine Zeitung Informes de la Constuction (Spanien) Leipziger Illustrirte Zeitung Moderne Bauformen Monatshefte für Baukunst und Städtebau Progressive Architecture (USA) planen bauen wohnen (Österreich) Technique et Architecture (Frankreich) The Architect (Großrbitannien) The Builder (Großbritannien) The Building (Großbritannien) Wettbewerbe Aktuell Wasmuths Monatshefte für Baukunst und Städtebau Zentralblatt der Bauverwaltung
Abkürzungen
Periodika aa aat ad AdD af aj ar
509
Archive 510
Archive Akademie der Künste Berlin, Baukunstarchiv (AdK) Heinz-Graffunder-Archiv, Kurt-Liebknecht-Archiv, Hans-Scharoun-Archiv, Diester-OesterlenArchiv Architekturmuseum der TU Berlin (AMTUB) Architekturmuseum der Technischen Universität München (AM TUM) Bestände German Bestelmeyer, Alexander von Branca, Sep Ruf archphoto - Eduard Hueber, New York Bauhaus-Archiv Berlin Walter Gropius / TAC, US-Botschaft Athen bpk-Bildagentur, Berlin Bundesarchiv (BArch), Koblenz, Berlin Bestände Deutsches Reich, Bundesrepublik Deutschland, Deutsche Demokratische Republik bpa Bundespresseamt, Presse- und Informationsamt der Bundesregierung Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) Bildarchiv Berlin, Planarchiv Bonn Deutsche Bundesbank, Frankfurt am Main Deutsches Archäologisches Institut, DAI Istanbul Deutsches Architekturmuseum DAM, Frankfurt am Main Bestände Johannes Krahn, Alexander von Branca DBWien, Archiv der Deutschen Botschaft Wien Esto Photographics, New York Hamburgisches Architekturarchiv der Hamburgischen Architektenkammer (HAA) Bestand Godber Nissen Historic England Archive ifag, Institut für Architekturgeschichte, Universität Stuttgart Bonatz-Teilnachlass Institut Heidersberger, Wolfsburg Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main (ISG FFM) Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg MÄCKLERARCHITEKTEN, Frankfurt am Main MARCHIVUM Mannheim, Bildsammlung National Archives, Washington D.C. Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), Wien Politisches Archiv des Auswärtigen Amts (PA AA), Berlin Bestände Deutsches Reich – Altes Amt (1870–1945), Bundesrepublik Deutschland – Neues Amt (seit 1949/51), Deutsche Demokratische Republik – Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten (1949–1990) Rheinisches Bildarchiv Köln (rba) RMN - Réunion des musées nationaux saai | Archiv für Architektur und Ingenieurbau, Karlsruher Institut für Technologie Werkarchiv Egon Eiermann, Werkarchiv Rolf Gutbrod SLUB, Deutsche Fotothek, Dresden
Stadtarchiv und Historische Stadtbibliothek Bonn (SHSB) Stiftung Bauhaus Dessau (SBD) Bestand Franz Ehrlich StuDeO, Studienwerk Deutsches Leben in Ostasien Tekniska museet, National museum of Science and Technology, Stockholm Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt (ULB DA) Vielmo Architekten, Stuttgart/Berlin Württembergische Landesbibliothek, Stuttgart (WBL) Privatsammlungen: Friedrich Flakowski Christiane Fülscher Wolfgang Leistritz Harald Richter Bart Sibiel Leopold Wiel
A 153, 199, 216, 294 Aalto, Alvar 43, 45, 435 Abdülhamid II. 242–243, 479 Abel, Adolf Abendroth, ? (BBD) 359–361, 460 Abramovitz, Max 160–161, 183 325 Abrassimov, Piotr Abrassimow, Pawel 322 315, 333, 340, 345, 494, 498 Ackermann, Anton Adenauer, Konrad 137, 139, 145, 146, 151, 222, 270, 272, 473, 477, 479, 481, 490 319 Agricola, Rudolf Ahorner, Richard 487 505 Ahrendt, Werner Alexander II., Zar von Russland 43 265 Allart, Helmut Amin, Mousa Mohammed 364, 462 Anders, Jörg 455, 489 158, 161–165, 218, 481 Apel, Otto Appelt, Rudolf 317, 495 150, 154, 231, 310 Arndt, Adolf Arup, Ove 446, 457 Asplund, Gunnar 153, 201, 211 Atatürk, Mustafa Kemal Paça 83 Atelier »N« 453 452 Au, Alexander Aust, Heinz 398
511
B Babajew, Konstantin 392, 462 Badberger, Karl 146, 167, 184–185, 189, 198, 201, 202, 479, 482 Bahr, Hans 319 185 Baker, Herbert Bandel, Ernst von 79 Banemann, ? (BBD) 448, 450 503 Bankert, Diester Barry, Charles 467 Bartning, Otto 149–150, 168, 202, 204, 218–220, 309, 479, 483, 485, 486 Bateman-Brown, ? (Planung) 442 242 Baumeister, Willi Baumewerd, Dieter G. 431, 447 Beauharnais, Eugène-Rose 33, 468 Beck, Karl 85, 86, 439 Becker, Rolf 172, 442, 446 Becket, Welton 354 446 Beckmann, Hans Beeck, Leo 448 Behnisch, Günther 248, 274, 305 Behrens, Peter 13, 15, 58–61, 64, 70, 73–75, 111, 153, 304, 351, 369, 422, 437, 441, 474 Belluschi, Pietro 183 Bendermann, Justinus 156 Beneckendorff und von Hindenburg, Herbert von 468 Benois, Alexander 62, 75, 470 Benois, Leon 62, 64
Berg, Max 124 468 Bernstorff, Johann Heinrich von Berthold, Joachim 445 445, 446, 449 Besserer, Reinhard Bestelmeyer, German 79, 110–114, 345, 441 Bethmann Hollweg, Theobald von 69, 73, 469–471 291, 452, 466, 492 Betz, Bea Betz, Walther 291, 452, 492 Bibow, Eckhard 495 Bickel, Georg 78 314, 494 Bierbach, Martin Bihain, Piret de 443 Bielenberg, Richard 90, 92 31, 40, 43, 49–53, 71, 469, 470 Bismarck, Otto von Blanck, Eugen 155–156, 483 273 Bloch, Ernst Block, Renate & Gerd 442 Blohm, Hans 309 161 Blois, Nathalie de Blondel, Nicolas-François 28, 35–36 181–183 Bo Bardi, Lina Bobran, Max 447 Bobrowski, Jan 452 242 Bode, Paul Boerschmann, Ernst 55–56, 70, 436 33–34, 468 Boffrand, Germain Boganzky, Hans Erich 397 Bohnen, Hans 106, 441 172, 442, 445 Bohnenkamp, H. J. Bolz, Lothar 321, 331–335, 340, 342, 348–349, 366–367, 370, 373, 405, 416–417, 477, 494, 496–502 Bonatz, Paul 75, 94–95, 111, 127–130, 133, 171, 345, 441, 474, 476, 479 445 Booty, Edwards & Partner Bornemann, Fritz 232, 454, 485, 487 Böttcher, Ronald 495 219, 232, 235, 244–245, 248, Branca, Alexander von 261–265, 269, 298–303, 431, 447, 454, 488, 489, 492 450 Brandenburg, Paul Brandl, Eberhard 222, 446, 486 Brandt, Willy 141, 270–271, 291, 336, 395, 477, 492 Brecht, Bertolt 379 Brentano, Heinrich von 137, 222, 232, 245, 278, 309, 488, 493 Breschnew, Leonid 395–396 Breuhaus (de Groot), Fritz August 110–114, 125, 186–187, 202, 441, 475, 485 Brockdorff-Rantzau, Ulrich von 77 Broggi, Carlo 99 Brundig, Ernst 242 Brunner, Hans-Georg 294–295, 453 Bülow, Bernhard von 53 Bülow, Wilhelm von 101, 132, 476 Bunshaft, Gordon 161, 166 Burle Marx, Roberto 284, 288–289, 448 Buttlar, Herbert von 485 Byrd, Dale 161
Personenregister
Personenregister
Personenregister
C Cantor, Marvin J. 393–394, 463, 505 Capponi, Giuseppe 81 64, 70, 438, 470 Carrère & Hastings Chirakow, Alexander 322 472 Christoph & Unmack Chruschtschow, Nikita Sergejewitsch 274, 326, 336, 348, 352, 395, 417, 493, 496 348, 352–354, 365, 498–499 Ciborowski, Adolf Cixi, Kaiserinwitwe von China 53 378–379, 461, 504 Clauß, E. G. 153 Clay, Lucius D. Colbeck, Ley 411 468 Colbert, Jean-Baptiste Collein, Edmund 332–333, 349, 351–352, 499 Colombo, Walter 156 51–52, 70, 435 Conder, Josiah 153 Connel, Amyas 28 Contamin, Victor Corbusier, Le 151, 153, 161–162, 181, 197, 216, 249, 275, 277, 292, 399, 481, 496 Costa, Lúcio 181, 275–277 Cunningham, Harry 112, 485 266, 451, 490 Cvijanovic, Alexander
512
D Dahms, Walter 78, 87–88, 99–100, 116, 439, 472–473 Danby, William 55–56, 70, 435 Deilmann, Harald 245, 454 Denninger, Dirk 186, 188 Denninger, Wilhelm 186, 188, 479 Dertinger, Georg 137–138, 315–317, 333, 337, 340, 477, 497 Dieckhoff, Hans Heinrich 114 208–209, 212, 272, 444, 451 Dierkes, Paul Dierschke, Werner 186 Dieter, Fritz 505 278, 479, 490–491 Dittmann, Herbert 229, 473 Döcker, Richard Doebereiner, Theophilo 443 Dorp, Ernst van 179–181, 183, 189, 202, 213, 287, 443, 482, 488 70, 435 Dörpfeld, Wilhelm Drexler, Arthur 166, 480 Dübbers, Kurt 111 66–67, 438 Dülfer, Martin 328–329 Dullin-Grund, Iris Dutert, Charles-Louis Ferdinand 25–28, 30, 48, 74 352 Dutschke, Werner E Ebert, Friedrich 78 Ebert, Wils 479 Ebhardt, Fritz 106–107, 441 259, 450 Ebinger, Wolfgang Eckhardt, Wolf von 216, 485 Efgen, Monika 448, 489 Ehrlich, Franz 15, 340, 358–359, 400, 403, 405–410, 430, 461, 497, 500, 506–507 Eiermann, Egon 147, 201, 214–217, 220–231, 249–253, 255, 257, 261, 298, 303, 309, 310, 424, 431, 446, 479, 485–487
Einstein, Albert Eller, Fritz Emery, Claude Emmerich, Paul Encke, Eberhard Endell, August Engler, Paul Erat, ? (BBD) Erhard, Ludwig Eskola, Tapani Essen, ? van (Planung) Estorff, Otto von
115 183 401, 406–408, 410, 461, 506 111, 441 59 165 66–67, 438 201, 446, 485 214, 234, 267, 270–272, 490 336, 387–389, 406, 461 450 201
F Ferdinand I., König von Bulgarien Fischer, Alfred Fischer, Herbert Fischer, Oskar Fischer, Richard Flegenheimer, Julien Flotow, Hans von François-Poncet, André Franke, Günther Freese, Hans Freese-Luckhardt, Hedja Friedman, Yona Friedrich III., Deutscher Kaiser Friedrich, Peter
59, 67–68 95 495 9 497, 501 99 468 155–156 505 147 443, 444 274 40 479
G Galandi, Johannes 486–485 376, 379, 461 Gantz, Dieter 322 Gelfreich, Wladimir 9 Genscher, Hans-Dietrich Gericke, Hans 349, 367–370, 373, 502 Gerster, Albert 67–68, 70, 438 Geyer, Bernhard 274, 352–353 Glabsch, Hans 452 Göbbels, Hubert 20, 45, 434 467 Godde, Étienne-Hippolyte 114 Goebbels, Joseph Goulart, João Belchior Marques 491 Graffunder, Heinz 329–330, 336, 366–367, 371, 373–384, 386, 392, 398, 406, 410, 418, 452, 460, 497, 501–504, 536 106, 218, 441 Graubner, Gerhard Grewe, Wilhelm 219–220, 222, 231, 310, 477, 486–487 Grieshaber, HAP 246 95, 98, 152–153, 166, 183, 216, Gropius, Walter 219–220, 248, 266, 383, 425, 451, 489–490 Gross, Hermann 78–81, 472 Grosse, Elisabeth 287, 443–444, 446–449, 452 Große, Fritz 313 Grotewohl, Otto 137, 139, 315 Grübe, Lutz 392, 462 Grümmer, Hans Jürgen 450 Grüttner, Udo 494 Guillaume, Edmond-Jean-Baptiste 23–24, 28, 48 Gumberz-Rhonthal, Wilhelm von 232, 245 Gutbier, Rolf 218
J Jacobsen, Arne Jacobsen, Olaf Jaeschke, Norbert Jäger, Rudolf Jansen, Hermann Janssen, Horst Janz, Friedrich Jesser, Walter John, Roland Johnson, Philip Joraschek, Josef
446 249–250, 448 347 66–67, 438 298 153 492 497 480 84, 472 208, 485 488 245–246, 488 487 298, 480 228, 455, 457, 487
K 452 Kaiser, Hans Kaiser, Josef 328, 352–353, 368, 398, 506 211 Kallmorgen, Werner Kämmler, Günther 495 Kampmann, Joachim 289, 490–491 Karthaus, Hans 334, 364–368, 373, 386–387, 389–392, 399, 418, 460–462, 497, 500–505, 507 364, 462 Kassim, Rashid Saeed Kegel, Gerhard 495 Kelter, Theodor 485 442 Kenchington, L. L. Keppeler, Albert 449 495 Kern, Karl-Heinz Ketteler, Clemens von 53 Kiesinger, Kurt Georg 141, 270, 272, 477, 490 King, Leland W. 158, 161, 166 Klein, Jürgen 442 Klenze, Leo von 108, 130 481 Klimmt, Reinhardt 299, 302 Klotz, Heinrich Knappstein, Karl Heinrich 231, 486–487 Knutsen, Knut 199–201 Koch, C. P. 444 503 Koch, Wolfgang 136 Kohl, Michael Köhler, Lothar 398 Koltay, Endre 370–371, 502–503 Koenig, Fritz 226–227, 271, 289, 292–293, 446–448, 452, 486, 491–492 König, Heinrich 493 König, Johannes 318 König, Wolfgang 502 397 Korn, Roland Kortüm, Albert 15, 20, 29–30, 33, 45, 47, 434 Kosel, Gerhard 368 Kötteritzsch, Werner 335, 342–343, 349–353, 355–356, 358–361, 366–367, 417, 460, 498–499, 501 Kováci, Laci 503 Kovácy, Laszlo 370–371, 502, 503
513
H Haase, Volkmar 448 Haertel, Carl 70, 436 242, 249–250, 450–451, 455 Hajek, Otto Herbert 140 Hallstein, Walter 333 Handke, Georg Hänsch, Wolfgang 397, 505 370–371, 502 Hanslik, Rainer Häring, Hugo 238, 280, 491 Harrison, Wallace K. 160–161, 183, 481 Hart, Franz 488 Hartmann, Franz 443 256, 446–447 Hartung, Karl Hausenstein, Wilhelm 309, 493 Hedström, C. Ragnar 444 351, 494–495, 505 Hegen, Josef Heiliger, Bernhard 212, 272, 444, 456 495 Heilmann, Otto Heinle, Erich 384–385 Heinz, Karl Malte von 189, 443, 482 Henselmann, Hermann 274, 324–325, 332–333, 351–353, 368, 397–399, 426, 496, 502, 505 452 Herbert, Kull & Reimann Herdt, Martin 158 Hermans, Peter 85, 95, 98, 473 201, 218, 480 Hermkes, Bernhard 494 Hertzfeld, Gustav 280, 479 Herzenstein, Ludmilla Hetzelt, Friedrich 345 Heuss, Theodor 214, 483 342, 498, 503 Heymann, Stefan 492 Hillegaart, Heinz Hilberseimer, Ludwig 98, 151 91–92, 101 Hindenburg, Paul 364, 462 Hindosh, Faruk Saeed Hintzmann, Peter 495 Hitchcock, Henry-Russel 480 Hitler, Adolf 101–105, 108–109, 112, 114–116, 119, 131–132, 423, 473–475, 499 103 Hoesch, Leopold von Hoffmann, Josef 232–233, 434, 487 373, 460, 503 Hollay, György Holleben, Ehrenfried von 287, 290, 491 242 Hölzinger, Johannes Peter Holzmann, Philipp 439, 450, 451, 458 Holzmeister, Clemens 109, 232, 245–247, 445, 488 Honecker, Erich 141, 396 15, 328, 332–333, 335–336, 338–346, Hopp, Hanns 349–353, 358–361, 366–368, 405, 415–417, 460, 496–499 Hoppe, Bernardo 456 Hübotter, Wilhelm 106, 441 Hughes, David 161 Hutte, Sergio Jontof 454
I Idehen, Festus Ignjatović, Bogdan Ihnatowicz, Zbigniew Ihne, Ernst von Isozaki, Arata
Personenregister
Gutbrod, Rolf 183–184, 217, 219, 232, 234–249, 251, 255, 269, 273, 287, 310, 424, 429, 431, 445, 488 Gutschow, Konstaty 105–109, 111, 124, 131, 441, 474, 485 Gyptner, Richard 494, 500
Personenregister 514
Krahn, Johannes
155–157, 186–198, 219, 249, 253, 269, 443, 451–452, 482–483, 488, 490 Krämer, Friedrich Wilhelm 201, 219 155–156 Kratz, Walter Krause, Karl Heinz 443 87, 439, 472 Krauss, Gottlieb Kreis, Wilhelm 75, 474, 479 Krekeler, Heinz 218–219, 310, 485–486 Kreß, Siegfried 503 Kröber, Gerhard 368 Krüger, Reinhard 173–174, 198, 442, 444–445, 448, 450 Kubitschek, Juscelino 275, 278, 491 Kubizek, August 108 452 Küchler, Klaus Kühn, Fritz 376–377, 461, 504 Kundermann, Aenne 340, 466, 495, 498 398, 503 Kuntzsch, Dietmar Kunz, Ernst W. 241 392, 462 Kusnezowa, Natalija Kwasnitzka, Lothar 398 L 265 Lahn, Lothar 154 Lahr, Rolf Landmann, Ludwig 473 Lange (Spreng), Margarete 488 259, 450 Lange, Günter Langhans, Carl Ferdinand 42, 45, 75, 397 158, 166 Larkin, Frederick Lauritzen, Vilhelm 227 Lechner, Ödön 503 99 Lefèvre, Camille Lefuel, Hector-Martin 28 398 Lehmann, Gerhard Leibold, Emil 357, 359–361, 370–371, 460 Leitl, Alfons 151, 196, 482 430, 459 Leiviskä, Juva Lenin, Wladimir Iljitsch 315 Leonhard, Fritz 274 218 Leowald, Georg 49–50, 70, 435 Lescasse, Jules Lesueur, Jean-Baptiste 467 Letocha, Rudolf 158 Leucht, Kurt Walter 368, 496 490, 491 Leuschner, Wolfgang 347 Leykam, Marek Lichnowsky, Karl Max von 468 Liebknecht, Karl 397 Liebknecht, Kurt 280, 331–333, 351–353, 365, 369, 491, 498–499 Limbosch, D. 506 Lincoln, Abraham 150, 154 Linde, Horst 384–385 245, 488 Lindrath, Hermann Lindström, Sune 202, 204 Lingner, Reinhold 479 Linneke, Richard 372–373, 503 Lippert, Georg 445 Lippsmeier, Georg 447, 455 Listmann, Heinrich 78, 82–84, 91, 116–120, 124, 439, 441, 475, 483
186, 480 Lodders, Rudolf Löns, Josef 202, 244–246, 482, 484, 487–488, 493 Loth, Wilhelm 446 485 Loy, Horst P. Lubetkin, Berthold 153 446 Lublin, McGaighy & Associates Lubowski & Rüge 449, 452 Luckhardt, Wassili 201, 482 29 Ludwig XIV., König von Frankreich Lülsdorff, Helmut von 186 448, 453 Luther, Adolf 185 Lutyens, Edwin M Machonin, Vladimir 502 Machoninova, Vera 502 Mackensen, Hans Georg von 106, 111, 126, 475–476 Mäckler, Christoph 305–306, 458 218 Mäckler, Hermann Malisch, Wulf 452 March, Werner 189 348 Marcu, Duiliu Markelius, Sven 202, 204 391 Markscheffel, Günter Marmorek, Walter H. 170, 442, 452 Martin, Kurt 485 446 Martinez, Ernesto Martinez, Hubert 368–369 443 Matsuda, Gumpei Mattern, Hermann 481 May, Ernst 94–95, 218, 332 491 Mazzilli, Pascoal Ranieri Mebes, Paul 93, 95, 111, 441 290 Médici, Emílio Garrastazu Mehrtens, Hans 479 Meißner, Wilhelm 503 442 Melis, Fritz Mendelsohn, Erich 155–156 Menelik II., Negus von Abessinien 57 368 Mertens, Hans 146, 197–198, 201, 219, 227, 246–247, Mertz, Carl 255, 266, 269, 483–490, 492 Meulen, John van 166, 199–200, 208 Meyer, E. 189 15, 146, 167, 189, 213, 310, 482, Meyer, Franz Sales 491, 493 Meyer, Th. 49 Michailowitsch, Michail 62 Mies van der Rohe, Ludwig 94–96, 98, 153, 161, 183, 194, 214, 216, 219–220, 229, 391, 418, 437, 472, 486 Mills, R. P. 156–157 Milory, ? (Planung) 53–54, 70, 437 Minc, J. 450 322 Minkus, Michail Mirbach, Andreas von 492 Mitscherlich, Alexander 298 Möbus, Franz Benno 80 Möhring, Bruno 65, 67, 438, 470 Moldenhauer, Paul 78–79 Moreira, Jorge Machado 277 Mory, Hasso 294–295, 453
92, 183 121–125, 131, 345, 440–441, 475, 483 Mrozek, Fritz 453 Mueller-Graaf, Carl-Hermann 234, 244–246, 310, 487–488 488 Müller-Roschach, Herbert Mumm von Schwarzenstein, Philipp Alfons 42, 49–50 Mundhenk, Erhard 257–259, 451, 434, 454, 458 442 Mussen, McKay, Potter 399 Müther, Ulrich 95 Muthesius, Hermann Mutsuhito, Meiji-tennō 51 N Nadebor, Helmut 334, 411, 462, 497, 501–502, 505–507 Nadolny, Rudolph 91, 473 Nagel, ? (BBD) 173–174, 201, 442 28 Napoleon III., Kaiser der Franzosen Nash, John 33–34 Naumann, Friedrich 95 185, 483 Nehru, Jawaharlal Nénot, Henri-Paul 99 111, 154, 441 Neufert, Ernst Neufville, Gabrielle-Louis de 468 Neumann, Wilhelm 47, 71 Neurath, Konstantin von 101–102, 114, 132, 473–474 153 Neutra, Richard 392 Niegisch, Peter Niemeyer, Oscar 180–183, 216, 275, 277–279, 283, 290, 399 340 Nierade, Kunz Nikolai II., Zar von Russland 62, 73 198, 201–209, 211, 219–220, 249, Nissen, Godber 309, 444, 484–485 Nobel, Günther 495 Novotny Mähner Assoziierte 260–261, 296, 454, 456 Nuortila, Arne 453 O 51, 69, 469 Oberndorff, Albert von Ochs, Karl Wilhelm 219 Oelsner, Gustav 211 Oelzner, Heinz 319, 389, 505 201, 219, 266, 296–298, 456, 492 Oesterlen, Dieter 479 Offenberg, Gerhard Ohlmer, Ernst 70, 434 Oltmanns, Horst-Peter 169–170, 177, 442–443 Omir, Reinhard 450 111, 440 Op Gen Oorth, Josef Osterwalder, Wolfgang 294–295, 453 Otto, Frei 273–274 Otto, Karl 485 442–443 Otto, Waldemar 232 22–23, 28 411 117, 475 502
Q Qiao, Guan-hua
494
R 232 Raab, Julius Raderschall, Heinrich 444, 448, 481 Rado, Ladislav 166 166, 199–200, 208 Rapson, Ralph Rathmann, Emil 358, 494, 497, 500–501, 503 Raymond, Antonin 166, 197 Redslob, Edwin 98, 309 447, 488 Reich, Alfred 377 Reichert, Walter Reichle, Karl 106, 112, 118–120, 126–127, 129, 441, 475 Reidy, Affonso Eduardo 277 Reischke, Erich 449 445 Renner, Hedy Reuß, Heinrich VII. von 45, 47 Reuter, Erich Fritz 226–227, 443, 446, 486 468 Rex, Arthur Alexander Kaspar von 127, 129, 474 Ribbentrop, Anna Elisabeth von 102–104, 109, 127, 474 Ribbentrop, Joachim von 470–471 Richter, Harald Richter, Paul Friedrich 55, 70, 436–437 90–91 Riemerschmid, Richard Rieser, G. 67, 438, 475 157–159, 201 Riphahn, Wilhelm Ris, Günther Ferdinand 289, 448, 455, 491
515
P Pabst, Theo Paccard, Alexis Palonkoski, Anneli Pannwitz, Eberhard von Pätzmann, Klaus
68, 70, 438 332–333, 335, 353–354, 366–367, 460, 497, 499–502 28 Perrault, Charles Peter und Lochner 453 161 Petrazio, Ed Petschnigg, Hubert 183 Petzold, Arnulf 435, 475 Phatak, P. R. 443 452 Phisitthakorn, Phisit 315–316, 332 Pieck, Wilhelm 104 Piepenburg, Carl Pinnau, Caesar 475 161 Pippin, Paul Pisternik, Walter 496 Pius II., Papst 32 371, 504 Plaschke, Herbert Plünder, Hermann 78 92, 158, 196, 229–230, 473 Poelzig, Hans Poljanski, Anatoli T. 382–383 Ponti, Gio 183, 199–201 507 Popowa, Kasimira Popvić, Juraj 453 382–383 Posochin, Michail Pottier, Henry 444 Pourtalès, Friedrich von 62, 73, 75, 468, 470–471 189 Prill, Felician Prior, Lindsay 442 101, 270 Prittwitz und Gaffron, Friedrich von Prouvé, Jean 153 Prüfer, Curt 106, 112, 472 Puschkin, Georgi 317 Paul, Bruno Paulick, Richard
Personenregister
Moser, Erich Moshamer, Ludwig
Personenregister 516
Rohrer, Wilhelm 158 Romański, Jerzy 347 Rond d’Alembert, Jean Baptiste le 35 447 Rose, Max Rossi, Aldo 298 146, 157, 167–168, 189, 202, Rossig, Alwin Johannes 204, 213, 215, 218–220, 225, 234–235, 244–246, 261, 270, 275, 278–279, 282, 298, 310, 482–491, 493 Rosskotten, Heinrich 111, 441 55, 435 Rössler, Walter 196, 201 Roth, Alfred Rozyn, Igor 322–323, 345–346 322–323, 345, 397 Rudnew, Lew 153, 158, 165, 214–216, 219, 232, 234–235, Ruf, Sep 244–245, 248, 253, 261, 266–269, 271–272, 281, 485, 488–490 20, 29–30, 43, 46–48, 70–71, Rumpelmayer, Viktor 73, 232, 238, 434, 469, 471 183 Rüping, Josef Ruppert, ? (BBD) 201 480 Ruscheweyh, Heinz Jürgen Russwurm, Hans 105, 474 S Saarinen, Eero 382–385 227, 230–231 Saarinen, Eliel Sadewasser, Kurt 210–211, 251, 255–259, 294–295, 431, 444, 446–447, 450, 452–453, 456–458 480 Sander, Albrecht Saran, Richard 54, 56, 67–70, 72, 89, 437–438, 470 444 Sart, Jean L. Saunders & Son 452 117 Schacht, Hjamlar Scharoun, Hans 150, 216–217, 219, 233, 248–249, 270, 279–291, 294, 297–299, 311, 320, 324, 427, 448, 473, 479, 490–492 Scheibner, Richard 66–67, 438 Schell, Rainer 485 153 Schindler, Oskar Schinkel, Karl Friedrich 43, 45, 75, 131, 325, 332, 397 Schliep, Martin 189, 484 Schlüter, Andreas 75 Schmidt, Eckart 501, 503 179–181, 183, 213, 443, 482 Schmidt, Franz Schmidt, F. H. 437 Schmidt, Joris 448 Schmitt, Karl 95 Schmitthenner, Paul 100 75 Schmitz, Bruno Schneider, Herbert 328, 368 Schneider-Esleben, Paul 259–260 Schnell, Kurt 495 447 Schoebel, Willi Schoen, Wilhelm von 87, 98, 468, 472–473 Scholer, Friedrich Eugen 75, 94–95 Schöning, Dietrich 451 Schottenberger, Otto 445, 487 Schrade, Hubert 131 Schubert, Peter 454 Schüler, Edmund 73, 471
473 Schumacher, Fritz Schwab, Sepp 494–495, 500–501, 503 Schwager, ? (AA) 475, 476 Schwarz, Ernst 378, 461 Schwarz, Heinrich 446 194, 219, 483 Schwarz, Rudolf Schweinitz, Hans Lothar zu 47, 469 Schweizer, Peter 368–369 146, 194, 214–215, 309, 479, 485 Schwippert, Hans Seeger, Mia 309, 485 290 Seelos, Gebhard Seidlitz, Heinz 250–254, 259, 445–446, 449, 451, 489 Seitz, Luise 479 479 Selmanagic, Selman Semper, Gottfried 29, 93 Sert, Lluis 383 446 Sevilla, Gonzallo Seyfarth, Christian 370–371 475 Shunki, Ozaki Siegfried, Herbert 202, 204–205, 310, 484 Sieveking, Kurt 199, 201, 484 339, 346–347 Sigalin, Józef Silvas Quadros, Jânio da 491 449 Sinken, Hein Sirén, Johan Sigfrid 99 Skidmore, Owings & Merrill (SOM) 158, 161–166, 183, 196, 216, 354, 370 Skujin, Friedrich 323–324, 496 117, 119–120, 475 Smend, Johann Smith, Sherwood 161 Smithson, Alison & Peter 492 274 Soleri, Paolo Speer, Albert 103–106, 115–116, 125, 132, 147, 150, 155, 214, 423, 474–475, 481 Spies, Claudio T. 449 Spreng, Blasius 240–244, 249, 445, 488 119–120 Stahn, Otto Stalin, Josef 315, 326, 345, 347, 415, 496, 499 Steidle, Imre 467 485 Steinbüchel-Rheinwall, Rambald von 186, 188 Steinmeyer, Friedel Stolberg-Wernigerode, Otto von 47, 471 Stolberg-Wernigerode, Wilhelm von 471 Stone, Edward Durell 196–197, 383 381, 494, 503–504 Stoph, Willi 450 Störmer, Rolf Strassberger, Arne 455, 489 Streb, Ferdinand 201, 480 Streitparth, Jörg 274, 352–353 77, 80, 96, 473 Stresemann, Gustav 323–324 Strischewskij, Anatoli Sullivan, Louis 238 Swora, Karl Ernst 370–371, 502 503 Szecsöi, Sándor Székessy, B. G. 492 T Täfäri Makonnen, Lij-a Ras Taleghani & Daftary Tarnowski, Olgierd Tattenbach, Christian
99, 100 452 442 468
U Ulbricht, Walter
138, 141, 315, 319–321, 330, 332–333, 391, 395–396, 398, 493–494, 502, 505 Unger, Dieter 242 Ungers, Oswald Mathias 298, 303–304, 459, 493 95 Unwin, Raymond
V Vago, Joseph Vau, Le Louis Venturi, Robert Vielmo, Manfred Vielmo, Julian Viertel, Kurt Visconti, Louis Vogel, Hans-Jochen Voigt, Hilde Voss, Erich
99 23, 27 274 294–295, 453 431 384–385 28 479 446 106, 112, 116, 475
Z Zakis, Karl Zess, Hermann Zinsser, Ernst
449 480 479, 485, 503
517
W Wach, Karl 111, 441 153 Wachsmann, Konrad 309 Wagenfeld, Wilhelm Wagner, Martin 153, 473 Walter, Robert 183 Walter, Thomas 467 468 Wangenheim, Hans von 483 Weber, Gerhard Weber, Max 108 Weber, Volkhard 260–261, 456 Weese, Harry 383–384 488 Wehrstedt, Friedrich-Wilhelm Weidle, ? (Planung) 445, 449 Weil, Theodor 145–146, 479 Weinberger, Herbert 479 294, 453 Weise, Dieter Weitz, Hans-Jürgen 364, 501 Welck, Wolfgang von 264 Werthern, Georg von 43 Wielikanow, Alexander 322–323, 345–346 Wenzel, Walter 389, 398, 501, 503–504 Werz, Helmut von 232 Wichtendahl, Wilhelm 485
329–330, 505 Wiel, Leopold Wiese, Conrad 177, 443 Wiesner, Erich 452 334, 348–249, 359, 499–501 Wildner, ? (MfAA) Wilhelm I., Deutscher Kaiser 20, 31, 40, 45, 469, 471 31, 40, 43, 53, 59, Wilhelm II., Deutscher Kaiser 62, 67, 71, 73 Wilhelm, Günther 153 266, 451 Williams, Amancio Winkler, Barnabás 507 201 Winkler, Gerhard 357, 496–497, 500, 504–505 Winkler, Heinz Winter, Fritz Gottlieb 106, 441 386, 417, 494, 497, 500, 503 Winzer, Otto Witt, Fritz 445, 447 Wolff, Heinrich 96–97 126 Wolkonskaja, Sinaida Alexandrowna Wolters, Rudolf 131 353 Womacka, Walter Wright, Frank Lloyd 183, 199, 216 Wunsch, Wolfgang 406 70, 436 Wutzler, Selberg & Schlüter
Personenregister
Taut, Bruno 95, 109, 111, 473 Tessenow, Heinrich 90–91, 96, 201, 209 Tessier, Jean 444 The Architects Collaborative (TAC) 166, 248, 266–267, 305, 383, 425, 451 502 Thun(-Hohenstein), Ferdinand Thyriot, Franz 65, 67, 438 Tirpitz, Alfred von 53 Trambauer-Behrens, Edgar 444, 451 480 Trautwein, Fritz 454 Trier, Hann 105 Troost, Paul Ludwig Tschernyschew, Sergej 322 368–370 Tscheschner, Dorothea Tschirschky und Bögendorff, Heinrich Leonhard von 468 183 Tschumi, Jean
Standortregister
Standortregister A Accra Addis Abeba
383–384, 411, 462, 478 57, 70–71, 79, 87–89, 98–100, 423, 436, 439–440, 471–473, 475–476, 478 411, 429, 478 Aden Algier 411, 462, 478 79, 80, 82–85, 89, 91, 93, 95, 96, Ankara (Angora) 98–100, 102, 105–111, 114, 116, 124, 126, 131, 132, 423, 439, 441, 472–474, 478 30, 106, 142, 166, 266–267, 305, 383, 411, Athen 425, 458, 479 B 364–365, 383, 411, 416, 417, 462, 478, 501 Bagdad 411 Bamako 257–258, 261, 452 Bangkok 55–56, 70–71, 436 Beidaihe (Peitaho) 142, 249–250, 405, 410, 431, 448, 469, 489 Belgrad 137, 139, 143, 305–307, 322, 324, Berlin (Ost-Berlin) 334, 345, 357, 363, 368–371, 395, 411, 417, 427, 458, 498, 502 30, 59, 67–68, 70, 73, 74, 79, 80–81, 87, 102–103, Bern 125, 438, 469, 473, 475, 478 102, 105, 116, 120–121, 125, 131–132, 440, 478 Bogotá Brasília 179, 180, 217, 248, 249, 270, 274, 275–290, 294, 296–298, 311, 399, 424, 443, 448, 490–492 411, 463, 478 Brazzaville Brüssel 30, 142, 198, 298, 336, 400–411, 416–418, 426, 430, 448, 458, 461, 478, 506 313, 335, 336, 371–386, 389–392, 394, Budapest 405, 406, 410, 416–418, 425–426, 429, 458, 460, 478, 501–505, 507, 536 120, 248, 266–267, 296–298, 451, 456, Buenos Aires 478, 489–490, 492 313, 405 Bukarest C Canberra Colombo Conakry
171, 173–176, 212, 213, 218, 442, 482 405, 455, 489 410, 450, 478
D Dakar Den Haag Dublin
298, 455 30, 145, 311, 450 142, 294–295, 457
G Genf Guangzhou (Kanton)
319, 411 55–56, 70–71, 78, 435
518
H 55–56, 70, 437 Haikou (Hoihow) 411, 447, 463 Hanoi Heiliger Stuhl 30, 77, 79, 80–83, 89, 168, 171, 299–302, 439, 454, 466, 469, 471, 473, 474, 478, 492
77, 80, 168, 294–295, 298, Helsinki (Helsingfors) 319, 336, 386–392, 394, 395, 405–406, 410–411, 416–418, 426, 429, 453, 459, 461, 478, 505–507 447, 478 Hô Chi Minh (Saigon) I 259, 451 Islamabad Istanbul (Konstantinopel) 13, 20, 24, 29–30, 40, 42–45, 47, 67, 70–71, 80, 98, 142, 434, 468, 469, 471–472, 478 J Jakarta (Djakarta) 255–257, 405, 410, 429, 431, 489, 507 Jinan (Tsinanfu) 56, 70, 436 K Kabul Kairo
259, 411, 450, 466, 478 260–261, 294, 382–383, 405, 411, 431, 456, 466, 492, 506 Karthoum 298 458 Kathmandu Kigali 449 Kinshasa 298, 457 30, 142, 166 Kopenhagen Kuala Lumpur 445 L Lagos 198, 251, 253–254, 411, 446, 462, 478, 489 Lilongwe 257–258, 298, 454 Lissabon 30, 449, 478 Lomé 298, 455 London 30, 33, 95, 103–105, 123, 127, 142, 145, 167–171, 173, 178, 207, 211, 212, 291–294, 296, 298, 309, 382, 411–411, 417–418, 423, 442, 452, 462, 467, 468, 471, 473–474, 478, 492, 506, 507 Luanda 478 454 Lusaka Luxemburg 142
M Madrid
30, 248–250, 261–265, 298, 301, 310, 431, 447, 468, 471, 473, 489 Mexico-City 260–261, 430 Monrovia 79, 84–88, 95, 98–99, 198, 251–253, 255, 423, 439, 445, 472–473, 489 Montevideo 142, 249–250, 444, 451 Moskau 80, 137, 141, 317–318, 335, 337, 366, 392–393, 405–407, 409, 412–413, 418, 429, 437, 457, 460, 462, 472–473, 478, 495, 501–502, 507 Mumbai (Bombay) 185 N N’Djamena (Fort Lamy) 452, 478 New Delhi 168, 171, 183–198, 207–208, 212–213, 218, 244, 249, 253, 255, 283, 405, 411, 431, 443, 478, 482–484, 498–499, 506 Niamey 298, 454
430 449
O Oslo (Kristiana) 77, 142, 382–385 Ottawa 142, 171–173, 175–178, 212–213, 218, 431, 442 P Paris
30, 33–35, 142, 145, 210–212, 232, 248, 261, 266–268, 272, 309, 311, 405, 410, 444, 446, 467, 468, 471, 473, 478, 489, 493 Peking 30, 32, 42–43, 49–51, 53, 56, 70, 314, 334–335, 358–350, 361, 363, 367, 372, 381, 405, 407, 411, 416–417, 425, 434, 460, 478, 494, 497, 500–502 Phnom Penh 411, 462, 477, 478 335, 358, 362–364, 411, 416–417, 461, 478, Pjöngjang 497, 501, 507 142 Pretoria Q Quito
30, 59, 64–67, 70–71, 73–74, 101–102, Washington 105, 110–115, 117, 126, 131–132, 141, 143, 145, 186, 216–232, 248–261, 264, 270, 298, 303–304, 310, 345, 392–394, 411, 417–418, 423–424, 431, 438, 441, 446, 459, 463, 468, 470–471, 473, 475, 478, 485–487, 493, 505 Wien 20, 29–30, 41, 43, 46–49, 70–71, 73, 76, 145, 168, 217, 222, 231–249, 251, 255, 257, 261, 264–266, 268–270, 287–288, 298–299, 301, 310, 422, 424, 429, 431, 434, 445, 467–469, 471, 473, 478, 482, 487–489 Wuhan (Hankou/Hankau) 54, 56, 70–71, 436 Z Zagreb
Standortregister
Nicosia Nouakchott
294, 453, 492
257–258, 430, 446, 478, 487
R Riad Riga Rio de Janeiro Rom
298, 457 79 30, 120, 142, 145, 160–161, 166, 171, 173, 179–183, 212–213, 275–278, 287–288, 290, 443, 482, 490–492 30, 32, 81, 102, 125–129, 133, 142, 145, 154, 171, 232, 301, 345, 423, 441, 454, 467–468, 471, 473, 475–476, 478, 492
S Santiago de Chile 120, 429, 430, 478 Seoul 453 102, 105, 122–124, 131–132, 423, 440 Shanghai Sofia 51, 59, 67–70, 72, 74, 313, 412–414, 429–430, 438, 462, 469–470, 476, 478, 506–507 13, 15, 30, 58–65, 67, 70, 72–75, 304, St. Petersburg 351, 422, 437, 468, 470–471, 474 Stockholm 30, 77, 142, 166, 168, 171, 173, 183–184, 198–213, 218, 246, 249, 298, 309–310, 425, 430–431, 444, 478, 482, 484–485, 492 T Tarabya (Therapia) 30, 44–45, 51, 70, 435 Teheran 102–103, 105, 116–120, 124, 131–132, 168, 196, 268–269, 345, 423, 441, 451, 469, 473, 475, 478, 483, 490 Tel Aviv 467 Tianjin (Tientsin) 53–54, 56, 70–72, 436 Tokyo 49-52, 70–71, 102, 125, 145, 166, 171, 173, 176–178, 212–213, 218, 244, 411, 431, 435, 443, 462, 468–469, 471, 473, 475, 478, 482 Tunis 298, 455, 466 313, 335–360, 363, 365–367, 371–372, 381, 392–393, 405, 415–418, 425, 430, 460, 478, 494–495, 497–502, 505
519
W Warschau
Literaturverzeichnis 520
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Dank an Klaus Jan Philipp und Werner Durth für die Betreuung der Dissertation. für Rat und Tat, produktive Hinweise sowie konstruktive Anmerkungen an Friedrich Flakowski, Harald Richter, Hans Gericke, Margarete Lange, Wolfgang Leistritz, Peter Pantzer, Polina Rubanova, Anna Luise Schubert, Bart Sibiel, Leopold Wiel, Rudolf Large, Wolfgang Sundermann, Tobias Breer, Theresia Gürtler Berger, Dietlinde Schmitt-Vollmer, Johann Jessen, Christine Hannemann, Joachim Fülscher, Marianne Montzka, Jens Gehron und Sonja Petersen. dem Auswärtigen Amt und dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung für die wohlwollende Unterstützung und das Öffnen von Tor und Tür im In- und Ausland, insbesondere Sabine Schafferdt, Günter Scheidemann, Nadine Boecker, Fredi Schmitz, Christine Wegner, Dagmar Bock, Hans-Georg Effertz, Marion und Martin Erdmann, Wolfgang Schulz, Ute Chibidziura, Philipp Dittrich, Barbara Beck und Mareike Wörrle. allen Mitarbeiter:innen der besuchten und konsultierten Planungsbüros, Einrichtungen und Archive für ihre Unterstützung bei der Suche nach kleinen und großen Schätzen, stellvertretend zu nennen sind Renate Jährling, Gerhard Kabierske, Tanja Morgenstern, Jonas Nordheim, Bernd Rodrian, Anja Schmidt, Lutz Schöbe, Wolfgang Welcker und Vielmo Architekten. dem Förderfond Wissenschaft der VG Wort und der Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften für die großzügige Förderung der Drucklegung dieses Buches.
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nicht zuletzt an den jovis Verlag und Theresa Hartherz für die Zusammenarbeit an dieser Publikation.
Die Autorin Christiane Fülscher ist Architektin und Kunsthistorikerin. Sie hat in Hamburg studiert und arbeitete dort, in Porto Alegre (Brasilien) sowie bei Darmstadt in verschiedenen Architekturbüros. Nach mehreren Jahren als akademische Mitarbeiterin des Instituts für Architekturgeschichte an der Universität Stuttgart lehrt und forscht sie aktuell zur Architekturtheorie und -wissenschaft am Fachbereich Architektur der Technischen Universität Darmstadt.
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Endnoten
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ISBN 978-3-86859-652-6 (Softcover) ISBN 978-3-86859-964-0 (PDF)