Der wälsche Gast des Thomasin von Zirclaria [Photomechanischer Nachdr. d. Ausg. 1845. Reprint 2011 ed.] 9783110824797, 9783110002577


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German Pages 666 [680] Year 1965

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Der wälsche Gast des Thomasin von Zirclaria [Photomechanischer Nachdr. d. Ausg. 1845. Reprint 2011 ed.]
 9783110824797, 9783110002577

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DEUTSCHE NEUDRUCKE R E I H E : TEXTE DES MITTELALTERS

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DEUTSCHE NEUDRUCKE Herausgegeben von Karl Stadtmann, Bonn (Mittelalter), Erich Trunz, Kiel (17. Jahrhundert), Paul Böckmann, Köln, und Friedrich Sengle, Heidelberg (18. Jahrhundert), Arthur Henkel, Heidelberg (Goethezeit), Walther Killy, Göttingen (19. Jahrhundert)

REIHE: TEXTE DES MITTELALTERS Herausgegeben von Karl Stackmann

WALTER DE GRUYTER & CO · BERLIN vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp.

1965

DER WÄLSCHE GAST DES THOMASIN VON ZIRCLARIA Herausgegeben von Heinrich Rückert

Mit einer Einleitung und einem Register von

Friedrich Neumann

WALTER DE G R U Y T E R & C O · BERLIN vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp.

1965

Die Deutschen Neudrucke werden in Zusammenarbeit mit der Germanistischen Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft herausgegeben.

© Archiv-Nr. 434265/6 Copyright 1965 by Walter de Gruyter Sc Co., vormals G. J . Göschen'sdie Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit 8c Comp. Printed in Germany — Alle Rechte des Nachdrucks, einsdiließlich des Rechtes der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, vorbehalten. Photomechaniidier Nadidruck der 1852 bei Druck und Verlag von Gottfr. Basse, Quedlinburg und Leipzig, erschienenen Ausgabe

EINLEITUNG I Im Jahre 1852 brachte Heinrich Rückert (geb. 1823 in Coburg, gest. 1875 als Breslauer Professor) den Wälschen Gast des Thomasin von Zirclaria in einer kritischen Ausgabe mit Anmerkungen heraus, die sich auf Sprache und Geschichte bezogen. Georg Karl F. Frommann (geb. 1814 in Coburg, gest. 1887 als Direktor des Germanischen Museums in Nürnberg) hatte mit seiner früh entwickelten Fähigkeit, altdeutsche Handschriften zuverlässig abzuschreiben, den Grund zur Thomasin-Ausgabe gelegt. Rückert, der älteste, früh kränkelnde Sohn Friedrich Rückerts (1788—1866), war sodann an Frommanns Stelle getreten, als dieser seinen Auftrag wegen anderer Verpflichtungen zurückreichte. Wie Rückert seine Aufgabe mit Vorsicht angefaßt hat, bezeugt das lebendig geschriebene „Vorwort". Daß gleichwohl das Werk Thomasins längst den „Versuch" verdient hätte, in einer neuen Ausgabe vorgelegt zu werden, macht schon dies „Vorwort" wie der Anmerkungsteil erkennbar, wenn man zwischen den Zeilen liest1. Mit Absicht gebrauche ich hier im Blick auf eine mögliche, ja notwendige Ausgabe das einschränkende Wort „Versuch". Denn was für fast alle deutschsprachigen Verswerke des hohen Mittelalters (insbesondere des 12. und frühen 13. Jahrhunderts) gilt, es gilt in eigener Weise für das deutschsprachige Verswerk dieses talentierten Italieners aus der Markgrafschaft Friaul, die seit dem Jahre 1077 zum Patriarchat von Aquileja gehörte. Jeder, der da1

Das ungleichmäßige Urteil über Rückerts Ausgabe kann erst eine neue Ausgabe in Ordnung bringen. Albert Leitzmann glaubte, einem Urteil Jacob Grimms zustimmen zu müssen, Rückerts „Behandlung" des Werkes werde •wenig übriglassen, was daran zu tun wäre (Beitr. zur Gesch. der deutschen Sprache und Literatur 63, 1939, S. 298—300).

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mals Verse baut, spricht nicht in eine im neuzeitlichen Sinne ν e r s c h r i f t e t e Literatursprache hinein. Bei aller literarischen Verflechtung lebt seine Sprache als rhythmisches Klanggefüge aus einer beweglichen Gesellschaftssprache landschaftlicher Färbung, die wir nur mittelbar aus den auf das Pergament gekommenen Werksprachen erfühlen können. Doch das genügt noch nicht. Selbst dann, wenn der Autor soldier Werksprache als ehemaliger Scholar ein mehr oder minder geübter Sdiriftkenner und daher im Sprachgebrauch der Zeit ein „gelehrter" Autor ist, muß er seine Sätze Schreibern anvertrauen, die als Zöglinge von Schreibschulen einer nicht minder landschaftlich gefärbten Schreibtradition folgen. Zu all dem will hinzugenommen sein, daß die Sdirift mit ihren Buchstabenbündeln niemals den Wellengang eines der Sprechsprache verwandten Sprachflusses zureichend wiedergeben kann, wobei an das Individuelle einer Klangbewegung nidit einmal gedacht sein soll. Dies heißt aber: Wenn sich eine neuzeitliche Ausgabe nicht an eine vom mittelalterlichen Autor geschriebene oder überwachte Handschrift anschließen darf, was fast seltener als selten ist, so behält sie stets etwas B e h e l f s m ä ß i g e s , ganz abgesehen davon, daß sie als philologische Leistung an eine individuelle Kennerschaft gebunden bleibt. Gesteigert treffen aber all diese grundsätzlichen Bemerkungen auf einen Autor zu, der eine norditalienische Muttersprache spricht, durch Erziehung das Gelehrtenlatein seiner Tage und die romanisch-französischen Literatursprachen beherrscht und obendrein als klerikal gebildeter Hofmann des Patriarchen von Aquileja in einer im ganzen bayerisch-österreichischen Gesellschaftswelt deutschsprachiger Kleriker und Ritter tätig ist. Dies mag als erste Antwort auf die Frage genügen, warum das lange wirkende Verswerk Thomasins nach dem mutigen Zugreifen Frommanns und Rückerts, durch das die noch junge deutsche Philologie charakterisiert wird, bislang nicht in einer neuen Ausgabe erschienen ist, die sich bemüht, das Gesellschafts- und Literaturdeutsch des Welschen Gastes in den durch die Überlieferung gebotenen Grenzen besser als früher darzubieten. Gleichwohl bleibt erstaunlich, daß wir uns seit Jahrzehnten an diesen Zustand gewöhnt haben; denn Rückerts verdienstvolle Ausgabe ist längst vergriffen, und sie taucht auch seit langem nicht mehr in Antiquariaten auf. Um so gerechtfertigter dürfte ein N e u d r u c k der alten

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Ausgabe sein, die nunmehr schon im Zeitbedingten ihrer Anlage als philologisches Dokument einen nahezu historischen Wert hat. Man braucht dem kaum hinzuzufügen, daß dieser Neudrude nicht eine sachgerechte neue Ausgabe verzögern soll. Im Gegenteil, er rege dazu an, daß wir uns nach jeder Richtung erneut mit dem Sprach werk Thomasins auseinandersetzen! Zu diesem Anregenden wolle man auch das folgende rechnen, das im Blidk auf Thomasin und sein Werk den S t a n d d e r F o r s c h u n g im Ungefähren zu beschreiben sucht. II Zunächst eine Erinnerung daran, w a n n der Welsche Gast entstanden ist. Wir dürfen diese Frage so weit nach vorn stellen, weil wir (eine viel beachtete Ausnahme!) in den Jahrzehnten, die das Jahr 1200 umgeben, wohl bei keinem Werke die endgültige Niederschrift örtlich und zeitlich so sicher festlegen können. Thomasin nennt sicäi ausdrücklich einen „Welschen" (einen Romanen) aus „Friaul", wobei er im Deutschen für seinen Beinamen die Lautform von Zerclare wählt. Das tiusche lant (das „Land der Deutschsprecher") soll ihn als Gast so aufnehmen, wie es ein guot hüsvrouwe (eine „gute Hausherrin") muß. Indem er sich hinsetzt, ein buoeb (also ein Lesewerk) in einer von Fremdwörtern freien Begriffssprache abzufassen, verspricht er, in zehn Teilen eine Gebrauchsethik darzubieten, für die er sich Leser wünscht, die von unstete (von Wankelsinn) frei sind. Maßstab für das Gelingen seiner Arbeit soll sein, daß ihn Gawein (die Idealgestalt des Artuskreises) lobt und Key (die Gegengestalt zu Gawein) tadelt, womit er mittelbar die ethische und gesellschaftliche Ebene bezeichnet, auf der er sich bewegt (vgl. seine vorrede Vers 1—140). Bald hören wir, daß er nur zu gut die von „Untreue" erfüllte Welt seiner Tage kennt, obschon er „noch nicht dreißig Jahre alt" ist (Vers 2445): Mitteilung übrigens, daß er sich dem Alter nähert, in dem nach damaliger Vorstellung der Mann innerlich gefestigt sein soll2. Mitten in die Geschichte der Zeit treten wir ein, als Thomasin auf Maßlosigkeit zurückführt, daß der Weife Otto IV. vom „Reiche" 2

Vgl. Die Gedichte Reinmars von Zweter, hrg. von Gustav Roethe, Leipzig 1887, Spruch 200, S. 510.

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geschieden sei (Vers 10 471—10 534). Er fügt hinzu, daß unser kint (der junge Staufer Friedrich II.), nachdem es Pülle (Apulien) verlassen habe, von Gott zusätzlich mit den „deutschen Landen" beschenkt worden sei (Vers 10 569—10 584), was sich schwerlich auf Friedrichs erste in Mainz vollzogene Krönung vom Dezember 1212 bezieht, eher auf die abschließende Aachener Krönung vom 25. Juli 1215, mindestens aber auf die Entscheidung, die durch die Schlacht von Bouvines vom 27. Juli 1214 zuungunsten Ottos IV. herbeigeführt wird. Hier im achten Teil tritt offen zutage, daß Thomasin am bischöflichen Hofe des Patriarchen von Aquileja nicht nur als besinnlicher Betrachter, sondern auch mit amtlichen Pflichten an den öffentlichen Ereignissen jener Jahre beteiligt ist, die mit dem Italienzug Ottos IV. im Hochsommer 1209 einsetzen: „acht Wochen oder mehr" sei er in der Lombardei und in Rom am Hofe Ottos gewesen (Vers 10 471—10 477), was voraussetzt, daß er sich nach der Kaiserkrönung vom 4. Oktober 1209 im Gefolge des Patriarchen vom Gefolge des Kaisers gelöst hat. Kein Wunder, daß er sich im Rahmen seiner erregten zeitgeschichtlichen Betrachtungen von dem auf norditalienischem Boden liegenden reichsbischöflichen Sitze aus gezwungen fühlt, zur Kirchenpolitik zu sprechen, die Papst Innocenz III. (gest. am 12. Juli 1216) in seinen letzten Jahren zu vollenden sucht. Thomasin ist erfüllt vom Kreuzzugsgedanken, den das 4. Laterankonzil vom November 1215 erneut zu beleben wußte, und er verbindet sich ihm fast zwangsläufig mit der Sorge um „ketzerische" Erregungen, gegen die das gleiche Konzil aufgetreten war. In diesem Zusammenhang greift er auf einen Spruch Walthers von der Vogelweide zurück, der sich gegen Opferstöcke des Jahres 1213 riditet, die nach dem Willen des Papstes helfen sollen, einen neuen Kreuzzug zu finanzieren 8 : Der Dichter, den er mit leichter Ironie (?) einen guoten kneht und lieben vriunt (einen Vertrauten von ritterbürtiger Stellung) nennt, habe weithin Verwirrung getragen. Als Gegenwurf zu den Waltherversen schließt er einen Aufruf zum Kreuzzug an, der sich an die tiuschiu, riterscbafl richtet. Und beim Niederschreiben dieses Aufrufs erwähnt er, daß seit „gut achtundzwanzig Jahren" das Grab Christi 3

Vgl. Walther 34,4—34,13. Die Stelle wird uns nodimals begegnen.

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verloren sei (Vers 11 715—11 717); geraeint ist die Einnahme Jerusalems durdi Saladin im Dezember 1187, die Anfang 1188 das westliche Abendland erreichte. Bei mechanischer Nachrechnung fallen daher diese Verse in das Frühjahr 1216. Mit einer Unterhaltung zwischen Feder und Autor führt uns Thomasin sodann im Eingang des neunten Teiles (in den Versen 12 223—12 350) an das Schreibpult seiner Arbeitsstube, so daß man in ihm einen ritterbürtigen Mann der bischöflichen Kanzlei vermuten mag. Die Feder spricht: Den ganzen Winter über müsse sie ihm täglich mehr als zehn Stunden dienen; die Zeit sei vorbei, als er Ritterspiel und Tanz angesehen habe. Thomasin kann die Feder beruhigen. Acht von zehn Teilen hat er fertig, er braucht daher bei seiner geregelten Arbeitseinteilung nur noch zwei Monate. Man müsse ein „Gedicht" in einem „Winkel" bei verschlossener Tür auf den Weg bringen, wenn es weit in die Welt hinauslaufen solle. Für diese Zeit eine ungewöhnliche Bekundung des Autors über sich selbst, weil er sich in ihr besonders sinnfällig örtlich und zeitlich einkreist! Ergebnis: In der Sdiwebe muß wohl bleiben, wie lange Thomasin von Friaul aus den Winter redinet. Doch wird man sagen dürfen, daß er spätestens Ende Mai 1216 die Handschrift abschließt. Fast unnötig darauf hinzuweisen, daß es noch vor dem Tode des Papstes geschieht4. Bei diesem Ansatz fällt der Beginn der Niederschrift in den Hochsommer 1215, etwa in den Juli oder August. Geboren ist Thomasin nach seiner ziemlich bestimmten Angabe nicht lange vor dem Jahre 1190, wenn man will: im Jahre 1187, also in dem Jahre, in dem nadi der Sommerschlacht von Hittin Jerusalem am Jahresende fiel. Er kann also gut zwanzig Jahre jünger als Walther von der Vogelweide gewesen sein, der um 1190 als Lyriker einsetzt. Was es aber heißt, Thomasin habe seinen Welschen Gast in bloß zehn Monaten in zehn Teilen im Jahresende 1215 und Jahresanfang 1216 auf das Pergament gebracht, können wir erst beurteilen, wenn wir uns im ungefähren vergewissert haben, was dies Budiwerk von 14 742 Versen den Deutschsprechern zuträgt. Zur Datierungsfrage vgl. man: Hans Teske, Thomasin von Zerclaere. Der Mann und sein Werk, Germanische Bibliothek II, 34, Heidelberg 1933, S. 117/118. Das Bleibende in der sorgfältigen Arbeit des im Kriege Verschollenen enthalten die „Abschnitte" über die Umwelt und über die Lebensumstände Thomasins. 4

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III Die folgende S k i z z e vom Aufbau des Lehrgebäudes in Versen, das sich Welscher Gast nennt, versucht etwas vom eigenen jener Sprechweise festzuhalten, in der sich Thomasin mit leichtem Schritt bewegt. Zu diesem eigenen gehört vor allem eine Unbestimmtheit der auf das Ethische bezogenen WertbegrifTe, die sich durch ihre flächenhafte Weite festeren Zugriffen entziehn. Wir folgen den zehn „Teilen", in die Thomasin sein „Buch" gliedert (und wir sollten diese „Teile" nicht „Bücher" nennen). Jeder „Teil" hat Unterteile („Gehörabschnitte", liumunte) verschiedener Zahl; entsprechend laufen die Hauptteile in verschiedener, oft weit auseinanderliegender Verszahl ab. T e i l I (Vers 141—1706). Das Überraschende: Mit einer Warnung vor Müßiggang wendet sich Thomasin zunächst nicht an alle Altersstufen, sondern an die Jugend. Wer sich während der Jugend in der hüfscheit (im „hofgemäßen Verhalten") sicher macht, versteht sich darauf, bis ins Alter aller „Untugend" fernzubleiben. Eine Grundregel: Die juncherren unde vrouweltn (die jungen Ritterbürtigen und die gleichstufigen Mädchen) sollen sidi in der Rede, im Gebaren und im Tun in angemessener Weise schämen; nur wer „schamig" ist, ist frei. Man erreicht es, indem man sich verlogener und spottlustiger Großsprecherei entzieht: Der ruomare (der „Prahler") hat keine Scham. Wer vom Adel abstammt, soll sich in seinem Verhalten nach dem richten, was ihn schoene hovezuht (die „Anleitung zu gesittetem Denken und Tun") lehrt (Vers 302). „Zudit und Ehre" gehören zusammen (Vers 612). Furcht und Selbsterziehung, die dem folgen, was musterhaft vorgelebt ist, erzeugen eine Gewohnheit, aus der „schöne Sitte" hervorgeht, die Neid und Zorn bindet. Locker gereihte Betrachtungen richten sich sodann mit Vorzug auf das, was der juncvronwe (dem „Mädchen herrschaftlicher Herkunft"), der vrouwe (der „herrschaftlichen Frau") und dem edelen riter (dem „Edelmann") eigen sein soll. Den Frauen steht die „Demut" besser als den Rittern an, den Rittern die milte (die „Freigebigkeit", „Großzügigkeit") besser als den Frauen (Umschreibung einer Idealvorstellung von Mann und Frau!). Doch welche „Geschichten" sollen junge Leute aufnehmen, wenn sie gute Vorbilder kennenlernen wollen? An der Stelle einer ausführlichen

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Antwort führt Thomasin (Vers 1023—1078) Gestalten heran, die zur Nachfolge taugen. Für die Mädchen nennt er Andromache, Enide, Penelope, Oenone, Galjena (die sagenhafte Gemahlin Kaiser Karls), Blanscheflor (wohl die Geliebte des Floyris, wenn nicht die Gemahlin Percevals), Sucinia (? = Lavinia?), Sordamor (die Mutter des Clies). Für die „Jungherren": Gawein, Clies, Erec, Iwein, Artus, König Karl, Alexander, Tristan, Seigrimos, Kalogriant. Außerhalb dieser Listen werden Key und Parzival genannt: Jetzt gebe es viele Keye, Parzival scheine nicht zu leben (Vers 1066—1070). Der Ruf ouwe, wa bis tu Parzival (Vers 1075) dürfte betont auf Wolframs noch junge Erzählung anspielen, während Namen wie Oenone, Galjena, Sordamor und Clies nahezu ausschließen, daß bei ihrer Nennung an deutschsprachige Denkmäler gedacht ist. Alle Namen zusammen haben die Aufgabe, eine bestimmte literarische Atmosphäre zu erzeugen. Eine Einschränkung schließt sich an: Wie gemalte Bilder den erfreuen, der nicht, gleich dem „Pfaffen", Schriftkenner ist, so sind die „Aventüren" nur für die kint (die jungen Leute), die noch nicht ze sinne (zur Reife des Urteils) gekommen sind. Denn da diese „Geschichten" zuht und warheit (das Bildende und Wahre) nur durch bezeichenunge (nur „sinnbildlich") wiedergeben, ist in ihnen das „Wahre" oft mit „Lüge" bekleidet. Unklar bleibt, wann denn jemand in das Alter eingetreten ist, in dem er nicht mehr durch romanhafte Erzählungen „gemeistert" werden darf. Nach dem „Exkurs", der sich mit hofgemäß bildender Lektüre befaßt, nimmt Thomasin (Vers 1163—1706) eine Minnelehre auf, von der wir (Vers 1173—1175 und Vers 1677—1690) erfahren, daß er sie früher ausführlicher, und zwar zum Teil auf Bitten einer vrouwe (Vers 1555—1560), in einem „welschen" (will wohl heißen: provenzalisch geschriebenen) Buche von der hüfscheit (der cortezia) niedergelegt habe. Unsicher bleibt, wieviel vom Vorausgehenden aus der gleichen Schrift wiederholt wird. Im Eindringlichsten geht es um die Lehre, wie eine umworbene Ritterfrau und ein werbender Mann eine minne gewinnen, die nicht unminne ist, sondern „Treue" gegen „Treue" will. Sie zeigt, daß guote minne im allgemeinen nicht ane sinne (ohne eine Art „Wissenschaft") möglich wird. Dahin gehört, daß sich die Frau nur ze ir genozen (nur „Ranggleichen") zuwenden soll (Vers 1590/91), obschon auch als

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tragbar gilt, wenn der im Rang Ungleiche biderbe unde guot (ein wackerer Mann) ist. Um aber nicht noch' weiter unter dem Einfluß des früher Behandelten abzuirren, kehrt Thomasin zu dem hin, was er (Vers 1691) seine „Materie" (seinen eigentlichen Gegenstand) nennt. Was ist damit gemeint? T e i l II (Vers 1707—2528). Der Lehre für die Jugend folgt nunmehr die gemeine lere (die „Lehre für alle"). Aufzeigen will sie Thomasin an den „Fürsten und Herren" (an den Dynasten schlechthin). .Warum? Von weither leuchten diese als guot bild (als „Vorbild"); sie sind der „Spiegel", wir anderen die in den Spiegel sehenden vrouwen (Vers 1762). Die erste Tugend aber, um die sich der Vorbildliche zu bemühen hat, ist die stetekeit (die constantia) (Vers 1816); der unstete folgt dagegen bei Alt und Jung die „Untugend". Kennzeichen dessen, der „stetig" ist: Er will nicht vielerlei, sondern nur eins; wer allenthalben ist, ist nirgends. „Unstete" ist der Lüge Mutter. Wenn ein „Herr" (will sagen: ein Dynast) seinen Sinn wandelt, müssen seine Leute „unstetig" werden. Durch Adam ist die Welt, die durch die Schöpfung „stetig" war, untreu und „unstetig" geworden. Wir folgen dem, wonach uns gelüstet; nur noch oberhalb des Mondes ist Stetigkeit ohne Gegensätzlichkeit. Ich (Thomasin) bin noch nicht dreißig Jahre alt (Vers 2445; s. o.) und weiß doch, wie die Welt, die den Streit erwählt hat, voll von Unstetigkeit ist. Treue und Wahrheit sind nicht mehr da; die Macht der „Unstete" zeigt das Weltende an (Vers 2502—2504). Macht drum euer Herz zu Gott hin „stetig", indem ihr nicht der „Unstete" der Welt folgt, die bald vergeht (Vers 2550)! (Man beachte die weite Spannung des Begriffs state, der sich in einem gleitenden Gedankengang entfaltet. Zur state gehört eine der „Treue" verwandte Standfestigkeit, von der die Unruhe all dessen, was sich im Widerstreit bewegt, ausgeschlossen ist.) T e i l III (Vers 2529—4146). Seit wann sind wir unstete} Seit der mit „freier Wahl" begabte Adam Gottes Huld verwirkte. Jedes „Ding" (alles Bestehende) hat seinen orden (seine ihm zugeordnete Seinsweise), nur der Mensch kann nicht seinen orden halten (Vers 2610—2613). Aus Neid will jeder des andern Amt. Aber Kraft des Besitzes macht nicht tugenthafl; weltlicher Reichtum ist eine Armut (Vers 2949). Viele haben nachts Krieg ohne Feind, weil sie mit ihrer Gier kämpfen. Niemand hat jedoch die Kraft, die ganze

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Welt unter seiner „Meisterschaft" zu halten. Thomasin kennt aus jüngster Vergangenheit einen König (gemeint ist der Weife Otto IV.), der Kaisers Macht hatte und nun nicht über Königsmacht verfügt (Vers 3424—3426)®. Wir sind nicht so vollkommen, wie man uns sagt; Ruhm hat schwache Beine. Niemand ist edel („adlig") als der Mann, der sein Herz an rehte gäete gekehrt hat (Vers 3860—3862). Rechtes tun, d a s ist hüfscheit („höfisches Verhalten"; Vers 3920). An großer Freude liegt stets auch großes Leid (Vers 3989/90). T e i l IV (Vers 4147—5692). Wie kommt es, daß wir am meisten lieben, was uns in Wirrnis bringt? Reichtum ist nicht ohne Gier, Herrschaft nicht ohne „Hochfahrt", Torheit verläßt sich auf Adel, bei Gelüsten ist stets leckerheit („Lüsternheit"). Für Sokrates wären heute viele Freie Eigenleute (Hörige) der Untugend. Wie bei allen Untugenden unstete ist, so ist die state die Ratgeberin aller Tugenden (Vers 4333—4337). Was ist state (die Tugend der „Stetigkeit")? Die Erfüllung alles Guten durch Stetigkeit im Denken und Wollen (Vers 4345/46); sie ist daher die virtus, die „Tugend" schlechthin. Indem der biderbe (der „tüchtige") man alles zum Guten wendet, erwirbt er eine doppelte salikeit (einen doppelten Zustand innerer Beglückung) durch gute Taten und durch die Geduld, mit der er Gewalt erträgt (Vers 4593—4596). Leben im Glück und Leben im Unglück (salde und unsalde) sind für den Bösen wie für den Guten gut; denn nichts in der Welt geschieht „zuunrecht" (Vers 4947/48). Dem Tugendhaften kann niemand anders als er selbst die „Tugend" und „Mannheit" (die ihm zugehörige virtus) nehmen (Vers 5153—5155). T e i l V (Vers 5693—6798). Wie fügen es die „Tugenden", daß man zum Himmel kommt? Mit dieser Frage leitet Thomasin eine blockhaft für sich stehende Betrachtung ein, in der man den unausgesprochenen Einfluß durchspürt, den Ambrosius (gest. 397 als Bischof in Mailand) durch seine Spätschrift De officUs ministrorum auf die mittelalterlichen Jahrhunderte ausübt. Thomasin unterscheidet hier zwei Arten von „Gut" und zwei Arten 5

Man darf wohl ansetzen, daß diese Verse im Gedanken an die Folgen der Schlacht von Bouvines vom 27. Juli 1214 geschrieben sind.

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von „Übel" und nennt an fünfter Stelle die jederzeitige Bereitschaft und Ausrüstung des Menschen zum „Übel". Das erste „Gut" heißt oberstez guot (das summum bonum): „unser Herrgott"; von ihm kommt alles, was man an Rechtem tut. Das zweite „Gut" heißt guot gar, das „ganz und gar Gute" (das officium perfectum des Ambrosius). Das erste „Übel" ist der Teufel; von ihm kommt alles, was Übles in der .Welt geschieht. Das zweite „Übel" ist die Schar der Untugenden, die den Weg zum untersten Übel bereiten. Die fünfte Stelle hat, was übel unde guot je nach meinem Denken und Wollen ist. Hierhin gehören Adel, Macht, Gelüste, Name (Ruhm), Reichtum, Herrschaft. Sie sind des nidersten übels bereitscbaft (sie umfassen all das, was den Menschen für den Teufel zurüstet). Die Tugenden sind die Stufen zum „obersten Gut" hin; man muß sie „stetiglich", daher mit reinem muot gehen. Die Untugenden sind die Stiegen zum „untersten Übel". Was aber das „Gut-Übel" ist, bildet die Haken aus, die den, der auf der Tugenden Stiege gehen will, auf die Stiege der Untugenden ziehen. Herrschaft bringt in Hochfahrt, Adel zieht in Neid, Macht zum Zorn, dem Willen zum Rechte schadet Gelüste, dem zur Wahrheit Ruhmsucht. Gott sieht übrigens nur auf den muot (das Denken und Wollen), nicht auf die Größe der Leistung; er minnt gar sehr die Tugend. Ein Landesherr, der nicht nach dem Rechte geht, ist daher ein Unrechter Herr, weil er uns von Gott scheidet, indem er uns untugendhaft macht. Heute findet man nicht so tugendhafte Leute wie ehedem. Wo sind Erec, Gawan, Parzival, Iwan? Sie fehlen, weil wir nicht Artus im Lande haben (Vers 6325—6338). Noch heute fänden die Herren tugendhafte Leute, wenn diese geehrt würden. Wie dies für die „Ritter" (die milites) gilt, so gilt es auch für die „Pfaffen" (die clerici). Kein „Pfaffe" strebt nach kunst (nach „Wissenschaft"). Warum zur „Schule" ziehen, wenn man daheim jene losheit (jenes „lockere Gebaren") lernt, mit dem man sich am Bischofshofe um eine Pfarre und Pfründe bewerben kann? Lebte heute Aristoteles, kein König ehrte ihn, wie es Alexander tat; wir leben in einer verkehrten Welt. Die Folgerung: Geht dem Reichtum, den Gelüsten, der Herrschaft, der Macht, dem Ruhm und Adel aus dem Wege, da sie Unterlage für die Untugend sind! T e i l VI (Vers 6799—8476). Thomasin wandert weiter durch die Breite des ethischen Feldes, ohne sich auf den Stab der state

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zu stützen. Wer mit der Tugend, dem „Rechten" (dem, was „recht" ist) geht, dringt schließlich hin zur Tür der Steide (der „Seligkeit"). Denn die Dreiheit wistuom, tugende unde sin („Weisheit, ethische Tauglichkeit, moralischer Verstand") gehören zusammen. Suche nicht Herrschaft zu gewinnen, laß Gott alles schaffen! Jede Untugend bringt Sorgen, Unmuße, Mühe. Doch muß in dieser Welt streiten, wem es in jener gutgehen soll. Renne drum edel riter guot mit der Fahne der Tugenden gegen die Schar der Untugenden! Mit dem übermuot (der „Hochfahrt") etwa ziehen smächeit („Schmähung"), gewalt, unbescheidenheit („Mangel an ethischer Vernunft), der zorn als Fahnenträger, die nerrischeit als Scharmeister. Es ist keine Mühsal, mit der Untugend zu streiten; der Streit mit ihr ist der echte Ritterstreit (Vers 7443—7450). Die Waffen des edelen (wahrhaft adligen) Ritters sind sin („Verstand"), Rechtsdenken, bescheidenbeit („Urteilsfähigkeit"), Glaube, Hoffnung, vrümkeit („Tapferkeit"), Keuschheit, stuetekeit, Demut. Die himeliscbe nature ist aus übermuot durch Gottes Gericht in die Hölle gefallen; die irdische nature wird auf dem Wege des Guten und der Demut durch Gottes Gnade wieder aufsteigen (Vers 7680—7688). Wer über sidi selbst siegt, hat allen Streit beendet (Vers 7751/52). Denkt drum, „Ritter", an euren orden (Vers 7769/70)! Wer riters ambet ausüben will, muß sich Tag und Nadit um Kirchen und „arme Leute" mühen. Entsprechendes gilt für den „Pfaffen" (den clericus). Er muß ein Vorbild sein in reinem Leben mit gutem Werk und guter Rede. Der Ritter lebe vertraut mit seinem „Volke"! Er ehre Gott an seinem eigenkneht! Ein Mann ist nicht eigen gar („ganz und gar ein Eigenmann"); denn die Seele hat noch niemand bezwungen. Drum befehle einer, der zu befehlen hat, nie etwas, was er nicht selbst von seinem Herrn befohlen haben will! Keiner begehre vom anderen etwas gegen Gott und die Ehre! Jeder schätze Reichtum gering ein! Er ist des Teufels Wetzestein (Vers 8065/66). Dreierlei habe man im Blick auf Gott vor Augen: Furcht, Hoffnung, Minne (Vers 8279)! (Ein Doppeltes fällt auf: Die Nähe des Klerikers Thomasin zum Ritterstand und die Bindung des Ritterstandes an die Forderung gelebter Sittlichkeit, die religiös gebunden ist.) T e i l VII (Vers 8471—9850). Thomasin breitet Schulwissen aus, nicht um es als solches darzubieten, sondern um an ihm entlang seine Lehrverse weiterzuleiten. Man beachte, daß sich im Hinter-

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grund dieses Verfahrens die Welt der damaligen Gelehrtenschule bewegt, aus der sich das mittelalterliche Universitätsleben entwikkelt. Diese Entwicklung wird vielleicht nirgends so deutlich sichtbar wie im Entstehen von „Wissenschaftslehren", die den damals zugänglichen Wissenschaftsbereich aufgliedern®. Es besagt nichts gegen Thomasin, daß er für seine Zwecke von all dem nur ein einfaches Gerüst aufbaut. Den Übergang zu diesem Teil findet er durch eine kurze Überlegung: Er wolle nunmehr „von der Seele und von dem Leibe" schreiben, um auch durch dies Verfahren (diese Flucht aus seiner „Materie") „Untugend und Bosheit" zu schwächen. Und er beginnt: Jeder Mensch ist aus Seele und Leib geschaffen. Die „Tugenden" sind die Kräfte der Seele, zum Leib gehören Stärke, Schnellkraft, Behendigkeit. Das Wertverhältnis von Seele und Leib wird aber daran erkennbar, daß Stärke und Schnellkraft von sinne und bescheidenheit (vom Verstand und vom Urteilsvermögen) gemeistert werden. Die bescheidenunge (die Fähigkeit des Unterscheidens, die discretio) ist überhaupt recht eigentlich der Seele Kraft (Vers 8584/85). Mit unserer Urteilsfähigkeit, die uns mit den Engeln und Gott verbindet, sollen wir Tugend und gute Sitte suchen. Doch wie steht es damit? Die girescheit (die „Gier" schlechthin) hat nicht der bescheidenheit Augen (Vers 8657/58). Der „Pfaffe" sollte Vorbild sein; der „Ritter" sollte für arme Knechte, Waisen und arme Weiblichkeit Gut und Leben wagen. Doch all dies ist nun verkehrt. Der „Pfaffe" will Gewinn durch des Ritters Schwert, und der „Laie" will zum Schwert hinzu das Buch, um mit List (etwa am Kaufherrntisch) zu wuchern. Jeder Mensch verfügt über vier Kräfte, bei denen er Rat suchen soll: über Imaginatio, Ratio, Memoria, Intellectus (Vers 8799—8803)7. Zu ihnen treten sieben liste oder künste („Wissenschaften"), die die „freien" heißen, weil sie ein Gut sind, das keine Sorgen mit sidi tragt: Grammatica, Dialectica, Rhetorica, Arismetica, Geometria, Musica, Astronomia (Vers 8915—8920). Zwei künste gibt es aber, die n i c h t zugleich liste heißen können, weil sie den Sieben als ihre 6

Vgl. zum allgemeinsten: Martin Grabmann, Die Geschichte der scholastischen Methode, 2. Bd., Freiburg/Br., 1911: „Ungedruckte Wissenschaflseinteilungen und Wissenschaftslehren", S. 28—54. 7

Man beachte: Thomasin führt sie in aufsteigender Linie an!

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Königinnen und Gebieterinnen überlegen sind: Divinitas und Physka (Vers 9063—9076). Die Physica lehrt den Leib behüten, indem sie siechtuom fernhält. Die Divinitas lehrt, wie man die Seele behüten soll. Die erstere lehrt die Natur aller Dinge, die zweite führt zur Erkenntnis der Engel und Gottes. Doch die Divinitas, die je der kiinste vrouwe (die „Fürstin der Wissenschaften") war (Vers 9149/50), haben wir verworfen. Auch die Decrete und Leges (die Decrete, die von Gott gekommen sind, wie die von den Kaisern erlassenen Gesetze) verwenden wir, um Gewinne zu erzielen. Thomasin will nicht noch mehr über die „Wissenschaften" (die artes) sagen. Es wäre nichts für die, die nicht lesen können. Einst, so meint er, waren alle jungen Edelinge gelehrt. Da stand es besser in der Welt. „Herren" (Fürsten) und andere Edelleute (Freiherrn) sollten ihre Jugend an ihrem Hofe durch „Meister" unterrichten lassen. Denn von kunst (durch die „Wissenschaft") gewinnt man tugent (ethische Kraft) (Vers 9262). Mann und Weib haben fünf Türen in ihrem Leib: Gesicht, Gehör, Geruch, Empfindung, Geschmack. Sie dienen den vier Kräften, die die Seele beraten. Die Seele darf aber nie des Leibes Rat folgen, sie muß den Leib in die Richte bringen. Fünf „Dinge" haben Mann und Weib im Leibe: Stärke, Schnellkraft, Gelüste, Schöne, Behendigkeit; fünf „Dinge" außerhalb des Leibes: Adel, Macht, Reichtum, Name, Herrschaft. Wer sie nicht durch bescheidenheit (durch sittliches Urteil) richtig lenken kann, soll nicht ein man (ein „Mensch") heißen, weil er geringwertiger als ein Tier ist. Den je fünf „Dingen" steht als ein elftes die „rede" (die Sprachfähigkeit) gleich, die außen und innen ist. Auch sie muß mit sinne (mit dem Verstand) im Rechten gehalten werden (Vers 9831—9838). (Mit Absicht habe ich den Inhalt dieses Teiles ausführlicher herangezogen. Denn von hier aus kann vielleicht einmal die Frage genauer beantwortet werden, wo Thomasin sein Schulwissen geholt hat. Für die geringe Neigung Thomasins, ins Systematische zu verfallen, spricht deutlich, daß er weder die vier Kardinaltugenden nodi die sieben Laster in Zahlenordnung heranholt!) T e i l VIII (Vers 9851—12 222). (Der umfangreichste Teil, der doppelt so versreich wie der fünfte Teil ist.) Im Eingang versucht Thomasin eine Art Rückblick. Er habe bisher über die „Unstete" gesprochen und die Meisterstellung der bescheidenheit (der „Urteils2 Wäisdbe Gast

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kraft") dargestellt. Wir müssen dabei seine These hinnehmen, ihi ersten Teil sei von ihm die Stellung der bescheidenheit gegenüber der „Schönheit" behandelt, wie wenn er dort das richtige gesellschaftliche Verhalten dauernd mit dem Begriff des Schönen gekoppelt habe. Doch bringt er mit dieser These den ersten Teil wenigstens behelfsmäßig auf den Nenner der folgenden Teile. Ausdrücklich sagt Thomasin jetzt, in der Schar der Untugenden hätten wir die breite „Sippe" der „Unstete" vor uns, so daß sich wieder die Begriffspaare „Stete" = Tugend, „Unstete" = Untugend decken. Doch wie soll es nun weitergehen? Wir werden etwas mager belehrt, die „Unstete" habe eine Schwester: die unmäze\ zu ihr gehöre es, nicht st^ete sein zu können. Thomasins überdehnter Begriff der „Stete" bewirkt, daß nunmehr die unmaze durch all das charakterisiert wird, was audi die „Unstete" charakterisieren könnte: Die „Unmaße" sei Bote der „Närrischheit", Gespiel der „Trunkenheit", Nichte des „Übermutes", Kraft des „Zornes" und so fort. Sie sei ohne Ziel, sie heiße „Zu-wenig-und-zu-viel". Folgerichtig wird daher die mäze als des sinnes wage (als „Waage des Verstandes") bestimmt, was sie nahe an die bescheidenheit heranbringt. Was man in der Welt tue, könne äne mäze nicht gut sein. Ja, mit der „Maße" vermöge man „Untugend" zur „Tugend" und mit der „Unmaße" „Tugend" zur „Untugend" zu machen. Dieser These entspringt sodann der nahezu aristotelische, für Quellenforschung wichtige Satz: „Tugend" stehe stets zwischen zwei „Untugenden" (Vers 9993/94). Das erste Beispiel: Die „Demut" stehe zwischen „Hochfahrt" und blcedekeit („Zagheit"); maßlose „Demut" sei Untugend. Ein zweites: So böse der übermnot sei, er werde zur Tugend, wenn er sich als hoher muot unter die Gottesfurcht senke und etwa arme knehte („Eigenleute"?) besdiirme (Vers 10 129—10 142). Im Fortgang dieser Betrachtungen kommt Thomasin auf Otto IV. (auf „Herrn Otte") zu sprechen, an dessen Hof er „acht Wochen und mehr" gewesen sei, womit er auf Ottos Zug zur Kaiserkrönung, mithin auf die Zeit vom August bis Anfang Oktober 1209 anspielt (Vers 10 471—10 477). Da jedes Wappentier etwas vom Inneren des Waffenträgers bezeichne, habe ihm an Ottos Schild ein Maßloses, das Wappenbild von drei Löwen und einem halben Adler, mißfallen; drei Löwen bedeuteten übermuot (nicht hohen muot),

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ein halber Adler scheidunge (Trennung) von der „Ehre". Manche sagten denn auch, Ottos „Übermut" habe ihn vom „Reiche" geschieden. Er, Thomasin, mache das nicht mit, aber man möge doch diesen Vorgang als Beispiel nehmen. Seit des „Königs Philipp" Zeit sei nun einmal in Kürze Wunderliches an „Herrn Otto" geschehen; durch und durch ein „Herr" sei, wer jederzeit Gott diene (Vers 10 505—10 568). Zufall mag sein, daß nur Philipp von Schwaben das Prädikat künec (Vers 10 535) erhält; in jedem Falle wird sinnbildliche Bedeutung zugesprochen, daß unser hint (der junge Normanne Friedrich II.) aufgestiegen sei und zu Apulien durch Gott tiuschiu lant erhalten habe (Vers 10 569—10 583). Aus allen Beispielen aber wird deutlich, daß der Friauler durch Dienst am Patriarchenhof von Aquileja als besinnlicher Zuschauer an den politischen Ereignissen seiner Tage innerlich beteiligt ist. Aus Chroniken entnimmt er, wie übermuot (unmdze) manchen König zu einem schlimmen Ende gebracht hat. Doch ist ihm auch ein Zeichen von „Hochfahrt", wenn man dem nicht folgt, dem man Untertan sein soll (Vers 10 990—10 996). Die Welt ist voll Streit, weil wir „ohne Meisterschaft" und daher „ohne Zucht und Lehre" sind (Vers 11 084—11 090). Mit diesem Satz erreicht Thomasin eine neue Betrachtung gegenwärtiger öffentlicher Verhältnisse. Gott habe uns als „Meister" den Papst gegeben, der nach Gott das Haupt der Christenheit sei; die Christenheit schände, wer aus „Ubermut" sage, ihr Haupt sei nicht gut. Man solle hinnehmen, daß der Papst etwas tue, was er besser tun könne; er sei nicht Gott, er sei ein Mensch. Doch was habe er getan, als er einen „Opferstock" für die Kreuzfahrt in die Kirchen setzen ließ? Ohne Recht habe ihn der guote kneht getadelt, der aus hochgespanntem Sinn (durch sinen hohen muot) gesprochen habe, der Papst wolle mit deutschem Gute seinen welschen Schrein füllen (Vers 11 191—11 195). (Der nicht mit Namen genannte Walther von der Vogelweide ist wegen seiner Unmutssprüche des Jahres 1213 gemeint.) Er habe dadurch manches seiner guten Worte um volle Wirkung gebracht. „Herren", „Dichter" und „Prediger" sollten mit Vorsicht sprechen, „Dichter" und „Prediger" die Wahrheit state machen (Vers 12 214/15). Der gemeinte Dichter habe Tausend so betört, daß sie Gottes und des Papstes Gebot überhört hätten. Dieser sein lieber vriunt habe sich daher zu schämen, daß er in kurzer Zeit in die Welt Verwirrung 2*

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getragen habe. Gerade der „weise Mann" müsse sidi hüten, daß man ihn nicht des Tobens bezichtige. Denn man glaube jeder Zeit das Schlimme leichter als das Gute. Darum gebe es so viele Ketzer (Vers 11 269). Ein „Pfaffe" solle nicht mit ihnen streiten; denn sie rieten jedem das, wovon sie glaubten, daß es ihm am meisten zusage. So sei es gar leicht, den Rat zu geben, die „Gottesfahrt über das Meer" zu unterlassen; denn wer dorthin fahren wolle, dem bringe es viel Unkosten. Wir sollten daher keine Lieder dichten, die davon ablenkten, Gott zu dienen (Vers 11 331—11 334). (Das Ganze bei grundsätzlichem Wohlwollen eine herbe Kritik Thomasins an liedmäßiger Aussage Walthers, die nach seiner Ansicht nahezu ketzerhaft der von Innozenz III. ausgehenden Aufforderung zum Kreuzzug geschadet hat, wobei wir damit redinen müssen, daß er mehr Walthersprüche aus den Jahren 1213/14 kannte als wir. Nicht überhören sollten wir, daß es ihm in der Waltherkritik nicht zum wenigsten darauf ankommt, den Kreuzzugswunsdi des Papstes von jeder Mißdeutung freizuhalten 8 .) Eng hängt mit der Waltherkritik das folgende zusammen: Ein eindringlicher Aufruf an die tinschm riterschuft als tiurest riterscbafi, Gottes Grab nicht zu vergessen, da die unmäze und ho(hvart der Heiden gegen Gott angestiegen sei (Vers 11 347—11 830!); im Anschluß an Themen der Kreuzzugspredigten eine leidenschaftliche und zugleich allseitige Verteidigung des Kreuzzugsgedankens! Für Thomasins Aufforderung der Satz typisch, das Kreuzzeichen, das man außen auf das Kleid geheftet habe, solle einen inneren Zustand ausdrücken (Vers 11 645—11 648). Hier sodann die Angabe, rund 28 Jahre (wol ziveir min drizec jar) seien vergangen, seitdem das „Grab" verloren und Feindschaft zwischen der Christenheit gewesen sei (Vers 11717—11722). Die „edeln Fürsten" von tiuschen landen, die daheim so viel gefochten hätten, sollten den Sieg um Gottes willen gewinnen (Vers 11 731—11 735). Der edel kiinic Friderich solle als der dritte seines „Geschlechtes" das vollenden, was sein Großvater Kaiser Friedrich (Barbarossa) und sein veter (sein Vatersbruder Friedrich von Schwaben) nidit voll8

Man beadite, daß er Walther mit altmodischem Ausdruck guoter kneht, nicht aber „Ritter" nennt. Will er mit diesem Ausdrude die Ritterbürtigkeit Walthers bezeidinen?

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enden konnten; die Zahl „Drei" bedeute stets Erfüllung (Vers 11 787—11 810). Thomasin gibt zu, er sei etwas aus seiner materje gekommen, die sich auf unmaze und damit auf hochvart beziehe. Gemeint sind mit dieser Abschweifung die 483 Verse der Kreuzzugspredigt, vielleicht auch noch die mit der Verteidigung des Papstes verbundenen 255 Verse der Waltherkritik, zwei Versgruppen, die zusammen den Teil VIII über die Regel hinaus gedehnt haben. Möglich, daß in der Kreuzzugspredigt das Laterankonzil vom Spätjähr 1215 nachwirkt®. Indem er sich nunmehr (Vers 11 831—12 222) zu seiner materje zurückwendet, stellt er die Frage, warum hochvart ihren Namen trage (Vers 11 849)? Niemand solle zu hoch hinauffahren, er falle um so tiefer, er falle in alle Untugend! Wie die Gier dem übermuot folge, so oft der Gier der übermuot. Man solle die gruntveste der „Demut" tief legen; keine „Untugend" vermöge diese gruntveste zu zerbrechen. Wer die „Hochfahrt" meiden wolle, solle daran denken, was er war, was er ist und was aus ihm werden solle (Vers 12 041—12 045); er solle auch daran denken, daß Christus uns zuliebe und aus Demut Mensch wurde. Der T e i l IX (Vers 12 223—13 564) hat einen überraschenden Eingang. Eine Unterhaltung zwischen Feder und Autor führt uns an die Niederschrift des Welschen Gastes (Vers 12 223—12 350). Kein anderes Werk der altdeutschen Literatur zeigt uns den Autor in dieser Weise am Schreibpult. Die Feder, die den ganzen Winter hindurch schreiben mußte, will Ruhe haben. Gern war sie dabei, als Thomasin mit Rittern und Ritterfrauen Ritterspiel und Tanz ansah. Als Schriftsteller ist er ein klosenare geworden. Auf der „Schule" plagte er die Feder nicht so hart; weder Ritterfrauen noch Ritter will er sehen; das Licht brennt durch die Nacht. Was antwortet Thomasin? Er dichte nicht aus Zeitvertreib. Aus Zwang habe er gehandelt. Wäre es nicht in alter Zeit den Autoren zeitweilig genauso ergangen, so würden wir viele Bücher entbehren, aus denen wir Vorbildliches und Sinnvolles entnehmen. Ihn gelüste sehr, beidiu riter unde vrouwen zu betrachten. Aber besser dünke 9

Man darf sich fragen, ob nicht Walthers Kreuzzugsaufruf Ouwe war sint verswunden (La. 124,Iff.) vom Herbst 1227 ein bewußt gewählter Nachhall zu Thomasins Aufruf ist, der einen versöhnenden Klang in die Vergangenheit sendet. Thomasin lebte damals noch.

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ihn, eine Weile beiden zu sagen, was ihnen fromme. Mit Hilfe der Feder habe er viel von der state und maze, der unstatekeit und unmdze, diesen Schwesterpaaren, gesprochen, die Kinder einer tugent (der „Tugend schlechthin") seien und das reht zum Bruder hätten. Vom reht wolle er jetzt schreiben, was nur möglich werde, wenn im Herzen des Autors die Feder dabeisei. Die Stelle ist nach mehr als einer Richtung aufschlußreich. Der clericus Thomasin, einst Besucher einer „hohen Schule", ist ein Mann des Hofes, der sich zum Ausarbeiten seines Werkes über einen Winter hin für zehn Monate zurückgezogen hat. Dabei scheint mir deutlich genug zu sein, daß sich das, was er bringt, seit Jahren angestaut hat. Was er jetzt vollzieht, ist die endgültige Niederschrift: die Grundlage für die zur Veröffentlichung bestimmten Reinschriften. Eine Angabe übrigens, die nicht dazu verleiten sollte, die Zahl eines Buchteils und die Zahl eines Monats mechanisch aufeinanderzulegen. Aber man übersehe nicht, daß er sie benutzt, um nach dem überlangen achten Teile die beiden folgenden, verhältnismäßig kleinen Teile zu rechtfertigen. Dabei ergibt sich etwas Merkwürdiges, wenn man auf die Reihe der vier im hohen Mittelalter allgemein anerkannten Kardinaltugenden achtet. Es genügt schon, aus den Schriften Gregors des Großen, den Thomasin einmal nennt, die Reihe prudentia, temperantia, fortitudo, iustitia heranzuholen, für die gilt, daß keine der vier virtutes ohne die andere sein kann und daß sich in der discretio (der bescheidenheit) die alle durchwaltende Kraft der prudentia bewährt. Thomasin macht zunächst die state (den Kern der fortitudo) zur entscheidenden Macht der Tugendhaftigkeit. Er läßt die maze (die temperantia) als eine Erweiterung der state erscheinen. Immer aber muß die bescheidenheit (die discretio, der Kern der prudentia) wie selbstverständlich dabeisein. Es ist nahezu so, als ob er den Gedanken an die Vierzahl zudecken wolle, darin bestrebt, soweit wie möglich mit einem weit gedehnten Begriff der state auszukommen. Doch nun hat er mit dem achten Teil einen Abschluß erreicht, und er hat sich verpflichtet, zehn Teile in zehn Monaten zu füllen. Helfend tritt die iustitia, die soziale Tugend, die ohnedies einem Mann des Hofes vertraut sein muß, aus dem Hintergrund hervor. Was hat Thomasin noch zu sagen?

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Seine Anknüpfung an Früheres (an den Eindruck, den er im Jahre 1209 von Otto IV. gehabt hat): In einem Schilde dürften nicht drei Löwen und ein halber Aar erscheinen. Ein ganzer Aar im Herzen bedeutet ere, ein einziger Löwe im Herzen bedeutet hoher muot. Der hohe muot handelt nach dem Rechte,

übermuot

ist meist mit Unrecht verbunden. Wir sind auf alter Bahn. So heißt es, das „Recht" sei überall dort, wo man maze, wäge, zal habe (Vers 12 375/76). Es ist das ins Maß Gesetzte, das Ausgewogene, mittelbar das, was sich im „Steten" darstellt. Thomasin liebt das Vereinfachen. Er kann daher erklären, niemand (auch ein Dieb nicht) wolle ohne Recht sein; audi wer unrecht getan habe, wolle dennoch das Recht. Er will die „Herren" veranlassen, im Blick auf Gott barmunge über die Armen zu haben. Die Armen und die Reidien (die in Thomasins Sprachgebrauch immer zugleich die Mächtigen sind) soll ein „Herr" „am Rechte" gleich behandeln, so daß sie ihr ganzes Recht erhalten. So richtig aber ist, barmherzig zu sein, barmunge darf nicht das Gericht brechen. Ebensowenig ist Gericht aus Zorn Gericht, es sollte „Rache" heißen. Der Richter braucht des Löwen Mut, des Adlers Auge. Zwei Fittiche hat das Recht: das geistliche und weltliche Gericht (Vers 12 624/25). Im VII. Teile holte Thomasin eine „Wissenschaftslehre" heran; auch hier spricht er aus dem, was er auf der „hohen Schule" gelernt hat. Solange das weltliche Gericht nicht das geistliche im Stiche ließ, war überall in der Welt das Recht gut und einfältig; seit eins dem anderen ausweidit, wurde das Redit schwach und schwank. Daher so viele Ketzer! Man sollte sie „weltlich" richten, „geistlich" zwingen. Die Lombardei wäre Salden rtche (ein „gesegnetes Land"), wenn sie den „Herrn von Oesterreich" (den Babenberger Leopold VI., den Glorreichen) hätte, der die „Ketzer" zu sieden weiß (Vers 12 683—12 685). Da weltlich und geistlich Gericht in der Gegenwart nicht beieinanderstehen, herrschen Bosheit, Argheit, Zorn, Feindseligkeit (nit), womit deutlich genug ausgesprochen ist, daß Thomasin geistliche und weltliche, kuriale und kaiserliche Macht im Zustand der Waage haben will. Doch ganz allgemein ist H a ß zwischen „Pfaffen" und „Laien", weil jeder glaubt, dem anderen gehe es besser. Dem „Pfaffen" ist

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leid, wenn ein „Ungelehrter" mehr erwirbt als er; der „Laie" zürnt, daß der „Pfaffe" mehr in einem Tage erreicht als er in zehn Jahren. Hier der „Studierte", dort der Mann der Waffe, der Ritter. Wie die Weiber schelten sie sich aus Mangel an Einsicht und hofmäßigem Empfinden. Wer geistlich Gericht hat, soll nicht weltlich richten, und umgekehrt, außer wenn einer durch sein Amt beide Gerichte hat. Ist ein Bischof zugleich Herzog, soll er seinen Richter haben, der weltlich richtet. Ein „Herr" (Fürst, Dynast) soll mit seinem Gerichte im Lande hin und her reisen und ohne Furcht Gott und dem Recht folgen. Er muß sich von Geeigneten beraten lassen. Denn jedes von beiden hat sein Recht: „langer Rat und schnelle Tat" (Vers 13 162). Und Thomasin weiß, die Verse klug füllend, zum gerechten Richten anzuleiten: Wer dem Recht nicht helfen will, sündigt soviel wie der, der seinen Vater im Stiche läßt. Hingedacht ist das alles aus Erfahrung auf „Herren" hin, die (wie etwa der Patriarch) gerichtsfähig sind. T e i l X , der letzte Teil (Vers 13 565—14 752). Die „traute Feder" kann beruhigt werden; bald ist fertiggestellt, was Thomasin schreiben will. Was bleibt ihm noch? Das reht hat ihn gemahnt, von jener „Tugend" zu schreiben, die in richtigem Verhalten zu geben weiß. Gemeint ist die milte (die liberalitas, die richtige Freigebigkeit, besser: die Großzügigkeit): Sie ist eine Zierde der Jugend, des Alters Krone; sie ist die Tugend, die die anderen Tugenden licht und schön macht, sie ist des rehtes kint (Vers 13 580). Das „Recht" gibt vom Recht aus jedem das Seine, die milte aber nicht vom Rechte aus, sondern nach reht: in einer Art, die dem Recht nahe ist. In einer gelösten Abhandlung, in der Thomasin mit seiner Sprache spielen kann, tritt zum Iustum das Aequum: Ein freundlicher Aufklang! Einige Hinweise müssen genügen. Die milte macht nicht alle gleich, sie gibt jedem nadi seiner Würdigkeit. Das reht sorgt dafür, daß einer den anderen bei sich sein läßt, die milte dafür, daß einer beim anderen ohne H a ß ist. Thomasin hat die materje der milte bisher fortgelassen, weil ihr die anderen Tugenden vorausgehen müssen, ehe sie das Geleistete übergolden darf. Insoweit sind die anderen Tugenden das vorausschreitende Gesinde, sie aber vrouwe der tugent, der „Tugenden Fürstin" (Vers 13 694); wer sie in der Jugend hat, der hat sie in jedem Lebens-

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alter. Die milte, die vom Herzen ausgehende Fähigkeit, gern zu geben, ist eine reine tugent, eine makellose Tugend (Vers 13 929). Es kommt freilich nicht auf das Geben als solches an, so daß nicht tugendhaft wäre, wer nichts zu geben hat. Entscheidend ist der muot (die Gesinnung); er macht, der Sonne gleich, das Herz dessen, der nicht über großes Gut verfügt, ganz licht, audi wenn es wegen der Wolken der Armut nicht so leuchten kann, wie seiner Gesinnung gemäß ist (Vers 14 041—14 058). Um aber den Geber richtig beurteilen zu können, muß man erkennen, woher gekommen ist, was einer gibt. Denn milte und unrebt sind nie zusammen, weil die milte des rehtes kint ist. Auch muß man darauf achten, wer der sei, dem man gibt. Wo unbesνΛ von daz kunit da/, wir minium baz l'wa/ uns ;ill

ISO

DFR WELH1SCHE

fiAST.

h;U nilit guot almuofen getAn, weiz er daz ein man trunken ift, git er im dan win ze der vrift. fwaz hiute in der werldc gefchiht mit übclem willen, ift guot niht, Sol aver unreht fin gctitn daz der tiuvel einen man bekumbert mit finem gcwalt? niut, ez ift vil rehtc halt, wan unfer herre verhenget nihl niwan daz von rehtc gefchiht. ich getar fin wol gcjehen, von iip mag uns niht gefchehen niwan daz uns von rehtc gefchiht, wan unfer herre verhengt des niht. er git im dicke übr einen man gcwalt der ühcl M t getitn; der inuge wir harte vil fehen, fvverz gerne tuon wil. über cinn guoten ez ouch gefchihl daz er im git kraft, ave niht eine rcht, daz ift wär. fwer wil daz ervarn gar wil von got f0 vil Wunders tuot, der hät niht einen wifen muot. doch muge w i r verftön daz, daz dem guoten man gcfchiht baz, fwenn got dem tiuvel niht verfeit, ern verfuochc fine ftactckeit. ι ϊ, 3" feilt wie wol ez tob komen ift; wan er erkante zuo der vrift daz er bete gotes hulde, do er leit martcr änc fchulde. do erkante er fine fta'tekeit die er nihl vür die witrheil vor des het erkanl. ίο wol. dit von uienien i | > m l i m l'ol

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DER WELHISCHR GAST.

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daz cz äne roht gcfchiht daz got verhcngt dem tiuvel iht. Grögörius, der heilcge man von dem man guotiu dinc kan harte vil, wan er reit mit gotes zungen fwaz er feit, er fprichet daz des tiuvels gwalt fi übel niht: er fprichet halt, er fi guot, aver fin wille ift übel, fprichet er, zaller vrift. nu feht daz fin gewalt ift guot dä von daz er dä mit tuot fchaden dd fin got hengen wil. fin übel hilfet ouch vil den guoten: fwaz der übele tuot, daz wetzet dem guoten finen muot. dä bi muget ir wizzen wol ,daz unfer herre verhengen fol daz ein unfaeliger man, der fol ouch gewalt hän: wan danne wirt faeliger der guot, fwenne man im unreht tuot. der übel fchadet deheine vrift niwan dem der übel ift: 7 6 a fwenn er dem guoten unreht tuot, dä mßret er im mit fin guot. Wieren niht unrehte liute, ich ween daz etlicher ift hiute faelic ders liht niht enwiere. dar zuo fagich iu ein msere, unde wfern niht übeliu liute, fant Paulus der möht leben hiute, daz er w;nrc niht crflagen. er endarf cz nimmer klagen, wan der im da machte den tot, der faule in uz grozer ηόΐ. V 1)Λ bi und ich gefeit luin

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DKR WKI.HieCHF. CAST. mac wol ein ieglich man v e r f a l l , fwaz in der werlde gcfchiht, daz oz gcfchiht An rcht niht. lihto fpriclit ctlichcr man, der ficli niht verftön kan, 'mich dunkct daz daz rcht ift daz ein guot man folt zallcr vrifl haben allcz daz cr wolde; fA dunkt mien daz ein übeler folde nimmer haben des cr gert, Γό wΓ»

48

UÜH WULHlSJUHU IJA8T. daz wir i'uln wi/./cu dd hl daz mans ungewiffe Ii. iu»cli fprichct lihto etelich und (Iunket in doch wunderlich daz got ίύ miielich leben U\t den derz niht verworht hdt und Itet den leben vnulichcn derz dd verwürket tcgclichcn. dem wil ich antwürte geben: ez enniac niemen geleben in dirrc wcrlt Γό gar dn funde, c m fiinde zetelichcr ftundc. dd von, fwie guot ein man ifl, cz ift rcht daz er eine vrift 1 77 habe hie finer fünde buoz, wan er dar ndch immer muoz dne ende vreude hdn. fwaz im dan leides ift getdn hie, daz wirret im dan niht, daz wizzet, fwennc daz gcfchihl. jd wil ich halt fprechen mirc, würde ein guot man gemuot förc in dirrc wcrldc gar fin zit, er inöhtez ldzen dne nit, wan im dar ndch dn ende Γοΐ immer mCre gefchehcn wol. Daz felbe ich iu lagen wil, dem Ubclcn mac niht ze vil guotes in dirrc werldc gefchehen. ich getar fin wol gejehen, daz im dort ίύ w6 gefchiht daz in ditze dunket gar cnwiht. ez ift dchein f6 übel man, eru habe ctewaz getdn daz vil lilite guot il't. dd von fo habe ein kurze vril't in dirrc werldc daz er wil,

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DUR VVELHI8CH«

OAST.

wan er gewinnet leides vil. ift im al fin zit wol, wizzet daz im gefchehen fol Γ6 daz erz vür niht enhät, fwenner dife vreude lät. Dem guoten manne gefchiht hie wol, wan im hie und dort fol durch fin guot liht wol gefchehen. Γ6 mag ich ouch vür wär gejehen, b 77 gefchiht im übel, fö gefchiht daz, daz im dort aver werde baz. dem übelen gefchiht etwenne übel, daz er fi bezzer denne. bezzert er fich aver niht, wizzet daz im dort wirs gefchiht. gefchiht im aver hie faelekeit, des hän ich iu genuoc gefeit daz fi im hie gefchehen fol, daz im dort nimmer werde wol. Dä bi und ich hän gefeit fol man wizzn daz faelikeit und unfselde und fwaz gefchiht, daz gefchiht zunrehte niht. wan fwaz dä hilfet, daz ift guot: unfaelde und faeld daz felbe tuot. unfaelde guot dem übelen ift, fi bezzert in zetlicher vrift. bezzert fi in aver niht, fo ift fi guot, wan fi gefchiht im von reht: daz reht ift guot, fwie w έ ez im halt tuot. gefchiht im aver faelikeit, daz hän ich iu iezuo gefeit daz ouch daz niht übel ift. und wrer im wol zallcr vrift, daz macht in dannoch ungefunt wefen zeiner andern ftunt.

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DKR WELHISCHK «Λ8Τ. ich lulu ouch dos genuoc gefeil ι la/ faildc und ouch unfa:likcit ill dem guotcn mannc guot. unl'a'ldc fta)tigt im f i n muot und fuel de l0nt i m , daz ift wür. del von hän ich gcfprochen gar, fwaz in dirrc werldc gcfchiht, daz gcfchiht zunrchte niht. nicmcn wciz vür die wdrheit war u m b e im ficldo u n d unfuilikeit gcfchche, f w e n n f i im gcfchiht. dä von fol man beliben niht dn gr6zc vorhtc zallcr zit, f w e n n uns got fa;ldc od unfaelde git. ein icgelicher wife man fol fich vlizen vaft dar an daz im f i n unfrclikeit nien hebe daz 6wiclichc leit. cr fol ouch haben die f i n n c daz im f i n faelikeit beginne die frwiclichen ficlikeit, Μ M t er fich ndch reht beleit. VI. Dd mit und ich gcfprochen hdn hdn ich iu kunt gctdn daz fa?Idc dem guoten guot ift. dem übelen zetelichcr vrift ift f i u n n ü t z , w a n ob er wil unreht, f i fcheit im harte vil: w a n cr mac var bringen baz f i n n übelen willen, wizzet daz. daz felbe t u o t unfaelikeit, daz wizzet vür die wdrhcit. unfailde dem guotcn zallcr vrift guot und ouch vil nütze ift. dem übelen daz niht gefchihl, w a n ob fi in bezzert niht, l'o ift f i im unnütze gar,

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DKR WULHI8CHE HAST. (la/ geloubct wol viir w«1r. fclit, da/ gefchiht ouch ali'A, fwcnn diu drifchcl bricht daz l'lrA, ΓΛ fchcidet fi daz körn hin dan von dem ome: der übel man wirt dit von dicke gemuot daz dem guotn ift harte guot. Hdn ich niht vil gar gefeit wA von failde und unfa;likeit dem manne unde dem gefchiht;, daz enfult ir merken niht: wan dchein man fagen fol niwan daz er wizze wol. fo ift dehein f6 wife man der ez allcz.wizz von wan daz und ouch daz gcfchiht; der enlebet woene ich hiutc n i h t : w a n w e r mac wizzen gotes rät den er an im felben hdt? dd von fol ein icglich man, fwenner niht verft^n kan wd von daz od daz gefchiht, des dchein wis glouben niht daz ez dne reht müge fin. daz fol er merken ouch dd bi daz ez got wol allez rihten kan. vcrft^t ez aver niht ein man wd von der unfailic ift und der failic zaller vrift, waz dar u m b e ? ez ift doch gar ndch rehtc gefchehcn, daz ift wdr. ob ich niht enbin f6 wife : 70(>0

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139

ΟΑβΤ.

Ein arzdt der wol erzen kan, der erzent dicke cinn ficchen man mit dürft, mit hunger und mit prant. er ])int in üf zuo einer want, er fnidet und ftichet in vil hart, eim andern rouft er finen bart und fin här, wan er wil daz er niht enfläf ze vil. f0 machet er dem andern daz, wie er müge fldfen baz unde lät in hungern niht: wir fehen wol daz ez gefchiht. alfam unfer herre tuot, fwenner erzent unfern muot: er erzent den mit faelikeit, den andern erzent er mit leit; 8 0 h er erzent uns zeinr ieglichen vrift dar näch und unfer fiechtuom ift. Dar umbe fol ein ieglich man der fich ze guot verftön kan haben allez daz vür guot daz unfer herre hin zim tuot: wan wil erz ver guot hdn, wizzet daz der felbe man der endarf ez klagen niht, fwaz im in der werlde gefchiht, wan im kumt gr0ziu faelikeit. wil im aver daz wefen leit daz got mit im fchaffen wil, wizzt daz er hät unfselde vil.

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Hie bi muget ir wizzen wol daz niemen ervürhten fol,

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wan fwer fin unfaelikeit vertragen kan An grözez leit, dem mac nimmer miffelingen, er kört ez gar zc guoten dingen. Ob ir mich rollte habt vcniomcn,

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DKR WELHISCHti CAST.

ΓΛ full ir haben war ^cnonien daz der tugenthafte man nie dclicincn fehaden gewan weder von manne noch von wibe. wan als ich fchreip undo fchribc, l'waz man im zunrchte tuot ift im niht fchade, ez ift im guot. lihtc fprichet ctlich man r man mac mir wol fehaden dar an, iwenne man mir unrcht tuot, Hl

a

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51 35

daz ich die tugent Mz uzcm muot und wirde untugenthaft, ίό bin ich worden fchadehaft. untugent nimt mir gotes richc, daz fchadet mir ficherliche.' ίό fprich ich, ich hän niht gcfchcn daz ez iemen vrumen fi gefchehen, wan Γό wacr tugent άη ftoitckcit, ob fi vertribe liep od leit. niemen mac haben die kraft daz er mache daz ein tugenthaft man müge läzen fine tugent weder an alter noch an jugent. nimt man im fin guot, man rüert niht tugenthaftes muot. nimt man im finen gewin, Γό rüert man doch niht finen fin. fin tugent und fin manheit mac im vür die wärheit niemen wan er felbe nemen, daz ift lihtc ze Yernemen:

5 HO

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w a n fwaz innerthalben ift

entwicht dem üzern dehcine vrift. der fchät mir, merket irz mit fin, der mir dd nimt daz ich dd bin. bin ich ein tugenthafter man,

ich mac mir fehaden wol dar an

5100

DER WET.HI8CHF! ΠΛ8Τ.

daz ich werde ein benfewiht: mich mac ein antler lxrfcrn nilit. f285

Λ200

Γ)2ί)5

5300

0305

'VtH>

DER WELHI8CHE

der guoten vorht kumt von tugent, ΓΛ kumt der Übeln von untugent. der guoten vorht hdt ficherheit, der übelir vorht Mt müe und leit. der übel man vürhtet aller flaht, der guot vürht niht wan gotes kraft. VII.

84 a

Zwiu foldc ein guot man dehein dinc vürhten? wan ich zeigte daz dehein gefchiht dem guoten manne wirret niht. ift daz er niht Mt guot, Γό ift doch richc fin muot. Γό fchinet ouch fin tugent baz, ob er fich hüetet, wizzet daz. wan fwer fchiuhet boefen gwin in finer armuot, er M t den fin daz ez im waere liht unmaere, ob er ein richer man waere.

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Ein guot man fol ouch vürhten niht fwaz im von fiebtuome gefchiht: 5330 wan wirt der man ungefunt, fin muot wirt zuo der felben ftunt gefunder, wan er dultic ift, fwaz im gefchiht zaller vrift. dem guoten man ift fiechtuom guot, 5335 wan dä von kreftigt fich fin muot. Dehein guot man vürhten fol, daz getar ich räten wol, daz in iemen müge vertriben: wan bi im muoz beliben daz er aller liebelt Mt. fwer fin tugent niht verlät, der ift dd heime zaller zit, fwie verre halt fin hüs lit. M t er niht tugent unde guot und hüffcheit in finem muot,

[XXX.]

145

GA8T.

5340

5345 10

146

DBB WBLHIBCHE GA8T. waer er (Ιέ heimc zaller vrift, wizzet daz er doch vertriben ift. Ein guot man mac vUrhtcn niht vanenüffe, ob fi im gefchiht. ob man in vaeht, waz wirret daz? im ift doch in fim muote baz danne eim übelen manne fi. fwä er ift und ouch fwi er finen willen müge bin, er ift der unfaelde untertän: der guot ift faelic zaller vrift. waz wirret ob er gevangen ift? wan er hät in finem muote von tugenden und von guote b 84 fwaz er in der werlde wil: er hät kurzwile vil. ift fln karker niht ze fch0ne, fRR \VRI.HI«CHK Π ART.

wan fi hnbcnt mit ein ander vil zc tuon, fwcrz vcrft6n wil. II. Ob manz viir guot haben fol, Γό fag ich iu gern unde wol wA von ich her ze jungeft hAn der milte mAterge verlän: dA fol der heften lugende fcbii) hin nAch fchinen, daz ift min rAt unde ouch min will, man fol erzeigen tilgende vil einem man, 6 man im gebe iht, und fwenne dan daz gefchiht daz er im gevellet wol ode daz er von im fcheiden fol, Γό fol man Übergulden gar mit der milte, daz ift wAr, fwaz tugende man erzeiget hAt, deift min und der zühte rAt. Die tugende die fint gar enwiht, ziert mans mit der milte niht. fin milt hAt ouch niht milto kraft, fwep anders iit untugenthaft, wan als ich gefprochen bin, die andern tugende fuln gAn vor und diu milte fol nAch g6n, f6 vert diu fchar wol. daz iit ein reht, dA von ich hAn von der milte unz her verlAn, wan ich von ir nAch fagen fol, fit f i nAch g6t f6 wol. Der junevrouwen gefinde hAt reht daz ez ύ ζ der kemenAt 210* vor der vrouwen treten fol. dA von ftöt ouch daz harte wol daz man die milte hinder fchouwe, wan f i ift der tugende vrouwe. diu milte ift wol vrouwe der tugent:

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DKtt WKLHI8CHU

0Λ8Τ.

iwer fi hdt in finer jugent, der hät fi vür die wdrheit in aitcr und in kintheit. Swer fich durch ruom twingt ze tugent, fi wert feiten vür die jugent. 13700 fwer durch ruom gerne git, fin milte ift ύζ zuo der zit fd er zem alter komen ift, wan im der ruom dd gebrift. daz felbe fwer ift durch gewin 13705 milte, der hdt niht den fin daz er milte müge fin, fwennerz hät, deift dicke fchin. ob im fin muot die milte bringet und er durch ruom fich niht endwinget 13710 und ob er hAt ouch den fin daz er niht milte ift durch gewin, f6 wizzet daz er milte ift alter und junger zaller vrift. Swem fin milt von herzen gdt, 13715 wizzet daz erz gliche M t beidiu in alter und in jugent, daz entuot dehein ander tugent. fwelich man fteete ift, 13720 er ift verre (toter zuo der vrift, fwenn er zem aller ift bekomen. ich hdn gelefen und vernomen b 210 daz man in finer kintheit hät feiten volle ftoetekeit. fwer maczic ift in finer jugent, 13725 der hät baz die felben tugent, fwenn er zem alter koinen ift, daz gefchiht zaller vrift. fwer aver milte hdt in finer jugent, der hät ein f6 geUne tugent 13730 daz er fi niht mac haben baz, fwenner eraltet, wizzet daz:

DER WKLH18CHK

GAST.

wan er hÄt fi, daz ift wir, er Π junc od alt, gar. [welch man in finer alten zit von rehter milte gerne git, im waer ze behalten vil unmaerc η Ach unreht, ob er junc waere. dä von daz milte gelich ift an aller heite zaller vrift, dä von gevellet fi mir baz dan dehein tugent, wizzet daz. Swelich tugent zaller zit ganz in einem herzen lit, diu tugent ift volkomen gar an ir namen, daz ift wär. fwelch untugent zaller vrift ganz und zuo nemende ift, diu heizet ouch von reht untugent, fi fohendet alter unde jugent: daz tuot wol diu girefcheit von der ich hAn genuoc gefeit. Dehein ντέζ ift Γό ungevuoc, fwenne man im git genuoc, a 21 l in enhunger defte min: f0 fi wir des wol worden inn, fwenn man der gird vil guotes git, daz fi ie m6r hungert zuo der zit. daz viuwer und der arge man die gelichent fich dar an, daz in bßden niht genüeget. daz viuwer brinnt, diu erge vüeget wie fi erviule daz guot. mir feit min herze und min muot, daz viuwer und der arge man nimmer folden fcheiden, wan daz viuwer allez brennen folde fwaz erge famen und viulen wolde. diu erge famnet aller flaht;

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DÜR WKLHItJCHU GABT.

21 l b

ir kelte dwingt. des viuwers kraft verbrennet allez zaller vrift. diu milte Γό getempert ift daz ir kelte niht erviulen kan. ir fchät ir hitze ouch niht dar an, daz fi daz ir verwerfe gar: fi ift getempert wol ze wär. Noch wil ich iu ein lützel Tagen, fin enfol iuch niht betragen, von der erge: wizzet daz man verft6t aver baz der milte güete und werdekeit bi der erge büsheit. diu erge nimt zuo alle jAr, des mit ir alle nemen war. ez ift nieman in finer jugent f6 bekumbert mit der untugent, ern gwinne mör girefcheit, fwenner kumt von kintheit Von kalter natüre kumt diu erge; dd von erwehfet ouch ir fterke, fwenn der man eraltet ift, wan er ift kelter zuo der vrift. daz alter gr6ze erge bringet: der kelt natürs ift daz fi dwinget. dä von mac der arc fin baz der kelter ift, wizzet daz. ift ein man ftaete niht in finer jugent, ez gefchiht dick daz im in finer alten zit got ftffitekeit git. daz felbe ift γόη der unmAze, von der ich unkiufch niht enldze: der in finer kintheit hät unmdze und unkiufcheit, der laezet vil dicke daz, fwenner eraltet, und Uiot baz.

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DBB WELHI8CHE GAST.

anders von der crge ift: der muoz fin arc zaller vrift der in finer jugent erge bät, 13810 wan in diu erge niht verldt. er muoz fin gar ein bcefewiht, diu erge kumt von im niht, und Γ6 er ie eraltet baz, fo er ie erger ift, wizzt daz. hie bi fult ir verftßn wol 13815 daz man die erge haben fol gar vür eine boefe untugent. fwer Ii hdt in finer jugent, der ift des gewig wol daz ers in alter haben fol. 13820 Nu merket noch wä von daz gefchiht daz man die gird mac läzen niht weder an alter noch an jugende Γό liht ίό ander untugende. diu girde diu hät einen fite 13825 daz man wsent volkomen dermite: (190 b ) mit den andern trout man niht volkomen. daz fult ir haben f6 vernomen: fwie h6hvertic und fwie unm&zic, fwie zornic, nidic und unft&tic 13830 iemen f i , man kan fich doch verfinnen daz man dermit niht mac gewinnen daz man habe guotes gnuoc. der arge man ift f0 ungevuoc daz er want mit erge gewinnen 13835 genuoc und kan fich niht verfinnen daz im daz guot niht mac genüegen daz im diu erge kan gevüegen. άέ von muoz er dar ndch immer ftreben und volkomt niht bi finem leben. 13840 nu hopret wd von dehein guot niht gnüeget girigem muot. des mannes muot ift f6 edel

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DER WELHI8CHB GAST. daz er ift gotes fedel. aver fwes erge und girefcheit und fwes untugent und b0sheit vertribet got von finem muot, der mac gewinnen dehein guot daz Γό gr0z fi noch Γό edel daz vüllen müge gotes fedel. fwer mit guote waenet machen vol daz dä got inne fitzen fol, der wil mit einer böne gar die werlt vüllen: wan deift wllr daz diu werlt ift kleine und fnoede wider got, f0 ift ouch cede fin fedel, fwaz dar inne fi, era fi danne felbe derbi. fwer girigen muot vüllen wil mit guote, der müet fich gar ze vil und machet cede finen muot: f6 ift im aver wirs näch guot. fin muot wsere niht f0 Iaere, ob im got neeher wsere, den er vertribt mit girefcheit. ir wizzet vür die wärheit, fwer in ie vertribet, a (191 ) f6 fin muot ie laerer blibet, und f6 ie laerer ift der muot, f0 man ie harter ftrebet näch guot. wan fwaz in der werlde ift Isere, daz ziuhet zaller vrift und wil werden gerne vol. daz mac man merken harte wol, fwer hin zeinem vazze fiht, daz der win vert niht geriht ύζ, era fi anderswä offen: er vert fpringende dä; wan fwaz wines rinnet ύζ dem vaz, dä muoz vür luft in, wizzet daz.

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DBB WBLHMCHB GAST.

ein arger muot mac ziehen vi], fit got dar in niht komen wil, daz er muoz doch beltben leere, ob aver got dä fei be were, Γό waren dä alliu guot. wö über w6 dem argen muot! wan er gewinnet nimmer gnuoc, und daz er des ie gewuoc daz er fich wände an girefcheit vüllen, daz mac im wefen leit, wan ern mac nimmer volkomen. nu muget ir wol haben vernomen a 212 war umbe man girde küme ldt, fwenn man fi rehte erwifchet hät. Βί der erge bAsheit verftdt der milte werdekeit, wan fi ir widerwertec ift an allen dingen zaller Yrift. fwaz diu erge behalten kan, daz git nAch reht der milte man. fwaz erge famnet boeslichen, daz teilet milte befcheidenlichen. von der milte wirt ein man vil wert, der ndch reht geben kan, und von der erge unwert vil fwer n&ch reht niht geben wil. diu milte bejaget uns yriunde märe dan dehein tugent, wan ir 16re machet ouch daz man überfiht, bät ein man die tugende niht volleclichen dier haben ibl, daz kan machen diu milte wol. Γό bejaget uns vinde vil diu erge, fwcrz verfltÄn wil. ift ein man anders tugenthaft, fin tugende habent niht die kraft

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DBA WBLHIRCHB OAflT.

daz man im fpreche wol, ern babe die milte als er ΓοΙ. Merkt an der erge gr6z bösheit und an der mill gr0z werdekeit: niemen behalt Γ6 gern daz guot, im entuo wol in finem muot, fprichet man daz er gerne git; daz gefchiht zaller zit. 212" dehein man Γό arc ift, im entuo wol zaller vrift, fprichet man daz er milte fi. dd muget ir ouch wizzen bi daz milte ein reine tugent ift: man fol fi minnen zaller vrift. DA von daz milte ervüllt die tugent und ouch gezierde ift der jugent, d& von hdn ich ze jungeft Ιέη daz ich von ir ze fprechen hän. fi ift des wert harte wol daz ich befunder fagen fol von ir; ich tuonz ouch vroelichen, daz geloubet ficherlichen. III. Mich dunket ez fi gezeiget wol wä von man näch dem rehte fol von der milte fagen von reht. ich hän ouch daz gemachet fleht wÄ von man ze jungeft fol von der milte fagen wol. hinne vür fol ich iu fagen m£r waz milte fi und ob der der niht enhät müg milte fin. dar nAch ift der wille min daz ich fage wie man geben fol, fwer näch reht wil geben wol. Diu milte ift ein tugente guot und M t ir würze in richem muot. nu läge waz milte müge fin?

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DER. WKLH18CHK GABT.

fi ift des riehen muotes fchin. daz geben heizet milte niht, 13955 doch wizzet daz ez gefchiht a 213 von der milte, der gerne git. die gäbe fint zaller zit der milte zeichen valfch od wär. git man von miltem muote gar, 13960 die gäbe vür die wärheit bezeichent milte und vrümkeit git man aver anders iht, die gäbe fint wäriu zeichen niht der milte, wan Ii valfchlichen 13965 die milte bezeichent. ficherlichen, fsehe ich verre in dem lande ein gewaefn daz ich erkande, ich wände unde fpreche fä daz der riter waere dä 13970 ze dem ich diu wäfen hiet gefehen, und möht fin doch anders geschehen: wan der man der fi hiete dä, der möht fi haben anderswä verftoln ode fus genomen; 13975 ez ift ouch dicke alf6 komen. dä von wizzet daz diu gäbe ift der milte zeichn niht zaller vrift, wan fwelich man durch ruom git, fin ruom hät zuo der zit 13980 der milt zeichen verftoln gar, daz geloubet wol vür wär. Nu habt ir vernomen wol daz gäbe milt niht heizen foi und doch von der milte gefchiht. 13985 wä von hät man vür milten niht den der niht ze geben hät? daz machet unfer toerfcher rät, b 213 wan wir erahten niwan daz daz wir mugen gefehen baz. 13990

OCR WRLHI8CHE GA8T. man merket niht waz in dem muot Π: durch girde man daz tuot daz man merket daz, wie vil man gebe, und niht merken wil mit welhem muote man daz tuo: dd folt man alr£ft fehen zuo. Swen diu miite ift an geborn, ift er arm, er hät verlorn finer brieve infigel gar. dd von gefchiht, daz ift wär, daz man dem brieve geloubet niht dd manz infigel an niht fiht. ob ich ein brief fenden folde und in niht verfigeln wolde, ez möhte wol alf0 fin daz man fprache er w « r niht min. alfam dem mitten manne gefchiht der dä hät ze geben niht: man wil im niht jehen, fwenn man die gäbe niht mac fehen, daz er fi ein miite man, fwie wol er halt geben kan. Schribet ein fchribaere iht, fwenner hdt der tinten niht? er kan wol fin kunit gar und fchribet doch niht, daz ift wAr. alfam ift zetlicher zit der milte der doch niht engit. fwie guot buochyel ein fchriber hät und fwie fnellt fin veder gät a 214 üf dem buochvel hin und her, der mac doch niht haben die 16r daz er fchribe ihtes iht, ift in der veder tinten niht. ift oines mannes biutel laere, fwie gerne er danne milte were,

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9BR WRLHIRCHR GAfiT.

er mac her ύζ gefchütten niht, fwie lange im daz zc tuon gefchiht. Swer hilt die vriimkeit und den muot daz er g«b, hiet er daz guot, 14030 der ift niht minner tugenthaft danne der finer milte kraft mit gdbe hdt gebreitet wit, wan er hdt daz er dd git. fwer fine triuwe loefen fol, 14035 der M t fi geloefet wol, hit er den willen undo den muot. ob erz halt niht entuot, ob in ncetlich dine irret, wizzt daz ez im niht enwirret. 14040 Swaz diu funne tuot, deift wdr, ob den wölken, daz tuot gar eines milten mannes muot der niene hät grözez guot. her abe muoz vil vinfter fin, 14045 fwenn diu wölken der funne fchin under vdhent: daz ift wdr, fo ift dd oben lieht gar. diu funne erliuhtet zaller Trift fwaz oberhalbe der wölken ift: 14050 daz felbe diu milte tuot in eins milten mannes muot. b 214 fi machet fin herze lieht gar und mac doch niht, daz ift wdr, fchinen ύζ des mannes muot. 14055 diü wölken diu fint armuot, diu den fchin benement wol, daz er niene fchint ύζ ale er fol. IY. Habt ir mich n&ch rehte vernomen, fö bin ich an die ftat komen 14060 daz ich iu fol fagen wi ein man milte Π. hie an müet mich und ift mir zorn

DBR WBLH18CHB ΟΑβΤ. daz wir der milte namen hdn verlorn unde heizen milte daz 14065 daz man untugent hieze baz. wir heizen milte fwer daz git daz er roubet zaller zit und daz er nimt übelichen. ir fult wizzen ficherlichen 14070 daz diu girde machet daz, daz wir niht underfcheiden baz waz fi milte ode niht. fwer merket unde fiht daz ein man git vil, 14075 ob er dan niht merken wil von wanne ez komen ift, der erkennt fin milte niht zer vrift, wan in Mt diu girefcheit diu ougen der befcheidenheit 14080 ύζ geftochen, daz ift wdr, daz er nien mac erfehen gar waz man an der milte erfehen fol. er kan daz erfehen wol a 215 waz man im git zaller vrift; 14085 ern ruoht wä ez genomen ift. Ez ift ein krüt des enkan ich niht genennen tiufche, fwenn daz gefchiht daz fin ein fcMf izzt, ez ift t6t, und ift dem fchÄf doch harte n0t 14090 ndch dem felben krüt: fin fuoz machet daz ez fterben muoz. al daz felbe uns gefchiht: wir kunnen erkennen niht daz an der gAb niht milte lit, 14095 fwenn man uns vrömedez guot git. der gäbe füeze machet daz, daz wir lAzen Ane haz daz man mit unrehte wit 14100 nimt daz man uns git.

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DBS WELHI8CHE GA8T.

wir jehen er fi ein milte man, der uns alf0 geben kan. daz ift der girefcheite fite; wir triegen in und uns dermite. ich mac Πη wol vür wär gejehen, ein fchdf weiz niht waz im gefchehen von dem kriuteline fol: ein man kan niht gedenken wol daz der man niht milte ift der daz nimt zaller vrift daz er durch ruom geben wil: er hät vür miite untugende vil. hät der untugent der niht engit, fwer danne nimt zaller zit, der hät aver untugende m6r: wie folt dan milte wefen der? b 215 der miite materge fint arme liute: die habe wir verköret hiute zer erge materge, wan wir nemen feiten, ob irz weit vernemen, niwan dem armn der niht enmac: daz machet gar der widerflac. Diu milte und daz unreht ift mit einander deheine vrift, wan diu milte ift des rehtes kint. dd von ift der gar ein rint der dä mit volgt der milte rät daz im daz unreht geben hät. ich mac fin wol vür wdr gejehen, diu milte mac niht erfehen daz mit unreht genomen ift: ir wüllet d& von zaller vrift. wie möht ein man daz geieben daz er von milte möhte geben daz er mit unreht hät genomen? ich hdn ez feiten ie vernomen. ob ein man dä von gerne git

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DRR WELHI8CHE

GA8T.

daz man im vertrage zciner andern zit, ob er m6re nemen wil, an finer gäb lit girde vil: 14140 wizzet vür die wärheit, diu gäbe kumt von girefcheit; diu gäbe kumt von milte niht, fwem alfö ze geben gefchiht. Mir ift unwert unde zorn 14145 daz der wa;nt daz im an geborn diu milte I i , der niht enkan verftön wer Ii ein milter man. a 2 1 6 der w a n e t milt fin der dä git durch üppekeit zaller zit. 14150 fwer mir alfö geben wil, dem wil ich nimmer danken vi), wan er hät ez vür die wärheit gar gegeben der üppekeit, ich wil gerne den vrumen hän, 14155 aver diu durch die erz hät getän, diu danke im des, ob fi wil: ich wils im nimmer danken vil. fwer aver durch milte git, dem fol man danken zaller zit. 14160 Ein ieglich man fehen fol wä fin gäbe fi geftatet wol. man fol fehen zaller zit wer der fi dem man dä git, daz man gebe zaller virift 14165 dar näch unde der man ift. jä fol man geben dem riehen feltfeniu dinc ficherlichen und dem armen zaller vrift daz im guot und nütze ift. 14170 fwer diu Hut niht fcheiden wil, git umbefcheidenlichen vil. fwä unbefcheidenünge ift, dä ift diu milte niht zer vrift, [XXX.] 25

385

DKH WKLHIRCHR Ο AST.

wan diu untugent lit verre von der tugent zaller zit. Swer befcheidenlichen geben wil, gebe niht ze liitzel noch ze vil. der bdt fin gdb ze finer hab gemezzen der näch rehte gab. b 216 der roubt fich felben, daz ift; wär, fwer daz fine vcrtuot gar. ich ween erz mine ungerne Mt, der fich felben beraubet hät. der git nich rchte zaller zit der näch finer habe git. fwelich man m6r geben wil, der muoz zunrehte nemen vil; er muoz fwern unde liegen unde rouben unde triegen. fwer zunreht iht h i t genomen, der ift d i ύζ der milte komen; wan diu tugent fchadet niht: γοη untugent fchade gefchiht. Man fol einem geben Γ6 daz von der gib nien werde unvr6 der dem manz genomen hit, daz ift der milte wille und rät. diu milte niemen fchaden wil: fi git in leit vreude viL diu milte entuot niemen leit. diu milte ift gar i n girefcheit: fwer girefch ift näch dem guot, der mac niht hin einn mitten muot. Hie wil ich iuch wizzen lin daz ein herre und ein. ander man fuln ir zerunge ungeliche zir habe mezzen ficherliche. wan ob ein riter wil zem j i r des jires gelt zern gar, des enift niht ze vil.

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DRR WKLHISCHR GABT. ob ez aver ein vürftc tuon wil, 217 daz gevellt mir niht ze wol, wan ein ieglich herre fol etwqz zem järe legen in fin kamer. des fol er phlegen dä von, daz er niemen tuo w6, ob in ein urliuge ane g6 durchs landes vrumen unde 6re. wan folder danne nemen m6re dem Yriunde dan der vient tuot, der waer weder hüfTch noch guot. daz eine behaltent d' herren wol, daz fi ir kamer machent vol, daz ander behaltents aver niht, wan ob fi verzernt iht durch des landes und ir 6re, fi wellent daz man in gebe m£re und bringent ir liute in grözez leit, daz fi ftiurn ir girefcheit. fwie ichz den herren wize f6re, fift wil ichz doch den wizen märe diez lobent: ez ift komen dar, daz man lobt ir geverte gar. ift ein herre arc und dne pris, f0 fpricht man 'herre, ir fit wis, daz ir iuwer guot behalten kunt.' f0 ift fin erge witen kunt, fwenners fei be erkennet niht: feht, wie in efflt der bcefewiht. ob er daz fine gar vertuot, man fpricht 'ir habt einn milten muot.' mit f0 getaner lurzheit bringt mans in die goukelheit, b 217 daz fi enkunnen fterben noch leben, weder behalten noch geben, maniger dunkt fich vil ahtbsre der wol weffe daz erz niht enwaere,

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DRB WBIJIieCHK βΛβΤ. feit man vor den herrn als hinder in. daz ift an in der meiflte unfin daz fi waennt man fage gar vor in als hinder in. zewdr, daz bringet fi in die itricke daz die herren wcenent dicke daz diu tcßrfcheit milte Π und erge wistuom, daz merket wt; wan ich muoz die rede län und heven die dritten regel an. Swer näch rehte geben wil, der fol fich filmen niht ze vil. fwer fich ze lange biten Mt, wizzet daz er Yerkoufet hdt fwaz er im danne gft. man koufet tiure zaller zit daz man mit fcham koufen fol, daz geloubet rehte wo), fwelch man fchiere geben wil, der git mit kleinen dingen vil, wan er in der fcham erWt und der vorhte die man bitende hät. der gtt mit grAzen dingen kleine, fwer git unde git feine, fwer lange den andern biten lAt, wizzt daz er lange den willen hät daz er im niht geben wil: man fol im danken niht ze vil.

218* fwelch man git und gtt drAt, wizzt daz er zwir gegeben hAt. fwen man mit vil bete dwingen fol daz er gebe, geloubet wol daz er durch milte niht engtt. fwen man bitet zaller zit, er fenftet mit gäbe fln leben und hAt durch milte niht gegeben: wände liez man in genefen,

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BKR WKLHISCHB GART.

er wolt ungebeten immer wefen. des tuot niht der milte man, der ndch rehte geben kan, wan er fuochet wem er fol unde waz er gebe wol. fwer mit zorn und leide git, dem danke ichs zuo deheiner zit. er hät durch milte gegeben niht, fwelhem manne daz gefchiht fwer mit vreude geben wil, er gebe lützel ode vil, wizzet daz er genuoc git: guot herze machet zailer zit kleine gäbe genaeme und guot, JT6 machet ein fwacher muot fö ungeneem die gäbe gr0z daz fi der kleinn niht Tint gen0z. fwelich man Γ6 bcefe ι ft daz er fuochet zailer vrift werwort ze vürefagen unde phlit fin n6t ze klagen und wie vil er geben fol, der verfeit niht ze wol. 218 b der iit der milte gar unnütze, fwer boefert fin antliitze, fwenner git: wizzet daz, und geebe er niht, er tote baz. fwer mit vorht git daz er git und widerziehent zailer zit, der iit voller zageheit und ift gelich dem der verfeit. Man fol fin ougen und fin munt fö gehaben zuo der ftunt, fwenn man git, daz man finen muot fehe, daz manz gerne tuot. wizzet daz der nAch rehte git der f6 git zailer zit

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DKB WKLH18CHK GA8T.

daz er git mit dem guot beidiu den willen und den muot. der int wo! ein bcefewiht der an den gelt gedenket iht, fwenner iht geben fol: er mac näch reht niht geben wol. ob er näch reht niht geben kan, fo ift er niht ein milte man. der ift ein koufman gar der durch gewin git, daz ift wär. Swer durch milte geben wil ahte üf gelt niht ze vi), der milte reht ift daz fi git, diu girde nimt zaller zit. diu milte nimt, fwenn fi wil gelten m£r od alf0 vil. diu milte nimt, daz fi gelte m£re, und hät niht die boefen I6re 219* daz fi gebe dä fi neme iht; wizzet daz ir daz niht gefchiht. diu milte git zaller zlt und lät gar dne nit, ob man ir giltet niht. der ift gar ein boefewiht der fin milte derumbe Mt daz man im niht vergolten hAt. ein man mac niht zeigen baz fin girefcheit, wizzet daz, dan klagent daz man im niht git und daz er git zaller zit, wan f0 bringt er einn ieglichen inne daz er nien git wan durch gewinne. Dehein milte man fol, daz getar ich rdten wol, fliie milte derumbe lAn daz im niht danke liht der man dem er vil gegeben hät,

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DKR WKLHI9CHB

l>

GAST.

daz ift gar der milte rät. folt man niht ziehen Πη kint und folt daz mer und den wint verfuochen niht durch zageheit, wan fi uns dicke tuont leit, f0 waere wir gerliche zagen.

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daz felbe wil ich iu fagen, ift liht ein bees man undancnäin des ich im hdn getän, dä von folt ich min milte niht län, ich enwaere ein bcefewiht

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daz gehoert ze vriem muot daz man verliuft und rehte tuot. diu milte wacre tugende niht, ob daz gefchehe daz niht gefchiht, daz fi nimmer würde betrogen.

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ir wirt harte dicke gelogen und muoz doch gelouben wol, fwenne fi iht geben fol. fwer der milte volgen wil, muoz finer gäbe verliefen vil,

14380

daz er ze etlicher zit gebe dä ez rehte lit. doch envliufet er nihtes niht, derz näch reht merkt unde fiht. an bcefem acker ungenämen

14385

kan der milte faen den fämen der vil wol birt in des muot der gerne näch der milte tuot. gib ich einem undanenämen manne, ich verlius nicht minen fämen, 14390 wan diu gdb mir tugende git: dd von fö gebe man zaller zit. daz ύ ζ erhalbe des libes ift, daz koufet uns zaller vrift tugent in unferme muot, 14395 fwer näch rehte git fin guot.

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DRR WBLH18CHE 0A8T.

fwelich man niht geben wil, der hdt der fchulde alf0 vil Γό der der äne danc ift, fwenn man im git, zaller vrift, wan der arge, daz ift wär, machet den undanenaemen gar. Ich wil iu Tagen vür baz und wil iu ύ ί tuon daz, 220® wä von zetlicher vrift ein man undanenaeme ift. fwelich man geheizen wil und Mmt fich lange unde vil, daz er enem niht engit und lät in bangen zaller zit amme gedinge, daz ift wär, er wirt undanenaeme gar. daz gedinge ift niht ze fuoze, kumt diu geheiz mit tragem vuoze. man möht fich der gedinge 6 Anen: ez tuot harte w6, fwer amme gedinge hangen fol, daz geloubet rehte wol. man fftmet ouch vil finer dinge, fwer hanget lange amme gedinge. daz erahtet niht ein bcefewibt, der dd geheizet und git niht, und ob er git, er git ze fpät. wizzet ir wer den muot hät? fwelich man unedel ift, kumt er zetlicber vrift ze 6ren, wizzet daz erz tuot, daz machet fin unedel muot. er fprichet alle tage 'morgen', wan er wil daz er mit forgen koufe fwaz er im git, und müet in alf6 zaller zit: wan im der felbe bcefewihl

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SOS

DER WELHI8CHB GAST.

wil umbe fus geben niht, fwenner im gedinge git, und Mt in warten zaller zit. b 220 er machet mit dem felben lift daz er im dienet gar die vrift. er tuot ez ouch dd von, daz er wil daz man fehe daz er mtige vi) tuon fwes in dunke guot: des vreuwet fich fin fwacher muot. fumelich hät ouch die fite daz erz tuot daz man in bite, fwenner phlit f6 lange zit Ιέη biten, daz er nien engit. etlicher hdt f0 bcefen muot daz erz ouch dar umbe tuot daz er in erleiden wil daz man in niene bite vil: wan geben ift ein folher fmerze der nimmer kumt ύζ finem herze. ich mac wol fagen daz vür wär, umbe fwiu erz tuot, er machet gar daz ein man zaller vrift finer gäbe undancnaeme ift. fwer niene git genzlichen daz er geheizet, ficherlichen, er teilet fine wÄrheit und mifchet wdr mit trügenheit und machet undancneme den dem erz gehiez etewenn. fwer verwizet zaller zit daz er gap od daz er git, der machet undancnaeme gar die den er gap, daz ift wär. Swenn ein man gegeben hät, f6 fol er danne alf6 drät 22 l a vergezzen daz er hAt gegeben. fwer aver nimt, fol gar fin lebtni

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DBft WBLHIflCHK GABT.

gedenken harte wol dar an· daz im der man liep hät getin. der fol fwigen der d i git: fwer nimt, der fpreche zaller zit. der milt man £ol gedenken niht daz er habe gegeben iht, niwan fwenn in der manen wil dem er hät gegeben vil. Swelich man milte ift, der Γοΐ Γ6 geben zaller vrift daz in dunke, er neme daz, ΓΑ mag er nimmer geben baz, wan er mac niene yerwizen wol fin gäbe, fwaz halt gefchehen fol. Git man eim milten manne iht, Γ6 neme ez fam er habe niht gegeben, daz ift genzlichen der milte wille ficheriichen: gedenke niht 'ich gab im m&re': wan Γό hiet er der müte 6re an den kouf verköret gar, daz geloubet wol vür wAr. ein biderbe man fol hin vür guot fwaz man im git mit guotem muot. fwaz im fin armer vriunt git, daz habe vür vollen zaller zit. man fol dem danken vlizeclichen umbe kleine gäbe ficheriichen dem man groezlichen geben bät, daz ift gar der milte r ä t 221 b fwer dä von danket niht daz er im mÄr gap, daz gefchiht von bcefen andern; daz ift w i r , er ift ein koufman gar. ein milt man fol verfagen niht, wil im iemen geben iht, wan fwelich man mir lieb ift,

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DBR WBLHI8CHU

GMT.

dem wil ich gem zetlicher vrift fchuldic fin, daz ich im m6re gelte, deift der milte 16re. 14510 git mir min vient iht, von dem nim ich Γό gerne niht, wan ich dem ungerne fol geben dem ich niht getrouwe wol. gaebe mir iht ein bcefe man, 14515 ich nee me ez vi! ungerne, wan ich wolt niht wefen fin fchol: wizzt daz ez tuot niender wol, fwelich man dem fchuldec ilt dem er ungern fol zaller vrift. 14520 fwer aver finem vriunde iht fol, ez tuot im in fim herzen wol, wan er im ouch gerne glt έηβ fchulde zaller zit. fwelich man biderbe ift, 14525 der fol fin zaller vrift unfer vriunt die wlJe er lebe an den dingen, daz man im gebe. Man fol dem gerne fchuldic fin dem man wil geben, daz ift min 14530 wille und der mitte r ä t man fol gerne nemen und drät * von dem dem man wil gelten in&re, daz ift gar der milte ldre. fit mir m!n vriunt getrouwet wol, 14535 Γό wizzet daz ich niht enfol verfagen ine behalt fin guot. daz er mir git ift in miner huot die wile ichz im fol gelten gar und m6re dar zuo ( daz i£t w4r. 14540 hie wil ich geben «ine 16re, man fol gdhen niht ze ffere ze gelten daz man bdt genomen, wan f6 ift man ύζ der fchulde kamen.

390

DEE WBLH18CHB GAST.

fwer zehant giltet zaller vrift 14545 wizzt daz er ungerne fchuldec ift. fwer nimt und zehant wider git, der weenet koufen zuo der zit. fwer git und nimt al£6 drät, wizzet daz er verkoufet hät. 14550 man fol einz und daz ander vil fchiuhen, fwer rehte tuon wil. Ein milte man fol haben den muot daz er volge dem acker guot, der niht zehant gelten fol 14555 und gilt ze finen ziten wol. daz felbe fol ein biderbe man tuon, der ndch rehte geben kan. er fol wol warten der zit, wenne er gelte und wenner git. 14560 fwelich man milte ift, der wart der ftat und der vrift, wÄ ode wenne er gelten fol und geben, daz gevellt mir wol. b 222 Hät er niht ze gelten guot, 14565 f0 gebe doch finen riehen muot. hdt er niht ze gelten m6re, als der acker, f6 habe die 16re und die tugent und den fin daz er gelt vrcelichen min. 14570 fumeliche hdnt den fite, fwenn fi niht enhAnt wä mite fi gelten, daz fi fchiuhent den der in dd gap etewenn. daz kumt von gr6zer zageheit, 14575 daz wizzet vür die wdrheit. ich merke harte wol dä bi, fine wizzen niht waz milte fi; wan diu milte enbitet in niht: fwerz tuot der ift ein bcefewiht. 14580 fwer mir erzeigt willigen muot,

ORR WRIJHISCHE GAST. ich nim ez vür ein gr6zez guot. ob fi daz felbe teeten iht, fi dorflen fich Γό pergen niht. VI. Noch wil ich iu fagen m6re: 14585 der macht undancnaeme f6re einn man, der im git ofFenlichen daz er folde geben tougenlichen. Hie fult ir wizzen daz man fo! fumeliche gäbe geben wol 14590 vor den liuten ofFenlichen und fumeliche tougenlichen. man fol ofFenlichen geben fwaz 6ret eines mannes leben, man foi geben ficherlichen 14595 riterliche gäbe ofFenlichen. a 223 fwaz dem der dd nimt bringet 6r, daz fol ofFenlichen der geben der d& geben fol, daz ift getän rehte wol. 14600 hüffchiu dinc, vederfpil, pirshunde, fwer diu geben wil, der folz ofFen, fwennerz git, wan ez ze vreude hoeret zaller zit. fwaz dA hilft der armuot, 14605 phenninge od f0 getän guot, daz fol man tougenlichen geben: ez 6ret niht, ez hilft dem leben. Man fol geben deheine vrift daz einem manne laster ift 14610 ode daz im müge fchade fin. fwer git dem trunken manne win undo dem derz vieber hät wazzer und dem kinde den grät und dem tobenden daz fwert, 14615 er hät fi alle übel gewert, der h&t in allen m6r genomen dan gegeben, hät manz reht vernomen.

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BBS WKUU8CHB 1A8T.

Swer mit milte ziert fin leben, der fol niht überege gäbe geben: fwer wiben wäfen geben wolde, der gaebe anders danner folde. Man fol die gäbe gerne geben die lange wern unde leben, wan diu vriuntfchaft £61 lange zit wern die man drumbe git. VII. Ein buoch fol lange wern, d& von wil ich dä mit wern b 223 die der vriuntfchaft ich wil hin

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vil gerne, wil mir fi got lÄn. 14630 fwer ift ode wirt tugenthaft, dem gibe ich ze vriuntfchaft min buoch, daz er dermite ftiure fin fchoene fite. er fol ouch mit guoter tdt 14635 bezzern fwaz er hdt an minem buoche gelefen, des fol er ermant wefen. fwer nien hit zuht und fchcene fite, der fol niht umbe varn dermite. 14640 dehein 16re hit die kraft daz fi mache tugenthaft den an dem tugent niht enift. man mac daz wazzer flahen zatler vrift, daz ez doch enviuwert niht, 14645 wan im daz viur ze hin niht gefchiht. fwie kalt ein ftein ift, man gewinnet doch mit lift viuwer drüz, wan ez ift drinn. ift in einem manne fin, 14650 fwie trage er f i an guoten dingen, man mag in doch mit 16re bringen ze tugende unde vrümkeit. daz wizzet vür die wirheit, der zuoder enzündt daz viuwer wol: 14655

BKR WRLHilCMfi GAST.

t W

niemen doch des w&nen Γοΐ daz er daz viuwer künne machen, alfam macht die 16re wachen den fin und kans doch machen niht. dä von ift 16re den t6rn enwiht. 14660 224* fwer dem tören 16re git, tuot im unreht zuo der zit, wan im beiWt der 16re niht. fwers birget vor dem wifen iht, der tuot im unreht zuo der vrift, 14665 wan er nimt im daz Γίη ift. dehein man fol finer vriundinne weder durch lösheit noeh durch minne, weder finem herrn noch finer vrouwen noch finem vriunde geben ze fchouwen 14670 von mir dife rede min, an im enfi tugende fchin. man möht von mir min buoch geben dem der alf0 phlegt ze leben daz ichs im niht gunde wol, 14675 wan ich fin niemen gunnen fol unde wilz ouch niemen geben wan dem der mit guotem leben und mit guoter getdt ervüllet daz er gelefen hät. Min buoch heizt der welhifch gaft, wan ich bin an der tiufche gaft und kom nie f6 verre drin als ich alzan komen bin. nu var hin, welhifcher gast, und hüet durch minen willen vait daz du komeft ze herberge niht zuo deheinem bcefewiht, und ob du im komeft zuo, fon fitze niht, wan du tuo daz du fchiere komeft dan, wan dich fol ein biderbe man

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ORR WELHIBCHR GA8T.

224 b müezeclichen an gefehen: fitze üf Tin fch6z, daz hab ze 16hcn. vrume ritr und guote vrouwen und wife phafFen fuln dich fchouwen. ob dich begriflt ein boefewiht, f0 habe des dehein angeft niht daz er dich lange getürre fehen. ich mac des harte wol gejehen daz er an dir iiht daz im tuot vil wundernw6 in finem muot. f0 wirfet er dich in ein fchrin, dä folt du ligen, buoch min, unz du dem kumeft ze hant dem du wirft liht baz erkant und der dich dicke Überlift und dich wol handelt zaller vrift. Nu wis gemant, welhifcher gast, fwenn du begrifft einn edelen aft, f0 Ιέ dich niht einn boefen dorn ziehen dervon. ez ift verlorn fwaz man dem wolf gefagen mac päter nofter durch den tac, wan er fpricht doch anders niht niwan lamp, alfam gefchiht dem boefen man; fwaz man im feit, daz vert vür die wärheit zeim 0ren ύζ, zem andern in. wie möhte dd beliben fin dA man dar nAch gedenket niht? wizzet daz ein bcefewiht mac fine gedanke niht twingen ze guot von unnützen dingen. a 225 wizzet daz man niht vüllen mac einen durchftochen fac die wil er niht verfchoben ift. alfam gefchiht zaller vrift dem der fich durchftochen hät

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DER

WEfiHISCHB

mit boefem gedanc, mit valfchem rüt, mit übelen werken und mit funde. dd enmac ze deheiner ftunde in fim willn und finem muot beliben dehein rede guot, ez enwelle unfer herre got verfchieben mit finem gebot diu löcher dä ez üz gät: fin mac niht anders werden rAt. dä von folt du, min buoch, beliben bi dem der dich geruochet fchriben in finem herzn und finem muot. fwer ift f0 ganz und f0 guot und Γό mit ftaete enfamt gewallen daz du üz im niht maht gevallen, den foltu bezzern mit diner 16r. f0 fol dich bezzern ouch er, wan der vrum man fol tuon baz dan du 16reft, wizze daz. Hie wil ich dir ende geben, got gebe daz wir έη ende leben durch die dri heiligen namen, vater, fun, heiliger geift Ämen.

(XXX. I

401

GA8T.

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26

LESARTEN. Für diese Ausgabe sind folgende handschriftliche Hülfsmittel benützt worden: 1. ( A . ) Der Heidelberger Pergament-Codex Nr. 389 (cf. Adelung I, 31, I I , 128; Wilken p. 460; W . Grimm Gott, gel. Anz. 1835, Stück 42, 43). Jedenfalls nicht die älteste der erhaltenen Hds. aber die relativ beste. Sollte sie noch dem XIII. Jahrh. angehören, wie W. Grimm ]. c. annimmt, so ist sie wenigstens nach den Sprachformen ganz an das Ende desselben zu setzen. Diese zeigen eine deutliche Einmischung des groben österreichischen Dialects jener Zeit an sehr vielen Stehen. In einzelnen Dingen ist die Orthographie des ganzen Codex durchgehends darnach gemodelt, so ζ. B. steht regelmässig ai f . das gem. mhd. ei, ei f . i, au f. ύ u. ou, eu st. iu etc. Ausserdem finden sich zahlreiche Nachlässigkeiten des Abschreibers, Auslassungen und Versetzungen ganzer Wörter oder einzelner Buchstaben in der gewöhnlichen Weise fahrlässiger Handschriften. Endlich fehlen hier ohne sichtbare Lücke mehrere grössere u. kleinere Stücke des Gedichtes, die sich in den andern H. erhalten haben. Dafür gewährt sie den einzigen Text, in welchem keine nachweisbaren Spuren willkürlicher Umänderungen und Ueberarbeitungen von Seiten des Abschreibers, denen dies Gedicht hegreiflich mehr als viele andere ausgesetzt war, vorkommen. Auch steht die Quelle, aus der sie geflossen ist, dem ursprünglichen Texte um vieles näher, als die aller übrigen, D ausgenommen. Aus diesem Grunde bildet sie die Basis der gegebenen Textesrecension. Zur Seite des Textes sind die Seitenzahlen derselben notirt.

LESARTEN.

403

2. ( ( • · ) Der Gothaer Pergament-Codex (Mbr. I , Nr. 120) ausführlich beschrieben in Jacob's u. Ukert's Beiträgen zur älteren Literatur III, 305 u. f. Die Schlusszeilen auf p. 197° geben das Jahr 1340 als die Zeit der Vollendung dieser Hds., wozu auch die Züge der Schrift u. die Sprache stimmen. Sie ist verhältnissmässig sorgfältiger als Α geschrieben (auch in den zahlreichen Miniaturen ist hier mehr Fleiss u. Geschick wahrzunehmen, als in denen aller übrigen Handschriften), aber ihre Textesüberlieferung steht weit unter jener, indem sich ihr Schreiber eine Menge willkürlicher, von ihm freilich nicht consequent durchgeführter Aenderungen, besonders in den Reimen, hie u. da auch zur Nachbesserung des Metrums durch Umstellung u. Auslassung einzelner Worte erlaubt hat. Sie ist von der Ueberlieferung, auf welcher Α beruht, schon vor der letzten Umformung, die hier das Werk eines an den bessern Mustern der höfischen Poesie, namentlich an Conrad von W ü r z b u r g gebildeten Schreibens ist, unabhängig, daher ihr gelegentliches Zusammentreffen mit Α in vielen Fällen vollständige Sicherheit für die Restitution des Textes bietet. Die Sprache steht unter mitteldeutschen, fränkisch-thüringischen Einflüssen, was auffallend genug ist, da alle Spuren von ihren früheren Besitzern auf Baiern weisen. — Auf fol. '2 — 7 b steht von derselben Hand, die das ganze Gedicht geschrieben, das sehr alle Inhaltsverzeichniss, das in äusserlich roher Form doch mit einigem Geschick und Verständniss gemacht ist. Da es zugleich die Schreibart des Cod. charakterisirt, so theile ich es blos mit Auflösung der Abkürzungen in buchstäblich treuem Abdruck u. mit Wahrung der Andeutungen, die der Schreiber über die von ihm beliebte Interpunction giebt, aus G vollständig mit.

A. S w e r die materie w i z z e n w i l w a von d i t z e buch T a g e , der vindet die materie a l l e g e m e r . i L g e m e r k e t ) nach eiu ander. D i t z e buch 1H g e t e i l e t in z e h e n t e i l , und ein ieglich teil hat finiu capitel. ellicli teil hat zelten c a p i t e l , e l l i c h z m e r , ctlich iiiinner tiude ein ieglich capitel hat finen Unat f e i e ) , e t l i c h z v i l , e t l i c h z l u t z e l . e ich del" buchef beginne Γο fprich ich an miner v o r r e d e , d a z fich ein ieglich man v l i e z e n ΓοΙ, d a z e r mit w e r c k e n e r v o l l e , w a z e r g u t e f g e l e f e n hat, und w i e der bofe man g u t e rede v e r c h e r e t , und Ipriche denne, d a z ich von den tugendeu l a g e n w i l , und w a z frumclieit, und w a z

404

LK8ARTRN.

^uclit fi, und berede mich, daz ich der fprache nicht wol chan, und bitte diu tutfehen ztiuge daz fi min welfch buch wol entphah und daz fi e z nilit l a z e Tehe deheinen unßeten man, und dar nach beginne ich miner buches alfo. I. Ich Tpriche alrefte von der miize, unde w a z man ) Ich Tpriche wa von man nicht z e vil lachen fo), und daz man nicht fin gefallen totigen e r v a r , und daz man fich vor dem vor b e w a r , der fi gern e r v e r t , und daz man mit triwen verdage daz im fin gei*elle feit, uude w a r umbe man daz t u o , und wie man hüten fol vo ( ί / c j w e m , z e w e m , w a z , lind w i e , und wenne man rede, und wa von fich diu chint von den herren bewarn fuln. IV. W a von man Ittcel reden fol und vil vernemen. w a r umbe man diu chint mit forhten leren ΓοΙ. wie in felben diu chint fuln vorchte machen, und fi fich felben mugen geiiieiflern, und daz ein iegiieh chint einen fruinen man in finen mfit neme, und an in gedenke, und daz in dnncke, f w a z er t 8 t , daz er in fehe, und wem man volgen f o l , und daz man da heime die gewonheit haben fol, und daz man z e hovo reht g e b a r e , und daz man fich in fchimpfe fol b e w a r n , und daz man z o r n e und nide niht volgen fol. V. Daz man fich vor fpil behüten fol, und daz man den vor einen toren hat der z e vil geredet und ouch den, der z e vil g e r w i g e t , und daz niemen aliez daz tuon und fprechen fol daz im z e mfit cliumt, und daz man mit finne fpreche und tuo, und wie torfche der fi der in finer chintheit ane lere wenet w i z z e n , und w a von man gerne hören fol gfite mere, und fol die bofen l a z zen varn. VI. Unde wie man von Helena niht gütiu bilde geneinen mach, und daz ein wip fich niht freun f o l , tut ein anderiu höflichen, und daz fich die vrowen bezzern fuln bi helena und daz diu fchone enwicht ifi ane finne, und w a z finne diu vrowe fol haben, und w a z finnef einer vrowen ( 4 a ) genfiget, und wie ichone, g e b u r t , richtum, minn», fint ane fi enwicht und wie fchonheit der eren f w a O i c ) flu niht enift, und wie fchoue unde unfinne fin z w e i gebende. VII. Unde daz man nicht gebe ere durch fchonc, und daz fchone enwiht fi ane znht. ein ieglich tuck hat fin geberde. Man Iriuget fich an dem fehen. ein ungut wip jft nicht gar ane fchone. Sfimeliche tu-

LKUARTKN.

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gent (lent den vrowen baz denne den rlfteru, und fumliche den ritlem baz, lind etliche untugent den vrowen wirr, und etliche den rittern. VIII. Von der (oren netze und welhiti ein gut wip fi, und waz iunchvrowen und iuncherren gern vernemen fuln, und wen fi ΓιιΙη volgen, und waz die hören und Iefen Γιιΐη die uz der chintheit chomen fint, und daz ein wol fprechend man von der warheit nicht chomen ΓοΙ. IX. Daz ich min zil vertreten hat ( s i e ) und waz natäre diu minne hat, und wie man ein wip behüten fol, duz man fi weder zouber noch twingen noch choufen fol. daz gechouft minne 6 niht minne. Daz diu minne eigen w e r e , molit manf choufen, und daz fi vri fi, und waz man durch minne geben fol, und daz diu gäbe daz iibel niht machet gilt. Daz ein man der git die in fur einen toren hat. Daz ein man der git diu Telbe genfich hat, unde git der nibt diu niht enhat. ein tor fiht waz gezierdeC ein wip uzzen an dem libe hat, der lvifa man fiht wie fie dar inne fi geziert, daz ein man dem wibe daz gut nicht abe prechen fol. ( 4 b ) daz felbe fol ouch ein wip tiin. X . W a z ein vrowe von ir vriunde nemen mach, daz diu vrowen an ir mannen fin Aettc, und wa von diu rillerfchaft z e niht fi. waz mir an einer vrowen daz liebeß fi. Daz ficli dehein biderbe wip lazze gern an griffen, daz man ein biderbe wip nicht ze gahef bitten Fol, und daz fiz fur ubel haben ΓοΙ Γ wer ζ t&t. Daz fich fämliche vrowen tiurre dänken, ob man fi def dingef vil bitte, daz diu ungetriwen wip mer ervarn habent denne die biderben. Daz ein faifch man fwa er ein unvertigez wip weiz. XI. W i e man erchennet wie ein altez wip gemut waf in ir iugent. wie man eibetn wibe t ä , die man nibt erwerben mach, waz ich han gefeit, und wa manz vollechliclier vinden ΓοΙ. daz ein wip wizze wem fie ir lip welle enphelhen. Daz man ere minne fur gfit, und daz man niht unvertige liute minne. wa von man gät und g&ten rat fol minnen. Daz ein wip nicht tfi höfliche, uf die rede daz manz niht enfage noch niht engeloubt. Daz man niht werben ΓοΙ fcheltend iemen, oder fich lobende, daz ich an mine m&terie cheren wil. Β . I. Hie beginne ich von den herren Tagen, und daz man fich bezzern fol in finem alter, wie daz lant verirret iß mit einem boren herren, und gliche ιιηΓ zen vrowen, und die herren zem fpiegel, und den boten herren zeinem erlofchenen lieht, und rat daz man diu tilgend von der Aetecheit beginne. II. W a z unßete (5») fi, und von ir gevert, und wie man fie treit allenthalben, und daz man an einem dinge fol ftete fin, und wie diu unßette in vier geteilet iß. III. W i e unßette den herren ubel Ae, und war umbe fi fich vor luge behüten fuln und wie unendechlichen (sie) luge Ae und wie zorn und läge der unßete chint fin, und wie läge triuget, und daz ein herre fol fehen ob er welle oder mfige geben, daz er geheizet. IV.

LKSARTEN.

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W i e nnfer unilele von dem herzen cliiimet, lind wie der werfde unIlete chomen fi von ιιηΓ, und w i e der werlde noch ein (eil ir fiele behaltet, und w i r niht, und welhiu dincli chomen und varnt nach ir z i t e n , und wie der liimel und die Aern ir ganch habent. V . Darnach Twaz niderhalp des manen ift von vier dementen gemachet, und daz e z ein wunder fi, lit vier w i d e r w e r l i g e nature in unf vereinent, und daz w i r nilit vereinen, und daz die vier Clement eioz dem andern fin nature nilit ennimt, und w i e man ιιηΓ bringet uz unTer nature, und w i e diu funfte nature geordent ift uber elliu diu vier element, und der üben Hern nature, und w a r umbe lieh allez w o l v e r eine und Aete Π Twaz ill oberhalp deT inanen, und warumbe Geh niht vereine und niht w o l Acte fi niderhalb def manen. V I . Hie gib ich bilde deT w i e die Aete wach Ten die fich wol vereinent, und w i e ir er ere Aete fi, und w i e niht Aete fi daz fich niht vereinet, und w i e diu werlt iezu g a r unvereinet fi, und daz man da bi, lind bi ( 5 b ) und bi (sie) andern dingen der werlde unfiete v e r A e , und w i z z e daz der werlde ende nahet.

C. I. W a r umbe niht Γο unAete fi fo der man, und w a r umbe ιιηΓ got niht twinget z e der Aetecheit. I I . Oaz elliu dinch ir nature und o r den behaltent, und der man niht, und daz ein ieglicher wfilde fin arbeit umbe eines andern arbeit geben, I I I . W i e e z allez geliche geteilet fi, nnd w i e dem armen niht w i r f e r enfi denn dem riehen, und w e f fi beide bedürfen und w e f ein man bedürfe nach warheit, und nach dem torrchen wane und w e r durch torfcheit rieh, oder arm fi und w i e rumliche niht getrowent leben da mit und in got hat geben, und daz w i r mer arbeit wenden dar an def ιιηΓ undurft ift, denne dar an, der w i r bedorften, und daz den toren dunchet er habe daz umbe TuT, daz er mit finem übe choufet, und w i e man daz g3t z e dem tode gar l a z z e n m u z , und etewenne e und Γο ie da g r o z e r liebe, Γο ie da g r o z e r leit. I V . Daz daz gut niht machet einen man gut, und daz w i z z e machet w i z , und daz Twarze Twarz, f w e r ift aber b o f e , der id ouch richer bofe. w i e ιιηΓ daz gut dicker leit den lieb tut. w i e ein man nach dem gute gedenebet Γο er riche i f t , und w e r er gedenchen folde. daz werltlich richtum armut fi. daz der ficher fi der fin gilt niezen w i l , und daz richläm niht gut enfi. V . W i e richtum einen armen man mfit an dem gedanche und w a z er denne zimbert und w a z ( 6 a ) er denne chonfet, und w i e er mit den nideren p a g e t , und wen er fchaffet z e hfite finer phenninge, und alTo bat er mit dem richtum mue e ern gewinne und dar nach. V I . Daz dem volche baz fi denne dem herren, und daz es ein torrcheit fie daz ein ieglicher w o l d e ein herre fin, und w i e fi Tprechent, w a z fi denne tun w ö l d e n , und daz herfchaft nicht fi g u o t , und daz man nicht z e hphe muten Γοΐ. V I I . W i e man bechfimbert ift mit der hoch-

LESARTEN.

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vart mit gedanchen l'wenne nian ir nilit hat, und wie grozen gedanch er denne hat, tind wie er den und deui (In ampt nimet lind liliet, und wie er denne wirt gepriTet, und hat doch def nllef nichtef niht. VIII. Da ζ die mechtigen und die unmechtigen gliche fint, und daz den mechtigen wirf Ii, denne den unmechtigen und daz fich die mechtigen muent z e aller zit da mit, wie fie die andern undermachen, und choment doch nimmer z e ende, wie ein man in grnze mü chümt Γο er der von clioinen wenet, und wie diu macht die mechtigen lat fwenne er fin niler minnell w e n e t , und wie wir nn der macht betrogen fin, und daz der mechtige von unmechtigen fine macht hat, und daz g u t , hcrlchaft, und macht, nicht volgent ir nature. I X . W i e unf macht gedenchent miiet, und wie fchier wir ein groz her machen, und Dahen unter viende, und daz er einem andern manne niht getar zeigen. X . W a z helfe duz man finen namen breitet, daz ein herre zürnen Fol, der in zii Unrechte lobet, und daz er merchen Pol wer in lobt, und wie w i r wizzen Tillen ob wir nicht fin lobef w e r t , und daz ein bofe ( 6 b ) man fin untiigende nicht erchennen w i l , und daz ein lierre gedenchen fol ob der war Tage der in da lobet, und daz diu lofere vor lobent, lind hindeo fcheltent, und daz man den fchiltet den man mit lugen lobet, und daz der ein tor ill der baz geloubet einein lofere, denne im felben, und daz die herren die lofere lind lugnere machent. daz man durch rum nichtes nicht entu. daz ez nicht tilgende wefen mach, f w a z man durch rum tut, und daz ez fi untiigende, und wie rum, nicht lange w e r t , und wie daz ein torfcheit fi daz man ein dinch ("liehet da fi Dicht ift. X I . Von dem der niht manhaft ill, wie der, der (sie) da mit id bechumbert, und welhiit gäbe und w a z frnmeheit, und w a z lörnay er im gedenchet, und w a z wiinderf man von im feit, und daz e z allez ein troum Ii. X I I . Ich fpriche ouch daz unf edel machet troum mit torfchem wane, und wie fin adel einz (sie) edeln manne» bofheit fchendet, und daz man (ich (ich (sie) felbe edel machen fol da mit daz er lieh niht unedel mache, wan ein ieglicli man ill edel, und daz niemen fi edel, wan der der rechte tut, und daz der Imffche man tut rechte und ift edel. X I I I . W i e ein iegliclier finen gelull h a t , und wie einem ieglichen we der von gefchicht. daz fprich ich in fehf liumt. dar nach fpriche ich daz man lieht nicht an finef wibef «bei, und daz ein ieglicher fich vor unzSht behüte, und uinbe den der baz (in wip behüten wil denne fich felben. hie fpriche ich von den die ir gelulle nicht volgen mugen wie w£ e z den tut. fi. I. (sie.) Hie fpriche ich churzlichen wie unf unflelecheit an den fehf dingen bechumbert, und nimt mich (7») wundern, daz wir minnen daz unf fo hart w i r r e t , und wie die fehf dinch ich meine, richtum, herfchaft, nnd maht, nam, adel, g e l u ß , δη untugende feiten fi, und

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LKSARTKfi.

daz man fielt der mit niht bechumbern lot, ob man der untugende nicht dienen wil. III.Da fpriche ich, ich welle von der flete Tagen, und fpriche wax nette Ii, und daz ein tugent nicht machet tugenthaft, und daz diu tilgend nutze fint, und wie allez daz gut Ii dein gäten man, daz ubelen ubel ill. da fpriclt ich an fehT liümten, und wie diu fehl* dinch meldent eines bofen mannef tugent und wie der gute man cheret f w a z im gefchicht z e guten dingen, und der bofe z e dem bofen, und fpriche denne in drin iitimten wie der gute man immer fei ich, und der ubel man immer unfelic Ii. IV. W i e der unfelich Ii der dem andern Unrechte tut oder der dem e r z tut. w a r uuibe got verhenge daz ein ubel man einem guten Γο vil unrehtef t u t , und wie ez allez fi recht f w a z gefchiht, und daz recht Ii, daz got verhenget, daz wir Γο vil fänden, und zwiu daz gerichte fi, ob ez allez z e rechte gefchiht, und ob daz recht ß daz der liuvel hat etwenne gewalt über einen man, und ob daz recht fi daz der tivel mechticli ill, und daz diu ubelen liute fint ouch mechtich. V. W a r umbe dem guten manne w£ gefchiht lind dem ubelen w o l , und den gäten ouch wol und den ubelen we. VI. Daz niemen wizzen mftge w a von gefchiht aller flaht und daz fielt daz niemen an nemen fol, daz e r z w i z z e , und daz got einem (7 b ) ieglichen tut nach finem rechte und daz niemen fpreche, daz got anderf t u , denne er fol, und daz oianz allez fur gut habe f w a z er tut. VII. Von welhem rehte ein gut man deltein dinch furchten Γοΐ, weder armut noch fiechtum, noch daz man in vertribe, noch daz man in vahe noch daz man in flahe, noch a (sic) daz man in begrabe, und fol nicht achten wie lange er lebe, niwan wie er lebe und daz er nicht ahte w a er Aerbe, allez daz fprichet daz capitel durch und durch. VIII. W i e man lieh trollen fol umbe finen toten vriunt, und daz man in mezlicben c h l a g e , unde l a z z e in nicht ane chlage, und wie lange ein man wefen fol ane w i p , ob fin wip ftirbet, und ein wip ane man, und daz II fich b e w a r n , daz fi nicht tougenlichen ubel tun, und daz ein ieglicher finer milTetat geziueh wirt. IX. Ob man in iener werlde fine vriunt erchennen fol. D. I. (sie.) Hie fpriche ich alrefte daz unf die tugent z e himel bringent, und 6> icb daz zeige w i e , fo Tage ich wie z w e i e r flachte gut fint und z w e i e r flahte ubel, daz fünfte i(l ubel, und gut. daz erfte heizet daz oberße g&t, daz ander gserlich g u t , daz dritte daz niderft ubel, daz vierde gaerlich ubel, daz fünfte ubel und güt. II. Da fpriche ich f w a z ze dent oberllen gäte reichen fol, daz müz gerlich gut fin, und wie man die fliege machen fol diu dar reiche, und von wju diu flap fei fin, und w a vor man fich hüten f o l , der fi machen wil, und von win diu gemachet fin die z e dem niderßen ubel leitent, und wie man lichter chfimt z e dem niderßen ubel, den z e dem oberßen

LESARTEN.

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gut. III. Da ζ (8 H ) capitel reit von den haken, die ιιηΓνοα den oberllem gute ziehent, und wie dem tivel nilit fi defter baz, fwaz er der liute zu im geziehen mach, und tut ez doch gerne. IV. Hie fpriche ich daz ich habe gezeiget mit rechte, daz ιιηΓ untugent niht ze got bringen Γοΐ und zeige denne daz nie dehein man niwan mit lugenden dar chom, lind zeige denne daz niemen die tilgende gentzlichen gehaben mach denne got alleine, und gib ouch bilde von den, die durch untugend z e helle gevarn fint und wie fich die triegent die durch ir richtum wenent ze got Riegen, und wie torfch der fi der dar uf fundet, daz er mit gute wenet ledigen fine fnnde, und wie der arm alfo vil durh got gegeben muge, aifam der riche. W a r umbe ein herre fiu herfchaft mit unrehte hat, der got ill nicht undertan, und wie grozen gwalt unT der tut, der ιιηΓ von gote fcheiden wil, und war umbe bi unrein ziten nicht To tugenthafte liute fint fo e waren, und wie ez der herren fchult fi, und wie die biderben ritter verborgen fint, fwa Ii fint, und wie die herren fi vinden folden. VI. Daz felbe Tage ich von den pfaffen, und fprich von den, war umbe Ii niht enchunnen und wie biderbe fi waren bi den alten ziten, und wie man die biderben do wol handelte, und man fi nu miifehandelt, und warumbe daz gefchiht, und wie ailerHaht lieh verchert, und warumbe man wife liute minnen ΓοΙ, und daz die herren den helfen Colden die gern lernen wolden, und wie daz benamen die bifchofe tun Colden, und warumbe fiz nicht entunt, und wie fi dar an die ζ (sic) έ zebrechent, und wie fi einen mit gute erßechent (St>) und lazent an dem andern groziu chunfl verderben durch armut, VII. Warumbe chunft ungenseme fi, unde daz man die z e r lernunge niht Cendet die guten fin habent, und daz der uberich fi der nach tilgenden nicht enwirbet, und gar mfizich fi, Cwer daz übel tut, und daz man mit bofheit, unde mit muze erwerbe vil funden, und daz man dar umbe bofe fi, und wie wir übel tun, daz wir den herren dar volgen, da wir alle werden gevangen, und daz den herren w i r f geCchiht denne u n f , und wie wir werdent doch alle gebadet, und wie man wirt in dem bade geriben und gebadet unde gewadelt mit der untugende cheten, und wie man da mit wirt gebenden und vori wiu diu cheten geflochten i ß , und wie man daz bad, und die cbeten Cchiuben fol, und wie man fich hie baden Col, und von der untugende cheren, daz ift im gSt. F . I. Da mit Co man ich allerflaht liute daz fi ir tagende nicht lazzen und zeige in ob fi da mit nicht vervahen zallen ziten, daz fi doch z e iungeß da mit ffir chornen, und gibe bilde von manigem manne, den got ouch in dirre werlde z e grozzen eren brachte durch fin tugent. II. W i e daz recht fi daz man prife eine (sie) frumen man, der felbe niht hat prif und daz der riche def armen mannef fpottet,

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LBSARTΚΝ.

und w i e vro der w u c h e r e r e i(t, fo man gebreften c h l a g e t , und wie toiTch der w u c h e r e r e ß , und w i e andern lititen mit dem finen baz ift denne im und an win man finiu chint Fol l a z z e n erbarmen. III. Hie fpriche ich w i e lieh die w u c h e r e vreuwen mugen dirre mere, unde daz man g r o z e n chumber mit den untugenden ( 9 S ) hat. und da ζ der tugenthafte man fenflez lehen hat, und w a z fenfte ditimut g i t , vnd w a z chumberf git holivart. und w a z fenfte der hat der nicht nidich iA vnd w a z chumherf der nidige h a t , und w a z fenfte der hat der nilit zornich ill vnd w a z chtimbeiT z o r n b r i n g e t , und w a z fenfle chiufclie g i t , vnd w a z chumberC git vnchitirclie, und w a z gemachef der hat der niemen vnrechte t u t , und w a z chumberr die roubere vnd die diebe habent, und w a z fenfte die mit ir gute Iebent, und weihen (sie) die haut die da l i e g e n t , und wie lichte man w a r müge Tprechen. I V . D a z man feiten dem milten manne nimt, unde nimt dem argen alliu z i t , und w i e der a r g e man volget dem g o u c h e , w i e di e r g e von z a g h e i t chumt, und w i e beidiu z a g h e i t und girfheit machent einen nrnn figelof, und daz ein frumer ritter wider die untugende ftriten f o l , unde w i e fich die untugende fchaernt wider i n , und wie in die lügende waffen ΓιιΙη, und w i e man die untugende bellen ΓοΙ, und w i e e r fich behüten fol fwenne e r in hat a n g e f i g e t , daz fi nicht chrefte gewinnen wider i n , und w i e man ü c h def l i y e l f , und der w e r l d e , und def geluftef w e r n f o l , wan dife driu helfent den vntugenden w i d e r unf. V . W a r umbe diu untugende chrefte habent z e ßritten wider unT, und warumbe w i r ouch gern ftriten ΓιιΙη, und def niht muge r a t fin, fpreche ich in vier liument und fpriebe daz unf daz gut irret ame ftrite, und mane die ritter daz fi an ir orden g e denchen, und Tage in denne w a z lie fulen t u n , und w a z die pfaflen ouch fulen t u n , und daz die herren w o l leben mit ir liuten, und daz die eigen liute gern und gutlichen dienen, und daz man niht ein t w i n g e r e fi, und daz man l a z z e finen (J»'1) chnecht nach manner recht leben und daz dehein man gerlichen eigen fi, und w i e unf got niht gebiutet niwan r e c h t , und w i r gebiten unferm chnechte daz e r ubel und Unrechte tu und w i e w i r unfer liute nicht l a z z e n chrifienlichen l e b e n , und w i e man finen chnecht twingen fol z u gutem leben, und w i e man fur fine liute got antwurten m u z , und w i e der herre und der chnecht beide die funde habent, und daz der chnecht nicht enrol durh finen herren wider got t u n , und daz dehein herre wider got g e b i e t e , unde w i e man an vriuntfehaft behalten ΓοΙ daz felbe, und w i e w i r unfer vriunt z e bofen dingen r a i t z e n . V I . Daz fpriche ich umbe die bofen ratgeben und w i e e r finen herren z e girfeheit r e i t z e , und w i e daz gfit fi der tivels w e t z e i l e i n und fin n e t z e , und w i e der famnere ein t o r f c h e r w e c h f e l e r e fi und w i e man fchiere muge riche w e r d e n , und w i e diu werdecheit die man von dein gute hat 6 z e niht, und w i e ein man der nicht enhat, und niht h a n t w e r c h e f

LE8ARTEN.

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clian, nach gute werben Γοΐ, und da ζ man durch Armut niht v e r z a gen f o l , und wie ich den herren r a t e daz fi im Γ wol gewiTen, lind daz fi unΓ wol liuhten v o r , und daz w i r gotef gerichte gelouben Γι· 1 η, und wie die pfaffen unde die Ieien hinze helle i l e n t , und d a z ein ieglicher miiz gen dar da er verdienet h a t , und wie der verlorn ift der daz nicht gloubet.

G.

I.

Hie beginne ich von der Tele, und vö dem libe, und von ir beider chraft Tagen, und wie der Tele c Ii raft b e z z e r i ß denne def Iibef cliraft, und wie man tu mit finne, daz man mit chrefte nicht getfin mach, und daz einf mannef prif niht enfi an liner ilerche (10») noch an finer fnellecheit, und wie unf got mit dem finne hat g e e r e t , und wie man der mit nach tilgenden werben f o l , und w i r den fin cheren z e bilfen dingen, und wie der fin gotef bilde an unf hat. II. Daz fpriche ich daz w i r finne habenl an bofen dingen, und an guten diDgen, und wie pfaffen unde ritter bede mit lißen und mit g w a l t umbe g e n , wie die g i n g e n lanthrichtere z e hove fchrient, vü wie fi ir fin z e unfinne v e r c h e r e n t , und daz der wiie fi der fich an got verlat, unde wie torfch der fi der fich an gewinnunge v e r l a t , und wie er der vier chrefte Ymaginatio, Memoria, R a c i o , und IntellectuT, die beßen z w o verlorn hat und wie niemen in dirre w e r l d e vollechlichen lere gehabe mäge. III. Daz fpriche ich daz dehein fo chleine chunß fi, daz man fi vollechlichen muge chunnen und fpriche denne von den fiben IiIlen, und z w i u ein ieglicher der fiben fi, und welhiu die beßen meifier w a r n an den fiben, und wie ir deheiner fine chvnft voltechlichen chunde, und wie ein ungelerter man w e n t w i f e fin, def faloroon nicht e n w a n d e , und wie ich den felben toren z u dem geliche der nie chom u ; einem charcheere, und w e r def fienef hohe, tiefe, b r e i t e , erchenne, dar nach und man fi in dirre werlde erchennen mach, und z e i g e denne w e r die fiben liße aller beße chfinne, und z e i g e d a z a l f o , daz fi ein gebur chfinne machen ob er wil. IV. Unde fage denne von den z w e i n chunßen von Theolögia, und von phifica, und vö ir beider a m p t , und wie din eine die feie ertzend, und diu ander den lip, und wie man erchenne aller dinge nature, f w a z niderhalben def manen i ß , und f w a z (10t>) z w i f c h e n dem manen und dem himel i ß , und f w a z uf dem himel i ß , und f a g e iu w a von man nf die Theologie nicht a c h t e t , und w a r u m b e man harter minnet die Decret unde die pfaht. V. Hie fprich ich daz ich gern feit wie ein chunß under der anderen w e r e , man verßunde fin aber nicht, wan e z fint DU lutzel leien geleret alf fi hie vor w a r n , und wie man diu chint hie bevor diu buch l e r t e , und zel fumliche herren von der chunß man noch feit, und fpriche daz ich wolte daz die herren ir chint lerten, vnd daz fi gvte meißere in ir hove beten, vnd daz elliu edele liute hiezzen ir «hint leren vnd daz man deheinem

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LESARTEN·

chinde dehein bezzer erbe mach gelazzen, denne tugende vü fin, lind wie fumliche beredent ficb def, daz fi niht enchunnen, nnde wie die pfaffen tfint wirf denne die leien. der antwftrte ich in. ich anlwürte in ouch def, daz fi fich da mit bereden wellent ze got, daz fi niht wizzen waz fun de fi vnd antwurte oucli ze der rede daz fumliche torn Tprechent, fit der übel tut derz in den buchen fiht, Γο han ich fin niht fönd, ob ich ez tun, und fpriche ob ez den pfaffen zen ougen in get, Γο get ez den leien zen oren in. VI. Da fage ich daz ein ieglicher habe in finem libe fünf tur, daz fint die fumf finne gerurde, gehorde, gefehen, waz, und gefmach, vnd zeige wie die fumfe finne der vier chrefte dienere fint, die ich vor han genant, und Tag iu wie man von den vier finnen wol lebet, nnd ane den fumften niht leben mach, und wie die finne ze helle werdent erwechet, wan fi dienent den vier chreften niht wol flaffende, und wie Ratio folt die finne zuhtigen und wie diu Tele def libef chiiniBiginne fi, und die vier chrefte fint (11 a ) der feie ratgebinne, und die finne lazent triegen. VII. W i e z umbe di Tele fi imme übe, alf umbe einen chunich in finem lande, und warumbe die Tele harter englltet def der lip getut denne der lip, vnd wie und von welhem rechte fif zeiungeft bede engeltent und daz dehein man zehelle fur werde und man flechtechlich wia werden fol und wie man daz licht tön mach. VIII. Da fage ich chvrzlichen waz ich habe gefeit, vnd wie man mit finne fümf dineb in dem libe, vnd fünf uz dem libe berichten fol, und wie ein ieglich der zehen dinge wirret, tSt man def nicht, und wie noch ein dinch fi, daz da ift in dem libe, vnd uz dem libe, daz man mit der feie chraft richten fo). Η . I. Da Tag ich waz ich von der unAete han gefeit, und von ir chftnefchaft fit ich mineT bflcbef began, und wie ich nu Tagen welle von ir fwefter, und wie unmaze ir fweßer fi, und waz diu unmaze fi, und von ir mäht und von ir fit und von ir gewerft, und waz diu mazze fi, und waz unmazze, vnd mazze tü, und wa bi man die mazze lernen mach. II. Hie fprich ich wie man mit der unmazze die tilgende ze untägenden machet, deuinuf, und milte, und ander tugend. III. W i e man untugende ze tilgenden mit der mazze bringen mach beide zorn, und ubermfit, und ander untugend. IV. Hie fpricli ich daz dehein dinch ift (sie) gut uomazze ift und welich mazze ein man an finem gebet haben fol, und umbe die, die wol bittent und ubel tunt, und umbe die die ubel bittent, und weih mazze man an vaften haben Γοΐ. V. Und wie man an rede, an lachen, an Haffen, und an wachen fol haben mazze, und wie an gewefen vnd an gewande ful mazze fin, und begifte ( U b ) daz zefprechen von fumIichen unmaezigen liuten. VI. An dem capitel fpriche ich niht anders niwan daz icb bilde gebe von den liuten die bi unfern eiten fint

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durh holivart und durh unmazze zenihfe choment (sie) und fumeliche durh diumut geßigen. VII. Hie z e i g e ich wie bie den alten ziten daz Telbe ß geTchehen, daz manige durh hohvart und durh unmazze genidert fin, und z e i g e wie dem w i r r geTchiht, der niht bilde nemen Avil daz den ubelen mane ubele geTchiht und daz man fin (sic) bezz e r , daz man dem ubelen manne niht volge. V l l l . Hie Tprich ich wie ich der diebe habe w a r g e t a n , daz alle die, die mit hohvart bechumbert fin valient, Twie man doch der lichten liute niht neme w a r , und Tpriche daz der alTo hohvertich fi, der finem herren niht wil linterwarten a l l der, der anderr herfchet den er ΓοΙ, und daz wir den gern undertan fuin fin, die unT got zeherren hat geben, und daz wir von den chriechen bilde nemen die deT niht wolten volgen, und gib oitch def reiben bilde von aaroneT fwefter, und von andern in der alten e , und wie daz geTchiht daz man durch fine Funde etwenne einen holen herren hat, und wie wir im niht volgen wellen, ob er halt biderbe i l l , und gib ouch del* bilde, w a f darumbe hie bevor geTchehen fi, und ich Tpriche denne daz unf got einen meiller geben hat, den fchelte wir z a l l e r z i t e , ich meine den pabeß, und wie daz der tiit, der in nie geTacb, und Tpriche wie ubel daz fte, und warumbe manz niht tun Fol, und wie der pabll fine prediger und fine brief Tande in der heiligen grabeT dienft, und tet daz durch gut und wir daz z e ubel vercheren, unde Tage ouch von dem guten chnechte der ( 1 8 a ) den man (sie) fauch, und wie man ein gut dinch licht verirren mach, aber ein b o l e ; niht Γο liht, und wie man lichte geirren mach daz man gern tut, und Tpriche ein wenich von den chetzern, daz ir darumbe in Γο vil daz einer dem andern niht enretet niwan da; er gern tut, und wie fin undurft ift daz man wider rate daz man über mer in goteT dienft iht v a r , wan man tut e ; doch vngern. I X . Hie man ich die tfitfehen Titterfchaft daz fi in goteT namen über varn, lind z e i g e in manich reht daz fi; tun fuln, und antwnrte ouch den di; wider fprechent. X . Hie man ich die furilen von teutfehen landen da; fi daz Telbe tun, daz fi über mer varn, und Tage ouch w a z der chfinich Friderich da werben Toi, ob fin got g e rüchet. X I . Da Tpriche ich wie ich uz miner materie chomen bin ein wenich und wil wider dar i n , und warumbe hohvart alTo heilet und- wie man von der hohvart in fünf enden vallen mfi;, und wie man der von vellet in alle untugend und z e i g e den mit weihen liflen man die unlugent fliehen Toi, und benamen die hochvart, und die e r g e , und den nit, und daz unreht, und die meineide. 1 . I. Hie mache ich ein wenige vorrede und Tag wie min veder chlaget daz fi z e vil Tchribe, lind wie ich ir deT antw&rte, und hebe den min buch an. II. UnHe Tpriche da; ein herre dem a m und dem lewen volgen Toi, und Toi fie beide in finem mute tragen weder minner

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noch mer und w a ; z w i l c h e n hohem mute lind Übermut fi, und fpriche denne w a z recht fi und wie gut e z fi, lind wie fich ein berre b e ; ; e r n l'ol bi eines armen manf ( 1 2 b ) unheil, und wen man z e herren nemen Pol f w e r walunge h a t , und daz ein herre den a r m e n und den riehen an dem gerichte Fol geliehen, und w a z deT gerichtet veder brichet, und welher w i f e man barmunge vber den diep haben f o l , und wie man fich an dem gerichte v o r z o r n behüten f o l , und wie man ΓοΙ diu lant befriden. III. W i e man fich v o r den dingen behüten ΓοΙ die der g e r i c h t e r vetich breclient, und wie d a z recht z w e n vetich hat. IUI. Hie Tag ich warumbe geifllich vnd werblich geriebt ein; dem andern nilit g e l l e , und wie pfafien und leien mit ein ander übel l e bent, und von ir fchelten, und wie übel fchelten fte. vfi wie mä fielt der v o r behvten ΓοΙ, und wie iicli ein werltlich man geißlichf g e richtf nicht uhderwinden f o l , und wie der geißlich man tun ΓοΙ, der werblich gerichte h a t , und wie ein herre tun ΓοΙ, dem fin Iantliute niht wellen fin undertao, und wie der g o t unert der durh furcht let fin gerillt, und wie nie dehein man der durh d a ; reht und mit deumut flreit uberwunden w a r t . V. Hie z e i g e ich d a z einem herren niht z e gah wefen f o l , und d a z e r mit r a t e tun ΓοΙ, und warumbe mit r a t e , und w i e ein herre driu dinch erachten ΓοΙ an dem r a t e , und welhiu diu fint, und wie man an dein r a t e vernemen ΓοΙ w a z der arme und der riche r e t e t , der alt und der iunge fprechen welle, und w a r umbe man daz tun ΓοΙ, und wie man den ΓοΙ l a z z e n g e denchen den man r a t e f vraget. VI. Da fpriche ich d a ; man w e d e r durh rfim noch durh minne noch durh gwin richten ΓοΙ, und r a t ouch d a z ein herre niht zevil drewen fol, und mache da ein bifpel, umbe die, die dre^nt ( 1 3 * ) und niht geturren g e t u n , und geliche die z e iungift den bfifen twingeren z e dem w o j v e , und dem (sie) bufen drew e r e der niht t a r getvn Twen man im iclit tut z e dem efel. VII. Hie r a t ich daz man niht z e drate geloube d a ; man Tagt und zeige daz drierflaht unrecht fi und w a r die Unrechten choment. K. I. In difeni iungiften buche fprich ich wie mich d a ; recht mant d a ; ich von der milte f a g e , und d a z d a z reht diu milte an w e n d e t , und w a z fi geben von r e c h t e , und nach rechte und w a z d a ; recht gebe, und w a z diu milte gebe und d a z recht machet d a z einer bi dem andern iil, und wie diu mille machet daz ii fich miirnent. II. Hie Tag ich w a (nie) von der mille ich her zeivngelt zeTagen lazen hau lind wie die tilgende enwiht fint da enfi ouch milte, und wie di\i milte niht enwert die man durh ruin hat oder durh g w i n , und d a ; der uiilte ίft in alter und iu iugend, der w e d e r durh rum noch durh gwin milt i ß , und wie dehein tugeut fieter fi den diu mitte f w a Γι von herzen g e t , und wie die tugent» und die untugent die da w a c h fent von relue ir namen behaltent, und wie die e r g e z u nimt, und

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wie Ii von clialter nalüre chumt und wie der arge man von der erge niht cliomen mach, und wie man bie der erge'bofheit der milte w e r decheit Verden ΓοΙ, lind wie ein ieglicber gern wold daz man iehe daz er milte were. III. Da fage ich w a z milte fi, und ob der milte muge fin der niht enhat, linde zeige daz der alfo milfe i ß , der (13b) den willen z e geben hat alT der der da git. IUI. Da zeige ich wie wir der milte namen verlorn han, und wie wir unf triegen daz wir wenen daz der milte fi, Twen man vnf git daz man ubelichen genoMtfn hat, und wie der boter fi der alfo git, denn der niht engit, und wie wir der inilte materie verchert haben, und wie daz reht linde unreht mit einander niht mvgcn fin und wie etlicher wenet milt fin der niht verllen chan w a z milt fi, und hebe da an ein regel von der milte. div eril iil daz man fehe w a fin geben geßattct fi div ander daz man weder z e lvtzel noch zevil gebe. V. Div dritte rege! feit daz man lieh niht fvme mit der g ä b e , diu vierde daz mau vrolichen g e b e , und von der materie Tag ich in dem capitel dfirh und durh. VI. Da Tage ich w a von ein man undanchneme w i r t , und l'priche dar nach d a ; man v e r g e b e der gäbe die man felbe g i t , und gedenche an di gäbe die man niiut, und wie man fich i'ol halten an geben und neuen, daz Tag ich vollechlichen in dem l'elben capitel. VII. Dar nach läge ich da; man fumliche gäbe gebe oflenlichen, und etliche tougenlichen, und daz man meinen gebe daz im ichade oder laller fi, und daz man niht gebe, und daz man gern gebe diu gäbe die lange wernt. Hie Iprich ich wie ich min buch tSgenthaflen liuten geben wil lind daz ez niht toug den boten, und wie e z heizet, und daz e z mit deheinem bofwilit bliebe, und wie in einem bolen manne dehein gut lere beliben mach, und wie ich min buch ende dar nach.

Dieses Jnhaltsverzeichniss findet sieh mit verhältnissmässig geringen Abweichungen in den meisten Hds., auch in solchen, die in keiner Verwandtschaft zu G stehen. Aus den Abweichungen der anderen Hds. lassen sich die Schreibfehler in G mit leichter Mühe verbessern, indessen sind sie so wenig störend, dass ich es nicht für nöthig gehalten habe dies beizufügen und dem Leser selbst ihre Berichtigung überlasse. Für den einzigen schwereren Ausdruck l i u n t = l i u m e t in der Bedeutung Unter-Abtheilung, besonderer Inhalt findet sich in den Lesarten lumt, lumt, layt etc. volle Bestätigung,

aber keine weitere Er-

klärung. 3. ( J E / ) Die Erbacher Pergam. Hds. vom Jahre 1248, sonach die älteste, u. was die äussere Herstellung betrifft, die SorgfäUigkeit u. Zierlichkeit der Hand u. den Bilderschmuck,

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bei weitem die vorzüglichste von allen. Nicht das gleiche Lob lässt sich ihrer inneren Beschaffenheit ertheilen. Abgesehen davon, dass sie am Anfang — sie beginnt mit V. 141 dieser Ausgabe — u. besonders am Ende unvollständig ist, enthält sie auch innerhalb des erhaltenen Stückes viele sehr beträchtliche Lücken durch öfteren Ausfall von 1 — 8 Blättern, ferner durch unbeschriebene oder ausgefallene einzelne Zeilen. Im Ganzen stehen auf den erhaltenen 73 Blättern 10323 Zeilen. Der Text weicht so sehr von der Grundlage der ächten Ueberlieferung t wie sie A G D gewährt, ab, dass man ihn an vielen Stellen fast eine Ueberarbeitung nennen kann. Erweiterungen u. Abkürzungen aller Art haben die ursprünglichste Gestalt so kurz nach Vollendung des Gedichtes — es liegen kaum zwei und dreissig Jahre dazwischen — oft bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Es sind meist dieselben, die ausser G u. theilweise D in allen übrigen Hds. wieder vorkommen, manche sind Ε aber auch ganz eigentümlich. Dazu kommt noch, dass innerhalb der einzelnen Verse sehr häufig durch Auslassungen, Zusätze und Umstellung jede Spur der metrischen Structur des Originals verwischt ist, und dass die Reime noch viel mehr als in G nach der eigenthümlichen Mundart des Schreibers zugestutzt sind. Diese selbst wäre für sich dllein schon im Stande gewesen, die Ueberlieferung sehr zu beeinträchtigen. Sie gehört ohne Zweifel einer mittel-, vielleicht schon einer überrheinischen Gegend an, genauer bestimmt möglicher Weise so viel aus Vergleichung der wenigen und unsicheren urkundlichen Denkmäler der älteren Zeit und Beobachtung des heutigen Dialects sich schliessen lässt, dem mittleren oder unteren Saarthal. Eigentümlichkeiten ihres Dialects, der hier von dem Schreiber in grösserem Umfange eingeführt wird, als es in den Hds. grösserer poetischer Werke aus dieser Zeit zu geschehen pflegt, besonders wenn sie, wie die äussere Ausstattung hier zeigt, zu einem, werthvollen Schmuck einer vornehmen Bibliothek bestimmt waren, sind im Vocalismus das so häufig in mittel- und niederdeutschen Dialecten der Zeit eingeschobene i nach langen, hie und da auch nach kurzen reinen Vocalen, ζ. B. hait, rait st. M t , rät; haifzes st. hazzes; fteit, geit st. ft6t, g£t; gefcheit st. gefchet und dieses für gefchiht; groifz, noit, toit f.

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gr0z, n6t, t6t; hoiffart f. das offenbar schon abgekürzte hoffart ans Assim. von h0chvart; foiss f . das assim. vuhs etc. In u und u fehlen sichere Beispiele: hier tritt eine andere Vocal-ZerSpaltung ein, die von der Ilds. mit dem gew. Zeichen für den Diphthong uo, ü bezeichnet wird. Gemeint ist damit jedenfalls ein anderer Laut als das hochdeutsche diphthongische uo, wahrscheinlich einer, der in seinem zweiten Theil eine zwischen e und ο in der Mitte schwebende dumpfe Färbung hatte. Ferner Wechsel zwischen e und i; speien f . spiln, fwege f . fwige; iz f . ez; i f. e auf einzelne Fälle beschränkt, ζ. B. mirken st. merken. In den Conson. d im Anlaut, selten im Inlaut für das hd. t, z.B. duon, dat; ftede (staete); ν f . b im In- und Auslaut wif, lief, bleven, gave etc.; ρ f. pf im An- und Auslaut besonders verbunden mit andern Conson. plegent, fchimp, gelimp; ch. f . h vor t und vor s; gew. assimilirt f o i s s = f u h s ; sonst h f . ch häufig elidirt, ζ. B. na gew. Form für ndch; ho etc. Da es bei einer Ausgabe begreiflich nur auf die möglichste Restitution des alten Textes ankommt und nach diesem Zwecke die Mittheilung aus den benutzten Hds. streng bemessen werden muss, so kann in den Lesarten auf eine Darstellung der in vieler Hinsicht merkwürdigen und lehrreichen dialectischen Eigenthümlichkeiten von Ε nur gelegentlich, keineswegs in vollem Umfang eingegangen werden. Wer sich mit einem historischen Studium der westdeutschen Mundarten befasst, dürfte freilich mehr verlangen, indessen scheint mir eine Textes-Ausgabe nicht der Ort, wo dergleichen an und für sich sehr gerechtfertigte Forderungen befriedigt werden können. — A, G u. Ε habe ich in den vollständigen und sorgfaltigst gefertigten Abschriften meines verehrten Freundes, des Herrn Dr. Carl Frommann zu Coburg benutzt. 4. ( S · ) Die Stuttgarter Pergam. Hds. (cf.Diutifka II, 71) mit doppelter Altersangahe, 1) in einer Notiz auf der letzten Seite daz puch han h e r . . . . auf D gw purger ze Regenfpurch haiffen andre fchreiben den lautten ze einer pefferuijg. MCCC und in dem XXVIII jar. 2) in einer Abbildung steht die Jahreszahl 1359. Der Codex ist im Anfang unvollständig. Es fehlt alles bis V. 746 dieser Ausgabe (A 12 b ). Auch sonst fehlen einzelne Blätter und das dritte und vierte Buch haben ihre ursprüng[XXX.] 27

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liehe Anordnung vertauscht. Der ganze Codex ist gegenwärtig nur noch 97 f. stark, von denen die ersten 33 von einer sorgfältigen und schönen Hand. Von da ab bis zum Ende treten wenigstens noch 3, vielleicht 5 Schreiber auf. Die Ueberlieferung weist auf eine im ganzen noch die ursprüngliche Verwandtschaft mit A verrathende Quelle. Dem Versmaass und Reime zu lieb, so wie aus Unkenntniss mancher seltenen oder gelehrten Ausdrücke des Gedichtes sind von den Schreibern der Hds. viele Veränderungen angebracht, ja manche Verse total meist im Anschlüsse an UME und die andern Papierhds. umgegossen worden. Da diese Abweichungen fast regelmässig an den Stellen sich zeigen, wo A allein oder auch mit G verbunden Bedenken erregt, so ergiebt sich, dass die Brauchbarkeit dieser Hds. verhältnissmässig sehr gering ist. Doch gilt dies mehr für die von f. 33 ab folgenden Theile derselben. Der erste gewährt einige Ausbeute. Obgleich diese Hds. in Baiern geschrieben ist, woher überhaupt ein grosser Theil aller Hds. des W. G. stammt, so zeigt sie doch wenig Einmischung grober Dialectformen und hält sich in dieser Beziehung viel sorgfältiger als Α und E, der Papierhds. ganz zu geschweigen. — Ich habe S in einer von C. Frommann gemachten genauen Collation mit Α benutzt, die mich die Hds. selbst nicht vermissen Hess. 5. ( G r · ) Ein Pergamentblatt im Besitz des Herrn Professor Wilhelm Grimm. Sorgfältig geschrieben, noch aus dem 13. Jahrh., vielleicht nur wenig später als die älteste E. Im ganzen nur 152 Zeilen = A 194 b (F. 12719). Die Hds. hat jedenfalls zu den besseren gehört, wenn ich auch nicht dem Urtheil ihres Besitzers {s. Gött. gel. Α. 1. c.) beistimmen kann, dass sie fast jeder Zeit, wo sie von Α abweicht, vorzüglichere Lesarten gewähre. Der Text ist ohne Zweifel hier mehr der gewöhnlichen Regelmässigkeit und Formenrichtigkeit der mhd. Poesie der zweiten Hälfte des XIII. Jahrh. genähert, aber natürlich nicht zum Vortheil der so sehr capriziösen Eigentümlichkeit unseres Thomasins, der eben fast überall in formellen Dingen, und zwar gewöhnlich nicht ohne eine gewisse innere Berechtigung, selten aus purer Ungeschicklichkeit seinen eigenen Weg geht. Ich habe Gr. in einer vollständigen Abschrift Fr.'s benutzen können.

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6. Unter den zahlreichen aber im allgemeinen werthlosen Papierhds. nimmt D . die Dresdener Hds., M. 67, (s. Hagen Grundr. p. 370) aus Gottsched's Nachlass in Hinsicht auf Brauchbarkeit die erste Stelle ein. Sie enthält ausser dem W . G. noch Boner's Fabeln, Stücke von Teichner und aus dem Freidank. Der W . G. ist von einer und derselben recht lesbaren Hand von Anfang bis zu Ende geschrieben, die jedenfalls erst einer ziemlich späten Zeit des 15. Jahrh. angehört. Die Sprache zeigt viele Vergröberungen, und auch hier scheint die bairische Mundart dem Schreiber geläufig gewesen zu sein. Er liebt vorzüglich abgekürzte und zusammengezogene Formen, wie sie sein heimathUcher Dialect von jeher mit besonderer Neigung producirte. Entstellungen aller Art sind genug vorhanden, besonders in den häufigen Eigennamen, auch ist der Sinn oft bis zur Unkenntlichkeit verwischt, besonders dann, wenn irgend eine gelehrte Bildung zu seinem Verständniss erforderlich ist. Auch der Versbau hat ausser durch jene Corruptionen durch Umstellungen und Auslassungen einzelner Wörter viel gelitten, indessen doch nicht mehr, als in dem alten und schmucken E, ja in gewisser Hinsicht, wenn man nämlich von einer Art willkürlich hervorgebrachter äusseren Glätte, die den ursprünglichen Kunstprincipien des Verf. noch ferner liegt, als jene rohe Härte, absieht, kaum mehr als in G. Dagegen lässt sich trotz allen Entstellungen doch noch oft die alte U'eberlieferung, wie sie A am vollständigsten bewahrt hat, als Grundlage dieses rohen Productes eines rohen Schreibers heraus erkennen; ja in vielen Fällen, wo Absonderlichkeiten in Diction und Beim alle anderen Hds. stutzig gemacht und zu ausweichenden Lesarten veranlasst haben, ist es D, der so zu sagen durch dick und dünne hindurch allein mit AG oder gar nur mit Α geht. Nichts desto weniger ist er äusserlich ganz unabhängig von beiden, weder eine pure Abschrift, noch auch nur mittelbar aus denselben geflossen. Es zeigt sich hier wie so oft, dass die Umbildung der Schreiber weniger störend für die Erhaltung eines literarischen Denkmals wirkt, als ein gewisser Grad von Halbbildung und Boutine. Offenbar hat dem Anfertiger von D ein Codex vorgelegen, der nur in einem gewissen Maasse die schon in G ersichtlichen, durch Ε und alle anderen durchgehen-

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den Veränderungen aufgenommen hat. Der Schreiber von D hat sich nun mit diesem Text, der ihm an vielen Stellen augenscheinlich unverständlich war, beruhigt und seiner Arbeit für uns dadurch grössern Werth gegeben, als alle andern Hds., AG ausgenommen, besitzen. 7. ( M . ) Die 1. München er (früher wohl PassauerJ Hds. (Cod. germ. 340) enthält im ganzen 224 f. in 4°. f. 1 — 128 c Cyrilluf Fabeln vom Jahr 1457. 129 — 150 ein Aderlass-Buch. 153 — 224 den W . G. sammt Inhaltsverzeichniss, aber ohne Abbildungen. Alles von einer Hand. Unvollständig: die Abschrift des W . G. geht nur bis A 130 \ Das Alter der Hds. kann aus der Zahlenangabe in dem ersten Bestandtheile bestimmt werden, so wie sich auch die Schrift deutlich als aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. zu erkennen giebt. — Die Hds. ist sehr wenig brauchbar. 8. ( T i · ) Die 2. Münchener (früher HimerJ Hds. (s.Hagen 1. c. und die dort gegebenen älteren literarischen Nachweisungen) vom Jahre 1408, von einer Hand geschrieben, doch mit zwei grösseren Lücken nicht weit vom Anfang und gegen das Ende. Sie ist etwas brauchbarer als die vorige und schliesst sich entfernt an S an, ohne von dieser unmittelbar berührt zu sein. 9. ( a . ) Die 1. Heidelberger Papierhds. Nr.320 (s.Wilken p. 408). Damit zunächst verwandt oder mit ihr aus gemeinsamer Quelle: 10. ( W . ) Die Wolfenbütteler Phds. von 1408, also von demselben Jahre wie U, zu der sie sonst in keiner näheren Beziehung steht. 11. ( b . ) Die 2. H. Phds. Nr. 330 (s. W . 411). Diese Hds. enthält eine lateinische Glosse, die indessen bei der Beschaffenheit des deutschen Textes für den Herausgeber und Leser des Gedichtes ohne allen Nutzen ist. Ich habe sie deshalb gew. mit Stillschweigen übergangen. 12. ( c . ) Die 3. H. Phds. Nr. 338 (s. W. 416) steht in genauerer Beziehung zu a als zu irgend einer anderen Hds. Aüe drei indess können als fast ganz werthlos betrachtet werden. Sie stehen tief unter den vorhergenannten, denen sie sonst an Alter ungefähr gleich sind, in Betracht auf willkürliche Umge-

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stallungen, ausserordentliche Fahrlässigkeiten der Schreiber, vollkommenes Missverständniss der Sprache und des Sinns. Man sieht daraus recht deutlich, wie sehr schon im Beginn des 15. Jahrh. die klassische Literatur des 13. nur durch gelehrte Vermittlung zugänglich war. Aus diesen werthlosen Heidelberger Papierhds. ist eine Göltinger von 1744 und zwei Gothaer ebenfalls vorn Anfange des vorigen Jahrh. geflossen, die für diesen Ort ganz ohne Belang sind. AUe die von D ab genannten Hds. habe ich in den genauen Vergleichungen mit Α nebst vollständiger Sammlung der abweichenden Lesarten von del' Hand Fr.'s benutzen können. Ueberschlägt man den Gewinn für eine kritische Textesrecension der aus diesen zwölf mehr oder minder vollständigen und wenigstens {vielleicht mit Ausnahme von 10. W.) nicht direct von einander abhängigen Hds. hervorgeht, so ergiebt sich das Resultat, dass eigentlich nur drei oder vier, A, G, D und Gr Bruchstück, in Betracht gezogen werden können. Dadurch schwindet auch für die folgenden Blätter der aufgehäufte Wust des Materials sehr zusammen. Denn es versteht sich von selbst, dass nur solche Lesarten mitgetheilt werden müssen, die eine ächte Ueberlieferung bruchstücks- oder andeutungsweise enthalten. Die Einfalle ungeschickter oder ungebildeter Schreiber gehen uns nichts an. Allerdings ist es zuletzt von dem Herausgeber abhängig gemacht, was er für die ächte Ueberlieferung hält, aber ohne solches subjectives Ermessen ist eben nirgends auszukommen, wenn man nicht ohnehin schon umfangreichen Werken Bände von Lesarten anhängen will, durch die sich so leicht Niemand durcharbeitet. Damit aber auch für die Leser eine relative Sicherheit erzeugt werde, bin ich bei der folgenden Sammlung der Lesarten im Anfang von dem oben aufgestellten Principe abgewichen und habe für die ersten 100 Verse des Gedichtes alle Lesarten, so weit sie nicht auf blossen aus Unachtsamkeit entstandenen Verstössen des Schreibers oder aus blossen mundartlichen und orthographischen Abweichungen herrühren, aus G, D,U, M, a, b, c, W gesammelt, ebenso für Ε und S für je 100 Verse von ihren Anfängen an gerechnet. Dies so wie eine aufmerksame Beachtung der weiterhin in grösserer Kürze mitgetheilten Lesarten wird,

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glaube ich, die Richtigkeit meines Weges anschaulich machen. In einzelnen Fällen, wo die Abweichungen der verschiedenen Hds. zwar keinen Aufschluss über die ursprüngliche Fassung, aber wohl interessante Blicke in die ganze Art und Bildung der Schreiber gewähren, bin ich auch später, wie man sehen wird, ausführlicher gewesen. Ueberhaupt glaube ich eher den Vorwurf fürchten zu müssen, zu viel, als den, zu wenig mitgetheilt zu haben. Bei der Auswahl der Lesarten von Α ist das Verhältniss natürlich anders. Hier musste eine möglichst vollständige Charakteristik des Cod. gegeben werden. Nur blosse mundartliche Schreibweisen, so wie die häufigen aus Fahrlässigkeit entstandenen Weglassungen einzelner Buchstaben konnten stillschweigend übergangen werden. Eine besondere Ausnahme in der letzten Categorie bildet das auslautende unbetonte e, welches von diesem Cod. {wie von D, Μ etc.) gew. unterdrückt wird. Aus den Anm. wird sich ergeben, dass sich der Verf. seine Weglassung in sehr weitem Umfang erlaubt. Dies, so wie die Neigung des Dialects, dem der Schreiber angehört, haben die berührte Erscheinung erzeugt, von der es mir nach meinen Beobachtungen nur an einigen Stellen unsicher ist, ob sie auf Rechnung des Cod. oder des Dichters zu setzen ist. Aber hier, dünkt mich, war gerade ein Ort, wo ich dem Urtheil des Lesers nicht vorgreifen durfte, daher habe ich diese Abweichungen mit möglichster Genauigkeit besonders dann angegeben, wenn auch die andern Hds., hauptsächlich G, Bedenken erregen. Die Vergleichung der besseren Cod. macht es wenigstens möglich, einen verständlichen und zusammenhängenden Text herzustellen. Anders ist es mit der formellen Seite desselben. Die metrische Ueberlieferung ist selbst in den besseren Cod. so ausserordentlich gestört, dass mir an unzähligen Stellen trotz aller darauf verwandter Mühe noch sehr gerechtfertigte Bedenken geblieben sind. Bei der Beschaffenheit der Ueberlieferung war eine genügende Entscheidung der Frage, wie weit sich Thomasin von den zu seiner Zeit in der deutschen Poesie allgemein geläufigen metrischen Grundsätzen dispensirt, kein Gefühl dafür gehabt habe, und wie weit er ihnen, wie es nachweisbar der Fall ist,

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gefolgt sei, nur in seltenen Fällen möglich. Besser steht es schon mit den Reimen: bei allen ihren Absonderlichkeiten lassen sich hier gewisse Principien auffinden, die ich in den Anm. aus einander gesetzt habe. A Ueberschrift: Der welhifche gaß. G Hie he vet (ich an der welhifche gall. Uac Ich bin der welfche gaTt genant Der alle tugent Iert und mant (c der tilgende leret und mant). D Ich gern von got guter fynne Meiner btichs ich hie beginne. 1. G leerer Kaum für die Initiale S. U Wer. ΜD Der. AU gem. Μ geren. UD lifet. UD gute (u). DM mer (ä). 2. GUΜDabcfV der. Α dann. G denne. fehlt in den andern. UM leib. D feJbig. DM wer (ä). 3. G wer. A geftate. G geflalt. Uac W gewant. Μ bewant. Db vernimet. GDUMabcfV leben. 4. Μ iefleich. D yglichen vleiffen. 5. AG ervulle. UMabfV bege. c begang. 6. UMD was. Alle guoles. 7. D Wer. G gute. D gut. D mer. AGUMabeW m6re. D hört. Alle hoeret (G höret). GDUMabJV oder, c und. Θ. UMacfV der. G denne. A etc. dann. 9. A unde. c fehlt u. 10. G vercheret. 11. G Swelch. UMDb W a . oc W o . AUMD gern. 13. GUMD etc. einer. Α ander. D anderf. Α manne. D mans. Μ fehlt hi. 13. UMDabcfV der ly och felber fo bewart (6 fei. cfich. bauch, c oucb. Μ felb. b felbef. Db fehlt Γο). G harte. 14. AUMDabfV kom. UMD abcfV an. Α De fin. G bewerte. 15. UMDabcfV fehlt wan. A ieglicher. G ieglichr. UDabcW ieglich (Λί iefleich) man fich fl. Γ. 16. ouch fehlt in allen ausser A. 18. GUMDabcfV und. G gerne. UM DabcfV u. och felber (iVifelb. £> felbs.) guot w. 1». G biderb. UM DabcfV und darzuo ( f e h l t in MDbc) biderb. UDabW min. c der. 20. 6 dar all. I. 81. Al/MDabcJV gehoert. Alle ausser Α einen lift. 22. A gefriimet. UMDabcfV begangen i. 23. Α hart. UMDabcfV Nun vernement (b merket) wan ich CM eu. üb euch, cie.)' ragen w. 25. UMD abcJV fehlt waz. G zuhte. Μ tugfit lie. 26. UaJV u. von t. D u. auch tugent. be unde tug. Μ und zuclit u. MUacW wie. D tug. dabey. 27. GUafV unde ouch man. 28. UMDabcfV W e r 6n felber CM reib) nit (c nut). D erkan. 29. UMabcfV Wie er zuo guot. d. UMabcfV kamen. 30. A zuht. G z. und I. UMDabcfV Ob er zucht und ( f e h l t in bc) lere ( M e r ) m. w. G mercht. D merken fol. 31. bc in. 32. G beidiu. UMD Beide. UMDabcfV in alt. u. in j . 33. UMDabcfV Nu wil ich. Μ euchs. 34. UafV Wie wol ich nun w. b AlIeT daz ich gutef kan. c Doch ich weifchen kan. U weirche. A welihifche. G welehifche. 35. UMD ich wil d. in m. b fehlt fo. Α meinem. 36. A weliliifcher. G waelfchifcher. D welscher. Μ valfcher w. G wörter. 37. Α zuht. UMDabcfV D. z , lero fol weTen gar. 38. AG feinem CO· G bote. UMDabcfV miaem. Πιι fehlt

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in allen ausser AG. UMDabcW rate. 39. UM D. Tpriche i. 40. A miflvall. 41. UMDabcW W e r fin tdtfche vehet (Db wehet. μ machet) wol. 40. A welihifche. G welehifchen. UMDaW welfche. b welifcben. c w e l c h e n . UMDabcW als er Γ. 41. UMDabctV W . fo 1. C lerent. MD lernet. UD tuticher. Μ deutrch. 44. UaW Der da d. G d. lilit n. D d. nit wol welifchen k. 45. MDabcW W e h e r w . G Wörter. AM wort. AGM hart. Db alfo v. 46. tfM DabcW Ob er fie gerne lernen wil. 47. UMDacW Doch furcht ich w ob ich lernen w. ( B i e r e n ) . G l'olde. 50. G einen. VMDabcW fehlt einn. 51. UMabcW fehlt der. G gerne. VMDabc und dar nach gedencken vil (_acWwil). 53. 54. fehlen in MDb. GacW mich v. 54. atV Dar n. ich innen bringen fo'l. c numen ringen. 55. UMDa bcW D. v. Fol man m. G foldt ir. 56. U ob mir min etwa geich. (aW mi ettwa g.). Mbe Ob m. ettrwa g. D e t w a r g. 57. Α etlicher. G dehaeinen. Α Uber z e heben. UMDabctV Daz ich ein reym muf überheben. 58. G niht w . D Dar er nicht wer z u recht gegeben. UMabfV Und ich (& in) ire ( Μ mir) recht nit k. g. (M6c g e geben). 59. UMabcW W a n mir fclmdet daz d. a. 60. G UMabcW der Γρ. η. A w. enkan. 61. Μ euer k. 68. UMJFD ouch w. D stellt 61 u. 68 um. 63. A Stunte. UacJF Sie tünt ef von ir gemflte. Mb Sy tun eT von irer güte. D gewilTen. 64. VaclV Von i r g e w i f fen und von ir giitte. Mb Von irer gewiiTen und (b von irem) g e müete. 65. y j f D . f i ez. D D. fi ez allez 1. VMabctF Und laffent εΓ aue räche (Äf räch : Tprach). 66. UMD Wet. b waT. G gebriste. D gepriestet. b gebreche. 67. D in dutCche. UMabcTF Mifffprich ich an der tdtfche icht. 68. UMabcW Da ζ duncke lieh wunderlichen nicht. 69. UMabcTF fehlt vil. D j a r . 17 walch. 70. G wirts. UM abcW Der tΜ DaO wirt an miner tdtrche Tchin. Α in. 71. U frigul. Μ friawl. 72. A Jazz. UMaW und larse es g. a. z . 73. U fehlt ein Blatt von 73 — 137. A getihte ( : ihte). MabcW Ob ieman min getichte. D W e r on geTpott mein geticht. 74. Mabc Wmit rechter tiifche richte. D peffer. 75. Μ Tliomaf von Cirkellere. D Th. von verrere. aW Thomaf von tirckelere. b Thomas von tirkelere. c Thomar von trickeifere. 76. MabcW Swacher Γρ. i. m. 77. A g a weineF. Μ Gawans. D Gaweims. b gawiuf. c gewaneF. aW Ich hon gewonet hulde wol. 78. Μ V. r. K. m. fp. Γ. D V. r. nymand Γρ. Γ. abcW kainer Γρ. Γ. 79. AG gevellet. 80. A miflVellet. Μ milTevelt. DacW dem böten, b der bofen. 81. MabcW W e r guter lewt huld hat. AG lob. 88. AD Der mach w . t. der beeren r. Ma bcW Der getiit wol der p. r. 83. G iman. MD yetnand. A reht. 84. MabcW die boef, 85. MabcW W a s der frum guts begen mag. D gutz t. G guter tun. Α guter getun. 86. D Der m. Γ. d. 87. MDabcW Turche zunge. G land. G entphahe. Λί enpfach. D enthaben wol. 88. G g. hauffr&w. D ein frum f r a w e Γ. 89. AG

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welili (e) irchen g. 90. D D. dire ere m. v. Μ Der deiner mynne geref vait. acJV Der dir din in. 91. A zuht. Mbc E r kündet dir czucht mär (mere) vi). aJV E r k. dir ζ. und ere vil. 98. GMabcW ob du fi g. v. 93. D wol vern. 94. A welihifche. G dem welehifchen. 95. D D. bedewt dewtfch lewte. c betdtTchet. 97. AG wie 94. 98. MabtV icht der ger. k. 99. D z w dewtfch. Mab fehlt tiufchen. 100. Μ Der vlaiz. GDabcJV alien. 101. AGO muote ( D : g u t e ) . 108. G geb. 103. G fpriclit er h. ez n. D e. b. ef niht. 104. A weIihifer. G s. 94. 105. GD Doch ift er ein g. 106. G an Γ. w. 108. D Da er er v. r. I. Γ. uW Α1Γ er er v. r. G Da ez v. r. Iigen Γοΐ. 110. G geTcliit. 111. G miner. M i n meiner tichter \v. 113. A 1. mit dem 1. D m. der lift. Μ m. folhem I. 115. weir m. 117. GMDabctT in fin get. A getihte ( : ruhte). 118. A di er. 180. A nililf niht. D d. z w . nit an. MaW niüier an. 181. GMaclV derz von erfle v. D d. d. fie am erden f. bA er fie der erllen v. 188. A warden Γ. 184. Mb Γ. rede (läten Γ. 186. G verrmsehen d. i. e. D N. verfmah dal' i. e. MabeiV Verfmacht man fi daz ift uner. 188. D W a n (regelm.). MabcTF So dir m. p. 189. A MiiTrellet. G MiiTevellet. MD IVliiT (e) velt. D icht. Μ ichts. 131. A an. 134. GMabclV phligt. D pflicht ζα Γρ. 136. AGD verwerfe. Α denn. G der. G ler. Ma he IV ere. Nach 136 stehen in GMabcJV noch folgende Verse, die in den übrigen fehlen. Ich gebe sie nach G: Der bore man unde die boTheit Tulen hie werden fo bereit daz fi uz minem welelrifchen galt vor fügenden vlihen vaft. c setzt noch die Ueberschrift hinzu: Von tugent mafle und iletekeit und von unmulTe und mulTe. 137 - 140 fehlen in Mb. 137. Uac m. vorr. ein ende h. 158. A lieven. 139. Uac v. got gute rynne. A v. got. 140. Ό mein buch i, a. b. A miner b. G ich ΠιΓ beg. ac ich hie beg. I.

BUCH.

I. 141. A gehoert. Ε gehört. A unde. 148. G ungern. UM gern unm. w. 143, A iegelich. Ε ykelich. UM biderb (pider). Ε bieder. D biderman. 144. G z e a. Ε zu. 145. Α zweimal od. ODE oder. 147. AUMDE müoz. Alle linten. 148. Alle ausser AD zimt für iß. AD bi der j . 149. G Swenne. G tune. 158. GD etc. wie gew. oder. 153. A huffche. D hubfeh. Ε hobifch. Alle geihoge ( : genuoge). 155. Α materige. ED etc. materie. 156. G dran v. w. gel. 157. AUMDabc lebt. 158. GEUMDabcJV ruow. in alt. 160. A moeht. 163. G aber für alter. 164. G noch er. j . ftr. 165. Alle ausser Α die unt. 166. AU war m. dar an. A tete. D Die man treibt in der jugend. A an d. j . 167. AG nimer. EDU MabcIV niht mer i. 168. AG ze der vr. 169. A h. unde h. 170. G

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fpilser. GE Tpilen. 171. G. f w . er niht h. UMDac niiiie (r). 182. GEü fine j . 184. A milTlingen. Ε miflingen. 166. G denne. A dann. 188. GE vlizzen. D vleiiTeo. 190. A fchampt. GR fchamet. 192. A maniger ΓΙ. 197. GEI! gebare. Α und. 198. Alle dritte. 202. G g. getaet. U güt taete. Μ guettät. Ε gutheid. 203. GVD chr5net. 205. Α Tag in. Alle getsete: flaete. 209. A unrchoeneu. GE bezeiget (nt). Alle unllaete: miiTetaete. bloss Μ mifletat. 211. G bee

e

warn : gebarn. G E beide. 217. A deu drei. 225. AMD meiß. 226. GE Tpot und r. f. 227. AMD fcham. 228. AG Di. 229. AE rumet. 230. A Teinn. 231. A iegelich. 232. A erchenn. 233. GVE rume. 235. AGE enfpri(e)che. A w a r e : gare. 236. A pin. 237. A lopt. 238. AGUME ich ez. 239. A fwelich. G zichlichen. U zeichlichen. Ε züglichen. Mb ziigleichn. D lieblichen. 211. AUMD rumet. 242. AG gebart. G zihl. U zychtlichn. Ε czirlich. Μ zirleicli. D unczoglichen. 243. Alle ausser A umbe g£t (gat) : Aet. 245. A Ε chumpt. 246. A urabe. 247. Α zeige. OME erzeige. A reht. 252. G werben. 253. A f. r. der iß g. c. n. G en niht. D entwicht. 255. GE erwerben. 256. A Tein Γ. 257. A ave (g-cu> ). GE aber (g-eir.). AG bcerwibt. 258. G eren d. UD er end. 260. A erwirvet. GE etc. erwirbet. 261. A iegelich. 262. AG boel\viht. 264. GEUM i m 1. 265. G Twelch. 267. G klein ere. 268. A zulit I. EUMD wid. der (die) zucht lere. 270. A frumecbait. G den. 271. A zainem. G z e einem. Ε z u eime r. 274. A ane rume. Ε ane rum. 276. A d. mann. G d. manne. D den mannen. GEUMD f. rum. 277. GE rum. 279. Α Tagt. 280. A umbe lei. A werve. G etc. werbe. 262. 4 g r o z z . G micliel 1. 285. AG friunt. EU MD frunden. G verliuß. 288. A etwen. G ettewen. Ε Ii verlufet ouch dinß def die me An den die ir gerne dienden ee. UM fi verl. och dinßeT vil (dienß deßer) me An den die ir gern dienten e. ~ abcJV. 291. G gut getete. V gut tette. Μ g ü t tat. ED gutheit. 292. A hüte. GD hütet. 295. A nin. G etc. nibt iß b. II. 301. GD fchallen. AGM ufi. DE und. 302. AG den. A liofhut. Α f. fi. D hofz. und lere. 304. AG uü. 307. AG w . unde m. h. 308. Α feilt Γο vil gebe der. EUMD Ich gibe d a z , fo geb ouch der. G Ich w e r Γο vil, Γο geb der. 309. A unde m. Alle anderen: Min gef. o. 310. AUMD geudent. Ε geiidunt daz ΓρίΙ. G g i i i d u n d e d . z . 311. A Iaiilent. EUM leißende. 314. Α uA reht. 316. G h. er nimmer. 317. AUM z e der iav. D z u . Ε in der t. 319. GD ungettachtecl. (chtlichen). 322. A di unger. 323. Α w e r f — umb w . 324. G Tule w. 326. A unde. 330. A ~ 262. (uierA gewj 331. G über in denne: ettehvenne. EUMD etc. 6 Tchallent alle vaß uf iu Vil kranck duncket fie fin fin. 336. A bedorft. AG def geuden. A = 330. G bofew. 338. G volgend. Ε volgende. UMD volgeu f.

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339. A ft Teh. g. hart uam. 341. A ampnt. GUME a rapt. D ambt. 348. G z e aller fr. 346. AVOID heut d. r. Α riter. GE ritter. 348. AMD ein v. 350. A dervon n. 351. GEUMD air m. 356. A hoiζ w. 354. G die. 357. G pere : fingere = UME. 358. G nimmer wirt ein g. Γ. 368. A fi merchentz boöf. GUM Ε da ζ boefe. AG da ζ guot n. 361. A di. G die. 366. A iegelicli. 367. ^ G u n d . 369. G indert. 371. G ze tunn g. 373. Alle einer den and. 374. GE wellent. 377. VMDE Beide. G Heidi«. 378. G fromde (g-ew.)· 379. A ni w e r t . 388. GUE beide. Μ pedew. 383. A frceincd ill. 384. GUM fehlt in. 385. A chumpnt. 387. waere ir a. 388. zuht will und ir 1. ZZ UE D. vil und lere. 390. A E zucht h. 394. A chempnat. 396. G fi im genant. UMDE Der züchte Γοΐ fie fin gemant. 398. GUMDE wiplich. 402. A juncher. G juncherr f. 404. A gezoglich gern f. G gezogenlich gern Γ. ED g e z o g e n liehen ich. 406. lut fluchen. UMDE etc. Und fluch nit lut CD l e w t ) fich. 409. G daz ez im durfte Γ. 410. G d. m. im aber Tage wi. 411. AG etc. allen gem. 413. G juncherre Γ. 415. A dehein weit". 416. AG ritter da f. 480. A reitt. G ritet. A reitter. 484. G dwerhs f. 487. A erfraht. G dick get. 430. A ain frauwen be f. 431. Α Ich wen w. d. 438. A an meift. G 431. 438. w e i b : beleih. — 431. 438. fehlen in UM. DabcfVi Dar duncket mich milTetan Sein weib wirt auch nicht Verlan. 433 — 438 fehlen in A. 433. G = 411. 438. G ß ritet f. 441. G juncherre und e. 448. A Hi an. 443. A bent liab ft. G etc. Daz er Hille habe diu (die, fin) hant So ym zw fprechen f y gewant. 448. Α fetzen auf. G fehen uf. UMDE etc. Er lege uf n. 449. G tiurer. D t e w r . 450. UME da ζ ift der zficht ger. D dar ill zucht 1er. 451. Kein Absatz in den Cod. 451. A f r a u w e . 452. G fo fol fi n. a. hui v. A an hüle v. UMafV on hüMe. Ε ane phele. D on mail·· tel. 453. GUMa WED =.452. 454. A garnatf. G garneerch. Die andern: underkleit. 455. A ame. 456. G zuhte g. 458. G parfebinclier. UDabc parfchenckel. W parfchenck. 459. Α hinter Γ. 468. Α vil umbTehen n. G etc. g e r i h t e : z e nihte. 463. AG gedench. 464. Α gehört. 465. A j u n e f r a u w e . AD Tolt f. I. 466. Α fragt. 467. A frauwe. G vrow e . G fprachen. 471. Kein Abs. in d. Cod. G etc. fehlt vaft. Alle ausser AG stellen 471, 78 um. 478. G der mit zuhte welle varn — UMDE etc. 473. GUMD Da geh. 474. AE fehlt der. 475. UMDE etc. haben gen. 476. G genüch. 477. GUMDE etc. dem geliche Cgiich, gleich). A geleich. 479. A reht verf. 483. AG etc. d&z ift wol get. 4S4. A di erßen r. G die erften r. 487. G in dem niunt. 488. AG ze der ift. 489. AG trinch und. 490. G d. w . er hat. 491. A g e f e l l : well. 494. A gebutten derz. 495. A trinchet auz d. 496. A huffleich n. G küf-

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fchen mannen n. 498. A gefelle. 500. G w. er vor im ezzen f. Ε vur ime felbe er e. UMD Ain man vor d. gef. f. nit ezze daz ift d. lere min. 303. G gefelle. 504. A I ζ mit der and. zehant. G to i ζ m. d. rehten Ii. UMDE mit der lincken ( M tenckeo). 506. A nin. G UMD etc. (n)iht ezze m. 508. A — 498. 509. fein h. 510. A nimpnt. GUMDE etc. (wan) da von wirt unzncht bekant. 511. Α fehlt ouch. 511, 518. GÜMDE etc. Der wirt Pol ouch der fpife enpern der fine gelle niht engern. 513. GUMDE etc. Und diu in i. G ungeneme. Nach 513 hat G 2 durchstrichene Zeilen: wan daz nilit wol zeme; Unde ouch geb niht ungemeine. 515 — 518 fehlen in A. 516. G wilder iht. 524. G der ge hin dan vii verre — UMDE. 585, 586 fehlt in GEUM Dabei fr. 585. Λ dwach Γ. III. 587. A fulen. 588. A di da. G diu d. 538. A zwen. 533. A iegelich. G iegelicher m. 535. GUE vernimt er n. 536. A lachent. 537. Absatz in A. 537. 538. Alle ausser AD Ein ieglich man ouch deT enber daz er an linen gefeilen ger. 538. Α feinem gef. D feinen gefellen gut. 540. GTJME d. lere m. 543. D feitrfrewt. GUM Ε etc. ( W a n ) man vraget dicke timb daz Daz man ez melde defte baz. 549. Alle innerminne ( D ynnen: mynder). 554. GUMDE betrahten chan. 556. GU er r. daz fch. 558. AG etc. boefen gefcli. 568. G d. gute. UMDE Der gute man g. f. 566. A Tprichet. GE UM fpreche. 567. In Α Absatz. 567. GUDE rumen. 568. G fehlt wan. GUDE rumen. 573. AGUDE etc. rume CO· Μ rawnen. 574. Α dem ander niht. 577. GUME So d. k. D Wan d. GUM Ε gen : lien. 580. G fol da von in niht gefch. IV. 581. A d. dritten. D d. dritte. GUEabcW Dife lere. Μ W e y f e I. 583. A enfehadet. 585 G fwigend — 587. 586. Α da nah. G der nach. 587. Α lern. G leren. 588. A fprichef. G unmüeziger d. v. 589. A ziern. G heinlichen. 591. In Α Absatz. 591. A in. worten lern Γ. GIT mit furchten. D mit züchten. 598. GUME ez d. 593. Α vorlit deu i. 594. G bereitet. 596. GUME ez mach d. eh. niht fchiere zergen. 598. Alle gelert(et). 599. A Swelicb. 599, 600. GUMEabcW Swelch eh. wirt an forhte gezogen daz ift an guter lere betrogen. 600. D daz hat v. die lere horcht. 601. Absatz in A. 608. Α di an m. Γ. G meißerfebefte f. 604. Α vorlit = 605. 606. Α Daz fi denn fprechen nin min niwan wol. D d. fi nicht Ipr. weil den wol. G d. fie niht fprechen denne wol ζζ UME (ich fpr. dan wO. 607. nien fehlt bei allen. 608. Α fulen. 609. G mute«: tute. 613. AG iegelich. 614. A all tach. 615. Λ Teilend — heerend. 616. Λ lerent. G lernent m. UMD lernet. Ε leret. 617. G Er Γ. h. ouch den m. 618. G fwaz d. b. 619. A d. frurn leutte f. 680. AGE Γρίgel d. cli. 683. Α lieht er = 685. 684. AG D. la n. v. feinem m. v. 687. In G kein Abs.

688. A ain triim.

G einen.

689. G unde Γ.

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630. Α tilgend. GUE tagende. 633. GUME f w a ( w a ) er m. 633. G lazzen n. 634. G tfinn. 635. A biderm. D biderbmanne. G biderbem m. 637. Α Γη fire. 638. Alle gel. — 641. In G kein Absatz. 644. Α hüte Γ. Α von Tchanten. 646. G z e und. G fliffet. Ε Dicht. Μ ob im unt. fleicht d. f. 650. Α zuht. 653. kein Abs. in d. Cod. In GMEabcJF folgen hier die V. 659 — 670. 653. Α g e b a r e n : bewarcn. 655. A deheitn. G da heime. 656. A ni entn. G etc. niht tu. 65S. G chom ie v. -d. g. 659. Abs. in A. G chint fchimplie daz tu air. 660. A nin. G etc. niht. 661. Α boefe e. A chunmp. 662. Alle gelimphe. 663. A boef fchitnpli. G Bofer fch. 664. Α herze I. 665. A d. g e b a u w e r : Tauwär. D gepawre. G geboure. 666. G z e fch. z e tag. ift harte Toure. 667. Α boef Γ. 669. G unde. Alle and. under. 670. A großzzer η. 671. G nit und ζ . 673. A d. zorn fpricht. G fprichet oder. 676. A linen ζ . 676, 77. GUMDE etc. Der chan fich niht vil wol bewarn man folde den zorn έ lazzen varn. Alle ausser Α und folde i. 679. A biten. 680. G gutiu zuhte. 682. Α herzer bl. G herten b. 685. Α unnutz r. 686. AG feltfen g. G geb. manigen gcdanch. V. 691. G fpilte deh. 692. G veri. dar an. 693. G er enfp. G. g e n ü g e : gefüge. 695. A meeht v. ungern Γρ. 697. G umb klein veri. 700. G mohte d. 702. G grozziu. 703. AMED hazz. und z o r n e r v. U g. zornf und haf; v. 707. AE relit w. 709. A iegelicher. G ieglicher hat d. UMDEabcfV geben 709 u. 10. W e r fpil fur zucht hat erkorn Def tugent ufl ere ift verlorn. 710. A d. tugent. G werent Γο gar veri. 711. A geret. Μ redt. DE redet. U gert. 712. Α Den hab. w. I. f. ainen wint. G Die w. 1. 714. A nin. fif etc. niht. 715. GE zunge. Ό zung. 716. A fwelicb. 717. AGDE m u o z e : vuoze. 718. β flifent. 720. AG dich g. 724. A mazz i. 725. In β kein Abs. 725. Α fehlt gar. A Tpricbet. 728. A viehe. 730. GE tilgende. A und Γ. 732. G niht ench. 733. A Swelich in. AG viehl. 734. G fehlt hat. 736. G innen v. AG viehe (oft). 739. Α hab. G einef m. 742. Α ein v. h. UME fehlt ein. D einf weiber h. 744. G tune. 746. A ζ . reht g. 747. G finef w. 748. A tret auz d. 750. GD der tugent iß b. ED die diigende ill b. UMS. 751. Α an 1. 753. A di w e. m. 756. A u wider g. n. SUMDE unf chumpt her wider niht du zit. 757. GSUE wenet f. 758. GD der w . SOME Der aldet v. n. 759. Α lern w. 766. Α Der enb. Γ. 767. Α und man. 768. G z e gute v. 769. SUMDE etc. fin und muot. G finem mut. 770. G Twaz f. g. 771. Α reht Γ. g. VI. 775. A daze. 776. G di. A erft laf. 777. G vereiteret Γ. 779. GS bcete m. 1. D p o f j m. 780. AGD an wefen. 781. A D. fi nin ch. G W e r Ii niht ch. SUMDE D. fin niht ch. GUSMDE der w e l z n. w . Α dem enw. n. w. 783. Α ein r. m. G einen. SDE

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LR8ARTEN.

fehlt ein· 784. Α dann. fif denne. 7Θ5. G etc. mach ir \v. 7ΘΘ. A b. da ζ g. G b. diu gute = SUMDE. 789. Α und w. 790. GS zeiget ir. GD wef fi volg. Γ. 791. A nin. Die anderen niht. 795. G Swelche w. unde Twelch m. 796. A reht. dinge n. 797. A nimnt. 798. GS UMDE boefe b. G w. ie ir m. 799. A ze d. b. SE zu d. b. D zum poß. G bofem gar b. 800. kein Abs. in d. Cod. 802. A weip gefch. 603. AGUE gezeuhet. Α zun eren dingen. 805. Α Niht tu w . 806. Α Ob rainer und guter ßt ill ir man. 807. Ab», in A. 808. Α geraten w . Ε reden w. 809. Α ob ainem weip. 810. A η. relit η. 812. G d. unde diu. Α ander und. G anderen. 814. A went. EacW wenet. D 813. 814. imitate : miifetate ~ 817, 818. 817 .AGSUE etc. milT(e) trete : ftete. Μ mifletat: flat. 818. £ fuln. ME füllen. U Sollent. 820. A n. enchom in i. v. 881. GSUMEabclV ffir der br. u. 884. Α allen. D alle. 886. A unt 1. G unde i. 827. GE fuget. S fugte. AS Ε grog;. G g r o z z i u . 688. G Teh. an finne ill iw. ph. 889. A di Γ. 838. Α od g. G oder g. 833. AG z e der v. 834. Α und derm. 835. G unde. Α und er gegert. G ufi der man gegert. Ε er habe geg. SM er habe gert. U er hab beg. D daf er gert. 837. Α genüge : gefüge. G genuch : gefug. 838. Α und gef. 839. G g u t e : mute. 843. G habfe. Ε habe ly zucht u. I. 1. AG u. di lere. 845. ΑΜΕ chunft v. 849. A Aivolt. Ε Eine valt. & Einvalte. 853. A minn oft d. 854. A unminnc. — 855. In G kein Abs. GSü ME etc. 855, 856 umgestellt. 856. Α minn n. diu id. G diez g. 857. A Sclioen. 858. G f. übel beriht. 859. A dan Γ. G da enfi. 860. G finne u. o. zuhte b. 868. A freunt b. 866. CSE m. fin neu. 867. G SVME tninne. G z e unm. SUME zu unm. 869. In G kein Absatz. G Fehden. 871. Α der eren fch. 871,72. SVME etc. Diu Tchone den ern fchaden tut da fi niht mit finne fint behüt. 872. D \v. f. n. mit fynnen beclait. 875. Α ü i fei. Α z u n d i n g e : gelinge. 876. A magouch. 877. A fchoen machet. G mäht. Α fei b. 879. ASUME etc. fehlt vall. 879. AGSÜME retet Cent). VH. 884, AD ich ez. G etc. ich iu (in) daz f. w. 885. Α fchoen. Alle gaben. 886. A rauwe. Alle anderen ger. A feu. Α hart f. 888. Α gezieret. D f c h o n : cron. 890. Α ziert. 894. AE reht w. 895. G innerh. 897,98. A fchiere : wiere. G Tchir: wir. 900. G tute : mute. 901. Α hart faell f. 902. A a u z ze der t. 903. G vaz z e v. 904. G e z r. über ze etl. z : SUME. 906. A ficher. SUME etc. In f w e f mute fiecheit lit. 906. Α GD wirt def. Ε wirtef = SUM. AE etc. inne vor I. v. 907. GE dar inne. GUMD i. ift wol gef. A w. wo! gef. 908. SUM da ζ wirt dem libe fch ire chunt. Ε Der w. dem I. fchiere k. D Sein 1. def empfint zu der llunt. 910 = 895. 912. Kein in d. Cod. 914. Α od. G etc. oder. 915. A iegelich. Alle and. k a r g e r man. 916. A erfcheiden. G erkennen. UE gefch. 919.

LESARTEN.

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G tutche Ii. 921, G erchent. G die finne : roinne— SUME. 934. A gerifcheit. G girifcheit. 925. 926. in Α umgestellt. 926. G unde z . 927. G harte gen. 932. 4 G toren gedanch v. 939. AGSD D . z . g e h . 939. AG Amme. UM Au Tchine. Ε An finne. S In fchine. D In dem fehen. 940. AG tage. Α lieht. 941. A w e i z e f f. GSUMD w f ζ . Ε w y f . Fon 943 fehlt in Ε ein Blatt — 1070. 944. AG ofte. 945. A ninder. 947. Kein Abs. in d. Cod. 948. A deh. flaht g. G mute .-gute. 949. Α fchoen. 950. G im tri». 951. GS uzeriu. 952 A fchoen. 953. A η. fchoen. 954. AG etc. f. einen. 957. Alle fchulde. 958. AG SU etc. kiipher über guide. 960. A ubergiilde w . 965. A habent. A niemer. 965. Kein Λ&9. in d. Cod. 965. AG lionige. 5 lionge. 969. AG Absatz. 972. A wierf. 973. AG milt a. I. w . 974. AG iegelich. 976. Α Den d. β danne d. 984 - 994 in Α umgestellt. 987. G arg ill g. 992. G hochfart. 993. AG tugent. V I I I . 997. A getrauwe: reuwe. 1000. G deift w . 1004. G der hat G hone. SM da ζ ift hune V . der ift h. 1005. G dar in. 1010. Α an. UD one tail. 1015. A net ζ geraichen. 1018. A an fm. D h e r c z : Tchmercz. 1019. A i w a Ii. D w o Γ. SUM (Γ) wie f. 1020. A gebeytt. G deft niht z e vil = M. 1022. AG fehlt den. 1025. A hat gef. Α weihe. G weih die Γ. 1030. D Andromacheiir. 1031. A gut 1. 1033. AG Eneide : neide zz SUD Μ eneydt, 1036. Alle volgen. A oenoe. D oneode. Μ denone. G tenone. 1037. A Galiana. G Galliana. Α und. A Dlanzafl. G Blanfchaflor. 1038. A Sucinia (L?"). D Lucinia. G botima. SUMabefV Bocinia. 1040. G mugenz. 1041. Kein Abs. in d. Cod. 1041. A fulen K a w . GSM Gawan. 1042. GM elief. 1043. GUMS elc. ir jug. 1044. GS Gawaner. 1045. AGS Yolget. UM Volgent. GS Artufe. 1046. G v. guter I. 1047. A hapt. 1048. GD den kun Κ. Α chärel. JP'Karl. 1051. Α gefüge. A volget. G volgt. A TriRande. 1052. AG Saygr. SU MD Segremorr. A Kaloclir. 1053. G W . warte w . 1054. G tavelrungen. 1053, 54. SUM w a het man be^zer ritter fuudeu denne die v. d. ta~ velr. 1055. A Ainer. G E. f. den ander z . f. D Einer fürt den andern z e fr. SUM fi würben vafle nach fr. 1059. Α ir enT. hcrm K. 1062. Α fehlt her. 1064. AG Ich enw. 1067. Α da Barzifal ( = 1 0 7 2 , 75) nin 1. 1069. AG untletich. 1072. G barzev. (1075: parzeval). 1076. G hein gr. UD kain gr. Μ ain. 1077. G einen ph. SUM ain. 1078. A in loft. G erlofle. A Kayf. G Kayil". 1079. AG hoeren ιι. 1087. A enfchilt. 1089. A Deu aventeuwer (regelm.) deu f. G Diu aventiure die f. 1098. G V. den gem. bilden f. = SUMD. 1099. Α gefreut. G ofte. SUME dicke. 1100. Α An di fchr. D on d. fchr. 1106. G die Tchr. 1108. A linn. G finne. UME tiefef finnef. 1114. Α verliefe n. G f. verliefe er. D Γ. verlewft er. A feinn t. 1116. GUE z . und der I. 1117. G unde ouch f. Α und warh. 1124. A bezaigenunge. D bezaigunge. 1126.

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LESARTEN·

A d. ware. IID warli.ilt. 1130. Α fehlt ex. AG bezaigen ~ 1138.' 1133. AG iegelich. 1137. A zunge. Μ zung. 1148. A hieten. SU ME wan daz duhte (mich) lobebere. D d. d. noch groJTe ere. 1143. AGD gern f. 1145., Λ were g. 1150. AG gefugc. SUME Sw. an t. hat gef. 1153. A hoeffch. 1155. GS wundern w. 1156. GSUME iht. IX. 1165. Α fehlt ich. Alle kinden. 1169. A wolt d. G wolle. 1171. AG foiten. 1174. AG meinem b. 1175. A welihifchen. G waelhilchen. Α gemachet. G gemäht. D walhifchen han gemacht. 1175, 76 in SUME etc. Daz uz (auch) welfch fell reib min liant ich Tage daz man der minne bant. 1180. AG etc. weiter den w. m. 1181. Alle tdren. G nserfcheit. 1184. A an z . G bourne : zoume. 1186. A wenet. 1189. A feu wer. G fiuwer. S fiur. Ε ffire. Α und. G ufl. 1190. A unrelit t. 1193. Α ver&ße g. GE verwfift. SUD verwiillet g. 1195. Α fehlt ill. A umbe di m. 1196. A untermachet di Γ. GSUME unterchiunt. 1197. A blent. 1199. A nahent. G nahet = D. 1800. A be fen get fei η η b. G b. dicke Γ. SUME Swer dem ftitr chumt z e nahen Der mac vil lihte fchaden gevahen. 1808. G fine vr. 1804. A iei. 1805. AG diuft(ie-). 1807. Α fehlt ir. 1814. G gechoufet. 1816. AG genotzoget. 1817. A Swelicli. AG gewinnet. 1818. ASUDE Der. 1819. G Der h. US. 1880. G vrowen. Alle gewalt. 1881. A lert. GSUMDE minne haben w. 1888. Alle gäbe. 1883. A wirfte. 1884. G der vrowen m. 1886. AG und. 1888. AG werde. G umbe in g. 1889. G W . er aber d. η. i. zz SD. AGSUME inne. 1830. SUME Daz Ii in von herzen minne. 1835. A bcefw. 1837. A gewerif. G geberbe. 1838. AGE und g. 1841. A mion ehr. G mi chr. 1848. SUMDE Minne k. n. i. eig. 1843. AG iegelicher h. 1246. A minn vr. 1847. A went. G minne umbe g. 1849. G unde m. A baideu. G bede. 1851. G mit unfer gute. Nach 1851 hat G folgende zwei F. ich wen daz ieman alfo wüte Der miiie cliouf. uinbe gut. 1855. AG etc. flete di. D fehlt d. flet. 1857. Alle gäbe. 1858. e

A treuget f. G triugt. 1861. GSUMDE w. d. ere noch d. g. 1865. G und hat in o. 1866. Alle tdren. 1867. Alle zeiget. 1868. SUM nicht a. G swen fi an im iht gern wil. 1870. G f. ill ir aber I. d. D f. ill die aber I. d. 1871. AG enmein. 1873. Absatz in A. 1873. Α fehlt Sö. 1875. e

AG einem w. 1878. Α Beleibet. G blibt. 1881. Α dann. G denn. 1888. A erwirvet. G erwirbet. 1885. AG ainera. A arm w. 1887. AG leiht. 1888. Α machet. G maht 1898. 1898. A n^rrfchait. 1300. G er ane e. 1304. In G kein Absatz. 1305. G fwaz f. A gezierdef. G gezierde. SUME W i e f. gezieret h. ir I. 1306. AG habe. G da 1. 1311. G 1z ift d. n. 1313. G ungliche. 1315. G unrehte. SU Diu niht nach rehte h. ir 1. 1318. Α dann. G denn. A

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LESARTEN.

i. wolt h. 1320. A welich b. n. welich f u z z e : n m z . G weih ffiez. 1388. AG Sw. wel. CAS welin) ain g. w. w. 1386. AG ainem. A arm w. g. 1338. AG ainem. Α reichem. G etc. riehen. SUM 1338, 1339: Und von reichen ubelen weibe Chumt vil unfröden mannet übe. 1330. AG biderb m. 1381. AG n. enchert. 1333. G abpr. AG ainem w. 1336. Α mann d. G manne, AG geloub. 1337. AG wizzet d. ichz (ich ez) g. w. r. X. 1338. G lerte daz. 1340. A Ipigel. 1344. AG E z enwere. A bedorft. 1345. Α dann G denne. 1358. Α lieb gar. Ε fehlt von hier ab ein Blatt — 1487. 1355. AG Tpriche. 1355. A Aaetige ez. G Asetigez. AG rat (e) Aete. 1358. Α mann. 1359. AG klein ehr. 1360. Α machet. 1361. A unAtetich. 1368. GSMD Tw. vr. iA ch. i. ir j . 1364. G hochvart. 1366. G u. f. i. wol mit tr. h. 1367. AG diu ift. GSMDU gimme f. 1369. GS jane. 1378. Kein Abs. in d. Cod. 1378. AG lieb d. 1374. A dineA. G dien ft. 1375. Α Absatz. fr. z e lieb. G daz 1. D am liebe A. SUM Meinen dien A kert ich dran gerne. Ein fröwe Fol der nibt enpern. 1376. AG valfch. 1377. Α zunminn u. 1379. AGO m. allem f. vi. MU mit allem fl. 1380. AG di Γ. 1381. A u. zungnaden (G ungenaden). 1388. G geheize. 1383. Alle meinen. Α linden d. V ir lindin ain dorn. Μ ir lind e. d. = 1384. G geb. uii wil e ( : z i l e ) . SUM • . I. r. g. ir raut Diu driu fint ungeliche gut. 1386. Α fein m. SUM Ich wene v. Hut Tchilt fin (fei, ί » πιιϊΓζβ: Tüfze. 1389. G n. niwad ung. g. 1391. AG diche v. fch. g. 1398. AG biderb. A angreif. zz U. G an gr. 1. 1394. G Dehein m. 1395. G zuhte r . 1396. Α der zu. 1398. Abs. in A. 1398. A fehlt ouch. 1400 = 1398. 1401. Α er mit fch. Γ. 1403. A man t. Γ. G m. ez t. Γ. 1404. AG chlein. 1405. Α tritt. G tritet. SUM Er uberget der z. r. 1407. Α fehlt deun. SUMD Ε daz er w. d. e. 1408. GSUM fehlt iht. 1409. Α od ez fei v. 1410. AG iegelich. 1411. A erchenn. 1413. A dinn. G dinen w. 1419. AGO etc. und ir edel. 1488. AG wunderleich m. \HZ.Af.ev. G alreite sieht. 1485. AG verliefe. 1431. AGD S. dunch. Geh b. G dunebet Γ. D femlicher. 1434. G vrowe. 1435. AG gedenchet fi ze der z. 1438. A g e - . worven. 1440. A bet. G gro;;e bett. 1443. A geeret. SUMD Sit man Γο dicke hat gegert. 1445. Α allem. G allen. D M. a. h. u. ir f. 1446. notelich. 1447. A went. 1448. AG reich f. 1449. AG bitt. 1450. A bitt. G bitet. Α fehlt doch. 1458. A Swi arme. AG bitte : sit(e). 1454. G fchemelich = S fchaml. 1457. A Aetichait. 1459. AG bitten. 1460. Α arme. A tugent. 1461. A zeubet. 1463. AG ainen unv. I. 1454. AG f. gewinnet. 1465. AG gen. 1466. = 1459. Jn AG Abs. bei 1468. 1471. Α di arb. G die arb. 1478. A chuniger.

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LESARTEN.

1473. Alle dieben. 1475. GSMD fehlt edeln. A cdelen geilaln. 1476. AG ze der eh. = SUMD. J478. OSUMD armen m. 1480. G finen z. G fine w. D Sic prechen im z. u. Γ. w. 1481. AG etc. gewant. e

1483. G nimt. I486. AG dann. G danne. 1487. A wirvet. G wirbt = SUMD elc. 1491. AG chlaiue ere m. 1498. AG etc. da von. 1493. AG der von. Α mach. 1501. AG etc. Diu ez. 1502. Α fei. A bitt — U.G bittet d . — SD. 1503. AGD lianf. Α geniige gef. 1504. AGO m. t. ez n. G fehlt ir. 1505, 6 in G: Α1Γ fchire ouch fo fif getut wlrt dicke befo'ert der nach ir mut. 1507. AG sichs. 1508. A weibe G z. haben g. 1509. AG niemen f. 1510. A feue. 1512. G chleine. AG hofmere (ae). XI. 1515. G fie. A hiet. 1517, 18. AG etc. umgestellt. 1519, 30. SUME D. a. nimt ir uncraft vil Def ir wille clium enbern Avil. D ir unmacht n. wil. 1521, 88. Α ftint:ßunt = Μ ründt: Hundt. 1525. AGD mein fch. 1526. A dienft. G dioeße. 1528. A umbe Teu. G nmbe. AG wirvet n. 1530. AG großer. S groffle h. D grof h. A hoeiTch. 1531. A r£t. G reit. SUM. redet. 1536. AG ze ainer. A verdinn ch. 1538. A chere da z. 1548. G niht v. = SUMD etc. 1543. G Ittßcrt. MD leßert Γ. Γ. 1. G feiner felbef 1. 1547. Α mir 1. ouch i.m. 1549. AG gemerchet. 1558. G manech. 1554. A zung. G zunge. SD zungen. 1559. AG etc. erchennen d. 1560. GD verwegen. 1560. SUME etc. Die fich niht fchamen der (falfchen) mere. 1561. A lert. AG manigen. A fchoenn. 1564 G sw. d. in t. e. m. i. r. 1565. A erchenn. 1567. AG biderb w. 1569. OSE lihte. 1578. G ch. der von Γ. 1573. G ane ere ill enw. 1575. AD unvertigeu w. G untriwe w. Μ ungetrewe w. Ε ungetruwe wyff. 1576. G ere unde 1. 1578. AG etc. Tele d. 1579. G unde diebe. 1580. Α g e leich I. 1581. AG biderb m. 1585 = 1567. 1587. A lei ein unt. G lintiigenthafter zz M. S e. untugenthafte m. Ε ein undugentlich m. 1589. A Sweliheu. Α gut minne. 1593. A genoz g. 1595. AG biderb und (ufi) g. 1596. 1. wil ez v. G ich vert. ir ob fiz t. = SUM. 1598. AG der z . b. 1601. AG boerwiht. 1603. AG etc. cheren d. 1604. GSUMDE etc. da m. vindet (CO t. 1605. AGSU t. und f. 1607. Kein Absatz in d. Cod. 1607. AG leiht d. 1608. Α fehlt mit. 1609. Α Denn. G Denne. 1611. A Ipriche. D fpriche: Gehe. 1618. G triuget f. f. S Si triuge ( U trdget) mit dem gedanke Γ. Μ Γ. trewget mit ged. Γ. = E. 1613. G wirer m. zz ü. SE wife m. 1616. A unwelf m. 1618. SUM So h. d. w. in finer ahte = E, 1683. Alle wifen. G denne m. d. t. 1686. AG ainen. A b a t o . G boren w. 1638. A ~ 1626. 1633. Α rümen getar. SUME 8. rumen b. wol getar. 1634. Alle gehoeret. G ze bofhaite g. 1635. A gelaubt. 1638. AG d. w. dem genuine. S DA gew. den eine g, Ε da Ζ wirt dan gem. Μ denn gem. 1639. AG etc. eteleiche: bcefleiche. 1640. A fprichet. G fpriht. 1641. D

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Es ward doch nie kain lied fo Iaogk. o auch vürbringen richtig wäre). 11946 Daz er vürbring fin übermuot immer in der Bedeutung: zu Stande bringen, fertig werden mit einer Sache. So steht es Gen. Fdgr. II, 96, 4 vure bringen, gefagen oder gefingen, wo der unbestimmte Ausdruck durch den Zusatz seine Färbung erhält. Hagen Ges. Abent. I I I , 88 , 39 wA man fi vür fol bringen, fugen undo fingen. 1. c. III, 97, 25 alliti finiu dinc mit vuoge wol vür bringen, fagen unde fingen. Tundal. 56, 11. 62, 15. Kinth. Jesu 68 , 27 def waf ein teil her fur braht mit tiufchem getihte. A. Bl. I, 224, 227 etc. daz ampt furbringen = Tod. Geh. 168, 982. 1. c. 372 Twaz fi def mugen furbringen. Karaj. 34, 9 mit den dingen die ur ilanne inm-h fiirbringon. Tod Gek. 763 ze rehte fur

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ANMERKUNGEN.

bringen. 1. c. 572 nunc mac fi (die Zunge) niht furbringen weder wort noch die Iiiuime. Hagen Gen. Abcnt. III, 117, 246 vil gednnkc ß vür brühte. Ottoc. 37 a da mit fi furbraehten dem abbet ein fincehe. I. c. 99 b daz er ίο f a r b r a h t (perfecit). 1. c. 555 a daz nnrebt furbringen. 1. c. 61 l b botfehaft furbringen. 1. c. 618b geriht furbringen. Daneben 1. c. 480 a die gotef e verbringen. Darnack ist auch Frid. 123, 15 wohl bei der Lesart verbringen, viirbringen stehen zu bleiben. Gans nahe an diese Bedeutung streift die andere: promere, exponere, zur Schau bringen. Es ist, wie man sieht, nur eine gelinde Modification der Auffassung des vür darinnen. Beide berühren sich so innige dass es oft schwer hält, eine Stelle der einen oder der andern mit Entschiedenheit tuzuweisen. Unter den oben, angeführten lassen sich mehrere auch auf die eben erwähnte Art erklären. Ganz sicher gehören ihr an A. Bl. I , 222 ir reht v i l ich fur bringen. Tod. Geh. 3 eine rede furbringen. 1. c. da wirt vil feiten vurbraht wie gitaner ilerclie der ful phlegen der wider den tievel muze ftreben. 1. c. 979 Wann aller raenTchen zungen die difen leip ie gewunnen wolden die funderlingen etwaz furbringen Der genaden diu ze himel i ß , dennoch mrecht unT diu minniß Nimmer werden fur g e b r e i t e t , wo zugleich ein Synonym des Ausdruckes gegeben wird. — Die bei Diemer 333, 15 gesammelten Stellen beziehen sich auf beide Bedeutungen des Wortes zugleich. — Aus der ersten entwickelt sich durch einfache Steigerung die von zu Grunde richten. Gen. Fdg. II, 60, 20 daz vilie fkiere wirt f u r e b r a h t (perditur). Mone Anz. 1839, 54. Z. 43 (Lebeη des h. Veit) die kanege er Tcunden begnn daz fi wlp noch man neheinen frißen die der w&ren chrißen. fi ilten fi fure bringen mit erlichen (ercllchen oder eiflichen?) dingen. Kaiserchr. 6473 die ubelen wuotgrimmen fio karten alle ir finne, wie fie def irdsehten daz fie vur b r s h t e n die trüt unferf harren, iedoch begunde fie fich meren. — 1681, Θ2 p h l e g e n : gereden. Dieser so oft in älteren, gleichzeitigen u. späteren, sonst ziemlich genau gereimten Gedichten vorkommende Reim, wo die qualitativ gleichen Medien der verschiedenen Organe mit einander gebunden sind, bedarf bei den viel grösseren Freiheiten Th.s keiner weiteren Besprechung. — 1723. i ß daz houbet ungefunt. Isid. Sent. I I I , 38, 4 vielleicht hier wie so oft Thom. Forbild Capite languente caetera corporif membra inficiuntur; dort auf die Priester bezogen. — Es zeigt sich in dieser Digression Thomasins über Umfang u. Gebrauch der fürstlichen Gewalt, sowie an den anderen Stellen, wo er im Verlaufe seines Werkes auf die fürstliche Gewalt kommt, auch viele Berührung mit dem Polycraticuf des Johannes von Salisbury, ζ. Β. mit L. IV, 1 Do differentia prineipif et tyranni et quid fit prineepf. IV, 2 Quid lex, et quod prineepf, licet fit Iegia nexibuf abfolutuf, legif tarnen fervuf eft et s q u i t a t i f , geritque perfonam publicam et innocenter fanguinem fun-

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(lit. IV, 4 Divinae legif antoritntc conftat principcm legi juAitiee efle fuhjectum. IV, 5 Quod principcm caftuni elTe oportet et nvaritinm decltnare. IV, 6 Quod debet legem Dei habere prae raente et oculif Temper, et perituf eiTo in literif et literatornm agi confiliif. IV, 7 Quod tiniorcm Dei docere debet et IinmihT elTe, et fic fervare huinilitntem quod autoritaf publica non minuatiir; et quod praeceptorum alia mobilia alia imiunhilin, IV, β De moderatione juftitiae et d e mentis principif, quae debent in eo ad utilitatem reipublicae temperari, worin eine inhaltsreiche Darstellung derjenigen Seite der allgemeinen Lehre vom Staate gegeben wird, welche sich auf das Verhältnis8 der Fürsten zu den Unterthanen bezieht. Johann von Salisbury ist abhängig von antiken — Plato, Aristoteles, Cicero, Seneca — υ. christlich römischrechtlichen Forstellungen über die Natur der fürstlichen Gewalt, daher er sowohl das Recht, einen Tyrannen, in seiner Anschauung Usurpator u. Übertreter der Gesetze, wenn auch legitim zur Herrschaft berufen, zu tödten, als den unbedingten Gehorsam gegen alle und jede Obrigkeit (IV, 1 Qui ergo refißit poteftati, Dei ordinationi refißit, penef quem eft autoritaf conferendi earn, et cum vult auferendi, Tel minuendi earn. Ncque eniin potentif eft, cum vult faevire in fubditof, fed divinae difpenfationir, pro beneplacito fuo punire, vel exercere fubjectof etc. Dagegen I I I , 15 Porro tyrannum occidere non modo licitum eft, Ted aequum et juftum. Tyrannif ergo non modo publicum crimen, Ted fi fieri poiTet pluTquam publicum e ß ) behauptet. Thomasin, der in seiner Auffassung der fürstlichen Gewalt noch mehr von christlichen u. römischrechtlichen Ansichten durchdrungen ist, u. sich im Einzelnen mehr an Isidor als an Johannes von Salisbury anschliesst, legt viel mehr Gewicht auf den unbedingten Gehorsam der Unterthanen gegen gute u. schlechte Fürsten u. läugnet theoretisch jedes Widerstandsrecht gegen die Übergriffe der fürstlichen Gewalt. Nichts desto weniger sagt er doch 11009 von den Griechen fi fluogen fumelich (von ihren Kaisern> durch nöt, den andern täten fi den t0t ftne reht und Ane fchulde, wodurch er in denselben Widerspruch sich verwickelt, den Joh. v. Salisbury , trotz seiner gewandten Dialectik, aufzulösen eich vergebens abmüht. — 1725, 26. vafte : j i dörrent ouch einf boumef afte. Diese Art von Reimen mit verschwiegenem Umlaut scheint die kühnste unter allen, weil sie den ältesten Umlaut, den des kurzen a , antastet, der sonst von der Sprache und allen Dialecten mit grösster Sorgfalt beobachtet wird. Hieher gehört entschieden 9883, 84 m a h t : d a z geflaht. 11943, 44 vart (vehitur) : hdhvart. — hande : landen 11731,. 32 fällt weniger auf, weil neben der regelmässigen umgelauteten Form auch eine unumgelautete in Gebrauch geblieben war. — meißerfchaft: die vier kraft 9579, 80. die drie fint def libef kraft: meißerfchaft 9723, 24 können auch hieher gezogen werden. Bs lässt sich aber auch 9579 , 80 durch die zu

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dem Zahlwort beigesetzte unflectirte Form, 9723, 24 als Singular, u>ictvohl gezwungen, erklären. Gerade so, wie neben M t (: fteete) : iniiTetdt Reime wie fteete: «iilTetaete vorkommen, so neben k r a f t : meißerfchaft 9861, 62 kreften: meifterfchefte. — A. W. III, 2 0 5 , 2 5 steht zwar auch gedahte : gebrahte, wo aber geflehte : gobrehte gelesen werden muss. Dagegen gehört Servat. 381 ftrango (Plur. v. ßrano): lange. Ottoc. 8Ta ßark (ßerke) ' ihhtc hither. — 1729, 30. in einem phlüm, ill cz unreine, ez wlrt den bachen mich gemeine, wirt hier jedenfalls die gegen den gew. Gebrauch der Hds. vereinfacht geschriebene contrahirte Form = wirret. Diess geht aus dem Parallelismus mit 1727 ob den würzen wirret iht hervor. — Der Gegensatz von pflum und bach ist Hauptstrom u. Nebenarme, wie Serv. 2080 von dem Blutstrom: der krißen bluot daz fich hie teilt in roanegen bach. Derselbe Begriff wird auch mit ßrange gegeben Alt. Bl. I, 248 ir (der Donau) fluz fleh geteilet httt in fiben grdz Arangen. — 1809, 10. man Fol di untugent gar verlän έ man die tugent werde an. So habe ich nach den Andeutungen der besseren Hds. geschrieben. Der Sinn geht aus dem ganzen Zusammenhang u. zum Oberfluss noch aus der Quelle f welcher hier Thom. folgt, u. aus mehrmals wiederholten Paraphrasen bis 1836 deutlich hervor: erst muss man ganz u. gar mit der Untugend brechen, ehe man anfängt nach positiven Tugenden zu streben oder auf dieselben Anspruch zu machen. Ich glaube dieselbe Fügung von ane werden mit Acc. 5290 der wirt nimmer ano inuoz, 12897 daz orz getar an werden wol, 12979 und fol danne werde an den der im übel hät getin, also auch wieder im Reime auf ä, wiederzußnden. In der Syntax 229 wird die unpersönliche Fügung mich gewirdit ane, mihi contingit, (oder genauer, wie aus der persönlichen hervorgeht, mihi occurrit), angeführt. Das persönliche ane werden ist sehr selten: es steht Fdgr. 1, 2 2 , 4 , wo Gott zu Adam spricht: daz du daz obez ane wurde daz ich dir ferbot. Ottoc. 357 b daz man ez ift an worden, dass man es in Angriff genommen hat. Ott. 444 a do daz gefchrei wart an in (biss zu ihm hindrang). Auch vcohl b 1. c. 137 fi vart in übellichen an (sie drang auf eine für ihn schmerzhafte Weise auf ihn mit Worten ein), denn ein mhd. ane varn im heutigen niederen Redegebrauch statuire ich nicht. — Die Bedeutung ist also überall·· an etwas herankommen, u. werden ist hier ein rechtes Auxiliar u. Supplementarverbum an der Stelle eines energischeren u. individuelleren, wie tuon u. später machen in etwas anderer Wendung des Gebrauches. — Wollte man etwa dem Reime zu Liebe u. »m Unbekanntschaft mit dem meines Wissens noch nicht belegten Gebrauch des mhd. ane werden, der aber hoffentlich durch die beigebrachten Beispiele genügend erhärtet ist, Ane dafür in den citirten Stellen bei Thom, lesen, so würde überall vollständiger Unsinn herauskommen. —

ANMERKUNGEN.

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1856. (nolle: an fincwellc. Vielleicht hätte ich nicht dem Reime zu lieb finewcllc, also das abstracte Subst., die Rundheit, schreiben sollen, sondern fnell u. finewel. — 1862. d»z wenege machet fi ze grflz. ze kann hier nicht das ferstärkungsadverbum niraif, das griech. ζα, sein, sondern die gew. Präposition. Diess geht aus dem Parallelismus mit 1863 mit Nothwendigkeit hervor. Es müsste dann an der eben angeführten Stelle auch ze kleine stehen. gröz ist also der hier dem Reime zu Liebe flexionslos gesetzte Dativ des Adjcctivs. Auf gleiche Weise abgeworfene Cons. Flexionen sind bei Τhom. 5183 dem tugentliaft. 6463 die untugenthaft ( P f u r . Mose.)· 8884, 85 mit manicvalt kerge und fterke. Dagegen 8803 die vierd ausserhalb des Reimes kann auch als apoc. st. Flexion genommen werden. — Es ist nicht zu läugnen, dass diese Licenz, mehr als alle anderen von Thom. gebrauchten, etwas Barbarisches an sich trägt; indessen erlauben sie sich doch auch andere Dichter u. zum Thml noch auf härtere Weise. Der Wegfall des genitiv. ef der SubstantivFlexion, ζ. B. in dei buch bei Vir. v. Thürh. Trist. 1399 ist jedenfalls noch gewaltsamer. — Es bedarf wohl keiner Bemerkung, dass bei dieser Darstellung des Gebahrens der Unbeständigkeit Horat. Ep. I , 1, mit Anklang an Od. II, 16, 21 etc., in freier u. den Lesern Thom. angepasster Bearbeitung zu Grunde liegt. Wörtlicher entlehnt ist oben 1809, 10 aus Isidor. Sent. II, 36, 6 Priuf vitia extirpanda funt in homine, deinde inferendae virtutef. — 1875. Swer dem weif zem zagel bindet ein (chelln er loufet unde windet fich hin und her. Dieselbe naive Einderbelustigung wird im Renner 16510 (ßam!>.) erwähnt: in einer blaCen dri erbeiz jagent einen hunt manigen kreiz. — 1877. und en weiz niut. Ich habe, um dem Leser die nach meiner Ansicht allein richtige Betonung der Stelle anzudeuten, en getrennt von dem Verbum, zu dem es proclitisch steht, geschrieben; denn es ist jedenfalls mit Accentversetzung zu sprechen: her und έη weiz niut. Über den auffallenden Reim n i u t : vliuht u. die scheinbaren Möglichkeiten, ihn in die Fugen der gewöhnlichen Regeln zu bringen, s. meine Bemerkung zu 599, 600. — 1883 — 1964 ist eine freie Bearbeitung u. lebendige Erweiterung von Sen, Ep. I, 2 Illud autem vide ne ifta lectio auetorum multorum et oinnif generif Y o l u m i n u m habeat aliquid vngum et inftabile. — Ν it (quam eft qui ubique eft. Vi tarn in peregrinatione exigentibuf hoc evenit, ut multa hofpitia habeant, nulla Γ amicitiar. Idem accidat neceile eft hiT, qui nulliuf ee ingenio familiariter adplicant, eed omnia curfiin ot properantef tranTmittunt. Non prodeft eibuf nec corpori aeeedit, qui statim ftimptuf emittitur. Nihil acque fanitatem inpedit quam remediorum crebra mutatio. Non venit volnuf ad cicatricem

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in quo medicnmentn temptantur. nnn convalefcit planta, quae fspe tranffertur. nihil tmn utile eß, ut in tranfitu profit, diftringit librorum raultitudo. — Faßidientif ßomachi eft multa degußare, quae ubi varia funt et divnrfa, inquinant nun alunt. — 1962. von teiln wirt daz geteilte min. min ist hier Adjectivum statt des gewöhnlichen ininner. Ebenso 12133 won im wirt ίο deße min. 12153 dem der mir min fchuldec ift Cdaneben dem der mir minner hilt get An 12152). 13094 daz fin Gn mac erfehen defte min. Desgleichen steht min als Adject. Urstende 123, 6. Ottoc. 246a mit vierzec pferden oder tnin. Ottoc. 473*> ie min und min def unmuoteC. 1. c. 812», 815a wirt min. Umgekehrt steht minner als Adverb 9142 daz man minner niht cnwunfcht. 11200 daz man ir minner war tuot. 14031 nilit minner tngenthaft. Ebenso Zts. V, 88 (Servat. 333) deße minner envorhte. Zts. VIII, 190 wir nnfih minner deme r eh ten hAben geflizzen. Trist. 192, 9. Livl. Rehr. 10201. vergl. auch Hahn Mhd. Gr. II, 145. Im späteren Mhd. ist minner fast allgemein sowohl für Adj. wie Adv. gültig. — 1969, TO. in vier geteilt — daz ander leit. Diesen ungenauen Reim zu vermeiden, geben GE in vier geleit. Ich erinnere mich aber nicht, im Mhd. in vier oder vieriu legen für in vier Stücke zerlegen gelesen zu haben. Andere Hds., denen die so einfache Ellipse Bedenken erregt zu haben scheint, schieben teil nach vier ein. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass Α und D zusammen (D hat nur einen einfältigen Schreibfehler: jungit statt minneft) auch hier} wie gewöhnlich, das richtige geben. So reimt 8 0 9 5 , 9 6 etc. werde : werlde. 7 0 3 7 , 38 g e t a r ß : h4ft oder im Pfaffenleben Alt. Bl. I, 228, 419 handen: verwandeln. — 1995. ez ift deheiner der f0 gerne liege. In dem klingenden vierfüssigen Verse, selbst zugegeben, dass er bei Thom. nicht so streng von dem gew. stumpf gereimten sich unterscheidet, möchte ich nicht gerne einen dreisilbigen Auf tact annehmen, auch wenn seine einzelnen Bestandteile so wenig wiegen wie hier. Daher wird die oben behauptete corripirte Aussprache deheiner auch hier ihre Stelle finden. — 2020, 21. nu merket fwer bcfchorn w s r e ungelich. Diess so wie 2065 u. folgende ist eine freie Bearbeitung von Hör. Ep. I, 1, 94 etc. Si curtatuf intequali tonfore capillof occurri etc. 2035. ein end : niht fchier verent. Ich habe es gewagt, diese mit ungleichen Cons, schliessenden Reime nach den Andeutungen von Α hier u. an andern Stellen zu schreiben. Der hauptsächlichste innere Grund dafür ist, dass in den sonstigen abgekürzten Formen bei Thom. der organische Consonant im Auslaut in der bei weitem überwiegenden Anzahl aller vorkommenden Fälle erhalten wird. Es scheint dem ursprünglichen Texte die Schreibung ent etc. etymolog, wodurch für das Auge die Beschaffenheit der Form verdunkelt wurde, fremdartiger

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ANMERKUNGEN.

und unbequemer vorgekommen zu sein, als die Ungleichheit der Endbuchstaben des Reimes. Es kommen ja auch sonst, ausser diesem einem Falle, eine Menge Abweichungen von der strengen Übereinstimmung der Reimconsonanten vor, wie man sieht, ζ. B. wenn brdht:hät, geteilt: l e i t , werlde : v e r d e ,

herzen : fmerze u. dergl.

gebunden

und

wenig-

stens von den besseren Hds. ohne Bedenken geschrieben wurde. Warum sollte eine Schreibung, welche Media auf Tenuis band, auffallender sein? Was die phonetische Geltung solcher Reime betrifft, so mute daran erinnert werden, dass die organ. Tenuis der mhd. Lingual-Reihe bekanntlich ja so häufig in 'ihrer Verbindung mit vorhergehender Liquide gelitten hat und, man kann es wenigstens so ausdrücken, zur Media herabgesetzt worden ist. Solche Reime, wie verengend, verlieren viel von ihrem auffallendem, wepn man sich an diese so weit eingedrungene Aussprache, die in dem angeführten Beispiele allerdings niemals sehriftmässig geworden ist, erinnert. Das andere Prinzip, die Reimbuchstaben mit einander auszugleichen, kreuzt das eben besprochene öfters ganz in derselben Weise wie innerhalb des Verses, wo ja auch manchmal die in apocopirter Form auslautende Media zu Tenuis wird. So steht nach sehr bestimmten Andeutungen der Hds. 2739, 40 verent: ent wie oben 907, 8 gefunt: enphunt. Für die Aussprache sind beide Arten von Formen so gut als gleichklingend anzunehmen. Erwägt man noch Reime wie itunde tfunde, die für Thom. auch nicht viel andere als die abgekürzten Formen ßund': fund' gelautet zu haben scheinen, neben den andern funt:gefunt etc., so würde sich noch eine weitere Verstärkung meiner Ansicht ergeben. Indessen kann darauf, da meine Behauptung über das relative Zusammenfallen der stumpfen u. klingenden Reime bei Thom. mittelst Apocope u. Elisionen in der Aussprache des klingend geschriebenen Reimwortes, wie ich wohl sehe, noch sehr der weiteren Prüfung bedarf, für''a Erste kein Gewicht gelegt werden. — Wach dem Prinzip, in diesen Media auf Tenuis bindenden Reimen den Andeutungen der ursprünglichen Schreibweise des Wortes zu folgen, findet sich 2299, 300 erd : gert. Derselbe Reim 2313, 14; 2617, 18. 2411, 12; 2607, 8 erd : widerwert idaneben 2399, 2400 g e r t : widerwert); 2449 , 50 e r d : unwert; 3249, 50 fint: wind Ccanef MoloiTi). Ebenso

wenig konnte es vermieden

werden, in dem zweisilbigen

Reime 2285, 86

erde : widerwerte, 2309, 10 elmente : gebende, 2319, 2 0 ; 2361, 62 elemente:ende zu setzen, wogegen 2767, 68 erkunde: helphnnde hat. —

8665, 66 steht biid : fchilt. Ausserhalb der Verbindung der Liquide mit t oder d kommen ähnliche Fälle vor: 8693, 9 4 ; 13789, 90 fterke: kerge, 8805, 6 gedanke: lange, wo auch kaum der starke Unterschied, den die gew. deutsche Aussprache der Gegenwart in diesen Consonanten-Verbindungen zwischen Media u. Tenuis macht, zuzugeben ist. Denkt man sich die Endsylbe apocopirt oder nur als halbvocalisch gesprochen in ßerke :kerge; gedanke: lange, so würde die an das Ende tretende Media [XXX.J

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nach gew. mhd. Gesetzen von selbst eine Härtung erleiden. JVtll man diess nicht annehmen, so müsste man auch für die Gutturalreihe einen ähnliehen erweichenden Einfluss der vorhergehenden Liquida annehmen, wie er für die Lingualreihe unzweifelhaft ist. Doch zeigt kein süddeutscher Dialect, so viel ich weiss, gegenwärtig eine Spur davon. In den mitteldeutschen ist schon im 14. Jahrh. krangheit u. dergl. nicht selten. Eine wirkliche Ungenauigkeit der Aussprache endlich in den zuletzt erwähnten Fällen anzunehmen, widerstrebt meiner Ansicht über die innerlichste Beschaffenheit der so p/t vorkommenden conson. ungleichen Reime Thoni. im Allgemeinen. Sie scheinen mir nämlich nur in so weit ungenau zu sein, als sie Zusätze reap. Weglassungen einea Consonanten ertragen, ζ. B. b r i b t : M t ; f m e r z e : herzen; geteilt, leit. Der eigentlich reimende Consonant aber ist immer gleich. Das Gegentheil davon würde das ganze Prinzip des Reimes, das schon durch diese eingeschobenen Consonanten beträchtlich gestört ist, vollends über den Haufen werfen. Die einzige Ausnahme ist zulässig, dass nach dem Prinzip der älteren Poesie die Aspirate der Labialreihe auf die der Gutturalreihe oder auch auf die aspirirte Tenuis reimt, aber immer nur dann, wenn noch ein anderer Reimbuchstab vorhanden ist, der jedenfalls gleich sein muss, riehe: begrifen, wie Kaiserehr. 639 steht, gilt bei Thum, nicht mehr als eine erlaubte Bindung. — So kann man also wohl sagen, dass ihm jene so auffallenden Reime bräht: M t etc. doch regelmässiger geschienen haben u. zwar aus nicht zu verwerfenden Gründen, als wenn er ein wirkliches d auf ein wirkliches t hätte binden müssen. — Es geht aus dieser Auseinandersetzung hervor, dass ich alle die erwähnten Fälle, die in diesen Anmerk. besprochen worden, bloss für graphische Ungleichheiten halte; allerdings aber für solche, die ein Herausgeber zu bewahren verpflichtet ist. Dasselbe behaupte ich auch für den schwierigsten derartigen Fall, der bei Thom. vorkommt, den ich bis jetzt noch nicht erwähnt hßbes 8387 , 88 genäd: bät. Auch hier glaube ich eine Gleichheit des Auslautes nach der Aussprache Th. annehmen zu dürfen. Ob in der Media oder der Tenuis, zu der man durch Anwendung des gewöhnl. mhd. Gesetzes über den Auslaut leicht gelangen könnte, wage ich nicht zu entscheiden. — 9040. gefleht gedenke fwer ich einen eil. Hier scheint dreisylbiger Auf tact anzunehmen, falls man nicht, mit ausserordentlich harten Verkürzungen, gefleht gedenk ftrev ichf einn eit lesen will. Ausserdem scheint dreisylb. Auf tact in regelrechten stumpfreimigen Versen noch vorzukommen: 3353 wart niht •erendet nnfer herre g o t 3416 ich weiz den grären der fln grAffchaft. 3419 ich weiz die merke und daz biftaom. 3555 doch fold ein herre der ze gnote ken. 3749 iß daz man wsnet seiner kurzen vriß. 5393 dar in ein ander töt bringen fol. 5619 fi fol ir mannef guotef heben niht. 5912 din ander von untngenden, daz ill wär. 5946 daz er ze* andern fliege vatle

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nider. 6039 ich wil daz icgcllcher habo daz. 6969 und läze nmb fin £re Torgen got. 7902 niwan daz unT mit drn ze tuon gefchiht. 8621 niwan der man die engel unde got. 9140 von wanne burnt daz man deheine kunß. 11217 mit einem worte mer znnftaten komen. 11648 daz man daz kriuze innen haben Γοΐ. 12142 dd daz guot vor ieglichem ganz lit. 13729 Twer aver milte hät in finer jngent. 14064 daz wir der milte namen ban verlern. In allen diesen Fällen ist die mittlere Sylbe die schwerste u. sonach würden sich diese Auftacte in einer Beziehung unter die von Lachmann gefundene Regel fügen, während sie der Forderung, dass diese schwerste Sylbe doch leichter sei als die erste toirkliche Hebungssylbe des Verses, nicht immer entsprechen. Nur 12142 bildet eine Ausnahme, dtk daz guot; doch weiss ich nicht, wie sonst, wenn man hier den dreisilbigen Auftact verwirft, dem Verse zu helfen sein möchte. Zweisilbige Auftacte von mehr als herkömmlicher oder wohlklingender Schwere kommen überall vor, so dass ich sie nicht besonders aufzuzählen nöthig habe. Ein viersylbtger scheint 14138 zu stehen: daz mnn im vertrage zeiner andern zlt; doch glaube ich, dass gelesen werden muss zeinr andern %., somit wäre bloss ein nicht unerträglicher dreisylbiger vorhanden. — In dem klingenden Reim kann ich nirgends einen dreisylbigen Auftact zugeben, wie vorhin bemerkt wurde, trotz des, nach meiner Ansicht, geringen Unterschiedes dieser Reime von den gewöhnlichen stumpfen. Zweisylbige schwere Auftacte begegnen hier öfters, ohne dass ich mir eine bestimmte Ansicht über ihre Zulässigkeit hätte bilden können. Ich habe mich bet ihrer Wiedergabe möglichst den Hds. anbequemt. — 2041 etc. Für den ganzen Passus über die Lüge ist Isid. Sent. II, 30 De Mendacio augenscheinlich das Vorbild. — 2054, 55 betragen : Tagen. 2535, 36; 13777, 78 fagen : betrögen. 4551, 52 erflagen : lägen. 7623, 24 überkömen : vernomen. 13095, 96; 13099, 100 vr&gcn : Tagen. 14693, 94 Tehen; lehen. 14751, 52 namen : Amen. Es wäre leicht gewesen, alle diese Reime in wirklich einsilbige zu verwandeln durch Ausstossung des tonlosen oder stummen e; indessen wären dann Formen entstanden, die aus dem sonstigen Gebrauch dieser Ausstossungen bei Τhom. nicht zu belegen und in der That, vielleicht mit Ausnahme von Tehn : l£hn (was auch im Parzival bekanntlich öfters geschrieben ist), nur sehr schwierig aussprechbar gewesen wären. Man könnte als anderes Hülfsmittel zu der Erklärung dieser Fälle hier einen frühen Gebrauch des später in so grossem Umfange zur Anwendung gekommenen Prinzips der Verlängerung ursprünglich kurser betonter u. mit einfacher Consonanz geschlossener Sylben sehen. Darnach wäre Tägen nach heutigem Gebrauch zu sprechen, was klingend auf betragen reimen müsste. Nach diesem Prinsipe hat ζ. B. Lachmann Parziv. 663, 8 vräge : Tldge geschrieben u. steht Tit. 95 TlfLgc : genläge. Indessen ist kein Grund vorhanden, eine solche Aussprache auch für

ANMERKUNGEN. Thom. anzunehmen. Zur Erklärung genügt die ohen gemachte Bemerkung über die eigentliche Bedeutung seiner scheinbar klingenden Reime. Aber trotzdem, dass dann die Aussprache nicht weit ab liegt von dem wirklich einsylbigen Reime, muss doch noch ein merkbarer Unterschied zugegeben werden. Man kann ihn ungefähr analog demjenigen stellen, der in den formvollendeteren mhd. Gedichten zwischen Reimen wie leben : geben u. wart: vart ist. Beide fallen unter die allgemeine Categorie der stumpfen Reime u. doch kommt es dem gebildeten Schreiber u. Leser damaliger Zeit nicht in den Sinn, beide für ganz gleich schwer zu hallen. — In dieselbe Categorie scheinen mir eine Menge Beispiele aus dem XII. u. XIII. Jahrh. zu gehören, die besonders in südostdeutschen Sprachdenkmälern begegnen. So Kaiserchr. 6084 Uchamen: nämen. IVernh. Mar. 210, 21 Ilgen : rieben. Kol. Cod. 90, 97 verzagen: wägen. 1. c. 176, 716 lägen : gedapen. 198 , 280 wären : gevaren. 234, 1665 vrägete: fagete. Hagen Ges. Abent. III, 74, 1175 in einem sonst genau gereimten Gedicht lägen : vertragen. III, 121, 379 vrägen : tragen. Sifr. Helb. II, Θ49 benamen : kämen. IV, 328 Swäben : loben. IV, 385, 691, 811 herzogen : wägen. V, 1,2 beträge: klage. VII, 1165 beträge: niaezoge. XIII, 1187 voget: vräget. Ottoc. 218 b änen : raanen. 1. c. 412b fehen : vöhen. 565 a lägen : tragen. 571 b flögen : gelegen. 661 b flögen : wegen. 400 b dräter : vater (wo gewiss Niemand drätr: vatr sehreiben oder sprechen wird). 569 a Cchaden : gebäden. 663 b , 670b etc. draven : phalzgräven. 588 b zahor: näher. Ausserdem oft rede:bäde; frägen: Tagen; jähen : beflahen. So wird auch 241 b gensedic: ledie zu fassen sein u. auch 547 a peleiben ( I n f . ) : unvertreiben [Part. Prä f.) scheint Iben : iben gebunden. Noch auffallender bei Phil. ML. 7®, 15b Asete: gebete. 11& nsemeft: lebeft. 20 b roäge:tage. 7 a laben : gäben. 24 b wären : varon. 22 a vähen: Rahen. 65 a täde: gote. 65 a , 69 a körnen : genomen. 30 b wlle: Tpile. — Mit diesem Gebrauche darf man den von Mitteldeutschland ausgegangenen der Verlängerung ursprünglich kurzer Tonsylben, die einst stumpf reimten, zu klingenden nicht verwechseln. — Dieser Gebrauch findet sich erst seit der Mitte de» XIV. Jahrh. häufiger, wenngleich schon jenes fläge: gemäge; «läge: vräge Wolframs eine Spur davon sein mag. — 2060. und guot geheize, so habe ich nach den Hds. geschrieben. Ich halte es für den Acc. S. von diu geheize, was auch bei JSithart, Benecke II, 33, 1; Görl. Ευ. Fdgr. I, 184, 35, Ottoc. 130» diu geheiz, die 115?, 517», 579 a mit guter geheiz steht. — 2057, 2075, 2087, 2088 ist es einfacher, es für das Mose, der geheiz zu halten, dessen Bedeutung ohnehin in nichts von der des eben nachgewiesenen Fem. · sich unterscheidet. 2061. fchar ist das seltene ahd. feara oder fear, forpex, Graff VI, 526. 2125. Ich underdinge der herren zorn. So geben AG. Was die

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undern haben, zeigt, dass sie die Bedeutung diesen seltenen Ausdruckes gar nicht mehr verstanden. Das mit nnderdingen synonyme u. zum Verwechseln ähnlich klingende Verbum underdigen ist häufiger u. durch mhd. Beispiele in Benccke's Lex. genügend belegt. Für underdingen habe ich bloss folgende mhd. Analogien — ahd. kenne ich bis jetzt keine — Litan. 443 mit u w e r u n d e r d i n g e , wo Massmann underdige verbessert; I. c. 621 unde mit dinen underdinge verdecker di burninde vackulen un6r runden. Massm. Denkm. 115 j o c h mit underdinge an Diine f r u n t geringe, also überall Fürbitte. Das Verbum selbst weiss ich nicht zu belegen, es ist aber daran bei dem Vorkommen des abstract. Substant. nicht zu zweifeln. — Die Unstoete in der JVelt als Folge des Sündenfalles nach allgemein kirchlich-philosophischer Ansicht des Mittelalters. Vielleicht sind in der Ausführung dieses Gedankens bei Thom. einige Anklänge an Homil. I. Gregor. Magiii Homil. Lib. in Evangel. zu entdecken. Ich wenigstens kann mich von dem Gedanken an eine solche Berührung nicht los machen. Auch sonst werden sich entschieden aus. Gregor's Schriften entnommene Motive noch nachweisen lassen. Mit eintm ist es bereits geschehen. (Gregor ist, beiläufig bemerkt, der einzige Schriftsteller, der von Thom. namentlich citirt wird.) Die berührte Stelle lautet: ficce fratref mei j a m cernimur quod audiebamuf. Novif quotidie et crebrefcentibue inalif munduf urge tu r. — Repentini cafuf o p p r i m u n t , nova: vof et i m p r o v i f s cladef affligunt. — At nunc ipfa f u a fenectute deprimitur et quafi ad vicinam mortem moleAiif crebrefcentibue crebriuf u r g e t n r . — Nudiuf fcrtiul", fratref agnoviftif quod Tubito turbine nnnofa a r b u ß a erecta, deßruetae d o m u f , atque ecclefiae a fundamento everf® f u n t etc. Nach seiner gewöhnlichen Art hat Thom. diese Motive frei bearbeitet, auch verallgemeinert u. zugleich nach einer Abschweifung der Darstellung als Übergang zu der Weissagung vom Weltuntergang benutzt, mit dem dieses IL Buch sehr nachdrucksvoll schliesst. — 2258. da von der tiufchc man giht. Benner 12089 Sie gedenken aber an daz f p r i c h w o r t n i h t , do der fieche leip g e n a f , do beleip er alT er 6 waf. 2286. widerwert. Mhd. scheint nur das abgeleitete widerwertic vorzukommen; indessen ist diese einfache Form bei Thom. durch mehrere Reime so gut bestätigt, dass man sie halten muss. Das ahd. widerwert ist belegt bei Graff I, 1004. 2433. ave dö fi niht v e r e i n t e , so glaubte ich hier nach den Andeutungen der Hds. u. nach dem Bedürfniss des Verses schreiben zu müssen. Die Auslassung des reflexiven Pronomens ist hier, wo aus dem ganzen Zusammenhang das Object so leicht ergänzt werden kann, zu gestatten. Ebenso kann das reflexive Object bei vereinen wegfallen, wenn noch ein zweites, ferneres dabei steht, das dann in den Genitiv

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ANMERKUNGEN.

gesetzt wird: j. Tit. 688, 2 La hören zuht die dinnc ob du dcf willen fo gein mir vereine!*. — 2438. man vürht fi ze Biterbe niht. Die Kämpfe der Römer mit den Viterbiensen, worin Papst Innocenz III. öfter als Vermittler auftrat, β. Geß. Innoc. 133, 134 u. folg. 2447. Berne β. Par. de Gereta Chron. Veron. Murat. Scr. VIII, 623 ad ann. 1207 Eodem anno cum dictuf Azo Marchio in Fcfto Scti Michaeli! auxilio Mantuanorum rediiffet in Veronam, et ipfurn Odorienm et Monticulof cum parte fua expulilTet de Verona, domof et turref eornm totaliter diruendo, et ipfi Monticuli fugientef intraverunt in arcem Gardse et in Pifcheriam. Qui omnef ibidem fuerunt capti et in cafiro Eftenfi conducti et captivati. 2430. PreiTe ift worden ouch lniwert durch urliuge und durcli n i t : d a z lit worden bi unfer zit. Sicardi Chron. Murat. Scr. VII, 618 ad ann. 1200 Sed inter militef Brixienfef et plebein, quam Bruzellam appellant, civilif difcordia orta eil, eif plurimum utrifque damnefa. Nam, teile Domino, omne regnuin in fe divifum defolabitur, et domur fuper domum cadet. Brozella quippe partem Militum diffipavit. Militef autem cum Cremonenfibuf confoederati f u n t ; et pleb e j o f , qufbuf Comer Narrifiuf praeerat, aretaverunt. — Anno Domini MCCI Cremonenref cum Brixienfibqf congregati Militibuf, Bruzellam Brixienfiom captivarunt, eorumque Currum in forum Teu plateam Cremonenfium deduxerunt. Die Kämpfe gehen fort bis 1213, wo Albert van Reggio, Bischof von Brescia, Friede zwischen den kämpfenden Parteien vermittelt und die Bruzeila wieder in die Stadt führt. S. J a cobi Malvecii Chronic. Brixian. (bei Muratori XIV, 893 u. folg.) Cap. LXXXII— XCIIl eine ausführliche, auf mehrere gleichzeitige Aufzeichnungen gestützte Schilderung dieser Parteikämpfe. 2453. Ferrsere. Die Stellen in der Chron. parva Ferrar. Murat. Scr. VIII, 482 beziehen sich auf diese Zeit: audivi a majoribuf natu (.der Verfasser lebt gegen Ende des 13. Jahrh.) quod in XL annorum curricnlo altera parf alteram decief e civitate extruferat, fupcllectilem diripuerat et cetera bona mobilia et neder diruerat more hoAinm. Accepi puer a genitore men hiberno tempore noctiT confabufonte in l a r e , quod ejuf tempore viderat in civitate F e r r a r i s Turref altaf XXXI, quaf inox vidit prnilerni et dirui. Hae autem mutationef cladium et bellorum fact as funt potiiTimum tempore Salinguerra filit Taurelli et Azonif Marchionif, enjuf corpuf conditum eil apud monafterium de Vangaditia ante annum nativitatif Chrißi MCCXXIV. Ante hunc annum Salingtierra, qui in rebuf feculi habituf fuit prudenf et c a u t u f , cum non folum haberet in Parochia Sancti Salvatori f, ubi habitabat, aedef et palatia m a g n a , verum etiam pomaria, hortof, vinetum et p r a t u m , et pro fui et fautorum ejus tutamino ibi Caßcllum conllruxit, quod foffif, aggere et vallo munivit, ac turribuf,

ANVRRKUNGKN.

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in necclfitntibuf opportiinuni. Cuin populuf F e r r a r i s integer, fine höße exteriuf infeftante pace frueretnr, fimultate civili egebat Audio partium. — 2468. Wie sehr Thom. mit dem volkstümlichen deutschen Sprachgebrauch der Zeit vertraut war, dafür giebt diess Korlingen einen interesianteη Beweis. Dieser eig. volksmässige Ausdruck zur Bezeichnung det heutigen Frankreichs war in Italien unerhört, was am deutlichsten aus Ootfr. Viterb. Panth. XVII, 435 hervorgeht: Tunc idem Carolaf Martelluf perpetno decreto conilituit illam provinciam Gaudinam — Francigennm appellari: in lingua vero teutonica juiTit wandern provinciam vocari nomine fuo Carlingam et eof hominef Carfingof — quod vocabulum omnef Teutonic! uTque hodie fervaverunt. Dicunt enim, vado in Carlingam, venio de Carlinga, homo ille Carlinguf eft, et lingnam habet Carlingam. In lingua autem latinn vocant eof Francigenaf, quafi genrtof a Francif, teutonicof vero occidentalef, id eft eifeitraque Rhenam, Francof vocant, terrain eoruin — Franciatn. 1^69. Wand die z v i a künege urliug re hänt ir fani gomauhet l e r e bezieht »ich zunächst auf den letzten Feldzug Johanns t>. England in Frankreich 1214, der, wie aus Matth. Parifienf ad ann. 1214 (ed. WatfLondini 1640 ρ. 248 u. folg.) hervorgeht, mit ausserordentlicher Erbitterung u., besonders von Seite Johanns, mit selbst damals ungewöhnlicher Verwüstung des Landes geführt wurde; ζ. B. p. 248 terrain Cömitif de Gyfner fere totam ferro' flanmiifque dircurientibaf con tri ν erent — militef et fervientef multof — in vineulif abduxernnt — nonnnllof captof in carcerem detrnfcrinit. Terramqne Ludovici fiKt Regif Francorum in partibnf itlif gravi depopulation« afflizeroat. p. 250 hif — diebaf exercituf Regif Anglorum — adeo debacchando mvalait, at plariraif depopulatrf provineiif, jam pagum ingrefluf Porttivenfem erndeli niiuif ibidem rabie defavierit. — Hugo de Sovel roilef ßrenuuf fed crudelif et foperbuf, qui tanta in partibof Ulif rabie fsviebat, ut nec qui dem fexui muliebri, ncc aetati parceret parvülorum. Man muss erwägen, dass Matthäus Paris., der diess erzählt, ein Engländer u. noch dazu ein guter Patriot ist. — In die zwön künege urliugaere ist urliugtere so zu sagen ats stehendes Epitheton mit künege verbunden: die beiden stets sich bekriegenden Könige, Johann u. Philipp Augustus. Es verstand sich nach der Ansicht der Zeit von selbst, dass sie in fortwährendem Kriege mit einander begriffen waren. — So bezeichnet Johann in officiellen Actenstücken (ζ. B. bei Matth. Parif. p. 248) Philipp auch geradezu als cppitalem inimicum noftrum, als den Feind auf Leben u. Tod. — 2483. Monteßascone war von Papst Innocenz III. bald nach seiner Inthronisation auf seinem Zuge durch Tuscien zur Besitznahme des Patrimoniums Petri erobert (β. Gefla Inn. 14), stark befestigt u. mit einem päpstlichen Burggrafen (propriuf caftellanuf) besetzt worden.

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Vor dem Siegeszuge dea Papstes war gerade Ttiscien der Sitz von Raubrittern, welche selbst die nach Rom siehenden Pilgrimme nicht verschonten. (Gcfta 1. c. üuo vero noliilef Guido et Nicolauf temporibuT fuif et praedeceiTorum fuorum graviter Romanam Ecclefinm offenderant, vulncrando, capiendo, et fpoliando venientef ad eam, et redeuntee ex ipfa.) Diess änderte sich natürlich nach der gründlichen Wiederherstellung der päpstlichen Autorität in diesen Gegenden, besonders nachdem das die ganze Landschaft u. die tuscische Strasse nach Rom beherrschende Monte Fiascone von päpstlichen Burgmännern besetzt war. Nachdem sich Kaiser Otto IV. t unmittelbar nach seiner Krönung, mit Papst lnnocenz entzweit hatte, so schritt er zu der Belagerung des festen Monte Fiascone. Böhmer Regelt. Ott. IV. Nr. Θ6. führt bereits unter dem 11. Oct. 1209 eine von dem Kaiser ad pedem M. F l . ausgesteifte Urkunde an. Schloss u. Stadt waren bis Ende des Monats in seinen Händen. Er besetzte sie mit seinen Anhängern, die von hier aus den päpstlich gesinnten, wie vordem, grossen Schaden zufügten. Diese Gewalttätigkeiten, die sich Otto in seiner brutalen Weise gegen grösstenteils arme und unbedeutende Menschen erlaubte, schadeten ihm ausserordentlich. Das Gerücht davon verbreitete sich, wie man aus dem um wenig späteren Wilhelm von Bretagne sehen kann, schnell durch ganz Europa. Der Ort, wo diese Feindseligkeiten ausgeübt wurdenf wird nirgends angegeben; indessen lässt sich aus Thomasins Zeugnis«, im Vergleich mit den Vorfällen vor der Thronbesteigung lnnocenz III., wohl mit grosser Wahrscheinlichkeit schliessen, dass zu Monte Fiascone hauptsächlich dieser Unfug verübt wurde. Von dort konnte man nicht bloss die grosse Strasse aus Tuscien, sondern auch sehr leicht die in der Entfernung von etwa 20 Miglien vorüberführende aus Spoleto sperren. — Die Stelle des Wilhelm von Bretagne, welche die ausführlichsten Nachrichten darüber giebt, lautet (Willelnii Briton. Armorici Philippidof VII. «ab fin ) : Nec minuT hac ipfa Tub Pentecofte JohanniC Otho liepof Regif (Johanns v. England) SaxonicuC, online laevo Qnem forf extulerat ad fummi culmen honorif, Fleret at Imperium fordere Nerone fecundo, Urbif Romuleae finef et jura beati Vaßabat Petri, patrimonii propria fervi Servorum Chrifti, quae vere noverat eiTe JuriT ApoJtolici, fibi vi rapiebat et arrnif Romipetaf, et qui fancts fuccurrerc terrae Ibant, ex voto quof crux alTumpta tueri Et tutof praeftare omni debebat ab holte, Suppliciif animo variif lubdebat amaro. ΗοΓ ΓροΙΐβηΓ, illoT occidenf, membra quibufdam Amputat, obfcuro multof in carcere claudit,

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Ex tor quere queat ut plura numifmata claufif. Si quem paupertaf tutum jubet ire, fiagellif Csditur in patriam, veßigia vertere julTuT, Sedif Apoftolics ne limina polTit ad ire. Obfidet introituf villarum, publica nulli Strata patet, nullit adituf dat fctnita tutof, Armatur vallef et confraga prsdo coronat. No queat hac ulluf aut iliac ire viator, Pontef et gladiif et vifpillonibuf horrcat Ut quotquot venient fpolient vi. nulla facultaf Vifendi Romain datur etc. 2487. Ε ill auch niht ze Lamp arten, van dä habentf erfchrecket Iiarte die Meilänecre mit unglouben etc. Die Fehden der Mailänder in den Jahren 1213— 1215 mit Cremona, Pavia etc. β. bei Galv. Flamm e Maiop. Flor. Murat. Scr. XI, 665 u. folg.; ζ. B. ad ann. 1213 Eodem anno Mediolanenfef cum Carrocero Lomellinam intraverunt: 12 de Junii Mortariam deßruxerunt, Gambalonum, Lomelum et omnef ίΙΙβΓ contrataf beftiiT et ΓροΙϋΓ infinitif depredati funt. 1215 quarto die Februarii mille militef de Mediolanenfibuf Placentiam iverunt et Caßrum Parpanifii obfederunt et exußum fundituf everternnt, Rovorfcaliam etiam deraßaverunt — Rovorfcale, quod erat podio, muro, folTato et altiiTimir turribuf vallatum, fundituf everternnt. — Garlafcum violenter expngnaverunt, CCG Papienfef, bovef innumerabilef aliamque infinitem ρ red am abduxerunt. — Cafalenfee cum corrigio ad Collum Mediolanenfibuf fe reddiderunt et carceribnf Mediolancnfium mancipantur et Cafale fnndituf evertitur — XX die Augußi. Eodem menfe Mediolanenfef — intraverunt terram Marchionir Pimaü i , Caftra et Villaf innumerabilef deßruxerunt. — Was den Forwurf der Ketzerei betrifft, so genügt das Schreiben Innoc. III. an den Bath u. die Gemeinde zu Mailands XII. Kai. Nov. 1212 Cum illem (Ep. Inn. XV, 187.) — Primo eniin cum Scriptum prscipiat cap! vulpeculaf, qute Dominicam volunt vineam dembliri, hsereticof fcilicet qui ob dolofitatef multiplicef vulpium nomine defignantur, vof fpiritibuf attendenter errorif, facti eftif hsretice pravitatif precipui defenforef. Nec folum vulpeculaf memorataf non capitif, verum nfque adeo fovetif et defenditif eafdem ut apud vof mutates fint de yulpibuf in leonef, et de locußif in equor ad prelium prsparatof, dum vobif faventibuf doctrin® fuae formentum publice predicate non metuunt et in melTem Dominicam jam non occulte zizania fem in are prsfumunt. Undo cum de aliif mundi partibuf a zelatoribuf fid ei expelluntur ad civitatem veßram quafl quandam errorif fentinam confngiunt, ubi pro religione fufcipitur quidquid difcordare a fide Catholica demonßratur. Porro iidem feile Draconif vobif in aureo Babylonif calice propinantef inebriarunt adeo mentef veßraf, ut Me-

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ANMEERVNOEN.

diolan. Ecclefiam matrcm veßram — irreverenter ot impie conculcantef, earn in fervitutif opprobrium deducero fludeatif. Sancientef irapio contra earn peiTima inftitota, eanique durif angariif affligentef, ut nunc apud τοΓ longo pejorif conditionif exißat quam olim populuf Ifraelif fub Pharaone fuerat in Aegypto etc. 2495, 96. Der Ungern nntriu und nnßnne fchein v o l an ir küneginne. So habe ich die Ferse, den ersten mit einiger Abweichung von Α ti. jüngeren Ilde., gegeben. ontriw e von G schien mir die Lesart untriu oder untriw, denn beide Formen wären hier dem Vers gerecht, zu enthalten- Dass der diphthon. Schluss in derartigen Worten Thom. gereckt sei, wird durch 2803 , 4 bewiesen: fin lip veil und enT n t umb wiu, n i f a n nmb forgen , müe und riu. Auch spricht die Fon* nine, über die ich oben zu V. 312 gesprochen habe, dafür. In der Zweiten Hälfte von 2495 habe ieh da» von allen Hds. überlieferte ir getilgt, da» den sonst einfach construirten Vers ganz unauflöslich verwirrt und von Seite des Sinnes recht gut entbehrt werden kamt, ja sogar gegen den feineren Ausdruck anzulaufen scheint. Es kann sehr leicht aUS dem folgenden Verse, wo e» entschieden berechtigt ist, in diesen hereingekommen sein) der umgekehrte Fall von dem, der so häufig bei zweimal nach einander gesetzten Präpositionen begegnet. '— Auf die historische Bedeutung des hier von Thom. abgegebeilen 1frtheils über die Ermordung der Königin Gertrude von Ungarn habe ich bereits in meinem Leben Ludwigs des H. (Leipzig, 1851), Anm. I I , 3 (p. 79) hingewiesen. Es ist, wie ich dort bemerkte• von um so grösserer Wichtigkeit, alt es ganz u. gar den Stempel der Unabhängigkeit de» Urtheilenden in sich trägt, was von keinem anderen gleichzeitigen oder späteren Zeugniss über diesen Vorgang in diesem Masse gilt. — 2506. Die nach 2506 in allen Hds., mit Ausnahme von AD, sich findenden Zeilen müssen, da sie schon in Ε stehen, früh eingeschoben worden sein. Ihr Inhalt bezeichnet sie als einen Versuch eines gelehrten Überarbeiter», den eben durchgeführten Gedanken noch einmalu. zwar in einer Art von naturphilosophischer Beweisführung, zu begründen. Sie sind übrigens überall so verdorben, dass sich der eigentliche Sinn Hur mühsam herausfinden lässt. Ich wage hier auch keinen Versuch, sie zu emendiren. — 2514, 15. dar nftcb korot niht zehant der werlde ende alfö dräi Renner 19824 So kumt der leidige endelcrift, nach def gewalte wift verbrant dife werlde und doch nihl fd ze hant. 19836 u. 23988 igt der Grund davon angegeben: Γό man den regenbogen fiht, Co zegöt die werlde niht denn darnach über vitirsic jär. — 2639 u. folgende freie Verarbeitung von Hör. Sermon. I , I Qui fit, Maecenaf, nt nemo, quam Tibi fortem feu ratio dederit, feo forf objecerit, ilia contentur vivat etc., deren Motive auch weiterhin öfters aufgenommen u. frei verarbeitet werden.

ammekkvngbn.

δδ5

2695, 96 vertragen : vertragen; so giebt Α. Aus den Änderungen, die einige Hds. mit diesen Versen vornehmen, scheint sich zu ergeben, dass hier irgend etwas Auffälliges gestanden haben muss. Der Reim vertragen: tragen kann es nicht gewesen sein. Diese Art rührender Reime konnte nicht auffallen u. den Schreibern, die ζ. Β. 14681 welliifch gaft: an der tiufche galt passiveη Hessen, keinen Anstoss gewäh« ren. Wohl aber ist vertragen : vertragen, wo dasselbe Wort »weimal genau in derselben Bedeutung — ich glaube nicht, dass selbst mit der spitzfindigsten Erklärung hier eine Nuance des Sinnes aufgefunden werden kann — eine Licenz, die sonst bei Thom. nicht mehr vorkommt, ii. die überhaupt immer als roh gegolten zu haben scheint* — 2726. fwer niene kftn mit kleime leiten. So habe ich nach dem chlaine von AG, verbunden mit G klammen, geschrieben, mit kleine müsste für das Subst. diu kleine gehalten werden. Die Verbindung desselben mit leben, in dem Sinne von eingeschränkt, sparsam leben, scheint der Sprache Gewalt anzuthun. Für den Dal. Sing, de» substantiv. flectirten adjectivischen Neutrums kleine = daz gnot, daz wär ist die Form ebenfalls nicht zu halten, kleine bildet, so viel ich weiss, nirgends eine solche absolute Neutralform, wenn man nicht j. Tit. 49S gelich dem &wer daz fich von kleine venket. 1. c. 906 jA wer der wilden Kriechen harte kleine wider komen dafür erklären will, w· das erstemal das Fem. diu kleine, das zweitemal die gewöhnliche tinflectirte Neutralform des Adject, gemeint sein wird. Es bleibt also wohl nichts übrig, als die regelmässige adjectivische Dativform adzunekmen, die hier nach demselben Lautgesetz contrahirt ist, nach welchem einte, keime, mime, dime, dime etc. gebildet sind. Übrigens hat auch die Lesart kleinem nach dem, was oben über die Freiheiten gesagt wurde, die sich Thom. in der letzten Senkung stumpfreimendw Werte gestattet (s. o. z. 10), kein Bedenken gegen sich. — 2729, 38. der man bedarf niht ze vil etc. genommen aus Sen. I, 4 Lex autem ilia naturae feif quof noliif terminof ftatuat? Non efmrire, non fit ire, non algere. Ut famem fitimque depellaf non ell neeeffe etc. 2739, 40. def man bedarf ift fchier verent: toerfcher wäa der ill an ent. Über den Reim β. ο. zu 2035. — Bier war nath der Hds. die Gleichheit des Auslautes herzustellen. Der Ausdruck des Gedankens »t aus Sen. IV, 10 genommen: necelle eft enim in imraervfa exeat cupiditaf qus naturalem raodum tranlTilit. Illa enim habet Γηηο» finem, inania et ex libidine orta fine termino funt. 2741 —46 Mit Zugrundelegung von Sen. I, 9: Volo tibi Chryfippi quoqne diftinctionein indicare. Ait fapientem nella re indigere et tarnen multif illi rebuf opuf effe: contra Aulto nulla re opof eft, nulla enim re uti Icit, fed omnibur eget. 2805 — 2812 nach Sen. V, 1 Saepe maximum pretium eft pro q«o nullum d'atur. Multa poflum tibi oftendere quae odquifita accepta-

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ANMERKUNGEN.

que libertaleni ιιοϋίΓ cxtorferint: iioilri eiTouiuf, Ii illu nollra iiuu eiTcnt. 2829. and ill doch unmiiTewcnde. Dieses seltsame Wort ist durch AG, βο wie durch die offenbar entstellten Lesarten der andern genügend verbürgt. Der Sinn ist: es steht nichts im Wege. Die Zusammensetsung von un und milTe im Nomen scheint durchaus dem Geist der deutschen Sprache zu widerstreben. Ich erinnere mich auch nicht, das Wort unmiffewende irgendwo gefunden zu haben, so gewöhnlich das einfache miiTewende ist, welches Unglück, Verbrechen (je nach der subjectiven oder objectiven Fassung des Begriffes von wende) bedeutet. Ane miiTewende kommt in der zweiten Bedeutung auch mehrere Male bei Thom. vor. In der Mitte zwischen beiden Bedeutungen steht eine dritte, die an andern Stellen auch bei Thom. vorkommt, wo miiTewende unglückbringende Verzögerung oder unheilvolles Widersireben heisst, also üne miiTewende die Bedeutung von *unverzüglich' hat. Als ' Verbrechen' braucht miiTewende aueft Ottoc. 18b alle miiTewende in vloch d. h. er war ein Ehrenmann. 123b dehsine miiTewende an im tuon. b Aber 439 steht äne ID. auch bei ihm in solcher Verbindung, dass es nur als 'unverzüglich' erklärt Sinn giebt. Ebenso kann es auch bei dem Tanhüfer MS. II, 67* nur in dieser Bedeutung stehen: Gar ane miiTewende Netun ich Π vur eine keiferinne d. h. ohne mich zu besinnen. — Wird bei dem Gebrauch von Ane miiTewende, das eine sehr beliebte mhd. Redeformel ist, die subjective Färbung des Ausdruckes entfernt, «o folgt die Bedeutung von *ohne dass etwas von aussen her im Wege stunde, ohne dass eine Abänderung (des im Satze Behaupteten') durch irgend welche äussere Einflüsse möglich ist1 d. h. ohne Zweifel, gewiss, wie es namentlich am Schluss grösserer Abschnitte oder ganzer Gedichte sich gebraucht findet, ζ. B. Lieders. XXVIII, 740 So nimpt die forg ein ende an alle miiTewende. — Die weitläufige Anmerk. bei Diemer 176,17 über wende u. die Zusammensetzungen davon giebt keine Belege für unmiffewende, das nach dem eben Gesagten mit der zuletzt festgestellten Bedeutung von dne miiTewende zusammenfällt. 2879, 80. dem bcefen glücke und guot gefchiht der armuot zende, der bdfheit niht. Wäre der armuot u. der büfheit nicht so gut verbürgt, so würde die einfachste Besserung dieser schwierigen u. in meiner Textesherstellung doch noch immer höchst bedenklichen Stelle lauten: dem bcBfen glücke und guot gefchiht die armuot endet, die bdfheit niht. Für endet spricht DE endt u. der merkwürdige Fehler in U ende tet. Die Übersetzung wäre dann: dem Bösen endigt Glück u. gute Begegniss (guot gefchiht) die Armuth, aber Nichts die Bosheit. Da aber der festgehalten werden zu müssen scheint, so passt diese Erklärung nicht mehr: was wäre mit dor armuot endet anzufangen? Sollte dieser Genitiv von enden abhängig gemacht werden, so wäre diese gegen den mhd. Sprachgebrauch der das Object zu enden immer in den

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Acc. setzt. Es bleibt also nickte übrig, als gefchiht für das Verbum zu halten, was wegen des Parallelismus des Ausdrucke in der ersten Hälfte des Satzes überhaupt besser ist. Es steht dann glücke und guot als nebengeordnet. Von guot ist ohnediess fortwährend die Rede, nicht von glücklichen Begegnissen im Allgemeinen, sondern von der Erwerbung von Vermögen. Die sich aus dem Bisherigen ergebende Lesart dem boefen glücke und guot gefchiht der armuot ende der bdfheit niht, welche buchstäblich mit dcti besseren Hds. stimmt, setzt die Möglichkeit eines doppelten Nominativs bei gefchehen nocA Analogie von werden voraus, wovon ich keine sicheren Beispiele nachweisen kann. Desshalb habe ich gegen die hds. Zeugnisse ze hineingesetzt, wodurch die syntactische Schwierigkeit entfernt wird. — 2903. Lege den fiechen fuf und Γό etc. Nach Sen. II, 5 multif parafle divitiaf non fin if miferiarum fuit, eed mutatio. Nec hoc miror: non eil cnim in rebuf Vitium eed in ipfo animo. Illud quod paupertatem nobif gravem fecerat et divitiaf gravef fecit. Q π era admodum nihil difFert utram aegrum in ligneo lecto an in aureo cönlocef: quocainque illum tranßulerif morbum fuum Tecum tranfferet. — 2939. Swer fich am reht verßdn kan etc. Sen. II, 9 cum adfpexerif quot te antecedant, cogita quot fequantur. Si vif gratuf efle adverfuf deof et adverfuf vitam tuam cogita quam multof anteceilerif. — 2974. def enift tugent deheine vrift. So habe ich nach den meisten ti. besten Hds. geschrieben, def ist der von der Negation abhängige Genitiv, der im Mhd. in weiterem Umfang vorkommt, als in der gegenwärtigen Sprache, s. Gramm. IV. Nachträge zu 647. Hieher gehört der Gen. bei niene, das eben desshalb nicht nothwendig auf ein Negations-Substantivum zurückgeführt zu werden braucht. Bei Thom. findet sick für diesen von niene abhängigen Gen. ein auffallendes Beispiel 10771 vil richer künege nien enwaf es gab keine reicheren Könige. Die zusammengesetzte oder einfache Negationspartikel mit dem Gen. wie hier steht auch noch bei H. Wittenweiler Ring 3C deinf gewinnef ich enweiz. 1. c. 14 c iwerf willenf ich enwailT. Dagegen nie c. Gen. Enenkel (Rauch I, 259) So chunef menfchen ich nie gefach. Hadam. 656 daz ich fd gelichef nie h&n gefchen bl allen mlnen ßunden. Altsw. 85, 17 uf erd nie fchcener frauwen wart. 3007 daz ez w e r vür ftürme wol = 3017 die fint vür nntwerc guot. Gans so bei Enenkel (.Rauch I, 290) Pawen ain hawf für hantwerch daz fo gutef niht mag gefin. 3018. wand der ßein fllfent tuot. Diese bedenkliche Leeart habe ich nach AG aufgenommen. Die Verbesserungen der anderen weisen, wie gewöhnlich, auch hier, neben der Übereinstimmung der beiden Haupthandschriften, auf eine schwere u. nicht nach ganz gewöhnlichem Massstab zu behandelnde Stelle hin. Sehr einfach wäre die Besserung:

58β

ANMERKUNGEN.

der fteine flifen, das Herabfallen der (von Belagerern) geworfenen Steine mittelst Wurfgeschütz thut dem Thurme keinen grossen Schaden. Nach der aufgenommenen Leeart kommt derselbe Sinn heraus, nur befremdet die fast undeutsch zu nennende Participialconstruction besonders in dieser Wortstellung. — 3047. fine ruowent fd niht zuo der zit. Ganz so gebraucht findet sieh fd 3189 jd hdt Γέ niht diu hÄrfchaft von ir felber Γό vil kraft. 3430 wao du hdft fd niht die kraft daz du felbe werell dich. 5382 daz er fd def tödef kraft niht ze harte vürhten fol. 6660 fi tuont dem herren wirier fa dan den andern. 7037 dun getarft fd niht ezzen def du hdft. Ausserdem kommt es häufig in der gewöhnlich als die einzige angenommenen Bedeutung exteraplo, ßatim vor. In den zuerst angeführten Stellen passt diese selbstverständlich durchaus nicht. Es steht immer, mit einziger Ausnahme von 6660, mit der Negation u. verstärkt dieselbe. Nur bei 6660 findet es sich auch im positiven Satze, wo es indessen zur Noth auch auf die gewöhnliche Weise 'sogleich, auf der Stelltf übersetzt werden kann. Ganz derselbe Gebrauch von fd, als Verstärkungspartikel ohne rechte concrete Bedeutung, tritt ein fd denne (nun wohl) MS. 1, 65*; fd dd, ja gerade da, MS. II, 59»; fd Γό ichüefe mich zehant MS. I, 70 a verstärkt fd nicht zehant in der Bedeutung sogleich, sondern den affirmativen Charakter des ganzen Satzes. Both Pred. 23 noch fd ein kindil, nicht einmal ein K. Enenk. (Hagen G. Α. II, 581) alf man ez noch vindet fd (in Wahrheit findet). In derselben Bedeutung wohl auch En. Rauch I, 258 feit wart Π umbmawert fd w. Lieders. CXLIX, 32 ich han derhertet Γα Ωηβη willen. Es geht aus den gesammelten Beispielen hervor, dass es auch im positiven Satze steht. Jene Beschränkung bei Thom. kann somit rein zufällig »ein. Die Schreiber der jüngeren Hds. Thom. scheinen diesen Gebrauch nicht gekannt zu haben. Sie ändern gewöhnlich ζ. B. 3189 dd, 3430 doch u. s. w. 3167. def entuot aver h£rfchaft niht etc. Nach Boeth. Con f. phil. I I , 6t Ita cum peiTimof plerumque dignitatibuf fungi dubiuiu η on fit, Iliad etiam probatur, dignitatem et potentiam natura fui bona non effe. Dessgleichen 3173 u. folg. W e r hdrfclmft guot in ir nature, fi taet daz ieglich eräatüre von ir felbr nature tuot etc. Boeth. I l l , 4 : Atque ut agnofcaf veram illam reverentiara per bar umbvatilef dignitatef non poffo contingere, fi quif multiplici confulata functuf in barbaraf nationef forte devenerit, venerandumne bar-» barif honor faciei? Atqui fi hoc naturale munuf dignitatif foret, ab officio fuo quoquo gentium nullo modo ceiTaret, ficut ignif, ubique terrarum numquam tarnen calere defiftit. Überhaupt liegt diesem ganzen Sten Buch Thomasina der erbauliche Theil von Boeth. Con f. phil. so weit zu Grunde, dass der ganze Gedankengang der Abschnitte 'guot, h^rfchaft, mäht, adel, name' aus ihm entlehnt ist. Im Einzelnen

ANMERKUNGEN.

660

aber ist Thom. hier noch selbstständiger mit der Benutzung seines Vorbildes verfahren als sonst, so dass bloss die bisher angeführten u. noch einige weiterhin anzuführenden Stellen unmittelbar mit dem Oedankenausdrucke bei Boethius zusammenfallen, aber auch wieder mit Anpassung an die Zeitverhältnisse, ζ. B. in der zuletzt citirten Stelle ist coaf u l in herre u. barbari in ander lant

geändert.

3209. der Tchütet die höhen boume veße: eße. So schreibe ich nach den Hds, Einfacher wäre es, das Adverbium vaßn anzunehmen, aße wäre dann der Plural mit zurückgezogenem Umlaut, wovon oben Beispiele gegeben wurden is. zu 1725, 26). Nach dem lat. Vorbilde dieser Stelle, Hör. Od. I I , 10 Sceviur ventif agitator in gen f Pinur et eelfa graviore cafu Deoidunt turref, feriontqae fummof Fulgara raontef, sollte man vaße vermuthen; doch ist auch hier, wie gewöhnlich, die Anlehnung nicht so wörtlich, als dass nicht Thom., zumal im Reime, sich die Änderung des Adverbiums in das Adjectivum verstattet haben könnte. 3396 u. folgende habe ich die sonst dem deutschen Munde des Mittelalters gerechte Form Troie oder T r o i j e in die dem Lateinischen «f. wahrscheinlich auch dem Vulgäritalienischen entsprechende Trojä geändert, wofür auch die Hds. zu sprechen scheinen. 3415 u. folg. ni) heert an mäht grdz unkraft: ich weiz den gräTen der flu gräffchaft verlorn hfU u. 3427 N a h t , wir ftn an dir betrogen, sind, wie der ganze obige Gedankengang, au» Boeth. I I I , 6 entnommen, aber bedeutend erweitert. Die Worte des Boethius lauten: An vero regna regnqtqne familiaritaf efficere potentem valet? Quid· ni, quando eoruro feiieitaf perdurat. Atqui plena eß exemplorum vetußaf, plena etiam praefenf aetaf, qui regef felicitatem calamitate mutaverint. Ο praeclara potentia, quae ne ad confervationem quidenr fui fatif efficax invenitur. Auf welche Grafen u. Bischöfe, Markgrafen u. Herzöge 3416—3422 anspielt, wage ich bei der grossen Auswahl von Fällen, auf welche diese allgemeine Bezeichnung passt, nieht zu vermuthen. 3424 — 26 ich erkenne ouch lihte den künic der wol etevenn hiete einf riehen keiferf mäht und h i t nu niht einf künegef kraft geht, wie mir scheint, auf König Johann v. England. Gang so sagt Matthaeur Parifienfir ad ann. 1215 (ed. W a t f , Londini 1640. p. 255) Q.ex autem Johanne Γ cum f e fere ab omnibuf cerneret derelictnm, ita quod rix fibi feptem equitef ex omni moltitndine regia fupereifent, timuit velde ne Baroner in caßra fua impetum facientef, ilia fine difficultate Tibi fubjqgarent, cum prseipue nullum obßaculum invenirent. u. pag. 278 die Klagen der Barone über den selbstverschuldeten Untergang Johanns u. die Schmälerung der königlichen Macht in England: Circa hof dief, cum denique Baronef, qui jam omnia amiferant, qute propenfiuf in hoc mundo diligebant et fpem boni meliorif penitur non habebant, ut per fe recuperarent amiflk, tacti funt dolore cordif intrinfeeuf et quid ageront ignorabanti raa-

660

ANMERKUNGBN.

ledicentef R e g i f

verfutiain,

t e r g i v e r l a t i o n i r et infidclitatem,

et de-

centef f u f p i r i a geminando: Veh tibi Johannef R e g u m ultime, A n g l o rum Principum abominatio, Nobilitatif A n g l i c c o n f u f i o ! j a m v a ß a t a / e t ampliuf vaßanda!

Heu A n g l i a

heu A n g l i a , A n g l i a !

omnibuf bo-

nif hactenuf princcpf provinciarum, facta βΓ fub tributo; non tantum flamme,

f a m i et f e r r o ,

ecd fervorum ignobilium et advcnarum im-

perio fubjecta et fubpeditata.

L e g i m u f quod multi alii R e g e T ,

irao

et R e g u l i , ufque ad mortem pro liberatione terrae fuse fubject® dimicarunt: eed tu Johannef — ut terra tua ab nntiquo libera ancillaret e x c o g i t a ß i et operam impendiili, et ut aliof tecum t r a h e r e i in f e r v i tutem,

q u a f i cauda Terpentine medietatem

teipCum primo depreifißi.

ilellarum

a

firmamento

Factuf de R e g e liberrimo tributariuf,

fir»

mariuf et Vafalluf f e r v i t u t i f , terrarurri nobililTimam chirographo f e r vitutif aeternae o b l i g a f t i , numquam a compede f e r v i l i liberanda etc. Man ist im ersten Augenblick Otto zu denken,

Kaiser spiel

unbegreiflicher

geneigt,

bei den Worten

dessen Schicksal

Glückswechsel

Thomasina

weiter unten als ein

besprochen

wird,

aber die

3422.

der mäht unkraft ane wint.

sich schwer etwas machen lässt. den vorhergehenden ane,

der Präp. Form

mit

A G haben unchrefte, woraus

Die jüngeren

diesen u.

von w i n d e n , verbunden

abgeleitet

so dass w i n t die nicht

vereinfachtem

Hds. verändern

Offenbar nehmen sie an dem ane w i n t

Vers gänzlich.

Ich halte ane w i n t für

Anstoss.

Doppele,

selten sich

(β. ο. ζ. 6)

findende

wäre.

daz reht diu m i l t c ane w i n t ,

Derselbe

überall

in der Bedeutung

Bezug

auf etwas, mit etwas zu schaffen haben, in einem bestimmten sein zu etwas. zwungen

Die erste angeführte

Unkraft

deren Macht nur irgend

in

Unmacht

eine

Graff

herangekommen

Stelle

I , 880,

das einfache

ist,

ist.

so läge

hier

am allernächsten;

Bedeutung.

der in an want ( ϊ λ η angieng). an lesen, wie die Hds. giebt,

IV,

Verhältniss

Fände

nur

ana

106.

Gebrauch

zu

mir

behaupten.

719*: und w e r do iemant

Ebenso ist wohl auch Fdg.

Ebenso

Lieders.

an

CCXXVI,

hiet

I I , 74, 16

dei (sc. lant), die phaffen iener ane wun-

steht dieses ane winden Loheng. *eich

nicht,

Auch Ottoc. hat es ganz

Besserung

In etwas mehr aus dem intransitiven

Ausdrucke

Hds.

gawinnan,

in ane Wurden

herausgehender

etwas heran

An-

84 die j u d i f c h e i t het ander-

w e i t mit marter g o t e f pilde gewunden a n e , wo es dem vulgären tigen

ge-

getreten,

sich in den

aber ich getraue

dei ne wolt er chouffin, u. Hoffmanns

ist unnöthig.

ein

das ahd.

ane Winnen einen gleichen

in der oben entwickelten

wendung

haben

Verhältniss

lässt sich allerdings in

übergegangen

Andeutung,

Über ane winden selbst s. Schmeller

tin,

Aus-

so deuten: der mäht unkraft ane wint müsste heissen, zu de-

Macht

auferre,

mit

contrahirte

bei Thom. 8606 den Up diu Aerke ane w i f i t : f i n t ; 13579

druck begegnet

für

Bezeich-

künic passt nicht auf ihn. —

nung

ren

an

Hauptbei-

machen'

ungefähr

heu-

entspricht.

225 d a z Π nach den wurßen wanten an

anmerkcngen.

561

d a z m ü n z d a z Π v o r l i z e n t ilan. Ähnlich musste es, wie eben gesagt wurde, nach dem Sinne der Stelle auch bei Thom. in diesem Ferse 3422 aufgefasst werden. — Entschieden activ tritt a n e w i n d e n in anderer Bedeutung, a l i q u i d i n d u e r e , auf, wofür es keiner Beispiele bedarf, da dieser Gebrauch bekannt genug ist. — 3433. f w i e m e h t i c A l e x a n d e r w®re scheint eine Erinnerung an H i l d c h . M o r . P h i l . De P r a e l a t i o n e ( B e n i i g e n d r c 992) zu sein; A l e x a n d e r P y r r h i ex epulif in c n b i c u l u m venienT nd n x o r e m , p r a e m i t t e b a t ftipatoref f u o f , qui Ccrutarentiir n r c a f m u l i e b r e f , n e quod in v e f i i b u r l a t u m a b f c o n d e r e t u r . Dabei ist der Held der Anecdote von Thom., ohne dass seine Quelle die Schuld der Verwechselung trägt, mit dem Alexander κατ' ίξοχήν, dem macedonischen Alexander, zusammengeworfen worden. — 35T6 u. folg. Ez g e f c h a c h z e i n e r Hunt scheint nach Sen. FI, 7, too dieser Zug ausführlich erzählt wird. Die Pointe lautet dort: O n i n c f , i n q u i t , j n r a n t efle m e J o v i f filium, sed volnuf h o c h o m i n e m elTe m e c l a m a t . Überhaupt ist die ganze Ep. 7 von Thom. hier u. in dem Folgenden über die Schmeichler u. Lotersinger benutzt, aber noch freier als gewöhnlich verarbeitet, weil er hier vor allem auf dem Boden der Wirklichkeit sich bewegen konnte u. das allgemeine Moralisiren bei der lebendigen Anschauung ganz ähnlicher Erscheinungen in der Gegenwart von selbst wegfällt. 3587 etc. W i r Tagen u n f e r t r ö u m e n i h t , f w e n n n n f ze t r o u m e n g e l c h i h t . Sen. FI, 1 Q u a r e vitia Tita n e m o c o n f i t e t u r ? Q u i a e t i a m n u n c in i l l i f eil. S o m n i u m n a r r a r e v i g i l a n t i f e ß e t vitia f u a c o n fiteri f a n i t a t i f j u d i c i u m eil. — 2615. def v o r l o b e f gedenfct e r d a n n e n i h t . Das Inhaltsverzeichniss paraphrasirt diess Wort, das in den Hds. viele Confusion angerichtet hat, ganz passend: und daz d i e l o f e r e v o r l o b e n t u n d h i n d e n f c h e l t e n t (p. 407). 3805. w n n d diu w e r l d e n i h t z e r g ä t : nach A. — G giebt für n i h t h i e , die andern bringen durch grosse Änderungen den entgegengesetzten Sinn der Lesart von G herein. Diese hat den Forzug, dass sie an u. für sich leicht verständlich ist; aber es ist gar nicht abzusehen, wie A zu seinem n i h t u. die übrigen zu ihren Änderungen gekommen wären, wenn man h i e als ursprünglich voraussetzen wollte. Um n i h t von Α zu verstehen, bedurfte es einiger Aufmerksamkeit des Lesers oder Schreibers, um zu entdecken, dass der Ausdruck hier am Schlüsse des Abschnittes mit innerer Notwendigkeit eine Wiederaufnahme des Gedankens dA a l l e r f l a h t e e n d e h a t verlangte. Man wird, sobald man sich dessen nicht bewusst war, allerdings sehr leicht diu w e r l d e , diese oben bezeichnete Welt, die stälige, ewige, jenseits liegende, wo für die wahre, aus uneigennützigem Edelmuth fliessende Freigebigkeit der Lohn ertheilt wird, nicht verstehen oder wenigstens sehr gezwungen finden [XXX.J

36

5β2

ANMERKUNGEN.

dürfen. In den jüngeren Ilds. ist, trotz dem dass auch sie so gut wie G aus dem eben erwähntem Grunde die Textesüberlieferung eigenmächtig zerstörten, doch noch ein Rest des Gedankens, dessen klaren u. prächen Ausdruck AD überliefert, gehalten worden: DA allez dinc unftaetc lAt steht dem ursprünglichen Gedanken ganz nahe. — Cap. XI. über den Adel stützt sich auf Boeth. I I I , 6. Auch Difc. cler. I V , 16 In quo Tua definit nobilitaf avorum nobilitateni haud congrae refervat. — Nobilitaf a me precedent eß mihi cordi plufqunm ea quae patrnm procedit nobilitate ist hier u. in den Stellen des IF. Buches, die dasselbe Thema behandeln, von Thom. verarbeitet. — 3881. Vatorhalbe ift ein ieglich man edel:derz verftän kan, fwer Tin gebnrt behalten w i l , dor h i t adelf harte vil. Es Hesse sich eine Interpunction denken, welche den Satz derz verß6n ban zu dem vorhergehenden zöge, wer es d. h. seine Menschenwürde recht zu handhaben (verßen = fungi) weiss, der ist von Vaters Seite her edel. Mir scheint jedoch dieser mit der eingeführte Satz einer jener fast selbständig gewordenen Zwischensätze zu sein, welche im Mhd., nach der Analogie anderer Sprachen, so häufig vorkommen u. die meist dazu dienen, eine Deduction des Schriftstellers durch eine Art von Apostrophe an das Publicum lebendiger v. wärmer zu machen, zumal wenn sie etwas abstracter Natur oder von einigermassen paradoxem Inhalt ist. Beide Gesichtspunkte fallen hier zusammen. So steht 5561 derz n&ch reht verneinen w i l , wir tuon nnf märe unrehtef vil danne unf der töt miige geben. 5646 derz v o l erahten kan mit Tinnen, daz fol Tin alfd verneinen. 10862 derz merken veil, lit Ad Am vertriben wart. 10965 fd fult ir wizzen wol vür w i r , man gewunne ein innrer fchar def volk e f , die durch übermuot verlorn fint und durch nngnot, dan man der herren möht gewinnen, derz wol ervarn wolt mit Tinnen: wan def volkef ift möre. Dagegen in 11427 dä man mac gewinnen vil und verliefen niht, derz tuon wil u. in 13956 doch wizzet daz ez gefchiht von der milte, der gerne glt wie in ähnlichen mit fwer gebildeten Satzfügungen das Demonstrativum nur scheinbar selbständiges Subject, in der That aber innerlich so abhängig von einem Gliede des Hauptsatzes, wie es das Relativum oder das stellvertretende Demonstrativum in vollkommen regelrecht gebauten Sätzen auch äusserlich ist. Jenes selbständigere der (wofür natürlich auch fwer eintreten kann u. ζ. B. bei Thom. 4200, 4206, 7596, 9750 etc. wirklich eintritt) findet sich in Sätzen wie Der von im welle vrägen, wachenf künde in niht betragen Zts. I I , 209, 50. ez ift auch diu vorhte guot, der Π dem kinde rehte tuot 1. c. I, 479, 1500. Hagen Ges. Abent. I, 122, 633 Dd lägen Γι üf dem bette, ich torfte def wol wetten, der in beiden riefe, ob ir ietwederez fliefe. 1. c. I , 124, T34 der mich ηύ hienge elf einen diep, zewAr def w e r ich wol wert. 1. c. I I I , 22, 26 es ift den Unten wol erkant daz menigio wurz ift guot, der fi einem ßummen

ANMERKUNGEN.

563

in den mnnt tuot, der redet node fprichet wol fwaz ein man reden Γοΐ. fi wer ze loben, der ez tete Renner 4153. fi wer geduitic, der η niht bete Renner 4657. Knenk. {Hagen G. Α. I I , 538) etllch der fi b e t e , diu brach ir triwe. 1. c. 539 Vnde waer recht wol getän, der fie wolt nAch 4ren Ιιέη. Der zweiten Art sind Stellen wie rann vindet dar zu Iiftβ vil, der iz gerne tun wil Kol. 228, 1335. B. Berth. 133 wir heten alle gnuog, der ez gelich teilte. Eine Vermittlung der ersten u. zweiten Art bilden Beispiele wie Waith. 103, 29 Unf irret einer hande diet, der unf die furder t&te, fo mohte ein wol gezogener man. oder bei Enenkel 1. c. 539 Ich feg eu, lieber herre guot, der Tie haben wolt in haot, So behabt Tie niht ir ß s t e . Über denselben Gebrauch im Provens, u. anderen roman. älteren Literaturen a. Diez R. Gr. I I , 83 Anm., wo die Anknüpfung an die lat. selbständigen Einschiebesätze mit fi quif, «. qui bereits vollzogen ist. Offenbar hat sich dieser ganze Gebrauch, zu dem der Genius der deutschen Sprache wenig Neigung haben konnte, nach lat. Vorbilde entwickelt. — 3974. fwenn im zem houbet fleht der win. Ganz so steht flahen 12929 fwä ze dem reht fleht uppekeit. A. W. 7,53, 1259 ist der nämliche Gedanke, wie er hier 3974 steht, durch der win fleht mir in daz hirn ausgedrückt. Im Ring 48d steht dafür der wein in zuo den Hirnen fchluog. — 4201. Erßüende der wife Socratef. Abhängig von der Difc. cler. XX.XII, 1 sich findenden Erzählung, in welcher dem Socrates durch die Sage die Rolle des Diogenes zugetheilt worden ist: Quod proverbialiter oßendit, Socratein fsecuiaref tumultuf devitantem et agreßem vitarn capientera nemuf incoiuilTe, et tugurii loco dimidium inhabitaile dolium etc. — 2. — Iilof autem in fe latrantef ρΙιϋοΓορΙιηΓ intuenf: Non eft, inquit, dominuf veftcr dominuf meuf, eed potiuf fervi mei eft fervuf. — 5. — Quorum fententiam verborum rez benigne affatu diligenter enodari fibi poitulavit, ad quem philofophuC fervata vultuT dignitate leniter inquit. 6. Voluntaf quidem fubjecta fervit mihi, non ego Tibi; tu e converfo fubjectuf voluntati fibi er fervuf, non ipfa tibi. Itnque fervuf ef ejuf qui mihi fervit. — Das etwas zweideutige proverbialiter scheint von Thom. mit fwerz gelouben wil gegeben worden zu sein. — 4275. waz hilfet daz, ob etewenn edel waf fin alter en scheint ein Anklang an Sen. do Benef. IV, 32 Regnent h i , quia vir bonuf quidam p r o a v u f eorum fuit. — 4380. fin herze durch der armuot gefchiht. Der Vers wird wohl nicht anders zu betonen sein, als Tin herze diirch der ärmuot gefchiht, wonach also in gefchiht eine Elision des e anzunehmen wäre. Ebenso wird es 4913 gefchiht im übel fö gefchiht daz der Fall sein. Auch 5470 w4 er fterbe: fwA im gefchiht. 7676 &n gotef gnäde mac niht gefebeben. 11048 fit ez von ir fänden gefchiht. 11662 dö im

564

ANMERKUNGEN.

daz krinz zc Ihlen gefchach, wo überall doch noch besser diene allerdings sehr harte Ausstossung angenommen wird als eine durch Abkürzungen, Zusammenziehungen oder Umstellung ermöglichte Änderung des hdn. fest stehenden Textes. Gerade so wie Thom. hat auch der Stricker öfters diese Form gefchiht, gefchehen etc. s. Hahn p. XV. — 13521 steht daz man durch fin felbef gefchaft, was allerdings auch daz man durch fin felbif gefchaft scan dirt werden kann, aber doch wohl besser daz man durch fin felbef gfchaft gelesen wird. Ganz so hat fVien. Merv. 10 Νύ hät diu werlt verkärt ir gefchaft. An eine Abwerfung der Vorsetzpartikel ge ist in allen berührten Fällen nicht zu denken, wie mir denn auch die von Lachmann Iw. 2704, 4959, 7567 eingeführte Schreibart feliefchaft, feilen, feile oder die von Sommer Anm. 158 für Konrad Fleck behauptete Abwerfung des ge in diesen Wörtern noch immer Bedenken erregt. Vielleicht ist uberall doch die verkürzte Form gfelle etc. anzunehmen, wie sie fast alle süddeutschen Dialecte noch heute mit Leichtigkeit hervorbringen. Der Doppelconsonant g f , d. h. in der wirklichen Aussprache ke, ist im Anlaute an u. für sich dem späteren deutschen Organ so wenig anstössig, dass man sich in der That wundern müsste, wenn sich besonders süddeutsche Dichter zu seiner Entfernung auffallende Einmischung niederdeutscher Formen gestattet hätten. Für fVolfram halte ich ihn nun vollends ganz unbedenklich (s. dagegen Lachmann Einl. z. Wolfr. p. XV). Jedenfalls ist die Zusammenziehung gfcliiht wenigstens ebenso hart als gfelie v. an ihr ist, wenn auch nur als Product landsmannschaftlicher Eigenheit gewisser Schriftsteller, nach den oben gegebenen Beispielen nicht gut zu zweifeln. — 4500 u. folg. ist eine freie Bearbeitung von Bocth. L. IV, 1 — 3, wo derselbe Gedankengang fast nach demselben Faden der Dialectik durchgeführt wird. Das Resultat ist bei Boeth. so formulirtt Eteniin — infelicioref eiTe necefle eß malof, cuin cupita perfecerint, quam fi ea quae cupiunt, iniplcre non poJTunt. 4539. zwd unfelikeit. Jedenfalls nach dem schon oben besprochenen mhd. Sprachgebrauch zu erklären, wonach zu Zahlwörtern häufig die flexionslose Form des dazu gehörigen Substantivs tritt» Es erstreckt sich diese Freiheit nicht nur auf Nom. u. Acc. Plur. CGramm. IV, 467). Lieders. LH, 37 steht an der fiben heilikeit. I. c. CCXII, 68 mit zehen fchant: lant. Ring 15·,· 25iaboluf vero non folom hoc contentuf, quod fe Deo aequalem exißimanf cecidit, infuper etiam fuperiorem Deo fe fecit, fecundum Apoßoli dictum. (JJ These. II, 4 qui adverfatur et extollitur «opra omne, quod dicitur Dcuf, aut quod colitur, ita ut in templo Dei fedeat, oftendenf fe, tamquam DeuT.) 5745 ich mein diu fehf dinc, adel, mäht, geluß, name, richtuom. hßrfcheft. Ich habe name, also den Nom. nach den Hds. festgehalten.

568

ANttURKUINGUM.

Es itheint derselbe Gebrauch des Nominativs, wie bei heizen u. nennen (.Gramm. IF, 592), nur mit noch erweiterter Anwendung. Nach diu fehf, dem von meinen abhängigen Gesammtbegriff, ist durch eine Kürze des Ausdruckes etwas wie diu ich heize ausgefallen, aber der von einem solchen Ferbum des namentlich Auffuhr ens abhängige Nominativ stehen geblieben. An einen blossen Schreibfehler name statt namen darf hier wohl nicht gedacht Vierden. — 6046 ern waere tugenthafte gar. So hat G, während A tngenthaft giebt, wodurch der Fers nur drei Hebungen bekommt. Stumpfre Ferse mit drei Hebungen aus dieser Zeit anzunehmen, halte ich für gänzlich unstatthaft, so wie sie auch für die spätere Zeit, meines Erachtens noch nirgends mit Sicherheit nachgewiesen werden können. Hahn in S. XVIII. der Ferbesserungen u. Zusätze zu dem Stricker scheint an ihrer Existenz in der Krone ν Η . ν. Türlin, nach einer mündlichen Mittheilung Lachmann s, nicht zu zweifeln; indessen wird es gerathener sein, die für die nächste Zeit versprochene Ausgabe derselben abzuwarten, ehe man sich so bestimmt darüber ausspricht. Es ist leicht abzusehen, dass mit ihrer Einführung das wesentlichste formelle Kunstprinzip der mhd. Poesie zerstört worden wäre. Es kommen bei Τhom. allerdings, wie eich zeigen wird, noch einige Fälle vor, wo man versucht sein könnte, an drei Hebungen zu denken; sie erklären sich aber alle auf dieselbe Weise, wie jene oben (β. zu 1249 , 50) besprochenen, scheinbar dreifach gehobenen klingenden, wo entweder an eine etwas ungewöhnliche, aber keineswegs unorganische Betonung oder auch an eine Ferstümmelung in der Überlieferung des Textes gedacht werden musste. Liest man nun den Fers mit vier Hebungen, so ist es unstatthaft tugenthaft, die eigentl. geforderte Form, zu schreiben. Auch darf schon desshalb nicht die falsche Betonung tiigenthäft angenommen werden, weil in G tugenth a f t e erhalten ist u. A so häufig ein auslautendes e, zumal bei mehrsilbigen Wörtern, unterdrückt Coder auch gelegentlich falsch zusetzt). Fielmehr ist es die schwache Form des prädicativen Adjectivums, von deren allerdings seltenem Forkommen Gramm. IF, 579 einige Beispiele angeführt werden. An eine substantivisch gebrauchte schwache Form des Adjective, nach Analogie von a r m e , dürftige etc., ist nicht zu denken. Sie erforderte nothwendig den Zutritt des bestimmten oder unbestimmten Artikels. — 6051 u. folg. von wiu kora Abrahäm dar? Greg, praef. in espl. B. Job Cap. 6. giebt eine etwas andere Zusammenstellung u. Deutung der grössten vorbildlichen Gestalten des alten Testamentes an. Trotz dieser Abweithung scheint die Stelle des h. Gregors die Grundlage für diese: ad odendendam innocentiam venit Abel. Ad docendam actionif munditiam venit Enoch. Ad infinuandam longaniraitatcm fpei et operif venit Noe. Ad manifefiandam obedientiam venit Abraham. Ad deoionßrandam conjugalif v i t e caßimoniam venit Ifaac. Ad in-

AriMERKlTNGEN.

569

finuandam laborif tolerantiain venit Jacob. Ad repcndendara pro malo rctributionif gratiara venit J o f e p h . Ad oftendendam manfuetudinein venit Moyfef. Ad inforniandam contra adverfa fiduciam venit Jofue. Ad oftendendam inter flagelln patientiam venit J o b . Phineas fehlt in dieser Stelle Gregors, kommt dagegen in einer längeren, ganz dasselbe besagenden vor, die von Schmeller Ζts, Fill, 1 1 2 , 13 in extenfo mitgetheilt ist: Rectitudinif zelo contra vitia acccndimur? P h i n e e f ante oculof deducatur, qui coeuntef gladio trnnsfigenf caftitati popnlum reddidit et iram dei iratuf placavit. (Die daselbst aus cod. lat. Mon. 3739 weiter gegebene Stelle ist eben die oben aue Gregor ausgehobene). An diese ganze Exposition Thom. hat eine alte Hand im Codex Pal. Α die Worte Expofitio falfa beigeschrieben. Sie beziehen eich wohl nur auf den Schluss derselben, obgleich sie schon bei 6953 — 64 angeschrieben sind: er muoz fi (die tugende) hän gemeinliche, mug e r f oucli niht hän genzllche, nicht auf die anderen Prädicatef die, abweichend von Gregor, hier einigen Namen zugelegt werden. Zur Erläuterung des mittelalterlichen Vrtheils, das hier eine expofitio falfa fand, wird am besten die Anführung von Petr. Lonib. Sent. Lib. I I I . dift.36. 1 3 d i e n e n : S i c u n o t a e v i r t u t e a p a r i t e r T i n t i n q u o c u m q u e f u n t . Utrum vero pariter quif oiunef polTidcat virtutef, an aliae magif, aliae minus in aliquo ferveant, quaeftio eil· Quibufdum enim videtur quod aliae m a g i f aliae minuf habeantur ab a l i q n o : ficut in J o b patientia emieuit, in David humilitaf, in Moyfe manfuetudo. qui etiam concedunt m a g i f aliqucm mereri per aliquam unam virtutem quam per a l i a m , ficut eam pleniuf habet quam aliam. Nach Anfuhrung der Autoritäten, besonders des Augustinus, der, wo eine Tugend wirklich ist, auch die Existenz aller anderen behauptet, sagt Petrus: quantum ad mentif habitura vel effentiam müssten alle Tugenden da sein, wo eine ist, in actu vero aliam magif, aliam minuf habet, aliam etiam non habet. — 6189. Dö der künic SalomÖn etc. Diese Sage lehnt sich augenscheinlich an Marc, XII, 42 = Luc. XXI, 2 u. folg. Thomasin hält sie, wie aus den Worten, mit denen er sie einführt, hervorgeht, für ächt biblisch. Es ist also ein ähnlicher Füll, wie mit verschiedenen Sprüchen , die er als biblisch citirt u. die in der That nicht in der Bibel enthalten sind. Da er sonst eine genaue Bibelkenntniss verrälh u. viele Stellen, selbst aua entlegeneren u. weniger gelesenen Theilen des alten Testaments, fast wörtlich von ihm citirt u. übersetzt sind, so ist hier an eine blosse ihm zur Last fallende Verwechslung nicht zu denken, auch nicht, dass die mündliche Tradition seine Quelle gewesen sei. Es scheint ihm ein mit diesen Zusätzen versehene* Exemplar der Bibel vorgelegen zu haben. Wir wissen aus der Kirchengeschichte des 12. u. 13. Jahrhunderts, dass die Bibeln der Ketzer, lateinische oder in die Landessprache übersetzte-, vielfältig interpolirt waren, je nach dem

570

ANMERKUNGEN.

Standpunkt der einzelnen Secte. Es ist diese notorische Thatsache zugleich auch mit ein wirklicher, nicht blosser vorgeblicher Grund für die Beschränkung des Bibellesens der Laien besonders der Exemplare in den Landessprachen, welche vom Ende des XII. Jahrhunderts an immer häufiger von der katholischen Kirche u. zwar zuerst durchgreifend in Südfrankreich u. in dem literarisch enge damit verbundenen Oberitalien durchgesetzt wird. Es hat sich also wohl Τhom., der strenge Feind aller Ketzerei, ohne es zu wissen, bei seinem eigenen Bibelstudium eines solchen interpolirten Exemplars bedient. — In abendländischen Quellen weis» ich bis jetzt kein weiteres Vorkommen der hier erwähnten Sage nachzuweisen, ausser in einem späteren deutschen Gedichte (Altd. Iii. I, 4 9 ) , wo jedoch der Name Salomon fehlt u. auch sonst alles volksmässig umgebildet ist. Die Hauptzüge der Sage scheinen aber noch deutlich durch. — 6281. W ä von mac man niht vinden hiute alfd tugenthafte liute etc. Difc. cler. V I , 1 Miror me legiiTe in temporibuf praeteritif nob i l e f , facetof, fapientef honorari: modo vero ΓοΙί vcncrantur leccatoref. Ad quod paterι N e mirerif, fili, quod clerici clericof, generosi generoeoe, faceti facetof honorant, leccatoref a leccatoribus vencrantur. Das bei Petrus folgende ist von Thom. von 6370 an verarbeitet. F i l i u f : Vidi et aliud quod clerici pro fua fapientia non funt hondrati, unde facti funt leccatoref et ad magnum venere honorem. Tunc pater ait i l l i : Hoc quidem ex inertia temporif contigit. — 6333. Iwaen : alf mich dunkt und alf ich w e n . Α hat y w ä n e : w e n e , G u. alle anderen bis D ywan : fuf hat g e f a g t mir min wan. D I w a n : alf ich wan. Es wäre nach G u. den anderen sonach hier ein Reim, wie die oben zu 205, 6 behandelten, mit zurückgezogenem Umlaut anzunehmen, wogegen sich hier das Gefühl sträubt. An die Beibehaltung von wtene u, I w s n e ist nicht zu denken. Iwaene wäre der monströse Plural von IwAn, ein Plural, der auch syntactisch hier gegen den Geist der älteren Sprache verstösst. Ich halte daher I w s n für eine u. dieselbe Form mit iwän, was 6326 auf GawAn reimt, während 1041, 42 G ä w e i n : twein nach den Hds. geschrieben ist. In romanischen Wörtern erscheint mehrmals dieses se statt des ursprünglichen ä , ζ. B, 2453 54 Ferraere: maere (noch Wittenweiler Bing 21° hat der margraf von F e r r ä r : war, 46b F e r r ä r : f w ä r ) , vielleicht auch selbst in Zirclasre : unmaere. Sollte damit der hellere Laut des romanischen ä, im Gegensatz zu dem dunkleren des deutschen ä , bezeichnet werden? — Bei I w s n kann man an die nordfranzösische Aussprache des Namen denken, welcher die Schreibung auf β am nächsten kam. — 6349. In anderem Zusammenhange, aber fast mit den Worten Thomas, ist das Bild von der lichtscheuen Eule Lieders. LXXII, 246 gebraucht} Wenn da ( W ä n d e ) nimpt er dich ze ratgeben So lereftu in in hnwen w i f leben Den fint die v o g e l gehaz und fchrient fi

ANMERKUNGEN.

571

an umb daz daz er fich von in zuchct Und Π ze allen ziten fluchet. 63ΘΤ, wol untugenthaft wefen. Bei diesem Ferse können dieselben metrischen Bedenken aufkommen wie oben bei 604T. Entweder ist also mit auffallender Accentuation zu lesen wol untugenthaft wefen oder auch hier die durch die Hds. an dieser Stelle nicht angedeutete schwache Form untugenthafte zu setzen· 6405 , 6 ze rükke werfent: wervent. 12251, 52 geworfen : erworTen. Auf keinem Falle ist hier von der überlieferten alterthümlichen Aspiration abzugehen und erworben, werbent dafür zu schreiben, f : y reimt eben so ungenau wie m a c h t : naht (s. o. 103, 4). Wie die Guttural-Aspirate vor Consonanten sich bereits zu vergröbern u. in die aspirirte Tenuis überzugehen begann, so geschah oder, richtiger gesagt, so war es bereits geschehen, dass die beiden Aspiraten der Labial-Reihe, u. zwar nicht bloss vor oder nach andern Conson., sich ziemlich ausgeglichen hatten. Auch hier siegte der gröbere Laut, obgleich zuzugeben ist, dass bei unbefangener Prüfung der wirklichen, nicht der nach historischen Entwickelungsgesetzen zu construirenden Lautverhältnisse f immer dünner ist, als die vor Cone, stehende Aspirate h der späteren Zeit. — Die feinere Aussprache des XIII. Jahrh. mag die Unterschiede zwischen f u. ν immerhin noch bewahrt haben, wofür die Reime Zeugnis* ablegen. Aber schon bei dem Stricker ist ein unorganisches f hie u. da nicht abzuläugnen, wie Hahn zum St. VI, 97 richtig bemerkt hat. Auch bei Thom. schreibt selbst Α einige Male wolfef u. dergl. Doch ist zu sehen, dass die historisch richtige Orthographie im Ganzen noch bei ihm, trotz der Reime erworven: geworfen, durchgeführt war, wonach ich bei meiner Ausgabe verfahren bin. — 6425 u. folgende scheint in einiger Berührung mit einer Stelle der Elegie des Henricuf Septimellenfif, eines älteren Zeit- u. Landesgenossen des Thom., zu stehen (er schrieb kurz nach 1202). Das umfangreiche Gedicht steht bei Leyser. p. 480, 105 Nunc ego com videam paleif poflponere grane, cum fuperet mollef nunc faliuncit rofaf, cum quod grande nefaf tolluntur ad alte nefandi etc. Auch die oben bei Thom. gewählten Beispiele aus der alten und gegenwärtigen Geschichte, zum Beweis der überall herrschenden unßcete, scheinen mit den von Henr. Sept. gewählten einige nicht bloss zufällige Übereinstimmung zu haben. 6549 def entuot ein blinde niht. In anderm Zusammenhang bei Sen. V, 10 Cseci tarnen ducem quaerunt, nof fine dace erramuf et dieimue etc. — non eft extrinfeeuf malum noftrum, intra nof e ß , in vifeeribuf ipfif fed et. Et ideo difficulter ad fanitatem pervenimuf, quia nof aegrotare nefeimuf. 6565. dem gevellet lützel, difem vil. dem gevellet lützel, wan er enmac vor hunger lernen durch den tac. Γό fchadet vil difem ouch

572

ANMERKUNGEN.

etc. Ich habe auf diese Weise die arge Verwirrung, die hier in den Hds. herrscht, zu lösen gesucht. Alle Überlieferungen, für sich einzeln betrachtet, geben Unverständliches oder Sinnloses. So schcint sich hier der Gedanke zu ergeben: dem einen fällt wenig zu, dem andern viel. Dem einen wenig, zu wenig, er hat nicht einmal so viel, um sich vor Hunger beim Studiren zu schützen. Aber das Viele, was der andere, der zu Hause unnütz v. unbeschäftigt zu aller Zeit ist, davon trägt u. somit dem Würdigen, Fleissigen entziehet, hilft ihm doch nichts: ein Gauch bleibt immer ein Gauch, ist immer habsüchtig u. gemein, wie viel er auch zusammenscharrt. Diese ganze Stelle, von 6559 an, ist, glaube ich, das Vorbild der Worte des Renners über denselben Gegenstand gewesen. (Renner Frkfurter Druck 88 d .) Die Übereinstimmung ist zu auffallend, als dass sie bloss zufällig sein könnte: DaT ander leydt id, daf ich klage, Dar oiftinalf Ich filer manche tage Leben inn gar großer arrauth, Die guten finn, und reinen inuth Zu künden, und dugendt hetten, Und von denfelben auch nicht dräten, Wan fie nur großer kummer nicht Zwunge, welchf ley der viel gefchiclit. Mancher der v i l nicht lernen, Dem feine freunde hulffen gerne, So lernt mancher gern waf ehr folte, Wer iemandt, der ihm helffen wolle. Der orfte hat mit feulkeyt pflicht, Der ander were from, fo hat ehr nicht, Der iß ahn manchen dingen lafz, Hette ehr aber daf gut, fo thäte ehr bafz. 6644. ob daz gefchsehe etewenne daz in dem mer niht wazzerf waere, daz were ein feltfsne rasere, ob die liache runnen vol. Wird am kürzesten erklärt durch Gcrvaf. Tilb. Ot. Imp. I, XIII Quod autein fontef a mari procedant, arbitrantur quaü per ocoultof terrae porof refudantef, et quod ex mari falfuginofo fontef liquantur dulciiTimi, ex mari calido fontef frigidiiTimi, ex beneficio terrae eft, quae aquain plurimum colatain facit dulcefcero et ex Tua frigiditate calorem mari f exuere. — 6668. wir werden onch mit iin gebeit. Das Folgende ergiebt, dass dieses gebeit die diphtongische Forin statt der contrahirten gebdt oder der regelmässigen gebadet ist. Gerade so wie neben fchtit auch feheit (s.o. 871,72) neben M t auch heit besonders im Heime vorkommt, so hier auch b e i t ( : gefeit 6783, 84, wo übrigens der Reim gefaget: gebadet η ach einer bei Thom. öfter sich findenden Freiheit ebenfalls ganz statthaft wäre, aber gegen die Überlieferung der besten Hds. streitet).

ANMERKUNGEN.

573

ungcbeit steht im Reime auf leit Zts. II, 78, 1139 ir fohert trueben ünde naz, ir fchert mangen ungebeit dem iuwer fchern iß vil leit. Von bcil^n incitare darf es an der eben angeführten Stelle offenbar nicht abgeleitet werden. Es ist nur eine Umschreibung des Gedankens im vorigen Ferse ir fchert trucken, ihr wartet nicht einmal bis ihr eure Schafe gewaschen habt. Dass zu baden auch Waith. 23, 31 ungebatten gestellt werden müsse, geht, glaube ich, aus dieser Beschreibung des Höllenbades hervor. Man sieht die tropische Bedeutung des Worts baden, jemand zunächst durch körperliche Misshandlung in Schmerz versetzen, in ihrer rermittelung zu der ursprünglichen ganz deutlich heraus. Der Ausdruck baden u. bat wird also schon von der älteren Sprache ganz auf dieselbe Weise gebraucht, wie in der späteren; man denke an: einem das Bad einreihen u. dergl. — bat ganz in der Bedeutung von Veranlassung zu Schmerz, ohne Bewahrung des ursprünglichen Begriffes von körperlicher Misshandlung, steht schon Altsw. 184, 1 Wirt diefer man verderbt, Daf wer ein groiTer fchad. Ir mochten (machtet?) unf ein bad Zn runden und zu fchand Daf man in allem land Von unT wurd fügen iner. 6687. keten geknüphet amme ort. Die Kette des Teufels als bekannte u. volksmässige Höllenqual. ζ. B. Litan. 955. A. Bl. 1, 236, 727 fiurlne ket. Tod. Geh. diu chetten der gotef räche hat mich ßarke gebunden, öfter im Glouben. Eluc. Anfelm. I I I , 4 (p. 479 Gerboron) Nona poena ignea vinculo quibuf mali in fingulif raembrif conltringuntur. — 6711. üf der keten undergebende, während AG 6727 , 28 underbende: hende als synonym oder vielmehr als dasselbe Wort geben, underbende kenne ich nicht ausser einer Stelle im j. Tit. 4323 (.Hahn*) die aventiure tut unf der felben rede ein underbende: ende, wo es mit underbint synonym zu sein scheint, underbant dagegen ist ein öfter vorkommendes Wort (β. Benecke β. ν.) in derselben Bedeutung wie das abgeleitete undergebende. Wie die Hds. zu underbende kommen konnten , ist auf zweierlei Weise leicht einzusehen. Entweder: zuerst muss hende, was von dem Sinn mehr als der Sing, hant gefordert wird u. auch durch Erinnerung an den obigen Reim undergebende so zu sagen im Ohre liegt, geschrieben worden sein, dann ergab sich underbende von selbst: undergebende war durch das Metrum hier unmöglich gemacht. Oder es stand hier der unumgelautete Plur. hande u. als Reimwort dafür underbande, die wie kinde etc. gebildete unorganisch verlängerte Pluralform das ISeutr. bant, deren Vorkommen in sicheren Beispielen ich aus jener Zeit zwar nicht belegen kann, aber nach der Analogie des heutigen zum Flurale tantum gewordenen die Bande vermuthe. Für hande setzten die Schreiber das regelmässige hende, wie eis ja überhaupt solche Reime mit zurückgezogenem Umlaut häufig wieder der regelrechten Form anzupassen suchen u. dadurch zerstören.

5Ϊ4

ANMEHRUNGEN.

Die von mir gewählte Lesart zeigt, dass mir die erstere Annahme, wo bunt Singular ist — an einen abgekürzten Plur. mag ich hier nicht denken — wahrscheinlicher vorgekommen ist. — 6817. Ein ßat govangen wart etc. Diese bekannte Anecdote ist hier theilweise nach der Fassung, die ihr Seneca giebt, wieder erzählt, aber mit Weglassung der Namen. Sen. I, 10 Hic enim (Stilhon) capta patria amiiTif lilierif amilTa uxore cum ex incendio publico foluf et tamcn beatuf exiret, interroganti Demetrio: numquid perdidiff e t ? Omnia inquit bona mca mecum (unt. Omnia roea mecum f u n t : juftitia, virtuf, prudentia, hoc ipTum nihil bonum putare quod eripi poiTet. 6834. und viengenT alle an der vert. Es ist kein Grund, von der Lesart von 6 viengenf abzugehen, zumal da auch A viengef bietet. Die in ächten Stellen bei Thont. nicht nachzuweisende unorganisch verlängerte Form des starken Präteritums (». o. 5541) kann hier noch weniger als sonst geduldet werden, wo nicht einmal ein metrischer Grund sie hervorgerufen hat. Warum hätte Thom. hier nicht vienc fi sagen sollen? Andererseits giebt gerade diese Schreibung viengef eine wichtige Unterstützung für G. Α wirft häufig ein durchaus notwendiges η ab, ζ. B. in den oben bei 491, 92 besprochenen Reimen; innerhalb des Verses 48 roa für m a n , 1055 erbe / . erben, biten für binten, butten für gebunden, fei für fein, bechumber für bechumbern etc. Der Wechsel des Subjects in diesen so eng verbundenen Sätzen ist eine oft vorkommende mhd. Eigentümlichkeit. Der pluralische Begriff, der in dem formal als Singular gesetzten Subject oder Object des ersten Satzes liegt, kommt in dem zweiten Satz zum Vorschein. Desshalb braucht es auch kein besonderes Pronomen zur Einführung des neuen Subjectes, so wenig als in den Gramm. IV, 216 behandelten Beispielen. Ganz so folgt Plur. auf Sing. Leyser 74, 9 fwer der ift der die wäre minne in fineme herzen tragit und nyt und haz von in werfint, der ift wol gecleidet. — Der umgekehrte Fall ist ebenso häufig u. leicht verständlich. Für den abhängigen Relatiosatz finden sich genügende Beispiele Anm. zu den Nibel. 2269, 3 , Iwein Lesart. 8112 gesammelt. Bei Thom. 6907 steht mit leicht verständlichem Wechsel D i von fol dehein m a n , der an tugent ahten k a n , dar üf gedenken unde wachen wie fi mügen daz gemachen daz fi gröze herfchaft gwinnen. 6917, 18 fchaffen : der Dävit nam von den fchdfen. Dieser Reim ist nicht auffallender wie έιβ : herre, märe : verre. 7031 u. folg. tcerfcher wuocherer ist eine sehr umfangreiche Paraphrase von Sen. I I , 2 nemo autem follicito bono f r u i t u r : adicere illif aliquid findet, dum de incremento cogitat, oblitur eil; u f u f : rationer aeeipit, forum contexit, calendarium verfa', fit es domino procurator. — 7055. ze behalten, wan du bift. Einer von den scheinbar dreifach

575

ANMERKUNGEN. gehobenen stumpfen Rede war.

Eine

von denen schon bei 6046 gelegentlich

Fersen,

ze behalten v a n du bift ist nicht

Betonung

Thom. hütet sich bei allen sonstigen Freiheiten Missbrauch,

zwei auf einander folgende,

unbetonte e zu Hebung u. Senkung ich gibez in ze behalten überall.

Darnach

führte bindung setzen,

mit dem Inßn. Ferse

bebälten,

ist,

Eine

während

trotz

die andern

der ode der.

hervorgehobenen

Fälle

niht jehen.

von

scheinfich

8473 w a r urabe man

12740 gebent in z a l l e r zit.

13175 er Γοΐ im ritten daz. 14062 ein man milte f i .

werworlt ze vürefugen.

fider,

Paar

14009 man w i l im

14074 f w e r m e r k e t un.de fiht.

14215 etwaz zein j ä r e legen. von Versen vor,

Ein einziges

v^rmeinfamiinge fider zu

Betonung

so wie 12639 T^rmcinfäniet ift steht,

gen

Bildungen

mit

ver-

u. andern

nur dann den Ton auf die erste Sylbe gegen tion zu legen, wenn der zweite Theil wie schon Hahn (Nachträge gelten

falscher

lassen,

mittelster

der Sylbe

so bliebe nur

Hebung,

die organische

falls

fain statuirt.

nicht

Versen macht

14636 bezzern f w a z er hät grössere

meiner

Schwierigkeit.

nung bezzern f w ä z er hAt wird sich jeder

ist,

Thom. Anmit

unorganische

Verse und muoße

dem ersten

nach

Bei

man diese eine

vallen nider ist leicht zu helfen durch die Schreibung angeführten

Accentua-

Termeinfärniinge eider

man

In

Wollte

pfle-

gewöhnlich

Ursprungs

β. 95) bemerkt hat.

selbst steht von beiden ünd von v^rnojirten. nahme nicht

Allerdings

Partikeln

des Wortes fremden

z. Strieker

Mal

vermeinfa-

dass der zweite Viere dieses Paares:

mit unregelmässiger

14305

die andern stehen alle

lesen ist, gerade dergleichen

12813 de-

12856 w a z luo

13362 äne w e r e drön v i l .

14636 bezzern f w n z er hät.

kommt hier ein derartiges Ich glaube,

gcriht.

13800 g o t ßaetekeit g i t .

14100 nimt daz man unT git.

übrigen

fanden.

7125 f w e r

Versen zu beurtheilen.

12815 dehein g e i ß l i c h

13417 daz unklegelich ill.

Production

Beto-

angedeutet

12635, 36 und muoße vallen nider, Termeinlamunge fid er.

hein w e r b l i c h man.

ganz

ze gut

dieser

ηύ mehrere Beispiele

8283 der guote geloube git.

12719 mit buhurt z a l l e r zit.

munge

dass

dem Sinne

in den besseren Hds.

von 7055 sind auch

ze zu

eine Spur,

dem durch die Betonung

gehobenen stumpfen

verlat an tugent. fin jugent.

nuo =

Ver-

zuo für

die mit

du war

von

Fuss

muss die Betonung

werden,

er

durchge-

einen ganzen

sich ferner

Folglich

das andern geläufige

der Analogie

einzeln.

zeigt

da sie nirgends

sich für

bar dreifach

verfährt

Hier aber in ihrer

zu verlängern,

ist.

Verlängerung

nöthig,

n u , aber nicht für Nach

die Präposition Nirgends

Worte

gesetzt.

v a n du biß angenommen

nicht

getrennte 7067 steht

Sogleich

dieser Analogie

wo die beiden

etwas ausgefallen

correepondirt. nung

zuo d e r ,

bestimmt sind, regelmässig

war unthunlich.

in dem

durch keine Position

habe ich auch die in den Hds. nicht immer

Schreibung

auszufüllen

doch wenigstens vor dem

zu verwenden.

euch « . nach

die

denkbar;

unde.

Meinung

Unter den nur

noch

Gegen die

Beto-

sträuben, u. doch bleibt keine

57«

ANMERKUNGEN.

andere übrig, wenn man nicht irgend einen dusfall, von dem jedoch hier in den Hds. keine Andeutung übrig ist, annehmen will. Aber trotzdem wird dieser eine Fers u. das Ferspaar 12635, 36 nicht ausreichen für den Beweis solcher dreifach gehobener Ferse, so wenig wie die einzelnen Beispiele von klingenden, die sich nur gezwungen unter vier Hebungen bringen lassen, ausreichen, um die Existenz wirklicher dreifach gehobener, von dem Dichter selbst als solche gemeinter klingender Ferse nachzuweisen. Dort wie hier ist schon die Wahrnehmung, dass dergleichen fast ohne Ausnahme nur in einzelnen Fersen, nicht aber in Ferspaaren vorkommt, ein genügender Einwand, ganz abgesehen von den mehr inneren Gründen, die ebenfalls nicht so leicht zu entkräften sein werden (s. zu 1249, 50 u. 6046). 7037 , 38. dnn get.iril: def du hilft. An diesem Reim mit überschüssigem Conson. nehmen die besseren Hds. keinen Anstoss. Die jüngeren helfen sich, wie gew. so plump, dass schon allein daraus die gänzliche Unbrauchbarkeit ihrer Conjecture η hervorgeht, selbst wenn man auf die Übereinstimmung der besseren Hds. u. auf die Analogie anderer Fälle nichts geben wollte. So hat S : So daz durch bächer liheft mir Ufi enhilfeT da mit niht felbe dir. Ähnliches haben die andern. Die Unregelmässigkeit des Reimes ist übrigens nicht grösser als in dem oben 1969, 70 besprochenen g e t e i l t : leit. Ganz so reimt Ott. 175», 179b Pairn : zwoin. — 7095. man hät dicke durch din kint ndt etc. Nach Boeth. III, 6 In quo Euripidif mei fententiam probo, qui carentem liberif infortunio dicit efl*e felicem. 7200. unkiufche liute (int gemuot beidiu an alter und an jugent. fi ift ein angefleht untugent: unkiufche etc. Auch ohne dass das Subetant. unkiufche in dem folgenden Satze ausdrücklich gesetzt wäre, Hesse sich fi bei dem vorhergehenden unkiufche liute nach mhd. Sprachgebrauch recht wohl verstehen. Das Substantivum ergiebt sich für den Leser oder Hörer von selbst aus dem vorigen Satze. Beispiele für diese freieren Structuren finden sich bereits Anm. ». Iwein 458. — 7281. man muoz ein lüge fuochen vil, fwer fit mit vuoge f p r e chen wil. 6 u. die meisten jüngeren Hds. geben fi. Der Sinn wäre dann: wer eine Lüge auf eine passende Art sagen will, ohne sich zu prostituiren, muss weit darnach herum suchen; also das nämliche, was 7276 anders ausgedrückt heisst: fwer wil ein lügemeere machen, der muoz forgen unde wachen daz er liege gevuoclichen oder was in den folgenden Fersen wiederum nur mit Fariation des Ausdruckes fwer rinden wil daz niht enift, der muoz fuochen alle Trift heisst. Offenbar wird, wenn man das von Α gegebene fit beibehält, diese störende dreimalige Reproduction desselben Gedankens vermieden. Der Sinn ist dann: Wer lügen will, muss sich bemühen, die Lüge so zu erfinden, dass er auch später in seinen Worten keinen Anstoss giebt, nicht durch

ANMERKUNGEN.

517

spätere Äusserungen als Lügner entlarvt wird. Damit ist etwas Neues, das jedoch in innigster Beziehung zu dem vorhergehenden Gedanken steht, gewissermassen nur die Kehrseite desselben bildet, gesagt. Zuerst ist die Rede von dem Moment, wo die Lüge selbst vorgetragen wird, dann von der späteren Zeit, wo sie den Hörern noch im Gedächtniss ist. Den gemeinsamen Gehalt beider Seiten des Gedankens fasst dann der Satz: fwer vinden wil. daz niht eniß etc. zusammen u. leitet so zu dem Gegensatz die w&rheit hdt unf got bereit über. — Ein äusserer Beweis für die Lesart von Α ist das Fehlen von fit u. fi in D: Dt kann entbehrt werden, ohne dass der nach Α behauptete Sinn erheblich dadurch gestört würde, nicht so fi, um den nach G u. den andern geforderten zu geben. — 7319 — 7327 cf. zu Frid. p. LX1. 7335. lilit zeiner andern zit od vrift, habe ich nach Α geschrieben. zit od fehlt in den andern. Dieses ode, welches tautologische Ausdrücke verbindet, wäre nach unserer heutigen Sprache mit 'und' zu geben. 7355, 56. dem wirt vil lihte an gefit der n&ch dem guot Arebt imme ftrit. Derselbe Reim 7371, 72; 7443, 44; 7621, 22; 7751, 52; 7759 , 60 etc. 7531, 32 geftt:zit. Nur AD geben diese ausser dem Reime hier nicht vorkommende Contraction. Die andern helfen sich auf verschiedene Weise. G ζ. B. hat hier Dem wirt an gefigt vil lihte der nach dem gftte ilrebt in dem ßrite, also die Reimverbindung von ht auf t, die dem Schreiber weniger bedenklich schien als die einfache Contraction. 7443 Swer untugenden an gßfigt hat def ßrit vil ritterlichen ßat u. s. w. — Die Analogie von 11t = liget, git = gibet lag so nahe, dass man sich wundern muss, wie diese Form den Schreibern so bedenklich oder unbekannt vorkommen konnte. An die Zusammenziehung desselben Stammes in Sifrit, Slbolt u. dergleichen scheinen sie gar nicht gedacht zu haben. — 7391. fcharmeißer iß diu Nerrircheit zaller vriß. Hier das personificirte abstracto Substantivum seines Geschlechtes entkleidet, wie oben bei 1380 der umgekehrte Fall nachgewiesen wurde. Es tritt das männliche Geschlecht ganz von selbst ein, weil die Untugenden als die Führer des Heeres genannt werden, als Vorkämpfer gegen den durch die Tugend gewappneten Ritter. Es versteht sich von selbst, dass dieses Bild nicht pedantisch festgehalten u. durchgeführt wird, etwa wie in der Jagd des Hadamar von Laber die als Hunde personificirten abstracten ethischen u. psychischen Eigenschaften fast immer als Masculina, eben wegen ihrer Personification als Hunde, auftreten, selbst da, wo die augenblickliche Situation keineswegs zur Festhaltung derselben ηöthigt. Von solchen Abgeschmacktheiten hält sich Thom. frei. — Der Tugendkampf ist eine der beliebtesten in Schrift u. Bild unzählige Male ausgeführten Vorstellungen des Mittclalters. Thom. Darstellung LXXJL.J 37

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ANMERKUNGEN-

schlichst sich in ihren Hauptzügen sehr eng an die Grtindlagc der ganzen Allegorie Eph. VI, 13 u. folgende an: Propterca aeeipite armaturam D e i , u t poiTitif reiiftero in die main, et in omnibtif perfectif Rare. State ergo fuc.cinoti lmnhof vcdrol' in veritiite, et induti loricam j nil it ix, et calccati pedef in praepuralione Kvangelii paeif; in oninibuf fumentef fcntiim fidei, in quo poiTitif omnia tela nequilTimi ignea extinguere; et galeam falutif aiTumite, et gladiutn fpirituf (quod eft verbum Dei). Aber offenbar haben noch andere spätere Darstellungen eingewirkt. Wegen der Menge von Anklängen, die sich überall finden, sind die directcn Vorbilder schwer mit Bestimmtheit nachzuweisen. Dahin gehört ohne Zweifel eine Stelle aus des h. Bernhard berühmter Abhandlung De armatura miiit. Chrißi (St, Bernardi Opera I I , 275), vielleicht auch Parabola I, II St. Bern. Do pngna fpirituali (Op. V, 276). Sollte III. Inter Jerafalem et Babylon ordinatae funt acief ad bellum. Hinc David manu fortif etc. auch von Thom benutzt worden sein, so hätte er sich dabei sehr bedeutende Umgestaltungen erlaubt. Merkwürdig ähnlich ist der Eingang des den gleichen Gegenstand behandelnden Gedichtes von Althelm (Lect. ^nt. ed. Bufnage I , 755 u. / . ) : ReAat nt ingentef deproinant carmina pugnaf £ \ vitiif procedentef virtutibnf atqne etc. — Ecce catcrvatiin glomerant ad bella phalangef Juilitiffi comitef et virtutum agraina faneta «. β. w. Nur dass bei Thom. an der Stelle der Tugenden zuerst die Rüstung u. Aufstellung des Heeres der Untugenden geschildert wird. — Dass auch aus der Psychomachia des Prudentius einzelne Wendungen entlehnt sind, versteht sich bei der ausserordentlichen Popularität dieses Gedichtes beinahe von selbst. — In der deutschen poetischen denselben Gegenstand behandelnden Literatur steht der Diutiska I , 292 u. f . gedruckte geistliche Streit, eine Bearbeitung der Psychomachia, in entschiedenem Zusammenhange mit der Darstellung bei Thom. Er ist jedenfalls jünger als Thom., aber doch wohl noch der ersten Hälfte des XIII. Jahrh. angehörig. Das ganze Gedicht ist voller Anklänge an den W. G. — Auch die Heerfart der Untugenden gegen die Tugenden tn Sifr. Helbl. VII. scheint nur eine Erweiterung der Stelle des W. G. zu sein, vielleicht mit Benutzung der oben eitirten Parab. III. St. Bern. De pugna fpir. 7406. unfslic Felde und bitter g r n o z , so allein A, während die anderen bitteriu f ü e z e : müeze geben. Würde die letztere Lesart zu halten sein, so müsste nach Analogie der bei 319, 20 behandelten Fälle inuoz: fuoz gelesen werden. Indessen scheint mir nicht der geringste Grund vorzuliegen, von der Überlieferung der besten Hds. abzugehen. bitter gruoz ist eben so gut eine hier geforderte Contradictio in adjecto wie bitter f ü e z e , jedenfalls noch markirter als valfchiu Minne 7408. Koch deutlicher u. handgreiflicher giebt allerdings bitter füeze die hier verlangte rhetorische Figur; aber es war eben diese Handgreiflichkeit des Ausdruckes, welche die übrigen IJds. zu der so nahe liegenden

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Änderung veranlasste. In allen derartigen auffallenden Reimverbindungen, wie hier, des ursprünglich unumgelauten Vocals oder Diphthongen auf den um gelauteten, ergiebt sich aus der Beobachtung der vorkommenden Fälle der kritische Grundsatz, dass Α vor keiner Licenz zurückschreckt, während einzelne andere, oder auch gelegentlich alle andern, ausbeugen. Warum sollte nun gerade hier A, in einem sonst oft vorkommenden u. desshalb dem Schreiber geläufigen, auch an für sich nicht so auffallenden Beispiele ausgewichen sein u. noch dazu die epigrammatische Kraft des Ausdruckes willkürlich zerstört haben? — 7500. Daz du dich, riter, ldzeft fehl η ist wieder ein Fall, wo A allein die ächte Überlieferung bietet. D hält sich ihm zunächst mit der Paraphrase Daf dein ritterfchnft werde fchein. Die andern weichen weiter ab. G Da Fol din frSmcheit werden fchin giebt im Ganzen den Typus derselben. Wahrscheinlich frappirte der rein adjeetivische Gebrauch von fchin, das doch gewöhnlicher substantivisch u. mit dem Genitiv des ferneren Objectes verbunden auftritt. Will man die Ellipse von (in bei läzen hier nicht statuiren, so kann man fchin, auch ohne den Sinn des Satzes zu ändern, für die contrahirte apocopirte Infin. Form, nach Analogie der zu 6 u. 381 gesammelten Beispiele, halten, wie Servat. 2043 in ähnlichem Zusammenhange steht: Ii liezen wol fchinen daz fi deheiner iluht gedAhten. Lanz. 2960 liez fchinen wer er waf. wofür synonym Livl. Rehr. 6 liezen Geh mit triuwen fehen. — T597 u. folg. u. wieder aufgenommen 7705 u. f . nach Ifid. Sent. I, 13, 7 Qui prava voluntate ad itna collabimur, recte ad bene agendum cum labore confurgimuf: quod non ita eilet, fi delectatio flagitium priniorum hominum non perfunfiiTet, quibuf ad bene vivendum tantum Teile fufficeret, et fine difficultato ßatim actio obtemperaret. Divifio et pugna ut fit in hominif animo, pena peccati eft, ex primo homine in omnef ejuf filiof propagate, ut qui noluit cum Deo elTe unituf, clTet in fe ipfo divifuf etc. 7836 u. folgende, über das Verhältniss des Eigenmannes zu seinem Herren, Freiheit u. Eigenschaft im Allgemeinen genauer als sonst nach Stellen aus Seneca. Ep. F, 6 Haec tarnen praecepti mei fumma eft: Sic cum inferiore uivaf, quem ad modum tecum fuperiorem velif vivere. Quoticnf in mentem venerit quantum tibi in fervum liceat, veniat in mentem tantumdem in te domino tuo licere. — At ego, inquif, nullam habeo dominum. Bona aetaf eft: forfitan habebif. — Vive cum f e r r o clemonter, comiter quoque, et in fermonem ilium admitte et in confilium et in convictum. — Servuf eft: fed fortaiTe liber animo. Servuf eft: hoc illi nocebit? oßende quif non fit. Aliuf libidini fervit, aliuf avaritiae, aliuf ainbitioni: omnef timori. — Nulla fervituf turpior eft quam voluntnria. — Colant potuif te quam timeant. Dicet aliquif nunc me vocare ad pileum fervof et dominof de faftigio fuo dcjiccrc, quod dixi colant potiuf dominum quam ti~

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m e a n t : Hoc qui dixerit oblivifcetur id doininir parnm non ciTo quod dco Tat eft, qui colittir et araatur. — FI, 9 Da operam ne quid unquam invituf facial". Quicquid necefle f u t u r u m eft repugnanti, in volonti necciTitaT non ell. Ita dico: qui itnpcria libcnf excipit partem acerbilfimam fcrvitutif effugit, face re quod nolit. Non qui julTuf aliqnid facit niifer e f t , fed qui invitur facit. — De Benef. H I , 120 E r r a t , fi quif exiftimat fervitutem in totum hominem defcendere: p a r t meiior ejuf excepta eft. Corpora obnoxia f u n t et adferipta dominif, menf quidem f u i j u r i f . quse adeo libera et vaga eft, ut ne ab hoo quidem carcere cui inclnfa eft teneri q u e a t , quo minuf inpetu f u o utatur et ingentia agat et in infinitum comef coeleftibuf exeat. Corpnf itaque eft quod domino fortune tradidit. Hoc e m i t , hoc v e n d i t : interior ilia pars mancipio dare non poteft. Ab h a c quicquid yenit liberum e f t : nec enim aut nof omnia j u b e r e poflumuf a u t in omnia feryi p a r e r e non coguntur. contra rempublicam imperata non f a c i e n t , nulli fceleri manuf coinmodabunt. — Hildcb. 988, wo er de clientelif spricht, ist, wie gewöhnlich, in seinem Gedankengang abhängig von Seneca, doch bringt er eine Menge von poetischen Citaten, die Thom. nicht benutzt zu haben scheint. 8092. ift er dan nilit ein wifer gouch. So haben alle Hds. Für den ersten Augenblick könnte man wohl an w i r f e r dan ein gouch denken; doch erweist sich die urkundliche Lesart bei näherer Betrachtung auch dem Gedanken nach als die bessere. Es kommt hier wieder auf den epigrammatischen Ausdruck, die Contradictio in adjecto, an, ist er nicht, bei aller seiner Klugheit, erst recht ein Thor (denn gouch geht nicht allein auf die moralische Nichtswürdigkeit, sondern auf die gestimmte geistige u. sittliche Untüchtigkeit), dass er so viel Kunstgriffe anwendet, so viel Sinn aufbietet, um sich das ewige Unheil zu bereiten. Derselbe Gedanke ist 8103 in ähnlichem epigrammatischem Ausdrucke wiederholt: gefelie, du hilft einn armen fin. 8095, 96. daz im dort v e r d e aver wirf in ener werlde. 9657,58; 9685, 86. Diese Reime sind ganz so wie die bei 1969, 70 besprochenen zu beurtheilen. An eine vereinfachte Form wert ist nicht zu denken. Der Ausstoss von 1 in dem Worte werlt erfolgt nach meiner Beobachtung mehr in den mittel- u. niederdeutschen Dialecten. Dort kommen Formen wie wertlich, werntlich, werentlich vor, die den südlichen Dialecten unbekannt sind; wenngleich die erste derselben manchmal als Nachlässigkeit in süddeutschen Hds. (je. B. selbst in Α des W. G.) steht. Die süddeutsche Form des Wortes neigt frühe zur Ausstossung des r ; daher halte ich Reime wie IV. Mar. F. 11, 147, 6 Werlte: erweite für vollkommen richtig in den Consonanten. Der Schreiber hat nur archaistisch das r beibehalten, das die Aussprache ganz unterdrücken dürfte. 8173. pentckcit ist die hier durch die besten Hds. bestätigte Form, die AD auch 8180 wiederholt. Die Ausstossung des h zwischen zwei,

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besonders zwei kurzen gleichartigen Vocalen kann bei der Neigung der Sprache, sich der einfachen Aspiration ausserhalb des Anlautes zu entledigen, nicht auffallen. Der Übergang der anlautenden Media in Tenuis, die ich hier nach den Hds. geschrieben habe, scheint mit dem Ausfall des h zusammenzuhängen. — 8731. ob im der zagel werden ΓοΙ, er went gewert Tin harte wol. er ist ohne Zweifel der zu Gerichte sitzende Kitler. IVenn er nur etwas davon trägt, so ist es ihm gleichgültig, wer das andere hat, der dem es von Rechtswegen zukommt oder ein Anderer. Sein ganzes Lärmen u. Toben um Gerechtigkeit ist nichts weiter als eine Maske der niedrigsten Gewinnsucht. In ähnlicher Weise heisst es im Renner 8984 der pablt enruochet wer bcfchirt, duz im der wolle ein knolle wirt. — 8767. unde von def finnef brunne. Es ist unnöthig, hier einen Reim mit überzähligem η anzunehmen, da der unregelm. Dativ brunne häufig vorkommt (s. die in lienecke's Lexicon gesammelten Beispiele). Dagegen habe ich, wie bereits oben bemerkt wurde, nicht angestanden, 12877, 78 brnnnen: Funde zu schreiben. — 8823, 21 ez fi wazend ode rüerent, ez Π fmeckcnd ode heerent ([wobei ich zugleich um Verbesserung des Druckfehlers finechend bitte"). Derselbe Reim 9 4 5 1 , 5 2 diu ander geheerde : diu vierde geriierde. 9485,86 heizen gerüerde:än gelioerdc. 9505, 6 fin geriierde: fin geheerde. In älteren Sprachdenkmälern: Diemer 68, 23; 77, 22 guoten : nöten. 142, 5 muofen : böfen (wo zugleich zurückgezogener Umlaut). Kais. 907 zevuoret: zeitöret. Aber auch aus späterer Zeit finden sich einzelne Fälle: Phil. Mar. 42 b ; 51 a ; 64 a zerft®ret: füerent. 74 a grüene : fclioene. Tochter Sion Ced. L. Schadc) 425 verfüenen : kroenen. Offenbar ist der Klang dieses uo u. ή, üc u. oe nicht so spezifisch aus einander liegend für das Ohr der damaligen Zeit, als wenn man innerhalb eines u. desselben Vocales oder Diphthongen die reine auf die umgelautete Form hätte binden wollen, ζ. B. uo: üe, ö : oe oder gar a : e. — 8846. er weiz niht wenner liät ze vil, er weiz nilit, wan er enf o l , waz fle übel ode wol. So habe ich diese in den Hds. sehr verstümmelte Stelle zu restituiren versucht. Wollte man für wan er enfol nach Analogie des vorigen Verses wenne er enfol lesen, wofür zu sprechen scheint, dass in Α auch in 8846 wan für wenne geschrieben ist, so würde sich der Sinn ergeben: er weiss nicht, wenn er nicht darf sc. handeln oder gewinnen, was an für sich sprachmöglich, doch an dieser Stelle wenigstens undeutlich ausgedrückt wäre. Auch würde 8848 waz Αέ übel ode wol unangenehm nachschleppen u. nicht einmal passend als nähere Ausführung von er enfol genommen werden könnte, wofür es doch in dieser Stellung der Sätze gelten müsste. Liest man wan er enfol, so heisst diess: er soll es nicht, es ist ihm nicht vergönnt, zu wissen was übel oder wohl steht. Erklärt wird es durch: der Intellectuf i ß verlern — wan er wil niht erkennen got, leißent finen willn und

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fin gebot. Er hat sich mit Vorsatz, in bewusster Sünde, um die Unter»cheidung von Gut u. Bös gebracht u. muss nun auch dulden, dass er in jeder einzelnen Lebensbeziehung in sittlicher Hinsicht rathlos ist. Bei dieser Erklärung gliedern sich auch die einzelnen Theile des Satzes viel besser: er weiss niht — Wiiz flu übel ode wol entspricht nun in richtiger Symmetrie dem er weiz niht wenner hdt ze vi 1 u. leitet zugleich den Gedanken von seiner beschränkten Fassung zu einer allgemeinen über. — 8901, 2 die künß, und heizenf Tri, wan nieinen wunfclit. Derselbe Reim 9141, 92; ferner 9225, 26 ir kunft : dä ir herze hine wunfeht iapocop. Präter."). Nur die jüngeren Hds. ändern an beiden Stellen, die besseren nehmen keinen Anstoss an diesem Reim, dessen consonantische Unregelmässigkeit nach der Analogie der schon öfters besprochenen Fälle zu beurtheilen ist, aber nächst dem am Ende überflüssigen η gewiss eine der leichtesten u. am wenigsten auffallenden derartigen Unregelmässigkeiten genannt werden darf. Für die südwestteutschen Dialecte, ζ. B. für den eigentlich schwäbischen, ist später in der Aussprache des einfachen β vor t, zumal nach Liquida, u. der des weichen zusammengesetzten Sauselautes kein Unterschied x aber ob auch damals, lässt sich nicht erkennen: jedenfalls hält Thom. Dialect im Inlaut den Unterschied noch streng fest. — Es wäre grundfalsch etwa hier wünft zu schreiben} denn es ist sprachlich geradezu unmöglich, aus dem weichen zusammengesetzten f auf das einfache zurückzugehen, während die umgekehrte Erscheinung damals überall nach gewissen Modiflcationen des Organs der einzelnen Dialecte in lebhaftester Ausbreitung begriffen war. Darnach sind auch die von Hahn zum Lanzelet 1927 angeführten Fälle zu beurtheilen, respective zu berichtigen. — Aus dem bairisch-österr. Dialect früherer Zeit hat Wernher im ML. öfter leißen : vereiflen (vcreifchen), wo die Schreibung mit s ganz in derselben IVcise auf einem Bestreben nach äusserlicher Gleichmachung der Reimworte beruht, wie bei Thom. oft g u o t e : tuote, gruobe : erhuobe ti. ähnliches geschrieben ist. So wenig wie bei Thom. ist auch bei W. an eine wirkliche Erweichung des einen s zu denken, an eine Aussprache l e i f c h t e n : vereifchten. Es wird die Verschiedenheit beider Consonanten ebenso gut u. mit noch geringerem Schaden für den Reim ertragen, wie bei Thom. geteilt auf leit, getarft auf h a l l , werde auf w e r l d e , wunder auf kumber, arapt auf Tcliant etc. reimt. — 8952. Timothßuf, M i l l e l j u f . Die Hds. geben hier den unerhörten Namen MicaluC mit merkwürdiger Übereinstimmung. Meine Conjcctur beruht auf dir Ähnlichkeit des Lautes, die zwischen Micaluf und T i motheuf allerdings nicht gross, aber doch grösser ist, wie zwischen jedem anderen Namen, an den man zu denken versucht wäre, hauptsächlich aber auf der zugesetzten Heimathsbezeichnung Milcfiuf. Boethiuf de Muf. I , 1 spricht ausführlich von ihm «. erzählt seine bekannten

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Begcgnisse in Sparta: Idcirco Timotheo Milcfio Spartiataf etc. Später finde ich Timotheuf in dem, wie bereits nachgewiesen wurde, auch von Thomasin wohlgekannten Polycraticuf des Johannes von Salisbury erwähnt. Lib. VII, IX merito facicf quod Timotlieuin, qui in arte tibiaruin excellebat, feciJTe refert Quintilianuf, aber ohne den Zusatz Miiefiuf. — Die meisten der anderen Namen hat Boethiuf gleichfalls alt Grossmeister der verschiedenen artef liberaler. Einiges ist nach der gew. mittelalterlichen Tradition zugesetzt oder umgewandelt, z. B. Gregorius u. Salomon als die kirchlichen Repräsentanten der weltlichen Künste. — Die Interpunction vor Millefjuf ist nach den Hds. beibehalten worden, obgleich es für den heutigen Leser deutlicher gewesen wäre, sie fallen zu lassen. Ich habe mich aber auch hierin möglichst an die constatirte Tradition der Hds. gehalten u. manche Inconsequenzen in dieser Beziehung, welche mein Text enthält, sind diesem, andern vielleicht tadelnswerth erscheinenden Bestreben zuzuschreiben. — 8999 u folg. Der moralischen Auslegung der Bedeutung der VII a. ü b . tat Sen. Ep. LXXXVIII zu Grunde gelegt, wie immer mit, freier u. geistreicher Umbildung nach dem Geschmacke u. Bedürfnisse der Zeit: De liberalibuf Audiif quid fentiam feiro deftderaf. Nullum fufpicio, nullum in boniC numero quod a