Der Survey der spätantiken und mittelalterlichen christlichen Denkmäler in der Nekropole von Assiut/Lykopolis (Mittelägypten) 3447114576, 9783447114578

Der wohl wichtigste Faktor fur die uberregionale Bedeutung des Gebel Assiut al-gharbi in der Spatantike und im Mittelalt

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German Pages [163] Year 2020

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Titelseiten
Inhaltsverzeichnis
Vorwort und Dank
Einleitung
Geschichte der Erforschung der spätantiken christlichen Monumente auf dem Gebel Assiut al-gharbi
Verehrungsstätte für Johannes von Lykopolis
Das Medaillon mit der Darstellung des Johannes
Das Kloster Deir el-Azzam
Forschungsgeschichte des Klosters Deir el-Azzam
Resümee aus der Forschungsgeschichte
Der Erhaltungszustand
Raum A und Mauer M5
Raum B
Fußboden von Raum B
Wandverputz in Raum B
Raum C
Die Mauer M7 im Osten und die Treppe
Die Gräber im Bereich der Klosteranlage Deir el-Azzam
Funde aus dem Bereich der aufgenommenen Mauerstrukturen von Deir el-Azzam
Funde von der Schutthalde nördlich unterhalb von Deir el-Azzam
Zusammenfassung zu Deir el-Azzam
Das Kloster Deir el-Meitin/P13.2
Lage
Forschungsüberblick
Erhaltungszustand
Baubeschreibung
Raum 1
Raum 2
Raum 3
Raum 4
Raum 5
Raum 6
Angrenzende Räume
Funde aus Deir el-Meitin und seinem Umkreis
Zusammenfassung zu Deir el-Meitin
Die Umgebung von Deir el-Azzam
Findspot 1A, 1B, 2A und 2B
Die Lehmziegelmauer M1
Die Mauer M2
Funde aus Findspot 1A, 1B, 2A und 2B
Findspot 0/8
Raum 1
Raum 2
Zusammenfassung zu den Findspots 1A, 1B, 2A, 2B und 0/8
Die Felsgräber H12.2–H12.6 nordöstlich unterhalb von Deir el-Azzam
Felsgrab H12.5
Funde aus dem Schutthaufen vor Grab H12.5
Zusammenfassung zu Grab H12.5
Felsgrab H12.6
Felsgrab H12.2
Funde aus dem Schutthaufen vor Grab H12.2
Zusammenfassung zu Grab H12.2
Die Felsgräber H12.3 und H12.4
Funde aus dem Schutthügel A vor Grab H12.3
Zusammenfassung zu Schutthügel A vor Grab H12.3
Funde aus dem Schutthügel B vor den Gräbern H12.3 und H12.4
Zusammenfassung zu Schutthügel B vor den Gräbern H12.3 und H12.4
Das Areal der Felsgräber I12.14–I12.16
Felsgrab I12.14
Fußboden (a) vor dem Felsgrab I12.14
Funde aus dem Bereich des Fußbodens (a)
Fußboden (b)
Funde aus dem Bereich des Fußbodens (b)
Funde aus Schutthaufen A
Funde aus Schutthaufen B
Zusammenfassung zu den Böden vor Grab I12.14 und den beiden Schutthaufen A und B
Der Findspot 10 bei den Gräbern J12.5 und J12.6
Die architektonischen Strukturen im Findspot 10
Funde aus dem Findspot 10
Schutthügel 10/1
Schutthügel 10/2
Schutthügel 10/3
Der Findspot 11 beim Grab J12.4
Beschreibung des Findspots 11 und der architektonischen Strukturen
Funde aus dem Findspot 11
Findspot 12
Funde aus dem Findspot 12
Findspot 13
Funde aus dem Findspot 13
Findspot 14
Funde aus dem Findspot 14
Findspot 15
Funde aus dem Findspot 15
Zusammenfassung zu den Findspots 10–15
Kom el-Shuqafa
Die Siedlung des Kom el-Shuqafa
Die drei Öfen auf dem Kom el-Shuqafa
Ofen 1
Ofen 2
Ofen 3
Interpretation der Öfen
Funde und Keramik aus dem Bereich der Öfen 1–3
Die Findspots 16–18 im Bereich der Öfen 1–3 auf dem Kom el-Shuqafa
Funde aus den Findspots 16, 17 und 18
Das Lehmziegelgebäude E11.1 (sog. mudbrick building)
Baubeschreibung
Funde aus dem Innenraum des Lehmziegelgebäudes
Die Umgebung des Lehmziegelgebäudes
Der Findspot 1 bei E11.1
Der Findspot 2 bei E11.1
Der Findspot 3 bei E11.1
Funde aus dem Bereich des Lehmziegelgebäudes E11.1 und der Findspots 1–3
Funde aus dem Lehmziegelgebäude E11.1 selbst und einem Umkreis von maximal 2 m rings um das Gebäude
Funde südlich und südwestlich des Lehmziegelgebäudes E11.1
Funde südöstlich des Lehmziegelgebäudes E11.1, bei Findspot 2
Zusammenfassung zum Lehmziegelgebäude E11.1
Zusammenfassung
Die Keramik aus dem Survey am Gebel Assiut al-gharbi
Katalog der datierbaren Keramik
Literaturverzeichnis
Quellen/Antike Autoren
Sekundärliteratur
Bildnachweis
Tafelteil
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Der Survey der spätantiken und mittelalterlichen christlichen Denkmäler in der Nekropole von Assiut/Lykopolis (Mittelägypten)
 3447114576, 9783447114578

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The Asyut Project 14

Harrassowitz Verlag

Ina Eichner

Der Survey der spätantiken und mittelalterlichen christlichen Denkmäler in der Nekropole von Assiut/Lykopolis (Mittelägypten) Mit einem Beitrag von Thomas Beckh (Die Keramik aus dem Survey am Gebel Assiut al-gharbi)

© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11457-8 - ISBN E-Book: 978-3-447-39028-6

The Asyut Project Edited by Jochem Kahl, Ursula Verhoeven and Mahmoud El-Khadragy Volume 14

2020

Harrassowitz Verlag . Wiesbaden

© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11457-8 - ISBN E-Book: 978-3-447-39028-6

Ina Eichner

Der Survey der spätantiken und mittelalterlichen christlichen Denkmäler in der Nekropole von Assiut/Lykopolis (Mittelägypten) Mit einem Beitrag von Thomas Beckh (Die Keramik aus dem Survey am Gebel Assiut al-gharbi)

2020

Harrassowitz Verlag . Wiesbaden

© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11457-8 - ISBN E-Book: 978-3-447-39028-6

Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft Umschlagabbildung: Deir el-Meitin, Blick nach Südosten. I. Eichner/RGZM, 2009.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Bibliographic information published by the Deutsche Nationalbibliothek The Deutsche Nationalbibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data are available on the Internet at http://dnb.dnb.de.

Informationen zum Verlagsprogramm finden Sie unter http://www.harrassowitz-verlag.de © Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden 2020 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen jeder Art, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung in elektronische Systeme. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck und Verarbeitung: Memminger MedienCentrum AG Printed in Germany ISSN 1865-6250 ISBN 978-3-447-11457-8 e-ISBN 978-3-447-39028-6

© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11457-8 - ISBN E-Book: 978-3-447-39028-6

Inhaltsverzeichnis

Vorwort und Dank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

ix

Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1

Geschichte der Erforschung der spätantiken christlichen Monumente auf dem Gebel Assiut al-gharbi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

3

Verehrungsstätte für Johannes von Lykopolis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

5

Das Medaillon mit der Darstellung des Johannes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

6

Das Kloster Deir el-Azzam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

11

Forschungsgeschichte des Klosters Deir el-Azzam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

11

Resümee aus der Forschungsgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

16

Der Erhaltungszustand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Raum A und Mauer M5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Raum B . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fußboden von Raum B . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wandverputz in Raum B . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Raum C . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Mauer M7 im Osten und die Treppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

16 20 24 28 28 28 30

Die Gräber im Bereich der Klosteranlage Deir el-Azzam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

33

Funde aus dem Bereich der aufgenommenen Mauerstrukturen von Deir el-Azzam . . .

33

Funde von der Schutthalde nördlich unterhalb von Deir el-Azzam . . . . . . . . . . . . . . . .

34

Zusammenfassung zu Deir el-Azzam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

36

Das Kloster Deir el-Meitin/P13.2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

39

Lage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

39

Forschungsüberblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

40

Erhaltungszustand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

41

Baubeschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Raum 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Raum 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Raum 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

44 44 46 46

© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11457-8 - ISBN E-Book: 978-3-447-39028-6

vi

Inhaltsverzeichnis

Raum 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Raum 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Raum 6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angrenzende Räume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

46 50 50 50

Funde aus Deir el-Meitin und seinem Umkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

52

Zusammenfassung zu Deir el-Meitin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

54

Die Umgebung von Deir el-Azzam. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

55

Findspot 1A, 1B, 2A und 2B . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Lehmziegelmauer M1. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Mauer M2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Funde aus Findspot 1A, 1B, 2A und 2B . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

55 55 56 56

Findspot 0/8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Raum 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Raum 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

57 57 58

Zusammenfassung zu den Findspots 1A, 1B, 2A, 2B und 0/8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

59

Die Felsgräber H12.2–H12.6 nordöstlich unterhalb von Deir el-Azzam . . . . . . . . . . . . Felsgrab H12.5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Funde aus dem Schutthaufen vor Grab H12.5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung zu Grab H12.5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Felsgrab H12.6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Felsgrab H12.2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Funde aus dem Schutthaufen vor Grab H12.2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung zu Grab H12.2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Felsgräber H12.3 und H12.4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Funde aus dem Schutthügel A vor Grab H12.3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung zu Schutthügel A vor Grab H12.3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Funde aus dem Schutthügel B vor den Gräbern H12.3 und H12.4 . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung zu Schutthügel B vor den Gräbern H12.3 und H12.4. . . . . . . .

59 59 61 62 62 62 62 63 65 67 68 68 69

Das Areal der Felsgräber I12.14–I12.16 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Felsgrab I12.14 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fußboden (a) vor dem Felsgrab I12.14 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Funde aus dem Bereich des Fußbodens (a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fußboden (b) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

69 69 69 70 70

© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11457-8 - ISBN E-Book: 978-3-447-39028-6

Inhaltsverzeichnis

vii

Funde aus dem Bereich des Fußbodens (b). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Funde aus Schutthaufen A . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Funde aus Schutthaufen B . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung zu den Böden vor Grab I12.14 und den beiden Schutthaufen A und B . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

70 70 73

Der Findspot 10 bei den Gräbern J12.5 und J12.6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die architektonischen Strukturen im Findspot 10. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Funde aus dem Findspot 10 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schutthügel 10/1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schutthügel 10/2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schutthügel 10/3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

73 73 76 76 77 77

Der Findspot 11 beim Grab J12.4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beschreibung des Findspots 11 und der architektonischen Strukturen . . . . . . . . . . . Funde aus dem Findspot 11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

78 78 82

Findspot 12 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Funde aus dem Findspot 12 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

83 83

Findspot 13 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Funde aus dem Findspot 13 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

85 85

Findspot 14 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Funde aus dem Findspot 14 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

85 85

Findspot 15 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Funde aus dem Findspot 15 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

86 86

Zusammenfassung zu den Findspots 10–15 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

87

Kom el-Shuqafa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

89

Die Siedlung des Kom el-Shuqafa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

90

Die drei Öfen auf dem Kom el-Shuqafa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ofen 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ofen 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ofen 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Interpretation der Öfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Funde und Keramik aus dem Bereich der Öfen 1–3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

94 94 94 94 95 98

Die Findspots 16–18 im Bereich der Öfen 1–3 auf dem Kom el-Shuqafa . . . . . . . . . . . Funde aus den Findspots 16, 17 und 18 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

99 99

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viii

Inhaltsverzeichnis

Das Lehmziegelgebäude E11.1 (sog. mudbrick building) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Baubeschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Funde aus dem Innenraum des Lehmziegelgebäudes. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Die Umgebung des Lehmziegelgebäudes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Findspot 1 bei E11.1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Findspot 2 bei E11.1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Findspot 3 bei E11.1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

104 104 105 105

Funde aus dem Bereich des Lehmziegelgebäudes E11.1 und der Findspots 1–3 . . . . . . Funde aus dem Lehmziegelgebäude E11.1 selbst und einem Umkreis von maximal 2 m rings um das Gebäude . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Funde südlich und südwestlich des Lehmziegelgebäudes E11.1. . . . . . . . . . . . . . . . . Funde südöstlich des Lehmziegelgebäudes E11.1, bei Findspot 2 . . . . . . . . . . . . . . .

108 108 108 109

Zusammenfassung zum Lehmziegelgebäude E11.1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 Zusammenfassung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 Die Keramik aus dem Survey am Gebel Assiut al-gharbi (von Thomas Beckh) . . . . . . . . . . 115 Katalog der datierbaren Keramik (von Thomas Beckh) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 Literaturverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 Quellen/Antike Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 Sekundärliteratur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 Tafelteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143

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Vorwort und Dank Der vorliegende Beitrag behandelt die spätantiken und mittelalterlichen koptischen Monumente, die während einer fünfwöchigen Surveykampagne im Sommer 2009 auf dem Gebel Assiut al-gharbi untersucht wurden. Hauptziel war, die koptischen Überreste am Berg, soweit sie obertägig erhalten bzw. zugänglich waren, wissenschaftlich zu untersuchen, zu dokumentieren und das Ausmaß der koptischen Besiedlung zu erfassen1. Abgesehen von dem Kloster Deir el-Azzam und zweier christlich genutzter und dekorierter Grabkapellen waren die koptischen Monumente am Berg zuvor noch nie das explizite Ziel einer archäologischen Untersuchung2. Ermöglicht wurde die Untersuchung durch ein Postdoc-Stipendium des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz (RGZM), das im Rahmen des Kooperationsprojektes „Byzantinische Archäologie Mainz (BAM)“ mit der Johannes Gutenberg-Universität (JGU) Mainz gewährt wurde. Mein besonderer Dank gilt dem damaligen Generaldirektor des RGZM, Falko Daim, der das Projekt mit großem Interesse verfolgt und unterstützt hat. Meinem Kollegen Jörg Drauschke danke ich herzlich für den regen wissenschaftlichen Austausch und die administrative Betreuung innerhalb der Projektgruppe der „Byzantinischen Archäologie Mainz“. Die Survey-Kampagne in Assiut fand vom 15.08.–18.09.2009 statt. Für die Möglichkeit der Teilnahme in Assiut 2009 sei den Grabungs- und Projektleitern Ursula Verhoeven-van Elsbergen (JGU Mainz) und Jochem Kahl (FU Berlin) ebenfalls herzlich gedankt. Mein Kollege Thomas Beckh hat die Keramik aufgenommen und, soweit möglich, datiert. Gezeichnet wurden von ihm 138 Keramikfragmente, von denen jedoch nur die datierbaren spätantik/koptischen und mittelalterlichen Stücke hier publiziert wurden. Dafür und für seine Unterstützung bei den z. T. beschwerlichen Arbeitsbedingungen vor Ort, danke ich ihm ganz besonders. Weiterhin gilt mein herzlicher Dank Theofried Baumeister (JGU Mainz), der die koptische Kruginschrift nochmals überprüft hat (s. unten), Michael Ober (RGZM) für die Umzeichnung der Keramik in Tusche, Lucian Reinfandt (Universität Wien) für die Sichtung der arabischen Textfragmente sowie Lutz Grunwald (RGZM) für die Auskünfte zu den Öfen auf dem Kom el-Shuqafa. Andrea Kilian (JGU Mainz) danke ich herzlich für die Erstellung der druckfertigen Vorlage dieses Buches und besonders für ihre Geduld!

1 Die Bauaufnahme wurde von der Architektin Cornelia Goerlich, FH Wiesbaden, durchgeführt, der an dieser Stelle herzlich gedankt sei. Die Aufnahme der baulichen Reste erfolgte mittels eines Tachymeters und wurde reflektorlos durchgeführt. 2 Vgl. zur Lage der beiden dekorierten, in ältere pharaonische Gräber eingebauten Kapellen G10.1 und J11.3 den topographischen Plan bei Kahl 2014, Fig. 2; die beiden Kapellen waren bei dem Survey 2009 nicht Gegenstand einer intensiveren Untersuchung. Sie wurden von J. Clédat im Jahr 1908 publiziert, ein schematischer Grundriss wurde nur von einer der beiden Kapellen vorgelegt, vgl. Clédat 1908, 216-223; vgl. auch die Zusammenfassung des Forschungsstandes bei Kahl 2007, 103-106 und Kahl 2014, 130f. Eine erneute Untersuchung und photogrammetrische Aufnahme der mittlerweile stark in Mitleidenschaft gezogenen Malereien, für die Clédat eine Datierung ins 6./7. Jh. vorgeschlagen hat, sowie eine exakte Planaufnahme der Felsräume mit modernen Vermessungsmethoden wäre wünschenswert.

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Vorwort und Dank

Mehrfach wird im vorliegenden Buch die Bezeichnung koptische Keramik verwendet. Gemeint ist damit die Keramik, die in ägyptisch-römischer Tradition angefertigt wurde und sich innerhalb eines zeitlichen Rahmens von der Spätantike bis etwa in das 10. Jh. n. Chr. erstreckt3. Die während des Surveys angefertigte Dokumentation befindet sich im Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz.

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Zur Definition der koptischen Keramik vgl. Beckh 2013, 50-52.

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Einleitung Die heute als Assiut bzw. Asyut bezeichnet Stadt, die in der koptischen Sprache als siooyt, in römischer und byzantinischer Zeit als Lykon, Lyco oder Lykopolis bezeichnet wurde4, war „(…) eines der bedeutendsten Zentren des Christentums in byzantinischer Zeit (…)“5. In der Tabula Peutingeriana ist der Ort mit dem Symbol der Doppeltürme als wichtiger Streckenposten mit Herberge verzeichnet6. Als eine von insgesamt nur sechs mit Symbol gekennzeichneten Städten Ägyptens muss die Stadt auch im 4. Jh. n. Chr. eine große Bedeutung als Reisestation gehabt haben7. Der seit dem Alten Reich als Nekropole dienende Gebel Assiut al-gharbi (Abb. 1, Taf. 1) erstreckt sich ca. einen Kilometer südlich der heutigen Stadt Assiut8. In der römischen Kaiserzeit, der Spätantike und darüber hinaus bis in die mamelukische Zeit hat er die Funktion einer Begräbnisstätte beibehalten. Allerdings wurden einige Regionen des Berges wie z. B. das Höhenplateau, die Klöster Deir el-Azzam und Deir el-Meitin mit ihrer Umgebung sowie die Umgebung des Lehmziegelgebäudes E11.1 in diesen Epochen auch zusätzlich für Wohnzwecke genutzt9. Die Funktion als Bestattungsort hat er noch heute bewahrt, denn am Fuße des Berges erstreckt sich bis heute auch der neuzeitliche islamische Friedhof, der Teile des antiken Friedhofes überlagert10. Das im Süden der Stadt gelegene Berggebiet des Gebel Assiut al-gharbi war schon früh Aufenthaltsort christlicher Anachoreten. So lebte der Anachoret Apa Isaak, ein Zeitgenosse des Johannes von Lykopolis, etwa sechs römische Meilen von Assiut entfernt, sehr wahrscheinlich im Berggebiet des Gebel Assiut al-gharbi11. Ausdrücklich „im Berggebiet von Sioout“ lebten außerdem der Anachoret Paulus von Tammah und sein Gefährte Ezechiel12. Der berühmteste Anachoret dieser Region, der sich ebenfalls auf dem Gebel Assiut al-gharbi niedergelassen hatte, war jedoch Johannes von Lykopolis, der Seher der Thebais. Seine Eremitage wurde im 4. Jh. n. Chr. zu einem der wichtigsten Anziehungspunkte für Pilger. Sie entwickelte sich offenbar schon bald zu einem christlichen Zentrum mit einem Kloster, dessen Mönche sich um die zahlreichen Besucher kümmerten, welche bereits in der Historia monachorum (Ende des 4. Jhs. n. Chr.) genannt werden13.

4 Zum Namen vgl. Timm 1984 (I) 235, 240; Kahl 2007, 107. 5 Timm 1984 (I) 235; Zur christlichen Geschichte der Stadt und ihrer Bedeutung seit der Spätantike vgl. Timm 1984 (I). Die Stadt Assiut/Sioout/Lykopolis selbst war nicht Bestandteil des Surveys. 6 Zur Interpretation des Doppelturmsymbols als Herberge in der Tabula Peutingeriana vgl. Levi/Levi 1967, 81. 7 Vgl. auch www.omnesviae.org/de/, wo die mit den originalen Symbolen gekennzeichneten Orte der Tabula Peutingeriana auf die heutigen Orte bezogen sind. 8 Eine ausführliche Forschungsgeschichte zum Gebel Assiut al-gharbi mit Zusammenstellung der wichtigsten Primärquellen findet sich in Kahl 2013. Zur Nutzung des Berges als Nekropole seit pharaonischer Zeit vgl. die Zusammenstellung der Gräber in Kahl 2007, 59-99. 9 Vgl. auch Kahl 2007, 59; Kahl 2013, 77. 10 Kahl 2013, 59-64. 11 Apophthegmata patrum Nr. 1187*; Timm 1984 (I) 237. 12 Amelineau 1895, 767; Timm 1984 (I) 237; Timm 1988 (IV) 2071 f. 13 S. u. zu Johannes von Lykopolis.

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Einleitung

Abb. 1: Gesamtplan Gebel Assiut al-gharbi mit Schwerpunkt spätantike/koptische Monumente (Stand 2009).

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Geschichte der Erforschung der spätantiken christlichen Monumente auf dem Gebel Assiut al-gharbi Die Untersuchung und das Interesse an den spätantiken und mittelalterlichen koptischen Monumenten des Gebel Assiut al-gharbi war nur wenig ausgeprägt, wenngleich immer wieder Überreste aus dieser Zeit von verschiedenen Reisenden und Forschern erwähnt wurden14. Als im Rahmen der französischen Expedition der Gebel Assiut al-gharbi von den französischen Wissenschaftlern untersucht wurde, galt das Hauptinteresse den Gräbern der pharaonischen Zeit15. Zwei Wissenschaftler der französischen Expedition, J.-B. P. Jollois und É. Devilliers du Terrage, erwähnen, dass einige der Felsgräber als Zufluchtsorte für die ersten Christen des Landes gedient hätten. An den Wänden seien Heiligenfiguren zu sehen, die in übelster Manier gemalt worden seien16. Auch von der Existenz einer Klosterruine wird berichtet17. Eine wissenschaftliche archäologische Untersuchung der genannten christlichen Überreste und Monumente erfolgte jedoch nicht. V. Denon beschrieb, dass sich in den pharaonischen Gräbern am Berg von Assiut (Siouth) kleine, mit Stuck ausgekleidete Nischen befanden sowie Darstellungen von Kreuzen und koptische Inschriften in roter Farbe. Diese seien die einzigen Überreste christlicher Eremiten in diesen Zellen18. Auch Michel Jullien berichtet 1901 von zahlreichen christlichen Einsiedlerbehausungen in den pharaonischen Felsgräbern, die er im ganzen Gebel Assiut al-gharbi gesehen hat19. E. A. Wallis Budge, der die Vorbereitungen für die geplanten Ausgrabungen des British Museum auf dem Gebel Assiut al-gharbi traf, schrieb am 12. Oktober 1906, dass auch eine blühende Gemeinschaft von Christen in koptischer Zeit hier gelebt habe20. D. G. Hogarth hat im Auftrag des British Museum im Winter 1906/07 im Nordteil des Gebel Assiut, wahrscheinlich auch im Bereich des Klosters Deir el-Azzam, nach unberührten pharaonischen Gräbern gesucht. Unter ihnen befanden sich auch Gräber, die in griechisch-römischer und koptischer Zeit erneut genutzt worden sind, wie z. B. das von ihm mit Grab Nr. 33 bezeichnete Grab, in dem sich u. a. auch koptische Keramik befand 21. Einige Oberflächenfunde stammten aus dem Friedhof der 12. Dynastie sowie aus koptischen, nicht näher beschriebenen Behausungen22. Auch schrieb Hogarth in einem Brief, dass die Kopten der frühen christlichen Zeit den Friedhof offenbar als Wohnplatz benutzt hätten, wobei Gräber in Wohnräume umgewandelt wurden und die Grabhöhlen systematisch beraubt worden seien23.

14 Vgl. die Zusammenstellung der Forschungsgeschichte zu den christlichen Monumenten des Gebel Assiut al-gharbi bei Kahl 2014, 127-138; Kahl 2013, 77. 126-129; Kahl 2007, 99-106; vgl. auch die ältere Zusammenstellung des Forschungsstands bei Doresse 1971, 415-426. 15 Vgl. Russell 2001 II, 309-315. 16 Vgl. Russell 2001 II, 311; Kahl 2007, 25. 17 S. u. das Kap. Deir el-Azzam. 18 Denon 1802, 155. 19 Jullien 1901, 207. 209. 20 Vgl. den Brief von E. Wallis Budge vom 12. Oktober 1906: Ryan 1988, 50. 21 Ryan 1988, 4. 56. 22 Ryan 1988, 93. 23 Ryan 1988, 54.

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Geschichte der Erforschung der spätantiken christlichen Monumente

Zur selben Zeit hat auch Ernesto Schiaparelli zwischen 1905 und 1913 mehrere Kampagnen lang in Assiut gegraben24. Er besaß die Konzession für den Südteil des Berges, d. h. diese schloss wahrscheinlich auch das Areal des Klosters Deir el-Meitin ein25. Die Funde aus Schiaparellis Grabungen befinden sich im Magazin des Museo Egizio in Turin, einige von ihnen wurden 2009 publiziert. Darunter findet sich auch eine Amphore, die dem 3./4. Jh. n. Chr. zugewiesen wird und demnach aus der spätrömischen Nutzungsphase des Berges stammt26. Außer den im Survey 2009 erforschten Überresten der koptischen Besiedlungsphase konnten bereits in den Jahren zuvor, seit Beginn des „Asyut Project“ der Westfälischen WilhelmsUniversität Münster (danach Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Freie Universität Berlin) im Jahr 2003 und auch danach immer wieder vereinzelte Überreste der spätantiken/ koptischen Besiedlung dokumentiert werden, z. B. Reste von Verputz mit Namen von Heiligen in dem Grab O13.2 und dem Steinbruch O15.1, oder ein Grab, das unterhalb des Grabes O11.23 als Wohnraum im 6./7. Jh. n. Chr. genutzt wurde, das Graffito eines Apa unbekannten Namens in O13.2 und vor allem spätantike Veränderungen in den Gräbern II, III und IV27. Der überregional bekannte und zahlreiche Pilger anziehende Verehrungsort des Hl. Johannes von Lykopolis28, eine Inschriftenstele mit den Namen der Mönche Apa Apollo, Apa Anoup, Apa Phib29, heute verlorene koptische Inschriften in Grab II mit den Mönchsnamen Apa Antonius und Apa Paulus sowie Apa Enoch, Apa Elias und Michael30, außerdem die Existenz zweier wohl koinobitischer Klöster sowie vergleichbare Entwicklungen monastischer Siedlungsformen in anderen Regionen Ägyptens, z. B. in Theben-West, lassen auch am Gebel Assiut vermuten, dass es sich bei den nachgenutzten pharaonischen Gräbern überwiegend um Behausungen von Eremiten und wohl nicht um Wohnbehausungen im Zusammenhang mit einer profanen Siedlung handelte31.

24 D’Amicone/Pozzi Battaglia 2009, 41-61; Grenze zwischen Schiaparellis Konzessionsgebiet und Hogarths Konzession bei: Ryan 1988, sitemap. 25 Vgl. einen Brief des British Museum, in dem die Konzessionen genannt werden: Ryan 1988, 50. 26 D’Amicone/Pozzi Battaglia 2009, 74, 1.11. 27 Vgl. Kahl 2007, 71; Kahl 2014, 131-134. 28 Hist. Mon. I, 11; Russell 1981, 53; Kahl 2007, 138; Frank 1998, 494. 29 Doresse 1971, 424. 30 Brocchi 1841, 292; Kahl 2013, 223; Kahl 2014, 131. 31 Vgl. Kahl 2007, 71; zu vergleichbaren Siedlungsentwicklungen, besonders in Theben-West vgl. O’Connell 2007, 239-273.

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Verehrungsstätte für Johannes von Lykopolis In der Kalksteinstufe 6 des Berges32 liegen die großen pharaonischen Grabanlagen O13.1 (Grab II) mit dem benachbarten Steinbruch des Neuen Reichs N13.2, das Grab N12.1 (Grab III) und N12.2 (Grab IV) (Abb. 1, Taf. 1)33. Die Gräber O13.1 (Grab II) und N12.1 (Grab III) waren durch einen später entstandenen Steinbruch, die Gräber N12.1 (Grab III) und Grab N12.2 (Grab IV) durch einen in der Spätantike angelegten Korridor miteinander verbunden34. Somit war zwischen den drei großen Gräbern II, III und IV der pharaonischen Zeit seit der Spätantike eine interne Kommunikation möglich. Die drei Gräber wurden erstmals von Jochem Kahl als Aufenthaltsort des berühmten Eremiten Johannes von Lykopolis (geb. 310/20 n. Chr., gest. 394/5 n. Chr.) vorgeschlagen, dessen Gedenktag der 21. Hathor ist35. Dieser ist aus verschiedenen spätantiken Quellen bekannt. Hauptquellen sind die Historia Monachorum in Aegypto und die Historia Lausiaca des Palladius36. Johannes konnte in die Zukunft blicken und erwarb sich dadurch weit über die Thebais hinaus großen Ruhm37. Die drei miteinander verbundenen pharaonischen Grabanlagen O13.1 (Grab II), N12.1 (Grab III) und N12.2 (Grab IV) entsprechen in ihrer Anzahl den von Palladius überlieferten drei Räumen, in denen der berühmte Asket eingemauert gelebt haben soll38. Die Kommunikation mit den Besuchern und die Versorgung mit Nahrung erfolgte durch ein Fenster39. Die Zeichnungen der Gelehrten der Französischen Expedition, die die Gräber noch in besserem Zustand – vor der neuzeitlichen Steinbruchtätigkeit – angetroffen haben, geben zwei Fenster in der damals noch erhaltenen Fassade von Grab III an, von denen eines nach J. Kahl wahrscheinlich identisch ist mit dem Fenster, das in der Historia Monachorum und der Historia Lausiaca genannt wird40.

32 Zu den unterschiedlichen Kalksteinschichtungen des Berges vgl. Kahl/El-Khadragy/Verhoeven 2006, 242, Taf. 20 oben; Kahl 2007, 59, 60, Fig. 33: Kahl 2015, 256. 33 Zu diesen pharaonischen Grabanlagen Kahl 2007, 74-79, 85-86; Detailplan der Gräber in: Kahl 2014, Fig. 5 und in Kahl 2015, 257 f., Fig. 23.3. 34 Zum Steinbruch und seiner Verbindung mit den Gräbern II und III sowie zu dem Korridor zwischen Grab  III und IV vgl. Kahl 2007, 86; Kahl/El-Khadragy/Verhoeven 2006, 83; Kahl 2014, 131 f.; Kahl 2015, 259f. 35 Kahl 2007, 138-140; Kahl, in: Kahl/El-Khadragy/Verhoeven 2007, 82-83; Kahl 2014, 134-136; zu Johannes von Lykopolis mit weiterführender Literatur vgl. John of Lycopolis, Saint, Coptic Encyclopedia 5 (1991) 1363-1366 (P. Devos); vgl. auch BBKL III (1992) 466-467 (J. Madey); vgl. auch Timm 1984, 1, 237-238; Doresse 1971, 137-165. Zum Gedenktag vgl. Timm, Bd 2, 829; vgl. auch den von A. Atiya, in CE 7, 1991, 2177 publizierten Kalender mit dem Eintrag für den 21. Hathor. S. u. das Kapitel Deir el-Azzam (Forschungsgeschichte). 36 Vgl. Hist. Mon. I, 1-65; Pall. hist. Laus. 35; Devos 1991, 1363; Doresse 1971, 137-165. 37 Hist. Mon. I, 11; Pall. hist. Laus. 35; Kahl 2007, 138. 38 Vgl. Pall. hist. Laus. 35: „Ein Raum diente den Bedürfnissen des Leibes, im anderen arbeitete und aß er, und im dritten oblag er dem Gebet“; vgl. Kahl 2007, 139; Kahl 2014, 135. 39 Hist. Mon. I, 5; I, 15; Pall. hist. Laus. 35. 40 Kahl 2014, 132 Fig. 3, 135; Kahl 2015, 261.

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Verehrungsstätte für Johannes von Lykopolis

Vor seiner Eremitage gab es eine Vorhalle, in der mehr als hundert Besucher Platz fanden41. In der Historia Monachorum wird ein Gästehaus für die Besucher erwähnt42. Des Weiteren wird in der Handschrift Paris. Copt. 129¹³ der Bibliothèque nationale in Paris auf fol. 18r. und 18v. auch noch eine kleine Kirche genannt, die sich in der Nähe befand43. Neben den genannten topographischen Übereinstimmungen der Gräber II, III und IV mit den Beschreibungen der Eremitage in den schriftlichen Quellen, findet sich ein weiteres wichtiges Indiz dafür, den Verehrungsort des Johannes von Lykopolis tatsächlich im Bereich dieser drei pharaonischen Gräber anzusetzen. Genau über dem ehemaligen Eingang in Grab IV (N12.2) (Abb. 1, Taf. 1: Grab IV: Kreuz markiert den Anbringungsort des Medaillons über dem Eingang) wurde ein Deckenbildnis platziert (Taf. 2a), das den Heiligen in Form eines Brustbildes in einem Medaillon zeigt44. Die koptische, abgekürzte Beischrift IV über der linken Schulter, die zu iväannhs aufgelöst werden kann, weist das Bildnis eindeutig als Darstellung des Johannes aus (Taf. 2b)45. Damit erhält die Identifizierung der Grabhöhlen als Aufenthalts-, vor allem aber als posthumer Verehrungsort des Johannes erhebliches Gewicht46.

Das Medaillon mit der Darstellung des Johannes Johannes ist in einem Medaillon mit einem Durchmesser von ca. 1,10 m dargestellt, das von einem Wellenbandmuster in den Farben Rot, Goldgelb, Schwarz und Weiß eingerahmt wird (Taf. 2a). Sein Kopf wird von einem runden Nimbus, der ihn als Heiligen ausweist, hinterfangen. Die goldgelbe Farbe des Nimbus ist an einigen Stellen noch erhalten. Von der linken Schulter des Heiligen sind noch Reste zu erkennen. Erkennbar sind die mit roten Linien angegebenen Falten eines ansonsten weißen Gewandes, das über die Schulter drapiert war. Vor der linken Schulter hält er mit der Linken ein Buch mit orangefarbenem Einband und aufgemalten roten Linien auf dem Buchdeckel47. Schemenhaft lässt sich im Bereich des zerstörten Zentrums des Nimbus noch erkennen, wo einstmals der Kopf des Heiligen zu sehen war (Taf. 2a). Aus diesen Überresten lässt sich das Bildnis des Johannes von Lykopolis zumindest in seinen Umrissen rekonstruieren (Taf. 3a).

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Pall. hist. Laus. 35. Hist. Mon. I, 16. Zur Kirche in der Nähe vgl. Devos 1969, S. 194 f. Erwähnt, jedoch ohne genauere Beschreibung und Identifizierung bei Kahl/El-Khadragy/Verhoeven 2007, 83: „One can recognize traces of a painting on the ceiling of Tomb IV, which might point to this tomb’s use as a sacred room.” Vgl. auch Kahl 2007, 79: „In the entrance area the ceiling shows traces of a coloured decoration from the Coptic Period.”; Vgl. auch El-Khadragy 2006, 90: „The front part of the ceiling has a painted decoration which appears to be of Coptic style and the tomb was probably used as a sacred space by the Copts”. 45 Eichner/Beckh 2010, 210. 46 Eichner/Beckh 2010, 210; Kahl 2015, 262 f. 47 Die Darstellung berühmter Asketen, wie z. B. des Antonius, mit einem Buch in der Linken, findet sich in Ägypten z. B. auch in der Kapelle LVI in Bawit, vgl. Clédat 1999, 161 f, Abb. 135-137.

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Das Medaillon mit der Darstellung des Johannes

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Abb. 2: Darstellung des Bischofs Quodvultdeus (5. Jh. n. Chr.), Januarius-Katakombe von Neapel.

Die Darstellung heiliger Mönche oder Asketen mit einem Buch in der Linken findet sich in der Wandmalerei z. B. auch im Jeremiaskloster von Saqqara, wo zwei Äbte (Makarios und ein nicht identifizierter Abt), jeweils mit einem Buch in der Hand, den Hl. Apollo flankieren48. Für die Haltung der rechten Hand lassen sich verschiedene Gesten rekonstruieren, die aufgrund der in diesem Bereich völlig zerstörten Darstellung hypothetisch bleiben müssen, die aber aus anderen Beispielen belegt sind. Infrage kommt die Geste des Hindeutens auf das Buch, wie es bei den Asketen im Jeremiaskloster der Fall ist, aber auch z. B. bei der Darstellung eines nordafrikanischen Bischofs, der meist mit dem Bischof Quodvultdeus aus Karthago (5. Jh.) identifiziert wird, in der Katakombe des Januarius in Neapel (Abb. 2)49. Es kommt aber für die rechte Hand auch die Rekonstruktion des Segens- oder des Sprechgestus in Betracht. Eine enge Parallele zu letzterem ist die in die Mitte des 11. Jhs. datierte Mosaikdarstellung des berühmten Konstantinopler Mönches und Abtes Theodor Studites, in der Nea Moni auf Chios (Abb. 3).

48 Vgl. Tomoum 2010, Fig. 60, 61. 49 Zu dem Mosaik des Quodvultdeus in Neapel vgl. Fourlas 2012, 321-323 mit weiterer Literatur.

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Verehrungsstätte für Johannes von Lykopolis

Abb. 3: Darstellung des Mönchs Theodor Studites (759-826), Kloster Nea Moni auf Chios, 11. Jh. n. Chr.

Auch wenn die Annahme hypothetisch bleiben muss, weil der schlechte Erhaltungszustand des Bildnisses keine sicheren Aussagen mehr zulässt, so dürfte Johannes, in Analogie zu anderen Mönchsheiligen, mit langem Bart, vielleicht auch mit langem Haupthaar dargestellt gewesen sein50. Der Heilige ist mit seiner Achse von Nordosten (Kopf) nach Südwesten (Rumpf) so ausgerichtet, dass Besucher das Bildnis des Johannes beim Betreten der Grabhöhle in der für einen möglichen Blickkontakt korrekten Position sehen konnten. Eine genaue Datierung ist aufgrund des schlechten Zustandes der Darstellung nicht möglich. Unter der Prämisse, dass die Identifizierung und Lokalisierung der drei Grabhöhlen als Aufenthaltsort des Johannes korrekt ist, weist ihre Zugänglichkeit genau unter dem Deckenbildnis hindurch allerdings darauf hin, daß er – als es dort angebracht wurde – nicht mehr in ihnen eingemauert gelebt haben kann (Anm. 50)51. In diesem Fall ließe sich das Deckenbildnis frühestens in die Zeit ab dem 5. Jh. n. Chr. datieren. 50 Werner 1994/2004, 162. Selten gibt es auch Mönchsheilige, die jugendlich dargestellt sind, wie z. B. Markos auf einem Tafelbild des 6./7. Jhs. aus dem Kloster Bawit, vgl. Rutschowscaya/Bénazeth 2000, 110 fig. 74. 51 Der runde Nimbus allein wäre noch kein Hinweis darauf, dass der Heilige schon verstorben war, da zur besonderen Auszeichnung runde Nimben auch bei lebenden Personen vorkommen wie z. B. in San Vitale bei Kaiser Justinian und Kaiserin Theodora, vgl. Weidlé 1994/2004, 325.

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Das Medaillon mit der Darstellung des Johannes

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Es lassen sich zwei unterschiedliche Arten der Zerstörung feststellen, die zugleich auf verschiedene Phasen hinweisen (Taf. 2a, 3a): In der älteren Phase wurde der bemalte Verputz abgeschlagen, um die Malerei zu zerstören. Der Kult um den Heiligen sollte vermutlich auf diese Weise ein Ende finden. Möglicherweise besteht hier auch ein Zusammenhang mit der von al-Maqrizi überlieferten Zerstörung des Klosters des Johannes durch den Pöbel52. Die zweite Zerstörung fand vermutlich zwischen 1825 und 1828 statt, als die Grabfassade und der gesamte obere Abschnitt des Medaillons durch Steinbrucharbeiten zerstört wurden53. Die einzige bislang bekannte spätantike oder mittelalterliche Darstellung dieses berühmten Heiligen fiel somit der Zerstörung zum Opfer54. Außer dem Bildnis des Johannes fanden sich seit Beginn der Untersuchungen durch das Asyut Project in den Gräbern III und IV weitere Hinweise einer Nutzung in christlicher Zeit. In und vor Grab III haben sich Reste von Fußbodenverputz, die in die Spätantike datiert werden, erhalten55. Der Innenraum von Grab III wurde mit Lehmmörtel verputzt und in die Rückwand wurden in dieser Zeit drei große, bodentiefe Nischen eingearbeitet56. In Grab IV zeigt der einzige noch erhaltene Felspfeiler Meisselspuren, die der koptischen Zeit zugewiesen wurden57. In und vor dem Grab IV wurde bei den Grabungen des „Asyut Project“ der Mörtelfußboden aus der koptischen/christlichen Nutzungsphase aufgedeckt58. In einer Nische der Westwand wurden u.a. auch koptische Ostraka gefunden, die allerdings aus einer neuzeitlichen Deponierung stammen59. Die Wände in Grab IV waren in christlicher Zeit durch groben Lehmverputz überdeckt60. Was die Funde aus diesen Gräbern betrifft, so können die meisten aufgrund der verschiedenen Grabungsaktivitäten der vergangenen Jahrhunderte, der Nutzung der Gräber als Basisquartiere der frühen Ausgräber sowie als deren Funddepots oftmals keinem Kontext mehr zugeordnet werden und auch die Fundorte sind oft unklar, weshalb Vorsicht geboten ist in Bezug auf ihren Aussagewert61.

52 Timm 2, 1984, 831. 53 Zu den Zerstörungen durch Steinbrucharbeiten vgl. El-Khadragy 2006, 80; Kahl 2007, 22, 78 und insbesondere Kahl 2013: 79-85. 54 Eine späte bildliche Darstellung von ihm findet sich in der barocken Stichfolge Solitudo der Brüder Jan und Raphael Sadeler aus dem Jahr 1600, wo Johannes betend in einer Höhle steht, während sich im Hintergrund ein Pilger zu Fuß nähert, der ein Buch unter dem Arm trägt, vgl. J. und R. Sadeler, Solitudo sive Vitae patrum eremicolarum, nach M. de Vos (1600). Die Darstellung findet sich unter folgender URL: „www.hermitary.com/features/art/sadeler/solitudo/4/index.html“ s. v. John of Egypt (26.10.2016); vgl. auch Kaster 1974, 148. 55 Kahl 2014, 132, Pl. 7. 56 Kahl 2014, 132, Pl. 8. 57 Kahl 2014, 134. 58 Kahl/El-Khadragy/Verhoeven 2005, 163; El-Khadragy, in: Kahl/El-Khadragy/Verhoeven 2007, 82; Abbildung des Innenraums: Kahl 2007, 77 Fig. 55; Kahl 2014, Pl. 10. 59 Kahl/El-Khadragy/Verhoeven 2005, 163 f. 60 Vgl. Kahl 2007, 71. 61 Kahl 2014, 135 f.

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Verehrungsstätte für Johannes von Lykopolis

In Grab III wurden zahlreiche Fragmente von Late Roman Keramik in den Nischen, die in der Spätantike in die Westwand der Halle gehauen worden waren, gefunden62. Unter ihnen fand sich auch das Fragment eines Tabletts aus North African Red Slip Ware mit der Darstellung des jugendlichen bartlosen Christus und der lateinischen Inschrift (Do)m(i)nus Cristu(s), der von zwei Personen flankiert wird, möglicherweise die Darstellung der sog. traditio legis, die in die Zeit zwischen der 2. Hälfte 4. Jhs. bis ca. 430 n. Chr. datiert werden kann63. Ob sie originär aus dem Grab III stammt, ist unklar, zumindest wäre sie dann aber ein früher Beleg für die Öffnung des Grabes für Besucher bzw. Pilger und Verehrer bereits kurz nach dem Tod des Johannes. Wie aus der Historia Monachorum hervorgeht, gab Johannes seinen Besuchern in einigen Fällen Öl mit heilender Wirkung mit64. Dies ist insofern von Bedeutung, als sich annehmen lässt, dass es sich dabei schon früh um Eulogien (sog. Segensandenken) handelte, die auch von anderen Pilgerorten bekannt sind. Diese Tatsache sowie die in den Quellen überlieferte große Menge an Besuchern (Wartehalle für 100 Personen), sein überregionaler Ruf als Seher und die spätere Nutzung der Gräber II, III und IV als Sakralort, wovon das Medaillon Zeugnis ablegt, weisen darauf hin, dass sich der Ort am Gebel Assiut al-gharbi schon zu Lebzeiten des Heiligen zu einem großen Pilgerzentrum entwickelt zu haben scheint, das auch nach seinem Tod fortbestand.

62 Zu den Nischen vgl. Fauerbach, in: Kahl/El-Khadragy/Verhoeven 2005, 166. Kahl/El-Khadragy/ Verhoeven 2006, 244. 63 Zu der Scherbe Kahl/El-Khadragy/Verhoeven 2006, 244, Taf. 21; Farbabbildung in: Kahl/ Verhoeven 2006, 72 Abb. 11; Kahl 2014, 136, Pl. 13; Für den Vorschlag zur Deutung der Ikonographie und die Datierung der Scherbe in die Zeit zwischen der 2. Hälfte 4. Jh. bis ca. 430 n. Chr. sei Vasiliki Tsamakda (Universität Mainz) herzlich gedankt. Zur Ikonographie der traditio legis vgl. Rasmussen 2001, 21-52. 64 Vgl. Hist. Mon. I, 12; I, 16; Devos 1991, 1364.

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Das Kloster Deir el-Azzam Die Ruinen des Klosters Deir el-Azzam (Abb. 1, Taf. 1) erheben sich auf einer kleinen Anhöhe auf der Westseite des Berges, etwa 100 m südöstlich des Mausoleums von Sheik Abu Tug. Von den Gräbern II, III und IV liegen die wenigen heute noch erhaltenen Ruinen ca. 300 m Luftlinie entfernt. Am Fuße des Berges erstreckt sich im Norden, etwa 100 Höhenmeter unterhalb der Klosterruinen, der große, bis heute benutzte islamische Friedhof65. Forschungsgeschichte des Klosters Deir el-Azzam Die älteste neuzeitliche Beschreibung des Klosters, wobei allerdings trotz der passenden Ortsangabe noch keine Gleichsetzung mit den Ruinen des Klosters Deir el-Azzam stattfand, findet sich bei al-Maqrizi66. Er erwähnt das Kloster der sieben Berge, das auf dem Gipfel des Berges liegt und Kloster Johannes des Kleinen genannt werde. Johannes sei in seinem Kloster begraben. Bei einem nächtlichen Überfall im Jahr 1418/19 sei es zerstört worden. Möglicherweise findet sich eine weitere frühe Erwähnung der Klosterbauten, auch wenn der Name der Ruinenstätte nicht ausdrücklich genannt wird, in der Description de l’Égypte: Als im Rahmen der ägyptischen Expedition Napoleons 1798–1801 die französischen Gelehrten E. Devilliers du Terrage und J.-B.P. Jollois 1799 den Gebel Assiut erkundeten, folgten sie an einem Tag einem einheimischen Führer, der sie zu den Ruinen eines Klosters führte. Sie erreichten nach einer Wanderung von zwei Stunden die Reste eines antiken Gebäudes und einige daneben aus dem Sand ragende Gewölbe, die nur wenig über den Boden aufragten. Der Führer erklärte, dass sich hier Mumien befänden. Die Besucher stellten fest, dass es sich hier nicht um einen Ort mit Gräbern des pharaonischen Ägypten handelte, sondern um christliche Ruinen, ärmliche Unterkünfte von Anachoreten und Überreste eines Klosters. Der Führer veranstaltete vor ihren Augen unter einem der Gewölbe eine Ausgrabung und legte dabei einen Sarg aus Sykomorenholz frei, in dem der weiße, nicht einbalsamierte aber dennoch gut erhaltene Leichnam eines Mannes, der in ein Tuch gehüllt war, lag. Unzufrieden, weil es sich nicht um eine pharaonische Mumie handelte, traten sie schließlich den Rückweg an67. Einen Zusammenhang zwischen dieser Beschreibung, in welcher der Name der Ruine nicht genannt wird, und dem Kloster Deir el-Azzam stellte der Jesuitenpater Michel Jullien 1901 her68. Da sich rings um die Mauerreste des Klosters zahllose Bestattungen befänden, habe man diesen Ort „…le monastère des ossements, Deir el̔Adm“, Kloster der Knochen, genannt69. Jullien setzte das Kloster aber nicht mit der Eremitage des Johannes von Lykopolis gleich, sondern vermutete diese in Deir el-Rifeh70. Die 1897 unter der Leitung von G. Maspero von Yassa Tadros und Farag Ismail durchgeführten Grabungen, die 1900 von dem Inspektor der Grabungen publiziert wurden, erbrachten einige 65 66 67 68 69 70

Kahl 2013, 59-64, Taf. 10a, 10b, 11a, 11b. Wüstenfeld 1845, 102 Nr. 45. Russell 2001, 314-15; Devilliers/Jollois 1818, 15-16. Jullien 1901, 208; Coquin/Martin 1991a, 809. Jullien 1901, 208. Jullien 1901, 208. 217.

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Das Kloster Deir el-Azzam

wichtige Informationen über das Kloster, außerdem wurde ein erster Plan des Klosters angefertigt71 (Abb. 7). Die Bauten waren zweigeschossig, aus ungebrannten Lehmziegeln erbaut und von einer Umfassungsmauer umgeben. Auf drei Seiten war das Kloster von Gräbern umgeben. Erwähnt werden im Grabungsbericht die Kirche des Klosters72, außerdem eine Rundkonstruktion mit 1,50 m Durchmesser aus gebrannten Ziegeln, die als Ofen für Brot oder Hostien interpretiert wurde, sowie ein dreieckiges Wasserdepot aus gebrannten Ziegeln. Das Kloster sei zudem im Osten, Süden und Westen umgeben von 1400, z. T. nahe an der Umfassungsmauer liegenden Gräbern, in denen Frauen und Männern bestattet waren73. Der wichtigste Fund in der Klosteranlage war jedoch in einem der westlichen Räume ein mit einer koptischen Inschrift versehener Tonkrug, der anschließend ins Ägyptische Museum in Gizeh gelangte74. Der Text mit der Jahresangabe 1156 n. Chr. „berichtet, dass Mönche aus dem Kloster des Apa Jo[hannes] von der Wüste in dem Gefäß Weihrauch verbargen, weil damals Hungersnot und Aufruhr in Assiut wütete“75. Der Fundort des Kruges im Bereich des Klosters Deir el-Azzam legte sowohl für G. Maspero als auch später für S. Timm nahe, ihn mit dem in der Kruginschrift genannten Kloster des Johannes von der Wüste gleichzusetzen76. Unklar ist aber, ob dieser Johannes von der Wüste identisch ist mit Johannes von Lykopolis77. In den Jahren 1897/1898 unternahm Wladimir De Bock als Kurator an der Eremitage von St. Petersburg eine Expeditionsreise nach Ägypten und führte an verschiedenen Orten Untersuchungen in koptischen Klöstern und Nekropolen durch78. Seine Ergebnisse wurden posthum 1901 veröffentlicht79. Ihm verdankt die Forschung einen weiteren Plan des Klosters (Abb. 8) und wesentlich mehr Details über den erhaltenen Ruinenbestand als aus der Publikation von Maspero hervorgingen. De Bock beschrieb den damals gerade freigelegten Bestand, den er in dem neu angefertigten Plan darstellte80. Ein Weg ermöglichte vom Plateau her den Zugang zu dem ummauerten Kloster81. De Bock beschreibt einen Turm von 7,50 m Seitenlänge, den Maspero zwar nicht erwähnt, je-

71 Der Plan ist publiziert bei Maspero 1900, 111 fig. 1. Der Grabungsbericht wurde zunächst in arabischer Sprache vom damaligen Inspektor der Grabung, Mohammed Effendi Chaban abgefasst, ins Französische übersetzt und schließlich 1900 von Maspero publiziert. 72 Die Maße der Kirche werden in der Zeichnung mit 16,3 x 8,3 m angegeben, vgl. Maspero 1900, 111 Fig. 1. 73 Maspero 1900, 110, 115. 74 Vgl. Maspero 1900, 110, 117-119; Crum 1902, Nr. 8104; Farbabbildung: Kahl 2014, Pl. 11. 75 Timm 1984 (II) 832. Für die Überprüfung der Jahreszahl 1156 n. Chr. sei Theofried Baumeister herzlich gedankt. G. Maspero hat in seinem Text angegeben, dass auf dem Krug das Jahr 771 der Ära der Märtyrer angegeben sei. Dieses Datum hat er aufgelöst zu 1156 n. Chr. Richtig müsste es jedoch bei Maspero heißen: Jahr 871 der Ära der Märtyrer, was dann tatsächlich der Jahreszahl 1156 n. Chr. entspräche. Doresse 1971, 422 hat Masperos falsche Jahresangabe 771 zwar ebenfalls übernommen, sie dann aber – wie Maspero auch – als das Jahr 1156 unserer Zeitrechnung aufgelöst. Timm 1984 (II) 832 gibt die Jahreszahl des Kruges fälschlich mit 1556 n. Chr. wieder, wobei es sich wohl um einen Schreibfehler handelt. 76 Maspero 1900, 119; Timm 1984 (II) 832. Vgl. auch Kahl 2014, 135. 77 Vgl. Timm 1842, Bd. 2, 831. 78 Vgl. die Biographie bei Kakovkin 1992, 61-76. Eine erste Reise nach Ägypten hatte 1888/89 stattgefunden und galt der Untersuchung und dem Ankauf koptischer Fundobjekte: Kakovkin 1992, 61. 79 De Bock 1901, 88-90. 80 De Bock 1901, 88 mit Fig. 100. 81 De Bock 1901, 89.

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Forschungsgeschichte des Klosters Deir el-Azzam

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doch in seinen Plan mit aufgenommen hat, ohne ihn allerdings als Turm zu identifizieren82. Die Klosterkirche lag tiefer als der Turm und besaß im Inneren Seitenlängen von ca. 18 x 8 m83. Sie wird hier demnach länger angegeben als bei Maspero84. Die Abweichung der Längenangabe lässt darauf schließen, dass Maspero den Ostteil der Kirche nicht vollständig gesehen, oder ihn nicht als zur Kirche gehörig betrachtet hat. De Bock beschreibt ein aus mehreren Räumen bestehendes Sanktuarium im Osten der Kirche. Offenbar geht er davon aus, dass sich das Kloster um den Aufenthaltsort des Hl. Johannes entwickelt hatte, denn bezüglich eines Nebenraumes des Sanktuariums, der die Form einer Apsis besaß, vermutete er, dass dieser vielleicht die Zelle des Hl. Johannes war85. Möglicherweise kannte De Bock die bereits von al-Maqrizi angeführte Bemerkung, dass Johannes in dem Kloster bestattet sei86. Er erwähnt außerdem einen Bau von 4 Metern Seitenlänge, den er nicht in seinen Plan eingezeichnet hat, und eine runde Zisterne, deren Durchmesser er mit rund 3 Metern angibt87. De Bock beschreibt abschließend kurz die um das Kloster angelegten Gräber und Särge, darunter auch Kindersärge. Im April des Jahres 1901 besuchte G. Somers Clarke das Kloster Deir el-Azzam und beschrieb summarisch die Ruinen88. Außer den stark ausgeplünderten Gräbern rings um das Kloster fielen ihm auch an vielen Stellen innerhalb der Kloster-Umfassungsmauer und im Schutt der stark verfallenen Kirche zahlreiche Gräber auf. Abschließend bezieht er sich auf den Grundriss von De Bock und hält fest, dass es sich bei der Kirche wohl um eine Basilika handelte und dass sich nördlich von ihr der Rest eines Turms befände. Im Winter 1906/07 suchte D. G. Hogarth im Auftrag des British Museum im Nordteil des Gebel Assiut, wahrscheinlich auch im Bereich des Klosters Deir el-Azzam, nach unberührten pharaonischen Gräbern89. Über seine Aktivitäten in der Klosteranlage Deir el-Azzam ist nichts bekannt. Möglich ist aber, dass einige Funde, die sich heute im Magazin des British Museum in London befinden, aus der Klosteranlage oder ihrem nahen Umkreis stammen90. Mehrere Jahrzehnte finden danach keine nennenswerten Untersuchungen der Klosteranlage mehr statt. In den Sechziger Jahren des 20. Jhs. haben das ägyptische Militär und starke 82 Im Plan von Maspero 1900, 111 Fig. 1 (siehe Abb. 7) entsprechen die Räume Nr. 3, 4, 5, 6, 7 dem von De Bock identifizierten Turm. 83 De Bock 1901, 88 Fig. 100, 89: Der Naos im Westen wird im Plan mit 11,50 m angegeben, der Ostteil der Kirche besaß eine Länge von 6 m und ca. 0,50 m dürften auf die Mauerstärke der Querwand des Sanktuariums entfallen. 84 Vgl. den Grundriss bei Maspero 1900, 111 Fig. 1. 85 De Bock 1901, 89. 86 Zur Erwähnung al-Maqrizis, dass Johannes in seinem Kloster bestattet war, vgl. Wüstenfeld 1845, 102; De Bock 1901, 89. 87 Vgl. De Bock 1901, 88 Fig. 100, 90. 88 Somers Clarke 1912, 178. 89 Zumindest sind Aktivitäten im Bereich des ca. 100 m nordwestlich unterhalb des Klosters gelegenen Mausoleums von Sheikh Abu Tug belegt, vgl. Ryan 1988, Report, 4, sowie die Site Map im Anhang (ohne Seitenzahl). 90 Für eine Liste mit Fundstücken aus Assiut, die im Magazin des British Museum aufbewahrt werden, danke ich Ursula Verhoeven-van Elsbergen sehr herzlich. Insbesondere handelt es sich um mehrere unpublizierte Gefäßfragmente, die 1907 in den Besitz des British Museum gelangt sind und aus der Grabung Hogarths stammen.

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Das Kloster Deir el-Azzam

Regenfälle große Zerstörungen an der Klosteranlage verursacht91. Auch Dynamitsprengungen haben im Bereich der Klosteranlage stattgefunden, was durch Bohrkanäle für Dynamitstangen in der Felswand, die das Klosterareal nach Süden begrenzt, bezeugt ist (Abb. 5). Das Kloster wurde noch verschiedentlich in der Literatur erwähnt92. So bezog z. B. C.C. Walters 1974 die bisherigen Erkenntnisse zur Klosteranlage Deir el-Azzam in seine Untersuchung der archäologisch erfassten Klöster Ägyptens ein. Zur Nekropole rings um Deir el-Azzam vermutete er, dass es sich hierbei nicht um den Friedhof des Klosters handeln könne, da Frauen und Kinder ebenfalls dort bestattet waren. Vielmehr sei der Friedhof wohl über lange Zeiten kontinuierlich belegt worden93. In seiner 1971 fertig gestellten Dissertation beschreibt J. Doresse kurz die Lage des Klosters auf dem Berg und erwähnt, dass das Kloster von antiken und mittelalterlichen Gräbern umgeben sei94. Diese befänden sich unterhalb des Klosters95. Doresse entnimmt der schriftlichen Überlieferung zu Johannes von Lykopolis, v. a. Graffiti und koptischen Papyri, die von anderen Orten stammen, dass dessen Eremitage der Ursprung für ein Kloster war96. Von den beiden Klöstern Deir el-Meitin und Deir el-Azzam, die beide durch Raubgräber und Archäologen völlig zerstört seien, hält er Deir el-Azzam für das in Frage kommende Kloster97. Er kritisiert an Masperos Plan des Klosters (Abb. 7), dass die Proportionen in Bezug auf die beigegebenen Maße fehlerhaft seien98. Hingegen seien in De Bocks Plan (Abb. 8) die Proportionen richtig, obwohl die Maßangaben den fehlerhaften, von Maspero angegebenen, entsprechen, und überdies enthalte er auch Details, die bei Maspero fehlen99. Doresse schließt sich De Bocks Annahme, dass es sich bei einem der Sanktuariumsräume um die Zelle oder sogar die Grabstätte des Johannes von Lykopolis handeln dürfte, an100. Doresse setzt Apa Johannes der Wüste, der in der Kruginschrift genant wird, mit Johannes von Lykopolis gleich und kommt zu dem Schluss, dass dieser das Kloster Deir el-Azzam gegründet habe101. In seiner Zusammenstellung der arabischen Schriftquellen zu dem Kloster von 1984 bezieht Stefan Timm al-Maqrizis Beschreibung eines Klosters der sieben Berge, das auch Kloster Johannes des Kleinen genannt werde, auf Deir el-Azzam102. Der oben bereits genannte Krug, der bei den Grabungen von Maspero gefunden wurde und einen Johannes von der Wüste nennt, könne sich ebenfalls auf Johannes von Lykopolis beziehen, auch wenn eine Gleichsetzung der beiden Namen nicht sicher zu belegen sei103.

091 Zerstörungen durch das Militär: vgl. Grossmann 1991, 809 b; Regenfälle: vgl. Kahl 2007, 12. 092 Otto Meinardus führt 1965 die Ruinen von Deir el-Azzam in seiner Zusammenstellung der Kirchen und Klöster Ägyptens auf, bezieht sich dabei aber auf den Text von Somers Clarke. Für die vorliegende Publikation wurde die 2. Auflage von 1977 verwendet: vgl. Meinardus 1977, 392 f. 093 Walters 1974, 233. 094 Doresse 1971, 416. 095 Doresse 1971, 421. 096 Doresse 1971, 418. 097 Doresse 1971, 418. 098 Doresse 1971, 418 f. 099 Doresse 1971, 419. 100 Doresse 1971, 420. 101 Doresse 1971, 422. 102 Timm 1984 (II) 831f. Vgl. auch Doresse 1971, 423. 103 Timm 1984 (II) 831.

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Forschungsgeschichte des Klosters Deir el-Azzam

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Der Vermutung, dass der in der 1900 von Maspero publizierten Kruginschrift genannte Johannes der Wüste gleichzusetzen ist mit Johannes von Lykopolis und dass dessen Aufenthaltsort mit der abgelegenen Klosteranlage Deir el-Azzam in Zusammenhang steht, schließen sich R.-G. Coquin und M. Martin in ihrem Artikel in der Coptic Encyclopedia 1991 an104. Neue Erkenntnisse zur Rekonstruktion und Datierung der Klosterkirche wurden erst wieder von P. Grossmann in die Diskussion eingebracht. Er erkannte aus dem von De Bock hergestellten Grundriss, dass es sich bei der Kirche um eine dreischiffige Basilika mit khurus zwischen Naos und Sanktuarium handelte105. Da der khurus erst etwa seit der zweiten Hälfte des 7. Jhs. n. Chr. eingeführt wurde106, bildet dieses Datum einen terminus post quem für die Datierung der Kirche, sofern es sich nicht um einen späteren Umbau handelt. In seinem 2002 erschienenen Buch über die christliche Architektur in Ägypten schließt er sich der Ansicht von Jean Doresse an, wonach es sich bei dem Kloster Deir el-Azzam vermutlich um die Klause des Johannes von Lykopolis handelte107. Neue Argumente in die Diskussion um den Aufenthaltsort des Johannes brachte 1995 Constantin Zuckerman durch die Zuordnung mehrerer zu einem Archiv gehöriger Briefe in griechischer und koptischer Sprache, die auf Papyrus geschrieben sind und in verschiedenen Sammlungen aufbewahrt werden. In diesen Briefen wird als Adressat ein Apa Johannes angesprochen, den er mit Johannes von Lykopolis identifiziert108. Zuckerman geht davon aus, dass es sich bei diesem Archiv um diejenigen Papyri handelt, die zwar von Yassa Tadros und Farag Ismail als Grabungsfunde erwähnt, bei der späteren Inventarisierung für das Museum in Gizeh aber nicht mehr aufgeführt werden109. Zuckerman nimmt an, dass es sich dabei um die Papyri handelt, die kurz nach den Grabungen in Deir el-Azzam von Grenfell und Hunt 1898 in Gizeh angekauft worden sind. Möglicherweise sollten auf diese Weise die Kosten der Grabung gedeckt werden110. Sollte das Archiv tatsächlich aus den Grabungen in Deir el-Azzam stammen, so wäre dennoch erst noch zu klären, ob es sich bei dem genannten Johannes um den berühmten Johannes von Lykopolis handelte, oder möglicherweise um einen ungefähr zeitgleich lebenden Namensvetter, der in einem der Briefe als Presbyter angesprochen wird. Zu dieser Diskussion hat Ewa Wipszycka 2009 den neuesten Forschungsstand zusammengefasst111. Solange jedoch weder die Texte des Archivs eindeutig nach Deir el-Azzam zu verorten sind noch die darin genannte Person des Johannes eindeutig mit Johannes von Lykopolis gleichzusetzen ist, bleibt eine rein auf Textquellen basierende Lokalisierung des Aufenthaltsortes des Johannes von Lykopolis schwierig. Bessere Voraussetzungen für die Lokalisierung bietet dagegen die Kombination der Informationen aus den literarischen Texten mit den archäologischen Befunden.

104 105 106 107 108 109 110 111

Vgl. Coquin/Martin 1991a, 809. Grossmann 1991a, 810; Grossmann 1982, 109, Abb. 43. Zum khurus vgl. Grossmann 2002b, 72-76. Grossmann 2002b, 208 Anm. 20. John Rylands Library collection in Manchester und British Museum, vgl. Zuckerman 1995, 188. Vgl. Zuckerman 1995, 191 f. Zuckerman 1995, 192. Wipszycka 2009, 83-85 mit weiterer Literatur.

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Das Kloster Deir el-Azzam

Resümee aus der Forschungsgeschichte Die Forschungsgeschichte zeigt, dass von zentralem Interesse der meisten oben angeführten Publikationen die Lokalisierung und Identifizierung der Eremitage des Johannes von Lykopolis war, die von einigen Wissenschaftlern in Zusammenhang mit dem Kloster Deir el-Azzam gebracht wurde. Aufgrund der Übereinstimmung der Beschreibung der Eremitage in den schriftlichen Quellen mit den architektonischen Befunden der Gräber II, III und IV hat sich J. Kahl seit Beginn seiner Untersuchungen am Gebel Assiut al-gharbi für eine Lokalisierung der Eremitage in diesen Gräbern und somit gegen eine Gleichsetzung des Klosters Deir el-Azzam als Aufenthaltsort des Johannes ausgesprochen112. Angesichts der von ihm angeführten Argumente erscheint diese Gleichsetzung überzeugend. Die im Kapitel „Verehrungsstätte für Johannes von Lykopolis“ beschriebene Darstellung des Hl. Johannes über dem Eingang zu Grab IV (Taf. 2a, 2b), die nachweisbaren spätantiken Aktivitäten in diesen Gräbern wie auch die Funde aus dieser Zeit stützen diese Interpretation. Auch die von J. Kahl dargestellte Kontinuität von Kulthandlungen, die in pharaonischer und später in christlicher Zeit an dem Ort (Gräber II-IV) durchgeführt wurden, können dafür sprechen113. Die oben beschriebene Zuweisung des Archivs zu den Grabungsfunden aus Deir el-Azzam und die Inschrift des von Maspero während der Grabungen entdeckten Kruges mit der Ortsangabe Kloster des Johannes der Wüste, sind Hinweise darauf, dass das heute Deir el-Azzam genannte Kloster ein dem Johannes geweihtes Kloster war. Ob es sich bei diesem Johannes um den berühmten Johannes von Lykopolis handelte oder um einen gleichnamigen Apa Johannes, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Deshalb könnte letztlich nur eine mit modernen Methoden durchgeführte stratigraphische Ausgrabung der Ruine weitere Aufschlüsse über das Verhältnis der Klosteranlage Deir el-Azzam zu Johannes von Lykopolis und dessen Aufenthaltsort geben. Denn die Oberflächenfunde des Surveys von 2009 können als nicht stratifizierte Funde zwar Hinweise auf die ungefähre Nutzungsdauer der Anlage sein, nicht jedoch auf den Beginn und die Entwicklung der Klosteranlage und ihr Verhältnis zum Aufenthaltsort des Johannes114.

Der Erhaltungszustand Vor der Durchführung des Surveys von 2009 wurden die Überreste des Kloster Deir el-Azzam von Jochem Kahl dokumentiert115. Ein Plan wurde jedoch nicht angefertigt. Teile der Klosteranlage waren damals bereits aufgrund heftiger Regenfälle abgerutscht116.

112 Zuletzt Kahl 2014, 135 f. 113 Kahl 2014, 135 f. 114 Vor diesem Hintergrund sind auch die Erkenntnisse über die (bislang) frühesten KeramikOberflächenfunde aus dem Bereich des Klosters, die bis in das 5. Jh. n. Chr. zurückreichen, sowie die Tatsache, dass bislang kein obertägig, oder in den alten Plänen von Maspero und De Bock erkennbarer Bau im Bereich der Klosterruine gefunden wurde, der auf die Beschreibung der drei Zellen des Johannes zutrifft, als vorläufig zu bewerten. Vgl. davon abweichend Kahl 2014, 135 und Kahl 2015, 259, der den Aussagewert der Oberflächenkeramik und der fehlenden drei Räume in Deir el-Azzam stärker gewichtet. 115 Zusammenstellung der bisherigen Forschungen zur Klosteranlage Deir el-Azzam: Kahl 2007, 99-102; Kahl et al. 2008, 200. 116 Kahl 2014, 130.

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Der Erhaltungszustand

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Abb. 4: Klosterruine Deir el-Azzam auf dem Berg. Blick nach Südwesten auf den Raum A.

Noch heute ist die Klosterruine Deir el-Azzam von Weitem sichtbar (Abb. 4). Im Süden, wo das Gelände zum Hochplateau des Kom el-Shuqafa hin ansteigt, wurde durch neuzeitliche Dynamitsprengungen ein Großteil der Klosteranlage zerstört. An der südlichen Felswand, die das Klosterareal auf dieser Seite gegen das Plateau abgrenzte, sind noch die Bohrkanäle für die Dynamitstangen erhalten (Abb. 5). Entsprechend der durch die Explosion verursachten Zerstörungswucht liegen vor der südlichen Felswand, über der das Plateau der Bergspitze beginnt, große, von der südlichen Felswand abgesprengte Felsbrocken (Abb. 6). Lehmziegel oder sonstige Überreste von Architektur sind hier nicht erhalten, sondern offenbar weit fortgeschleudert worden. Nur wenige Keramikscherben liegen hier verstreut. Im Areal der Klosteranlage befinden sich mehrere in pharaonischer Zeit angelegte Felsgräber, die entweder in die Klosteranlage einbezogen und genutzt oder von ihr überbaut wurden117. Zur Erstellung eines Grundrisses (Abb. 9, 10) wurden 2009 alle obertägig sichtbaren Strukturen gesäubert und vermessen. G. Maspero und W. De Bock haben die Bauten des Klosters offensichtlich in deutlich besserem Zustand dokumentiert (Abb. 7, 8), denn die heute sichtbaren Ruinen des Klosters Deir el-Azzam lassen sich nicht mehr mit den älteren Plänen De Bocks und Masperos in Übereinstimmung bringen. Offenbar handelt es sich bei den heute erhaltenen Ruinen um Reste von Wohnbauten oder Gebäuden, die in den beiden älteren Plänen nicht eingezeichnet sind.

117 Zu den Felsgräbern s. u.

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Das Kloster Deir el-Azzam

Abb. 5: Klosterruine Deir el-Azzam. Bohrkanal für Dynamitstangen in der Felswand, die das Klosterareal im Süden begrenzt.

Abb. 6: Klosterruine Deir el-Azzam. Abgesprengte Felsbrocken von der Felswand, die das Klosterareal im Süden begrenzt, Blick nach Westen.

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Abb. 7: Grundriss des Klosters Deir el-Azzam (Maspero 1900).

Abb. 8: Grundriss des Klosters Deir el-Azzam (De Bock 1901).

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Raum A und Mauer M5 (Abb. 9, 10) Der heute noch am besten erhaltene und von Weitem sichtbare Raum A (Abb. 9, 10) wurde an der nördlich abfallenden Felskante errichtet118. Der Raum ist im Inneren ca. 2,40 m x 2,60 m groß und hoch verschüttet119. Die Fundamentierung musste die nach Norden hin abfallende Hangschräge ausgleichen, weshalb der Bau eine bis auf den gewachsenen Felsboden reichende, mit Lehmmörtel gebundene Substruktion aus unbearbeiteten Bruchsteinen verschiedener Größe erhalten hat (Abb. 11), die heute auf der Nord- und Ostseite außen frei liegt. Auf diesen Unterbau wurde das aufgehende Mauerwerk aus Lehmziegeln gesetzt. Während sich die Süd-, Ost- und ein Teil der Nordwand erhalten haben, ist die Westwand bis auf einen Rest der inneren Südwest-Ecke (Abb. 12) verloren. Durch Regen und Winderosion ist das Lehmziegelmauerwerk stark ausgewaschen. An der Südwest-Ecke hat sich auf der Außenseite der Westwand ein Rest von weiß-gelblichem Kalkverputz erhalten. Später wurde die Ostwand von Raum B gegen diesen Kalkverputz gesetzt (Abb. 10; 12; 13). In der Westwand dürfte sich außerdem auch der Zugang in den Raum befunden haben120. Aus einer älteren Bauphase, die möglicherweise gleichzeitig mit dem Raum A ist, stammt auch die Mauer M5, die sich ca. 3,40 m südlich von Raum A erhalten hat (Abb. 10)121. Sie stößt im Süden gegen einen hochkant aufgestellten Kalkstein (Abb. 10: K), hinter dem bereits der aus dem Fels gearbeitete Vorplatz vor dem Grabeingang H12.7 beginnt (Abb. 14). Die Wand M5 wies – bevor sie durch die später davor gesetzte Mauer M4 verdeckt wurde (Abb. 9, 10) – auf ihrer westlichen Außenseite den gleichen 1-1,4 cm dicken weiß-gelblichen Kalkverputz auf, der sich auch an der Westwand des Raumes A auf der Außenseite erhalten hat.

118 Er ist auch auf einem Foto von Ernesto Schiaparelli zu erkennen: Vgl. D’Amicone/Pozzi Battaglia 2009, 119 Fig. 2. 119 Der Raum ist mit weißem Kalksteinschutt und Lehmziegelbruchstücken gefüllt. Offenbar handelt es sich um Aushubschutt aus Raubgrabungen, die vor allem im Westen und Nordwesten des Raumes stattgefunden haben. 120 Auffallend ist, dass die Westwand eine Breite von 0,92 m hatte und damit die stärkste Wand des Raumes darstellte. Die Nord- und Ostwand sind 0,80-0,82 m breit und die Südwand, die aufgrund ihrer Lage an der Hangoberseite am wenigsten belastet war, besitzt nur eine Wandstärke von 0,60 m. 121 M5 ist 0,62 m breit.

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Abb. 9: Grundriss der Klosterruine Deir el-Azzam mit umliegenden pharaonischen Gräbern und Schutthalde (big rubbish heap) im Norden unterhalb der Klostermauern.

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Abb. 10: Grundriss der Klosterruine Deir el-Azzam. Rekonstruktion mit Mauernummern und Details.

Abb. 11: Deir el-Azzam, Raum A. Unterbau aus unbearbeiteten Felsbrocken verschiedener Größe mit darüber aufgehendem Lehmziegelmauerwerk. Blick auf die Nordwand.

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Abb. 12: Deir el-Azzam, Raum A. Blick auf die Innenseite der Südwand. An der Außenseite der weitgehend abgebrochenen Westwand Kalkverputz, gegen den die Mauer M4 gesetzt wurde.

Abb. 13: Deir el-Azzam, Raum B, Blick nach Südosten auf Mauer M4, die (verschüttete) Türöffnung und Reste des Lehmbodens.

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Abb. 14: Deir el-Azzam, Vorplatz vor dem pharaonischen Grabeingang zu H12.7. Die Mauer M5 wurde gegen Felswände des pharaonischen Vorplatzes gesetzt. Blick nach Südwesten.

Raum B (Abb. 9, 10) Zu einem späteren Zeitpunkt, in Phase II, wurde im Westen vor der Wand M5 sowie vor der Westwand von Raum A der Raum B angebaut. Seine östliche Begrenzungsmauer M4 ist gegen die mit Kalkmörtel verputzte Westwand von Raum A (Abb. 12) und gegen den Kalkverputz von M5 (Abb. 15) gesetzt. Der Raum B ist mit seiner Längsachse in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet, ca. 2,40 m breit und mindestens 6,74 m lang, jedoch sind seine nördlichen und südlichen Begrenzungswände nicht mehr erhalten. Die drei erhaltenen Mauerabschnitte der Wand M4 (Abb. 10) bestehen aus Lehmziegeln122. In der Wand M4 verband eine Tür mit erhaltener Lehmstufe den Raum B mit dem östlich angrenzenden Raum (Abb. 10, 16). Südlich der Tür nimmt eine kleine halbrunde Apsis fast die gesamte Mauerstärke von M4 ein123 (Abb. 17). Auf der gegenüberliegenden Westseite wird der Raum B von der Mauer M3 begrenzt, von der ein südlicher und ein nördlicher Abschnitt erhalten sind124. Sie besteht aus Lehmziegeln mit vereinzelt im Mauerwerk auftretenden 122 Die Mauerstärke der Wand M4 beträgt im nördlichen Abschnitt 1,00 m, im mittleren 1,06 m und im südlichen 0,63 m, wobei die westliche Mauerkante vermutlich auf einem niedrigen Niveau unterhalb des Schutts erhalten ist, und daher im Plan ergänzt wurde. 123 Die lichte Durchgangsbreite der Tür beträgt 0,70 m; die Apsisweite beträgt 1,07 m. 124 Sie werden durch eine ca. 3,11 m breite Lücke, in der das Mauerwerk obertägig nicht erhalten ist, voneinander getrennt. Die Mauer M3 ist in ihrem südlichen und nördlichen Abschnitt zwischen 0,69-0,70 m breit.

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Der Erhaltungszustand

Abb. 15: Deir el-Azzam. Blick nach Nordosten auf die Mauern M4 und M5. Gegen den Kalkverputz auf der Außenseite von M5 wurde später die Mauer M4 gesetzt.

Abb. 16: Deir el-Azzam. Raum B, Mauer M4: Blick nach Süden auf das mit Kalkverputz versehene Türgewände.

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Das Kloster Deir el-Azzam

Abb. 17: Deir el-Azzam. Im Vordergund Raum B und dessen Ostwand mit der kleinen Apsis zwischen den beiden Mauerabschnitten von M4. Blick nach Osten.

Abb. 18: Deir el-Azzam. Raum B, Blick nach Norden auf die Mauer M3 und das westlich davon gelegene Raubloch. Auf der Ostseite von M3 Kalkverputz erhalten.

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Abb. 19: Deir el-Azzam, Blick nach Süden auf die Mauer M3. Direkt auf den anstehenden Fels wurden gebrannte Ziegel gesetzt, darüber ungebrannte Lehmziegel.

Keramikscherben. Durch ein ca. 1 m im Durchmesser großes, bis auf den Fels gegrabenes Raubloch unmittelbar an der Westseite des nördlichen Mauerabschnittes wurde die westliche Mauerkante größtenteils zerstört (Abb. 18). Interessant ist die Mauertechnik dieses nördlichen Wandabschnittes, denn die beiden unteren, auf dem Fels aufliegenden Ziegellagen bestehen aus gebrannten Ziegeln (Abb. 19). Diese Bautechnik mit Verwendung von gebrannten Ziegeln im unteren Abschnitt einer Mauer, wurde auch von De Bock für den Turm des Klosters beobachtet, bei dem allerdings 12 Lagen von gebrannten Ziegeln den Sockel für das aufgehende Lehmziegelmauerwerk bildeten125. 125 Vgl. De Bock 1901, 89.

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Das Kloster Deir el-Azzam

Fußboden von Raum B In dem Raum hat sich noch ein Lehmboden erhalten, der stark mit Strohhäcksel gemagert ist (Abb. 13). Im Norden ist er etwa an der Felskante abgebrochen und lässt erkennen, dass darunter Lehmziegelschutt und ein weiterer Lehmboden liegen. Anhand der beiden Lehmböden lässt sich demnach hier eine Abfolge von zwei zeitlich aufeinander folgenden Phasen belegen, in denen der Raum B genutzt wurde. An der Ostseite der Wand M5 kamen beim Säubern zwei Fragmente eines rot bemalten Kalkmörtelbodens (S09/st845) zutage. Sie können nach der Fundlage im Oberflächenschutt keinem konkreten Raum sondern nur allgemein dem Kloster zugeordnet werden. De Bock erwähnt jedoch roten Stuck, der den Boden der Klosterkirche bedeckt hat126. Allerdings finden sich rote Kalkmörtelböden überall in ägyptischen Klöstern – und dort nicht nur in den Kirchen, sondern auch in den Wohn- und Nutzbauten127, so dass eine Zuweisung der Stücke zur nicht mehr obertägig erhaltenen Klosterkirche von Deir el-Azzam nicht zwingend ist. Ebenfalls von einem Fußboden aus dem Bereich des Klosters Deir el-Azzam dürften auch die roten Kalkmörtelfragmente aus dem Schutt vor den Gräbern H12.3 und H12.4128 sowie aus der Schutthalde unterhalb des Klosters Deir el-Azzam129 stammen, da es sich hierbei vermutlich um abgerutschten Schutt aus der Klosteranlage handelt (Abb. 9). Wandverputz in Raum B Der ganze Raum B war mit einem feinen, 1,0-1,7 cm dicken weiß-gelblichen Kalkverputz an den Wänden ausgekleidet, der sich an der Ostseite der Wand M3 sowie an der Westseite der Wand M4 im Bereich der Tür erhalten hat (Abb. 16). Da er gegen den oberen Lehmboden stößt und diesen somit voraussetzt, lässt er sich der zweiten Nutzungsphase des Raumes zuweisen. Raum C Westlich von Raum B erstreckt sich Raum C, von dessen Ost- und Südwand nur die Mauerabschnitte M3 und M2 obertägig erhalten sind (Abb. 9, 10). Die Ostwand M3 des Raumes C ist in zwei Teilabschnitten obertägig sichtbar (Abb. 9, 10, 18, 19)130. Ob eine Verbindungstür zwischen den Räumen B und C existierte, lässt sich dem Befund nicht entnehmen. Innerhalb von Raum C ist die Mauerstruktur M6 sichtbar, bei der es sich um den Rest einer Ost-West gerichteten Lehmziegelmauer handelt (Abb. 9, 10, 20)131. Die südliche Mauerkante ist mit einem weißen, 1-2 cm dicken Kalkverputz versehen, gegen den später eine 0,25 m dicke Mauer gesetzt wurde, die auf allen Seiten mit glattem Lehmverputz versehen ist132. Es könnte sich demnach entweder um eine Schwelle, die Stufe einer Treppe oder eine nachträglich

126 127 128 129 130

De Bock 1901, 89. Vgl. z. B. die roten Kalkmörtelböden in Kellia: Haeny/Leibundgut 1999, 5, 6, 13. Vgl. S09/st825 und S09/st833. Vgl. S09/st838. Beide Teilabschnitte besitzen eine Mauerstärke von 0,69-0,70 m. Zur Beschreibung der Mauer im Zusammenhang mit Raum B, s.o. das entsprechende Kapitel „Der Raum B“. 131 Die Mauerstärke ist nicht messbar, da die nördliche Mauerkante obertägig nicht sichtbar ist. 132 Im Lehmverputz finden sich Fragmente von gebrannten Ziegeln, Keramikstücke sowie kleine Kalksteinbrocken.

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Der Erhaltungszustand

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Abb. 20: Deir el-Azzam. Raum C: Mauerstück M6 mit Fugen. Blick nach Süden.

halbhoch zugesetzte Durchgangsöffnung handeln133. Klarheit darüber kann jedoch nur eine Ausgrabung erbringen. Die Südwand M2 des Raums C besteht aus Lehmziegeln und ist in zwei durch eine Lücke voneinander getrennten Mauerabschnitten erhalten. Ihr westlicher Abschnitt befindet sich im Zentrum eines Raubloches, ist leicht nach Norden gekippt und etwas verdrückt134 (Abb. 21). Im Westen endet die Mauer M2 mit einem sauber abschließenden Verband aus Lehmziegeln, bei dem es sich wohl um die Laibung eines Durchgangs handelt, der den Raum C mit dem südlich angrenzenden Bereich verband (Abb. 10). Auf der Mauer und ringsum liegen dicke Schichten aus weißem, sterilem Kalksteinschutt mit abwechselnden Lagen fundreicher Lehmschuttschichten, ähnlich dem Befund in Deir el-Meitin135. Offenbar haben hier schon mehrfach Umschichtungen bzw. Raubgrabungen stattgefunden136.

133 Vgl. eine ähnliche zugemauerte halbhohe Tür mit vergleichbar geringer Mauerstärke und beidseitig verputzten Wandflächen, die in Deir el-Bachît in Theben-West beschrieben wird: U. Fauerbach, in: Eichner/Fauerbach 2005, 142. 134 Die Mauer besitzt eine Stärke von 0,56 m. 135 Zu Deir el-Meitin s. u. 136 Vom östlichen Abschnitt der Mauer M2 liegt nur die nördliche Mauerkante frei, wodurch sich die verminderte Mauerstärke dieses Abschnittes von 0,44 m erklärt.

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Das Kloster Deir el-Azzam

Abb. 21: Deir el-Azzam. Mauer M2, Blick nach Norden.

Die direkt auf den anstehenden Felsboden gesetzte Westmauer M1 (Abb. 22) wurde aus luftgetrockneten Lehmziegeln errichtet und enthält, wie M3, im Mauerwerk vereinzelt auch Keramikscherben137. Als bautechnische Besonderheit weist sie auf ihrer obersten erhaltenen Ziegellage Reste eines Mörtelbetts aus weiß-grauem Kalkmörtel auf (Abb. 23), während ansonsten in dieser wie auch in allen anderen Mauern Lehmmörtel als Bindemittel verwendet wurde. Ob hier mittels eines Kalkmörtelbettes ein Wechsel im Baumaterial, z. B. die Verwendung von gebrannten Ziegeln anstelle von luftgetrockneten Lehmziegeln für das aufgehende Mauerwerk angezeigt wird, muss offen bleiben138. Die Mauer M7 im Osten und die Treppe Am östlichen Ende der heute sichtbaren Bebauung lässt sich nahezu parallel zur Mauer M1 der Steinsockel der Mauer M7 knapp über dem heutigen Bodenniveau verfolgen (Abb. 9, 10). Alle anderen Mauern zwischen M1 und M7 stehen zu diesen beiden in stumpfem Winkel. Der Steinsockel der Mauer M7 besteht aus einer Lage von unbehauenen Kalksteinen, die zur Fundamentierung einer darüber aufgehenden Lehmziegelmauer gedient haben, deren Überreste nach Westen gekippt und noch im Versturz zu erkennen sind (Abb. 9, 10). Steinsockel als

137 Mauerstärke 0,72-0,74 m. 138 Vgl. zur Verwendung von Kalkmörtel im Zusammenhang mit Brandziegelbauten Grossmann 2002b, 151 f., während reine Lehmbauten nur mit Lehmmörtel errichtet wurden.

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Der Erhaltungszustand

Abb. 22: Deir el-Azzam. Westmauer M1 von Raum C, Blick nach Süden.

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Das Kloster Deir el-Azzam

Abb. 23: Deir el-Azzam. Westmauer M1 von Raum C: Reste von Kalkmörtel. Blick nach Osten.

Unterbauten für aufgehendes Lehmziegelmauerwerk kommen sowohl beim Raum A in Deir el-Azzam (Abb. 11) als auch beim sog. Lehmziegelgebäude E11.1 (Abb. 78) vor139. De Bock erwähnt die Mauertechnik aus unbehauenen Steinen und ungebrannten Lehmziegeln in Deir el-Azzam nur im Zusammenhang mit der Umfassungsmauer des Klosters140. Die Lage der Mauer M7 am östlichen Ende des bebauten Areals könnte somit, übereinstimmend mit der Beschreibung De Bocks, dafür sprechen, hier den östlichen Rest der Umfassungsmauer der Klosteranlage zu sehen. Ca. 1,5 m östlich des Raumes A sind in den Felsboden vier Stufen einer Treppe eingehauen (Abb. 9, 10). Die unterste Stufe endet oberhalb der Kante von Grab H12.2, was bedeutet, dass dieses zur Zeit, als die Treppe in Benutzung war, wohl von der Stützkonstruktion für den unteren, heute fehlenden Teil der Treppe überbaut war. Falls es sich bei der Mauer M7 tatsächlich um die Umfassungsmauer handeln sollte, könnte die Lage der Treppe möglicherweise ein Hinweis auf die von De Bock erwähnte Ausfallpforte im Osten sein141.

139 Zum Lehmziegelgebäude E11.1 s.u; Vgl. gute Beispiele auch bei der Klosteranlage Deir el-Bachît in Theben-West: M. Mackensen, in: Burkard/Mackensen/Polz 2003, 50. Taf. 8a. b. 140 De Bock 1901, 89. 141 De Bock 1901, 89.

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Funde aus dem Bereich der aufgenommenen Mauerstrukturen von Deir el-Azzam

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Die Gräber im Bereich der Klosteranlage Deir el-Azzam (Abb. 9) Innerhalb des Areals der Klosteranlage liegen mehrere Felsgräber, die älter als die Klosteranlage sind. Das Felsgrab H12.7 liegt knapp 3 m südlich der Mauer M6 (Abb. 14). Die Öffnung gibt den Blick in einen hoch verschütteten Gang frei, der schräg nach unten in südliche Richtung verläuft. Im Inneren haben sich keine Reste von Verputz erhalten. Der Schutt besteht aus Bruchstücken von Lehmziegeln, Kordeln, Stoffresten und Kalksteinbrocken. Die Felsgräber G12.1 und G12.2, die von der Westseite her zugänglich waren, sind sehr hoch verschüttet, nur die Oberkanten der Grabeingänge sind sichtbar. Ein weiteres Felsgrab, von dem ebenfalls nur noch die Oberkante der Öffnung zu sehen ist, befindet sich ca. 1 m südlich der Mauer M1142. Ob das Grab H12.7 oder die beiden Gräber G12.1 und G12.2 zur Zeit der Klosternutzung zugänglich waren, lässt sich ohne eingehende Untersuchung vorerst nicht belegen.

Funde aus dem Bereich der aufgenommenen Mauerstrukturen von Deir el-Azzam Die folgenden Funde stammen alle aus dem Bereich der aufgenommenen Mauerstrukturen des Klosters Deir el-Azzam, im Falle von S09/st848 konnten sie nicht genau verortet werden, die Funde S09/st846, S09/st847 und S09/st849 stammen aus Raum B und wurden beim Säubern des Lehmbodens gefunden. S09/st845 wurde beim Säubern der Mauer M5 gefunden. S09/st813: Bei der Felstreppe östlich des Turms gefunden: überhitzte Keramikschlacke. Maße: 12 x 8 cm. S09/st848: Vier glasierte islamische Scherben sowie eine kleine Fayencescherbe aus pharaonischer Zeit143. (Im Bereich der aufgenommenen Klosterstrukturen ohne genaue Verortung gefunden). S09/st845: Zwei Bruchstücke eines rot bemalten Kalkmörtelbodens144. (An der Ostseite der Wand M5, beim Säubern) S09/st846 (Abb. 24): Bruchstück einer größeren geflochtenen Matte oder eines Korbes aus Palmblattstreifen145. (Beim Säubern des Lehmbodens in Raum B). S09/st847: Drei Fragmente verschiedener geflochtener Matten. (Beim Reinigen des Lehmbodens in Raum B). S09/st849: Keramik: Gefunden beim Säubern des Lehmbodens in Raum B146.

142 Nicht in den Gesamtplan (Abb. 1, 11, Taf. 1) eingetragen. 143 Diese wurden nicht zeichnerisch aufgenommen. Eine Datierungsmöglichkeit außer der allgemeinen Angabe islamisch bzw. pharaonisch ergab sich nicht. Freundliche Mitteilung von Th. Beckh. 144 Maße: Nr. 1: (Länge x Breite x Dicke): 4,3 x 4,2 x 1,2 cm; Nr. 2: 3,1 x 3,8 x 0,8 cm. 145 Vgl. zum Material Wendrich 2000, 254f.; Matten gleicher Machart, unpubliziert, wurden z. B. auch in der koptischen Klosteranlage Deir el-Bachit in Theben-West zum Einwickeln und Abdecken der Mönchsmumien verwendet. Zu diesem Kloster vgl. Eichner/Fauerbach 2005 und Burkard/ Mackensen/Polz 2003. 146 Da sie keinen chronologischen Aussagewert besitzen, wurden sie zeichnerisch nicht aufgenommen. Freundliche Mitteilung von Th. Beckh.

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Das Kloster Deir el-Azzam

Abb. 24: Deir el-Azzam, S09/st846: Bruchstück einer Matte oder eines Korbes aus Palmblattstreifen.

Funde von der Schutthalde nördlich unterhalb von Deir el-Azzam (Abb. 9) Nördlich unterhalb der Klosterruine erstreckt sich eine große Schutthalde (Abb. 9)147. Sie enthält sowohl Funde, die aus dem Kloster stammen und am Nordhang abgerutscht sind, vermischt mit Funden, die zu ausgeraubten pharaonischen Felsgräbern am Nordhang gehören, die heute z. T. unter dem Schutt liegen. S09/st837 (Abb. 25): Lederschuh; eingenähte Sohle besteht aus zwei Teilen, die mittig aneinander genäht sind. Vergleichbare Lederschuhe aus anderen Orten Ägyptens werden in das 4. und 5. Jh. n. Chr. datiert148. S09/st838: Drei weiße und drei rot bemalte Verputzfragmente aus Kalkmörtel149. S09/st839: Flaschenhals mit daran befestigter Kordel, nicht datierbar. S09/st840: Vier Fragmente von Glasgefäßen, ein Fragment von Fensterglas. S09/st841: Bruchstück eines türkisfarbenen Fayencegefäßes mit schwarzer Bemalung, pharaonisch. S09/st842: Alabaster- oder Bergkristallfragment S09/st843: Opferteller, pharaonisch150. 147 In Abb. 9 bezeichnet als „big rubbish – heap of Deir el-Azzam“. 148 Ähnliche Form vgl. Montembault 2000, Classe IV, Type A, 67-69. 82. 149 Angaben erfolgen in folgender Reihenfolge: Länge x Breite x Dicke. Rot bemalte Fragmente, sehr fein gemagert: Nr. 1: 6 x 4,6 x 1,5 cm; Nr. 2: 6 x 3,8 x 1,6 cm; Nr. 3: 4 x 3,6 x 1 cm; weiße Fragmente: Nr. 4: 9,6 x 7,6 x 2,7 cm; Nr. 5: 12,5 x 8,2 x 1,4 cm; Nr. 6: 8 x 6,7 x 1,3 cm; Vgl. auch S09/st845. 150 Der Opferteller wird von Andrea Kilian, Universität Mainz, Institut für Altertumswissenschaften, Fachbereich Ägyptologie, bearbeitet, siehe Kilian in Vorbereitung.

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Funde von der Schutthalde nördlich unterhalb von Deir el-Azzam

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Abb. 25: Deir el-Azzam, S09/st837: Lederschuh. Von der Schutthalde nördlich unterhalb von Deir el-Azzam.

S09/st844: Sieben pharaonische Scherben151; ca. 10-15 Scherben glasierter islamischer Keramik152; die übrigen Scherben dieser Fundnummer lassen sich koptischer Keramik zuordnen: vier Scherben von großen Vorratsgefäßen153, ein Tellerboden, eine Scherbe eines kleinen Kruges, mehrere Scherben eines kleinen Vorratsgefäßes, Scherben und Hals von drei Wasserflaschen154, Scherben von mehreren Schalen155, einer Lampe, drei Scherben von Kochtöpfen, je eine Scherbe

151 Nur ein Fragment eines wohl in pharaonische Zeit zu datierenden Kruges wurde von Th. Beckh gezeichnet, wird hier aber nicht publiziert: ZN09/48. 152 Das Fragment einer hellgrün glasierten Schale wurde von Th. Beckh gezeichnet: ZN09/44. Hier nicht publiziert. 153 Eines davon von Th. Beckh gezeichnet: ZN09/50. Hier nicht publiziert. 154 Die drei Keramikflaschen von Th. Beckh gezeichnet: ZN09/45, ZN09/46 und ZN09/47. Hier nicht publiziert. 155 Drei Schalen von Th. Beckh gezeichnet: ZN09/42, ZN09/49 und ZN09/52. Hier nicht publiziert.

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Das Kloster Deir el-Azzam

eines Deckels und eines Amphorenfußes, sowie die Scherbe einer LR-7-Amphore, die zu einer Scheibe umgearbeitet worden ist. Von den insgesamt 15 gezeichneten Scherben lassen sich nur sechs datieren und decken ein chronologisches Spektrum von ca. 500 Jahren, nämlich vom 5.-10. Jh. n. Chr., ab. Es handelt sich um eine LR-1- Amphore (Kat.Nr. 01) mit roter Beschriftung auf der Schulter, die in die Zeit des 5.-7. Jhs. n. Chr. zu datieren ist, zwei Assuanschalen, Kat.Nr. 02 und Kat.Nr. 03. Die größere, Kat.Nr. 02, ist in die Zeit zwischen 600-650 n. Chr. und später datierbar, die kleinere, Kat.Nr. 03 in den Zeitraum der 2. Hälfte des 4. Jhs. bis 5./6. Jh. n. Chr und später. Außerdem drei Scherben von bemalten Kochtöpfen Kat.Nr. 04, Kat.Nr. 05 und Kat.Nr. 06, von denen Kat.Nr. 04 und Kat.Nr. 05 in das 9.-10. Jh. n. Chr. zu datieren sind, während Kat.Nr. 06 in einen größeren Zeitraum, vom 8.-10. Jh. n. Chr. datiert156.

Zusammenfassung zu Deir el-Azzam Im Folgenden werden die Informationen aus den Grabungen des 19. Jhs. und aus den Beobachtungen des Baubestandes und der Auswertung der Funde während des Surveys im August und September 2009 zusammenfassend vorgestellt. Wie oben bereits erwähnt haben G. Maspero und W. de Bock die Klosterbauten in besserem Zustand, z.T. noch zweigeschossig gesehen und dokumentiert (Abb. 7, 8). Hingegen lassen sich die heute sichtbaren Ruinen (Abb. 9, 10) nicht mit den älteren Plänen De Bocks und Masperos in Übereinstimmung bringen. Es muss sich demnach um Reste von Wohnbauten oder Gebäuden handeln, die in den beiden älteren Plänen nicht oder in anderem Erhaltungszustand eingezeichnet sind. Nachfolgend seien einige ergänzende, von Maspero und De Bock nicht oder nur knapp formulierte Beobachtungen, die sich aus dem Survey 2009 ergeben haben, vorgestellt. Das Kloster erstreckt sich auf einer Felsterrasse, die unterhalb des höchstgelegenen Felsplateaus liegt, auf dem sich in einer Entfernung von ca. 150 m der Kom el-Shuqafa erstreckt (Abb. 1, Taf. 1). Die Terrasse wird vom südöstlich sich erstreckenden Felsplateau durch eine senkrecht abfallende, etwa 3 m hohe Felswand im Südwesten getrennt (Abb. 6), im Südosten hingegen erfolgt der Anstieg zum oberen Plateau nur leicht ansteigend. Die Felsterrasse ist nach Norden, zum Niltal hin abschüssig, d. h. die Bauten, die sich am nördlichen Terrassenrand befinden, wie z. B. Raum A, liegen deshalb tiefer als die südlichen Bauten. Aus der trapezförmigen Umrissform des Klosters, für die im Grundriss von Maspero (Abb. 7) Seitenlängen von 25 m (West), 36 m (Ost), 51 m (Nord) und 36 m (Süd) angegeben werden, lässt sich eine ungefähre Grundfläche von ca. 1330 m² errechnen, die das Kloster innerhalb der Ummauerung einnahm. Die heute erkennbaren und eingemessenen Mauerstrukturen umfassen nur eine geringe Fläche des Klosters von ca. 10 x 22 m, also ca. 220 m² (Abb. 10). Verglichen z. B. mit dem Kloster Deir el-Bachit in Theben-West, das mit einer Grundfläche von ca. 5400 qm mehr als viermal so groß ist und in dem etwa 66-72 Mönche lebten157, ließe sich in Relation dazu für das Kloster Deir el-Azzam etwa eine Bewohnerzahl von ca. 15-18 Mönchen rekonstruieren.

156 Zur Datierung s.u. den Beitrag von Th. Beckh. 157 Zur Größe: M. Mackensen, in: Burkard/Mackensen/Polz 2003, 50; zur Bewohnerzahl: Eichner/ Fauerbach 2005, 143.

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Zusammenfassung zu Deir el-Azzam

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Die Bautechnik der Steinsockel mit darüber aufgehendem Mauerwerk, wie sie für den Raum A und die Mauer M7 belegt sind, findet sich als gängige Bautechnik auch bei anderen Klöstern, z. B. in Deir el-Bachît in Theben-West158. Die Oberflächenfunde aus dem Bereich der aufgenommenen Mauerstrukturen des Klosters Deir el-Azzam, stammen aus pharaonischer bis islamischer Zeit (S09/848) und lassen deshalb keine Datierung der Klosteranlage zu. Es handelt sich um Funde, die sowohl der Innenausstattung des Klosters (roter Kalkmörtelboden S09/st845), als auch sehr wahrscheinlich einigen ausgeraubten Felsgräbern der pharaonischen Zeit zugeordnet werden können (möglicherweise die Mattenfragmente S09/st846 und S09/st857)159. Die Funde und die Keramik von der Schutthalde nördlich unterhalb des Klosters Deir el-Azzam, die sowohl aus der Klosteranlage (möglicherweise die Fußbodenfragmente aus rot bemaltem Kalkmörtel S09/st838 oder das Fragment von Fensterglas S09/st840) als auch von ausgeraubten Gräbern auf dieser Seite des Abhanges stammen, umfassen ebenfalls eine lange Zeitspanne, die von pharaonischer Zeit (S09/st841 und S09/st843) über die Spätantike (LR-1Amphore Kat.Nr. 01, Assuanschalen Kat.Nr. 02 und Kat.Nr. 03) bis in islamische Zeit reicht (islamische Keramik in S09/st844).

158 Zum Mauerwerk in Deir el-Bachît Mackensen in: Burkard/Mackensen/Polz 2003, 50. 159 Innerhalb des Areals der Klosteranlage liegen die drei obertägig erkennbaren Felsgräber H12.7 sowie G12.1 und G12.2, mit weiteren Anlagen, die heute verschüttet sind, ist aber zu rechnen.

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Das Kloster Deir el-Meitin/P13.2 Lage Die Ruine liegt östlich der großen pharaonischen Grabanlage O13.1 (Abb. 1, Taf. 1). Zwischen dieser und der Klosterruine liegt das Grab O13.2160, bei dem im Zuge der intensiven Steinbruchtätigkeit die ehemalige senkrechte Felsfront des Berges weggesprengt wurde, wodurch das Grab quasi horizontal geschnitten worden ist. Somit hat sich nur der untere Teil des Grabes erhalten, der heute offen liegt (Abb. 26). Die Lage des Grabes O14.2 zeigt an, wie weit die senkrechte Felswand des Berges mindestens ursprünglich nach Osten vorsprang und dass das Kloster somit ursprünglich wesentlich näher an der Felskante des Berges lag, als es der heutige Eindruck vermuten lässt.

Abb. 26: Deir el-Meitin. Im Vordergrund rechts das zerstörte pharaonische Grab O13.2, im Hintergrund die Lehmziegelmauer M3 von Deir el-Meitin, Blick nach Südosten.

160 Das Grab O13.2 ist in Abb. 1 und Taf. 1 des vorleigenden Buches zwar eingezeichnet, aber nicht beschriftet. Die Bezeichnung als Grab O13.2 wurde aus der in Kahl 2007, 155, Map 1 publizierten Karte entnommen.

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Das Kloster Deir el-Meitin/P13.2

Forschungsüberblick Die Ruine des Klosters wird heute Deir el-Meitin genannt, in den literarischen Zeugnissen älterer Zeit auch Deir al-Muttin und Deir al-Mazall161. Das Kloster Deir el-Meitin fand in der bisher erschienenen Literatur weniger Beachtung als Deir el-Azzam: Im Anschluss an das Kloster der Sieben Berge beschrieb der arabische Historiker al-Maqrizi (1364-1442) das Kloster Deir el-Meitin: „Das Kloster el-Motell. Dieses Kloster führt den Namen der Jungfrau Maria und liegt an der Seite des Berges unter dem Kloster der sieben Berge, Sojut gegenüber; es wird dort ein Fest gefeiert, zu dem sich die Bewohner der Umgegend einfinden; es ist aber kein Mönch mehr dort“162. W. de Bock fertigte 1901 die ausführlichste Beschreibung der erhaltenen Ruinen des Klosters Deir el-Meitin an163. Er sah noch einen Turm mit 5 m Seitenlänge, eine Umfassungsmauer, die sich auf der Nordseite vom Turm bis zum Berg erstreckte, eine Mauer, die sich auf der Südseite der Ruinen erhalten habe und schließlich Wohnbauten im Inneren des Klosters. Um das Kloster erstreckte sich die Nekropole, die jedoch stark ausgeraubt war. De Bock sah Bestattungen, bei denen der Leichnam nur in Leichentücher gehüllt und verschnürt war, außerdem solche in hölzernen Särgen, die farbige Inschriften aufwiesen und Kinderbestattungen in Krügen. Außerdem fielen ihm Stelenfragmente mit Inschriften, einige Fragmente von Glasarmreifen und Puppen aus Bein im Umfeld des Klosters auf164. Einen Plan von der Anlage fertigte De Bock nicht an. Das Kloster Deir el-Mouttin wurde, so Jean Clédat, 1903, durch die Grabungen der französischen Mission im Bereich der pharaonischen Grabanlagen unterhalb des Klosters zerstört165. Clédat blieb daher nicht viel anderes übrig als auf die Beschreibungen De Bocks zu verweisen und diese zu zitieren. Er fand es bemerkenswert, dass das Kloster ganz aus ungebrannten Lehmziegeln bestand166. Zur Umgebung und Lage des Klosters gibt er – wie schon De Bock – an, dass es sich am Rande einer großen Grotte befände, in der Steinbruchtätigkeit stattfand. Der Turm des Klosters an der Umfassungsmauer veranlasste ihn zu der Vermutung, dass es sich um ein befestigtes Kloster gehandelt haben könnte167. Die von den Teilnehmern der Napoleonischen Expedition noch gesehenen, mit Malereien ausgestatteten koptischen Kapellen in den umliegenden pharaonischen Gräbern existierten beim Besuch Clédats nicht mehr, auch die Malereien waren zerstört168. Dafür beschreibt er

161 Timm 1984 (II) 756-758; Kahl 2007, 103. 162 Wüstenfeld 1845, 102 Nr. 46; vgl. Kahl 2007, 103; Die Schreibung in der Übersetzung Wüstenfelds wurde zu Der al-Mazall korrigiert bei Timm 1984 (II), 758, Anm. 1. 163 De Bock 1901, 91. 164 De Bock 1901, 91; Kahl 2007, 103. 165 Clédat 1908, 215. 166 Clédat 1908, 216. 167 Clédat 1908, 216. 168 Clédat 1908, 216. Vermutlich handelt es sich bei dem Grab O14.3 um eine dieser ehemals ausgemalten koptischen Kapellen, vgl. zur Lage von O14.3 westlich von Deir el-Meitin Kahl 2012, Pl. 18. Heute sind nur noch wenige Malereireste darin erhalten. Erkennbar sind in rot gerahmten Bildfeldern die Überreste von mindestens drei stehenden Figuren, einer Figur mit Flügeln sowie einer thronenden Figur. Vereinzelt sind florale Motive erkennbar (Palmstamm mit seitlichen Trieben).

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Erhaltungszustand

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zwei koptische, mit Malerei ausgestattete Kapellen, die erst kurz vor seinem Besuch bekannt geworden waren169. Palanque fand im Umkreis des Klosters Deir el-Meitin eine Inschrift auf einer Kalksteinstele mit den Mönchsnamen Apa Apollo, Apa Anoup und Apa Phib170. Anlässlich der Grabungen im Grab des Nakhti veröffentlichte Palanque 1911 ein Foto der damals erhaltenen Überreste von Deir el-Meitin171. Jean Doresse wiederholt De Bocks Beschreibung. In Bezug auf die oben genannte, von Palanque zitierte Stele, vermutet er, dass „…ce lieu prévalait l’influence du grand fondateur de Baouît“172. Otto Meinardus bezieht 1977 den Namen „Dair al-Mouttin“ vor allem auf die beiden von Clédat dokumentierten christlichen Kapellen G10.1 und J11.3173. Das Lehmziegelgebäude P13.2, das heute als Teil des Klosters Deir el-Meitin bezeichnet wird, erwähnt er hingegen nicht. Stefan Timm stellte 1984 die bekannten Informationen zum Kloster zusammen. Falls das bei al-Maqrizi genannte Kloster der Sieben Berge identisch sei mit Deir el-Azzam, dann dürfte al-Maqrizis Kloster al-Motell aufgrund der Lagebeschreibung bei al-Maqrizi identisch sein mit dem Deir el-Meitin genannten Kloster174. Zuletzt hat J. Kahl den Forschungsstand zusammengefasst und erneut auf den schlechten Erhaltungszustand des Klosters hingewiesen175. Er sieht zudem einen Zusammenhang zwischen dem Erinnerungsort des Johannes in Grab IV und dem relativ nahe gelegenen Kloster Deir el-Meitin176.

Erhaltungszustand Das Gelände, auf dem die Klosterruine steht, ist bedeckt von meterhohen Abraumhalden, die z.T. aus sterilem, durchgesiebtem weißen Kalksteinschutt älterer Grabungen, aber auch aus fundreichem Schutt von Raubgrabungen und durchwühlten Gräbern bestehen (Abb. 26). Erhalten hat sich ein Gebäude aus luftgetrockneten Lehmziegeln mit mindestens sechs Räumen (Abb. 27, 28). Mauerzüge, die sich nach Norden, Osten und Westen unter die meterhohen Schuttberge fortsetzen, zeigen an, dass sich das Gebäude noch weiter in diese Richtungen erstreckt. Am höchsten erhalten ist die Südwand, die noch heute knapp 4 m höher ansteht als die nur niedrig erhaltenen Ostwände des Gebäudes. Da bislang kein Grundriss des Klosters existierte, wurden 2009 alle obertägig sichtbaren und der Klosterruine zuzuordnenden Mauerzüge aufgenommen.

169 Clédat 1908, 217-223. Es handelt sich um die beiden Kapellen G10.1 und J11.3, die nicht Gegenstand eingehender Untersuchungen während des Surveys 2009 waren. 170 Palanque 1903, 126 f. 171 Chassinat/Palanque 1911, Pl. 1; Kahl 2007, 102 Fig. 87. 172 Doresse 1971, 424. 173 Meinardus 1977, 391 f. Zur Lage vgl. Kahl 2014, Fig. 2. Die beiden Kapellen waren nicht Gegenstand des Surveys 2009. 174 Timm 1984, 757. 175 Kahl 2007, 102 f; Kahl 2012, 20; Kahl 2014, 130. 176 Kahl 2015, 263.

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Abb. 27: Deir el-Meitin. Schematischer Bestandsplan mit Niveauangaben.

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Abb. 28: Deir el-Meitin. Rekonstruierter Grundriss mit Treppenhaus.

Erhaltungszustand

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Baubeschreibung (Abb. 28) Raum 1 Der Raum 1 ist ca. 0,85 x 1,40 m groß. Er war mit einem Ringschichten-Tonnengewölbe überwölbt177. Erhalten haben sich noch Reste der Ringschichten vor der Westwand M1 (Abb. 29). Die durchgehende Westwand M1 der Räume 1 und 2 besitzt eine Mauerstärke von 50-52 cm. Auf der Außenseite hat sich stellenweise noch Lehmverputz erhalten (Abb. 37). Die gegenüberliegende Ostwand M2 ist hingegen nur 40 cm stark. Beide Wände bestehen aus ungebrannten Lehmziegeln und bilden die seitlichen Auflager für das Ringschichtengewölbe, das sich aufgrund des Neigungswinkels an die hohe Südwand M3 gelehnt haben muss (Abb. 29). Der Wand M3 war im unteren Abschnitt die Schildwand des Tonnengewölbes, M4, vorgesetzt (Abb. 28, 30). Auffallend ist die Südwand M3 der Räume 1, 3 und 4, die im unteren Bereich einen sehr breiten Sockel mit einer Mauerstärke von 1,05 - 1,08 m aufweist und deren Lehmziegel auch größere Maße besitzen. Vermutlich handelt es sich hierbei aufgrund der genannten Unterschiede zum Mauerwerk der übrigen Wände um einen älteren Bau, dessen Mauern in der zweiten Phase als Fundamentsockel verwendet wurden. Im Ostteil von Raum 4 hat sich noch der Lehmverputz dieses älteren Mauersockels unter M3 erhalten (Abb. 31). Im Raum 1 lässt sich an der Südwand M3 anhand der Abdrücke des Gewölbes noch ungefähr ablesen, wie hoch der Gewölbescheitel ursprünglich war (Abb. 30). Dies bietet einen Anhaltspunkt für die Rekonstruktion.

Abb. 29: Deir el-Meitin: Raum 1, Westwand M1 mit Ansatz der Tonnenwölbung (Ringschichtenverband) in der Ecke. 177 Vgl. zu dieser Technik Grossmann 2002b, Abb. 193A.

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Baubeschreibung

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Abb. 30: Deir el-Meitin: Raum 1, Blick nach Südosten auf die Mauern M4 (unten) und M3 (oben).

Abb. 31: Deir el-Meitin: Raum 4, Mauer M3 mit Unterbau einer älteren Mauer. Blick nach Südosten.

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Denn anders als Raum 2 besitzt Raum 1 keinen Zugang. Die Funktion des Tonnengewölbes kann demnach nur die eines Stützgewölbes für die darüber zu rekonstruierende Treppe gewesen sein, die ins Obergeschoss führte. Die Stufen müssten dann längs des wohl ansteigenden Gewölbescheitels verlaufen sein (Abb. 28). Raum 2 Der Treppenbeginn liegt im nördlich angrenzenden, ca. 1,90 x 2,30 m großen Raum 2 (Abb. 27, 28). Drei mit Lehm verputzte Stufen sind im Schutt an der Trennmauer zum Raum 1 noch erkennbar (Abb. 32). Die Trittflächenbreite variiert zwischen 23 und 21 cm, die Stufenhöhe beträgt 31 cm. Der Zugang zum Raum 2 mit dem Treppenaufgang erfolgte durch eine 0,97 m breite Tür in der Ostwand M5, von der noch die Reste der beiden glatten Türlaibungen erhalten sind (Abb.  27, 28). In der Südwand M6 des Raumes 2 befand sich neben dem Treppenaufgang außerdem die Verbindungstür zu dem kleinen Raum 3. Die Nordwand M7 ist 0,48 m breit, teilweise ist nur die Mauerkrone sichtbar. Auf der nach Norden zeigenden Außenseite ist Lehmverputz erhalten. Der kleine Raum kann als Vestibül für den Treppenaufgang interpretiert werden. Raum 3 Der Raum 3 erstreckt sich parallel zum Raum 1 an dessen Ostseite. Er war über Raum 2 durch eine schmale Tür zugänglich, die von einem Rundbogen überfangen wurde (Abb. 34). Von dem Bogen ist nur die Oberseite der Laibung, deren Scheitel durch einen 30 cm breiten Ausbruch zerstört ist, im Schutt erkennbar (Abb. 34). Ihre lichte Breite ist ohne Grabung nicht zu rekonstruieren. Raum 3 ist nur 0,78 m breit, seine Länge beträgt 2,30 m. Die Ostwand M8 ist 0,52 m breit. Die langgestreckte Form des Raumes lässt vermuten, dass es sich auch hier um einen ehemals tonnengewölbten Raum handelte, der als Stützgewölbe für den zum Raum 1 gegenläufigen Treppenlauf gedient haben könnte. In der Nordwest-Ecke wurde ca. 10 cm unterhalb der heutigen Oberfläche eine neuzeitliche, in ein Tuch eingehüllte Leiche bestattet. Raum 4 Die Räume 4, 5 und 6 sind heute unter den Schuttmassen nur unvollständig erkennbar (Abb. 33). Der Raum 4 ist im Erdgeschoss ca. 1,90 m breit (Abb. 27, 28). Im Osten hat sich noch ein 0,53 m breites Mauerstück, M9, erhalten, das möglicherweise die Ostgrenze des Raumes markiert (Abb. 35). Der Raum 4 wird im Norden von der Mauer M10 begrenzt. Diese ist nur im Westen und Osten erhalten, dazwischen ist sie ausgebrochen. Sie setzt sich noch über die Flucht der Mauer M9 nach Osten fort und bestätigt somit eine weitere Ausdehnung des Gebäudes in diese Richtung (Abb. 28). Der Zugang zum Raum 4 ist aus dem Oberflächenbefund nicht rekonstruierbar. Vor der Südost-Ecke des Raumes befindet sich ein modernes Raubgrabungsloch, das den Blick auf die Fundamentierung der Südost-Ecke freigibt (Abb. 36).

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Baubeschreibung

Abb. 32: Deir el-Meitin: Raum 1, Blick auf die Reste von drei Treppenstufen.

Abb. 33: Deir el-Meitin: Blick nach Südosten auf die erhaltenen Reste der Klosterruine.

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Abb. 34: Deir el-Meitin: Blick nach Südosten auf die Räume 1, 3 und 4.

Abb. 35: Deir el-Meitin: Blick nach Norden auf die Mauer M9 (Bildmitte).

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Baubeschreibung

Abb. 36: Deir el-Meitin: Blick auf die östliche Stirnseite der Mauer M3. Die ältere Sockelmauer aus Lehmziegeln sitzt auf einer Schicht aus weißem, sterilem Felsschotter (a), gefolgt von Schichten aus Lehmziegelschutt (b) und Bruchsteinen (c).

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Das Kloster Deir el-Meitin/P13.2

Über einer 1,10 m hohen Schicht aus weißem, sterilem Felsschotter (a) folgt eine 30 cm dicke Schicht aus Lehmziegelschutt (b), die Keramik, Kordeln, Palmfasern, Holzstöckchen, kleine Kalksteinabschläge und Lehmziegelbruchstücke enthält. In diesem Schutt finden sich auch die Reste von drei LR-7 Amphoren, die erst ab dem späten 4., frühen 5. Jh. n. Chr. vorkommen, allerdings eine lange Produktionszeit haben178. Erst darüber befindet sich die 15 cm hohe Fundamentierung aus Bruchsteinbrocken (c) für das darüber aufgehende Lehmziegelmauerwerk. Das Vorhandensein der LR-7 Amphoren im Schutt (b) unter dem Bruchsteinfundament bietet einen terminus post quem für den Bau frühestens ab dieser Zeit. Das über dem Fundament aufgehende Lehmziegelmauerwerk besteht im unteren Teil aus einem 1,05 m hohen, ursprünglich mit Lehmschlamm verputzten Sockelbereich, der wahrscheinlich von einem älteren Bau stammt, und dem aus einer späteren Phase stammenden kleinformatigen Lehmziegelmauerwerk darüber. Die Ziegelformate des Sockelbereichs haben die durchschnittlichen Maße von 33 x 17 x 11 cm, die darüber liegenden kleineren Ziegel haben Durchschnittsmaße von 23,5 x 10,5 x 5 cm. Raum 5 Raum 5 war ca. 1,95 m breit (Abb. 27, 28), seine Länge ist nicht rekonstruierbar, da die Ostwand des Raumes vollständig verschüttet ist. Von der Trennwand zum Raum 4, M10, sind nur der West- und Ostteil erkennbar, der mittlere Teil liegt unter Schutt. Die Mauerstärke beträgt 56 cm. Sie bindet in die Trennwand zu Raum 2 ein und gehört damit derselben Phase an wie das Treppenhaus. Die Nordwand M7 ist bis auf einen kleinen Abschnitt in der Nordwest-Ecke verschüttet. Raum 6 Es muss sich nördlich von Raum 2mindestens ein weiterer Raum – Raum 6 – befunden haben, da an der Mauer M7 die beiden Maueranschlüsse M11 und M12 in diese Richtung abzweigen (Abb. 27, 28). Während M12 in das Mauerwerk von M7 einbindet und damit zeitgleich mit diesem ist, handelt es sich bei M11 um eine ehemalige Türöffnung, die nachträglich zugesetzt wurde. Dabei wurden die Lehmziegel in sich abwechselnden Schichten aus flachen Läufern und hochkant gestellten Bindern angeordnet (Abb. 37) – eine Bautechnik, die sehr häufig gerade für das Zusetzen von Türen angewandt wurde, so z. B. auch im Pauloskloster (Deir el-Bachît) in Theben-West (Abb. 38). Angrenzende Räume An die oben beschriebenen Räume grenzen auch im Süden und im Westen Räume an, von denen heute nur geringe Überreste an der Oberfläche sichtbar sind (Abb. 27, 28). Im Süden erstreckt sich die Mauer M15, die mit dem unteren, älteren Mauerwerk der Südwand M3 im Verbund errichtet wurde, noch etwa 1,30 m nach Süden. Sie besteht, wie die gesamte Sockelzone der Mauer M3, aus den oben erwähnten großformatigen Lehmziegeln. Ihre Mauerstärke beträgt 67 cm. 178 Freundliche Auskunft von Th. Beckh.

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Baubeschreibung

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Abb. 37: Deir el-Meitin: Zugesetzte Tür M11 (links), mit sich abwechselnden Lehmziegel-Schichten aus flachen Läufern und hochkant gestellten Bindern. Blick nach Osten.

Abb. 38: Kloster Deir el-Bachît: Zugesetzte Tür mit abwechselnden Lehmziegel-Schichten aus flach gelegten Läufern und hochkant stehenden Bindern.

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Das Kloster Deir el-Meitin/P13.2

Als in der jüngeren Phase die Mauern aus kleinformatigen Lehmziegeln darüber errichtet wurden, hat man den oberen Abschnitt des Mauerwerks an der südöstlichen Außenecke als glatten Wandpfeiler errichtet (Abb. 39, 40). Offenbar fanden in der jüngeren Phase an dieser Stelle größere Umbauten statt. Westlich von M15 erstreckte sich, im rechten Winkel an M3 angesetzt, das Mäuerchen M14 aus kleinformatigen Lehmziegeln, von dem nur die nach Osten weisende Mauerkante sichtbar ist (Abb. 39, 40). Südwestlich von diesem Mäuerchen hat sich der Überrest eines grob mit Strohhäcksel gemagerten Lehmestrichbodens erhalten. Ohne Ausgrabungen lassen diese Überreste keine Rückschlüsse auf die ehemals auf der Südseite befindliche Architektur zu. Das gleiche gilt für die ehemals auf der Westseite gelegenen Räume. Hier setzte sich die Mauer M7 über die Westwand des Raumes 2 hinweg nach Westen fort, sie ist allerdings dort nur noch im Fundamentbereich erhalten (Abb. 28, 37). Ca. 5 m weiter westlich ist noch die Lehmziegelmauer M13 sichtbar, die sich nach Westen unter die hier hoch aufgetürmten Schuttberge der Altgrabungen zieht (Abb. 27, 28).

Funde aus Deir el-Meitin und seinem Umkreis S09/st1502: glasierte Keramik mit Dekoration (islamisch). Aus dem Umkreis von Deir elMeitin (Radius von ca. 10 m Entfernung um die Ruinen der Räume 1-6). S09/st1503 (Aus einem Umkreis von ca. 3 m um Deir el-Meitin sowie innerhalb der Räume 1-6.), Keramik: Randscherben von insgesamt 12 koptischen Schalen und Kochtöpfen. Die Schale Kat.Nr. 07 lässt sich in die Zeit 5. Jh. n. Chr. oder früher datieren179. Auch einige pharaonische Scherben sowie eine islamische Scherbe180. S09/st1504: (Aus dem Umkreis von 3-10 m um Deir el-Meitin herum): eine pharaonische Scherbe (Gefäßständer), zwei koptische Scherben, von denen Kat.Nr. 08 in die Zeit zwischen 550 und 650 n. Chr. datiert werden kann181. S09/st1505 (im Grab O13.2, das zwischen Grab II und Deir el-Meitin liegt): vier koptische Scherben, eine pharaonische Scherbe182. S09/st1506 (Deir el-Meitin, Raum 2): Keramik183. S09/1507 (Deir el-Meitin, Raum 2): ein Fragment Kalkmörtelverputz, Sichtseite glatt, hellbeige Farbe, Rückseite unregelmäßig rauh mit Anhaftungen von Lehm. Maße: 9 x 6,5 cm, Dicke 1,1 cm.

179 Alle wurden gezeichnet: Es handelt sich um die Zeichnungen ZN09/120 –ZN09/132. Zu Kat.Nr. 07, s.u. den Beitrag von Th. Beckh. 180 Eventuell pharaonisch: ZN09/128. Hier nicht publiziert. Freundliche Mitteilung Th. Beckh. 181 Gezeichnet wurden von Th. Beckh die Schalen ZN09/136 (hier nicht publiziert) und Kat.Nr. 08. Zur Datierung von Kat.Nr. 08 s.u. den Beitrag von Th. Beckh. 182 Vier koptische Scherben wurden von Th. Beckh gezeichnet: ZN09/133, ZN09/134, ZN09/135 und ZN09/138. Hier nicht publiziert. 183 Die Keramik der Fundnummer S09/1506 enthielt keine Randscherben, die gezeichnet wurden.

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Funde aus Deir el-Meitin und seinem Umkreis

Abb. 39: Deir el-Meitin: Blick nach Nordwesten auf die Mauern M14 und M15.

Abb. 40: Deir el-Meitin: Blick nach Nordwesten auf die höchste erhaltene Mauer M3 sowie die Mauern M14 und M15.

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Das Kloster Deir el-Meitin/P13.2

Zusammenfassung zu Deir el-Meitin Die heute sichtbaren baulichen Überreste der Deir el-Meitin genannten Ruine beherbergen im westlichen Abschnitt mit den Räumen 1-3 einen Treppenaufgang mit einem Vestibül sowie nach Osten hin anschließende Räume, die im einzelnen ohne Grabung nicht bestimmbar sind. Die Maßangaben von 5 m Seitenlänge des Turmes, der von de Bock noch gesehen wurde, decken sich zwar nicht mit den Maßen der Bauaufnahme dieser Ruine, deren West- und Südwand 6 x 6,40 m lang sind (Abb. 27, 28), jedoch spricht dennoch einiges dafür, hierin den von de Bock erwähnten Turm zu erkennen, da die Ruine auch heute noch turmartig hoch ansteht und zudem ein Treppenhaus in einer Ecke beherbergte, wofür es Parallelen bei anderen Klöstern, z. B. einem der beiden Türme des Epiphaniusklosters in Theben-West, gibt184. Das Kloster lag ursprünglich dicht an der Felskante, die jedoch aufgrund der massiven Steinbruchtätigkeit des 19./20. Jhs. weiter nach hinten verlegt wurde. Es ließen sich mehrere Bauphasen anhand von Wandanschlüssen und unterschiedlichen Ziegelmaßen erkennen, allerdings sind diese ohne den archäologischen Zusammenhang einer Ausgrabung kaum sinnvoll einzuordnen. Die Bautechnik des aufgehenden Mauerwerks aus luftgetrockneten Lehmziegeln stimmt mit der Beobachtung von De Bock überein, aber das Raubloch an der Mauerecke M3/M15 zeigte, dass auch bei diesem Gebäude – wie in Deir elAzzam – ein Steinsockel zur Fundamentierung diente. Aufgrund des Kalkmörtelfragmentes S09/st1507 lässt sich vermuten, dass auch dieses Gebäude Räume aufwies, deren Wände oder Fußböden mit Kalkmörtel verputzt waren. Schon von J. Kahl wurde die Nähe des Klosters Deir el-Meitin zu dem posthumen Verehrungsort des Hl. Johannes hervorgehoben185. Wie bereits oben im Zusammenhang mit den Gräbern II, III und IV erwähnt, wird in der Historia Monachorum überliefert, dass Johannes seinen Besuchern gelegentlich Öl mitgab, das heilende Wirkung hatte186. Wie für viele Pilgerorte belegt, handelt es sich dabei um Eulogien (sog. Segensandenken)187. In der Historia monachorum wird die hohe Anzahl an Besuchern erwähnt. Diese hielten sich in einer Halle für 100 Personen auf, um die Sprechzeiten des Heiligen abzuwarten. Dies, wie auch sein weit über die Region hinaus bekannter Ruf als Seher und die spätere Nutzung der drei Gräber II, III und IV als Erinnerungs- und Verehrungsort – was durch das Medaillon mit der Darstellung des Johannes nahegelegt wird – sind Hinweise auf die Entwicklung eines Pilgerzentrums an diesem Ort. Dieses entstand offenbar bereits zu Lebzeiten des Johannes und bestand auch nach seinem Tod fort. Die Mönche des Klosters Deir el-Meitin könnten aufgrund der Nähe zum Verehrungsort des Heiligen den Betrieb des Pilgerortes und die Organisation der Pilger (zu Lebzeiten und auch posthum) übernommen haben, wie es ähnlich auch für andere Pilgerzentren der antiken Welt belegt ist188. Allein die aus den schriftlichen Quellen bekannte Errichtung der Wartehalle, die Einhaltung der Sprechzeiten bei dem Heiligen und die Tatsache, dass Schüler bzw. Diener dem Heiligen Nahrung durch ein Fenster reichten, sprechen für die Existenz einer Organisationsstruktur der Pilgerstätte.

184 185 186 187 188

Winlock/Crum 1926, 33 Fig. 3. Kahl 2015, 263. Vgl. Hist. Mon. I, 12; I, 16; Devos 1991, 1364. Maraval 1985, 237-241. Vgl. Maraval 1985, 206-207.

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Die Umgebung von Deir el-Azzam Findspot 1A, 1B, 2A und 2B Etwa 45 m südöstlich von Deir el-Azzam entfernt liegen die Findspots 1A, 1B, 2A, 2B (Abb. 1, Taf. 1: nordwestlich von I13.1-7). Die Fundstelle erstreckt sich zwischen dem Findspot 0/8 im Westen und den Felsgräbern I13.1-I13.6 im Osten, die in eine ansteigende Felsstufe eingearbeitet sind (Abb. 41, Taf. 3b). In der Fundstelle befinden sich die Überreste von zwei gebauten Strukturen sowie ein älteres Felsgrab. Rings um diese Strukturen wurde eine Fläche von 7 x 8,5 m abgesteckt und in die vier Quadranten 1A, 1B, 2A und 2B unterteilt (Abb. 41, Taf. 3b).

Abb. 41: Findspots 1A, 1B, 2A und 2B (Begrenzungsschnüre verdeutlicht), im Hintergrund der hoch erhaltene Raum A von Deir el-Azzam, Blick nach Westen.

Die Lehmziegelmauer M1 Die Oberfläche des abgesteckten Areals ist stark durchwühlt (Abb. 41). Etwa mittig innerhalb des abgesteckten Areals befindet sich ein großes Raubloch, an dessen Rändern zwei gemauerte Strukturen freiliegen. Südöstlich des Raublochs ist der Rest des nur zwei Ziegellagen hoch erhaltenen Mäuerchens M1 aus ungebrannten Lehmziegeln, die mit Lehmmörtel gebunden sind, sichtbar (Taf. 3b). Die Mauer ist nur über eine Länge von 0,68 m erhalten189. Ihre nach Südwesten ausgerichtete Ansichtsseite ist mit Lehm verputzt. Ein Raum kann nicht mehr rekonstruiert werden. 189 Das Ziegelformat konnte nur bei einem Beispiel gemessen werden und beträgt 28 x 18 x 7 cm.

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Die Umgebung von Deir el-Azzam

Die Mauer M2 Auf der Nordwestseite des Raubloches findet sich im Boden eine weiße, 0,5 cm dicke Kante aus feinem Kalkverputz (Taf. 3b). Sie gehört zu einer Lehmziegelwand, von der, außer dem Verputzrest im Sockelbereich, offenbar nichts mehr erhalten ist. Am Ende der Verputzkante findet sich ein offenbar in die Wand eingelassenes Gefäß, das jedoch keinen Boden aufweist. Dieser wurde offenbar absichtlich durchschlagen. Vermutlich handelt es sich um den Rest einer senkrecht verlaufenden Abflussleitung, die ehemals in der nicht mehr vorhandenen Wand eingelassen war. Solche Leitungen können u. a. aus ineinander gesteckten Amphorenhälsen190, aber auch aus ganzen Amphoren191 oder anderen wieder verwendeten Gefäßen angefertigt gewesen sein. Funde aus Findspot 1A, 1B, 2A und 2B Rings um die beiden oben beschriebenen Strukturen findet sich im abgesteckten Areal Keramik. Vermutlich stammt sie sowohl aus den ausgeplünderten, oben genannten Felsgräbern I13.1-6, als auch aus dem durchwühlten Bereich um die Mäuerchen M1 und M2192. S09/st801: (aus Findspot 1A): vier Fragmente eines Lehmpfropfens (Gefäßverschluss). S09/st808: (aus Findspot 2B): koptische Keramik. Zwei Scherben von Kochtöpfen, eine Mergeltonscherbe, eine Wandscherbe eventuell von einer LR-1-Amphore, ein Amphorenfuß von einer LR-7-Amphore sowie eine Schale193. S09/st809: (aus Findspot 2A): Keramik: zwei Scherben von Assuan-Schalen, wahrscheinlich zusammengehörig Kat.Nr. 09 und Kat.Nr. 10, die in die Zeit zwischen 650-750 datierbar sind, mehrere Scherben von Gebrauchskeramik, Scherben eines Vorratsgefäßes sowie eines Kochtopfs194. S09/st810: (aus Findspot 1B): Eine Scherbe einer Schale (pharaonisch), ansonsten überwiegend koptische Keramik: 50% des Gesamtmaterials besteht aus Amphorenscherben. Vier Scherben von LR-7-Amphoren, zwei Scherben von Vorratsgefäßen, ein Schalen-Boden, eine LR-1Amphore mit drei roten koptischen Buchstaben auf der Schulter (uqi), eine Wasserflasche, ein Vorratsgefäß sowie der Rand einer LR-1-Amphore (Kat.Nr. 11) des 5.-7. Jhs. n. Chr195. S09/st811/1: (aus Findspot 1A) Keramik: fünf pharaonische Scherben, ansonsten koptische Keramik: Scherben von LR-1-Amphoren, darunter zwei beschriftete Schulterscherben, eine davon Kat.Nr. 12, zwei Scherben von Gebrauchskeramik, mehrere Fragmente von LR-7-

190 191 192 193 194

Zu Abdrücken von ineinander gesteckten Amphorenhälsen als Fallrohr siehe Grossmann 2002b, 158. Vgl. eine Leitung in Kellia, in: Les Kellia 1989, 97 Fig. 80. Zur Keramik aus Findspot 1 und 2 s.u. den Beitrag von Th. Beckh. Nur die Schale wurde gezeichnet: ZN09/15, hier nicht publiziert. Die beiden Assuan-Schalen wurden von Th. Beckh gezeichnet und datiert: Kat.Nr. 09, Kat.Nr. 10. Zur Datierung s.u. den Beitrag von Th. Beckh. Außerdem wurde der Kochtopf gezeichnet: ZN09/16, aber hier nicht publiziert. 195 Einige Randscherben wurden von Th. Beckh zeichnerisch aufgenommen. Es handelt sich um die Zeichennummern: ZN09/8 (Wasserflasche), ZN09/9 (Vorratsgefäß), Kat.Nr. 11 (LR-1-Amphore) und ZN09/11 (Schulter einer LR-1-Amphore mit roter Beschriftung). Nur die LR-1-Amphore Kat.Nr. 11 wurde hier publiziert, s.u. den Beitrag von Th. Beckh.

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Findspot 0/8

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Amphoren, ein grobes Vorratsgefäß, Reste von Schalen, Rest einer Keramikflasche und einer weiteren Schale Kat.Nr. 13196. S09/st812: (0,5 m westlich von Findspot 1B) Keramik: zwei Scherben von LR-1-Amphoren (5.-7. Jh. n. Chr.)197.

Findspot 0/8 Die Fundstelle liegt ca. 40 m südöstlich von der Klosteranlage Deir el-Azzam entfernt und unmittelbar westlich der oben beschriebenen Findspots 1 und 2 (Taf. 3b). Hier haben zwei große Raublöcher zwei Fußböden durchschlagen. Von den beiden Böden sind nur die durchschlagenen Ränder zu sehen, ansonsten werden sie von Schutt und einer umgestürzten Wand bedeckt (Taf. 3b). Anhand der unterschiedlichen Färbungen sowie der voneinander abweichenden Niveaus lassen sich die Böden zwei verschiedenen Räumen zuordnen. Raum 1 (Taf. 3b ) Der Boden wurde von zwei Raubgrabungen durchschlagen und ist nur unmittelbar an der Kante der Raublöcher sichtbar (Abb. 42, Taf. 4a). Durch Regen und Winderosion ist er z.T. so stark unterspült bzw. unterhöhlt, dass er einer Belastung kaum standhält. Es ist entsprechend damit zu rechnen, dass er im Laufe der kommenden Jahre vollständig einbricht. Der Boden wurde direkt über einer Schuttschicht aus weißem Kalksteinschutt verlegt. Er besteht aus einem 2,5 cm dicken Lehmestrich, auf den ein ca. 1-1,5 cm dicker Kalkmörtelboden, der dann rot bemalt worden ist, aufgetragen wurde (Taf. 3b, Abb. 42). Da sich geringe Reste der vier begrenzenden Wände erhalten haben, die ebenfalls mit rotem Kalkmörtel verputzt waren, lässt sich die Größe des Raumes mit durchschnittlich 2,40 x 3,10 m rekonstruieren (Taf. 3b). Der erhaltene Wandverputz aus Kalkmörtel ist in Machart und Konsistenz dem Boden gleich, besitzt jedoch eine geringere Stärke von nur 0,4-0,5 cm. Z. T. ist die ehemals rote Farbe zu Weiß und hellem Rosa ausgebleicht. Die Nordostwand des Raumes ist zu einem Zeitpunkt, als der Boden bereits 17 cm hoch mit Schutt bedeckt war, umgestürzt und liegt auf dem Schutt (Abb. 42). Interessant ist, dass diese Wand im Gegensatz zu den Mauern der beiden Klosteranlagen nicht aus ungebrannten Lehmziegeln bestand, sondern aus ca. doppelt faustgroßen Bruchsteinen, die mit Lehmmörtel gebunden sind. Die Wandstärke beträgt nur 0,20-0,22 m. Ein kleiner Rest der Südwestecke und der Trennwand (M3) zum angrenzenden Raum 2 ist erhalten geblieben (Taf. 3b). Wie bei der umgestürzten Nordostwand handelt es sich auch hier um eine Wand aus Bruchsteinen, die mit Lehmmörtel gebunden sind. Sie ist noch 2 Steinlagen hoch, d.h. ca. 30 cm, erhalten. Ob es eine Verbindungstür zum angrenzenden Raum 2 gab, ist nicht nachweisbar. 196 Zur Schale Kat.Nr. 13 und zur LR-1-Amphore Kat.Nr. 12 s.u. den Beitrag von Th. Beckh. Alle anderen von Th. Beckh gezeichneten Keramikgefäße hier nicht publiziert: ZN09/01 (Schale), ZN09/03 (Schale), ZN09/04 (Schale), ZN09/05 (Amphorenschulter mit Beschriftung, evtl. Philotheos); ZN09/07 (LR-1-Amphore mit roter Farbe beschriftet), ZN09/12 (LR-7-Amphorenschulter), ZN09/13 (LR-7Amphorenschulter), ZN09/14 (LR-7-Amphorenfuß). 197 Freundliche Mitteilung von Th. Beckh. Keine der Scherben wurde zeichnerisch aufgenommen.

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Die Umgebung von Deir el-Azzam

Abb. 42: Findspot 0/8, Blick nach Südosten auf die Reste des roten Kalkmörtelbodens in Raum 1. Auf der Schuttschicht über dem roten Boden liegt die umgestürzte Nordost-Wand noch im Mauerverband.

Raum 2 (Taf. 3b) Von diesem Raum ist an der Raublochkante nur noch der Fußboden sichtbar (Taf. 4a). Es handelt sich um einen Kalkmörtelboden, der in seinem Aufbau dem des Raumes 1 gleicht. Auf eine verdichtete Schuttschicht aus weißem Kalksteinschutt mit kleinen Steinen wurde ein ca. 2 cm dicker Lehmestrich aufgetragen. Darauf folgt eine 1-1,5 cm starke Schicht aus Kalkmörtel, dessen Oberseite gelblich-weiß bemalt ist. Ausdehnung und Größe dieses Raumes lassen sich nicht mehr rekonstruieren. Die nordöstliche Flucht der Trennwand zwischen den Räumen 1 und 2 würde nahezu rechtwinklig auf die 3,5 m entfernte, nordöstlich gelegene Wand M2 im Bereich von Findspot 2B treffen (Taf. 3b). Es ist deshalb möglich, dass die Räume 1 und 2 sowie die 3,5 m entfernten, nordöstlich gelegenen Mauern M2 und M1 zu ein und demselben Gebäude gehörten.

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Zusammenfassung zu den Findspots 1A, 1B, 2A, 2B und 0/8

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Zusammenfassung zu den Findspots 1A, 1B, 2A, 2B und 0/8 Rot bemalte Kalkmörtelböden wie sie in den Räume 1 und 2 festgestellt worden sind, finden sich in zahlreichen Klöstern Ober- und Unterägyptens198. Die meisten Bauten der Kellia besitzen einen solchen roten Kalkmörtelboden und auch für die heute nicht mehr erhaltene, in der Nähe gelegene Kirche des Klosters Deir el-Azzam ist ein roter Estrichboden belegt199. Signifikante Keramik wurde im Bereich dieses stark gestörten Findspots 0/8 nicht gefunden, die unmittelbare Nachbarschaft zu den Findspots 1A, 1B, 2A und 2B legt aber eine zeitgleiche Nutzungsphase mindestens vom 4.-8. Jh. n. Chr. nahe200. Die Entfernung von 40 bzw. 45 m zu den Überresten des Klosters Deir el-Azzam, das westlich der beschriebenen Räume liegt, ist zu groß, um sie innerhalb des ummauerten Klosters verorten zu können. Für dessen trapezförmigen Umriss wurden von Maspero die Seitenlängen von 25 m (West), 36 m (Ost), 51 m (Nord) und 36 m (Süd) angegeben201. Die heute erkennbaren und eingemessenen Mauerstrukturen umfassen nur eine geringe Fläche des Klosters von ca. 10 x 22 m (Abb. 9, 10). Die Ausdehnung des Lehmziegelschutts, der sich dem Kloster zurechnen lässt, erstreckt sich hingegen weiter nach Westen, so dass eine Ausdehnung des Klosters in diese Richtung wahrscheinlich ist. Die Räume 1 und 2 der Findspots 1, 2 und 0/8 dürften somit zu Gebäuden gehört haben, die außerhalb der Klostermauern standen.

Die Felsgräber H12.2–H12.6 nordöstlich unterhalb von Deir el-Azzam Felsgrab H12.5 (Abb. 9, 43, 44)202 Das Felsgrab H12.5 wurde offenbar schon vor einiger Zeit teilweise ausgeräumt und ausgeraubt. Das Grab besitzt einen kleinen Vorraum, dessen Grabwände nicht verputzt sind. In der Rückwand öffnen sich mindestens zwei Kammern, die ohne Grabung jedoch nicht zugänglich sind (Abb. 44). Vor dem Grabeingang türmt sich ein Schutthaufen auf, bei dem es sich wohl um den Aushub von der Plünderung des Grabes handelt. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass sich der Grabaushub mit dem Fundmaterial der Oberfläche vermischt hat. Auf diesem Schutthaufen liegen auch zwei Lehmziegel-Bruchstücke, die entweder im Bereich des Grabes H12.5 verbaut waren oder von der Klosteranlage Deir el-Azzam stammen.

198 So z. B. in einer Mönchszelle (unpubliziert) in der Klosteranlage Deir el-Bachit in Theben-West (7.-9./10. Jh. n. Chr.), oder in der Kirche und den Räumen der Eremitage Kôm Qouçoûr ̔ Isa 366 in der Kellia, vgl. Haeny/Leibundgut 1999, Taf. 15,4 und Taf. 19,3. 199 Zu Kellia vgl. G. Haeny, in: Haeny/Leibundgut 1999, 15; zum Boden in Deir el-Azzam vgl. De Bock, 1901, 89. 200 S.u. zur Datierung der Findspots 1 und 2 den Beitrag von Th. Beckh. 201 Maspero 1900, 111 Fig. 1. 202 Ehemals als Grab Nr. 100 bezeichnet, so auch auf den Fundzetteln vermerkt.

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Die Umgebung von Deir el-Azzam

Abb. 43: Die Felsgräber H12.2, H12.5 und H12.6 sowie davor die zugehörigen Schutthaufen von Raubgrabungen mit dem Material aus den Gräbern. Blick nach Westen.

Abb. 44: Felsgrab H12.5, Blick nach Südwesten in den Vorraum und die Öffnung der Kammern in der Rückwand.

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Die Felsgräber H12.2–H12.6 nordöstlich unterhalb von Deir el-Azzam

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Funde aus dem Schutthaufen vor Grab H12.5 S09/st802: Ledersandale (Taf. 4b). Leder in 2 Lagen übereinander genäht. Die Sohle besteht aus mehreren aneinander genähten Teilstücken: Die Ferse wurde auf der Innenseite aus drei symmetrisch angeordneten Stücken genäht. Die große Zehe wurde durch eine Kordel von den anderen Zehen getrennt. S09/st803: beidseitig arabisch beschriftetes Papier, ein Seitenrand erhalten, starke Zerstörungen durch Mäusefraß. Recto 6 Zeilen fragmentarisch erhalten (Taf. 5a), verso 2 Zeilen erhalten. Beide Seiten dieselbe Handschrift. Möglicherweise eine Rechtsurkunde aus der Zeit zwischen dem 11. Jh. und der mamlukischen Zeit203. S09/st804: zwei Fragmente rot bemalter Kalkverputz204; eine Röhrenperle aus Fayence, wohl pharaonische Grabbeigabe; vier Scherben von Glasgefäßen; ein Fragment einer Muschel; zwei Alabaster- oder Bergkristall-Fragmente; zwei Bastmatten-Fragmente; ein Fragment einer sehr feinen Bastmatte; zwei Lederfragmente. S09/st805: vier Scherben glasierte islamische Keramik S09/st806: fünf pharaonische Scherben, nicht gezeichnet. Ansonsten sehr viel koptische Keramik 205: mehrere Scherben grober, koptischer Aufbewahrungsgefäße; Reste von einer LR7-Amphore und einer Mergeltonamphore, ein Amphorenfuß206; mehrere Scherben grober koptischer Koch- und Gebrauchskeramik 207; ein Vorratsgefäß mit innerer Auflage; Knubbe eines Quadous-Gefäßes208; Reste von Flaschen; diverse Wandungsscherben von Gebrauchskeramik; mehrere Schalen; Scherben von zwei Deckeln. Nur vier Gefäße, Kat.Nr. 14, 15, 16 und 17 waren datierbar und decken ein zeitliches Spektrum von der 2. Hälfte des 4. Jhs. n. Chr. bis ca. 1100 n. Chr. ab209. S09/st807: ein Bastkorb mit zwei Henkeln, oberer Durchmesser 50 cm, Höhe 37 cm. Geflochtene Körbe dieser Art finden sich von pharaonischer Zeit bis heute in Gebrauch210. Möglich ist, dass der Korb von den Raubgräbern dieses Grabes verwendet und zurückgelassen wurde.Begriffe lauten: Begriffe lauten: ‫بخطط‬ 203 Papier wird erst im 9. Jh. n. Chr. in Ägypten eingeführt, vgl. Buschhausen/Horak/Harrauer 1995, 2. ‫بخطط‬ Daher ist das 9. Jh. für das vorliegende Fragment als terminus post quem anzusetzen. ‫المعفرة‬ Begriffe lauten: Für die Lesung des stark zerstörten Textes (Email vom 11.01.2010) danke ich Lucian Reinfandt, Universität ‫ المعفرة‬Im Folgenden sind seine Informationen zusammengefasst. Auf dem Recto konnte er Wien, sehr herzlich. ‫يتفضل‬ Zwei Zeilen in Zeile 3 lesen: ‫ بخطط‬bi-ḫiṭaṭ (bi-khitat), was bedeuten könnte „in ländlichen Bezirken“.‫ولتقديم‬ später las er ‫ يتفضل ولتقديم‬yatafaḍḍal wa-li-taqdīm „er? hat die Güte und für die Bereitstellung...“. Auf dem Verso, das offenbar von derselben Hand geschrieben ist, konnte er in Zeile 1 lesen: ‫فوصوملا‬ ‫ الموصوف‬al‫المعفرة‬ mawṣūf („in seinen äußeren Eigenschaften beschrieben“). Besonders der Duktus von Verso könne dafür ‫الموصوف‬ sprechen, dass es sich bei dem vorliegenden Papier möglicherweise um das Fragment einer Rechtsurkunde ‫ولتقديم‬ handelt, allerdings seien ‫يتفضل‬ beim derzeitigen Zustand ohne Restaurierung keine gesicherten Aussagen möglich. Als Datierung kommt die Zeit vom 11. Jh. bis in mamlukische Zeit in Frage. 204 Vgl. auch den roten Fußboden in Findspot 0/8 (Taf. 3b). ‫الموصوف‬ 205 Alle Angaben zur Keramik von Th. Beckh. Es handelt sich überwiegend um Küchenkeramik, die ein breites Nutzungsspektrum abdeckt. Offenbar wurde das Grab in der späten Phase zum Wohnen genutzt. 206 Von Th. Beckh gezeichnet, aber hier nicht publiziert wurden die Reste der LR-7-Amphore: ZN09/28, der Mergeltonamphore ZN09/22, sowie ein weiterer Amphorenfuß: ZN09/29. 207 Davon von Th. Beckh gezeichnet, aber hier nicht publiziert: ein Kochtopf: ZN09/26 mit Schmauchspuren sowie drei Gebrauchsgefässe: ZN09/23, ZN09/25, ZN09/27. 208 Vgl. zu diesem Gefäßtyp Beckh 2013, 47 f. 209 S.u. den Beitrag von Th. Beckh, Die Keramik aus dem Survey am Gebel Assiut al-Gharbi. 210 Solche Körbe waren z. B. auch Ende des 19. Jhs. in den Grabungen von B.P. Grenfell und A.S. Hunt in Gebrauch: Bagnall/Rathbone 2004, 160 Fig. 6.2.4.

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S09/st829: Fragment einer olivgrün glasierten Keramik mit floralem Muster, islamisch; Maße: 3,4 x 3,1 cm; D. 0,6 cm. Zusammenfassung zu Grab H12.5 Die untersuchte Keramik sowie die Funde decken ein chronologisches Spektrum von pharaonischer (S09/st804, Röhrenperle) bis in islamische Zeit (S09/st803; S09/st805) ab und weisen damit auf die lange Nutzungsdauer des Felsgrabes bzw. seiner Umgebung hin, wobei offensichtlich eine Umnutzung des Grabes zu einer Wohnbehausung stattgefunden hat.

Felsgrab H12.6 (Abb. 9) Das Felsgrab befndet sich unmittelbar westlich neben Grab H12.5 (Abb. 43). Es ist im Inneren hoch verschüttet, soweit erkennbar hat sich darin kein Wandverputz erhalten. Keramik oder sonstige Funde an der Oberfläche sind diesem Grab nicht zuzuweisen. Felsgrab H12.2211 (Abb. 9) Das Felsgrab liegt westlich der beiden Gräber H12.5 und H12.6, in derselben Felsstufe (Abb.  43). Das Grab liegt zugleich unmittelbar unterhalb der kleinen Felstreppe, die zum Kloster Deir el-Azzam führt (Abb. 9, 10). Das Grab besitzt einen Vorraum, den es sich offenbar mit mehreren anderen Gräbern teilt (Abb. 45). Der rückwärtige, südliche Teil besteht aus Fels, in den mehrere Grabkammern eingearbeitet worden sind, während der nordwärts gerichtete Raumabschnitt von einer Bruchsteinmauer umgrenzt war, die mit Lehmmörtel gebunden und mit Lehmverputz verschmiert war (Abb. 46). Von dieser Bruchsteinmauer ist nur ein kleiner Teil der Westwand über dem Schutt sichtbar. Sie setzt zugleich einen weiter westlich gelegenen Eingang eines benachbarten Grabes zu. In der Rückwand des Vorraumes öffnet sich ein langer Gang mit einer Kammer am Ende, während sich östlich an den Vorraum vier kleinere loculi anschließen (Abb. 45). Der Gang und die Kammer sind hoch verschüttet, jedoch ist an der Oberfläche koptische Keramik sichtbar. In der östlichen Ecke des Grabvorraumes lag im Schutt ein Wandverputzfragment mit arabischer Inschrift S09/st820 (Abb. 47). Vor dem Felsgrab liegt ein großer Schutthügel, der wohl größtenteils aus dem Aushub des ausgeplünderten Grabes besteht. Allerdings ist aufgrund der Nähe zu Deir el-Azzam auch damit zu rechnen, dass Fundmaterial des Klosters abgerutscht ist und sich mit dem Material des Schutthügels vermischt hat. Funde aus dem Schutthaufen vor Grab H12.2 S09/st814: Keramik. Aus dem kleinen Schutthügel wurden fünf pharaonische und eine islamische Scherbe geborgen. Nicht gezeichnet, aber der koptischen Keramik zuzuordnen sind Scherben von zwei LR-1-Amphoren, eine Scherbe eines Kochtopfes, Reste einer Schale,

211 Die vorläufige Benennung des Felsgrabes während der Untersuchung lautete Grab 102, die auch auf den Fundzetteln angegeben wird.

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vier Scherben von LR-7-Amphoren, eine Scherbe mit weißem Überzug und die Reste einer Wasserflasche. Eindeutig der koptischen Nutzungsphase zuzuweisen ist eine LR-7-Amphore mit Beschriftung. Ansonsten fanden sich drei Feinkeramikscherben, die gezeichnet wurden. Dabei handelt es sich um eine ERSW B-Scherbe und zwei Scherben aus Assuan, von denen Kat.Nr. 18 in die Zeit vom 5.-7. Jh. n. Chr. datiert werden kann, während Kat.Nr. 19 deutlich später, ca. 1050 n. Chr., datierbar ist212. S09/st818: Wandverputz aus Kalkmörtel. 24 Fragmente weiß, ein Fragment weiß mit rotem Streifen, vier Fragmente rot bemalt. Es handelt sich um Wandverputz oder Fußbodenreste. Sie können aus der Klosteranlage oder aus dem Grabinneren stammen. S09/st819: zwei Scherben von Glasgefäßen S09/st820: weißer Wandverputz aus Kalkmörtel mit arabischer Beschriftung in schwarzer Tinte (Abb. 47)213. S09/st821: Fragment eines geflochtenen Bastkorbes, der in Abständen von 3,5-4,5 cm durch horizontal durchgezogene Kordeln stabilisiert wird. Länge 75 cm, Höhe 37 cm. S09/st822: Rest eines geschlossenen Lederschuhs (Taf. 5b). Sohle an der Ferse und im Bereich des vorderen Fußballens und der Zehen mit einem Lederstück verstärkt. Sohle mit einem Lederband an das Schuhoberteil angenäht. Am Rist befindet sich ein sog. Hahnenkamm214. S09/st823: Zwei Holzgegenstände. 1) ein auf einer Seite angespitzter Ast, Länge 17,3 cm, Durchmesser 1,2 cm, vielleicht als Schreibgriffel für Wachstafeln verwendet215? 2) halbierte, ehemals runde Holzscheibe, Länge 5 cm, Breite 2,1 cm, Höhe 3,7 cm. Funktion nicht bekannt. S09/st824: Zwei Alabaster- oder Bergkristallfragmente, rundum Bruchkanten, daher keine bearbeitungsspuren erkennbar. Zusammenfassung zu Grab H12.2 Die untersuchten Funde und die Keramik decken ein breites Zeitspektrum von pharaonischer (Keramik S09/st814) bis in spätantike und mittelalterliche, islamische Zeit (S09/st820) ab. Datierbar in die Spätantike sind der Schuh S09/st822 und die Feinkeramik (S09/st814) aus Assuan216. Die Keramik deckt, wie schon bei Grab H12.4 festgestellt, ein breites Nutzungsspektrum ab, vor allem im Bereich der Gebrauchs- bzw. Küchenkeramik. Offenbar wurde auch dieses Grab in der späten Phase zum Wohnen genutzt217.

Begriffe lauten: 212 Die Scherben Kat.Nr. 18 und Kat. Nr. 19 wurden von Th. Beckh gezeichnet und datiert, s.u. den Beitrag von Th. Beckh. Die Scherbe ZN09/36 wurde ebenfalls gezeichnet, ist hier aber nicht publiziert. ‫بخطط‬ 213 Für die Lesung des Textes sei Lucian Reinfandt, Universität Wien, sehr herzlich gedankt. Das Stück ist zu fragmentarisch, um größere Zusammenhänge erschließen zu können. Zentral konnte er das Wort ‫المعفرة‬ al-Muʿaffara lesen, was etwa „die mit Staub bedeckte“ heißen würde. Vielleicht ein Toponym? Aber diese Lesung bleibt aufgrund des fragmentarischen Zustands unsicher. ‫ولتقديم‬ 214 Vgl. zwei Schuhe mit ähnlicher Form in: Ägypten. Schätze aus dem Wüstensand. Kunst und Kultur der‫يتفضل‬ Christen am Nil. Ausst. Kat. (Wiesbaden 1996) 376 f. Nr. 429 a-b. 215 Ein Griffel ähnlicher Form, jedoch mit Verzierung, aus Arsinoe im Fayum, heute in der Papyrussammlung ‫الموصوف‬ der Österreichischen Nationalbibliothek abgebildet in: Gastgeber/Harrauer 2001, 139 Kat.-Nr. 8 (H. Froschauer) Taf. 6b. 216 Vgl. zur Datierung der Feinkeramik den Beitrag von Th. Beckh, Kat.Nr. 18. 217 S. u. Th. Beckh, Die Keramik aus dem Survey am Gebel Assiut al-Gharbi.

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Abb. 45: Felsgrab H12.2, Blick nach Süden in den Vorraum mehrerer Gräber. In der Felswand rechts Öffnung eines Gangs mit Grabkammer am Ende, links daneben vier loculi.

Abb. 46: Felsgrab H12.2, Blick nach Westen in den Vorraum, der von einer Bruchsteinmauer begrenzt wird.

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Abb. 47: Wandverputzfragment mit arabischer Inschrift (Fundnr. S09/st820), aus dem Schutt im Vorraum von Felsgrab H12.2.

Die Felsgräber H12.3 und H12.4 (Abb. 9) 218 Die beiden Felsgräber H12.3 und H12.4 befinden sich unmittelbar nebeneinander in derselben Felsstufe (Abb. 48). Sie liegen ca. 7 m Luftlinie unterhalb der Ruinen (Raum A) von Deir elAzzam und des Grabes H12.2, ihre Eingänge öffnen sich nach Nordosten. Die beiden Gräber wurden offensichtlich durch eine Raubgrabung freigelegt (Abb. 48). Vor den beiden Gräbern finden sich zwei Schutthügel, einer – Schutthügel A – liegt unmittelbar vor dem Grab H12.3 (Abb. 9, 48). Er enthält sowohl nachgerutschten Schutt aus dem Areal oberhalb der beiden Gräber als auch den Schutt, der als Aushub während der Raubgrabung in Grab H12.3 anfiel. Der andere Schutthügel (B) ist 3,5 m von den beiden Grabeingängen entfernt (Abb. 9, 49). Bei ihm handelt es sich vermutlich um den Aushub des gesamten Raubloches, ohne dass eine Zuordnung der Funde zu einem der beiden Gräber möglich wäre (Abb. 49). Das Grab H12.4 ist im Inneren noch weitgehend verschüttet. Im Osten und im Westen zweigt in der Rückwand jeweils ein Korridor ab. Die Felswände sind, soweit einsehbar, nicht verputzt. Das Grab H12.3 daneben ist besser einsehbar (Abb. 50).

218 Die vorläufige Benennung der Felsgräber während der Untersuchung lautete Grab 103 (=H12.4) und Grab 104 (=H12.3), die auch auf den Fundzetteln angegeben ist.

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Abb. 48: Felsgräber H12.3 und H12.4 mit davor liegenden Schutthaufen. Blick nach Südwesten.

Abb. 49: Links Felsgrab H12.3, davor der zu Felsgrab H12.3 und/oder Felsgrab H12.4 gehörende Aushub einer Raubgrabung (Schutthaufen B), Blick nach Westen.

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Abb. 50: Felsgrab H12.3, Blick ins Innere.

Von einem Vorraum sind drei in die südliche Felsrückwand eingearbeitete Gräber zugänglich: in zwei von ihnen ist jeweils in der Rückwand eine schmale, abwärts geneigte Passage erkennbar, die in beiden Fällen hoch verschüttet ist (Abb. 50). Eine an der Oberfläche liegende Schädelkalotte in der Südostecke vor der östlichen abwärts führenden Passage stammt wohl aus einem dieser drei ausgeraubten Gräber. Im Vorraum wie auch in den Passagen lässt sich oberhalb des Schuttes keinerlei Verputz oder sonstige Dekoration an den Wänden mehr erkennen. Funde wurden nur aus den Schutthügeln A und B vor den Gräbern aufgesammelt. Funde aus dem Schutthügel A vor Grab H12.3 (Abb. 9) S09/st816: Keramik: Scherbe einer Assuan-Schale Kat.Nr. 20, die in die Zeit 6.-7./8. Jh. n. Chr. datiert werden kann. Außerdem eine pharaonische Scherbe219. S09/st830: drei Scherben von Glasgefäßen, blau (Nr. 1 und 2) und hellgrün (Nr. 3); Maße: Nr. 1: 2,6 x 4,6 cm, D: 0,05-0,2 cm; Nr. 2: 1,8 x 2,0 cm, D: 0,05 cm; Nr. 3: 2,4 x 2,9 cm, D: 0,2 cm. S09/st831: Boden eines pharaonischen Fayencegefäßes, Maße: 5,1 x 9,1 cm, D: 1,0 cm. S09/st832: rot bemalte Holzperle mit Spuren von gelber Farbe; Maße: L: 0,8 cm; Br: 0,95 cm; Dm: 0,8 cm. S09/st833: Kalkverputz: vier rot bemalte Fragmente (Nr. 1-4) sowie vier beige (Nr. 5-8) und zwei weiß (Nr. 9 u. 10) bemalte Fragmente (Taf. 6a). Maße: Nr. 1: 7,0 x 5,0 cm, D: 2 cm; Nr.

219 Zur Datierung der Assuan-Schale Kat.Nr. 20 s.u. den Beitrag von Th. Beckh. Das pharaonische Gefäß: ZN09/33: hier nicht publiziert.

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2: 3,8 x 5,8 cm, D: 2,3 cm; Nr. 3: 2,0 x 3,6 cm, D: 1,4 cm; Nr. 4: 1,3 x 1,1 cm, D: 1,4 cm; Nr. 5: 4,6 x 4,9 cm, D: 1,6 cm; Nr. 6: 2,6 x 3,9 cm, D: 1,2 cm, Nr. 7: 1,8 x 3,3 cm, D: 0,9 cm; Nr. 8: 2,4 x 1,8 cm, D: 0,65 cm; Nr. 9: 3,7 x 5,0 cm, D: 2,0 cm; Nr. 10: 3,6 x 2,6 cm, D: 1,3 cm. S09/st834: zwei Scherben glasierte Keramik (islamisch), Maße: Nr. 1: 2,5 x 2,9 cm, D: 0,8 cm; Nr. 2: 2,1 x 2,4 cm, D: 0,4 cm. S09/st835: ein kleines Alabaster- oder Bergkristallfragment, allseitig gebrochen, Maße: 1,9 x 1,1 cm, D: 0,8 cm. S09/st836: Wandscherbe eines pharaonischen Fayencegefäßes, Reste einer Dekoration mit schwarzen Linien auf beiden Seiten, Maße: 1,1 x 1,3 cm, D: 0,55 cm. Zusammenfassung zu Schutthügel A vor Grab H12.3 Anhand der aus dem Schutthügel A geborgenen Funde lässt sich eine Nutzung des Grabes H12.3 und der umliegenden Umgebung von pharaonischer Zeit bis in das Mittelalter belegen, ohne hier jedoch genauere Zuordnungen der Funde zu ihren ursprünglichen Herkunftsorten machen zu können. Die roten Kalkverputzfragmente S09/st833 könnten eventuell aus dem Schutt der Klosterkirche von Deir el-Azzam stammen, für die ein roter Kalkmörtelboden belegt ist und die oberhalb des Grabes gelegen haben dürfte220. Allerdings können, wie das Beispiel des Findspots 0/8, Raum 1 zeigt (Taf. 4a), durchaus auch andere Räume mit einem rot bemalten Kalkmörtelboden versehen gewesen sein. Funde aus dem Schutthügel B vor den Gräbern H12.3 und H12.4 (Abb. 9, 49) S09/st817: Der Schutthügel B enthält gemischtes Material aus dem gesamten Raubloch. Unter den abgesammelten Stücken fanden sich eine pharaonische Scherbe sowie folgende koptische Scherben: mehrere Scherben einer Wasserflasche, 3 Scherben einer kleinen Schale, 1 Boden eines Vorratsgefäßes. An Feinkeramik enthielt der Schutthügel drei Assuanscherben, die eventuell dem 8./9. Jh. n. Chr. zuzuschreiben sind. Außerdem lagen im Schutt drei glasierte islamische Scherben221. S09/st825: vier rot bemalte Fragmente von Kalkverputz222, Maße: Nr. 1: 3,0 x 3,2, D: 1,3 cm; Nr. 2: 5,3 x 4,4, D: 1,3 cm; Nr. 3: 5,5 x 3,6, D: 0,7 cm; Nr. 4: 1,7 x 2,3, D: 0,3 cm. S09/st826: fünf Fragmente weiß bemalter Kalkverputz. Maße: Nr. 1: 8,2 x 10,3, D: 1,0 cm; Nr. 2: 5,2 x 6,7, D: 3,0 cm; Nr. 3: 2,9 x 2,9, D: 1,2 cm; Nr. 4: 3,0 x 4,7, D: 1,4 cm; Nr. 5: 3,3 x 4,0, D: 1,6 cm. Auf dem Fragment Nr. 5 findet sich auf dem weiß bemalten Grund ein roter Streifen. Zumindest bei diesem Fragment handelt es sich aufgrund der Bemalung nicht um ein Fußbodenfragment, sondern um das Fragment einer weiß verputzten und bemalten Wand223. S09/st827: zwei Scherben von Glasgefäßen. 220 221 222 223

Vgl. De Bock 1901, 89. Informationen zur Keramik von Th. Beckh. Keine der Scherben wurde zeichnerisch aufgenommen. S.o. den roten Kalkverputz S09/st833 und Taf. 6a. Weiß verputzte Wände mit rot aufgemalter Dekoration oder auch Schrift in roter Farbe finden sich nahezu standardmäßig in koptischen Bauten. Sie sind derart häufig, dass es an dieser Stelle genügt, einige Beispiele aus der Eremitage QIz 90 in Kellia zum Vergleich zu zitieren: vgl. Bridel et al. 1999, Pl. 62.162.3; Pl. 63.4; Pl. 63.8; Pl. 64.4.

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Das Areal der Felsgräber I12.14–I12.16

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S09/st828: ein kleines Stück Bergkristall oder Alabaster, allseitig gebrochen, ohne bearbeitete Fläche. Zusammenfassung zu Schutthügel B vor den Gräbern H12.3 und H12.4 (Abb. 9, 49) Das Material des Schutthügels B, vor allem die Keramik, umfasst das gesamte Zeitspektrum von pharaonischer Zeit bis zum Mittelalter. Die Funde lassen sich nicht mehr genau zuweisen. Es ist aber wahrscheinlich, dass der gesamte Schutt, der die beiden Gräber H12.3 und H12.4 bedeckte, bevor sie durch die Raubgrabung freigelegt wurden, wohl größtenteils aus der Klosteranlage Deir el-Azzam, die sich oberhalb der Gräber erhebt, abgerutscht ist. Der rote Kalkverputz S09/st825 könnte, so wie schon bei S09/st833 aus dem Schutthügel A vor Grab H12.3 vermutet, eventuell vom Fußboden der Klosterkirche Deir el-Azzam stammen, für die durch De Bock ein solcher Boden bezeugt ist, allerdings kommen auch andere Bauten des Klosters bzw. im Umkreis des Klosters, wie z. B. im Findspot 0/8 (Taf. 3b, Abb. 42) mit einem solchen Boden in Frage224.

Das Areal der Felsgräber I12.14–I12.16 (Abb. 1, 51, Taf. 1) Felsgrab I12.14225 (Abb. 1, 51) Das Felsgrab I12.14 liegt ca. 51 m östlich von der Klosteranlage Deir el-Azzam entfernt. Es besitzt einen annähernd rechteckigen Grundriss und ist mit seiner gesamten Längsseite nach außen geöffnet. In den Boden ist ein heute verschütteter Schacht eingetieft. Vor dem Grab sind die Überreste von zwei Kalkmörtelfußböden zu erkennen, die im Zusammenhang mit den hier untersuchten Monumenten von Interesse sind (Taf. 6b). Die Überreste der beiden Kalkmörtelböden (a) und (b) sind an drei Stellen sichtbar, ansonsten jedoch unter dem Schutt verborgen. Fußboden (a) vor dem Felsgrab I12.14226 (Abb. 51, Taf. 6b) Der Fußboden (a) liegt in einer Entfernung von nur etwa 0,5 m vor dem Felsgrab auf einem Niveau von +172.86 frei. Der Boden besteht aus einer 1,5 cm dicken Lehmestrichschicht, auf die eine ca. 0,7 cm dicke Schicht aus grobem Kalkmörtel aufgetragen wurde. Auf diesem Kalkmörtel befindet sich eine nur 0,3 cm dicke Schicht aus feinem rosafarbenem Kalkverputz, der die Lauffläche des Bodens bildete.

224 Zum roten Fußboden in Deir el-Azzam vgl. De Bock, 1901, 89. 225 Das Grab wurde während des Surveys als Grab 105 bezeichnet. Diese Angabe befindet sich auch auf den Fundzetteln. 226 In der Originaldokumentation 2009 als floor 1 bezeichnet.

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Die Umgebung von Deir el-Azzam

Funde aus dem Bereich des Fußbodens (a) Bei der Freilegung und Säuberung des Fußbodens (a) kam verstreute Keramik oberhalb des Bodens zutage (S09/st851). S09/st851: Dabei handelt es sich um drei Scherben von LR-7-Amphoren, zwei Scherben aus pharaonischer Zeit sowie ein Öllämpchen aus griechisch-römischer Zeit227. Fußboden (b)228 (Abb. 51, Taf. 6b) Der Fußboden (b) liegt etwa 2,70 m vom Boden (a) entfernt frei (Abb. 51). Der Fußboden (b) weist zwei Phasen auf, d.h. hier liegen zwei Böden übereinander: Der untere Boden (b1) ist in seiner Machart nahezu identisch mit dem oben genannten Fußboden (a), denn auch er liegt auf einem 1,5 cm dicken Lehmestrich, über dem eine ca. 0,7 cm dicke Schicht aus grobem Kalkmörtel und eine 0,3 cm dünne Schicht aus feinem rosafarbenem Kalkverputz folgen. Da sein Niveau nur 8 cm tiefer (+172.78) liegt als der Boden (a) dürfte es sich bei den Böden (b1) und (a) um zwei erhaltene Flächen des identischen Fußbodens handeln, der sich vor dem Felsgrab I12.14 ausdehnte. Auf den erwähnten rosafarbenen Kalkmörtel wurde jedoch später ein zweiter Boden (b2) aus Kalkmörtel aufgebracht. Dieser ist weiß, nur 0,5-0,6 cm dick und liegt auf einer dünnen, 3 cm dicken Schicht aus Sand. In diesen wurde nachträglich ein Kragenrandschälchen (S09/st1501) eingelassen (Abb. 52). Funde aus dem Bereich des Fußbodens (b) S09/st1501: Kragenrandschälchen229. Südöstlich der beiden Fußböden liegen die Eingänge zu den Gräbern I12.16 und I12.15 (Abb. 51), die wahrscheinlich in der spätantiken/mittelalterlichen Phase von dem rosafarbenen Kalkverputzboden a und b überdeckt waren. Das Gelände ist nach Osten hin stark durchwühlt, das Niveau liegt hier durchschnittlich 0,5 m tiefer als das der Fußböden a und b, die demnach überall durchschlagen wurden. Nordöstlich des Eingangs zu Grab I12.15 sind zwei Schutthaufen (A und B) mit Aushub aus Raubgrabungen zu erkennen (Abb. 51). Funde aus Schutthaufen A S09/st867: vollständig erhaltenes Keramikgefäß aus der Spätzeit230. S09/st868231: drei Fragmente eines pharaonischen Holzsarges (Abb. 53), Maße: Nr. 1: 28,0 x 9,3, D: 1,8 cm; Nr. 35,5 x 13,5, D: 2,0-3,2 cm; Nr. 3: 16,5 x 9,0, D: 1,8 cm. 227 Das Öllämpchen wurde von Th. Beckh zeichnerisch aufgenommen: ZN09/54. Hier nicht publiziert, da keine genauere Datierung möglich ist. 228 In der Originaldokumentation 2009 als floor 2 bezeichnet. 229 Das Kragenrandschälchen wurde von Th. Beckh zeichnerisch aufgenommen: ZN09/119. Hier nicht publiziert, da es sich nur allgemein in die Spätantike datieren lässt. Freundliche Mitteilung von Th. Beckh. 230 Freundliche Mitteilung von Th. Beckh. Das Gefäß wurde nicht gezeichnet. 231 Publiziert in Kahl et al. 2010, 194. 195 Fig. 4.

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Das Areal der Felsgräber I12.14–I12.16

Abb. 51: Lageplan der Felsgräber I12.14-16, der Fußböden (a) und (b) sowie der beiden Schutthaufen A und B.

Abb. 52: Fußböden b1 und b2 nordöstlich von Grab I12.14 mit dem eingesetzten Kragenrandschälchen (S09/st1501), Blick nach Nordwesten.

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Die Umgebung von Deir el-Azzam

Abb. 53: Fragmente eines pharaonischen Holzsargs (Fundnr. S09/st868).

S09/st869: mehrere Scherben, wahrscheinlich desselben Keramikgefäßes232 . S09/st870: Gefäßverschluss (Pfropfen) aus Lehm. S09/st871: Fragment einer hölzernen Kopfstütze (pharaonisch). S09/st872: Deckel eines Keramikgefäßes. S09/st885: nahezu vollständig erhaltene Fayenceschale, pharaonisch233.

232 Freundliche Mitteilung von Th. Beckh. Das Gefäß wurde nicht gezeichnet. 233 Publiziert in Kahl et al. 2010, 195, Taf. 14b.

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Der Findspot 10 bei den Gräbern J12.5 und J12.6

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Funde aus Schutthaufen B Etwas weiter östlich von Schutthaufen A befindet sich der Schutthaufen B, darin folgender Fund: S09/st858: Gefäß aus der Ersten Zwischenzeit234. Zusammenfassung zu den Böden vor Grab I12.14 und den beiden Schutthaufen A und B In dem gesamten Areal, das im Westen durch das Grab I12.14 begrenzt wird, liegen zahlreiche pharaonische Gräber und Vorhöfe dicht nebeneinander. Aufgrund der beiden Kalkmörtelböden und der nur ca. 51 m entfernten Ruinen von Deir el-Azzam (Abb. 1, Taf. 1), liegt die Vermutung nahe, dass die Gräber und Vorhöfe, in denen die Böden liegen, in spätantik/mittelalterlicher Zeit vom Kloster genutzt wurden.

Der Findspot 10 bei den Gräbern J12.5 und J12.6 (Abb. 1, 54, Taf. 1) Der Findspot 10 liegt von Deir el-Azzam knapp 120 m entfernt im Osten auf einer höheren Felsstufe. Er umfasst architektonische Strukturen, die durch eine Raubgrabung freigelegt worden sind, und drei Schutthügel, die größtenteils aus dem Aushub dieser Raubgrabung bestehen (Abb. 54, Findspot 10/1, 10/2, 10/3). Etwa 2 m südöstlich des Findspots 10 öffnen sich die Eingänge zu den Felsgräbern J12.6 und J12.5 (Abb. 1, 54, Taf. 1). Die architektonischen Strukturen im Findspot 10 Durch die Raubgrabung wurden die Überreste zweier Räume angeschnitten, die mit unterschiedlich qualitätvollen Fußböden (Abb. 55: (1) und (2)) auf verschiedenen Niveaus ausgestattet waren. Bei dem einen (1) handelt es sich um einen aufwändig polierten, rot-weiß melierten Kalkmörtelboden, der durchschlagen wurde und nur noch an zwei Stellen an den Rändern des Raubloches erhalten ist (Abb. 55). Der polierte Kalkmörtelboden (Abb. 55, Taf. 7a) ist 0,8 cm dick und sitzt auf einer bis zu 1,5 cm dicken Schicht aus grobem Kalkmörtel mit Einschlüssen aus Kalksteinsplitt. Darunter befindet sich ein stark mit Strohhäcksel gemagerter, 1 cm dicker Lehmestrich, wie er meist als Unterlage für Kalkmörtelböden diente235. Der Boden liegt auf einer Schuttschicht aus weißem Kalksteinsplitt. Am gegenüberliegenden Rand des Raubloches ist ein weiterer Abschnitt dieses Bodens auf fast gleichem Niveau (+182,28-182,30 m) erhalten. Der polierte Fußboden zieht sich noch über eine 8 cm hohe Stufe, bei der es sich vermutlich um einen vorgesetzten Wandsockel handelt (Abb. 55). Die Wand, vor der der Sockel einstmals errichtet war, ist jedoch heute unter den Schuttmassen nicht mehr erkennbar236.

234 Freundliche Mitteilung von Th. Beckh. Gezeichnet von A. Kilian und Ch. Kitagawa, publiziert in Kahl et al. 2010, 194 Fig. 3. 235 Vgl. z. B. den Aufbau der Fußböden in Findspot 11 sowie in den Räumen 1 und 2 in Findspot 0/8. Außerdem die beiden Fußböden a und b vor dem Felsgrab I12.14. 236 Niedrige vorspringende Wandsockel kommen in Ägypten häufig bei verschiedenen Bauten sowohl im Innenraum als auch vor einer Außenwand vor. Vgl. solche weit vorspringenden Wandsockel z. B. im Innenraum der Kirche des Simeonsklosters in Assuan: Monneret 1927, Fig. 59. 62. Vgl. ein Bsp. vor einer Außenwand in Deir el-Bachît am damals sog. Zentralgebäude: Eichner/Fauerbach 2005, Taf. 21a.

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Die Umgebung von Deir el-Azzam

Abb. 54: Lageplan der Findspots 10-15.

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Abb. 55: Plan der Funde und architektonischen Strukturen in Findspot 10/2 und 10/3.

Der Findspot 10 bei den Gräbern J12.5 und J12.6

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Die Umgebung von Deir el-Azzam

Am Rand des Raublochs hat sich ein kleiner Rest des aufgehenden Mauerwerks aus ungebrannten Lehmziegeln erhalten, der noch Reste eines 0,1 cm dünnen Kalkverputzes mit Bemalung aufweist (Abb. 55)237. Auf hellgrünem Grund sind schwarze und weiße, horizontale Streifen aufgemalt, darüber ein Bildmotiv in schwarzer Farbe (Taf. 7b). Es handelt sich möglicherweise um „die Kralle und den unteren Teil des Beingefieders einer (ungewöhnlich) großen Falkenfigur“238.   An das Wandstück mit dem beschriebenen Malereirest wurde, durch eine Fuge deutlich getrennt, ein Mauerstück angesetzt, das sich nach Osten erstreckte, aber größtenteils durch die Raubgrabung zerstört worden ist (Abb. 55, Taf. 7b. Im Schutt liegende Lehmziegel mit Maßen von 27 x 15 x 8 cm dürften von dieser zerstörten Wand stammen (Abb. 55). Ca. 1 m südöstlich der Wand, am Ostrand des Raublochs, haben sich die Überreste eines weißen Kalkmörtelbodens (Abb. 55: 2) erhalten, der nicht poliert ist und außerdem 16-19 cm höher liegt als die Überreste des rot-weiß melierten, polierten Bodens (Abb. 55). Zu diesem weißen Kalkmörtelboden dürfte auch der daneben liegende, stark mit Strohhäcksel gemagerte Lehmestrich, der vielleicht als Unterboden diente, gehört haben. Funde aus dem Findspot 10 Abgesehen von mehreren Bruchstücken eines großen Schildkrötenpanzers (S09/st861), dessen einzelne Teile verstreut über den gesamten Findspot 10 (Schutthügel 10/1-3 und Raubloch) lagen239, stammen die übrigen Funde von den drei unterschiedlich großen Schutthügeln 10/1-3, die durch den Aushub des Raubloches entstanden sind. Schutthügel 10/1 Der Schutthügel 10/1 liegt ca. 5 m nordwestlich des Raublochs und somit am weitesten von diesem entfernt (Abb. 54). Da aber außer dem Raubloch in Findspot 10 keine andere Raubgrube in der Nähe erkennbar ist, wird es sich auch bei diesem Schutthügel 10/1 um Material handeln, das aus dem Raubloch von Findspot 10 stammt. S09/st855 und S09/st856: Keramik: mehrere Scherben von LR-7-Amphoren mit am Hals ansetzenden Henkeln240; Knauf eines Wassergefäßes (Quadous); Scherben eines pharaonischen Biertopfes; Wandscherben von zwei LR-1-Amphoren sowie Scherben von Kochtöpfen und Kochschalen241. Von den koptischen Scherben der beiden Fundnummern S09/st855 und S09/st856 lässt sich nur eine Assuanschale (Kat.Nr. 21) datieren: ihre Produktionszeit liegt in der Zeit zwischen dem Ende des 5.-Mitte des 7. Jh. n. Chr.242 237 Dass sich dieser Wandrest mit seiner Malerei erhalten hat, ist dem sich davor auftürmenden Schutt zu verdanken, der die Malerei geschützt hat. 238 Für diesen Hinweis danke ich Ute Rummel sehr herzlich. Eine Datierung ins frühe Neue Reich, u.a. wegen des ungewöhnlichen grünen Hintergrunds wäre ihrer Ansicht nach möglich, wenngleich auch eine spätere Datierung in Frage käme. Aufgrund des kleinen Ausschnitts ist es schwer, genauere Aussagen zu treffen. 239 Zum Schildkrötenpanzer S09/st861 vgl. Kahl et al. 2010, 195, Taf. 15. Dort versehentlich eine falsche Fundnummer (S09/st801) und der falsche Fundort (Findspot 11) angegeben. 240 LR-7-Amphoren von Th. Beckh gezeichnet: ZN09/57; ZN09/58. Hier nicht publiziert. 241 Kochtöpfe und Kochschalen von Th. Beckh gezeichnet: ZN09/55; ZN09/56; ZN09/60 und ZN09/61. Hier nicht publiziert. 242 Zur Datierung s.u. den Beitrag von Th. Beckh, Kat.Nr. 21.

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Der Findspot 10 bei den Gräbern J12.5 und J12.6

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S09/st857: Sieben verschieden große Fragmente des rot-weiß melierten, polierten Kalkverputzbodens (1), wie er sich an drei Stellen in der Westhälfte des Findspots 10 erhalten hat (Abb. 55)243. Außerdem auch ein Fragment von Wandverputz darunter. Es handelt sich um ein weißgrundig bemaltes Lehmverputzfragment, das mit einem roten Streifen dekoriert ist, der später schwarz übermalt wurde. S09/st886: westlich des Schutthügels 10/1 wurde ebenfalls Keramik aufgesammelt, die der koptischen Besiedlungsphase des Berges angehört: mehrere LR-7-Amphorenscherben, Boden einer Assuan-Schale, Standfuß einer Räucherschale, ein Flaschenhals, eine Wandscherbe einer LR-1-Amphore244. Schutthügel 10/2 Der kleine Schutthügel 10/2 liegt unmittelbar südlich der bemalten Wand (Abb. 55). Sein Material besteht aus Lehmziegelbruchstücken, unbearbeiteten Kalksteinbrocken und enthält auch Keramik: S09/st859: Fuß einer LR-7-Amphore; zwei Scherben von LR-1-Amphoren sowie die Reste einer Keramikflasche245.

Schutthügel 10/3 Der Schutthügel 10/3 liegt unmittelbar westlich des Raublochs (Abb. 54, 55). Aufgrund der Lage ist anzunehmen, dass er überwiegend mit Material aus dem Raubloch durchmischt ist. Der Schutthügel enthält Kalksteine, Lehmziegel-Bruchstücke, weißen Kalksteinschutt und Keramikscherben. Er besteht überwiegend aus dem Material, das aus dem Raubloch selbst stammt und enthält denselben weißen Kalksteinsplitt, der unter den beiden erhaltenen Resten des rot-weiß melierten und polierten Fußbodens zu beobachten ist. Möglicherweise handelt es sich demnach um Material, das ehemals unter den beiden Böden selbst lag. Auf dem Schutthügel liegen mehrere Lehmziegel unterschiedlicher Formate. Von diesem Schutthügel stammen die folgenden Funde: S09/st860: Keramik: Reste einer Keramikflasche und eines Kochtopfes, beide nicht datierbar246. S09/st866247: Kalksteinblock (Abb. 55). Maße: L: 23,5-24 cm, Br: 26, D: 11 cm.

243 Für die Größe wird angegeben Länge x Breite x Dicke: Nr. 1: 6,3 x 4,5 x 0,8 cm; Nr. 2: 8,2 x 6,5 x 0,7 cm; Nr. 3: 6,4 x 4,7 x 1 cm; Nr. 4: 7,4 x 3,2 x 0,8 cm; Nr. 5: 4,7 x 1,9 x 0,7 cm; Nr. 6: 3,6 x 2,6 x 0,8 cm; Nr. 7: 11,5 x 12,4 x 0,7 cm. 244 Gezeichnet wurden von Th. Beckh eine Scherbe einer LR-7-Amphore (ZN09/82), der Flaschenhals (ZN09/83) sowie der Fuß eines Räucherständers (ZN09/84). Hier nicht publiziert. 245 Nur die Keramikflasche wurde von Th. Beckh gezeichnet (ZN09/65), da sie aber nicht datierbar ist, wurde sie nicht in den hier publizierten Katalog aufgenommen. 246 Scherben beider Gefäße wurden von Th. Beckh gezeichnet (ZN09/62 und ZN09/63), waren aber für eine Datierung nicht aussagekräftig. Daher hier nicht publiziert. 247 Auf dem Fundzettel zu S09/st866 wird irrtümlich der Fundort mit 10/1 angegeben. Richtig muss es heißen: 10/3.

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Die Umgebung von Deir el-Azzam

Der Findspot 11 beim Grab J12.4 (Abb. 1, Taf. 1) Etwa 5 m östlich von Findspot 10 liegt Findspot 11, nordöstlich vor dem Grab J12.4 (Abb. 54). Auch bei diesem Findspot handelt es sich um eine Raubgrabung, bei der architektonische Strukturen freigelegt wurden. Der Aushub der Raubgrabung ist im Gegensatz zu Findspot 10/1 und 10/3 nicht eindeutig zu identifizieren. Beschreibung des Findspots 11 und der architektonischen Strukturen Erhalten hat sich die Nordwest-Ecke eines Raumes (Abb. 56). Die Wände bestehen aus ungebrannten Lehmziegeln und stehen nur noch in einer Höhe von durchschnittlich 20 cm über dem erhaltenen Fußboden an. Die erhaltenen Überreste entstammen verschiedenen Bauphasen. Die älteste Mauer ist die Nordwand M1, von der nur die raumseitige Kante mit einem dünnen weißen Kalkverputz in einer Stärke von 0,2 cm sichtbar ist. Vor dieser Mauer liegt der Lehmboden B.1, in den vier Kalksteinplatten (K) eingebettet wurden. Eine der Platten ist ein wiederverwendetes pharaonisches Relief aus Kalkstein mit Hieroglyphen (Abb. 58). Der Boden wurde zu verschiedenen Zeiten immer wieder erneuert bzw. ausgebessert (Abb. 56). Die letzte Ausbesserung erfolgte mittels einer 0,6 cm starken Kalkmörtelschicht, die den älteren Boden und auch das pharaonische Relief überzogen hat, auf dem noch die Reste des Kalkmörtelbodens anhaften. Der Boden B.1 mit seinen Ausbesserungen lässt sich zusammen mit der Mauer M1 der ersten, ältesten Phase zuweisen, da die übrigen Wände M2, M3 und M4 auf ihm sitzen und somit später errichtet worden sind. In einer zweiten Phase wurde die Lehmziegelmauer M2 (Abb. 57) errichtet, die mit ihrem nördlichen Ende auf dem erwähnten pharaonischen Relief aus Kalkstein sitzt (Abb. 58). Bei der Mauer M2 handelt es sich offenbar um die Nordost-Außenecke eines Raumes, der sich noch weiter nach Westen in den von Schutt überdeckten Bereich zieht. Sie ist mit einem dünnen weißen Kalkverputz versehen und weist direkt auf der Eckkante einen vertikalen, 1,3 cm breiten, roten Streifen auf (Tf. 8). Vor der Wand befindet sich auf der nach Osten zugewandten Seite ein niedriger vorspringender Sockel, der mit demselben weiß-gelblichen Kalkverputz überzogen ist, der auch die Wandfläche von M2 bedeckt248. Der Verputz aus Kalkmörtel zieht vom vorspringenden Sockel auf den Boden und verbindet sich dort mit dem Kalkmörtel des Fußbodens B.2. Der Wandverputz von M2, des Sockels und des Fußbodens B.2 bestehen aus weiß-gelblichem Kalkverputz, der an der Wand und auf dem Sockel eine Stärke von 0,4 cm aufweist. Das Bodenniveau von +182,27 in der Ecke zwischen den Wänden M2 und M4 ist vergleichbar mit den Niveaus der übrigen Fußbodenreste, die zum Boden B.2 gehören (Abb. 56), so dass es sich wohl in allen Fällen, trotz der durch die Raubgrabung verursachten Zerstörungen, um die zufällig erhaltenen Reste desselben Fußbodens handeln wird. Dieser Fußboden besteht aus einer unteren, dicken Schicht aus grobem Kalkmörtel mit kleinen Steinen, die direkt auf dem anstehenden Felsboden liegt. Darüber folgt ein 0,5 cm dicker Lehmestrich, über dem der 0,8 cm dicke feine Kalkmörtelboden liegt, der die Laufoberfläche bildete.

248 Solche niedrigen Sockel befinden sich im spätantiken/mittelalterlichen Ägypten sehr häufig vor Wänden spätantiker Bauten. Vgl. einen solchen verputzten Sockel auch bei dem Turm – damals noch als Zentralgebäude bezeichnet – des Klosters Deir el-Bachît: Eichner/Fauerbach 2005, Abb. 1, Taf. 21a, 22a.

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Der Findspot 11 beim Grab J12.4

Abb. 56: Plan der Funde und architektonischen Strukturen in Findspot 11.

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Die Umgebung von Deir el-Azzam

Abb. 57: Findspot 11: Blick nach Westen auf die Mauer M4.

Aus der Tatsache, dass der mittig gelegene größte Abschnitt dieses Fußbodens die Öffnung des Felsgrabes (Abb. 56) an der Nordwest-Ecke leicht überlappt, lässt sich schließen, dass er wohl einstmals den gesamten Grabeingang überdeckte, der dann nicht mehr in Benutzung gewesen sein kann. Der Fußboden B.2 umschließt die Öffnung eines in den Boden eingebauten Keramikgefäßes (Taf. 8). Die Öffnung des Gefäßes besitzt einen Durchmesser von 12,5 cm und eine Tiefe von 17 cm. Es war gefüllt mit Stroh, Häcksel, Schutt und etwas Holzkohle. Über der Gefäßöffnung lagen mehrere Kordeln. Es handelt sich bei diesem in den Boden eingelassenen Gefäß um ein Phänomen, das sich sehr häufig in der spätantiken und mittelalterlichen Architektur Ägyptens beobachten lässt. Die Funktion solcher Gefäße im Boden ist bislang allerdings nicht geklärt 249. Zwischen der Nordwand M1 und der Wand M2 öffnete sich ursprünglich offenbar in dieser Phase eine Tür, von der sich noch in einem Kalkkstein des Bodens B.1 die Drehangel mit einer runden, 4 cm großen Einlassung für den Drehzapfen erhalten hat (Abb. 56). Die Türöffnung (M3) wurde erst in einer späteren Phase mit Lehmziegeln zugemauert. In einer dritten Phase wurde das Mäuerchen M4 gegen die bereits bestehende Mauer M2, den davor errichteten Sockel und auf den Kalkmörtel-Fußboden B.2 gesetzt (Abb. 56, 57). Bei ihrem Mauerwerk wurden außer Lehmziegeln auch faustgroße Bruchsteine im Mauerkern verwendet – im Unterschied zu den Mauern M1, M2 und M3. Nach dem Anbau der Wand wurde der ganze Bereich südlich der Mauer M4 mit weiß getünchtem Kalkmörtel neu verputzt (Abb. 57). 249 Vgl. Grossmann 2002a, 27-33, der verschiedene Funktionen solcher Bodengefäße diskutiert.

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Der Findspot 11 beim Grab J12.4

Abb. 58: Findspot 11: als Bodenplatte wiederverwendetes pharaonisches Relief.

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Die Umgebung von Deir el-Azzam

Abb. 59: Findspot 11, Bereich vor Grab J12.4: Kalksteinblock mit pharaonischer Hieroglypheninschrift (Fundnr. S09/st864).

Der obere Kalkmörtelboden (B.2) weist schwarze Brandspuren auf, die sich auch an der Wand (M2) mit dem roten Streifen finden. Ob der Raum durch den Brand zerstört wurde oder ob ein späterer Brand, etwa durch die Nutzung des Platzes für ein Lagerfeuer, die Spuren hinterlassen hat, ist nicht eindeutig festzustellen. Brandspuren tragen jedenfalls auch das bearbeitete Holz S09/st899 und der Kalksteinblock S09/st865. Funde aus dem Findspot 11 Aufgelesen wurden im Bereich des Findspots sowohl pharaonische als auch spätantike koptische Scherben. Die pharaonischen Scherben stammen aus einem der umliegenden Gräber, möglicherweise auch aus dem ausgeraubten Felsgrab, das direkt innerhalb des Findspots liegt (Abb. 56). Außerdem wurden im Bereich von Findspot 11 auch zwei pharaonische Inschriften gefunden (S09/st864 und S09/st865). Erstere (S09/st864, Abb. 59) dürfte aufgrund der Kartusche Ramses

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Findspot 12

II. zu einem Tempel gehören, der auf dem Plateau des Berges vermutet wird . Ob das zweite Inschriftenbruchstück (S09/st865, Abb. 60) ursprünglich aus einem pharaonischen Grabkontext, vielleicht aus einem der nahe gelegenen Gräber J12.3-J12.10 stammt, muss letztlich offen bleiben. S09/st862-1: drei pharaonische Scherben; ein Fayencefragment; ein Fragment einer LR-1Amphore. Aus der spätantiken/mittelalterlichen Zeit stammt eine Kragenrandschale251. S09/st862-2: eine pharaonische Scherbe, zwei koptische Scherben (eventuell zugehörig zu LR-7Amphoren, römische Variante)252. S09/st864 (Abb. 59)253: Kalksteinblock mit pharaonischer Hieroglypheninschrift aus dem Bereich vor Grab J12.4; Brandspuren; zur Fundlage siehe Abb. 56; Maße: Länge 34-39 cm, Breite 21-29 cm; Dicke 9,5 cm. 250

S09/st865 (Abb. 60)254: Kalksteinblock mit pharaonischer Hieroglypheninschrift aus dem Bereich vor Grab J12.4, zur Fundlage siehe Abb. 56; Maße: Länge 22-34 cm, Breite 25,5, Dicke 12,5 cm. S09/st888: Wandverputz aus Kalkmörtel von einer Ecke, florale Motive in Grün, Rot und Gelb auf weißem Grund. S09/st898: eine Keramikschale; gefunden beim Säubern des Fußbodens im Bereich der zugesetzten Tür M3255. S09/st899 (Abb. 61): Bearbeitetes Holz, flach, mit einem Dübelloch, Brandspuren, gefunden beim Säubern des Fußbodens im Bereich der zugesetzten Tür M3, zur Fundlage vgl. Abb. 56; Maße: Länge 8,05 cm, Breite 2,2 cm, Dicke 0,5 cm.

Findspot 12 (Abb. 54) Findspot 12 liegt ca. 25 m südwestlich von Findspot 10 entfernt auf derselben Felsstufe wie dieser. Es handelt sich um einen Schutthügel, der aus dem Aushubmaterial einer Raubgrabung im etwa 1,5 m entfernten Grab J13.1, das südöstlich liegt, entstand 256. Die Funde, bei denen es sich ausschließlich um pharaonische Keramik handelt (S09/st854), lassen somit im Wesentlichen Rückschlüsse auf die Interpretation des Grabes J13.1 zu. Funde aus dem Findspot 12 S09/st854: pharaonische Keramik 257.

250 Freundliche Mitteilung von J. Kahl. Zu dem Tempel vgl. Verhoeven 2013, 126-138. 251 Die Kragenrandschale wurde von Th. Beckh gezeichnet (ZN09/64), jedoch nicht in den Katalog aufgenommen, da keine aussagekräftige Datierung möglich ist. 252 Keine der Scherben wurde gezeichnet. 253 Vgl. Kahl et al. 2010, 195; zum Fundort Eichner/Beckh 2010, 207 f., 209 Fig. 12. 254 Vgl. Eichner/Beckh 2010, 207 f. 255 Gezeichnet von Th. Beckh (ZN09/78). Da keine aussagekräftige Datierung möglich ist, wurde sie hier nicht in den Katalog aufgenommen. 256 Grab J13.1 wurde während der Kampagne des Jahres 2009 vorläufig als Grab 107 bezeichnet. Diese Bezeichnung findet sich entsprechend auf den Fundzetteln aus dieser Kampagne. 257 Keine der Scherben wurde zeichnerisch aufgenommen.

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Die Umgebung von Deir el-Azzam

Abb. 60: Findspot 11, Bereich vor Grab J12.4: Kalksteinblock mit pharaonischer Hieroglypheninschrift (Fundnr. S09/st865).

Abb. 61: Findspot 11, Bearbeitetes Holz, gefunden beim Säubern des Fußbodens im Bereich der zugesetzten Tür M3 (Fundnr. S09/st899).

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Findspot 14

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Abb. 62: Findspot 14. Verschüttetes Felsgrab J12.3 mit Aushub der Raubgrabung. Im Vordergrund Textilfragmente und Knochen. Blick nach Süden.

Findspot 13 (Abb. 54) Findspot 13 umfasst ein in den Schutt gegrabenes, bis auf den anstehenden Fels in die Tiefe reichendes Raubloch, neben dem sich der Schutthügel mit dem Aushub befindet 258. Architektonische Strukturen sind nicht zu erkennen. Funde aus dem Findspot 13 S09/st853: zwei pharaonische Scherben und Reste einer LR-7-Amphore259.

Findspot 14 (Abb. 54) Es handelt sich um den Aushub aus dem Felsgrab J12.3. Das Felsgrab ist trotz der Raubgrabung noch immer verschüttet (Abb. 62). An der Oberfläche finden sich zerstörte Teile einer Mumie. Funde aus dem Findspot 14 S09/st 863: zwei pharaonische Scherben S09/st863A: Randfragment einer Glasplatte260 258 Die Suche nach einem verschütteten Grabeingang mag die Motivation für diese willkürliche Platzierung der Grabung gewesen sein. 259 Aufgrund des geringen Aussagewertes für die vorliegende Untersuchung wurde davon nichts gezeichnet. Freundliche Mitteilung von Th. Beckh. 260 Weder die Keramik noch der Rand der Glasplatte wurden gezeichnet.

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Die Umgebung von Deir el-Azzam

Abb. 63: Findspot 15: S09/st874: Mehrere zusammengeklebte Lagen Papyrusblätter.

Findspot 15 (Abb. 54) Der Findspot liegt ca. 8 m nordöstlich der Gräber J12.2 und J12.4. Es handelt sich um einen Schutthügel, der durch den Aushub einer Raubgrabung entstanden ist. Enthalten sind neben Keramikscherben und weißem Kalksteinschutt auch zahlreiche Bruchstücke von Lehmziegeln. Demnach muss hier eine gebaute Struktur zerstört worden sein. Der Schutthügel liegt nur ca. 4 m nördlich der architektonischen Strukturen im Findspot 11 und diese räumliche Nähe lässt einen engen Zusammenhang mit den dortigen Strukturen vermuten. Zudem weisen die Funde aus dem Findspot 15 auf einen ursprünglichen Wohnkontext hin. Funde aus dem Findspot 15 Die Funde reichen von vier Scherben aus pharaonischer Zeit über eine Scherbe einer LR-1Amphore des 5.-7. Jhs. n. Chr., sowie einem Tellerfragment Kat.Nr. 22, das eventuell dem 6. Jh. n. Chr. oder etwas früher zugeordnet werden kann, bis hin zu Wandverputz sowie einem Koptisch oder Griechisch beschrifteten Papyrusrest. Damit sind zugleich die Eckpunkte für den weit gefassten Datierungsrahmen vorgegeben.

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Zusammenfassung zu den Findspots 10–15

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S09/st873: koptische Keramik: eine LR-1-Amphore mit Beschriftung auf der Schulter (ca. 5.7. Jh. n. Chr.); Fragment eines Löwentellers (Kat.Nr. 22, 6. Jh. n. Chr. oder früher261; ein Fragment einer Kelle262. Pharaonische Keramik: vier pharaonische Scherben. S09/st874 (Abb. 63): Mehrere zusammengeklebte Lagen Papyrusblätter, Ränder beschnitten. Papyri beidseitig mit koptischen oder griechischen Buchstaben beschriftet. Tintenfarbe schwarz, vier Zeilen erkennbar. S09/st875: Wandverputz aus Lehm mit einer ca. 0,1 cm dünnen Schicht eines weißen Kalkverputzes; Maße: Länge 11,5 cm, Breite 7 cm, Dicke 2,5 cm.

Zusammenfassung zu den Findspots 10–15 Die Findspots 10, 11 und 15 können einerseits durch ihre baulichen Strukturen, andererseits durch die Auswertung der zugehörigen Keramik, in den Rahmen eines Siedlungs- und Wohnkontextes eingeordnet werden. Während es sich bei den Findspots 12, 13 und 14 wohl hauptsächlich um Schutt pharaonischer Gräber handelt, zeigen die Findspots 10 und 11 architektonische Strukturen, die auf der breiten Terrasse nordwestlich der Felsgräber J12.1-10 und J13.1-2 errichtet waren. Dabei wurden in Findspot 11 ein vorhandenes Felsgrab von den späteren Fußböden der hier errichteten Gebäude überdeckt und pharaonische Spolien als Baumaterial wiederverwendet (Abb. 58). Die späte Nachnutzung der breiten Felsterrasse nordwestlich vor den ehemals in pharaonischer Zeit angelegten Felsgräbern umfasste demnach eine offenbar überwiegend Wohnzwecken dienende Bebauung, die aufgrund der verschiedenen Bauphasen in Findspot 11 auch über einen längeren Zeitraum bestanden haben muss. Die polierten Fußböden in Findspot 10 und die bemalten Wände allein (Findspot 10 und 11) wären vielleicht für sich genommen kein ausreichender Hinweis auf Wohnbauten, da sie auch mit der Ausstattung von spätrömischen Grabhäusern in Verbindung gebracht werden könnten, jedoch spricht vor allem die Keramik, bei der es sich überwiegend um Koch- und Gebrauchskeramik sowie um Vorratsbehältnisse handelt, für eine Nutzung dieser Terrasse zu Wohnzwecken. Die besprochenen Bauten der Findspots 10 und 11 auf der Terrasse vor den Gräbern J13.1-2 und J12.1-10 stehen auf einer etwa 6-7 m höheren Felsstufe als das ca. 180 m Luftlinie entfernte Kloster Deir el-Azzam. Ob sie trotz dieser Entfernung zum Kloster gehörten, oder ob es sich um vom Kloster unabhängige Wohnbauten handelt, die außerhalb lagen, lässt sich nicht nachweisen.

261 S.u. den Beitrag von Th. Beckh, Kat.Nr. 22. 262 Fragment einer Kelle gezeichnet von Th. Beckh: ZN09/67. Hier nicht publiziert.

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Kom el-Shuqafa (Abb. 1, 64, 65, Taf. 1) Der Kom el-Shuqafa 263 erstreckt sich auf dem höchsten Plateau des Berges, östlich der großen pharaonischen Grabanlagen I14.1 und I14.2-I14.4 (Abb. 1, 64, Taf. 1). Es handelt sich dabei um eine ausgedehnte, teilweise meterhoch anstehende Ansammlung von Keramikscherben, die wohl die Überreste einer Siedlung an dieser Stelle darstellen, deren Längsachse sich von Südwesten nach Nordosten erstreckt. Die Ausdehnung der Scherbenansammlung umfasst ca. 100 x 70 m. Das Plateau wurde zwar von Forschern und Reisenden der Neuzeit gerne bestiegen, allerdings meist der guten Aussicht wegen, wie sich aus den Berichten z. B. von Charles Perry 1740 und Franz, Graf von Thun-Hohenstein 1889 ergibt 264. Die auffällige Ansammlung von Scherben haben bereits die Mitglieder der Französischen Expedition erwähnt, ebenso Zisternen, Wasserleitungen und den Bauschutt von Ziegelgebäuden, den sie als Überreste einer Festung deuteten265. 65 Jahre später, im Jahr 1883 erwähnt auch Charles Edwin Wilbour die großen Mengen an Keramik, die die ganze Anhöhe bedeckten266.

Abb. 64: Kom el-Shuqafa, Blick nach Nordosten.

263 264 265 266

Vgl. zur Forschungsgeschichte Kahl 2013, 125. Vgl. Kahl 2013, 125, 333. Devilliers/Jollois 1818, 16; vgl. Kahl 2013, 125. Kahl 2013, 125.

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Kom el-Shuqafa

Die Siedlung des Kom el-Shuqafa (Abb. 1, 65, Taf. 1) Im gesamten Areal des Kom el-Shuqafa finden sich zahlreiche Mulden, deren Ränder mit großen Mengen von Scherben bedeckt sind. In die Mitte der Mulden wurde meist Flugsand eingeweht. Knapp unterhalb der Flugsandschicht konnte 2009 in einer ca. 24 m nordöstlich der Öfen 1-3 gelegenen Mulde mit dem Besen die Krone einer 0,29 m breiten Lehmziegelmauer über eine Strecke von 0,92 m freigelegt werden (Abb. 65: „part of mud brick wall“, Abb. 66), die zu einem Gebäude auf dem Felsplateau gehört haben muss. Das Plateau war durch einen künstlich in den Fels gehauenen, ca. 1,5 m breiten Weg von Nordosten her zugänglich (Abb. 67). Innerhalb des Areals des Kom el-Shuqafa wurden aufgrund der großen Mengen keine Keramikscherben aufgesammelt, eine allgemeine erste Einschätzung des Materials ergab jedoch einen Datierungsrahmen der Siedlung von pharaonischer Zeit bis in das 5. Jh. n. Chr267. Am Westrand des Koms erstreckt sich ein ca. 30 x 30 m großes Areal, in dem sich auffallend viele Scherben von Amphoren befinden (Abb. 68)268. Am südwestlichen Rand des Kom el-Shuqafa – etwa 20 m westlich des durch die Streuung von Keramikscherben definierten Siedlungsrandes des Kom el-Shuqafa – befinden sich drei Öfen, bei denen es sich wahrscheinlich um Brotöfen handelt (Abb. 65, 69). Der Umkreis der Öfen, d.h. sowohl die Scherben, die im Inneren der Öfen an der Oberfläche lagen, als auch Scherben, die rings um die Öfen zerstreut lagen, wurden genauer untersucht. Alle Öfen stecken in einer Schuttschicht aus Scherben, Lehmziegelschutt und organischem Material (Strohhäcksel, dünne Äste, Bastmattenfragmente).

267 Die Datierung und grobe Sichtung auch dieser Keramik wird Th. Beckh verdankt. Vgl. übereinstimmend auch Czyżewska und Kilian in Kahl et al. 2017, 123-130. 268 Eine Interpretation dieses Befundes muß einer genaueren Untersuchung vorbehalten bleiben. Eine erste Sichtung durch Thomas Beckh 2009 ergab, dass es sich überwiegend um Nilton-Amphoren mit hoch ansetzenden Henkeln handelte.

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Abb. 65: Kom el-Shuqafa. Ungefähre Ausdehnung der Siedlung (grau) und Lage der Brotöfen.

Die Siedlung des Kom el-Shuqafa

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Kom el-Shuqafa

Abb. 66: Kom el-Shuqafa. Lehmziegelmauer, Blick nach Südosten.

Abb. 67: Künstlich in den Fels gehauener Weg, über den das Felsplateau und der Kom el-Shuqafa von Nordosten her zugänglich waren. Blick nach Südwesten.

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Die Siedlung des Kom el-Shuqafa

Abb. 68: Kom el-Shuqafa, Areal am Westrand des Kom el-Shuqafa mit auffallend vielen Amphorenscherben. Blick nach Südosten.

Abb. 69: Kom el-Shuqafa, Plan der sichtbaren Überreste der drei Backöfen.

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Kom el-Shuqafa

Die drei Öfen auf dem Kom el-Shuqafa Die drei bereits genannten Öfen (Abb. 69) befinden sich in einem relativ dichten Abstand von 3 – 5 m zueinander und wurden durch Raubgrabungen teilweise freigelegt. .

Ofen 1 (Abb. 65, 69) Bei dem Ofen 1 handelt es sich um einen vergleichsweise kleinen Ofen mit einem Durchmesser von 0,95 m am inneren oberen Rand. Er wurde im Nordwesten gegen den anstehenden Fels gebaut. Sein Rand ist nur in der Südost-Hälfte bis in eine Höhe von 23 cm über der Schuttschicht sichtbar (Abb 70). Der Ofen wurde aus ungebrannten Lehmziegeln mit einer Dicke von 8 cm errichtet. Das südöstliche Viertel des erhaltenen Randes weist auf der Innenseite noch eine 1,72,0 cm dicke Schicht aus sehr grob gemagertem gebranntem Lehm auf, mit dem der Ofen ursprünglich ausgekleidet war (Abb. 71). Abgeplatzte Teile dieser inneren gebrannten Lehmschicht liegen im unmittelbaren Umkreis des Ofens. Der Ofen ist von Asche umgeben, die v.a. an der südwestlichen Außenseite noch sichtbar ist (Abb. 71). An den Stellen, an denen die innere gebrannte Lehmauskleidung abgeplatzt ist, haben sich in den dahinterliegenden ungebrannten Lehmziegeln noch Reste von Strohhäcksel erhalten. Da diese bei hohen Brenntemperaturen, wie sie z. B. bei Keramikbrennöfen auftreten, verbrannt wären, ist dies neben der geringen Ofengröße ein Indiz dafür, dass es sich hier wohl nicht um z. B. einen Keramikbrennofen, sondern vielmehr um einen Brotofen gehandelt haben dürfte269. Ofen 2 (Abb. 65, 69) Der Ofen 2 liegt nördlich der Öfen 1 und 3 und ist von beiden jeweils ca. 4 m entfernt. Mit einem Durchmesser von 1,35 m ist er der größte der drei Öfen. Der Rand ist 38 cm hoch sichtbar und zeigt noch den Ansatz einer leichten Wölbung (Abb. 72). Der Ofen wurde aus ungebrannten Lehmziegeln errichtet, deren Länge 29 cm beträgt. Der Ofenrand mit 7-8 cm Dicke besitzt heute keine innere Auskleidung aus gebranntem Lehm mehr, wie der Ofen 1 sie aufweist. Im Schutt des Ofens liegt jedoch das Fragment eines gebrannten Lehmrandes, der vermutlich zum Ofen 2 gehört. In Höhe des heutigen Bodenniveaus, das vom Schutt gebildet wird, befindet sich eine 31 cm breite Öffnung für die Luftzufuhr (Abb. 72). Auf der südöstlichen Außenseite liegen drei in einem Mauerverband verlegte Lehmziegel frei (Abb. 69). Der Ofen war demnach in eine Lehmziegelummauerung eingesetzt. Auch dieser Ofen ist – wie Ofen 1 – eingebettet in eine ihn umgebende Ascheschicht. Ofen 3270 (Abb. 65, 69) Der Ofen 3 liegt östlich und südöstlich der Öfen 1 und 2 und wird heute größtenteils von Schutt überdeckt (Abb. 70). Er besteht aus ungebrannten Lehmziegeln, die zur Magerung sehr groben Strohhäcksel enthalten. Die Innenseite des Ofens zeigt keinerlei Brandspuren, so dass auch hier von einer inneren gebrannten Lehmauskleidung ausgegangen werden muss, die heute vermutlich abgeplatzt ist. Der Durchmesser des Ofens beträgt am abgebrochenen Rand 0,97 269 Für die Informationen zu Keramik-Brennöfen und eine Einschätzung des Befundes der drei hier vorgestellten Öfen danke ich Thomas Beckh (LMU München) und Lutz Grunwald (Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz) sehr herzlich. 270 Es handelt sich um den während des Surveys 2009 als Ofen 8 bezeichneten Ofen. Diese Bezeichnung findet sich auch auf den Fundzetteln.

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Die drei Öfen auf dem Kom el-Shuqafa

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m, an einer Stelle ist er ausgebrochen. Oberhalb der Schuttfüllung des Ofens ist noch der obere Rand der Öffnung für die Luftzufuhr zu sehen (Abb. 73). Interpretation der Öfen Die drei Öfen liegen nicht vollständig frei und sind nur im Rahmen eines Oberflächensurveys untersucht worden, wodurch nur eingeschränkte Aussagen möglich sind. Aufgrund vergleichbarer Beispiele aus anderen Regionen Ägyptens ist ihre Interpretation als Brotöfen am wahrscheinlichsten. Einen ähnlichen Durchmesser von knapp 1 m, wie ihn die Öfen 1 und 3 aufweisen, besitzt z. B. der Ofen eines Hauses in Karanis271. Dort sind die runden, mit gebranntem Ton oder Lehm ausgekleideten Öfen meist von Mauern aus ungebrannten Lehmziegeln umschlossen, so dass sie außen eine rechteckige Gesamtform hatten. Möglicherweise war dies auch bei den Öfen auf dem Kom el-Shuqafa der Fall, wie die beim Ofen 2 in einem Mauerverband verlegten Lehmziegel vermuten lassen (Abb. 69), die möglicherweise zu einer solchen rechteckigen Ummauerung gehört haben272. Der Ofen 3 weist im Lehmverputz hinter der 1,7-2 cm dicken Innenauskleidung aus gebranntem Lehm noch Strohhäcksel auf, was ebenfalls für niedrige Brenntemperaturen, wie sie bei Brotbacköfen zu erwarten sind, sprechen würde. Die hier behandelten Öfen entsprechen den von D.D.E. Depraetere untersuchten und zusammengestellten Brotöfen des Typs III, wie sie auch in Kellia, Adaima, Esna oder Ayn alLabakha vorkommen273. Hierbei wurde die innere Keramikauskleidung der Öffnung, meist handelte es sich um vorgefertigte große Gefäße, eingesetzt in einen rechteckig aufgemauerten massiven Lehmziegelblock. Die inneren Durchmesser solcher Öfen betragen an der Basis zwischen 60-90 cm, können aber auch etwas größer als 1 m sein. Der Ton ist niedrig gebrannt und war stark mit Stroh gemagert, wie es bei den Öfen 1 und 3 ebenfalls festgestellt worden war. Die Öfen besaßen eine Luftzufuhr im unteren Abschnitt, meist ca. 10 cm oberhalb des Bodenniveaus274. Da der obere Rand des Luftlochs in den Öfen 2 und 3 zu sehen ist (Abb. 72, 73), dürfte das originale Bodenniveau der Öfen nicht tiefer als ca. 20-30 cm unter dem Schutt zu erwarten sein. Der ungewöhnlich große Durchmesser des Ofens 2 von 1,35 m, sowie die Tatsache, dass am Rande des Kom el-Shuqafa gleich drei Brotöfen auf relativ engem Raum zusammenstehen, könnte dafür sprechen, dass es sich hier um die Überreste einer Bäckerei handelte. Diese Überlegung stützt sich auf einen ähnlichen Befund in Karanis, der in das 4./5. Jh. n. Chr. datiert wird: Dort befinden sich drei Brotöfen mit Durchmessern von ca. 1,50 m auf engem Raum innerhalb des „House (A)154/A“, weshalb D.D.E. Depraetere annahm, dass es sich um eine Bäckerei gehandelt haben könnte275. Eine solche Interpretation kann auch für die drei Brotöfen am Rande des Kom el-Shuqafa in Betracht gezogen werden!

271 272 273 274 275

Husselman 1979, 49 (Haus B 271, Raum K). Husselman 1979, Pl. 77a. b. 78a. Depraetere 2002, 125-127. Depraetere 2002, 125. Depraetere 2002, 147; vgl. Husselman 1979, 27, 50-51.

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Kom el-Shuqafa

Abb. 70: Kom el-Shuqafa, Ofen 1, Blick nach Norden.

Abb. 71: Kom el-Shuqafa, Ofen 1, innere Auskleidung des Ofens aus gebranntem Lehm, Blick nach Südwesten.

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Die drei Öfen auf dem Kom el-Shuqafa

Abb. 72: Kom el-Shuqafa, Ofen 2, Blick nach Südosten.

Abb. 73: Kom el-Shuqafa, Ofen 3, Blick nach Osten.

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Kom el-Shuqafa

Funde und Keramik aus dem Bereich der Öfen 1–3 Aufgesammelt und untersucht wurde aussagekräftige Keramik aller Epochen, die an der Oberfläche innerhalb und im jeweiligen Umkreis von etwa einem Meter um die Öfen lag. Ausgewertet wurde nur das spätantike und mittelalterliche Material. Während innerhalb des Ofens 1 keine Keramik an der Oberfläche lag, konnten im Umkreis von 1 m Scherben aufgesammelt werden. S09/st879: 7 Keramikscherben. Bei drei von ihnen handelte es sich um pharaonisches Material, bei den vier übrigen, nur allgemein in spätantike Zeit datierbaren Scherben, handelt es sich um den Fuß einer LR-7-Amphore und um drei Scherben von Gebrauchskeramik 276. Feinkeramik wurde nicht gefunden. S09/st878: Im Ofen 2 wurden an der Oberfläche eine Fayenceperle und eine durchlochte Kaurischnecke gefunden, die beide üblicherweise als Schmuck Verwendung fanden277 und wohl aus pharaonischen Gräbern stammen. S09/st881: Im Umkreis von ca. 1 m um den Ofen 2 lagen drei pharaonische Scherben, eine Scherbe eines Vorratsgefäßes aus Nilton sowie zwei Scherben der Egyptian Red Slip Ware B (ERSW B)278. S09/st876: Im Inneren des Ofens 3 fanden sich sechs Scherben: eine pharaonische Scherbe, fünf koptische Scherben. Alle koptischen Scherben wurden gezeichnet, jedoch sind nur zwei Schalen datierbar: Die Schale Kat.Nr. 23 lässt sich in die Zeit zwischen dem 5.-7. Jh. n. Chr. datieren, die Schale Kat.Nr. 24 wahrscheinlich in die Zeit 6./7. Jh. n. Chr.279. S09/st877: Keramik, aus dem Umkreis von ca. 1 m rings um den Ofen 3. Es handelt sich dabei um Fragmente von Feinkeramik, mehrere Scherben von LR-7-Amphoren, einen Knauf eines Quadousgefäßes, kleine Kochtöpfe, ein Aufbewahrungsgefäß, Schalen, Scherben von zwei Wasserflaschen sowie einer Mergelton-Amphore280. S09/st880: im Umkreis von Ofen 2: verholzte Kapsel einer Wüstendattel (möglicherweise rezent).

276 Information von Th. Beckh. Gezeichnet wurden drei Scherbenfragmente: ZN09/79, ZN09/80 und ZN09/81. Hier nicht publiziert. Interessant ist der Teller ZN09/81 mit einem Blütenstempel, der zwar zu dem Fragment ZN09/77 gehört, jedoch nicht direkt an die Bruchkanten anpasst. 277 S09/st878. Zur Verwendung u.a. von Kaurischnecken als Anhänger, Ketten und Schmuck und als Grabbeigabe in pharaonischer Zeit vgl. Sahrhage 1998, 84-86; zur Verwendung von Kaurischnecken als Schmuck und Grabbeigabe auch im östlichen Merowingerreich vgl. z. B. Drauschke 2011, 106-113. 278 Information von Th. Beckh. Gezeichnet wurde nur eine der Scherben: ZN09/89. Hier nicht publiziert. 279 Alle Scherben wurden von Th. Beckh gezeichnet. Zur Datierung s.u. den Beitrag von Th. Beckh. Folgende Zeichennummern sind hier nicht publiziert: zwei Schalen, ZN09/74 und ZN09/76 sowie ein Teller bzw. eine flache Schale mit Stempeldekor, ZN09/77. 280 Information von Th. Beckh. Gezeichnet wurden sieben Scherben: ZN09/70-72 (hier auf den originalen Bleistiftvorzeichnungen versehentlich die falsche Fundnummer S09/st872 angegeben) und ZN09/85-88; bei dem Gefäß ZN09/72 wurde der Boden nach dem Brand gelocht, im Inneren fanden sich noch Reste eines roten Pigmentpulvers. Keine der Scherben ließ sich datieren, daher werden sie hier nicht publiziert.

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Die Findspots 16–18 im Bereich der Öfen 1–3 auf dem Kom el-Shuqafa

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Die Findspots 16–18 im Bereich der Öfen 1–3 auf dem Kom el-Shuqafa In einer Entfernung von 10-12 Metern südlich, südöstlich und östlich der drei Öfen befinden sich drei auffallende Schutthügel – die Findspots 16, 17 und 18 (Abb. 65, 74), die das Material von Raubgrabungen, die südlich der Brennöfen 1 und 3 stattgefunden haben, enthalten. Der Findspot 16 besitzt eine Ausdehnung von ca. 6 x 6 Metern (Abb. 74). Das Aushubmaterial der Raubgrabung, die bis auf den gewachsenen Felsboden reicht, besteht aus weißem Kalksteinschutt und Kalksteinsplittern, großen Keramikscherben und großen Kalksteinbrocken. Die vom Findspot 16 abgesammelte Keramik umfasst ausschließlich pharaonisches Material. 281

Bei Findspot 17 handelt es sich um einen ca. 5 x 6 m großen Schutthügel (Abb. 74). Das Schuttmaterial stammt wahrscheinlich aus dem Bereich der drei Öfen, allerdings ist die genaue Herkunft des Materials unklar. Im Schutt befinden sich Holzkohlestückchen, die vielleicht von den Öfen stammen, im Gegensatz zu Findspot 16 aber auch viele kleine Keramikstücke, wie sie oft als Magerungsmaterial in Lehmziegeln vorkommen, außerdem sehr viel brauner Lehmziegelschutt. Im Schutt befinden sich – ebenfalls im Gegensatz zu Findspot 16 – auch keine großen Kalksteinbrocken. Der Schutt enthält zu etwa 70 % pharaonisches und zu etwa 30 % koptisches Material, jedoch handelt es sich bei letzterem um nicht datierbare Scherben 282. Der Schutt dürfte aufgrund der Zusammensetzung am ehesten von zerstörten und verwitterten Lehmziegelbauten stammen, die einstmals am Rande des Kom el-Shuqafa errichtet waren. Der Findspot 18 liegt ca. 12 m östlich der Öfen (Abb. 65, 74). Hier scheint bereits die Bebauung des Kom el-Shuqafa zu beginnen. Der Schutt des ca. 6 x 6 m großen Findspots 18 besteht aus Lehmziegel-Zerfallsprodukten, vor allem Lehmziegelstaub und kleinen Lehmziegelpartikeln. Die Scherben sind hier groß bis mittelgroß, es liegen zahlreiche Kalksteinbrocken im Schutt. Die Scherbenkonzentration ist vergleichbar mit der des Findspots 17: das aufgesammelte Material besteht überwiegend aus pharaonischen Scherben, nur eine einzige spätantike Scherbe, die jedoch nicht näher datierbar ist, wurde gefunden. Funde aus den Findspots 16, 17 und 18: S09/st882: aus Findspot 16; pharaonische Keramik 283. S09/st883: aus Findspot 17; Keramik: ca. 70 % pharaonische Keramik, ca. 30 % koptische Keramik284. S09/st884: aus Findspot 18; überwiegend pharaonische Keramik 285.

281 Alle Informationen zur Keramik stammen von Thomas Beckh. Aufgrund der für die hier im Mittelpunkt stehenden spätantiken und mittelalterlichen Siedlungsphase wenig aussagekräftigen Scherben wurde nur wenig Keramik von den abgesammelten Findspots 16-18 gezeichnet. 282 Freundliche Auskunft von Th. Beckh. 283 Information von Th. Beckh. Da es sich um pharaonisches Material handelte, wurde keine der Scherben gezeichnet. 284 Information von Th. Beckh. Zwei Scherben der koptischen Keramik von Th. Beckh gezeichnet: ZN09/68 und ZN09/69. Hier nicht publiziert. 285 Keine der Scherben wurde gezeichnet. Freundliche Mitteilung von Th. Beckh.

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Kom el-Shuqafa

Abb. 74: Kom el-Shuqafa, Lageplan der drei Öfen und der Findspots 16, 17 und 18.

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Das Lehmziegelgebäude E11.1 (sog. mudbrick building) (Abb. 1, 75, Taf. 1) Baubeschreibung Das Gebäude liegt knapp 150 m nordwestlich der Klosterruinen von Deir el-Azzam, jenseits eines Taleinschnittes auf einer knapp 50 m tieferen Geländestufe, etwa in Höhe des Mausoleums von Sheikh Abu Tug (Abb. 1, Taf. 1). Es handelt sich um ein rechteckiges Gebäude mit Seitenlängen von 12,80/12,99 x 8,52/8,38 m, das aus Lehmziegeln errichtet worden ist (Abb. 75, 76, 77). Ein 1,23 m breiter Zugang liegt auf der Südostseite. Auf der Außenseite haben sich am nördlichen Türgewände noch knapp über dem heutigen Bodenniveau zwei Lehmziegel erhalten. Entweder schloss hier eine weitere Mauer nach Osten hin an, oder es handelt sich um die Überreste von gemauerten Halbsäulen oder Wandpfeilern, wie sie manchmal bei aufwändigeren Außentüren vorkommen (Abb. 75)286. Während die Südost-Wand noch teilweise bis zu 1 m über dem Schuttniveau aufrecht steht, sind die übrigen Wände des Gebäudes nur wenige Lagen über dem umgebenden Schutt sichtbar (Abb. 76, 77). An seiner Südwest- und Nordwest-Ecke liegen die unteren Mauerschichten der hangabwärts gerichteten Sockelzone aus grob bearbeiteten Kalksteinen frei (Abb. 78). Demnach war das Gebäude, wie es z. B. auch bei den Klöstern Deir el-Azzam (Abb. 11) und Deir el-Meitin (Abb. 36) oder einigen Bauten im Kloster Deir el-Bachit in Theben-West der Fall war, mit einem stabilen Steinsockel errichtet worden, über dem das aufgehende Mauerwerk aus ungebrannten Lehmziegeln bestand 287. Die beiden Schmalseiten des Gebäudes besitzen Mauerstärken von 65 bzw. 66 cm, hingegen betragen die Mauerstärken der Längsseiten 52-53 cm. Die Mauern wurden aus ungebrannten Lehmziegeln mit einheitlichen Maßen von 25 x 9,5 x 6,5 cm errichtet. Die Fugen sind in der Regel zwischen 1-1,5 cm breit. Innerhalb des Gebäudes wurden zwei kleine Fragmente von weißem und rosa-hellrotem Kalkverputz gefunden, die wahrscheinlich vom ursprünglichen Fußboden stammen288. An der Südwest-Wand haben sich auf der Außenseite noch Reste von Lehmverputz erhalten. Etwa in der Mitte des Gebäudes befindet sich ein bis auf den anstehenden Felsboden hinabreichender Krater einer neuzeitlichen Raubgrabung (Abb. 75, 76). Über die Funktion des Gebäudes lässt sich keine Angabe machen. Funde aus dem Innenraum des Lehmziegelgebäudes: S09/st894: zwei Fragmente Kalkverputz. Weißes Fragment: 4,5 x 4 cm groß, 1,3 cm dick; rotes Fragment 1,3 x 1,1 cm große, 0,8 cm dick.

286 Zu Halbsäulen, die Eingänge flankieren können, vgl. Grossmann 2002b, 183. 287 Vgl. M. Mackensen, in: Burkard/Mackensen/Polz 2003, 50. Taf. 8a-b. 288 S09/st 894, s.u.

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Das Lehmziegelgebäude E11.1

Abb. 75: Grundriss des Lehmziegelgebäudes E11.1 mit den umliegenden Findspots 1-3.

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Baubeschreibung

Abb. 76: Lehmziegelgebäude E11.1, Blick nach Nordosten.

Abb. 77: Lehmziegelgebäude E11.1, Blick nach Südosten.

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Das Lehmziegelgebäude E11.1

Abb. 78: Lehmziegelgebäude E11.1, Mauerwerk der Südwest-Ecke.

Die Umgebung des Lehmziegelgebäudes (Abb. 75) Das Lehmziegelgebäude E11.1 stand nicht isoliert, sondern war offenbar in eine es umgebende Bebauung einbezogen. Ca. 6 m südlich (Findspot 1) haben sich die Reste eines Raumes mit rosafarbenem Kalkmörtelboden erhalten, der zu einem weiteren, ehemals hier stehenden Gebäude, das heute größtenteils zerstört ist, gehört haben muss. Darüber hinaus muss sich in einer Entfernung von ca. 21 m südöstlich des Lehmziegelgebäudes (Findspot 2) ein weiterer Bau befunden haben. Der Findspot 1 bei E11.1 (Abb. 75, 79) An der Oberfläche liegen drei durch Lehmmörtel miteinander verbundene Kalksteine, bei denen es sich um die aus Bruchsteinen bestehende unterste Steinlage (Sockel) der Nordwand eines Raumes handelt (Abb. 79). In Analogie zum Lehmziegelgebäude E11.1 sowie zu den Bauten der Klöster Deir el-Azzam und Deir el-Meitin dürfte auch hier über dem Steinsockel ursprünglich ein Wandaufbau aus ungebrannten Lehmziegeln ergänzt werden. Die Wand war ursprünglich mit einem dünnen Lehmverputz überzogen, von dem sich noch Reste an den Mauersteinen erhalten haben. Annähernd parallel zur Nordwand des Raumes haben sich auch von dessen Südwand noch einige Kalksteine der untersten Steinlage erhalten (Abb. 79). Aus dem Abstand beider Wände ergibt sich eine Raumbreite von ca. 2,40 m 289. Die Mauerfluchten des Raumes und 289 Da die West- und Ostwand des Raumes obertägig nicht sichtbar sind, kann die Längenausdehnung nicht rekonstruiert werden.

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Die Umgebung des Lehmziegelgebäudes

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seine Ost-West-Ausrichtung lassen keinen unmittelbaren baulichen Zusammenhang mit dem Lehmziegelgebäude E11.1 erkennen. Der Raum war mit einem rosafarbenen Fußboden aus Kalkmörtel ausgestattet, von dem sich an vier verschiedenen Stellen Reste auf annähernd gleichen Niveaus zwischen +131,12 m bis +131,16 m erhalten haben (Abb. 79, 80). Der rosafarbene Kalkmörtelboden wurde sowohl gegen die Nordwand als auch gegen die Südwand gestrichen, setzte diese also voraus. Stellenweise ist er bis zu 3 cm dick. Auf einem Niveau von +131,03 m weiter westlich liegt ein Lehmestrich, der mit Strohhäcksel gemagert ist – ob es sich bei ihm um einen Unterboden für den Kalkmörtelboden in Findspot 2 bei E11.2 handelt, der aufgrund des leichten Nordostgefälles des Plateaus etwas tiefer liegt, oder ob er bereits zu einem anschließenden Raum gehört, lässt sich nicht feststellen. Sowohl die Mauern als auch die Kalkmörtelböden sitzen auf einer Schuttschicht, die aus Lehmziegelbrocken und organischem Material (Holz, Bastmatten, Kordeln) besteht. Unter der 20-40 cm dicken Schuttschicht steht der gewachsene, wohl bereits in pharaonischer Zeit horizontal abgearbeitete Fels an (Abb. 80). Der Findspot 2 bei E11.1 (Abb. 75) Ca. 21 m südöstlich des Lehmziegelgebäudes hat sich ein ca. 2,0 x 0,40 m großer Rest eines Fußbodens mit unregelmäßiger Form erhalten (Abb. 81). Die Begrenzungsmauern des Raumes, zu dem er gehört haben muss, waren im näheren Umkreis nicht an der Oberfläche zu erkennen. Der Boden besteht aus einem 0,8-1,0 cm dicken Kalkmörtel, der wiederum auf einer weißen Kalkmörtelunterlage liegt. Mit einem Niveau von +131,59 bis +131,62 m liegt er etwa einen halben Meter höher als der rosafarbenen Kalkmörtelboden des Raumes in Findspot 1. Im Schutt ringsum liegen zahlreiche Fragmente von rotem Kalkverputz, die aber wegen des Farbunterschieds möglicherweise zum Fußboden eines angrenzenden, nicht obertägig erkennbaren Raumes gehören. Der Findspot 3 bei E11.1 (Abb. 75) Etwa 5 m von der Nordostecke des Lehmziegelgebäudes entfernt finden sich mehrere Bruchstücke von gebrannten Ziegeln sowie ein Kalkstein im Schutt, die nicht mehr im originalen Verband liegen. Die Ziegelmaße290 unterscheiden sich in Breite und Höhe von den Maßen der ungebrannten Lehmziegel, die für das Lehmziegelgebäude verwendet wurden. Ob sie von einem Pflasterbelag stammen oder ob sie ursprünglich als Mauerziegel verwendet wurden, muss offen bleiben.

290 >16,0 (Länge) x 12,0 (Breite) x 7,5 (Höhe) cm.

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Das Lehmziegelgebäude E11.1 Abb. 79: Findspot 1 beim Lehmziegelgebäude E11.1: Plan der obertägig sichtbaren Überreste eines Raumes (Mauern und Fußbodenreste).

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Die Umgebung des Lehmziegelgebäudes

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Abb. 80: Findspot 1 beim Lehmziegelgebäude E11.1: unter den Mauer- und Fußbodenresten der horizontal abgearbeitete Fels. Darunter Unterhöhlung durch eine Raubgrabung. Blick nach Süden.

Abb. 81: Findspot 2 beim Lehmziegelgebäude E11.1: Überrest eines Fußbodens. Blick nach Osten.

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Das Lehmziegelgebäude E11.1

Funde aus dem Bereich des Lehmziegelgebäudes E11.1 und der Findspots 1–3 Funde aus dem Lehmziegelgebäude E11.1 selbst und einem Umkreis von maximal 2 m rings um das Gebäude (Abb. 75) Die aus dem Lehmziegelgebäude E11.1 und aus einem Umkreis von max. 2 Metern stammende Keramik mit den Fundnummern S09/st890-S09/st892 umfasst Gefäßscherben unterschiedlicher Epochen291: S09/st890: Boden und Hals einer LR-1-Amphore, ein Fuß einer LR-7-Amphore, ein Knauf eines Wassergefäßes (Quadous) sowie drei Scherben von Gebrauchskeramik 292. S09/st891: Überwiegend koptische Gebrauchskeramik, sehr wenig pharaonische Keramik. Reste einer LR-1-Amphore, einer Wasserflasche (Gulla) sowie eines großen Vorratsgefäßes. Es wurden insgesamt sieben Scherben gezeichnet, von denen vier in ein zeitliches Spektrum zwischen dem späten 4. Jh. n. Chr. und um 900 n. Chr. datiert werden können: Kat.Nr. 25, 26, 27, 28293. S09/st892: drei pharaonische Scherben, der Rest eines Kragenrandschälchens, Scherben eines Wassergefäßes (Quadous), einer Wasserflasche aus Nilton sowie mehrere Scherben von verschiedenen Schälchen294. Funde südlich und südwestlich des Lehmziegelgebäudes E11.1 (Abb. 75) Das Areal, aus dem die folgenden Funde stammen, erstreckt sich südlich und südwestlich des Lehmziegelgebäudes und schließt das Gebäude in Findspot 1 ein295. S09/st889: Ausschließlich koptische Keramik: Scherben einer LR-1-Amphore mit Ritzdekor, eine lokale Imitation einer ERSW B-Schale sowie Scherben von Kochschalen und Kochtöpfen. Feinkeramik aus Assuan war nicht darunter. Außerdem Scherben von Vorratsgefäßen sowie einer LR-7-Amphore mit Kammstrichdekor296. S09/st895: Zwei Kalksteinbruchstücke mit Bearbeitungsspuren eines Zahneisens an zwei Seiten (Abb. 82). Maße: 1) 8,5 x 9,5 x 4 cm; 2) 9 x 10 x 5,7 cm S09/st896: Zwei Glasfragmente, Maße: 1) 3,3 x 2,4 x