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German Pages 460 [461] Year 2019
AUSGEWÄHLTE QUELLEN ZUR DEUTSCHEN GESCHICHTE DER NEUZEIT FRE IHE RR VOM STE IN-GEDÄCHTNISAUSGA BE
Begründet von Rudolf Buchner und fortgeführt von Winfried Baumgart
Band Xlla
DER JOSEPHINISMUS Ausgewählte Quellen zur Geschichte der theresianisch-josephinischen Reformen
Herausgegeben von HARM KLUETING
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Die Deutsche Bibliothek- CIP-Einheitsaufnahme Der Josephinismus: ausgewählte Quellen zur Geschichte der theresianisch-josephinischen Reformen I hrsg. von Harm Klueting. - Darmstadt: Wiss. Buchges., 1995 (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte der Neuzeit; Bd.12a) ISBN 3-534-02340-4 NE: Klueting, Harm [Hrsg.]; GT
Bestellnummer 02340-4
Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. © 1995 by Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Offsetpapier Satz: Fotosatz Janß GmbH, Pfungstadt Druck und Einband: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt Printed in Germany Schrift: Linotype Garamond, 9.5/11
ISBN 3-534-02340-4
ebook (PDF): ISBN 978-3-534-74468-8
I N HALT Vorwort .
IX
Verzeichnis der Quellen in chronologischer Reihenfolge
XI
Systematisches Verzeichnis der Quellen Quellen- und Literaturverzeichnis 1 . Quellen . a) Archivalien . b) Gedruckte Quellen 2. Literatur .
XVII XIX XIX XIX XIX . XXIII
Editorische Hinweise, Angaben zu Übersetzungen und Abkürzungen XLV Einleitung Quellen . Personenregister
17 41 1
VORWORT Die Entstehungsgeschichte dieses Bandes reicht bis zu meinen Arbeiten über die Säkularisation von 1803 und ihre Folgen (H. Klueting: Die Säkulari sation im Herzogtum Westfalen 1802 -1834 [ 1980] sowie verschiedene Auf sätze) zurück. Dadurch wurde mein Blick sowohl auf die Klosteraufhebun gen im josephinischen Österreich als auch auf die katholische Aufklärung (H . Klueting [Hrsg. ] : Katholische Aufklärung -Aufklärung im katholischen Deutschland [1993]) gelenkt. Hinzu kamen 1981 meine Wiener Archivstudien für meine Kölner Habilitationsschrift (H . Klueting: Die Lehre von der Macht der Staaten. Das außenpolitische Machtproblem in der "politischen Wissen schaft" und in der praktischen Politik im 1 8 . Jahrhundert [ 1986]), durch die ich gründliche Kenntnisse besonders des Aktenbestandes der Kaunitzschen Staatskanzlei im Wiener Haus- , Hof- und S taatsarchiv gewann . So lag die nähere Beschäftigung mit dem Josephinismus bzw. mit den theresianisch josephinischen Reformen nahe, die ihren Niederschlag bisher in einigen Auf sätzen gefunden hat. Mein 1984 Herrn Professor Dr. Winfried Baumgart als zuständigem Her ausgeber der >Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe< unterbreiteter Vor schlag einer Quellenedition zur Geschichte des Josephinismus stieß bei ihm auf lebhaftes Interesse, wofür ich ihm herzlich danke . Die Quellensammlung orientiert sich an meinem Verständnis der theresia nisch-josephinischen Reformen als einer die Regierungszeiten Maria There sias und Josephs II. umspannenden Einheit und ihrer weit über den B ereich der staatskirchlichen Reformen hinausreichenden Breite . Daher enthält der Band Quellentexte von den vierziger Jahren des 1 8 . Jahrhunderts an und bie tet Dokumente nicht nur zum Staat-Kirche-Verhältnis und zum josephini schen S taatskirchentum, sondern u. a. auch zu den Verwaltungsreformen, den Reformen der Agrarverhältnisse und der Rechtsstellung der Bauern oder der Gesundheits- und Fürsorgepolitik. Diese Vielfalt spiegelt sich auch im Umfang des Literaturverzeichnisses . Eine gewisse Schwerpunktsetzung erfolgte j edoch durch Konzen tration auf die deutschen (und böhmischen) Erbländer der Öster reichischen Monarchie; um dem Titel einer Reihe >Ausgewählter Quellen zur deutschen Geschichte der Neuzeit< einigermaßen Rechnung zu tragen, wurden die italienischen und belgischen, die ungarischen und die übrigen außerhalb der Grenzen des Heiligen Römischen Reiches Deu tscher Nation gelegenen Länder der Monarchie nur soweit berücksichtigt, wie es für das Verständnis des Gesamtzusammenhangs no twendig schien .
X
Vorwort
Neben umfangreichen Quellentexten haben auch nur wenige Zeilen umfas sende Verordnungen und Rechtsgebote Aufnahme gefunden . Um die Geset zestexte nicht überhandnehmen zu lassen, wurden auch Denkschriften, vor allem von Joseph li. und dem Staatskanzler Kaunitz, und literarische Texte berücksichtigt. Leider war in zahlreichen Fällen eine Kürzung der Quellen texte unumgänglich . Auch mußte auf einige vorgesehene Quellenstücke aus Gründen der Umfangbegrenzung verzichtet werden . Im Original französi sche oder italienische Texte erscheinen in deutscher Übersetzung. Für die Übersetzungen danke ich Frau Dr. Ursula Bittins, Frau Regine Schumacher und meiner Ehefrau, Dr. Edeltraud Klueting. Einige technische Hilfen lei stete Herr Generaldirektor Hon . -Professor Dr. Lorenz Mikoletzky in Wien, dem dafür an dieser Stelle gedankt sei . Besonderer Dank gilt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für die finanzielle Ermöglichung speziell dieser Quellensammlung gewidmeter Archiv- und Bibliotheksstudien in Wien, die im Frühjahr 1988 stattfanden . Köln, im Dezember 1994
Harm Klueting
VERZE I C H N I S D E R Q U E L L E N I N C H RO N O LO G I S C H E R R E I H E N F O L G E 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1 6. 17. 18. 1 9. 20. 21 . 22 . 23 . 24 . 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31 . 32 .
Resolution Maria Theresias, 14. 2 . 1742 . Verordnung betr. Landesherrliches Placet, 1 8 . 3 . 1748 Verordnung betr. Gesundheits- und Fürsorgewesen, 4. 7. 1748 Verordnung über die Beamtenschaft, 5. 8. 1748 . Handschreiben Maria Theresias a n Hofkanzler Graf Seilern, 2 . 5 . 1749 Denkschrift Maria Theresias, 1751 Hirtenbrief des Erzbischofs von Wien, Johann Joseph Graf Trautson, 1. 1. 1752 Verordnung zur Kirchenreform, 10. 5 . 1752 . Verordnung betr. Gesundheits- und Fürsorgewesen, 13 . 1 . 1753 Verordnung betr. Gesundheits- und Fürsorgewesen, 5. 5. 1753 . Verordnung betr. sozialpolitische Maßnahmen, 26. 5 . 1753 . Verordnung betr. Gesundheits- und Fürsorgewesen, 20. 6. 1753 Verordnung betr. sozialpolitische Maßnahmen, 27. 6 . 1753 . Verordnung über den Handel an Sonn- und Feiertagen, 30. 6. 1753 Verordnung betr. den Besitz der "Toten Hand" , 1 1 . 10. 1753 . Verordnung über die Beamtenschaft, 2 . 2 . 1754 . Verordnung betr. Gesundheits- und Fürsorgewesen, 25. 6. 1754 . Instruktion zum Polizeiwesen, 26. 6 . 1754 . Verordnung zur Einschränkung der Barockfrömmigkeit, 7. 12 . 1754 Verordnung zur Einschränkung der Barockfrömmigkeit, 1 . 3 . 1755 Verordnung zum Mautwesen, 2. 4. 1755 . Verordnung betr. sozialpolitische Maßnahmen, 15. 5 . 1755 . Verordnung im Rahmen der Toleranzgesetzgebung, 5 . 7. 1755 Verordnung betr. sozialpolitische Maßnahmen, 13 . 10. 1755 . Verordnung zur Einschränkung der Barockfrömmigkeit, 27. 6. 1758 Denkschrift des Staatskanzlers Wenzel Anton Graf Kaunitz-Rietberg, 6. 8. 1758 Denkschrift des Staatskanzlers Wenzel Anton Graf Kaunitz-Rietberg, 30. 1. 1761 . Verordnung im Rahmen der Bildungsreform, 2 . 5 . 1761 . Verordnung betr. sozialpolitische Maßnahmen, 12 . 9 . 1761 Denkschrift des Staatskanzlers Wenzel Anton Graf Kaunitz-Rietberg, 17. 1 1 . 1761 . Promemoria des Staatskanzlers Wenzel Anton Graf Kaunitz-Rietberg mit Resolution Maria Theresias, 4. 8. 1762 . Denkschrift des Staatskanzlers Wenzel Anton Graf Kaunitz-Rietberg, 1. 5. 1763
19 20 20 21 21 29 31 33 34 34 35 35 36 38 38 39 39 40 41 42 42 43 43 44 47 47 55 61 61 62 75 76
XII
Verzeichnis der Quellen in chronologischer Reihenfolge
33. Die >Reveries< Josephs l i . , Frühling 1763 . 34. Handschreiben Maria Theresias an Staatskanzler Graf Kaunitz, 10. 8 . 1763 . 35. Verordnung betr. sozialpolitische Maßnahmen, 6. 8 . 1764 . 36. Verordnung zum Gesundheitswesen, 1. 6. 1765 37. Weisung des Staatskanzlers Wenzel Anton Fürst Kaunitz-Rietberg an den Baron de St. Odile, 23 . 8. 1765 . 38. Verordnung zur Einschränkung der klösterlichen Freiheiten, 29. 10. 1765 39. Denkschrift J osephs l i . , 2 . 1 . 1766 40. Denkschrift des Staatskanzlers Wenzel Anton Fürst Kaunitz-Rietberg, 1. 9. 1766 41. Verordnung betr. sozialpolitische Maßnahmen, 1768 o . D . 42 . Promemoria des Staatskanzlers Wenzel Anton Fürst Kaunitz-Rietberg, 25. 1. 1768 . 43 . Denkschrift des Hofrats Franz Joseph von Heinke, Juni 1768 . 44 . Geheiminstruktion für die staatliche Kirchenbehörde (Giunta Economale) in Mailand, 2. 6. 1768 . 45 . Promemoria des Staatskanzlers Wenzel Anton Fürst Kaunitz-Rietberg, Dez. 1768 46 . Denkschrift des Staatskanzlers Wenzel Anton Fürst Kaunitz-Rietberg (anonym), 1769 o. D . 4 7 . Denkschrift des Hofrats Franz Joseph von Heinke, 1769 . 4 8 . Kupferstich : Joseph li. führt einen Pflug, 1 9 . 8 . 1769 . 49. Joseph Anton Riegger: >Von dem Rechte des Landesfürsten, die geist lichen Personen und Güter zu besteuern. Eine akademische AbhandlungAllgemeine Sch ulordnung für die deutsch en Normal-, Haupt- und TrivialschulenAn den KaiserJoseph I I . und LutherNonnenlied von Kaiser JosephFaustin oder das philosophische JahrhundertErinnerung an seine Staatsbeamten< (>HirtenbriefSympathien mit Joseph den II. von dem Verfasser des Paket für FürstenJosephinisches GesetzbuchWarum wird Kaiser Joseph von seinem Volke nicht geliebt?Josephinisches Straf gesetzbuchWiens gegenwärtiger Zustand unter Josephs RegierungHistorisch-Statistische Abhandlung von Errichtung, Ein- und Abtheilung der Bisthümer, Bestimmung der Erzbisthümer, Bestätigung, Einweihung und Versetzung der Erz- und
XV 309 315 318 321 324 325 326 328 328 328 331 331 333 334 340 342 342 346 350 351 353 354 356 357 357 358 366 367 372 3 79 383 384 388 391 392
XVI
Verzeich nis der Quellen in chronologischer Reihenfolge
Bischöfe [0 0 0] und von den Gerechtsamen der Regenten in Ansehung dieser GegenständeKaiser Joseph der Zweite vor Minos Rich terstuhlReveries.r tou.t ct d.Cracow·a """'"'"'"" ''" a Dilig·"ncc. d.on nc'"' pa.r rErnpl.:ur J e J g . 1 .ko ü1 J_;"'6!} . ,en Mop.a� e : m
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.
1 Am 19. August 1769 war der Kaiser auf der Reise von O!Sany nach Neisse, als die Hofkutsche in Slavikovice bei Rousinov (Rausnitz) in Mähren einen Achsenschaden hatte. Joseph I I . stieg aus und zog mit einem Pflug des Bauern Andreas Trnka zwei Furchen . Der Pflug wurde von den Bauern des Dorfes wie eine Reliquie verehrt und ein Jahr nach dem Ereignis in das Haus der mährischen Stände nach Brünn gebracht und bis heute als Museumsstück aufbewahrt. Zur Erinnerung an das kaiserliche Pflü gen wurde 1770 von den mährischen Ständen in Slavikovice ein Denkmal errichtet. Der Kupferstich Johann Baptist Bergmüllers war weit verbreitet und für die Öffentlichkeit bestimmt. Maria Theresia wünschte die Verbreitung der Episode, die geeignet war, Josephs Verbundenheit mit der bäuerlichen Bevölkerung zum Ausdruck zu bringen . (Vgl. Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II . , Nr. 125 [123 -128] ; Haushofer, Kaiser liches Pflügen; Zemek, Joseph II. und Slavikovice . )
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49. Joseph Anton von Riegger: >Von dem Rechte des Landesfürsten, die geistlichen Personen und Güter zu besteuern. Eine akademische Abhandlung< 1
ÖNB + 3 5 . E . 97 [Originaldruck, Augsburg u. Freiburg 1770] . 1769 [. . .] Die Kirche, oder die Clerisey überhaupt genommen, ist in Ansehung ihrer Güter dem Steuerrechte an sich selbst unterworfen § XIV Ich werde nun nach und nach die allgemeinen Sätze, welche ich vorausge setzet, auf die Kirche und Geistlichkeit anzuwenden, und zu erweisen su chen, daß sie, für sich betrachtet, allerdings dem weltlichen Besteuerungs rechte unterworfen seyn . Dieses Wort, Kirche hat nach den verschiedenen Gegenständen, wovon es gebrauchet wird, auch verschiedene Bedeutungen, welche alle hier zu untersuchen, unnöthig ist. Hauptsächlich verstehet man also durch die Kirche die Gemeinde der Christen, oder derj enigen, welche an Christus Jesus glauben, und ihn als den Erlöser des menschlichen Geschlech tes erkennen . Dieß ist nun die katholische oder allgemeine Kirche . Was die Glaubens Wahrheiten und das Wesentliche der Religion betrifft, so ist sie überall gleich , und bleibt immer die nämliche Kirche . Sonst aber wird selbe wiederum in so viel besondere Kirchen abgetheilet, als es katholische König reiche und Staaten in der Welt giebt. [. . .] § XV Hier nehmen wir die Kirche in einem engem Verstande, und ist so viel, als eine Gesellschaft der geistlichen Personen, welchen in einem jedem Staate das Kirchenregiment, oder die hierarchische Gewalt zustehet, und die kirch1 Der Kanonist J. A. von Riegger, Sohn des bekannteren Kanonisten Paul Joseph von Riegger und selbst seit 1765 Professor der Rechte in Freiburg im vorderösterreichi schen Breisgau, 1778 in Prag und 1782 in Wien, gehörte mit seinen kirchenrechtlichen Schriften zu den wichtigsten Theoretikern des josephinischen Staatskirchenturns (vgl. Wurzbach, Bd. 26, S. 121-129) . Aus seiner 1769 in erster und 1770 in zweiter Auflage erschienenen Schrift >Von dem Rechte des Landesfürsten, die geistlichen Personen und Güter zu besteuern< werden hier die Kapitel III und IV wiedergegeben, gekürzt um lateinische Kirchenväterzitate und andere Belege .
Riegger, Von dem Rechte des Landesfürsten
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liehen Dienste zu verrichten oblieget: mit einem Worte, welchen die potestas clauium, ligandi & soluendi zukömmt . Auf diese Weise werden die Geistli chen den Layen, und die Kirche dem Staat entgegen gesetzt . In diesem Ver stande ist die Kirche als eine respublica spiritualis und corpus Christi my sticum zu betrachten, und von dem Staate ganz unterschieden . Wer dieß in Abrede stellen wollte, wird von der Tridentischen Kirchenversammlung mit dem Kirchenbanne beleget . [ . ] .
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§ XVI Wenn also die Kirche auf dieser Seite angesehen und betrachtet wird, so ist und bleibet es eine unumstößliche katholische Wahrheit, daß selbe als eine res publica spiritualis, folglich als Kirche von dem Staate und deßen höchster Gewalt in ihren geistlichen und Kirchengeschäften vollkommen unabhängig sey. Es giebt also zwey Mächte, die geistliche und weltliche, und eine j ede die ser beyden Mächte ist in dem Bezirke ihrer Gewalt unumschränkt, das ist, keine hängt von der andern in solchen Dingen ab , welche unter die Sphäre ih rer Gewalt gehören . § XVII Gleichwie aber andrer Seits eben diese Kirche auch mit weltlichen Dingen, und Handlungen beschäftiget, und mit beträchtlichen weltlichen Gütern, Herrschaften u. d. g. reichlich versehen ist; so fließet hieraus die ganz natürli che Folge : daß die Kirche unter der Gestalt eine andre sittliche Person an nehme, und ein corpus politicum im Staate vorstelle . [ . . .] Dieser h . Vater lehret also ausdrücklich, daß die Kirche in zeitlichen Dingen, wenn es um die Wohlfart des Staates zu thun ist, die Gesetze der weltlichen Staaten befolge . § XVIII Es ist hiemit kein Zweifel, daß die Kirche auf solche Art betrachtet, wie andre dergleichen politische Gemeinden und Körper der höchsten weltlichen Gewalt untergeordnet und untergeben sey. Es werden wenige Christliche Staaten und Königreiche zu finden seyn, wo nicht die Geistlichkeit unter den Reichs und Landesständen unter der Benennung des Status ecclesiastici den ersten Rang hat, und aller weltlichen Vorrechten und Gerechtsamen, gleich der übrigen weltlichen Reichs und Landesständen, theilhaftig ist . Wer wird also wohl nicht erkennen, daß die Kirche, als ein politischer Körper, nach
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1769
Maaß und Kräften ihrer Mitteln und Einkünften, den Staat mit Steuern und Abgaben unterstützen, und aufrecht erhalten soll. [. . .] § XIX Es sind aber die geistlichen Güter und Dinge, wie man sie überhaupt zu nennen pfleget, und wie sie hier betrachtet werden, eigentlich die zeitlichen Güter der Kirche, und hauptsächlich von zweyerley Gattung . Zur ersten Gat tung gehören die Güter der Kirchen, Beneficien, und Klöster, aus welchen die Kirchen zu unterhalten, zur Ehre und zum Dienste Gottes auszuzieren, die Vorsteher und Diener der Kirche zu ernähren sind, und das übrige unter die Armen aufzutheilen ist. Hieher gehören auch hauptsächlich die Zehen den, Opfer, und Stolgebühren : u. d. gl . Zur zweyten Classe müssen die Patri monialien gerechnet werden, welche den Geistlichen nicht in Absicht auf die Kirche, sondern aus andern weltlichen Titeln, durch Fleiß und Wirthschaft, durch Verträge u. d. gl . eigenthümlich zugehören . Von denjenigen aber, wel che durch Consecration und Benediction unmittelbar Gott geheiliget, und gleichsam als Werkzeuge zum Gottesdienste gewidmet sind, als von den Kir chengebäuden, Paramenten, heiligen Gefässen, u. d. gl. ist hier keine Rede. Auf diese Art haben diejenigen Canonisten gedacht, welche diese Materie un parteyisch abgehandelt haben . § XX In der Hauptsache stimmen auch die Erklärungen und Eintheilungen der übrigen Canonisten damit überein, wenn man ihre gar zu weit getriebenen Grundsätze und Lehren bey Seite setzet . [. . .] § XXI Gleichwie nun diese verschiedenen Güter auf verschiedene Art und Weise nach und nach zur Kirche und Clerisey gekommen; eben so sehr sind sie auch ihrer Natur und Beschaffenheit nach von einander unterschieden . Die con secrirten und benedicirten, hiemit Gott besonders geheiligten Dinge gehören eigentlich unter die geistliche Macht allein : und die weltliche hat an sich selbst kein Recht dazu . Die andern zu Bestreitung der Ausgaben auf den äußerli chen Gottesdienst, und Unterhalt der Kirchendiener gewidmete Güter ste hen unter der Hauptdirection der weltlichen Macht. Diese Güter sind in sich weltliche, und verändern dadurch nicht ihre Wesenheit, daß sie von der Kir che genossen werden. Das Privateigenthum der Kirche und Geistlichkeit hebt
Riegger, Von dem Rechte des Landesfürsten
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das Obereigenthum des Staates keineswegs auf. Die weltliche Macht hat alle zeit das Recht, die Maaß und den Gebrauch aller Güter zum Endzwecke der allgemeinen Wohlfan zu bestimmen, ohne hierinnen von der geistlichen Macht im geringsten abzuhängen . Was aber die Patrimonialgüter der Geistli chen anlanget, so kann deßhalben um so weniger ein Zweifel seyn, weil sie gar auf keine Weise zur Kirche gehören, sondern von den Geistlichen, ledig lich als Bürgern des Staates besessen werden . [ . .] .
Die Geistlichen sind als Unterthanen und Bürger sowohl in Ansehung ihrer Person als Güter die Steuern und Abgaben dem Landesfürsten zu entrichten schuldig § XXII Es sind nun die Geistlichen insbesondere, sowohl ihrer Person, als Güter wegen zu betrachten . Es muß vor allem ein Unterschied zwischen den geistli chen Personen als Geistlichen, und als B ürgern und Unterthanen des Staates gemachet werden . Der Geistliche ist ein Gott geweihte, und zum wahren Gottesdienste gewidmete Person . Er ist mithin ein Diener Gottes und seiner Kirche . Er ist von Christus dem göttlichen Stifter unsrer Kirche gesandt, daß er den Menschen das Wort Gottes verkündigen, und auslegen, den Christ glaubigen die H. Sacramenten mittheilen, den Gottesdienst verrichten, und alle die Mittel anwenden soll, welche die Christen zur ewigen Glückseligkeit führen können . § XXIII Auf diese Art wird der Geistliche als Geistliche, und als ein Mitglied der Hierarchie angesehen . Unter dieser Eigenschaft und Person ist selber die Kir che und den Vorstehern derselben, dem Pabst und den Bischöfen, welche die geistliche Gewalt ausüben, ganz allein unterworfen, in seinen wahrhaft geist lichen Aemtern, und kirchlichen Verrichtungen ist er ganz und gar von aller weltlichen Macht unabhängig. Der weltliche Fürst hat hierinfalls kein Recht und keine Gewalt über denselben . [. . .] § XXIV Allein eben dieser Geistliche lebt auch in dem Staate, und ist von einer an dem Seite als desselben Mitglied, Bürger und Unterthan zu betrachten . Er ist nicht allein mit geistlichen Sachen und Verrichtungen beschäftiget . Er genie-
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1769. 1770
ßet alle bürgerlichen Rechte und Vortheile. Er läßt sich in bürgerliche Hand lungen mit andern Bürgern ein . Er verbindet sich durch verschiedene Vor träge und Contrakten mit andern Mitbürgern . Er befindet sich in dem Ge nusse ansehnlicher Güter und Einkünften. Er kann also, ja er muß als Bürger und Unterthan betrachtet werden. Es ist gar nichts Widersprechendes , noch der Würde und dem erhabenen Stande desselben nachtheiliges , daß der Geist liche von einer Seite nur als Geistlich, und als ein Mitglied der Kirche, auf der andern Seite aber als ein Bürger und Unterthan des Staates angesehen werde. Es ist gar nichts sonderbares , daß ein Mensch mehrere Personen vertreten und vorstellen muß . Die nämliche Person wird gar oft auf mehrerley Gestalt betrachtet. Ist nicht ein j eder Christ zugleich als ein Mitglied der Kirche und des Staates anzusehen ? Was Wunder, wenn der Geistliche, als ein Vorgesetzter in der Kirche, und als ein unmittelbares zur Hierarchie gehöriges Mitglied be trachtet, zugleich aber auch als Bürger des weltlichen Staates angesehen wird ? [. . .] § XXVII So wenig die Pflichten eines heydnischen Unterthanen, welcher das Sacra ment des heiligen Taufes empfängt, und dadurch in einen Christen verwan delt wird, gegen seinen heydnischen Landesfürsten aufgehoben, sondern im Gegentheile mehr bestätiget werden; eben so wenig werden durch das heilige Sacrament der Weyhe, wodurch einem schon zuvor gewesenen christlichen Unterthanen die geistliche Würde und Gewalt ertheilet wird, die Pflichten und Verbindlichkeiten gegen den christlichen Landesfürsten entkräftet, oder aufgelöset, sondern vielmehr bestätiget und vermehret. Die Priesterweihe kann unmöglich bey demjenigen, der sie empfängt, die bürgerlichen Verbind lichkeiten aufheben, oder es müßten auf gleiche Art alle bürgerlichen Rechte, welche doch der Geistliche von dem Staate genießt, aufhören .
§ XXVIII Wenn die Geistlichen durch die Weyhe ganz und gar aus dem weltlichen Staate, in welchem sie leben, gleichsam in einen andern Staat, und in ein an deres Land versetzet würden : alsdenn könnte man erst behaupten, daß sie aufhörten, Bürger und Unterthanen zu seyn . Wenn sich die Geistlichen mit nichts anderm, als mit geistlichen Verrichtungen beschäftigten, den bürgerli chen Vorrechten ganz absagen wollten, oder auch könnten; wenn sie nicht von weltlichen Gütern leben müßten, alsdenn wären sie nur allein als Geist liche, und niemals als Mitbürger und Unterthanen des Staates zu betrachten . Allein die Kirche ist so, wie die Geistlichkeit in dem Staate . Wenn von pur
Riegger, Von dem Rechte des Landesfürsten . Aufhebung des Klerus
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geistlichen Dingen die Rede ist, so übet sie selbst die oberste und von der weltlichen gänzlich unabhängige Gewalt aus . Sie machet einen geistlichen Staat, und eine von der bürgerlichen ganz unterschiedene Gesellschaft aus . Allein in weltlichen Dingen stehet die Oberherrschaft allezeit und nur allein dem weltlichen Regenten zu . Von desselben Bestimmung und Anordnung hängt es lediglich ab, ob und was er in Rucksicht der weltlichen Dingen der Kirche und Clerisey einräumen oder vergönnen will .
§ XXIX Aus allem dem zeigt sich, wie ich dafür halte, zur Genüge, daß die Geistli chen unter zweyerley Personen betrachtet, auch mit zweyerley Gattungen der Rechte und Verbindlichkeiten begabt seyn müssen . Die Sache ist schon an sich selbst so klar, daß es nur Parteylichkeit oder Stolz seyn muß , wenn man an dieser so offenbaren Wahrheit zweiflen wollte . Wenn man auch alle Ver nunftsschlüsse und alle auch sonnenklaren Beweise verläugnen will, so darf man nur auf das , was, so zu sagen, täglich vor unsern Augen vorgehet, auf merksam seyn, und sehen, daß der Pabst selbst unter zweyerley Personen, bald als weltlicher Regent, bald aber als ein Vorgesetzter und Primas der gan zen Kirche erscheinet. Wenn nun hier ein zweyfacher respectus personae Platz haben kann, warum sollte es nicht auch in Ansehung aller übrigen Geistlichen seyn können ? Die weltliche Herrschaft ist mit dem geistlichen Stande nicht incompatibel, also auch nicht die weltliche Unterwirfigkeit. Bey desmai muß ein Unterschied der moralischen Person gemachet werden . Wie könnten sonst in Deutschlande unsre Bischöfe , Aebbte und andre geistliche Vorsteher zugleich die Landeshoheit, und die weltliche J urisdiction besitzen . [ . .] .
50.
Promemoria des Staatskanzlers Wenzel Anton Fürst Kaunitz-Rietberg
Gesellschaftliche Schädlichkeit von Mönchen und Nonnen und die Notwendigkeit der Verminderung oder Aufhebung des Ordensklerus. Maass, II, S. 139-142 .
Wien, 21 . Juni 1770 [ . ] Alle vorausstehende vota scheinen zu supponiren, daß es noch zweifelhaft seye, ob denn auch in der That eine grössere Anzahl Ordens-Geistliche exi stire, als die Nothwendigkeit erheischet . Ich hingegen halte darfür, daß ihre dermalige Anzahl offenbar ebenso übertrieben als ohnnöthig und dem Staat sowohl als der Religion selbst so nachtheilig seye, daß in die Länge, wofern .
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1770
dem ohnvermerkt nagenden Übel nicht Einhalt geschiehet, die katholische Staaten von Europa nothwendig immer mehr und mehr verfallen, die acatho lische hingegen an Macht und Reichthum mehr und mehr zunehmen werden und müssen . Folgende Sätze scheinen mir zur ohnwiedersprechlichen Probe dieses as serti dienen zu können . Der Stand der Geistlichkeit in der katholischen Kirche ist bekanntermas sen dem Celibat gewidmet und dahero der Fortpflanzung des menschlichen Geschlechts sehr nachtheilig. Diej enige, welche in diesen Stand aufgenommen werden, sind mehrern Theils an Leibs- und Verstandsgaben die auserlesensten unter den Bürgern . Sie werden auf ewig dem Ackerbau, denen Kriegsdiensten, der Magistra tur, denen Künsten und Professionen, denen Manufacturen und Fabriquen, dem commercio etc . , mit einem Worte beynahe allen andern nützlichen bür gerlichen Anwendungen der Gesellschaft entzogen. In denen mehresten Staa ten besitzen sie einen weit grösseren Theil von Gütern und Habschaften, als alle laici zusammen und dennoch ist kein Staat in der katholischen Kirchen, in welchem die laici nach Proportion ihrer Anzahl und der so wichtigen als beschwerlichen Diensten von so verschiedenerley Gattung, welche sie der menschlichen Gesellschaft leisten, nicht ungemein mehr als der clerus mit Gaben beleget wären . Ja, an vielen Orten ist der geistliche Stand sogar von aller Theilnehmung an der allgemeinen Bürde seiner übrigen Mitbürger frey und tragen diese die ganze Last allein zur Zeit als im Gegentheil die Geistliche ohne einiger Concurrenz alle Vonheile der Staats-Verfassung allein geniessen. Hierzu kommt noch, daß alle ihre Habschaften, da sie niemals den posses sorem verändern, der Circulation entzogen sind und daß anmit alle Vortheile, welche dem Souverain durch den Umlauf und dergleichen Veränderungen un ter den Iaicis zugehen, demselben entzogen werden, ohne zu gedenken, daß der ungeheure große Antheil des Vermögens , welcher von dem honorario der Messen denen Bruderschaften, Affiliationen, Sodalitäten, geheimen Donatio nen und so vielen andern Erfindungen herrühret, wenigstens grossen Theils ohnmöglich zuverlässig constatiret werden kann und dahero denen Anlaagen ganz entgehet. Es ist also offenbar, daß der Stand der Geistlichen überhaupt, und noch weit mehr der Mönchen, da sich derselbe auf beyde Geschlechter erstrecket, dem Staat und der menschlichen Gesellschaft an sich höchst schädlich seye, daß dessen Existenz durch die Nothwendigkeit allein entschuldiget werden kann, und daß folglich diese Classe der Bürger, soviel es immer möglich , zu ver mindern und einzuschränken salus populi suprema legum unumgänglich er fordert. Es scheinet dahero nur darauf ankommen zu wollen, ob die dermalige An-
Aufhebung des Klerus
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zahl der Ordensgeistlichen beyderley Geschlechts ohne Nachtheil des We sentlichen der katholischen Religion vermindert und eingeschränket werden könne. Weltbekannt ist, daß die Kirche mehr dann 3 saecula gestanden, ohne daß man von Mönchen das geringste gewust. Ihre Einführung ist folglich ein ganz willkürliches und mit der Wesenheit des Christenthums gar keine Gemein schaft habendes Werk. Gleichwie als die Religion und die Kirche mehrere Jahrhundert ohne Mön chen und zwar in denen Zeiten ihrer grösten Reinigkeit und Vollkommenheit bestanden ist, so könnten beyde auch dermalen die Ordensgeistliche voll kommen entbehren, allenfalls etliche wenige hundert Weltpriester und Seel sorger viele tausend Mönche ersezen . Der Ordens-Geistlichen sind demnach unwiedersprechlich weit zu viel, da sie die Kirche ganz und gar entbehren könnte . Da man nun ihre Anzahl, wenn sie auch nur unnöthig und überflüssig wäre, vermindern solte, wie viel mehr wird deren Verminderung nöthig, wenn man betrachtet, daß sie nicht allein unnütz, sondern zu gleicher Zeit der bürgerlichen Gesellschaft in so vielerley Anbetracht höchst schädlich seye . Es kann also ihre Anzahl ohne dem geringsten Nachtheil der Religion ver mindert werden . Die Wohlfahrt des Staats erfordert es; und erheischen dan nenhero meines Dafürhaltens die Regeln einer vernünftigen Legislation daß nach dem Beyspiel eines klugen medici, welcher bey einer dringlichen und ge fährlichen Krankheit vor allem und ohne Zeitverlust die Vergrösserung des Übels zu steuren suchet, in corpore politico auf gleiche Art zu Werk gegan gen und dahero fördersamst durch eine wohlverfaßte Verordnung allen Vor stehern der Ordensgeistlichen beyderley Geschlechts auf das nachdrucksamste bedeutet werde: daß, nachdem Ihro Mayestät bekannt gemacht worden wäre, daß die mehreste Ordensleute die Anzahl, nach welcher sie von dem Staate aufgenommen worden, mehr oder weniger überschritten, ein j eder von ihnen in einer so kurz als möglich zu bestimmenden Zeitfrist seinen Fundations brief in copia legali der Kanzley überreichen, von nun an aber und bis auf weiterm Befehl niemanden mehr in den Orden anwerben und annehmen solle . Zu gleicher Zeit müste eine besondere Commission ernennet und allen Ordensgeistlichen bedeutet werden, daß sie solcher durch Vorlegung aller Bücher und Documenten sub fide sacerdotali alle ihre Facultäten ohne Aus nahme offenherzig anzeigen, inzwischen aber auch nicht den geringsten Theil davon sub comminatione der Confiscation und der gänzlichen Aufhebung des Klosters , ausser dem Staat zu ziehen sich beygehen lassen sollen . [ ] .
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150 51.
1770 Promemoria des Staatskanzlers Wenzel Anton Fürst Kaunitz-Rietberg
Berechnung der Anzahl der notwendigen und beizubehaltenden Geistlichen. 1
Maass, II, S. 142 -144 . Wien, 2 . Juli 1770 [. . .] Mir sind die Ursachen unbekannt, welche sie bewegen , die B estimmung der Übermaaß der Geistlichen als eine sehr großen Schwierigkeiten unter worffene Sache anzusehen . Ich hingegen finde dabey nicht den geringsten Anstand und diese Bestimmung mit der grösten Zuverlässigkeit, auch nach den dermaligen Religionsübungen, so leichte, daß, um zu wissen, wieviel man denn auch dermalen Geistliche nöthig habe, ohne daß es daran im ge ringsten gebreche, man sich davon zu belehren imstande ist, ohne daß man nur die BisehöHe darum zu fragen nöthig habe . So paradox nun auch diese Proposition bey dem ersten Anblick scheinen dörfte, so simple wird dieselbe vielleicht befunden werden, wenn man die Frage in folgendem Gesichtspunkt betrachtet . Nach vielem Nachdenken glaube ich eine Methode gefunden zu haben , welche die Sache ausser allen Zweifel setzet, da sie auf einem facto beruhet und Solchergestalt den unwiedersprechlichsten Beweiß der Möglichkeit und Nothwendigkeit mit sich führet . Ein Pfarrer auf dem Lande mit 3 Kaplänen oder Cooperatorn, wie ich viel fältig bewähret habe und j edermann bewähren kann, versiehet den Gottes dienst und die Seelsorge von einer Population von 4000 Seelen und folget also hieraus , daß , was 4 Priester auf dem Lande ungeachtet der weit auseinander entfernten Orten und Dorfschafren versehen können, in denen Städten wo nicht mit 3, wenigstens mit der nämlichen Anzahl von 4 Priestern reichlich besorget werden könne . Ein gleiches und noch weit mehr geschiehet in Am sterdam, allwo 21 katholische Kirchen, jede nur mit 3 Priestern versehen, auf die sorgfältigste und auferbaulichste Art eine noch weit grössere Population der, wie bekannt, sehr haufigen und frommen Katholicken mit dem Gottes dienst und der Seelsorge bedienen . Wird nun die nothwendige Anzahl der Geistlichen nach dieser Cynosur calculirt, gegen welche mit �estand gewiß nichts eingewendet werden kann, so ergibt sich von selbst, daß diese Bestimmung ganz leichte und gar keinen Schwierigkeiten unterlieget. Nach dieser Calculation nun würde die Stadt 1 Der Staatskanzler nahm Stellung zu kritischen Stimmen gegenüber seinem Votum vom 21. Juni 1770 (vgl. Nr. 50), die u. a. in Zweifel gezogen hatten, ob sich das darin von ihm behauptete Übermaß an Ordensgeistlichen überhaupt berechnen lasse.
Berechnung der Geistlichen . Profeßalter
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Wien in dem supposito von 200 000 Seelen 600 oder höchstens 800 und nicht mehr Priester erfordern, folglich alles , was deren über diese Anzahl in Wien existiret, überflüssig und dahero in dem Fall der baldmöglichsten successiven Verminderung sich befinden. Es scheinet also einzig und allein auf die Verification meines suppositi an zukommen, daß sich in Wien und an mehr andern Orten eine diese Propor tion weit übersteigende Anzahl Geistliche befinde . Da ich meines Orts daran nicht zweifle, so kann ich also auch in diesem Stück von der in meinem vori gen voto geäusserten Meinung im geringsten nicht abgehen; auf welches ich mich dann lediglich beziehe. [ . ] .
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Promemoria des Staatskanzlers Wenzel Anton Fürst Kaunitz-Rietberg
Staatliche Festsetzung eines höheren Profeßalters.
Maass, II, S. 144 -147. Wien, 2. Juli 1770 [ ] Der Vorschlag der Bestimmung des 21 . Jahrs zum Eintritt in ein Ordens kloster und des 22 . zur Ablegung der klösterlichen Gelübde hat zum Gegen stand: 1. 0 die successive Verminderung der Ordensgeistlichen durch Bestimmung eines Alters zu veranlassen, in welchem die Menschen vermutblich nicht so leicht als in demjenigen, welches gemeiniglich Unerfahrenheit und wenige Überlegung begleitet, dem Ordensstand sich widmen dörften . 2 . 0 alle individua der bürgerlichen Gesellschaft beyderley Geschlechts von dem traurigen Schicksaal zu bewahren, in welches sich bishero viele durch ihre nicht zur Genüge überlegte Auswahl eines unwiederruflichen Standes versetzet haben; und endlich 3 . 0 der Kirche Diener des Altars und Seelsorger in Zukunft zu verschaffen, von welchen mehrere Bescheidenheit, Gelehrsamkeit und zuverlässigere Tu genden als von denen bisherigen mit allem Fug anzuhoffen wären. Mit einem Wort, die Absicht gehet dahin, dem Staat überhaupt, dessen individuis in specie und der Religion selbst den allerwichtigsten Dienst zu leisten . Je erwünschlicher es nun wäre, so wichtige Gegenstände erreichen zu kön nen, je bedaurlicher würde es seyn, wenn man durch die Unzulänglichkeit der Vorsehung seinen Endzweck verfehlen solte . Ich glaube also, nach diesem Gesichtspunkt den Werth des Vorschlags be urtheilen zu sollen . Wenn ich ihn aber also betrachte, so muß ich aufrichtig .
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bekennen, daß meines Ermessens auf solche Art die vorerwehnte rühmliche Absichten, wo nicht ganz verfehlet, wenigstens sehr unvollkommen erreichet werden dörften . Alle diejenigen wichtigen Bedencken , welche der Hofrath Heinke bey dem Eintritt in ein Kloster und bey Ablegung der klösterlichen Gelübde im 16 . , 17. , 1 8 . d en Jahre umständlich ausgeführet hat und welche durch die Erfahrung nur allzu sehr bestättiget werden, walten gemeiniglich bey einem Alter von 21 und 22 Jahren in der nämlichen Maaße ob, da solches fast mit eben der unzu länglichen Überlegung, mit den nämlichen Anlockungsgefahren, mit der nämlichen Unerfahrenheit und mit der nämlichen wenigen Känntniß von andern Ständen begleitet ist. Zudem scheinet die Bestimmung dieses Alters von 21 und 22 Jahren mit unserer Legislation in Absicht auf die Minderjährigkeit und ihren Einschrän kungen meines Erachtens in einem directen Wiederspruche zu stehen . Be kanntermassen erreicht man erst mit vollständig zurückgelegten 24 Jahren die Großj ährigkeiL Vor Erreichung derselben ist man zu Begehung verschiede ner in Vergleichung mit dem Klosterstand ganz unbeträchtlichen Handlun gen unfähig und zu der wichtigsten, in Absicht auf ihre Folgen, soll man drey Jahre vor Erreichung der Großjährigkeit tüchtig seyn ? Aus diesen und mehrern andern sich von selbst darstellenden B etrachtun gen glaubte ich demnach, daß eben das 24 . Jahr, welches die Gesätze zu Errei chung der Großjährigkeit bestimmet haben, für die Fähigkeit in ein Kloster einzutretten festzusetzen, dem eingetrettenen aber bis auf das complete 3 0 . Jahr die vollkommene Freyheit vorzubehalten wäre, das Kloster nach sei nem Belieben wieder zu verlassen . Auf solche Art ist mit aller Zuverlässigkeit zu hoffen, daß eines Theils nicht mehr so viele zum Klosterleben sich entschliessen, diejenigen aber, die sich hierzu entschliessen, mit reiffer, männlicher und der Wichtigkeit der Sache angemessenen Überlegung ihren wahren BeruH prüven und folgen werden . Aus beyden ersterwehnten Wirkungen stehen die erwünschlichsten wei tem Folgen für den Staat, für die Religion und für das eigene Beste einzelner Unterthanen ganz sicher zu erwarten . Für den Staat, weil andurch der wichtige Endzweck der allmählichen Ver minderung der Kloster-Geistlichkeit per indirectum erreichet wird . [ ] 0
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Profeßa!ter. Schulwesen . Ordensstudien
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53. Resolution Maria Theresias an die Böhmisch-österreichische Hofkanzlei Weltlicher Charakter des Schulwesens. 1
Walter, Maria Theresia, S. 259. 28. September 1770 Das Schulwesen . . . ist und bleibt allzeit ein politicum .
54. Verordnung betr. die Priesterausbildung Vereinheitlichung und Reglementierung der Ordensstudien.
Kropatschek, Handbuch, II, s . 75 . Wien, 13 . Oktober 1770 Se. Maiestät haben aus wichtigen Beweggründen zu gebieten befunden, daß alle Studien in allen geistlichen Orden ohne Ausnahme eines einzigen von den Ordensgliedern, Kandidaten und Studenten nach dem nämlichen Grunde und Lehrsätzen, wie auch nach den nämlichen Lehrbüchern, welche auf der wienerischen Universität vorgeschrieben sind, gelernt und gelehrt werden sollen . Und dieser allerhöchste Befehl ist allen geistlichen Ordensvorstehern mit dem Auftrage zu bedeuten, daß sie mit dem folgenden Schulj ahre dessen ge naueste Vollziehung unter der schwersten Ahndung beobachten sollen.
55. Verordnung zur Erhöhung des Profeßalters Erhöhung des Profeßalters auf 24 Jahre.
Kropatschek, Handbuch, II, S . 76 -81.
Wien, 2 . November 1770 Da die Verbreitung des christkatholischen Glaubens , die Aufnahme der ka tholischen Kirche, das Ansehen der geistlichen Personen, und das gegen diese höchst nöthige Vertrauen ungemein befördert wird, wenn die von Zeit zu 1 Maria Theresia bringt hier den Übergang des Schulwesens von einem ecclesia sticum zu einem "politicum" und damit die Säkularisierung des Schulwesens zum Aus druck .
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Zeit aus menschlicher Schwachheit eingeführten Mißbräuche in zufälligen Dingen des äuserlichen Kirchenwesens abgestellt werden: so haben Se. Maie stät unter den Ihr von Gott auferlegten Pflichten bloß und allein zur gesicher ten Erreichung des berührten Endzweckes hierauf die möglichste Sorgfalt gerichtet. Die Vollkommenheit der geistlichen Ordensmänner, und der damit ver bundene Nutzen für die Religion und das Seelenheil ist der Grund ihrer Ein setzung; die Vergrösserung des Lobes und der Ehre Gottes ist hiebei das Ab sehen der heiligen katholischen Kirche; ihr gutes Beispiel macht fromme Christen, und diese Eigenschaft verbessert den Bürger des Staates, welcher zugleich durch ihr eifriges Gebet, die Vermehrung des göttlichen Seegens zu hoffen hat. Es gehört aber nebst der Gnade Gottes auch eine sonderbare Mitwirkung der Ordensglieder zur Erfüllung ihres strengen Berufes , der eine immerwäh rende Abtödtung, Selbstverläugnung und Ausübung der evangelischen Räthe mit vieler Standhaftigkeit begehrt, auch um so schwerer ist, als selber nach abgelegtem feierlichen Gelübden unwiderruflich wird . Es muß iedermann in die Augen fallen, was hiezu für eine reife Beurthei lungskraft, scharfsinnige Uiberlegung und ernsthafte Selbstprüfung erfoder lich sei, wenn anders der heilsame Zweck nicht verfehlt, oder gar der Grund zu j enen betrübten Folgen gelegt werden soll, welche allemal eine mit Unver stand und Uibereilung getroffene Wahl dieses unabänderlichen Standes zum Nachtheile der Religion und selbst der Geistlichkeit auf den Fuß begleiten. Die zu einem so wichtigen Werke höchst nothwendige Einsicht kann man aber bei Menschen nicht eher als in dem Alter fodern, wo der Verstand zu sei ner Reife kömmt, und die Erfahrung fähig wird, in diesem entscheidenden Geschäfte vernünftig zu wählen; wie leicht ist hingegen die unerfahrene Ju gend von der Hoffnung ihrer beständigen Versorgung, von den anscheinen den Bequemlichkeiten, und dergleichen bloß das Aeuserliche betreffenden Gegenständen angelocket, sich einer Verbindlichkeit auf immer zu unter ziehen, worinn alsdann die bitterste Reue mit den unseligsten Folgen eine un gestümme Begleiterinn des mißvergnügtesten Lebens ist ? Um also die Unterthanen in iedem Stande, so viel es nur an Sr. Maiestät liegt, beglückt zu sehen, auch dabei das Beßte für die heilige Religion und Kirche, nicht minder die Wohlfahrt der geistlichen Orden selbst zu beför dern, haben Se. Maiestät nach reifer Berathschlagung, Kraft der Ihr zustehen den Macht in Ansehung der feierlichen Ordensgelübde folgendes gesetz mässig anzuordnen entschlossen, daß 1. kein Unterthan beiderlei Geschlechts , und wessen Standes er immer sei, vor Erreichung des vollen vier und zwanzigsten Jahres , sowohl Priester als Laien, Chor- und Laischwestern die Ordensprofession, oder die unwiderruf lichen feierlichen Ordensgelübde ablegen soll . Wie nun Se. Maiestät dabei
Profeßalter
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2. einerseits den Willen Ihrer weltlichen Unterthanen in diesem blossen Be rufsgeschäfte aus landesfürstlicher Macht auf die gesagten Jahre durchaus be schränkt wissen wollen : so gebieten Selbe auch andererseits , daß hievon kein einziger geistlicher Orden, was immer derselbe für eine Einrichtung, Befrei ung oder sonstige Begünstigung vorschützen möge, ausgenommen werden soll . In Ansehung des Eintritts in einen geistlichen Orden wollen Se . Maiestät zwar keine Zeit bestimmen iedoch 3. damit verordnet haben, daß , wenn ein in jüngern Jahren angenommener Kandidat oder Kandidatinn vor Ablegung der auf 24 vollständige Jahre nun mehr hinausgesetzten Profession wiederum auszutreten gedächte, der Orden weder einiges Kostgeld für die Zeit seines Aufenthalts in dem Kloster zu fo dern, noch sonst hierwegen sich etwas zu paktiren oder zuzueignen befugt sein möge . Sollte sich nun 4 . ein Ordensoberer, eine Oberinn, oder eine geistliche Gemeinde mit des sen Uibertretung vergehen, und etwa iemanden unter dem bestimmten Alter die Ablegung der Profession gestatten: so soll für ieden in dem Uibertre tungsfalle enthaltenen Kandidaten, die Provinz überhaupt, oder das Ordens haus insbesondere - wenn die Annehmung, oder die Profession ad locum ge schehen sei - ipso facto in eine Geldstrafe von 3000 fl . verfallen sein, welche zur Verpflegung der Armen von den güterfähigen Geistlichen alsogleich mit Sperrung der Temporalien und anderen ordensmässigen Zwangsmitteln auf ihre Unkösten allein von dem k. k. Fiskus einzutreiben sind , und wovon der das Faktum allenfalls anzeigende Denunziant iedesmal den dritten Theil zu empfangen hat. Den lediglich von Almosen lebenden Mendikanten ist die nächstkommende Sammlung ohne weiteren zur Strafe zu verbitten, auch über dieses alles der wider den Verbot in was immer für einem Orden eher zu gelassene Profeß alsogleich in die Welt in so lange zurückzuschicken, bis er und der Orden in Ansehung des vollständig zu erreichenden Alters sowohl, als mit Erlage des Pönale alle angemerkte Bedingnisse vollkommen erfüllt hat. Solange demnach 5 . die Profession nicht in dem gegenwärtig vorgeschriebenen kompleten Alter vollzogen ist: genießt das pur weltliche Subiektum alle Wohlthaten der weltlichen Rechte, und zwar dergestalt, daß ihm der Orden bei seiner etwa erfolgenden Rückkehre in den weltlichen Stand alles und iedes , so dem Or den, unter was immer für einem Namen in Ansehung des Austretenden zu Theile geworden sei, ohne den mindesten Aufenthalt zurückgeben, auch sol ches in dem Falle, wo einer vor der Profession stürbe, gegen die rechtmässi gen Nachfolger in die Güter des Verstorbenen beobachten müssen . Zumal nun 6. nichts leichter ist, als daß die geistlichen Oberen diese zur Verherrli chung ihrer Orden, und zu vielerlei anderen heilsamen Wirkungen eingerich tete Vorschrift in vollem Maß pflichtschuldigst beobachten: so sind Se. Maie-
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stät auch entschlossen, in unverhoftem Falle der Uibertretung die Verachtung dieser Gesetze um so empfindlicher zu ahnden , und wollen hiemit ausdrück lich geboten haben, daß der wider einen der obigen Punkte zum zweitenmale vorsetzlieh handelnde Ordensvorsteher die k. k. deutschen Erbländer räu men, und das betroffene Ordenshaus nach Schwere der Umstände und wie derholten Verbrechen seine gänzliche Aufhebung gewärtigen soll . [. .] .
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Verordnung betr. geistliche Bruderschaften
Verbot der Gründung geistlicher Bruderschaften ohne staatliche Genehmigung; Beauf sichtigung bzw. Aufhebung bestehender Bruderschaften.
Kropatschek, Handbuch, II, s . 82 f. Wien, 17. August 1771 Um den bei den Bruderschaften sich verschiedentlich zeigenden Mißbräu chen, und der darunter vielmal verborgen liegenden Gewinnsucht gehörige Schranken zu setzen, haben Se. Maiestät verordnet, daß künftig gar keine Bruderschaft ohne allerhöchste Einwilligung, wie ohnehin bisher hätte ge schehen sollen, zu errichten gestattet, und in Absicht auf die verflossenen Zeiten die ohnehin bestehenden Bruderschaften untersuchet, und somit die entdeckten Mißbräuche und unnöthigen Geldeinflüsse aufgehoben, oder doch dergestalt beschränkt werden sollen, daß davon niemanden etwas übri ges verbleibe, sondern alles für Arme oder andere fromme Endzwecke ver wendet werde; wie denn auch iene Bruderschaften, welche entweder wider die Kirche oder den Staat anstössige Satzungen zu enthalten befunden wer den sollen, nach vorläufiger Anzeige aufzuheben sind . Diese Entschliessung wird den Landesstellen zur genauesten Nachachtung mit dem Beisatze eröffnet, daß sie die dießfällige Untersuchung dieser Stif tungskommission auftragen, um zu seiner Zeit den Erfolg und Befund zu berichten, auch ein Verzeichniß aller hier befindlichen Bruderschaften und Kongregazionen und deren Statuten nach Hof einzusenden .
Geistliche Bruderschaften . Dotation
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57. Verordnung zur Einschränkung der klösterlichen Freiheiten Beschränkung des beim Eintritt in ein Kloster mitnehmbaren Kapitals.
Kropatschek, Handbuch, II, s. 83- 87. 26. August 1771 Se. Maiestät bestehen nicht allein auf den bereits angeführten Amortisa zionsgesetzen quoad immobilia, sondern sehen Sich sogleich aus landesväter licher Vorsorge veranlasset hiemit, in vim pragmatica: perpetua: gesetzmässig zu verordnen, und zwar 1 . bestimmen Se. Maiestät hiemit das Quantum der von Ihren sowohl in in ländische, als auch mit Ihrer iederzeit anzusuchenden besonderen Erlaubniß in auswärtige Klöster und Orden eintretenden Unterthanen, sowohl männli chen als weiblichen Geschlechts , mitzubringenden Dotis ohne Unterschied der geistlichen Orden auf die Summa von 1500 Rhsch . , und zwar dergestalt, daß solche lediglich in fahrendem Vermögen oder Bonis mobilibus bestehen, auch unter diesem Quantum nicht nur die Dos selbst, sondern auch die soge nannte Ausstattung oder Ausstaffirung, und alle übrige Kösten, welche unter was immer für einem Namen und Vorwande bei der Einkleidung Profession geschehen, verstanden werden sollen . Gleichwie nun diese Summe zu 1500 fl . bei den vermöglichsten inländischen Kandidaten und Kandidatinnen niemal auf das mehrere erstreckt werden soll : so lassen Se. Maiestät die Behandlung auf ein wenigeres mit den Klöstern und Orden der Kandidaten ihren Aeltern oder Vormündern allein bevor. Wenn iedoch 2 . iemand seinem Kinde oder Befreundten beiderlei Geschlechts in einem Kloster oder Orden auf die Lebenszeit als ein Vitalitium zu seiner Disposi zion etwas zudenken wollte : so darf dessen Betrag höchstens des Jahrs 200 fl . ausmachen, mit dem ernstgemessenen Beisatze, damit das Kapital von die sem Vitalizium niemal dem Kloster oder dem Orden abgegeben, sondern in fundis publicis, oder in anderen sicheren Orten angeleget werde, folglich nach Absterben des das Vitalizium geniessenden Theils wieder an iene ge lange, denen es vermög rechtlicher Ordnung gebühret . 3 . Sind aus er dem pro dote oben ausgemessenen Betrage, worunter zu gleich verstanden wird, was dem Eintretenden in Rücksicht seines Eintrittes geschenket oder vermacht werden wollte, oder er selbst dem Kloster per ac tus inter vivos oder mortis Causa zuwendet, alle anderweitige Aquisizionen sub quocunque titulo den geistlichen Orden und Klöstern hiemit verboten . Da nun Se. Maiestät [ . ] . .
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58. Verordnung zur Einschränkung der klösterlichen Freiheiten Kontrolle der Kreditaufnahme und des Schuldenmachens der Klöster.
Kropatschek, Handbuch, II, s. 87f. Wien, 31. August 1771 Se. Maiestät wollen nicht gestatten, daß ein oder das andere Kloster oder Orden sich durch unnöthigen Aufwand in Schulden, und nachmals wegen der etwa unterlaufenen Unwirthschaft ihrer Prälaten und Vorsteher, die zwar hierunter ohnehin ohne Vorwissen ihrer Prioren oder Konventskapiteln nichts veranlassen sollen, in Verfall gerathen . Daher wird den Landesstellen aufgetragen, auf das dießfällige Betragen der Ordensobern ein wachsames Aug zu halten, und wenn ein geistlicher Oberer oder überinn bei dem Stifte oder Kloster mit Anhäufung der Schulden oder sonstigen üblen Wirthschaft exzedirte, alsogleich die den Umständen angemessene Aushilfe vorzukehren, und alles Nöthige zur Aufrechthaltung der geistlichen Kommunität zu veran lassen .
59. Verordnung zur Einschränkung der klösterlichen Freiheiten Beseitigung der Klosterkerker und Regulierung der Klosterstrafen.
Kropatschek, Handbuch, II, s . 89-92. Wien, 31 . August 1771 Sr. Maiestät ist zu vernehmen gekommen, daß einige in den k. k. Erbstaa ten befindliche Ordensgeistliche in ihren Klöstern zur Bestrafung ihrer in ver schiedene Verbrechen verfallenen Mitbrüder eigene und förmliche Strafker ker zu errichten, und darinn die in solche verunheilte Personen durch meh rere Jahre, vielmal gar durch die ganze Lebenszeit eingesperrt, und zugleich sehr strenge zu halten , sich die unerlaubte Freiheit genommen haben . Ob schon nun Se. Maiestät keineswegs gesinnt sind, den Ordensoberen die ihnen zustehende Correctionem paternam ihrer Untergebenen zu benehmen: so können und wollen Sie iedoch diesen wider die höchsten Maiestätsrechte, und die von Gott Ihr eingeräumte landesherrliche oberste Gewalt laufenden Unfug in Beibehaltung förmlicher Gefängnisse, und dergleichen zu weit ge triebenen Bestrafungen künftig keineswegs mehr geschehen lassen, und be fehlen demnach den Landesstellen hiemit ernstlich, allen Klostervorstehern
Klosterschulden . Klosterstrafen. Geldtransfer
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zu gebieten, daß sie die in ihren Klöstern etwa befindlichen Strafkerker und Gefängnisse alsogleich aufheben, und sich deren in keinem Falle mehr ge brauchen sollen. Und dessen versehen sich Se. Maiestät um so gewisser, als im widrigen die Uibertreter mit schweren, und einem solchen Eingriffe in die landesherrliche Gerechtsame angemessenen Strafen angesehen, und zur Versicherung des B efolges eigene Kommissarien benennt werden würden, welchen die Visitazionen der Klöster unverweigerlich gestattet werden müßten . [ . ] .
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Verordnung zur Einschränkung der finanziellen Freizügigkeit der Klöster
Verbot an Klöster und geistliche Orden, Geld an ihre Ordensoberen in Rom oder sonst außer Landes zu senden. Kropatschek, Handbuch, II, s. 95 -97.
Wien, 4. September 1771 Obgleich ohnehin die schärfesten Generalien bestehen, Kraft deren ohne dem allerhöchsten Konsens haare Geldsummen in einem beträchtlichen Quantum auser den Erbstaaten nicht verführt oder verschickt werden dürfen : so müssen doch Se. Maiestät zum Mißvergnügen vernehmen, daß diesem Ver bote öfter zuwider gehandelt, und hin- und wieder ansehnliche Geldsummen von dem k. k. Untenharren auser Lande in fremde Banken angelegt, oder sonst zu anderen Absichten verschicket, und dem inländischen Handel und Umlaufe entzogen werden. Zur möglichsten Abstellung dieses zum Nachtheile Ihrer Königreiche und Länder gereichenden Unfugs wiederholen Se. Maiestät demnach alle wegen dergleichen Geldausschleppungen schon bestehende Anordnungen über haupt, und gebieten insbesondere auch allen in Ihren Erbländern befindli chen Klöstern und geistlichen Orden beiderlei Geschlechts exempti vel non exempti ordinis, daß selbe künftig, ohne vorher den allerhöchsten Konsens eingeholt zu haben, sich nicht beigehen lassen sollen, einiges Geld in natura oder durch Wechsel auserhalb Ihrer Erbländer anzulegen, zu verschicken oder zu verwenden, oder ihren auserhalb Ihren Staaten wohnenden Ordens generalen, unter was immer für einem Vorwande zuzusenden, weil im widri gen das auser Lande zu verschicken angetragene Geldquantum unnachsicht lich konfiszirt, oder wenn dasselbe vor der Entdeckung über die Gränzen der Erbstaaten schon ausgeschwärzt worden wäre, der schuldige Orden oder Kloster zur Erlegung eines eben so viel ausmachenden Betrags zur Strafe sei nes Ungehorsams das erstemal angehalten, bei wiederholten Uibertretungen
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aber ein solches sich den allerhöchsten Gesetzen nicht fügendes O rdenshaus gar aufgehoben werden würde. [. ] .
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Verordnung zur Einschränkung der Barockfrömmigkeit
Feiertagsreduktion. 1
Theresianisches Gesetzbuch, Bd. 4, S. 407-416 (Nr. 1344). Wien, 6 . Oktober 1771 Es hat die Erfahrniß gelehrt, daß der von der heiligen Kirche selbst sowohl, als vom höchsten Orte abgezielte heilsame Endzweck noch keineswegs das Ziel erreichet hat, indem einige in ihrer Handarbeit sehr beschäftigte Unter thanen das Gebot, Messe zu hören, gänzlich vernachlässiget, andere aber eben diese Obliegenheit an dem Vorabende zu fasten, und an dem Festtage selbst der heiligen Messe beizuwohnen, zum Deckmantel gebrauchet, folg bar, wie vorhin, dem Müssiggange nachzuhängen, und die ihnen lediglich zu ihrer eigenen, und dem gemeinsamen Besten erlaubten Hand- und Feldarbei ten zu vernachlässigen, nicht verabscheuet haben . Auch ist besonders auf dem Lande bemerket worden, daß sich der unge hinderten Fortsetzung der so nöthigen Feldarbeit dadurch nicht selten ein grosses Hinderniß in den Weg gestellet, daß die von der Pfarrkirche weit ent legenen Ackersleute eine, oder mehrere Stunden weit, dem Gottesdienste bei zuwohnen, zur Kirche hingehen, folglich den ganzen Vormittag auf dem Hin- und Rückwege, und in der Kirche verwenden müssen . Alle diese Betrachtungen haben demnach verursachet, bei Sr. päpstlichen Heiligkeit um fernere B eschränkung der Feiertage, und zwar, zu desto meh rerer Wirksammachung der dießfälligen Absicht, um gänzliche Losspre chung von der Schuldigkeit sowohl der Fasten an den Vorabenden, als des Meßhörens an dergleichen dispensirren Feiertagen, anzusuchen . Es haben auch Se. päpstliche Heiligkeit, nach reifer Uiberlegung obange führter Bewegursachen, diesem Ansinnen Beifall zu geben, keinen Anstand genommen, und zu dem Ende dero weiteres päpstliches Breve ausgefertiget, wie es aus denselben hiernach stehenden von Wort zu Wort verdeutschten Innhalte mit Mehrerem zu entnehmen ist. 1 Als Teil ihrer Kirchenreformpolitik hob Maria Theresia, mit Genehmigung Papst Klemens' XIV. , zahlreiche kirchliche Feiertage auf. Dahinter standen sowohl theolo gisch-jansenistische Reformmotive als auch ökonomisch-utilitaristische Zweckmäßig keitserwägungen .
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[. . .] "Es sollen nämlich verbleiben, und gefeiert werden die Festtage der Aufer stehung, sammt dem nachfolgenden Tage, der Pfingstsonntag sammt dem gleichfalls folgenden Tage, dann alle Sonntage des ganzen Jahrs , nicht minder der heilige Christtag, Neuiahr, heiligen drei Könige, Christihimmelfahrt, und Frohnleichnam unseres Herrn Jesu Christi, dann der allerseligsten Jung frau Maria gewidmete 5 Festtage, als : derselben Reinigung, Verkündigung, Himmelfahrt, Geburt, und unbefleckte Empfängniß; imgleichen sind zu feiern die Festtage der heiligen Apostel Petrus und Paulus, aller Heiligen, des heiligen Stephans, als ersten Martirers, und nur eines vornehmen Schutz heiligen . Wenn aber in einem Orte mehrere derlei Schutzheilige verehret, und dersel ben Festtage gefeiert werden sollten, hast du, welcher von ersagten Schutzhei ligen in dieser Stadt, Marktflecken, oder Dorfe vorzüglich verehret wird, zu untersuchen, und an desselben eigentlichem Tage das Gebot der Feier zu be stimmen . An allen diesen Feiertagen sind demnach, dem alten Gesetze der katholi schen Kirche zu Folge, alle Christgläubige dem heiligen Meßopfer beizuwoh nen, von knechtliehen Arbeiten sich zu enthalten, und an derselben Voraben den auferlegtermassen zu fasten schuldig, und hierzu zu verhalten . An den übrigen Feiertagen aber gestatten Wir nicht nur allein, wie es Bene diktus der XIV. eingestanden hat, alle arbeitsame Handwerksübungen und knechtliehe Dienste zu verrichten, sondern sprechen auch die Christgläu bigen an den Vorabenden, wofern nicht ohnehin, wegen der vierzigtägigen Fasten, oder eintreffenden Quatemberzeit zu fasten anbefohlen ist, von aller Faste, wie auch von der Verbindlichkeit, Messe zu hören, los . " [. . ] Gleichwie nun hierbei die Absicht nur lediglich dahin abzielet, um einer seits den Landesinnwohnern, und Unterthanen mehrere Zeit, und Gelegen heit zur Erwerbung ihres täglichen Brods zu verschaffen, andererseits aber den so verderblichen Müssiggang, und andere Ausschweifungen, zu welchen viele die bisherigen Feiertage auf eine sehr sträfliche Weise mißbrauchet haben , desto mehr entfernet zu halten; folgbar die ihnen nunmehr zu ihrer Arbeit, und täglichen Nahrungserwerbung zuwachsenden mehreren Tage hierzu fleissig anzuwenden, dagegen aber auch mit desto inbrünstigerem Ei fer, und mehrerer Auferbäulichkeit die übrigen noch geboten verbleibenden Fest- und Feiertage, (worunter auch insonderheit der Tag des heiligen Leo poldus, als sonderbar zu verehrenden Österreichischen Landespatrons , in Böhmen der heilige Johannes von Nepomuck, und Wenzeslaus, in Steiermark der heilige Joseph etc . verstanden, und mit einbegriffen ist) in der Andacht, und Vermehrung des Lobs Gottes zu begehen, folgbar dem Opfer der heili gen Messe, wie nicht minder den Predigten, und anderem in der katholischen .
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Kirche gewöhnlichem, so vor- als nachmittäglichem Gottesdienste mit gezie mender Ehrerbietigkeit, und Erhebung des Gemüths zum allerhöchsten Schöpfer Himmels und der Erden beizuwohnen, hierzu die Aeltern ihre Kin der, die Hauswirthe ihr Gesinde, und überhaupt alle Vorsteher ihre Unterge bene sorgfältigst anzumahnen, und zu verhalten, nicht weniger sie selbst den selben mit gutem Beispiele hierinnfalls vorzugehen, somit der eine, wie der andere sich eines tugendhaften, und auferbäulichen Lebenswandels zu be fleissen, und der Ausübung mehrerer guten Werke, und zuförderst der christ lichen Liebe des Nächsten zu ergeben, eifrigst bedacht sein werde. Damit aber dieses desto gewisser erfolge; so werden nach dem B eispiele der glorwürdigsten Vorfahrer, die in diesem Erzherzogthume Gesterreich unter der Ens , wegen Ausbreitung der Andacht, dann Feierung der geheiligten Fest tage, auch Bestrafung derer, so sie verunehren, in vorigen Zeiten verschie dentlich erflossene Resoluzionen, Patente und Verordnungen in ihrer völ ligen Kraft und Wirkung belassen, und ist demnach auf die Entheiliger der Sonn- und Festtage, wie auch dieienigen, welche an solchen die Anhörung der heiligen Messe, und des Worts Gottes, dann andere von der geistlichen Obrigkeit vorgeschriebene christkatholische Uibungen verabsäumen, oder wohl gar verächtlich unterliessen, und anstatt dessen, in den Schank- und Wirthshäusern oder anderem unziemlichen Wandel betreten werden, durch gewisse von Seiten der Obrigkeiten, und Magistrate eigens hierzu bestellte Personen stäts fleissig Obsicht zu tragen, und selbe alsogleich zur behörigen Strafe zu ziehen , nicht minder an solchen zu feiern geboten bleibenden Ta gen, während vormittägigem und nachmittägigem Gottesdienste, die Kauf und Handwerksläden verschlossen zu halten, in den Wirths- und Schänkhäu sern das Saitenspiel nicht zu rühren, nicht minder auch aller Zank- und an dere gerichtliche und ausergerichtliche Händel und Schlichtungen, dann in sonderheit alle schwere Hand- und Zugarbeitung gänzlich, und unter den in den vorhinigen Verordnungen ausgemessenen Strafen zu verbieten, auch diese lediglich zum Dienste Gottes, und zur Verehrung seiner übergebenedei ten Mutter und Jungfrau Maria, wie auch der Heiligen gewidmeten Sonn und Feiertage von Jedermann mit gebührender Andacht und Gottesdienste zum Heil und Trost der Seelen, und Auferbauung der Irrgläubigen zuzubrin gen, und zu vollenden .
Verhältnisse in Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien
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62. Denkschrift Josephs 11 . : >Enumeration derjenigen Ursachen, welche diese Län der, besonders einige Jahre her, in diese Umstände zu verfallen zubereitet haben, samt denjenigen Mitteln, welche Ich zur Behebung dieser vitiosen Verfaßung, in allen Theilen, meiner wenigen Einsicht nach, vorzuschlagen glaubte< 1
Khevenhüller, VII, S . 373 - 398. 8. Oktober 1771 [ . . . ] die Creisse in Böhmen, Mähren und Schlesien sind schier die mehre sten zu groß , die Creiss-Einrichtungen unendlich vitios , alles beruhet auf ei nem Mann, der siehet einem Despoten gleich und dennoch vermag er auch nichts Gutes zu thun, da ihm die Hände allerseits gebunden und seine Fi nanz-Umstände ihm die wahre Obachtsamkeit, so in der persönlichen Nach sehung mehrestens bestehet, und das Herumreisen, welches alles auf seine Kösten gehet, unmöglich machen . Also befinden sich in einem Creisse wirk lich unterschiedene, miteinander in gar keiner Verbindung stehende Befehls gebere, nemlich : der Creiss-Hauptmann, dem Politica, Justitialia und aller hand Sachen aufgetragen sind; der Regiments-Commandant, welcher von sei nem Obern viele, auch in Landes-Sachen einschlagende Befehle zu Erhaltung seines Regiments bekommt; der Commercial-Inspector, welcher von seinem Consess lediglich abhängt; endlich der Mauth-Beamte, der nur an seine Ad ministration Rechenschaft giebt . Alle diese vier Befehlsgebere sitzen in einem Creiss beisammen, wollen alle von dem Unterthann Gehorsam und von denen Dominiis und Land Assistenz haben . Wie ist möglich, daß diese vier Personen gleich denken, da sie Unterschiedenes zu verwalten haben, und wie kann man hoffen, daß durch viererlei Weege, ohne sich miteinander zu verste hen, und mit ganz unterschiedenen Principiis zu dem nemlichen Zweck und Ziel, nemlich der Wohlfeilkeit der Staats und E. M. Dienst gelanget werde. [ . . . ] Wie kann dieser traurigen Laage abgeholfen werden, als durch Con1 Auf einer Reise durch Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien stellte Jo seph II. 1771 Reisebeobachtungen an, die ihm die Verhältnisse als sehr schlecht erschei nen ließen . Er verfaßte darüber noch unterwegs einen umfangreichen Bericht, dessen zweiten Teil (>Anderte AbtheilungDominus ac redemptor noster< Papst Kle mens' XIV. , bevor Papst Pius VII . den Jesuitenorden 1814 wiederherstellte . Die Be handlung der säkularisierten Jesuitengüter diente - neben der Mailänder >Giunta Eco nomale< (vgl . Nr. 44) - als Vorbild für die Säkularisation der Klostergüter in Österreich nach 1780.
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sicheren könne, bis durch die Anziehung tüchtiger Männer zu künftiger Be stellung der Lehrämter die standhafte Vorsehung getroffen werden mag . 4 . 0 Was für ein System in dem Schulwesen künftighin zu ergreiHen und wie zu Anzieglung der erforderlichen Lehrer die sichern AnstaUten einzuleiten wären ? 5 . 0 Was in Ansehung der Hofparrum und Prediger zu verfügen sey ? 6 . 0 Was für ein System wegen der nützlichen Verwendung der Ordens-Gü ter zu faßen sey ? 7. 0 Wie weit die Einsicht und Mitwirkung der Ordinarien in Ansehung der Ordensgüter und diesfälliger Dispositionen einzugestehen sey ? 8 . 0 Wie sich i n der Administration und Besorgung dieser Güter z u beneh men, auch ob nicht allenfalls eine besondere Commission unter weßen praesi dio solche zusammenzusetzen sey, der zu Vermeidung aller Weitlauftigkeit und schriftlicher Einvernehmungen die Besorgung des ganzen Geschäfts in Ansehung der Ordensgüter übertragen werden sollte ? 9 . 0 Was für Maaßregeln man zu ergreiHen hätte, um mit möglichster Verlä ßigkeit sich in die Känntniß des ganzen und wahren Vermögensstandes vom Orden zu setzen . 10 . 0 Ob es nicht vielleicht am räthlichsten wäre, daß selbst die Obere des Ordens , diejenigen nämlich, die an der Direction ihrer Geschäfte theil neh men, von nun an in das Vertrauen gesetzt würden, damit man durch eine ih nen angenehme Begegnung um so eher eines getreuen Geständnißes zu ihnen sich versehen möge oder ob nicht vielmehr, wenn dieser Weg nicht eingeschla gen würde, diensam wäre, die Provincialen der hierländischen Provinzen und Provinzprocuratores unter einem dritten Vorwand einzuberuffen, sie von der Lage der Sachen von nun an zu verständigen und allenfalls die erforderlichen Auskünfte und Schriften ohne Zeit Verlust von ihnen abzufordern . 1 1 . 0 Ob nicht auf den Fall, wenn wegen einiger Verhehlung oder Exporta tion eine gegründete Sorge Platz greiffen sollte, wenigstens die bekannte in fundis publicis oder sonst hinterlegte Capitalien ehemöglichst in Sicherheit zu setzen und deren Aufkundung oder Hinauszahlung zu verbiethen wäre . 12 . 0 Ob derzeit der Inhalt der bulla und deren geschehene Mittheilung annoch so geheim zu halten, daß nicht einmal einer engem Berathschlagung das Geschäft anzuvertrauen, oder aber ob nicht vielmehr in einer geheimen Deliberation zwischen der Staatskanzley dann einigen aus den inländischen Ministern ein so andere Punkten von nun an in Überlegung zu nehmen und vorzubereiten wären, ohne erst die Publicirung der päbstlichen bulla abzu warten . Diese von des Kaisers Mayestät vorgelegte Fragen erschöpfen das Wesent liche der Hauptsache vollkommen . Ich werde sie mit möglichster Kürze und Deutlichkeit zu beantworten suchen . [. . .]
Aufhebung des Jesuitenordens
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Ad 6 . tum Diese Frage specifice zu beantworten, scheinet dermalen nicht thunlich zu seyn . Die erste Sorgfalt ist sonder Zweifel dahin zu richten, daß der zu Verse hung der Schulen und des öffentlichen Unterrichts der höhern Wißenschaften nöthige Aufwand bedeckt und sicher gestellt werde. Was nach solchen übrig verbleibt, dürfte meines Erachtens auf keine gott gefälligere und dem wahrhaften Besten der Religion sowohl als des ganzen Staates angemeßenere Art verwendet werden, als durch die Bestellung und hinlängliche Dotirung mehrerer Pfarrer und Schulmeister auf dem Lande, als welches das einzige Mittel ist, das gemeine Volk nach und nach aus der tiefen Dumheit und der von solcher unzertrennlichen Trägheit zu ziehen und aus ihnen sowohl aufgeklärtere Menschen als beßere Christen und Unterthanen zu machen. Wie dann allem Ansehen nach bey dieser Gelegenheit viel leichter als sonst j emals mit Consens des päbstlichen Stuhls ein solides arrangement über eine beßere und gleichere Abtheilung und Dotirung der Pfarreyen zu bewirken seyn dürfte, worüber jedoch in ein näheres detail einzugehen für dermalen zu weitlauftig seyn würde . Nach den Pfarreyen und Schulmeistern würde eine besondere Rucksicht die Errichtung einiger Arbeitshäuser, die Fundirung neuer oder Erweiterung der schon existirenden Waisen, Armen und Kranken-Häuser verdienen und ist nur zu wünschen, daß ein genugsamer Überschuß ausfallen möge, um ersterwehnte und mehrere andere so allgemein ersprießliche instituta hin länglich befördern zu können. Nachdem jedoch in einem Erblande diese oder jene Einrichtungen dringen der sind als in dem andern, und dahero auch unterschiedene Maaßnehmungen erfordert werden, so wäre zwar der Hauptplan wegen der nützlichsten Verwen dung der quaestionirten Ordens-Güter von der hier zusammenzusetzenden Commission zu entwerfen, sobald aber die päbstliche bulla einmal kund ge macht seyn wird, in jedem Lande eine eigene Commission zu bestellen, welche in reiffe Überlegung zu ziehen und gutächtlich anzuzeigen hätte, welche unter den verschiedenen heilsamen Anwendungs-Arten für das betrefende Land die dringlichsten, nöthigsten und nützlichsten seyn dürften . Wie dann auch nicht alle Länder eine gleiche Vorsorge für die Studien AnstaUten nöthig haben und desfalls leichter Rath schaffen können, da zum Beyspiel in den Niederlanden und dem Meyländischen die Jesuiten nebst anderen Geistlichen nur die untern Schulen besorgen, von den Universitäten aber ohnehin ausgeschloßen sind . [ . ] Ad 8 . vum Die Aufstellung einer solchen Commission, sobald die päbstliche bulla erlaßen wird, sehe ich für nothwendig und nützlich an . Wem das praesidium hievon zu übertragen sey, hanget blos von der allerhöchsten Willkuhr ab . .
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Überhaupt aber glaubte ich, daß alle dem Orden zugehörige Herrschaften und liegende Gründe sobald es nur mit Vonheil geschehen kann, den Meist biethenden zu verkauften und die hieraus erlösende Gelder in fundis publicis anzulegen wären, weil so viele zerstückelte und zum Theil kleine B esitzungen mit Nutzen unter eine Aerarial-Administration keineswegs gezogen werden können . Ad 9 . num et 10. m um Vor allem wäre meines Erachtens zu wünschen, daß die ganze Sache, so lange als es nur immer möglich, im engsten Geheimniß gehalten werden könnte. Da man nicht weis, wie weit sich der geheime nexus der Jesuiten mit ihrem General zu Rom erstrecke, da solcher wenigstens von einer sehr ver dächtigen Art, und überhaupts bekannt ist, daß ihre forma regiminis absolute monarchica und die Ordens-Glieder im Gewissen verbunden seyn, alles auf das pünctlichste zu befolgen, was von dem Generalen befohlen wird, so würde die Eruirung ihres Vermögenstandes in so lange mit einer genugsam beruhigenden Sicherheit schwerlich zu bewirken seyn, als gedachter nexus und mit solchem die Gefahr widriger Verordnungen von Seite des Generalen dauret . Wenn aber einmal dieser nexus aufgehoben, das ganze corpus dissolvirt ist und alle Glieder desselben ihrer vorhinigen Pflichten enthoben sind, so läßt sich von ihnen mit mehrerer Zuverläßigkeit die Manifestirung ihres Vermö gens-Standes anhoffen, besonders da alsdann von ihnen für allgemeine Ab sichten ihres ganzen corps nicht wohl mehr etwas unterschlagen werden dürfte, einzelne individua aber für sich selbst etwas Erhebliches zurückzuhal ten, ohne Gefahr von anderen verrathen zu werden, schwerlich im Stande seyn würden . Sollte demnach, welches aber kaum zu hoffen ist, das Geheimniß bis zur wirklichen Expedirung der päbstlichen bulla erhalten werden können, so wäre meines Erachtens in der Zwischenzeit gegen die Jesuiten gar nichts zu regen, so bald aber die bulla expedirt ist, wären die Provincialen , ihre soge nannten socii und die Provinzprocuratores aus den Erbländern unverzüglich zusammenzuberuffen, von ihnen die Rechnungen und alle übrige in ihre in nerliche Administration einschlagende Schriften abzufordern und ihnen so dann aufzutragen , daß sie für sich und in animam aller derjenigen, welche die Besorgung eines Theils ihrer Güter und Einkünfte aufhaben, einen körperli chen Eid dahin ablegen, daß sie alle ihre Rechnungen und sonstige Papiere, ohne das geringste Stück zu verhehlen, getreülich produciren, ihren ganzen Activ-Stand an liegenden Gründen, Gütern, Hausern in fundis publicis oder bey privatis in- oder außer Landes angelegten Capitalien, Stiftungen, Activ Forderungen und sonstigen beständigen oder temporellen Einkünften und Zuflüßen, wie sie immer Namen haben mögen, an pretiosis und allen übrigen Effecten ohne geringster Ausnahme auf das genaueste angeben und specifici-
Innerer Zustand der Österreichischen Monarchie
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ren, auch versichern wollen, daß hievon bey Gelegenheit und aus Veran laßung der dermalen entschiedenen Ordens-Aufhebung nichts außer den kaiserlich-königlichen Erbländern verschickt, verborgen und angewendet worden sey. [. . .] Ad l l . mum Auf den Fall, wenn eine gegründete Sorge desfalls Platz greiffen sollte, finde ich die erwehnte Praecaution nicht nur unbedenklich, sondern auch nothwendig. Nur wäre hiemit nicht voreilig zu Werke zu gehen, weil durch einen solchen an alle Credits-Cassen zu erlaßenden Verboth das ganze Ge heimniß am ersten verrathen werden würde und müßte . [. . .] Kaunitz Rittberg
66. Denkschrift des Staatskanzlers Wenzel Anton Fürst Kaunitz-Rietberg "Allergnädigst anbefohlenes Gutachten über die Verbeßerung des Systematis in inter nis " . 1 HHStA, Staatskanzlei, Vorträge, Kar ton 1 1 1 , IV-VI , Bll. 16r-136v [Original ohne Ausfertigung] . 2
14 . April 1773 3 [. . .] 1 m o Mit was für Gebrechen der Staats Körper behaftet sey. Ad l m 0 • Wenn man den inneren Zustand der deutschen Erblande nur einigermassen einsiehet, so fallet allzu überzeugend in die Augen, daß sel1 Mit Datum vom 4. 12. 1772 hatte Franz Anton von Blanc Maria Theresia eine (bei Grünberg, Franz Anton von Blanc unbekannte) Denkschrift unterbreitet, die von J. H. G. Justi und mehr noch von Joseph von Sonnenfels beeinflußt war. Mit seiner Forderung nach Freihandel und seiner entschiedenen Ablehnung von Frondienst und Leibeigenschaft sprach Blanc wichtige Gegenstände der wirtschafts- und sozialpoliti schen Reformdiskussion an und umriß auch zahlreiche andere Reformfelder (Klue ting, Lehre von der Macht der Staaten, S. 209 ff. ). Blanc, eine typische Gestalt des the resianischen Reformbeamtentums, war der Verfasser des (hier nicht aufgenommenen) Robot-Patentes für österreichisch Schlesien vom 6. 7. 1771 (Grünberg, Bauernbefrei ung, Bd. 2, S. 135 ff. ). Er war seit 1767 in der schlesischen Urbarialkommission tätig, 1772 wurde er in das böhmische Gubernium in Prag berufen und 1773 zum Hofrat in der Böhmisch-österreichischen Hofkanzlei in Wien ernannt, bevor er 1776 in seine vorderösterreichische Heimat zurückkehrte . Der Staatskanzler nahm in seiner großen Denkschrift vom 14 . April 1773 Stellung zu den Überlegungen Blancs vom 4. 12 . 1772 , wobei dessen Name allerdings ungenannt
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bige bey weitem nicht in dem blühenden Stande , worinnen sie seyn könn ten, sich befinden, und einige etwas mehr, andere etwas weniger, aber alle entkräftet und so zu sagen mit der Auszährung behaftet sind . Das Volk ist fast durchgängig arm , unterdrückt und mühseelig, die L andstädte sind öde, mit Schulden überhäuft und in ihren Einwohnern sehr vermindert . Der Nahrungs-Stand, die Fabriken und überhaupt die Industrie nebst dem Commercio, anstatt zu mehreren Kräften zu gelangen, gerathen immer mehr in Verfall. Die Schuldenlast des Staats hat sich seiter dem 1 0 . Friedens j ahren nicht vermindert, sondern vergrössert, und anstatt daß währender dieser Zeit die Erblande zu Übertragung eines künftigen Kriegs neue Kräf ten samlen sollen, bekommen sie von Tage zu Tage eine traurigere Aus sicht . Vor diesem ware der erbländische Adel unter den reichesten von Europa zu zehlen; vor dermalen fallet dem grösten Theil schwer, zu seinen Nothwendigkeiten Rath zu schaffen . Und seine eigene Dürftigkeit setzet ihn ausser Stande, seinen Untenharren die benöthigte Hülfe zu leisten . Die Geistlichkeit, so vormal in Überfluß lebte und dem Staat mit seinen sub sidiis praesentaneis unter die Arme greiffen konnte, findet sich mit dem Adel fast in gleichen bedrängten Umständen . Und es bleibet kein Stand übrig, welcher nicht eine merkliche Abnahm der innerlichen Kräften ver spühre . [. . .] 2do Welche Staats-Krankheiten wegen der Gefahr die erste und schleunigste Hülfe nöthig haben . [. . .] 3 '10 Aus was für Veranlassungen beyde Arten der politischen Krankheiten entspringen . Ad 3 'ium . Daß Provinzien und ganze Monarchien in Macht und innerlichen Stärke steigen und fallen, setzet die Erfahrung ausser Zweifel . Es geschiehet aber in der Welt nichts ohne zureichende Ursache, und daß es nur allzu gewiß ist, daß die deutsche Erblande in ihrem Wohlstand nicht zu-, sondern abneh men, so ist alles daran gelegen, über den Anblick dieses Übels nicht zu viel zu erschräken, noch die Augen zu- , sondern aufzumachen, dem Übel ohne bleibt (Klueting, Lehre von der Macht der Staaten, S. 210 ff. ; Arneth, Maria Theresia, IX, S. 306 ff. ). Von Joseph I I. liegen >Anmerkungen< über diese Denkschrift des Staats kanzlers vor (HHStA, Staatskanzlei, Vorträge, Karton 1 1 1 , IV-VI, BI! . 6r-15r) . Von der mit 246 Manuskriptseiten ungewöhnlich umfangreichen Denkschrift können hier nur einige ausgewählte Abschnitte wiedergegeben werden. 2 Zwei weitere Exemplare (eines gebunden) HHStA, Staatskanzlei, Vorträge, Kar ton 1 12, IV-VI; ein weiteres Exemplar HHStA, Habsburg-lothr. Familienarchiv, Sammelbände, Karton 5, BI! . 162r-289r. 3 Datierung folgt Arneth, Maria Theresia, IX, S. 588, Anm . 489.
Reformbedürftigkeit der Monarchie
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alles Vorurtheil auf den Grund zu sehen, und dessen eigentliche Ursachen zu erforschen . Diese rühren theils von äusserlichen Zufällen her, oder sie haben ihren Grund in den menschlichen Anordnungen und Willkühr. Von den erstem ist vor dermalen nur in Ansehung Böhmens und seiner Hungersnoth 1 die Frage; die lezteren sind sehr häufig; und gleichwie die leibliche Krankheiten aus ver schiedenen Veranlassungen entspringen, die nach und nach die innerliche Kräfte verderben, eine Entkräftung und endlichen ein unheilbares Übel ver ursachen, so äusseret sich die nämliche Würkung bey den politischen Krank heiten . [ ] Es entspringen nämlich die Staatsgebrechen A) aus der dem Volk aufliegenden unproportionirten und allzu schweren Last der Abgaben, oder B) aus den moralischen Fehlern der Verwaltung, oder aber C) aus der mangelhaften Regierungsform . [ ] B . Die zweyte Haupt Ursache der Staats Gebrechen bestehe in den morali schen Fehlern der Verwaltung. Ad B. Was nun die zweyte Grund-Ursache der Staats Gebrechen, näm lichen die moralische Fehler unserer Verfassung anbetrift, so setze ich in den ersten Rang a) die bey den meisten Hof- und Länder Stellen und überhaupt bey den Rätben und Dienern Euer Maj estät annoch wahrzunehmende doppelte Un wissenheit sowohl der theoretischen Känntnißen und Wissenschaften als des Facti oder der eigentlichen Verhältniß der Umstände, warinnen sich die Kräf ten und das innerste j eden Erblandes befinden . Ein Jurist, Theologus, Medicus , Philosophus p . p . muß verschiedene Jahre zu Erlernung der Theorie verwenden und sich zur künftigen practischen Be schäftigung vorbereiten; allein in Ansehung desjenigen, wovon die Wohlfarth des ganzen Staats abhanget, nämlichen in Ansehung der Finanzen, Polizey, Commerzien und anderen politischen Beschäftigungen ist noch vor wenig Jahren der theoretische Unterricht und Nachziehung tüchtiger Subj ecten gänzlich ausser Augen gesezt worden . [ . . ] So fehlten uns auch die einzige Mittel, die fremde Einsichten, Erfindungen, Vortheile und Erfahrungen uns eigen und recht zu Nutzen zu machen . Wie dann noch würklich verschiedene Räthe zu finden seyn dörften, welche nicht ein einziges in ihr Handwerk ein schlagendes Buch und theoretische Anweisung gelesen haben . ] [ 0
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1 Die Hungersnot von 1771 , dazu Blaich, Wirtschaftspolitische Tätigkeit; Wein zierl-Fischer, Bekämpfung der Hungersnot.
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Eine weitere sehr schädliche Würkung der theoretischen Unwissenheit be stehet darinnen, daß selbige die Verbesserungsvorschläge, so sich auf theo retische Sätze gründen, in einem ganz unrichtigen Begrif ansehen und als Beleidigungen der Eigenliebe und Abneigung und öfters mit einer wahren Gehässigkeit aufgenommen, andurch aber die nüzlichsten Einrichtungen wo nicht gänzlich vereitelet, j edoch sehr erschweret und auf viele Jahre verzöge ret werden. Diesem grossen Gebrechen haben zwar Euer Maj estät auf Anrathen einiger Mitglieder des Staats Raths durch Stiftung verschiedener Professuren über die erwehnte politische Wissenschaften und durch die weisest hinzugefügte Ver ordnung, daß künftighin keiner, so diese Collegia nicht gehöret, zu Bedie nungen gelangen sollte, abzuhelfen geruhet, und werden in wenig Jahren die geschickteste Subj ecta in allen Arten der theoretischen Wissenschaften nicht ermangeln, auch alsdann gute Vorschläge nicht so vielen Widerspruch und Hinderniße wie dermalen vorfinden . Allein die Würkung im ganzen kann erst in einigen Jahren zu verspühren seyn, und der Mangel in der Theorie wird sich noch auf die gegenwärtige Generation erstrecken, da es in einem ge wissen Alter nicht mehr thunlich ist, neue Wissenschaften zu erlernen und alte Vorurtheile abzulegen . b) Noch nachtheiliger für den Staat ist die Unwissenheit, so in Ansehung der innländischen Umstände bey uns herrschet. Ich könnte aber solche nicht kürzer, lebhafter und überzeugender beschreiben, als solches von des Kaisers Majestät in der abschriftlichen Anlage geschehen ist. Und wer diese Unwis senheit in Zweifel ziehen wollte, dem müste die betrübte Begebenheit unbe kannt seyn, daß in Böhmen so gähling, und nachdem man wenige Zeit vorher über den Überfluß der Körner geklaget, eine Hungers-Noth ausgebrochen und mit keiner Zuverlässigkeit ausfindig gemacht werden können, wie hoch sich der Getreid Vorrath und Abgang belauffe, woraus also der empfindlich ste Verlust an Menschen und Geld Aufwand erwachßen müssen und auch künftig erwachßen dörfte, wenn dem Übel nicht aus dem Grunde abgeholfen würde. Dann ob zwar seiter kurzem die innländische Känntniße sich erwei tert haben, so fehlet doch noch vieles, daß selbige bey denen Creiß-Ämtern, Länder- und Hof-Stellen so hoch gestiegen seyen, als es die Wohlfarth des Staats erforderet, und die Möglichkeit in den Landen unsers Nachbarn des Königs in Preussen sich werkthätig zu Tage leget. Wie dann in derselben Bot mässigkeit sich kein Dorf befindet, dessen Population, Viehzucht, Fechßung, Getreid-Vorrath p. nicht in Tabellen gebracht und dem Gouvernement zu sei nen weiteren Speculationen und heilsamen Anordnungen auf das genaueste bekannt seyn sollten. So gewiß es nun an sich ist, daß wir von dieser Vollkommenheit noch weit entfernet seyen, so zuverlässig kann dargethan werden, daß die Grund Ursa che hauptsächlich in unserer fehlerhaften Regierungsform zu suchen, und
Reformfelder
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nicht nur möglich, sondern an sich leicht sey, selbige zu verbesseren und an durch in unseren innländischen Känntnißen wenigstens denen preussischen gleich zu kommen . [ ] Mit den oberwehnten drey wesentlichen Mitteln, die überspannte Auflagen abnehmen und in andere Wege ersetzen zu können, vereiniget sich noch der zuverlässig anzuhoffende Zuwachß der landesfürstlichen Einkünfte, wenn sich auf behörige Art und mit lebhaften Eifer bestrebet wird, den innländi schen Ackerbau, Viehzucht und Industrie auf einen verbesserten Fuß zu set zen und andurch das Länder Capital namhaft zu vermehren . Daß solches an sich möglich sey, läßt sich um so weniger wiedersprechen, da ganze Länder, wie Engeland, Holland p. zum Beweisthum dienen . [ ] Wir haben also an der Aufrechthaltung und Wohlfarth der Oesterreichi schen Monarchie keinesweegs zu verzweifeln, und es werden wenig Länder zu finden seyn, welche sich so vieler Resourcen, als wir würklich haben, be rühmen können, wobey es auch einzig und allein darauf ankommen will, daß wir selbsten diese Resourcen nicht verstopfen noch unnutz machen, sondern uns deren recht zu gebrauchen wissen . ] [ Daß eine gute Erziehung und Unterricht in der Denkensart, Neigung und Fähigkeit eine grosse Veränderung würken, das menschliche Herz bilden und sogar einen allgemeinen Nationalgeist hervor bringen können, bestättigen die Geschichten der ältesten Zeiten . [ ] Da nun die allgemeine Wohlfarth nicht besser und kräftiger als durch die vereinigte Bearbeitungen aller Glieder des Staats befördert werden kann, so ergiebet sich auch hieraus von selbsten, wie sehr der eigene Vortheil und die wesentliche Pflichten eines Landesfürsten erfordern, an der möglichen Ver besserung des allgemeinen Nationalgeistes mit dem lebhaftesten Eifer zu ar beiten und sich hierzu vorzüglich des Unterrichts und guten Erziehung aller Classen seines Volks zu bedienen . Die Erfahrung setzet ausser Zweifel, daß in einem Lande, wo Unwissen heit und Dumheit herrschet, die innerliche Kräften sich nicht in einem so guten Stande befinden als sie sich befinden können, und daß hingegen die Cultur und Industrie sich in den Landen am meisten empor schwinge, in wel chen die Unterthanen einen besseren Unterricht erhalten . [ ] Wie ich bereits mit wenigen angemerkt habe, so ist die Wohlfarth und das wesentliche Interesse des Landesfürsten und der Unterthanen auf das engeste miteinander verbunden; woraus also die fernere richtige Folge fliesset, daß je ner sowohl zu Beobachtung seiner ihm außliegenden Pflichten als um seiner 0
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eigenen Interessen willen alle diensame Mittel zu Beforderung des Wohl stands, guten Auskommen und Reichtbums seiner Unterthanen sorgfältigst anzuwenden habe. Es bestehen aber diese diensame Mittel überhaupt darinnen a) die Cultur, b) die Industrie und c) das Commercium, so viel es immer die Umstände ver statten, empor zu bringen und andurch den National Reichthum nebst der Population zu vermehren, als welche nach Maaß der guten Nahrung und der glücklichen Lebensart von selbsten anwachßet. Unter der Cultur wird vorzüglich der Ackerbau nebst der Viehzucht be griffen, dann die Erde ist so zu sagen die Erzeugnus Mutter aller unserer Er fordernißen und Bequemlichkeiten, und um ein Land reich, mächtig und seine Einwohner glücklich zu machen, müssen alle Erdstriche und Grund stücke zur Hervorbringung der grösten möglichen Menge von Producten, die daraus gezogen werden können, benutzet werden. Da nun der Fleiß des Landmanns das wesentlichste Mittel ist, den Acker bau als die erste Quelle des National Reichtbums zu befordern, und da Staa ten nur in so fern glücklich sind, in so fern sie von einer Menge fleissiger Bürger bewohnet werden, so ist auch die landesfürstliche Sorgfalt dahin zu richten, daß der Fleiß des Landmanns nicht ersticket, sondern immer mehrers augefrischet werde. Nachdem aber solches durch nichts kräftiger geschehen kann, als wenn der Landmann einen guten und hinlänglichen Verschleiß seiner Natural Erzei gungen findet, so ist es auch eines der würksamsten Verbesserungs-Mittel, wenn in den Städten die Industrie durch Erhebung der Handwerker, Kün sten, Fabriquen und Manufakturen empor gebracht, andurch vielen Men schen Nahrung, dem Landmann aber Gelegenheit verschaft wird , seine Natural Producten gut an Mann zu bringen. In diesem Betracht ist die Industrie allerdings unter die würksamste Be reicherungs-Mittel zu zehlen, und wenn gleich bey dem pro und contra be strittenen Satz nichts zu erinnern seyn sollte, daß die Massa der wahren Reichthümer nur durch die Natur, und nicht durch Industrie-Producten ver mehret werde, da diese eigentlich kein neues Weßen hervorbringen, sondern nur auf die Vertauschung oder Verarbeitung und Umformung abzwecken und den Werth der rohen Materien, die man verarbeitet, wie auch den Werth der Natural Producten, welche die Fabrikanten während ihrer Arbeit verbrau chet haben, verschaffen, so ist doch so vieles keinem Zweifel unterworfen, daß ohne starke Consumption, ohne geschwinden Verschleiß und ohne gute Preise es schlechterdings ohnmöglich sey, den Ackerbau in seinen höchsten Flor zu bringen . [. . .] Um aber das gute Commerce nicht nur empor zu bringen, sondern auch in seinem beständigen Flor zu erhalten , sind auf seiten des Landesfürsten keine
Handel. Wirtschaft. Finanzen
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gekünstelte, sondern überhaupt nur die folgende allgemeine und natürliche Mittel erforderlich, daß nämlich a) die Justitz ernstlich gehandhabet, b) die Freyheit des Volks und besonders des Handelsstands nicht über die Noth wendigkeit beschrenket, c) diesem Stande aller Schutz geleistet, d) der publi que Credit sorgfältigst unterhalten und e) eine gute Polizey eingeführet und beobachtet werde. [ 0 0] Eben so wenig kann ich vor dermalen in eine umständliche Ausführung eingehen, was für diensame Mittel und Wege einzuschlagen seyen, um zur Wohlfarth des ganzen Staats die Grundherren zu vermögen, daß sie ihren Un terthanen das Eigenthum der besitzenden Gründen überlassen, ihre meiste Meyerhöfe abschaffen, die Gründe gegen billige Zinnse denen Unterthanen zum Genuß übergeben und mit ihnen wegen Verwandlung der Robotten in Geld- oder Naturalien Abgaben ein billiges Abkommen treffen. [ 0 0 0] 2 do Werden die Financiers selbsten nicht in Zweifel ziehen können, daß der freye Handel und Wandel einen Staat belebe und bereichere, daß aber selbi gen nichts mehr als Zwang und gehäufte Verbotte entgegen stehen . Es ist also die Freyheit als die Regel und deren Beschränkung als die Ausnahm anzuse hen, aber auch hierinnen haben wir die Exemption in die Regel verwandlet und die Verbotte so weit getrieben, daß die meiste Waaren darunter begriffen sind, ahngeachtet die wenigsten in den Erblanden verfertiget werden. O b es nun zwar zu Vertheidigung der Verbott- Gesätze an scheinbaren Gründen nicht ermangelt und die conditionirte Ertheilung der Päße als ein sehr vortheilhaftes Mittel zu Erh ebung der innländischen Fabriken angege ben wird , so laufen doch die Päße auf ein wahres und solches Monopolium hinaus, wo ein Kaufmann vor dem anderen sehr begünstiget und die Ab nahm der innländischen Fabricaten durch hundertley Mittel vereitelet wer den kann . Ohne nun in weitere Wiederlegung der Verbott-Gesätze einzugehen, nehme ich die Freyheit, nur so vieles der allerhöchsten Beurtheilung vorzule gen, daß seit deme diese Gesäze in der besten Meinung bey uns eingeführet worden, der Handel und Wandel und selbsten unsere Fabriken, um derent willen doch alles geschehen seyn soll, nicht nur nicht zugenommen, sondern im Gegentheil sehr abgenommen, und dem allerhöchsten Aerario theils durch die von ihm erhaltene namhafte Vorschüße und theils durch den Ab gang an dem Mauth Gefäll einen beträchtlichen Schaden verursachet haben . [ 0 0 0] 3 'io . Wenn aber in einem Stück die Hemmung des freyen Handels und Wan dels dem Staat zum empfindlichen Nachtheil gereichet, so ist es gewißlich die Einschränkung und der Verbott des Getreid-Handels . [ 0 0 0] 0
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Die Pfarrer 1 wären durch die zu veranlassende fleissige Aufsicht der Ordi nariorum dahin anzuhalten, daß sie einen ihrem Stande gernässen Lebens wandel führen, die Seel Sorge, den Unterricht in der Religion und die Cathe chisirung fleissig verrichten. Von Seiten des Gouv�rnement wäre dafür zu sorgen, daß von gelehrten und vernünftigen Männern eine geistliche Bauern Moral nach dem Begrif und den Umständen gemeiner Leuthe verfasset, darinnen die Schuldigkeiten ge gen Gott, den Landesfürsten, den Nächsten und sich selbsten kurz und deut lich angezeiget, die Liebe des Vaterlands eingeprägt und die Gelindigkeit der gegenwärtigen Regierung vorstellig gemacht würde. Aus welchem zum Druck zu befördernden Schriften die Ffarrer, anstatt ihrer gemeiniglich sehr einfältigen Predigen, ein oder mehrere Capitel des Sonn- und Feyertags dem Volk vorzulesen hätten. Der Schulmeister müste zugleich den Kirchendiener abgeben, und da zu Unterrichtung des Landvolks die Übersetzung verschiedener bereits hier landsbekannter Würtschafts Bücher zu verfügen und zugleich die Einrich tung zu treffen wäre, daß alle landesfürstliche Befehle, welche der Landmann befolgen soll, so kurz und deutlich als möglich verfasset zum Druck beforde ret und j edem Dorf zugeschickt werden, so hätte der Schulmeister sowohl die Würtschafts Unterweisungen als die erwehnte Befehle dem Volk zu bestimm ten Zeiten vorzulesen und andurch den grossen Endzweck zu beforderen, daß dem Volk die nöthige Kenntniß in der Religion, Moral, Landwirtschaft und von den landesfürstlichen Verordnungen nach und nach beygebracht und andurch der ganze National Geist abgeändert und verbessert, auch der Un wissenheit der allerhöchsten Befehlen gänzlich und auf einmal abgeholffen werde. [ . .] Nebst diesen nützlichen Beschäftigungen hätte der Dorfrichter noch eine zu übernehmen, welche den grösten Stoff zur vollständigen Känntniß von der innerlichen Beschaffenheit des ganzen Landes an Hand geben würde. Es wären nämlichen Tabellen drucken zu lassen, welche die Rubriken von dem Namen des Districts und Dorfs , Anzahl der Häuser, ihrer männ- und weibli chen Einwohner, des Zugviehes , der Äcker, Wiesen, Wälder p. nach der vom Schulmeister genommenen Maaß , sodann die Fechsung und Erträgniß dieser Gründe enthielten. Diese Tabellen hätte der Dorfrichter entweder selbsten, wenn er schreiben kann, oder durch den Schulmeister zu füllen, bey versam melter Gemeinde vorzulesen und sodann dem Kreißbeamten zu überbrin gen, damit dieser aus allen Tabellen der ihm untergebenen Dorfschaften eine ganze formiren und die particularen bey Gelegenheit näher untersuchen und controliren könne. .
1 Folgende Abschnitte gedruckt bei Maass, II, S. 180 f.
Kirchen- und Schulwesen. Staatsinventar. Mendikantenklöster
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[ . .] In diesen Tabellen bestünde eigentlich das jährlich zu errichtende reale Staats Inventarium, welches bey Vergleichung mit dem vorjährigen von Ru brique zu Rubrique summarisch und im Detail anzeigen würde, wie viel j edes Dorf, jeder District, j eder Kreiß und endlich das ganze Königreich an Men schen, Vieh, Fechßung und Industrie zu oder abgenommen . Alsdann auch die oberste Verwaltung mit wahrer und vollkommener Verläßlichkeit beur theilen kann, wo das Gute oder Üble stecke, aus was für Quellen es herrühre, auch wie das in einem District oder Kreiß anzutreffende Gute in allen Distric ten und Kreisen einzuführen und hingegen das Böse und Schädliche allge mein abzustellen und auszurotten sey. [ . .] .
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67. Promemoria des Staatskanzlers Wenzel Anton Fürst Kaunitz-Rietberg Kaunitz über die Verminderung der Mendikantenklöster in der Lombardei. 1
Maass, Il, S. 198 [Text im Original italienisch] . Wien, 5 . März 1774 Die Giunta Economale von Mailand hat in diesen Jahren die Untersuchung über das Vermögen, die Einkünfte und die Bedeutung aller religiösen Ge meinschaften in der Lombardia austriaca eingeleitet, gemäß den von Euer Maj estät gegebenen Anordnungen, um die Exemtionen von königlichen und bürgerlichen Steuern abzuschaffen, deren sich die Religiosen erfreuen, und um ihre wirklich übermäßige Zahl zu vermindern . In Übereinstimmung damit ist im Mailändischen auch der Zustand der Franziskaner-Mendikanten untersucht worden . Diese bilden, abgesehen von den Konventualen oder Minoriten, drei besondere Körperschaften, und zwar die Kapuziner, die Franziskaner-Observanten und die Reformierten . Die bei den letzteren leben, obgleich sie in vieler Hinsicht unterschiedlich sind, den noch unter der Leitung eines gemeinsamen Generaloberen . Die genannten drei Körperschaften der Mendikantenbrüder des hl. Fran ziskus sind in der Lombardei Eurer Majestät auf ein Maß von 70 Konventen und etwa 2272 Religiosen angewachsen . Sie leben notgedrungen alle zu La sten des Volkes, indem sie Almosen sammeln und keinen großen Dienst für die Religion und überhaupt keinen für den Staat leisten . Es ist deshalb aus allen diesen Gründen und in Übereinstimmung mit den bereits erklärten 1 Vgl . Anmerkungen zu Nr. 31 und Nr. 44 .
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Absichten Eurer Majestät unumgänglich, daß sowohl die Zahl der Konvente als auch der Individuen vermindert wird . [ . ] .
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68. Johann Ignaz Felbiger: >Allgemeine Schulordnung für die deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen< 1 Kropatschek, Handbuch, I, s . 412 -420 . 2
Wien, 6 . Dezember 1774 1 . Soll eine aus zween oder drei Räthen der Landesstelle ieder Provinz, dann einem Bevollmächtigten des Ordinariats und einem Sekretär mit Beizie hung des Normaldirektors , bestehende Schulkommission errichtet werden . 2 . Werden diese Schulen in zwei Klassen eingetheilt, als : a) in Normal schulen, welche allen übrigen der Provinz zu einer Richtschnur dienen, b) in Hauptschulen, welche in grösseren Städten, auch in den Klöstern oder wenig stens in einen iedem Kreise oder Viertel des Landes anzulegen kommen; c) in Gemeine oder Trivialschulen, welche in allen kleinen Städten und Märkten, und auf dem Lande, wo sich Ffarren, oder davon entfernte Filialkirchen be finden, eingeführt sind . 3 . Sollen die schon bestehenden Schulen, wo es möglich ist, nach der neuen Methode geleitet werden, und wo sich deren keine befinden, sind neue anzu legen, und haben die Gemeinden und Herrschaften, bei dem gemeinschaft lichen Vortheile, auch die Unkösten mitsammen beizutragen . 1 Die theresianische Bildungsreform bestand - neben der Einrichtung der 1760 durch Verselbständigung der bis dahin dem >Directorium in publicis et cameralibus< inkorporierten Studienkommission geschaffenen Studienhofkommission als einer Art Unterrichtsministerium - in der Reform (und Verstaatlichung) des Elementarschulwe sens und in der Einführung einer, wenn auch noch sehr unvollkommenen Ausbildung der Elementarschullehrer (Normalschulen) . Träger der theresianischen Schulreform war Johann Ignaz Felbiger, ein katholischer Geistlicher aus dem seit 1741 preußischen Schlesien, der 1774 in Österreichische Dienste trat. Seit 175 8 Abt des Augustiner-Chor herren-Klosters Sagan in Schlesien, war er schon vor 1774 mit Reformen des Saganer Schulwesens hervorgetreten . Aus jener Zeit stammt seine Schrift >Eigenschaften, Wis senschaften und Bezeigen rechtschaffener Schulleute< (1768 , Druck : Felbiger, hrsg. Scheveling, S. 25 -134) . Im Jahr seines Eintritts in Österreichische Dienste, 1774, ver faßte Felbiger seine (hier auszugsweise abgedruckte) >Allgemeine Schulordnung für die deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen< der Österreichischen Monarchie. 1775 folgte sein pädagogisch wichtiges >MethodenbuchKern des Methoden buches, besonders für die Landschulmeister in den kaiserlich-königlichen Staaten beim Heiligen Stuhl.
Ehedispenssachen. Robot-Patent für Steiermark
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amts in den übrigen Fällen empfangen haben, folglich diese bischöfliche Ge walt erst nach ungefähr tausend Jahren von den Päbsten durch Reservationen und in andern Wegen zur Erweiterung ihrer eigenen Auctorität und zu besserer Versorgung der römischen dataria beschnitten und vermindert worden ist. Allein dermalen denket unser Hof nicht, eine Veränderung der seitdem wirklich bestehenden hierarchischen Subjectionsverfassung zu veranlaßen, wenn nur durch die allzu enge Einschrenkung der bischöflichen Gewalt der Staat einen nicht zu empfindlichen Schaden leidet, sondern gegen die Gefahr übler Folgen, wie Schleppung des Geldes für soviele Ehedispensations-Taxen nach Rom ist, sicher gestellt wird . In dieser Absicht ist Ihrer Mayestät Vorhaben, es dahin einleiten zu laßen, daß einestheils von Seiner päbstlichen Heiligkeit den hierländischen Bischö fen die Ausübung der Dispensationsgewalt in tertio et quarto gradu simplici et mixto, etiam secundum gradum attingente, andererseits nicht allein cum pauperibus et miserabilibus personis , wie dermalen aus einer gar zu offenba ren Rücksicht auf den Nutzen der dataria, sondern pro omnibus in terris au striacis existentibus dann ein für alle Male ohne B edingung der Zeit ertheilt werden möge . Um j edoch mit möglichster Vorsicht desfalls vorzugehen, habe ich vor allem Eure Excellenz um Dero vertrauliches Gutachten zu ersuchen, ob und auf welche Art man sich einen guten Erfolg von der allenfälligen Behandlung des päbstlichen Hofes hierüber versprechen oder mit welchen Mitteln man selbigen dazu vermögen könne . Zu eben diesem Ende bitte ich mir von Eurer Excellenz die Verschaffung sicherer Nachrichten aus, ob die Bischöfe anderer Staaten, zumalen die fran zösische, spanische und die übrige deutsche, in Ehedispensations-Fällen in gleicher Maß, wie die hierländische, eingeschrenkt seyn, ob der so anstössige Unterschied zwischen Reichen und Armen überall durchaus beobachtet und ob nicht andern Bischöfen die Dispensationsgewalt, wie einige der hierländi schen glauben, für beständig verliehen werde. [ J •
81.
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Theresianisches Robot-Patent für die Steiermark 1 Theresianisches Gesetzbuch, Bd. 8, S. 198 (Nr. 1991 ) .
Graz, 13 . Juni 1778 Die sogenannten ungemessenen Roboten werden allen Dominien, wo sie noch üblich sind, verboten, und darf kein Dominium bei schwerer Ahndung 1 Vgl . Anmerkung zu Nr. 71 .
1779. 1780
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von seinen Unterthanen mehr Roboten als 3 Tage in der Woche fordern, auch sollen sie bei der Robotleistung keine ungebührlichen Exzessen gestatten .
82.
Verordnung zur Kirchenreform
Verbot der Verhängung von Kirchenstrafen ohne staatliche Zustimmung.
Kropatschek, Handbuch, II, S . 172 (Nr. 44) . Wien, 27. Februar 1779 Allen PEarrern werden die eigenmächtigen äußerlichen Kirchenstrafen oder Bußen ohne Vorwissen und Konkurrenz der Landesstelle verboten, und sind die derlei vorkommenden Fälle iedesmal von den Landesstellen nach Hof anzuzeigen.
83. Stellungnahme Josephs II. Grundfragen der Toleranz für die mährischen Protestanten. 1
Maass, II, S. 248 . Wien, 14 . Februar 1780 Ich habe über das wichtige Religions-Geschäft in Mähren meine Meinung schon weitlaufEig geaussert, ich wuste also über selbes nichts weiters zu sa gen . Nur das ist gewiß, daß ich, wie das hier von dem Probsten Hay vorge schlagene und vom Fürst Kauniz bloß auf dessen Angaben angenommene und modificirte zu publicirende Patent ist, nie für räthlich und nutzbar halte, da es als ein Bekehrungs-Mittel, zu welchen es Hay vorschlägt, sehr unvoll kommen und unnüz ist und die Landes-Gesetze diesen Leuten ohnedieß be kannt sind, welche ihnen kein exercitium ihrer Religion bis j etzt gestattet ha1 Nachdem der Eklat zwischen Joseph II. und Maria Theresia über die Behandlung der mährischen Protestanten (vgl. Nr. 78) am Anfang der josephinischen Toleranzpoli tik gestanden hatte, setzte die praktische Toleranzpolitik daher auch in Mähren ein . Die "prinzipielle Toleranz" des Kaisers (statt der "generellen Intoleranz" Maria There sias) war jedoch auch nach den Toleranzpatenten von 1781 (vgl. Nr. 102) nicht nur mit mancherlei Einschränkungen verbunden, sondern auch mit dem Motiv der "toleranten Mission" (Barton) und der Rückgewinnung der Protestanten für die katholische Kir che . Dieses Motiv - Toleranz als Fortsetzung der Gegenreformation mit anderen Mit teln - wurde u. a. von dem Bischof von Königsgrätz in Mähren, Johann Leopold Hay, vertreten.
Kirchenstrafen. Toleranzpolitik in Mähren. Kanzelverlesung
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ben . Also wäre es nur, um das neuerlich zu wiederholen, was bis itzt als ein unwirksames Mittel anerkannt worden und um eine unangenehme Sache sich nur vom Halse zu schaffen, ohne zu ergründen, ob Mittel und was für welche zu Abhelfung dieses Ubels vorhanden wären, wenn man dieses Patent erliesse und Sachen, welche ohnedem unumstößlich sind, erneuerte , die Zeit und Umstände, auch andere Oberzeugungen vielleicht ganz anders könten beur theilen machen. Ich wäre also vielmehr der ganz entgegengesetzten Meinung, daß gar nichts zu thun, ja das Bestehende, das mit einem so üblen Erfolg als schädlich oder wenigstens unnüz ist bewiesen worden, gänzlich abzuändern wäre, also zwar daß das judicium delegatum und die Religions-Commission in Brünn ganz aufgehoben, der Probst Hay blos bey seinen Probstey-Geschäften be lassen würde, die sich so hart ausgedrukte und bezeigte Pfarrer abgeändert, der commissarius Mitscha in einen andern Kreis übersetzt und kurz allen geist- und weltlichen Obrigkeiten schärfestens eingebunden würde, daß künftig keine Auspähung, noch der mindeste Unterschied zwischen den gänzlich katholischen und zwischen den mit der protestantischen Irrlehre an gesteckten Dörfern gedacht werde; ob Leute und wie viel in den Gottesdienst gehen, ob sie ihre Kinder in die Kirche, kristliche Lehr und die Schule schik ken oder nicht, ob sie zu Hauße singen, bethen oder nicht, ob sie nach Hun garn oder Teschen gehen oder nicht. Alles dieses müste nicht beobachtet, ja nicht einmal angezeigt werden, son dern man hätte blos den katholischen Gottesdienst und dessen Ubungen eif rigst und erbauliehst fortzusetzen, wodurch nach und nach mehrere Seelen zur katholischen Religion und zu wirklich guten Katholiken würden zurük geführet werden als durch alle mögliche Zwangs-Mittel, wovon dieses vor geschlagene Patent eins der allerstärkesten und in allem Anbetracht eins der bedenklichsten und gewiß unnützesten ist.
84. Verordnung zur Kirchenreform Kundmachung landesfürstlicher Verordnungen durch die Seelsorger. 1
Kropatschek, Handbuch, li, s . 175 f. Wien, 11. März 1780 Um eines Theils gesichert zu sein, daß die an die Geistlichkeit ergehenden Verordnungen dem Volke wirklich kund gemacht werden, anderen Theils 1 Die Publikation (Kanzelverlesung) landesfürstlicher Rechtsgebote durch die Pfar-
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1780. 1781
aber, damit auch derlei den Seelsorgern zur Beobachtung zukommende lan desfürstliche Befehle ihren Nachfolgern in der Ffarr nicht unbekannt blei ben, wird allen Seelsorgern aufgetragen, sich iedesmal über die wirkliche Kundmachung der dem Volke zu wissen nöthigen Verordnungen bei dem Kreisamte mit einer glaubwürdigen Anzeige zu legitimiren; hiernächst hat ein ieder Pfarrer und Seelsorger alle an ihn ergangene landesfürstl . Verord nungen in ein ordentliches Buch oder Protokoll einzutragen, solches stets fortzusetzen, und seinem Nachfolger zu überlassen, auch auf iedesmaliges Begehren der geist- oder weltlichen Obrigkeiten unweigerlich vorzuzeigen . Worüber die Kreisämter von Zeit zu Zeit die Einsicht zu nehmen haben .
85. Verordnung zur Einschränkung der Vermögensverwaltung der Klöster Beschriinkung des beim Eintritt in ein Kloster dem Orden oder dem Kloster übertrag baren Kapitals. 1 Gesetze und Verfassungen im Justizfache (1781-1786), S. 1 f. (Nr. 1 ) .
1 7 . Dezember 1780 Von nun an soll kein Noviz oder Ordensmann, welcher vor Ablegung der geistlichen Profession oder Ordensgelübde ein Testament oder sonstig letzt williges Geschäft machen wollte, befugt seyn, von seinem wirklich schon be sitzenden oder künftig erhaltenden Vermögen, in was es immer bestehen möge, außer des in den Gesetzen schon erlaubten Vitalizii eine andere gültige Anordnung zu machen, als daß er die in dem unter dem 26sten August 1771 kundgemachten' Amortisations-Gesetze und den hierüber erfolgten Erläute rungen bestimmte Dotation pr. 1500 fl . rheinisch dem Orden oder dem Klo ster vermache und zubringe. Von diesem nähmlichen Dotations-Betrage stehet ihm zwar frey, einen Theil zum frommen Gebrauche für ein Gotteshaus oder sonst zu einer from men B estimmung zu vermachen, welcher so legirte B etrag die Dotem j edoch alsdann vermindert, und von den gesagten 1500 fl . abgerechnet werden muß; was aber über diese 1500 fl. auf was immer Art ad manus mortuas , als zum Beyspiele für Gotteshäuser, Kirchen-Ornate, Bruderschaften, geistliche Stifrer war gängige Praxis in großen und kleinen, katholischen und protestantischen Terri torien. Auffällig im Österreich von 1780 ist die Systematisierung des Verfahrens durch staatlich kontrollierte Protokollführung seitens der Geistlichen. 1 Eine der ersten Verfügungen Josephs Il. nach dem Tod Maria Theresias (t 29. 1 1 . 1780) beschränkte die Geldsumme, die ein Novize oder ein Ordensangehöri ger seinem Orden oder Kloster vermachen durfte . Vgl. auch Nr. 57.
Beschränkung der Dotation . Bücherzensur
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tungen und dergleichen in einem solchen Testamente legiret, oder sonst be stimmt seyn sollte, dieses alles wird im voraus für null, nichtig und ungültig dergestalt erklärt, daß die weltlichen Erbfolger oder Interessenten zu allen Zeiten ihr darauf habendes Recht bey der betreffenden Justizbehörde fortset zen und vindiciren können . Durch welche den weltlichen Interessenten offen gehaltene Rechtswege, den Richtern obliegende schleunige Assistenz-Leistung, und hiermit schon im voraus geschehene Annullirung alles dessen, was über die 1500 fl . dotis nomine obbesagter Maßen für geistliche Ordenspersonen, oder sonst ad ma nus mortuas bestimmt worden, es von der anbefohlenen Ueberreichung der ley Testamente bey den Hof- und Länderstellen abkommt.
86.
Resolution Josephs li. : >Grund-Regeln zur Bestimmung einer ordentlichen künf tigen Bücherzensur< Gnau, Die Zensur unter Joseph li . , S. 254-268 . 1
Februar 1781 2 1 mo . Es bedarf keiner Beweise, daß mehr als ein Bücher-Censur in den deutschen und hungarischen Erblanden nicht seyn kann, da die Gesinnungen der Menschen so sehr unterschieden, daß nicht einmal eine Gleichförmigkeit in Anerkänntnis des schädlichen oder unschädlichen, zwischen zu viel und zu wenig Vorsicht leicht zu finden ist. 2 do . Entsteht die Vorfrage : ob man mehr irre gehe, wenn sich Bücher ein schleichen, die zu verbieten wären, als wenn man mit der äußersten Strenge viele gute hindenhalt und unangenehme Zwangsmittel anwendet, ja einen we sentlichen Handlungszweig sich selbst sperret ? Es scheint, daß folgende Maßnehmungen das wahre enthalten, nemlich : wenn man gegen alles, was ungereumte Zotten enthält, aus welchen keine Gelehrsamkeit, keine Aufklärung jemals entstehen kann, streng, gegen alle übrige aber, wo Gelehrsamkeit, Kenntnisse und ordentliche Sätze sich vorfin den, umso mehr nachsichtig ist, als erstere nur vom großen Haufen und von schwachen Seelen gelesen, letztere aber nur schon bereiteten Gemüthern und in ihren Sätzen standhafteren Seelen unter die Hände kommen . Dieses versteht sich sowohl von Werken, die mit Religions-Sätzen etwas anstößiges , als in den Sitten etwas freyes oder gegen den Landesfürsten und den Staat etwas bedenkliches in sich enthalten . Werke, die systematisch die katholische, ja öfters sogar die Christliche Re1 Siehe auch Gnau, S. 43 -52. 2 Das Aktenstück ist undatiert, liegt aber mit den Zensurakten vorn Februar 1781 im Archiv des Ministeriums des Inneren (so Gnau, S. 43).
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ligion angreifen, können auf keine Art geduldet werden, so wie j ene, welche diese unsere Religion öffentlich zum Spott und lächerlich machten; prote stantische Bücher und überhaupt solche Schriften, welche zur Ausübung der im Lande bestehenden Religionen nötig sind, können nicht verbotten wer den, weil diese wohl keine proselyten machen dürften, und sich sowohl unter fremden als inländischen Glaubensgenossen Käufer dazu vorfinden . Es wäre j edoch vorzüglich darauf zu sehen, daß dergleichen protestanti sche Bücher, welche ihrem Inhalt nach selbst dem gemeinen Mann zur Le sung und Unterichtung geeignet sind, als Biblen, postilles etc . in den Provin zen, wo die Protestantische Religion nicht geduldet ist, nur erga schedam de nen allda sich aufhaltenden Glaubensgenossen civils und militaires gestattet würden . Wo aber eine Mischung der beyden Religionen würklich statt hat, als in Hungarn, Schlesien, mit den nötigen Vorsichten wegen nicht Aus schleppung derselben in die Nachbarschaft der Gebrauch davon frey zugelas sen würde. 3 tio . Kritiken, wenn es nur keine Schmähschriften sind, sie mögen nun treffen, wen sie wollen vom Landesfürsten an bis zum untersten, sind nicht zu verbiethen, besonders wenn der Verfasser seinen Namen dazu drucken läßt, und sich also für die Wahrheit der Sache dadurch als Bürge darstellt; für j eden Wahrheit liebenden muß es eine Freude sein, wenn ihm selbe auch auf diese Art zukommt. 4 to . Ganze Werke, periodische Schriften sind wegen ein oder andere Stelle, die anstößig wäre, nicht zu verbieten, wenn nur in dem Werke selbst nuzbare Dinge enthalten sind, und eben dergleichen großen Werke fallen sel ten in Hände solcher Menschen, auf deren Gemüter derlei anstößige Stellen eine schädliche Wirkung machen könnten, wenn jedoch eine dergleichen pe riodische Schrift auch, als eine einfache brochure betrachtet, würklich unter die Klasse der verbothenen Bücher zu sezen käme, wäre selbe schon in dieser Rücksicht und lediglich denen Personen, die sich auf solche abbonniret, aus folgen zu lassen, und auch diesen in dem Falle zu verweigern, wenn solche Stücke die Religion, gute Sitten oder den Staat und Landesfürsten directe auf eine gar anstößige Art behandelten . 5 to . Das juridische, medizinische sowie das militärische Fach ist meines Erachten gar nicht zur Censur geeignet wessemwegen die daraus vorkomen den Bücher unaufgehalten und ununtersucht passiret würden. Wie denn auch alle die blos Wissenschaften oder freye Künste zum Gegen stand habende und mit der Religion und Sitten nicht in der mindesten Verbin dung stehende Werke, darunter zu begreifen und keiner Censur zu unterlie gen hätten. Jedoch wären von dieser Haupt-Benennung auszunehmen : a) j ene so unter einem zwar einfachen Titel doch weltkundig gefährliche und unieidentliehe Sätze enthielten;
Bücherzensur
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b) so wie alle Broschüren der Marktschreyer, Quacksalber und Alchimisten, weiteres die Werke, so das c) geistliche Recht, d) das allgemeine oder deutsche Staats-Recht behandeln, und e) alle unter dem Titel melanges herauskommende Schriften, welche sämt liche Bücher der Censur unterliegen müßten . 6 to . Was in das Staatswesen einschlägt, darüber müßte, wenn von fremden Höfen ärgerliche Sätze oder Schriften erschienen, das Decisum der Staats kanzley, an welche selbe einzuschicken wären, anverlangt und sich darnach gehalten werden. Dieses ist hier in kurzen, was diejenige Bücher, so aus der Fremde herein gebracht werden, betrifft. Es ist aber auch zu bestimmen nötig, was eigentlich unter der Censur Auf sicht und Gewalt seyn soll . 7 mo . Der Gebrauch jedem Reisender, jedem Inländer, der nur von seinen Landgütern in eine Stadt kömmt, alle seine Truhen und Bett-Säcke zu durch suchen, um entweder ein Buch zum verbrennen zu finden oder ein hier noch nicht bekanntes zu censuriren und also einem j eden sein Eigentum entweder Wochen- oder Monatweise vorzuenthalten, bis die Bücher gelesen, dann Re ferate und Resolutionen darauf erfolgen, oder endlich selbe wohl gar zu ver tilgen oder einem fremden oder Buchführer zu nötigen, daß er selbe zurück schicke, alles dieses scheint nicht allein nicht räthlich, sondern auch wirklich das Maaß der Billigkeit sehr zu verfehlen . Es wäre also hinführo ein j eder reisender Particulier mit seinen Büchern frey, ausgenommen, daß er von dem nämlichen Buche mehrere Exemplare bey sich hätte . [. . .] Die Censur wird sich also: 8 vo . lediglich an die zum öfentlichen Verkauf gewidtmete Bücher, nämlich sowohl j ene, so bei Buchführern, als die bey öfentlichem Verkauf und Verstei gerung erscheinen, halten, die Polizey aber 9 no . schärfestens auf die heimliche Büchermäkler und Verkäufer zu deren Hindenhaltung einverständlich mit den Buchführern, deren eigentliches In teresse es ist, sorgfältigst wachen, und die sich darin betreuen lassende ge messen bestrafen . 10 mo . Nach diesen Hauptgrundsätzen müßte die Censurs-Commission allhier zu Werke gehen, und in Gemäßheit den Catalogum prohibitorum noch einmal durchgehen und daraus bestimmen, was nach diesen Sätzen an noch verbotten zu bleiben hätte, oder welche Bücher ohne einer eigenen Kundmachung j edoch gestattet werden könnten . [. . .] [l l mo]
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Was die " Manuskripten " angeht, könnte in den Provinzen den Landes-Stel len die Vollmacht eingeräumet werden, das Imprimatur auf selbe zu setzen, ohne solche zu diesem Ende anhero zu schicken, und wären die in den Ländern hin und her sich aufgestellt befindenden Censur-Commissionen allererst nach Einführung dieser neuen Systeme, wozu sie wegen Verfertigung der behörigen Instruktionen und Berichtigung des Catalogi noch einige Zeit erfordert werden dürften, aufzuheben . Was die innerliche Buchdruckerey betrift, da müßten alle Werke von eini ger Bedeutung und welche auf die Gelehrsamkeit, Studium und Religion ei nen wesentlichen Einfluß hätten, bevor als sie das Imprimatur bekämen, hier her zu der Censur zur Begenehmigung gebracht werden, jedoch dergestalt, daß ein j eder in dem Lande, von welchem er herkömmt, ein Attestat, daß nichts über die Religion, gute Sitten und Landes-Gesetze darinnen enthalten und demnach der gesunden Vernunft angemessen wäre, von einem der Mate rie gewachsenen Gelehrten, Professor, Geistlichen oder weltlichem Ober haupte, dessen Namen unterschrieben sein muß, hätte . Was die minder wichtigen Sachen und nicht ganze Werke ausmachte, könnte bloß bei den Landes-Stellen mittels Producirung eines ebenmäßigen derlei Attestats gestat tet oder verworfen werden . [. ] Was aber Comedien angeht, da selbe so sehr auf die Sitten einen Einfluß ha ben, so werden in den Provinzen keine auf den regelmäßigen Theatern aufge führet werden, welche nicht allhier zu Wien von der Censur entweder in der Stadt oder in den Vorstädten gestattet worden sind, wozu also der Catalogus noch einmal zu durchgehen und nachhero in alle Provinzen zu überschicken sein wird . Neue inländische oder ausländische werden alle vor ihrer Aufführung zur hiesigen Censur einzuschicken seyn . [ ] .
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Bücherzensur. Staatskirchliche Reformen 87.
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Denkschrift des Hofrats Franz Joseph von Heinke
Stellungnahme zu den staatskirchlichen Reformvorhaben des Kaisers. 1
Maass, 111, S. 251-300. Wien, 14 . März 1781 [ . .] .
Erster Theil In welchem Zustande und Verhältniß sich der clerus in denen k. k. Öster reichischen Staaten in Bezug auf die Pflichten gegen Relligion, Kirche und Staat befinde . Die Quellen der Gebrechen und die Mittel denenseihen abzuhelfen. ] Es sind nunmehro beynahe 12 Jahre, daß man ein eigenes , niemals be [ vor gewesenes Departement in objectis publico-ecclesiasticis bey der kaiser lich-königlichen Hofkanzley eingeführet, und solches mir allein aufgetragen hat. Wie mir nun die Vorbereitung und Einleitung der in nicht geringer An zahl seit deme allgemein eingeführten landesfürstlichen Gesetze auch die Be arbeitung aller vorgekommenen, die Geistlichkeit als Staatsglieder betrefen den Amtsgeschäfte bis auf wenige ohnehin in guter Ordnung laufende minder wichtige Gegenstände anvertrauet worden, so ist es ganz natürlich, daß mich die lange Erfahrung um so mehr in genauere Kenntniß des cleri, so weit sol che hieher gehöret, nach und nach geleitet habe, als ich deßelben häufige Wi dersprüche und Einwendungen gegen die eingeführten Gesetze oder gegen die Abstellung mehrerer Gebrechen mit Überzeugung ihres Ungrundes zu wiederholt und wiederholten Malen widerlegen müßen und hiebey soweit ausgelanget habe, daß bis heute noch in keinem einzigen Gesetze die minde ste Abänderung geschehen seye . Ich wünsche, daß in anderen Linien der Le gislation ein Gleiches bewiesen werden könne, worinne doch der Wider spruch niemals so häufig noch von so mächtigen Gegnern als von dem clero zu erwarten stehet. Man kann also durch reife Vorbereitung und anhaltende Standhaftigkeit vieles thun, folglich auch noch weiter kommen. Die von dem clero andurch zu s einem Vorhaben geäußerten principia, die nähere B eleuch tung der ihm noch allein überlaßenen Einrichtungen, nicht minder die j ezu.
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1 Die umfangreiche Denkschrift kann hier nur stark gekürzt und beschränkt auf die allgemeinen Darlegungen Heinkes über den Zustand des Klerus und das Staat-Kirche Verhältnis und über die Rechte des Herrschers gegenüber Kirche und Geistlichkeit sowie auf seine Vorschläge bezüglich der Verwendung der geistlichen Güter wieder gegeben werden . Vgl . auch Anmerkungen zu Nr. 43 und Nr. 47.
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weil persönlich auf allerhöchsten Befehl gepflogenen Untersuchungen, haben mich demnach in Stand gesetzet, folgendes in tiefester Ehrfurcht zu bemerken: Die Grundlage und der Stof zu guten und eyfrigen Gliedern für Kirche und Staat ist bey dem clero, überhaupt genommen, allerdings vorhanden . Gleichwie j edoch von der Erziehung die Bildung des Caracters einer j eden Gattung der Menschen, ja wohl ganzer Völker abhängt, ebenso und nicht anderst ist es mit der dermaligen Geistlichkeit beschafen . Unwißenheit oder gar falsche Richtung durch unächte Grundsätze verhin deren die ächte Ausbildung des größten Theils der Geistlichkeit . Hiezu kom men leichtlieh die unbeschränkten Absichten auf zeitliches Interesse oder übertriebenes äußerliches Ansehen und hieraus folgen die Eingriefe in weltli che Rechte des Landesfürstens sowie ihrer Mitbürger. Streitigkeiten und Co lisionen verursachen alsdenn die Abneigung gegen Hierten und Priester, und da eben aus der Quelle der Unwißenheit noch öfters ein übel verstandener Religionseyfer, Gewißenszwang, Verfolgungs-Geist oder unstatthafte An dächteleyen entspringen, so nähret sich im Staate der Zwietracht zwischen dem geistlich- und weltlichen Stande, in der Kirche selbst aber äußeren sich Gebrechen mit schädlicher Ärgerniß . Diejenigen dagegen, welche entweder aus zufälliger Privat-Leitung oder durch den öfentlichen Unterricht die äch ten principia eingesogen haben, sind in der That würdige Priester, gute Hier ten, gehorsamme Unterthanen und nützliche Bürger. Sie abscheuen viele Ma ximen ihrer geistlichen Brüder und zeichnen sich in allen Gelegenheiten aus . So gering die Anzahl solcher Männer annoch ist, weil die meisten Kirchen vorsteher und geistlichen Obrigkeiten die beßeren studia denen Untergebe nen verhinderen und gehäßig machen, wie solches die Erfahrung noch immer lehret, so auffallend sieht man dennoch aus den wenigen Beyspielen, wienach alles auf dem Weege der rechten Studien beruhe . [. . .] Der unseelige Eigennutz und das Bestreben nach weltlichen Gütern ist von j eher die Wurzel wo nicht aller, doch ganz gewiß der meisten Gebrechen, Mißbräuche und tadelhafter Handlungen gewesen, die sich nur allein von der Zeit in großer Menge bey der Geistlichkeit überhaupt eingeschlichen haben, seitdem die Hirten und Priester nicht mehr wie ehemals von den bloßen B ey trägen der christlichen Gemeinden zu ihrem Unterhalt lebten, sondern an fiengen, Geld und zeitliche Güter als ein Eigenthum durch allerley Weege zu erwerben, solches mit angespannten Kräften zu vermehren und also ansehnli che, reiche und mächtige Bürger an Statt bloßer Seelenhierten zu werden, die sie nur allein seyn und bleiben solten und die vorhero eben deßwegen ihrem Beruf und Amte beßer vorstehen konnten, weil sie durch weltliche Sorgen, Verwaltung, dann vergrößerte Absichten auf Hab und Vermögen weder im Geiste verstöhret, noch durch solche Beschäftigungen von dem Weege der Pflichten abgeleitet wurden .
Fehler im Kirchenwesen
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Das Auge des Volks ist immer scharfsichtig, und weil die Habsucht die Mutter der Rechtshändel ist, so folgte Zwietracht, Neid und endlich Verach tung gegen den Priester, deßen ganze Hofnung einer frommen Leitung der Seelen auf die Ehrfurcht und das Vertrauen gegen demselben gebauet seyn muß , sonst werden die Früchte von seiner Lehre im Predigt- und Beicht stuhle sehr mager ausfallen . Der Monarch, welcher den großen Gedanken ausführet, daß die Priester schaft seines Staates in ihrem ganzen Umfange der geistlichen Würden auf eine denen heutigen Zeiten und Bedürfnißen angemeßene Art mit anständi gem, keinesweegs der harten Nothwendigkeit, sondern der zu jedem Amte aufmunterenden Bequemlichkeit entsprechendem Unterhalt versehen wird, dieser Monarch würde vieles Übel aus der Wurtzel beheben und durch das Ebenmaaß in der Eintheilung nach Unterschied der geistlichen Ämter dem Priester Zufriedenheit, der Kirche Ruhe, der Religion B evestigung verscha fen , dem weltlichen Theile aber wahre Ehrfurcht und Liebe gegen seine Hir ten einprägen, weil die Streittigkeiten propter meum et tuum in Bezug auf alle modos acquirendi als der eigentliche Zankapfel beyder Theile nicht mehr zu befürchten stünden . Wenn endlich ferner die Unterhaltung des gesamten cleri aus einer hiezu bestirnten massa erfolgte, so würde die Heerde von dem Seel sorger ganz allein geistliche Wohlthaten empfangen, denen Schaafen wäre er nicht zur Last, somit aber müßten diese seine Lehren für bloße Wahrheiten, nicht aber als Absichten auf Interesse oder weltliche Dinge halten, und eben dadurch würde sich das wahre Vertrauen, folglich auch der Gehorsam in geistlichen Rathschlägen bestens erhalten . Die Anmaßung eines Theils der weltlichen Macht über zeitliche Dinge, die Herrschsucht und das allzu weit getriebene äußerliche Ansehen, dann die hieraus nothwendig folgende Eingriefe in die Rechte der Fürsten, des Staats und der weltlichen Bürger sind mit dem Interesse verbundene Folgen, deren Früchte eben so großes Unheil und Ärgerniß in der heiligen Kirche sowohl als in den meisten katholischen Staaten angerichtet haben . [ ] Leyder ist es so weit gekommen, daß man auch sogar die ehedem von nie manden in Zweifel gezogenen klaren Rechte der Landesfürsten in Bezug auf bloß weltliche Gegenstände bey der Geistlichkeit mit allen Beweisen nun mehro gleichsam neuerdings behaubten und ihre dem publico schon einmal aufgedrungene Scheingründe in ganzen Deductionen mit unnützem Zeitver lust widerlegen muß . Ja, wenn auch dieses auf das gründlichste geschehen ist, siebet man sich dennoch alle Zeit dem Verlust seines Religionscredits durch ungescheute Verleumdungen bloßgestellet. Aus zeitlichen und bloß weltli chen Dingen machen sie pur geistliche Geschäfte und setzen fromme Gewi ßen in die Beängstigung, als ob man gegen Gott, das Altar und die heilige Re ligion damals einen Raub begienge, wenn man den Priester als Bürger und .
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Unterthan in bloß bürgerlichen und pur weltlichen Handlungen oder Dingen an die Beobachtung der Staatsgesetze leitet, seinen Übenrettungen Schran ken leget und endlich denselben in die pflichtmäßige Verwendung zeitlicher Güter (die er doch nur aus der Wohlthat der Fürsten und des Staats genießet oder erworben hat) mit ordnungsmäßiger Vorschrift verweiset . In dem vorliegenden Geschäfte ist nichts Beßeres vorauszusehen, und man muß schon dermal hierunten den Anstand aus dem Grunde beheben , den man hundertfältig zum Vorwurfe haben wird, daß nämlich der Monarch kein Recht habe, in Ansehung der denen Bisthümern, Klöstern etc . angehörigen Eingängen auch zu ihrer weesentlichen Bestimmung etwas zu veranlaßen, wenn es nicht der päbstliche Stuhl erlaubet und die geistlichen Besitzer hierzu ihre Einwilligung geben, die ihnen immer frey und willkührlich bleiben müße. Darum ist es nöthig, obschon nur mit wenigem, die Grundursachen dieser Vorunheile und daraus folgenden Streittigkeiten zwischen der geistlichen und weltlichen Macht, wenn es um Ausübung landesfürstlicher Rechte zu thun ist, hierorts zu berühren . Die meisten canonischen und theologischen Schriftsteller aus den mittleren Zeiten, wo die gröbste Unwißenheit bey denen Weltlichen herrschte, haben die Welt durch saecula getäuschet, als würden zeitliche Güter, Geld und Gel deswerth sogleich eine geistliche Sache (quid spirituale) , so balde sie in geistli che Hände kommen . Sie machten endlich ein sogenanntes annexum spirituali in canonischen und theologischen Büchern daraus, um nur dem weltlichen Arm durch Scheingründe die Hand zu binden, daß er sich nicht daran zu rühren getraue. An diesem ware es ihnen nicht genug; sie bestrebten sich sogar zu behaup ten, daß die Kirche und somit die Geistlichkeit auch in allen anderen zeit lichen Dingen von Gott eine Gewalt erhalten habe unter dem Vorwand, weil alles Zeitliche dem viel höheren Zweck des ewigen Heils untergeordnet seyn müße. Auf jedem Blatt der Geschichte findet man wegen dieser kühnen An maßung traurige Folgen und oft gefährliche Zerrüttungen des Staats in katho lischen Ländern; ja selbst die katholische Kirche, sowie die Religion mußte endlich deßhalben leiden . Als sie j edoch bey einigen noch aufgeklärten Höfen und Staatsmännern mit dem gleichbesagten Vorwand, noch weniger aber mit unmittelbaren Be weisen aus dem Wort Gottes aufkommen konnten, suchten sie per indirectum denen Unerfahrenen mitte1st Einführung der Lehre von der Unfehlbarkeit des Pabstes in seinen Aussprüchen durch Bullen und Decretal-Schreiben die obige Meinung aufzudringen und solche bey j eder Gelegenheit durchzu setzen . [ . .] Die im vorigen saeculo in Frankreich lebenden gelehrten Bischöfe haben .
Reformbedürftigkeit des Klerus
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den eierum lediglich durch Reinigung der demselben beygebrachten Lehren in Bezug auf die Eingriefe des römischen Hofes in die Rechte der Monar chen, Staaten, Fürsten und Bischöfe in eine solche standhafte Verfaßung ge bracht, daß die bekannte declarationes cleri gallicani der dortigen Kirche und dem Staat unendlich viel Gutes, dem clero selbst aber Ehrfurcht von der gan zen vernünftigen Welt zu Weege gebracht, und da sich die Creaturen des rö mischen Hofes mermalen dawider emporgehoben, hat Bossuet, der fromme Bischof zu Meaux, seinen Namen durch eine vortrefliche Vertheidigung der französischen Kirche verewiget. Die beßeren Studien haben also damals die Geistlichkeit umgebildet und den Grund zur Erreichung eines hohen Grades der Kenntniße und Wißenschaften bey dieser Nation geleget, wodurch ihre Künste und Kenntniße endlich blühend und dem Staate am Gelde einträglich geworden sind . Männer, die sich in ihren Pflichten etwas weiter umgesehen, keine Absichten, wohl aber Standhaftigkeit genug haben, sich vor jedem Riß zum Besten des Staats darzustellen, werden diese, und keine andere Sprache führen . Welcher Staatsbeamte also einer so einleuchtenden Wahrheit wider spricht und ihren Fortgang verhinderen will, der ist entweder mit Vorurtheil und Unwißenheit befangen, oder er meinet es ganz gewiß mit dem Staat nicht gut . Hierinne findet man demnach die erste Grundlage d e r übeln Richtung des cleri NB . soweit derselbe als Bürger und Unterthan zu betrachten körnt. Wenn man aber seine Ausbildung als Hierthen und Priester gerrauer prüfet, findet man theils in der Unwißenheit und theils in der mit dem Geist der hei ligen Kirche niemals vereinbahrlichen Unterrichtung den Grund des Übels . Nach den vorigen, noch vor wenigen Jahren hergebrachten Lehren ware der Laxismus in der Moral bis zum Verderben des Volks in mehreren Gegenstän den eingeschlichen, die Andächteleyen in zufälligen und veränderlichen Reli gionsübungen wurden für wesentliche Dinge ausgegeben, der Geist der Ver folgung oder der Ketzerhaß bis zur Ärgerniß verrathen und wiederum bey anderen der Rigorismus bis zum Heuchler und zum Verboth der unschuldig sten Handlung getrieben . Man kann ferner sicher behaupten, daß die wenig sten Pfarrer in Städten sowie auf dem Lande im Stande sind, einen Protestan ten oder Reformirten (von den subtilen Socinianern will man gar nicht geden ken) die Gründe seiner Irrthümer mit Überzeugung zu widerlegen . Wenige Bischöfe wird man hierinne in behöriger Stärke finden und sehr wenige Obe ren in bemittelten Stiftern trift man an, die ihre Untergebenen durch Anwen dung in beßerem Unterricht vom Müßiggang ableiten, wenn sie seihe nur nicht gar daran hindern, weil sie selbst den Werth davon mißkennen und nach der bisherigen Gewohnheit aus Kuchelmeistern, Kellermeistern oder Wirt schaftern zu Prälaten, Äbten etc . erhoben worden sind . Die Vorgesezten bey denen Mendicanten thuen selten was anderes, obschon bey einigen Orden der beßere Unterricht nunmehro zu wachßen anfängt . Man zweifle nur nicht,
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daß diese nunmehr aufkeimende Verbeßerung eine sichere Wirkung der Wahr heit seye, denn wer sich mit ernsthafter Betrachtung in der Menschenkennt niß etwas umsiehet, der findet gewiß, daß die gesunde Vernunft die Wahrheit, wenn man sie ihr nur ohne Schleyer vorlegt, begierig umfaße und selbe nicht leichtlieh verlaßen wird . Darum ist man auch in dem theologischen Fache äußerst bemühet, den eierum behörig auszubilden. Alle ehedem vernachläßigten Theile des Unter richts sind nunmehro eingeführet, die unentbehrliche Kirchengeschichte, worinne vorhin lauter Factionen und studia partium lagen, die Kunst der gründlichen Auslegung der Heiligen Schrift aus den Urquellen, die literari schen Kenntniße der besten Schriftsteller, der wahre Gebrauch der fürtrefli chen Werke der heiligen Väter, der zur Überzeugung des Volkes unumgängli che angemeßene Vortrag der Predigten und Christenlehren, die Abschafung so vieler unnützen theologisch-scholastischen Zänkereyen und endlich eine gesunde, dem Wort Gottes und dem Geist der Kirche vollkommen entspre chende Moral, eine denen heutigen Zeiten angemessene Pastoral- oder Hir then-Leithung etc . sind Gott Lob (obschon unter ebenso heftigen Widersprü chen als in dem obbesagten canonischen Fache) soweit hergesteilet und seit wenigen Jahren auf den kais . -königl . hohen Schulen mit dem Beyfall fremder berühmter Universitäten oder Lycaeen gelehret worden, daß man zu Fulda und Erfurth, zu Münster, zu Maria Einsiedei und auf denen chur-trierischen Lehrstühlen das nämliche Systeme bereits angenommen hat [ . . . ] auch die ge lehrten Recensionen von Weymar, Gotha, Leipzig, Göttingen sind hierüber zur Ehre der Wiener Universitaet im öfentlichen Druk ungemein vortheilhaft außgefallen, wo doch Protestanten besonders im theologischen Fach gegen Catholiquen gar selten milde Äußerungen von sich hören laßen . Eben dieses systema hat die studia theologica von einer ganzen Menge schädlicher und theils abscheulicher Lehren gereiniget, die man in theologi schen Büchern der vorigen Zeiten findet und welche die meisten Priester wegen dem Ansehen ihrer Authoren verführet und verdorben haben . [. . .] Das einzige Mittel, dem Unheil gänzlich zu steuern, ist dahero die Empor bringung und Beschützung der gereinigten Lehren und verbeßerten Studien, wobey zuerst die Hirthen und durch diese die Schaafe gebildet werden mü ßen. Jene muß man zu den studiis in hohen Schulen und Priesterhäusern auf das schärfste anhalten und solche Ankehrungen trefen, daß keine andere als vollständig geprüfte Männer ein geistliches Amt verwalten; es geschiehet wirklich, und obschon vielerley Ausweege von unwißenden geistlichen Vor stehern dagegen gesuchet werden, hofet man unter allerhöchster Beschir mung dennoch nach und nach zum Ziehl zu gelangen . [. . .] Hieraus erhellet ofenbar, wie nothwendig die Verbindung des Departement
Ausbildung der Geistlichen
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in publico-ecclesiasticis bey der Hofstelle mit dem Departement des Studien faches , der Censur und der Direction auf hiesiger Universität als der Mutter und Lehrquelle aller übrigen hohen Schulen in Ländern seye . Hätte ich mich als director studii juris nicht gegen so häufige Anfälle gesetzet, wäre das Lehr fach geschwächet, und geschehete dieses, oder die Censur ließe entgegenge sezte Werke dahingehen, wie würde es um die Ausübung landesfürstlicher Rechte gegen Mißbräuche und Forderungen des cleri bey denen Stellen ausse hen ? Bishero habe ich diese haigliche, wichtige und meistens häufige Arbei ten zu bestreitten mich beeyferet, wodurch mir also der eigentliche Zustand der Sachen so genau bekannt geworden ist . Die verbeßerte Philosophie, die neue Gymnasial- und Normal-Schulein richtung sind dermal die fürtreflichste Grundlage in den höheren Schulen noch leichter fortzukommen, da die Jugend schon in zartem Alter aus mehre ren Vorunheilen gerißen wird und solche Aufklärungen erhält, die immer am Ende der Studien tauglichere Hirthen, beßere Beamten und nützlichere Bür ger machen, als man vorhero weder hofen konnte . [ ] Nicht nur in der gegenwärtigen Frage wegen beßerer Anwendung der Ein gänge geistlicher Güter, sondern in allen Gegenständen, wo der Staat mit dem clero zu thun hat, wird dem Landesfürsten jeder Schritt erschweret und sein Recht durch die in finsteren Zeiten aufgebrachten principia bestritten, die Registraturen sind voll solcher Händel . Führet man aber alles auf einen Punkt zurüke, so ist es entweder Interesse oder die Vergrößerung der Autho rität der geistlichen Personen, damit sie sich in Temporal-Geschäften eindrin gen, um durch ihr Ansehen alsdenn das Volk und den weltlichen Theil desto sicherer nach ihrer Absicht zu leiten . Ein Mittel hiezu mußte bishero die Beängstigung des Gewißens seyn, daß nämlich der politische Arm die Rechte der Kirche verletze. Seitdem man aber durch den einzigen Weeg des verbeßerten studii die ehedem für unmöglich ausgegebene Bestimmung der wahren Gräntzen der Kirche und des Staats mit einleuchtender Überzeugung zu Stande gebracht, und aus der Anordnung Gottes erwiesen hat, daß der Priester und das Hirtbenamt gar nichts anderes, als was zum ewigen Leben und somit zum Seelenheil führet, verwalten, von dem Staat aber nur allein seinen anständigen Unterhalt begehren därfe, daß hierrächst der Geistliche eine doppelte personam moralem, nämlich den Prie ster und Hirthen in pur geistlichen, die Religion und das ewige Heil betrefen den Dingen vorstelle, in weltlichen Sachen und Handlungen aber ebenso wie alle Layen ein Unterthan und Bürger, folglich denen Civil-Gesetzen unter worfen bleibe, daß er weiters durch Vorwendung verschiedener Privilegien nicht unabhängig in weltlichen Sachen und Handlungen werden könne und daß endlich die gemeinschädliche Absicht, einen besonderen statum in statu zu machen, keinesweegs mehr zu erreichen seye . .
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So siehet der clerus, daß die nunmehro in das Licht gebrachte Wahrheit sei nen vorigen principiis entgegenstrebet, und, weil er unmittelbar dagegen nicht aufkommen kann, bemüht sich derselbe auf das äußerste, in die Studien selbst einen Einfluß zu gewinnen, um sodenn, wenn Bischöfe, Äbte etc . da bey etwas zu sagen hätten, durch ihre Leute per indirectum die gereinigte Lehre nach und nach zu untergraben, die Schüler in andere Grundsätze zu führen, unter dem Vorwand , gratis zu lehren, die Schulen zu erhalten, d ar inne die verderbliche Ignoranz wieder herzustellen und nach dem Beyspiel der erloschenen Societät die weltliche Jugend schlecht oder nach ihren Ab sichten zu unterrichten, endlich alle weltliche Lehrer auszuschließen und somit die schädlichsten monopolia studiorum wiederum zu eroberen . Indeßen ist es eine glükliche Ereignung, daß der zu Studien eigends gewid mete Jesuiten-Fond als ein wahrer Theil gewester geistlicher Güter die erfor derlichen Unkösten zu Ausbildung der künftigen Staatsbeamten in der Mon archie fast gantz bestreitten kann und nach Absterben der pensionirten Ex-Je suiten reichlichen Vorschuß geben werde. Bei welchem Umstande man da hero den nothwendigen Grundsatz in Ausübung zu bringen im Stande seyn wird, daß die Erziehung und der Unterricht in Wißenschaften für die Jugend aller Stände als ein wahrhaftes , politisches Geschäfte bloß und allein der Ein sicht und Bestimmung des herrschenden Monarchen und seiner weltlichen Vorstehern überlaßen, geistliche Personen aber nur so weit dazu gebrauchet werden, als man dieselben in dem theologischen Fache nicht wohl entbehren kann, oder in den unteren Schulen derzeit noch aus Abgang des fundi für weltliche Lehrer gebrauchen muß, wobey es nur auf geprüfte Auswahl taugli cher einzelner Männer NB . von Weltpriestern und Religiosen verschiedener Orden ankommen und hiedurch dem gefahrvollen Übel vorgebogen wird, daß niemals ein corpus oder ein gewißer Orden allein das monopolium über Studienklaßen erhalte . Sonst gehen sie gewiß den Weeg der erloschenen So cietät, richten ihre Hauptabsicht auf Gewinnung der Gemüther der Jünglinge und ihrer Eltern, Verwandten etc . für die geistliche Seite, leiten die Jugend nach ihren principiis, setzen die verdientesten armen Studenten den reicheren oder j enen von ansehnlichen Eltern in attestatis nach und Iieferen am Ende dem Staat unverdiente subjecta. [. . .] Der einleuchtende Beweiß der für unsere Lehren streittenden Wahrheit zei get sich immer mehr und mehr, bey denen Geistlichen selbst. Dann weil man (soviel es bishero unter beständigen Widerstrebungen einiger Erz- und Bi schöfe, dann Ordensoberen möglich gewesen ist) die in den Klöstern befind lichen Ieetores und professores der clericorum, nicht minder einen Theil der in und außer den Priesterhäusern befindlichen jungen Weltpriester zu Docie rung und respective Anhörung unserer Lehren angehalten hat, so streitten diese Zöglinge nunmehro fast alle aus bloßer Überzeugung dergestalt für die
Reform der Priesterausbildung
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beßer erkannte Wahrheit, daß schon mehrere hievon von unwißenden Obe ren harte Behandlungen erfahren haben, die man sogar ex parte politica dage gen schützen mußte . Noch weiter hat man es hierinne bey einigen Orden und Stiftern gebracht, wo nämlich etwelche ihrer Obrigkeiten unsere Studien untersuchet, alsdenn aber (und welcher gesunde Verstand wird nicht die Wahrheit mit beyden Ar men umfaßen?) ganz und gar dafür eingenommen worden sind, ihre Unterge bene hiezu geleitet, gute Bibliotheken angeschafet und vielmal mit Freuden bekennet haben, wienach eben diej enigen ihrer Religiosen die würdigsten in Aufführung und Sitten seyen, welche sich auf die so glüklich verbeßerten Stu dien am meisten verwenden . Die Zahl so verbeßerter und wohl unterrichteter geistlicher Personen ist zwar noch nicht groß , sie wird aber bey anhaltendem Eyfer um so gewißer zunehmen, als schon unter den Mendicanten mehrere standhafte Männer für unsere Lehre erschienen, bey welchen doch die alten unächten principia am tiefsten von j eher eingewurzelt waren . [ . ] Die Geistlichkeit hat das Hertz des ganzen Volkes (und hierunter ge hören auch alle hohe Klaßen der Staatsglieder) in dem geheimen Gerichte des Beichtstuhls in seinen Händen; dort kann der Verstand und Wille des Men schen in Bezug auf Pflichten und Handlungen noch weit dringender als auf der Kanzel geleitet werden, weil es in geheim und unter Umständen des de müthigen Anklägers seiner selbst geschiehet, wo folglich der Eindruk stärker wirket . Hat man also rechtschafen gebildete Priester, werden diese gewiß die ächte Moral und alle daher fließende Schuldigkeiten gegen den Fürsten, Staat und Nebenmenschen kräftig verbreiten . Wogegen unwißende Männer die schäd lichsten Vorunheile geltend machen können [ . . . ] . Weil endlich ein dummes Volk sich leichtlieh zu Abgaben und Zahlungen unter derley Praetexten bereden läßt, ware es immer ein Theil des Interesse der Geistlichkeit, dasselbe von aller Aufklärung zurüke zu halten, und deß wegen sind so viele Bewegungen gegen die Einführung der verbeßerten phy losophischen und Gymnasial-Studien, dann der Normal- und Landschulen gemacht worden, auch noch täglich wahrzunehmen, um j ene Dunkelheit soviel möglich zu erreichen, welche in Spanien, Portugall, dann einigen wäl schen Staaten dem clero so übermäßiges Ansehen und Vermögen bringt . Was die wahrhafte Religion durch solche Ärgerniß leidet, fällt in die Augen und wenn hierinne der geistliche Arm nicht selbst seine Obliegenheit erfüllet, kann und muß der katholische Beherrscher zum Besten der Religion und Kir che dem Unheil durch angemeßene Mittel steuern, welche in nichts als beße rem Unterricht, dann in beständiger Beschäftigung der Geistlichkeit zu ihrer Ausbildung bestehen können . [ . .] .
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1781 Zwey ter Theil Was der Monarch de jure in dem vorliegenden Geschäfte gesetzgebig verordnen könne
Nach diesem vorausgesezten Zustande, in welchem man sich bey j edem Schritte mit der Geistlichkeit befindet, ist nunmehro die obbemeldete Frage kürtzlich zu untersuchen, ob und wie ferne der Monarch berechtiget seye, die Eingänge von weltlichen Haab und Gütern, so die Geistlichkeit besitzet oder sonst genießet, zu Beförderung der Religion und des Seelenheiles als dem Endzwek der eingangs bemerkten Directivpunkten aus eigener Macht zu bestimmen, wenn es von der Geistlichkeit selbst nicht geschiehet. Die Geistlichkeit überhaupt kann in allgemeiner Betrachtung zweyerley Vermögen besitzen, patrimoniale ut proprium und fundationis , von deßen Eingängen sie ihren Unterhalt genießet. Der clerus saecularis oder die Weltpriester sind aber nur allein quoad perso nas eines wahrhaften Patrimonial-Vermögens cum effectu proprietatis fähig, was sie nämlich ohne Bezug auf ihre geistlichen Pflichten gleich anderen welt lichen besitz- und eigenthumsfähigen Bürgern durch Erbschaft, contractus, dann alle übrige modos acquirendi an sich bringen, auch darüber per actus in ter vivos et mortis causa verordnen können und hierum ist dermal keine Frage . [. . .] Dagegen ist der clerus regularis oder der Religiosen-Stand durchgängig kei nes eigentlichen Patrimonial-Vermögens cum effectu proprietatis quoad per sonas fähig. Alles was ein Religiose, ein geistlicher Orden, ein Kloster etc . quocunque modo erwirbt, gehöret allein der Gemeinde, die insgesamt perso nam moralem vorstellet und nur insoweit der Erwerbung, des B esitzes und des Eigenthums fähig ist, als es der Staat erlaubet und solches ihr Unterhalt zu Verrichtung ihrer geistlichen Pflichten erfordert . Die ganze Gemeinde kann diesemnach zwar in sensu lato ein Patrimonial-Vermögen cum effectu proprietatis in dem Verstande besitzen, daß zum Beyspiel ein Ordenshaus et was kaufen oder verkaufen därfe, was den Fond ihres Unterhalts betrift und worüber keine besondere Stiftung existiret; niemand aber von allen Mitglie dern der Communität insbesondere ist Eigenthümer davon. Aus diesem Grunde fließet der bekannte Unterschied des sogenannten Patrimonial- und Fundations-Vermögens bey Klöstern der besitzfähigen Or den, als Cisterzienser, Praemonstratenser etc . Das erstere begreift j ene Haab schaften und Güter, welche das Kloster durch Dotation der Profeßen, legata etc . erworben oder auch durch gute Wirtschaft erübriget hat, und nur inso weit wird es mit den Namen des patrimonialis bezeichnet, als nach Umstän den ein so anderes veräußeret, vertauschet, veränderet werden kann . D as
Verfügungsgewalt der Geistlichkeit über Vermögen
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Fundations-Vermögen enthält dagegen jene fundos , die eigentlich wegen ge wißen Verrichtungen und Pflichten den Klöstern gegeben worden sind und deren Abänderung oder Schmälerung durch die von dem fundatore gemachte Bestimmung und Verordnung niemals erlaubet ist. Hieraus folget der Schluß , daß der clerus saecularis et regularis von allem demjenigen Haab und Vermögen, was keiner davon als persona singularis nach Ordnung der Gesetzen besitzen kann, niemals ein unbeschränkter Ei genthümer gewesen seye und daß alle Erzbischöfe, Bischöfe, Pröbste, cano nici, Pfarrer und Curaten so wie alle Prälaten und Ordensoberen nur admini stratores des gesamten Vermögens seyn können, welches zu Unterhaltung der Weltpriester oder der Orden und Klöster gewidmet ist. [. . .] Wenn nun aber diese administratores das für Religion, Kirche und Seelen heil, folglich zugleich für den Nebenmenschen, überhaupt aber zur Ehre Gottes gewidmete alljährlich eingehende Vermögen entweder ganz oder gar nicht oder nur allzuwenig verwenden, wenn sie anstatt Errichtung der Pfrün den für nothwendige Seelsorger und Ausübung anderer zur Ehre Gottes und dem Seelenheil gedeihlichen guten Werke etc . die hiezu bestirnten Eingänge mit Pracht verzehren, oder solche für sich und ihre weltlichen Verwandten in Erspahrung bringen, wenn sie endlich so viel haben, daß sie es in behöriger Maaße nicht verzehren können, oder auf die Rechnung der Einkünfte eine überflüßige Zahl der Religiosen anwachßen !aßen, von welchem allem die häufigen Beyspiele täglich vor Augen liegen, so entstehet die Frage, ob der herrschende Fürst nicht jenes zu bewirken trachten könne und vielmehr zu bewirken schuldig seye, was die administratores geistlicher Güter an diesfälli gen Pflichten zu thun unterlaßen. Der katholische Fürst ist advocatus ecclesiae und seine wesentliche Oblie genheit dieses Amtes bestehet nicht nur in dem Schutze gegen ofenbare Feinde der heiligen Kirche, sondern in Bewahrung und Beförderung derjeni gen Werke, wodurch die Religion und also die Kirche selbst in aufrechtem Stand erhalten, mithin der letzte Endzweck der Religion und Kirche, das ist die Beförderung der Ehre Gottes und des dahinzielenden Seelenheils errei chet, verbreitet und bevestiget wird . [. . .] Diese Anmerkung ist in facto nur allzu sehr bekannt und es hat viele Bemü hungen gekostet, solche Absichten des cleri und den gegenwärtigen Einwurf seit einigen Jahren zu beseytigen . Die für den Monarchen und den Staat streittende Beweise sind dagegen kürtzlich folgende : a) Sind liegende und fahrende Güter, Geld und Geldeswerth nach ihrer wesentlichen Eigenschaft eine bloß weltliche und zeitliche Sache, worüber niemand als der Beherrscher und der weltliche Arm disponiren kann . Gehen solche auch in das Eigenthum oder nur gar unter die Administration geistli-
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eher Personen, Gotteshäuser oder Kirchen (templa) und Klöster, ändern sie doch nicht b) ihre vorige Natur und Eigenschaft; sie erreichen keinen anderen noch größeren Werth, sie bleiben immer Güter, Gelder etc . und hören nicht auf, dasj enige zu seyn, was sie waren. Dies braucht keinen Beweiß . Wäre es an derst und solte denenseihen die mindeste qualitas rei spiritualis ankleben, wie könnte c) der Clerus selbst ohne dem Verbrechen der Simonie ein so anderes gegen zeitliche Dinge wiederum veräußeren, vertauschen oder därften wohl die Priester eine Gott und dem Altar gehörige geistliche Sache verschwenden und nach der täglichen Erfahrung weltlichen creditoribus in Cridafällen als ein Eigenthum abtretten ? Gleichwie aber d) weder der Priester noch ein Gotteshaus ihr Vermögen von j emand an derem als von dem Monarchen und dem Staate selbst haben, so ist dasselbe niemals darum ex jure dominii eminentis gegangen, weil der acquirens ein geistlicher Unterthan oder das Gotteshaus in den Umständen ist, daß es zur nöthigen Unterhaltung des erforderlichen Aufwands auf äußerliche Reli gionsübungen einer Unterstützung bedarf, zumalen nicht das Altar im geistli chen oder übernatürlichen Begriefe von den Kirchengeldern etwas nöthig hat oder haben könnte, sondern der Staat erlaubet, solches Haab für den besag ten Aufwand zu bestimmen und denen Kirchenvorstehern lediglich ad admi nistrandum zu übergeben. Diese Wahrheiten findet man e) in voller Ausübung in denen entferntesten und blühendsten Zeiten der heiligen Religion und Kirche und eben darum, weil man den eierum aus den ehrfurchtsvollen Quellen der ältesten Kirchenverfaßung nebst anderen Grün den überzeuget, ist endlich derselbe nunmehro etwas nachgiebiger, wenn man Gesetze vorschreibt, wie nämlich das Vermögen der Gotteshäuser und der Klöster ordnungsmäßiger verwaltet werden solle . Endlich höhret auch f) die ehemals hoch getriebene Einwendung in dem gegenwärtigen Ge schäfte auf, daß man die Stiftungen nicht anderst als nach der buchstäblichen Vorschrift der Stifter verwenden könne, immaßen bereits oben bemerket wor den ist, daß dermalen die heilsamste Absicht dahin gehe, mehrbesagte Ein gänge der Geistlichkeit zur Ehre Gottes und dem Seelenheil wirksamer und richtiger anzuwenden als es leyder nicht geschiehet, wodurch die Intention der Stifter keinesweegs geändert, wohl aber noch mehr bevestiget und unter stützet wird . Es ist demnach der Satz erwiesen, daß der Monarch de jure befugt seye, die Eingänge von weltlichen Hab und Gütern, so die Geistlichkeit besitzet oder sonst genießet, zu Beförderung der Religion, des Seelenheils und somit der Ehre Gottes aus eigener Macht zu bestimmen, wenn es von der Geistlichkeit selbst nicht geschiehet.
Verfügungsgewalt des Monarchen über geistliches Vermögen
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Dritter Theil Welcher Weeg hiebey zur Ausführung am besten einzuschlagen seye Da nun dem Monarchen der sittliche Zustand des cleri, dieses wichtigen Theiles seiner Völker, in Bezug auf den Staat mit pflichtvoller Aufrichtigkeit zu Füßen geleget worden, da allerhöchstdesselben diesfällige Rechte und Befugniße j edem unbefangenen Staatsmann klar und bestgegründet in die Augen fallen, da endlich die zu erwartende Einwürfe beseitiget sind, um de sto leichter die vermutblich dagegen einkommende Vorstellungen abzuwei sen, so körnt es nunmehro auf Fürwählung der besten Mittel an, wodurch man am standhaftesten und kürzesten den abgeziehlten Zwek erreichen möge . [ . ] Es sind nur in den k. k. teutschen Staaten mit Irrbegrief Galizien gegen 700 Klöster, Hospitien und geistliche Gemeinden . Wo bleiben so viele Erz- und Bisthümer, Commenden, Probsteyen, Decanaten, Pfarreyen und mindere Curat-Beneficien, welche in die Zahl von Tausenden steigen und wovon fast alle entweder mit liegenden Gütern, Gründen, Kapitalien, Zehenden und an deren Eingängen versehen sind, deren Administration oder Verwaltung ein personale von übergroßer Anzahl erforderte und worunter man eine Menge treuloser oder nachläßiger Beamten finden, solche bezahlen und durch aber mal besoldete Wirtschaftsrevidenten controliren laßen müßte . Nur ihre Rechnungen würden ganze Registraturen anfüllen und Verbeßerungen an so vielen Orten zu machen, wäre die Beschäftigung von einigen hundert Beam ten in allen Ländern zusammen genommen. Wolte man aber die in allen Ge schäften ungemein nützlichen Cantrollen oder die Nachsicht zur Verbeße rung der Eingänge unterlaßen, wäre alles umsonst und die Erträgniß würde sich nach dem Beyspiel der meisten Cameral-Administrationen, wovon erst jüngsthin die Güter der erloschenen Societät die Wahrheit deßen bestärken, in wenig Zeit auch die Helfte und noch tiefer verliehren . Mit den Verpachtungen hat es ein gleiches B ewandtniß ; dann zu geschwei gen, daß die vorläufigen Contractshandlungen tausendfältige Schreibereyen verursachten, so würden die Güter ausgesauget, viele Pachter unter einer sol chen Menge nicht ordentlich oder wohl gar nicht mit Abführung der Pacht schillinge einhalten, und wenn endlich nicht abermal eine kostbare Cantrolle von Wirtschaftsrevidenten mit Veranlaßung neuer Schreibereyen an Relatio nen, Klagen, Ausstellungen, auch wohl gar Chicanen unterhalten werden wolte, hätte man am Ende den sicheren Verfall der meisten Realitäten in Kräf ten und Erträgnißen zu erwarten . Die in allen Geschäften von einem gewißen Umfang jedem Staatsmann besonders zu empfehlende Concentration der Ge genstände und die ebenso wichtige Controle bey jeder Ausübung ließe sich .
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bey einem solchen Detail von fast unendlichen kleinen Theilen niemals errei chen, indeme die zerstreute Lage und Entfernung der geistlichen Güter etc . in so vielen Provinzen nach ihrer Natur und Eigenschaft beydes verhindert, wohl aber die auf das sorgfältigste zu verminderenden Schreibereyen unend lich vermehren würde. Man befrage nur einen oder den anderen bemittelten particulier, welche Beschäftigungen und oft welchen Schaden ihm die einem Dritten übergebene Administration oder die Verpachtung einiger seiner Gü ter verursache, und man schlüße sodenn auf ein tausendmal größeres , auch noch dazu dermaßen zerstreutes totale. Die Veräußerung aller dieser Güter und Eingänge därfte noch wichtigeren Anständen unterliegen . Das Aufsehen wäre unbeschreiblich . Woher stünden annehmliche Käufer auf soviel tausend Theile zu erwarten ? Hätte man aber auch vielleicht nach mehrereren Jahren die Gelder dafür beysammen, so müßte der Staat die Bürgschaft für die Unterhaltung des cleri, eines so großen Theils des Volkes , leisten, welcher Umstand bey gewißen Vorfällen demsel ben nicht wenig Beschwerlichkeit zur Folge ziehen könnte. Die Auctions oder Licitations-Unkosten, die hiezu nöthige Correspondenz, die Beschäfti gung der k . k. Beamten und Buchhalterey wäre allerdings ein beträchtlicher Gegenstand, und wenn man alle drey Weege der Verwaltung oder der Ver pachtung oder der Veräußerung einschlüge, därfte sich am wahrscheinlich sten der Fall ergeben, daß in keinem Weege alle Theile so vieler Güter oder zur Verpachtung oder zur Veräußerung aus Abgang der annehmlichen Päch ter und Käufer gelangten, wo am Ende kein systematisches Werk zu Stande käme, sondern ein Theil verpachtet, ein anderer verkaufet und das Übrige administriret werden müßte, wodurch man in unglaubliche Regie-Kosten, Arbeiten und Unordnungen gerathen därfte . Es scheinet aber, daß man den vorhabenden Endzwek ohne mindester Neuerung in der bestehenden Verfaßung der Stellen, ohne merklichem Aufse hen, fast gänzlich ohne Unkosten, auch mit sehr weniger Arbeit, Schreiberey und Beschäftigung durch andere, und noch dazu sehr einfache Mittel errei chen könne . Und zwar wäre a) in j edem Lande eine Religions- und Pfarr-Cassa einzuführen . Dieser Name fällt allen Menschen als etwas Nützliches und Unschuldiges in die Au gen . Er zeiget die Absicht zu Aufrechthaltung der Religion und des Seelen heils, er macht dem dafür sorgenden Monarchen Ehre und zeiget deutlich an, daß sich der Staat von den Eingängen nichts zueignen wolle, da deren Bestim mung schon angedeutet wird . Überdieß hat das Wort Religionskaßa einen weiteren Umfang als die bloße Unterhaltung der Seelsorger. Man kann aus dieser Kaße all jene Gegenstände unterstützen, welche die Religion und das damit verbundene Seelenheil beförderen, zum Beyspiel die Auflegung und Vertheilung nothwendiger Bücher zum christlichen Unterricht, die B ezah lung der für die zu unterrichtende Jugend erforderlichen Schulmänner, Auf-
Einrichtung einer Religions-Cassa
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rechthaltung oder Dotirung der Gotteshäuser, domos emeritorum et invali dorum clericorum etc . , sonderlich aber die Herstellung, Verbeßerung und Erhaltung der geistlichen Seminarien oder Priesterhäuser in jeder Dioeces nebst denen erforderlichen Professoren und Directoren, welche in der That das Allernothwendigste sind, wodurch man allein einen ausgebildeten eierum hofen kann und worauf man in Ansehung scharf geprüfter Lehrer, dann rechtschafeuer Directoren das Äußerste verwenden, auch von Seite des poli tici ein beständig wachsames Auge werfen muß , weil nach der täglichen Er fahrung die Bischöfe entweder selbst den alten Wust der Vorunheile noch nicht abgeleget haben, oder mit solchen Rathgebern versehen sind, die sie dahin aus Ignoranz mit Absichten verleiten - eine Wahrheit, die man, bis die beßer unterrichteten jungen Leute an das Brett kommen, sich beständig gegenwärtig halten muß . Damit nun b) diese Cassa ergiebig und zureichend werde, so muß man die Geistlichen auf der einen Seite zwar in dem ungestöhrten Besitz ihres ganzen Vermögens ruhig belaßen, dieselbe aber nicht mehr als administratores der Güter etc . zu ihrem Unterhalt oder zu ihrer willkhürlichen Verwendung der Eingänge, son dern als solche administratores ansehen, welche die Eingänge zu der eigent lich bestirnten heilsamen Absicht verwalten und folglich j enes in die ob besag ten cassam selbst lieferen müßen, was ihnen nebst dem für sie standesmäßig ausgeworfenen Unterhalt übrig bleibt. Der Nutzen hievon ist auffallend : Der clerus wird andurch ein Diener des Staats und vertritt die Stelle so vieler kostbaren weltlichen Administratoren oder gefährlicher Pachtern, die man ansonst obbemeltermaßen mit der größ ten Ungelegenheit oder Gefahr halten müßte . Niemand kann über die Einzie hung der geistlichen Güter ein eindrukvolles Geschrey erregen, das größte Aufsehen wird vermieden und am Ende körnt man mit der unschuldigen Vor schrift ganz gelaßen zu dem heilsamsten Endzwek, daß es nämlich eine natür liche Sache, auch lediglich ordnungsmäßig seye, womit die von denen Funda taren oder von dem publico der Geistlichkeit ohnedem nur einzig und allein zu B eförderung der Ehre Gottes , zum Besten der heiligen Religion und des Seelenheils gewidmeten Güter und Gelder nach ihrer frommen und seeligen Bestimmung sicher und gewiß verwendet werden mögen, worinne demnach auch die ganze Wendung dieses Geschäfts vor den Augen der Welt gegründet und mit dem Schluß erscheinen muß , daß man dem clero von Temporalien nichts wegzunehmen, sondern denselben lediglich zu Erfüllung seiner dies fälligen Pflichten in der Verwendung zu leiten bedacht seye . [ . .] Heinke .
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88. Denkschrift Josephs li. Überlegungen zur Verwaltungsreform und zu den Eigenschaften der Behörden/eiter. 1
Österreichische Zentralverwaltung, II, 4, S. 1 - 5 . 16. März 1781 2 [. . .] 1 m o Es ist ganz richtig, daß in allen gegenständen der hof- und landesverfas sung, der einkünften und der ausgaben die anordnung der bestehenden geset zen, in justizfällen und processen allein ausgenommen, von meiner aus über zeigung und gründlicher beurtheilung erfolgender entschliessung und aus wählender Ieitung ganz allein abhange; dass 2do die chefs, denen ich hier zuschreibe, allein mir die facta gründlich vor zulegen, mich von allem zu unterrichten, mit mir alles reiflich zu überlegen, was dafür und dagegen, abzuwägen, die modalitäten auszuwählen und dann nach erhaltener bestimmung und entschluß alles, was zu deren ebenso ge schwinden, als genauen befolgung beytragen kann, zu bewerkstelligen und in dessen gemässheit ununterbrochen fortzufahren und auf erhaltung meiner ge gebenen weisung beständig zu wachen haben und das mit allen krähen und aus ganzer seele . 3'0 Alle formalitäten, alle bestimmte täge, stunden will ich hiemit aufheben und jeder soll nach seinem besten wissen die geschähen behandeln, die ihm untergebene leiten und sowohl hier als in Iändern seihe gut zu verwenden und zu gebrauchen wissen . Jeder chef muß sich also denen geschähen gänzlichen und vollkommen widmen, aus seihen das geschäft seines ganzen Iebens machen, nichts denken, nichts hören, nichts sehen, als was zu diesem führt : er muss dann hauptsäch lich trachten, mir von allem genauen Unterricht zu verschafen und sich zu gleich meiner gedenkungsart, meinen absichten in geschäften und dem ge sichtspunkte, unter welchem ich die wohlfahrt des allgemeinen betrachte, zu 1 In seiner "Gesinnung" , einem Handschreiben an die Präsidenten der Zentralbe hörden, formulierte der Kaiser seine Idealvorstellung von den Eigenschaften der Be hördenleiter, die aufhören sollten, bloße "mechanische Arbeiter" zu sein. Das Hand schreiben ging an den Ersten Obersthofmeister Fürst Schwarzenberg, den Hofkriegs ratspräsidenten Graf Hadik, den böhmischen Obersten und Österreichischen Kanzler Graf Blümegen, den Hofkamm er- und Ministerialbancodeputations-Präsidenten Graf Kolowrat, den ungarischen Hofkanzler Graf Esterhazy und den siebenbürgischen Hofkanzler Baron Reischach. 2 Datum des Schreibens, unter dem die Ausarbeitung in die Zirkulation gegeben wurde; die Schreiben an die genannten Präsidenten der Zentralbehörden datieren vom 21. März 1781 .
Verwaltungsreform. Behördenleiter
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näheren und sich meine principia ganz eigen zu machen, wenn er mir in ver waltung des ihm anvertrauten departements wahrhaft nützlich seyn will . In folge dessen muß er mich 4'0 besonders vom anfang ehender hundertmal fragen, als einmal irre ge hen, die materien wohl besonders mündlich mit mir zu allen stunden des gan zen tags zergliedern, so oft er will zu mir in stiefeln oder unangelegter kom men, dies ist gleichgültig, ich sage aber mit fleiss mündlich, weil bey dem schriftlichen zeitverlust und gar öfters Unterschriften nur unter anderer und fremden gedanken stehen . Bey allen anständen hat sich jeder also mündlich sogleich anzufragen, ehender als ausarbeitungen gemacht werden; damit sie nicht verfehlet und die arbeit nicht verdoppelt werde, so ist über die sache und, was für eine wendung derselben zu geben sey, mit mir in eine mündliche beredung einzugehen. Sie können auch nach belieben und bedarf allemal oder sonst, als sie wollen, ein oder andern in der sache noch genauer erfahr nen hofrath oder andern mitzunehmen, der die auskünften gleich in facto gäbe und sich kurz die absichten, die hauptstücke annotirte, nach deren sinne wir mitsammen übereins kämen die ausarbeitungen einzurichten, da bis jetzo mit der blos schriftlichen behandlung zum theil man einander oft nicht ver steht, mühesame ausarbeitungen umsonst gemacht werden, meine befehle untätig erlassen und gar nicht begriffen werden oder werden wollen und die über selbe entstehende zweifel, ohne sich anzufragen, entweder nach irrigen sätzen oder wohl gefliessentlich falsch ausgelegt und kurz eine unthätigkeit, die öfters sehr dem üblen willen gleicht, erhalten und alles auf die lange bahn nur hinausgeschoben werde, um in dem alten schlendrian zu verbleiben, ganz zufrieden, wann auch die sache nicht geschieht, wenn nur die formalität ist beobachtet worden. sro Auf diese art, wie ich hier sage, kann allein die rückhältigkeit, die jezo so viel gutes verhindert, gehoben werden und ich samt den chefs aufhören, mechanische arbeiter zu werden, und sie aus den j ezo vielen nothwendigen händen ihrer witzigen subalternen gerissen werden, um uns ganz und allein der Ieitung der wichtigen geschäfte in grossen zu widmen . Ich werde vertrauen in sie, sie in mich setzen , liebe des allgemeinen wird uns allein entflammen und würkende thätigkeit werde ich ihnen einflössen, die sie ihren untergebenen beyzubringen haben werden . Diese untergebene müssen sie auf die nemliche art betrachten, wie ich die chefs betrachte . Sie müssen sie eben in ihrem von mir eingeflösten esprit leiten und zur arbeit an halten, das unnütze vermeiden und das nuzbare ohne ruhe und rast zu allen tagen der woche, zu allen stunden des tags bis zu seiner erhaltung betreiben. [. . .]
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89. Verordnung betr. die Beamtenschaft Regulierung der Altersversorgung (Pensionsnormale). 1
Kropatschek, Handbuch, IV, s. 86-89.2 24. März 1781 3 Nachdem Sr. Maiestät wahrgenommen haben, daß bei den so verschiede nen Gehälten, Zulagen, Pensionen, Beiträgen für Kinder, und bei Pensionen für noch verheiratbete Frauen Unordnungen und Ungleichheiten vorwalten; hauptsächlich aber die Unbilligkeiten am Tage liegen, daß eine grosse Anzahl der ärmsten, besonders Militärpersonen sich vorfinde, die vollkommen pen sionsfähig erkennt sind, ungeachtet dessen aber theils nur mit der Hälfte ihres normalmässigen Bedarfs , theils von aller Geldhilfe entblösset, auf die Einrük kung durch mehrere Jahre schmachtend warten müssen, wo higegen (sie ! ) an dere nicht pensionsfähige Wittwen dieselbe ungebührlich ziehen : so haben Allerhöchst Dieselben sich dadurch bewogen gefunden, Hauptgrundsätze und Grundregeln festzusetzen, nach welchen alle dergleichen Geldziehungen gleichförmig ausgemessen werden sollen. Und zwar 1. werden alle von Sr. Maiestät, Maria Theresia, für j eden Karakteur und Bedienstung schon ausgemessene Gagen und Gehälte bei ihrer vorigen Aus messung ungeändert auf künftighin gelassen. Dagegen hören 2. alle Besoldungszulagen ad Personam , auch alle übrige Nebenzulagen auf, insofern sie mit Inbegriff der ordentlichen Besoldung den Betrag desjeni gen Gehalts, welcher der begleiteten Bedienstung einer ieden Parthei ankle bet, übersteigen . Auf gleiche Art werden 3 . bei den Pensions- und Jubilazionsgehältern alle diejenigen Beträge, welche über die normalmässige Ausmessung hinauslaufen, aufgehoben . So wie auch dieienigen Pensionspartheien, welche durchaus nicht pensionsfähig sind, und dennoch Pensionen geniessen, die Ursachen der Verleihung bei der k. k. Hofkammer anzuzeigen, und den weitem Empfang damit auszuweisen haben . 4 . Hat niemand einen Pensions- oder Jubilazionsgehalt zu gewarten, weder für sich, noch für seine zurückgelassene Wittwe, wenn er nicht 10 Jahre lang dem Staate gedient hat . Und wenn iemand vor Ausgange des zehnjährigen 1 Das >Pensionsnormale< von 1781 war das erste zusammenfassende Gesetz für die Regulierung der Altersversorgung der Angehörigen des Staatsdienstes in Österreich . Dazu Wunder, lnstitutionalisierung. 2 Andere Druckorte ebd . , S . 374, Anm . 70 . 3 Datum nach Wunder a. a. 0. , S . 372; abweichend Kropatschek, Handbuch, IV, S. 89: 31. März 1781 .
Pensionsnormale . Verbot der Klosterkontakte mit Rom
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Dienstes entweder in den Jubilazions- oder Quieszentenstand versetzt wird, oder stirbt: so bekömmt der Jubilirte oder Quieszent eine Jahrgage, und die Wittwe das SterbequartaL 5 . Die iubilirten, oder in Quieszentenstand versetzten Beamten, wenn sie 10 Jahre lang, und darüber bis an die 25 Jahre ihre Bedienstung mit untadel hafter Verwendung zurückgelegt haben, erhalten lebenslänglich ein Drittel ih rer gehabten Besoldung, von 25 bis 40 Jahren gut geleistete Dienste ziehen die Hälfte des vorigen Gehalts , wenn sie aber 40 Jahre gut gedient haben, Zweidrittel; endlich dieienigen, welche über 40 Jahre gedient haben, und im Dienste, und mit Verdienst alt geworden sind, haben ihren ganzen Gehalt zu geniessen . Derienige, welcher wegen übler Aufführung oder sittlicher Gebre chen von dem Dienste entfernet wird, hat keinen Jubilazionsgehalt zu hoffen. 6 . Wenn iemand durch seine Geschicklichkeit Dienste zwoer nöthigen Per sonen wirklich vollkommen verrichtet, dem gebühret auch die Hälfte der mindern B esoldung des mit versehenen Amtes durch die Zeit seiner Verwal tung. 7 . Wittwen der sonst pensionsunfähigen, oder monatlich bezahlten Män ner sind pensionsunfähig, wie auch iene, deren Männer wegen Verschulden, Nachlässigkeit, Unfähigkeit und tadelhafter Aufführung den Dienst verloren haben. Irrgleichen 8 . Die Frau desienigen, der sich im Jubilazions- Quieszenten- oder Pen sionsstande verehliget .
90. Verordnung betr. Verbot des direkten Kontaktes der Klöster mit Rom Aufhebung aller Verbindungen der Klöster mit ihren Ordensgeneralen in Rom und mit ausländischen Ordenshäusern. 1 Kropatschek, Handbuch, li, s . 199-204.
24 . März 1781 In Ansehung der bisherigen bedenklichen Verbindungen vieler in den k. k. Staaten befindlichen Geistlichen, Orden, Klöster, Stifter, und anderer Ge meinden oder Häuser mit auswärtigen geistlichen Obern, Gemeinden und Ordenshäusern sollen 1 Mit dieser Verordnung wurden alle Verbindungen der Ordenshäuser der deut schen Erbländer mit Klöstern außerhalb der Österreichischen Monarchie und mit den Ordensgeneralen in Rom verboten und ihre Unterstellung unter ausländische oder grenzüberschreitende Ordensprovinzen aufgehoben . Das bedeutete die Territorialisie rung des Ordenswesens in Österreich und seine Herauslösung aus der überstaatlichen Organisation der katholischen Mönchsorden.
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1. alle geistliche Ordenshäuser in den k. k. deutschen Erblanden, keines davon ausgenommen, allem Nexui passivo, folglich aller Verbindlichkeit, und allem Zusammenhange, die alleinigen Confoederationes quoad Suffragia & Preces ausgenommen, gegen und mit auswärtigen Provinzen, Klöstern, und sonstigen Ordenshäusern und Vorstehern, unter welchem Name solche immer bekannt sein mögen, gänzlich und auf alle Zeit entsagen. Wie sie sich nun 2. zu den in k. k. Staaten gelegenen übrigen Häusern des betroffenen Or dens entweder mit der Provinz vereinigen, oder unter sich eine inländische Kongregazion errichten wollen, soll längstens binnen zweien Monaten von iedem hierunter betroffenen geistlichen Ordenshause die Anzeige gemacht werden . [. . .] 3 . Sollen von nun an alle Ordenshäuser mit ihrem P. General, wenn diesel ben einen haben, und dieser nicht beständig seinen Wohnsitz in den k. k. Erb landen hat, keinen Nexum quoad Spritualia & Disciplinaria interna, vielweni ger quoad temporalia mehr behalten, somit keine Anhängigkeit, unter was immer für einem Name und Vorwande von ihm bestehen, sondern die Or densgeistlichen von ihrem künftigen inländischen P. P. Provinzial unter der Aufsicht der Erz- und Bischöfe und der vorgesetzten Landesstelle regieret und geleitet werden . Daher haben die allseitigen Erz- und Bischöfe die ihnen anvertraute Aufsicht sich vorzüglich angelegen sein zu lassen . 4 . Folget von selbst, daß, da hiedurch aller, auser dem sub § . 1 . erlaubten, Nexus mit auswärtigen Provinzen und Orden aufhöre, auch kein Generalka pitel, noch andere Versammlungen, auser den k. k. Staaten von dießländi schen angeordnet, noch viel weniger von ausländischen Obedienzen, Visi tatoren, Korrektoren, u. d. gl . angenommen werden dürfen . 5 . Da ohnehin gesetzmäßig kein Ordensoberer in den k . k. Erblanden ein gebohrner Ausländer sein kann, sondern hiezu allein die Landeskinder und dazu Naturalisirte gewählet und bestimmet werden dürfen: so sind von nun an künftig die Provinzialkapitel jedesmal in den k. k. Erblanden zu halten , und darinn nebst andern nöthigen Ordensgeschäften die Wahlen der Provin ziale, Lokalsuperioren, Definitoren u. d. gl . , und zwar dergestalt vorzuneh men, daß, so oft als ein solches Provinzialkapitel zu halten ist, die Provinz bei der politischen Stelle des Landes , in welchem das Kapitel gehalten wird, die vorläufige Anzeige hievon in Zeiten zu machen habe. Bei diesen Versammlun gen sollen die Spiritualia & Interna von ienem , was die Temporalia und Disci plinam externam betrifft, abgesöndert, und über diese letzteren Gegenstände ein besonderes Protokoll gehalten werden . [. . .] 6 . dadurch die Nothwendigkeit aufhört, persönliche Reisen von einigen Ordensgliedern nach Rom oder in auswärtige andere Staaten zu unterneh-
Verbot der Klosterkontakte mit Rom. Kirchliche Benefizien
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men, noch weniger einige in Perpetuum da zu unterhalten : so wird eines wie das andere verboten. [ . .] 7. Sind unter allen diesen Befehlen die Frauenklöster eben mitverstanden, und hat ebenfalls keines bei Strafe der Absetzung ihrer überinn mit ausländi schen Ordensobern, oder Oberinnen den mindesten Nexum weder quoad Spiritualia noch quoad temporalia zu haben . 8 . Darf kein Orden die Breviarien, Missalien, Antiphonalien, Chorbücher, und sonstige zu der Ordensverfassung gehörige gedruckte Werke oder Pa piere aus fremden Ländern herholen, sobald als hier zu deren Nachdruckung die Veranlassung würde getroffen sein, gleichwie denn ohnehin schon alle an dere Geldversendungen auch in den mindesten Summen auser Lande ohne al lerhöchste landesfürstliche Erlaubnis auf das schärfeste verboten sind . .
91.
Schriftliche Erklärung des Staatskanzlers Wenzel Anton Fürst Kaunitz-Rietberg an den päpstlichen Nuntius Kardinal Giuseppe Garampi
Antwort auf Beschwerden wegen der Verleihung kirchlicher Benefizien durch den Kaiser. 1 Maass, II, S. 261 f. [Text im Original italienisch] . 2
Wien, 27. März 1781 Seine kaiserliche Majestät haben mich beauftragt, Ihnen auf Ihre an mich gerichtete Notiz, die ich die Ehre hatte weiterzuleiten, zu antworten : Da Seine Majestät unwiderruflich entschlossen sind, weiterhin als unab hängiger Souverän und in allen Fällen nur aus sich selbst zu handeln, die von der ausschließlichen obersten Gewalt des Fürsten abhängen, glauben Seine Maj estät dem Monsignore Nuntius die Unannehmlichkeit der von ihm beab sichtigten Verhandlungen ersparen zu sollen , deren Gegenstand in die oben genannte Kategorie gehöre und folglich ein Gespräch sinnlos mache.
1 Kaunitz lehnt die von dem Nuntius verlangten Verhandlungen über den Gegen stand der Beschwerde ab . 2 Dasselbe gekürzt in deutscher Übersetzung: Geschichte in Quellen 3, S. 647.
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92. Resolution Josephs II. Gründe zur Aufhebung der Leibeigenschaft in Böhmen und Ma'hren.
Franz, Quellen z. Gesch . d. dt. Bauernstandes , S. 285-287 (Nr. 140) . 23 . April 1781 Daß die allgemeine Aufhebung der Leibeigenschaft in den Böhmischen Landen und die Einführung einer gemäßigten nach dem Beispiel der Öster reichischen Lande eingerichteten Untertänigkeit auf die Verbesserung der dortendigen Cultur und Industrie den nützlichsten Einfluß nehmen würde, daß auch die Vernunfts- und Menschenliebe selbst für diese Abänderung das Wort spreche, kann nach reiferer Überlegung nicht wohl einem gegründeten Widerspruch mehr unterliegen . Die Einrichtung würde ohne einig wesentlichen Nachteil der Dominien um so gewisser geschehen können, als ohnehin die Leibeigenschaft, wie es mehrmalen bestätigt worden, mehr dem Wort nach so schreckbar bestehet, allenfalls aber, in so weit, als den Dominien ein rechtmäßiger und bewiesener Genuß entzogen würde, wäre Ich geneigt, selbe mitte1st Abschreibung von ihrem zu zahlen habenden Extraordinario angemessenen zu entschädigen, da überhaupts Meine Gesinnung immer dahin gerichtet ist, j eden Güter-Besit zer bei seinen billigen Einkünften, so weit als es nur die allgemeine Wohlfart des Staats zuläßt, stets fest und ungestört handzuhaben und zu schützen. Der Nutzen dieser Abänderung würde für den Staat sowohl in auswärtigen Ansehen, als auch übrigens desto wichtiger sein, wenn, mit der Aufhebung der Leibeigenschaft, zu gleicher Zeit allgemein dem Untertan in den Böhmi schen Landen das Eigentum seiner Gründe eingeraumet, und hierunter die gleiche Verfassung der Österreichischen Lande unter dem Nexu des Dominii directi eingeführet werden möchte . Mit der hierdurch befördernden Wohlfahrt der Untertanen würden auch die Vorteile der Dominien selbst in Verbindung stehen; sie könnten des richti gen Bezugs der gebührenden Praestationen, die auch bei dem eingeraumten Eigentum stehen bleiben, bei den verbesserten Umständen des Contribuen ten desto gesicherter sein; ohne ihre Verkürzung würde das Eigentum so, wie es auch anderwerts die Erfahrung bestätiget, der Arbeitsamkeit und Industrie des Untenans einen neuen Trieb geben . [. . .]
Aufhebung der Leibeigenschaft. Toleranz für die Juden 93.
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Resolution Josephs Il. an den böhmischen Obersten und Österreichischen Kanz ler Graf Blümegen
Toleranz gegenüber den ]uden. 1
Pribram, Urkunden und Akten, Bd. 1 , S. 440 -442 . 13 . Mai 1781 Um die in Meinen Erblanden so zahlreiche Glieder der jüdischen Nation dem Staate nüzlicher zu machen, als sie bey den ihnen so sehr beschränkten Nahrungszweigen und auch nicht zulänglich verstatteten und eben deswegen ihnen überflüssig geschienenen Aufklärungsmitteln bisher nicht werden kon ten, so wird der erste zuträgliche Schritt durch unvermerkte Beseitigung ihrer Nationalsprache, bey dem einzigen Gottesdienst ausgenommen, mit dem ge schehen können, daß sie verhalten werden, alle ihre Kontrakte, Verschreibun gen, Testamente, Rechnungen, Handelsbücher, Zeugnisse, kurtz alles, was eine Verbindlichkeit in gericht- oder außergerichtlichen Handlungen haben soll, in der gerichtsüblichen Sprache jeden Landes bey Strafe der Nullität und Verweigerung der obrigkeitlichen Assistenz auszufertigen . Den Anlaß und Ursache hierzu mögen vielerley Fälle geben, wo in gericht- und außergericht lichen Handlungen Verwirrungen entstanden sind, man eigene Dolmetscher hierzu halten muste und wegen der Verschiedenheit ihrer Sprache durch un verlässige Verdolmetschungen ihnen selbst oft Nachtheil erwachsen seyn mag. Hierzu wäre ihnen j edoch eine Zeitfrist von 2 oder 3 Jahren, um in der Landessprache den erforderlichen Unterricht einholen zu können, einzube raumen, welcher dadurch ungemein befördert würde, wenn hierzu bey den Hauptsynagogen j eden Landes eine nach der Normallehrart eingerichtete 1 Die Toleranz, die der Kaiser 1781 den Juden in der Österreichischen Monarchie ge währte, war durch die Absicht motiviert, sie "dem Staate nützlicher zu machen" . Die hebräische Sprache sollte hinfort nur noch als Gebetssprache Verwendung finden. Alle Geschäftsbücher jüdischer Kaufleute sollten, um Betrug der Steuerbehörden zu er schweren, in deutscher Sprache geführt werden. Somit brachte die Toleranz zugleich neue Einschränkungen, nämlich Einschränkungen der kulturellen Identität. Toleranz bzw. Emanzipation war mit Assimilation verbunden . Beide Elemente spielten hinein bei der Aufhebung der diskriminierenden Regelungen über Bart- und Kleidertracht und der Ausgehverbote in der Zeit der christlichen Gottesdienste am Sonntagvormit tag. Unter dem Toleranzsystem standen den Juden (mit einigen Einschränkungen) fast alle Berufszweige und das Universitätsstudium offen. Zu der hier abgedruckten Reso lution des Kaisers vom 13 . 5. 1781 nahmen die niederösterreichische Regierung und der böhmische Oberste und Österreichische Kanzler Graf Blümegen am 7. 9. 1781 Stel lung (Pribram, Urkunden und Akten, Bd. 1, S. 443 -458; 458-463), worauf Joseph Il. in seiner (hier nicht abgedruckten) Resolution vom 1 . 10 . 1781 (Pribram, ebd . , S. 476f.) einging.
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Schule unter der Leitung der ohnehin jeden Landes bestehenden Schuldirec tion, jedoch ohne mindester Beirrung ihres Gottesdienstes und Glaubens, eingeführet würde; und Ich wäre nicht ungeneigt, ihren Kindern die Fre quentierung der schon bestehenden offentliehen Schulen nicht allein zu ge statten, sondern wären selbe auch dazu anzuhalten und wo nothig die ersten Jahren und bis zu ihrer etwas vollkommenem Begründung aus den jüdischen Steuern und von Ehen bestirnten Taxen etwas zu diesem heilsamen Geschaft zu verwilligen . In den Hauptstädten wären die Vermöglichern auch nicht von höheren Schulen und, dort wo Universitäten sind, von keinem studio (die Theologie ausgenommen) auszuschließen . Und so wie ihnen hernach gleich allen anderen Unterthanen die Lesung aller nach den Censursgrundsätzen ge statteten Bücher unbenommen wäre, so müste dagegen die Einfuhr ihrer jü dischen Bücher von auswerts eingestellet und so wie in Böhmen die Auflaage ihrer Bücher in eigends dazu bestirnten Buchdrukereyen unter der deswegen bestehenden Censur eingeleitet und überall eingerichtet werden . Damit sie aber auch durch vermehrte und erweiterte Nahrungsweege von dem ihnen so eigenen Wucher und betrügerischen Handel abgeleitet werden, so wäre ihnen 1° der Ackerbau j edoch nur pachtweise, besonders von unbearbeiteten und uncultivirten Land, auch cultivirte Grundstücke j edoch nicht unterthäniger Kontribuenten, auf 20 oder mehrere Jahre gegen deme zu überlassen, daß alle Ackerbauarbeiten auf diesen gepachteten Grundstücken durch jüdische Hände zu geschehen hätten und, wenn sie Christen würden, könten sie auch das Eigenthum derselben gesätzmäßig erwerben. 2° könten sie auch Fuhrleute abgeben . 3°. Unter den Handwerken wären sie zu Schustern und Schneidern, auch Maurern, Zimmerleuten und welche sonst zu Führung eines Baues erforder lich sind, bis zu Baumeistern und Architekten, wenn sie die Architectur ma thematisch erlernet hätten, zuzulassen. 4°. Wenn sie zeichnen können, sind sie zu Kunsttischlern und dergleichen die Zeichenkunst erforderlichen Gewerben zu gebrauchen, ihnen auch die freyen Künste, als Mahlerey, Bildhauerey etc . zu erlauben . 5°. Da sie erfindsam sind und leicht Compagnien stiften, können ihnen alle Arbeiten, die in Fabriken geschehen müssen und wozu besondere und kost bare Maschinen erforderlich sind, eingestanden, endlich auch 6° alle j ene Manufakturen, die als freye Arbeiten durch Gesätze erkläret sind, als Spinnen, Weben der Leinenwaaren, Taffet machen und dergleichen, zu treiben gestattet werden . Übrigens sind auch alle j ene demüthigende und den Geist niederschlagende Zwangsgesätze, die den Juden einen Unterschied der Kleidung und Tracht oder besondere äußerliche Zeichen auflegen, zu be seitigen . [. ] .
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Toleranz für die Juden . Bücherzensur
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94. Verordnung betr. die Zensur ]osephinisches Zensurgesetz. 1
Kropatschek, Handbuch, I, s. 517-524 . 2 Wien, 1 1 . Juni 178P Se. Maj estät haben Ihres allerhöchsten Dienstes zu sein befunden, in der bisherigen Bestellung der Bücherzensur eine Abänderung zu treffen, um sol che in Hinkunft leichter und einfacher behandeln zu machen. In dieser Ab sicht haben Dieselben angeordnet, daß künftig nur eine Bücherzensurshaupt kommission für alle Erbländer bestehen, und in Wien versammelt sein, sofort die von derselben gefaßten Entschliessungen sowohl zu Wien, als in den Län dern zur gleichförmigen Richtschnur in Ansehung der erlaubten und verbote nen Bücher dienen, die bisherigen Zensurkommissionen in den Ländern aber aufgehoben, bloß ein Bücherrevisionsamt in iedem Lande beibehalten, und die Leitung der in dem Bücherzensurgeschäfte für die Provinzen zu ergreifen den Vorsichten künftig der Obsorge jeder Landesstelle überlassen und anver traut werden soll . [ ]4 •
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95. Ausführungsbestimmungen zur Durchführung der Bücherzensur 5
Kropatschek, Handbuch, I, s . 524 - 52 8 . 13 . Juli 1781 Die bei der Bücherzensur und Revision festgesetzten Maßregeln und Vor schriften sind folgende : 1 . Von dem Bücherrevisionsamte müssen d i e für d i e Buchführer oder ein zelne Privatpersonen angelangten Bücher ungesäumt revidirt werden. 2. Jene Bücher, die nach der j etzigen Verfassung erlaubt sind, müssen dem Eigenthümer ohne weiteres verabfolgt werden . 3 . Die verbotenen aber bleiben im Revisionsamte zurück . 1 Das die Zensur liberalisierende Zensurgesetz vom 1 1 . 6. 1781 knüpfte an die >Grund-Regeln< vom Februar 1781 (vgl. Nr. 86) an. 2 Dasselbe auch: Gnau, Die Zensur unter Joseph li . , S. 254 -268. 3 Bei Bradler-Rottmann, S . 81 : 8 . 6. 1781 . 4 Nachfolgend in 10 Punkten die weitgehend an die >Grund-Regeln< (vgl. Nr. 86) angelehnten Bestimmungen . 5 Vgl . Nr. 94 .
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4. Alle neu erscheinende Bücher, welche bloß eines szientivischen oder arti stischen Inhaltes sind, und wo schon der Titel klar anzeigt, daß nichts wider die Religion, den Staat oder die guten Sitten vorkommen könne, werden nach vorläufiger Anzeige an die Landesstelle ohne Verzug den Eigenthümern hin ausgegeben werden . Wo sich aber 5. gleich aus dem Titel und dem behandelten Gegenstande das Gegentheil mit Grunde vermuthen läßt: da werden solche Bücher indessen bei dem Revi sionsamte aufgehalten, bis die von der Hofbücherzensurskommission von 14 zu 14 Tagen an die Landesstelle erfolgenden Verzeichnisse der verbotenen und erlaubten Bücher einlangen werden . 6 . Nur in dem einzigen Falle werden die Bücher, wenn solche zu Wien gar nicht in Vorschein kommen sollten, an die Hofbücherzensurskommission zur Zensur von Revisionsamte abgegeben . 7. Wird zur Erleichterung und weiteren Aushilfe für die Buchhändler auch gestattet, daß sie die vollständigen Titel solcher Bücher, die ihnen etwa ihre Korrespondenten für die nächste Rimesse zum voraus bekannt machen, be vor noch die Bücher selbst einlangen, dem Revisionsamte zur weiteren Veran lassung übergeben können . 8 . Die unter einem Bücherballen etwa eingeschoben gefundenen verbote nen Bücher sollen bei dem Revisionsamte zurückgelegt, und dem Buchführer deren Remittirung an den Verleger aufgetragen, keineswegs aber der ganze Ballen konfiszirt werden . 9 . Eine geflissentliche Einschaltung eines verbotenen Buches in einem gan zen erlaubten Bücherballen ist um so sträflicher, weil nur schmutzige und höchst ungesittete, oder sonst gefährliche Bücher künftig verboten werden. Daher sind auch die Buchführer, welche mit der Umgebung der Revision ver botene Bücher einzuschleppen betreten würden, das erstemal nebst Konfiszi rung des Buches mit 150 Fl. für iedes verbotene Exemplar zu bestrafen, wel cher Betrag bei weiterer Uibertretung nach Befund der Landesstelle zu erhö hen, auch bei freventlicher mehrmaligen Uibertretung mit der Entsetzung vom Gewerbe zu ahnden ist. 10 . Die reisenden Privatleute aber sollen nur damal angehalten werden, wenn sie mehrere Exemplare verbotener Bücher - woraus die Verbreitung zu vermuthen ist - mit sich führen, oder solche bringen lassen, oder auch die Ei genschaft der Person, oder geheime Nachrichten, dessen Vermuthung darbie ten, und in diesem Falle ist die Visitirung, Abnehmung und Zurückhaltung der verbotenen Bücher vorzukehren. Außer diesem aber sind 1 1 . die Partikuliers und Reisende mit den zu ihrem Gebrauche führenden Büchern frei zu passiren . Jedoch ist auch dieses nur auf die von ihnen selbst bei Hin- und Herreisen mit sich führenden Werke zu verstehen, sonst aber mit Büchern, die ein Partikuliär von auswärts verschreibt, oder die er kisten weise transportiren läßt, wie mit dem Buchführergut vorzugehen .
Bücherzensur. Untertanen-Strafpatent
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12 . In Betreff der zum Drucke erscheinenden Aufsätze müssen alle Manu skripte von einiger Bedeutung, welche auf die Gelehrsamkeit, Studien und Religion einen wesentlichen Einfluß haben, der Wiener Hofzensurkom mission in Duplo nebst einem Attestate, daß nichts wider die Religion, guten Sitten und Landesgesetze darinn enthalten, und solches demnach der gesun den Vernunft angemessen sei, von einem dem Werke Gewachsenen einge reicht werden. Minder wichtige Dinge aber sind blos von der Landesstelle mittels der Produzirung des erwähnten Attestates zu gestatten oder zu ver werfen . 13 . Wenn der Inhalt der aufzulegenden Schrift, oder der bekannte morali sche Karakter des Verfassers vor einer sträflichen Interpollirung nach dem er haltenen Imprimatur sichert: so kann von der Einreichung eines doppelten Aufsatzes abgegangen werden. Uibrigens werden 14 . die Buchdrucker unter Verantwortung und angemessener Bestrafung, wie die Buchhändler, angewiesen, alle zum Drucke überkommene Stücke in das Bücherrevisionsamte zu übergeben, und in Rücksicht des Nachdruckes eines ausländischen Buches die Erlaubniß bei der Landesstelle anzusuchen. Endlich sollen auch die Kupferstichhändler und Bilderkrämer mit ihrer Waare diesem Revisionsamte unterliegen .
96. Untertanen-Strafpatent für Ober- und Niederösterreich 1
Kropatschek, Handbuch, I , s. 48-53. 1 . September 1781 Um auf einer Seite die Erreich- und Erhaltung des gemeinen Wohls , und des Ruhestandes nöthige Abhängigkeit und schuldige Folgeleistung der Un terthanen gegen ihre rechtmässigen Obrigkeiten handzuhaben, auf der an dern Seite aber auch die Unterthanen gegen alle Mißbräuche der obrigkeitli chen Gewalt zu schützen, wird verordnet: § 1 . Jeder Unterthan soll den landesfürstlichen B efehlen sowohl, als den Anordnungen der Grundobrigkeit und ihren Beamten gehorchen und unter würfig sein . § 2 . Sollte dem Unterthan der Auftrag unbillig scheinen : so steht ihm nicht zu, sein eigener Richter zu sein, sondern bei Bekränkung sich nach der obe ren Ordnung beschweren, und inzwischen alle Aufträge um so gewisser voll ziehen, als ihm, wenn seine hierüber zu führende Beschwerde gegründet zu 1 Das Untertanen-Strafpatent schränkte die grundherrliche Strafgewalt über abhän gige Bauern ein .
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sein erkannt würde, eine hinlängliche Entschädigung und Genugthuung von der Grundobrigkeit, oder ihren Beamten verschaffet werden soll . § 3 . Jener, der nicht Folge leistet, ist nach der Bestimmung der Obrigkeit zu bestrafen, es wäre dann, daß die Strafe bereits von höchsten Orten oder der Landesstelle wider ihn verhängt worden wäre . § 4 . Jene Unterthanen, welche sich als Aufwiegler betragen, und mehrere Unterthanen, oder ganze Gemeinden aufhetzen, oder iene, deren Ungehor sam noch mit gewaltthätiger Widersetzung, Störung der allgemeinen Ruhe, oder Vergreifung an den obrigkeitlichen B eamten begleitet sein sollte, sind so gleich handfest zu machen, und dem nächsten Halsgerichte, nebst einem schriftlichen Aufsatze ihres Verbrechens zur peinlichen Aburtheilung zu übergeben . § 5 . Ehe ein Unterthan bestraft wird, ist ihm von der Grundobrigkeit oder ihrem Beamten sein Vergehen beim Amte in Beisein des Richters oder zwee ner Nachbarn vorzuhalten, und dessen Entschuldigung gelassen anzuhören. Ist seine Entschuldigung ungegründet, oder wird er ungeachtet s eines Läug nens entweder durch die Sache selbst oder durch Zeigen des Faktums über wiesen: so ist von der Obrigkeit eine dem Vergehen angemessene Strafe zu be stimmen. § 6 . Jede Obrigkeit ist verbunden, ein eigenes Verhör- und Strafprotokoll zu halten, worein alsogleich, und in Gegenwart des Richters , oder der oberwähn ten Mitnachbarn das eigentliche Vergehen des Unterthans, mit der Bemerkung, ob er dessen geständig, oder durch die Sache selbst, oder aber durch Zeigen überwiesen worden sei, dann auch die auferlegte Strafe, samt dem Tag der Ver handlung getreulich einzutragen, ihm sonach das Protokoll selbst vorzulesen, und von den zum Verhör beigezogenen Männern mitzufertigen ist . § 7. Ist dem Unterthan - wenn er sich wegen der Strafe beschweren will eine Abschrift des Strafprotokolls unentgeltlich zu ertheilen; doch kann die Obrigkeit mit der Vollziehung der Strafe sogleich vorgehn . § 8 . Die Strafen, welche die Obrigkeiten oder Beamten ausmessen können, sind a) Ein anständiger, und der Gesundheit nicht nachtheiliger Arrest, allenfalls bei Wasser und Brode, b) Die Strafarbeit, c) Die Verschärfung des Arrestes und Strafarbeit mit Anlegung der Fußeisen, dann d) Die Abstiftung von Haus und Hofe . Bei Verhängung derselben ist auf das hohe und gar niedere Alter, und über haupt auf die Leibesbeschaffenheit des Schuldigen zu sehen; die schärferen Strafen sind nur gegen iene anzuwenden, wo lindere nicht gewirkt haben; die Verhängung des Arrestes und der Strafarbeiten ist zur Zeit der dringenden Feldarbeiten bis nach deren Vollbringung zu verschieben .
Strafpatent. Kirchliche Benefizien
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§ 9. Wollte eine Obrigkeit ihren Unterthan über 8 Tage mit Arrest, oder Strafarbeit, oder mit der Abstiftung von Haus und Hofe bestrafen: so soll selbe zuvor die kreisämtliche Genehmhaltung einzuholen verbunden sein . § 10. Die Obrigkeit hat das Strafprotokoll dem Kreisamte einzusenden, das es, wenn die Ursachen gegründet sind, binnen 8 Tagen längstens bestättiget, oder widrigens zuvor untersuchet. § 1 1 . Für den Arrest hat der Unterthan kein Sitzgebühr zu bezahlen, kann auch nicht an Geld oder Geldswerth bestraft werden . Bei verursachtem Scha den aber muß solcher zuvor durch Schätzmänner untersucht, und dann die billige Entschädigung bestimmt werden. § 12 . Dagegen werden auch die Obrigkeiten und Beamten angewiesen, den Unterthanen nichts ungebührliches zuzumuthen . Diejenigen, die dessen überführt werden, sind von dem Kreisamte zu bestrafen . Die hierüber ge machten Strafsprotokolle sind den Länderstellen alle Viertelj ahre einzusen den .
97.
Handschreiben josephs II. an Papst Pius VI .
Verleihung kirchlicher Benefizien durch den Kaiser. 1
Maass, II, S. 271 [Text im Original italienisch] . 2 Wien, 12 . September 1781 [ . . .] Wir halten es für eine unserer wichtigsten Pflichten, nicht nur die Souve ränitätsrechte zu erhalten, sondern sie auch geltend zu machen. Unserer Mei nung nach zählt zu diesen auch die Kollatur kirchlicher Benefizien, die nur dem Fürsten zukommt, gleich ob sie ihre Existenz - direkt oder indirekt der fürstlichen Großmut verdanken oder der Frömmigkeit von Laien, von de nen sie ausschließlich vertreten werden . Dies gilt auch für den Fall, daß das Verleihungsrecht anderen zugesprochen worden sei, da freiwillige Zuge ständnisse dieser Art stets widerrufbar sind, wenn es die veränderte Zeit oder die Staatsraison fordern . Weil wir von der Legitimität des Rechts der obersten souveränen Gewalt überzeugt sind, glauben wir sie erhalten zu sollen, wo wir sie noch unangetastet finden, und sie dort geltend machen und wieder in Kraft setzen zu müssen, wo ihre Ausübung in irgendeiner Weise beeinträch tigt werden könnte . 1 Joseph I I . rechtfertigt seine Maßnahmen und betont seine Souveränitätsrechte be züglich der Vergabe kirchlicher Pfründen . Vgl. Nr. 91 . 2 Dasselbe gekürzt in deutscher Übersetzung: Geschichte in Quellen 3, S. 648 .
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So offensichtliche Gründe und das in den meisten Staaten der katholischen Welt - so auch in unserem, wo nur unsere Österreichische Lombardei eine Ausnahme bildet - wirksame Beispiel wird Eurer Heiligkeit leicht verständ lich machen, daß wir weiter keine so inkonsequente Ausnahme dulden kön nen und unsere Entscheidung in Zukunft fest und unumstößlich sein muß , das unteilbare Recht der Souveränität zu nutzen und künftig alle kirchlichen Benefizien zu verleihen, wie wir es in den anderen Ländern unserer Monar chie ausüben . Wir würden uns jedoch noch bereit und willens erklären, Seine Heiligkeit in der ihm im Schlußteil unseres Briefes vom 27. Juni dieses Jahres vorgeschlagenen Weise beitragen zu lassen . Wir hoffen in diesem Sinne, daß die Antwort Eurer Heiligkeit für unsere Regierung günstig sein wird, und be ten darum zu Gott etc .
98. Resolution Josephs Il. an die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei Toleranz für die Protestanten (Lutheraner und Reformierte). 1
Maass, Il, S. 272 f. 2 Wien, 1 5 . September 1781 Meine Willensmeinung, die Ich der Kanzley zu ihrem genauesten Richt maaß hiemit erkläre, ist dahin gerichtet, den accatholischen Unterthanen, wo deren eine gewisse zu bestimmende und Mir nächstens anzuzeigende Anzahl obhanden ist, ein ihrer Religion gemäßes Privatexercitium allenthalben zu 1 Die "prinzipielle Toleranz" Josephs I I . (vgl. Anmerkung zu Nr. 83) brachte den beiden protestantischen Konfessionen in den Österreichischen und böhmischen Län dern 1781 die bürgerliche Gleichstellung ihrer Gläubigen mit den Katholiken, die Le galisierung der zuvor als Untergrundkirche ("Geheimprotestantismus") organisierten evangelischen Kirchengemeinden und die Möglichkeit zur Gründung neuer Kirchen gemeinden . Dennoch blieben die Protestanten auch in der Zeit der josphinischen Tole ranz (bis zum Protestantengesetz von 1861 ) einer Reihe von Beschränkungen unter worfen: Sie mußten bei kirchlichen Amtshandlungen doppelte Stolgebühren (an ihren eigenen und an den örtlich zuständigen katholischen Pfarrer) leisten; die Gründung von Kirchengemeinden war an eine hohe Mindestpersonenzahl gebunden, wodurch die Gemeindegründung vielerorts unmöglich wurde; die Kinder aus konfessionellen (katholisch-protestantischen) Mischehen sollten zu drei Viertel katholisch erzogen werden; die Kirchengebäude der Protestanten ("Bethäuser") durften äußerlich nicht als solche erkennbar sein; für Personen, die vom Katholizismus zu einer der protestan tischen Konfessionen übertreten wollten, galten diskriminierende Bestimmungen . Vgl . auch Nr. 77, 78 u. 83. 2 Dasselbe gekürzt: Geschichte in Quellen 3 , S. 646 f.
Toleranz für die Protestanten
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verstatten, ohne Rucksicht, ob jemals solches gebräuchlich oder eingeführet gewesen oder nicht . Der dominanten Religion allein solle der Vorzug des öffentlichen Reli gionsexercitii verbleiben, den beyden protestantischen Religionen aber so wie der schon bestehenden schismatischen aller Orten, wo es nach der An zahl der Menschen und nach den Fakultäten der lnwohner thunlich fällt, das Privatexercitium auszuüben erlaubt seyn . Unter diesem Privatexercitio verstehet sich in Entgegenhaltung der domi nanten Religion kein anderer Unterschied, als daß den Accatholischen, wo es nicht schon anderst ist, kein Geläut, keine Thürme und kein offendieher Ein gang von der Gasse, der eine Kirche vorstellte, eingestanden, sonst aber selbe, wie sie wollen, zu bauen und alle Administrirung ihrer Sakramenten und Ausübung ihres Gottesdienstes sowohl in dem Ort, als auch die Über bringung zu den Kranken in den dazu gehörigen Filialen vollkommen freyge lassen seyn soll . Fürohin können derley accatholici zu Possessionen, zu dem Bürger- . und Meisterrechte, zu akademischen Würden und selbst zu Civil-Diensten unbe denklich zugelassen werden. Sie sind zu keiner andern Eidesformul, als zu derj enigen, die ihren Religionsgrundsätzen gemäß ist, oder zu Beywohnung solcher Prozessionen oder Functionen, in die sie keinen Glauben haben, in keinem Falle anzuhalten, ohne Rucksicht auf den Unterschied der Religion soll in allen Wahlen und Dienstvergebungen, wie es in dem militari täglich ohne mindestem Anstand geschiehet, nur auf die Geschicklichkeit und Rechtschaffenheit der Campetenten auf ihren christlichen und moralischen Lebenswandel der vorzügliche Bedacht genommen werden . Ich will jedoch, um diese erklärte christliche Tolleranz in Ausübung zu bringen, den Weg einer offentliehen Kundmachung keinerdingen einschla gen, folglich ist über all dieses kein Patent oder sonstige öffentlich gedruckte Verordnung zu erlassen und ebenso wenig sind hierwegen einige der existiren den Landesordnungen, ständisch, städtisch oder sonstige Statuten , Zunftsar tikeln etc . etc . geradezu und mit Publicität abzuschaffen, aufzuheben oder abzuandern, sondern nach dieser erklärten Vorschrift solle durch blose Dis pensationen de casu in casum zu Werk gegangen, derley Dispensationen aber keineswegs erschweret, sondern vielmehr nach Beschaffenheit der Umstände und suppositis supponendis gegen schwere Verantwortung j edermann erthei let, mithin in diesem Sinne ohne all offendieher Publication die Absicht auf das schicksamste und geschwindeste in Erfüllung gesetzet werden . Die Kanzley hat demnach solche Richtschnur nicht nur zu ihrem genaue sten Nachverhalt sich fortan gegenwärtig zu halten, sondern sie wird solche von nun an auch allen betreffenden Stellen hier und in den Ländern , Kreisäm tern, dann Dominien und Magistraten zur unverbrüchigen Nachachtung be kannt machen und hiernach über den richtigen Vollzug die unverrückt
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pflichtmäßige Obsicht führen: Wie dann auch von nun an anzufangen gleich zum B eyspiel im Hradischer Kreise in Mähren in den bekannten protestanti schen Ortschaften auf die vorgeschriebene Art vorzugehen ist, daß nämlich Bethhäußer zu erbauen, pastores und Schulmeister zu halten, ihnen nicht al lein gestattet, aber auch die Grundobrigkeiten angehalten werden, die prote stantische Geistlichkeit und Schullehrer entweder mit Gründen oder hinläng lichen Einkünften zu dotiren, so auch zu den Oratorien-Bau mit Materialien, Robothen und Holz beyzuwirken, da, weil sie schon protestantische Unter thanen haben, sie auch beytragen müßten, daß sie doch als Christen leben und guthe Unterthanen verbleiben, dann die Kinder gelehret und gebildet werden. Auf die nämliche Art wird es in allen übrigen Erblanden, wo nur im mer Protestanten sind, gehalten werden.
99. Verordnung zur Neueinteilung der Diözesen Anspruch staatlicher Hoheitsrechte über die Kirche auch in den Österreichischen Diö zesanteilen ausländischer Bischöfe. 1 Kropatschek, Handbuch, II, s. 192 .
12 . Oktober 1781 Jeder auswärtige Ordinarius soll in Ansehung des Theils seiner Diözes in diesseitiger Dominazion nicht anders , als ieder erbländische Bischof behan delt werden. Wornach sich die Länderstellen in allen vorkommenden Fällen zu richten, und nebst dem gleichmäßig zu invigiliren haben, damit die in Er ledigung kommenden Benefizien, zu welchen auswärtige Ordinarien präsen tiren, nach den bestehenden höchsten Verordnungen keinen anderen, als Lan deskindern verliehen werden.
1 Große Teile der Österreichischen Länder und der gesamten Österreichischen Monarchie unterstanden kirchlich Bischöfen, die ihre Sitze außerhalb der Grenzen der Monarchie hatten und oft als geistliche Reichsfürsten selbst Landesherren waren. Der größte Teil von Ober- und Niederösterreich gehörte zur Diözese Passau. Der Erzbi schof von Salzburg (erst 1816 österreichisch!) besaß in Kärnten und Steiermark die "Ei genbistümer" Gurk, Seckau und Lavant. Teile Tirols unterstanden kirchlich jeweils den Bischöfen von Augsburg, Freising, Brixen und Trient, Vorarlberg den Bischöfen von Konstanz und Chur, Teile der Österreichischen Niederlande (Luxemburg) dem Erzbischof von Trier, in Böhmen der Egerer Kreis dem Bischof von Regensburg und Österreichisch-Schlesien dem (seit 1741 preußischen) Erzbistum Breslau; Teile Gali ziens zählten kirchlich zum polnischen Krakau.
Toleranz für Protestanten und Juden. Diözesanrechte 100.
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Verordnung betr. Toleranz für die Juden
Abschaffung der besonderen Kleidung und Kennzeichnung der Juden.
Kropatschek, Handbuch, IV, s. 62. 12 . Oktober 1781 Wegen besserer Benützung der Juden wird der bisher beobachtete Unter schied in der iüdischen Tracht und Kleidung ganz abgestellt, folglich die Tra gung der gelben Aermel bei dem männlichen, und die gelben Bänder bei dem weiblichen ledigen Geschlechte abgeschafft, und ist den Juden in Ansehung der Kleidertracht, wenn sie sich sonst ruhig und ordentlich aufführen, von niemanden etwas in Weg zu legen .
101.
Reskript Josephs II. an Staatskanzler Wenzel Anton Fürst Kaunitz-Rietberg
Anordnung der öffentlichen Bekanntmachung der Toleranzgewährung für die Prote stanten. 1 Barton, I m Zeichen der Toleranz, s. 153 f.2
13 . Oktober 1781 Ungeachtet in Meiner dem Fürsten unterm 1 8 . Sept. communicirten Reso lution wegen Einführung einer kristlichen Toleranz unter anderen angeord net ist, daß um selbe in Ausübung zu bringen, der Weeg einer öffentlichen Kundmachung nicht eingeschlagen, folglich über alles dies kein Patent, oder sonstige gedruckte Verordnung erlassen werden solle, so habe ich doch aus wichtigen Betrachtungen und damit meine Entschließung nach ihrem wahren Jnnhalt und Verstand zu jedermanns Kenntniß gebracht, auch alle falsche Auslegungen derselben und alle daraus entstehende Jrrungen beseitiget wer den mögen, räthlich befunden, hievon wieder abzugehen und Meine Anord nung allgemein bekannt zu machen . Zu diesem Ende ist die Verfügung zu treffen, daß in einem j eden Lande die anbefohlenermassen über dieses ange ordnete Toleranzsistem zu erlassende Circularien in einer mehreren Anzahl als zu ebenbesagter Absicht sonst nöthig wäre, in öffentlichen Druck gege ben, auch den verlegenden Buchdrucker in der Hauptstadt jeder Provinz ge stattet werde, an jedermann, der es verlanget, solche gedruckte Circularien abzugeben und andurch die genugsame Verbreitung auf einmal zu bewirken. 1 Das Reskript bezieht sich auf die Resolution des Kaisers vom 15. September 1781 (vgl . Nr. 98), die im Text irrtümlich auf den 1 8 . September datiert wird . 2 Dasselbe: Maass, II, S. 278 (Nr. 104) .
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Hiernächst ist in den in der Hauptstadt j eder Provinz herauskommenden Zei tungen die Kundmachung nach dem formulari, welches hier beylieget und in einer getreuen Uebersetzung, welche in der lateinischen, französischen und wälschen Sprache von der Staatskanzley zu besorgen und den betreffenden Hofstellen, die solche von da abzuholen angewiesen sind, mitzutheilen seyn wird, unter dem Artickel Wien einzuschalten und so zu j edermans Wissen schaft zu bringen . Joseph
102. Toleranzpatent für die Nichtkatholiken in Österreich ob der Enns (Oberöster reich) 1 Barton, Im Zeichen der Toleranz, S. 199-202 [Faksimiledruck] .
Linz, 13 . Oktober 1781 Wir Joseph der Zweyte, von Gottes Gnaden erwählter Römischer Kaiser, zu allen Zeiten Mehrer des Reiches, König in Germanien, Hungarn, und Bö heim etc . Erzherzog zu Oesterreich, Herzog zu Burgund, und Lotharingen etc . etc . Entbieten allen und j eden k. k. Landesfürstlich , auch privat- geistlich und weltlichen Dominien, Gültenbesitzern, Ortsobrigkeiten, Städten, Märkten, 1 Es gab nicht "ein" oder "das" Toleranzpatent für die gesamte Österreichische Monarchie oder auch nur für die Österreichischen Länder. Für alle Teile der Monarchie wurden jeweils besondere Toleranzpatente erlassen, die auf regionale Besonderheiten (z. B . Regelungen der Mischehenfrage in Siebenbürgen) eingingen und daher Abwei chungen ausweisen . Auch wurden die verschiedenen Toleranzpatente nicht alle unter demselben Datum erlassen. Die wichtigsten Toleranzpatente : 1 3 . Okt. 1 78 1 Österreich unter der Enns (Niederösterreich). 13. Okt. 1 78 1 Österreich ob der Enns (Oberösterreich). 25 . Okt. 1 78 1 Ungarn (•Benigna ResolutioJoseph II. und Luther< 1 ÖNB +44 .Mm. 536 [Originaldruck, Breslau 1782] . 2
1782 Freunden und Kennern der Reformations-Geschichte ist bekannt, daß im Jahre 1520 zu Anfang des Junius Luthers Verbannung zu Rom beschlossen, und am 15ten dieses Monats die berühmte Bulle gegen ihn wirklich ausgefer tigt worden, worin ein und vierzig Artikel aus seinen Schriften als ketzerisch, irrig, verführerisch, ärgerlich, und christlichen Ohren unleidlich ausgezeich net waren . Kurz vorher hatte Luther eine sehr wichtige Schrift herausgege ben, welche alles enthielt, was er durch seine bißherigen Untersuchungen über die Entstehung, die ersten Gränzen, und den immer erweiterten Um fang dieser Gränzen der römischen Macht entdeckt hatte . Diese in der That sehr kühne und Kaiser Carln V. zugeeignete Schrift hat den Titel : Ermahnung an den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besse rung. Sie verbreitete sich mit unglaublicher Geschwindigkeit in ganz Deutschland, und erregte allgemeines Aufsehen und Erstaunen; der Erfolg aber bewieß, daß Luther, so wenig er daran denken mochte, durch die Aus gabe dieser Schrift den klügsten Schritt gethan hatte, der sich in seiner Lage nur thun liesse . Denn kein anderes Mittel würde die Gemüther der Nation so 1 Der Verfasser dieser anonym veröffentlichten Broschüre, Georg Ernst Waldau ('' 1745), war evangelischer Hospitalpfarrer in der Reichsstadt Nürnberg (Meusel, IV, s . 126 f.). 2 Auch UB Wien: I 380 513 .
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ganz zu seinem Vortheil auf jene Verdammungsbulle vorbereitet haben, wel che in eben diesem Monath zu Rom ausgefertiget wurde, und gerade nach Deutschland kam , da das Feuer, welches Luthers Ermahnung angezündet hatte, an den meisten Orten noch brannte. Diese Schrift sollte nicht nur dem römischen Stolz den letzten tödtlichen Stoß versetzen, sondern sie sollte vor züglich die Deutschen zu seiner Vertheidigung auffordern , indem sie ihnen das schimpfliche Joch, das sie bißher mit unedler Feigheit getragen hatten, und die Leichtigkeit, mit der sie es abwerfen könnten, fühlbar machen sollte . Luther hatte deßwegen absichtlich sein Augenmerk bloß auf die unseeligen Folgen gerichtet, welche die immer steigenden und doch immer zugestande nen Anmassungen der Herrschsucht des römischen Hofes in Deutschland nach sich gezogen hatten, und nicht die schamlose Unbilligkeit dieser Anmas sungen in das verhaßteste Licht gestellt, sondern auch jeden Beweggrund, der nur irgend auf die deutsche Nation wirken konnte, mit der äusersten Sorgfalt ausgesucht und benutzt, um seine Aufforderungen desto nachdrücklicher zu machen. Aus dieser wichtigen Schrift Luthers soll hier ein Auszug gegeben werden, welcher j eden Leser im Zweifel lassen wird, ob er mehr über die Größe des Geistes , der darin herrschet, oder über die Kühnheit, welche zu ihrer Be kanntmachung gehörte, erstaunen soll. Jeder Leser wird aber auch hier viele fromme Wünsche und heroische Vorschläge finden, welche Luther zur wah ren Verbesserung der christlichen Kirche gethan hat, die damahls unerreich bar waren, und über dritthalb hundert Jahre es blieben; Wünsche und Vor schläge, welche nur das gegenwärtige Oberhaupt der Christenheit, Unser glorwürdigster Kaiser Joseph der Zweyte in Seinen Staaten auszuführen und zu erfüllen, von der Vorsehung bestimmt war, Joseph, der große Menschen beglücker, dessen Regierung eine der merkwürdigsten Epochen in der Welt geschichte macht, Joseph, der Fürst von tiefer Wissenschaft, von unüber windlichem Eifer und Muth, von rastloser Thätigkeit und felsenfester Ent schlossenheit, den Gott lange, biß zum höchsten Ziel der Menschentage er halten wolle! Luther fängt seine Schrift nach einem kurzen Eingange damit an, das Grundlose der gewöhnlichsten Ausflüchte zu zeigen, durch welche bißher der römische Hof jeden Versuch einer Besserung, die mit ihm vorgenommen werden sollte, vereitelt hat. "Die Romanisten" - sind seine Worte - "haben drey Mauern um sich gezogen, damit sie sich bißher beschützt, damit sie nie mand hat mögen reformiren, dadurch die ganze Christenheit greulich gefal len ist. Zum ersten; wenn man hat auf sie gedrungen mit weltlicher Gewalt, haben sie gesetzt und gesagt, weltliche Gewalt habe nicht Recht über sie, son dern wiederum, die geistliche sey über die weltliche . Zum andern, hat man sie mit der heiligen Schrift wollen straffen, setzen sie dagegen, es gebühre die Schrift niemand auszulegen, denn dem Pabst. Zum dritten, dräuet man ihnen
Waldau, "Joseph li. und Luther"
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mit einem Concilio, so erdichten sie, es möge niemand ein Concilium beru fen, denn der Pabst. - Nun helfe uns Gott, und gebe uns der Posaunen eine, damit die Mauern Jericho wurden umgeworfen, daß wir diese stroherne und papierne Mauern auch umblasen . " Bey der Widerlegung der ersten unter diesen Ausflüchten, legt Luther die große Lehre zum Grund, daß eigentlich unter Christen kein Unterschied sey, als der von den verschiedenen Verhältnissen äußerer Aemter herrühre; und leitet daraus Folgerungen her, die damals unglaublich hart klingen mußten, aber nur desto mehr beweisen, wie weit sich damahls schon die Aufklärung seiner Vorstellungen ausgebreitet haben mußte . Ueberhaupt muß es immer als das unverkennbarste Zeichen der Aufrichtigkeit, aber auch der Seelen größe Luthers angesehen werden, daß er sich niemahls in seinem Leben vor irgend einer Folge fürchtete, niemahls wegen irgend einer Folge bedachte, die aus einem Satz floß, den er einmahl als wahr angenommen hatte . "Alle Christen, sagt er, sind wahrhaftig geistlichen Stands , und ist unter ihnen kein Unterschied, denn des Amts halben allein - So folget aus diesem, daß Layen, Priester, Fürsten, Bischöfe, und wie sie sagen, geistlich und welt lich, keinen andern Unterschied im Grund wahrlich haben, denn des Amts und Werks halben, und nicht des Stands halben, denn sie sind alle einerley Stands , aber nicht einerley Werks . Gleichwie nun die, so man ietzt geistlich heißt, sind von andern Christen nicht weiter, noch würdiger, gescheiden, denn daß sie das Wort Gottes und die Sakramente sollen handeln; das ist ihr Werk und Amt: also hat die weltliche Obrigkeit das Schwerdt in der Hand, die Bösen damit zu strafen, und die Frommen zu schützen. - Nun siehe, ob das christlich gesetzt und gesagt sey: Weltlich Obrigkeit sey nicht über die Geistlichkeit, soll sie auch nicht strafen ? Das ist eben so viel gesagt: Die Hand soll nichts dazu thun, ob das Auge noch so große Noth leidet. Ists nicht unnatürlich, geschweig unchristlich, daß ein Glied dem andern nicht helfen soll, noch seiner Noth wehren ? Darum sage ich, dieweil weltliche Ge walt von Gott geordnei: isi:, die Bösen zu straffen, und die Frommen zu schüt zen, so soll man ihr Amt lassen frey gehen durch den ganzen Körper der Christenheit, niemand angesehen, sie treffe Pabst, Bischöffe , PEaffen, Mön che, oder Nonnen, oder was es ist . " [ . .] Mit eben diesen Gründen, und in eben dieser Sprache fährt nun Luther fort, die Nichtigkeit der zwey andern Ausflüchte darzustellen, welche der rö mische Hof bisher so treflich zu benutzen gewußt hatte, um j edem Verbes serungs-Versuch auszuweichen; und itzt erst fängt er an, die Blöße derselben im Besondern aufzudecken, indem er die Bedrückungen ausführt, unter denen Deutschland vorzüglich so lange mit geheimen Unwillen geseufzet hatte. [. . .] .
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Nach dieser Nutzanwendung machen dann wirkliche Verbesserungsvor schläge den Beschluß . Zu allererst sollten alle Annaten auf der Stelle abgethan werden, weil der Pabst das Pakt gebrochen, und dadurch das Recht dazu ver lohren habe. Dann sollte ferner kein Lehen mehr nach Rom gezogen, und keins mehr daselbst erlangt, sondern den Ordinarien in Deutschland ihr Recht wieder gestattet werden, die Lehen zu besetzen. [ . . . ] Eben so wenig sollten in Zukunft Pallien, oder irgend eine andere Be stättigung einer geistlichen Würde aus Rom geholt, noch weniger weltliche Sachen dahin gezogen, sondern auch die Sachen, welche Lehen und Pfründen betreffen, vor deutschen Bischöfen, oder vor einem zu errichtenden Consi storio des Primaten in Deutschland verhandelt werden. Keine Reservation sollte mehr gelten, kein Lehen unter irgend einem Vorwand mehr in Rom be haftet werden, und wo sie denn mit dem Bann kommen wollten, sollte man diesen eben so verachten, als wenn ein Dieb j emand in Bann thun wollte, der ihn nicht wollte stehlen lassen. Auf ewig abgethan sollten seyn alle reservirte Fälle, aufgehoben die schweren Eyde, welche die Bischöfe dem Pabst zu thun gezwungen werden, das Recht der Investitur dem Kaiser wieder gegeben, und die ganze angemaßte Gewalt des Pabsts über den Kaiser vernichtet wer den . [ . . . ] Luther verlangte ferner, daß allen Mönchen das Predigen und Beicht hören verbotten würde, so lange sie nicht von den Bischöfen oder Gemeinden ausdrücklich berufen wären, daß alle verschiedene Sekten Eines Ordens auf gehoben würden, daß dem Pabst verbotten werden sollte, mehr solcher Or den einzusetzen oder zu bestätigen, ja befohlen werden sollte, etliche aufzu heben und abzuthun, und daß vorzüglich alle Clöster wieder in ihre ur sprüngliche Verfassung gebracht, die Gelübde, welche aus j edem Closter ein ewiges Gefängniß machten, aufgehoben, und j edem ihrer Bewohner die Frey heit gestattet werden sollte, auszutretten oder zu bleiben, wie er es für gut fände . Hiervon war der Uebergang zu dem für die Geistlichen so äußerst drückenden Verbot der Ehe natürlich; und über dies eiferte Luther zum er stenmahle, und schon zum erstenmahle mit einer Wärme, die nur aus dem Bewußtseyn entspringen könnte, daß er die Rechte der Menschheit zu ver theidigen habe. - Hierauf beweißt er noch, daß der Pabst nicht Macht habe, den Ehestand zu verbieten, und geht dann zu einigen in der Closterdisciplin herrschenden Mißbräuchen fort, will alle Seelenmessen und Vigilien abge than haben, weil sie nur auf Geld und Fressen und Saufen gerichtet seyen alle Heiligen- und Feyertage gar abgethan, oder auf den Sonntag verlegt, und diesen allein beybehalten haben, weil sie den gemeinen Mann an seiner Arbeit hindern, und ihn noch über dieß zum Verschwender machen . - will, daß Eine Person nicht mehr als Eine Pfründe sollten besitzen können; daß alle Brüder schaften, Abläß , Butterbriefe, Meßbriefe , Dispensationen, und was dem Ding gleich ist, nur gleich ersäuft und umbracht, aber zuvor alle päbstliche
Waldau, "Joseph I I . und Luther"
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Gesandschaften mit allem, was sie zu verkaufen haben, aus Deutschland ge jagt werden. [ . . .] Solche Aeusserungen that Luther, der Mönch, der durch seine Gaben, Ver dienste und Handlungen die Welt erschütterte . Jeder Verständige muß die durch seine von dem Höchsten unterstützte Bemühungen veranlaßte Kir chenverbesserung für die größte und wunderbarste Revolution erkennen, die seit der Zeiten Christi und der Apostel vorgefallen . - Aber, ist es die neuere Kirchen- und Religionsverbesserung weniger, die J oseph der Große in Seinen weitläufigen Staaten mit tief gehenden Einsichten, mit einem Muth, der sei nes gleichen nicht hat, und mit einer Geschwindigkeit ohne Beyspiel, veran staltet ? Ganz Europa richtet seinen Blick auf die Staaten dieses Monarchen, der ei nen genau überdachten, durch gesammelte Beobachtungen bestätigten, durch, wer weiß, wie viele Jahre ? gereiften Plan, zur Wohlfahrt Seiner Unter thanen mit Entschlossenheit auszuführen den Anfang gemacht hat. Schon das erste Jahr Seiner Regierung ist bereits an merkwürdigen Gesetzen frucht barer, als ganze Lebenszeiten in der Geschichte auch nicht unberühmter Re genten, Ich rede itzt nicht davon, daß Er der Feder und Presse die Freyheit gegeben, daß Er Seinem freyen Volke das freye Recht der Vorstellung einge räumt, daß Er den greulichsten und unerträglichsten Despotismus , den Bür ger über ihre Mitbürger zur Schande der Menschheit ausübten, die Leibeigen schaft, aufgehoben hat, nicht von so manchen andern wohlthätigen Anstalten - nur von der ausgebreiteten Verbesserung in Kirchen- und Religionssachen rede ich. Von dem, was Luther theils gethan, theils nur veranlasset hat, geniessen wir nach dritthalb hundert Jahren die Früchte noch lebhafter, als unsere Vorfah ren sie genossen; und die Nachwelt, die späteste, wie die nächste, wird gewiß die Vonheile von Josephs Verbesserungen noch stärker, als Seine Ihn seg nende Zeitgenossen, einernden . Der gute Kaiser Maximilian I. machte in den letzten Jahren seiner Regierung den Entwurf, mit Niederlegung der kaiserli chen Würde Pabst zu werden, um an der Verbesserung der Kirche arbeiten zu können . Joseph bleibt Kaiser, und thut mehr, als vielleicht sein preiswürdiger Vorfahr damahls würde haben thun können. [. . .] Von den eingezogenen Klostergütern macht Joseph, der wahre Landesva ter, die heilsamste Anwendung. Es sollen jedem Regimente 2000 Gulden zur Erziehung der Soldatenkinder angewiesen; es soll in j edem Dorfe eine Schule gestiftet werden, der Schulmeister in derselben soll eine besondere, von dem Kirchendienst getrennte Person seyn . Er soll nebst freyer Wohnung, Garten und Feuerung jährlich 300 Gulden Besoldung haben, wofür er verpflichtet seyn soll, alle Kinder des Dorfs unentgeldlich zu unterrichten . Ferner sollen
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von den Klostergütern Waysenhäuser auf dem platten Lande angelegt wer den . Mit diesen Waysenhäusern soll eine Landwirthschaft verknüpfet seyn, damit die Kinder dieselbe erlernen können, und in dem Bauernstande bleiben können . Joseph vindicirt die Gerechtsame der Kronen wider die Vergewaltigungen, die sich der römische Hof wider sie erlaubte, und beweiset sich dadurch als Schutzherr der Kirche . Er hat den Bischöfen Seiner Reiche die volle Thätig keit ihrer Würde wieder gegeben, diej enigen Rechte wieder verschafft, deren übersehene Veräusserung ihres anvertrauten Amts ihnen so vielfältige Hin dernisse gelegt hat . In der Hierarchie herrschet künftig eben die Unterord nung, wie in der bürgerlichen Verwaltung; keine Ausnahme von der Gerichts barkeit des Bischofs . Der Diöcesan wendet sich, auch um Befriedigungsge suche, die einst dem Reichthume gleichsam ausschliessend vorbehalten wa ren, an den, der nach der Ordnung Gottes und der Natur der Verfassung, die ihm beschiedene Verhör ist. [. . .] Joseph, ein Verehrer des Evangeliums, verbannet den schädlichen Reli gionshaß . Alle Menschen sind Seine Brüder. Er befiehlt dem Priesterneid zu schweigen, und gebietet das erste Gesetz - die Religionsverträglichkeit, die göttliche Duldung. Er verlangt in Seinen Staaten in öffentlichen Bedienun gen, in der Innigkeit Seines Zutrauens keine Heuchler; er verlangt gute Bür ger, und hält sich überzeugt, daß man ein solcher seyn könne, auch wenn man in Glaubenssätzen anders Sinnes ist, als die Kirchenversammlung zu Tri dent, auch wenn man den Gottesdienst in der Muttersprache hält. Durch Aufhebung der sogenannten Religionspatente, durch Aufhebung der viel mahl bedrückenden, wenigstens immer erniedrigenden Ausschliessungen fremder Religionsgenossen, hat er dem Staate tausend Talente brauchbar ge macht, die vorhin für denselben verlohren waren . So hat er unzählbaren Men schen ein Vaterland, dem Vaterlande Bürger gegeben; so hat Er auf einmahl aus zweideutigen Insassen sich getreue Unterthanen versichert, die der Unter schied der Meinungen nun nicht weiter trennt, da sie durch das Band gemein schaftlicher Rechte und Vortheile unter sich vereinbaret sind . Dieses Duldungsgesetz ist durch den allgemeinen Zuruf der dankenden Menschheit gefeyert worden, und wird von verschiedenen Bischöfen emp fohlen und in ihren Diöcesen ausgeübt . Der Staat wird die Wohlthätigkeit desselben je mehr und mehr in einer unabsehbaren Reihe daraus keimender Vonheile empfinden; und es ist für die Fortschreitung der Aufklärung keiner der wichtigsten, daß dadurch schon jetzt den Wörtern : Unglauben, Freyden kerei, Ketzerei, ihre uneingeschränkte, willkührliche Bedeutung benommen worden. Künftig darf der Mann von Wissenschaft diese verhaßte Namen nicht mehr fürchten . Er erfülle die Pflichten des Bürgers , die Pflichten seines Amts mit Rechtschaffenheit, mit Eifer! und es ist ihm erlaubt, die kleinen zu-
Waldau, "Joseph li. und Luther" . Toleranz für die Juden
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fälligen Frömmigkeitsübungen von dem Wesentlichen der Religion zu son dern; erlaubt die heilige Fabellehre mit der bewährten Offenbarung nicht zu vermengen; erlaubt, zwischen der Legende und der heil . Schrift zu unter scheiden [. . . ] .
113.
Toleranzpatent für die Juden in Wien und in Niederösterreich 1 Pribram, Urkunden und Akten, Bd. 1, S . 494 - 500.2
Wien, 2 . Januar 1782 Wir Joseph der Zweyte, von Gottes Gnaden erwählter R. Kaiser, zu allen Zeiten Mehrer des Reiches , König in Germanien, Hungarn und Böheim etc . , Erzherzog zu Oesterreich, Herzog zu Burgund und Lotharingen, etc . , etc . , entbieten j edermann Unsere Gnade und geben euch hiemit gnädigst zu ver nehmen : Von Antretung Unserer Regierung an haben Wir es einen Unserer vorzüg lichsten Augenmerke seyn lassen, daß alle Unsere Unterthanen ohne Unter schied der Nazion und Religion, sobald sie in Unseren Staaten aufgenommen und geduldet sind, an dem öffentlichen Wohlstande, den Wir durch Unsere Sorgfalt zu vergrößern wünschen, gemeinschaftlichen Antheil nehmen, eine gesetzmäßige Freyheit genießen und auf jedem ehrbaren Wege zu Erwerbung ihres Unterhalts und Vergrößerung der allgemeinen Aemsigkeit kein Hinder nis finden sollten . Da nun mit dieser Unserer gnädigsten Absicht die gegen die jüdische Na zion überhaupt in Unseren Erbländern und insbesondere zu Wien und in Niederösterreich bestehenden Gesetze und sogenannten Judenordnungen nicht durchaus zu vereinbaren sind, so wollen Wir dieselben kraft gegenwär tigen Patents insofern abändern, als es die Verschiedenheit der Zeit und Um stände nöthig machen . 1 . Zwar geht Unser höchster Wille keineswegs dahin, der in Wien wohnen den Judenschaft in Beziehung auf die äußere Duldung eine Erweiterung zu gewähren, sondern bleibt es auch in Hinkunft dabey, daß dieselbe keine ei gentliche Gemeinde unter einem besondern Vorsteher ihrer Nazion ausma chen, sondern wie bisher j ede einzelne Familie für sich des Schutzes der Lan desgesetze nach der ihr von Unserer N. Ö. Regierung ertheilten Duldung ruhig genießen soll; daß ihr kein öffentlicher Gottesdienst, keine öffentliche 1 Vgl . Anmerkung zu Nr. 93 . Übersicht über alle Judenpatente der Österreichischen Monarchie bei Karniel, Zur Auswirkung, S. 204 . 2 Dasselbe: Kropatschek, Handbuch, IV, S. 67- 81 .
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Synagoge gestattet werde; daß ihr hier eine eigene Buchdruckerey, zu ihren Gebet- und anderen hebräischen Büchern zu errichten, nicht erlaubt sey, son dern ist sie mit ihren nothwenigen Bestellungen diesfalls an die hinlänglich zureichende Druckerey in Böheim anzuweisen; wollte sie aber jüdische Bü cher aus fremden Ländern hereinbringen, so ist sie verbunden, in j edem be sondern Falle, weil diesfalls das allgemeine Verbot entgegensteht, die Bewilli gung anzusuchen und die fremden Bücher gleich allen übrigen Unterthanen der Zensur zu unterwerfen. 2 . Ebenso haben Wir keineswegs zur Absicht durch diese neue Verordnung die Zahl der jüdischen Religionsgenossen weder in Wien noch überhaupt in Un seren Staaten zu vergrößern, oder fremde ohne wichtige Ursachen und beson dere für sie sprechende Verdienste herein zu ziehen . Wir wollen vielmehr aus drücklich, daß in Absicht auf die Zahl und Art, wie sie in Niederösterreich und hier in Wien gegenwärtig geduldet werden, es unverändert verbleiben und dort, wo niemals Juden ansässig gewesen, auch künftig keinem, sich ansässig zu ma chen, zustehen soll; Wir hätten dann selbst nach Umständen und aus guten Ur sachen, mit einem oder andern eine Ausnahme zu machen, zuträglich gefunden . 3 . Nach diesen beybehaltenen Schranken der Duldung steht also auch künftig keinem Juden frey aus andern Erbländern nach Wien zu kommen, um beständig hier zu bleiben, er habe dann dazu bey Unserer N. Ö . Regie rung die Erlaubnis erhalten; der ausländische Jud hingegen muß solche un mittelbar bey Uns selbst ansuchen . [. . .] 5 . Gegen Entrichtung dieses Schutzgeldes ist dann der Entrichtende zwar befugt, sich mit seinem Weibe und denjenigen Kindern, die kein eigenes Ge werb, keine abgesönderte Handlung treiben, sondern noch in seiner Versor gung stehen, in Wien aufzuhalten, Unsers landesfürstlichen Schutzes zu genießen und die seiner Nazion eröffnete Handlung zu treiben, oder die frey gegebenen Nahrungszweige zu bearbeiten. 6 . Es erstreckt sich aber dieser Schutz nicht zugleich auf den Sohn eines tolerirten Hausvaters , der sich verehligt und seine eigene Haushaltung zu ma chen anfängt, noch auf eine Tochter, die an einen hier noch nicht tolerirten oder einen auswärtigen Juden vermählt würde. [ . .] 7. Auf dem offenen Lande in Niederösterreich zu wohnen bleibt den Juden wie vorhin noch ferner untersagt; es sey denn, daß sie irgend auf einem Dorfe, in einem Markte, einer Landstadt, oder allenfalls auf einem bis hieher noch unbebauten (öden) Grunde eine Fabrick errichten oder sonst ein nützli ches Gewerb einführen wollten; in welchen Fällen sie immer um die Erlaub nis bey Regierung anzusuchen haben, ihnen aber, nachdem sie solche erhal ten, auf dem Lande eben die Rechte und Freyheiten wie ihren Religionsge nossen in der Residenz zukommen. .
Toleranzpatent für die Juden
277
Es bestehen demnach die Begünstigungen, welche der jüdischen Nazion durch gegenwärtige Abänderung, wodurch die letzte Judenordnung vom s'en May 1764 ganz außer Kraft gesetzt wird, zufließen, in folgenden : Da Wir die jüdische Nazion hauptsächlich durch bessere Unterrichtung und Aufklärung ihrer Jugend und durch Verwendung auf Wissenschaften, Künste und Handwerke dem Staate nützlicher und brauchbarer zu machen , zum Ziele nehmen, so erlauben und befehlen Wir 8 . gnädigst den tolerirten Juden in jenen Orten, wo sie keine eigenen deut schen Schulen haben, ihre Kinder in die christlichen Normal- und Realschulen zu schicken, um in diesen wenigstens das Lesen, Schreiben und Rechnen zu er lernen . Und obschon sie in Unser Residenz keine eigentliche Synagoge haben, so gestatten Wir ihnen dennoch für ihre Kinder eine eigene, normalmäßig ein gerichtete, mit Lehrern von ihren Religionsgenossen besetzte Schule auf ihre Kösten zu errichten und zu diesem Ende drey taugliche junge Leute auszu suchen, welche sie zum ordnungsmäßigen Unterrichte in der Normallehrart an die hiesige Normalschuldirektion anweisen sollen . Diese ihre künftige Nor malschule wird unter der nämlichen Oberaufsicht wie alle andern hiesigen deutschen Schulen stehen und soll, was derselben nähere Einrichtung vorzüg lich in Ansehen der moralischen Bücher betrifft, das Nöthige ehstens an sie er lassen werden; nur wollen Wir ihnen vorläufig zu erkennen geben, daß Wir, um sie wegen ihrer Religionsübungen und Meynungen außer Besorgnis zu set zen, geneigt sind, die Entwerfung der moralischen Bücher ihnen selbst zu überlassen, mit dem Vorbehalte jedoch, daß sie dieselben zur Uibersehung und Bestätigung der hiesigen Schuloberaufsicht zu überreichen haben . 9 . In Ansehen der höheren Schulen, da ihre Besuchung jüdischen Reli gionsgenossen niemals untersagt gewesen, wollen Wir diese Erlaubnis hier bloß erneuern und bestätigen . 1 0 . Zur Erleichterung ihres künftigen Unterhalts und Vorbereitung der nöthigen Erwerbungswege gestatten Wir ihnen gnädigst, daß sie von nun an alle Gattungen von Handwerken und Gewerben hier und anderwärtig bey christlichen Meistern, allenfalls auch unter sich selbst, erlernen und in dieser Absicht sich bey christlichen Meistern als Lehrjungen aufdingen oder als Ge sellen arbeiten, und jene (die christlichen Gewerbsleute) sie ohne Bedenken aufnehmen können; welches j edoch nicht dahin zu deuten ist, als wollten Wir Juden und Christen darinnen einen Zwang auflegen, sondern Wir räumen beyden Theilen bloß die Freyheit ein sich hierüber nach Wohlgefallen unter einander einzuverstehen. 1 1 . Wir verleihen weiters hiemit der jüdischen Nazion das allgemeine Be fugnis , alle Gattungen von Gewerben, jedoch ohne Bürger- und Meister recht, als wovon sie ausgeschlossen bleiben [ . . . ] Die Malerey, Bildhauerey und die Ausübung anderer freyer Künste ist denselben gleichfalls wie den Christen überlassen; so wie Wir
1782
278
12 . den jüdischen Religionsgenossen auch unter allen unbürgerlichen (nicht bürgerlichen) Handlungszweigen vollkommen freye Wahl geben und sie berechtigen, sich um das Befugnis der Großhandlung unter den näm lichen B edingnissen und mit eben den Freyheiten zu bewerben, wie sie von Unsern christlichen Unterthanen erhalten und getrieben werden . 13 . Da die Anlegung von Manufakturen und Fabriken ihnen von j eher er laubt war, so ergreifen Wir hier bloß die Gelegenheit, indem Wir diese Er laubnis gewissermaßen erneuern, sie zu solchen gemeinnützigen Unterneh mungen öffentlich aufzumuntern . 14 . Wir gestatten ihnen ferners zu Unterbringung ihrer Kapitalien und de ren Sicherstellung auf liegende Güter oder sogenannte Realitäten leihen zu dürfen, daß sie jedoch sich dieselben einschätzen zu lassen nicht befugt seyn sollen. 15 . Bey so vielen der Judenschaft eröffneten Erwerbungswegen und dem dadurch entspringenden, mannigfältigeren Zusammenhange mit Christen fo dert die Sorgfalt für die Aufrechterhaltung des gemeinschäftlichen Zutrauens , daß die hebräische und hebräisch mit deutsch vermengte, sogenannte jüdi sche Sprache und Schrift abgeschaffet werde; Wir heben daher den Gebrauch derselben in allen öffentlichen in- und außergerichtlichen Handlungen aus drücklich auf, statt der sich künftig der landesüblichen Sprache zu bedienen ist; und um allen Ausflüchten und Einwendungen, als wäre eine so ge schwinde Folgleistung nicht wohl möglich gewesen, vorzubeugen, so bestim men Wir eine Frist von zwey Jahren, die vom Tage dieses Unsern Patents zu rechnen ist, binnen welcher alle dieserwegen nöthigen Aenderungen und Vor kehrungen füglieh getroffen werden können und sollen; Wir erklären daher hiemit alle nach der Zeitfrist in hebräischer Sprache verfaßten oder auch nur mit hebräischen und jüdischen Buchstaben geschriebenen Instrumente für ungültig und nichtig. 16. Um den tolerirten Juden in ihren Erwerbungswegen auch von Seite des Dienstvolks eine Erleichterung zu verschaffen, so wird ihnen fürhin gestat tet, so viel jüdische oder auch christliche Dienstleute zu halten als ihre Ge schäfte fodern . [ ] 1 8 . Durch gegenwärtige Verordnung lassen Wir es von der bisherigen Be schränkung auf bestimmte Judenhäuser abkommen und erlauben den tolerir ten Juden eigene Wohnungen sowohl in der Stadt als in den Vorstädten nach ihrer Willkür zu miethen . 19. Nicht minder heben Wir die von fremden Juden bisher entrichtete Leib mauth gänzlich auf und erlauben hiemit denselben zu Betreibung ihrer Ge schäfte von Zeit zu Zeit den freyen Eintritt in Unsere Residenz und zwar ohne daß sie künftig Kost und Wohnung ledig bey tolerirten Juden oder jüdi schen Garköchen zu suchen gezwungen, sondern ihre Einkehr, Gewölber 0
0
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Toleranzpatent für die Juden
279
und Kost für ihr Geld wo sie wollen zu nehmen berechtiget sind;/ Wir halten Uns j edoch gerechtest vor, wegen Entschädigung derj enigen, welche die Leib mauth derzeit beziehen, von der Judenschaft ein minder beschwerliches Aequivalent einzuheben. 20. Weil Wir aber bereits erkläret, daß Wir die Zahl der ansässigen Judenfa milien hier nicht vergrößert haben wollen, so müssen die herkommenden fremden Juden gleich bei ihrer Ankunft sich bey der N. Ö. Regierung mel den, ihre Geschäfte und die Zeit, welche zu deren Vollendung nöthig ist, an zeigen, auch hierüber die Bestätigung oder allenfalls eine andere Ausmessung von der Landesstelle erwarten . Sobald diese Frist verstrichen, müssen sie ent weder von hier abgehen oder bey Regierung um eine Verlängerung ansuchen . [. ] 2 3 . Uibrigens werden hiemit noch die für die Juden sonst bestandenen dop pelten Gerichts- und Kanzleytaxen durchaus abgestellt und 24. uiberhaupt alle bisher gewöhnlichen Merkmaale und Unterscheidun gen, als das Tragen der Bärte, das Verbot an Sonn- und Feyertagen vor 12 Uhr nicht auszugehen, öffentliche Belustigungsörter zu besuchen und derglei chen, aufgehoben; im Gegentheile wird den Großhändlern und ihren Söhnen sowie den Honoratioren auch Degen zu tragen erlaubet. 2 5 . Da Wir nun durch diese Begünstigungen die jüdische Nazion in Ab sicht auf ihre Nahrungswege und den Genuß der bürgerlichen und häuslichen Bequemlichkeiten andern fremden Religionsverwandten beynahe gleichset zen, so weisen Wir dieselben zugleich zur genauen Beobachtung aller politi schen, bürgerlichen und gerichtlichen Landesgesetze ernstlich an, als an wel che sie gleich allen übrigen Insassen gebunden, sowie in ihren Angelegenhei ten in politischen und Rechtsvorfällen der Landesstelle, der Ortsobrigkeit, nach der jeder Behörde zustehenden Gerichtsbarkeit und Thätigkeit (Aktivi tät) unterworfen bleiben; und versehen Wir Uns zu ihrer Pflicht sowohl als zu ihrer Dankbarkeit, daß sie dieser Unsrer Gnade und der ihnen daher zuflie ßenden Freyheiten nicht mißbrauchen, durch Ausschweifungen und Zügello sigkeit kein öffentliches Aergernis geben und die christliche Religion nirgend irren, noch gegen dieselbe und ihre Diener Verachtung zeigen werden, weil ein Frevel dieser Art auf das strengste bestraft und dem, so ihn begangen, nach Beschaffenheit der Umstände die Abschaffung von hier und aus allen Unsern Ländern zuziehen würde. [. ] .
.
.
.
1782
280 114.
Verordnung betr. Toleranz für die Juden
Berechtigung der Juden zum Erwerb der Doktorgrade der Jurisprudenz und der Medizin. Pribram, Urkunden und Akten, Bd. 1, S. 514 .
Wien, 12 . Januar 1782 Unter anderen der Judenschaft allermildest verwilligten Begünstigungen haben S. K. K. M. allergnädigst resolviret, daß die Kinder der Juden, (da ihnen außer der Theologie alle hohe Schulen zu besuchen gestattet ist,) wenn sie sich durch Talenten und Anwendung in Wissenschaften entscheidend aus zeichnen, auch zu Erhaltung der Doktorswürde sowohl im juridisch- als me dicinischen Fache über vorläufige Prüfung et praestitis reliquis praestandis fähig seyn sollen und solche erlangen mögen; welche allerhöchste Entschlies sung man ihr, Regierung, zur Wissenschaft und weiterer Bekantmachung an das Consistorium ordinarium universitatis eröfnet, wie man dann die H n directores der juridisch- und medicinischen Facultät hievon unter einem ver ständiget .
115.
Verordnung betr. Klostersäkularisationen
Klosteraufhebungs-Dekret. 1
Kropatschek, Handbuch, II, s . 264-266 . 2 12 . Januar 1782 Alle Ordenshäuser, Klöster und Hospizien, oder wie sie heißen mögen, werden, vom männlichen Geschlechte iene der Karthäuser, und Kamalduen1 Unter Joseph II. trat der Nützlichkeitsgesichtspunkt als Argument gegen das mo nastische Leben endgültig in den Mittelpunkt. Die erste große Säkularisationswelle nach vorangegangenen Klosteraufhebungen in der Österreichischen Lombardei (vgl . Anmerkung zu Nr. 31 ) - setzte mit dem Klosteraufhebungs-Dekret vom 12 . Januar 1782 ein. Betroffen waren die Kartäuser, Kamaldulenser, Karmeliterinnen, Klarissen, Kapuzinerinnen und Franziskanerinnen sowie die Eremiten oder Waldbrüder (vgl . Anmerkung zu Nr. 108). Nach dem Vorbild des Exjesuitenfonds (vgl . Anmerkung zu Nr. 65) wurde ein Religionsfonds gebildet, in den der Erlös aus dem Verkauf der Klo sterbesitzungen floß und aus dem die Pensionen für die Exreligiosen sowie Gehälter für Pfarrer und Kapläne gezahlt wurden. Nach dem Muster der Mailänder (vgl. Anmerkung zu Nr. 44) entstand 1782 in Wien das "Geistliche Öko nomat" , das, später als "Geistliche Hofkommission" bezeichnet, auch die Klosterauf hebungskommission umfaßte. 1783 begann die zweite Säkularisationswelle, die sich bis 1787 erstreckte. In Wien, Nieder- und Oberösterreich, Kärnten, Steiermark, Tirol, Vorarlberg, Vorderösterreich, Triest, Görtz, Gradiska, Böhmen, Mähren, österrei chisch Schlesien und Galizien wurden in dieser zweiten Säkularisationswelle rund 420 Klöster geschlossen, in der Österreichischen Lombardei etwa 80 Konvente sowie 126 Klöster und 49 Stifte in den Österreichischen Niederlanden, ferner eine nicht genau feststellbare Anzahl von Klöstern in Ungarn . 2 Dasselbe: Winner, Klosteraufhebungen, S . 82 - 87.
282
1782
ungestört fortzuleben; iedoch haben sie sich ein Kloster von einem andern Orden zum künftigen Aufenthalte zu wählen, dem der für ihren Unterhalt bestimmte Betrag ordentlich entrichtet werden wird.
116.
Liste der 1782-1783 aufgehobenen Klöster Kropatschek, Handbuch, II, s. 269- 271.
[12. Januar 1782] Verzeichniß aller vom Jahre 1782 bis 1783 inklusive in den sämtlichen k. k. Staaten erlosche nen Manns- und Frauenorden ImJah.
Seelen ImJah. In Gallizien
In Böhmen 1782
Karthäuser zu Walditz
18
1782
zuLernberg
33
Karmeliterinnen 19
26
schuhte zuLernberg
zu Krumau
20
zu Eger
30
Unbeschute eben da
z u Prag
21
Zisterzienserinnen
26
Klarisserinnen
eben da
Dominikanerinnen zu Prix
28
zu Pilsen
21
zu Prag
14
zu Chotieschau
41
zu Doxan
44
Kreuzherren zu Prag
17
Theatiner eben da
15
Trinitaren auch da
15 4
30 16 30
zu Sande
51
zuZamosk
13
Dominikanerinnen
Prämonstratenserinnen
zu Stinovitz
9
Karmeliterinnen be-
Zölestinerinnen
1783
16
zu Sockal zuLernberg
35
Klarisserinnen
zu Prag
21
zu Sambor Kanonisserinnen
Zisterzienserinnen zu Frauenthai
32
Brigittinerinnen
Prag auf demHrad-
zu Prag
Benediktinerinnen zuJaroslau
Benediktinerinnen zu schin
Seelen
zuLernberg
46
zu Przemisel
18
zuZulkiow
19
Franziskanerinnen zu Stanow Trinitaren zuBurstin zuLernberg 1783
19 5 128 ( sie!)
Ingleichen in der Vor-
-
stadt
401
zuMilek
8 15
Klosteraufhebung Imjah.
Seelen Imjah. zu Stanislawon
11
zu Tomaszow
10
schuhte zu Witenik
Klarisserinnen zuLack
429
(sie!)
Klarisserinnen zu Görz
21 22
zuMinkendorf
19
Dominikanerinnen 1783
23
Pauliner zuMariensee zu St. Peter im Walde
Katharinerinnen zu Farra
15
zuLaibach
zuMichelstätten
Benediktinerinnen zu Mandero in Aquileia
Karthäuser zu Freudenthai
9 -
In Görz
Seelen In Krain
1782
Karmeliterinnen unbe-
1782
283
18 6 12 -
113
29
InMähren
25 -
77
1782
InHungarn 1782
Karthäuser zu Königsfeld
16
zuOlmütz
11
Zisterzienserinnen
Kamalduenser
zuBrünn
60
zu Teschnowitz
50
zuLanger
10
im ThalLechnitz
16
zuMalk
13
zuBrünn
39
zuZober
11
zuOlmütz
36
Dominikanerinnen
Franziskanerinnen
Augustinerinnen zuEisenstadt
zuBrünn
12
zuAgram
19
zuOfen
47
zu Pest
19
zu Presburg
45
zu Tirnau
44
1783
zuOlmütz
22
zuZnaim
36
Trinitaren zuHolleschau zuZaschau
326
derEnns
In Kärnten 1782
Benediktiner 17
Benediktinerinnen
1783
zuLangsee
34
zuLauretto
24
Benediktiner zuOßbach
13
In Gesterreich über
236
zuArnoldstein
12
-
-
1782
31
Klarisserinnen
Klarisserinnen
17 -
92
Karmeliterinnen zuLinz
18
Dominikanerinnen zu Windhag
21
Zölestinerinnen zu Steier, nahmen das Ursulinerinstitut an
32 -
71
1782
284
ImJah.
Seelen
Seelen ImJah. InOesterreich unter
Theatiner zu Wien
11
derEnns
Trinitaren eben da
62
Kanonisserinnen 1782
zu Kirchberg
Kamalduenser auf dem 19
zu Wien zurHimmels-
11
eben da zu St. Jakob
zu Gamming
21
eben da zu St. Laurenzi
zuMauerbach
23
Kaienberg
pforte
Karthäuser zuAggsbach
18
zu St. Pölten
19
zu Wien
21
In Steiermark 1782
Klarisserinnen zu Wien
Karthäuser zu Göß
im Königskloster
48 35
Karmeliterinnen
zu Imbach
24
Klarisserinnen eben da
zuTuln
38
Dominikanerinnen
zu Gräz
Dominikanerinnen
Benediktiner zu Klein21
1783
24
zu Studenitz
16
Kapuziner zuMarburg Trinitaren zu Gräz
19
31 25 6
Dominikanerinnen
6
eben da
Prämonstratenser 16
44 -
267
Kapuziner zuHollabrunn
16
Chorherren des St. Augustin zu Semau
13
Zu St. Dorothe zu
zu Pernek
18 37
zuMüh
zuMarburg
19
Chorherren des St. An-
Wien
36
Zölestinerinnen
zu Wien in der
Philippi Neri eben da
14
Benediktinerinnen
dann bei St. Nikolai
dreas zuTrasen
50 770
zu Neustadt
Elsterpfarre
67 64
-
Karmeliterinnen
mariazell
30
In Tirol
14
Kapuziner zu Korneuburg
19
Karmeliter 12
zu St. Pölten
15
Hieronimitaner zu Wien
Karthäuser zu Sehnalls
12
Augustinerinnen zu St.
zuMannesdorf
Pauliner zuHerrnhals
1782
Martin bei Schwaz Klarisserinnen zu Borgo
38 28
Klarisserinnen 8
zuHol!
37
9
zuMerau
23
zu Neustadt
16
zuRovereit
24
zuRanna
11
zu Valduna
31
Serviten zu Schönbüchel
Dominikanerinnen 11
zuMarienthal
36
Klosteraufhebung. " Nonnenlied" lmJah.
Seelen ImJah. zu Steinnach
Seelen
48
Dominikanerinnen
25
Franziskanerinnen
Franziskanerinnen
zu Willingen
zu Tollbach Kapuzinerinnen zu St. Anna beiBregenz
33
Karmeliterinnen zuLizomo
19
Servitinnen zu Inspruck
33
Zölestinerinnen zuRottemburg 1783
32
T erzianerinnen
13
zuAltdorf
15
-Ehingen
23
- Görheim
26
- Günzburg
26
-Laitz
16
-Mosheim
17
- Neukertingen
14
-Oberklausen
19
-Reite
17
-Riedlingen
11
-
- Sekingen
20
442
- Sipplingen
zu lnspruck
23
In Vorderösterreich 1782
285
7
- Sulgau
17
-Ambringen
16
Karthäuser zu Freiburg
10
- Waldsee
15
Klarisserinnen eben da
20
- Weiden
16
18
- Warthausen
zu Seckingen
18 -
346 (sie!)
117.
Anonymer Autor (" Sintenis"): Nonnenlied von Kaiser Joseph< 1 >
Litteratur- und Theater-Zeitung, Jg. 1782, Nr. 3, S. 33-35 [Originaldruck].
Berlin, 19. Januar 1782 Daß Joseph nichts, als Segen, schuf, daß er für Millionen Tröster geworden sei, drang in die Klöster sogar der feierliche Ruf. Er steuerte von seinem Thron dem Glaubenshas, dem Volksverwüster; da lernten Duldung seine Priester, und Tugend ward Religion. 1
Die josephinischen Klosteraufhebungen gabenAnlaß zu zahlreichen polemischen
Schriften gegen das Klosterwesen, die teilweise in Gedichtform gekleidet wurden.
286
1782 Er sah im Land viel Sklavenpein; da bebt' er, gab der Menschheit Rechte an Israel und Böhmens Knechte, und führte goldne Freiheit ein . Unlängst warf er den Vaterblick auch auf viel tausend Mädgenseelen. Er sah sie Gott zu Ehren quälen, und gab sie an die Welt zurück . Da scholl am Abend sein Geboth : "Wohlauf, du iunge bleiche Nonne, komm wieder an die liebe Sonne, und blühe wieder weis und roth . " Dir, Vater J oseph, späte Gruft, und aller Nonnen hohes Danken ! Zerbrochen sind die Klosterschranken! Ach ! welche Wohltat - freie Luft! Ich kam so iung in Nonnentracht. Doch fühlt' ich bald der Menschheit Sehnen; so flossen meine tausend Thränen; und Alles um mich her ward Nacht. Im Kloster wars so still, so öd, so iammerkalt, wie nach Gewitter; kein Händedruck, kein Kus durchs Gitter; und nichts , als beten, früh und spät. Ich klagte Wänden meine Noth, und schriee mit ausgestreckten Armen: "Aebtissin ! hege doch Erbarmen ! " Umsonst ! - da wünscht' ich mir den Tod . Kommt er, dacht' ich, dann gute Zeit. So mus man dich nach langen Klagen doch endlich aus dem Kloster tragen; dann endet sich dein Herzeleid. Nun wünsch' ich mir den Tod nicht mehr. Nun will ich leben, lieben, tanzen, und Rosen meinem Jüngling pflanzen, und preisen J oseph hoch und hehr. Doch, Vater Kaiser, einerlei woll'n wir Dich noch in Demuth bitten .
"Nonnenlied" . Klostergeistliche als Seelsorger
287
Wir Nonnen haben ausgelitten; ach ! mach auch Deine Mönche frei! Sie sind gar rüstig und voll Blut, und könnten pflügen, säen, iäten, und doch ihr Paternoster beten; und hätten gern ein Bauerguth . Du hast ja noch so schönes Land, und brauchst auch streitbar Volk zu Heeren . Las sie von ihrer Hand sich nähren, und segne sie durch Ehestand . So haben sie fein Zeitvertreib, und sind nicht mehr der Erde Schlemmer. Auch singt sichs besser, bet't sichs frömmer, wenn Mönch ist Mann und Nonn' ist Weib. Sintenis
118.
Verordnung betr. Klostersäkularisationen
Prüfung der Kloster- und Stiftsgeistlichkeit auf deren Verwendbarkeit in der Seelsorge.
Kropatschek, Handbuch, II, s. 47f. 29. Januar 1782 Um von dem in Staate vorhandenen zahlreichen Klerus zu einer nützlichen Bestellung der Seelsorge die richtige Anwendung machen zu können, hat der Ordinarius vorher zu untersuchen, ob und in wie weit die in verschiedenen Klöstern des Clerus Regularis und Stiftern ohne Ausnahme vorfindige Geist lichen mit dem hinreichenden Unterrichte in geistlichen Wissenschaften, und überhaupt mit den erfoderlichen Kenntnissen und geprüfter Tüchtigkeit zur Seelsorge wirklich versehen sind . Und um sich dessen Befundes zu versi chern, müssen mit dergleichen Regularen nach und nach die ordentlichen In dividualprüfungen geschehen, und mit iedem die Tentamina vorgenommen werden, ob der ächte Unterricht besonders einer richtigen Pastoral ihnen bei wohne, und wie weit sie die Kenntnisse, die zur wirklichen Vertretung der Seelsorge erfoderlich sind, sich schon beigelegt haben, oder wie denenseihen diese ohne Ausnahme am richtigsten und kürzesten beizubringen wären . Je der dieser Individualprüfung kömmt noch weiters verläßlich beizusetzen, welche Studien, dann derselben partes in Theologia in welchem Orte, und
288
1782
mit was für einem Fortgange, nach Ausweise der erhaltenen Klassen in den Zeignissen ieder Geprüfte hinterleget habe.
119.
Verordnung zur Neueinteilung der Pfarreien
Beginn der Pfarregulierung. 1
Kropatschek, Handbuch, li, s . 373 f. 4 . Februar 1782 Von allen Dominien und Magistraten sollen diejenigen Oerter, Dörfer und Gegenden angezeigt werden, wo die Errichtung entweder neuer Pfarren oder Lokalkaplaneien sowohl wegen der Anzahl der Seelen, als der Entfernung oder Beschwerlichkeit erforderlich ist; dann iene Gegenden, wo man sich schon erbaute Kirchen, Kapellen, Klöster oder auch Schloßkapellen, um nicht neue Kirchen zu erbauen, zu Nutzen machen kann . Und da seit meh reren Jahren verschiedene Gemeinden um die Uiberkommung und Stiftung eigener Geistlichen angesucht haben : so wollen Se. Maiestät, daß diese O rt schaften von neuen erhoben, und in der Hauptliste namentlich angeführt werden. Diesen Listen ist dann beizusetzen, aus was für einer Diözes die O rt schaft sei, wer da den Zehend ziehe, und was für Mendikantenordensgeistliche seihe Oerter absammeln, auch bei einem ieden Orte die Ursache beizurük ken, warum im seihen auf die Errichtung einer eigenen Pfarre, oder Lokalka planei angetragen werde, ob es nämlich wegen der grossen Anzahl der Ge meine, der Entfernung, der Beschwerlichkeit der Gebirge, der Wässer, oder des Schnees zur Winterszeit geschehe.
1 Die 1782 in Angriff genommene Pfarregulierung oder Neustrukturierung des Net zes der Pfarreien gehörte zu den wichtigsten staatskirchlichen Reformen. In Wien wurde die Innere Stadt - vom Staat, nicht von der Kirche! - in neun und die Vorstädte in 19 Pfarrbezirke eingeteilt. Ähnliche Regelungen folgten in Prag, Graz, Brünn und anderen Städten . Auf dem Lande sollte überall dort eine Pfarrstelle oder Kaplanei er richtet werden, wo die naturräumlichen Verhältnisse oder schlechte Wege bisher den Kirchgang erschwert oder die Entfernung zur nächsten Pfarrkirche mehr als eine Fuß stunde betragen hatten und wo die Gemeinde mehr als 700 Personen zählte. Über ein dichtes Netz von Pfarreien und in seinem Sinne wirkende Seelsorger konnte der Staat seine Reformmaßnahmen direkt an die Bevölkerung herantragen .
Pfarregulierung. Staatskirchliche Reformen 120.
289
Hirtenbrief des Bischofs von Laibach, Johann Kar! Graf Herberstein
Verteidigung der staatskirchlichen Reformen ]osephs I1. 1
Hersehe, Reformkatholizismus, s. 17- 43 . 2 7 . Februar 1782 [ .] Die Einrichtungen, welche unser gnädigster Monarch zum Wohl der Reli gion, und des Staats zu treffen für nothwendig erachtet; sind euch nicht unbe kannt; und wären sie euch durchgehends von ihrer rechten Seite bekannt, so würde ich der Mühe überhoben seyn, euch hievon einen Unterricht mitzu theilen . Allein ich fürchte recht sehr, es möchten einige entweder aus unäch ten Begriffen, oder aus eigennützigen Absichten euch irre führen, und auf den Gedanken bringen, als würde dadurch selbst der Religion und ihren ge heiligten Rechten zu nahe getretten . Es ist meine Pflicht, euch diesen Wahn zu benehmen . Ich werde euch die weltlichen, und geistlichen , das heißt: die Landesfürst lichen, Bischöflichen, und päbstlichen Rechte, in so fern es zu meinem Vor haben nothwendig ist, kurz aus ächten Quellen darstellen; insbesondere aber über das Mönchswesen, die Ehedispensen, und über die Toleranz einiges erinnern; schlüßlich eure Gemüther vorzubereiten suchen, damit ihr es als Männer, die in ihre Religion gerraue Einsicht haben, annehmet, wenn dort und da einige Andachtsübungen in Zukunft unterlassen werden sollten, wel che weder den Geist, noch die Würde der katholischen Religion betreffen. Von den Zeiten an, als Landesfürsten zur Christlichen Religion übertraten, zweifelte Niemand daran, daß hiedurch ihre Rechte nicht den geringsten Ab bruch leiden dürften . Daher war jeder christliche Landesfürst berechtigt, eine allgemeine Aufsicht über das Äusserliche der Religion, oder die Kirchen zucht zu tragen, und diese nach dem Wohl des Staates einzurichten . Denn das Äußerliche der Religion steht mit der politischen Verfassung in der gerraue sten Verbindung; folglich muß die Aufsicht, und Einrichtung desselben als ein wesentliches Recht dem Landesfürsten zukommen . [. . .] Noch in den neuern Zeiten erkannte man selbst zu Rom diese Macht der Landesherren; denn man sagte ausdrücklich , die Könige wären Statthalter Christi, und nähmen an dem bischöflichen Amte wegen der äußerlichen Kir chenverwaltung Theil . Wenn man die bischöfliche Würde bloß für sich betrachtet, so bleibt kein .
.
1 Herberstein gehörte, wie der Wiener Kardinal Graf Trautson (vgl. Anmerkung zu Nr. 7) , zum Kreis der Österreichischen jansenistischen Reformbischöfe .
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Zweifel übrig, daß die Bischöfe an Macht einander gleich sind . Denn in der Kirche ist, wenn man es eigentlich ausdrücken will, nur ein einziges allgemei nes Bißthum, wovon j edem Bischofe ein besonderer Antheil zur Einrich tung, und Aufsicht übergeben worden ist. Unser Heiland sagte zu allen Aposteln : Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch . Es gab allen gleiche Macht, Sünden zu vergeben, und zu be halten, gleiche Macht zu lösen, und zu binden . Die Bischöfe sind hierin Nachfolger der Aposteln, nur daß die bischöfliche Macht engere Gränzen hat, weil sie ordentlicher Weise bloß in ihren Kirchenbezirk eingeschränket ist. [. . .] So muß sich denn die Macht eines Bischofs in seinem Kirchensprengel eben so weit, als die geistlichen Bedürfniße seiner Heerde erstrecken . So lang er von den Kirchengesetzen nicht abweicht, hat er nur Gott allein Rechenschaft zu geben . [. . .] Ich rede hier nur von den wesentlichen Rechten der Bischöfe, so wie diese aus Anordnung unsers Herrn Jesu Christi auf sie gekommen sind, nicht aber von der äußerlichen Zucht, auf welche sich die Macht der Landesherrn er streckt; denn in dieser sind die Bischöfe den Landesherrn untergeordnet. Ferner liegt ohne Zweifel der Kirche daran, daß der Ordnung, und dem Ansehen nach einer unter den Bischöfen der erste sey, der auf das gemeine Be ste bedacht sorgfältigst wache, schädliche Neuerungen zu verhindern, und die Religion nach allen wesentlichen Theilen in ihrer ursprünglichen Reinig keit zu erhalten. Dieser dem Rang, und Ansehen nach erster Bischof muß sich dahin verwenden, auf daß alle Bischöfe - und j eder insbesondere - die ih nen von Gott verliehene Rechte ungekränkt ausüben mögen . Denn entzieht man ihnen auch nur einen Theil ihrer Macht, so ist es eben so unnatürlich, als wenn ein Glied die Verrichtungen des andern hemmen, und sich zueignen wollte . Dieser erste Bischof ist der Nachfolger des heiligen Petrus. Sein wesent liches Recht ist j enes, welches die Päbste in den ältesten Zeiten der Kirche ohne Widerrede der heiligen Väter ausgeübt haben . Niergend lesen wir, daß sich die Päbste der ersten Kirche in die Gerichtsbarkeit der Bischöfe haben einmischen wollen . Dieses ist ihnen durch die Kanonen nicht eingestanden worden. Wollte man dem Pabste diese Gerichtsbarkeit beylegen, so würde man ihn im eigentlichen Verstande als den allgemeinen Bischof ansehen müssen. [. . .] Zur Erhaltung der Einigkeit ist es nothwendig, daß der Pabst seine Ober aufsicht, und Sorgfalt über alle besondere Kirchen verbreite . Ihm liegt es ob, darüber zu wachen, daß jeder Bischof die Pflichten seines Amtes genau er fülle, damit sich der Körper der Kirche in der Harmonie erhalte , die Jesus Christus, und seine Apostel errichtet haben.
Verteidigung der staatskirchlichen Reformen
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Die ganze Kirchenregierung besteht darin: Der katholische Landesfürst übt seine Macht über die äußerliche Disciplin aus, und zwar in seinem ganzen Staate : die innere Disciplin, das ganze, was man eigentlich Religion heißt, ist den Bischöfen, j edem in seinem Kirchenbezirke, von Gott anvertraut wor den. Der Pabst wacht, und trägt Sorge, daß die Bischöfe das Wesentliche, ohne welchem die Reinigkeit der Religion nicht bestehen kann, bewahren . Auf diese Art ist der Pabst der Mittelpunkt der Einigkeit: die Bischöfe müs sen ihm hierinfalls gehorsamen, weil sie ihm hierinn von J esu Christo unter worfen sind . B eobachten aber die Bischöfe ohnehin die ihnen von Gott auf getragenen Pflichten, so bleibt seine Aufsicht über sie bloß ein freudiger Zeuge ihrer Rechtschaffenheit. Befremdet euch also nicht, meine Brüder, und Kinder, über die klugen, und weisen Einrichtungen unsers Monarchen. Denn wenn ihr sie nach den angeführten Grundsätzen beurtheilet, so werdet ihr darinn nichts finden, daß auch nur dem Scheine nach die Gränzen seiner Macht überschreiten sollte. Alles betrifft nur die äußerliche Disciplin, und eingeschlichene für die Reli gion und den Staat schädliche Mißbräuche. [ . . .J Unser Monarch hat es für nothwendig erachtet, den Zusammenhang der Orden mit ihren Generalen zu Rom, und allen andern Obern, die außer Lan des sind, aufzuheben, in so fern sie in die Regierung unserer Klöster einen Einfluß hatten . Er hob die Exemtionen der Orden und Klöster auf, und un terwarf die Ordensgeistlichen den Bischöfen, in deren Kirchensprengeln sie wohnen . Er hieß einige Klosterversammlungen auseinander gehen, die ur sprünglich nach ihrem Institute ein beschauliches Leben führten . [ . . .J Was die Aufhebung der Klöster betrifft, wo man ein bloß beschauliches, und unthätiges Leben führte, muß ich, so weit es meinem Zwecke angemes sen ist, auf ihre Entstehung zurückgehen . Zeitlich schon in dem vierten Jahrhunderte hob sich die Meinung empor, es gebe Christen, die von der gemeinen Lebensart entfernt, die Kunst über Religion zu philosophiren verstünden. Man glaubte in den Mönchen solche Männer entdeckt zu haben . Und es würde eine ungemeine Aufmerksamkeit verdienen, wenn sich die Mönche über die gemeinen Vorschriften der Religion, die alle Christen be treffen, vermög ihres Standes erhoben, und ein erhabneres Christenthum aus geübet hätten, als man vor ihrem Entstehen gekannt hat. Man müßte aber dabey die Frage aufwerfen, warum der Stifter des Chri stenthums eine solche Lebensart den seinigen nicht bekannt gemacht, und an empfohlen habe. Man müßte auch Beweis geben , daß diese ihre Lebensart ein wirklicher Theil der Christlichen Sittenlehre und Frömmigkeit sey. Von seinem Anbeginne an war das Mönchswesen auf einsame Betrachtun-
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gen, Gebet, feines inneres Gefühl, strenge Enthaltsamkeit, Entfernung von bürgerlichen Geschäften, und Umgange gebauet . Alle Reizungen zur Sünde wurden aus dem Wege geräumt, man floh angenehme Empfindungen, und Bequemlichkeit, man lebte traurig, und elend . Dadurch glaubte man der Seele mehr tugendhafte Stärke zu erwerben, und sich zu einer vollkommern Religionskenntniß zu erschwingen, als durch Anstrengung der Verstandes kräfte im Studiren . [ . . .] Schon vorlängst trug der Staat die schwere Last des Unterhalts so vieler Or densmänner, und man beklagte sich nicht selten darüber. Die Lateranensische Kirchenversammlung verboth , neue Ordenstände zu erfinden, damit die Ver schiedenheit derselben keine Unordnung in der Kirche verursachen möchte . Dadurch wurde zwar den Beschwerden der Staaten nicht abgeholfen; es schien j edoch für die Zukunft gesorget zu seyn, auf das nicht Anlaß zu neuen Beschwerden gegeben würde. Allein gleich darauf keimten neue Klöster und Orden auf. Eben so fruchtlos wurde das Verboth der Lateranensischen Kir chenversammlung nach Verlauf von sechzig Jahren in der Kirchenversamm lung zu Lyon widerholt . So wurden Klöster auf Klöster, Orden auf Orden gehäuft, fast beständig unter dem Vorwande, dem Volke neue Muster der Tugend darzustellen, weil die ordentlichen Seelsorger nicht immer tugendhafte Beyspiele gaben. Man bedachte nicht, daß eben dieser Vorwurf auf die ältern Orden zurückfalle, und bald auch die neueingeführten treffen, und so Orden über Orden in einer beständigen Revolution erscheinen werde. In Wahrheit also sind die Klöster, und Orden eine bloß menschliche Erfindung, die bey ihrem Entstehen be wundert, zeitlich von den Nachkommen den Vorwurf der Ausartung anhö ren mußte . [. . ] Aus allen diesen läßt sich die natürliche Folgerung ziehen, daß Klöster, und Orden der Kirche nicht unentbehrlich sind, und daß , wenn sie auch alle soll ten aufgehoben werden, dieses nicht als ein Unglück für die Religion anzuse hen sey. Sie war ja in den ersten drey Jahrhunderten nicht unglücklich, ob gleich damal noch keine Ordensmänner in der Kirche aufgetretten sind . Sorg fältige Ausbildung zukünftiger Seelsorger wird Segen für die Kirche, und wirkt auf die Sitten des Volks sichtbarlich . Wenn also unser Monarch auch noch mehrere, ja alle Klöster aufheben sollte, so würde doch dadurch unserer allerheiligsten Religion auf keine Weise zu nahe getretten werden; um so mehr, da Seine Majestät Bedacht nah men, alles mögliche beyzutragen, und damit fromme, aufgeklärte, und be scheidene Seelsorger gebildet würden, die dem Volk die reinen Glaubenssätze der Religion beybrächten; damit mehrere Pfarrer angestellet würden, um den von den bisherigen Pfarrern zu weit entlegenen Ortschaften es an Verwaltung .
Verteidigung der Klosteraufhebungen. Toleranz
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der heiligen Sakramente, und am geistlichem Troste niemals mehr mangeln zu lassen . Ja noch vor kurzem ließ unser gnädigster Monarch bekannt ma chen : daß das gesammte Vermögen der aufgehobenen Klöster ganz allein zur Beförderung der Religion, und des damit so genau verbundenen Besten des Nächsten verwendet werden solle . [ . . .] Nun habe ich euch noch die wohlgemeinteste Absicht, der dem sanftmü thigen Charakter unsers Erlösers gemäßen Toleranzpatente, welche vielen nicht satsam unterrichteten Christen ein Stein des Anstosses sind, zu erklä ren . Es würde ungezweifelt, meine Kinder, eine unaussprechliche Freude, und ein wahrer Trost für j eden katholischen Christen seyn, wenn unser heiliger Glaube von Niemand mehr angefochten würde, und das ganze menschliche Geschlecht den göttlichen Lehren J esu Christi eifrig zugethan wäre : allein da es Gott, der ewigen Weisheit, nach seinen unerforschlichen Rathschlüßen ge fallen hat, eine Menge Widersprüche zu unserer heilsamen Prüfung zuzulas sen, so müssen wir die widersprechenden dulden, uns verträglich gegen sie bezeigen, und sie durch Liebe, Sanftmuth und Tugend zu gewinnen suchen. Unser anhaltendes Gebet, unser untadelhafter Lebenswandel, unsere von abergläubischen Gebräuchen gereinigte Religion wird die Glaubensgegner am besten von der Wahrheit unserer Lehre überzeugen . Unser Beyspiel wird ihr Herz rühren, und sie werden eine Religion nicht ferner verwerfen kön nen, welche die frömmsten Christen, und die tugendhaftesten Unterthanen gebildet hat . Um uns i n diesen Gesinnungen z u bestärken, wollen wir mit ruhigem Ge müthe überlegen, wie gut die Duldung der Glaubensgegner mit dem bürgerli chen Leben und unserer heiligsten Religion sich vertrage . Jene, welche man als Mitglieder des Staats annihmt, haben das Recht, öf fentliche Ruhe, und Sicherheit selbst bey der Ausübung ihrer Religion zu fodern . Absichten und Endzweck, warum sich Menschen in bürgerliche Ge sellschaften untereinander vereinigen, sind öffentliche Ruhe und Sicherheit, allgemeiner Wohlstand, und äußerliche Glückseligkeit. [ . . .] B ey dieser bürgerlichen Duldung kömrot es nicht darauf an, ob die gedul deten in allen Stücken der reinsten Wahrheit beypflichten . Bildet ihre Reli gion getreue, ruhige, emsige Bürger, befördert sie den gemeinen Wohlstand, und die äußerliche Glückseligkeit, so ist sie bürgerlich gut, und der Monarch ist berechtigt, ihre Bekenner nach den Absichten, und dem Endzwecke des Staats als Mitglieder aufzunehmen, und ihnen Ruhe und Sicherheit auch bey der Ausübung ihrer Religion angedeihen zu lassen . Ob, und wie weit sie in Glaubenssachen der reinen Wahrheit zugethan sind, darüber, wirft sich der Monarch nicht zum Richter auf, er überläßt es
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ihrer eigenen Einsicht, Beurtheilung und Gewissen, weil j eder das angeborne Recht hat, sich an die Religionspartbey zu halten, die ihm nach seiner Ein sicht und gewissenhaften Prüfung die wahre zu seyn dünckt . [. . .] Wir werden es am besten treffen, wenn wir uns gegen sie verträglich bezei gen, und sie durch Liebe, Sanftmuth und Tugenden zu gewinnen suchen . Dieses hat allezeit bessere Wirkung gethan, als Abneigung und Verunglimp fung. Dieß ist dem Beyspiele unsers Heilandes, und dem Geiste seiner Leh ren angemessen . Jesus Christus, unser Lehrmeister, unveränderlich in seinen Grundsätzen, und gegen alle Menschen wohlthätig, unterrichtete, obschon von vielen ver folgt, ohne Aufhören . Er gieng seinen Weg durch sanfte Überzeugung. [. . .] Endlich schärft er uns die Regel ein: was ihr wollt, daß euch die Leute thun sollen, das thut ihr ihnen auch . Was wir also wollten, daß uns andere Reli gionsgenossen thäten, wenn wir uns in Staaten befänden, wo ihre Religion die herrschende ist, dieß müßten wir auch gegen jene beobachten, die in un sern Staaten wohnen; und was wir an ihnen verabscheuen würden, das dürfen wir uns auch gegen sie nicht erlauben . Wir würden uns sonst in dem verdam men, was wir an andern richten . Wir foderten z. B . von den Protestanten, wenn wir in ihren Staaten Bürger wären, Christliche Duldsamkeit gegen uns , so ist es auch unsere Pflicht gegen sie, unsere Mitbürger, Christliche Duld samkeit zu beweisen. So stimmt der Geist der Religion Jesu mit der Toleranz volkommen über ein: er räumt die Gelegenheit zur Unruhe, und Beeinträchtigung aus dem Wege, und sorget dadurch für die Ruhe, und Sicherheit eines jeden, der in ei nem Christlichen Staate als Mitbürger aufgenommen worden . [. .] Kann man sich also wohl beykommen lassen, daß die Toleranz, so wie sie von unserm Monarchen hergestellet worden ist, den Grundsätzen der Katho lischen Religion widerspreche ? Nein! ehrwürdige Brüder! - Liebe Kinder! alles spricht für die Toleranz : Die Vernunft, das Beyspiel unsers Heilands, seine Lehren, der ganze Geist seiner Religion, Gründe, und Beyspiele billiger Landesfürsten . [. . .] .
Toleranz. Folgemaßnahmen der Klosteraufhebungen 121.
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Verordnung betr. Klostersäkularisationen
Verwendung des Vermögens der aufgehobenen Klöster.
Kropatschek, Handbuch, Il, s. 272 . 2 8 . Februar 1782 Das Vermögen dieser Klöster ist zur Errichtung einer Religions- und Pfarr kassa gewidmet, aus welcher die Individuen der aufgehobenen Klöster die ausgewiesene Pension erhalten. Der Uiberschuß , und nach deren Tode die sämmtlichen Einkünfte werden ganz allein zur Beförderung der Religion, und des damit verknüpften Beßten des Nächsten verwendet werden .
122.
Verordnung betr. Klostersäkularisationen
Festsetzung der Pensionen für säkularisierte Nonnen.
Kropatschek, Handbuch, Il, s . 266 f. 13 . März 1782 Und damit sich die Nonnen der aufgehobenen Klöster nicht etwa unruhige Begriffe wegen ihres Unterhaltes auf alle Fälle ihrer Auswahl machen: so wird ihnen kund gemacht, daß iene Klosterfrauen, die in einem verbleibenden, und also entweder in Schulen, in der Kinderzucht und Krankenwartung nütz lichen Orden mit vollkommener Annehmung des Instituts übertreten, iähr lich zu ihrem Unterhalte 200 Fl . ; iene aber, welche in weltliche Kosten treten, ebenfalls iährlich 200 Fl. , und zwar so lang sie sich nicht verheirathen, dann iene, die beisammen bleiben, und auf keine dieser beschriebenen Arten aus treten, folglich in einem ihnen anzuweisenden Kloster unter der Aufsicht und Vorschrift des Diözesanus ihr Leben ruhig besehEessen wollen, nur 150 Fl . ; iene endlich, welche sich auser Lande begeben, keine Pension, sondern nur ein Reisegeld von 100 Fl . bekommen werden . Die Laischwestern sind nach der nämlichen Proporzion, iedoch immer mit 50 Fl. weniger, als die Chor schwestern in allen Fällen zu behandeln . Endlich sind zur Equipirung ienen, die in andere Orden übertreten, 60 Fl. , ienen, die in weltliche Kosten treten, 100 Fl. einmal für allzeit verwilliget.
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1782 Promemoria des Staats-Vize-Kanzlers Johann Philipp Graf Cobenzl
Darlegungen über die Mailänder « Giunta Economale» . 1
Österreichische Zentralverwal tung, II, 4, S. 71-73 . 14 . Mai 1782 Die kirchen, klöster, geistliche gemeinden, stiftungen und ihre güter, der äußerliche gattesdienst und so auch die äußerliche kirchenzucht und alles, was nicht die alte glaubenslehre, austheilung der sakramente und disciplina interna angeht, mit einem worte, was nicht spirituale ist, steht seit ungefähr 15 jahren in der Österreichischen Lombardie unter der theils mittelbaren, theils unmittelbaren aufsieht des landesherrn, als welchem sie nicht allein als öberstem kirchenvogte und schutzherrn, sondern auch als bürgerlichem ge setzgeber und gebiether in allen auf das zeitliche wohl, gute ordnung und ruhe des staats einfliessenden gegenständen gebühret und das von seiner ur sprünglichen gewalt untrennbare jus circa sacra ausmacht . Die verwaltung und ausübung dieses landesfürstlichen rechtes ist in der Lombardie einem eigenen amte, il regio economato genannt, und der kgl . ju risdictionsstelle in sachen der geistlichen oder regia giunta economale anver trauet; sie sind mit einander verbunden und zwar das erstere ist in gewissem masse der letztem untergeordnet, beyde aber stehen unter dem general-gou vernement. Sowohl das gedachte economato als die giunta sind local-institute und der landesverfassung angemessen; sie haben zwar vermöge ihrer bestimmung und einrichtung einige ähnlichkeit mit andern, die in auswärtigen staaten und be sonders in Spanien unter der benennung camera regii patronatus und in dem königreich Neapel unter jener der camera di sta . Chiara bekannt sind, zeich nen sich aber durch die freye ausübung der landesfürstlichen rechte und durch einen viel weitem amts- und gewaltkreis vorzüglich aus . Das regio economato ist in dem herzogthume Meiland nicht neu; es be steht beynahe schon seit 300 jahren und, obgleich seine ursprüngliche errich tung von dem römischen stuhle herrühret und lange zeit den titel apostolico führte, so ward es doch in der folge von den landesherrn nomine ducali und
1 Die Darlegungen des Staats-Vize-Kanzlers wollen die der Österreichischen Lombardei als Muster für die Gründung einer entsprechenden staatli chen Kirchenbehörde für die österreichischen, böhmischen und ungarischen Länder der Monarchie empfehlen, nach deren Vorbild tatsächlich 1782 das "Geistliche Ökono mat" ("Geistliche Hofkommission") in Wien eingerichtet wurde. Vgl . Anmerkungen zu Nr. 44 u. 115.
"Giunta Economale" in Mailand
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nachmals regio besetzet, auch jedesmal mitte1st eines offenen landesfürstli chen institutionsbriefs zu ausübung seines amts bevollmächtigt . Dieses be stund anfänglich bloss darin: 1 t ens die güter und einkünfte der eröffneten geistlichen pfrunden und besonders der vacirenden bistümer und abteyen oder ihrer commende, die in dem meiländischen sehr einträglich sind, wäh rend ihrer ledigstehung zu verwalten, zu verwahren und dem von Rom er nannten nachfolger zu übergeben; 2 'ens die dem fisco heimgefallene güter und habschaften geistlicher personen in beschlag zu nehmen und einzuziehen, da her auch die benennung economato entstanden ist. Mit der zeit nahm das economato nebst dem alten titel apostolico auch je nen regio an und bekam die obsorge über die vollziehung der damals wenigen landesfürstlichen verordnungen, wodurch man sich von zeit zu zeit den mis bräuchen in der von Rom vormals fast gänzlich abhängigen materia beneficia ria, obschon sehr schwach und nachgiebig, folglich mit geringem erfolge wi dersetzte . Diese abhängigkeit von dem römischen hofe, dessen theils aus schwacher und furchtsamer politik geduldete, theils aus vorortheil sogar verehrte anmas sungen und eingriffe in die landesherrliche gerechtsame weit tiefere und brei tere wurzeln in Italien als in Deutschland gefasst hatten, blieb wärend der spanischen herrschaft über Meiland im wesentlichen unverändert und be stärkte sich vielmehr durch ihren langwärigen besitz, ungeachtet der senat zu Meiland von zeit zu zeit vorstellungen an den Madriter hof meistens in juris dictionssachen dagegen machte, die aber gar keine oder bloss nur eine vor übergehende würkung in einzelnen fällen hervorbrachten. Unter kaiser Karl dem VI . ruhmwürdigsten andenkens wollte man zwar zuweilen einige abhülfe versuchen, j edoch liessen es die politischen zeitläufte, besonders in Italien, oder vielmehr die damals noch allgemein herrschende vorurtheile nicht zu, etwas wesentliches und zusammenhängendes zu stande zu bringen . Es war daher der glücklichen regierung der kaiserirr königirr M'. höchstseliger gedächtnus vorbehalten, die ächten grundsätze in kirchen- und geistlichkeitsachen in der Österreichischen Lombardie bekannt und geltend zu machen . Erst also unter derselben regierung und zwar seit dem jahre 1767 bekam dieser wichtige theil der innern Staatsverwaltung mitte1st neuer einrichtung des alten economato , welches sich nunmehr allein regio nannte, und mitte1st creirung einer besondern stelle, nämlich der regio giunta economale, allmäh lig die gegenwärtige gestalt und verfassung. Dieser hat auch der gute erfolg bisher entsprochen, indem hiedurch mehrere heilsame reformen und einrich tungen in kirchen- und geistlichkeit-sachen zur behauptung und ausübung der landesfürstlichen rechten und gewalt, zur läuterung des kirehenrechtes von falschen oder unrichtigen begriffen, zur wiederherstellung besserer kir chenzucht, zur wiederherbeybringung der geistlichen und mönche unter die
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1782
landesherrliche botmässigkeit und endlich zur bessern bestellung ihrer wirt schaft gemacht worden sind [ . . . ] .
124.
Resolution Josephs li. an Kar! Friedrich Graf Hatzfeld
Errichtung des " Geistlichen Ökonomats " (der " Geistlichen Hofkommission "). l
Österreichische Zentralverwal tung, li, 4, S. 74 -79 . Laxenburg, 15 . Juni 1782 Ich bin entschlossen, für meine deutschen und ungarischen erblanden zum gemeinschaftlichen besten der religion und des Staates einen geistlichen rath in publico-politicis et oeconomicis unter dem titel eines geistlichen oecono mats auf eine solche art niederzusetzen, dass solcher, wie es dermalen mit der hofkammer in montanisticis geschieht, nach dem verhältnis der betreffenden gegenstände (wie es unten näher erkläret werden wird) theils der böhmischen und hungarischen kanzley oder vielmehr den kauzlern dieser beyden hofstel len unterstehen solle. Vornehmlich kämmt es auf eine gute bestellung des allhier in Wien zu er richtenden ober- und hofoeconomats, dann der in den Iändern ihm nach den nehmlichen massregeln zu unterziehenden landesoeconomaten und filialen an . [. . .] Damit jedoch dieser gemeinschaftlichen kommission die berathschlagung desto mehr erleichtert werde, so will ich derselben im voraus jene hauptge genstände bestimmen, auf welche vornernlieh das oeconomat seine beschäfti gung oder activitaet zu erstrecken haben soll . Diese besteht in folgenden: 1 mo hat selbes die oberdirektion über sämtliche geistliche eingezogene güter in den erblanden zu führen und 2 d o die pensionsvertheilungen an die geistlichen individuen der aufgeho benen klöster männlichen und weiblichen geschlechts zu besorgen . 3'0 liegt ihr die vertheilung der cassa parochorum in Hungarn, dann der cassae salis in Böhmen ob und, obschon 410 all jenes, was auf die zeitliche wohl, gute ordnung und ruhe des staats einen einfluss hat, mithin auch der äußerliche gattesdienst und die äußerliche disciplin, mit einem worte alles, was nicht die glaubenslehre, administration 1 Die Resolution des Kaisers an das Mitglied des Staatsrats Kar! Friedrich Graf Hatzfeld umreißt die Aufgaben des >Geistlichen Ökonomats< und geht auch auf wei tere Säkularisationspläne (Mendikantenklöster) ein . Vgl. Anmerkung zu Nr. 123 .
Errichtung des "Geistlichen Ökonomats"
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der sakramenten und die disciplinam internam angeht, einen wesentlichen theil der beschäftigung für die kommission auszumachen hat, so wird doch die kommission in beziehung auf die disciplinam internam in so lange mit ab änderungen und verbesserungen zurückhalten, bis nicht das hauptwerk wird vollkommen zu stande gebracht seyn . Vornehmlich aber muss 5 10 sich die kommission die erhebung aller geistlichen fundarum und ein künften von dem primate und den erzbischöfen anzufangen bis auf den ge ringsten kaplan herab , so wie aller fundationen auf messen, andachten und der bruderschaften bestens angelegen seyn lassen. Nicht minder 6 10 muss sie den bedarf der geistlichkeit für die städte und deren abgang auf dem lande gründlich erheben und sodann an handen lassen, wie der abgang der einen von dem überfluss der anderen zu ersetzen wäre . Und da ro die so zahlreich vorhandene, gröstentheils sehr vermöglichen geistliche stifter und klöster eine billige hinlängliche quelle darbieten, von j enem, was sie über ihren wahren bedarf zum besten des nächstens entbehren können , neu aufzustellenden pfarreyen und kaplaneyen anzuweisen, auch diese ihre klostergebäude und vorhandene bibliotheken vorzüglich zu seminarien zu verwenden und vielleicht auch zu deficienten-häuser zu gebrauchen wären, so wird dieser gegenstand und die art, wie solches zu geschehen , eine vorzüg liche beschäftigung der kommission abzugeben haben, wobey aber dieselbe sich immer gegenwärtig halten muss, dass g vo die würklichen besitzer in der administration der ihnen noch weiters zu überlassenden güter nicht beirret, sondern blass sie von dem oeconomat zur rechnungslegung und deren einsieht aus der ursache angehalten werden müs sen, auf dass die anweisungen auf den überfluss gemacht werden mögen, wo hingegen, um die wirklichen administratores dieser klostergüter desto mehr zu verbesserungen im Wirtschaftswesen anzueifern, ihnen die verheissung ge macht werden kann, dass alles jenes, was sie in hinkunft nach dem für sie ein mal bestimmten bedarf, wovon ein mittel aus einer 10j ährigen rechnung zu nehmen ist, durch einleitung einer bessern wirthschaft an ihren einkünften vermehren, denselben zu ihrem eigenen nutzen und vonheil auf 20 Jahre wie eine pachtung überlassen werden würde, mit der einzigen bedingnisse, dass sie weltliche administratores zu halten hätten. 9 " 0 muss das oeconomat in städten die für ihre volksmenge erfoderliche an zahl der kirchen, dann die darin täglich nothwendig abzuhaltenden messen und anderweiten andachten bestimmen, auch 10mo alle gestifteten andachten, segen und messen, in so weit sie für die städte nicht erfoderlich sind, zur erhaltung der nicht genug dotirten pfarren oder zu errichtenden neuen local-kaplaneyen auf das lande vertheilen, mit beybehaltung j edoch der intention des stifters . 1 1 mo muss vor allem auf die abstellung der betteley auf dem lande in rück sieht der gesamten mendicanten das augenmerk gerichtet werden, welches
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sich dadurch am leichtesten bewürken lässt, wenn man ihnen aus dem über fluss der reichen klöster oder dem religionsfundo j edem ein gemessenes Sti pendium auswirft, die tauglichen nach bedarf meiner anordnung zu folge zur seelsorge verwendet, auch im falle, wenn der angezeigte fundus anfänglich hierzu nicht erklecklich seyn dürfte, ihnen die sammlung eines almosens durch blosse ausstellung einer sparbüchse in ihrer klosterkirehe gestattet, auch ihnen inzwischen die weitere aufnahme der novizen untersaget ver bleibe . Doch würden 12mo die auf dem lande befindlichen klöster dieser gattung mönche nur in so weit beyzubehalten seyn, als die herumliegende gegend in absieht auf die seelsorge ihren beystand bedarf. Ausser diesem aber würden diese klöster gänzlich aufzuheben und deren individuen, in so ferne sie zur seelsorge nicht fähig sind, mit den in den städten befindlichen klöstern ihres ordens zu ver einigen seyn . Nur müsten diejenige closterkirchen, wo gnadenbilder sind, zu welchen wahlfarter zu kommen pflegen, dem pfarrer von der nachbarschaft eingeräumt, dieser dahin übersetzt und diese kirehe zur hauptpfarrkirche be stimmet werden . 13'io hat künftig bloss das oeconomat den vorschlag zur besetzung aller lan desfürstlichen patronatspfarreyen, beneficien und anderen geistlichen digni taeten ohne ausnahme nach dem besten wissen und gutbefund an handen zu lassen, welchen es j edoch zu dem ende dem betreffenden kanzler der hofstelle zu übergeben hat, damit derselbe ihn zu meiner bestätigung herauf begleite, und haben sich also alle sollicitanten an selbes directe zu wenden . 14'0 gehöret die administration aller vacanten bistümer und beneficien in Hungarn, so der könig tempore vacantiae geniesst, unter die administration des oeconomats und müssen demselben auch 15'0 alle beschwerden der weit- und klostergeistlichkeit gegen ihren dioe cesan (welchem nun auch die exempten zu unterstehen haben) in via recursus unterzogen werden, wo dann dasselbige die partheyen, im fall wenn die sache dazu geeignet ist, ad viam ordinariam juris anweisen oder aber solche nach den bestehenden verordnungen zu verbescheiden hat, wie es sich dann auch von selbst versteht, dass diesem oeconomat ingleichen alle recursus ab abusu jurisdictionis ecclesiasticae ad sumum principem eingeraumet werden müs sen. Eine hauptbeschäftigung desselben macht auch 16'0 die ausführung der von mir bereits angeordneten verhältnismässigen eintheilung und errichtung neuer bistümer aus ; um jedoch alle unnütze schreibereyen hintanzuhalten, so kann 17mo das oeconomat in allen jenen dingen, welche sich in dem sistemate gründen und mit ausdrücklichen entschliessungen schon versehen sind, ohne allweiterer anfrage bey beyden kanzleyen vorgehen; da aber, wo es auf die einführung einer neuerung oder abänderung einer bereits bestehenden vor schrift ankömmt und überhaupt, wo es um einen solchen gegenstand zu thun
"Geistliches Ökonomat" . Register der Geistlichen
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ist, der meiner entschliessung bedarf, so hat es im fall, wenn er auf das ge samte der monarchie, sofort auf die deutsche und hungarische lande zugleich eine beziehung hat, den beyden kanzlern, in casu speciali aber nur j enem, den es eigentlich in ansehung der von ihm verwaltenden landen betrift, seinen aus führlichen vortrag darüber zur weitem begleitung nach hofe abzugeben. [. .] 19 n o In den ländern müssen oeconomats-filial-administrationen in dem nämlichen verhältnis gegen die landesstellen, in welchem allhier das oecono mat sich gegen die hofstellen, nämlich die böhmisch-oesterreichische und hungarische kanzley befinden wird, auch errichtet, überhaupt aber 20mo die gesamte geistlichkeit durch behörde angewiesen werden, dass sie die von dem oeconomat bey ihnen einzuholenden nöthigen auskünften und fragen mit umgehung aller mittelstellen demselben auf dessen verlangen gleich unmittelbar erstatten und sofort über die vorlegenden fragen mit aller verlässigkeit red und antwort geben sollen . Nach diesen hauptgrundsätzen wird nun die unter ihrem vorsitz abzuhal tende gemeinschaftliche kommission die errichtung und organisirung dieses oeconomats auszuarbeiten haben und werden sie darob seyn, dass mir die ausarbeitung auch sobald als möglich zur endlichen schlussfassung vorgeleget werden . Joseph .
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Verordnung betr. Klostersäkularisationen
Bischöfe und Klosterobere haben Register der Welt- und Ordensgeistlichen anzulegen. 1
Kropatschek, Handbuch, li, s . 195 f. 10 . August 1782 Die Ordinarien und Klostervorsteher haben die Zahl aller in ihren Diöze sen und respektive Ordenshäusern befindlichen Geistlichen, wie solche mit Ende Juli bestehen, und wie viele vor Einreichung der letztbegehrten und ein geschickten Tabelle gestorben, oder sonst aus der Diözes, oder dem Kloster, und wohin abgegangen sind, binnen 14 Tagen a die Recepti ohne Benennung eines ieden individui, sondern nur überhaupt nach der Reihe der Stände, als der Kapitularen, Pfarrer, Kapläne, Religiosen, Priester u. d. gl . anzuzeigen , und damit bei iedem sich ergebenden Todes- oder sonstigen Veränderungs falle an die in iedem Lande künftig zu bestehen habende geistliche Kommis sion fortzufahren . 1 Solche Erfassungen gingen Säkularisationsmaßnahmen vorauf.
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1782 Handschreiben Josephs I I. an Papst Pius VI .
Verteidigung der Säkularisationsmaßnahmen.
Maass, II, S. 390 f. [Text im Ori ginal italienisch J. 1 Wien, 15 . August 1782 Heiligster Vater! Ich habe die Ehre, umgehend auf den Brief Eurer Heiligkeit zu antworten, in dem Sie über den Verdacht berichten, ich wolle den Kirchen und Geistli chen alle Güter entziehen und sie zu einfachen Pensionsempfängern reduzie ren . Den Berichten der Personen, die mir bereits zu der hohen Ehre verholfen haben, Eure Heiligkeit in meiner Residenz zu sehen, habe ich zweifellos auch dieses neue Zeugnis Eurer Freundschaft und Eures apostolischen Eifers zu verdanken. Ich kann nichts anderes sagen - ohne allzu viele Worte zu verlie ren -, als daß der Euch zu Ohren gekommene Verdacht, wie Eure Heiligkeit sich ausdrücken, falsch ist. Auch ohne die Texte der Heiligen Schrift oder der Kirchenväter zu untersuchen, die doch immer Interpretationen und Erklä rungen unterworfen sind, habe ich eine Stimme in mir, die mir sagt, was ich als Gesetzgeber und Schutzherr der Religion tun oder lassen sollte; und diese Stimme kann mich mit Unterstützung der göttlichen Gnade und mit ehrli chem und ausgeglichenem Charakter, den ich zu haben glaube, niemals in die Irre führen . Wenn Eure Heiligkeit sich von dieser Tatsache überzeugen lassen wollen, wie ich hoffe, so bitte ich Euch, auch meiner allerkindlichsten Zunei gung und Achtung zu vertrauen. 127.
Disziplinarvorschrift des Normalinstituts für die deutschen Schulen im König reich Böhmen 2 Kropatschek, Handbuch , I, s . 380-397. 10 . September 1782 §1
1 . Die Schüler können sich nicht oft zu Gemüthe führen, daß ieder Mensch seine Seelenkräfte nach Möglichkeit auszubilden, im Gewissen verbunden , 1 Dasselbe gekürzt in deutscher Übersetzung: Geschichte in Quellen 3, S. 649. 2 Im Oktober 1781 waren Schulvorschriften für die k. k. Gymnasien erlassen wor den (Kropatschek, Handbuch, I, S. 432 -491 ) . Die darin entwickelten Disziplinarvor schriften wurden 1782 im Grundsatz ähnlich auch auf die deutschen, d. h. die niederen Schulen in Böhmen angewandt .
Säkularisationen . Schulvorschriften . Klösterliche Exemtion
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und daher die Anwendung und Fleiß auf alles, was sie zu erlernen in den Schulen Gelegenheit haben, eine von Gott gebotene Pflicht sei; daß ieder Bürger eine nicht geringere Verbündlichkeit habe, sich zum Dienste des Staa tes fähig zu machen; daß endlich nützliche Kenntnisse, Wissenschaften und gute Sitten den sichersten und dauerhaftesten Grund zur innern und äuseren Glü[ ck]seligkeit legen . [. . .]
128.
Verordnung zur Einschränkung der klösterlichen Freiheiten
Aufhebung der Exemtion der Klöster und Unterstellung unter die bischöfliche Gewalt in geistlichen Angelegenheiten . Kropatschek, Handbuch, Il, S. 193 f.
11. September 1782 Kein Privilegium , keine Exempzionsurkunde, keine Konzession, es möge solche in Forma BulLe Brevis, oder in was immer für einer Gestalt abgefaßt sein, soll von nun an die mindeste Giltigkeit und Wirkung ad Effectum Ex emptionis von der Macht und Gerichtsbarkeit des ordentlichen Bischofs oder Erzbischofs haben, folglich sollen alle Klöster und Gemeinden, Personen und Oerter ohne Ausnahme der gänzlichen Leitung und Macht des geistli chen Hirtenamtes ihres Ordinarien untergeben; und demselben gehorsam sein, es mag was immer für ein Objectum Doctrina: oder Disciplina: betref fen . Und diese Declaratio Nullitatis soll sich auf alle dießfällige Urkunden de pra:terito und pro futuro von nun an erstrecken . Gleichmäßig werden hiemit ferner alle iene pacta, compactata und concordata annulliret, welche etwa über ein Objectum Exemptionis zwischen den Ordinarien selbst, und einigen Klöstern, Gemeinden, Personen iemal eingegangen werden sollten . Darnach sollen die Ordinarien nunmehr, nach gänzlich aufgehobenen Exempzionen aller erdenklichen Gattungen, ihr Hirtenamt auf das wachsamste über alle be vor eximirte Personen und Oerter ausüben, und haben sich bei erfoderlichem Falle des allerhöchsten Beistandes allerdings zu getrösten . Daher bleiben den Ordinarien die unbeschränkten Visitazionen, Verbesserung der Kloster zucht, und Verwendung der Ordensgeistlichen zur Seelsorge nach ihrem Gut befinden frei. Diejenigen Ordensobern, Konventualen oder andere geistliche Personen, welche dieser allerhöchsten landesfürstlichen Verordnung mit Ungehorsam entgegen handeln sollten, werden nach Umständen mit Aufkündigung des Landesschutzes und Aufhebung ihrer Gemeinden und Klöster bestraft wer den . Schlüßlich sollen von ieder Gemeinde und Person, welche was immer für
1782
304
eine Gattung einer Exemzionsurkunde a Potestate & Jurisdictione Ordinarii Episcopi besitzen, solche in orginali und nebst dem in authentischer Ab schrift an die ihnen vorgesetzte Landesstelle längstens bis 1. November 1782 bei schwerer Strafe eingereichet werden, wenn solches nicht bereits von einer und der anderen geschehen wäre .
129.
Verordnung zur Neueinteilung der Pfarreien
Direktivregeln zur Pfarregulierung. 1
Kropatschek, Handbuch, Il, s. 375 -377. 12 . September 1782 1. Die Errichtung einer Ffarr oder Lokalkaplanei ist nothwendig, wo die Ffarrkinder entweder durch Wasser, oder hohes Gebirg, oder durch Schnee im Winter, und üble Wege zu ihrer Pfarrkirche schwer kommen können, oder wohl gar von derselben getrennt werden . 2 . Wo die Entfernung über eine Stunde Wegs beträgt. 3 . Wo die Gemeinde über 700 Personen stark ist, es wären dann solche Gegenden, wo die katholischen gemischt mit andern Religionsverwandten wohnen, in welchem Falle auch eine mindere Anzahl, und zwar von 500 auch allenfalls weniger Personen hinlänglich wäre , weil in diesen Orten der Unter richt im Glauben, und die Pflege in der Seelsorge wegen der Gefahr des Ab falles noch nothwendiger ist . 4 . Verdienen iene Ortschaften eine Rücksicht, die mit einer Kirche verse hen sind, und die mit Dokumenten erweisen können, daß sie in älteren Zeiten schon einen Pfarrer, oder Seelsorger gehabt haben, und wo schon einiger Fond zu Unterhaltung eines Geistlichen vorhanden ist. 5. Eine andere Zu- und Eintheilung der Ffarren ist vonnöthen, wo der Ffarrer, um seinen Pfarrkindern die seelsorglichen Pflichten zu leisten, durch eine fremde Pfarre gehen muß, oder wo ein Pfarrer in einem mit einem Seel sorger ohnehin versehenen Ort Ffarrkinder hätte, folglich eine Vermischung mehrerer Pfarreien in dem nämlichen Orte obwaltete, oder endlich wo die Ffarrkinder in eine andere Kirche beträchtlich näher, in ihre eigene aber viel weiter, oder einen beschwerlichen Weg hätten.
1
Vgl. Anmerkung zu Nr. 119.
Pfarregulierung. Bischöflicher Eid . Verkaufsverbot für geistliche Güter 130.
305
Verordnung zur Kirchenreform
Eidesformel für die Bischöfe . 1
Kropatschek, Handbuch, II, s . 196 f. 16. September 1782 Die nach dem Beispiele der französischen Bischöfe beaugenehmigte Eides formel haben die Erz- und Bischöfe künftig vor ihrer Konsekrazion anstatt der bereits vorgeschriebenen Formel abzulegen . Eidesformel Ich N. N. schwöre bei dem geheiligten und allerheiligsten Namen Gottes, und gelobe Sr. Maiestät . . . lebenslang getreu und unterthänig zu sein, das Beßte des Staats und Ihren Dienst nach allen Kräften zu befördern, keinen Zusammenkünften, Unternehmungen oder Anschlägen beizuwohnen, wel che zum Nachtheile eines oder des anderen gereichen könnten, vielmehr, wo fern etwas von dieser Art zu meinem Kenntnisse gelangen sollte, es Sr. Maie stät unversäumt zu eröffnen . So wahr mir Gott helfe, und die heiligen Evan gelien, die ich hier berühre . 131.
Verordnung betr. Klostersäkularisationen
Verbot an die Geistlichkeit, geistliche Güter ohne staatliche Genehmigung zu verkau fen. 2 Kropatschek, Handbuch, Il, s . 221-223 .
5 . Oktober 1782 Die Verordnungen vom Kaiser Ferdinand vom 14ten April 1545 und 31 ten Oktober 1552 Maximilian von 22ten Dezember 1567 und 1 ten Juli 1568 und von 20ten Juni 1575 und Leopold unterm 5ten Jäner 1681 wodurch allen geist lichen PEarrern, und Gemeinden iede Veräuserung beweglicher und unbeweg licher Güter ohne landesfürstliche Begnehmigung wiederum untersaget, wirklich allienirte Güter wieder herbeizuschaffen befohlen, und ohne landes fürstlichen Konsens gemachte Kontrakte für null und nichtig erkläret worden sind, werden erneuert, auf gegenwärtige Zeiten angewendet, und in dieser 1 Die Erwähnung der französischen Bischöfe bezieht sich auf den Eid, den diese in der gallikanischen Kirche Frankreichs zu leisten hatten . 2 Solche Verfügungen gingen Säkularisationsmaßnahmen voraus .
1782
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Absicht folgende der Lage der Umstände angemessene Maßregeln vorge schrieben . 1 . Wird hiemit der gesamten Geistlichkeit verboten, es sei Gemeinde oder einzelne Personen, allen Verkauf, Tausch, Aufkündigung, Schankung, mit ei nem Worte iede Veräuserung eines geistlichen oder kirchlichen Vermögens, unter was Namen und Vorwande, ohne durch die Landesstellen angesuchte und erhaltene Bewilligung zu unternehmen . 2 . Erstrecket sich dieser Verbot ieder Veräuserung auf Grundstücke und Realitäten, Kapitalien, Kirchen, Klöster und Hauskostbarkeiten, oder Prä ziosa, alle Mobilien, die nicht zum Wirthschaftstriebe gehören, alle be stimmte oder unbestimmte iährliche Nutzungen oder Einkünfte, wie sie Na men haben mögen . [. . .] 132.
Verordnung betr. Vergabe von Benefizien
Abschaffung der päpstlichen Monate. 1
Kropatschek, Handbuch , Il, s. 15 .
7. Oktober 1782 Dort, wo bisher päbstliche Monate (Menses Papales) gewöhnlich waren, sind sie für das Künftige aufgehoben . Auch soll die von einem aus Rom aus ernannten Kapitulanten zu Gunsten eines Dritten geschehene Resignazion nicht mehr nach Rom gezogen werden . Dieienigen Kandidaten, welche bis her von dem römischen Hofe in diesen päbstlichen Monaten vergeben wor den sind, werden in Zukunft von der landesfürstlichen Ernennung abhängen .
133.
Verordnung zur Reform des Mautwesens
Aufhebung der Privatmauten. 2
Kropatschek, Handbuch, III, s . 267f. 9 . November 1782 Da die Befugniß , Mäuten zu ziehen , keine Folge der grundherrliehen Ge rechtsamen, sondern nur ein Privilegium aus der Gnade des Landesfürsten 1 Während bestimmter Monate ("päpstliche Monate") freiwerdende geistliche Pfründen konnten vom Papst direkt vergeben werden . 2 Die Aufhebung der Privatmauten galt mit Wirkung vom 1 . Februar 1783 . Vgl . auch Nr. 21 .
Päpstliche Monate . Privatmauten . Prozessionen
307
ist, welches bei ieder Thronserneuerung auser einer neuerhaltenen Bestätti gung von sich selbst erlöscht; und da nun itzt wirklich der Fall vorhanden ist, wo alle diese Mautbefugnisse, oder Privilegien ihr End erreicht haben, weil auch von den Unterthanen keine Mautgaben an Privaten entrichtet werden mögen, ohne eine andere Wohltat dafür zu geniessen : so sollen vom 1. Hor nung 1783 alle Privatmauten, sie mögen was immer für einen Namen haben, als erloschen und aufgehoben angesehen, folglich von diesem Tage an bei sol chen gar keine Gebühr mehr entrichtet oder eingehoben, und von dieser Ordnung iedoch nur iene Mauten ausgenommen werden, welche unmittelbar an den Brücken und Uiberfahrten, oder auf den chausseemässig erhaltenen Strassen bestehen, oder künftig errichtet werden dürften .
134.
Verordnung zur Einschränkung der Barockfrömmigkeit
Einschränkung der Prozessionen . 1
Kropatschek, Handbuch, II, s. 409 . 27. November 1782 2 Die allzuvielen Prozessionen sollen abgestellt, und von den Ordinarien auser den in der allgemeinen Betwoche üblichen, dann theophorischen und anderen nach Umständen von den Ordinarien anzuordnenden, wegen Re gens, gesegneter Aernte, oder sonstiger allgemeiner Anliegen nöthig befunde nen Prozessionen - in iedem Kirchsprengel nur zwo einzige des Jahrs gelas sen werden, welche, um den sonntägigen Gottesdienst nicht zu beeinträchti gen, an einem noch bestehenden Feiertage abzuhalten sind .
1 Unter Joseph II. wurden, wie schon in der Zeit Maria Theresias (vgl. Nr. 64), die Prozessionen eingeschränkt, bevor diese gegen Prozessionen und Wallfahrten gerich teten Maßnahmen 1783 mit dem Verbot der Wallfahrten nach Mariazell (vgl . Nr. 146) ihren Höhepunkt erreichten. Vgl. Anmerkung zu Nr. 64. Am 21. März 1784 wurden auch die von keinem Geistlichen begleiteten Prozessionen verboten, vgl. Kropatschek, Handbuch, VI, S. 598 f. 2 Mit ähnlichem Wortlaut auch schon am 7. Oktober 1782 , vgl. Kropatschek, Handbuch, II, S. 408 .
308
1782 . 1783
135. Verordnung betr. Toleranz für die Juden Behandlung der jüdischen Schüler in den Gymnasien.
Pribram, Urkunden und Akten, Bd. 1, S. 520 f. l 15 . Dezember 1782 Da die Gesetzgebung den Judenkindern die Besuchung der Gymnasien und hohen Schulen erlaubt, so ist ihre Absicht, die Gelegenheit zur Aus bildung einer Nation zu vermehren, der sie eine erweiterte Duldung zuzuge stehen für gut befunden hat. Diese Absicht würde größtentheils vereitelt wer den, wenn die Ältern zu besorgen hätten, daß ihre in die Gymnasien geschickten Kinder entweder Mißhandlungen ausgesetzt seyn oder in ihrer Religion irregemacht werden möchten . Es werden daher die Lehrer angewiesen, die sich bei ihnen meldenden Äl tern vor allem durch eigene anständige Begegnung, dann auch durch die Ver sicherung zu beruhigen, daß in beiden Stücken durch höhere Vorschrift für den Schutz ihrer Kinder zureichend vorgesorgt sey. Übrigens werden sie in Ansehen der Judenkinder folgendes zu beobachten haben : 1 . sind die Judenknaben, ohne irgend eine Ausnahme zu machen, gleich den Christenkindern in die lateinischen Schulen zuzulassen, sobald sie mit dem Zeugnisse einer Normal- oder Hauptschule ordnungsmäßig versehen sind . Jedoch sollen die Ältern erinnert werden, dafür zu sorgen, damit ihre Kinder stets anständig und reinlich gekleidet, auch ohne alle äußere Unter scheidungszeichen, welche den übrigen Knaben zu Spöttereyen Anlaß geben könnten, in der Schule erscheinen ; dann aber 2. werden die Lehrer nicht nur durch eigenes unpartheyisches und liebrei ches Betragen ihren Schülern das B eispiel einer anständigen Begegnung und Verträglichkeit geben, sondern auch die christliche Jugend von Zeit zu Zeit hiezu ermahnen und die dagegen handelnden mit in die Augen fallender Strenge bestrafen . 3 . Zwar sind alle Gattungen von Kaufe, Verkaufe und Tausche zwischen der Jugend in den Schulen überhaupt untersagt . Die Lehrer werden j edoch zur besonderen Aufmerksamkeit in diesem Punkte bei den Judenknaben an gewiesen, weil dadurch am ersten zu Unordnungen und Uneinigkeiten zwi schen der Jugend beiderlei Religionen Anlaß gegeben werden kann . 4. Weil der Anfang des Unterrichts mit einem Gebete gemacht wird, bei welchen die Juden anwesend zu lassen sowohl wegen ihrer Religionsbegriffe als wegen der Ehrerbietung, die wir den Sachen und Namen, die in den Gebe1 Dasselbe: Kropatschek, Handbuch, I, S . 502 -504 . Dort auch das Datum : 15. 12 . 1782 .
Disziplin für jüdische Schüler. Pezzl, "Faustin"
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ten vorkommen, zu erhalten schuldig sind, nicht wohl schiklich seyn würde; so haben die Lehrer den Judenknaben vorzuschreiben, daß sie immer etwas später als die christlichen und zwar erst damals in die Schule kommen, wann das allgemeine Schulgebet bereits geendiget ist . Aus eben dieser Ursache sind die jüdischen Schüler täglich vor dem gewöhnlichen Schlußgebete; 5 . am Mittwoche und Samstage aber stets eine halbe Stunde vor dem Ende der Schule, und eigentlich bevor mit dem für diese Tage gewöhnlich bestimm ten Unterrichte in der Christenlehre der Anfang gemacht wird, zu entlassen; überhaupt endlich 6. niemals zu berufen oder zum Schulbesuche an solchen Tagen zu verbin den, an denen entweder bei der christlichen Jugend gottesdienstliche Uebun gen gehalten werden oder auch bei den Juden eine Religionsfeyer einfällt.
136. Johann Pezzl: >Faustin oder das philosophische Jahrhundert< 1
[Originaldruck, o.
0.
(Zürich) 1783] . 2
1783 [ .] Du hast Recht, das Jahr der Erleuchtung ist das Jahr von Josephs Regie rungsanstritt, das Jahr 1780 . Seitdem ist's Sieg der Vernunft und Menschheit, ist's wahres philosophisches Jahrhundert . .
.
1 Unter den Literaten im josephinischen Wien kann der aus Bayern nach Wien ge kommene Johann Pezzl besonderes Interesse beanspruchen, der 1785 Privatbibliothe kar des Staatskanzlers Kaunitz wurde. Von Pezzl stammt der satirische Roman >Fau stin oder das philosophische Jahrhundert< von 1783. Darin schildert Pezzl seine Titel gestalt Faustin auf einer Reise durch Europa und kritisiert anhand der Reiseerlebnisse die Unterdrückung, die Ungerechtigkeit und die Intoleranz, die von unaufgeklärten Institutionen wie den Klöstern ausgehen . Am Ende der Reise läßt Pezzl den Faustin, ernüchtert von den Reiseeindrücken, im Wien des Jahres 1780 eintreffen . Dieses Jahr des Regierungsantritts Josephs I I . wird von Faustin als Beginn des philosophischen Jahrhunderts und als Sieg der Aufklärung erlebt. Dazu : Gustav Gugitz, Johann Pezzl, in : Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft 16 (1906) S. 164 -217; Hans Grass!, Aufbruch zur Romantik. Bayerns Beitrag zur deutschen Geistesgeschichte 1765 -1785, München 1968, S. 242 -245 . 2 Hier zitiert nach dem Originaldruck im Besitz des Herausgebers . Ein zweiter Band erschien o. 0. 1784 .
310
1783 XLIII. Die Philosophie auf dem Thron
Ueber all dem Lesen, Bewundern und Beloben waren sie endlich in Wien selbst angelangt . Von des Römischen Bischofs vergeblicher Reise bemerkten sie keine weitere Folge mehr, als die paar Inschriften dieses merkwürdigen Vorfalls , die es bei unsern Nachkommen verewigen werden, daß unter Joseph II. die Römischen Usurpazionen über den größten Theil von Deutschland ihr Ende erreichten; daß der Einfluß des geistlichen Zaubersta bes in die deutschen Kabinette, Aerarien und Geldbeutel verstopft ward; daß Gottes Vizeregent wieder so weit zu Sinnen gekommen, daß er eine freund schaftliche Visite einem andern wohl eben so göttlichen Statthalter machte, um einen Theil seiner vermeintlichen und Jahrhunderte durch mächtiglieh er kämpften Prätensionen zu retten. Ihr erster Gang war nun in den Augarten . Paustin las die Aufschrift ober dem Eingang, die Joseph beigesezt: Allen Menschen gewiedmeter Belustigungs ort von ihrem Schäzer. Heiliger Hain ! rief er bei Ansicht dieser Aufschrift : Wonnigliebes Denkmal der Philosophie auf den Thron ! wie glüklich sind wir, unter deinen Schatten, in der Nähe des erhabenen Schäzers der Menschheit wandeln zu können ! Diese Aufschrift war ihm schöner als alle, die je eine Akademie der Inschrif ten zur Welt gebracht hatte . Was hältst du von dem Projekt einiger Grossen und Kleinen, Priester und Layen, Gelehrten und Ungelehrten, von dem Projekt, die drei Kristensekten von Deutschland unter Einen Hut zu bringen, woran schon wirklich soll ge arbeitet werden ? frug Traubach seinen Freund . . . Nichts gutes , anwortete dieser. Fürs erste ist das Proj ekt lächerlich, wegen den unendlichen, unüber steiglichen Schwierigkeiten, die demselben im Wege stehen müssen, wo man viele Millionen Köpfe, Interessen, Meinungen, Begriffe und Ueberzeugun gen unter Einen Hut bringen will . Und gesezt, das Ding gienge einstweilen an : wie lange könnte es dauern ? Keine drei Generazionen, so kömmt gewiß wieder Einer, vielleicht zween, sechs , zehn, die den Reformatortitel verdie nen wollen, und aus ihren guten oder schlimmen, scheinbaren oder gründli chen Absichten und Einsichten eine neue Verwirrung anrichten, die ärger ist als die jezige . Wollten die Gönner und Mitarbeiter an diesem Projekte ihre Mühe dahin verwenden, alle Fürsten und Regierungen darauf zu lenken, daß eine allgemeine, ganz uneingeschränkte Toleranz allenthalben eingeführt und geschüzt würde; das wär ein Stük Arbeit, wobei mehr wesentlicher Nuze, Ruhm und Wohlfahrt zu hoffen wäre, als bei einer kalten erzwungenen Sek ten-Vereinigung. Man lasse dem Katholiken seine Messe, dem Lutheraner seine Generalbeicht, dem Kalvinisten seine Prädestinazion, dem Hebräer seine Beschneidung, dem Mahomedaner seinen Koran, dem Deisten seinen
Pezzl, "Faustin"
311
Deismus etc . etc . etc . und sie und ihre Priester werden sich freundschaftlicher und friedvoller unter einander vertragen, als wenn sie alle Einerlei Schnitt und Dogmatik haben . Nur muß man keine vor der andern begünstigen, keine un ter die andre drüken, und alle ihre Schulgefechte mit keinem andern Auge an sehen, als ein brittisches Hahnengefecht. - Auch hoffe ich, der weise Joseph wird nie auf eine so unnatürliche, abentheuerliche, und zweklose Sektenhei rat denken . . . Ich wahrlich auch nicht, sagte Traubach . Und beim Lichte be sehn, scheint mir das ganze Projekt weiter nichts als eine Windbeutelei eini ger Theologen zu seyn, die dabei etwas Dunst und ein Stükchen Geld erha schen wollen . Ein Mann von Welt- und Menschenkenntniß wird nie an diese Arbeit Hand legen . Hätte bald eine wichtige Frage vergessen, sagte Faustin : Wie stehts wohl mit der Litteratur des katholischen Deutschlands ? . . . Wie du leicht vermu then kannst, äusserst elend. Die katholischen Idioten scheinen sich gegen alle Aufklärung zusammen verschworen zu haben . Sie pissen j eden an, der dem Mönchswesen, dem Aberglauben und dem pfaffismus zu Leibe geht. Sogar an Eybel wagten sie sich, hiessen ihn einen Mönchssatan, und insultirten ihn aufs gröblichste dafür, daß er den Wienern das alte Römische Ideol im wah ren Licht gezeigt hatte . Lassen wir immerhin die katholischen Idioten und dergleichen Schufte in ihrer verdienten Vergessenheit, sagte Faustin : Zähle du mir die schönen Tha ten her, deren Ruhm durch ganz Europa gedrungen, unsern grossen Kaiser unsterblich macht, und Licht und Heiterkeit, und Ehre und Hochachtung über unser Deutschland verbreitet. Traubach, dem die Brust von patriotischem Vergnügen hoch anschwoll, seinem Freund die weisen Anstalten, welche Licht und Leben über unseren Horizont ausgiessen, anpreisen zu können, gab ihm folgende philosophi sche Skizze von einigem , was zur Erleuchtung, B eförderung der Toleranz, und Umschaffung der Nazional-Denkart unter Joseph schon gethan wor den . Abstellung der geistlichen Possenspiele unter dem Name von Prozeßio nen; der lächerlichen Gebetsformeln und nächtlichen Andachten, wobei mehr der Aphrodite als sonst einer Heiligen geopfert ward . Reinigung der Bücherzensur nach den beßten Grundsäzen . Die Bibliothe ken der Privatleute müssen unangetastet, undurchsucht in die Monarchie ein gehen . Alle Mönchsorden werden von ihren Generalen in Rom emanzipirt, und ganz den vaterländischen Bischöfen unterworfen . Erster Geldkanal nach Rom verstopft. Dispensazionen in Ehesachen werden an die Bischöfe gewiesen . Verbot dieselben aus Rom zu holen . Zweiter Geldkanal an die päbstliche Kammer verstopft.
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1783
Aufhebung der päbstlichen Monate, Benefizien-Vergabungen etc . Dritter Geldkanal nach Rom abgegraben . Plorer wird gegen Migazzi's Kabale geschüzt . Die unsinnigen Bullen In ccena Domini und Unigenitus aus allen Ritualen herausgerissen . Toleranz-Edikte durch die ganze Monarchie . Aufhebung des heiligen Müßiggangs der kontemplativen Mönche und Nonnen . Juden in die Rechte der Menschheit eingesezt. Aufhebung der Leibeigenschaft durch die ganze Monarchie . Mönche werden zur Seelsorge angestellt, und treten dadurch wieder in die Pflichten des Menschen ein . Vertilgung des empörenden Eides der Bischöfe für den Römischen Bischof. Der phantastische Eid für die Unbeflektheit Mariae auf immer untersagt . Casus reservati und andre dergleichen Römische Geldschneidereien auf immer vertilgt. Einführung protestantischer Bethhäuser als ernstliche Beweise der Tole ranz. Die romantisch-kindischen Eheverlobnisse werden für nichtig erklärt . Kirchen werden von all dem gewöhnlichen fanatischen, theatralischen, Aberglaube nährenden, unsinnigen, tändelhaften Puze gereinigt . Vermehrung und Verbesserung der Stadt- und Landschulen . Anwendung des Kirchenreichtbums zur Unterstüzung Armer und Kran ker. Verbot der Kontretänze in Kirchen . Einführung des deutschen Kirchenge sanges . Reinigung und Verbesserung des Justizwesens . Und nun führte er zu j edem Artikel einen kleinen Kommentar hinzu, um seinem Freund den ganzen Werth dieser und aller noch übrigen Verfügungen fühlen zu lassen, die seit dem Ende des Jahres 1780 zum Vergnügen des Philo sophen und Menschen-Freundes ausgeführt worden . Faustin aber fieng mit Klopstok an zu singen : Wer hat so geendet, Wie Du beginnst ? E r pries Joseph den Allgeliebten von ganzem seinem Herzen, von ganzer seiner Seele und aus allen seinen Kräften . All sein ausgestandenes Ungemach von Wansthausen bis London vergaß er nun, und alle jene Feinde der Aufklä rung und Duldung, des Menschenverstandes und Menschengefühls , die ihm so manche herbe, bittere Stunden gemacht hatten. Bei Ansicht der nach edler religiöser Simplizität eingerichteten, mit einem einzigen Kreuzbild geschmükten Hofkirche erinnerten sie sich der Kirche zu Ferney; und Faustin schloß daraus, daß der Kaiser den Grundsäzen des größ ten Philosophen doch nicht so abgeneigt wäre, wenn er ihn schon auf seiner
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Reise nicht eines persönlichen Besuches gewürdiget hat . - Indessen war es ihm unmöglich, das Lachen an diesem so ehrwürdigen Orte ganz zu unter drüken : Die im Missale verklebte Kanonisazion Hildebrands, den Gregor XIII . wider allen Respekt zum Heiligen gemacht, und Benedikt XIII . gar in das Brevier einschieben wollte, belustigte ihn mehr als die Heuschreken Exkommunikation in Rom und Kostanz. Enfin, grace en nos jours a la philosophie, Qui de l'Europe eclaire au moins une partie! sagte er voll Begeisterung zu seinem Freund . Wird sich der Mann, der ehe dem dogmatisch lehrte : Rex ego sum Regum, Lex est mea maxima Legum! wird sich der geärgert haben, wenn er alle diese Dinge bei seinem Hierseyn so mit verstellter Gleichgültigkeit ansehn mußte; wird er griesgramen dort auf seinen sieben Hügeln , wenn er so das Licht der Philosophie unaufhaltsam über Deutschland aufgehen sieht, das er mit all seinen Segen und Bannstrah leu nicht mehr verscheuchen kann ! Hatte Recht, der Vater Voltäre, da er den habsüchtigen Aposteln der Finsterniß mit der Donnerstimme der Wahrheit drohte : "Zittert, Elende, vor dem Anbruch der Tage der Vernunft ! " Sie sind angebrochen diese schönen Tage, und die Elenden schnauben und knirschen umsonst. Das Joch des tyrannischen Roms ist abgeschüttelt; der Bischof von Lateran marschiert nun wieder im gleichen Schritte mit seinen übrigen Brüdern im Herrn; und Herr August Ludwig Schlözer wird ja wohl nicht vergessen, bei einer neuen Ausgabe seiner Universalhistorie anzumer ken : "Der ehemals so übermächtige Pabst starb endlich an der Auszehrung durch Philipp den Schönen, Doktor Luther, Voltäre und Joseph I I . " Je mehr ich das Ding z u Gemüth nehme, j e mehr muß ich über Josephs Muth staunen, mit dem er es wagen durfte, die Popanzen, Aberglaube und Fanatisme anzugreifen und zu bekämpfen . Noch kann ich die Quelle, woraus dieser Heldenmuth floß , nicht vollkommen auffinden . . . Diese Quelle, ver setzte Traubach, liegt, glaub ich, in dem vielsagenden Vers unsers großen Va ters Voltäre : Qui conduit des Soldats , peut gouverner des Pretres . Laß uns die Geschichte aller Jahrhunderte durchgehn, und du wirst diesen Orakelspruch allenthalben bestätigt finden : Wirst finden, daß Tapferkeit und Aberglaube sich allemal in entgegen gesetztem Verhältniß zeigen : Wirst fin den, daß ein feigherziger Fürst allemal der Sklav seiner Ffaffen, daß ein Hel denmüthiger allemal das Schreken derselben war. Ja, man kann annehmen, daß sich in jedem Staat Ffaffen und Soldaten immer in umgekehrter Propor zion finden; je mehr die einen anwachsen, desto eiliger verschwinden die an-
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dern: sie sind die Antipoden in der Schöpfung der Vernunft . Oder, um die Evidenz j enes Verses noch schneller zu fassen, laß uns einen Blik auf den ge genwärtigen Zustand der Europäischen Staaten werfen: Betrachte Oestreich und Preussen; und zur Parallele, Spanien und B -. So wahr, so natürlich ist es : Wer Armeen kommandirt, kann auch Ffaffen im Zaum halten, und wer das erste nicht kann, wird auch das zweite nie zu Stande bringen . So flossen ihnen die ersten Tage dahin . Je länger sie da waren, j e mehr Be weise von dem schöpferischen Umschwung der ehedem finstern und einge schränkten Denkart des Wienersehen Publikums entdeckten sie. Paustin that Traubach den Vorschlag, sie wollten in ihrem Briefwechsel mit ihren Freun den eine neue Aere anfangen, die Aere des aufgeklärten südlichen Deutsch landes, die Josephische Aere, und das Jahr 1780 zum Stuffenjahr derselben festsezen . Traubach gieng es ein, und wünschte, daß diese für Deutschland so ehrenhafte Chronologie allgemein möchte eingeführt werden, ob er schon vermuthete, daß es nicht geschehen würde. Aber in der Erwartung, daß unser Vaterland wohl noch seinem größten Wohlthäter, dem Hersteller der Den kensfreiheit, der gereinigtem Religion; der Rechte des Thrones gegen die Römischen Eingriffe; der Rechte der Vernunft gegen Pedanten, steife Schul füchse und Apostel des Aberglaubens ; der Rechte der Menschheit gegen die Schikane und Unterdrükung der schwelgenden Untertyrannen, dieses Denk mal der Dankbarkeit sezen werde, statuirten sie unter sich das Jahr 1780 zum Jahr des Heils , zum Gränzpunkt des erleuchteten philosophischen Jahrhun derts , das künftige Generazionen mit Jubel feyern, und in den Urkunden des Menschengeschlechts neben die Regierungsj ahre des Sesostris, Fohi, Or pheus , Antonins und Mark Aurels sezen werden . . . Beede Freunde haben sich entschlossen, ihre noch übrigen Tage in der be glükten Kaiserstadt zu verleben. Faustin theilt mit Traubach seine Leibrenten aus London, und Traubach theilt mit Faustin seine Zinsen, die er aus dem bei der Wiener Bank angelegten Kapital zieht. Beede vertragen sich wie Brüder, in der innigsten Eintracht und Freundschaft . Das Nazionaltheater, die Hof bibliothek und der Krausische Buchladen, sind die Pläze, die sie zu ihrem Unterricht und Vergnügungen am meisten besuchen. Uebrigens leben sie mit ihren mäßigen Einkünften in jener seligen Unabhängigkeit, welche der Wunsch j edes Philosophen ist. Oft besuchen sie den Augarten, bloß der See lenerhebenden Aufschrift zu Liebe; noch öfter wandeln sie im Prater unter dem wirthbaren Schatten tausendjähriger Eichen, freuen sich ihres Daseyns, und flehen vom Himmel lange Erhaltung J osephs Der Lust des Menschenge schlechts , des Deutschen Titus. Hoffnungsvoll bliken sie in die schöne Regierung hin, deren gesegnete Jahre dem frohen Deutschland das volle Maß seiner Glükseligkeit versprechen; und so oft Joseph einen neuen Schritt auf seiner grossen Laufbahn thut, umschlin gen sie entzükt dessen Bild mit wallendem Herzen und rufen in die Wette :
Pezzl, "Faustin" . Instruktion für die "Vereinigte Hofstelle"
315
Unter Josephs Regierung wird es allgemeiner Sieg der Vernunft und Menschheit; wird es aufgeklärtes , tolerantes , wahres philosophisches Jahr hundert!
137.
Instruktion für die "Vereinigte Böhmisch-Österreichische Hofkanzley, Hof kammer und Ministerialbancodeputation"
Arbeitsgrundsätze für die " Vereinigte Hofstelle ". 1
Österreichische Zentralverwaltung, II, 4, S. 41-70 . o . D . 1783 Die geschwindere beförderung der allgemeinen innerlichen politischen Staatsgeschäfte und eine gleichförmige mitwirkung aller dazu erforderlichen dicasterien zu einem und demselben endzwecke zu erzielen, den esprit public den erstem staatsbedienten einzuflössen und zugleich den staat von der bürde überflüssiger beamten zu entledigen, sind die absichten der vereinigung der böhmisch-österreichischen hofkanzley mit der hofkammer und der ministe rial-banco-deputation. [ . . .]
1 1781 verfolgte Joseph Il. Pläne für eine grundlegende Neuordnung der Verwal tungsorganisation . Doch fand er mit seinen >Betrachtungen< über Fragen der Verwal tungsorganisation vom März 1781 (Österreichische Zentralverwaltung, II, 4, S. 7-1 1 ) i m Staatsrat kaum Zustimmung. S o kam e s nicht z u der von ihm ins Auge gefaßten Tei lung der Böhmisch-österreichischen Hofkanzlei in eine böhmische und in eine Öster reichische Hofkanzlei, was der Behördenorganisation vor der Haugwitzschen Staats reform von 1749 entsprochen hätte (vgl. Anmerkung zu Nr. 5), und auch nicht zur Einrichtung eines selbständigen Finanzministeriums . Statt dessen wurde 1782 die Hof kammer wieder, wie vor der Kaunitzschen Neuordnung der inneren Verwaltung (vgl. Anmerkung zu Nr. 30), mit der Böhmisch-österreichischen Hofkanzlei zusammenge legt, und zwar zur sog. >Vereinigten HofstelleUngarisch-Siebenbürgischen HofkanzleiVereinigte böhmisch-österreichische Hofkanzlei< und die >Unga risch-siebenbürgische Hofkanzlei< gegenüber.
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1783 I. Abschnitt Von den obliegenheiten der vereinigten drey hofstellen überhaupt
Das allgemeine wohl der Iänder im ausgebreitesten verstande, die aufrecht erhaltung und verbreitung des wahren gottesdienstes mit allmaliger ununter brochener ruksicht auf die diesfalls in geistlichen und religionsanliegenheiten angenommenen und festgesezten grundsäze und insbesondere auf die vor schriften der gottgefälligen christlichen toleranz, die aufnahme der bevöl kerung, die erhaltung der wechselseitigen Verbindlichkeiten zwischen den pri vatgrundherrn und ihren unterthanen in den gesezmässigen schranken, die Ver besserung der allseitigen nahrungszweige, vereinfachung und erleichterung der allgemeinen abgaben und ihrer einhebungsarten zur richtigen bestreitung der staatserfordernisse, die emporhebung und verbindung des inländischen handels mit dem ausländischen, die vervollkommnung des mit dem handel und der gemeinschaftlichen verkehrung so enge verbundenen zollwesens, die verwaltung aller regalien, die Ieitung der gesamten finanzanliegenheiten, mit einem worte: die allgemeine staatswirtschaft, die fortwährende wachsamkeit auf die behauptung der majestätsrechte des allerhöchsten landesfürsten, der ruhm seiner regierung und dessen persönliche wohlfahrt, welche von jenen der unterthanen und des staats unzertrennlich ist, die schüzung j eden starr des , jedes individui in der ausübung seiner bürgerlichen freyheit und seines gesezmässigen eigenthums, die zu allen diesen vielfältigen und weitschich tigen endzwecken erforderliche innere gesezgebung sind im allgemeinen ge nommen die grossen obliegenheiten der nun miteinander vereinigten dreyen hofstellen, ihrer vorgesezten chefs , räthe und unterbeamten.
I!.
Abschnitt
Die besondern obliegenheiten der nun vereinigten hofstellen 1° Überhaupt alle den statum publicum et politicum, dann das camerale und bancale der deutschen erblanden betrefende angelegenheiten, folglich 2° die aufrechterhaltung der katholischen religion und, was diesfalls in die politische aufsieht, auch das jus supremae advocatiae et patronatus eccle siarum, dann in das toleranzwesen der verschiedenen religionen und dahin gehörigen dispensationes in impedimentis canonicis , die Ieitung ihrer konsi storien und seelsorger einschlägt. 3° die verwaltung der religionsfundarum und der äusserlichen kirchendis ciplins, zu deren unmittelbaren Ieitung die von der dirigirenden hofstelle ab hängige geistliche hofkommission bestellet ist.
Instruktion für die "Vereinigte Hofstelle"
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4° alle andere milden Stiftungen und causae piae, in so weit sie nicht das contentiosum betrefen, zu deren unmittelbaren leitung dermalen die stif tungshofcommission angestellt ist. 5° Die handhabung der landesfürstlichen gerechtsamen und regalien, der länderverträge, länderverfassungen und privilegien . 6° Alles , was die sicherheit und polizey, nicht minder die befolgung diesfäl liger landesfürstlicher gesetze und ordnungen betrift . 7° In anbetracht der allgemeinen gesezgebung, derselben vollzug und hand habung stehet das endliche einrathen der hofkanzley dergestalten zu, dass eine jede stelle die in ihre sphaeram einschlagende gesetze zwar vorschlagen, die hofkanzley aber darüber, ob solch ein gesetz dem staate und dem allge meinen wesen angemessen und vorteilhaft sey, das gutachten zu erstatten, so fort das gesetz im höchsten namen kundzumachen, in vollzug zu setzen und auf desselben beobachtung festzuhalten habe. [ . .] .
Folgen Nummern 8 - 63 und Abschnitt III: Von dem Praesidio und dessen Direc tionsart aller dreyen unterstehenden Hofstellen. IV. Abschnitt Von den hofräthen, ihrer anzahl, ihrer obliegenheit und der art, die geschäfte zu behandeln [ . .] Ein jeder dieser angestellten hofräthe muss ohnehin wissen, welche schwere pflichten das ihm anvertraute amt ihm gegen gott, gegen seinen lan desfürsten, gegen dessen erbländer und gegen alle diejenige aufleget, für de ren wohl durch sein referat zu sorgen seine obliegenheit geworden ist. Es würde überflüssig seyn, männern , die der landesfürst würdig gefunden hat, ihnen die mitwürkung zur leitung der allgemeinen innerlichen staatsanliegen heiten anzuvertrauen, erst einzubinden, dass sie ununterbrochen bedacht seyn sollen, auf die besorgung ihrer pflichten rastlosen fleiss anzuwenden, alle vorliebe, partheylichkeit, eigensinnigkeit auf die seite zu setzen, selbst al len schein des eigennutzes von sich zu entfernen, ehre und gewissen immer vor augen und das allgemeine wohl der erbländer und aller unterthanen sich fest am herzen zu halten, ihren vorgesetzten chefs die gebührende ehrforcht in j eder gelegenheit und steten gehorsam in allen amtsvorfallenheiten zu be zeugen, alle geschäfte mit möglichster geschwindigkeit, dennoch aber immer mit all erfoderlichen überlegung und genauigkeit zu behandeln und alle raths vorfallenheiten und wichtigere Staatsereignisse als das heiligste geheimnis zu bewahren, ihren zugegebenen beamten mit leutseligkeit und ohne härte zu begegnen und diese demnach mit bescheidenem ernst zu ihrer schuldigkeit .
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anzuhalten. Es wird sich also hiemit bloss darauf beschränket, die art vorzu schreiben, wie künftig die geschäfte behandlet, zum vortrage gebracht und erlediget werden sollen : 1 ° wird j edem referenten ein hofsekretär und ein konzipist zugetheilet, um ihm in verfassung der expeditionen, nachschlagung der priorum, ausziehung der akten und andern vorfallenheiten zur hand zu arbeiten . 2do Jeder referent erhält mit dem ihm zugetheilten sekretär und konzipisten ein eigenes bureaux in dem hofkanzleyhaus und hat also täglich vor- und nachmittag in dem ihm angewiesenen zimmer zu erscheinen und nur allda zu arbeiten; dann von nun an hören alle hausarbeiten auf und niemandem ist er laubt, einige schriften, von was für gattung sie immer seyen, ohne ausdrückli che erlaubnis des praesidii nach haus zu nehmen . [. .] Folgen Nr. 3 -16 und Abschnitt V: Von den Hofsecretarien und Concipisten, Ab schnitt VI : Instruction für das protocollum exhibitarum der Vereinigten Hofstellen, Abschnitt VII : Von dem Expedit und Kanzley, Abschnitt VII I : Von der Registratur, Abschnitt IX: Von den Agenten. .
138.
Ordnung des deutsch-ungarischen Kollegiums in Pavia 1 Kropatschek, Handbuch, II, s. 25 -47. Mailand, o . D. 1783
I. Was man bei der Aufnahme der Alumnen in dieses Kollegium zu beobachten habe [. . .] 2 . Dieses Kollegium ist besonders deßwegen errichtet worden, daß gut un terrichtete Priester daraus treten, die zum Vonheile des Staats das Christen thum in Deutschland und Ungarn besorgen sollen . Aus diesem Grunde sind nur iene zuzulassen, die durch ihre Fähigkeit und Neigung zu diesem Stande Hoffnung geben, daß sie sich immer den Kirchediensten widmen werden. Doch soll niemand unter einem Eide dazu gehalten sein . Jeder hat eine ge wisse Summe Geldes beim zeitlichen Verwalter zu hinterlegen, um sowohl besondere Ausgaben als die Rückkehr in das Vaterland damit zu bestreiten . [. .] .
1 Nach dem Verbot des Studiums am Collegium Germanicum in Rom vom 12 . 1 1 . 1781 (Kropatschek, Handbuch, II, S . 2 4 ) war 1782 für die Priesterausbildung das deutsch-ungarische Kollegium in dem in der Österreichischen Lombardei gelegenen Pavia errichtet worden (Kropatschek, II, S. 24 f.).
Ordnung des deutsch-ungarischen Kollegiums in Pavia
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III. Von der Hauszucht [ . . .] 6 . Das Stillschweigen, welches zur Erhaltung des Friedens und der Fröm migkeit, zum Fortgange im Studieren, und zur Ruhe des Herzens so viel bei trägt, soll genau beobachtet werden . Beim Speisen soll die Geschichte von Muratorius, Fleurius, Racinius und anderen dergleichen vorgelesen werden . Zur Zeit der Erholung soll man doch keinen Lärm machen, sondern sich von nützlichen Dingen unterreden . Zu diesem Ende wird sich das Kollegium politische, gelehrte und geistliche Zeitungen anschaffen . Die beßten geogra phischen und chronologischen Tabellen werden auf die Wände aufgehenkt werden, - um sich in der Not Raths erholen zu können . [. . ] .
IV. Wie die geistlichen Studien der Zöglinge dieses Kollegiums eingerichtet sein sollen 1 . Die Jünglinge müssen 7 Jahre im Kollegium zubringen . Die zwei ersten Jahre werden sie auf die philosophischen, und die übrigen fünf auf die theolo gischen Wissenschaften verwenden . Die orientalische und hebräische, dann griechische Sprache sollen sie in der nämlichen Zeit lernen, welche Sprachen sehr dienlich sind, die heilige Schrift und die Werke der christlichen Lehrer zu verstehen . Dabei sollen sie sich auf das Naturrecht, und auf das Jus publicum verlegen, wodurch sie zur Erkennt niß des höchsten Gutes vorbereitet, die Wesenheit und Rechte der höchsten Mächte einsehen, und die Pflichten kennen lernen, die wir Gott und dem Nächsten schuldig sind . Auch der feineren Litteratur sollen sie nicht unwis send bleiben, besonders was die Naturgeschichte betrifft. Sie werden auch in der Chemie, Botanik, in dem Ackerbau, in der Mathes etc . und in der Diplomatik unterrichtet werden . Diese Vorlesungen können sie zu leeren Stunden und Tagen hören . An Vakanztagen können sie phisischen Experimenten, und verschiedenen Beobachtungen beiwohnen . [. . .] 3 . Besonders ist zu erwägen, daß die meisten dieser Zöglinge einst unter Nazionen, die in ihrer Denkungsart, ihren Sitten und Religion verschieden sind, leben müssen. Daher ist ihr Unterricht dahin zu leiten, eine wahre und gründliche Kenntniß der katholischen Glaubenslehre zu erwerben, und sie genau von blossen Meinungen zu unterscheiden, auch die Punkte zu wissen, worinn die verschiedenen Christensekten in der Glaubenslehre von einander abweichen. Welch' alles durch die Kirchengeschichte und Lesung trefflicher Bücher weit leichter, als durch theologische Disputazionen erworben wird .
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Dergleichen Bücher sind die Schriften, welche die wallenburgischen Brüder Arnold, Nikol und Bossuet über diese Streitigkeiten herausgegeben haben . Die Zöglinge sind besonders zu gewöhnen, genau darauf zu sehen, worinn wir mit Leuten, die auser unserer Kirche sind, miteinander übereinkommen, und worinn wir mit ihnen uneins sind - bei welcher Betrachtung sie einsehen werden, es gebe nicht so viele Punkte, in welchen wir von ihnen unterschie den sind, als der Pöbel polemischer Theologen meint . 4 . Besonders soll man den Zöglingen Gelindigkeit und Liebe empfehlen, und ihnen Abscheu vor einem theologischen Hasse predigen, wodurch man immer sehr schlecht vom Gegentheile denkt und urtheilt, und womit die Ge müther der Gegner nur noch mehr erbittert, und von uns entfernt werden. Unterrichtet von dem Wesen der wahren christlichen Toleranz werden sie Wahrheit und Irrthum nicht gleich schätzen, aber doch Frieden mit den Glau bensgegnern haben, sie mit Gefälligkeit lieben, und kömmt es wirklich ein mal zu einem Streite mit ihnen, nicht wie Feinde, sondern friedevoll wie Freunde mit ihnen handeln, und ihre Fehler bestreiten, ohne die Person zu beleidigen, da dieses allein die Art ist, womit man ganz ohne Nachtheil der reinen Lehre iene Scheidewand, die uns trennt, wegräumen, und sie nach dem Wunsche eines ieden rechtschaffenen Mannes mit uns vereinigen kann . 5 . Durch die Kenntniß des geistlichen Rechtes wird man die christlichen Glaubenslehren genau von der Kirchenzucht unterscheiden, die, so unverän derlich auch der Geist der Kirche ist, dennoch nach Verschiedenheit der Um stände verschieden sein muß . Dadurch werden sie das Wesen und die be stimmten Gränzen der geistlichen Macht, die ursprünglichen Rechte der kirchlichen Vorsteher, Mißbräuche und Verderbnisse, die sich in unglückli chen Zeiten in die Kirche eingeschlichen haben, erkennen , und damit die Ruhe der Kirche, und des Staates leichter erhalten , und weniger Hindernisse finden, Einigkeit zu stiften . [ . .] 7. Die neueren Schriften sind iedoch nicht hinwegzulassen, und hieraus die vorzüglichsten zu wählen, als : Petav, Maranus von der Busse, Maranus und Bullus von der heil . Dreifaltigkeit, in historischen als dogmatischen Fache, Tillemont, Norisius , Mabillon, und die Benediktiner von St. Maurus . Die Schriftleger Efzius, beide Jansenius, Sacius, Kalmet, Duguet, und über die Kirchenzucht Thomasinus, Espen und andere . [. . .] .
Studienordnung. Josephinisches Ehepatent
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139. Josephinisches Ehepatent: >Verordnung in Ehesachen, was den bürgerlichen Vertrag [Civilkontrakt] und dessen Folgen betrifft, für die sämmtlichen christ lichen Religions genossen< 1
ÖNB 222 .382-D [Originaldruck, Wien 1783]. Wien, 16. Januar 1783 [ . . .] § 1. Die Ehe an sich selbst als ein bürgerlicher Vertrag (Kontrakt) betrach tet, wie auch die aus diesem Vertrage herfliessenden, und den Vertragerrich tenden gegeneinander zustehenden bürgerlichen Gerechtsame, und Verbind lichkeiten erhalten ihre Wesenheit, Kraft, und Bestimmung ganz, und allein von unsern landesfürstlichen Gesetzen : Die Entscheidung der hierüber ent stehenden Streitigkeiten gehöret also für unsere landesfürstliche Gerichtsstel len . § 2 . Jedermann ist befugt, einen Ehevertrag einzugehen, den Wir durch nachfolgende Anordnung dazu nicht für unfähig erklären : und zwar [ . . . ] . [ . . .] § 22 . Der Ehevertrag (Kontrakt) selbst wird geschlossen, wenn eine Manns und eine Weibsperson einwilligen, miteinander in eine unzertrennliche Ge meinschaft zu treten, um Kinder zu erzeugen, und der diesem Stande ankle benden Gerechtsame zu geniessen . [. . .] § 29. Wir erklären aber hiemit, daß Wir nicht j ede ausgedrückte Einwilli gung zur Schließung der Ehe für hinlänglich anerkennen, sondern schreiben zur Wesenheit dieses Kontrakts , und als ein zu dessen Gültigkeit unumgängli ches Bedingniß vor, daß die beiderseitige Einwilligung zur Ehe in Gegenwart des Pfarrers , Pastors , oder Popen, in dessen Pfarre, oder Sprengel die Braut1 Das josephinische Ehepatent sah die Ehe - im Gegensatz zur katholischen Kirche - als zivilrechtliehen Vertrag zwischen zwei verschiedengeschlechtlichen Personen mit dem Ziel dauernder Lebensgemeinschaft, Kinderzeugung und Genusses der mit der Ehe verbundenen Rechte . Ehefragen gehörten nach diesem Patent grundsätzlich vor staatliche (nicht vor kirchliche) Gerichte, obgleich die örtlich zuständigen Pfarrer am Zustandekommen der Ehe mitzuwirken hatten, indem die auf den Abschluß des Ehe vertrages gerichtete Willenserklärung in ihrer Gegenwart abzugeben war; der Ffarrer erschien also mehr in der Rolle eines Notars als eines Geistlichen. Die Ehe galt als un auflöslich, doch sah das Ehepatent in bestimmten Fällen die Erklärung der Ungültig keit der Ehe vor, vor allem bei dauernder Unfruchtbarkeit; daneben gab es das Rechts institut des dauernden Getrenntlebens. Für Nichtkatholiken kannte das Ehepatent auch die Möglichkeit der Ehescheidung, und zwar bei versuchtem Mord eines Ehegat ten an dem anderen, bei Ehebruch, bei böswilligem Verlassen und - sofern beide Ehe gatten die Ehescheidung verlangten - bei unüberwindlicher Abneigung.
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Ieute wohnhaft sind, und in Beiseyn zweener Zeugen ausgedrückt werde. Doch räumen Wir dem Pfarrer, und Pastor, oder Popen das Befugniß ein, daß sie statt ihrer, auch einen andern, um in seinem Namen bey Schließung der Ehe gegenwärtig zu seyn, bestellen mögen . § 30. Wo Bräutigam, und Braut unter verschiedene PEarrbezirke gehören, soll es an dem genug seyn, wenn die eheliche Einwilligung entweder vor dem Pfarrer, Pastor, oder Popen des Bräutigams , oder vor dem Pfarrer, Pastor, oder Popen der Braut erkläret wird . [ . . .] § 3 6 . Wenn der Vertrag der Ehe auf die bisher verordnete Art eingegangen worden, so soll derselbe unauflöslich seyn, und dieses Band, so lang beide Eheleute leben, unter keinem Vorwande getrennet werden können. § 37. Fände sich j edoch, daß einer von den Eheleuten die wesentlichste Pflicht des Ehestands : nämlich die ehliche B eywohnung, wegen Unvermö genheit nicht erfüllen könnte, so soll dem dadurch benachtheiligten Gatten das Recht vorbehalten bleiben, bei dem weltlichen Gerichte zu dem Ende Klage anzubringen, damit die geschlossene Ehe für ungültig erkläret werde . [. . .] § 43 . Sobald eine Ehe ungültig erkläret wird, hören auch zwischen den ge wesenen Eheleuten alle aus dem Vertrage der Ehe entspringenden wechselsei tigen Rechte, und Verbindlichkeiten auf. Doch bleiben die etwann erzeugten Kinder stäts unter der Gewalt des Vaters , und muß, was zur Erhaltung, und Erziehung derselben von beider Theil Vermögen beizutragen ist, alsogleich verhältnißmäßig bestimmet werden. [. . .] § 44 . Obwohl nach dem lnnhalte des § 36 das Band der Ehe zwischen Ehe leuten auf ihre ganze Lebenszeit währet, so ist gleichwohl unsere Meinung nicht, denselben auch in j enen Fällen, die Erfüllung durch den Ehevertrag ihnen obliegenden Pflichten aufzubürden, wo diese mit wichtigen Beschwer den verbunden ist. Jedoch wollen Wir für dergleichen Fälle folgende Maaßre geln zur genauesten Beobachtung vorgeschrieben haben . § 45. Wenn ein Ehegatte von dem andern gröblich mißhandelt, oder der Verführung zu Lastern, und verderbten Sitten ausgesetzet wird, ist dem belei digten Theile vorbehalten, durch die gewöhnlichen Rechtswege Hilfe, und Si cherheit zu suchen. Eine Sönderung zwischen Eheleuten vom Tisch, und Bette aber soll in keinem Falle auf eine andere Art geschehen können, als wenn beide Eheleute übereingekommen sind, getrennet zu wohnen; und wenn dazu noch beide über den Antheil, den j eder zu behalten, oder zu emp fangen hat, sich vorläufig einverstanden haben, ohne daß gerichtliche Unter suchung, oder richterlicher Spruch dießfalls Statt finden soll . [. . .] § 4 8 . Den auf solche Art getrennten Eheleuten steht zu allen Zeiten frey,
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gegen blosse Anmeldung bei ihrer Obrigkeit, oder Gerichtsstelle sich wieder zu vereinigen, und bleiben alle zwischen ihnen errichtete Heurathsverträge in voller Kraft. Wegen der erzeugten Kinder aber ist dasjenige zu beobachten, was § 43 vorgeschrieben wird . § 4 9 . Im Allgemeinen sind unsere sämmtliche Unterthanen diese Verord nung ohne Unterscheid zu beobachten verpflichtet . Jedoch wollen Wir dieje nigen, so der katholischen Religion nicht zugethan sind, von B eobachtung derselben in folgenden Punkten entbinden : § 50. Erstens : verstatten Wir ihnen, daß in dem Falle, wo ein Ehegatt dem andern nach dem Leben gestanden, oder einen Ehebruch begangen hat, der beleidigte Theil die gänzliche Trennung des Ehebandes ansuchen könne; und wenn die That erwiesen ist, so soll der Richter das ganze Eheband für aufge hoben erklären . § 51 . Zweytens : soll ein gleiches Recht auch demjenigen Ehegatten zuste hen, der von dem andern auf eine boshafte Art verlassen worden ist. In die sem Falle soll j edoch der Abwesende vorher dreymal nach Maaßgab unserer Gerichtsordnung, zu Rechtfertigung seiner Abwesenheit durch öffentliche Edikte vorgeladen, und der zurückgelassene Theil von dessen Ansprüchen nicht eher für frey erkläret werden, als wenn der Abwesende binnen der anbe raumten Frist sich nicht gerechtfertiget hat. § 52 . Drittens verstatten Wir die Trennung des Ehebandes auch in j enem Falle, wenn zwischen den Eheleuten eine Hauptfeindschaft, oder eine un überwindliche Abneigung entstanden ist, und beide Theile die Ehescheidung verlangen. Doch sollen in solchen Fällen die Gerichte die angesuchte Ehe scheidung niemals sogleich bewilligen, sondern vorher eine einstweilige Tren nung von Tisch und Bett veranlassen, und diese nach beschaffenen Umstän den wiederholen. [ . .] § 54 . In jedem Ehescheidungsfalle sind zugleich alle von einer, oder der andern Partey angebrachten Ansprüche und Forderungen zu berichtigen . Insbesondere soll keine Ehescheidung ehe verwilliget werden, bis die Frage wegen Unterhaltung, und Erziehung der etwan erzeugten Kinder, entweder durch einen von den Partbeyen gerichtlich bestättigten Vergleich, oder durch richterliche Ausmessung entschieden worden . [ . . . ] § 55 . Nach geschehener Ehescheidung steht beiden Theilen frey, sich wie der zu verehligen . Doch in Fällen, wo das von einem Ehegatten wider den an dem begangene Verbrechen zur Ehescheidung Anlaß gegeben hat, soll der Verbrecher niemals befugt seyn, denjenigen zu heurathen, der in diesem Ver brechen gerichtlich erwiesenermassen mit ihm verfangen gewesen. [. . ] .
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324 140.
1783 Verordnung zur Reform der Agrarverfassung
Robotabolition auf allen kameralen, städtischen, geistlichen, Exjesuiten- und Funda tionsgütern. 1 Kropatschek, Handbuch, I, s. 62 f.
10 . Februar 1783 Weiter wurde verordnet, daß dieses Sistem auf allen städtischen, kamerali schen, Exiesuiten, dann sämtlichen geistlichen und Fundazionsgütern, sie mögen von aufgehobenen oder nicht aufgehobenen bischöflichen Kapiteln, Stiftern, oder Klöstern herrühren, eingeführt, oder wenigstens versucht wer den soll, ob nicht - weil keine gezwungene allgemeine Anwendung davon Platz finden soll - doch folgende drei Hautpmaßnehmungen zu erhalten sein, als 1. Die Abolizion der Naturalrobot wenigstens zum größten Theile 2. Die Vertheilung der herrschaftlichen Maierhöfsgründe nach dem Maß ihrer Zahl und Lage . 3 . Endlich die Einräumung des vollkommenen Eigenthums der Untertha nen von dem wirklich schon besessenen Hause und Uiberländsgründen . [. . .]
1 Die Robot (Frondienstpflichtigkeit) galt als Haupthindernis der Ertragssteige rung der Landwirtschaft. Die dienstpflichtigen Bauern verrichteten die unbezahlte Ar beit nur widerwillig und mußten ihre eigene Landwirtschaft während der Robottage vernachlässigen. Anders als bei den theresianischen Robot-Patenten bestand die jose phinische Robotabolition nicht mehr in Versuchen zur Reduzierung und Regulierung der Robot, sondern in der Ablösung der Frondienstpflichten durch fixierte Geldzah lugnen oder Naturalabgaben. Die Ablösung erfolgte durch sog. Abolitionsverträge, die die Bauern mit ihrer Herrschaft schlossen, wobei sich die Ablösung zunächst nur auf die Bauern der Staatsdomänen und der säkularisierten Klöstergüter erstreckte . Doch bestand für die adeligen Grund- und Gutsherren und ihre Bauern ebenfalls die Möglichkeit der Robetablösung durch freie Verträge, die teilweise auch genutzt wurde. Vgl . Anmerkung zu Nr. 71 .
Robotabolition . Generalseminar 141.
325
Verordnung betr. Priesterausbildung und Generalseminare
Errichtung eines Generalseminars für Welt- und Ordensgeistliche. 1
Kropatschek, Handbuch, II, s . 15 - 18 . 3 0 . März 1783 Es soll ein Generalseminarium errichtet werden, welches der gemeinschaft liche Bildungsort für alle künftige Weltgeistliche und Religiosen sein muß, wo alle Jünglinge den ganzen theologischen Kurs in öffentlichen Schulen zu hinterlegen, und nachher ein Jahr hindurch alle Gattungen von praktischen Seelsorgerverrichtungen unter der Seminariendirekzion auszuüben haben . Diesemnach sollen 1. alle philosoph- und theologische Schulen in sämmtlichen Stiftern und Klöstern aufhören, 2. alle schon eingekleidete Religiosen in die Städte, wo k. k. Universitäten sind, abgeschicket werden, um daselbst die öffentlichen Schulen zu besu chen . Die Unterbringung derselben aber haben die Stifter und Klöster selbst in den Klöstern oder Häusern ihres Ordens oder anderer Leute zu besorgen . 3 . Kann aus er den als Laibrüdern angenommenen Kandidaten niemand in einen geistlichen Orden eintreten, der nicht vorher in dem Generalseminarium die theologischen Studien, und praktischen Seelsorgsübungen durch sechs Jahre als Klerikus vollendet hat, so wie auch niemand zu dem weltgeistliehen Stande angenommen werden darf, der nicht die erwähnten Jahre in dem Gene ralseminarium zurückgeleget hat. Jedoch ist in Ansehung der dermal wirk lichen theologischen Zuhörer die Ausnahme dahin zu machen , daß ihnen die bereits mit gutem Fortgange zurückgelegten theologischen Studieniahre in der Zeit des künftighin vorgeschriebenen Aufenthalts einzurechnen kommen . 4 . Wer i n dieses Seminarium nur aufgenommen z u werden verlangt, der muß entweder von dem Bischofe die Verheissung zur Aufnahme in den Petri nerstand, oder von einem Ordensobern die Zusage zur Aufnahme in den Or den vorläufig erhalten haben, und sich hierüber durch ein bewährtes Zeigniß ausweisen, auch ein Attestat, daß er den ganzen philosophischen Kurs mit gutem literarischen Fortgange vollendet habe, vorlegen. 5. Sind alle Jünglinge des Generalseminariums auf eine gleiche Art zu klei den, und zu beköstigen . 1 Zu den Kernstücken der josephinischen Staatskirchenpolitik gehörte die staatliche Reglementierung der Priesterausbildung und die Zentralisierung der Priesterausbil dung in staatlich kontrollierten Generalseminarien . Verbunden damit war die Aufhe bung der Ordens- oder Klosterstudien . Diese wurden am 20. 8. 1783 zugunsten der Generalseminare aufgehoben (Kropatschek, Handbuch, II, S. 1 8 f. ) .
1783
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6. Muß iedes Stift, oder ieder Orden, der nicht zu den B ettelorden im strengen Verstande gehöret, für seine Kleriker zahlen, mithin sind blos die Kleriker der Bettelmönche von dem Religionsfond zu unterhalten . 7. Sollen zum Unterhalte der von den Ordinarien aufgenommenen Kleri ker alle befindliche Stiftungen erstens auf Priesterhäuser, geistliche Semina rien, und andere für Geistliche bestimmte Erziehungshäuser, dann zweitens auf die Stipendien oder andere Zuflüsse für studirende Theologen geeignet werden . 8 . Wird ein Kanonikus oder anderer Weltpriester als Rektor vorgesetzt werden, der die Oekonomie und überhaupt die ganze Leitung des Semina riums auf sich haben wird . Demselben wird obliegen, die schlechten Kleriker den Obern, die selbe aufgenommen haben, oder dem Bischofe zur Entlas sung anzuze1gen .
142.
Verordnung zur Neueinteilung der Pfarreien
Grundslitze der Pfarregulierung. 1
Kropatschek, Handbuch, II, s. 377- 382 . Wien, 26. April 1783 Nachdeme das Pfarreinrichtungsgeschäft, und die damit verbundene Regu lirung des Gottesdienstes durch die nach und nach erfolgten allerhöchsten Entschliessungen ihre Bestimmung in der Haupt- und Residenzstadt Wien er halten haben, und zum Vollzuge gekommen sind , So befehlen Se. Maiestät eine gleichförmige Einrichtung auch in den Haupt- und minderen Städten der Provinzen mit Rücksicht auf die Popula zion, und übrigen Lokalumstände mutatis mutandis einzuleiten.
Grundsätze nach welchen sich bei der zu Wien vorgenommenen neuen Pfarreinrichtung benommen worden ist 1 . Der Populazionsstand der Stadt, damit keiner Ffarr zu viel Seelen zufal len, die sie schwer übersehen kann, weil hieraus das Uibel entstehet, daß die Gemeinde ihren Pfarrer, und dieser oft seine Gemeinde nicht ganz kennt, und das Volk in die Nebenkirchen geleitet wird . 2 . Daß es besser seie, mehrere Pfarren zu errichten, als bei einer Pfarr die Geistlichkeit in grösserer Anzahl zusammen zu drängen . 1 Vgl . Anmerkung zu Nr. 119.
Generalseminar. Pfarregulierung
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3. Das die Rücksicht nicht nur auf die gemeinen, sondern auch auf die aus serordentlichen Fälle von Krankheiten, und dergleichen genommen werden müsse, damit allemal wenigstens die nöthige Vorsicht bestehe. 4 . Daß auch der Bedacht darauf zu nehmen, wienach die Aushilfe, welche die Mönche bisher in den seelsorglichen Verrichtungen vorzüglich in dem Beichtstuhle, und dem Beistande bei den Kranken geleistet haben, durch die künftige Herabsetzung ihrer Anzahl, und durch ihre Verschickung aufs Land sich vermindern werde . 5 . Daß, wenn mehrere Pfarren bestehen, und diese mit einer proporzio nirten Anzahl der Geistlichen besetzet sind, man die übrigen Klöster und Nebenkirchen um so leichter entbehren, und ihre Beibehaltung nur auf die außerordentlichen Fälle beschränken, und nach solchen abmessen könne. 6 . Soll sich keine Pfarr von der Stadt in Vorstädte erstrecken, weder ein Pfarrer, so weit es die Lokalität immer zuläßt, durch den Bezirk des andern gehen . 7 . Sein für die Pfarren, so viel es sich thun läßt, solche Kirchen zu wählen, die nach ihrer Lage einen guten Zugang haben, und so geräumig sind, daß sie allenfalls auf zweimal die eingepfarrte Gemeinde fassen . Nach diesen Grundsätzen ist die hiesige Stadt, deren Populazion man auf 50 000 Seelen genommen hat, mit Inbegriff der Burgpfarr, die doch bloß die Burg und die kaiserlichen Gebäude zu versehen hat, in 9 Pfarren eingetheilet, und sind zu solchen ohne Unterschied Mönchs- und andere Kirchen gewäh let worden, und zur Aushilfe hat noch ein anderes Kloster zu verbleiben . Bei den Pfarren in den Vorstädten sind im Wesentlichen die nämlichen Grundsätze beobachtet worden, nur mit dem Beisatze, daß die Vorstädte von der Stadt ganz getrennt sind, und nicht mehr als Filialen von derselben ange sehen werden, daß eine iede Grund- und Jurisdikzionsabtheilung soweit es die Lokalität zugelassen, ihren eigenen Pfarrer bekommen, und daß man dar auf gesehen hat, womit die höchste Entfernung von der Ffarr nicht mehr als eine halbe Stunde betrage . Wonach die gesamten Vorstädte in 19 Pfarren abgetheilet sind . In der Stadt sind auf 1000 Seelen 2 Geistliche, und in der Vorstadt beiläufig auf 700 Seelen 1 Geistlicher angenommen worden . In den Mönchsklöstern hat man taugliche Weltpriester als Pfarrer angestel let, welche in dem Kloster ihre Wohnung, in die klösterliche Verfassung aber sich nicht einzumischen, sondern bloß auf das Parochiale, Haltung der Ffarr bücher und andere pfarrliche Gegenstände zu sehen haben . [ . .] .
328 143.
1783 Verordnung zur Kirchenreform
Schließung überflüssiger Kirchen und Kapellen.
Kropatschek, Handbuch, II, s. 404 . 12 . Juli 1783 Die bei verschiedenen Dörfern vorhandenen kleinen öffentlichen Neben kapellen, in welchen bald ein- bald mehrmal des Jahrs der Gottesdienst wech selweise mit der Ortskirche abgehalten wird, und welche, in so weit derglei chen Ortschaften eine eigene Pfarr- oder Filialkirche im Orte schon haben, ganz überflüssig sind, sollen in Absicht auf den öffentlichen Gebrauch einver ständlich mit den Ordinarien beseitiget, und die etwa darinn befindlichen Gnadenbilder in die Pfarr- oder Ortskirche übertragen werden.
144.
Verordnung betr. sozialpolitische Maßnahmen
Gleichstellung unehelich Geborener. 1
Kropatschek, Handbuch, I, s. 163 f. Wien, 24 . Juli 1783 Die Mackel unehelicher Geburt ist in allen öffentlichen Diensten oder Handwerken oder bei was immer für einer Beweisführung gänzlich aufgeho ben.
145.
Verordnung betr. Bruderschaften
Aufhebung aller Bruderschaften und Vereinigung mit der neuen Bruderschaft "Der thätigen Liebe des Nächsten ".2 Kropatschek, Handbuch, I , s . 255 -264.
Wien, 9 . August 1783 Es ist allgemein bekannt, daß in den ersten frömmsten Zeiten des Christen thums, und zwar durch die ganzen ersten tausend, ia eilf hundert Jahre in der 1 Vgl. Anmerkung zu Nr. 1 1 . 2 Nach der unter Maria Theresia erfolgten Einschränkung des Bruderschaftswesens (vgl . Nr. 56) wurden 1783 alle religiösen Bruderschaften aufgehoben und an ihrer
Kirchenschließung. Unehelich Geborene. Bruderschaftswesen
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katholischen Kirche keine Bruderschaften, oder sogenannten abgesönderten Liebesversammlungen bestanden, und die ganze Christenheit in Jesu Christo eine einzige Bruderschaft gewesen sei. Hieraus wird ieder leicht den unwiderleglichen Schluß ziehen, daß diese erst darnach aufgekommenen, und die nun so vervielfältigten, und man kann wohl sagen, größtentheils verunstalteten Bruderschaften zur Wirkung des all gemeinen Seelenheiles nichts wesentliches beitragen, also auch weder unmit telbar noch mittelbar nothwendig sind; denn sonst würden sie schon die Apo stel, und die ersten frömmsten Bischöfe haben einführen müssen, und man hätte sie nicht über eilf hundert Jahre entbehren können. Nach so langen Jahren fielen erst hier und da einige Christen darauf nach Art der Mönche, die sich schon in Klöstern zu versammeln, und ihre guten Werke und Gebeter einander auf eine sichtbare Weise mitzutheilen angefan gen hatten, auch unter den Laien solche Liebesversammlungen zur gemein schäftlichen Theilnehmung an den allgemeinen Andachtsübungen und from men Werken gewisser Menschen zu errichten, wie dann wirklich die im drei zehnten Jahrhunderte unter dem Pabste Klemens dem Vierten errichtete Bruderschaft de Vexillo allgemein für die allererste gehalten wird, und da wurden anfangs die B esuchung der Kranken und Gefangenen, die Speisung und Bekleidung der Armen, Unterrichtung der Kinder, der Irrenden, der Un wissenden, mit einem Worte die Ausübung der von der heiligen Religion vor geschriebenen Werke der Barmherzigkeit zum Hauptzwecke dieser Liebes versammlungen, und zur vorzüglichsten Beschäftigung der versammelten Brüder und Schwestern gemacht . [ ] Allein da aus vielen sehr nützlichen Handlungen theils durch Nebenab sichten, theils durch übertriebenen Eifer öfters dem Staate und der Religion schädliche Mißbräuche und Unordnungen erwachsen sind : so hat sich ein gleiches auch durch die übermässig vermehrte Anzahl der Bruderschaften er geben . Se. Maiestät haben daher um die heilsamen gottseligen ersten Absichten der ehemaligen ursprünglichen Liebesversammlungen wieder herzustellen, diese nach und nach eingeschlichenen Untertheilungen, und Titel der so häu figen und verschiedenen Bruderschaften, die in der Residenzstadt Wien, ih ren Vorstädten, und im ganzen Lande des Erzherzogtbums Gesterreich unter der Enns bestehen, mit einemmale umzustalten, und um den frommen Mit gliedern derselben gleichwohl allen geistlichen Nutzen, den sie von der Ge.
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Stelle eine einzige Bruderschaft mit dem Namen "Der thätigen Liebe des Nächsten" gegründet; das Vermögen der aufgehobenen Bruderschaften fand (teilweise) für die Ar menpflege und ähnliche Zwecke Verwendung. Am 27. 1 1 . 1783 folgte die Aufhebung der Marianischen Kongregationen, vgl . Kropatschek, Handbuch, li, S. 406 f.
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meinschaft der Gebeter und christlichen Werke ihrer Mitbrüder durch wech selseitige Mittheilung und Theilnehmung bisher gehabt haben, in eben dem selben, ia noch weit grösserem Masse zu erhalten oder zu verschaffen, anstatt aller dieser abgetheilten Bruderschaftsarten eine einzige Liebesversammlung unter der ehrwürdigen und dem Hauptendzwecke aller Verbrüderungen an gemessensten Benennungen der thätigen Liebe des Nächsten, und unter dem allmächtigen Schutze des Heilandes Jesus Christus errichten zu lassen gebo ten . [. . .] Soweit nun die Grundlage dieser Armenverpflegung, als die Errichtung der zur Beschäftigung der Arbeitsfähigen, iedoch solche nicht allzeit findenden Menschen, und zur Bestrafung und Verbesserung der muthwilligen Bettler erforderlichen Arbeitshäuser, dann die Verpflegung der Kranken und siechen Armen, die für die arme verlassene Jugend unentbehrliche Findel- und Wai senhäuser zur politischen Gesetzgebung gehöret, dafür werden Se. Maiestät durch ihre Hof- und Länderstellen die erforderlichen Anstalten treffen las sen. Nur also die Versorgung der würdigen Haus- und anderer Armen, die auch nicht als Sieche und Kranke in den dazu gewidmeten Häusern aus den bishe rigen Fonds verpflegt werden mögen, gleichwohl wegen Alters, körperlicher Gebrechlichkeiten oder sonstiger Umstände nicht fähig sind, sich und den Ihrigen die nöthige Nahrung und Unterhaltung zu erwerben, oder in erkleck lichem Masse zu verschaffen, wollen Se. Maiestät der thätigen Liebe des Nächsten, und also den freiwilligen Mitgliedern dieser gesellschaftlichen Ver einigung aus Liebe des Nächsten, als der einzigen ferner bestehenden Bruder schaft auch anvertrauen, und versprechen, sich von all ihrer eifrigen Mitwir kung die gedeihlichsten Folgen um so sicherer, ie gewisser für die fromme Liebeswerke sich iedes Mitglied unvergeßlichen Dank von allen seinen Ne benmenschen, den reichsten Segen Gottes , und die glänzendsten Verdienste für die Ewigkeit nach den untrüglichsten Verheissungen des heiligen Evange liums zu versprechen hat. [. . .] Wie also hier umständlich erkläret worden ist, sind die verschiedenen bis her bestandenen von ihrem ersten Hauptzwecke größtentheils entfernten Bruderschaften von nun nach ihrer verschiedenen Benennung in eine einzige umgestaltet, und iedem ihrer bisherigen Mitglieder steht es frei auf allzeit aus- und zurück-oder in diese an die Stelle und mit so gestaltiger Vereinba rung aller übrigen gesetzte christlich thätige Nächstenliebesversammlung und Bruderschaft überzutreten . [. . .] Alles übrige Vermögen der bisherigen Bruderschaften wird mit zu der all gemeinen Liebesversammlung übertragen, und da nach abgezogenem Ver-
Bruderschaftswesen. Wallfahrten . Pfarregulierung
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mögen, was die Stiftungen und sonstigen verbleibenden Obliegenheiten erfodern, zu derselben zweifachen B estimmung, das ist, mit einem Theile zur Verpflegung der Armen, und zur Errichtung und Verbreitung der gemeinnüt zigen Normalschulen, zum Unterrichte und besserer Erziehung der armen Jugend, mithin zu den zween wesentlichen Gegenständen der Nächstenliebe nach der bereits bestehenden allerhöchsten Anordnung verwendet werden . [ . ] .
146.
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Verordnung zur Einschränkung der Barockfrömmigkeit
Verbot der Wallfahrten nach Mariazel/. 1
Kropatschek, Handbuch, II, s . 410 . 30. August 1783 Die Prozessionen nach Mariazell in Steiermark werden von nun an einge stellet, und die darauf gemachten Stiftungen sollen zur Erziehung der Jugend gewidmet werden .
147.
Patent Josephs l i .
Pfarregulierung auf dem Lande.2
Kropatschek, Handbuch, Il, s . 387-392. 24 . Oktober 1783 [ . .] 1 . Wo die Seelsorger an der Zahl zu wenig, oder von ihren Gemeinden zu entfernt sind, werden nach Maaß der Volksmenge, entweder eigene neue Pfar rer oder Lokalkapläne bestimmet, oder die von ihren Pfarreien zu weit ent legenen Ortschaften, näheren zugetheilt, als durch welche Veränderungen in Zukunft niemand weiter, als höchstens eine Stunde, bis zu seiner Pfarrkirche haben soll . 2 . Wo Kirchen und Ffarrhöfe mangeln, werden dieselben, wenn die Orts herrschafte solche nicht selbst freiwillig herstellen : aus dem Religionsfond erbauet, dann aber das Präsentazionsrecht der Religionskommission, iedoch .
1 Vgl. Anmerkung zu Nr. 134. 2 Vgl . Nr. 119 u. Nr. 129 mit der Anmerkung zu Nr. 119. In dem Patent über die Pfarregulierung auf dem Lande wird der Zusammenhang zwischen Verbesserung der PEarrseelsorge und Klostersäkularisation deutlich.
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stets nach Ausschlage des vorangehenden Konkurses, vorbehalten . Die neuen Kirchen, oder armen und alten Pfarreien, werden mit Paramenten der auf gehobenen Klöster und Kirchen unentgeltlich versehen . Nach diesen Grund regeln fallen 3. in Niederösterreich 263 neue Seelsorger aus , welche zum Theile, und vorzüglich von den in der Diözesanprüfung am tauglichsten befundenen Klöster- und Stiftsgeistlichen gewählet werden, so zwar, daß 4. auf den Herrschaften und Filialen der geistlichen Stifter die neuen Seel sorger und Pfarrvikarien oder Kapläne aus ihren eigenen Geistlichen, auf an dem Ortschaften aber aus Weltgeistlichen, und den übrigen Ordensleuten, nach Maß der Tauglichkeit genommen werden sollen. [. . .] 1 1 . Von Klöstern werden dieienigen, welche entweder zur Versehung der eigenen Pfarreien, oder zur Aushilfe der Seelsorge nothwendig sind, beibe halten, und wird für dieselben eine angemessene Zahl von Geistlichen, mit einem auf alle Vorfälle berechneten zureichenden Uiberschusse bestimmet. Die übrigen für die Seelsorge ganz entbehrlichen Klöster gehen nach und nach ein, und werden in diesem Masse mit den noch bestehenden ihres Or dens vereint. Da aber die auf Pfarreien und Kaplaneien ausgesetzten Kloster geistlichen nicht zu der festgesetzten Anzahl der Geistlichen, die künftig in Klöstern zu verbleiben haben, gehören : so wird den Klöstern , sobald von der bestimmten Zahl ein Geistlicher mit Tode abgeht, die Aufnahme eines andern gestattet; eben so, wie die alten und schon unbrauchbaren Emeriten in der festzusetzenden Zahl mitbegriffen sind, und für sich lebenslänglich in den Klöstern ihres Ordens versorget bleiben. 12 . Da, durch die Anstellung mehrerer Stiftsgeistlichen auf den Pfarreien, in den Stiftern hinlänglich Raum wird : so sollen in Zukunft in den grösseren Gebäuden derselben nicht nur die ihres Ordens, sondern alle emeritirten, ge brechlichen Geistlichen von der gesamten Seelsorge untergebracht werden . Diese Emeriten behalten ihre Pension, und wird daher ihnen von den Stiftern nur die ohnehin leerstehende Wohnung unentgeltlich verschafft. [ . .] .
Pfarregulierung. Diözesanregulierung
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148. Verordnung zur Diözesanregulierung Übertragung des Bistums Wiener Neustadt nach St. Pölten. 1
Kropatschek, Handbuch, X, s. 741 f. 21. November 1783 Sr. k. k . Maiestät haben in der landesväterliehen Absicht, eines Theils das geistliche Wohl der Unterthanen bloß der Leitung inländischer [Bischöfe] an zuvertrauen und anderntheils die unterensischen Diözesangränzen in ein bes seres Verhältniß mit der politischen Landeseinrichtung zu setzen, verordnet, daß das Bisthum Wienerischneustadt nach St. Pölten übersetzet und das Erz bisthum Wien das Viertel U. [nterm] W [iener] W. [ald] und das Viertel U. [n term] M . [anharts] B . [erg] , das Bisthum St. Pölten aber das Viertel O . [berm] W [iener] W [ald] und das Viertel O . [berm] M . [anharts] B . [erg] zum Kirch sprengel erhalten soll .
1 Vgl . Anmerkung zu Nr. 99. In den Österreichischen Ländern gab es seit dem 15. Jahrhundert nur die beiden exemten (keinem Erzbischof unterstehenden) Hof bistümer in Wien (1728 zum Erzbistum erhoben) und Wiener Neustadt, die mitten im Passauer Diözesangebiet lagen und nur wenige Pfarreien besaßen. Die Diözesanregu lierung begann 1782 mit dem Antrag des Bischofs von Laibach, Graf Herberstein (vgl. Anmerkung zu Nr. 120), sein Diözesangebiet den Grenzen des Herzogtums Krain an zupassen. Nach dem Tod des Bischofs von Passau trennte Joseph II. die Österreichi schen Gebiete der Diözese Passau von Passau und schuf daraus die neuen (Landes-) Bistümer Linz und St. Pölten, wobei das Bistum Wiener Neustadt nach St. Pölten übertragen wurde; beide wurden dem aus Passauer Diözesangebiet vergrößerten Erz bistum Wien unterstellt. Die Salzburger Eigenbistümer Gurk, Seckau und Lavant wurden eigenständige (Landes-)Bistümer unter dem Erzbistum Salzburg; Laibach wurde 1787 zum Erzbistum erhoben, das kirchlich zu Krakau gehörende Gebiet in Galizien der Diözese Tarnow einverleibt und in Böhmen das Bistum Budweis als drit tes Suffraganbistum des Erzbistums Prag errichtet. Im Westen der Monarchie blieben die Bemühungen des Kaisers um eine Diözesanregulierung ohne Erfolg.
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149. Joseph II. : >Erinnerung an seine Staatsbeamten< (>HirtenbriefHirtenbrief< bekannten >Erinnerung an seine Staatsbeamten< Josephs I I . (auch: >Grundsätze [die] für jeden Diener des Staats zu seinem Benehmen die bestimmte Belehrung gebenHirtenbrief< ihre reifste Form (Klueting, "Bürokratischer Patriotis mus", S. 48 ff.). Der >Hirtenbrief< wurde am 13 . Dezember 1783 an alle Behörden ver schickt und auch als Broschüre gedruckt Oosephs des Zweyten Erinnerung an seine Staatsbeamten am Schlusse des 1783ten Jahres, Wien 1783 ; ÖNB : + 44 . Y.41 ) . 2 Dasselbe auch : Kropatschek, Handbuch, V, S. 181-201.
Joseph Il . , "Hirtenbrief"
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fang und aus der genauen befolgung das wahre gute entstehen kann und zu ge schehen hat. Ohne dieses absehen und gesinnung wäre die beybehaltung so vieler hof- und länderstellen und übriger davon abhangender beamten die übelste staatswirtschaft, da mit so vielen kösten so viele leute gehalten wür den, die mehr zur verwirrung und vereitlung der geschäften, als zu deren be förderung und befolgung dienen . [ . . . ] Wenn aber, wie ich es für die zukunft verhoffen will und einzuführen wissen werde, diese gesamte vom staat besol dete blos allein nach ihrem amt mit allen ihren kräften auf die befolgung aller befehle, auf die erklärung und einleitung aller aufträge wachen und das gute in allen theilen erhalten und bewerkstelliget werden wird, alsdann ist deren zahl und beköstigung eine väterliche vorsorge, wovon jedes individuum in der monarchie seinen nutzen und das gute zu ziehen hat. 3 'io Aus diesem folgt, dass bey allen stellen ohne ausnahm j ederman einen solchen trieb zu seinem geschäft haben muss, dass er nicht nach stunden, nicht nach tägen, nicht nach seiten seine arbeit berechnen, sondern alle seine kräften anspannen muss , wenn er geschäfte hat, um selbe vollkommen nach der erwartung und nach seiner pflicht auszuführen und, wenn er keine hat, auch derj enigen erholung, die man so billig doppelt empfindet, wenn man seine pflicht erfüllt zu haben sich bewusst ist, geniesse. Der nicht liebe zum dienst des vaterlandes und seiner mitbürger hat, der für erhaltung des guten nicht von einem besondern eifer sich entflammt fin det, der ist für geschäfte nicht gemacht und nicht werth, ehremitein zu besit zen und besoldungen zu ziehen. 4 10 Eigennuz von aller gattung ist das verderben aller geschäften und das unverzeihlichste laster eines staatsbeamtens . Der eigennuz ist nicht allein von geld zu verstehen, sondern auch von allen nebenabsichten, welche das einzige wahre beste, die aufgetragene pflicht und die wahrheit im berichten und die genauigkeit im befolgen, verdunkeln, bemänteln, verschweigen, verzögern oder entkräften machen . Jeder, der sich dessen schuldig macht, ist für alle weitere Staatsdienste gefährlich und schädlich, so wie der, der es weiss und nicht entdeket, mit ihm unter der karte stekt und ebenfalls entweder aus des sen eigennüzigkeit seinen nuzen ziehet oder nur die gelegenheit erwartet, sol ches gleichfalls zu thun. Ein chef, der von seinen untergebenen dieses leidet, ist meineidig gegen sein jurament, worgegen keine erbarmnis oder nebenruk sichten platz zu greifen haben . Ein untergebener, der seinen vorgesezten nicht angiebt, handelt gegen seine pflicht, so er seinen landesfürsten und allen seinen mitbürgern schuldig ist. 5 10 Wer dem staat dienen will und dient, muss sich gänzlich hindansezen, wie schon oben gesagt worden . Aus diesem folgt, dass kein nebending, kein persönliches geschäft, keine unterhaltung ihn von dem hauptgeschäft abhal ten und entfernen muss und also dass auch kein authoritaetsstreit, kein cere moniel, courtoisie oder rang ihn im mindesten abhalten muss; zu erreichung
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des hauptziels das beste zu wirken, der eifrigste zu seyn, am mehresten ord nung unter seinen untergebenen zu halten, heisst der erste und vornehmste zu seyn; ob also insinuata, noten oder dergleichen kanzleysprünge oder titu latur beobachtet, ob in stiefeln, gekämmt oder ungekämmt die geschäfte ge schehen, muss für einen vernünftigen mann, der nur auf derselben erfüllung sieht, ganz gleich und alles eins seyn, er muss selbe betreiben, er muss kein mittel unterlassen, damit sie guten fortgang gewinnen, er muss mit schwä chern, mit kränklicheren nach sieht, er muss getuld mit seinen untergebenen tragen, er muss ihr vertrauen zu gewinnen wissen und er muss nichts für eine kleinigkeit halten, was wesentlich ist, dagegen aber alles unwesentliche hind ansezen . Das wird der mann seyn, der ein ächter vorgesezter in seinen thei len, so wie jeder ihm untergeordneter in seinem fach seyn wird . 6'0 So wie eines jeden pflicht ist, verlässig zu berichten, alle facta nach den hauptgrundsätzen zu beurtheilen und seine meinung freymüthig beyzurük ken, so ist es auch die schuldigkeit eines jeden Staatsbeamten, dass er selbst auf abstellung aller misbräuchen, auf die wahre und beste art zu befolgung der befehlen, auf die entdekung der dagegen handelnden, endlich auf alles , was zum aufnahm und besten seiner mitbürger gereichen könte, nachsinne, als zu deren dienst wir samentlieh bestimmet sind . Die gute ordnung aber er heischet, dass ein untergebener diese seine gedanken durch seinen obern ein reiche; dieser, wenn er der mann ist, der er seyn soll und seyn muss, wird den vielleicht in seinem eifer irrgehenden mit belehrung und mit Überzeugung vä terlich zurechtweisen; thut er dieses und er findet, dass ein solcher sein ver trauen verdiene, so kan er es benutzen; jeder chef aber soll vorzüglich dieses zu verdienen trachten und wäre er höchst sträflich, wenn er nicht auf diese art sich gegen seine untergebene benähme oder wohl gar das gute, was sie vor schlügen, unterdrückte und aus nebenabsichten oder vielleicht aus eigendün ket ihnen nicht gerechtigkeit über das wiederfahren liesse, was sie ersonnen hätten und anzeigeten . 7mo Jeden chefs schuldigkeit ist, dass er alles das unnütze und unnothwen dige anzeige und zur abstellung vorschlage, so wie ein jeder untergebener es seinem chef vorzutragen hat, was er nur als einen umtrieb der geschäften an sieht, der zum wesentlichen nicht führet und nur zweklose schreiberey und zeitverlust verursachet, damit derley hindernüsse sogleich auf die seite ge räumt und hände nicht unnütz beschäftiget werden, denen es sonst an hin länglicher zeit zum nachdenken und zu wichtigeren sachen gebrechen müste . g vo Da das gute nur eines sein kann, nemlich jenes, so das allgemeine und die gröste zahl betrift und ebenfalls alle provinzen der monarchie nur ein gan zes ausmachen und also nur ein absehen haben können, so muss nothwendig alle eifersucht, alles vorurtheil, so bis itzo öfters zwischen provinzen und na zionen, dann zwischen departemens so viele unnütze schreibereyen verur sacht hat, aufhören und muss man sich nur einmal recht eigen machen, dass
Joseph I l . , "Hirtenbrief"
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bey dem staatskörper, so wie bey dem menschlichen körper, wenn nicht j eder theil gesund ist, alle leiden und alle zur heilung auch des mündesten übels bey tragen müssen . Nazion, religion muss in allen diesen keinen unterschied ma chen und als brüder in einer monarchie müssen alle sich gleich verwenden, um einander nuzbar zu seyn. 9no Fälschlich werden die unterschiedlichsten theile und brauchen einer monarchie untereinander verwikelt und miskant . Schon vom landesfürsten anzufangen dünkt sich j ener der mässigste, welcher nicht wie viele das vermö gen des staats und seine unterthanen als sein vollkommenes eigenthum an sieht und glaubet, dass die vorsieht millionen menschen für ihn erschaffen, und sich nicht traumen lässt, dass er für den dienst dieser millionen zu diesem platze von selber bestimmet worden, und j ener unter den ministers hält sich für den gewissenhaftesten, der nicht die plusmacherey, um sich seinem lan desfürsten beliebt zu machen, zum einzigen augenmerk nimmt. Ersterer und die lezteren glauben sich gefällig genug, wann sie die Staatseinkünfte als ein interesse betrachten, das ihnen von dem kapital des inneren Staatsreichtums zusteht und auf dessen erhaltung sie zwar zu wachen, zugleich aber mög lichst bedacht zu seyn haben, dass die benutzung in allen gefällen und rubri ken, um ihr kapital nur stäts auf ein höheres procent zu bringen, immer wachsen machen. [ ] Die finanzen, welche von dem landesfürsten immediate geleitet und be stimmet werden, betrachte ich nicht in obigem gesichtspunkt mit dem gros sen haufen, sondern ich erwege hierbey, dass, da die belegung und gefällsbe nutzung willkührlich vom landesfürsten und seiner finanzstelle abhangt, ein j edes individuum, so entweder besitzungen oder einen nahrungsverdienst im lande hat, sein durch seiner vorehern vorsieht oder durch seinen schweiss und industrie erworbenes vermögen dergestalt und mit einem blinden ver trauen in eine monarchie auf dem landesfürsten compromittiret, dass nemlich jeder nur in so weit beleget und beytragen wird, als es die unumgängliche nothwendigkeit des ansehens und der daraus entstehenden sicherheit, die ver waltung der gerechtigkeit, die innerliche ordnung und die mehrere aufnahm des ganzen staatskörpers, von dem jeder einen theil ausmacht, fordert, dass ferners die monarchie in der ausgabe nichts ausser diesen hauptabsichten ver schwenden, die abgaben auf die wohlfeilste und verlässigste art erhalten und dem staat in allen seinen theilen zu bedienen trachten wird, wofür er dem all gemeinen und jedem individuo rechenschaft zu geben schuldig und seiner ei genen vorliebe für personen, der freygebigkeit selbst gegen nothleidende, wiewohl einer der vorzüglichsten tugenden des wohlhabenden, bey verwal tung der allgemeinen ihm nicht gehörigen Staatseinkünfte sich keineswegs überlassen därfe, sondern nur mit dem ihm als particulier eigemhümlichen vermögen sich dergleichen vergnügen verschaffen därfe . Sollte er aber nach .
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hinlänglicher versehung der monarchie in allen theilen etwas ansehnliches in den ausgaben vermindern können, so ist er schuldig, es in der einnahme durch nachlässe zu vermindern, weil j eder burger nicht für den überfluss, sondern nur für den bedarf des staats beyträgt. So muss ein vorsteher der mäute selbe lediglich als die schleissen des handels und der landesindustrie be trachten und den sich etwa bey diesem gefäll ergebenden abgang reichlich und gewiss in einem doppelten betrage durch den vortheil ersezt zu seyn sich versichern, der durch die erweiterte innerliche nahrungswege und industrie in zertheilten händen sich befinden wird, und also sein hauptaugenmerk nur auf die hindanhaltung des dieser verbreitung der nahrungswege schädlichen schleich- und fremden handels richten . So muss ebenfalls der bergwerksproducent gleich j edem particulier denken und diese production der erze als eine fabrik ansehen, wo j edermann, der bey selber arbeitet oder durch seine besitzende oberfläche und deren erzeignis seine convenienz finden muss , ohne dass er gezwungen werde, zu erzeugung eines mehreren erzes und salzes seiner convenienz oder dem bessern ver schleisse seiner produkte zu entsagen . So muss endlich der richter nicht auf die form mehr als auf die ausübung der gerechtigkeit sehen und, da das wort gerechtigkeit nur in sich die gröste billigkeit fasset, so muss er auch auf die behändigkeit und wohlfeile bedie nung des staats darinen den bedacht nehmen. 10 m o In geschäften zum dienste des staats kann und muss keine persönliche zu- oder abneigung den mindesten einfluss haben . So wenig als sich unter schiedene karaktere und denkungsarten untereinander in dem bürgerlichen umgange in eine freundschaftliche verbindung nöthigen lassen, eben so muss in geschäften deren wohl und beförder1Jng das einzige ziel der dienenden seyn und j edem der der liebste, der schäzbareste seyn, welcher am tauglich sten und fleissigsten ist. Dieses ist pflicht der obern gegen ihre untergebene; j ene aber, so in gleichen karakter und range untereinander sind, müssen die nämliche wirksamkeit in geschäften haben und mitsammen ohne ruksicht auf rang oder ceremonie die geschäfte behandeln, betreiben, einander besuchen, miteinander sich verabreden, einer den andern belehren, nicht beschwerde gegen einander aufführen, vielmehr alles vergessen, um das geschäft gehen zu machen. Sie müssen die wechselseitigen Unvollkommenheiten ertragen, ge schwächte gesundheit zu guten halten, tage und stunden verwenden, die sie können, und kurz als freunde, als brüder, die nur ein ziel haben können und sollen, mitsammen handeln . Dieses versteht sich vorzüglich auf die chefs und diese müssen also auch ihre subalterne unter einander und mitsammen dazu anhalten. 1 1 mo Die eigenliehe muss keinen diener so weit verblenden, dass er sich scheue, von einem andern etwas zu lernen, er mag nun seines gleichen oder minder seyn . Die gute wirkung, die ein oder anderer in einleitung eines ge-
Joseph l i . , "Hirtenbrief"
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schäfts oder dessen ausübung ersonnen hat, muss er eben so froh seyn seinen mitbrüdern und collegen zu erklären, so wie diese froh seyn müssen, selbe von ihm zu überkommen, alles in dem allgemeinen hauptziele zum besten für den dienst des staats . 12mo Die expedirung der befehle, so wie in wichtigem sachen die anfragen und die berichtlegungen müssen nicht nach dem materielen lauf für raths und gewöhnliche expeditionstäge verschoben bleiben, sondern derjenige trieb , der jeden zu erfüllung der endzweke beseelen muss, muss sie auch in diesem leiten und ohne weitem zeitverlust in bewegung setzen . 13'io Da alles darauf körnt, dass die befehle richtig begriffen, genau vollzo gen und die verwendende individua nach ihrer fähigkeit oder unfähigkeit rich tig beurtheilet, erkant und darnach angewendet werden, so ist es unentbehr lich nothwendig, dass alle jahre oder, so oft als nur eine vermuthung ist, dass es in ein- oder anderer provinz entweder unordentlich oder langsam oder nicht zwekmässig zugehet, entweder der chef selbst oder der von ihm abschi kende sogleich sich zur landesstelle oder dem general-commando begebe, die umstände in loco untersuche, die verwendende subjecte prüfe, j ederman an höre und hernach sogleich nach den schon bestehenden befehlen das unrecht abstelle, j edem zurechte weise oder die sich findende erhebliche anstände mir anzeige, zugleich aber die beseitigung der untauglichen subjecten veranlasse. Auf diese nemliche art hat eine jede landesstelle ihre untergebene kreis hauptleute, komitate etc . zu respiciren und alljährlich entweder in persona des chef oder durch einen abgeschikten vertrauten mann zu untersuchen und das nemliche darin zu beobachten, was die hofstelle gegen sie thut, und be sonders sie auf die ordentliche haltung der protokolle, erfüllung der vor schriften und befehlen anzuhalten . B ey diesen Untersuchungen müssen hauptsächlich die eingeführte con duitelisten rectificiret und die meinungen, die man von diesen beamten in publico hat, erhoben und bestimmet werden . Die kreishauptleute, die ober- und vicegespäne müssen auf die nemliche art ihre kreiscommissarien, ihre stuhlrichtere und diejenige dominien visitiren und bereisen, welche ihrer aufsieht unterstehen, und so soll ebenfalls bey dem kreis über j eden oberbeamten oder praefecten eines dominii die condui teliste hauptsächlich in ansehung folgender zween punkte geführt werden, ob er nemlich in beobachtung der befehlen genau, auch sonst ein billiger mann seye, weil j ene grundobrigkeiten, die nicht in persona ihre güter verwalten und also die befehle nicht selbst in ausübung bringen können und daher in ihre oberbeamte und praefecten compromittiren, für deren facta sich ver pflichten und zu deren abdankung bey vorkommenden unordnungen von staats wegen angehalten werden müssen . 14'0 Jeder wahre diener des staats und redlich denkender muss bey allen vorschlägen und verbesserungen, welche offenbar für das allgemeine, seye es
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in der belegungsart, in der besteuerung oder in einer wirtschaftlicheren ge bahrung nuzbarer, einfacher oder ordentlicher ausfallen können, nie auf sich zuruksehen, nach seinem persönlichen Interesse oder annehmlichkeit die sa che berechnen und sich dagegen, wenn sie ihm lästig, und dafür, wenn sie ihm nuzbar wäre, erklären, sondern er muss sich stäts nach dem grossen grund satz benehmen, dass er nur ein einzelnes individuum seye und dass das beste des grösseren haufens weit das seinige, so wie eines j eden particulier und selbst des landesfürsten, als einzelner mann betrachtet, übertreffe; er muss er wegen, dass er an deme, was für das allgemeine, dessen einzeln theil er aus macht, nuzbar ist, ganz gewis, wenn es ihm auch nicht gleich anfangs ein leichtend wird, dennoch in der folge er einen vonheil selbst theilen werde. Dieses sind in kurzen meine gesinnungen; dass selbe befolgen zu machen mich pflicht und Überzeugung leitet, können meine wörter und mein bey spiel beweisen und, dass ich selbe in ausübung setzen werde, kann man hier nach versichert seyn . Wer nun mit mir so denket und sich als einen wahren diener des staats , so lange er selben dient, ganz mit hindansetzung aller ande ren ruksichten widmen will, für diesen werden vorstehende meine sätze be greiflich fallen ; j ener aber, der nur das seinem dienst anklebende utile oder honorificum zum augenmerk hat, die bedienung des staats aber als nebending betrachtet, der soll es lieber voraussagen und ein amt verlassen, zu dem er we der würdig, noch gemacht ist, dessen verwaltung eine warme seele für des staats bestes und eine vollkommene entsagung seiner selbst und aller gemäch lichkeiten fordert. Dieses ist, was ich j ederman zu erkennen zu geben finde, damit das so wichtige werk der Staatsverwaltung zu seinem wesentlichen endzwek von jedem dazu gebraucht werdenden geleitet werde.
150.
Benedikt Dominik Anton Cremeri : >Sympathien mit Joseph den Il. von dem Verfasser des Paket für Fürsten< 1 UB Wien : I 201 822 [Original druck, o. 0. 1784] .
1784 [. ] Ob der Staat hiezu ein Recht habe, wird , hoffe ich zu Gott, doch niemand fragen . Sollte es aber dennoch solche Dummköpfe geben, so sey ihnen unter.
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1 B . D . A. Cremeri, um 1783 Bücherzensor im Oberösterreichischen Linz, war einer jener zahlreichen Literaten im Wien des josephinischen Jahrzehnts . In seinen >Sympathien mit Joseph den l i . < spricht er sich für die Priesterehe (Aufhebung des Zö libats), für die Vereinigung der Konfessionen, gegen Mönchtum und Aberglauben und
Joseph l l . , "H1rtenbnef" . Cremen, "Sympathien"
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dessen mit folgenden genug geantwortet: Gregorius der Große sagt in seinem 66sten Sendschreiben: Gott hat dem Kaiser nicht nur die Herrschaft über die Soldaten, sondern auch über die Pnester gegeben . etc . Wie wichtig die Ehe der Priester zur Vereinigung mit unseren Religions brüdern ist, wird jedem einleuchtend seyn, der überdenkt, daß es vor allem nöthig ist, daß sich die beyderseitige Geistlichkeit näher kömmt, und sich ge winnet . Denn die ganze Trennung beruhet auf dem Eigensinne der Priester. [ . . . ] Wie viele tausende die katholischen Priester durch ihre Ausartung zu einer Trennung brachten, ist eben so, wie die gräuliche Aberglauben, welche wir den unreinen Mönchen zu verdanken haben, bekannt; ich nehme nur dies von unser Seite, denn die Ausartung, und der Aberglaube machen auf uns eben die Wirkung, die er auf unsere Gegner machet; nur mit dem Unter schiede, daß bey uns hiedurch die ganze Religion verfällt, und darum zwey Drittheile eingebildete Religiöse; ein halbes Drittheil Schwärmer, oder ab strakte Religiöse, und nur die Halbscheid des noch übrigen zum Ganzen die wahre Religion in Stille verehrend, indem der andere schwache Theil verge bens nach ihrer Reinigkeit schreyet, weil die meisten desselben zu weit vom Throne entfernet sind, bey uns gefunden werden . [. . .] Wie wichtig ist darum eine beyderseitige Nachgabe und Veremigung, da mit wir in einem Schaafstalle, und unter den gleichen Gesätzen eines Hirten, in den bürgerlichen Gesellschaften j ene Glückseligkeit genießen könnten, die uns zu j ener ewigen rief, und um sowohl hier, als dort glücklich zu seyn, von dem allergütigsten Vater zum Genusse vorgeleget wurden . Endlich ist e s noch unumgänglich nöthig, daß, um die Religion aufrecht, wahr und rein zu erhalten, alle Priester, von was immer für einem Range oder Geblüte, nach dem Willen unsers Erlösers und Seligmachers, von allen weltlichen Bedienstungen ausgeschlossen werden . Denn sonst entstehet ein Mischmasch von Religion und Politick, in den sich eines das andere wechsel weise verdirbt . [. . .] Auch die Geschichte, nebst unserer Lage beweißt die Gräule, welche der ley Zwitterregimenter hervorbringen . Ein Interesse artet dem andern entge gen , und am Ende sind beyde zerstöret. Schränken sich aber die weltlichen Gesätzgeber vollkommen auf das zeit liche Wohl ihrer Gleichartigen ein : schließen sie hievon alle Priester aus , so für d1e Trennung von K1rche und Staat ("Mischmasch von Rehgwn und Pohuck" ) und zugleiCh für d1e Oberhoheit des Staates über d1e K1rche aus . D1e Schnft ersch1en an onym und 1st be1 Wurzbach (Bd . 3 , S 26 f . ) unter Cremen mcht verzeichnet, doch 1st dessen Verfasserschaft aufgrund des Titels (B . D. A. Cremen, Em Paquet für Fürsten, sonst nützts mchts, 1779) gesiChert.
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zwar, daß sie sich einzig und allein mit dem ewigen Seelenheil zu beschäftigen haben, so werden wir die tugendhaftesten Bürger, und die glücklichsten Staa ten aufzeigen können. [. . .] 151.
Verordnung zur Einschränkung der Barockfrömmigkeit
Verbot der Beleuchtung von Reliquien und des Handels mit geweihten Kerzen, Rosen kränzen u. ä. 1 Kropatschek, Handbuch, VI, s. 602 f.
2 8 . April 1784 Von nun an sollen die Beleuchtungen, und das Zuküssengeben der Reli quien, da durch das erste das an das Aeuserliche allzu gewöhnte Volk von der ihm als Pflicht obliegenden Anbetung Gottes ab- , und zur Verehrung der Kreaturen zu sehr hingeleitet wird, das zweite aber dem B egriffe der wahren Verehrung nicht entspricht, wie auch das öfters zum Aberglauben führende Anrühren der Bilder, Rosenkränze, Pfenninge, Kreuze und dergleichen an die Reliquien eingestellet, dann allen Manns-und Frauenklöstern, und selbst der Weltgeistlichkeit die Verfertigung oder Austheilung der Amuleten, und der den B egriff der aufgehobenen Bruderschaften nur noch nährenden Ska pulieren und Gürtel untersagt, auch niemanden mit geweihten oder für ge weiht ausgegebenen Kerzen, Rosenkränzen, Rauchwerken und anderen der gleichen Sachen zu handeln erlaubt werden . 152.
Verordnung zur Verwaltungsreform
Erklärung des Deutschen zur Amtssprache in Ungarn. 2
Kropatschek, Handbuch, VII, s . 931-937. Preßburg, 18. Mai 1784 Zur Einführung des Gebrauches der deutschen Sprache bei allen öffentli chen Aemtern des Königreichs Hungarn wurde folgende Vorschrift kund ge macht: 1 Die äußeren Formen des Barockkatholizismus wurden von der staatlichen Ge setzgebung mehr und mehr eingeschränkt. Vgl . auch Anmerkung zu Nr. 7. 2 In Ungarn war die Verwaltungssprache noch im 18. Jahrhundert das Lateinische. Das Ungarische oder Magyarische war zwar im 16. Jahrhundert im Zusammenhang
Cremeri, "Sympathien" . Frömmigkeitsformen. Amtssprache
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Der Gebrauch einer todten Sprache, wie die lateinische ist, in allen Ge schäften, zeiget genugsam, daß die Nazion noch nicht einen gewissen Grad der Aufklärung erreicht habe, indem er zum schweigenden Zeignisse dient, daß entweder die Nazianalsprache mangelhaft sei, oder daß kein anderes Volk in derselben lesen, oder schreiben kann, und daß einzig und allein die ienigen, welche sich dem Studium der lateinischen Sprache gewidmet haben, im Stande sind, ihre Gesinnungen schriftlich zu äusern, die Nazion über haupt aber in einer Sprache beherrscht wird, und Gerichtsentscheidungen er hält, die sie selbst nicht versteht; ein noch klärerer Beweis ist es, daß bei allen aufgeklärten Völkern der Gebrauch der lateinischen Sprache von den öffentli chen Geschäften verbannet worden ist, in dessen er allein noch in Hungarn, und dessen angehörigen Reichen, so wie in dem Großfürstenthume Sieben birgen, und in Polen, seinen alten Besitz behauptet. Wenn die hungarische Sprache im Königreiche Hungarn, und den dazu gehörigen Theilen, und in den Großfürstenthume Siebenbirgen die allge meine Landessprache wäre : so könnte man sich zwar derselben bei der Ver waltung öffentlicher Geschäfte bedienen; allein es ist bekannt, daß die deut sche, und illirische Sprache mit ihren vielfältigen Dialekten, so auch die wal lachische ebenfalls so sehr im Gebrauche sein, das man die hungarische kei neswegs für die allgemeine halten könne . Man würde also nicht füglieh eine andere Sprache zur Führung der Geschäfte wählen können, als eben die deut sche, deren sich die Regierung bereits sowohl in allen militärischen, als politi schen Geschäften bedient hat. Wie viele Vortheile aber dem allgemeinen Beß ten zuwachsen, wenn nur eine einzige Sprache in der ganzen Monarchie ge braucht wird, und wenn in dieser allein die Geschäfte besorgt werden, daß dadurch alle Theile der Monarchie fester untereinander verbunden, und die Einwohner durch ein stärkeres Band der Bruderliebe zusammengezogen wer den, wird ein ieder leicht einsehen, und durch die Beispiele der Franzosen, Engländer, und Russen davon hinlänglich überzeigt werden. Und wie nutz bar muß es hauptsächlich für die Hungarn werden, wenn sie ihre Zeit nicht
mit der Reformation Schriftsprache geworden, doch kam das Geistesleben und damit auch die Literatur und der Gebrauch der Schriftsprache in Ungarn im 18. Jahrhundert weitgehend zum Erliegen, um erst in der Zeit Josephs l i . eine starke Belebung zu er fahren, die nicht zuletzt von ungarischen Kreisen in Wien ausging. In den anderen zum Königreich Ungarn gehörenden Ländern, von allem Siebenbürgen, Oberungarn (Slowakei) und Kroatien, waren verschiedene slavische Sprachen und das Deutsche verbreitet. Der Ersetzung des Lateinischen durch das Deutsche lagen keine Germani sierungsabsichten zugrunde, sondern das Motiv der Rationalisierung und Vereinheitli chung der Verwaltung. Dennoch wurden dadurch die nationalen Gefühle des ungari schen Hochadels verletzt und der auf Beamtenstellen angewiesene, aber des Deut schen nicht mächtige ungarische Kleinadel in seinen sozialen Interessen getroffen.
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1784
mit der Erlernung so vielerlei Sprachen, die im Reiche üblich sind, verderben müssen, wenn sie selbst den grösseren Theil des Gebrauches der lateinischen Sprache entbehren, und doch alle durch die Kenntniß der einzigen Sprache der Monarchie, sowohl zu vaterländischen, als zu auswärtigen Geschäften, und zu den anzutretenden Aemtern sich geschickt machen können ? Da nun Se. Maiestät glauben, daß eben itzt der Zeitpunkt da sei , wo dieser zur Ehre der Nazion, und zugleich der ganzen Monarchie gefaßte Endzweck ausgeführt werden kann : so haben Höchstdieselben verordnet, daß 1. vom 1. November des laufenden Jahres angefangen bei der k. hunga rischsiebenbirgischen Hofkanzlei alle Geschäfte, die Prozeßsachen ausge nommen, welche durch den Zeitlauf eines Jahres noch lateinisch abgehandelt werden dürfen, nicht anders , als in deutscher Sprache, behandelt werden, und in eben dieser Sprache alle Expedizionen an die Provinzialdikasterien, und an diese Kanzlei geschehen sollen . Doch sind dieienigen, die unmittelbar an die Gespanschaften ergehen, bis zum 1. November 1785 noch in der latei nischen Sprache auszufertigen . Daher werden auch bei dieser Hofkanzlei, vom 1. November 1784 an, keine anderen Memorialien, als die in deutscher Sprache abgefaßt sind, angenommen werden . 2 . Eben so werden vom 1 . November des 1784 . Jahres alle Provinzialdika sterien des Königreichs Hungarn, und der dazu gehörigen Theile, und die im Großfürstenthume Siebenbirgen alle Geschäfte, die bei ihnen vorfallen, unter sich selbst in deutscher Sprache abhandeln, und alle an H. S. abzulassende Berichte, und Vorstellungen in der nämlichen Sprache abfassen; die Expedi zion aber an subalterne Jurisdikzionen können sie noch ein Jahr hindurch lateinisch ausarbeiten, und in eben dieser Zeit können sie von diesen einge kommenen Berichte in der lateinischen Sprache beilegen, und an Se. Maiestät abfertigen . 3 . Vom 1 . November 1785 sollen alle Gespanschaften, freie k. Städte, wie auch alle besondere Distrikte, und Stühle alle ihre Geschäfte in deutscher Sprache bearbeiten; und in dieser sollen sowohl die eingeschickten Berichte, als alle wechselweise zu führende Korrespondenzen abgefaßt sein; so wie es auch der hungarischen Siebenbirgischen Hofkanzlei anbefohlen worden ist, daß sie die Expedizionen, die sie an das k . Gubernium abzulassen hat, bis zum 1. November des 1785 . Jahres in lateinischer Sprache, alsdann innerhalb zweien Jahren sowohl diese, als andere Patente kolumnenförmig auf einer Seite lateinisch, auf der andern deutsch abfassen, und endlich nach Verfluß dieses Zeitraums nicht anders, als deutsch, ausfertigen soll, welches auch die Provinzialdikasterien in ihren an verschiedene Jurisdikzionen des Reichs ab zufertigenden Ezpedizionen beobachten werden. 4 . Nach Verlaufe dreier Jahre sollen alle iuristische Dikasterien, und Ge richtsstühle die bei ihnen vorfallenden Prozesse in ihren Sitzungen deutsch behandeln, und die Advokaten selbst werden ihre Allegazionen in dieser
Deutsche Amtssprache in Ungarn
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Sprache abzufassen, und den Gerichten vorzutragen haben . Doch sind Se. Maiestät nicht ungeneigt, diesen Termin nach Befinden der Umstände, die H. S. zu ihrer Zeit vorgestellt werden dürfen, zu verlängern . Die Gesetze werden lateinisch bleiben, weil die Advokaten und Richter ohnehin dieser Sprache, die zu den höheren Wissenschaften gehört, kündig sein müssen . 5 . Hiernach wird Niemand zu einem Amte, was es immer für eines sei, in Dikasterien, Komitaten, oder bei der Kirche zugelassen werden, wenn er der deutschen Sprache nicht mächtig ist; welches bei den Dikasterien von dem heutigen Datum an, bei den Komitaten innerhalb Jahresfrist, bei geringen aber, sowohl kirchlichen, als weltlichen Geschäften nach dreien Jahren ohne Widerrede zu beobachten sein wird . Deßwegen wird vom 1. November 1785 Jedermann, der die deutsche Sprache nicht versteht, bei Komitaten, auch zur Kandidazion zu allerhand Magistratualgeschäften unfähig sein . 6 . Auf den Landtagen selbst wollen Se. Maiestät den Gebrauch der deut schen Sprache bei abzuhandelnden Geschäften einführen . Daher soll nach dreien Jahren kein Deputirter dahin geschickt werden, der nicht deutsch kann . 7. Es soll ferner vom 1 . November 1784 kein Jüngling in die lateinische Schule gelassen werden, der nicht im Stande ist, darzuthun, daß er Deutsch lesen, und schreiben könne . Dieß ist Sr. Maiestät festgesetzter, und nach reifer Uiberlegung, und erfolg ter völliger Uiberzeigung, zum Beßten, und zur Ehre der hungarischen Na zion abzielender Entschluß . Se. Maiestät haben diesen Rath nicht deßwegen entworfen, daß H. S. die Nazianalsprache zu vertilgen gesonnen sein, oder daß die verschiedenen im Königreiche Hungarn, und dessen angehörigen Theilen, und im Großfürstenthume Siebenbirgen lebenden Nazionen den Gebrauch ihrer Muttersprache bei Seite legen, und eine andere lernen sollten, auch nicht deßwegen, daß Se. Maiestät damit Ihrer eigenen Bequemlichkeit dienen möchten; sondern bloß dahin zielt diese höchste Verordnung, daß die ienigen, die sich der Führung öffentlicher Geschäfte widmen, sowohl Deutsch, als Lateinisch verstehen, und in der Handhabung öffentlicher Vor fallenheiten davon Gebrauch machen können . Se. Maiestät werden sich dem nach auch durch keine Gegenvorstellungen ableiten lassen, diese allerhöchste Verordnung in Ausübung zu setzen .
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346 153.
Kundmachung betr. Gesundheits- und Fürsorgewesen
Errichtung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien mit angeschlossener Gebär- und Findelanstalt. 1 Kropatschek, Handbuch, VI, s . 203-232.
Wien, 20 . Juni 1784 Nachricht über die Einrichtung des Hauptspitals in Wien Die Liebe für die allgemeine Menschheit, und das Mitleiden gegen Un glückliche, denen ihre traurigen Umstände Hilfe und Beistand unentbehr lich, aber die Dürftigkeit sich dieselben selbst zu verschaffen, unmöglich machen, haben Se . Maiestät bewogen, mit Verschonung der öffentlichen Staatseinkünfte, aus ihrem Eigenen die öffentliche Anstalt zu unterstützen, welche unter der B enennung des Hauptspitals, das allgemeine Krankenhaus , die Geburtshilfe, das Findlings- und Tollhaus , und verschiedene Siechenhäu ser vereinbaret, deren einige durch die vorsorgende Güte des Monarchen von Grunde erbauet, andere brauchbar hergestellt, und alle mit grossem Aufwand ihrer B estimmung nach eingerichtet worden. [ .] Es enthält aber dieselbe I . das allgemeine Krankenspital, I I . das Gebähr haus, III. das Tollhaus, IV. die Siechenhäuser, V. das Findelhaus . .
.
I. Allgemeines Krankenspital Die Bestimmung dieses Spitals, dessen Raum um 500 B ette vermehrt ist, und nun gemächlich 2000 faßt, ist die Herstellung der Kranken, welche dar1 Insgesamt weitgehend wirkungslos blieb die unter Maria Theresia einsetzende staatliche Gesundheits- und Fürsorgepolitik, auch wenn unter Joseph li. auf diesem Gebiet ein wirklicher Durchbruch mit stark sozialpolitischer Komponente erfolgte. Dazu gehörte die Gründung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien im Jahre 1784, dem weitere Krankenanstalten in anderen Städten der Monarchie folgten. Besondere Bedeutung kam - angesichts des Elends der unehelichen Mütter und Kinder und der Probleme der Abtreibung und des Kindesmords (vgl. auch Anmerkung zu Nr. 1 1 ) der mit dem Allgemeinen Krankenhaus verbundenen k. k. Gebäranstalt und dem an geschlossenen Findelhaus zu, in dem jährlich zwischen zwei- und dreitausend Kinder Aufnahme fanden. Dennoch bestand vor allem die hohe Kindbettsterblichkeit der Mütter und die Säuglings- und Kindersterblichkeit fort (Leuchtenmüller-Bolognese, Bevölkerungspolitik zwischen Humanität, Realismus und Härte).
Errichtung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien
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inn theils gegen Bezahlung, theils unentgeltlich aufgenommen, und in 4 Klas sen eingetheilt werden . Erste Klasse. Dieienigen, welche ein Zimmer für sich allein, und ihre ei gene Bedienung haben wollen, für welche 40 abgesönderte Zimmer gewidmet sind . Die Bezahlung in dieser Klasse ist täglich 1 Fl. , und geschieht wöchent lich auf eine Woche vorhinein. - Personen von männlichem und weiblichem Geschlechte werden hier eingenommen. Zweite Klasse, in welcher mehrere Kranke in einem Zimmer zusammen, iedoch die Geschlechter abgesöndert sind . Die Bezahlung ist täglich 30 Kr. , wel che gleichfalls vorhinein auf ein Woche geleistet werden muß . Für diese Klasse sind in den zween ganz abgesönderten Flügeln des hintern Hofes im obersten Stockwerke in einer guten, von den übrigen Kranken ganz abgesönderten Lage mehrere Zimmer. In diese beiden Klassen werden alle Gattungen von Krank heiten eingenommen, die langwierigen und unheilbaren allein ausgeschlossen . [. . .] Die dritte Klasse ist für diejenigen Armen beiderlei Geschlechts, welche derzeit Stiftungen geniessen, und in die Krankenpflege gegen dem übernom men werden, daß von dem Tage ihrer Einnahme bis zu ihrer Genesung ihr Sti pendium dem Hospitale zufällt. - Die vierte Klasse, ist der unentgeltlichen Aufnahme derenienigen Personen ge widmet, die keine bemittelten Aeltern, noch sonst eine Erwerbung haben, und deren Armuth von dem Pfarrer ihres Kirchenspiels, und dem Armen vater durch Zeignisse bestättiget wird . (. . .] Um die Wohlthätigkeit dieser Anstalt auch auf dieienigen zu erweitern, die, ohne durch ihre Krankheit bettlägerig zu sein, dennoch der Hilfe des Arztes und Arzneimittel bedürftig, aber dieselben sich zu verschaffen zu arm sind, werden die unentgeltlichen Ordinazionsstunden, sowohl von dem Medikus als den Chirurgen, wie vorhin in dem Dreifaltigkeitspitale zur Winterszeit um 8 Uhr, im Sommer um 7 Uhr früh in dem großen Hofe des allgemeinen Krankenspitals in einem eigens dazu bestimmten Saale gehalten werden, wo hin nicht nur das arme Dienstvolk, sondern auch alle diejenigen, die ihre Armuth mit Zeignissen von ihren Pfarrern und Armenvätern zu beweisen im Stande sind, zu kommen die Erlaubnis haben. [. . .] Für die venerischen Kranken ist ein eigener ganz abgesonderter Platz einge räumt, wohin keinem Fremden zu kommen, iemals gestattet wird . - Kranke von beiden Geschlechtern können hier, ohne ihren Namen zu entdecken, mithin ohne Besorgniß von iemanden erkannt, oder sonst auf eine Art ent deckt zu werden, Hilfe und Heilung finden . [. . .]
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1784 /I. Gebährhaus
Die öffentliche Vorsorge bietet durch dieses Haus geschwächten Personen einen allgemeinen Zufluchtsort an, und nimmt, da sie die Mutter vor der Schand und Noth gerettet, zugleich das unschuldige Geschöpf in Schutz, dem diese das Leben geben soll . - In diesem Hause wird allen denen, welche zur Geburtshilfe und Wartung bestimmet sind, die Verschwiegenheit zur strengsten Pflicht gemacht, und auser den nothwendigen Leuten, niemand, unter was immer für einem Vorwande, eingelassen . Keine Person, die aufge nommen zu werden verlangt, wird um ihren Namen, und destoweniger um den Namen des Kindesvaters gefragt . [ . . . ] Uibrigens haben die hieher ihre Zuflucht nehmenden Personen die Freiheit, mit Larven, verschleiert, und überhaupt so unkeunbar als sie immer wollen, in dem Augenblicke, wo sie schon an der Geburtszeit sind, dahin zu kommen, oder längere Zeit vorher einzutreten, sich nach ihrer Geburt so gleich zu entfernen, oder länger zu verbleiben; sie können das geborne Kind mit sich hinwegnehmen, in eigene von ihnen selbst gewählte Kost geben, oder durch den Akuscheur in das Findelhaus überbringen lassen, alles, nach dem sie es ihren Umständen und Absichten auf eine oder andere Art zuträg licher finden . [. . .] Dieses Gebährhaus besteht in drei voneinander abgesönderten Theilen, welche mit dem Krankenhause selbst in keinem Zusammenhange stehen . Niemand aus diesem kann auf irgend eine Art in das Gebährhaus sehen. Noch weniger haben die Gehährenden das mindeste von der Ausdünstung zu befürchten . [ . . . ] Weibspersonen, die ganz hilflos, und von allen Mitteln entblößt sind, und ihre Armut durch Zeignisse von ihren Pfarrern und Armenvätern dar thun können, werden hier umsonst aufgenommen, nur wird ihnen von dem allgemeinen Spitale eine ihren Umständen angemessene Arbeit vorgelegt, welche sie für die ihnen in dem Hause angebotene Hilfe unentgeltlich verrich ten müssen . [. . .] Die unentgeltlich aufgenommenen Personen sind, wenn sie tauglich befun den, schuldig, dem Findelhause als Säugammen gegen die ihnen gegebene Verpflegung zu dienen, und wenn sie sich gut betragen, gegen eine bei dem Austritte, ie nachdem sie länger oder kürzer als Säugammen gebraucht wor den sind, abgereichte Belohnung. [ . . .]
Errichtung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien IIJ.
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Tollhaus
In diesem Gebäude wird in der ersten Klasse täglich 1 Fl . , in der zweiten täglich 30 Kr. gezahlt . Umsonst werden eingenommen die Gestifteten, deren Stipendium dem Hause zufällt, weiters Wahnwitzige aus der Klasse derenie nigen, welche bei dem allgemeinen Krankenhause mit 10 Kr. oder unentgelt lich aufgenommen werden . Für Geistliche, welche das Unglück haben, wahnwitzig zu werden, sind bei den barmherzigen Brüdern Zimmer bestimmt, daher sie der Aufnahme in dieses Haus nicht bedürfen . Für die ganz ruhigen Wahnsinnigen wird das so genannte Lazarethgebäude zugerichtet werden .
IV
Siechenhäuser
Zu Siechenhäusern sind in Wien der Alsterhof, der Sonnenhof, der kollo nitzische Garten und lange Keller gewidmet . Dann sind solche Häuser in Ybs und Mauerbach . Die eigene Bestimmung dieser Häuser ist, allen eckelhaften, presthaften, und von der Generalspitalsdirekzion für unheilbar erkannten Personen ein Unterkommen zu verschaffen, und sie dem Anblicke des Publi kums zu entziehen. [ . .] V Findelhaus .
In dieses Findelhaus werden Kinder armer Aeltern unentgeltlich, dieieni gen, deren Aeltern einiges Vermögen haben, gegen eine mässige Bezahlung eingenommen. Denn da die Fonds des vereinigten Waisen- und Findelhauses der Stadt Wien alle Findlinge unentgeltlich aufzunehmen nicht hinreichend sind : so vereinigt sich hier die nothwendige Unterstützung einer der unent behrlichsten Anstalten mit der Gewissenspflicht der Väter und Mütter für ihre Kinder, wenn nicht öffentlich, wenigstens in geheim zu sorgen. Aber um ihnen die Erfüllung dieser Pflicht in etwas zu erleichtern, sind die Beiträge ge ringer gemacht, und da vorhin für ein säugendes Kind die ganze Taxe mit 30 Fl. zu bezahlen üblich war, diese nun auf 24 Fl . herabgesetzt worden. Die Bezahlung bei der Aufnahme eines Findlings ist entweder die ganze Taxe von 24 Fl . , oder die halbe von 12 Fl. - Die ganze Taxe mit 24 Fl . haben zu bezahlen 1) dieienigen Personen, welche in der ersten Klasse im Gebähr hause aufgenommen worden sind, falls sie ihr Kind nicht in eine von ihnen selbst gewählte Kost bringen wollen, 2) auch alle außer dem Gebährhause be findliche Weibspersonen, die ihr Kind im Findelhause unterbringen wollen. Können aber die letzteren ihre Armuth und gänzliche Hilflosigkeit durch Zeignisse ihrer Pfarrer und Armenväter darthun : so werden ihre Kinder
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gegen die halbe Taxe von 12 Fl . eingenommen, welche die Pfarrei , wohin sie gehören, zu erlegen hat. Gegen die halbe Taxe von 12 Fl. werden ferners eingenommen die Kinder derenienigen Mütter, die nach der zweiten und dritten Klasse im Gebähr hause entbunden worden sind, endlich die Kinder, welche in Häusern, oder auf den Strassen niedergelegt werden, und für welche die Gemeinden, die es betrifft, mithin in der Stadt der Magistrat, und in den Vorstädten die Gründe oder Gemeinden den Betrag zu erlegen haben. Unentgeltlich werden aufgenommen die Kinder der im Gebährhause ent bundenen, und als Säugammen in dem Findelhause verbleibenden Mütter, dann der ganz hilflosen Personen, welche im Gebährhause nach der vierten Klasse aufgenommen worden sind . [. . .] Die in das Findelhaus kommenden Kinder werden sogleich auf das Land in die Kost gegeben, und sämtlich an der Brust erzogen . Nur fodert die Erhal tung derenienigen, welche krank sind, oder vielleicht angestecket sein möch ten, dieselben bis zu ihrer Herstellung im Hause zu behalten . - Zur Stillung und Pflegung dieser Kinder werden so viele Säugammen, als nöthig sind, und diese, wie in der Abtheilung von dem Gebährhause gesagt worden ist, aus der Zahl derenienigen genommen werden, welche ihre Kindbette daselbst unent geltlich gemacht haben, und deren Kinder umsonst verpflegt worden sind . [ . . . ] Aller dieser Vorsorge geniessen die von dem Findlingsinstitute in Ver pflegung genommenen Kinder bis zum vollendeten 1 5 . Jahre, nach welchem iedem auf dem Lande erzogenen Mädchen oder Knaben überlassen wird, ent weder noch ferner bei seinen Pflegeältern zu bleiben, oder als eine völlig freie Person in andere Dienste zu treten . [. .] .
154.
Verordnung zur Bildungsreform
Deutsch statt Latein als Vorlesungssprache an Schulen und Universitäten . 1
Kropatschek, Handbuch , VI, s . 402 -407. Wien, 12 . Juli 1784 Mit Anfang des nächsten Schuliahrs soll die deutsche Sprache zu den öf fentlichen Vorlesungen gebraucht und eingeführt werden. 1 Unter den in einem beigefügten Verzeichnis für die Universität Wien vorgeschrie benen deutschsprachigen Lehrbüchern ist für das Naturrecht das Werk Karl Anton von Martinis und für die Philosophie dasjenige Johann Georg Feders hervorzuheben.
Allgemeines Krankenhaus. Vorlesungssprache. Leichenbestattung
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Dabei ist folgende Vorschrift zu beobachten : Bei dem theologischen Studium mag der Vortrag in lateinischer Sprache zwar gegenwärtig noch fortdauern, es mögen auch die lateinischen Vorlese bücher ferner beibehalten, die Pastoraltheologie aber muß gleich in deutscher Sprache gelehrt werden . B ei dem Juridischen sind alle Gegenstände deutsch zu lehren, nur das geist liche Recht für itzt noch ausgenommen, wobei der lateinische Vortrag, und das lateinische Vorlesebuch deßwegen gestattet wird, weil alle theologische Schüler, die der deutschen Sprache nicht immer mächtig sind, es zu hören ver bunden werden . In deutscher Sprache sind zwar auch die Prüfungen für das Doktorat vor zunehmen, die öffentlichen Disputazionen abzuhalten, und die Abhandlung für den Gradus zu verfassen; doch mag den Kandidaten noch einige Zeit die Wahl der deutschen oder lateinischen Sprache freigelassen werden . Bei dem medizinischen wird der medizinische praktische Unterricht für Wundärzte, und die Lehre der Wundarznei und Hebammenkunst ehehin schon in deutscher Sprache vorgetragen . B ei dem philosophischen hat der Gebrauch der deutschen Sprache sich über alle Lehrgegenstände zu erstrecken . Das beigefügte Verzeichniß enthält die theils ursprünglich deutschen, theils in das Deutsche übersetzten Vorlesebücher, deren man sich hier bedienet. Gleichwohl bleibt es iedem Lehrer frei, besonders für das philosophische Stu dium andere zu wählen, die aber von hier aus zu genehmigen sind, oder sich des bisher üblichen fortzugebrauchen . [ . .] .
155.
Verordnung betr. Leichenbestattung
Leichenbestattung in Säcken statt in Särgen. 1
Kropatschek, Handbuch, VI, s . 565 -568. 23 . August u . 13 . September 1784 In Rücksicht der Leichenbegängnisse haben Se. Maiestät ferner folgende Vorschriften vorzuschreiben geruht. 1 War die Verlegung der Begräbnisstätten an Plätze außerhalb der Ortschaften aus hygienischen Gründen (Grundwasser) im späten 18. Jahrhundert auch in anderen Län dern üblich, so zeigte sich in der Anordnung der Leichenbestattung in Säcken statt in Särgen in besonderem Maße das Nützlichkeitsdenken der josephinischen Aufklärung. Die Verordnung wurde schon am 20. Januar 1785 wieder zurückgenommen (vgl. Kro patschek, Handbuch, VIII, S. 675 f.).
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1784 . 1785
1. Von nun an sollen alle Gruften, Kirchhöfe oder sogenannte Gottesäcker, die sich inner dem Umfange der Ortschaften befinden, geschlossen, und an statt solcher die auser den Ortschaften in einer angemessenen Entfernung ausgewählt werden . 2 . Sollen alle und iede Leichen wie bisher, so auch künftighin von ihrem Sterbhause aus nach der letzwilligen Anordnung der Verstorbenen, oder nach Veranstaltung ihrer Angehörigen, nach Vorschrift der Stol- und Kondukts ordnung bei Tage oder auf den Abend in die Kirche getragen oder geführet, sodann nach abgesungenen gewöhnlichen Kirchengebetern eingesegnet und beigesetzt, von dannen aus aber hernach von dem Pfarrer in die auser den Ortschaften gewählten Freidhöfe zur Eingrabung ohne Gepränge überbracht werden . 3 . In diesen Freidhöfen ist ein der Volksmenge angemessener hinlänglicher Platz zu wählen , welcher keinem Wasser ausgesetzt, noch sonst von einer solchen Erdengattung ist, daß selber die Fäulung verhinderte . Ist nun dieser Grund ausgesucht, so ist solcher mit einer Mauer zu umfangen, und mit ei nem Kreuze zu versehen . 4 . Da bei der Begrabung kein anderes Absehen sein kann, als die Verwe sung so bald als möglich zu befördern, und solcher nichts hinderlicher ist, als die Eingrabung der Leichen in Todtentruhen : so wird für gegenwärtig gebo ten, daß alle Leichen in einen leinenen Sack ganz blos ohne Kleidungsstücke eingenähet, sodann in die Todtentruhe gelegt, und in solcher auf den Gottes acker gebracht werden sollen . 5 . Soll bei diesen Kirchhöfen iederzeit ein Graben von 6 Schuh tief und 4 Schuh breit gemacht, die dahin gebrachte Leiche aus der Truhe allemal her ausgenommen, und wie sie in den leinenen Sack eingenäht ist, in diese Grube geleget, mit ungelöschtem Kalk überworfen, und gleich mit der Erde zuge deckt werden . Sollten zu gleicher Zeit mehrere Leichen ankommen : so kön nen mehrere in die nämliche Grube gelegt werden; iedoch ist unfehlbar die Veranstaltung zu treffen, daß ieder Graben, in welchen todte Körper gelegt werden, alsogleich mit Erde angefüllt und zugedeckt werde, auf welche Art dergestalt fortzufahren ist, daß iederzeit zwischen den Gräbern ein Raum von 4 Schuh zu lassen ist. 6. Zur Ersparung der Kösten ist die Veranlassung zu treffen, daß iede pfarre eine ihrer Volksmenge angemessene Anzahl gutgemachter Todrentru hen von verschiedener Grösse sich beischaffe, welche iedem unentgeltlich darzugeben sind; sollte aber dennoch iemand eigene Todtelltruhen für seine verstorbenen Verwandten beischaffen, so ist es ihm unbenommen; iedoch können die Leichen nie mit den Truhen unter die Erde gebracht werden, son dern müssen aus solchen wieder herausgenommen, und diese zu anderen Leichen gebraucht werden . [. . .J
Leichenbestattung. Freizügigkeit der Untertanen 156.
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Verordnung betr. die Rechtsstellung der Bauern
Freizügigkeit der Untertanen. 1
Kropatschek, Handbuch, IX, s. 399-404. Wien, 14 . März 1785 Für die sämmtlichen böhmischösterreichischen deutschen Erbländer mit Einschluß G alliziens wird, nach aller Orte aufgehobener Leibeigenschaft, die Freizügigkeit in den Erbländern erweitert, und mit Aufhebung aller vorhin über das Abfahrtgeld erlassenen Gesetze, und Anordnungen , ver ordnet: 1 . Steht in Zukunft Jedermann frei, in dem Bezirke der böhmischöster reichischen deutschen Erbländer mit Einbegriff Galliziens , mit seinem Ver mögen von einem Orte zu dem andern zu ziehen, ohne daß unter was immer für einer Benennung ein grundherrliches, bürgerliches , oder landesfürst liches Abfahrtgeld gefordert werden kann; solche Freizügigkeit sich auch auf die Niederlande, die Österreichische Lombardei, und die toskanischen Staa ten erstrecket. 2. Die Entrichtung eines Abfahrtgeldes findet also nur Statt, wenn ein Ver mögen aus einem der böhmischösterreichischen deutschen Erbländer entwe der nach Hungarn, und Siebenbürgen, oder nach dem Lande eines auswärti gen Staates gezogen wird . [ . ] .
.
1 Mit der Befreiung vom Abfahrtsgeld entfiel für die Untertanen die ihrer Herr schaft im Falle eines Ortswechsels oder Wegzugs zu leistende Entschädigung für aus fallende Arbeitsleistungen . Damit wurde das Recht des freien Wegzugs und der freien Niederlassung (Freizügigkeit) innerhalb der Österreichischen und böhmischen Länder sowie Galiziens eingeräumt, was auf die Österreichischen Niederlande, die Österreichi sche Lombardei und die Toskana ausgedehnt wurde. Hingegen war bei einer Über siedlung nach Ungarn oder Siebenbürgen oder in ein Land außerhalb der Österreichi schen Monarchie und unter Mitnahme von Vermögen weiterhin das Abfahrtsgeld zu entrichten .
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1785
157. Verordnung betr. die Rechtsstellung der Bauern Steuer- und Urbarialregulierung. 1
Kropatschek, Handbuch, VIII, s . 61- 68 . 2 20 . April 1785 Da der bestehende Steuerfuß nicht nach Gleichheit, und Billigkeit, weder zwischen den deutschen erbländischen Provinzen unter sich, noch zwischen den einzelnen B esitzern bestimmt ist, auch die Grundsätze, auf denen er be ruht, unsicher, und der Aemsigkeit nachtheilig sind : so haben Se. Maiestät als Vater, und Verwalter der von der Vorsicht anvertrauten Länder auf Mittel ge dacht, die Grundlage zu einem solchen Steuerfusse zu legen, nach welchem, ohne Erhöhung des gegenwärtigen B eitrags , der zur Bedeckung der Staatser fordernisse noch unentbehrlich ist, iede Provinz, iede Gemeinde, und ieder einzelne Eigenthümer nach Verhältniß des Grundes, den er besitzt, seinen Antheil vollkommen gleich beitrage, die Aemsigkeit auf dem Lande aber von aller Last befreit bleibe . Diesem zufolge verordnen Se. Maiestät, § 1. daß in Böhmen, Mähren, Schlesien, Galizien, Oesterreich über, und unter der Enns, Steiermark, Kärnten, Krain, Görz, und Gradiska sogleich die hierzu erforderlichen Vorbereitungen zu Stande gebracht werden, näm lich a) die Aufzeichnung, und Ausmessung aller fruchtbringenden Gründe, und Realitäten, b) die Bestimmung des Körnererträgnisses nach der Fruchtbarkeit der Gründe. § 2. In der Zuversicht, daß ieder Grundbesitz zur Ausführung dieser wohl thätigen Absicht alles was in seinen Kräften liegt, zu seinem eigenen und da mit verknüpften allgemeinen B eßten beitragen werde , wollen es Se . Maiestät
1 Zur Aufhebung der Leibeigenschaft (vgl. Anm. zu Nr. 104) und zur Robotaboli tion (vgl. Anmerkung zu Nr. 140) trat die 1784 in Angriff genommene und 1789 zum Abschluß gekommene Steuer- und Urbarialregulierung. Dabei handelte es sich zu nächst um eine Katasteraufnahme (Landvermessung und Ertragsermittlung) des ge samten landwirtschaftlich genutzten Landes als Bemessungsgrundlage für eine gerech tere Verteilung der Grundsteuerlast. Die Grundsteuerhöhe wurde auf einen Maximal betrag von knapp 13 % des Bruttoertrages festgelegt. Zu diesem Reformwerk gehörte auch die gesetzliche Festlegung der von den Bauern an die Grundherren zu entrichten den Abgaben auf maximal rund 17 % der Erträge, so daß ihnen etwa 70 % verblieben, während das Renteneinkommen des Adels sank. 2 S. 69-102 : "Belehrung" für die mit den Katasteraufnahmen und Ertragsermittlun gen befaßten Personen.
Steuer- und Urbarialregulierung
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bei Erhebung der Anzahl der Gründe, und ihres Ertrags vorzüglich auf das eigene Bekenntniß der Grundbesitzer ankommen lassen. Um aber unge treuen Patenten alle Gelegenheit zu unrichtigen Angaben zu benehmen, wird diesem eigenen Bekenntnisse der Grundbesitzer eine genaue Kontrolle an die Seite gestellt. § 3. Die Aufzeichnung, und Abmessung aller fruchtbringenden Gründe, und Realitäten, und weiters die Bestimmung des Erträgnisses nach der Fruchtbarkeit dieser Gründe haben unter der Leitung der Ortsobrigkeiten, oder Jurisdizenten oder der von ihnen hierzu ernannten Stellvertreter, und Beamten in Gegenwart eines Ausschusses von 6 das Vertrauen verdienenden Männern, die iede Gemeinde selbst wählen wird, nach der Vorschrift der am Ende angehängten B elehrung zu geschehen. [ . . .] § 4 . Die in den Kreisen aufgestellten Unterkommissionen ihrerseits emp fangen die B efehle von einer eigenen, in iedem Lande errichteten Oberkom mission, die dem Geschäfte in der ganzen Provinz vorstehen, und über die Erfüllung der am Eingange erklärten Absicht genau wachen wird . § 5 . Die glückliche Wirkung, welche ein billiger Steuerfuß zur Folge haben muß, ist zu wichtig, als daß Se. Maiestät irgend einer unnützen Verzögerung, oder Saumseligkeit Raum lassen könnte. Se. Maiestät befehlen demnach allen Ortsobrigkeiten, und Jurisdizenten, welchen die Leitung der Grundausmessung und B estimmung des Körnerer trägnisses obliegt, ihre Operazionen nach Möglichkeit zu beschleunigen, die Ausmessung in diesen Sommer, und Herbste zu betreiben, und bis Ende Oktober zu Stande zu bringen, [. . .] Es werden daher die Ortsobrigkeiten, Jurisdizenten, ihre Stellvertreter, Be amten und Gemeinden, sobald sie von der im Kreise aufgestellten Unterkom mission die erforderliche Belehrung erhalten haben, sogleich mit der Auf zeichnung, und Ausmessung der Gründe, und Erhebung ihres Körnererträg nisses den Anfang zu machen, und damit, bis sie mit allen zu den ihnen unter geordneten Gemeinden gehörigen Gründen fertig sind, ununterbrochen fort zufahren haben . § 6 . Die Bekenntnisse der Obrigkeiten, oder ihrer Bevollmächtigten, und Beamten sollen in Gegenwart der Gemeinde, oder ihres Ausschusses, die Be kenntnisse der Unterthanen aber öffentlich, in B eisein des Richters, und des Gemeindeausschusses abgelegt werden. [. . .] § 10. Endlich verordnen Se. Maiestät, daß die zustandgebrachten Fassio nen, wenn sie von der Ortsobrigkeit, den Jurisdizenten, ihrem Stellvertreter, oder B eamten berichtiget, und unterschrieben worden sind, zu Jedermanns Einsicht beständig bei dem Richter, oder Pfarrer niedergelegt werden, damit
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1786
auf solche Art eine Gemeinde die andere, ein Besitzer den anderen kontrolli ren könne. [ . . .]
158. Verordnung zur Einschränkung der Barockfrömmigkeit Beseitigung der Seitenaltäre, überflüssigen Bilder und Lichter in den Kirchen (Vorder österreichs). Kropatschek, Handbuch, X, s. 871- 873 .
2 6 . Juli 1786 Da sich zeigt, daß noch fast überall die überflüssigen Altäre nicht nur an den Seitenwänden, sondern auch an Kirchensäulen, wo einige befindlich sind, bestehen, und so, wie ehevor, gezieret sind, daß fast alle Seitenwände mit Ablaß- und andern Tafeln, Bildern, Statuen, und andern Vorstellungen umhangen sind; daß auch bei Nebenaltären angezündete Lampen sich befin den, und solches Gezeug hin und wieder noch dastehe, wodurch die Kirche nur noch mehr verunstaltet wird, und daß also die bestehende Verordnung noch fast nirgends befolget worden sei; nun aber in Ffarr- und Hauptkirchen nur drei Altäre, als nämlich der Hochaltar, nebst zween Seitenaltären zum Meßlesen gestattet werden, und alle an den Seitenwänden, oder wo es immer sein mag, angebrachte, öfters sehr auffallende Nebenbilder und Vorstellun gen verboten sind, und nur ein ewiges Licht, wo das Hochwürdigste aufbe wahret wird, erlaubet ist, so wird Folgendes verordnet, und zwar: 1 . Sind in Stadt-, Haupt- und anderen Ffarren, wenn mehrere Altäre sich da befinden, nur drei, nämlich der Hochaltar, nebst zween Seitenaltären, die am schicksamsten befunden worden, zum vorschriftmässigen G ebrauche, und also mit den gehörigen Zierden, und Nothwendigkeiten versehen, zu be lassen. 2 . Die übrigen Altäre an den Seitenwänden aber mögen zwar einsweilen noch verbleiben; es sind aber alle Zierden, Leuchter, Kanontafeln, und was sonst zum Meßlesen gebraucht wird, wegzuräumen . 3 . Jene Altäre hingegen, die an den in den Kirchen hin und wieder befindli chen Säulen angebracht sind, sind ohne weiters abzubrechen, da sie zum Mes selesen ohnehin nicht mehr gebraucht werden dürfen, die Kirchen nur verfin stern, und verhindern, daß auf iene Altäre gesehen werde, wo wirklich Messe gelesen werden derfe . 4 . Alle übrigen Nebenbilder, Tafeln, Vorstellungen, Statuen, wenn diese auffallend, oder nicht der allerhöchsten Vorschrift zutreffend befunden wor den, sind , wo sie sich immer befinden, wegzuschaffen, und 5 . kann nur ein ewiges Licht in ienen Kirchen, und an dem Hochaltare, wo
Frömmigkeitsformen. Schulaufsicht. Generalseminar in Löwen
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das Allerheiligste sich befindet, belassen werden; alle übrigen Lampen aber sind wegzuräumen.
159. Verordnung zur Bildungsreform Staatliche Schulaufsicht durch Kreisvisitationsschulkommissare.
Kropatschek, Handbuch, X, s . 569 f. 14 . September 1786 Um das Schulwesen überhaupt in guter Ordnung, und vorschriftmässiger Fortübung desto gewisser zu erhalten, wird verordnet, daß Kreisvisitazions schulkommissäre angestellt werden sollen, welche allein im Stande sind, durch ihre beständigen Reisen die nöthigen Lokalaugenscheine einzuneh men, und sowohl die Fassionen der Schullehrer zu berichtigen, als auch die Orte, wo Schulen nöthig sind, genau zu bestimmen, dann allenthalben den Vollzug der in Schulangelegenheiten ergehenden Verordnungen zu beför dern . Zu diesem Ende wird ein Konkurs aufgeschrieben, wobei 1. die hierzu Aspirirenden mit Attestaten über die zur Hauptschuldirek torsstelle erforderliche Fähigkeit versehen sein, und sonst auch, ihrer zurück gelegten Studien wegen, die Zeugnisse beibringen müssen; dann werden sie auch 2. einige auf Pedagogik, Lehrmethode, und andere auf das Lehramt sich beziehende Fragen bei dem Konkurse sowohl schriftlich, als mündlich zu be antworten, und dieserwegen sich bei dem Probste und Oberschulaufseher von Schulstein anzumelden haben . [ . .] .
160.
Verordnung betr. Priesterausbildung und Generalseminare
Errichtung eines Generalseminars für die Österreichischen Niederlande in Löwen . 1
Kropatschek, Handbuch, X, s. 654. 16. Oktober 1786 Alle in den Niederlanden befindliche bischöfliche Seminarien werden auf gehoben, und dafür an der Universität zu Löwen ein Generalseminarium und zu Luxemburg eine ähnliche geistliche Filialschule ganz nach dem Muster 1 Vgl. Anmerkung zu Nr. 141 .
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derjenigen geistlichen Erziehungshäuser eingeführt, die schon in den übrigen k. k. Erbländern bestehen. [. . .]
161.
Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (>Josephinisches GesetzbuchCodex TheresianusEntwurf HortenAllgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch}osephinische GesetzbuchAllgemeine Bürgerliche Gesetzbuch< (ABGB) von 1811 (Strakosch, Privatrechtskodifikation) . Das >Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch< (Tl. 1) von 1786 umfaßt fünf Bücher (>HauptstückeWarum wird Kaiser Joseph von seinem Volke nicht geliebt?Briefe eines Eipeldauers an seinen Herrn Vetter in Kakran< (seit 1785), erregte mit seiner anonym erschienenen Broschüre >Warum wird Kaiser Joseph von seinem Volke nicht geliebt ?< beträchtliches Aufsehen . Grundsätz liche Zustimmung zu den josephinischen Reformen verbindet sich hier mit Kritik an der Vorgehensweise des Kaisers, dem vor allem Übereilung und übertriebener Rigoris mus vorgeworfen werden ("Strenge verhärtet nur die Herzen; aber Großmuth und Güte gewinnt sie") . Der kirchliche Bereich (Klostersäkularisationen, Verbot der Pro zessionen u. ä.) bleibt dabei von der Kritik weitgehend ausgespart (Wurzbach, Bd. 26, S. 57-62, mit falschem Todesdatum). 2 Auch UB Wien: I 162 490.
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seinen Unterthanen vorenthalten . Joseph gab sie, kaum war das Regierungs ruder in seinen Händen, seinem Volke zurück - und doch liebt ihn sein Volk nicht. Ein grosser Theil seiner Provinzen lag in den schändlichen Ketten der Leibeigenschaft . Joseph zertrümmerte sie, sezte die unterdrückte Menschheit in ihre Rechte ein, stellte das wahre Verhältnis zwischen Fürst und Unterthan her - und doch liebt ihn sein Volk nicht. Wer sich nicht zur herrschenden Religion bekannte, war von den meisten Vorrechten des Bürgers ausgeschlossen; durfte auf eigenen Namen kein Gut, kein Haus , kein Grundstück besitzen; durfte nicht einmal öffentlich seinen Gott anbeten . Durch Joseph wurden sie in alle Rechte des Bürgers eingesezt - und doch liebt ihn sein Volk nicht. Schmeichler und kleine Despoten hatten vormals den Weg zum Throne ver sperrt, und wer diese nicht gewann, konnte nie seine Klage ungeschminkt zum Ohr der Fürstinn bringen. Joseph duldet keine Schmeichler, keine de spotischen Diener um sich ; der Zutritt zu ihm steht j edem ohne Unterschied täglich und fast stündlich offen - und doch liebt ihn sein Volk nicht. Die Gesetze waren dunkel , der Gang der Rechte langsam, die Richter spiel ten mit den Gesetzen, und die Rechtsfreunde mästeten sich vom Vermögen ihrer betrogenen Partheyen. Joseph verbesserte die Gesetze, gab den Rechten einen rasehern Gang, beschränkte die Habsucht der Advokaten, - stellte un bestechliche Männer zu Richtern auf - und doch liebt ihn sein Volk nicht. Millionen strömten für Bedürfnisse des Lebens und des Luxus fremden Staaten zu; der Geist der Nation lag in Trägheit; wir waren der Spott des Aus landes, das sich mit unserm Geld bereicherte . Zwar suchte schon die große Theresie Leben und Thätigkeit in den Geist der Nation zu bringen; aber uner fahrene Räthe, und unsere Kaufleute, die fast alle gedungene Faktoren der Ausländer waren, liessen keine heilsame Anstalt empor keimen . Joseph griff das Uebel bei der Wurzel an, indem er die Einfuhr fremder Waaren verbot. Nun lebt die ganze Nation auf - tausend neue Nahrungswege sind geöffnet, das Fabrikwesen blühet, fremde Künstler und Manufakturisten treten mit ih ren Kenntnissen zu uns herüber, selbst unsere Kaufleute werden, aus schäd lichen Faktoren der Ausländer, zu Selbstdenkern, Selbsterfindern, und Ern parbringern des inländischen Handels ; anstatt unser zu spotten, sieht nun der Ausländer neidisch unser Emporsteigen an . Dies alles bewirkte Joseph und doch liebt ihn sein Volk nicht. Unzählige Gemeinden waren entweder gänzlich ohne Seelsorger, oder mußten stundenweit Unterricht und geistlichen Trost holen . Joseph gab nun jeder ihren geistlichen Hirten, der ihr Lehrer, Freund, und Tröster seyn soll - und doch liebt ihn sein Volk nicht. Der größte Theil der Geistlichkeit hieng am Aberglauben, wußte nicht, was Christus Lehre sagen wolle, war gar nicht, oder schlecht unterrichtet,
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und also unfähig, andere zu unterrichten . Joseph gründete fast in jeder Pro vinz eine Pflanzschule für Seelsorger und Volkslehrer, wählte würdige, hell denkende Männer zu Vorstehern, die Früchte dieser Pflanzschulen entspre chen bereits der Erwartung - und doch liebt ihn sein Volk nicht . Die Erhebung der Abgaben , war nicht verhältnismässig, war lästig und drückend . Der Dürftige bezahlte oft zu viel, der Vermögliche zu wenig. Jo seph stellte auch hier ein weises Ebenmaß her, indem er die Abgaben nach den Besitzungen, nach dem Einkommen bestimmte - und doch liebt ihn sein Volk nicht. Die Anzahl der Mönche war so übermässig angewachsen, daß man sie mit den schädlichen Hummeln vergleichen konnte, die den arbeitsamen Bienen den besten Honig wegstehlen . Sie assen dem Bauer sein Brod, tranken dem dürftigen Winzer seinen Wein weg. Als ein weiser Bienenvater befreyte Jo seph seine arbeitsamen Bürger von diesen schädlichen Hummeln - und doch liebt ihn sein Volk nicht . Entehrend war das Joch, das Rom den deutschen Fürsten aufgelegt hatte . Die Bischöfe waren nicht mehr Unterthanen ihrer Fürsten, sie waren Unter thanen des Pabsts . Millionen strömten durch hundert und hundert Wege dem Kirchenstaate zu. Joseph zertrümmerte die Sklavenketten, und rettete die Ehre der deutschen Nation. Fast alle Kanäle, durch die Geld nach Rom floß, sind verstopft. Rom leidet; aber seine Bewohner staunen, indem sie seufzen, bewundernd Josephs unerschrockenen Muth an - und doch liebt ihn sein Volk nicht . [ . .] Die Unwissenheit der Dorfbader war schreklich, und ihre Heilmethode rafte mehr Menschen weg, als die Krankheit selber. Joseph entfernte, was nur immer Quacksalber war, und stellte allenthalben geprüfte Wundärzte an . Nachdem er seinen Unterthanen geschikte Seelenärzte gegeben hatte, gab er ihnen nun auch erfahrne Aerzte für Krankheiten des Körpers - und doch liebt ihn sein Volk nicht . [ . . .] .
Allein
warum
liebt es ihn nicht?
Nach meiner Einsicht mag es aus folgenden Ursachen geschehen : Kaiser Joseph ist Reformator, ist es sogar im Religionswesen . Er hat Mön che und Nonnen aufgehoben, die übermäßigen Einkünfte der Priester be schnitten, die müßige Geistlichkeit zum Studieren, zur Thätigkeit, zum prak tischen Christenthum angehalten; dadurch sind die meisten Priester seine Feinde geworden, und mit ihnen sein Volk, das aus den Herzen der Priester denkt, aus dem Munde der Priester spricht. Kaiser Joseph hat die Macht des Adels beschränkt, und dem Verdienst
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gegeben, was sonst ein Vorrecht hoher Geburt war. Dadurch ist ein großer Theil des Adels, der, ausser seinen Ahnen, keine andere Verdienste hat, Josephs Feind geworden, und mit ihm der ganze Nachtrab von Geheimschrei bern, Kammerdienern, Verwaltern, Inspektoren, Kastnern und Schreibern, die oft mehr als der Adel selbst, die Unterthanen quälten und tirannisirten, und nicht mehr tirannisiren dürfen. Kaiser Joseph hat seine Beamten, die bey großem Gehalte sehr wenig arbei teten, zur Pflicht angehalten; dadurch sind alle Beamten, die gern grossen Gehalt ziehen, und nicht viel arbeiten, seine Feinde geworden, und mit ihnen der ganze Anhang von Gemahlinen, Tanten, Gesellschafterinen, Lakeien, und Kammermädchen, die nun alle über den Kaiser Joseph schreien, weil sie den Herrn Gemahl, oder den Herrn Vetter, oder den gnädigen Herrn über ihn jammern sehen. [ ] Die Fabrikanten hätten zwar Ursache, Josephs Regierung zu segnen; allein Kaiser Joseph ertheilt keine ausschliessende Freyheiten mehr, und dadurch sind viele Fabrikanten, die nur allein glänzen, allein gewinnen, keinen Grö ßern oder Gleichgroßen neben sich dulden wollen, seine Feinde geworden . Kaiser Joseph gab der Gerechtigkeit einen rasehern Gang, verbesserte die Gesetze, beschnitt die Sportel der Richter; und mehr bedurft' es nicht, um sich die meisten Advokaten, die meisten Richter, und alle zu Feinden zu machen, die das Recht nach ihrem Vonheile zu drehen wußten . Kurz, Kaiser Joseph hat so viele Feinde, weil er Reformator ist, weil jede Reforme Misvergnügte machen muß , und weil selbst ein Engel vom Himmel, wenn er als Reformator zu uns Menschen herabstieg, Feinde in Menge haben würde - und doch, dächt' ich, stünd' es nur bey unserm großen Kaiser, die Herzen der Misvergnügten wieder zu gewinnen, der Abgott seines Volkes zu werden. - Mir geziemt es nicht, die Mittel vorzuschreiben, aber sagen darf ich : was so viele Edle im Volke wünschen . Sie wünschen, Kaiser Joseph möge am Normale in Ansehung der Pensio nen und Besoldungen eine weise Abänderung treffen . Warum soll die Wittwe eines B eamten, der nicht volle zehn Jahre gedient hat, keinen Gnadenhalt ge niessen ? Bestimmt denn gerade die Anzahl der Jahre das Maß des Verdien stes, und kann mancher geschikte Beamte sich in fünf Jahren nicht verdienter um den Staat gemacht haben, als ein andrer in zehn ? Wird durch dieses Nor male nicht so mancher Beamte vom Ehstand abgeschrekt, und dadurch der Lieblingsentzweck, die Bevölkerung, verfehlet ? Ist es endlich nicht schon Unglük genug, wenn eine Familie ihren Vater verliert ? muß sie, weil dem Va ter nach dem Normale einige Dienstjahre fehlen, auch noch in die äusserste Dürftigkeit gestürzet werden ? Die Edlen im Volke wünschen, daß Kaiser Joseph seine Minister und Räthe, nicht so sehr wie Diener, als wie Freunde behandle . Liebe erreichet 0
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immer eher den Entzweck als Strenge. Sie bewirkt, daß man seine Pflichten mit Vergnügen erfüllt . [. . .] Die Edlen im Volke wünschen, Kaiser Joseph möge die Verbrecher nicht nach dem kalten Buchstaben des Gesetzes behandeln lassen, sondern mit un glücklichen Müssethätern gelinder als mit boshaften und abgehärteten verfah ren . [. . .] Die Edlen im Volke wünschen, Kaiser Joseph möge überhaupt mit minder schädlichen Fehlern oder Schwachheiten der Menschen etwas mehr Nach sicht haben . Unter diese Schwachheiten gehört die Abneigung, sich in Säcke einnähen, und dann durcheinander in eine Kalkgrube hinschleudern zu las sen . [. . .] Daß Kaiser Joseph seine Beamten, die Schulden machen, mit Strenge be handelt, ist billig; aber die Edlen im Volke wünschen, daß er sie auch so be zahlen möge, daß sie nicht Schulden machen dürfen . Sie wünschen, daß bey Bestimmung des Gehalts vorzüglich auf die Familie des Beamten Rücksicht genommen würde, welche Rücksicht um so mehr bey Pensionen für diejeni gen Beamtenwittwen zu nehmen wäre, die mit vielen Kindern belastet sind . [ . . .] Die Edlen im Volke wünschen, Kaiser Joseph möge alten, im Dienste grau oder zur Arbeit gänzlich unfähig gewordenen B eamten eine bessere Versor gung anweisen, damit sie nicht gerade im unbehilflichen Alter am elendesten leben müssen . [. . .] Auch wünschen die Edlen im Volke, Kaiser Joseph, möge die Fehler oder Uebersehungen der Beamten, wenn sie nicht von äusserster Wichtigkeit, und nicht wirkliche Staatsverbrechen sind, nie mit der Kassation bestrafen; am allerwenigsten, wenn der Beamte Familie hat . [. . .] Die Edlen im Volke wünschen, Kaiser Joseph möge doch untersuchen, wo her es komme, daß sich die Anzahl der Armen täglich vermehre, und ob am Ende, bey all seiner guten Absicht nicht gewisse Verordnungen und Aufhe bungen daran Schuld seyn könnten ? Die Edlen im Volke getrauen sich es kaum zu sagen, aber sie wünschen, daß Kaiser Joseph in Entscheidungen nie zu voreilig seyn möge, weil leicht viele Familien dadurch unglücklich werden . So wünschen sie auch, daß sein rastloser Eifer, von allem Guten bald die Frucht zu sehen, das Gute selbst nicht oft in der Blühte ersticke . Welche Blössen hat das nicht ganz zur Reife gelangte Gesetzbuch gegeben? Und wie sehr sind wir dadurch abermal in den Augen des Auslandes herabgesunken ?
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Die Edlen im Volke wünschen : Kaiser Joseph möge nicht mit allzugrosser Bereitwilligkeit Denunzianten anhören . Es ist weniger schädlich für den Staat, wenn hie und da ein Verbrecher verborgen bleibt, als wenn Freund ge gen Freund, Familie gegen Familie mistrauisch gemacht, und das Band der menschlichen Gesellschaft dadurch zerstört wird . [ ] Dies sind ungefähr die Wünsche der Edlen im Volke . Gott gebe, daß Kaiser Joseph sie erfülle - oder einstweilen wenigstens lese. Amen . 0
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Allgemeines Gesetz über Verbrechen und derselben Bestrafung (•Josephinisches StrafgesetzbuchConstitutio Criminalis Theresiana< erlassen, bei der es sich noch nicht um eine der Aufklärung verpflichtete Strafrechtskodifikation handelte. So blieb die Folter zur Er zwingung von Geständnissen ebenso beibehalten wie die Todesstrafe, obgleich der Staatskanzler Kaunitz schwere Vorwürfe gegen die Rückständigkeit dieses Gesetzes werkes erhob . Nach heftigen Auseinandersetzungen, die nicht zuletzt von Joseph von Sonnenfels ausgingen, wurde die Folter 1776 abgeschafft. 1787 trat das mildere Jose phinische Strafgesetzbuch an die Stelle der >Constitutio Criminalis Theresiana< . Das Josephinische Strafgesetzbuch kennt die Zweiteilung der Straftaten in " Kriminalver brechen" (Kriminalstrafen) und "politische Verbrechen" (politische Strafen) und ist dementsprechend in zwei Teile geteilt (I . : Von Kriminalverbrechen und Kriminalstra fen; I I . : Von politischen Verbrechen und politischen Strafen) . Diese Zweiteilung ent spricht - entgegen dem heutigen Wortgebrauch - ungefähr dem Unterschied von rechtswidrigen Taten (Verbrechen oder Vergehen) und Ordnungswidigkeiten im heuti gen deutschen Recht (§§ 11 I Nr. 5, 12 StGB, § 1 I OWiG), auch wenn die Abstufung der Delikte verschieden ist. Die Todesstrafe findet, außer bei den "Verbrechen, bei welchen nach dem Gesetze mit Standrecht verfahren werden muß" (geregelt in der Allgemeinen Kriminal-Gerichtsordnung, vgl . Anmerkung zu Nr. 167), nicht statt
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gen gesetzwidrigen Handlungen anzusehen, und zu behandeln, welche durch gegenwärtiges Strafgesetz als solche erkläret werden . § 2 . Zu einem Kriminalverbrechen gehöret böser Vorsatz, und freyer Wille . Böser Vorsatz ist vorhanden, wenn vor, oder bei der gesetzwidrigen Unter nehmung, oder Unterlassung das Uebel, so daraus folgt, überdacht, und be schlossen worden, folglich die gesetzwidrige Handlung eigens in der Absicht verübet worden, damit das Uebel erfolge . [. . .] § 4 . Wer ohne bösen Vorsatz eine Uebelthat begeht, obgleich von seiner Seite eine Schuld vorhanden, ist kein Kriminalverbrecher. Noch minder kann eine That als ein Kriminalverbrechen angesehen werden, wo das U ebel aus blossem Zufalle erfolgt ist. § 5. Der Abgang des freyen Willens spricht von der Anschuldigung eines Kriminalverbrechens in folgenden Fällen los . a) Wenn der Thäter unsinnig, des Gebrauchs der Vernunft gänzlich beraubt ist. b) Wenn bei abwechselnder Sinnenverrückung die That in der Zeit begangen worden, da die Verrückung dauerte . c) Wenn die Uebelthat in einer Berauschung, die sich zufällig, ohne eine auf das Verbrechen gerichtete Absicht zugezogen worden, oder sonst in einer Sinnenverwirrung verübet worden, in welcher der Thäter seiner Handlung sich nicht bewußt gewesen . d) Im Kindsalter, das ist, vor Erfüllung des zwölften Jahres . e) Wenn bei der gesetzwidrigen Unternehmung ein Zwang, eine unwider stehliche Gewalt vorhanden war. f) Wenn ein Irrthum mitunterlaufen ist, wobei dem Irrenden wegen der Ir rung selbst keine Schuld beigemessen werden kann, und er ohne Dazwi schenkunft des Irrtbums auf erlaubte Art gehandelt haben würde. [ .] § 9 Obschon der Gedanke, und ein inneres böses Vorhaben allein noch kein Kriminalverbrechen sind; so ist doch zum Verbrechen auch nicht nöthig, daß die Uebelthat wirklich ausgeführet werde. Schon der Versuch der Uebel that ist ein Kriminalverbrechen, sobald der Bösgesinnte zur wirklichen Aus übung derselben sich angeschicket. [ .] .
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(I § 20); sowohl Landesverrat (I § 45) als auch Mord (I § 90), Raubmord (I § 98) und Meuchelmord (I § 101 ) sind mit hohen Freiheitsstrafen, z. T. mit Strafverschärfung, bedroht. 2 Datum der Vorrede.
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1787 Zweites Kapitel: Von den Kriminalstrafen überhaupt
§ 1 0 . Dem entdeckten und bewiesenen Kriminalverbrechen folgt die Kri minalstrafe: Diese kann nur von dem Richter verhänget werden, dem die Kri minalgerichtsbarkeit eingeraumet ist. [. . .] § 1 3 . Der Kriminalrichter ist an die buchstäbliche Beobachtung des Geset zes gebunden, so weit in demselben auf die Missethat, die Grösse, und Gat tung der Strafe genau, und ausdrücklich bestimmet ist : Es ist ihm bei strenger Verantwortung die gesetzmässig vorgeschriebene Strafe weder zu lindern, noch zu verschärfen erlaubt. Noch weniger ist er berechtigt, die Gattung der Strafe zu ändern, oder die Bestrafung gegen eine Ausgleichung zwischen dem Verbrecher und dem Beschädigten ganz aufzuheben . § 14 . Dem Kriminalrichter liegt daher ob, ein billiges Ebenmaaß zwischen dem Verbrechen, und der Strafe zu beobachten, und in dieser Absicht alle Umstände sorgfältig gegeneinander zu halten . Von Seite des Verbrechens hat er vorzüglich auf den Grad der bei der Uebelthat eingeschlagenen Bosheit, auf die Wichtigkeit der mit dem Verbrechen verknüpften Folgen, und die Grösse des daraus entspringenden Schadens, auf die Möglichkeit, oder Un möglichkeit der Vorsicht, welche dagegen gebraucht werden kann, Rücksicht zu nehmen, von Seite des Verbrechers auf das jugendlichere Alter, und die hieraus entstandene Verführung, und Unbesonnenheit, auf die vorgegangene öffentliche Bestrafung, und die Gefährlichkeit des Rückfalls . [. . .] § 16. Die Strafe kann nur denjenigen treffen, der entweder die Missethat selbst begangen, oder sich derselben durch Antheilnehmung nach dem § 7 und 8 schuldig gemacht hat. Weder die Strafwürdigkeit, noch die wirkliche Bestrafung des Verbrechers aber kann seinem Weibe, seinen Kindern, Anver wandten, Erben, oder einem Dritten, der an der Missethat keinen Antheil ge nommen hat, zum Nachtheile gereichen . § 20. Die Todesstrafe soll ausser den Verbrechen, bei welchen nach dem Gesetze mit Standrecht verfahren werden muß, nicht statt finden . In den standrechtlichen Fällen aber ist der Strang zur alleinigen Todesstrafe bestim met . Der zum Strang verurtheilte Verbrecher wird gehangen, erdrosselt, und ihm die ordentliche Begrabung versaget. Des Verbrechers Körper, nachdem er dem Volke zum Beispiele 12 Stunden hangen geblieben, ist ohne Gepränge, oder Begleitung, wo es seyn kann, neben dem Richtplatze einzuscharren . § 21 . Die weiteren Kriminalstrafen sind Anschmiedung, Gefängniß mit öf fentlicher Arbeit, Gefängniß allein, Stock- Karbatsch- und Ruthenstreiche, und Ausstellung auf der Schandbühne. Die drey ersten Strafen können nach Beschaffenheit des Verbrechers verschärft werden, entweder durch die längere Dauer, oder daß damit etwas vereiniget wird, das sie empfindlicher macht.
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[. . .] § 26 . Bei der Strafe des Gefängnisses sind folgende Grade bestimmt: a) schwerstes, b) hartes , c) gelinderes Gefängniß . Bey allen drey Graden ist dem Verbrecher eine verhältnißmäßige Arbeit anzuweisen . § 27. Bei dem schwersten Gefängnisse ist der Verbrecher mit einem um die Mitte des Körpers gezogenen eisernen Ringe Tag und Nacht an dem ihm an gewiesenen Orte zu befestigen : auch können ihm, nachdem die ihm aufer legte Arbeit es zuläßt, oder die Gefahr der Entweichung es fordert, schwere Eisen angeleget werden. Dem zum Gefängnisse Verunheilten ist keine andere Liegerstatt, als auf Brettern, keine andere Nahrung als Wasser und Brod zu zulassen, und alle Zusammenkunft, oder Unterredung nicht nur mit Frem den, sondern auch mit seinen Angehörigen und Bekannten zu untersagen . [ . . .] § 30. Der zum gelinderen Gefängnisse Verunheilte ist zwar mit leichteren, aber doch mit solchen Eisen zu belegen, von denen er sich ohne List und Gewalt nicht frey machen kann. Einem solchen Verbrecher ist eine bessere Aetzung, doch kein ander Getränk als Wasser zuzulassen, auch ohne aus drückliches Vorwissen, und ohne die Gegenwart des Gefangenenaufsehers alle Zusammenkunft und Unterredung mit Angehörigen oder Bekannten zu verbieten . Nach Beschaffenheit der Umstände kann selbst das gelindere Ge fängniß durch eine strengere Fasten für einige Täge der Woche verschärft wer den . Dann ist dem Gefangenen an dem zur Fasten bestimmten Tage keine andere Nahrung als ein Pfund Brod zuzulassen. § 31. Die öffentliche Arbeit hat ebenfalls Grade der Verschärfung, welche von der mehreren Beschwerlichkeit, grösseren Ungemächlichkeit, oder Ver längerung der Arbeit selbst abhängen . Die eigentliche Bestimmung der Grade wird aus den in j edem Lande eintretenden besonderen Umständen dem Ermessen des Kriminalrichters überlassen. [. . .] Drittes Kapitel : Von Verbrechen, die auf den Landesfürsten, und den Staat unmittelbare Beziehung haben § 40 . Kriminalverbrechen, die auf den Landesfürsten, und Staat unmittel bare B eziehung haben, sind a) beleidigte Majestät, b) Landesverrath, c) Auf ruhr, und Tumult, d) öffentliche Gewalt, e) Mißbrauch des obrigkeitlichen Amts, f) Verfälschung der Staatspapiere, g) Münzfälschung, h) Hilfe zur Ent weichung der Verbrecher, i) Verhehlung der Verbrecher, k) Vorschub zur Ent weichung aus dem Kriegsdienste . [. . .] § 45 . Wer undankbar gegen das Vaterland und den Staat, dessen Bürger er ist, oder worinn ihm auch nur Aufenthalt, und Schutz gewährt wird, feindse-
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lig etwas unternimmt, das mittelbar oder unmittelbar zum allgemeinen Nach theile gereichte, sey es nun öffentlich, oder in geheim, durch Rath, oder ei gene That, mit, oder ohne Ergreifung der Waffen, allein , oder mit Zuthat von mehreren, durch Zusammschwörung, Verrätherey, Entdeckung der Staatsge heimniße, Verbindung mit Feinden, denselben geleistete Hilfe und Vorschub, oder durch was immer für eine Handlung dieser Art, macht sich des Landes verraths schuldig, ohne Unterschied , ob er ein Eingebohrner oder Fremder ist. [ ] 0
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Viertes Kapitel : Von Verbrechen, die auf das menschliche Leben und die körperliche Sicherheit unmittelbare Beziehung haben § 89. Kriminalverbrechen, welche auf das menschliche Leben, und die kör perliche Sicherheit unmittelbare Beziehung haben, sind a) gemeiner Mord, b) Raubmord, c) Meuchelmord, d) Bestellung zum Morde, e) Zweykampf, f) Abtreibung der Leibesfrucht, g) Weglegung der Kinder, h) gewaltsame Ver wundung, i) Gewalt an sich selbst durch Selbstmord . § 90 . Des Mordes macht sich schuldig, wer einen Menschen mit tödtlichen Waffen anfällt, oder sonst an ihm auf eine Art gewaltsam Hand anlegt, daß die Verwundung tödtlich, und der Tod des Verwundeten entweder sogleich, oder auch nach einiger Zeit, oder in der Zwischenzeit zu Stand gebrachte Heilung desselben, nothwendig erfolgt . § 91 . Die Strafe des gemeinen Mords ist im ersten Grade langwieriges har tes Gefängniß . § 92 . Wird durch den gemeinen, und die folgenden Gattungen des Mords zugleich auch das Band der väterlichen, mütterlichen und kindlichen Liebe, der ehelichen Treue, und der Verwandtschaft in den § 85 erwähnten Graden verletzt, denen hier noch die Geschwister der Aeltern und Großältern beyzu zählen sind; wird durch denselben endlich die engere Verbindung verletzt, vermög welcher der Thäter dem Ermordeten zur Ehrerbietung verpflichtet gewesen, so soll die Strafe auf im zweyten Grade langwieriges hartes Gefäng niß bestimmet, und noch durch empfindliche Zusätze verschärfet werden . [ ] § 95 . Zorn, Uibereilung und Gähe (Gähheit) Raufhandel und Tumulte sprechen zwar den Thäter überhaupt von der Schuld eines Mordes nicht frey. Nach Umständen aber kann in solchen Fällen die Strafe dennoch gemildert werden . § 96. Dagegen kann derjenige, der Jemanden in einer gerechten Nothwehr (Selbstvertheidigung) tödtet, nicht als ein Mörder angesehen werden . [ ] § 98 . Wer einen Menschen in der Absicht überfällt, und tödtet, um des 0
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Ermordeten eigenes Vermögen, oder fremdes Gut, so unter Besorgung, und Verwahrung desselben stand, zu rauben, ist eines Raubmords schuldig. Der Angriff geschehe wo immer, auf freyer Straße, in dem Hause, der Wohnung, oder in dem augenblicklichen Aufenthalte des Getödteten . § 99 . Die Strafe des Raubmordes ist schwerstes Gefängniß auf langwierige Zeit im zweyten Grade; nur wenn aus der Art des Mordes, eine besondere Grausamkeit des Thäters hervorleuchtet, ist statt dem schwersten Gefäng nisse die Anschmiedung zu verhängen . § 100 . Des Meuchelmords ist schuldig, wer mit Verstellung, und Arglist, durch Waffen, oder Gift auf eine Art gemordet hat, die von Seite des Ermor deten Vorsicht, und Vertheidigung ausschloß . § 101 . Die Strafe des Meuchelmords ist im zweyten Grade langwierige Anschmiedung. [. . .] § 1 12 . Eine Weibsperson, welche weiß , daß sie schwanger ist, und geflis sentlich was immer für eine Handlung unternimmt, welche die Abtreibung der Frucht versursachen, oder ihre Entbindung auf eine solche Art bewirken kann, daß das Kind todt zur Welt kömmt, macht sich eines Kriminalverbre chens schuldig, was für ein Beweggrund immer dieses Laster veranlasset habe. § 113 . Die Strafe der Abtreibung ist im ersten Grade zeitliches, aber hartes Gefängniß , und öffentliche Arbeit . Diese Strafe ist bey verehlichten Weibs personen stäts zu verschärfen . [. . .] Fünftes Kapitel: Von den Kriminalverbrechen, welche auf die Ehre, und die Freyheit unmittelbar Beziehung haben § 126 . Verbrechen, welche auf die Ehre, und die Freyheit Beziehung haben, sind : a) Verläumdung, b) Nothzucht, c) Menschenraub, d) Entführung, c) unberechtigte Gefangenhaltung. [. . .] Sechstes Kapitel: Von Kriminalverbrechen, welche auf Vermögen, und Rechte Beziehung haben § 148 . Die Verbrechen, welche auf das Vermögen, und Rechte Beziehung nehmen, sind a) Trug (stellionatus, falsum) b) Diebstahl, c) Raub, d) Brand legung, e) zweifache Ehe . § 149 . Im allgemeinen macht sich des Trugs schuldig jeder, der durch was immer für Ränke, und List Fremdes Eigenthum an sich zu ziehen, oder je manden aus böser Absicht an Vermögen, Ehre, Freyheit, oder seinen Rechten
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zu schaden sucht, ohne Rücksicht auf die Mittel, deren sich der B etrüger be dienet, und ohne darauf zu sehen, ob er seine Absicht wirklich erreichet habe oder nicht . [. . .] § 156 . Wer fremdes bewegliches Gut dem Besitzer, oder Eigenthümer, ohne Vorwissen, und Einwilligung desselben betrüglicherweise entzieht, begeht einen Diebstahl, der zum Kriminalverfahren geeignet ist, wann entweder der Werth des auf einmal oder in wiederholten Angriffen gestohlenen Guts nicht geringschätzig ist. [. . .] § 159. Auf den Diebstahl, den keine beschwerenden Umstände begleiten, ist die Strafe im ersten Grade zeitliches hartes Gefängniß , und öffentliche Arbeit. [. . .] § 165 . Wer um einen Diebstahl auszuüben allein, oder in Gesellschaft mit anderen eindringt, an eine Person gewaltsame Hand leget, und sie entweder mit angedrohter, oder wirklicher Mißhandlung zur Entdeckung des Guts, worauf seine räuberische Absicht gerichtet ist zwingt, macht sich eines räube rischen Angriffes, und wenn der Diebstahl darauf erfolget, des Raubes schul dig. [. . .] § 167. Wird der räuberische Angriff, oder Raub mit einer Gewaltthätigkeit begangen, wodurch die angegriffene Person verwundet worden, so ist die Strafe im ersten Grade langwieriges hartes Gefängniß, und wenn die That mit einer besonderen Grausamkeit begangen worden, im ersten Grade langwie rige Anschmiedung. Ist aber der Raub ohne solche Gewaltthätigkeit verübt worden, so ist wider den Verbrecher zur Strafe anhaltendes hartes Gefängniß zu verhängen, und zwar anhaltend im zweyten Grade, wann der räuberische Angriff mit mörderischen Waffen, oder in Gesellschaft mehrerer Räuber, oder in einem einsam gelegenen, von Menschen selten besuchten Hause be gangen worden. [. . .] Zweyter Theil: Von politischen Verbrechen und politischen Strafen Erstes Kapitel: Von den politischen Verbrechen überhaupt § 1. Was als ein politisches Verbrechen zu behandeln sey, muß einzig durch gegenwärtiges Strafgesetz bestimmet werden. Die in diesem Gesetze nicht ausdrücklich genannten Handlungen gehören unter die politischen Verbre chen nicht. [. . .]
Josephinisches Strafgesetzbuch. De Luca, "Wiens Zustand"
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Zweytes Kapitel: Von den politischen Strafen überhaupt § 6. Dem entdeckten, und bewiesenen politischen Verbrechen folgt die politische Strafe, welche nur von der politischen Behörde zu verhängen ist. [ ] § 1 0 . Die politischen Strafen, die künftig verhängt werden können, sind Züchtigung mit Schlägen, Ausstellung auf der Schand bühne, Arreste, öffent liche Arbeit in Eisen, Abschaffung aus einem bestimmten Orte . Geldstrafen können gegen politische Verbrechen, den einzigen Fall verbothenen Spiels ausgenommen, nicht verhänget werden . [ ] 0
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Ignaz de Luca: >Wiens gegenwärtiger Zustand unter Josephs Regierung< 1 ÖNB : 44. K. 55 [Originaldruck, Wien 1787] . Wien, 13 . März 178 7 2 Vorrede
[ . . ] Eine genaue Darstellung des ausserordentlichen Anwachses Wiens unter der thatenreichen Regierung Josephs des Erhabenen in dem kurzen Zeit raum von sechs Jahren, ist der eigentliche Vorwurf des gegenwärtigen Werkes . Nur vom Jahre 1783 bis 1786 gerechnet, das ist, in drei Jahren erhielt Wien 290 aus dem Grunde neu erbaute Häuser, an Gebornen einen Zuwachs von 5952, die Getraueten vermehrten sich um 21 1 1 Paare , und die Volksmenge bekam einen Zuwachs von 8846 Seelen (das Militär und die Fremden nicht ge rechnet) . Die Zahl der Todtgebornen hat sich in sechs Jahren um 3 8 0 vermin dert. Alle diese Angaben habe ich aus untrüglichen Quellen geschöpfet. ] [ .
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Armeninstitut Dessen Beschaffenheit ist diese: wöchentlich wird in j edem Hause eine ver schlossene Büchse herumgetragen, in welche jede Miethperson nach Will-
1 Ignaz de Luca ( 1746-1799), seit 1771 Professor der politischen Wissenschaften am Gymnasium in Linz und später in lnnsbruck, seit 1784 freier Schriftsteller in Wien (Wurzbach, Bd. 16, S. 1 19-123), verfaßte diese Beschreibung seiner Vaterstadt in Form eines alphabethisch angeordneten Lexikons . 2 Datum der Vorrede.
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kühr eine gangbare Münze giebt . Man hat auch Subscriptionen, das ist, man verbindet sich schriftlich mit j edem Monat eine gewisse Summe für die Ar men zu geben . Die Vertheilung des Almosens geschieht wöchentlich in j eder Ffarre nach vier Classen . Die erste, wohin die ganz Mittellosen gehören, er hält 8, die zweyte 6, die dritte 4, und die vierte 2 kr. So wie jemand des Almo sens bedürftig ist, wird er classificirt . Der Ffarrer jedes Bezirks, Ein Armen vater, und Ein Rechnungsführer (die zwey letzten Personen hat j ede Ffarr gemeinde zu bestellen) leiten das Institut. Sie haben zu beurtheilen, wer Almo sen bedarf, und nach welcher Classe solches zu reichen ist. Nicht blos , daß die wöchentliche Vertheilung in j eder Ffarr öffentlich geschieht, mithin jeder mann sehen kann, wem Almosen gereicht wird; sondern es ist auch j eder Per son erlaubt, die Rechnungsbücher einzusehen . Der Erfinder dieses in seiner Art einzigen Instituts , ist der würdige Herr Johann Graf von Buquoi, der es am ersten im Jahre 1779 auf seinen Herrschaften in Böhmen gegründet, und wobey sich sein Secretair, Bernard Spazierer, rühmliehst verwendet hat . Im Jahre 1783 beriefen Se. Majestät den Herrn Grafen von Buquoi nach Wien, und gaben Ihm den Auftrag, das Institut in Wien zu gründen . Bis zum Jahr 1785 besorgte der Herr Graf die ganze Leitung unmittelbar selbst. Nun aber führt die Oberdirection der Domstiftscantor, Johann Baptist de Terme, der zugleich bey der unter dem Präsidio des Grafen von Buquoi bestehenden Mildenstiftungscomission Sitz und Stimme hat . Er wohnt auf St. Stephans Kirchhof, Nro 851 . Von dem Armeninstitut j eder Pfarre werden zugleich die Anweisungszeddeln zur unentgeltlichen Aufnahme einer Person in das allge meine Krankenhaus, Siechenhaus , u . s . w. ausgestellet. [. . .] Finde!- und Waisenhaus Beide Häuser liegen in der Waringergasse. Das vormalige Spanische Spital Nro 121 ist nun das Waisenhaus , welches im Jahre 1786 von dem Rennwege hieher gesezt wurde. Im sogenannten Strudelhof Nro 132 befindet sich das Findelhaus . Von beyden dieser Häuser führt der kaiserl . königl. Hauptmann von Andree die Oberdirection . In das Findelhaus werden Kinder von ältern losen Aeltern, wozu aber die pfarrlichen Zeugnisse unterschrieben von Ar menvätern, erfordert werden, und Kinder gegen mäßige Bezahlung aufge nommen. Die Aufnahme der Kinder geschieht nach einer dreifachen Taxe . Die erste Classe bezahlt vier und zwanzig Gulden, in diese gehören Kinder, welche von Weibspersonen erzeugt werden, die im Geburtshause in einem eigenen Zimmer sich ihrer Bürde entledigen, und alle übrigen Personen, die ein Kind in das Findelhaus geben wollen . Die zweyte Classe bezahlt zwölf Gul den, in diese gehören alle Kinder, die in Häusern oder auf Strassen niederge leget werden, und dafür welche die Grundobrigkeit zu bezahlen hat . Die
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dritte Classe entrichtet sechs Gulden, in diese gehören die Kinder, deren Mütter nach der zweyten und dritten Classe im Geburtshaus entbunden wer den . Endlich werden diej enigen Kinder unentgeltlich in das Findelhaus ge nommen, deren Mütter als Ammen in das Findelhaus treten, und die Kinder, die von Müttern nach der vierten Classe im Geburtshause erzeugt werden . (Sieh Geburtshaus) . Wer ein Kind für die ganze oder halbe Taxe in das Findel haus giebt, darf weder seinen Namen noch Stand angeben . Sobald ein Kind gebracht wird, wird der Tag und der Taufname desselben protocollirt, der Ueberbringer erhält einen Ausschnittzeddel, auf welchem der Taufname des Kindes, die Nummer des Protocolls, der Tag der Uebergabe, und der Betrag der bezahlten Summe bemerket steht . Gegen Vorzeigung dieses Zeddels wird auf Verlangen das Kind zurückgestellet. Alle in das Findelhaus kommende Kinder werden auf das Land und in die Vorstädte in die Kost gegeben, und meistens an der Brust erzohen . Bei der Abgabe des Kindes an die Ziehmutter wird die nöthige Wasche und Kleidung mitgegeben . Für ein Brustkind bis zum ersten Jahr bezahlt man monatlich zwey Gulden dreyßig Kreuzer; für Ein Kind von Eins bis in das zehnte Jahr monatlich zwey Gulden , und von zehnten bis in das funfzehnte monatlich Einen Gulden . Die Pflegeltern sind verpflichtet die Kinder gut und reinlich zu erhalten; bey Erkrankung des Kin des haben sie sich an den Wundarzt zu wenden, der die Heilung der Pflegkin der dieses Ortes auf sich hat, weiters den Tod eines Kindes sogleich dem Ortspfarrer zu melden. Pflegeltern, die den Tod eines Kindes verschwei gen, oder für ein schon gestorbenes das Monatsgeld einnehmen, unterliegen nach Umständen einer Leibesstrafe . Zur Nachsicht ob die Pflegeltern der Vorschrift nachleben, hält das Haus eigene Visitatoren, die unvermuthtete Nachsuchungen anstellen . Auch den Ffarrern liegt es ob, bey den Zieheltern öfters Nachsicht zu führen . [. . .] Krankenhaus (allgemeines) Dieses Haus faßt nicht blos das eigentliche Krankenhospital, sondern auch das Geburtshaus und Irrenhaus in sich . Das Krankenhospital liegt in der Alsergasse, Nro 97, und ist 2 Geschosse hoch . Es hält so viel Raum, daß 2000 Bettstätte darin sehr gemächlich Platz haben . Die Aufnahme in dieses Haus geschieht nach vier Classen . [ . . .] Das Krankenhospital faßt eigentlich 1 1 1 Krankenzimmer in sich , worunter 61 für Männer und 50 für das weibliche Geschlecht bestimmt sind . Alle Kran kensääle haben 26 Schuhe in der Weite, und 17 Schuh in der Breite . Die Fen ster wurden von dem Fußboden bis 8 Schuhe erhöhet . Im ersten Geschosse befinden sich 59 Krankensääle, und am Erdgeschosse 52. D! e Reconvalescir-
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tenzimmer sind unter dieser Berechnung nicht begriffen. In den Zimmern, wo mehrere B ettstätte stehen, ist j ede von der andern zwey und Einen halben Fuß entfernt. Ueber j ede Bettstatt ist an der Wand eine Tafel geheftet, worauf die Nummer des Zimmers und Bettes, der Name des Kranken, sein Eintritts tag, die Arzneimittel, ihre Abreichung, die Krankheitsumstände, und die Speisen, so er zu bekommen hat, angemerket stehen . Das männliche und weibliche Geschlecht ist von einander abgesondert, und für die Heilung der Lustseuche ist eine besondere Abtheilung im Hause bestimmt. In die Zimmer, wo sich Personen von dieser Krankheit befinden, wird Niemand eingelassen . Eben so ist gesorgt, daß die Wiedergenesenden von den übrigen Kranken ganz abgesöndert bleiben . [ . . . ] Die Oberdirection von dem allgemeinen Krankenhaus führt der ver dienstvolle k. k. Regierungsrath und Hofleibarzt Joseph Quarin . Er wohnt in der Wollzeil, Nro 813 . Das ganze Haus hat sieben Höfe, und drei Thore . Das Hauptthor ist in der Alsergasse Nro 97. Hier steht j edermann der Ein gang und die Einfarth offen . Das zweite Thor hat seine Lage in der Stifts gasse, und das dritte in der Rothenhausgasse. Hier werden blos die Schwan geren eingelassen. Das Haus hat seine eigene Apotheke, die die vortreflichste Einrichtung hat, weiters eine Materialiencammer, Ein kaltes und warmes Badhaus, und eine Todtencammer. Ausser dem Quellwasser, welches aus den Gebirgen nach dem Krankenspital geleitet wird, sammeln die dasigen Basins noch so viel Wasser, daß wöchentlich 5000 Eimer in die Canäle und selbst den Alserbach binnen 25 Minuten anzufüllen vermögend sind . Das H aus hat einen eigenen Physikum primarium, dem noch andere Aerzte untergeordnet sind, und die alle im Hause wohnen; denn hat das Haus Einen Oberwund arzt, dem andere Wundärzte zugetheilet sind, die ebenfalls freye Wohnung im Hause haben. Die geistliche Functionen werden in diesem Hause von der ihm gegen über liegenden Pfarre zu St. Dreieinigkeit besorget. Zu den medicini schen und chirurgischen Ordinationen und Operationen sind für beide Geschlechter für j edes Fach besondere Zimmer gewidmet. Das Oeconomie wesen wird von einem Verwalter besorget, der einen Controlleur zur Seite hat. Für die Küche ist ein Traiteur vorhanden . [ 0 0 0] Am 30sten August 1786 waren in dem eigentlichen Krankenhaus vom männlichen Geschlechte 3 8 7 und vom weiblichen 359, Summe 746 . Davon sind ausgetreten 13 vom männlichen und 12 vom weiblichen Geschlechte, Summe 25 . Von beiden Geschlechtern sind gestorben zwei. Es sind also für den folgenden Tag in dem Hause 3 73 und 346 vom weiblichen Geschlechte, im ganzen 719 Kranke verblieben . Darunter waren 22 unentgeltliche . Im Ge burtshause befanden sich 84 Frauen und 21 Kinder, worunter 2 neugeborne waren . Von diesen 21 Kindern ist Eines ausgetreten, mithin blieben im Hause 84 Frauen, worunter 4 unentgeltliche waren, und 20 Kinder, Summe 104 Per-
De Luca, "Wiens gegenwärtiger Zustand" . Namensvorschriften für Juden 383 sonen . Im Irrenhaus waren 166 Männer und 74 vom weiblichen Geschlechte, Summe 240 . Es waren also im allgemeinen Krankenhause an diesem Tage 1063 Personen in der Verpflegung. [. . .] 166.
Verordnung betr. Toleranz für die Juden
DieJuden haben bestimmte Familien- und deutsche Vornamen anzunehmen. 1
Pribram, Urkunden und Akten, Bd. 1, S . 582-584. Wien, 23 . Juli 1787 Zu Vermeidung aller Unordnungen, die bei einer Klasse Menschen im poli tischen und gerichtlichen Verfahren und in ihrem Privatleben entstehen müs sen, wenn die Familien keinen bestimmten Geschlechtsnamen und die ein zelne Personen keinen sonst bekannten Vornamen haben, wird für die gesamte Erbländer allgemein verordnet : § 1 . die Judenschaft in allen Provinzen zu verhalten, daß ein j eder Haus vater für seine Familie, der Vormund für seine Waisen und eine j ede ledige weder in der väterlichen Gewalt noch unter einer Vormundschaft oder Kuratel stehende Mannsperson vom 1 . ren Jäner 1788 einen bestimmten Geschlechts namen führen, das weibliche Geschlecht im ledigen Stande den Geschlechts namen ihres Vaters , verheurathet jenen ihres Mannes annehmen, jede ein zelne Person aber ohne Ausnahm einen teutschen Vornamen sich beilegen und solchen zeitlebens nicht abändern soll . § 2 . Alle bisher in der jüdischen Sprache oder nach dem Orte, wo sich einer entweder für beständig oder auch nur auf eine Zeit aufgehalten, z. B . Schau lern Töplitz, Jochern Kollin etc . üblich geweste Benennung haben gänzlich aufzuhören . § 3 . Jeder Hausvater wird den für seine Familie und j ede einzelne Person den für sich angenommenen bestimmten Vor- und Geschlechtsnamen läng stens bis lezten November 178 7 an den Ortsmagistrat oder an die Ortsobrig keit, wo er zu wohnen oder sich aufzuhalten befugt ist, in teutscher Sprache schriftlich anzuzeigen und diese Anzeige mit einem gemeinschaftlich von den 1 Mit der josephinischen Toleranz gegenüber den Juden waren Einschränkungen ihrer kulturellen Identität verbunden, indem Toleranz bzw. Emanzipation auch Assi milation bedeutete. Das zeigt sich nicht nur an der Beschränkung des Hebräischen auf eine bloße Sakralsprache und der Einführung des Deutschen als Geschäftssprache der Juden, sondern auch an dem Patent Josephs II . , mit dem den Juden die Annahme deut scher Vornamen zur Pflicht gemacht wurde. Vgl . Anmerkung zu Nr. 93 .
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Kreisdeputirten und dem Kreis- oder Oberrabiner unterfertigten, j edoch un gestemplten Zeugniszeddel zu erproben haben, daß er dermal auf beständig den Familiennamen N. mit den für eine jede Person bestimmten besonderen teutschen Vornamen angenommen, j edoch von dem Geschlecht N. her stamme und zuvor den Namen N. N. geführt habe. § 4 . Mit l . 'en Jäner 1788 müssen die Beschneidungs-und Geburtsbücher ohne Ausnahm in teutscher Sprache geführet, dann alle Gebohrne, Gestor bene und Getraute eben nicht anderst als mit den teutschen Vor-und ihren auf immer bestimmt angenommenen Geschlechtsnamen eingetragen werden . [. . .]
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Allgemeine Kriminal-Gerichtsordnung• ÖNB : 742 .699-B [Originaldruck, Wien 1788] . Wien, 1 . Juni 1788 2
[ . . .] Drittes Hauptstück Von dem summarischen Verhöre § 3 8 . Wann der Obrigkeit jemand als ein Kriminalverbrecher gestellt wird, zu welcher Stunde des Tages oder der Nacht es seyn mag, hat sie sogleich zum 1 Die Kodifikationen erstreckten sich neben dem materiellen Recht auch auf das Verfahrensrecht. Für den Zivilprozeß lag seit 1781 die >Allgemeine Gerichtsordnung für Böheim, Mähren, Schlesien, Gesterreich ob und unter der Ennß, Steyermarkt, Kärnten, Krain, Görz, Gradiska, Triest, Tyrol und die Vorlanden< (Originaldruck, Wien 1781, ÖNB : 255 .209-B . Fid) vor. Für den Strafprozeß wurde 1788 die >Allge meine Kriminal-Gerichtsordnung< erlassen . Diese Strafprozeßordnung enthält 22 Bü cher (>Hauptstücke