Der freie Akzent des Indogermanischen: Eine sprachwissenschaftliche Untersuchung 9783111687049, 9783111299730


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German Pages 91 [100] Year 1929

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Inhalt
I. Einleitung
II. Verbum
III. Nomen
IV. Pronomen
V. Zahlwörter
VI. Adverbia
VII. Präpositionen
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Der freie Akzent des Indogermanischen: Eine sprachwissenschaftliche Untersuchung
 9783111687049, 9783111299730

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Der freie Akzent des Indogermanischen.

Der freie Akzent des Indogermanischen Eine sprachwissenschaftliche Untersuchung von

Richard Loewe

1929

Walter de Gruyter & Co. vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp.

B e r l i n und L e i p z i g

Franz Saran in freudiger Erinnerung an unseren wissenschaftlichen Gedankenaustausch in der Jugendzeit gewidmet.

Inhalt. Seite

I. E i n l e i t u n g

1

II. V e r b u m . . Die Mediatantum unter den Wurzelpräsentien 1. — Exspiratorischer Satzakzent des Aktivs und des Mediums 2. — Einstige allgemeine Endbetonung 8. — Schwächerer Satzton des dativisch-reflexiven Mediums 8. — Typus ai. väci, dpädi 4. — Endbetonung im athematischen Medium 5. — Medialer s-Aorist 5. — Medialer Wurzelaorist 6. — Ved. Imperativ auf -sva 6. — Die medialen zweisilbigen Personalendungen 6. — Athematisches Präsens des Aktivs 7. — Die langvokalisch anslautenden Wurzelpräsentia 8. — Die reduplizierenden Präsentia 8. — Injunktive des athematischen Präsens 9. — Ai. dbihharus 10. — Aktivischer Wurzelaorist 10. — Aktivischer sAorist 12. — Aktivisches Perfektum 18. — Athematischer Optativ des Aktivs 14. — Athematischer Imperativ des Aktivs 15. — Imperativ auf -dhi 16. — Imperative auf -tu, -ntu 17. — Futurischer Imperativ 17. — Die thematischen Präsentia und Injunktive 18. — Die Typen tXsmov und SÄUZOV 19. — Konjunktiv der athematischen Präsentia 19. — Die Kausativa 20.

1

III. N o m e n 20 Wurzelstämme. Kasus mit Endbetonung und Pänultimabetonung 20. — Satzton des Nominativs schwächer als der des Dativs, Lokativs und Instrumentals 21. — Satzton des Genetivs und des Ablativs 22. — Satzton des Akkusativs 22. — Akkusativ des Singulars und Akkusativ des Plurals 28. — Akkusativ-Nominativ der Neutra 24. — Präsenspartizipia des Aktivs 24. — Ai. Adjektiva auf -mant und -Bant 26. — r-Stämme 26. — Die Typen dcormg und dorrjg 30. — i- und «-Stämme 81. — n-Stämme 85. — Neutrale e«-Stämme 41. — Adjektivische es-Stämme 43. — Maskuline und feminine esStämme 43. — Komparative auf -iea, -ios 44. — Perfektpartizipia des Aktivs 45. — Stämme auf Vokal und folgenden Verschlußlaut 46. — e/o- Stämme" 46. — Adjektiva auf -ie-, -io- 49. — oStämme 50. — iä-Stämme 50. IV.

Pronomen Geschlechtige Pronomina, e/o-Stämme j51. —'Geschlechtige Pronomina, ¿-Stämme 51. — Ai. ahdm, gr. iyd> 53. — Nom. und Akk. Sg. des Pronomens der zweiten Person 54. — Gen. Sg. der Personalia nebst den Possessiva 55. — Dat. Sg. der Personalia 56. — Abi. Sg. der Personalia 56. — Instr. Sg. der Personalia 56. — Lok. Sg. der Personalia 57. — Genetiv, Dativ und Akkusativ minder häufig stark betont als Lokativ, Ablativ und Instrumental (auch beim Nomen) 58. — Plural der Personalia 59. — Dual der Personalia 60.

51

VIII

Inhalt. Seite

V. Z a h l w ö r t e r

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Die Zahlen fünf bis zehn 61. VI. A d v e r b i a

62

Starker Satzton der Adverbia, daher meist Wahrung der Endbetonung 62. — Adverbia auf -tos 63. — Adverbia auf -dha 64. — Adverbia auf -Ahe 65. — Adverbia auf -dhi 65. — Arische Adverbia auf -tra 65. — Adverbia auf -tre 66. — Gotische Adverbia auf -ap 66. — Arische Adverbia auf -da 67. — Ai. Adverbia auf -dämm, 67. — Adverbia auf -ta und -te 68. — Adverbia auf -ti 68. — Ai. Adverbia auf -thä 69. — Ai. Multiplikativadverbia auf •dhä 69. — Multiplikativadverbia auf -ghan 70. — Gr. dix&d, tQix&d, rer(>ax&d 70. — Distributivadverbia auf -has 71. VII. P r ä p o s i t i o n e n

. . . .

Zweisilbige Präpositionen meist aus Kasus entstanden 71. — Bildungen von idg. *ant „Stirn" 71. — Gr. ftera, ahd. miii usw. 72. — Aisl. und, ai. adhds, got. undar usw. 72. — Ai. üpa, gr. vno usw. 73. — Ai. dpa, gr. äjio usw. 74. — Ai. dpi, gr. im usw. 75. — Ahd. umbi, gr. dfxcf-i usw. 76. — Ai. abhi usw. 77. — Ai. edcä usw. 77. — Gr. ävcv, got. iiiu usw. 78. — Lat. sine, ai. sanutdr usw. 78. — Gr. m , iv usw. 79. — Ai. antär, as. undar usw. 80. — Got. aria, apers. anä usw. 80. — Ai. dnu, aw. anu 81. — Gr. xära, kymr. cant usw. 81. — Lat. prae, gr. agö, ahd. furi, gr. JieQt usw. 81. — Ai. pdrä, pare, pards, gr. nsqäv usw. 82. — Ai. präti, aw. paki usw. 82. — Ai. dva usw. 83.

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I. E i n l e i t u n g . Es ist wohl niemals bezweifelt worden, daß der für die indogermanische Ursprache zu erschließende freie exspiratorische Wortakzent aus einem unfreien entstanden ist. Um ein Urteil darüber zu gewinnen, auf welche Art sich dieser freie Akzent aus einer einfacheren Betonungsweise entwickelt hat, geht man am besten von solchen Formen aus, die zu einem System vereinigt dennoch verschieden von einander betont werden. Es sind das beim Verbüm die einzelnen Genera und Numeri der athematisch flektierenden Tempora, beim Nomen die Kasus bestimmter Stammesklassen. An die Nomina lassen sich gut die Pronomina schließen, von denen die geschlechtigen in der Betonimg meist mit den Nomina übereinstimmen, während die Personalpronomina hier großenteils ihre eigenen Wege gehen. Zum Schluß sind die flexionslosen Wörter (indeklinable Zahlwörter, Adverbial Präpositionen) zu behandeln. II. Yerbum. Wie sich im Aktiv der athematischen Präsentia der. Unterschied zwischen der Betonung des Tempusstammes im Singular und derjenigen der Personalendungen im Dual und Plural gebildet hat, ist zunächst nicht zu ersehen. Leichter läßt sich ein Weg finden, um zu erkennen, wieso beim Singular dieser Präsentia im Aktiv der Tempusstamm, im Medium aber die Personalendung betont wurde. Es sind die Mediatantum unter den Wurzelpräsentien, die hier einen Fingerzeig geben. Im Gegensatze zum Singular des Mediums und in Ubereinstimmung mit dem des Aktivs der übrigen Wurzelpräsentia werden ja die Singularformen der hierhin gehörigen Mediatantum auf der Wurzelsilbe betont, so ai. aste, gr. jjarai „sitzt", ai. Sete, gr. xeirai „liegt", ai. vdste, gthaw. vaste, hom. Sarai „zieht an, hat an". Daß diese Formen, die wir ja durch Aktiva ohne Zusatz übersetzen, auch rein aktivisch empfunden worden sind, zeigt ihr teilweiser Übergang in aktivische Flexion Loewe,

Der freie Akzent defl Indogermanischen.

1

2

Verbum.

im altindischen Epos, wo es ästi und (thematisch) iäyati (für ved. idyate) lautet. Der Tonunterschied zwischen den Singularen des Aktivs und des Mediums der athematischen Präsentia muß also mit den Funktionen der Genera Yerbi zusammenhängen. Die Verschiedenheit des exspiratorischen Wortakzents von Aktiv und Medium läßt sich nun allerdings nicht direkt aus der Funktion dieser Formen herleiten, wohl aber aus der Verschiedenheit, die zwischen dem e x s p i r a t o r i s c h e n S a t z a k z e n t des Aktivs und dem des Mediums in seinen meisten Funktionen bestanden haben muß. Beim dativisch-reflexiven Medium ist freilich ein solcher Unterschied vom Aktiv nicht vorhanden, wohl aber beim akkusativisch-reflexiven. In einem deutschen Satze wie die Frau wäscht sich, der ein gr. iq ywrj Xoverzai wiedergibt, liegt auf wäscht ein stärkerer Ton als auf demselben Worte in die Frau wäscht das Kleid, gr. fj ywrj lovei to elfia. Ebenso verhält es sich mit dem reziproken Medium: in die Männer streiten sich (ol ävÖQeg ¿Qi^ovrai) betonen wir streiten stärker als in die Männer streiten mit den Frauen (ol ävöoeg egi^ovai 71 go£ zag yvvalxag). Auch das passivische Medium muß einen stärkeren Ton als das Aktiv getragen haben: in das Kleid wird von der Frau gewaschen (ro elfmi Xovezai vno zfjg ywaixög) liegt ein stärkerer Ton auf gewaschen als in die Frau wäscht das Kleid auf wäscht. Ein analoger Unterschied vom Aktiv wird endlich besonders auch beim dynamischen Medium bestanden haben; hat die idg. Form von gr. v^'/o/uai etwa „ich schwimme mit Kraft", die von vr\yw aber schlechthin „ich schwimme" bedeutet, so wird erstere fast immer stärker als letztere betont worden sein. Würde nun der indogermanische exspiratorische Wortakzent lediglich auf dem exspiratorischen Satzakzent beruhen, so müßten die Medialformen als die im Satze stärker betonten den Ton auf der Wurzelsilbe als dem BegrifEskern des Wortes tragen. Daß sie in Wirklichkeit auf der Personalendung, die Singularformen des Aktivs aber auf dem Stamme betont worden sind, läßt sich nur dadurch erklären, daß sich hier das logische Prinzip der Satzbetonung mit rein mechanischen Prinzipien der Wortbetonung gekreuzt hat. Es muß einmal indogermanisch zunächst eine bestimmte Silbe des Wortes unter allen Umständen den Hauptton getragen haben, entweder die vorletzte oder die letzte. J e nachdem es sich nun aber um ein im Satze stärker oder schwächer betontes

Verbum.

3

"Wort handelte, mußte sein Hauptton ein stärkerer oder schwächerer sein. Machte sich nun die Tendenz geltend, den Hauptton von der vorletzten Silbe auf die letzte oder von der letzten auf die vorletzte zu verschieben, so konnte der stärkere Hauptton dieser Tendenz Widerstand leisten, während der schwächere ihr erlag. Würde nun indogermanisch einmal allgemein die vorletzte Silbe betont worden sein, so müßte der Hauptton im Singular des Mediums der athematischen Präsentia auf der vorletzten Silbe verblieben, in dem des Aktivs aber auf die letzte gerückt sein. Da aber in Wirklichkeit bei diesen Präsentien die Singularformen des Mediums auf der letzten, die des Aktivs (und die der Mediatantum) auf der vorletzten Silbe betont worden sind, so muß ursprünglich allg e m e i n e E n d b e t o n u n g geherrscht haben. Daß der schwächere Hauptton sich sodann nach einem rein mechanischen Prinzip verschoben hat, zeigt sich darin, daß bei den athematischen Präsentia mit Präsenssuffix und Präsensinfix nicht die Wurzelsilbe, sondern das Präsenssuffix oder Präsensinfix als vorletzte Silbe betont wird (vgl. ai. dhrinoti, yundhti neben dhrSnute, yurikte wie eti neben ite). Gewiß werden indogermanisch auch Fälle vorgekommen sein, in denen Singularformen des Aktivs einen stärkeren Satzton trugen; diese Formen konnten also von der Tonverschiebung nicht betroffen werden. Doch mußten die endbetont gebliebenen Formen dieser Axt bald neben den ihnen sonst gleichen auf der Pänultima betonten, die weit häufiger waren, verschwinden. Umgekehrt wird es auch Medialformen mit schwächerem Satzton gegeben haben. Vor allem war das dativisch-reflexive Medium meist nur schwächer betont: in dem Satze die Frau wäscht sich die Hände (gr. rj ytvrj Xovsrru xct> %£lje) trägt wäscht keinen stärkeren Ton als in die Frau wäscht das Kleid. In diesen Fällen müssen auch die Medialformen den Akzent auf die Pänultima geworfen haben; doch werden diese Formen bald wieder von den ihnen sonst gleichen endbetonten, die in allen übrigen Funktionen des Mediums die regelmäßigen und daher die viel häufigeren waren, verdrängt worden sein. Die genannten wurzelbetonten Mediatantum müssen jedoch schon, als sich der Akzent verschob, ganz überwiegend rein aktivisch fungiert haben, da sie sonst ihren endbetonten Nebenformen wieder erlegen sein würden. Wie beim Singular der athematischen Präsentia so erklärt sich der Gegensatz von Aktivformen mit betonter Pänultima und end1*

4

Verbum.

betonten Medialformen auch: bei dem der athematischen Injunktive, was sich auch in den Lauten der Augmentformen letzterer wiederspiegelt. Daneben gab es hier nun freilich auch eine Passivform mit Wurzelbetonung, die arisch erhaltene (meist dehnstufige) 3. Sg. Aor. auf -i wie ai. vdci, dväci, gthaw. vä£i. Altindisch kam nun aber diese Form auch intransitiv vor, wie z. B. dpädi „ist gefallen", äbödhi „ist erwacht", äjani „ist entstanden" zeigen. Wie aber die dynamischen und akkusativisch reflexiven Media als Intransitiva die Grundlage für das passivische Medium bildeten, so werden auch die passivischen Formen des Typus vdci, dväci erst im Anschluß an intransitive wie *pddi, dpädi entstanden sein. In Sätzen mit intransitivem Verbum liegt aber nur dann der Satzton auf dem Intransitivum, wenn dies keine nähere Bestimmimg bei sich hat, z. B. in das Blatt ist gefallen, in dem häufigeren Falle jedoch, daß eine nähere Bestimmung vorhanden ist, auf dieser letzteren z. B. in das Blatt ist vom Baume gefallen auf Baume. Freilich wird auch da, wo zu einem akkusativisch-reflexiven Verbum noch eine nähere Bestimmung tritt, der Satzton meist auch auf diese gelegt, z. B. in die Frau wäscht sich in der Kammer auf Kammer. Keineswegs so häufig ist das aber beim Passiv der Fall; wenigstens pflegt hier gerade beim Hinzutritt des logischen Subjekts das Verbum den Ton zu behalten, wofür der schon angeführte Satz das Kleid wird von der Frau gewaschen als Zeugnis dienen mag. Auch kommt das Passiv wohl häufiger ohne jeden Zusatz einer näheren Bestimmung (z. B. das Kleid wird gewaschen) als ein Intransitivum ohne einen solchen vor. Nun wird aber der passivische Gebrauch des Mediums indogermanisch schon sehr früh weit verbreitet gewesen sein, da er überall existiert, wo sich das Medium überhaupt noch erhalten hat, und da er vor allem im Gotischen als alleinige Funktion desselben übrig geblieben ist. Dagegen ist es sehr fraglich, ob der überhaupt nur arisch vorhandene Typus dpädi, vad indogermanisch auch schon passivisch fungieren konnte; hätte er schon damals einen so weiten Gebrauch gehabt, so würde er wohl kaum überall außerhalb des Arischen verschwunden sein. Vollständig fehlte aber dem Typus dpädi, vaci die dynamische Funktion, in welcher die gewöhnlichen Medialformen fast stets auch da, wo sie von einer näheren Bestimmung begleitet waren, den stärksten Satzton getragen haben werden. In einem Satze wie ich schwimme mit Kraft im Flusse (was gr. vrix°fmL & tw noraficö ursprünglich

Verbum.

5

bedeutet haben muß) legen wir den stärksten Ton auf Kraft, also auf ein Wort, dessen Begriff indogermanisch in der Medialform mitenthalten war. Hatte aber im Gegensatze hierzu der Typus idg. *pedi häufiger einen schwachen als einen starken Satzton, so drang eben bei ihm die Form mit zurückgezogenem Akzent durch. Im übrigen erhielt sich beim Rücktritt des Akzents die Endbetonung natürlich auch in den sonstigen athematischen Medialformen, also im Dual und Plural, der athematischen Präsentia und Injunktive so gut wie im Singular, dazu im ganzen Perfektum, und zwar überall auch im Optativ und Imperativ. Daher zeigen auch noch Imperfektum und Aorist des Mediums in der vor der Personalendung stehenden Silbe Schwundstufe. Eine Ausnahme bildet hier jedoch der mediale s-Aorist, der im Arischen neben der Schwundstufe auch Vollstufe in der Wurzelsilbe bietet, und zwar sowohl im Indikativ wie in dem von diesem beeinflußten Optativ. Daß die Vollstufe hier direkt auf Wurzelbetonung beruht, bestätigt das augmentlose ved. vdnsi. Es haben sich hier die seltenereu Medialfprmen mit Wurzelbetonung, d. h. mit Pänultimabetonung bei einsilbiger Personalendung (nach denen sich die Formen mit zweisilbiger gerichtet haben) neben den häufigeren mit Endbetonung deshalb erhalten, weil sie eine Stütze in dem zugehörigen wurzelbetonten, thematisch gebildeten Konjunktiv fanden. Daß der Konjunktiv der starken athematischen Aoriste nicht die gleiche Wirkung ausgeübt hat, lag an der Gegenwirkung der 3. Person des Plurals des Indikativs ihres Aktivs, die vor ihrem enklitischen Anschluß an das Augment endbetont war. Bei der 3. Person des Plurals des aktivischen s-Aorists zeigt aber die Dehnstufe der Wurzel, daß sie schon vor ihrer Anlehnung an das Augment nicht mehr endbetont gewesen ist. Es steht nun im altindischen medialen s-Aorist Vollstufe der Wurzelsilbe bei idg. Wurzeln auf einfachen Konsonanten, sei es ein Geräuschlaut wie in dsaHi oder ein Sonorlaut wie in dneH, dstöH, dmahsi, Sqhwundstufe dagegen bei Wurzeln auf Geräuschlaut mit vorhergehendem Sonorlaut wie in ddiMi, drutsi, asrMi; die Vollstufe wurde also vermieden, wo sie eine überlange Silbe ergeben hätte. Da hier aber auch bei Wurzeln auf einfachen Konsonanten altindisch und gathaawestisch schwundstufige Formen (z. B. ved. dgasmahi) vorkommen, so möchte Brugmann Gr. III 2 § 311 annehmen, daß hier allgemein urarisch die Schwundstufe geherrscht habe. Diese Folgerung geht

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Verbum.

wohl zu weit; es wird nur indogermanisch auch hier die Endbetonung im Medium häufiger als die Pänultimabetonung geblieben sein. Nur vereinzelt kommen vedisch auch im Medium des Wuxzelaorists Formen mit vollstufiger Wurzelsilbe vor (vgl. Whitney, Skr. Gr. 3 § 834). Hier werden indogermanisch die im Medium seltenen Formen mit Pänultimabetonung durch Einfluß des aktivischen Wurzelaorists erhalten worden sein (vgl. z. B. 1. Sg. Med. äjani wie 3. Sg. Akt. djan). Dem Aktiv ganz parallel gehen gdnvahi und äganmahi (vgl. 1. PI. Akt. äganma : 3. PI. Akt. dgman = 1. PI. Med. äganmahi : 3. PL Med. ägmata). Nicht durch Einfluß des Aktivs allein lassen sich jedoch die vedischen wurzelbetonten Formen der 2. Sg. Imperat. Med. des Wurzelaorists auf -sva erklären. Denn abgesehen davon, daß die entsprechenden aktivischen Imperative auf -dhi fast immer Endbetonung zeigen, sind bei denen auf -sva mehr wurzelbetonte vollstufige Formen (mdtsva, yaldva, vdhsva, rasva, sdksva) als endbetonte schwundstufige (krsvd, dhi&vä, yuksvd) im Yeda bezeugt (Whitney a. 0 . ) ; zu ersteren gesellen sich noch die zum Präsens gerechneten Imperative jdnisva und vasiha (Whitney 3 § 631a). Die Wurzelsilbe wird hier nicht als vorletzte, sondern als erste Silbe infolge des Affekts, mit dem der Imperativ nicht selten gesprochen wird, den Ton auf sich gezogen haben; es handelt sich hier also um etwas Ähnliches wie bei der Anfangsbetonung des idg. Vokativs. Da die Medialformen im Satze meist wichtiger als die Aktivformen waren, so dürften auch mediale Imperative (besonders die des dynamischen Mediums) häufiger als aktivische im Affekt gesprochen worden sein. Daß sich wurzelbetonte Imperative auf -sva nur bei den Wurzelaoristen und Wurzelpräsentien erhalten haben, liegt allerdings daran, daß sie nur hier durch ebenso betonte aktivische Formen gestützt wurden, während z. B. ein ai. *krtnisva für hrinisvd in keiner einzigen Form eine Stütze fand. Die zweisilbigen Personalendungen der athematischen Medialformen müssen indogermanisch auch auf der zweiten Silbe betont worden sein. Bei der 3. PI. zeigt sich das auch noch an der Form sowohl der Primärendung ai. -ate (iydte), gr. -arai (hom. öe%axai) aus idg. *-ntai aus *-entai wie der Sekundärendung ai.- ata (ddadhata), gr. -axo (hom. emoTaiaro) aus idg. *-nto aus -*ento. Wenn im Aktiv dem idg. *-nti (*bhero-nti, ai. bhdranti, dor. rpegovri) der thematischen

jVerbum.

7

Präsentia bei den athematischen mit konsonantischem Stammesauslaut ein -*enti (idg. *ed-enti, ai. adänti, abg. jadqtö) gegenübersteht, so muß ursprünglich auch im Medium dem idg. *-ntai (*bherontai, ai. bhärante, gr. (pegoviai) der thematischen Präsentia bei den athematischen mit konsonantischem Stammesauslaut ein *-entai gegenübergestanden haben, und entsprechend verhält es sich auch mit den Sekundärendungen. Für die 3. PL Präs. besitzt das Vedische auch noch endbetonte Formen wie duhate, krnvate u. a. (Whitney, Skr. Gr.3 § 613 und 699a) und entsprechend auch noch in der 1. PI. ein vrnimahe Rv. 6, 15, 9. Die sonst hier herrschende altindische Pänultimabetonung beruht auf dem Einfluß der aktivischen zweisilbigen Personalendungen (ai. 3. PI. Präs. -anti, 1. PI. Präs. -mdsi, 2. Du. Perf. -dthus, 3. Du. Perf. -atus) und zugleich auch wohl auf dem Streben, den Ton nach der Wortmitte hin zu verschieben. Daß überhaupt bei athematischer Flexion Plural und Dual des Aktivs abweichend von ihrem eigenen Singular und in Übereinstimmung mit dem ganzen Medium auf der Personalendung betont wurden, liegt nicht an einem entsprechenden Unterschied im Satzakzent wie zwischen Aktiv und Medium, da man beim Verbum Pluralformen (und wohl auch Dualformen) nicht mit stärkerem Tone als Singularformen zu sprechen pflegt. Daher hat man für die indogermanischen athematischen Plural- und Dualformen des Aktivs Rücktritt des Akzents auf die Pänultima wie im Singular zu erwarten. Bei einsilbiger Personalendung wurde also im Plural und Dual der athematischen Präsentia der Akzent ursprünglich wie im Singular auf die letzte Silbe des Tempusstammes, bei zweisilbiger jedoch auf die erste Silbe der Personalendung zurückgezogen. Stets zweisilbig war indogermanisch die Endung der 3. PI. der athematischen Präsentia *-enti (vgl. ai. sänti aus idg. *senti aus *es-enti), aber auch die 1. PI. bot hier neben *-mes auch *-mesi (vgl. ved. smäsi aus idg. *smesi aus *es-mesi, air. emmi aus *es-mesi) und die 1. Du. neben *-ues auch *-uesi (vgl. gthaw. us-vahVj. Bei dem Nebeneinander von idg. Formen mit betontem Präsensstamm wie *esmes und gleichbedeutendem mit betonter Personalendung wie *esmesi konnten nun sehr wohl die letzteren in Bezug auf den Akzent die Oberhand gewinnen. Ihr Sieg war um so leichter möglich, als bei der häufigsten aller in Betracht kommenden Personen, der 3. PL, nur von den Wurzel-

8

Verbuiu.

präsentien mit langvokalisch auslautender Wurzel wie wozu *jänti (ai. ydnti), abgesehen, der Ton s t e t s auf der Personalendung lag. So konnte sich leicht das Gefühl bilden, daß im Plural und Dual auch des Aktivs der athematischen Präsentia die Personalendung den Ton trage. Dabei brauchten nicht einmal neue Formen gebildet zu werden, da es z. B. neben idg. *eüe „ihr geht" für den allerdings nicht häufigen Fall, daß das Wort einen starken Satzton trug, auch noch ein *ejte gab. Die Wurzelpräsentia mit langvokalisch auslautender Wurzel wie ai. yäti betonen in der 3. PL Akt. die Wurzelsilbe als Pänultima der idg. Formen (ai. ydnti). In dieser Klasse mußte also die 3. PI. auf den Sieg der wurzelbetonten Formen im ganzen Plural und Dual hinwirken. Daß hier indogermanisch wirklich die Wurzelsilbe den Ton trug, dafür spricht ihre Vollstufe. Doch wurde hier altindisch nach dem Ausweise von Formen wie ved. yäthas, yäthd, pätds nach dem Muster der übrigen athematischen Präsentia die Betonung der Personalendung durchgeführt; nur in der 3. PI. wirkte die Analogie auf Erhaltung der Wurzelbetonung hin (dvisthd : dvisdnti = yäthd : ydnti). In der 3. PI. der reduplizierenden Präsentia mit konsonantischem Wurzelauslaut muß ursprünglich wie bei den übrigen Präsentien mit konsonantisch auslautendem Tempusstamm *-enti angefügt worden sein. Bei den reduplizierenden Präsentien wird nun aber die Reduplikationssilbe als ein relativ selbständiges Element indogermanisch noch einen starken Nebenton getragen haben, wie sie denn altindisch meist sogar den Hauptton auf sich gezogen hat. Dieser starke Nebenton konnte nun aber sehr wohl darauf hinwirken, daß der Hauptton möglichst fern von ihm seinen Platz erhielt, so daß in der 3. PL das seltenere, unter starkem Satzton bestehen gebliebene *-enti vor dem gewöhnlichen -*enti bevorzugt wurde. Sodann entwickelte sich z. B. aus *bhibherenti ein *bhibhrnti, woraus ai. (mit Vertauschung von Hauptton und starkem Nebenton) bibhrati. Daß nicht auch im Singular die Endbetonung (z. B. in *bh\bherti) durchdrang, lag daran, daß hier die Formen mit Betonung der vor der Personalendung stehenden Silbe (wie noch in ai. kl. bibhdrti neben ved. bibharti) durch die übrigen athematischen Präsentia gestützt wurden; für den Plural und Dual aber bestand nur das Gefühl, daß hier die Personalendung betont wurde, so daß sich hier idg. *-enti so gut wie *-enti erhalten konnte.

JVerbum.

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Die reduplizierenden Präsentia mit vokalischem Wurzelauslaut werden so gut wie die Wurzelpräsentia mit solchem in der 3. PI. idg. nur *-nti angefügt haben, indem z. B. *dö ein *dedö-nti gebildet haben wird. Auch hier bewirkte der starke Nebenton der Reduplikationssilbe, daß das seltenere *dMönti vor *dM6nti den Vorzug erhielt. Zwischen stark nebentoniger und haupttoniger Silbe schwand aber der lange Vokal in allen Formen, wie ai. dadmds, datthd usw. bezeugen. Aus *dedönti aber mußte so *dednti werden, worauf ai. dddati, abg. dadetif zurückgehen. Auch mit dem Singular (ai. dddäti, gr. didcoai) verhält es sich hier so wie mit dem bei konsonantischem Wurzelauslaut. Auf Einfluß des idg. *-nti der 3. PL der reduplizierenden Präsentia beruht das *-nt der 3. PL ihres Imperfektums, das in gthaw. -at (dadat) erhalten ist. Beim Injunktiv des Aktivs der athematischen Präsentia trat der Akzent indogermanisch in der 1. Sg. wie beim Präsens um eine Silbe zurück, was sich auch noch in der Vollstufe der Pänultima im Imperfektum (ai. ddvefam, dvrnajam usw.) zeigt. In der 2. und 3. Sg. konnte aber der Akzent bei den Injunktiven der Wurzelpräsentia nicht weiter zurückgezogen werden: daher auch hier Vollstufe der Wurzelsilbe wie noch ved. in der 2. Sg. hdn, vis und in der 3. Sg. han, vet und so auch überhaupt altindisch im Imperfektum (ähan, ddvet usw.). Nach den Injunktiven der Wurzelpräsentia haben sich hier dann aber auch schon indogermanisch die der übrigen athematischen Präsentia unter Mitwirkung der Präsentia selbst gerichtet; vgl. ved. Itänti : hdn (*hdnt) = vriiakti : vrndk (*vrnäkt). Da beim Plural und Dual des Injunktivs so wenig wie bei denen des Präsens von einem stärkeren Satzton als im Singular die Rede sein kann, die Personalendungen dieser Numeri aber im Injunktiv des Aktivs durchweg oder fast durchweg einsilbig sind, so sollte man eigentlich auch hier Betonung der letzten Silbe des Tempusstammes erwarten. Die einzige zweisilbige Endung, die hier vorkommt, ved. -tana für -ta in der 2. PL (z. B. in yätäna) könnte, auch falls sie bereits indogermanisch war, doch nicht allein den Sieg der auf der Personalendung betonten Formen im Plural und Dual des Injunktivs veranlaßt haben. In der Hauptsache wird es sich hier vielmehr um einen Einfluß des Indikativs des Präsens handeln, der ja dem selbst auch in indikativisch präsentischer Funktion vorkommenden Injunktiv nahe genug stand; da-

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Verbum.

zu kam aber auch noch die große Ähnlichkeit der Personalendungen beider Formationen. So gewannen im Plural und Dual des zum athematischen Präsens gehörigen Inj unktivs des Aktivs die seltener gewordenen endbetonten Formen über die mit Pänultimabetonung wieder die Oberhand, was außer am Akzent der 3. PI. ved. duhtis, rinän an der Schwundstufe der Pänultima im Plural und Dual dieses Injunktivs selbst und des Imperfektums zu erkennen ist (vgl. z. B. ai. äduhma, djuhuma, gr. eSeixvv/xsv). Nur scheinbar auf Wurzelbetonung weist die altindische 3. PI. der reduplizierenden Imperfekta wie abibharus, djuhavus (-ur). Wegen des starken Nebentons der Reduplikationssilbe sollte man hier eigentlich ursprüngliche Unbetontheit und daraus resultierende Schwundstufe der ihr folgenden Wurzelsilbe erwarten. Da nun das Awestische keine dem ai. abibharus entsprechenden Formen kennt und auch das Yedische noch ein abibhran neben abibharus bietet, so wird es sich bei abibharus usw. erst um «ine altindische Analogiebildung handeln. Die reduplizierenden Imperfekta werden das -ur vom Perfektum erhalten haben, mit dem sie sich durch das Vorhandensein der Reduplikation berührten. Wenn nun aber bei der 3. PI. der reduplizierenden Imperfekta -ur an die vollstufige Wurzelform getreten ist, so kann das nur im Anschluß an die Singularformen des Imperfektums selbst sowie des Präsens geschehen sein. Dieser Anschluß wurde wohl dadurch bewirkt, daß die dritte Pluralperson des Präsens gerade wie dessen Singularpersonen auf -i ausging und daß obenein die Anfangsbetonung der dritten Pluralperson der reduplizierenden Präsentia zur Anfangsbetonung der Singularformen bei den meisten dieser Präsentia stimmte (vgl. z. B. bibhrati wie ved. bibharmi, bibharh, bibharti). Vom Präsens aus drang die Bevorzugung der Endbetonung im aktivischen Dual und Plural auch in solche Wurzelinjunktive und Wurzelaoriste, die kein Wurzelpräsens neben sich hatten. Doch zeigt das Vedische, daß diese Betonung indogermanisch keineswegs in dem Maße durchgeführt worden war wie bei den zu athematischen Präsentien gehörigen Injunktiven nebst Imperfekten. Vedisch sind sowohl unter den Plural- und Dualformen des Imperativs wie unter denen des Indikativs des Wurzelaorists solche mit vollstufiger Wurzelsilbe noch zahlreich vorhanden (Whitney 3 § 839 und 831 ff.). Im Indikativ sind hier sogar, wenn

Verbum.

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man von der 3. PL absieht, die vollstufigen Formen wie spartam, häufiger als die schwundstufigen wie bhema, chMma, ddarima drvdhma, ärdhma bezeugt. Für die 3. PI. kommt allerdings eine vollstufige Form wie äiravan nur vereinzelt vor; sonst steht hier die Schwundstufe wie in d&riyan, adr$an, aivitan. Am klarsten zeigt sich der Gegensatz der Personen in folgenden Flexionen: dharma

(karma), äkarta, dkran; aganma, aganta, dgman\ dghastäm, aghasta, Wahrscheinlich hat akSan; vartam, dvran; dhema, ahetana, ahyan.

in einer Zeit, in der die Ausgleichung zwischen den verschiedenen Personen des athematischen Präsens noch nicht vollzogen war, die dritte Pluralperson dieser Präsentia auf *-enti auch den Sieg der Betonung der Endung *-ent in derselben Person sowohl der .zu ihm gehörigen Injunktive (und Imperfekta) wie auch der selbständigen Wurzelinjunktive (und Wurzelaoriste) veranlaßt. Als später das *-enti des Präsens auch der Betonung der übrigen Personalendungen des Plurals und Duals seines eigenen Tempus zum Siege verhalf, bewirkte es auch bei dem zu ihm gehörigen Injunktiv und Imperfektum den Sieg der Betonung der Personalendung in denselben Numeri, aber nicht mehr bei dem für sich stehenden Wurzelinjunktiv und Wurzelaorist. Daß die Wurzelinjunktive der vokalisch auslautenden Wurzeln indogermanisch nicht anders als die der konsonantisch auslautenden betont worden sind, wird man aus ai. ädhäma, ddhäta, Mama, ddäta usw. schließen dürfen. Wenn es daneben gr. e&efiev, Mexe, Mdo/J-SV, edors usw. lautet, so wird das freilich kaum eine griechische Neuerung sein, zumal auch dem ai. ägätäm ein hom. ßarrjv (neben ßrjT>)V, eß^rrjv) gegenübersteht. Es dürfte sich hier vielmehr um dialektische Verschiedenheiten des Indogermanischen handeln; vorgriechisch werden sich eben der ganze Plural und Dual des Wurzelinjunktivs und Wurzelaorists in ihrer Betonung dem Präsens angeschlossen haben. Dabei könnte hier aber auch vorgriechisch die Wurzelbetonung neben der Endbetonung bestehen geblieben sein; wenigstens erklärt sich so am einfachsten die Gleichheit im Wurzelvokal von gr. Sorrjfiev und ai. dsthäma sowie die von g r . eßrj/xev u n d ai.

dgäma.

Der Wurzelinjunktiv zweisilbiger Wurzeln muß auch vorindisch indogermanisch durchweg auf der Personalendung betont worden sein, wie am deutlichsten aus der Übereinstimmung von ai. dbhüma usw. mit gr. SqwjjLev usw. in der Schwundstufe der

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Verbum.

Wurzelsilbe hervorgeht. Vielleicht war hier die Endbetonung von jeher festgehalten worden, weil die zweite Silbe zweisilbiger Wurzeln nicht wohl den Hauptton übernehmen konnte. Da sich gr. evjuev : E(pv). Noch mehr als der Wurzelaorist kommt für einstige Pänultimabetonung auch im Plural und Dual des Aktivs der s-Aorist in Betracht. Die Dehnstufe der Wurzelsilbe herrscht ja hier auch altindisch in allen Personen und Numeri und so auch in der 3. Plur. (dnäüus). Brugmann, Gr. I I I 2 S. 394 bemerkt hierzu, daß die Schwundstufe, die man hier für den Plural und Dual erwarte, aus der arischen Überlieferung nicht zu erweisen sei, und gibt auch zu, daß hom. taav „sie wußten", das er für einen s-Aorist halten möchte, auch durch iS/uev usw. veranlaßt worden sein könne. Auch bemerkt Brugmann selbst Gr. I I I 2 S. 61, daß das Altindische im s-Aorist den Hochton nie auf der Endung zeige, und daß diese Betonung,, weil auch dem griechischen Partizip und Infinitiv des s-Aorists wie dei(ag, del£ai Endbetonung fremd sei, als altüberkommen zu gelten habe. Für das Medium trifft allerdings diese Bemerkung kaum zu, da die vedischen Partizipien auf -asäna wie ariasänd, die zu s-Aoristen zu gehören scheinen, fast durchweg endbetont sind (Whitney 3 § 897). Dagegen zeigen vedisch die aktivischen Partizipien des s-Aorists wie ddksat und säJcsat wirklich Wurzelbetonung: für das Aktiv des s-Aorists ist also Brugmanns Folgerung zwingend. Auch muß die idg. Personalendung der 3. PI. des s-Aorists *-nt, die man aus aw. -at (staiohat) und abg. -f (stase) erschließt, da sie einem Konsonanten folgt, ursprünglich -*ent gelautet haben; dann aber ist dies *-ent unbetont gewesen, und der Hauptton hat, da dem *-ent keine Silbe mehr folgte, auf der Wurzelsilbe gelegen. Wenn aber das dem s-Aorist zu Grunde liegende augmentlose Tempus sich in seiner Betonung überhaupt nicht dem Präsens angeschlossen hat, so wird es diesem

Verbum.

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durch sein s und seine Dehnstufe (und vielleicht auch durch seine ursprüngliche spezielle Funktion, die nirgends mehr erhalten ist) zu fern gestanden haben. Sind die s-Aoriste wirklich von s-Präsentien aus gebildet worden, so wird doch schon zur Zeit der idg. Akzentausgleichung zu keinem s-Aorist mehr ein athematisches dehnstufiges s-Präsens existiert haben. Da auch das Perfektum des Aktivs im Satze meist nicht stärker als das Präsens desselben betont wird, so ist auch bei ihm indogermanisch in den Singularformen, deren Personalendungen ja auch hier einsilbig waren, der Akzent auf die Wurzelsilbe gerückt. Zweisilbige Endungen werden dagegen hier von jeher in der zweiten und dritten Person des Duals existiert haben; denn wenn man auch mit Brugmann, Gr. I I I 2 § 567, 3 den Ausgang der 2. Du. ai. -athus (-athur) und den der 3. Du. ai. -atus (-atur), aw. -atai* als Angleichung an die 3. PI. Perf. (ai. -ur, aw. -ai*) ansehen darf, so werden doch diese Endungen schon indogermanisch vor dem t (th) noch einen Vokal gehabt haben, der arisch als a erhalten ist. Diese Endungen aber, die ihren Ton in den meisten Fällen von ihrer zweiten auf ihre eigene erste Silbe verlegten, werden gewiß dazu beigetragen haben, den Sieg der auf der Personalendung betonten Formen im ganzen Dual und Plural des Perfekts herbeizuführen. Beigetragen hat dazu aber wohl auch die 2. PI. Perf., die ai. auf bloßes -a ausgeht (vidä), das doch wohl für eine der dem Perfektum eigentümlichen idg. Personalendungen zu halten und das idg. wohl eher e oder a als starres o gewesen ist, so daß die Form vor der ältesten Akzentverschiebimg entweder mit der 3. Sg. (ai. veda, gr. olde) oder mit der 1. Sg. (ai. veda, gr. olda) zusammenfiel; die Gelegenheit, die 2. PI. von der ihr gleichen Singularform durch den Akzent zu scheiden, wird hier den Sieg der auf der Personalendung betonten Formen des Plurals und Duals begünstigt haben. In der 3. PI. Perf. scheinen indogermanisch die Dialekte durchaus von einander abgewichen zu sein: während das Arische hier eine einsilbige r-Endung (ai. -ur, z. B. in äsüs, aw. -an* in aiehar'), das Germanische ein auf idg. -nt zurückgehendes -un (got. budun usw.) bietet, zeigt das Altirische ein wohl auf idg. -ritar beruhendes -atar (rergatar) und das Griechische ein aus idg. -nti entstandenes -an (delph. xafteozdxaxi usw.); die Herkunft von lat. -ere (dedere) bleibt allerdings sehr unsicher. In den Dialekten aber mit zweisilbiger Personalendung konnte der Hauptton

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Verbum.

nicht über die erste Silbe dieser Endung hinaus zurücktreten, was vielleicht schon allein genügte, um im ganzen Plural und Dual die Formen mit betonter Personalendung durchdringen zu lassen; von diesen Dialekten aus aber könnte sich der Sieg der Endbetonung im Plural und Dual auch über das übrige Indogermanische ausgebreitet haben. Es wird das um so leichter möglich gewesen sein, als das indogermanische Perfektum dem Präsens in seiner Funktion nicht fern stand und vielfach rein präsentische Bedeutung hatte; dabei könnten besonders die reduplizierenden Präsentia auf das stets reduplizierende Perfektum eingewirkt haben. Beim indogermanischen athematischen Optativ des Aktivs hat man für den Singular Betonung des Moduszeichens -ie- (bzw. der zweiten Silbe von -iie-) aus Formen wie ai. syat, alat. siet aus idg. *siet, *siiet aus *es-iiet, für den Plural und Dual solche der Personalendung aus Formen wie gr. elfiev aus *esimen für *si-men, alat. simus für *sime aus *es-ie-me erschlossen. Danach wurde hier indogermanisch durchweg die Endsilbe betont. Aus der Funktion des Optativs als Potentialis läßt sich das unmöglich herleiten, aber auch nicht wohl aus der als Wunschmodus. Denn wenn wir vielleicht auch Wunschformen des Yerbums etwas häufiger als Aussageformen desselben mit starkem Satzton sprechen mögen, so überwiegt doch auch bei den Wunschformen des Aktivs durchaus der schwächere Satzton. Im wesentlichen wird daher auch die Endbetonung des Optativs auf einer Analogiebildung beruhen. Da der Optativ dieselben Personalendungen wie der Injunktiv hatte, so konnte er sich ja auch sehr leicht nach diesem in der Betonung richten. Beim Injunktiv lag aber nicht nur im Plural und Dual, sondern auch in der 2. und 3. Sg. (vgl. ved. vrndk) der Ton auf der Ultima, diejenige Silbe aber, die in der 2. und 3. Sg. des Injunktivs Ultima war, bildete, von den angetretenen -s und -t abgesehen, im Plural und Dual die der Personalendung voraufgehende Silbe, gerade wie im Optativ das -ie- in der 2. und 3. Sg. nur vor -s und -t, im Plural und Dual aber vor der eine Silbe für sich ausmachenden Personalendung stand. Eine Ungleichmäßigkeit zwischen Injunktiv und Optativ bestand nur in der 1. Sg., in der beim Injunktiv das m, wenn es hinter einem Konsonanten stand, silbisch werden mußte, während es sich an das -ie- des Optativs selbst als Konsonant anschloß (vgl. ai. yunjyäm neben *yunäjam, dyunajam). Wo die 1. Sg. des Injunktivs selbst vor dem -m einen

Verbum.

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Vokal hatte, fehlte jede Ungleichmäßigkeit mit dem Optativ (vgl. ai. dadyäm wie *dadäm, ctdadäm). Beim Imperativ der athematischen Präsentia ist besonders die zweite Person des Plurals merkwürdig, da hier in der vor der Personalendung stehenden Silbe auch Vollstufe (lat. Ite) neben der Schwundstufe (gr. he) auftritt. Vedisch finden sich von Formen ersterer Art: stota, eta, etana, sästdna, hantana; iyarta, dädäta, dadätana, dädhäta, dädhätana, pipartana, juhota, juhotana, yuyöta, yuyötana\ undtta, yunakta, anahtana, pinaSfana; lernota, Jcrnotana,. ¡jrnata, irnotana, hinota, Iiinötana, tanöta, karäta; punäta (Whitney 3 §§ 618, 654, 690, 704, 723). Mit diesen Formen hängen offenbar die entsprechend gebildeten vedischen der zweiten Pluralperson des Imperfektums zusammen, von denen belegt sind: ddadäta, ddadhäta, äjahätana, akrnöta, akmötana (Whitney 3 §§ 658, 707). Hierzu kommt noch von Wurzelpräsentien mit zweisilbiger Wurzel beim Imperativ bravltana, beim Imperfektum abravita, dbravitana (Whitney 3 §§ 618, 621b). Da Imperativformen des Aktivs im allgemeinen mit schwachem Satzton gesprochen werden, so zeigen die vedischen Imperative auf -ta mit vollstufiger Pänultima, die auch meist noch den Hauptton trägt, die akzentgesetzliche und lautgesetzliche Form. Dasselbe gilt auch für die Imperative auf -tana mit vollstufiger Antepänultima, wenn, wie wahrscheinlich, -na hier erst später angetreten ist; andernfalls haben sich die Formen auf -tana nach denen auf -ta gerichtet. Daneben stehen nun hier aber auch vedisch Imperativformen auf -ta mit schwundstufiger Pänultima wie ita (nebst solchen mit schwundstufiger Antepänultima auf -tana wie itana), also mit idg. Endbetonung und ursprünglich starkem Satzton, die an und für sich seltener waren und nur durch Einfluß des Indikativs des Präsens erhalten sein werden. Daß die unbetonten Imperativformen in der 2. PI. nicht allgemein durchgedrungen sind und hier die auf der Pänultima betonten im Gegensatze zu den entsprechenden des Imperfektums vedisch sogar noch häufig auftreten, liegt daran, daß der Imperativ des Präsens als Ganzes seinem Indikativ ferner als die dem Imperfektum zu Grunde liegenden Injunktivf ormen stand, deren Personalendungen im ganzen Singular und in der 3. PI. sich gleichmäßig durch das Fehlen des -i von den indikativisch-präsentischen unterschieden, eine Parallele, an welcher der Imperativ nicht teilnahm. Allerdings wirkten indogermanisch die vom Indikativ des Präsens beein-

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flußten indikativisch-präterital (und selbst präsentisch) fungierenden Injunktivformen auf die imperativisch fungierenden Injunktivformen wieder so weit ein, daß die selteneren unter starkem Satzton erhaltenen endbetonten Nebenformen hier gleichfalls nicht untergingen; dabei wirkte aber der Imperativ auf das Imperfektum so weit zurück, daß sich bei letzterem wieder Formen mit vollstufiger und ursprünglich betonter Pänultima neben denen mit schwundstufiger erhielten. Daherfindensich Formen mit vollstufiger Pänultima im Plural des Imperfektums nur in der zweiten Person und sind auch hier seltener als ebensolche in der entsprechenden Person des Imperativs. In der zweiten Person des Duals des Imperativs bietet derVeda von athematischen Präsensformen mit vollstufiger Pänultima nur hinötam, krnötam, yuyötam, daneben aber auch yuyutam (Whitney3 §§ 604, 654). Die Doppelheit erklärt sich hier ebenso wie bei der 2. PI. Bei der geringeren Häufigkeit des Duals sind Imperfektformen mit vollstufiger Pänultima hier überhaupt nicht im Yeda bezeugt. Bei der dritten Person des Duals fehlen im Veda sogar Imperativformen dieser Art. In der zweiten Person des Singulars des Imperativs des Präsens auf idg. -dhi kommen im Veda mit vollstufiger Pänultima vor: yuyödhi, kiiädhi, grhnähi, grnähi, strnähi, prnähi, |rinähi, punähi, ¡¡rnähi (Whitney3 §§ ¡654,723). Während aber bei den akzentuierten Formen dieser Art in der 2. PI. niemals die Ultima den Ton trägt, tut sie dies doch in der 2. Sg. Imperat. Präs. auf -dhi, -hi; auch von den entsprechenden akzentuierten Formen des Wurzelaorists ist bei yamdhi und bödhi die letzte und nur bei yodhi die vorletzte Silbe betont (Whitney 3 § 839). Daher dürften yuyödhi usw. nur erst altindische Analogiebildungen nach yuyöta usw. sein. Bei der fast durchgehenden Endbetonung von ved. -dhi, -hi aber wird man für den idg. Imperativ auf -dhi Endbetonung anzunehmen haben, wie man das ja auch schon mit Recht wegen der Wiederkehr der Schwundstufe der Wurzelsilbe von ai. ihi, viddhi in gr. Ith, ta&i getan hat. Idg. -dhi, das an den selbst schon imperativisch fungierenden Tempusstamm tritt, kann ursprünglich kaum etwas anderes als ein die Aufforderung entweder verstärkender oder mildernder Zusatz zum Imperativ gewesen sein. War es verstärkend, so erhielt der Imperativ auf diese Weise wahrscheinlich einen starken Satzton, dessen Folge Erhaltung der Endbetonimg

Verbum.

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war. Sollte aber auch der Imperativ auf -dhi gewöhnlich mit schwachem Satzton gesprochen worden sein, so müßte er den Akzent zunächst auf die Pänultima geworfen haben; dann aber könnte der Affekt, mit dem doch der Imperativ nicht selten gesprochen wird, die Endbetonung veranlaßt haben, da der Affekt ebenso gut eine Anfangsbetonung in eine Endbetonung wie eine Endbetonung in eine Anfangsbetonung verwandeln kann (vgl. KZ. 51, 218f.); die Afiektbetonung wäre dann zur allgemeinen Betonung geworden. Hat aber der Imperativ auf -dhi wegen eines starken Satztons (mit dem die Affektbetonung keineswegs identisch ist) Endbetonung erhalten, dann könnte umgekehrt in ai.- ySdhi ein Rest einer idg. Afiektbetonung vorliegen. Bei der athematischen 3. Sg. des Imperativs auf -tu (ai. etu) und der 3. PL auf -ntu (ai. iydntu) ist der Akzent idg. auf die Pänultima gerückt, weil diese Formen gewöhnlich mit ebenso schwachem Satzton wie die meisten aktivischen gesprochen wurden. Was endlich den futurischen Imperativ betrifit, so trug dieser bei athematischer Flexion altindisch stets den Ton auf seiner Endsilbe -täd, und daß diese Betonung bereits die des idg. Imperativs auf *-töd war, hat man richtig aus der Übereinstimmung der Schwundstufe der Wurzelsilbe von ai. vittad mit der von gr. taxo) usw. erschlossen. Nun spricht man freilich einen Imperativ, mit dem man dazu auffordert, etwas an einem Zeitpunkt der Zukunft zu tun, im allgemeinen nicht mit stärkerem Satzton als einem solchen, den man dann anwendet, wenn man etwas sogleich getan wissen will; gleichwohl haben die Indogermanen, wenn sie eben eine besondere Form für den futurischen Imperativ hatten, diesen ursprünglich vielleicht nur dann gesetzt, wenn ihnen an der Ausführung des Befehls viel gelegen war, wie denn noch in der lateinischen Gesetzessprache der futurische Imperativ durch keine andere Imperativform ersetzt werden kann (Delbrück, Vgl. Synt. III, ,360); dann aber hat der Imperativ auf *-töd wegen starken Satztons die Endbetonung beibehalten. Doch war vielleicht auch die Endung -töd (-ted) zur Zeit der Akzentzurückziehung auf die Pänultima noch ein besonderes Wort mit der Bedeutung „in Zukunft" (eigentlich, wie man gemeint hat, „von da an"), vor das erst später proklitisch der endungslose Imperativ trat, ähnlich wie enklitisch der Injunktiv hinter das Wort *e „früher" L o e w e , Der freie Akzent des Indogermanischen.

2

t$

Verbum.

bei Schöpfung des Aorists. Das Zeitadverb enthielt eben einen wichtigeren Begriff als das Verbum selbst. Hat bei den athematischen Verbalformen ursprünglich allgemeine Endbetonung geherrscht, dann ist solche auch einmal bei den thematischen vorhanden gewesen. Und ebenso konnte beim Eintritt der Akzentzurückziehung der Hauptton auch bei den thematischen Formen nur in dem Falle, daß dieselben einen starken Satzton trugen, auf der Ultima verbleiben. Die so erhaltenen endbetonten Formen des Aktivs waren aber zu selten, um bei der Ausgleichung überhaupt einen Einfluß auszuüben. Bei den gewöhnlichen auf der Pänultima betonten Formen des thematischen Präsens des Aktivs blieb der Akzent auf der Persönalendung nur bei -mesi in der 1. PI. und -uesi in der 1. Du. (und, falls die Form schon existierte, auch noch bei-tenain der 2. PL); bei den kürzeren Formen dieser Endungen -ues und -wies (und -te) mußte dagegen der Hauptton auf den Themavokal treten. Stets auf den Themavokal zurückgezogen wurde aber der Akzent bei den gewöhnlichen Formen mit schwächerem Satzton in der dritten Person des Plurals ; das e der zweiten Silbe von idg. *bkere-nti war ja Themavokal, nicht aber wie bei den athematischen Präsentien, z. B. bei *ei-enti, Teil der Personalendung. Nim war es ja bei den athematischen Präsentien in erster Linie die Endung *-enti, welche die Durchführung der Betonung der Personalendung im ganzen Plural und Dual des Aktivs veranlaßte. Bei den thematischen Präsentien aber, bei denen das e von *-enti sich als Themavokal in allen andern Personen wiederfand, mußte dasselbe auch auf Durchführung der Betonung des Themavokals im ganzen Tempus hinwirken; die Personalendungen -mesi und -uesi, die den weniger häufigen ersten Personen des Plurals und Duals zukamen und hier a"uch noch unbetontes -mes und -ues neben sich hatten, blieben ohne Einfluß auf die Ausgleichung. Auf die Wurzelsilbe als Pänultima trat der Akzent bei den thematischen Präsentien im Indikativ nur in der ersten Person des Singulars (idg. *bhere, später *bherö, gr. v, lat. passuum, passum) aus *ei-om und *-eu-om. Daneben steht aber auch noch idg. *-ei-öm (att. nöXemv, abg.

Nomen.

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pqtäjit aus *-eju) und *eu-öm (att. nr\%soy», abg. synovu aus *-ew, got. suniwe) selbst. In den letzteren Formen sieht Brugmann a. 0. § 258 wohl mit Uniecht Angleichungen an den Nominativ des Plurals, zu dem doch sein Genetiv keine engeren Beziehungen als die übrigen Pluralkasus hatte. Wie die Formen in Wirklichkeit zu erklären sind, wird sich weiter unten nach Behandlung des Singulargenetivs der i- und m-Stämme ergeben. In dem zweisilbigen Nominativ des Singulars der Maskulina und Feminina auf -s mußte der Akzent bei den i- und «-Stämmen auf die erste Silbe treten; hier ist sodann in nachtoniger Silbe *-eis zu *-is (ai. gdtis, gr. ßaaig) und *-eus zu *-us (ai. sünüs, gr. nfj'/vq) geworden. Daß es sich wirklich so verhält, wird durch den einsilbigen Nom. Sing. ai. ves (woneben analogisch vis) bewiesen, in dem idg. ei unter dem Hauptton erhalten geblieben ist. In dem endungslosen Nom.-Akk. Sing. N. mußte der Akzent gleichfalls auf die erste Silbe treten, so daß in der zweiten -ei in -i (ai. iüci, gr. IÖQI, lat. mare, ahd. meri) und -eu in -u (ai. mddhu, gr. /¿¿&v, lat. fem, got. faihu) überging. Im Akk. Sing. M. und F. muß bei den i- und «-Stämmen, da ihr Stammesausgang konsonantisch war, ursprünglich m angetreten sein. Wie nun im Akk. Sg. sonst nach dem Muster der Wurzelstämme die unter schwachem Satzton entstandene Form mit betonter Pänultima vor der unter starkem Satzton entstandenen mit betonter Ultima bevorzugt wurde (woher z. B. gr. firjTSQa, nicht *fj,rjTQa), so sollte man bei den i- und «-Stämmen hier als idg. Ausgänge -ei-m und -eu-rn erwarten. Ein Rest dieser Bildungsweise liegt auch wahrscheinlich in homer. evqea vor. Gewöhnlich aber zeigen die ¿-Stämme und «-Stämme im Akk. Sg. als idg. Ausgänge -im (ai. gätim, gr. ßämv, lat. sitim) und -um (ai. sünüm, gr. nfjyvv, lat. fructum), die nur analogisch nach der e/o-Deklination geschaffen worden sein können. Bei den e/o-Stämmen hatte sich dadurch, daß sie im Akk. Sg. den Wurzelstämmen in der Bevorzugung der paroxytonen Form folgten, wie bei den Wurzelstämmen selbst eine Übereinstimmung im Akzent des Akk. Sg. mit dem Nom. Sg. ergeben (*ekuos : *ekuom : *peds : *pedm); bei der engen Funktionsverwandtschaft aber, die man zwischen diesen beiden Kasus empfand, konnten sich hier an die e/o- Stämme leicht Klassen anschließen, bei denen wie bei den i- und «-Stämmen die Umbildung nach einer streng proportioneilen Analogie erfolgen konnte loewe,

Der freie Akzent des Indogermanischen.

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Nomen.

(-'o« : -om = -eis, -eus : -eim, -eum). Erst nach den Singularakkusativen auf -im und -um (aus -ejm und -eum) wird man auch die Pluralakkusative auf -ins und -uns gebildet haben (-om : -ons == -im, -um : -ins, -uns). Der Gen. Sing, der i- und «-Stämme war gewöhnlich durch Anfügimg eines bloßen -s gebildet worden und erscheint mit dem abgetönten Ausgange -ms (ai. matés, got. anstais, lit. naktës) oder -aus (ai. sünös, got. sunaus, lit. sünaüs). Das stammbildende Suffix stand hier also in der Endsilbe, die im Genetiv den Hauptton behalten mußte; daher ihre Vollstufe, die erst später Abtönung erfuhr. Neben der Bildung mit bloßem -s findet sich aber im Genetiv auch bei den i- und «-Stämmen eine solche mit -es oder -os (ai. âvyas, aryâs, ion. ßaaiog; ai. paèvds, ion. yovvôç aus *yovfàç). Wenn diese Formen bereits aus dem Indogermanischen stammen, so ist hier -ies (-ios), -ies (-ios) regelrecht aus -ei-és sowie -ues (-uos), -ues (-uos) regelrecht aus *eu-es entstanden. Die gewöhnliche Form des Gen. Sg. der i- und «-Stämme hat auf die ihres Gen. PI. eingewirkt. Der Gen. PI. verdankt ja die Erhaltung seines Akzents auf der Kasusendung wahrscheinlich hauptsächlich dem Einflüsse des Gen. Sg., der zugleich ablativisch fungierte (vgl. oben S. 22). Trug nun aber der Gen. Sg. selbst seinen Akzent auf dem stammbildenden Suffix, so konnte dieser Umstand auf Betonung des stammbildenden Suffixes auch im Gen. PI. hinwirken, obgleich dies Suffix bei letzterem Kasus nicht die letzte, sondern die vorletzte Silbe bildete. Nun wird aber der Genetiv im Satzganzen vielleicht sogar häufiger schwach als stark betont, wodurch nun auch noch im Gen. PI. die Betonung des stammbildenden Suffixes als die der vorletzten Silbe begünstigt war. So erhielt sich hier indogermanisch die Betonung des stammbildenden Suffixes (att. nofecov usw.) neben derjenigen der Kasusendung (gr. âxQtojv usw.), welche letztere sich an die der übrigen Klassen anschloß. Der endungslos gebildete, dehnstufige Lokativ des Singulars der ¿-Stämme (ai. sruta, hom. nôXrjï wohl für *Jiob], got. Dat. anstai) und «-Stämme (ai. sünäü, lat. noctü, got. Dat. sunau) mußte als ein sogenannter schwacher Kasus die Betonung auf der letzten Silbe, also gerade wie der Genetiv derselben Stammesklassen und der endungslose Lokativ der r-Stämme auf dem stammbildenden Suffix wahren, das deshalb auch hier keiner Kürzung unterlag.

Nomen.

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Im Dativ des Singulars, den auch die ¿-Stämme und «-Stämme vorwiegend mit seiner gewöhnlichen Endung -ai bildeten, findet sich als Ausgang sowohl idg. -iai (ai. pätye) und -uai (ai. krätve) wie idg. -ejfli (ai. gdtaye) und -euai (ai. sündve). Hier stehen nur die ersteren Formen, die Erhaltung der Endbetonung voraussetzen, im Einklang mit der gewöhnlichen Dativbetonung. Bei idg. -e%ai und -euai ist die im Dativ seltenere Pänultimabetonung deshalb durchgedrungen, weil sie hier das stammbildende Suffix traf, und der Dativ sonst dieselbe Betonungsweise wie der Genetiv und Lokativ hatte, in diesen beiden Kasus aber bei den i- und u-Stämmen das stammbildende Suffix betont wurde. Über den indogermanischen Instrumental des Singulars der ¿-Stämme auf -t (ved. matt) und -i (ved. prd-yukti) und der uStämme auf -ü (gthaw. xratü) und -u (aw. ma lnyu) läßt sich hier nichts sagen, weil seine Entstehungsweise nicht klar ist. Unklar ist auch die Entstehung des Nominativ-Akkusativs des Duals der maskulinen und femininen i-Stämme auf -i (ai. maft, lit. naktl, abg. noUi) und der m-Stämme auf -ü (ai. sünÜ, lit. sünu, abg. syny). Doch möchte ich die Vermutung wagen, daß die Form endungslos mit dynamischer Dehnung des stammbildenden Suffixes, also zunächst auf -ei, -eu gebildet, und daß, als der Akzent von der Endsilbe auf die Anfangssilbe getreten war, -ei zu i und -eu zu -ü gekürzt wurde. Die gleiche Vermutung hege ich auch für die entsprechende Bildungsweise des Nominativ-Akkusativs des Plurals des Neutrums beider Klassen (ved. ¿ilci, wonach tri; purü). Der Dativ-Ablativ-Instrumental des Duals zeigt bei den iund u- Stämmen die durch Endbetonung veranlaßte Schwundstufe des stammbildenden Suffixes (ai. gätibhyäm, lit. naktim, abg. noifäma; ai. süwübhyäm, lit. sünum, abg. synüma). Das gleiche gilt auch vom Genetiv-Lokativ desselben Numerus, wie er altindisch ( gdtyös, sünväs) erhalten ist. Ebenso für den Nominativ-Akkusativ des Duals des Neutrums, der mit demselben i- wie bei den konsonantischen Stämmen gebildet ist (ved. iiiei mit idg. i aus -m; « m ) . Bei den n-Stämmen hat das Altindische die ältesten Abstufungsverhältnisse gewahrt. In fast allen sogenannten schwachen Kasus erscheint hier beim stammbildenden Suffix noch die Schwundstufe infolge ursprünglicher Betonung der Kasusendung (r^jiiä, rijfie, rätjnas-, rijabhyäm, räjfiös; rajnas, räjabhis, räjabhyas, rdjfläm, 3*

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Nomen.

rdjasu). Eine Ausnahme bildet nur der Lokativ des Singulars, der zwar auch mit Schwundstufe des stammbildenden Suffixes {rajrii), aber auch mit Vollstufe desselben (rajani) gebildet werden konnte. Auch hier ist das schwundstufige -ni der ursprüngliche Ausgang der Form und -ani erst durch Antritt des Lokativsuffixes -i an den endungslosen Lokativ auf -an (ved. uddn, härmcm, heman usw.), also in derselben Weise wie -ari bei den r-Stämmen, entstanden. Der endungslose Lokativ mußte natürlich auch bei den n-Stämmen den Hauptton auf dem stammbildenden Suffix als seiner Endsilbe bewahren. Die Endbetonung des endungslosen Lokativs ist auch noch in dem griechischen Adverb alev zugleich mit der Vollstufe und der e-Färbung, die beim stammbildenden Suffix gleichfalls ein Zeugnis für die Stelle des Haupttons bildet, erhalten. Schwundstufe im stammbildenden Suffix zeigt altindisch auch der Nom.-Akk. Sing, des Neutrums auf -a (nama), da hier der Hauptton schon nach der ältesten indogermanischen Akzentregelung auf die vorletzte Silbe übergegangen war. Wenn sich die Schwundstufe in der Endsilbe des Nom. Sing, des Maskulinums, in dem auch nur die Anfangssilbe betont worden sein kann, nicht zeigt (ai. räjä), so liegt das daran, daß sie hier indogermanisch durch die Dehnstufe ersetzt wurde, die hier ja auch bei den maskulinen und femininen r-Stämmen (ai. bhrätä, gr. tpQarrjg; ai. mäta, gr. firjxrjQ usw.) und Wurzelstämmen (ai. fad, dor. 7id>q, lat. pes) erscheint. (Der lange Vokal des Nom. Sg. ist hier zunächst wohl bei den Wurzelstämmen in die übrigen starken Kasus, die den gleichen Akzent wie der Nom. Sg. hatten, eingeführt worden, dann nach diesem Muster auch bei einem Teile der r-Stämme und bei den n-Stämmen; daher ai. rajänam, rajänäu, rajänas.) Ersetzt worden ist die Schwundstufe durch die Dehnstufe auch in dem vedischen Nom.-Akk. PI. N. auf -ä wie in ähä, namä. In der gewöhnlichen altindischen Bildung auf -äni (ahäni, namäni) läßt sich Schwundstufe anstatt der Dehnstufe um so weniger erwarten, als der indogermanische Akzent hier das stammbildende Suffix selbst als die vorletzte Silbe des Wortes treffen mußte. Wenn der Nom.-Akk. Du. N. altindisch außer auf -ni (namni) wie »regelrecht als sogenannter schwacher Kasus auch auf -ani (namäni) endigen konnte, so beruht das auf Einfluß der Doppel-

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formigkeit im Lokativ des Singulars, mit dem der Nom.-Akk. Du. des Neutrums durch die Vokalqualität seiner Endung assoziiert war (närmi : namani = nämrii : ndmam). Daß der Akzent im Nominativ des Singulars auf der Wurzelsilbe lag, bezeugen die europäischen Sprachen größtenteils durch die Abtönung der Endsilbe, so das Lateinische (homo), Baltoslawische (lit. akmu, abg. kamy) und Westgermanische (ahd., as. hano, ags. hona). Das auf -en zurückgehende aisl. -e (harte, urn. -a, -q in Wiwila, Hqritdq) beruht auf einer Angleichung an den Genetiv und Dativ (Lokativ) des Singulars zu einer Zeit, da diese Kasus selbst noch nordisch (wie gotisch und althochdeutsch) e-Färbung im stammbildenden Suffix aufwiesen. Das Griechische hat hier bei den meisten Wörtern die o-Färbung des Nom. Sg. durch die übrigen Kasus geführt, teils mit Beibehaltung der Betonung der Anfangssilbe (z. B. in äx/ncav, äx/iovog), teils mit Übernahme derjenigen des stammbildenden Suffixes von den übrigen Kasus (z. B. in kifidbv, keificövog); bei dem kleineren Teile der Wörter hat es dagegen die e-Färbung zugleich mit Betonung des stamm bildenden Suffixes von den obliquen Kasus auch auf den Nominativ übertragen (z. B . in lifj,tfv, fafievog). Dehnstufe kommt bei den n- Stämmen auch im Nom.-Akk. Sg. des Neutrums vor, und hier weist auch das aisl. -a (hiarta) in Übereinstimmung mit got. -ö (hairtö), ags. -e (eage), as. -a (herta), ahd. -a (herza) auf o-Färbung der letzten Silbe (also auf indogermanische Unbetontheit), wie die entsprechende Vertretung im Nom. Sg. der Feminina (aisl. tunga, got. tuggö, ags. tunge, as. tunga, ahd. zunga) bestätigt. Daß auch die meisten neutralen n-Stämme des Litauischen einmal o-Färbung in der Endsilbe des Nom. Sg. besessen haben, ergibt sich aus Maskulinformen wie szelmü „Giebel", das dem altbulgarischen Neutrum slSmq „Balken" entspricht (Brugmann, Gr. I I 2 , 2 § 135). Da hier das Litauische in der Vokalfärbung zum Germanischen stimmt, so beruht hier die e- Qualität von abg. -q (s&mq, ime usw.) auf Beeinflussung durch die obliquen Kasus. Die altindisch herrschende Schwundstufe (idg. der Endsilbe des Nom.-Akk. Sg. N. findet- sich im Verein mit der Anfangsbetonung im Griechischen wieder (övofia wie ai.näma). Auch altirisch (ainm n-) steht hier Schwundstufe, und auch italisch -en (lat. nömen, umbr. numem) ist hier für solche zu halten.

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Im Nom.-Akk. PI. des Neutrums ist im stammbildenden Suffix e-Stufe zu erwarten, da hier der Hauptton um eine Silbe von der Ultima zurückgezogen werden mußte. Die e-Stufe hat sich hier auch slawisch (abg. imena) und wohl auch lateinisch (nòmina) erhalten. Die Dehnstufe des Altindischen findet sich in got. -öna (augöna), ags. -an (éagan) aus idg. -önä wieder, wobei die o-Qualität wohl auf Einfluß der entsprechenden Singularform beruht, aus der ja die Pluralform erst hervorgegangen war und mit der sie noch lange in Berührung geblieben ist. So erklärt sich wohl auch die Schwundstufe der übrigen germanischen Dialekte (idg. -ma), wie sie in ahd. -un (ougun), as. -on (ögon), aisl. -o (augo) vorliegt, aus einer alten Anlehnung an die Betonung des Nom.-Akk. Sg. des Neutrums auf der Anfangssilbe. Doch beruht got. namna wohl erst auf Durchführung der Schwundstufe vom Gen. PI. namne aus, nach dem ja auch der Dat. PI. namnam gebildet worden ist. Auch im übrigen hat das Germanische die meisten Verschiedenheiten im stammbildenden Suffix bei den ¡einzelnen Kasus erhalten. Im Gen. PL, dessen Endung nach der ältesten Akzentregelung betont geblieben sein muß, zeigt das n-Suffix noch Schwundstufe in got. atihsné, ags. oxna, got. abne, namne. Ähnlich verhält es pich mit dem Dat. (Instr.) PL, wo germ. -um in aisl. honom, ags. honum wahrscheinlich zunächst auf ein -unmiz zurückgeht. Auch das Gotische hat die alte Bildungsweise noch in atihsum 1. Kor. 9, 9 bewahrt.1) Im Singular zeigt der germanische Dativ, d. h. der ursprüngliche Lokativ Vollstufe des stammbildenden Suffixes in Übereinstimmung mit dem altindischen Lokativ auf -ani (rdjani). Dabei muß hier aber das -an des Angelsächsischen (honan) und Altisländischen (hana) auf Einfluß des Akk. Sg. beruhen, da das Gotische und das Deutsche hier im Gegensatze zum Akk. Sg. e-Färbung aufweisen (got. hanin, as. hanen, ahd.-mitteld. hanen, oberd. hanin). Das germanische e, das hier mit gr. alèv in Einklang steht, zeigt also, daß der altindische Lokativ auf -ani auf einer bereits indogermanischen Erweiterung des endbetonten endungslosen Lokativs durch -i beruht. Die gewöhnliche gotische Form auf -am beruht auf Durchführung des eigentlich nur dem Nom. PI. zukommenden a durch den ganzen Plural

(hanans, hanane, hanam, hanans). Über die Pluralformen der übrigen germanischen Dialekte vgl. Verf. Germ. Sprachw. II», 29.

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Der Genetiv des Singulars bietet in allen germanischen Dialekten dieselbe Vokalstufe wie der aus dem Lokativ erwachsene Dativ: ags. honan, aisl. hana, aber got. hanins, as. hanen, ahd. mitteld. hanen, oberd. hanin. Wegen dieses Parallelismus ist auch hier die e-Stufe für ursprünglich zu halten; angelsächsisch ist hier das α durch den ganzen Singular, altisländisch durch alle Kasus des Singulars bis auf den Nominativ geführt worden. Da im Gen. Sg. der Hauptton indogermanisch auf der Kasusendung geblieben war, so sollte man hier für das stammbildende Suffix eigentlich Schwundstufe erwarten. Wenn der Genetiv hier e-Stufe, also dieselbe Yokalstufe wie der Lokativ zeigt, so beruht das zunächst auf Einfluß der Wurzelstämme. Man könnte dabei annehmen, daß zuerst für das -en- des Genetivs Schwundstufe eingetreten und dann das e, das in dem haupttonigen -en- des Lokativs erhalten war, von diesem Kasus aus wieder in den Genetiv gedrungen wäre. Wahrscheinlicher aber ist, daß in dem betreffenden indogermanischen Dialekt der Genetiv schon vor Eintritt des Vokalschwundes in vortoniger Silbe nach dem Muster des Lokativs den Hauptton auf das stammbildende Suffix geworfen oder daß er überhaupt schon unter solchem Einfluß den Hauptton, der bei schwachem Satzton auf das stammbildende Suffix als Pänultima gerückt war, auf diesem festgehalten hat. Es konnte sich nämlich durch die Wurzelstämme sehr leicht das Gefühl bilden, daß der Hauptton im Nominativ und Akkusativ des Singulars um eine Silbe weiter zurück als im Genetiv, Lokativ, Dativ und Instrumental desselben Numerus zu liegen hätte. Bei den i- und den uStämmen, bei denen im Singular der Hauptton nach der ältesten Akzentregelung beim Nominativ und Akkusativ auf der ersten und beim Genetiv und Lokativ auf der zweiten Silbe ruhte, ist derselbe ja auch beim Dativ von der dritten Silbe teilweis auf die zweite gerückt. Die i- und die «-Stämme konnten aber auch sehr wohl schon im Verein mit den Wurzelstämmen auf die w-Stämme einwirken. Dazu kam, daß, wie ich weiter unten darlegen werde, Akzent in gleicher Weise wie die Wurzelstämme wechseln ließen. Zu berücksichtigen ist auch, daß auch bei den w-Stämmen indogermanisch bloßes -s als Endung des Genetivs selbst vorkam, wie ein solches z. B. für ai. ahan aus *ähans anzunehmen ist. Daß hier beim stammbildenden Suffix e-Stufe herrschte und des-

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Nomen.

halb auch der Akzent in ähan erst später zurückgezogen worden sein wird, zeigt das Altirische, wo -e aus -ens regelmäßig im Genetiv der neutralen w-Stämme (z. B. in imbe von irrib) erscheint (Brugmann, Gr. I I 2 , 2, § 145). Hier mußte die Silbe -ens als letzte des Genetivs den Hauptton bewahren. Diese Form des Genetivs wird aber, wenn sie auch in dem vorgermanischen Indogermanisch etwas häufiger vorkam, auch auf die bei den n-Stämmen gewöhnliche auf -es eingewirkt haben. Fügen sich im Germanischen bei den w-Stämmen auf der einen Seite Genetiv und Lokativ des Singulars zu einer kleinen Gruppe zusammen, so auf der andern Nominativ des Singulars, Akkusativ des Singulars und Nominativ des Plurals (dessen Form auch der Akkusativ des Plurals angenommen hat). Dabei gehen hier aber die einzelnen germanischen Dialekte auseinander, indem das Gotische, Altisländische und Angelsächsische im Akk. Sg. und Nom. PI. a aus idg. o, das Altsächsische und Althochdeutsche aber o (u) vor n, also ursprünglich Schwundstufe aufweisen (Akk. Sg. got. hanan, aisl. hana, ags. honan, as. hanon, ahd. md. hanon, obd. hanun; Nom. PI. got. hanans, aisl. hanar [nach Akk. PI. hana], ags. honan, as. hanon, ahd. md. hanon, obd. hanun). Wo o-Stufe und Schwundstufe beim stammbildenden Suffix an der gleichen Stelle auftreten, wird die betreffende Silbe sich nicht germanisch in ihren Lauten anderen Formen angeglichen haben, sondern indogermanisch unbetont gewesen sein. Indogermanisch schwand ja auch ein hinter dem Hauptton stehendes e, wenn wie im Nom. Sg. der ¿-Stämme der ihm folgende Laut selbst sonantische Funktion übernehmen konnte; beim stammbildenden Suffix aber drang die Abtönung nur in nichthaupttoniger Silbe durch. Indogermanisch dialektisch wurde hier eben das in imbetonter Silbe geschwundene e des stammbildenden Suffixes nach dem Genetiv und Lokativ des Singulars frühzeitig wiederhergestellt und unterlag nunmehr der Abtönung. War aber dies Suffix im Akk. Sg. und Nom. PI. unbetont, so hat hier der Hauptton nicht auf der dritten, sondern auf der ersten Silbe gelegen. Die w-Stämme waren hier also ganz (wie die i- und u- Stämme wenigstens im Akk. Sg.) der Analogie der Wurzelstämme (sowie der e/o-Stämme und iä-Stämme) gefolgt, bei denen außer im Nom. Sg. auch im Akk. Sg. und Nom. PI. der Hauptton auf der ersten Silbe lag, die zugleich die Wurzelsilbe war, und die derjenigen Silbe unmittelbar vor-

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aufging, die im Genetiv und Lokativ des Singulars den Hauptton trug. Das Italische und das Baltoslawische haben, vom Nom. Sg. abgesehen, die alten Abstufungs- und Abtönungsverhältnisse verwischt. Wenn das Baltoslawische das c durch alle übrigen Kasus geführt hat, so ist es fraglich, ob das e im Yorbaltoslawischen auf dieselben Kasus wie im Vorgermanischen beschränkt war, oder ob hier vielleicht der Akk. Sg. (lit. äkmeni, abg. kamem) und Nom. PI. (lit. äkmens, abg. Jcamene) den Hauptton in indogermanischer Zeit auf der Mittelsilbe behalten und daher das e derselben nicht verändert hatten. Eher könnte das Voritalische zum Vorgermanischen gestimmt haben, da lateinisch nur ein Teil der n-Stämme (z. B. homo, hominis, hominem aus -*enis, -*enem) das e mit Ausnahme des Nom. Sg. auf alle Kasus ausgedehnt, der andere aber (z. B. edo, edönis, edönem) die o-Färbung (freilich mit der ursprünglichen Quantität des Nom. Sg.) verallgemeinert hat. Unter den es-Stämmen haben die Neutra die Betonung der Anfangssilbe in allen Kasus noch vor Auflösung der indogermanischen Urgemeinschaft durchgeführt, wie die Übereinstimmung zwischen dem Altindischen (jdnas, jdnasas) und Griechischen (yivog, yevsog) zeigt. Mit Recht hat man jedoch aus den vedischen Infinitiven auf -äse wie rfijdse, tujdse auf ursprünglich wechselnde Betonung auch bei den neutralen es-Stämmen geschlossen. Anfangsbetonung kann nach der ältesten Akzentregelung nur der einzige zweisilbige „starke" Kasus, der Nom.-Akk. Sg., gehabt haben. Dem entspricht es durchaus, daß dieser Kasus der einzige ist, der in der zweiten Silbe Abtönung aufweist (vgl. gr. yevog, lat. genus, abg. slovo gegenüber gr. yeveog, lat. generis, abg. slovese usw.). Den Hauptton auf der zweiten Silbe getragen haben können bei den neutralen es-Stämmen nach Wirkung des ältesten Akzentgesetzes ursprünglich nur der Nominativ-Akkusativ des Plurals als „starker" dreisilbiger Kasus und der endungslose Lokativ des Singulars als „schwacher" zweisilbiger. Von letzterem liegt ein erstarrter Rest noch in lat. penes (neben penus, -oris „das Innere") vor; im Kasussystem hat sich die Form noch im altirischen Dativ der Neutra auf -es wie taig (aus *tagis; Thurneysen BB. 8, 269 Fußn. u. Handb. d. Altir. § 328) und mit angehängter Postposition -e auch noch im altbulgarischen Lokativ auf -ese (slovese) erhalten

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(Brugmann Gr. I I 2 , 2, § 175). Isolierter Best eines endungslosen Lokativs eines nicht neutralen es-Stammes ist gr. alig (neben Akk. aioj aus *aifoaa), dessen Endsilbe zugleich noch Hauptton und e-Färbung gewahrt hat. In allen übrigen Kasus der neutralen es-Stämme muß der Hauptton ursprünglich auf der Endung verblieben sein. Nur wird der Lokativ auf -i, da er auch in dieser Klasse erst aus dem endungslosen Lokativ weitergebildet sein wird, den Hauptton von vornherein auf dem stammbildenden Suffix getragen haben. Sehr deutlich zeigt sich der ursprüngliche Unterschied zwischen Lokativ und Dativ noch in den vedischen Infinitiven stSsi und stu&i\ mit letzterem stimmt auch noch jiSi überein (Whitney, Skr. Gr. 8 § 973b). Hier war bloßes -s, nicht -es an die Wurzel getreten, so daß nur zweisilbige Kasusformen entstanden, bei denen sich wenigstens im Dativ die Endbetonung wie bei den zweisilbigen Dativen der Wurzelstämme (ai. fade, väce) und r-Stämme (ai. fitri) erhielt. Im Lokativ aber zeigt sich ein deutlicher Unterschied von den Wurzelstämmen, bei denen, weil -i hier als Endung alt war, der Ton auf der Ultima verblieb (ai. padi, väcti), dagegen eine Übereinstimmung mit den r-Stämmen (ai. pitdri), weil -i bei diesen an einen früheren endungslosen Lokativ getreten war. Wenn nun aber der Hauptton bei den altindischen dativischen Infinitiven auf -ase (idg. -esafy wie rrijäse, tujdse im Gegensatze zu denen auf -se (idg.-sajj) wie stu&t, ji&e auf die vorletzte Silbe getreten war, so lag das wieder an der Dreisilbigkeit der ersteren Formen. Diese Akzentzurückziehung war, wie schon für ähnliche Fälle bemerkt, keine lautgesetzliche, sondern ist noch im lebendigen Paradigma nach dem Muster des Lok. Sg. und Nom.-Akk. PL erfolgt: nur bewirkte die Begünstigung des Haupttons auf der Mittelsilbe dreisilbiger Formen, daß hier der kleinere Teil der Kasus über den größeren den Sieg davontrug. Die meisten Infinitive auf ai. -ase (idg. -esai) sind schon aus dem System ausgeschieden, als die Neutra auf-es,-os in den meisten Kasus noch die Mittelsilbe betonten: daher fnjdse, tujdse usw. Doch traten noch weitere Formen auf -ase als Infinitive aus dem System aus, als schon die allgemeine Anfangsbetonung durchgeführt worden War: so ai. bhdrase, Mrase u. a. Die Durchführung der Anfangsbetonung bei den Neutra auf -es, -os war der letzte Akt unter den verschiedenen Akzentverschiebungen in dieser

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Klasse und hat sich erst nach Durchführung der Abtönung (vgl. gr. yévoç, yéveoç, lat. genus, generis) eingestellt. Die noch indogermanisch geschehene Verallgemeinerung der Anfangsbetonung bei den substantivischen Neutra äuf -es, -os ist erfolgt, um die bis dahin nur im Nominativ und Akkusativ des Singulars durchgeführte Scheidung von den Adjektiva auf -es vollständig zu machen. Durch die älteste Akzentregelung war zwischen den Neutra auf -es und den Adjektiva auf -es dadurch ein Unterschied bewirkt worden, daß der Hauptton bei letzteren im Akkusativ des Singulars des Maskulinums und Femininums nicht wie im Akkusativ des endungslosen Neutrums auf die Wurzelsilbe, sondern nur auf das stammbildende Suffix als vorletzte Silbe gerückt war z. B. in *dus-menés-rrt, (gr. ôva-/j,evêa) neben *ménes (gr. fiévoç, ai. mdnas) : Im Nominativ des Singulars dagegen, der auch bei den Adjektiven endungslos gebildet worden war, mußten diese nach der ältesten Akzentregelung gleichfalls die Wurzelsilbe betonen, wenn auch im Maskulinum und Femininum Dehnung des stammbildenden Suffixes stattfand (also ursprünglich *-ménës im Mask. und Fem., *-mènes im Neutrum wie hier beim Substantivum). Doch hatten die Adjektiva als Kasus mit Betonimg des stammbildenden Suffixes auch noch den Nom.-Akk. Du. und den Nom. Pl. des Maskulinums und Femininums vor den substantivischen Neutra voraus. Dies Vorhandensein mehrerer den substantivischen Neutra fehlenden Formen mit Betonung den stammbildenden Suffixes bei den Adjektiva hat gewiß dazu beigetragen, daß die Adjektiva auch im Nominativ des Singulars sowohl des Maskulinums und Femininums wie in dem des Neutrums den Hauptton auf das stammbildende Suffix warfen, wodurch sie als Oxytona vom substantivischen Neutrum differenziert wurden (daher z. B. gr. evfievrjç, ev/xevéç neben dem Substantiv ¡xèvoç). Wie man sieht, hat diese Differenzierung der Adjektiva von den substantivischen Neutra noch vor der Abtönung stattgefunden. Erst eine Folge dieser Differenzierung der Adjektiva von den substantivischen Neutra war die erst nach der Abtönung geschehene der substantivischen Neutra von den Adjektiven durch Verallgemeinerung der Anfangsbetonung. Auch bei den maskulinen und femininen substantivischen es-Stämmen muß ursprünglich ähnlich wie bei den neutralen der Akzent in den sogenannten schwachen Kasus auf der Ultima ge-

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legen, haben, wovon sich noch ein erstarrter Rest in dem Instrumental ai. bhiSä „aus Furcht" neben dem Akk. bhiydsam und (danach umgebildetem) Instr. bhiydsä erhalten hat. Die Wurzelsilbe kann auch bei den nicht neutralen es-Stämmen den Hauptton nur im Nom. Sg. getragen haben. Daß der Akzent hier indogermanisch nooh ein wechselnder war, zeigt das Gegenüber von äol. avutg, hom. rjwg, lat. aurör-a einerseits und ai. rnds- andrerseits; die Vollstufe kann hier nur dem auf der Anfangssilbe betonten Nom. Sg. entstammen, die Schwundstufe von ai. uSas- nur den übrigen Kasus einschließlich des Akk. Sg., Nom.-Akk. Du. und Nom. PL, bei denen der Hauptton nach der ältesten Akzentregelung nur auf die zweite als die vorletzte Silbe gerückt war. Ähnliche Abstufungsverhältnisse wie die einfachen es-Stämme zeigen auch die Komparative auf -¿es, -jos. Beachtenswert sind hier die Adverbia auf idg. -is wie lat. magis, got. mins, ahd. min aus *minniz neben got. minniza, die man wohl mit Brugmann, Gr. I I 2 , 2 § 424c für ursprüngliche Nominativ-Akkusative des Neutrums halten darf. Für diesen Kasus ist ja als für einen zweisilbigen „starken" des Singulars indogermanische Anfangsbetonung anzunehmen; das -jes in nachtoniger Silbe mußte doch wohl, da das j zum Sonanten werden konnte, seinen Vokal verlieren; freilich ist dieser Vokal noch vor Eintritt der Abtönung sowohl im Nominativ-Akkusativ des Neutrums wie im Nominativ des Maskulinums und Femininums nach den übrigen Kasus wiederhergestellt worden. Bei den Komparativen ist die Anfangsbetonung des Nominativs des Singulars verallgemeinert worden. Daß der feste Akzent auf der Anfangssilbe, wie er bei den Komparativen altindisch auftritt, schon indogermanisch war, hat man mit Recht aus griechischen Formen, die wie ijdiov nicht durch das Dreisilbengesetz berührt werden konnten, und aus germanischen, die wie got. jühiza neben juggs, ahd. Ithiron neben alt den stimmlosen Spiranten hinter der Anfangssilbe erhalten haben, erschlossen. Daß die Anfangsbetonung im Komparativ noch vor Entstehung der Abstufung verallgemeinert und auch auf Formen mit zweisilbigem Stamm auf -1 vor dem Komparativsuffix übertragen wurde, wird z.B. durch ai. prdthiyas- neben prthti- wahrscheinlich gemacht. Die Verallgemeinerung der Anfangsbetonung bei den Komparativen fällt deswegen auf, weil bei fast allen Positiven der Adjektiva die Betonung der Endsilbe allgemein durchgeführt worden ist. Diese

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Erscheinung hat ihren Grund in der komparativischen Bedeutung selbst: wollte man den Begriffsinhalt des Adjektivs steigern, so ließ sich das lautlich oder akzentuell am besten an der Wurzelsilbe, die •den Begriffskern enthielt, zum Ausdruck bringen. Die Perfektpartizipien auf idg. -ues lassen in der ihnen im Altindischen zukommenden Gestalt die ursprünglichen Akzentverhältnisse größtenteils noch deutlich erkennen. Die in irgend einer Weise auf die Vollstufe zurückgehende nasalierte Dehnstufe des stammbildenden Suffixes -ues steht hier noch gewöhnlich in den meisten sogenannten starken Kasus (vidván, vidváñsam, vidváñsau, vidváñsas, vidvañsi), die Schwundstufe durchweg in allen sogenannten schwachen mit vokalisch anlautender Endung (vidüSä, vidúée usw.). In allen schwachen Kasus mit konsonantisch anlautender Endung erscheinen Formen des stammbildenden Suffixes idg. -uet (vidvddbhyäm, vidvádbhis, vidvádbhyas, vidvátsu), ebenso aber auch im Nom.-Akk. Sg. S . (vidvát). Das sind dieselben „mittleren" Kasus, in denen bei den Partizipien der athematischen Präsentia der Akzent auf dem stammbildenden Suffix, nicht auf der Endsilbe ruht. Die Verteilung zwischen den Formen der beiden stammbildenden Suffixe des Perfektpartizips ist also wohl in einer Zeit geregelt worden, in der die mit -ues gebildeten schwachen Kasus noch den Hauptton auf der Endung trugen; man vergleiche adát, adádbhis mit vidvát, vidvádbhis, aber adata, adaté mit vidúéd, vidú^e. Bei den Formen mit -uet kann der Akzent noch vor Auflösimg der indogermanischen Urgemeinschaft in allen schwachen Kasus auf das stammbildende Suffix, das.ja die Mittelsilbe war, gerückt sein, wofür auch die Übereinstimmung der Betonimg von ai. vidvádbhis usw. mit der von gr. eídórog usw. in Betracht kommt. Sowohl die Betonung des stammbildenden Suffixes wie die der Kasusendung mußte in der Wurzelsilbe Schwundstufe bewirken. Diese herrscht auch durchaus im Altindischen (vidvan, vidúéá; tasthivan, tasthúéd usw.). Griechisch zeigt sich hier hingegen öfters die e-Stufe, so in sldóg, sixcóg, messen, xexkeßmq, herakl. £QQr¡yd)q, das man aus eQgrjyela gefolgert hat. Daß die e-Stufe hier alt ist, beweist die Übereinstimmung in diesem e zwischen gr. sidág und dem gotischen zum Substantiv gewordenen mit der Suffixform idg. -uet gebildeten weitwöds. Das e in der Wurzelsilbe setzt aber auch Wurzelbetonung voraus wie ebenso das d von weitwöds Unbetontheit des stammbildenden Suffixes. Es stimmt das dazu, daß

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wenigstens ein Kasus, aber gerade der gebräuchlichste, der Nominativ des Singulars (sowohl des Maskulinums wie des Neutrums) idg. auf der Wurzelsilbe als seiner vorletzten Silbe betont worden sein muß. Auch die Nomina mit Vokal und folgendem Verschlußlaut als Suffix mußten indogermanisch den Ton im Nominativ (beim Neutrum auch im Akkusativ) des Singulars auf der ersten, im Akkusativ des Singulars und Nominativ-Akkusativ des Duals der Maskulina und Feminina sowie im Nominativ (beim Neutrum auch im Akkusativ) des Plurals auf der zweiten, in allen schwachen Kasus aber auf der dritten Silbe tragen. Da in dreisilbigen Formen die Betonung der Mittelsilbe begünstigt war, so wurde auch bei diesen Stämmen schon indogermanisch die dreifache Tonverschiedenheit durch Zurückziehung des Akzents der schwachen Kasus auf die Mittelsilbe auf eine nur zweifache verringert. Überall erfolgte dann aber auch hier die völlige Vereinheitlichung der Betonung. Doch zeigen hier die Einzelsprachen in der Richtung der Ausgleichung auch Verschiedenheiten, wie denn die Nomina auf -it altindisch (z. B. in harit- „gelb") zu Gunsten der zweiten, griechisch aber (z. B. in X&QIQ, -irog „Anmut") zu Gunsten der ersten Silbe ausgeglichen haben. Daß hier der feste Akzent schon indogermanisch entstanden und sodann in einer der beiden Sprachen eine Verschiebung desselben um eine Silbe eingetreten wäre, ist nicht gerade wahrscheinlich; vielmehr dürften die Ausgleichungen zwischen den verschiedenen Kasus erst einzelsprachlich stattgehabt haben. Bei den e-Stämmen (den späteren o-Stämmen) werden alle vokalisch anlautenden Kasusendungen schon früh, höchstwahrscheinlich als noch allgemeine Ultimabetonung herrschte, mit dem Stammesausgang kontrahiert worden sein. So auch schon die Endimg des Nom. PI. -es mit dem vorhergehenden -e zu -2s, das später zu,-5s abgetönt wurde (got. tvulfös, ai. vfkäs), aber auch die ursprüngliche Pronominalendung -i mit dem vorangehenden e zu ei, das gleichfalls später Abtönung zu oi erfuhr (gr. \vxoi, lat. lüpl, lit. vilkcfi, abg. vluci). Als sich dann die Akzentzurückziehung bei den sogenannten starken Kasus einstellte, mußte der Hauptton bei dieser Klasse so gut wie im Nom. Sg. auch im Nom. PI. auf die Anfangssilbe als die vorletzte Silbe zurücktreten. Das gleiche mußte aber auch im Nom.-Akk. Du. auf -e, das später zu 5 (gr. Mxco, lit. vilku) ai. vrJcä) abgetönt wurde, geschehen. Da im Akku-

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sativ des Singulars des Maskulinums und im Nominativ-Akkusativ des Singulars des Neutrums die Endung -m an einen Vokal trat, wurde sie konsonantisch, so daß hier eine zweisilbige Form auf -ein (später -om) entstand (gr. Ävxov, lat. lü'pum, ai. vrkarn; gr. eQyov, ahd. werk). Auch hier mußte der Akzent auf die erste Silbe als die vorletzte zurücktreten. Ebenso aber auch beim Nom.-Akk. PI. der Neutra auf -ö, so daß bei den e-Stämmen wie bei den Wurzelstämmen die „starken" Kasus sich von vornherein zu einer Gruppe zusammenschlössen und nicht erst analogisch zu einer solchen vereinigt zu werden brauchten. Unter den „schwachen" Kasusformen waren die dreisilbigen wie der Lok. PI. auf -eisu (später -oisu) gegenüber den zweisilbigen in der Minderzahl; sie werden daher vermutlich auch schon früh nach dem Muster der zweisilbigen den Ton auf die zweite Silbe, die bei ihnen selbst als Mittelsilbe wie bei anderen Klassen eine solche Akzentverschiebung begünstigte, verlegt haben. Der Gen. Sg. auf -eso wird aber vielleicht überhaupt, da er nur als Genetiv und nicht auch als Ablativ fungierte, schon nach dem ältesten Akzentgesetze den Ton ebenso häufig auf die Pänultima geworfen wie auf der Ultima beibehalten haben (vgl. oben S. 22). Direkt erhalten ist ein Rest des Akzentwechsels bei den eStämmen (o-Stämmen) nur noch im Dual in dem isolierten Zahlwort gr. övo (dvco), dvelv (övoiv). Im Singular und Plural aber spiegelt sich der alte Akzentwechsel in dieser Klasse noch in dem grammatischen Wechsel von ags. horh wieder: horh, horwes, horwe, kork; horas, horwa, horwum, horas. Der neutrale Nom.-Akk. PI. horwu verrät sich schon durch sein w vor u als eine junge Bildung, während der Instr. Sg. horu auf ein für ihn als sogenannten schwachen Kasus berechtigtes *horwu zurückgeht. Bei einem großen Teile der e/o- Stämme hat freilich schon indogermanisch eine allgemeine Ausgleichung zwischen der Betonung der verschiedenen Kasus stattgefunden. Bei den Verbalnomina, die durch Anfügving von bloßem e an die Wurzel gebildet worden waren, wurde, wenn sie als Nomina actionis fungierten, die Barytonese, wenn sie aber Nomina agentis waren, die Oxytonese durchgeführt (ai. bhdra-s „das Tragen, Bürde, Gewinn", gr. , fero) angelehnt worden (Joh. Schmidt, KZ. 36, 406), während gr. êywv aus èym und *êyé/x (oder *eyo/i oder *èyâjx)

kontaminiert worden sein dürfte. Daß der Nominativ des Personalpronomens indogermanisch auch sehr schwach betont werden konnte, zeigt dessen Form für die zweite Person des Singulars. Idg. *tü (aw. tu, lat. tu), *tu (dor. xv, att. ai, got. pu) kann neben dem Genetiv *teue (ai. tâva, aw. tava), der die reine Stammform enthält, nur in der Proklise entstanden sein. Ai. tvâm (gthaw. tvSm, apers. tuvam) beruht bekanntlich erst auf Anlehnimg von *tü (aw. tu) an aharn (aw. azam, apers. adam).

Im Akkusativ des Singulars des Pronomens der zweiten Person hat sich eine alte Form in ion.-att. aé aus idg. *tue erhalten (über ;kret. *xfé, das vielleicht für xçé bei Hesych zu lesen ist, und dor. re vgl. Brugmann, Ber. d. sächs. Gesellsch. d. Wissensch. 1901, S. 91, Fußnote). Ein zum Stamme *teue gehöriges *tué kann aber nur aus einem endbetonten *teué entstanden sein. Hier hat sich also die unter starkem Satzton gewahrte endbetonte Form im Gegensatz zum Nomen auch beim Akkusativ des Singulars erhalten. In unbetonter Stellung muß aus akkusativisch fungierendem *teue so gut wie aus nominativisch fungierendem ein *tü, *tu geworden sein. Wenn air. tu und dor. xv auch noch in akkusativischem Gebrauch vorkommen (wie nach Brugmann, Gr. II 2 , 2, § 411 auch got. puk auf akkusativischem *tu beruhen kann), so liegt hier höchst wahrscheinlich eine direkte Fortsetzung eines indogermanischen Akkusativs *tü, *tu vor. Umgekehrt wäre allerdings das orthotone idg. *tué aus *teué um so eher auch für den Nominativ zu erwarten, als, wie bemerkt, indogermanisch überhaupt der Nominativ des Personalpronomens gewöhnlich nur dann zum

Pronomen.

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Verbum hinzugesetzt wurde, wenn er einen besonderen Nachdruck hatte. Idg. *tué ist als Nominativ wahrscheinlich deshalb früh untergegangen, weil es als Parallelform von *mé in erster Linie als Akkusativ empfunden wurde. Ähnlich wie mit gr. aé steht es mit dem orthotonen Akkusativ des Reflexivums gr. fé, ë, der über idg. *sué auf ein älteres *seué zurückgeht. Dem aus gr. oreQ(o. Hom. av&i, das dieselbe Bedeutimg wie avro&i hat, ist wohl aus diesem durch Haplologie (die ja auch ähnlich anlautende Silben trifft) entstanden. Wenn ai. ddhi „an, auf" mit gr. ävd, abg. na verwandt und mit -dhi erweitert ist (Brugmann, Gr. 2 II, 2 S. 728, § 572), so zeigt seine Urform *ndhi noch regelrechte Oxytonese. Auf Endbetonung eines indogermanischen dh-Suffixes, sei es -dhi oder -dhe, läßt mit Sicherheit die Schwundstufengestalt der Anfangssilbe von umbr. jmfe (osk. puf) „ubi", ife „ibi" schließen. Daß die arischen Ortsadverbia auf -tra indogermanisch Oxytona waren, zeigt die Schwundstufe der ersten Silbe von ai. kutra, aw. kw&ra „wo?, wohin?" und von aw. i&ra „hier, hierher". Bei den von o-Stämmen herkommenden Adverbien auf -tra ist wieder der Akzent wahrscheinlich noch vor Entstehimg der Schwundstufe nach dem Vorbilde der eigentlichen Kasus auf den pronominalen oder nominalen Teil des Wortes zurückgezogen worden, wie aus ai. dtra (aw. aftra). tdtra „da, dahin", ydtra (aw. ya&ra) „wo, L o e w e , Der freie Akzent des Indogermanischen.

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Adverbia.

wohin", anydtra „anderswo, anderswohin", viSvatra „überall" zu ersehen ist. Wo das Suffix altindisch -trä lautet, trägt es den Akzent auf der Ultima nicht nur bei den «-Stämmen wie in bahutrd „an vielen Orten, an viele Orte", puruträ „an vielen Orten", sondern auch bei den o-Stämmen wie in martyatrA „unter den Menschen", dahSinaird „rechts", devatrd „unter den Göttern, zu den Göttern" und in dem Pronominaladverb asmatrd „bei uns, unter uns, zu uns". Die Oxytonese dieser Bildungen auch bei den o-Stämmen wird durch got. hadre „wohin?" (neben hidre „hierher", jaindre „dorthin") als indogermanisch erwiesen; dem ai. -trd, got. -dre kann ein idg. -tri zu Grunde liegen. Die Endbetonung hat sich hier indogermanisch auch bei den o-Stämmen deshalb erhalten, weil eine lange betonte Silbe stärkeren Widerstand gegen eine analogische Neuerung als eine kurze betonte leisten konnte. Wenn nach dem Ausweise von got. haprö „woher?", paprö „daher" (wonach auch jainprö „dorther", aljaprö „anderswoher" usw.) die den Ausgangspunkt angebenden Richtungsadverbia mit einem ir-Suffix trotz der Länge ihres Yokals indogermanisch bei den o-Stämmen den Akzent auf den wurzelhaften Teil geworfen hatten, so erklärt sich das daraus, daß hier daß Suffix ein kasuelles, das des Ablativs (idg. *-trdd) war; der Gegeneinfluß der langen Silbe erwies sich hier weniger mächtig als bei den Bildungen mit einem adverbiellen Suffix, die sich erst nach denen mit kasuellen Suffixen gerichtet haben. Unter den nur in einer Einzelsprache bezeugten Ortsadverbien sind die gotischen auf -ap bemerkenswert. Da nach dem Ausweise von pad-ei „wohin" und der Schreibung Joad für hap „wohin?" (zu denen sich auch noch jaind „dorthin" gesellt) das p hier auf d zurückgeht, in dem neben dalap „nach unten" bestehenden dalapa „unten" aber ein ursprüngliches p vorliegt, so kann das ä nur aus idg. t entstanden sein. Danach ist had aus idg. *kvote (oder -A oder -o), dalap aus idg. *dholote (oder -d oder -o) hervorgegangen: es war also bei diesen Adverbien mit nichtkasueller Adverbialendung auch noch bei O-Stämmen die Ultima betont. Die Vorform de s Ruheadverbs dalapa muß aus derjenigen des Richtungsadverbs dealap durch Angleichung an die Vorformen der Ruheadverbien neha „nahe", fairra „fern", üta „außen" usw. entstanden sein. Das -a letzterer Formen ist wahrscheinlich mit dem -a des Dat. Sg. der o-Deklination im Gotischen (westgerm. -e) identisch und geht

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Adverbia.

wie dies auf idg. -cd des Lok. Sg. zurück (Joh. Schmidt, KZ. 26,42f.). Waren aber die Adverbia wie neha ursprünglich Lokative der o-Deklination, so können sie zum Teil auf der Wurzelsilbe, zum Teil auf der Suffixsilbe betont worden sein. Es ist aber leicht möglich, daß, nachdem die Nomina, zu denen diese Adverbia ursprünglich als Kasus gehört hatten, größtenteils untergegangen waren, bei den Adverbien sich die Betonung der Wurzelsilbe allgemein durchsetzte. Aber auch wenn die Betonung der Wurzelsilbe nur bei einem Teile dieser Wörter bestand, konnte sich neben *dholote leichter *dholotoi als ein *dholotoi bilden, weil sich gerade die von *dholote abweichende Betonung der Musterformen mehr als die mit ihr übereinstimmende bemerkbar machte. Wenn nicht ein *dholotoi, sondern ein *dholotoi geschaffen wurde, so wird das daran gelegen haben, daß es mehr auffiel, daß bei den Musterformen der Ton um eine Silbe weiter rückwärts als in *dholote, als daß er gerade auf der ersten Silbe lag. Unter den Zeitadverbien wird man die arischen auf -dä, mit denen die litauischen auf -da (Jcadä „wann", tada „dann" usw.) wahrscheinlich verwandt sind, als indogermanisch anzusehen haben. Der Akzent hat sich hier nicht nur bei ai. idä „in dieser Zeit, jetzt, heute", sondern gerade wie bei den auch auf einen langen Vokal ausgehenden Adverbien auf -trä auch bei den o-Stämmen auf der Ultima erhalten. So in ai. kada „wann?", tadd „dann", yadd „wann", sarvadä „allzeit, stets"; wie in ai. yadä, aw. yadä ist das a der Wurzelsilbe auch in aw. ada „dann" nach dem Pronominalstamm wiederhergestellt worden. In ai. sddä (idg. *smdd) „immer, stets" ist der Akzent wohl erst arisch oder altindisch auf die erste Silbe getreten; den Anstoß hierzu hat das synonyme sddam gegeben, das Akkusativ eines o-Stammes gewesen sein kann, der zu Gunsten der Wurzelbetonung ausgeglichen hatte. Bei den altihdischen Zeitadverbien auf -dämm, idänim „in diesem Augenblick", tadinvm, „damals", viSvaddriim „zu allen Zeiten" handelt es sich wahrscheinlich um einen Antritt von -mm, dessen Ursprung freilich nicht ganz klar ist, an die schon fertigen Adverbien auf -dä (Brugmann, Gr. I I 2 , 2 § 579). Ähnlich erklärt sich ja auch die Paroxytonese der altindischen Zeitadverbia auf -rhi wie in kdrhi „wann?", amürhi „damals" durch späteren Antritt von -hi an Lokaladverbien auf -r (Brugmann a. 0 . § 578). 5*

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Adverbia.

Im Gegensatze zu den altindischen Zeitadverbien auf -dä zeigen die griechischen von; Pronomina oder Adjektiva der e/oDeklination gebildeten auf -re wie noxe „wann?", oxe „wann", aXXoxe „ein andermal", nävxoxe „zu allen Zeiten", evioxe „einige Male, bisweilen" Betonung des stammhaften Teils. Die Akzentzurückziehung ist dabei wahrscheinlich auch hier schon indogermanisch, und zwar wiederum nach dem Muster der eigentlichen Kasus der e/o-Deklination geschehen. Der Unterschied von der Behandlung der Adverbia auf -dä wird sich dabei daraus erklären, daß -te auf einen kurzen Yokal ausging. Nach dem Muster der Zeitadverbia auf -o-xe hat dann aber auch das Zeitadverb aü „wiederum" noch ein -re in aike „wiederum, wieder einmal" hinzuerhalten. Ahnlich ist auch schon vorgriechisch nach dem Muster der Zeitadverbia auf -o-ta, die mit denen auf -o-te gleichwertig waren und sich in äol. 8xa, noxa, äXXoxa erhalten haben, zum pronominalen Lok. Sg. „dann" ein elxa „sodann" gebildet worden. Bin Beispiel dafür, daß ein bereits indogermanisch mit dem Suffix -ta gebildetes Adverb ursprünglich den Ton auf der Ultima getragen haben muß, liegt in einem Worte vor, das vielfach nicht mehr als Zeitadverb betrachtet werden kann, in *utä, dessen Endbetonung in ai. Uta, „und" (utd-utd „einerseits — anderseits, bald — bald") und dessen schwundstufige Wurzelsilbe auch in alat. ali-uta „irgend anders" erhalten ist. Auch vor dem mit -ta wechselnden -te erscheint Schwundstufe der Wurzelsilbe in gr. ifvxe aus *rjf vre „wie andrerseits, wie auch, gerade wie"; auch hom. stire ,,6're" ist wohl aus rj oder ei und * vre zusammengesetzt (Brugmann, Demonstrativpron. 101 f.). Allerdings kannte das Indogermanische von der Wurzel *au auch ein Adverb mit Vollstufe der Wurzel, *au-ti, das in ion. avxi-q, gort, avxi-v „wiederum" und in urital.' *auti (osk. auti, umbr. ote, lat. aut) „oder" erhalten ist. Hier braucht aber idg. -ti an das noch im gr. aß „wiederum" vorliegende *au erst nach der Zeit der Entstehung der Schwundstufe nach dem Muster anderer Adverbien auf -ti angefügt worden zu sein. (Das von den Grammatikern als homerisch überlieferte avxi „auf der Stelle, dort" beruht wohl ebenso gut wie avfti auf Haplologie aus avxoßi.) Schwundstufe vor folgendem -ti besteht noch in aw. uHi, gthaw. üHi „so". Ebenso aber auch in idg. *iti, woraus außer ai. iti (mit

Adverbia.

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zurückgezogenem Akzent) auch lat. iti-dem (vgl. Brugmann, Gr. I P , 2, §573,3). Von den altindischen Adverbien der Art und Weise auf -thä zeigt der tt-Stamm rtuthd „zur bestimmten Zeit" noch Endbetonung. Das gleiche gilt auch für itthd „wahrhaft". Dagegen tragen die meisten von e/o-Stämmen gebildeten Adverbia auf -thä den Akzent auf der vorletzten Silbe, so tdthä, äthä, ydthä, vi§vdthä, sarvdthä, anydthä, vbhaydthä, yatamdthä, ürdhvdthä, auch itardthä (zu itara). Die wahrscheinlich noch vor Entstehung der Schwundstufe erfolgte Akzentzurückziehung erklärt sich hier wie bei dtas, ätra usw. Wenn aber diese Tonveränderung hier auch bei Länge des Suffixvokals im Gegensatz zur Beibehaltung der Endbetonung bei den Adverbien auf ai. -trä und -dä erfolgt ist, so muß doch bei diesen beiden Klassen noch ein Grund für die Beibehaltung hinzugekommen sein, der bei den Adverbien auf -thä gefehlt hat. Ein solcher Grund könnte darin gelegen haben, daß dem Suffix idg. -tre der Begriff einer Raumbestimmung, dem Suffix idg. -dhä (oder -dhe oder -dhö) der einer Zeitbestimmung innewohnte, während das Suffix idg. -thä (oder -the oder -thö) nur allgemein die Art und Weise bezeichnete, also doch wohl einen farbloseren, minder wichtigen Begriff als die beiden erstgenannten Suffixe enthielt. E i n zu den e/o-Stämmen gehöriges altindisches Adverb auf -thä hat freilich die Endbetonung gewahrt oder wiederhergestellt, das Fragewort Jcathd „wie ?". Diese Ausnahme ist wohl zu verstehen. Der exspiratorische Wortakzent des Indogermanischen war ja wenigstens in der letzten Zeit der Urgemeinschaft zugleich ein musikalischer, und im Altindischen trat diese Seite seines Wesens fast allein hervor. Nim pflegt man aber die letzte Silbe eines Fragesatzes mit erhöhtem Tone zu sprechen; in der Umgangssprache kann aber katha sehr oft für sich allein einen Satz ausgemacht und deshalb den Hochton auf seiner Ultima entweder von jeher beibehalten oder wieder erneuert haben. Oxytona sind auch größtenteils die altindischen Multiplikativadverbia auf -dhä wie ekadhd, dvidha, tredhd, faddhä (Södhä), dvädaiadhd, sahasradhä. Dazu stimmen auch die meisten von uneigentlichen Zahlwörtern gebildeten Adverbia auf -dhä wie katidhd, tatidhd, bahudhd, purudha, §a?vadha, etävaddhd. Für die Unursprünglichkeit dieser Betonungsweise scheint allerdings die Vollstufe der ersten Silbe von tredhd zu sprechen; doch fordert nach Graßmann 560 im ßigveda das Versmaß für tredhd an den meisten

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Adverbia.

Stellen trayadhd, eine Form, die sich kaum anders als durch Angleichung an trdyas erklären läßt. Eine solche Angleichung wird aber auch sehr wohl aus dem Streben verständlich, *tridhd deutlicher von dvidhd zu scheiden; wenn aber trayadhd an trdyas angeglichen worden ist, so doch wahrscheinlich auch tredhd. Eine Form mit i in der Wurzelsilbe liegt ja für „dreifach" auch in tridhä vor, mir daß hier eine Akzentzurückziehung stattgefunden hat. Diese Zurückziehung ist aber offenbar auch durch das Streben, dvidhd und *tridhä deutlicher von einander zu scheiden, bewirkt worden, was sich besonders darin zeigt, daß sich neben dvidhä auch ein dvidhä gebildet hat. Endlich ist auch das neben dvidhä und dvidhd bestehende dvedhä am besten zu verstehen, wenn man annimmt, daß, als nun dvidhä und tridhä als Paroxytona, dvidhd und tredhd aber als Oxytona neben einander lagen, sich dvidhd nach dem Muster von tredhd leicht auch in dvedhä verwandeln konnte. Auch wo -dhä an e/o- Stämme getreten war, mußte der Akzent wegen der Länge des ä auf der Ultima verbleiben, wie das auch mitradhd und friyadhd bestätigen (dafür, daß -dhä auch an Substantiv- und Adjektivstämme treten konnte, liegen auch noch andere Beispiele wie predhd und rjudhd vor; Whitney, Skr. Gr. 3 § 1104a). Wenn zu viSvd- das Multiplikativadverb vibädhä lautet, so erklärt sich das durch Einfluß seiner Nebenform viSvddha, bei der wegen der Kürze der Endsilbe der Akzent bei einem e/oStamme zurückgezogen worden ist. Das indogermanisch neben -dhä als Suffix der Multiplikativadverbia bestehende -gha trägt zwar, wo es vorhanden ist, nirgends mehr den Akzent, muß ihn aber wohl ursprünglich gleichfalls getragen haben, da gr. rqi%a (wonach