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German Pages 318 [116] Year 1914
Fragen des Vokalismus und der Stammbildung im Indogermanischen Von
Herman Hirt
Sonderabdruck der
aus Band
„Indogermanischen
XXXII
Forschungen"
Straßburg Verlag von Karl J. Trübner 1914
H. H i r t , Fragen d. Vokalismus u. d. Stammbildung im Indogerm.
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Fragen des Vokalismus und der Stammbildung im Indogermanischen. 1. Mit der Heranziehung des Akzentes zur Erklärung der indogermanischen Ablautserscheinungen hat zweifellos ein neuer Abschnitt der indogermanischen Sprachforschung begonnen. Aber soviel auch seit K. V e r n e r s glänzender Entdeckung auf diesem Gebiete gearbeitet ist, so sind wir doch immer noch weit von klarer und sicherer Erkenntnis entfernt. Zwar kann man in einer Reihe von Fällen die Wirkung des Akzentes auf den Yokalismus deutlich nachweisen, und ich habe in meinem Buche über den indogermanischen Ablaut ein genügendes Material für diese Wirkung gegeben, aber der unaufgeklärten Fragen sind heute noch viele. Auch in den Problemen der Dehnstufe sehen wir durch Streitbergs Abhandlung in IF. 3, 305ff. klarer; doch ist auch hier noch gar manches dunkel, wie neuere Untersuchungen erkennen lassen. Die folgenden Ausführungen wollen einige Lücken, die in der Lehre vom Ablaut noch bestehen, ausfüllen helfen. Will man auf diesem Gebiet zu richtiger Erkenntnis kommen, so führt die Forschung tief in die Frage des Aufbaus der indogermanischen Sprache überhaupt hinein; deshalb muß diese Arbeit verschlungene Wege gehen. Aber sie bringt dabei nicht gar soviel von Grund auf neues. Ansätze zu einer neuen Erkenntnis sind schon längst vorhanden, aber sie führen ein verborgenes Dasein. Wie einst de Saussures geniales Buch über den indogermanischen Vokalismus lange Zeit hindurch nicht die gebührende Anerkennung und Berücksichtigung gefunden hat, so sind auch jene Ansätze unbeachtet geblieben. Indem ich manches Alte, das bisher wenig Anklang gefunden hat, mit Neuem verbinde, hoffe ich unsere Erkenntnis ein gut Stück zu fördern. Das Problem, von dem ich ausgehe, ist die Frage nach der Herkunft des mit e ablautenden o, eine Frage, die ja oft genug behandelt worden ist, ohne daß eine allseitig befriedigende Lösung gelungen wäre. 2. Es gehört zu den ziemlich verbreiteten Ansichten, daß wir im Indogermanischen zwei o-Laute zu unterscheiden haben,
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nämlich eines das mit e im Ablaut steht (cpépiu -qpopôc) und eines, das als Grundvokal zu betrachten ist. Bekanntlich hat de Saussure diese Auffassung in seinem Mémoire zuerst begründet, und sie hat sich seitdem, wenn auch nicht ohne Widerspruch, gehalten. Allerdings unverändert ist de Saussures Lehre nicht geblieben, denn nach ihm ist das oa ein Schwundstufenvokal, während Brugmann im Anschluß an Hübschmann es auch als einen Vollstufenvokal ansieht. Ist das richtig, was ich bisher angenommen habe, so müssen wir noch ein drittes o erschließen, nämlich die Reduktionsstufe zu 6\ sie ist wahrscheinlich in den Einzelsprachen wieder zu vollem o geworden. So gut die e von ëxuj und éicrôc verschiedenen Ursprungs sind, so gut müssen es die o von öiyoncti und ÖTrnip rein theoretisch genommen sein. Diese Frage wollen wir aber vorderhand unerörtert lassen. 3. ol oder o erkennt man daran, daß es mit e im Ablaut steht. Ein anderes Mittel gibt es nicht. Zwar wollte es Brugmann Curt. Stud, 9, 367 ff. auch dadurch festlegen, daß es im Arischen in offener Silbe durch ä vertreten sein sollte. Aber dieses Gesetz ist so umstritten, daß man nicht darauf bauen kann. Ich selbst habe, was die Gültigkeit des Gesetzes betrifft, lange Zeit geschwankt und habe mich ihm bald zugeneigt, bald es verworfen. Nachdem Brugmann zunächst zugegeben hatte, daß sein Gesetz nicht mathematisch sicher zu beweisen sei, ließ er es später nur in einer Fassung gelten, die Kleinhans gefunden und H. Pedersen KZ. 36, 87 ff. veröffentlicht hat. Danach soll die Dehnung im Arischen nur vor Nasalen und Liquiden eingetreten sein. Diese neue Formulierung des Gesetzes sieht verführerisch aus, ich halte sie aber, wie ich weiter unten darlegen werde, heute nicht mehr für richtig. Jedenfalls ist die Sache so unsicher, daß man das Gesetz kaum zur Bestimmung des idg. à verwerten kann. Auch der zweite Weg, das idg. o2 zu erkennen, ist im höchsten Grad bedenklich. Nach de Saussure Mém. 96 soll ô im Arm. durch o, oaber durch a vertreten sein. Aber erstens ist das Material, wie de Saussure selbst betont, recht dürftig, und es ist auch seitdem nicht wesentlich vermehrt worden, und anderseits lassen sich dagegen auch Einwendungen erheben. Lat. odor 'Geruch', griech. öZuj 'rieche', dem wir doch wohl os zuzuschreiben haben,
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entspricht gegen die Regel arm. hot "Duft, Geruch'. Anderseits ist es mir sehr wahrscheinlich, daß die Basis od 'hassen', lat. ödi, odium: arm. ateam 'hasse' im letzten Grunde mit der vorhergehenden identisch ist. Nur kann man natürlich Skutsch nicht zugeben, daß die Bedeutung 'riechen' bei ödi im Lateinischen noch vorliegt. So läge denn a und o im Armenischen in der gleichen Basis vor. Es ist mir weiterhin sehr zweifelhaft, ob gr. ö^ßpoc 'Regen' idg. o2 gehabt hat. Wir können es ihm jedenfalls nicht ansehen; die allgemeine Wahrscheinlichkeit spricht für e-Vokalismus. Trotzdem heißt es arm. amp, amb 'Wolke'. Freilich kann, wie schon Bartholomae BB. 17, 91 gesehen hat, dieses Wort silbisches m enthalten. Arm. hay 'Armenier' hat man früher zu idg. *potis 'Herr' gestellt. Es ist immer mißlich, auf die Etymologie eines Völkernamens ein Lautgesetz aufzubauen. In diesem Falle hat Patrubäny Beitr. z. arm. Ethnologie 1897, 5 ff. (mir nicht zugänglich) eine andere Etymologie aufgestellt, die Waldes Beifall (s. v.potis) soweit gefunden hat, daß er die alte Erklärung ablehnt. Auf die übrigen Beispiele, die Bartholomae BB. 17, 91 ff. angeführt hat, will ich nicht eingehen, weil ich mich dazu nicht gerüstet fühle. Ich bin der Meinung, daß das Armenische einer neuen Untersuchung bedarf. Ich möchte hier nur eine Ansicht aussprechen, die sehr nahe liegt. Man darf das arm. a in den angeführten Fällen nicht trennen von dem a in tasn 'zehn': griech. fcexa, vatsun 'sechzig' neben vec 'sechs', d. h. a vertritt hier wie da den Schwundstufenvokal «, o. Jedenfalls muß man sagen, wenn in etymologisch ganz klaren Wörtern im Armenischen eine Unregelmäßigkeit vorliegt, so kann dies auch in andern Fällen statthaben. Auf das Armenische scheint mir also in unsrer Frage kein allzugroßer Verlaß zu sein. Allzugroß ist der Schaden ja nicht, da wir in dem Ablaut ein sicheres Mittel haben, das b zu erkennen. In den wenigen Fällen freilich, wo der Ablaut fehlt, da tappen wir im Dunkeln. Ausgeschlossen ist es ja nicht, daß die e-Stufe bei einer Basis verloren gegangen sein kann. Aber man muß sich des Unsicheren einer solchen Annahme bewußt bleiben. Wenn z. B. Bartholomae BB. 17, 102 griech. ßouc in die e-Reihe stellt, weil es arm. kov heißt, so ist das Willkür und setzt das, was bewiesen werden soll, als bewiesen voraus.
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Meine oben erwähnte Annahme, daß arm. a einen schwachen Vokal vertritt, berührt sich etwas mit einer Vermutung Bartholomaes a. a. 0 . 129. Auch er verbindet arm. hot mit lat. odor. Er sieht aber darin die Abtönung o zu o. Daran kann ich freilich noch viel weniger glauben, als an die Abtönung a: o. Wohl aber können wir sehr leicht in dem arm. a einen Reduktionsvokal sehen, wie ihn zuerst Bartholomae a. a. 0 . postuliert hat. Ich hoffe, auf diese Frage in einem spätem Aufsatz zurückzukommen. 4. Über die Entstehung des d läßt sich soviel sagen, daß es in einer Reihe von Fällen zweifellos durch einen Gegenton entstanden ist nach dem sogenannten Mahlow-Fick-Möllerschen Gesetz, das ich IF. 10, 55 etwas modifiziert habe. Vgl. Verf. Ablaut 156. Man kann das Gesetz folgendermaßen fassen: Wenn eine vollbetonte Silbe mit e-Vokalismus in die Komposition tritt oder der Akzent sekundär verschoben wurde, so blieb der alte Akzent als Gegenton erhalten und wandelte e in o. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde der Gegenton in tieferer Stimmlage gesprochen, und so ist die Entstehung des o auch lautphysiologisch zu begründen. 5. An Beispielen haben wir: 1. Die Bildungen auf -er, -ör : Im Griechischen sind die Nomina auf -rip fast regelmäßig oxytoniert, die auf -cup barytoniert, vgl. norrrip, aber äTidTuip, a u s *äTrctTu>p, mixpoTraTiup, jiicoTraTujp usw.
ptyrepa, aber d|jr|Tuup, i>uc,ur|Tiup usw.; dvr|p, aber bucavwp, f>ri£r|vujp. 2. Die Bildungen auf -en, -On: griech. qppriv, aber ätppuiv, cdüqppuuv. Das gesamte Material bei Collitz BB. 10, 34 ff. 3. Dazu kommen eine große Anzahl von einzelnen Fällen: lat. pes: umbr. dupursus, griech. bmouc; lit. erzilas ' H e n g s t ' : arm. mi-orji Vövopxic'; griech. Lea : cpudZooc 'Getreide hervorbringend'; got. mereis ' b e r ü h m t ' : griech. ¿TX £c 'M u 'P oc 'speerberühmt*; lit. zeme, abg. zemlja ' E r d e ' : griech. ¿VOCI'-XÖUJV ; griech. TTR|-TroKa : OUTTUJ ; lat. terra : extorris; griech. Keinen 'liege': dicomc 'Gattin'; lat. velim : lat. nölim aus *ne-volim; got. hidre : got. fiaprö.
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6. Diese verhältnismäßig isolierten Fälle lassen uns die alte Regel erkennen. Freilich ist diese in andern Fällen gestört, aber durch Annahme von Ausgleichungen lassen sich eine ganze Reihe von widersprechenden Beispielen beseitigen. So läßt sich griech. öbovr- neben lat. dent- aus Zusammensetzungen wie ahd. bachozän erklären, iroüc aus öiitouc usw. Ob dies für alle Fälle zutrifft, habe ich bisher nicht untersucht. Man wird jedenfalls auch mit Wucherungen der Analogie rechnen müssen; d. h., es hat sich ein Typus in einer Sprache besonders ausgedehnt. 7. Wenn wir so auch manchen widerstrebenden Fall beseitigen können, so steht doch fest: ganz kommen wir mit dem Gesetz nicht durch. Es muß das o noch auf andere Weise entstanden sein, oder es müssen merkwürdige Umbildungen stattgefunden haben. Die Fälle, in denen das o noch nicht erklärt ist, sind folgende: 1. Das o in den Endungen im Yerbum und Nomen: ?cpepov, Icpepec; 2. Das o im Nom. Sing, der es-Stämme, griech. y^voc, lat. genus; 3. Das o in einer Reihe von Nominalstämmen, wie /'-, mo-Stämmen; 4. Das o im Typus *bhoros, *bkorä ; 5. Das o im Perfektum, griech. öeöopKa; 6. Das o im Kausativum, lat. moneo. In allen diesen Fällen handelt es sich um große Kategorien, in denen freilich, das muß hier schon gesagt werden, das o nicht ausnahmslos steht. Daneben gibt es noch vereinzelte Fälle, aber die wollen wir vorläufig beiseite lassen. Es soll vielmehr unsere Aufgabe sein, diese 6 Fälle zu untersuchen, und ich hoffe, für nahezu alle, ein glattes Ergebnis vorlegen zu können. Dem europäischen o in den meisten dieser Kategorien soll nun im Arischen in offener Silbe ä entsprechen. Ist das richtig, so haben wir es eben nur mit der Frage nach der Entstehung des idg. o zu tun. Ist es aber nicht richtig, wie wohl die meisten Forscher annehmen, so erhebt sich die andere Frage, woher stammt dann das ä des Arischen? Zweifellos müssen wir annehmen, daß es eine Dehnstufe darstellt, und so bedarf also die Frage der Dehnstufe einer erneuten Untersuchung.
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I. o in den Endungen im Verbnm and Nomen. 8. Durch eine Reihe von Sprachen ist uns ein Paradigma als indogermanisch gesichert, das einen regelrechten Wechsel von e und o zeigt. So finden wir griech. ücpepov, ecpepec, ?cpep€, ¿«ptpouev, iqpepere, iqptpov. W i r können dies Muster als typisch ansehen, da es ja auch in andern Sprachen wiederkehrt. Da man in früherer Zeit das o durch den dem Hauptton nachfolgenden Svarita erklärte, so konstruierte man, wie ich selbst Idg. Akzent S. 190 getan habe, folgendes idg. Paradigma: 1. Sing. *bhirdm 1. Plur. *bheröm2. Sing. *bh,ris 2. Plur. *bluräe 3. Sing. *bherit 3. Plur. *bMrbnt. Aber dieses Paradigma ist nirgends belegt und müßte demnach durch Ausgleichungen völlig zerstört worden sein. Diese Ansicht stammt auch noch aus einer Zeit, als man von der progressiven Wirkung des Akzentes nichts wußte. Heute steht sicher, daß aus einem idg. 1. Sing. *bh6rem nur *bMrrp, hätte werden können. Außerdem schwebt der angenommene Akzcntwechsel vollständig in der Luft, er ist nie und nirgends zu belegen. Ich habe ferner IF. 8, 267 nachgewiesen, daß das Paradigma qpeput, cpepeic, cpeptt etwas ganz unursprüngliches ist. Wirklich alt sind n u r die Formen mit Betonung der zweiten Silbe, die wir uns als Aorist zu betrachten gewöhnt haben, also idg. *likaöm, Hilles, *likKti, *likw6mes, *likwäe, *likwönt. Hier stoßen wir auf festen Akzent, wie auch das Beispiel der analogen Aoriste TXnvai und navnvai zeigt, vgl. Ablaut § 821, und trotzdem haben wir den Wechsel von e und o. 9. Sehen wir uns diesen Wechsel in der Flexion weiter an, so finden wir folgendes: Ein Wechsel besteht 1. Im Gen. Sing, der konsonantischen Deklination, lat. pedis, griech. rroboc. Der Ton lag hier ursprünglich auf der letzten Silbe: es hieß also * pedis-, trat diese Form in die Komposition, so ergab sich *dipedds, griech. bircoboc. 2. Dasselbe gilt von der Endung des Lokativs und andrer Kasus der o-Stämme. Als ursprünglich können wir nur oxytonierte o-Stämme ansehen, die paroxytonierten sind erst sekundär entstanden. In isolierten Worten ist et normal; so griech. ¿Kti "dort*, dor. T€tbe 'hier', griech. ttci "wo", kret. biirXeT 'doppelt', lat. hic aus *heic.
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o?, das wesentlich seltener ist, dürfte aus der Komposition stammen, so in gr. ÖTTOI und danach uo!, oder aus einem Gegenton, der sich in den sekundär entwickelten paroxytonierten o-Stämmen einstellte. Als idg. *wfkos aufgekommen war, mußte der Lok. *wfkbi lauten. 3. Auch im Ablativ der o-Stämme wechseln ed und öd als Endung. Joh. Schmidt hat Festgruß an Böhtlingk S. 100 den Akzent für die Verschiedenheit verantwortlich gemacht, er erklärt die Formen auf -ed aus ursprünglicher Oxytonese, die sich namentlich im Adverbium lange erhalten habe, die auf -öd aus Zurückziehung des Akzentes. Diese Auffassung ist allgemein angenommen, und ich habe dem nichts hinzuzufügen, nur daß wir in got. haßrö, paprö neben hidre den Vokalwechsel und die Verschiedenheit des Akzentes deutlich vor uns sehen. 4. Im Instrumental der o-Stämme haben wir die Endung -ö, ahd. tagu, lit. vilkii neben e in griech. TriirroKCi, got. he neben oönuu, ai. pascä, uccä. Auch hier hat schon Joh. Schmidt KZ. 27, 293 das Verhältnis aus altem Akzentwechsel erklärt. 5. Wechsel von e und o im Gen. Sing, der i- und M-Stämme. Merkwürdigerweise überwiegt hier oi und ow, got. anstais, sunaus, während der Lokativ nur ei und eu hat, und auch im Vokativ das e fest zu sein scheint. Hier hat wohl das Muster der konsonantischen Stämme *pedSs und *pedös eingewirkt. 6. Im Verbum finden wir einen Wechsel in der 1. Plur. zwischen -mes und -mos. griech. dor. «pepouec, lat. ferimus, in der 3. Plur. zwischen -int und -önt, got. sind und got. bairand, lat. ferunt. Die Formen mit e sind berechtigt in den ursprünglich endbetonten Kategorien, also z. B. ai. smds, sänti. -mos und -onti konnten erst aufkommen, als sich die thematischen Präsentien entwickelt hatten, wie *ägomds, *dgdnti, Formen, die nach der Wirkung des Akzentgesetzes neu aufgekommen sein müssen. 7. Auffällig ist es, daß die Endung der 2. Plur. v gegenüber ai. k$äs, sodaß wir also in den 3 letzten Fällen «-Nominative anzusetzen haben.
7. Griech. öui in den Formen ¿jiöv öüi, fmexepov bd> hat Joh. Schmidt Plur. 222 aus *döm erklärt und zu binu) 'baue' gestellt. Es wäre dabei alles in der Ordnung. Bekanntlich wird aber
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dieser Zusammenhang bestritten, und Fick Wörterbuch l 4 , 458 sowie Brugmann Grdr. 2», 558, 2», 1, 136 stellen bòi mit lat. en-do, asächs. tö, ahd. zuo zusammen. Zugegeben, daß das richtig sei, so wird dadurch der Zusammenhang von idg. *dö mit dem Stamm *dem, *dom nicht ausgeschlossen. Jedenfalls wird man tv-bov 'drinnen' kaum anders als aus der Präposition Zv und dem Kasus indefinitus -bov erklären können. Hier ist das o lautgesetzlich begründet. A n m e r k u n g 4. Ist unsere Regel richtig, so würde sich allerdings die landläufige Erklärung von bccirórric 'Herr' aus *b€iicnÓTric 'Herr des Hauses' als falsch erweisen. Ich kann hierbei daran erinnern, daß es eine direkte Entsprechung der vorausgesetzten Grundform nicht gibt. Ai. dampatifr kann nicht daraus hergeleitet werden. Infolgedessen fällt die Notwendigkeit fort, griech. òicirórric auf *òE|iOTÓTnc zurückzuführen. Man kann f>€CirÓTr|C auch mit ai. Jäspatifc, abg. gospodi vergleichen. Siehe darüber die Ausführungen von Oswald Richter KZ. 36, 111 ff. — Der Ausweg •bene nach einem verloren gegangenen *demi sein e erhalten zu lassen, scheint mir wenig ansprechend.
8. Lat. dum zum Stamm de, dénique, wäre wohl als Akkusativ zu fassen, ebenso lat. tum. Damit wären, soviel ich sehe, die positiven Fälle erschöpft. Als Gegenfall weiß ich nur griech. Kev anzuführen, das ja wohl auf *kem zurückgeht. Aber hier zeigt aind. kam, mit dem man es verbunden hat, dunkeln Vokal. Sollte aber Kev zu ai. sam gehören, so müßte man kev nach Kt gebildet sein lassen. 13. Ich glaube, der Wandel von e zu o in auslautender Silbe vor m ist ziemlich klar. Man nehme außer dem Akk. auf -om, der 1. Sing, auf -om noch den Gen. Plur. auf -om und eghóm, lat. com, griech. xiwv, xöwv, griech. bòi, lat. dum, tum. Das sind doch eine ganze Reihe schön isolierter Fälle. Wir sind mit unserm Gesetz einer ganzen Menge Schwierigkeiten überhoben, die die Entstehung des o begleiten, und wir können auch andrerseits eine Reihe von Schlußfolgerungen ziehen. Das o in der 1. Plur. griech.