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German Pages 379 [392] Year 1950
D i e Z a h l e n in d e n F e l d e r n v e r w e i s e n auf d i e T e x t s e i t e n
Dehio/Gall
H a n d b u c h der D e u t s c h e n K u n s t de n k m ä l e r
Georg Dehio
Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler neu b e a r b e i t e t Ernst
von
Gall
19 5 0 Deutscher
Kunstverlag München
Berlin
Dehio/Gall
S ü d l i c h e s Hessen Bearbeitet unter Mitwirkung von M. Herdienröder • O. Müller • G.Tiemann H.Walbe • H. K. Zimmermann
19 5 0 Deutscher Kunstverlag München Berlin
INHALT Vorwort
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F r a n k f u r t am Main, ö s t l i c h e r T a u n u s , Kinzigtal
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Westlicher T a u n u s , W e s t e r w a l d , Unteres Lahntal
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Hessen-Starkenburg, Odenwald
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Die H a u p t l i n i e n des Hauses Hessen
. . . .
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V e r z w e i g u n g e n des H a u s e s Nassau
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Künstlerverzeichnis
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Ortsverzeichnis
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VERZEICHNIS A. Anfang A b b . Abbildung ausgebr. ausgebrannt Bar. Barock bar. barock beg. begonnen besch. beschädigt bez. bezeichnet Bez. Bezeichnung b m k w . bemerkenswert D. Dm. E. ehem. erb. erh. gegr. gest. gew. Got. got.
Drittel Durchmesser Ende ehemals, ehemalig erbaut erhalten gegründet gestiftet geweiht Gotik gotisch
DER
ABKÜRZUNGEN
H. Hälfte hl. heilig Hl. Heilige (r) Inschr.Inschrifl Jh. Jahrhundert karoling. karolingisch klassiz. klassizistisch Lhs. Langhaus M. Mine Ma. Mittelalter ma. mittelalterlich Msdi. Mittelschiff N Norden, Nord n nördlich O Osten ö östlich o t t o n . ottonisch quadr. quadratisch Q h s . Querhaus Q s d i . Querschiff Renss. Renaissance R e s t . Restauration rest. restauriert
Rok. Rokoko rok. rokoko r o m . romanisch röm. römisch Sdi. Schiff lsch. einschiffig usw. usw. Ssch. Seitenschiff S Süden, Süd s südlidi sog. sogenannt u r s p r . ursprünglich V Viertel vern. vernichtet voll, vollendet W Westen, West w westlich z. T . zum Teil zerst. zerstört 5 /» Schluß = Schluß aus 5 Seiten eines Achtecks
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E i n Stern vor dem O r t s n a m e n hebt die kunstgeschichtlich sonders bedeutsamen O r t e hervor.
be-
t
Ein Kreuz vor dem Baudenkmal weist auf Schäden des Krieget 1939-45 hin, die im T e x t näher charakterisiert sind.
VORWORT Für die Neubearbeitung der 1942 und 1943 veröffentlichten Bände „Hessen-Nassau" und „Rheinfranken" hat sich eine weitere Unterteilung als notwendig erwiesen. Während der bereits kürzlich erschienene Band „Nördliches Hessen" im wesentlichen die Landschaften an Fulda, Eder und oberer Lahn umfaßte, behandelt dieser Band die Gegend um unteren Main, untere Lahn, Nidda und Kinzig sowie den Hauptteil des Odenwaldes mit den Städten Frankfurt, Wiesbaden, Limburg, Gelnhausen, Darmstadt und Seligenstadt als den wichtigsten Orten. Ein weiterer 1951 erscheinender Band wird vor allem die alte Kurpfalz enthalten, dazu Mainz, Worms und Speyer. Für die Aufnahmen der beklagenswerten Kriegsschäden, die namentlich das alte Stadtbild von Frankfurt und Darmstadt aufs traurigste verwandelt haben, hat wieder meine sehr bewährte, leider viel zu früh verstorbene Mitarbeiterin Frau Grete Tiemann die wesentlichen Unterlagen geliefert, was durch einen sehr dankenswerten Zuschuß des hessischen Ministeriums ermöglicht wurde. Die Einarbeitung geschah in der gleichen Weise wie im Bande „Nördliches Hessen", bei allen Zerstörungen schien mir die Darstellung des alten Zustandes um so wichtiger, als sie erst kurz vor den katastrophalen Ereignissen niedergeschrieben war und darum von besonderem geschichtlichem Wert ist. Allen denen, die mir Ergänzungen und Berichtigungen haben zugehen lassen, danke ich für ihre hilfsbereite Mühe, insbesondere Herrn Otto Müller in Seligenstadt. Ernst Gall
Frankfurt am Main Östlicher Taunus, Kinzigtal • F R A N K F U R T am M a i n Der beutige Stadtraum war seit der jüngeren Steinzeit ständig besiedelt. Mainübergänge bestanden seit der Steinzeit bei einem band• keramischen Dorf am Osthafen und seit der Wende von Bronzezu Eisenzeit am Westhafen; in der Altstadt keine frühen vorgeschichtlichen Spuren. Rom. Cutshöfe lagen am Hühnermarkt und an mehreren Stellen der Außenstadt. Aus der Zeit der germanischen Landnahme sind nur wenige Gräber gefunden; merowingische Reihengräber an der Reineckstraße und beim Schauspielhaus lassen auf Besiedlung des Altstadtgebietes in dieser Zeit schließen. Die innere Altstadt war urspr. eine Maininsel, die im N von einem Nebenarm im Zuge der heutigen Braubachstraße umflossen und am Römerberg von einem Querarm unterteilt war; auf ihrer höchsten Erhebung (am Dom) lag vermutlich der fränkische Königshof. Erste namentliche Erwähnung (*Franconofurd«, also fränkische Gründung) 794 anläßlich einer von Karl d. Gr. einberufenen Synode in einem »palatium». Ludwig der Fromme erb. eine (822 erwähnte) neue Pfalz, wahrscheinlich auf dem Domhügel; sie war seit Ludwig dem Deutschen die Hauptresidenz des ostfränkischen Reiches bis zur Verlegung nach Regensburg um S90. Die (vermutlich ummauerte) Siedlung dehnte sich in dieser Zeit nach O und besonders nach W aus. Im 10. und 11. Jh. verlor Frankfurt an Bedeutung ($$4 rcastellumt), sah aber noch mehrfach Reichstage und Kirchenversammlungen; die Verwaltung hatten die Vögte des Reichsforstes Dreieich. Ein erneuter Aufstieg begann in der 2. H. 12. Jh. unter den Staufern die anscheinend den »Saalhof* als neue Kaiserpfalz angelegt und die bedeutende n Erweiterung der Stadt veranlaßt haben. Im Gegensatz zu dem älteren Kern, der meist aus unregelmäßig liegenden, sehr schmalen Baublöcken mit quer durchgehenden Grundstücken bestand, wurde jetzt ein ungefähr rechtwinkliges Netz von Hauptstraßen geschaffen (von W nach O: Hirschgraben-Breidenstraße-Töngesgasse und Weißadlergasse-Gr. Sandgasse-Schnurgasse; von S nach N: Gr. und Kl. Kornmarkt, Neue Kräme und Fahrgasse); die entstandenen großen Blöcke wurden jeweils durch mehrere schmale Gassen in n-s Richtung aufgeteilt. In der *Oberstadt« ö des Römerbergs und der Neuen Kräme saßen hauptsächlich die Handwerker, in der *NiederStadt« w davon die Kaufleute in ihren z. T. burgartigen Höfen; in der Gegend zwischen Dom und Brücke wohnten die seit 11 so erwähnten, aber vielleicht schon viel länger hier ansässigen Juden. — 1147 Kreuzzugspredigt Bernhards von Clairvaux im Dom; anschließend wurde Kaiser Konrads III. Sohn Heinrich zum Deutschen König gewählt. Nachdem 11 ¡2 auch Friedrich Barbarossa hier gewählt worden war, entwickelte sich die Königswahl in Frankfurt zu
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F r a n k f u r t a m M a i n , E n t w i c k l u n g der A l t s t a d t i Römerberg z Dom 3 Paulsplatz 4 Liebfrauenberg $ Kaiserstraße 6 R o ß m a r k t 7 Hauptwadie 8 Zeil 9 Petersfriedhof einem Gewohnheitsrecht. 1219 trat ein Reichsschultheiß an die Stelle des bisherigen Vogtes. 1240 wurde erstmalig ein Messeprivileg erteilt; ein beträchtlicher Handel bestand sicher schon vorher, doch begann erst jetzt der große Aufschwung, der sich 1330 nach Genehmigung einer zweiten Messe noch steigerte und Frankfurt zur ersten Meßhandelsstadt in Deutschland machte. Seit 1266 erscheint ein »Rat' als oberste Körperschaft der Selbstverwaltung und seit i j n treten 2 Bürgermeister auf; 1320 erhielt die Stadt auch eigenes Steuerrecht. 1 gestattete Kaiser Ludwig der Bayer den Bau einer neuen, äußeren Stadtmauer, durch die das schon mit Gutshöfen bebaute Außengelände einbezogen wurde; es bestand aus großen, unregelmäßigen Baublöcken zwischen den ehem. Landstraßen und behielt bis ins 18. Jh. einen stark ländlichen Charakter. Aus den n der staufischen Mauer entwidtelten sich als alten Viehmärkten neue Hauptstraßen die Zeil und der Roßmarkt. ij;6 wurde durch
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die »Goldene Bulle« Kaiser Karls IV. Frankfurt zur gesetzlichen Wahlstadt der deutschen Könige erklärt; ein Vertrauensmann des Kaisers, Siegfried zum Paradies aus Marburg, wurde, nachdem er 136 s einen Aufstand der Zünfte niedergeschlagen hatte, 1366 Reichsschultheiß und brachte 1372 die Entwicklung Frankfurts zur Freien Reichsstadt dadurch zum Abschluß, daß er die von ihm eingelösten Pfänder des Amtes (darunter den heutigen »Stadtwald*) an die Stadt abtrat. — Der politische Aufstieg der Stadt führte bald zu Kämpfen mit dem Adel der Umgegend; 1389 erlitten die Bürger bei Kronberg eine empfindliche Niederlage. Trotzdem begann mit dem 1}. Jh. für Frankfurt eine Zeit kultureller Blüte, auch auf dem Gebiet des Handwerks, besonders des Geschütz- und Glockengusses und der Goldschmiedekunst. 1460-62 mußten die Juden ihr altes Viertel am Dom aufgeben und eine neuangelegte, streng abgeschlossene Judengasse nö außerhalb der staufischen Mauer beziehen; dieser Ghettozwang wurde erst 1811 aufgehoben. — Die soziale und religiöse Krise im Beginn des 16. Jh. führte zu inneren Wirren, zumal im Jahre des Bauernkrieges i}2f; um 30 trat die Stadt entschieden auf die Seite der Reformation und schloß sich IJ36 dem Schmalkaldischen Bund an, unterwarf sich aber IJ46 wieder dem Kaiser und hatte deshalb 2 eine heftige 3Wöchige Belagerung durch die Hessen und Sachsen zu bestehen. Seit Ii62 fanden auch die Kaiserkrönungen nicht mehr in Aachen, sondern (bis auf 4 Ausnahmen) in Frankfurt nach der Wahl im Dom statt; sie waren stets mit glänzenden Festlichkeiten verbunden. Das Messewesen hatte im 1 j. und 16. Jh. seine größte Bedeutung. Handel und Gewerbe erfuhren seit E. 16. Jh. lebhafte Förderung durch den Zuzug reformierter Niederländer; i}8j enstand, nach dem Fall Antwerpens, die erste Börse in Frankfurt. Eine wichtige Rolle spielten seit etwa IJ30 bis um 1630 der Buchdruck und die Buchmessen. Ein 1612 beg. Aufstand der Handwerker, die den Adel und die Juden vertrieben, wurde 1614 niedergeworfen; das patrizische Stadtregiment war endgültig befestigt. 1666 wurde eine Fayencemanufaktur gegr., die bis um 1772 bestand; die Frankfurter Fayencen hatten einen guten Ruf und wurden nicht nur in Deutschland gehandelt. Das Staatbild veränderte sich auch im 18. Jh. noch nicht wesentlich, da in der reinen Bürgerstadt keine Fürstengewalt bestand, die großzügige städtebauliche Neuanlagen unternommen hätte; selbst nach den großen Bränden, die 1711 die ganze Judengasse und 1719 im Viertel zwischen Schnur- und Töngesgasse 400 Häuser vernichteten, erfolgte der Wiederaufbau in kaum veränderter, im Grunde immer noch ma. Form. Die sonstigen Neubauten dieser Zeit standen meist unter französischem Einfluß; die Frankfurter Baumeister machten bis M. 19. Jh. ihre Lehrzeit häufig in Paris oder Wien durch. — t7$9, 1792 und 1796 erlebte die Stadt französische Besetzungen und verlor 1806 ihre Selbständigkeit, wurde aber Hauptstadt des 'Primatialstaates« und 1810 des Großherzogtums Frankfurt, deren Oberhaupt Karl v. Dalberg die 1804 beg. Entfestigung durchführte, die Wallanlagen schuf und 1809 durch ein scharfes Statut das Bauwesen gründlich modernisierte. 181$ wurde Frankfurt wieder 'Freie Stadt« und war l*
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1816—66 Sitz des Deutschen Bundestages. 1848—49 tagten hier das Vorparlament und die Nationalversammlung; 1863 fand der *Frankfurter Fürstentag* statt. 1866 wurde die Stadt preußisch und 1871 der Ort des Friedensschlusses mit Frankreith. — Die im /j. Jh. erfolgte Bebauung der Außengebiete bewahrte bis um 1860 immer noch eine nüchterne, aber vornehme Haltung; die im Durchschnitt auf das Vierfache gesteigerte Bautätigkeit seit der Gründerzeit hat ausgedehnte neue Stadtteile geschaffen, die, meist charakterlos, aber aufwendig, sich allenfalls durch Weiträumigkeit der Bebauung auszeichnen. Gleichzeitig hat seit 1872 eine Reihe von Verkehrsdurchbrüchen die Altstadt zwar beeinträchtigt, aber ihre Einheitlichkeit, mindestens im inneren und mittleren Kern, nicht gestört,; besonders eindrucksvoll sind noch heute die Uferansicht am Main und der Rundblick vom Domturm. Die Altstadt durch zwei große Fliegerangriffe im März 1944 fast ganz vernichtet. Von etwa 2000 alten Bürgerhäusern blieben nur etwa 10 unbeschädigt, nur von wenigen anderen blieben Teile des Erdgeschosses erhalten. KIRCHEN t Ehem. Stiftskirche St. Bartholomäus (»Dom«, seit dem Ma. auch kath. Pfarrkirche, Plan Nr. 39). Eine Salvatorkirche von Ludwig d. Deutschen zwischen 84O und 874 gegr., Weihedatum 852 unsicher, seit 1238 erneuert und vor Voll. 1239 auf den neuen Titelhl. Bartholomäus gew., dessen Reliquien A. 13. Jh. erworben waren. Got. Neubau im 3. V. 13. Jh. beg.; die Kirche seit 1356 gesetzlicher Ort der deutschen Königswahlen und seit 1562 auch Stätte der Kaiserkrönungen. — 1854-56 Rest, des Lhs., 1867 Brand, 1869-80 vereinheitlichender und weitgehend erneuernder Wiederaufbau durch Franz Jos. v. Denzinger, innere Ausschmückung 1882—90. — Vom Bau des 9. Jh. die Grundmauern durch Grabung 1871—74 unvollständig festgestellt; 3sch. Kirche, vermutlich Basilika, von wahrscheinlich 6 Jochen im Lhs., mit vortretendem Qhs. aus 3 Quadraten und Mittelapsis in Breite des Msch., aber anscheinend ohne Seitenapsiden; 2 WTürme, zwischen denen 2 runde, in der Mitte sich berührende Treppentürme standen. (Von den Arbeiten nach 1238 spätrom. Kapitellrest eines damals neugebauten Portals im Stadtgeschichtl. Museum.) — Der g o t . N e u b a u . 3sch. kreuzgewölbte Hallenkirche von 3 Jochen im Lhs., Qhs. aus tiefrechteckiger Vierung und beiderseits je 4 Jochen; Chor breiter als das Msch. aus 3 Jochen und 6/e Schluß mit beiderseits niedrigen Anbauten. Ganze innere Länge 70 m, Qsch.Breite 61 m. Mächtiger WTurm, 94,75 m hoch. — Verputzter Bruchsteinbau mit Gliederungen und Kantenquadern aus rotem Sandstein. [Dächer zerst., die Gewölbe im s Qhs. eingestürzt; Fenstermaßwerk z. T. vern.]. Der Bau zerfällt in 3 Hauptabschnitte: 1. Das L h s . Nach den erhaltenen Resten nicht vor 1250 beg., unter Erhaltung der WTürme und des Qhs. aus dem 9. Jh.; 1264 war das Lhs. schon benutzt, wahrscheinlich 1269 voll., um 1298 Fensterveränderungen und das SPortal. Das Msch. in der alten Breite, die
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Ssch. bis zur n und s Außenflucht des Qhs. verbreitert; die ehem. 6 Joche in 3 neue zusammengefaßt. Ober den Ssch. jochweise Querdädier mit Walmen. Doppelt abgetreppte Strebepfeiler, ehem. von posaunenblasenden Engeln gekrönt (2 im Stadtgesdiiditl. Museum, ebendort 2 figürliche Wasserspeier). 2teilige Maßwerkfenster. Bei der Rest. 1869-80 wurde das Lhs. auf gleiche Höhe mit Qhs. und Chor gebracht; die Streben und Fenster hierbei verändert, nur das ehem. S P o r t a l (»Rote Tür«) am ö Joch E. 13. Jh. erhalten, bei Anbau einer Kapelle 2. V. 15. Jh. zu offenem Bogen umgestaltet. An den 2 w Ecken 8eckige Treppentürme mit Spitzhelmen. — Innen quadr. Pfeiler mit abgeschrägten Ecken und 4 schlanken Runddiensten, an den Wänden 3fadie Bündeldienste, die Sockel 1855 geändert, alles bei der Rest. 1869 bis 1880 erhöht (Kapitellreste sowie 3 Schlußsteine mit Christuslamm und Blattwerk von den urspr. Gewölben im Stadtgeschichtl. Museum; ebendort ein Kapitell des zerst. frühgot. Lettners). 2. C h o r u n d Q h s . Der Chor, 1 3 1 5 mit Umbauung der karoling. Apsis beg., zeigt die akademisch reinen Formen des 2. V . 14. Jh.; 1338 schon benutzt, 1349 gew. — Einfache Streben mit steilen Giebelchen vor Pultdächern, 3teilige Fenster mit reidiem Maßwerk, Gewölbe auf ßeckigen Diensten mit Laubkapitellen. — 1346 nach Abbruch des alten Qhs. das neue n Qsch. beg., 1353 voll., das s 1352 beg. und vermutlich 1369 voll.; Walmdach, Streben wie am Chor, meist 4teilige Fenster, an der sö Ecke 8 eckiger Treppenturm mit Spitzhelm. Innen strebenartige Wandvorlagen mit vorgelegten Runddiensten. Die Gewölbe in den 3 mittleren Jochen erst J409—11 von Madern Gerthener, das mittelste schon netzartig angelegt. Haupteingang das N P o r t a 1 des Qhs., durch Mittelpfosten geteilt, das Giebelfeld durch eine große Rose (vgl. SFassade von Oppenheim) aufgelöst, darüber giebelförmige Figurenreihe (Christus zwischen den Aposteln, hl. Bartholomäus und Karl d. G.); die meisten Figuren und Baldachine 1884 erneuert, alt nur die M u t t e r g o t t e s am Türpfosten, die R e l i e f s beiderseits der Rose (Jüngstes Gericht) und die als tierfüßige Musikanten gebildeten Konsolfiguren der Apostelreihe; das Ganze urspr. reich gefaßt. Das kleinere S P o r t a l gleichfalls 2türig, im Giebelfeld und am Gewände Anbetung der Könige, Petrus und Simeon (?), darüber hl. Bartholomäus und Karl d. Gr., in den Medaillons der Bogenzwickel Jesaias und Jeremias, die meisten Figuren bei der Rest. 1869—80 erneuert oder stark geflickt; die temperamentvolle K r e u z i g u n g im Bogenfeld offenbar vom Meister des Chorgestühls. — N vom i.Chorjodi die M a r i e n k a p e l l e , ö anstoßend die kreuzgewölbte S a k r i s t e i mit 8eckigem Treppentürmchen, an der Tür im Chor schöner Beschlag A. 18. Jh.; über der Sakristei der kreuzgewölbte K a p i t e l s a a l . S vom i.Chorjodi die 1 3 j j voll, ehem. M a g d a l e n e n k a p e l l e (jetzt Christi-Grab-Kapelle); ö anstoßend die W a h l k a p e i l e , um 142 j—38 erb., strebenlos mit 3teiligen rundbogigen Fenstern unter kleinen Giebeln, die 4 Kreuzgewölbe mit figürlichen Schlußsteinen. — Ober der Vierung Dachreiter aus der Rest. 1869—80.
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.'Wiederum mit gesteigerten Ansprüchen wurde 1415 nach Abruch der karoling. Türme der W T u r m beg.; er sollte durch Pracht und Größe wettmachen, daß die Kirchenarchitektur Frankfurts in ihren bisherigen Leistungen hinter dem zurückgeblieben war, was dem Rang und Selbstbewußtsein der blühenden Reichsstadt angemessen gewesen wäre (kurz vorher hatten Straßburg und Ulm ihre großen Turmbauten beg.). Es gehört zum Wesen der Türme dieser Zeit, daß ihr Maßstab nicht aus dem Verhältnis zum Kirchengebäude, mit dem sie verbunden sind, abgeleitet wurde; sie gelten für das ganze Stadtbild. Die ersten Entwürfe von Madern Gerthener 1415 (2 verschiedene Risse im Stadtarchiv); bei des Meisters Tod 1430 nur die unteren Geschosse fertig. Nach