Das Thierreich: Teil 1 [Reprint 2020 ed.] 9783111614946, 9783111239026


167 85 286MB

German Pages 989 [999] Year 1846

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Recommend Papers

Das Thierreich: Teil 1 [Reprint 2020 ed.]
 9783111614946, 9783111239026

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Das

T h i e r r c i c h geordnet nach seiner Organisation, als

Grandlage der Naturgeschichte

der Thiere und

als Einleitung in die vergleichende Anatomie. Vom

F r e i h e r r n G e o r g v. C u v i e r , weiland K ö n i g l i c h F r a n z ö s i s c h e m l ' a i r , u. s. w., 11. s. w.

\a«Ii der z w e i t e n , v e r m e h r t e n , und

durch

Zusätze

sowohl

dem

Ausgabe

frei

heutigen

ins D e u t s c h e

Standpunkte

schart angepasst als auch f ü r den Selbstunterricht von

Aug. Vollr.

Streubel.

Erster Theil.

Berlin, D r u c k um! V e r l a g von G.

1 8 4 6.

Reimer.

der

übersetzt Wissen-

eingerichtet

Das

T h i e r r e i c cingclhcilt

nach dem Baue der Thiere.

Seiner

Excellenz,

dem Herrn Freiherrn A. v. Humboldt, Königlich P r e u f s i s c h e m W i r k l i c h e n G e h e i m r a t h e und K a m m e r h e r r n , o r d e n t lichem M i t g l i e d e des S t a a t s r a t e s , R i t t e r d e s r o t h e n A d l e r o r d e n s e r s t e r K l a s s e mit Brillanten, K a n z l e r d e r F r i e d e n s k l a s s e des O r d e n s pour le mérite, G r o f s k r e u z des f r a n z o s i s c h e n O r d e n s der E h r e n l e g i o n u n d d e r m e i s t e n ü b r i g e n e u r o p ä i s c h e n h o h e n O r d e n , o r d e n t l i c h e m Mitgliede d e r K ö n i g l i c h e n A k a d e m i e d e r W i s s e n s c h a f t e n zu B e r l i n , e i n e m der a c h t a u s w ä r t i g e n o r d e n t l i c h e n M i t g l i e d e r der A k a d e m i e d e r W i s s e n s c h a f t e n z u P a r i s , a u s w ä r tigem o r d e n t l i c h e n und K h r e n m i t g l i e d e d e r K ö n i g l . G e s e l l s c h a f t zu L o n don, wie aller ü b r i g e n A k a d e m i e e n der W i s s e n s c h a f t e n u n d N a t u r f o r s c h e r g e s e l l s c h a f t e n von B e d e u t u n g ,

dem weltberühmten Reisenden, dem Nestor der Naturforscher, dem allseitigen Forscher,

dem Freunde Cuviers und dem Mücen der jungen G e lchrtenwelt,

I!1)(I

Seiner

Ilochwohlgeboren,

dem Herrn Cli. G. Ehrenberg, der Medizin Doktor und ordentlichem öffentlichen Professor an der F r i e d r i o h - W i l h e l i n s - U n i v e i s i t ä t zu B e r l i n , S e c r e t ä r d e r p h y s i k a l i s c h e n K l a s s o der Königlichen Akademie der Wissenschaften ebendaselbst, auswärtigem ordentlichen Mitgliede fast aller f r e m d e n Akadcmieen und Königlichen G e s e l l s c h a f t e n d e r W i s s e n s c h a f t e n , e i n e m d e r dreil'sig K i t t e r d e r F r i e d e n s k l a s s e d e s O r d e n s j>our le mcrile, Kitter des rothen Adlerordens dritter K l a s s e m i t d e r S c h l e i f e , u . s. w .

dein Heros der Naturhistoriker, dem Reformator der Zoologie, dem unermüdlichen Forscher der mikroskopischen Well,

seinem Lehrer lind Kleister

widme l

diese deutsche Bearbeitung von Cuvier's Thierreich

als

Zeichen seiner innigsten Verehrung

der Uebersclzcr.

V o r w o r t .

Grewifs ist es ein sehr gewagtes Unternehmen, mit einei deutschen Bearbeitung von Cuvier's Règne animal hervorzutreten, da diefs Meisterwerk (wie auch die beiden deutschen Uebersetzungen desselben, welche uns Schinz und Voigt geliefert haben) einerseits z. Th. v e r altet ist, andererseits eine genaue Kenntnifs der Thiere von Seiten des Bearbeiters verlangt. Am meisten aber wird es gewagt erscheinen, wenn ein junger Mann, wie der Herausgeber, ohne alle Unterstützung, ganz und gar auf seine eigenen Kräfte beschränkt, sich einer solchen Arbeit unterzieht. Es wird daher hier am Orte sein, wenn zur Entschuldigung eines derartigen Unternehmens einige Worte vorangeschickt werden. Obgleich die Zahl der kleineren Hand- und Lehrbücher und Grundrisse der Zoologie alljährlich bedeutend zunimmt und auch wohl hin und wieder ein Handbuch von etwas gröfserem Umfange erscheint: so fehlt es doch bei uns gänzlich an einem a u s f ü h r l i c h e r e n wahrhaft wissenschaftlich abgefafsten C o m p e n d i u m . Dieser Mangel hat sich besonders Lehrern an wissenschaftlichen Sekundär- und an höheren Bürgerschulen fühlbar gemacht, vorzugsweise aber solchcn Lehrern der Naturgeschichte, welche während ihrer Universitätsstudien nicht hinreichende Gelegenheit gehabt

X

\ n r \v h r t.

haben, sich einem speziellen Sludium der Naturgeschichte hinzugeben und denen es daiier auch — da nirgend Vorlesungen über Encyclopädie der Naturwissenschaften gehalten werden — an einer Anleitung gefehlt hat, diese Wissenschaften von einer streng wissenschaftlichen Seite aufzufassen. Die Absicht des Herausgebers war nun, diesem dringend gefühlten Bedürfnisse abzuhelfen. Es schien ihm aber nicht angemessen ein ganz neues Werk zu diesem Zwecke zu verfassen, zumal da er in Cuvier's Règne animal, dessen Gattungen er 1837 in den Sälen des Königl. zoologischen Museums zu Berlin — so weit das Material dazu in dieser Sammlung ihm zur Benuzzung ofTen stand — zu revidiren begonnen hatte, ein treffliches Auskunftsmiltel erblickte. Dieses grofsartige Buch bedurfte jedoch bedeutender Umgestaltungen : es w a r schon 1817 geschrieben — die zweite Auflage, v. J. 1 8 2 9 , hat keine sehr wesentlichen Veränderungen erlitten — , zunächst nur für Frankreich eingerichtet und als selbstsländiges Buch ausgegeben, obgleich die Leçons d'anatomie comparée, die Recherches sur les ossements fossiles und die Iiis f. des progrès des sciences naturelles sich demselben anschliefsen. Diese voluminösen W e r k e konnten eben wegen ihrer Ausdehnung der Uebersetzung des Règne animal nicht einverleibt w e r d e n ; auch hätten sie gleichfalls wesentliche Abänderungen erfahren müssen um dem beabsichtigten Zwecke zu genügen. Der Herausgeber hat es daher v o r g e z o g e n , den allgemeinen Theil des llègne animal durch Nachträge zu jedem Kapitel bedeutend zu e r w e i tern und dafür den enlomologischen Abschnitt des speziellen Theiles abzukürzen, wofür sich auch höchst bedeutende Autoritäten ausgesprochen haben. Hieraus geht unzweifelhaft hervor, dal's nur der allgemeine Theil w e gen seiner Ergänzungen zu einem, im Verhältnisse zum Originale so bedeutenden. Umfange angewachsen ist: der spezielle Theil hingegen wird ungeachtet der vielfacheren Bereicherungen, die durch die Fortschritte der W i s senschaft nölhig geworden sind, und der Aufführung

\ o r w Ii r t.

XI

sämmtlicher deutschen Wirbellhiere u. s. \v. dennoch eine derartige Ausdehnung sicher nicht erfahren. Alle Stell e n , w e l c h e sich nicht im Originale b e l i n d e n , sind in [ ] geschlossen. A n Aufmunterungen zu einer solchen Arbeit hat es dem U e b e r s e t z e r nicht gefehlt und 1 8 4 0 gestaltete ihm sogar des Herrn A l e x a n d e r v. H u m b o l d t E x c e l lenz, w i e auch 1 8 4 3 Herr Professor E h r e n b e r g D e n selben seine Bearbeitung des Cuvier'schen W e r k e s w i d men zu dürfen. S o w u r d e am fünfnndsiebenzigjährigen Geburtstage G. Cuvier's ( 2 5 . A u g . 1 8 4 4 ) der Druck begonnen. Dafs der vorliegende erste Band nicht überall gleich ausführlich i s t , liegt in der Natur der S a c h e : der H e r ausgeber wollte besonders das h e r v o r h e b e n , w a s den bei ihren Privatstudien sich selbst überlassenen Lehrern an Schulen fast ganz entgeht, während er das U e b r i g e gedrängter g e b e n konnte. E b e n s o liefs es sich nicht v e r m e i d e n , dafs nicht A l l e s gleich übersichtlich d a r g e stellt w u r d e : diel's lag theils in der A n o r d n u n g der K a pitel im Originale, theils daran, dafs während des D r u k kes noch einige A e n d e r u n g e n und Zusätze nöthig g e worden waren. W e r w e i t e r e Belehrung v e r l a n g t , als ihm der v o r l i e g e n d e Leitfaden zu g e b e n im Stande ist, findet an den gehörigen Orlen eine kurze Uebersicht der wichtigeren Litteratur: ich w e r d e mich sehr g l ü c k lich schätzen, w e n n ich den A n f ä n g e r oder w e n i g e r Geübten zu den W e r k e n eines Humboldt, Ehrenberg, J. Müller, R. W a g n e r , Krause und anderer Koryphäen der Naturwissenschaften und vielleicht auch zugleich zu einer nicht ganz gedankenlosen unmittelbaren Naturanschauung geführt haben w e r d e ; denn für Meister oder auch nur geübte Forscher zu schreiben habe ich nie beabsichtigt, obgleich ich zu hoffen w a g e , dafs der s p e zielle Theil ( w e l c h e r bald erscheinen wird und w i e ich wiederholenllich versichere, w e g e n der präcisen Schreibart und des äufserst kompressen Satzes den ersten Band an Stärke k e i n e s w e g e s übertreffen soll) auch geübteren Z o o logen manche Bequemlichkeit darbieten w e r d e .

V

XII

o

i

w

o

i

t.

Einige Personen haben mich bei dieser Arbeit kräftigunterstützt und mich dadurch aufs Innigste verpflichtet. Es ist mir leider nur gestattet, den Herrn Dr. K u n s t m a n n , Sekretär der hiesigen Königlichen Bibliothek namhaft zu machen: derselbe ist mir stets mit gröfster Gefälligkeit entgegengekommen, wodurch für mich einigermafsen die Beschränkung in der Benutzung des g e nannten Institutes ausgeglichen worden ist; auch hat früher Herr Kustos Dr. F i n d e r durch seine unbegrenzte Liberalität mein Unternehmen sehr gevördert. Den G e nannten und Ungenannten sage ich hiermit meinen h e r z lichsten Dank! So übergebe ich nun dem betreffenden Publikum den vorliegenden, ersten, Theil meiner Bearbeitung des Hegne animal, vor deren Benutzung man gewogentIichst die hinten angezeigten Druckfehler verbessern wolle, mit der Bitte um gütige Nachsicht und mit dem innigen W u n s c h e , dal's das W e r k auch in dieser neuen Gestalt Nutzen stiften, namentlich vielen Lehrern ihre s c h w e ren Amtspflichten in etwas erleichtern und auch Manchem, der im Umgange mit der erhabenen Natur für das Bittere, was das Leben nur zu oft darreicht, E n t schädigung sucht, zum Prieslerlhume dieser Gottheit v e r helfen möge! Berlin,

den 20. Juni 1846.

Der

Ueberselzer,

1 n Ii a l t des crslon

oder

allgemeinen T h e i l e s (Einleitung ).

Seite

V o r r e d e des V e r f a s s e r s (Cuvier's) zur ersten Anfinge - - zweiten Einleitung:

1. K a p i t e l . Von der Naturgeschichte und ihren Methoden überhaupt Bemerkungen des Herausgebers zu diesem Kapitel . . . . A. Kurze Encyclopädie der Naturwissenschaften, 39. Ii. Citat aus des Verf. Discours sttr h's rcvnluliuns de In surfnce du 81 9li 101

XIV

Inhalt. Seite

k e i n , 126; N e r v e n , 12!). D i e Höhlen bleiben und Millen K ö h r e n : Gefäl'se, K a p i l l a r g e l a f s e . Gefäl'ssystem, 131. D r ü sensystem, 137. O r g a n . - e i n m i s c h e K l e m e n t e und V e r b i n d u n g e n , 139. B e s t a n d t e i l e : clcr priinärcii Bild ¡ingsstollo ii. s. w., 141 ( I i i , 141, S p e r m a 143, F r u c h t w a s s e r ¡43, Allantoislliissigk. 14.3, M i l c h niul a n d e r e r N a h r u n g s s t o f f e ¡ 4 3 — 4 4 ) ; der V e r d a u ungssäl'te, 144 ( M u m l s p e i r l i e l , M a g e n s a f t 144, Bauchspeiehel, G a l l e 14.), S a l t der l ' e y e r s e h e n Drüsen 1 4 6 ) ; der O r g a n o n - N a h r u n g s f r ü s s i g k e i t e n u. dgl. in. ( C h y l u s , Blnt, L y m p h e ) 1 4 6 — 4 9 : der a u s g e s t o f s c n e n , fiir den L e i h untauglichen S t o l l e , 149 ( S c h w e i f s , l l a r n 149, D a r m k o t h , T h r ä n e n , N a s e n s c h l e i m , Ohrenschmalz 150); der O r g a n e und z w a r : der G e w e h e mit e i w e i l s a r t i g e r G r u n d l a g e , 151 ( N e r v e n , M u s k e l n , Driisen, ICrystalllinse 151, I l a a r e 1521; der l e i m g e h e n d e n G e w e h e , 152 ( ü b u r , Z e l l g e w e b e , K n o r p e l 152, K n o c h e n 153). 5. K a p i t e l . V o n den K r ä f t e n , w e l c h e im L e i b e der w i l l e n s f r e i b e lebten G e s c h ö p f e wirksam sind 6. K a p i t e l . Uebersicht der V e r r i c h t u n g e n und O r g a n e des T h i e r leibes, so w i e der verschiedenen G r a d e ihrer A u s b i l dung Z n s a t z des U e b e r s e t z e r s , einen A h r i f s der menschlichen A n a t o m i e nebst e i n i g e n z o o t o m i s c h e n und physiologischen B e m e r k u n g e n lind einen A b r i l s der K n t w i c k e l u n g s g c s c h i c h t e enthaltend . /. A n i m a l e O r g a n e nebst den analog g e b i l d e t e n v e g e t a t i v e n ( z . ß . itcrv. sympatli.) 1 ) A n i m a l i s c h e s K n o c h e n g e r ü s t , 172. Knochendeutung, 177. I l a u t k n o c h e n , 1S7. K i n g e w e i d c s k e l e t , 1^7. S t ü t z o r g a n e der sogenannten w i r b e l l o s e n o d e r der rückgratlosen T h i e r e , 188. 2 ) Muskelsystem u. s. w., 100. A n t l i r o p o m y o ^ r a p l i i c , 190. A n o r d n u n g der Muskeln des nienschl. L e i b e s I K . C I I iliren F u n k t i o n e n , 197. K u r z e B e m e r k u n g e n aus der v e r g l e i chenden M y o l o g i e , 201. D i e z u s a m m e n g e s e t z t e n willkürlichen B e w e g u n g e n des menschlichen K ö r p e r s und der T h i e r l e i b e r , 205. 3 ) N e r v e n s y s t e m und S i n n e s o r g a n e , 222. Animalisches N e r v e n s y s t e m des Menschen nach der bei den A n t l i r o p o t o men üblichen B e t r a c h t u n g s w e i s e , 222. Müllen der (Jentraln e r v e n s t ä m m e , 223. G e h i r n , 225 f n ) G r o f s e s G e h i r n ,

Einleitung.

(Von der N a t u r g e s c h i c h t e

zu setzen, wefshalb man dann zur Bezeichnung neuer, minder wichtiger Zwischengruppen sich noch der römischen und arabischen Ziffern, der Buchstaben des lateinischen und griechischen, auch wohl noch des deutschen und hebräischen Alphabetes, und zwar sowohl der groisen (Anfangs-) als auch der kleinen Buchstaben, der einfachen Buchstaben und deren V e r doppelungen, und endlich noch besonderer Charaktere bedient, z. B . 1,11; / , / / ; A, B ; A,B\ 31,2?; a , b ; a, b- a ' , b ' ; a', aa, bb; aa, bb\ a, ß; aa, ßß; a, £»; aa, 66; N, 3 ; A , A A ; JJ-, • • ; O , O O ; O , G O ; 0, 0 0 ; §, § § ; f , f f ; *), **); u. s. f. Uebrigens darf man keinesweges glauben, dafs die gleichnamigen Gruppen auch immer vollkommen gleichwerthig seien; denn es inufs, bei der reinen Unmöglichkeit, in dieser Beziehung etwas Positives festzustellen, immer mehr oder weniger der Willkür oder zum wenigsten dem durch fortgesetzte Uebungen gebildeten Takte der einzelnen Naturforscher überlassen bleiben, den Rang einer Gruppe zu bestimmen. Doch thut das wenig zur Sache, da man andrerseits nicht vergessen darf, dafs diese Bezeichnungen, diese Rangordnung meist nur von uns zu unserer Bequemlichkeit geschaffen sind, und nur selten in der Natur selbst ausgesprochen sich finden. In der Natur gibt es keine Gattungen und Untergattungen, keine Zünfte u. dgl. m.; alle diese Abtheilungen und Gruppen sind mehr oder weniger imaginär, und nur im günstigen Falle als Andeutungen näherer Beziehungen der, in eine solche Gruppe zusaminengefafsten, Naturdinge zu betrachten; nicht zu gedenken, dafs sich häufig genug Ausnahmen und abweichende Formen finden, die oft noch die Charaktere einer oder niehrer anderer Gruppen zu theilen scheinen, oder hingegen wohl etwas Apartes für sich besitzen, aber weder so bedeutende Eigenthümlichkeiten haben, dafs sie eine besondere Gruppe bilden könnten, noch die Aehnlichkeit mit anderen ihnen nahe stehenden Abtheilungen in so hohem Grade zeigen, dafs man die durch solche Ycrmittelungsglieder genäherten Gruppen zu einer einzigen vereinigen dürfte. Man hat allgemein angenommen — und diese Einrichtung scheint auf den eisten Anblick am natürlichsten — dafs nur diejenigen Gruppen zulässig seien, welche in der Natur streng von einander geschieden sind, und also auch durch die Angabe ihrer Charaktere scharf begrenzt werden können. In der Praxis stöfst man jedoch bei Anwendung dieser Regel fast immer auf nicht zu beseitigende Schwierigkeiten, wenn man in einer nicht allzu unvollständigen Sammlung arbeitet. E s stellt sich dann heraus, dafs die Natur alle nach Vernunftprinzipien nur mögliche Formen hervorgebracht hat: wir finden da, wo verschiedene Bildungselemente sich geltend machen,

J,

und ihren Methoden.)

47

;ille Combinationcn derselben in der Natur wieder; und allein da, wo nur eins hervortritt, also eine Combination unmöglich ist, zeigt auch die Natur keine Verschiedenheiten mehr. Im ersteren Falle finden sich überall Uebergänge, und wo man solche noch nicht entdeckt hat, sie aber auch nicht vernunftwidrig sind, muls man sicher erwarten, dafs sie noch zum Vorschein kommen werden; wogegen im zweiten Falle die Gruppe scharf begrenzt, und, von allen übrigen mehr oder weniger entfernt, für sich allein da steht. Der Vogelkörper ist z. B. von der Art, dafs sich nirgend ein wahrhafter Uebergang von der Vögelklasse zu den Säugern oder kaltblütigen Rückgratthieren vermitteln liifst; obwol bei jenen sowohl als auch unter diesen Formen sich befinden, welche dazu eingerichtet sind in der Luft sich fortzubewegen, wie die Flatterer (Chiroptera), die Drachen (Draco und Dracanculus), noch mehr vielleicht die untergegangene Flugeidechsengattung Ptcrodactylus, dann auch die Flugfische als Exocoetus u. s. f. u. s. f. Untergeordnete Bildungselemente finden sich jedoch beim Vogelkörper in so grofser Anzahl, dafs eine ungeheure Menge von Combinationen, namentlich in der Ordnung der Singvögel, in den Familien der Falken, Papageien, Kolibri, Spechte, Tauben u. s. w. stattfinden konnte, und wirklich treffen wir sie in der Natur an. In der Ordnung der Singvögel finden sich nahe an dreitausend verschiedene Formen (Arten), welche man in Gattungen, Familien, Zünfte u. s. w. zusammengestellt hat, von welchen Gruppen aber fast keine einzige sich erhalten kann, weil überall so viele Uebergänge vorhanden sind, dafs man nicht mehr weifs, wo die eine Gruppe aufhört und die andere anfängt. Es liifst sich daher das Gesetz, nur solche Gruppen beizubehalten, welche keine Uebergänge zu anderen bilden, also streng für sich gesondert sind, nicht mehr halten, weil dadurch die Anzahl der Abtheilungen zu klein Avird, um uns bei der Uebersicht eines Reiches oder eines anderen Abschnittes von hinreichendem Nutzen zu sein; obgleich nicht zu leugnen ist, dafs in sich abgeschlossene Gruppen die natürlichsten sind. Andrerseits kann man sich nicht bewogen fühlen, aus jeder Art beinahe eine Gattung zu machen; denn durch ein solches Verfahren würde die Uebersichtlichkeit nicht um das Geringste gefördert werden — was sollte man mit allen Gattungen anfangen, die dann eben so zahlreich als die Arten, und doch in weniger Familien, als nach dem heutzutage geltenden Prinzipe, untergebracht werden könnten? — und zugleich ginge die bisher mit so vielem Vortheile angewandte binäre Nomenklatur verloren. Um solchen Uebeln zu entgehen, mufs man sich begnügen, nahe verwandte Gruppen nach ihren relativen Differen-

48

Einleitung.

(Von «lor Naturgeschichte

zen ungeachtet der sich vorfindenden Uebergänge zu begrenzen. Rían hat aber genau zuzusehen, ob eine solche Abtheilung in der Natur begründet ist, und diefs kann man nur auf folgende Weise erfahren. Dem Gruppencharakter müssen nothwendig ein oder mehre Bildungselemente zu Grunde liegen; und wo diese sich im Wesentlichen umgestaltet haben, ist man im Bereiche einer neuen Gruppe, und zwar hat man die typische Form derselben erreicht oder ist ihr sehr nahe. So wie also der, immer so viel als möglich nach wesentlichen Eigenschaften zu bildende, Charakter nicht mehr passen will, ist man auf eine neue Gruppe gestofsen. Man sucht nun den Kern oder Typus derselben auf, entwirft nach den wesentlicheren Eigenschaften der typischen Form einen neuen Charakter, una stellt so viel ähnliche Formen hinzu, bis auch der neue Charakter gar nicht mehr passen will, und die nun erreichten Formen wieder wesentlich von der zuletzt als T y pus betrachteten abweichen, wefshalb man für sie wiederum einen neuen Charakter bildet u. s. w. Die Typen betrachtet man alsdann als Mittelpunkte von Kreisen, welche von den sich anschliefsenden Formen gebildet werden müssen, wobei es anfangs für eine und die andere Form zweifelhaft sein mag, iij welchen Kreis sie gebracht werden inufs. Man bildet nun mit den Elementen des nach dem Typus entworfenen Gruppencharakters alle Combinationen, vergleicht die ihnen mehr oder minder entsprechenden Formen mit den Formen, welche den in anderen Kreisen veranstalteten Combinationen entsprechen, und stellt nun die in einem Kreise Ueberzähligen dahin, wohin sie gehören. Es werden sich dann in den Kreisen viele Formen zeigen, die, einzeln, mit anderen in anderen Kreisen auffallende Aehnlichkeiten, Analogieen, zeigen, welche analogen Bildungen meist selbst wieder in einen, aber wegen ihrer geringeren Verwandtschaft weiteren, Kreis zusammengestellt werden könnten. Je vollkommener die verschiedenen Kreise solche Analogieen aufzuweisen haben, desto natürlicher sind sie '). Man kann eine solche Anordnung fast mit der Knochenbildung vergleichen, wo dann die typischen Formen in den Systemen den Ossifikationspunkten in den Knochengeweben entsprechen. Geistreiche ältere Naturforscher haben auch schon die wechselseitigen Beziehungen der Naturprodukte unter einander dadurch zu versinnlichen gesucht, dafs sie das wahrhaft natürliche System der Naturkörper sehr schön und passend mit einer Landkarte verglichen. Es ist bekannt, dafs die ver') Als ein Muster von Bildung; solcher natürlichen Kreise mag Wiegniann's Arbeit über die Kaubthiere in seinem Archiv ( J a h r g . 1838, 1. Band, Seite 256) genannt werden.

nnd ihren M e t h o d e n . )

4l.)

schiedenen Reiche und S t a a t e n , denen m a n einen gleichen Hang einräumt, von verschiedener Gröfse u n d Unifange sind, oder ziemlich gleich grofse L ä n d e r nicht gleich viel B e w o h ner h a b e n ; dals sie in P r o v i n z e n und Kreise getheilt w e r d e n , tlafs die Städte meist von Mauern u m g e b e n sind, zuweilen derselben aber ganz oder theilweise e n t b e h r e n , dafs die einzelnen Ortschaften einander n ä h e r oder ferner hegen, dafs die Häuser zweier Dörfer zuweilen sich fast b e r ü h r e n , die H ä u s e r mancher anderen D ö r f e r vereinzelt sich ü b e r w e i l e S t r e c k e n verbreiten, dafs die V o r w e r k e oft für sich ganz isolirt sind, dafs aber alle Ortschaften d u r c h m e h r oder w e n i g e r b e d e u tende W e g e mit einander v e r b u n d e n sind, dafs der gröfsere und wichtigere (Kunststrafse u. dgl. m.) nicht immer die einer, auf derselben befindlichen S t a d t n ä h e r e n oder gröfseren O r t schaften berührt, sondern über eine f ü r j e n e S t a d t wichtigere Ortschaft ( e t w a Handelsstadt u. s. f.) f ü h r t , dafs die G r e n z e n bald durch m e h r oder w e n i g e r h o h e hin und w i e d e r u n t e r brochene, Gebirge, bald durch tiefe, bald durch zu Z e i t e n austrocknende Gewässer bestimmt sind, bald in der Idee allein liegen u. dgl. m.; und diefs sind lauter Verhältnisse, w e l che in den näheren und ferneren Beziehungen der verschiedenen Naturprodukte ein vollständig d u r c h g e f ü h r t e s Analogon wiederfinden. Diese Aehnlichkeit ist so auffallend grofs, dafs eine nicht unbedeutende Anzahl solcher C o l l c k t i v - A u s d r ü c k e , w i e : Iieich, L a n d , P r o v i n z , K r e i s , Bezirk, K l a s s e , Z u n f t , S t a m m , Rotte, Familie u. s. w . aus der politischen G e o g r a p h i e und Statistik in das Gebiet der Naturgeschichte ü b e r g e g a n g e n sind. N o c h bedeutend erhöht wird aber diese Aehnlichkeit d a d u r c h , dafs eine ziemlich grofse Menge der natürlichsten Gruppen in unseren S y s t e m e n (nicht allein U n t e r g a t t u n g e n u n d G a t t u n g e n , sondern sogar Familien und Z ü n f t e , z. B. Affen, Aeffer, Beuteltliiere, P a p a g e i e n , Kolibri's u. dgl. m.) g e o g r a phisch begrenzt sind, so dafs sämmtliche Mitglieder einer solchen Abtheilung einer Z o n e , oder von den U n t e r g a t t u n g e n , einem einzigen Landstriche oder einer einzigen Insel oder Inselgruppe ausschliefslich e i g e n t ü m l i c h sind.]

Cuvier Thierreich I.

Kiiiloitiinn.

( V o n den o r g a n i s r l i c n

Zweites Von den

Naturprodukten

Kapitel.

| organisch | belebten Naturprodukten

und

von

der Organisation im Allgemeinen. t> o

Wenn wir, um lins von dem Wesen des Lebens eine so viel als möglich richtige Vorstellung zu machen, dasselbe bei denjenigen Naturprodukten beobachten, in welchen es sich am einfachsten äufsert, so werden wir sehr bald gewahr, dafs es in der Fähigkeit gewisser körperlicher Combinationcn besteht, eine gewisse Zeit hindurch und unter einer bestimmten Form da zu sein, indem es unaufhörlich in jene körperlichen Verbindungen einen Theil der umgebenden Substanzen hineinzieht, und dagegen Theile ihrer eigenen Substanz den sie umgebenden so genannten Elementen zurückgibt. Das Leben ist daher dem Wirbel eines Stromes zu vergleichen, welcher mehr oder minder reilsend, mehr oder minder zusammengesetzt, beständig nach derselben Richtung hinströmt und stets Theilchen derselben Art an sich zieht, in sich aufnimmt und wieder ausstöl'st, so dass die Form der lebenden Körper bestündiger, ihnen wesentlicher ist, als die Materie, aus der sie bestehen. So lange diese Bewegung fortdauert, ist der Körper, in weichein sie ausgeübt wird, lebendig zu nennen: er lebt. Steht aber dieser Strom still, und kehrt er nicht mehr in sich selbst zurück, so stirbt der Körper. Nach dem Tode zeigen die chemischen Grundstoffe, aus welchen er bestand, indem sie den gewöhnlichen chemischen Prozessen der nicht [organisch-1 belebten Körper preisgegeben sind, das Bestreben sich so schnell als möglich zu trennen, woraus denn früher oder später die Auflösung des lebendig gewesenen Körpers erfolgt. Es war daher das Leben (Lebensbewegung, Lebenskraft) allein, welches die Auflösung verhinderte, und die den Leib bildenden chemischen Elemente während seines Bestehens, seiner Thätigkeit zum organisirten Körper vereinigte."'

51

und iler O r g a n i s a t i o n im A l l g e m e i n e n . )

Alle organisirten Körper sterben nach einer g e w i s s e n Zeit, •leren äulserste Grenze für jede Art bestimmt i s t 1 ) ; und der Tod scheint eine nothwendige F o l g e des Lebens zu sein, w e l ches durch seine Thätigkeit seihst unmerklich die Struktur des Körpers, auf w e l c h e n es seinen Einfhifs ausübt, dergestalt verändert, dafs die fernere Fortdauer des Lebens dadurch unmöglich gemacht wird. In der That erleidet der lebende Körper während seiner ganzen Dauer stufenweise, aber bleibende Veränderungen. Er wächst anfänglich in U m f a n g , nach den für jede Art und für jeden Theil derselben bestimmten Verhältnissen und Grenzen; nachher nimmt er in den meisten seiner Theile an Dichtigkeit zu; und diefs ist die zweite Art der Veränderung, w e l che die Ursache des natürlichen T o d e s zu sein scheint. W e n n man die verschiedenen organisirlen Naturprodukte näher uniersucht, so lindet man bei ihnen allen einen in g e wisser Hinsicht ähnlichen Bau, aus dem man schon durch ein wenig Nachdenken zu dem Schlüsse geführt wird, rfass eine ') N u r das L e b e n dos I n d i v i d u u m s ist s t e t s von b e s c h r ä n k t e r D a u e r , s o dafs die ä u l s e r s t e G r e n z e d e r s e l b e n Iiir j e d e A r t (auf e i n e m e h r o d e r w e n i g e r Kurze Zeit) b e s t i m m t ist.

L e i m e h r e n , a u s vielen I n d i v i d u e n

g e b i l d e t e n S a m m e l w e s e n , z. 13. B ä u m e n , v e r j ü n g t sich das L e b e n stets, i n d e m die a l l g e m e i n e A x e ihre L e b e n s f ä h i g k e i t b e h ä l t u n d n u r die I n dividuen s t e r b e n . Man k e n n t e i n i g e P f l a n z e n , die w a h r s c h e i n l i c h nocil existiren und itaeli ziemlich g e n a u e n B e r e c h n u n g e n ein A l t e r von fiinfbis s e c h s t a u s e n d J a h r e n e r r e i c h t h a b e n müssen : so m e h r e von A d a n son u n t e r s u c h t e B a o b a b b ä u m e ( A d a n s o n i a digitaia), s t e h e n d e C'upressus

distiihn.

eine bei Oaxaca

Kin auf dem B e g r ä b n i f s p l a t z e von E r a -

b u r n in der G r a f s c h a f t K e n t befindlicher T a x b a u m m u f s n a h e an d r e i tausend

und eine

bei F r e i b u r g in Y i l l a r s - e n - H I o i n g s t e h e n d e L i n d e

ü b e r s e c l i s z e h n h u n d e r t J a h r alt s e i n . R ä d e r t h i e r e ( F u r c u l a r i a rediviva),

Mehre Thiere, besonders einige

sollen s e h r l a n g e ihre L e b e n s f ä h i g -

keit b e h a l t e n , doch ist es noch n i c h t a u s g e m a c h t , ob nicht vielleicht i m m e r n u r die E i e r die L e b e n s f ä h i g k e i t b e h a l t e n und u n t e r g ü n s t i g e n B e d i n g u n g e n sich schnell e n t w i c k e l t h a b e n .

Beispiele von in S t e i n e n

eingeschlossenen Batrachiern werden oft angeführt.

Nach Ehrenberg's

m ü n d l i c h e r A u s s a g e (in s e i n e n V o r l e s u n g e n ) sind die L e i b e r der d u r c h T h e i l u n g ( a l l e i n ! ) sich f o r t p f l a n z e n d e n T h i e r f o r m e n ( N a i s ) e b e n viele J a h r e alt, als die E r s c h a f f u n g d i e s e r T h i e r e h e r ist. h a u p t u n g ist jedoch n u r s c h e i n b a r r i c h t i g .

so

Diese B e -

S. w e i t e r u n t e n .

Einleitung.

r>2

(Von tien organischen

solche. Struktur für einen wesentlich so sein tnuss.

Wirbel,

Naturprodukten

wie der des Lehens

ist,

Diese Körper bedürfen wirklich fester Theile, um ihre Form zu erhallen, und flüssige, um in ihnen die Bewegung zu vermitteln. D a s Gewebe ihrer festen Theile besteht daher aus netz- oder vnaschenartigen Gebilden, Zellen, oder Fasern und soliden Blättehen, welche in ihren Zwischenräumen allenthalben tropfbar- [und z. Tb. auch hin und wieder gasförmig-j flüssige Theile enthalten, die in fortwährender starker B e w e gung sind, und jeden Augenblick ihre Lage verändern. Die fremden ¡Substanzen durchdringen das innerste Gewebe des Korpers, indem sie den Flüssigkeiten einverleibt werden. Letzlere sind es, welche die festen Theile ernähren, indem sie ihre Molekeln (d. h. allerfeinsten Theile) dazwischen schieben; auch sind sie es, welche die überflüssigen Stoffe von den festen Theilen ablösen. iJnler tropfbar-flüssiger oder luftförmiger Gestalt durchströmen die unnützen Stoffe, welche ausgedünstet werden sollen, die Poren des lebenden Körpers, dringen so nach aufsen und verflüchtigen sich. Die festen Theile, welche in ihren Räumen die flüssigen enthalten, sind [häufig| einer Zusammenziehbarkeit fähig, durch deren Wirkung sie den in ihnen enthaltenen Flüssigkeiten einen Tlieil ihrer B e wegungen miüheilen '). Die gegenseitige Einwirkung der festen und der flüssigen Theile, dieser iJeberlritt der ¡Molekeln von den einen zu den anderen, bedingt hinsichtlich ihrer chemischen Zusammensetzung eine grofse Affinität; und in der That sind die festen Organe der organisirlen INalurkörper zum grofsen Theil aus Stoffen gebildet, welche durch den organischen Prozess sehr leicht in den tropfbar-flüssigen oder gasförmigen Aggregatzustand übergehen können. Die Bewegung der tropfbaren Flüssigkeiten, welche auch eine unaufhörlich wiederholte Thätigkeit von Seiten der festen Theile erfordert, ihnen dagegen ebenfalls eine solche wieder mittheilt, verlangte auch, dafs die festen Theile gleichfalls Bieg') Dieser vom Verfasser g a n z • (•

. i•("-:'-'

allgemein

und zwar den Arterien.

ausgeprochene

Satz

gilt

nur

53

und der Organisation im Allgemeinen.)

sanikeil und Dehnbarkeit bcsäisen; und wirklieh isl diefs noch ein fast allgemeiner Charakter der organisirten festen Theile [mit Ausnahme der meisten vollkommen entwickelten Knochenund Schalengebilde, mancher Horngewebe, organischer Krystalle und einiger zum Theil krankhafter Concremcnte]. Diese allen organisirten Naturkörpern gemeinsame Struktur, dieses aus Zellen bestehende Netzgewebe, dessen mehr oder minder biegsame Fasern oder Blättchen mehr oder weniger reichliche Flüssigkeiten zwischen sich aufnehmen, bildet das, was man die Organisation nennt; und in Folge dessen, was wir so eben gesagt haben, sind es nur die organischen Körper, welche auf die oben angegebene Weise leben können. Die Organisation aber isl, wie man sieht, das Resultat einer grofsen Anzahl von Zusammenwirkungen, welche sämmtlich die Bedingungen des Lebens ausmachen; und man wird begreifen, dafs die allgemeine Bewegung des Lebens aufhören miifste, wenn durch ihre AVirkung irgend eine dieser Bedingungen verändert oder unterdrückt würde, so dafs nur eine dieser besonderen Bewegungen, aus denen das Leben besteht, ein Ende nähme. Jeder orgnnisirle Körper hat aufser der allgemeinen Bildung durch Zellengewebe noch eine cigenthumliche bestimmte Form, welche sich nicht allein auf das Allgemeine und das Aeulsere seiner Gestalt bezieht, sondern auch auf die Bildung eines jeden seiner Theile, selbst bis in das Innerste der Struktur derselben, einwirkt. Diese bestimmte Form aber bedingt wieder die besondere Richtung der einzelnen Bewegungen, welche jedes Organ auszuüben fähig und dazu auch angewiesen ist; von ihr ist ferner die Complikation der allgemeinen Lebensbewegung des Körpers abhängig, welche seine Art bestimmt, und ihn zu dem macht, Avas er ist 1 ). Jedes einzelne Organ trägt durch eine eigenthiiinliche Tliätigkeit zu dieser allgemeinen Bewegung bei, und erleidet zu') Weder ist die Form der L e b e n s b e w e g u n g , nocli diese j e n e r untergeordnet;

beide sind von Anfang an coexistirend und von

gleich abhängig.

einander

Das individuelle Lebeil schafft die Forin, aber diese

ist jenein schon als die nothwendige und ihm einzig mögliche gczL'iclinet.

vor-

51

Einleitung.

(Von Hen organischi-n Tsiilui-jinxlukten

gleich d e r e n b e s o n d e r e W i r k u n g e n ; so dafs in j e d e m organisclien W e s e n das L e b e n ein aus der gegenseitigen Aktion u n d H e a k l i o a aller seiner O r g a n e gebildetes G a n z e ist. D a s (organische] L e b e n im Allgemeinen, w i e wir es oben b e t r a c h t e t h a b e n , setzt dalier i m m e r eine Organisation überh a u p t v o r a u s , und das b e s o n d e r e W i r k e n des L e b e n s in j e d e m einzelnen W e s e n fordert eine b e s o n d e r e , diesem eigentlüiinlichc, O r g a n i s a t i o n ; g e r a d e so, w i e der G a n g einer U h r d u r c h die Z u s a m m e n s e t z u n g des ( j h r w e r k e s geleitet w i r d . Auch bem e r k e n w i r diefs L e b e n n u r an völlig organisirten K ö r p e r n , w e l c h e v o n der N a t u r dazu eingerichtet sind, dasselbe zu g e n i e f s e n ; u n d alle A n s t r e n g u n g e n der P h y s i k e r u n d C h e m i k e r h a b e n n o c h nicht die, w e d e r d u r c h sich selbst, n o c h d u r c h eine äufsere U r s a c h c sich o r g a n i s i r e n d e , Materie darstellen k ö n n e n . In d e r T h a t , da das organische L e b e n auf die E l e m e n t e , a u s w e l c h e n in j e d e m Augenblicke der lebende K ö r p e r besteht, u n d auf diejenigen, w e l c h e das L e b e n mit hineinzieht, eine W i r k u n g ausübt, die d e r j e n i g e n e n t g e g e n g e s e t z t ist, w e l c h e o h n e sie d u r c h die allgemeine c h e m i s c h e V e r w a n d t s c h a f t h e r v o r g e b r a c h t w e r d e n w ü r d e ; so ist es v e r n u n f t w i d r i g a n z u n e h m e n , dafs das L e b e n der O r g a n i s m e n selbst das P r o d u k t c h e m i s c h e r P r o z e s s e sein k ö n n t e ; u n d d e n n o c h k e n n t m a n in der N a t u r keine a n d e r e K r a f t , w e l c h e fähig w ä r e , v o r h e r g e t r e n n t e Lrlheilchen, d. h. solche, w e l c h e nicht mit eina n d e r in eine V e r b i n d u n g eingehen w o l l e n , wirklich zu v e r einigen u n d auch in dieser V e r b i n d u n g z u erhallen. D i e Entstehung' der organischen W esen ist d a h e r «las grölslo Geheininifs der organischen O e k o n o m i e u n d der g a n z e n N a t u r ; bis jet/.t haben w i r organische K ö r p e r sich entwickeln, a b e r nie sich bilden s e h e n ; ja, noch m e h r ! alle organischen N a t u r p r o d u k t e , zu deren L r s p r u n g m a n hinaufsteigen kann, sind von einem ihnen gleich gestalteten, aber f r ü h e r als sie e n t w i c k e l t e n K ö r p e r a b g e s t a m m t , mit einem W o r t e von \rllern erzeugt. S o hinge d;is J u n g e noch kein eigenlhiimhclics Leben bat. sondern an dem seiner A d l e r n Theil nimmt, l)''i(sl es hchn {ijiiniri > ,>;! i. 'vi'lut

ii'n »tut» mt Ii! •¿¿tu Klar. Ii, •,» kann man 11111 He 11-

55

und il«r O r g a n i s a t i o n im A l l g e m e i n e n . )

Der Ort, wo der Keim befestigt ist, und die zufällige Ursache, welche ihn ablöst und ihm ein selbstständiges Leben gibt, sind mannigfaltig, aber diese ursprüngliche Adhärenz an ein ahnliches Wesen bildet eine Regel ohne Ausnahme'). D i e Trennung des Keimes ist das, was man Zeugung (génération) nennt. Alle organischen Wesen bringen ihres Gleichen hervor, sonst könnten ihre Arten nicht erhalten werden, da der Tod die nothwendige Folge des Lebens ist. Die organischen Körper besitzen selbst die Fähigkeit, in einein verschiedenen Grade, je nach ihrer Art, gewisse ihrer Theile, wenn sie ihnen genominen sind, wieder zu erzeugen. Dieses Vermögen nennt man Rcproduklions - oder Wiedercrzcugungshafl. Die Entwickelung der organischen Wesen geht mehr oder minder schncll vor sich, und gewinnt mehr oder weniger an Ausdehnung, je nachdem ihre äufseren Umstände mehr oder minder günstig sind, oder die Bestimmung des Körpers es erfordert. Die Wanne, die Qualität und Quantität der Nahrungsjenigen,

gleichsam s c h l u m m e r n d e n , T h e i l n e n n e n , w e l c h e r s i c h , sei

es d u r c h B e f r u c h t u n g , wie hei den T h i e r e n ,

o d e r d u r c h A u s s a a t in

die Krde o. dgl. m., wie (¡ei den P f l a n z e n , z u einein s e l b s t s t a n d i g e n Wesen e n t w i c k e l t .

Bei den T h i e r e n ist d e r Keim ein T l i e i l im E i e ,

hei den P f l a n z e n s t e c k t er iin S a m e n . so lange d e n N a m e n ,

Bei d e n T h i e r e n f ü h r t e r n u r

als d a s Kielten sich noch nicht vorn l i i e r s t o c k

g e t r e n n t h a t ; n a c h h e r heilst er E m b r y o u n d s p ä t e r F r u c h t Die Zeugung Thieren

das Eichen

vom E i e r s t o c k e sich

Mntterleibe

oder

Wärme

Hingebenden

des

(Foetus).

ist d e r Akt d e r B e f r u c h t u n g , in F o l g e d e r e n bei aufser

demselben

trennt,

um entweder

von d e n A e l t e r n

Mediums ausgebrütet

oder

von

zu werden.

den im der

Geburt

ist der A k t , d u r c h w e l c h e n die vollkommen a u s g e b i l d e t e F r u c h t ( d a s J u n g e ) ans T a g e s l i c h t k o m m t . ') D e r S a t z : „ ö i i t n c vivnm berg's

unvergleichliche

Stütze bekommen;

e r ovo"

h a t in n e u e s t e r Z e i t d u r c h

mikroskopische Beobachtung

die

Ehren-

wichtigste

d e s s e n u n g e a c h t e t sind inehre nocli l e b e n d e N a -

t u r f o r s c h e r ( O k e n , v. B ä r , C a r u s , K e i c h e n b a c l t , B u n n e i s t e r u. A. m . ) der U e b e r z e u g u n g , ähnliche

dals einige

kryptogainische

niedere O r g a n i s m e n ,

Gewächse,

Infusorien,

L ä u s e u n d a n d e r e E p i z o e n d u r c h generatio einem M u t t e r k ö r p e r a b z u s t a m m e n , e n t s t e h e n

wie P i l z e

und

Eingeweidewürmer,

ncquiooctt, könnten.

d. lt. o h n e von

5t)

Einleitung.

( V o n den o r g a n i s c h e n

Naturprodukten

mittel, so wie noch viele andere Ursachen wirken hierauf ein, und dieser Einflufs kann sich allgemein über den ganzen Körper ausdehnen, oder sich nur über gewisse Organe erstrecken; daher kommt es, dafs die Aehnlichkeit der Nachkommen mit ihren Aeltern nie ganz vollkommen sein kann. Solcherlei Unterschiede bilden [wenn sie auffallend sind] das, w a s man in der Naturgeschichte Varietäten, Spielarten oder Leie nennt 1 ). Man hat keinen einzigen sicheren Beweis dafür, dafs alle Verschiedenheiten, welche jetzt die organischen W e s e n unter einander aufzuweisen haben, von der Art seien, dafs die äuI'seren Umstände sie so hervorgebracht haben könnten. Alle Gründe, welche man dafür angegeben, und deren Richtigkeit und Wahrheit man behauptet hat, sind blofse Hypothesen; hingegen scheint alles, was uns die Erfahrung über diesen zweifelhaften Gegenstand an die Iland gibt, vielmehr dafür zu zeugen, dafs bei dem gegenwartigen Zustande des Erdballs die Abänderungen der organisirten Naturkörper in gewisse nicht allzuweile Grenzen eingeschlossen seien, und dafs, so weit wir auch in die früheren Perioden unserer jetzigen Schöpfung hinaufsteigen können, diese Grenzen immer die nämlichen, wie die heutigen, gewesen zu sein scheinen 1 ). ') W ä r m e , Q u a l i t ä t und Q u a n t i t ä t der Nahrungsmittel bringen allerdings Unterschiede

zwischen Aeltern

und N a c h k o m m e n

hervor,

doch

sind

solche Verschiedenheiten selten von B e d e u t u n g , treten aber mehr h e r v o r , w e n n ein anderes K l i m a und v e r ä n d e r t e N a h r u n g s m i t t e l a u f eine Art

mehre G e n e r a t i o n e n

hindurch

eingewirkt

haben.

Merkwürdiger

sind die Unterschiede z w i s c h e n A e l t e r n und N a c h k o m m e n ,

w a n n die

G e s c h l e c h t e r auf z w e i Individuen vertheilt sind, w i e bei den h ö h e r e n T h i e r e n , w o dann in der R e g e l das männliche J u n g e meist dem

Va-

ter ähnlicher wird, das w e i b l i c h e häuiig der M u t t e r mehr ähnelt, i m mer a b e r seine V e r w a n d t s c h a f t zu beiden A e l t e r n durch F o r m u. s. w . bekundet.

A u f j e höherer S t u f e das L e b e n ist, desto merklicher w e r -

den die Unterschiede z w i s c h e n A e l t e r n und N a c h k o m m e n ; am meisten z e i g t sich

diese

individuelle

Verschiedenheit

beim

Menschen.

nicht l ä n g s t a u f g e k e i m t e n P f l a n z e n und die n e u g e b o r n e n T h i e r e Menschen zeigen tern,

doch

nimmt

in der K e g e l diese

Die und

nur w e n i g A e h n l i c h k e i t mit den A e l -

allmälig

zu.

Je tinvollkonimner die W e s e n

sind, desto v e r s c h i e d e n e r ist in der K e g e l das Junge vom A l t e n , z . B . bei l'ilzen ,

Infusorien, Strahlthieren, Eingeweidewürmern,

vielen Milben und K r e b s e n u. a. w .

Insekten,

57

u n d der O r g a n i s a t i o n im A l l g e m e i n e n . )

Man ist daher genöthigt, gewisse Formen als Urformen 7,u betrachten, welche sich seit dem Ursprünge der Dinge fortgesetzt haben, ohne ihre bestimmten Grenzen zu überschreiten, sondern sich dabei immer gleich geblieben sind. Alle Körper nun, welche eine solche bestimmte Form von der Natur empfangen haben, bilden das, was man eine Art (species) nennt; und die unbedeutenden Abänderungen oder Abweichungen von dieser Grundform machen die Varietäten oder Abarten aus, welche nur zufällige Unterabtheilungen der Art bilden. Da die Zeugung das einzige ¡Mittel ist, die Grenzen zu erkennen, innerhalb welcher die Varietäten sich bilden können, so mufs man die Art so deiiniren: sie ist die V ereinigung aller Individuen, welche von einander pder von gemeinschaftlichen Aeltern abstammen, oder von denen entsprungen sind, die ihnen so sehr gleichen, als sie einander selbst; allein, obgleich diese Definition sehr streng und einfach ist, so wird man doch einsehen, dafs ihre Anwendung auf bestimmte Individuen in einzelnen Fällen sehr schwierig sein kann, wenn man nicht die dazu nöthigen Erfahrungen gemacht hat 3 ). ') Kinige P e t r e f a k t e n , die in den ä g y p t i s c h e n K a t a k o m b e n u n d in d e n S p e i c h e r n d e r a l t e n H o m e r g e f u n d e n e n P ü a n z e n s a n i e n , die Ibis, w e l che C u v i e r a u s d e n G r ä b e r n

von S a c c a r a

erhalten

h a t , die

vielen

a u f g e f u n d e n e n künstlichen und natürlichen menschlichen Mumien, wie a u c h m a n c h e K l e i d u n g s s t ü c k e und B i l d e r a u s a l t e r Z e i t z e i g e n , die v e r s c h i e d e n e n Arien haben.

(species)

dafs

N a t u r p r o d u k t e sich nicht v e r ä n d e r t

Aufserdein z e i g t die E r f a h r u n g , dals alle A b a r t e n , sobald die

ä u l s e r n h e m m e n d e n V e r h ä l t n i s s e w i e d e r h e r g e s t e l l t sind, der u r s p r ü n g lichen A r t g a n z ähnlich w e r d e n .

Alle G ä r t n e r z. B. wissen d a v o n z u

e r z ä h l e n , wie s c h w e r es i s t , m a n c h e g e f ü l l t e B l u m e n , das K l i m a v e r ä n d e r t e

Gemüsegewächse

A b w e i c h u n g von d e r B i l d u n g d e r A r t a u c h halten werde.

B a s t a r d e von T h i e r e n

manche durch

so f o r t z u p f l a n z e n , d a f s die in d e n N a c h k o m m e n e r -

p f l a n z e n sich

nur schwer fort

und z e u g e n init e i n a n d e r k e i n e o d e r u n f r u c h t b a r e N a c h k o m m e n , w o h l a b e r mit I n d i v i d u e n , w e l c h e zu e i n e r d e r ( r e i n e n ) Arten g e h ö r e n , d e nen die A e l t e r n a n g e h o l t e n ,

und

d a n n k e h r e n die N a c h k o m m e n

zu

dieser A r t z u r ü c k . ) Bei weitem die ¡Mehrzahl aufgestellt,

der Arien

wird in N a t u i a l i e n s a n i n d u n g e i i

und selbst wenn dieis nicht d e r Kall i s t , so weil's

doch n u r von den a l l e r w e n i g s t e n T h i e r e n a u s reiner

man

Erfahrung anzu-

h e b e n , dals sie zu der Art g e h ö r e n , deren N a m e n sie t r a g e n .

In den

58

Einleitung.

(Von den organischen Naturprodukten

Alles so eben über die Organisation Gesagte liifst sich aul tolgcnde W e i s e mit wenigen Worten zusammenfassen. D i e Absorption, die Assimilation, die Exhalation, die Eritwickelung und die Fortpflanzung sind die allen organisirten Körpern g e meinschaftlichen Funktionen; die Geburt und der T o d die allgemeinen Grenzen ihres D a s e i n s , ein kontraktiles netzartiges G e w e b e , das in seinen Zellen sich b e w e g e n d e tropfbare Flüssigkeiten oder Gase enthält, ist die allgemeine W e s e n h e i t ihrer Struktur; endlich bilden Substanzen, die fast sämintlich fähig sind [mindestens durch den organischen Prozefs | tropfbar-flüssig oder gasförmig zu werden, und Verbindungen, w e l che sich leicht die eine in die andere verwandeln, die Grundlage O ihrer chemischen Zusammensetzung. o Bestimmte uud durch die Fortpflanzung sich erhaltende Formen unterscheiden ihre Arten, bestimmen die Coinplikation der sekundären, jeder Art eigcntluimlichen Funktionen, und w e i s e n ihnen die l i o l l e an, w e l c h e sie in dem Universum zu spielen haben. D i e s e W e sen erzeugen sich nicht und verändern sich nicht von selbst; das Leben setzt ihr Dasein voraus; das Lebenslicht kann nur meisten Fällen Hilst sich der obige, sonst so richtige, Satz, gar nicht weiter anwenden, als dafs man ähnliche Thierformen nach seiner subjektiven, alier durch G r ü n d e unterstützten, Ansicht zii einer Art rechnet. Kin gewisses Urtheil ist dabei aber immer niitliig. Sehr häutig hat man auf viele Nebenumstände zu seilen, z. Ii. wenn zwei Vögel einander sehr ähnlich sind, der eine aber rostrothe, der andere schielergiaue Unterllügeldeckfedein ( u n t e r e Deckfedern der F l ü g e l ) hat, so geboren sie sicher zu zwei verschiedenen Arten. Häufig werden jugendliche Formen und Geschlechtsverschiedenheiten für eigene Arten gehalten, dagegen spezifisch verschiedene Tliiere für Geschlechtsver.schiedenheiten einer Art ausgegeben ( z . B. in Spur, Aoes ßrasilienses etc.). In ziemlich vollständigen Sammlungen entdeckt man solche lrrthiimer bald, wenn man viele ähnliche Arten vor sich hat, und die Weibchen und Jungen von mindestens einer Art mit Sicherheit kennt. Ks ist dann ziemlich leicht, alle Geschlechts- und Altersverschiedenheiten eben nach dem Geschlechte und dem Alter zu ordnen, und dann liir jedes Männchen ein zu derselben Art gehöriges Weibchen und die Jngcnd/.uständu aufzusuchen; i n d e m , wenn auch die Sexualverschiedenheiten beim eisten Anblicke grölser erscheinen, als die spezifischen, Manuellen und Weibchen doch immer etwas gemeinschaftlich hubeil oder in etwas sich ähnlich sehen.

und der Organisation

im

Allgemeinen.)

59

in dazu vollkommen eingerichteten Organisationen angezündet werden, und die tiefsten Meditationen, wie die feinsten B e obachtungen, reichen nicht bis in das Geheimnifs der Keime.

[Nachträgliche

B e m e r k u n g des H e r a u s g e b e r s diesem Kapitel.

zu

I ) . Cuvicr fängt bei seiner Erklärung vom Leben bei ).

f

') Das bisher über die Bildung der organisirten und nicht organisirten Naturprodukte G e s a g t e ist allerdings nur ein subjektive Ansicht. Ks; g e z i e m t sonst Naturforschern nicht ihre Ansichten mitzutheilen; aber wo es voraus zn schon ist, dals Phänomene i n der Natur unseren Sinnen nie zugänglich, nie durch Gebrauch der schärfsten Instrumente 1 rkaiint werden können, ist es iiotliweiidi^, um eine klare, ganze —

und der Organisation im Allgemeinen.)

71

Diese Unvollkommenen Kügelchen werden zu einer lebensfähigen, schleimartigen, mehr oder weniger homogenen Materie, welche wir die organische Urmaterie nennen wollen, verarbeitet, aus der sich die Zellen mit ihrem Inhalte bilden. Die Zellen sind die organischen Elemente. Sie nähern sich mehr oder weniger der Zylinderform, werden aber, da sie entweder von gleicher Gröfse sind oder nicht, und meist gehäuft liegen, durch den mehr oder weniger gleichmäfsigen, gegenseitigen Druck, welchen sie auf einander ausüben, mehr oder weniger rcgelmäfsig oder unregehnäfsig polyedrisch, oder wo dieser Druck nur schwach ist, mehr oder weniger elliptisch. Die Zellbildung ist gleichsam die organische Krygtallisatiori. Die Zelle erhält aber ihre polyedrische Gestalt von Aufsen her, das ¡Mineral dagegen von Innen. Im organischen Körper dehnen sich in der Regel mehre Zellen aus und werden zu Gefäfsen, wclche z. T L , zum w e nigsten im Thierreiche, dazu bestimmt sind die zur Ernährung oder Vergröfserung des Leibes verarbeitete organische Säftemasse nach den entlegensten Theilen des Körpers fortzulelten, welche aus jener Sältemasse die ihnen nölhigen Theilchen entnehmen und sich dadurch vergröfsern '). Der organische Leib vergröfsert sich daher von Innen nach Aufsen, d. h. er dehnt 6ich aus, er wächst. Die anorganischen Nalurkörper wachsen nicht, sondern vergröfsern sich von Aufsen nach Innen, indem sich gleichartige Theile an sie ansetzen, nur das nicht zerrissene — Vorstellung von dem Wirken der N a t u r z u erhalten, die nie durch Beobachtungen auszufüllenden Lücken durch den auf Naturanschauung sich gründenden Gedanken verschwinden z u lassen. Eine Ansicht — mag sie selbst eine blofse Hypothese genannt werden — ist hier von Werth, wenn sie nichts Widersinniges und Unvernünftiges enthält, wenn sie die Analogie mit ähnlichen, schon e r kannten Phänomenen f ü r sich h a t , und endlich dazu d i e n t , das auf andere Weise unserm Verstände Unzugängliche zu erläutern. E i n e Hypothese, die Alles beweist, ist — wie man allgemein annimmt — keine Hypothese m e h r ; und die genauesten Beobachter haben sich genöthigt gefühlt — oft ohne es eingestehen zu wollen — dafs sie um ihre Beobachtungen und Untersuchungen zu e r g ä n z e n , zu Hypothesen ihre Zuflucht genommen haben. Ob unsere obige Ansicht die genannten drei Bedingungen erfüllt, wird die Zeit e r g e b e n : entweder bleibt sie bestehen, oder es wird ihre Unhaltbarkeit d a r g e t h a n , und dann wird sie einer besseren weichen müssen. ') Bei vielen Pflanzen, den Zellenpflanzen, fehlen die Gefäfse, und nur die wenigsten Gewächse besitzen saftführende Gefäfse behufs ihrer Krnährung; auch sind solche lange nicht bei allen Thieren a u f g e f u n den. Dessen ungeachtet ist die oben geschilderte Construktion als Norm anzuseilen; und wo die Saftleitung durch Gefäfse nicht s t a t t findet, geschieht die Ausdehnung des Leibes dennoch von Innen nach Aufsen, sei es durch Vermehrung oder Vergröfserung der Zellen. Im Wesentlichen kommen also die organisirten Naturprodukte hinsichtlich des Wachsthunis uberein.

72

Einleitung.

(Von den organischen Naturprodukten

anorganische Element, der Krystall, vergröIsert sich nicht von Aufsen nach Innen, sondern bildet sich mit einem Male. Obgleich aber die Vergröfserung der organisirten und der nicht organisirten Individuen (Wellkörper) auf zweierlei Weise geschieht: so haben sie doch mit einander die Assimilation gemein, die sie gegenseitig, immer auf Kosten des anderen Lebens, ausüben. Die organischen Naturprodukte nehmen ihre Nahrung mittelbar oder unmittelbar von dem Himmelskörper, auf dem sie leben, indem eine Menge unter ihnen, welche den anderen zur Nahrung dienen, die in sich aufgenommenen Theile der Atmosphäre und des Bodens zersetzen, und so viel ihnen dienlich, sich aneignen. Gehen die Kräfte der Organismen zu Ende, so fallen diese immer schneller der anorganischen Natur anheim, bis sie endlich von dieser ganz absorbirt werden, d- h. die organischen Elemente werden nicht blofs in die ursprünglichen anorganischen Atome aufgelöst, sondern dazu durch , das auf jene einwirkende kosmische lieben verarbeitet '). Man sagt wohl hin und wieder: die anorganischen Naturprodukte lassen sich unbeschadet ihrer Wesenheit theilen, d. h. .sie bleiben ihrem Wesen nach, was sie waren, während die organischen Naturkörper keine Theilung zulassen, phne ihre Wesenheit zu verändern. Eine solche Behauptung ist durchaus unrichtig. Viele organische Naturkörper lassen sich nicht allein unbeschadet ihrer Wesenheit theilen, sondern thun es freiwillig; sie bleiben dabei organische Naturprodukte von derselben Art, wie vorher und nicht verstümmelt, sondern vollständig organisirt. Eine Menge unorganisiiter Körper verlieren aber durch Theilung ihre Wesenheit: ein durchbrochener Krystall ist kein Krystall mehr, sondern ein verstümmeltes Ding. Will man entgegnen: man habe uns von ganzen Individuen gesprochen, so müssen wir erwidern, dafs unsere Erfahrung nicht so weit reicht, um mit Gewilsheit behaupten zu können, ein getheilter Weltkörper sei etwas Anderes *) Blut z. B. enthält nicht regulinisches Eisen oder E i s e n o x y d , oder phosphorsaures Eisenoxyd und dergleichen anorganische E l e m e n t e m e h r , sondern E i s e n , P h o s p h o r , Natrum u. s. f. sind mit den a n d e ren Stoffen in die organische Materie verwandelt w o r d e n , aus der das B l u t gebildet ist. Wenn dem Blut die Lebenskraft g e n o m m e n i s t , arbeitet die Atmosphäre darauf h i n , den ihr fremden Körper z u z e r s e t z e n ; und wenn wir dem anorganischen Leben z u Hilfe kommen, indem wir das Blut verlrennen und aus der Asche mit einem Magnete das E i s e n herausziehen, sind wir im Stande, auf diese M eise das M e tall aus einem anorganisch gewordenen Körper herauszuziehen'. D i e Einwirkung des Sauerstoffs beim Verbrennen und des Magnetes aber ist nicht unsere K r a f t , sondern die der anorganischen N a t u r , welche wir auf eine kurze Zeit zu unserer Dienerinn zu machen vermochten.

und (1er Organisation im Allgemeinen.)

73

geworden oder Dasselbe geblieben, was er vor der Theilung war; wir glauben jedoch das Letztere nicht annehmen zu dürfen. Jedenfalls können wir aber versichern, dafs ein solcher Unterschied zwischen organischer und anorganischer Natur, wie er oben ausgesprochen, nicht vorhanden ist. Den organisirten Naturprodukten gehören noch zwei Lebensiiufserungen an, die wir in der anorganischen Natur noch nicht mit Bestimmtheit wahrgenommen liaben: es sind diefs die Fortpflanzung und die Reproduktion. Aber dafs auch sie im kosmischen Leben ihr Analogon haben, ist so ganz unwahrscheinlich nicht. W e n n die Wandelsterne, d. h. die Planeten, Monde Und Kometen gleich da entstanden sind, wo sie in ihrer Umlaufszeit einmal hinkommen müssen: so läfst sich nicht einsehen, welche Kraft sie vermocht habe, sich um ihre Sonne zu drehen. Das Leben erhält sie in Bewegung, aber aus eigener Kraft würden sie sich wahrscheinlich nur um sich selbst drehen. Es ist auch nicht abzuleugnen, dafs bei einer Verdichtung des Aethers, bei der gegenseitigen Einwirkung der durch einander liegenden Elemente furchtbare Naturerscheinungen hervorgebracht sein können, mit denen die stärksten 1 gröfsten Erdrevolutionen nicht in Es wurde daher wohl möglich sein, dafs die Sonne die um sie wandelnden ¿¡terne einst mit ungeheurer Gewalt über ihren nächsten Wirkungskreis zu verschiedenen Zeiten, und bei allmäliger Beruhigung der Elemente njit abnehmender Kraft, hinaus geworfen, sie gleichsam geboren, hätte. — Etwa gespaltene Himmelskörper — wenn man die Planetoiden dafür ansehen will — müssen durch die Spaltung ihre sphärische Gestalt verloren haben; da ihnen die Kugelgestalt aber nothwendig ist, so erhalten sie dieselbe durch die Bewegung und die Gravitation, d. h. durch ihre Lebenskraft wieder. Also auch Fortpflanzung und Reproduktion dürften 'picht mit so grofser Bestimmtheit der anorganischen Natur abgesprochen werden können. Es geht aus unserer ganzen Betrachtung hervor, dafs, vyenn auch die anorganische Natur sehr wesentlich von der organisirten verschieden ist, sie doch beide in ihren Lebensiiufserungen sich analog verhalten. Der einzige wahre Unterschied, welcher zwischen der anorganischen und der organischen Natur zu bestehen scheint, und allerdings aus einem verschiedenartigen Leben hervorgehen mufs, scheint in der Organisation zu liegen, d. h. die organisirten Körper sind aus Zellen gebildet, die sie geeignet machen, von Innen nach Aufsen zu wachsen, während die anorganische Welt keine Zellen aufzuweisen hat, und die in ihr stattfindenden Vergröfserungen von Aufsen geschehen.

71

Einleitung.

(Von den organischen Naturprodukten

Wollen wir das Leben der anorganischen Materie näher bezeichnen, so müssen wir sagen: dafs diese in allen ihren Lebensaufserungen der strengsten Mathematik unterworfen ist, d. h. dafs ihr Leben keine Freiheit zeigt, sondern den urt-> beugsamen Gesetzen der Mcchanik bis zu ihrem Ende unter-jocht ist. Am Sclilusèe unserer Bemerkungen wollen wir die naturgetreue Schilderung wiedergeben, welche Cuvicr, ohne der anorganischen Natur Leben zuschreiben zu wollen, in seinen Leçons (Tanaiomic comparée (Uebersetzung der zweiten: Ausgabe von Duvernoy, 1. Band, S. 15) von den Wirkungen des organischen und anorganischen Lebens gibt. Er sagt daselbst : „Betrachten wir z. B. den Leib eines Weibes im Zustande „der Jugend und der Gesundheit: dièse gerundeten, reizenden „Formen, diese Zierlichkeit der Bewegungen, diese sanfte Wär„me, das liebliche Rosenroth der Wangen, die von Liebe funk e l n d e n oder geistvoll strahlenden Augen, die Gesichtszüge, „in welchen sich heiterer Witz oder ¿as Feuer der Leidens c h a f t ausdrückt — alles scheint sich zu vereinigen, um ein „bezauberndes Wesen zu bilden. Aber ein Augenblick reicht „hin, um diesen Zauber zu vernichten; ohne sichtbare Ursache „hört die Bewegung und Empfindung oft plötzlich auf; der „Körper verliert seine Warme, die Muskeln fallen zusammen, „und lassen die spitzigen Ecken der Knochen hervorblicken, „ die Augen werden trübe, Wangen und Lippen entfärben sich. „Doch ctiefs sind nur Vorboten schrecklicherer Veränderungen: „das Fleisch färbt sich blau, grun, schwarz; es zieht Feuchtigkeit an, und während ein Theil desselben in übelriechende „Dünste sich auflöst, zerfliefst ein anderer in faulige Jauche, „welche bald auch verdunstet, so dafs nach Verlauf weniger „Tage nichts als einige erdige und salzige Theile zurückblei* „ben, indem die übrigen Bestandtheile in der Luft und dém „Wasser sich zerstreut haben, um neue Verbindungen einzugehen. „Offenbar ist diese Trennung die natürliche Folge der „Einwirkung der Luft, der Feuchtigkeit, der Wärme und „überhaupt aller Aussendinge auf den Leichnam, und der „Grund derselben liegt in der Wahlverwandtschaft [— eine „Kraft! —] welche die umgebenden Elemente auf die deni „todten Körper zusammensetzenden Stoffe äufsern. Doch war „dieser Körper während seines Lebens von eben diesen Aufsen„dingen umgeben, die chemische Verwandtschaft zu den ihn „bildenden chemischen Grundstoffen war dieselbe, und diese „hätten der chemischen Verwandtschaft nicht widerstehen könilden. Das Haar wächst nur von seinem unteren E n d e a u s : es wird von dem Zwiebelgruude aus den, von der Oberfläche des Haarkeimes abgesetzten, in ilornsubstanz sich umwandelnden, Primitivzellen gebildet und durch immer neuen Absatz aus dem Haarbalge hervorgeschoben; daher e r langt es, beschnitten und selbst bis an die Zwiebel ausgerissen, seine f r ü h e r e L ä n g e wieder. Gewöhnlich liegen neben jedem Haarbalge zwei T a l g d r ü s e n , deren Ausfuhrungsgänge in den Hals des Haarbalges einmünden. Die Haarbälge und Wurzeln haben nie eine auf die Flächen der L e d e r h a u t senkrechte Richtung, sondern sind stets schräg und zuweilen leicht gebogen. Die Haare stehen häufig paarweise, seiteuer zu mehren, sehr nahe beisammen; ihre Richtung geht meist schräg nach unten oder hinten, und von beiden Seitenflächen des S t a m m e s nach der Mittellinie der zwischen den Extremitäten befindlichen (vorderen oder hinteren, oder bei Thieren u n t e r e n ) K ö r p e r fläche hin konvergirend, hie und da auch transversal und aufwärts, wodurch die sogenannten Haarkreuze und Haarwirbel entstehen. U e brigens sind die H a a r e hygroskopisch, sehr schlechte Wärmeleiter, und werden durch Reiben stark elektrisch. — Ueber die von den Haaren in vielen Stücken wesentlich verschiedene Federbildung und die Hornschuppen vergl. m. die Klassen der Vögel und Lurche. — 5. Das Pigment oder Augenschwarz, welches bei vielen niederen T h i e r formen (Infusorien, Quallen, Echinodermen, Würmern, R ä d e r t h i e r e n ) und Kakerlaken (Albino's) höherer T h i e r e (z. B . weifsen Kaninchen u. dgl. m.) und selbst unter Menschen, wie auch gewifs stets in den ersten Stadien seiner Bildung roth ist und durch Anhäufung des Pigmentstoffes immer undurchsichtiger und dunkeler, zuletzt schwarz w i r d 1 ) , besteht aus zahlreichen, verschiedentlich gebildeten Zellen, Pigmentzellen, deren texturlose, durchsichtig farblose Membran unmefsbar dünn ist. Diese Zellen haben an ihrer W a n d einen hellröthlichen oder hellgelblichen, scharf begrenzten K e r n , welcher in d e r Mitte der Pigmentzellen den bekannten weifsen Fleck veranlafst, und noch einen oder zwei Kernkörperchen h a t ; aufserdem sind sie noch mit kleinen, runden, schwarzbraunen Körnchen (Pigmenlmolckiile) angefüllt, welche die F ä r b u n g hervorbringen. Zuerst entstehen die Zellenkerne; diese umgeben sich mit einer Zelle, welche sich immer mehr vergröfsert und meist polyedrisch wird. U m den Kern, der dadurch hell w i r d , und von da nach aufsen bis gegen die innere Fläche der Z e l l e n w a n d , lagern sich die Pigmentraoleküle, während die primären Zellenwiinde gesondert bleiben und daher polygonale Zwischenräume zwischen den Ablagerungen bedingen. Manche Pigmentzellen erleiden eine Verlängerung in hohle Fasern nach mehren Seiten hin: sternförmige Zellen. — 5. Krystallinse. Sie ist von einem geschlossenen, häutigen Sacke, der Linsenkapsel, einer wasserhellen, glasartig durchsichtigen, s t r u k t u r - und gefäfslosen H a u t , umhüllt. Die Linse liegt frei in dieser ihr dicht anliegenden K a p s e l , vorn und hinten mit ihr durch eine sehr geringe Menge heller, dicklicher Flüssigkeit (Liquor Morgagni) v e r b u n d e n , welche die von W e r n e c k 1 ) zuerst beobachte') Zum wenigsten ist diefs bei meinen Krustentliieren gewifs iler Fall. ') S. Werncck ¡n Animon's Zeitschrift für Ophthalmologie, 5. Bd. 4. H. S. 403 u. fg.

(Von den organischen Hlomentcn.)

109

ten, kegelförmigen, überaus zarten, vollkommen durchsichtigen, kernhaltigen Zellen mit Kernkörperchen enthält. Ganz ähnliche Zellen zeigt auch die Oberfläche der Linse; auf diese Zellenlage folgen nach innen Faserschichten, welche um den Kern der Linse konzentrische Blätter, wie Zwiebelschalen bilden, die in Weingeist gehärtet, sich in regelmässigen Lagen abblättern lassen. Die Fasern haben bei den Menschen und den warmblütigen Rückgratthieren eine krystallinische F o r m ; es sind sechsseitige verlängerte Prismen, die an ihren Enden schmäler und dünner sind, und in eine stumpfe Spitze ausgehen. Ein Durchschnitt der Linse, welcher eine Abtheilung solcher Fasern quer durchschneidet, zeigt hier ein mosaikartiges Tafelwerk. Bei kaltblütigen Rückgratthieren sind die Linsenfasern flache Bändelten, deren Ränder je nach der Gattung verschieden gezackt und ausgeschnitten sind. Indem die Randzähne zweier Bändchen in einander greifen, verbinden sie sich nach Art der Schedelknochen und bilden gleichsam Nähte. Die Vereinigung und Schichtung der Linsenfasern ist überhaupt so, dafs eine Fiber mit ihren prismatischen Seitenflächen zwischen zwei andere eingeschoben ist. In der Peripherie der Linse werden die so zu Blättern vereinigten Fasern schichtenweise durch eine weiche, formlose Substanz verbunden; iin Zentrum fehlt dieselbe, wefshalb hier die Fasern dichter liegen und einen härteren Kern bilden. Die Linsenfasern entstehen aus selbsständigen, zu einem zusammenhangenden Gewebe vereinigten Zellen; um ihr Verhältnis zu den Elementarzellen kennen zu lernen, mufs man auf die Entwicklung derselben beim Embryo zurückgehen. In der Linse eines acht Tage bebrüteten Hühnchens findet man noch keine Fasern, sondern nur runde, äufserst blasse, durchsichtige Zellen, wovon einige einen Kern enthalten; aufserdem sind Kerne ohne Zellen da. Bei Schweineembryonen von 3'/2 Zoll Länge ist der gröfste Theil der F a sern der Krystallinse schon fertig gebildet; ein Theil ist noch unvollendet; aufserdem sind noch viele runde Zellen vorhanden, die ihrer Umwandelung entgegensehen. Die vollendeten Fasern bilden einen kugelförmigen Kern ohne Schichtung im Zentrum der Linse. Die Fasern lassen sich leicht von einander trennen und laufen bogenförmig von der vorderen Seite der Linse nach der hinteren. Diese von den vollständigen Fasern gebildete Kugel wird in der Peripherie der Linse von einer dicken und breiten Zone unvollendeter Fasern umgeben, welche zwar ziemlich denselben Verlauf haben, aber weder vorn noch hinten die Axe erreichen. Die Enden dieser Fasern sind entweder blofs einfach abgerundet, oder enden in eine kleine runde Anschwellung, oder gehen in gröfsere Kugeln (Zellen) über. Diese in Fasern sich verlängernden Zellen Stimmen mit andern benachbarten von noch ganz runder Form, und die mit Kern oder Kernkörperchen versehen sind, überein; einige derselben sind kaum gröfser als der in ihnen befindliche Kern, andere enthalten selbst junge Zellen. Es sind daher die Linsenfasern verlängerte Zellen, welche da, wo ihre Ränder gezähnelt sind, den gezähnelten Pflanzenzellen ähnlich sich verhalten; ihr Wachsthura geschieht ohne Gefäfse durch selbstständige K r a f t , wie bei den vorigen Bildungen. — 6. Die Zähne bilden den Uebergang von dieser Klasse zu der folgenden: es sind Horngewebe, mit denen sich aber in den meisten Fällen knochige Gebilde innig verbinden; sie übertreffen in der Regel alle übrigen Organe an

110

Einleitung.

I l ä r t e , Festigkeit und Sprödigkeit, und sind gewöhnlich in dem gröfsten Theile ihrer Masse den Knochen sehr ähnlich, von denen sie sich jedoch wesentlich durch ihre T e x t u r , F o r m und Entwickelung unterscheiden. Sie zeigen übrigens noch sehr grofse Verschiedenheiten in Anwesenheit, Zahl, F o r m , L a g e , je nach der Lehensweise der verschiedenen willensfrei belebten Wesen. Als der T y p u s mag der Z a h n )>au beim Menschen betrachtet werden. Der weil'se, h a r t e , vollkommen geläfslose und unempfindliche Theil besteht aus der frei hervorragenden Zahnkrone, dem dünneren vom Zahnfleische umfafsteu Zuhnhalse und einer bis vier, in einer Zahnzelle der Kieferknochen steckenden Zahnwurzeln, welche von einer dünnen, festen, gefäfsrei* clien Z e l l h a u t , der IVnrzelkapsel umgeben sind, die wieder mit der Beinhaut der Zahnhöhle verwachsen ist und so die Wurzeln festhält. Von der K r o n e und dem Halse wird eine kleine, den Zahnkeim oder Zahnkern enthaltende Höhle, die Zahnhöhle, umschlossen. Der Zahnkeim, die Matrix des Zahnes, ist ein röthlicher, weicher, aus Zellstoff und zahlreichen kleinen Blutgefälsen und Nervenendigungen bestehender K ö r p e r , welcher die Zahnhöhle vollständig ausfüllt und im Allgemeinen die Gestalt des Zahnes h a t , indem der dickere Theil desselben die Gestalt d e r K r o n e und des Halses n a c h a h m t , und die von diesem ausgehenden, länglich-kegelförmigen, Verlängerungen mit einem sehr dünnen E n d e bis in die Oeffhungen an der spitzen Basis d e r Wurzeln sich erstrecken. Im Gewebe des weifsen harten T h e i les eines völlig ausgebildeten Zahnes unterscheidet man drei S u b s t a n z e n : «) das Zahnbein oder die eigentliche Zahnsubstanz bildet deu grölsten T h e i l der Z a h n m a s s e ; es ist weifs oder gelblich-weifs und undurchsichtig, häufig aber an der Wurzel hell mit schwach g r a u gelblichweifser F ä r b u n g , und in dünnen Stücken hornartig oder bew n a h e glasartig durchsichtig. E s besteht aus einer mattweifsen, d u r c h scheinenden und in dünnen Blättern ziemlich durchsichtigen, wahrscheinlich mit Knochenerde chemisch verbundenen, S u b s t a n z , d e r Jnterlubularsubstanz, die von einer unzähligen Menge äufserst feiner Zuhnröhrehen (Zahnkanülchen) durchzogen wird, und selbst aus kaum wahrnehmbaren Fasern, Zahnfasern besteht. Die Zahnrührchen sind weniger durchsichtig und gelblicher als die Intertubularsubstanz, h a ben deutliche W ä n d e , scheinen bald leer oder von einer durchsichtigen Flüssigkeit e r f ü l l t , bald g a n z , bald theilweise mit Knochenerde ausgefüllt, gehen von den W ä n d e n der Zahnhöhle und der W u r z e l kanäle a u s , divergirend nach allen Seiten der Peripherie d e s Z a h n beines, und verlaufen daher nur in der Kronenaxe ziemlich longitud i n a l , an allen anderen Stellen mehr oder weniger transversal, und zwischen d e r L ä n g e n - und Querrichtung des Zahnes schräg gerichtet, wobei sie mehre ansehnliche Krümmungen machen, b) Die Knochenrinde oder der Cament bildet meist nur die äufserste Schicht d e r W u r z e l n , und erstreckt sich nicht über den Zahnhals hinaus. Im ausgebildeten Zustande ist sie ganz der Knochensubstanz ähnlich, besteht aus konzentrischen Plättchen und z. T h . aus Knochenkörperclien mit den kalkführenden K a n ä l c h e n , welche wieder mit den von Purkinje beschriebenen Murkkanälchen kommuniziren, von denen sie strahlenartig auszugehen scheinen. Diese feinen Knochenröhrchen in dem Zämente gehen unmittelbare Verbindungen mit den Zellen und Kanälchen in der Zahnsubstanz ein und diese stehen wieder nach

(Von den organischen Elementen.)

111

der Zahnzelle hin offen, damit N a h r u n g vom Z a h n k e r n e und von d e r Wurzelkapsel zugehe, e) Der Schmelz ( o d e r das Email), welcher dem Zahnbeine äufserst lest anliegt ohne mit ihm zu verschmelzen, und die Rinde der Krone bildet, h a t eine milchweiße F a r b e , und Unterscheidet sich aufserdem vom Zahnbeine durch noch gröfsere H ä r t e , Sprodigkeit, Dichtigkeit und lebhafteren Glanz seiner O b e r fläche. E r besteht aus e i g e n t ü m l i c h e n starren Fasern, den Schmelzfasem, welche meist unregelmiifsig vierseitig sind und abgerundete Winkel haben, unmittelbar neben einander zu liegen scheinen, in der Richtung von der Oberfläche zum Mittelpunkte der Krone, senkrecht auf die Oberfläche des Zahnbeintheiles (daher in d e r Mitte der K ä u fliche longitudinal, neben derselben schräg, in den Seitenflächen d e r Krone transversal) l a u f e n , wobei sie bald s t ä r k e r e , bald schwächere Krümmungen machen. Der Schmelz berührt übrigens das Zahnbein nicht unmittelbar, sondern zwischen beiden liegt noch eine sehr dünne, weilsliche, undurchsichtige, weichere Schicht, die Schmelzhaut, welche ein Ueberbleibsel des von Purkinje entdeckten Schmelzorgans, au» dem das Email gebildet wird, sein soll. — Die Zahnbildung geschieht in einem völlig geschlossenen häutigen S ä c k c h e n , dem Zahnbalge, welcher in der Zahnzelle des Kiefers verborgen liegt, aus einer einfachen g e f ä f s - und nervenreichen Zellhaut besteht, und von d e r Beinliaut der Zahnzelle und vom Zähnfleische unmittelbar umgeben wird. E r enthält eine etwas zähe gelbliche Flüssigkeit und ein zweites S ä c k c h e n , welches sich später zum Emailorgane ausbildet. Der B o d e n jener verdickt sich durch Wachsthum und bildet eine hervorspringende Erhabenheit, den Zahnheim, welcher anfangs weich, schleimig, klein, g e f ä f s - und nervenlos i s t , und aus beinahe gleichen, nicht durch Fädchen verbundenen kugeligen Bläschen ( Z e l l e n ) besteht, nach und nach aber zunimmt, derber und fester w i r d , bis e r gleichsam d e n Zahn im weichen Zustande darstellt. N u n dringen auch G e l a f s e und dann Nerven ein. Das Innere des Zahnkeims besteht aus runden Zellen, die mit einem Zellenkerne und Kernkörperchen versehen sind; zwischen diesen Zellen verlaufen G e f ä f s e und Nerven. An der Oberfläche sind dagegen die Zellen in die L ä n g e ausgezogen, zylindrisch, worauf noch eine Schicht dicht zusammengedrängter Zellen, welche ebenfalls den Zellen des Z y l i n d e r - E p i t h e l i u m s sehr ähnlich sind, sich bildet, die membrana pracformuüva, welche zuerst und zwar an den hervorragenden Spitzen v e r h ä r t e t , worauf sich an ihre äufsere Fläche Emailfasern schichtenweise anlegen, an ihre inn e r e dagegen Fasern der Z a h n s u b s t a n z , so dafs also erstere von innen nach aufsen, letztere von aufsen nach innen sich bilden. Der Schmelzkeim ( d a s Schmelzorgan) entsteht gleichzeitig oder noch f r ü her als der Zahnkeim, in Gestalt einer rundlichen, weicheren Masse, welche von dem von unten hervorwachsenden Zahnkeime eingedrückt w i r d , so dafs sie die Kau - und Seitenflächen der K r o n e wie eine K a p p e bedeckt. Die innere Masse des Sehmelzkeimes hat eine sehr lockere, von Flüssigkeit durchtränkte T e x t u r , und enthält zahlreiche, sowohl runde als auch längliche, an beiden Enden zugespitzte und in feine Zellstoff-Fibrillen auslaufende Kernzellen. An der Oberfläche des Schmelzkeimes bilden dieselben mehr zusammengedrängten Zellen eine dichtere, hautähnliche L a g e , die Schmelzhaut. Von d e r u n teren, mit dem Zahnkeime in Berührung stellenden W a n d , in welcher

112

Einleitung.

die Zellen senkrecht gegen diesen gerichtet sind, entwickeln sich die Schmelzfasern, ursprünglich als länglich-pyramidalische oder zylindrische, z. Tli. noch kernhaltige, Zellen, welche den Zellen des Z y linder -Epitheliums und den F a s e r n des Zahnkeimes beim ersten E n t stehen desselben sehr ähnlich sind. Diese Schmelzfasern verlängern sich durch Ansatz vom Schmelzkeime h e r , wachsen also von der inneren nach der iiufseren Oberfläche der Schmelzrinde, wobei sie die ihnen eigenthümliche, meist vierseitige, prismatische Gestalt a n n e h m e n , weifser werden und schnell e r h ä r t e n ; zwischen ihnen verlaufen k u r z e , an ihren E n d e n verästelte Zahnröhrchen von derselben Weite wie die des Zahnbeines, welche aber bald verschwinden. Die V e r knöcherung beginnt beim Menschen im fünften Monate des E m b r y o lebens, und zwar in dem der Kauiläche zugekehrten Theile des Zahnkeimes, indem sich zuerst auf den hervorragendsten Stellen d e r selben kleine, z a r t e , hohle Knochenscherben bilden, die sich vergröfsern und endlich zu einer der einzigen, die K r o n e des Zahnkeimes bedeckenden K a p s e l zusammenfließen, welche nur locker an dem K e i m e hängt, weil weder Blutgefäfse noch Nerven aus diesem in jene übergehen. Die an die Schale stofsende Oberfläche des Keimes ist mit viel zahlreicheren Gefäfsen und Nerven, als das Innere derselben versehen. U n t e r dieser Kapsel f ä h r t der Zahnkeim fort an seiner O b e r fläche Zahnsubstanz abzulagern, wobei der Zahnkeim in demselben Maafse abnimmt, als das Zahnbein zunimmt. An die äufsere Fläche d e r Kapsel lagern sich, gleichen Schritt mit der Zahnbeinbildung h a l t e n d , die Schmelzfasern an. Hat sich die zum Ueberzuge d e r K r o n e hinreichende Menge Email gebildet, so h a t diese Produktion f ü r immer ein E n d e , und das Einailorgan besteht nur noch aus d e r S c h m e l z h a u t , welche aber ebenfalls verschwindet, so dafs in den Zähnen Erwachsener die Schmelzfasern unmittelbar an das Zahnbein stofsen. N a c h der Bildung der Krone folgt die des Halses, und d a n n e r s t , zur Zeit des Ausbruches der Z ä h n e , die der W u r z e l . E i n e fortschreitende Bildung des Zahnbeines seiner Dicke — und wenn der gegenüberstehende Zahn ausgefallen ist, auch seiner Höhe — nach findet auch nach gänzlicher Vollendung der äufseren Gestaltung des Zahnes, wenngleich äufserst langsam, s t a t t : zerstörte Theile desselben erzeugen sich nicht wieder, können aber durch Cäment e r setzt werden. Schmelz k a n n , wie wir gesehen h a b e n , nie r e p r o d u zirt werden. Man theilt die Z ä h n e in bleibende und in solche, welche zu E n d e des Kindesalters durch andere ersetzt w e r d e n ; letztere nennt man Milchzähne. Anfangs rechnete man die Z ä h n e zu den K n o c h e n , später aber — und mit Recht — zu den hornartigen G e weben oder Schichtgebilden, wofür auch die ganze Entwickelung und S t r u k t u r spricht. Seit der Entdeckung von Miescher a b e r , dafs bei den Knochen die Gefäfse auch nur in den Markkanälchen verlaufen, seit der Beobachtung J. Müller's, dafs beim Kochen die Zähne gleich den Knochen Leim g e b e n , was die reine Hornsubstanz nicht verm a g , und seit der Auffindung von Kuochenkörperchen und K a l k kanälchen (canaliculis chalicophoris) durch R e t z i u s , scheint man allgemein d a f ü r zu stimmen, dafs die Z ä h n e den Knochen zugezählt werden. Dagegen lassen sich folgende wesentliche Gründe a n f ü h r e n : a . Das Wachsthum geschieht durch Apposition, nicht durch Intussuszeption. ß. Die i m m e r w ä h r e n d e , wenn auch geringer werdende,

113

(Von den organischen Elementen.)

Absonderung von Zalinsul>stanz in der Matrix des Zahnes; die fortwährende Abnutzung (Absterben) der Beifsfläche mancher Zähne ( z . B . bei den N a g e r n ) und das Ersetzen derselben auf die eben angegebene Weise, y. Das Schichten der Zahne — kein Knochen kann je ganz reproduzirt werden, aber wohl ganze Zähne, und nicht allein in der gewöhnlichen Schichtzeit, sondern selbst im hohen Alter. ä . Bei einigen Thieren ( b e i den echten W a l e n , bei Vögeln, Schildkröten u. s. w . ) ist die Zahnsubstanz ohne Knochenerde und nicht Leim gebend, daher in unverkennbare Hornsubstanz verwandelt, welche z. T h . die Kiefer überzieht, und bei den Schnabelthieren hat diese Hornsubstanz die Gestalt der gewöhnlichen Zähne, ihre S t e l lung und ihre Verrichtung eingenommen, so dafs kein Zweifel bleibt, dafs diese Thiere wirklich Zähne aber nur von Horusubstanz besitzen. Es geht hieraus hervor, dafs die Hornsubstanz die wesentliche in den Zahngeweben, die knochenartige Bildung in denselben aber weniger wesentlich ist; aucli mufste iin anderen Falle in allen Theilen der Zahngewebe Interzellularsubstanz zu linden sein. f. Es geht ferner aus einer Vergleichung der verschiedenen Zahnbildung bei den verschiedenen Thieren und in ihren verschiedenen Lebens- (Alters-) zuständen hervor, dafs, da die Zahnbildung sich nach der Nährungsweise der Thiere richtet, und die knoclienähnliche Bildung der Zähne nur da stattfindet, wo die Zähne Härte und überhaupt Knochenähnlichkeit haben inufsten, in allen anderen Fällen aber fehlt, die knochenartigen Elemente in der Zahnbildung für das Gewebe selbst unwichtiger und zufällig sind. L. Will man die Zähne aber durchaus zu den Knochengebilden rechnen und einen solchen Versuch ausführen, so zeigt sich sogleich die Unmöglichkeit dadurch, dal's man alsdann nicht weifs, wo man sie einordnen soll. Darüber ist man einig, dafs sie nicht zu dem Nervenskelete gehören, und mit R e c h t , denn weder findet man hier, bei den Knochen unter einander, solche Verbindung ( E i n k e i l u n g ) , noch sind alle Zähne mit dem Nervenskelete verbunden •— bei den kaltblütigen Rückgratthieren finden wir auch Zähne mit dem Eingeweideskelet und selbst mit der Zunge verbunden —, noch entwickelt sich irgend ein' Knochen auf eben die Weise, wie die Zähne. Aber gerade dieselben Gründe verhindern uns die Zähne zum Eingeweideskelet zu rechnen; zum Hautskelet endlich kann man sie noch weniger zählen, da sie sich nicht auf der Oberfläche des Körpers befinden, sondern im Munde und Rachen verborgen sind, also auch nichts mit der Epidermis zu tliun haben. Die Knochen sind aucli Stützorgane, die Zähne aber nicht; vielmehr sind letztere Verdauungsorgane. Unter diesen allein ist ihre natürliche Stelle. Ihr Zweck ist der Verdauung durch Erfassung und Zerkleinerung der Nahrungsmittel zur Hilfe zu kommen; die Kiefer sind nach Oken's geistreicher und richtiger Deutung die Arme des Kopfes um die Beute zu packen, die Zähne sind die Nägel nebst den gänzlich verschwundenen oder verkümmerten Phalangen der Kopfextremitäten, sie zerreil'sen und zerkleinern wie die Krallen. Sie haben ihre Stellung immer in dem Verdauungsapparate, dem Darinkanal im weiteren Sinne; bei den höchsten Thierformen und dem Menschen zwar nur am obersten Ende desselben, je tiefer wir aber herabsteigen, desto mehr tritt die Zahnbildung in den Darmkanal zurück; bei den kaltblütigen Rückgratthieren finden wir z. B. Voiner, Schlundknochen

Cuvier Thierreich I.

S

114

liinleitnng;.

ii. (lgl. m., bei den Krel)scn selbst den Bingen mit Zähnen bewaffnet. So dürfte wohl einleuchten, dafs nicht die einseitige Betrachtung der chemischen Zusammensetzung, sondern vielmehr die Form und die Genesis, die weitere Entwickelung auf den verschiedenen S t u fen der Ausbildung der T h i e r e , und endlich auch die Funktion der Organe und der übrige natürliche Zusammenhang derselben mit einander hier allein entscheiden müssen. Uns scheint es sonnenklar, dafs die Z ä h n e Schichtgebilde sind und zu den Verdauungsorganen gehören, hei denen auch sonst noch Schichtgebilde (Epithelium) vorkommen; dafs jene aber auch auf der Grenze der hornigen Gewebe stehen und den Uebergang zu der folgenden Formation bilden, wollen wir keinesweges leugnen. 3. Formation. Die Zellen werden als vereinzelte rundliche oder r u n d l i c h - l ä n g l i c h e Körperchen durcli eine zwischen ihnen sich entwickelnde feste Silbstanz von einander geschieden, wobei ihre Membran meistens durch Verschmelzung mit der Zwischensubstanz verschwindet, zuweilen jedoch noch lange erkennbar bleibt. Hierher nur das K n o r p e l - und Knochengewebe. — In dein Urtheile der Wirbelsäule, der Chorda dorsalis, deren zelligen Bau zuerst J. Müller nachgewiesen, fand Schwann die K e r n e der Zellen. Jede Zelle der Chorda dorsalis des Pelobates fuscus, eines froschartigen T h i e r e s , hat ihren scheibenförmigen Z y t o b l a s t , welcher der Innenwand der Zelle a n liegt; in diesem Scheibchen sieht man einen, selten zwei oder drei scharf umschriebene Flecke. Innerhalb der Zellen der Chorda dorsalis bilden sich frei schwimmende junge Zellen, wie hei den G e wächsen. Die primitive Bildung der K n o r p e l ist ganz zellig. An der S p i t z e des Knorpels der Kiemenstrahlen der Fische sieht man kleine polyedrische, dicht an einander liegende Zellenhöhlen mit äufserst dünnen Scheidewänden. Diese Zellen haben einen runden körnigen K e r n . Gegen die Mitte des Kiemenstrahles werden die Zwischenwände der Zellenhöhlen allmälig dicker; gegen die Wurzel des S t r a h les hört die Unterscheidbarkeit der besonderen Zellenwände auf, und es bleibt blofs das Ansehen einer homogenen Substanz übrig, in der n u r einzelne kleine Höhlen vorkommen; um einzelne Zellenhöhlen findet sich ein Ring als S p u r der e i g e n t ü m l i c h e n Zellenwand, so d a f s die ganze Zwischensubstanz der Zellenhöhlen nicht von den Zellenwänden gebildet sein k a n n , sondern die Interzellularsubstanz liier wesentlich zur Bildung der Knorpelsubstanz beiträgt. Diese Interzellularsubstanz war schon zur Zeit, als die Zellenwände sich noch nicht berührten, hin und wieder als ein dreieckiger Zwischenraum dreier einander nahe stehender Zellen wahrnehmbar. Die K n o r p e l hildung beruht theils auf der Verdickung der Zellenwände, theils auf der Interzellularsubstanz; bei den Knorpeln höherer Thiere wurde die Verdickung der Zellenwände nicht beobachtet, und die Hauptmasse des späteren Knorpels scheint der entstandenen Interzellularsubstanz anzugehören, worin die Knorpelzellchen mit einigen Generationen liegen bleiben. Die Entwickelung der Zellen auf die Weise wie bei den Pflanzen wurde an den Kiemenknorpeln der L a r v e von Pelobates fuscus beobachtet, deren Zellen theils blofse K e r n e , theils kleinere Zellen mit einem gleichen K e r n an der innern W a n d , und wenig gröfser als der K e r n selbst, theils noch gröfsere Zellen enthalten, so d a f s alle Uebergangsstufen ein vollständiges Bild der Entwickelung

(Von den organischen Elementen.)

H5

d e r Zellen l i e f e r t e n . D e r Z e l l e n k e r n w a c h s t n u r w e n i g . D i e Z e l l e n e n t h a l t e n bald eine k l a r e F l ü s s i g k e i t , bald einen k ö r n i g e n N i e d e r s c h l a g , d e r sich gewöhnlich z u e r s t um d e n Z e l l e n k e r n b i l d e t ; a u c h e n t s t e h e n zuweilen in d e n alten Zellen j u n g e ( F e t t z e l l e n ? ) . D e r P r o zefs d e r K n o r p e l b i l d u n g g e h t s e h r w a h r s c h e i n l i c h o h n e Antheil von B l u t g e f ä f s e n auf eine dem P f l a n z e n w a c h s t h i u n a n a l o g e W e i s e vor s i c h ; auch geschieht d e f s h a l b die B i l d u n g n e u e r Zellen n u r a n d e r O b e r f l ä c h e des K n o r p e l s o d e r wenigstens in d e r e n N ä h e , j e d e n f a l l s d a , wo die K n o r p e l z u n ä c h s t mit d e r organisirten S u b s t a n z in B e r ü h r u n g s t e h e n . S p ä t e r bilden sich im K n o r p e l H ö h l e n o d e r K a n ä l chen ( M a r k k a n ä l c h e n ) , in d e n e n G e f ä f s e v e r l a u f e n . S o l l t e n sich d a n n noch n e u e Zellen b i l d e n , so w ü r d e diese B i l d u n g gewifs nicht allein an d e r O b e r f l ä c h e des K n o r p e l s , s o n d e r n auch rings um die g e f ä f s reichen Höhlen u n d K a n ä l c h e n g e s c h e h e n , und vielleicht ist diefs ein G r u n d , d a f s n a c h d e r Y e r k n ö c h e r u n g die Z e l l e n in S c h i c h t e n liegen, tlieils um die H ö h l e d e r M a r k k a n ä l c h e n , theils d e r K n o r p e l o b e r i l ä c h e p a r a l l e l . B e i d e r V e r k n ö c h e r u n g wird noch e t w a s m e h r I v a l k e r d e mit in die V e r b i n d u n g g e z o g e n , u n d säinmtliche K n o c h e n e r d e z u n ä c h s t in dem Z y t o b l a s t e m des K n o r p e l s a b g e l a g e r t . Z u g l e i c h e r l e i d e n d i e Z e l l e n eine m e r k w ü r d i g e V e r ä n d e r u n g , w a h r s c h e i n l i c h d a d u r c h , d a f s sie sich n a c h v e r s c h i e d e n e n S e i t e n hin in h o h l e F o r t s e t z u n g e n o d e r K a n ä l c h e n v e r l ä n g e r n , d a d u r c h ein s t e r n f ö r m i g e s A n s e h e n e r h a l t e n ( s t e r n f ö r m i g e Z e l l e n ) , u n d n a c h d e r Ossifikation u n t e r d e m N a m e n d e r corpiiscida radiata b e k a n n t sind. D i e Z e l l e n k e r n e w e r d e n bei d i e sem P r o z e f s r e s o r b i r t , u n d z u l e t z t scheinen die Z e l l e n selbst u n d d i e von ihnen a u s g e h e n d e n K a n ä l c h e n (canaliculi calciferi) mit K a l k e r d e o d e r vielmehr mit d e r , d u r c h e i n e V e r b i n d u n g mit d e r s e l b e n e r h ä r t e t e n , S u b s t a n z a n g e f ü l l t zu w e r d e n . — D i e s e G e w e b e bilden im L e i b e z w e i S y s t e m e : d a s K n o c h e n - und d a s K n o r p e l s y s t e m , welches l e t z t e r e nicht b e s t i m m t ist z u v e r k n ö c h e r n . D i e K n o r p e l w e r d e n n a c h i h r e r e t w a s v e r s c h i e d e n e n c h e m i s c h e n B i l d u n g u n d i h r e r T e x t u r in weifse u n d g e l b e , n a c h i h r e r V e r t h e i l u n g u n d F u n k t i o n in V e r b i n d u n g s - und O r g a n e n k n o r p e l g e t h e i l t . D i e O r g a n e n k n o r p e l sind f ü r einige, zu vegetativen F u n k t i o n e n b e s t i m m t e , O r g a n e f o r m g e b e n d u n d verleihen ihnen S t e i f i g k e i t u n d E l a s t i z i t ä t ; die V e r b i n d u n g s k n o r p e l d a g e g e n dienen d a z u , K n o c h e n mit e i n a n d e r zu v e r b i n d e n , u n d w e r d e n in N a h t - , S y n c h o n d r o s e n - u n d G e l e n k k n o r p e l g e t h e i l t . — D a s K n o c h e n s y s t e m b e s t e h t aus K n o c h e n , w e l c h e in i h r e r J u g e n d a u c h k n o r p e l i g w a r e n . D i e T e x t u r d e r f e r t i g e n K n o c h e n ist f o l g e n d e : ein faserig-zelliges G e w e b e , ein p o r ö s e s G e f ü g e , d a s von k u r z e n , r a u h e n F a s e r n ( d e r e n U r f o r m die k ö r n i g e sein soll) g e b i l d e t ist, w e l c h e sich netzförmig v e r b i n d e n , u n d unregelmäl'sige e c k i g e , ovale o d e r r u n d e , meist in e i n a n d e r sich ö f f n e n d e Z w i s c h e n r ä u m e zwischen sich lassen. Die L ä n g e n b i l d u n g d i e s e r F a s e r n ist die p r i m ä r e u n d v o r h e r r s c h e n d e ; in langen K n o c h e n l a u f e n sie p a r a l l e l in d e r L ä n g e n r i c h t u n g d e s K n o c h e n s selbst, in breiten s t r a h l f ü r m i g von einem P u n k t e a u s . B e i einer m i k r o s k o p i s c h e n B e t r a c h t u n g g e w a h r t m a n , d a f s die kleinsten Theile der Knochen Blättchen oder Lamellen und Knochenkörperclien s i n d ; j e n e liegen in S c h i c h t e n ü b e r e i n a n d e r , l a u f e n k o n z e n t r i s c h um die einzelnen M a r k k a n ä l c h e n u n d bilden die U m g e b u n g d e r s e l b e n : theils bilden sie in a u s g e d e h n t e r e n k o n z e n t r i s c h e n S c h i c h t e n d i e g a n z e O b e r f l ä c h e d e r K n o c h e n s u b s t a n z . S i e geben d i e s e r d a n n d a s f a s e 8*

116

Einleitung.

rige Anselm. Zwischen ihnen liegen die zahlreichen Knochenkorperchen vereinzelt, welche durch ihre weifse F a r b e , das fein körnige Ansehen und völlige Undurchsichtigkeit leicht zu erkennen sind, und eine spindelförmige oder plattovale oder auch wohl eine rundlich-eckige G e stalt haben. Von ihnen aus verbreiten sich die sogenannten K a l k kanälchen (canaliculi calciferi). J e nach der Dichtigkeit des K n o c h e n gewebes unterscheidet man an den Knochen zwei S u b s t a n z e n : die dichte oder Rindensubstauz, und die schwammige Knochensubstanz. J e n e enthält nur sehr kleine Zwischenräume, welche mit unbewaffneten Augen nicht zu sehen sind, und bildet die harte llinde .der K n o chen. Die schwammige Substanz befindet sich im Innern der K n o c h e n , besonders stark entwickelt in den kürzeren und dickeren: sie enthält viele und viel gröfsere Zwischenräume als die Rindensubstanz, wodurch sie das Ansehen eines zelligen, weitmaschigen, netzförmigen Gewebes hat. Man theilt sie in die schwammige Substanz im eigentlichen S i n n e , welche deutliche, aber ziemlich kleine Zwischenräume, von minder festen Wänden umgeben, enthält, wie an den E n d e n der R ö h r e n k n o c h e n ; in die netzförmige mit noch gröfseren Zwischenräumen, von festen W ä n d e n umgeben, wie in dein K ö r p e r der R ö h r e n knochen; und in die niploe, welche ungefähr zwischen beiden die Mitte hält und zwischen zwei aus Rindensubstanz bestehenden grol'sen Knochenplatten liegt. Die äufsere Fläche der Knochen wird stets von einer dünnen, aus Zellgewebe und Sehnenfasern bestehenden, und mit vielen netzförmig verbreiteten Gefäl'sen durchdrungenen Haut, die Knochenhaut ( d a s Periosten»»), welche zur E r n ä h r u n g der K n o c h e n substanz dient, dicht umschlossen. Die leeren zelligen Zwischenräume in der Knochensubstanz, welche den schwammigen inneren Theil der K n o c h e n bildet, so wie die grofsen Höhlen in den Röhrenknochen sind von einem F e t t e , dem Knochenmarke, ausgefüllt, das tlieils zur E r n ä h r u n g , tlieils den Gefäl'sen zum Polster dient, und aus Fettbläschen besteht, welche von einer dünnen, durchsichtigen Zellhaut, d e r Markhaut, eingeschlossen sind. Die Knochen theilt man in lange oder Röhrenknochen, an denen man ein meist walzenförmiges, g r ö f s tentheils nur von Knochenmark erfülltes Mittelstück, den Körper, und mehr oder weniger kopfige Enden, Apophysen (mau nennt diese auch Epiphysen, so lange ihre äul'sersten Stücke mit dem übrigen Theile noch nicht durch K n o c h e n - , sondern nur durch Knorpelmasse vereinigt sind) unterscheidet; in platte oder breite Knochen, welche meist so breit als lang sind und aus zwei Platten äufserst harter R i n d e n substanz (substantia vi treu) bestehen, zwischen denen sich die Diploe befindet; und in dicke, kurze, gemischte Knochen von unregehnäfsiger Gestalt und ohne sich auszeichnende Diinensionsverliältiiisse. Die äufsere Oberfläche der Knochen erscheint bald mehr oder weniger flach, bald trägt sie Erhabenheilen, bald zeigt sie Vertiefungen, bald endlich finden sich sogar wirkliche Durchbrechungen der Knochenm a s s e , welche entweder Löcher (foramina) oder Kanüle (ductus, canales) sind. Die Erhabenheiten auf der Kuochenoberlläche sind entweder g l a t t , abgerundet, überknorpelt und ziemlich regelmäi'sig konstruirt, und dienen meist nur zur Bildung eines Gelenkes oder überhaupt zur Verbindung zweier Knochen, oder sie sind r a u h , unr e g e l m ä ß i g , nicht überknorpelt, und zur Befestigung von Muskeln und Bändern bestimmt. Z u den Erhabenheiten der ersten Klasse ge-

(Von den organischen Elementen.)

117

hören: der Gelenkkopf (caput), ein mehr oder minder kugelförmig auslaufendes Knochenende, welches meist auf einem schmäleren Theile, dem Halse (colium) sitzt; das Kopfchen (capitulum) ebenso, aber kleiner; der Gelcnkknopf oder Hügel (condylus), ein von der K u g e l form etwas abweichendes, mehr oder weniger gedrücktes oder a b g e plattetes Knochenende, das meist nur an einer Stelle iiberknorpelt ist. Die Erhabenheiten der zweiten Klasse theilt man in solche init einer verhältnifsmäfsigen, allseitigen Verbreitung; in die, welche mehr oder minder s t u m p f - oder scharfspitzig auslaufen, und in denen also die Längendimension vorherrscht; endlich in solche, die sich am Knochen in der Dimension der Breite fortziehen und kanteniihnlicli sind. Zu den ersteren rechnet man: den Höcker (tuberositas), eine verbreiterte Hervorragung von verhältnifsmäfsig bedeutender H ö h e ; das Höckerchen (tubercuhim), kleiner, hügelartig; die Protuberans (protuberantid), breiter als h o c h ; den Stachel (spina), klein, dünn, scharf und spitz. Zu der zweiten Gattung gehören der Ast (ramus) und der Fortsatz (processtis), beide ziemlich ähnlich, der letztere nur von geringerer Ausdehnung. Die kantenähnlichen Hervorragungen bilden entweder Leisten oder Kämme (cristae), weit ausgedehnte, stärkere hervorspringende Linien, oft mit dicken aufgeworfenen R ä n d e r n , welche Lefzen (labia) heifsen, oder Linien (lineae), d. h. weniger hervorragende kantenähnliche Erhabenheiten. Sämintliche E r h a b e n heiten entstehen meist aus eigenen Knochenkernen. Die KnochenVertiefungen sind entweder Zwischenräume an K n o c h e n r ä n d e r n , und zwar Einschnitte — oder vielmehr Ausschnitte— (incisurae) oder S p a l ten (fissurae); oder es sind Höhlen (cavitates), welche von Knochenflächen umschlossen werden. Man unterscheidet zusammengesetzte, d. Ii. von mehren K n o c h e n , und einfache, d. h. von einem einzigen Knochen gebildete Höhlen; unter den letzteren sind bemerkenswerth: die Gelenkgruben, welche iiberknorpelt sind; die Eindrücke (impressiones) oberilächige Vertiefungen in breiten Knochen, f ü r weiche T h e i l e ; die Rinnen (fossae), der Länge nach verlaufend; die Furchen (sulei) viel länger als breit und tief; sinus vel antra, gröfsere Höhlen in der Knochensubstanz; Zellen (celliilae) viele kleine, mit einander konununizirende Höhlen, deren W ä n d e mit einer dünnen Schleimhaut ausgekleidet sind. — Die Knochen sind mit einander zu einem Systeme verbunden. Die Verbindungen sind bald unbewegliche (synarthroses), bei welchen die Oberflächen, welche die Knochen sich gegenseitig zukehren, überall fest an einander h a f t e n , bald bewegliche oder Gelenkverbindungen (diarthroses). Die Synarthrose ist entweder eine ganz unbewegliche, unmittelbare, d. Ii. ohne Zwischenkörper, oder sie ist mittelbar, d. h. durch einen Zwischenkörper, und läl'st nach der Elastizität des letzteren einen geringen Grad von Beweglichkeit zu. Zu der ersteren rechnet man die N a h t und die Einkeilung, zu der letzteren die K n o r p e l - und die B a n d h a f t . Die Naht ( s u l u r a ) wird dadurch gebildet, dafs zackige, r a u h e gezähnte R ä n d e r so in einander greifen, dafs die Zacken des einen in die Vertiefungen des anderen Knochens greifen. Man unterscheidet wahre und falsche N ä h t e (suturae verae et spwiae); bei jenen sind die Zacken deutlich, bei diesen sind sie undeutlich; und in letzterem Falle ist entweder der zugeschärfte R a n d des einen Knochens schuppenartig über den des anderen hinweggeschoben — Schuppennahl (suturu squamosa) — oder

118

Einleitung.

es legen sich zwei mir etwas rauhe Knochenräncler an einander (/i«ri)iont«). Die fünkeiluni) (gotnphosis) besteht darin, dafs ein Knochen wie ein Keil in einem andern steckt. Man rechnet hierher besonders die Verbindung der Zähne mit den Kieferknochen bei den Menschen, den ineisten Säugern und einigen Amphibien; aber die Zähne sind keine Knochen — wie wir oben gesehen haben — und die S y n a r throse ist eine Verbindung von Knochen unter einander; auch ist die Verbindung der Zähne mit den Kieferknochen keine unmittelbare, sondern es liegt zwischen diesen und den zapfenfürmigen Wurzeln j e n e r noch eine dünne Haut (Vergl. S . 110). Die Knorpelhaft oder Knorpelfuge (synchondrosis vel Symphysis) findet dann statt, wenn zwischen zwei platte Knochenlliichen ein knorpeliger Körper eingelegt i s t , der mit beiden Flächen verwächst. Die liandhaft (syndesmosis) endlich ist die Vereinigung zweier dicht an einander liegender K n o chen durch kurze Bänder. Die Gelenkverbindung zerfällt in das straffe Gelenk (amphiarthrosis), das Holl- oder Drehgelenk (rotalio), das Gewinde oder Geu)ei-i>-(Charnier-). mechanische lleize, Elektrizität wohl auf Muskelfasern, nicht aber auf die Fasern des Zellgewebes, während K ä l t e , S c h r e c k u. dgl. in. auf organische Muskeln keinen Einflui's haben, dagegen das Zellgewebe zusammenziehen, und bei warmblütigen G e schöpfen deutlich («ünseliaut, H a a r - oder Federsträuben und ähnliche Erscheinungen hervorbringen. Nerven hat man im Zellstoffe noch nicht gefunden; auch ist er, im gesunden Zustande wenigstens, völlig unempfindlich. Das Zellgewebe zeigt sich besonders bei warmblütigen Organismen sehr entwickelt, indem es den ganzen Leib durchdringt und selbst zwischen die kleinsten organischeil Theile desselben hinein sich erstreckt. E s befestigt die meisten Weichthtile mit ein-

(Von den organischen Elementen.)

121

ander, gestattet ihnen sich an einander zu verschieben ohne Schaden zu leiden, und kann zugleich f ü r ein Erniihrungsorgan angesehen werd e n , da e s , überall von serösein Dunste d u r c h d r u n g e n , d e r T r ä g e r der thierischen Feuchtigkeit ist, durch welche nicht nur alle T h e i l e feucht und geschmeidig erhalten w e r d e n , sondern aus der auch die zu ernährenden Organe neue Substanzen an sich ziehen, und zu welcher die aus diesen austretenden Substanzen übergehen. E s dient daher das Zellgewebe allen Weichgebilden zur Grundlage und zur Befestigung unter e i n a n d e r , und ist auch der Sitz der Aushauchung und Aufsaugung, ein Zwischeninittel zwischen den Arterienenden und Anfängen der aufsaugenden Gefäfse. — Man unterscheidet zwei verschiedene Arten Bindgewebe: das atmosphärische oder UmhüllungsZellgewebe und das parenchymatöse oder Organen-Zellgewebe. Jenes ist ohne feste G e s t a l t , äufserst weich, sehr dehnbar und leicht z u sammen zu drücken, und besteht entweder aus vollkommen geschlossenen Bläschen oder aus unter einander kominunizirenden Zellen. E s füllt die zwischen den einzelnen Organen gelassenen Zwischenräume a u s , indem es sich an die Oberflächen desselben anheftet und so gleichsam eine feuchte Atmosphäre um dieselben bildet, welche die einzelnen Organe schärfer begrenzt und sie dennoch mit einander verbindet. Durch den ganzen Leib zieht es sich in ununterbrochenem Zusammenhange, und würde, wenn es f ü r sich allein seine Forin behaupten k ö n n t e , nach Entfernung aller übrigen O r g a n e , ein G a n zes bilden, welches, wie schon Cuvier oben gesagt hat, die Gestalt des K ö r p e r s behielte, und eine Menge leerer Stellen f ü r die verschiedenen Organe diirböte. An vielen Stellen enthält es freies F e t t , von welchem kleine Tröpfchen in vollkommen geschlossenen Höhlen des Zellgewebes, den Fellbläschen, sich befinden. Viele derselben von einer Membran eingeschlossen bilden die Fettkliiinpchen, die wiederum durch eiue Membran zu grüfserer Fettmasse vereinigt sind. D a s p a r enchymatöse Zellgewebe ist eine dem Umhüllungs-Zellgewebe sehr ähnliche S u b s t a n z , welche iin inneren Gewebe der meisten weichen Organe zwischen deren Elementartheilen liegt, diese einzelnen T h e i l clien mit einander zu einem Ganzen verbindet, und bei Wegdenkung sämintlicher Organe mit Ausnahme des Zellgewebes, die von dem a t mosphärischen Bindegewebe gelassenen Lücken zum grofsen Theile ausfüllen würde. E s verhält sich in den verschiedenen Organen verschieden und gestaltet sich, je nachdem seine Umgebung es erfordert, zu Blättern, Fäden und selbst Scheiden, z. B . um die Fasern und Friinitivfasern der Muskeln, Nerven und des sehnigen Fasergewebes bildet es scheidenartige Müllen, in den Drüsen vereinigt es die einzelnen L a p p e n , Läppchen und K ö r n e r u. s. w. In dem Mafse, als sich das Zellgewebe zerlheilt, um die feinsten Theile der Organe zu umlassen, wird es selbst feiner und bildet eine um so dünnere Hülle. Während es auf solche Weise die mit eigener Lebendigkeit versehenen Gebilde durchdringt, tritt es in denjenigen von ihnen, in welchen die Lebendigkeit ein Extrem erreicht, so zurück, dai's man es kaum oder gar nicht mehr zu erkennen v e r m a g ; nämlich in den Knochen und K n o r p e l n , zwischen den Muskelfasern des H e r z e n s , den M a r k fasern des Gehirns u. s. w. — b. Das Sehnengewebe oder Sehnen/'usergewebe entwickelt sich ganz auf dieselbe Weise wie das Bindegewebe aus Zellen. In den frühesten Lebeiisperiodeii ist es sehr

122

Einleitung.

weich, biegsam, ausdehnbar, perlfalben und wird erst gegen das E n d e des Embryolebens faserig. Anfangs sind die F a s e r n seltener und liegen weiter aus einander; alhnälig aber wird das Gewebe h a r t , fest, trocken, gelblich und kann selbst im hohen Alter verknöchern. Iin vollkommenen Zustande zeigt es einen deutlich faserigen und sehr derben B a u , hat eine bläulich- oder gelblich-weifse F a r b e mit Silberglanz, und besitzt zu gleicher Zeit den höchsten G r a d von Festige k e i t , Geschmeidigkeit nnd Biegsamkeit, aber weder Ausdehnbarkeit noch Elastizität. E s besteht aus deutlich sichtbaren, sehnigen F a s e r n , welche eine rundlich-eckige Gestalt haben und, wie oben bereits gesagt worden, von Zellgeweben umhüllt werden. Die dadurch vereinigten Faserbiindel werden vom Zellgewebe aus ernährt, indem hier die sehr feinen Gefäfschen in der Richtung der F a s e r n verlaufen. J e d e einzelne F a s e r ( P r i m i t i v - B ü n d e l ) ist wieder aus mehren durch Zellstoff an einander gehefteten feineren F a s e r n , den Primitiv - Sehnenfasern, zusammengesetzt, die r u n d , liberall gleich dick, solid, glatt, glänzend und etwas wellenförmig-geschlängelt sind, durch welche letztere Eigenschaft die Friinitivfaserbündel ein schillerndes Ansehen erhalten. Diese Bündel werden durch Zellgewebe zu gröfseren B ü n deln vereinigt, welche entweder parallel neben einander liegen und dicke, rundliche oder platte S t r ä n g e bilden (Sehnen, B ä n d e r ) , oder sich durchkreuzen und filzartig verweben und d ü n n e , breite, m e m branartige Ausbreitungen (Aponeurosen, Knochenhaut u. s. w.) d a r stellen. Sichtbare Nerven besitzt das Sehnenfasergewebe nicht; auch erhält dasselbe nur sparsam sehr feine Blutgefäfse, welche, wie schon angegeben worden, in dem die Fasern verbindenden Zellgewebe sich verbreiten. Das Sehnengewebe dient bald zum S c h u t z e , bald als Hülle oder zur Verbindung von Theilen, und je nach seinem Zwecke zeigt es eine etwas verschiedene Struktur. Zur Verbindung dienen die sehnigen B ü n d e l , von platter oder runder Form (die biindelförund man unterscheidet unter ihnen tnigen Faserorgane Meckel's), die Bänder oder Ligamente, welche Knochen und K n o r p e l beweglich oder unbeweglich verbinden, und Flechsen (tendines), welche eine V e r einigung mit Muskelfasern eingehen. Die Ligamente sind entweder Faserkapseln (fibröse Kapselbänder der G e l e n k e ) oder Faserbänder (Hilfsbänder der Gelenke, einfache Knochenbänder). Jene sind hautiihnliche, sackförmige Organe von gröfserer oder geringerer Dicke, g e h e n , mit der Beinhaut verschmelzend, von den Gelenkenden des einen Knochens zu denen des anderen und halten diese z u s a m m e n ; aufserdem aber umgeben sie die das Gelenkschmier ( e i n e dicke, klebrige Flüssigkeit, welche die bei den Bewegungen vorkommenden Reibungen der Knochenenden m i n d e r t ) an ihrer Innenfläche aussond e r n d e n Synovialkapseln, mit deren äufseren Flächen sie genau verwachsen s i n d , und helfen dadurch die Gelenkhöhlen bilden, in welchen die Knochenenden frei liegen. Die F a s e r b ä n d e r dagegen sind einfache aus parallelen Sehnenfaserbiindeln gewebte S t r e i f e n , welche von einem Knochen zum andern laufen und sie zusammen halten: ihre E n d e n gehen in die Beinhaut über oder nehmen in unmittelbarer Verbindung mit Knochenllächen die Stelle der Beinhaut ein. Sie sind von verschiedener Gestalt: platt länglich oder rundlich, platt dreieckig oder viereckig, zuweilen prismatisch oder auch selbst ringförmig. Sie liegen meist a u ß e r h a l b der Faserkapsel und sind oft

(Von Jen organischen Elementen.)

123

mit ihr genau verwebt, so dafs sie nur stärkere Streifen der F a s e r knpsei zu sein scheinen; inmiclimal liegen sie dagegen innerhalb des Sackes der F a s e r k a p s e l , und werden sodann von der Synovialkapsel bekleidet. Ihre grölste E n t w i c k l u n g haben sie an den Seiten der Gelenke erlangt, nach denen hin keine Bewegung möglich ist. — Flechsen oder Sehnen sind alle fibrösen O r g a n e , welche eine V e r einigung mit Muskelfasern eingehen. Sie haben eine verschiedene Gestalt; doch finden sie sich meistens an den E n d e n der Muskeln als dünnere aber starke Fortsetzungen derselben, welche durch die Sehnen mit den Knochen oder Knorpeln oder Fascien verbunden werden. Zuweilen aber sind auch Flechsen in der Mitte eines Muskels, zwischen zwei Bäuchen desselben, vorhanden. D a , wo sie mit dem Muskelfleische in Berührung treten, breiten sich ihre Fasern an den äufseren Flächen und im Innern des Muskels aus e i n a n d e r , so dafs sie den Muskelfasern möglichst viele Berührungspunkte darbieten. Uebrigens legen sich M u s k e l - und Sehnenfasern nicht blofs mit ihren äufsersten E n d e n , sondern selbst ihrer L ä n g e nach sehr fest an einander, so dais beide zu verschmelzen scheinen. D e r mittlere freie, gröfstentheils von einer feinen Zellgewebeschicht, zuweilen aber von einer Synovialscheide eingehüllte, Theil einer Sehne ist d ü n n e r ; das an einen Knochen oder Knorpel befestigte E n d e wird durch Auseinandergehen der Fasern und Verschmelzung derselben mit der Beinhaut wieder dicker. Die Sehnen sind entweder Aponeurosen, d. h. solche S e h n e n , welche b r e i t , platt, d ü n n , hautähnlich sind, meist an den Enden breiter platter Muskeln vorkommen, nicht allein an Knochen, sondern auch in Muskelbinden übergehen, und die Wäride gröl'serer Höhlen bilden helfen; oder es sind strangl'öruiige Sehnen (oder S e h nen im strengeren S i n n e ) , welche von der verschiedensten Gestalt, bald dick und k u r z , bald länglich und d ü n n , aber meist etwas platt gedrückt sind, und nur zur Befestigung der Muskel an Knochen und Knorpel dienen. Zuweilen sind diese Sehnen durchbohrt oder gespalten, oder auch mehre fliefsen zu einer zusammen; und manchmal enthalten sie nahe an ihren Enden eingewebte platt-rundliche Sesarabeinchen oder Sesamfaserknorpel. — Die sehnigen oder F a s e r h ä u t e , welche von vielfach einander d u r c h k r e u z e n d e n , filzartig verwebten und durch Zellgewebe unter einander verbundenen sehnigen F a s e r n gebildet werden, stellen entweder die äufsere Hülle von Organen d a r , oder bilden Scheiden und gröfsere membranenartige Ausbreitungen. Man unterscheidet sehnige Hüllen, sehnige Scheiden f ü r Muskelsehnen und sehnige Ausbreitungen oder Muskelbinden. Die ersteren, von d e r Form des von ihnen umhüllten Organs, hangen fest an dessen Oberfläche und senden häufig Verlängerungen in seine Substanz oder zwischen seine einzelne Theile, welche zur Befestigung und zur Leitung der sie durchbohrenden Gefäfse dienen. Man rechnet hierher: die K n o chen- und K n o r p e l h a u t ; die tunicae albtigineae, welche zusammengesetztere Organe z. B. die sclerotica des Auges, die Milz, N i e r e n , Hoden, Eierstöcke, Vorsteherdrüse, die corpora camrnosa des männlichen Gliedes und der weiblichen R u t h e (clitoris) überziehen; die fibrös-serösen Häute, d. i. die Häute, die sich um seröse Säcke legen als die h a r t e Hirnhaut, das äufsere Blatt des Herzbeutels, die Kapselbänder u . s . w . ; die fibrös-mukösen Häute oder fibröse, mit der äufseren Fläche der Schleimhaut zusammenhangende, H ä u t e , z. B. in der L u f t r ö h r e , die

124

Ginleitung.

K n o c h e n h a u t am Gaumen und in der Nasenhöhle u. s. w. Die fibrösen Sehnenscheiden oder sehnigen Scheiden f ü r die Muskelilechsen bilden ländliche, ziemlich enge Halbkanäle, welche an ihren R ä n dern mit Knochen verbunden sind und mit diesen gemeinschaftlich Tollständige K a n ä l e bilden. In diesen Kanälen laufen lange schlanke Sehnen geschützt und in unverrückbarer Richtung. Die fibrösen S e h nenscheiden bestehen oft nur aus einzelnen, durch Zwischenräume getrennten Streifen (Sehnenligamenten), und werden von den von ihnen umgebenen Synovialsehnenscheiden inwendig bekleidet. Die Muskelbinden endlich sind d ü n n e , hautälinliche aus Sehnenfasern und verdichtetem Zellstoff gewebte Ausbreitungen, welche das ganze Muskelsystem und einzelne Abtheilungen desselben umhüllen und diese genauer in ihrer L a g e befestigen. Eine solche dünne Muskelbinde ( f u s c i a subcutanea) umgibt die ganze äul'sere Oberfläche des Muskelsystems; sie ist an einzelnen Stellen deutlich zu einem fibrösen oder fibröuzellulösen Blatte entwickelt, an anderen Orten erscheint sie nur als verdichteter Zellstoff mit wenigen Sehnenfasern, und verliert sich allmälig in das Unterhautzellgewebe oder vereinigt sich mit deo tiefer gelegenen Muskelbinden, welche durch den ganzen K ö r p e r mit einander zusammenhangen, indem sie entweder geradezu in einander ü b e r g e h e n , oder an K n o c h e n r ä n d e r n , mit deren Beinhaut sie verwachsen, zusammenstofsen. — — c. D a s elastische Gewebe oder die elastische Substanz unterscheidet sich von dem sehnigen Gewebe n e ben einein gelblichen, glanzlosen Ansehen vorzugsweise durch einen hohen G r a d von Elastizität, so dal's dünne Schichten in letzterer B e ziehung dem Kautschuk sich ähnlich verhalten; aufserdetn zerreifst es leiclvter und enthält weniger Zellgewebe als das sehnige Gewebe. Seine Elastizität hangt natürlich von der eigenthüinlichen Beschaffenheit und Anordnung seiner Fasern ab. Die mittlere Haut der Schlagadern enthält bei sechs Zoll grofsen Schweineembryonen viele theils runde, theils längliche, theils in zwei oder mehre Spitzen oder F o r t s ä t z e , die sich wieder theilen, verlängerte isolirte Z e l l e n , in deren Innerm an der W a n d der gewöhnliche Zellenkern mit einem oder zwei Kernkörperchen liegt. Aufserdem findet sich schon gebildetes, elastisches Gewebe. Die ästigen Fasern desselben, welche hohl sein sollen, scheinen aus jenen Zeilen zu entstehen. Die Fäserchen sind gelblich, g l a t t , platt zylindrisch, sehr k u r z , nicht geschlängelt, verbinden sich mit einander netzförmig, indem sie theils schräg gekreuzt einander vielfach durchfechten und sich an den Berührungsstellen äufserst e n g , ohne Zwischensubstanz, an einander legen, theils sich auch spalten und durch wirkliche Verschmelzung mit einander sich vereinigen. Sie setzen gröbere, meistens platte F a s e r n , Bündel und Schichten zusammen. Die Fasern unterscheiden sich von anderen d a d u r c h , dal's sie aus einem länglichen, sehr engen Netze durchflocht e n e r , verästelter und ziisammeniliefsender Fäserchen b e s t e h e n , sie sind von veränderlicher Dicke, an ihrer Oberfläche rauh — von den hervorstehenden Enden abgerissener Fibrillen — , sehr undurchsichtig, mattgelb, ziemlich trocken und härtlich, doch weicher und biegsamer als S e h n e n f a s e r n , und ihrer Länge nach sehr elastisch. Die dickeren Bündel und Schichten liegen meist einander mehr parallel, und werden durch zwischen liegende, dünne Schichten von Zellstoff" vereinigt. Die elastischen Organe bestehen vorzugsweise aus elasti-

(Von ilen organischen Elementen.)

125

seilen F a s e r n und Biindelu mit wenigem Zellstoff, zuweilen mit eingemischten S e h n e n f a s e r n , sind g e l b , glanzlos, ziemlich hart und fest — wenn auch weniger als sehnige O r g a n e — , besitzen keine eigent ü m l i c h e Bekleidung, äufserst wenige in ihrem Zellstoffe vertheilte Haargefäfse, keine sichtbare N e r v e n , äufsern dalier weder E m p f i n d lichkeit noch Kontraktiiitat. Elastische F a s e r n finden sich d a , wo T h e i l e , welche einer gewissen Ausdehnung oder Bewegung fähig sind, d e r bewegenden K r a f t eiuen angemessenen Widerstand leisten und bei nachlassender Ausdehnung von selbst ihren vorigen U m f a n g oder i h r e frühere L a g e wieder annehmen sollen. Zu den elastischen O r g a n e n gehören mehre Ligamente und die mittlere H a u t d e r Arterien und d e r grüfseren Venen. — Anhangsweise wollen wir in dieser Formation d e r Gewebe noch einiger Hautgebilde, deren G e w e b e aus Z e l l s t o f f - F a s e r n besteht, erwähnen. Das seröse System besteht aus zahlreichen, einzelnen , gröfseren und k l e i n e r e n , vollkommen geschlossenen und selbst zuin Durchgänge von Gefäfsen und Nerven nirgend durchbohrten S ä k k e n , welche von einer serösen Haut gebildet werden. Diese ist aus sehr f e i n e n , gewundenen und mit einander unregelmiifsig verwebten ZellstofF-Fäserclien g e w e b t , durchsichtig und d ü n n , an ihrer inneren, der Höhle des Sackes z u g e w a n d t e n , freien Fläche sehr g l a t t , f e u c h t , schlüpferig, inattglänzend und mit dünnem Platten - Epithelium überz o g e n , an der äufseren durch kurzes oder schlaffes Zellgewebe a n benachbarte Theile gehefteten — d e r angewachsenen — Fläche r a u h und mit vielen sehr feinen Haargeläfsen in weiten Maschennetzen und engmaschigeren Saugaderuetzen b e s e t z t , aber ohne sichtbare N e r v e n . Im gesunden Zustande sind die serösen Häute unempfindlich, aber sehr elastisch uud kontraktil. Sie bilden Hüllen um a n d e r e O r g a n e , und enthalten eine tropfbar-flüssige, meist wasserhelle, vorzüglich aus W a s ser und etwas Eiweifs bestehende Substanz, die nur in geringer Menge ausgehaucht w i r d , und dazu d i e n t , dafs die freie F l ä c h e des Sackes schlüpfrig erhalten werde. Die echten serösen Haute kommen in den gröfseren Höhlen des Leibes vor, gehören den Eingeweiden a n , bilden eine doppelte Hülle uin einzelne O r g a n e , indem sie dieselben erst genau unigeben und aufserdem in einen weitereu häutigen Sack locker einschließen; sie scheiden das S e r u m der serösen H ä u t e aus, welches sehr dünnflüssig ist und nur sehr wenig Eiweifs enthält. Die S y n o vialhäute hingegen gehören dem Bewegungsapparate a n , stehen mit den Knochen, B ä n d e r n , Sehnen und Aponeurosen in genauer Verbindung, und sondern die Gelenkschmiere ( S y n o v i a ) aus, welche eine etwas dickliche, klebrige, f a d e n z i e h e n d e , halbdurchsichtige, mehr oder weniger gelbliche, verdünntem Eiweifs nahe kommende Flüssigkeit ist, die mehr Eiweifs als das S e r u m enthält. Man unterscheidet Gelenksynovialblasen oder G e l e n k k a p s e l n , Synovial- o d e r Schleimscheiden und - B e u t e l der Muskeln und S e h n e n , und Hautsynovialblasen oder Schleimbeutel der Haut. 5. Formation. Gewebe, welche aus Zellen entstehen, deren W ä n d e und Höhlen mit einander verschmelzen. D e r Bildungstypus dieser F o r mation, zu welcher die Muskeln, Nerven und Haargefäfse gehören, ist folgender: es sind anfangs selbstständige (primäre), mit einer e i g e n t ü m lichen W a n d und Höhle versehene Zellen d a , die entweder 1) r u n d oder zylindrisch oder 2 ) sternförmig sind. Im ersten F a l l e legen sich die primären Zellen reihenweise an einander, dann verwachsen die z u -

126

Einleitung.

sammenstofsenden Stellen der Zellenwände, so dafs zwischen j e zwei d e r Reihe nach auf einander folgenden Zellenhöhlen nur einfache Scheidewände bilden. Nun werden diese Scheidewände resorbirt, es gehen die Höhlen der einzelnen Zellen in einander über, und man hat anstatt einer Menge primärer Zellen eine sekundäre, welche wie eine selbstständige, einfache Zelle fortwächst. So scheint es bei deD Muskeln und Nerven zu sein. Im zweiten Falle legen siel) die Zellenkörper nicht reihenweise an e i n a n d e r , sondern die sternförmigen Zellen entstehen in gröfseren, vom Cytoblastem oder Zellen anderer Art ausgefüllten Zwischenräumen. Die Fortsetzungen dieser sternförmigen Zellen stofsen aber auf einander, ihre Wände verwachsen an den B e rührungsstellen, und die verwachsenen Scheidewände werden dann resorbirt, wodurch ein Netz von Kanälchen entsteht, die anfangs dickere Stellen (Zellenkörper) haben, nach und nach aber gleich dick werden. Diefs scheint der Bildungsvorgang bei den Capillargefäfschen zu sein. a. Muskeln. Im Blasteme der Muskelu nimmt man zuerst Kerne mit Kernkörperchen wahr, welche sich mit höchst zarten Zellen umgeben. Die Zellen werden länglich und reihen sich confervenähnlich an einander. An den sich verdickenden Wandungen der sekundären Zellenmembran entstehen longitudinale Faserungen, und die Zwischenwände der Zellen werden resorbirt. Das Muskelbündel bildet dann ein Rohr, dessen verhältnifsmäfsige dicke Wandungen aus glashellen Längsfäden bestehen, und in dessen Höhlung die Kerne der früheren Zellen enthalten sind. Die Primitivfasern entstehen durch Zerfallen des Bündels in kleinere F a s e r n . An den zylinderförmigen primitiven Muskelbündeln eines viertehalb Zoll langen Schweinefoetus unterscheidet man deutlich einen dunkleren Rand und einen inneren helleren T h e i l , die Höhlung. In dem hellen Theile erkennt man aufser einigen kleinen Körnchen greisere ovale, platte K ö r p e r c h e n ; diese Zellenkerne enthalten oft ein oder zwei Kernkörperchen. Sie liegen in mehr oder weniger regelmäfsiger Entfernung von einander in der Dicke des Zylinders abseits der Axe an der Wand. In älteren Muskeln sieht man keine Andeutung einer Höhle mehr, aber die Kerne bleiben noch lange sichtbar — sie finden sich selbst noch bei erwachsenen Personen — und liegen in der Dicke der F a s e r , obgleich sie oft als kleine Hügelchen nach aufsen vorspringen. Die eigentliche Muskelsubstanz entsteht durch sekundäre Ablagerung im Innern des Kanals. Die dem blofsen Auge meist sichtbaren Muskelfasern (Primitivbündel) der vollendeten Muskeln haben eine prismatische, meist vier-, f ü n f - oder mehrseitige Gestalt mit abgerundeten Ecken und eine sehr feine röhrenförmige Hülle aus Zellstoff, und können in noch feinere aber unbekleidete Fasern (Primitivfasern) zerlegt werden, die nach Müller entweder perlschnurartig oder zylindrisch sind, und unverzweigt und parallel neben einander liegen. Die Dicke der Fasern ist etwa die eines Kopfhaares. Mehre von ihnen werden durch Zellgewebe parallel an einander g e h e f t e t , init einer gemeinschaftlichen, sehr feinen, röhrigen, zelligen Hülle umgeben und bilden dann ein sekundäres Muskelbiindel. Von diesen kleineren Bündeln , die eine sehr verschiedene Länge und Dicke h a b e n , setzen m e h r e , ebenfalls durch Zellgewebe, welches mit etwas Fett untermischt ist, vereinigte und mit einer Zellscheide umgebene ein gröfseres Bündel zusammen. Aus diesen besteht endlich der ganze Muskel, der, wie seine einzelnen Theile von einer zelligen Hülle

(Von ) D i e H ö h l e in d e r Mittellinie d e s grol'sen G e h i r n s o d e r d i e drille Hirnhöhle, d e r unpure Ventrikel (veniriculus tertius) stellt e i n e n e n g e n S p a l t d a r , w e l c h e r z w i s c h e n d e n b e i d e n S e h h i i g e l n ( d i e mit ihren unteren T h e i l e n die S e i t e n w ä n d e b i l d e n ) , u n t e r dem G e w ö l b e ( f o r n i x , w e l c h e r d a s D a c h a u s m a c h t , a b e r vorn e i n e n S p a l t , d a s M o n r o ' s c h e L o c h , läl'st) u n d ü b e r d e r g r a u e n S i e b p l a t t e u n d dein g r a u e n H ö c k e r ( w e l c h e a l s B o d e n d i e n e n ) sich b e f i n d e t , ö f f n e t sich h i n t e r w ä r t s in d i e fissura transversa cerebri, u n d w i r d in d e r M i t t e d u r c h d i e q u e r sich h i n d u r c h z i e h e n d e w e i c h e K o m m i s s u r , a u s g e n o m m e n vorn u n d hinten-, w o h i n sie n i c h t r e i c h t , in e i n e n u n t e r n u n d einen o b e r n T h e i l g e s c h i e d e n . In d i e s e r H ö h l e z e i g e n s i c h : 1) d e r plexus choroideus tertius, d a s Adernetz des dritten Ventrikels, ist e n t s t a n d e n d u r c h d i e im M o n r o ' s c h e n L o c h e g e s c h e h e n e V e r e i n i g u n g d e r plexus choroidei laterales, liegt d i c h t u n t e r d e m D a c h e z w i s c h e n d e n v o r d e m E n d e n d e r S e h h ü g e l , und g e h t ü b e r die Zirbel und V i e r h ü g e l h i n w e g z u r G e f ä f s h a u t d e s k l e i n e n G e h i r n s ; 2 ) die weiche Kommissur, commissura inollis, eine diinne, schmale, graue P l a t t e , welche

230

Killleitung.

(Uebersicht der Lebensverrichtungen

sich b r ü c k e n a r t i g von einem S e h h ü g e l zum a n d e r n e r s t r e c k t ; 3) d i e vordere Kommissur, commissura anterior, ein r u n d e r , e t w a s p l a t t e r , m a r k i g e r S t r a n g , w e l c h e r q u e r aus e i n e r H e m i s p h ä r e (vom S t r e i f e n k ö r p e r aus) in die a n d e r e h i n ü b e r g e h t , und 4 ) die graue EndplaUe liegen an d e r v o r d e m W a n d ; 5) die hintere Kommissur (commissura posterior), ein r u n d e r , q u e r e r M a r k s t r a n g an d e r hintern W a n d , w e l c h e r dicht vor d e m V i e r h ü g e l k ö r p e r aus einem S e h h ü g e l in d e n a n d e r n ü b e r t r i t t , u n d auf dessen oberein R a n d e die Z i r b e l a u f s i t z t ; 6) d e r Eingang zur Wasserleitung (aililus ad aipiaeductum Sylvii s. « u n s ) , eine O e f f n u n g an d e r hintern W a n d d i c h t u n t e r d e r h i n t e r n K o m m i s s u r ; sie f ührt in einen rundlich - dreiseitigen K a n a l , die Wasserleitung (ac/iaieductus Sylvii), w e l c h e von unten und h i n t e n n a c h vorn und oben mitten d u r c h den V i e r h ü g e l g r u n d d r i n g t u n d die vierte H i r n h ö h l e (s. u n t e n ) mit d e r dritten v e r b i n d e t ; 7) d e r Eingang zum Trichter (aditus ad infundlbulum s. vulva) ist die v o r d e r e , t i e f e r e u n d g e r ä u m i g e r e G r u b e u n t e r d e r v o r d e m K o m m i s s u r , höhlt den g r a u e n H ö c k e r aus und g e h t nach unten h e r a b in den innern R a u m d e s T r i c h t e r s ü b e r . — !>) D a s Mittelhirn (mesencephalon) vereinigt d a s grol'se u n d kleine G e h i r n mit dem R ü c k e n m a r k e , liegt in d e r M i t t e d e r hinteren S c h e d e l g r u b e vor u n d u n t e r dein kleinen G e h i r n e , u n d b e s t e h t aus den V i e r h ü g e l n , d e r B r ü c k e u n d dem v e r l ä n g e r t e n M a r k e , w e l c h e T h e i l e von oben und vorn n a c h unten und h i n t e n in f o l g e n d e r O r d n u n g l i e g e n : « ) Den V e r b i n d u n g s t h e i l im mittleren (nicht u n t e r n ) T h e i l e des G e h i r n e s bilden die Vierhügel oder der Vierhiigelhörper (corpora s. eminenlia (luadrigemina s. bigemina s. pons Sylvii). E r liegt hinter d e r d r i t t e n H i r n h ö l i l e , u n t e r d e r L e i e r , ü b e r d e m v o r d e m T h e i l e d e r B r ü c k e , vor dem kleinen G e h i r n , b e s t e h t g r ö f s tentlieils aus g r a u e r S u b s t a n z , die äul'serlich von einer d ü n n e n M a r k l a g e ü b e r z o g e n i s t , u n d bildet eine K r h a b e n h e i t , d e r e n o b e r e g a n z f r e i e F l ä c h e d u r c h eine k r e u z f ö r m i g e V e r t i e f u n g in vier parWeise g e l e g e n e , weifse Hügelchen getheilt ist, von welchen das gröl'sere, vordere P a r , die colliculi anteriores s. nutes, auf d e r h i n t e r n K o m m i s s u r r u h t u n d in die V e r t i e f u n g d e r oberen F l ä c h e die Z i r b e l a u f n i m m t , d a s h i n t e r e P ä r (testes s. colliculi posteriores) d u r c h S c h e n k e l (cruru cerebelli ad corp. (¡widrigem.), zwischen d e n e n sich die vordere HirnMappe (valvula cerebelli anterior) nebst d e m , in d e r Mittellinie lie( frenulum) b e f i n d e t , mit d e m g e n d e n , s t r a n g a r t i g e n Klappenlx'indchen kleinen G e h i r n e z u s a m m e n h a n g t . S e i t l i c h , wo die Vierhiigel in die Selihiigel ü b e r g e h e n , tritt d e r innere Knieliöcker ( c o r p u s geniculattim internum), ein kleiner, ovaler, g r a u e r Höcker h e r v o r , ft) V e r b i n d u n g s t h e i l e in d e r Mittellinie d e r busls encephuli, u n t e r dem kleinen G e h i r n e , auf d e r pars basilaris ossis occipilis u n d dem clivus Ulunxenbachii, w e l c h e r die obere ( d e r S c h e d e l h ö h l e z u g e k e h r t e ) zum groi'sen H i n t e r h a u p t s l o c h e s c h r ä g nach hinten l i e r a b l a u f e n d e , e t w a s a u s g e h ö h l t e F l ä c h e des vereinigten G r u n d b e i n e s (os basilare) ist. Die Brücke o d e r d e r Hirnknoten (pons Vurolli s. protuberantia annuluris s. nodus cerebri s. commissura cerebelli) ist ein a l ) g e r u n d e t - v i e r e c k i g e r W u l s t , w e l c h e r vor u n d o b e r h a l b des v e r l ä n g e r t e n M a r k e s in einer V e r t i e f u n g an d e r v o r d e r e n unteren F l ä c h e des kleinen G e h i r n e s u n t e r d e n V i e r h ü g e l n auf dein clivus Ulumenbachii l i e g t , n a c h vorn mit den Hirnstielen, seitlich mit den c r « r a cerebelli ad pontem, und h i n t e r w ä r t s mit den P y r a m i d e n - und O l i v e n k ö r p e r n in V e r b i n d u n g steht, in sei-

iilul yramidalia), die mittleren Olivenkörper (corpora olivaria s. cruru medullae oblongatae ad corpora quadrigemina) und die h i n t e r e n und o b e r e n strangförmige Körper (corpora restiformia s. crura cerebelli inferiora s. processiis cerebelli ad meduUam oblongatam) heifsen. D i e ersten sind die beiden v o r d e m , dicht an e i n a n d e r l i e g e n d e n , keilförmigen A n s c h w e l l u n g e n , die n u r d u r c h die v o r d e r e S p a l t e von e i n a n d e r get r e n n t w e r d e n , bestehen aus L ä n g s f a s e r n o h n e g r a u e S u b s t a n z , u n d g r e n z e n mit ihrem oberen T h e i l e an den u n t e r n R a n d d e r B r ü c k e . D i e O l i v e n k ö r p e r sind die mittleren o d e r seitlichen, ovalen, a b g e p l a t t e t e n Anschwellungen des v e r l ä n g e r t e n M a r k e s , a u s w e n d i g weil's, im Innern mit einer g r a u e n zackigen B l a s e mit f e s t e r M a r k s u b s t a n z , dem gezahnten Körper der Olive (corpus dental um s. nucleus olivae). Die s t r a n g f ö r m i g e n K ö r p e r sind s c h m a l e z y l i n d r i s c h e , aus g e w u n d e n e n Käsern b e s t e h e n d e , S t r ä n g e , w e l c h e neben d e r hinteren S p a l t e liegen, t r e t e n divergirend ins kleine G e h i r n e i n , und h a b e n auf i h r e r o b e r n F l ä c h e den calamus scriptorins (s. sinus rhomboideus s. venlricidiis Aranlii), d a s u n t e r e E n d e d e r vierten Hirnliöhle. — N o c h ist hier ein den S ä u g e r n e i g e n t ü m l i c h e s G e b i l d e , d a s s o g e n a n n t e Trapezium, welches ein viereckiges, e r h a b e n e s L a g e r von q u e r e n M a r k f a s e r n ist, das dicht hinter d e r B r ü c k e neben den P y r a m i d e n liegt und gegen den U r s p r u n g d e r H ö r - und G e s i c h t s n e r v e n v e r l ä u f t , zu e r w ä h n e n . E s findet sich d a s T r a p e z i u i n nicht beim M e n s c h e n , auch nicht bei den h ö c h s t e n Allen ( O r a n g a r t e n ) . - r. Das Ideine Gehirn (irrebellum) ist d e r h i n t e r e , untere, z u n ä c h s t über dem R ü c k e n m a r k e liegende T h e i l des G e h i r n s , g e h t von den hinteren S t r ä n g e n des v e r l ä n g e r t e n Markes a u s , und e r s t r e c k t sich von dessen oberem T h e i l e g e r a d e nach h i n t e n , befinde! sich in der hintern Schedelgvube u n t e r dem

232

Kiiileitung.

(L'ehcrsicht ilur Lcbensverrichtungeu

H i r n z e l t e und ü b e r d e r B r ü c k e und d e r M a r k z w i e b e l , h a t die G e s t a l t eines q u e r l i e g e n d e n , vorn und hinten e i n g e b o g e n e n E U i p s o i d s , ist a n seiner O b e r f l ä c h e mit vielen q u e r e n E i n s c h n i t t e n v e r s e h e n , u n d z e r f a l l t in einen m i t t l e m T h e i l , den JFiirm (vermis — dessen u n t e r e vertiefte F l ä c h e d a s Thal, vallecula, heilst, und vorn die B r ü c k e , h i n ten das v e r l ä n g e r t e M a r k a u f n i m m t ) und in zwei S e i t e n t h e i l e o d e r Hemisphären, d e r e n G r e n z e n vorn und hinten d u r c h einen Ausschnitt ( i n c i s u r a marginalis anterior und posterior) bezeichnet sind. Das kleine G e h i r n z e r f ä l l t in die S c h e n k e l , die M a r k k ö r p e r d e r Heinis p h ä r e n und d e s W u r m e s , die L a p p e n und die vierte H i r n h ö h l e . « ) Die Schenkel des kleinen Gehirns (crura cerebelli) sind dicke R l a r k b i i n d e l , w e l c h e von d e m v o r d e m Tlieile des M a r k k ö r p e r s d e r H e m i s p h ä r e zu den d r e i A b t e i l u n g e n des M e s e n c e p h a l o n g e h e n ; m a n u n t e r s c h e i d e t d r e i P a r e : n) crura cerebelli ad pontem s. media s. laieraliu, die Uriickenschenkel oder liriickenarme, liegen a m weitesten n a c h a u f s e n , sind die s t ä r k s t e n und treten von vorn und innen a u s d e m kleinen G e h i r n in die S e i t e n r ä n d e r des pons Varolii; b) crura cerebelli ad Corpora (¡uadrigemina s. superiora, die Vierhiigelschenkel oder liindearme, liegen zu i n n e r s t , steigen n a c h oben und vorn zum h i n t e r n R a n d e d e r Vierhügel, und h a b e n die v o r d e r e Mirnklappe mit d e m frenulum zwischen s i c h ; r) crura cerebelli ad medullam oblongatam s. inferiora, die Markknopf Schenkel, sind die Corpora resliformia und w e r den vom lobus infer. unt. u n d dem pednnc. ftocc. b e d e c k t , (i) D i e Markkörper o d e r Murklager des Cerebelluin ( c o r p o r a medulluriu) find e n sich sowohl in den H e m i s p h ä r e n als a u c h im W u r m e : a ) d a s corpus medulläre j e d e r H e m i s p h ä r e e n t s p r i c h t in seiner G e s t a l t u n g e f ä h r d e r H e m i s p h ä r e selbst, ist nach innen mit dein M a r k k ö r p e r d e s W u r m e s verschmolzen, vereinigt sich nach innen und vorn mit d e m Mittelhirn d u r c h die crura cerebelli, e n t h ä l t hier den gefranzlen oder Zickzackkörper (corpus ciliare s. rhomboideum s. nucleus cerebelli), u n d zeigt auf einem s e n k r e c h t e n d u r c h den W u r m g e f ü h r t e n D u r c h s c h n i t t e i n e b a u m a r t i g e Y e r t h e i l u n g , den Markbaum d e r H e m i s p h ä r e (arbor medullaris hemisphaerae cerebelli s. ftrbor vilae) mit einem s t e h e n d e n u n d einem liegenden A s t e , w e l c h e beide aus dein d u r c h die d r e i des crura gebildeten S t a m m e h e r v o r k o m m e n ; i ) d a s corpus medulläre W u r m s v e r h ä l t sich im G a n z e n e b e n s o , und ist gleichfalls h a u m f ö r inig in Aeste und B l ä t t e r getbeilt (arbor medullaris vermis). y) D i e Luppen des kleinen G e h i r n s o d e r d e r H e m i s p h ä r e n und des W u r m e s . J e d e H e m i s p h ä r e wie a u c h d e r W u r m wird d u r c h eine um den g a n zen U m f a n g des kleinen G e h i r n s sicli h e r u m z i e h e n d e tiefe Q u e r f u r c h e , d e n sulcus horizontalis Reilii, in eine obere u n d eine u n t e r e H ä l f t e g e t b e i l t ; die H ä l f t e n des W u r m e s f ü h r e n die N a m e n Oberwurm und Unterwurm f v e r m i s cerebelli superior und inferior), a'. Auf d e r obern Hälfte d e s kleinen G e h i r n s folgen die L a p p e n in dieser O r d n u n g auf e i n a n d e r : n) Am Oberwurme ( d . i. die o b e r e H ä l f t e des W u r m e s ) w e l c h e r zwischen den O b e r l a p p e n d e r H e m i s p h ä r e n in d e r M i t t e d e r obern F l ä c h e d e s kleinen G e h i r n s l i e g t , u n t e r s c h e i d e t m a n : 1) d e n aus a c h t B l ä t t e r n b e s t e h e n d e n Zentrallappen (lobulus centralis), der im v o r d e m a u s g e s c h n i t t e n e n R a n d e ( d e r incisura sumilunaris), welcher die Vierhiigel a u f n i m m t , sich b e f i n d e t ; 2 ) den llerg o d e r vordem H'iinii (monticulus cerebelli, s. vermis anterior), welcher d e r grül'ste T h e i l lies O b e r w u r m s ist, den R ü c k e n d e r obern F l ä c h e des kleinen

und der wesentlicheren Organe des Thierleibes.)

233

Gehirns bildet, v o r n , hinter der Zirbel und unter und hinter der Balkenwillst, hoch ( G i p f e l , culmen), h i n t e n mit 1 2 — 1 6 Raridwiilsten und niedrig ( A b h a n g , declive) i s t , lind die lohuli (¡uudrangulares vere i n i g t ; 3) das W i p f e l b l a t t (folmm cacuminis) ein e i n f a c h e s , nicht in gyn g e t h e i l t e s , s o n d e r n nur q u e r g e f u r c h t e s , B l a t t in d e r incisura murginalis posterior, b) An j e d e r oberen H ä l f t e d e r H e m i s p h ä r e , welc h e b r e i t e r , p l a t t e r und w e n i g e r getheilt, als die u n t e r e ist, u n d d e ren Randwiilste ( R ä n d e r d e r B l ä t t e r ) g r ö f s e r e , flachere, von e i n e r S e i t e zur a n d e r e n l a u f e n d e B o g e n b i l d e n , u n t e r s c h e i d e t m a n zwei L a p p e n : 1) den vorderen o d e r vierseitigen Oberlappen (lobuhis superior anterior s. quadrangularis) mit e t w a a c h t B l ä t t e r n , neben d e m G i p f e l des B e r g e s , und 2) den hintern Oberlappen (lobuhis superior posterior) mit u n g e f ä h r s e c h s z e h n R a r i d w i i l s t e n , neben dein A b h ä n g e des B e r g e s , h i n t e r dem vorigen L a p p e n , b'. An d e r untern Hälfte des kleinen G e h i r n s liegen die L a p p e n in f o l g e n d e r O r d n u n g : a ) Am Unterwurme, w e l c h e r g e k r ü m m t ist, vom hintern bis zum v o r d e m E i n schnitte des C e r e b e l l u m r e i c h t , d a s T h a l (vallecula) bildet und d a s D a c h d e r vierten H i r n h ö h l e ist, sind zu u n t e r s c h e i d e n : 1) der Klappenwillst (tuber valvulae) ist d e r h i n t e r e T h e i l d e r S t r a h l u n g d e r v o r d e m H i r n k l a p p e , liegt im hintern Ausschnitte gleich u n t e r d e m W i p f e l b l a t t e und b e s t e h t a u s 2 — 5 B l ä t t e r n ; 2 ) die Wurmpyramide (pyramis vermis) ist d e r e r h a b e n e b r e i t e s t e T h e i l des W u r m e s in d e r Mittellinie zwischen dem z a r t e n und zweibäuchigen L a p p e n , u n t e r und hinter den M a n d e l n ; 3) d e r Zupfen (uvula) ist ein l ä n g l i c h e r L a p p e n zwischen den A l a n d e i n ; 5) das Knötchen (nodulus Malacarne) ist d a s in eine S p i t z e a u s l a u f e n d e v o r d e r e E n d e d e s U n t e r w u r m s , zwischen den F l o c k e n , mit d e r hintern H i r n k l a p p e v e r b u n d e n , u n d b e s t e h t aus k u r z e n , q u e r e n B l ä t t e r n . 6) D i e vordere Hirnklappe oder d a s vordere Marksegel (valuula cerebelli anterior s. velum medullae anleriits), ein d ü n n e s , l ä n g l i c h - v i e r e c k i g e s , mit g r a u e r S u b s t a n z u n t e r mischtes und mit unvollständigen R a n d w i i l s t e n b e k l e i d e t e s M a r k b l a t t , d a s a u s dem u n t e r n W u r m e h e r v o r g e h t und die u n m i t t e l b a r e F o r t s e t z u n g des K l a p p e n w u l s t e s i s t , liegt zwischen den Viel h ü g e l s c h e n keln a u s g e s p a n n t , h a n g t mit einem M a r k b ü n d e l , dem Klappenbändchen (frenulmn) am hintern R a n d e des V i e r h i i g e l k ö r p e r s z u s a m m e n und hilft das Dach des vierten V e n t r i k e l s bilden, c) An d e r u n t e r e n H ä l f t e j e d e r H e m i s p h ä r e lassen sich f o l g e n d e T h e i l e u n t e r s c h e i d e n : 1) d e r hintere Unlerlappen (lobuhis seinilunaris s. posterior inferior) neben dein K l a p p e n w u l s t e , vom hintern O b e r l a p p e n n u r d u r c h die H o r i z o n t a l f u r c h e g e t r e n n t ; 2) d e r vordere Unterlappen (lobulus inferior anterior) ist ein d o p p e l t e r L a p p e n , welcher aus d e m zarten (lobuhis teuer — ein d ü n ner, zwischen dem hintern U n t e r l a p p e n u n d dem f o l g e n d e n l i e g e n d e r L a p p e n ) u n d dein zweibäuchigen o d e r keilförmigen Lappen (lobuhis biventer s. cuneiformis — keilförmig, n a c h innen s c h m a l , n a c h aui'sen breiter und z w e i g e s p a l t e n ) b e s t e l l t ; 3 ) die Mandel o d e r der Marklappen (tonsilla s. lobuhis spiralis) liegt n e b e n dem Z a p f e n , h a n g t hinter dein s t r a n g f ö r m i g e n K ö r p e r s e n k r e c h t zwischen diesem und d e m zweibäuchigen L a p p e n h e r a b , und h a t die G e s t a l t einer dreiseitigen, mit Q u e r e i n s c h n i t t e n v e r s e h e n e n , P y r a m i d e ; 4) die Flocke o d e r d e r (jloccuhis) ist ein w e i c h e r , z a c k i g e r , Luppen des Lungenmugennerven aus f ü n f L ä p p c h e n g e b i l d e t e r F o r t s a t z zwischen d e r M a n d e l , d e m verlängerten M a r k e und d e m B r ü c k e n s c h e n k e l , u n d setzt sich in die

23*1

Umleitung.

(Uebersicht der Lebensverrichtungen

hinlere Hirnklappe o d e r d a s hintere Murksegel (valvulu cerebelli posterior s. vehnn medulläre posterius), ein d i i n n e s , am v o r d e m R a n d e f r e i e s , h a l b m o n d f ö r m i g a u s g e s c h n i t t e n e s , M a r k l ) l ä t t c h e n f o r t , d a s die V e r b i n d u n g zwischen F l o c k e u n d K n ö t c h e n v e r m i t t e l t , die u n m i t t e l b a r e F o r t s e t z u n g d e r Z w i s c h e n t h e i l e von ¡Mandel und Z a p f e n ist, dein K n ö t c h e n a n h a n g t , und u n t e r dein Schwalbenneste (nidus hirundininus), einer V e r t i e f u n g hinter den S e i t e n t h e i l e n des h i n t e r e n M a r k s e g e l s , a u s g e s p a n n t ist. ä) Die vierte Hirnhöhh o d e r d e r vierte Ventrikel (ventriculus quarhis) h a t eine f a s t r a u t e n f ö r m i g e G e s t a l t , liegt in d e r M i t tellinie zwischen Mittelhirn u n d C e r e b e l l u m , stellt o b e r w ä r t s d u r c h die W a s s e r l e i t u n g mit d e r dritten H i r n h ö h l e in V e r b i n d u n g , setzt sich u n ten in d e n sinus rhomboidens f o r t und ö f f n e t sich in die fissura transversa cerebelli zwischen kleinem G e h i r n und medultu oblonguta; ihr B o d e n wird von d e r B r ü c k e und dem v e r l ä n g e r t e n M a r k e g e b i l d e t , d a s D a c h vom u n t e r e n W u r m e und die S e i t e n w i i n d e o b e r w ä r t s von d e n Vierhiigelschenkeln, u n t e r w ä r t s von d e n s t r a n g f ö r m i g e n K ö r p e r n . Ii. D a s Rückenmark (medulla spinalis s. dorsulis) ist d e r im K a n a l e d e r W i r b e l s ä u l e locker liegende T h e i l d e r Z e n t r a l n e r v e n m a s s e , w e l cher einen w a l z e n f ö r m i g e n , von vorn nach hinten e t w a s p l a t t g e d r ü c k t e n , u n d aus zwei halbzylindrischen S e i t e n h ä l f t e n z u s a m m e n g e s e t z t e n S t r a n g darstellt, d e r vom grofsen H i n t e r h a u p t s l o c h e bis zum zweiten Lendenwirbel herabreicht. Bei seiner E n t s t e h u n g z w a r reicht d a s R ü c k e n m a r k , welches o b e r w ä r t s d u r c h keine deutliche G r e n z e vom v e r l ä n g e r t e n M a r k e g e s c h i e d e n ist, u n t e r w ä r t s bis zum E n d e des R i i c k g r a t k a n a l e s ; a b e r beim E r w a c h s e n e n füllt es d e n s e l b e n beiweitem nicht a u s , s o n d e r n zieht sich s c h e i n b a r w ä h r e n d seines W a c h s t h u m s d a d u r c h , dat's seine L ä n g e n a u s d e h n u n g dieselbe b l e i b t , die des R ü c k g r a t e s a b e r z u n i m m t , allmälig nach dein G e h i r n e z u r ü c k , so dal's es schon bei N e u g e b o r e n e n n u r bis zum dritten L e n d e n w i r b e l reicht •— n a c h M e c k e l ' ) eine dein Menschen allein z u k o m m e n d e E i g e n t ü m lichkeit. D a s u n t e r e E n d e g e h t in eine e i n f a c h e s t u m p f e S p i t z e aus, d e n Rückunmarkzapfen (COHKS medullae spinalis), von dem ein z i e m lich d ü n n e r , r ö t h l i c h e r F'aden, d e r Rückenmarkfaden (¡ilamentum terminale med. spin.) h e r a b l ä u f t . D i e aus dein untern T h e i l e des R i i k k e n m a r k e s mit s e h r langen W u r z e l n u n t e r einein spitzen W i n k e l e n t s p r i n g e n d e n , dicht beisammen liegenden L e n d e n - und K r e u z b e i n n e r v e n bilden den s o g e n a n n t e n Pferdeschweif (cauda et/ninu), welcher mit d e m flamentum terminale den untern T h e i l des von d e r dura muter g e bildeten S a c k e s ausfüllt. D a s R ü c k e n m a r k b e s t e h t übrigens wie d a s G e h i r n a u s g r a u e r und w e i i s e r N e r v e n s u b s t a n z , n u r f i n d e t h i e r d a s u m g e k e h r t e Lagenverhältnil's statt, denn die g r a u e S u b s t a n z liegt im I n n e r n und die weil'se bildet den ä u f s e r e n U m f a n g . M a n u n t e r s c h e i d e t ain R ü c k e n m a r k e zwei F l ä c h e n , eine v o r d e r e , llacliere und eine h i n t e r e , m e h r g e w ö l b t e , und zwei seitliche R ä n d e r , welche m e h r e r h a b e n als j e n e sind. In d e r Mittellinie j e d e r F l ä c h e läuft von oben bis u n t e n eine L ä n g s s p a l t e , die a n d e r v o r d e m F l ä c h e fissura me'dianu anterior, an d e r hinteren fiss. med. posterior h e i l s t ; und b e i d e sind so t i e f , d a f s sie l a s t z u s a i n i n e n s t o f s e n . Die medulla spinalis wird d u r c h d i e s e beiden S p a l t e n in zwei gleiche H ä l f t e n , eine r e c h t e und eine linke, g e t h e i l t , die auf dem B o d e n d e r v o r d e m S p a l t e d u r c h ') Archiv für Physiol. 1. 15.1. J915, S. 79 uiul 5>2.

und ensveiriclitinlgen

f a d e n von d e r m e d t i l l a spinalis u n d mit drei bis vier a u s d e m ver langerten Marke. Indem er, nahe oberhalb des siebenten Halsnerven beginnend, an d e r S e i t e des R ü c k e n m a r k e s zum grolsen H i n t e r h a u p t s l o c h e in d i e H ö b e s t e i g t , n i m m t e r z w i s c h e n je z w e i h i n t e r n W u r z e l » d e r o b e r n H a l s n e r v e n e i n e n b a d e n vom R ü c k e n m a r k e a u f . E h e e r d u r c h d a s forumen magnum in d i e S c h e d e l h ü h l e t r i t t , v e r b i n d e t e r sich g e w ö h n l i c h mit d e r h i n t e r n W u r z e l d e s ersten H a l s n e r v e n zu e i n e m K n ö t c h e n ; in d i e S c h e d e l h ü h l e g e t r e t e n , w e n d e t e r sich n a c h d e m Jugularloche und n i m m t , bevor er durch dasselbe die S c h e d e l h ü h l e w i e d e r verläl'st, v i e r l ä n g e r e , m i t m e h r e n W ü r z e l c h e n e n t s p r i n gende, Wurzeln aus dem verlängerten Marke. D e r n. accessorius l ä u f t in e i n e r S c h e i d e m i t d e m S t i m m n e r v e n d u r c h d a s forumen jugitlare, t r i t t m i t s e i n e i n ramus internus in d e n ple.vus gunglioformis n. vugi e i n , u n d g e h t m i t d e i n ram. erlern., d e n musc. sternocleido -mustoideus d u r c h b o h r e n d , zum K a p p e n m u s k e l . 12. D e r Zungenfleisclinerv (n. hypoglossus), das zwölfte und letzte G e h i r n n e r v e n p a r , g e h ö r t b e i m M e n s c h e n w a h r s c h e i n l i c h u n t e r d i e in iiirein U r s p r ü n g e I d o l s motorischen N e r v e n , w e l c h e in i h r e m V e r l a u f e s e n s i b l e F a s e r n a u f n e h m e n ; bei S ä u g e r n h a t j e d o c h .Mayer e i n e s e h r f e i n e h i n t e r e W u r zel d i e s e s N e r v e n e n t d e c k t , w e l c h e von d e r h i n t e r n F l ä c h e d e s v e r längerten Markes entspringt, über den Beinerv Innweggeht, und hier ein d e u t l i c h e s G a n g l i o n b i l d e t , o h n e m i t d e m H e i n e r v e n z u s a m m e n z u h ä n g e n ; a u s d i e s e m K n o t e n t r i t t d a n n ein d i c k e r e r N e r v e n l a d e n h e r v o r , w e l c h e r d u r c h e i n e O e i F n u n g im e r s t e n Z a h n e d e s Hymnent. d e n l i c u l a l u m g e h t , uin sich zu d e r a n d e r n g r ö s s e r e n W u r z e l d e s Z u n g e n ü e i s c h n e r v e n zu b e g e b e i l , w e l c h e e b e n b e i m M e n s e h e n a l l e i n v o r zukommen scheint. Iiier (beim M e n s c h e n ) entspringt der Nerv nur v o m O l i v e n k ö r p e r u n d i n n e r n H ü l s e n s t r a n g e init z a h l r e i c h e n F ä d e n , k o m m t zu in V o r s c h e i n in d e r F u r c h e z w i s c h e n d e m P y r a m i d e n - u n d O l i v e n k ö r p e r , t r i t t d u r c h d a s ain G e l e n k k n o p f e d e s H i n t e r h a u p t b e i n e s l i e g e n d e v o r d e r e G e l e n k l o c h (forum, condyloid. unterius) aus der S c h e d e l h ü h l e , l ä u f t in e i n e i n n a c h u n t e n k o n v e x e n B o g e n bis g e g e n d a s Z u n g e n b e i n h e r a b , t r i t t in K e g l e i t u n g d e r urt. lingualis in d e n Z u n g e n m u s k e l , u n d g i b t a u l ' s e r m e i n e n a n d e r e n A e s t e n d e n mit z w e i W u r z e l n a u s d e r K o n v e x i t ä t d e s B o g e n s e n t s p r i n g e n d e n rttmus ceruhcalis s. descendens n. hypoglossi a b , w e l c h e r d i c h t v o r d e r urt. carotis communis z u m m . sternothyreoideus, sternofiyoideus u n d omoliynideus hera b l ä u f t , und w ä h r e n d seines Verlaufes einen V e r s t ä r k u n g s z w e i g vom S t i m i n n e r v e n u n d a u l ' s e r d e m n o c h zwei A e s t e von d e r z w e i t e n S c h l i n g e d e s plexus cervicalis. — D. D i e Rückenmarkoder Spinalnerven (nn. spinales) sind 32 o d e r 3 1 d u r c h d e n g a n z e n U u m p f und die E x t r e m i t ä t e n verbreitete N e r v e n p a r e , w e l c h e mit d o p p e l t e n W u r z e l n von d e n S y s t e m e n d e r vorderen und hintern ( S t r ä n g e , aus d e m sulcus lateralis anterior u n d posterior des R ü c k e n m a r k e s ihren U r s p r u n g nehmen. D i e v o r d e r e n , ineist s c h w ä c h e r e n u n d a u s B e w e g u n g s f a s e r n b e s t e h e n d e n , und die h i n t e r e n , nur E m p f i n d u n g s f a s e r n enthaltenden, in d e r R e g e l s t ä r k e r e n , W u r z e l n e n t s p r i n g e n n ä i n l i c h , d u r c h d a s l i gum. denliculalum v o l l k o m m e n von einander getrennt, und vere i n i g e n s i c h , n a c h d e m d i e h i n t e r e W u r z e l im forumen intervertebrah' ( b e i den K r e u z - und Steifsbeinnerven noch innerhalb des Riickenm a r k k a n a l s ) zu e i n e m W u r z e l g a n g l i o n (ganglion spinale) angeschwollen ist, an dessen v o r d e r e F l ü c h e sich die v o r d e r e W u r z e l n u r a n l e g t ,

und der wesentlicheren Organ« , ¡'h' ( f , f)> «' 1

391

Einleitung.

(Uebersicht der Lebensverriclitungen

gen-R, hei dem die Zunge der vibrirende Tlieil i s t , und r " oder Gaumensegel-Il, liei dem das Gaumensegel vibrirt und einen schnarrenden T o n hervorbringt. 13. Mit slrepilus explosivus. Explosivae. Die Stellung der Mundtheile, welche zur Bildung dieser Konsonanten dienen, ändert sich plötzlich; die Bildung beginnt mit Schlufs des Mundes und endigt mit Oeffnung desselben; wei'shalb diese Konsonanten nicht ad libitum verlängert werden k ö n n e n , sondern aufhören, sobald der Mund geöffnet ist. Explosivae 1) Der Mund ist durch die Lippen geschlos- simplices aspiratae sen und öffnet sich mit Durchgang des Windes 2) Der Mund ist durch die an den vordem Tlieil des Gaumens oder an die obere Zahnreihe angelegte Zunge geschlossen und öffnet sich mit Durchgang des Windes 3) Die Mundhöhle ist weiter hinten durch Anlegen des hinteren Zungenrückens an den Gaumen geschlossen und öffnet sich mit Durchgang des Windes . . . . y (g) II. L a u t e S p r a c h e . Die L a u t e sind meist der Verbindung mit der Stimme fällig, und geben zusammengestellt laute Sylben. I . Eigentliche Vokale oder Selbstlauter: a, e, i, o, u, ii, ö, ii, ä und die tiefen näselnden «, ii, o, ö, französisch umgebildet; ferner das stumme e oder Schwa. II. Konsonanten. A. Solche, welche in der lauten S p r a c h e stumm bleiben. 1) Explosivae: a. Simplices: b, il, g (y). b. Aspiratae: p, t, k. 2) Continuue: h. B . Solche, welche in der lauten S p r a c h e sowohl stumm als blofses G e r ä u s c h , als aucli mit Intonation der Stimme gesprochen werden können. E s sind lauter conlinuae. 1) Continuae nasales: m, n, h (ng'). 2) Conlinuae orales: f , w; ch, j; sc/t; l; r; s. Die rein natürliche Folge der Buchstaben wäre demnach: a, ii, e, I, y, u, o, a, e, h, b, p, d, t, g, h, f , v, w, cIi, j, sch, s, r, l, m, n, n (ng). Beim lautlosen Einatlnnen öffnet sich der Eingang zur Höhle des Kehlkopfes (das osiitim phuryngeum laryngis) und der Tlieil der K e h l kopfhöhle unmittelbar über der wahren Stimmritze (der adilus gloltidis superior, so wie die ganze Glottis (rima glollidis interna) und letztere zwischen den procc. glollidis auf mehr als 3"'), wobei sie eine ziemlich regehnäfsige, dreieckige Gestalt annimmt, durch Wirkung der mm. crico-arylaenoidei posliui: beim Ausathmen verengern sich diese R ä u m e wieder auf ihre natürliche Breite: beim Anhalten des Atheins verengert oder verschliefst sie sich durch Wirkung der mm. arylaenoideus superior und oblif/ui und der mm. cncoarylaeno'ulei laterales,

und der wesentlicheren Organe des Tliierleibes.)

395

Aufser den Tönen im larynx können auch T ö n e in der Mundhöhle erzeugt werden. S o gibt es Mundtöne, durch schwingende Membranen hervorgebracht, wie durch die Kehlkopibänder z. I i . die schnarrenden T ö n e am Gaumensegel, beim R ä u s p e r n , Schnarchen, wobei die beiden Gaumenfalten, wie doppelte ineinbranöse Zungen, durch den Luitstrom in Bewegung gesetzt werden. Auch die Lippen können sich bei gewissen Tönen als schwingende Membranen verhalten, wenn man Luft durch den eingeschlossenen Mund hindurchtreten und die Schleimhautfalten schwingen lafst, wodurch ein T o n erzeugt wird, der denen ahnlich ist, welche durch das Hindurchströmen von Gasarten aus dem Darmkanal durch den sphincler anl entstehen. Beim Pfeifen schwingen die Lippen nicht, denn inan kann dabei eine kleine durchbohrte Holz- oder Korkscheibe zwischen den Lippen haben; es tönt vielmehr die durchströmende L u f t , welche sich an den Wanden der Lippen reibt. Bei allen durch die Stimmorgane und das Ansatzrohr gemeinsam hervorgerufenen Tönen und Geräuschen, wie bei der S p r a c h e , kommen Luitschwingungen und Schwingungen fester T h e i l e in Betracht. Eine wahre Stimme besitzen nur Säuger, Vögel und einige L u r c h e ; die unvollkommenen Tonbildungen im Darinkanale, wie die gurrenden T ö n e des Cobilis fossilis, die am äufseren Hornskelete mehrer Insekten durch blofse mechanische Reibung harter Theile hervorgebrachten tongebenden Schwingungen derselben, wie bei manchen K ä fern (z. ß . Bockkäfern, Lema u. dgl. m.), mehren Orthopteren, Cikaden u. s. w . , haben zwar für die diese T ö n e hervorbringenden Thierarten dieselbe Bedeutung, d. h. denselben Zweck, die Anlockung des anderen Geschlechtes u. dgl., haben aber in rein physiologischer Beziehung nichts mit der wahren Stimme gemein. Ein Analogon der letzteren finden wir viel eher bei fliegenden Kerfen, welche iin Fluge summende T ö n e hören lassen, welche dadurch gebildet werden, dai's die auszuathmende Luft mit K r a f t durch die engen, und wie es scheint, mit membrariösen Rändern versehenen, Luftlöcher (Stigmata), welche sich hier wie eine Stimmritze verhalten und oft durch Schliefsmuskeln erweitert und verengt werden können, ausgestol'sen wird. Diefs Summen ist vom Willen abhängig und kann plötzlich unterdrückt werden. Die Ursachen der Stimme bei den Säugern sind im Wesentlichen ganz dieselben wie beim Menschen, indem der Kehlkopf mit seinen Knorpeln u. s. w. ganz nach dem menschlichen T y p u s gebaut i s t ; doch sind die Verhältnisse der einzelnen Theile häufig mehr oder weniger verändert. Alles von der Funktion des menschlichen Stimmorganes Gesagte läfst sich daher auch hier anwenden. Der T o n wird von den unteren Stimmbändern angegeben. Der menschliche Kehlkopf zeichnet sich vor dem der Affen und anderer Thiere aus durch beträchtlichere Niedrigkeit der Hauptknorpel, durch stärkere Giefskannenknochen, schwächere Seitentaschen, Fehlen oder geringere Entwickelung der in den Giefskannen-Kehldeckelbändern befindlichen, bei den echten Affen wie bei vielen Carnivoren sehr entwikkelten, keilförmigen oder Wrisbergischen K n o r p e l , gröi'sere Härte und öftere Verknöcherung der K n o r p e l , namentlich bei £ , gröfsere sexuelle Verschiedenheit u. s. f. Eigenthiimliche Sesamknorpel sitzen bei einigen Säugern (OrnUhorJiynchiis, Muslela, Didelphys u. dgl. in.)

396

liinloitung.

(Uebcrsicht der Lebensverrichtungen

ain hinteren Rande der Giel'skannenknorpel; bei einigen, wie beim (gel, Schweine, Hunde, kommt noch ein kleiner unpnrer Zwischengelenkknorpel (cort. interarlicuhtris) vor, welcher in der Mitte zwischen den beiden Giefskanuenknorpeln hinten auf dem oberen Rande •des Ringknorpels sitzt. Bei den Alfen ändert sich der Haupttheil des Stimmorganes nicht, aber die resonirenden Theile sind oft sehr eigenthiiinlich. Bei den Sapajou's verlängert sicli die Kehlkopfhöhle über den unteren Stimmbändern in eine S-förmig gekrümmte Röhre, deren vordere Wand vom Schildknorpel, die obere vom Kehldeckel gebildet wird; die hintere und untere Wand wird durch die eigent ü m l i c h e Form und ansehnliche Verstärkung der Wrisberg'schen Knorpel gebildet; die Stimme dieser T h i e r e ist pfeifend. Am grül'sten und gleich beim ersten Blicke auffallend ist der die Stimme verstärkende resonirende Apparat der Heul- oder Brüllaffen ( M y c c t e s ) durch die Auftreibung des Zungenbeines und Schildknorpels, durcli die von den Ventrikeln ausgehenden Seitensäcke des Kehlkopfes und durch die von Brandt ( D i s s , th mammul. ijiiorundam voeis instru«iento) beschriebenen saevi luryngo-pharyngei. Auch beim OrangUtang und Cliimpanse verlängern sich die Seitentaschen der K e h l kopfhöhle in häutige S ä c k e , die sich vorwärts unter den K ö r p e r des Zungenbeins erstrecken. Aehnliche S ä c k e kommen auch bei andern Affen vor, wie z. B . bei Inuus ecuudalus, wo er unpar ist und durch eine kleine einfache Oeffnung unter dein Kehldeckel oberhalb cler Seitentaschen mündet. Eigenthiiinlich ist eine beim Munnelthiere von Meckel ( S y s t . d. vgl. Anat. VI, S . 5 2 6 — 8 ) aufgefundene Klappe, die nach unten gewendet die ganze Breite des Kehlkopfes einnehmen und diesen verschliel'sen kann. Die N a g e r , welche wie die Beutler und fleischfressenden Raubthiere Taschen und Stimmbänder besitzen, zeichnen sich meist durch ansehnlichen Kehlkopf a u s , und bei den Carnivoren ist besonders der Ringknorpel sehr entwickelt, oft dreimal so grofs als der niedrige Schiklknorpel. Die Chiropteren besitzen einen äufserst kleinen Kehldeckel. Stimmbänder und Taschen fehlen gänzlich bei den W a l e n , bei denen man auch noch keine Stimme gemerkt hat; ihr Kehlkopf ist klein, besonders sind S c h i l d - und Ringknorpel sehr klein und der erstere hat eine sehr e i g e n t ü m l i c h e B i l d u n g ; dagegen sind die Giel'skannenknorpel und der Kehldeckel sehr lang und reichen weit in die Nasenhöhle hinein; der Ringknorpel ist in der Regel vorn gespalten, eine Andeutung davon soll sich auch bei L n l r a finden. Unter den Wiederkäuern fehlen die Seitentaschen z. B . beim Rind, Schaf, Moschus, so wie die vorderen Stimmbänder, was auch bei einigen Zahnarmen ( M a n i s , Dusyy>us u. dgl. m.) der Kall ist; die Kamele haben Bänder und Taschen, die Faulthiere besitzen nur die Bänder. Die Einhufer haben hintere und rudimentäre vordere oder obere Stimmbänder und Taschen, welche besonders bei Asinus stark sind: beim Pferde bildet die Schleimhaut unter dem Kehldeckel auch eine halbmondförmige Falte, welche von dem einen Stimmbande zum andern geht, Eseln und Maulthieren aber f e h l t ; unter der halbmondförmigen befindet sich eine trichterige Höhle, unter dem Kehldeckel über der Falte ist eine zweite Höhle, die bei Eseln und Maulthieren geräumiger ist, wie denn auch die ventriculi JMorgugnii gröfser sind, welche hier enge und dein Kehldeckel näher liegende OelFnungen haben. Das Schwein hat unter dem Kehldeckel

nml d e r w e s e n t l i c h e r e n O r g a n e d e s T h i e r l e i b e s . )

397

auch einen geräumigen Sack. Im A l l g e m e i n e n ist hei d e n P a c h y d e n n e n g e b i l d e t u n d b e s c h r i e b e n h a t , so e r h ä l t m a n s e h r s t a r k e T ö n e , •welche d e i n d u r c h d r i n g e n d e n G e s c h r e i d e r P a p a g e i e n d u r c h a u s ä h n l i c h sind. N o c h k o m p l i z i r t e r ist d e r B a u b e i d e n S i n g v ö g e l n , w e l c h e s i c h sämintlich durch den ihnen eigenthüinlichen Singmuskelapparat auszeichnen. D i e T r o m m e l ist u n t e n w i e g e w ö h n l i c h d u r c h d e n k n ö c h e r n e n R i e g e l g e t h e i l t ; ü b e r d e n o b e r n l l a n d e r h e b t sich e i n e M e m b r a n a l s h a l b m o n d f ö r m i g e F a l t e , d i e membr. semilunaris, welche wahrscheinlich a l l e n Osanns e i g e n i s t , a b e r bei s o l c h e n m i t g e r i n g e r o d e r o h n e M o d u l a t i o n d e r S t i m m e n u r r u d i m e n t ä r sein m a g , w ä h r e n d sie b e i g u t e n S ä n g e r n viel a u s g e b i l d e t e r ist u n d d e n h ö c h s t e n G r a d d e r E n t w i c k e l u n g bei s o l c h e n e r r e i c h t h a t , w e l c h e a u c h s p r e c h e n l e r n e n k ö n n e n o d e r d i e g r ö f s t e ¡Modulation d e r S t i m m e z e i g e n ( R a b e , K r ä h e , K i s t e r , H ä h e r , S t a a r , D r o s s e l n , N a c h t i g a l l e n , B u c h f i n k ) : sie ist d a h e r h i e r f ü r die E r z e u g u n g artikulirter T ö n e von W i c h t i g k e i t . Die drei ersten Bronchialhalbringe besitzen ebenfalls einige A u s z e i c h n u n g e n : d e r o b e r s t e ist in d e r M i t t e d i c k e r a l s a n d e n l i n d e n , a m h i n t e r e n E n d e u n t e r w ä r t s breiter u n d nach hinten u n d innen g e k r ü m m t , so d a f s d a d u r c h die hintere und innere W a n d des Bronchialtheiles des larynx in f . g e b i l d e t w i r d , u n t e n b i l d e t e r e i n e n s p i t z e n W i n k e l , d e n S t ü t z p u n k t f ü r d i e i n n e r e L i p p e d e r S t i m m r i t z e ; d e r z w e i t e ist b e w e g l i c h e r , u n d z w i s c h e n i h m u n d j e n e m b e f i n d e t sich ein e t w a s e i f ö r m i g e s m e i n b r a n ö s e s F e n s t e r , d i e membr. tympaniformis externa; ein d r e i e c k i g e s ist z w i s c h e n d e m z w e i t e n u n d d e m f a s t g a n z g e r a d e n , d r i t t e n H a l b ringe. A n d e r i n n e r n F l ä c h e d e s s e l b e n b e f i n d e t sich e i n e z i e m l i c h d i c k e , e l a s t i s c h e F a l t e d e r S c h l e i m h a u t , d a s ligamentum vocale extern u m , ein w a h r e s S t i u n n b a n d , w e l c h e s j e d e r s e i t s d i e ä u f s e r e L i p p e o d e r den ä u ß e r e n R a n d d e r u n t e r n S t i m m r i t z e bildet u n d beim T o n a n g e b e n von d e m L u n g e n a u s in S c h w i n g u n g e n v e r s e t z t w i r d . Aul'serdem ist a n d e r i n n e r e n S e i t e d e r B r o n c h i e n e i n e membr. tympanif. interna, w e l c h e a m R i e g e l m i t d e r membr. semilunaris im ununterbrochenen Z u s a m m e n h a n g e sich b e f i n d e t , u n d o b e n e i n e n k l e i n e n b i e g s a m e n m i t d e m z w e i t e n k n ö c h e r n e n B o g e n in V e r b i n d u n g s t e h e n d e n K n o r p e l , d i e carl. urylaeno'tdea Savart's, enthält. D e r S i u g m u s k e l a p p a r a t bestellt

und «1er w e s e n t l i c h e r e n O r g a n e des T h i e r l e i b e s . )

403

ans fünf M u s k e l p a r e n des unteren K e h l k o p f e s , nämlich zwei v o r d e r e n und d r e i h i n t e r e n P a r e n : a u f j e d e r S e i t e einein v o r d e r e n u n d h i n t e r e n l a n g e n A u f h e b e r , einein k l e i n e n A u f h e b e r , e i n e m s c h i e l e n u n d e i n e m q u e r e n A u f h e b e r ; alle d i e s e M u s k e l n s p a n n e n d i e S t i m m b ä n d e r u n d v e r e n g e r n die S t i m m r i t z e a u f v e r s c h i e d e n e A r t . Vorn entspringt der e i n e ( h i n t e r e ) lange Aufheber (in. levalor anterior lonyus) ziemlich h o c h o b e n a n d e r L u f t r ü h r e u n d s e t z t sich a n d e n z w e i t e n l i r o n c h i a l i i n g , dessen v o r d e r e s E n d e e r in d i e Flöhe h e b t u n d a u s w ä r t s z i e h t , w o d u r c h die Hiilile e r w e i t e r t w i r d ; e b e n f a l l s v o r n , jedoch schief v o m A u f s e n t h e i l e d e s o b e r e n T r o m m e l r a n d e s n i m m t d e r (¡uere Aufheber (tu. anterior transversus) s e i n e n U r s p r u n g , l ä u f t n a c h v o r n , s e t z t sich a n d e n z w e i t e n u n d d r i t t e n B r o n c h i a l r i n g u n d die z w i s c h e n i h n e n b e findliche Meinbrau und hebt und zieht diese T h e i l e gleichfalls ausw ä r t s ; d u r c h b e i d e M u s k e l n u n d d e n aufseri von d e r T r o m m e l z u m B r u s t b e i n r a n d e g e h e n d e n in. sternolrachealis w i r d d e r lanjnx bronchealis v e r k ü r z t u n d e r w e i t e r t . Z u g l e i c h w e r d e n d u r c h sie die m e i n b r . semilunaris u n d d a s lig. vocale extern, auf manchfache Weise gespannt. H i e r a u f w i r k e n zu g l e i c h e r Z e i t die d r e i h i n t e r e n M u s k e l p a r e ein. Der hintere lunge Aufheber (in. levator posterior lonyus) entspringt oben h i n t e r dein v o r d e r e n A u f h e b e r u n d h e f t e t sich h i n t e n a n d a s E n d e d e s z w e i t e n B r o n c h i a l r i n g e s , d e n e r in die H ö h e l i e b t , w ä h r e n d e r zugleich d e n d r i t t e n r o t i r t ; d e r hintere kurze Aufheber (in. levalor posterior) ist vom vorigen z. T h . b e d e c k t , a b e r m e h r n a c h h i n t e n u n d i n n e n l i e g e n d , stöfst bei s e i n e m U r s p r ü n g e o b e r h a l b d e r T r o m m e l mit dein d e r a n d e r e n S e i t e z u s a m m e n , h e f t e t sich a b e r h ö b e r an d a s h i n t e r e E n d e d e s e r s t e n B r o n c h i a l r i n g e s , d e n e r h e b t ; d e r schiefe Aufheber ( i n . o b l i q u u s posterior) e n d l i c h , w e l c h e r z w i s c h e n dein h i n t e r n l a n g e n u n d d e m v o r d e r e n q u e r e n A u f h e b e r l i e g t , e n t s p r i n g t aui'seu am oberen T r o i n i n e l r a n d e , steigt mit k u r z e m , dicken B a u c h e schief n a c h h i n t e n u n d i n s e r i r t sich d e m h i n t e r n E n d e u n d u n t e r n R a n d e des zweiten K n o c h e n b o g e n s , den er rotirt und a u s w ä r t s zieht. Alle von d e n S i n g v ö g e l n u n d P a p a g e i e n b e s c h r i e b e n e n M u s k e l n d e s u n t e r e n Kehlkopfes scheinen übrigens nur weitere Entw i c k e l u n g e n , Z e r f a l l e n lieiten ( ? ) , d e s e i n f a c h e n K e h l k o p f - M u s k e l p a r e s d e r T a u b e n , R a u b vögel u . s. w. zu s e i n . B e i d e n s t a r k s i n g e n d e n m ä n n l i c h e n S i n g v ö g e l n sollen die M u s k e l n a b s o l u t w e i t s t ä r k e r s e i n , als bei d e n W e i b c h e n u n d r e l a t i v s t ä r k e r als bei d e n nicht s i n g e n d e n A r t e n ; o b b l o f s z u r Zeit der Liebe oder durchs ganze L e b e n ? Diese Angabe Hunter's u n d M e c k e l ' s g l a u b e n w i r nicht g a n z b e s t ä t i g t g e f u n d e n zu h a b e n , w ä h r e n d d i e ü b r i g e n von R . W a g n e r u . A. m . w e i t e r g e f ü h r t e n A n g a b e n C u v i e r ' s sich u n s s t e t s als r i c h t i g b e w i e s e n . U e b e r d i e T h e o r i e d e r V o g e l s t i m i n e ist m a n n o c h n i c h t g a n z e i n i g , u n d es u n t e r s c h e i d e n sich hier die A n s i c h t e n C u v i e r ' s , S a v a r t ' s u n d J . M i i l l e r ' s von e i n a n d e r . W a h r s c h e i n l i c h wird d i e V o g e l s t i m m e n a c h A r t d e r m e n s c h l i c h e n durch vibrirende M e m b r a n e n oder Z u n g e n hervorgebracht. Die ilötenartigen T ö n e der Singvögel, namentlich des P i r o l s , der Singdrossel u n d d a s tio, tio, tio, ti.r, (¡ulio, (¡ulio u . s. w. d e r N a c h t i g a l l , s c h e i n e n mittelst d e r V i b r a t i o n d e r L u f t s ä u l e z u S t a n d e zu k o m m e n . Noch v e r d i e n e n e i n e r E r w ä h n u n g die E r w e i t e r u n g e n d e r T r o m m e l m a n c h e r W a s s e r v ö g e l ( n a m e n t l i c h vieler E n t e n u n d S ä g e r ) ; sie d i e n e n als R e s o n a n z a p p a r a t e und verstärken den T o n . E s sind ineist grol'se, b l a senförmige Anschwellungen der T r o m m e l , welche Labyrinthe heifsen,

26 *

404

Einleitung:.

(Uebersicht der Lebensverrichtungen

nur bei den männlichen Individuen vorkommen und nie symmetrisch, sondern meist auf der linken S e i t e weit gröfser als a u f der rechten sind; selten findet der entgegengesetzte F a l l statt. Diese A p p a r a t e , welche den damit versehenen Männchen eine stärkere S t i m m e und mehre eigenthiimliche T ö n e verleihen, erinnern in mancher Beziehung an die Knochenlila.se am Zungenbeine von Mycetes (s. S . 3 9 6 ) . — V g l . übrigens J . Müller's Physiologie des Menschen, 2 . B d . S . 1 3 3 — 2 4 5 und desselben Supplement dazu, b e t i t e l t : über die Coinpensation der physischen K r ä f t e des menschlichen S t i m m o r g a n e s e t c . ; ferner MtikM's Syst. d. vergl. Anatom., 6 . B d . ; R. JVagner's Lehrbuch der Z o o tomie S . 1 2 4 — 3 5 ; Nilzsch in Naumann's Naturgesch. d. V ö g . Deutschi. 1 — 2 B d . ; A. v. Humboldt'* recueil d'observat. de zool. et d'unalom. comp«) - , tom. I.; Ilenle's vgl. anatom. Beschreibung des K e h l k o p f e s , u. s. w. Die bisher von uns betrachteten S y s t e m e sind die animalischen, dem T h i e r l e i b e cigenthiimlichen; sie geben die ersten Charaktere des M e n s c h e n - und Tbierreiclies und ihre wesentlichen Veränderungen in der T h i e r r e i h e haben den gröl'sten Kinllul's a u f die Stellung der T l i i e r e im natürlichen Systeme. S i e bedurften daher einer genaueren, weitläufigeren Schilderung. Die jetzt kommenden S y s t e m e hat das T h i e r und Menschenreich mit dem Pflanzenreiche g e m e i n , wenn gleich sie durch das Vorhandensein der aniinalen S y s t e m e wesentliche Umbildungen erfahren mufsten. Diese gehen gröl'stentheils mit der E n t w i k kelung der aniinalen S y s t e m e gleichen S c h r i t t , und sind, obschon von äulserster Wichtigkeit — denn ohne sie wäre das L e b e n nicht möglich — doch von untergeordneter Dignität. Del'shalb und weil sie in fast allen F a m i l i e n , selbst Gattungen oft bedeutende Verschiedenheiten darbieten, dürfen wir in Folgendem sie kürzer behandeln. Die vegetativen O r g a n e bilden zwei wesentlich verschiedene A p p a r a t e : den der E r n ä h r u n g und den der Fortpflanzung. f. II r ntili ru iigsupparal. D e r E r n ä h r u n g s a p p a r a t besteht aus dem Verdauungsapparate, den Gefäfssysteinen und Exkretionsorgauen. a ) V e r d a u u n g s a p p a r a t. A. D e r Anfang des Verdauungsapp a r a t e s oder des Nalmingskanales (Yerdauungsschlauches, tubus c i b a riiis s. ulimentarius) ist « ) der Mund oder die Mundhöhle (caviim ori.s), zur Aufnahme der Nahrungsmittel dienend; doch hat der Mund noch andere F u n k t i o n e n , nämlich indem in ihm eine Zubereitung der ¡Nahrungsmittel durch Käuen und Vermischen mit dem Mundspeichel .stattfindet, er ferner als Luftweg und namentlich auch als mittelbares ¡Hprachorgan dient. Die Mundhöhle liegt unter der N a s e n h ö h l e , von der sie durch den harten Gaumen getrennt wird; vorn und z. T h . an den Seiten wird sie von den Alveoiartheilen der K i n n l a d e n , von den B a c k e n und Lippen begrenzt, zwischen welchen letzteren sich die Mundxpulte oder Miindö/fnung ( o s ) befindet; unterwärts wird sie durch die zwischen dem Unterkiefer und dem Zungenbeine ausgespannten •mm. mytohyoidei und geniohyoidei geschlossen, indem diese Muskeln ihren Boden bilden; hinten grenzt sie an den mittlem vordem T h e i t des P h a r y n x , den sogenannten Rachen (fauees), von dessen Höhle sie durch eine bewegliche S c h e i d e w a n d , den weichen Gaumen oder das Gaumensegel (velum palatimim) unvollständig getrennt wird, indem sie mit ihm durch eine Oetlhung zwischen Gaumensegel und Zungenwur-

404

Einleitung:.

(Uebersicht der Lebensverrichtungen

nur bei den männlichen Individuen vorkommen und nie symmetrisch, sondern meist auf der linken S e i t e weit gröfser als a u f der rechten sind; selten findet der entgegengesetzte F a l l statt. Diese A p p a r a t e , welche den damit versehenen Männchen eine stärkere S t i m m e und mehre eigenthiimliche T ö n e verleihen, erinnern in mancher Beziehung an die Knochenlila.se am Zungenbeine von Mycetes (s. S . 3 9 6 ) . — V g l . übrigens J . Müller's Physiologie des Menschen, 2 . B d . S . 1 3 3 — 2 4 5 und desselben Supplement dazu, b e t i t e l t : über die Coinpensation der physischen K r ä f t e des menschlichen S t i m m o r g a n e s e t c . ; ferner MtikM's Syst. d. vergl. Anatom., 6 . B d . ; R. JVagner's Lehrbuch der Z o o tomie S . 1 2 4 — 3 5 ; Nilzsch in Naumann's Naturgesch. d. V ö g . Deutschi. 1 — 2 B d . ; A. v. Humboldt'* recueil d'observat. de zool. et d'unalom. comp«) - , tom. I.; Ilenle's vgl. anatom. Beschreibung des K e h l k o p f e s , u. s. w. Die bisher von uns betrachteten S y s t e m e sind die animalischen, dem T h i e r l e i b e cigenthiimlichen; sie geben die ersten Charaktere des M e n s c h e n - und Tbierreiclies und ihre wesentlichen Veränderungen in der T h i e r r e i h e haben den gröl'sten Kinllul's a u f die Stellung der T l i i e r e im natürlichen Systeme. S i e bedurften daher einer genaueren, weitläufigeren Schilderung. Die jetzt kommenden S y s t e m e hat das T h i e r und Menschenreich mit dem Pflanzenreiche g e m e i n , wenn gleich sie durch das Vorhandensein der aniinalen S y s t e m e wesentliche Umbildungen erfahren mufsten. Diese gehen gröl'stentheils mit der E n t w i k kelung der aniinalen S y s t e m e gleichen S c h r i t t , und sind, obschon von äulserster Wichtigkeit — denn ohne sie wäre das L e b e n nicht möglich — doch von untergeordneter Dignität. Del'shalb und weil sie in fast allen F a m i l i e n , selbst Gattungen oft bedeutende Verschiedenheiten darbieten, dürfen wir in Folgendem sie kürzer behandeln. Die vegetativen O r g a n e bilden zwei wesentlich verschiedene A p p a r a t e : den der E r n ä h r u n g und den der Fortpflanzung. f. II r ntili ru iigsupparal. D e r E r n ä h r u n g s a p p a r a t besteht aus dem Verdauungsapparate, den Gefäfssysteinen und Exkretionsorgauen. a ) V e r d a u u n g s a p p a r a t. A. D e r Anfang des Verdauungsapp a r a t e s oder des Nalmingskanales (Yerdauungsschlauches, tubus c i b a riiis s. ulimentarius) ist « ) der Mund oder die Mundhöhle (caviim ori.s), zur Aufnahme der Nahrungsmittel dienend; doch hat der Mund noch andere F u n k t i o n e n , nämlich indem in ihm eine Zubereitung der ¡Nahrungsmittel durch Käuen und Vermischen mit dem Mundspeichel .stattfindet, er ferner als Luftweg und namentlich auch als mittelbares ¡Hprachorgan dient. Die Mundhöhle liegt unter der N a s e n h ö h l e , von der sie durch den harten Gaumen getrennt wird; vorn und z. T h . an den Seiten wird sie von den Alveoiartheilen der K i n n l a d e n , von den B a c k e n und Lippen begrenzt, zwischen welchen letzteren sich die Mundxpulte oder Miindö/fnung ( o s ) befindet; unterwärts wird sie durch die zwischen dem Unterkiefer und dem Zungenbeine ausgespannten •mm. mytohyoidei und geniohyoidei geschlossen, indem diese Muskeln ihren Boden bilden; hinten grenzt sie an den mittlem vordem T h e i t des P h a r y n x , den sogenannten Rachen (fauees), von dessen Höhle sie durch eine bewegliche S c h e i d e w a n d , den weichen Gaumen oder das Gaumensegel (velum palatimim) unvollständig getrennt wird, indem sie mit ihm durch eine Oetlhung zwischen Gaumensegel und Zungenwur-

und der wesentlicheren Organe des Thierleibes.)

405

z e l , die Raclienentje (istltmus faucium) in V e r b i n d u n g stellt. Innerhalb der Mundhöhle befinden sich die vorn und an den S e i t e n h e r vorragenden Alveolarränder der K i n n l a d e n mit den Zähnen und die Zunge. Die Mundhöhle zerfällt in die B a c k e n h ö h l e , vor den Z a h n e n , und in die eigentliche M u n d h ö h l e , hinter den Z ä h n e n . Die b e i n e r kenswerthen einzelnen T h e i l e sind: 1) Die Lippen (labiu oris), eine obere (labiuin superius s. Iiibruni) und eine untere (/. inf.), welche sich beiderseits der Mundöffnung an den etwas vertieften Mundwinkeln (angufi oris) mit einander und den b a c k e n vereinigen, sind mit ihrem dünnern befestigten R a n d e an die V o r d e r i n d i e n der R ä n d e r der Zahnhöhlfortsätze der K i n n l a d e n g e h e f t e t , mit ihrem beim M e n schen dickeren, rothen freien etwas umgeworfenen R a n d e (den Vorlippen, prolubia) die Mundspalte begrenzend. D i e O b e r l i p p e ist etwas länger und meist h e r v o r r a g e n d e r , seltener hinter die Unterlippe e t was zurücktretend und dann mit weniger aufgeworfenem rothen R a n d e , hat eine von dem septum narium herablaufende F u r c h e (phillrum) und wird durch eine andere f l a c h e , bogenförmig von den INasenlliigeln herablaufende F u r c h e , den sulcus nuso-luhialis von den W a n g e n g e t r e n n t ; die U n t e r l i p p e wird durch eine querlaufende F u r c h e , den sulcus mento-labialis vom Kinn geschieden ; j e d e hangt durch ein von der S c h l e i m h a u t gebildetes Lippenbiindchen (frenulum labii superioris, inferioris) mit dem Zahnfleische zusammen. D i e hintere F l ä c h e d e r L i p p e n wird nämlich von der Mundschleimhaut g e b i l d e t , welche an dein rothen R a n d e der L i p p e n anfängt, roth und rauh ist, a b e r durch die B e f e u c h t u n g vom S c h l e i m e und S p e i c h e l glatt erscheint. D i e vordere Ilautschicht der L i p p e n ist dagegen z a r t e , w e i c h e , mit z a h l r e i chen feineren oder stärkeren Haaren besetze G e s i c h t s h a u t ; die H a a r e bilden bei erwachsenen Männern an der O b e r l i p p e den S c h n u r r b a r t (mijstax). D i e L i p p e n haben ein feines G e f ü h l und grofse B e w e g lichkeit, enthalten zwischen den Hautlagen nur F l e i s c h , von M u s k e l n den m. orbicularis oris und F a s e r n der benachbarten M u s k e l n , und dienen vorzüglich zum F"assen der N a h r u n g s m i t t e l , zum P f e i f e n und zur Bildung der sogenannten L i p p e n b u c h s t a b e n , zum intransitiven Ausdrucke verschiedener Gemiithszustände und zum K u s s e . Lippen kommen nicht allen T h i e r e n z u , fehlen z. B . den V ö g e l n , werden hornig oder schalenartig bei mehren G l i e d e r t h i e r e n u. s. w. und e r reichen bei keinem T h i e r e den G r a d der V o l l k o m m e n h e i t , wie beim M e n s c h e n , ungeachtet sie bei einigen T h i e r e » eine g r ö f s e r e A u s d e h nung erhalten. •— 2 ) D i e Hachen (buccue) sind die über die o b e r e und untere K i n n l a d e a u s g e s p a n n t e n , nach vorn unmittelbar in die L i p p e n und das beim Menschen etwas h e r v o r s t e h e n d e , schwach a b gerundete K i n n übergehenden weichen S e i t e n t h e i l e der vorderen Mundhöhle, welche auswärts mit f e t t r e i c h e r G e s i c h t s h a u t , nach innen mit der, hier dünneren, oben und unten an die K i e f e r k n o c h e n g e h e f teten, S c h l e i m h a u t bedeckt werden und zwischen beiden Häuten den »n. buccinutor und einen T h e i l der mm. zygomutici, massater, nsoriirs, triangularis menti enthalten. D i e äulsere B a c k e n h a u t trägt beim Manne einen T h e i l des B a r t e s ( B a c k e n b a r t ) , die innere ( S c h l e i m haut) hat viele glandulae buccales, welche in der G e g e n d des h i n t e r sten B a c k e n z a h n e s zu 2 — 3 gröfseren drüsigen Massen, den rjUindulis molaribus, angehäuft s i n d ; aufser den Ausführungsgängen dieser D r ü sen in der M i t t e der inneren F l ä c h e der B a c k e n eine g r ö f s e r e O e f f -

406

Einleitung*.

(Uebersicht d i r L e b e n s v e r r i c h t n n g e n

n i i n g , d i e M ü n d u n g d e s duct\is Slenonianus, welches der Ausführungsg a n g d e r Parolis ist. Die B a c k e n sind besonders beim K ä u e n , S a u g e n , Schlingen, Ausspeien und Ausspritzen thätig, und wegen ihres R e i c h t h u m s an Gefäi'sen meist rötlilich g e f ä r b t . Bei T h i e r e n s i n d sie wie d i e g a n z e G e s i c h t s h a u t m e h r o d e r w e n i g e r m i t d e r h o r n a r t i g e n B e d e c k u n g ( I l a a r e n , F e d e r n , S c h u p p e n , je n a c h d e n K l a s s e n ) d e r L e i b e s h a u t v e r s e h e n , u n d e n t h a l t e n bei e i n i g e n S a u g e r n a n i h r e r Innenseite zur Aufbewahrung und Fortschail'ung kleinstückiger N a h r u n g s m i t t e l ( G e t r e i d e k ö r n e r u. d g l . in.) h ä u t i g e S ä c k e d e r ¡ M u n d h ö h l e , w e l c h e Uachenlaschen (saccuti s. ventriculi bncc(tles) heil'sen. — 3 ) D i e Gaumen (pulata). a ) D e r harte o d e r knöcherne Gaumen (palalum durum s. osseum) ist d a s von d e n G a m n e n f o r t s ä t z e n d e r O b e r k i e f e r beine und den wagerechten Theilen der G a u m e n b e i n e gebildete, auf d e r o b e r e n in d i e N a s e n h ö h l e s e h e n d e n F l ä c h e m i t d e r S c h n e i d e r ' s c h e n H a u t , a u f d e r u n t e r e n o d e r M u n d h ü h l e n l l ä c h e init e i n e i n T h e i l e d e r M u n d s c h l e i m h a u t , d e r Gaumenhaul (membr. pulposa palali) ausgekleidete. Dicht hinter den beiden mittleren V o r d e r z ä h n e n zeigt die G a u l i i e n h a u t 1 — 2 k l e i n e O e l F n u i i g e n : M ü n d u n g e n von ( 2 o d e r ) 1 K a n a l e ( c a n a l , naso-palatiiuis s. Jacobsonii), w e l c h e r bei m e h r e n S ä u g e r n e n t w i c k e l t e r ist. In d i e 3 foramina palalina posleriora dringt die S c h l e i m h a u t nicht ein. h) D e r weiche Gaumen, d a s Gaumensegel oder d e r Gaumenvorhang (palalum molle s. mobile s. vehim palatin.) ist e i n e vom hinteren R a n d e des harten G a u m e n s schräg nach unten und h i n t e n gegen die Z u n g e n w u r z e l h e r a b h a n g e n d e , eine g e k r ü m m t e q u e r e Scheidewand zwischen den Choanen und der hinteren M u n d h ö h l e n öirnung ausmachende Schleimhautfalte, deren vordere, nach der Z u n genwurzel sehende, etwas konkave F l ä c h e von d e r M u n d s c h l e i m h a u t , die hintere dem Schlundkopfe z u g e w a n d t e , etwas konvexe F l ä c h e von d e r N a s e n s c h l e i i D h a u t gebildet wird, u n d zwischen d e r e n beiden U a u t p l a t t e n eine Muskelschicht liegt. Aus d e m u n t e r e n , n a c h hinten g e k e h r t e n , f r e i e n , b o g i g e n R a n d e r a g t in d e r M i t t e ein m i t v i e l e n S c h l e i m d r ü s e n b e s e t z t e r , d e n musc. azygos nvulue einschliefsender, k e g e l f ö r m i g e r u n d init a b g e r u n d e t e r S p i t z e e n d i g e n d e r Y o r s p r u n g , d a s Zäpfchen (uvula), herab. Zu beiden Seiten des Z ä p f c h e n s läuft d e r f r e i e G a u i n e n s e g e l r a n d in 2 b o g e n f ö r m i g a b w ä r t s g e h e n d e h ä u t i g e F a l t e n , d i e s o g e n a n n t e n Gaumenbögen (arcus paluüni), deren f r e i e k o n k a v e e i n w ä r t s g e k e h r t e R ä n d e r d i e Ruchenenge (islhmns faucium) seitlich b e g r e n z e n , u n d d e r e n v o r d e r e r d ü n n e r B o g e n , d e r glosso-palalinus oben mit d e m Z ä p f c h e n , u n t e n mit d e r Z u n g e l w u r z e l z u s a m m e n l l i e f s t u n d . M u s k e l l a s e r n ( m . glosso-palatinus) zur Verengung der Rachenenge enthält, während der hintere, dickere Bogen ( « r c . pharyngo-palaliiuis), welcher gleichfalls Muskelfasern (m. pharyngo-palalinus) b e s i t z t , vom S c h l u n d k o p f e z u m Z ä p f c h e n g e h t . Neb e n d e r Z u n g e n w u r z e l l i e g e n d i e b e i d e n Mandeln (tonsilla), ovale p l a t t r u n d l i c h e glandulae aggregalue (s. S . 1 3 7 — 8 ) , auf j e d e r S e i t e e i n e in e i n e r d r e i e c k i g e n V e r t i e f u n g ; d e r S c h l e i m d i e s e r D r ü s e n fliel'st in d i e M u n d h ö h l e wie a u c h von d e n cryplis mucosis, welche einen drüsigen Ring um den hinteren Ausgang der Mundhöhle bilden. B e i m G a u m e n s e g e l k o m m e n m e h r e M u s k e l n in B e t r a c h t : m. uvulae s. azygos uvulae, m m . glosso-pululini s. conslrictores isthmi faucium o d e r Gaumenschnürer, mm. pharyngo-palalini o d e r die Bachenschnürer, m m . levutores veli palutini o d e r Gaumenheber, mm. lensores veli

unti der wesentlicheren O r g a n e des Tliierleibes.)

407

palatini o d e r d i e Gaumenspanner. D e r w e i c h e G a u m e n ist v o r z ü g l i c h t h ä t i g beim K ä u e n , i n d e m e r d a s E n t w e i c h e n d e s B i s s e n s n a c h Ii inten v e r h ü t e t ; f e r n e r heiin S c h l i n g e n , hei d e r B i l d u n g m e h r e r B u c h s t a b e n u n d heim S i n g e n ; d i e T ö n e des S c h n a r c h e n s u n d l l ü u s p e r n s entstellen g l e i c h f a l l s d u r c h S c h w i n g u n g e n des e r s c h l a f f t e n G a u m e n segels. Aul'serdem sind b e i d e r l e i G a u m e n heim G e s c h m a c k e b e t h e i l i g t , und d e r h a r t e G a u m e n w i r d z u w e i l e n a u c h z u m Z e r d r ü c k e n halbweicher, klebriger Nahrungsmittel benutzt, wenn diese der Einails u b s t a n z d e r Z a h n e beim e t w a i g e n Z e r b e i l ' s e n s c h a d e n k ö n n t e n . — 4 ) D i e Zähne (denies, mordices), über deren Entwickelung und G e w e h e s c h o n o b e n (s. 1 0 9 — 1 1 4 u. s. w.) g e s p r o c h e n w o r d e n i s t ; dal's sie zu d e n H o r n g e b i l d e n g e h ö r e n , d ü r f t e w o h l nicht m e h r b e z w e i f e l t w e r d e n , a u c h d i e A n a l o g i e i h r e r B i l d u n g mit d e r d e r H a a r e , n a m e n t lich a b e r d e r U m s t a n d s p r i c h t d a f ü r , dal's es M i l c h z ä h n e u n d M i l c h h a a r g i b t , d a f s Z ä h n e u n d H a a r e g e s c h i c h t e t w e r d e n , w i e a u c h dal's H o r n b i l d u n g e n ( N ä g e l e t c . ) sich v o l l s t ä n d i g r e p r o d u z i r e n , w a h r e K n o c h e n a b e r n i c h t . S i e s t e h e n in d e n Z a h n h ö h l e n d e r Z a h n r ä n d e r d e r b e i d e n K i n n l a d e n u n d bilden h e i m M e n s c h e n g e d r ä n g t e R e i h e n , in jeder K i n n l a d e eine. V o l l s t ä n d i g ist i h r e Z a h l e r s t beim E r w a c h s e n e n ; m a n z ä h l t d a n n in d e r R e g e l 3 2 , w e n n k e i n e v e r l o r e n g e g a n g e n s i n d , zuweilen kommen jedoch die W e i s h e i t s z ä h n e g a r nicht zur E n t w i c k e l u n g ; n a t ü r l i c h e Z a h n l ü c k e n g i b t es h i e r n i c h t , w i e sich d e r e n hei T h i e r e n f i n d e n , s o n d e r n f i n d e n sich L ü c k e n , so r ü h r e n sie von v e r l o r e n e n Z ä h n e n h e r . D i e b e i d e n , sich g e g e n ü b e r s t e h e n d e n Z a h n r e i h e n bilden d a s G e h i i s (morsus). Jeder Z a h n des Menschen besteht bekanntlich aus drei Theilen, nämlich der frei h e r v o r r a g e n d e n , mit S c h m e l z ü b e r z o g e n e n Krone (corona), dem etwas dünneren, dicht u n t e r der K r o n e und e b e n f a l l s n o c h a u ß e r h a l b d e r Alveole ( Z a h n h ö h l e der K i n n l a d e ) b e f i n d l i c h e n , h o h l e n , vom Z a h n f l e i s c h e u m f a l ' s t e n Kranze o d e r Halse (cingulum s. Collum) u n d d e r Wurzel (radix), w e l c h e d a s k o n i s c h e , a u i s e n von K n o c h e n s u b s t a n z , i n n e n von Z a h n s u b s t a n z g e b i l d e t e , im alveolus s t e c k e n d e E n d e d e s Z a h n e s ist. Das Zahnfleisch (gingiva) ist ein s c h w a m m i g e s , f a s t l l e i s c h ä h n l i c h e s , s e h r hlutgefäfsreiches, aber nicht besonders empfindliches, G e w e h e , das mit S c h l e i m h a u t a u s g e k l e i d e t ist u n d d i e Z a h n r ä n d e r d e r K i n n l a d e n n e b s t d e n Z a h n h ä l s e n umf'al'st. Die Z ä h n e haben nicht einerlei G e s t a l t u n d B i l d u n g ; heim M e n s c h e n u n t e r s c h e i d e t m a n d r e i K l a s s e n : Vorder- o d e r Schneidezahne (denies primores s. incisivi), Spitz-, HundsAugeno d e r Eckzähne (denies luniari'v s. caniui s. angulares) und Bacheno d e r Buch-, a u c h Stock-, Käuo d e r Mahlzähne (dentes molares) genannt. D a d i e V o r d e r z ä h n e hei d e n T h i e r e n n i c h t i m m e r S c h n e i d e z ä h n e sind, so ist d i e s e r N a m e n i c h t e m p f e h l e n s w e r t ! ! , e b e n so w e n i g d e r : Eck- o d e r Hakenzähne f ü r die A u g e n z ä h n e , i n d e m d i e s e s e l t e n h a k i g g e b o g e n , a m w e n i g s t e n d e u t l i c h beim M e n s c h e n , u n d Eckzähne s e h r h ä u f i g d i e äul'sersten V o r d e r z ä h n e g e n a n n t w e r d e n z. B . h e i m P f e r d e . V o n allen d r e i Z a h n k l a s s e n f i n d e n sich b e i m M e n s c h e n gleichviel in d e r o b e r e n u n d in d e r u n t e r e n K i n n l a d e : j e n e heil'sen o b e r e , diese u n t e r e Vorder-, Spitzo d e r Backenzähne (denies primores, laniarii, molares superi et itiferi). Die Z ä h n e sind so g e o r d n e t , dal's d i e sich g e g e n ü b e r s t e h e n d e n Z ä h n e j e d e s m a l zu e i n e r uncl d e r s e l b e n K l a s s e g e h ö r e n : d i e V o r d e r z ä h n e d e r o b e r e n K i n n l a d e f a l l e n auf d i e d e r u n t e r e n , die oberen H u n d s z ä h n e a u f d i e u n t e r e n

408

Einleitung'.

( U e b e r s i c h t der

Lebensvcmchtungen

u . s . w . ; bei d e n T h i e r e n g e h ö r e n d i e sicli g e g e n ü b e r s t e h e n d e n Z ä h n e e b e n f a l l s zu d e r s e l b e n K l a s s e , a b e r sie f a l l e n n i c h t i m m e r auf e i n a n d e r , s o n d e r n ö f t e r z w i s c h e n e i n a n d e r in d i e m e h r o d e r w e n i g e r d e u t l i c h e n Lücken ((tiastanata) o d e r in d i e V e r t i e f u n g e n d e r K a u l l ä c h e n d e r Z a h n r e i h e n o d e r sie g r e i f e n ü b e r d e n g e g e n ü b e r s t e h e n d e n Z a h n f o r t : d a s E r s t e r e u n d L e t z t e r e f i n d e t n a m e n t l i c h bei s e h r e n t wickelten H u n d s z ä h n e n s t a t t , jenes, wenn die oberen und unteren viel k r ä f t i g e r u n d l ä n g e r als d i e ü b r i g e n Z ä h n e s i n d , d i e s e s , w e n n die H u n d s z ä h n e d e r einen K i n n l a d e die d e r a n d e r e n weit ü b e r t r e f f e n , w a s a u c h wohl bei V o r d e r z ä h n e n v o r k o m m t ; d a s Z w e i t e h a t a b e r b e s o n d e r s bei d e n B a c k e n z ä h n e n d e r W i e d e r k ä u e r u . d g l . in. s t a t t , wo die B a c k e n z ä h n e w a h r e Mahlzäline s i n d ; siehe das N ä h e r e weiter unten. Die V o r d e r z ä h n e des Menschen stehen am weitesten nach v o r n in d e r M i t t e d e r Z a h n r e i h e , in j e d e r K i n n l a d e 4 , im G a n z e n also 8 ; m a n u n t e r s c h e i d e t nicht allein o b e r e und u n t e r e , s o n d e r n a u c h i n n e r e (mittlere) und ä u s s e r e , r e c h t e und l i n k e , so d a f s j e d e r e i n z e l n e s e i n e b e s t i m m t e B e z e i c h n u n g h a t , z. B . d e r r e c h t e i n n e r e obere Vorderzahn. Die V o r d e r z ä h n e haben eine einfache, rundliche, s t u m p f z u g e s p i t z t e u n d n i c h t so l a n g e W u r z e l w i e d i e S p i t z z ä h n e . D i e K r o n e ist m e i f s e l l ö r m i g , b r e i t , p l a t t , a u f d e n V o r d e r f l ä c h e n k o n v e x , a u f d e r h i n t e r e n , w e l c h e e t w a s s c h m a l e r u n d d r e i e c k i g ist, k o n k a v ; a m f r e i e n o d e r K ä u r a n d e (Schneide) breiter und dünner, gegen d i e W u r z e l zu s c h m a l e r u n d d i c k e r , u n d d i e S c h m e l z l a g e ist v o r n dicker, hinten d ü n n e r , a m d ü n n s t e n an d e n S e i t e n . Die Schneide b e s i t z t 3 aus S c h m e l z b e s t e h e n d e S p i t z e n , die sich a b e r m e i s t e n s g e g e n die S c h n e i d e n d e r g e g e n ü b e r s t e h e n d e n Z ä h n e a b s c h l e i f e n . Der U e b e r s . h a t t e s i c h in s e i n e r K i n d h e i t ( i m 4 . J a h r e ) b e i e i n e m s e h r schweren Falle sämmtliche V o r d e r z ä h n e ausgeschlagen; die neuen Z ä h n e ersetzten jene sehr f r ü h , waren aber anfangs etwas weich, w i e gebleichtes W a c h s , und n u r mit wenig S c h m e l z b e d e c k t , u n d e r r e i c h t e n nicht g a n z ihre vollkommene G r ö f s e , wel'shalb sich noch die drei Spitzen der Schneiden erkennen lassen. S p ä t e r n a h m e n sie an H ä r t e zu u n d w u r d e n f a s t h o l z a r t i g , a b e r s o d a f s im 18. J a h r e ein o b e r e r V o r d e r z a h n m i t e i n e m von u n t e n g e f ü h r t e n H i e b e m i t e i n e i n H a u d e g e n ( l l a p p i e r e ) z u r Hälf te d e r L ä n g e n a c h a b g e s c h l a g e n w u r d e , o h n e d a f s die L i p p e eine merkliche V e r l e t z u n g d a v o n t r u g . Nachh e r s i n d d i e Z ä h n e so h a r t g e w o r d e n , wie g e w ö h n l i c h . Alle Z ä h n e , n a m e n t l i c h d i e V o r d e r - u n d S p i t z z ä h n e w a c h s e n e t w a s n a c h , in d e m M a f s e als sie s i c h a n d e r S c h n e i d e o d e r S p i t z e a b r e i b e n , a b e r s i e w a c h s e n n u r n o c h von d e r W u r z e l a u s . Die oberen S c h n e i d e z ä h n e d e s M e n s c h e n sind gewöhnlich n a c h allen D i m e n s i o n e n e t w a s g r ö f s e r als d i e u n t e r e n , von d e n e n b e s o n d e r s d i e m i t t l e r e n k l e i n s i n d , Zu beiden S e i w ä h r e n d d i e ä u f s e r e n e t w a s von e i n a n d e r w e i c h e n . ten der V o r d e r z ä h n e (rechts und links) u n d oben und unten findet sich ein H u n d s z a h n ; d i e b e i d e n o b e r e n heil'sen a u c h Augenzuhne. Die H u n d s z ä h n e haben ebenfalls eine einfache, aber p l a t t - z u s a m m e n g e d r i i e k t e , u n d l ä n g e r e , d i c k e r e u n d s p i t z i g e r e W u r z e l als d i e V o r d e r z ä h n e ; a u c h ist d i e K r o n e gröTser, d i c k e r u n d l ä n g e r , k e g e l - o d e r pyramidenförmig, rundlich, stumpfspitzig, vorn konvex, hinten mit 2 e t w a s k o n k a v e n S e i t e n f l ä c h e n , u n d d e r S c h m e l z ist d i c k e r . Die ober e n sind m e i s t s t ä r k e r u n d l ä n g e r a l s d i e u n t e r e n , m i t k o l b i g e r K r o n e u n d r u n d l i c h e r W u r z e l , d i e u n t e r e n , w e n n sie s e h r k r ä f t i g e n t w i c k e l t

lind der wesentlicheren Organe des Thierleibes.) sind, greifen beim S c h l i e f s e n des M u n d e s zwischen dein o b e r e n ä u f s e ren S c h n e i d e - und dem A u g e n z a h n e ein. Die R e i h e d e r V o r d e r z ä h r i e bildet einen C o g e n , an dessen Kelten die S p i t z z a h n e s t e h e n ; d a h i n t e r laufen die K i e f e r ä s t e j e d e r K i n n l a d e m e h r g e r a d e a b e r d i v e r g i r e n d , so d a f s die 1 3 a c k e n z a h n r e i h e , welche nach den S p i t z z ä h n e n k o m m t , nach hinten und e t w a s a u s w ä r t s g e h t . Hinter jedem S p i t z z a h n e s t e hen im e r w a c h s e n e n Z u s t ä n d e 5 B a c k e n z ä h n e , in j e d e r K i n n l a d e d a h e r 10, im M u n d e ü b e r h a u p t 20. S i e h a b e n keine S c h n e i d e , noch sind sie k e g e l i g , s o n d e r n sie halten eine m e h r o d e r w e n i g e r s t a r k höckerige K ä u i l ä c h e , indem ihre K r o n e m e h r breit als g r o f s , ruiull i c h - v i e r e c k i g , z a c k i g und f a s t e i n g e k e r b t ist; die W u r z e l ist ineist g e s p a l t e n . D i e beiden v o n l e r e n d. Ii. die z u n ä c h s t auf die E c k z ä h n e f o l g e n d e n , B a c k e n z ä h n e sind kleiner als die h i n t e r e n und heil'sen zweihöckerige o. zweispitzige Ii. (dd. mm. hicuspidati s. minores), weil sie nur 2 k u r z e , s t u m p f e S p i t z e n oder Höcker h a b e n , deren äul'serer h ö h e r und s t ä r k e r , d e r innere n i e d r i g e r u n d s c h w ä c h e r i s t ; die W u r zeln dieser B a c k e n z ä h n e sind d o p p e l t , o d e r zu einein e i n f a c h e n , p l a t ten, n u r am E n d e g e s p a l t e n e n , alter 2 K a n ä l e e n t h a l t e n d e n , Z a p f e n zusammengeflossen. Die drei hinteren B a c k e n z ä h n e heil'sen gröfsera o d e r drei- bis vierhöckerige, -zackigeo d e r -spilzige-U. (dd. moll. majores s. tri - (¡uadricusjiidati): sie h a b e n die b r e i t e s t e n K r o n e n mit 3 — 4 o d e r noch m e h r e n o f t s e h r entwickelten s t u m p f e n k e g e l i g e n S p i t z e n o d e r Höckern an d e r K a u l l ä c h e , zwischen d e n e n eine k r e u z f ö r m i g e V e r t i e f u n g b l e i b t ; auch besitzen diese Z ä h n e 2 — 4 , meist 3 W u r z e l n . Die oberen B a c k e n z ä h n e h a b e n oft eine W u r z e l m e h r als die ihnen e n t s p r e c h e n d e n u n t e r e n , und ihre K r o n e , o d e r vielmehr ihre Axe, ist meist e t w a s a u s w ä r t s g e r i c h t e t , w ä h r e n d die d e r u n t e ren B . gewöhnlich etwas m e h r einwärts g e k e h r t ist. D e r letzte, h i n terste, erst w ä h r e n d d e r P u b e r t ä t s z e i t sich b i l d e n d e u n d n a c h i n n e r lich gänzlich vollendeter P u b e r t ä t (meist bald n a c h d e m 2 0 . , o f t a b e r zwischen hier und dem 30. J a h r e ) e r s c h e i n e n d e 5. B a c k e n z a h n ist in d e r Hegel etwas kleiner als die 2 a n d e r e n gröi'seren B . , u n d f ü h r t den N a m e n : Weisheitszahn. Milchzähne (denles laclantes s. temporaria) nennt m a n die 2 0 Z ä h n e , welche in d e r f r ü h e n K i n d h e i t zum Vorschein kommen u n d s p ä t e r ausfallen um von a n d e r e n e r s e t z t zu w e r d e n . Beim n e u g e b o r e n e n K i n d e sind z w a r schon die K r o n e n d e r Y o r d e r z ä h n e und des e r s t e n B a c k e n z a h n e s völlig e n t w i c k e l t , ain S p i t z z a h n e ist ein Drittel d e r K r o n e gebildet und n u r d e r 2 . B a k k e n z a h n h a t noch eine g a n z u n v o l l k o m m e n e K r o n e ; a b e r diese sämmtlichen Z ä h n e sind noch in ihren Z a h n h ö h l e n , und vom Z a h n fleische und dein Zahnknorpel (cartil. dentis), einer u n t e r dem Z a h n fleische verborgenen k n o r p e l i g e n , s c h ä d l i c h e n und m e h r f a c h e i n g e schnittenen E r h a b e n h e i t , v e r d e c k t . Der Ausbruch der Zähne (Dentition) geschieht beim M e n s c h e n vom 7 . .Monate bis zum 2. J a h r e , und in f o l g e n d e r O r d n u n g : zu A n f a n g e des 7. M o n a t e s k o m m t d a s mittlere P a r d e r u n t e r e n V o r d e r z ä h n e und einige W o c h e n d a r a u f d a s d e r oberen zum V o r s c h e i n ; nach etwa 4 0 T a g e n brechen die äul'seren o d e r seitlichen untereil und d e m n ä c h s t die oberen h e r v o r ; zu E n d e des ] . J a h r e s erscheint d e r 1. B a c k e n z a h n des U n t e r k i e f e r s lind bald d a r a u f d e r v o r d e r s t e o b e r e B a c k e n z a h n , so d a f s n u n 8 S c h n e i d e - und 4 B a c k e n z ä h n e sichtbar sind ; in d e r Mitte des 2. J a h res zeigt sich k a u m f r ü h e r als d e r obere d e r u n t e r e H u n d s z a h n , es

410

Einleitung.

(Uebcrsiclit der L e b e n s v e r r i c h t u n g e n

s i n d nun im G a n z e n 1 6 Z ä h n e ; mit d e m H e r v o r t r e t e n d e s o b e r e n und d a n n d e s u n t e r e n 2 . B a c k e n z a h n e s zu E n d e d e s 2 . o d e r im A n f a n g e d e s 3 . J a h r e s ist d e r A u s b r u c h d e r M i l c h z ä h n e b e e n d i g t . Im 7 . J a h r e k o m m t d e r 3 . B a c k e n z a h n , w e l c h e r ein b l e i b e n d e r i s t , h e r vor und z u g l e i c h b e g i n n t d a s S c h i c h t e n o d e r d e r Z a h n w e c h s e l . Es e r w e i t e r n s i c h n ä m l i c h d i e hinter den M i l c h z a h n e n befindlichen Z a h n h ö h l e n d e r s c h o n f r ü h (im F o e t a l z u s t a n d e e n t s t a n d e n e n ) b l e i b e n d e n Z ä h n e , d i e k n ö c h e r n e n S c h e i d e w ä n d e z w i s c h e n ihnen und d e n M i l c h z ä h n e n w e r d e n r e s o r b i r t , und es b e f i n d e t sich d e r b l e i b e n d e Z a h n m i t d e m ihm e n t s p r e c h e n d e n M i l c h z a h n e in einer und d e r s e l b e n H ö h l e , von d e r j e n e r a b e r d e n gröl'seren T h e i l e i n n i m m t . Indem so die b l e i b e n d e n Z ä h n e sich a u s b i l d e n und h e r a n w a c h s e n , wird d e n M i l c h z ä h n e n d i e N a h r u n g e n t z o g e n und ihre W u r z e l r e s o r b i r t , s o dai's zuletzt die K r o n e n als hohle K a p s e l n übrig bleiben, locker werden und ausfallen. D e r Z a h n w e c h s e l d a u e r t bis z u r P u b e r t ä t . E s ers c h e i n e n z u e r s t iin 7 . J a h r e d i e innern u n t e r e n V o r d e r z ä h n e k u r z n a c h e i n a n d e r , e t w a s s p ä t e r d i e inneren o b e r e n , im 8 . J a h r e d i e ä u s s e r e n , g e w ö h n l i c h d i e unteren z u e r s t ; im 8 . u. 9. J a h r e t r e t e n a u c h d i e b e i d e n e r s t e n B a c k e n z ä h n e h e r v o r , und im 1 3 . u. 14. e r s t d i e Spitzzähne. V o m 1 2 . J a h r e a b ist d e r K e i m d e s W e i s h e i t s z a h n e s v o r h a n d e n , und mit d e m A u s b r u c h e d e s 4 . ( o d e r 2 . b l e i b e n d e n ) B a k k e n z a l i n e s in den P u b e r t ä t s j a h r e n ist d i e s e P e r i o d e b e e n d i g t . Viel s p ä t e r b l i c h t d e r W e i s h e i t s z a h n h e r v o r , w o m i t d i e völlige G e s c h l e c h t s reife angezeigt wird. D a d i e b l e i b e n d e n Z ä h n e gröl'ser s i n d a l s d i e M i l c h z ä h n e , s o t r e t e n nun d i e K i e l e r e t w a s h e r v o r u n d es v e r m i n d e r t s i c h d e r G e s i c h t s w i n k e l (s. u . ) e t w a s . A b e r vom vielen G e b r a u c h e w e r d e n d i e K r o n e n a u f d e n K ä u l l ä c h e n a b g e s c h l i f f e n und a u c h s o n s t a b g e n u t z t ; mit dein z u n e h m e n d e n Alter v e r e n g e n sich d i e e r n ä h r e n d e n G e f ä l ' s e , u n d es s t e r b e n d i e Z ä h n e in F o l g e von A t r o p h i e a b , d a s Z a h n g e w e b e v e r ä n d e r t s i c h , wird b r ö c k e l i g , d e r Z a h n w i r d hohl u n d inufs a u s g e z o g e n w e r d e n . D a s Zahnfleisch wird knorpelig um d e n G e b r a u c h d e r K i e f e r beim K ä u e n nicht a u f z u h e b e n , n a c h u n d nach werden die Z a h n r ä n d e r resorbirt, die K i e f e r niedriger, die L i p p e n und B a c k e n f a l l e n g a n z e i n , u n d d a s nun a u c h a b m a g e r n d e spitzigere Kinn nähert sich der N a s e n s p i t z e : V e r ä n d e r u n g e n , durch welche d a s Gesicht der Greise charakterisirt wird. — Da nach den N a h r u n g s m i t t e l n d i e Z ä h n e bei d e n v e r s c h i e d e n e n h ö h e r e n w i l l e n s b e l e b t e n N a t u r k ö r p e r n v e r s c h i e d e n sind o d e r a u c h f e h l e n k ö n n e n , s o i s t d i e K e n n t n i l s d i e s e r O r g a n e ihrer äul'seren F o r m , w i e i h r e r S t r u k t u r und E n t w i c k e l u n g n a c h f ü r d e n s y s t e m a t i s i r e n d e n Z o o l o g e n w i c h t i g ; denn d a d i e N a h r u n g s w e i s e d e r T h i e r e mit ihren ü b r i g e n L e b e n s v e r h ä l t n i s s e n im innigsten Z u s a m m e n h a n g e s t e h t , s o g r ü n d e t sich a u f d e n v e r s c h i e d e n e n B a u d e s G e b i s s e s d i e E i n t h e i l u n g d e r S ä u g e r und L u r c h e in G r u p p e n u n t e r g e o r d n e t e n R a n g e s , n a m e n t l i c h in F a m i l i e n u n d G a t t u n g e n . B e i d e n T h i e r e n finden sich nocli a n d e r e Z a h n f o r m e n , als beim M e n s c h e n , und s i n d j e n e b a l d d u r c h i h r e S t r u k t u r , b a l d d u r c h ihre L a g e o d e r F o r m a u s g e z e i c h n e t . Wir wollen d a h e r hier noch d i e h ä u f i g e r v o r k o m m e n d e n o d e r wichtigen Z a h n b i l d u n g e n und i h r e r mit e i g e n e n N a m e n b e l e g t e n T h e i l e m i t k u r z e n Worten gedenken. J e nach der verschiedenen Wurzel unterscheidet m a n 2 - , 3 - , 4 - bis v i e l w u r z e l i g e , h o h l w u r z e l i g e und d e r b - o d e r m a s s i v « (nicht h o h l - ) w u r z e l i g e Z ä h n e ; j e n a c h d e r B e f e s t i g u n g e i n g e -

lind der wesentlicheren Organe des Thierleibes.)

411

keilte, e i n g e w a c h s e n e , eingefleischte und a n g e h e f t e t e Z ä h n e : die eingekeilten Z. (